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Full text of "Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie"

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AUSFÜHRLICHES  LEXIKON 


DER 


GRIECHISCHEN  UND  RÖMISCHEN 

MYTHOLOGIE 

IM   VEREIN   MIT 

TH.  BIRT,  0.  CRUSIUS,  F.  CUMONT,  W.  DEECKE  (f),  F.  DENEKEN,  W.  DREXLER, 
R.  ENGELMANN,  A.  FÜRTWÄNGLER,  0.  HÖFER,  J.  ILBERG,  0.  IMMISCH, 
A.  JEREMIAS,  MAX.  MAYER,  0.  MELTZER,  ED.  MEYER,  R.  PETER,  A.  PREUNER, 
K.  PURGOLD,  A.  RAPP,  B.  SAUER,  TH.  SCHREIBER,  K.  SEELIGER,  H.  STEUDING, 
H.W.  STOLL(t),  L.  V.  SYBEL,  E.  THRÄMER,  K.  TÜMPEL,  P.  WEIZSÄCKER, 
L.  WENIGER,    G.  WISSOWA,  E.  WÖRNER  U.  A 

HERAUSGEGEBEN   VON 


W.  H.  RÖSCHER. 


ZWEITER  BAND. 


MIT    456    ABBILDUNGEN    IM    TEXT. 


•  »»»  ■ 


LEIPZIG, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEÜBNER. 
1890—1897. 


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BL 
7fr 


S.  EXC.  HEßßN  Dß.  lUß.  HON.  C.  PAUL  VON  SEYDEWITZ, 

KGL.  SACHS.  STAATSMINISTER, 

SOWIE   DER 

j;  KGL.  SACHS.  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 
5  ZU  LEIPZIG 

0  UND  DEM 

\  PHILOLOGIKOS  SYLLOGOS  PAßMSSOS 

"  IN  ATHEN 

IN  DANKBARER  VEREHRUNG  ZUGEEIGNET 


VOM  HERAUSGEBER. 


'O  Tov  Jtu?  neu?  xaXXiviyog  'Hoay.XT]? 
'Ey9döe  xatoixfi'  ^o/rftv  ilairtu  y.ay.öv! 


Vorrede. 


Die  Bearbeitung  und  Herausgabe  des  zweiten,  nunmehr  —  Gott  sei  Dank!  — 
alücklicb  vollendeten  Bandes  unseres  Ausführlichen  Lexikons  der  griechischen  und  rönii- 
sehen  Mythologie  hat  ungefähr  dieselbe  Zeit  (7 — 8  Jahre)  in  Anspruch  genommen  wie 
die  des  ersten  Bandes:  daher  die  Hoffnung  gerechtfertigt  erscheint,  die  Vollendung  des 
letzten  Drittels  unseres  grofsen  Werkes  werde,  wenn  nicht  unvorhergesehene  Hindernisse 
eintreten,  ebenfalls  in  etwa  sieben  bis  acht  Jahren  erfolgen  können.  Hinsichtlich  des 
Planes  und  der  erstrebten  Ziele  des  Lexikons  hat  sich  nichts  geändert,  sodafs  die  Vorrede 
des  ersten  Bandes  in  dieser  Beziehung  auch  für  den  zweiten  gelten  darf.  Im  übrigen  kann 
es,  glaube  ich,  keinem  aufmerksamen  Leser  und  Benutzer  unseres  Werkes  verborgen 
bleiben,  dafs  wir  unserem  Hauptziele,  eine  möglichst  objektive,  knappe  und  doch  voll- 
ständige, stets  auf  die  Quellen  gegründete  Darstellung  der  litterarisch  überlieferten 
Mythen  unter  gehöriger  Berücksichtigung  der  Kulte  und  der  Monumente  der  bildenden 
Kunst  zu  geben,  im  zweiten  Bande  noch  etwas  näher  gekommen  sind  als  in  dem  ersten, 
indem  wir  alle,  teils  durch  die  eigene  fortschreitende  Arbeit,  teils  durch  gegenseitige 
Belehning,  gar  mancherlei  gelernt  haben,  was  dem  gemeinsamen  Werke  zu  Gute  kommen 
mufste.  Aufserdem  mufs  von  selten  der  Redaktion  dankbar  anerkannt  werden  erstens 
der  grofse  Eifer  und  die  Pünktlichkeit,  mit  der  fast  alle  Mitarbeiter  den  von  ihnen 
übernommenen  Verpflichtungen  nachgekommen  sind,  sodafs  kein  einziger  gröfserer  Artikel 
des  zweiten  Bandes  (wie  in  Bd.  I  der  Mythus  und  Kultus  des  Herakles)  in  die  Supple- 
mente verwiesen  zu  werden  brauchte,  zweitens  die  rühmenswerte  Opferwilligkeit  der 
hochgeehrten  Verlagshandlung,  welche  die  bedeutenden  Kosten  einer  erheblichen  Ver- 
mehrung der  Abbildungen  nicht  gescheut  hat*),  um  den  inneren  und  äufseren  Wert  des 


*)  Die  Artikel  der  ersten  8  Buchstaben  (A — H)  erhielten  etwas  über  500,  die  Artikel  der 
darauf  folgenden  4  Buchstaben  (I^M)  456  Abbildungen. 


VI  Vorrede. 

Lexikons  zu  erhöhen.  Als  ein  hocherfreuliches  Zeugnis  für  das  Wachsen  des  Interesses 
an  mythologischen  und  religionsgeschichtlichen  Studien  ist  ferner  die  Thatsache  zu 
betrachten,  dafs  die  Zahl  der  Freunde  und  Abonnenten  unseres  Werkes  in  den  letzten 
Jahren  nicht  unwesentlich  zugenommen  hat,  sodafs  wir  auch  in  dieser  Beziehung  ohne 
Sorgen  in  die  Zukunft  blicken  können.  Wir  dürfen  uns  dessen  um  so  mehr  freuen, 
als  ja  sonst  —  leider!  —  das  Interesse  weiterer  Kreise  für  die  Antike  während  des 
letzten  Jahrzehnts  nicht  unerheblich  zurückgegangen  ist,  eine  Thatsache,  die  notorisch 
den  buchhändlerischen  Absatz  der  dem  Gebiete  der  klassischen  Philologie  angehörigen 
streng  wissenschaftlichen  Werke  bedeutend  eingeschränkt  hat.  Zum  Schlufs  habe  ich 
noch  mitzuteilen,  dafs  zu  den  in  der  Vorrede  zu  Bd.  I  S.  VI  erwähnten  früheren  Mit- 
arbeitern noch  eine  Anzahl  neuer  hinzugekommen  ist,  die  teils  aixi  zweiten  Bande  schon 
mitgearbeitet,  teils  ihre  Beteiligung  an  der  Arbeit  des  dritten  Bandes  in  sichere  Aus- 
sicht gestellt  haben.     Es  sind  dies  folgende  Herren: 

Dr.  E.  Aust  (Frankfurt  a.  M.):  luppiter,  Luna  etc. 

Privatdocent  Dr.  0.  Bie  (Berlin):  Musen  etc. 

Dr.  Heinr.  Bulle  (München):  Nike  etc. 

Prof.  Dr.  Fr.  Cumont  (Brüssel):  Mithras  etc. 

Dr.  Theod.  Eisele  (Tübingen):  Plutos  etc. 

Dr.  Reinhold  Franz  (Annaberg):  Kallisto  etc. 

Prof.  Dr.  0.  Gruppe  (Berlin):  Orpheus,  Geschichte  der  neueren  mythologischen 
Theorieen  (für  den  Supplementband). 

Oberlehrer  Dr.  Rieh.  Holland  (Leipzig):  Memnon  etc. 

Dr.  Alfr.  Jeremias  (Leipzig):  Izdubar,  Nebo,  Nergal  etc. 

Dr.  0.  Jessen  (München):  Lykos,  Marsyas,  Megara  etc. 

Dr.  H.  Küentzle  (Rastatt):  Orion  etc. 

Dr.  Heinr.  Lewy  (Mülhausen  i.  E.):  Mania,  Tyche  etc. 

Prof.  Dr.  Mackrodt  (Eisenberg):  Olympos  (Götterberg). 

Prof.  Di\  Elard  Hugo  Meyer  (Freiburg  i.  Br.):  Poseidon  (mythologisch)  etc. 

Prof.  Dr.  C.  Pauli  (Lugano):  Etruskisches. 

Dr.  Pilling  (Naumburg):  Herakleiden. 

Museumsassistent  Dr.  F.  Quill  in  g  (Frankfurt  a.  M.):  Nessos. 

Prof.  Dr.  0.  Rossbach  (Königsberg):  Nemesis. 

Dr.  Rubensohn  (Berlin):  Unterwelt  etc. 

Oberlehrer  Dr.  Job.  Schmidt  (Grimma):  Odysseus. 

Prof.  Dr.  E.  Schwartz  (Strafsburg):  Geschichte  der  mythographischen  und 
mythologischen  Litteratur  der  Alten  (für  den  Supplementband). 

Oberlehrer  Dr.  Rieh.  Wagner  (Dresden):  N-  u.  0-Artikel. 

Dr.  G.  Weicker  (Zwickau):  Seirenen. 

Privatdocent  Dr.  Wer  nicke  (Berlin):  Pau  (kunstmythologisch). 

Prof.  Dr.  Sam  Wide  (Upsala):  Karneios. 


Würzen  im  Juni   1897. 


Kgl.  Grymnasialrektor  Dr.  W.  H.  ßoscher, 

o.  Mitgl.  (1.  Kgl,  Ges.  d.  Wiaa.  zu  Leipzig, 
c.  Mitgl.  d.  Philologikos  Syllogos  Parnassos  in  Athen. 


AUSFÜHRLICHES  LEXIKON 


DER 


GRIECHISCHEN  UND  RÖMISCHEN 

MYTHOLOGIE 

IM   VEREIN   iMIT 

TH.  BIRT,  0.  CRUSIUS,  F.  CÜMONT,  W.  DEECKE  (f),  F.  DENEKEN,  W.  DREXLER, 
R.  ENGELMANN,  A.  FURTWÄNGLER,  0.  HÖFER,  J.  ILBERG,  0.  IMMISCH, 
A.  JEREMIAS,  MAX.  MAYER,  0.  MELTZER,  ED.  MEYER,  R.  PETER,  A.  PREUNER, 
K.  PURGOLD,  A.  RAPP,  B.  SAUER,  TH.  SCHREIBER,  K.  SEELIGER,  H.  STEUDING, 
H.  W.  STOLL(t),  L.  V.  SYBEL,  E.  THRÄMER,  K.  TÜMPEL,  P.  WEIZSÄCKER, 
L.  WENIGER,    G.  WISSOWA,   E.  WÜRNER  U.  A. 

HERAUSGEGEBEN   VON 

W.  H.  RÖSCHER. 


ZWEITER  BAND,  ERSTE  ABTEILUNTi. 
lACHE  — KYZIKOS. 

MIT  ZAHLREICHEN  ABBILDUNGEN. 


LEIPZIO, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEUBNER. 
1890-1894. 


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lache   {'fccxri),    Tochter    des   Okeanos,    Ge-  besten  zeigt,  wie  das  Schaffen  der  Phantasie 

apielin  der  Persephone,  Hom.  liymn.  in  Cer.  419.  auf  mj^stischem  Boden  es    vielfach    nicht    zu 

Braun,  Gr.  Gütterl.  §  172.  176.     [Stell.]  festen    Gebilden   bringt"   {Hagcjenmaclier ,  Die 

lacor  s.  d.  Nachträge.  eleusinisclien   Mysterien  p.  7    [öffentliche  Vor- 

laino     (laiviö)     verdächtiger    Name    einer  träge  gehalten  in  der  Schweiz  5,  1880]),  gilt: 

der    Graien    (=    /i£Lv6'>)    bei    Pherel-ydes    im  1)    als    Sohn    der    Demeter;    schol.  Ari- 

schol.  Ap.  Bh.  4,  1515  (s.  Bd.  1  Sp.  1730  Z.  49),  stiel  3,  648.  Diod.  3,  64, 1.  S^uid.  u.  Fhot.  s.  v."iaM- 

■  Der  Name  'luivä   findet   vielleicht    seine   Er-  x^S' ^^öwaog  inlxca  fiaatoj{Lol)eck,Aglaoph.822 

klärung   durch   die   Glosse   luCvstuf   xolovxai.  Anm.  h   will  für   snl  reo  yMozä  lesen   8ni  zov 

ni-nQuiverai.     Hesych.     [Höfer.]  lO  hvotl-hov    seil.    Jiovvaov    xo    övoiia    Af'yfTat); 

laira  ("[aiga).    1)  Nereide,  II.  18,  42.    Hyg.  Lucret.  4,  1160:  tumida  et  mammosa  Ceres  est 

f.  praef.  p.  28  Bunte.    Braun,  Götterl.  §  98.  —  ipsa  ab   laccho;  vgl.  Arnob.  adv.  nat.  3,  10; 

■   2)  Waldnj^mphe,  welche  die  gewaltigen  Zwil-  daher   heifst  lakchos  im   orphischen  Hymnus 

lingssöhne  des  Alkanor,  Pandaros  und  Bitias,  52,     11    inoKÖlTnos.      Zweifelhaft     ist    So2j1i. 

Gelahrten    des    Aeneas,    im    idäischen    Haine  Antig.  1120  Jr}ovg  iv  Kolnoig,  wobei  die  einen 

des  Zeus  aufzog,  Verg.  Aen.  9,  673.     [Stoll.]  {Gerhard,  Mythol.  1,  419.  3  a.   WelcJ;er,  Göiter- 

lakclios  ('lav-ioc,;  auf  einer  Volcenter  Vase  lehre  2,  542)    an    den  Meerbusen  von  Eleusis 

C.  I.  G.  7633  und  auf  einer  tyrrhenischen  Am-  als    den    Hauptort    der    nächtlichen    lakchos- 

phora  ArcMol.  Anz.  10,  238  Htccxog;  hinsieht-  feier,  andere  {Bolle  a.  a.  0.  16,  Petersen  a.  a.  0. 

lieh   der  Form  "laxxog   s.   Boscher  in  Curtius'  20  266  Anm.  9)  an  Demeter  denken  {koItioi.  würde 

Stud.  z.  gr.  u.  lat.  Gramm.  1,  2  S.  89).  dann  nicht  ''Busen',  sondern 'Schofs'  bedeuten; 

"*•-      Litterat ur:   Bolle,  recherches  sur  le  culte  vgl.  Foerster,  Der  Baub  und  die  BücJcJcehr  der 

de  Bacchus  1,  16  ff.   Taylor,  on  the  Eleusinian  Persephone  286  Anm.  3);  auch  in  dem  Festruf 

>  and   Bacchic  mysteria   135  ff".    Ouvaroff,    essai  des  Hierophanten  zu  Eleusis  isqov  ixBY.s  nözvia 

<.  sur  Ics  mystires  d' Eleusis  82  fi".  135  ff.    Lobecl;,  v.ovqov  Bgifim   Bgifiov  {Hippolyt.  ref.  haeret.  8 

Aglaophamus  821  fi".;  de  morte  Bacchi  2,   2  f.  p.  164  Schneidcivin)  bedeutet  nach  Petersen  a. 

Preller,    Demeter   und    Persephone  135.   389  f.  a.  0.  263  a   Brimo   die   Demeter   und   Brimos 

Gricch.  Mythologie  1*,  614  0".  und  in  der  Stutt-  ihren  Sohn  lakchos ;  anders  Carl  Strube,  Stu- 

garter   Bealencyklopädie    3,    97  fi",    4,    1021  fi".  dien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  81.    Die 

Gerhard,  Griech.  Mythologie  1,  452  ff.  Prodromus  30  bei  Clemens  Alex,  protrept.  21  und  Euseb.  praep. 

49  ff.,  73  ff.,  über  die  Anthesterien  und  das  Ver-  ev.  2,  3  (vgl.  Arnob.  adv.  nat.  5,  25)  erhaltenen 

hältnis  des  attischen  Dionysos  zum  Koradienst,  orphischen  Verse  lassen  den  kleinen  lakchos 

Akadem.  Ahhandl.  2,  148  ff.,  über  den  Bilderkreis  seine  Mutter  auf  ihren  Irrfahrten  begleiten  und 

von  Eleusis   ebendas.  322  ff.   344  ff.    Hermann,  die  unzüchtigen  Scherze  der  Baubo  (s.  d.)  be- 

Gottcsdiemtliche  Altertümer'^  368  ff.    0.  Bibbeck,  lachen  (vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  818,  Foerster  a. 

Anfänge  und  Eativickelung  des  DionysoskiiUus  a.  0.  282  ff.);  doch  bietet  die  Anwesenheit  des 

in  Attika.   A.  Mommsen,  Heortol.  226  ff.   P.  E.  lakchos  bei  dieser  Scene  mehrfache  Schwierig- 

Neuber,  lakchos  und  seine  Bedeutiing  besonders  keiten  dar;  vgl.  Petersen  a.  a.  0.  264  Anm.  5. 

in  den  Eleusinischen  Geheimnissen,  Progr.  Ko-  Als   Kind   der   Demeter  ist  lakchos  vielleicht 

»notof  1868,  p.  21 — 35.  K.  O.Müller,  Eleusinien  i.Q  (\.^xges,iQ\\i  auf  den   Sitzbildern    der   Demeter 

hei  Ersch  und  Gruier  225.  Bichter  ehendas.  s.v.  Kurotrophos  (?) ;  vgl.  Gerhard,  Abhandl.  2,  399 

Dionysos  S18t    Petersen  ebendas.    Griechische  Anm.  11 4:t  Preller,  Demeter  SSO;  4:13,  Anm.  219. 

Mythologie  6,  9  p.  259  ff.   vgl.  B.  H.  Klausen  Overbeck,  Kunstm.2  S.  488  ff.    Als  Erzeuger  des 

ebendas.  unter  Orpheus  23  a.  39  b.    Lenormant  lakchos  nimmt  Gerhard,  Mythologie  1,  453,  3  c. 

im  Dictionitairc  des  antiqiiites  von  Daremberg  den  lasion  oder  den  Dionysos  (unt.  Sp.  3  Z.  58) 

und  Saglio    s.   v.     Bacchus  595.   634  f.    s.    v.  oder  mit  io&ecÄ-^J.(7Zao;;/(.  824  auch  d.  Keleos  an. 

Ceres  1061  f.     F.  Back,  Zur   Geschichte  grie-  2)  ist  lakchos  ein  Sohn  der  Persephone 

cMscher  Göttertypen:   1)  Hermes  und  Dionysos  (s.  d.    Kunstdenkmäler   bei   Gerhard,   Abh.    2, 

mit  besonderer  Bücksicht  auf  die  Darstellung  413;  scliol.  Aristoph.  ran.  324  cpccal  UsQoscpövrjg 

des  Phidias,  Fleckeisens  Jahrbücher  57  (1887),  50  avtbv   slvut,   schol.   Eur.   Troad.   1230,    scliol. 

445.  454.    Ludwich,  ebda.  1890  S.  51  ff.  Eur.  Orest.  964)  und  ward  von  Orphikern  wie 

lakchos,  eine  Hauptgottheit  der  eleusinischen  Onomakritos  {Paus.  8,  37,  5.     Wclcker  a.  a.  0. 

Mysterien,    den   man    gewöhnlich    den   mysti-  Bibbeck   a.  a.  0.  19  f.)   als   solcher  dem  thra- 

schen  Dionysos  nennt  und  an  dessen  „unbe-  kischen  Zagreus  (s.  d.)  oder  auch  dem  phry- 

stimmten    schwankenden    Umrissen    sich    am  gischen  Sah  azios  {ygl.  Bap2),  Die  Beziehungen 

RoscHEE,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  1 


3  lakchos  (S.  d.  PcrsepL.  u.  Gemahl  d.  Demet.)  lakclios  (S.  d.  Dionysos  u.  =  Dion3'sos)     4 

des   DionysosJcuUus    zu   Thrakien   und   Klein-  (im    orpMschen  Hymmis   49    ist  Hippa    seine 

asien  22  ff)  gleichgesetzt,   schol  Find.  Istlm.  Amme)  und  überbringt  ihn  den  eleusinischen 

7,  3:  6  ix  nsQascpövTjg  ysyovug  Zaypftig  Jiovv-  Bacchen,  die  den  jugendlichen  Gott  bei  nächt- 

aog   [Flut,   de  sl  Delph.   9:    diövv6ov    ös   Kai  lichem  Reigen  und  Fackeltanz  feiern.    Nonnos 

ZayQfa  .  .  ovoucc^ovaiv],  b  %uxä  zivag  "lay.xo?,  nennt  a.  a.  0.  diesen  lakchos  den  dritten  Dio- 

schoJ.    Aristoph.     ran.    398     Zaygsvg   "la^xog,  nysos  (der  erste  ist  nach  ihm  Zagreus,  der  Sohn 

Diod.  3,  64,  1.    Ärr.  cxped.  Alex.  2,  16,  3.   He-  der  Persephone,    der   zweite   der  thebanische, 

sijch.  Snidas.  Etym.  Magn.  406,  47:  doxft  ycrp  der  Sohn  der  Semele);  doch  steht  diese  Stelle 

6  Zsvg    fiiyrivai  tj;  UBgcscpöv-rj   i^  rjg   x&oviog  des  i\^o«TCOS  im  Widerspruch  mit  31,  66  ff.,  wo — 

JiovvGog,  Athenag.  leg.  pro  Christ.  2^(3  0,.  309  a.  lo  vor  der  Geburt  des  eben  erwähnten  lakchos  — 

Tatian.  orat.  adv.  Graee.  6  p.  251;   vgl.  schol.  ein    'EXsvaiviog    zltövvaog    und    ein    TtQotSQog 

Aristoph.  av.  814:.  Lys.  aSS;  oh.  Bq\.1  Sp.  10H7.  "layixog   genannt    werden.    —    Em.   Braun,   ü 

Dieser  Zagreus  wird  von  den  durch  die  eifer-  nascimmito  di  lacco  ann.  d.  instit.  archeol.  14, 

süchtige    Hera    angestachelten    Titanen    beim  2{  K  Mon.  delV  instit.  3  tav.  '69  will  aui  einem 

Spiel  überfallen;  vergebens  versucht  er  durch  Marmorrelief,    auf  dem   der  thebanische  Dio- 

mannigfache  Verwandlungen  sich  seinen  Ver-  nysos  einen  eben  aus  seinem  linken  Schenkel 

folgern    zu    entziehen;    in    der    Gestalt    eines  ans  Licht  getretenes  Knaben  liebkosend  dar- 

Stieres    wird    er   von    ihnen   überwältigt   und  gestellt  ist,  die  Geburt  des  lakchos  erkennen, 

seiu  zerstückelter  Körper  in  einem  Kessel  über  der  aus   dem  Schenkel  des  Dionysos   in  glei- 

einem  Dreifuls    gekocht.     Zeus,    der  zu   spät  20  eher  Weise  hervorgegar.gen  sei,  wie  dieser  aus 

zur  Ptettung  seines  Lieblings  erscheint,   tötet  der  Hüfte  des  Zeus;   dagegen   sieht  Panofka, 

die  Titanen  mit  seinem  Blitz,  läfst  die  Glieder  Archäol.   Zeit.  9,  342  f.   in   dem  Knaben  nicht 

des    (lemordeten   von    Apollon    am   Parnasses  den  lakchos,   sondern  den  Maron  (s.  d.),   imd 

beisetzen  und  verschluckt  das  ihm  von  Athena  WelcJier  (ebendas.  10,  503  ff.  'angeblicher  lak- 

gebrachtc,  noch  zuckende  Herz,    worauf  die  chos')  erklärt  ihn  für  einen  dem  Dionysos  dar- 

Palingenesie  des   Zagreus,    der  jetzt  lakchoa  gebrachten  Hierodulen. 

genannt  wird  (llihbecJc  a.  a.  0.  20.    Frellcr  in  5)  wird  lakchos,  —  während  er  an  manchen 

der    Stuttg.    Realencyld.    4,    1021  f.),    erfolgt;  Stellen  ausdrücklich  vom  Dionysos  geschieden 

Clemens  Alex,    protr.   5.    Arnoh.    ado.  nat.   5,  wird;  vgl.  schol.  Aristoph.  ran.   324  aXIoL  Se 

19;   Frocl.   in  Fiat.   Tim.  3,  200  d;    hymn.  in  za  tzsgov  zJiovvaov  slvai  xov  "layixov.   Arrian.  a. 

Minerv.   7,   llff. ;    Macroh.  iv    somn.   6'c/p.   1,  a.  0.  6  "JctKxog  6  (ivoTL-nbg  tovtco  tm  diorvaa), 

12;    Tzetzes  zu  Lykophr.  v.  355;   vgl.  Lobeck,  ovxi  tm  &rjßccLa  iitädsrai.    Cic.  de  nat.  deor.  2, 

Äglaoph.  hhb  ff.    Klausen  a.  a.  0.  38  b.    3Iax.  24,  62  Liberum  Semele  natum,  non  cum  quem 

Mayer,    T>.    Giganten    u.     Titanen    S.   236  ff.  nostri  maiores  auguste  sanctcqiie  cum  Gerere  et 

Ebenso  wird  uns  auch  von  einer  Zerfleischung  Libcra  consccraverunt:  quod  quäle  sit,  ex  my- 

des  Sabuzios  {Terpandcr  bei  Lyd.  de  mens.  4,  .'iteriisintellegipotest;  auch Arist02Jhuncs  scheidet 

38  zJiövvaov  xov   vjiö   xivcov  Uaßcc^iov  6vo[ia-  in  den  Fröschen  beide  von  einander  — ,  dem 

^öiisvov     [daher    auch    diovvoov    StaaiiccGfiog  Dionysos  gleichgesetzt  bei  sc/joL -dmfo^)/*. 

Frocl.    in    Fiat.    Tim.    1,   53  c],    tK    Jihg    v,al  und.  Aristid.  &.  2i.O.  {wg\.  schol.  Arist,  ran.  404: 

llBQOScpovrjg  ysvofisvov,  Bira  vnb  x(äv  Ttxavav  40  si'Qrjxai  yag  o  avxog  "lav-xog  reo   Jiovvaai   xara 

cnccQCix^ivxa)   und   von  einer  solchen  des  lak-  xivag),  Eust.  ad  II.  962,  60.   Jlesych.  Said.    Et. 

chos  {Luc.  de  salt.  39  'lunxov   onagayfidg)  be-  M.  462,  49.    Strabo  10,  3,10  p.468:  "lay.xov  xs 

richtet.     Der  Tod  und  das  Wiedererscheinen  v-al  xov  JiÖvvgov  v-ulovai:,  \g\.  Sopli.hei  Strabo 

des    Zagreus-lakchos    entspricht    dem    Mythos  15  p.  687  Nvcav,  f]v  6   ßova^Qcog  "lav.xog  avxcö 

von   Adonis   {Gerhard,  Abhandl.  2,  543),    der  ymav  rjSiaxrjv   vsfisi    und   bei   Dionys.    Halic. 

im    orphischen   Hymnus    56   Sohn    der   Perse-  de  comp.  verb.  11  "lav-xs  did'VQafißa ,  vgl.  Ger- 

phone  heifst.  hard,  Abhandl.  2,  183.  218.    Fr  eller ,  Demeter 

3)  wird  lakchos  auch  Gemahl  der  De-  54;  daher  findet  sich  oft  lakchos  für  Dionysos 
meter  genannt:  schol.  Aristoph.  ran.  324  opaal  gesetzt  und  umgekehrt;  so  hätte  Flato  Fhaedr. 
avxov  xfi  ^riiirixQL  avyysvsc&ai;  auch  Find.  t>Q  265  h,  wo  er  von  der  Ininvoia  xslsaxini]  zJio- 
Isthm.  7,  5  scheint  ihn  als  solchen  aufzufassen,  vvcov  spricht,  dieselbe  genauer  dem  lakchos 
wenn  er  den  Dionysos  naQfÖQog  der  Demeter  zuweisen  sollen,  vgl.  schol.  rct.  Boph.  Ant. 
nennt,  vgl.  schol.  Aristoph.  a.  a.  0.  avvidqvxcci  1115:  v-oiva  xa  ^vaxriQia  Jri(i.rjXQog  kkI  Jio- 
T^  ^r'KirjxQL  6  Ji6vv6og  und  Orph.  Hymn.  40,  vvoov  (==  'ld%xov).  Umgekehrt  wird  lakchos 
10,  wo  die  eleusinische  Demeter  BgofiioLO  für  Dionysos,  ja  sogar  metonymisch  für  die 
GvviaxLog  heifst  {Rgofiiog  =  "lanxog;  vgl.  Eitr.  Gabe  des  Dionysos,  den  Wein,  gesetzt;  Anthol 
Bacch.  12h:"lav.xog  Bgöfiiog).  Falat.   9,   82.    11,   59.    11,   64.     Cot,    64,   251, 

4)  ist  lakchos  Sohn  des  Dionysos;  schol.  Verg.  ed.  6, 15;  vgl.  Ov.  Met.  4, 15.  Stat.  Th.  2,85. 
Oxon.  Aristid.3,  648,   vgl.  Hesych.   s.v.  Za-  Kultus  des  lakchos. 

^«^10?  (der,  wie  wir  oben  sahen,  mit  lakchos  co        Schon  aus  der  Überlieferung,  die  den  lak- 

identificiert  wurde)'  incävvfiov  ^lovvcov.  01  dh  chos  bald  den  Sohn  oder  Gemahl  der  Demeter, 

viov  Jiovvaov.   [Vgl.  auch  0.  Kern,  Hermes  25  bald  den  Sprofs  der  Persephone  nennt,  ergiebt 

(1890)  S.  1  ff.  u.  d.  Artikel  Pais.  R.]    Bei  Nonn.  sich   der  innige   Zusammenhang,   in  dem"  die 

Dionys.  48,   951  ff.   gebiert  die  von   Dionysos  Person   des    lakchos  mit  den    beiden   grofsen 

schwangere  Nymphe  Aura  (s.  d.)  Zwillinge;  das  Göttinnen  von   Eleusis  und   ihrem  Mysterien- 

eine  Kind  zerreifst  sie,  das  andere,  eben  den  kultus  stehen  mufs;  so  wird  lakchos,  der  Gott 

lakchos,  rettet  Dionysos  und  übergiebt  es  der  der  eleusinischen  Mysterien  (daher  bei  Nonn. 

Athena;  diese  reicht  dem  Säugling  ihre  Brust  Dionys.  13,  140  [vgl.  9,  98]  Mvaxig  und  TeXsTr] 


5  lakchos  (eleusin.  Kult)  lakchos  (cleusin.  Kult)  6 

Ammen  des  Dlonysos-Iakchos  sind),  im  Chor-  zeigt  der  Bericht  des  PJutarch  (Ale.  34;  vgl. 
gesang  b.  ylv/s^Ojj/i.  rftH.  377  ff.  neben  der  Kora-  Xen.  Hell.  1,  4,  20),  wonach  die  Athener  seit 
Soteiraund  der  Demeter  angerufen  (vgl.  ^r<e?m(i.  der  Besetzung  Dekeleias  durch  die  Spartaner 
Oncirokr.  2,  39:  Jr]a7]TrjQ  xai.  Koq)]  xal.  6  X^yo-  den  Pestzug,  um  ihn  nur  zu  ermöglichen, 
(lEvog  "lav.%og  und  ebendas.  2,  34;  vgl.  Eustulh.  übers  Meer  abgehen  liefsen;  im  Notfall  ging 
z.  IL  752,  21),  so  sehen  wir  diese  Gottheiten  der  Zug  unter  militärischer  Bedeckung  der 
in  der  praxitelischen  Gruppe  Paus.  1,  2,  4  Epheben  nach  Eleusis  {Plut.  a.  a.  0.  vgl.  C. 
(vgl.  Clcm.  Alex,  protr.  54  dri^irirga  Koqtjv  huI  1.  A.  2,  467.  Inschr.  im  Philistor  2  p.  238  f. 
Tov  "lanxov  zov  yLvaxi-AÖv)  vereinigt  und  finden  bei  Mommscn,  Heortologie  227);  über  den  Weg, 
.sie  wieder  in  der  italischen  Dreiheit  von  lo  den  die  Prozession  nahm,  und  die  unterwegs 
Ceres,  Liber  {Mijthocjr.  Vat.  3,  12,  2;  Servius  'stattfindenden  Kultushandlungen  s.  Preller,  de 
7A\  V.  EcJogen  6,  15)  und  Libera  {Gerhard,  Pro-  via  sacra  Elcusinia  1.  2  =  ausgewühlte  Auf- 
rfrowH<s  114  if);  bo  heifst  lakchos  bei  ^Sim^o  468  sätse  117  ff.  und  in  der  l{ealenci/klox>ädie  3, 
aQxriyirri?  tcöv  iivozT]Qi(av  (vgl.  schol.  Ari-  97  ff.  Mommsen  a.  a.  0.  226  ff.  253  ff.  Preller 
stoph.  ran.  343  fivaTiJQLcc  av  rrjg  TfAsrf;?  ov  läfst  den  Zug  vom  Eleusinion,  das  er  nord- 
[lovov  xoQSVzr'is,  alla  v.ai  s^uqxos  riv  6  Jtö-  westlich  unter  der  Burg  nach  dem  Markte  und 
vvaog)  und  xfig  Ji^iirjrQog  öai^cov  imd  ist  Theseion  zu  und  nahe  bei  dem  Altar  der 
als  solcher  den  Mysten  leuchtender  Führer  zwölf  Götter  sucht,  ausgehen,  von  da  über  den 
(lakchos  mit  Fackel  in  der  schon  erwähnten  Markt  nach  dem  'lay.x^iov  {Plut.  Arist.  27,  6. 
Grruppe  des  Praxiteles  und  bei  Aristoph.  ran.  20  Alciphr.  ep.  3,  59;  in  der  Nähe  dieses  Tempels 
340;  die  Fackel  ist  Symbol  der  läuternden  safsen  Geldwechsler  und  Traumdeuter)  am 
Reinigung  Ilom.  Hym.  Ger.  234  fF.  oder  der  peiräischen  Thore  [vgl.  jedoch  Müchluifer  b. 
Lebenszeugung  Plat.  de  leg.  6,  776  b;  vgl.  Baumeister,  D.  d.U.  Alt. 'i:i.  \Q\.  II.]  \xn^  meint , 
Neuber  a.  a.  0.  28)  durch  Nacht  und  Finsternis  nachdem  er  sich  in  dem  in  der  Nähe  befind- 
zum  Licht  (als  Helfer  in  den  Gefahren  der  liehen  Uo^miov  {Paus.  1,  2,  4)  gerüstet,  sei  er 
Unterwelt  heifst  lakchos-Dionysos  nach  Preller,  durch  den  Kerameikos  (d.  h.  durch  das  thria- 
Aufsätse  291  =  Archäol.  Zeit.  1861,  166  Epi-  sische,  heilige  oder  kerameikische  Thor)  hin- 
machos  auf  einer  zu  Knidos  gefundenen  Basis  ausgezogen;  dagegen  nimmt  Wei^termann  {Zeit- 
mit  der  Inschrift  JufiuTQL,  Kovqu,  niovzcovi,  Schrift  f.  d.  Altertuntswi^senscliaß  1843,  665  ff.) 
'Eni^äxcp,  EQfiä;  die  Stellung  zwischen  Pluton  30  an,  das  Eleusinion  habe  beim  lakcheion  ge- 
und  Hermes  d'.  h.  dem  Psychopompos  deutet  legen  oder  sei  mit  ihm  verbunden  gewesen, 
darauf  hin)  und  Geleiter  zum  Sitze  der  Seligen  und  verlegt  das  Eleusinion  entfernt  vom  Markt 
und  zur  Unsterblichkeit;  daher  nennen  ihn  die  an  das  östliche  Ende  der  Burg  ebenso  wie 
Mysten  qpwffqpdpos  «Gt/Jp;  Aristoph.  ran.  342;  LeaJce,  Top.  214,  4  (vgl.  Zeitschr.  f.  d.  Alter- 
vgl.  Sojih.  Ant.  1147  xoQo^Y^S  koxqwv  und  den  tumswissenscJi.  18ilTl\b7\  Gerhard,  JRhein.  Mus. 
Vers  des  Emnolpos  bei  Diod.  1,  11  dazQocpKvrj  18,  300  ff.  Ahhandl.  2,  354.  Mommsen  a.  a.  0. 
Jiovvöov  iv  d-Kzivsaoi  nvQcozöv.  Es  kann  hier  249;  nach  letzterem  a.  a.  0.  251  f.  ist  der  von 
nicht  der  Ort  sein,  näher  auf  die  eleusinischen  Pausanias  1,  2,  4  in  der  Nähe  des  peiräischen 
Mysterien,  denen  die  Person  des  lakchos  den  Thores  erwähnte  Demetertempel  (mit  den  Bild- 
Stempel  einer  höheren  geistigen  Weihe  auf-  10  säulen  der  drei  eleusinischen  Gottheiten)  eben 
drückt,  und  deren  Feier  einzugehen;  es  sei  das  lakcheion  {Büclh,  C.  I.  p.  471;  Milchhöfer 
hier  nur  kurz  gedacht  des  den  lakchos  aus-  a.  a.  0.);  Sainte-Croix  bei  Rolle  a.  a.  0.  1,  128 
schliefslich  angehenden  lakchostages ,  der  auf  hält  das  Eleusinion  für  gleichbedeutend  mit  dem 
den  20.  Boedromion  {Preller,  Zeit  der  attischen  lakcheion,  nndLohecJc,  Aglaoph.  253  schlofs  aus 
Eleusinien  Ztschrft.  f.  d.  Altertamsicissensch .  Paus.  1,  37,  4,  dafs  das  lakcheion  auf  der  eleu- 
1835,  1001  ff. ,  Mommsen,  Heortologie  226  ff.)  sinischen  Strafse  jenseits  der  Kephissos  beim 
fiel  und  alljährlich  {dvd  nävza  ixfo.  Herod.  Denkmal  des  Mnesitheos  zu  suchen  sei.  Dieser 
8,  65  [beiläufig  die  älteste  Belegstelle  für  den  Mnesitheos  nämlich,  ein  Arzt,  hatte  aufser 
Namen  des  lakchos])  gefeiert  wurde.  Bekannt  anderen  Bildsäulen  auch  eine  des  lakchos 
ist,  dafs  der  Seesieg  von  Salamis  auf  diesen  r>o  {Paus.  a.  a.  0.)  geweiht,  in  der  Nähe  seines 
Tag  fiel  {Herod.  a.  a.  0.  Plut.  Them.  19.  Ari-  Denkmals  befand  sich  ein  Tempel  des  Kya- 
stid.  or.  19  vol.  1,  418.  or.  42  vol.  2,  282  und  mites,  der  nach  dem  Bericht  des  Pausanias 
schol.  3,  648),  und  dieser  glückliche  Zufall  wird  in  engem  Zusammenhang  mit  den  eleusinischen 
ohne  Zweifel  dem  lakchostag  für  die  Zukunft  Mysterien  stehen  mufs.  Man  hat  diesen  Kya- 
ein  höheres  Ansehen  verschafft  haben.  Dieser  mites  für  identisch  mit  lakchos  erklärt,  indem 
Tag  hiefs  selbst  lakchos  (iTesi/cZt.  (S'm«Z.  7ax;(0s*  man  in  der  Glosse  des  Hesych.  Kva^izrjg'  6 
7]  rjufQK,  nK&'  r]v  sig  avzbv  rj  navrjyvQig)  ebenso  ndynog  KaXov^svog  konjicierte  6  'Yanjjog  {Soping. 
wie  der  dem  Gotte  zu  Ehren  von  Athen  nach  und  Sahnas.  in  Solin.  p.  258;  vgl.  Welcher, 
Eleusis  stattfindende  Festzug  {i'gdyeiv  "latixov  Göttcrl.  3,  284);  anders  jedoch  Preller ,  de  via 
Hesych.  Plut.  Them.  19.  Camill.  19,  9.  t'gslav-  GO  sacra  Eleus.  2,  5.  —  Der  Zug  verliefs  Athen 
vsiv  zov  "luv-xov  Plut.  Ale.  34,  3.  zov  'layixov  schon  am  19.  Boedromion,  etwa  vormittags 
fc'l  ctazfog  'EitvGLvdds  ns^iiiiv  Plut.  Phoc.  28.  {Mommsen  a.  a.  0.  226),  da  man  schon  in  der 
TiQonsfinnv  zov  "fcc~jixov  G.  I.  A.  2,  467.  471;  Nacht  auf  den  20.  in  Eleusis  sein  wollte  und 
vgl.  468 — 470.  TiQontfiTiBLv  zov  Jiövvaov  schol.  der  Weg  dahin  ein  ziemlich  weiter  war  {Arist. 
Victor.  Arist.  ran.  395  vgl.  399),  an  dem,  wie  ran.  401  noXlriv  bdov.  Dodivell,  class.  tour.  hat 
aus  Herod.  a.  a.  0.  hervorgeht,  viele  Tausende  nach  Preller,  de  via  s.  E.  2,  14  den  Weg  von 
teilnahmen;  wie  sehr  den  Athenern  die  Feier  Athen  nach  Eleusis  in  4  Stunden  5  Minuten 
dieses    Tages    zum    Bedürfnis    geworden    war,  zurückgelegt),    auch   die  unterwegs  vorzuneh- 

1* 


7                  lakchos  (eleusin.  Kult)  lakclios  (Kult  zu  Agrai?)                  S 

menden  religiösen  Gebi-äuclie  {^vaiai  v.al  xo-  Eleusis  ein,  worauf  die  Teilnehmer  nach  der 
QSiai  tial  Ttolla  zcov  dgcafitvcov  v.a&'  oSov  iSQcäv  langen  Prozession  sich  der  Ruhe  widmeten; 
P/wi.  J.Zc.  34,  3)  viele  Zeit  in  Anspruch  nahmen;  Mommsen  256.  Am  eigentlichen  Festtag,  am 
eröffnet  wurde  der  Z\\^  durch  den  la-aiccycoyög  20.  Boedromion,  wurde  in  Eleusis  der  Demeter 
{Follux  1,  35.  Böckli,  C.  I.  nr.  481.  Bofs,  Dem.  und  den  mit  ihr  in  Zusammenhang  stehenden 
nr.  189  p.  103),  der  das  aus  dem  lakcheion  Gottheiten  {Eiir.  Suppl.  1  ff.)  ein  Opfer  dar- 
abgeholte Bild  (so  Mommsen  253;  dagegen  gebracht,  das  auch  inschriftlich  bezeugt  ist; 
vermutet  Gerhard.  Abh.  2,  412,  dafs  lakchos,  s.  C.  I.  Ä.  1,5:  ['län]x9^  (nach  Lenormants  Er- 
der als  schöner  Knabe,  aQutos  9s6g  {Arist.  gänzung;  zu  gleichem  Resultat  ist  Mommsen 
ran.  395)  gepriesen  wird,  durch  einen  leib-  lo  257  gelangt)  ©sotv  rQizzöav  ßoKQXov  iv  ry 
haftigen  Knaben  [vielleicht  einen  nötig  icp'  fop[T7;];  l.cnormant  deutet  die  xqitxÖdc  ^öccqxo? 
Ifftf'as]  dargestellt  worden  sei)  des  Gottes  trug  =  TQizxva  ßovßQcÖQco,  als  ein  Opfer  von  drei 
oder  führte  {Poll.  a.  a.  0.),  ihm  folgen  Priester,  Tieren,  wovon  zuerst  das  Rind,  das  dem  Dio- 
Mystagogen  und  die  Schar  der  Mysten  {isgsig  Sl  nysos  (lakchos)  heilig  ist  {Mommsen  257 ;  vgl. 
xat  (ivßrag  Kai  fiuöraywyot;?  Flut.  Ale.  34,  5),  Art.  Ttiomjsos  Bd.  1  Sp.  1057  Z.  2  ff.)  diesem  als 
bekränzt  mit  den  Zweigen  der  "Weifspappel  der  Hauptgottheit  geopfert  wurde;  vielleicht 
{Harpocr.  n.  Suid.  lsvv.ri'  oi  za  BoLV-xiKa  zslov-  wurde  dem  lakchos' auch  das  —  für  Perse- 
(iBVQi  tfj  Ibv-ht]  azftpovzcci;  Strab.  ißS)  und  der  phone  bezeugte  (Arist.  ran.  337)  —  Schweins- 
dem  lakchos  geweihten  Myrte  (Arist.  ran.  330;  opfer  dargebracht;  wenigstens  liefse  es  sich 
Istros  im  schol.  Sopli.  Oed.  G.  681),  Fackeln  20  aus  der  Notiz  des  Atlianis  bei  Athen.  3,  98  d, 
in  den  Händen  tragend  (Suid.  Xa^TtaSsvsa&ai.  dafs  Dionysios  das  Schwein  emphatisch  i'a-nxog 
Struhe  a.  a.  0.  55  f.)  und  beim  Durchschreiten  genannt  habe,  vermuten.  Die  ganze  darauf 
des  Marktes  einen  Gesang  zu  Ehren  des  lak-  folgende  Nacht  hindurch  fand  auf  der  am 
chos  anstimmend  (Hcsych.  JtayoQag'  .  .  aSsiv  eleusinischen  Meerbusen  (s.  0.  Jr]ovg  iv  k61- 
ZQV  "la^xov  dl'  ayoQÜg  ßaöi'^ovzsg).  Dieser  Ge-  noig)  gelegenen  thriasischen  Ebene  (jvav'S'frij 
sang  hiefs  selbst  lakchos  (Said.  s.  v.  I.  vi.ivog  KÖXuovg  Xsiijbojvcov  Arist.  ran.  373,  dv&riQov 
fig  Jlov.  Hesycli.  adri,  Jjv  ot  ^sfivrjfiävot  a8ov-  tXsiov  Sänsdov  ebend.  351)  unter  Fackelschein 
civ;\gl.  Enst.  ad  11.962,61;  Long.  p.  3,11)  wa.d  (Arist.  ran.  344  cployi  (ptyyszui  Xiificov;  vgl. 
soll  von  dem  Gotte  selbst  erfunden  sein;  Arist.  445 ;  Eiir.  Ion  1076.  Aeschyl.  fr.  383  (D.)  Xccfi- 
ran.  397.  Im  Festzug  ward  höchstwahrschein-  30  ngaiaiv  dotganaiai  Xa(iitccdcov  o&svst,-  daher 
lieh  auch  die  mystische  Wanne  oder  Wiege  heifst  die  thriasische  Ebene  selbst  das  'Fackel- 
des  lakchos  {Iikvov,  mystica  vannus  laechi  gestade',  lay^näSsg  uKzai  Soph.  0.  C.  1049 
Verg.  Georg.  1,  166;  nach  Servius  z.  d.  St.  dnb  zwv  avzo&i  iv  zoig  fivazrjQioig  Xa^TTaSav 
soll  diese  mystische  Wanne  bedeuten,  dafs  der  schal.)  eine  nächtliche  Feier  statt  (navwxiSsg 
Mensch  in  den  Mysterien  ebenso  gereinigt  Arist.  ran.  371;  vgl.  445.  Gic.  de  leg.  2,  14,  35: 
werden  soll,  wie  das  Getreide  durch  die  qiiid  ergo  aget  lacchus  Eumolpidaeque  vestri,  et 
Fruchtschwinge  [vannus^;  vgl.  Prodi,  in  Fiat.  augusta  illa  mysteria,  siquidem  sacra  nocturna 
Tim..  5,  330  b:  01  .  .  tm  diovvaoy  xat  z-rj  KÖqtj  tolli^nus?  ogyia  vvnzKpari  Orph.  Hymn.  bi.  ogyicc 
zelovfisvoi,  zvx^Lv  dvuTivsvaca  xaxorjjrog)  von  ndvwxcc  Aiith.  Fal.  Append.  246,  S  =  G.  I.  G. 
Liknophoren  (Harpocrat.  s.  v.)  mitgeführt,  wie  40  1,  401);  daher  heifst  lakchos  auch  NvKxsXiog 
ja  auch  lakchos  als  Liknites  (iitL&^zov  ^lovv-  schol.  Soph.  Ant.  1146;  vgl.  Flut,  de  ft  DelpJi.  9. 
Gov  dno  zcov  Ukvcov ,  iv  oig  zd  TiciiSCa  v.01-  Fans.  1,  40,  6.  Anth.  Fal.  9,  524,  14.  Dar- 
fiävzccL  Hesych.)  bei  Persephone  erzogen  (Orph.  gestellt  wurde  in  dieser  Feier  das  Suchen  und 
Hym.  46)  und  nach  dreijährigem  Schlummer  Irren,  die  Trauer  und  die  Aufheiterung  der 
(im  T.i:Y.vov)  erwacht  sein  soll  (ebendas.  53;  Demeter  (Gerhard,  Abh.  2,  352.  439.  Momm- 
s.  Weniger,  d.  Golleg.d.  TJiyiaden  14);  auch  die  scn  261);  auch  wurden  die  Mysten,  welche  den 
von  Kistophoren  getragenen  heiligen  Kisten  höchsten  Grad  der  Weihe  erlangt  hatten,  in 
(Suid.  MiCToqpdpos"  sotKs  Ss  zdg  y-iazag  if^as  diesem  mystischen  Drama  auf. die  künftige 
sivai  diovvaov  kkl  zcctv  &£aiv;  vgl.  Jahn,  de  Seligkeit  hingewiesen.  ,, Dogmatischer  Gegen- 
cista  mystica  Hermes  1869,  p.  319.  Lenormant  50  stand  der  höchsten  Weihe,"  sagt  Mommsen 
a.  a.  0.  1205  ff.)  befanden  sich  im  Zuge;  unter-  (S.  261;  vgl.  72)  „scheint  der  wiedergeborene 
wegs  verrichteten  die  Teilnehmer,  wie  schon  I3acchus  (lacchus)  im  glückseligen  Verein  mit 
erwähnt,  allerlei  religiöse  Gebräuche  (vgl.  die  seiner  Mutter  Köre  und  mit  Demeter  gewesen 
Inschrift  im  Fhilistor  bei   Mommsen  a.   a.   0.  zu  sein." 

227   Q'v6iäv    v.al  ßnovScöv    Kai  naidvcav   xSi[y  p]ine  Verehrung  des  lakchos  in  den  'kleinen 

yiyvofiivcov  xa^S'']  oSov  i.i8&s^8i,v),  ferner  fanden  Mysterien'  zu  Agrai  ist  nicht  bezeugt  (Gerhard, 

die    sogenannten   Gephyrismen,    Scherze    und  Abh.   2,    355),    doch   nahmen   eine    solche   an 

Neckereien  (oKanzsiv  Arist.   ran.  417;  noXld  Stcphani,  compte   rend.    1859,   48  ff".     Welcker, 

ysloicc  slnuv  ebend.  390)  statt,   und  zwar  an  Götterlehre  2,   546.   640.    Mibbeck  a.  a.  0.  20, 

der    über    den    Kephissos    führenden    Brücke  co  der    sie    aus    den    Worten    des    Steph.    Byz. 

(Ety^n.M.  \j.  229,6  yicpvgav,  St'  rjg  iitl'EXsvGivcc  schlofs  "Ayga  .  .  .  iv  co  zä  (ungd   [ivazrjgia  ini- 

KÜzBiaiv    Ol    fivGxai.     Hesych.    yscpvgioxcci,    of  xfXsLxcxi ,     nifirjficc     xcov     tisqI     zov    zJlovvgov. 

aKWTCvai,    ETtsl    iv    'EXsvaivt,    inl  zfjg  yscpvgccg  Mittelhaus,  de  Baccho  Attico  53  findet  in  der 

rotg    fivozrjQiOLg    yiad's^öfiBvoi.    tOKcoitzov    zovg  Nachricht,   dafs  vor  dem  Tempel  des  Tripto- 

Ttagiövzag);    doch  ist  es  fraglich,  ob  die  Deu-  lemos  zu  Agrai  die  Bildsäule  des  Epimenides 

tung  der  Gephyrismen  von  yicpvga  die  richtige  (Paus.  1,  14,  4)   stand,    Epimenides   aber   für 

ist;  Mommsen  a.  a.  0.  29.  255.     Der  Zug  traf  die    Verbreitung    des    Kultes    des    mystischen 

abends  oder  in  der  Nacht  bei  Fackelschein  in  Bakchos   sehr  gewirkt  habe,  den  Beweis   für 


1)        lakchos  (Kult  zu  Lenia,  Tcgea  otc.)  lakchos  (Kult  zu  Sikyon;  Etymologie)     10 

die  lakchosfeier  zu  Agrai.    Mommsen  (S.  378;  Dafs    lakchos    aucli     in    Sikyou    verehrt 

vgl.  71  f.)  vermutet,  dals  sich  die  zweite  Weihe  wurde,  beweist  die  von  Timacliides  bei  Athen. 

zu  Agrai  auf  die  Vermählung  des  Zeus  mit  der  15,  G78  a  {HesycJt.  id-nxu)  bezeugte  Benennung 

Persephone   bezogen  habe,    aus   welcher  lak-  bacchischer  Kränze    als    Idtixai;   vgl.   FUiletas 

cbos   entsprossen   sei.     Ganz  entschieden  aber  ebendas.,    der    einen    crscpavog    'latixoctog    er- 

gegon    einen    Kultus    des    lakchos    zu    Agrai  wähnt,  vgl.  iZes?/c7t.  #' laH^w  a»"9'/]  g'v  ^^r/tucövi; 

spricht  sich  Struhe  a.  a.  0.  56  f.  65.  78  ö".  84.  denn  der  in  Sikyon  verehrte  Ba.v.%£LQis  {Orph. 

97    aus,    der  die   von  Steplimii  (vgl.  Archäol.  Hymn.  30,  2  Bay-xsiog  äva^),  dessen  Bild  nur 

^w^.  18  [1860]  26  fF.)  gegebene  und  von  IFc^c/tcr  einmal    im  Jahie    nachts    unter   Fackelschein 
a.  a.  0.  040  ff.  gebilligte  Deutung  der  zweiten  lo  uud    Hymnengesang     aus     dem     sogenannten 

Darstellung    der    Kertscher    Vase    als    die    zu  Kosmeterion  in  das  Dionysion  geschafft  wurde 

Agrai  gefeierte  gemeinschaftliche  Anodos   der  (Paus.  2,  7,  5),   ist  ebenso  wie   der  Ba-nxsios 

Koro  und  des  lakchos  unter  gleichzeitiger  üe-  der   Korinthier    {Paus.   2,  2,   6)    mit    lakchos 

burt  des  letzteren   durch  Persephone  verwirft  identisch  {Gerhard,  Ahh.  2, 187.  223.    Prodrom. 

und  vielmehr  die  Geburt  des  Erichthonios  er-  129,33).  Vgl.  Bd.  1  Sp.  1093  u.  Paus.  2,  11,  3. 

blickt;  ebenso  erklärt  Strube  97  ü.  Jahns  (Ar-  Aus  einem  von  Gehler  {Philologus  16,  355) 

c/(«'o?.  .^('ii.  25  [1867],  68)  Ansicht  für  unhaltbar,  herausgegebenen,    zur   51.   Haeresie    des  Epi- 

der  auf  einem  Ki-ater  mit  der  Beischrift  tieqo-  jjhanios  gehörigen  Fragmente,  das  die  nächt- 

j  cpazza  die  Übergabe  des  lakchos  durch  Hermes  liehe  Feier  der  Köre  in  Alexandria  und  das 
an  Persephone  zu  erkennen  glaubte.                    20  Zeigen  und  siebenmalige    Herumtragen    eines 

Auch  in  den  mit  Eleusis  wohl  in  Zusam-  hölzernen  Bildes  unter  Gesang  und  Musik  um 

menhang  stehenden  (Prcller,  Demeter  211;   in  den  Tempel  der  Köre    schildert,  wobei  man 

der  licalencyld.  2, 1066.    Gerliard,  Abhandl.  400)  den    Huf  ertönen    liefs  i]   KÖqtj   iyivvrjos   x6v 

le maischen  Mysterien   (ein  Orgiophantes  Alwvu,  wollte  Stcphani,  campte  rend.  1859,  60 

ÄBQvaitov   dövTcov    Anthol.    Pal.    9,    688,    ein  auf  eine  Festfeier  des  lakchos    zu  Alexandria 

Hierophantes    Jrjovg     -aal    KovQTjg    AsQvai'av  schliefsen  (das  Gleiche  wie  in  Alexandria  ge- 

KÖvTcüv  Append.   epiyr.    145)    findet   sich  lak-  schah    übrigens    in    derselben    Nacht    in    den 

chos  (Libun.  urat.  14,  I  p.  427:  o  t/;v  AiQvrjv  Städten  Elusa  und  Petra,   wobei  mau  in  ara- 

KaTix(i>v  "layixog;  vgl.  die  römische  Inschrift  bei  bischer  Sprache  die  Köre  als  Chaabu  und  den 
Preller,  Demeter  213:  Sacratae  apud  Laernam  30  von  ihr  geborenen  Dusares  [s.  d.]  feierte);  da- 

Deo  Libero  et  Cereri  et  Corue  und  die  Weih-  gegen  sucht  Strube  a.  a.  0.  82  ff.  nachzuweisen, 

inschrift    bei  Kaibel,  epigr.   821  f.     Banxco   fis  dafs    unter    dem  Aion    des   Epiphcmios   nicht 

ßdy-xov  v.al  TlQoovyLvaiu  &S(ö  x.  t.  l.)  mit  Perse-  lakchos,  sondern  Christus  gemeint  sei. 

phone  und  Demeter,  welche   letztere  hier  den  Etymologie.    Gewöhnlich  leitet  man  lak- 

Namen  Prosymna  führt,  gepaart.    Nach  Paus.  chos  von  den  bei  seinen  Festen  ausgestofsenen 

2,  37,  2  befanden  sich  in  einem  zwischen  den  Rufen  ab;  Etym.  M.  462:  nocgcc  ttjv  iuxrjv  Trjv 

Flüssen    Pontiuos    imd    Amymone    gelegenen  sv   Taig  xoQSi'aig  yivoniviqv   xovxeaxi   xrjv  ßofjv 

heiligen  Haine  Bilder   der  Demeter  Prosymna  yivsxai    i'a%og    v.ot.1    nl8ovoc6^ä   rov    %    layiiog; 

und  des  Dionysos,  in  einem  anderen  Tempel  ein  vgl.  Eust.  ad  Hom.  IL  629,  30.  962,  60.  Gram. 
sitzendes  Holzbild  des  Dionysos  Z'afö3r7j5(=  lak-  40  Anecd.  Oxon.  2,  451,  7.  schol.  vet.  Aesch.  Sept. 

chos;  vgl.  Hermann,    Gottesdienstl.   Altert.  52,  618  (K.).  Suid.  iaxrniaxa-  coöal  Jiovvaia-AccC.  — 

12;    ein  Altar    des  Dionj^sos   Saotes    auch   in  i«;t'l"  ^'^o  xov  täxco'   xovto  Öh  tkxqcc  xb  i'a,   0 

Troizen,  Paus.  2,  31,  8),   dem   alljährlich   an  arjfiaLvsi   xtjv   cpcovr'iv;    es    wäre    lakchos    also 

dem    alkyonischen    See    nächtliche    Mysterien  dann  ein  Jubelruf  wie  Eleleus,   Euan   etc.  — 

gefeiert  wurden  (Paus.  2,  37,  6),  zu  denen  die  Berglc   bei    Ersch    und    Gruber,   Griech.  Litt. 

Argiver  in  den   älteren  Zeiten  das  Feuer  aus  315  a   Anm.    88.    Savelsberg,    de   digamm.    24. 

dem    Heiligtum    der    Artemis    Ilvgcovia    vom  Bibbeclc  a.  a.  0.  20  Anm.  1.    Hoscher  in  Cur- 

Berge  Krathis  holten;    Paus.  8,   15,   8.     Wie  tius'  Studien  I,  2  S.  122.  Cartius,  Grundzüge^ 

Zagreus    von    den   Titanen    getötet    ward,    so  460.  576  erklären  es  mit  Recht  als  Reduplikation 
wurde    nach    argivischer   Sage    Dionysos    von  50  von  Bd%xog  aus  J-CJ-atixog  entstanden,  wie  ja  bei 

Perseus    erschlagen    und    in    den    lernäischen  Homer  iäxto  und  laxü  stets  noch  mit  Digamma 

See  geworfen  {schal.  Victor.  II.  |  319.    LobecJc,  anlauten.     Mommsen  a.  a.  0.  68  sieht  in  lak- 

Aglaoph.  574);  zu  einer  bestimmten  Zeit  riefen  chos    einen    schmerzlichen    Klageruf    (ivy^ög 

die  Ai-giver,  indem  sie  ein  Lamm  in  den  See  Hom.  IL  18,  572).    [Richter  a.  a.  0.  378  b  hält 

warfen,    den  Dionysos  wieder  empor.     Stellen  es    für    eine  Abkürzung  von  'lößa^xog   (s.  d.) 

bei  Labeck  a.  a.  0.  619  Anm.  d.  und    weist    daneben    auf    die    Ableitung    von 

Nicht  unwahrscheinlich  sind  mit  dem  von  dem  syrischen    lakko    (=    säugender   Knabe; 

Paus.  8,  54,  5  erwähnten  Tempel  des  Dionysos  vgl.  oben  Jiövveog  inl  xä  (laaxä))  hin,  Sickler 

Mystes   (Anth.  Pal.  9,  524,  13),    der  auf  dem  bei    Richter   a.   a.   0.    leitet    den  Namen    her 
Weg  von  Tegea  nach  Argos  nicht  weit  von  60  von    tns^    erhellen,    Licht   machen,    und    er- 

einem  Tempel    der   Demeter   stand,   und   den  klärt    tiy-ns^    als    die    erhellende,  erklärende, 

zwei  in  Tegea  selbst  neben  einem  Altar  der  deutlich  machende  Kraft,  Neuber  a.  a.  0.  29 

Köre    gelegenen    Heiligtümern    des    Dionysos  erblickt    in    lakchos    ,,die    apokopierte    dritte 

{Paus.  8,  53,  7)  Tempel  des  lakchos  gemeint.  Pers.  des  Fut.  der  Form  Aphel  vom  Verbum 

Ebenso   scheint  Verehrung  des  lakchos   statt-  chava,  jacho  d.  h.  er  wird  leben  machen,  wird 

gefunden  zu  haben  in  Pheneos  (PßMS.  8, 15, 1),  beleben;   noch  andere  bringen  lakchos  in  Zu- 

Thelpusa    {Paus.  8,  25,  2),    Megalopolis  sammenhang  mit  lao  ^s.  d.)  vgl.  Rolle  a.  a.  0. 

{Paus.  8,  31,  3).  1,  302  ff.] 


11       lakchos  (i.  d.  Kunst)  —  lalemos  lambe                            12 

lakchos  in  der  Kunst.  Mit   seinem  Bruder   führte   er  die  Minyer  auf 

Schon  oben  wurde  die  von  Mnesitheos  ge-  30  Schiffen  nach  Troja,  Hom.  B  511  ff.  {Paus. 

weihte  Biklsäule  des  lakchos  sowie  das  Werk  9,  37,  7.  Hyg.  f.  97;  vgl  auch  Tzetz.  Foüliom. 

des  Praxiteles  erwähnt  (lakchos  ist  iu   dieser  87)   und   soll   nach   der  Zerstörung  der  Stadt 

Gruppe  wohl  mit  Welcher  und  Gerhard,  Abh.  seine  Leute  nach  dem  Pontes  geführt  und  als 

2,  410   als  Ephebe  [auf  der  Grabschrift  eines  Achaier  daselbst  angesiedelt  haben,  Strub.  416 

Knaben  Äppend.  136,  5  zoiog  ö'  r^v  ysyacög,  oiög  (aus  ihm  Eustatli.  p.  272).   Appian.  b.  Mithr. 

tcot'  icpvasv  {olös  nots,  qjcxalv  Jacobs)  "latixog]  67.  102.  Dion.  Perieg.  G83  {Prisdan.  Per.  663). 

zu  denken,  nicht  mit  Preller,  Aufs.  292  f.  =  Vgl.  0.  Müller,   Ordiomenos^^    203.  241.      Da- 

Archäol.  Zeit.  1845,  108  f.  als   erwachsen  und  lo  gegen  läfst  die  Grabschrift  bei  Aristot.  Pepl. 

der  Persephone   an  Alter  und   Gröfse  gleich);  1570  a   10   die   beiden  Brüder  in    minyeischer 

vielleicht  ist  letzteres  mit  dem  von  Cic.  Verr.  Erde  ruhen.     Aus   dem  Verzeichnis  der  troja- 

4,   60,   135    erwähnten  identisch   {Friederichs,  nischen  Helden  kameü  beide  Namen  in  das  der 

Praxiteles   12.     Overbeck,   Gesch.  d.  Plastik  2,  Argonauten  bei  .^4poZ/oci.  1,  9, 16  (anders  Jcssew, 

22,   2);   ob   in  der  verderbten  Stelle  ebendas.  Pivll.  in  catal.  Argon.  Berlin  1889  S.  14)  und 

57,   128,  wo  es  heifst,  Verres  habe   aus  dem  derFreier  der  Helena  bei  J^jo^Zod.  3, 10,  8(1.  fehlt 

Tempel  der  Libera  parinum  caput  illud  pulcher-  bei  Hyg.  f.  81).                                   [Seeliger.] 

rimum   geraubt,  mit  Michter  für  parinum  zu  laloims  (-a?).    Auf  einem  Votivaltärchen  aus 

lesen  ist  puerinum  {=  pueri  lacchi;  vgl.  Üv.  Nismes    liest  Hirschfeld,   CIL  12,  3057   add. 

Met.  4,  18,  wo  er  pwer  aeternus  heifst),  bleibt  20  lalon  \  et  For  \  //on///\.  Die  zweite  Zeile  scheint 

zweifelhaft.  Über  lakchos  auf  Kunstdenkmälern  et  For(tunae)  zu  lesen  zusein.    Mit  der  in  der 

vgl.  man  Gerhard,  Bilder  des  lakchos  Abh.  2,  ersten  Zeile  genannten  Gottheit  (im  Index  des 

367  ff.    409  ff. ,    der   gegen   Preller,   Aufs.   293  Corpus   lalona)    ist    zu    vergleichen    der   deus 

den    bärtigen   Typus    des    lakchos   in   Abrede  lalonus  Contre .  . .  der  Inschrift  von  Lancaster 

stellt  {Abh.  2,  409);  über  geflügelte,  gehörnte  CIL  7,  284    (vgl.  290    dco    sancto    Contrebi). 

und  mannweibliche  (vgl.  den  Mises-Iakchos  der  [M.  Ihm.] 

Orpbiker:  Orph.  Hyvin.  4:2.  Gerhard,  Abh.  2, SO)  lalysos  {'iccXvaos),   rhodischer  Heros,  nach 

Darstellungen  vgl.  Gerhard,  Abh.  2,  369,  412.  welchem  die  Stadt  lalysos  benannt  war.    Ker- 

Ebend.  410  f.     Prodromus  79:   lakchos,  Plutos  kaphos,  ein  Sohn  des  Helios  und  der  Rhodos, 

und  der  mystische  Eros  (vgl.  Archäol.  Zeit.  8  30  zeugte   mit  Kydippe  (Lysippe,   Eustath.  Hom. 

[1850],  164)   ähnlich  dargestellt.     Ferner  vgl.  p.   315,    29),    einer    Tochter    seines    Bruders 

Archäol.  Zeit.   3   (1845),   63  f.   8  (1850),   161  ff'.  Ochimos,    den  lalysos,   Lindos   und  Kameiros, 

und  Strube  a.  a.  0.  78.    Archäol.  Ans.  18,  99.  welche  die  Insel  Rhodos  unter  sich  teilten  und 

Archäol.  Zeit.  19  (1861)  165.    E.  Thrämer  oben  die  drei  nach  ihnen  benannten  Städte  bauten, 

unter  DionT/sosSp.  1130  Z.  5  ff.  Sp.  1148  Z.26ff.  Pind.  Ol.  7,  74  (136)   und  Schol.  Biod.  5,  57. 

1149,  40  ff'.    F'örster  a.  a.  0.  266  f.    Lenormant  Steph.  B.  v.  KätiiQog  und  AivSog.   Bei  Tzetz.  zu 

a.  a.  0.  1062.   1070.    [Vgl.    auch   Petersburger  Z/.  923  heifsen  die  drei  Brüder  Nachkommen  des 

Vasens.  nr.  1792.     Vase  d.  Samml.  Snntangelo  Helios    und    der  Rhode   oder  der  Rhode  und 

nr.  11  =  Arch.Z.  1867,  220  f.    Brit.M.  nr.  674.  des  Poseidon.     Syme,  nach  welcher  die  Insel 

Über  das  eleusinische  Relief  vgl.    Welcker,  A.  40  Syme   zwischen  Rhodos   und  Knidos  benannt 

Benkm.  5,  106  f.    Overbeck,  K.  M.  2,  567.   Frie-  sein  sollte,  heifst  Tochter  des  I.  und  der  Dotis, 

der ichs- Wolters  nr.  1182.    R.]     [Höfer.]  wegen  einer  dotischen  Kolonie,  die  nach  Rhodos, 

lalemos  {'idls^og),   Sohn   des  Apollon  und  Knidos  und  Syme  ging,  ilf«os.  bei  J.i/tm.  7, 296b, 

der  Muse  Kalliope,  nach  welchem  die  Klage-  Steph.  B.v.  Zv^rj.  Müller,  Orchom   195.   Aegin. 

gesänge    {tdXifioi)    über    frühen    Tod    in    der  41  ff.    [Über  das  Gemälde  des  Protogenes  vgl. 

Natur   und    im    Menschenleben    benannt    sein  Brunti,  Gesch.  d.  gr.  Künsll.  2,236 S.  11.]  [^toW.] 

sollten,   Bruder  des  Hymenaios  und  Orpheus.  lambadiiles  {'laußaöovlrig),  ein  barbarischer 

Manche  identificierten  ihn  mitLinos;  wie  dieser  (thrakischer?)  Gott  auf  einem  jetzt  im  kapitol. 

galt    er  für    den  Gegenstand   des    Klagelieds,  Museum  zu  Rom  befindlichen,  mit  griechischer 

für    einen  Knaben    oder  Jüngling,    der  einen  50  Inschrift   verseheneu   Votivrelief  eines    Präto- 

frühen  unglücklichen  Tod  gefunden,  sowie  auch  rianers,  welches  zwei  Götter  {ZßEQ&ovQÖog  und 

für  den   Erfinder  des  Trauerlieds.     Pindar  b.  'lafxß.)  darstellt,  von  denen  der  zur  Ij.  ganz  als 

Schol.  Eurip.  Bhes.  892   {Pind.  fr.  116  Bergk.  luppiter  (mit  Blitz  und  Scepter),   der  andere 

Müller    liist.    gr.  fragm.   3,   303,   8.     Welcker,  als  ein  nackter  reitender  Jüngling  mit  langem 

Kl.    Sehr.    1,    50).     Schol.    Eurip.    Or.    1375.  Haarschopf  dargestellt  ist.     Vgl.  Matz-Buhn, 

Suppl.  281.    Schol.  Pind.  Pyth.  4,  313.    Schol.  Ant.  Bildio.  in  Born  nr.  3771.     [Röscher.] 

Aji-    Bh.    4,    1304.    Hesych.    u.    Et.    M.   s.   v.  lauibe    {'läfißri).     Im   homerischen  Ilymnos 

Preller,  Gr.  Myth.  2,  idO.  Gerhard  2.  §324,3.  auf  Demeter,   v.  195  ff'. ,    erscheint   lambe    als 

[Stoll.]  Dienerin  im  Hause  des  Keleos  und  der  Meta- 

laliueuos  (idXn^vog  „der  Wehklager"  nach  60  neira  in   Eleusis,    sie  bringt  der  um   die  ge- 

0.  ilfrtZ/e?'^  Orc/iome«os^  S.  241  A.  5,  „der Werfer"  raubte  Persephone  trauernden  Demeter  einen 

nach  Pape-Bciiseler),   Sohn  des  Ares  und   der  Sitz    und    erheitert    sie   durch   allerlei   Scherz 

Astyoche,  der  Tochter  des  Aktor,  mit  seinem  und    Mutwillen.      Daraus    entstand    die    Sitte, 

Bruder  Askalaphos  Beherrscher  des  boiotischen  bei  den  Festen  der  Demeter  allerlei  Spott,  Mut- 

Orchomenos,   Hom.   B  511  ff.    Paus.   9,  37,  7.  willen  und  Ausgelassenheit  zu  treiben.    Ebenso 

{Eustath.  zu  IIov).  B  bll  p.  272.)  Hyg.  f.  159  Apollodor  1,  5,  1,  3;    Biodor  5,  4;   Etyin.  M. 

j).  15,  2  Seh.   {f.  97  p.  91,  6  beruht  der  Zu-  s.  v.  'idfißr];  Hesych.  s.  v.     In  der  orphischen 

satz  „Lyci  et  Pernidis  füius"  auf  Korruption).  Poesie,  wo  die  derben  Späfse,  welche  die  De- 


13                          lameuos  -                           lantlae                           14 

meter  anfheiteni,  ausführlich  besprochen  wer-  herrlicher  Seher  und  Stammvater  eines  lange 

den,  tritt  Baubo  (s.  d.)  an  die  Stelle  der  lambe.  dauernden     Sehergeschlechtes     werden.       Als 

Die  Sage  verdankt  wohl  ihren  Ursprung  dem  lamos  zum  Jüngling  herangereift  war,  stieg  er 

Bestreben,  die  Verbindung  jener  Ausgelassen  in  der  Nacht  in   die  Flut  des  Alpheios  hinab 

heit,  jenes  Scherzens  und  Spottens,   kurz  des  und  rief  seinen  Ahnen  Poseidon  und  den  Vater 

iKfißi^iiv   mit  den  Demeterfesten  zu  erklären.  Apollon  wegen  seiner  Bestimmung  an.    Apollon 

'läußri  bedeutet  eben  nichts  anderes  als  Spott.  gebot  ihm  antwortend,  seiner  Stimme  zu  folgen. 

So    sagt   das   Etymolog.    M.    s.   v. ,    das  Wort  und  führte  ihn  nach  Olympia,  wo  er  ihm  ver- 

taußil^nv    komme    her    von    tov    ßä^siv   rj   cog  lieh,   sowohl   die  Stimmen  der  Vögel  zu  ver- 

ßfXq  ßdlXsiv  TU  Xsyofisva,  was  zwar  dem  Sinne  lo  stehen  u.  zu  deuten,  als  auch  aus  den  brennenden 

nach   richtig,    aber    etj^mologisch    unmöglich  Häuten  der  Opfertiere  auf  dem  Altare  des  Zeus 

ist.     Der  Name  wird  vielmehr  abzuleiten  sein  zu  weissagen,  sobald  Herakles  die  olympischen 

von  Lanxco  sende,   schicke  (besonders  von  Ge-  Spiele   stifte.     Seitdem  bestand  das  berühmte 

schössen    gebraucht).      So    hiefsen    auch    die  Sehergeschlecht.  Find.  Ol.  6,  28—70  (46 — 120) 

Spottverse  der  griechischen  Lyriker  Jamben,  -mit  ä.Schol. ,hes.  z.  v.  46  u.  111.  [Vgl.  Gaz.arch. 

weil    sie    gleichsam    wie    Geschosse    auf    die  1880  T.  34.  JRcv.  d.  rev.  6  p.  227.  Dr.]    [Stoll.] 

Gegner   geschleudert    wurden.     Wurden    aber  laua  (=  Diana?),  zweifelhafter  Name  einer 

die  Spöttereien  {Lccfißsia)  der  Demeterfeste  auf  römischen  Göttin,  welche  entweder  als  Diana 

die    mythische    Gestalt    der    lambe   zurückge-  oder    Luna    gedeutet,   oder   als  feminine  Par- 

führt,  so  lag  es  nahe,  auch  die  Erfindung  der  20  allele    zu    lanus    gefafst    wird.      Vgl.     Varro 

lambendichtung  von  lambe-Enipo  herzuleiten;  r.  r.  1,  37,  3:  nunguamne  rure  audisti  octavo 

\^\.Sittl,  Gesch.  d.  griech.  Litt.  1,269  f.    Anders  lanavi  (codd.  Lanam)  et  crescentem  et  contra 

Eustath.    ad    Hom.    p.    1684.    48.   54.    Jacohi,  senescentem  et  qiiae  crescente  luna  fieri  oporteret 

3Iythol.  Wörterbuch  —  Als  Eltern  der  I.  erwähnt  [et]   tarnest   quaedam   melius   fieri  post    octavo 

das  Et.  M.  den  Pan  und  die  Echo  (Thrakerin  lanam   (codd.   Lanam)  quam  ante?.     Macroh. 

ist I. nach  ProMos  b.  Westphal,  Scr.  Metr.  1  p.  242).  1 ,  9,  8 :  pronuntiavit  Nigidius  Äpollinem  lanum 

Auch  diese  Genealogie  scheint  aus  dem  Namen  esse  Dianamqtie  lanam  apposita  D  littera  etc. 

geschöpft,   der  dort  auch  abgeleitet  wird  von  Tertull.  ad  nat.  2,  15:  et  diva  Arquis  et  I^ana 

i'av  ßä^etv,  i'a  nämlich  sei  die  gemeine  Stimme,  (lana'i)  et  vwntiumScptimontium  etc.   Vgl.  oben 

das  gewöhnliche  Geschrei  der  Menschen.    Die  30  Bd.  1  Sp.  1003;  unt.  Sp.  48.  Preller,  B.3I.^1,1&7. 

lärmende  Freude  bei  ländlichen  Festen  konnte  2,  221.    Buttmann,  Mytliol.  2,  72.     [Röscher.] 

wohl  allerdings  die  Vorstellung  wachrufen,  dafs  lunassa  {'lävaoGa),  eine  der  Nereiden  (s.  d.); 

das    Tosen  des   Festlärms  ein   Kind  des  länd-  II.   18,  47.    Hygin.   f.  praef.  p.  29  Bu.     Vgl. 

liehen   Gottes    Pan    und   des   Wiederhalls  sei.  laneira  und  lanthe.     [Röscher.] 

Etymologisch   ist   diese  Ableitung  unmöglich.  laiidysos    {'lävSvcog) ,    König    der    Skythen 

Vgl.  auch  Preller,  Gr.  MytJi.  1^,  648.  Ludwich,  zur  Zeit  des  ägyptischenKönigsSesostris,J.maw 

FlecMs.  Jahrb.  1890  S.  51  ff.       [Weizsäcker.]  in  Phot.  Bibl.  cod.  58.     [Stoll.}» 

lamenos  {'lansvog,  auch'laiisvög,  Schol.  IL  laneira   {'lävstga),    1)  Nereide,   II.  18,  47. 

12,  193.  Et.  31.  s.  V.),  ein  Troer,  beim  Sturm  Hygin.  piracf.  p.  29  Bunte.   Braun,  Gr.  Götterl. 

auf  die   Mauer    des    griechischen  Lagers    von  io  §  99.    —    2)   Okeanide,   Hes.   Th.   356.    Hom. 

Leonteus  getötet,  II.  12,  139.  193.     [Stoll.]  iTj/wm.  5,  421.  Schömann,  Opusc.Ac.  2,150  ühev- 

laiuidai  {'lufiLSai),  Nachkommen  des  lamos  setzt  Fovela.  Hermann,  Opusc.  6,  172.  LobccJc, 

(s.  d.).     [Röscher.]  Proleg.  pathol  263.    Braun,  Gr.  Götterl.  §  156 

lamnüs  {"lunvog),  der  Heros  Eponymos  des  („die  Männererfreuende,  Männerbeglückende"), 

phönikischen  Städtchens  lamnia,  Steph.  B.  v.  —  3)  Tochter  des  Iphis,  Gemahlin  des  Kapa- 

'la^vi'ci.     [Stoll.]  neus,  gewöhnlich  Euadne  genannt,  Schol.  Pind. 

lamos  ("/«ftos),' Sohn  des  Apollon  und  der  Ul.  6,  46.  [StoU.] 
Euadne,  der  Tochter  des  Poseidon  und  der  laniskos  {'luvia-Aog),  1)  Sohn  des  Asklepios, 
Pitana,  der  Stammvater  der  lamiden,  einer  Schol.  Aristoph.  Plut.  701.  Gerhard,  Myth.  1 
Weissagerfamilie,  die  in  Olympia  dem  alter-  50  §  510.  S.  unten  Sp.  23  Anm.  —  2)  Nachkomme 
tümlichen  Orakel  des  Zeus  vorstand  und  dort  des  Atheners  Klytios,  des  Schwiegervaters  des 
ihren  Hauptsitz  hatte.  Paus.  6,  2,  3.  Müller,  sikyonischen  Königs  Lamedon,  welcher,  aus 
I)or.  1,  142.  253.  BoecJch  ad  Pind.  Ol.  6.  Expl.  Attika  kommend,  König  in  Sikyon  wurde,  als 
152f.  660.  Preller,  Gr.  Myth.  1,  113  f.  2,477.  Adrastos,  (s.  d.),  seine  Herrschaft  in  Sikyon 
Curtins,  Peloponn.  2,  110,  55.  —  Pitana,  die  aufgebend,  nach  Argos  zurückgekehrt  war. 
Tochter. des  Eurotas  (der  Ort  Pitana  war  eine  Nach  seinem  Tode  ward  der  Heraklide  Phai- 
Kome  von  Sparta),  hatte  ihre  neugeborene  stos  in  Sikyon  König.  Paus.  2,  6,  2.  3.  Ger- 
Tochter  Euadne,  um  sie  zu  verbergen,  zu  dem  liard,  3Iyth.  2  p.  238  f.  [Stoll.] 
Arkader  Aipytos  nach  Phaisana  am  Alpheios  Iajina{"lavvcc), .  .zLvig  de  rriv'ElsvrjV.  Hesych. 
gesandt.  Dort  gebar  die  Jungfrau  Euadne  von  go  [Höfer.] 
Apollon  im  dunkeln  Haine  einen  Knaben,  den,  lantlie  {'läv&ri),  1)  Okeanide,  Hes.  Th.  349. 
als  die  Mutter  ihn  aus  Scham  verliefs,  durch  Hom.  Hymn.  5,  418.  Paus.  4,  30,  3.  Hygin. 
göttliche  Vorsorge  zwei  Schlangen  mit  Honig  praef.  p.  28  Bunte.  Schömann,  Opusc.  Ac.  2, 
nährten.  Weil  er  zwischen  blühenden  Veilchen  147  („Violiflora").  Braun,  Gr.  Götterl.  §  147 
liegend  gefunden  wurde,  nannte  ihn  die  Mutter  (die  „Wärmeerquickte").  —  2)  Eine  kretische 
lamos  (Veilchenreich).  Dem  Aipytos,  der  wegen  Jungfrau,  Tochter  des  Telestes,  vermählt  mit 
des  Knaben  den  delphischen  Gott  gefragt  der  durch  die  Huld  der  Isis  in  einen  Jüng- 
halte,   wurde   verkündet,    derselbe  werde   ein  ling  verwandelten  Iphis,  Ovid.   Met.  9,  666 ff. 


15        lanuö   (röm.  Kulte  u.  Lokalsagen)  lanus  (Kult  d.  Geniinus  od.  Quirinus)     16 

—    [3)    Nymphe    (Okeanide?)    zwischen    zwei  Forums,    und  zwar   „ad  infivium  ArgUctum" 

tanzenden  Silenen  stehend  auf  einer  attischen  {Liv.  1,  19,  2.    Serv.  z.   Verg.  A.  7,  607)  nach 

streng-rotfigur.  Schale  in  Berlin;  Furtwängler  Jordan,   Top.  1,2,  351   u.  214    ,, zwischen    d. 

nr.  4220.    Koscher.]     [Stoll.]  Severusbogen  und  San  Adriano"  (anders  Bichter 

lanuaria  Dea  s.  d.  Nachträge.  l>.   Baumeister,   TJenJim.   S.    1467   u.  Annali  d. 

Inuus.  Inst.  1885  S.  323  fF.),  d.  h.  wohl  an  einer  von  der 

Subura     nach     dem     Forum     herabführenden 

A.   Kultstatten  und  Lokalsagen.  gtrafse  {Jordan  a.  a.  0.),  stand  der  uralte,  der 

1)  Rom.   V/ie  alt  der  lanuskult  zu  liom  und  Sage  nach  von  Numa  gestiftete  (7Vso  b.  Varro 

in  Italien  überhaupt  war,  ersieht  man  am  besten  lo  l.  l.  5,  165.    Liv.  1,  19,  2     Plin.  li.  n.  34,  33. 

aus  der  Thatsache,  dafs  er  schon  von  Romulus  Phit.    Num.   20.    Flor.   1 ,  2.    Serv.  a.   a.  0.) 

eingeführt  sein   sollte   (vgl.   Varro  h.  August.  lanus    treminus    {Macroh.  1,  9,  9  u.  5,  15  f. 

c.  d.  4,  23:   Bomulus  .  .  .  ergo  constituit  lio-  Flor.  1 ,  2.  2,  34.    Bio  C.  54,  36.    Fufrop.  9,  2. 

mam's   deos  lantim,  lovem,  Martern.,  Ficiini,  Snct.  Nero  14.    Vellei.  2,  38,  3.    Vita  Commodi 

Faunum  etc.     Hcrodian  1,  16:    %Eog    ccQ%ai6-  16.     Gordiani  tres  26.     Vii-i  ill.  79,  7),    auch 

rarog     rrjg    'izaUag    £TiLxa>Qiog.    luv.   6,    393:  wohl  ebenso  wie   die  darin  befindliche  Statue 

antiquissime  divum  .  .  .  lane  pater.    Procop.  h.  bifrons  {Verg.  A.  7,  180.  12,  198),  biformis 

Gotli.   1,  25    6  "lavog   TtQcözog   rjv   xäv   aQxaimv  {Ov.  /'.   1,  89),    oder   geminae  portae  belli 

d'scöv,  ovg  ärj'PcofiKLOi,  ylcöoari  ry  ßq)sz£Qa  Ttevcc-  {Verg.  A.  7,  607),  lani  gemini  portae  {Viri 

Torg  [Hss.  jTf'vTjras]  fxoJ;iouj'),  ferner  daraus,  dafs  20  v7^.   79,  7.     Aug.   c.   d.    3,    10),   nvXq   ivväliog 

lanus  in  dem  Kulte  und  den  Liedern  der  von  {Mon.  Anc.  Gr.  7,  5),  ÖL&vQog  v^cog  oder  nvh] 

Numa    eingesetzten   Salier   eine  Rolle    spielte  ■noli^ov  {Plut.  Ntim.  20,  1),  porta  lanualis 

{Varroh.Macrob.l,d,14::  Saliorumantiquissimis  {Varro  l.  l.  5,  165),  porta  lani  {Flor.  1,  18), 

carminihus   lanus   IJeorum    deus   [Varro   l.   l.  nvlai  xov  'lavov  {Bio  C.  51,  20),  oder  lanus 

7,  27]  canitur.    Varro  l.  l.  7,  26:  Buonus  cerus  (Quirinus  [Quirini?]  genannt  {3Ion.  Anc.  iMt. 

es,  du(o)nus  lanus.    Pauli  epit.  3,  6.    lo.  Lyd.  2,  42.    8uet.  Aug.  22;  vgl.  3Iacr.  1,  9,  16.   Hör. 

de  mens.  4,  2:  övonaidsKu  nQvrdvsig  TtQog  xov  ca.  4,  15,  9:   lanimi  Quirini  [oder  Quirinum? 

Novfiä  zovg  .  .  .  EaXCovg  OQia&fjvai  cpaaiv*).,  vgl.  KiefsUng  z.  d.  St.]  clausit).  Wie  eng  dieses 

v(ivovvzag  xov  'lavbv   xard:  xov  xwv  'ixaliKcüv  „zweifellos   uralte   Heiligtum  {Jordan  a.  a.  0. 

firjj/cöv  dgidfiöv.    Tertull.  Apolog.  10;  vgl.  unten  30  346),  das  nie  seinen  Platz  wechselte  und  sicher 

Sp.  36,54 fl'.).  Wahrscheinlich  hängen  mit  diesem  bis    ins    5.    Jahrhundert   nach    Chr.    bestand" 

lanuskult  der  12   palatinischen  Salier    die   12  {Procop.   Goth.  1,  25  S.  122  f.    Jordan  349  u. 

Altäre  des  lanus  und  seine  Feier  an  den  auch  352),  mit  dem  Forum  verbunden  war,   ersieht 

der  luno  geheiligten  Kaienden  zusammen  (vgl.  m^m    namentlich    aus    Senccas    Apocol.    9,    2: 

Varro  b.  Macroh.  1,  9,  16:  lano  duodecim  aras  lanus  23atcr  ..  .  .  homo  quantumvis  vafer,  qui 

pro  totidem  mensibus  dedicatas.     Fronteius  C^)  semper  videt  cc^a  xat  öniaaco.    is  multa  diserte, 

b.   Lijd.  vieus.   i,  2:    öads'ncißcofiov   elvai   xov  quod  in  foro  vivehat,  dixit  und   aus  Procop. 

avrov  vccbv  v.axu  xov  xäv  (irjvmv  aQi&fiov.   Vgl.  '>'•  '''•  0.  e'xsi   Sl   xov   v£(ov  sv   xy  uyogu   tcqo 

Macroh.   1,   15,    19:   lanum  lunonium  cogno-  '^^^   ßovXsvrriQiov   etc.   (vgl.   auch  Bio    73,  13 

■minatum  diximus,  quod  Uli  deo  omnis  ingrcssus,  40  (z.  J.  193):   xm  'Javcp   xa   -hqo  xäv  &vqwv  [xov 

Jiuic  dcae  cuncti  Jvalendarum  dies  vidcntur  ad-  cwsSgiov]).     Vgl.   Jordan    S.    348.     Was    die 

scripti.    ih.  1,  9,  lö:  Itmonium  quasi  non  solum  Gestalt    des    Gebäudes    betrifft,    so    hat   man 

mensis  lanuarii  sed  mensiiim  omnium  ingressus  darunter  genau  genommen  keine   aedes,   son- 

tenentevi;  in  dicione  autem  lunonis  sunt  omnes  tlern  eben  nur   einen  doppelthürigeu  {dt&vgog 

Kalendae.    Fyd.  4,  2:  BÜqqcov  .  .  .  (prjGtv  uvxov  l'^ut.  Num.  20,  1)  ianus  oder  ein  Durchgangs- 

.  .  .  ItysaQ-ccL  .  .  .  %al  Uonävcova  [üv.  f.  1,  276  thor   (vgl.    die  Ausdrücke   porta  und  nvlr]   in 

u.   127]  öid  xo  iv  xaig  KaX^vSaig  dvacpsQsad'ai.  den   oben   angeführten   Stellen   und   xb   'lavov 

nonava).     Die    römischen  Kulte    des   lanus  öCnvlov  b.  Plut.   fort.  Korn.  9),   an  einer  sehr 

sind  folgende:  belebten,   zu  Ovids  Zeit  zwei  Fora  (wohl  das 

a)  Am  oberen  (nordöstlichen)  Ende**)  des  50  Mische    und    das    grofse;    Becler,    Top.   368) 

verbindenden   Strafse   (die   es   teilweise    über- 

*)  wenu  reiiegnno  {Andeut.  üb.  d.  ursprüngi.  Keii-  spannte)    gelegen,    ZU    verstehen    (vgl.    Ov.   f. 

giunsimler schied   d.  Patrio.  u.  Pleb.  1842   S.  52  f.)  und  ^far-  1)  257:    CUr  stas  Sacratus  in  uno,  1lic  uhi  iuncta 

quardt  (R.  Siaatsv.  3   S.  419,  10)  in   diesem   Falle    an    die  foris  tcmpla  duohus  liaheS?).     Die   genaueste 

agonalischen    Salier    des    Quirinus   denken,   weil   in    der  Vorstellung    VOn    diesem    Gebäude    und    seiner 

lex  über  die  spolia  opima  die  drei  Hauptgötter  der  Salier,  Einrichtung  verdanken   wir  erstens   einer  Be- 

luppiter,  Mars  und  lanus  Quirinus  vorkommen  und  weil  gchreibung  des  PrOCOpiuS  Uud  zweitens  einigen 

die  Agonaha   (s.  u.),     bei   denen    die   agonalischen  Salier  -fLt..      „ja             i        ,r>         t  a -\t   nr -tr      ±         -i 

,    ,       1      u  •  T  1  ., .  ^-                ,      T            li    '  Münzen  des  Augustus  (Rev.  iJ.iV.  CLV.  ..temple 

doch  wahrschemlicli  thatig  waren,  dem  lanus  galten,  so  ,      ^               /.          5^      -n     \i          i  ■    ci                  ,,^'-ii,,jj,jk. 

widerspricht   dem   die   Nachricht,    dafs   Numa   einerseits  "^  -'«»^"S    fermc";    Boutkousla    S.    327    nr.    767; 

das    KoUegium    der    12    palatinischen    Salier    {Marquardt  CO  Vgl.   EcJcJiel  VI,    89)   und   des   Nero   {EckJlcl  VI, 

a.  a.  O.  410,3)  anderseits  den  I;mus  Geminus  am  Forum  373.    Cohen  1   T.  XI  Ncron  177.    BecJccr,  Topogr. 

(s.  u.)   gestiftet   und   seinen  Saliern    die  Pflicht  auferlegt  Taf.  5,  9.     Baumeister,   Bcnlcm.   S.   234   nr.  206; 
haben    sollte,    den  lanus   nach    der   Zahl    der   italischen 

Monate  zu  besingen  (i(/rf.  4,  2),  wahrend  die  agonalischen  ersten     d.    h.    Nordregiou    des    Himmels     bei    Martianm 

Salier  erst  von  Tullus   Ilostilius   eingesetzt   sein  sollten,  Capella  und   des  von   Deecke  ihm  gleichgesetzten  Ani  des 

(s.  d.  Stellen  b.  3Iarquardt  S.  411,  2).  Templums  von  Piacenza  (vgl.  Lyd.  de  mens.  4,  2  icp'  exu- 

**)  Höchst  beachtenswert  ist,  dafs  dieser  lanus  gerade  tii^)a;"A()y.tov  und  Deecke,  KU:  Forsch.  4, 19  u.  25  ff.    Järnskcr 

am  äufscrsten  Nord  -  oder  Nordostcndo  des  Forums  lag.  2,    135  f.,    der  Etr.   F.   S.   27  in    der   ersten   Kegion,    der 

Dies    entspricht    genau    der  Placierung   des  lanus  in  der  ianua  caeli,  auch  ianitures  caelesies  vermutet). 


17     lanus  (Kult  d.  Gemiims  od.  Quirinus) 


latius  (Kult.  d.  CJemiuus  od.  Quirinu«)     18 


vgl.  die  beistellende  ALbildg.).  Nach  Procop 
(hell.  Güth.  1,  25  S.  122  f.)  war  der  Tempel 
(vscög)  ganz  von  Erz  {ctTzag  ;i;aAKO'yg),  viereckig 
(iv  TStQcxycövo}  a^r'jaccrt.)  und  nur  so  hoch,  dafs 
das  5'  Ellen  hohe  Erzbild  des  Gottes  darunter 
stehen  konnte.  Das  Doppelgesicht  der  Statue 
schaute  nach  Osten  und  Westen  zu  beiden 
Thoren  heraus  (vgl.  auch  Ov.  f.  1,  140  coas 
2)artes  Jiesperiasque  simul.  Lutatius  b.  lo.  Lyd. 
de  mens.  4,  2:  o  ys  ^rjv  Aovtäziog  "Hliov  [rov  lO  Schwefelquelle, 


wurden,  redet  Ovid  f.  1,  275  (vgl.  ib.  127: 
ceriale  libum  farraque  mixta  salc);  in  betreff  der 
12  Altäre,  die  Frontcius  (?bei  Lyd.  4,  2)  wohl 
diesem  Tempel  zuschreibt,  s.  oben  Sp.  15.  An 
den  lanus  geminus  knüpft  sich  eine,  wie  es 
scheint,  ziemlich  alte  ätiologische  Lokalsage, 
welche  einerseits  die  Entstehung  der  Lautolae 
oder  Lotolae,  d.  i.  einer  in  unmittelbarer  Nähe 
des  Heiligtums  befindlich  gewesenen  warmen 
andrerseits    die    Öffnung    der 


lavov    Kcilst]    Ticcga     zö    icp'    SKCctSQag    nvXr^g 
ägxftv,   avatoXrjg   i'acag   ■Kccl   dvGScog).     Auf  den 


geschlossene 


Münzen  des  Nero  ,, erscheint  der 
lanus  als  ein  würfelförmiges  Gebäude,  von 
dem  die  Front  und  eine  Seite  sichtbar  sind. 
Jene  besteht  aus  einem  Thor  mit  geschlossenen 
valvae,  welches  von  zwei  einen  Bogen  tragen- 
den korinthischen  Säulen  gebildet  wird;  von 
dem    unzweifelhaft    die    Rückseite    bildenden 


Tempelthüren  zur  Kriegszeit  erklären  sollte 
(vgl.  Varro  l.  l.  5,  156:  Lautolae  a  lavando, 
quod  ibi  ad  lanum  gcminuvb  aquue  caldae 
fuerunt.  Ov.  Met.  14,  785:  Lano  loca  iuneta 
tenebant  Naides  Äusoniae  gclido  rorantia  fönte 
etc.;  hinsichtlich  des  vulkanischen  Charakters 
dieser  lautolae  vgl.  Jordan,  Top.  1,  1,  122). 
Die  Geschichte  steht  ziemlich  übereinstimmend 
bei  Macrobius  (1,  9,  17),  der  wohl  aus   Varro 


gleichen    Thor    sieht  man   die   Ecksäule;    die  20  schöpfte,  und  bei  Ovid  {Met.  14,  778  ff.  u.  F. 


beide  Thore  verbindende 
driert  und  erreicht  nur  ^/j 
das 
auf 


Seitenwand  ist  qua- 

der  Höhe  der  Thore, 

offene   obere  Viertel  schliefst  ein   Gitter, 

den  Säulen   ruht  vorn  wie   zur  Seite   ein 


zweigliedriges  Gebälk,  darüber  aber  liegt  kein 


50 


Münze  des  Nero  mit  der  Darstellung  des  lanustempcls  auf  dem 
Forum  Rom.  (nach  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Alt.  S.  234  nr.  2010- 

Dach  mit  Fastigium.  Unzweifelhaft  also  ist 
das  Gebäude  keine  aedes,  sondern  ein  dop- 
pelter ianus,  dessen  _ Seitenwände  plutea 
bilden"  {Jordan  351).*)  Über  ein  interessantes 
Motiv  der  in  dem  alten  lanustempel  stehenden 
Statue  belehrt  uns  Plinius  34,  33;  Lanus  Ge- 
minus a  Numa  rege  dicatus  ....  digitis  ita 
figuraiis,  ut  CCCLV  dierum  nota  per  signi- 
ficationem  anni,  temporis  et  aevi  esse  sc  deum  in- 
dicuret  (vgl.  lo.  Lyd.  de  mens.  4,  1  u.  Siiid. 
s.  V.  'iccvoväqiog.  Macrob.  1,  9,  10.  Mommsen 
Cliron.  34).  Im  übrigen  haben  wir  uns  die 
Gestaltung  des  Kopfes  der  Statue  wohl  nach 
Mafsgabe  der  alten  römischen  Münzen  zu 
denken  (s.  u.).  Von  einer  ara  parvo  coniuncta 
sacello,  auf  welcher  strues  und  farra  geopfert 

*)  Wenn  Semiu-i  zu  Aen.  7,  607  diesen  lanus  „circa 
iinum  Aryiletum  iuxta  theatrum  Marcelli"  ansetzt 
und  seine  spätere  Verlegung  an  das  Forum  transitorium 
und  Verwandlung  in  ein  temiAum  quattuor  imriarum, 
d.  li.  in  einen  ianus  quadrifrons ,  behauptet,  so  beruht 
das,  wie  Jordan  a.  a.  O.  S.  347  Anm.  46  überzeugend 
nacligewiesen  hat,  auf  einer  irrtümlichen  Interpolation, 
welclie  aus  der  Verwechselung  des  numanischen  ianus 
mit  dem  am  Theater  des  Mareellus  befindlichen  hervor- 
gegangen ist.  Die  irreführenden  Vforte  iuxta  —  Marcelli 
fehlen  in  den  iiltesten  Veroneser  Schollen ,  und  der  die 
Verlegung  des  alten  Ianus  behauptende  Satz  lautet  im 
Floriacensis  ganz  anders. 


1 ,   259  ff".).      Als    die    Sabiner,    heifst    es    bei 
3Iacrobiiis,    um    der    ihnen    geraubten    Jung- 
frauen willen  unter  Titus  Tatius  die  am  Fufse 
des    Viminalis    (vgl.    darüber    Jordan    S.   349 
Anm.   52)    gelegene   porta  lanualis    stürmten, 
deren  Thüren  sich  immer  wieder  von  selbst 
öffneten  (nach    Ovid  a.  a.  0.   öffnet  sie   die 
den  Römern  feindliche   Inno),  und  als   die 
Verteidiger    das    offene    Thor    nicht   mehr 
halten  konnten,  soll  Ianus  eine  solche  Masse 
heifsen  Quellwassers  aus  der  geöffneten  Pforte 
auf  die  Angreifer  geschleudert  haben,   dafs 
die  an  dieser  Stelle  arg  gefährdete  Altstadt 
dadurch  gerettet  worden  sei.     So  sollte  die 
Sitte    entstanden  sein,   in   Kriegszeiten    die 
Thüren  des  lanns  offen  zu  halten  (vgl.  auch 
Serv.  V.  Ä.  1,  291.  12, 198  =  Blythofir.  Vat.  3, 
4,  9,  wo  die  Stiftung  des  Ianus  bifrons   auf 
das  Bündnis  des  Romulus  und  Tatius  zurück- 
geführt wird).  Nicht  undenkbar  wäre  es,  dafs 
auf  dieser  Nachbarschaft  der,  wie  es  scheint, 
durch  vulkanische  Ereignisse  zeitweilig  zu  Tage 
getretenen  Quelle  die  Sage  von  luturna  als  Gattin 
des  Ianus  und  Mutter  des  Fontus  beruhte  {Arnoh. 
3,  29),   zumal  da  luturna  als  Nymphe  der  in 
der  Nähe  des  Vesta-  und  des  Kastorentempels 
auf   der    andern    Seite    des    Forums    {Jordan, 
Topogr.   1,   2,   370)   hervorsprudelnden   Quelle 
gefafst  wurde  (vgl.  d.  Art.  Luturna  u.  Preller, 
B.  M.^  2,  128). 

Endlich  haben  wir  in  diesem  Zusammen- 
hange noch  der  merkwürdigen,  soeben  be- 
rührten Sitte  zu  gedenken,  die  Thore  dieses 
lanus  geminus  während  des  Krieges  geöffnet 
zu  halten  und  nur  dann  zu  schliefsen,  wenn 
einmal  im  ganzen  Gebiet  des  römischen  Reiches 
tiefer  Frieden  herrschte.  Vergils  {A.  7, 607)  Be- 
schreibung des  von  ihm  für  allgemein  latinisch 
gehaltenen  Brauches  bei  der  Öffnung  des  lanus- 
60  tempels  vor  Beginn  eines  Kriegszuges  macht 
fast  den  Eindruck,  als  meine  er,  dafs  der  Feld- 
herr und  das  ganze  Heer  durch  den  geöffneten 
Ianus  iu  den  Krieg  gezogen  seien  (vgl.  Lyd. 
de  mens.  4,  2:  cpaal  ös  rov  avrbv  Kai  t'^ogov 
xäv  inl  TiöXiiiOv  6g(ic6vtcov  xvyx^v^iv  yial 
diu  [i8v  T>]s  fiiccg  oipsag  (=  os  Eingang, 
ostium?)  d:7Z07i£ imsiv ,  öi.cc  ds  xrjg  tttgag 
dva-Kccisia&ai    xo   argärsv^cc),     Suid.    s.    v. 


19     lanus  (Kult  d.  Gemiiuis  od.  Quirinus)  lanus  (sonstige  iani  des  For.  Rom.)       20 

"Javog.  Tag  nvXag  zov  'lävov  SianaTccaccg,  domique  oder  domi  militiaeque;  vgl.  in  pace  et 
6  ßaad^vg,  al'neQ  int  täv  yayCoicov  nolsiiav  domi  Cic.  rep.  1,  40).  Man  pflegte  demnach 
dirjvoLyovro,  qy%£TO  TtQog  triv"Eco,  d.  h.  wohl  zur  Gewährleistung  einer  glücklichen  Heimkehr 
durch  das  östliche,  vom  Forum  wegführende  den  Ausgezogenen  den  Zugang  zum  Gemeinde- 
Thor.  Schliefsungen  fanden  statt  unter  Numa,  platze  offen  zu  halten  und  erst  dann  zu  schliel'sen, 
der  überhaupt  den  Brauch  eingeführt  haben  wenn  alle  wieder  daheim  (domi)  waren  (vgl. 
sollte  {Piso  bei  Varro  l  l  5,  165:  ius  in-  Myth.  Vat.  3,  4,  9  =  Serv.  V.  A.  1,  291: 
stitutum  a  Pompilio  .  .  .  ut  sit  aperta  sempcr,  quod  ad  bellum  ituri  de  pace  cogitare  et  re- 
nisi  quom  helhmi  sit  nusquam  etc.),  ferner  im  vcrsionem  optare  deheni).  Hierzu  kommt 
J.  519/235  {Varro  a.  a.  0.  Liv.  1,  19,  3),  lo  noch,  dafs  es  Sitte  gewesen  zu  sein  scheint, 
unter  Augustus  725,  729,  kurz  vor  753  {Momm-  den  ianitor  für  die  aufserhalb  ihres  Hau.ees 
sen  z.  Man.  Anc.  7,  5  u.  2,  42),  unter  Nero  weilenden  Familienglieder  die  Hausthüre  offen 
(vgl.  die  oben  angeführten  Münzen)  u.  s_.  w.  halten  zu  lassen,  bis  dieselben  heimkehrten, 
(Mehr  bei  Jordan,  I'opogr.  1,  2,  346  ff".)  Über  damit  sie  nicht  erst  durch  Klopfen  und  Rufen 
die  Bedeutung  dieser  Sitte  waren  schon  die  wie  Fremde  Einlafs  zu  begehren  brauchten  (vgl. 
Alten  nicht  einig.  Abgesehen  von  der  soeben  Apul.  Met.  9,  20.  Becker,  Gallus^  2,  190), 
behandelten  ätiologischen  Legende  behaupteten  während  die  Hausthür  in  der  Regel  verschlossen 
einige,  dafs  der  Dämon  des  Krieges  in  Friedens-  wurde,  wenn  der  Hausherr  und  seine  Familie 
Zeiten  im  lanusheiligtum  verschlossen  sitze,  im  daheim  waren ,  damit  sie  nicht  von  plötzlich 
Kriege  aber  dai'aus  gegen  die  Feinde  hervor-  20  Eintretenden  überrascht  werden  konnten  (vgl. 
breche  (vgl.  die  Bezeichnung  ^or^ae  belli,  Ttvlr]  die  Stelleu  bei  Marquardt,  I'rivatalt.  1,  231, 
trväAiog  und  Fer*/.  ^.  1,  293  ff',  nebst /S'er«.  z.  d.  Anm.  53  u.  54;  240  Anm.  97  ff. ;  Hermann- 
Stellej^fft.  7, 607),  andere  umgekehrt,  dafs  nicht  Blümner,  Gr.  Privatalt.  S.  148  f.). 
der  Krieg,  sondern  der  Frieden  im  lanustempel  Aufser  dem  uralten  numanischen  lanus  am 
hause  und   durch  Schliefsung  der  Thüren  am  oberen  Ende  des  Marktes  gab  es  aber  sicherlich 


o' 


Entweichen  gehindert  werden  solle  (Horat.  ep.  noch  mehrere  andere  iani  auf  oder  an  dem 
2,  1,  255:  claustraqiic  custodcm  pacis  cohiben-  Forum  Romanum;  ja  es  ist  so  gut  wie  gewifs, 
tia  laniim.  Ovid.  f.  1,  281  pace  forcs  obdo,  dafs  alle  nach  dem  Forum  führenden  Strafsen 
ne  qua  discedere  possit),  noch  andere  meinten:  an  der  Stelle  ihrer  Einmündung  ins  Forum 
ideo  .  .  .  lanus  belli  tempore  patebat,  ut  eiusdem  30  von  lanusbögen  überspannt  waren  {Bichtcr  bei 
conspectus  per  bellum  patcrtt,  in  cuius  po-  Baumeister ,  IJ.  1469 j,  wie  schon  aus  den  An- 
te State  esset  cxitus  reditusque  {Serv.  V.  sichten  auf  den  Rostrabalustraden  hervorgeht. 
A.  1,  294;  vgl.  üv.  f.  1,  279:  ut  p)opido  re-  So  wird  öfters  namentlich  ein  lanus  medius 
ditus  pateant  ad  bella  profecto,  tota  patet  (nach  Jordan  1,  2,  215  am  unteren  Marktende 
dempta  ianua  nostra  sera),  eine  Auffassung,  in  der  Nähe  des  Vesta-  und  Kastortempels  ge- 
die  manches  für  sich  hat,  zumal  wenn  wir  legen)  erwähnt,  in  dessen  Umgebung  die  Geld- 
bedenken, dafs  aus  ähnlichen  Gründen  auch  und  Börsengeschäfte  abgewickelt  wurden  (vgl. 
der  Tempel  der  Herta  oder  Hora  Quirini  (s.  d.)  Cic.  off.  2,  25,  90.  Cie.  or.  Philipp.  6,  15.  7,  6, 16. 
immer  geöffnet  gehalten  v/nrde {Phit.  Q.  Born.  Horaz  Sat.  2,  3,  18.  C.  I.  L.  6,  5845.  10027 
46).  Der  wesentlichste  Grund  des  Brauches  40  u.  s.  w.  Jordan,  Top.  1,  2,  215  f).  Obwohl 
scheint  aber  folgender  zu  sein.  Wie  wir  ferner,  abgesehen  von  Hör.  epi.  1,  1,  53,  sonst 
später  (Sp.  34)  sehen  werden,  sind  die  alte-  nirgends  ein  unterer  oder  ein  oberer  lanus  auf 
sten  sakralen  Verhältnisse  des  Forums  (d.  i.  dem  Forum  erwähnt  wird  (Jordan  215  f.),  ist 
des  Volksgemeindeplatzcs) ,  welche  in  den  doch  einerseits  aus  der  Bezeichnung  j«ediMS^  die 
beiden  auf  Numa  zurückgeführten  Kulten  des  noch  2  andere  Iani  (obeu  oder  unten?  rechts 
lanus  und  der  Vesta  gipfeln,  aus  dem  Kult  oder  links?)  auf  dem  Forum  voraussetzt, 
des  altrömischen  Privathauses  hervorgegangen  anderseits  aus  den  im  J.  580/174  von  den 
und  diesem  nachgebildet*),  d.  h.  wie  der  lanus  Censoren  auf  dem  Markte  einer  römischen 
des  Privathauses  über  dessen  Eingang,  die  Kolonie,  wohl  nach  Analogie  des  römischen 
ianua,  waltet,  so  beschützt  der  lanus  Geminus  50  Forums,  errichteten  3  Iani  {Liv.  41,  27)  auf 
den  alten  Haupteingang  des  Gemeindeplatzes,  die  einstige  Existenz  mindestens  dreier  Iani 
an  dessen  Gegenseite,  ungefähr  der  Stätte  des  auf  dem  römischen  Marktplatze  zu  schliefsen, 
Herdes  im  Atrium  entsprechend,  der  alte  Ge-  wobei  nur  das  zweifelhaft  bleibt,  ob  der  alte 
meindeherd,  d.  h.  das  Heiligtum  der  Vesta,  er-  numanische  lanus  in  dieser  Dreizahl  mit  in- 
richtet war.  Da  demnach  der  lanus  Geminus  begriffen  ist  oder  nicht.  Religiöse  Bedeutung 
für  das  Forum  und  die  auf  demselben  weilende  scheinen  übrigens  die  anderen  iani  des  Forums 
Bürgergemeinde  genau  dasselbe  bedeutet  wie  nicht  zu  haben,  da  die  Worte  des  Ovid  {f.  1, 
die  ianua  für  das  Privathaus  und  den  Haus-  257)  cum  tot  sint  iani,  cur  stas  sacratus  in 
herrn,  so  wäre  es  ein  schlimmes  Omen  (vgl.  nno?  sich  wahrscheinlich  nur  auf  den  Gegen- 
Tac.  ff.  28,2)  für  die  ,,draufsen",  d.  h.  im  Kriege  60  satz  des  numanischen  Heiligtums  zu  den 
befindliche  Bürgergemeinde  gewesen,  wenn  man  anderen  (profanen?)  Iani  des  Forums,  nicht 
nach  ihrem  Abmärsche  hinter  ihr  das  Ge-  aber  zu  andern  lanusheiligtümern  in  der  Stadt 
meindethor  verschlossen  hätte  (man  denke  (s.  u.)  beziehen  (anders  Peter,  Ovid  Fast.  II 
hierbei  an  den  uralten  Gegensatz  von  domus  p.  11).  Über  den  von  Horaz  epi.  1,  1,  54 
und  bellum  {militia)  in  den  Redensarten  belli  erwähnten  lanus  summus  und  imus  s.  Jor- 
dans Erklärungsversuch  Top.  216  f.  u.  348. 
*)  Auch  Nissen,  Tempiu/n  S.ii2ii.  US  yeigieioht  das  Jordan  glaubt,  dafs  hiermit  der  alte  (am 
Forum  mit  dem  Atrium  des  rrivatiiiiuscs.  öbem)    und    der  am    andern   (untern)  Ende 


21          lauus  (Ciiriatius ;  Tigill.  soror.)  lanus  (uuf  d.  laniculum)                22 

des  Forums  gelegene  (sonst  lanus  medius  ge-  schlechter,  was  insofern  nicht  unwahrschein- 
nannte)  Bogen  gemeint  sei,  welche  beide  zu-  lieh  ist,  als  die  ihm  parallele  luno  Sororia 
sammen  die  Totalität  des  Marktes  (von  einem  zweifellos  eine  luno  (d.  h.  weiblichen  Genius 
Endo  bis  zum  andern)  bezeichnen  sollen.  der  Frauen)  bedeutet  (vgl.  den  Artikel  luno). 
Anders  Becker,  Top.  326  f.  u.  llichtcr  b.  Bau-  Das  Sühnopfer  fiel  nach  den  Fasti  Arvalium 
w('/,s^(?/' a.a.O.  1469  (der  unt.  1.  medius  mit  Recht  auf  den  1.  Oktober,  also  auf  einen  zugleich  der 
d en über  den  VicusTuscus  gespannten  Bogen  vor-  liino  und  dem  lanus  geheiligten  Tag  (Kalendae). 
steht).  Über  die  Vesta  ad  lanum  vgl.  C. /.  i.  c)  Auf  einen  sehr  alten  lanuskult  deutet 
1  p.  395  a;  Jordan  a.  a.  0.  216  Anm.  (der  ferner  der  allgemein  {SuUn.  2,  4)  auf  lanus 
diesen  lanus  für  den  geminus  hält)  und  Prettwer,  10  zurückgeführte  Name  des  laniculum,  auf 
Ilestia-Vcsta  243  (der  ihn  für  den  „summus"  welchem  schon  Ancus  Martins  zum  Schutze 
erklärt).  Mommsen  C.  I.  L.  1  p.  395  a  meint,  es  der  Flufsschift'ahrt  und  des  gegenüberliegen- 
sei der  „medius"  gewesen,  und  diese  Ansicht  den  römischen  Hafens  {Jordan,  Topogr.  1,  1, 
scheint  mir  in  der  That  das  meiste  für  sich  431  ff.  Bichter  b.  Baumeister,  D.  S.  1437  f. 
zu  haben.  —  Wie  dem  auch  sein  möge,  wir  er-  1499)  eine  Befestigung  angelegt  hatte  (Dion. 
kennen  aus  der  Existenz  mindestens  dreier  Hai.  3,  45.  Liv.  1,  33,  6).  An  diese  Stätte 
laui  auf  dem  Forum,  dessen  äufserste  Enden  knüpfte  sich  erstens  die  Legende,  dafs  in  der 
(Ein-  und  Ausgänge?)  unzweifelhaft  durch  ältesten  Zeit  lanus  als  König  daselbst  geherrscht 
I.inusbögeu  bezeichnet  wurden,  wie  eng  der  und  den  vor  luppiter  aus  Kreta  geflohenen 
Begriff  des  lanus  mit  dem  des  Forums  ver-  20  Saturnus  gastlich  aufgenommen  habe  (vgl. 
bunden  war,  so  dafs  Jordan  a.  a.  0.  S.  348  Verg.  8,  319  ff.  u.  357:  Jianc  lanus  pater,  lianc 
den  Gott  mit  Recht  den  Patron  des  Marktes  Saturnus  condidit  arcem,  laniculum  huic,  Uli 
nennen  kann.  fuerat  Saturnia  nomen.  Ovid  f.  1,  245:  arx 
h)  In  einer  alten  Strafse  der  vierten  Region  vica  collis  erat,  quem  cultrix  nomine  nostro 
der  Stadt,  „nicht  weit  vom  Colossus  Neronis  Nuncupat  liaec  aetas  lanicidumquc  vocat. 
bei  dem  Amphitheater"  {BecJcer,  Top.  527)  ProtarcJi.  u.  Hygin.  b.  Macrob.  1,  7,  19  fi'. 
"stand  das  sogen.  Tigillum  sororium,  d.  h.  Flut.  Q.  Gr.  41.  Arnoh.  adv.  g.  3,  29;  vgl. 
wohl  ein  primitiver  aus  einfachen  Holzbalken  1,  36.  Cass.  Dio  b.  Ccdrcn.  1  p.  295,  10  BekJc. 
(=  öü-nuva?)  gebildeter  lanus  (vgl.  Bichter  b.  Herodian  1,  16.  Mythogr.  Vat.  3,  1,  2.  Lact. 
Baumeister,  Dcnlcm.  1528),  neben  welchem  zwei  30  inst.  1,  13.  Tert.  Nat.  2,  12  =  Apol.  10.  Sero. 
Altäre,  der  eine  der  luno  Sororia,  der  andere  V.  A.  8,  319:  Saturnus  rex  fuit  Crttac,  quem 
dem  lanus  Curia tius  geheiligt,  errichtet  waren  luppiter  filius  hello  pepullt.  Hie  fugiens  ah 
(vgl.  i\st.  s.  v.  Sororium  tigillum  .  . .  duo  tigilla  lano  [rege,  qui  urhtm  hahuit,  uhi  nunc  lani- 
tcrtio  superiecto,  qioae  pater  eius  constituerat,  culum  cstj  est  susceptus,  qui  rcgnahat  in  Italia; 
velut  .suh  iugum  missus  suhit,  consccratisque  ihi  quem  cum  docuisset  usum  vinearum  et  falcis 
aris  lunonis  Sororiae  et  lano  Curiatio  Übe-  [et  humaniorem  vlctum,]  in  partem  est  admissus 
ratus  omni  noxia  sceleris  est  auguriis  appro-  imperii  et  sihi  opjndmn  fecit  ....).  Hiermit 
hantibus  etc.  Hion.  Hai.  3,  22:  Karnivoi  ßw-  verband  man  die  Idee  von  einem  goldenen 
I^Lovg  lögvcäfievoi  ovo,  zbv  filv  'Hgag,  t]  IslojxEv  Zeitalter  in  Italien  als  dessen  Vertreter  eben 
iniOMOTisiv  aöiXcpäq,  rov  d'  ttsgov  .  .  .  'iccvov  40  lanus  und  Saturnus  galten:  Varro  {^)  h.  Atigust. 
....  incovviiov  ÖS  KoQaxtcov  xu>v  uvatQsQ'EVTcov  civ.  d.  7,  i:  de  lano  . .  non  .  .  .  facilc  quicquam 
X.  r.  X.  Httl  %v6Locq  xLvaq  tn^  airotq  Tioi^oavx^g  occurrit,  quod  ad  opprohrium  pertineat.  Ht 
rotij  x£  äXXoig  Hcc&aQuoig  txQiqaccvxo  v.al  te-  fortasse  talis  fuerit,  innocentius  vixerit  et  a 
Xfvicövxsg  vnriyayov  rov  OqÜziov  vno  ^vyov.  facinorihus  flagitiis-iue  remotius.  Saturnum 
....  xovxo  [i£v  dfj  x6  xcüQiov  xrjg  av^ipoQäg  xov  fugientem  benignus  cxcepit;  cum  liospite  parti- 
avÖQog  ^vrj^iELOv  tv  xfj  noX^i  txi  cpvXcczx^i,  tus  est  regmim,  ut  etiam  civitates  sirtgulas  con- 
&vaLULg  y^QKiQÖfisvov  vno  'Pa^uicov  xaS"'  tKcc-  derent;  iste  laniculum ,  ille  SatmiUam  (vgl. 
azov  iviccvzöv;  mehr  b.  Marquardt,  Staatsü.  3  auch  den  Art.  Saturnus  u.  Preuner,  Hestia 
S.  560).  Wie  alt  dieses  bis  ins  5.  Jahrhundert  S.  380  f.  389).  Und  zwar  gab  es  von  dem  auf 
{Becker  a.  a.  0.)  nachweisbare  Heiligtum  war,  50  dem  laniculum  wohnenden  lanus  zwei  ver- 
ersieht man  aus  der  Legende,  wonach  die  Er-  schiedene  Traditionen:  nach  der  einen  sollte 
richtung  des  Tigillum  und  der  beiden  Altäre  er  ein  Ureinwohner  {indigena  Macrob.  1,  7, 
auf  die  Sühne  des  von  dem  letzten  Horatier  19.  Ldbeo  b.  lo.  Lyd.  4 ,  1  'iccvov  ....  UazQi- 
begangenen  Schwestermords  bezogen  wurde.  kiov  coasl  avzöxd'ovcc)  vou  Latium,  das  auch 
Zum  Verständnis  der  Legende  erinnere  ich  Camesene  hiefs,  sein  und  mit  dem  sonst  ver- 
an  die  vou  Grimm,  D.  Jf.^1118  erörterte  Sitte,  schollenen  Eponymos  dieses  Landes,  Cameses, 
einen  verderblichen  Zauber  (Fluch)  dadurch  zu  zusammen  eine  Zeit  lang  auf  dem  laniculum 
lösen,  dafs  mau  durch  gespaltene  Bäume,  geherrscht  haben  {ProtarcJi.  Trall.  u.  Hygin 
durch  Erd-  und  Felseuhöhlen  hindurchging  b.  Macr.  1,  7,  19:  lanus  .  .  .  cum  Camcse*) 
oder  -kroch.  lo.  Lydus  de  mens.  4,  1  erklärt  oo  acque  indigena  terram  lianc  ita  participxita  po- 
(nach  Baheo)  den  Beinamen  Curiatius  als  tentia  possidehant,  ut  regio  Camesene,  oppidum, 
tcpoQog  svysvmv  (vgl.  den  ebenda  erwähnten  laniculum  vocaretur).  Die  andere  vorwiegend 
lanus  Patricius  und  die  30  curiae  der  patri-  griechische  Version  der  Sage  läfst  dagegen 
zischen  , Altbürger).  KovQidziot  yaq  ■nal 'Oqü-  den  lanus,  ebenso  wie  den  Evander,  Aeneas, 
zioi  6v6(iciZK  EVTtcczQidäv  sloi.  Klausen,  Aeneas  Saturnus  u.  a.  (vgl.  Solin  2,  5  ff",  p.  34  f.  ed. 
u.  d.  Pen.  S.  714  erklärt  den  lanus  Curiatius 
als    den  Gott   der  Kurien,  Preller,  B.  M.''  1,  171  *)    oder   sollte   Cameso   auch   hier   als   Gemahlin   des 

als  den  Genius  oder  Urheber  patrizischer  Ge-  lanus  zu  fassen  sein? 


23               lanus  (auf  cl.  laniculum)  lamts  (auf  d.  laniculum)               24 

Movi'iiiscn),  zusammen  mit  seiner  Schwester  aller  dieser  Legenden  zu  erfassen,  so  kann  es 
und  Gattin  Kaj^iiar]  {Kanaarivrj,  Camesene)  aus  kaum  zweifelhaft  sein,  däfs  ihnen  eine  Er- 
Hellas (nach  Plut.  Q.  li.  22  aus  Perrhaibien*)  innerung  an  den  am  Fufse  des  laniculum  ge- 
in  Thessalien)  einwandern  und  ihn  mit  dieser  legenen  und  von  der  schon  in  uralter  Zeit 
Gattin  zwei  Kinder,  einen  Sohn  At&ri'g  (Epo-  daselbst  gebauten  Feste  {arx  Verg.  u.  Ovid. 
nymos  der  Ai^i-usg  in  Thessalien?)  und  eine  a.  a.  0.)  beschützten,  für  die  älteste  Zeit  so 
Tochter  'Ohcrrivr},  zeugen  {Drakon  v.  KcrTcyra  wichtigen  Handelshafen  Roms  zu  Grunde 
b.  Athen.  (592  DE  =  Eustatli.  z.  Od.  1533,  3,  liegt  (vgl.  Bion.  Hai  3,45;  Richter  b.  Bau- 
wo  die  Worte  „«tto  xovxov  neu  xov  'lavov  meister,  DenJcm.  1437  f.).  Bedenkt  man  aufser- 
['lavov?  'fävLOv?]  notccfiov  xat  ro  OQog  'lavov  10  dem,  dafs  über  das  laniculum  die  älteste 
['ldvoviiXov?'lavov?]6vofid^£a&ai.KC!CTOiiirjaavrpg  Handels-  und  Verkehrsstrafse  zwischen  Rom 
avtov  snl  rov  ögovg  kaum  auf  etwas  anderes  und  Etrurien  ging (PanZ.  i^esi. p.  104  Mm??.  lani- 
als  auf  den  auch  Sohn  des  lanus  genannten  culum  dictum,  quod  per  eum  Eumanus  popidus 
Tiber  (s.  u.)  und  das  laniculum  zu  beziehen  primitus  transierit  in  agrum  Etruscum),  so  be- 
sind; vgl.  Dcnioph.  b.  Lyd.  de  mens.  4,  2).  greift  man,  dafs  dem  Eponymos  des  laniculum 
Nach  Scrv.  V.  A.8,  330  war  nämlich  Tiberinus,  —  und  das  ist  eben  lanus  —  alle  die  aus  dem 
der  Eponymos  des  Tiberflusses,  ein  Sohn  dieses  Auslande  stammenden  Segnungen  und  Kultur- 
Paares  (vgl.  d.  Art.  Camcse).  Sehr  beachtens-  fortschritte  zugeschrieben  wurden,  welche  das 
wert  erscheint,  dafs  mit  dieser  Legende  von  älteste  Rom  dem  am  Fufse  des  laniculum  be- 
den  beiden  zur  See  über  das  Meer  nach  dem  20  triebenen  und  von  demselben  beschützten 
laniculum  gekommenen  Göttern  lanus  und  Handel  und  Verkehr  mit  ausländischen  und 
Saturnus    auch    die    Sage    von   der  Erfindung  etruskischen  Kaufleuten  zu  verdanken    hatte. 


^o 


des  Schiffsbaus  verknüpft  und  behauptet  wurde,  Auch  die  antike  Deutung  der  ältesten  römischen 

das   Schiffsbild,   welches   den  Revers   der  alt-  Münzbilder  mit  dem  lanuskopf  auf  der  einen 

römischen,  auf  der  andern  Seite  den  bärtigen  und    dem    Schiff    auf    der    andern    Seite    ist 

lanuskopf  tragenden  asses  schmückt,  bedeute  keineswegs  so  einfältig,  wie  es  auf  den  ersten 

das  Schilf  entweder  des  lanus  oder  des  Satur-  Blick  aussehen  mag,  wenigstens  scheint  es,  als* 

nus,   mit  welch^^m  diese  nach  dem  laniculum  ob   wirklich  lanus   und  Schiff  eine  Beziehung 

gekommen  seien  (vgl. /S'e/iJ.  F.  71.8,357:  lanus  zu  einander  hätten  (vgl.  Phtt.  Q.  11.  41,   der 
in  laniculo  hahitavit,  qui  quod  una  navi  exul  30  zur    Erklärung    des    altrömischen    Münzbildes 

venit,  in  pecunia  eius  ex  ima  p)arte  lani  Caput  bemerkt:    insl    xoCvvv    sv-noa^iav    (isv     lavog 

ex    altera    navis    signata  est.    DraJcon  a.  a.  0.  jcarf'ffrrjaf v  avzOLg,  i^rifisgcöaKg  xov  ßiov,  a(p&o- 

TtQwtov    äs  ....  svQstv   xat    ox^dtccg   xal   tcXolu  viccv    ds    nc)CQS%£i    xäv    ävayy,aicov    o    noxafiog 

■Kai   vöfiLafia   %alY.ovv   tiqwvov  %aQäi,ai  v..  x.  X.  JiXco'i'^og  cov  y.ai  xa  (isv  tx  i)'aXaoar]g  xu  81  ano 

Hygin  b.  Macrob.  a.  a.  0.  ctmi  primus  quoquc  xrjg  ^copag  7iazayio(iL^aiv,  ovfißolov  toxs  xo  v6- 

acra  signaret,  servavit  et   in  hoc  Saturni   re-  fiiofia  xov  [isv  vofio&sxov  xb  öiiiogcpov  . . .  did 

vercntiam,  ut,  quonium  ille  navi  fuerat  advectus,  xrjv  (isxaßoXrjv,  xov  ös  noxafiov  xb  7coq&(i£iov). 

ex   tma    quidcm   parte   sul  cajntis  cffigiem  ex  Wir  glauben  kaum   zu  irren,  wenn  wir  diese 

altera  vero  navis  exprimerttur,  quo  Saturni  mc-  Beziehung  in  dem  Verhältnisse  erblicken,  welche 
moriam  in  posteros  propagaret.     üv.  f.  1,  239  f.  40  lanus   von  jeher  zu  dem  römischen  Handels- 

Plut.  Q.  li.  41 :  bnl  xifif]  xov  Kqovov  tiXoico  ölu-  hafen  am  Fufse  des  laniculums    gehabt   hat, 

nsgäaavxog   8ig  'ixaXiäv).      Auch   fabelte   man,  wozu  noch  kommt,  dafs  der  Börsen- und  Markt- 

dals  lanus  von  seinem  laniculum  aus,  entweder  verkehr  auf  dem  Forum  Rom.,  Avie  wir  sahen, 

selbständig    {Drakon  a.  a.  0.    Plut.  Q.  JR.  22  ebenfalls  unter  dem  Patronat  des  Gottes  stand 

u.    41)    oder    vom    Saturnus    dazu    angeleitet,  (s.    oben  Sp.  20;    anders   3Iommsen,    Münzw. 

allerlei  nützliche  Erfindungen  (z.  B.  Obst-  und  S.  184).     Hiermit    dürfte   nunmehr    auch    der 

Getreidebau,     Schiffsbau,    Häuserbau,    Münz-  richtige   Standpunkt    für   die  Beurteilung   der 

prägung,  Staatsverfassung  u.  s.  w.)  und  über-  Hypothese    Prellcrs    {li.  If.  ^   1,   177  f.),    dafs 

haupt    eine    höhere  Kultur   in   Latium   einge-  lanus   mit  Portunus   identisch   sei,   gewonnen 
führt   und    verbreitet    habe    {Macroh.  S.  1,  7,  50  sein.     Preller  beruft  sich  hierfür  auf  folgende 

19  ff".    Athen,  u.  Eustath.  a.  a.  0.    Bemoph.  b.  Thatsachen.     Erstens    wissen    wir    (aus    Fest. 

Lyd.  de  mens.  4,  2.    Serv.  V.  A.  8,  319  oben  Paul.  p.  56,  5),  dafs  Portunus,  der,  wie  lanus, 

Sp.  22  Z.31.  Plut.  Q.B.ld, 22u.il.  Niim  19,8.  pater  hiefs  {Verg.  A.  5,  241),  für  einen  deus 

Auct.inc.de  orig.  gent.  Born.  p.  15  ed.  Schröter).  portarum  galt  und  mit  einem  Schlüssel  in 

—  Suchen  wir  den  eigentlichen  Sinn  und  Kern  der  Hand  abgebildet  wurde,  was  entschieden  an 

lanus  erinnert  (vgl.  auch  Varro  b.  Intp.  Veron. 

*)  Vielleicht    liegt   dieser   merkwürdigen   Herleitung  J^gj^,     5^     241:      PortunuS    .   .   .    deilS     porlfuum 

aus  Perrhaibieu  in  Thessalien  die  Gleichsetzung  von  lanus  portajrumqtie  pr ae scs  ctc).     Sodann    berichtet 

und  lanis  kos  (s.  d.)  zu  Grunde,  der  als  Sohn  des  Askle-         tt-  7     ?     /•     in „•„ „^,7^„     T)^  ,.^,,^-,;    ^'^ 

,  ,.     ,   \    '  ,    ,             ,  T>  j  1  ■  •       1     4-11  Varro  l.  l.  6,  19   von  emer  aedes  Poitunt  m 

luos  und  Bruder  des  Machaon  und  Podaleirios   ebenfalls  ,         m  -t         •                  t        •                i        11    i. 

aus  Perrhaibien,  d.  i.  dem  nördi.  Thessalien  (ß..o/««,  60  i^ori«    Ttherino    und    einem    daselbst    am 

Oeogr.  v.  Gr.  1,  48),  stammen  mufs.    Auch  der  Name  17.    Aug.   gefeierten   Feste    Portunalia'') ,   was 

A'i»i]i  (A'i»i?)  weist  auf  Thessalien.    Ist  vielleicht  in  durch  eine  Notiz  des  augustigchen  Kalenders: 

^OhnTi'iVij  eine  Hindeutung   auf  'OXooaowv  in  Perrhaibien  PortfunaliaJ ;     fcriae     PovtunO ;     PortunO     Cid 
zu  erblicken?     Auch  in  Ka/niaij ,  Ka/iaa)'p'ii  steckt  wohl 

eine  (thessalische ?)  Örtlichkeit;  vgl.  Suid.  s.  v.  Ka/naootj-  *)  Vgl.  auch  den  flarnen  Portunalis  (b.  Fest.  p.  217j),  der 

rö?  iSvr/ur.     Arcadiiis  p.  111    ed.  Barker.     Lobeck,  Pathol.  arma  Quirini  [=  lani  Quirini ;  Marqiuirdt,  Staalsv.  ü,  Z15, 'S] 

l'roU.   p.  191  ff.     Ähnlich   wird  lanus   vom   Inc.  auct.   or.  umjuit;  unter   den   arma  lani  Quiriui  könnten   baculum, 

gent.  Rom.  cap.  2  p.  13  Schröter  mit  Ion,  Sohu  des  Apollon  virga  und  clavis  gemeint  sein,   die  lanus  selbst  Ov.  f.  1, 

und  der  Krcuaa,  identiflciert.  254  arma  nennt. 


25           lanus  (auf  d.  For.  transitor.)  lanus  (am  theatr.  Marcelli ;  I.  Patricius)    26 

pontem  Aemilium  (vgl,  Kai.  Ainit.  VaU.  u.  sieb,   dafs  zu  Domitians  und  Nervas  Zeit,  wo 

AUif.   l'Jph.   epigr.  3,  85)  bestätigt  wird   (vgl.  das  Forum  transitorium  entstand,    dem  alten 

über  die  Lage  des  pons  Aeui.  Richter  b.  Bau-  Quadrifrons  von  Falerii,  wie  es  sclieint,  in  der 

meister,  D.  S.  1499  u.  Jordan,  Top.  1,  1,  409  Mitte    des    neufen    Marktes    {Stat.  silc  4,  3,  9 

u.  430).    Aufserdem  erfahren  wir  aus  dem  Kai.  limina  .  .  .  lani  .  .  .  furo  coronat)   ein  neues 

AUif.,  dafs  derselbe  17.  Aug.  auch  dem  lanus  stattliches  Heiligtum   statt  des   früheren  klei- 

ad  theatriim  Marcelli  geheiligt  wai-.   Was  liegt  neren  erbaut  wurde.     Anders,  und  zwar,   wie 

nun  näher  als  mit  Preller  anzunehmen,  dafs  in  ich  glaube,  unrichtig  Preller-Jordan,  B.  if.*  1, 

der  That  der  schlüsseltragende  Gott  des  per-  176  u.   Anm.   4    und    Jordan,    Top.  1,  2,  348. 

tus*)  und   der  portae,   welcher  an  demselben  lo  Vgl.  Bichter  h.  Baumeister,  D.  S.  1472.     Von 

Tage  wie   lanus  im   portus   Tiberinus   verehrt  Domitianus  berichtet  übrigens  Siietonius  {vita 

wurde,  mit  dem  lanus  des  laniculum  von  Haus  Dom.  13),   dafs  er  ianos  .  .  .  per  regiones  urbis 

aus  identisch  und  ursprünglich  nur  der  auf  der  tantos   ac  tot  exstruxit,  ut  cuidam  Graece  in- 

linken  Seite  des  Tiberhafens  verehrte  Doi)pel-  scriptum  sit  „arci"  (=  a.Qv.si). 

ganger  des  laniculensischen  Gottes  war?    Eine  e)   Ein  zweiter  Tempel  des  lanus  Gemiuus 

höchst  erfreuliche  Bestätigung  würde  diese  An-  befand   sich  beim   Theater  des  Marcellus 

sieht  durch  den  lanus  Portunus  einer  Inschrift  am  Forum  Olitorium  (vgl.  Becker,  Top.  138. 

von  Spoletium  b.  Orelli  (nr.  1585)  finden,  wenn  259.  603),     Er  war  errichtet  entweder  von  0. 

dieselbe  nicht  der  Fälschung  in  hohem  Grade  Duilius   (vgl.   Tac.  ann.  2,   49:   lano  templum, 

verdächtig  wäre.  **)     Vgl.  Sp.  52  Z.  9.  20  quod  apud  forum  holitoriiim  C.  Duilius  struxerat 

Endlich  haben  wir  in   diesem  Zusammen-  [^Tib.   dedicavit]   oder  noch   viel  früher,  wenn 

hange  noch  der  ara  des  Föns  oder  Fontus  (s.  man    einer    allerdings    nicht    unverdächtigen 

d.)  auf  dem  laniculum  zu  gedenken  (vgl.  Cic.  Notiz    Glauben    schenken   darf  {Fest.   p.  285: 

de  leg.  2,  22,  56:  quod  fhaudj  procul  a  Fonti  religioni  est  quibusdam  porta  Carmentali  egredi 

ara  regem  . . .  Numam   conditum  accepimiis  u.  et  in  aede  lani,  qnae  est  extra  eam,  Senatum 

die  von  Becler,  Top.  S.  656,  12  angef.  Stellen).  haberi,  quod  ea  egressi  sex   et  trecenti  Fabii 

Da  mm  von  Arnobius  {adv.  gentes  3,  29)  Fontus  apud  Cremeram  omnes  interfecti  sunt,  cum  in 

ein  Sohn   des  lanus  und  der  luturna  genannt  acde  lani  s.  c.  factum  esset,  uti  p)roficiscerentur). 

wird    und    auf   den    Münzen    der  Fonteia    als  In  betreff  der  Tempelfeste  vgl.  Kai.  Capranic. 

jugendlicher    uubärtiger    lanus    erscheint  ***)  so  X.VI  Kai.   Sept.   lano   ad   theatnmi  Marcelli. 

{Preller,  B.  M.'^  1,  184;  Babelon,  Monn.  de  la  Kai.  Amitern.  XV  Kai.  Nov.  u.  Ephem.  epigr. 

republ.  Born.  1,  499  f.),  so  ist  es  nicht  unmög-  3,  85   lano  ad  theatr.  Marcelli.    Vgl.   Bichter 

lieh,   dafs   auch   dieser  Mythus    sich  auf   den  b.   Baumeister  S.    1505  und   dagegen   Jordan, 

lanus  des  laniculum  bezieht(s.  jedoch  ob.  Sp.  18).  Top.   1,    2,   347    Anm.   46    u.    Hermes  4,   234, 

d)    Nach    dem   codex  Floriac.    des  Scrvius  Becker,  Top.  138  f. 

(F.  A.  7,  607)  und  Macrob.  1,  9,  13  ist  nach  f)   Vielleicht  gab   es   auch  einen  Kult  des 

der  Eroberung  von  Falerii  ein   daselbst  be-  lanus  Patricius  in  Rom,  welchen  Labeo  b. 

findliches     „lani    simulacrum    cum    frontibus  lo.  Lyd.  de  mens.  4,  1  mit  avröx&cov  erklärt 

quatttior"   nach   Rom    gebracht    und    hier    in  (vgl.  Ctdren.  1  p.  295,  9:  'lavov  .  .  .  nargi-niov 

einem  „templum  quatuor  portarum'^   auf  dem  40  uvtox^ovcc).    Man  könnte  versucht  sein,  diesen 

Forum  transitorium,  welches  mit  3  anderen  lanus    nach    dem    vicus    Patricius    (zwischen 

.Fora  in  Verbindung  stand  {Jordan,  Top.  1,  2,  Cispius    und    Viminalis),    wo    auch    eine    Isis 

348.  Becker,  Top.  374.  376),  aufgestellt  worden.  Patricia    (in   d.    5.  Region   Not.  Beg.)    verehrt 

Kombiniert  man  nun  mit  dieser  Nachricht  die  wurde,    zu    versetzen    {Bichter    b.    Bmimeister 

Verse  Martials  (10,  ^8,  3  ff.;  vgl.   auch  Stat.  S.  1528.  Becker,  Top.  b3b),  aber  nach  Analogie 

Silv.  4 ,  3 ,  9  ff .  lo.  Lyd.  de  mens.  4 ,  1) :   per-  der    in    einem    sacellum    verehrten    Pudicitia 

vius  exiguos  habitabas  ante  penates,  plu-  patricia(Liv.  10,  23,  3),  zu  welcher  die  Pudicitia 

rima  qua  medium  Boma    terebat    iter:    nunc  plebeia  einen  Gegensatz  bildet,  ist  es  auch  mög- 

tua  caesareis  cinguntur  limina  donis  et  fora  tot  lieh,  einen  anssehliefslich  patricischen  Kult  des 

numeras,   lane,   quot    ora   geris,    so   ergiebt  so  lanus  anzunehmen.    Vgl.  auch  die  patrieische 

und  plebejische  Myrte  vor  dem  Tempel  des  Qui- 

*)   Hinsiclitlich   der   Etymologie   und  ursprüngl.  Be-  l'^US   ^ ?/"'".  ^'"  V"  ^^'  ^^^)'  ,       .   ,  .    , 

deutung  des  mit  por-ta,  «io-o;,  ^'.«-ttoo-oj,  7rf^;-a(u  etc.  ver-  S)  Phmus  h.  n.  36,  28  berichtet  von   emer 

wandten  Wortes  portus  (=domu'3)  vgl.  C!«rt»«,  Grrfz.»  272  vergoldeten    (oder    in    einem    vergoldeten 

u.  Jordan,  Top.  1, 1, 429  f.,  der  portus  als  „Magazin,  Stapel-  Tempel  aufgestellten?)  Statue  des  lanus  pater  in 

ort,  Eingangsort''  fafst.  §1(0  tcmplo  dicatus  ab  Augusto,  cx  Aegypto 

**)  i8t  vielleicht  bei  Varro  i.  i.  5,  146:  secundum  advcctus  (wohl  im  J.  724  d.  Stadt),  von  welcher 

l'ibenin   ad    lunitau   (so   die    Hss. ;  Jordan.    Ton     1.    1     432  •   i_i.        •                u                        ti         -i   i             j 

„,..,,,.,.           .      '.  ■'"'""«>  -'"/^-  '^i  i>  i-»-  man  nicht  wisse,   ob  er  von  Praxiteles   oder 

vermutet  lurtuniuin)  Jorum  j)iscariwii   zu   lesen   ad  lanuiii 


oder    lanium   (vgl.    Prob.    Exe.   de   nomine   p.    214,    31  K. 


Skopas  herrühre  {Brunn,  Künstlergesch.  1,  324). 


lanim  dicitiir,  non  lanus,  et  'deciinatur  hie  laniul,  huius  CO  Welcher  Tempel  ist  in  diesem  Falle  gemeint? 

lanii  etc.    Paul.  epit.  103  laneus  (lanius?)  ianitoj-)'^    Auch  Etwa   (wie    Peter  in  S.  AuSg.   VOn  OvidS  FaStcn 

die  Hss.  haben  bisweilen  lanius  statt  lanus:   vgl.  Scrv.  II  p.  11   meint)    der  Unter  e)   erwähnte  beim 

V.  A.  7,  607  vol.  n  p.  171,  18  Thilo.  Theater  des  Marcellus  oder  ein  zu  dem  Forum 

***)  Oder  sollte  auch  auf  diesen  Münzen  eigentlich  der  Augustum     {Becker,    Tow.    370  ff.)     gehöriger 

Vater  des  Eons,  d  h. . lanus,  gemeint  sein ?    Für  eine  lannstempel?    Mir  ist  das  letztere  wahrschein- 

bejahende  Beantwortung  dieser  Frage  scheint  zu  sprechen,  i-,  '-■,■,  .  ■  ipa  j.  i 

dafs    auf   den   Müuzeu    der   Fonteia    bei    Babdon   a.  a.  o!  1"^^'   .^^^^^   da   Wir   WlSSCn,    dafs    Augustus    daS 

S.  500  u.  .^,08  bisweilen  auch  ein  bärtiger  lanus  Geminus  "^0"   ihm    errichtete    Forum    auch    sonst    mit 

vorkommt.  Tempeln  und  Bildwerken  aller  Art  schmückte 


27            lanus  (auf  cl.  For.  Augustum)  lanus  (in  Etnirien  n.  d.  Provinzen)      28 

und  dabei  das  Gold  nicht  sparte   (vgl.  Becker       quadrifrons  von  Falerii  bestätigt  wird),   doch 

a.  a.  ü.  372,8),  und  weil  Ovid  Fast.  1,  223  IF.  mufs  es  zweifelhaft  bleiben,  ob  der  hier  als 
von  einem  neuen  goldenen  lanustempel  lanus  verehrte  Gott  ursprünglich  etruskisch 
redet,  was  trefflich  zu  dem  iavi  et  auro  occul-      und    später    mit    dem    latinischen   lanus    ver- 

tatus  des  Plinius  (36,  28)  sowie  zu  den  übrigen  mischt  oder  nur  von  italischen  Stämmen  nach 

vergoldeten  Bauten  des  Forum  Augustum  (C/ait-  Etrurien  importiert  war,  da  wir  leider  über 
dian.  48,  24.  Becker  a.  a.  0.)  pafst,  Peter,  seinen  etruskischen  Kult  zu  wenig  unterrichtet 
Ovids  Fasten  11   p.  11    (vgl.  I  p.  13)    bezieht       sind.    Höchstens  dies  läfst  sich  aus  Martiamis 

die  Verse  des   Ovid  auf  die   zwar  schon  von  Cap.   1,   45    (vgl.    Müller -Deeckc ,  Eirusker  2, 

Augustus  begonnene,    aber  erst  im  Jahre   17  lo  133  f)  schliefsen,  dafs  lanus  mit  luppiter  und 

nach  Chr.  vollendete  Restauration   des  lanus-  anderen    Göttern    in    der    ersten    (nördlichen) 

tempols    am    theatrum    Marcelli,    was    jedoch  Region    des   Himmelstemplums   wohnhaft    ge- 

nicht   recht   zu  der  Abfassungszeit   der  Fasti  dacht   wurde.      Deccke,   Etr.    Forsch.  4,  24  i'. 

stimmt,  während  das  Forum  Augusti  mit  dem  will  mit  diesem  lanus  des  Martianus  Cap.  den 

wahrscheinlich  darauf  errichteten  lanustempel  Ani    in    der   ersten    (nördlichen)  Region    des 

schon    vor    dem   J.    752    der   öffentlichen   Be-  Templums   von    Piacenza   identificieren.    Viel- 

nützung   übergeben  wurde  {Becker,  Top.  371).  leicht  bezieht  sich  auch  die  Notiz  des  Prac- 

Über  den  noch  jetzt  erhaltenen  lanus  am  Ein-  textatus  bei  Lyd.  de  mens.  4,  2  Svvafiiv  aizov 

gang  dieses  Forums  (Arco  de'  Pantani)  s.  Becker  sivai.  xiva.  ....  icp'  ty.axsQaq  "Aq-htov   rstayfis- 

S.  370  und   372,    10.     Wenn  Servius  z.    Fer*/.  20  i'tjv  x.  t.  1.,  auf  die  etruskische  Vorstellung  vom 

A.  1,  294    sagt:    non   in   acde   lani   [in    foro  Wohnsitze  der  Götter  im  Norden  des  Himmels 

Rom.]  sed  in  alia,  in  foro  Augusti  intro-  (vgl.  Müller -Deeckc  a.  a.  0.  2,  131  f.    Deecke, 

euntihus   ad   sinistram    fnit   Bellum   pictum.  Etr.  Forsch.  4,  19).     Für    die    mehrfach    aus- 

et  Furor  sedens  super  arma  aenis  vinctus  und  gesprochene  Ansicht,  lanus  sei  eine  rein  etrus- 

damit  Vergils  Worte  (1,  294)  claudentur  Belli  kische  und  von  Etrurien  aus  zu  den  Römern 

portae;  Furor  impius  intus  sacva  sedens  super  u.  s.  w.  hinübergedrungene  Gottheit,  läfst  sich 

arma  ..  .  vinctus  erklärt,  so  liegt  es  nahe  Ser-  bis  jetzt  so  gut  wie  nichts  anführen  (vgl.  die 

vius'  Worte  auf  das  aus  Plinius  n.li.  35,27  u.  Litteratur  bei  Mäller-TJeecke,  Etrusker  2,  58  f. 

93  f.  bekannte  von  Augustus  („in  foro  suo  cele-  Gerhard,  Ges.  ak.  Abh.  1,  311  Anm.  29  u.  31  f.). 

berrima  in  parte",  ä.h.woU  in  dem.lanns  sei-  zo        Über   den   lanus    quadrifrons    zu   Falerii, 

Des  Forums  (vgl.  Serv.  a.  a.  0.  iidroeunübtis)  einer  unzweifelhaft  mehr  italischen  als  etrus- 

aufgestellte  Bild  des  Apelles  (J5/"//j  mar/iwOT  re-  kischen    Stadt  (wie    schon    aus    dem    daselbst 

strictisadtergamanibus;Yg\. Brunn, K.-G. 2,210)  herrschenden  Dialekte  hervorgeht;   s.  Müller- 

zu  beziehen,  das  vor  der  Erbauung  des  neuen  Deecke  1,103),  vgl.  Serv.  z.  Verg.  yi.  7,  607  u. 

lanus  auf  dem  Forum  Augusti  in  dem  alten  im  ob.  Sp.  25  f. 

J.  725  von  Augustus   geschlossenen  lanus  des  Auf  den  Münzen  von  Volaterrae  erscheint 

Forum    Rom.    aufgestellt    sein    mochte    (vgl.  ein    jugendlicher     bartloser     lanuskopf     mit 

auch  Manil.    1,   923.    Ov.  fast.  1,  123  f.    701  f.  flachem,    aber   (wie   z.   B.    beim    Hermes    auf 

Calpurn.   1 ,  46).     An    den  Tempel    des    Mars  Münzen  von  Ainos)  in  eine  Spitze  auslaufenden 

Ultor  auf  dem  Forum  des  Augustus  zu  denken  40  Petasos,    auf   der  Rückseite   oft  ein  Delphin; 

verbietet  der  Umstand,    dafs  dieser  erst  a.  u.  vgl.  Catalogue  of  grcek  coins  in  the  Brit.  Mus. 

752,    also  lange  nach  Vergils  Tode,   dediciert  Italg  S.  Ott'.   Abbildg.  S.  11.    Müller -Wieseler, 

wurde,  lange  nach  der  Errichtung  des  Forums  B.  a.  K.  1,  63,  327.    Oder  sollte  hier  an  einen 

{Becker  a.  a.  0.  370).  Doppelhermes     zu    denken    sein?      Vgl.    den 

Hermes  mit  Petasos  auf  anderen  etruskischen 

2)  Sonstige  Kulte  des  lairns  111  Italioi»  uihI  Münzen    {Catalogue  a.  a.  0.  S.  13)    und    den 

aiiuerwarts.  Hermes  mit  Flügelhut  auf  Münzen  von  Popu- 

Auch   aufserhalb   Roms  mufs  lanus   mehr-  lonia  (a.  a.  0.  S.  4  u.  7). 

fach  in  Italien  und  sonst  verehrt  worden  sein.  Ebenso    auf   den    Münzen    der   Hafenstadt 

Darum  nennt  ihn   z.   B.  Ilerodian  1,  16  einen  soTelamon    mit    prora    auf   dem    Revers;    vgl. 

&ebg  dQxctiörazog  TJJg  'fralCccg  EnixcÖQiog,  und  MiÜler-Deecke,  PJtr.  1,  414.    Mionnet  Su})pl.  1, 

aus  Drakon  b.  Athen.   692  DE  (=  Eustath.  z.  p.  204,  50  f.      Abgesehen    von    diesen    lanus- 

Od.  1533,   3)  erfahren  wir:   kul  twv  yiatcc  rrjv  bildern    sind     „doppelköpfige     und    Hermen- 

'EXXäda  TtoXXccg   noXsig  kiu   tcov  ■Kuza  rrjV  bildungeu    im    etruskischen    Denkmälervorrat 

'JxaXiav  v.al  Ei-neXiav   inl  xov   vofiiafiarog  ohne  Beispiel"  {Gerhard  a.  a.  0.  S.  311,  31). 

syia^äxTsiv    ngöoconov   öiZscpaXov   xai   ix   &k-  b)  Albanum;  vgl.  die  Inschrift  bei  Orelli 

xsQOv  iitQOvg  r]  oxsSiav  rj    Gxicpavov  r]  nXoiov.  nr.   1583:  lano  Patri  sacrum  etc. 

Wir  beginnen  mit :  c)  S  i  ci  1  i  e  n ;  vgl.  die  unten  zu  besprechenden 

a)   Etrurien.     Nach  Lydus  de  mens.  4,  2  Münzen  von  Syrakus  und  Panormus. 

soll  Varro  im    14.  Buche  rer.   div.   von  lanus  60        d)  In   den   römischen  Provinzen   scheint 

behauptet  haben :  avxov  Ttagä  0ov6)ioig  ovqcc-  lanus  verhältnismäfsig  selten  verehrt  worden  zu 

vor   Xiy^a&ai   xat   i'cpoQov   ndarjg   tiqÜ^scos  xa),  sein,  wenigstens   kommen  auf  ihn   bezügliche 

nondvmva,    Sia   x6  iv  xaig  KaXsvSaig  dvacps-  Inschriften  nur  selten  vor.    Seine  gewöhnlichen 

Q£6&ai  Tiönavcc.    Auf  Grund  dieser  Stelle  mufs  Beinamen    sind  Pater   (C  /.  L.  3,  2881.  3030) 

jedenfalls    angenommen    werden,     dafs    lanus  und  Augustus  (C.  I.  L.  3,  2969.   2,  4712.  4701) 

auch    in   Etrurien    verehrt   wurde     (was    auch  oder  Pater  Augustus  (C.  i.  X.  3,  3158.  8,  4576), 

durch  die  Münzen  von  Volaterrae  und  Telamon  einmal  Patro[nus]  {C.  I.  L.  8,  2608),  Geminus 

sowie     durch     den     schon     erwähnten     lanus  (C.  I.  L.  3,  5092  a),    Vaeosus  (?  C.  I.  L.  12, 


29        lanus  (Gott  d.  Thüren  u.  Thore)  lanus  (Gott  d.  Thnren  u.  Tliore)        30 

1065).      Beachtenswert    erscheint,    dafs    dem  focus    waltete    bekanntlich    Vesta    {Preuner, 

Gotte   wie   in  Rom   so  auch  in  den  Provinzen  Hestia-Vesta   S.   235,    1),    über   dem    Eingang 

mehrfach  iani,  namentlich  sogen,  qiiadrifrontes  (ianua,  ianus)  lanus,  über  den  fores  Forculus, 

an   den   Ausgangs-   und   Kreuzpunkten    üifent-  über  der  Schwelle  der  Limentinus,  doch  haben 

lieber  Heerstrafsen  errichtet  wurden,  offenbar  die  beiden    letzteren   Götter   sich   nie   zu   der 

um  dieselben  unter  göttlichen  Schutz  zu  stellen  Bedeutung   des  lanus   erheben  können,   wahr- 

und  gleichsam  zu  heiligen  (vgl.  die  Zusammen-  scheinlich    deshalb,    weil    ursprünglich    limen 

Stellung    von    Graef   bei    Baumeister ,  Denkm.  und   fores  nur  Teile   des  ianus  und  der  ianua 

S.    18710'.).     Besonders  hervorzuheben  ist   in  waren,  worunter  man  nach  Analogie  nament- 

dieser  Beziehung  der  am  Ausgangspunkte  der  lo  lieh   des   ältesten  numanischen  ianus  an  dem 

von  Baeticas  Grenze  bis  ans  Meer  führenden  Via  Forum   Romanum  (s.   ob.  Sp.    1 7)    die    ganze 

Augusta  errichtete,   wahrscheinlich  mit  einem  Eingangsflur  (=  ostium,  aditus)  mit  der  Thür 

Bilde  des  Gottes  versehene  ,,Ianns  Augustus",  im  engeren   Sinne   zu  verstehen  hat,   so  dafs 

welcher  in  mehreren  spanischen  Inschriften  {C.  also  ianus   und  ianua  (seil,  porta)   von  vorn- 

/.  L.  2,  4701.  4712.  4715.  4721.  4697)  erwähnt  herein  als   der  umfassendere  Begriff  erschien. 

wird  (vgl.  Hühner,  C.  I.  L.  3  p.  627  und  Des-  Leider    sind    wir    über    die    religiösen    Vor- 

j«j-(Zws  in  der i?et;Me  J.rc7te'oZ.  1880  (39)  p.  155  ffj.  Stellungen,    welche    die    Italiker    ebenso    wie 

die  Griechen  mit   dem  Begriffe  des  Eingangs 

B.    Funktionen  des  Ianus.  verbanden,    nur    ungenügend    unterrichtet    — 

,1            1    /^<  ii    11      n-      ••         m  •■         m  „  „  20  wir  müssen  eben  das  meiste  aus  der  Existenz 

a)Iaims  als  Gott  aller  Eiiigaiige,Thureii,  Thore.  ^^^    ^.^^^^^^^    ^-^   ^,^^^^^^    ^^^.^^^^^    Forculus, 

Ist  auch  eine  überzeugende  Etymologie  des  Limentinus,  'Egfi^g  ozQocpaLog  und  aus  den  an 
Namens  Ianus  und  der  Appellativa  ianus  und  der  Thür  angebrachten  Hekateia  schliefsen*)  — 
ianua  noch  nicht  gefunden  (s.  u.  Sp.  43  ff.  u.  49),  doch  geht  schon  aus  allerlei  Thürinschriften, 
so  ist  es  doch  unzweifelhaft,  dafs  Güttername  wie  z.  ß.  nildl  intret  mali,  iirjösv  ^laizco  ■kcckÖv, 
und  Appellativum  zusammengehören  und  Ianus  felix  hie  locus'**),  ferner  aus  den  über  der 
demgemäfs  vor  allem  den  Gott  der  iani  und  Thüre  angebrachten  deprecationes  incendiorum 
ianuae  bedeutete,  so  dafs  wir  in  seiner  Bc-  und  gewissen  Glück  verheifsenden  und  Unglück 
Ziehung  zu  den  Eingängen  und  Thüren  min-  abwehrenden  Symbolen  =  dnorgönaia  {Tertnll. 
destens  eine  seiner  ältesten  und  ursprünglich-  30  de  cor.  13.  Marquardt,  PrivataJt.  1,  229.  Jahn, 
sten  Funktionen  erblicken  dürfen.  Ja  vielleicht  Ber.  d.  Sachs.  'Ges.  d.  Wiss.  Phil.  hist.  Kl. 
können  wir  noch  weiter  gehen  und  ihn  ein-  1855  S.  46  u.  74  f.) ,  sodann  aus  der  Salbung 
fach  als  göttliche  Personifikation  der  iani  der  Thürpfosten  bei  der  Hochzeit  und  dem 
und  ianuae  fassen.  Eine  solche  Deutung,  so  Heben  der  Braut  über  die  Schwelle  {Bufsbacli, 
sonderbar  sie  auch  auf  den  ersten  Blick  er-  rüm.  Ehe  356  If.  359  f.  Preuner,  Hestia  230  f.), 
scheinen  mag,  würde  sich  doch  auf  mehrere  endlich  aus  den  auf  Vertreibung  der  Strigen 
treffende  Aualogieen  aus  dem  Bereiche  der  ita-  berechneten  Gebräuchen  bei  Quid  f.  6,  155  ff. 
lischen  Mythologie  stützen  können.  Man  denke  (die  Thüre  wird  von  Cardea  mit  Wasser  be- 
vor allem  an  Vesta  (=  Hestia),  die  Göttin  des  sprengt,  mit  Arbutuszweigen  berührt  und  eine 
Herdes  und  des  auf  ihm  brennenden  Feuers,  40  „virga  lanalis"  von  Weifsdorn  am  Fenster  an- 
deren Name  noch  völlig  mit  dem  Appellativum  gebracht)  deutlich  hervor,  was  man  von  den  die 
zusammenfällt  (vgl.  aufser  dem  griech.  tazia  Eingangspforte  des  Hauses  bewachenden  Gott- 
Nonius  p.  53  in  priitiis  ingressibus  et  in  S2}atiis  heiten  wünschte  und  erwartete  (vgl.  Pauly, 
domormn  vettae,  hoc  est  arae  ac  foci,  soleant  Bealcnc.  4,  1408  und  Varro  b.  Non.  135). 
haberi.  Mythogr.  Vat.  3,  5  u.  d.  Art. 'Effrta  Viel  genauer  als  über  den  Thüraberglauben 
oben  Bd.  1  Sp.  2607),  ferner  an  die  dem  der  Griechen  und  Römer  sind  wir  über  den- 
lanus  so  nah  verwandte  Cardea  (s.  d.  Art.  jenigen  der  Deut  sehe  n***)unterrichtet,  welche 
Carnd),  die  göttliche  Personifikation  der  Thür- 

angeln  (cardines),  an  den   Limentinus,  den  Gott  *)    Vielleicht    gehören    auch    die    griechischen   Dios- 

der  limina,   an   Forculus,   den  Gott  der  fores  50  ^""°    "'    "^^^^^   ^^'^'^^^    •^o'"   g'-iechischen  Thürgötter; 

(Tertull   Nat.   2,    15),    endlich    an   Arquis,    Ter-  ^venigstens    läfst    sich    eines    ihrer   ältesten  Symbole,  das 

*>    .              „                7/7                                         1        j  sogen.  ürfpfO'it;««  (od.  die  oox«r«),  dessen  Gestalt  genau  den 

minus,    Fornax    U.    S.  W.      Nur    mufs    man    sich  ^^^^^^^  ''^^^^^^  entspricht,    auf  diese  Funktion  beziehen 

hüten,   diese  Götter  nur  als  Personihkationen  (g  ^^  B^  1  Sp  1170  u.  O.Jahn,  A.B,'iir.92  Anm.  GOf.). 

toter  Begriffe   zu  fassen:    sie  sind  mehr  als  das:  **)    Zu    den  mala  {xaxd),   welche    Eingang  ins  Haus 

sie    sind    lebendige,    im    Herdfeuer,    in    den  finden    können,     geboren    vor    allem    böse    "Winde    oder 

Eingängen,  Thüreu  U.  s.  W.  waltende  numina,  Lüfte,  welche  Krankheiten  erzeugen.    Nun  galt  inMittel- 

VOn     deren     Macht,     Gunst     und     Ungunst     der  "alien    wie    in   Hellas   der    Ostwind    für     den    gestm- 

religiöse  Mensch  genau  so  abhängig  zu   sein  festen    iffjppocnä.  i  p-  530  a«/,«.     Vano  r.  r.   1    12. 

,    ö,  .           .                  r        /-,.,,•.          f  °  ..     p  Colum.  1,  5),  daher   wurden   die  Hauserfronten  mit   dem 

glaubte  wie  von  den  Gottheiten  der  aufseren  ^^^.^^^  ^^  ji^T^^^^^  ^„^  ^^^  Ostseite  angelegt  {Varro 

Natur:  Sonne  und  Mond,  Himmel,  den  numina  eo  y.  ^o/.  a.  a.  o.),  so  dafs  also  die  ostia  meist  (ebenso  wie 

des   Waldes   und   Feldes   U.    S.  W.  der  alte  ianus   Geminus   des   röm.   Forums)   eine   west- 

Suchen  wir  uns  jetzt  der  inneren  Gründe  östliche  Kicbtung  hatten. 

der    Verehrung    solcher    Götter    der    Eingänge,  ***)  \ gl.  a-nclx  Stemler,  indische  HausregdnXl  Parasliara 

Thüren   und   Thore   bewufst  zu   werden,    so   ist  Heft  IS.  90  ff.   „Bem  fertigen  Hause  naht  der  Inder,  indem 

..1.1           PI-               •                i„r      !?•    „       ™  er  spricht:  ,,...  den  beiden  Thürbrettern  nahe  ich ;  dies 

zunächst    darauf    hinzuweisen,     dafs    Eingang  ■   :\   ,       ,,              ,   .      •  ,        ,    .          1       ^  •,    „„ 

•  r,   ,         ,,    ,          1    TT      1     i'          s               -   1         X—       T  Sind  Iiidras  Hauser,  schatzreich,  schutzgewahrend,  ihnen 

(Schwelle)   und  Herd   (focus)   von  jeher  für   die  „abeich"...   Ein  dem  lanus  ähnlicher  Hausgeist,  der  wie 

wichtigsten,   bedeutungsvollsten  und  heiligsten  -yesta  zugleich  über  dem  Herdo  waltet,  ist  der  russische 

Teile  des  italischen  Hauses  galten.    Über  dem  Domowoi;  Roskoscimy  im  'Ausland'  löss  s.  732 ff. 


31         launs  (Gott  d.  Thürcii  n.  Tliore)  lanus  (Privatknlt:  Patiücius  etc.)       32 

grofsenteils  nocli  gegenwärtig  demselben  hui-  auf  den  religiösen  Vorstellungen  von   der  Be- 

digen.      Eine    reiche    Sammlung    hierher    ge-  deutung  der  Thüren  beruhenden  germanischen 

höriger  Vorstellungen  und  Bräuche  findet  man  Rechtsbräuche  vgl.  die  reichhaltige  Abhandlung 

bei     WutlJce ,    Der    deutsche    Volksaberglauhe^  von  Rocliholz,  Deutscher  Glaube  2  S.  130 — 174. 

Berlin  1809  (vgl.  den  Index  unter  Thür,  Thür-  Der  Privatknlt  des  lanus  tritt  ebenso  wie 

pfosten,  Thürschwelle).     Auch   bei  den  Deut-  derjenige  der  Vesta  (PytMner,  i/esüa- F.  232  f.) 

sehen    spielt    die    Vorstellung,    dafs    allerlei  fast  ganz  hinter  dem  öffentlichen  zurück,  doch 

Zauber    und    Übel    zur   Thüre    hereinkommen  dürfen  wir  deshalb  an  seiner  einstigen  Existenz 

und  von  derselben  durch  allerlei  Bräuche  ab-  ebensowenig  wie  an  dem  der  Vesta  zweifeln, 

gewehrt  werden  könne,   eine  Hauptrolle.     So  lo  zumal  da  alle  einzelnen  Thatsachen  des  öftent- 

sucht  man   sich  z.  B.  gegen  Berufen  und  Be-  liehen  lanuskults  die  private  Verehrung  in  den 

schreien    zu   schützen,    indem   man   den  Rest  Häusern  notwendig  voraussetzen  und  nur  aus 

eines  nach  bestimmten  Vorschriften  bereiteten  dieser  erklärbar  sind. 

und  getrunkenen  Wassers  auf  die  Thürangeln  Der  Privatkult  des  lanus  ist  schon  aus 
giefst  {Wuttke  %  ^VS).  Wechselfieber  geht  zur  seinem  etymologischen  Zusammenhang  mit 
Thüre  herein  und  wird  durch  eine  Inschrift  ianua,  worunter  man  im  Gegensatz  zu  porta  in 
über  der  Thüre  vertrieben  (vgl.  §  509.  Gl 6).  der  Regel  den  Eingang  des  Privathausea 
Während  und  unmittelbar  nach  der  Geburt  verstand,  zu  erschliefsen.  Wie  es  scheint,  waren 
eines  Kindes  werden  alle  Thüren  fest  ver-  ihm  alle  ianuae  der  Privathäuser  geheiligt; 
schlössen  und  die  Schlüssellöcher  verstopft,  20  vgl.  Cic.  N.  D.  2,27,  67:  ab  eundo  nomen  [lani] 
ein  Messer  wird  in  die  Thür  oder  den  Thür-  est  ductum:  ex  quo  transitiones  perviae  iani, 
pfosten  gesteckt  und  ein  Besen  (gegen  die  forcsque  profanarum  aedium  ianuae  nominan- 
Hexen?)  verkehrt  an  die  Thür  gestellt,  das  tur.  Macrob.  1,  9,  7:  apud  nos  lanum  om- 
Thürschlofs  mufs  Tag  und  Nacht  mit  einem  nibus  praecsse  ianuis  noinen  ostcndit,  quod 
blauen  Schürzenbande  zugebunden  sein  (§  581;  est  simile  Ovqccio}  .  .  .  omnium  et  jwrtarimi  custos 
vgl.  215  u.  444  und  die  ähnliche  Sitte  der  et  rector  viarum.  ifc.  1,  9,  2:  ob  merita  introitus 
Römer  bei  Aur/ust.  c.  d.  6,  d  vol.  I  p.  232,  et  exitus  aedium  eidem  [lanoj  consecratos. 
19  ff.  ed.  Dombart).  Ein  auf  die  Schwelle  Auf  Privatkult  deuten  ferner  mehrere  Ana- 
genageltes Hufeisen  oder  blühendes  Farrnkraut  logieen  mit  den  ianitores  der  Privathänser. 
über  der  Thür  oder  ein  Rad  {Grimm,  D.  ikf. ^30  Vgl.  Ovid  f.  1,  125:  praesideo  foribus  caeli 
1091)  bringt  Glück  (§  123,  176,  419  f.).*)  Auch  cuvi  mitibus  Horis:  \  it  redit  officio  luppiter 
bei  den  Deutschen  sind  nächst  dem  Herde  ipse  meo.  ib.  137  ff. :  utque  sedens  primi  vester 
und  dem  Ofen  derTliürpfostenund  die  Schwelle  prope  limina  tecti  ianitor  egressus  introitusque 
bedeutsame  Orte,  besonders  für  schützenden  videt,  \  sie  ego  perspicio  caelestis  ianitor  aulue  \ 
Zauber  und  Wahrsagung  (§  330;  llochholz,  eoas  partes  liesperiasque  simul.  Wie  der  ianitor 
D.  Glaube  2,  154  f.),  an  dem  Eingange  und  der  der  Privathäuser  für  rechtzeitige  Öffnung  und 
Grenze  des  Hauses  bricht  sich  böser  Zauber  Schliefsung  der  Thüren  zu  sorgen  hatte,  so 
und  birgt  sich  der  schützende  (§  107).  Die  dachte  man  sich  auch  den  lanus  als  custos 
Hausschwelle  gilt  als  Sitz  des  schützenden  ianuarum  {Verg.  A.  7,  6i0.  Seren,  fr.  23  Müller 
Genius  des  Hauses,  daher  man  auf  derselben  40  „iMens"),  d.  h.  bald  als  Offner  (Patulcius; 
nicht  Holz  spalten  (§  57;  vgl.  auch  Eochhoh,  üv.  f.  1,  129.  Macrob.  Bat.  1,  9,  16),  bald  als 
Deutscher  Glaube  2,  136)  und  auch  die  Thüre  Schliefser  (Clusius,  Clusivius*)  Ov.  u.  Ma- 
nicht  hart  zuschlagen  darf  {Bochholz  a.a.O.  croZ).  a.  a.  0.  Labeoh.  lo.Lyd.mens.ijlIIccrovl- 
lbS).  Will  man  seinem  Feinde  Unglück  ins  ■niov  kkI  KXovaiov,  OLOVfl  &vQi6v.  Serv.  V.  A. 
Haus  bringen,  so  vergräbt  man  unter  oder  vor  7,  610),  _  was  von  Maerobius  fälschlich  blofs 
dessen  Schwelle  eine  tote  Katze  (§  177.  388)  oder  auf  das  Öffnen  und  Schliefsen  des  lanus  geminus 
Menschenhaare  (§  395;  vgl.  PUn.  h.  n.  28,  86),  am  Forum  Romanum  bezogen  vrird,  obwohl 
offenbar  weil  dadurch  der  Schutzgeist  unter  ein  Öffnen  und  Schliefsen  dieses  Gebäudes  im 
der  Schwelle  vertrieben  oder  ein  böser  Geist  Laufe  von  sieben  Jahrhunderten  nur  zweimal 
ins  Haus  gebannt  wird  u.  s.  w.  Aber  die  Thüre  50  erfolgte  (vgl.  Liv.  1,  19.  3.  Ov.  f.  1,  281  ff.  Vell. 
hat  nicht  blofs  den  Zweck,  das  Übel  auszu-  2,  38,  3.  Suet.  Aug.  22)  und  die  übrigen  öffent- 
schliefsen,  sie  dient  auch  dazu,  das  Glück  des  liehen  iani  in  Rom,  wie  es  scheint,  stets  offen 
Hauses  nicht  herauszulassen,  darum  darf  die  und  gar  nicht  zum  Verschliefsen  eingerichtet 
Spitze  des  Messers  oder  das  Brot  mit  der  an-  waren  (vgl.  Cic.  N.  D.  2,  27,  67 :  transitiones 
geschnittenen  Seite  nicht  nach  der  Thüre  zu  perviae  iani).  Wie  ferner  der  ianitor  des 
gelegt  werden,  sonst  geht  der  Segen  aus  dem  Privathauses  einen  Schlüssel  vmd  eine  virga 
Hause  (§  460.  457),  beim  Buttern  mufs  man  führte,  um  mit  dieser  unbefugte  Eindringlinge 
der  Thür  den  Rücken  zukehren,  sonst  buttert  abzuwehren  {3Iarquardt,  Privatalt.  1,  240. 
man  den  Nutzen  zur  Thüre  hinaus  (§  708)  u.  s.  w.  Becker,  Gallus^  2,  129),  so  auch  lanus  (vgl. 
Wenn  die  Thür  von  selbst  aufgeht,  so  kommt  co  Ov.  f.  1,  99:  ille  tenens  baculum  dcxtra  clavem- 
ein  Geist  herein**)  (§  753).     Hinsichtlich  der  que  sinistra.    Macrob.  S.  1,  9,  7:  cum  clavi  ac 

virga  figuratur.     lo.  Lyd.  a.  a.  0.  Suid.  s.  v. 

*)    Vgl.    rUn.  h.  n.   29,   G7:    cajiiit  [draconis]   limini 

ianuarum   subditimi  .  .  .  fortunatmn   domuin  facere  pro-  *)  Ganz  verkehrt   deutet  Lahm  bei  lo.  Lyd.  mens.  4,  1 

miititur.    ib.  20,  101:    Ptjt/iagoras  scUlaiii  in  limine  quoqiie  den  Clusivius   als  eiim  qiti  vias  claudit  {ICXovatfitov  lirTi 

ianuae  suspensam  malonan  medicamentoruin  introituin  jiel-  -rov   6cS[(]«?o)'),    eine   Erklärung,    die    übrigens    zur   Ver- 

lere  tradit.  besserung    von    Ccdren.  1    p.  21)5  Bonn.    l)enutzt    werden 

**)  Auch  don  Alten  galt  es  als  oiu  wichtiges  Prodigium,  Icann,    wo   statt   'farur  .  ..   Kovaaiov   uvTc   tob   oäahjv 

wenn  sich  eine  Thür  von  selbst  öffnete:  GVc.  rf/».  1,  34,  74.  offenbar  zu  lesen  ist:  ^lavuv  KXovo  ißiov  uvtlrov  ödaTor. 


33          lanus  (Pvivaltkult:  Matutimis)  lanus  (öiFentl.  Kult  d,  Forums)          34 

'lavovccQLog;  vgl.  auch  die  unten  angeführten  zusammengestellt  und  erörtert  worden.  Wir 
BiUl werke).  Auch  das  doppelte  Gesicht  des  entnehmen  daraus  vor  allen  Dingen,  dafs  die 
lanus  dürfte  sich  am  einfachsten  auf  die  Ana-  öffentlichen  iani  vorzugsweise  eine  Beziehung 
logie  der  menschlichen Thürhüter  zurückführen  zum  Markte  hatten,  dessen  Zu-  und  Eingänge 
lassen,  insofern  diese  in  erster  Linie  wach-  sie  bildeten.  So  haben  wir  gesehen,  dafs  das 
sam  sein  mufsten  (s.  unten  Sp.  53f.)  und  ihre  Forum  Romanum  mit  mindestens  drei  (wahr- 
Aufmerksamkeit  nach  zwei  Seiten  hin,  so-  scheinlich  aber  noch  mehreren)  iani  geschmückt 
wohl  auf  die  Hereinkommenden  wie  auf  die  war  (vgl.  Eichter  b.  Saumeister,  D.  1469,  der 
Hinausgehenden  zu  richten  hatten  (vgl.  Mar-  namentlich  auf  die  Forumsansichten  auf  den 
quardt,  Frivatalt.  1,  238.  Varro  r.  r.  1,  13:  lo  Rostrabalustraden  verweist);  ein  weiterer  sehr 
villici  proxime  ianuam  cellaiit  esse  oportet  cum-  alter  ianus  befand  sich  am  Forum  holitorium, 
que  scire,  qui  introcat  aut  excat  noctu.  Aristot.  ein  quadrifrons  wenigstens  in  späterer  Zeit  am 
oec.  1,  G:  &vQ0]Q6g  .  .  .  xQ^ia^liog  .  .  .  Ttgog  acott]-  F.  transitorium  u.  s.  w.  (Sp.  25 ff.);  im  Jahre  174 
Qi'av  tü)v  fLacpfQoiifvcüv>iali%(feQOf.itvav.  Pctron.  v.  Chr.  wurden  nach  Liv.  41,27  von  den  Cen- 
28.  Apul.  Met.  1,  15.  Colimi.  1,  6  vülico  itixta  soren,  offenbar  nach  römischem  Muster,  auf  oder 
ianuam  fiat  Jiabitatio,  ut  intrantium  exeuntium-  an  dem  Markte  einer  röm.  Kolonie  tres  Iani  er- 
quc  conspectum  hcibeat.  Procuratori  supra  ia-  richtet  u.  s.  w.  (über  die  an  den  Eingängen  des 
nuani  ob  casdcm  causas;  vgl.  auch  die  oben  Forums  zu  Pompei  befindlichen  Iani  s.  Bau- 
Sp.31  angeführten  deutschen  Bräuche).  Ferner  mcister,  Benhn.  S.  1361  u.  die  Abb.  ur.  1508). 
läl'st  sich  für  den  Privatkult  des  lanus  geltend  20  In  hohem  Grade  interessant  und  bisher  noch 
machen,  dafs  er  bei  allen  Opfern  und  Gebeten,  gar  nicht  ins  rechte  Licht  gesetzt  ist  das  Ver- 
d.  h.  doch  wohl  uicht  blofs  den  öffentlichen,  hältnis,  welches  offenbar  zwischen  den  beiden 
sondern  auch  den  privaten,  an  erster  Stelle  Kulten  des  lanus  Geminus  und  der  Vesta  auf 
angerufen  und  geehrt  wurde  (vgl.  Serv.  V.  A.  dem  Forum  Romanum  besteht  und  ganz  unver- 
1,  292  ipsa  (Vesta)  et  lanus  in  omnibus  sacri-  kennbar  dem  Verhältnis  der  beiden  Götter  im 
ficiis  iniocantur.  Mytliogr.  Tat.  3,  2,  5.  Arnob.  Privatkult  nachgebildet  ist.*)  Ich  mache  darauf 
3,  29  quem  in  cunctis  anteponitis  prccibus).  aufmerksam,  dafs  auf  dem  Forum  Romanum 
Bestätigt  wird  dies  durch  die,  wie  es  scheint,  dieselben  Kulte  der  Vesta  und  des  lanus  be- 
private Verehrung  des  Gottes  als  Matutinus  deutungsvoll  hervortraten,  die  auch  im  römi- 
pater  {Hör.  Sat.  2,  6,  20  fl'.),  als  welcher  er  30  sehen  Privathause  die  Hauptrolle  spielten.*'*) 
in  der  Frühe  des  Morgens  vor  dem  Beginn  Hierzu  kommt,  dafs  der  alte  nuraanische  lanus 
des  Tagewerkes  angerufen  wurde,  ferner  durch  den  ältesten  und  hauptsächlichsten  Zugang 
mehrere  erhaltene  Gebete  bei  Festen,  die  {Schol.  Cruq.  Hör.  Sat.  2,  3,  18:  ma  [Iani 
einen  durchaus  privaten  Charakter  tragen;  statuaj  in  in g res su  fori,  altera  in  medio)  zura. 
vgl.  namentlich  Caio  r.  r.  134  (Privatfeier  vor  Forum  bildete,  dessen  in  der  Regel  offene 
der  Ernte);  ib.  141  (privata  agri  lustratio);  Thüren  der  Gott  offenbar  nach  Analogie  des 
luvenal.  6,  385  f.,  wo  er  mit  Vesta  zusammen  menschlichen  ianitor  bewachen  sollte,  während 
angerufen  wird;  endlich  das  interessante  Ge-  im  Hintergrunde  des  Platzes,  an  einer  Stelle, 
bet  des  Screnus  b,  Ttrentian.  v.  1889  ff.  welche  dem  lanus  Geminus  auf  dem  Argiletum 
=  frgm.  23  Luc.  Müller:  lane  pater,  lane  40  schräg  gegenüberliegt  (vgl.  das  Forum  Rom. 
tuens,  dive  biceps,  biformis,  \  0  cate  rerum  sator,  auf  Taf.  LIII  bei  Baumeister,  Denkm.)  und 
0  principium  deorum  \  stridula  cui  limina,  cui  einigermafsen  der  Stätte  des  focus  im  Atrium 
cardinci  tumultus  |  cui  reserata  mugiunt  aurea  des  ältesten  römischen  Hauses  entspricht,  das 
claustra  mundi  \  tibi  vetus  ara  caluit  Aborigineo  Vestaheiligtum,  ebenso  wie  der  lanus  geminus 
sacello,  wo  freilich  auch  ein  offizielles,  dem  eine  Stiftung  des  Numa  (Liv.  1,  19,  2.  20,  3. 
öffentlichen  lanus  (des  Forums)  dargebrachtes  Flor.  1,2),  erbaut  war  {Jordan,  Top.  1,  2, 
Opfer  gemeint  sein  könnte.  Endlich  ist  das  421  Anm.  136).  Diese  Analogie  der  sakralen 
Verhältnis  des  lanus  zu  Cardea,  der  öffnenden  Verhältnisse  des  Forums  und  derjenigen  des 
und  schliefsenden  Göttin  der  cardines  {üvid  Hauses  wird  noch  deutlicher,  wenn  wir  be- 
f.  6,  161  f.),  hier  zu  erwähnen;  sie  wurde  als  50  denken,  dafs  auch  die  Tempel  der  Penaten 
seine  Geliebte  oder  Gemahlin  gedacht,  führte,  und  der  Laren  des  römischen  Staates  in  der 
ebenso  wie  lanus  eine  virga  aus  Weifsdorn  Nähe  des  Marktes  lagen  {Jordan  a.  a.  0. 
{Ov.  f.  6,  129)  und  gehört  ganz  entschieden  S.  416  ff.  420  ff.)  und  sicherlich  zu  demselben 
ebenso  wie  Forculus  und  Limentinus  nur  dem  in  Beziehung  standen.  Wie  nahe  der  lanus 
Privatkult  an.  Möglicherweise  ist  auch  die  des  Forums  von  vornherein  den  Penaten  oder 
von  Demophilos  b.  lo.  Lydiis  d.  mens.  4,  2  be-  Hausgöttern  stand,  zu  denen  Vesta  selbst  mit- 
zeugte (euhemeristische?)  Vorstellung  von  lanus  gerechnet  wurde  {Premier,  Hestia  S.  94  u.  244 
als  dem  ersten  Erbauer  von  Thüren  (Thoren)  vgl.  265,  1),  ersieht  man  auch  daraus,  dafs 
und    Häusern   {ttqwzov   avxov    .  .  .    Oiy.ovg   y.ccl 

TtvXBiävag  naraCHfuaffat)    auf    seine    Bedeutung  GO          *)   wie  die  meisten  ostia   der  Privathäuser   auf  dem 

als   Hausgott   oder   Schutzgeist    der  Häuser   zu-  Lande  (s.  ob.  Sp.  30  Anm**),  hatte  auch  der  lanus  Geminus 

rückzulühren,    doch   ist,  wie   wir   sehen  werden,  dos    Forums    eine    westostliche   Axe     (ob.     Sp.    17).      Ich 

in   diesem  Falle   noch    ein  anderer  Ideenzusam-  'lalte    auch    diesd'  Übereinstimmung    nicht    für   zufällig, 

menhanc   denkbar  sondern  für  absiclitlicli  und  bedeutungsvoll. 

Viefgeaauer  sind   wir  dagegen  über  den  *p  «:  ^T  .^'"""l^^  l^T>  Z^Tl^^"^  '"'""''  '> 

••«■      ii-    I          TT-    li    T        T                1      r      TT             "1  385f.undvgl.  Sero.    V.  A.  1,  292   /Vesta]  et  lanus  in  omni- 

offeuthchen  Kult  des  lanus  als  des  Herrn  über  ,„^.  ^,^^^^.,^.,.,..^  /„„.ca,u«r.  lanus  und  Vesta  bilden  ge- 
alle   öffentlichen  lani  unterrichtet.     Schon  oben  wissermafsen  das  A   und  O  in  den  röm.  Gebeten  iPretiner, 

Sp.  1 6  ff.  ist  das  meiste  hierher  gehörige  Material  jiesiia  29). 

RoscuEB,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  2 


35 


lanus  (abstrakte  Auffassungen) 


lanus  (Consivius;  duonus  cerus) 


36 


lanus  selbst  der  erste  der  Penaten  sein  sollte 
{Procop.  b.  Goth.  1,  25:  'lavbg  Ttgtazog  .  .  räv 
ciQ%aL(ov  Q'säv,  ovg  .  .  .  nsvcczag  svidlow.  Den 
Laren  u.  deml.  wurde  am  1.  Jan.  auf  den  häus- 
lichen Altären  Weihrauch  geopfert  nach  Anthol. 
Lat.  395,  1  ff.  Biese).  So  verstehen  wir  auch 
am  besten,  warum  der  alte  lanus  des  Forums, 
also  gewissermafsen  des  gemeinsamen  Atriums 
der  römischen  Bürgerschaft,  im  Kriege,  also 
in  der  Zeit,  wo  die  Bürger  nicht  domi,  sondern 
belli,  d.  h.  nicht  drinnen,  sondern  draufsen, 
waren ,  offen  gehalten  und  nur  im  tiefsten 
Frieden,  d.  h.  nach  ältester  Auffassung,  wenn 
alle  daheim  und  unter  sich  waren,  geschlossen 
wurde:  es  wäre  zweifelsohne  ein  schlimmes 
Omen  für  die  Ausgezogenen  gewesen,  wenn 
man  hinter  ihnen  das  allen  gemeinsame  ideale 
Thor  der  Bürgergemeinde  verschlossen  hätte 
(s.  oben  Sp.  19  f.). 

Aus  diesem  ursprünglich  sehr  konkreten 
Begriffe  des  alten  italischen  Thürengottes  ent- 
wickelten sich  natürlich  im  Laufe  der  Zeit 
verschiedene  mehr  abstrakte  Vorstellungen, 
wonach  lanus  als  der  ideale  Offner  und  Schliefser 
schlechthin  oder  als  Hüter  des  Himmels  und 
Weltalls  erschien.  Vgl.  z.  B.  Ovid  f.  1,  117  ff.: 
guidquid  uhique  vidcs,  caelum,  mare,  nuhila, 
terras,  omnia  sunt  nostra  clausa  patentque 
manu.  Mc  penes  est  unmn  vasti  custodia 
viundi,  et  ius  vertendi  cardinis  omne  ineum  est. 
Vgl.  V.  125:  praesideo  forihus  caeli  cum  viiti- 
hus  Horts.  Septim.  Seren,  frgm.  23  Müller: 
cui  reserata  miicjiunt  aurea  claustra  mundi. 
So  entstand  die  philosophische  Auffassung  des 
lanus  als  eines  göttlichen  Demiurgen  und 
Weltordners  {mundi  sator  Martial.  10,  28,  1), 
der  wir  in  einem  Fragment  des  M.  Messala 
(eines  Zeitgenossen  des  Cicero)  b.  Macroh.  1, 
9,  14  begegnen,  wo  es  beifst:  qui  cuncta  fingit 
eademquc  regit,  aquae  terraeque  vim  ac  naturam 
gravem  atque  pronam  in  profundum  dilahentem, 
ignis  atque  animae  levem  in  immensmn  sublime 
fugicntem  copulavit  circumdato  caelo,  quae 
vis  caeli  maxima  duas  vis  dispares  colligavit. 
Auch  nach  etruskischer  Auffassung  soll  lanus 
ein  Himmelsgott  gewesen  sein  (lo.  Lyd.  d. 
mens.  4,  2;  vgl.  A%ig.  c.  d.  7,  28).  Noch  andere 
(vgl.  Macrob.  1,  9,  8  f.),  z.  B.  Nigidius,  redeten 
(offenbar  im  Hinblick  auf  die  westöstliche  Lage 
des  doppelthürigen  lanus  geminus  am  Forum) 
von  lanus  als  dem  utriusque  ianuae  caelestis 
jjotens,  qui  exoricns  operiat  dieni,  occidens  clau- 
dat  und  hielten  ihn  daher  für  einen  Sonnen- 
gott oder  Apollo.  Vgl.  lo.  Lyd.  4,  2:  o  ys 
fiijv  AovtccTLog  Hliov  itaga  to  iq)'  siiax^gag 
TtvXrjg  aQXfiv,  dvccroXi'ig  i'aag  -aal  8va£wg.  Ärnob. 
3,  39.  Noch  phantastischere  Ausdeutungen 
des  lanusbegrifles  finden  sich  bei  Ovid  f.  1, 
103  ff.  (vgl.  auch  Fest.  s.  v.  Chaos),  wo  er  als 
Chaos,  bei  Serv.  V.  Ä.  7,  610  u.  August,  c.  d.  7,  7 
u.  8  ff.,  wo  er  als  ,,mundus"  (s.  Sp. 38f.),  u.  bei  Jo. 
J.yd.  mens.  4,  2,  wo  er  als  drjQ  {G.  Bassus)  und 
övvafiig  sqp  £-)i(xzsQccg  "AgyiTOV  xirayiiiVT]  yial 
rag  ^siozigag  '^v%cig  int  zov  CBXrjviayiov  xoQOv 
ditoTtsiinovca  {Praetcxtatus  offenbar  nach  Py- 
thagoreischer Anschauung;  vgl.  Prolclos  hy.  6) 
aufgefafst  wird  (Sp.  47).  Wenn  Proklos  im 
G.  hymnus  (auf  Hekate  u.  lanus  b.  Abel,  Orphica 


p.  281)  Hekate  als  &e(Sv  (irjzrjQ  und  lanus  als 
TCQonärcoQ,  Zsiig  acp&tzog  oder  vnazog  feiert,  so 
scheint  dieser  sonst  unerhörten  Verbindung 
der  beiden  Gottheiten  einerseits  die  Auffassung 
des  lanus  als  Sonnengott  und  Weltenschöpfer 
anderseits  als  Gemahl  der  lana  (=  Diana  oder 
Hekate)  zu  Grunde  zu  liegen  (s.  Sp.  41  f.).  Man 
suchte  sich  also  in  späterer  Zeit  in  möglichst 
tiefsinnigen  und  abstrusen  Deutungen  des  alten 

10  einfachen  Thürengottes  förmlich  zu  überbieten. 
Von  diesen  späten  abstrakten  und  philo- 
sophischen Vorstellungen  von  lanus  sehr  wohl 
zu  unterscheiden  ist  die  gewifs  uralte,  sehr 
einfache  imd  natürliche  Anschauung,  dafs  vom 
Patulcius  und  Clusius  auch  die  Schliefsung  und 
Öffnung  des  jungfräulichen  Leibes  bei  der  ersten 
Schwängerung  und  Entbindung  abhänge. 
Offenbar  spielt  bei  dieser  Funktion  des  lanus 
der  sogen,  hymen  oder  die  membrana  virginalis, 

20  qua  rupta  desinit  esse  virgo  {Donat.  Ter.  Eun. 
5,  5,  7.  Serv.  V.  A.  4,  99)  die  Rolle  einer 
ianua.  Denn  was  liegt  näher  als  diese  mem- 
brana virginalis  als  einen  Verschlufs  anzu- 
sehen, von  dessen  Öffnung  die  weibliche 
Fruchtbai-keit  abhängt?  Dafs  in  der  That  die 
Alten  die  Sache  so  auffafsten,  folgt  deutlich 
aus  den  Worten  Augustins  de  civ.  d.  7,  2: 
ipse  primum  lanus  cum  pjuerperium  con- 
cipitur  .  .  .  aditum  aperit  recipiendo  se- 

30  mini.  Vgl.  auch  6,  9  [p.  234  Domb.]  Varro  . . . 
emmier are  dcos  coepit  a  conceptione  hominis, 
quorimi  numerum  est  exorsus  a  lano.  ib.  7,  3 
Uli  etiam  quod  aperitur  conceptui  non  im- 
mer ito  adtribui.  Tert.  ad  not.  2,  11:  qui  con- 
sationibus  concubitalibus  praesit.  So  erklärt 
sich  der  Beiname  Consivius,  den  lanus 
in  den  Indigitamenta  führt  (vgl.  Macrob.  1,  9, 
16 :  Consivium  a  conscrendo  i.  e.  a  propagine 
generis  humani,  quae  lano  auctore  conseritur), 

40  denn  dafs  Consivius,  Consiva  mit  serere  (säen, 
zeugen)  zusammenhängt,  kann  nicht  bezweifelt 
werden  (vgl.  Corssen,  Aiisspr.  etc.^  1,  418).  Ganz 
verkehrt  leitet  Labeo  b.  lo.  Lyd.  mens.  4, 1  Con- 
sivius von  consilium  ab.  Auch  die  Öffnung  des 
Leibes  der  Schwangeren  scheint  dem  lanus 
zugeschrieben  worden  zu  sein,  da  nach  Paul. 
epit.  56,  6  clavim  consuetudo  erat  mulieribus 
donare  ob  significandam  partus  facilitatem.  Der 
Schlüssel  aber  war,  wie  wir  wissen,  eines  der 

50  wesentlichsten  Attribute  des  lanus  (Sp.  42). 
Wie  alt  diese  Funktion  des  lanus  als  Gottes 
der  menschlichen  Zeugungen  und  Geburten  ist, 
erkennt  man  am  besten  daran,  dafs  er  nach 
Varro  l.  Z.  7,  26  bereits  im  Liede  der  Salier  als 
duonus  cerus,  d.  i.  als  bonus  creator,  gefeiert 
wurde  (vgl.  d.  Artikel  Cerus).  Vielleicht  hängen 
auch  gewisse  auf  die  Hausthüre  und  Haus- 
schwelle bezügliche  Hochzeitsgebräuche, 
wie   das  Heben  der  Braut  über  die  Schwelle, 

GO  das  Salben  der  Thürpfosten  mit  Fett,  das 
aqua  et  igni  accipi,  das  „in  limine"  stattfand 
{Bofshach,  Böm.  Ehe  356  ff.  359  ff.  361  ff.)  mit 
dieser  Funktion  des  lanus  zusammen. 

1))  lanus  als  (lOtt  aller  Anfänge. 

Wie  eng  diese  Funktion  mit  der  soeben  be- 
sprochenen zusammenhängt,  läfst  sich  am  besten 
an  der  sprachlichen  Verwandtschaft  der  Begriffe 


37              lanus  (Gott  aller  Anfänge)  lanus  (Gott  d.  Jalu-es;  Erfinder)         38 

p]ingang,  Thiire,  Thor  und  Anfang,  Beginn,  Aus-  ävoi^ig   rov    iviavzov    Said.   s.  v.   'Iccvovocqloc;; 

gang,  Ende  zeigen,  insofern  oft  dieselben  Worte  mehr  bei  Marquardt,  Staatsv.  3,  273,  5).    Vgl. 

zur  Bezeichnung  der  beiden  Begriffe  gebraucht  über    die     Einzelheiten    dieser    Neujahrsfeier 

werden.    So  bedeutet  «(«Yiuw  ursprünglich  das  Mart.  8,  8.     Preller- Jordan,   B.  M.  1,  179  ft". 

Eingehen,   den  Eingang,   sodann  den  Anfang,  Marquardt,    Frivatalt.  1,    257.     Es    war   eine 

Beginn  (vgl.  inire  =  hineingehen,  beginnen).  natürliche    Konsequenz   dieser    Anschauungen, 

Den  Gegensatz  dazu  bildete  ciitus  und  exitium,  dafs  man  lanus  als  Gott  des  Jahres  dachte 

eigentl.  Ausgang,  auch  im  Sinne  von  Ausgangs-  und  die  Finger  seiner  Hände  bildlich  so  dar- 

thür,  sodann  Ausgang  im  Sinne  von  Ende,  stellte,  dafs  die  Zahl  der  Tage  eines  Jahres,  also 
Ziel,    Tod    und    Verderben.      Namentlich    er- lo  355  oder  365  herauskam  (PZm.  34,  33.  ilfacjoft. 

scheint    limcn    oft    in    der    übertragenen    Be-  1,  9,  10.  lo.  Lyd.  4,  1.  Suid.  s.  v.  'lavovdQiog. 

deutung  Anfangspunkt,   Eingang,   ebenso  wie  Mytlio(jr.  Vat.  3,  4,  9.   Arnoh.  3,  29.    Scrv.  A. 

ianita  {fores;  vgl.  Mythogr.  Vat.  3,  4,  9:  lanus  7,  G07.  iHart.  8,  2, 1  fastorum  genitor.  Schwegler, 

.  .  .  anni  ianuam  pandat)   im  Sinne  von  Ein-  i?.  G^.  1,220,  12).  Oder  man  bezog  den  Schlüssel 

leitung,  Anfang  (vgl.  auch  introitus,  ingressus  in    der    R.    des    Gottes    auf    die    uvoi'gig    xov 

=  Einleitung,  Anfang,  sonst  Eingang,  Zugang).  iviccvrov  {Suid.  s.  v.  'lavovuQLog).    Auf  Münzen 

Vgl.    auch    Butlmann,    3IytJiol.  2,  76    u.    79.  des  Commodus  (abgebildet  Arch.  Ztg.  19,  Taf. 

ScJnvcgler,  B.  G.  1,   221.      Auf  Grund    dieser  147,  6  ff.   vgl.  dazu  S.  1H7  ff.)   erscheint  dieser 

sprachlichen    Analogieeu    ist    wohl    nicht    zu  Kaiser  als  lanus   stehend   mit  einer   virga  in 

zweifeln,    dafs   aus   dem   Gotte   der  Eingänge  20  der   L.;    seine   R.    legt    er    auf  einen    offenen 

und  Thüren  leicht  ein  Gott  der  Anfänge  werden  Bogen     (ianus    =    fores     caeli),     innerhalb 

konnte,   zumal  wenn  man  bedenkt,  dafs  auch  dessen   die  4  Jahreszeiten   (vgl.  Ov.  f.  1,  125: 

die  Ausdrücke  für  Raum  und  Zeit  oft  zusammen-  pracsideo    foribus    caeli    cum    mitihus    Horis) 

fallen    (vgl.    z.    B.    spatium    und    intervallum,  stehen;   ihnen   entgegen   schreitet  ein  nackter 

beides  vom  Räume  und  von  der  Zeit  gebraucht).  Knabe   mit  einem   vollen  Füllhorn   (=  Novus 

Dem    lanus    als    Gott   des   Anfangs    {Aug.  Annus).  Schliefslich  wurde  lanus  geradezu  in  der 

c.  d.  7,  3  omnium  initiorum  jiotestatem  habere  Bedeutung  von  annus  gebraucht  {Auson.  epist. 
lanum.  Varro  ibid.  7,  9:  jpenes  lanum  prima.  20,  13;  vgl.  Martial.  10,28,1:  annorum  mundi- 
Mytliogr.  Vat.  2,  4,  9.  August,  c.  d.  4,  1 1 :  in  que  sator.  Lucan.  Phars.  5,  6  ducentem  tempora 
lano  Sit  initiator)  waren  die  meisten  An-  30  lanum).  So  entstand  einerseits  die  Identifi- 
fänge   der  natürlichen  Zeitabschnitte  geweiht,  cierung  des  lanus  mit  Aion  oder   dem  Vater 

d.  h.  die  Morgenfrühe,  die  Kaienden  als  Monats-  des  Aion  {Messala  b.  lo.  Lyd.  de  mens.  4,  1. 
anfange,  der  lanuarius  als  Anfangsmonat  des  Longinus  b.  Suid.  a.  a.  0.  Nemes.  Cyneg.  104 
Jahres.  Aus  Horaz  Sat.  2,  6,  20  ff.  erhellt,  teviporis  auctor.  Mart.  8,  2,  1),  andererseits 
dafs  lanus  als  Matutinus  pater  in  der  Frühe  die  Vorstellung,  er  sei  tcpoQog  ndarjg  ngä^Bcog 
des  Morgens  beim  Beginne  der  Tagesarbeit  {Varro  h.  Lyd.  4,  2;  vgl.  auch  Ovid  f.  1, 
angerufen  wurde  (vgl.  3Iyth.  Vat.  8,4,9:  diei  165  ff.)  oder  der  Anfang  aller  Dinge  (Paul, 
deus.  Scrv.  V.  A.  7,  607:  diei  dominus).  Auf  p.  52  s.  v.  Chaos:  a  quo  rerum  omnium  factum 
den  Gott  der  Kaienden  oder  Monatsanfänge  putabant  initium),  eine  Idee,  welche  mit  der 
bezieht  sich  unzweifelhaft  der  Beiname  Inno-  40  oben  besprochenen  von  lanus  als  mundus  oder 
nius,  welcher  offenbar  den  mit  der  Mond-  Chaos  sehr  nahe  verwandt  ist  (s.  Sp.  35  u.  39). 
göttin  luno  zusammen  an  den  Kaienden  ver-  mach.  Ovid  f.  1,1&5  S.  {\g\.  auch.  Senccaep.  SS, 
ehrten  Gott  bezeichnen  soll  {Macroh.  1,  9,  16  5.  Colum.  r.  r.  11,  2  p.  446  ed.  Bip.)  mufste  jeder 
lunonium  quasi  non  solum  mensis  Januar ii,  Römer  (ominis  causa)  am  ersten  Januar  an 
sed  mensium  omnium  ingressus  tenentem,  sein  jährliches  Geschäft  die  erste  Hand  an- 
in  dicione  autem  Junonis  sunt  omnes  Kalendae.  legen,  aber  es  gleichsam  nur  kosten,  um  so 
ib.  1,  15,  19).  Auf  diesen  lunonius  bezogen  durch  einen  guten  Anfang  am  ersten  Tage  des 
sich  nach  Varro  die  12  zu  Rom  dem  lanus  neuen  Jahres  seiner  Thätigkeit  einen  guten  Er- 
geweihten Altäre  {Macrob.  a.  a.  0.  Jo.  Lyd.  folg  für  das  ganze  Jahr  zu  sichern  (vgl.  Peter 
4,  2:  8voKaCSsy.a  TtQvzüvsig  Tiqog  xov  Nov^ci.  50  z.  Ov.  f.  a.  a.  0.).  Diese  gewifs  uralte  Sitte, 
Tou?  yialov^svovg  Hali'ovg  oQia&rjvai  cpaatv,  welche  z.  B.  Varro  a.  a.  0.  veranlafst,  den 
vfivovvrag  rov  'iccvov  kutcc  xov  xäv  'ItccXikwv  lanus  für  den  icpoQog  Tidang  JtQÜ^scog  zu  halten, 
(iTjväv  (XQLd'^öv.  6  8s  BccQQcov  .  .  .  cpfjOLv,  sowlo  der  Brauch,  den  Matutinus  pater  am 
avTov  .  .  .  liysa&aL  ^al  JIoTiävcova,  8ia  xo  iv  frühen  Morgen  vor  dem  Beginn  der  Tages- 
rarg  KaXbvSaig  dvacps^scQ-cct  nonavcc.  Paul.  arbeit  anzuflehen  {Hör.  sat.  2,  6,  20  ff.),  hat 
p.  104:  Janual  libi  genus,  quod  Jana  tantum-  wohl  hauptsächlich  die  Vorstellung  erzeugt, 
modo  immolatur).  Ganz  besonders  feierlich  dafs  lanus  der  Urheber  oder  Erfinder  aller 
waren  natürlich  unter  diesen  Kaienden  die  möglichen  nützlichen  Thätigkeiten  oder  ße- 
des  lanuarius,  d.  i.  des  dem  lanus  ganz  rufe  sei.  So  wurde  (nach  Plut.  Q.  Born.  22) 
speziell  (von  Numa)  geheiligten  ersten  Monats,  eo  nicht  blofs  die  gebildete  Sprache  und  Lebens- 
rait  welchem  die  Tage  wieder  zunehmen  (vgl.  weise  {yläaaa  mkJ.  Si'aixa;  vgl.  genitor  vocis 
Varro  l.  l.  6,  34  Januarius]  a  principe  deo  .  . .  Serv.  7,  610),  der  Landbau  (yscoQysi^v)  und  die 
appellatus.  Porphyr,  antr.  Nymph.  23.  Mythogr.  Staatsverfassung  {Ttoluhvso&ai),  sondern  auch 
Vat.  3,  4,  9.  Jo.  Lyd.  de  mens.  4,  1:  dQxrjv  die  Kunst,  Häuser  und  Thore  {oi'Kovg  y.al 
leqaxiHov  iviavxov  xov  'lavovccQiov  ft^va  .  .  .  TtvXscövag  Kaxaayisväaai  Lemoph.  b.  I^yd.  de 
■KaQcc  xov  ßaatlioig  Novfiä  ogiaQ-rivai;  vgl.  ib.  inens.  4,  2)  und  Tempel  zu  erbauen  {Ttgäxov 
3,  15.  Ovid.  f.  1,  43  u.  65  Jane  hiceps,  anni  KaxaCHEvüöat  xs^svr]  Lyd.  a.  a.  0.  4,  2),  ferner 
tacite    labentis    origo;    o:Qxri    xov    %g6vov    v.ci\  der    Schiffsbau    (s.  ob.  Sp.   23 f.),    die    Münz- 

2* 


39     lanus  (erste  Stelle  bei  Gebeten  etc.)  lanus  (Kriegs-  u.  Quellengott?)             40 

prägung  {Athen.  G92DE.  Macrob.  1,  7,  22),  ja  lieh  nicht  blofs  den  gewöhnlichen  Ehrentitel 

sogar    der  ganze  religiöse    Kultus    (Xenon  b.  der    anderen    grolsen    Götter    (vgl.    luppiter, 

Macrob.  1,  9,  3.  To.  Lyä.  4,  2)  auf  das  Wirken  Marspiter    etc.    Zinzoio ,  d.   Vaterbegriff  b.    d. 

des  lanus   zurückgeführt.     Vgl.  auch  Macrob.  rüm.  Gottheiten,   Pyritz  1887  S.  6  f.),    sondern 

1,  7,  21 — 25,    wo    lanus  in  dieser  Beziehung  bezieht    sich    wahrscheinlich    auch    auf  seine' 

als  Schüler  des  Saturnus  aufgefafst  wird.    Der  Stellung  als  Göttervater  schlechthin,  auf  seine 

Beiname  Cenulus,  den  iMheo  h.  Io.Lyd.4:,  1  Geltung  als  principium  deorum.    Vgl.  Macrob. 

mit  ivw%LaaTLv.6g  erklärt  (vgl.  Cedrcn.  1  p.  295,  7  1,  9, 16:  patrem  [invocamus]  quasi  deorum  deum. 

Bonn.   'Pafiai^oi.  Ki'ßovg  rrjv  TQOcprjv  s-nälow,  £^  Cato  r.r.lSi.  Lucil.h.  Lactant.i.  d.  4,3.  Verg.A. 

oi)  Kccl  'luvov  KißoviXiov   diu  rö  evcoxiccazi.-  10  8,  357.  Hör.  ep.  1,  16,59.  sat.  2,  6,  20.  luv.  sat.  6, 

■HÖv),  dürfte  sich  am  besten  aus  der  Idee  eines  393.  Flin.  h.  n.  36,  28.  Gell.  5,  12,  5.  Macrob.  1,  9, 

göttlichen  Erfinders   der    "^ars  cenarum^  {Hör.  15.   Mehr  b.  ÄTtwe^/Zer,  i2.  G.  1,  223,  25.  Zinzow 

sat.  2,  4,  35)  im  Gegensatze  zu  dem  'ferus  et  a.  a.  0.  6,  4.    Preller,  B.  M.^  1,  167,  1. 

rudis  ante  fruqes  connitas  victus^  {Macrob.  1,  .  ^            i    r,  .j.  i      fr  •         /„x       i      /^     i, 

7,  21)   erklären.     Nicht  recht  klar  ist,   wie  c)  lanus  als  Gott  des  Krieges  (?)  u.  der  Quellen  (?). 

lanus  dazu  kam,   als  Erfinder  der  Kränze  ge-  Schon    die  Alten    selbst   haben   lanus    für 

nanut  zu  werden  {Drakon  v.  Kerhyra  b.  Athen.  einen  Kriegsgott    erklärt  und  namentlich  die 

692  DE).      Es    fragt    sich,    welche    Art    von  Öffnung    des    lanus    Geminus    in   Kriegszeiten 

Kränzen  in  diesem  Falle  gemeint  ist,  die  zum  und  seinen  Beinamen  Quirinus  (s.  ob.  Sp.  16)  auf 

Apparat  des  Gastmahls  gehörenden,   oder  die  20  diese  Funktion  bezogen.    Vgl.  Ennius  b.  Hör. 

dem    religiösen    Kultus    {Flin.   h.  n.   21,   11)  1,  4,  60  Discordia  taetra  Belli  ferratas  postes 

dienenden.      Auf    den    Trientalassen    seit   268  portasque  refregit.    Macrob.  1,  9,  16  Quirinum 

(s.    unten  Sp.  51)    erscheint   lanus   selbst  mit  quasi  bellorum  potentem  ab  hasta  quam  Sabini 

Lorbeer  bekränzt,  und  über  der  Prora  des  Re-  curin  vocant.    Lucan.  Phars.  1,  62    belligcri 

verses  steht  als  Beizeichen  ein  Kranz.  —  Aus  limini    lani.     Cedren.    1   p.   295   Bonn,    'iccvov 

dieser   Vorstellung    des   lanus   als    Gott    aller  Kvqlvov    maavsl    TtQonaxov;    Anthol.    Lat.    ed. 

Anfänge  und  als  Stifter  des  Gottesdienstes  so-  Biese  394,  1.     Hiermit    könnte    man    die    auf 

wie  als  Mittler  zwischen  Göttern  und  Menschen  Numa    {Plut.    Marc.    8)    zurückgeführte    Be- 

{Ov.  f.  1,  171  ff.    Sej-v.   V.  A.  7,  610.    Macrob.  ?,i\mm.\nagtertia*)  spolia  [opimaJIanuiQuirino 

1,  9,  9.  Arnob.  3,  29)  erklärt  sich  wohl  der  30  agnum  marcm  caedito  {Fest.  p.  189)  wohl  ver- 
uralte Brauch,  bei  allen  Opfern,  Gebeten  und  einigen,  wenn  nicht  bei  Plufarch.  vita  Marc. 
Anrufungen  zuerst  des  lanus  zu  gedenken  und  8  (ra  8s  xqixa  rm  Kvqlvco)  statt  des  lanus 
ihn  an  die  Spitze  zu  stellen.     Vgl.  Cic.  N.  D.  Quirinus     der    Quirinus     als    Empfänger    der 

2,  27,  67  cumque  in  Omnibus  rebus  vim  haberent  dritten  Spolien  genannt  würde,  was  gegen  die 
maximam  prima .  .  .,  frincipem  in  sacrificando  Lesart  des  Festus  einigermafsen  mifstrauisch 
lanum  esse  voluerunt.  Varro  b.  August,  c.  d.  macht,  zumal  wenn  wir  bedenken,  dafs  Quiri- 
7,  9:  penes  lanum  sunt  prima,  penes  lovem  nus  in  diesem  Zusammenhange  besser  zu 
summa.  Vgl.  ferner  die  Gebete  bei  Cato  r.  r.  luppiter  und  Mars  pafst  als  lanus,  und  dafs 
134  u.  141,  die  Devotionsformel  b.  Liv.  8,  9,  6,  dieser  sonst  immer  im  üpferkult  und  bei  Ge- 
die  Götterreihe  der  arval.  Tafeln  Henzen,  acta  m  beten  die  erste,  nie  die  dritte  Stelle  hat  (vgl. 
fr.  arv.  144  f.  Festi  epit.  52.  OiJid.  f.  1,  171  ff.  namentlich  die  Devotionsformel  bei  Liv.  8,  9: 
Serv.  V.  A.  7,  610.  Xenon  b.  Macrob.  1,  9,  3  lane,  luppiter,  Mars  pater,  Quirine,  Bel- 
li. 9.  lo.  Lyd.  mens.  4,  2.  Arnob.  3,  29  u.  s.  w;  lona  etc.).  Hierzu  kommt  noch,  dafs  lanus 
mehr  b.  Marquardt,  Staatsv.  3,  25,  7;  26,  1.  ebenso  oft  auch  ausdrücklich  als  Friedensgott 
Schwegler,  B.  G.  1,  222  f.  Beachtenswert  ist  angesehen  wird  (vgl.  Hör.  ep.  2,  1,  255: 
es ,  dafs  ebenso  wie  im  häuslichen  und  foren-  clanslraque  cuslodcm  pacis  cohibentia  lanum. 
sischen  Kult  so  auch  bei  allen  Opfern  und  Ge-  Ovid  f.  1,  281:  joace  fores  obdo,  ne  qua  dis- 
beten  Vesta  eine  Art  Pendant  zu  lanus  bildet,  cedere  possit.  ib.  287  ff.  Martial  8,  66,  11  j^cici- 
indem  sie  als  „custos  rerihm  intimarum"  {Cic.  ficus  lanus.    Claudian  28,  638.    Plut.  Q.  Bom. 

nat.  d.  2,  27,  67)    die   letzte,   lanus    die    erste  50  19:    xov  'luvov nolizLv.ov  y.ul  yscagyiv-ov 

Stelle  erhielt  {Preuner,  Hestia  S.  28  ff.  =  Mar-  (lülXov  r)  noXs^i-nov  ysv6j.i,svov).     Man  erkennt 

quardt,  Staatsv.  5,  26,  3).  hieraus  auf  das  deutlichste,  dafs  lanus  durch- 

In  nahem  Zusammenhang  mit  diesen  und  aus  nicht  als  eigentlicher  Kriegsgott  anzu- 
den  oben  Sp.  35  ff.  behandelten  Anschauungen  sehen  ist  und  seine  Auffassung  als  bellorum 
und  Bräuchen  steht  die,  wie  Preller,  B.  M.^  1,  potens  und  belliger  sich  lediglich  auf  die  oben 
166  ganz  richtig  hervorhebt,  gewissermafsen  Sp.  18f.  behandelte  Sitte  den  lanus  Geminus 
theogonische  oder  kosmogonische  Idee  von  im  Frieden  zu  schliefsen,  im  Kriege  offen  zu 
lanus  als  dem  Gott  der  Götter  oder  Urgott.  halten  bezieht  (vgl.  auch  Ov.  f.  1,  254:  nil 
Wie  alt  und  ehrwürdig  diese  Idee  war,  erhellt  mihi  cum  bcllo.  pacem  postesque  tuebar).  Was 
am  besten  aus  dem  Umstände,  dafs  lanus  be-  60  den  Beinamen  Quirinus  (vgl.  auch  Kiefsling 
reits  in  den  Liedern  der  Salier  als  Divum  zu  Hör.  ca.  4,  15,  9)  betrifft,  der  einzig  und 
Dens  gefeiert  wurde.  Vgl.  Macrob.  1,  9^  14:  allein  den  am  Eingang  zu  dem  Forum  der 
Saliorum  antiquissimis  carminibus  lanus  Deo-  Quirites,  d.  i.  der  röm.  Bürger,  befindlichen 
rum  Deus  canitur.  Varro  l.  l.  7,  27:  Divum  und  daselbst  als  custos  verehrten  lanus  be- 
Deo.  Seren,  fr.  23  Müller  bei  Terent.  Maur.  zeichnet,  so  ist  es  mir  bei  dem  unverkenn- 
de  metr.  p.  1889:  0  cate  rerum  sator,  0  prin- 
cipium   deorum.       Wenn     er    Pater     genannt  ♦)   ^je   p^ima   spolia   galten   dem  luppiter  Feretrius, 

wnd,  so  bedeutet  dies  Epitheton  wahrschein-  die  secnnda  dem  Mars  (3.  d).    Vgl.  imt.  Sp.  43  z.  30. 


41 


lanus  (mytb.  Verbindungen) 


lanus  (Attribute,  Opfer) 


42 


baren  Zusamuienbang  von  (juirinus  mit  (juirites 
(Jordan  zu  Pj  eller,  li.  71/."  1,  369,  4)  wahr- 
scheinlich, dais  Quirinus  in  diesem  Falle  Ad- 
jectivum  ist  und  den  lanus  der  Quiriten,  d.  h. 
der  auf  dem  Forum  versammelten  römischen 
Vollbürger,  bezeichnen  sollte  (anders  Biitt- 
vutiiii,  Mylhul.  2,  90  ff).  Wenn  Servius  z.  V.  A. 
7,  610  sagt:  quidam  laniuii  Eanum  diciint  ah 
cundo  cumque  esse  Martern,  so  beruht  das 
wohl  einerseits  auf  der  Identificierung  von  Gra- 
divus  und  lanus,  anderseits  auf  der  Bedeutung, 
welche  die  Öffnung  des  lanus  Geminus  für  die 
römischen  Krieger  hatte. 

Etwas  anders  steht  die  Sache  mit  der 
Funktion  des  lanus  als  Gottes  der  Quellen. 
Preller,  B.  M.""  1,  170  bezieht  darauf  die  Sage 
von  der  Ehe  mit  der  luturna,  aus  welcher 
Fontus  hervorgegangen  sein  sollte  (ob.  Sp.  18  u. 
25),  und  die  von  Ovid  f.  1,269  n.  Met.  14,  785 
behandelte  Legende  von  der  Abwehr  der  die 
porta  lanualis  (=  lanus  Geminus  am  Forum) 
erstürmenden  Sabiner  durch  plötzlich  hervor- 
brechende heifse  Schwefelquellen  (s.  ob.  Sp.  18). 
Hierzu  kommt  noch  die  Sage  von  der  Quell- 
nymphe Canens  (s.  d.),  die  Venilia  (s.  d.), 
wohl  ebenfalls  eine  Quellengöttin,  auf  dem 
Palatin  dem  lanus  geboren  hatte  (Ooid  Met. 
14,  333).  Obwohl  diese  Sagen  meines  Er- 
achtens  nicht  ausreichen,  um  die  Funktion  des 
lanus  als  eines  Quellengottes  sicher  zu  be- 
gründen, wäre  es  doch  im  Hinblick  auf  Redens- 
arten wie  chmdcre  fontes  (Üv.  Met.  15,  271), 
aquas  {Pro}}.  5,  9,  44),  rivos  {Verg.  Ecl.  3,  111), 
rccludere  ora  fontana  {Ov.  f.  1,  209),  rccluderc 
fontes  (Verg.  G.  2,  175),  aperire  puteum  (Dig. 
39,  2,  24),  aperire  fontes  (Cic.  Tusc.  1,  3,  6), 
puteus  patcns  (Uor.  ep.  2,  2,  135)  u.  s.  w.  nicht 
unmöglich,  _  dafs  lanus  Patulcius  und  Clusius 
auch  als  Öffner  und  Schliefser  der  Wasser- 
quellen gedacht  worden  wäre. 

C.    Mythen  u.  mythische  Verbindungen. 

Da  die  meisten  Mythen  und  mythischen 
Verbindungen  des  lanus  bereits  zur  Sprache 
gekommen  sind,  so  genügt  es,  auf  die  betreffen- 
den Stullen  dieses  Artikels  und  die  sonstigen 
in  Betracht  kommenden  Artikel  dieses  Lexikons 
kurz  hinzuweisen.  Die  mit  lanus  in  mythischer 
Verbindung  stehenden  Personen  sind: 

a)  luturna  s.  d.  u.  vgl.  oben  Sp.  18  u.  25. 

b)  Venilia  s.  d.  u.  vgl.  oben  Sp.  4lZ.  25. 

c)  Fontus  s.  d.  u.  vgl.  oben  Sp.  18  u.  25. 

d)  Tiberinus  s.  d.  u.  vgl.  Sp.  23. 

e)  Canens  s.  d.  u.  vgl.  Sp.  41  Z.  25. 

f)  Car  na  und  Cardea  s.  d.  u.  vgl.  Sp,  33. 
g)   Cameses,    Camesene,    Camasene,    Ca- 

mise  8.  Camese  u.  vgl.  Sp.  23. 

h)  Saturnus  s.  d.  u.  vgl.  oben  Sp.  22  f. 
Die  nur  von  Pscudoplutarch  parall.  9  berichtete 
Sage  von  lanus  als  Sohn  des  Kronos  (Saturnus) 
und  der  Entoria  ist  apokryph. 

i)  Wenn  Arnohius  ade.  nat.  3,  29  sagt: 
lanum,  quem  ferunt  Caelo  atque  Hecata  pro- 
crcatum,  so  haben  wir  darin  nicht  etwa  einen 
echten  Mythus,  sondern  lediglich  einen  Aus- 
flufs  späterer  gelehrter  Spekulation  zu  er- 
blicken, zumal  da  lanus  naturgemäfs,  seiner 
Beeleutung  als  Gott  der  Anfänge  entsprechend, 


elternlos  sein  mufs  (Klausen,  Acneas  etc.  713). 
Offenbar  ist  ihm  Caelus  zum  Vater  gegeben 
worden,  weil  man  lanus  selbst  als  Himmels- 
gott .auffafste  (s.  unten  Sp.  44),  und  seine 
Mutter  Hekate  erklärt  sich  einfach  aus  der 
Thatsache,  dafs  diese  häufig  wie  lanus  mehr- 
köpfig  dargestellt  und  als  Thüreugöttin  ver- 
ehrt wurde  (s.  Hekate  u.  vgl.  ob.  Sp.  35  f.). 

k)  Hinsichtlich  des  Aithex  und  der  Oli- 
10  steneals  Kinder  des  lanus  s.  oben  Sp.  23. 

1)  Über  das  Verhältnis  des  lanus  zu  Picus 
u.  s.  w.  vgl.  Verg.  A.  7,  180.  Jordan.  Rom. 
§39M.  Euseb.  b.  Hieron.  Chron.  ad  a.  Abr.  838. 

D.    Attribute  des  lanus. 

Nach  Analogie  der  menschlichen  Thürhüter 
führt  lanus  zunächst  den  Schlüssel  (clavis)  und 
einen  Stock  oder  Stab  (virga,  baculum),  den 
man  aber  nicht  mit  dem  Mafsstabe   des  Aion 

L'o  verwechseln  darf,  wie  dies  ArcJt.  Ztg.  19 
S.  139  geschehen  ist.  Vgl.  Ovid  f.  1,  99: 
nie  tenens  baculum  dcxtra  clavemque  sinistra. 
ib.  177.  228.  254.  Macrob.  1,  9,  7:  cum  clavi  et 
virga  figuratur,  quasi  omnium  et  portarum 
custos  et  rector  viarum.  Arnob.  6,  25.  Auch 
auf  den  erhaltenen  Bildwerken  (s.  u.)  erscheint 
der  Stab  in  der  Rechten  mehrfach  ganz  deut- 
lich, während  in  der  Linken  statt  des  Schlüs- 
sels hie  und  da  eine  patera   vorkommt.     Wie 

30  aus  der  Erzählung  von  Carna  =  Cardea  (üv. 
f.  6,  101  ft^)  hervorzugehen  scheint,  bestand  die 
virga  des  lanus  aus  Weifsdorn  (spina  alba 
Oo.  f.  6,  129  f.),  dem  man  überhaupt  eine 
segnende,  unheilabwehrende  Wirkung  zuschrieb 
(vgl.  Böttichcr,  Baumhultus  d.  Hell.  S.  360  f. 
Kuhn,  HerabJcunft  d.  Eciters^  237.  Wuttle, 
d.  dtsch.  Volksaberglaube  S.  474  unter  'Hage- 
dorn'. Mannhardt,  BaumkuUus  178.  295.  426). 
Hinsichtlich  des  Lorbeerkranzes,  mit  welchem 

40  I.  auf  Münzen  geschmückt  ist,  s.  Sp.  39  u.  Sp.51. 


E.    Opfer. 

Als  regelmäfsiges  Opfer  des  lanus  an  den 
Kaienden  (namentlich  des  lanuarius)  wird 
Kuchen  (nÖTicivov,  lanual,  strues)  genannt,  von 
dem  lanus  sogar  einen  Beinamen  (griech. 
nonävcov  =  Libarius?)  erhielt.  lo.  Lyd.  mens. 
4,  2:  0  Ss  EägQCOv  .  .  .  qprjötv  avrov  .  . .  liysa^'aL 
.  .  .  %al  IJonävcova,   dia   x6    iv   xdig  KaXsvöccig 

50  dvarpEQsa&at.  nönava.  Paul.  epit.  Fest.  p.  104 
lanual  lihi  genus,  quod  lano  tantummodo 
libatur.  Ov.  f.  1,  127  cui  Ceriale  sacerdos  im- 
ponit  Hb  um  farraque  mixta  sale.  ib.  21b  ara 
mihi  posita  est  parvo  coniuncta  sacello:  haec 
adolet  flammis  cum  strue  farra  suis  (vgl. 
Seren,  b.  Terentian.  v.  1889  ff.  =  frgm.  23 
Müller  u.  Fest.  p.  310:  stnoes  genera  liborum .  . . 
digitorum  coniunctorum  non  dissimilia).  Vgl. 
auch  Gass.  Dio  73,  13:    rä  'lavä    rä>    ngo  xwv 

GO  Q'vQtöv  [xov  avvsSQiov^  &vasiv  ffisXlsv,  wo  wohl 
ein  Kaiendenopfer  gemeint  ist.  Far,  vinuvi 
und  eine  agna  weixlen  als  Opfer  des  lanus  und 
der  Vesta  im  Privatkult  genannt  bei  luvenal. 
6,  385  ff.  Nach  Cnto  r.  r.  134  wurde  ihm  kurz 
vor  der  Ernte  ziisammen  mit  lupiJiter  und 
Inno  tus  und  vinum  und  sodann  ihm  allein 
strues  geopfert  (vgl.  Ov.  f.  1,  171:  cur,  quam- 
vis  alioruin  numina  placcm,  lane,  tibi  jirimum 


43                 lanus  (Priester,  Feste)  lanus  (antike  ii.  moderne  Deutungen)     44 

iura  vierumque  fero?  Antliol.  Lat.  ed.  liicse  103  ff.)-    Nahe  verwandt  damit  ist  die  Deutung 

1,  395.  Martial.  8,  8,  2).     Auch  beim  Ambar-  des  lanus  als  „mundus"  (s.  Arnoh.  3,  29.  Aug. 

valienfeste    wurde   er  zusammen   mit  luppiter  c.  d.  7,  7  fF.    7,  28.    Scrv.   V.  A.  7,  GIO).     Als 

durch  eine  Weinspende  geehrt  {Cato  r.  r.  141).  Gott  aller  Anfange  wird  lanus  mit  Aion  identi- 

Festus  p.  189  behauptet,   dem  lanus  Quirinus  ficiert  von    Mcssala  bei  Lydus  de  mens.  4,  1 

sei  bei  der  Feier  der  spolia  opima  ein  agnus  (vgl.  PJin.  n.  h.  34,  33 :  temporis  et  aevi  deus). 

mas    geschlachtet    worden    (vgl.  jedoch    oben  Neben  diesen  haltlosen  Phantasieen  finden  sich 

Sp.  40).  Bei  der  Feier  der  Agonalia  am  9.  Januar  aber    schon    im    Altertum    auch    rationellere 

wurde   dem    lanus    (als  princeps   deorum?)    in  Deutungen.     So   erklärte    schon  Nigidius  den 

der  Regia  vom  rex  sacrorum  ein  Leithammel  lo  lanus  mit  Rücksicht  auf  die  Form  lana  =  Diana 

(princeps    gregis,    aries)    geopfert    {Ovid  f.  1,  (=   Luna)    für    einen    mit  dem  (ebenfalls  als 

317  ff.     Varro   l.  l.  6,  12:    agonales    (dies)   per  ■ö'^paib?  verehrten)  Apollon  identischen  Sonnen- 

qtios  rex  in  regia  arietem  immolat  etc.    Paul.  gott  {Macroh.  1 ,  9,  8 :   ApoUinem  lanum  esse 

]\  10).     Auch   sonst  erscheint  der  Widder  als  Dianav^que  lanam;   vgl.  ebenda  1,  9,  5  u.  6. 

das  dem  lanus  heilige  Opfertier;   vgl.  Henzen,  1,   17,   42    u.   64.    Placid.    Gloss.  p.  471   Mai 

acta  fr.  Arv.  144:  Jano  arietes  II.  =  p.  462  Klotz.  Amol).  3,  29.    Tertull.  de  cor. 

niil.  13).     Ahnlich  behauptet  Lutatius  bei  lo. 

'    "J'ißster.  Lyd.  mens.  4,  2,  lanus  sei  =  Helios  tiuqcc  t6 

Ein  eigentliches  lanuspriestertum  existierte  fqp'  sKccTSQug  TcvXrjg  aQ^siv ,  KvaroXrig  i'aoag  Kai 

nicht,  doch  scheint  aufser  den  Saliern  der  Rex  20  övascog    (vgl.   Macroh.   1 ,   9,   9).     Nach   Varro 

sacrorum   den   Dienst  des  lanus  bei  gewissen  bei  Lyd.   a.  a.  0.   4,   2    wäre   lanus    bei    den 

Gelegenheiten  versehen  zu  haben   (vgl.  Mar-  Etruskern    ein  Himmelsgott  {=  ovQavög)   ge- 

quardt,  Staatsv.  3,310  Anm.3— 5.  S.  25,  1).  Vgl.  wesen  (vgl.  Macroh.  1,  9,  11:  alii  mundum  id 

namentlich  auch  den  ordo  sacerdotum  bei  i^esitts  est  caeliim  esse  voluerunt  etc.).    Noch  andere 

185:    maximus  videtur  rex,  dein  Dialis,  post  hielten    ihn    für    einen   Gott   der    Luft    (aryp); 

hunc  Martialis,  quarto  loco  Quirinalis,  quinto  vgl.  G.  Bassus  h.  Lyd.  a.  a.  0.  4,  2:   Bäaaog 

Pontif.Max.  Diese  Ordnung  entspricht  so  genau  £v  xm  izsql  &icov  SccC^ovu  ccvxov   slvai  voiiC^si 

der  alten  von  Numa  festgesetzten  Götterreihe  rsrayfitrov   inl  rov   digog  -aal  di,'  a-vrov   rag 

Jan  u  s,  luppiter,  Mars,  Quirinus,  Vesta,  dafs  wir  rmv  av^Qomcüv  svxag  dvacp^gsa&KL  roig  kqslz- 

kaum  bezweifeln  können,  dafs  der  rex  sacrorum  30  Toff».     Scrv.   V.  A.  7,  610:   alii  lanum  aerem 

zu  lanus  in  besonderer  Beziehung  stand  (vgl.  credunt;  et  quia  vocis  genitor  haheatur,  idcirco 

Preller,  B.  M.^  1,  64.  Marquardt  a.  a.  0.  25).  mandari  ei  preces  nostras  ad  deos  perferendas. 

b)    Neuere  Deutungen.     Auch   die  neuere 

G.    üesttage.  Mythologie     ist     im     wesentlichen     über    die 

1)  Hinsichtlich  der  regelmäfsigen  Feier  an  Deutungsversuche  der  Alten  nicht  hinaus- 
den  Kaienden  s.  oben  Sp.  15  u.  vgl.  Varro  gekommen;  nur  hat  sie,  den  Anforderungen 
b.  Lyd.  mens.  4,  2.  Macroh.  1,  15,  19.  1,  9,  15.  der  modernen  Wissenschaft  entsprechend,  ihre 
Betreffs  der  Feier  am  1.  Januar  s.  oben  Sp.  37.  Auffassungen  besser  und   eingehender  zu  be- 

2)  Für  den  7.  Jan.  verzeichnet  das  Kai.  gründen  gesucht.  Bei  weitem  die  meisten 
Fhilocali:  lano  patri  c(ircenses)  m(issus).  Vgl.  40  neueren  Forscher  {Buttmann,  Mythol.  2,  72; 
Mommsen  C.  I.  L.  1  p.  382.  Sclnvegler,  B.  G.  1,  218  ff.,   der  Anm.  2  noch 

3)  Am  9.  Jan.  fand  die  Feier  der  Agonalia  mehrere  ältere  Vertreter  dieser  Ansicht  an- 
statt; vgl.  ob.  Zeile  8.  Marquardt,  Staatsv.  führt;  Preller,  B.  Myth.^  1,  168  ff.)  erblicken 
3,  310,  5  u.  25,  1.  in  lanus  einen  Sonnengott.  Am  eingehendsten 

4)  Am  17.  August:  lano  ad  theatrum  Mar-  haben  Seliwegler  und  Prcller  diese  Annahme 
celli,  Cal.  Vall.  und  Allif.  {Eph.  epigr.  3,  85).  zu  beweisen  versucht.  Ihre  Gründe  sind  kurz 
Becher,  Topogr.  254.  603.  Auf  denselben  Tag  folgende:  1)  Der  Parallelismus  der  beiden 
fielen  die  Portunalia;  s.  oben  Sp.  24f.  u.  vgl.  Namensformen  lanus  und  lana  (=  Diana), 
Marquardt  a.  a.  0.  S.  315,  3.   C.  I.  L.  1,  p.  399.  worunter  nach    Varro  r.  r.  1,  37,  3  der  Mond 

5)  18.  Oktober:  lano  ad  tlieatr(um)  Mar-  50  {lana  crescens  et  contra  senescens)  zu  verstehen 
celli.  Cal.  Amit.  ist.    —    2)   Die    nur    aus   Macrohius   (1,  9,  9) 


H.    Deutungen  des  lanus. 


bewiesene    Vorstellung,    dafs    die   aufgehende 
Sonne  den  Tag  eröffne  {exoriens  aperiat  diem), 


a)  Antike  Deutungen.  Wohl  die  älteste  die  untergehende  beschliefse  {occidens  claudat). 
von  ihnen  ist  die  des  Cicero,  welcher  de  nat.  —  3)  Die  Richtung  des  lanus  Geminus  am 
deor.  2,  27,  67  (vgl.  Serv.  V.  A.  7,  610)  lanus  Forum  von  Osten  nach  Westen.  —  4)  Seine 
ebenso  wie  ianua  und  ianus  von  ire  ableiten  Verehrung  als  Matutinus,  d.  h.  als  Gott  der 
will  (ab  eundo).  Cicero  erblickt  also  im  lanus  aufgehenden  Sonne.  —  5)  Seine  Bedeutung 
einen  Gott  des  Gehens,  oder  wohl  besser  des  als  Quellengott,  da  nach  IMon.  Hai.  1,  55  eine 
Ein-  und  Ausgehens,  während  Macrohius  1,  9,  00  Quelle  bei  Laurentum  dem  Sol  ('Hliog)  ge- 
ll den  Begriff  des  Gehens  auf  den  ewigen  weiht  war.  —  6)  Wenn  lanus  nicht  Sonnen- 
Gang  (Bewegung)  des  Weltalls  beziehen  will  gott  wäre,  so  würde  die  latinische  Religion 
{lanumque  ab  eundo  dictum,  quod  mundus  keinen  solchen  gehabt  haben,  da  Sol  ein 
semper  eat,  dum  in  orhem  volvitur).  —  Die  sabinischer  Gott  und  der  Dienst  des  Apollo 
Deutung  des  lanus  als  Chaos  (bei  Pauli  Fest.  erst  ziemlich  spät  eingeführt  sei. 
52),  wobei  lanus  als  Hianus  gefafst  wurde  Eine  der  Schivegler  -  Prellerschen  Deutung 
(vgl.  x^og  von  x^oimv),  ist  schon  oben  Sp.  35  nahe  stehende  Erklärung  des  lanus  als  Him- 
zur  Sprache  gekommen  (vgl.   auch  Ovid  f.  1,  melsgott  hat  Deecke,  FtrusJc.  Forschungen  2, 


45              lanus  (neuere  Deutungen)  lanus  (neuere  Deutungen)              46 

125  ff.  offenbar  iui  Anschluls  an  Varros  oben  nög  zs,  rjfiev  dvoc-uXtvcxi,  nvKt-vov  i'sqpog  r]8' 
erwähnte  Notiz  bei  lu.  Lydus  m.  4,  2  zu  geben  ini&sCvai.  Verg.  Geo.  3,  261:  2^0'>'t<^  caeli. 
versucht.  DeecJce  verwirft  die  gewöhnliche  Ennius  b.  Sencca  epist.  108,  34:  mi  soli  caeli 
Etymologie  von  lanus  =  Divanus  (Dianus)  maxima  2)orta  imtd).  So  kommt  es,  dafs  bei 
und  hält  den  Namen  mit  dem  Appellativum  den  Römern  so  oft  von  einem  caeluui  apertum 
ianus  in  der  Bedeutung  Gewölbe,  Bogen  für  (patens)  und  clausum  die  Rede  ist.  War  näm- 
gleichbedeuteud.  Ianus  sei  demnach  der  Gott  lieh  der  Himmel  heiter,  unbewölkt,  so  sprach 
des  Himmelsgewölbes  und  von  den  Etruskern,  man  von  einem  caelum  apertum,  im  ent- 
die  wahrscheinlich  Erfinder  des  Bogen-  und  Ge-  gegengesetzten  Falle  von  einem  caelum  clau- 
wölbebaues  gewesen  seien,  von  dem  ursprünglich  10  sum  (vgl.  Lucr.  6,  817:  aperta  promtaque 
etruskischen  laniculum  aus,  unter  Numa  nach  caeli.  Cic.  de  divin.  1,  1:  patens  caelum  ex 
Rom  gekommen.  Als  Himmelsgott  sei  er  auch  omni  parte  atqiie  apertum  intueri.  Val.  Flacc. 
Gott  des  Anfangs,  des  Ursprungs  aller  Dinge,  1,  655:  emicuit  reserata  dies  caelumque  resolvit 
und  Quellengott  geworden,  weil  die  irdischen  arcus;  mehr  b.  Röscher  a.  a.  0.  S.  121  Anm. 
Wasser  vom  Himmel  kommen  und  von  ihm  469).  Was  könne  nun  einfacher  sein  als  die 
genährt  werden.  Den  Ianus  quadrifrons  be-  Vorstellung,  dafs  der  Wind,  welcher  den 
zieht  Beecle  nach  dem  Vorgange  der  Alten  Himmel  bald  mit  Wolken  bedeckt,  bald  davon 
auf  die  vier  Weltgegenden.  ,,Das  Öffnen  und  befreit,  der  Öffner  und  Schliefser  des  himm- 
Schliefsen  des  Tempels  beim  Beginne  und  lischen  Hauses  sei?  (Vgl.  Ovid  f.  1,  681:  cum 
Ende  des  Krieges"  betrachtet  Deeckc  (S.  127)  20  serimus  caelum  ventis  aperite  serenis).  Er- 
in  etwas  gesuchter  Weise  ,,als  Symbol  der  Öff-  wäge  man  nun,  dafs  der  Wind  oder  Luftzug 
nung  der  Schranken  des  Weltalls,  wenn  Ianus,  ebenso  die  als  himmlische  Thüren  gedachten 
der  Gott  der  Himmels-  und  Weltordnung  ge-  Wolken  wie  die  Thüren  der  menschlichen 
zwungen  ist,  gegen  die  bösen  Mächte  draufsen  Wohnungen  bald  öffnet,  bald  zuschliefst,  so 
zu  kämpfen,  der  Schliefsung,  wenn  die  Ruhe  dränge  sich  uns  fast  von  selbst  die  Vermutung 
draufsen  hergestellt  ist".  auf,  dafs  Ianus  ein  altitalischer  Windgott  sei, 
Corssen  {Ausspr.  etc.  1^,  212),  der  fest  an  die  zumal  da  es  bisher  an  einem  solchen  einheit- 
Richtigkeit  der  Ableitung  von  der  Wurzel  div  lieh  gedachten  Windgotte  in  der  italischen 
(wgl.&uch  Pott,  E.  F.  l,9d.  2,201.  Ploix,Nat.d.  Religion  fehle.  Diese  Vermutung  sucht  nun 
dieux  99.  Grafsmann, Z.  f.  vgl.  Spr.  11,9.  IG,  l&l)  30  Boscher  durch  die  Vergleichung  mit  dem 
glaubt,  erkennt  dagegen  in  I.  „den  Gott  der  griechischen  Hermes,  den  er  als  Windgott  er- 
Grenzen von  Raum  und  Zeit,  insbesondere  der  wiesen  zu  haben  glaubt,  zu  stützen.  Die  ver- 
Zeitgrenzen,  die  durch  die  Lichtwechsel  der  schiedenen  Vergleichungspunkte  sind  kurz 
Sonne  und  des  Mondes  bestimmt  werden,  wie  folgende.  Dem  thürhütenden  Ianus  dürfte  zu- 
Anfang und  Ende  der  Jahre,  Monate,  Wochen  nächst  deutlich  der  an  der  Thüre  des  grie- 
und  Tage".  Er  meint,  dafs  I.  eben  mit  Rück-  chischen  Hauses  Wache  haltende  'EQfirjg  argo- 
sicht  auf  diese  Lichtwechsel  als  „lichter  Gott"  qxxiog,  TtvlrjSdiiog,  der  als  Windgott  die  Thüre 
oder  „himmlischer  Gott"  bezeichnet  worden  bald  öffnet,  bald  schliefst  {Boscher,  Hermes 
sei.  „Da  nun  aber  Ianus  auch  die  Gottheit  91  f.)  und  vor  allen  Dingen  wie  ein  Thürhüter 
der  Raumgrenzen  auf  der  Erde  war,  daher  der  40  die  sich  etwa  einschleichenden  Diebe  abwehrt, 
Thüren  und  Thore,  so  ist  es  begreiflich,  dafs  entsprechen.  Dem  Ianus  als  rector  viarum 
von  ihm  ein  Thor  oder  Durchgang,  bei  dem  {Macroh.  1,  9,  7),  dem  zu  Ehren  auf  den  be- 
sein  Brustbild  zu  sehen  war(?),  Ianus  genannt  lebtesten  Strafsen  iani,  auf  den  Kreuzwegen 
wurde,  wie  Wein  durch  Bacchus,  Brot  durch  iani  quadrifrontes  mit  doppelköpfigen  oder 
Ceres,  Liebe  durch  Venus,  Kampf  durch  Mars  vierköpfigen  lanusbildern  errichtet  waren,  ist 
bezeichnet  wurde."  Härtung  {Bei.  d.  B.  2,  219)  der  Wegegott  Hermes  vergleichbar,  der  eben- 
und /tZause»^  (AcHcas  710)  halten  Ianus  für  einen  falls  oft  mehrköpfig  ('E.  xQiv.i(faloq,  r£XQav.£- 
Gott  des  Anfangs,  oder  für  den  ürgott  schlecht-  cpalog)  dargestellt  wurde.  Ebenso  wie  Ianus 
hin;  Mommsen ,  B.  G.^  1,  163  fafst  ihn  als  wurde  auch  Hermes  öfters  als  Doppelherme 
,, Geist  der  Eröffnung".  Eine  von  allen  bis-  50  gebildet.  Die  Darstellungen  beider  Götter 
herigen  Deutungen  abweichende  Erklärung  ist  standen  sich  so  nahe ,  dafs  z.  B.  Augustus 
neuerdings,  wenn  auch  mit  vorsichtiger  Re-  einen  solchen  Doppelhermes  des  Skopas  oder 
serve,  von  Boscher  in  seiner  Schrift  Hermes  Praxiteles  aus  Ägypten  nach  Rom  brachte  und 
der  Windgott  (Leipzig)  1878  S.  119 ff',  versucht  hier  als  lanus  aufstellte  {Plin.  h.  n.  36,  28). 
worden.  Boscher  geht  aus  von  der  Griechen  Vgl.  auch  den  doppelköpfigen  Windgott  Boreas 
und  Römern  gemeinsamen  Vorstellung  einer  auf  einer  Vase  (ob.  Bd.  1  Sp.  809 f.).  Da  ferner 
Himmelspforte  {nvlai  ovgavov,  porta  caeli),  vom  Winde  das  Gelingen  der  Opfer  und  die 
welche  bei  Homer  von  den  Hören  bald  ge-  Hörbarkeit  der  Gebete  abhängt*)  (vgl.  Boscher 
öffnet,  bald  geschlossen  wird.  Unter  den  a.  a.  0.  S.  122),  so  ist  dem  Hermes  sowohl 
Thüren  dieser  Pforte*)  sind  natürlich  die  go  wie  dem  Ianus  die  Erfindung  des  Opferritus 
Wolken  zu  verstehen  (vgl.  IL  E  749:  avzö-  vmd  Götterdienstes  zugeschrieben  worden.  Vgl. 
(icczcii  ÖS  TtvXai  fiv'jtov  ovQavov,  ag  '^xov  'H.erm.es  als  „jirecmn  minister"  {Welclcer,  Sylloge 
(OQui,  rrjg  i-Kizizqaitzai  [liyag  ovqavbg  Ovlvfi-  epigr.    gr.  136)    mit   Ianus    als    viam   pandens 

*)    Auch    der    Eigveda   kennt    Götterthore    (1,  13,6.  *)    //.    0   b49    y.riatjv   rf'    i/.    mdiov    uvt/tioi     (piQov 

142,  6.  2,3,5  etc.).     Ebenso  die  germanische  Mythologie;  uvQavbv    staui.      ib.    A.    317.     Aji.    Rh.    1,   438  f.     Vayu 

Mannhardt,     Gennan.    Mythen    255.    266  f.    287.    389  ff.    (wo  heifst  im  iJ2«7r«ta  8, '26,  21  nVas  ^M^i  =  Herr   des  Opfers. 

deutlich  die  "Wolken  als  Himmelsthüren  erscheinen,  deren  Dieselbe  Vorstellung  scheint  dem  Opfer  Kains  und  Abels 

Pförtner  St.  Petrus  (=  Ianus?)  ist)     394  f.  400  ff.  etc.  zu  Grunde  zu  liegen. 


47      lanus  (Kritik  tl.  neueren  Deutungen)  lanus  (Kritik  d.  neueren  Deutungen)      48 

dcorum  ad  audientiam  {Arnoh.  3,  29)  und  als  stilndnis  seines  Wesens  zu  gelangen.  Hierzu 
preces  supplicum  per  portas  snus  ad  deos  ipse  kommt  noch,  dafs  fast  alle  soeben  dargelegten 
transmiitens  {Nigid.  h.  Macrob.  1,  9,  9).  Vgl.  vor  Deutungen  verschiedenen  Bedenken  unterliegen, 
allem  auch  Scrv.  7,  610:  alii lanum  aerem  cre-  Namentlich  scheint  mir  dies  bei  der  Deutung 
dunt,  et  quia  vocis  genitor  (vgl.  Hermes  als  des  lanus  als  Sonnen-  oder  Himmelsgott  der 
Erfinder  der  Sprache!)  liaheatur,  idcirco  man-  Fall  zu  sein.  Um  mit  dem  ersten  von  Freller 
dari  ei  preces  nostras  ad  cos  perferendas.  angeführten  Grunde  zu  beginnen,  dafs  lanus 
Des  lanus  Verhältnis  zu  den  Märkten  die  maskuline  Parallele  zu  Jana,  d.  h.  der 
Italiens  und  den  daselbst  verkehrenden  Wechs-  Mondgöttin,  sei,  so  ist  diese  Annahme  zwar 
lern  und  Händlern  erinnert  an  den  Hermes  lo  an  sich,  d.  h.  lautlich  möglich,  doch  ist  erstens 
ayoQaioii  der  griechischen  Städte.  Dem  Matu-  die  Form  lana  (s.  d.)  =  Diana  nur  schlecht 
tinus  pater  scheint  der  ebenso  wie  der  Wind  bezeugt  und  vielleicht  nur  einer  mythologisch- 
am  frühen  Morgen  geborene  Hermes  zu  ent-  etymologischen  Spekulation  zuliebe  konstruiert 
sprechen.  Der  lanus  Consivius  und  duonus  (vgl.  FajTor.  r.  1,  37,  3  und  ilfacroö.  1,  9,  8  pro- 
cerus  findet  eine  Analogie  in  dem  Hermes,  nuntiavit  Nigidius  ApolUnem  lanum  esse  Dia- 
von  welchem  die  Befruchtung  der  Pflanzen  namque  lanam),  zweitens  nimmt  es  wunder, 
und  Tiere  abhängt.  Sogar  für  den  'Egfiris  dafs  diese  etymologische  Verwandtschaft  zwi- 
il)vxonofi7c6s  findet  sich  eine  Parallele  im  Vor-  sehen  lanus  und  Diana  (lana)  keine  mytho- 
stellungskreise  des  lanus,  welcher  nach  Prae-  logische  Verwandtschaft  beider  Gottheiten  er- 
textatus  b.  lo.  Lyd.  mens.  4,  2  tag  Q-sioxsQag  20  zeugt  hat,  und  drittens  würde  die  Parallele 
rpvxag  sni  xhv  GsXriviccY.6v  xoqov  dnoTcs^nsi,  lanus  und  Diana  (lana)  das  offenkundige  Ver- 
was  unverkennbar  an  den  pythagoreischen  hältnis  des  lanus  zu  den  iani  und  ianuae 
'EQfifjg  TKfitag  TÖ3V  ipvxäv  .  .  .  [dg]  ^lOTtsfinfi  zerreifseu,  zumal  da  Diana  in  gar  keiner  Be- 
äno  xäv  cafiärcov  -ras  ipvxcig  . .  .  rag  -na&aQag  ziehung  zu  diesen  Begriffen  steht. 
ini  xbv  vipiaxov  x.  x.  X.  erinnert.  Auch  im  Nicht  minder  hinfällig  oder  bedenklich  ist 
Kultus  beider  Götter  kommen  Ähnlichkeiten  der  zweite  von  Preller  angeführte  Grund,  der 
vor,  beiden  werden  vorzugsweise  Widder  ge-  sich  wesentlich  auf  3Iacrob.  1,  9,  9  qui  exo- 
opfert;  beiden  sind  vorzugsweise  die  Neumonde  riens  apcriat  diem,  occidens  claudat  stützt,  in- 
(Kalenden)  geheiligt.  sofern  hier  eine  ganz  späte,  wahrscheinlich 
.,„..,,  ,  ^  ,  30  nur  aus  eingebildeten  Theorieen  entstandene, 
I.  Kritik  der  modernen  Deutungen.  ^^nst  nicht  nachweisbare  Vorstellung  eines 
Fragen  wir  jetzt,  welche  der  soeben  ange-  Mythologen  {Nigidius)  vorgeführt  wird.  Wenn 
führten  meist  physikalischen  Deutungen  An-  Preller  u.  a.  drittens  aus  der  von  Osten  nach 
Spruch  auf  unsere  Billigung  machen  können,  Westen  laufenden  Axe  des  alten  lanus  Geminus 
so  scheint  mir  keine  einzige  derselben  volle  am  Forum  auf  einen  Sonnengott  schliefsen,  so 
Befriedigung  zu  gewähren;  ja  es  ist  sogar  ist  dem  nicht  blofs  entgegenzuhalten,  dafs  diese 
nach  unserer  oben  gegebenen  Darstellung  in  Lage  zufällig  und  lediglich  aus  örtlichen  Ver- 
hohem Grade  zweifelhaft,  ob  wir  überhaupt  hältnissen  erklärbar  sein  kann,  sondern  auch, 
in  lanus  einen  alten  Naturgott  anerkennen  dafs  sie  sich  möglicherweise  aus  der  gewöhn- 
dürfen. Wie  wir  gesehen  haben,  lassen  sich  40  liehen  Anlage  der  altrömischen  Bauten,  nament- 
alle  einzelnen  Funktionen  des  lanus  auf  die  lieh  der  Villen,  erklärt,  deren  Front,  wie  wir 
beiden  Grundbegriffe  eines  Schutzgottes  oder  sahen  (Sp.  30  A.  **),  in  der  Regel  nach  Osten  ge- 
Genius der  Thüren  und  eines  solchen  der  An-  richtet  war.  Vielleicht  hängt  diese  ost-west- 
fänge  zurückführen,  und  der  letztere  Grund-  liehe  Richtung  des  alten  Markteingangs  mit 
begriff  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  erst  aus  der  dem  Templum  zu  Grunde  liegenden  Vor- 
dem ersteren  hervorgegangen.  Dafs  ein  solcher  Stellung  zusammen,  dafs  die  Ostseite  die  glück- 
häuslicher Schutzgeist  der  Eingänge  und  Au-  verheifsende  sei  (Müller- Deccke,  Etrusher'^  2, 
fange  ganz  wohl  ohne  ein  Natursubstrat  131  f.),  daher  man,  um  ein  günstiges  Omen  für 
wenigstens  bei  den  Italikern  denkbar  ist,  alle  auf  dem  Markte  betriebenen  Angelegen- 
lehren zahlreiche  Analogieen,  namentlich  Vesta  50  heiten  zu  gewinnen,  durch  eine  östlich  ge- 
(=  Hestia),  die  göttliche  Personifikation  des  richtete  Pforte  ein-  und  auszugehen  liebte. 
Herdfeuers  und  Herdes,  Cax-dea,  die  Göttin  der  Auch  der  vierte  Grund,  die  Verehrung  des 
Cardines,  Limentinus  der  Gott  der  limina,  Ter-  lanus  als  Matutinus,  braucht  nicht  notwendig 
minus  der  Gott  der  Grenzen  und  viele  andere  auf  einen  Gott  der  aufgehenden  Sonne  bezogen 
göttliche  Wesen,  welche  uns  namentlich  die  zu  werden,  sondern  kann  sich  recht  wohl 
Indigitamenta  kennen  lehren  (s.  oben  Sp.  30).  ebenso  wie  die  Verehrung  an  den  Kaienden, 
Was  hindert  uns  also  bei  dem  völligen  Zu-  im  ersten  Monate  des  Jahres  u.  s.  w.  aus  der 
sammenfallen  des  Namens  und  des  Appella-  Bedeutung  des  lanus  als  Gottes  aller  Anfänge 
tivums  (lanus  und  ianus)  an  ein  ähnliches  ei'klären  (s.  oben  Sp.  37ff.).  Genau  dasselbe 
Verhältnis  zu  glauben,  wie  es  uns  bei  'Eaxia  60  gilt  von  lanus  als  Quellengott,  den  wir  oben 
und  saxca  entgegentritt,  oder,  mit  anderen  auf  Grund  sprachlicher  Thatsachen  einfach  aus 
Worten,  was  hindert  uns  anzunehmen,  dafs  der  Vorstellung  vom  Öffnen  und  Schliefsen 
ebenso  wie  der  Begriff  des  Herdes  und  Hei-d-  (der  Wasseradern)  zu  erklären  gesucht  haben, 
feuers  in  'Eaxi'cc  und  Vesta  so  auch  der  Be-  zumal  da  eine  Beziehung  des  Sonnengottes  zu 
griff  des  Eingangs  in  lanus  zu  einem  göttlichen  Quellen  bei  Griechen  und  Italikern  sonst  so 
Wesen  sich  steigern  konnte?  Nötig  ist  es  gut  wie  unerhört  ist.  Der  Gedanke  Schweg- 
also  entschieden  nicht  für  lanus  nach  einem  lers  endlich,  dafs,  wenn  lanus  kein  Sonnengott 
Natursubstrat  zu  suchen,  um  zum  vollen  Ver-  wäre,  die   altlatinische  Religion  eines  solchen 


49       lanus  (in  d.  Kunst:  doppelköi^fig) 

entbehrt  haben  würde,  ist  schon  deshalb  hin- 
fällig, weil  Mars  (s.  d.)  aller  Wahrscheiulich- 
keit  nach  von  Haus  aus  ein  Sonnengott  und 
mit  Apollon  nahe  verwandt  ist.  Gegen  die 
Deutung  (Dceckes)  des  lanus  als  eines  etruski- 
schen  Gottes  des  Himmelsgewölbes  spricht 
nicht  blofs  der  Umstand,  dal's  lanns  sich  durch- 
aus nicht  als  ein  rein  etruskischer  Gott  er- 
weisen läfst  (s.  oben  Sp.  28),  sondern  auch, 
dafs  es  sehr  fraglich  erscheint,  ob  der  Himmel 
aufser  von  Ennius  jemals  als  einfacher  Bogen 
{ianus,  fornix ,  arcus)  gefalst  worden  ist.*) 
Anders  läge  die  Sache,  wenn  nicht  der  ein- 
fache Bogen,  sondern  vielmehr  das  Kuppel- 
gewölbe (thohis,  hemispliacriiim)  Symbol  des 
lanus  wäre.  Der  einfache  Bogen  könnte  höch- 
stens Symbol  des  Regenbogens  {arcus  caeli) 
sein,  zu  welchem  lanus  jedoch  keine  nach- 
weisbaren Beziehungen  besitzt.  —  Die  Corssen- 
sche  Deutung  des  lanus  als  Gott  des  Licht- 
wechsels beruht  einerseits  auf  einer  zweifel- 
haften Etymologie**),  anderseits  auf  einer  zu 
abstrakten,  unseres  Wissens  nie  sonst  zu  einer 
göttlichen  Persönlichkeit  ausgebildeten  Vor- 
stellung. Was  endlich  meine  eigene,  vor  Jahren 
gegebene  Deutung  betrifft,  so  dürfte  zwar 
nicht  zu  leugnen  sein,  dafs  sie  mehr  charakte- 
ristische Eigentümlichkeiten  des  lanus  zu  er- 
klären vermag  als  die  anderen  physikalischen 
Deutungsversuche,  doch  scheint  sie  mir,  wie 
schon  oben  hervorgehoben,  bei  der  eigentüm- 
lichen Richtung  der  römischen  Religion  auf 
Personifikation  und  Vergöttlichung  aller  mög- 
lichen, im  häuslichen  Leben  wichtigen  Begrifle, 
unnötig  zu  sein,  womit  ich  jedoch  nicht  bestimmt 
in  Abrede  stellen  will,  dafs  doch  vielleicht  dem 
alten  Thürengotte  ein  (nur  nicht  mit  Sicherheit 
nachweisbares)  Natursubstrat  zu  Grunde  liegen 
könne.  Vgl.  Mannhardt,  German.  Ilythen  2.36  f., 
wo  nachgewiesen  wird,  dafs  der  Donner-  und 
Blitzgott  Thor  germanischer  Thüreugott  war. 

K.   Ianus  in  der  Kunst. 

A)  Doppelköpfiger  Typus.  Bildwerke, 
welche  Ianus  darstellen,  sind,  abgesehen  von 
den  Münzen,  im  ganzen  höchst  selten.  Das 
älteste  in  dem  numanischen  Ianus  Geminus 
des  Forums  aufgestellte  Bild  (jedenfalls  ganze 
Figur)  mit  Doppelkopf  kennen  wir  nur  aus  Be- 
schreibungen von  Schriftstellern  (s.  oben  Sp.  17) 
und  vielleicht  aus  dürftigen  Münzbildern  (vgl. 
Ecl<liel,  B.  N.  VII 119).  Dafs  es  sich  in  diesem 
Falle  um  eine  sehr  alte,  noch  zu  Plinius''  Zeit 
vorhandene  Statue  handelt  (vgl.  Varro  l.  l. 
5,  165)  geht  deutlich  aus  den  Worten  dieses 
Schriftstellers  (7t.  n.  34,  33)  hervor:  fuisse  . . . 
statuuriam  artem  familiärem  Italiae  quoqiie  et 

*)  Vgl.  Cic.  de  oral.  3,40,  162  qito  in  genere  .  .  fugiemla 
est  (lissiinitHudu:  ,Caeli  inr/entes  fornices' :  quamvis  sphae- 
ratii  in  scenam  .  .  attulerit  Ennius,  tarnen  in  sphaera 
fornicis  siiniliti/tlo  non  potesi  inesse.  Hieraus  folgt, 
dafs  die  Bezeichnung  des  Himmels  als  fornices  (statt 
tfwlus,  hemisphaerium,  sphaera)  ganz  singulär  und  unzu- 
treflend  war.  Oder  meinte  Ennius  etwa  den  Kegen- 
bogen? 

**)  Eine  ganz  schlagende  Etymologie  von  ianus, 
ianua  und  Ianus  ist  noch  nicht  gefunden,  doch  kann 
mau  bich  allenfalls  einstweilen  an  der  alten  Ableitung 
von  I  (i'/e)  genügen  lassen. 


Ianus  (in  d.  Kunst:   doppelköpfig)       50 

vetustam  indicant.  ...  Ianus  geminus  a  rege 
Natna  dicatus  digitis  ita  figuratis  ut  CCCLV 
(andere  lesen  CCCLXV)  dierum  notu,  per  signi- 
ficatiuneiii  anni ,  tcmporis  et  aevi  se  deum  in- 
dicaret.  Vgl.  Lyd,  de  mens.  4,  1 :  tij  ^sv  öe^iu 
TQioc-noatccg  zfj  dl  itägcc  i^rjy.ovra  itävrt 
il)^(f)ovs  uQi&fiovvTu  wcnsQ  xov  iviavxov\  ebenso 
Said.  s.  V.  'ittvovÜQioq  und  Macroh.  1,  9,  10. 
Ist  demnach  die  Lesart  CCCLV  bei  Plinius 
10  richtig,  da  er  ausdrücklich  von  dem  alten  von 
Numa  gestifteten  Bilde  redet,  so  dürfen  wir 
im  Hinblick  darauf,  dafs  erst  Cäsar  im  J.  46 
das  aus  365  Tagen  bestehende  Jahr  einführte, 
wohl  annehmen,  dafs  man  später  (wie  es 
scheint,  erst  nach  Plinius)  die  Stellung  der 
Finger  der  linken  Hand  so  änderte,  dafs  statt 
LV   die   Zahl  LXV    (oder  LVVV?)  dargestellt 


Ianus   bärtig    auf   einem   röm.  Eibralas    (nach   Mumiusen, 

Bist,  de   la  nionn.  vom.  irad.   par  le  Duc   de  Blaca.i  pl.  V  = 

ßau/^eistcr,  Denhn.  S.  964  ur.  1158). 

wurde.  Was  den  Ausdruck  und  die  Auffassung 
des  Kopfes  betrifft,  so  dürfen  wir  ihn  uns 
wohl    nach    Mafsgabe    des    Doppelkopfes    auf 

50  den  ältesten  römischen  Libralassen  etwa  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  bärtig  (vgl. 
Ovid  f.  1,  259  propexam  ad  pectora  harham) 
und  ernst  mit  auffallend  grofsem,  wie  es 
scheint,  aufmerksam  beobachtendem  Auge  vor- 
stellen. Vgl.  die  schönen  Abbildungen  der 
ältesten  lanusmünzen  in  d.  Wiener  Numismat. 
Ztschr.  15  (1883)  Taf.  1  Fig.  12  u.  Taf.  2 
Fig.  1—3.  Seit  d.  Jahre  268  treten  an  die  Stelle 
der   alten   Libralasse   die   sogen.  Trientalasse, 

60  deren  Typus  ein  wenig  verändert  wird,  indem 
der  lanuskopf  jetzt  mit  dem  Lorbeerkranze 
{Claudian.  28,  641  ore  coronatus  —  gemino. 
Sidon.  ca.  7,  11:  dupliciqiie  accingere  lauro) 
ausgestattet  und  darüber  das  Wertzeichen  I 
gesetzt  ist  {Baumeister,  Denhn.  S.  712  hält 
dieses  Wertzeichen  irrtümlich  für  einen  Stab). 
Ähnlich  auf  Gemmen;  vgl.  Töllcen  nr.  1397. 
Vielleicht    gehört   in    diese   Reihe    auch    der 


51  lanus  (doppelköpfig,  bartlos) 


lanus  (in  ganzer  Figur) 


52 


laiius  bärtig  auf  e.  rüm.  Triental- 
as    (nach    Mominsen,    hist.    etc. 
lil.  XXII,  7   =   Baumeister,    D. 
S.  906  nr.  1166). 


von  manchen  für  Zeus  erklärte  Doppelkopf 
(etwa  lebensgrofs)  im  Palazzo  Spada  zu  Rom, 
abgebildet  in  E.  Brauns  Änt.  Marmonverlccn 
1.  Dekade  Taf.  3a  u.  3b,  besprochen  vou 
Overbeelc,  Kunstin.  Zeus  S.  91  f.  Matz-Duhn, 
Borns  ant.  Bildiv.  32;  vgl.  auch  Müller,  Hdb. 
d.  Arch.  407,  2.  Sind  hierher  auch  die  lanus- 
herme  Ivipr.  d.  1. 4,  86  {Müller  a.  a.  0.)  u.  die  ob. 
(Bd.  1  Sp.  2416)  von  Scherer  auf  Hermes  bezogene 

Gemme  (Doppelge-  lo 
stalt ,     bärtig     mit 
Petasos   und  Stab) 
zu  stellen?    Neben 

diesem  bärtigen 
Doppelkopf  begeg- 
net auf  Münzen, 
z.  B.  denen  von  Vo- 
laterrae  (s.  oben 
Sp.  28),  und  auf  rö- 
mischen Familien-  20 
münzen  ( Klausen, 
AeneasTlh  Anm.  r), 
sowie  auf  Gemmen 
{Tölken  nr.  1398), 
noch  ein  jugend- 
licher, dem  un- 
bärtigen Hermes  ähnlicher  Typus  bisweilen  mit 
einem  ziemlich  flachen,  oben  in  eine  Spitze  aus- 
laufenden Petasos  (vgl.  Cat.  of  grcek  coins  in 
the  Brit.  Mus.  Italy  S.  9 — 11.  DeecJce,  Etruslc.  30 
Forsch.  2  S.  90.  125  Taf.  111  nr.  42.  Müller- 
Wieseler,  D.  a.  K.  1,  63,  327).  Ganz  ähnlich, 
nur  dafs  das  eine  Gesicht  bärtig,  das  andere 
jugendlich  ist,  sind  die  beiden  oben  (Hermes 
Sp.  2416)  von  Scherer  auf  Hermes  Sitiicpalog 
bezogenen  Doppelköpfe  auf  Gemmen,  in  welchen 
vielleicht  auch  lanus  anzuerkennen  ist.  Ebenso 
erscheint  auf  den  asses  des  aes  grave  von 
Mittelitalien  ein  jugendlicher  bartloser  Doppel- 
kopf (mit  Diadem?);  vgl.  Catalogue  a.  a.  0.  40 
S.  48  u.  49.     S.  auch  die  röm.-campan.  Münzen 

hei  Babelon,  Mann, 
de  la  rep.l  S.  21  ff. 
sowie  die  Münze 
der  Fonteia  ib.  I 
S.  499. 

Überhaupt  ist 
lanus  (oder  die  mit 
ihm  identificierte 
Doppelherme?)  zu  50 

einem  häufigen 
Münzbilde  vieler 
Städte  Italiens,  Si- 
ciliens  u.  Griechen- 
lands geworden ; 
vgl.  Drakon  von 
Kerkyra  b.  Athen. 
692  DE  {=Eustath. 
z.  Od.  1533,  3):  täv  Katcc  rrjv'EXXaöa  nollas  t^Ö- 
Isis  n«t  Tmv  ■narä  trjv  'itaXiav  kkI  EfAsliav  snl  60 
xov  vofiLa^azog  iyxccQärtsLv  TtQoaconov  Si-nscpalov 
yial  Ix  &Kr fQov  fiegovg  r]  axsdLctv  7]  azicpavov 
r]  Ttloiov.  In  der  That  finden  wir  diese  Notiz 
durch  erhaltene  Münzen  bestätigt.  Besonders 
interessant  ist  das  yoiithful  janiform  liead, 
laur.  (Hermes?)  auf  Silbermünzen  von  Syra- 
kus  {Head  pl.  VI,  5)  aus  der  Zeit  des  Timo- 
leon  {Cat.   of  the  gr.  coins  in  the  Brit.  Mus. 


lauus  jugendlich  mit  Petasos 
auf  e.  Münze  v.  Volaterrae  (nach 
Beecke,  Eirusk.  Forsch.  Taf.  3, 42). 


Sicihj  186.  Vgl.  auch  die  nach  212  geschla- 
gene syrakusanische  Münze  mit  head  of  lanus, 
beardcd  and  wcaring  ivreath  {Head  pl.  XIV, 
13)  Cat.  a.  a.  0.  S.  229.  Von  panormita- 
nischen  Münzen  sind  folgende  Typen  zu  er- 
wähnen: a)  Obv.  ram  Standing  r.  between  his 
legs  head  of  lanus;  Period  of  Decline;  Cat. 
a.  a.  0.  122.  —  b)  Obv.  head  of  lanus,  laur. 
ahove  I;  Bev.  FR  [=  POETVS?  PORTVNVS?] 
loithin  laurcl-wreath;  Cat.  a.  a.  0.  124;  vgl. 
ebenda  S.  126  ff.  Ebenso  erscheint  lanus  auf 
Münzen  von  Amphipolis  (das  eine  Gesicht 
bärtig,  das  andeie  unbärtig?  Cat.  of  greek  coins 
Macedon.  50),  Thessalonike  (ib.  S.  112)  und 
sonst  (vgl.  Imhoof- Blumer ,  Monnaies  grecques 
S.  252). 

Aufser  dem  alten  numanischen  Doppelianns 
am  Forum,  der  durch  die  Stellung  seiner 
Finger  die  Zahl  der  Tage  des  Jahres  andeutete, 
finden  sich  noch  andere  doppelköpfige  Typen 
in  ganzer  Figur.  Hierher  gehört  der  Typus, 
welcher  nach  Analogie  der  ianitores  in  der 
Rechten  einen  Stab  (baculum,  virga;  vgl.  auch 
die  Münze  des  Ant.  Pius  Eckhel,  D.  N.  VII,  16,  wo 
die  virga  als  ha- 
sta  gedeutet  wird; 
vgl.  Cohen,  Med. 
««25.°  2, 356;  eben- 
so des  Pertinax 
ib.  141 ;  Cohen, 
Med.  iinp.- 5,392 
mit  der  Inschrift 
lano  Conservat.), 
in  der  Linken 
einen  Schlüssel 
oder  umgekehrt 
hielt    (vgl.    Ovid 

f.  1,  99  tue  tcnenS  j,^^^g  ^  ganzer  Gestalt  anf  e.  Me- 
baCUlum  aCXtra  daiUon  des  Commodus  (nach  Ger- 
Clavemque  Sini-  hard,  Denkm.  u.  F.  Taf.  147,  nr.  8). 
Stra;  ib.  228  cla- 

viger;  vgl.  ib.  254.  Macrob.  1,  9,  7.  lo.  Lyd. 
de  mens.  4:  vvv  filv  ^Isig  l^^nXeiSa,  v-Xsiv?^ 
zij  ds^iä  cpsQovza;  ebenso  Sioid.  s.  v.  'lavovd- 
Qiog),  ferner  der  höchst  merkwürdige,  oben 
Sp.  38  besprochene  Typus  auf  Münzen  des 
Commodus*)  (lanus  mit  Doppelkopf,  das  eine 
Gesicht  bärtig,  das  andere  unbärtig,  hält 
in  der  L.  einen  Stab,  die  R.  legt  er  auf  einen 
lanusbogen,  aus  welchem  die  vier  Jahreszeiten 
herausschreiten  [Mythogr.  Vat.  3,  4,  9  lanus 
.  .  .  anni  ianuam  pandat],  ihnen  entgegen 
kommt  ein  Knabe  mit  Füllhorn  =  Novus 
Annus),  endlich  der  lanus  auf  den  Münzen 
des  Gallienus  {Eckhel,  H.  N.  7,  396;  Cohen, 
a.  a.  0.  5,  376) :  „lanus  biceps  vultu  uno  bar- 
bato  altero  imberbi  stans  togatus  d.  pateram, 
s.  sceptrum."  Wie  der  von  Augustus  aus 
Ägypten  nach  Rom  gebrachte  lanus  Pater 
von  der  Hand  des  Praxiteles  oder  Skopas 
(oben  Sp.  26)  aussah,  wissen  wir  nicht,  wahr- 
scheinlich war  auch  dieser  ein  Geminus  und 
eigentlich  ein  Doppelhermes  (s.  oben  Sp.  46). 
Höchst  beachtenswert  ist  eine  im  J.  1847  zu 
Cortona  aufgefundene  und  daselbst  im  öffent- 

*)    Commodus    liefs  sich  auf  Münzen  auch  selbst  als 
lanus  darstellen  (Eckhel,  D.  N.  7,  IVJ). 


53    lanus  (4lvöpfig;  Entstehung  d.  lanustypus) 


lantis  (Analogiccn  d.  giiecb.  Kunst)      54 


m 


liehen  Museum  aufbewahrte  .,statiia  acnea  Tus- 
cae  originis"',  welche  DeÜefscn,  de  arte  Boman. 
antiq.  1  p.  21  (vgl.  auch  Lorini,  cli  due  Sta- 
tuette in  bronzo  cd  inscritte  rinvenutc  prcsso  Je 
miira  di  Cortona;  Cortona  1855)  folgender- 
mafsen  beschreibt:  „iuvenis  hifrons  imbcrbis 
tmdus ,  torque  tantum  et  culigis  ornatus ,  lein 
passii  incedens,  qui  dextram  protcndit,  sin.  fc- 
mori  admovct." 

B)  Vierköpfiger  Typus  {quadrifrons,  lo 
zbXQÜ^OQcpog  Lyd.  d.  mens.  4,  1.  Suid.  s.  v. 
'lavovixQioq).  Das  älteste  Beispiel  dieses  Typus 
ist  der  alte  aus  Falerii  nach  Rom  gebrachte 
und  später  auf  dem  Forum  Transitorium  auf- 
gestellte lanus. 

C)  Entstehung  der  lanustypen.*) 
Schon  mehrfach  ist  behauptet  worden,  dafs 
die  Foi-m  des  Doppelkopfes  keine  echtitalische 
Erfindung  (wie  Mommsen,  H.  G.^  1,  163  und 
Detlefsen,  de  arte  Rom.  antiq.^])axi.  1  p.  21  an-  20 
nehmen),  sondern  nur  die  Übertragung  eines 
schon  der  griechischen  Kunst  geläufigen  Typus 
(der  Doppelherme)  sei.  Obwohl  sich  diese 
Ansicht  nicht  mit  voller  Sicherheit  beweisen 
läfst,  ist  sie  doch  als  in  hohem  Grade  wahr- 
scheinlich zu  bezeichnen,  da  sich  in  der  That 

der  griechischen  Kunst  schon  seit  sehr 
alter  Zeit  derartige  Doppel- 
köpfe nachweisen  lassen**), 
daher  es  durchaus  falsch  ist,  30 
wenn  Ocid  {f.  1,  90)  von  lanus 
sagt:  nam  tibi  par  nullum 
Graecia  numen  habet.  Natür- 
lich berücksichtigen  wir  in 
der  folgenden  Aufzählung  von 
Doppelköpfen  nicht  die,  wel- 
che zwei  verschiedenen  Göt- 
tern angehörende  Gesichter 
verbunden  zeigen,  sondern 
nur  solche,  welche  entweder,  40 
wie  Lucian  {lupp.  trag.  43) 
sagt,  dmol  Kccl  dficpcozSQCü&sv 
ofioLoi  sind,  oder  welche  ein  und  dieselbe 
Persönlichkeit  in  verschiedenem  Lebensalter 
(d.  h.  jugendlich  ohne  Bart  oder  männlich 
mit  Bart)  darstellen. 

cc)  Arg  OS  doppelköpfig  auf  einer  echt- 
archaischen schwarzfigurigen  Amphora,  be- 
sprochen von  Overbcck,  Kunstmyth.  d.  Zeus 
S.  476;  desgl.  auf  einem  späten  Vasengemälde  50 
aus  Ruvo  (Argos  hat  ein  bärtiges  und  ein 
jugendliches,    unbärtiges    Gesicht),     OverbecJc 

*)  Die  Alten  hatten  von  der  Entstehung  des  doppel- 
köpfigen lanus  die  verschiedensten  und  abenteuerlichsten 
Ansichten;  vgl.  Dio  Cass.  bei  Cedren.  1,  295,  10 ff.  Bel^k. 
Herodian  1,  16.  Ob.  f.  1,  113  ff.  Mijthogr.  Vat.  3,  4,  9.  Aug. 
c.  d.  7,  8.    SerB.  A.  7,  610.    Auson.  ed.  9. 

♦*)  Auch  die  ägyptische  und  phönikische  Kunst  kennen 
ianusaitige  Doppelköpfe;  vgl.  z.  B.  den  doppelköpßgeu 
Besä  (Bd.  1  Sp.  2887,  64;  Catal.  of  engrav.  gems  in  the  Brit.  60 
3Iu.s.  nr.  180),  sowie  den  doppelhäuptigen  El  oder  Krouos 
auf  Jfünzen  von  Mallos  (ImhooJ- Blumer,  Mallos  Meganos  etc. 
Paris  1883  S.  1(5  f.  u.  36  Taf.  5,  15  =  Annuaire  de  la  soc. 
Fram;.  de  numismat.  ann6e  1883;  oben  Bd.  1  Sp.  1226,  wo 
die  Doppelköpfigkeit  als  Symbol  der  Wachsamkeit  ge- 
fiifst  ist).  Vielleicht  war  auch  das  älteste  Apollonidol  zu. 
Amyklai  (mit  4  Armen  und  4  Ohren)  ursprünglich  ianus- 
artig  gebildet  und  hatte  nur  durch  Zufall  sein  zweites 
Gesicht  eingebüfst,  wie  iL  Maijer,  Giganten  S.  83  vermutet. 


El(Kronos)  doppel 
küpfig  auf  e.  Münze 
von  Mallos  (nach 
Annuaire  de  la  so- 
ciete  franc;.  numism. 
1883.  PI.  5,  15). 


a.  a.  0.  S.  478.  Dieser  Typus  des  Argos  ist 
deshalb  für  die  Entstehung  des  Doppel- 
gesichts besonders  bezeichnend,  weil  es  keinem 
Zweifel  unterliegt,  dafs  in  diesem  Falle  der 
Dopj)elkopf  die  unermüdliche,  nach  verschie- 
denen Seiten  gerichtete  Wachsamkeit  und 
Aufmerksamkeit  des  Wächters  der  lo  aus- 
drücken sollte. 

ß)  Boreas  erscheint  doppelköpfig  auf  der 
oben  Bd.  1  Sp.  809/10  besprochenen  Vase 
schönen  Stils.  Wahrscheinlich  erklärt  sich 
diese  Doppelköpfigkeit  des  Boreas  aus  den 
Worten  des  TheopJirast  de  vent.  27  if.:  ßoQEov 
TtvBOVTOg  TtQog  xov  ßoQiav.  .  .  .  sviaxoij  .  . 
.  .  .  CCVTLTtVO  LUi  yivovzcci  rcij 
ßoQiK  Slcc  rrv  TtsgMaaiv,  wazs 
■nccl    ivavtioSQOfisiv    tu     Ttlota, 

KdQ'äTCSQ      Kai.      TtEQL      XOV      TCOQOV 

zov    £%    Xa}.v.i8oq     siq    'SlQConov, 

ovg   örj  zaXovat  naXtfißoQsag.  Weibl.    Doppel- 

y)    Eine    sehr    alte    Münze  köpf   auf  einer 

von  Athen  ist  geschmückt  mit  iiocharchaischen 

„janiform   femalc  hcads   of  ar-  ^""^'^  ^-  Athen 

cliaic  style,  wearing    earrinqs'^ ;  i^^^^f^iogueof 

/■y    .    T      ^ n    ,1  ■         ■       .7       ■¥-.    •.      (jreek  Cotns,  Atti- 

Catal.  of  tue  coms  %n  the  Brit.  ^^  r^.^^  ,  -^„  ^q^ 
Mus.  Attica  p.  5;  Taf.  2  nr.  10.      '      '"       ' 

d)  „Double  tele  de  femme",  archaische 
Münze  von  Lampsakos  bei  Imhoof- Blmner, 
Monnaies  grecqiies  S.  248.  Vgl.  auch  die  airilr] 
yvvcii-KSLK  di-Kccgrjvog  sv  zfj  tcÖqzk  zov  yidazQOV 
riccvÖQ^ov  bei  Codinus  de  sign.  p.  62  Bonn. 

b)  „Tete  de  Pallas  ä  deux  faces",  kili- 
kische(?)  Münze  bei  Imhoof ■  Blumer  a.  a  0. 
S.  371;    Taf.  G    nr.  11. 

^)    Münzen    von  Rhegion,    beschrieben  im 
Cat.    of  greeJü   coins  in  the  Brit.    Mus.    Italy 
S.  381,     zeigen    .„janiform    fe- 
male  lieads  laur.  and  each  icea- 
ring  modius,   Stephane,   earring 
and  necklace". 

rj)  Hinsichtlich  der  Darstel- 
lungen des  ähnlich  wie  lanus  die 
einfachen  und  die  Kreuzwege 
bewachenden  'EQfifjg  di-nscpuXog  Doppelkopf  des 
und  zszgay.scpaXog,  welch  letzte-  iiärtigen  u.  un- 
rem  man  den  Typus  des  lanus   ^^^rtigen  Diony- 

1    ■  r.  1-1  1  SOS      auf      einer 

quadrifrons  vergleichen  kann,  ^^^^^^  ^^^  ^g. 
verweise    ich    auf   den    Artikel  nedos  (n.  Gard- 

Hermes    (Bd.  1    Sp.  2415 f.);  vgl.    ner,Ujpeso/Greek 

auch  oben  Sp.  53,  10  ff.  coins.   PL  lo,  43). 

&■)  Bärtige  geflügelte  Doppel- 
büste   (Kronos  oder  El)   auf  einer  Münze  von 
Kamarina(?);  Gerhard,   Ges.  ak.  Abh.   1,  160 
Taf.  9,  3.      Vgl.    ebenda     Taf.   43,  23,    Bd.  2 
S.  540.     S.   oben  Sp.  53  Anm.**. 

i)  Münzen  von  Tenedos  zeigen  einen  ianus- 
artigen  Doppelkopf  des  bärtigen  und  unbärtigen 
Dionysos;  Gardner,  Typ.  Taf.  10,  43,  Head, 
H.  N.  476,  Imhoof- Blumer,  Monn.  gr.  S.269,  der 
wohl  unrichtig  den  unbärtigen  Kopf  als  ^ femi- 
nine^ fafst.    Vgl.  Collect.  A.  Castellani  nr.  1082. 

x)  Auf  Münzen  von  Thasos  aus  der  1.  Hälfte 
des  4.  Jahrhunderts  {Catal.  of  greek  coins  in  the 
Brit.  Mus.  Thrace  S.  221  nr.  51  f.)  sieht  man 
ein  „janiform  head  of  bald  and  bearded  Satyr". 

i)  Über  Hängegewichte  in  Form  von  Dopi^el- 
köpfen  s.  Friederichs ,  Bcrli?is  ant.  Bildtc.  2 
nr.  923  u.  923^'  (S.  208). 


55                              lao  lapetos                         56 

Auf  Grund  dieser  teilweise  sehr  alten  Ana-  zu  erkennen,  das  ja  deutlich  durch  Deukalion, 

logieen  der  griechischen  Kunst  ist  es  allerdings  des  Prometheus  Sohn,  der  aus  der  Flut  gerettet 

in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  dafs  die  Ita-  wird,  auf  ihn  zurückgeführt  wird.    Diese  Auf- 

liker  ihre  Typen  des  lanus  bifrons  und  quadri-  fassung    des   lapetos    bietet  auch    die   einzige 

frons  an  ihnen  bekannte  ähnliche  oder  gleiche  annehmbare    Erklärung    für     seinen    Namen. 

Typen    griechischer    Götter    (namentlich    des  Denn  aus  dem  Griechischen  hat  sich  bis  jetzt 

Hermes)  angeschlossen  haben.     [Roscher.j  keine  befriedigende  Ableitung  desselben  finden 

lao  {'laä)  1)  der  Jehova  der  Juden;  Dio-  lassen.  Das  Etym.  31.  leitet  ihn  ab  von 
dor  1,  94,  2.  —  2)  Phönikischer  Name  des  l'jirco  =  ßXccTCTco,  oder  von  länrco  =  irifii,  senden, 
Dionysos  bei  den  Chaldäern;  Lyd.  de  mens.  4,  lo  schicken,  schleudern.  Bald  soll  er  die  Schwer- 
es. —  3)  Name  des  Helios  in  einem  Orakel  kraft,  bald  die  Bewegung  der  Himmelskörper, 
des  Apollo  Clarius  bei  Macrob.  1,  18,  18  ff.  oder  die  Flut,  oder  den  Wind,  oder  endlich 
[Höfer.]  —  [Lobeck,  Aglaoph.  p.  461;  vgl.  auch  den  Repräsentanten  der  abgefallenen,  unglück- 
ayysls  ngcozsvovij^)  7.r]ibg  iisyäloio  'laä  in  liehen,  dem  Verderben  preisgegebenen  Mensch- 
dem  ersten  der  von  Parthey  {Abh.  d.  Bcvl.  heit  bezeichnen,  vgl.  Schoemann,  Die  hesiod. 
A1c.  1866  S.  109  ff.)  herausg.  griech.  Zauber-  Theog.  S.  205 ,  üpusc.  2,  269  fl'.  K.  0.  Müller, 
papyri  Zeile  300  S.  128.  Mehr  darüber  jetzt  öriec/i.i/«.  1,161  übersetzt:  der  Herabgestürzte 
bei  Buresch,  Klaros,  Untersuch,  z.  Oralcehvescn  =  das  von  seiner  Glückseligkeit  herabgestürzte 
d.  spät.  AU.  S.  48—53,  wo  auch  die  neuere  Litte-  Menschengeschlecht.  Vgl.  Benfey ,  Griech. 
ratur  angeführt  ist.     K.]  20  Wursellexihon    1,   ^91;     Fr.     Windischmann, 

laon   {'läcov)   tötet   sich  selbst  beim  Heran-  Ursagen  der  arischen  Völker  S.  8;    Schwenck, 

nahen  des  Deriades;  Nonn.  Dion.  32,  234.  Griech.  Mythol.  S.  2.     Ganz  zu   verwerfen  ist 

[Röscher.]  die  Gleichsetzung  von  lapetos  und  lupiter. 

lapetides  J  (YaTrfTtdVys  ?),  kephenischer  Sänger  Unter  solchen  Umständen  hat  am  meisten 

auf  der  Hochzeit  des  Perseus  von  Pettalos  ge-  die   Annahme    für    sich,    dafs   in  lapetos   der 

tötet.    Andere  lesen  Lampetides  für  lapetides,  Name   des   Noachiden  Japhot  stecke.     Diese 

üvid.  Metam.  5,  111.     [Höfer.]  Ansicht   haben    namentlich    Wclcker,    Griech. 

lapetiouides  {'iKnsztoviörjg)  heifst  als  Sohn  Götterlehre  1,  744  tf.,  Buttmann  und  Schoemann 

des  lapetos   (wegen  der  Form  des  Patronymi-  vertreten,    und    mit   guten   Gründen.     lapetos 

kons  s.  Göttling  zu  Hesiod.  tlieog.  528):  1)  Pro-  so  wäre   dann  ursprünglich   nicht    eine   Titanen- 

metheus  Hesiod.  a.  a.  0.   op.  54.    Apoll,  lihod.  gottheit,    sondern    in    gewissem    Sinne    eine 

3,    1087.    Julian,    in    Antlt,.    Plan.    88,   6.    —  historische   Persönlichkeit,    deren    Name    den 

2)  Atlas  O'v.  Metam.  4,  632.     [Höfer.]  Griechen    von    Asien    her    bekannt   geblieben 

lapetionis  s.  lapetos.  oder  von  Kleinasien  her,  wo  japhetitische  und 

lapetos  ('/aTTfros),  einer  der  Titanen,  Sohn  semitische  Stämme  unter  einander  lebten,  be- 

des    üranos    und    der    Gaia.      Bei   Homer    er-  kannt  geworden    sei.     Der  Name  Japhet  um- 

scheint  er  mit  Namen  nur  einmal  in  Gemein-  fasst  nach  der  mosaischen  Völkertafel  {Genes. 

schalt    mit  Kronos    als   in  den   Tartaros   ver-  10,  2 —5)  die  Völker  des  Nordens  und  Westens, 

stofsener    Titane,    II.   8,   479.      Wen    Homer  und  in  derselben  erscheinen  auch  eine  Reihe 

aufser    diesen    beiden    noch    zu    den    Titanen  40  von  Namen  unzweifelhaft  griechischer  Stämme 

zählte,  läfst  sich  aus  den  wenigen  Erwähnungen  unter  den  Nachkommen  Japhets. 

nicht  mit  Bestimmtheit  ermitteln  (s.  Titanen).  Dazu    kommt    der  Name,    der    in   einigen 

Wir  sind  also  auf  die  späteren  theogonischen  Stellen  der  Gattin  des  lapetos  beigelegt  wird. 

Systeme  angewiesen.  Als  förmliches  System,  in  Diese  heifst  bei  Apollodor  1,  2,  3  f.   Schal,  vet. 

welchem  sich  Volkssage  und  theologische  Kon-  zu    Lykophr.    Alex.   1283   Asia,    Tochter   des 

struktion  schwer  trennen  lassen,  erscheint  bereits  Okeanos   und   der  Tethys,    was  jedenfalls  auf 

die  Genealogie  bei  üesiodjT/ieor/.  507.  Als  Gattin  eine  enge  Verbindung  mit  Asien  hinweist.    Bei 

des  lapetos  erwähnt  dieser  die  Okeanine  Kly-  Proklos  zu   Werke  und  Tage  48  If.    heilst  die- 

mene,  als  Söhne  Atlas,  Menoitios,  Prometheus  selbe  auch  Asopis,  Tochter  des  Asopos,  also 

und  Epimetheus,  deren  Namen,  Epitheta  und  50  Enkelin  des  Okeanos  und  der  Tethys.    Proklos 

Schicksale    in    diesem    Zusammenhang    kaum  schreibt  dem  lapetos  29  Kinder  zu,   darunter 

eine    andere   Deutung    zulassen,    als    die    von  die  Anchiale,    Eponyme   der  gleichnamigen 

Personifikationen     der     menschlichen     Eigen-  Stadt   in    Kilikien,    Steph.    Byz.    s.   v.     Wenn 

schatten,  die  sie  bezeichnen,  womit  nicht  aus-  dagegen    Buphagos,    Heros     eponymos    eines 

geschlossen    ist,     dafs     nicht    der    eine    und  Flusses  in  Arkadien  {Paus.  8,  27,  11),  ein  Sohn 

andere,    z.    B.    Atlas,    in    der    ursprünglichen  des    lapetos    und  der    Thornax    heifst,   so  ist 

Sage   schon   eine   andere  Bedeutung,   nämlich  daraus  für  das  Verständnis  des  lapetos  nichts 

die    des   Trägers    des  Himmels    gehabt  habe.  zu  entnehmen. 

Sind    aber    im   hesiodischen  System    die    vier  Eine  weitere   Stütze   erhält    Wclckers  Auf- 

lapetiden  Repräsentanten  der  vier  Haupteigen-  eo  fassung  durch  die  Forschungen  von  E.  Sucss 

schaffen    des    Menschen,    der    mutige    Träger  {Die    Sintflut,    eine   geologische    Studie, ^  Prag 

Atlas,    der    übermütige    Trotzkopf   Menoitios,  1883).     Dieser   weist  nämlich  nach,    wie    die 

der     klugberechnende,     gewandte    Vordenker  Traditionen  anderer  Völker  keineswegs  zu  der 

Prometheus,   und  der  cciiaQzi'voog  Epimetheus,  Behauptung  berechtigen,  dafs  die  Sintflut  über 

der    zu    spät    bedenkt,    so    liegt    es    nahe    in  den  Unterlauf  des  Euphrat  und  Tigris  hinaus, 

lapetos   neben  Kronos,   dem   Stammvater   des  oder  gar  über  den   ganzen  Erdkreis  gereicht 

Göttergeschlechtes,  der  Zeusreligion,  den  Ur-  habe;    es    ergebe   sich   das   aus   einer  Episode 

vater  des   ersten  Menschengeschlechts  des  Epos   vom  Helden  Izdubar.     Dagegen  ist 


57                          lapetos  lardanos                          58 

CS    unzweifelhaft,    dafs  kleinere   Sintfluten  in  Apöllon  endlich  (v.  335)  spricht  den  Satz  aus, 

verschiedenen  Teilen  der   alten  Welt  zu   ver-  dafs  von  den  Titanen  die  Menschen  und  Götter 

schiedenen  Zeiten  stattgefunden  haben.     „Die  stammen. 

Kushiten,"  sagt  Maspero  (Gesch.  ä.  oricnt.  lapetos  ist  in  der  griechischen  Mythologie 
Völker,  deutsch  v.  PietscJnnann  S.  143),  ,, waren  eine  der  farblosesten  Gestalten,  und  wird  auch 
zuerst  aus  der  gemeinschaftlichen  Wiege  ge-  aufser  der  Homerstelle  fast  nur  als  Vater  des 
gangen.  Sie  kamen  von  Osten  und  stiegen  Prometheus  und  seiner  Brüder  erwähnt;  aufser 
von  jenem  Hochland  herunter,  von  dem  alle  Klymene  {Hesiod.  a.  a.  0.)  und  Asia  {ApoUod.) 
edeln  Rassen  der  alten  Welt  ausgegangen  wird  als  seine  Gattin  noch  genannt  Asopis 
sind.  Sie  brachten  die  Erinnerung  an  ihr  lo  (s.  o.)  und  Libye;  sonst  erscheint  sein  Name 
jenseits  des  Oxus  gelegenes  Vaterland  und  an  meist  nur  unter  denen  der  übrigen  Titanen 
die  grofse  Sintflut  mit,  die  sie  von  dort  ver-  (s.  diese  und  aufser  den  genannten  Stellen 
trieben  hatte,  und  verbreiteten  sich  allmäh-  IHodor  5,  66.  ProJdos  in  Plat.  Tim.  5,  295 D 
lieh  über  Armenien,  Arphaxad  bis  nach  Meso-  =  Orph.  frgm.  8,  21  ff.  [=  fr.  95  Abel], 
potamien  und  an  den  persischen  Meerbusen."  Tzetz.  JAjTcoplir.  1277.  Verg.  Georg.  1,  279). 
Die  Flutsage  erscheint  demnach  um  ganze  Infolge  der  später  häufigen  Verwechslung  der 
Völkergenerationen  älter  als  nach  dem  bibli-  Titanen  mit  den  Giganten  erscheint  er  in 
sehen  und  chaldäischen  Bericht.  Damit  ist  späten  Quellen  auch  unter  diesen:  Ilyg.  pracf., 
nicht  ausgeschlossen,  dafs  in  Mesopotamien  Serv.  ad  Verg.  Georg.  1,  279.  Stat.  Thcb.  10, 
selbst  durch  eine  Flut  (Suess)  die  alte  Sage  20  916.  Nach  SiUus  Ital.  12,  148  ist  er  nicht  im 
neue  Gestalt  gewann,  und  mit  Ausbreitung  Tartaros,  sondern  unter  der  Insel  Inarime  ge- 
der  Noachiden  wanderte  dann  auch  die  Flut-  fesselt.  Vgl.  endlich  Völclcer,  Mytliol.  des  lapct. 
sage  nach _  Westen.  Die  mitgebrachte  Sage  Geschlechts  S.  4  ff.  —  Max.  Meyer,  Giganten 
wurde  an  Örtlichkeiten  der  neuen  Heimat  an-  und  Titanen  S.  52  verwirft  die  Gleichsetzung 
geknüpft,  die  den  Gedanken  an  eine  ehemalige  des  lapetos  mit  Japhet  und  beschränkt  sich 
Flut  nahelegten  oder  in  denen  die  Einwanderer  auf  das  Geständnis,  derselbe  entziehe  sich  vor- 
selbst  eine  grofse  Flut  erlebten  (Thessalien) ;  läufig  noch  jeder  Beurteilung.  [Weizsäcker.] 
aber  die  Generation,  über  welche  die  in  die  lapis,  Sohn  des  lasos,  Liebling  des  ApoUon, 
neue  Heimat  verlegte  Flut  hereinbrach,  mufste  Arzt  des  Aeneas,  Verg.  Aen.  12,  391.  Die 
dann  naturgemäfs  jünger  sein,  als  der  Stamm-  30  Handschriften  und  Ausgaben  variieren  zwischen 
vater  der  Einwanderer,  Japhet.  So  wird  der  lapis  und  lapyx  (s.  d.);  Servius  hat  lapix. 
aus  der  noachischen  Flut  gerettete  Noachide  Vgl.  lasides  4.  [Stoll.] 
Japhet  in  der  griechischen  Flutsage  seiner-  lapyx  {'länv^).  1)  Der  Heros  Eponymos 
seits  der  Stammvater  des  neuen  Noah-Deu-  von  lapygia  in  Unteritalien,  Sohn  des  Lykaon, 
kalion,  des  Flutmannes.  Bruder  des  Daunios  und  Peuketios,  mit  denen 
Dafs  aber  Japhet  in  der  griechischen  Mytho-  er  eine  Kolonie  nach  Italien  führte,  Anton. 
logie  aus  dem  Stammvater  eines  weitverzweigten  Lib.  31.  Oder:  ein  Kreter,  Bruder  des  Ika- 
Völkerstammes  durch  den  allein  geretteten  dios,  der  nach  Italien  zog,  Serv.  V.  Aen.  3, 
Deukalion  der  des  ganzen  Menschengeschlechts  332.  11,  247  (in  der  1.  St.  heifst  er  lapys,  in 
wird,  bietet  der  Gleichsetzung  von  lapetos  mit  40  der  2.  lapyx).  Oder:  ein  Sohn  des  Daidalos 
Japhet  keine  Schwierigkeit,  da  ja  im  Altertum  und  einer  Kreterin,  der  die  Kreter  anführte, 
jedes  Volk  gerne  sich  für  den  alleinigen  Ver-  welche  mit  Minos,  als  er  den  entflohenen 
treter  des  Menschengeschlechtes  nimmt.  Aber  Daidalos  verfolgte,  nach  Sicilien  gezogen  waren 
wie  kommt  denn  lapetos  unter  die  Titanen,  und  von  da  nach  des  Minos  Tod  nach  Unter- 
die  doch  die  vor  den  Olympiern  herrschenden  Italien  verschlagen  wurden,  wo  sie  sich  nieder- 
Götter  sind?  Das  deukalionische  Menschen-  liefsen,  Strab.  6,  279.  282.  Plin.  N.  H.  3,  11, 
geschlecht  gehört  der  Periode  der  Zeusreligion  16.  Solin.  8.  Vgl.  Herodot  7,  170.  Athen.  12, 
an.  Mit  dem  Untergang  der  Herrschaft  des  522  ff'.  —  2)  s.  lapis.  [Stoll.] 
Kronos,  sagt  Welcher,  hat  auch  das  trotzige  larbas  (larba)  Sohn  des  lupiter  Ammon  und 
Geschlecht  dieser  Periode,  d.  h.  die  unmittel-  .^0  einer  garamantischen  Nymphe,  König  der  Gä- 
baren Nachkommen  des  lapetos,  einem  neuen  tuler  zu  der  Zeit ,  wo  Dido  nach  Afrika  kam. 
Geschlecht  (dem  des  einzig  guten  Promethiden  Er  verkaufte  den  Platz  von  Karthago  an  Dido, 
Deukalion)  Platz  gemacht.  „Andere  Götter  bekriegte  aber  die  Stadt,  da  Dido,  von  Liebe 
bedingen  auch  ein  anderes  Menschengeschlecht,  zu  Aeneas  erfafst,  seine  Bewerbung  zurückwies, 
darum  mufste  auch  lapetos  als  Repräsentant  Verg.  Aen.  4,  36.  196.  326.  Serv.  zu  1,  367.  4, 
des  früheren,  und  als  solcher  ein  Titane  und  36.  Ov.  Her.  7,125.  Fast.  3,552.  lustin.  18,6. 
Bestandteil  der  früheren  Ordnung,  eines  ab-  Meltzer,  Gesch.  d.  Karth.  1,  477.  [Stoll.] 
gelaufenen  Weltalters,  untergehen.  Bedeutsam  lardanos  {'luQSavog/laQSävrjg),  1)  Vater  der 
genug  ist,  dafs  nur  er,  der  Stammvater  der  lydischen  Königin  Omphale,  Apollod.  2,  6,  3. 
Menschen  neben  Krön  OS,  dem  der  Götter,  CO  Äic^j/j.  -B.  v.'^'TSiq.  C/.  Gr.  5984B.  BeiHero- 
namhaft  gemacht  wird."  Bedeutsam  ist  aber  dot  1,  7  heifst  sie  Sklavin  des  lardanos.  Nach 
auch,  und  spricht  mit  für  die  Richtigkeit  von  Nile.  Decmasc.  bei  Müller,  hist.  gr.  fragm.  3,  372, 
Welckers  Auffassung,  dafs  die  Griechen  schon  28  stand  lardanos  im  Verdacht,  den  lydischen 
frühzeitig  durch  eine  abweichende  Genealogie  König  Kamblitas  aus  Feindseligkeit  durch 
ihr  Geschlecht  statt  auf  den  Titanen  vielmehr  böse  Künste  zu  einer  solchen  Gefräfsigkeit 
auf  Zeus  zurückzuführen  bestrebt  sind,  s.  Deu-  gebracht  zu  haben,  dafs  er  sein  eignes  Weib 
kalion  (Sp.  997,  26  ff'.),  lies.  frgm.  5  Goettling  verzehrte.  [Hinsichtlich  des  semitischen  Ur- 
==  '2i  h'zach,  A^jollod.  1,  7,  3.    Der  Hymnus  auf  sprungs   dieses    lardanos   s.  Ed.  Meyer,  Gesch. 


59                          laribolos  lasiou                            60 

d.  Alt.  §  257  Anni.    Röscher.]  —  2)  Die  Wiese  (jriech.   Stämme  2,  350;  vgl.  0.  Onisius,   Bci- 

uncl  das  Grab  eines  lardanos   {Curtius,  Pelop.  träge    zur   griecli.    Mythologie   und    Rtligions- 

2,  82    vermutet   Dardanos)    wurde    im   triphy-  geschichte   (Programm,    Leipzig    1886)    S.    21 

lischen    Elis    am  Flusse  Akidon  oder  Akidas  Anm.  3. 

gezeigt,  Strab.  8,  347.  348.  Müller,  Orchom.  372.  Bei  Ilom.  s  125  ff.  wird  unter  den  Sterblichen, 

Dieser  Flufs  Akidas   soll  früher  lardanos   gc-  die  von  Göttinnen  geliebt  worden  sind,  lasion 

heifsen  haben  {l'ans.  5,  5,  5.  5,  18,  2),  und  die  genannt,    zu    dem  sich  Demeter  auf  dreimal 

Wiese    und    das    Grab    werden  wohl  auf  den  geackertem    Saatfeld    in   Liebe    gesellt    habe; 

Flufsgott  lardanos,  der  hier  geherrscht,  Bezug  Zeus   aber  habe   ihn   mit   dem  Blitzstrahl  er- 
haben,    lardanos  ist  übrigens  ein  semitischer  lo  schlagen.  Das  letztere  Motiv  gehört  gewifs  nicht 

Flufsname  in  Lydien  {Stcpli.  B.  s.  v.),  in  Elis  dem  ursprünglichen  Mythus   an,    sondern  der 

und  auf  Kreta,  Frdler,  Gr.  Myth.  2,  226,  Bur-  daraus  entwickelten  Sage,  die  aus  dem  Dämon 

sian,  Geogr.  2,  272.  \_Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.  1  einen  Heros  machte.     [Ov.  Met.  9,  422  läfst  L 

§  293.  R.']     [Stoll.]  als  Liebling  der  Göttin  alt  werden.)   Nachlfes. 

lai'ibolos  ('/«pt^co^os),  eine  semitische  Gott-  Theog.  969  ff.  wird  das  Beilager  in  Kreta  ge- 

heit,  welche  auf  zwei  Inschriften  von  Palmyra  halten,   und   die  Frucht  desselben  ist  Plutos, 

erscheint  und  von  einigen  mit  dem  Dens  Lunus  der    auch   sonst   in    Verbindung    mit  Demeter 

identificiert  wird.    Vgl.  C.  I.  G.  4483:  ag  Sicc  genannt  und  im  Gebete  angerufen  wird    (vgl. 

tccvta  ^ceQtvQrj&fivaL  vno  %'sov  'laQißcöXov  etc.  Hymn.  liom.  in  Cercr.  488  ff.    Ar.  Thesm.  295. 

ib.    4502:    imuslrjTrjg    txiQS&slg  "Ecp^ag    nr]yrjg  20  SJiol.  3  aus  Athen.  15,694  0).     Die  agrarische 

vTio  'iccQißmlov  xov  &eov.  Mehr  unter  Hierobo-  Bedeutung  dieses  isgog   yäfiog  hat  zuletzt  W. 

lus  und  Ba'al  ob.  Bd.  1  Sp.  2877.   [Röscher.]  Mannhardt,  Myth.  Forsch.   S.  238  ff",    nachge- 

larniogiiis,  falsche  Lesart   bei   Orelli  5072  wiesen,  indem  er,  wie  Freller,  Gr.  M.^  S.  638, 

statt  Harm ogius  oder  Marmogius;  s.Harmogius.  dafür    zugleich    die    Verehrung    der    Demeter 

[Röscher.]  Chamyne  zu  Olympia  {Paus.  6,  21,  1)  geltend 
laseus  {'laasvg),  ein  Phoker,  der  dem  in  macht.  In  Olympia  gab  es  einen  Altar  der 
Phokis  einwandernden  Phokos,  S.  des  Aiakos,  idäischen  Daktylen,  die  von  Kreta  dahin 
ein  guter  Freund  ward.  Beide  waren  auf  dem  gekommen  sein  sollten:  unter  diesen  auch 
Gemälde  des  Polygnot  in  der  Lesche  zu  Delphi  lasos  (s.  d.  und  vgl.  Paus.  5,  14,  7.  7,  6). 
dargestellt.  Paus.  10,  30,  2.  [Stoll.]  50  JModor  5,  77  (vgl.  c.  49)  führt  die  Über- 
lasides {'laaiörjg),  Beiname  1)  des  Amphion  lieferung  an,  dafs  Plutos  von  Demeter  und 
(s.  d.  2.)  Hom.  Od.  11,  283  und  schal,  das.  lasion  in  Tripolos  {vsiä  s'vi  x^inölm)  auf 
pjust.  Od.  1684,  58.  —  2)  des  Dmetor,  eines  Kreta  geboren  sei;  Ov.  Am.  3,  10,  25  erzählt, 
angeblichen  kyprischen  Königs,  Ilom.  Od.  17,  die  Göttin  habe  den  Geliebten  zuerst  gesehen, 
443.  Eust.  Od.  1826,  36,  vgl.  Ameis,  Anhang  als  er  am  kretischen  Ida  gejagt  habe.  Wenn 
zur  Odyssee  z.  d.  a.  St.  —  3)  des  Steuer-  endlich  Schol.  TheoJcr.  3,  50  lasion  der  Sohn 
mannes  Palinurus,  Verg.  Aen.  5,  843  und  Serv.  des  Minos  und  der  Phronia(?)  genannt  wird,  so 
das.  —  4)  des  Arztes  des  Aeneas  lapis  (bei  liegt  auch  hierin  eine  Anerkennung  des  kre- 
Serv.  heifst  er  lapix,  noch  andere  schreiben  tischen  Anspruchs  auf  die  Sage;  von  einem  Kul- 
lapyx,  Verg.  Aen.  12,  392.  —  5)  des  Adrastos,  40  tus  des  I.  auf  Kreta  ist  allerdings  nichts  bekannt. 
Stat.  Theh.  1,  541.  6,  889.  —  G)  des  Phaidi-  Dagegen  läfst  sich  ebensowenig  der  Gegen- 
mos,  der  vor  Theben  fällt,  Stat.  Theh.  8,439.  —  beweis  führen,  da  die  Ansprüche  von  Samo- 
Der  Plural  'icccidai  bedeutet  allgemein  Nach-  thrake  auf  I.  noch  unsicherer  sind.  Für 
kommen  des  lasos  =  Argiver,  Straho  8,  6,  9  diese  ist  als  ältester^  Gewährsmann  HellaniJcos 
p.  371;  bei  Stat.  Theh.  2,  254  sind  lasides  zu  nennen,  dessen  Überlieferung  sich  freilich 
=  Argiverinnen.  [Höfer.]  schwer  feststellen  läfst.  Denn  dafs  er  I.  einen 
lasion  {'laaiav).  Diese  Form  ist  überliefert  Kreter  genannt  habe,  darf  aus  fr.  58  {Schol. 
bei:  Hom.  e  125.  TheoTcr.  3,  50.  Skymnos  und  Eustath.  z.  Hom.  s  125)  nicht  geschlossen 
681.  Slrab.  7,  331  fr.  50.  Diod.  5,  48  f.  77.  werden;  eher  geht  das  Gegenteil  daraus  her- 
Apollod.  3,  12,  1.  Schol.  Apoll.  lihod.  1,  916,  50  vor,  dafs  nach  ihm  Zeus  und  die  Atlantide 
917.  Eustath.  z.  Odyss.  1528.  Schol.  Hom.  s  Elektra  die  Eltern  des  I.  sind  ('iffif'pa  bei  j&Msto^/j. 
125.  Steph.  Byz.  s.  v.  Jägöccvog  u.  IJäQiov;  ist  ein  offenbarer  Fehler),  dieselben,  die  er  im 
lasion  bei:  Ov.  Met.  9,  422.  Hyg.  fah.  270.  1.  Buche  seiner  Atlantis  als  Eltern  des  Dar- 
poet.  astr.  2,  4;  'Idciog  bei:  Hes.  Theog.  970.  danos  bezeichnet  hat  {fr.  56  aus  Schol.  Hom.  2 
Paus.  5,  7,  6;  lasius  bei:  Verg.  Aen.  3,  167  486);  wenn  dagegen  beim  Schol.  Apoll.  Rh.  1, 
und  Serv.  zu  Verg.  Aen.  1,  380.  3,  15.  167.  916  {fr.  129)  Hellanikos  ausdrücklich  für  die 
7,  207.  Ov.  Am.  3,  10,  25;  "iccaog  bei:  Dio'n.  Namensform  'Hlstirgvcovr]  citiert  wird,  so  löst 
Hai.  ant.  rom.  1,  61  und  Paus.  5,  14,  7;  end-  sich  der  WidersjDruch,  wenn  wir  diesen  Namen 
lieh  fälschlich '/«atoj/ bei  Con.  21  und  lason  bei  auf  die  Insel  Samothrake  beziehen,  von  der 
Hyg.  f.  250.  Die  Ableitung  des  Namens  von  co  der  Name  'Hls-nxQig  bei  Schol,  Dion.  Perieg. 
ihai  billigt  u.  a.  Welcher,  Götterlehre  1,  693,  524  angeführt  wird  (vgl.  Apollon.  Mh.  1,  916: 
bestreitet  aber  Pott,  Ztsclir.  f.  vgl.  Spr.  6,  vrjaog  'HXsHXQrjg  'Azlavtidog).  Damit  erst  wäre 
341;  die  von  ido^cci  billigt  u.  a.  0.  Müller,  Hellanilos  als  Gewährsmann  für  die  Lokali- 
Orchomcnos^  S.  260,  bestreitet  Büntzer,  Ztschr.  sierung  der  Sage  in  Samothrake  sicher  er- 
f.  vgl.  Spr.  14,  201  ff.;  die  von  [aiva  hält  für  wiesen,  wobei  auch  die  Möglichkeit  nicht  aus- 
wahrscheinlich u.  a.  W.  Mannhardt,  Mythol.  geschlossen  ist,  dafs  er  die  Atlastochter  aus 
Forschungen  S.  240;  von  j/i  ,, gehen"  leitet  Arkadien  hat  einwandern  lassen,  wie  dies 
den  Namen  ab  H.  D.  Müller,  Mythologie  der  Dion.  Hai.  antiqu.  rom.  1,  61  von  den  Brüdern 


Gl 


lasion 


lasion 


62 


Dardanos  und  lasion  selbst  erzählt,  während 
Dcmiujoras  {fr.  1  aus  Schol.  JEur.  Phoen.  7) 
ihre  Mutter  aus  Libyen  nach  Samothrake  ver- 
setzte. In  Bezug  auf  die  Herkunft  des  I. 
stimmen  mit  Ilellanilcos  fast  alle  Späteren 
überein:  er  gilt  als  Sohn  des  Zeus  und  der 
Elektro,,  als  Bruder  des  Dardanos  und  Be- 
wohner von  Samothrake  bei  Athenikon  (6  ta 
ZanoQ-QÜyiia  yQ(iil)ag  MiüUr ,  fr.  h.  4,  345)  im 
Scliol.  zu  Apoll.  Bh.  1,  916.  Strab.  7,  331  fr.  50, 
ApoUodor  3,  12,  1  (daraus  Tzctz.  Liß.  29), 
Cun.  21.  S/cijinn.  G80  ff.  Verg.  Aen.  3,  167 
und  Serv.  z.  d.  St.;  dazu  kommt  nach  samo- 
thrakischer  Überlieferung  als  Schwester  Har- 
monia  bei  Mnaseas  {fr.  28)  aus  Steph.  Byz. 
s.  V.  JuQ(^oivoq.  Dioä.  5,  48.  Schol.  Apoll.  J\li. 
1,  910  (das.  ist  neben  Hellanikos  noch  Idome- 
netis  [von  Lampsakos'?],  Verf.  von  ISamothracica, 
citiert).  Sc/toZ.  Eur.  Fhoen.  7,  1129.  In  den 
Apollonios-  und  Eurijndcs  -  Schollen  a.  a.  0. 
wird  noch  überliefert,  dafs  1.  ursprünglich  den 
Namen  Eetiou  (s.  d.)  geführt  habe,  während 
Arrian  (bei  Eiistath.  z.  Odyss.  1528)  Eetion 
einen  Bruder  des  lasion  nannte.  Die  Schuld 
des  I.,  die  seine  Tötung  durch  den  Blitz  zur 
Folge  hatte,  wird  in  dieser  Überlieferung  da- 
hin vergröfsert,  dafs  er  mit  frevelhafter  Gewalt 
die  Liebe  der  Göttin  begehrt  {Dien.  Hai. 
a.  a.  0.  Apollod.  3,  12,  1.  Strah.  a.  a.  0.: 
äfiaQxia  sii;  ^^(iriTQtt)  oder  (euhemeristisch)  ihr 
Bild  umarmt  habe  [Scliol.  Apoll.  Bh.,  Conon  und 
Skyninos  a.  a.  0).  Am  eigentümlichsten  ist 
die  Überlieferung  bei  Diod.  5,  48  f.  (Quelle 
noch  unbekannt)  behandelt:  Auf  Samothrake 
leben  die  Kinder  des  Zeus  und  der  Atlantide 
Elektra,  Dardanos,  lasion  und  Harmonia. 
Während  Dardanos  in  Asien  ein  Reic^  gründet, 
wird  lasion  von  Zeus  in  den  Mysterien  unter- 
wiesen und  wird  dann  selbst  der  Mystagog 
für  viele  Heroen.  Bei  der  Hochzeit  seiner 
Schwester  Harmonia,  die  die  Götter  mitfeiern, 
spendet  Demeter,  die  in  Liebe  zu  ihm  entbrannt 
ist,  die  Getreidefrucht;  L  selbst  heiratet  später 
die  Kybele  und  erzeugt  den  Korybas.  Nach- 
dem er  zu  den  Göttern  entrückt  ist,  begeben 
sich  Kybele  und  Korybas  nach  Asien  und 
bringen  den  Kult  der  grofsen  Mutter,  die  von 
Kybele  den  Namen  erhält,  nach  Phrygien; 
nach  Korybas  werden  die  Korybanten  genannt. 
Am  Schlufs  fügt  Diodor,  nachdem  er  der  Sage 
von  der  Geburt  des  Plutos  (s.  o.)  gedacht, 
hinzu,  dafs  lason,  die  Dioskuren,  Herakles  und 
Orpheus  die  Weihen  empfangen  haben.  Die- 
selbe Bemerkung  in  Bezug  auf  Odysseus  findet 
sich  Schol.  Apollon.  Bh.  1,  917,  wo  Mnaseas 
von  Patrai  (Schüler  des  Eratosthenes)  citiert 
wird,  der  in  dem  über  Asien  handelnden  Teil 
seiner  Pej-je^msdarüber  geschrieben  hat  (Mw7Zer^ 
fr.  h.  3,  154  f.).  In  demselben  Scholion  ist  das 
Athenikonfragment  (s.  o.  nach  dem  Lauren- 
tianus,  verwirrt  im  Parisinus)  in  den  Abschnitt 
über  die  Kabiren  eingeschoben,  woraus  fälsch- 
lich gefolgert  worden  ist,  dafs  Athenikon  die 
Brüder  Dardanos  und  lasion  unter  die  Kabiren 
gerechnet  habe.  Dafs  die  Liebe  der  Demeter 
zu  lasion  in  hellenistischer  Zeit  unter  die 
Mysterien  von  Samothrake  gehörte,  ergiebt  sich 
aus  der  geheimnisvollen  Anführung  bei  Theokr. 


3,  50;  weiter  aber  nichts.  Dagegen  hält  0. 
Müller,  Orchomenos"  S.  452,  indem  er  I.  mit 
dem  Argonauten  Jason  gleichsetzt  (vgl.  S.  260), 
ihn  für  eins  mit  Kadmilos  (Kasmilos  =  Kad- 
mos),  dem  Vater  der  Kabiren  (nach  Akusilaos) 
u.  nennt  wiederum  lasion  selbst  einen  samothra- 
kischen  Kabiren.  Auch  //.  D.  Müller,  Mythol. 
der  (jriech.  Stämme,  zweifelt  nicht  an  der  Identi- 
tät  von  lasion   und  lason   (2,  348  f.),   ist  aber 

10  seiner  altargivischen  Religion  zuliebe  geneigt, 
die  Insel  Kreta  für  den  Vereinigungspunkt 
dieser  Sagen  zu  halten  (vgl.  S.  344  ff.).  Um 
seiner  Pelasger  willen,  die  er  in  Kreta  nicht 
nachweisen  kann,  kehrt  0.  Crusius  in  dem 
oben  Sp.  60,  1  citierten  Programm  zu  0.  Müllers 
Ansicht  zurück  und  tadelt  Mannhardt,  dafs 
er  die  samothrakische  Überlieferung  für  se- 
kundär hielt;  ihm  ist  „der  Mythus  von  lasion 
in  Samothrake  zu  Hause"  (S.  19).    „Der  Grund- 

20  Vorstellung  nach  deckt  sich  der  Mythus  von 
der  Vermählung  des  lasion  und  der  Demeter 
völlig  mit  den  analysierten  Bestandteilen  der 
Kadmos-Iason-Sage."  Dagegen  ist  zu  bemerken : 
Erstens  kann  die  Gleichheit  des  Namens  nichts 
beweisen;  denn  der  Name  ist  in  verschiedenen 
Formen  und  Zusammensetzungen  sehr  häufig 
und  läfst  auch  etymologisch  so  viel  Deutungen 
zu,  dafs  er  in  verschiedenen  Sagen  aus  ganz 
verschiedenen     Vorstellungen     geflossen     sein 

30  kann  (darum  mag  auch  der  argivische  lasos, 
obwohl  auch  er  durch  Triopas  in  den  Demeter- 
kreis sich  ziehen  liefse,  hier  aufser  Betracht 
bleiben).  Zweitens  ist  das  Motiv  geschlecht- 
licher Vereinigung,  das  in  der  lasionsage  ohne 
jedes  andere  verwendet  ist,  vielen  agrarischen 
Mythen,  die  unabhängig  von  einander  au  den 
verschiedensten  Orten  entstanden  sein  können, 
gemeinsam  und  kann  demnach  nicht  die  Gleich- 
heit des  Ursprungs  beweisen;  gerade  dasjenige, 

40  was  für  die  Kadmos-  und  lasonsage  charakte- 
ristisch ist,  fehlt  der  lasionsage  gänzlich;  etwa 
Medeia  mit  Demeter  vergleichen  zu  wollen,  ist 
durch  nichts  begründet.  Ferner  hat  Samothrake 
noch  geringere  Ansprüche  als  Kreta  an  lasion; 
der  durch  die  eleusinischen  Mysterien,  wie  es 
scheint,  beeinflufste  Kultus  daselbst  hat  schliefs- 
lich  alle  Demetersagen  in  seinen  Bannkreis  ge- 
zogen. Nicht  bedeutungslos  endlich  ist,  dafs 
nicht  lasion  für  Samothrake  der  ältere  Name, 

50  sondern  Eetion  scheint. 

Die  tyrrhenisch-pelasgischen  Kombinationen 
der  hellenistischen  Gelehrsamkeit  haben  I.  mit 
seinem  Bruder  Dardanos  nach  Etrurien  ge- 
führt, was  von  der  römischen  Sage  gern  auf- 
genommen wurde.  Bei  Verg.  Aen.  3,  167 
(vgl.  7,  205  ff.)  erzählen  die  troischen  Penaten, 
dafs  sie  aus  Italien  stammen,  wo  Dardanos 
und  I.  geboren  seien;  daselbst  wird  auch  der 
Name  Corythus  genannt,  der  als  Gründer  von 

60  Cortona  in  Etrurien  (über  Cortona  s.  BJd.  Meyer, 
Philol.  48,  1889  S.  484  ff.)  galt  und  von  den 
Auslegern  des  Dichters  {Serv.  zu  beiden  Stellen) 
Vater  des  lasion  von  der  Elektra  genannt 
wird;  von  Cortona  soll  I.  nach  Samothrake 
gewandert  sein  (vgl.  noch  Serv.  zu  3,  15  und 
1,  380.  Die  Notiz  des  Serv.  zu  A.  3,  167,  dafs 
Dardanos  seinen  Halbbruder  I.  getötet  habe,  ist 
wertlos).    Bei  Hyg.  f.  270  ist  lasion  Ilithü  fdins 


63                               lasios  lason  (Genealogie;  I.  in  lolkos)        64 

zu  verbessern  in  Corythi  fdius;  von  Hyg.  poet  Tochter  des  Laodikos,  nach  Andron  fr.  15  bei 

astr.  2,  4  wird  Thuscus  (sie)  Vater  des  I.  ge-  Schol.  Ap.  Bh.  1,  45;   oder  Amphinome  bei 

nannt;   auch  hier  ist  unter  dem  Tusker  Cory-  Biod.  4,  50  {Dionys.  Skytobr.);  oder  Arne  bez. 

thus    zu    verstehen.      Unabhängig   von    dieser  Skarphe   (die  Schol.  Born.  E  532  Mutter  des 

etruskischen  Überlieferung  ist   die  Notiz    bei  Aison    heifst),   Variante  bei    Tzetz.   Lylc.   872; 

Eustatli.  zur  üdyss.  1528,  lasion  sei  in  Sicilien  oder  Rhoio,  Tochter  der  Staphylos,  bei  Tzdz. 

umhergezogen  und  habe  den  Ackerbau  gelehrt  Chil.  G,  979.    Als  seine  Schwester  wird  Hippo- 

(vg]._  d.  Art.  Triptolemos).  lyte  von  IhyJcos  fr.  39  bei  Schol.  Ap.  Bh.  1,  287 

Übrig  bleibt   noch    die    Sage    von   Parios,  genannt,   als  Bruder  Promachos,  Diod.  4,  50 

dem  Gründer  der  Stadt  Parion  am  Hellespont,  lo  =  Apollod.   1,  9,  27.     Über   seine   Verwandt- 

der  nach  Eustath.  a.  a.  0.  und  zu  Dion.  Perieg.  schalt  mit  Pelias  vgl.  bes.  Hom.  l  254  ff.  Find. 

517  (vgl.   Steph.   Byz.  s.  v.  TJÜqiov)   ein  Sohn  Pyth.  4,  142  u.  Schol;  mit  Phrixos:  Schal  Ap. 

des  lasion  sein  soll  (nach  Ilyg.  poet.  astr.  2,  4  Bh.  2,  1162.  3,  359.  —   Ptol.  Heph.  bei  Phot. 

Pareas    ein    Enkel    des    I.).     Crusius  a.  a.  0.  hihi.    p.    147,    28    {Mythogr.    gr.    p.    185,    16) 

S.  13  scheint  geneigt,  auch  dies  mit  der  pe-  nennt  einen  Sohn  des  lason:  Argos;  über  seine 

lasgischen  Überlieferung  zu  kombinieren;  aber  übrigen  Söhne  s,  unten  Abschn.  4. 

vielleicht    hängt    die    Genealogie    damit    zu-  1)    lason  in   lolkos.     Als  lasons  Heimat 

sammen,  dafs  Bewohner  von  Paros,  einer  alten  gilt  lolkos,  Hes.   Thcog.   997.    Pind.  Pyth.  4, 

Kultstätte  der  Demeter,  an  der  Gründung  von  118.    Ap.  Bh.  1,  906   u.  a.      Daher    Columella 

Parion   beteiligt   gewesen  sein   sollen    {Strah.  20  10,   368:    lolcus   =   Jason,    Ov.  fast.^  1,  491: 

13,  588).     [Seeliger.]  lason  Pagasaeus.    Nach  der  ältesten  Überliefe- 

lasios  s.  lasos  u.  lasion..  rung  war  Pelias  (s.  d.)  rechtmäfsiger  Herrscher 

lasis  {"lacLs),  1)  Nymphe  der  gleichnamigen  von  lolkos  {Hom.l  256.  Apollod.  l,d,  16  [Phere- 

Heilquelle  bei  Herakleia  in  Elis,  Paus.  6,  22,  4;  Jcydes?]    Val.  Flacc.  1,  16);    nach  anderen  hatte 

vgl.  Strah.  8,  356;  s.  lonides.   —  2)   Beiname  Aison     dem    Pelias    die    Herrschaft    bis    zur 

der  Atalante   als  Tochter  des  lasos,   Propert.  Volljährigkeit  seines  Sohnes  übergeben,  d.  h. 

1,  1,  10.     [Stoll.]  Pelias  folgte   dem  Aison   als   lasons  Vormund 

laso  (7accü),  die  Heilung,  Genesung,  eine  [Schol.  Od.  yb  69  {Asldepiades'iy,  hyp.  Ap.Bh. 
Personifikation  aus  der  um  Asklepios  (s.  d.)  Arg.  p.  533  Keil);  nach  der  vulgären  Über- 
versammelten Gruppe  der  Heilgötter.  Sie  galt  30  lieferung  hatte  Pelias  seinen  Stiefbruder  Aison 
für  die  Tochter  des  Asklepios  (oder  des  Amphia-  verdrängt  [Hes.  Thcog.  995  vßQiarrig  ÜEXi'rjg 
raos)  und  Schwester  der  Hygieia  (s.  d.),  Pana-  xa).  dtaad'ccXos;  vgl.  Mimnerm.  fr.  11  bei  Strah. 
keia,  Aigle.  Zu  Oropos  in  dem  Heiligtum  des  1,  46) ;  die  Eltern  aber  retteten  ihren  Sohn 
Amphiaraos,  der  hier  auch  Heilgott  war,  hatte  vor  den  Nachstellungen  des  Oheims,  indem 
sie  zusammen  mit  Aphrodite,  Panakeia,  Hy-  sie  ihn  dem  Kentauren  Cheiron  übergaben: 
gieia  und  Athene  Paionia  einen  Teil  des  AI-  Pind.  Pyth.  4,  111  ff.  und  Schol.  {Tzetz.  LyJc. 
tars  in  Besitz.  Paus.  1,  34,  2.  Aristoph.  Plut.  175).  Jedenfalls  ist  die  Überlieferung  von  dem 
701  mit  Schol.  Ilcsych.  s.  v.  Lehrs  popul.  Aufs.  Aufenthalt  lasons  bei  Cheiron  und  seiner  Mutter 
268-.  Preller,  Gr.  Myth.  1,431.  2, 3Q1, 3.  [Vgl.  Philyra  und  seinem  Weibe  Cbariklo  in  der 
auch  Arch.  Z.  35,  141  nr.  1.  2;  149  nr.  23  u.  d,  40  Höhle  des  waldreichen  Pelion  allgemein  an- 
Artikel Asklepios  und  Hygieia.  R.]      [Stell.]  genommen;  von  Cheiron  soll  er  die  Arzneikunst 

lasou   {'läcav,   Gen.   -ovog;   iomsch 'Irjacov).  erlernt  und  davon  seinen  Namen  erhalten  haben: 

1)  Sohn  des  Aigon  aus  dem  Geschlechte  des  Pind.  Pyth.  4,  102  ff.  119.  Nem.  3,  53  f.  Hesiod. 

Aiolos    {Hesiod.    fr.  40    ed.   Bzach    bei  Schol.  fr.  40  bei  Schol.  Pind.  N.  3,  92   (nach    Theog. 

Pind.  Ncm.  3,  92.     Pind.  Pyth.  4,  118.    Hella-  1000  f.  wird  lasons  Sohn  Medeios  von  Cheiron 

nikos  bei  Schol.  Ap.   Bh.  3,  335.     Ap.  Bh.  3,  erzogen).   Schol.  Od.  fi  69.  hyp.  Ap.  Bh.  Arg. 

357;  vgl.  auch  Schol.  Pind.  Pyth.  4,  190.  Schol.  p.  553  Keil.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  554.  Steph.  Byz. 

Ap.    Bh.    1,    143);     daher    genannt    AlaoviSrig  s.  v.  Ai'acav.    —    Der    angeblich    ältere    Name 

{Hes.   Theog.   993.   999.     Pind.    Pyth.    4,   217.  des   lason   „Diomedes"  bei   0.  Müller,  Orclio- 

Ap.   Bh.   1,   33),    Aesonides    [Ov.   Met.   7,  60.  50  ??ienos- 260  Anm.  2,  stammt  aus  iVaiaZ/s  Co?«es, 

Prop.  1,  15,  17),  Cretheia  (Kretheus,  Vater  des  myth.  6,  8.     Diomedes   wird   als  Besieger  des 

Aison)  proles  {Val.  Flacc.  ^,112). —  Et.  M.  434,  kolchischen  Drachens  im  daunischen  Phaiakis 

18    wird   lason  mit  laso  verwechselt  und  ein  genannt  von  Timaios  bei  Tzetz.  Lyk.  615.    Die 

Sohn  des  Asklepios  und  der  Epione  genannt.  —  Inschrift  Jio^rjdrjg  (auf  der  Vase  b.  Gerhard, 

Der  Name  der  Mutter  schwankt:  Alkimede,  Auserl.   V.  3,  155)  wird  von  Gerhard  fälschlich 

Tochter  des  Phylakos  und  der  Minyade  Kly-  auf  lason  bezogen;  ebensowenig  ist  im  fr.  des 

mene  nach    Pherekydes  fr.  59   bei    Schol.  Od.  Attiushei  Non.  23S,1  s.v.  aditus  die  Lesart  Hio- 

fi  69.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  45.  230.   Stesichoros  fr.  54  medes  (=  lason,  Düntzer,Zeitschr.  f.  Altertumsio. 

bei  Schol.  Ap.  Bh.  1,  230  (Alk.  T.  der  Eteokly-  1848  S.  487  und  Pyl  ebend.  1855  S.  506  Anm.) 

mene),  ebenso  bei  ^^.  2?/i.  1, 47.  232  f.  Hyg.f.  14  co  richtig,  s.  Bibbeck,  fr.  tr.  z.  d.  Stelle.  —  Pind. 

p.   44,   9    Seh.  f.  3  p.  39,  15.    f.  13  p.  44,  6.  Pyth.   4,    78  ff.    erzählt    weiter:    Vom    Pelion 

Val.  Place.  I,2d7.  Ov.  Her.  6,105;  oder  Poly-  kehrt  lason  nach  lolkos  zurück;  in   der  mag- 

mede,    Tochter    des   Autolykos    bei  Apollod.  netischen  Landestracht,  ein  Pardelfell  über  die 

1,  9,  16   {Tzetz.  Lyk.  175.  872)   —   danach  ist  Schulter  geworfen,  zwei  Lanzen  in  der  Hand, 

wohl   Jlolviir'iXr]   in    Hesiod   fr.  39    bei    Schol.  so   erscheint  der  herrliche  Jüngling,   dem  die 

Od.  (i  69    (aber   auch  2''zetz.  Chil.  6,979)  und  wallenden  Locken  über  dem  Nacken  schimmern, 

TloXvcprjfir}    in   Hcrodor  fr.  36    bei    Schol.    Ap.  auf  dem  Markt,  umdrängt  von  dem  staunenden 

Bh.  1,45  zu  berichtigen  — ;  oder  Theognete,  Volk.     Offen  und   ehrlich   stellt  er   sich    dem 


65 


lason  (in  lolkbs) 


lason  (als  Argonaut) 


66 


Pelias  vor,  der  besorgt  nur  den  rechten  Fufs 
des  Jünglings  beschuht  sieht;  es  ist  ihm  näm- 
Mich  das  Orakel  geworden,  dafs  er  durch  „die 
herrlichen  Aioliden"  sterben  werde,  und  weiter, 
dafs  er  sich  vor  dem  Einschuhigen  {{.LOvoKQrjTitg 
Find.  Pi/th.  4,  75.  Lykophr.  1310.  iiovoaüvSalog 
Äpollod.'  1,  9,  16.  oionsSilog  Ap.  Bh.  1,  7. 
(.lovontSiXog  arg.  Ap.  Eh.  Arg.  p.  533,  9  Keil; 
vgl.  die  Münzen  von  Larissa  bei  Head,  liist. 
num.  253)  zu  hüten  habe.  Darnach  schmaust  lason 
fünf  Tage  und  Nächte  mit  seinem  Vater  und 
seinen  Vettern ,  bis  er  am  sechsten  vor  Pelias 
tritt  und  die  Herrschait  fordert.  Dieser  ver- 
spricht ihm  die  Erfüllung  seines  Wunsches, 
wenn  er  die  ipvxi]  €>qC^ov  (v.  159  und  Scliol.) 
und  das  goldne  Vliefs  des  Widders,  der  den 
Phrixos  über  das  Meer  getragen,  aus  dem 
Lande  des  Aietes  zurückhole.  So  Pindaros 
nicht  ohne  eigne  Zuthat,  aber  gewifs  auch  mit 
altertümlichen  Zügen.  Die  einfache  Form  der 
Sage  giebt  Pherekydes  fr.  60  bei  Schol.  Pind. 
P.  4, 133:  Pelias  veranstaltet  dem  Poseidon  ein 
feierliches  Opfer  und  fordert  allgemeine  Be- 
teiligung, lason ,  der  am  Anauros  den  Acker 
bestellte,  überschreitet,  die  Sandalen  in  der 
Hand,  den  Flufs,  bindet  sich  dann  die  eine 
an  den  rechten  Fufs,  vergifst  aber  die  andere; 
so  kommt  er  zum  Opfer.  Als  Pelias  ihn  be- 
merkt, gedenkt  er  des  ihm  gewordenen  Orakels 
und  fragt  den  Jüngling  am  nächsten  Tage, 
was  er  wohl  thun  würde,  wenn  ihm  der  Tod 
von  einem  Bürger  geweissagt  worden  wäre, 
lason  antwortet  ihm,  er  würde  ihn  nach  Aia 
schicken,  das  goldne  Vliefs  zu  holen.  Diese 
Antwort  hatte  ihm  Hera  eingegeben,  welche 
die  Medeia  zur  .Ermordung  des  Pelias  nach 
lolkos  bringen  wollte  {Mridsiav  xocv  HsXCcco 
q}6vov  auch  Pind.  PytJi.  4,  250).  Auf  dieser 
Erzählung  beruht  auch  Ap.  PJi.  1,  5  ff. ,  nur 
dafs  hier  die  eine  Sandale  im  Schlamm  .stecken 
bleibt;  ebenso  Apollod.  1,  9,  16,  wo  der 
nicht  direkt  benutzte  Pherekydes  mit  Apollo- 
nios  vermengt  ist;  aus  Apollodoros  stammt 
Zenoh.  4,  92  und  Tzetz.  Lyk.  IIb  (mit  Citaten 
aus  Pindaros  und  Apollonios).  Der  Hafs  der 
Hera  wird  bei  Ajiollonios  dadurch  motiviert, 
dafs  Pelias  die  Göttin  beim  Opfer  übergangen 
habe.  Ebenderselbe  erzählt  3 ,  66  ff. ,  um  der 
Hera  Freundschaft  mit  Jason  zu  motivieren, 
ungewifs,  ob  aus  älterer  Quelle  oder  eigner 
Erfindung,  dafs  lason  auf  der  Rückkehr 
von  der  Jagd  die  in  eine  alte  Frau  ver- 
wandelte Göttin  über  den  angeschwollenen 
Anauros  getragen  habe.  Ebenso  Hyg.  f.  12 
und  Vol.  Flaec.  1,  81,  nur  dafs  der  Enipeus 
an  Stelle  des  Anauros  getreten  ist  (ebenso 
Hyg.  f.  13  und  Schol.  Stat.  Theb.  5,  336; 
Dracont.  Med.  bl:  Ister).  Die  Geschichten 
von  dem  Einschuhigen  und  dem  der  Hera  ei*- 
wiesenen  Dienst  sind  verbunden  in  der  Hypoth. 
von  Ap:  Eh.  Arg.  533,  10  ff.  Keil,  bei  Hyg.  f. 
13  und  Serv.  Verg.  Ed.  4,  34  („flumen"  ohne 
Namen).  Diod.  4,  40  {Dionys.  Skytobr.)  be- 
richtet, dafs  Jason  freiwillig  aus  Ruhmbegierde 
auf  Abenteuer  habe  ausgehen  wollen  und 
Pelias  ihm  diese  Fahrt  nach  Kolchis  in  der 
Hoffnung  geraten  habe,  sich  dadurch  des 
lästigen  Prätendenten   zu  entledigen,  ähnlich 

RoscHEB,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II. 


Val.  Flacc.  1,  12  ff.  (aus  derselben  Quell6,  wie 
es  scheint).  Darin  stimmt  die  gesamte  Über- 
lieferung überein,  dafs  der  König  von  lolkos, 
Pelias,  in  arglistiger  Ab.sicht  seinen  Neffen 
Jason  beauftragte,  das  goldene  Vliefs  (s.  dar- 
über den  Artikel  „Phrixos")  aus  dem  Lande 
des  Aietes,  Aia-Kolchis  (s.  ,, Argonautensage" 
1,  532)  zu  holen,  Hes.  Theog.  995  f.  Pind. 
Pyth.  4,  159  ff.    (das  fccv    ipvxdv    [sc.    Phrixi] 

10  v.o(iigai  ist  dem  Dichter  eigentümlich  nach  dem 
Schol).  Pherek.  bei  Schol.  Pind.  P.  4,  133. 
Ap.  Eh.  1,  16.  Schol.  Od.  fi  69  {Asklepiades'i) 
u.  a.  —  Glücklich  kehrt  Jason  im  Besitz  des 
erbeuteten  Vliefses  mit  Medeia  nach  Jolkos 
zurück.  Nach  Hes.  Theog.  997  f.  hat  er  hier 
gehei-rscht  und  mit  Medeia  den  Medeios  er- 
zeugt, den  er  von  Cheiron  erziehen  liefs. 
Anders  die  bereits  von  Eumelos  und  Simonides 
fr.  48  {Schol.  Eur.  Med.  20,  vgl.  Paus.  2,  3,  10) 

20  vertretene  Überlieferung,  nach  der  Jason  und 
Medeia  nach  Korinth  übergesiedelt  sind.  Moti- 
viert wird  die  Übersiedlung  von  lolkos  nach 
Korinth  in  der  Sage  durch  die  Ermordung  des 
Pelias  (s.  Medeia  und  Pelias  —  die  von  Ste- 
sichoros  fr,  1  besungenen,  an  der  sog.  Kypselos- 
lade  dargestellten  d&Xa  inl  UbICu,  an  denen 
die  Argonauten  teilnehmen,  stehen  im  Gegen- 
satz zu  dieser  Sagenwendung  —),  die  in  der 
späteren  Tradition  als  Rache  dafür  galt,  dafs 

30  Pelias  lasons  Eltern  zum  Selbstmord  genötigt 
und  ihren  kleinen  Sohn  Promachos  getötet 
habe,  Dionysios  Skytobrachion  bei  Hiod.  4,  50 
(=  Apollod.  1,  9,  27,  vgl.  Val.  Fl.  1,  730  ff.). 
Nach  Schol.  Eur.  Med.  20  hat  Akastos,  Sohn 
des  Pelias,  die  beiden  aus  lolkos  vertrieben, 
ebenso  .4^oZ/oc?.  1,9, 27,  während  hiervon  Diod. 

4,  53  mit  der  Überlieferung  abweicht,  dafs 
Jason  dem  Akastos -die  Herrschaft  über  Jolkos 
freiwillig    abgetreten    habe.      Mit    der    ersten 

40  Überlieferung  vereinigt  sich  Apollod.  3,  13,  7, 
wonach  Peleus  mit  lason  und  den  Dioskuren 
Jolkos  zerstört  haben  soll,  dies  nach  Pherekydes 
(Schol.  Pind.  Nem.  3,  55;  vgl.  Nikol.  Bamask., 
Müller  fr.  h.  3,  389  und  aus  ihm  Suidas.  s.  v. 
'Axulävxri :  für  willkürliche  Erfindung  hält 
diese  Sage  H.  D.  Müller,  Mythol.  d.  griech. 
Stämme  1 ,  224).  Nach  Paus.  2,  3,  11  (Eumelos?) 
kehrt  Jason  aus  Korinth  nach  Jolkos  zurück, 
bei  Diod.  4,  55  (Dion.  Skyt.)  übernimmt  sein 

,50  Sohn  Thessalos  als  Nachfolger  des  Akastos 
die  Regierung  von  Jolkos. 

2)  Jason  als  Argonautenführer  und 
seine  Schutzgötter;  vgl.  „Argonautensage". 
Da  Jolkos  allgemein  als  der  Ausgangs- 
punkt   der    Argofahrt    gilt    (dagegen    Jessen 

5.  33  siehe  Abschn.  9),  so  steht  die  Identität 
des  Argonauten  Jason  mit  dem  von  Jolkos,  d.  h. 
dem  thessalischen,  fest.  Das  in  Erinnerung  an 
die  Abfahrt  der  Argo   zu  Ehren  des  Zeus  ge- 

co  feierte  thessalische  Fest  der  'ETCiigidiicc  wurde 
auf  Jason  als  den  Gründer  desselben  zurück- 
geführt (Hegesander  fr.  25  bei  Athen.  13,  572  d); 
ebenderselbe  galt  als  Stifter  eines  Tempels 
des  'AnöXXcov  uKtiog  bei  Pagasai;  Kallimachos 
fr.  545 '^  bei  Hyg.  astr.  2,  37.  Die  älteste  Über- 
lieferung ebenso  wie  die  spätere  Erzählung 
macht  lason  zum  Veranstalter  und  Führer  des 
Argonauten zugs;    er    hat   die  Helden  berufen 


67                   lason  (als  Argonaut)                       _  lason  (s.  Scliutzgötter)                 68 

und  versammelt;  Hom.  fi  72.  Hes.  Theoq.  992  f.  526.   530,    insbesondere  lustin.  42,  2.  3    (vgl. 

Find.  Pyth.  4,  169.    Ap.  Rh.  1,  347.   3,  356  f.  d.  Art.  „Medeia"). 

Apollod.  1,  9,  16.  17.  Val.  Flacc.  1,  240.  Orph.  lasen  unternimmt  die  Fahrt  unter  dem 
304.  Daher  heifst  er,  wie  Agamemnon,  noiariv  Schutze  der  Hera,  die  den  Helden  liebt, 
Xamv  Hom.  if  469;  Hes.  Theog.  1000;  vavxäv  Hom.  (i  72.  Schol.  Find.  Fyth.  4,  156  extr. 
ccaxoq  Find.  Fyth.  4,  188-;  primae  ratis  molitor  vgl.  Ap.  Fh.  3,  66.  4,  1152.  Die  Sage  fügt 
Ov.  Met.  8,  302  (vgl.  Fhilostephanos  fr.  29  bei  als  zweites  Motiv  den  Hafs  gegen  Pelias  hinzu, 
Plin.hist.nat.l,201)\princepsiUeArgonautarum  FhereJcydes  bei  Scliol.  Find.  Fyth.  4,  133  u.  a. 
Cj'c.  Tmsc.  4,  69.  Daher  ist  sein  lemnischer  Sohn  (s.  unter  1.).  Hera  versammelt  die  Helden, 
(s.  u.  6)  mythisch  Euneos  „der  gute  Schiffer"  lo  Find.  Fyth.  4,  184.  Val.  Flacc.  1,  69,  hilft 
genannt;  daher  bezeichnet  Fropert.  2,  34,  85  ihnen  durch  die  Sjmplegaden  (Flankten) 
mit  „lason"  die  Ärgonautica  des  Varro  Ata-  Hom.  ß  12,,  darnach  Apollod.  1,  9,  22.  25, 
cinus.  Übrigens  hat  man  unserem  Helden  die  Val.  Flacc.  4,  682  (anders  Apollonios)  und  bc- 
Feldherrnwiirde  streitig  gemacht  und  dem  Hera-  währt  sich  auch  bei  Apollonios  als  Helferin, 
kies  zugesY,rochen,Nikander  hei  Anton.  Lib.  26  3,  210.  818.  922  (vgl.  Val.  Fl.  5,  303).  4,  753. 
und  Bionyslos  Skytobrach.  hei  JJiod.  4,  41;  vgl.  784  ff.  1152.  1199.  Aüfser  dem  Altar  der  Hera 
Schol.  Ap.  Rh.  1,1289.  Apollod.  1,  9,  19.  Auch  am  Bosporos  {Ulpian  zu  Dem.  Lept.  p.  468) 
der  Khodier  Apollonios  bringt  diese  Variante  wird  auch  ein  Heiligtum  der  "Hqa  'AQyäcc  in 
zum  Ausdruck,  indem  er  Herakles  auf  die  Lukanien  —  wohl  auf  Grund  falscher  Etymo- 
Feldherrnwürde  zu  Gunsten  laöons  verzichten  20  logie  —  als  lasonische  Gründung  erwähnt, 
läfst  (vgl.  auch  die  Meidiasvase  unter  10  Strab.  6,  252.  Vgl.  auch  die  Inschrift  bei 
und  Bd.  1  unter  „Herakles"  Sp.  2234,  7.  43 ff.),  Müller,  Orchomenos^  246  Anm.  1.  Während 
Was  Jasons  Thaten  auf  der  Fahrt  betrifft,  die  Hülfe  der  Hera  auf  ihrem  persönlichen 
so  wird  die  Tötung  des  Dolionenkönigs  Ky-  Verhältnis  zu  dem  Führer  beruht,  gilt  Athene, 
zikos  ihm  zugeschrieben  von  A2).  lUi.  1,  1032,  wenigstens  in  der  späteren  Sage,  als  Patronin 
(darnach  Val.  Flacc.  3,  2iO.  Hyg.  f.  16.273),  der  Heldenfahrt,  während  Findaros  nur  die 
während  andere  behaupteten,  Kyzikos  sei  von  Hera  nennt.  Apollonios  wird  wohl  nicht  zuerst 
den  Dioskuren  {Schol.  Ap.  Rh.  1,  1040)  oder  sie  als  die  Leiterin  des  Baus  der  Argo  be- 
vou  Herakles  {Orph.  525  ft\)  getötet  worden.  sungen  haben  (1,  19.  110.  551.  3,  340);  ihm 
[Umgekehrt  hehiXM^iei  Ftolemaios Hephaist.  bei  30  folgten  Apollod.  1,  9,  16.  Val.  Fl.  1,  92,  vgl.  die 
Fhot.  bibl.  150  a  20,  Myth.  gr.  p.  191,  dafs  Bildwerke,  die  den  Argobau  darstellen.  Bei 
nicht  Polydeukes,  sondern  Jason  den  Bebryker-  Apollonios  geleitet  sie  statt  der  Hera  das 
könig  Amykos  überwunden  habe.]  Als  Führer  Schiff  durch  die  Symplegaden:  2,  537.  598. 
der  Helden  wird  er  von  Apollonios  auch  mit  602.  612  (vgl.  Val.  Fl.  4,  682);  sonst  wirkt 
andern  Abenteuern  der  Fahrt  in  Verbindung  ge-  sie  im  Verein  mit  Hera:  Ap.  Rh.  3,  7  ff.  Val. 
bracht,  so  zum  Beispiel  mit  Phineus  (2, 410ff.),  Fl.  1,  73.  91  ff.  u.  s.  w.  Anonymus  bei  Bohrens, 
mit  Lykos  (2,  762)  insbesondere  auf  der  Heim-  poet.  lat.  min.  5,  nr.  117  v.  3:  lunone  et  Fal- 
fahrt  mit  dem  libyschen  Triton,  4,  1701  ff.  lade  faustis.  Jn  J^^yzikos  war  ein  Heiligtum 
(vgl.  Find.  Fyth.  4,  20);  in  Bezug  auf  das  letzte  der  'A9'r]vrj  'iccoovCri,  Ap.  Rh.  1,  900  (s.  auch 
Abenteuer  erzählt  Herod.  4,  179,  dafs  lason  40  v.  721).  Schol.  Ap.  Rh,  1,  955.  959.  Vgl.  eine 
vor  Antritt  der  Fahrt  um  den  Peloponnes  (?)  Erzmünze  bei  Mionnet,  deseript.  des  medailles 
gefahren  sei,  um  den  delphischen  Gott  zu  be-  ant.  2,  p.  534  nr.  140,  auf  welcher  die  Athene 
fragen,  und,  dabei  nach  Libyen  verschlagen,  von  Kyzikos  geflügelt,  mit  einem  Steuer  in 
dem  Triton  einen  für  Apollon  zum  Geschenk  der  Hand,  hinter  ihr  ein  Schiffsvorderteil,  dar- 
bestimmten Dreifufs  als  Lohn  für  guten  Rat  gestellt  ist.  Über  die  Athene  'Acia  s.  Faus. 
geschenkt  habe.  Als  vorzügliches  Zeugnis  für  3,  24,  7.  —  Dosiades,  ara  2,  5  {Anthol.  Fal.) 
die  Führerschaft  des  Argonautenzugs  galt  den  und  Fhilostratos  iun.  c.  17  bringen  Jason  in 
Alten,  dafs  der  Name  Jasons  in  lokaler  Über-  Beziehung  zur  Athene  Chryse,  worauf  Fd.  Ger- 
lieferung  an  mancher  Örtlichkeit  der  von  der  hards  falsche  Erklärung  der  Vasenbilder, 
Argo  angeblich  berührten  Jüiste  haftete;  vgl.  ^t)  Auserl.  V.  3,  t.  155,  beruht.  Dagegen  findet 
z. B.  oöog '/affovt/j  beiJ<;yzikos  J.^.  i?/t.  1,  1148  f.,  sich  Athene  auf  mehreren  Argonautenbildern: 
['läcovos  c(LX(iri  (?)  bei  Ftolem.  Heph.  a.  a.  0.]  insbesondere  auf  der  dem  5.  Jahrhundert  an- 
a^Qov  'laaöviov  Strab.  12 ,  548.  Xen.  Anab.  gehörigen  Schale  des  Mus.  Gregor,  aus  Caere 
6,  2,  1,  v.riiioi  '[daovog  am  Pontos,  Timonax  (Mon.  dell.  inst.  2,  35),  welche  lason  aus  dem 
bei  Schol.  Ap.  Rh.  4,  1217,  öqoc  'laaoviov  an  Rachen  des  Drachen  hervortauchend  darstellt 
den  kaspischen  Thoren  Strab.  11,  503,  be-  (s.  Sp.  83,  60),  vgl.  auch  die  ficoronische 
sonders  aber  die  zahlreichen  'laaövia,  in  denen  Cista  —  ein  Beweis,  dafs  Athenes  Beziehungen 
dem  ersten  Seefahrer  göttliche  Ehren  erwiesen  zu  Jason  über  den  Alexandrinismus  hinaus- 
wurden, Strab.  1,45.  11,  501.  531.  Schol.  Ap.  gehen.  Ein  Apollon '/«ooj'jos  wird  »S'c/ioL -d^). 
Rh.  4,  1217.  Ja  man  fabelte  sogar  von  einer  60  Rh.  1,  966  nach  Deiochos  fr.  3  erwähnt;  ihm 
zweiten  Fahrt,  die  Jason  in  Begleitung  des  wird  ebenso  als  dem  Orakelgott  {Herodot.  4, 
Thessalos  (oder  des  Armenos  aus  Thessalien;  179.  Ap).  Rh.  1,  301.  412  f.  4,  529  ff".  1548. 
bei  lust.  42,  3  Armenius  und  Thessalus)  oder  iiavtrfLog  2,  493),  wie  als  Patron  der  See- 
der  Medeia  und  ihres  Sohnes  Medos  (s.  dar-  fahrer  (sfi^affio?,  i-ußäaiog,  ätiriog,  säog)  eine 
über  Abschn.  4)  nach  J^^olchis  unternommen  hervorragende  Rolle  in  den  Argodichtungen 
haben  sollte,  um  die  Herkunft  der  Iberer  und  zuerteilt,  besonders  von  Apollonios ,  z.  B.  1, 
Albaner,  der  Armenier  und  Meder  zu  erklären,  404.  966.  2,  686  mit  Schol.  zu  v.  684,  wo 
Tacit.  ann.  6,  34.    Flin.  6,  38.    Strab.  9,  503.  Herodoros  fr.AS  citiert  ist.    Ein  Epigramm  des 


69 


Jason  (fi.  Thaten  in  Kolchis) 


Agathias  von  Myrina  {Anth.  gr.  4,  3)  bezieht 
sich  auf  die  Argofahrt  unter  dem  Sch,utze  des 
Apollon.  Die  Tempel  des  ApoUon  bei  Pagasai,  in 
Kyzikos,  auf  der  Insel  Thynias  undAnaphe  (vgl. 
„Argonautensage'' Sp. 519. 525 ;  s.  auch  Ampelius, 
lil).  mem.  8:  Apollontempel  zu  Sikyon)  knüpften 
in  der  lokalen  Überlieferung  ihre  Gründung 
an  lason  und  die  Argonauten.  Von  Bildwerken 
■wäre  nur  die  ücoronische  Cista  zu  nennen,  wo 
Apollon  von  einigen  angenommen  wird,  vgl.i?. 
Braun,  Die  Fic.  C,  Leipzig  1850,  dagegen  Ed. 
Gerhard,  Auscrl.  Vasenb.  3  S.  167.  Eine  Be- 
ziehung Jasons  zu  Zeus  (vgl.  auch  das  Gebet 
bei  Find.  T'yth.  4,  194)  findet  sich  nur  in 
der  Einsetzung  der  thessalischen  Hetairideien 
{Athen.  13,  572 d)  und  in  der  Gründung  eines 
Altars  am  Bosporos,  der  zu  den  Altären  der 
zwölf  Götter  (vgl.  Bd.  1  Sp.  521)  gehört,  Mela  1, 
19, 5  (vgl.  noch  Hes.  Theog.  1002  und  I).  Kenwir- 
hnecht,  Zur  Argonautensage  [Bamberg  1888] 
S.  19).  Hermes  erscheint  nur  auf  bildlichen 
Darstellungen  in  Beziehung  zu  lason;  vgl.  Zoega, 
hass.  45,  wenn  hierher  gehörig  (Athene  und 
Hermes  mit  dem  am  Schiif  bauenden  Mann); 
Cah.  Dur.  256  (lason  dem  Hermes  opfernd); 
Millingen,  peint.  d.  vas.  div.  7.  Über  Aphro- 
dite vgl.  Abschnitt  4. 

3)  Die  KQ-loL'lKoovoq  in  Aia-Kolchis. 
Während  Hesiod  {Theog.  994  fi'.)  nur  von  den 
CTovöivTB(;  Ks&loL  Spricht,  die  Pelias  dem 
Jason  aufgetragen  habe,  scheint  dem  Epitheton 
oloocpQmv,  welches  Homer  (Od.  10,  131)  dem 
Aii]Trjg  giebt,  die  Kenntnis  von  den  Gefahren 
zu  Grunde  zu  liegen,  welche  Jason  durch  des 
Aietes  Tücke  zu  bestehen  hatte.  Von  den 
Aufgaben,  die  Aietes  dem  lason  stellte,  er- 
zählten die  Naupaktien  (vgl.  Schol.  Ap.  Eh. 
3,  521.  523)  und  mit  ihnen  übereinstimmend 
die  Sage,  soweit  sie  nachweisbar  ist;  eine  Zu- 
sammenstellung der  Aufgaben  s.  bei  Ap.  Bh. 
3,  401  ff.  und  darnach  Apollod.  1,  9,  23.  Hyg. 
f.  22.  Val  Fl.  7,  61  ff.  (Kritik  dieser  Über- 
lieferung bei  Gröger  S.  11  ff.  und  Jessen 
S.  36 ft'.  s.  Abschn.  9.),  Die  erste  Aufgabe  be- 
stand in  dem  Anschirren  der  erzfüfsigen, 
feuerschnaubenden  Stiere  und  dem  Pflügen 
des  Aresfeldes  mit  denselben.  Sie  allein  be- 
singt Find.  Pyth.  4,  224  ff. :  „Aber  als  Aietes 
den  Pflug  von  Stahl  stemmte  mit  den  Stieren, 
welche  von  den  fahlen  Kinnbacken  die  Flammen 
lodernden  Feuers- hauchten  und  mit  ehernen 
Hufen  den  Boden  stampften,  führte  lason  sie 
allein  unter  das  Joch,  trieb  sie  gerade  Furchen 
ziehend  und  spaltete  den  Rücken  der  scholligen 
Erde  eine  Klafter  tief."  Hiervon  berichteten 
Herodoros  fr.  51  bei  ScJtol.  Ap.  Bh.  3,  594  und 
Pherekydcs  fr.  71  bei  SchoJ.  Ap.  Bh.  3,  230 
(ort  5;aAx6n^o5fg  ol  ravQOi  Kctl  nvQ  nvsovxfq) 
und  411  {itivxYjv.ovzöyviov  sc.  t6  nföiov),  Anti- 
machos  fr.  9  bei  Sdiol  Find.  Fyth.  4,  398 
{tovg  TtvQinvovq  ravQOvg  ^H(paiOTOxevy.tovg 
X^yn  =  Schol.  Ap.  Bh.  3,  409),  SophoJdes  fr.  311 
bei  Schol.  Find.  Fyth.  4,  398  (nach  Kon- 
jekt.),  Euripides  Med.  478  f.  Dazu  kommen 
die  Erzählungen  bei  Ap.  Bh.  3,  1284  ff. 
und  (davon  abhängig)  Ap)ollod.  1,  9,  23.  Ov. 
Met.  7,  100  ff.  (vgl.  Herold.  12,  93  f.).  Vol. 
Flacc.  7,  581  ff.    Hyg.   f  22.    Orph.  873;    vgl. 


lason  (s.  Thaten  in  Kolchis)  70 

Lykophr.  1314  f.  —  Schol.  Od.  (i  69  {Aslcle- 
piades?)  giebt  die  Tötung  der  feuerschnaubenden 
Stiere  als  Auftrag  des  Pelias  an  Jason  an.  — 
Unerwähnt  bleibt  bei  Findaros  die  zweite 
Aufgabe,  nach  welcher  der  Held  die  Drachen- 
zähne zu  säen  und  mit  den  aus  ihnen 
entsprossenen  erzgerüsteten  Männern 
(yrjy^vfig,  terrigenae)  den  Kampf  zu  bestehen 
liatte ,  einen   Kampf,    den   er   dadurch   gJück- 

10  Jich  beendigte,  dafs  er  die  Gegner  durch 
den  heimlichen  Steinwurf  zum  Brudermord 
reizte.  Nach  Schol.  Ap.  Bh.  3,  1372  (vgl. 
Bohde,  Gr.  Boman  S.  104  nr.  3)  hat  Eumelos  von 
diesem  Kampfe  gesungen;  denn  aus  ihm  sollen 
einige  darauf  bezügliche  Verse  des  Apollonios 
entlehnt  sein;  ebendaselbst  werden  einige 
hierher  gehörige  Verse  aus  des  Sophokles 
Kolchcrinnen  citiert,  vgl.  auch  Ettr.  Med.  479. 
Auch  Fherekydes  fr.  44  hat  von  den  Drachen- 

20  zahnen  berichtet;  nach  Schol.  Ap.  Bh.  3,  1179 
(vgl.  Schol.  Find.  Isthm.  7,  13)  hat  er  über- 
liefert, Ares  und  Athene  hätten  die  eine  Hälfte 
derselben  dem  Kadmos  (s.  d.),  die  andere  dem 
Aietes  übergeben ;  Kadmos  habe  sie  gesät  und  di'^ 
emporwachsenden,  gerüsteten  Männer  durch 
Steinwürfe  zum  gegenseitigen  Kampfe  gereizt 
und  dadurch  autgerieben.  Den  Kampf  er- 
zählen Ap.  Bh.  3,  1320  und  nach  ihm  Apollod. 
1,  9,  23.    Ov.  Met.  7,  121  ff.    (vgl.  Heroid.  12, 

30  95  ff.).  Val.  Flacc.  7,  607  ff.  Hyg.  f.  22.  Inican. 
4,  552  ff.  Orph.  873  ff.  —  Während  nach  Find. 
Fyth.  4,  429  ff.  Aietes  dem  lason  selbst  den 
Ort,  wo  der  Drache  das  Vliefs  bewacht,  zeigte, 
in  der  Hoffnung,  dafs  der  Held  bei  dem  Raube 
unterliegen  werde,  berichtet  die  vulgäre  Über- 
lieferung (die  Darstellung  der  Naupaktien  und 
des  Herodoros  siehe  unter  4),  Aietes  habe 
auch  nach  der  glücklichen  Lösung  der  Auf- 
gaben die  Herausgabe  des  Vliefses  verweigert 

40  und  Jason  ohne  sein  Wissen  mit  Hülfe  der 
Medeia  das  im  Areshain  an  einer  Eiche  {(prjyoq 
Ap.  Bh.  4,  124)  aufgehängte,  vom  Drachen  be- 
wachte Vliefs  geraubt  (Belegstellen  unter  4). 
Nach  der  einen  Überlieferung  tötet  lason  den 
Drachen,  Herodoros  fr.  53  bei  Schol.  Ap.  Bh.  4, 
87  (unsicher  ob  so  die  Naupaktien,  s.  SchoL  Ap. 
Bh.  4,  86)  Fherekydes  fr.  72  bei  Schol.  Ap. 
Bh.  4,  156.  Auch  Find.  Fyth.  4,  249  f.  erzählt, 
dafs  lason  den  im  Dickicht  liegenden  (v.  244) 

50  Drachen  (oqptv  ylavucö-nK  TiofKiXövcotov)  getötet 
habe,  allerdings  durch  die  Zaubermittel  (Tf;^j'a£g) 
der  Medeia;  vgl.  Eur.  Med.  480  ff.  {SQccKovza 
Kz^i'vaaa  sc.  Medeia).  [In  einem  Bilde  (s. 
Abschn.  10)  begegnen  wir  der  eigentümlichen 
Wendung,  dafs  Jason  vom  Drachen  verschlungen 
und  durch  der  Athene  Hülfe  wieder  ausge- 
spieen wird,  s.  Gerhard,  lason  desDraehen  Beute, 
Berlin  1835.  Wenn  Welcker,  Alte  Denkmäler 
3,  378 ff",   damit  Herakles  vergleicht,  der  den 

CO  Drachen  von  innen  tötet,  so  widerspricht  dieser 
Auffassung  die  Art  der  Darstellung,  Flasch, 
Angebliche  Argonautenbilder  25  ff.]  Nach  der 
anderen  Überlieferung  wird  der  Drache  durch  die 
Zauberkräuter  der  Medeia  nur  eingeschläfert, 
so  zuerst  Antimachos  {Schol.  Ap.  Bh.  4,  156) 
und  nach  diesem  Apollonios  und  die  Spä- 
teren. Jedenfalls  erfolgt  die  Gewinnung  des 
Vliefses    dui-ch  Raub:   Jason  der  qpco^  noqcpv- 

3* 


71  ,  Jason  (u.  Med*eia)  lason  (u.  Medeia  in  Korinth)  72 

Q80V  KQiov  Änth.   gr.  15,  25.    Lyhophron  1310  meinsame  Erzählung,    dafs  Aietes    durch    die 

■nXiibovrag    (vgl.    Find.   Pyth.  4,   250    yil^tpev)  von  Aphrodite    in  ihm  erneuerte  Liebe   zu 

vdy.rjv  SQaHovtocpQovQOig  sGKntaatiivrjv  GKOTcatg.  seiner    Gemahlin    veranlafst    worden   sei,    die 

luven.  Bat.  1,  10:  furtivae  aurum  pelliculae.  beim  Mahl  sitzenden  Argonauten  zu  verlassen, 

4)    Jason  und  Medeia.     lason  in  Ko-  so    dafs    dieselben    die   Gelegenheit   benutzen 

rinth.    Die  Liebe  der  Medeia  zu  lason  wurde  •  konnten,   im  Besitze  des  Vliefses   mit  Medeia 

zum  Hauptmotiv  der  Erzählung.    Es  liegt  be-  z;j    entfliehen,    Sdiol.  Ap.  Bh.  4,  87.    59.    86. 

reits   dem  hesiodeischen  Berichte   zu   Grunde,  (Ähnlich  SopJioJcles,  der  den  Absyrtos  im  Hause 

Theog.   992  tf.:    nov^riv    d'   Jirjtao   diotQScpsog  des  Aietes   ermorden   läfst,    Schol.  Ap.  Eh.  4, 

ßaailijog  AlaovCSrig  ßovXfjCi  &£mv  ccsiysvBrdcov  10  228.)     Nach    der    euhemeristischen   Erzählung 

nys  Ttao'  Alr'jTsco  .  .  .  vgl.  v.  998,  ebenso   dem  des    Dionysios  Skytobrachion   bei  Diod.  4,  48 

der    NaupaJctien    und    des    Herodöros ,    Schol  kommt    es    bereits    in    Kolchis-Taurike    zum 

Ap.  Bh.  4,  86,   sicher  auch   dem  des  Eumelos^  Kampfe,  in  dem  Aietes  fällt,  während  lason  nebst 

(vo-1.  Bd.  1  Sp.  511)  und  des  Pherekydes  (Bd.  l'  anderen  Helden  verwundet  und  von  Medeia  ge- 

Sp"  51.3).'     Vgi.  Find.  fr.   172  aus  Schol.  Eur.  heilt    wird   (vgl.  Schol   Ap.   Bh.   4,  223.  228). 

Androm.  796:   -nal  xbv  'füaovog  svSo^ov  nloov  —  Die   willkürliche,  in   einigen  Punkten    mit 

s-ATsliGaig    s'^sils    Mr]8siav     H    K6l%(av     86-  Diodor  übereinstimmende  Darstellung  bei  Bra- 

„jgy    mndar    Fyth.  4,  213  ff.  erzählt,    die  contius,   Medea  (  Bährens,  poet.  lat.  5,  192  ft'.) 

kyiirische  Göttin  habe  durch  die  lynx,  das  kann  unberücksichtigt  bleiben.  —  Über  die 
Symbol  zauberisch  erregter,  heftig  glühender  20  Ermordung  des  Absyrtos,  die  von  einem  Teil 
Liebe  die  Medeia  verführt,  über  der  Liebe  zu  dem  Jason  zugeschrieben  wird,  wird  ausführ- 
Jason'  die  Ehrfurcht  vor  den  Eltern  zu  ver-  lieh  unter  Medeia  gehandelt  werden;  eben- 
gessen.  Sophokles  hat  dieses  Motiv  in  den  daselbst  über  die  Entsühnung  durch  Kirke  und 
Kolchides  behandelt  (vgl.  Schol.  Ap.  Bh.  3,  die  Hochzeit  auf  Kerkyra  (bez.  Kolchis  oder 
WiO),  Euripides  in  der  Medeiahenxitzt,v.4:76S.;  Byzantion).  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  nach 
vo'l.  bes.  V.  527  ff.  Vgl.  auch  Antimachos  fr. 10  Hes.  Theog.  1001  Medeios,  der  dem  Cheiron 
beiS'c7ioZ.J.|)0?Z..R/i.  4, 156  und  die  ausführlichen  zur  Erziehung  übergeben  wird.  (Medos  ist  der 
Darstellungen  bei  Ap.  Bh.  3,  ifi.  und  nach  Stiefsohn  Jasons  bei  lustinus  4:2,1;  vgl.  Fans. 
ihm  Apollod.  1,  9,  2.S.  Ov.  Met.  7,  9  ff.  {Heroid.  2,  3,  8.  Diod.  4,  55.  Strab.  p.  526.)  Hellanikos 
12,  31  ff.)  ValFl  6,  427  ff.  Hyg.  f.  22.  Orph.  30  fr.  30  bei  Faus.  2,  3,  8  nannte  einen  Sohn 
870  f.  (Siehe  unter  ,, Medeia".)  Gegeii  das  Jasons  und  der  Medeia  Polyxenos.  (Oder  ist 
Versprechen  der  Ehe  giebt  Medeia  dem  lason  vor  ttoit^iÖs  'Fäaovog  ausgefallen  MfjSov,  so  dafs 
die  prometheische  Salbe,  mit  der  er  seinen  unter  ccvtöv  vor  IIoXv^svov  der  Sohn  des 
Jjeib  o-egen  das  Feuer  der  Stiere  schützen  soli,  Aigeus  zu  verstehen  ist?)  Nach  der  korin- 
nnd  erteilt  ihm  Ratschläge,  wie  er  diese  be-  thischen('?)  Sage  haben  Jason  und  Medeia  zwei 
zwingen  und  durch  den  Steinwurf  die  Drachen-  Söhne  Mermeros  und  Pheres,  Faus.  2,  3, 
saat  bewältigen  könne,  Sophokles  a.  a.  0.  Schol.  6.  9  (letzteres  nach  den  Naupaktien;  die  Frage, 
Find.  Fyth.  4,  393.  412.  Ap.  Bh.  3,  1014.  ob  diese  beide  Namen  genannt  haben,  verneint 
1026  ff.  "und  darnach  Apollod.  1,  9,  23.  Ov.  F.  Leo  im  Hermes  15,  S12  Anm.  2).  Schol.  Eur. 
Met.l  lit  Faü.  i^Z.  7,449ff.  Insbesondere  steht  4o  Med.  118.  Apollod.  1,  9,  28.  Hyg.  f.  25  {Vra- 
Medeia  dem  Jason  bei  der  Überwäitigung  des  cow<^■MS  ilf cd.  531  f.;  vgJ.  Abschn. 5);  nach  Dwf/or 
Drachen  und  der  Gewinnung  des  Vliefses  bei.  4,  54  drei  Söhne:  Thessalos,  Alkimenes,  Ti- 
Als  nämlich  Aietes  die  Herausgabe  des  Vliefses  sandros.  Dafs  Jason  und  Medeia  in  Korinth 
verweigert  und  den  Argonauten  nachstellt,  geherrscht  haben,  davon  berichteten  Eume- 
flüchtet  Medeia  in  der  Nacht  zu  Jason  und  los  bei  Schol.  Eur.  Med.  10.  Faus.  2,  3.  11 
führt  ihn  an  den  Ort,  wo  der  Drache  das  und  Simonides  fr.  4%  bei  Schol.  Eur.  Med.  10 
Viiefs  bewacht;  nach  der  vulgär  gewordenen  und  20  (nach  J^^oujekt. :  6  8'  ikst'  ig  Kogivif^ov 
Überlieferung  wird  der  Drache  durch  Medeias  ovdl  Mocyrrjaiuv  vaisv,  ulöxov  Ss  Kolxiöog 
Zauberkräuter  eingeschläfert;  mit  dem  zwie-  cyv&Qovog  daxsog  AsxocCov  x'  avaaasv);  von. 
fachen  Raub  dem  Viiefs  und  der  Königs-  50  einer  ^sxoiHi^oig'  eig  K6qiv&ov  redet  auch  Hel- 
tochter,  flüchtet  sich  Jason  auf  die  Argo  und  lanikos  fr.  34  bei  Schol.  Eur.  Med.  10.  Der 
segelt  ab,  Apoll.  Bh.  4,  146  ff.  (in  Überein-  letztere  scheint  nur  einen  gastlichen  Aufent- 
stimmung mit  Anthnachosfr.  10  nach  Schol.  Ap.  halt  in  Korinth  anzunehmen,  wie  auch  Euripi- 
Bh.  4,  156),  und  nach  ihm  Apollod.  1,  9,  23.  des  und  die  Späteren.  Nach  zehnjährigem 
Ov.  Met.  7 '149  ff.  Val.  Fl  8,  68  ff'.  Hyg'  f.  Aufenthalt  in  Korinth  {Diod.  4,  54.  Apollodor 
22'vg\.  Lyk.  1317  avxÖK/Lrjtov  dQTcdaccg  ■KSQCc'ida.  1,  9,  28)  verlobt  sich  Jason  mit  der  Tochter 
Jm  ganzen  wird  auch  Fherekydes  so  erzählt  des  Königs  Kreon  —  nach  Schol  Eur.  Med. 
haben,  nur  dafs  nach  ihm  der  Drache  getötet  20  Tochter  des  Hippotes,  des  Sohnes  des 
wird ;' darüber  und  über  Findars  Darstellung  Kreon  {Diod.  4,  55)  —  in  nacheuripideischer 
s.  ob.'  unter  3.  Abweichend  davon  lauteten  die  co  Überiieferung  Glauke  oder  Kreusa  genannt, 
Erzählung  der  Naupaktien  und  des  Herodöros  vgl.  Schol.  Eur.  Med.  19.  Hyg.  f.  25  (auf  der 
fr.  53;  nach  Jetzterem  sandte  Aietes  den  Jason  Münchner  Medeiavase  nr.  810  Kqsovxbi'u  seil, 
selbst' nach  dem  Viiefs  (wie  bei  Findar  wohl  naig,  wie  Hör.  ep.  6,  64:  Creontis  filia)  und 
in  arglistiger  Absicht);  dieser  gewinnt  es  nach  verstöfst  Medeia,  die  sich  an  ihm  durch  die 
Tötung  des  Drachen;  Aietes  aber  ladet  die  grausame  Tötung  seiner  Braut,  deren  Vater  und 
Argonauten  zum  Mahle  ein,  um  sie  dabei  der  eignen  Jvinder  rächt.  So  lautet  die  Sage  seit 
hinterlistig  zu  überfallen.  Hieran  schliefst  Eurijndcs;  das  Nii.hcre  darüber  unter  „Medeia". 
sich    die  den  Naupaktien  und  Herodöros  ge-  Die  dem  i^tripides  folgende  Sage  begleitet  Me- 


7o       lason  (in  Thesprotien  ii.  Lemnos)  lason  (kalydon.  Jäger;  im  Drama)       74 

ileia  nach  Athen  und  schweigt  von  lasons  Aus-  1,9,  17.    Orpli.   474  ff.    Vol.  Flacc.   2,   311  ff. 

giing.     Doch   fehlt  es  auch  nicht  an  solchen,  Htjrj.  f.  15.    Stat.  Thcb.  5,  335  fl".    Myth.    Vat. 

die  die  Frage,  nach  seinem  Ende  beantworteten.  2,  /".  133.  199,  vgl.  HMch.  Ov.  Heroid.  6.  Propcrt. 

Staphylos  von  Naukratis  (fr.  5)  erzählte,  dafs  .1,  15,  17ft".,    aufserdem  Asklepiade's  fr-  13  bei 

lason,  nachdem  ersieh  auf  den  arglistigen  Rat  Schol.  Hom.  H  468.  {Ä2)0St.  11,  98)  Nikol.  Da- 

derMedeia  unter  das  Hinterteil  der  Argo  schlafen  inask.  /V.  18.     Aufser  Euneos  wird  als  Sohn  der 

gelegt  hatte,  von  dem  herabstürzenden  Gebälk  Hyjisipyle  von  lason  genannt  Nebrophonos  bei 

erschlagen  worden  sei,   Htjpoth.  Em:  Med.  1  Apollod.  1,  9,  17    (woher?),    statt    dessen   bei 

(vgl.  die  von  Nauck  eingeklammerten  Verse  Syg.  f.  15:  Deiphilos  (Deipylos  coni.),  bei 
Eiir.  Med.  1386  ff.  vgl.  dagegen  v.  1396).    Neo-  lo  Schol.   Find.   Nem.    hypotft.  2:    Thoas    (ebenso 

pkron    (s.   Nauck    fr.   tr.  565)  legte    der    Me.-  Stat.  Theb.  6,  342:    Thoas    und  Eüneos,    vgl. 

deia  die  Drohung  in   den  Mund,   dafs   lasous  5,  463).     Dafs    es    zwei    Söhne   gewesen  sind, 

Leben    durch   Erhängen   enden  werde,    Schol.  bezeugt  auch  Ov.  Herold.  6,  121.    Über  die  la- 

Etir.   Med.  1387.     Damit  könnte   Diod.  4,  54  soniden   auf  Lemnos    vgl.   auch  Joh.  Töpffer, 

übereinstimmen,   wonach    sich   lason    aus   der  Ättüche  Genealogie  S.  185  ff. 

brennenden   Königsburg  rettet,    aber  nachher  7)  lason  als  Teilnehmer  an  der  kaly- 

aus    Gram    durch    Selbstmord    stirbt.      Nach  donischen  Jagd  wird  genannt  von  Apollod. 

Hyg.  f.  25  verbrennt  er  mit  Kreon  und  Kreusa  1,  8,  2.     Ov.  Met.  8,  302.    Hyg.  f.  173  p.  28, 

in  der  Königsburg.  Dagegen  erzählt  lustinus  14  Seh.  Auf  einer  Münchener  Vase  (nr.  333, 
42,  1 ,   lason  habe   die  Scheidung  von  Medeia  20  Ed.  Gerhard,  Auserl.  Vas.  3,  235.  236.  C.  I.  G. 

bereut  und  sei  mit  ihr  und  ihrem  Sohn  Medos  8139)  ist  lason  inschriftlich  nachweisbar,  auf 

nach  Kolchis  zurückgekehrt,   wo   er  den  Ter-  einer    Berliner    Amphora    nr.    1022,    Gerhard, 

triebenen  Aietes  in   sein  Reich   wieder  einge-  Apul.  V.  9  p.  14   (vgl.  Anm.  35)  mrd  er  von 

setzt  habe,  vgl.  Abschn.  2  u.  „Medeia".  —  Apol-  Gerhard  vermutet.    Dagegen  fehlt  er  im  tegea- 

lonios  Sophista  im  lex.  Hom.  156,  18  Bk.  läfst  tischen   Giebelfeld   (Paus.  8,  45)   und  auf  der 

Jason  Stierblut  trinken:  vielleicht  hat  er  Jason  Fran9oisvase. 

mit  Aison  verwechselt  (Diod.  4,  50  =  Apollod.  8)  Jason  im  Drama.    Hier  ist  auf  die  Zu- 

1,  9,  27),  oder  ist  Ai'aovog  statt  'läaovog  zu  sammensteJlung  im  Art.  „Argonautensage"  Bd.  1 
schreiben?  Ebenso  wie  Aison,  soll  auch  Jason  Sp.  512f.  und,  was  die  korinthische  Sage  be- 
von  Medeia  verjüngt  worden  sein,  Pherekydes  30  trifft,  auf  den  betr.  Abschnitt  in  „Medeia"  zu 
/■;•.  74  und  Simonides  fr.  204  in  der  Hypoth.  Eur.  verweisen.  Unter  dem  Titel  'läacov  wird  ein 
3Icd.  1.  Schol.  Ar.  equ.  1332;  Lykophr.  1315;  Stück  des  Tragikers  J.w<zp/ion  angeführt,  IVctMcZ;, 
Bosiades,  Anth.  gr.  15,  26  nennt  lason  8Caa§og.  fr.  tr.  615,  nach  Welcker,  Tragödie  p.  1043  und 

5)  Jason  und  die  Jasoniden  in  iIfemeÄ;e,  /"r.  com.  1,  391  des  Komödiendichters 
Thesprotien.      Die    Naupaktien    bei    Paus.  Antiphanes;  eine  Komödie  'läacov   von  Alexis 

2,  3,  9  berichten,  dafs  Jason  sich  von  Jol-  bei  Meineke,  fr.  com.  1,  316.  In  den  KäßnQOi 
kös  nach  Kerkyra  begeben  habe;  auf  dem  des  Aischylos  trat  Jason  mit  seinen  Gefährten 
gegenüberliegenden  Festland,  d.  i.  in  Thespro-  auf  Lemnos  trunken  auf,  Athen.  10  p.  428  f. 
tien,  soll  sein  Sohn  Mermeros  von  einer  9)  Deutungen  und  Litte ratur.  Wenn 
Löwin  auf  der  Jagd  zerrissen  worden  sein.  40  der  für  Jason  wesentliche  Zug  in  der  Führer- 
Auch  wird  überliefert,  dafs  Jason  mit  Medeia  schaft  der  Argo  iiegt,  so  hängt  seine  Deutung  eng 
im  thesprotischen  Ephyra  gelebt  und  den  mit  der  Auffassung  der  Argofahrt  zusammen. 
Pheres  gezeugt  habe,  der,  wie  sein  Sohn  Solange  man  diese  als  historisches  P]reignis 
oder  Enkel  Jlos,  in  Thesprotien  herrschte,  auffafste,  blieb  lason  eine  historische  Person 
Apollodoros  fr.  170  ed.  Müller  f.  h.  1  bei  als  der  erste  Seefahrer  (vgl.  die  Citate  unter  2), 
Schol.  Od.  cc  259.  (Nach  Hom.  «  259  ist  Jlos  als  Kaufmann  (mercator  lason  bei  luv.  Sat. 
Sohjx  des  Mermevos;  Proxenos  iv'HnsiQcoTiKOLg  6,135),  wohl  auch  als  Seeräuber  (pirata  bei 
/"/•.  3  nannte  ihn  Iros,  .Sc/ioZ.  z.  d.  St.;  vgl.  auch  Dracont.  Med.  210.  248).  Heroische  Ver- 
Schol.  Pind.  Nem.  7,  53.)  Dafs  Medeia  von  ehrung  empfing  er  ais  Beschützer  der  See- 
Jason  in  Buthroton  begraben  worden  sei,  50  fahrten  in  den  'laaovia  genannten  Heilig- 
lesen wir  bei  Solinus  2,  28  nach  Cn.  Gellius,  tümern(vgl.unter2).  SeinenNamen(von  iao|u.o:i) 
fr.  9  Peter.  begnügte   man  sich  von  seiner  Erziehung  bei 

6)  Jason  und  die  Jasoniden  auf  Lem-  Cheiron  abzuleiten  (vgl.  unter  1).  Auch  die  bei 
nos.  i/omer  (H  468  f.  ^41.  ^747)  kennt  auf  Weichert,  Leben  und  Gedicht  des  Apollonius  von 
Lemnos  den  Herrscher  Euneos,  den  Hypsipyle  Bhodus  1821  S.  114  ff",  zusammengestellten  Er- 
dem  Jason  geboren  habe.  Pind.  Pyth.  4,  251'  klärungen  älterer  Mythologen  kommen  darüber 
läfst  die  Argonauten  auf  der  Rückfahrt  hier  nicht  hinaus;  Weichert  selbst  drückt  sich  so 
landen  (vgl.  auch  Myrsilos  fr.  7  bei  Schol.  Ap.  aus :  „Jason  übernimmt  als  Aiolide  die  Blut- 
Ji"/*.  1,  615)  und  sich  zu  den  Frauen  von  Lemnos  räche  (an  dem  Mörder  des  Phrixos,  Aietes) 
gesellen.  Vgl.  Herod.  4,  145  (Kampf  des  Jason  60  oder  die  VViedereroberung  der  Schätze."  O. 
gegen  die  Tyrrhener:  Possis  bei  Athen.'  7  Müller,  Orcliomenos^  S.  260  fafst  in  seiner 
p.  296"^).  Der  Aufenthalt  der  Argonauten  auf  ideellen  Deutung  der  Argofahrt  den  Minyer 
Lemnos  ist  in  Tragödie  und  J^omödie  behau-  Jason  als  den  jungen  in  die  Welt  tretenden, 
delt  worden.  Hier  scheint,  wie  bei  i/ero(?oros /r.  wahrhaft  versöhnenden  Gott  {i'ccoig),  während 
44  (bei  Schol.  Ap.  Eh.  i,  769)  die  Landung  in  die  Vertreter  der  physikalischen  Deutung, 
Lemnos  auf  die  Hinfahrt  verlegt,  wie  allge-  welche  das  Vliefs  auf  die  regenspendende 
mein  in  der  späteren  Sage,  Apollon.  Rh.  1,  Wolke  bezogen,  den  Heros  als  den  „Retter,  der 
720  fi".  3,  1205  f.  4,  422   und   darnach  Apjollod.  zum  Heile  des  dürren  Landes  den  befruchteri- 


75         lason  (Deutungen  u.  Litteratur)  Jason  (Kritik  d.  Überlieferg.)           7U 

den  Regen  schafft"  {E.  Gerhard,  Mythologie  sehen  Poseidon,  gleich  dem  Kadmos  als  Rc- 
§  689)  oder  als  den  „Dämonen  des,  Frühliugs  Präsentanten  eines  altargivischen  Stammes,  der 
mit  seiner  milden  Sonne  und  seinen  befruchten-  sich  mit  den  Minyern  vereinigte.  Ursprüng- 
den  Regengüssen,  aber  auch  der  Sühnung  und  lieh  in  seinem  Mythos  seien  die  Züge,  die  dei- 
Befreiung  des  Landes  von  der  auf  ihr  ruhenden  selbe  mit  der  Kadmossage  gemeinsam  habe: 
Schuld,  eine  dem  Asklepios  und  Aristaios  ver-  das  Wandern  ('/«'(tmv  von  der  Wurzel  t  heifse 
wandte  Gestalt"  (PreZ/er,  Gr.  il/.^  2,  318)  oder  „Wanderer",  s.  dagegen  JDuntzer,  Ztschr.  f. 
auch  als  einen  anderen  Zeus  fisdix^og,  ver-  vgl.  6'^;/-.  14,  201  ff.)  nach  der  ihm  bestimmten 
gleichbar  dem  Gotte  Indra,  welchen  man  um  Braut,  Tötung  des  Drachen,  Säen  der  Drachen-- 
die  befruchtenden  Wasser  anfleht  {Wecklein,  lo  zahne,  Kampf  mit  der  Drachensaat.  Zu  diesen 
Euripides  Medea,  Leipzig  1880  S.  3),  erklären.  Zügen  seien  äolische  Elemente  hinzugetreten: 
TFecA-ZewiS  Deutung  führt  uns  zur  komparativen  Aia,  Aietes,  das  goldene  Vliefs,  die  Helios- 
Mythologie,  deren  Begründer  Ä.  Kuhn  in  den  tochter  Medeia;  Aia  ist  aber  nach  H.D.  Müller 
Ahh.  der  Berliner  Akademie  1873  S.  138  f.  lason  die  Unterwelt  in  der  äolischen  Religion,  aus  der 
als  Sonnenheros  auffafst;  ihm  sind  die  feurigen  sich  Jason,  wie  K^admos,  mit  seiner  Braut  be- 
Stiere  und  die  hervorschiefsenden  Männer  eben-  freit:  kurz,  er  erkennt  in  der  Argonautensage 
sogut  der  Ausdruck  für  die  hervorbrechenden  einen  chthonischen  Mythus.  Auch  0.  Crusius 
Strahlen  der  Sonne,  wie  der  sie  bezwingende  hat  in  dem  Programm:  Beiträge  zur  griechi- 
Held  und  der  Stein,  den  er  unter  sie  wirft.  sehen  Mythologie  und  Eeligionsgeschiclite,  Lei-pzig 
An  diese  solarische  Erklärung  schliefst  sich  20  1886  nur  die  mit  der  Kadmossage  gemeinsamen 
in  der  Deutung  einiger  Züge  der  Argosage  Elemente  der  lasonsage  berücksichtigt  und  an- 
Jr.  Mannhardt  an  in  der  Ztschr.  f.  Ethnologie  knüpfend  an  H.  D.  Müller  a.  a.  0.  S.  236  und 
7  (1875),  243  ff.  (wozu  vgl.  Wald-  und  Feld-  Mannhardt  (bes.  in  den  Mythologischen  For- 
kulte 2,  XX,  Anm.  2,  bes.  aber  das  treffende  •  schungen  S.  75  ff.  130  ff.  —  S.  240  wird  'laoimv 
Geständnis  in  einem  Briefe,  abgedr.  Mythol.  von  laivw  „erregen"  abgeleitet)  das  Um- 
Forschungen,  1884  S.  XXV).  Als  Helios  fafst  pflügen  des  Ackers,  den  Kampf  der  Sparten 
auch  Myriantheus,  Die  Agvins  S.  95.  98.  122  und  das  Werfen  des  Steines  als  prototypische 
den  Jason,  als  Morgenröte  die  Medeia,  und  Andeutungen  von  ländlichen  Festgebräuchen, 
vergleicht  das  goldene  Vliefs  mit  dem  xQvaovv  das  Ganze  als  dem  Demeterkreis  angehörig 
-ö'f'poff  des  Apollon.  Dagegen  bezieht  JF.»S'c/iwar<2^  30  erklärt,  wobei  mehrere  wesentliche  Züge  ihre 
Ursprung  der  Mythologie  (Berlin  1860)  S.  12.  Deutung  nicht  gefunden  haben  und  als  dichte- 
19  Anm.  1.  129.  137.  188,  Poetische  Natur-  rische  Ausschmückung  gefafst  werden  müssen. 
anschauungen  2,  4.  5.  189.  1,  229.  2,  9  ver-  Die  Wiege  der  Kadmos- lasonsage  sucht  er  in 
schiedene  Züge  der  Sage  auf  das  Gewitter  dem  von  ihm  angenommenen  Pelasgerstamm. 
und  scheint  demnach  Jason  als  Gewitterhelden  Wie  demnach  die  komparative  Mythologie  die 
aufzufassen.  Verfasser  dieses  Artikels  hat  Auswahl  unter  dem  Sonnen-,  Gewitter-  und 
früher  geglaubt,  in  Jason  einen  dem  Hermes  Regendämonen  läfst,  so  schwankt  die  ethno- 
ähnlichen  Himmelsgott,  der  dem  Lande  die  logische  zwischen  dem  Minyer,  Joner,  Altargiver 
fruchtbare  Gewitterwolke  zuführt  und  als  u.  Pelasger,  wozu  noch  der  Aioler  gefügt  werden 
Segenspender  und  Geleiter  der  Seefahrer  ver-  40  könnte,  ein  Zeugnis  dafür,  wie  viel  Schwierig- 
ehrt wird,  erkennen  zu  dürfen,  und  den  Namen  keiten  die  lasonsage  den  Forschern  bietet, 
von  der  Wurzel  vä  spirare  abgeleitet :  ftjrix-  {G.  F.  Grotefend  in  der  Ällgem.  Encykl.  s.  v. 
6C0V  (vgl.  den  indischen  Väju).  Man  erkennt,  lason  erklärte  Jason  für  einen  Phönizier  und 
dafs  die  vergleichende  Methode  bei  der  Deutung  verglich  seinen  Namen  mit  „Jesus- Heiland".) 
dieses  Heros  zu  keinem  sicheren  Ziele  führt.  Neue  Schwierigkeiten  erwachsen  aus  einer 
zumal  da  man  sich  über  den  ursprünglichen  schärferen  Kritik  der  Sagenüberlieferung.  Aus- 
Kern  der  Sage  noch  lange  nicht  einig  ist.  gehend  wohl  von  einer  Bemerkung  von  Wilamo- 
Wenn  z.  B.  die  Saat  der  Drachenzähne  und  tvits,  Homerische  Untersuchungen  S.  122  (vgl. 
der  Kampf  mit  den  erdgeborenen  Männern  für  M.  Mayer,  De  Euripidis  mythopoeia  capita 
ein  aus  der  Kadmossage  erst  spät  entlehntes  so  duo,  Berol.  1883  S.  9  Anm.)  hat  0.  Jessen,  Pro- 
Motiv erklärt  wird  (vgl.  Gröger  (s.  u.)  S.  15.  legomena  in  catalogutn  Argonautarum ,  Berol. 
33),  so  fällt  ein  Hauptgrund  weg,  1.  mit  Kad-  1889  S.  31  ff.  den  Beweis  versucht,  dafs  der 
mos  und  dadurch  mit  dem  samothrakischen  älteste  Kern  der  Sage  der  lsqÖs  yäiio?  von 
Kadmilos  zu  vergleichen,  wie  dies  zuerst  Jason  und  Medeia  und  der  Ursprung  dieser 
0.  Müller,  Orchomenos^  S.  260.  443  ff.  gethan  Legende  in  Korinth  bez.  Argos  (laßov  "AQyog) 
hat;  gegen  seine  Gleichstellung  mit  lasion  -zu  suchen  sei.  Dagegen  hält  die  gleichzeitig 
hat  sich  Verfasser  im  Art.  „lasion"  aus-  erschienene  Dissertation  von  31.  Gröger,  De 
gesprochen.  0.  Müllers  Gedanken  hat  H.  D.  Argonautarum  fahularum  historia  quaestiones 
Müller,  Mythologie  der  griechischen  Stämme  2,  seleclae,  Vratisl.  1889  S.  22  ff.  an  dem  höheren 
328  ff.  (1869)  weiter  verfolgt  und  mit  der  ihm  60  Alter  der  thessalischen  Sage  vom  Herbeibringen 
eigentümlichen  Stammestheorie  verbunden.  des  goldenen  Vliefses  fest,  das  S.  19  im  Forch- 
Während  0.  Müller  an  dem  minyeischen  Ur-  bammerschen  Sinne  (s.  „Argonauten"  Sp.  531) 
Sprung  des  Jason  nicht  zweifelt  —  E.  Curtius,  gedeutet  wird.  Der  Artikel  „Medeia"  wird 
lonier  1855  S.  23  erklärt  ihn  dagegen  als  dem  Verfasser  Gelegenheit  geben,  näher  auf 
Vertreter  des  ionischen  Stammes  (vgl.  Don-  diese  Frage  einzugeheh;  hier  sei  nur  erklärt, 
dorff,  lonier  auf  Euboea  S.  7)  — ,  fafst  H.  D.  dafs  die  Gründe  Jessens  nicht  ausreichend  sind, 
Müller  den  Helden  im  Gegensatz  zu  dem  um  Jason  von  dem  für  ihn  in  der  vulgären 
Minyer  Pelias,  der  „Metamorphose"  des  minyei-  Sage  charakteristischen  Motiv  der  Herbeiholung 


77                   lason  (in  d.  Kirnst)  lason  (in  d.  Kunst)                   78 

des  Vliefses  und  Medeia  von  ihrem  Zauberin-  savtov;  im.  11  wird  lediglich  seine  Bewaffnung 

Charakter  zu  trennen.     Je  mehr  aber  die  An-  hervorgehoben.     Die    erhaltenen   Darstel- 

sichtenüber  diese  wichtigste  Frage  auseinander-  lungen,  die  mit  Recht  oder  Unrecht  auf  lason 

gehen,  desto  mehr  glaubte  der  Verf.  dem  Zwecke  bezogen    worden    sind,     geben    wir    sachlich 

dieses  Werkes  zu  dienen,  wenn   er  das  Mate-  geordnet.     Eine    Statue    im    Louvre,    nr.  710, 

rial  der  Überlieferung  nach  sachlichen  Gesichts-  Glarac,    Mus.  d.  Louvre  pl.  309    (ähnlich  die 

punkten  sammelte,  nicht  nach  subjektivem  Er-  Statuette    Mus.    Pio   Clem.    3,  48),    die,    als 

messen  gruppierte.  Als  Ergänzung  zur  Litteratur  Cincinnatus     falsch     ergänzt,     von     Winckel- 

der  „Argonauten"  (s.  Sp.  530>  seien  hinzugefügt:  mann  als  Jason  gedeutet  wurde  —  sie  stellt 
D.  KemierJcnecht,  De  Argonautarum  fabtila  quae  lo  einen   mit  der  Chlamys  bekleideten  Jüngling 

referum   scriptores    tradiderint,    Monach.    1886  dar,  der  den  einen  Fufs  auf  einen  Stein  stützt, 

und  ZnrArgonaiitetisage(Ba,m\)ergevFYOgvsLmm)  um  sich  den  Schuh  anzuziehen  —   wird  jetzt 

1888.  K.  Hojfmann,  De  Pseudo-Ürphei  catalogo  nach  Lambeck,  de  Mercurii  non  lasonis  statua, 

Argonautarum    (Nürnberger  Programm)    1888.  Bonn  1860  auf  Hermes  bezog-en.  —  Wenn  die 

Gianrinaldo  Carli,  DeUa  spedmone  degli  Argo-  Terracotten  des  Brit.  Museums,  descr.  of  anc. 

nauti  (dem  Verf.   unbekannt).    Ed.  Meyer  in  terrae.  16,   vgl.  Campana  5,  in  Villa  Albani, 

der   AUgem.   Encykl.    unter    Kolchis    (sect.  II  Zoega,  hass.  45,  das  ßronzetäfelchen  im  Mus. 

vol.  38  S.  112  ff.).  Borgia  bei  Mülin,  gal.  mytli.  418  den  Argo- 

10)   lasons  Darstellung  in  der  Kunst.  bau  darstellen  (die  Deutung  wird  von  Kenner- 
(Zu   der  ,,  Argonauten"   Sp.  525  angegebenen  20  kneclit,  Zur  Argonautensage  S.  16  f.  durch  Hin- 

Litteratur  kam   seitdem  besonders  H.  Hey  de-  weis    auf    Val.  Flacc.  5,  435    unterstützt),    so 

mann,  lason  in  Kolchis,  Hallisches  Winckel-  wäre    lason    einer    der    am    Bau    arbeitenden 

mannsprogramm  1886,   das   erst  bei  der  Kor-  bärtigen  Männer.    Bei  Zoega,  hass.  45  ist  Her- 

rektur    dieses    Artikels    benutzt    worden    ist.)  mes  anwesend.   Auf  einem  tuskischenScarabäus 

Ein  charakteristischer  Typus  hat  für  lason  in    '  bei  Micali ,  ant.   mon.  116,  2   ist  der   nackte 

der    antiken   Kunst    kaum    existiert,    da   Sage  Mannam  Schiff  durch  dieBeischriftEasun  (s.d.) 

und    Dichtung    versäumt    haben,    die    Gestalt  erklärt;   unsicher   dagegen  ist  die   Gemme  in 

dieses  Helden  zu  individualisieren.  Am  lebendig-  den    Impronte    gemme   delV    instit.    3,   64.    — 

sten  ist  noch  die  Schilderung  Pindars  {Pyth.  Gab.  Dur.  256:    der  bewaffnete  Held,  der  vor 

4,  78  ff.),  der  den  furchtbaren  (fHTrayilos)  Helden  30  Hermes  opfert,  ist  durch  [l]AXQN  erklärt,  vgl. 
vom  Pelion  herabsteigen  läfst  in  der  eng  an-  C.  I.  G.  nr.  7750;  Cah.  Dur.  257:  der  ge- 
liegenden magnetischen  Kutte,  über  welche  ein  panzerte  Held,  der  vor  einem  nackten  Jüngling 
Pantherfell  geworfen  ist,  zwei  Lanzen  in  der  steht,  durch  EAXßN  bezeichnet,  vgl.  C.  I.  G. 
Hand;  die  herrlichen  Locken  fallen  ihm  über  nr.  7751  {Ueydemann  a.  a.  0.  S.  5  bezieht  die 
die  Schulter  herab,  und  es  staunen  alle,  die  Scene  auf  ..4poZL  i?7t.  3, 1246ff.).  — ^  Lambergsche 
diese  dem  Apollon  (vgl.  Apoll.  Bh.  1,  307)  und  Vase  und  zwei  Schalen  aus  Caere  im  Brit.  Mus., 
Ares  gleichende  Erscheinung  sehen.  {Apoll.  von  Gerhard,  Arch.  Ztg.  1845  T.  35.  36  und 
Bhod.  3,  1246  ff.  schildert  die  Schönheit  und  Auserlesene  Vasenbilder  d,  155  besprochen:  die 
Kraft  des  durch  die  Zaubersalbe  gekräftigten  mit  AOEßN  (?  Millingen:  IHZßN),  APXENAY- 
Helden.)  Als  jugendlichen  Helden  mit  40  THE,  AIOMHAHE  bezeichneten  Figuren  sind 
herabwallendem  Haar  und  erstem  Bartwuchs  nicht  auf  lason  zu  beziehen.  Vgl.  Flasch,  An- 
(iovho  TS  7]Sr}  ßgvsL  v.a%sQnovxi,  v.al  t]  koj-lt]  gebliche  Argonautenbilder  S.  13  ff.  —  Attische 
^txvd-rj  imoaXsvsL  toj  fisTcojrra)  schildert  ihn  Amphora  von  Orvieto,  Mon.  delV  inst.  11,  38: 
auch  der  jüngere  Philostratos,  im.  7;  Jugend-  Bobert  in  den  Annali  1882  S.  273  erklärt  die 
lieh,  häufiger  bartlos  als  bärtig,  nackt  oder  Darstellung  als  Auszug  der  Argonauten  (nach 
mit  der  Chlamys  nur  dürftig  bekleidet,  oft  mit  dem  Gemälde  des  Mikon)  und  den  neben 
Schuhen  oder  mit  Reisehut  versehen  (s.  die  Athene  stehenden  Helden  (dem  Herakles  gegen- 
Abbildung  einer  Münchener  Vase  Bd.  1  Sp.  529)  über)  für  lason.  —  Ficoronische  Cista  (Abbild, 
findet  er  sich  auf  den  erhaltenen  Darstellungen,  unter  ,, Argonauten"  Sp.  527):  unter  den  zu- 
als  lason  durch  die  Situation  bez.  die  Beigabe  50  schauenden  Argonauten  kann  lason  nicht 
der  Ai'go  bestimmt.  Zur  statuarischen  Behand-  fehlen,  nach  Gerhard,  Arch.  Ztg.  1845  S.  167 
lung  eignete  sich  am  besten  der  fiO»'Offav(JaAos;  ist  es  der  neben  Athene  sitzende,  lorbeer- 
aber  kein  Beispiel  für  die  Benutzung  dieses  geschmückte,  nackte  Jüngling,  der  von  Wie- 
Motivs  ist  uns  auch  nur  litterarisch  erhalten.  sc?er  u.a.  als  Apollon  erklärt  wird;  nach  anderen 
Denn  am  Kypseloskasten  war  der  Held  ein-  ist  es  der  dritte  Held  von  links,  der  neben 
mal  mit  Medeia  zusammen  und  ferner  im  Kastor  steht,  nackt,  nur  mit  Gürtel  und  Lanze 
Ringkampf  mit  Peleus  dargestellt  bei  den  versehen.  Nolanische  Kalpis,  Gerhard,  A.  V. 
Leichenspielen  des  Pelias  {Paus.  5,  18,  3.  17,  2,153,  4:  der  speertragende  Held  an  der  Argo 
10);  von  den  Bd.  1  Sp.  525  angeführten  Argo-  wird  als  lason  erklärt,  von  Gerhard,  Arch. 
nautendarstellungen  des  Lykios,  Mikon  (siehe  60  Ztg.  1845  S.  166  für  Herakles  gehalten.  — 
übrigens  Bobert  in  den  Annali  delV  inst.  1882  Amphora  der  Sammlung  Jatta  nr.  1095  Mon. 

5.  282  ff.)  Ä'^/dias  u.  s.  w.  fehlen  nähere  Angaben.  d.  Inst.  3,  49:  der  Argonaut  zwischen  der 
Aus  den  ebendaselbst  ciiieviQn  philostratischen  Argo  und  Phineus,  der  bekleidet  mit  hohen 
Schilderungen  ist  oben  ein  bemerkenswerter  Stiefeln  sich  auf  den  Speer  stützt,  wird  als 
Zug  angeführt;  des  Helden  Kleidung  wird  Jason  erklärt  (vgl.  Flasch  in  der  Arch.  Ztg. 
ebendaselbst,  Philostr.  itm.  im.  7,  beschrieben:  1880  S.  142).  —  Amphora  Baoul  Bochette,  mon. 
Xivv.ov  xiräva  s^coczai  X£ovzr}v  £^r}Qtria£vog  ined.  t.  XXXV  p.  194,  Gerhard,  Apul.  V.  Erg. 
Hat    KQiqniöa    ivfjnTccL    a-novrCco    xs     snsQEi'aag  A  6   p.  30;    nach    Gerhard,  Berl.  Ant.  Bildio. 


79 


lason  (in  d.  Kunst) 


lason  (in  d.  Kunst) 


80 


nr.  1003  p.  285  wäre  der  eine  sitzende  Jüng- 
ling, der  sich  mit  dem  in  phrygischer  Tracht 
(Phrixos)  unterhält,  Jason.  Diese  Erklärung 
genügt  ebensowenig,  wie  die  Deutung  von 
Pyl.  p.  26,  dafs  auf  dem'  unteren  Teil  des  Bildes 
lason  neben  der  (sitzenden)  Hera  dargestellt 
sei.  —  Das  mittlere  Bild  der  Ruveser  Vase 
in  München  (nr.  805),  wenn  es  mit  O.  Müller, 
Arch.  d.  K.  §  412,  4  und  Fyl,  de  Medeae  fa- 
bula  p.  18  auf  Jasons  Ankunft  vor  Aietes  oder  lo 
mit  Panofka  {Arch.  Ztg.  1844  S.  256)  auf  sein 
Erscheinen  vor  Alkinoos  bezogen  wird  (vgl. 
0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  1860  S.  74  ff.)  oder  endlich 
mit  Jessen  (siehe  Abschu.  9)  S.  43  als  Hoch- 
zeit des  lason  und  Medeia  in  Kolchis  gedeutet 
werden  sollte:  0.  Müller  (anch- Jessen)  erklärt 
den  neben  dem  Weibe  (Medeia)  links  von  der 
Säule  stehenden  Jüngling,  der  sich  auf  die 
Lanze  stützt,  für  lason,  Pyl  den  Jüngling  vor 
dem  Könige,  lorbeergeschmückt,  die  Chlamys  2ü 
über  die  Arme  gehängt,  mit  Schwert  und  Lanze 
bewaffnet,  eine  tessera  mit  der  Inschrift  ZIZY- 
0OZ  überreichend.  Vgl.  dagegen  Fleisch  p.  30  fl"., 
der  vielmehr  das  Bild  MilUngen,  vas.  div.  7  auf 
lasons  Audienz  bei  Aietes  bezieht.  —  Das 
Terracottarelief  bei  Comhe,  terrae.  Br.  Mus.  28, 53 
stellt  nach  0.  Müller  a.  a.  0.  die  Übergabe 
der  lynx  {Find.  Pyth.  4,  213)  an  lason  durch 
Hermes  dar,  eine  falsche  Erklärung.  —  Ebenso 
unsicher  erklärt  Pyl  a.  a.  0.  p.  23  die  Dar-  30 
Stellung  einer  Lambergschen  Vase  {Alex.  La- 
horde  coli.  d.  vas.  gr.  de  G.  Lamherg  2,  3)  als 
Übergabe  der  lynx  an  lason  durch  Iris.  — 
Die  erste  Begegnung  von  lason  und  Medeia 
wird  auf  mehreren  Darstellungen  ohne  zu- 
reichenden Grund  angenommen;  namentlich 
kann  die  phrygische  Tracht  des  Weibes  allein 
üicht  entscheidend  sein.  Die  meisten  der 
von  Pyl  p.  24  f.  aufgezählten,  sei  es  von  ihm 
oder  anderen  hierauf  bezogenen  Darstellungen  40 
können  als  höchst  zweifelhaft  hier  übergangen 
werden.  Hervorgehoben  sei  nur:  Apulische 
Amphora  im  Berliner  Museum  n.  3258  (1022), 
abgebildet  Gerhard,  Ap.  Vas.  Taf.  10:  Jahn, 
Bhein.  Mus.  6,  295  ff.  und  Pyl  p.  30  ff.  be- 
ziehen die  Darstellung  gegen  Gerhard  auf  die 
Unterredung  lasons  mit  Medeia  vor  den  Bo- 
readen. Jason  mit  Chlamys  und  Schuhen, 
Schwert  und  Lanze  trägt  eine  Stirnbinde. 
Ebenso  Heydemann  S.  3  f.  Die  Kalpis  der  50 
Catalanischen  Sammlung  zu  Neapel,  Gerhard, 
Ap.  V.  p.  13  Anm.  20  d,  abgeb.  bei  Heydemann 
nr.  2  trägt  eine  ähnliche  Darstellung|,  auf  der 
Jason  mit  dem  Petasos  bedeckt  ist.  —  Neapo- 
litanische Vase  der  Sammlung  Jatta,  Gerhard, 
Apul.  V.  Erg.  JE  8,  gegen  Gerhard  von  Pyl 
als '  lasons  Zusammenkunft  mit  Medeia  vor 
dem  Tempel  der  Hekate  gedeutet  (?).  Der  mit 
der  Chlamys  bekleidete  Jüngling  hält  in  der 
einen  Hand  einen  Kranz,  in  der  anderen  einen  eo 
Zweig.  Neben  beiden  soll  Aphrodite  mit  der 
Jynx  stehen.  —  Der  Graffito  eines  tuskischen 
Spiegels  {Mon.  d.  Inst.  11  T.  3)  wird  von  Heyde- 
mann S.  6  erJflärt:  Dem  Jason  (Aeasun)  hält 
Medeia  (Metvia)  die  Schale  mit  dem  Zaubersaft 
an  den  Mund;  anwesend  Athene  und  ein  mit 
einem  Vogel  (Jynx)  tändelndes  Mädchen  (?).  — 
Die  Bändigung  der  feuerschnaubenden 


Stiere  ist  auf  mehreren  spätrömischen  Sarko- 
phagen dargestellt,  die  auf  ein  im  wesentlichen 
mit  Apoll.  Bhod.  3,  1306  ff.  übereinstimmendes 
Original  zurückgeJien  {Jahn,  Arch.  Ztg.  1866 
S.  233  ff.):  Sarkophagrelief  aus  Neapel  in  Wien, 
nr.  171,    Arch.  Ztg.  1866   T.  215,  2   (siehe  die 


Abbildung);  Fragment  eines  Turiner  Reliefs, 
Miliin,  gal.  myth.  175,  424;  Sarkophagrelief  aus 
Villa  IBorghese  im  Louvre,  Zoega,  bass.  1  p.  215. 
Clarac,  mus.  de  sc.  199,  373;  verlorenes  Re- 
lief, einst  in  Rom,  abgeb.  Codex  Pighianus 
f.  251,  Arch.  Ztg.  1866  T.  216,  2j  über  andere 
s.  Heydemann  S.  6f. ;  vgl.  auch  Arch.  Ztg.  1879 


81 


lason  (in  d.  Kunst) 


lason  (in  cl.  Kunst) 


82 


S.  72  {Th.  Schreiber,  Bildtverhe  aus  dem  Mus. 
Torlonia  nr.  464):  lason,  nackt  bis  auf  die 
flatternde  Chlamys,  steht  zwischen  den  beiden 
Stieren;  mit  der  Linken  fafst  er  den  einen  hoch 
sich  bäumenden  beim  Hörn,  den  andcsrn,  den  er 
mit  der  Kechten  am  Hörn  packt,  bat  er  schon 
zur  Erde  geworfen  und  drückt  ihn  mit  dem 
angestemmten  Knie  nieder.  Zuschauer  sind 
einerseits  Aietes,    auf  dem  Relief  im  Louvre 


Ärch.  Ztg.  1885  S.  112  und  Heydanann  S.  9  f. 
eingetreten.  Vase  der  Sammlung  Caputi  in 
Rom,  Jatta  Vasi  Caputi  nr.  377  tav.  7,  beschr. 
von  Heydemann  S.  10  f. :  Der  auf  ein  Knie  ge- 
fallene Held  packt  den  Stier  an  Hörnern  und 
Schnauze;  neben  ihm  liegt  eine  Keule;  an- 
wesend ist  Nike,  Zuschauer  ein  greiser  Herr- 
scher und  eine  reichgeschmücktc  Frau  mit  Um- 
gebung. /Von  Heydemann  wird  die  Darstellung 


auch  Medeia,  anderseits  Argonauten.    Dieselbe  lo  auf   lason,    von   Jatta    auf  Theseus    bezogen. 


Darstellung  der  Hauptscene  findet  sich  als 
Schmuck  einer  Truhe  auf  dem  den  Tod  der  Kreusa 
darstellenden  römischen  Sarkophagreliefe 
nr.  3162  (Matz-Duhn),  Annali  deW  inst.  1869 
Tav.  AB.  Endlich  ein  Kontoruiat  mit  dem  Bilde 
des  Nero,  Sabatier,  Med.  cont.  13,  3;  Pedrusi, 
Mus.  Farnes.  5,  3,  6:  ein  Jüngling  im  langen 
Gewand  (Jason)  schirrt  zwei  Stiere  an  den  Pflug. 
Die  auf  die  Stierbändigung  des  lason  bezogenen 


Die  attische  Vase  in  Petersburg  (Erni.  nr.  2012, 
Antiquites  du  Bosphorc  Cimmerien  T.  63  a  2) 
wird  von  K.  Furgold  ebenfalls  auf  den  Stier- 
kampf Jasons  bezogen,  dagegen  von  Stepliani, 
Vasensamml.  d.  Ennit.  2,  409,  Michaelis,  Ärch. 
Ztg.  1877  S.  75  ff.  1885  S.  231  ff^.  281.  291  und 
Heydemann  S.  11  f.  richtiger  auf  den  Stierkampf 
des  Theseus  in  Anwesenheit  der  Medeia.  —  Die 
die   Erbeutung  des  Vliefses   darstellenden 


Vasenbilder  sind  sämtlich  zweifelhaft,  weil  sie  20  Bilder  sind  von  0.  Jahn  in  der  Arch.  Ztg.  1860 
im  Gegensatz  zu  der  Überlieferung  und  den  S.  74  ff.  und  Arch.  Ztg.  1866  S.  238  fi'.  zusamnien- 
Reliefs    den    Kampf   des   Helden    mit    einem       gestellt.     Auf  den  römischen  Sarkophagreliefs, 

den     beiden     obengenannten 

%^5/ 


%^<y^^J''  des   codex  Fighianus  und  in 
\*{Jj^,y    Wien  n.  171  (siehe  d.  Abbildg. 
Sp.  80),    Relief  in    der  Villa 
Ludovisi  {Zoega,  bass.  1  p.215. 
Schreiber,    Antike   Bildw.    in 
V.  L.  nr.  81)  Relief  auf  dem 
Palatin  nr.  3196  {Matz-Duhn: 
hier  ist  nur  die  Figur  lasons 
erhalten)  stützt  lason  in  rö- 
mischer Rüstung  das    rechte 
Knie  auf  einen  grofsen  Stein 
und   nimmt  mit  der  Rechten 
da*  Widderfell   vom  Baume, 
um  den  sich  die  von  Medeia  be- 
reits eingeschläferte  Schlange 
windet.    Dafs  lason  auf  dem 
erstenRelief  sich  bärtig  findet, 
erweist    sich    durch  Verglei- 
chung  der  drei  anderen  als  zu- 
fällige   Variante     oder    Ver- 
sehen.     Terracottarelief    im 
ßrit.  Museum,  Combe,  terr.  of  the  brit.  mus.  52 
und    Campana,   ant.   op.   in  plast.  63:   Medeia 
reicht    dem     Drachen     die    Schale,     während 
Jason,  den  linken  Arm,  über  deü  er  die  Chla- 
mys   gehängt   hat,    zum   Schutz   vorstreckend. 


Jasons  Stierbändigung  in  Gegenwart  der  Medeia;  über  dem  Stier  Nike,  Neapler 
Yaae  {nach  Heydei/iann,  Mall.  Winckelmannsprogr.  1886.  Taf.  nr.  1);  s.  Sp.  81,  4Gff. 

Stier  darstellen  und  namentlich  auch  auf  The- 
seus oder  Herakles  gedeutet  werden.  Neapeler 
Vase  nr.  2413,  abgeb.  nach  Heydemann  nr.  1,  ge- 
wöhnlich auf  Theseus  und  den  marathonischen 
Stier  bezogen:    Ein  Jüngling   hat  einen  Stier 

an  den  Hörnern  gepackt  und  will  ihn  zu  Boden  50  heranschleicht  (der  Kopf  ist  verstümmelt).  An- 
drücken ;  eine  Frau  in  griechischer  Tracht  hält  wesend  sind  drei  Kolcher.  Andere  Darstellungen, 
in  den  Händen  je  einen  kleinen  Blätterzweig; 
über  dem  Stier  schwebt -Nike  mit  einer  Schale 
in  der  einen  und  einem  Zweiglein  in  der 
anderen  Hand.  Heydemann  hält  die  (Lorbeer-) 
Zweige    für  Zaubermittel-  und    deswegen    die 


Deutung  auf  Jason  für  gesichert.  Prachtvase 
aus  Ruvo  im  NeapeJer  Museum  bei  Heyde- 
mann nr.  3252,    besprochen    von  K.   Purgold 


namentl.  auf  geschnittenen  Steinen  sind  von 
Heydemann  S.  16f.  gesammelt  und  beschrieben; 
auch  die  zweifelhaften  sind  dort  aufgezählt 
(s.  Nachtrag  Sp.  87);  hier  seien  nur  genannt 
die  Darstellung  eines  Aphatonyx  in  den  Samm- 
lungen des  Goethehauses  {Schuchardt,  Goethes 
Kunstsammlung  2,  6  n.  28)  und  eine  Stoschische 
Paste  in  Berlin,  Tölken  4,  141.    Deutlicher  als 


in    der    Arch.  Ztg.   1883   (T.  11)   S.  163:    hier  60  d^s    Terracottarelief   zeigen   den   Karnpf  mit 


greift  der  Held  den,  einen  Stier  mit  einer 
Keule  an.  Die  um  einen  Baum,  sich  windende 
Schlange  veranlafst  Purgold  zu  der  Erklärung 
als  lasons  Stierkampf;  die  zuschauende,  reich 
geschmückte  Frau  neben  Eros  wird  als  Aphro- 
dite oder  Medeia  (Heydemann)  gedeutet.  Dieser 
Deutung  widerspricht  C.  Robert,  Arch.  Ztg.  1883 
S.  262,  dagegen  sind  für  sie  M.  Lehner t  in  der 


dem  Drachen  die  VasenbiJder:  Unteritalische 
Hydria  im  Louvre,  Millingen,  peint.  de  vas.  6: 
lason  hält  in  der  Rechten  das  Schwert  be- 
reit; sein  Kopf  ist  bedeckt  mit  einem  Pilos. 
Aufser  Medeia  ist  anwesend  eine  Frau(Aphro- 
dite?  Chalkiope?)  und  ein  Boreade  (0.  Jahn, 
Rhein.  3Ius.  6,  298).  Unteritalische  Vase  in 
Neapel,  nr.  3248,  abgeb.  nach  Heydemann  a.  a.  0. 


83 


lason  (in  d.  Kunst) 


lason  (in  d.  Kunst) 


84 


nr.  3 :  Der  Drache  wird  von  Medeia  eingeschlä- 
fert; Jason,  bärtig,  mit  Chiton,  Stiefeln  und 
Schwert,  stufst  das  Schwert  gegen  ihn,  unter- 
stützt von  zwei  Ai'gonauten.  R.uveser  Vase 
in  Petersburg,  Ermit.  nr.  422,  3Ion.  d.  instit. 
5,  12;  Arch.  Ztg.  1844  S.  231  ff.:  Medeia  (in- 
schriftlich) schläfert  den  Drachen  ein;  lason 
(inschriftlich:  hlAIQN;  vgl.  C.  I.  Gr.  nr.  8407), 
mit  Chlamys  und  zwei  Lanzen,  greift  ihn  an, 
unterstützt  von  Kaiais  und  mehreren  anderen 
Argonauten  (Herakles?).  (Nach  Petersen,  Arch. 
Ztg.  1879  S.  13  ist  das  Bild  zum  Teil  restau- 
riert.) Ruveser  Vase  in  München  nr.  805  (Ab- 
bildung unter  Arg.  Sp.  529),  Archäol.  Ztg. 
1860  T.  139.  140:  lason  mit  Chlamys,  Petasos 
und  Stiefeln  bekleidetj  bekämpft  den  Drachen 


nach  Wieseler,  Ztschr.  f.  Altert.  1851  S.  318. 
Flasch  26  ff.  —  Auf  der  Meidiasvase  des  Brit. 
Museums,  Mülin,  gal.  mytli.  94,  385,  ist  der 
Name  $iioKt^Tr]g  {C.  I.  G.  nr.  8487)  von  Ger- 
hard, Gesammelte  Sehr.  1,  59  ff.  auf  lason  be- 
zogen worden,  was  mit  Recht  bestritten  wird, 
vgl.  0.  Jahn,  Arch.  Aufs.  132  f.  Bursian  in 
der  Arch.  Ztg.  1851  S.  486  f.  Pyl  in  der  Arch. 
Ztg.  1854  S.  299  f.  Auf  dieser'Vase  wird  von 
10  Gerhard  a.  a.  0.  die  Darstellung  der  Ankunft 
der  Argonauten  bei  Hypsipyle,  von  anderen,  wie 
ü.  Bohert,  Bild  und  Lied  S.  40  Anm.  50, 
bei  den  Hesperiden  angenommen;  auch  citiert 
Gerhard  eine  gleiche  Scene  auf  der  Vignette 
des  Cabinet  Pourtales  nach  0.  ßlüller,  Gatt, 
gel.  Anz.  1837  nr.  188.    Sämtliche  Erklärungen 


Ä   C^  ;Cj 


lason  unterstützt  von  2  Gefährten  erbeutet  das  goldene  Vliefs,  anwesend:  Medeia,  Nike,  Satyr.    Neapler  Vase 
(nach  Heydemann ,  Hall.    Winckelmanns2)rogramm.    1886.    Taf.  nr.  3) ;  s.  Sp.  83,  1  ff. 


mit  dem  Schwert;  hinter  ihm  Medeia  und 
Argonauten,  darunter  die  Boreaden,  in  ruhiger  50 
Haltung.  —  Etruskischer  Spiegel,  Gerhard  E. 
Sp.  3,  238:  lason  (inschr.  Heiasun),  in  der 
Rechten  das  Schwert  haltend,  mit  der  Linken 
das  Vliefs  greifend  flieht  vor  dem  Drachen,  der 
nach  ihm  schnappt.  —  Die  Wendung  der  Sage, 
nach  welcher  Jason  in  den  Drachen  hinein- 
steigt und  ihn  von  innen  tötet  (s.  darüber 
unter  3  am  Ende),  findet  sich  zu  Grunde  ge- 
legt der  Darstellung  auf  dem  Jnnenbild  einer 
dem  5.  Jahrb.  angehörigen  Vase  des  Mus.  Gregor,  gü 
aus  Caere,  Mon.  delV  inst.  2,  35  (s.  Abbildung 
Sp.  85/6):  Jason  (inschriftlich  lAION,  vgl.  C. 
I.  G.  nr.  7749),  ein  bärtiger  Mann,  taucht  aus 
dem  Rachen  des  Drachen  hervor ;  anwesend 
Athene  mit  der  Eule;  am  Baum  hängt  das  Vliefs. 
Eine  Peruginer  Vase,  Mon.  d.  inst.  5,  9,  wird 
von  Pyl  so  erklärt:  Jason  stürzt  sicli  in  den 
Rachen  des  Drachen ;  diese  Erklärung  ist  falsch 


sind  zweifelhaft.  —  Ruveser  Vase  in  Neapel, 
Bull.  Napol.  3,  26.  Arch.  Ztg.  1846  T.„44  f. 
1848  T.  24:  Darstellung  von  Talos'  Über- 
windung. Unter  den  Zuschauern  ist  der  auf 
der  Leiter  an  der  Argo  stehende  Jüngling, 
lorbeerbekränzt,  mit  Chlamys  bekleidet  und 
Lanze  bewaffnet,  als  lason  erklärt  worden, 
Pijl  S.  48  findet  ihn  auf  dem  2.  Teil  der  Dar- 
stellung, auf  welchem  die  Dioskuren  den 
Siegespreis  von  Athene  und  Aphrodite  em- 
pfangen, in  dem  neben  Aphrodite  stehenden 
lorbeerbekränzten  Jüngling  mit  reich  gesticktem 
Chiton  {Apoll.  Bh.  1,  722),  Petasos  und  Lanze.  — 
MiUingen,  peintur.  d.  vas.  div.  coli.  7 :  lason  über- 
bringt dem  Pelias  das  Vliefs  (so  nach  0.  Müller, 
anders  nach  MiUingen  und  Flasch  S.  34).  Jason 
ist  mit  Chlamys  u.  Petasos  bekleidet  und  trägt 
eine  Lanze.  Zugegen  ist  Hermes.  ^-  Hydria 
im  Britischen  Museum  nr.  717,  bekannt  gemacht 
von  Sam.  Birch  Class.  Mus.  10,  417.  Arch.  Ztg. 


i 


85 


lason  (in  d.  Kunst) 


Jason  (in  d.  Kunst) 


86 


1846  S.  287;  vgl.  Gerhard,  Auserl  V.  3  S.  28: 
Die  AufkochuDg  des  lason  (V).  Der  kurzbiirtige, 
mit  Chiton  und  Mantel  bekleidete,  auf  einen 
Krückstock  sich  stützende  Greis  neben  dem 
Kessel  ist  durch  die  Beiscbreift  lAZQN  (vgl. 
C.  I.  Gr.  nr.  7748)  bezeichnet.  Nach  Ileyilc- 
mann  S.  19  Anm.  48.  ist  der  Name  mit  AlißN 
verwechselt.  Damit  vergleicht  Pyl  S.  60  ein 
anderes    Gefäfs    im    Brit.  Museum,    bei   Bircli 


1149 ff.);  in  der  Darstellung  bei  Winclcelmann, 
mon.  ined.  91  trägt  derselbe  eine  Lanze  und  hat 
neben  sich  einen  Schild  stehen.  Auf  den  ge- 
uannten  Darstellungen  steht  zwischen  der  Ver- 
mählungsscene  und  der  Darstellung  von  Kreusas 
Tod  ein  Jüngling,  mit  der  Chlamys  bekleidet, 
mit  Lanze  oder  neben  sich  den  Schild,  der 
sich  mit  einem  zweiten  Jüngling  unterredet; 
auch  er  ist  als  Jason  im. Gespräch  mit  Aigeus 


nr.   1521    mit   gleicher    Darstellung,    nur  dafs  lo  {MiUin)  oder  einem  Boten  (früher  Jahn)  oder 


hier  der  Greis  das  Feuer  knieend  anfacht. 
Die    auf   die   korinthische   Sage   bezüglichen 
Darstellungen  sind  bespi'ochen  von  0.  Jahn, 
Arch.  Ztfj.  1866  S.  239  tf.  und  1866  S.  239  ff., 
Bilthey,  Sarcophagi  di  Medea  in  den 
Ann.d.  Inst.  1869,  5flf.  und  Bull. 
d.i.  1874,  233  {Arch.  Zeitung 
1868,  66),  sie  finden  sich 
unter    „Medeia" 
führlicher       beha 
dclt:    1)  Vermäh 
Inng  lasons   mit 
Glauke-Kreusa 
Das        Sarko- 
phagrelief in 
den    Annali  /^^ 
1869    tav.     /@/ 
AB  1 :  Jason  /^, 

im    Jlar- 
nisch ,   mit 

Schwert 
bewaffnet, 

spendet 
aus    einer 
Schale     in 
die  Flamme 
des   Altars; 
anwesend  ist 

ein  Opfer- 
diener. DieVer- 
mählungscene 
(Jason  vor  der  ver 
hüllten    Braut)    a 
den    oben    genann 
Reliefs  in  Wien  nr, 
im  Louvre  bei  Clarac  199, 
373,  des  codex  Pighianus 
und  des  jetzt  verschollenen 


mit    Hippotes    {Pyl)    gedeutet    worden,    sehr 
zweifelhaft.       3)    Kindesmord.       Canusinische 
Vase  in  München,  nr.  810,  0.  Jahn  in  Archäol. 
Ztg.  1847.  T.  3.  S.  33  ff.:  Jm  unteren  Teile  der 
Vase  lafon  (inschriftlich,  vgl.  C.  I.  Gr. 
V^7r^~^^  nr.  8424),  bärtig,   mit  der  Chla- 
i^///n7«;^  bekleidet,  mit  Schwert 

ind     Lanze     bewaffnet 
d  mit   einem  Dory- 
phoros   zur   Verhin- 
derung   bez.    Be- 
strafung   des 
Kindesmords 
herbeieilend. 
—  Münchener 
Vase  n.  333; 
s.  AbschD.7. 
Nach- 
trag.     Zu 
den    oben 
citierten 
Medeia- 
sarkopha- 
gen   kam 
neuerdings 
ein  neuent- 
^      deckter     in 
v^y  Rom,  von  dem 
^/  L.   V.    Ulrichs 
in     dem     Pro- 
gramm   des     V. 
Wagner'schen 
Kunstinstitxits  1888 
,Ein     Medea  -  Sarko- 
g"     Mitteilung     ge- 
macht   und    die    Haupt- 
scene   veröffentlicht   hat. 
Die  linke  Nebenseite  ent- 


Sarkoi)hags  bei  Winchel-  AttischQ  Vase  aus  Caere:  lason  taucht  aus  dem  Kachen  hält  die  Darstellung  von 
mann,  Mon.  ined.  nr.  91  de3Drachenhervor(nachJi/o«. c/e«'msi;. 2,35);s.Sp83,55ff.  Jasons     Stierkampf,    die 


(vgl.  auch  Dütschke,  Arch. 
Ztg.  1876  S,  73)  wird  auch  auf  die  Ver- 
mählung von  Jason  und  Medeia  bezogen,  eine 
Deutung,  die  namentlich  für  das  Relief  des 
cod.  Pigh.  sehr  unsicher  ist.  2)  Kreusa  em- 
pfängt Geschenke  von  den  Kindern  der  Medeia. 
Das  oben  citierte  Relief  des  codex  Pighianus 
=  röm.  Sark.  in  den  Annali  1869  t.  d'agg. 
AB  2;  der  oben  angeführte  röm.  Sark.  nr,  3162 


Vorderseite  die  Dar- 
stellung von  Kreusa  und  dem  Kindesmord. 
Diese  Reliefs  stimmen  mit  den  oben  genannten 
überein.  Urlichs  vermutet,  dafs  der  Relief- 
cyclus  nach  dem  Vorbilde  der  Argonauten- 
bilder in  der  Porticus  Agrippiana  (der  Septa 
auf  dem  campus  Martins)  geschaffen  worden 
sei  (Werk  desKydiasV);  lason  scheint  in  diesen 
Darstellungen,    wie  auch  auf  den  Reliefs,  die 


in  den  Annali  1869.  t.  d'agg.  ABl;  Sarkophag  60  Hauptperson    gewesen    zu    sein    (vgl.:    luven. 


in  Mantua  Miliin,  gal.  niyth.  108,  426;  Sarko- 
phag im  Louvre,  Clarac  204,  478;  römischer 
Sarkophag,  Winckelmann,  mon.  ined.  nr.  91 
und  II .- Röchelte ,  mon.  ined.  63;  der  hinter 
den  beiden  Knaben  stehende  bartlose  Mann 
mit  nacktem  Oberkörper,  der  die  Rechte  in 
die  Seite  stemmt,  die  Beine  kreuzweis  stellt, 
wird  als   Jason   erklärt  (vgl.  Euripides  Med. 


Sat.  6,  153  cum  iam  mercator  lason  clausus, 
Martial.  2,  14.  3,  20).  —  Aufserdem  verdankt 
Verfasser  zumeist  den  gütigen  Mitteilungen 
des  Jlerrn  Br.  Brexler  noch  folgende  Ergän- 
zungen: Ein  Pompejanisches  Wandgemälde 
{Sogliano,  Le  pitture  murali  campane  scoverte 
negli  anni  1867—1879,  p.  102  n.  551,  vgl.  Lu- 
cido  di  Biscanno,  Notizio  d.  Scav.  d.  Ant.  1878 


87                    lason  [m  ä.  Kunst)  *                          lasos  (lasios)                         88 

p.  264.  Ghirardini,  Giasone  e  Pelia):  Auf  den  Paul  de  Praun  ä  Nuremberg  p.  317  nr.  672, 
Stufen  eines  Tempels  steht  ein  lorbeerbekränz-  Onyx:  lason  nimmt  das  goldene  Vliefs;  der 
ter,  graubärtiger  König,  gestützt  auf  eine  Jung-  Drache  ist  am  Fufs  des  Baumes  eingeschlafen, 
frau;  hinter  dieser  wird  eine  zweite  sichtbar;  Im  Brit.  Mus.  befindet  sich  unter  nr.  1367  ein 
beide  augenscheinlich  die  Töchter  des  Königs.  Onyx  von  zweifelhafter  Echtheit:  lason  mit 
Die  Aufmerksamkeit  dieser  Gruppe  ist  auf  dem  Vliefs,  rückwärts  blickend.  4)  Ein  Heros 
einen  jungen  Helden  gerichtet,  der  mit  einer  mit  Schild  und  Helm  steht  vor  einer  Säule, 
Chlamys  bekleidet  ist  und  in  der  Rechten  eine  um  die  sich  eine  Schlange  windet  und  auf  der 
Lanze  (oder  Stab)  ti4igt;  sein  rechter  Fufs  ein  Vogel  sitzt.  Am  Fufs  der  Säule  steht  ein 
hat  die  Sandale,  der  linke  dagegen  ist  lo  Widder.  Die  Deutung  auf  lason  ist  sicher 
unbeschuht.  Neben  ihm  steht  eine  dritte  falsch,  auch  die  auf  Phrixos  zweifelhaft;  eher 
Jungfrau.  Die  Scene  stellt  nach  allem  Zubehör  ist  eine  Opfer-  oder  Orakelscene  anzunehmen, 
ein  Opfer  dar.  Ist  diese  Beschreibung  richtig,  Zu  den  von  Heydeinann  S.  17  Anm.  43  citierten 
so  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dafs  hier  Exemplaren  sind  hinzuzufügen:  Dresdener  Kar- 
die  Ankunft  des  lason  zu  dem  Opfer  des  Pe-  neol  nr.  122  {Hettners  Katal.  v.  J.  1856.  Herr 
lias  dargestellt  ist,  das  einzige  bisher  bekannte  Prof.  Treu,  der  dem  Verf.  freundliche  Auskunft 
Beispiel  bildlicher  Darstellung  des  (lovoaäv-  erteilte,  neigt  zu  der  Deutung  auf  Phrixos). 
dalog.  Die  Sandale  des  lason  erkennt  man  ThorwaIdsenmuseum,Katal.-p.  105nr. 851  (Pä,sie\ 
auch  auf  dem  Revers  von  Silbermünzen  von  858  (Paste);  eberrso  Catal.  of  the  coli,  of  anti- 
Larissa  in  Thessalien,  welche  Head,  Hist.  20  quities  formed  by  B.  Hertz,  London  1851  p.  40 
Num.  p.  253  um  480  v.  Chr.  ansetzt  {Mülingen,  nr.  763  (Onyx),  764  (Karneol),  765  (Karneol); 
Ancient  coins  of  greek  cities  and  kings  p.  49  f.  aufser  Lippert  2  nr.  70  auch  nr.  69.  —  Will- 
pl.  3,  15.  E.  Muret,  Bull,  de  Corr.  Hell.  V  (1881)  kürlich  sind  die  Deutungen  bei  Lippert  2,  68, 
p.  291  f.  pl.  2,  4.  Head  a.  a.  0.).  Der  Kopf  des  71  —  73  auf  lason  und  Medeia;  dagegen  er- 
lason  wird  von  Muret  a.  a.  0.  js.  292  auf  einer  scheinen  lason  (inschriftlich)  und  Medeia  auf 
Münze  von  Larissa  angenommen,  vgl.  Head  einem  Vasenfragment  von  St.  Colombe:  Corp. 
p.  254  (hier  mit  Fragezeichen).  Zweifelhaft  inscr.  Lot.  12  nr.  5687,  13  p.  779. 
ist  die  Echtheit  und  Deutung  einer  Gemme,  2)  Vater  des  Apis  aus  dem  arkadischen 
Brit.  Mus.  nr.  1368  (Katalog  v.  J.  1888):  lason  Pallantion  nach  Paus.  5,  1,  8.  [Seeliger.] 
die  Sandale  des  linken  Fufses  bindend.  (Ge-  30  lasos,  auch  laslos  (^lacog,  'läaiog,  beide 
fälschte  Künstlerbeischrift:  Pheidias.)  Vgl.  Namen  sind  von  gleichem  Ursprung  und  häufig 
dazu  die  Beschreibung  einer  Paste  bei  Visconti,  verwechselt  mit  lasion,  Müller,  Orchom.  265), 
üpere  varie  2,  265  nr.  344.  —  Zu  dem  oben  ein  in  den  ältesten  pelasgischen  Geschlechtern 
citierten  Scarabäus  Micali  116,  2  (lason  und  häufig  erscheinender  Name,  dem  wir  in  Argos, 
die  Argo)  vgl.  noch  den  Cut.  of  engr.  gems  in  Arkadien,  Elis,  Böotien,  Athen,  am  kretischen 
the  Brit.  Mus.  (London  1888)  p.  70  nr.  350  und  Ida,  in  Samothrake  und  im  troischen  Lande 
den  Scarabäus  der  Sammlung  VannutelU  in  begegnen.  Stark,  Niobe  357.  1)  In  der  mannig- 
Rom,  5^tZ/.  d.Jnsi.  1869  p.  55  nr.  1  (i/e?/(?ema«n).  faltigen  und  verwickelten  Stammtafel  der 
—  Die  Steinbildchen,  welche  auf  lason  und  argivischen  Könige  (s.  Gerhard,  Gr.  Myth.  2 
den  Raub  des  goldenen  Vliefses  gedeutet  4ü  S.  233)  kommt  lasos  öfter  vor:  a)  als  Sohn  des 
worden  sind,  teilen  sich  in  vier  Typen:  1)  Achat-  Triopas,  Enkel  des  Phorbas,  Urenkel  des 
onyx  im  Goethehaus  (s.  oben),  von  Julius  Argos,  Bruder  des  Agenor,  Vater  der  lo,  deren 
i^ne(?ZänfZer  beschrieben:  „Neben  einem  Baum,  Mutter  Leukane  war,  Paus.  2,  16,  1.  Scliol. 
um  den  sich  eine  Schlange  windet,  steht  einer-  JBJurip.  Or.  920.  Nach  Hellanikos  h.  Schol. 
seits  lason  mit  einem  Wurfspiefse,  andrerseits  II.  3,  75  teilten  die  Söhne  des  Triopas,  lasos 
Medeia;  während  diese  die  Schlange  aus  einer  und  Pelasgos,  das  Land  Argos  (d.i.  den  ganzen 
Schale  trinken  läfst,  greift  lason  nach  dem  Peloponnes)  unter  sich,  und  da  ihr  Bruder 
goldenen  Vliefs,  welches  durch  einen  Widder-  Agenor  kein  Land,  sondern  die  Pferdezucht 
köpf  angedeutet  ist."  2)  Vor  dem  Baum,  an  ihres  Vaters  erhielt,  so  überzog  er  später  mit 
dem  das  Vliefs  hängt  und  um  den  sich  die  50  seiner  Reiterei  das  ganze  Land,  Von  diesen  drei 
Schlange  windet,  steht  der  Heros,  behelmt  Brüdern  leitet  lfeZ/a«^Ä"os  die  drei  Beinamen  von 
und  mit  Chlamys  nebst  Schild  ausgerüstet,  die  Argos  ab:  "laaov  "Agyog  {Od.  18,  246),  Ilsldayi- 
Rechte  gegen  das  Antlitz  erhebend.  Zwischen  v.öv  und  'iTmößorov.  Dasselbe  erzählt  nach 
ihm  und  dem  Baum  ist  ein  Altar  (z.  T.  mit-  Hellanikos  Eustath.  p.  385,  39,  nennt  aber 
einem  Widderkopf).  Die  Scene  kann  auch  auf  als  Vater  Phoroneus.  Vgl.  Phavorin.  v.  "Jq- 
das  Opfer  des  Phrixos  bezogen  werden  (Paws.  1,  yog.  Buttm.,  Mythol.  2,  179  f.  Gerhard,  Gr. 
24,  2);  vgl.  F(scon<z,0/»e/-e rane 2,265  nr.  343  und  Myth.  2  §  671.  790  ff.  p.  233.—  J))  Sohn  des 
Pyl  p.  11.  Zu  den  von  Pyl  p.  11  und  Hcyde-  Argos  Panoptes  und  der  Ismene,  der  Tochter 
mann  S.  16  Anm.  42  gesammelten  Exemplaren  des  Asopos,  Vater  der  lo,  Apollod.  '2,  1,  3. 
füge:  Katalog  des  Brit.  Mus.  p.  158  nr.  1366.  60  Preller,  Gr.  Myth.  2,  39.  [Das  Haupt  des 
L.  Müller ,  Descr.  des  intailles  et  camees  ant.  lasos,  vollbärtig,  mit  dem  Diadem,  einem  Teil 
du  Musee- Thor ivaldsen  ]>.  lOi  Tar.Sb'S  (Karneol),  des  Scepters(?)  und  der  Beischrift  lACOC  er- 
854  (Paste),  855  (Karneol),  856  (Paste).  3)  lason,  scheint  auf  dem  Obv.  von  Münzen  der  gleich- 
geharnischt, eilt  mit  dem  Vliefs  davon;  die  namigen  Stadt,  die  im  Rev.  die  Isis  führen, 
Schlange  ist  um  eine  Säule  gewunden,  auf  der  Kenner,  Die  Münzensammlung  des  Stifts  St. 
ein  Vogel  mit  gebreiteten  Flügeln  sitzt.  Bar-  Florian  p.  136 — 138  Tf.  4,  11,  ohne  Scepter 
thohh/schc  Paste  der  Berliner  Santmlung,  Töl-  mit  der  Beischrift  lACOC  KTICTHC  zeigen  es 
ken  4,  146.    Murr,  Descr.  du  cab.  de  Monsieur  Münzen,   deren  Rs.   der  Knabe   auf  dem  Del- 


89                             latrci  Iber       '                        90 

phin  einnimmt  {Birch,  Nwn.  Chron.  4  p.  142,  ihrer  Heilquelle  schrieb  man  yicciiüzcov  y.al  aXyrj- 

Headf'Jf.  N.  p.  528);   Tgl.  nr.  14.  ürexler.]  —  iidrcov  itavtoi'ojv  Idficcra  zu;  der  gemeinschaft- 

c)SohnderIo, /b'c/toZ.OfZ.  18,246.  it-'ws^a^/t.  p.  1845,  liehe  Name  dieser  Nymphen  ist  sonst '/coviöes  (a. 

•12.  1465,61;   Auch  von  diesem  wird  der  Name  d.),  sie  selbst  heifsen  Kalliphaeia,  Synallaxis(Sy- 

''lctGov"AQyog  hergeleitet.  —  d)  Bei  Apollod.  2, 1,  2  nalthaxis  Loheck),  Pegaia  und  lasis,  ihre  Quelle 

imd  Hygin.   f.   145    ist    die    früher    vermutete  und  ihr  Heiligtum  lag  in  unmittelbarer  Nähe 

Lesai-t  lasos  zu   entfernen   und  dafür  Ekbasos  des  elischen  Flusses  Kytheros,  Paus.  a.  a.  0.; 

zu  schreiben,  s.  Schol.  Eur.  Or.  920.  —  2)  Sohn  bei  Strabo  8,  3,  32  p.  35G  heifsen  die  Nymphen 

des    Lykurgos    und    der    Kleophile    oder   der  'icoviäSig,    der   Flufs    Kytherios;    auch   Strnbo 

Eurynome,    Urenkel    des    Arkas,    Bruder    des  lo  schreibt  ihneu  die  Fähigkeit  zu  ^sgansveLv 

Ankaios,  Epochos  und  Amphidamas,  Gemahl  vöaovg  xotg  vöaoiv.     Mehr  b.  Maafs  a.  a.  0. 

der  Klymene  (s.  Stark,  Niohe  358),  der  Tochter  [Höfer.] 

des  Minyas,    Vater  der  Atalante,    Apollod.  3,  latromautis    {'laxQÖiiavziq),    Beiname    des 

9,  2.   Schol.  Eurip.  Phoen.  150,  vgl.  Rycjin.  f.  Apollon,ylesc/j.i</MJ«.62  (vgl.  Bd.  1  Sp.  442,  4lff.). 

70.  99,  wo  er  lasios,  Aelian   V.  U.  13,  wo  er  ^                        [Höfer.] 

lasion,  Schol.  Ap.  Rh.  1,  769,  wo  er  Tasos  oder  latros  {'laTQog),  1)  6  t]Qcog  taxQog  6  iv  aotsi, 

lasion{s.(\.)heikt.  Gerhard, Gr. 3Iyth. 2 \).2SG. —  der    Heros-Arzt,     mit    Eigennamen    Aristo- 

3)  lasios,  ein  Arkader  ans  Tegea,  der  zur  Zeit  machos  (Bd.  1  Sp.  2865).    Heilkult  in  Athen 

des  Herakles    mit    dem  Rennpferd   im   Wett-  neben  dem  Theseion.  Das  Grab  des  Aristomachos 

kämpfe  zu  Olympia  siegte.  Paus.  5,  8,  1.  8,48,  1.  20  war  in  Marathon,  von  wo  der  Kult  nach  Athen 

—    4)  lasios,   Sohn   des  Eleuther,    Vater   des  übertragen  sein  wird,  Z>ewi.  (Ze  /aZsa  Zer/.  18,  129 

Chairesileos,  Grofsvater  des  Poimandros,  Grün-  (270  B.).    Apollon.  Vit.  Aeschin.    Bekker  anecd. 

ders  von  Tanagra,  Paus.  9,  20,  2.  —  5)  lasos  p.  262.  Hesych.  v.  latgog.    [Nach  Bekker  anecd. 

oder  lasios,   Vater  des  Amphion,  Königs  von  263,  11  hiefs  er  Oresinios  und  wurde  in  Eleusis 

Orchomenos,   des  Vaters   der  Chloris,   welche  verehrt.  Höfer.]    S.  d.  Inschriften  (gefunden  an 

Neleus  heiratete,   Od.  11,  283.    Paus.  9,  36,  4.  derAthenastrafse  gegenüber  dem  Boreasbrunnen 

Seine  Gemahlin  war  Phersephone,  Tochter  des  und  der  Kapelle  der  H.  Maura,  vgl.  Milchhöfer 

Minyas,    Pherekydes    b.    Schol.    Od.    11,    281.  in  Baumeisters  Denkmälern    S.  170)    des    aus- 

Vülcker,    lapetos  357.     Müller,    Orchom..  231.  gehenden  3.  und  2.  Jahrh.  v.  Chr.  bei  6^. -ffiVsc/i- 

Stark,  Niohe  357  f.    —    6)   Sohn  des  Sphelos,  30  feld,  Hermes  1874,  350.    Eustratiades,  'Aq%ccioI. 

Enkel   des  Bukolos,    ein  Führer   der  Athener  'Ecpr^i.  1874,  490.    Kumanudes,  'A&iqvuiov  1874, 

vor  Troja,  von  Aineias  getötet,    II.  15,  332  if.  262.  Koeliter,  C.  I.  Att.  2,  1  nr.  403.  404.    Vgl. 

337  u.  Schol.  —  7)  Vater  des  Dmetor,  König  Hermes  20,  42.   -^    2)  Ganz   verschieden  ist  6 

von    Kypros,    Od.  17,   443.    —    8)    Vater    der  ^ivog   iatgög,    nur   bei   Lucian,  Scytli.  1:   der 

Nepeia,   der  Gemahlin  des   mysischen  Königs  fremde  Arzt,  Kultbezeichnung  des  an  einem  ver- 

Olympos ,  nach  welcher  das  nepeische  Gefilde  witterten  Grabstein  vor  dem  Dipylon  zu  Athen 

benannt  war,   Schol.  Ap.  Rh.  \,\\1&.  —  9)  Ke-  verehrten  Toxaris  (s.d.).    [v.  Sybel.]  —  [3)  la- 

pheus  hcifst  lasides,  S.  des  lasos,  Arat.  Pliaen.  tros   als  Beiname  des  Apollon  findet  sich   auf 

179  (a.  dagegen  Schol).  Orig.  Philos.  4,  48  p.  86  kleinasiatischen  Münzen  (ATTOAAQN.  IATPO[I]), 

ed.  Miller.  Buttmqnn,  Myth.  2, 179.  —  10)  lasos  40  Grotefend,  Hannov.  Num.  Ans.  (1870)  p.  192; 

oder  lasios,  nach  Überlieferung  der  Eleer  einer  v.Sallet,  Ztschr.  f.  Num.  2  (1878)  p.  108;  Loeb- 

der  idäischen Daktylen  oder  Kureten,PaMS.  5,7,4.  becke,  Ztschr.  f.  N.  12  (1885)  p.  319;  Michel  P. 

14,  5  (s.  ob.  Sp.  60). —  11)  Palinurus,  der  Steuer-  Lambros,    Monnaies    portant    les   inscriptions 

mann  des  Aeneas,  heifst  lasides,  S.  des  lasos  AlOI  AITAIOT  et  AnOAAQNOI  lATPOT,  Bull. 

oder  lasios,    Verg.  Aen.  5,  843  u.  Serv.  z.  d.  St.  ■  de  Corr.  Hell.  2  (1878)  p.  508—510;  und  in  In- 

n.  zu  3,  202.  —  12)  lapyx  (s.  d.)  heifst  lasides  Schriften,  so  in  einer  von  Apollonia  (Sizopoli), 

Verg.  Aen.  12,  391.  —  13)  lasios  =  lasion  (s.  d.),  Jirecck,  Arch.  Ep.  Mitth.  aus  Oesterr.  10  (1886) 

//es.  Theog.  970.   Verg.  Aen.  3,  167.   Ovid.  Am.  p.  163,  1  Z.  5,  Larfeld,  Jahresber.  üb.  d.  Fort- 

3,  10,  25;   s.  lasion.  [—  14)  Eponymos   und  sehr.  d.  cl.  A.  IF.  Bd. 52  Jg.  15,  3  p.  548  {'JtiöI- 

Oikist  von  lasos,   einer  argivisehen,    durch  50  Xcovi  tTjT9[w]);  einer  aus  Südrufsland,  C.  I.  Gr. 

ihren  Fischhandel  berühmten  Kolonie   an  der  add.  2134a  {'AnöXlcovi.  irirgä);   vielleicht  einer 

Küste  von  Karlen,  also  verwandt  oder  identisch  aus  Olbia,  nach  Latyscheiv's  {Inscr.  ant.  orae 

mit  lasos  I.  (s.  d.).   Er  erscheint  auf  Münzen  von  sept.  Ponti  Euxini  Gr.  et  Lat.  1  p.  126  n.  93) 

lasos  (Imhoof -Blumer ,  Monn.  gr.  311.     Head,  Ergänzung  von  TOAAßNI  zu '47r]6Aicovi'7[?jT9wt]; 

Hist.  Num.  528)  „appuyc  sur  un  dauphin,  nageant  auch  in  den  Inschriften  von  Paiitikapaion  kommt 

a  dr.",  was  auf  einen  der  Taras-  und  Arionsage  er  nach  Latyschew  a.  a.  0.  öfter  vor.    In  einem 

ähnlichen  Mythus  deutet.    Röscher.]    [Stoll.]  flymnos  von  Delos  {Bull,  de  Corr.  Hell.  6  p.  131 

latroi    {'laxQoC),    Name   gewisser   Nymphen  Z.  3 ff.)  wird  er  angerufen  \^'A7i\olXov  dgxayi  — 

in  Elis,   Hesych.  s.  v.,   wo  ursprünglich  stand  ßgoräv  iargs;    Aristophanes   nennt   ihn   iatgüg 

iazQoi-  vvficpui  Tivsg  Kcclovvrai  tial  Ttsgi  ijusicxv  60  Aves  584,  Plutos  9 — 11;  vgl.  über  Apollon  als 

d'sgccnovrsg.      Meineke    im    Philol.    12    (1857)  Heilgottheit    unter     anderen    Wieseler,    Gott. 

p.  G02  verbesserte  mit  Bezug  auf  Paus.  6,  22,  7  Nachr.  1880   p.  39  —  40;  Evans,  Num.  Chron. 

und  Nie.  bei  Athen.  14  p.  683  a  'Tazgoi-  vv^cpai  1867  p.  1—4  PL  1,  1;   Warwick  Wroth,  Apollo 

zi.v'kg    %alovvzai    Ttsgl  'Hl^iav.    Meinekes   Ver-  ivith  the  Aesculapius  staff,  Num.  Chron.  1882 

mutung    ist    evident    (s,  Maafs   im   Lektions-  p.  301 — 305;  Himly,  Apollo  medicus.  Gottingae 

katalog  von  Greifswald  Ostern  1890  S.  XVII):  1820,  4",   F.  Bruchmann,  IJe  Apolline  et  Mi- 

denn  die  eine  der  von  Paus.  a.  a.  0.  aufgeführten  wrra  deis  medicis.    Vratisl.  1886.     Drexler.] 

Nymphen  hiefs 'Yaffts  (s.  d.)  und  dem  Gebrauche  Iber  Oßrig),  1)  Sohn  des  Herakles,  der  ihn 


91                               Iboite  Ichthyokentaiiren                    92 

samt  dem  Keltos  mit  der  Tochter  eines  Bar-  ihrer  Verwundung   durch  Diomedes   entüiefst. 

barenfürsten   (der  Keltine,    Parthen.  Erot.  30)  Hom.   11.   5,   339.   416.    Eust.   ad  II.  553,  40. 

erzengte;  nach  Iber  wurden  die  (hispanischen)  Flut.    vit.    Alex.    28.     de    Alex.    M.    fort.    9. 

Iberes    benannt,    Eustath.   ad  Dionijs.   Ferieg.  Apophthegm.  Alex.  16.     [Höfer.] 

2S1.    —    2)    Auf   einem    Sarkophagrelief   aus  Ichsiua  (?;^sn<H),  etruskischer  Name  des  Ixion 

Huesca   (Osca)    vermutet  Hühner,   Arch.  Atiz.  (s.  d.)  auf  einem  Scarabäus  aus  Sicilien,  einst  in 

21    (1863),   66    in    einer    der  gelagerten    Orts-  der  Sammlung  Castellani;  s.  Heydemann,  Bull. 

gottheiten  den  Stromgott  Iberns;  personificiert  1869,55;  Fabr.,  Fr.Spl.46b,u.yg\. Deecke, Bezz. 

erscheint  der  növrog  "ißrjQ   bei  Norm.  JHonys.  Beitr.  2,  167,  nr.  68;  Corssen,  Etr.  1,  817.    [Cat. 
43,  292.     Vgl.  Hiberus.     [Höfer.]                          lo  of  gems  Brit.  Mus.  nr.  334  R.].     [Deecke.J 

Iboite  [dat.]  Drei  in  Lambesc  bei  Arles  Ichthyokentaiiren  {'IiQvov.hxciVQoi).,  jetzt 
gefundene,  heute  verschollene  Inschriften.  C.  gewöhnlich  See-  oder  Fischkentauren  genannt, 
1.  L.  12,  637  —  639  enthalten  die  Widmung  bilden  eine  besondere  Klasse  der  zahlreiche 
Jboite.  Die  Dedikanten  sind  Freigelassene.  Arten  [Seeböcke,  Seedrachen,  Seehirsche,  See- 
Zuerst  publiciert  von  Miliin,  Voyage  dans  le  löwen,  Seepanther,  Seerosse  oder  Hippokampen 
midi  II  p.  188.  189  (hieraus  de  Wal,  MytJiol.  (s.d.),  Seestiere  u. -Kälber,  ja  sogar  Seeelefanten 
sept.  monumenta  cpigr.  nr.  151  —  153).  Die  (\lrc/t.  Z^//.  33  S.  93)  u.  s.  w.;  vgl.  z.  B.  die  Re- 
Gottheit ist  nicht  weiter  bekannt.    [M.  Ihm.]  gister  zu  Furtivängler,  Bcschr.  d.  Berl.  Vascns.  2 

Ica.  Eine  Göttin  dieses  Namens  auf  der  S.  10d2,  zn  Matz-lJuhn,  Ant.  Bildw.  in  Eom  und 
dalmatinischen  Inschrift  C.  I.  L.  3,  3031.     M.  20  zu  Dätschke,  Ant.  Bildw.  in  Oberit.    0.  Jahn, 

Vipsanius  M.   l(ibcrtus)  Faustus  Icae  v.   s.   l.  Arch.  Z.  18,  115  ff.]  umfassenden  Gattung  von 

m.     Die  Lesart  ist  nach  Mommsen  sicher,  die  Meerwesen  {cete,  hippocampi,Tritones,pistrices 

Göttin  unbekannt.     [M.  Ihm.]  Flin.  n.  h.  36,  26),  mit  denen  namentlich  seit 

Icaunis  dea.  In  der  Altarinschrift  OreZ/i  187  Skopas  {Flin.  a.  a.  0.  Brunn,  Künstlerg.  1, 
=  De  Wal,  De  Moedergodinnen ,  Leyd.  184G  322)  die  bildende  Kunst  der  Griechen  und 
S.  119  nr.  154  (Auxerre):  Aug  sacr  deae  (so  Römer  die  Darstellungen' des  Meeres  und  seiner 
steht  auf  der  Inschrift,  nicht  deah,  wie  Orelli  Götter  ausstattete  und  belebte.  Als  charakte- 
•a.  de  VFaZ  geben;  vgl.  de  IFrt^S.  173.  J.Becker,  ristisch  für  diese  Seekentauren  werden  heut- 
Beiträge  z.  röni.-keltischen  Mythologie,  in  Jahrbb.  zutage  gewöhnlich  folgende  3  Merkmale  be- 
d.  Vcr.  von  Alter th.- Freunden  im  Bheinl.  26,  30  trachtet:  menschlicher  Oberkörper,  Vorderbug 
1858  S.  104.  M.  Ihm,  Der  Mütter-  oder  Matronen-  eines  4füfs.  Tieres  (in  der  Regel  eines  Pferdes) 
kultus  und  seine  Denkmäler,  in  Jahrbb.  d.  Ver.  und  Fischhinterleib,  so  dafs  zwischen  den  See- 
u.  s.  w.  83,  1887  S.  104  Anm.  6)  Icauni  |  T.  Te-  kentauren  und  Tritonen  im  wesentlichen  nur 
tricius  African  \  d.  s.  d.  d  nimmt  man  gewöhn-  der  Unterschied  besteht,  dafs  diesen  die  Tier- 
lich unbegreiflicherweise  eine  dea  Icauni  an  (nur  beine  am  Vorderbug  fehlen.  Ob  freilich  schon 
de  Wal  meint,  dafs  auf  der  Inschrift  Ursprung-  die  Alten  beide  Gattungen  streng  von  einander 
lieh  deab{us)  Icaunis  gestanden  habe),  wobei  schieden,  mufs  dahingestellt  bleiben.  Aus  den 
Icauni  doch  nur  gen.  von  Icaunus  oder  Icau-  beiden  einzigen  aus  der  Litteratur  bekannten 
uum  sein  kann,  während  die  Widmung  fordert,  Stellen,  wo  die  Gestalt  der  Seekentauren  be- 
in  Icauni  den  dat.  von  Icaunis  zu  sehen.  40  schrieben  ist,  werden  sie  (wie  auch  Müller, 
Jedenfalls  ist  dies  die  Flufsgöttin  der  Icauna  Hdb.  d.  Arch.  ^  402,  2  thut)  mit  den  Tritonen 
=  Tonne  (ähnliche  weibliche  Flufsgottheiten  (s.  d.)  identificiert.  Vgl.  Tzetz.  z.  Lykophr.  34: 
führt  Becker  a.  a.  0.  an).     [R.  Peter.j  Tqitcov  KVQicog  viog  Iloaiidcövog  kkI  'J^q)iTQitrig, 

Ichuaia  ('/^jjvat'ß),  Beiname  der  Themis,  J/o?«.  ra  [itv  avco  fitxQi^  tov  oficpalov  av&QcoTiog,  ra 

Hymn.  Aj).  di.  StraboQ,b, 14:1^.435.  Lycoj^hr. 129  8h  f^  oncpceXov  (iBXQig  ovqkiov  StXcplg  y.al  olov 

undTzetz.äas.  Hesych.s.y.'lx'i'airjvxcÖQciv.  Stepli.  siitsLV  ix^vov.svxavQog.    i'ö.  886:   TQircov  tä 

JS?/^.  s.  v."/;(?^aj.  Nach  (S'^ra&o  a.a.O.  hat  sie  ihren  fifv   ävco  ..  .  av&Qanog   rjv   rsXetog   x^^Q'^S   t£ 

Namen  von  der  thessalischen,  nach  (S'fej)/;.  2? 2/'^-  ^';t<öv  '««t  t«   Xoma,    tcc   dh   iK  Xctyövcov  kÜtco 

von    der   makedonischen    (vgl.   Herod.  7,  123)  ösX(plg,     f'x^^    ^''^^    fiövovg    t ^nQoc&iovg 
Stadt  Ichnai;    hier    sei    sie    auf  ihrer  Flucht  .«io  tto «Ja?  l'nnov  k.  t.  X.  (vgl.  Schol.   zu  v.  892). 

vor  Zeus   von    diesem   eingeholt   worden  und  Claudian  nupt.  Hon.   et  Mar.  144  ft'.   läfst  die 

habe   den  Namen  'ixvcüa   bekommen   ccno  rov  Venus    auf  dem  Rücken    eines    solchen   See- 

öicox&Tjvcei  Kar'  i'xvog;    auch  Ilesych.  verlegt  kentauren,   den   er  Triton  nennt  und,  wie  es 

ihre  Verehrung  zusammen  mit  der  des  Apollon  scheint,  mit  Stierfüfsen  ausstattet,  über  das  Meer 

nach  Makedonien   (Ixvair]   %cöpa);  nach  Tzetz.  reiten:  j^rorupit  gurgitetorvus  \  Semifer:  undosi 

a.  a.  0.    ist    sie   'ixvai'a   genannt  diä  t6   kut'  verrebant    bracchia    crines  \  Hispida    tendebat 

i%vog    V.CU    v-aza    nööoLg   xäv    riyävzcav    (vgl.  bifido  vestigia  cornu,  \  Qua  pisirix  commissa 

Bd.  1  Sp.  1647,  47)  tTtsG^ai  oder  Sia  x6  Kax'  i'xvog  viro.    Dieser  Schilderung  entspricht  mehr  oder 

xäv  avS^äv  ■jioqtvsaO'ai;   doch   wird  man   bei  weniger  das  von  i/e/6i<7,  ir«Md^e/«,  unter  nr.  308 
letzterer  Deutung   eher    an   die   Nemesis    zu  60  beschriebene  pompejanische  Gemälde  (vgl.  auch 

denken    haben,    die    selbst    'ixvairj    TcaQ&ivog  ebenda   nr.  309—311.    Hercujanum   u.    Fomp. 

heifst,   Anth.   Fal.  9,  405  ==  Brunck,  anal.  2  gest.    von   Boux  aine   4    Taf.   16.     Arch.   Ztg. 

p.  180.     [Höfer.]  1858  Taf.  112).     Häufig  finden  sich  auch  Ab- 

Iclinobates  {'fxvoßüxrjg),  Name  eines  Hundes  weichungen  von  der  oben  geschilderten  Normal- 

des  Aktaion,  Uvid.  Metam.  3,  207  f.     [Höfer.]  gestalt  des   Ichthyokentauren.     So   sehen  wir 

Ichor  (ixatQ).,   die  in  den  Adern  der  Götter  z.B.  auf  dem  pergamenischen  Altarfriese  einen 

an   Stelle   des   Blutes   befindliche  Flüssigkeit,  Seekentauren  (Triton?)  mit  menschlichem  Ober- 

„Götterblut",    das  z.   B.    der  Aphrodite    nach  körper,   Pferdebug,    Fischleib    und    Flügeln 


Ö3 


Iclitliyokentauren 


Idaia 


94 


(letztere  sind  seltsamerweise  nicht  aus  Federn, 
sondern  aus  Seegewäclisen  oder  Teilen  von  See- 
tieren gebildet),  auf  dem  berühmten  Münchener 
Eelief  (Hochzeit  des  Poseidon  und  der  Amphi- 
ti-ite ,  Overhecl;  K.  M.  2,  357)  einen  solchen  mit 
Kralle n f  ü f  s  e  n  statt  der  Pferdefüfse  erscheinen 
(vgl.  auch  die  krebsscherenartigen  Klauen*)  der 
Ichthyokentauren  in  d.  Ärch.  Ztg.  18,  Taf.  143, 
S.  117  u.  Fröhner,  Notice  du  Louvre  1  S.  25; 
auf  pompejanischen  Gemälden  kommen  —  nach  lo 
Analogie  der  gehörnten  Kentauren  (s.  d.)  —  auch 
gehörnte  Ichthyokentauren  vor.  Aufser  der 
Aphrodite  und  dem  Eros  {Friederichs-Wolters 
nr.  1907/8;  vgl.  auch  Collect ion  A.  Castdlani 
nr.  G67)  reiten  auf  den  Ichthyokentauren 
häufig  Nereiden  (so  namentlich  auf  Sarko- 
phagen: Fröhner,  Notice  de  la  sculpt.  ant.  du 
Louvre  nr.  439-442;  vgl.  Clarac  2  pl.  20G, 
194.  pl.  207,  196.  pl.  208,  197.  pl.  224,  83. 
Bütschke,   Ant.  Bilclw.    in   Oberit.   1,  45.   70.  20 


Litte ratur:  Vofs ,  Mijthol.  Br.  2,  226  ff^  0. 
Jahn,  Ber.  d.  Leipz.  Ges.  d.  Wiss.  1851  (V) 
S.  179.  Birt,  Marhurqer  Lcctionsl:  Sommer 
1885  S.VI.   Vgl.  d.  Artikel  Triton.  [Röscher.] 

Iclitliys  {'fx^vg),  Sohn  der  syrischen  Göttin 
und  Königin  Atargatis  oder  Gatis,  samt  seiner 
Mutter  von  dem  Lydier  Mo^^sos  ertränkt, 
Xantlios  bei  Athen.  8,  346  e;  nach  Mnaseas 
V.  Pdtrai  ebendas.  7,  301  d  erzeugte  I.  mit 
seiner  Schwester  Hesychia  (s.  d.)  die  Galene, 
die  Myraina  und  die  Ehikatenen,  vgl.  Eust. 
Od.  1488,  35.  V.  Baudissin,  St.  z.  semit.  Bei. 
2,  165.     [Höfer.] 

Icotli  (oder  Icotiae),  unbekannte  Gottheiten, 
die  auf  einer  fragmentierten  südfranzösischen  In- 
schrift erscheinen.  Man  hat  sie  zu  den  Müttern 
oder  Matronen  in  Beziehung  setzen  wollen. 
Bevue  epiyr.  1  p.  78.  C.  I.  L.  12,  2902.  Bonn. 
Jahrb.  83  p.  103.     [M.  Ihm.] 

Icovellauiia  dea,  vermutlich  eine  gallische 


Ichthyokentaxir  (Triton?)  mit  Krallenfüfaen,  eine  Nereide  tragend,  von  dem  Eelief  in  München  (nach  Seemann, 

Kumlhhtor.  Bilderbogen  I  22,  5);  vgl.  ob.  Sp.  P.O,  3  ff. 


106. 11 1.  4,  n^[=Friederichs-  Wolters  nr.  1834] ; 
vgl.  auch  Mus.  Fio-Clem.  nr.  228  etc.),  bis- 
weilen auch  Siiene  {3Iatz-Duhn  a.  a.  0.  2395), 
mitunter  werden  sie  von  Triton' geführt  {Matz- 
Duhn  3465),  sie  tragen  Ruder,  Dreizacke,  Stäbe, 
Trinkgefäfse,  Lyren  und  blasen  Muschcltrom- 
peten  und  Flöten  {Matz-Buhn  2357.  Friede- 
richs, Berl.  ant.  Bildiv.  2,  677  a,  OverbecJc, 
K.  M.  2,  363.  Hercul.  u.  Pomp.  gest.  von 
Boux  4,  Taf.  11  u.  16).  Sonstige  Bildwerke: 
Ar  eh.  Z.  18  S.  115  f.  Taf.  143.  Matz-Duhn 
580(?).  3391.  Heibig  a.  a.  0.  1065  ff.  1319.  1321. 
1575.  Clarac  4  pl.  745,  1808.  pl.  747.  Kehde, 
Sicil.  Terrae,  t.  XLI,  1.  Spanheim,  Num.  ant. 
5,    12.    Ar  eh.    Ztg.    1885    (43)    S.    26    Taf.   4. 

*)  Nicht  selten  finden  sich  auch  Ichthyokentauren, 
deren  Pferdebeine  ganz  in  flossenähnliche  Gebilde  auf- 
gelöst sind;  so  auf  dem  Sarkophagrelief  bei  Clarac,  Mus. 
de  sculpt.  pl.  20G,  192,  auf  "Wandgemälden  l'itture  d' Erco- 
lanb  1  Taf.  44  p.  233  =  Helbig  10G5.  Mus.  Borbon.  12,  32 
(=  7.alin,  Ornam.  ti.  Gem.  3,  4),  auf  dem  geschnittenen 
Steioe  J.amij ,  Cab.  de  p.  gr.  2  pl.  126  nr.  G8  (Mitteilung 
'  von  R.  Dresjler). 


Lokalgottheit.  Die  spärlichen  Inschriften,  die 
sie  erwähnen  (Bronzetäfelchen  und  Steinfrag- 
mente), stammen  aus  Sablon  bei  Metz  (Bone 
in  den  Bonn.  Jahrb.  66  p.  64  ff.  und  Moeller 
50  im  Korresp.-Bl.  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1 
p.  29).  Man  vergleiche  gallische  Namen  wie 
Cassi-i^ellaunus,  Vellauno-dunum ,  die  aus  Caesar 
bekannt  sind,  u.  a.  m,  (Bonn.  Jahrb.  66  p.  66). 

[M.  Ihm.] 

Ida  s.  Ide. 

Idaei  DactyH  s.  Daktyloi. 

Idaia  ('/data),  1)  Nymphe,  von  dem  Fiufs- 
gott  Skamandros  Mutter  des  Teukros,  Königs 
der  Teukrer,  Apollod.  3,  12,  1.  Biod.  4,  75. 
CO  Tzetz.  L.  29.  Scrv.  V.  Aen.  3,  109.  —  2)  Tochter 
des  Dardanos,  zweite  Gemahlin  des  thrakischen 
Phineus,  welche  durch  Verleumdung  diesen 
veranlafste,  dafs  er  seine  Söhne  aus  erster  Ehe 
blendete,  oder  selbst  sie  blendete,  SophoTcl.  b. 
Schal.  Ap.  Bh.  2,  178,  vgl.  1,  211.  2,  140. 
Soph.  Antig.  980  u.  Schol.  Ap)ollod.  3,  15,  3. 
Diod.  4,  43.  Ov.  Bern.  Am.  454.  Welcher,  Gr. 
Tr.  1,  329.  Prelhr,  Gr.  Myth.  2,  330.  Gerhard, 


95                              Idaios  Idas  (Genealogie  u.  Tliaten)           96 

Gr.  Mylli.  2  p.  245.  —  3)  Nymphe,  nach  Be-  eine  Wahrsagerfamilie,    benannt    sind;    Phot. 

hauptung  der  Erythräer  von  dem  erythräischen  s.  v.    'iSagraCoi.     Idai-nas    bedeutet   nach   He- 

Hirten  Theodoros  Mutter  der  Sibylle  Herophile,  sych.  und  Kallistratos  bei  Phot.  i-ntofiiag  (der 

Paus.  10,  12,4.  —  4)  Mutter  der  Kmeten,  Diod.  Verschnittene).     [Höfer.] 

3,  61.  —  5)  Beiname  der  am  phrygischen  Ida  Idas    {"JSag,    gen.    -ä    ApoUod.  Plut.  Paus., 

verehrten  Kybele, 'Mata  ju.7jr7;p,  i?Mn)5.  Or.  1453.  ov   Et.  M.,    -ixvzog   Kallim.   im   Et.    M. ,   -sca 

Hesych.  s.  v.    Very.  Aen.  10,  252.     [Stoll  J  episch).  —    1)   Sohn  des  Aphareus  und   der 

Idaios  {'iddLog),   1)   Sohn  des  Dardanos    u.  Arene,    Tochter    des    Oibalos.     Ai'ene    heifst 

der  Chryse,  Bruder  des  Deimas,  zog  mit  seinem  auch  eine   Stadt  in  Elis   {II.  2,  591.    11,  723. 

Vater    aus    Arkadien    über   Samotbrake    nach  lo  Strabo  8  p.  346.  347.  361)  und  eine  zweite  in 

Phrygien,   wo   er  sich  am  Hellespont  auf  den  Messenien,    die  von  Aphareus  gegründet  sein 

Bergen  niederliefs,  die  nach  ihm  die  idäischen  soll  {Paus.  4,  2,  5).      Nach   dem   Vater  heifst 

hiefsen.     Hier  sollte   er  Tempel   und  Geheim-  Idas  'JcpccQi^Log   {Ap.  PJiod.  1,  485)   mit  seinem 

dienst  der  phrygischen  Göttermutter  errichtet  Bruder     Lynkeus     zusammen    'Aq)aQriTiäSai 

haben.      Dardanos    selbst   liefs    sich   in   Troas  Ajj.  Rh.  1,  151   oder  'AtpaQ-rixiScci  {Find.  Nem. 

nieder,  Dion.  Hai.  1,  Gl.    Gerhard,  Gr.  Myth.  10,    12J)    nach    der    Heimat    auch    'Agrivi^&ev 

2   §  880    u.   p.   245.    —    2)    Sohn    des.   Pria-  Ap.  Ph.  1,  152.     Ein    weiterer  Bruder   heifst 

mos,    Ptol.  lleph.  5  p.  324.    —    3)   Sohn   des  .    Peisos.      Idas    ist    Gemahl    der    Marpessa, 

Paris   uud   der   Helena,    Bruder   des    Bunikos,  Vater    der    Kleopatra    mit    dem    Beinamen 

Korythos,  Aganos,  Tzetz.  L.  851.    Tsetz.  Hom.  20  Alkyone,    so    genannt   nach    den    Wehklagen 

440  ff.  Diht.  5,  5.  —  4)  Herold  der  Troer,  II.  ihrer  Mutter,   als   Apollon   sie  raubte;    II.   9, 

3,  248.    7,   270.   381.   413.     Tzctz.    Hom.    166.  558--564.    Dies  ist  die  einzige  Erwähnung  bei 

Wagenlenker  des  Priamos,  II.  24,  325.    Tzetz.  Homer,   vgl.   dazu   Schol.  Eustath.  p.  776,  12. 

Hom.  311.    Verg.  Aen.  6,  485.  —  5)  Sohn  des  'Nach  Apollod.S,  10,3,4  wurde  Idas  vielfach  als 

troischen    Hephaistospriesters    Dares,    Bruder  Sohn   des  Poseidon  betrachtet.     Seine  Mutter 

des  Phegeus,  //.  5,  11.  —  6)  Führer  der  kre-  wird  auch  Polydora  genannt,  Schol.  Ap.  Bhod. 

tischen   Eorybanten,    begleitet    den    Dionysos  1,  151,   oder  Laokoossa   Theokr.   Id.  22,   206. 

nach  Indien,  Nonn.  Dion.  14,  34.   —    7)  Bein.  Tzetz.  z.  Lykophr.  511  nennt  sie  Arne,   wofür 

des  Zeus,  II.  16,  C05.    Verg.  Aen.  7,  139;  [vgl.  wohl  Arene  zu  lesen  ist. 

Jacobi  und   Pupe- Benseier  s.  v.  Idaios.     Der-  30        Idas  wird  geschildert  als  der  stärkste  der 

selbe  ist  ferner  inschriftlich  belegt  in  Kreta,  Menschen    bei  Homer  a.   a.  0.:    og    xa^TKXroc; 

wo  in  der  Grotte  beim  Nidafekl  im  kretischen  iTtix^ovtmv  yivsr'  arSgäv;  vjisQßiog"lSagheikt 

Idagebirge,    dem  Heiligtum   des   Zeus    Idaios,  er  bei  Ap.  Pli.  1,  151,  ibid.  nsQi&aQarig  iisyäh] 

die  Widmung    Jil  7(Ja/[ü)(i)]  |  svxriv.  \  'JazrjQ  ciXytij ,    yiKQTSQÖg    Theokr.     Id.    22,    140;     velox 

'A  Xf^uv'ÖQov     gefunden     worden     ist     (Ernst  Idas   bei    Ovid  Met.   8,  305,    acer,  ferox  bei 

Fahricius,    Mitt.  d.  D.  Arch.  Inst,   in  Athen  Hyg.   f.  14.     Seine   Kraft  und  sein   Mut  sind 

10,  1885  p.  280  —  281,    vgl.  ebenda  p.  59—72  so    grofs,    dafs    er    selbst    mit    Göttern     den 

Ernst    Fahricius,    Altertümer    auf   Kreta    2.  Kampf  aufzunehmen   wagt,   so   in  dem   Streit 

Die  idäische   Zeusgrotte),   sowie    auf    Münzen  mit  Apollon. 

Domitians,  die  nach  Mionnet  von- kretischer  40  Thaten  des  Idas.  a)  Seine  ,  Gemahlin 
Fabrik  sind  und  einen  Adler  mit  ausgebreiteten  Marpessa  war  Tochter  des  Euenos,  Sohnes  des 
Schwingen  nebst  der  Aufschrift  AlOZ  •  JAAIOY  Ares.  Um  sie  warb  auch  Apollon.,  aber  Idas 
zeigen,  Mionnet  2,  258,  8;  Suppl.  4,  348,  327.  raubte  sie  ihrem  Vater  auf  einem  Flügel  wagen. 
Auf  Münzen  des  Commodus  von  Skepsis  er-  den  er  von  Poseidon  empfangen  (hieran  an- 
scheint er  stehend,  den  Adler  auf  der  R.,  das  knüpfend  mag  die  Wendung  der  Sage  ent- 
Scepter  in  der  L.,  mit  der  Beischrift  Z€YC  standen  sein,  die  ihn  zum  Sohne  Poseidons 
GIAAIOC,  Mi.  2,  669,  254.  Gat.  Ivanoff'  p.  28  macht;  übrigens  erhält  auch  Pelops  seine 
nr.  247.  Head,  H.  N.  p.  474.  Münzen  von  Rosse  von  Poseidon  {Pind.  Ol.  1,  109  ff.).  Bei 
llion,  Head,  H.  N.  p.  473,  geprägt  unter  der  Verfolgung-  .des  Räubers  kommt  Euenos 
Faustina  jun.,  Mi.  S.  5,  563,  426  und  S.  7,  50  an  den  Flufs  Lykormas;  da  er  aber  den  Idas 
404  =  Pellerin,  Mel.  2  p.  96,  340  (letztere  nicht  einholen  kann,  tötet  er  hier  seine  Pferde 
fälschlich  unter  lulia  Phrygiae,  s.  Cavedoni,  und  stürzt  sich  in  den  Flufs,  der  nach  ihm  den 
Spicil.  num.  p.  239)  und  lulia  Domna,  Mi.  2,  Namen  Euenos  erhält  (war  Euenos  ursprüng- 
664,  225  stellen  ihn  dar  thronend,  die  Statue  lieh  ein  Flufsgott?).  Idas  kommt  nach  Mes- 
der  Athena  Ilias  haltend,  begleitet  von  der  senien;  Apollon  sucht  ihm  nun  seine  Braut  zu 
Beischrift  AIA  lAAlON.  Drexler.]  —  8)  Bein.  entreifsen;  aber  Idas  spannt  gegen  ihn  den 
des  Herakles,  der  zu  den  idäischen  Daktylen  Bogen  (77.  9,  559);  da  tritt  Zeus  schlichtend 
gezählt  wird.  Paus.  5,  8,  1.  Müller,  Bor.  1,  zwischen  die '  Kämpfenden  uud  überläfst  der 
454.  —  9)  Gefährte  des  Aeneas,  Verg.  Aen.  Jungfrau  die  Wahl,  welchem  sie  folgen  wolle. 
9,  500.     [Stoll.]  CO  Marpessa  wählt  den  Sterblichen,  aus  Furcht, 

Idalia  (Idalie  Ov.  Metam.  14,  094),   Beiname  Apollon  möchte  sie  verlassen,  wenn  sie  altere, 

der  Venus  von  dem  ihr  heiligen  (sacrata  sedes  So   Apollodor   1,   7,   8  f.     Nach  Homer  II.   9, 

Fej-(/.  J.e«.  1,  681,  693.    Theokr  it.  \b,  IQO.    Ca-  564    hatte    Apollon    Marpessa,    als    sie    schon 

tull.  64,  96.  61,  17.  36,  12)  Idalion  auf  Kypros.  Verlobte  des  Idas  war  (560),  geraubt, .und  sie  war 

Ovid  a.  a.  0.    Verg.  Aen.  5,  760.  Ovid.  ars  am.  eine  Zeit  lang  in  dessen  Besitz,   bis  Idas  sie 

3,  106.     [Höfer.]  ihm   wieder  abnahm;   wenigstens    scheint  die 

Idaruas  {'iSägvag),  Name  eines  Sehers  {He-  Hervorhebung  der  schweren  Klage  der  Braut, 

mjch.).,   nach    dem    die    Idarnaioi    {'iSuQvaioi),  die    mit    der    des  Eisvogels    verglichen    wird. 


ö 


97    Was  (u.  Marpessa,  I.  als  Argonaut  etc.)  Idas  (Kampf  m.  d.  Dioskuren)          98 

diese    Auffassuncr    zu    erfordern;    ebenso    das  den  Kastor  in  dem  Stamm  einer  hohlen  Eiche 

Epigramm  vom  Kypseloskasten  (PoMS.  5,  18,  2):  sitzen  sehen,    und    dies   dem   Idas   mitgeteilt. 

„,„,,,  ,,  ,  "  -"'^  '11  Nun  flohen  sie  vor  Polydeukes,  der,  um  seinen 
[Sag  Magnncaav  ^alUacpvgov  av  m  AnoUwv  g^^^^^.  ^^^  ^..^^^^^  sie  verfolgte,  bis  zu  dem 
agnaae,  xav  e^  vaov  uysc  naXiv  ovn  as^ovoav.  (.,^^^^^1  il,,^^  Vaters;  hier  rissen  sie  die  Grab- 
Nach  Simonides  bei  Sclwl.  Hom.  11.  9,  553,  säule  herab  und  schleuderten  sie  dem  Poly- 
Bakcliiilidts  bei  Schol.  Find.  Isthm.  4,  92  deukes  auf  die  Brust;  doch  dieser  durchbohrte 
mufsteu  die  Freier  der  Marpessa  mit  Euenos  den  Lynkeus,  den  Idas  aber  traf  der  Blitz- 
einen Wettlauf  zu  Wagen  eingehen,  wobei  er  strahl  des  Zeus,  in  dessen  Flamme  sie  beide 
sie  einholte  und  tötete,  wie  Oinomaos  die  lo  verbrannten.  Vgl.  auch  Kijpria  frg.  9  Kinkel. 
Freier  der  Hippodameia.  Vielleicht  ist  der  ProJdos  Chrest.  1,  ibid.  p.  18.  Schol.  Find. 
Flügelwagen  des  Idas  und  seine  Verfolgung  Nem.  10,  114.  Eine  willkommene  Ergänzung 
durch  Euenos  noch  eine  dunkle  Reminiscenz  dieser  Schilderung  VvQiQi.  Apollodor  3,  11,  2. 
an  diese  Wendung  der  Sage,  wie  ja  auch  Nachdem  dieser  berichtet,  Kastor  und  Poly- 
Oinomaos  in  ähnlicher  Weise  seinen  Tod  deukes  hätten  aus  Messenien  die  Töchter 
findet  bei  der  Wettfahrt  oder  Verfolgung  des  des  Leukippos  geraubt  und  geheiratet,  läfst 
Pelops.  Vom  Reigentanze  hinweg  —  also  vom  er  die  Dioskuren  gemeinschaftlich  mit  den 
Vaterhaus  —  raubt  Idas  die  Marpessa  nach  Apharetiden  einen  Beutezug  nach  Arkadien 
Flut,  parall.  40  p.  315  D  u.  ScJwl.  IL  9,  557.  —  ausführen.  Die  Teilung  der  erbeuteten  Rinder 
Den  Stielt  des  ApoUon  und  Idas  schlichtet  20  wird  dem  Idas  übertragen.  Dieser  zerlegt  ein 
Zeus  entweder  persönlich  oder  durch  Hermes,  Rind  in  vier  Teile  und  bestimmt,  wer  zuerst 
oder  Irir;,  vgl.  0.  Jahn,  Ärch.  Aufs.  S.  46—56.  sein  Viertel  aufgegessen  habe,  solle  die  Hälfte 
Dafs  Apoll  die  Marpessa  entehrt  habe,_be-  der  Beute  bekommen,  der  zweite  den  Rest, 
richtet  nur  Clemens  Alex,  j^'otr.  p.  9,  32.  Über  Idas  ist  mit  seinem  Teile  zuerst  fertig,  ifst 
die  bildlichen  Darstellungen  s.  u.  Sp.  IUI.  dann  auch  noch  den  seines  Bruders   auf,  und 

b)  Idas  erscheint  mit  Lynkeus  auch  als  nun  treiben  die  beiden  die  ganze  Beute  ihrer 
Teilnehmer  an  der  kalydonischen  Eberjagd,  Heimat  zu.  Darauf  ziehen  die  Dioskuren  nach 
Apd.  1,  8,  2,  3.  Ovid  Met.  8,  305.  Seine  Messenien  und  holen  sich  mit  Gewalt  jene 
Tochter  Kleopatra  ist  ja  die  Gemahlin  des  Beute  und  noch  viele  andere  dazu.  Dem  Idas 
Meleagros.                                                                   30  und  Lynkeus  aber  lauern  sie  unter  einer  Eiche 

c)  Auchunterden  Argonauten(s.d.)werden  auf.  Lynkeus  erblickt  jedoch  den  Kastor,  sagt 
die  Aphariden  genannt  Apd.  1,  9,  16,  8.  Ap.  Fh.  dies  dem  Idas,  und  dieser  durchbohrt  nun  den 
1,151  ff.  Orph.Arg.\l%.  Bei  den  Mariandyneru,  Kastor.  Polydeukes  verfolgt  die  beiden,  tötet 
im  Lande  des  Königs  Lykos  findet  Idnion  (s.  d )  den  Lynkeus,  wird  aber  von  Idas  auf  der 
durch  einen  Eber  seinen  Tod;  Idas  rächt  den-  weiteren  Verfolgung  mit  einem  Steine  so 
selben  durch  Erlegung  des  Ebers,  Ap.  Rh.  2,  schwer  getroffen,  dafs  er  die  Besinnung  ver- 
817  ff.  832.  Hijgin.  f.  14.  In  Mysien  wollte  er  liert.  Da  erschlägt  Zeus  den  Idas  mit  dem 
den  König  Teuthras  seines  Landes  berauben.  Blitze.  Die  Abweichung  dieser  Erzählung  von 
dieser  aber  besiegte  ihn  mit  Hülfe  des  Telephos  der  Findars  ist  gering;  Ap.  sagt  zwar  nicht,  dafs 
und  Parthenopaios,  Eyg.  f.  100.                           40  der  Stein  vom  Grabe  des  Aphareus  war,  und 

d)  Der  Kampf  der  Apharetiden  mit  läfst  nicht  beide  Brüder  durch  den  Blitz  Ver- 
den Dioskuren  wird  verschieden  berichtet.  zehrt  werden,  aber  die  Veranlassung  des 
Der  Ort  des  Kampfes  ist  nach  den  älteren  Kampfes  ist  dieselbe  wie  bei  Findar,  und  der 
Quellen  übereinstimmend  in  der  Nähe  des  Ort  ist  gleichfalls  Messenien.  —  ß)  Die  zweite 
Grabes  des  Aphareus,  also  mit  gröfster  Wahr-  Klasse  von  Überlieferungen  giebt  als  Ver- 
scheinlichkeit  in  Messenien,  und  zwar  wohl  anlassung  zu  dem  Kampf  den  Streit  der 
bei  Arene,  denn  die  Verlegung  dieses  Grabes  Brüderpaare  um  den  Besitz  der  Leukippiden 
nach  Sparta  ist  nach  Faus.  3,  13,  1  jedenfalls  an,  mit  allerlei  Variationen  im  einzelnen.  Bei 
erst  späteren  Datums.  Auch  die  Heimat  des  Ooid  [F.  5,  699—714),  dessen  Erzählung  mit 
Leukippos,  wonach  einer  Version  der  Kampf  so  Klasse  a  mehr  übereinstimmt  als  Theohrit, 
stattfand,  wird  erst  von  späteren  Quellen  nach  sind  die  Apharetiden  die  Verlobten  der  Leu- 
Amyklai  oder  Aphidna  verlegt  {Lykophr.  559.  kippiden,  welche  ihnen  von  den  Dioskuren 
Ovid.  f.  5,  708.  Hyg.  poet^  nstr.  2,  22,  St.  B.  geraubt  werden.  Auf  dem  Kampfplatz,  den 
8.  V.  "Affiiövu);  die  ältere  Überlieferung  nennt  Ovid  Aphidna  nennt,  wird  Kastor  von  Lynkeus 
ihn  übereinstimmend  einen  Fürsten  in  Mes-  getötet,  Polydeukes  rächt  seinen  Bruder  und 
senien.     Vgl.  BöcJch,  Expl.  Find.  p.  472  f.  wird  nun  seinerseits  von  Idas  angegriffen,  aber 

Hinsichtlich  der  Veranlassung  des  Kampfes  von  Zeus  gerettet,  der  den  Idas  mit  dem  Blitze 
zerfallen  unsere  Quellen  in  zwei  Klassen,  die  erschlägt.  Theohrit  22,  137  —  211  erzählt  die 
sich  jedoch  dem  tieferen  Sinn  des  Mythos  nach  Veranlassung  zum  Kampf  übereinstimmend  mit 
nicht  widersprechen.  Findar,  Apollodor  und  60  Ovid.  Beim  Grabhügel  des  Aphareus  holen 
Pamanias  (4,  31)  lassen  den  Streit  über  ge-  die  Apharetiden  die  Räuber  ein.  Nun  macht 
raubte  Rinder  entbrennen,  Theokrit,  Ovid  und  Lynkeus  den  Vorschlag,  den  Streit  durch  einen 
B'^^/m  um  die  Töchter  des  Leukippos,  wobei  teil-  Zweikampf  zwischen  ihm  und  Kastor  zu  ent- 
weise gleichfalls  ein  Rinderdiebstahl  hereinspielt  scheiden.  Dafs  in  diesem  nicht,  wie  sonst 
{Schol  vet.  z.  Lykojihr.  54:8  Kinkel).  —  a)  Findar  übereinstimmend,  Kastor  der  Unterliegende 
Nem.  10,  60—72  erzählt:- den  Kastor  durch-  ist  (gleichviel  ob  L.  oder  I.  sein  Gegner  war), 
bohrte  um  Rinder  grollend  Idas  mit  der  Lanze.  hat  seinen  natürlichen  Grund  darin,  dafs  der 
Vom    Taygetos    aus    hatte    nämlich    Lynkeus  Dichter  die  Dioskuren  verherrlichen  will,  also 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  rüm.  Mythol.    II.  ^ 


99           Idas  (Kampf  in.  d.  Dioskuren)  Idas  (Deutung  d.  Idassage)            100 

nicht  den  Kastor  fallen  lassen  kann,  was  frei-  sei   in  Sparta  gezeigt  worden :    „aller  Wahr- 
lich, im  Zusammenhang  mit  dem  ganzen  Mythos  scheinlichkeit  nach  aber,  fährt  er  fort,  sind  sie 
betrachtet,  den  Übelstand  hat,  dafs  gerade  an  nicht    hier,    sondern   in   Messenien   begraben; 
diesen  Kampf   sich   die   Sage  von    dem  Tode  allein    das   Unglück    der    Messenier    und    die 
des  Kastor  und  der  Heteremerie  der  Dioskuren  lange    Zeit    ihrer  Verbannung  aus    der  Pelo- 
knüpft.     Der  Rest  der  Erzählung   stimmt  fast  ponnes  hat  auch,  als  sie  zurückgekehrt  waren, 
vollständig    mit    Findar    überein:    Idas,    um  vieles  von  der  alten  Geschichte  bei  ihnen  ver- 
seinen Bruder  zu  rächen,   will  mit  der  Grab-  wischt,  und  wovon  sie  dann  nichts  mehr  wissen, 
Säule    den  Kastor    zerschmettern    (Polydeukes  das   kann  leicht  jemand  anders  in  An- 
bleibt naturgemäfs  aus  dem  Spiele,  da  es  sich  lo  spruch  nehmen."     Es   ist  sehr  bedeutungs- 
ja    um    einen    Zweikampf   von    Lynkeus    und  voll,  dafs   es  in  diesem  Fall  gerade  die  Lake- 
Kastor    handelt),    Zeus     aber     rettet     jenen,  dämonier    sind,    die    auch    das    Grabmal    des 
indem  er  dem  Idas  den  tuxttjs  fiaQfiaQog,  die  Aphareus  für  sich  in  Anspruch  nahmen.    Denn 
Grabsäule,  aus  der  Hand  schlägt  —  denn  der  es  spricht  sich  darin  ihr  Bestreben  aus,  Mes- 
sterbliche  Kastor  hätte  diesen  Steinwurf  nicht  senien    durch    Usurpation    seiner    Stammsage 
ausgehalten   wie   der  unsterbliche  Polydeukes  ganz  zu  annullieren  und  in  Lakonien  aufgehen 
bei   Pindar  —  und  ihn  mit    dem  Blitzstrahl  zu    lassen.      Hieraus    ergiebt    sich    auch    die 
verbrennt.     Man   sieht,    wie   die    Abweichung  Grundbedeutung    der    Apharetiden.      Es    sind, 
der  Theokritischen  Erzählung  von  der  gewöhn-  ursprünglich  messenische  Lichtgottheiten,  die 
liehen  Tradition  durchweg  durch   den   Zweck  20  dort    dieselbe    Stellung    einnahmen,    wie    in 
des  Hymnus  motiviert  ist.  —  Ganz  abweichend  Lakonien  die  Dioskuren,    sie  sind  in  messeni- 
erzählt  Hygin.  f.  80  den  Hergang.     Nachdem  scher  Sage    die  Gatten    der  Leukippiden,   die 
Kastor  den  Lynkeus  getötet  (wie  bei  T/;eoÄ:ni),  Besitzer    der    Rinderherden;     aber    mit    dem 
will  Idas  den  Bruder  bestatten,  wird  aber  von  Untergang    des    messenischen  Volkstums   ver- 
Kastor  an  der  Errichtung  des  Grabmals  unter  schwinden  sie    gegenüber   den   Dioskuren  der 
höhnischen  Worten  verhindert  („er  habe  den  Sieger,    oder  rücken    in    eine    untergeordnete 
L.  wie  ein  Weib  überwunden");   da   erschlägt  Stellung,  von  der  aus  ihre  gleichen  Bestrebungen 
er  ergrimmt    den  Kastor   und   wird  nun    von  wie  ein  unberechtigter  Kampf  erscheinen:  diese 
Pollux  getötet.                                                ..  Thatsache    findet    ihren   mythologischen  Aus- 
Gemeinsam    ist    somit    der    ganzen    Über-  30  druck  in  dem  Kampf  der  beiden  Brüderpaare, 
lieferung  der  Zug,  dafs  die  Apharetiden  immer  in  dem  naturgemäfs  die  Apharetiden  als  Mes- 
die  Angegriffenen  resp.  Beleidigten  sind,  denn  senier     unterliegen.       Wenn     einige     unserer 
auch  wo  die  Rinierverteilung  den  Anlafs  des  Quellen    als    Veranlassung    des   Kampfes    den 
Streites   giebt,    sind  formell    die  Apharetiden  Streit  um   die  Rinderherden   angeben,   so  be- 
im Recht,    gemeinsam   aber  auch,    dafs  trotz-  stätigt  auch  dies  die  Deutung  der  Apharetiden 
dem  die  ganze  Überlieferung  für  die  Dioskuren  als  ursprünglicher,   mit  den  Dioskuren   iden- 
Partei  nimmt.     Dies  erklärt   sich  nur   daraus,  tischer  Lichtgottheiten.     Denn  es  ist  eine  bei 
dafs  die  Apharetiden  und  namentlich  Idas  mit  vielen    Völkern    verbreitete    Vorstellung,     die 
roheren  Zügen  ausgestattet  sind;  dahin  gehört  Himmelskörper  als   eine  grofse  Herde  zu  be- 
seine  Gefräfsigkeit,  seine  Gewaltthätigkeit  und  40  trachten,  die  von  einem  Hirten  geweidet  wird 
sein  Frevelmut,  der  selbst  vor  Verletzung  des  (Sonne    oder  Mond) ;    so    erscheint  Helios  im 
väterlichen  Grabes,  ja  vor   dem  Kampfe  mit  Besitze  grofser  Herden;  ebenso  die  Apharetiden 
Apollon    nicht  zurückschreckt.     Woher   rührt  und  Dioskuren;  da  aber  beide  gleiche  Grund- 
aber    diese   unfreundliche   Charakterzeichnung  bedeutung  haben,  so  können  auf  die  Dauer  nicht 
der  sonst,  wo  die  Dioskuren  nicht  ihr  Gegen-  beide  die  Herren  der  Herden  sein;  so  entsteht 
bild   sind,    so  gerühmten  Helden?     Um   diese  von  selbst  die  Sage  vom  Kampfe   der  beiden 
Frage  zu  beantworten,  müssen  wir  eingehen  Paare  um   die  Herden,  wie   ungefähr   gleicli- 
auf  die  zeitig  die  um  den  Besitz  der  Leukippiden  (vgl. 
Deutung  der  Sage.    Idas  erscheint  in  der-  Freller,  Gr.  Myth.  2  3,  91.  94—97.    Schwenck, 
selben    durchweg   als    ein   Mensch    und  Held,  50  Etym.    mythol.    Andeut.    194).      Da    aber    die 
nirgends    als   Gott,    wie    die   Dioskuren.     Die  göttliche  Bedeutung  der  Apharetiden  früh  ver- 
Namen jedoch  sowohl  des  Idas,   des  „Sehen-  schwand,  so  teilten  sie  bis  zu  einem  gewissen 
den",   als   auch   des  Lynkeus,   des   „Leuchten-  Grade  das  Los  entthronter  Götter  und  wurden 
den"    (Schwenck)    oder    des    „Luchsäugigen",  mit   widrigen  und   rohen  Zügen   ausgestattet, 
lassen   in    ihnen  Lichtgottheiten    ähnlich   den  die  ihnen  ursprünglich  nicht  zukamen. 
Dioskuren    vermuten;    daraufführt    auch    ihr  Ob  auch  darin  ein  Nachklang  der  ursprüng- 
Verlöbnis  mit  den  Leukippiden  (s.d.)Phoibe  und  liehen  Bedeutung  des   Idas    als   Lichtgott  zu 
Hilaeira,    die    ihren   Namen    nach    derselben  finden  sei,  dafs  er  als  Nebenbuhler  des  Apollon 
Sphäre  angehören.     Bei  den  Leukippiden  wie  um    die    Hand    der   Marpessa    als    selbst   mit 
bei  dem  Rinderraub  erscheinen  sie  als  die  un-  60  dem  Attribut  des  Sonnengottes  ausgestatteter 
glücklichen  Konkurrenten  der  Dioskuren;   ihr  Bogner     erscheint,     und    diesem     mit    dieser 
Untergang  hat  trotz  der  unfreundlichen  Züge  Waffe  entgegentritt,  wie  Preller  will,  wage  ich 
in    ihrem  Wesen    etwas   Tragisches,    wie   der  nicht  zu  entscheiden. 

ihres  Heimatlandes  Messenien:  es  sind  ia  mes-  -n      j.i    1         j       a          •     t  -ü        i 

1       TT                 ■      A-     r>-     1            11^  Fortleben  der  Sage  m  Litteratur 

senische    Heroen,    wie    die   Dioskuren  lako-  «in     u                      ^ 


und  Kunst. 

che  Behandln 
138).     Fausanias  3,  13,  1   sagt,    ihr  Grabmal       mit  den  Dioskuren  bei  Pindar,   Theokrit  und 


nisclie,  und  zwar  die  einzigen  spezifisch  mes- 
senischen Heroen  (Grote  übers,  v.  Meißner  1,  Die    dichterische  Behandlung  des  Kampfes 


101       Was  (u.  Marpessa  in  d.  Kunst) 


Idas  (u.  Marpessa  in  cl.  Kirnst)       102 


Ovid  hat  bereits  Erwähnung  gefunden.  —  Drama- 
tisch scheint  die  Idassage  nicht  behandelt 
worden  zu  sein.  Dagegen  bot  sie  der  bildenden 
Kunst  willkommenen  Stoff,  a)  Das  älteste  be- 
zeugte Bildwerk  dieses  Kreises  ist  an  dem  Kasten 
des  Kypselos  die  Scene,  wie  Idas  die  willig 
folgende  Marpessa  aus  dem  Tempel  des  Apollon 
holt,  der  sie  ihm  entführt  hatte;  Fmis.  5,  18,  1, 
vgl.  oben,  b)  Ein  Gemälde  des  Polyguot  im 
Anakeion  za  Athen,  den  Kaub  der  Leukippiden  lo 
darstellend,  erwähnt  Pausanias  1,  18,  1.  Die 
Anwesenheit  der  Apharetiden  auf  demselben 
ist  wahrscheinlich,  aber  nicht  gewifs.  c)  Im 
Tempel  der  Messene  zu  Messene  sah  Pausanias 
ein  Bild  des  Aphareus  und  seiner  Söhne  von 
der  Hand  des  Omphalion,  eines  Schülers  des  Ni- 
kias.  Paus. i,31, 9.  —  Erhaltene  Bildwerke: 

a)  Idas  und  Marpessa,  vgl.  0.  Jalin, 
Arch.  Aufs.  46— 5G.  Hier  werden  3  Kunst- 
werke besprochen,  die  diesen  Gegenstand  dar- 
stellen: u)  ein  etruskischer  Spiegel  mit  In- 
schriften {Ap'ulu,  Ite,  Marmis)  b.  G.  di  Minicis, 
conghieitura  sopra  uno  specchio  etrusco  di 
hronzo.  Perugia  1838.  8.  Gerhard,  Etr.  Spiegel 
t.  80.  Braun,  Bidl  d.  inst.  1838  p.  127  f.; 
abgeb.  in  Engelmanns  Atlas  zum  Homer  11, 
53.  —  (3)  Vase  aus  Girgenti,  jetzt  in  Müncheu 
(vgl.  B.  Politi,  esposizione  di  un  vaso  fittile 
Agrigentino.  Palermo  1828.  4.  Inghirami,  Vasi 
fiitili  t.  282.  283.  Mon.  ined.  d.  inst.  1  t.  20. 
O.  Jahn,  Münch.  Vasensammlung  745.  O.  Müller 
§  143,  2;,  zuerst  auf  die  Gigantomachie,  dann 
auf  den  Dreifufsraub  gedeutet  (Gerhard,  Bullet. 
1831,  p.  136;  Auserles.  Vasenb.  1  p.  209;  2 
p.  147),  oder  auf  den  Kampf  des  Hades  mit 
den  Göttern  bei  Pylos  {Welcker,  Bullet.  1831, 
p.  132  ff.),  zuletzt  auf  Idas  und  Marpessa, 
Müller,  Ann.  4  p.  393  ff.  und  Jahn  a.  a.  0. 
Die  Mittelfigur  des  Hauptbildes  nennt  M. 
Poseidon,  Jcdin  verzichtet  auf  eine  Benennung.  40 
Es  ist  ein  bärtiger  Mann  mit  bekränztem  Haupt, 
mit  langem  üntergewand,  darüber  ein  schwerer 
Mantel,  in  der  R.  ein  Stab,  die  Linke  ab- 
wehrend gegen  Idas  und  Marpessa  erhoben; 
dieser,  bärtig,  mit  kurzem  bekränzten  Haar, 
hat  den  Pfeil  auf  den  1.  gegenüberstehenden 
Apollon  augelegt,  dem  Artemis  zur  Seite  steht. 
Auf  der  entgegengesetzten  Seite  Zeus  zwischen 
Hermes,  den  er  nach  linkshin  zur  Schlichtung 
des  Streites  entsendet  und  einer  rechtshin  (auf 
Apollon  zu)  eilenden  Frau,  Hera  oder  Leto  dem 
Sohne  zu  Hülfe  eilend.  —  y)  Tyrrhenische  Am- 
phora Gerhard,  Auserl.yasetil).  1  Tat.  46, 1 ;  S.  169 
==  M'itte-Lenormant,  Elite  cd lamogr.  3  pl.  57 ß. 
Ein  bärtiger,  kräftiger  Krieger  in  Panzer  und 
Chlamys  führt  einlangbekleidetes,  mit  Stephane 
undSchleiergeschmücktesMädchennach  rechts- 
hin weg,  während  ein  verschmähter  Freier,  bart- 
los, bekränzt,  mit  Chlamys,  den  Bogen  in  der 
L.,  nach  der  Mitte  zurückschaueud,  nach  links  oo 
abgeht,  von  jenem  Paare  getrennt  durch  Iris, 
welche  durch  Kerykeion  und  Flügel  an  Schul- 
tern imd  Füfsen  kenntlich  ist.  Die  Deutung 
auf  Idas  und  Marpessa,  welche  den  Apollon 
verschmäht,  ist  unzweifelhaft,  trotzdem  Iris 
statt  Hermes  erscheint  und  Idas  keinen  Bogen 
führt,  0.  Jahn  a.  a.  0. 

b)  Kaub  der  Leukippiden.  Wie  weit  hier 


4* 


103 


Idban 


Idennica 


104 


die  Apharetiden  wirklich  zur  Darstellung  kom- 
men, ist  zweifelhaft;  vgl.  Bursian,  Arch.  Ztg. 
1852  S.  433  ff.  Mülhr,  Handh.  §  414,  5;  vgl. 
insbes.  das  Sarkophagrelief  Mus.  Pio-Glem.  4, 
^^  ^  Baumeister ,  Denlcm.d.  U.Alt.  1  Fig.  499. 
[Über  eine  Vase  im  Museum  von  Boulogne 
sur  Mer,  ehemals  in  der  Sammlung  Panckoucke, 
nr.  73,  bemerkt  Maxim.  Mayer,  JaJirb.  d.  K. 
D.   Arch.   Inst.   4,   1889,   Arch.   Anz.   p.    185: 


wir  eine  dea  Idhansa  vor  uns  haben  könnten. 
Dieselbe  Endung  weist  auf  den  Namen  der 
Göttin  Vihansa  {Schuermanns,  Bulletin  des 
commiss.  royales  XI  1872  p.  42.  Bonn.  Jahrb. 
83  p.  104).  Dagegen  hat  die  Endung  -bana 
der  Name  einer  anderen  unbekannten  Göttin 
auf  einer  rheinländischen  Inschrift  Bonn.  Jahrb. 
59  p.  39:  D^  .  AM //BAISE  .  GA///;  viel- 
leicht ist  das   letzte   Wort  auch  hier   Gabiac 


„Das  t(Jfs'i«^os  vertikal  hinter  Herakles' zweitem  10  gewesen.     Denselben    Beinamen    führen    auch 


Gegner  ist  meiner  Erinnerung  nach  vollständig 
und  schien  keine  Ergänzung,  etwa  als  Patrony- 
mikon,  zuzulassen.  lörig  als  Name  zu  fassen  und 
einen  Kampf  mit  diesem  Unhold  und  seinen 
Brüdern  anzunehmen,  könnte  man  um  so  eher 
versucht  sein,  als  auch  die  Schreibung  des  Haupt- 
namens Hsa^Xseg,  d.  i.  Hf[p]o:HAs'rjff  auf  eine 
ionische  Vorlage  zu  deuten  scheint."    Drexler.] 

Andere  Träger  des  Namens  Idas. 

2)   Sohn   des  Aigyptos  von  einer  Gorgone, 
Gemahl   der  Danaide  Hippodike,  Tochter  des 


die  Matronae  und  lunones;  vgl.  Bonn.  Jahrb. 
83  p.  27  fl".  u.  77.  ,  [M.  Ihm.] 

Ide  ('iSri  oder  ElSri),  Ida,  1)  Tochter  des 
Melisseus  (Melissos),  Schwester  der  Adrasteia, 
wohl  eigentlich  Eponyme  des  kret.  Idagebirges 
und  kaum  verschieden  von  Khea  Kybele,  eine 
der  icläiscben  Nymphen  in  Kreta,  welchen  Rhea 
den  kleinen  Zeus  zur  Erziehung  übergab, 
Abel,  Orphica  fr  gm.  109  f.  (vgl.  Philol.  N.  F.  1, 
0  1889  S.  703ff.),  ApoUod.  1,  1,  6 f.  Flut.  q.  synip. 
3,  9,  2,  2.  Mit  andern  Nymphen  dargestellt 
am  Altar  der  Athene  Alea  zu  Tegea,  Faus.  8, 
47,  2.  Sie  ward  auch  an 
den  phrygischen  Ida  versetzt, 
der  nach  ihr  benannt  sein 
soll,  Biod.  17,  7,  und  soll 
zuerst  in  Troas  geherrscht 
haben,  Steph.  B.  v.  'ASgccatsiu 
u.  "I8r] :  Gharax  frg.  2  Müller. 
[Das  Haupt  der  Berggottheit 
"L8ri  erscheint  zuweilen  mit 
der  Beischrift  IAH  auf  dem 
Obv.  von  Münzen  von  Ska- 
mandria  in  der  Troas,  Zeit- 
schr.  f.  Num.  1  p.  139,  142. 
Head,  H.  N.  p.  474.  Sitzend 
im  Schatten  eines  Baumes, 
von  dem  sie  einen  Zweig  mit 
der  R.  erfafst,  mit  nacktem 
Oberkörper,  begleitet  von  der 
Beischrift  IAH,  sieht  man  sie 
auf  Münzen  Caracallas  von 
Skepsis  mit  der  Darstellung 
des  Parisurteils,  Imhoof-Blumer ,  Jahrb.  d.  Ksl. 
I).  Arch.  Inst.  1  p.  291  —  292,  Tafel  IX,  20. 
Drexler.]  Vgl.  Hygin.  f.  182,  wo  nach  Munckers 
Korrektur  die  Töchter  des  Melisseus  Amalthea, 
Adrastea,  Ida  heifsen ,  und  gesagt  wird, 
dafs    sie  auch  Töchter  des   Okeanos   genannt 


ApoUou,  Iris,  Marpessa,  Idas,  Vasenbild  (nach  Gerhard,  auserlesene  griech.  Vasen 
bilder.    I.  Teil.    Tafel  XLVI,  1);  s.  Sp.  101,  52  ff. 

Danaos  und  der  Piereia,  Apd.  2,  1,  5,  9.  — 

3)   Einer  der  idäischen  Daktylen   (s.  d.),   die 

von  dem  kretischen  Ida  nach  Elis  kamen  und 

auch  Kureten  genannt  wurden,    Faus.  5,  7,  6. 

Er    hatte    einen    Altar   in   Olympia,    der    von 

andern  auch  der  des  Akesidas  (s.  d.  u.  Daktyloi) 

genannt  wurde,  5,  14,  7.  —  4)  Gast  bei  der  50  würden,  Schümann,  Opusc.  Ac.2,  261.    S.  auch 

Hochzeit    des    Perseus,    von  Phineus    getötet,       Johrb.  d.  arch.    Inst.  3  S.   291  f.     Fosnansky, 


Ovid,  Met.  5,  90.  —  5)  Einer  der  Genossen 
des  Diomedes,  die  von  der  erzürnten  Venus  in 
schwanenartige  Vögel  verwandelt  wurden,  Ov. 
M.  14,  504.  —  G)  Sohn  des  Klymenos  und  der 
Epikaste,  Bruder  des  Theragros  und  der  Har- 
palyke,  Farthen.  Narr.  amat.  13.  —  7)  u.  8) 
Held  im  thebäischen  Kriege  aus  Onchestos; 
Stat.  Theb.  6,  553  ft".  und  aus  Tainaros  7,  588. 


Nemesis  u.  Adrasteia.  Breslau  1890  S.  70  f.  74. 
—  2)  Idäische  Nymphe,  mit  welcher  Zeus  die 
idäischen  Daktylen  zeugte,  Stesimbrotos  b.  Et. 
M.  V.  'löaioL,  s.  Müller,  Mst.  gr.  fr.  2,  57,  13. 
Charax  bei  ISchol.  Ap.  Bh.  1,  1129  nennt  als 
Vater  statt  Zeus  den  Daktylos.  —  3)  Tochter 
des  Korybas,  mit  welcher  der  kretische  König 
Lykastos,  Sohu  des  Rhadamanthys,  denMinos  II. 


Dea  Idbau  Gabia  erscheint  auf  einer  bei 
Jülich  gefundenen  Inschrift  Bramb.  C.  I.  Bhen. 
625  add.  (vgl.  Bonn.  Jahrb.  39/40  p.  195). 
Früher  las  man  deab.  Idbanis  Gabiah.;  s. 
Bonn.  Jahrb.  83  p.  27  f.  Nach  einer  noch- 
maligen Untersuchung  des  im  Bonner  Pro- 
vinzialmuseum  befindlichen  Steines  scheint  auch 
die  Lesart  Idbans.  nicht  unmöglich,    so   dafs 


[Weizsäcker.]      go  zeugte,  Biod.  4,  60.  Schol.  Vatic.    Eurip.  lihes. 


28,  wo  die  Söhne  beider  Minos,  Rhadamanthys 
und  Sarpedon  sind.  —  4)  Mutter  des  Nisos, 
Verg.  Aen.  9,  177,  s.  Hyrtakos  nr.  2.  [StoU.] 
Idcuiiica  erscheint  als  Beiname  einer  Göttin 
Sulivia  Minerva  auf  einer  jetzt  verscholle- 
nen südfranzösischen  Inschrift  (vgl.  Sulivia) 
G.  I.  L.  12,  2974  =  OrelU  2051.  Statt  Iden- 
nicae  bietet  die  älteste  handschriftliche  Quelle 


105                            Ideuö  Idomeneus                       106 

Idemicae.     Es   scheint  ein  topischer  Beiname  Idomeua,      eine      ismarische     (thrakische) 

zu    sein,    vgl.   Sichourg ,  De  Sulevis  p.  15    zu  Nymphe,  von  Orpheus  Mutter  des  Rhythmonios, 

nr.    18.      Germcr-Durand    hat    zum    Vergleich  nach    dem    der  Rhythmus    benannt   sein   soll, 

herangezogen  den  Ortsnamen  Eyssen es  (heute  Nikokrates  bei  Censorin.  fr.  10   {Hultsch)\   für 

Seynes  bei  Uzes);  Bulletin  epigraphique  1885  Idomena  vermutete  UrlicJis  Idmonia.    [Höfer.] 

p.  198.     [M.  Ihm.]  Idomeneus  {'idoiisvfvg,  sag,  ep.  rjog),  1)  Enkel 

Ideiis,  Lynkeus  und  Plexippos  heifsen  Söhne  des  Minos  und  der  Pasiphae,  Sohn  desDeukalion 

des   Thestios,    Brüder  der  Althaia,   Hygin.  f.  von  Kreta,  daher  z/gviiait^r^sJ/.  13,  307,  Xvcocros 

173.  174.    Der  Text  scheint  übrigens  verderbt  Diod.  5,  79.    Lyctius,  Verg.  Aen.  3,  401;  durch 

und  Ideus  ist  vielleicht  ganz   zu  entfernen,  s.  lo  Minos  Urenkel  des  Zeus,  II.  13,446—454.    Od. 

Bunte  zu  f.  173.                                         [Stell.]  13,  181.   LyJcophr.  Alexandra  431  und  schol.  vet. 

Idmou  {"[dfxav,  ovog),  1)  der  Seher  der  Argo-  ed.  Kinkel,  durch  Pasiphae  Urenkel  des  Helios, 
nauten,  nach  Plierekydes  fr.  70  der  Sohn  des  daher  einen  Hahn  als  Schildzeichen  führend, 
Apollon  und  der  Asteria,  nach  Herodoros  fr.  il  Paus.  5,  25,  5  (9);  Bruder  der  Erete,  Halb- 
der  Sohn  des  Abas,  (Sc/ioZ.  J.;).  i?/(.  1,  139;  beide  bruder  des  Molos,  des  Vaters  seines  Kampf- 
Traditionen  vereinigt  Ap.  Bh.  1 ,  142  ff.  (nach  genossen  und  Freundes  Meriones,  Apd.  3,  3,  1 ; 
ihm  (Jrph.  188.  726,  wo  "idfiov'  'AßavtidSrjv  (nach  Diod.  5,  79  ist  Molos  ein  Bruder  des 
auf  Konjektur  beruht;  vgl.  K.  Hoffmann,  De  Deukalion).  Sein  Sohn  heifst  nach  Od.  13, 
Pi3eiklü-OrpheicatalogoArgonautarum,^i\riiherg  260  Orsilochos.  In  der  Teichoskopie  nennt 
1888  S.  26  f.  Val.  Fl.  1,  227 :  Phoebeius  Idmon).  20  ihn  Helena  als  Gastfreund  des  Menelaos  II. 
Hyg.  f.  14  p.  46,  10  Scli.  nennt  ihn  den  Sohn  3,  230,  als  ein  Held  von  ausgezeichneter 
des  Apollon  und  der  Nymphe  Kyrene,  nach  Schönheit  und  Freier  der  Helena  wird  er  von 
einigen  ist  er  Sohn  des  Abas  {Schol.  Pind.  .  Hygin  f.  81  u.  270  erwähnt.  Als  solcher 
Pytli.  4,  337);  bei  ihm  wie  bei  Apollonios  ist  nimmt  er  auch  an  dem  trojanischen  Kriege 
er  Argiver.  Man  identificierte  ihn  auch  mit  teil.  Als  Fürst  der  Kreter  {Ü^Qrjtwv  ayög  II. 
Thestor,  der  nach  P/(€reÄ'i/c?es /r.  10  ein  Sohn  des  4,  265  u.  ö.),  Herrscher  von  Knosos,  Gortyn, 
Apollon  und  der  Laothoe  war,  dem  Vater  des  Lyktos,  Milet,  Lykastos ,  Phaistos,  Rhytion 
Kalchas;  "idfimv  sei  nur  ein  Epitheton,  Clmviai-  (s.  Schiffskatalog)  führt  er  mit  seinem  Waffen- 
leon  bei  Schol.  Ap.  Bh.  1,  139  (worin  ov  auf  genossen  Meriones,  Molos'  Sohn,  80  Schiffe  dem 
'AncXXcovog,  nicht  auf  "l^jucov  zu  beziehen  ist). —  so  griechischen  Heere  zu,  II.  2,  645 — 652.  Hyg. 
Eine  hervorragende  Rolle  scheint  er  in  den  Nau-  f.  97.  Nach  Philostratos,  Her.  7  p.  705  schickte 
paktien  {Schol.  Ap.  Bh.  3,  523.  4,  76)  und  bei  Idomeneus  eine  Gesandtschaft  nach  Aulis  und 
Eumelos  {Schol.  Ap.  Bh.  3,  1372)  —  also  in  der  versprach  die  Hülfe  Kretas,  wenn  Agamemnon 
korinthischen  Argonautensage?  —  gespielt  zu  mit  ihm  den  Oberbefehl  teilen  würde,  was 
haben;  beide  lassen  ihn  nach  Kolchis  gelangen;  natürlich  abgelehnt  ward. 
nach  der  vulgär  gewordenen  Überlieferung  Id.  gehört  bei  Homer  unter  die  ersten  Helden 
von  Herakleia  ist  er  auf  der  Fahrt  bei  den  des  trojanischen  Krieges  und  wird  von  Agamem- 
Mariandynen  von  einem  Eber  getötet  worden,  nou  hoch  geschätzt,  H.  4,  257;  sein  häufigstes 
Herodoros  fr.  56  {Nymphis  fr.  7,  Promathidas  Epitheton' ist  8ovQiv.lvz6g;  sonstige  Epitheta 
fr.  2;  nach  Keil  auch  Kallistratos)  bei  Schol.  40  KQrßäv  uyög  II.  4,  265,  KQr]twv  ßovXrjcpoQog 
Ap.  Bh.  2,  815;  nach  ihm  wäre  dies  auf  der  13,  255,  SatcpQcov  4,  252,  cpXoyi  oder  cvl  st'xf- 
Rückfahrt  geschehen  (vgl.  fr.  54.  55.  58);  die  log  ccX%riv  13,  330;  4,  253,  dat^gonfj  BveiUyMog 
Späteren  mufsten  dies  auf  die  Hinfahrt  ver-  13,  242,  ^iOcaitöXiog  13,  361,  ayocvog  12,  117; 
legen  und  konnten  Idmon  nicht  bis  Kolchis  ge-  dyani^vaQ.  Er  war  unter  den  neun  Helden, 
langen  lassen:  Apoll.  Bh.  1,  139  ff.  2,  815  ff.  die  sich,  als  Hektor  die  Griechen  zum  Zwei- 
(nach  ihm  Apollod.  1,  9,  23  —  sein  Name  kämpf  herausforderte,  hiezu  erboten  {11.  7, 
fehlt  im  Verzeichnis  1,  9,  16  —  Orph.  188.  161  ff.)  und  war  mit  diesen  in  der  Gruppe  des 
728.  Hyg.  f.  14  p.  46,  10.  48,  14.  f  18  p.  51,  Onatas  in  Olympia  dargestellt,  welche  diese 
14.  /'.  248  p.  138,  4  —  etwas  abweichend  Val.  Scene  zum  Gegenstand  hatte;  gekennzeichnet 
Fl.  1,  360.  5,  2:  morhis  fatisque  rapacibus);  .50  war  er  nur  durch  das  Schildzeichen  des  Hahns 
vgl.  auch  Ov.  Ib.  506.  Sein  Grab  in  Herakleia  (s.  0.),  dagegen  hatte  Onatas  auf  seinem  Schild 
wurde  später  für  das  des  Agamestor  aus-  seine  Künstlerinschrift  angebracht.  Paus.  5, 
gegeben:  Ap.  Bh.  2,  844  ff.  und  Schol.  zu  25,  5  (9).  Im  Kampfe  erlegt  er  den  Phaistos, 
V.  845  (wo  auch  Promathidas  citiert  wird),  des  Maioniers  Boros  Sohn,  II.  5,  43.  Auch  er 
vgl.  Ammian.  Mar  cell.  22,  8.  —  2)  Sohn  des  hat,  wie  andere  Helden  in  der  Ilias,  seine 
Aigyptos,  mit  der  Danaide  Pylarge  vermählt,  Aristie,  und  zwar  in  der  Schlacht  bei  den 
^/»oZZorf.  2,  1,5.  —  3)  Ein  PhrygerbeiiN'^ow?.  38,  Schiffen,  13,210—517.  Hier  tötet  er  nach- 
31—46.  —  4)  Ein  kolophonischer  Purpurfärber,  einander  den  Othryoneus,  Asios,  Alkathoos  und 
Vater  der  Arachne,  bei  Ov.  Met.  6,  8.  133.  —  Oinomaos,  13,  361  ff.  Sein  Hauptgegner  ist 
5)  Ein  Epidaurier,  Arzt  des  Adrastos,  Stat.  m  Deiphobos,  dem  er  aber  immer  glücklich  ent- 
Theb.  3,  398.  [Seeliger.]  geht  (//.  13,  517);  zuletzt  auch  Aineias;  diesem 
Idnionides  {'iSnovLÖrjg),  Sohn  des  Euklees,  tritt  er  zuerst  mit  seinen  Gefährten  entgegen, 
Urenkel  des  Orpheus  und  Vater  des  Philo-  entgeht  dem  Speerwurf  desselben  und  tötet 
terpes,  einer  der  Vorfahren  des  Ilomeros.  noch  den  Oinomaos;  zieht  sich  aber  dann  er- 
Charax  bei  Suid.  s.  v.  "Ofirjgog.  Hellanikos,  mattet  aus  dem  Kampfe  zurück;  denn  „nicht 
Damastes  und  Plierekydes  bei  Proklos  Chrestom.  mehr  waren  die  Füfse  zum  Anlauf  kräftig  und 
{Scriptores  Metrici  ed.    Westphal  1  p.  231).  sicher,    nachzustürmen   dem   eignen   Geschofs, 

[Höfer.]  und  das  fremde  zu  meiden"  —  langsam  wich 


107 


Idomeueus 


Idyia 


108 


er  zurück.  So  ist  mit  dem  Zuge,  dafs  er  dem 
troischen  Helden  gegenüber  gealtert  erscheint, 
sein  Rückgang  motiviert;  auch  sonst  erscheint 
er  als  älterer  Mann,  z.  B.  Schol.  vet.  Lykophr. 
1218.  II.  23,  4761;  13,  361  heifst  er  ^saai- 
nöXiog  halbergraut.  In  der  PatroJdcia  er- 
scheint er  wieder  auf  dem  Plan  und  erlegt 
den  Erymas,  16,  345,  und  im  Kampf  um  Patro- 
klos'  Leichnam  wagt  er  sogar  den  Hektor  an- 
zugreifen, entflieht  aber,  als  dieser  ihn  be- 
droht und  des  Meriones  Wagenlenker  Koiranos 
getötet  hat,  auf  dessen  Wagen  zum  Lager, 
17,  605 — 625.  Bei  den  Leichenspieleu  des 
Patroklos  erscheint  er,  seinem  gesetztei'en  Alter 
gemäfs,  nicht  unter  den  Agouisten,  sondern 
nur  unter  den  Zuschauern ,  23,  450  tf.  In  der 
Amazonenschlacht  tötet  er  die  Bremusa  {Quint. 
Sm.  1,247),  siegt  im  Faustkampf  bei  den  Leichen- 
spielen des  Achill  (4,  284 ff.),  steigt  mit  andern 
Helden  in  das  trojanische  Pferd  (12,  320)  und  ist 
unter  den  Schiedsrichtern  über  die  Waffen  des 
Achill,  5,   134  ö; 

Nach  der  Zerstörung  Trojas  kehrt  er  glück- 
lich nach  Kreta  zurück,  Od.  3,  191,  wird  nach 
seinem  Tode   ehrenvoll    bestattet    und    erhält 


Idomeneus  und  Meriones  auf  der  Tabula  Iliaca  (nach  0.  Jahn , 
Gr.  Bilderchron.  Tf.  I*). 


gemeinsam   mit  Meriones   einen  Heroendienst, 
I)iod.b,19.  Ihre  Grabschrift  lautete  nach  D/ot^or; 

KvaGLov  'idofifviiog  oqcc  rdcpov   avtaQ  syä  roi 
nXrjoiov  i'dQVfitti  MrjQiövrjg  o  Molov. 

Über  die  Vorgänge  in  Kreta  während  Ido- 
meneus' Abwesenheit  vgl.  Strabo  10  p.  479  f. 
und  schol.  vet.  zu  Lykophr.  Alex.  1218  (s.  u.). 
Nach  späterer  Sage  wandert  Idomeneus,  wie 
verschiedene  andere  Helden  des  trojanischen 
Krieges  (Diomedes,  Philoktet,  Epeios)  nach 
Westen.  Er  soll  bei  einem  Sturme  dem  Po- 
seidon gelobt  haben,  ihm  das  zu  opfern,  was 
ihm  nach  glücklicher  Landung  zuerst  begegnen 
würde.  Dies  war  sein  eigener  Sohn  (Parallele: 
Jephtha  und  seine  Tochter,  Buch  d.  Richter 
11,  30 — 39).  Infolge  des  wirklichen  oder  nur  be- 
absichtigten Vollzugs  des  Gelübdes  brach  eine 
Pest  aus,  und  die  Kreter  vertrieben  den  Ido- 
meneus. Er  zog  nun  nach  Italien,  wo  er  sich 
im  sallentiuLschen  Gebiete  in  Kalabrien  nieder- 
liefs  und  der  Athena  einen  Tempel  baute, 
Venj.  Äen.  3,  121.  400  ff.  531  und  Serv.  u. 
Heyne  z.  d.  St.  Aen.  11,  265.  Stmh.  6  p.  281. 
Schol.  Od.  13,  259.  Müller,  Dorier  1,  276.  (228,  1.) 
Preller,  Gr.  Myth.  2=*,  479.  Vou  Unteritalien 
soll  sich  Idomeneus  nach  Kolophon  begeben 
und  bei  dem  Tempel  des  klarischen  Apollon 
niedergelassen  haben,  wo  er  auch  sein  Grab 
auf  dem  Berge  Kerkaphos  fand.  Diese  Sage 
ist  offenbar  ein  Nachklang  der  Thatsache,  dafs 


von  Kreta  aus  der  Apollonkult  sich  über  die  öst- 
lichen Küsten  des  ägäischen  Meeres  verbreitete ; 
wie  auch  Strabo  sagt,  das  alte  Milet  sei  eine 
kretische  Gründung;  vgl.  oben  das  kretische 
Milet.    Str.-p.QSi.    Müller,  Bor.  1,  216  ff. 

Zwei  eigentümliche  Märchen  finden  sich 
bei  Ptolem.  Nov.  Hist.  5  und  Schol.  vet.  I.ykophr. 
Alex.  1218  ff.  Ersterer  erzählt  nach  Athe- 
nodor  v.  Eretria  {tv  oySöco  vitoiivrifiaTcüv),  in 
10  dem  Wettstreit  der  Thetis  und  Medeia  über 
die  Schönheit  sei  dem  Idomeneus  die  Ent- 
scheidung übertragen  worden.  Da  er  der  Thetis 
den  Preis  zuerkannte,  so  habe  Medeia  erzürnt 
ausgerufen:  Kgrjxig  dsi  tpsvatat.,  und  ihn  dazu 
verflucht,  niemals  mehr  die  Wahrheit  zu  sagen. 
Daher  komme  es,  dafs  die  Kreter  für  Lügner 
gelten.  Das  SchoUon  zu  Lyk.  berichtet,  Ido- 
meneus habe  bei  seinem  Zug  nach  Troja  die 
Regentschaft  und  die  Obhut  über  sein  Haus 
20  dem  Leukos,  Tantalos'  Sohn,  der  als  Knabe 
ausgesetzt  aber  von  Idomeneus  aufgezogen 
worden  war,  übertragen.  Leukos  aber  be- 
mächtigte sich  auf  Anraten  des  Nauplios  der 
Herrschaft,  tötete  seines  Wohlthäters  Gattin 
Mede,  seine  Tochter  Kleisithera,  die  ihm  zur 
Ehe  versprochen  war,  und  seine 
Söhne  Iphiklos  und  Lykos. 
Idomeneus  blendet  ihn  bei 
seiner  Rückkehr(v.  1223),  daher 
wird  Leukos  d'Qsnrog  dQCXHoyv 
genannt,  in  Erinnerung  an  die 
bekannte  Fabel.  Ofl'enbar  ver- 
danken beide  Erzählungen 
ihren  Ursprung  dem  Bestreben, 
die  Entstehung  sprichwört- 
licher Redensarten  zu  er- 
klären. 
In  der  bildenden  Kunst  begegnet  man  Ido- 
meneus selten.  Sein  Bild  in  der  Gruppe  der 
40  neun  Helden  von  Onatas  ist  schon  oben  er- 
wähnt. Auf  der  Tabula  Iliaca  (s.  d,  Abbildg.) 
erscheint  er  mit  Meriones  in  dem  Streifen  zu 
II.  N  als  Sieger  über  Othryoneus.  S.  beist.  Abb. 
nach  0.  Jahn,  Gr.  Bilderchr.  Tf.  I*.  [In  der 
Grabschrift  des  &Quaviu,axog  Asovriw  von 
Knossos  {G.  Doublet,  Bull,  de  Gorr.  Hell.  1889 
p.  59  ff.  nr.  5  v.  9—10)  heifst  es:  TovvsK[a]  as 
(p&ifi.Evav  Kad^'  ofirjyvQiv  6  yiXvTog  "JLÖrjg  \  lOS 
nolLaaovxcp  avv&govov  'iSo^svsr.  Drexler.] 
50        2)  Sohn  des  Priamos,  Apollod.  3,  12,  5. 

[Weizsäcker.] 
Idrieus  {'iSgiivg),  Sohn  des  Kar,  nach 
welchem  die  karische  Stadt  Idrias  benannt 
war  (Steph.  B.  v.  'lögiäg);  Vater  des  Euromos, 
des  Gründers  der  gleichnamigen  karischen 
Stadt,  Stejjh.  B.  v.  EvQco/Mog.     [StolL] 

Idyia  {'Idvta),  auch  Eidyia  {ELdvia  Apoll. 
Bliod.  3,  243),  Tochter  des  Okeanos  und  der 
Tethys,  Hes.  Theog.  352.  959,  vgl.  schol.  Apoll. 
Gö  BJiod.  3,  242,  zweite  {Apoll.  Bhod.  a.  a.  0.  die 
erste,  die  ihm  den  Absyrtos  gebar,  hiefs  Aste- 
rodeia  [s.  d.])  Gemahlin  des  Aietes  und  Mutter 
der  Medeia,  Apollodor  1,  9,  23.  Cic.  de  nat. 
deor.  3,  19,  48.  Hyq.  f.  25.  fab.  praef.  p.  12 
(Schmidt).  Tzetz.  Lyk.  174.  Nach  Soph.  im 
schal.  Apoll.  Ehod.  4,  323  ist  fdyia  die  erste 
Gemahlin  des  Aietes;  nach  Tzetz.  Lyk.  798. 
1024   ist  Idyia  nicht  nur  Mutter  der  Medeia, 


109                            ledud  Tgnes  aeterni                    110 

sondern  auch   des   Absyrtos.     Idyia    ist    wohl  ir}itairicov  einen  Gesang   zu  Ehren  des  Gottes; 

identioch  mit  Eidothea  (s.  d.).     [Höfer.]  vgl.  0.  MüUcr,  Dorier  1,  298.     [Elöfer.] 

ledud  s.  leud.  lern  (.').     Die   Inschrift   C.   I.  L.   8,   5673, 

leios  (7/jtos),  Beiname:  1)  des  ApoUon;  'gravee  assez  grossierement  dans  une  espece 
Aesch.  Agam.  138  {K.).  Soph.  Oed.  B.  15-4.  1097.  de  niche  sur  un  rocher  isole  qui  domine  le 
Aristoph.  Lys.  1281.  Vesp.  874.  Flut  de  sl  plateau  Gnechegache  entre  el-Massine  et  Oul- 
ap.  Belpli.  20.  EeiJhaist.  de  poem.  8.  Apoll.  laza  a  16  kilom.  de  Constantine',  lautet:  leru 
BJiod.  2,  712  =  Etym.  31.  469,  41.  Die  Ab-  Aug  sac  C  lul  |  Crescens  vis  |  ab  fecit,  darunter 
leitung  und  Bedeutung  des  Wortes  ist  zweifei-  Wir  capite  radiato  altus  m.  1'  ('.  .  .  potest 
haft;  manche  schreiben  es  mit  Spiritus  asper,  lo  esse  vis(u).  —  ar(am)  coni.  Cherbonnecm  pro- 
u'ifog,  indem  sie  es  von  lt]ij,i  ableiten,  und  er-  babiliter'  Wilmanns).  Es  mufs  dahingestellt 
klären  es  als  rolorr/s,  wie'ja  Apollon  dtprizcoQ  bleiben,  ob  leru  der  volle  oder  abgekürzte 
{Ilom.  IL  9,  404),  i^rjßölog  und  siiatrißülog  Name  des  Gottes  ist.  [R.  Peter.] 
heifst  (vgl.  Hcsych.  irfCog  b  'AnoUav  dno  rjjs  lesiouc  (?),  Tochter  des  Keleos,  eine  der 
dcpsGscog  yicil  Trjg  xo^SLKg  Etym.  M.  469,48.  sieben  von  Theseus  geretteten  Jungfrauen,  Se»T. 
Suid.  s.  V.  'Iriiog.  Aristarch  im  Etym.  M.  469,  zu  Verg.  Aen.  6,  21.  [0.  Jahn,  Arcli.  Beitr. 
53.  Schol.  Eom.  II.  15,  365;  vgl.  20,  152.  S.  453  liest  Hesione.  Röscher.]  [Höfer.] 
Eust.  ad  Hom.  II.  500,  41;  vgl.  Etym.  M.  leter  ('//jttj'^),  Beiname^  des  Asklepios  auf 
462,  57);  andere  leiten  es  von  läoiicci  her  Inschriften:  'Aa-uXrinicp  'liqzriQi  /liog  ZcozriQog  C. 
{Hesych.  s.  v.  i^iog-  tcctgog  ydg  6  &86g-  Sukl  20  I.  G.  3159.  'Ecp.  kqx-  1883,  155.  [Höfer.] 
s.  V.  irjiwv  =  schol.  Soph.  Oed.  B.  173  tqLog  leud  Cisovä)  oder  ledud  {'lsdovS),_  Phil 
6  'AnöXlmv,  Big  ov  rj  dyvsia  zäv  Xoifiäv  ccva-  Bybl.  bei  Euseb.  praep.  ev.  1,  10,  30;  in  der 
cpsQSTCiL.  Etym.  31.  469,  50.  55.  schol.  II.  20,  Mythologie  der  Phöniker  Sohn  des  Kronos  (s.  El 
152.  Eust.  a.  a.  0.  schol.  Aristoph.  Vesp.  874),  Bd.  1  Sp.  1227  f.)  und  der  einheimischen  Nymphe 
wie  denn  Apollon  selbst  auch '/«TP 6s  genannt  Anobret  CAvo^^iz).  Als  Phönikien  durch 
wird  {Aristoph.  av.  584.  Lycophr.  1207. 1377.  Hc-  schwere  Kriegsstürme  heimgesucht  wurde, 
sych.  s.v.iazQog;  \g\.  Tzetz.  Lycophr.  1207.  C.  I.  brachte  Kronos  den  mit  königlicher  Gewan- 
G.  2134^).  Im  homer.  Apollonhymnos  120,  wo  düng  geschmückten  Sohn  auf  einem  Altar 
die  Nebenform  rjtog  steht  (^tf  ^OLßs  =  Hom.  dem  allgemeinen  Wohl  zum  Opfer,  Phil.  Bybl. 
II.  15,  365.  20,  152.  —  La  Boche  zu  //.  13,  30  bei  Euseb.  a.  a.  0.  und  4,  16,  11.  leud  be- 
365  leitet  riiog  von  sl^ii  (vgl.  rjia)  ab  =  der  deutet  in  phönikischer  Sprache  den  einzigen 
eilende,  wandelnde;  vgl.  schol.  II.  a.  a.  0.  ot  oder  den  eingeborenen  Sohn  (ßovoysvijg  vtrg, 
dh  nccQU  xb  iivaf  r'jXLog  yccg  saziv,  Franke  zu  vgl.  Bd.  1  Sp.  1227,  56).  [Höfer.] 
Hymn.  Apoll.  120  von  '^vg  -ab),  verlangen  leusdrinus  oder  Leusdrimis?  erscheint  als 
().  3Iüller,  Dorier  1,298  und  Cobet,  Blnemosyn.  Beiname  des  Mars  C.  I.  L.  12,  2_add.  im  Ge- 
ll, 293  gleichfalls  irfCs;  vgl.  dagegen  Gemoll  biet  von  Vence,  dem  alten  Vintium,  wo  der 
z.  d.  St.,  der  iTjtog  als  wahrscheinlich  aus  t>j  Mars  Vintius  verehrt  wurde  {CLL.  12,  3). 
entstanden  annimmt,  wie  futog  aus  svoi.  Nach  [M.  Ihm.] 
Plut.  a.  a.  0.  trägt  Apollon  den  Namen  leios,  levetus  {ievetus)  steht  von  rechts  nach  links 
weil  er  Einer  {dg  kkI  ^övog)  ist.  — -  2)  der  40  über  der  Gestalt  des  Philoktetes  auf  einem 
Artemis,  die  von  den  in  Geburtswehen  liegen-  Carneol-Scarabäus  von  Chiusi,  während  über 
den  Frauen  angerufen  wird  {Suid.  s.  v.  Crftcov.  dem  heilenden  Machaon  von  1.  nach  r.  axers 
schol.  Soph.  a.  a.  0.  snitp^sy (.ta  {lij'Cog)  -aoivÖv  eiugeritzt  ist;  s.  Conest.  Bull.  1859,  32;  Fabr., 
ißTi  Tiai  'AQzsiitöog-  ai  öh  yvvai:Tisg  h  zaig  C.  I.  I.  485;  Adr.  3Iilani,  II  mito  di  FilottetC' 
dväynaig  zoictvTag  d(piäai  cpcoväg.  —  3)  des  105.  Da  jene  Helden  etruskisch  sonst  pheltute 
weinspendenden  Bakchos,  als  des  wohlthätigen  (oder  pheliucte)  und  maxan  heifsen  —  s.  d. 
heiteren  Gottes  {Athen.  8,  363  b).     [Höfer.]  Bronzespiegel  in  Bologna,  Fabr.  C.  L.I.A5  — , 

leinsal.    Die  auf  einer  Basis  eingemeifselte  so    ist    die    obige    Deutung    sehr    zweifelhaft: 

Inschrift  C  J.  Z.  8,  8834  (Tupusuctu  in  Maure-  man  könnte  ie  vetus    axers    lesen,    worin   die 
tania   Sitifensis)   enthält  die   Widmung:    lern-  50  beiden  letzten  Wörter  Vor-  und  Familienname 

sali  I  L.  Percenius  |  L.   f.   Stel  \  Bogatus  \  v.  im  Genitiv  wären,  ie  Abkürzung  eines  Spiegel, 

[s.  l.  a.],  wozu  Wilmanns  bemerkt   'lemsalis  Gabe  oder  dgl.  bedeutenden  Wortes.  [Deecke.] 

id  est  Hiempsalis  nomen  cum  Numidicae  origi-  Ifles  nur  durch  eine  bei  Dormagen  gefundene 

nis  esse  videatur,  veriloquia  ex  Punica  lingua  Inschrift   bekannt  {Bramb.,   C.  I.  Bhen.  292). 

petita,  quae  olim  proposita  sunt,  prudentiores  Gleichzeitig  wurden  zwei  Votivsteine   an   die 

iam  abiecerunt.     ceterum  non  dubium  est  hie  Nymphen    gefunden    {C.    I.   Bhen.    290.   291). 

nominari   non   regem    pro    deo    habitum    post  Üb  die  Gottheiten  männlich  oder  weiblich  zu 

mortem,  sed  ipsum  numen,  a  quo  rex  nomen  fassen  sind,  ist  vorderhand  unsicher.    Man  hat 

traxit.'     [R.  Peter.]  zum    Vergleich    herangezogen    die    3Iatronae 

lenios,   zweifelhafter  Name   eines  Giganten  60  Afliae;  vgl.  Bonn.  Jahrb.  83  p.  25.  101.     Eine 

bei  Hygin.  fab.  praef.  p.  10  {Schmidt).   [Höfer.]  Beziehung  auf  die  „Eifel"  ist  unwahrscheinlich. 

lepaieon  {'irjnociricov),  Beiname  des  Apollon.  [M.  Ihm.] 

Ilom.  hymn.  Ap.  272.   Apoll.  Bhod.  2,  702.  Nach  Ignavia,    die    personificierte  Trägheit,   mit 

dem  schol.  Apoll.  Bhod.  a.  a.  0.  heifst  er  so  ent-  der  Ruhe  (Quies)   und  der  Vergessenheit  (Ob- 

weder  als   Bogenschütze    {Siu   zb  ni/xm-iv   rd  iivio)  zusammen  an  der  Schwelle  der  Wohnung 

ß^lrj,\g].schol.  Apoll.  Bhod.  2,  112.   schol.  Ar  ist.  des  Schlafgottes,  Stat.  Theb.  10,90.    [Höfer.] 

Pac.  453),  oder  als  Heilgott  .(on  idascag  6  &£bg  Igues  aeterni  erscheinen  auf  emer  Inschrift 

ai'zLog).  Im  Hom.  hywn.  in  Ap.  500.  517  bedeutet  aus  dem  Gebiete  der  gallischen  Vocontii  (Vif) 


111                          Ikadios  Ikarios                          112 

C.  I.  L.  12,  1551  =  Henzen  5689:  Ignibus  Vater  begraben  ist.  Zeus  oder  Dionysos  ver- 
Aetcrnis  lul.  l'lacidianus  ....  ex  voto  posuit.  setzen  sie  als  Jungfrau  unter  die  Gestirne, 
Henzen  scheint  nach  dem  Platze,  welchen  er  ebenso  ihren  Vater  mit  seinem  Becher  als 
der  Inschrift  zugewiesen  hat,  an  einen  Zu-  Bootes  oder  _  Arkturos  und  die  Maira  als 
sammenhang  der  ignes  aet.  mit  Volcanus  oder  Hundsstern.  Über  die  Athener  aber  verhängte 
Vesta  zu  denken;  viel  wahrscheinlicher  ist  es  Dionysos  Pest  oder  Raserei  der  Jungfiauen, 
mir  jedoch,  dafs  Götter  der  Sterne  und  6e-  die  sich  alle,  wie  Erigone,  erhängen.  Das 
stirne  (Sol  u.  Lnna?)  gemeint  sind;  vgl.  Cic.  Orakel  verheifst  Abhülfe,  sobald  man  den 
somn.  Scip.  3,  7:  [hominihus]  unimus  datus  est  Leichnam  finde  und  das  Verbrechen  sühne. 
ex  Ulis  sevipiternis  ignibus,  quae  sidcra  lo  Da  man  ihn  aber  nicht  fand,  so  stiftete  man 
et  Stellas  vocatis  etc.  Nach  dem  Vorgänge  des  der  Erigone  zum  Andenken  die  Feier  der 
Piaton  und  Aristoteles  hielten  die  Stoiker  die  JtxÖQcc,  das  Schaukelfest  (auch  EvöaiTivog  ge- 
Gestirne für  vernünftige,  göttliche  Wesen;  nannt,  jS(!.  M.  s.  v.  auopa);  wobei  allerlei  kleine 
Yg\.  Cic.  nat.deor.  2,  15,39  f.  Vielleicht  war  lul.  Bildwerke,  Masken,  Phallen  (in  Italien  oscilla 
Placid.  Anhänger  der  stoischen  Philosophie.  gen.,  vgl.  0.  Jahn,  Ärch.  Beitr.  p.  324;  Macr. 
[Hirschfeld  zu  C.  I.  L.  a.  a.  0.  bemerkt:  'non  Sat.  1,  7,  35)  an  den  Bäumen  in  der  Schwebe 
recte  ad  fontem  ardentem,  unum  ex  septem  aufgehängt  und  geschaukelt  wurden,  unter 
Delphinatus  miracnlis,  quinque  chiliometra  ab  Begleitung  eines  Gesanges,  den  man  auch 
oppido  Vif  (listantem,  dedicationem  referunt  'AXfjtis  nannte  (Athen.  14,  10.  Poll.  4,  55), 
Long  et  Vallentin;  Ignes  aeterni  mihi  sunt  20  und  dem  Vater  wie  seiner  Tochter  die  Erst- 
Sol  et  Luna,  quos  aeternos  dictos  coniunctim-  linge  der  Weinlese  dargebracht  wurden.  Vgl. 
que  cultos  esse  uotum  est  (cf.  Jahn,  Archacolog.  Ael.  n.  an.  7,  28  ;  Luc.  sali.  40.  Auch  den 
Beiträge -p.  89,  I\eller,  B.  M.^  l-p.32G,  Mommsen  Schlauchtanz  {dayimXiacuög),  eine  der  beliebte- 
in huius  operis  vol.  I  p.  400  [zum  28.  August]),  sten  Lustbarkeiten  der  Weinlese,  wobei  man 
fierique  potest,  ut  titulus  ad  Aureliauum  im-  Weinschläuche  aufbliefs,  mit  Öl  bestrich  und 
peratorem  studiosissinium  Dei  Solls  cultorem  darauf  sprang,  führte  man  auf  Ikarios  zurück, 
referendus  sit',  was  Hirschfeld  weiter  aus-  der  aus  dem  Felle  eines  Bockes,  welcher  seine 
führt.     R.  Peter.]     [Röscher.]  Reben    beschädigte,    einen   Schlauch    gemacht 

Ikadios   {'lyiäSiog),    Sohn   des  Apollon   und  und    darauf  in   der   Lust  der  ersten  Weinlese 

der  Nymphe  Lykia,  der  das  Land,  in  dem  er  so  getanzt  habe  [A.  Ztg.  5,  130  R.].     Nach  Hyg. 

geboren  war,  nach  seiner  Mutter  Lykia  nannte  p.  astr.  dörrte  der  aufgehende  Hundsstern  die 

und   dort    die   Stadt  Patara   mit    dem   Orakel  Fluren    und    erzeugte  Krankheiten  zur  Strafe 

des    Apollon    gründete.      Als    er   darauf  nach  für  die  Ermordung  des  Ikarios.     Als  Aristaios 

Italien  fuhr  und  Schiffbruch  litt,  wurde  er  von  deshalb    seinen  Vater  Apollon    befragte,    riet 

einem   Delphin  in   die   Nähe   des  Parnafs   ge-  dieser,  den   Tod  des  Ikarios  mit  vielen  Opfern 

tragen,    wo    er    dem    Apollon    einen    Tempel  zu   sühnen  und   den   Zeus   um   die  Etesien  zu 

gründete  und  nach  dem  Delphin  die  Stadt  Delphi  bitten.   Zeus  gewährte  die  Bitte  und  liefs,  wenn 

nannte.     Nach  Cornificius  Longas   war  er  ein  der  Hundsstern  aufging,   40   Tage   den   Wind 

Kreter,  Bruder  des  lapys  (s.  lapyx);  dieser  kam  wehen,  Apollod.  3,  14,  7;   Faus.  1,  2,  4;  Luc.  d. 

nach  Italien,  Ikadios  aber,  von  einem  Delphin  4o  deor.  18,  2  mit  Schol.;  Hes.  s.  v.  AIcoqcx,  'Alrixig; 

geführt,    an  den   Parnafs,   wo   er  Delphi  und  Schol.   Hom.   II.  22,  29;    Eustath.   p.  389,  43; 

den  Krisäern  (Kretäern)  den  Namen  gab,  Serv.  1535,  38;    Porp)hyr.    de  abst.   2,    10;     Hyg.   f. 

Verg.  Aen.  3,  332.    Vgl.  Ilqen  ad  Hom.  hymn.  130;    P.  A.  2,  4.   Serv.  zu  Verg.  Georg.  1,  67, 

p.  341.    MüUer,  Bor.  1,  209  f.  215.     [StolL]  218;    2,  389;    Schol.   zu   Ov.  Ibis  609;    2%.  4, 

Ikarion    {'ly^uQiwv),    Sohn  des   Oibalos   und  1,   19;    Prop.   2,   33,   29;     Ov.    Met.    6,   126; 

der  Najade   Bateia,   sonst  Ikarios    (s.   d.)   ge-  10,  451.    Die  Sage  stellt  in  sehr  durchsichtiger 

nannt,  Apollod.  3,  10,  4,  5.    [Höfer.]  Weise  das  Aufleben  der  Vegetation  im  Früh- 

Ikarios  {'l-aägiog,  "l-AKQog,  'I-auqiwv),  1)  ein  ling  und  ihres  Hinsterbens  unter  der  Herr- 
Athener,  der  den  unter  Pandions  Regierung  schalt  des  Hundssternes  dar.  Vgl.  Welcher, 
nach  Athen  gekommenen  Dionysos  freundlich  50  JVac7tir.  p.  222  f.;  SchtvencJc,  And.  \^.  148; 
aufgenommen  haben  soll.  Zum  Dank  dafür  Übers,  der  hom.  Hymnen  p.  309  f.;  Preller, 
lehrt  ihn  der  Gott  die  Kunst  des  Weinbaus  Dem.  u.  Pers.  238  A.  17;  Mittelhaus,  de  Baccho 
und  giebt  ihm  Schläuche  mit  Wein.  Um  diese  J.Ktco.  Bresl.  1874.  p.5.  Über bildl.  Darstellungen 
Gabe  zu  verbreiten,  fährt  nun  Ikarios  im  Lande  vgl.  v.  KüJder,  descr.  d''un  camee  ant. ;  0.  Jahn, 
(nach  Liban.  narr.  23  p.  1107  in  Thrakien)  Arch.  Ztg.  1847  nr.  9  t.  9.  Die  Einkehr  des 
umher  und  läfst  die  Bauern  davon  kosten.  Dionysos  glaubte  man  auf  einer  Anzahl  Re- 
Diese  werden  berauscht,  halten  sich  für  ver-  liefs  dargestellt  zu  sehen;  doch  scheinen  sie 
giftet,  töten  den  Ikarios  mit  Knütteln  oder  vielmehr  eine  allgemeinere  Bedeutung  zu 
stürzen  ihn  in  eine  Grube  ''ohne  Wasser'  oder  haben  in  dem  Sinne,  dafs  Dionysos  überall 
begraben  ihn  unter  einem  Baume.  Seine  60  da,  wo  er  reichen  Segen  spendet,  als  ein- 
Tochter Erigone  {'Hgiyörrj,  die  Lenzgeborene),  kehrend  gedacht  wurde.  Vgl.  0.  Jahn,  Arch. 
auch  Aletis  ('^Ar/riff,  die  Umherirrende)  genannt  Beitr.  p.  193 — 211;  BeneTcen,  de  Theoxcniis, 
(vgl.  über  diese  E.  Maafs  in  d.  Pliilol.  Unters.  Berl.  1881  p.  47  —  56;  Arch.  Ztg.  1881  p.  275 f. 
von  Kiefsling  u.  Wilamotvitz  Heft  6.  7),  sucht,  [ob.  Bd.  1  Sp.  1144  u,  2541;  ferner  die  schwarz- 
von  ihrem  Hunde  Maira  (Matp«)  geleitet,  sein  figur.  Vasen  des  Britischen  Museums  nr.  565 
Grab  und  findet  es  nach  langem  Umherirren  u.  577  =  Arch.  Z.  10,  176*.  Röscher.] 
auf  dem  Hymettos.  In  ihrer  Verzweiflung  er-  2)  S.  des  Perieres  und  der  Gorgophone,  Br. 
längt  sie  sich  an  dem  Baume,  unter  dem  ihr  des  Aphareus,  Leukippos,  Tyndareos,  Enkel  des 


o 


113 


Ikarios 


Ikaros 


114 


Aiolos    oder    des   Kyliortas,    Apöllod.    1,  9,  5; 
3,  10,  3;  Tzetz.  Lyh.  511;  oder  S.  des  Oibalos 
und   der  Bateia,    Br.    des   Tyiidareos  und  der 
Arene  ('Aqv)]  Schöl.  Eur.  Or.  457),  Halbbruder 
des  Hippokoon,  Enkel  des  Perieres,  Äpollod.  3, 
10,  4;    SchoJ.  Eur.  Or.  457;    Eustath.  293,  11; 
oder  Sohn  des  Oibalos   und   der  Gorgophone, 
Enkel    des    Kynortas,    Paus.   3,    1,   4.      Nach 
l\tus.  2,  21,  8;    3,   1,  4;    4,  2,  3    war    Gorcro- 
plione   zuerst  mit  Perieres,   dann  mit  Oibalos 
verheiratet.      Vgl.    über    diese    Genealogieen: 
Deimling ,   Leleger  p.  118  fF.     Hippokoou    ver- 
treibt Tyndareos  und  Ikarios  aus  Lakedaimon. 
Auf   der  Flucht    gelangen  sie   zu  Thestios   in 
Pleuren  und  wohnen  dort  jenseits  des  Acheloos. 
Tyndareos    kehrte  später, 
nachdem  Herakles  die  Hip- 
pokooiitiden     erschlagen, 
zurück;  Ikarios  aber  blieb 
in  Akarnanien  (bei  Apollod. 
3,  10,  5  kehrt  auch  er  zu- 
rück).   Nach  Faus.  3,  1,  4 
u.    Schol.    Eur.    Or.    457 
stand  Ikarios  auf  selten  des 
Hippokoon    und    vertrieb 
mit  diesem  den  Tyndareos. 
In   Akarnanien  zeugte   er 
mit  Polykaste,  der  T.  des 
Lj'gaios,  die  Penelope,  den 
Alyzeus    und    Leukadios, 
Strah.   p.    452.  461.     Bei 
Schol.  Od.  15,  16    werden 
Dorodoche,    T.   des  Orsi- 
lochos,    oder  ^Asterodeia, 
T.  desEurypylos,  als  seine 
Frauen  genannt.    Oder  er 
zeugt     mit     der     Najade 
,  Periboia  Thoas,  Damasip- 
pos,  Imeusimos,  Aletes  und 
Penelope  {ApoU.  3,  10,  6; 
Paus.  8,  34,2;  Tzetz.Lyl: 
511;  Y  g\.  Schol.  Od.  &. 'd.O.; 
Eustath.  zu  Hom.  1773, 22), 
auch  Iphthime  (Od.  4,  797). 
Elatos  heilst  sein  Sohn  bei 
Schol  Apoll.  Bhoä.  1, 102. 
Für     die     Freier     seiner 
Tochter   stellte    er    einen 
Wettlaufan,  in  welchem 

Odysseus  siegte  (Paus.  3. 12,2).  Nach  Apollod. 
3, 10, 9  wirbtTyndareosbei  seinem  Bruder  Ikarios 
für  Odysseus  um  die  Penelope  zum  Danke  da- 
für, dafs  dieser  den  klugen  Rat  gegeben,  die 
vielen  Freier  schwören  zu  lassen,  dem  er- 
korenen Bräutigam  gegen  jeden  beizustehen, 
der  ihn  angreife.  Als  Penelope  verlobt  war, 
wollte  Ikarios  den  Od.  bewegen,  in  Lakedai- 
mon zu  bleiben.  Od.  aber  weigerte  sich  und 
zog  mit  der  Braut  ab.  Als  dennoch  Ikarios 
folgte,  verlangte  Od.,  dafs  seine  Braut  sich  60 
erkläre;  sie  schwieg,  aber  indem  sie  sich 
schamhaft  verhüllte,  erklärte  sie  damit,  ihm 
folgen  zu  wollen.  An  der  Stelle  errichtete 
Ikarios,  der  nun  nachgab,  eine  Bildsäule  der 
Schamhaftigkeit,  Paus.  3,  20,  10;  vgl.  Ar  ist. 
Poet.  25;  Ste2)h.  Byz.  s.  v.  'Alv^fiu  und  Tuiva- 
pos;  Eustath.  1417,  -21;  Athen.  18,  597  e.  [Bei 
Schol.  Eur.  Or.  457-   Eust.  zu  II.  B.  p.  293,  10. 


Schol.  Vcn.  zu  II.  2  v.  581  steht  "l%c(Qog  statt 
'/Mapiog.  Bildlich  dargestellt  erscheint  Ikarios 
als  Greis  auf  einer  Berliner  Vase  des  Hicron 
(Furt'wüngler  nr.  2291  =  C.  I.  Gr.  nr.  8220),  bei 
der  Entführung  der  Helena  neben  seinem  Bruder 
Tyndareos.  —  3)  s.  Ikaros.  Röscher.]  [Schultz.] 
Ikaros  ("/Kcvpog),  1)  Sohn  des  Daidalos  (auch 
Ikarios  genannt,  lyio  Chrysost.  or.  71  p.  626  b, 
vgl.  Hesych.  [Schmidt]  '/xäp[t]os),  der  nach  der 
10  gewöhnlichen  Sage  mit  seinem  Vater  Daidalos 
(s.  d.)  vor  dem  Zorn  des  Miuos  aus  Kreta  ver- 
mittelst künstlicher  Flügel  entfloh,  trotz  der 
Warnung  des  Vaters  aber  seinen  Flug  zu  hoch 
nahm  und,  infolge  des  Schmelzens  des  Wachses 
seiner  Flügel  beraubt,   ins  Meer   stürzte    und 


Daidalos  u.  Ikaros,  Wandgemälde  (nach  Arc/i.  Ztfj.  1877  Taf.  II,  Eig.  2). 

50  ertrank;  Xenoph.  Memov.  4,  2,  33.  Diod.  Sic. 
4,  77,  9.  Strabo  14,  1,  19  p.  639.  Arrian.  Anah. 
7,  20,  5.  Lucian.  Gcül.  23.  Imag.  21.  Navig. 
46.  Philostephanos  und  Kallimachos  im  schol. 
IIovi.  II.  2,  145.  Bio  Chrysost.  or.  4  p.  79  a. 
71  p.  626  b.  Hesych.  Zenob.  4,  92.  Eust.  ad 
II.  193,  4.  Anecd.  Par.  2,  384.  Ovid.  Met.  8, 
223  ff.  Bygin.  fah.  40.  Scrv.  ad  Verg.  Aeii. 
6,  14.  Append.  narrat.  32  (Westerrnann  p.  373). 
Nach  euhemeristischer  Sage  flohen  beide  zu 
Schifie  (Pcüaeph.  13.  Phanodikos  bei  Serv. 
a.  a.  0.  =  F.  H.  G.  4,  472),  und  Ikaros  fand 
seinen  Tod,  indem  er  durch  ungeschicktes 
Steuern  das  ihn  tragende  Segelschiff  um- 
schlagen liefs  (Paus.  9,  11,  5),  oder  indem  er 
bei  der  Landung  tollkühn  ans  Ufer  zu  springen 
versuchte,  dabei  aber  ins  Meer  stürzte  (Dtod. 
Sic.  4,  77,  6).  Nach  3Iene'krates  bei  Serv. 
a.  a.  0.  =  F.  H.  G.  2,  344  wurde  er  nach  der 


115 


Ikaros 


Ikaros 


IIG 


Flucht  des  Daidalos  von  den  Athenern  vertrieben 
und  kam  auf  der  Suche  nach  dem  Vater  durch 
Schiffbruch  um.  Den  von  den  Wellen  ans  Land 
(Insel  Doliche)  gespülten  Leichnam  findet  und 
bestattet  Herakles  {Apolloä.  2,  6,  3,  4.  Paus. 
a.  a.  0.),  die  Insel  selbst  erhält  nun  den 
Namen  Ikaria  oder  Ikaros  (Paus.  Apollod. 
Straho.  Arrian.  a.  a.  0.  Diod.  Sic.  4,  77,  6; 
vgl.  Ovid.  Met.  8,  235;  bei  Aesch.  Pers.  876  [7v.] 


Ikaros  vom  Stamme  in,  lat.  ic  [iC<Ms]  =  schlagen, 
stofsen  ab)  und  des  Segels  {Plln.  hist.  tiat.  7, 
56,  208.  Epigramm  des  lulianos  auf  ein  ehernes 
Standbild  des  Ikaros:  Anth.  Planud.  107.  108). 
Als  Person  trat  Ikaros:  in  den  Kretern  des 
Euripides  auf  {schal.  Arist.  ran.  849),  und  auch 
sonst  wurde  der  Mythos  dramatisch  behandelt 
(vgl.  schal.  Arist.  pac.  141  Tovg  zgccyLKOve 
Ttai^SL  dtcc  tu  usqI  'Ikccqov  Xsyöi.isva)  oder  auch 


wird    sie    'lv.äqQv    sdog    genannt).     Der   Grab-  lo  in  Tänzen  dargestellt  {Ltic.  sali.  49;  vgl.  auch 


hügel  des  Ikaros  ward  auf  einer  in  das 
aigaiische  Meer  vorspringenden  Landspitze  ge- 
zeigt {Paus.  a.  a.  0.);  oder  Daidalos  bestattet 
selbst  seinen  Sohn,  nachdem  er  dem  Ikaros 
nach  Sicilien  vorausgeflogen  war  und  ihn  dort 


Daidalos  u.  Ikaros,  Wandgemälde  (nach  Jrdi.  Ztg.  1877  Taf.  II,  Fig.  1). 

vergeblich  erwartet  hatte  {schal.  IL  a.  a.  0.),  auf 
der  Insel  Ikaria  {Ovid.  Met.  8,  235;  vgl.  Palaij>h. 
a.  a.  0.).  Auf  den  Bernsteininseln  hatte  Daidalos 
seine  und  des  Ikaros  Bildsäule  aufgestellt  {Ari- 
stot.  de  mir.  aud.  81p.  836  b.  Steph.  Byz.  s.  v. 
'Hliv.xQiSsg  vriaoi)  und  auf  den  Thürflügeln 
des  von  ihm  zu  Cumae  erbauten  Apollon- 
tempels  war  wohl  auch  von  seiner  Hand  das 
Schicksal  seines  unglücklichen  Sohnes  darge- 
stellt {Serv.  a.  a.  0.;  vgl.  jedoch  Verg.  Aen.  60  u.  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Altert.  S.  403  if. 
6,  31);    das  Meer,  in  welches  Ikaros  gestürzt       Röscher.]   —   2)  Vater  des  Elatos,   Grofsvater 


Suet.  Nero  12).  Spätere  Deutung  der  Sage  bei 
Pseudo-Luc.  Astral.  15  =  Anonym,  bei  Wester- 
mann p.  324,  14.  Eust.  IL  193,  6.  [Bild- 
werke: Vgl.  aufser  den  oben  Bd.  1  Sp.  937 
Z.  24  angeführten  Monumenten  noch  den  Onyx- 

kameo     Mus.    Barhon.    2, 

28,  1:  „I.  auf  einem  Posta- 
mente   stehend,    während 
ihm  Daidalos  die  schon  am 
ßücken  hängenden  Schwin- 
gen    noch      durch     Ring- 
klammern   am    Arme    be- 
festigt. Eine  links  stehende 
Frau  nimmt  man  für    die 
befreundete  Pasiphae,  oder, 
da  sie   den  Hammer    hält, 
für  eine  Personifikation  der 
Skulptur;    rechts    sitzt   die 
kretische  Göttin   Diktynna 
oder  Britomartis   in    phry- 
gischer  Tracht  mit  hohen 
Jagdstiefeln,    Köcher    und 
Bogen  auf  dem  Rücken,  den 
Speer  in  der  Hand."    Vgl. 
ferner  die  Paste  des  Brit. 
Museums  {Catcd.  of  engrav. 
gems  in  tlie  Brit.  Mus.  nr. 
1332:    „Icaras  Stands  half 
turned  to  l.    hands    raised 
to  wings;  Daidalos   TcnceJs 
hehind  Mm  tvith  both  hands 
rctised,   and  draped  round 
loins."'  ib.  nr.  1333 :  „I.  ßying 
to    r.   over    waves.   Paste." 
Das  Relief  einer   aus    der 
Gegend  von  Neapel  stam- 
menden    Thonlampe    (ab- 
gebildet Arch.  Z.  10  [1852] 
Taf.39,2;  vgl.  S.  423  f.)  stellt 
ebenfalls  I.  über  das  Meer 
fliegend  dar,  unter  ihm  rudert  ein  Fischer  da- 
hin (vgl.   Ov.  Met.  8,  226  ff.),  im  Hintergründe 
sitzt  Minos   auf   den  Zinnen   seiner  Burg  und 
schaut  dem  Flüchtlinge  mit  erstaunter  Gebärde 
nach  (vgl.  Ov.  Met.  8,  187).    Vgl.  in  betreff  der 
Daidalos   und   Ikaros   angehenden  Monumente 
im  allgemeinen  Müller,  Hdb.  d.  Archäol.  §  418, 1. 
E.  Pottier  im  Dictionnaire  des  antiq.  sous  la 
direct.   de  Daremberg  et  Saglio  Bd.  II  p.  6  ff. 


war,  heifst  nach  ihm  das  ikarische  (s.  z.  T. 
obige  Stellen  und  aufserdem  Lucian.  Ikar.  3. 
Philops.  2.  Eust.  IL  192, 46.  Ovid.  Met.  8,  230. 
Irist.  1,  1,  90.  Fast  4,  283;  yg\.  .Heroid.  17 
[18],  50).  Ikaros  gilt  für  den  Erfinder  der  kunst- 
mäfsigen  Verarbeitung  des  Holzes  {Hesych. 
Curtius,  Gricch.  Etym.°  461  leitet  den  Namen 


des  Tainaros,  Pherekyd.  im  schal.  Apoll.  Phod. 
1,  102.  Meineke  zu  Steph.  Byz.  s.  v.  TaivccQog 
verlangt  Ikarios.  —  3)  Vater  des  Alyzos,  Steph. 
Byz.  s.  V.  'Alv^sia-  auch  hier  schreibt  Meineke 
Ikarios.  —  4)  Vater  der  Erigone,  sonst  Ikarios 
(s.  d.)  genannt,  Prop.  3,  33,  29.  Tibull.  4,  1,  10. 
Ov.  Ib.  609.  —  5)  König  v.  Karlen,  der  die  von 


117                         Ikastos  Ilioneus                        118 

Seeräubern  entführte  Tochter  des  Thestor,  die  Bei  Ennius  ist  Ilia  auch  Vestalin,   und  auch 

Theonoc ,    kaufte    und  '  zu    seinem    Kebsweib  Amulius  wird   genannt,   ohue   dafs   abzusehen 

machte  (das  Nähere  unter  Leukippe,  Theonoe,  ist,  wie  er  die  orewöhnliche  Tradition,  der  er 

Tiiestor).     Tlygin.  fab.  190.     [Höfer]  —  6)  s.  folgt,   mit    der  Voraussetzung,    dafs    Ilia    des 

Ikarios.  Aeneas  Tochter  sei,  in  Einklang  gebracht  hat. 

Ikastos  r7xacro?),  Sohn  des  Aiolos,  gewöhn-  Nach   Ennius  bei  Porphyrion   zu   Hör.  Carin. 

lieh  Tokastos  (s.  d.),  oder  auch  Akastos  (Eust.  1 ,   2   wurde   Ilia,    nachdem   sie   die  Zwillinge 

ad  IHonys.  Per.  476)  genannt,   BekJceri  anecd.  des   Mars   geboren,    auf  Befehl    des  Amulius, 

283,  2'^.     [Höfer,]  Königs   der  Albaner,   in    den  Flufs   geworfen; 

Ikelos  ("Jxfiloe),  ein  Traumgott,  der  nur  in  lo  der  Flufsgott  Anio  aber  oder  Tiberinus  machte 

Tiergestalt    sich    zeigt.     Ikelos    heifst    er   bei  die    zu    einer    Göttin    Erhöhte    zu    seiner    Ge- 

den  Göttern,  während  ihn  die  Menschen  Pho-  mahlin,   Serv.  V.   Aen.    1,  273.    3,  333.    Hör. 

betör  nennen,  Ovid.  Metam.  11,  640.    [Höfer.]  Carm.    1,   2    u.    dazu    Acro   u.    Porphyr.  Orid 

Ikmaios  Ci-kuklo?),  Beiname  des  Zeus:  der  Am.  3,  6,  45.  Fast.  2,  598.  Claudian.  in  Prob. 

Befeuchtende  {l-Auaivm,  befeuchten),  der  Regen-  et   Olybr.  cons.   225.    Sidon.   Apoll.  Paneg.    in 

spendende    (wie  '  vf'rto?,    oaßpto?).     Auf   Keos  Maior.  28.   Mythogr.  Vat.  1  f .  30.  —  Niebuhr, 

feierte  man  zur  Zeit  der  Hundstage  ein  Fest,  i?.   Gesch.*   1,   220  ff.    Schwegler,  P.  Gesch.  1, 

damit    die    Etesien    erfrischenden    Tau     und  407  f.     Preller,   B.   Myth.'^   697.   511.     Müller, 

Regen  brächten.      Das  Fest  standvin  Verbin-  Dor.  1,  223.    Premier,  Hestia-Vesta  289  f.  378. 
düng  mit  dem  Kulte  des  Aristaios  (s.  d.),  der  20  u.  d.  Art.  Mars  u.  Rea  Silvia.    [Auf  einem  der 

hier    einen    Altar    des    Zeus    U^aiog   gestiftet  Medaillons  des  zu  Aisnay  gefundenen  Gefäfses 

und  zuerst  ihm  geopfert   und  zu  ihm  gebetet  {Caylus ,  Bec.  d'ant.  VI  PI.  CVH,  p.  338—341; 

haben  soll.     Zeus  UaaLog  ist  derselbe  wie  Z.  Miliin,   Voyage  dans  les  depart.  du  midi  de  la 

KKTcxiog  am  Pelion.    Ap.  Bh.  2,  522  mit  Schol.  France  I  p.  439  Note  1  zu  p.  438;  Comarmond, 

Müller,  Orcliom.  249.  348.   Preller,  Demeter  u.  Descr.  des  ant.  et  objcts  d'art  contenus  dans-  Ics 

P.   248,    15.     Gr.   Myth.   1,  114.   374.    Lauer,  salles  du  palais-des-arts   de    la   ville  de  Lyon 

Sißtem   197.    Gerhard,   Gr.   Myth.  1   §  192,  2,  p.  42— 43,  nr.  211,  pl.  IT;  A.  de  Boissieu,  Inscr. 

197,  3.    199,  8.    Welcher,    Gr.   Götterl.    1,  490.  ant.  de  Lyon  p.  463 ff.;    Froehner,   Les  musees 

[Für    das   bärtige   Haupt    auf   dem    Obv.   von  de  France  p.  65—66)   sind  Mars  und  Ilia  mit 
Münzen  von  Keos,  Karthaia,  Koresia  und  lulis  30  den  Beischrifteu  MARS  und  ILIA  dargestellt, 

läfst  Head,  H.  N.  p.  410  ff.  die  Wahl,  ob  man  Vgl.  Bonner  Jahrb.  1  p.  45  ff.  Tf.  1  f.    Drexler] 

darin  den  Zeus  Ikmaios  oder  den  Aristaios  zu  [Stoll.] 

erkennen  hat.     Drexler.]                          [Stoll]  Ilias  (/Afa?),  Personifikation  des  Honierischen 

Ikmalios    {'ly.aäXiog) ,    ein    Zimmermann    in  Gedichtes,  zusammen  mit  der  Odysseia  neben 

Ithaka,    der    den  kunstvollen,    mit   Elfenbein  Homer  dargestellt   auf  dem   bekannten  Relief 

und  Silber  ausgelegten  Lehnsessel  der  Pene-  der  Apotheose  Homers;    vgl.   Baumeister,   D. 

lope  verfertigt  hatte;  Hom.  Od.  19,  57  {Eust.  d.  cl.  Alt.  S.  Ulf.                              [Röscher.] 

1855,    16);    nach  Ourtius,   Griech.  Eiym.^  461  Ilias   {'ihccg),  Beiname  der  Athena  in  Ilion 

vom  Stamme  in,  latein.  ic  (ictus)  =  schlagen,  auf  Münzen  von  Ilion  mit  dem  Kultusbild  der 
stofsen;  anders  ^«^1  1855,  29:  'iv.fiaZios  ovoftß:  40  Göttin    und    der    Revers -Aufschrift    AOHNAZ 

oiv.tiov  tsv.TOvt.  ^vlcov,  a  ;^p?}etiLia:  yivstai  asrcc  lAIAAOZ,   Head,  H.  N.  p.  473.     [Drexler.] 

Tt»  i^Ly.naG&fjvai.     [Höfer.]  Ilieus  ('liltsue),  Beiname  des  Apollon  in  Troja, 

Hat  s.  Astarte.  Steph.  Byz.  s.  v.  "iXiov.     'Iltsvg  o  'AnöUcov   iv 

Ilea  {'llsa).    Auf  einer  Münze  von  Pessinus  ist  Tgoia ;    auch    inschriftlich    bezeugt    C.   I.  G. 

dem   Haupte  der  Kybele  beigeschrieben   ÖGA  3614  d  'AnoXlavog  xov  'llii\ai]g.     [Höfer.] 

lAGA,  ^MHi.  C/(ro(;.  1876  p.  79.  Zeitschr.  f.  Nim.  Ilion.     Auf   einer  Münze    des   Elagabal  (?) 

4,  1877  p.  287.  Head,  H.N.  p.  630.    [Drexler.]  von  Ilion  soll  die  Stadtgottheit  von  Ilion,  der 

Ileithyia  s.  Eileithyia.  Roma  die  Hand  reichend,  unter  Beifügung  der 

IHa   {'IXici),  in  der  gräcisierenden  Sage  der  Beischriften  lAlON  ■  PfiMH  dargestellt  sein,  3Ii. 
Römer  die  Mutter  des   Romulus    und  Remus,  50  *S'.  5,  574,  187   (nach   Vaillant),   Head,  H.  N. 

gleich    der    Rea    (Rhea)    Silvia    in    der    ge-  p.  473.    Vgl.  Schliemunn,  Bios  719.    [Drexler.] 

wohnlichen   Sage,    Verg.  Aen.  1,  274.   7,  659.  Ilione    ['lUövr]),    die    älteste    Tochter    des 

Hya.  f.  252.  Fest.  p.  267  Müller.   Plut.  Bomul.  Priamos  und   der  Hekabe,   Verg.  Aen.  1,  653. 

3.   Konon   48;    s.    Rea    Silvia.     Perizonius    zu  Hyg.  f.  90.     Sie  war  vermählt  mit  dem  thra- 

Ael.   Var.  Hist.  7   p.  510  ff.  beweist,    dafs  die  kischen  König  Polymestor,  welchen  sie  wegen 

Mutter  des  Romulus   als   Ilia   immer  Tochter  seiner  Treulosigkeit  und  Feindseligkeit  gegen 

des  Aeneas,  als  Rea  Silvia  Königstochter  von  ihre  Familie  tötete,  Hyg.  f.  109.  240.  243.. 254, 

Alba  ist,   dafs  Ilia  nie    Rea  heifst.     Bei  den  vgl.   Serv.   V.   Aen.   3,    15.   49.    1,  653.     über 

älteren  römischen  Dichtern  JVaewms  und  ifwnms  die   Tragödie  Iliona   Ae^  Pacuvius   und    deren 
ist   Ilia   noch    die    Tochter    des    Aeneas    und  60  Inhalt  s.  Deipylos  nr.  3.    Welcher,  Gr.  Trag. 

dieser  der  Grofsvater  des  Romulus  und  Remus,  3  p.  1150  ff.    Düntzer,  Zeitschr.  f.  Altsiv.  1838 

Serv.  Verg.  Aen.  1,  273.  6,  778  (Vahlen,  Enn.  p.  57  ff.    Bibbeclc,  trag.  lat.  reih  p.  83  u.  292; 

poes.  rel' Y).  9  ff.),    vgl.   Dion.   Hai.   A.   Bom.  BibbecJc,    Die   röm.  Trag.   232  ff.,   vgl.   Horat. 

1,73.    In  dem  e?2»iamsc7ien  Fragment  bei  C/c.  (Ze  Serm.  2,  3,  61  u.  Schol.     [Stoll.] 

<Zj^;m.  1,  20,  40  (F«/Jm  p.  10  nr.  34;  vgl.  i?o&erf,  Ilioneus    {'RiovEvg),    1)    der  jüngste   Sohn 

J.rc7i.Z.  37, 25)  heifstilia  eine  Tochter  des  Aeneas  des  Amphion  und  der  Niobe,  Ov.  Met.  6,261. 
und  Stiefschwester  der  Eurydike,  sie  selbst  i.st       [Über    den    früher  sog.    Ilioneus    (=    Troilos) 

also  wohl  Tochter  des  Aeneas  und  der  Lavinia.  der  Münchener  Glyptothek  s.  Wieseler,  D.  d.  a. 


119                          Ilios  Ilos                           120 

K.  1  Taf.  XXXIV  E  und  Text  dazu;  Arch.  Z.  des   Laomedon,    Grofsvater   des  Pi-iaiiios    und 

26,  45.    Brwim,   Beschreib,    d.    Glyptothek^  S.  der  Hesione  {Apollod.  a.  a.  0.   //.  20,  232.  236), 

176fF.  R.]  —  2)  Sohn  des  reichen,  von  Hermes  Gründer  von  Ilios.  Hierüber  berichtet  ApoZZodor, 

geliebten  Phorbas,  ein  Trojaner,  von  Peneleos  Hos   sei  nach  Phrygien    gekommen  und  habe 

erlegt,  II.  14,  489  flf.  —  3)  Trojaner,  Begleiter  in  einem  von  dem  dortigen  König  angestellten 

des  Aeneas,   Verg.  Aen.  1,  120.  521.  9,  501.  —  Kampfspiel  im  Ringkampf  gesiegt.^  Als  Preis 

4)  Ein  troischer  Greis,  von  Diomedes  bei  der  habe    er    50    Jünglinge    und    50    Jungfrauen 

Eroberung   der   Stadt   trotz  seiner  Bitten  ge-  bekommen    und    einem    Orakelspruch    zufolge 

tötet,  Quint.  *S'm.  13,  181.     [Stoll.]  habe    ihm    der    König    auch    eine    scheckige 

llius.   Die  Aufschrift  in 0$  auf  einer  Bronze- 10  Kuh    (das    heil.    Tier    der    Pallas?)    gegeben 

kiste    von   Palestrina    {B.   Schöne,    An)i.   (teil'  mit  der  Bestimmung,  dort,    wo  die  Kuh  sich 

Inst.  1870  p.  334 — 53.    Mon.  delV  Inst.  8  Tav.  niederlege,    eine    Stadt    zu    gründen.     Er    sei 

XXll — XXV.    Vente   Castellani  nr.  359.    Bull.  ihr    nun  nachgegangen,  und   als   sie   auf  dem 

cpigr.  de  la  Gaule  4  p.  151)  wird  von  Corssen,  Hügel    der  sogen,   phrygischen  Ate    sich  ge- 

Ann.   a.  a.  0.  p.  338   als  Pferdename   erklärt,  legt,   habe  er  dort  eine  Stadt  gegründet  und 

während   Schöne   p.  340—341    auf  Grund  des  Ilios   genannt.     Vgl.  Steph.  Bys.  s.  v.  'JziöXo- 

Punktes   zwischen  AlAX  und  IHO$   einen  Zu-  cpos   (Ate,    von    Zeus   vom    Himmel    herabge- 

sammenhang  zwischen  beiden  Namen  annimmt  schleudert,  soll  hierher  gefallen  sein  und  der 

und  "iXiog    für   ein    Adjektiv,    abgeleitet    von  Hügel    davon  seinen    Namen  erhalten  haben; 

'JXsvg,  einer  Nebenform  von  Oiksvg,  also  „der  20  s.   Ate).     Bemerkenswert   ist,    dafs    durch   die 

Sohn  des  Oileus"  erklärt.     [Drexler.]  Führung    der  Kuh    Ilos   wieder    in    die  Nähe 

llissides  ('Hicfft'^fg),  Beiname  der  am  Ilissos  seiner    Heimat     zurückgebracht    wird,     denn 

verehrten  Musen,    Apollodor    bei    Steph.   Byz.  schon  Dardanos  siedelte  sich  von  Samothrake 

s.  V.  lliaaög-  in  der  Nähe  des  Flusses  befand  aus  auf  dem   ,, gegenüberliegenden  Festlande" 

sich  ein  ßcofiog  Movaäv  EiliaaiäScov ,  Paus.  1,  an  und  gründete  die  Stadt  Dardanos  am  Hel- 

19,  5.     [Höfer.]  lespont,  im  Lande  des  Teukros,  eines  ,, Sohnes 

Ilissos  ('/Aiaffd?, '/1/cos),  der  Gott  des  gleich-  des    Skamandros"    und   der   Nymphe    ,,Tdaia", 

namigen  Flusses  in  Attika,  welcher  ein  Heilig-  und  sein  Vater  Tros  ist  der  Enkel  des  ,,Simoeis' 

tum  in  Athen  besafs  (athenische  Inschrift  aus  und  Eidam   des  Skamandros.     In  der  Ebene 

der  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges,  CIA.  30  des  Simoeis  und  Skamandros  also,  auf  einem 

1,  210,  k,  2  u.  1,  273,  f,  16   =   Dittenhcrger,  Hügel   (Ao'qpog)  ward  Ilion  gegründet,    Diod. 

syll.  29,  82);  bei  JSlonn.  Dion.  39,  190  wird  er  4,  75.      Nicht    zufrieden    mit    der    durch    die 

als  yayiQatölog  geehrt.     [Über  die  Darstellung  Kuh    ihm    gewordenen   Andeutung  bittet   Ilos 

des  Ilissos  im  westl.  Parthenongiebel  s.  Friede-  den    Zeus    um    ein    Zeichen    und    findet    am 

richs- Wolters,  Gipsabgüsse  S.2io2ll.]  [Steuding.]  folgenden  Tage  vor  seinem  Zelt  das  diinsrag 

IHxo.  Ein  Gott  dieses  Namens  erscheint  auf  naXXäSiov,  ein  Bild  von  3  Ellen  Höhe,  mit 
drei  kurzen  Inschriften,  welche  mit  Nymphen-  enggeschlossenen  Füfsen,  den  erhobenen  Speer 
steinen  in  den  Thermen  von  Bagneres-de-  in  der  R. ,  in  der  L.  Spindel  und  Kocken. 
Luchon  zu  Tage  gefördert  wurden.  L.  Benier,  [Ganz  ähnlich  dieser  Beschreibung  findet  sich 
Bullet,  du  comite  de  la  langue,  de  Thistoire  et  40  das  Palladion  gewöhnlich  abgebildet  auf  Vasen, 
des  arts  de  la  France  III  p.  149.  Sacaze,  in  Wandgemälden  und  Reliefs  (vgl.  Overbeck, 
Epigr.  de  Luchon  p.  18.  20.  Merimee,  De  Gall.  hero.  Bildw.  Taf.  26,  17.  27,  1—4.  Arch. 
antiquis  aquar.  relig.  p.  63  ff'.  Mau  hat  den  Ztg.  1882  Tf.  8,  2  a),  nur  dafs  die  Linke  ge- 
Namen des  Gottes  in  'Luchon'  wiederfinden  wohnlich  den  Schild  hält.]  Für  dieses  Bild 
wollen.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  baute  Ilos  einen  Tempel.  Andere  berichten, 
es  der  Quellgott  der  Thermen  ist.  Merimee  als  Ilos  bei  einem  Tempelbrand  das  Bild 
verweist  noch  auf  ein  in  Vienne  gefundenes  rettete,  sei  er  erblindet,  weil  er  das  Bild  ge- 
Thongefäfs  mit  der  Inschrift  Illixo  (a.  a.  0.  schaut  habe,  das  von  niemand  gesehen  werden 
p.  69  Anmerk.  8).     [M.  Ihm.]  durfte,  was  sich  mit  dem  Bericht  des  Apollodor, 

Illyrios  {'lllvqi,6g) ,   Sohn  des  Kadmos  und  50  wonach    doch  Ilos   das  Bild  ungefährdet  sah, 

der  Harmonia,  der  ihnen  geboren  ward,  nach-  nicht  recht  reimt.    Doch  habe  sich  Athena  ver- 

dem  sie  von  Theben  nach  lUyrien  übergesiedelt  söhnen   lassen    und   ihm  die    Sehkraft  wieder 

waren    und    hier    eine    Herrschaft    gegründet  geschenkt:   Flut.  Parcdl.   min.   gr.   et.  rom.  17 

hatten.     Er  wurde   der   Stammvater   der   illy-  =   Moralia  ed.    Wyttenbach,  Tom.   2    p.   269. 

rischen  Könige  und  gab  dem  Lande  den  Namen.  Nach  Biodor  4,  74  soll  er  den  Tantalos   und 

Apollod.  3,  5,  4.   Steph.  B.  v.  'IIIvqlu.    Strab.  dessen  Sohn  Pelops  wegen   des  Raubes  seines 

7,  326.   Dionys.  P.  95,  389.   Schol.  Veron.  Verg.  Sohnes  Ganymedes  aus  Paphlagonien  vertrieben 

p.  83  Keil  Preller,  Gr.  Myth.  2,  27,  1.  [Stoll.]  haben.  Vgl.  Paus.  2,  22,  4.    Über  sein  Grabmal 

Ilos    (7/los,   Elkog).,    1)   Sohn  des   Dardanos  in   der    Ebene   vor  Ilios    vgl.  //.  10,  415.    11, 

und   der  Bateia,   einer  Tochter   des   Teukros,  go  166.    372.    24,    349.      Theohr.    16,    75.     Eust. 

Bruder     des     Eriehthonios ,     stirbt    kinderlos,  1.S52,  62.     [Eine  Münze   Caracallas   von  Ilion 

Apollod.  3,  12,  2.  zeigt  ihn  mit  der  Beischrift  6IA0C  auf  einem 

2)  Sohn  des  Tros  und  der  Kallirrhoe,  einer  Altar  vor  der  Säule  mit  dem  Palladiou  opfernd, 

l'ochter  des  Skamandros,  Enkel  des  Erichtho-  Sestini,  Mus.  Hedercarianum  II  p.  137  nr.  17, 

nios,  Urenkel  des  Dardanos,  daher  JaQÖavidrjg  Mionnet,  S.  V  572,  475,  Cavedoni,  Spie.  num. 

{Hom.  IL  11,  372),   Bruder  des  Assarakos,  des  p.   153,  Head,  H.  N.  p.  473.     Drexler.] 

Ganymedes   und    der  Kleopatra,    Gemahl    der  Jener  Hügel,  wo  die  Kuh  sich  legte  (nach 

Eurydike,   einer  Tochter  des  Adrastos,  Vater  Lylcophr.  Alex.  29  und  Steph.  waren  es  zwei), 


121                          Ilunnus  Imeusimos                       122 

hiefs  auch  ßovnXavöyiTiaTog,  von  dem  Umher-  d'une  sorte  de  petit  temple  ou  chapelle,  dont 

irren  der  Kuh.    Nach  Tsets.  zu  Lykoj^hr.  a.  a.  0.  on   a    reconnu    Templacement   au    milieu    des 

erhielt    llos    beim    Weiden    seiner   Herden    in  substructions   qui  s'elevaient  au   dessus  de  la 

Mysien    von    ApoUon    Priapeios    das    Orakel,  tete    de    l'emissaire    romain    et    qui    faisaient 

dort  eine   Stadt  zu  gründen,   wo   eine   seiner  partie  des  batiments  dans   lesquels   habitaient 

Kühe    niederfalle.      Dieser  Fall   trat    ein,    als  les  personnes  attachees  ä  l'entretien  de  l'emis- 

ihm   einst   eine    Kuh    entlief  und   er    sie    ver-  saire'):  Onesimus  Aug.  lih  \  -proc  \  fecit.    Ima- 

folgte.     Beide  Versionen  der  Sage   in  Verbin-  ginibus  et  \  Laribus  .  cuUoribus  \  Fucini.  Momm- 

dung  mit  dem  Stamm   seines  Namens   weisen  sen  z.  d.  Inschr. :  ^ita  inscriptionem  Interpreter, 

auf  llos   als  Herdenbesitzer    {ilrj)    hin.     Über  lo  ut  Augusti  libertus  ille  qui  sacellum  fecit  pri- 

Ilos    und  Assarakos    als  angeblich    assyrische  mum    id    dedicaverit    imaginibus    et    Laribus, 

üottheiten   =    „llu"    und   „Assur   der  Grofse"  scilicet  dominorum  suorum  Augustorum,  deinde 

vgl.  den  Art.  Aineias  Bd.  1  Sp.  188  oben  und  F.  collegio  funeraticio  sive  cultoribus,    qui  Fuci- 

Lenormant,  Gaz.  archeol.  1675  p.  259  m.  Anm.  num  sibi  elegerant  deum  tutelarem.'  [R.Peter.] 

3)   llos,   Sohn   des  Mermeros  (MsQfieQL'Srjg)  Imaon,  Kriegsgefährte  des  Haiesos,  Führers 

von  Ephyra  in  Elis  {Strabo  8  p.  338) ,    Enkel  der  Aurunker,  der  Bundesgenossen  des  Turnus, 

des  Pheres,  Urenkel  des  lason  und  der  Medeia  Verg.  Aen.  10,  424.     [Stoll.] 

nach  Fast.  p.  1415,  50  ff.  1416,  2;  vgl.  Müller,  Imbramos  ('Iiißganog),   karischer  Name  für 

(Jnhom.    p.  268.     Von    ihm    wollte    Odysseus  Hermes  nach  Stcph.  B.  s.  v.  "l^ßQog.    Eust.  z. 

das  Gift  zum  Bestreichen   seiner  Pfeile  holen,  20  Dion.  Per.  524.    Vgl.  oben  'Hermes'  (Sp.  2352) 

erhielt  es  aber  nicht,   da  llos   die  Vergeltung  und  den  Art.  Kabeiroi.     [Röscher.] 

der  Götter  fürchtete;   Od.  1,  259.   2,  328.     In  Imbrasides    {'lußQuaidrig),    d.    i.    Sohn    des 

diesem  Fall  kann  wohl  nur  das  elische  Ephyra  Imbrasos  {Serv.  ud   Verg.  Aen.  10,  123)  heifst: 

gemeint  sein;   es  gab  jedoch  mehrere  Städte  1)  Peiroos,  der  Führer  der  Thraker  aus  Ainos, 

dieses  Namens,  die  als  giftreich  (Troiucjpapfiaxog)  Hom.  IL  4,  520.    Strabo  7   p.  331.    fr.  58.  — 

bezeichnet   und  mit  Medeia  in  Beziehung  ge-  2)  Asios,  ein  Genosse  des  Aeneas,   Verg.  Aen. 

bracht  wurden,  \g\.  Müller  a.  a.  0.    11.11,  740  10,  123.  —  3)  Glaukos  und  Lades,    die  Söhne 

und  Krates  beim  tichol.  z.  d.  St.    [Weizsäcker.]  des  Imbrasos  aus  Lykien,  von  Turnus  getötet, 

Ilunuus  {Ilunis?)  durch  mehrere  Inschriften  Verg.  Aen.  12,  343.     [Höfer.] 

der  Pyrenäen  bekannt.    Sacaze,  Eevue  de  Com-  30      Iinbrasios    {'ifißgioiog),    ein  Trojaner,    von 

minges   1885   Oktob.    erwähnt  Inschriften    aus  Neoptolemos  getötet,  ()i(mf.  »S'm.  10,  87.   [Stoll. J 

Gaut  (ur.  16)  und  Cadeac-les-Baius  (nr.  39)  mit  Imbrasos   {"l^ßgaoog),    1)   Flufs  und   Flufs- 

der    Dativform    lluni    {Iluni    deo);    vgl.    den-  gott    in    Samos,    dem    die    sainische   Nymphe 

selben   im   Bull,   epigr.   2   p.  183.     Eine  Mar-  Chesias   die   von  Apollon  geliebte  Okyroe  ge- 

morbasis  vou  Toulouse,  welche  einst  ein  sif/nwm  bar,     Athen.    7,   283  e.      [Mit    der    Beischrift 

argenteum  des  Hercules  invictus  trug,   enthält  IMBPACOC  erscheint  er  auf  einer  Münze  Trajans 

die  Widmung  Herculi  llunno  Andose  {Moni-  von  Samos,  Gardner,  Num.  Chron.  1882  p.  283 

faucon,  Ant.  expliq.  2,  1  p.  251  pl.  CIV.  Miliin,  nr.   23;    Head. ,   H.   N.   p.   768.     Drexler.]   — 

Monum.  ine^its  1  p.  98.   De  Wal,  Myth.  sept.  —  2)  Thrakerfürst  in  Ainos,  Vater  des  Peiroos, 

mon.  epigr.  nr.  154).    Danach  scheint  Ilunnus  40  II.  4,  520.  —  3)  Ein  Lykier,  Vater  des  Glaukos 

1  Beiname    des    Hercules.      Die    Erklärung    von  und  Lades,    der  Gefährten   des  Aeneas,   Verg. 

I  Andose    ist    unsicher;    vgl.    J.   Becker,   Bhein.  Aen.  12,  343.    —    4)  Vater    des    Asios,    eines 

Museum  N.  F.  17  p.  14 tf.    Merimee,  De  anti-  Gefährten  des  Aeneas,    Verg.  Aen.  10,  123. 

quis   aquar.    religionibus    (Paris   1886)    p.   73.  [Stoll.] 

;  Die  Widmung  Astoilunno  deo  steht  auf  einem  Imbreus,    Kentaiir,    auf   der   Hochzeit   des 

Stein  von  St.  Beat  (Basses-Pyreneea)  bei  Millin,  Peirithoos  von  Dryas  getötet,  Ov.  Met.  12,  310. 

{  Monum.  imd.  1  p.  97  pl.  XII,  1.     Orelli  1962.  ^^                                              [Stoll.] 

1  De  Wal,  Mythol.  sept.  mon.  epigr.  nr.  20.    Vgl.  liubrios   {"^ißgiog),   Sohn  des   Mentor,   aus 

1  Mich.  Peter  ob.  Bd.  1  Sp.  3021.     [M.  Ihm.]  Pedaion,  Gemahl  der  Medesikaste,  einer  Tochter 

I      Ilurberrixo,  zu  Escugnan  und  Tibiran  in  den  50  des  Priamos,  im  Kampfe  vor  Ilion  von  Teukros 

Pyrenäen  verehrte  Gottheit,  Sacaze,  Bull,  de  erlegt,  IL  13,  171  ff.  Paus.  10,  25,  4.    Welcher, 

la  societe  des  antiquaires  de  France  1883,  3®  Tril.  p.  607,  10;   vgl.  Eustath.  p.  926,  42. 

livr.  Bev.  des  Bevues  8,  1884  p.  307.  [Drexler.]  [Stoll.] 

Iluro,  unbekannter  Gott  der  Pyrenäen,  er-  Imbros   ('l[ißQog),    Sohn  des  Aigyptos   und 

wähnt   auf  einer  Inschrift   aus  Mondilhan  im  der    Kaliadne,     vermählt    mit     der     Danaide 

Gebiet  des  alten  Lugudunum  Convenarum  {deo  Euippe,  Apollod.  2,  1,  5.     [Stoll.] 

Iluroni  Maxuma  Flori  fil.   v.   s.   l.  m.).     Eine  Imenarete  (V)  heifst  bei  Hyg.  f.  97  Mutter  des 

Stadt  Iluro  (bei  Pomp.  Mela  2,  6,  2  Luro  ge-  Elephenor,    Gemahlin    des    Chalkodon.      Der 

nannt)  liegt  in  Hispania  Tarraconensis.    Bevue  Name  ist  korrupt.     [Stoll.] 

celtique  2  p.  288.   Merimee,  De  antiquis  aquar.  60      Iiueusinios   {'I^svaifiog),    Sohn    des    Ikarios 

relig.   (Paris  1886)   p.   48.    Sacaze,   Epigr.   de  und  der  Nais  Periboia,    Bruder  der  Penelope, 

Luchon  p.  67.    Der  Stempel  ILVROF  auf  einer  Apollod.  3,  10,  6.  —  Buttmann  (zu  Schal.  Od.  4, 

Lampe  Bonn.  Jahrb.  35  S.  46.     [M.  Ihm.]  797,  wo   ein  Bruder   der  Penelope  Amasichos 

Imagines    als    göttliche    Wesen    nennt    die  heifst)  vermutet,  dafs  dafür  und  für  Imeusimos 

Inschrift  C.  I.  L.   9,   3887    (=    Orelli- Henzen  als   wahrer  Name  Amasiklos   herzustellen   sei, 

5826  a;  gefunden  am  Fucinersee;  'cette  plaque  der    sich    bei    Scliol.   Od.  1,  277    findet.      Bei 

de  marbre  . .  .  portant  ä  chaque  angle  un  trou  Schol.  Od.  1,  275  heifst  ein  Bruder  der  Pene- 

. . .  devait  avoir  ete  fixee  au  dessus  de  Tentree  lope  Damasiklos.     [Stoll.] 


123                          Imhotep                                    •  Imuthes                           124 

Imbotepj  griech.  'Ifiov&rjg (s.d.),  d.  ägyptische  kundiger  Schüler  des  Hermes  gilt,  Pietschmann, 

Asklepios.    Man  sehe  über  ihn  Pierret,  Panth.  Hermes  Trisviecjistos.  Leipzig  1875  p.  44.   Louis 

eg.  p.   78,  101.    Lanzone,  Diz.   di  mitol.  egiz.  Menard,     Hermes     Trismegiste    passim.       Als 

p.  151—154.    Tav.  50,  1  —  3.    Brugsch,  Bei.  u.  „oberster  Hierogrammat",    wie   er  in   der  zu- 

Mytli.   d.   alt.   Äg.  p.  526 — 528.    v.  StrauJ's  u.  letzt    angeführten   Inschrift    heifst,    stand    er 

Torncy ,   Der  altäg.  Götterglaube  p.  426 — 427.  nach  i?rM^sc/i  p.  527  — 528  der  Leichenbesorgung 

Der  Name  bedeutet  „der,   welcher  kommt  vor.     In    einem   Papju-us    heifst    es    von    dem 

in   Frieden".     E.   de  Bougc,  Notice   sommaire  Toten:    „Du    vereinigst   deine    Seele    mit  Im- 

des   monum.    eg.    exposes  dam   les  galeries  du  hotep,  während  du  bist  im  Thale  des  Todes", 

viusee   du    Louvre.     Nouv.    Edit.    Paris    1876  lo  iaw^owe  p.  151.   Als  V/idmung  an  Imhotep  fafst 

p.  127  Note  1  vermutet,  dal's  der  von  Jainbli-  man  die  Tempelinschrift  von  Philai  auf:  Baot- 

clms    {De   Mi/st.    p.   158    ed.    Gate)    angeführte  Xsvg    Urols^aios    v.al    ßaailiaaa    KXtoncctQa    \ 

Gottesname  Emeph,    wofür  Gale  Kneph   lesen  &soi   inicpcivsLg   ■/.al  ntols^aCog   b  vLog  'Ao-uXrj- 

will,  eine  Transkription  von  Imhotep  sei.    Im-  Trt«,    Letronne,  Bec.   des   inscr.  gr.   it  lat.   de 

hotep  gilt  als  Sohn  des  Ptah,  den  die  Griechen  VEg.  1  nr.  2  p.  7  —  10.  G.  I.  Gr.  4894.  Brugsch 

ihrem    Hephaistos    verglichen.      In    einer    In-  p.  527.    Auch  in  Theben  hatte  er  eine  Kapelle, 

Schrift    bei  Bepsius ,    Benhin.   4,    18.    Lanzone  Brugsch  p.   527.     Sein    Hauptheiligtum    aber, 

p.  153.  Pierret  p.  101  heifst  er:  ,, Imhotep,  der  Pi-Imhotep,   „das  Haus  des  Imhotep",   befand 

grofse  Sohn   des  Ptah,   der  wohlthätige  Gott,  sich  zu  Memphis   am  Rande   der  Wüste   nahe 

hervorgebracht  von  Tanen,  zur  Welt  gebracht  20  beim  Sarapeion,  Brugsch  p.  526  —  527.  Bartsone 

aus   seinem  Leibe  und   von  ihm  geliebt";    in  p.  151  — 152.    In  den  Papyri  von  Memphis  wird 

einem    Text    bei    Champollion ,    Notices    1,    15.  es    als   t6   'Aanlrinisiov,    xo   [liycc  'Aa-ulrinittov, 

Pierret  p    101.    Baiizone  p.  151    wird  er  be-  'Aa-uXriniov    rt^Evog    bezeichnet,    C.    Lecmans, 

zeichnet  als  „älterer  Sohn  des  Ptah,  zur  Welt  Papyri    Graeci    Musei   Ant.    Publ.    Lugduni- 

gebracht  durch  Nut";  in  Theben  bilden  Ptah,  Batavi  1    1843  p.  7;  E,  22;  p.  33;  O,  9;  B,  7 

Mut-Hathor  und  Imhotep  eine  Triade,  Bepsius,  p.  56.     Für  Spenden,    welche    zwei   im   Sara- 

Benlcm.  4,  15.   Pierret  p.  101.    Brugsch  p.  528.  peion  iv   %oizo%fj    befindliche  Schwestern  dem 

Dargestellt  wird  Imhotep   als   schreitender  Asklepios  darbrachten,  hatten  sie  eine  Anzahl 

oder  sitzender  Mann,   auf  dem  glattrasierten  Brote    aus    dem    Asklepieion    zu    empfangen, 

Kopfe,  dessen  Kahlheit  Syncsius  (Encom.  cal-  30  Bernardino    Peyron,   Papiri   greci    del    Mtiseo 

viiiei    cap.    10     p.    15    ed.     Krubinger.      Ja-  Brit.    di    Bondon    p.    7  lt.,    Pap.   XII   p.   70  ff. 

blonsJci,    Panth.    Aeg.    3    p.    196)    hervorhebt,  Beuvens,   Bettres  ä  M.  Betronne  sur  les  papy- 

die  eng  anschliefsende  Kappe  der  alten  Ägyp-  rus  bilingues  et  grecs  au  musee  d'ant.  de  l'univ. 

ter,  Brugsch    p.  526.      Mit  Halsketten,  Arm-  de  Leide  3  p.  88.  96.   Brunet  de  Presle,  Mem. 

und  Fufsbändern  ist  er  reich  geziert,   in   der  sur  le  Serapmm  de  Memphis,   Mem.  pres.  par 

Rechten    führt    er    nicht    selten    das    Scepter  div.  sav.  d  Vacad.  des  inscr.  et  b.-l.  1.  ser.  su- 

Uas,  in  der  Linken  das  Henkelkreuz,  Brugsch  jets  divers  d'erud.  2.    Paris  1852   p.  561 — 562. 

p.  526.    Banzone  Tav.  50,  2,  3.    Häufig  hat  er  Lumbroso,  Bech.  sur  V Economic polit.  de L'Egypte 

eine  Papyrusrolle  auf  dem  Schofse  ausgebreitet,  sous  les  Lagides  p.  267.     [Drexle^] 
Mariclte-Bey,    JS'otice  des  principaux  monum.  io      Immarados  (7fAju.apo:dog),  Sohn  des  Eumolpos, 

du  musee  d'ant.  egypt.  ä  Boulaq.  3^  ed.  p.  117  im  Krieg  der  Eleusinier  und  Athener  Anführer 

nr.  163.    Banzone  Tav.  50,  1.    Pierret  p.   78;  der    Eleusinier   und    von    Erechtheus    getötet, 

auch  hält  er  zuweilen  in  der  R.  den  Schreib-  Paus.  1,  5,  2.   27,  5.   38,  3.   Schol.  IL  18,  483. 

griffel,    in    der    L.    die    Papyrusrolle.      Seine  Schol.  Eur.  Phoen.  854.    Bei  Apollod.  3,  15,  4 

Bilder   sind   gewöhnlich   sorgfältig  in  Bronze-  heifst  der  Sohn  des  Eumolpos   Ismaros  (s.  d.). 

gufs  gearbeitet,  oft  mit  Gold,  Silber  und  Edel-  Pott  in  Z.  f.  vgl.  Spr.  9,  415  ei-klärt  'ififxccQaöog 

steinen   ausgelegt,    Brugsch  p.    526.    Banzone  durch   isQÖtpavog,   von  dsC8(a,    so  dafs  er  nur 

p.  153;    die   Arbeit   der  im  Vergleich   zu  den  ein  Doppelgänger  des  Eumolpos  wäre.   [StoU.J 

Bronzefiguren    seltenen  Porzellanstatuetten  ist  Impetus,    Personifikation    des    stürmischen 
nach  Lanzone  viel  flüchtiger;  eine  sehr  schöne  50  Angriffs,  zusammen  mit  Metus  als  'famulus'  der 

Granitstatue  erwähnt  E.  de  Bouge  a.  a.  0.   Nach  minervaartig  gedachten  Roma  geschildert  von 

Brugsch  p.   527   erteilte   Imhotep   im   Traume  Glaudianus   1,   78  if.     Vgl.   Dilthey ,    Arch.   Z. 

den  Kranken,  die  in  seinem  Tempel  schliefen,  33  S.  69,  Anm.  28.    Stat.  Blieb.  7,  47.  [Röscher.] 

Orakel.     In  einem  von   Brugsch   p.   527  —  528  luiporcitor  s.  Indigitameuta. 

angeführten    Texte,    worin    er    als    „der  gut-  luipsios    {"ifiipiog),    Beiname    des  Poseidon, 

thätige    Gott"    und   als    ,, Urheber    der    Heil-  IZesj/c/;.;,  der  ihn  durch  J^ytog  erklärt;  das  Wort 

mittel  gegen  alle  Leiden"  bezeichnet  wird,  sagt  scheint  thessalischen  Ursprungs   zu  sein,   vgl. 

er    von   sich:    ,,Ich  beseitige    alle    Leiden   an  Hesych.-  i'^ipag-  ^£vt,(xg'  SextuIoL     [Höfer.] 

deinen  Gliedern".  Als  „der  königliche  Schreiber,  Impuileutia,  die  per soniti eierte  Schamlosig- 
das  Ebenbild  des  weisen  Thoth",  wie  ihn  ein  60  keit,  griechisch  Anaideia  (s.  d.);  Cic.  de  leg.  2, 

Text  bezeichnet,  berührt  er  sich  mit  letzterer  11,  28.     [Höfer.] 

Gottheit,    Brugsch  p.   527—528,    weshalb    er  Imuthes  ('/ftou-O-i^g)  =  Imhotep  (s.d.),  d.i.  der 

im    Logos    Isidis    bei    Stobaeus   I    p.    485    ed.  ägypt.  Asklepios;  er  gilt  als  Sohn  des  Pan  und  der 

Gaisford  als   Erfinder  der  Dichtkunst   sowohl  Hephaistobule  (*S'to?>.  jEcZo^/.!  p.  282  ilfeme^'e)  und 

als  der  Heilkunst  (larpijtjjg   8s    6  'Aayilrjnibg  6  als  Erfinder  der  Dichtkunst, /bioö.  a.  a.  0.  p.  348; 

'HcpaLOVQv ■7ioir]TL%r]g  8s  näXiv  b  'Aanlr^nibg  vgl.  auch  Papyr.  Salt,  in  Letr.  rec.  1,  9  bei  Pupe- 

'lliov&tjg)  bezeichnet  wird  und  in  anderen  her-  Benseier,  wo  Imuth   {'ifiov&J    als  aigyptischer 

metischen   Schriften  als   der  Natur  besonders  Name  des  Asklepios  bezeichnet  wird.    [Höfer.] 


I 


125                        Inachides  Inachos                          126 

Iuachitles('/i'a;^t(J;;s),Sprofs  de3lnachos(s.  d.),  Aescli.  fr.  320).     Als   seine  Tochter  lo  infolge 

heilst   1)  Phoroneus,   Uliianos  bei  Steph.  Bt/s.  der  Verwandlung  verschwunden  ist,  trauert  er 

s.  V.  'Anta.   —  2)    Epaphos,    Ov.   Met.  1,    753.  um  sie  {Ovid.  met.  1,  583   Inaclms  unus  abest 

—  3)  Perseus  Oy.  ilfef.  4,  719.  S.  Inachos.  [Höfer.]  —  natamque  miserrimus  lo  luget  ut  amissam). 

Inaclüe  {'ivaxi't]),  Beiwort  der  mit  lo  iden-  Er  sendet  den  Kyrnos  aus,  um  sie  zu  suchen, 

tificierten  Isis  (s.  d.)  b.  Kallim  epigr.  58  Sehn.  mit  dem  Verbote  der  Rückkehr,   wenn  er  sie 

und  in  der  Inschrift  C. /.  G^.  4943  add.  =  A'aifceZ  nicht  findet  {Diod.  5,  60,  4;   da  alles  Suchen 

epigr.  gr.  nr.  981.     Vgl.  'Inachos'.    [Röscher.]  umsonst  ist,  läfst  sich  Kyrnos  in  Karlen  nieder 

luachos  Clvccxoq),  Sohn  des  Okeanos  und  und  gründet  dort  die  nach  ihm  benannte 
der  Tethys  {Aescli.  Prom.  636.  Dion.  Hai.  a.  r.  lo  Stadt).  Vgl.  Parthcn.  er.  1  ^aati^Qag  ytal  igsv- 
1,  25  "ivaxB  väroQ,  nat  xov  kqtjvwv  TiccTQog  vrjzccg  nad'fjy.sv  {Müller,  fr.  h.  4,  313).  Nach 
'Slnsavov,  ftf'ya  TtQsaßsvcov  "Jgyovg  z8  yvoctg  Strabo  16,  '2,  5  dagegen  wird  zu  diesem  Zweck 
'Hgag  ts  näyoLg  kkI  Tvgcrjvoiai  IlilccGyoig  aus  Triptolemos  von  den  Argivern  ausgesandt. 
dem  Inachos  des  Sophokles.  Apollod.  2,  1,  1.  Nach  Ephoros  {Müller,  fr.  h.  1,  258.  Schol. 
Uygin.  f.  S.  11  Schm.;  vgl.  dagegen  f.  145  ex  Apoll.  Bh.  2,__168)  wird  ihm  zum  Ersatz  für 
[Triope  et]  Arestoride  Xanthus  et  Inachus),  lo  von  den  Ägyptern  ein  Stier  gesandt;  da 
gilt  als  ältester  König  von  Argos,  Geo.  Syn-  die  Überbringer  den  Inachos  nicht  mehr  am 
ccllus  Chronogr.  64  B,  C  {Müller,  fr.  h.  gr.  1,  Leben  finden,  ziehen  sie  in  Griechenland  herum 
101).  Vgl.  Paus.  2,  15,  4.  Hör.  carm.  2,  3,  2  und  lassen  den  Stier,  ein  bis  dahin  in  Griechen- 
divesne  prisco  natus  ab  Inacho,  vgl.  3,  19,  1  20  land  unbekanntes  Tier,  für  Geld  sehen.  Nach 
quantum  distet  ab  Inacho  Codrus.  Schol.  Isoer.  Pseudoplut.  de  fluv.  18  (1032)  verfolgt  Inachos 
Euag.  6,  wo  er  mit  Erichthonios  und  Eumolpos  den  Zeus,  den  Verführer  seiner  Tochter,  mit 
als  gleichzeitig  angesetzt  wird.  Nach  Schol.  Schmähungen.  Deshalb  wird  eine  der  Erinyen, 
Eur.  Or.  932  hat  er  nach  der  grofsen  Flut  die  Tisiphone,  gegen  ihn  geschickt,  infolge  dessen 
Argiver  zusammengeführt,  die  Ebene  gereinigt  stürzt  er  sich  in  den  Flufs  Haliakmon,  der 
und  den  Fiufs  nach  seinem  Namen  genannt.  Aus  von  ihm  den  Namen  Inachos  empfängt;  in 
seiner  Verbindung  mit  Melia,  Tochter  des  Okea-  diesem  wächst  eine  Pflanze  -hcovovqk,  deren 
nos,  entspringen  Phoroneus  und  Aigialeus  (T^;ei».  sich  die  Frauen  zum  Abortieren  bedienen, 
ad  Lyc.  178.  Steph.  Byz.  ethn.  40,  14;  vgl.  Ov.  ferner  wird  darin  ein  Stein  gefunden,  welcher 
am.  3,  6,  25  Inachus  in  Melie  Bithynide  pal-  30  bei  einem  Meineid  schwarz  wird.  ''AyaQ'o%lrig 
Udus  isse  dicitur.  Et.  m.  122,  12;  vgl.  dagegen  dl  Mih^aiog  sv  zoig  itagi  Tzora^äv  cprjai'  xov 
Hygin.  f.  143  u.  145  Inachus  Oeeani  fdius  ex  "iva^ov  diu  nuvovQyiav  vno  xov  zJtog  %8gcivvco- 
Argia  soröre  sua  procreavit  Phoroneum.)  Auch  Q-ävza  ^rjgov  ysvia&ai.  Dafs  Inachos  samt  lo 
die  Mykene  ist  des  Inachos  und  der  Melia  und  Argos  ein  Gegenstand  des  Mimus  sei,  er- 
Tochter nach  den  grofsen  Eöen  bei  Paus.  2,  wähnt  Luc.  de  sali.  43.  Vgl.  noch  Nonn. 
16,  3  und  nach  dem  Kyklos,  vgl.  iSc/ioZ.  ^mfcros.  Hion.  3,  261  u.  a.  Nach  Steph.  Byz.  ethn. 
ad  Hom.  ß  120;  aus  ihrer  Ehe  mit  Arestor  636,  7  giebt  er  der  Hekate,  weil  er  sie  iv  xy 
entspringt  Argos.  Ferner  wird  Pelasgos  Sohn  o^cö  findet,  den  Beinamen 'Ei'odta;  nach  seinem 
des  I.  genannt  {Schol.  Apoll.  Rh.  1,  580),  auch  Namen  wird  auch  ein  Fest  der  Leukothea  in 
Argos  (P/iereÄ;.  bei  J.^oHof/.  2, 1,3)  u.  Pegeus  (sc/i.  40  Kreta  Inacheia  genannt,  Hesych.  lex.  s.  v. 
Eur.  Or.  932).  Vor  allem  aber  gilt  lo  als  seine  'lvü%sia.  Zu  seiner  Zeit,  so  berichtet  African. 
Tochter,  besonders  bei  den  Tragikern:  Aesch.  apud  Euseb.  P.  E.  10,  10  p.  490  B  seien  die 
Prom.  bd0.ß&3.  70b.  Soph.  fr.  des  Inachos.  Herod.  Juden  unter  Moses  von  den  Ägyptern  ab- 
1,1.  Apollod.  2, 1,3.  Kallim.  h.  3, 2bi  {'ivaxicävr]).  gefallen.  Vgl.  Tatian.  or.  ad  Gr.  c.  59.  Clem. 
Er  wird  als  Stammvater  eines  ganzen  Ge-  Alex.  Str.  1,  22  p.  138,  19  Sylb.  Müller,  fr.  h. 
schlechts  betrachtet  {Apollod.  2,  1.     Ov.   met.  3,  509,  2. 

1,753  heilst  Epaphus  Inachides,  ebenso  Peraeus  Der  Inachos  wird  als  der  bedeutendste  Flufs 

4,   720,    selbst    Agamemnon    JEur.    Iph.    Aul.  von  Argos  betrachtet  und   deshalb  das  Land, 

1088.    Seneca  Thyest.  337).     Er  wird   bei  dem  ja  die  ganze  Peloponnesos,  nach  ihm  genannt. 
Streite  zwischen  Hera  und  Poseidon  um   den  50  Soph.  El.  1.  Eur.  Or.  932.  fr.  228  'iväxov  nöXig. 

Besitz  des  Landes   neben  dem  Kephisos  und  Kallim.   lovzg.-  x.  ü.  140.    Seneca  Phoen.  315. 

Asterion  zum   Schiedsrichter  ernannt  und  er-  444.    Ovid.  ep.  13,  134.    Petr.  Sat.  139  Inachia 

kennt    es    der  ersteren    zu;    zur   Strafe    dafür  ira  =  ira  lunonis  Argivae.   Plin.  n.  h.  4,  17. 

trocknet  Poseidon  sein  Flufsbett  aus,   so  dafs  Herod.  Teehn.  rel.  1,  288,  34.     Als   dem  Ver- 

er  im  Sommer  ganz  trocken  liegt,  PaMS.  2,  15,  4.  treter    des    Landes    weiht    ihm    Orestes    eine 

Apollod.  2,  1,  4.    Kallim.   h.   in  Del.   74    iml  Locke,   Aeseh.   Choeph.  7.     Er    entspringt   auf 

Xäxsv  "Ivaxov  "Hgri.  Luc.  Char.  23  'iväxov  ovös  dem  Avgnriiov   ogog,    Schol.  Apoll.  Bh.  1,  125 

TaqD^og    £Ti   iv  "Agysi   yiazaXsLTtizai.     Er  oder  oberhalb  von  Oinoe  in  Argos,  Paus.  2,  25,  3, 

sein   Sohn   Phoroneus    sollen    den  Dienst    der  seine  Quellen  werden  im  Artemision  in  Arka- 
Hera  in  Argos  eingeführt  haben,  Paus.  2,  15,  4.  co  dien  gezeigt;  zuerst  bildet  sein  Lauf  die  Grenze 

Hygin.  f.  124.  225.   Steph.  Byz.  ethn.  104,  23.  zwischen  Mantineia  und  Argos  .  .  ccnoazQstpag 

Nach  loann.  Antioch.  fr.  6,  14  {Müller,  fr.  h.  öl  t'x  z^g  oSov  zä  än'o  zovzov  KÜzEiai-,  xat  sni 

gr.  4,  544,   14  gründet  er  eine  Stadt  ilg  ovofia  xovzco  xov  "ivaxov  älXoi  xs  Kai  AlaxvXog  noxa- 

xfjg   asXi^vr]g  'icö   .  ovzco   yag  ztjv   ceXrjvrjv  i-ncc-  fiov    -naXovOiv    'Agy^iov,    Paus.  8,  6,  6.      Nach 

iouv   'AgystoL,    ■aal   rjyäyszo    yvvcciiia    MrjXiav  Sophokles  im   Inachos,   einem  wohl   an  Stelle 

dcp'    i]g    i'axsv    vLovg    8vo    kccI    &vyazsQa    'Tc6.  des  Satyrdramas   aufgeführten   Stück   {Nauck, 

Seine   Töchter   werden  von  Aischylos  vvficpat  fr.  tr.  248 — 273.  v.  Wilamowitz,  Eur.  Herakles 

ßLÖdagoL   genannt  {Sehol.  Aristoph.  ran.  1344.  1,  88)    soll    der    Flufs    auf   dem   Lakmon    im 


127 


Inatimus 


Indeprehensibilis 


128 


Pindosgebirge  entspringen,  in  den  Acheloos 
münden,  dann  aber  unter  dem  Wasser  fort 
nach  Argos  gehen,  Strab.  6,  2,  4.  7,  5,  8. 
Jedenfalls  war  in  Akarnanien  ein  gleichnamiger 
Flufs,  Steph.  Byz.  ethn.  408,  20.  Straho  7,  7,  7 
u.  8,  welcher  von  ÄJJcmaion  nach  dem  argi- 
vischen  Flusse  genannt  sein  soll.  Nach  Phit. 
quacst.  gr.  41  (301  C)  gab  es  auch  in  Böotien 
einen  Flufs  Inachos,  der  nachher  Skamandros 
genannt  wurde.  Der  argivische  Inachos  ist 
XUQuSqäöriq,  Strabo  8,  6,  7,  er  hat  rapidas 
undas  bei  Attius  (fr.  tr.  lat.  297),  er  wird 
volucer  genannt  Senec.  Herc.  Oet.  139,  als  ge- 
waltiger Flufs  bezeichnet  Lucan.  Phars.  6,  362, 
obgleich  er  in  Wirklichkeit  meist  einen  traurigen 
Eindruck  macht,  Luc.  Char.  23;  dagegen  vgl. 
KaUim.  h.  5,  50  kuI  yag  Sq  xqvgcö  rs  -accl  av- 
&satv  v^o:za  (ii^as  \  rf6,EL  q)OQßuiav  "lva%og  i^ 
OQSCüv  I  rd&äva  x6  Xostqov  ctyav  -/.aXäv.  Unweit 
von  ihm  tötet  Herakles  die  lernäische  Hydra, 
Luc.  Phars. 4:,  634:.  Seine  Anwohner  heifseu  nach 
ihm  IvcixiiCq.,  Phit.  quaest.  gr.  13  (294  A),  die  von 
den  Aineianen  vertrieben  werden.  [Engelmann.] 

Inatimus  wollte  /.  Becker,  Beiträge  zur 
römisch- keltischen  Mythologie  in  Jalirbh.  d. 
Ver.  von  Alter Ih.- Freunden  im  Pheinl.  42,  18G7 
S.  119  fl".  als  Name  eines  norischen  Gottes,  der 
mit  Mars  identificiert  wurde,  oder  als  keltischen 
Beinamen  des  Mars  auf  einer  Inschrift  aus 
Seckau  in  Steiermark  erkennen,  die  er  nach 
deren  Veröffentlichung  durch  B.  Knabl  in  den 
Mittheilungen  des  histor.  Vereins  für  Steier- 
mark 13,  1864  S.  122  f.  folgendermafsen  giebt: 
Marti  \  Latobio  |  larmogio  |  Toutati  \  Inatiino 
C  I  f.Jtio.  G.  Väl  I  [.]  alerinus  \  ex  voto ;  das 
C  in  Z.  5  verbindet  er  mit  dem  Anfang  der 
folgenden  Zeile  zu  Cetio  {Knabl:  Cotio).  Momm- 
sen  publiciert  jedoch  (nachdem  Knabl  in  den 
Mittheilungen  u.  s.  w.  15,  1867  S.  206  die  In- 
schrift nochmals  besprochen  hatte)  im  C.  1.  L. 
3,  5320  die  Inschrift  nach  Abklatschen  von 
Knabl  und  Abschrift  von  G.  Wilmanns  in 
folgender  Form:  Marti  \  Latobio  \  Ilarmogio  \ 
Toutati  I  Sinati  .  Moglcnio  C  Val  \  Alerinus  j 
ex  voto,  mit  den  Anmerkungen  zu  Z.  5:  ^Sinati 
Wilm. ;  prima  tamen  littera  dubia,  item  punctum 
post  id  vocabulum',  und  zu  Z.  6:  'enio  vel  neio 
Wilm.  Quod  proposuit  Beckerus  secundum 
ectypum  sibi  visum  cetio ,  deinde  Knablius  ita 
admisit,  ut  5.  6  legeret  Inatimo  Co\etio  vel 
Inati  Moc\etio,  nos  reprobavimus;  nam  in 
lapide  non  et  est,  sed  i;.'  Danach  ist  die 
Annahme  Beckers  nicht  haltbar.     [R.  Peter.] 

lucubo  =  Incubus  (s.  d.). 

luciibiis  oder  lucubo.  Das  asthma  noctur- 
num  zeigt  sich  durch  schwere,  beängstigende 
Träume  mit  dem  Gefühle  einer  aufspringenden 
oder  bereits  aufliegenden  Last,  welche  den 
Atem  beklemmt  und  Erstickung  droht.  Die 
Alten  schrieben  diese  Erscheinung  einem  ge- 
spenstischen Wesen  zu  {Hprat.  exjod.  5,  95  f ), 
welches,  der  Art  des  Übels  entsprechend, 
griechisch  als  Ephialtes  (s.  d.),  lateinisch  als 
Incubus  oder  Incubo  bezeichnet  wurde  {Scribon. 
Larg.  comp.  med.  100.  Tertull.  de  anim.  44; 
vgl.  49.  Porphyr,  bei  Prokl.  in  Tim.  142  D. 
Macrob.  somn.  1,  3,  7).  Dieser  I.  wurde  dem 
Geschlecht  der  Faune,    Silvane  (s.  o.  Sp.  1456, 


57  ff.)  oder  Pane  {Serv.  V.  A.  6,  775.  Augustin. 
c.D.  15, 23.  Lsidor.  orig.  8,  113f.)  zugesellt,  offen- 
bar weil  er  wie  diese  die  Menschen  schreckte  und 
ängstigte.  Von  ihnen  wurde  dann  wegen  der 
Bedeutung  des  Namens  Incubus  und  unter 
Berücksichtigung  von  ähnlichen  Träumen  wol- 
lüstiger Art  die  ihm  zunächst  nicht  zukom- 
mende Eigenschaft  der  Geilheit  auf  den  In- 
cubus übertragen,  und  nun  behauptet,  dafs  die 

10  Incubi  Frauen  in  der  Nacht  zu  unzüchtigem 
Zwecke  beschlichen  {Publ.  Syr.  110.  Plin.  n.  h. 
25,  4,  29.  30,  10,  84.  Augustin.  c.  D.  15,  23; 
vgl.  6,  8  nach  Varro.  Grimm,  D.  Myth.*  3 
S.  415).  Deshalb  wird  er  auch  dem  Inuus 
{Serv.  V.  A.  6,  775.  lsidor.  orig.  8,  113  f.) 
und  den  gallischen  Dusii  {Augustin.  c.  D. 
15,  23.  lsidor.  a.  a.  0.  Glosse  bei  Hanka  7^, 
11  a  nach  Grimm,  B.  31.*  1  S.  397;  vgl?  398,  3. 
3   S.  139)    gleichgesetzt.     Unter    den  Faimen 

20  sind  es  besonders  die  ficarii,  d.  h.  die  in 
Feigenbäumen  hausenden,  welche  wegen  der 
Bedeutung  dieses  Baumes  als  Symbol  der  ün- 
keuschheit  (Prelltr,  B.  M.^  2  S.  265)  für 
Frauen  verfolgende  Incubi  gehalten  wurden 
{Ilieronym.  comm.  in  Isai.  13,  21.  lsidor.  orig. 
8,  113  f.  Glosse  bei  Hanka  7'',  IIa  nach 
Grimm,  D.  31.^  1  S.  397;  vgl.  Lye  u.  Wright 
ebenda  3  S.  140  und  Plin.  n.  h.  27,  12,  107). 
Bei  Jordanis  de  Get.  orig.  24  ist  nach  Clofs 

30  z.  d.  St.  Faunos  vicurios  später  zur  Erklärung 
von  Spiritus  immundi  aus  der  Historia  miscella 
eingeschoben.  Für  die  Ableitung  von  ficus 
spricht  aber  auch  der  Spiritu  di  ficu  in  dem 
sicilischen  Zauberspruch  bei  Mannhardt,  Ant. 
Wald-  u.  Feldk.  S.  31.  Nach  dem  altböhmi- 
schen Glossator  TTace/irad  hei  Mannhardt  a,.  a.  ü. 
S.  178  wären  auch  die  incubi  {moruzzi,  pilosi, 
panites)  wie  die  Pane  oben  menschlich,  unten 
tierisch,  d.  h.  mit  Bocksfüfsen  vorgestellt  wor- 

40  den,  eine  Bildung,  welche  offenbar  den  Namen 
pilosi  veranlafst  hat  {Hieron.  u.  lsidor.  a.  a.  0.). 
Als  Heilmittel  gegen  die  Faunorum  in  quiete 
ludibria  galt  die  Paeonia,  welche  aber  nachts 
ausgerissen  werden  mufste,  weil  sonst  der  picus 
Martius  dem  danach  Suchenden  in  die  Augen 
hackte  {Plin.  n.  h.  25,  4,  29.  27,  10,  85); 
vgl.  die  deutsche  Sage  von  der  Springwurzel 
bei  Grimm,  D.  31.*  1  S.  812. 

Auf    eine    ganz    andere    Vorstellung    vom 

50  Wesen  des  Incubo  deutet  Petron.  sat.  38:  sed 
quomodo  dicunt  —  ego  nihil  scio,  sed  audivi 
—  quom  Incuboni  piUeum  rapuisset,  [et]  the- 
suurum  invenit.  Infolge  seines  Namens  ver- 
mischte sich  offenbar  der  Incubo  im  römischen 
Volksglauben  mit  dem  jedenfalls  indogerma- 
nischen schatzhütenden  Hausgeist,  welcher  die 
unsichtbar  machende  Kappe  mit  den  Zwergen 
gemein  hat.  In  der  auch  von  Petroniiis  an- 
gedeuteten  Weise  bemächtigt    sich    Siegfried 

CO  des  von  Alberich  bewahrten  Hortes  {Grimm, 
I).  31.*  1  S.  423).  Vgl.  auch  den  Hercules 
Incubo  oben  Sp.  2962  und  den  Lateranus  deus 
bei  Arnob.  4,  6.  Weiteres  b.  Laistner,  Das 
Bätsei  d... Sphinx.     [Steuding.] 

Indeprehensibilis  (geschrieben  Indeprelieu- 
sivilis)  deus  =  3Iithras  (s.d.)  auf  einem  im  Mi- 
thraeum  zu  Ostia  gefundenen  Relief  bei  Orelli 
1912  =  5000  =  C.  I.  L.  14,  64.     [Röscher.] 


129                             Index  .  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      130 

Index,  Beiname  des  Herakles  als  Über-  cod.  Lemovicensis-Leidensis  und  cod.  Mona- 
setzung von  ^rivvTTjg,  unter  welchem  Namen  censis  6394,  in  letzterem  von  zweiter  Hand  in 
er  ein  Heroon  in  Athen  besafs,  weil  er  einen  nominuvi  \cYhessevt)  contincntyquaeeticwiVarro 
Dieb,  der  eine  goldene  Schale  aus  dem  Heilig-  dicit.  natu,  ut  supra  (zu  v.  5)  diximus,  nomina 
tum  gestohlen  hatte,  dem  Sophokles  im  Traume  numinibus  ex  officns  comtat  inpokita,  verbi 
bezeichnet  und  angegeben  haben  sollte  {Cic.  causa  itt  ah  occatioiie  deus  Occator  dicatur,  a 
de  divin.  1,  25,  54.  Vita  SophocI.  S.  129  sarritione  Sarritor,  a  stercoratione  Stercidiniiis, 
Westerm.  Hesych.  s.  v.).  Vgl.  aber  auch  oben  a  satione  Sator.  Aus  diesen  Stellen  geht  zu- 
Bd.  1  Sp.  2961  f.     [Steuding.]  nächst  im  allgemeinen  hervor,  dafs  die  Indigi- 

Iiidigeus  s.  Indigitamenta.  lo  tamenta  eine  besondere  Gattung  von  Pontifical- 

Iiidiges,  Indigetes  s.  Indigitamenta,  be-  büchern  waren,   in  welchen  eigenartige  Gott- 

sonders  von  Sp.  132  an.  heiten    von    ganz    bestimmten^    beschränkten 

Indigitamenta  und  In  d  iget  es.    Litteratur:  Funktionen,   die   sich  teils  auf  das  Leben  des 

a)    über    Indigitamenta:    /.    Ä.    Ämbrosch,  Menschen    {Censor.),    teils    auf   den    Landbau 

lieber  die  Beligionshüclwr  der  Bömer,  in  Zeit-  (Serv.)  bezogen,  verzeichnet  standen;  als  Bei- 

schr.    f.   Philosophie   u.    kathol.   Theol.    (Bonn)  spiele    solcher    Gottheiten    führt    Servius    den 

N.  F.  3,  1842   Heft  2   S.  221  flF.    und    Heft  4  Occator,   Sarritor,   Sterculinius   und  Sator  an. 

S.  26  ff.,  als  Sonderabdruck  Bonn  1843  (kurze  Zugleich    erfahren    wir,    dafs    zwei    römische 

Andeutungen    seiner  Ansichten    schon   vorher  Altertumsforscher  über  die  Indigitamenta  ge- 
in    seinen  Studien  «.   Andeutungen  im   Gebiet  20  schrieben    hatten.      Von    der    an    Caesar    ge- 

dcs  nitröm.  Bodens  und  Cultus.  I.  Bresl.  1839  richteten   Schrift  des  Granius  Flaccus  de  in- 

S.  VII.  XVI.  63  f.  Anm.  109  und  Observationum  digitamentis  ist  aufser  der  Erwähnung  derselben 

de  sacris  Bomanor.  libris  partic.  I.  Ind.  schol.  bei  Ce^so/'mws nichts  Sicheres  bekannt;  denn  bei 

Vratisl.  1840  S.  4);  bildet  die  Grundlage   aller  Huschice,  lurisprudent.  anteiustin.*  S.  108  f.  sind 

folgenden  Darstellungen.     Ch.   Wah,  Über  die  die  Fragmente  nr.  2— 8  der  Schrift  cZe  wir/ ?^zY«- 

aU-italische   Beligion,    in    den    Verhandl.    der  mentrs  ganz  willkürlich,  zum  Teil  sogar  unwahr- 

7.  Versamml.  deutscher  Phil.  u.  Schulm.  {1S44),  scheinlich  zugeteilt.     Granius  Flaccus  kommt 

Leipz.   u.  Dresd.  1845   S.  54  f.   und  in  Poidys  also  für  diese  Untersuchung  nicht  weiter  in  ße- 

Bealencycl.  4   S.  147   s.  v.   Indigitamenta  und  tracht  (s.  über  ihn  noch  Sp.  131f.  und  Sp.  141; 

das.  6,  1   S.  432  ff.   s.  v.  Beligio.    Marquardt,  30  von  der  bei  Festus  S.  339  s.  v.  [Sequester']  an- 

Bum.  Staatsveriv.  3  -  S.  7  ff",  mit  G.   Wissoicas  geführten  Rede  Catos  de  indigitibus  ist  eben- 

Zusätzen.  Preller,  B.  M.  ^  1  S.  134  ff.  2  S.  204  ff.  daselbst  nur  ein  ganz  trümmerhaftes  Fragment 

G^.  Boissier,  Etüde  sur  la  vie  et  Ics  ouvrages  erhalten   [fr.  76   S.  70  Jord.],    welches   jedoch 

de  M.  T.  Varron.  Paris  1861   S.  229  ff.    Ders.,  erkennen  läfst,  dafs  darin  von  Gottheiten  nicht 

La  Beligion  romaine  d'Auguste  aux  Antonius  die  Rede   war).     Dagegen  ist   Varro   für  die 

1".  Paris  1884  S.  4  ff .    A.  Bouche-Leclercq,  Les  Frage  nach  dem  Wesen   und  dem  Inhalt  der 

Pontif es  de  Tancienne  Borne.  Fsivis  1811  S.  24:  &.  Indigitamenta  von  der  gröfsten   Wichtigkeit; 

P.  D.  Chantepie  de  la  Saussaye,  Lehrbuch  der  denn   auf  ihn  ist  wohl   alles,  was   wir  über- 

Beligionsgeschichtc  2.  Freib.  i.  B.  1889  S.  202  ff.  haupt  von  dieser  Priesterschrift  wissen,  zurück- 
—   b)   über  Indigetes:   I.  A.  Härtung,  Bei.  40  zuführen,   wie   die   folgenden  Untersuchungen 

d.  Bömer  1   S.  81  S.    B.  H.  Klausen,  Aeneas  ergeben  werden.   Aus  Varro  stammt  bei  Servius 

und  die  Penaten  2  S.  905  ff.  Metzger  in  Paulys  sicherlich    die   ganze  Auseinandersetzung    no- 

Bealencycl.  4  S.  146  f.  s.  v.  Indiges.  Schwegler,  mina  .  .  .  Sator.     Unter   den    aus    der    Schrift 

Böm.  Gesch.  1  S.  328  Anm.  3.  Preller,  B.  M.^  Catus  de  liberis  educandis  unter  Beibehaltung 

1  S.  91  ff.  des  ursprünglichen  Wortlautes  erhaltenen  Frag- 

Die    speziellere    Litteratur,    besonders    die  menten  Varros  sind  zwei,  in  denen  er  sich  auf 

grammatische,   ist  im  Verlaufe  der  folgenden  die  Indigitamenta  beruft:    Varro  vel  de  liberis 

Untersuchungen  namhaft  gemacht.  educandis  (fr.  6  S.  248  Riese)  bei  Non.  S.  352 

1)   Allgemeine  Untersuchungen.'    Die  s.v.  numerum:  \  .  .  quod  etiam  in  partu  preca- 
beiden  Hauptstellen  der  Schriftsteller  über  die  50  bantur  Numeriam,    quam  deam  solent  indige- 

Indigitamenta  sind  folgende:    Censorin.  de  die  tare  etiam  pontifices\  wo  der  Hinweis  auf  die 

nat.  3,  2   eundem  esse  Genium  et  Larem  multi  Indigitamenta  deutlich  ist;    Varro  Cato  vel  de 

vetercs   memoriae  prodiderunt ,    in   quis    etiam  liberis  educandis  (fr.  13  S.  249  Riese)  bei  "Non. 

Granius  Flaccus  in  libro  quem  ad  Caesarem  S.  532  s.  v.  Statilinum:  'uti  (so  Biese,  ali  und 

de  indigitamcntis  scriptum  reliquit  .. .  3  f.  Genio  ab  die  Hss.)  Statano  et  Statilino,  quorum  no- 

igitur  potissimum  per  omnem  aetatem  quotannis  mina  habent  scripta  pontifices,  sie  cum  jjrimo 

sacrißcamus;  quamquam  non  solum  hie,  sed  et  fari  incipiebant ,  sacrificabant  divo  Fabulino^, 

alii  sunt  praetcrea  dei  conplures  liomi'}mm  vitam  ebenfalls   mit  klarer  J3ezieliung  auf  die  Indi- 

pro  sua  quisqiie  portione  adminiciäantes ,  quos  gitamenta,  wenn  man  die  Stelle  des  Censorinus 
volentem  cognoscere  indigitamentorum  libri  satis  60  im  Auge  behält.    Jedoch  auf  die  Schrift  Cattis 

edocebunt.     sed  omnes  hi  semel  in  uno  quoque  de  liberis  educandis  kann  sich  die  Angabe  des 

homine  numinum  suorum  effectum  repraesentant,  Servius,   die  auf  eine  eingehende  Abhandlung 

quocirca  non  per  omne  vitae  spatium  novis  re-  über  die  Indigitamenta  deutet,  nicht  beziehen, 

ligionibus  arcesstmtur.   Serv.  georg.  1,  21  quod  denn  in  jenem   Logistoricus  hatte  Varro  nur 

autcm  dicit  'studium  quibus  arva  tueri'',  nomina  einige    auf    die    Kindererziehuug     bezügliche 

haec   numinum   in  indigitamcntis  inremuntur,  Indigitamentengottheiten  genannt  (aufser  der 

id   est  in   libris  pontificalibus ,   qui  et  nomina  Numeria,  dem  Statanus,  Statilinus  und  Fabu- 

deorum  et  rationes  ipsorum  nominum  {numinum  linus  werden    in    den    erhaltenen  Fragmenten 

EoscHER ,  Lexikon  der  gr.  u.  rüm.  Mj  tliol.   II.  5 


131      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      132 

noch    die  Göttinnen   Cunina,   Kumina,  Edusa  in  dessen  Suetonius  S.  434;    Varro  et  Granius 

und  Potina    erwähnt,    s.  Sp.  142).      Die  Mit-  Fkiccus  zusammen  genannt  hei.  Macrob.  Sat. 

teilungen  des  Servnis  sind  vielmehr  den  Anii-  1, 18,4);  oder  endlich  dal's  Censorinus  in  einer 

quitates  rerum  divinarum  entlehnt:  in  diesem  anderen    Quelle   {Suetonius?   vgl.   Beiff'erscheid 

Werke   hatte   Varro   ausführlich  über  die  In-  a.  a.  0.  S.  473.  475)  die  Erwähnung  des  Granius 

digitanienta  gehandelt.     Augustinus,    der  zur  Flaecus  nait  dem  varronischen  Excerpt  schon 

Abfassung   seines  Werkes    de  ciritate  dei   die  vereinigt  fand. 

Antiquitates  rerum  divinarum  selbst  in  Händen  Die  Ausführungen  Varros  über  die  Indigi- 
hatte  und  auch  eine  genaue  Inhaltsübersicht  tamenta  waren  in  dem  14.  Buche  der  Anti- 
derselben  giebt  (6,  3;  vgl.  über  die  Benutzung  lo  quitates  rer.  div.,  das  über  die  dii  certi  han- 
Varros  durch  Augustinus  Er  dm.  Schwarz,  De  delte  {August.  6,3.  7,  17.  Schol.  Veronens. 
M.  Terentii  Varronis  opud  sanctos  patres  resti-  Aen.  10,  76;  vgl.  Tertull.  ad  nat.  2,  9. 
giis  capita  duo.  Gap.  II.  De  Augmtino,  in  adv.  Marcion.  1,  9.  August.  3,  12),  enthalten; 
N.  Jahrb.  f.  Phil  Suppl.  16  [1888]  S.  437  ff.,  die  charakteristische  Eigentümlichkeit  der  In- 
der ein  Verweisen  auf  frühere  Litteratur  ent-  digitamentengottheiten  bestand  ja  nach  Cen- 
behrlich  macht;  s.  über  Augustinus  weiterhin  sorinus  und  Sernus  in  der  eng  begrenzten 
Sp.  139f.),  berichtet  nämlich  (6,  9):  deniqtie  et  Wirksamkeit  in  fest  bestimmten  Fällen,  dem- 
ipse  Varro  commemorare  et  enumcrare  deos  gemäfs  Varro  diese  Götter  als  dii  certi,  d.h. 
cocpit  a  conceptione  hominis,  quorum  numerum  als  Götter,  deren  Natur  und  Bedeutung  sich 
est  exorsus  a  lano,  eamque  seriem  ^er^^wicrt  20  mit  Sicherheit  ermitteln  liefs,  betrachten  konnte; 
usque  ad  decrepiti  hominis  mortem,  et  deos  ad  s.  Sp.  150 f.  Die  von  Ambrosch  {Beligionsbücher 
ipsum  hominem  pertinentes  clausit  ad  Neniam  Heft2  S.225  Anm.  =  Abdr.S.5Anm.), ilfargward« 
deam,  quae  in  funeribus  senum  cantatur;  deinde  {Staatsverw.  3-  S.  7  Anm.  4  S.  9  f.)  und  anderen 
coepit  deos  alios  ostendere,  qui  pertinerent  non  aufgestellte  Ansicht,  dafs  die  Indigitamenten- 
ad  ipsum  hominem,  sed  ad  ea  quae  sunt  ho-  gottheiten  niit  den  varronischen  dii  certi  iden- 
minis,  sicuti  est  victus  atque  vestiius  et  quae-  tisch  seien,  ist  jedoch  falsch,  s,  Sp.  151.  Da- 
cumque  alia  huic  vitae  sunt  necessaria,  osten-  mit  fällt  naturgemäfs  zugleich  die  von  3Inr- 
dens  in  Omnibus,  quod  sit  cuiusque  munus  et  quardt  (S.  10)  ausgesprochene  Möglichkeit, 
proptcr  quid  cuique  debeat  supplicari.  Ein  Ver-  dafs  jene  Gottheiten  in  den  Indigitamenten 
gleich  der  Worte  (ZemgMe...caJziaim- mit  der  An-  30  selbst  den  Namen  dii  certi  führten,  fort.  Der 
gäbe  des  Censorinus  zeigt,  dafs  es  sich  an  beiden  Name,  mit  welchem  diese  Götter  in  der  Prie- 
Stellen  um  ein  und  dieselbe  Klasse  von  Gott-  stersprache  bezeichnet  wurden,  läfst  sich  mit 
heiten  handelt;  da  nun  Censorinus  diese  Götter-  Bestimmtheit  angeben.  • 
wesen  ausdrücklich  als  in  den  Indigitamenta  Indigito  und  indigitamentum  bilden 
enthalten  bezeichnet,  so  ergiebt  sich  schon  nämlich  zweifellos  mit  Indiges  eme  Gruppe 
hieraus,  dafs  Varro  für  denjenigen  Teil  seines  von  etymologisch  wie  sachlich  zusammen- 
Werkes,  auf  den  sich  die  Angaben  des  Augu-  gehörigen  Wörtern.  Indigito  bedeutet  nach 
stinus  beziehen,  die  Indigitamenta  benutzt  hat,  Beifferscheids  (persönlich  mitgeteilter)  Erklä- 
und  dasselbe  gilt  natürlich  auch  für  die  Gott-  rung  ich  mache,  schaffe  einen  Indiges; 
heiten  qui  pertinerent  .  .  .  ad  ea  quae  sunt  ho-  40  indigitamentum  ist  hiernach  die  Gebets- 
minis  u.  s.  w.  Dafs  aber  Varro  die  Indigita-  formel,  durch  welche  in  den  einzelnen 
menta  als  seine  Quelle  auch  genannt  und  Fällen  dieses  Schaffen  eines  Indiges  zu 
Näheres  über  den  Charakter  derselben  mit-  geschehen  hat,  während  die  Handlung  des 
geteilt  hatte,  geht  aus  Servius  hervor,  der  Indigitierens  selbst  wohl  indigitatio  (ein  Wort, 
das,  was  er  über  die  Indigitamenta  sagt,  eben  das  nirgends  überliefert  ist)  geheifsen  haben 
Varro  verdankt,  und  ergiebt  sich  auch  aus  wird.  Die  dii  Indigetes  sind  also  die  im 
Censorinus;  denn  wenn  dieser  Varro  auch  Vorstehenden  vorläufig  nur  im  allgemeinen 
nicht  nennt,  ja  sogar  sich  auf  G^mnms  jPZaccMS  charakterisierten  Gottheiten  der  Indigi- 
beruft,  so  kann  es  doch  im  Hinblick  auf  die  tamenta.  Dieses  an  sich  klare  Verhältnis 
angeführte  Stelle  des  Augustinus  nicht  zweifei-  50  ist  durch  die  Erklärungen  der  Indigetes, 
haft  sein,  dafs  bei  Gensminus  ein  Auszug  aus  welche  die  Alten  aufgestellt  haben,  ganz  ver- 
Varro  vorliegt,  sei  es  nun,  dafs  Granius  dunkelt  und  durch  die  an  dieselben  anknüpfen- 
Flaccus  der  Vermittler  desselben  ist,  wenn  den  etymologischen  Deutungen  der  Neueren 
derselbe,  wie  man  gewöhnlich  annimmt,  nach  nicht  wieder  aufgehellt  worden. 
Varro  geschrieben  hat  (s.  Teuffei,  Gesch.  d.  Am  häufigsten  findet  sich  bei  den  Schrift- 
röm.  Lü.^  1  §  199);  oder  dafs  Censorinus,  der  stellern  die  offenbar  älteste  Ansicht,  dafs  die 
Vairo  öfter  benutzt  als  er  ihn  nennt  (s.  O.  dii  Indigetes  die  dii  patrii,  die  Schutzgöttor 
Jahns  Protegomena  S.  VIII  f.),  auch  hier  aus  Roms  sind,  also  indiges  =  indigena:  VergU. 
diesem  schöpft  und  aus  ihm  auch  den  Namen  georg.  1,  498  di  patrii  Indigetes  et  Romule  Vesfa- 
des  Granius  Flaecus  entlehnt,  so  dafs  danach  GO  ^we  mater;  Ovid.  met.  15,  861  ff',  di,  prccor, 
die  Schrift  des  letzteren  de  indigitamentis  vor  Aeneae  comites,  quibus  ensis  et  ignis  \  cesserunt. 
Varros  Antiquitates  rerum  divinarum  zu  setzen  dique  Indigetes  genitorque  Quirine  \  urbis,  et 
und  vielleicht  als  eine  der  Quellen  Varros  an-  invicti  genitor  Gradive  Quirini  \  Vestaque  u.s.w.; 
zusehen  wäre  (gerade  das  ist  eine  Eigentum-  Lucan.  1,  556  f.  Indigetes  flevisse  deos,  urbis- 
lichkeit  des  Censorinus,  dafs  er  seinen  direkten  qtie  laborem  |  testatos  sudore  Lares;  bei  Silius 
Gewährsmann  verschweigt,  die  von  diesem  er-  Italiens,  der  9,  287  ff.  eine  Götterschlacht 
wähnten  Schriftsteller  jedoch  anführt,  s.  Jahn  schildert,  stehen  auf  römischer  Seife  neben 
a.  a   0    Reiffer scheid,  Quaestiones  Suetonianae  Mars,   Apollo,  Neptunus,  Venus,  Vesta,  Her- 


133      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      134 

cules,   Cybele,   Castor  und  Pollux   auch  Indi-  nullius  indigent  (Schol.  Bernens.  georg.  1,  498 

getesquc deiFanmtsqucsatorqueQutrhms{v. 29i);  und    Schol.    cod.    Leid.    Voss.   F  29   z.    d.    St. 

Sijmmach.   relat.  3,  10  S.  282  Seeck  ergo  diis  =  P.  Nigidii  Figuli  opemm  rel.  ed.  A.  Swo- 

patriis,  diis  Indigetihus  pacem  rogamus;    bei  ioda  [Yindoh.  1889]  S.  85  fv.  71;  yg].  31.  Hertz, 

Claudian.   hell.   Gild.  128  fF.   trauern   die   Indi-  De   F.   Nigidii  Figuli  stiidiis  atqiie  operibtis. 

getes  mit  Venus,  Mars,  Minerva,  Cybele,  Inno,  Berol.    1845    S.    20.    36);    dieselbe    Erklärung 

et  si  quos  Borna  rccepit  |  atit  dedit  ipsa  deos  bieten  in  verschiedener  Form  Servius  Aen.  12, 

über  die  Verheerung  des  Landes.    Paul.  S.  106  794  Indigetes  .  . .  diamtxir  .  .  .  quod  nullius  rei 

Jndigetes  dii,  qnorum  nomina  vulgari  non  licet,  egeant,   wozu   der  Interpolator  Servii  fücrt  vel 

Glosse   bei   C.  Barth,  Adversarii  Commentarü  lo  quod    nos   deorum   indigeamus,    unde    quidam 

(Francof.  1648)  Sp.  1342  Indigetes  dii  qnorum  omnes   deos  Indigetes   appellari   volunt;   Serv. 

nomina  non  audebant   proferre  =  Glosse    im  georg.  1,  498  Indigetes  .  .  .  sunt  .  .  .  ahusive 

Thesaurus   nov.    latinitatis    bei    Mai,    Classici  omnes  (nämlich  dii)  generdliter,  quasi  nullius 

Auetores    8    S.  294,    nämlich    als    Name    der  rei  egentes;  Placidus  S.  56,  6  ff.  Deuerl.  dicunt 

Schutzgötter  Roms   (0.  Müllers  Erklärung  zu  etiam  quidam  Indigetes  deos   naturales  et  cae- 

Paul.  a.  a.  0.   'scilicet  ab  in  et  dicendo'  ist  lestes  a  contrario,  quod  nullis  indigeant;  Ful- 

sehr  ansprechend;  die  Namen  der  Schutzgott-  gent.   mythol.  3,5  =  Mythograph.   Vatic.  III 

heiteu  Roms  müssen  verschwiegen  werden,  s.  2,  1;  vgl.  Priscian.  6,  10,  55  S.  241,  1  H.  in- 

z.  B.  Serv.  georg.  1,  498  und  Schol.  Bernens.  digeo  indiges,  Indiges  Indigetis  (vielleicht  ist 

.z.  d.  St.,   Ambrosch,  Studien  S.  164  und  Be-  20  in  dem  vorher  erwähnten  Elogium  auf  Aeneas 

ligionsbücher    Heft  4    S.   40    =    Abdr.    S.   48-  die    Form   ludigens    nicht    mit  Mommsen   für 

Marquardt,    Staatsveriv.    3-    S.   21);    Interpol.  einen  Fehler  des  Steinmetzen  zu  halten,  son- 

Servii  Aen.  12,  794  alii  patrios  deos  Indigetes  dern    beruht  darauf,    dafs    der  Verfasser    des 

dici  debere  tradunt;   vgl.   Biomedes  3   S.  476,  Elogiums  diese  Form  mit  Absicht   im   Sinne 

17  K.   {Numa  Pompilius  .  . .  cum)  patrios  pla-  der  nigidianischen  Erklärung  brauchte). 
car et  Indigetes.  Wieder  eine  andere  Erklärung  bei  Placidus 

Eine  andere  Erklärung  geben  Servius  Aen.  a.  a.  0.  lautet  Indiges  dicitur  interdum  hemi- 
12,  794  Indigetes  sunt  dii  ex  hominibus  facti,  theus  . .  .  ab  indigendo  divinitate;  dieselbe  kehrt 
et  dicti  Indigetes  quasi  in  diis  agentes  =  Serv.  wieder  in  den  Glossen  Indigetes:  rjfit&sot  Kov- 
georg.  1,  498  und  damit  übereinstimmend  die  30  grjrsg  {Glossae  [Philoxeni]  latino  -  graecae  im 
Schol.  Bernens.  georg.  1,  498  (S.  883  Hagen);  Corp.  glossar.  lat.  edd.  Loewe-Goetz  2  S.  80, 
hierfür  führte  man  das  Beispiel  des  Aeneas  46);  Indiges:  '^(iL&sog  {Gloss.  Labb.  S.  90 
an,  der  nach  der  Sage  im  Kampfe  mit  Me-  col.  4  [1.  Abt.]);  rjut&sog:  semideus  Indiges 
zentius  oder  Turnus  plötzlich  verschwand  oder  {Glossae  [Cyrilli]  graeco-lat.  im  Corp.  gloss. 
in  den  Flufs  Numicius  stürzte  und  hierauf  lat.  2  S.  324,  45);  rj^iiOsoi:  Indigetes  {Gloss. 
unter  die  Götter  erhoben  als  Aeneas  Indiges  Labb.  S.  87  col.  1  [2.  Abt.]).  Die  Identi- 
oder  luppiter  Indiges  an  jenem  Flusse  verehrt  ficierung  der  Indigetes  mit  den  Kureten  findet 
wurde  (s.  Bd.  1  s.  v.  Aineias  Sp.  179  ff.;  sich  auch  in  den  Glossen  KovQrjtEg  ot  tisqI 
Aeneas  Indiges:  Verg.  Aen.  12,  794.  Tibull  zy  "Psav.  Indigetes  Corybantes  {Glossae  [Cy- 
2,  5,  44.  üvid.  met.  14,  608.  Paul.  S.  106  s.  v.  40  rillij  graeco-lat.  im  Corp.  gloss.  lat.  2  S.  354, 
Indiges.  Sil.  Ital.  8,  39.  Gell.  2,  16,  9.  Arnob.  23)  und  KovQrixs?  ot  nsgl  xov  TJaiccva:  Indi- 
1,36.  Interpol.  Serv.  Aen.  12,794.  Schol.  Vero-  getes  Corybantes  {Gloss.  Labb.  S.  110  col.  2 
nens.  Aen.  1,  259.  C.  I.  L.  1  elog.  20  S.  283  [2.  Abt.],  'fortasse  nävu'  0.  Müller  zu  Paul. 
=  10,  808,  wo  das  Wort  Indigens  geschrieben  S.  106,  10);  vgl.  hierzu  P.  Nigidii  Figuli  oper. 
ist,  s.  darüber  Mommsen  im  C.  I.  L.  1  z.  d.  rel.  ed.  Stvoboda  S.  84  fr.  70  mit  adnot., 
Inschr.;  luppiter  Indiges:  Liv.  1,  2,  6.  woraus  hervorzugehen  scheint,  dafs  die  Gleich- 
Plin.  n.  h.  3,  56.  Serv.  Aen.  1,  259.  [4,  620  setzung  Indigetes  =  Curetes  mit  der  anderen 
die  'Italorum  suijplementa'];  Pater  Indiges:  Curetes  =  Dactyli  (s.  Bd.  1  Sp.  940,  53  ff.) 
Dionys.  Halic.  1,  64  -ncel  avtä  -nazacKsvci^ovaiv  =  Digiti  im  Zusammenhang  steht. 
Ol  Aazivoi  TjQcaov  inLyQcccpfj  zoiäds  y.oa^ov~  50  Bei  Macrob.  comm.  in  somn.  Scip.  1,  9,  7 
lisvov^  'nazQog  Q'sov  x^°^^ov ,  dg  nozccfiov  -wird  der  Ypas  Hesiods  {op.  et  dies  1,  122  [121]) 
Nofitmov  QSvna  di£n£i\  wo  narijQ  &s6g  x^ö-  zol  (isv  dai'iiovig  stat  dibg  ^syäXov  dia  ßovXdg 
viog  =  Divus  Pater  Indiges  (s.  Salmasius,  übersetzt  mit  Indigetes  divi  fato  simmi  levis 
Plinianae  Exercitationes  [Traj.  ad  Rhen.  1689]  hi  sunt;  dazu  vgl.  die  Glossen  daifioveg:  Indi- 
1  S.  51.  Preller,  E.  M. »  1  S.  94.  Bd.  1  s.  v.  getes  {Gloss.  Labb.  S.  43  col.  1  [2.  Abt.])  und 
Aineias  Sp.  179,  42  ff.).  Solin.  2,  15.  Origo  Indigetes:  äai'iiovsg  (das.  S.  90  col.  4  [1.  Abt.]), 
gent.  rom.  14,  4;  der  Name  luppiter  Indiges  sowie  Mythogr.  Vatic.  III  2,  2  apud  antiquos 
scheint  der  eigentliche  Eultusname  gewesen  dii  sive  daemones  sive  Indigetes  a  divitiis  dicti 
und  der  Name  Aeneas  erst  dann  damit  in  sunt.  Endlich  eine  nicht  aufgeklärte  Gleich- 
Verbindung  gesetzt  worden  zu  sein,  als  man  60  Stellung  der  Indigetes  mit  griechischen  Gott- 
griechische und  einheimische  Sagen  mischte,  heiten  in  den  Schol.  Bernens.  georg.  1,  498 
vgl.  Preller  a.  a.  0.  und  2  S.  142  Anm.  1.  (S.  883  Hagen)  Indigetes  a  Latinis,  qui  a 
Bd.  1  s.  V.  Aineias  Sp.  181, '58  ff.;  s.  auch  Graecis  fennichi  {s'ii^vxot  Hagen,  sfi^vxioi  Sin- 
Frdr.  Caiier,  Die  röm.  Aeneassage  von  Naevius  tenis,  ^ivxioi  J.  Klein,  fvoi-aoi  Hertz,  enchorii 
bis  Vergilius,  in  N.  Jhrb.  f.  Phil.  Suppl.  15  K.  W.  Müller)  dicuntur. 
[1887]  S.  120  f.).  Neben  diesen  gröfstenteils  unsinnigen,  deut- 

Nigidins  Figulus  und  alii  stellten  den  Satz  lieh   als  etymologische  Spielereien  der  Gram- 
auf   omves   deos   Indigetes   eognominari,    quia  matiker    erkennbaren    Erklärungen    giebt    es 


135      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitameuta  (allgem.  Unters.)      136 

auch    eine,    welche   Indiges    mit    indigito   zu-  einheimischen    Götter';    vgl.    aufserdem    z.  B. 

sammenbringt,   bei  dem   Interpol.   Serv.   Aen.  Heyne-Wagner  und   Forbiger  zu   Verg.  georg. 

12,   794    alii   ab   invocatione   IncUgetes   dictos  1,  498. 

voJunt,  quod  indigeto  est  precor  et  invoco;  aber  Mit  indigitare  brachte  Indiges  zusammen 
auch  diese  erscheint  als  ein  verständnisloser  Klausen,  Aen.  u.  d.  Penaten  2  S.  907  ff. ;  indi- 
Versuch,  wie  denn  alle  die  angeführten  Er-  gitare  aber,  worin  er  denselben  Stamm  wie  in 
kläi'ungen  zeigen,  dafs  das  Bewufstsein  von  digitus  findet  (^im  Sinn  des  bald  mehr,  bald 
der  Bedeutung  des  Wortes  ludiges  und  der  dii  minder  bedeutsamen  und  feierlichen  Zeigens', 
Tndigetes  den  Römern  schon  zur  "Zeit  des  S.  909),  ist  ihm  ''der  eigentliche  Ausdruck  für 
VergiUns  entschwunden  war,  jedenfalls  eine  lo  die  gottesdienstliche  Verrichtung'  (S.  908,  vgl. 
Folge  davon,  dafs  die  Indigitamenta  sehr  914),  die  Indigitamenta  sind  die  'gottesdienst- 
friih  in  Vergessenheit  geraten  waren  (siehe  liehen  Darstellungen',  die  'Verrichtungen  zur 
unten).  Verehrung,  zur  Verherrlichung,  zur  wirksamen 
Die  neueren  Gelehrten  sehen  in  den  dii  Behandlung  der  Götter',  ''Beschwörungen  durch 
Indigetes  gröfstenteils  in  Übereinstimmung  mit  Wort  und  Handlung,  vermittelst  welcher  man 
der  an  erster  Stelle  angeführten  Erklärung  der  sich  der  Gewährung  seines  Wunsches  bei 
Alten  die  'einheimischen'  oder  'eingeborenen'  den  Göttern  versichert'  (S.  910  f.);  Aeneas 
Götter:  von  indu  und  ago  leiten  das  Wort  ab  und  Anchises  sind  ihm  die  einzigen  Wesen, 
Dacerius  zu  Fcstus  S.  186,  6  (ed.  Amstelod.  welche  neben  luppiter  (Indiges)  als  Indigetes 
1696),  SaJmasius  a.  a.  Ü.  und  Härtung,  Bei.  d.  20  anzuerkennen  sind  (S.  906).  K.  W.  Gött- 
Jiövi.  1  S.  81  f.,  der  S.  93  seine  Ansicht  dahin  Ung ,  Gesch.  der  röm.  Staatsverfassung.  Halle 
zusammenfafst,  'dass  der  Name  indigetes  mit  1840  S.  174  und  mit  ihm  Wals  in  Paulys 
penates  synonym  aber  nicht  identisch  ist,  in-  Eealencycl.  4  S.  147  s.  v.  Indigitamenta  leitete 
sofern  er  das  Verhältniss  der  Gottheit  zum  von  Indiges,  'welches  zwar  einen  Heros  oder 
Land  und  Volke  bezeichnet,  so  wie  jener  das  Dämon,  aber  dann  auch  überhaupt  einen  Gott 
zum  Hauss  und  seinen  Bewohnern';  Metzger  bezeichnet',  den  Namen  der  Indigitamenta, 
in  Paulys  Bealencycl.  4  S.  147  s.  v.  Indiges:  welche  'die  Namen  der  Götter  und  die  Art 
Indigetes  =  'einheimische  Heroen  des  Landes',  sie  beim  öffentlichen  Gottesdienst  anzuwenden, 
der  Name  sei  eine  Nebenform  von  indigena;  gleichsam  ihre  Titulatur'  enthielten,  ab. 
H.  Ebel  in  ZtscJir.  f.  vgl.  Spr.-F.  1 ,  1852  so  Corssen  (De  Volscorum  lingua.  Progr.  v. 
S.  305  'Würz,  ge  =  gen,  skr.  jan,  in  indi-  Pforta.  Naumburg  1858  S.  17  f.  Krit.  Nach- 
get';  Schwegler,  Röm.  Gesch.  1  S.  328  Anm.  3:  träge  zur  lat.  Formenlehre  S.  254.  Ausspr.  2- 
Indiges  (indigens)  =  'Landesgenius,  National-  S.  540  Anm.  *),  vgl.  S.  591)  erklärte  indige(t)s 
genius,  Tjprag  iiii%wQLog\  von  indi  (=  indu)  als  Part.  pass.  eines  Verbum  *indigere  =  in- 
und  gens  'Erzeuger'  (von  gigno),  'wörtlich:  vocare  von  Würz,  ag  'sagen,  sprechen'  (z.  B. 
der  im  Lande  Zeugende',  Aktivform  zu  indi-  in  adagium,  aio  =  agio,  axare  =  agsare), 
gena;  Preller ,  B.  M.^  1  S.  92  f.:  Indiges  (In-  wovon  wieder  indigitare  und  weiter  indigita- 
digens)  von  indu  und  geno,  'also  eingeborene  mentum  gebildet  sei,  dii  Indigetes  also  =  dii 
Genien  oder  Heroen,  örtliche  Schutzgeister,  invocati  (über  diese  Ableitung  von  indigita- 
die  von  einem  bestimmten  Orte  und  im  engsten  40  mentum  s.  aufserdem  Corssen,  Krit.  Beitr.  z. 
Natur-  und  geschichtlichen  Zusammenhange  lat.  Formenl.  S.  425.  Ausspr.  1^  S.  90;  der- 
mit  diesem  Orte  verehrt  wurden,  die  T^gasg  selbe  hatte  Origines  poesis  romanae.  Berol. 
fyj;raptot  oder  £7rt;t a)9^o^  der  Griechen;  gewisser-  1846  S.  46  f.  indigitare  und  indigitamenta 
mafsen  die  ansässig  gewordenen  Aboriginer'";  =  axare  und  axamenta  von  agere  =  orare, 
L.  Meyer,  Vergl.  Gramm,  der  griech.  und  lat.  invocare  abgeleitet).  Corssens  Etymologie  von 
Spr.  2  S.  320  und  in  Zischr.  f.  vgl.  Spr.-F.  indigitare  und  indigitamentum  fand  den  Bei- 
14,  1865  S.  82;  Bücheier -Windehilde,  Grundr.  fall  von  Curtius  {Grunds,  d.  griech.  Etrjm.^ 
der  lat.  Dehlin.  S.  12  (=  S.  5'):  'C.  I.  L.  1  §  611  S.  399),  Vanicek  {Etymol.  Wörterb.  d. 
elog.  20  indigens  von  anderer  Grundform  als  lat.  Spr."  S.  9.  Gr.-lat.  (tym.  Wörterb.  1  S.  20f. ; 
indigenus,  von  vollerer  als  indiges,  gen.  indi-  50  Indiges  erklärt  Fam'cf/i;  jedoch  anders,  s.  vorher) 
getis  . . .  die  Mittelform  indiges  ist  nicht  mehr  und  Fr.  Stolz  (in  Wiener  Studien  8, 1886  S.  157); 
nachweisbar';  Bouche - Leclercq ,  Les  Pontifes  nicht  bestimmt  entscheidet  sich  Bottc/je'-ZecZercg; 
S.  29.  43  und  in  seinem  Manuel  des  institutions  {Les  Pontifes  S.  28  f.).  Preller  {B.  M.'^  1  S.  92. 
romaines  (Paris  1886)  S.  460  Anm.  3  (vgl.  134)  hatte  einen  Zusammenhang  des  Wortes 
S.  462  Anm.  3)  'les  indigenes  ou  dieux  locaux';  indigitamenta  mit  index  und  indicare  angenom- 
Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'-^  S.  75  men  und  sich  dabei  auf  den  Sol  Indiges  (vgl. 
'indigetes  eingeborene  Heroen'  =  Gr.-lat.  etym.  S.  325  und  Marquardt ,  Staatsvcrw.  3  ^  S.  580 
Wörterb.  1  S.  189;  Boissier ,  La  Beligion  ro-  zum  8.  August),  der  nicht  wohl  etwas  anderes 
maine  1^  S.  114  'sous  le  nom  de  dieux  indi-  gewesen  sein  könne  als  der  Sjjäher,  der  An- 
getes  ils  adoraient  Picus,  Faunus,  Latinus,  co  zeiger,  der  index,  bezogen, 
qui  avaient  regne,  disait-on,  sur  le  Latium';  Alle  diese  Etymologieen  können  indes 
W.  Clemm  in  Curtius''  Studien  z.  gr.  und  lat.  nicht  befriedigen,  da  in  ihnen  das  eigenartige 
Gramm.  8,  1875  S.  12  (von  Würz,  ge,  mit  n  Wesen  der  Indigetes  ebenso  wenig  zum  Aus- 
erweitert zu  gen);  Madvig,  Verfass.  und  Ver-  druck  gelangt  wie  die  eigentliche  Bedeutung 
walt.  des  röm.  Staates  2  S.  588  Anm.  **):  In-  von  indigitare  und  indigitamentum  in  den 
digetes  =  die  'ursprünglichen'  i-ömischen  farblosen  Umschreibungen  der  Alten  indigitare 
Götter;  Chantepie  de  la  Satissaye,  Lehrb.  d.  =  imprecari,  invocare  {Paul.  S.  114  indigi- 
Beligionsgesch.    2     S.    2U2  f.    205:     'die     alt-  tanto:    imprecanto;    Interpol.    Serv.    Aen.    12, 


137      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      138 

794    indigeto    est   prccor    et    invoco;    Glossac  tates  rer.  div.  Varros  ergeben,  welche  entweder 

ahavus  im  Corp.  gloss.  lat.  edd.  Loctoe-Goets  4  wörtliche  Mitteilungen   aus   den  Auseinander- 

S.    352,   47    indiyitat:    invocat;    Glossar,    lat.  Setzungen  Forros  über  dii  certi  enthalten  oder  in 

bihl.    Parisinae    antiquisnmwn   saec.    IX   ed.  der  Form  vonAuszügenderHauptsache  nach  nur 

Hildebrand   [Götting.    1854]    S.  171    indigitat:  Götternamen  und  kurze  Erklärungen  derselben 

invocat;  Thesaur.  nov.  latinüatis  in  Mais  Glas-  bieten  (auf  die  Zusammenstellung  aller,  auch 

sici  Auct.  8    S.  291    indigitare:    invocare,    in-  der  zu   der  vorliegenden  Untersuchung  ihrem 

plorare,  exorare,  supplicare,  incalare)  und  in-  Inhalte    nach   in  keiner  Beziehung  stehenden 

digitammta :    incantamenta  vel  indicia,    Faul.  Fragmente  des  14.  Buches  der  J.n<.  rer.  cZi«.  bei 

S.  114  (ganz  wertlos  siud  die  Erklärungen  von  lo  Merkel,  Proleg.  zu  Ovids  Fast.  S.  CLXXXV  ff. 

indigitamenta  in   den   Glossae  [Philoxenil   la-  ist  im  Folgenden  keine  Rücksicht  genommen 

tino-graecae    im   Corp.  glossar.    latin.  2    S.  80,  worden,  da  dieselbe  den  an  eine  solche  Frag- 

47  indigitamenta:  Ib qccxi-acc  ^i^XCa;  Gloss.  Labb.  mentsammlung  zu   stellen  den  Anforderungen 

S.  90  col.  4  [1.  Abt.]   indigitamenta:   lEparuta;  nicht  mehr  entspricht). 

was  Hiischkc  meint,  wenn  er  lurisprud.  ante-  Aus  dem  14.  Buche  teilt  Gellitis  3,  16,  5  ff. 

iust.^  S.  105  Anm.  5  zu  dem  Titel  der  Schrift  eine  Stelle   mit,   welche  über  die  Geburt  des 

'E^r]yr]Tiyia     des     Cornelius     Baibus     bemerkt  Menschen  und  auf  dieselbe  bezügliche   Gott- 

f'E^Tjy/jTtxa  sunt  indigitamenta'  ist  nicht  klar).  heiten  handelt:    §   5  ff .   {M.   Varro)  .  .  .  mense 

Trotzdem    kommen    die    Untersuchungen    der  nonnumcpiam  octaro  editum  esse  partum  in  libro 

neueren  Gelehrten  über  indigitare  und  indigita-  20  quarto  dccimo  rerum  divinarum  scriptum  reli- 

uicnta  im  Grunde  nicht  über  die  Erklärungen  qtiit,  worauf  Erörterungen  über  abnorme  Ge- 

indigitare   =   invocare,   indigitamenta   =  in-  burtszeiten  folgen;   §  9  f.   antiquos  autem  lio- 

vocationes,  precationes  hinaus,  s.  Sp.  155 ff.  manos    Varro  dicit  non  recepisse    huiusccmodi 

Indiges,  von  indu  und  Würz,  ag  in  agere  qioasi  monstmosas  raritates,  sed  nono  mense  aut 

gebildet,    bezeichnet    einen    in    einer    be-  decimo  neque  praeter  hos  aliis partionem  mtdieris 

stimmten    menschlichen    Handlung,  secundum  naturam  fieri  existimassc  idcircoque 

Thätigkeit,  in  einer  bestimmten  Sache,  eos  nomina  Fatis  trihus  fecisse  a  pariendo  et 

Örtlichkeit  u.  s.  w.    und   zwar,    wie    sich  a  nono  atqiie  decimo  mense.    nam  ' Parca^  in- 

aus    dem    oben    Gesagten    ergiebt,     nur    in  quit   'inmutata  una  littera  a  partu  nominata, 

dieser    einen    und    in    keiner    anderen  30  item  Nona  et  Decima  a  partus  tempestivi  tcm- 

Handlung  u.  s.  w.  wirkenden  Gott.     Der  pore\     Hiermit  steht   in   innerem  Zusammen- 

lupiiiter  ludiges   oder  Aeneas  Indiges  ist  also  hange  Gell.  16,  16,  2  ff.  esse  autem  pueros  in 

der  gerade  im  Flusse  Numicius  waltende  Gott  tdero  Varro  dicit  capite  infimo  nixos,  sursum 

('der  luppiter  gerade  dieser  Lokalität'  Beiffer-  pedibus  elatis,  non  ut  hominis  natura  est,  sed 

scheid   in   seinen    an    der  Universität  Breslau  ut  arboris.    nam  pedcs  cruraque  arboris  ramos 

gehaltenen  Vorlesungen  über  römische  Mytho-  appellat,  capxit  stirpem  atq_iie  caudicem.  'quando 

logie  und  Sakralaltertümer);  und  wenn  in  dem  igitur''     inquit     ^contra    naturam    forte    con- 

den  Pontificalbüchern  entlehnten  (s.  die  Aus-  versi  in  pedes  brachiis  plerumqicc  diductis  re- 

führungen    des    Unterzeichneten    in    Commen-  tineri  solent  aegriusque  tunc  mulieres  enituntur, 

tationes    in    honorem    Augusti    Beifferscheidii.  40  huius  pericidi  dcprecandi  gratia  arae  statutae 

Vratisl.  1884  S.  75  f.)  Carmen,   durch  welches  sunt  Bomae  duabus  Carmentibus,  quar um  altera 

P.  Decius  in  der  Schlacht  am  Vesuvius  devo-  Postverta   cognomitata   est,    Prorsa   altera,    a 

viert  wurde ,  bei  Liv.  8,  9,  6  ff.  auch  di  Indi-  recti  perversique  partus  et  potestate  et  nomine  '; 

getcs  angerufen  werden  {lane,  luppiter,  Mais  es    kann    nicht  zweifelhaft    sein,    dafs    dieses 

pater,  Quirinc,  Bcllona,  Lares,  divi  Novensiles,  Citat  ebenfalls  dem  14.  Buche  entstammt  und 

di  Indigetes,  divi  quorum  est  potestas  nostrorum  daselbst  in  enger  Verbindung  mit  dem  vorher- 

hostiumqiie,  diique  Mancs,  vos  precor  u.  s.  w,),  gehenden  stand.     Mit  voller  Sicherheit  ist  im 

so  ist  dies  neben  der  Anrufung  von  Gottheiten  Hinblick   auf  diese  beiden  Stellen  auch  Gell. 

allgemeinerer  Bedeutung  eine  invocatio  gene-  16,  17    auf  dasselbe  Buch  zurückzuführen:   et 

ralis  der  gerade  in  der  Devotion  wirksam  ge-  50  agrum  Vaticanum  et  eiusdem  agri  deum  praesi- 

dachten  Götter,    welche   der  Priester    einzeln  dem  appellatum  acceperamus  a  vaticiniis,  quae 

mit  Namen  nicht  nennen  kann  oder  will  (vgl.  vi  atque  instinclu  eins  dci  in  eo  agro  fieri  so- 

iiber    die    priesterliche    Sitte    des    generaliter  Uta  essent.    sed  praeter  hanc  causam  M.  Varro 

invocare  Interptol.  Serv.  georg.  1,  10.  21.  Serv.  in  libris  divinarum  aliam  esse  tradit  istius  no- 

Aen.  8,  103.   Ambrosch,  Beligionsbücher  Heft  4  minis  rationem.    'nam  sicut  Aius^  inquit  'deus 

S.  47  =  Abdr.  S.  55.    Marqiiardt,  Staatsveriv.  appellatus  araque  ei  statuta  est,  quae  est  in- 

3^  S.  32.    Preller,  B.  M."^  l   S.  62  f.;   der  Sol  fima  nova  via,  quod  eo  in  loco  divinitus  vox 

Indiges  bleibt  als  Verhältnis mäfsig   späte  Er-  edita  erat,  ita  Vaticanus  deus  nominatus,  penes 

scheinung  hier  um   so   eher  unberücksichtigt,  quem  essent  voeis  humanae  initia,  quoniam  pueri, 

als  sein  Beiname  wirklich  den  Sinn  von  index  60  simul  atque  parti  sunt,  eam  primam  vocem  edunt, 

zu  haben  scheint  [s.  Preller  a.  a.  0.  S.  325]).  quae  prima  in  Vaticano  syllaba  est,  idcircoque 

Auf  diese  Weise  ist  eine  sachlich   befrie-  vagire  dicitur  exprimente  verbo  sonum  vocis  re- 

digende  Erklärung  von   Indiges   erreicht  und  centis\     Hierzu  kommt  der  wörtliche  Auszug 

die   Zusammengehörigkeit   von   Indigetes    und  bei    dem   Interpol.   Serv.  Aen.    12,    139   Varro 

Indigitamenta  begründet.    Weitere  Aufschlüsse  rerum  divinarum  quarto  decimo   ait   'luturna 

über    die    Indigetes    und    Indigitamenta    wird  inter  proprios  deos  nymphasque  ponitur\   und 

eine   nun  anzustellende  genauere  Betrachtung  das  lückenhafte,  aber  zum  Teil  sicher  ergänzte 

derjenigen  Reste  des  14.  Buches  der  Antiq;ui-  Citat  in  den  Schol.  Veronens.  Aen.  10,  76  (nach 


139      ludigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      140 

der    Ausgabe    von  A.   Herrmann,  Progr.   von  welche    sich    ad    ca,   quae  sunt  hominis,  wie 
Donaueschingen  1869.  1871):  fdcam  Veniliajm  Lebensunterhalt,  Kleidung  et  quaecumquc  alia 
alii  Vcnerem,  quod  in  mari  nata  sit,  alii  nym-  Jiuic  vitae  sunt  necessaria  beziehen;  bei  sämt- 
pliam  quam  Grueci  Bovvi'jvriv  vocant.  \  [Varro  liehen  Göttern  aber  hatte  er  angegeben,  welches 
rcrumdivinJanimXIIII  de  dis  certis  'spes  cum  das   munus   eines  jeden   sei  und  weshalb  ein 
conciliata  non  frustra  esset  et  eveniss(et  crcdcre)  |  jeder    angerufen    werden    müsse    (vgl.    hierzu 
f.  .  Jbantur,    quam  deani    cum   Neptuno    con-  August.  4,  22  quid  est  ergo,  quod  pi'o   ingenti 
iungunt  viulti  [.  .  .Jens(is)  quo  cac(cis)  \  [.  •  J  beneficio  Varro  iactat  praestare  se  civibus  suis, 
(licet)    differre'.      Als    ein    Auszug    aus    dem  (]^iiia   non   solum    commemorat   deos,   quos   coli 
14.  Buche  ist  schon  oben  Sp.  130  f.  die  Stelle  lo  oporteat  a  Bomanis,  verum  etiam  dicit,  quid 
des    Serv.    georg.   1,   21    mit    der    Erwähnung  ad  qucmque  pertineat?  und  die  weiteren  Aus- 
und  Erklärung  der  ländlichen  Götter  Occator,  züge   aus   Varro   in  diesem  Kapitel  und  6,  1). 
Sarritor,  Sterculinius  und  Sator  nachgewiesen  Dafs  Farro  hierbei  sich  nicht  mit  einer  trockenen 
worden;  keinem  anderen  Buche  ist   demnach  Aufzählung  der  Gottheiten  und  ihrer  Funktionen 
Serv.  georg.  1,  315  sane   Varro  in   libris  divi-  begnügte,    wie   es   wohl  nach  diesen  Angaben 
narum  dicit  deum  esse  Laetantem ,  qui  se  in-  des  Augustinus  und  den  Auszügen  selbst,  die 
fundit   segetibus    et    eas   facit   lactescere    zuzu-  fast  nur  aus  den  Namen  der  Götter  und  An- 
weisen.   Eine  auch  nur  einigermafsen  deutliche  gaben    ihrer    Funktionen    bestehen ,    scheinen 
Vorstellung  von  der  Einrichtung  des  14.  Buches  könnte,  ist  weiter  unten  dargethan.     Es  finden 
und  einen  Schlufs  auf  den  Umfang  der  varro-  20  sich  nun  bei   Tertullianus  {ad  nat.  2,  11.  15. 
nischen  Götterklasse  der  dii  certi  kann  man  sich  de  anima  37.  39;  vgl.  über  das  zweite  Buch  ad 
aus  diesen  zerstreuten  Resten  indes  nicht  bilden;  nat.  Erdm.  Scliioarz  a.  a.  0.  S.  409  ff.,  über  die 
solche   vermitteln   erst  brs  zu  einem  gewissen  beiden  angeführten  Kapitel  der  Schrift  de  anima 
Grade   die   zusammenhängenden    Auszüge    aus  das.  S.  431)  und  bei  J.r*^«s^mtts  (4,  8.  11.  16.  21. 
Varro  bei  Tertullianus ,  Arnobius  und  Augu-  6,  9.  7,  2.  3,  vgl.  4,  24.  28.  34.  6_,  1.  7;  s.  über 
stinus.  Augustins  viertes,  sechstes  und  siebentes  Buch 
Das  Verhältnis  zu  Varros  Werk  ist  bei  den  Scliioarz  S.  438  ff.)   Reihen  und  Gruppen    von 
drei    Kirchenvätern  keineswegs    ein    gleiches.  Gottheiten,  die  einerseits  durch  ihre  Uberein- 
Während   Tertullianus    und   Augustinus    ganz  Stimmung    mit    den  Angaben  des  Augustinus 
zweifellos   die  Aiitiquitates  rer.   div.   selbst  in  30  sich     als     varronisches     Eigentum     erweisen, 
Händen   hatten    {Tertull.    ad  nat.   2,   1    quare  andererseits  nhev  \on  Tertullianus  vmA  Augtosti- 
secundum  vestros  commentarios ,  quos  ex  omni  nus   selbst   wiederholt   nur    als   Auszüge    aus 
theologiac   genere   cepistis,    gradum    confercns,  Varros  Reihen  gekennzeichnet  werden  {Tertull. 
quoniam  maior  in  Imiusmodi  penes  vos  auctori-  ad  nat.  2,  15   ut  cetera  transvolem ;  August.  4, 
tas   literarum  quam  rer  um  est,  elegi  ad  com-  8  nee  omnia  commemoro,  quia  me  piget  quod 
pcndium    Varronis    opera,    qui    rerum    divi-  illos  non  pudet;   haec   atitem  paucissima  idco 
narum  ex  omnibus  retro  digestis  commentatus  dixi  u.  s.  w. ;   4,  11   haec  omnia  quae  dixi.et 
idoneum  se  nobis  scoptim  cxposuit;  vgl.  Erdm.  quaecumque  non  dixi  (non  enim  omnia  äicenda 
Schwarz  a.  oben  a.  0.  Gap.  I.  De  Tertulliano  arbitratus   sum)  u.   s.   w. ;    4,   21    quos   neque 
S.  409  ff.;   über  Augustinus   s.    oben   Sp.  131  io  omnes   commemoravi ;    6,   1   quos  partim  com- 
und   über  das  Einzelne  das  Folgende),  liegen  memoravi  in  quarto  libro,  partim  ptraetereundos 
bei  Arnobius  die  hier  in  Betracht  kommenden  putavi;   6,  9  ipsa  numinum  officia  tarn  viliter 
varronischen    Fragmente    in    einer    eigentüm-  minutatimque  concisa  , . .  unde  non  quidem  om- 
lichen  Überarbeitung  vor,  die  es  ebenso  zweifei-  nia,  sed  multa  iam  diximus).    In  dem  letzteren 
los  erscheinen  läfst,  dafs  Arnobius  diese  Aus-  Umstände  liegt  zugleich  die  Erklärung  dafür, 
züge    aus    Varro    einer    vermittelnden    Quelle  dafs  die  beiden  Kirchenväter  in  der  Aufzählung 
verdankt  (s.  darüber  weiterhin  Sp.  140  f).   Nach  von  Gottheiten  ein  und   derselben  Reihe   von 
der   Mitteilung    des    Augustinus   (s.    Sp.   131)  einander    abweichen,    indem    Götter,    welche 
hatte  Varro  in  einer  Reihe  diejenigen  dii  certi  der  eine  nennt,  bei  dem  anderen  fehlen;  jeder 
zusammengefafst,  welche  sich  auf  das  gesamte  50  von   ihnen   machte    seine   Auszüge  nach  Gut- 
Leben  des  Menschen  von  seiner  Erzeugung  bis  dünken.      Augustinus    führt     überdies    neben 
zu   seinem  Tode   beziehen;    diese   Götterreihe  seinen  Reihen  an  anderen  Stellen  (4,  21.  7,  3; 
hatte    er    mit    lanus    begonnen    und    mit    der  vereinzelt  einige   Gottheiten   an,    welche    sich 
Nenia   geschlossen  (auf  diese  Reihe  beziehen  deutlich  als   willkürlich  abgesonderte  Glieder 
sich  die  Worte  des  Augustinus  7,  2  ipse  pri-  jeuer  Reihen  und  somit  als  Ergänzungen  der- 
mum  lanus,  cum  Puerperium  concipitur,  unde  selben  ergeben. 

illa  cuncta  opera  sumunt  exordium  minutatim  Ga,nza.näers  als  hei  Tertullianus  und  Augusti- 
minutis  distributa  numinibus ,  aditum  aperit  nus  steht  es  bei  Arnobius.  Dieser  nennt  haupt- ' 
recipiendo  semini,  und  des  Tertullianus  ad  sächlich  4,  3.  7.  8  und  9  eine  Anzahl  hierher 
nat.  2,  11  nefc  JRomani]  contenti  eos  deos  60  gehöriger,  zum  Teil  auch  bei  Tertullianus  und 
asseverare  qui  visi  retro,  auditi  contrectatique  Augustinus  vorkommender  Gottheiten  mit  An- 
sunt,  [quormn]  cfßgies  descriptae,  negotia  di-  gäbe  ihrer  munera,  aber  nicht  in  der  Grup- 
gesta,  memoriae  propagatae ,  umbrfas  alijquas  pierung  der  Reihen  bei  den  beiden  genannten 
incorporales ,  inanimales  et  nomina  de  rebus  Kirchenvätern;  vielmehr  ist  die  Anordnung, 
efflagitant  [deosque]  sanciunt  dividentes  omnem  wie  G.  Kettner  {Cornelius  Labeo.  Ein  Beitrag 
statum  hominis  singulis  potestaftibus  ab  ipjso  zur  Quellenkritik  des  Arnobius.  Progr.  von 
quidem  uteri  conceptu);  sodann  hatte  er  in  Pforta.  Naumburg  1877  S.  16  f.)  richtig  be- 
gleicher Weise  diejenigen  dii  certi  aufgeführt,  obachtet    hat,    im    wesentlichen    eine    alpha- 


141      Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 

butische,  ohne  inneren  Zusammenhang  der 
zusammengestellten  Gottheiten;  doch  wird  die 
alphabetische  Ordnung  nicht  immer  mit  pein- 
licher Genauigkeit  festgehalten  und  selbst  durch 
Einschiebung  von  Götteruamen  mit  abweichen- 
dem Anfangsbuchstaben  unterbrochen  (vgl.  4,  3 
die  Zusammenstellung  von  Praestana,  Panda 
vel  Pantica,  Pellonia;  4,  7  f.  die  von  Venus, 
Perfica,  Pertunda,  Tutunus,  Puta,  Peta,  Ne- 
mestrinus,  Patellana,  Patella,  Nodutis,  Nodu- 
terensis,  -f-Vpibilia,  Orbona,  Nenia,  Mellonia, 
üssipago;  4,  9  die  von  Lucrii,  Libentiaa, 
t Burnus,  Limeutinus,  Lima,  Limi,  Saturnus, 
Montinus,  Mureida,  Pecunia).  Da  es  ganz  un- 
wahrscheiulich  ist,  dafs  der  eilig  und  flüchtig 
(s.  Beiffcrschcid  in  der  Piaefatio  zu  seiner 
Ausgabe  des  Arnob.  S.  XIV  und  im  Ind.  schol. 
Vratisl.  1879/80  S.  9)  sein  Werk  schreibende 
Ärnohkis  aus  Varros  Antiquüates  rer.  div.  sich 
dergleichen  Zusammenstellungen  eigenhändig 
gemacht  habe,  so  müssen  wir  annehmen,  dafs 
er  dieselben  bei  einem  Gewährsmanne  vorfand : 
dieser  ist  nach  Kett))crs  sehr  ansprechender 
Annahme  Cornelius  Laheo,  der  Zeitgenosse  des 
Ärnobius,  dessen  Bekämpfung  den  Mittelpunkt 
der  Polemik  des  Apologeten  bildet  (über 
Cornelius  Laheo  vgl.  aufser  Kettners  Abhand- 
lung und  Beiff'erscfieid  im  Ind.  schol.  Vratisl. 
a.  a.  0.  Wissoica,  De  Macrohii  Saturnaliorimi 
fontibus.  Diss.  Vratisl.  1880  S.  26  ff.  40  ff.  J^rdin. 
Schivarz  a.  a.  0.  S.  469  f.  /.  Mülleneisen,  De 
Cornelii  Labeonis  fragmentis ,  studiis,  adsecta- 
(oribus.  Diss.  Marburgi  1889,  der  indes  die 
vorliegende  Frage  gar  nicht  berührt;  von  Cor- 
nelius Labco  wird  weiterhin  noch  wiederholt 
die  Rede  sein).  Cornelius  Laheo,  der  Varro 
wiederholt  citicrt  und  ihn  vermutlich  als  seine 
liauptquelle  benutzt  (vgl.  z.  B.  fr.  15  S.  24  ff. 
Kettn.  =  fr.  15  S.  21  ff.  Mülleneis.;  fr.  19 
S.  27  f.  Kettn.;  fr.  23  S.  29  Kettn.  =  fr.  4 
S.  15  Mülleneis.  und  Kettner  S.  11  ff.  Wissotva 
S.  41.  42  Anm.  2.  Mülleneisen  S.  43  f.),  hat 
jedenfalls  die  Reihen  der  dii  certi  in  Varros 
14.  Buche  einer  Umarbeitung  zu  alphabetischen 
Listen  mit  Beibehaltung  der  Angaben  Varros 
über  die  munera  der  einzelnen  Gottheiten 
unterworfen,  und  Ärnobius  teilt  hieraus  einzelne 
Stücke  mit,  wobei  er  jedoch,  wie  es  scheint, 
Labeos  Listen  erst  vom  Buchstaben  L  ab  be- 
rücksichtiijt  und  planlos  die  ausgewählten 
Götter  durcheiuanderwürfelt  (dafs  Cornelius 
Laheo  'die  höchst  eigenthümliche  Indigita- 
meutentafer[!],  ''aus  der  Ärnobius  Mittheilungen 
macht',  aus  Granius  Flaccus,  der  auch  sonst  von 
Labco  benutzt  werde,  in  diesem  Falle  aus  dessen 
Schrift  de  indigitanientis  genommen  habe,  ist 
eine  unwahrscheinliche  Annahme  Kettners  S.  16; 
es  ist  gar  nicht  ausgemacht,  dafs  Laheo  wirklich 
den  Granius  Flaccus  selbst  benutzt  hat;  s.  übri- 
gens das  Sp.  130  über  Granius  Gesagte).  Der 
Wert  der  varronischen  Excerpte  bei  Ärnobius 
beruht  bei  dieser  Sachlage  in  der  Erwähnung 
einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Gottheiten,  die 
von  Tertulliamis  uud  Augustinus  nicht  genannt 
werden  und  daher  eine  wichtige  Ergänzung  der 
Reihen  dieser  beiden  Kirchenväter  bilden. 

Den    gleichen    Wert    haben    vier    der    er- 
haltenen Fragmente   von  Varros  Logistoricus 


Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      142 

Catus  de  liberis  educandis,  in  denen  neben 
mehreren  auch  von  Tcrtiälianus  und  Augusti- 
nus aufgeführten,  das  Leben  des  Menschen 
im  Kindesalter  betreffenden  Gottheiten  einige 
von  den  Kirchenvätern  nicht  namhaft  gemachte 
Götter  erscheinen  {Varro  Cato  vel  de  liberis 
educandis  bei  Non.  S.  352  s.  v.  numerum 
=  fr.  6  S.  248  Riese,  s.  oben  Sp.  130;  bei 
Non.  S.  167  s.  v.  rumam  =  fr.  7  S.  248  Riese; 

10  bei  Non.  S.  108  s.  v.  Edusam  =  fr.  10  S.  249 
Riese;  bei  Non.  S.  532  s.  v.  Statilinum  =  fr.  13 
S.  249  Riese,  s.  oben  Sp.  130).  Diese  Frag- 
mente berechtigen  zu  der  schon  oben  (Sp.  130  f.) 
angedeuteten  Vermutung,  dafs  Varro  im  Catus 
die  ganze  auf  das  Kindesleben  und  die  Kinder- 
erziehung bezügliche  Reihe  seiner  dii  certi 
besprochen  hatte  (s.  Ambroscli,  Ecligionsbüclier 
Heft  2  S.  229  und  Heft  4  S.  52  =  Abdr.  S.  9 
imd  60).    Auf  denselben  Logistoricus  die  Stelle 

20  des  Donat.  Ter.  Phorm.  1,  1,  15  (v.  49)  Icgitur 
apud  Varronem  initiari  pueros  Eduliae  et 
Poticae  et  Cuhae  divis  edendi  et  potandi  et 
cuhandi,  ubi  primum  a  lade  et  a  cunis  trans- 
ierunt  zu  beziehen  rät  das  Fragment  aus  dem 
Catus  bei  Non.  S.  108  s.  v.  Edusam  (fr.  10 
Riese)  'cum  primo  cibo  et  potione  initiarent 
pueros,  sacrificabantur  ab  edulibus  Edusae,  u 
potione  Potinac  nutrices^;  anderenfalls  wäre 
die    Stelle    auf    Grund    der    bisherigen   Aus- 

30  einandersetzuugen  dem  14.  Buche  der  Anti- 
quitates  rer.  div.  zuzuteilen  (die  Namensformen 
der  hier  genannten  Gottheiten  bleiben  vor- 
läufig noch  unerörtert).  Dafs  Varro  aufserdem 
auch  in  der  Schrift  de  vita  populi  Bomani  bei 
der  Schilderung  des  altrömischen  Lebens  der 
auf  die  Lebensverhältnisse  bezüglichen  Gott- 
heiten gedachte,  zeigt  Non.  S.  528  Picuinnus 
et  Pilumnus  dii  praesides  auspiciis  coniugali- 
hus  deputantwr.    Varro  de  vita  populi  Bomani 

40  Hb.  II  (lib.  II  fr.  18  S.  33  Kettner)  'natus  si  erat 
vitalis  ac  suhlatus  ab  obstetrice,  statuebatur  in 
terra  ut  auspicaretur  rectus  esse;  diis  coniugalihus 
Pilumno  etPicumno  in  aedibus  lectus  stcrnehatur  . 
Die  bei  Tertullianus  und  Augustinus  sich 
findenden  Reihen  und  Gruppen  sind  folgende 
(zu  Grunde  gelegt  ist  für  Tcrtiül.  ad  nat.  und 
de  anima  die  Ausgabe  von  BeifftrscJieid- 
Wissowa,  für  Ärnobius  die  Ausgabe  Beiffer- 
scheids,  für  Augustinus  de  civ.  dei  die  zweite 

50  Auflage  von  Dombarts  Ausgabe,  was  betreffs 
der  in  diesen  Ausgaben  auf  Grund  der  Über- 
lieferung festgestellten  Namensformen  hervor- 
gehoben werden  mufs;  die  bei  Tertullianus  in 
dem  lückenhaften  Texte  nach  den  erhaltenen 
Partieen  mit  voller  Sicherheit  ergänzten  Namen 
sind  in[]  geschlossen;  über  die  Funktionen  der 
einzelnen  Gottheiten  s.  Abschn.  2  u.  Sp.  149f.): 
a)  Die  umfangreiche  Reihe  von  Gott- 
heiten, welche   sich  auf  das  Leben  des 

60  Menschen  von  seiner  Erzeugung  bis  zu 
seinem  Tode  beziehen.  Aus  dem  diese 
Gottheiten  umfassenden  Teile  von  Varros 
14.  Buche  geben  Tertull.  ad  nat.  2,  11  und 
August.  4,  11  und  21  gröfsere  Ausiiüge,  die  unter 
sich  und  mit  den  sie  ergänzenden  kürzeren  Ex- 
cerpten  bei  Tertull.  ad  nat.  2,  15.  de  anima  37. 
39.  August.  4, 8. 16.  6, 9.  7, 2. 3  zusammengestellt 
folgendes  Gesamtbild  ergeben: 


143      Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 


Indigitaiuenta  (allgem.  Unters.)      144 


Tertull.  ad  nat. 

2,11 

August.  7,  3  (=  7, 

2) 

Consevius 

xiugust.  4,  11 
Liber 

lanus 

Saturnus 

Liber 

5 

Libera 

Libera 

Fluvionia 

luno  (Fluviuua,  s 
Mena 

.  unten) 

Vitumnus 

Vitumnus 

Tertull.  de  an.  37 

Sentiims 

.0 

Sentiuus 

' 

Alemona 

Nona 

Decima 

Diespiter 

Diespater 

Partula 

Candelifera 

Mena 

August.  4,  21 

[Postverta] 

Lucina 

Luciua 

Lucina 

.5  Prosa 

Tertull.  de  an.  39 

iO 

Opis 

üpis 

Diana  (mit  Lucina) 

luno 

Pata  Scribunda 

August.  6,  9 

Intercidona 

Pilumnus 

Deverra 

Farinus 

Vaticauus 

Vaticanus 

[Locutius] 

25  [Cunina] 

Levana 

Levana 

Cunina 

Carmentes 

Fortuna 

Cunina 

Rumina 

liumina 

liumina 

30  Potina 

Potina 

Edula 

Educa 

Tertull.  dean.Sd  (s, 

,Z.15fF.) 

Sta[tina] 

Statilinus 

Statina 
August.  7,  3 

[Adeona] 

Adeona 

Abeona 

35  Abeona 

Abeona 

Adeona 
Iterduca 

Domiduca 

Domiduca 

Mens] 

Mens 

Mens 

Volumnus 

Volumnus 

Minerva 

40  Voleta 

Volumna 

[Pave]ntina 

Paventia 

Venilia 

Venilia 

August.  4,  8 

Volupia 

Volupia 

Volupia 
Lubentina 

45  Praestitia 

August.  4,   16 

Peragenor 

Agenoria 
Stimula 

Strenia 

Agenoria 
Stimula 
Murcia 
Strenia 

50 

Nunioria 
Camena 

Quies 

, 

Consus 

Consus 
Scntia 

55  [Iu]venta 

luventas 

Fortuna  Barbata 

Fortuna  Barbata 

Afferenda 

lugatinus 

August.  6,  9 

lugatinus 

Domiducus 

60 

Virgiuiensis 

Domitius 

Manturna 

Virginiensis 

Mutunus  et  Tutuni 

.IS  Mutunus  vel  Tutunus 

Pertunda 

65  Subigus 

Subigus 

Prema 

Prema 

Pertunda 
Venus 


145      ludigitamentii  (allgoni.  Unters.) 


70 

Tertnll.  ad  nat.2,lb 
|Vi]duus 
Caeculus 
Ürbaiia 
Tö  'ipsiusmortiscl[ea]' ylM</iti't.  6,  9  (s.  Sp.  i:il) 

Nenia 


Indigitamenta  (allgcm.  Unters.)      146 

August.  G,  i) 
Priapus 


Nach  iV^o«.  S.  632  s.  v.jStaij'ZmJtwi  Latte  T'rtjTO  10  Vallonia;  und  Scia,  Scgetia,  Tutilina,  Proser- 


im  Cutus  de  liberis  cducandis  (fr.  13  S.  249 
Kiese)  den  Statilinus,  Statanus  und  Fabulinus 
dii  praesides  puerilitatis  genannt  (an  Stelle  des 
überlieferten  puerilitatis  wollten  Junius  und 
Frcller,  li.  31.^2  S.  211  Anm.  4  jmerilis  aetatis 
lesen),  in  dem  Sp.  142  angeführten  Frag- 
mente aus  dem  zweiten  Buche  der  Schrift  de 
vita  poptdi  Botnani  bei  Non.  S.  528  s.  v.  Fi- 
lumnus  sind  Pilumnus  und  Picumnus   (s.  über 


piua,  Nodutus,  Volutina,  Patelaua,  Hostilina, 
Flora,  Lacturnus,  Matuta,  lluncina.  Eine 
andere  zu  dieser  Iteihe  gehörige  Gruppe  ist 
4,  34  die  der  Bubona,  Mellona,  Pomona. 

d)  Eine  besondere  Gruppe  von  Gottheiten 
führt  Tertull.  ad  nat.  2,  15  an:  etiam  loco- 
rum  urbis  vel  loca  deos  arfhitramini,  lanunij 
patrem  (et  diva  arquis  est  lana)  et  montium 
Septem    Septemontium.      [geniis    eisdem?]    Uli 


diesen   Sp.  147)   als  dii  coniugales  bezeichnet  20  faciunt  qui  in  isdem  locis  aras  vel  aedes  liabent, 


(vgl.  Interpol.  Serv.  Aen.  9,  4  von  denselben 
Göttern:  Varro  coniugales  deos  suspicatur;  da- 
gegen heifst  es  bei  dem  Interpol.  Serv.  Aen. 
10,  76  Varro  Filumnum  et  Pitumnum  [lies 
Ficumnum]  infantium  deos  esse  ait  eisque  pro 
pnerx>era  lectum  in  atrio  sterni,  dum  exploretur 
an  vitalis  sit  qui  natus  est).  Da  nun  Augusti- 
nus (4,  34)  von  dii  pueriles  und  dii  -coniugales 
mit    deutlicher   Beziehung    auf    die    auf   das 


p)raet[erca  aliis  qui]  in  alieno  loco  aut  mer- 
cedihus  hahitant.  taceo  Ascensum  [a  scansionc] 
et  Clivicolam  a  clivis;  taceo  deos  Forculum  a 
foribus  et  Garfdeam  a  cardijnibus  et  liminum 
Limentinum,  sive  qui  alii  inter  vicinos  apfud 
vos  numijnum  iaiiitorum  adorantur  (Z.  18  las 
GotJiofredus :  est  et  diva  Arquis  et  lana  [Jana 
der  cod.  Agobardinus];  Hartel:  ut  diva  u.  s.  w.; 
Z.  19  ist  Septem  von  Öhler  hinzugefügt).     Es 


Kindesalter    und    die    Ehe    bezüglichen   Gott-  30  ist  schwierig  zu  entscheiden,    ob  die  hier  ge- 


heiten  der  vorstehenden  Reihe  spricht,  und 
aufserdem  Tertullianus  {ad  nat.  2,  11)  sowie 
Augustinus  (4,  21)  von  dii  nuptiales  =  coniu- 
gales reden,  so  ist  mit  Sicherheit  anzunehmen, 
dafs  Varro  unter  den  Göttern  dieser  Reihe 
Abteilungen  der  genannten  Art  und  vermut- 
lich auch  uoch  andere  unterschieden  hatte 
(vgl.  unten). 

b)   Zu  den  nach  Augustinus  (6,  9,  Sp.  131) 


nannten  Gottheiten  in  dieser  Zusammenstellung 
sich  bei  Varro  fanden,  oder  ob  erst  Tertid- 
liunus  sie  zusammenfafste;  doch  ist  das  erstere 
das  wahrscheinlichere,  da  einerseits  Tertul- 
lianus auch  sonst  nur  solche  Gottheiten  zu- 
sammen nennt,  die  er  bei  Varro  vereinigt 
fand,  andererseits  aber  der  Ascensus  und  die 
Clivicola,  welche  als  Verwandte  der  Gottheiten 
in  der  ersten  Gruppe  der  Reihe  c  erscheinen 


bei  Varro  auf  die  soeben  genannte  Reihe  fol-  40  könnten,  sehr  gut  zu  dem  Septemontius  passen. 


genden  Gottheiten,  qui  pertinerent  ...  ad 
ea,  quae  sunt  hominis,  sicuti  est  victus  at- 
que  vestitus  et  quaecumque  alia  liuic  vitae  sunt 
necessaria  gehört  bei  August.  4,  21  offenbar 
die  Gruppe  Mars,  Bellona,  Victoria,  Honor, 
Pecunia,  Aescolanus,  Argentinus.  Da  diesen 
Gottheiten  bei  Augustinus  eine  Gruppe  von 
Göttern  aus  Reihe  a  und  die  Erwähnung  der 
dii    nuptiales    (s.    vorher)    und    dii    aorestes 


sobald  man  sie  als  die  Götter  der  Abhänge 
der  Berge  Roms  und  der  an  diesen  hinauf- 
führenden clivi  auffafst.  Cardea,  Forculus, 
Limentinus  und  lanus  nennt  Tertull.  de  idol. 
15;  de  cor.  13  (wo  das  im  cod.  Agobard.  nach 
(Jlilers  Angabe  überlieferte  Carnam  in  Cardcam 
zu  verbessern  ist);  ohne  lanus  scorp.  10  (der 
cod.  Agobard.  bietet  nach  Beiff erscheid:  Bar- 
num   quendam    et    Forculum    et   Limentinum; 


(=  Reihe  c)  vorhergeht,  so  ist  es  wahrschein-  50  auch  hier  ist  unbedenklich  mit  Famelius  Gar- 


lieh,  dafs  die  vorstehende  Gruppe  ein  zu- 
sammenhängender Auszug  aus  dem  bezeich- 
neten Teile  des  14.  Buches  ist. 

c)  Augustinus  4,  8  führt  eine  aus  zwei  in 
sich  geschlossenen  Gruppen  bestehende  Reihe 
von  Gottheiten  des  Landbaues  {nee  agro- 
rum  munus  uni  alicui  dco  committendum  arbi- 
trati  sunt;  4,  21:  dii  agrestes)  an,  welche  von 
dem  Kirchenvater  in  seiner  Inhaltsanarabe  des 


deam  quandam  zu  schreiben).  Forculus,  Cardea 
und  Limentinus  nennt  auch  Augustinus  4,  8 
(vgl.  6,  7)  in  einer  eigenen  Gruppe. 

Andere  Reihen  oder  Gruppen  sind  bei  Ter- 
tullianus und  Augustinus  nicht  erhalten.  Ter- 
tull. ad  nat.  2,  15  cum  et  [numina  suaj  ha- 
bcant  in  lupanaribus,  in  culinis  et  etiam  in 
careere  deutet  allerdings  daraufhin,  dafs  Varro 
im  14.  Buche  auch  diese  Gottheiten  besprochen 


14.  Buches  Varros  (s.  Sp.  131)  nicht  besonders  60  hatte;    doch  haben   die  Kirchenväter  hiervon 


angeführt  wird,  vermutlich  weil  sie  unter  die 
in  den  Worten  quaecumque  alia  liuic  vitae  sunt 
necessaria  angedeutete  varronische  Götter- 
abteilung gehört  (vgl.  Ambrosch ,  Beliqions- 
bücher  Heft  2  S.  227  und  240  =  Abdr!  S.  7 
und  20\  während  dagegen  Servius  (s.  Sp.  129  f) 
ihrer  als  in  diesem  Buche  vorkommend  Er- 
wähnung thut:    Rusina,    lugatinus,    Collatina, 


nichts  in  ihre  Schriften  aufgenommen. 

Es  zeigt  sich,  dafs  in  der  Reihe  a  und  in 
der  Hauptgruppe  der  Reihe  c  die  Gottheiten 
nach  bestimmten  Prinzipien  geordnet  sind, 
nämlich  in  Reihe  a  nach  der  natürlichen  Auf- 
einanderfolge der  Zustände  des  menschlichen 
Lebens,  denen  die  einzelnen  Götter  vorstehen, 
in    der  genannten  Gruppe   der  Reihe   c  nach 


147      Iiidigitaiuenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem;  Unters.)      148 

dem  Entwickelungsgauge  der  Feldfruclit.  Diese  1,21  (s.  Sp.  129f.)  gehören  an  den  Anfang  der 
Ordnnngsprinzipien  ermögliclien  trotz  einiger  Gruppe  vor  Seia,  der  Lactans  (s.  Sp.  139)  tritt 
den  Kirchenvätern  zur  Last  fallenden  Unregel-  neben  den  Lacturnus.  —  Dagegen  läfst  sich 
niäfsigkeiten  (Mena  tritt  au  zwei  verschiedenen  von  der  Fessona  und  den  zusammen  genannten 
Stellen  auf:  Z.  7,  wohin  sie  gehört,  und  Z.  13;  Apollo  und  Aesculapius  bei  August.  4,  21  nur 
ebenso  Pertunda:  Z.  64  und  66,  letztere  Stelle  so  viel  sagen,  dafs  sie  zur  Reihe  a,  von  der 
offenbar  die  richtige;  von  geringerer  Bedeutung  nicht  im  Zusammenhange  genannten  Fructe- 
sind  die  Vertauschungen  der  Stellen  von  Cu-  sea,  dem  Spiniensis  und  der  Robigo  ebenfalls 
nina  und  Levana  in  Z.  25  und  26,  und  von  bei  Awjust.  4,  21,  und  der  Noduterensis  bei 
Adeona  und  Abeona  in  Z.  34  und  35)  für  einen  lo  Arnoh.  4,  7.  11,  dafs  sie  zur  Hauptgruppe  der 
Teil_  der  von  Augustinus  vereinzelt  oder  Reihe  c  gehören,  ohne  dafs  sich  für  dieselben 
wenigstens  nicht  in  deutlichem  Zusammen-  bestimmte  Stellen  ermitteln  lassen.  Dasselbe 
hange  erwähnten  sowie  der  nur  von  Arnohms  gilt  nicht  nur  von  den  zur  Gruppe  Rusina 
u.  in  den  Sp.  138  ff.  angeführten  anderweitigen  u.  s.  w.  der  Reihe  c  zu  stellenden  Limi  bei 
Fragmenten  des  14.  Buches  beziehungsweise  Arnoh.  4,  9  und  den  dieser  Reihe  im  all- 
des  Catus  de  liberis  educandis  und  der  Schrift  gemeinen  zuzuweisenden  Gottheiten  Puta  (das. 
rfcviirt  popitZiJSo»; am' namhaft  gemachten  Gott-  4,  7.  8)  und  Nemestrinus  (das.  4,  7),  sondern 
heiten  eine  mehr  oder  weniger  sichere  Ein-  auch  gröfstenteils  von  den  zu  den  übrigen 
Ordnung  in  die  Reihen  und  Gruppen.  Reihe  a:  angeführten  Reihen  und  Gruppen  gehörigen 
der  mit  Meicurius  und  Minerva  zusammen  20  Göttern:  Victa  und  Potua  bei  Arnoh.  3,  25, 
genannte  Catius  pater  bei  August.  4,  21  ge-  Lucrii  das.  4,  9  und  Pellonia  bei  Arnoh.  4,  4 
hört  mit  diesen  beiden  zu  den  Gottheiten  in  und  August.  4,  21,  welche  alle  zur  Reihe  b  zu 
Z.  38 — 40  (Minerva  s.  Z.  39);  bei  Arnohius  ist  stellen  sind  (zur  Victa  vgl.  die  Angabe  des 
die  Peta  (4,  7.  8)  offenbar  den  Gottheiten  in  Augustinus  über  diese  Reihe  [Sp.  131]  quae 
Z.  38 — 49  zuzuweisen,  der  aus  der  handschrift-  sunt  hominis,  sicuti  est  victus  atque  vestitus 
liehen  Lesart  Burnus  (4,  9)  in  einer  ununter-  u.  s.  w.);  nur  derLateranus  bei  J.?-no&.4,  6. 11  und 
brochenen  Reihe  von  Götternamen  mit  dem  die  Lima  das.  4, 9  haben  ihren  bestimmten  Platz 
Anfangsbuchstaben  L  mit  voller  Sicherheit  neben  dem-Forculus  und  Limentinus  in  Gruppe  d. 
herzustellende  Gott  der  libidines  Liburnus  (so  —  Der  Name  einer  vermutlich  zur  Reihe  a 
Gelenius)  stellt  sich  zu  der  Lubentina  (Z.  44;  30  gehörigen  Göttin  verbirgt  sich  unter  der  ver- 
dafs  auch  bei  Arnohius  neben  diesem  Gotte  derbten  Überlieferung  des  cod.  Parisinus  bei 
Libentina  steht  [s.  Sp.  141J,  beruht  jedenfalls  Arnoh.  4,  7  ah  crroribus  viarum  dea  fVpihilia 
nur  auf  der  alphabetischen  Anordnung),  die  liherat;  von  den  verschiedenen  Verbesserungs- 
Praestana  (4,  3)  neben  die  Praestitia  (Z.  45),  vorschlagen  {Gelenius:  Vihilia,  Meursius:  Ve- 
die  Unxia  und  Cinxia  (3,  25)  gehören  zu  den  hilia,  Hildehrand:  Viahilia)  befriedigt  keiner, 
Gottheiten  in  Z.  58 — 62,  und  zwar  Cinxia  zur  nach  dem  Sp.  140  f.  über  die  alphabetischen 
Virginiensis,  die  Perfica  (4,  7.  11)  hat  ihren  Reihen  bei  Arnohius  Gesagten  könnte  man, 
Platz  hinter  der  Pertunda  Z.  67  (das  Zusammen-  da  Nodutis  und  Noduterensis  vorausgehen, 
treffen  beider  bei  Arnohius  ist  wie  bei  Liben-  Orboua  und  Nenia  folgen,  einen  mit  N  (oder 
tina  und  Liburnus  zu  erklären);  von  den  Gott-  .lo  0?)  anfangenden  Namen  vermuten.  Ob  die 
heiten  der  übrigen  Fragmente  gehört  die  Parca  Panda  vel  Pantica  bei  Arnoh.  4,3'  (s.  über 
(s.  Sp.  138)  neben  die  Partula  (Z.  12;  beide  dieselbe  unten)  und  die  luturna  in  dem 
hatte  Varro  mit  der  Nona  und  Decima  zu-  Fragmente  des  14.  Buches  beim  Interpol.  Serv. 
sammen  genannt),  die  Numeria  (s.  Sp.  130)  Aen.  12,  139  (s.  Sp.  138)  den  vorstehenden 
verlangt  ihren  Platz  bei  der  Postverta  und  Reihen  angehört  haben,  läfst  sich  nicht  ent- 
Prosa (Z.  14.  15),  Picumnus  (s.  Sp.  145)  er-  scheiden  (stand  luturua  etwa  unter  den  Gott- 
scheint mit  Pilumnus  (Z.  21)  verbunden,  der  heiten,  deren  Reste  in  Gruppe  d  vorliegen?). 
Fabulinus  (s.  Sp.  130),  stellt  sich  zu  dem  Pari-  Dies  also  sind  die  auf  Grund  der  Über- 
nus  und  Vaticanus  (Z.  23),  die  Cuba  ist  auf  lieferung  mit  voller  Sicherheit  er- 
Grund der  Angaben  des  Donatus  (s.  Sp.  142)  50  mittelten  Reste  der  Reihen  der  dii 
der  Potina  und  Edula  oder  Educa  (Z.  30.  31)  certi  in  Varros  14.  Buche.  Es  gilt  nun  die 
anzureihen,  der  Statanus  (s.  Sp.  130)  gehört  wichtige  Frage,  in  welchem  Verhältnisse  diese 
zu  der  Statina  und  dem  Statilinus  (Z.  32;  Götterreihen  zu  den  Indigitamenta  stehen,  zu 
Varro  selbst  nennt  ihn  mit  Statilinus  zu-  erörtern.  Eiu  Blick  auf  die  Reihen  uud 
sammen;  eine  von  Marquardt,  Staatsvenv.  3"  Gruppen  zeigt,  dafs  dieselben  sich  aus  zwei 
S.  13  Anm.  11  angeführte  Statilina  bei  Ter-  verschiedenartigen  Bestandteilen  zusammen- 
tull.  ad  nat.  2,  11  beruht  auf  nicht  haltbarer  setzen.  Die  Hauptmasse  der  darin  enthaltenen 
Ergänzung  der  lückenhaften  Worte  et  sta~  Gottheiten  ergiebt  sich  ohne  weiteres  als  In- 
tuendi  infantis  Staf.  .  .]  durch  Gothofredus ;  digetes,  d.  h.  nach  dem  Obigen  als  Götter,  die 
die  Stelle  de  an.  39  dimi  prima  etiam  consti-  co  nur  in  ganz  bestimmten  Funktionen  wirken; 
tutio  infantis  super  terram  Stqtinae  deae  sacrum  dies  ist  die  turba  minutorum  deorum,  turba 
est  rechtfertigt  vielmehr  Ölders  Ergänzung  quasi  pleheiorum  deorum,  turba  indignissima 
Sta[tina]).  —  Hauptgruppe  der  Reihe  c:  u.  s.  w.  des  Augustinus  mit  ihren  dem  Kirchen- 
die  Patella  bei  Arnoh.  4,  7  gehört  zu  der  Pa-  vater  so  verächtlichen  officia,  s.  z.  B.  4,  9 
telana  (die  Erwähnung  beider  zusammen  bei  turba  minutorum  deorum;  4,  11  turba  quasi 
Arnohius  ist  wieder  durch  die  alphabetische  pleheiorum  deorum;  4,  13.  16  deos  singulos 
Anordnung  veranlafst),  die  Götter  Occator,  singulis  rebus  et  pacne  singulis  motibus  adtri- 
Sarritor,  Sterculinius  und  Sator  bei  Serv.  georg.  buerunt;  ncc  ipsi  potuerunt  omnibus  bonis  hu- 


149      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      150 

mnnis   mimitatim    singüJatimquc   digestis   deos  21;  vgl.  21);  Carmentes:  quae  fata  nascentibus 

viinutos  et  singidos  providcre;  4,  23  turha  in-  canutit   {August.  4,  11);  Fortuna:  praesit  for- 

dignissima    tanta;    4,  34;    6,  1    quibus   verum  tuitis    (ebendas.);    Mens:    guae    faciat   pueris 

exiguarum  singulis  singiüa  distribuuntur  officia;  bonam  mentem  {August.  7,  3;  vgl.  4,  21;  Ter- 

illa  tiirba  vel  quasi  jileheiomm  vcl  quasi  2)ro-  tull.  ad  nat.  2,  11  [Mentem,  quae  faciat  mcn- 

cerum    deorum;    ista    ipsa    temporaUa    et    cito  tem  bonam  acqujc  et  vialam);  Minerva:  cui  per 

pi'actcrcmttia  vmiiera,    quibus  singulis   singuli  istaviinutaoperapuerorummemoriamtribucrunt 

praeesse    j)erliibentur ;    ista    opera    tempordlia,  {August.  7,  3;  vgl.  4,  21);    Murcia  (Mureida): 

quoniam  nimis  multos  putartmt,   ne  quisquam  quae  praeter   modum   non   moveret  ac   facerct 

corum   sederet   otiosus,    minutatim   divisa   tri-  lo  Jiomincm  .  .  .  mureidum  id  est  nimis  desidiosum 

buerunt;  ipsanuminum  officia  tarn  viliter  minu-  et  inactuosum  {August.  4,  16;  vgl.  Arnob.  4,  9 

tafimque  concisa,  propter  quod  eis  dicunt  pro  quis   scgnium  Murcidam?    [sc.    esse    credat]); 

uniuscuiusque  proprio  muncre  supplicari  opor-  Quies: quae  faceret quietum {sc. hoininem; August, 

tcre;  7,2;  7,  3  Jiaec  opera  minima;  turba  vilis;  4,  16);  Camena:  quaecanere  {sc.  doceat;  August, 

cum  .  .  .  in  his  minutis  opcribus,  quae  minuta-  4,  11);  Consus:  a  consiliis  Consum  {Tertull.  ad 

tim  diis  pluribus   distributa  sunt,  etiam  ipsos  nat. 2, 11), deus Consus praebendoco7isllia{Augtist. 

selectos  videamus  tamquam  senatum  cum  plebe  4,  11);  luventas:  quae  post  praetextam  cxcipiat 

pariter   operari;   7,   4    illam   infimam   turbam  iuvcnilis  adatis  cxordia{August.4:,ll),  [lujventa 

ipsa  ignobilitas  texit,  ne  obrucretur  opprobriis;  novorum   togatorum   {Tertull.   ad   nat.   2,  11); 

eos    vidcmus   figmentis   Jmmanarum  opmw^mm  20  Fortuna  Barbata:    quae  adultos  barba  induat 

partitis  inter  se  opcribus  distributos ,  tamquam  {August.  4,  11),  virorum  iam  Fortuna  Barbata 

viinuscularios  vcctigalium  conductores  u.  s.  w.;  {Tertull.    ad    nat.  2,  11);   Ergänzungen  dieser 

istorum   Jiumilia   opera;    7,   11   inter  illos  mi-  Reihe:  Mercurius:  quid  doctrinae  .  .  .  a  Mer- 

nuscularios    (auch    TertuUianus   und  Arnobius  curia  .  .  .   petendum    esset?    {August.    4,    21); 

halten  mit  ihrem  Spott  nicht  zurück,  s.  z.  B.  Apollo  und  Aesculapius:  propter  acgros  medi- 

Tertull.  ad.  nat.  2,  11  [Sp.  139].  Arnob.  4,  3  ff .  cus  vel  Apollo  vel  Aesculapius  vel  ambo  simul 

"an   verschiedenen    Stellen;    den  Ausdruck    dii  (sc.    invocandi;    August.   4,  21).     Gruppe  b: 

minuti  wendet  schon  Plautus  zur  Bezeichnung  Marti  et  Bellonae,  ut  bene  belligerarent ,   deac 

untergeordneter  Gottheiten  an:  Cas.  2,  5,  23  f.  Victoriae  ut  vincerent  {August,  i, 21).  Reihe  c: 

[v.  310  f.],   wo  Lysidamus   als  luppiter  seiner  30  Proserpina:  praefccerunt  .  .  .  Proserpinam  fru- 

Frau  und  seinem  Sohne  =  dii  minuti  gegen-  mentis   germinantibus    {August.    4,    8);    Flora: 

übergestellt  wird;   Cist.  2,  1,  46  f.   [v.  347  f.];  {pracfecenmt)  florentibus  frumentis  deam  Flo- 

vgl.  hierzu  Preller,  E.  M.^  1    S.  69  Anm.  2).  ram   {August.  4,  8);    Matuta:    maturescentibus 

Neben  diesen  treten  nun  nicht  wenige  Gott-  (sc.  frumentis)  deam  Matutam  (sc.  praefecerunt; 

heiten  von  allgemeinerer  Bedeutung,    welche  August.  ?i.  a.O.).    Ohne  Angabe  der  Funktionen 

einen  mehr   oder  minder  ansehnlichen  öfteut-  werden   genannt  Diana,   Inno   und  Fata  Scri- 

lichen    Kultus    genossen    ('grofse    Gottheiten'  bunda  (Reihe  a  Z.  16.  17.  18)   bei  Tertull.  de 

Ambrosch),   und   selbst   solche,    welche   Varro  aw.  39,  Venus  (das.  Z.  68)  bei  ^iM^iitsü.  6,  9,  lanus 

im  16.  Buche    als   dii  selecti  behandelt  hatte,  pater  (Gruppe  d)  bei  TerfitZ?.  «cZ  «ai.  2,  15  (offen- 

auf    (vgl.    Ambrosch,   Beligionsbücher   Heft   2  40  bar  als   Gott  der  arcus).     Auf  die  Fata  Scri- 

S.  251  ff.  =  Abdr.  S,  31  ff.).     Augustinus,  der  bunda,  Murcia,  Quies,  Venus  und  den  Priapus 

7,  2   die  dii   selecti  aufzählt  (lanus,  luppiter,  (Reihe  a   Z.  70)   ist    weiterhin    (Sp.  154    und 

Saturnus,    Genius,    Mercurius,    Apollo,    Mars,  unten)  näher  einzugehen. 

Vulcanus,  Neptunus,  Sol,  Orcus,  Liber  pater,  Dafs  die  Indigetes  dieser  Reihen  und 
Tellus,  Ceres,  Inno,  Luna,  Diana,  Minerva,  Gruppen  aus  den  Indigitamenta  entlehnt  sind, 
Venus,  Vesta),  hebt  diese  Eigentümlichkeit  leidet  nach  den  oben  Sp.  129  f.  zum  Ausgaugs- 
spottend  hervor:  si  propterea  (sc.  selecti  di-  punkt  genommenen  Stellen  des  Censorinus  und 
cuntur),  quia  opera  maiora  ab  his  administran-  Servius  und  dem  Sp.  132  über  die  Zusammen- 
tur  in  mundo,  non  eos  invenire  dehuimus  inter  gehörigkeit  von  Indiges  und  iudigitamentum 
illam  quasi  plebeiam  numinum  multitudinem  50  Gesagten  nicht  den  geringsten  Zweifel.  Um 
minutis  opusculis  deputatam  (in  weiterer  Aus-  für  die  Beurteilung  der  mit  ihnen  verbundenen 
Führung  7,  3).  Jedoch  werden  auch  diesen  ''gröfseren'  Gottheiten  den  richtigen  Stand- 
Göttern  fest  bestimmte  Funktionen  beigelegt,  punkt  zu  gewinnen,  muls  man  davon  ausgehen, 
wie  folgende  Übersicht  zeigt:  Reihe  a:  lanus:  dafs  Varro  gemäfs  seiner  Einteilung  der  ge- 
cum  Puerperium  concipitur,  .  .  .  aditum  aperit  samten  römischen  Götterwelt  in  dii  certi,  dii 
recipiendo  semini  {August.  7,  2),  seminis  ad-  incerti  und  dii  praecipui  atque  selecti  {Augiist. 
missor  (das.  3);  Saturnus:  propter  ijysum  semen  6,  3)  im  14.  Buche  de  diis  certis  alle 
und  seminis  dator  vel  sator  {August.  a..aa,.  00.);  diejenigen  Gottheiten  behandelte,  deren 
Liber  und  Libera:  Liberum  a  liberamento  ap-  Natur  und  Bedeutung  sich  mit  Sicher- 
pellatum  volunt,  quod  marcs  in  coeundo  per  eo  heit  feststellen  liefs:  dies  ist  die  richtige, 
eitis  beneficium  emissis  seminibus  libcrentur;  von  Wissoiva  (bei  Marquardt,  Staatsverw.  3^ 
hoc  idem  in  feminis  agere  Liberum,  quam  etiam  S.  9  f.  Anm.  4)  hervorgehobene  Bedeutung  der 
Venerem  putant,  quod  et  ipsas  pcrhibeant  se-  dii  certi;  vgl.  Interpol.  Serv.  Aen.  2,  141 
mina  emittere  {August.  6,  9,  fast  mit  den-  pontifices  dicunt  singulis  actibus  proprios  deos 
selben  Worten  7,  2;  vgl.  7,  3);  Diespiter:  qui  praeesse:  hos  Varro  certos  deos  appellat.  Arnob. 
partum  perducat  ad  diem  {August.  4,  11;  vgl.  2,  65  dii  certi  certas  apud  vos  habent  tutelas 
TirtuU.  ad  nat.  2,  11);  Opis:  op)em  ferat  na-  licentius  potestates,  neqiie  eorum  ab  aliquo  id 
scentibus  excipiendo  eos  sinu  terrae  {August.  4,  quod  eius  non  sit  potestatis  ac  licentiae  postu- 


151      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      152 

latis  und  August.  7,  17  die  Woi'te  Varros  aus  lanus  Sp.  36 ff.;  Saturnus  als  Gott  alles  Samens, 
dem  Anfange  des  15.  Buches  de  diis  incertis,  jienes  quem  sationum  omnium  dominatus  est, 
die  einen  Schlufs  auf  seine  Auffassung  der  dii  Varro  bei  August.  7,  13;  vgl.  Vreller,  B.  M.^ 
oerti  gestatten  {Erdm.  Schwarz  a.  a.  0.  S.  418  f.  2  S.  10  ff. ;  Liber,  von  dem  sogleich  die  Rede 
trifft  jedenfalls  nicht  in  jeder  Beziehung  das  sein  wird;  Opis,  die  Mutter  Erde,  vgl.  Preller, 
Richtige,  wenn  er  meint,  dafs  Varro  nirgends  B.  M.^  2  S.  20  f.;  Carmentes  als  weissagende 
genau  angegeben  habe,  wie  er  seine  Einteilung  Geburtsgöttinnen,  s.  Bd.  1  Sp.  851  ff.;  Fortuna; 
der  Götter  in  dii  certi,  incerti  und  selecti  Mens;  Minerva,  s.  PreJler,  B.  M.'^  1  S.  289  ff. ; 
verstanden  wissen  wollte;  falsche  Auffassungen  Camena  als  Göttin  des  Gesanges,  s.  Bd.  1 
der  dii  certi  bei  Merlcel,  Prolegom.  zu  OzJids  lo  Sp.  846  f.;  luventas;  Fortuna  Barbata;  ßel- 
Fast.  S.  CLXXXVIIIff'.  und  Preller,  B.  M.^  1  lona;  Victoria;  Flora),  dafs  andere  aber  mit 
S.  71  [ihm  folgend  K.  B.  Stark  in  der  Re-  Funktionen,  welche  künstlich  aus  dem  Namen 
zcnsion  von  Prellers  Böm.  Myth.  in  N.  Jhrb.  herausgesponnen  sind  (Diespiter,  s.  Sp.  154), 
/'.  Ph.  79,  1859  S.  625  und  B.  Engelhard,  De  oder  gar  auf  vollständig  falscher  Namens- 
personificationibus  quae  in  poesi  atque  arte  Bo-  deutung  beruhen  (Murcia?;  Consus;  Matuta, 
manoruminveniuntur.  Diss.  Gotting.  1881  S.  5],  s.  Sp.  153 f.),  auftreten.  Selbst  griechische 
der  aus  Interpol.  Serv.  Aen.  8,  275  Varro  dicit  Götter  finden  sich  den  Indigetes  zugesellt: 
deot  alias  esse  qui  ab  initio  certi  et  sempiterni  Apollo  und  Aesculapius  als  medici;  Proserpina, 
smit,  alios  qui  inmortales  ex  hominibus  facti  die  unseres  Wissens  weder  im  römischen  Staats- 
sunt:  et  de  his  ipsis  alios  esse  privatos,  alios  2u  kultus,  noch  im  Volksglauben  eine  eigentliche 
communcs  u.  s.  w.  mit  Unrecht  entaimmt,  die  Verehrung  genossen  hat,  soll  als  Göttin  der 
dii  certi  seien  'eigentliche  und  ausgemachte  'hervorkriechenden'  (proserpere)  Saaten  den 
Götter,  die  dazu  nicht  erst  durch  Consecration  frumenta  germinantia  vorstehen  ('da  [der 
geworden,  sondern  von  jeher  Götter  gewesen  Name  der  Proserpina]  'nach  sicherer  Spur 
waren',  daher  sie  Varro  auch  dii  perpetui  und  auch  in  den  Indigitamenta  enthalten  war, 
propra  genannt  habe;  vgl.  über  die  dii  certi  so  ist  glaublicher  und  glaubt  auch  Usener 
und  incerti  Preuntr  in  der  Anzeige  von  Prellers  jetzt'  [derselbe  hatte  vorher  im  N.  Bh.  M. 
B.  M.  in  Gelehrte  Anzeigen.  Herausg.  von  Mit-  22,  1867  S.  435  f.  andere  Ansichten  aufgestellt], 
gliedern  der  Ic.  bayer.  AJcad.  d.  Wiss.  [München]  'dafs  er  wie  die  übrigen  Namen  jener  Ur- 
48,  1859  Sp.  406  ff. ;  eine  Erörterung  über  Fo/Tos  30  künden  von  Haus  aus  lateinisch  und  wegen 
dii  propra  [Te/'^M^.  at^  «ai.  2,9]  =privati  gehört  Ähnlichkeit  des  Klanges  und  praktischen 
nicht  hierher,  vgl.  darüber  Schwarz  a.  a.  0.  Dienstes  auf  die  griechische  Göttin  übertragen 
S.  419  ff.  u.  Premier  a.a.O.;  auch  Chantepie  de  ist',  Bücheier  im  N.  Bh.  M.  33,  1878  S.  284, 
la  Saussaye,  Lehrb.  d.  Bcligionsgesch.  2  S.  202.  also  etwa  eine  ursprüngliche  Proserpina?;  die 
205  urteilt  nicht  vollkommen  richtig  über  die  'sichere  Spur'  ist  nach  den  vorliegenden 
dii  certi;  dii  certi  in  einem  von  dem  varro-  Untersuchungen  ganz  in  Abrede  zu  stellen; 
nischen  verschiedenen  Sinne  bei  Liv.  27,  25,  9.  nach  Analogie  der  meisten  übrigen  von  konso- 
Fest.  S.  351  s.  v.  sistere  fana.  Arnob.  2,  62,  nautisch  auslautenden  Verbalstämmen  durch 
dazu  Wissoioa  bei  Marquardt  S.  19  f.  Anm.  13).  emfache  Anhängung  des  femininen  -a  an  den 
Dafs  unter  diesen  Begriff  die  Indigetes  ihrem  40  Stamm  gebildeten  weiblichen  Indigetennamen 
Wesen  nach  naturgemäfs  vor  allen  anderen  [z.  B.  Cuba,  Domiduca,  Pertunda,  Postverta, 
Göttern  entfielen,  ist  schon  oben  bemerkt  Prema]  müfste  man,  wenn  der  Name  von 
worden  (Sp.  132).  Keinesfalls  aber  darf  man  proserpere  herkäme,  nach  Jordans  Ansicht 
mit  Ambrosch  (Beligionsbücher  Heft  2  S.  225  [Krit.  Beiträge  z.  Gesch.  d.  latein.  Sprache  S.  69] 
Anm.  =  Abdr.  S.  5  Anm.),  Marquardt  (Staats-  eine  Proserpa,  oder  auch  eine  Proserpunda  [vgl. 
veno.  3^  S.  7  Anm.  4.  S.  9  f.  18),  Boissier  Adolenda,Commolenda,Coinquenda,  Deferunda] 
(Etude  u.  s.  w.  S.  232  f.)  und  Bouche-Leclercq  erwarten);  im  Sinne  der  griechischen  Vor- 
{Les  Pontifes  S.  44  f.  und  Manuel  des  institu-  Stellung  ist  dem  Mercurius  die  Funktion  der 
tio7is  rom.  S.  462  Anm.  3)  die  Indigitamenten-  doctrina  zugeteilt.  Von  Libera  wird  ange- 
gottheiten  mit  den  varronischen  dii  cei-ti  voll-  so  führt,  dafs  sie  bei  der  Begattung  die  Frau 
ständig  identificieren;  denn,  wie  Wissoiva  (bei  cmissis  seminibus  befreie;  dafs  Liber  und 
Marquardt  a.  a.  0.)  richtig  bemerkt,  bei  dem  Libei-a,  ihrem  Ursprünge  nach  altitalische 
rein  äufserlichen  Einteilungsprinzip  Varros  Gottheiten  der  üppigen  Fülle  und  zeugenden 
mufsten  der  Klasse  der  dii  certi  notwendig  Kraft,  in  Bezug  auf  die  menschliche  Frucht- 
auch  andere  Gottheiten  zugerechnet  werden,  barkeit  verehrt  werden,  und  zwar  Liber  als 
sofern  nämlich  Varro  ihre  Natur  und  Be-  Gott  der  männlichen  Erzeugung,  dem  das 
deutung  ermitteln  konnte  oder  ermittelt  zu  Symbol  des  Phallus  heilig  ist,  Libera  als 
haben  glaubte.  Auf  diese  Weise  wurde  für  Göttin  der  weiblichen  Empfängnis,  der  das 
eine  ganze  Anzahl  'gröfserer'  Gottheiten  die  Symbol  des  weiblichen  Geschlechtes  geweiht 
Einordnung  unter  die  dii  certi  von  selbst  60  wird  (s.  August.  6,  9  und  mehr  bei  Preller, 
geboten.  B.  M.^  2  S.  47  ff.),  erscheint  ganz  natürlich; 
Nun  beachte  man  bei  den  in  den  Reihen  die  der  Libera  beigelegte  Funktion  aber  be- 
auftretenden Gottheiten  allgemeinerer  Be-  ruht  ganz  sicher  nicht  auf  einer  altrömischen, 
deutung,  dafs  nur  ein  Teil  derselben  alt-  volkstümlichen  Anschauung,  sondern  auf  einer 
römische  Gottheiten  .sind,  deren  Wesen  zu  der  Ansicht  griechischer  Philosophen,  welche  auch 
ihnen  beigelegten  Funktion  wirklich  stimmt  der  Frau  Samen  zuschreibt  (vgl.  z.  B.  Censorin. 
(lanus  [Consivius,  s.  weiterhin]  als  Gott  aller  5,  4  illud  quoque  ambiguam  facit  inter  auctores 
Anfänge    oder    als    Gott    aller   Eingänge,    s.  opinionem,  utrumne  ex  patris  tantummodo  se- 


153      Incligitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      154 

mine .  pmtus  nascatur,  ut  Diogenes  et  Ilippon  leitung  a  consiliis  vgl.  die  bei  Schwegler,  B.  G. 
Stoiciqiie  scripserimt,  an  etiam  ex  motris,  quod  1  S.  473  Anm.  5.  Preller,  B.  M.'^  2  S.  24 
Anaxagorae  et  Älcmaeoni  nee  non  Parmenidi  Anm.  1  und  in  Bd.  1  s.  v.  Consus  Sp.  926, 
Kmpedocliqtie  et  Epicuro  vistim  est;  diik  Fytha-  53  ff.  zusammengestellten  Stellen,  welche  alle 
goras,  Democritus  und  Epicurus  einen  weib-  auf  Varro  hinweisen;  man  darf  nicht  mit 
liehen  Samen  annahmen,  berichtet  z.  B.  (Trt7e»ms  Ambrosch,  Beligwnsh.  Heft  2  S.  241  =  Abdr. 
ed.  Kühn  Bd.  19  S.  322  f.;  bei  Hippocrates  und  S.  21.  Wah  in  Pauhjs  Bealencycl  6,  1  S.,437. 
Galenus  ist  von  dem  Samen  des  Weibes  häufig  Preller,  B.  M.'-^  2  S.  225.  Boissier ,  Etndc 
die  Rede,  s.  z.  B.  Hippocrates  ed.  Kühn  Bd.  1  u.  s.  w.  S.  238  und  Boiiche-Leclercq ,  Lrs 
S.  377.  2  S.  324.  Galcnus  Bd.  4  S.  188  ff.  536.  lo  Pontifes  S.  37  bei  August.  4,  8  den  hand- 
599  ff.  622  ff.;  nach  Aristoteles  hat  das  Weib  schriftlich  vollkommen  sicheren  Namen  Matuta 
keinen  Samen,  sondern  das  Menstruationsblut  in  Matura  ändern;  denn  die  hier  zusammen- 
macht den  weiblichen  Zeugungsstoff  aus,  es  gestellten  falschen  Etymologieen  stützen  sich 
ist  ein  unvollendeter  Samen,  vgl.  Zeller,  Philos.  gegenseitig).  Bei  Diespiter  als  Gott  gm'  partum 
d.  Griechen  2,2^  S.  409  ff).  Unmöglich  kann  perclucat  ad  diem  offenbart  sich  das  ebendem- 
man  den  Pontifices  die  Aufnahme  griechischer  selben  Geiste  entsprungene  Bestreben,  aus  dem 
Gottheiten  in  die  Indigitamenta  oder  die  Ver-  Namen  eine  Funktion  zu  gewinnen  (das  Un- 
wendung  einer  derartigen  philosoiDhischen Lehre  gereimte  einer  männlichen  Geburtsgottheit 
'/.utrauen.  Von  Apollo  ist  es  überdies  direkt  leuchtet  ohne  weiteres  ein).  Den  hier  ge- 
bezeugt, dafs  er  in  den  Indigitamenta  nicht  20  nannten  Gottheiten  ist  jedenfalls  auch  die 
enthalten  war:  Arnob.  2,  73  non  doctorum  in  Murcia,  quae  praeter  modum  non  moveret  ac 
litleris  continetur  Apollinis  nomen  Pompiliana  faceret  hominem,  ut  ait  Pomponius,  miircidum 
indigitamenta  nescire?  (vermutlich  geht  die  id  est  nimis  desidiosum  et  inactuosum  hei  Atigust. 
Stelle  auf  Cornelius  Laheo  zurück,  s.  Kettner  4,  16  (Reihe  a  Z.  48)  anzureihen;  allerdings 
a.  a.  0.  S.  30  fr.  26  =  Bliilleneiscn  S.  37  fr.  25).  heilst  bei  Arnob.  4,  9  dieselbe  Göttin  Mur- 
Jene  philosophische  Lehre  aber  hatte  Varro  in  cida  {quis  segnium  Murcidam?  [sc.  esse  cre- 
seinen  Schriften  vorgetragen,  wie  sich  aus  dat]),  aber  die  Angabe  des  Interpol.  Serv.  Aen. 
Lactant.  de  opific.  dei  12  ergiebt:  conceptum,  8,  636  alii  Miirciam  a  murcido,  quod  est  mar- 
igitur  Varro  et  Aristoteles  sie  fieri  arbitrantur.  cidum,  dietam  volunt  macht  es  wahrscheinlich, 
aiunt  non  tantiim  maribus  inesse  semen,  verum  30  dafs  Augustinus  das  Richtige  bietet  und  Varro 
etiam  feminis,  et  inde  plerumqiie  matribus  similes  den  Namen  Murcia  nach  Pomponius'  Vorgange 
procreari ;  sed  earum  semen  sanguinetn  esse  pur-  von  murcidus  ableitete  (die  Mureida  kommt 
gatum,  quod  si  recte  eum  virili  mixtum  sit,  dabei  auf  Rechnung  der  Quelle  des  Arnobius, 
ntraque  conerefa  et  simul  coagulata  informari  d.  i.  nach  Sp.  141  Cornelius  Labeo,  oder  des 
u.  s.  w.  {Ch.  Chappuis,  Fragments  des  ouvrages  Kirchenvaters  selbst);  eine  Göttin  der  murcidi 
de  M.  Terentius  Varron  intitules  Logistoriei.  im  Sinne  von  Pomponius'  und  Varros  Er- 
Paris 1868  S.  58  f.  nr.  *93  teilt  diese  Stelle  klärung  ist  aber  die  altitalische  Murcia  nicht 
dem  Logistoricus  Tubero  de  origine  liumana  (vgl.  über  dieselbe  Becher ,  Topogr.  S.  467  f. 
zu,  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit,  wie  der  Anm.  972.  Paulys  Bealencycl.  5  S.  239  s.  v. 
Auszug  aus  dem  Tubero  bei  Censorin.  9  [fr.  3  40  Murcia.  E.  Hübner  in  JV.  Jhrb.  f.  Pli.  77, 
S.  257  Riese]  lehrt:  beide  Stellen  zeigen,  dafs  1858  S.  343ff.  mit  Nachtrag  das.  79,  1859  S.  437. 
Varro  in  diesem  Logistoricus  eingehend  über  Preller,  B.  M.^  1  S.  438  f.  Stark  in  N.  Jhrb.  f. 
die  Erzeugung  des  Menschen  und  seine  Bildung  Ph.  79  S.  634;  die  Annahme  zweier  Göttinnen 
im  Mutterleibe  nach  den  Lehren  griechischer  dieses  Namens,  von  denen  die  eine  die  bei 
Philosophen  gehandelt  hatte,  also  über  Gegen-  Augustinus  genannte  ist,  und  daneben  noch 
stände,  die  auch  im  14.  Buche  der  Antiquitates  der  Mureida  des  Arnobius  bei  Georges  im  Lat.- 
rer.  div.  besprochen  waren;  besonders  berührt  deutsch.  Hand^vörterbuch  s.Yv.[\g\.  ?bnch.  Hilde- 
sieh das  Fragment  bei  Censorinus  sehr  eng  mit  brand  zu  Arnob.  4,  9  S.  343]  ist  nicht  zu  recht- 
dem  Sp.  138, 15  ff.  mitgeteilten  Fragmente  des  fertigen),  es  liegt  auch  hier  eine  etymologische 
14.  Buches).    Wir  können  daher  zunächst  50  Erfindung  vor. 

in  diesen  griechischen    oder    gräcisie-  Auf  Kriterien  der  angegebenen  Art    kann 

renden  Gottheiten  nur  dii  certi   Varros  man  sich  bei  den  Sp.  151  f.  zusammengestellten 

erkennen,  welche  er  mit  Angabe   ihrer  Gottheiten  nicht  stützen;  ob  auch  diese  eben- 

Bedeutung    den   Reihen    der   Indigetes  falls  nur  als  dii  certi,  welche  Varro  den  Indi- 

dort    einfügte,    wohin    sie    dieser    letzteren  getes  beigesellte,  zu  betrachten  sind,  soll  erst 

nach  gehörten.  nach  einer  weiteren  Untersuchung  über  Indi- 

Aber    auch  bei   einigen   der  übrigen  getes,  indigitare  und  indigitamenta  festgestellt 

'gröfseren    Götter'     gelangen     wir    zu  werden.     Hören  wir  zunächst  im   Zusammen- 

demselben    Ergebnisse.     Consus   als   Gott  hange  die  Ansichten  der  neueren  Gelehrten. 

der     consilia,     Matuta     als    Göttin     der     fru-  60        Aus    der    Zeit  vor  Ambrosch   sei  hier  nur 

menta    maturescentia    verraten    sich    deutlich  K.   W.  Göttling  erwähnt,  der  (Gesch.  d.  röm. 

als    verfehlte    Erzeugnisse     der    varronischen  Staatsverf.    S.    174)    das   Wort    indigitamenta 

Etymologie,  die  sich  der  sicher  ebenfalls  von  von  Indiges  in  der  Sp.  136  angegebenen  Weise 

Varro    gemachten    Ableitung    der    Proserpina  ableitend     die    Indigitamenta    als    diejenigen 

von  proserpere   an  die  Seite  stellen  (die  vor-  Pontificalbücher  bezeichnet,  welche  die  Namen 

stehende    Erklärung    des    Consus    hat    schon  der  Götter  und  die  Art,  sie  beim  öffentlichen 

Marquardt,   Slaatsverw.  3-   S.  10  Anm.  4  als  Gottesdienst  anzuwenden,  gleichsam  ihre  Titu- 

Etymologie     Varros    erkannt;    über    die    Ab-  latur,  enthielten, 


155      Indigltamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      156 

Amhroseh  nahm  an,  dafs  Varro  bei  der  S.  18.  Wissoioa,  De  Macr.  Sat.  fönt.  S.  ^7.  42. 
Einteilung  und  Darlegung  seiner  Götterreihen  MüUeneisen  S.  5  fr.  1  und  dazu  S.  6  fl.)  bei 
schwerlich  einer  von  ihm  selbst  beliebten  An-  Macrohius  {Sat.  1,  12,  21)  über  Maia:  auctor 
Ordnung,  sondern  vielmehr  den  von  Censorinus  est  Cornelius  Laheo  Jmic  Maiae  id  est  Terrae 
und  Serviiis  in  Beziehung  auf  dieselbe  Grund-  aedem  kalendis  Maus  dedicatam  sub  nomine 
einteilung  citierten  Indigitamenta  gefolgt  sei;  Bonae  Deae,  et  candem  esse  Bonam  Deani  et 
'zu  Grunde  lag  für  diese  Abtheilungen  derselben  Terrain  ex  ipso  ritu  occultiore  sacrorum  doceri 
der  scharfe  Unterschied  zwischen  persona  und  passe  conßrmat.  hanc  eandem  Bonam  Deam 
res'  (so  schon  in  Studien  und  Andeutungen  Faunamque  et  Opern  et  Fatuam  pontificum 
S.  63  Anm.  109);  'aus  diesem  ergaben  sich,  lo  libris  indigitari,  woraus  sich  ergebe,  dafs  indi- 
auf  das  menschliche  Leben  angewandt,  ganz  gitare  weder  den  engeren  Sinn  von  invocare 
natürlich  die  eben  angedeuteten  Götterreihen'  und  impi-ecari  behalten,  noch  auch  den  von 
{Beligionsb.  Heft  2  S.  228  =  Abdr.  S.  8;  vgl.  citare  völlig  angenommen  habe,  sondern  viel- 
Heft  2  S.  230.  234.  239.  244  =  Abdr.  S.  10.  mehr  ein  solches  Namhaftmachen  bezeichnete, 
14.  19.  24).  Er  schrieb  aber  die  Reihen  Vari-os  welches  wesentlich  in  der  Subsumption  mehrerer 
samt  den  darin  enthaltenen  Gottheiten  all-  Qualitätsbestimmungen  unter  einem  göttlichen 
gemeinerer  Bedeutung  den  Indigitamenta  zu.  Hauptbegriffe  bestanden  habe,  wie  dies  eben 
'Alle  diese  Götter'  (d.  h.  die  in  den  Reihen  aus  der  an  Apollo  gerichteten  Gebetsformel 
auftretenden  'grofsen'  Gottheiten)  '.  .  .  haben  der  Vestalinnen  entwickelt  worden  sei.  Eine 
den  gemeinsamen  Charakter,  dafs  sie  allgemein  20  solche  Zerlegung  der  einen  göttlichen  Natur 
wirkende  Naturmächte  sind,  d.  h.  nicht,  wie  in  eine  Reihe  von  Qualitätsbestimmungen,  die 
jene  von  uns  oben  genannten  dii  minuti,  nur  nun  bei  dem  feierlichen  Anruf  jener  einen 
einen  einzelnen  Moment  menschlicher  Zustände  Gottheit  sämtlich  vom  Priester  genannt  wurden, 
oder  Thätigkeiten  verwirklichen,  sondern  eine  habe  ohne  Zweifel  bei  allen  grofsen  Gottheiten 
ganze  Sphäre  von  Kräften  und  Erscheinungen  des  alten  Rom  stattgefunden.  Nur  müsse  man 
bedingen  .  .  .  Sie  bildeten  .  .  .  einerseits  im  sich  wohl  hüten,  solche  Qualitätsbestimmungen 
praktischen .  Cultus  der  späteren  Jahrhunderte  eines  Gottes,  welche,  sei  es  nach  pontificischer 
einen  gewissen  Gegensatz  mit  jenen  zahllosen  Theorie,  sei  es  im  praktischen  Kultus,  wirk- 
Gottheiten  niederer  Ordnung,  während  sie  lieh  zu  neuen  Göttern  wurden,  mit  blofsen 
denselben  andererseits  nach  altrömischer  Vor-  30  Beinamen  zu  verwechseln,  was  bei  der  unleug- 
stellung  nicht  so  gar  fern  standen.  Auch  sie  bar  inneren  Verwandtschaft  und  häufig  ganz 
nämlich  hatten  in  gewissen  Zuständen  des  analogen  Formenbildung  beider  nicht  immer 
Menschenlebens  nur  einen  Moment  zu  ver-  ganz  leicht  sei  (vgl.  S.  25  'Auch  glaube  man 
wirklichen,  indem  ihr  allgemeines  Machtgebiet  ja  nicht,  dafs  jene  scheinbar  so  inhaltsleeren 
hier  gleichsam  nur  auf  einen  besonderen  Fall  Abstraktionen'  [wie  Abeona,  Adeona  u.  s.  w.J 
angewandt  wurde'  (Heft  2  S.  251  f.  =  Abdr.  'blofs  als  cognomina  gegolten,  etwa  wie  Cen- 
S.  31  f.).  'Fand  nun  aber  zwischen  den  Gott-  tumpeda,  Tigillus  [August.  7,  11]  und  ander- 
heiten höheren  und  niederen  Ranges  eine  so  weitige  Bestimmungen  des  lupiter;  sie  wurden 
innige  Verbindung  statt,  so  läfst  sich  schwer-  in  der  That  im  praktischen  Cultus  beson- 
lich  glauben,  dafs  jene  in  Monumenten  anderer  40  ders  verehrt').  Bezeichne  nun  aber  indigitare 
Art  als  denjenigen  ihren  Platz  gefunden,  in  'einen  oder  mehrere  Götter  nach  einer  im  ins 
welchen  die  Götter  unteren  Ranges  mit  so  divinum  bestimmten  Norm  anrufen  und  nennen', 
scrupulöser  Genauigkeit  verzeichnet  standen'  so  seien  wir  auch  berechtigt,  diejenigen  Gott- 
(Heft  2  S.  253  f.  =  Abdr.  S.  33  f ),  d.  h.  also  heiten ,  auf  welche  mit  Beziehung  auf  die 
in  den  Indigitamenta.  Eine  Bestätigung  dieser  Pontifices  oder  deren  Bücher  jener  Ausdruck 
Ansicht  findet  ^m&?'0sc7t  in  der 'Art  und  Weise,  angewandt  wird,  als  in  den  Indigitamenta 
wie  bei  der  Anführung  gewisser  Götternamen  verzeichnete  anzuerkennen.  Zunächst  komme 
auf  die  priesterlichen  Urkunden  hingewiesen  das  eben  angeführte  Zeugnis  des  Cornelius 
wird'  (Heft  2  S,  254  =  Abdr.  S.  34);  um  auf  Laheo  in  Betracht,  in  welchem  der  Maia  nicht 
diese  näher  eiagehen  zu  können,  stellt  er  zu-  50  nur  als  einer  in  den  Indigitamenta  stehenden 
vor  die  Bedeutung  von  indigitare  fest  (Heft  4  Göttin  gedacht,  sondern  auch  mehrere  ihrer 
S.  26  ff.  =  Abdr.  S.  34fF. ).  Ausgehend  von  Qualitätsbestimmungen  angegeben  sind;  sodann 
der  Stelle  des  Macrobius  (Sat.  1,  17,  15)  vir-  Interpol.  Serv.  Aen.  8,  330  sed  hie  Alexandrum 
gines  Vestales  ita  indigitant  "^Apollo  Medice,  sequitur ,  qui  dicit  Tiberinum,  Capeti  filimn, 
Apollo  Paean'  (die  höchst  wahrscheinlich  durch  venantem  in  hunc  fluvium  (den  Tiber)  cecidisse 
Vermittelung  einer  neuplatonischen  Quelle  auf  et  fluvio  nomen  dedisse:  nam  et  a  pontificibus 
Cornelitis  Laheo  zurückgeht,  s.  Wissoiva,  De  indigitari  solet:  dies  habe  den  doppelten  Sinn, 
Macrohii  Saturnaliorum  fontibus  S.  40  f.)  findet  dafs  der  Name  Tiberinus  selbst  in  den  Indi- 
er,  dafs  beim  Indigitieren  Anrufung  des  Gottes  gitameuta  stehe  und  dafs  dort  auch  die  ihm 
und  Anzeige  seiner  Eigenschaften  verbunden  go  zukommenden  Qualitätsbestimmungen  genannt 
waren,  und  nennt  es  daher  verständlich,  wenn  seien  (danach  hätten,  wie  Ambrosch  meint, 
Paulus  (s.  Sp.  137)  das  Wort  indigitamenta  auch  Spino,  Almo,  Nodinus  und  alia  propin- 
selbst  durch  incantamenta  vel  indicia  erklärt.  quoruni  fluminum  nomina,  welche  nach  Cic. 
Mit  der  Zeit  habe  sich  die  Bedeutung  von  n.  d.  3,  20,  52  in  einem  Gebete  der  Augurn 
indigitare  dahin  modificiert,  dafs  es  'auf  mit  Tiberinus  angerufen  wurden,  daselbst  ihren 
priesterliche  Weise  einen  Gott  bezeichnen'  Platz  gehabt).  'So  sind  wir  denn  wohl  ge- 
bedeutete: dies  lehre  die  Stelle  des  Cornelius  nöthigt  anzuerkennen,  dafs  in  den  Indigitamenta 
Laheo  (a.  I^ettner  a.  a.  0.  S.  27  f.   fr.  19,  dazu  nicht  blofs  jene  vom  Censorinus  und  Servius 


157      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      158 

angedeuteten  Götterreihen,  sondern  sicher  noch  Priesterschriften  heifsen  auch  Indigitamenta' 
sehr  viele  andere  und  der  höchsten  Wahr-  (aber  Anm.  3:  'die  Indigitamenta  scheinen  nur 
scheinlichkeit  nach  sämmtliche  durch  Ursprung  einen  Theil  jener  Literatur,  die  unter  dem 
oder  zeitige  Reception  dem  älteren  Staats-  Namen  libri  pontificii  zusammengefafst  wird, 
cultus  angehörigen  Gottheiten  verzeichnet  ge-  ausgemacht  zu  haben'),  ""ein  Name,  der  zu- 
standen; es  müssen  diese  geistlichen  Urkunden,  nächst  und  nach  seiner  eigentlichen  Bedeutung 
die  mit  der  Entwickelung  des  römischen  Volkes  die  Gebetsformeln  bezeichnet,  nach  denen  eine 
selbst  nothwendig  im  Laufe  der  Jahrhunderte  Gottheit  angerufen  werden  mufste,  wenn  sie 
immer  mehr  anschwollen,  gleichsam  ein  Corpus  nach  einer  bestimmten  Seite  ihrer  Wii-ksam- 
sämmtlicher  oder  wenigstens  sämmtlicher  alte-  lo  keit,  in  Beziehung  auf  einzelne  bestimmte 
ren  vom  römischen  Staate  und  Volke  anerkannt-  Lebensmomente,  Zustände,  Thätigkeiten ,  Be- 
ten Götter  gewesen  sein'  (Heft  4  S.  33  =  Abdr.  dürfnisse  des  Menschen  wirksam  angerufen 
S.  40  f.;  vgl.  Heft  4  S.  50  ^  Abdr.  S.  58,  wo  werden  wollte:  in  welchem  Fall  eben  jene 
Ambrosch  ausspricht,  'dafs  die  Indigitamenta  besondere  Qualitätsbestimmung,  jene  beson- 
nicht  blofs  einzelne  Götterklassen,  sondern  dere  Seite  des  göttlichen  "Wesens  in  der  An- 
mindcstens  sämmtliche  von  Hause  aus  römi-  rufungsformel  besonders  und  genau  benannt 
sehen,   d.  h.   lateinische  und  sabinische  Gott-  sein  mufste.' 

heiten  umfafsten';  s.  auch  Studien  und  An-  Gegen  Anibroschs  Auffassung  der  Indigita- 
dentungen  S.  VII.  XVI.  S.  63  Anm.  109  und  menta  erklärte  sich  Prcller,  der  E.  M.^  1 
im  Ind.  schol.  Vratisl.  1840  S.  4).  Da  nun  die  20  S.  134  ff.  die  Indigitamenta  nicht  als  eine  Art 
Kenntnis  der  Indigitamenta  nicht  jedermanns  offizieller  Protokolle  der  ältesten  Göttemamen, 
Sache  gewesen  sei,  vielmehr  diese  wie  die  sondern  als  eine  Sammlung  der  alten  Gebets- 
übrigen geistlichen  Urkunden  von  den  Priestern  formein  des  öffentlichen,  von  den  Pontifices 
geheim  gehalten  wurden  und  es  Aufgabe  der  überwachten  Gottesdienstes,  in  denen  die  Reihen 
Pontifices  war,  aus  ihnen  Belehrung  zu  er-  und  Namen  der  Götter  nach  eigentümlichen 
teilen  (Heft  2  S.  228.  Heft  4  S.  40.  42.  51  liturgischen  Prinzipien  (s.  S.  59)  zusammen- 
=  Abdr.  S.  8.  48.  50.  58  f.),  so  'mufsten  unter  gestellt  waren,  aufgefafst  wissen  will.  Aller- 
diesen  Verhältnissen  die  Pontifices  gewisse  dings  seien  diese  Bücher  wohl  Verzeichnisse 
tabnlae  haben,  in  welchen  jene  den  Leib,  die  gewesen  (indigitamentum  =  Frequentativum 
Familie  und  Hanthierung  der  Bürger  betreffen-  30  von  index);  aber  nicht  von  blofsen  Götter- 
den Gottheiten  nach  der  Reihe  und  nach  ge-  namen,  sondern  von  solchen  Gebeten,  in  denen 
wissen,  aus  dem  Verlaufe  des  römischen  Lebens  nach  altertümlicher  Weise  bei  den  verschie- 
von  selbst  hervorgehenden  Abschnitten  sich  auf-  denen  Veranlassungen  des  Lebens,  Geburten, 
gezeichnet  fanden:  wo  also  z.B.  Kindererziehung,  Hochzeiten,  Todesfällen,  für  die  Äcker,  für  das 
Mannbarkeit,  Hochzeit,  Schwangerschaft,  Ge-  Vieh  u.  s.  w.  zu  den  Göttern  gebetet  wurde, 
burt  und  Tod,  sowie  die  einzelnen  Zweige  des  Daher  das  Wort  indigitare  auch  in  derselben 
Erwerbes,  nebst  ihren  göttlichen  Beschirmern  Bedeutung  wie  'beten'  und  'anrufen'  gebraucht 
und  Beschirmerinnen  aufeinander  folgten,  so  werde,  namentlich  von  dem  priesterlichen,  mit 
jedoch  wohl,  dafs,  wie  Varro  es  gethan,  die  religiöser  Weihe  und  bei  einer  feierlichen 
Götter,  welche  die  persönliche  Entwickelung  40  Gelegenheit  vorgetragenen  Gebete  der  Ponti- 
des  Menschen  selbst  betrafen,  und  jene,  die  fices,  der  vestalischen  Jungfrauen  und  der 
seinen  Besitz  und  Erwerb  angingen,  nach  der  Flamines;  ja  auch  wohl,  weil  man  dem  Ge- 
Gruudeintheilung  von  persona  und  res  gesondert  bete  überhaupt  und  vollends  dem  Gebete  der 
erschienen.  Diese  tabulae  waren  demnach  höchsten  geistlichen  Würdenträger  eine  magi- 
gleichsam  ein  Katechismus  für  Haus  und  Hof:  sehe  Kraft  zuschrieb,  in  dem  Sinne  einer 
umfafsten  trotz  ihrer  Weitschichtigkeit  einen  magischen  Beschwörung  durch  Gebet  und  An- 
verhältnifsmäfsig  nur  geringen  Theil  der  Staats-  rufung  {Paul.  S.  114  indigitamenta:  incanta- 
religion,  deren  Gottheiten  in  ihnen  nur  in  ihrer  menta  vel  indicia.  Tertull.  de  ieiunio  16: 
Anwendung  auf  das  individuelle  Leben  und  magistratus  .  .  .  pream  indigitant,  hostiam, 
Thuu  erschienen,  und  nur  sie  können  es  ge-  .to  instaurant).  Es  sei  ausdrücklich  von  einer  in 
wesen  sein,  welche  uns  Servius  und  Censorinus  den  Händen  der  Pontifices  befindlichen  Samm- 
unter dem  Namen  der  Indigitamenta  citiren,  lung  der  öffentlichen  Gebete  des  römischen 
wie  sie  denn  jedenfalls  eine  der  Quellen  des  Staatskultus  die  Rede  {Gell.  13,  23,  1  f.  con- 
Varro  gewesen  sind.  Hiernach  aber  bedarf  precationes  deum  inmortalium,  quae  ritii  Ro- 
es  wohl  kaum  noch  der  Bemerkung,  dafs  mano  fiunt,  expositae  sunt  in  lihris  sacerdotuvi 
diese  geistliche  Urkunde  nur  ein  verhältnifs-  populi  Eomani  [^=  libri  pontificii,  Marquardt, 
mäfsig  geringer  Theil  der  vollständigen,  den  Staatsveric.  3-  S.  176]  .  .  .  in  his  scriptum  est 
ganzen  Umfang  des  älteren  Cultus  betreffen-  'Luam  Saturni,  Salaciam  Neptttni,  Horam 
den  Indigitamenta  gewesen'  (Heft  4  S.  52  f.  Quirini,  Virites  Quirini ,  Maiam  Volcani, 
==  Abdr.  S.  60  f.).  eo  Heriem    lunonis,    Möles    Martis   Nerienemq%ie 

WaU  schlofs  sich  in  seiner  Auffassung  der  Martis^),  so  dafs  man  eben  die  Indigitamenta 

Indigitamenta   {Über  die  alt-ital.  Relig.  S.  54,  dafür   werde   halten   dürfen,    d.  h.    für   einen 

in  Pauhjs  Bcalencycl.  4  S.  147  s.  v.  Indigita-  authentischen  Originalcodex  sämtlicher  in  der 

menta  und  das.  6,  1    S.  439  s.  v.  Religio)   an  Praxis  des  römischen  Staatsgottesdienstes  bei 

Ambrosch  an.  dieser  oder  jener  Gelegenheit  vorgetragenen  Ge- 

Dagegen   äufserte   sich  ScJmegler  {R.  G.  1  bete  (vgl.  S.  71  Anm.  2,  wo  die  Stelle  G'eZ/.  5, 12, 1 

S.  32)  bei  Besprechung  der  libri  pontificii  über  in  antiquis  prccationibus  iiomina  liaec  deoruin 

die     Indigitamenta     folgendermafsen :     'Diese  inesse  animadvertimns :  Diovis  et  Vediovis  mit 


159      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      IGO 

der  soeben  genannten  verbunden  wird).  Der  sämmtlicher  in  der  Praxis  des  römischen  Staats- 
Form  nach  werde  man  sich  diese  Gebete  nach  gottesdienstes  bei  einzelnen  Gelegenheiten  vor- 
Art  der  alten  Liturgieen  oder  Hymnen  zu  getragener  Gebete  und  der  darin  für  diese 
denken  haben,  etwa  der  orphischen  Hymnen  Gelegenheiten  angewendeten  Anrufungen  des 
und  der  ältesten  Gesänge  und  Liturgieen  der  allwaltenden  numen  überhaupt  oder  der  we- 
christlichen  Kirche,  wo  auch  häufig  der  Text  nigen  Hauptgötter,  wie  wir  dies  noch  näher 
nur    ans    einer  Zusammenstellung    vieler    ein-  nachweisen  könnten.' 

zelnen  Namen  und  Beinamen  bestehe.  Ohne  Boissier  steht  in  seiner  ersten  Darstellung 
Zweifel  seien  auch  diese  Texte,  noch  viel  mehr  der  Indigitamenta  {Etüde  sur  la  vie  et  les 
als  die  Fasten  und  der  Kalendei-,  ursprünglich  lo  ouvrages  de  M.  T.  Varron  S.  233  S.)  zum  Teil 
geheim,  d.  h.  nur  für  die  geweihten  Kreise  der  auf  dem  Standpunkte  von  Ambrosch.  Er  er- 
Priester bestimmt  und  der  Öffentlichkeit  sorg-  klärt,  nachdem  er  die  von  Censorimis  und 
fältig  entzogen  gewesen,  bis  später  bei  der  Servius  angedeuteten  Gottheiten  als  die  dii 
allgemeinen  Verweltlichung  des  Priestertums  certi  Varros  bezeichnet  hat  (S.  232 f.;  siehe 
und  der  priesterlichen  Bildung  auch  sie  zu-  Sp.  151),  die  Indigitamenta  als  'livres  de  prie- 
gänglich  und  ein  Gegenstand  der  gelehrten  res'  (von  indigitare  ''prier'),  welche  nicht  etwa 
Forschung  geworden  seien;  namentlich  scheine  nur  eine  trockene  Nomenklatur,  sondern  auch 
Varro  sie  in  dem  Buche  de  diis  certis  durch-  die  Anrufungsformeln  enthalten  hätten.  Alles, 
gängig  excerpiert  und  auf  eigentümliche  Weise  was  Varro  über  die  dii  certi  berichtet,  habe 
überarbeitet  zu  haben.  Bd.  2  S.  204 f.  erörtert  20  er  den  Indigitamenta  entnommen;  seine  An- 
Preller  weiter,  dafs  in  diesen  Gebeten  die  hülf-  Ordnung  aber  der  Götter  sei  sein  Eigentum ; 
reichen  Lebensmächte,  von  denen  Censorinus  von  der  Sammlung  der  Pontifices  selbst  nimmt 
(Sp.  129)  spricht,  nicht  allein,  sondern  zu-  Boissier  an,  dafs  sie  ' singulierement  confus  et 
sammengestellt  mit  den  Hauptgöttern  des  desordonne'  gewesen  sei  (S.  233).  Die  Ent- 
älteren römischen  Glaubens,  welche  aber  bei  stehung  der  dii  certi  setzt  er  (S.  239 f.)  in  die 
solchen  Gelegenheiten  nicht  in  ihrer  vollen  Zeit,  wo  Sabiner  und  Latiner  zu  einem  Ge- 
Geltung uud  gesamten  Wirkung,  sondern  nur  meinwesen  auch  hinsichtlich  ihrer  Götterkulte 
in  der  speciellen  Beziehung  auf  den  jedesmal  sich  vereinigt  hatten;  die  Gottheiten  beider 
vorliegenden  einzelnen  Fall  einer  Geburt,  einer  Stämme  (z.  B.  lanus,  luppiter  von  latinischer, 
Vermählung  u.  s.  w.  angerufen  würden,  er-  30  Ops  von  sabinischer  Seite)  hätten  bei  dieser 
scheinen:  ein  Beweis  mehr  dafür,  dafs  die  In-  Vereinigung  ihren  auf  das  ganze  Leben  sich 
digitamenta  nicht  priesterliche  Verzeichnisse  erstreckenden  Wirkungskreis  eingebüfst  und 
des  ältesten  Götterglaubens  gewesen  seien,  seien  in  ihren  Funktionen  auf  bestimmte  Fälle 
sondern  für  gewisse  Veranlassungen  des  Le-  beschränkt  worden.  In  den  zahlreichen  Gott- 
bens bestimmte  Gebets-  und  Anrufungsformeln  heiten  von  eng  begrenzter  Bedeutung  sieht 
(in  denen  die  Namen  jener  'vielen  kleineren  Boissier,  wie  Ambrosch,  ursprüngliche  Mani- 
Hülfsgötter'  den  Zusatz  divus  pater  und  diva  festationen  (potestates)  höherer  Gottheiten 
mater  erhielten,  wie  Preller  1  S.  56  aus  der  (S.  241  f.),  die  ihrer  Entstehung  nach  in  die 
Stelle  des  August.  7,  3  unde  dicit  etiam  ipse  ältesten  Zeiten  Roms  hinaufreichten  (S.  243). 
Varro,  quod  diis  quibusdam  patribus  et  deabus  40  Für  die  zweite  Behandlung  des  Gegenstandes 
matribus,  sicut  liomiiiibus,  ignobilitas  accidisset,  {La  Eeligion  romaine  1^  S.  4ff.)  hat  Boissier 
die  er  auf  die  Götter  der  Indigitamenta  be-  sich  mehr  an  die  nun  in  den  Hauptzügen 
zieht,  schliefst).  Es  müsse  dahingestellt  bleiben,  wiederzugebende  Darstellung  BoucM-Leclercqs 
ob  Varro  die  vielen  Götternamen  des  14.Buches  gehalten  (eigentümlich  ist  S.  5  die  Anschauung 
in  jenen  priesterlichen  Urkunden  zu  einem  ahn-  ''ils'  [d.h.  die  Gottheiten  der  Indigitamenta] 
liehen  Ganzen  zusammengestellt  gefunden  habe,  'ne  possedent  pas  de  nom  veritable;  celui 
wie  er  selbst  sie  in  seinem  Werke  zusammen-  qu'on  leur  donne  ne  les  designe  pas  eux-memes, 
stellte,  oder  ob  sie  nicht  vielmehr  in  den  In-  il  indique  seulement  les  fonctions  qu'ils  rem- 
digitamenta  in  viele  einzelne  Gruppen  zerfielen  plissent ' ;  ähnlich  Chantepie  de  1a  Saussaye, 
und  je  nach  den  besonderen  Veranlassungen  50  s.  weiterhin). 

des  Kultus  oder  des  Lebens  in  verschiedenen  Ge-  Bouclie- Leder cq  {Les  Pontifes  S.  24  ff.)  be- 
beten  und  Liturgieen  zusammengestellt  waren,  zieht,  wie  Preller,  die  angeführte  Stelle  des 
welches  letztere  Preller  für  das  Wahrschein-  G'eZZms  13,  23,  1  f.  auf  die  Indigitamenta  (S.  27  f.) 
liebere  hält.  und  übersetzt,  indem  er  indigitare  als  =  in- 
PrcZ^ers  Auffassung  fand  den  Beifall  B.Starhs  vocare  auffafst,  indigitamenta  mit  'Listes  d'in- 
(in  der  Anzeige  der  PveZ?erschen  B.  M.  in  vocations'  oder  '  Renseignements  sur  les  in- 
N.  Jhrb.  f.  Phil.  79,  1859  S.  628):  'Mit  vollem  vocations'  und  bezeichnet  als  Inhalt  derselben 
Recht  erklärt  sich  Preller  gegen  die  von  Am-  'les  noms  des  dieux  qui  jouaient  un  role  dans 
brosch  aufgestellte,  von  Marquardt  acceptirte  l'existence  humaine,  avec  la  formule  d'invoca- 
Ansicht,  dass  sie '  (die  Indigitamenta) '  ein  Ver-  co  tion  particuliere  ä  chacun  d'eux,  le  tout  ränge 
zeichniss  der  ältesten  Götternamen  gebildet;  wir  dans  un  ordre  qui  devait  reproduire  assez 
begreifen  überhaupt  nicht,  wie  man  diese  pein-  exactement  l'ordre  dans  lequel  se  succedent 
liehe  Casuistik,  die  in  jenem  Verzeichniss  sich  les  actes  de  la  vie'  (S.  29).  'Les  Indigita- 
ausspricht,  jemals  als  den  ältesten  Ausdruck  menta  etaient  une  sorte  d'indicateur  dans  le- 
ein es  Volksglaubens  an  die  Mächte  des  Himmels  quel  etaient  notees  les  principales  circonstances 
und  der  Erde  hat  auffassen  können;  nein,  ganz  de  la  vie  humaine,  avec  le  nom  des  auxiliaires 
gewiss  sind  sie  ein  von  einem  einfachen  Kern  surnaturels  (pii  y  president,  et  la  formule  a 
aus   erweiterter,   überarbeiteter  Originalcodex  employer    pour    demander    leur    Cooperation' 


IGI      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      162 

(S.  30f. ;    vgl.   dessen   Manuel  des   insiitutions  Cohen,   Med.  imp.  Salonin  15  (Bd.  4   S.  481)] 

romaines  S.   520   Anm.   6    'Les   Indigitamenta  genannten   dii  nutritores   an;   schon   das   Bild 

ou  recueil  de  prieres'  und  S.  4G7  'Le  liecueil  der    Münze,    das    luppiter    dem    Kaiser    eine 

d'iuvocations    (Indigitamenta),    redige,  disait-  Victoria  darreichend  vorstellt,  läfst  erkennen, 

on,  par  Numa  et  tenu  au  courant  par  les  Pon-  dafs  hier  durchaus   eigenartige  Vorstellungen 

tifes,   etait  comme    un  code   de  procedure  oü  zu  Grunde  liegen).  Einen  ganz  anderen  Charakter 

chacun  venait  apprendre  Tart  de  traiter  pour  trage   die    von  dem  Pontifex  Q.  Mucius  Scae- 

son  compte   avec  les  dieux.     Toutes  Its  puis-  vola  vorgenommene  Einteilung  der  römischen 

sances  cataloguees   dans   cet  eucologe  etaient  Götter  (s.  August.  4,  27  relatum  est  in  litteras 

au  Service  des  individus,  mais  la  a  la  condi-  lo  doctissimum    pontificem    Scaevolam     disputasse 

tion  d'etre  invoquees  suivant  la  foimule  pre-  tria   genera    tradita    deorum)    in    Götter    der 

scrite').    Varro  habe  für  seine  Aufzählung  der  Dichter  (unum  a  poetis),  der  Philosophen  (alte- 

Götter  die  Indigitamenta  zum  Führer  genom-  rum    a  p)]iilosoplüs)   und    Götter    des    Staates 

men    und    die    Anordnung    der   Gottheiten    in  {tertium    a   principibus    civitatis;    das    Nähere 

denselben    als    wesentlichen    Bestandteil    der  über  diese  dreifache  Religion  des  Scaevola  s. 

pontificalen    Tradition    beibehalten    (S.    29  f.).  bei  Krahner,  Grundlinien  S.  45  ff.  Marquardt, 

Aus  der  Stelle  des  Lactantiits  inst.  div.  1,  22,  4  Staatsvenv.  3^  S.  60.   Preller,  B.  M.^  1  S.  34), 

(Numa)  deos  per  familias  discripsit,  die  er  auf  da  sie  auf  philosophischer  Grundlage  beruht: 

Varro    zurückführt,    möchte    er    den    Schlufs  das    tertium   genus    des   Scaevola   C^les   dieux 

zi-ehen,  dafs   Varro  seine  Einteilung  der  Gott-  20  civils   ou   officiels')  seien  die  Götter  der  Indi- 

heiten  als  eine  aus  den  libri  Numae  geschöpfte  gitamenta    =    dii    certi    Varros    (S.   44  f.;    s. 

gegeben  habe;   es   handle  sich  hier  nicht  um  Sp.  150  f.).     Nachdem  Bouche-Leclercq  (S.  45) 

Genealogieen   der  Götter,    die    der  römischen  noch    die   Einteilung    der   Götter    in   dii  boni 

Mj'thologie  fremd   seien,    sondern  um  Götter-  und  mali  des  Äntistius  Labeo   {August.  2,  11, 

blassen,  denen  bestimmte  Funktionen  zugeteilt  vgl.   Arnob.    7,   23;   es   ist  jedoch   ein  Irrtum, 

sind   (vgl.   aber  die  in  der  [in  der  erhaltenen  in  dem  von  Augustinus  genannten  Labeo  den 

Form  von  Lactantius  selbst  gefertigten?]  epi-  Äntistius  Labeo  zu  erkennen,    diese   ganze 

tome  instittit.  17,  2   vertretene  Auffassung  der  Lehre  gehört  vielmehr  dem  Cornelius  Labeo 

Stelle:  [Numa]  deos  familiis  gentibusquc  distri-  an,  s.  Kettner,  Cornelius  Labeo  S.  8.  20  ff.  32. 

buit).     Die  in   den   Indigitamenta  aufgezeich-  30  Mülleneisen  a.  a.  0.  S.  18  ff.  35  f.  45;  zur  Ver- 

neten  Anrufungsformeln  anlangend    entnimmt  vs^echselung  des  Cornelius  Labeo  mit  Äntistius 

Bouche-Leclercq    (S.   38)    der  Stelle   des   Serv.  Labeo  vgl.  Wissowa,  De  Macrobii  Saturnalio- 

yeor<7.  1,  21  (oben  Sp.  129f.),  dafs  dieselben  die  rum    fontibus    S.    26  ff.)    besprochen,    sagt    er 

speziellen  Funktionen   der  Gottheiten  in  einer  ''mais  il  est  permis  de  douter  que  ces  erudits 

Weise  ausgedrückt  enthielten,  dafs  das  Gebet  aient  consulte    les  Indigitamenta    eux-memes, 

gleichsam    eine  Art  Kommentar   des   Namens  oü    ce    polytheisme    complique    et   surcharge 

gewesen  sei.    Die  Redaktion  der  Indigitamenta  d'additions  posterieures   se  trouvait  peüt-eti*e 

setzt  er  in  eine  durch  den  Namen  des  Ancus  Mar-  reduit  ä  un  dualisme  compose  des  deux  forces 

cius    gekennzeichnete    Entwickelungsstufe   der  creatrices  representees  dans  les  etres  Vivantes 

religiösen  Einrichtungen  Roms  (S.  42;  über  die  40  par  les  sexes,  et  oü  ils  auraient  pu  surprendre 

von  Bouche-Leclercq  unterschiedenen  Epochen  ä    I'oeuvre    l'esprit    etroit    et    formaliste    qui 

des  Numa  und  Ancus  Marcius  s.  S.  39  ff.).    Die  fa90nna  une  multjtude  de  dieux  avec  les  debris 

Aufgabe  der  Poutifices,  aus  den  Indigitamenta  meconnus    du    couple    divin'    (S.  45  f.).      Alle 

dem  Volke  auf  Befragen  Rat  zu  erteilen  (S.  42),  Anrufungen  der  Indigitamenta  hätten  sich  ur- 

habe  zu  Klassifikationen  der  Gottheiten  geführt.  sprünglich    an    die    Gottheit    im    allgemeinen 

Die  einfachste  sei  die  schon  in  der  alten  For-  gewandt,  um'  ihre  Wirksamkeit  auf  einen  be- 

mel  der  Fetialen  (bei  JDw.  1,  32, 10)  sich  findende  stimmten    Fall    zu    beschränken;    daher    seien 

in  dii  superi,   inferi   (vgl.  August.  7,  28)  und  die    Namensformen     der    Indigitamentengott- 

terrestres  oder  medioxumi  (vgl.  Lnterjwl.  Serv.  heiten  die  von  Epitheta,  welche  stets  mit  dem 
Aen.  3,  134);  diese  scheint  Bouche-Leclercq  als  50  Zusatz  divus  pater  und  diva  mater  verbunden 

eine  von  den  Pontifices  in  Bezug  auf  die  Gott-  worden   seien   (S.  46,    vgl.  S.  38  und  Mamiel 

heiten  der  Indigitamenta  gemachte  Einteilung  S.  462   Anm.  1;    das.   S.   467    Anm.    1    nimmt 

zu  betrachten.    Ausdrücklich  bezieht  er  (S.  43)  Bouche-Leclercq  an,  dafs  in  den  Indigitamenta 

auf  die   Indigitamenta    die   Götterklassen  der  die  Götter  in  Paaren  [z.  B.  Volumnus-Volumna, 

dii  Indigetes  ('les  dieux  indigenes  du  Latium' ;  Domiducus-Domiduca,  lugatinus-Iuga  u.  s.  w.] 

s.  Sp.  135,  52 ff.)  und  dii  Novensiles.    Das  prak-  zusammengestellt  gewesen  seien).    Aber  schon 

tische  Bedürfnis  habe  die  Einteilung  der  Gott-  vor  der  Redaktion  der  Indigitamenta  habe  die 

heiten  nach  Mafsgabe  der  Funktionen,  die  sie  Umwandlung    der    Epitheta    zu    selbständigen 

im  menschlichen  Leben  versahen,   veranlafst;  Göttern    begonnen    und   sich  dann  unter  den 
die  Pontifices  hätten  nur  nötig  gehabt,  den  in  go  Händen  der  Pontifices  noch  weiter  entwickelt; 

den  Indigitamenta  von  Anfang  an  vorhandenen  zur  Zeit  der  Aufzeichnung  der  Indigitamenta 

Götterklassen   dieser   Art  Namen   zu   erteilen:  sei  die  Zahl  der  Gottheiten  relativ  gering  ge- 

praesides  puerorum,  dii  nuptiales,  dii  coniugales,  wesen,   sehr  zahlreich   aber  die  Attribute  der 

dii  agrestes  (s.  Sp.  145, 10 ff.  54 ff'.);  auch  die  dii  einzelnen  Götter,  die  in  der  Art  der  Litaneien 

penates   stellt  er  hierher  (S.  43  f.;   neben  den  des  katholischen  Kultus  in  Reihen  dem  Namen 

praesides  puerorum  führt  Bouche-Leclercq  mit  der  Gottheit  angeschlossen  worden  seien:   die 

Unrecht  die  auf  einer  Münze   des  Kaiseis  Sa-  grofse    Bedeutung,    welche   den   Epitheta  zu- 

loninus    [bei    Eckhel,    Doctr.    num.   7   S.   421.  kam,  habe  zunächst  zu  einer  Einzelanwendung 

EoscüER ,  Lcxüon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  6 


163      Incligitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (all gem.  Unters.)      104 

derselben  und  dann  zu  ihrer  Erhebung  zu  tischen  Schmuckes  in  einem  geraden  Gegen- 
selbständigen  Götterwesen  geführt,  und  die  satze  zu  den  griechischen  Göttern  steht,  und 
Pontifices  selbst  hätten,  das  Verständnis  der  das  Erzeugniss  reflectirenden  Verstandes  ist, 
heiligen  Urkunden  immer  mehr  verlierend,  welcher  alle  menschlichen  Verhältnisse  einem 
dieser  volkstümlichen,  aber  irrtümlichen  Fort-  speciellen,  positiv  auf  das  Genaueste  fest- 
bildung  sich  angeschlossen:  Interpol.  Serv.  gesetzten  Cultus  zuweist'),  doch  sei  es  ungewifs, 
Äen.  2,  141  pontifices  dicimt  singulis  actibus  ob  diese  Götter  in  den  Indigitamenta  selbst 
proprios  deos  praeesse  (S.  46  f.).  Dafs  die  den  Namen  der  dii  certi  führten  oder  ob  diese 
Pontifices  für  den  praktischen  Gebrauch  sich  Benennung  von  Farro  herrührt  (s.  Sp.  132,  21  ff. 
Auszüge  (tabulae)  aus  den  Indigitamenta  lo  und  150  f.);  am  wenigsten  Wahrscheinlich- 
machten, wie  Ainhrosch  annahm  (Sp.  157),  ist  keit  habe  es,  dafs  die  Erklärungen  der  Namen, 
auch  die  Ansicht  von  J5oMc/2e'-iec/ercg  (S.  47f);  welche  Varro  giebt,  aus  den  Indigitamenta 
in  diese  tabulae  hätten  sie  nur  das  Not-  geschöpft  seien;  denn  hierfür  spreche  weder 
wendigste,  d.  h.  die  Anrufungen  und  die  Epi-  die  Beschaflenheit  dieser  Erklärungen,  noch 
theta,  mit  Hin  weglassung  der  Namen  der  der  Zweck  der  Indigitamenta:  die  Erklärungen 
Gottheiten  von  allgemeinerer  Bedeutung,  zu  seien  deutlich  als  Etymologieen  Varros  zu 
denen  dieselben  gehörten,  aufgenommen,  und  erkennen,  der  auf  diesem  Felde  nicht  glücklich 
diese  dem  Handgebrauch  dienenden  Auszüge  gewesen  sei  (S.  9  f.,  wozu  Wissowa  S.  10 
hätten  sich  so  vollständig  an  die  Stelle  des  Anm.  4  bemerkt,  dafs  dies  indes  von  den 
Originalwerkes  gesetzt,  dafs  die  gelehrtesten  20  meisten  Erklärungen  nicht  gelte,  da  ja  nach 
Pontifices  und  nach  ihnen  die  Altertumsforscher  dem  eigenen  Zeuguisse  Varros  bei  Serv.  georg. 
sich  mit  ihnen  begnügten.  1,  21  [Sp.  129 f.]  die  Indigitamenta  et  noinhia 
Marqucirdt  hatte  seiner  ersten  Darstellung  dcorum  et  rationes  ipsorum  nominum,  welche 
der  Indigitamenta  (Becker-Marquardt,  Handb.  Varro  seinen  Erklärungen  zu  Grunde  legen 
d.  röm.  Alterthünur  4  [Lpzg.  1856]  S.  7  ff.)  die  konnte,  enthielten").  Unter  den  Tausenden  von 
Untersuchung  von  Ämbrusch  zu  Grunde  gelegt,  Namen,  welche  die  Indigitamenta  enthalten 
deren  'Resultate  und  Hauptbeweise'  er,  'wenn  haben  mögen,  habe  man,  wie  Ambrosch  ge- 
auch  mit  einiger  Freiheit  im  Einzelnen',  be-  zeigt  habe  (Sp.  156),  ursprünglich  wenigstens 
nutzte  (s.  S.  7  Anm.  12);  in  der  Neubearbeitung  nur  Bezeichnungen  verschiedener  Funktionen 
dieser  Dartitellung  {Staatsverw.  3^  S.  7  ff.)  macht  30  (potestates)  zu  verstehen,  welche  auf  eine  ver- 
sieh daneben  der  Einflufs  von  Prellers  Aus-  bältnismäfsig  kleine  Anzahl  göttlicher  Wesen 
führungeu  geltend.  Marquardt  erklärt  (S.  7)  zurückzuführen  sind  (S.  18).  Zunächst  nämlich 
die  Indigitamenta  als  'eine  officielle  Samm-  sei  das  Indigitieren  seinem  Begriffe  nach  eine 
lung  von  Gebetsfovmeln,  in  welchen  diejenigen  Art  des  Gebetes,  in  welcher  man  einen  oder 
göttlichen  Mächte  zusammengestellt  waren,  mehrere  Götter  nicht  im  allgemeinen,  sondern 
deren  Hülfe  in  einem  bestimmten  Falle  in  mit  Bezeichnung  derjenigen  Eigenschaften  an- 
Anspruch genommen  werden  musste,  und  von  rief,  von  welchen  man  Hülfe  erwartete;  man 
denen  keine  fibergangen  werden  durfte,  wenn  machte  daher  ein  und  denselben  Gott  mehr- 
ein günstiger  Erfolg  des  Gebetes  eintreten  mals  und  zwar  mit  verschiedenen  Attributen 
sollte'.  'Nach  .  .  .  Regeln  des  ins  divinum  40  namhaft  (S.  18  f.).  Ferner  sei  man  auch  gar 
die  geeigneten  Götter  anrufen  heisst  indigitare,  nicht  zweifelhaft  darüber  gewesen,  dafs  ein 
und  dazu  gaben  die  indigitamenta  die  An-  Teil  der  Sp.  143  fi'.  aufgeführten  Namen  Bßi- 
leitung.  Allein  in  das  Publikum  ist  von  nameu  bekannter  Götter  seien  (vgl.  hierzu 
diesen  Formularen,  so  viel  man  aus  der  uns  Sp.  172ff.);  dafs  diese  Beziehung  nicht  bei  allen 
zugekommenen  fragmentarischen  Überlieferung  Namen  ohne  weiteres  klar  war,  werde  aus 
schliessen  kann,  niemals  mehr  als  ein  kleiner  dem  Umstände  erklärlich,  dafs  mit  derNamen- 
Theil  gekommen,  der  mit  dem  Privatleben  in  trennung  auch  eine  Vereinzelung  des  Kultus 
unmittelbarer  Beziehung  steht  und  dem  einzel-  verbunden  war,  denn  ein  grofser  Teil  der  dii 
nen  Büi'ger  für  häusliche  Culthandlungen  als  certi  erhielt  seine  eigenen  sacella  und  sacra 
Regulativ  dienen  konnte,  also  Gebete  bei  der  50  (S.  20;  vgl.  hierzu  Sp.  186,  51  If.). 
Eheschliessung,  der  Geburt  eines  Kindes,  Ge-  Madvlg  äufsert  sich  über  die  Indigitamenta 
bete  in  verschiedenen  Perioden  des  Lebens-  folgendermafsen  {Verfass.  und  VerwaU.  d.  röm. 
alters  und  für  den  Beginn  aller  Berufsgeschäfte;  Staates  2  S.  582  Anm.  1):  'Einige  neuere 
der  bei  weitem  grössere  Theil,  welcher  für  den  Schriftsteller  haben  ein  ganz  besonderes  Ge- 
Gebrauch der  Priester  und  die  Verehrung  der  wicht  auf  eine  gewisse  Klasse  von  Pontifikal- 
Götter  des  Staates  bestimmt  war,  ist  weder  büchern,  indigitamenta,  gelegt  und  behauptet, 
im  Alterthum  profanen  Schriftstellern  bekannt  dass  Varro  vorzug.sweise  und  unmittelbar  aus 
geworden,  noch  uns  .  .  .  weiter  verständlich'  ihnen  geschöpft  habe;  aber  einmal  ist  die  Be- 
(S.  8  f.).  Dafs  Varro  die  Indigitamenta  selbst  schaffenheit  dieser  indigitamenta  äusserst  un- 
benutzte, ist  nach  Marqiiardts  Ansicht  (S.  9)  Gü  klar'  (in  Anm.  *)  führt  Madvig  die  Definition 
nicht  zu  bezweifeln;  seine  dii  certi  seien  die  des  Serv.  georg.  1,21  [Sp.  129f.]  an  mit  dem  Be- 
Gottheiten der  Indigitamenta  (vgl.  S.  5,  wo  merken:  'jSe^Tnfs  kannte  gewiss  nicht  selber  die 
Marquardt  sagt,  dafs  die  Götterklasse  der  dii  indigitamenta,  aber  wohl  Varros  Etymologien, 
certi  'nicht  aus  einer  unbewussten  Entwicke-  Der  Name  selbst  stammt  von  indigitare,  an- 
lung  hervorgegangen,  sondern  auf  bestimmten  rufen  nach  einem  bestimmten  Formular')  'und 
Satzungen  beruhend,  und  auch  traditionell  auf  der  Beweis  für  Varros  umfassenden  Gebrauch 
die  ersten  Könige  zurückgeführt,  durch  den  derselben  höchst  unsicher'  (Anm.  **):  'So  be- 
Mangel aller  plastischen  Form  und  alles  poe-  ruht  z.  B.   die  Eintheilung  der  Götter  in  ver- 


105      Indigitamenta  (allgein.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      166 

schiedene  Klassen  augenscheinlich  auf  Vairos  mische  Religion  angefüllt  ist,  und  wenn  man 

eigenen  Einfällen  und  Grübeleien').    'Das  was  die    räumliche    Spaltung    in    gleicher    Weise 

man  als  daraus  entnommen  zusammengestellt  auch  auf  die  Zeit  übertragt,  so  ist  die  Genesis 

hat,   betrifft   durchaus   nicht   das  Wesentliche  der  Indigitamenten-Göttt^r  erklärt ' 

des  römischen  Staatskultus,  sondern  die  spätere  Wenn  in  dem  gröfsten  Teile  der  vorstehend 

Symbolik.'  aufgeführten  Ansichten  einerseits  die  Bedeutung 

Chantepie  de  la  Saussaye  ist  {Lchrh.  d.  der  Indigitamenta  unter  dem  Einflufs  der  von 
Beligionsgesch.  2  S.  204)  der  Ansicht,  dafs  die  den  Alten  übernommenen  Erklärung  von  in- 
Zahl  der  Gottheiten,  welche  in  den  priester-  digitare  =  invocare  so  weit  gefafst  wird,  dufs 
liehen  Indigitamenta  aufgezählt  waren,  nicht  lo  sie  entweder  als  Verzeichnisse  der  altrömi- 
zu  bestimmen  sei.  Die  Tausende  von  Wesen,  sehen  Götter  mit  ihien  Anrufungen  {Amhrosch 
welche  jene  Urkunde  aufführte,  seien  keine  Sp.  155  ff.  Walz  Sp.  157.  Boissier  Sp.  160. 
untei-geordneten  Geister  gewesen,  obgleich  ihr  Buuche- Leder cq  Sp.l&Oi.  Marquardt  in  sf^inev 
Wirkungskreis  auf  ein  bestimmtes  Moment  ersten  Darstellung,  Sp.  163.  Chantepie  de  la 
beschränkt  war.  Amhrosch  habe  die  Namen  Saussaye  Sp.  165)  oder  als  Sammlung  von 
in  diesen  Gebetsformeln  aufgefafst  als  die  Be-  Gebeten  {Freller  Sp.  158  f.  Stark  Sp.  159  f. 
Zeichnung  derjenigen  Eigenschaften  oder  Funk-  Marquardt  Sp.  163;  vgl.  ScJuvegler  Sp.  157  f.) 
tionen  der  Götter,  welche  man  um  Hülfe  in  erklärt  werden,  und  andererseits  die  Götter- 
bestimmten Fällen  anrufen  müsse;  allein  die  reihen  Varros  ohne  weiteres  als  den  Indigi- 
Zusammengehörigkeit  dieser  Indigitationen  mit  20  tamenta  entlehnt  betrachtet  werden  {Amhrosch 
den  mehr  persönlichen  Göttern  sei  nur  in  Sp.  155.  Bouche- Leder cq  Sp.  161.  Marquardt 
einigen  Fällen  nachweisbar,  und  die  Person-  Sp.  163),  wobei  man  Varro  höchstens  die 
lichkeit  der  italischen  Götter  sei  selbst  zu  Anordnung  der  Gottheiten  als  Eigentum  zu- 
schwach gewesen,  um  sich  in  so  viele  Funk-  schreibt  {Preller  Sp.  159.  Boissier  Sp.  160; 
tionen  zu  zersplittern;  die:^e  letzteren  hätten  vgl.  Madvig  Sp.  163 f.),  so  mufs  dies  von  dem 
wohl  von  Anfang  an  unabhängig  für  sich  Standpunkte  der  vorliegenden  Untersuchung 
existiert.  Es  sei  mehr  als  wahrscheinlich,  dafs  aus  als  falsch  bezeichnet  werden.  Dieses  aus 
sämtliche  altrömischen  Gottheiten  in  den  Indi-  den  Ausführungen  Sp.  132,  34  ff.  137,  24  fF. 
gitamenta  ihren  Platz  hatten.  Die  Namen,  150  ff.  sich  ergebende  Urteil  wird  eine  jene 
unter  welchen  man  die  in  beschränkter  30  Erörterungen  vervollständigende  Entwickelung 
Wirksamkeit  auftretenden  Götter  indigitierte,  des  Wesens  der  Indigetes  (die  von  Amhrosch, 
sollten  nach  Chantepie  de  la  Saussaye  (S.  205)  Beligionsbüdier  Heft  2  S.  222  =  Abdr.  S.  2. 
lediglich  ihre  Funktionen  bezeichnen;  die  Preller,  B.  M.^  1  S.  92.  Bouche-Leclercq,  Les 
eigentlichen  Namen  der  Götter  seien  ein  Ge-  Pontifes  S.  28  f.  und  Chantepie  de  la  Saussaye.. 
heimnis  geblieben  (s.  hierzu  Sp.  133,  8  ff.).  Die  Lehrb.  d.  Beligionsgesch.  2  S.  202  f.  ausdrück- 
Ziisammenfassung  und  Benennung  von  dii  con-  lieh  von  den  Indigitamenta  getrennt  werden) 
iugales,  praesides  puerilitatis,  dii  nuptiales,  und  der  Indigitamenta  sowie  des  Begriffes  von 
dii  agrestes  u.  s.  w.  schreibt  er  (S.  203)  den  indigitare  und  des  Verhältnisses  Varros  zu 
Indigitamenta  zu.  den  Indigitamenta  noch  näher  begründen 

Die  Indigitamenta  hat  offenbar  Mommsen  40  Eine  Betrachtung  der  Indigetes  in  den 
im  Auge  {B.  G.  1 '  S.  165):  'Die  national-  varronischen  Reihen  zeigt,  dafs  die  fest  be- 
römische Theologie  suchte  nach  allen  Seiten  stimmte,  eng  umschriebene  Funktion 
hin  die  wichtigen  Erscheinungen  und  Eigen-  eines  jeden  Indiges  auch  in  dem  Namen 
schatten  begrifflich  zu  fassen,  sie  termino-  desselben  ausgedrückt  ist  (dies  heben 
logisch  auszuprägen  und  schematisch  —  zu-  Tertull.  ad  nat.  2,  11  nomina  de  rebus  efflagi- 
nächst  nach  der  auch  dem  Privatrecht  zu  tant  [deosquej  sunciunt  dividentes  omnem  sta- 
Grunde  liegenden  Eintheilung  von  Personen  tum  hominis  singuUs  potesta [Uhus]  und  August. 
und  Sachen  —  zu  classificiren,  um  darnach  4,  24  quorum  dcorum  nomina  non  inveniebant, 
die  Götter  und  Götterreihen  selber  richtig  earum  rerum  nominibus  appellahant  deos,  quas 
anzurufen  und  ihre  richtige  Anrufung  der  50  ab  eis  sentiebant  dari,  aliqua  vocahula  inde 
Meoge  zu  weisen  (indigitare).'..  flectentes  .  .  .  aut  certe  nulla  vocabuli  declina- 

Schliefslich  sei  noch  (mit  Übergehung  ge-  tione    Stent    res    ipsae    nominantur   besonders 

legentlicher    Äufserungen    neuerer    Gelehrten  hervor).     Nun     enthielten    die    Indigitamenta 

über    die    Indigitamenta    von    geringerer    Be-  nach  Serv.  georg.  1,  21    et   nomina  deorum  et 

deutung,  wie  z.  B.  der  von  Chr.  Petersen,  Das  rationes    ipsorum    nominum    (so    die  bessere 

Zw(ilfg7ittersystem  der  Griech.  u.  Bömer.  2.  Ab-  Überliefeiung    [s.  Sp.  129  f.],    die    durch    die 

//(e/7.     Progr.    des    Academ.    Gymn.    Hamburg  vorliegenden  Ausführungen  lestätigt  wird),  d.h. 

1868  S.  25.  32.  38.  41)  der  Erklärungsversuch  jedenfalls    Erklärungen    der    Namen   ('Gründe 

H.  Nissens  {Das  Templum.    Antiquar.    Unter-  der  Namen'  Ambrosch,  Beligionshücher  Heft  2 

suchungen.    Berl.  1869  S.  8)  betreffs  der  Ent-  co  S.  226  =  Abdr.  S.  6),    welche    Varro    seinen 

stehung  der  Indigitamentengottheiten  erwähnt:  Angaben    über    die    officia    der    Indigetes    zu 

'Die  Gottheit  wird  erkannt  an  ihren  Wirkungen  Grunde  legte  [^quae  etiam  Varro  dicit,  Sp.  130, 

und  ihrer  Umgebung.     Deshalb  gewinnt  jeder  3  f.;  vgl.  die  von  Marquardt  betreffs  der  Na- 

Geist,   der    in  einen  Raum   gebannt  ist,   eine  menserklärungen  Varros  geäufserten  Bedenken 

Individualität  und   einen  bestimmten  Namen,  und  *  TFi.ssowas    Bemerkung    dagegen    Sp.   164, 

bei  dem  der  Mensch  ihn  anrufen  kann.     Dies  sowie  Madvig  Sp.  164,  dessen  Ausdruck  'Var- 

ist  die  räumliche  Ableitung  jener  unendlichen  ros  Etymologien'    erkennen  läfst,   dafs  er  die 

Reihe   von   Abbtractionen ,   mit  denen   die  rö-  Erklärungen  der  Indigetennamen  als  varronische 

6* 


167      Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 

Etymologieen  ansieht).  Dafs  aber  auf  die  Fin- 
dung und  Nennung  des  richtigen  Na- 
mens beim  Indigitieren  alles  ankam,  ja  dafs 
das  Indigitieren,  d.  h.  das  Schaffen  eines  Indiges 
(Sp.  132),  seiner  äufseren  Suite  nach  über- 
haupt im  richtigen  Bilden  eines  dem  be- 
treffenden Momente  des  menschlichen 
Lebens,  einer  Thätigkeit,  Sache,  Ört- 
lichkeit u.  s.  w.  möglichst  genau  ent- 
sprechenden Götternamens  bestand,  er- 
hellt bei  der  von  Augustinus  (s.  Sp.  148,  64  ff. 
149,  1  ff.)  so  stark  betonten  und  selbst  in  den 
Trümmern  der  varronischen  Reihen  noch 
deutlich  erkennbaren  Zerlegung  des  mensch- 
lichen Lebens  in  eine  erstaunlich  grofse  Menge 
von  einzelnen  Momenten  am  besten  aus  den- 
jenigen Indigetennamen,  die  durch  verschiedene 
sprachliche  Mittel  von  ein  und  demselben 
Wortstamme  gebildet  sind:  Lactans  und  Lac- 
turnus,  Libuvnus  und  Lubentina,  Lima  und 
Limentinus,  Parca  und  Partula,  Patella  und 
Patellana,  Peragenor  und  Agenoria,  Potina 
und  Potua,  Praestana  und  Praestitia,  Sentia 
und  Sentinus,  Statanus,  Statina  und  Statilinus, 
Voleta  und  Volumna;  und  aus  solchen  Namen, 
die  von  eng  verwandten  Thätigkeiten  her- 
genommen sind,  wie  Fabulinus,  Farinus,  Locu- 
tius :  denn  alle  diese  Namen  bezeichnen  ver- 
schiedene Götter,  durch  die  Anwendung  des 
richtigen  Namens  allein  wurde  die  Anrufung 
des  richtigen  Indiges  bedingt. 

Wir  können  in  den  Indigitamenta 
demgemäfs  nur  Verzeichnisse  von  den 
Pontifices  festgesetzter  Indigetenna- 
men, welche  in  den  diesen  beigegebe- 
nen rationes  ipsorum  nominum  eine 
Anweisung  gaben,  wie  die  Namen  zu 
gebrauchen,  d.  h.  welcher  Indiges  im 
einzelnen  Falle  anzurufen  war,  er- 
kennen, und  an  dieser  allerdings  eng  be- 
grenzten Bedeutung  können  auch  die  von 
Ambrosch  (Sp.  155  f.)  ausführlich  besprochenen 
drei  Stellen,  in  denen  indigitare  auf  Gottheiten 
allgemeinerer  Bedeutung  angewendet  wird, 
nichts  ändern.  Die  Stelle  des  Macrohius  {Sat. 
1, 17,  15;  Sp.  155,  53 ff.)  nämlich,  die  ein  Gebet 
der  vestalischen  Jungfrauen  an  Apollo  enthält, 
fällt  ganz  aufser  Betracht,  da  Apollo,  wie 
oben  (Sp.  153,  19  ff.)  nachgewiesen  ist,  über- 
haupt nicht  in  den  Indigitamenta  vorkam. 
Die  andere,  einen  Auszug  aus  Cornelius  Labeo 
enthaltende  Stelle  des  Macrohius  (1,  12,  21; 
Sp.  155,  67ff. ;  nicht  richtig  beurteilt  von 
BoucM  -  Leclercq ,  Les  Pontifes  S.  48)  beruft 
sich  allerdings  für  die  Identität  der  Mala, 
Bona  Dea,  Fauna,  ups  und  Fatua  mit  Terra 
sehr  unumwunden  auf  die  libri  pontificum; 
wie  übel  es  jedoch  mit  dieser  Quellenangabe 
bestellt  ist,  zeigt  das  in  der  ganzen  Stelle 
erkennbare  und  auch  sonst  bekannte  Be- 
streben des  Cornelius  Laheo,  irgendwie  mit 
einander  verwandte  Götter  zuerst  unter  sich 
und  pchliefslich  mit  solchen  Gottheiten  zu 
identificieren,  deren  physische  Grundbedeutung 
völlig  klar  war  (s.  Kettner  a.  a.  0.  S'.  32. 
Mülleneisen  S.  9.  11.  46;  vgl.  Wisf<oiva,  De 
Macrohii  Saturn,  fontib.  S.  35  ff.);  dafs  der- 
gleichen  philosophische  Spekulationen  in  den 


Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      168 

libri  pontificum  nicht  zu  finden  waren,  ist 
selbstverständlich  (natürlich  hat  Cornelius 
Laheo  die  libri  pontificum  selbst  gar  nicht 
gekannt,  geschweige  denn  benutzt,  was  Kettner 
S.  32  'mit  Vorliebe  ging  er  .  .  .  zurück  auf 
die  libri  pontificales,  an  sie  knüpfte  er  am 
liebsten  seine  eigene  Ansicht  an'  und  Müllen- 
eiscn  S.  37  zu  fr.  25  und  S.  43  gegenüber 
hervorgehoben  werden  möge).    Somit  ist  auch 

10  dieser  Stelle  die  ihr  von  Ambrosch  beigelegte 
Bedeutung  abzusprechen;  hier  wie  in  der  vor- 
her genannten,  dem  Cornelius  Laheo  zuge- 
schriebenen Stelle  (s.  Sp.  155,  55  ff.)  ist  indi- 
gitare nur  ein  von  diesem  Autor  (oder  vielleicht 
erst  von  Macrohius'^)  gewählter  hochtrabender 
Ausdruck  für  'zu  einem  Gotte  beten,  ihn  an- 
rufen'. Aber  auch  aus  der  dritten  Stelle, 
Lnterpol  Serv.  Aen.  8,  330  (Sp.  156,  53  ff), 
ergiebt   sich  nicht  das,   was  Ambrosch  daraus 

20  entnimmt.  Betrachtet  man  nämlich  den  Wort- 
laut genauer,  so  zeigt  sich,  dafs  das  'indigi- 
tari'  des  Flufsgottes  des  Tiber  durch  die 
Pontifices  damit  in  Verbindung  gebracht  wird, 
dafs  Tiberinus,  des  Capetus  Sohn,  in  den  Flufs 
gestürzt  sei  und  ihm  den  Namen  gegeben 
habe.  Dies  erinnert  sofort  an  Aeneas,  der  in 
den  Numicius  stürzt  und  als  Aeneas  Indiges 
an  jenem  Flusse  verehrt  wird  (s.  Sp  133,  32  tf.). 
Demnach    scheint    aus    der    in    ihrer  Fassung 

30  nicht  gerade  klaren  Stelle  der  Schlufs  zu 
ziehen,  dafs  der  Flnfsgott  des  Tiber,  wie  jener 
Aeneas  Indiges,  von  den  Pontifices  mit  dem 
Beinamen  Indiges  verehrt  wurde,  so  dafs  sich 
wieder  nur  ein  Zusammenhang  von  indigitare 
mit  Indiges  ergeben  würde. 

Nunmehr  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein, 
wie  die  Sp.  154,  51  ff.  offen  gelassene  Frage, 
ob  die  in  den  varronischen  Reihen  auftreten- 
den Gottheiten  allgemeinerer  Bedeutung  lanus, 

40  Saturnus,  Liber,  Opis,  Carmentes,  Fortuna, 
Mens,  Minerva,  Camena,  luventas,  Fortuna 
Barbata,  Bellona,  Victoria,  Flora  (Sp.  151, 
67 — 152,  11),  denen  noch  Mars  und  Honor 
(Sp.  145,  45),  Pomona  (Sp.  146,  14),  Robigo 
(Sp.  148,  8  f.)  und  luturna  (Sp.  138,  63  ff., 
vgl.  148,  40  ff)  beizuzählen  sind,  in  den  Indi- 
gitamenta verzeichnet  standen  oder  erst  von 
Varro  hinzugefügt  worden  sind,  im  Zusammen- 
hang der  vorliegenden  Erörterungen  zu  bcant- 

50  woiten  ist.  Wenn  auch  diese  Götter,  wie 
Ambrosch  bemerkt  hat  (Sp.  155;  vgl.  Preller 
Sp.  159.  Boissier  Sp.  160.  Beuche- Leder eq^ 
Sp.  162),  in  jenen  Reihen  nur  gewisse  einzelne 
Momente  des  Menschenlebens  u.  s.  w.  zu  ver- 
wirklichen haben,  indem  ihr  allgemeines 
Machtgebiet  hier  nur  auf  einen  besonderen 
Fall  angewandt  wird ,  so  fehlt  doch  hierbei 
gerade  das  Charakteristische  des  indigitare, " 
nämlich   das   Schaffen   einer  Gottheit,   welche 

60  aufserhalb  der  betreffenden  Indigitation  gar 
nicht  vorhanden  ist  (Sp.  137,  24  ff.).  Bei  den 
Funktionen  dieser  Götter  handelt  es  sich  viel- 
mehr deutlich  um  Beziehung  ihrer  vollständig 
sicheren  und  gröfstenteiLs  auch  schon  im  Na- 
men ausgedrückten  Bedeutung  auf  einzelne 
Momente  des  menschlichen  Lebens  u.  s.  w., 
wie  sie  den  Reihen  zu  Grunde  liegen.  Auch 
diese  Gottheiten  sind,  wie  die  Sp.  152  ff. 


IGO      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgeni.  Unters.)      170 

Lesprochenen,  dii  certi  (vgl.  Sp.  150  f.),  sicherlich  das  Werk  Varros,  von  dessen  Be- 
w eiche  Varro  den  aus  den  Indigita-  streben,  auch  innerhalb  der  einzelnen  Bücher 
menta  entnommenen  Indigetes  einge-  eines  Werkes  die  Gegenstände  nach  einer  an- 
reibt hat.  Eine  Bestätigung  dieser  Auffassung  gemessenen  Disposition  zu  behandeln,  die  er- 
bietet August.  4,  16,  wo  es  nach  Anführung  haltenen  Bücher  der  Schrift  de  lingua  latina 
der  Agenoria,  Stimula,  Murcia,  Strenia  (Sp.  144,  (vgl.  die  Übersichten  in  den  Ausgaben  von 
46  ff.)  heifst  Jas  omnibun  diis  et  dcahiis  publica  O.  Müller  S.  XLI  ff.  und  L.  und  A.  Spengcl 
Sacra  facere  susccperunt ,  Quietem  vcro  appel-  S.  XXXlVff.)  Zeugnis  ablegen  (vgl.  auch  z.B. 
lantcs,  quae  facerct  quidum,  cum  acdem  haberet  Varro  de  vita  populi  JRomani  Hb.  I  [lib.  I 
extra  jjortam  Collinam,  publice  ilJam  suscipere  lo  fr.  22  Kettnerj  bei  Non.  S.  494  s.  v.  victuis: 
noluerunt;  hieraus  geht  hervor,  dafs  Varro  "primiim  de  re  futniliari  ah  partibus,  secundo 
eine  Gottheit,  welche  schon  deswegen,  weil  de  victuis  consuetudine  primigenia ,  iertio  de 
sie  in  den  Staatskultus  nicht  aufgenommen  disciplinis  priscis  necessariis  vitae',  was  keines- 
war,  in  den  Indigitamenta  nicht  hätte  ver-  wegs  eine  Inhaltsangabe  der  einzelnen  Bücher 
zeichnet  sein  können  (s.Sp.  186, 46 ff'.;  über  Quies  der  Schrift  de  vita  populi  Eoniani,  sondern 
vgl.  Preller,  E.  M.^  2  S.  222),  offenbar  nur  eine  Disposition  innerhalb  der  einzelnen  Bücher 
ihrer  fest  bestimmten  Bedeutung  Avegeu  in  ist,  s.  H.  Kettner  in  seiner  Ausgabe  der 
seinen  Reihen  aufführte.  Fragmente  dieser  Schrift  [Halae  1863]  S.  6  f.). 
Nicht  Auszüge  aus  Indigetenreihen  Wenn  irgendwo  auf  dem  Gebiete  der  rö- 
also,  sondern  solche  aus  Reihen  von  dii  20  mischen  Religionsaltertümer,  so  gilt  von  den 
certi,  welche  Varro  nach  einem  selbst-  Indigetes  und  den  Indigitamenta  der  Aus- 
erfundenen Prinzip  (s.  Sp.  150,  54  ff.)  und  Spruch  Hartungs  {Bei.  d.  Böm.  1  S.  275), 
mit  teilweise  sehr  fragwürdigen  Mit-  dafs  Varro  recht  eigentlich  das  Fernrohr  ist, 
teln  (s.  Sp.  152,  16  ff.  153,  59  ff.  154,  14  ff.)  durch  welches  wir  in  den  Religionszustand 
aus  der  ihm  bekannten  römischen  Göt-  der  Römer  hineinblicken  {Preller,  B.  M.^  2 
terwelt  zusammenbrachte,  deren  weit-  S.  206  weifs  das  gut  zu  würdigen,  während 
aus  gröfster  Bestandteil  allerdings  Madvig  Sp.  164  falsch  über  Varro  urteilt). 
Indigetes  sind,  liegen  uns  in  den  oben  In  die  Art  und  Weise,  wie  Varro  im  14.  Buche 
mitgeteilten  Götterreihen  bei  Tertul-  der  Antiquitates  rerum  divinarum  die  dii  certi 
lianus,  Arnobius  (in  Überarbeitung,  s.  30  und,  worauf  es  hier  hauptsächlich  ankommt, 
Sp.  140f)  xxnd  Augustim(,s  yox.  Mit  gutem  unter  ihnen  die  Indigetes  behandelt  hatte, 
Grunde  läfst  sich  aber  vermuten,  dafs  Varro  gestatten  die  wörtlichen  Anführungen  aus 
seine  Aufstellung  von  Reihen  auf  Anordnungen  diesem  Buche  und  die  Mitteilungen  des  Au- 
der  Indigetes,  die  er  in  den  Indigitamenta  gustimis  einen  Einblick.  Varro  hatte  sich 
vorfand,  gründete,  dafs  also  etwa,  wie  Am-  nicht  auf  eine  einfache  Aufzählung  der  Götter 
hroscli  (Sp.  157,  allerdings  für  die  von  ihm  mit  Angabe  ihrer  Funktionen  beschränkt, 
vermuteten  tabulae),  Pye?/er(Sp.  158  f),J5oifc7ie'-  tondern  eine  so  eingebende  Darstellung  ge- 
Leclercq  {Sp.  161)  mid  Chantf2}ie  de  la  Savssaye  geben,  dafs  Augitstinus  (6,4)  sich  zu  dem 
(Sp.  165)  annehmen,  in  dieser  Priesterschrift  Ausspruche  veranlafst  fühlte  quid,  quod  in 
die  auf  den  Menschen  und  sein  ganzes  Leben  40  Ulis  tribus  novissimis  libris  deos  certos  et  in- 
bezüglichen  Indigetes  nach  der  Zusammen-  certos  et  selectos  diligenter  explicans  nullam 
gehörigkeit  und  natürlichen  Aufeinanderfolge  deornm  naturam  praeter  mitter  e  videtur?  Er 
ihrer  officia  in  Gruppen  geordnet  waren,  die  hatte  ausführlich  über  den  Kult  der  einzelnen 
sich  auf  Zeugung,  Schwangerschaft,  Geburt  Götter  und  die  auf  denselben  bezüglichen  Ge- 
u.  s.  w.  des  Menschen  (Reihe  a),  ferner  auf  wohnheiten  der  alten  Zeit  gesprochen  (vgl. 
dessen  einzelne  Thätigkeiten  im  übrigen  Leben  die  an  Varros  eigene  Worte  sich  eng  an- 
(Gruppe  b),  besonders  auch  in  dem  Landbau  schliefsenden  Auszüge  bei  August.  6,  9  über 
nach  seinen  vielen  Seiten  (Reihe  c  mit  ihren  die  Gottheiten  Intercidona,  Pilumnus  und  üe- 
verschiedenen  Gruppen),  bezogen;  und  so  ist  verra  [s.  Abschn.  2  s.  vv. ;  dafs  dies  ein  Auszug 
überhaupt  für  die  gesamten  Indigitamenta  50  aus  dem  14.  Buche  ist,  erörtert  Erdm.  Schwarz 
eine  Gliederung  nach  sachlichen  Gesichts-  a.  a.  0.  S.  453  f],  sowie  über  Liber  und  Li- 
punkten  zu  vermuten,  denn  ohne  eine  solche  bera,  und  das  Fragment  bei  Non,  S.  480  s.  v. 
wäre  eine  wirkliche  Brauchbarkeit  dieser  um-  sacrificantur :  Varro  antiquitatum  rerum  divi- 
fangreichen(s.  Sp.l75,12ff.)Götterverzeiehnisse  nnrum  lib.  XII TI  'biviris  nuptis  [so  Popma, 
schlechterdings  undenkbar  (ganz  willkürlich  viris  oder  viri  die  Hss.,  viri  nuptiis  Merhel] 
und  überflüssig  ist  Ambroschs  [Sp\  157]  von  sacrificabantur  in  cubiculo  viduac\  das  offenbar 
Bouche- Leder cq  [Sp.  163]  acceptierte  Annahme  in  den  Abschnitt  über  die  dii  coniugales  ge- 
von  Auszügen  [tabulae]  aus  den  Indigitamenta  hört).  Vor  allem  aber  hatte  er  das  Wesen 
zum  praktischen  Gebrauch  in  den  Händen  der  und  die  Bedeutung  der  einzelnen  Gottheiten 
Pontifices).  Einen  streng  durchgeführten  Unter- eo  nach  seiner  Art  in  gelehrten  Auseinander- 
schied zwischen  persona  und  res,  den  man  den  Setzungen  erörtert  (vgl.  die  Fragmente  Sp.  138, 
Indigitamenta  zugesehrieben  hat  {Amhrosch  15fF.  3lff.  47ff.;  s.  auch  Sp.  187,  25ff.;  J.»(/itsf. 
Sp.  155.  157.  Mommscn  Sp.  165),  also  ein  4,  16  citiert  Varro  für  die  Bedeutung  der 
juristisches  Prinzip,  kann  man  aber  kaum  an-  Murcia  den  Dichter  Pomponius,  s.  Sp.  154,  21  ff.) 
nehmen;  die  Unterscheidung  von  Göttern  ad  und  dabei  nicht  nur  die  verschiedenen  An- 
ipsum  Jiominem  pertin':ntes  und  dii  qui  perti-  sichten  anderer  berücksichtigt  (vgl.  das  Frag- 
nerent  non  ad  ipsum  hominem,  sed  ad  ea  quae  nient  über  Venilia  in  den  Schol.  Veronens.  Aen. 
sunt  hominis  (Sp.  131,  17  ff.)  ist  in  dieser  Form  10,  76,  Sp.  139,  2  ff.),  sondern  auch,  und  zwar 


& 


171      Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 


Indigitameiita  (allgem.  Unters.)      172 


otFeubar  in  weitgehendster  Weise,  über  das 
Wesen  der  Götter  eigene  Ansichten  und  Deu- 
tungen aufgestellt:  so  gelten  ihm  die  Parca, 
Nona  und  Decinia  als  Fata  tria  (s.  Sp.  138,  15  ff.), 
die  Prorsa  und  Postverta  nennt  er  Carmentes 
(s.  Sp.  138,  Slff.  und  Tertull.  ad  nat.  2,  11, 
dem  jenes  von  Gellius  erhaltene  Stück  des 
14.  Buches  vorgelegen  hat;  allerdings  werden 
Porrima,  eine  der  Prorsa  eng  verwandte  Göttin, 
und  Postverta  an  den  Carmentalia  mit  Car- 
menta  zusammen  verehrt,  s.  Bd.  1  Sp.  853,  4ff. 
und  unten  Abschn.  2  s.  vv.  Porrima  und  Post- 
veiia);  den  Mutunus  Tutunus  identificiert  er 
mit  dem  griechischen  Priapns  (Ätigust.  4,  11. 
34.  6,  9;  s.  Abschn.  2  s.  v.  Mutunus  Tutunus); 
auch  die  neben  Priapns  bei  August.  6,  9  ge- 
nannte Venus  (Sp.  144  Z.  68)  wird  nur  auf 
eine  von  Varro  vorgenommene  Gleichstellung 
einer  Gottheit  des  ehelichen  Beilagers  mit 
Venus  zurückzuführen  sein  (vgl.  August.  6,  9. 
7,  2.  3  [Sp.  149,  59  ff.],  wo  nach  Varro  Libera 
als  Venus  erklärt  wird).  Bei  den  Fata  Scri- 
bunda,  welche  nach  Tertull.  de  an.  39  am 
letzten  Tage  der  ersten  Lebenswoche  des  neu- 
geborenen Kindes  angerufen  werden  (Sp.  144 
Z.  18),  könnte  man  im  Hinblick  darauf,  dafs 
die  Vorstellung  des  Fatum  und  der  Fata 
(neutr.  plur.)  sich  wahrscheinlich  erst  unter 
Einwirkung  griechischer  Ideen  gebildet  hat 
(s.  Bd.  1  Sp.  1447,  24  ff.  1449,  17  ff.),  dagegen 
ein  geschlechtlich  differenzierter  Fatus  und 
eine  Fata  echt  römische  Götterfiguren  sind 
(s.  Bd.  1  Sp.  1452  f.  s.  V.  Fatm,  Fata),  und 
eine  in  der  Einzahl  auftretende  Fata  Scribunda 
auch  viel  besser  zu  den  übrigen  Indigetes 
pafst,  sich  versucht  fühlen,  an  eine  von  Varro 
vorgenommene  Umdeutung  einer  weiblichen 
Fata  zu  einer  Mehrzahl  (wohl  Dreizahl,  s. 
Bd.  1  Sp.  1449,  5  ff.)  von  neutralen  Fata  zu 
denken,  wenn  nicht  das  Bd.  1  Sp.  1444  fi'.  über 
die  Fata  Scribunda  Gesagte  es  wahrscheinlich 
machte,  dafs  diese  Gottheiten  überhaupt  nicht 
zu  den  Indigetes  gehören  und  den  Sp.  168, 36fi'. 
zusammengestellten  Göttern  anzureihen  sind. 
Eine  grofse  Rolle  spielt  bei  seinen  Deutungen 
die  Etymologie,  die  er  jedoch  höchst  unglück- 
lich handhabt  (s.  die  Sp.  153  f.  angeführten  Bei- 
spiele und  Abschn.  2  s.  vv.  Panda,  Eusor,  Ve- 
nilia).  Auch  an  Irrtümern  fehlt  es  nicht:  es 
ist  gar  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  in  dem 
Sp.  138,  47  ff.  mitgeteilten  Fragmente  Varro 
den  Gott  Vaticanus,  den  praeses  agri  Vaticani, 
infolge  von  Verwechselung  mit  einem  In- 
diges  Vagitanus  (in  älterer  Zeit  Vacitanus 
geschrieben)  zum  göttlichen  Beschirmer  des 
vagitus  der  Kinder  macht  (Augtist.  4,  8.  11 
und  21,  der  ebenfalls  den  Vaticanus  als  Gott 
des  vagitus  nennt  [Sp.  143/144  Z.  23],  hat 
jedenfalls  dieses  zufällig  erhaltene  Stück  beim 
Excerpieren  als  Vorlage  gehabt;  falsch  ist  es, 
wenn  Härtung,  Sei.  d.  Böm.  2  S.  240  Anm.  ff), 
der  den  Gott  Vagitanus  nennt,  sagt  ''man  hat, 
weil  die  Hdschr.  schwanken,  diesen  Namen 
mit  Vaticanus  verwechselt',  also  den  Grund 
des  Irrtums  in  Abschreibefehlern  sucht;  M'alz 
in  PauJys  Bealenc.  6,  1  S.  434  führt  Vagitanus 
in  einer  Weise  an,  als  ob  bei  August.  4,  11 
diese    Namensform    überliefert    wäre;    Preller, 


E'.  M.^  2  S.  209  f.  spricht  ebenfalls  von  Va- 
gitanus, indem  er  [S.  210  Anm.  1]  bei  August. 

4,  8  Vagitanus  schreibt,  4,  21  aber  Vaticanus 
stehen  läfst,  mit  dem  Bemerken  'Varro  wollte 
nehmlich  auch  den  Dens  Vaticanus  wie  Vagi- 
tanus erklären';  Bouche-Lcdercq,  Les  Pontifes 

5.  32  giebt  ohne  nähere  Erklärung  'Vagitanus 
(Vaticanus)';  auch  Marquardt,  Staatsvirio.  h'^ 
S.  12  nennt  den  Gott  Vagitanus,  aber  wie  die 

10  übrigen  hier  angeführten  Gelehrten  ohne  Er- 
kenntnis des  vorstehend  klargestellten  Sach- 
verhalts). 

Besonders  bemerkenswert  ist  es,  dafs  Varro 
in  dem  Buche  de  diis  selectis  die  officia  ein- 
zelner Indigetes  als  Funktionen  von  dii  selecti 
und  die  Namen  jener  Indigetes  als  Beinamen 
dieser  dii  selecti  aufführte.  Augustinus  (7,  2 
und  3)  bezeugt  dies  für  Fluvionia  (jedoch  mit 
Verwechselung  von  [luno]  Fluvionia  und  Inno 
20  Lucina,  wie  1 ,  2  et  hunc  provinciam  fluorum 
menstruorum  in  libro  selectorum  deorum  ipsi 
lunoni  idtm  auctor  [d.  i.  Varro]  adsignat, 
quae  .  .  .  hie  tamquam  luno  Lucina  cum  eadem 
Mena  .  .  .  eidem  cruori  praesidet  zeigt,  denn 
die  hier  angegebene  Funktion  ist  das  officium 
der  [luno]  Fluvionia,  nicht  das  der  luno  Lu- 
cina), ferner  (c.  3)  für  Iterduca  und  Domiduca, 
deren  Funktionen  und  Namen  Varro  im 
16.  Buche  der  luno  zuteilte;  und  bei  Martian. 
30  Cap.  2,  149  an  einer  Stelle,  die  jedenfalls  auf 
Varro  zurückgeht  (s.  Eyssenlmrdts  Praefatio 
in  Martianum  Capellam  S,  XXXXVIII),  erhält 
luno  dieselben  Beinamen  Fluonia,  Iterduca, 
Domiduca  (jedoch  Iterduca  und  Domiduca  in 
anderer  Beziehung  ihrer  Bedeutung,  s.  Abschn.  2 
s.  vv.).  Bei  Arnohius  3,  30,  wo  ebenfalls  offen- 
bar varrouische  Doktrin  vorliegt,  führt  Inno 
die  Beinamen  Fluvionia  und  Ossipagina.  Ferner 
hatte  nach  Augustinus  (7,  11  und  12)  Varro 
40  unter  den  Beinamen  luppiters  im  16.  Buche 
auch  Pecunia  aufgeführt  mit  der  Ex-klärung 
et  Pecunia  .  .  .  vocatur,  quod  eius  sunt  omnia; 
und  4,  11,  wo  Augustinus  'de  mullis  diis,  quos 
doctores  paganorum  unum  eundemque  loveni 
esse  defendunf  handelt,  wird  sogar  jene  ganze 
turba  quasi  plebeiorum  deorum  als  Manifesta- 
tionen luppiters  betrachtet  mit  der  Bemerkung 
M  omnes  dii  deaeque  sit  unus  Iiqipiter,  sive 
sint,  ut  qtddam  volunt,  omnia  ista  partes  eius 
50  sive  virtutes  eius,  sicut  eis  videtur,  quihus  cum 
placet  esse  mundi  animum,  quae  sententia  velut 
magnorum  muUumque  doctorum  est.  Aber  auch 
schon  bei  der  Besprechung  der  dii  certi  im 
14.  Buche  mufs  Varro  in  ähnlicher  Weise 
verfahren  sein.  Als  ersten  Gott  der  Reihe  a 
(Sp.  143/144  Z.  2)  führt  Tertullianus  {ad  nat. 
2,  11)  aus  Varro  einen  Indiges  Consevius,  qui 
eon [satio] nihus  concubitalibus  praesit  an,  wäh- 
rend Augustinus  (7,  2  und  3),  der  doch  eben- 
so dieselben  Auseinandersetzungen  Varros  excer- 
piert,  als  ersten  Gott  mit  der  gleichen  Funktion 
lanus  nennt  (c.  3  confert  .  .  .  lanus  aditum  et 
quasi  ianuain  semini);  dies  berechtigt  zu  der 
Annahme,  dafs  Varro  an  der  von  beiden  Kir- 
chenvätern excerpierten  Stelle  wohl  einen 
Indiges  Consevius  namhaft  machte,  denselben 
aber  zugleich  als  Manifestation  des  lanus  be- 
zeichnete.    Diese    eigentümliche    Behandlung 


17o       Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      174 

der  Indigetes  (beziehungsweise   der  dii  certi)  Ö.  20)  sagt  'Endlich  war  man  auch  gar  nicht 

beruht,  soweit  es  sich  um  Zurückführung  der-  zweifelhaft  darüber,  dass  ein  Theil  der  vorher 

selben  auf  luppiter  handelt,   auf  dem  theolo-  angeführten  Namen  Beinamen  bekannter  Götter 

gischen  System   Varros,  das  die  theologischen  seien,  dass  also  z.  B.  die  Iterduca,  Domiduca, 

Lehren    der    Stoiker    auf   die    Erklärung    der  Fluonia,    Ossipago,   Cinxia,  Lucina  auf  Juno, 

römischen  Religion  anwendet,  um  dieselbe  zu  Stei'cutius   auf  Saturn'   (August.  18,  15),  'Lu- 

einem    inneren    Verständnis    zu    bringen   (vgl.  cetius  auf  luppiter'  (Serv.  Äen.  9,  567),   'be- 

L.   Krahner ,    Grundlinien   zur  Geschichte    des  zogen    werden   müsse';    denn  die   Indigetes 

Verfalls    der   röm.   Staatsreligion    bis    auf  die  Iterduca  u.   s.  w.    sind    nicht    identisch    mit 

Zeit  des  August.   Progr.  Lat.  Hauptsch.  Halle  lo  Inno    Iterduca   u.   s.   w.    (die    Beispiele    des 

1837  S.  51  ff.  3Ierlcel,  Prolegom.  zu  üvids  Fast.  Stercutius    und    Lucetius    bleiben    hier    aufser 

S.  CCXX  ff.  Marquardt,  Staatsverw.  3*  S.  62ff.  Betracht,   weil   es   sich  dabei  nicht  um  sicher 

Preller,    B.    31.^   1    S.   35 f.     Boissier ,    FAude  bezeugte  Indigetes  handelt),  und   die   soeben 

S.  273  ff.     Frdm.   Scincarz   a.   a.  0.    S.  455  ff.  mitgeteilte    Auffassung    sowie    überhaupt    die 

473  ff. ;    über  die   Theologie   der  Stoiker  vgl.  von  Amhrosch  (Sjd.  156),  Schwegler  (Sp.  157  f.; 

Zelhr,  Philos.  d.  Griech    3,  1'  S.  288  ff.  [über  vgl.   Büm.    Gesch.  1  S.  226  f.),    Marqunrdt  (in 

Varro  das.    S.  594  ff.]).     Die    stoische    Lehre,  der    ersten    Bearbeitung    a.   a.   0.   S.    18.   22; 

dal's    die    eine    Gottheit,    je    nachdem    sie    in  Sp.  164,    vgl.  Staatsverw.  3^  S.  24),  M.   Voigt 

mannigfachen   Obliegenheiten  thätig  ist,  ver-  {IJas  jus  naturale,   aequum  et  bonum  und  jus 

schiedene  Namen  hat,  d.  h.  dafs  die  verschie-  20  gentium    der  Bömcr.   2    [Leipz.    1858]   S.  564), 

denen   Götter    nur  Manifestationen    der  einen  Stark  {Sp.  Ib9i.),  Boissier  {Sp.  IQQ)  und  Bouclie- 

Gottheit  sind   {Serv.  Aen.  4,  638   et  scienduni  XecZercg;  (Sp.  162 f.)  in  verschiedener  Weise  ver- 

Stoicos    dicere   unum    esse    deum,    cui  noniina  tretene   (bei  Preller  aber  sich  nicht  findende, 

rariantur  i^ro    actibus    tt  officiis;  georg.  1,  5  von    Chantepie    de    la    Saussaye   Sp.  165   aus- 

Stoici  dicunt  non  esse  nisi  unum  deum  et  unam  drücklich  zurückgewiesene)  Ansicht,  dafs  die 

eandetnque  potestatem,  quae  pro  ratione  officio-  Indigetes  ursprünglich  nur  Qualitätsbestimmun- 

rum  nostrornm  variis  nominibus  appellatur  =  gen  oder  Bezeichnungen  verschiedener  Funk- 

Mythogr.    Vatic.    II   prooem.;    Mucrob.    Sat.  tionen   einer  beschränkten  Anzahl  'gröfserer' 

1,  17,  4  et  sicut  Maro,   cum  deuna  lunone  Gottheiten  gewesen  seien,   verkennt  den   Ur- 

diceret  {Äen.  1,  8)   'quo  numine  laeso^,  ostendit  so  sprung  der  Indigetes. 

unius  dei  effectus  varios  pro  variis  censendos  Klar  und  deutlich  ist  derselbe  ausgedrückt 
esse  Huminibus ,  ita  diversae  virtutcs  solis  no-  in  den  Worten  pontifices  dicunt  singulis  actibus 
mina  dis  dederunt,  wahrscheinlich  aus  Cornelius  ^:»?'07;ii';'os  deos  praeesse  {Interpol.  Sero.  Aen. 
Labeo,  s.  Wissoum,  De  Macrobii  Saturn,  fontib.  2,  141;  ganz  unhaltbare  Auffassung  dieser 
S.  41  f.,  vgl.  S.  37;  Mythngr.  Vatic.  17/ prooem.),  Stelle  bei  Bouche-Leclercq  Sp.  163).  Die  Pon- 
wandte  Varro  in  der  Weise  auf  die  römische  tifices  also  waren  die  Schöpfer  der  eigenartigen 
Götterwelt  an,  dafs  er  die  dii  selecti  als  Aus-  Götterwelt  und  der  bis  ins  Kleinste  gehenden 
flüsse,  die  dii  certi,  also  auch  die  Indigetes,  Kasuistik  der  Indigitamenta,  indem  sie  lehrten, 
als  verschieden  bestimmte  Bethätigungen  lup-  dafs  jeder  Moment  des  menschlichen  Lebens, 
piters  betrachtete,  so  dafs  dieser  sich  in  drei-  40  jede  Thätigkeit  u.  s.  w.  unter  dem  Schutze 
hundert  Funktionen  vorfindet  {Tertull.  apol.  14.  einer  nur  diesem  einen  Momente  u.  s.  w. 
ad  nat.  1,  10;  v^l.  Krahner  S.  52.  Marquardt  eigenen  Gottheit  (proprius  deus),  d.  h.  eines 
S.  63.  Frdm.  Schwarz  S.  427  f.;  unhaltbare  Indiges  (Sp.  137)  stehe,  und  indem  sie  diese 
Auffassung  bei  Bouche-Leclercq,  Les  Pontifes  Gottheiten  nun  mit  Namen,  die  ihre  Funktionen 
S.  46).  Anders  scheint  dagegen  über  die  var-  möglichst  genau  ausdrückten  (Sp.  166, 40  ff.), 
ronische  Auffassung  der  Domiduca,  Fluvionia,  bezeichneten.  Nicht  lebendiger  -Volks- 
Iterduca  und  Ossipagina  als  Bethätigungen  glaube  an  die  Mächte  des  Himmels  und 
der  Inno  zu  urteilen.  Wenn  man  nämlich  der  Erde,  sondern  eine  von  Priestern 
berücksichtigt,  dafs  in  der  Reihe  a  die  Namen  erfundene  und  vorgenommene  Vergött- 
Lucina  {Tertull.  de  an.  37.  August.  4,  11.  21.50  lichung  abstrakter  Begriffe  liegt  in 
34;  Sp.  143/144  Z.  14)  und  Cinxia  mit  Unxia  den  Indigetes  und  Indigitamenta  vor 
{Arnob.  3,  25;  Sp.  147,  35  ff.),  die  sonst  der  ('es  gehört  die  ganze  Begriffsspalterei  eines 
luno  als  Beinamen  zukommen,  als  Bezeich-  römischen  Juristenverst^ndes  dazu,  um  nur 
nungen  selbständiger  Indigetes  genannt  werden,  alle  diese  Sondergottheiten  auszuginnen  und 
so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dafs  bei  Domi-  von  einander  zu  unterscheiden'  0.  Pfleiderer, 
daca,  Fluvionia,  Iterduca  und  Ossipagina  das-  Die  Religion,  ihr  Wesen  und  ihre  Geschichte 
selbe  Verhältnis  besteht,  d.  h.  dafs  diese  u.  s.  w.  2  [Leipz.  1869]  S.  168;  Nissens  ge- 
Namen nicht  nur  selbständigen  Indigetes,  son-  künstelte  Erklärung  der  Genesis  der  Indigetes 
dern  auch  der  luuo,  zu  deren  Wesen  die  in  ist  Sp.  165 f. mitgeteilt;  unhaltbare  Ansicht  über 
diesen  Namen  ausgedrückten  Funktionen  gut  eo  den  Ursprung  der  Indigites  bei  /.  Weisiveiler 
passen,  als  Beinamen  zukamen,  und  dafs  aus  in  der  Abschn.  2  bei  Adolenda  angeführten 
diesem  Grunde  Varro  im  16.  Buche  von  luno  Abhandlung  S.  40  f.).  Jeder  von  den  Ponti- 
Domiducau.  s.w.  gesprochen  hatte  (vgl.  die  ver-  fices  geschaffene  Indiges  ist  also  von  Natur  ein 
schiedenen  Auffassungen  dieses  Gegenstandes  in  jeder  Beziehung  selbständiger  Gott,  auch 
bei  Marquardt  S.  20.  Freller  1  S.  275.  2  S.  207.  wenn  seine  Funktionen  und  sein  Name  mit 
Boscher,  luno  und  Hera  S.&7.  Schwarz  S.  4:6(3  ff.).  der  Bedeutung  und  dem  Beinamen  einer 
Jedoch  kann  es  nicht  als  richtig  bezeichnet  'gröfseren'  Gottheit  übereinkommen;  Indigetes 
werden,  wenn  z.  B.   Marquardt  {Staatsverw.  3-  wie  Cinxia,   Lucina  u.  s.  w.  sind  Erfindungen 


175 


Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 


der  Priester,  eine  Inno  Cinxia,  Lucina  u.  s.  w. 
gehört  dem  Glauben  des  Volkes  an. 

Dafs  die  genannte  Lehre  der  Pontifices 
ihren  Ursprung  bat  in  einer  tiefen  Religiosität, 
welche*  sich  des  göttlichen  Schutzes  in  jedem 
Augenblicke  des  Lebens  versichern  will,  ist 
kaum  zu  bezweifeln;  der  auf  das  Abstrakte 
gerichtete  Sinn  der  Römer  veranlafste  es,  dafs 
diese  Religiosität  in  einer  unbegrenzten  An- 
zahl von  Begriffsgöttern  und  in  einem  damit 
verknüpften  endlosen  System  gottesdienstlicher 
Observanz  aufging.  Die  praktische  Durch- 
führung nämlich  der  Anschauung,  dafs  jeder 
Lebensmoment,  jede  Thätigkeit  u.  s.  w.  ihren 
Indiges  habe,  mufste  naturgemäfs  zur  Fest- 
stellung einer  nahezu  unendlichen  Anzahl  von 
Indigetes  führen  und  die  Indigitamenta  zu  ge- 
waltigem Umfange  anschwellen  lassen:  August. 

4,  8  quando  autem  possunt  uno  loco  libri  Imius 
commemorari  omnia  nomina  deoruin  et  dearum, 
qiiae  Uli  grandibus  voluminihus  vix  com- 
prehendere  potiicrunt  singulis  rebus  ])ropria  dis- 
pertientes  officia  numinum  ?  (jedenfalls  hat  Augu,- 
stinus  die  Indigitamenta  selbst,  nicht  Varros 
Antiquitates  rerum  divinarum  im  Auge;  eigen- 
tümliche Auffassung  der  Stelle  bei  Bouchc- 
Leclercq,  Les  Pontifcs  S.  57;  Preller,  B.  31.^  1 

5.  134  Anm.  1  und  Boissier ,  Etüde  S.  238  f. 
Anm.  2  beziehen  auf  die  Indigitamenta  die 
Stelle  Cic.  n.  d.  1,30,84  deinde  nominum  non 
magnus  numerus  ne  in  pontificiis  quidem  no- 
stris,  deorum  autem  innumerabilis ,  wohl  nicht 
mit  Recht,  denn  von  den  Indigitamenta  hätte 
Cicero,  wenn  er  sie  wirklich  kannte,  unmöglich 
so  sprechen  können). 

Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  die  Indi- 
gitamenta, deren  Ursprung  auf  Numa  zurück- 
geführt wurde  {Arnob.  2,  73  Pompiliana  indi- 
gitamenta., s.  Sp.  153,  21  ff.),  wie  alle  mit  dem 
Namen  dieses  Königs  bezeichneten  Schriften 
zu  den  ältesten  Urkunden  im  Archiv  der  Pon- 
tifices gehörten;  dafs  ein  so  künstliches  Er- 
zeugnis der  Priesterweisheit  aber  wirklich  bis 
in  die  Königszeit,  von  deren  Götterkult  wir 
uns  ganz  andere  Vorstellungen  machen  müssen, 
hinaufreichte  (vgl.  Amhrosch,  Belüjiombücher 
Heft  2  S.  247  ff.  =  Abdr.  S.  27  ff.  Heft  4  S.  35. 
38  f.  =  Abdr.  S.  42  f.  46  f.  Preller,  B.  M.^  1 
S.  134.  2  S.  204.  Bouclie- Leder cq  Sp.  161  und 
die  phantasiereichen,  Sp.  160  nur  kurz  angedeu- 
teten Hypothesen  Boissiers,  Etüde  S.  239  f.),  ist 
durchaus  unwahrscheinlich.  Glücklicherweise 
lassen  sich  aus  einigen  chronologisch  genau 
bestimmten  geschichtlichen  Ereignissen,  mit 
denen  der  Kult  gewisser  Indigetes  im  Zusammen- 
hange steht,  Anhaltspunkte  gewinnen  für  eine 
ungefähre  Bestimmung  der  Zeit,  in  welche  das 
auf  das  Schaffen  von  Indigetes  gerichtete  Wir- 
ken der  Pontifices  und  die  Entwicklung  der 
Indigitamenta  zu  setzen  ist  {Ambrosch,  Beli- 
gionsbücher  Heft  4  S.  34  ff.  =  Abdr.  S.  42  fl'. 
Prcller,  B.  M.'^  1  S.  61.  2  S.222.  Bouclic-Lecltrcq, 
Les  Pontifes  S.  51  ff.  Murquardt,  Staatsveriv.  3'^ 
S.  31  besprechen  die  hier  anzuführenden  That- 
sachen  aus  anderen  Gesichtspunkten).  Als  im 
Jahre  363/391  eine  nächtliche  Stimme  das  An- 
rücken der  Gallier  verkündet  hatte,  aber  un- 
beachtet   geblieben   war,    wurde   i.  J.  364/390 


Indigitamenta  (allgem.  Unters.)       176 

nach  der  Niederlage  der  Römer  durch  die 
Gallier  zur  Sühnung  des  begangenen  Frevels 
an  der  Stelle,  wo  die  Stimme  gehört  worden 
war,  dem  Aius  Locutius  ein  Altar  oder  kleines 
Heiligtum  gebaut  (s.  das  Nähere  und  die  Be- 
legstellen in  Abscim.  2  s.  v.  Aius  Locutius). 
Diese  Gottheit  ist  unzweifelhaft  ein  Indiges 
(s.  die  Ausführungen  Sp.  137  u.  166,  400".),  der 
ganze  Vorgang  zeigt,   dafs   die    Pontifices 

10  schon  im  Jahre  363/391  ihre  schöpfe- 
rische Thätigkeit  übten.  Im  Jahre  543/211 
kehrte  Hannibal,  als  er  auf  Rom  loszog,  durch 
Visionen  erschreckt  kurz  vor  der  Stadt  plötz- 
lich um;  an  der  Stelle,  wo  dies  geschehen  war, 
wurde  ein  fanum  eines  Gottes,  der  den  Doppel- 
namen Rediculus  Tutanus  oder  Tutanus  Redi- 
culus  geführt  zu  haben  scheint,  erbaut  (s.  das 
Nähere  und  die  Stellenangaben  in  Abschn.  2 
s.  vv.  Bedicidus,  Tutanus).    Auch  hier  handelt 

20  es  sich  deutlich  um  einen  Indiges,  wobei  es 
jedoch  unentschieden  bleiben  mufs,  ob  dieser 
Gott  damals  erst  geschaffen  oder  einem  schon 
vorhandenen  die  Verscheuchung  Hannibals  zu- 
geschrieben wurde.  Die  letztere  Möglichkeit 
nicht  unberücksichtigt  zu  lassen  rät  folgendes. 
Wie  aus  August.  4,21  und  28  hervorgeht,  hatte 
Varro  im  14  Buche  ausdrücklich  angegeben, 
dafs,  während  Gottheiten  des  Kupfer-  und  Silber- 
geldes, Aescolanus  und  Ai-gentiuus,  existierten 

30  (s.  Sp.  145  Gruppe  b),  es  einen  Aurinus,  Gott 
des  Goldgeldes,  nicht  gegeben  habe.  Danach 
müssen  wir  annehmen,  dafs  die  Pontifices  für 
das  Goldgeld,  welches  in  Rom  zuerst  i.  J. 
537/217  (s.  Hultscli,  Griech.  u.  rüm.  Metrologie'^ 
S.  302)  geprägt  wurde,  keinen  Indiges  fest- 
setzten, während  sie  für  das  nicht  gar  so  lange 
vorher,  i.  J.  485/269  oder  486/268  (s.  Hultsch 
a.  a.  0.  S.  267  f.),  zuerst  geprägte  Silbergeld 
einen    solchen    aufgestellt    hatten.      Demnach 

40  scheint  es,  dafs  zur  Zeit  des  zweiten 
punischen  Krieges  der  Indigetenkult 
im  Kollegium  der  Pontifices  selbst  in 
Verfall  geriet,  insofern  das  Schaffen  neuer 
Indigetes  aufhörte  und  vielleicht  nur  bei  ganz 
aufsergewöhnlichen,  wichtigen  Gelegenheiten 
noch  stattfand  (anders  urteilen  Ambrosch,  Be- 
ll gionsbücher  Heft  4  S.  37  =  Abdr.  S.  45  und 
Preller,  B.  M.^  2  S.  222  Anm.  2).  Ein  Priester- 
tum,  welches,   wie   es  bei   den  Pontifices  der 

50  Fall  war,  sich  immer  mehr  verweltlichte  (vgl. 
Blarquardt,  Staatsvenv.  3^  S.  64  ff.),  wird  aber 
den  komplicierten  und  mühsamen  Indigeten- 
kult und  die  äufserst  umständlichen  Indigita- 
menta gar  bald  ganz  in  Vergessenheit  haben 
geraten  lassen.  Daher  konnte  verhältnismäfsig 
früh  der  Begriff  der  Indigetes  aus  dem  Bewufst- 
sein  des  Volkes  entschwinden  (s.  Sp.  135,  4  ff), 
umsomehr  als  die  Indigetes,  wie  sie  Schöpfungen 
derPontifices  waren,  so  ofi"enbar  niemals  recht  in 

60  den  Volksglauben  gedrungen  (vgl.  d.  Sp.  1 74, 46  ff. 
Gesagte)  und  stets  mehr  Götter  der  Priester 
geblieben  sind;  das  Volk  war,  wie  jedenfalls 
richtig  bemerkt  worden  ist  {Ambrosch  Sp.  157. 
Prcller  Sp.  159.  Bouche-Leclercq  Sp.  161),  immer 
darauf  augewiesen,  sich  bei  den  Pontifices  be- 
trefi's  der  Verehrung  der  Indigetes  Rat  ein- 
zuholen (vgl.  Liv.  6,  1,  10  quae  .  .  .  ad  Sacra 
pertinebant ,  a  pontificibus  maxime  ut  religione 


177      Iiidigitamenta  (allgem.  Uutcrs.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      178 

obstrictus  hdberent  multitudinis  animos  opprcssa;  bar    aus    Varro    stammeuder    Indigetennamen, 

MarqiianU  nimmt  jedoch  an,  dafs  ein  Teil  der  von   den   oben  Sp.  143  ff.   angeführten  Namen 

Gebetsformulare   der  Indigitamenta  Volkstum-  folgende:  Agenoria  S.  50,  Lacturius  [sie!]  d.  i. 

lieh  geworden  sei,  s.  Sp,  163).  Lacturnus  S.  327,  Limentinus  S.  328,  Numeria 

Die    vorliegende   Untersuchung  hat  es  bei  S.  384,  [F«^ica««s  ^«öfanorM»»  rfews  S.  626  etwa 

der  Ermittelung  des  Inhaltes  der  Indigitamenta  =  Vagitanus?  vgl.  Sp.  171,  49ff.;  der  Thesaurus 

und  des  Wesens  der  Indigetes  bisher  (von  den  hat  auch  den  CowitfS  co«Si7ioii<?M  (ie«sS.  148.151; 

soeben  erwähnten,  den  Aius  Locutius  und  Re-  S.  152  s.  v.  considium,  vgl.  dazu  das  Sp.  153, 

diculus  Tutanus   oder  Tutanus   Kediculns   be-  59  ff.  Gesagte];   danach  kann   die  Odoria  und 

treffenden  Erzählungen  einstweilen  abgesehen)  lo  die   sogleich  für  Reihe  c  anzuführende  Göttin 

nur  mit  den  in  den  direkten  Fragmenten  des  unbedenklich    für    die    Indigitamenta    in    An- 

14.  Buches  von   Vorros  Antiquitates  rcriim  di-  spruch  genommen  werden).    Ein  zur  Gruppe  b 

vinaruui ,  in  den  Auszügen  aus  diesem  Buche  (Sp.  145)   gehöriger  Gott  ist  der  Arculus  qui 

bei    TertuVianus ,    Arnuhius   und    Augustinus,  tutelum  gereret   arcarum   bei  Paul.  S.  16   s.  v. 

und  in  Fragmenten  der  varronischen  Schriften  Arculus;  die  z.B.  \on  Cicero  de  Ze^.  2, 11,28  und 

Catus  de  Uberis  educandis  und  de  vita  popiili  Livius  2,  7,  12  genannte  Vica  Pota,  nach  Aus- 

Bomuni  enthaltenen  Göttern  zu  thun  gehabt.  weis  ihres  Namens  eine  Siegesgöttin  (s.Abschn. 

Es    finden    sich    aber    bei    den    Schriftstellern  2   s.  v.),  ist  mit  der  Sp.  148,  21    angeführten 

auch   sonst  noch  Gottheiten  genannt,   welche  Pellonia  zusammenzustellen  und  der  Gruppe  b 

nicht   nur  dem   Sp.  137   und  166  entwickelten  20  zuzuweisen.     Der    Hauptgruppe    der    Reihe    c 

Begriffe  eines  Indiges  vollständig  entsprechen,  (Sp.  146,  10  ff.)  einzureihen  ist  die  von  Macroh. 

sondern  auch  zu  den  in  den  Reihen  und  Grup-  Sat.  1,  16,  8   erwähnte  Semonia,  die   als   eine 

pen  Sp.  142  ff.  aufgeführten  Gottheiten  so  gut  Göttin  der  semina  (s.  Abschn.  2  s.  v.)  mit  dem 

-^lassen,   dafs  sie  mit  voller  Sicherheit  als  aus  Sator  vor  die  Seia  zu  stellen  ist  (s.  Sp.  147,  68. 

den    Indigitamenta    stammend    zu    betrachten  148,  If.;  diesen  Platz  hat  sie  auch  bei  ikfacro- 

sind.      Bei    einigen    dieser    Götter    läfst    sich  Mus,  der  folgende  Indigetes  aufzählt:  Semonia, 

mit  grofser  Wahrscheinlichkeit   Varro  als  die  Seia,  Segetia,  Tutilina  [Seia,  Segetia  und  Tu- 

Quelle  ihrer  Erwähnung  bei  den  Schriftstellern  tilina    in    derselben    Reihenfolge    bei    August. 

vermuten,  jedoch  soll  hierauf  nicht  das  Haupt-  4,  8,   s.  Sp.  146,  10]);   die  Segesta  a  segetihus 

gewicht  gelegt  werden,    da  vielmehr  der  so-  30  bei  Fliru  n.  h.  18,  8  ist  der  Segetia   in    der- 

eben  bezeichnete  Charakter  der  Gottheiten  hier  selben  Reihe  (Sp.  146,  10)  eng  verwandt,   die 

das  Ausschlaggebende  ist.  Messia  a  messibus  bei  Tertull.  de  spect.  8  findet 

Zu    den    Geburtsgottheiten    der    Reihe    a  ihren  Platz  vor  der  Tutilina,  der  Beschützerin 

(Sp.  143/144    Z.  12  ff.)    tritt    die    schon    oben  des  eingeernteten  Getreides   (^p.  146,  10;    die 

Sp.  171, 8ft".beiläufigerwähntei  von  OüiW./".  1,633  Stelle  TertulUans  geht  zurück  ?i\\i  diiQ  Ludicra 

und  Interpol.  Serv.  Aeii.  8,  336  mit  Postverta  historia  des  Suetonius  [fr.  188**  S.  335ff.  Reiff.], 

(s.  Sp.  143  Z.  14)  zusammen  genannte  Porrima  der  seinerseits  jedenfalls  Farros  neuntes  Buch 

(s.  Abschn.  2  s.  v.)  und   die  bei  Macrob.  Sat.  der  Antiquitates  rerum  divinarum  de  ludis  cir- 

1,7,20    ebenfalls    mit    Postvorta    verbundene  censibusa.\sQ,üeU.ehat,\g\.Iieifferscheid,Quaest. 

Antevorta   (s.  Abschn.  2  s.  v.);   zu  denjenigen  40  Suetonianae  in  dessen  Suetonius  S.  463 f.);  die 

Gottheiten    derselben   Reihe,    welche    in    den  Frugex'ia  dea  frugum  im   Thesaur.   nov.   latin. 

ersten  Tagen  nach   der  Geburt  des  Kindes  in  a.  a.  0.  S.  240  erscheint  als  eine  der  Fructesea 

Wirksamkeit  treten  (Sp.  143/144  Z.  18  ff),  ge-  Sp.  148,  7  ff.  verwandte,  zur  Reihe  c  zu  stellende 

hört  die  Göttin  Nundina  a  nono  die  nascentium  Göttin. 

nunciipata,  qui  lustricus  dicitur ,  bei  Macrob.  Vergleichen  wir  nun  mit  dieser  beschränkten 

Sat.  1,  16,  36   (aus   Suetonius  de   anno   populi  Zahl  von  Göttern,  welche  sich  mit  Sicherheit 

Bomani,  s.  Wissotca,  De  Macrobii  Sat.  fontib.  als    Indigetes     bezeichnen     (über    Gottheiten, 

S.  26ff. ;  Suetonius  verbindet  verrianische  und  welche  nur  mit  Wahrscheinlichkeit  oder  ver- 

varronische    Doktrin    mit    einander,    Wissoica  mutungsweise  zu  den  Indigetes  zu  zählen  sind, 

S.  32ff. ,  in   dem  bei  Macrobius  vorliegenden  50  vgl.  Sp.  183 ff. ")  und  den  Resten  der  varronischen 

Fragmente  scheint  nach  TFissowa  S.  34  verria-  Reihen  hinzufügen  lassen,  diejenigen  Gottheiten, 

nisches  Eigentum  zu  überwiegen);  zu  dem  Per-  welche  hauptsächlich  von  Ambrosch  (Eeligions- 

agenor  und   der  Agenoria  (Sp.  143/144   Z.  46)  bäcJierB.eü2  S.  231  ff.  =  Abdr.  S.  llff.),  I'reller 

tritt  der  deus  Agonius   bei   Paul.   S.  10   s.  v.  {B.  M.^  2  S.  206  ff.),  Bouche-Leclercq  (Lcs  Pon- 

Agonium:    Agonium   .  .  .  putabant  deum  dici  tifes   S.  31  ff.)  und   Marquardt   {Staatsvcno.  3^ 

pracsidcnttm  rebus  agendis  {0.  BlüUers  Bemer-  S.  llff.;    es   genügt,   diese   vier  Hauptdarstel- 

kung  z.  d.  St.   'de   hoc  nihil  alii,   et  apparet  langen  hier  heranzuziehen,  da  Walz  in  Paulys 

inventum  eum  esse  studio  etymologico'  enthält  Bealencycl.  6,  1  S.  432  ff.  s.  v.  Beligio.    Boissicr, 

eine  ungerechtfertigte  Verdächtigung).    Ferner  Etüde  S.  234  ff.  und  Chantepie  de  la  Saussaye, 

ist  der  Reihe  a  zuzuweisen  die  ihrer  Bedeutung  60  Lelirb.  d.  Beligionsgesch.  2  S.  204  f.  im  wesent- 

nach  klare  Viriplaca,   in  deren  sacellum,   wie  liehen    von    Ambrosch    und    Preller    abhängig 

Valer.  Maxim.  2, 1,  6  erzählt,  Ehegatten  gingen,  sind)  noch  aufserdem  zur  Ergänzung  der  Reihen 

wenn  unter  ihnen  ein  Streit  ausgebrochen  war,  des    Tertullianns  und  Augustinus  in  ihre  Zu- 

um  dort  sich   zu  versöhnen;    und   die   Odoria  sanimenstellungenderlndigitamentengottheiten 

dea  odoris  im  Thesaur.  nov.  latinitatis  bei  Mai.,  aufgenommen  worden  sind,   so   zeigt  es  sich, 

Class  Auct.%  S.  399  (dieser  viel  zu  wenig  be-  dafs   dies   sämtlich   Götterwesen  sind,    welche 

cichtete  Thesaurus  birgt  unter  anderen  Resten  wohl  unter  den  varronischen  Begriff  eines  deus 

vortrefflicher  Erudition  auch  eine  Anzahl  offen-  certus,  nicht  aber  unter  den  eines  Indiges  ent- 


s 


179      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  •    •         .Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      180 

fallen.  Zu  den  Geburtsgottheiten  (Sp.  143/144  agricoles'  (!  Bouche-Lcdercq  S.  36,  vgl.  FrcUcr 
Z.  12—16)  werden  gestellt:  Egeria  {Frdler  S.  222);  zu  der  Gruppe  Rusina  u.  s.  w.  (Sp. 
S.  209.  Bottclie-Lech'rcqS.32.  Marquardt  S.  12)  145,  68.  146,  1)  stellt  AmbroscJi  (Heft  2  S.  243 
auf  Grund  der  Stelle  Faul  S.  77  Ecjeriae  viym-  =  Abdr.  S.  23)  die  Velinia,  die  Göttin  des 
phae  sacrificabant  praegnantes,  q\iod  eam  imta-  lacus  Velinus  {Varro  l.  l.  5,  71),  von  der  wir 
hant  facile  conceptam  alimm  egerere  (vgl.  aber  indes  gar  nicht  wissen,  ob  sie  in  den  rörai- 
über  das  von  der  Bedeutung  eines  Indiges  sehen  Staatskultus  aufgenommen  war;  Haupt- 
ganz verschiedene  Wesen  dieser  Göttin  Bd.  1  gruppe  dieser  Reihe  (Sp.  146,  10  ff.):  Robigus 
Sp.  1216f.);  ferner  die  Natio  {Prelhr  S.  209.  und  Robigo  (Boitc/ie-iecZercg  S.  37.  Marquardt 
Boiiclie- Leder cq  S.  32),  obgleich  diese  von  Cic.  lo  S.  17),  uralte  ländliche  Gottheiten,  die  ihren 
1*.  d.  3,  18, 47  als  eine  in  Ardea  verehrte  Göttin  eigenen  Kult  besafsen  (s.  Marquardt  S.  574 
bezeichnet  wird;  und  die  Nixi  dii  bei  Fest.  zum  25.  April.  P/e77er,  B.  Jf.^ 2  S.  43  f;  über  Ro- 
S.  174  s.  V.  Nixi  dii  {Ambrosdi  Heft  2  S.  233  bigo  ist  schon  Sp.  168,  36ff.  gesprochen);  Picus, 
=  Abdr.  S.  13;  Preller  S.  209  und  Marquardt  der  alte  Wald-  und  Erddämon  (ylwiftrosc/t  Heft  2 
S.  12  Anm.  4  schliefsen  dieselben  jedoch  aus-  S.  242  =  Abdr.  S.  22);  Fornax  {Ambrosdi  Heft  2 
drücklich  aus;  die  eigentliche  Bedeutung  der  S.  241  =  Abdr.  S.  21.  Boudie-Ledtrcq  S.  37), 
Nixi  dii  hat  Wi^soiva  bei  Marquardt  a.  a.  0.  ebenfalls  eine  alte  Gottheit  mit  eigenem  Kultus 
und  in  P/^iJol.  Abhandlungen  Martin  Hertz  zum  (s.  Bd.  1  Sp.  1499  f.);  Vertumnus  {Preller  S.227. 
76».  Geburtstage  von  ehemaligen  Schülern  dar-  Boudie- Leder  cq  S.  37),  dessen  Wesen  (s.  Preller, 
gebracht.  Berl.  1888  S.  157  f.  erkannt).  Der  20 -B.  M.^  1  S.  451  ff.)  von  dem  eines  Indiges 
Gruppe  derjenigen  Götter,  welche  von  der  Ge-  ganz  verschieden  ist;  Meditrina  {Preller  S.  226. 
burt  an  über  der  Entwickelung  des  Kindes  Boudie- Lech rcq  S.  37)  als  Göttin  des  Wem- 
und  der  heranwachsenden  Jugend  wachen  (Sp.  baues,  nach  Ausweis  ihres  Namens  jedoch  eine 
148/144  Z.  17  ff.),  werden  zugerechnet:  Genita  Heilgöttin  mit  altem  Kultus  (s.  Preller,  B.  M.^ 
Mana,  {Marquardt  S.  13),  eine,  wie  es  scheint,  1  S.  197);  Gruppe  Bubona  u.  s.  w.:  Epona 
sehr  alte  Geburts-  und  Todesgöttin,  von  der  {Ambrosdi  Heft  2  S.  242  =  Abdr.  S.  22,  Preller 
sich  auch  Spuren  bei  den  Oskern  finden  (vgl.  S.  221.  227.  Bouchc-Leclercq  S.  37.  Marquardt 
über  sie  Bd.  1  Sp.  1612);  Carna  {Ambrosch  S.  17),  die  jedoch  jedenfalls  eine  keltische 
Heft  2  S.  235  =  Abdr.  S.  15.  Marquardt  S.  13),  Göttin  ist  und  mit  den  Indigitamenta  nicht? 
von  welcher  es  bei  Macrob.  Sat.  1,  12,32  heifst  so  zu  thun  hat  (s.  Bd.  1  Sp.  1286  ff.);  Pales  {Mar- 
hanc  deam  vitalibus  humanis  praeesse  credunt.  quarclt  S.  17,  vgl.  Prdler  S.  227)  als  Göttin 
ab  ea  denique  petitur ,  ut  iecinora  et  corda  der  Lämmerzucht,  eine  alte  Hirtengöttin  mit 
quaeque  sunt  intrinsecus  viscera  salva  conservet,  eigenem  Kultus  (s.  Preller,  B.  M.^  1  S.  413 ff); 
welche  aber  trotzdem  kein  Indiges  ist,  da  sie  Hes  troupeaux  paissaient  et  se  multipliaient 
seit  alter  Zeit  einen  allgemeinen  Kultus  und  sous  la  garde  de  Pales,  Faunus,  Inuus,  Lnper- 
ein  Fest  am  1.  Juni  hatte  (vgl.  Bd.  1  Sp.  854  f.  cus,  Silvanus,  Ruminus  et  Rumina'  (!  Bouche- 
und  über  Ovids  Verwechselung  der  Göttin  mit  Leclercq  S.  37,  vgl.  Preller  S.  227).  Den  in 
Cardea  Abschn.  2  s.  v.  Cardea);  Valentia  {Preller  Gruppe  d  (Sp.  146, 15  ff.)  genannten  Gottheiten 
S.  213.  Boudie-Lcdercq  S.  33),  nach  Tertull.  fügt  Bauche -Leclercq  (S.  35)  hinzu:  luppiter 
apol.  24  eine  Göttin  der  Ocriculaner  (vgl.  über  40  Fagutalis  {PHn.  n.  h.  16,  37),  luppiter  Vimi- 
sie  Ambrosch,  Studien  S.  179  Anm.  100.  Paulys  nalis  {Varro  l.  l.  5,  51,  wo  der  Gott  aber  lup- 
Bealencyd.  6,2  S.  2288  f.  s.  v.  Valentia).  Den  piter  Viminus  heifst)  und  Virae  Querquetu- 
dii  nuptiales  oder  coniugales  (Sp.  143/144  IsMUiQ  {Fest.  '^.'iQX  s,.  \.  Quer quetulanae  Virae), 
Z.  57  ff.)  werden  zugezählt:  luno  luga  quam  bei  denen  natürlich  an  Indigetes  nicht  zu 
putabant  matrimonia  iungere  nach  Paul.  S.  104  denken  ist.  Aufserdem  ist  in  den  Zusammen- 
s.v.Iugariusvicus{-3IarquardtSA4:f.;  vgl.  das  Stellungen  Ambroschs,  Prdlers  und  Bouche- 
Sp.  180,  45 ff.  Gesagte);  die  rätselhaften  Camelae  Ledercqs  manches  Falsche  enthalten :  eine  'dea 
virgines  bei  Paul.  S.  63  Camelis  virginibus  sup-  luga'  {Preller  S.  214.  Bouche- Leclercq  S.  33. 
plicare  nupturae  solitae  erant  {Ambrosch  Heft  2  Manuel  des  inst.  rom.  S.  467  Anm.  l._  S.  469 
S.  239  =  Abdr.  S.  19,  s.  Preller  S.  214;  vgl.  50  Anm.  6)  ist  ebensowenig  bezeugt  wie  eine 
über  diese  Gottheiten  Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  Göttin  Lubia  {Prellcr  S.  212;  auch  Marquardt 
S.  71.  0.  Müller  zu  Paul.  a.  a.  0.  Ambrosch  S.  14  nennt  sie)  und  Virginalis  (£0McAe'-i.ec7erc3 
und  Preller  a.  aa.  00.);  Talassio  oder  Talas-  S.  34;  luga  ist  nur  als  Beiname  der  Inno  be- 
sius  bei  Gatull.  61  v.  134  {Bouche- Leclercq  kannt  [s.  Sp.  179,  44ff.],  Lubia  ist  bei  dem  Iwier- 
S.  34;  im  Manuel  des  inst.  rom.  S.  469  Anm.  6  pol.  Serv.  Aen.  1,720  Beiname  der  Venus,  Vir- 
fügt  Bouche- Leclercq  noch  Concnbinus  [Catull.  ginalis  heifst  Fortuna  [s.  Bd.  1  Sp.  1519,  18 ff.]); 
61  V.  128  ff.]  hinzu;  Preller  hat  jedoch  S.  215  f.  eine  diva  Arquis  {Prdler  S.  221.  Bouche-Lcdercq 
gezeigt,  was  es  mit  diesen  beiden  für  eine  Be-  S.  35)  beruht  nur  auf  einem  unbegründeten 
wandtnis  hat).  Den  Gottheiten  Sp.  145  Z.  72  ff.  Emendationsversuche  des  Gothofrcdus  bei  Ter- 
wird  die  Libitina  beigesellt  {Ambrosch  Heft  2  eo  tull.  ad  nat.  2,  15  (Sp.  146,  16  ff.),  ein  Hono- 
S.  238  =  Abdr.  S.  18.  Preller  S.  220.  Bouche-  rinus  {Ambrosch  Heft  2  S.  244  =  Abdr.  S.  24. 
Leclercq  S.  35.  3Iarquardt  S.  15),  die  jedoch  Prellcr  S.  222.  Bouche- Leclercq  S.  38)  auf 
als  eine  allgemein  verehrte  Todesgöttin  (s.  schlechter  handschriftlicher  Überlieferung  bei 
Preller,  B.  M.^  1  S.  440)  kein  ludiges  ist.  Die  August.  4,  21  (anstatt  Honor,  Sp.  145,  44  ff.). 
Reihe  der  dii  agrestes  (Reihe  c  Sp.  145  f.)  wird  Es  leuchtet  ein,  dafs  Götterreihen  mit  derartigen 
um  folgende  Gottheiten  bereichert:  'Les  grands  Zuthaten  wenig  dazu  geeignet  sind,  ein  richtiges 
noms  de  Tellus  Mater,  de  Geres,  de  Saturnus,  Bild  von  dem  wahren  Zustande  der  überlieferten 
et  d'Ops   ...  ouvrent  la   serie   des    divinites  Indigetenreihen  und -gruppen  zu  vermitteln. 


181       Indigitamenta  (allgem.  Unters.) 

Eine  besondere  Besprechung  erfordert  eine 
Anzahl  von  Indigetes,  welche  in  Verbindung 
mit  bestimmten  priesterlichen  Opfern  genannt 
werden  und  deswegen  nicht  ohne  weiteres 
zu  den  Reihen  und  Gruppen  gestellt  werden 
konnten: 

1)  Interpol.  Serv.  georg.  1,21  im  Anschlufs 
an  die  Sp.  129  f.  mitgeteilten  Angaben  des  5er- 
vius:  Fahius  Pictor  hos  deos  enumcrat,  quos 
invocat  flamen  sacrum  cereale  faeiens  Telluri 
et  Cereri:  Vervactorem,  liedaratorem  (so  Mar- 
quardt ,  Staatsveriv.  3^  S.  8  mit  Salmasius  ; 
überliefert  ist  Beparatorem,  Mommscn  in  Ann. 
d.  inst.  20,  1848  S.  428  und  Unterital  Bial. 
S.  138  f.  Anm.  25  liest  Äratorem),  Inporcitorcm, 
Insitorem,  Obaratorem,  Occatorem,  Sarritorem, 
Stibi'uncinatorem,  Messorem,  Convectorcvi ,  Con- 
ditorem,  I'roiiiitorem  (falsche  Beurteilung  der 
Stelle  bei  Amhroscli,  BeligionsbücJier  Heft  2 
S.  241  =  Abdr.  S.  21). 

2)  August.  7,  23  cur  ergo  pontifices ,  ut 
ipse  (d.  i.  Varro)  indicat,  aäditis  quoque  aliis 
duobus  quattuor  diis  faciunt  rem  divinmn 
Telluri  TcUumoni  Altori  Busori?  (wahrschein- 
lich aus  dem  16.  Buche  der  Antiquitates 
rerum  divinarum,  fr.  22  c  bei  Schwarz  a.  a.  0. 
S.  491). 

3)  In  den  Arvalakten  wird  bei  Sühnopfern, 
welche  i.  J.  183  n.  Chr.  wegen  Entfernung 
eines  auf  dem  Giebel  des  Tempels  der  Dea 
Dia  gewachsenen  Feigenbaumes  von  den  Fratres 
arvales  dargebracht  werden,  auch  ein  Opfer  an 
die  Göttinnen  .Adolenda ,  Conmolanda  oder 
Commolenda  und  Deferuuda  erwähnt;  bei  einem 
i.  J.  224  n.  Chr.  gelegentlich  der  Entfernung 
einiger  vom  Blitz  getroffener  Bäume  aus  dem 
Haine  der  Dea  Dia  veranstalteten  Sühnopfer 
berichten  die  Akten  auch  von  einem  Opfer  an 
Adolenda  und  Coinquenda;  s.  das  Nähere  in 
Abschn.  2  s.  v.  Adolenda. 

Dafs  diese  neben  Ceres  und  Tellus,  Tellumo 
(vgl.  Augu-t.  4, 10  in  ipsa  terra  aliud  Terrum, 
aliud  Ttllunm,  aliud  Tellumonem  putant  [^Antiq. 
rer.  div.  lib.  XVI  fr.  t22b  S.  491  Schwarz]) 
und  in  den  Arvalakten  genannten  Gottheiten 
Indigetes  sind,  bedarf  nunmehr  keines  beson- 
deren Beweises  {Marquardt ,  Staatsveriv.  3  ^ 
S.  19  'die  Pontifices  bringen  ein  Opfer  Telluri, 
Tellumoni,  Altori,  Rusori,  d.  h.  der  Erde  in 
vier  verschiedenen  Qualitätsbeziehungen,  und 
der  Flamen,  wenn  er  das  sacrum  Cereale  an- 
stellt, nimmt  zwölf  verschiedene  Functionen 
der  angerufenen  Gottheit  in  Anspruch'  [vgl. 
Ambrosch,  Studien  S.  63  Anm.  109.  Beligions- 
bücher  Heft  4  S.  29  =  Abdr.  S.  37];  s.  dagegen 
Sp.  174, 31  ff.;  ganz  willkürlich  erklärt  Härtung, 
Bei.  d.  Böm.  2  S.  128  f.  die  Namen  der  beim  sa- 
crum cereale  angerufenen  Gottheiten  und  des 
Sator,  Nodutus  und  Lacturnus  als  Beinamen  des 
Saturnus):  der  Flamen  ruft  beim  sacrum  cereale 
eine  Reihe  von  Indigetes  an,  welche  sich  auf 
die  Hauptthätigkeiten  des  Landmanues  vom 
ersten  Pflügen  des  Brachfeldes  bis  zum  Aus- 
fahren der  neuen  Saat  nach  dem  Einbringen 
der  Ernte  beziehen  {Marqwirdts  Auffassung 
S.  7  Anm.  4,  dafs  unter  den  Indigetes,  die  der 
Flamen  nennt,  eine  ganze  Anzahl  von  'Saat- 
gottheiten, welche  . .  .  sich  in  einem  anderen For- 


Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      182 

mular  vereinigt  finden'  [?],  fehlen,  ist  unrichtig; 
der  Flamen  ruft  überhaupt  keine  'Saatgottheiten' 
an);  der  Pontifex  nennt  in  seinem  Gebete  zwei 
Indigetes,  von  welchen  der  eine  (Altor)  durch 
seinen  Namen  deutlich  als  Nahrungspender 
bezeichnet  ist;  die  Arvalen  richten  ihre  Opfer 
an  vier  Indigetes,  welche  der  Entfernung  der 
Bäume  und  gewissen  Verrichtungen  bei  der  Ver- 
nichtung derselben  vorstehen  (s.  über  die  Bedeu- 

10  tung  der  einzelnen  Gottheiten  Abschn.  2  s.w.). 
Hiermit  ist  das  Sp.  171,  8  ff",  erwähnte  Opfer 
an  den  Carmentalia  zu  verbinden,  bei  welchem 
die  Priester  ijeben  Carmenta  die  Porrima  und 
Postverta,  Indigetes  der  verschiedenen  Lage 
des  Kindes  bei  der  Geburt,  anrufen  (Ovid.  f. 
1,  631  ff.;  s.  Bd.  1  Sp.  853,  4 ff.).  Es  ist  nicht 
glaublich,  dafs  die  hier  angeführten  Opfer  die 
einzigen  waren,  bei  denen  neben  der  Haupt- 
gottheit,   welcher   das   Opfer    galt,    Indigetes 

20  verehrt  wurden;  es  gab  jedenfalls  noch  andere 
Opfer,  bei  welchen  das  Sakralrecht  die  An- 
rufung von  Indigetes,  welche  sich  nach  dem 
Zwecke  des  Opfers  bestimmten,  forderte.  Wir 
dürfen  auf  das  Vorhandensein  einer 
ganzen  Klasse  von  Indigetes,  welche 
im  Gegensatz  zu  den  oben  Sp.  142ff.  und 
Sp.  177f.  aufgeführten,  ihrer  Natur  nach 
nicht  nur  für  die  priesterliche,  son- 
dern auch  für  volkstümliche  Verehrung 

30  bestimmten  Indigetes  ausschliefslich 
bei  dem  priesterlichen  Gottesdienst  in 
Anwendung  kamen,  schliefsen.  Diese 
nur  für  die  Kreise  der  Priester  ge- 
schaffenen Indigetes  scheinen  nicht 
in  den  Indigitamenta  verzeichnet  ge- 
wesen zu  sein;  da  nämlich  ihr  Kult  sich  auf 
bestimmte  Opfer  beschränkte,  zahlreiche  Spuren 
aber  darauf  hinweisen,  dafs  sowohl  die  Ponti- 
fices   als    auch    die    übrigen    Priesterschat'ten 

40  Ritualbücher  mit  genauen  Vorschriften  und 
Gebeten  für  die  einzelnen  Opfer  besafsen  (vgl. 
3Iarquirdt,  Staatsveriv.  3^  S.  299  f.  und  die 
vorläufigen  Andeutungen  des  Unterzeichneten 
in  seinem  Quaestionum  pontificalium  specimoi. 
Diss.  Argentor.  1886  S.  32),  so  ist  es  höchst 
wahrscheinlich,  dafs  in  diesen  Ritualbüchern 
bei  den  einzelnen  Opfern  auch  die  zu  denselben 
gehörigen  Indigetes  angegeben  waren.  Da  nun 
auch  die  Sp.  175  f.   erwähnten  Indigetes   Aius 

50  Locutius  und  Rediculus  Tutanus  oder  Tutanus 
Rediculus  allem  Anscheine  nach  Gottheiten 
waren,  deren  Verehrung  in  ihren  Heiligtümern 
zum  Staatskultus,  also  zu  den  Obliegenheiten 
eines  der  staatlichen  Priestertümer  gehörte,  so 
mufs  es  zweifelhaft  erscheinen,  ob  diese  beiden 
Indigetes  in  den  Indigitamenta  enthalten  waren. 
Wir  können  somit  nach  dem  Stande  der 
Überlieferung  als  uns  bekannten  In- 
halt der  Indigitamenta  mit  Sicherheit 

60  nur  die  in  den  Sp.  142ff.  mitgeteilten 
Trümmern  der  varronischeu  Götter- 
reihen des  14.  Buches  der  Antiquitates 
rerum  divinarum  enthaltenen  Indigetes 
mit  den  Ergänzungen  Sp.  177f.  bezeich- 
nen, d.  h.  die  zufällig  erhaltenen  Reste  jener 
ungeheuren  Zahl  von  Götterwesen, -welche  nach 
der  Lehre  der  Pontifices  über  dem  gesamten 
Dasein  eines  jeden  Menschen  wachten.     Viel- 


183      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      184 

leicht   waren   die  Indigitamenta   in    der  That  Morta:  Gell.  3,  16,  11  CaeselUus  autem   Vindex 

nur   das,    worauf  die  Nachrichten    hindeuten,  in  lectionibus  suis  antiquis   'tria'   inquit   '?io- 

nämlich   ein  unter  den  Händen  der  Pon-  mina  Farccnum  sunt,  Nona  Decuma  Morta'  et 

tifices    entstandener  Codex   aller   der-  verswn  hunc  L>vii,  antiquissimi  poetae,  ponit 

jenigen  Indigetes,  welche  das  Volk  ver-  ex  'OSvassCa  'quando  dies  adveniit,   quem  pro- 

ehren  sollte,   mit  den  Anweisungen   zu  fata  Morta  esf  {Liv.  Od.   fr.  12   Müll.   fr.  12 

ihrer  Anrufung.  Bahr.),    sed  Jiomo  viinimc  malus  Caesdlius  3Ior- 

Den  sicheren  Indigetes  lassen  sich  mehrere  tarn  quasi  nomen  accepit,   cum  aicijiere  quasi 

Gottheiten  anreihen,  welche  nur  mit  Wahr-  Moerum  deberet.  Jedoch  scheint  es,  wie  schon 
scheinlichkeit   als  Indigetes   zu  betrachten  lo  Preller  (B.  M.^  2  S.  193)   vermutet  hat,    dafs 

sind.      So    vor    allem    die    Stata    mater,    die  man  von  den  ursprünglichen  Geburtsgottheiten 

Göttin,  welche  bei  Feuersbrünsten  das  Feuer  Nona,  Decima,  Parca,  um  dieselben  den  grie- 

zum  Stehen  bringt  (vgl.  die  Stelljenangaben  iu  chischen    Moiren    gleichzustellen,    die    Parca 

Abschn.  2    s.  v.);    denn    wenn   Festus   (S.  317  weggelassen   und  an  ihre   Stelle   eine   Todes- 

a.  V.    Statae   matris)    angiebt,    dafs    ein    Bild  göttin  Morta  hinzugefügt  hat,  wobei  der  Ver- 

der  Göttin    auf  dem   Forum   verehrt   und   ihr  dacht    nicht    ausgeschlossen    ist,    dafs    diese 

Kult    erst  später  in  die   einzelnen   vici  über-  Göttin  eine  gräcisierende  Erfindung  ist  {Har- 

tragen    worden    sei,    so    scheint  es,    dafs   die  tung ,   Bei.  d.  Böm.  2   S.  233    hielt   Morta    für 

Stata  mater  ursprünglich  eine  nur  bei  be-  eine  Erdichtung  des  CaeselUus  Vindex;  der 
stimmten  Veranlassungen  verehrte  Göttin,  d.h.  20  von  diesem  augeführte  Vers  Aq&  Livius  Andro- 

ein  Indiges  gewesen  ist,   der  allmählich   eine  nicus   ist   eine  Übersetzung  von  Hom.  Od.  2, 

Art    stehenden    Kultes    in    den    vici    erhielt.  99  f.    fi'g    oxs    nsv    fiiv  \   fiotV    oXorj    Y.a&£l7jai, 

Ferner  scheint  die  von  Lmws  (39,  7,  8  [567/187])  ravrß^ysoi  ^cvccroio  =  3,  237 f.  19,  144f.    24, 

genannte  Göttin  Pollentia,  welche  ein  Bild  im  134f.);  ganz  unsicher  ist,  was  Preller  {B.  M.^2 

Circus  hatte,  ein  von  den  in  den  Wettkämpfen  S.  220  Anm.  1;   vgl.  dens.  in  Archäol.  Ztg.  16, 

des  Circus  Auftretenden  verehrter  Indiges  des  1858  Sp.  194  f.  =  Ausgew.  Aufsätze  S.  306)  an- 

pollere  gewesen  zu  sein,  welcher  der  Praestitia  zunehmen  scheint,  dafs  bei  Tertull.  ad  nat.  2, 

(Sp.  143  Z.  45)  und  der  Praestana  (Sp.  147,  34)  15  (Sp.  145  Z.  71  ff.)  unter  ipsius  mortis  dfeaj  die 

zu  vergleichen  ist.  Neben  den  Sterculinius  Morta  zu  verstehen  sei.  Den  Namen  des  in  der 
(Serv.  georg.  1,  21,  Sp.  129  f)  ist  als  ein  Indiges  30  Altarinschrift  C.  I.  L.  6,  3732  genannten  Gottes 

mit  Wahrscheinlichkeit    Stercutus    zu    stellen  Verminus  ( Vermino  \  A.   Pobtumius.   A.   f.   A. 

(vgl.  Abschn.  2   s.  v. ,    wo    auch    die   verschie-  n.   Albi{nus)  |  duo.    vir.    lege.    Plaetoria,    d.   i. 

denen  überlieferten  Namensformen  besprochen  viilleicht  der  Consul  des  Jahres  603/151;    die 

sind).    Die  Namen  zweier  weiteren  hierher  ge-  Inschrift    ist  publiciert    und  besprochen    von 

hörigen  Gottheiten  beruhen  allerdings  auf  Text-  Lanciani   im  Bull.    d.   comm.   arch.   munic.   4, 

Verbesserungen    neuerer    Gelehrten,    die    aber  1876   S.  24 ff.  mit  Taf.  3.    Fiorelli  in  Notizie 

jedenfalls    das    Richtige    treffen.      Bei    Plaut.  degli  scavi  1876  S.  25.   Henzen  im  Bull.  d.  inst. 

Pseud.  1100  nämlich  schrieb  Bergk:  ut  det  no-  1876   S.  85 f.)    bringt  Lanciani   (a.   a.  0.)  mit 

tuen  ad  Molas  coloniam  statt  der  gewöhnlichen  verraina  {Fest.  S.  375  vermina  dicuntur  dolores 
Lesung  ud  molas  coloniam  (s.  Abschn.  2  s.  v,);  40  corporis  cum  qnodam  minuto  motu,  quasi  a  vcr- 

die  Göttin  Mola,  der  Indiges  der  Mühlen,  stellt  mibus    scindatur)    und    verminatio    (bei    Plin. 

sich  dem  Lateranus  und  den  verwandten  Gott-  n.  h.  28,  180.  30,  144  eine  Krankheit  des  Viehes, 

heiten   der  Gruppe    d   (Sp.  146,  15  ff.    und  Sp.  wohl  Würmerkrankheit)  zusammen,  stellt  den 

148,  26  ff.)    an   die   Seite.     Das  Fragment  von  Gott  zu    den  dii  agrestes   der  Indigitamenten- 

Varros    menippeischer    Satire    Zv,iaijLa%Cu    bei  gottheiten  (fleihe  c   Sp.  145  f.)  und  vermutet, 

Gell.  13,  23,4  (fr.  1  S.  219  Riese)  hat  Mommsen  dafs    ein    häufiges    Auftreten  jener  Krankheit 

folgendermafsen  hergestellt  ted  Anna  Pirenna,  die    Veranlassung    zu    der    Dedikation    eines 

Panda  Cela,  te  (die  besseren  Hss.  bieten  panda  Altars   gegeben  habe.     Ob   diese  von  Benzen 

te  lato,  pandate  lato  und  pandatelato,  die  (im  Bull.  a.  a.  0.  und  im  CLL.  z.  d.  Inschr.) 
schlechteren  Panda  Celato)  Pales  \  Nerienes  et  50  beifällig     aufgenommenen    Vermutungen     das 

Minerva,   Fortuna  ac  Ceres  (vg].   das  Nähere  Richtige  treffen,  bleibt  dahingestellt.     Ebenso 

Abschn.  2  s.y.  Panda  nv.  2).     Panda  ist  schon  ist  es   nicht    sicher  zu   entscheiden,    ob   A7n- 

ob.  Sp.  141,  7  f.  148,  40  ff.  als  Name  eines  Indiges  brosch   {Beligionsbüchcr  Heft  4   S.  32  =  Abdr. 

aus  Arnob.  4,  3  angeführt  worden ;   der  durch  S.  40),  Bouche- Leder cq  {Les  Pontifes  S.  48)  und 

Mommsen  hergestellte  Name  Cela  (von  celare),  Marquardt  {Staatsverw.  3  ^  S.  19)  recht  haben, 

der  das  Gegenteil    von  Panda    (von  pandere)  wenn  sie  bei  Serv.  Aen.  8,  63  stringentem  ripasj 

ausdrückt,   ist  entweder   der  Name   eines  be-  radentem,  inminuentcm;  nam  hoc  est  Tiberini 

sonderen   Indiges,    der   mit  Panda   zusammen  fluminis  propirium,  adeo  ut  ab  antiquis  Bumon 

genannt  wird,  oder,  was  wahrscheinlicher  und  didus  sit,  quasi  ripas  ruminans  et  ex^ens  (vgl. 
auch  Mommsens  Annahme  ist,  Panda  Cela  be-  co  8,  90  nam,    ut  supra  diximus,   Bumon  dictus 

zeichnet  einen  Indiges  (über  die  Doppelnamen  est),  in  sacris  etiam  Serra  dicebatur,  unde  ait 

von  Indigetes   s.  Sp.  186),    der    wohl    zu    den  nunc  'et  pinguia  culta  secantem^  und  bei  dem 

dii    agrestes,    wie    sie    die    Hauptgruppe    der  Interpol.  Serv.  Aen.  8,  95  Tiberim  libri  augu- 

Reihe  c  (Sp.  146,  10— 12)  enthält,   gehört   (s.  rumColubrum.  loquuntiir,  tamqiiam  flexuosum 

darüber  Abschn.  2  s.  v.  Panda  nr.  2).  in    den    Namen    Rumon,    Serra    und    Coluber 

Viel  ungewisser  ist  es,   ob   folgende  Gott-  selbständige 'Qualitätsbestimmungen' des  Flufs- 

heiten  hierher  zu  stellen  sind.     Den  Eindruck  gottes  des  Tiber,  also  selbständige  Götter,  er- 

eines  Indiges  macht  an  und  für  sich  die  Göttin  kennen  {Ambrosch  a.  a.  0.  Scheiffele  in  Paulys 


185      Indigitamenta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (allgem.  Unters.)      186 

Realencycl.  6,2  S.  1704  s.  v.  Terentus.  BoucJic-  diva  mater  verbunden  gewesen  seien,  gewinnt 
Leclercq  und  3Iarquardt  a,.  a.a,.  00.  stellen  hier-  durch  die  Beobachtung,  dafs  Varro  in  dem 
zu  nach  Serv.  Am.  8,  G3  noch  den  Namen  Fragmente  aus  dem  Catus  de  liberis  educandis 
Terentus,  ,, doch  lautet  die  betreffende  Stelle  bei  iS^on.  S.  532  s.v.  Siatilinum  {Sp.  lB0,b2K) 
nach  der  Überlieferung  in  aliqua  ctiam  urhis  von  dem  divus  Fabulinus  spricht  (vgl.  die  Be- 
parte  Tarentum  dicitur  eo  quod  ripas  terat).  Zeichnung  der  Edulia,  Potica  und  Cuba  als 
Preller  {R.  M.'^  2  S.  132)  hält  jene  Namen  divae  edendi  et  potandi  et  cubandi  in  dem  Sp. 
für  Beinamen  des  Tiberinus;  waren  sie  dies  142,  19 ff.  mitgeteilten  Fragmente  einer  Schrift 
jedoch  nicht,  so  sind  sie  nach  dem  Sp.  166, 40  ff.  Varros  und  die  jedenfalls  aus  Varro  unver- 
u.  174,  31  ff.  Gesagten  als  Namen  von  Indigetes^  10  ändert  herübergenommenen  diva  Jana  bei 
welche  sich  auf  das  verschiedene  Wirken  (Ru-  Tertull.  ad  nat.  2,  15,  diva  Educa  bei  August. 
mon,  Serra)  des  Tiberflusses  oder  seine  Gestalt  4,  11,  diva  Fructesea  bei  August.  4,  21,  diva 
(Coluber)  beziehen, _  zu  erklären  (Rumon  be-  Potina  bei  August.  4,  11,  diva  Rumina  bei 
deutet  aber  wohl  nicht  ripas  ruminans  et  exe-  August.  4,  11)  und  in  den  Auszügen  aus  Varros 
dens,  sondern  nach  Prell  er  a.  a.  0.  wie  der  14.  Buche  der  Antiquifates  rerum  divinarum 
Name  des  Flusses  Almo  'der  Nährende'  [vgl.  bei  August.  4,  21  von  Catius  pater  und  6,  9 
Rumina],  s.  auch  VaniceJc,  Etym.  Wörterh.  von  deus  pater  Subigus  und  dea  mater  Prema 
der  latein.  Sprache-  S.  342.  Gr.-lat.  etym.  (vgl.  die  Stata  mater)  die  Rede  ist,  an  Wahr- 
Wörierb.  2  S.  1212  und  über  andere  Ablei-  scheinlichkeit  (vgl.  über  die  Benennung  römi- 
tungen  z.  B.  Corssen,  Krit.  Beitr.  zur  lat.  20  scher  Gottheiten  als  pater  und  mater  Prcller 
Formenl.  S.  427.  Ausspr.^  1  S.  364.  2  S.  85  B.  M.^  1  S.  55 f.  A.  Zinzoiv,'  Der  Vaterbegriff 
Anm.  S.  169.  1012.  Jordan,  Topogr.  d.  Stadt  bei  den  röm.  Gottheiten.  Progr.  Pyritz  1887). 
Born  1,  1  S.  197  Anm.  76;  Serra  ist  der  das  Ob  diese  divi  patres  und  divi  matres  zu  Götter- 
anliegende  Land  nach  Art  einer  Säge  bear-  paaren  verbunden  waren,  wie  Pouche- Leclercq 
beitende).  Zweifel  anderer  Art,  als  bei  den  (Sp.  162)  annimmt,  ist  nicht  zu  entscheiden, 
im  Vorstehenden  genannten  Gottheiten,  lassen  Eine  Eigentümlichkeit  einiger  Indigetes 
es  fraglich  erscheinen,  oh  Ai)<brosth  {Beligions-  ist  der  Doppelname,  welchen  sie  führen:  Aius 
hicher  Heft  2  S.  243  =  Abdr.  S.  23)  und  3Iar-  Locutius,  Mutunus  Tutunus,  Panda  Cela,  Redi- 
quurdt  {Staatsvenv.  3^  S.  18)  den  Vaticanus,  culus  Tutanus  oder  Tutanus  Rediculus,  Vica 
den  deus  praeses  des  ager  Vaticanus  {Gell.  16,  30  Pota  (die  Bedeutung  der  Namen  s.  in  Abschn.  2 
17;  Sp.  138,  48  ff.),  und  den  Gott  Aventinus  s.  vv.).  Eigentlich  sind  es  die  Namen  zweier 
(s.  Bd  1  Sp.  739  s.  V.  Aventinus  nr.  1,  wo  je-  zu  einer  Einheit  verschmolzenen  Indigetes; 
doch  sowohl  Varro  l.  l.  5,  43  als  auch  die  entweder  sind  zwei  Namen  verbunden,  welche 
einzige  Stelle,  in  welcher  von  einem  Gotte  synonyme  oder  nahezu  synonyme  Ausdrücke 
Aventinus  die  Rede  ist,  fehlt:  August.  18,  21  für  ein  und  denselben,  dem  doppelnamigeu 
Aventinus  autem  [der  Albanerkönig]  .  .  .  cum  Götterweseu  zu  Grunde  liegenden  Begriff  sind 
esset  prostraius  in  bello  et  sepultus  in  CO  moute,  (Aius  Locutius,  Vica  Pota);  oder  die  beiden 
quietiam  nunc  eius  nomine  nuncupatur,  deorum  Namen  bezeichnen  verschiedene,  aber  innerlich 
talium,  quales  sibi  faciebant,  numerocstadditus.  irgendwie  verwandte  Begriffe  (Rediculus  Tu- 
alii  sane  noluerunt  cum  in  proelio  scribere  occi-  10  tanus  oder  Tutanus  Rediculus);  oder  endlich 
sum,  sed  non  comparaisse  dixerunt)  mit  Recht  die  verbundenen  Namen  drücken  entgegen- 
unter die  Indigitamcutengottheiten  gestellt  gesetzte  Begriffe  aus  (Mutunus  Tutunus?,  Panda 
haben.  Beide  sind  zwar  Gottheiten  bestimmter  Cela;  vgh  hierzu  die  ähnliche  Vereinigung  von 
Ortlichkeiten  (falls  der  Aventinus  nicht  ganz  Gegensätzen  in  der  Genita  Mana  [Bd.  1  Sp. 
und  gar  eine  Erdichtung  ist),   aber  doch  von  1612]). 

Indigetes  w-ie  lugatinus,  Montinus  u.  s.  w.  ganz-  Die  Indigetes  gehören  nach  demSp.  167, 32  ff., 
hch  verschieden;  überdies  scheint  das  Beispiel  174,  31ff.  u,  182, 23ff.  Gesagten  zu  den  dii  publici 
der  diva  Palatua,  der  alten  Schutzgöttin  des  populi  Romani  (vgl.  August.  4,  16  ...  cum 
Palatiums,  die  sogar  ihren  eigenen  Flamen  deos  singulos  singuUs  rebus  et  paene  singulis 
und  ihr  eigenes  Opfer  hatte  (s.  Härtung,  Bei.  50  motibus  attribuerent  .  .  .  Ms  Omnibus  diis  et 
d.  Böm.  2  S.  150.  Preller,  B.  M.^  1  S.  414.  deabus  publica  Sacra  facere  suscepermit).  Eine 
\  Mar quardt,  Staatsvenv.  B^  ^.\^0.  B21  Knm..<o\  ganze  Anzahl  der  uns  bekannten  Indigetes 
I  zu  beweisen,  dafs  die  Vorstellung  derartiger  hatte  ihre  eigenen  sacella  oder  arae  und 
Ortsgottheiten  der  altrömischen  Religion  über-  mithin  auch  wohl  gewisse  sacra:  Aius  Locu- 
haupt  angehört.  Es  mag  also  unentschieden  tius,  Mntunus  Tutunus,  Nenia,  Orbona,  Post- 
bleiben, ob  Vaticanus  und  Aventinus  als  In-  verta  (ara),  Prorsa  (ara),  Rediculus  Tutanus 
digetes  zu  betrachten  sind.  -  oder  Tutanus  Rediculus,  Rumina,  Stercutus 
Bezüglich  der  inneren  Einrichtung  der  In-  (ara),  Strenia,  Tutilina  (Tutilinae  loca  auf  dem 
digitamenta  ist  Sp.  169  vermutet  worden,  dafs  Aventinus,  Varro  1. 1  5,  163),  Vica  Pota,  Viduus, 
die  Indigetes  darin  nach  sachlichen  Gesichts-  60  Viriplaca,  Volupia  (s.  Abschn  2  s.  vv.)';  natür- 
punkten  angeordnet  waren.  Die  auf  die  Stelle  lieh  wird  man  nicht  annehmen,  dafs  dies  die 
August.  7,  3  unde  dielt  etiam  ipse  Varro,  quod  einzigen  Indigetes  waren,  welche  Heiligtümer 
diis  quibusdam  patribus  et  deabus  matribus  besafsen.  Von  einigen  Indigetes  ist  es  sogar 
sicut  luminibus  ignobilitas  accidisset  gegrün-  überliefert,  dafs  sie  bildlich  dargestellt  wurden: 
dete  ansprechende  Vermutung  P>e?7ers(Sp.  159;  Messia,  Mutunus  Tutunus,  Pollentia,  Segesta, 
vgL  B.  ill.3  2  S.  207)  imd  Pouche- Leder cqs  (Segetia?),  Seia,  Stata  mater,  Tutilina  (siehe 
(Sp.  1G2),  dafs  die  Götternamen  in  den  Indi-  Abschn.  2  s.  vv.;  man  kann  Ambrosch  nicht 
gitamenta  mit  den  Zusätzen  divus  pater  und  beistimmen,    wenn    er  Beligionsbücher  Heft  2 


187       Indigitameuta  (allgem.  Unters.)  Indigitamenta  (Abeona  —  Adolenda)    188 

S.  245  =  Abdr.  S.  25  meint,   dafs  nur  solche  and  Bildung  der  Namen  beschränken   sich  in 

Indigetes,  welche  mit  einigermafsen  analogen  den  meisten   Fällen  auf  Grafsmann,  Die  ita- 

Gottheiteu     der     Griechen     sich     vergleichen  lischen    Göiternamen.     Erbte   Abhandlung,    in 

liefsen,    in  Bildern   dargestellt    wurden;    dies  Zeitschrift   für   vergl.    Sprach  forsch.   16,    18G7 

pafst  unter  den   vorstehenden  Gottheiten  nur  S.  101  ft'.   und    die   einschlägigen   Werke   von 

auf  Mutunus  Tutunus,   insofern  derselbe   dem  Corssen  und  Vaniceh  (wo   weitere   Litteratur- 

Priapus  entspricht,  während  eine  Messia  u.  s.  w.  angaben);   nur  bei  einigen  Indigetes  erschien 

ohne  jede  nähere  Analogie  in  der  griechischen  es  nützlich,  mehr  Litteratur  anzuführen. 

Religion    sind;    aus   Lactunt.    inst.    div.    1,  20,  Abeona   die  Göttin,  welche  die  Kinder  bei 

36 f.  colitur  .  . .  et  Cunina,  quae  infantcs  tuetiir  lo  ihren  ersten  Gängen  aus  dem  Hause  (abire)  be- 

in  cunis  ac    fascinum  submovet,    et  Stercutus,  achiit7,t,  Tertull.  ad  nat.  2,  11.  August.  4:,21.  7,  S. 

qui  stercorandi  agri  rationem  prinms  induxit,  Sp.  143/144  Z.  34.  35.    Falsche  Auffassung  der 

tt   Tutinus,    in   cuins   sinu   jmdendo   nttbentes  Göttin  bei  Härtung,  Bei.  d.  Eöm.  2  S.  71  und 

praesident  .  .  .  et  mille  alia  portenta,    ut  iam  in    Faulys  liealencycl.  1,  1  S.  12  s.  v.  Abeona; 

vaniorcs    qui    haec    colenda    susceperint    quam  auch  P/e/Ztrs  Erklärung  (i2.  Jf.^  2  S.  212),  dafs 

Aegyptios  esse  dicamus,  qui  monstruosa  et  ridi-  Abeona  und  Adeona  (s.  d.)  die  Beschützerinnen 

cula    quaedam    sivmlacra    venerantur.    et    haec  der  Kinder  bei  den  ersten  Laufversuchen  'mit' 

tarnen  habent  aliquant  imaginem  ist  nicht  mit  dem  bekannten  Ab-  und  Zulauf  zwischen  zwei 

Ambrosch   a.  a    0.    Anm.   132    zu    entnehmen,  Paaren     schützender    Arme'     sind     (so    auch 

dafs    auch   Cunina    ihr  Bild    hatte,    denn    der  20  Georges,    Latein.- deutsches  Handwörterb.   s.  v. 

Satz   et  haec  .  .'.  imaginem  bezieht  sich,  wie  Abeona.     3Iarquardt,    Staatsverw.    3-    S.  13f. 

der  ganze  Zusammenhang  zeigt,    auf   das  in  Bouche-Leclercq,  Les  Pontifes  S.  33  und  Koscher 

§  37  tf.    angeführte    Beispiel    des    unter    dem  Bd.  1    Sp.  3    s.  v.    Abeona   und    Sp.   67    s.  v. 

Bilde  eines  Steines  verehrten  Gottes  Terminus).  Adeona),  ist  in  den  Angaben  der  Kirchenväter 

Einzelne  Indigetes    erscheinen    mit   sagen-  nicht    begründet   (vgl.   die    bei    Iterduca    mit- 

avtigen   Zügen   ausgestattet:    Aescolanus,   Ar-  geteilte  Stelle  J.m(jiws^.  7,  3).     Zum  Namen  vgl. 

gentiuus,    Cardea,   Mena,  Panda  vel  Pantica,  Grafsmann  S.  111  nr.  12. 

Picumnus,  Pilumnus,  Porrima,  Postverta,  Prae-  Adeona  die   Göttin,  welche   die  Rückkehr 

stana,  Stercutus,  Venilia.    Bei  dem  Ursprünge  (adire)  der  Kinder  bei  ihren  ersten  Gängen  aus 

und  Wesen  der  Indigetes  (Sp.  174, 31  if.)  wird  man  ao  dem  Hause  beschützt,  August.  ^,21.  7,3;   bei 

von  vornherein  keine   echte  Sagenbildung  er-  Ttrtullian.  ad  nat.  2,11  statucndi  infantis  Sta- 

warten;    das    wenige   Vorhandene    ist  als  Er-  [tina.  adeundi  Adevna,  ab  abeunjdo  Abeona  ed 

Zeugnis   gelehrter  Erdichtung,   zum  Teil  ätio-  von   (JhJer   (nach    Gothofredus'    Voi'gang)    mit 

logischer  Richtung,    leicht  zu   erkennen  (vgl.  Sicherheit  ergänzt.  Sp.  143/144  Z. 34.35.  Falsche 

das  Nähere  in  Abschn.  2  s.  vv.).  Auffassung   der   Göttin  bei  Härtung,    Rcl.  d. 

Schliefslich  sei  eine  Angabe  des  Serv.  Aen.  Rom.  2  S.  71   und   in  Paulys  liealencycl.  1,  1 

7,  678   erwähnt,   welche  von  praenestinischen  S.  12   s.  v.  Abeona;    über  Prellers  u.  s.  w.  Er- 

Indigetes  berichtet:  ibi  (d.  i.  in  Praeneste)  erant  klärung  s.  Abeona.  Zum  Namen  vgl.  Graßmann 

pontifices  et  dii  Indigetes,  sicut  etiam  Eomae.  S.  111  nr.  12. 

Aller  Wahrscheinlichkeit    nach  ist    aber  hier  40      Adolenda.    Nach  den  Arvalakten  (Henzen, 

der  Name  Indigetes    nicht  in   der  Bedeutung,  Acta  fratr.  arval.  S  GLXXXVI  f.  =  C.I.  L.  6,  1 

welche   die  vorliegende   Untersuchung  festge-  S.  560)   bringt  am   8.  Februar  des  Jahres  183 

stellt  hat,  sondern  in  einer  der  den  Alten  ge-  n.  Chr.   der  Magister   der  Arvalen    apcris   in- 

läufigen,    Sp.  132  ff.    mitgeteilten   Erklärungs-  chuandi  causa,  quod  in  fastigio  aedis  Deae  Diae 

weisen    gebraucht,-  so    dafs    die    Stelle    einen  ficus  innata  esset,  erucndam  et  aedem  reßciendam 

Schlufs  auf  das  Vorhandensein  wirklicher  In-  im  Haine  der  Dea  Dia   ein  Opfer  von  suove- 

digetes    in    Praeneste    nicht    gestattet.      Der  taurilia  maiora  und  opfert  beim  Tempel  der 

gleiche  Verdacht  trifft  die   Inschrift  C.  I.  L.  Göttin  folgenden  Gottheiten:    Dea  Dia,   lanus 

10,  5779   aus   Caereatae  Marianae  (Casamare):  pater,  luppiter,   Mars,   Inno  Deae  Diae,   sive 

C.  Calvisio  L.  Passieno  cos  (750/4)  M.  Menius  50  deus   sive   dea,    Virgines   divae,    Famuli  divi, 

M.  f.  Rufus  [s]ac(erdos?)   VI  I.   Vibidius  L.  Lares,   Mater  Larum,   sive   deus   sive  dea  in 

f.  sac(erdos?)  II  lovi  aer[i]s  et  dis  Indigeti-  cuius  tutela  hie  lucus  locusve  est,  Föns,  Flora, 

bu[s]  cum  aediclfa]  et  base  [et  acjdi  et  por-  Vesta,    Vesta  mater;    dann    heifst    es    itefmj 

ticu  d  s  [.]  {Mommscn  z.  d.  luschr.:  'non  con-  Adolendae     Gonmolandae     Deferundae 

stat,  utrum  vere  intellegatur  lupiter  aeris  an  oves  II.    Am  13.  Mai  opfert  der  Magister  operis 

aliud  quoddam  cognomen  subsit').  perfecti  causa,  quod  arboris  eruendae  et  aedis 

2)  Alphabetisches  Verzeichnis  der  In-  refectae,  im  Haine  wieder  suovetaurilia  maiora 

digetes.    Die  Namen  der  Sp.  177 f.  mit  Sicher-  und  beim  Tempel   denselben  Gottheiten,  wie 

heit  den  Indigetes  zugezählten  Götter  sind  mit  vorher    angegeben,    item   Adolendae    Com- 

*  versehen;   mit  ?   sind   diejenigen  Gottheiten  m  molendae  Deferundae  oves  II.   Nach  einem 

bezeichnet,  welche  Sp.  183  mit  Wahrscheinlich-  Fragmente  der  Akten  vom  Jahre  218  {Henzen 

keit  als  Indigetes  erklärt  werden;  bei  den  mit  S.  CCII  =  C.  I.  L.  6,  1  S.  568)  wurde,  wie  das 

??  bezeichneten,  Sp.  183  if.  besprochenen  Göttern  Fragment  erkennen  läfst,  in  diesem  Jahre  eine 

ist  es  ungewifs,   ob   sie   als  Indigetes   zu  be-  gleiche  Feier,   vermutlich   aus   derselben  oder 

trachten  sind.     Bei   den  einzelnen  Göttern  ist  einer  ähnlichen  Veranlassung,  veranstaltet;  die 

auf  die  für  sie  in  Betracht  kommenden  Stellen  Namen  der  Adolenda,  Commoleuda  und  Defe- 

der    allgemeinen    Untersuchungen    verwiesen.  runda  sind  nicht  erhalten,  die  Göttinnen  waren 

Die   Litteraturnachweise   für    die    Etymologie  aber  wahrscheinlich  genannt  (s.  die  Ergänzungen 


189           Indigitamenta  (Adolenda)  Tndigitamenta  (Aescolanus  — Agonius)   190 

bei  Henzcn  und  im  C.  I.  L.  S.  569).  Im  Jabre  224  vernichtende  genannt  werden '    (!  ?  S.  48)  hat 

opfern  cach   den  Akten  {Henzen  S.  CCXIIl  fF.  den  Unterzeichneten  in  keiner  Weise  überzeugt. 

=  C.  J.  I/.  6,  1  S.  574)   die  Arvalen  im   Haine  Der    Name    Adolenda    ist,    wie    die    anderen 

qtiod  vi  tempestat(is)  ictu  fuhnin(is)  arhor(es)  auf  dieselbe  "Weise  gebildeten  Indigetennameu 

sacr(i)l(tici)D{'eae)D(iae)aUact('ae)arduer(int),  (aufser  den   im   Vorstehenden  genannten   Göt- 

ear(um)q(ue)    arbor(um)    eruendar(um) ,   ferr(o)  tinnen  noch  Afferenda),  mit  dem  gerundivischen 

[f]endendar(um)    adolendar(um)    commolendu-  Doppelsuffix  -un-da,  -en-da,  urspr.  -an-da  ge- 

r(itni),  itan  aUar(um)    resUtuendar(um)   causa  bildet  (vgl.  über  diese  Bildungen  Corssen,  Krit. 

operisqiue)  inclhjoandi  arafsj  tetnporalfes)  sa-  Beitr.  zur  lat.  Formenlehre  S.  125  f.  Krit.  Nach- 

cr(as)    D(eae)    B(iae)    reficiend(i)    ein    Sühn-  lo  träge  z.  lat.  Fonneiil.  S.   139.  150.   Ausspr.  2^ 

Opfer    von    suovetaurilia    maiora,    ferner    vor  S.  181.   Beiträge  zur  ital.  Sprachkunde  S.  595  f. 

dem  Tempel  der  Dea  Dia   der   Göttin   selbst  A.  Döhring,   Die  Etymologie   der  sogenannten 

und  an  den  arae  temporales    den  Gottheiten  6-'e}'Mn(?u/or>Hen.  Progr.d. Friedrichs-Kollegiums 

lauus     pater,     luppiter,    Mars    pater     ültor,  in  Königsb.  i.  Pr.  1888,  besonders   S.  5),   und 

sive    deus    sive    dea,    luno    Deae    Diae,    Vir-  zwar  von  adolere  verbrennen  (vgl.  über  ado- 

gines    divae,    Famuli  divi,   Lares,  Mater  La-  lere  die  in  den  Lexika  aus  der  Litteratur  an- 

rum,    Föns,    Flora,    Summanus    pater,   Vesta  geführten  Stellen  und  Non.  S.  58  s.  v.  adoltre, 

mater,  Vesta  deorum  dearumque;  dann  heifst  S.  247  s.  v.  adolere.  Serv.  Aen.  1,  704.  buc.  8,  65 

es   item  Adolend(ae)  Coinq(uendae)  ov(es)  =  Lactant.  Flacid.  Stat.  Theb.  1,  514;   Henzen 

'II.     Am  10.  Dezember  opfern  sie  quod  ab  ictu  20  S.  142.     VaniceJc,  Etijm.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^ 

fulminis  arbores  luci  sacri  Dfeaej  D(iae)  attactae  S.  28.    Griech.-Jat.  etym.  Wörterb.  1  S.  53;   die 

arduerint,   earumq(ue)  arborum  adolefactarum  von  Corssen,  Krit.  Beitr.  S.  125  f.,  S.  Bugge  in 

et  coinqiiendarum ,  et  [quod]  in  eo  luco  sacro  N.  Jhrb.  f.  Ph.  105,  1872  S.  107  und  Vanicek, 

aliae  sint  repositae  et  arae  temporal(es)  refectue,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  21  und  Griech.- 

fcrri  effcr(cndi),  [hjuius  oper(is)  perfecti  causa  lat.  etym.    Wörterb.  1  S.  44  nach   Corssen  auf- 

lustrum  missiim  suovetaurilibfus)  maioribus  et  gestellte  Deutung  der  Adolenda  als  Göttin  des 

cetera  qfuae)  s(upra).     Die  Bedeutung  der  bei  Wachstums    der  Bäume   [also   von  adolere  = 

diesen  aufserge wohnlichen  Opfern  angerufenen  adolescere]  ist  nach  den  klaren  Angaben  der 

Göttinnen  Adolenda,  Commolenda,  Deferunda  Akten  sicher  falsch). 

und   Coinquenda  ergiebt  sich  aus  den  Akten  30      Aescolanus  (so  Dombart  mit  den  besseren 

mit  voller  Sicherheit  von  selbst.    Bei  dem  Opfer  Handschriften,    Aesculanus    die    Vulgata)    der 

des  Jahres  183  war  der  auf  dem  Tempel  ge-  Gott  des  Kupfergeldes  (aes),  August.  ^,2\.  28. 

wachsene  Feigenbaum  herabzunehmen  (deferre),  Sp.  145, 39  ff. ;  vgl.  Sp.  1 76, 26  ff.  An  beiden  Stellen 

zu  zerstücken  (commolere)  und  zu  verbrennen  wird  er  von  Augustinus  Vater  des  Argentinus 

(adolere);  bei  dem  Opfer  des  Jahres  224  waren  (s.  d.)  genannt  (4,21  mit  der  Bemerkung  nam 

die  vom  Blitz  getroffenen  Bäume  zu  verputzen  ideo  patrem   Argentitd  Aescolanum  posuerunt, 

(coinqnere)  oder  ebenfalls  zu  verbrennen:  diesen  quia  prius   aerea  peeunia   in  usii  esse  coepit, 

Handlungen  standen  also   die  Göttinnen  Defe-  jwsi  m'.^ew/ea);  vgl.  hierzu  Sp.  187,25  ff.  IrrigeAn- 

runda,  Commolenda,  Adolenda,  Coinquenda  vor;  sichten  über  Aescolanus  bei  Klausen,  Aeneas 

vgl.  Freller,  R.  M.^  2  S.  228.   Henzen  S.  147  f.  40  u.  die   Penaten   2  S.  1001.     Alte   Abhandlung 

H.  Oldenberg,  Desacris  Fratrum  arcalium  quae-  über  den  Gott:  J.  G.  Bidermann,  De  Aesculano 

stiones.   Diss.  Berol.  1875   S.  45  f.    H.  Jordan,  fodinarum    metallicarum  deo,    in    dessen   Otia 

Krit.  Beiträge  zur  Gesch.  d.  lat.  Sprache.   Berl.  litteraria  varii  argumenti.   Pars  1.    Lips.  1751 

1879  S.  279  ff",  (über  Coinquenda,  Commolenda,  S.  258  ff.     Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  111 

Deferunda  s.  weiterhin  s.w.).  Marini  (Gli  atti  nr.  11.                                                        / 

e  monumenti    de'   fratelli   Arvali.    Roma  1795  Afferenda    die    Göttin,    welche    dem    Zu- 

S.  381  f.)  erkannte  zuerst  in  Adolenda  u.  s.  w.  bringen  der  Mitgift  vorsteht  (Afferenda  est  ab 

Gottheiten   und  hielt  sie  für  Götter  der  Indi-  afferendis  dotibus),  TertuU.  ad  nat.  2,  11.  Sp.  143 

gitamenta;  dagegen  vgl.  das  Sp.  181  f.  Gesagte.  Z.  57.    Ganz   ungerechtfertigte  Verdächtigung 

Henzens  Ansicht  (S.  147)  'binarius  victimarum  50  der   Namensform    bei    Weisiveiler   in    der    bei 

numerus  ostendit  de  uno  numine  agi'  ist  nicht  Adolenda  angeführten  Abhandlung  S.  38  f.  Zum 

haltbar;   Adolenda,  Coinquenda,  Commolenda,  Namen  s.  Adolenda  (vgl.  aufser  der  dort  an- 

Deferunda    sind    vier    selbständige   Gottheiten  geführten  Litteratur  Vanicek,   Etym.  JVörterb. 

(s.  Sp.  174, 31  ff.);  als  untergeordnete  Götterwesen  d.  lat.  Spr.'^  S.  ISO.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb. 

erhalten  sie  wie  die  in  einer  Vielheit  gedachten  2  S.  601). 

Famuli  divi  (s.  Bd.  1  Sp.  1444,  38  ff.)  und  Vir-  Agenoria.     August.  4,  11  unter  den  Gott- 

gines  divae  in  ihrer  Gesamtheit  nur  zwei  Opfer-  heiten  des  Kindesalters:  .  .  .  nuncupetur  . .  .  de 

tiere  (vgl.  auch  0/de«&er(/ a.  a.  0.).   Der  Versuch  nctu  Agenoria;  4,16.    Thesaar.  nov.  latinitaiis 

J.  Weisweilers  {Zur  Erklärung  der  Arralacten,  bei   Mai,  Glass.  Auct.  8  S.  50:    Agenoria  dea 

in  N.  Jahrb.  f.  Ph.  139,  1889  S.  37  ff.)   darzu-  co  agendi  (darauf  folgt  die  unbrauchbare  Glosse 

thun,   dafs   die  Ausdrücke   adolendae  u.  s.  w.  Agonalia  festa  Agenoriae).    Sp.  143  Z.  46.    In 

der  Arvalakten  das  sind,  'was  sie  sein  müssen,  Paulys  Bealencycl.  1,  1    S.  541    s.  v.  Agenoria 

die  passiven  Futurparticipia  der  Verba,  welche  und    bei   Georges,  Lat.- deutsch.   Handwörterb. 

die  an    den    zu    entfernenden  Bäumen  vorzu-  s.  v.    Agcrona    ist    eine    nirgends    überlieferte 

nehmenden  Handlungen  bezeichnen.     Sie  ent-  Namensform  Agerona  aufgeführt.    Zum  Namen 

halten  die  erforderliche  und  .  .  .  auch  in  ihrer  (ag-ere)  vgl.  Sp.  167,1  ff'.  (?;-a/»j«awnS.  110  nr.  2d. 

Fassung  correcte  Bezeichnung  dieser  Baumgott-  *  Agonius.    Paul.  S.  10  Agonium  .  .  .  puta- 

heiten,  die  dadurch  als  zu  beseitigende  und  zu  bant  deum  dici  praesidtntem  rebus  agendis.  Vgl. 


191        Indigitamenta  (Aius  Locutius) 

Sp.  177,  52  ff.    Zum  Namen  (ag-ere)  vgl.  Grafs- 
mann S.  110  nr.  2  c. 

Aius  Locutius.  Varro  in  libris  divinarum 
bei  Gell.  16,  17,  2  (Sp.  138,  49  ff.),  Cicero  {de 
äii\  1,  45,  101.  2,  32,  fi9),  Livius  (5,  32,  6  f.  50,  6. 
52,  11)  und  Phitarclim  {GamiU.  14.  30;  de  fort. 
Born.  5)  erzählen,  dafs  i,  J.  863/391  M.  Caedicius, 
ein  Plebejer,  den  Tribunen  meldete,  er  habe 
auf  der  Via  nova  in  der  Nähe  des  Vestatempels 
{a  luco  Vestae,  qui  a  Palatii  radice  in  novam  lo 
viam  devexus  est,  Cic. ;  supra  aedem  Ves-tae,  Liv.) 
nächtlicher  Weile  eine  Stimme,  stärker  als  die 
eines  Menschen,  gehört,  welche  befohlen  habe, 
den  Obrigkeiten  zu  melden,  dafs  die  Gallier 
anrückten  (nach  Cicero  befahl  die  Stimme  'ut 
muri  (t  portae  reficerentur ;  futurum  esse,  nisi 
provisum  esset,  ut  Roma  caperctur'',  nach  Plu- 
tarclius  'ciys,  Mccqvs  KsSiiiib  ,  liys  iTQoq  xovg 
ctQxovTag  tco&sv  eld'cov  oliyov  xqovov  Falätag 
Trpofföf^fC'ö'at');  man  achtete  indes  nicht  auf  20 
diese  Warnung.  Nach  der  Niederlage  der  Römer 
durch  die  Gallier  jedoch  wurde  i.  J.  364/390 
die  Sache  im  Senat  zur  Sprache  gebracht  und 
(jedenfalls  auf  Geheifs  der  Pontifices;  ''iMSSMm- 
rjue^  Liv.)  zur  Snhnung  des  begangenen  Frevels 
von  Camillus  bei  der  Via  nova  an  der  Stelle, 
wo  die  Stimme  gehört  worden  war  (infima 
nova  via,  Varro),  dem  Aius  Locutius  ein  Altar 
{Varro,  Cic.)  oder  ein  kleines  Heiligtum  {tem- 
plum  Liv.,  vfcog  Flut.,  beide  offenbar  in  un-  so 
genauer  Ausdrucksweise)  errichtet  (über  die 
Lage  vgl.  ÄmbroscJi,  Studien  S.  124.  Becker, 
Topogr.  S.  244  f.  0.  Gilbert,  Geschichte  und 
Topogr.  d.  Stadt  Rom.  2  S.  115  Anm.;  3  S.  422  f. 
Anm.  1.  0.  Richter  in  Baumeisters  Denkmal,  d. 
Mass.  Altert.  3  S.  1485  ^  in  Müllers  Handb.  d. 
klass.  Altertums- Wiss.  3  S.  828  f.).  Cicero  nennt 
den  Gott  Aius  Loquens;  dafs  aber  Aius  Locu- 
tius der  richtige  Name  ist,  geht  aufser  den 
oben  angeführten  Stellen  des  Livius  5,  50,  6.  40 
52,  11  aus  Arnob.  1,  28  hervor,  der  den  Gott 
ebenfalls  Aius  Locutius  nennt;  Varro  spricht 
ungenau  nur  von  Aius.  Plutarchus  übersetzt 
den  Namen  mit  ^rnir]  v.cci  KXrjöcov.  In  der 
Gegend,  wo  man  sich  die  infima  nova  via  zu 
denken  hat,  ist  ('in  vinea  quondam  Nussiner') 
ein  Altar  von  altertümlicher  Form  mit  der  In- 
schrift sei.  dco.  sei.  deivae.  sac.  \  C.  Sextius.  C. 
f.  Calvinus.  pr  |  de.  senati.  sententia.  \  restituit 
{C.I.  L.  1,632  =  6,  110;  abgebildet  bei  Reber,  .50 
Die  Ruinen  Roms  und  der  Campagna.  Leipz. 
1863  Taf.  bei  S.  372,  dazu  S.  375),  die  nach 
Mommsen  (z.  d.  Inschr.)  wahrscheinlich  in  die 
Zeit  Sullas  zu  setzen  ist,  gefunden  worden. 
Diesen  Altar  halten  Nibby,  Wlommsen  und 
Henztn  (z.  d.  Inschr.)  für  eine  Erneuerung  des- 
jenigen Altars,  der  nach  den  angeführten  Stelleu 
dem  Aius  Locutius  errichtet  wurde;  Mominsen 
meint,  dafs  der  Name  des  Aius  Locutius  auf 
jenem  alten  Altar  gar  nicht  gestanden  habe,  go 
sondern  eben  die  Formel  sei  deo  sei  deivae. 
Dem  gegenüber  mufs  man  die  Frage  aufwerfen, 
woher  denn  in  die  Berichte  der  Schriftsteller 
der  Name  Aius  Locutius  hätte  kommen  können. 
Wenn  nicht  von  den  Pontifices  jene  nächtliche 
Stimme  diesem  fest  bestimmten  Gotte,  der 
dann  natürlich  auch  nur  unter  seinem  Namen 
e;nen    Altar    erhalten    konnte,    zugeschrieben 


Indigitamenta  (Alemona  —  Antevorta)   192 

worden  wäre.  Vgl.  auch  Jordan  in  Prellers 
R.  M.^  1  S.  62  Anm.  1  u.  Richter  a.  aa.  00.  S.  zu 
Aius  Locutius  Sp.  175  f.,  182,  48  ff.  und  186,  2Gtf. 
Zum  Namen  a)  Aius  vgl.  Grafsmann  S.  lOu 
nr.  2.  Corsscn,  Ausspr.  1"  S.  306.  Vanicek,  Etym. 
Würterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  9.  Griech.-lat.  etym. 
Wörterb.  1  S.  20;  b)  Locutius:  Grafsmann  a. 
a.  0.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Sj)r.^  S.  25. 
Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  775.  Cuitius, 
Grundz.  d.  griceh.  Etym.^  §  85  S.  160. 

Alemona  die  Göttin,  welche  das  Kind  im 
Mutterleibe  ernährt,  Tertull.  de  anima  37.  Sp. 
144  Z.  9.  Zum  Namen  (uraltes  Participiuni 
mit  ursprünglichem  langen  0  von  alere)  vgl. 
Grafsmann  S.  112  f.  nr.  15.  Corssen,  Ausspr.  2^ 
S.  171.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  Vit.  Spr.^ 
S.  21.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  43;  be- 
sonders aber  H.  Usener,  Grammat.  Bemerkungen. 
III.  Zur  Geschichte  des  latein.  Participiums, 
in  N.Jhrb.  f  Ph.  117,  1878  S.  51  fl'.  (daselbst 
S.  53  Übersicht  der  Bildungsstufen:  l*alüm5- 
nus,  synk.  alumnus.  2a*alem6nus,  Alemona. 
2  b  *alimunus,  alimonium,  alimonia.  3  *alimenus 
alimen-tum;  die  Formen  Alimona,  welche  z.  B. 
Georges,  Lat.- deutsch.  Handicörtcib.  s.  v.  Ale- 
mona. Pouche- Leclercq,  Les  Pontifes  S.  31,  und 
Alimonia,  welche  Marquardt,  Staatsveric.  3" 
S.  11  aufführt,  sind  bei  Tertidlianus  nicht  über- 
liefert, also  ganz  ohne  Gewähr)  und  zu  diesen 
partizipialen  Bildungen  überhaupt  z.  B.  Corssen, 
Ausspr.  2°  S.  170  ff.  0.  Bechstein,  De  nominibus 
latinis  suffixorum  ent-  et  mino-  ope  formatis  in 
Curtius'  Studien  z.  griech.  und  lat.  Gramm.  8 
(1875)  S.  378  ff.,  besonders  S.  387  ff.  (Alemona: 
S.  388).  K.  Brugman  in  Ostho/f- Brugmans 
Morphol.  Unters,  auf  d.  Gebiete  der  indogerm. 
Sprachen  2  (1879)  S.  184  f. 

A 1 1 0  r.  August.  7,23  (Sp.  181, 2 1  ff.)  cur . .  ponti- 
fices, ut  ipse  (sc.  Varro)  indicat,  additis  quoque 
aliis  duobus  quattuor  diis  faciunt  rem  divinnm, 
Telluri  Tellumoni  Altori  Rusori?  .  .  .  Altori 
quare?  quod  ex  terra,  inquit,  altinlur  omnia 
quae  nata  sunt.  Rusori  quare?  quod  rursus,in- 
c[uit,  cuncta  eodem  revolvuntur.  Vgl.Sp.  182,  3 ff. 
Ganz  falsch  Paulys  Realencycl.  1,  1  S.  811  s.  v. 
AUor:  ''Beiname  des  Pluto.'  Die  Etymologie 
Varros  (von  alere)  ist  sicher  richtig;  vgl. 
Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21-  Vanicek,  Etym. 
Wörterb.  d.  lat.  Spr.'  S.  21.  Griech.-lat.  etym. 
Wörterb.  1  S.  43. 

*  Antevorta.  Macrob.  Sat.  1,  7,  20  p)OSt  ad 
lanum  solum  regnum  redactum  est,  qui  creditur 
geminam  fadem  praetulisse,  ut  quae  ante  quae- 
que  post  tcrgum  essent  intueretur:  quod  procul 
dubio  ad  prudentiam  regis  sollcrtiamque  refe- 
rcndum  est,  qui  et  praeter ita  nosset  et  futura 
prospiccret ,  sicut  Antevorta  et  Postvorta,  dici- 
nitatis  scilicet  aptissimae  comites,  apud  Roma- 
nos colunfur.  Danach  wäre  Antevorta  eine  Art 
Schicksalsgöttin,  welche  in  die  Zukunft  schaut 
(vgl.  Marquardt,  Staatsveriv.  3^  S.  12  Anm.  2 
und  weiterhin  Porrima).  Aber  ihre  Zusammen- 
stellung mit  Postvorta  (s.  d.)  zeigt,  dafs  sie 
jedenfalls  wie  diese  ein  Indiges,  und  zwar 
einer  nach  vorwärts  gewandten  Lage  des  Kindes 
bei  der  Geburt,  ist  (vielleicht  meint  dies  auch 
Jordan  in  der  unklaren  Bemerkung  in  Prellers 
R.  Jf.-'  1  S.  406  Anm.  3).  VgL  Sp.  177,  33  ff.    Zum 


193    Indigitamenta  (Arculus  —  Cardea)  Indigitamenta  (Cardea)             194 

Namen  (von  altem  ante-vortere)  vgl.  Grafsmann  ergänzt  et  Carfdeam  a  cardijnibus;  de  cor.  13 

y.  108  f.  nr.  1.     Vanicel-,  Etym.    Wörterh.  d.  ist  nach  Öhlers  Angabe  im  cod.  Agobardinus 

lat.  Spr.^  S.  274.    GriechAat.  etym.  Wörterh.  2  überliefert  Forculum  et  Carnam  a  foribus  et 

S.  926.  cardinibus,  und  scorp.  10  bietet  der  cod.  Agobard. 

*Arcnlus  der  Gott  der  Truhen  und  Kasten  nach  Bei ffer scheid:  Samum  quendam  et  For- 

(sivcue),  Paul. S. 16s. Y. Arculus.  Ygl.Sp. 178, 12S.  culum  u.s.w,;  au  beiden  Stellen  ist  unbedenk- 

Falsche   Auffassung  des   Gottes   bei   Härtung,  lieh  Cardeam  zu  schreiben,  wie  schon  Famelius 

Hei.  d.  Hüm.  1  S.  59  Anm.  ***)      Zum    Namen  für  scorp>.  10  vorgeschlagen  hat.  Sp.  146,  15  ff. 

vgl.  Grafsmann  S.  114  nr.  22.  VaniceJc,  Etym.  Die  Stelle  des  Cyprian.  quod  idola  dii  non 
^]'vrtcrb.  d.  lat.  S2Jr.^  S.  25.    Griecli.-lat.  etym.  lo  sint  4:  est  .  .  .  et  Cardea  a  cardinibus  u.  s.  w. 

Würterb.  1  S.  56.  ist  eine  alte,   aus  Tertull.  ad  nat.  2,  15  (s.  Sp. 

Argentinus     der    Gott    des    Silbergeldes,  146, 16  ff.)  genommene  Interpolation  der  cypria- 

August.  4,  21.  28.   Sp.  145,  39  ff.     An    beiden  nischen    Schrift,    s.    Ascensus.      Bei    Ovidius 

Stellen  wird  er  von  Augustinus  Sohn  des  Aes-  {f.  6,  101  ff.)   findet  sich  eine   Erzählung  von 

colanus(s.d.)  genannt,  vgl.  dazu  Sp.  187, 25 ff. und  der  Liebe   des  lanus    zu  Carna,    der  spröden 

zu  Argentinus  überhaupt  Sp.l75,52ff.u.  Co rssen,  Nymphe,  die  sich  allen  Bewerbern  durch  einen 

Beiträge  zur  ital.  Sprachkunde  S.  88  ff.     Zum  Kunstgriff  zu  entziehen  weifs,  indem  sie  die- 

Namen  vgl.  Grafsmann  S.  111  nr.  13.     Corssen  selben  auffordert,  ihr  in   eine  Grotte  voranzu- 

a.  a.  0.  Vanicelc,  Etym.  Wörterh.  d.  lat.  Spr.-  gehen,  imd  dann  hinter  ihrem  Rücken  im  Ge- 

S.  27.    Griech.-lat.  etym.  Wörttrb.  1  S.  58.           20  büsch  verschwindet  (v.  113  ff.),  bis  ihr  derselbe 

Ascensus   der  Gott  der    allmählichen   Er-  bei  dem  doppelgesichtigen  lanus  mifslingt  und 

hebungen  des  Terrains,   der  Bergabhänge  (as-  sie  diesem  sich  hingeben  mufs  (v.  119  ff.),  wo- 

census),    Tertull.  ad  nat.  2,  15   mit   Öhlers  Er-  für  er  sie  mit  der  Herrschaft   über  die  Thür- 

gänzung:   taceo   Ascensmn   [a  scansionej.     Sp.  angeln  betraut  (v.  127  f.,    siehe   die    genauere 

146,  15  ff.  37  ff.    Die  Stelle   des  Cyprian.  quod  Inhaltsangabe  in  Bd.  1  Sp.  854  f.  s.  v.  Carna). 

idola  dii  non  sint  4:   est  et  Scansus  ab  ascen-  Dafs  die  ganze  Geschichte  kein  'naiv  drolliges 

sibus  dictus  et  Forculus  a  foribus  et  a  limini-  Volksmährchen'  {Preller,  B.  M.^  1  S.  183),  son- 

bus  Limentinus  et  Cardea  a  cardinibus  u.  s.  w.  dern,  wie  die  in  ihren  Elementen  herrschende 

ist  eine  alte,    aus  Tertull.  ad  nat.  2,  15  (s.  Sp.  Verwirrung  zeigt,  eine  Erfindung  Owz'iis  ist  (vgl. 

146,  16  ff.)  genommene  Interpolation  der  cypria-  so  Sp.  187,  25  ff.),  hat  G.  Wissowa  (in  Philologische 

nischen  Schrift,  vgl.  v.  Hartel  in  seiner  Aus-  Abhandlungen.    Martin  Hertz  zum  70.  Geburts- 

gabe  des  Ciijjria)ius  Praef.  S.  XV  ff.  XVIU  und  tage  von  ehemaligen  Schülern  dargebracht.  Berl. 

adnot.  crit.'zu  der  Stelle  (S.  21).  1888   S.  164f.;    vgl.   dens.  in   Bd.  1    Sp.  854f. 

??Aventinus.     S.  Sp.  185,  25ff.  s.  v.  Carna)    dargethan.     Gemeint   kann,  wie 

Bubona    die    Göttin    der    Rinder,    August.  Wissoiva  ausführt,  als  Geliebte  des  lanus  nur 

4,  24.  34.  Sp.  146,  12  ff.  Preller  {B.  M.^  2  S  227)  Cardea  sein,  damit  die  Gottheiten  der  Thüren 
meint,  dafs  Bubona  durch  eigene  Spiele,  die  und  der  Thürangeln  als  Liebespaar  verbunden 
ludi  Bubetii  {Plin.  n.  h.  18,  12),  gefeiert  wurde;  werden;  mit  dieser  Cardea  hat  aber,  wie  schon 
doch  hat  dieses  alte  Fest  mit  dem  Indiges  Härtung  {Bei.  d.  Böm.  2  S.  228),  Merkel  (Proleg. 
Bubona  offenbar  nichts  zu  thun.  Zum  Namen  40  zu  Ovids  Fast.  S.  CXCV)  und  H.  Peter  (in  seiner 
vgl.  Corssen,  Krit.  Nachträge  z.  lat.  Formenl.  Ausgabe   der  Fasti  1'^  S.  244  zu  v.  101  ff.  und 

5.  180  f.  Ausspr.  1^  S.116.  126.  2^  S.  135.  Grafs-  2^  S.  77  f.  zu  v.  101  ff.)  richtig  erkannt  haben, 
mann  S.  111  nr,  12.  Vanicck,  Etym.  Wörterh.  Ovidius  die  ganz  und  gar  verschiedene  Carna 
d.  lat.  Spr.^  S.  86.  Griech.-lat.  etym.  Wörterh.  1  vermengt  (v.  101  prima  dies  tibi,  Carna,  datur; 
S.  229  f.  dea  cardinis  haec  est;   darin  folgen  ihm  z.  B. 

Caeculus  der  Gott,  der  den  Menschen  des  Haakh   in    Paulys  Bealeneycl.   2  S.  148   s.  v. 

Augenlichts  beraubt,  Tertull.  ad  nat.  2,  15.  Sp.  Cardea.   Preller,  B.  M.^  1  S.  183.  2  S.  237  ff. 

145  Z.  73.    Tertullianus  nennt  den  Caeculus  in  Vanicek,   Griech-lat.  etym.  Wörterh.  2  S.  1098. 

einer  Gruppe  von  Todesgöttern  (Viduus  [s.  d.],  Curtius,  Grundz.  d.  griech.  Etym.^  §  39  S.  143) 

Caeculus,  Orbana  [s.  d.],  ipsius  mortis  dfeaj);  50  und  zum  Überflufs  noch  einen  dritten  Namen 

daher  wird  als  Funktion  desselben  nicht  sowohl  Crane   (von  KQdvsia)   eingeführt,    den   Merkel 

das  Erblinden,  als  vielmehr  das  Erlöschen  des  (Proleg.  a.  a.  0.)  mit  Recht  für  seine  Erfindung 

Augenlichts  am  Lebensende  zu  betrachten  sein.  erklärt.    Wenn  nun   Ovidius  nur  das  Märchen 

Mit    Caeculus,    dem    Gründer    von    Praeneste  von  lanus  und  Cardea  fälschlich  am  Feste  der 

(Bd.  1  Sp.  843  f.),    hat   dieser  Gott    natürlich  Carna  erzählte,  so  könnte  man,  wie   Wissoiva 

nichts  als   den  Namen  gemein.     Zum  Namen  hervorhebt,  das  für  ein  leichtes  Versehen  seiner- 

vgrl.  Graßmann  S.  114  nr.  22.    Vanicek,  Etym.  seits  halten  und  immerhin  glauben,   dafs   die 

Wörterh.  d.  lat.  Sjir.^  S.  65.    Griech.-lat.  etym.  Erzählung  selbst  auf  älterer  Überlieferung  be- 

Wörterb.  2  S.  1056.  ruhe.     Aber  diese  Annahme    wird   unmöglich 

Candelifera.    Tertull.  ad  nat.  2,  11  Cande-  eo  gemacht  durch  die  Thatsache,  dafs  in  der  Er- 

lifera,  quoniam  ad  candelae   lumina  pariehant  Zählung  selbst  fortwährend  Züge,  die  der  Carna 

(vgl.  hierzu    Preller,   B.  31.^  2  S.  208.    Bd.  1  zukommen    (z.  B.  v.  131  ff.    die   Angabe,    dafs 

Sp.  850  s.  V.  Candelifera).    Sp.  143  Z.  13.    Die  die  Göttin  die  striges,  welche  den  Kindern  das 

Namenbildung  ist  klar  (caudela,  ferre).  Blut    aussaugen,    abwehre;    vgl.    Marquardt, 

Cardea  die  Göttin  der  Thürangeln  (cardo),  Staatsveriv.   3''  S.  13    Anm.    9    und    mehr   bei 

Tertull.  de  idol.  15.  August.  4,  8.  6,  7.  An  diesen  H.  Peter  a.  a.  0.  2'^  S.  77  f.),  mit  solchen,  welche 

Stellen  ist  Cardea  überliefert;  demgemäfs  hat  nur  auf  Cardea  passen  (wenn  Ovidius  die  Göilin 

bei    Tertull.  ad  nat.  2,  15    Gothofredu's  richtig  Carna  zu  Abwehrung  der  striges  Beschwörungen 

KoscuER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mytliol.    II.  7 


195  Indigitamenta  (Catius  —  Commolenda)  Indigitamenta  (Conditor  —  Decima)   196 

an  den  postes,  den  limina  und  den  aditus  vor-  ratur    bei  Adolenda.     Die   Arvalakten    bieten 

nehmen  Jäfst  [v.  155  ff.],  so  hat  er  dabei,  wie  einmal    die    Form    Conmolanda    und    einmal 

Peter  [S.  78]  mit  Recht  annimmt,  ohne  Zweifel  Commolenda.     Der  Name  ist  von    commolere 

an  Cardea  gedacht),  vermengt  werden;  es  mul's  {Vam'cek,  Etym.  Wörterb.  d.  Tat.  Sprr  S.  213. 

sich  also   bereits   der  Erfinder  der  Erzählung  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  709  f.)  gebildet 

über  die  Verschiedenheit  der  beiden  Gottheiten  wie  Adolenda  von  adolere,  s.  Adolenda. 

nicht  mehr  klar  gewesen  sein,  was  bei  Ovidius  Conditor  der  Gott  des  Einspeicherns  (con- 

ebenso  natürlich,  wie  in  einer  Volkssage  un-  dere)    des    eingefahrenen    Getreides,    welchen 

möglich    ist.      Zum    Namen    vgl.    Grafsmann  nach  dem  Sp.  181,  7  ff.  mitgeteilten  Fragmente 

S.  110  nr.  3  (sowohl  die  S.  109  nr.  1  angeführte,  lo  des  Fabius  Pictor  bei  dem  Interpol.  Serv.  georg. 

auch  bei  Georges,  Lat.- deutsch.  Handwürterb.  1,  21    der  Flamen    bei    der  Darbringung    des 

s.  V.  Cardea  sich  findende  Form  Carda  als  auch  sacrum  cereale  anruft.    Vgl.  Sp.  181,  41  ff.    Zum 

die  Form  Cardinea  S.  110  nr.  3  existiert  nicht).  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21.  VaniceJc, 

Curtius,  Grunds,  d.  griech.  Etym.^  a.  a.  0.  Etym.  WCrterb.  d.  lat.  S^yr.'^  S.  128.     Griech.- 

Catius  pater  qui  catos  id  est  acutos  face-  lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  381. 

ret,  August.  4,  21.  Sp.  147,  20  ff.;   zur  Bezeich-  Convector  der  Gott  des  Zusammenfahrens 

nung  loater  s.  Sp.  185,  61  ff.     Zum  Namen  vgl.  oder  Einfahrens  (convehere)   des  abgemähten 

Grafsmann     S.  109    nr.   2.      Vanicek,    Etym.  Getreides,  welchen  nach  dem  Sp.  181,  7ff.  mit- 

Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  66.     Griech.-lat.  etym.  geteilten  Fragmeute  des  Fabius  Pictor  bei  dem 

Wörterb.  1  S.  98.                                                      20  Interpol.  Serv.  georg.  1,  21  der  Flamen  bei  der 

?  Cela  s.  Panda  nr.  2.  Darbringung  des  sacrum  cereale  anruft.    Vgl. 

Cinxia    ist    bei    Arnob.  3,  25   Name    eines  Sp.  181,  41  ff.     Zum  Namen    vgl.    Grafsmann 

Indiges:  siiperest  ...  cingulorum  Cinxia  repli-  S.  113  f.  nr.  21. 

cationi.    Sp.  147,  35 ff.    Vgl.  Sp.  172 ff.,  wo  aus-  Cuba  die  diva  cubandi  der  Kinder,  ubi  pri- 

geführt   wird ,    dafs    der    Indiges    Cinxia    von  mum  . .  .  a  cunis  transierunt,  Varro  bei  Donat. 

Inno  Cinxia  verschieden  ist.    S.  Preller,  B.  M.^  Ter.  Phorm.  1,  1,  15  (v.  49).    Sp.  142,  19  ff.  147, 

2  S.  218  und  Juno.  49  ff.     Zur  Bezeichnung  diva  s.  Sp.  185,  61  ff. 

Clivicola   die   Göttin   der  an   den  Bergen  Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  108f.  nr.  1. 

hinaufführenden  clivi,    Tertull.   ad  nat.  2,  15  Cunina  die  Göttin,  welche  das  Kind  in  der 

(acc.    Clivicolam  Bigaliius,    leuico    iam    cod.  30  Wiege  beschützt,  Varro  Catus  de  liberis  edu- 

Agobard).      Sp.  146,  15  ff.   37  ff.     Zum   Namen  candis  (fr,  7  S.  248  Riese)  bei  Non.  S.  167  s.v. 

(clivus,  colere)  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1.  rumam:  Itisce  numinibus  (so  Preller,  B.M.^  1 

Coinquenda  die  Göttin  des  Verputzens,  S.  59;  hisce  manibus  codd.  Lugdun.  prior, 
Verschneidens  (coinquere)  der  Bäume,  welche  Harleian.,  Guelferbit. ;  andere  Emeudationen 
von  den  Arvalen  bei  einem  i.  J.  224  n.  Chr.  s.  in  L.  Müllers  krit.  Apparat  z.  d.  St.)  lade 
wegen  Entfernung  vom  Blitz  getroffener  Bäume  fit,  non  vino,  Cuninae  proptcr  cunas,  Muminae 
aus  dem  heiligen  Haine  der  Dea  Dia  darge-  propter  rumam''  (s.  Sp.  141,  67  ff.).  Lactant. 
brachten  Opfer  verehrt  wird,  s.  das  Nähere  inat.  div.  1,  20,  36.  August.  4,  8.  11.  21.  24.  34. 
und  die  Litteratur  bei  Adolenda.  Es  scheinen,  Sp.  143/144  Z.  25  f.  Über  J.wt&rosc/is  irrtümliche 
wie  Henzen  {Acta  fratrum  arvalium  S.  142)  40  Annahme,  dafs  aus  Lactant.  a.  a.  0.  auf  bild- 
hervorhebt, bei  dieser  Gelegenheit  nicht  alle  liehe  Darstellung  der  Göttin  zu  schliefsen  sei, 
vom  Blitz  getroffenen  Bäume  entfernt  und  s.  Sp.  187, 9ff.  Wenn  Bofsbach  {Untersuchungen 
verbrannt,  sondern  von  denjenigen,  die  weniger  üb.  die  rüm.  Ehe.  Stuttg.  1853  S.  307)  aus 
gelitten  hatten,  nur  die  beschädigten  Teile  August.  4,  11  eine  Cunnina  als  luno  Cunnina, 
entfernt,  also  die  Bäume  verputzt  worden  zu  welche 'über  die  weibliche  Keuschheit' (cunnus) 
sein.  Über  die  Bedeutung  des  dem  Namen  der  wacht,  anführt,  so  entbehrt  dies  jeder  that- 
Göttin  (Bildung  wie  bei  Adolenda)  zu  Grunde  sächlichen  Begründung.  Gefälschte  Widmungs- 
liegenden coinquere  (auch  coinquire)  s.  Treba-  Inschrift  an  Cunina  C.  I.  L.  10,  254*  (falsae). 
tius  de  religionibus  libro  septimo  (fr.  5  S.  100  Decima  die  Göttin,  welche  angerufen 
Huschke*)  bei  dem  Interpol.  Serv.  Aen.  11,316.  50  wurde,  wenn  die  Geburt  im  zehnten  Monate 
Paul.  S.  64  s.v.  coninquere.  8.  Gb  s.r.  coinqtoere;  der  Schwangerschaft  erfolgte.  Gell.  3,16,  10  f. 
Corssen,  Krit.  Beiträge  z.  lat.  Formenl.  S.  126.  (Sp.  138,  15  ff.)  'Parca''  inquit  {sc.  Varro)  'in- 
Ausspr.  2^  S.  181.  Beiträge  zur  ital.  Sprach-  mutata  una  littera  a  partu  nominata,  item 
künde  S.  595.  Henzen  S.  22.  142.  Jordan,  Krit.  Nona  et  Decima  a  partus  tempestivi  tempore\ 
Beitr.  z.  Gesch.  d.  lat.  Spr.  S.  279  ff.  und  in  Caesellius  autem  Vindex  in  lectionibus  suis 
Prellers  B.  M.^  2  S.  32  Anm.  1.  antiquis  Hria^  inquit  'nomina  Parcarum  sunt, 

Collatina  die   Göttin  der  colles,  August.  Nona  Decuma  Moria''  u.  s.  w.  (s.  Sp.  184,  iff.). 

4,  8.   Sp.  145,  54  ff".    Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  Tertull.  de  anima  37  .  .  .  Nonam  et  Decimam 

5.  86  Anm.  *):  'Durch  Verwechselung  ist'  bei  a  sollicitioribus  mensibus.  Sp.  144  Z.  11.  Gegen 
Augustinus  'die  Hügelgöttin  Collatia  für  Col-  co  ilfargwarcZ/s  Annahme  (Äiactisüerzü.  3'-*  S.  19),  dafs 
lina  genannt'  (!).  Parca  als  Nona  und  Decima  angerufen  worden 

??  Coluber.     S.  Sp.  184,  5 Iff.  sei,    die    in  den    vorstehenden    Stellen    keine 

Commolenda    oder   Conmolanda    die  Stütze  findet,   vgl.  das  Sp.  174,  31  ff.  Gesagte. 

Göttin  des  Zermalmens  der  Bäume,  welche  die  In   dem  Fragmente   des  Caesellius  Vindex  er- 

Arvalen  bei  einem  i.  J.  183  n.  Chr.  wegen  Ent-  scheint    die    ursprüngliche    Geburtsgöttin    zu 

fernung  eines  auf  dem  Tempel   der  Dea  Dia  einer   Schicksalsgöttin   im   Sinne  der  griechi- 

gewachsenen      Feigenbaumes      dargebrachten  sehen    Moiren    umgedeutet,    vgl.   Sp.  171,  3 f. 

Opfer  verehren,   s.  das  Nähere  und  die  Litte-  184,  9 ff.;  siehe  auch  weiterhin  Parca. 


197   Indigitamenta  (Deferunda  —  Edusa)  Indigitamenta  (Fabulinus  —  Fluvionia)   198 

Defernnda    die  Herabbringende    (deferre),  (v.  49),   s.  Sp.  142,  19  flf.    Tertull.  ad  nat.  2,  11. 

eine  Göttin,  welche  von  den  Arvalen  bei  einem  August.  4, 11  (diva  Educa).  34.  6, 9.  Sp.  143  Z.  31. 

i.  J.  183  n.  Chr.  wegen  Entfernung  eines  auf  Zur  Bezeichnung  diva  vgl.  Sp.  185,  61ff.     Die 

dem  Tempel  der  Dea  Dia  gewachsenen  Feigen-  Überlieferung  des  Namens  schwankt  zwischen 

baumcs   dargebrachten  Opfer  verehrt  wird,   s.  den    Formen    Edusa    (bei    Nonius    an    beiden 

das  Nähere  und   die  Litteratur  bei  Adolenda,  Stellen  in  den  Worten  Varros  und  in  Nonius' 

wo    auch    über    die    Bildung    dieser   Art    von  eigenen  Worten),    Educa  {August,  a.  aa.  00.; 

Indigetennamen  gesprochen  ist  (zu  Deferunda  die   z.  B.   in  Paulys  Eealencych  3   S.  56   s.  v. 

speziell  vgl.  noch  Vanicek,  Etym.  Wörterh.  d.  Edusa,  von  Grafsmann  S.  110  nr.  6  und  Georges 
lat.  Spr.^  S.  186.     Griech.-lat.  etym.  Wörterh.  2  lo  im  Lat. -deutsch.  Handicörterb.  s.  v.  EduUca  aus 

S.  601).  Augustinus  angeführte  Form  Edulica  hat  keine 

Deverra.     August.  6,  9    mulieri   fetae  post  andere  Gewähr  als  einige  alte  Drucke),  Edula 

partum  tres  deos  custodes  commemorat  (sc.  Varro)  {Tertull.)  und  Edalia  {Donat.).     Jordan  {Krit. 

adhiheri,  ne  Silvanus  deus  per  noctem  ingre-  Beitr.   z.   Gesch.   d.    lat.  Spr.    S.  120,    vgl.    in 

diatur  et  vexet,  eoruvique  custodiim  significan-  Prellers  R.  M.^  2  S.  211  Anm.  2)  meint,  dafs 

dorum  causa  tres  homines  noctu  circuire  limina  auf  Edula  und  Edulia  nicht  viel  zu  geben  sei, 

domus  et  primo  Urnen  securi  ferire,  postea  pilo,  da  diese  Formen  leicht  aus  der  Ableitung  ab 

tertio  deverrere  scopis,    ut   his    datis    culturae  edulibus   entstanden  sein  können;    Educa  be- 

signis  deus  Sdvanus  prohiheatur  intrare,  quod  zeichnet  er  als  sicher  unrichtig,  'mag  es  von 
neque  arbores  cacduntur  ac  putantur  sine  ferro  20  edu-cere,    oder,    was    freilich    allein    möglich 

neque  far  confcitur  sine  pilo  neque  fruges  coa-  wäre,   von  ed-uc-us   (vgl.  cad-ucus  .  . .)  abge- 

"cervantur  sine  scopis;  ab  his  autem  trihus  rebus  leitet    werden.      Denn    offenbar    wäre    so    der 

tres  nuncupatos  deos,   Intercidonam  a  sccuris  Name,  das  Kompliment  zu  Potina,  undeutlich 

intercisione ,    Pilumnum  a  pilo,   Deverram  ab  und  die  Göttin  unwillkürlich  als  eine  educens 

scopis,  quibus  diis  custodibus  contra  vim  dei  oder  educans    aufgefafst  worden';    er  ist  der 

Silvani  feta  conservarttur.    Sp.  144  Z.  22;   vgl.  Ansicht,  'dafs  das  mindestens  eben  so  gut  wie 

Sp.  170,  42  ff.     Zu    der    die    Göttin    Deverra  Educa  bezeugte  Ed-ü-sa,  gebildet  neben,  nicht 

betreffenden  Cerimonie  s.  0.  Müller  zu  Paul.  von  ed-ü-lia,   eine  vereinzelte,   aber  nicht  zu 

S.  78  Anm.  zu  exverrae  und  Preller,  B.  M.^  1  beanstandende  alte  Bildung  ist'.    Vgl.  zu  den 
S.  377.    Zum  Namen  (von  deverrere)  vgl.  Grafs-  30  Namensformen  noch  Preller,  B.  M.^  S.  579,  der 

mann  S.  108  nr.  1.     VaniceJc,  Griech.-lat.  etym.  Educa  als  die  richtige  Namensform   annahm; 

Wörterb.  2  S.  910.  Grafsmann  S.  109  nr.  2  (Edulia).  Vanicel;  Ettjm. 

Domiduca  die  Göttin,  welche  die  Kinder  Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  11  (Edulia).     Griech.- 

nach  Hause  führt,  Tertull.  ad  ncd.2,  11.  Sp.  143  lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  25  (Edulia,  Edusa). 

Z.  37.     Bei  Aicgust.7,3.    Martian.  Gap.  2,149.  Fabulinus  der  Gott,  welchem  man  opfert, 

Mythogr.  Vatic.  III  i,B.    Thesaur.  nov.  latini-  wenn  das   Kind   zu  sprechen  (fabulari,  nicht 

tatis  bei  Mai,  Class.  Auct.  8  S.  177  (Domiduca,  fari)  anfängt,  Varro  Catus  de  liberis  educandis 

qui  [sie]  novam  sponsam  ducit  domum;  nomen  (fr.  13    S.  249    Riese)    bei    Non.   S.  532    s.  v. 

quoque  est  lunonis  aus  Martinn.  Cap.  a.  a.  0.,  Statilinum  (Sp.  130,  52  ff.),  wo  der  Gott  divus 
der  S.  161   als   Quelle   dieser  Glosse    genannt  40  Fabulinus  genannt  wird.     Sp.  147,  47  ff.;  vgl. 

wird)    ist   Domiduca    Beiname    der    Inno,    an  Sp.  167,  Iff.     Zur  Bezeichnung  divus  s.  Sp.  185, 

allen    Stellen    jedoch,     mit     Ausnahme     von  61  ff.     Zum  Namen  vgl.    Grafsmann    S.  Ulf. 

Axigustinus,  in  der  Bedeutung  als  Heimführerin  nr.  13.    Vanicek,  Etym.  Wörterb.   d.   lat.  Spr.^ 

der    Braut    in    das    Haus    des    Mannes.      Vgl.  S.  180.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  577 f. 

hierzu  Sp.  172 ff.,  wo  ausgeführt  wird,  dafs  der  Farinus  der  Gott  des  fari,  von  Tertull.  ad 

Indiges    Domiduca    von    luno    Domiduca    ver-  nat.  2,11   unter  den  Gottheiten  des  Kindes- 

schieden    ist.      Zum    Namen    vgl.    Grafsmann  alters  aufgeführt.  Sp.  143Z.23;  vgl.  Sp.  167,lff. 

S.  108  nr.  1.  Die    von    Ambrosch    {Beligionsbücher   Heft    2 

Domiducus  der  Gott,  der  die  Neuvermählte  S.  235  =  Abdr.  S.  15),  Walz  (in  Paulys  Beal- 
in  das  Haus  des  Mannes  geleitet,  August.  Q>,^.  50  encycl.  6,  1  S.  435)  und  Pouche- Leder cq  {Les 

Sp.  144   Z.  59.    Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  S.  70:  Pontifes    S.  33)    aufgeführte    falsche   Namens- 

'lupiter  Domiducus'  (!).  form  Farmus  beruht  auf  der  Edit.  princ.  der 

Domitius  der  Gott,  der  die  Neuvermählte  Schrift    ad   nat.   von  Gothofredus    (1625)    und 

im  Hause  des  Mannes  zurückhält,  August.  6,  9.  der  Ausgabe  des  Bigaltius  vom  Jahre  1634. 

Sp.  144    Z.  60.     Namen bilduug    offenbar    Ton  Fessona    (die    schlechteren    Handschriften 

domus  (vgl.   Vanicek,    Etym.  iVörterb.   d.   lat.  Fessonia)    die   Göttin    der    Ermüdeten    (fessi), 

Spr.^  S.  117.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.342).  August.  4,  21.   Sp.  148,  3  S.     Zum  Namen  vgl. 

Edusa  (Educa,  Edula,  Edulia)  die  Göttin,  Grafsmann    S.  110    nr.  2  c.     Vanicek,    Etym. 

unter    deren    Schutze    die    Kinder    das    Essen  Wörterb.  d.  lat.  S2Jr.^  S.  88.    Griech.-lat.  etym. 
lernen,  Varro  bei  Non.  S.  108  s.  v.  Edusam  (s.  60  Wörterb.  1  S.  238  (wo  überall  die  Namensform 

Sp.  142,  25  flf.):  Edusam  et  Potinam  deas  prae-  der    schlechteren    Überlieferung    angenommen 

sides  vult  haheri  puerorum  (s.  Sp.  145,  10  ff.)  wird). 

Varro    Cato   vel    de    liberis    educandis    (fr.  10  Fluvionia.    Tertull.  ad  nat.  2,  11  Fluvionia, 

S.  249  Riese)  'cum  primo  cibo  et  potione  ini-  quae  infantem  in  uterfo  nutriatj.    Sp.  143  Z.  6. 

tiarent    pueros,     sacrißcaiantur    ab     edulibus  Das  eigentliche  officium  der  Göttin  ist  jedoch 

Edusae,  a  potione  Potinae  nutrices''  =  Varro  in    Tertullians    Worten    nicht     ausgedrückt; 

Cato  vel  de  liberis  educandis  S.  480  s.  v.  sacri-  dasselbe  ergiebt  sich  aus  Paid.  S.  92  Fluoniaih 

ficantur;  Varro  bei  Donat.  Ter.  Pharm.  1,  1, 15  lunonem  mulieres  colebant,  quod  eam  sanguinis 


199     Indigitamenta  (Forculus  —  lana) 

fliiorem  in  conceptu  retinere  pufabant  (vgl. 
hierzu  FreJkr,  B.  M.""  2  S.  207);  denn  der 
Indiges  Fluvionia  kann  keine  andere  Funktion 
gehabt  haben,  als  luno  Fluonia.  Den  Bei- 
namen Fluvionia  (Fluonia)  hat  luno  auch  bei 
Amol).  3,  30  {fluiionia  [b  in  u  verbessert]  die 
Handschrift)  und  bei  Martian.  Cap.  2,  149 
(fluuoniam  der  cod.  Bamberg,  und  cod. 
Eeichenauens.,  Fluonium  Grotius).  Vgl.  hierzu 
Sp.  172  ff.,  VFO  ausgeführt  wird,  dafs  August.  7,2  lo 
luno  Fluvionia  oder  Fluonia  mit  luno  Lucina 
verwechselt,  und  dafs  der  Indiges  Fluvionia 
von  luno  Fluvionia  verschieden  ist  (irrtüm- 
lich ist  Sp.  144  Z.  6  die  nirgends  in  den  Hand- 
schriften überlieferte  Form  Fluviona,  welche 
sich  z.  B.  auch  bei  Georges,  Lat.- deutsch.  Hand- 
ivörterh.  s.  v.  Fluonia.  Ambrosch,  Beligions- 
lücher  Heft  2  S.  232  =  Abdr.  S.  12.  Walz  in 
I'aulys  Bealencgcl.  6,  1  S.  433.  Preller,  B.  M.^  1 
S.  275  und  Bauche- Leder cq,  Les  Pontifes  S.  31  20 
findet,  gebraucht).  Zum  Namen  vgl.  Grafs- 
mann S.  109  nr.  2  c  (die  daselbst  genannte  Form 
Fluvonia  bieten  nur  zwei  Handschriften  des 
Martianus  Capella,  s.  vorher).  Vanicek,  Etym. 
Wörterb.  cl.  lat.  Spr.^  S.  198.  Griech.-lat.  etym. 
Wörterb.  2  S.  625. 

Forculus  der  Gott  der  Thüren  (fores), 
Tertull.  de  idol.  15.  ad  nat.  2,  15.  de  cor.  13. 
scorp.  10.  August.  4,  8.  6,  7.  Sp.  146,  15  ff.  Die 
Stelle  des  Cyprian.  quod  idola  dii  non  sint  4:  30 
est  . . .  dictus  . .  .  et  Forculus  a  foribus  u.  s.  w. 
ist  eine  alte,  aus  Tertull.  ad  nat.  2,  15  (s. 
Sp.  146,  16  ff.)  genommene  Interpolation  der 
cyprianischen  Schrift,  s.  Ascensus.  Zum  Namen 
vgl.  Grafsmann  S.  114  nr.  23. 

Fructesea  nicht  Fructiseia,  wie  Preller 
{B.  M.^  2  S.  223)  und  Bouchc - Leclercq  {Les 
Pontifes  S.  36),  indem  sie  in  dem  Namen  nur 
eine  andere  Bezeichnung  der  Göttin  Seia  (s.  d.) 
sehen,  schreiben,  bei  August.  4,  21  (wo  man  m 
früher  et  maxime  ipsi  divae  Fruti  Seiae  las, 
vgl.  hierzu  Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  S.  251 
Anm.  ***))  Name  einer  Göttin  der  Früchte 
(fructus).  Sp.  148,  6  ff.  Augustinus  nennt  sie 
diva  Fructesea,  vgl.  hierzu  Sp.  185,  61  ff. 

*  Frugeria  dea  frugum,  Thesaur.  nov.  lati- 
nitaiis  bei  Mai,  Class.  Auct.  8  S.  240.  Vgl. 
Sp.  178,  40ff". 

Hostilina.  August.  4,  8  cum  segetes  novis 
aristis  aequantur,  quia  veteres  acquare  hostire  50 
dixerunt,  dcam  Hostilinam  (sc.  pracfecerunt). 
Sp.  146,  10  ff.  Zum  Namen  und  der  Wort- 
familie, zu  der  er  gehört,  vgl.  Corssen,  Krit. 
Beiträge  z.  lat.  Formenl.  S.  221  f.  Ausspr.  1- 
S.  100.  797.  Grafsmann  S.  111  f.  nr.  13.  Vani- 
ccJc,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'  S.  90.  Griech.- 
lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  258  f. 

lana  hat  Guthofredus  bei  Tertull.  ad  nat. 
2,  15  (Sp.  146,  16  ff.)  et  diva  arquis  est  lana 
an  Stelle  des  im  cod.  Agobard.  überlieferten  co 
lana  hergestellt,  und  die  Angabe  der  Bedeutung 
dieser  Göttin  als  diva  arquis  (woraus  Gotho- 
fredus  allerdings  eine  diva  Arquis  machte  [s. 
Sp.  146, 26  f.  u.  Sp.  180, 57  ff.],  die  ihren  Platz  unter 
den  Indigitamentengottheiten  bis  in  die  neueste 
Zeit  behauptet  hat,  vgl.  z.  B.  Preller,  B  M.^ 
2  S.  221.  Bouche-LecJcrcq,  Les  Pontifes  S.  35) 
rechtfertigt     diese    Emendation    vollkommen. 


Indigitamenta  (Inporcitor  —  lugatinus)  200 

Die  übrigen  Stellen,  wo  lana  erwähnt  wird 
{Varro  r.  r.  1,  37,  3,  wo  Politianus  lana  aus 
dem  handschriftlich  überlieferten  lana  her- 
stellte; Nigidius  [fr.  73  S.  85  Swoboda]  bei 
Macrob.  Sat.  1,  9,  8),  enthalten  gelehrte  Deu- 
tungen der  Göttin,  s.  das  Nähere  Sp.  14  s.  v. 
Jana;  wir  müssen  uns  daher  auf  die  Stelle 
des  Tertullianus  beschränken,  der  lana  in  der 
eng  begrenzten  Bedeutung  eines  Indiges  an- 
führt: lana  die  Göttin  der  iani.  Zur  Bezeich- 
nung diva  s.  Sp.  185,  61  ff. 

Inporcitor  der  dem  Ziehen  der  Furchen 
{Paul.  S.  108  imporcitor,  qui  porcas  in  agro 
facit  arando.  porca  autein  est  inter  duos  sul-  , 
cos  terra  eminens)  nach  dem  zweiten  Pflügen 
des  Feldes  vorstehende  Gott,  welchen  nach 
dem  Sp.  181,  7  ff.  mitgeteilten  Fragmente  des 
Fabius  Pictor  bei  dem  Interpol.  Sero,  georg. 
1,  21  der  Flamen  bei  der  Darbringuug  des 
sacrum  cereale  anruft.  Vgl.  Sp.  181,  41  ff.  Zum 
Namen  vgl.  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21.  Vaniceh, 
Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  163.  Griech.- 
lat.  ttym.  Wörterb.  1  S.  524. 

Insitor  der  Gott  des  Einsäens  (inserere)  der 
Saat,  welchen  nach  dem  Sp.  181, 7  ff.  mitgeteilten 
Fragmente  des  Fabius  Pictor  bei  dem  Interpol. 
Serv.  georg.  1,21  der  Flamen  bei  der  Darbringung 
des  sacrum  cereale  anruft.  Vgl.  Sp.  181,  41  ff. 
Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  113 f.  nr.  21. 

Intercidona.  Über  die  Bedeutung  und  Ver- 
ehrung dieser  Göttin  s.  die  an  Varro  sich  eng 
anschliefsenden,  bei  Deverra  vollständig  mit- 
geteilten Angaben  des  August.  6,  9.  Sp.  144 
Z.  20.  Zum  Namen  (intercldere)  vgl.  Grafs- 
mann S.  111  nr.  12. 

Iterduca.  Aus  August.  7,  3  haec  (d.  i.  Inno) 
tarnen  Iterduca  est  pueris  et  opus  facit  cum 
deabus  ignobilissimis  Abeona  et  Adeona  ist  zu 
schliefsen,  dafs  Iterduca  ein  Indiges  war,  welcher 
die  Kinder  auf  ihren  Wegen  beschützte  (Sp.  144 
Z.  36),  dafs  der  Name  Iterduca  aber  auch  zu- 
gleich Beiname  der  luno  war,  wie  dasselbe 
auch  bei  Domiduca  (s.  d.)  und  luno  Domiduca 
der  Fall  war.  Diese  letztere  läfst  sich  auch 
insofern  zum  Vergleich  heranziehen,  als  luno 
Iterduca  wie  luno  Domiduca  nur  bei  August. 
7,  3  als  Beschützerin  der  Kinder  erscheint, 
während  die  übrigen  Stellen  sie  wie  luno 
Domiduca  als  die  Göttin,  welche  die  Braut 
in  das  Haus  des  Ma,nues  heimführt,  erklären: 
Martian.  Cap.  2,  149  (jedenfalls  aus  Varro,  s. 
Sp.  172, 29  ff.),  daraus  der  Thesaur.  nov.  latinitatis 
bei  Mai,  Class.  Auct.  8  S.  292  {Interduca  [sie] 
nomen  lunoiiis,  quae  domum  ducebat  virgines; 
dieselbe  Namensform  auch  bei  C.  Barth,  Ad- 
versarii  Commentarii  [Francof.  1648]  Sp.  1341 : 
Interduca  nomen  lunonis).  Vgl.  Sp.  17-2  ff.,  wo 
ausgeführt  wird,  dafs  der  Indiges  Iterduca  von 
luno  Iterduca  verschieden  ist.  Zum  Namen 
vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1. 

lugatinus  1)  ein  Gott,  der  bei  Schliefsung 
des  Ehebundes  angerufen  wird,  August.  4,  11. 
6,  9.  Sp.  143  Z.  58.  Zum  Namen  (iugare  ehe- 
lich verbinden,  vgl.  luno  luga)  vgl.  Grafsmann 
S.  111  f.  nr.  13.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d. 
lat.  Spr."  S.  226.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1 
S.  762.  —  2)  der  Gott  der  iuga  montium,  August. 
4,  8.  Sp.  145,  54  ff'. 


201    Indigitaraenta  (Lactans  —  Libentina)  Indigitamenta  (Liburnns  —  Limi)      202 

Lactans.    Serv.georg.  1,  315  (Sp.  139,  14flF.)  Libitina    (Härtung,    Bei.  cl.   Rom.  2  S.  88  f. 

sane  Varro  in  lihris  divinarum  dicit  dcum  esse  Preller,  B.  M.^  1  S.  440)  ist   durchaus  falsch, 

Ladantem,  qui  se  infvndit  segetibiis  et  eos  facit  wenn  beide  Namen  auch  denselben  Ursprung 

lactescere.  Sp.  148, 2 f.;  vgl.  Sp.  167,  Iff.    Name:  haben.    Lubia  ist  in  der  Stelle  des  Interpolator 

Participium  von  lactare  Milch  geben.  Servil  deutlich  genug  als  Beiname  der  Venus 

Lacturnus.  August.  4,  8  pracfecerunt  .  .  .  namhaft  gemacht,  so  dafs  Marquardt  {Staats- 
frumentis  .  .  .  lact(scentibus  deum  Lacturnum.  veno.  3^  S.  14)  und  Preller  [B.  M.^  2  S.  212) 
Sp.  146,  10  ff.;  vgl.  Sp.  167,  Iff.  Lacturnus  ist  mit  Unrecht  dieses  Wort  als  Namen  einer  In- 
gemeint in  der  Glosse  des  Thesaur.  nov.  latini-  digitamentengottheit  aufführen.  Die  von  PZaw^. 
taiis  bei  Mai,  Class.  Auct.  8  S.  327  Lacfurius  lO  Äsin.  268  ut  ego  illos  luhentiores  faciam,  quam 
deus  segetis  adhuc  Jactcscentis  (vgl.  Sp.  177,  66 ff.).  Lubentiait  genannte  Göttin  Lubentia  (die  auch 
Die  von  Härtung  (Bei.  d.  Böni.  2  S.  132),  in  den  von  Th.  Hub)  ich,  De  diis  Plautinis  Tcren- 
Paulys  Bealencycl.  4  S.  717  s.  v.  Lactans,  von  tianisque.  Diss.  Regim.  1883  S.  54  ff.  erhobenen 
Preller  (B.  il/. '  S.  592),  Grafsmann  S.  109  Einwendungen  gegenüber  als  eine  Göttin  zu 
nr.  2  a  und  Pouche- Leder cq  {Les  Pontifes  betrachten  ist)  ist  vielleicht  =  Lubentiua,  vgl. 
S.  37)  aus  Augustinus  angeführte  dea  Lacturcia  Paventia  neben  Paventina  (s.  d.).  Zum  Namen 
beruht  auf  der  schlechten  Textrecension  alter  vgl.  Grafsmann  S.  Ulf.  nr.  13.  Vanicelc,  Etym. 
Ausgaben;  ebenso  die  von  Walz  (in  Paulys  Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  254.  Griech.-lat.  etym. 
Bealencycl.  6,  1    S.  437)    an   Stelle    des    Lac-  WiMerb.  2  S.  8b2. 

turnus    aufgeführte    Lactantia?     Zum  Namen  20      Liburnus  ist  Sp.  147,  25  ff.  als  eine  sichere, 

vgl.    Grafsmann    S.    111    nr.    10  b.      Vanicek,  von  G-'eZfnms  herrührende  Emendation  der  ver- 

Gricch.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  221.  dorbenen  handschriftlichen  Lesart  burnum  in 

Lateranus    der    Gott    der    Ziegelsteinöfen  der    Stelle    des    Arnob.  4,9    quis   Libentinam, 

(later  Ziegelstein),  Kamine,  Herde,  Arnob.  4,  6.  quis  burnum   libidinum   superesse    tutelis   .  .  . 

11.  Sp.  148,  26  ff.    Zum  Namen  \g].  Grafsmann  (sc.  credat)'i    bezeichnet    worden    (Ehnenhorst 

5.  lllnr.  11.  C'orssen,Ausspr.  2'^  S.  151.  Vanicek,  wollte  Liburnam  lesen;  acdere  Emendations- 
Etym.  Wöitirb.  d.  lat.  Spr.^  S.  173.  Griech.-  versuche:  Liberum  Meursius,  Prurium  Hilde- 
lat.  etym.  Wöiterb.  1  S.  554.  brand).    Die  Bedeutung  des  Gottes  giebt  J.r«o- 

Levana  die  Göttin,  welche  die  Kinder  von  bius  selbst  an  (Liburnus  gebildet  wie  Lac- 
der  Erde  aufhebt  (levare),  Tertull.  adnat.  2,  11  30  turnus).     Vgl.  Sp.  167,  Iff. 

(wo  Gothofredus  mit  voller  Sicherheit  Lcvana  Lima    die    Göttin    der    Schwellen   (limina), 

schrieb  für  das  fiberlieferte   albana;   trotzdem  Jr»o&.  4,  9.  Sp.  148,  26  ff.    Für  die  überlieferte 

haben  Ambrosch,  Beligionsbücher  Eeh2  S.  235  Namensform  Lima  schlug  iSterec/ims  Limentina 

=  Abdr.  S.  15  und  Walz  in  Paulys  Bealencycl.  (vgl.  Limentinus)  vor,  und  mit  diesem  Namen 

6,  1  S.  434  das  sinnlose  Albana  als  Name  einer  nennen  die  Göttin  Ambrosch  [Beligionsbächer 
Göttin  beibehalten).  August.  4l,  U.  Sp.  143  Heft  2  S.  243  =  Abdr.  S.  23),  (?röA>Haww  S.  Ulf. 
Z.  25.  26.  Preller  (B.  M.^  2  S.  2\0)  erklärt  (wie  nr.  13.  Bouche-Leclercq  (Les  Pontifes  S.  35); 
schon  Härtung,  Bei  d.  Böm.  2  S.  244;  vgl.  auch  auch  Prelhr  (B.  M."^  2  S.  221  Anm.  4)  imd  Mar- 
Georges,  Lat. -deutsch. Handwörterb.  s.v.  Levana)  quardt  (Staatsvcrw.  3^  S.  11)  nehmen  an,  dafs 
Levana  als  die  Göttin,  'welche  die  Kinder  von  40  Limentina  zu  lesen  sei.  Es  liegt  jedoch  kein 
der  Erde  wieder  aufhebt,  nach  der  bekannten  Grund  vor,  von  der  überlieferten  Form  abzu- 
Sitte  das  neugeborne  Kind  vor  dem  Vater  auf  gehen,  da  Lim-a  (neben  Limentinus;  vgl.  Inno 
die  Erde  zu  legen,  worauf  dieser  es  aufhob  luga  neben  lugatinus)  eine  vollständig  richtige 
und  damit  seine  Pflege  und  Erziehung  über-  Bildung  ist;  vgl.  dazu  Sp.  167,  Iff'.  Grafsmann 
nahm,  aber  auch  alle  Rechte  der  väterlichen  S.  108f.  nr. -J.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d. 
Gewalt  sich  vorbehielt';  die  Stellung  der  Göttin  lat.  Spr."  S.  246.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2 
bei  Tertullianus  macht  diese  Erklärung  nicht  S.  825  f. 

wahrscheinlich.     Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  Limentinus    der   Gott  der   Schwellen    (li- 

S.  110  f.  nr.  11.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  mina),  Tertull.  de  idol.  15.  ad  nat.  2, 15.  de  cor.  13. 
Spr.'^    S.   231.      Griech.-lat.   etym.    Wörterb.  2  50  scorp.  10.  Arnob.  A,  9.  11.  12,  vgl.  1,28.  August. 

S.  785  f.  4,  8.  6,  7.     Thesaur.  nov.   latinitatis  bei   Mai, 

Libentina  oder  Lubentina  die  Göttin  der  Class.  Auct.  8  S.  328.  Sp.  146,  15ft'.   Die  Stelle 

libidines,  Arnob.  4,9  (Libentina).    August.  4,8  Cyprian.   quod    idola  dii  non  sint  4:  est  .  .  . 

(Lubentina).    Sp.  144  Z.  44.     Varro  l.  l.  6,  47,  äictus   .  .  .   et  a  liminibus  Limentinus  u.  s.  w. 

Varro  de  lingua  latina  lib.  V  bei  Non.   S.  64  ist    eine  alte,  aus  Tertull.  ad  nat.  2,  15  (siehe 

s.  V.  [prolubium]  und  Cic.  n.  d.  2,23,  61  sprechen  Sp.  146,  16  ff.)    genommene    Interpolation   der 

von  Venus  Lubentina   (7.  l.  6,47:   Libentina),  cyprianischen  Schrift,  s.  Ascensus.   Zum  Namen 

und  auch   der  Interpol.  Serv.  Aen.  1,720  führt  vgl.  Sp.  167,  iff.,  Grafsmann  und   Vanicek  an 

Lubentina  als  Beiname  der  Venus  auf:  dicitur  den  bei  Lima  aa.  00.  und  Corssen,  Aiisspr.  V 
.  ..(sc.Venus)  et  Lubentina,  quaelubentiammenti-  60  S.  499.  2^  S.  222. 

busnovampruestat,quamvisaliihancLubiamdi-  Limi.     Arnob.  4,  9  quis  curatores  obliquita- 

cant,  quodeo  numine  consilia  in  mcduVaslaban-  tum  Limos  .  .  .  (sc.  credat)'}  Sp.  148,  12  ff".    Die 

tur.     Dafs    der   Indiges  Libentina  von  Venus  Bundschri^ihietethei  Arnobius  lemons;  Sabaeus 

Libentina    verschieden    ist,     geht    aus     dem  verbesserte    Limos,    Hildebrand    las    Limoncs 

Sp.  173,  45  ff.    über    das    Verhältnis   von    den  (angenommen  z.  B.  von  Georges,  Lat.-deutsch. 

Indigetes   Domiduca   u.  s.  w.    zu   luno   Domi-  Handwörterb.  s.  v.  Limones.    Bouche-Leclercq, 

duca  u.  s.  w.   Gesagten  hervor.     Vgl.  Sp.  167,  Les  Pontifes    S.  35);    Beifferscheid   nahm    die 

1  ff.     Die    Vermengung    von    Libentina     mit  Emendation  des  Sabaeus  in  den  Text  auf.    Zum 


203     Indigitamenta  (Locutius  —  Mena)  Indigitamenta  (Messia  —  Mutunus  Tut.)    204 

Namen  (limus  =  obliquns)    vgl.    Vaniceh  und  Sp.  975,  41  ff.  ('ursprünglicli  wohl  eine  Göttin 

Corssen    an    den    bei    Lima    und    Limentinus  des  Mondes  [^rjvrj]'  [?]). 

aa.  00.  *  Messia  eine  Göttin  der  Ernte,  Tertull.  de 

Locutius  der  Gott  des  loqui,  von  Tertull.  spcct.  8^  der  von  einem  Bilde   der  Göttin  im 

ad  nat.  2,  li    [deus    est    dictusj   et    ab    eff'atu  Circus  spricht.   Sp.  178, 31  ff.;  vgl.  Sp.  186, 6.3 ff. 

Farinus  et  alius  a  lofquendo  Locutius]  unter  Zum    Namen    vgl.    Grafsmann    S.    109    nr.   2. 

den  Gottheiten    des    Kindesalters    aufgeführt;  VaniceJc,  Etym.    Wörterb.    d.   lat.  Spr.-  S.  19. 

Sp.  143  Z.  24;  vgl.  Sp.  167,  Iff..   Die  von  Gotho-  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  673. 

fredus    herrührende    Ergänzung    des    Namens  Messor  der  Gott  des  Mähens  des  Getreides, 

Locutius  ist  ohne  Zweifel  richtig;  alius  schrieb  lo  welchen    nach    dem    Sp.  181,  7ff.   mitgeteilten 

Beiffei  scheid  für  das  im  cod.  Agobardinus  über-  Fragmente  des  Fabius  Pictcr  bei  dem  Interpol. 

lieferte   alüs.     'Ich   vermag    die    Vermuthung  Strv.   georg.  1,  21    der    Flamen    bei    der    Dar- 

nicht  zu  unterdrücken,  dass  Aius  in  alüs  stecke  bringung    des    sacrum    cereale    anruft.     Vgl. 

und  hier  wie  sonst  gewöhnlich   der  Gott  mit  Sp.  181,  41  ff.      Zum    Namen    vgl.   Grafsmann 

seinen  beiden  Namen  genannt  worden  sei:   et  S.  114f.  nr.  21  und  die  bei  Messia  angeführte 

Äiiis  a  loquendo  Locutius''    W.  v.  Hartel,  Pa-  Litteratur. 

tristische  Studien  III.  S.  58   (aus   Sitzungsher.  ?  Mola    die   Göttin    der    Mühlen,    ist    nach 

der  Wiener  Äl^ad.  philos.-Jiist.  Gl.  121,    1890).  Bergks  [Beiträge  zur  lat.  Grammatik.  1.  Halle 

Dabei  übersieht  aber  v.  Hartel,  dafs  Locutius,  1870  S.  99  f.)  sehr  ansprechender,  von  Götz  in 

der  Indiges  der  ersten  Anfänge  des  loqui  beim  20  den  Text  aufgenommener  Emendation  bei  Püawi. 

Kinde,  und  Aius  Locutius   (s.  d.)   verschiedene  Pseud.  1100    facere,    ut  det   nomen  ad   Molas 

Gottheiten  sind  und  der  Aius  Locutius  hierher  coloniam   (für    die    gewöhnliche  Lesung  molas 

gar   nicht    gehört.      Zum  Namen   s.  Aius  Lo-  coZomam)  genannt.  Sp.  183,  34  ft".    Die  von  jBerjf/i; 

cutius.  ausgesprochene  Vermutung,   dafs  diese  Göttin 

Lucina  ist  bei  Ter#?<Z7.  fZe  owima 37.  August.  identisch   sei  mit  den   von   Gellius   (13,23,2) 

4,  11.  21.  34  der  Indiges,  der  {partum)  pro-  und  im  Feriale  Cumanum  zum  12.  Mai  {C.  I.L. 
ducat  in  lucem  {Tertull.).  Sp.  143/144  Z.  14.  10,  8375  v.  16:  [supplicajtio  Mölibus  Mdrtis) 
Vgl.  Sp.  172ff.,  wo  ausgeführt  wird,  dafs  der  erwähnten  Moles  Martis  (bei  Gellius  bieten 
Indiges  Lucina  von  Inno  Lucina  verschieden  die  schlechteren  Handschriften  Ilolae),  ist 
ist.    S.  Preller,  B.  M.^  1  S.  271  f.  und  luno.  30  zunächst    deswegen    nicht    haltbar,    weil    in 

Lucrii  die  Gottheiten  des  Gewinnes  (lucrum),  Moles    das    o    lang    ist,    wie    sich    aus    der 

Arnob.  4,  9.   Sp.  148,  12 ff.    Zum   Namen  vgl.  Schreibung    des    Feriale    Cumanum    ergiebt, 

G)afsmannS.10dnv.2.   Vanicek, Etym. Wörterb.  während    es    in  Mola    (molere;    vgl.    Vanieek, 

d.  lat.  Spr.^  S.  253.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.   213.     Griech.- 

2  S.  847.  lat.    etym.    Wörterb.   2    S.  709  f.)    kurz   ist    (s. 

Manturna  die  Göttin,  welche  bewirkt,  dafs  Mommsen   im    Hermes   17,    1882    S.  637,    der 

die  Vermählte  bei  ihrem  Manne  bleibt,  August.  Moles   auf  moliri  zurückführen  und  als  ^Stre- 

6,  9.  Sp.  144  Z.  61.    Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  bungen'  den  Virites  Quirioi  'Kräften'  an  die 

5.  39: 'luno  Manturna' (!).    Zum  Namen  (mauere)  Seite  stellen  will). 

vgl.  Grafsmann  S.  111  nr.  10a  ('wohl  eher  zu  40      Montinus  der  Gott  der  Berge,  J.rwo&.  4,  9; 

man,  moneo  gehörig,  und  mit  Msvxcoq  zu  ver-  gehört  zur  Gruppe  Rusina  u.  s.  w.  der  Reihe  c, 

gleichen,  als  zu  maneo'  [!]).     Corssen,  Ausspr.  Sp.  145,  54 ff.     S.  Septemontius.     Zum  Namen 

l^S.  418.   Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.-  vgl.  Grafsmann  S.  111 1  nr.  13.   Vanicek,  Etym. 

S.  208.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  667.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  210.    Griech.-lat.  etym. 

Mellona  {August.)  oder  Mellonia  {Arnob)  Wörterb.  2  S.  689. 

die  Göttin  des  Honigs  (mel),  Arnob.  4,  7.  8.  12.  ?  ?  Morta.     S.  Sp.  183,  66ff. 

August,  i,  34:.  Sp.  Ii6,  12  ff.    Zum  Namen  vgl.  Mutunus   Tutunus    oder    Tutinus    (Mu- 

Grafsmann  S.  110  nr.  2c.  S.  111  nr.  12.  Vanicek,  tunus  vel  Tutunus  August.;  Mutunus  atque  Tu- 

Etym.  Wörterb.  d.lut.  Spr. ^  S.  213.  Griech.-lat.  tunus    Arnob.  4,  11;    et  Mutunus   et  Tutunus 

etym.  Wörterb.  2  S.  709.  50  Tertull.  ad  nat.  2,  11;  Mutunus  Tertull.  apol.  25; 

Mena  die  Göttin  der  Menstruation,  August.  Tutunus  Arnob.  4,  7;    Tutinus   Lactant.)  oder 

4,  11  dea  Mena,   quam  praefecerunt  mcnstruis  Mutinus  Titinus  {Fest.)  ein  zu  den  dii  con- 

feminarum;  7 ,  2   et  hanc  p)rovincium  fluorum  iugales  gehöriger  Indiges,  Sp.  143  Z.  63.    Wäh- 

menstruorum  in  Ubro    selectorum    deorum   ipsi  xen(\.  hei  Tertull.  ad  nat.  2,  1\.  apol.  2b.  Arnob. 

lunoni  idem  auctor  (d.  i.  Varro)  adsignat,  quae  4,  11   (dat.  3Iutuno  Gelenius:  hoc  e  .uno  cod. 

in  diis  selectis  etiam  regina  est  et  hie  tamquam  Parisinus;  dat.  Tutuno  Sabaeus:  est  ut  uno  cod. 

Jm«o  iMcwa  (vielmehr  Fluvionia  oder  Fluonia,  Paris.)   den  Gott  nur  einfach    nennen,   geben 

s.  Fluvionia)   cum  eadem  Mena  privigna   sua  folgende  Stellen  über  ihn  näheren  Aufschlufs: 

eidem  cruori  praesidet;  7,  3  confert  selecta  luno  Arnob.  4,  7  .  .  ,  Tutunus,  cuius  inmanibus  pu- 

.  .  .  cum  Mena,  fdia  lovis,  ßuores  menstriios  60  dendis    horrentique    fascino   vestras   inequitare 

ad  eins,  quod  conceptum  est,  incrementum.   Sp.  matronas    et     auspicabile    ducitis    et    optatis? 

143/144    Z.  7.  13;   vgl.  Sp.   147_,  4  f.     Zur  Be-  Lactant.  inst.  div.  1,  20,  36   Tutinus,  in  cuius 

Zeichnung  als  filia  lovis  und  privigna  der  luno  s.  sinu  imdendo  nubentes  praesident,  ut  illarum 

Sp.  187,  25ff.  Zum  Namen  (zu  mensis,  menstruus  pudicitiam prior  deus  delibasse  videatur.  August. 

u.  s.  w.  gehörig)  vgl.  Corssen,  Ausspr.  1^  S.  432.  4, 11  Mutunus  vel  Tutunus,  quiest  apud  Graecos 

Vanicek,  Etym.   Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  201.  Priapus,  woraus  hervorgeht,  dafs   Varro,  aus 

Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2   S.  655.    Curtius,  dem  Augustinus  schöpft,  den  Mutunus  Tutunus 

Grundz.  d.  gricch.  Etym.^  §  471   S.  333.  Bd.  1  dem  griechischen  Priapus  gleichgestellt  hatte 


205    Indigitamenta  (Mutunus  Tutunus)  Indigitamenta  (Mutunus  Tutunus)    206 

(vgl.  Sp.  171,13ff.);  demnach  ist  auf  Mutunus  das  griechische  jx-VTrog  s.  iivzrcov  d.  i.  t6  yvvcci- 
Tutunus  zu  beziehen  August.  4,34  sine  cidtu  >£fjov,  Tutunus  durch  das  griech.Trdff'ö'ij,  jrdc'O'a)!', 
Priapi  coiuugibus  müti  (sc.  Iiidaei);  6,  9  adest  aeol.  n6&&cov  =  mentula,  lat.  Puttunus  =  Tut- 
enim  dea  Virginiensis  it  deus  pater  Subigus  et  tunus  erklären  will.  Vielleicht  liegt  in  dem 
dea  mater  Prema  et  dea  Pertunda  et  Venus  et  Namen  Tutunus  eine  Beziehung  zu  dem  weib- 
Priapus {\g\. Sp.  17 1,16 &.)... sed  quid  hoc  dicam,  liehen  Geschlechtsteil;  in  diesem  Falle  würde 
cum  ihi  sit  et  Priapus  nimius  mascuJuf^,  super  der  Gott,  wie  Panda  Cela  und  z.  B.  Genita Maiia, 
cuitis  ininanissimum  et  turpifsimum  fascinum  die  Vereinigung  zweier  entgegengesetzter  Be- 
sedere  nova  nupta  itibebatur,  more  honestissimo  griffe  darstellen;  vgl.  hierzu  Sp.  186,  26 ff.  Den 
et  religiosissimo  matronarum?  7,  24  in  celebra-  lo  Y ersuch  Brauns  (MutJmnim  Priapus,  in  Jahrbb, 
tione  nuptiarum  super  Priapi  scapum  nova  d.  Ver.  von  AUerthums freund,  im  Eheini.  25, 
nupta  scdere  iubehatur.  Aus  diesen  Angaben  1857  S.  54  ff.  zu  22,  1855  Taf.  1  nr.  1,  la,  Ib), 
der  Kirchenväter  ergiebt  sich,  dafs  Mutunus  Name  und  Kultus  des  Mutunus  aus  Afrika  her- 
Tutunus  ein  Indiges  der  Begattung  und  mann-  zuleiten,  hat  schon  0.  Jahn  (a.  a.  0.)  als  ver- 
liehen Befruchtung  war,  der  seinem  Wesen  fehlt  bezeichnet.  Von  einem  Heiligtum e  des 
nach  sehr  wohl  mit  dem  griechischen  Priapus  Gottes  berichtet  Festus  S.  154,  nach  0.  Müllers 
verglichen  werden  konnte,  wie  auch  Lucilius  Text  folgendermafsen  lautend:  Mutini  Titini 
(2  V.  13  S.  8  Müll.)  nam  quid  Moetino  (d.  i.  sacellum  fuit  in  Veits  aduersum  f  inutmn  Mustel- 
\i\ximo)  subrectoque  huic  opti,' signo  diQTi  'Siüm.en  linum  {murum  für  mutum  Scaliger ,  vicum  0. 
des  Gottes  ganz  in  diesem  Sinne  gebraucht.  20  Müller,  lucum?  Jordan,  Topogr.  d.  Stadt  Rom 
Dafs  er  aber  ein  echt  römischer  Gott  war,  er-  1,  2  S.  419  Anm.  134.  2  S.  257)  in  angifportu] , 
giebt  sich  aus  dem  seiner  Etymologie  nach  de  quo  aris  sublatis  balnearia  sunt  [fjacta  do- 
sicher  deutbaren  ersten  Bestandteile  des  durch  mus  Cn.  DfomitiJ  Calvini,  cum  mansisset  ab 
Festus  (s.  weiterhin)  aufser  Zweifel  gestellten  urbecondita  [ad priJncipatumAugusti  [Caesar is 
Doppelnamens  des  Gottes.  Mutunus  oder  Mu-  inviolatum  religioscque]  et  sancte  cultum  [fuisset, 
tinus  ist  nämlich  gebildet  vom  Stamme  müt-  ut  ex  pontificum  librisj  manifestum  est,  [in 
in  muto  (mutto)  =  mentula  {Lucil.  8  v.  7  S.  40  quibus  significatur  fuisse  ad  sacrarium  sjex- 
Müll.  Hör.  sat.  1,  2,  68;  vgl.  die  Glosse  eines  tum  et  vicensimum,  dextra  v[ia  iuxta  diverjti- 
cod.  Leidensis  bei  Loeive,  Prodromus  corporis  culum  [.  .  .]  ubi  et  colitur  et  [mulieres  sacri- 
glossar.  latin.  S.  304  muto:  priapus),  mutonium  30  ficant]  in  e[o  togis  praetextis]  ula[taej  (lies 
(muttonium),  mutunium  =  mentula  {Gloss.  velatae).  Die  Worte  nach  manifestum  est  er- 
latino-graec.  [Philoxeni]  im.  Corp.  glossar.  latin.  gänzte  Ursinus  folgendermafsen:  [nunc  habet 
edd.  Loeu-e-Goetz  2  S.  131,  61.  62.  132,  5.  12.  aediculam  ad  miliarium  ab  urbe  sjextum  et 
Loeive  a.  a.  0.  S.  302  ff.  C.  I.  L.  4,  1939.  1940;  victnsimum,  dextra  v[ia  iuxta  diver Jticulum 
vgl.  mutuniatus  mit  starkem  Penis  versehen  [viaej,  ubi  et  colitur  et  [mulieres  u.  s.  w.  Paul. 
Martial.  3,  73,  1.  11,  63,  2.  Priap.  52,  10  Buch.»);  S.  155  Mutini  Titini  (s.  die  Lesarten  der  Hand- 
vgl.  Vaniceli,  Etym.  ^Vörterb.  d.  lat.  Spr.^S.  206.  Schriften  in  0.  Müllers  Ausgabe)  sacellum  fuit 
Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  736.  Die  Her-  Bomae,  ciii  mulieres  velatae  togis  praetextatis 
kunft  des  Namens  Tutunus,  Tutinus,  Titinus  (vielmehr  praetextis)  solcbant  sacrificare.  Da- 
ist noch  nicht  aufgeklärt;  Härtung  meint  {Bei.  40  nach  hatte  der  Gott  auf  derVelia  (vgl.JL»i&rosc/(, 
d.  Böm.  2  S.  258),  dafs  derselbe  aus  tutus  und  Studien  S.  125.  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr.  d. 
tueri  abzuleiten  und  mit  Tutanus  (!  ;  s.  d.)  Stadt  Born  1  S.  156  ff.  Anm.  2,  der  in  dem 
einerlei  sei;  den  Begriff  der  tutela  sieht  auch  sacellum  eine  Kultstätte  der  'veliensischen 
0.  Jahn  (in  Jahrbb.  d.  Ver.  von  AUerthums-  Sonäergemeinäe'  sieht;  Jordan,  Topogr. d. Stadt 
freunden  im Bheinl.27,  lSb9S.4:S  Anm.  7)  inTn-  Born  1,2  S.  419)  ein  als  uralt  geltendes  sa- 
iinus  ausgedrückt;  O.Gilbert  {Gesch.  u.  l'opogr.  cellum,  das  durch  den  Bau  des  Hauses  des 
d.  Stadt  Born  1  S.  157  Anm.)  bringt  Tutunus  Domitius  Calvinus  beseitigt  wurde;  ist  die  Text- 
zusammen mit  dem  umbrischen  Worte  der  herstellung  des  Ursinus  wenigstens  der  Haupt- 
iguvischen  Tafeln  tota  =  Gemeinde,  civitas,  sache  nach  richtig  (wie  Jordan,  Topogr.  1,  2 
osk.  tovto  =  poijulus  u.  s.  w.,  und  betrachtet  50  S.  419  Anm.  134.  2  S.  241  f.  meint;  andere  Be- 
als  eigentlichen  Namen  nur  Mutunus,  ^welcher  urteilung  bei  Gilbert,  Gesch.  lo.  Topogr.  2 
durch  das  beigefügte  Tutunus  als  der  eigent-  S.  369  f.  Anm.  1),  so  war  in  der  Stelle  des 
liehe  oder  Hauptgott  der  Gemeinde  —  ohne  Festus  von  einem  aufserhalb  Roms  befindlichen 
Zweifel  speziell  der  veliensischen  Gemeinde  —  Heiligtum  des  Gottes  die  Rede.  Für  die  bild- 
charakterisiert wird'.  Aber  alles  dies  sind  Ver-  liehen  Darstellungen  des  Mutunus  Tutunus, 
mutungen  ohne  innere  Wahrscheinlichkeit,  welche  durch  den  von  den  Kirchenvätern  be- 
und  ein  Hinweis  Jordans  (im  Hermes  16,  1881  schriebeneu  Hochzeitsbrauch  vorausgesetzt  wer- 
S.  242)  auf  den  ganz  und  gar  zweifelhaften  den,  haben  vermutlich  die  jedenfalls  früh  nach 
Beinamen  der  Ops  Toitesia  (s.  Preller ,  B.  M.^  Rom  gelangten  Bilder  des  Priapus  das  Vorbild 
2  S.  22  Anm.  1)  fördert  die  Frage  ebensowenig  60  abgegeben.  Ein  vermeintliches  Amulett  in  Ge- 
wie  die  in  den  früheren  Erklärungsversuchen  stalt  eines  Pferde-  oder  Eselhufes  mit  Bild- 
des  Mutunus  Tutunus  aufgestellten  Ableitungen ;  werken  (Satyrköpfe  auf  dem  gewölbten  Rücken, 
vgl.  z.  B.  die  von  Öhler  (zu  Ttrtull.  apol.  25  ein  Phallus  auf  der  Unterseite,  Brustbild' einer 
S.  221)  angeführte  Erklärung  des  Bigaltius  zu  jugendlichen  männlichen  Figur  auf  der  Rück- 
ad  nat.  2,  11,  'qui  vocabula  Mutunus  et  Tutu-  seite)  und  der  Inschrift  PREMA  ARIMN  MV- 
nus  derivat  a  meo  et  tuo  inter  venereos  am-  TINO  (mit  Abbildung  veröffentlicht  von  E. 
plexus  vocabulis' ;  ferner  Salmasius,  PUnianae  Braun  in  Monum.  Ann.  Bull.  d.  inst.  1854 
Exercitationes  1  S.  219  f.,   der  Mutunus  durch  S.  83  ff.;    Orelli-Henzen  6110;    angeblich  bei 


207  Indigitamenta  (Nemestr.  —  Noduterensis)  Indigitamenta  (Nodutus  —  Occator)    208 

Rimini  gefunden)  ist  eine  Fälschung  (C.  I.  L.  terere)  wie  Candelifera,  Domiduca  u.s.  w. ;  v^l. 

11,40*  [falsae]).    Ganz  willkürlich  ist  die  An-  zu  -terensis  Corfsen,  ijra ßmann  und   Vanicek 

nähme,    dafs  ein  auf  einem  Denar    der   gens  a.  aa.  00. 

Titia  abgebildeter  bärtiger  Kopf  mit  Flügeln  Nodutus   (Nodutis  Arnoh.),   nicht  Nodotus 

an  den  Schläfen  Mutinus  Titinus  darstelle,  den  (Vulgata  bei  Augustinus).  Arnoh.  4,  7  Nodutis 

jene  gens    der  Namensähnlichkeit  wegen  auf  (doch  wohl  Nodutus  zu  lesen)  dicitur  deus,  qui 

die    Münze    gesetzt    habe    {Wah    in    Paulys  ad  nodos  perducit  res  satas.  August.  4,  8  prae- 

FeaJencycl.  5  S.  285  s.  v.  Mutinus,   wo   Litte-  fecerunt  .  .  .  giniciih's  nodisque  ciihnorum  deum 

ratur  angegeben;   Babdon,  Description  histor.  Nodutum.   4,  11.   Sp.  146,  10  ff.     Zum  Namen 

et  chronol.  des  monnaies  de  la  republ.  rom.  2  lo  vgl.  Grafsmann  S.  110  nr.  7.    Corsscn,  Ausspr. 

[Paris  1886]  S.  489  f.   zu  S.  490  nr.  1;    andere  2^  S.  173.    Vanicek,  Eiym.  Wöiterb.  d.lat.Spr.'^ 

Erklärungen  jenes  Kopfes  bei  Eckhel,   Doctr.  S.  89  f.  Griech.-lat.  etym.  WC'rterb.  1  S.  240. 

num.  5  S.  325).  Ambrosch  {Studien  S.  156  Anno.)  Nona  die  Göttin,  welche  angerufen  wurde, 

schlägt  für  den  Fall,  dafs  bei   Varro  l.  l.  5, 52  wenn    die    Geburt     im    neunten    Monat     der 

der  im  cod.  Florentinus  überlieferte  Name  des  Schwangerschaft  erfolgte,    Varro  bei  Gell.  3, 

collis  3Iucialis   (wofür  Scaliger  Martialis  las)  16,  10  (Sp.  138,  15  ff.).     Tertull.   de   anima  37 

einer  Emendation  bedürfe,    vor  zu    schreiben  (s.  Decima).    Sp.  144  Z.  10.    In  dem  Fragmente 

cpllis  Mutinalis    mit  Beziehung    auf  Mutinus.  des   Caesellius   Vindex  bei   Gell.  3,  16,  11   (s. 

Ältere  Litteratur  über  Mutunus  Tutunus  führen  Sp.  184,  1  ff.   und.  Decima)    erscheint    die    ur- 

Hildebrand  zu  Arnoh.  4,  11  (S.  346)  und  Ohler  20  sprüngliche  Geburtsgöttin  zu  einer  Schicksals- 

zu  Tertull.  apol.  25  (S.  221)  an.  göttin  im  Sinne  der  griechischen  Moiren  um- 

Nemestrinus  der  Gott  der  nemora,  ^r«o&.  gedeutet,    s.  Sp.  171,  3f.    184,  9  ff.     Vgl.    bei 

4,  7.  Sp.  148,  12  ff.     Zum  Namen  vgl.  Corssen,  Decima  die  Bemerkung  gegen  Marquardt  und 
Krit.  Beitr.  z.  lat.  Formenl.  S.  413  f.    Ausspr.  weiterhin  Parca. 

2^  S.  215.  Grafsmann  S.  112  nr.  13  (falsch  Ne-  Numeria.     1)   Varro  Catus  de  liberis  edu- 

mestrina).   Vanicek,  Etym.  Wörierb.  d.  lat.  Spr.''^  candis  (fr.  6  S.  248  Riese)  bei  Non.  S.  352  s.  v. 

5.  141.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  433.  numerum  (s.  Sp.  130,  43 ff.):  'ut  qui  contra  cele- 
Nenia  (Naeuia  Fest.).  Arnoh.  4,  7  in  tutela  riter  erant  nati  fere  Numerios  praenominabant, 

sunt  .  .  .  Neniae,  quibus  extrema  sunt  tempora,  quod  qui  cito  facturum  quid  se  ostendere  vole- 

August.  6,  9  (Sp.  131,  17  ff.)    Varro  commemo-  30  bat  diccbat  numero  id  fore;  quodetiam  in  partu 

rare  .  .  .  deos  coepit  a  concejitione  Jiominis  . . .  precabantur  Nvmeriam ,  quam  deam  solent  in- 

eamque  seriem  perduxit  usque  ad  decrepiti  ho-  digeiare  etiam  p)ontifices.'  Si^. 14:7, Uff.  Davon  ist 

minis  mortem,  et  deos  ad  ijjsum  Jiominem  per-  nach  der  pontificischen  Lehre  (vgl.  Sp.  174, 31  ff.) 

tinentes  clausit  ad  Ncniam  deam,  quae  in  ftcne-  wohl  verschieden    2)   August.  4,11   Numeria, 

ribus  senum  cantatur.    Sp.  145  Z.  76.    Festus  quae  numerare  doceat.    Thesaur.  nov.  latinitatis 

S.  161  s.  V.   [Naeniae  deae]  und   Paul.  S.  163  bei   Mai,  Class.  Auct.  8  S.  384  Numeria  dea 

s.  V.  Naeniae  erwähnen  ein  sacellum  der  Göttin  numeri.  Sp.  143  Z.  51.    Nach  Schwenck  {Mythol. 

aufserhalb  der  Porta  Viminalis  (vgl.  über  das-  d.  Rom.  S.  120)  ist  Numeria  die  Geburtsgöttin, 

selbe  Becker,  Topogr.  S.  567.  Preller,  M.  M.^  2  welche  die  Geburt  mit  der  richtigen  Zahl  der 

S.  220,  der  es  in  der  Nähe  des  lucus  Libitinae  40  Tage  eintreten  läfbt   und  verhindert,   dafs   sie 

vermutet).   Das  Wort  nenia  ist  ein  griechisches  darüber  hinaus  aufgehalten  werde;  danach  wäre 

Lehnwort    (Saalfeld,     Tensaurus    italograccus  es  allerdings  ein  und  dieselbe  Numeria,  welche 

Sp.  737  f.),  aber  offenbar  so  früh  aufgenommen,  bei  der  Geburt    und    beim   Zählen    angerufen 

dafs  es  zuletzt  ganz  zum  römischen  Worte  ge-  wird.    Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  109  nr.  2. 

worden  ist.  Vanicek,  Etym.   Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  141. 

Noduterensis.     Arnoh.  4,  7    quae  praeest  Griech.-lat.  etym.  Worte) b.  1  S.  433. 

frugibus  terendis,  Noduterensis;  4,  11.  Sp.  148,  *Nundina.    Macrob.  Sat.  1,16,36  est  etiavi 

3  ff.    Salmasius  wollte  bei  Arnobius  4,  7  statt  Nundina  Bomanorum  dea  a  nono  die  nascen- 

Noduterensis  lesen  Terensis,  4,  11    für  Nodu-  tium  nuncupata  qui  luttricus  dicitur ;  est  autem 

ierensem:  Noduiitn,  Tirensem.    i)iese  Änderung  50  lustricus  dies  (vgl.  Paul.  S.  120   s.  v.    lustrici 

fand  vielfache  Av\ina.hme  {Härtung,  Bei.  d.Bum.  dies;  Marquardt,  Privatleben  1'  S.  83)  quo  in<- 

2  S.  132.    Ambrosch,    Beligionsbiiclur    Heft    2  fantes   lustrantur    et   nomen  accipiunt,   sed    is 

S.  241  =  Abdr.  S.  21.    Wah  in  Paulys  Beaten-  muribus  nonus,  oitavus  est  feminis.  Sp.  177,40ff. 

cycl.  6,  1    S.  437.    Marquardt,   Staatsverw.  3-  Obarator  der   Gott  des  Überpfiügens   (ob- 

S.  16  f    Preller,  B.  31.^  S.  4:<il.   Boissier,  Etüde  arare)  des  Feldes  nach  der  Einsaat-,    welchen 

S.  238.    Corssen,  Krit.  Beitr.  z.  lat.  Formenl.  nach  dem  Sp.  181,  7 ff.  mitgeteilten  Fragmente 

S.   478.     Grafsmann    S.  1 14    nr.  25.     Bouche-  des  Fabius  Pictor  bei  dem  Interpiol.  Serv.  georg. 

Leclercq,  Les  Pontifes  S.  37.     Vanicek,  Griech.-  1,  21    der  Flamen    bei    der    Darbringung    des 

lat.  etym.   Wörterb.  1  S.  290);   es   liegt  jedoch  sacrum  cereale  anruft.  Vgl.  Sp.  181,  41  ff".    Zum 

ganz  und  gar  kein   Grund   vor,   den   an   zwei  60  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21. 

Stellen  übereinstimmend  überlieferten  Namen  Occator  der  Gott  des  Eggens  (occare)  des 

anzuzweifeln;  derselbe  wird  sogar  geradezu  als  Ackers  nach   dem   auf  die   Einsaat  folgenden 

richtig  erwiesen  durch  seine  Stellung  4,  7  in  Überpflügen,   welchen    nach   dem  Sp.  181,  7 ff. 

einer    Gruppe    von   Götternamen,    welche  mit  mitgeteilten  Fragmente  des  Fabius  Pictor  bei 

N  oder  0  beginnen  (s.  Sp.  141,  8  ff.);  vgl.  das  dem  Interpol.  Serv.  georg.  1,21  der  Flamen  bei 

Sp.  140  f.   über  die   alphabetische   Anordnung  der  Darbringung    des    sacrum   cereale  anruft, 

der    Indigetennamen    bei    Arnobius    Gesagte.  Vgl.   Sp.  181,  41  ff.     Auch    Serv.  georg.  1,  21 

Der  Name  ist  eine  Zusammensetzung  (nodus,  (Sp.  129,  64  ff.)  nennt  den  Gott;  vgl.  Sp.  147,  67 ff. 


209  Indigitamenta  (Odoria  —  Ossipago)  ludigitamenta  (Panda)             210 

Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  113  f.   ur.  21.  jfc'<t<(Ze  S.  235  der  Name  falsch  Ossipaga  heifst). 

Vanicelc,   Etym.    Wöiterh.    d.   lat.  SprJ   S.  5.  Corsscn,  Äusspr.  1-   S.  393.     Vanicelc,    Etijm. 

Griech.-lat.  eiym.  Wörtcrh.  1  S.  7.  Wörterh.  d.Ut.Spr}  S.  148 f.    Gricch.-lat.  etym. 

*Odoria  dca  odoris  vel  pro  odore,  Thesaur.  Wöiterb.  1  S.  4G0. 

nov.  latinitatis  bei  3Iai,  Class.  Äuct.  8  S.  399;  Panda.     1)  Arnob.  4,  3  et  quod  Tito  Tatio, 

vgl.  Sp.  177,  64 tf.  Capitolinum   ut    capiab   coUem ,    viam  pandtre 

Orbona  (C/c,  P7m.),  Orbana  {Tertulh,  Ar-  atque  aperire  permissum  est,  dea  Panda  est  ap- 

noh:>).    TertuJI.ad)iat.2,lb[0rJbana,  qime  in  pellata  vil  Paitiea.     Sp.  148,  40  ff.     Von  der 

orbiiatem  seihina  extinguat.  Arnob.  ^,1  in  tutcla  Göttin  Panda  war  offenbar  die  Rede  in  einem 

sunt  Orbonae  (oder  Orbanae?   die  Handschrift  lo  von  Nonivs  (S.  44  s.  v.  pandere)  unverständig 

hat  urbanane;  Orbonae  Sabaeus)  orbati  liberis  gekürzten  Citat  aus  Varro  de  vita  popidi  Bo- 

parentes.  Sp.  145  Z.  74.    Die  Stelle  des  Cyprian.  Viani  Hb.  I  (lib.  I  fr.  4  S.  21  Kettner):  pandire 

quod  idoJa  dii  non  sint  i:  . . .  ut  sit  apud  ilJos  Vario  existimat   ea  causa  dici,  quod  qui  ope 

Vidutis  deus,  qui  anima  corpus  viduet,  qui  quasi  indigerent    et  ad    asylum    Cereris  confugissenf, 

feraUs  et  funebris  intra  muros  non  habetur,  sed  panis  [is]  daretur,  pandere  ergo  quasi  paneni 

foris  (onlocatur  et  niliilominus  (is  vil  deus  fügt  dare  tt  quod  numquam  fanum  talibus  clauderc- 

VoncJc  hinzu),   quia   extorris  facttis  damnatur  tur,  de  vita  populi  Eomani  lib.  I  'lianc  deam 

potius  Eomana  religione  quam  colitur.    est  it  Aelius  putat  esse  Cererem,  sed  quod  in  asylum 

Scansus  .  .  .  (s.  Ascensus)  .  .  .  et  Cardea  a  car-  qui  confugissent  panis  [is]  daretur,  esse  nomen 

dinibus  et    ab    orbitatibus    Orbona   {suborbana  20  fictum  a  pane  dando  pandere  quod  est  aperire' 

cod.  Monacens.  208)  ist  eine  alte,  aus  Tertull.  (die   Stelle    ist    offenbar    stark  verderbt,    vgl. 

ad   nat.   2,  15    genommene    Interpolation    der  L.  Müllers  Ausgabe  und  Mommscn,   Unterital. 

cyprianischen  Schrift,   s.  Ascensus.     Nach  den  Dial.  S.  135  f.  Anm.  19;   Kettner  bemerkt  in 

angeführten  Stellen  des  Tertullianus  und  Arno-  der  Anmerkung  zu  dem  Fragmente  'Varro  for- 

biiis  ist  also   Orbona  die   Göttin,    welche   die  tasse    addiderat    idcoquc    a    pandendo    dictam 

Kinder    tötet,    so    dafs    die    Eltern    kinderlos  Pandam'').  Gloss.  Labiaei  (Abt.  1  S.  129  coh  1) 

(orbus)  werden  (nicht  'die  Göttin  des  Verwaist-  Panda    eigrivrig    &i6g.      Die    eigentliche    Be- 

seins,   von  solchen  Eltern  angerufen,   die  ver-  deutung  der  Göttin    ist  weder  aus   der  ätio- 

waist  wieder  Kinder  zu  erhalten  wünschen'  [!],  logischen   Fabelei    (s.    Sp.  187,  25 ff.),    welche 

Georges    im    Lat .- deutseh .   Handwürterb.   s.  v.  30  Arnobius    mitteilt,     noch    aus    der    etymolo- 

Orftoxa;  falsche  Auffassungen  auch  bei  ifar^MH^,  gischen    Spielerei     Panda    von    panem     dare 

Bei.  d.  Böm.  2  S.  257  und  in  Paidys  Bealencycl.  (s.  Sp.  171,  44ff.)  und    der    damit   zusammen- 

5  S.  963  s.  V.  Orbona).    Die  Änderung  Prellers  hängenden  Gleichsetzung  mit  Ceres  mit  Sicher- 

{Archäol.  Ztg.  16,  1858  Sp.  194  ff.  =  Ausgeiv.  heit  zu   entnehmen;   es  ist  nur  so  viel   klar, 

Aufsätze  S.  306  ft'.  und  B.  M.^  2  S.  219  Anm.  3)  dafs  der  Name  Panda  und  jedenfalls  auch  Pan- 

lumina  für  semina  bei  Tertullianus  und  Deu-  tica  mit  pandere   zusammenhängt,    also   eine 

tung   'welche  das  Licht  der  Augen    vollends  Göttin  des  Eröffnens  bezeichnet,  vgl.  Corssen, 

auslöscht'  hat  C.  Bursian  (in  der  Anzeige  von  Krit.Beitr.z.  lut.  Formen!.  S.  115.  Krit.  Nuchtr. 

Prellers  B.  M.^   im   Literarischen   Ceniralblatt  z.  lat.  Formenl.  S.  111.     Krit.  Beitr.  zur  ital. 

1859   Sp.  609)    zurückgewiesen.     Cicero   {n.  d.  40  Sprachhmde   S.  324.    Grafsmann  S.  108  nr.  1. 

3,  25,  63)  =  Plinius  (h.  h.  2,  16)  erwähnen  ein  Vanicek,  Etym.   Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  332. 

fanum  der  Orbona  bei  der  in  summa  sacra  via  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  471.  Denselben 

gelegenen  aedes  Larum   (vgl.  dazu  Ambrosch,  Urspiung  hat  jedenfalls  der  Name  der  Göttin 

Studien  S.  51).     Zum  Namen   vgl.   Grafsmann  Empanda,    Paul.   S.  76   Empanda  paganorum 

S.  111  nr.  12.    Corssen,  Ausspr.  1^  S.  147.  162.  dea,  über  welche  sich  natürlich  nichts  Weiteres 

Vanicek,   Etym.   Wörterb.   d.  lat.  Spr.^   S.  27.  sagen  läfst  (Härtung,    Bei.  d.  Böm.  2   S.  76: 

Griech.-lut.   etym.   Wörterb.  1  S.  62.     Curtius,  Empanda  =  Panda).  Mommsen  {Unterital. Dial. 

Grundz.  d.  griech.  Etyrn.^  §  404  S.  294.  S.  135  f.;    vgl.  Ann.  d.  inst.   20,  1848  S.  424) 

Ossipago  die  Göttin,  welche  den  Kindern  unterscheidet  die  Panda  vel  Pantica,  die  dem 

die  Knochen  kräftigt,  Arnob.  4,  7.  8  (wo  beide    50  Titus  Tatius  den  Weg  zum  Capitolium  öffnet, 

mal  die  Handschrift  ossilago  [danach  Ossilago  als  Lokalgottheit,   als  Genius   der  Porta  Pan- 

bei   Georges,  Lat.- deutsch.  Handwörterb.   s.  v.  dana    auf  dem    Capitolium    (S,  135   Anm.  18) 

ossilago  und  in  Paulys  Bealencycl.  5    S.  1016  von  der  Panda,    'die  als  Ceres  charakterisirt 

s.  V.  Ossilago]  bietet,  Ossipago  verbesserte  Can-  wird,  und  wahrscheinlich  auch  sabinisch  war' 

terus);  gehört  zu  den  Gottheiten  Sp.  143/444  (S.  136  Anm.  20  'Wenn  Sero,  ad  Virg.  Georg. 

Z.  23ff.     Bei  Arnob.  3,  30  führt  Juno  den  Bei-  1,  7'  [vielmehr  der  Interpolator  Servii]  'sagt: 

namen    Ossipagina    (wofür    Preller,    B.  M.^  1  qunmvis    Sabini  Cererem  Panem   appellant,   so 

S.  275 f.   Anm.  5   ohne    Grund    Opigena    lesen  möchte    hier    auch    eben  die  Panda    gemeint 

will);    vgl.    hierzu    Sp.  172 ff.     Jeder    Begrün-  sein  und  eine  confuse  Beziehung  auf  die  Stelle 

düng' in   der  Überlieferung    entbehrt    die    bei  60  des   Varro  zu  Grunde  liegen';  Preller,  B.  3L^ 

Härtung   {Bei.  d.  Böm.  2  S.  241)    angegebene  2  S.  224  Anm.  4  will  für  Panem  direkt  Pan- 

Form  Ossipanga  und  die  in  Paulys  Bealencycl.  dam    schreiben    und    Thilo    hat    diese    Kon- 

a.  a.  0.    aufgeführte    Form    Ossipango.     Zum  jektur  sogar  in  den  Text  aufgenommen;  s.  da- 

Namen  (von  ossa  und  pangere,  altlat.  pagere)  gegen  S.  Bugge,  Altitalische  Studien.  Christian, 

vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1    (wo   ebenso   wie  1878  S.  45f);  diese  erklärt  er  als  eine  Göttin, 

bei    Härtung    a.  a.  0.,    Ambrosch,    Beligions-  welche  die  Erde  erschliefst  und  die  Saat  ihr 

hücher  Heft  2   S.  235  =  Abdr.  S.  15,   Walz  in  entlockt;    er    vergleicht    die    Göttin    Ilavdivci 

Paulys  Bealencycl  6,  1    S.  434    und   Boissier,  (S.  136  f.),  welche  auf  Münzen  von  Hippon  und 


211       Indigitamenta  (Pantica.  Parca)  Indigitamenta  (Partula  —  Patellana)   212 

Terina  als  eine  Frau,  die  in  der  Linken  einen  sammenbringt  {Härtung ,  Bei.  d.  JRöm.  2  S.  231  f. 
Stab,  in  der  Rechten  zwei  Mohnköpfe  oder  Georges  im  Lat.- deutsch.  -Handwörterb.  s.  v. 
zwei  Ähren  hält,  und  unter  deren  rechter  Hand  Parca)  oder  auf  die  Wurzel  park  flechten  zu- 
eine Mohnblume  sprofst,  dargestellt  ist  (s.  die  rückführt  (vgl.  G'ra/smann  S.  108  nr.l.  VaniceTc, 
Angaben  über  die  Münzen  beiMommsew  S.  136).  Etym.  Wörterh.  d.  lat.  Spr.^  S.  162.  GriecliAat. 
Preller  (B.  M.^  2  S.  224)  meint,  dafs  die  Porta  etym.  Wörterb.  1  S.  520.  Curtius,  Grundz.  d. 
Pandana  am  Abhänge  des  Capitoliums  nach  griech.  Etym.^  §  103  S.  165f.),  sieht  man  in  der 
der  Panda  benannt  gewesen  und  die  Göttin,  Göttin  von  vornherein  eine  'Zutheilerin'  oder 
deren  Namen  auf  den  Kult  einer  Erntegöttin  *■  Flechterin '  (des  Schicksalsknäuels;  vgl.  KXco- 
(Anm.  3  'die  p.  Paudana  war  mit  der  p.  Saturnia  10 '9'ra),  also  eine  Schicksalsgöttin.  Diese  grie- 
identisch,  ...  daher  es  nahe  liegt  bei  der  chischen  Vorstellungen  können  aber  unmöglich 
Panda  an  die  ups  zu  denken')  zurückführe,  das  ursprüngliche  Wesen  der  Göttin  ausmachen, 
dort  verehrt  worden  sei;  doch  ist  ein  Zu-  Parca  ist  vielmehr  jedenfalls  thatsächlich  ein 
sammenhang  der  Porta  Pandana  mit  Panda  ursprünglicher  Indiges  der  Geburt  (Par-ca  von 
sehr  unwahrscheinlich  (s.  Jordan,  Topogr.  d.  par-ere,  par-tus),  der  wie  Nona  und  Decima 
Stadt  Born  1,  2  S.  122).  Unhaltbare  Ansichten  durch  Umdeutung  zur  Schicksalsgöttin  ge- 
über Panda  bei  Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  S.  76  f.  macht  und  in  einer  Dreizahl  gedacht  mit  den 
Der  Name  Panda  kehrt  wieder  in  dem  Namen  griechischen  Moiren  identificiert  wurde  (vgl. 
2)  ?  Panda  Cela,  den  Mommsen  als  Doppel-  hierzu  Sp.  171,  3f.  184,  9ff.;  s.  Parca,  Parcae; 
riamen  einer  Göttin  in  dem  bei  Gell.  13,  23,  4  20  nicht  richtig  Härtung  a.  a.  0.  S.  232  f.:  'Um 
erhaltenen  Fragmente  der  menippeischen  Satire  Uebereinstimmung  mit  der  griechischen  Vor- 
Farro.s  2i'xt«jiiß:;fta  (fr.  1  S.  219  Riese,  fr.  1  S.  215  Stellung  herzustellen,  hat  Varro  diese  Bei- 
Büch.^)  Ted  Anna  l'erenna,  Panda  Cela,  te  namen'  [d.  i.  Nona  und  Decima]  'als  beson- 
Fales  I  Nerienes  et  Minerva,  Fortuna  ac  Ceres  dere  Individuen  gerechnet,  und  die  Parce,  der. 
hergestellt  hat,  s.  Sp.  183, 44ff.  (von  i??ese  und  sie  beigelegt  waren,  als  ein  von  jenen  ge- 
Bücheler  in  den  Text  aufgenommen;  vgl.  über  trenntes  Wesen  betrachtet,  und  auf  diese  Weise 
die  verschiedenen  Herstellungsversuche  der  richtig  eine  Dreiheit  herausgebracht').  Vgl. 
beiden  Verse    den  kritischen  Apparat    in   M.  Sp.  167,  IflF. 

Hertz' s   gröfserer  Ausgabe    des   Gellius).     Be-  Partula  eine  Göttin  der  Geburt,  Tertull.  de 

deutet  der  Name  Panda  die  Eröffnerin,  so  be-  30  anima  37.  Sp.  144  Z.  12;  vgl.  Sp.  167,  Iff.    Zum 

zeichnet    Cela    (von    celare)    die   Verbergerin,  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  114  nr.  22.   Vanicek, 

Schliefserin.     'Panda  Cela  molto  bene   si  di-  Etym.   Wörterb.   d.  lat.  Spr.^   S.  159.    Griecli.- 

rebbe  Proserpina'   {Mommsen  in  Ann.  d.  inst.  lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  504  f. 

a.  a.  0.);  'wir  dürfen  .  .  .  die  IJavdiva  =  Cei'es  Patella.     Arnob.  4,  7  Patellana  numcn  est 

auch  mit  Proserpina  identificiren,   welche  be-  et  Patella,  ex  quibus  una  est  patefactis,  pate- 

kanntermassen  der  Sage  nach  in  Hippon  geboren  faciendis  rclms  altera  praestituta;  4,8.  Sp.  147, 

war  und  . . .  dort  eifrig  verehrt  ward.   Dass  die  63 ff.;  vgl.  Sp.  167,  iff.    Preller  {B.  M.^  2  S.  224) 

Pandina  vorzugsweise  auf  Münzen  von  Hippon  erklärt  Patella  als   'die  Göttin   der  hervorge- 

vorkommt,  weist  ebenso  wie  die  Embleme  der  tretenen  und  im  Lichte  des  Himmels  reifenden 

Münzen  auf  ein  Zusammenfallen  derselben  mit  40  Ähre'    indem    er    bei    Arnobius  patefaciendis 

Proserpina  hin,   und  wenn  die  Panda,   die  ja  frugibus^iidi  patefaciendis  rehus\\esi{k.nvii.\)\ 

auch  Cela  ist,  andrerseits  als  Ceres  erscheint,  'also  wäre  diese  die  eigentliche  Erndtegöttin, 

so  sind  Mutter  und  Tochter  mythologisch  so  die  blonde  Ceres  der  Griechen  .  .  .  und  in  der 

innig   verwandt,   dass  hierin  kaum   eine  ver-  That  scheint   die   Erndtegöttin  in   dem    alten 

schiedenartige    Auffassung    liegt'     (Urderiial.  Italien    meist    unter    diesem    Namen    verehrt 

Dial.  S.  136  f.).  Marquardt  {Staa'sverio.^''^.\'d)  worden  zu  sein.     Wenigstens  nennen  die  igu- 

meint,   dafs  Tellus  als  Panda  Cela  angerufen  vinischen  Tafeln    eine    Göttin   Padella'    (Taf. 

werde.     Alle   diese  Deutungen  sind  aber  un-  Via  14  PatZei'Zar  [gen.],  ^Mc/seZer,  C7m&nca  S.  49, 

haltbar,    denn  Panda    und   Panda   Cela    sind,  dazu  S.  48.  183) 'und  die  oskische  Weihinschrift 

wie  überhaupt  die  Indigetes,  nur  für  sich  be-  50  von  Agnone  eine  Patana'  (Vorderseite  Z.  14, 

stehende  Vergöttlichungen  abstrakter  Begrifle  Rückseite   Z.  17,    Mommsen,    ünterital.  Dial. 

(s.  Sp.  174,  3 Iff.);  wahrscheinlich  ist  es  aller-  S.  128  f.  Zvetajeff,  Syll.inscr.osc.S.7.  Mommsen 

dings,    dafs   beide   Gottheiten   des  Landbaues  übersetzt  den  Namen  mit  Panda  als  die  'dea 

(Sp.  145,  54  ff.   Reihe  c)    sind.     Zum    Doppel-  .  .  .  quae  i^atat  s.  pandit',   vgl.  S.  135  f.  285; 

namen  Panda  Cela  vgl.  Sp.  186,  26ff.     S.  auch  'so  ist  denn  die  Patanü  ...  die  Göttin,  welche 

Patella.  den  Schoos  der  Erde   öffnet   und  die   Saaten 

Pantica  s.  Panda  nr.  1.  ihm  entlockt'  S.  137;  vgl.  dens.  in  Ann.  d.inst. 

Parca  nennt  Varro  bei  Gell.  3,  16,  10  (Sp.  20,  1848  S.  424  und  Henzen  das.  S.  403),  'die 

138,  15  ff.)  mit  Nona  (s.  d.)  und  Decima  (s.  d.)  höchst  wahrscheinlich  mit  jener  Patella  iden- 

zusammen  als  Göttin  der  Geburt:  nam  'Parca^  60  tisch    sind.'     Dafs    Patella    zu    den    Indigetes 

inquit  'inmutata  una  littera  a  partu  no7ninata\  des  Landbaues  gehört,  zeigt  die  eng  verwandte 

Sp.  147,  40  ff.    Dies  ist  offenbar  die  eigentliche  Patellana    (s.  d.).     Zum    Namen    (patere)  vgl. 

Bedeutung  der  ursprünglich   nur  einen  Parca,  Grafsmann  S.  108.     Vanicek,   Etym.    Wörterb. 

die  allerdings  gegenwärtig  aufser  von  Preller  d.  lat.  Spr.^  S.  153.  Griecli.-lat.  etym.  Wörterb.  1 

{B.  M:\2  S.  193;  in  etwas  anderer  Auffassung  S.  470 f. 

vorher  in  Paulys  Bealencycl.  3  S.  435  f.)  kaum  Patellana    {Arnob.),    Patelana    {August.). 

noch  richtig  festgehalten  wird;    denn    indem  Arnob.  4,  7,  bei  Patella  im  Wortlaut  mitge- 

man  den  Namen  Parca  entweder  mit  pars  zu-  teilt;  August.  4,  8  {praefccerunt  ergo)  .  .  .  cum 


213  Indigitamenta  (Paventina  —  Pilumnus)  Indigitamenta  (Pilumnus)           214 

folliculi  patescunt,  ut  spica  exeat,  deam  Pate-  hus  deputantur.    Varro  de  vHa  popuU  Romani 

lanam.  Sp.  146, 10 ff.;  vgl.  Rp.  167, 1  ff.    Offenbar  Hb.  II  (Hb.  11  fr.  18  S.  33  Kettner)  '  natus  si 

haben  Arnohius  und  AiKßistinns  nicht  verschie-  erat  vitalis  ac  sublatus  ab  obstetrice,   statueba- 

dene  (AmbroscJi,  Belüjionsbücher  Heft  2  S.  240  tur  in  terra  vt  auspicaretur  rcctus  esse;  diis 

=  Abdr.  S.  20.  Marquardt,  Staatsverw.  Z^  ^.\Q  coniugalibus   Pihimno    tt  Picumno  in  aedibus 

Anm.  9),   sondern  ein  und  dieselbe  Göttin  im  Icctus  sternebatur'  (vgl.  Interpol.  Scrv.  Aen.  9,4: 

Auge  (die  geringe  Abweichung  in  den  Namens-  von  denselben  Göttern:    Varro  coniugaJes  deos 

formen    beruht    vielleicht  nur    auf  der  Über-  suspicatur) ;   darauf  bezieht  sich   das   Sp.  145, 

lieferung;  die  von  Ambrosch  a.  a.  0.,   1  FaZ^  in  23  ff.  mitgeteilte  Excerpt  des /n/ef/30?.(Se/v.^ew. 

Paulys  Bealencycl.  6,  1  S.  437,  Preller,  B.  M}  lo  10,  76  aus   Varro,    wo   es  jedoch  heifst,   dafs 

S.  591  und  Bouche-Lcdercq,  Les  Pontifes  S.  36  Varro  den  Pilumnus  und  Picnmnus  infantium 

aufgeführte  Form  Patelena  entstammt  älteren  deos  genannt  habe.     Picuninus   und  Pilumnus 

Ausgaben  des  Augustinus).     Zum  Namen   (zu  werden    aufserdem    verbunden     genannt    von 

patere  u.  s.  w.  gehörig)  vgl.  Gra/'smann  S.  111  Fabius  Pictor  iuris  pontificii  Hb  III  hQiNon. 

nr.  11.     Vanicek  an  den  bei  Patella  aa.  00.  S.  518  s.  v.  Picnmnus:  'Pilumno  et  Picumno' 

Paventina  oder  Paventia  die  Göttin  der  (Pilumnus    allein    erwähnt    von    Minuc.    Fei. 

Furcht  der  Kinder,  TcWttZ?.  afZwf/^.  2, 11 /Tiöfeeitf  Oct.  25).     Der   Interpol.  Serv.  Aen.  10,76  be- 

et  Pavejntinam  pavoris  u.s.  w.  August.  4,  11  de  richtet  Piso  Pilumnum  dictum   (sc.  ait),  quia 

pavore  infanfium  Paventia  nuncupetur.  Sp.  143  pellat  mala  infantiae  (fr.  44   Peter  S.  137   ed. 

Z.  41.  Zum  Namen  vgl,  Graßmunn  S.  109  nr.  2.  20  niai.,  S.  86  ed.  min.).    Dies  bezieht  sich  allem 

S.  Ulf.  nr.  13.   Vanicek,  Etym.  Wörterb.d.  lat.  Anscheine  nach  auf  den  von  Augustinus  6,  9 

Spr.-S.  170.  Griccli.-lat.  efy»}.  Wörterb.  1  S.  541.  nach  Varro  geschilderten  Brauch,  in  welchem 

Pecunia  die  Göttin  des  Geldes,  Ärnob.4:,9.  Pilumnus  als  Beschützer  der  Frauen  nach  der 

August.  4,  21. 24.  7, 3.  11.  12.  Sp.  145,  39ff.    Über  Geburt  und  des  neugeborenen  Kindes  eine  Rolle 

Pecunia  als  Beiname  luppiters  vgl.  Sp.  172,  88  ff.  spielt,   s.   die   wörtliche  Mitteilung  der  Stelle 

Pellonia    die   Göttin,    welche    die    Feinde  bei  Deverra.  Picumnus  und  Pilumnus  erscheinen 

vertreibt,  Arnob.  4,  4.   August.  4,  21.    Sp.  148,  bei  diesen   Gelegenheiten    als   Beschützer   des 

21  S.     Zum  Namen    (pellere)   vgl.  Gra/'smann  ehelichen  Kindersegens,  aber  nicht,  wie  Preller 

S.  110  nr.  2c.     Vanicek,  Etym.  Wötterb.  d.  lat.  (B.  M.^  1  S...  376)   erklärt,    'vermöge   der  ge- 

Spr.^  S. 335.  Griech.-lat.  e(ym.  Wörterb.  2S.11S3.  30  wohnlichen  Übertragung  der  Aussaat  und  des 

Peragenor.     Tertull.  ad  nat.  2,  11  .  .  .  ab  Gewächses   der  Feldfrucht  auf  die  Frucht  des 

actu  Pcrngenorem  u.  s.  w.    Sp.  143  Z.  46;  vgl.  Menschen';     denn     solche     Beziehungen     der 

Sp.  167,  Iff.    Zum  Namen  (peragere)  vgl.  G^ra/i>-  beiden    Götter     treten     auch     an    denjenigen 

mann  S.  113  nr.  20.  Stellen,    wo   Picumnus   und   Pilumnus   als   dii 

Perfica.  Arnob.  A,  7  etiamne  Perfica  una  est  agrestes  (Non.  S.  518  s.  v.  Pilumnus:  Aemilius 

e  populo  numinum,  quae  obscenas  illas  et  luteas  Macer  in  Orniihogoniae  Hb.  I  'et  nunc  agrestis 

voluptates  ad  exitum  perficit  dulcedine  inoffensa  inter  Picumnus  habetur'')  erscheinen,  nicht  her- 

procedere?  4,  11.  Sp.  147,  37  ff.,  zu  den  dii  con-  vor:  Isidor.  or.  4,  11,6  (vgl.  dazu  H.  Kettner, 

iugales  gehörig.  Bei  Tertull.  ad  nat.  2,  11  ordi-  Varron.  Studien.  Halle  1865  S.  27f.):  Varro  ... 

nati  [ü-  *  pro  pujdor!  et  Mutunus  et  Tidunus  40  refert  Pilumnum  quemdam  in  Italia  f'uisse,  qui 

et   dea   Pertunda    et  Subigus    et  Prema  mater  pinsendis   praefuit  arvis:    unde   et   pilumni  et 

f.  .  .]  parcite  dei  impudentes!   hat  Öhler  vrill-  pistores.     ab  hoc  ergo  pilum  et  pilam  inventa, 

kürlich    und    falsch   Prema    [dea   et   Perfica. J  quibus  far  pinsitur ,  et  ex  eius  nomine  ita  ap- 

parcite  u.  s.  w.  geschrieben;  vgl.  Prema.    Zum  pellata.  Serv.  Aen. 9, 4  Pilumnus  et Pitumnus  (lies 

Namen  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1.     Vanicek,  Picumnus)  fratres  fuerunt  dii.    herum  Pitumnus 

Gricch.-lat.  etym.  M^'örterb.  1  S.  384.  (lies    Picumnus)   usum  stercorandorum    invenit 

Pertunda.     Tertull.  ad  nat.  2,  11    {d'deuer-  agrorum,  unde  et  Sterculinius  (s.  d.)  dictus  est, 

tunde  cod.  Agobard.,  dea  Pertunda  Bigaltius).  Pilumnus   vero  pinsendi  frumenti:    unde  et   a 

Arnob.  4,  7  etiamne  Pertunda,  quae  in  cubiculis  pistoribus  deus  colitur.    ab.  ipso  et  pilum  dictum 

praesto  est  virginalem  scrobem  eff'odientibus  ma-  50  est.  =  Mythogr.  Vatic.  II  183;  Interpol.  Serv. 

ritü?   4,  11.    August.  6,  9.   Sp.  143/144  Z.  64.  Aen.  10,  76  sed  Pilumnus  idem  Stercutius,  ut 

67,  vgl.  Sp.  147,  6  f.    Zum  Namen  (pertundere)  quidam  dicunt,  qui  propter  pilum  inventum,  quo 

vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1.     Vanicek,  Etym.  fruges  confici  solent ,  ita  appellatus  est.    Mart. 

Wörterb.  d.  lat.  Spr."  S.  328.    Griech.-lat.  etym.  Cap.  2, 158  comiuinuendae  frugis  farrisque  frag- 

Wörterb.  2  S.  1156.  Curtius,  Grundz.  d.  griech.  mcnta  Pilumno  assignat  Italia  (vgl.  Plin.  n.  h. 

Etym.^  §  248  S.  226  f.  18,  10  cognomina  etiam  prima  inde:   Pilumni 

Peta.     Arnob.  4,  7   rebus  petcndis  Peia  (sc.  qui  pilum  pistrinis  invenerat).     Der  Name  Pi- 

praesto  est);   4,  8.  Sp.  147,  23  ff.     Zum  Namen  lumnus  wird  in  diesen  Stellen  richtig  mit  pi- 

vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1.    Vanicek,  Etym.  lum  Mörserkeule  in  Zusammenhang  gebracht: 

Wörterb.  d.  lat.  Spr.''  S.  151.  Griech.-lat.  etym.  60  Pilu-mnu-s  ist   das  Participium  (s.  über  diese 

Wörterb.  1  S.  467.  Bildungen  die  bei  Alemona  angegebene  Litte- 


-"o^ö"- 


Picumnus  und  ratur)  eines  vom  Stamme  in  pilum  abgeleiteten 

Pilumnus  hatte    Varro   in   der   Schrift  de  Verbum  auf  o  oder  u  und  bezeichnet  den  mit 

vita  populi  Bomani  als  dii  coniugales  (Sp.  144  der  Mörserkeule  thätigen  Gott,   der  dem   Ge- 

Z.  21.   147,  46  f.)    bezeichnet  und    angegeben,  treidestampfen   vorsteht  und  mit  seiner  Waffe 

bei    welcher    Gelegenheit     dieselben    verehrt  die  Frau  nach  der  Geburt  und  das  neugeborene 

wurden:  Non.  S.  528  (Sp.  142,  37  ff.)  Pilumnus  Kind  behütet  (vgl.  Corssen,  Ausspr.  1'^  S.  528. 

et  Picumnus  dii  praesides  auspiciis  coniugali-  652  Anm.  2^  S.  173  f.    Vanicek,  Etym.  Wörterb. 


215          Incligitamenta  (Pilumnus)  Indigitamenta  (Pollentia  —  Postverta)  216 

iJ.  lat.  Spr}  S.  169.    Griech.-lat.  etijm.  Wörterb.  ?  Pollentia.  Liv.  39,  7,  8  f.  (567/187)  ludis 

1  S.  538.    Sechstein  in  der  bei  Alemona  angef.  Bomanis  eo  anno,  quos  P.  Cornelius  Cethegus 

Abhandlung  S.  391.  394.    Curtius,  Grundz.  d.  A.  Posiumius  Alhinus  faciehant,  malus  in  circo 

griech.  EUjm.^  §  365  b  S.  276  f.;  anders  Grafs-  instabilis  in  signum  Follentiae  procidit  atque 

mann  S.  112  nr.  15).    Mit  Stercutius,  mit  dem  id  deiecit.  ca  religione  moti  patres  et  diem  ununi 

er  bei  dem  Interpol.  Serv.  (Aen.  10,  76)  identi-  adiciendum  ludorum   censuerunt   et   signa   duo 

ficiert  wird,  hat  demnach  Pilumnus  nichts  zu  pro  uno  reponenda  et  novum  auratum  facien- 

thun.   Picumniis  wird  ebenfalls  falsch  mit  Ster-  dum.     Sp.  183,  23ff. ;  vgl.  Sp.  186,  63  ff. 

culinius    identificiert    und    als    ein    Gott    des  *Porrima.    Ovid.  f.  l,633fF.  (von  der  Feier 
Düngens  hingestellt  {Serv.  Aen.  9,  4).     Name  lo  der  Carmentalia)  Porrima  placatur  Postverta- 

und  Bedeutung  dieses  Gottes   wird  durch  die  que,  sive  sororcs  \  sive  fugae  comites,  Maena^i 

Ansicht  Hai tungs  {Bei.  d.  Böm.2S.  175  f.):  ^Es  diva  (d.  i.  Carmenta),  tuae.  \  altera  quod  porro 

ist  wahrscheinlich,   dafs   auch  Picumnus,   der  fuerat  cecinisse  piitatur,\  altera  versur um  post- 

stete  Gesellschafter  des  Pilumnus,  eine  solche  modo  quicquid  erat.  Interpol.  Serv.  Aen.  8,  336 

Waffe   führte,    und   die  Form  seines  Namens  alii  huius  (der  Carmentis)  comites  Porrimam  et 

scheint  dies  anzudeuten.    Pinna  (welches  Wort  Postvertam  tradunt,  quia  vatibus  et  praeterita 

wahrscheinlich  aus  picna  verändert  ist)  nannte  et  futura  sunt  nota.  Sp.  177, 33  ff.    Da  Postverta 

man   im  älteren  Latein   die  Schärfe  der  Axt'  (s.  d.)  als  Indiges  bezeugt  ist,  kann  es  keinem 

(Quint.  1,  4,  12,  wo  aber  von  pinnum,  nicht  Zweifel  unterliegen,   dafs  auch  Porrima  nicht 
von  piona  die  Rede  ist),   'Ätxpds  bedeutet  so  20  ein  Beiname   der  Carmenta  {Härtung,  Bei.  d. 

viel  als  wie  acer  oder  acerbus,  nxiaaco  im  Grie-  Böm.  2  S.  199,  der  auch  Antevorta,  Postverta 

chischen,  pinso  im  Lateinischen,  pinashmi  im  und  Prorsa  so  erklärt;   H.  Ptter  z.  d.  St.  des 

Indischen    heifsen    stofsen,    stampfen:    davon  Ovidius;  vgl.  auch  Marquardt,  Staatsvenv.  3^ 

scheint  die  yn'aaa — pica  benannt  zu  sein,  deren  S.  19.    M'issoioa  s.v.  Carmenta  in  Bd.  1  Sp.  853, 

Schnabel  eine  lebendige  Hacke  ist'  nicht  rieh-  4  0'.  854,  lOff.   und  dagegen  das  Sp.  174,  31  ff. 

tig  erklärt.     Pic-u-mnu-s   ist   ein  Participium  Gesagte),  sondern  der  Name  eines  selbständigen 

von  spicere  (Pic-u-mnu-s  aus  *pic-o-meno-s  für  Indiges  ist.    Die  beiden  Stellen  zu  Grunde  lie- 

*spic-o-meno-s;  vgl.  Corssen,  Krit.  Beitr.  z.  lat.  gende  Etymologie  sowie  die  ganze  Auffassung 

Formenl.  S.  457  f.  Aiisspr.  1-  S.  528.  2^  S.  173.  des  Wesens    der    Porrima   und   Postverta   als 

VaniceJc,  Etym.  Wüiterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  333.  30  Schicksalsgöttinnen,    welche    in    die    Zukunft 

Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  1174.  Btchstein  und  in   die   Vergangenheit   schauen   (s.   Ante- 

a.  a.  0.  S.  388  f.;  anders  Grafsmann  a.  a.  0.)  vorta),  ist  aber  falsch  und  wie  die  Erzählung 

und   bedeutet  wie   Picus   (*spic-us),   mit  dem  von  den  beiden  Göttinnen  als  Schwestern  und 

Picumnus  eng  verwandt,   aber  nicht  identisch  Begleiterinnen  der  Carmenta  ein  Erzeugnis  ge- 

{Non.  S.  518  Picumnus  et  avis  est  Marti  dicata,  lehrter  Forschung  (vgl.  Sp.  187, 25 ff.).    Wie  der 

quam  picum  vel  picam  voeant;   Härtung ,  Bei.  Name  (Porrima  eine  Bildung  mit  dem  Super- 

d.  Böm.  2  S.  173  f.    Schwegler,  B.  G.  1  S.  214.  lativsuffix  -imo  von  porro,  vgl.  Corssen,  Krit. 

233  f.    Preller,  B.  M.^  1  S.  375  f.   Bubino,  Bei-  Beitr.  z.  lat.  Formenl.  S.  402.  Grafsmann  S.  113 

träge  z.    Vorgesch.   Italiens  S.  210  Anm.,    der  nr.  17.     Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Sprr 

auch  Pilumnus  mit  Gerhard  in  Hyperboreisch- io  S.  157.     Griech.-lat.   etym.  Wöitcrb.  1  S.  490) 

röm.  Studien  für  Archäologie  2  S.  96  Anm.  26  zeigt,  ist  Porrima  vielmehr  wie  Antevorta  und 

als  =  Faunus  betrachtet)   ist,   den   'Späher',  Prorsa  (s.  d.)  der  Indiges  einer  nach  vorwärts 

den  'Vorsorglichen',  also  zunächst  einen  länd-  gewandten   Lage   des   Kindes    bei  der  Geburt 

liehen  Schutzgeist,  dann  einen  Beschützer  des  (Kopfgeburt),    wie    schon    Preller    {B.    M.^   1 

Kindersegens.  Der  Auffassung  PreZtes  (a.  a.  0.),  S.  406)  richtig  erklärt  hat.    Vgl.  Sp.  182,  11  ff. 

dafs  in  Picumnus  und  Pilumnus  die  Volkstum-  Postverta   (Postvorta  Macrob.).     Varro 

liehe    Unterscheidung     'der    zwei    nahe    ver-  (14.  Buch   der  Antiq.  rer.   div.)    bei   Gell.  16, 

wandten,   sonst  oft  verwechselten'  (?)  'Vögel,  16,  4  ff .    (Sp.  138,  32  ff.)    ' quando    igitur  .  .  . 

des  Stänkers  Wiedehopf  ...  und  des  Stampfers  contra    naturam    forte   conversi   in  pedes    bra- 

Specht'  zum  Ausdruck  gelange,  kann  man  nach  50  chiis  plerwnque  diductis  rttineri  solent  aegrius- 

dem   Vorstehenden  nicht  beistimn:en.     Wenn  que   tunc   mulieres    enituntur ,    huius    periculi 

Picumnus   und   Pilumnus    als    ein  Brüderpaar  deprecandi   gratia    arae   statutae    sunt    Bomae 

bezeichnet  werden  {Serv.  Aen.  9,  4),   und  Pi-  duabus   Carmentibus  (s.  Sp.  171,  3ff.),  quarum 

lumnus  als  Gemahl  der  an  der  Küste  von  La-  altera  Postverta  cognominata  est,  Prorsa  altera 

tium  gelandeten  Danae,    Vater    des    Rutuler-  a  recti  perversique  partus  et  potestate   et   no- 

fürsten    Daunus    (Bd.   1    Sp.   964,   59  ff.)   und  mine.'     Demnach  hat  Gothofredus  bei  Tertull. 

Grofsvater  des  Königs  Turnus  von  Ardea  gilt  ad  nat.  2,  11    sicher  richtig    ergänzt  perverse 

{Verg.  Aen.  9,  3  f.    10,  76.  619.    12,  83.     Serv.  nato  [partu  Postvertae,  rede  ve]ro  Prosae  Car- 

zu   10,  76.   619.  12,  83   und  Interpol.  Serv.  zu  mentis   ess'e   provinfciam  volueruntj.     Sp.  143 

10,  76;    s._  das  Nähere  Bd.  1    Sp.  948,  37  ff.),  60  Z.  14.    Die  Postverta  war  also  der  Indiges  der 

so   sind  dies  Erzeugnisse  gelehrter  Legenden-  rückwärts  gewandten  Lage  des  Kindes  bei  der 

dichtung    (s.   Sp.  187,  25 ff.).     Denselben    Ur-  Geburt  (Steifsgeburt),   wie   es  auch  der  Name 

Sprung    gelehrter    Bearbeitung     hat    die    An-  deutlich  ausdrückt  (vgl.  zu  demselben  Grafs- 

gabe    des    Interpol.    Serv.  Aen.  9,  4    quidam  mann  S.  108  nr.  1.     Vanicek,  Etym.  Wörterb. 

Pilumnum  et  Pitumnum   (lies  Picumnum)   Ca-  d.  lat.  Spr.-  S.  274.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2 

storem    et  Pollucem   accipiunt:    non  nulli  lau-  S.  926).     Bei  Ovid.  f.  1,  633  ff.   und  Interpol, 

dum  (?  s.  Thilos  Bemerkung  im  krit.  Apparat  Serv.  Aen.  8,  336  erscheint  Postverta  mit  Por- 

z.  d,  St.)  deos.  rima    als    in     die    Vergangenheit     schauende 


217   Indigitamenta  (Pota  —  Prema  mater)  Indigitamenta  (Promitor  —  Rediculus)    218 

Schicksalsgöttin  und  Schwester  und  Begleiterin  Gothofrcdus).  August.  6,  9  adest  .  .  .  dea  mater 
der  Carmenta,  bei  Macroh.  Sat.  1,  7,  20  mit  Prema  .  .  .  adest  dea  Prema,  ut  subacta,  ne  se 
Antevorta  (s.  d.)  ebenfalls  als  Schicksalsgöttin  commoveat,  conprimatur.  Sp.  143/144  Z.  6G. 
im  angegebenen  Sinne;  hierüber  vgl.  das  bei  Zur  Bezeichnung  mater  s.  Sp.  185,  61  ff.  Zum 
Porrima  Gesagte.  Bei  dem  Interpol.  Serv.  Aen.  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1. 
1,  720  dicitur  ctiam  Obscquens  Venus,  quam  Promitor  der  Gott,  welcher  dem  Heraus- 
Fahius  Gurges  post  peractum  bellum  S-imniti-  nehmen  (promere)  des  Getreides  aus  dem 
cum  ideo  hoc  nomine  consecravit,  quod  sibi  fue-  Speicher,  jedenfalls  (wie  ilfarg'i<a?Y/i,(S'iaa/S(."er«'. 
rit  obsecut'i:  hanc  Itali  -f  Posivotam  dicunt  3'^  S.  8  erklärt)  um  es  zur  neuen  Saat  auszu- 
stellt Fr.  Scholl  Postvortam  her.                           lo  fahren,  vorsteht;  er  wird  nach  dem  Sp.  181,7ff. 

Pota  s.  Vica  Pota.  mitgeteilten  Fragmente  des  Fabius  Pictor  bei 

Potina  die  Göttin  des  Trinkens  der  Kinder,  dem  Interpol.  Serv.  georg.  1,  21  vom  Flamen 
welcher  die  nutrices  opfern,  cum  prima  potione  bei  der  Darbringung  des  sacrum  cereale  an- 
initiarent  pueros,  Varro  Catus  de  liberis  edu-  gerufen.  Vgl.  Sp.  181,  41  ff.  Zum  Namen  vgl. 
candis  bei  Non.  S.  108  s.  v.  Edusam  ==  S.  480  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21. 
s.  V.  sacrificantur,  s.  Edusa;  Varro  hei  Donat.  Prorsa,  Prosanach  Varro  hei  Gell.  1&,  1&, 
Ter.  Phorm.  1,  1,  15  (v.  49),  s.  Sp.  142,  19  ff.;  4  ff.  {Prorsa  .  .  .  a  recti  .  .  .  partus  et  potestate 
TertuU.  ad  nat.  2,  11.  August.  4,  11  (diva  et  nomine;  s.  Postverta)  und  Tcrtull.  ad  nat. 
Potina).  34.  6,  9.  Sp.  143  Z.  30;  vgl.  Sp.  167,  1  ff.  2,  11  (perverse  nato  [partu  Postvertae,  rede 
und  zur  Bezeichnung  diva  Sp.  185,  61  ff.  Bei  20  Vttjro  Prosae  Carmentis  esse  provinfciam  vo- 
Donatus  a.  a.  0.  ist  Potica  überliefert;  aber  luenint])  die  Göttin  der  richtigen,  nach  vor- 
die  Übereinstimmung  der  übrigen  angeführten  wärts  gewandten  Lage  des  Kindes  bei  der  Ge- 
stellen in  der  Form  Potina  zeigt,  dafs  Potica  burt  (Kopfgeburt).  Sp.  143  Z.  15.  Vgl.  Sp.  171, 3 ff", 
nur  ein  Fehler  der  Überlieferung  sein  kann  Varro  (a.  a.  0.)  giebt  an,  dafs  sie,  wie  Post- 
(beibehalten  von  Corssen,  Ausspr.  2^  S.  205).  verta,  einen  Altar  in  Rom  hatte.  Zum  Namen 
Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  111  f.  nr.  13.  (Prorsa  =  Provorsa  von  *provortere)  vgl.  Va- 
Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  146.  nicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.-  S.  274. 
Griech.-lat.  etym.  Wörterb.l  S.i63.     S.  Potua.  Griech.lat.  etym.   Wörterb.  2  S.  926. 

Potua  die  Göttin  des  potus  im  allgenieinen,  Puta  die  Göttin,   welche   dem  Beschneiden 

Arnob.  3,  25  Victa  et  Potua  sanctissimae  victui  50  {^uin.Te)   der  Bäume  vorsteht,  Arnob.  4,  7.  8. 

jyotuique  procurant.   Sp.  148,  20ff.;  vgl.  Sp.  167,  Sp.  148,  12  ff.    Scheiffele  in  Pauhjs  Realencycl. 

1  ff.    Ambrosch  {Eeligionsbücher  Heft  2  S.  235  6,1  s.v.  Pwia: 'Beiname  der  Ops'(!).  Zum  Namen 

=  Abdr.  S.  15),  Georges  {Lat.- deutsch.  Hand-  Ygl.  Vanicek,  Etym.  M'örterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  111. 

wörterb.  s.  v.  Potua)  und  Marquardt  {Staats-  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  1  S.  544. 

verw.  3^  S.  13  Anm.  6)  halten  Potua  falsch  für  Redarator   hat   Marquardt  mit  Salmasius 

identisch  mit  Potina  (s.  d.).     S.  auch  Vica  Pota  in   dem   Sp.  181,  7  ff.    mitgeteilten   Fragmente 

am  Ende.    Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  108  f.  des  Fabius  Pictor  bei  dem  Interpol.  Serv.  georg 

nr.  1.     Vanicek  an  den  bei  Potina  aa.  00.  1,  21  an  Stelle  des  überlieferten  Namens  Re- 

Praestana.    Arnob.  4,  3  Praestana  est,  tit  parator     mit     voller     Sicherheit     hergestellt 

perhibetis ,  dicta,  quod  Quirinus  in  iaculi  mis-  io  {Mommsen:    Arator);    Redarator    ist   der  Gott 

sionecunctorumijraestitent viribus.  S^.li7,3S f.;  des    zweiten    Pflügens    (*redarare)    des    brach 

vgl.  Sp.  167,  Iff".     Die  Zurückführung    des  ür-  liegenden  Ackers  vor  dem  Furchenziehen,  wel- 

sprunges    der    Göttin    auf    einen    Lanzenwurf  chen    der   Flamen    bei    der    Darbringung    des 

des  Romulus   ist  eine  ätiologische  Erfindung,  sacrum    cereale    anruft,    während    Reparator 

vg\.S[:>.187,25ii.O.  Gilbert  {Gesch.  u.  Topogr.d.  nicht   den   durch   die   Reihenfolge   der  Götter 

Stadt  Rom  im  Altert.  1  S.  52)  bringt  (wie  schon  in  jenem  Fragmente  geforderten  Sinn  ergiebt. 

vorher  Bubino,  Beitr.  z.  Vorgesch.  Italiens  S.  219  Vgl.  Sp.  181,  41  ff.    Zum  Namen  vgl.  Grafsmann 

Anm.)   die  Göttin   Traestitia  oder  Praestana'  S.  113  f   nr.  21. 

(s.  Praestitia)  mit  den  Lares  Praestites  in  innere  Rediculus.  Als  Hannibal  i.  J.  543/211  sich 

Verbindung  (?);    'da   der   heilige   Kirschbaum  50  Rom  näherte,  kehrte  er  plötzlich,  durch  nächt- 

...  als  die  Lanze  des  Romulus  selbst  galt,  so  liehe  Visionen  erschreckt,  wieder  um;  an  der 

scheint  der  Zusammenhang  der  Praestana  oder  Stelle,  wo  dies  geschehen  war,  erbaute  Corni- 

Praestitia   mit    dieser    Stelle'    (d.   i.   der  Süd-  ficitis    vor    der    Porta    Capeua    beim    zweiten 

westecke  des  Palatinus)  'unabweislich  zu  sein  Meilensteine    der   Via   Appia    ein    fanum    des 

und  daraus   auch    für  die  Ansetzung   der   ara  Rediculus  {Eist.  S.  282  s.  v.  [Bediculi  fanum]. 

der  Lares  praestites  der  Schlufs  sich  von  selbst  Paul.  S.  283  s.  v.  Bediculi  fanum    Plin.  n.  h. 

zu   ergeben'    (?).     Bubino  (a    a.  0.)  nahm  an,  10,    122,    der  jene    Gegend    campus    Rediculi 

dafs    Praestana    bei    dem    Kornelkirschbaume  nennt).    Da  Varro  in  der  menippeischen  Satire 

verehrt  worden   sei.     Zum  Namen   (praestare)  2^>t(a:^u.ar;j;t'a:  die  Verscheuchung  Hannibals  einem 

vgl.  Grafsmann  S.  110  f.  nr.  10.                            co  Gotte    Tutanus    (s.   d.)    zuschreibt,    so    ist    es 

Praestitia.    Terttül.   ad  nat.  2,  11   habent  wahrscheinlich,  dafs  der  volle  Name  des  Gottes, 

.  .  .  fpraestan] tiae  Praestitiam  u.  s.  w.  Sp.  143  dem  jenes  Ereignis  zugeschrieben  wurde,  Re- 

Z.  45;   vgl.    Sp.  1G7,  iff.  und  Praestana.     Zum  diculus  Tutanus  oder  Tutanus  Rediculus   war, 

Namen   (praestes)   vgl.   Gorssen,  Krit.  Nachtr.  wie  der  Gott,  der  die  Ankunft  der  Gallier  ver- 

z.  lat.  Formenl.  S.2id.  Auss2)r.  2'^  S.  429.  Grafs-  kündete,    Aius    Locutius    (s.    d.)    hiefs.     Vgl. 

mann  S.  109  nr.  2.                                                 ,  Sp.  175f.  182,  48ff.  186,26ff.  und  über  den  Gott 

Prema  mater.  TertuU.  ad  nat.  2,11  {premai  überhaupt   die    hei  Ambrosch,  Bcligionsbüchir 

cod.  Agohä.rd.,  Prema  mater  Beifferscheid,Pref)ui  Heft  4  S.  36  f.  Anm.  179  =  Abdr.  S.  44  Anm. 


219            Indigitamenta  (Rumina)  Indigitamenta  (Rumon  —  Rusor)      220 

179  angeführte  Litteratur;  unnütze  Erörterungen  Schwegicr  S.424f.  u.Romulus).  Zur  Bezeiclinung 
über  Rediculus  (und  über  Tutanus)  von  Scheiff'ele  der  Rumina  als  diva  vgl.  Sp.  185,  61  £P.  Seneca 
in  Pauhjs  Bealencycl  6,  1  S.  422  s.  v.  Eedi-  {de  superstitioneir.Sd  S.  426  Haase)  hei  August, 
culus.  Zum  Namen  (redire)  vgl.  Corssen,  Krit.  6,  10  rechnet  diva  Rumina  mit  Populonia  und 
Nachtr.  z.  Tat.  Formenl.  S.  263.  Grafsmann  Fulgora  (Bd.  1  Sp.  1559)  zu  den  deae  viduae. 
S.  114.  nr.  23.  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat.  Gegen  Schweglers  Vermutung  (S.  422  IF.),  dafs 
Spr.^  S.  37.  Griech.-lut.  etym.  Wörterb.  1  S.  80.  die  Eumina  nur  eine  besondere  Seite  und  ein 
Rumina  die  Göttin  des  Säugens  der  Kinder,  besonderer  Name  der  Fauna  Luperca  war  (vgl.^ 
August.  A,  11  (diva  Rumina).  21.  34.  7,  11  PreZZer,  iZ.  ill.=^  2  S.  419),  vgl.  das  Sp.  174,  3lfF. 
(diva  Rumina).  Bei  Tertull.  ad  nat.  2,11  [est  lo  Gesagte.  Manches  Falsche  über  Rumina  bei 
educatjrix  tt  Levana  (s.  d.)  et  unn  Rumina  Scheiffele  in  Paulys  Bealencycl.  6, 1  S.  5G4  f.  s.  v. 
ist  der  Name  der  Göttin  von  Gothofredus  mit  Rumina.  Über  luppiter  Ruminus  vgl.  August. 
voller  Sicherheit  hergestellt  aus  der  Über-  7,  11.  PreHer,  i?.  Jf.^  1  S.  194.  418  f.  (wo  ange- 
lieferung des  cod.  Agobardinus  runcinia  {Am-  nommen  wird,  dafs  bei  dem  Lupercal  luppiter 
brosch,  Religionsbücher  Heft  2  S.  235  =  Abdr.  Ruminus  und  Rumina  als  ein  Paar  von  Hirten- 
S.  15  und  Walz  in  Paulys  Realencycl.  6,  1  göttern  verehrt  worden  seien).  Eineluno  Romina 
S.  434  machen  daraus  eine  Göttin  Rucinia  [!];  oder  Rumina  {Boscher,  luno  und  Hera  S.  49) 
Beifferscheid  schreibt  Buncina,  mit  Unrecht,  beruht  nur  auf  eiuer  Konjektur  statt  der  hand- 
denn  die  Göttin  dieses  Namens  hat  eine  ganz  schriftlich  überlieferten  Pomana  bei  Arnob. 
andere  Bedeutung  [s.  d.]).  Sp.  143/144  Z.  29.  20  3,  30  (von  Inno)  nulla  Fluvionia,  nulla  ■\Po- 
Bezüglich  der  Verehrung  der  Göttin  giebt  mana,  nulla  Ossipagina  u.  s.  w.  {Preller,  B.  M.^ 
Varro  r.  r.  2,  11,  5  an  non  negarim,  in-  1  S.  275  f.  Anm.  5  will  Lucina  für  Pomana 
quam,  ideo  aput  divae  Buminae  (so  Schneider,  lesen).  Zum  Namen,  der  von  Varro  zweifellos 
diuae  rumniae  cod.  Marcianus,  diua  erum  mae  richtig  mit  ruma  =  mamma  in  Verbindung 
cod.  Paris.  6842  A,  diuae  runniae  cod.  Lauren-  gebracht  wird,  vgl.  Corssen,  Krit.  Beitr.  z.  lat. 
tianus  51,  4;  Bumiae  die  Vulgata)  sacellum  a  Formenl.  S.  429.  Aussptr.  l^S.  279.  3ßi.  Grafs- 
pastoribtis  satam  ficum.  ibi  enim  solent  sacri-  mann  S.  111  nr.  13.  VaniceTc,  Etym.  Wörterb. 
ficari  lade  pro  vino  et  [pro]  lactentibus.  mamma  d.  lat.  Spr.^  S.  342.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb. 
enim  rumis  u.  s.  w.,  woraus  hervorzugehen  2  S.  1212.  Curtius,  Grundz.  d.  griech.  Etym.^ 
scheint,  dafs  Rumina  auch  dem  Säugen  der  30  §  517  S.  352  f. 
Herden  vorstand;  und  in  dem  bei  Cunina  ??  Rumon.  S.  Sp.  184,  5l£F. 
gröfstenteils  mitgeteilten  Fragmente  aus  dem  Runcina.  August,  i,  S  {praefecerunt  ergo  .. . 
Catus  de  liberis  cducandis  (fr.  7  S.  248  Riese)  frumentis  .  .  .)  cum  runcantar ,  id  est  a  terra 
bei  Non.  S.  167  s.  v.  runiam  sagt  Varro,  dafs  auferuntur,  deam  Buncina)».  Sp.  146,  10  ff.  Mit 
man  wie  der  Cunina,  so  auch  der  Rumina  Unrecht  ist  der  Name  der  Göttin  von  Beiffer- 
nicht  mit  Wein,  sondern  mit  Milch  opferte  scheid  bei  Tertull.  ad  nat.  2,  11  (1  S.  115,  12 
propter  rumam  id  est  prisco  vocabulomammam;  Reiff.)  an  einer  Stelle,  we  Rumina  zu  lesen 
dasselbe  berichtet  von  den  Opfern  an  Rumina  ist,  hergestellt  worden,  s.  Rumiua.  Runcina 
Plutarch.  q.  r.  57  und  Rom.  4  (wo  iu  den  ist  eine  Göttin  des  Mähens;  die  Stelle  des 
Worten  kkI  &86v  xlvu  xrjg  Exr^oqpr/g  rmv  vrj-  40  Augustinus  ist  die  eiüzige,  an  welcher  das 
ntwv  sni^sXsiaO'ai  doyiovcccv  ovoiiä^ovGL  'Pov-  Verbum  runcare  die  Bedeutung  mähen  hat, 
(iiXi'av  selbstverstILndlich  zu  schreiben  ist 'Pov-  sonst  heilst  es  jäten  [Georges  im  Lat.-deutsch. 
^ivav,  wie  die  Überlieferung  in  den  qiiaest.  Handiuörterb.  s.  v.  Runcina.  Härtung,  Rel.  d. 
rom.  richtig  bietet;  an  beiden  Stellen  ist  ohne  Rom.  2  S.  132.  Scheiffele  in  Paulys  Realencycl. 
Zweifel  Varro  die  Quelle).  Mit  dem  sacellum  6,  1  S.  565  s.  v.  Runcina  und  Prelltr,  R.  M.^ 
der  Rumina  stand  die  nach  der  Göttin  be-  2  S.  225  nennen  Runcina  nicht  richtig  eine 
nannte  ficus  Ruminalis  (vgl.  z.  B.  Varro  l.  l.  Göttin  des  Jätens).  Zum  Namen  vgl.  Grafs- 
5,  54.  Liv.  1,  4,  5.  Plin.  n.  h.  15,  77.  Fest.  mann  S.  111  f.  nr.  13.  Vanicek,  Etym.  Wöiterb. 
S.  266  s.  V.  Romulum.  S.  270  s.  v.  [Rmninalem  d.  lat.  Spr.^  S.  242.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2 
ficum] .  Paul.  S.  271  s.  v.  Ruminalis.  Serv.  Aen.  50  S.  820. 

8,  9ü;  Plut.  a.  aa.  00.;  Härtung,  Rel.  d.  Rom.  2  Rusina  die  Göttin  der  Gefilde  (rura),  August. 
S.  242.  Schwegler,  R.  G.  1  S.  385.  392f.  420.  4,  8.  Sp.  145,  54  ff.  Zum  Namen  vgl.  Grafs- 
Preller,  R.  M.'^  1  S.  418  f.  2  S.  342;  vgl.  Romu-  mann  S.  111  f.  nr.  13  (der  neben  Rusina  eine 
lus)  in  Verbindung  {Schvegler  S.  421  f.);  beide  nicht  existierende  Form  Rurina  anführt), 
zusammen  befanden  sich  dicht  bei  dem  Lupercal  Rusor  ein  mit  Altor  (s.  d.)  zusammen  von 
am  untersten  Abhänge  des  Cermalus  {Varro  den  Pontifices  bei  einem  Opfer  an  Tellus  und 
l.  l.  a.  a.  0.)  an  der  Nordwestseite  des  Pala-  Tellumo  angerufener  Indige?,  Varro  bei  August. 
tinus  (vgl.  Becker,  Topogr.  S.  292  ff.  417  f.  7,  23.  Sp.  181,  21  ff.  41  ff.  Die  Etymologie 
Gilbert,  Gesch.  und  Topogr.  d.  Stadt  Rom  1  Varros  (a.  a.  0.)  Rusori  quare?  quod  rursus, 
S.  53ff.  Richter  in  Baumeisters  Denkmal,  d.  60  inquit,  cuncta  eodem  (zur  Mutter  Erde)  revol- 
klass.  Altert.  3  S.  1482,  in  Müllers  Handb.  d.  vuntur  ist  natürlich  unsinnig  {Härtung,  Rel. 
klass.  Altert.- Wiss.  3  S.  823  f.).  Jedenfalls  war,  d.  Rom.  2  S.  85:  Rusor  der  'Rückkehrer',  'aus 
wie  Gilbert  (a.  a.  0.  S.  56)  bemerkt,  das  Heilig-  rursor  oder  reversor  verkürzt';  Georges,  Lat.- 
tum  uralt  und  hat  auf  die  ganze  Ausbildung  deutsch.  Handwörterb.  s.  v.  Rusor:  'die  Gott- 
der  Sage  von  den  Zwillingen  Romulus  und  heit  der  regelmäfsigen  Wiederkehr  aller  Er- 
Remus,  von  ihrer  Nährung  unter  der  ficus  Zeugnisse' [!];  vgl.  Sp.  171,  44ff.);  der  Name 
Ruminalis  durch  eine  Wölfin  u.  s.  w.  eine  be-  geht  entweder  auf  ru-  in  ruma,  Rumina  (s.  d.) 
deutende    Einwirkung     ausgeübt    (vgl.     auch  u.  s.  w.   zurück  und  bedeutet,  wie  Altor,   den 


221      Indigitamenta  (Sarritor  —  Seia)  Indigitamenta  (Semonia  —  Septemontius)  222 

Nahrungspender,  oder  er  ist  von  rus  gebildet,  er  von  einer  Secia,   einer  dem  Schneiden  des 

so  dafs  dieser  Gott  das  männliche  Gegenstück  Getreides    vorstehenden    Göttin,    bei    Tertull. 

zu  Rusina  (s.  d.)  wäre.  a.  a.  0.  spricht  [! ;  also  etwa  nur  irrtümlicher- 

Sarritor,  besser  Saritor  zu  schreiben  (vgl.  weise  Seia  statt  Secia?];  und  a.  a.  0.  S.  918 
Fleckeiscn  in  N.  Jhrb.  f.  Ph.  60,  1850  S.  262.  s.  v.  Segetia  scheint  er  anzunehmen,  dafs  Ter- 
97,  1868  S.  212;  bei  Serv.  georg.  1,  21  bietet  tuUianus  a.a.O.  von  Segetia  spreche  [!];  dafs 
eine  Handschrift  Saritor),  der  Gott  des  Be-  bei  Tertullianus  von  einer  Göttin  des  Schnei- 
hackens (sarrire,  besser  sarire)  der  Saat  zum  dens  Secia  die  Rede  sei,  meint  Härtung,  Bei. 
Herausschaffen  des  Unkrautes,  welchen  nach  d.  jRöm.  2  S.  131  ' Tertullian  .  .  .  scheint  falsch 
dem  Sp.  181,  7 ff.  mitgeteilten  Fragmente  des  lo  verstanden  zu  haben,  indem  er  die  Secia  zu 
Fabius  Pictor  bei  dem  Interpol.  Serv.  georg.  einer  Sessia  macht').  Nach  Macrobius  {Seit.  1, 
1,  21  der  Flamen  bei  der  Darbringung  des  16,  8)  hielt  in  alter  Zeit  derjenige,  der  den 
sacrum  cereale  anruft.  Vgl.  Sp.  181,  41  ff.  Namen  der  Seia  aussprach,  feriae.  Bei  Lio. 
Auch  Serv.  georg.  1,  21  (Sp.  129,  64  ff.)  nennt  24,  47,  16  und  25,  7,  6  wollte  J.  F.  Böttcher 
den  Gott;  vgl.  Sp.  147,  67  ff.  Zum  Namen  durch  unnütze  Konjektur  Seia  herstellen.  Über 
vgl.  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21.  Vanicelc,  Ftym.  die  vermeintliche  Fortuna  Seia  s.  Bd.  1  Sp.  1510, 
Wörterb.  d.  lat.  Spr."  S.  300.  Griech.-lat.  etym.  61  ff.  Zum  Namen  (Se-ia  von  se-  in  se  men 
Worterb.  2  S.  1030.  u.  s.  w.)  vgl.  Grafsmann  S.  109  nr.  2.    Corssen, 

Sator  der  Gott  des  Säens,  Serv.  georg.  1,21.  Ausspr.  V  S.  306.  417.    VaniceJc,  Etym.  Wörterb. 

Sp'.  147,  67  ff.     Zum  Namen  vgl.   Grafsmann  20  d.  lat.  Spr.^  S.2S6.   Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2 

S.  113  f.   nr.  21.     Corssen,  Aussj^r.   1°   S.  417.  S.  977. 

VaniceJi,  Ftym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  286.  *Semonia  eine  Saatgöttin,  wie  der  Name 

Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  977.  (semen,  Se-m-on;  vgl.  Grafsmann  S.  109  nr.  2. 

*Segesta  eine  Göttin  der  Saaten,  PZi«. «.  7i.  Vanihek    an    den    bei    Seia    aa.   00.)    zeigt. 

18,  8  von  der  Zeit  Numas:  hos  enim  deos  tum  Sp.  178,  20 ff.     In    alter    Zeit   hielt    derjenige, 

maxime  noverant  Seiamque  a  serendo,  Segestam  der  ihren  Namen   aussprach,  feriae    {Macrob. 

a  segetibus  appellabant,  quarum  simidacra  in  Sat.  1,  16,  8).     Aus    der    lückenhaften    Stelle 

circa   videinus;   tertiam    ex    his   nominare   sub  des  Festus  S.  309   s.  v.  supplicium  ist  zu  ent- 

tecto    religio  est.     Sp.  178,  29 ff.     Falsch    sagt  nehmen,    dafs    in    alter  Zeit  bei  Hinrichtung 

Bücheier  {Archiv  für  lat.  Lexikographie  1,  1884  30  eines  Bürgers  der  Semonia  ein  Sühnopfer  ge- 

S.  114)    'Zu   seges   gehört  die   Saatgöttin   Se-  bracht  werden  mufste.     S,  Tutilina. 

gesta,  identisch  mit  der  von  seget  abgeleiteten  Sentia.    August.  4,  11  dea  Sentia  sententias 

Segetia'  {so  a,uch  Georges,  Lat.-deut^ch.  Hand-  inspirando,    zu  den   Göttern  des  Kindesalters 

wörterb.  s.  v.  Segetia.  Preller,  B.M.^2  S.  223);  gehörig;  Sp.  143  Z.  54;  vgl.  Sp.  167,  Iff.  Har- 

Segesta  ist  ein  besonderer  Indiges  neben  Se-  tung  {Bei.  d.  Böm.  2  S.  240)  und  ScheiffeJe  (in 

getia,   vgl.   hierzu  Sp.  167,  Iff.     Zum   Namen  Paulys  Bealencycl.  6,  2  S.  2695  s.  v.  Vitumnus) 

vgl.  Grafsmann  S.  110  nr.  7.    Vanicek,  Ftym.  nennen  die  Göttin  falsch  Sentina.    Zum  Namen 

Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  290.  (von  sent-ire)  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1. 

Segetia  eine  Göttin  der  Saaten,   die  dann  Sentinus    der    Gott,    der    dem    Kinde    im 

angerufen  wurde,  cum  .  .  .  iam  essent  (sc.  fi-u-  40  Mutterleibe  Empfindung  verleiht,    Tertull.   ad 

menta)  super  terram  et  segetem  facerent,  August.  nat.  2,  11.    August.  7,  2.  3.    Sp.  143/144  Z.  9; 

4,  8;  24.  34.  5,  21.  Sp.  146,  10  ff.    Nach  Ma-  vgl.  Sp.  167,  iff.     Zum  Namen  yg\.  Grafsmann 

crobius  {Sat.  1,  16,  8)   hielt  in  alter  Zeit  der-  S.  110 f.   nr.  10.      Vanicck,  Ftym.    Wörterb.  d. 

jenige,  der  den  Namen  der  Göttin  aussprach,  lat.  Spr.^  S.  296.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2 

feriae.  Auf  einer  Münze  der  Salonina  {Fckhel,  S.  1018  f. 

Boctr.  num.  7  S   419.  Cohen,  Med.  imp.  Solo-  Septemontius.    Tertull.  ad  nat.  2,  15  (Sp. 

nine  26  [Bd.  4  S.  466])    ist  mit   der  Legende  146,  15  ff.) :  etiam  locorum  urbis  vel  loca  deos 

Dme /S'e^etme  eine  Frau 'debont  dans  un  temple  arfbitramini ,   lanum]  patrem  (et  diva  arquis 

ä  quatre   colonnes,    nimbee,    tenant    de   deux  est    lana)    et   montium   Septem    Septemontium. 

mains   son  volle  au-dessus  de   sa  tete'  abge-  50  Im    cod.    Agobardinus    steht    montium    septe- 

bildet;  soll  dies  der  alte  Indiges  Segetia  sein?  montium;  Septem  hat  ühlcr  hinzugefügt.  Preller 

Zum  Namen  vgl. Gra/swian«  S.  109 nr.  2.  Fam'ce/c,  (E.  M.^  2  S.  221)    sagt,  nachdem  er  von  den 

Ftym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'- S.  290.  Griech.-lat.  in    der    Stelle    genannten    Gottheiten    lanus, 

etym.  Wörterb.  2  S.  989.  'Diva    Arquis'    (s.  Sp.  180,  57  ff.)    und    lana 

Seia  eine  Göttin  der  Saat,   die  man  anrief  gesprochen  hat:  'Dann  wurde  vermuthlich  das 

sata  frumenta  quamdiu  sub  terra  essent,  August.  sehr    alte    städtische    Fest    Septimontium    er- 

4,  8.  Sp.  146,  10  ff.     Plinius  {n.  h.  18,  8)    er-  wähnt';  nicht  bestimmter  dmckt  sich  Bouche- 

wähnt  sie  mit  Segesta  (s.  d.),  von  der  Zeit  Nu-  Leclercq  {Les  Pontifes  S.  35)   aus:    'Le   Septi- 

mas  sprechend,  und  giebt  an,  dafs  sie  ein  Bild  montium  de  la  Rome  primitive  et  les  coUines 

im  Ciicus  hatte  (vgl.  Sp.  186,  63 ff.);  daher  hat  Go  de   la  Rome  historique  avaient  leurs  patrons.' 

Scheiff'ele  {in  Paulys  Bealencycl.  6,1  S.  912  s.  v.  Nichts   hindert  aber,    in    der   Stelle   des    Ter- 

Secia)  bei  Tertull.  de  spect.  8  columnae  Sessias  tuUianus  einen  Gott  Septemontius  zuerkennen; 

a  sementationibus,  Messias  a  messibus,  Tutulinas  ein    solcher    entspricht    einerseits    ganz    dem 

a  tutelis  fructuum  sustinent,   wo   offenbar  von  Charakter    der   Indigetes    als   Verkörperungen 

denselben  Bildsäulen  im  Circus   die  Rede   ist,  von    Begriffen     ( Sp.    174,    31  ff.),     anderer- 

das   Sessias  wohl   richtig    in  Seias  verbessert  seits  der  durchaus  geschlechtlichen  Auffassung 

{Beiff erscheid  hat  Sessias  im  Texte  heihehalien;  dieser  Gottheiten.     Die  vorstehende  Annahme 

übrigens  verbessert  Scheiffele  a.a.O.  Seia,  wo  hat  zur  Voraussetzung,  dafs  das  Wort  Septem 


223  Indigitamenta  (Serra  —  Stata  mater)  Indigitamenta  (Statanus  —  Sterculinius)  224 

mit    Recht   von   Öhler   hinzugefügt    ist.     Man  Hülfe  leisten,  nämlich  Volcanus,  (luturna),  die 

könüte  indes  die  Worte  noch  in  anderer  Weise  Nymphen    und    Ups    Opifera,    stattfindenden 

zu  emendieren  versuchen,  indem  man  den  Fehler  sacrificium  publicum  (Fasti  arvales  in  Epliem. 

an  anderer  Stelle  suchend  schreibt  et  montium  epigr.  1    S.  35.    C.  I.  L.   6,  2295)   auch   Stata 

Septem    Montinum    oder    et    Montintim    scj^tem  mater  verehrt  worden   sei;   doch  ist  dies   un- 

montium ,  wonach  eine  Erwähnung  des  Indiges  beweisbar.     Die   Göttin   erwähnt   auch   Cicero 

Montinus  (s.  d.)  in  den  Worten  enthalten  wäre.  {de  leg.  2,  11,  28).     Verschiedene  falsche   Auf- 

??  Serra.     S.  Sp.  184,  51  ff.  fassungen   der  Stata  mater  stellt  ScheiffeU  in 

Spiniensis  (die  schlechteren  Handschriften  Paulys  Realuncycl.  a.  a.  0.   zusammen  (hinzu- 

Spinensis)  der  Gott  der  Dornen  (spinae),   den  lo  zufügen  ist   Freiler,    Die  Megionen  der  Stadt 

man  anfleht,  dafs  er  dieselben  aus  dem  Acker  Moni    S.  84    Anm.  *));    unhaltbare    Ansichten 

entferne,  August.  4,  21.     Sp.  148,  8  ff.  auch  bei  0.  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr.  d.  Stadt 

?  Stata  mater  die  Göttin,  die  bei  Feuers-  Boni  1    S.  256  f.    Anm.  2.      Zum    Namen    vgl, 

brausten  das  Feuer  zum  Stehen  bringt.   Sp.  183,  Graßmann   S.  110   nr.  7.     Corssen,   Ausspr.  1^ 

8ff.    Fest.  S.  S17  Statae  matris  simulacrum  in  S.  414.  416.  2^  S.  429.    VaniceTc,  Etym.  Wörterb. 

foro  colebatur.   postquam  id  ■]■  collastravit  {Gutta  d.  lat.  Spr.^  S.  321.    Griech.-leit.  etym.  Wörterb, 

stravit   HuscJiJce,   Sulla   stravit   II.  Jordan   in  2  S.  1134. 

FJpliem.  epigr.  1  S.  231   und   Topogr.   d.  Stadt  Statanus  und 

Moni  1,  1  S.  525f.  Anm.  51),  ne  lapides  igne  Statilinns  zwei  Götter,  welche  den  Kin- 
corrumperentur,  qui  plurimus  (so  Ursinus,  plu-  20  dem  das  Stehen  lehren.  Beide  zusammen 
rimis  die  Handschrift)  ibi  flebat  (so  Ursinus,  nennt  Varro  Catus  de  liberis  educandis  (fr.  13 
fiebant  die  Handschr.)  notturno  tempore,  magna  S.  249  Riese)  bei  Non.  S.  532  s.  v.  Statilinum 
pars  populi  in  suos  quisque  vicos  rettulerunt  (Sp.  130,  52fF.),  den  Statilinns  allein  August, 
eius  deae  cultum.  Die  Stelle  ist  verschieden  4,21.  Sp.  144  Z  32.  147,  52ff.;  vgl.  Sp.  167,  Iff. 
aufgefafst  worden;  im  Gegensatz  zu  der  Er-  Eine  von  Walz  (in  Paulys  Mealencycl.  G,  1 
klärung  Hartungs  {Bei.  d.  liöm.  2  S.  110)  und  S.  435)  erwähnte  Statana  giebt  es  nicbt.  Zu 
Selieiffeles  (in  Maulys  Mealencycl.  6,  1  S.  1394  den  Namen  vgl.  Graßmann  S.  111  nr.  11  (Sta- 
s.  V.  Stata  Mater),  dafs  das  Bild  der  Göttin  tanus).  S.lllf.nr.  13  (wo  eine  nicht  existierende, 
auf  dem  Forum  allnächtlich  durch  angezündete  auch  von  Härtung,  lieh  d.  Möm.  2  S.  241  an- 
Feuer verehrt,  und  dafs  nach  der  Pflasterung  30  gegebene  Form  Statulinus  neben  Statilinus  auf- 
des  Forums  dieser  Dienst,  um  das  Pflaster  geführt  wird).  Vanicelc,  Etym.  Wörterb.  d.  lat. 
nicht  zu  verderben,  in  die  einzelnen  Stadt-  Spr.'^  S.  321.  Gricch.-lat.  etym.  Wörterb.  2 
quartiere    verlegt  worden   sei,   und    der  Auf-  S.  1134  (Statulinus!). 

fassung   Prellers  {M.  M.^  2    S.  153),    dafs    die  Statina  eine  Göttin,   welche  den  Kindern 

Göttin    ^sowohl   die   Häuser  als  das   Strafsen-  das  Stehen  lehrt,  Tertull.  de  anima  39:  prima 

pfiaster  gegen  seine'  (des  Feuers)  'verheeren-  .  .  .  constitutio  infantis  super  terrani  Statinae 

den  Wirkungen   schützte.     Das   erste   Beispiel  deae  {Gelenius,   stati.m   acdeae  cod.  Agobard.) 

eines  Bildes  dieser  Stata  Mater  sah  man  auf  sacrum  est;  danach  hat  Ö/tZcr  jedenfalls  richtig 

dem  Forum,  nachdem  dieses  durch  Cotta  ge-  den  Namen  der  Göttin  ad  nat.  2,11  statuendi 

pflastert   worden   war'    sagt  Jordan   {Epliem.  io  infantis  Staßtina  . . .]  est  hergestellt  {Statilina 

epigr.  a.a.O.)    ''vides   illum    quiscumque    fuit  Gothofredus,    vgl.    Marquardt,   Staatsverw.  3^ 

stravisse  hoc  est  deposuisse   statuam,   ut  ar-  S.  13  Anm.  11).   Sp.  143/144  Z.  32;  vgl.  Sp.  167, 

bores    aliaque  id  genus   sterni  dicuntur,    quo  Iff".     Zum  Namen   vgl.  die  bei  Statilinus   an- 

facto  vicatim  dea  illa   coli  coepta  est'.     Auf  gegebene  Litteratur    und   Corssen,   Ausspr.  1- 

jeden   Fall   ergiebt  sich   aus   der   Stelle,   dafs  S.  415f.    2-  S.  152.  429. 

die    Göttin    zum    Feuer    in    Beziehung    stand,  Sterculinius  ein  Gott  des  Düngens,  Serv. 

dafs  ein  Bild  von  ihr  auf  dem  Forum  verehrt,  georg.  1,  21    (Sp.  129,  64  ff^.):     a    stercoratione 

und  später  der  Kult  der  Göttin  in  die  einzelnen  Sterculinius   (so    cod.   Caroliruhens.  116;    ster- 

vici   übertragen  wurde.     Die  letztere  Angabe  culinus    cod.    Hamburg.   52;    stercilinius    cod. 

des  Festus  wird  durch  eine  Anzahl  von  Wid-  50  Lemovicens. ;  sterquilinius  codd.  Parisin.  7959, 

mungsinschriften    an    Stata    mater    (C.    I.    L.  Vatican.  3317,  Monacens.  6394).    Sp.  147,  67ff. 

6,  763—766;    802   Volcano    Quiito  Augusto   et  Bei  Sero.  Aen.  9,  4  wird  Picumnus  falsch  mit 

Statae   Matri  Augustae  sacrum  u.  s.  w. ;   über  Sterculinius  (so  cod.  Caroliruhens.  116,   codd. 

die  Verbindung  des  Vulcanus  mit  Stata  mater  Sangaliens.  861  und  862,  cod.  Lipsiens.  rep.  I 

vgl.    Prellcr   S.  153 f.)    insofern    be.stätigt,    als  nr.  36b;  sterquilinius  cod.  Reginens.  1674,  cod. 

dieselben   von   Magistri   vicorum    dargebracht  Monacens.  6394;  s<er?'CM/i«iMS  cod.  Hamburg.  52) 

sind:  diese  Beamten,  die  in  den  ersten  Jahren  identificiert,    s.   den  Wortlaut  der   Stelle   bei 

ihres  Bestehens,  d.  h.  bis  zum  Jahre  6  n.  Chr.,  Pilumnus.    Die  neueren  Gelehrten  nennen  den 

den  Feuerlöschdienst  versahen,   werden  wohl  Gott  vielfach  nach  den  verschiedenen  Lesarten 

im  Zusammenhange  damit  den  Kult  der  Stata  60  der    Handschriften    Sterculinus   (z.  B.   Preller, 

mater  besorgt  haben  {Marquardt ,  Staatsveno.  M.  M.^  1    S.  375),   Stercilinus   (z.  B.  Härtung, 

32  S.  205).  Weitere  Widmungen  an  Stata  mater  Mel.  d.  Möm.  2    S.  128.     Scheiffele    in   Paulys 

CLL.  6,162.  n,  33-21  {Statae  Augustae  3Iatri  Mealencycl.  6,  1    S.  1417  Anm.  **;   im   cod.  Le- 

sacruni  u.  s.  w.);    gefälschte  Widmung   Statae  movicens.  steht  aber  stercilinius),  Sterquilinius 

Fortunae  Augustae  u.  s.  w.     C.  I.  L.  11,  59*  (z.  B.  Sclavegler,  M.  G.  1   S.  234.     Marquardt, 

(falsae).     Marquardt   (a.  a.  0.    S.  9    Anm.  2)  Staatsverw.   3^    S.    17;    Sterquilinus    Scheiffele 

scheint  anzunehmen,  dafs  bei  dem  am  23.  Au-  a.  a.  0.).     Zum  Namen  vgl.  die  bei  Stercutus 

gust  für  die  Götter,  welche  bei  Feuersbrünsten  angeführte  Litteratur. 


225           Indigitamenta  (Stercutus)  Tndigitamenta  (Stimula)            226 

?  Stercutus  (Sp.  183,  2? ff.)  ist  die  der  bes-  gebildete  Namensform  betrachten  {Jordan  in 
seren  handschriftlichen  Überlieferung  ange-  Freilers  B.  il/.*  2  S.  11  f.  Anm.  3  über  diese 
hörige  Namensfoim  eines  Gottes  des  Düngens  Form:  'vielleicht  spielend  und  vulgär';  vgl. 
an  folgenden  Stellen:  Flin.n.h  17,50.  Lactant.  zu  derselben  Grafsmann  S.  114  nr.  22.  Vanicek 
inst.  div.  1,20,36  {stercutus  codd.  Parisin.  Reg.  und  Corssen  a.  aa.  00.),  während  die  häufig 
1663.  Parisin.  1(564.  Parisin.  Puteani  1662  von  angeführte  Form  Sterculius  (z.  B.  bei  Tertull. 
zweiter  Hand;  attrcus  cod.  Bononiens.  701;  apol.  25  in  alten  Ausgaben,  von  Guthofredus 
sto-cwZifS  codd.  Palatino -Vaticanus  161.  Parisin.  ad  nat.  2,  17  unnütz  hergestellt;  aufserdem 
Puteani  1662  von  erster  Hand,  Valentianens.  z.  B.  bei  Hartimg,  Bei.  d.  Böm.  2  S.  128. 
140)  und  inst.  epit.  16  (21),  2.  Macrob.  Sat.  lo  Scheiff'ele  in  Paulys  Bealencycl.  6,1  S.  1417 
1,  7,  25  (acc.  sfe)'«*ii<m  die  mafsgebenden  Hand-  s.  v.  Sterculius.  Grafsmann  S.  110  ur.  2  e. 
Schriften  cod.  Bamberg.  M.  L.  V.  5  nr.  9  von  Boiiche-Leclercq,  Les  Pontifes  S.  36.  Vanicek 
erster  Hand,  cod.  Parisin.  6371;  sterculium  und  Corssen  a.  aa.  00.;  Klausen,  Äen.  u.  d. 
cod.  Bamberg,  von  zweiter  Hand,  von  Eyss'-n-  Penaten  2  S.  862  Anm.  1646  meinte  sogar, 
hardt  in  den  Text  aufgenommen  [!]);  bei  dafs  an  sämtlichen  Stellen  Sterculus  oder  Ster- 
'Interpol.  Sero.  Aen.  10,  76  weisen  die  Lesarten  culius  herzustellen  sei)  durchaus  schlecht  be- 
strittus  des  cod.  Floriacens.,  structus  des  cod.  zeugt  ist  (z.  B.  von  zweiter  Hand  im  cod. 
Autissiodorens.,  und  gen.  stricuti  des  cod.  Bamberg,  des  M aerob ius ,  s.  vorher).  Ster- 
Floiiacens.  auf  ursprüngliches  stercutus  und  cutus,  der  naturgemäfs  als  Erhnder  des  Düngens 
stercuti  hin,  während  der  cod.  Turonens.  ster-  20  auftritt  {Plin.,  [l'otidl.  ad  nat.  2,  9],  Lactant. 
cutms  und  gen.  stercutii  hat  (von  Thdo  in  den  mit  epit.,  Macroh.,  Isidor.,  der  ihm  auch  die 
Text  aufgenommen).  Die  Form  Stercutius  wird  Erfindung  von  Ackergeräten  zuschreibt),  wird 
von  den  besseren  Handschriften  geboten  bei  von  Plinius  als  König  und  Sohn  des  Faunus 
Augubt.  18,  15  und  Isidor.  or.  17,  1,3  (nach  bezeichnet;  er  ist  Vater  des  Ficus  {Interpol. 
der  Ausgabe  des  Arevalns).  Danach  war  also  Serv.  Aen.),  der  ihm  nach  Isidor us  einen  Altar 
der  eigentliche  Name  des  Gottes  Stercutus  in  Rom  stiftet.  Augustinus  evzsbhlt  {nach.  Varro, 
(Stercutus  gebildet  wie  Nodutus,  Matuta;  vgl.  wie  vorher  angegeben),  dafs  der  Vater  des 
zum  Namen  Grafsmann  S.  110  nr.  7.  Vatiicek,  Picus  Sterces  war,  der  das  Düngen  erfand: 
J^tym.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.^  S.  312f.  Griech.-  htincquidam  Stercutiumvocatum  fcrunt.  Dieser 
lat.  etym.  Wörterb.  2  S.  1091  [an  beiden  Stellen  30  Sterces  ist  wohl  sicher  eine  gelehrte  Erfindung 
wie  bei  Georges,  Lat.-deutsch.  Handivörterh.  s.  {Jordan  a.  a.  0.  vergleicht  ihn  mit  den  Albaner- 
V.  Stercutus  sicher  falsch  Stercutus].  Corssen,  königen  [Aremulus  u.  s.  w.]),  wie  es  auch  jeden- 
Beiträge  z.ital.  Sprachkunde  S.  52) ;  doch  müssen  falls  die  vorher  genannten  legendarischen  Züge 
wir  hauptsächlich  auf  Grund  der  Stelle  des  sind  (vgl.  Sp.  187,  25 ff.).  Die  Gleichsetzung 
Augustinus,  die  auf  Varro  de  gente  populi  Bo-  des  Stercutus  mit  Saturnus  {August.,  Macrob., 
j?2«»a  zurückgeht  (Buch 2  fr.  1 22  hei  H. Ktttner,  Isidor.;  danach  Härtung,  Klausen  a.  aa.  00. 
Varronische  Studien.  Halle  1865  S.  73,  vgl.  Wah  in  Paulys  Bealencycl  6,18.4:31.  Schwegler, 
dazu  S.  40ff.),  daneben  eine  Form  Stercutius  B.G.l  S.  233.  Marquardt,  Staatsverw.  3-  S.  20. 
anerkennen  (vgl.  zu  derselben  Grafsmann  S.  109  Preller,  B.  M.^  2  S.  11;  Ambrosch,  Beligions- 
nr.  2  b.  Vanilek  und  Corssen  a.  aa.  00.).  Nun  40  bücher  Heft  2  S.  242  Anm.  97  =  Abdr.  S.  22 
ist  bei  Tertull.  apol.  25  Sterculus  et  Mutunm  Anm.  97 :  'Dafs  er  eine  Qualitätsbestimmung 
et  Larentina  provexit  imperium,  weiterhin:  des  Saturnus  gewesen,  scheint  sicher;  aber 
quem  coluerat  Saturnus  tt  lupiter?  aliquem,  eben  darum,  weil  er  einer  einzelnen  Funktion 
opinor,  Sterculum;  ad  nat.  2,  17  nimirum  Ster-  innerhalb  des  Machtgebietes  jenes  Hauptgottes 
culus  et  Mfutunus  et  Larentina  2>rovexitJ  hoc  vorstand,  kann  man  ihn  nicht  identisch  mit 
imperium  die  Namensform  Sterculus  fast  ein-  demselben  nennen' ;  vgl.  dagegen  Sp.  174,  31  ff.) 
stimmig  von  den  Handschriften  überliefert  (nur  wie  die  des  Pilumnus  mit  Stercutus  {Interpol, 
apol.  'ib  haben  an  der  zweiten  Stelle  einige  5'erf.  ^en.;  s.  oben  Pilumnus)  sind  nicht  minder 
Handschriften  stercolum)  und  demgemäfs  ad  Erzeugnisse  gelehrter  Bearbeitung.  Ein  z.  B. 
nat.  2,  9  quid  Stercuflus  meruitj  ad  divinita-  50  von  Härtung,  Sclieiffele  und  Vanicek  (a.  aa.  00.) 
tem?  si  agros  stercoribus  iuvando  diligens  fuit,  angeführter  Stercenius  beruht  auf  der  von 
plus  fimi  [Aujgias  conferebat  von  Bigaltius  Daniel  in  der  verderbten  Stelle  Interpol.  Serv. 
richtig  hergestellt  worden  {Beifftr scheid  hätte  Aen.  11,  850  regis  Dercenni]  quidam  fdester- 
nicht  der  Ergänzung  StercuflinusJ  des  Gotho-  ccnii  {derzcenu  cod.  Autissiodorens.),  rege  Ab- 
frcdus  durch  Aufnahme  in  den  Text  den  Vorzug  originum,  hoc  nomen  fictiim  pnitant  hergestellten 
geben  sollen).  Dafs  hier  wohl  nicht,  wie  in  Lesung  de  Stercenii  {de  Sterce  Masvicius);  da 
der  Überlieferung  des  Lactantius  (s.  vorher),  hierdurch  aber  die  Schwierigkeiten  der  Stelle 
nur  handschriltliche  Fehler  vorliegen,  sondern  in  keiner  Weise  gelöst  sind  (vgl,  Thilos  Ver- 
ein Name  Sterculus  wirklich  existierte,  ergiebt  mutung,  dafs  das  ganze  Scholion  zu  schreiben 
sich  aus  Prudent.  perist.  2,  449  ff.  laniim  bi-  60  sei  Dercennii]  regis  Aboriginum.  hoc  nomen 
frontem  et  Sterculum  (so  alle  Handschriften)  fictum  est),  so  mufs  dieselbe  aufser  Betracht 
I  colit   senatus   (horreo   j    tot  monstra   patrum  bleiben. 

dicire)  |  et  festa  Suturni  senis.  Da  nicht  an-  Stimula.  August.  4,11  de  stimulis,  quibus 
zunehmen  ist,  dafs  bei  Tertullinnus  und  Pru-  ad  nimium  actum  honio  inpellitur,  dea  Stimula 
dentius  ein  anderer  Gott  gemeint  sein  könnte,  nomindur;  4,16.  Sp.  143,144  Z.  47,  unter  den 
als  an  den  vorher  angeführten  Stellen,  so  Gottheiten  des  Kindesalters.  Es  ist  selbst- 
müssen wir  Sterculus  ebenfalls  als  eine  neben  verständlich,  dafs  diese  Göttin  mit  der  bei 
Stercutus   bestehende,  aber  ganz  verschieden  Ostia  in   einem  Haine   an  der  Tibermündung 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   II.  8 


227    ludigitamenta  (Stienia— Tutanus)  Indigitamenta  (Tutiliua  —  Venilia)    228 

verehrten  Stimula  =  Semele  (vgl.  über  dieselbe  Tutilina  dieGöttin,welche  das  eingeheimste 

MüU'sr-Deecke,  EtrusJcer  2  S.  78  und  Scheiffele  Getreide  be.<chützt  (August.).   Varro  l.  l.  5, 163; 

in  PauJys  Eealencycl.   6,1    S.  1427   s.   v.   SU-  ders.  Hercules  tuam  fidem  (fr.  2  S.  148  Kiese, 

vmla,  welche  beide  Göttinnen  nicht  recht  aus-  fr.  4  S.  184  Büch.^)  bei  Nun.  S.  47  s.  v.  l'uti- 

einander    halten;    Freller,    B.    M.^    1    S.  324.  lina.     TertuU.  de  spect.  8,  der  von  einem  Bilde 

2  S.  366)  nichts  als  den  Namen  gemein  hat.  der  Göttin  im  Circus  spricht  (TM^a/ino  cod.  Ago- 
Zum  Namen  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1  ('besser  bard  ) ;  August  4, 8  (acc.  tullinnm  cod.  Corbeiens., 
aus  Stimulare,  als  unmittelbar  aus  Stimulus  tutdiitam  cod.  Monacens.  3831).  Sp.  146,  lOff. 
abzuleiten').  Vanicek,  Etijm.  Wörterb.  d.  lat.  Nach  Maciobius  {Sat.  1,  16,  8)  hielt  in  alter  Zeit 
Spr.^  S.  327.  Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  lo  derjenige,  -welcher  den  Namen  der  Tutilina 
S.  1154.  nannte,  feriae;  die  Göttin  ist  wohl  in  der  bei 

Strenia  die  Göttin,  quae  faceret  strenuum,  Segosta  mitgeteilten  Stelle  des  Plinius  (w.  h. 
August.  4,  16;  11.  Sp.  143  Z.  49,  unter  den  18,  8)  bei  den  Worten  tertiam  ex  his  nominare 
Gottheiten  des  Kindesalters.  Ein  sacellum  sub  iecto  religio  est  gemeint  (dies  ist  deswegen 
Streniae  lag  an  der  Via  saci-a,  Varro  l.  l.  zu  vermuten,  weil  sowohl  bei  ilfacroiiws  a.  a.  0. 
5,  47.  Fest.  S.  290  f.  s.  v.  sacram  viani  (vgl.  als  auch  bei  Augustinus  a.  a.  0.  Seia,  Segeti^ 
Ambrosch,  Studien  S.  3 f.  79.  Becher,  Topogr.  und  Tutilina  in  dieser  Reihenfolge  genannt 
S.  224ff.  530.  0.  Gilbert,  Gesch.  u.  Top)ogr.  d.  werden,  l'linius  aber  von  Seia  und  Segesta 
Stadt  Born  1  S.  217  mit  Anm.  5.  0.  Bichter  in  vor  jener  tertia  spricht;  Härtung,  Bei.  d.  Böm. 
Baumeii^ters  Denkmal.  d.Jclass.  Altert.  3  S.  1448,  20  2  S.  131  bezog  die  Worte  des  Plinius  auf  Se- 
in   Mülltrs    Handb.    d.    kluss.    Altert.  -  Wiss.  monia).     Wahrscheinlich  ist  aus   der  Angabe 

3  S.  762).  Mit  demselben  hängt  vielleicht  zu-  Varros  (l.  l.  a.  a.  0.):  Porcius . .  .de  Entiio  scri- 
sammen  der  lucus  Streniae  bei  Symmach.  relat.  bens  dicit  eutn  eoluisse  Tutilinae  loca  auf  ein 
15,1  S.  291,  26f.  Seeck:  ab  exortu  paene  urbis  Heiligtum  der  Göttin  zu  schliefsen,  welches, 
Martiae  sfrenarum  usus  adolevit  auctore  Tatio  da  Ennius  auf  dem  Aventinus  wohnte  (s.  Teuff'el, 
rege,  qui  rerbenas  felicis  arboris  ex  luco  Streniae  Gesch.  d.  vom.  Lit.^  1  §100,2),  auf  diesem 
anni  novi  auspices  primus  accepit  (vgl.  Gilbert  Berge  zu  suchen  wäre  (vgl.  Becker,  Topogr. 
a.  a.  0.  Anm.  5);  vgl.  lohann.  Laur.  Lyd.  de  S.  165  f.).  Manches  Falsche  über  die  Göttin 
mens.  4,  4,  der  von  der  Festfeier  beim  Amts-  bei  Scheiffele  in  Paulys  Bealencycl.  6,2  S.  2267 
antritt  der  Konsuln  berichtet:  tpvXla  ds  däcpvriq  30  s.  v.  Tutelina.  Gefälschte  Widmung  an  Tuti- 
idCSoGuv,  U7CSQ  tKcclow  cxQriva,  stg  xifir^v  SaC-  lina  G.  I.  L.  6,  5  nr.  3155*  (falsae).  Zum  Namen 
ftordg  xLvog  ovra  TtQOGayoQsvofiivr]?,  ^tig  scpo-  vgl.  Grafsmann  S.  Ulf.  nr.  13.  Vanicek  an 
Qog   SOZI   xäv   vi-ntov.     In  beiden   Nachrichten  den  bei  Tutanus  aa.  00. 

wird  Strenia  mit  den  zu  Neujahr  gewechselten  Tutunus  s.  Mutunus  Tutunus. 

strenae  in  Zusammenhang  gebracht;  in  diesem  Unxia  ist  bei  Arnob.  3,  25  Name  eines  In- 

Sinne   zählt  Preller  {E.  M.^  2   S.  234)   sie   zu  diges:  mictionibus  . . .  superckt  Unxia.  Sp.  147, 

den    ''Heilgöttern'.      Es    läfst    sich   nicht   ent-  35 f.    Vgl.  Sp.  172 ff.,  wo  ausgefühit  wird,  dafs 

scheiden,    ob   die   Strenia,    nach  welcher   der  der  Indiges  Unxia  von  Inno  Unxia  verschieden 

lucus   benannt  war,   im   Grunde  identisch  ist  ist.     S.  Preller,  B.  M.^  2  S.  217  und  luno. 

mit  der  Strenia  der  Indigitamenta ,   oder    ob  40      Vagitanus.    Dafs  es  einen  Gott  Vagitanus, 

hier  zwei  verschiedene  Göttinnen  vorliegen.  Indiges  des  vagitus  derKmdex-,  gab,  ist  Sp.  171, 

Subigus  pater  der  Gott,  welcher  bewirkt,  49ff.  gezeigt  worden,  wo  nachgewiesen  ist,  dafs 
ut  viro  subigcttur  (sc.  virgo),  August.  6,9;  Varro  bei  Gell.  16,  17,  2  (Sp.  138,  48ff.)  den 
TertuU.  ad  nat.  2,  11.  Sp.  143/144  Z.  65.  Zur  deus  Vaticanus,  den  deus  praeses  agri  Vati- 
Bezeichnung  pater  s.  Sp.  185,  61  ff.  Zum  Namen  cani,  mit  einem  Vagitanus  verwechselt,  und 
vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1.  dafs  dieselbe  Verwechselung  in  den  Auszügen 

Subruncinator  der  Gott  des  Jätens  (*sub-  aus  Varro  bei  Äugui^t.  4,  8  .  .  .  Vatieano,  qui 
runcinare),  welchen  nach  dem  Sp.  181,  7  ff.  infantum  vagitibus  praesidet;  4:,  11.  21  wieder- 
mitgeteilten Fragmente  des  Fabius  Pictor  bei  kehrt.  Sp.  143/144  Z.  23  (zu  der  Sp.  171,  60 ff. 
dem  Interpol.  Serv.  georg.  1 ,  21  der  Flamen  50  angeführten  Litteratur  ist  Scheiffele  in  PauJys 
bei  der  Darbringung  des  sacrum  cereale  anruft.  Bealencycl.  6,  2  S.  2287  s.  v.  Vagitanus  hinzu- 
Vgl.  Sp.  181,  41  ff.  Zum  Namen  vgl.  Grafs-  zufügen).  Zum  Namen  vgl.  G'ra/imann  S.  110  f. 
mann  S.  113f.  nr.  21.    Vanicek,  Ftym.  Wörterb.  nr.  10 

d.  lat.  Spr.-  S.  242.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  Vallonia    die   Göttin  der  Thäler,   August. 

2  S.  820.  4,8.  Sp.  145,  68  f.   Zum  Namen  vgl.  Grafsmann 

Tutanus.   Varro  Hercules  tuam  fidem  (fr.  1  S.  110  nr.  2c.    Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d.  lat. 

S.  148   Riese,   fr.  1    S.  184  Buch. 3)   bei   Non.  S2jr.-S.267.  GriecJi.-lat.  etym.  Wörterb.  2  S. 901. 

S.  47   s.   V.  Tutamis. •    'noctu  Hannibalis  cum  ?  ?  Vaticanus.     S.  Sp.  185,  25 ff. 

fugavi  exercitum,  |  Tutanus  ob  tutandum  Bomac  Venilia.    [Varro  rerum  divinjarum  XIIII 

nuncupor ;    \    hacpropter  omnes ,   qui   laborant,  go  de  dis  certis  in  Schul.   Veroncns.   Aen.   10,76 

invocant\     Sp.  175,  52 ff.    182,  48 ff.     Da  sich  (Sp.  139,  2  ff.)    von    Venilia:    ' spes    cum    con- 

diese    Angabe    auf   das   bei    Rediculus    ange-  ciliata     non    frustra    esaet    et    eveniss(et     cre- 

führte  Ereignis  bezieht,  so  ist  es  wahrschein-  derej  [.  .  .Jbantur'';  TertuU.  ad  nat.  2,11  [ha- 

lich,  dafs  der  volle  Name  des  Gottes  Rediculus  bent    et   Puvejntinam   paooris,   spei    Veniliam 

Tutanus   oder  Tutanus   Rediculus  war,   s.  Re-  (so  Gothofredus,  speiue- neleiam  cod.  Agobard.). 

diculus.      Zum    Namen    vgl.    Vanicek,    Etym.  August.    4,    11     de    spe     quae    venit     Venilia. 

Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  111.     Griech.-lat.  etym.  Sp.  143  Z.  42.     Aus   diesen   Stellen  geht   her- 

Wörterb.  1  S.  314.  vor,   dafs   Varro  im  14.  Buche  der  Antiq.  rer. 


229            Indigitamenta  (Veuilia)  Indigitamenta  (Vermiiius  —  Vica  Pota)  230 

divin.   die   Venilia  unter  den  Indigitamenten-  aus  Vcaros  14.  Buch  der  Antiq.  rer.  divin.,  bei 

gottheiten   als   eine  Göttin  der  Hoffnung  auf-  TertuUianus  und  Augustinus  als  eine  Göttin  der 

geführt  und  ihren  Namen  von  venire  abgeleitet  Hoffnung,  des  Verlangens,  vielleicht  nicht  ohne 

hatte.     Aufserdem   hatte  er  aber  noch  andere  di'u  Nebenbegriff  der  Liebe,  denn  Prc:Z?er(a.  a.  0. 

Deutungen  der  Göttin  aufgestellt:  August.  7,22  Anm.  1)  und  Vanicek  {Griech.-Jat.  etym.  Wörterb. 

iam  utique  habebat  Salaciam  Neptunus  uxorem  a.  a.  0.)   haben   offenbar   richtig   den    Namen 

.  .  .  nt  quid  Uli  adiuncta  est  et   Venilia  .  .  .'^  Ven-ilia  mit  Ven-us  (vgl.  Preller  1  S.  435)  in 

.  .  .  *■  Venilia '    inquit    (sc.    Varro)    '  unda    est,  Zusammenhang  gebracht.    Für  die  Deutungen 

qiiae  ad  litus  venit;    Salacia,  quae  in  salum  der  Göttin  waren  vermutlich  die  falschen  Ety- 

redit'   (=  Thesaur.   nov.    latinitatis   bei   Mai,  lo  mologieen  des  Namens  das  Bestimmende.    Bei 

Class.  Auct.  8  S.  604  unde  Varro  'Venilia  esf  Vergilius  {Aen.  6,  90.  10,  76;  10,  615 f.    12,  22. 

inquit   'unda  u.  s.  w.),   vgl.   Varros  Worte   in  90.   933 f.;    12,  138.   222.   813.   844;    vgl.  Serv. 

den  Schol.  Veronens.  a.  a.  0.  'quam  deam  cum  Aen.   12,  29.     Serv.  und   Interpol.   Serv.  Aen. 

Nex)tiino  coniungunf ;   etwas  anders  l.  l.  5,  72  12,  139)  ist  Venilia,  die  Schwester  der  Amata 

Venelia  a  veniendo  et  vento  illo,  quem  Plautus  (Serv.  Aen.  6,  90.  12,  29;  über  Amata  s.  Bd.  1 

dicit  {Cist.  1,1, 15  i.) 'quod  ibi  dixit  qui  secundo  Sp.  266f.),   Gattin   des  Rutulerfürsten  Daunus 

[ventoj vectusttranquiUo  rnari]  venttim  gaudeo\  (Bd.  1  Sja.  964,  59ff.)  imd   Mutter  des  Turnus 

Neben  Varros  Erklärungen  (vgl.  zu  denselben  and   der  luturua.     Ovidins  (met.  14,  333  f.)  er- 

das  Sp.  171,  44ff.  Gesagte)  gab  es  noch  andere:  zählt,    dafs  Venilia    auf   dem    Palatinus    dem 

Interpol.  Serv.  Aen.  10,  76  sane  Jianc  Veniliam  20  lanus    die    Nymphe    Canens    (Bd.  1   Sp.  850f.) 

quidam  Salaciam  accipiunt,   Neptuni  uxorem:  geboren  habe.     Diese  Erzählungen   sind  wohl 

Salaciam   a   salo,    Veniliam   quod   veniam   det  wie  die  Verbindung  der  Göttin  mit  Neptunus 

f  negentibus    {exigentibus    Daniel,    vehentibus  als  dessen  Gattin  und  die  verschiedenen  Deu- 

F.  Scholl,  navigantibus  oder  egentibus  Thilo;  tungen  Erzeugnisse  gelehrter  oder  dichterischer 

sollte    etwa    zu    lesen    sein    quod   ventum    det  Erfindung  (vgl.   Bd.  1    Sp.  851,9ft'.  und  oben 

navigantibiis    und    somit    die    Stelle    die    Er-  Sp.  187,  25  ff.). 

klärungen  Varros  enthalten?);  Schol.  Veronens.  ??  Vermiuus.     S.  Sp.  184,  29ff. 

a.  a.  0.:  [deam  Veniliajm  alii  Venerem,  quod  Vervactor   der   Gott   des   ersten  Pfiügens 

in  mari  nata  sit,  alii  nympham  quam  Graeci  der   Brache    (vervagere) ,    welchen    nach    dem 

Bow^vr^v  vocant.    In  allen  Deutungen  erscheint  30  Sp.  181,  7 ff.  mitgeteilten  Fragmente  des  Fabius 

Venilia  als  Meeresgöttin,  und  in  diesem  Sinne  Fictor  bei  dem  Interpol.  Serv.  georg.  1,  21  der 

ist   sie    auch    meistens   von   den   neueren  Ge-  Flamen  bei  der  Darbringung  des  sacrum  cereale 

lehrten  unter  Beibehaltung  der  Namensablei-  •  anruft.    Vgl.  Sp.  181,  41  ff.     Zum   Namen   vgl. 

tungen  der  Alten  aufgefafst  worden.    Härtung  Grafsmann  S.  113  f.  nr.  21. 

{Eel.   d.   Rom.    2    S.  82f.   99;    so    auch    Zeifs,  *Vica  Pota  (Sp.  178,  15ff.),   nach  Ausweis 

Buperti  [vgl.   Scheiff'ele  in  Paulys  Realencycl.  ihres  Namens  eine  Siegesgöttin  (Vic-a  zu  vic-tor, 

6,2  S.  2442  s.v.   Venilia']\  Corssin  in  Zdtschr.  vi-n-c-ere   u.  s.  w.    gehörig:    Corssen ,   Krit. 

f.   vgl.  Sprachfosch.   3,  1854   S.  300)  hält  sie  Beitr.  z.  lat.  Formenl.  S..61.    Ausspr.  1'^  S.  88, 

für  eine  Göttin  der  Seewinde  ('Venilia  . .  .  aus  499.     Grafsmann  S.  108  nr.  1.    Vanicelc,  Etym. 

einerlei  Stamme  mit  ventus'),  Klausen  (Aeneas  40  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  281.    Griech.-lat.  etym. 

u.  d.  Penaten  2  S.  783.  818.  878)  und  Scheiff'ele  Wörterb.  2  S.  961;    Pot-a  zu  pot-ens,   potiri 

(a.  a.  0.)  für  die  Göttin  der  glücklichen  An-  u.  s.  w.   gehörig:    Corssen,  Krit.   Beitr.   S.  SO. 

kunft    (also    Venilia    von    venire).     Zu    venire  Krit.  Nachtr.  z.  lat.  Formenl.  S.  248.    Ausspr. 

stellt  den  Namen  auch  Vanicek,  Etym.  Wörterb.  1"  S.  425.    Grafsmann  a.  a.  0.    Vanicek,  Etym. 

d.    lat.   Sjir.'^  S.  73   mit  Hinweis   auf  August.  Wörterb.  d.  lat.  Spr.'^  S.  144.    Griech.-lat.  etym. 

7,  22  unda  est  quae  ad  litus  venit,  während  er  Wörterb.  1  S.  447.    Curtius,  Grundz.  d.  grieeh. 

Griech.-lat.   etym.   Wörterb.  2   S.  883    Venilia  Ettjm.^  %  371  S.282\  hatte  nach.  Liv  ins  (2,7,12) 

als  'Göttin  der  Hoffnung,  des  Verlangens'  mit  und  Plutarchus  (Publ.  10)  ein  Heiligtum  in  der 

venia  (Gunst,  Huld,  Gnade,  Erlaubnis,  Nach-  Nähe  der  Velia  (infra  Veliam  et  tibi  nunc  Vicae 

sieht,     Verzeihung),    Venus     zusammenstellt.  50  Poiae  est,   domus  [des  Valerius  Publicola]   in 

Preller  (R.  M.^  2  S.  121)  hält  Venilia  für  eine  infimo   clivo   aedificata;    Plutarchus   sagt   von 

der    Liebesgöttin    Venus  .verwandte    Quellen-  demselben  Hause  des  Valerius  onov  vvv  isqov 

göttin  (als   eine  '  Nebengöttin '    [!]   der  Venus  saziv  Ovi-AKq  Iloxaq   ovofia^ö^svov);   vgl.  Ani- 

bezeichneten  Khmsen   a   a.  0.   2   S.  1226   und  hrosch,  Studien  S.  1201  Becker,  Topogr.  8.24:9  ff. 

&7ie//7't?e  a.  a.  0.  in  unklarer  Weise  die  Venilia).  Gilbert,    Gesch.    u.    Topogr.    d.    Stadt   Rom  1 

Atnbrosch  (Religionsbücher  Eeit  2  S.  237  Anm.  51  S.  108  Anm.  1.  S.  156  Anm.  2.    Jordan,  Topogr. 

=  Abdr.    S.  17   Aum.  51)   trennte   Venilia   die  d.    Stadt   Rom  1,  2    S.  416.     Richter   in   Baic- 

Göttin  der  spes   quae  venit  {Varro  in  Schol.  meisters  Denkmal,   d.  klass.  Altert.   3   S.  1489, 

Veronens.  a.  a.  0.,  Tertull.,  August.)  von  Veuilia  in    Müllers   Handb.   d.   klass.   Altert.  -  Wiss.   3 

der  Gattin  des   Neptunus;   der  gleiche  Name  GO  S.  835.    Die  Göttin  wird  aufserdem  von  Cicero 

berechtige    keineswegs,    beide    Göttinnen    für  {de   hg.  2,  11,  28;   vgl.   dazu  E.  Hoffmrmn  in 

identisch  zu  halten.    Dies  ist  aber  wohl  nicht  ]S\  Jhrb.  f.  Ph.   117,  1878   S.  715f.)   erwähnt; 

richtig;  wir  haben  es  hier  offenbar  mit  mannig-  ferner    bei    Seneca    apocol.  9    Diespiter    Vicae 

fachen  Deutungen  ein  und  derselben  Göttin  zu  Potae  filius  .  .  .  nummulariolus ,   allerdings  in 

thun.     Diese   Göttin  erscheint   an   denjenigen  scherzhafter  Weise   {Preller.,  R.  J/."  2   S.  245 

Stellen,  welche  für  die  Ermittelung  ihrer  wirk-  Anm.  1   vermutet,   dafs   hier  eine   Göttin  des 

liehen  Bedeutung  allein  in  Betracht  kommen,  Erwerbs    gemeint    sei;    vgl.    auch    Ambrosch, 

nämlich  in  dem  oben  angeführten  Fragmente  Stildien    S.  121    Anm.  72).     Ascon.    Pison.   52 

8* 


231    Indigitamenta  (Victa  —  Virginiensis)  Indigitamenta  (Viriplaca  —  Volumnus)   232 

S.  12,  8  K.  u.  Scb.  sagt,  von  dem  Hause  des  zona  solvüur,  .  .  .  dea  Virginiensis  vocetur.  6,9 
Valerius  redend,  t,ub  Veliis  ubi  nunc  aedis  ades-t  .  .  .  dea  Virginiin^s  et  deun  puttr  Suhigus 
Vivtoriae  cat,  nennt  also  der  Sache  nach  ganz  (s.  d.)  . . .  adist  Virginiensis  dea,  ut  virgini  zona 
richtig  die  Vica  Pota  Victoria  (von  einem  sohatur.  Sp.  148/144  Z.  62. 
'MirsverständLiis.~e'[öi7ie7ia.  a.  0.  S.  108  Anm.  1]  *  Viriplaca  die  Göttin,  welche  die  erzürnten 
kann  ebmsowei/ig  die  Rede  sein  wie  von  einer  Männer  besänftigt  und  Frau  und  Mann  ver- 
Notwendigkeit  der  Umänderung  des  Namens  söhnt,  Valer.  Mnx.  2.  1,  6,  wo  angegeben  wird, 
Victoria  in  Vica  Pota  [Becker  a.  a.  0.  S.  251J).  dal's  bei  entstandenen  Zwistigkeiten  die  Ehe- 
Zuni  Doppelnamen  vgl.  Sp.  186,  26 ff.  Jordan  gatten  in  das  Heiligtum  der  Göttin  in  l'alatio 
(\Q.  Prelkrs  M.  31.^2  S.  245  Anm.  1)  erklärt,  dafs  lo  (vgl.  Beiker,  Topvgr.  S.  421.  Bichter  in  Bau- 
bei  Arnobius  3,  25  Victu  (s.  d.)  it  Putua  (s.  d.)  meisteis  JJinktn.  d.  Mass.  Altert.  3  S.  1484,  in 
sanctissimae  vietui  potuique  procurant  zu  lesen  Müllers  Handb.  d.  Jclass.  Altert.  -  Wiss.  3  S.  828. 
sei  Vica  und  fügt  hinzu  'es  war  also  ein  Gilbert,  Gesih.  u.  Tupogr.  d.  Stadt  Rom '6  S. 430) 
schlechter  Witz,  wenn  man  den  veralteten  gingen,  dort  wechselseitig  ihre  Anliegen  aus- 
Namen nach  seinem  letzten  l'heil  so  umdeutete';  sprachen  und  versöhnt  zurückkehrten.  Sp.  177, 
ähnlich  Georges,  Lat.- deutsch.  Handwörterb.  59  ff.  Haltung  {hei.  d.  Rom.  2  S.  39)  will  in 
s.  V.  Vica  Pota,  nach  welchem  Vica  Pota  =  Viriplaca  die  luno  erkennen.  Zum  Namen 
Victa  und  Potua,  und  E.  Hoffmann  a.  a.  0.  vgl.  Grafsmann  S.  108  nr.  1. 
S.  716  Anm.  5:  "^die  Potica  als  diva  potandi'  Vitumnus  der  Gott,  welcher  dem  Kinde 
bei  Donut.  Ter.  Phorm.  1,  1,  15  (s.  Potina)  20  im  Mutterleibe  das  Leben  verleiht,  Tertull.  ad 
'ist  eben  nur  die  dem  trivialen  Verständnis^  nat.  2,  11.  August.  7,  2.  3.  Sp.  143/144  Z.  8. 
näher  gerückte  Pota,  und  wie  auch  Vica  neben  Der  Name  Vitu-mnu-s  (im  *Vito-meno-8)  ist 
Pota  die  gleiche  Ausdeutung  und  Umänderung  das  Participium  (s.  über  diese  Bildungen  die 
erfuhr,  zeigt  Arnobius  3,  25'  (s.  Victa).  Das  bei  Alemona  angegebene  Litteratur)  eines  vom 
Abgeschmackte  und  Falsche  solcher  Annahmen  Stamme  in  vita  abgeleiteten  Verbalstammes 
liegt  auf  der  Hand.  *vito-,   vgl.    Cvrssen,  Ausspr.  1-  S.  435  Anm. 

Victa  die  Göttin  des  victus,  Arnob.  3,  25  S.  528.    2^  S.  174.    Vanicek,  Etym.  Wörterb.  d. 

Victa  (so  Sabaeus,  vita  die  Handschrift,  Victua  lat.  Spr.'^  S.  84.    Griech.-lut.  etym.  Wörterb.  1 

Ursmus)  tt  Potua  sanctissimae  vietui  potuique  S.  227.     Beckstein   in    der    bei    Alemona    an- 
procurant.    Sp.  148,  20 ff.    Die  Emendation  des  30  geführten   Abhandlung    S.  39lf.    394;    anders 

Snbatus  ist  jedenfalls  richtig,  der  Gedanke  an  Grafsmann  S.  112  f.  nr.  15  (eine  daseibat  neben 

Vica  Pota  (s.  d.  am  Ende)   ist  durch   die  Er-  Vitumnus  aufgetührte  Form  Vitunnus  existiert 

klärung  des  JlrwofciMS  vollständig  ausgeschlossen  ebensowenig  wie  die  von  Georges,  Lut.-deutsch. 

(vgl.  August.  6,  9  [Sp.  131,  17  ff.]  deinde  coepit  Handwörterb.  s.  v.  Vitumnus  angeführte  Form 

[sc.  Varro]  deos  alios  ostendere,  qui  pertinerent  Vitunus). 

non  ad  ipsum  hommem,  sed  ad  ea  quae  sunt  Voleta  eine  Göttin  des  Willens,  Tertull.  ad 

Jwminis,  sicuti  est  victus  u.  s.  w.).  Marquardt  nat.  2,  11  unter  den  Göttern  des  Kindesalters. 

{Stautsverw.  3^  S.  13  Anm.  6)  hält  Victa  falsch  Sp.  143  Z.  40;  vgl.  Sp.  167,  1  ff .     S.  Volumna. 

für  identisch  mit  Edusa  (s.  d.).     Zum  Namen  Zum  Namen  vgl.  Grufsmann  S.  110  nr.  7. 
(Vic-ta)  vgl.  Grafsmann  S.  108 f.  nr.  1  ('Victua,  40      Volumna  eine  Göttin  des  Willens,  August. 

wie  wohl  statt  des  undenkbaren  Victa  ...  zu  4,  21  unter  den  Göttern   des  Kindesalters   {ut 

lesen  ist').    Vanicek,  Griech.-lut.  etym.  Wörterb.  bona  vellent).     Sp.  144  Z.  40;  vgl.  Sp.  167,  iff. 

1  S.  227.  Härtung   {Rel.   d.   Rom.  2    S.  240)    nennt    die 

Viduus  der  Gott,  der  beim  Tode  die  Seele  Göttin,  die  er  für  luno  hält  (!),  falsch  Volumnia. 

vom   Körper   scheidet,    Tertull.   ad  nat.  2,  15  Preller  {B.  ilf.^*  2  S.  212)  unterscheidet:  'Divus 

[Vijduus,   qui  ammam  corpore  viduet,   quem  Volumnus'  (s.  d.)  'und  Diva  Volumna ...  sind 

intra  muros  cludi  nfim  admitjtendo  damyiastis,  die  Götter  des  Verlangens'  (?),    'während  die 

•woraus  auf  ein  Heiligtum   des  Gottes   aufser-  .  .  .  Diva  Voleta   mehr  das   sittliche  Wollen 

halb  der  Stadt  zu  schliefsen  ist.  Sp.  145  Z.  72.  (velle)  im  Gegensatze   zu   dem  Nicht -Wollen 
Die    Stelle    des   Cyprian.   qu(jd   idola   dii   non  60  (nolle)   ausdrückt.'     Der  Name  Vol-u-mna  ist 

sint  4:  ut  sit  apud  illos  Viduus  dcus,  qui  anima  ein  Participium   (s    über  diese  Bildungen  die 

corpus  viduet,  qui  quasi  feralis  it  funehris  in-  bei  Alemona  angegebene  Litteratur)  von  vol-O; 

tra  muros  non  habetur,  sed  foris  conlocatur  et  vgl.  Grafsmann  0.112 f.  nr.  15.  Corssen,  Ausspr. 

mhilominus    (isi  vel    deus    fügt    Vonck   hinzu),  1^  S.  528.  2^  S  171.    Vanicek,  Etym.  Wörterb. 

quia  extorris  factus  damnatur  ist   eine   alte,  d.  lat.  Spr.^  8.265 ¥.  Gnech.-lat.  etym.  Wörterb. 

aus  Tertull.   ad   nat.  2,  15  genommene  Inter-  2  S.  889.     Bechstem  in  der  bei  Alemona   an- 

polation  der  cyprianischen  Schrift,  s.  Ascensus  geführten  Abhandlung  S.  3S9. 

und  Orbona,     Härtung  {Rel.  d.  Rom.  2  S.  90)  Volumnus   ein  Gott  des  Willens,   Minuc. 

will  Viduus  als  Beinamen  des  Orcus  auffassen;  Fd.  Oct.  25;   Tertull.  ad  nat.  2,  11  und  August. 
andere  unhaltbare  Ansichten  bei  Scheiffele  in  60  4,  21  unter  den  Göttern   des  Kindesalters  {ut 

Paulys  Realencycl.  6,  2  S.  2593f.  s.  v.   Viduus  bona  vellent,  August.).    Sp.  143/144  Z.  39;  vgl. 

(=  Pluto!  u.  s.  w.).    Eine  von  Bouche  Ledtrcq  Sp.  167,  Iff.     Härtung  (Rel.  d.  Rom.  2  S.  240) 

(Xcö-  Pontifes  S.  34)  angeführte   Göttin  Vidua  nüd  Scheiffele  {in  Puulys  Realencycl.  Q,  2  S.  2744 

ist  nirgends  bezeugt.  s.  v.   Volumnus)  halten  Volumnus  für  luppiter 

Virginiensis  (Virginensis  cod.  Monacensis  (! ;   bei  Scheiffele  überdies  falsche  Auffassung 

lat.  3831)  die  Göttin,  welche  die  Braut  anruft,  des    Gottes).      S.    Volumna.      Namensbildung 

wenn  sie  im  Begriff'  steht,   ihre  Jungferschaft  (Vol-u-mnu-s)  wie  bei  Volumna,  s.  die  daselbst 

preiszugeben,  August.  4,  11  cum  virgini  uxori  angegebene  Litteratur. 


233    Indigit.  (Volup.,  Volut.)  —  Indulgentia  Inferi  (älteste  Vorstellungen)        234 

Volupia  die  Göttin  des  behaglichen  "Wohl-  324  flf.;  S.  502,  Salonine  54  —  6  S.  5,   Macrien 

seins,  des  Vergnügens,  Tertulh  nd  naf.  2,  11.  jeune  6.    S.  7,  Quietus  6).     Dagegen  ist  sie  in 

Auciust.   4,   8.    11    unter    den    Gottheiten    des  der  Gestalt  der  Spes  auf  Münzen  des  Alexander 

jugendlichen  Alters.  Sp.  143/144  Z.  43.    Nach  Severus,  des  Gallienus.  Probus  und  Florianus 

Macrobhis  {S<it  1,  10,  7)  brachten   in  sacdlo  (Cohen,m.i.^  AS.  408,  Alex.Sev.6bff.  —  5S.')MQ, 

Volupine  die  Pontifices   am  21.  Dezember  der  Gallien  321  ff.  —  6  S.2ifi,  Flor  29.  S.  288,  P-o&. 

Atigerona  ein  Opfer  dar  (s.  Bd.  1  Sp  348,  55  ff);  303»,  einmal  auch  in  der  der  Providentia  gebildet 

dieses  sacellum  Volupiae  erwähnt  auch  Varro  (5  S  377,  GaUif-n  331 ).   Ihr,  als  der  Indulgentia 

/.  l.  5.  164.    M((S'<riu^.  den  Macrobius  (§  8)  an-  domini,  errichtete  in  derselben  Zeit  der  Qnin- 

führt  {fastorum  fr.  12  S.  125  Huschke*),  spricht  lo  quennalis  Caecilius  Natalis  in  Cirta  eine  Kapelle 

von  einem  in  nra  Volupine  befindlichen  Bilde  mit  einer  ehernen  Statue  (C  /.  L.  8,  7095  ff. ; 

der  Angerona  (mit  der  Erklärung  der  Verbin-  vgl.  6996).    [Auf  Münzen  des  Septimius  Severus 

düng  dieser  beiden  Göttinnen:   qttod  qui  suos  und   Caracalla  ist   neben   der  Inschrift  Indul- 

dolores  anxietatesque  dissiniuhmt  perreniant  pa-  gentia.  Anqg.  in.  Italiam  oder  in  Cnrth.  nicht 

ii-'ntiae  beneßcio  ad  waxiwam  roluptatem;  zur  etwa  die  Ind.  sondern    vielmehr  die   personi- 

ara  Volupiae  vgl.  Mommsina  Supplemente  zu  ficierte  Italia  oder  die  Stadtgöttin  von  Carthago 

den  Fiiati  Prrienesthii  zum  21.  Dezember  C.  I.  (vgl.  Inno  Caelesti-)  oder  neben  Indidg.  fecunda, 

L.  1  S.  319,  dazu  S.  409  zum  21.  Dezember)     Da  der  reichen  Gnade,  eine  verschleierte,  anfeinem 

Varro  {l   /.  6,  23  jenes  Opfer  der  Ans-erona  m  kuruli^^chen    Stnhl    sitzende,    mit    Mauerkrone 

curia  Acciilein  dargebracht  werden  läfst,  so  ist  20  und  Scepter  versehene  Frau  (lulia?)  dargestellt 

anzunehmen,  dafs  das  sacellum  und  die  ara  Vo-  {Cohen,  m.  i.^  4  S.  27,  Sept.  Severe  228.  S.  153, 

Inpiae  >i(hin  der  curia  Aiculei^  befanden;  vgl.  Caracalla  102)] 

hie'r/u  u.  überhaupt  zu  der  Göttin  7?ecZ:er,  ropo</r.  Endlich  findet  sich  auf  Münzen  des  Postu- 

S.  114.  492.  P/-f/Zer,  B  Jf=*2S.  36f    Momwsen  mus    {Cohen,    m.    i.^   6    S.  31,   Postume  145  f.) 

im  C.I.  L.  1  S.  409  zum  21.  Dezember.  Gdbert,  die  Ind'dg.   pia  Po.itumi  Aug.  so   verkörpert, 

Gesch.  und  Topogr.  d.  Siadt  B'm  1  S.  56 ff   2  dafs  der  Kaiser  selbst  einer  vor  ihm  knieenden 

S.  104  ff.    Picht I  r  m  Bavm  isters  Benhnäl.  d.  Frau   die  Hand  reicht.     Diese  Frau  trägt  auf 

Jcluss.  Altert.  3  S.  1496,    in  MiÜhrs  Ha^'db.  d.  einer  ähnlichen  Münze  des  Victorinus  ein  Füll- 

M'iss.  Altert  -Wiss    3  S.  846;  man<hes  Falsche  hörn   {Cohen  6   S.  73,    Victorine  pere   43),    so 

über  die  Göttin  bei  Stheiffele  in  Paidys  Peal-  so  dafs    sie   Vertreterin    eines    Landes    zu    sein 

eticyel.  C. .  2  S.  2744   s.   v.    Volvpia.     Eine   ge-  scheint.     [Steuding.] 

fälschte  Widmung  Fo/M/7*/ae  r/er/e  ^ofm'z  u.  s.  w.  luferi,    die    Unterirdischen,    die    Bewohner 

C.  /.  Z,.  11,  47*  (falsael  Zum  Namen  vgl.  Grafs-  der  Unterwelt  bei  den  Römern. 

mmin  S.  109  nr.  2.    Corssin,  Ansspr.  2^  S.  597.  t      v,.      .  ■,        -r.     .i.  i*  t,  k      i, 

1024.     Vnrdhel-,  Etym.   Wörterb.d.  lat.  Spr.^  ^-  /l*^^*«  aus   den  Bestattungsbräuehen 

o    cni>     />...-„.,j,   ?„..     *...„    TT-Av..t.„.j.    o  c   QfiA  und    dem    Grabkultus    ersichtliche    Vor- 


S.  266.    Griech.lat.  Uym.  Wörterh.  2  S.  890. 
Volut  in  a.    Aiigif<t.  4,  8  pmefecervnt   ergo 


Stellungen  über  das  Wesen  der  Inferi. 


involvmentis  foUiculorum  deam  VoJutinam.  Bei    dem    Schwanken    der  Meinungen  und 

Sp.  146,  10  ff.     Zum  Namen   vgl.    Graßmann  der  Unklarheit  und  Unvollständigkeit  der  Be- 

S    Ulf.  nr.  13.     Vanicek,  Etym.   }\  örterb.  d.  40  richte    über   die  in  Bezug  auf  das  Fortleben 

lot  Spr.^  S.  270.    Griech.-lat.  etym.  Wörterb.  2  des  Menschen  nach  dem  Tode  in  ältester  Zeit 

S.  916.                                                   [R.  Peter.]  in  Rom  herrschenden  Vorstellungen  bieten  uns 

Iiidos  {'ivSog),  1)  Sohn  der  Erde,  Stamm-  einen  Anhalt  für  eine  einigermafsen  zuver- 
vater  der  Inder,  von  Zeus  getötet;  Konn.  lässige  Beurteilung^  nur  die  im  Laufe  der 
Dionys.  18,  271.  —  2)  Gemahl  der  Nymphe  Jahrhunderte  fast  unverändert  gebliebenen  Be- 
Kalauria  und  Vater  des  Ganges;  Pscudo-Plut.  stattungsbräuche  und  die  den  Gräberkult  be- 
de  fluv.  4.  —  3)  Ein  angesehener  indischer  treffenden  Sitten  und  Vorschriften,  insoweit 
Jüngling,  welcher  der  Damasalkida,  der  Tochter  sie  einen  Schlufs  auf  jene  zu  Grunde  liegen- 
des Königs  Oxyalkes,  Gewalt  anthat  und  sich  den  Anschauungen  gestatten.  Von  ihnen  mufs 
aus  Furcht  vor  Strafe  in  den  Flufs  Mausolos  50  also  ausgegangen  und  die  spätere  Überheferung 
stürzte,  der  nun  nach  ihm  Indos  benannt  nur  zur  weiteren  Ausführung  der  aus  jenen 
wurde;  Pseudo-Plut.  de  fluv.  25.  —  4)  Ein  Bräuchen  erschlossenen  Grundzüge  verwendet 
Königr  in  Skythien,  der  zuerst  das  Silber  ent-  werden, 
deckt  haben  soll;  Hyq.  fab.  274.     [Höfer.]  Wenn    nun   auch   die    Frage,    welche    der 

ludiil^eutia,    die    personificierte   Nachsicht  beiden  Hauptarten  der  Bestattungr,  Beerdigung 

und  Gnade,  eine  der  dementia  (s.  d)  ähnliche  oder  Verbrennung  der  Toten,  in  Bezug  auf  den 

Gestalt,  welche  wohl  in  der  Zeit  des  Hadrianus  latinischen  Stamm  in  Mittelitalien  die  absolut 

und  in  Rücksicht  auf  diei^en  (vgl.  C.  I.  L.  8,  ältere  ist,  noch  nicht  als  endgültig  gelöst  be- 

8813  f)  entstanden  ist.    Auf  Münzen  erscheint  trachtet  werden  darf,   so  kann  doch  für  Be- 

sie    als   Indulgentia  Aug.,    selten   absolut    als  60  urteilung  der  für  uns  erkennbaren  Anschauungs- 

Indnlgentia    bezeichnet,     sitzend    mit    ausge-  weise  der  alten  Römer  durchaus  nur  die  erstere 

streckter    Rechten    und    mit    Scepter,    Schale  in  Betracht  kommen;  denn  auch  bei  der  später 

oder     Zweig     {Cohen,    med.    imp.^  2    S.    176,  gewöhnlichen  Verbrennung  wurden  die  eigent- 

Adrien  845  ff.;    S.  250,    Sabine  36  f.;   S.  314,  lieh    sakralen  Gebräuche   durchaus  von  jener 

Aritonin    452  ff.  —  3    S.    146,    Faustine    jeune  entlehnt,    wie    z.    B.   die  Weihung    der    Ver- 

118.    S.  181,    Lucius  Verus  114.   — -  4    S.   26,  brennungsstätte  nur  durch   das  Werfen  einer 

Septime    Severe    216.    S.   154,    Caracalla    103.  Erdscholle  auf  das  Antlitz  des  Toten  erfolgte- 

S.  507,  Maximin  1  16  ff.  —  5  S.  377,  Gallien  {Varro  bei  Non.  S.  163  s.  Praecidaneum.  Fest. 


235       luferi  (älteste  Vorstellungen)  Inferi  (.älteste  Vorstellungen)       236 

5.  218.  Paul.  S.  223  s.  Praeciclanea),  und  in  iacent  12,  3464.  Jiaec  ccrta  est  domus,  haec 
älterer  Zeit  deshalb  sogar  irgend  ein  Teil  der  cohnda  nohis  .  .  .  Orelli  4850^  so  dafs  es  als 
Leiche,  wenigstens  aber  ein  Finger,  unver-  domus  aeterna  oder  aeternaUs  (C.  I.  L.  1,  1008. 
brannt  für  sich  beerdigt  werden  mufste  {Varro  1059.  8,  5158  u.  öfter.  10,  2066.  12,  1686. 
de  l.  l  5,  23.  Cic.  de  leg.  2,  22,  55  ff.  24,  60.  4123.  14,  229.  785.  1335  u.  s.  w.),  leti  domus 
Tmsc.  1,  12,  27.  Paul.  Diac.  S.  liS  s.v.  memirum.  (1,  1009),  domicüium.  (12,  4924),  sacrata  scdes 
Plin.  n.  h.  2,  63,  154.  7,  54,  187.  Plut.  quuest.  (12,  5271)  oder  jmtria  (8,  79)  bezeichnet  und 
Pom.  79.  Numa 22;  \ gl.  Müller,  Etr.-  2  S.  164.  nach  Art  einer  Kammer,  eines  Hauses  (Mar- 
3Iarquardt,  Handb.  5,  1  S.  575  f.).  Dasselbe  quardt,  H.  d.  r.  J..  5,  1  S.  367  fl.  DeecJce  bei 
beweist  der  Glaube,  dafs  nur  die  regelrecht  lo  Müller,  Etr.-  1  S.  239,  26.  2,  242,  46;  vgl. 
beerdigten  Toten  {manes  rite  conditi)  im  Grabe  Jordan,  Topogr.  1, 1  S.  549  f.  Schreiber,  Knlturli. 
Ruhe  finden  {Plaut.  Mostell.  2,  2,  68.  Ennius  BjWfjaiZ.  Tf  96  ff.)  oder  auch  als  kleiner  Tempel 
bei  Cic.  pro  Mil.  33,  91.  Tusc.  1,  44,  107.  {Btrgau  in  d.  Arch.  Zeit.  24,  1866  S.  261*  ff. 
Verg.  Aen.  4,  620.  6,  333.  Plin.  ep.  7,  27,  11.  C.  I.L.  10,  7566.  7574.  7719;  vgl.  7578.  14,480, 
Suet.  Calig.  59.  Tertull.  de  anima  56.  Serv.  V.  meistens  freilich  in  Versen)  angelegt  wird.  Vgl. 
Aen.  4,  386;  vgl.  unten  Sp.  248  u.  254),  offen-  auch  die  Aschenkisten  in  der  Gestalt  eines 
bar  weil  der  Aufenthaltsort  des  Leibes  den  Hauses  oder  einer  Hütte  bei  Daremberg  et 
der  Seele  mit  bestimmt  {Propert.  4,  5,  3;  vgl.  Saglio  Dict.  des  ant.  s.  v.  domus.  Olt  wird 
die  Bewachung  der  manes  des  älteren  Scipio  daher  eine  area  (C.  I.  L.  sehr  oft),  ein  forum 
Africanus  durch  einen  draco,  Plin.  n.  h.  16,  20  oder  vestibulum  sepulcri  (12  Tafelgesetze  bei 
44,  85,  der  wohl  eigentlich  sein  genius  ist,  Cic.  de  leg.  2,  24,  61.  Orelli- Henzen  7365), 
siehe  Bd.  1  Sp.  2467,  14ff. ;  vgl.  auch  die  d.  h.  ein  Versammlungsraum  der  Verstorbenen, 
ähnliche  ägyptische  Vorstellung,  nach  welcher  der  häufig  mit  Bäumen  bepflanzt  wurde  {Serv. 
der  Seelenvogel  des  Osiris  über  dessen  Leiche  F.  A.  1,  441.  3,  302.  5,  760.  6,  673),  ein  accu- 
im  Grabe  schwebt,  Brugsch,  Pel.  u.  Myth.  d.  hitorium  {C.  I.  L.  14,  1473),  triclinium  und  cu- 
a.  Äg.  Ö.  652),  so  dafs  manes  und  cinis  auch  hicula  (14,  671.  1302,  2636  II  u.  öfter)  erwähnt, 
später  noch  zuweilen  einander  geradezu  gleich-  Vgl.  die  wie  Triclinien  eiugerichteten  etruski- 
gesetzt  werden  {Propert.  2,  13,  31  f.  57  f.  C.  I.  sehen  Gräber  {DeecJce  bei  Müller,  Etr.-  2  S.  164, 
L.  11,  1624.  12,3464;  vgl.  Verg.  Aen.  2,  5S6.  129  b.  Lippert  a.  a,  0.).  Ja  in  ältester  Zeit 
Pers.  sat.  1,3S).  Aus  dem  gleichen  Grunde,  gwocZ  30  diente  der  Boden  des  Hauses  selbst,  ebenso 
OS  supratcrram  non  exitaret,  galten  nach  altem  wie  bei  den  Griechen  und  Germanen  {Lippe)  t 
Rechte  die  im  Meere  versenkten  Leichen  als  a.  a.  0.  S.  310.  135.  160  f)  als  Begräbnisstätte, 
richtig  bestattet  {Cic.  de  leg.  2,  22,  57),  und  so  dafs  die  Seelen  der  Vorfahren  daselbst  als 
sogar  für  in  der  Fremde  Verstorbene  wird  zu  Hausgeister  (Penates,  Lares)  ihre  Wohnung 
Hause  nach  Pontifikalrecht  eine  terrae  iniectio  behielten  {Serv.  V.  A.  5,  64.  6,  152;  vgl.  11,  206 
vorgenommen  {Serv.  V.  A.  6,  366;  vgl.  Bd.  1  u.  unten  Sp.  245,  10).  An  diese  Vorstellung 
Sp.  2454,  25  ff.).  Ebenso  war  es  heilige  knüpft  auch  später  noch  der  Glaube  an,  dafs 
Pflicht  für  jeden  Vorübergehenden,  auf  Haupt  Geister,  die  im  Grabe  keine  Ruhe  finden,  be- 
und  Gebeine  eines  unbestatteten  Leichnams  sonders  in  der  Nähe  derselben  umgehen  {Apul. 
drei  Hände  voll  Staub  zu  streuen  {Verg.  Aen.  40  de  mag.  44  S.  535;  vgl.  Bd.  1  Sp.  2478,  60)  und 

6,  365 f.  üoca^  ca.  1,  28,  23 f.  36.  Petron.lli.  beschworen  werden  können  (s.  uut.  Sp.  254,  30). 
Quintil.  decl.  5,  6.  Serv.  V.  A.  6,  176.  Claud.  Da  aber  der  Tote  selbst,  wie  wir  unten 
in  Ruf.  1,  371).  sehen  werden,    als    Gott  betrachtet  wird,    so 

Dagegen  kann  die  auf  Numa  zurückgeführte  gilt    seine    Wohnung     selbstverständlich     als 

Bestimmung    aus    einer    lex    Postumia:    Vino  heilig  und  unverletzlich  {Cic.  de  leg.  2,  22,  57. 

rogum    ne   respargito   {Plin.   n.   h.  14,  12,  88)  26,  64.  Tusc.  1,  12,  27.  Varro  bei  Plut.  quaest. 

ganz    abgesehen    von    der    Berechtigung    des  Pom.  14.    Non.   Marc.   S.  464   s.  v.  templum; 

Zweifels  an  ihrem  Alter  nichts  beweisen,   ob-  vgl.    Verg.  Aen.  4,  457.    Liv.  26,  13,  13.    Sil. 

wohl  Gräberfunde  das  frühzeitige  Vorkommen  Ital.  1,  81  ff.);  auch  wird  das  Grab  oft  geradezu 

der  Verbrennung  zu  bestätigen  scheinen  {Heibig  50  unter  den  Schutz  der  Inferi   gestellt  (C.  I.  L. 

in  Aer  Arch.  Zeit.  42  (1884)  S.  287  ff.).  Übrigens  1,  1241   =  10,  4255.  3,191.  9,  5813.    12,  4725. 

erzählte  man,  dafs  Numa  selbst  beerdigt  wor-  14,  2535). 

den  sei  {Cic.  de  leg.  2,  22,  56.  Plut.  Numa  22).  Dafs    man  sich  jedoch    auch  das   gesamte 

Dementsprechend  knüpfen  alle  altrömischen  Leben  nach  dem  Tode  ebenso  wie  bei 
Vorstellungen  über  das  Fortleben  des  Menschen  anderen  Völkern  (vgl.  Brugsch,  B.  u.  31.  d.  a. 
nach  dem  Tode  an  die  Versenkung  der  Leiche  Ag.  S.  174;  siehe  Bd.  1  Sp.  2453,  55 ff.)  geradezu 
in  die  Erde  an.  Offenbar  betrachtete  man  ur-  als  eine  Fortsetzung  des  irdischen  Da- 
sprünglich  ebenso  wie  in  Ägj^pten  {Brugsch,  seins  dachte,  beweist  die  Ausstattung  dieser 
B.  u.  31.  d.  a.  Äg.  S.  174),  Babylonien,  Wohnung  mit  Speise,  Trank  und  dem  dazu 
{B.Koldetcey  in  A.  Zeitschr.  f.  Assyr.  2  ^i.  4,03^.  GO  nöiigen  Geschirr,  sowie  mit  Waffen,  Werk- 
Erman  im  Arch.  Ans.  1889,  2  S.  55),  Phöni-  zeug  und  Toilettegegenständen  aller  Art  {Mar- 
zien,  Griechenland  und  Etrurien  (s.  Bd.  1  Sp.  quardt  a.  a.  0.  S.  369;  vgl.  Verg.  Aen.  6, 
2466,  27  ff.  Heibig  Si.  a.  0.  E.  Schuhe  im  232  ff.).  Dem  entspricht  ferner  die  Dar- 
Progr.  d.  Gymn.  z.  Gotha  1870  S.  6ff.  Lippert,  bringung  des  silicernium ,  das  zwar  all- 
D.  Bei.  d.  eur.  Kulturv.  S.  415 f.)  das  Grab  mählich  zu  einem  im  Hause  gefeierten  Leichen- 
ais Wohnung  des  Verstorbenen  {Petron.  schmaus  mit  circumpotatio  (Ctc.  fZ(J  Ze«/.  2,  24, 60) 
sat.  71;  vgl.  Propert.  4,  5,  3.  2,  13,  31  f.  57  f.  wurde  {Festus  S.  294  s.  v.  silicernium.  Paul. 
5,  151 ;  hie  habitat  C.  1.  L.  9,  2893.  ibi  3Ianes      Diac.  S.  295.  Non.  3Iarc.  S.  48.  Tertull.  apol.  13. 


237 


Inferi  (Aufenthaltsort) 


Inferi  (Aufenthaltsort) 


238 


Donat.  zn  Terent.  Adelph.  4,  2,  48),  ursprüng- 
lich aber  und  oft  auch  später  noch  am  Grabe 
selbst  stattfand  {Varro  bei  Non.  a.  a.  0.  ad 
sepula'um  antiquo  more.  Serv.  V.  A.  5,  92;  vgl. 
OreUi  3999.  MarqvarcU,  Handh.  4  S.  257  = 
Staatsvenv.  3  S.  300)  und  als  ein  Opfer  für 
den  Verstorbenen  zu  betrachten  ist  (vgl.  Wuttke, 
Deutscher  VoUmbergl.  740  u.  Bd.  1  Sp.  2507  f), 
dessen  Anteil   wohl   den  an   den    angeführten 


Grunde  war  die  Darbringung  jener  Gaben  den 
Verwandten  bei  Strafandrohung  gesetzlich  ge- 
boten (C.  I.  L.  1,  1409). 

In  alter  Zeit  waren  endlich  beim  eigent- 
lichen Totenopfer,  an  welches  sich  oSenbar 
das  silicernium  anschlofs,  ebenso  wie  in 
Griechenland  (s.  Bd.  1  Sp.  2503 f.)  und  ander- 
wärts {Lippert,  D.  Bei.  d.  eur.  Kulturvölker 
S.    56  ff.    178    u.    öfter)    auch    Menschen    ge- 


Stellen  mehrfach  erwähnten  Greisen  Oberlassen  lo  schlachtet  worden  und  zwar  diejenigen,  deren 


wurde,  eigentlich  aber  von  ihm  selbst  ge- 
nossen werden  sollte,  was  eine  Karbonenser 
Grabschrift  aus  der  Zeit  des  Augiistus  geradezu 
ausspricht,  C.  I.  L.  12,  5102:  L.  JRunnius 
I'a(r)  1  Cn.  f.  Pollio  |  cupidius.  perpoto.  in. 
monumento  .  meo  \  quod  .  dormiendum .  et  .perma- 
nendum  \  heic.  est.  mihi. 

So  kostet  beim  Leichenbegängnis  des  An- 
chises  eine  Schlange  von  dem  dargebrachten 
Opfer,    die    der    Dichter 

für  den  genius  loci  oder  für  einen  Diener 
seines  verstorbenen  Vaters  hält  {Verg.  Äen. 
5,  84  ff. ;  vgl.  Bd.  1  Sp.  2468,  12  tf.),  die  aber 
wahrscheinlich  eigentlich  als  der  genius  des 
Toten  selb.-t  zu  betrachten  sein  dürfte  (vgl. 
Id.  1  Sp.  1624  und  2467,  14ff.  36  ff.  2468,  25  ff. 
^Schreiber,  KuUurhisf.  Bilderati.  Tf.  98,  8).      . 

Jedenfalls  zeigt  die  in  Gräbern  oft  wieder- 
holte Darstellung  eiues  Familienmahles  {Mar 
quardt  a.  a.  0.  5,  1  S.  367),  wie  auf 
gleichartigen  griechischen  Bildern  (s.  Bd.  1 
Sp.  2571  ff.),  den  Verstorbenen  beim  Genüsse 
des  ihm  dargebrachten  Speiseopfers  (vgl. 
Wernicke  in  d.  Arch.  Zeit.  43,  1885  S.  222, 
wo  auch  die  neuere  Litteratur  hierfür  angeführt 
ist),  und  auch  bei  den  alljährlichen  Wieder- 
holungen des  Totenmahles  ist  er  selbst  als 
Teilnehmer  vorgestellt,  da  diese  Mahlzeiten 
immer  wieder  am  Grabe  selbst  stattfanden; 
gehörten  doch,  wie  aus  zahlreichen  Inschriften  40 
hervorgeht,  in  späterer  Zeit  nicht  nur  coena- 
cula  (C.  7.  L.  9,  1938.  10,  6069),  sondern  auch 
culinae  (6,  14614.  9,  4079.  10,  47.65.  14,  1869), 
Piscinae  (14,  396),  Gärten  (1,  1059.  14,  2139  u. 
öfter)  und  Äcker  (14,  1304.  2148.  3340.  3343 
u.  öfter)  zu  den  Gräbern,  letztere,  um  aus  ihrem 
Ertrag  die  Kosten  für  die  jährliche  Speisung 
zu  bestreiten  (5,  7454). 

Ebenso  ist  das  Speise-  und  Trankopfer, 
welches  für  die  inferi  (Varro  d.  1.  1.  6,  13; 
vgl.  Cal.  Farnes.  21.  Febr.  im  C.  I.  L.  1 
S.  386)  aufser  an  den  öffentlichen  Festen  der 
Feralia,  Eosaria,  dem  ,,dies  violae"  und  beim 
Schlachten  der  porca  praecidanea,  besonders 
auch  privatim  am  Todes-  und  am  Geburts- 
tag des  Verstorbenen  auf  den  Gräbern  auf- 
gestellt, verbrannt  oder  ausgegossen  wurde 
(das  Nähere  siehe  unter  Manes  und  vgl.  Mar- 
quardt,  Handh.  4,  IblW.^^  Staatsverw.  3,  298  ff. 


Dienste  der  Tote  im  Leben  zu  seinem  Wohl- 
sein nötig  gehabt  hatte,  seine  Lieblingsfrau 
und  seine  Lieblingssklaven  {Verg.  Aen.  5,  95 
u.  Scrv.  dazu.  Tertull.  de  spect.  12.  Sen\  V.  A. 
3,  67.  5,  78;  vgl.  Taul.  S.  103  s.  v.  Humanum 
sacrificiui».  Gell.  5,  12.  Plut.  quaest.  Born.  83. 
Plin.  n.  h.  30,  1,  16  u.  oben  Bd.  TS.  1032,  16); 
jedenfalls  sollte  er  also  diese  ebensowenig  wie 
die  ihm  ins  Grab  mitgegebenen  Gegenstände 
entweder  20  oder  seine  Pferde  {Serv.  V.  A.  5,  95)  im  Tode 
missen;  vgL  Bd.  1  Sp.  2451,  15  ff. 

An  die  Stelle  der  Opferung  von  Sklaven 
oder  Gefangenen  {Liv.  7,  15.  Tertull.  a.  a.  0.) 
traten  später,  wahrscheinlich  nach  etruskischem 
Vorbild  {Müller,  Etr.^  2,  224;  vgl.  Athen.  4, 
39  S.  153  F.  Isidor.  orig.  10  S.  247  Bas.),  neben 
Tieropfern  die  Gladiatorenkämpfe  bei  den 
Leichenspielen  {Liv.  ep.  16.  Lio.  23,  30.  28, 
21.  31,  50.  39,  46.  41,  28.  Val.  Max.  2,  4,  7. 
den  30  Tertull,  a.  a.  0.;  vgl.  C.  I.  L.  1,  1199),  die 
Frauen  aber  kratzten  sich  dann  wenigstens 
das  Gesicht  blutig,  um  so  den  Inferi  genug 
zu  thun  (Zwölftafelgesetz  bei  Cic.  de  leg.  2, 
23,  59.  25,  64;  bei  Festus  S.  273  s.  v.  Badere; 
bei  Plin.  n.  h.  11,  37,  157.  Propert.  3,  13  b,  11. 
Serv.  V.  A.  3,  67.  5,  78.  12,  606),  eine  Milderung 
des  Kultgebrauchs,  wie  sie  ähnlich  auch  sonst 
oft  nachweisbar  ist  (siehe  Bd.  1  Sp.  1182,  36  ff.). 

II.  Die  Inferi  als  Bewohner  eines  gemein- 
samen nnterirdisehen  Aufenthaltsortes. 


1.  Entwicklung  des  Ortshegriffes  und  all- 
gemeiner Festzeiten. 
Aus  dem  Begriffe  des  Einzelgrabes  ent- 
wickelte sich  allmählich  der  eiues  unterirdischen 
Aufenthaltsortes  aller  Verstorbenen  {qui  nunc 
abierunt  hinc  in  communem  locum,  Plaut.  Casin. 
prol,  19;  vgl.  me  ad  plures  penetravi,  Trin. 
291;  abiit  ad  plures,  Petron.  42),  d.  h.  die  Vor- 
50  Stellung  von  der  Unterwelt  {Cic.  Tusc.  1,  16, 
36),  auf  welche  naturgemäfs  die  charakteristi- 
schen Eigenschaften  des  Grabes  selbst,  be- 
sonders die  Lage  unter  der  Erdoberfläche  und 
die  Dunkelheit  des  Ortes,  übertragen  wurden 
{Plaut.  Atd.  2,  7,  6.  Alte  Tragiker  bei  Cic. 
Tusc.  1,  16,  37.  12,  27.  Verg.  Aen.  8,  246. 
Horat.  carm.  4,  7,  26.  Ovid.  met.  10,  17.  ex 
Pont.  4,  14,  12.  Piin.  n.  h.  2,  63,  158.  33 
praef.  2.    Non.  3Iarc.  S.  45  s.  v,  Inferum;  vgl. 


5,  368  f.\  nur  als  Speisung  und  Tränkung  der  co  oben  Aquili  dii).    Wie  aber  später  die  Götter 


im  Grabe  selbst  wohnenden  Toten  zu  be- 
trachten (Orid.  fast.  2,  566.  Serv.  V.  A.  5,  78; 
vgl.  Orelli  4781),  so  dafs  man  annahm,  Tote, 
welche  diese  Labung  nicht  erhielten,  würden 
im  Grabe  von  Durst  gequält  {Propert.  4,  5,  2), 
oder  es  kämen  dieselben  heraus  und  ver- 
anlafsten  den  Tod  der  Säumigen  {Ovid.  fast. 
2,  547  ff.;  VgL  Bd.  1  Sp.  2479,  30  ff.).  Aus  diesem 


in  jedtm  ihrer  Tempel  wohnend ,  daneben  je- 
doch auch  als  überall  anwesend  und  helfend 
{praesens  deus,  Cic.  Tusc.  1,  12,  28)  gedacht 
wurden,  so  wird  auch  den  Verstorbenen  eine 
Doppelexistenz,  wohl  infolge  einer  Vermischung 
der  Anschauungsweise  der  verschiedenen  Zeiten, 
zugeschrieben.  Der  fortbestehende  Gräberkult 
erhält  die  alte  Vorstellung  von  dem  Aufent- 


239                       Tnferi  (Feste)  Inferi  (Eigenschaften)               240 

halte  der  Einzelnen  in  ihren  Gräbern  lebendig,  Luft  für  den  Naturmenschen  ebenso  unsichtbar 
daneben  versetzt  man  die  Toten  aber  auch  in  ist  wie  die  Seele  {Cic.  Cnto  31.  22,  78),  eine 
die  gemeinsame  Unterwelt,  welche  durch  den  Anschauung,  aus  der  später  jedenfalls  auch 
einzigen  lapis  manalis  geöffnet  und  geschlossen  der  Glaube  an  den  Aufenthalt  der  Seelen  im 
(s.  unten  Sp.  250,  24)  und  von  eignen  Göttern  Luftraum  hervorging  (s.  unten  Sp.  260). 
beherrscht  wird  (Sp.  245).  Und  aufser  an  Wegen  der  Dunkelheit  des  Grabes  dagegen 
diesen  doppelten  Aufenthaltsort  glaubt  man  werden  die  Seelen  selbst  als  dunkelfarbig 
an  regelmäßiges  und  auch  an  unregelmäfsiges  oder  schwarz  (s.  o.  Aquili  dii  und  vgl.  nigri  Le- 
Emporkommen  der  Toten  auf  die  Oberwelt  (s.  mures  Ptrs.  5,  185.  Proserpina  furva  Horat. 
unten  Sp.  249 ff.),  sowie  zuletzt  auch  an  ein  lo  od.  2,  13,  21.  fuscae  deus  aulae  Propert.  4, 
Wohnen  im  Himmelsraum  (s.  unten  Sp.  260).  11,  5)  vorgestellt,  und  es  wurden  ihnen,  ebenso 
Seitdem  nun  aber  die  Inferi  als  Bewohner  der  wie  den  griechischen  Todesgöttern,  dunkel- 
Unterweit,  d.h.  als  Gesamtheit  aufgefafst  wer-  farbige  Opfertiere  geschlachtet  {Verg.  Äen.  5, 
den,  wird  ihnen  auch  neben  der  früheren  pri-  736.  Paul.  Diac.  S.  93  s.  v.  furvum  hovem. 
vaten  Feier  ein  gemeinsames  Fest  gewid-  Val.  Max.  2,  4,  5.  Plin.  n.  h.  30,  1,  16.  Arnoh. 
met.  Vor  dem  alten  durch  die  Terminalia  7,  19  f.  Serv.  V.  Ä.  3,  118.  6,  238),  schwarze 
und  die  Einschiebung  des  Schalttages  bezeich-  Bäume  oder  solche  mit  schwarzen  Früchten 
neten  Jahresschlufs  {Varro  de  l.  l.  6,  13)  geheiligt  {atra  cupressus,  Verg.  Aen.  3,  64  u. 
feierte  man  nämlich  vom  13.  bis  21.  Februar,  Serv.  dazu;  vgl.  Horat.  od.  2,  14,  23.  epod. 
dem  sacrificium  novendiale  der  einzelnen  Be- 20  5,  18  und  Bd.  1  Sp.  1185,  16  ff.);  bei  einem 
gräbnisfeier  entsprechend ,  als  gemeinsames  zauberartigen  Brauch  werden  schwarze  Bohnen 
Totenfest  die  dies  parentales  (siehe  Manes).  und  ein  mit  Pech  bestrichener  Kopf  einer 
Der  bedeutendste  Tag  derselben  war  der  maena  verwendet  {Ovid.  fast.  2,  575  fl'.  5, 436), 
21.  Februar,  die  Feralia,  an  welchem  das  und  endlich  &,uch  bei  der  Trauer  um  Ver- 
Hauptopfer  den  dis  infer(is)  {Cal.  Farnes.  storbene  schwarze  Kleider  getragen  (Verg. 
21.  Febr.,  C.  I.  L.  1  S.  386)  dargebracht  wurde  Aen.  3,  64.  Cato  bei  Serv.  z.  d.  St.  Propert. 
{Varro  d.l.l.  6,13;  siehe  Mania,  Muta,  Tacita).  4,  7,  28;  vgl.  Horat.  carm.  4,  12,  26). 
Es  schlössen  sich  dann  noch  die  Caristia  oder  Aus  demselben  Grunde  wurde  auch  die 
der  Tag  der  cara  cognatio  an,  der  aber  wohl  Nacht  zu  den  Inferi  in  Beziehung  gesetzt,  da- 
nicht  als  ein  eigentlich  öffentliches  Fest  be-  so  her  die  Bestattung  ursprünglich,  die  translatio 
gangen  wurde  {3Iommsen  im  C.  I.L.  1  S.  386  f.).  cadaveris  immer  zur  Nachtzeit  stattfand  {Paul. 
Für  einige  Familien  fiel  dagegen,  jedenfalls  Diac.  S.  368  s.  v.  Vespae.  Dionys.  Hai.  4,  40 
aber  nur  wegen  des  später  geänderten  Jahres-  S.  743.  Serv.  V.  A.  11,  142.  143.  Donat.  z. 
Schlusses,  ein  ähnliches  Fest  in  den  Dezember  Terent.  Andr.  1,  1,  81.  88;  vgl.  Marquardt, 
{Cic.  de  leg.  2,  21,  54.  Plut.  quaest.  Born.  34)  Staatsveriv.  3  S.  297.  Privatalt.  5,  1,  352),  die 
vielleicht  auf  den  Tag  der  Larentalia  (s.  Bd.  den  Inferi  geltenden  Lectisternia  und  Spiele 
1  Sp.  5,  39  ff.),  da  dieser  als  dies  parentum '  (s.  unten  Sp.  252),  sowie  die  Lemuria  um 
(nach  Mowmsews  Verbesserung)  bezeichnet  wird  Mitternacht  gefeiert  wurden  {Ovid.  f.  5,  429), 
{Varro  d.  l.  l.  6,  23).    Vgl.  Manes.  und   die  Geister   der  Verstorbenen  selbst  nur 

Über  die  Lemuria,    die   wohl  als  ein  altes  40  zur  Nachtzeit  auf  die  Oberwelt  heraufkamen 

Auferstehungsfest  zu   betrachten  sein   dürften,  {Ovid.  fast.  2,  552.    Propert.  4,  7,  89.    Apul.  de 

siehe  Lemures.  mag.  4^^  S.  535;  vgl.  Verg.  Aen.  8,  246  und  unten 

j       T        -  ^P'  "■*^'  ^^^'    ~"    Diese    beiden    Eigenschaften 

2.  Wesen  der  Inferi.  führtenzudem  Vergleiche  mit  dem  Schatten - 

Die  Vorstellung  einer  von  dem  zu   Staub  bild,   da  man  sich    auch  in  dieser  späteren 

zerfallenden    Körper    sich    loslösenden    Seele  Zeit  die   Seelen  natürlich  nur  in   einer    dem 

bildete  sich  auf  dieser  zweiten  Stufe  der  Ent-  Körper  ähnlichen  Gestalt  denken  konnte  {Cic. 

wickluug    naturgemäfs    im    Anschlufs    an    die  Tusc.  1,  16,  37.  Plin.  cp.  7,  27,  1),  so  dafs  sie 

Betrachtung  der  beim  Tode  eintretenden  Ver-  dann    häufig     geradezu    umbrae     (vgl.     gv.iÖl, 
änderung  des  menschlichen  Körpers  aus,  welche  50  Schatten)  genannt  werden    {Verg.  Aen.  5,  81. 

man  als  eine  Folge  des  Ausscheidens  derselben  734.    Horat.   carm.  4,  7,  16.     Tibull.  3,  2,  9. 

ansah.  Ovid.  fast.  6,  434.  met.  11,  660.  Propert.  4,  7,  2. 

Zunächst    stellte    man    sich    demnach    die  89.  96.    11,  18.  25.  91.    Suet.  Cal.  59.   Petron. 

Inferi,  d.  h.  die  fortlebenden  Seelen  der  Ver-  sat.  62.  Apul.  de  mag.  64.  Serv.  V.  A.  4,  654. 

storbenen  {Paul.  Diac.   S.  128  s.  v.  Manalem  Georg.  4,  502  und  sonst  oft),  wie  man  sie  aus 

lapidem.    Cic.    Tusc.  1,  12,  27.    Plin.  n.  h.  7,  ähnlichen  Gründen  gelegentlich  auch  mit  Rauch 

55,  188),    welche    auch    geradezu    als    animae  vergleicht  (Verg.   Aen.  5,  740,    vgl.   Hom.  H. 

inferorum  bezeichnet  werden  {Paul.  Diac.  a.  a.  0.  23,  100). 

Cic.  in  Vatin.  6,  14;   vgl.   den  alten  Tragiker  Die  Körperlosigkeit  in  Verbindung  mit  dem 
bei  Cic.  Tusc.  1,  16,  37),  luftartig  vor  {Cic.  60  Umstände,   dafs  man  im  Schlafe  häufig  Ver- 

Tusc.  1,  9,  19.    Verg.  Aen.  2,  794.  6,  702  und  storbene   zu  sehen  glaubte   {Plaut.  Mostell.  2, 

sonst  oft),  offenbar  weil  Leben  und  Atem  zu-  2,  59  ff. .  Verg.  Aen.  2,  270.  5,  722.    Cic.  somn. 

gleich  entschwindet  (Cic.  Verr.  5,  45, 118.  Verg.  Scip.  1,  2.    Ovid.  met.  11,  653.    Propert.  4,  7,  3  ff. 

Aen.  4.  685    u.  Serv.  Horat.  carm.  4,  8,  14),  Plin.   ep.  7,  27,  13.     Tertull.  apol.  23.     Orelli 

so  dafs  beides  identisch  zu  sein  schien  (spiritus  4775.  7346  und  sonst  oft;  vgl.  LabecJi,  Aglaoph. 

=  Seele,  Verg.  A.  4,  336,    6,  726.     Ooid.  Met.  S.  302)    veranlafste    dagegen    die    Zusammen- 

8,  523.   15,  167.     Trist.  3,  3,  62.     Tacif.  Ann.  Stellung  mit  den  T raumb ildern   {Verg.  Aen. 

16,  34      C.  I.  L.  14,  2934),  besonders  da  die  2,  794.   6,  702.    10,  641  f.)   und  auch   mit  den 


241               Inferi  (Eigenschaften)  Inferi  (Eigenschaften)               242 

Bildern      (simnlacra,     imagines)     überhaupt  2,  2,  208.    Augustin.  e.  I).  9,  11),    so  dafs  sie 

{Lucret  1,  123.   Virg.  a.  a.  0.    Ovid.  fast.  5,  463.  an    Mord    und     Verbrechen     Gefallen     finden 

trist.  8,  11,  30 f.    Propert.  4,  11,  83.    PUn.  ep.  {Lucan.  Phnrs.  6,  706  ff.;  vgl.  529  ff.  560)  und 

7,  27,  6.  7.    Serv.  V.  A.  4,  654  und  öfter).    Ob-  in    der    Nähe    des    Eiuganga    zur    Unterwelt 

wohl  nun   aber  dieselben  Vorstellungen   auch  Menschen,  Vieh  und  Früchte  zu  Grunde  gehen 

in    Griechenland  nachweisbar  sind   (vgl.   z.   B.  (Plaut.  Trin.  523  ff.    Ovid.  met.  5,  477  ff.);  vgl. 

Bd.  1  Sp.  2S14:),    so    ist    doch  nicht    an   Ent-  das  Töten  der  Opfertiere  durch  die  Dünste  des 

lebnung  zu  denken,  da  die  Vergleiche  zu  nahe  unibilicus  Italiao,  oben  Sp.  1185,  4,  und  siehe  d. 

liegen    und    auch    bei    anderen   Völkern  selb-  Art.  Larvae.  Aus  gleichem  Grunde  stören  sie  die 

ständig  gemacht  worden  sind  {Lippert,  D.  JRcl.  lo  andern  Göttern  dargebrachten  Opfer  {Lucan. 

rf.  eur  A'r<?t«ri'.  S.  40  u.  öfter).     Auf  denselben  PJiars.    1,   633  f.);    auch    dürften    deshalb    die 

Vorstellungskreis   geht  endlich    die   Annahme  tieffliegenden  Vögel   {aves  inferae,   Nigid.  bei 

zurück,    dafs    die    Seelen    leicht,    flüchtig  Gellius  6,  6.  Serv.  V.  A.  3,  361),  welche  man 

{Verg.  Aen.  6,    292.    10,  636.     Tibull.  3,  2,  9.  wohl  von  den  Inferi  gesendet  dachte,  als  Un- 

4,  1,  68.    Propert.  4,  11,  14  und  sonst  oft)  und  glück,    d.  h.   den  Tod,    verkündend   gegolten 

unfafsbar  seien   (lubrica  umhra,    Ovid.  fast.  haben;   vgl.  nigra  avis,  Piop.  3,  28,  38.     Da- 

5,476.  inam's,  Ovid.  trist.  3,11,25.   fast.  2,  bbi;  gegen    werden   sie    andererseits  dii  avertentes 

vgl.  Verg.  Aen.  2,  792  ff.   6,  700).  {Tarquit.    bei  Macroh.  sat.  3,  20,  3)    genannt. 

In  Rücksicht  auf  die  Eigenschaften  des  offenbar  weil  sie  neben  der  Macht  zu  schaden 

Leichnams  erscheinen  sie  dagegen  als  färb-  20  auch  die  Macht  Schaden  abzuwenden  besafsen. 

los   oder  blafs  {Lucret.  1,  123.    Ovid.  met.  11,  Über    ihr   sonstiges   Wesen  hat    man   sich 

654.    Prop.  4,  7,  2.    Claudicm.   in  Ruf.  1,  128  in    älterer    Zeit    keine    klare   Vorstellung    ge- 

und  sonst  öfter),  als  stumm  (Fer^.  J^ew.  6,  264.  macht,    nur   persönliche   Fortdauer    und 

480     Ovid.  fast.  5,  483.    met.  14,  411.    L"can.  Empfindung   wurden    den    Seelen  der    Ver- 

3,  29.  Claudian.  in  Buf.  1,  125;  vgl.  Dea  Muta,  storbenen  bestimmt  zugeschrieben  {Oic.  Tvsc. 

Tacita    und  die   taciti  Manes)   und    ungestalt  1,  12,  27.  13,  30.  16,  36;  siehe  oben  Sp.  1613, 

{deformes    aniinae,    Ovid.   fast.  2,  554),     Auch  57  ff.).     Damit  wurde  ihnen  aber  göttliches 

der  Umstand,  dafs  ihnen  unfruchtbare  Tiere  Wesen  beigelegt  {nisi  maiores  cos,  qui  ex  hac 

(Cülum.  B.  B.  2,  22  und  unten  Sp.  252,  43;  vgl.  vita  migrassent,  in  deorum  numero  esse  voluis- 

Hom.  Od.  10,  522.    11,  30),  Bäume  und  Dorn-  30  sent,  Ctc.   de  leg.  2,  22,  55;    vgl.  Cato  M.  22, 

büsche  heilig  sind  {Cic.  pro  Mil.  13,  33;   vgl.  81  f.     Paul.    u.    Fest.    S.   128  f.    s.  v.    Manias. 

pro  Bah.  perd.  reo  4.    Catull.  36,  8.    Liv.  1,  Augustin.  c.  d.  7,  35),   wie   solches   auch  dem 

26,  6.    —    Cato  bei   Paul.  S.  92   s.   v.  Felices  Personalgenius    zukam    (s.    o.    Sp.  1615,  65  ff. 

arhores.     Tarquit.    bei    Macroh.   sat.  3,  20,  3.  1618,  26  ff),   so   dafs  sie  regelrecht,   wie  dies 

Plin.  n.  h.  16,  26,  108.   24,  9,  68;  vgl.  Horat.  auch    schon   im  Vorhergehenden   vielfach   ge- 

epod.  5,  17  u.  das  homerische  aXeoUagnoi,  Od.  schehen,    als    dii   bezeichnet    werden.      Nach 

10,  510),  dürfte  auf  derselben  Vorstellung  be-  späterer  Vorstellung    hing    freilich   der  Über- 

rnhen.  ga^ng  der  Seelen  in  göttliche  Wesen  (dei  ani- 

Überhaupt    behalten  die   Verstorbenen  die  males)   von    gewissen,  bestimmten    Gottheiten 

Gestalt,   in   welcher   sie  aus   dem  Leben   ge-  4o  dargebrachten  Opfern  ab  {Labeo  bei  Serv.  V. 

schieden  und  bestattet  worden  sind  (Fe/-/;,  ^e«.  A.  3,  168.    Arnob.   2,  62;    vgh  Müller,   Etr.~ 

2,  270.  6,  450.  495.    Ovid.  met.  10,  49.    11,  655.  2   S.   94);    diese    Anschauung    hat    sich    aber 

Tibull.    1,    10,   38.    2,  6,  39.    Prop.  4,  7,  7  ff .  offenbar  nur  aus  dem  alten  Glauben  entwickelt, 

Sil.  It.  11,  348.    12,  547.    Senec.  Troad.  181).  dafs  die  Toten  er.st  nach  Vollendung  der  Be- 

Deshalb   erscheinen  sie  nackt    {Ovid.  met.  11,  stattung  und  der  Totenopfer  in  die  Unterwelt 

664  n.  öfter)  oder  mit  der  weifsen  Tunika  be-  gelangen  und  so  zu  Göttern  werden  {■nccvaavtss 

kleidet  (Plin.  ep.  7,  27,  13),  zuweilen  auch  als  rovg    yovsig,    orav    oatico    ngätov    ivzvxaci, 

blofse  Gerippe  {turpia  ossa,  Pro]).  4,  5,  4.  11,  d'sov   yayovivcci  xbv  zs&vrjuöroc  Xsyovai,   Plut. 

20.    Petron.  sat.  34.  Seneca  epist.  24,  18.   Treu,  quaest.   Born.   14.    non  ante  ad   inferos  redigi 

de  ossium  humanorum  larvarumque  apud  anti-  50  quam  iusta  perceperint ,  Tertull.   de  aniwa  56. 

quos  imaginibus  im  Arch.  Anz.,  Beibl.  d.  Arch.  apolog.  10.    de  Corona  10;    vgl,  Cic.  de  leg.  2, 

Jahrb.  1889,  3  S.  106;  vgl  Larvae).  22,  57.    debita  iura,  Horat.  carm.  1,  28,  32  und 

Die  Traner,  welche  der  Tod  hervorruft,  ist  unten  Sp.  248,  33  ff'.), 

wohl  die  Ursache,  dafs  auch  die  Inferi  selbst  o     Ar.+ei,  Aqv  Inferi 
für  traurig  und  finster   (tristes,   Varro  bei 

Macrob.  1,  16,  18.  Senec.  Herc.  Oet.  1069;  vgl.  a)    Seelen  Verstorbener. 

luvenal.  13,  52)  gelten;    sie   erhalten  deshalb  Neben  den  erwähnten  allgemeinen  Bezeich- 

tristia  dona  (Verg.  Aen.  3,  301),  werden  cae-  nungen    der    fortlebenden    Seelen    treten   ver- 

dibus  et  tristihus  supplicationibus  versöhnt  und  schiedene  speziellere  Namen  für  dieselben  auf; 

selbst  als  mnli  dei  {Labeo  bei  Augustin.  c.  D.  60  so    werden  zunächst  die  Inferi  geradezu   den 

2,  11;   vgl.  Vedius  =  Vetis   (s.   d.)  =  malus  Manes   gleichgesetzt  von  Paul.   Biac.  S.  128 

deus,  oben  Sp.  1188,  22),  oder  sogar  als  impii  s.  v.  Manalem  lapidem  und  S.  122  s.  v.  Matrem 

dei  bezeichnet,  welche  infclicibus  precibus  an-  Matutam    (vgl.    S.    156    s.    v.__  Manes.    Festus 

gerufen  werden   {Tacit.  ann.  16,  31).     Selbst-  S.  157),  sowie  von  der  einen  Überlieferung  bei 

verständlich   sind  daher  die  Todesgötter  und  Serv.  V.  A.  3,  63,   und  verbunden  erscheinen 

die  Toten  selbst,  wie  vielfach  auch  die  Heroen  beide  Bezeichnungen  vielfach  auf  Inschriften: 

(8.  0.  Sp.  2478,  38  ff.),  den  Lebenden  feindlich  Lei  Manes  inferi  oder  D.  31.  I.   (C.  I.  L.  2, 

gesinnt  {Arnob.  7,  20.   Porpliyr.  zu  Horat.  ep.  4424.   10,  138.  2936.    Bull  d.  inst.  arch.  1860 


243                  Inferi  (=  Seelen)  Inferi  (=  Seelen)                 244 

S.  70;    Tgl.  Picller   in    der  Arch.  Z.  19,  1861  Varro  bei  Non.   S.  135  s.  v.  Lemures),   sowie 

s!  167)  und  dei  inferi  Manes  (G.  I.  L.  2,  238.  die  Gleichsetzung  von  Larvae  und  Manes  bei 

2464.  2640.  2686.  2722.   2725.     10,  2322.  2565.  Faul,  und  Fe)it.  S.  128  f.  s.  v.  Manias  beweist. 

12,  2699.   '2712?.  5416?;   vgl.  fw/m  Sikmorum  Über  Larvae  und  Lemures,  die  nicht  versöhnten 

inanes,   Tacit.  ann.  13,  14).     Ähnlich    werden  Spukgeister,  vgl.  die  Einzelartikel, 

bei    der  Devotion    bald    die   dii  Manes,    bald  Aus  der  Gesamtheit  der  Inferi  sondern  eich 

auch  allgemein  die  dii  inferi  (s.  unten  Sp.  257)  endlich  noch  die  als  Schutzgottheiten  der 

angerufen,    und     statt    des    gewöhnlichen    ad  Familien  und  Geschlechter  zu  betrachten- 

inferos  =  in   die    Unterwelt    steht    bei    Verg.  den    dei   inferum  parentum   (C.  J.  X.  1,  1241 
Aen.  4,  387  sub  Manis  imos.                                lo  =  10,  4255)  oder  divi  parentum  {lex  regia  bei 

Andererseits  werden  aber  auch  beide  Be-  Festus  S.  230  b  Z.  14  u.  16)  aus,  die  als  Ver- 
zeichnungen bestimmt  von  einander  geschieden,  treter  der  ünverletzlichkeit  des  Grabes  und 
so  auf  einer  doppelsprachigen  Inschrift  aus  der  Eltern  angerufen  werden  (vgl.  oben  Sp.  1186, 
Haleb  in  Syrien,  (7.  J.  X.  3,  191:  .  .  .  diis  52  ff.).  Aus  Rücksicht  auf  diese  Götter  war  es 
Manibus   suis    et' Fl.   Titiae   uxoris   suae   in-  offenbar  verboten,  einen  Fremden  mit  den  sacra 

ferisque Hier  liegen  freilich ,   wie  aufser  seiner  gens  in  das   eigne  Familiengrab  aufzu- 

dem  Fundort  auch  die  Hinzufügung  der  Über-  nehmen  {Pontifikalrecht  u.  Zwölftafdgesetze  bei 

Setzung    andeutet,    griechische    Anschauungen  Cic.  de  leg.  2,  22,  55.  26,  64;  vgl.  C.  I.  L.  14, 

zu  Grunde,  jedenfalls  werden  aber  die  einzelnen  766  und  sonst  oft),  und  andererseits  mufsten  sie 
dii  Manes   des  Verstorbenen  und   seiner  Frau  20  {i^'övioi  Qsot)   durch  Opfer    versöhnt  werden, 

(vgl.   dis  deabus  Manibus  auf  dem  Grabmale  wenn  ein  Mann  seine  Frau  verstiefs  (Plut.  Rom. 

eines    Ehepaares,    C.    I.    L.    5,    6053,    Manes  22).  Ihnen  spenden  als  den  di  generis  diejenigen, 

Hedorei  bei  Serv.  V.  A.  3,  303;  oben  Sp.  1620,  welche  sich  nicht  gegen  ihre  Verwandten  ver- 

53  ff),  welche  in  der  Übersetzung  wie  gewöhn-  gangen    haben,    am   Feste    der    Caristia,    am 

lieh  als  Saiiiovsq  erscheinen  (s.  0.  Sp.  939,  2  f.  22.  Februar  {Ovid.  faf-t.  2,  6.31;  vgl.  Verg.  Aen. 

u.  vgl.  Sp.  1620,  4  ff'.),    den   durch  d-fol  xara-  6,  609)  und  wohl  auch  an  den  Larentalia,  am 

iQ'övioi   übertragenen    Inferi    entgegengesetzt,  23.  Dezember  (s.  0.  Bd.  1  Sp.  5,  39  ff.),  da  dieser 

eine  Vorstellung,  welche  auch  in  den  jüngeren  Tag  als  dies  parentum  (nachilfowwjseMsVerbesse- 

Scholien    des    Serv.    V.   A.   3,   63    durch    die  rung)  Accae  Larewfmas  bezeichnet  wird,  und 
Worte  quidam  alios  manes,  alios  deos  infernos  30  wenigstens   A"cca    Larentia    an    diesem    sicher 

dicunt   zum  Ausdruck  kommt;    ähnlich    steht  Totenopfer  erhielt  {Varro  d.  l.  l.  6,  23._    Plut. 

der    den    Einzelmanen    gleiche    genius    (s.   0.  qiiaest.  Born.  34).     Sonst  nennt  man  diese  zu 

Sp.  1618,  38  ff.),    der   sonst  wohl  selbst  auch  Göttern  gewordenen  Seelen  der  Ahnen  dei  pa- 

geradezu   als   genius  infernus  bezeichnet  wird  rentes  {C.  I.  L.  5,  3283  ff.   6,  9659  ff.    Bull.  d. 

{Orelli  4577;  vgl.  oben  Sp.  1619,  18),  der  Ge-  inst.  1876,  193;  vgl.  die  Sai'^ovsg  ynqzQcöoi  %ca 

samtheit  der  Manes    inferi  gegenüber  in   der  mxTQmoi  bei  Lucian  Peregr.  36)  auch  geradezu 

Inschrift    einer    Lampe    im    Bull.    arch.    1860  mit  Beifügung  des  Genitivs  der  Person:  dibus 

S.  70  und  bei  Preller,  Arch.  Z.  19  (1861)  S.  167:  parentibus  il(l)ius  {C.  I.  L.  10,  8249),_  wie  sich 

Helenus  suom  genio  Manib.  inferis  mandat.  sonst  regelmäfsig  Bis  Manibus  alicuius  findet, 

Als    Bewohner    der    Unterwelt    erscheinen  40  oder  patrii  dei  (s.  d.  und  vgl.  G.  I.  L.  3,  231. 

ferner,     von     den     eigentlichen     Unterwelts-  3668,  die  animae  paternae,  Ovid.  fast.  2,  533, 

göttern  zunächst  abgesehen,  die  Lemures  und  und  die  Manes  paterni,  Ovid.  fast.  5,  443).    An 

Larvae,  denen  wegen  ihrer  Wesensverwandt-  ihrer  Spitze  steht  wohl  der  Geist  des  Urahnen 

Schaft  schon   frühzeitig  auch  die  Genii  (s.  0.  als  deus  parens   {Nepos  fr.  16   bei  Pder,  hist. 

Sp.    1618)    und    die   eigentlich   als   Flurgötter  Born.  fr.  S.  222),  der  mit  dem  parens  generis 

zu    betrachtenden    Lares    (s.    d.)    zugerechnet  {Laber.    bei    Non.    S.    119    s.   v.    genius;    vgl. 

wurden  {Varro  bei  Arnob.  3,  41.    Paul.  Diac.  0.  Sp.  1620,  37),  dem  genius  Patris  (0.  Sp.  1618, 

S.  239  s.  V.  Pilae).     Nach   späterer  Überliefe-  50)   und   den  Genitales  di   (s.  d.  u.  vgl.  Geni- 

rung    nannte    man    nun    zunächst  jeden    den  tores  di),   in  deren  Kreis  Romulus  nach  römi- 
Körper  verlassenden  Geist  Lemur;    diejenigen  50  scher  Auffassung    fortlebte    {Ennius    bei  Cic. 

von  ihnen,  denen  die  Sorge  für  ihre  lebenden  Tusc.  1,  12,  28.    Serv.  V.  A.  6,  763;  vgl.  Plut. 

Familienangehörigen  zukam,    wurden  placato  Born.  28),  in  Zusammenhang  stehen  dürfte,  ob- 

tt   quieto  numine  (d.  h.  wohl  nachdem  ihnen  wohl  diese  in   den  Himmel   versetzt  und   als 

die  gehörigen  sacra  dargebracht  waren,  s.  0.  fortzeugende   Götter    betrachtet   werden,    was 

Sp.  242    und    cuius    vix    sustinetis   furias   in-  dem  Wesen  der  Unterirdischen  zunächst  wider- 

sepulti,   Gic.  Mil  33,  91)   zu  Lares   familiäres,  spricht.      Die   Beziehung    zwischen    ihnen    ist 

die   Seelen   böser  Menschen    wurden   dagegen  aber  jedenfalls  dieselbe  wie  die  zwischen  dem 

zu  Larvae.     Im  Zweifelsfalle  bezeichnete  man  Genius  und  den  Manes   (s.   0.  Sp.  1618).     Mit 

alle  als  Manes  {Varro  bei  Arnoh.  3,  41.    Apul.  einem  ähnlichen  Begriffswechsel  glaubte  man, 
de  deo   Socr.   15   S.   152.     de  mag.  44   S.  535.  60  dafs  diese  eigentlich  der  Unterwelt  angehören- 

Plotin.  bei  August,  c.  D.  Q,  11;  vgl.  Mart.  Gap.  den  Familiengottheiten  die  einzelnen  Familien- 

2,  9,  162  f.  S.  40.  Mülhr,  Etr.'^  2  S.  95).    Diese  mitglieder  auch   auf  Erden  beschirmten   (vgl. 

Unterscheidung  bedeutet  aber  wohl  nur,  dafs  0.  Sp.  1616  u.  2477,  37ff. ,   sowie   den  Sai'iicov 

Manes  als  euphemistischer,  jedenfalls  erst  spät  vvuroqjvXa^,   Lucinn.  Peregr.  27  f.),    wie    eine 

gebräuchlich  gewordener   (s.  Manes)  Gesamt-  Inschrift  aus  der  Nähe   von  Pest  (C  I.  L.  3, 

name  zu  betrachten  ist,  was  auch  die  Anrede  3429)  beweist,   die  den  dis    reducibus  patriis 

der  umbrae,    d.  b.   der  Larvae    und  Lemures  gewidmet  ist;  vgl.  Fortuna  redux  oben  Sp.l525f. 

als  _Manes    paterni    {Ovid.   fast.    5,    443;    vgl.  und  Mercurius  reducens. 


245               Inferi  (=  Gottheiten)  Inferi  (=  Gottheiten)               246 

Schwerlich  sind  von  diesen  Göttern  endlich  Äen.  6,  106.  138.    Stat.  fißv.  2,  1,  147.    Claud. 

die  etrut^kischen    jjenates   inferornm  (Nigidius  in  Biif.  1,  27  u.  s.  w.).    Über  Wesen  und  Kult 

bei  Arnob.  3,  40)   zu  trennen,    denen   freilich  dieser  Götter  im  besonderen  sind  die  einzelnen 

penates   des   Himmels,   des   Wassers   und    der  Artikel  zu  vergleichen;  im  allgemeinen  scheinen 

Menschen    auf    der    Erde    gegenüber   stehen,  aber  die  Unterweltsgöttinnen  alle  nur  Personi- 

doch    dürfte    dies    mit   MüUer,  Etr.'-  2   S.  89  fikationen  der  die  Toten  aufnehmenden  mütter- 

so    aufzufassen    sein,    dafs    zu    den    im   penus  liehen    Erde    zu    sein    (vgl.  C.  I.  L.  5,  7454: 

wohnenden  Schutzgöttern  des  Hauses  auch  die  .  .  .  nintcr   geiiuit  materque    recepit  .  .  .),  eine 

Seelen    der    verstorbenen    Familienmitglieder,  A-^orstellung,   die   sich  z.  B.   auch  in  Äg3'pten 

d.h.   eben    die    dei   parentes,    gehörten;    vgl.  lo  wiederfindet,  U/'m^vc/;, -B.  tt.  M.  rf.  a.  yJLr/.  t^. -229. 

auch  die  dli  penates  meum   parcntum,   Plaut.  580.  65 1\    während  Orcus  die  das  Leben  zer- 

MiTC.  5,  1,  5    und    die  Bestattung  im    Hause,  störende    Macht    des    Todes    selbst    darstellen 

üben  Sp.  2.'^6,  29.  dürfte.      Vgl.    Gaia    als    Todesgöttin,    Bd.  1, 

Neben  dieser  ai;f  alten  Vorstellungen  be-  Sp.  1571. 

ruhenden    Einteilung    der    Inferi    findet    sich  Im   Kultus    und   Glauben    treten    dieselben 

später    ebenso    wie    in   Griechenland    die    ab-  durchaus  hinter  die  göttlich  verehrten  Seelen 

straktere  Scheidung  in  pii  und  impii  {Cic.  or.  der  Verstorbenen  selbst  zurück  oder  sie  werden 

PMl.  14,  12,  32.    Sali.  Cat.  52,  13.  Prop.  4,  7,  wenigstens  ganz  mit  ihnen  vermischt  und  ver- 

55;   vgl    Plato  Phaed.  62  S.  113  D.    Hegesipp.  bunden  vorgestellt,  so  dafs  alles,  was  von  den 

in   d.   Anth.   Pal.  7,  545.     Vei-g.   Aen.   5,  734.  20  Toten  gilt,  auf  sie  übertragen  wird.    Vgl.  oben 

6,  543.  Propert.  4,  7,  55  ff.  Plin.  n.  h.  2,  7,  15).  Sp.  241. 

So  rief  nach  Aurel.    Vict.  Caes.  33    das  Volk  Die    wenigen    allgemeinen    Züge,    welche 

die  Terra  mater  und   die  dei  Inferi    an  scdes  sonst  über  Wesen  und  Verehrung  dieser  Götter 

impias   uti    Gallieno    darent,   und    von    einem  überliefert    werden,    erklären    sich    ans    dem 

Aufenthaltsort    für    die   Manes    der   Frommen  Gegensatz  derselben  zu  den  oberen  Göt- 

spricht   Tacit.   Agr.   46,    während    die    Seelen  tern.     So   können   die   Zeichen   in   Bezug  auf 

schlechter  Menschen  nach  Apul.   de  deo  Soor.  jene    die    der   gewöhnlichen    entgegengesetzte 

15  S.  152  als  Larrae  nullis  bonis  sedibus  um-  Bedeutung  annehmen  (s.  0.  Sp.  1185,22).    Auch 

herschweifen  mufsten;  vgl.  unten  Sp.  261.  gofs  man,    während  man  sonst  das  Opfer  mit 

i-T-i-         i-Ti      TTi.            1J.        ii_i     -i  30  der  rechten   Hand  darbrachte    (Serv.  V.  A.  8, 

b)    Eigentliche  Unter weltsgottheiten.  ^06;   vgl.  Petron.  30),    den  Inferi  das   Trank- 

Wie   der  Mensch   alles,  was   er  auf  Erden  opfer  mit  der  Linken  oder  auch  mit  nach  links 

gehabt  hat,  in  der  Unterwelt  wieder  zu  finden  hin  gewandter  Hand  aus  {Septim.  in  d.  poetue 

erwartet,  so  denkt  er  sich  daselbst  auch  herr-  min.  lat.  bei  M^ernsdorf  2  S.  288.   Serv.  V.  A. 

sehende  Götter  (vgl.  0.  Sp.  1180).     Schon  seit  6,  244)   und   schnitt  das  Haar  des  Opfers  mit 

ältester  Zeit  werden   daher  unter  Inferi  auch  der  linken  Hand    ab    (Lucan.  Phars.  6,  563), 

eigentliche   Unterweltsgötter    mit    verstanden,  so   dafs  sie  auch  selbst  du  laevi  oder  nuniiva 

denn  bereits  Liv.  Andron.  spricht  von  einem  laeva   genannt  werden  {Gell,  n    A.  5,  12,  14. 

inferus    an  superus  deus  {Prise.  3,  606),  und  Arnob.  7,  19.  23;  vgL  4,  5;    aber  in  anderem 

Plautus  stellt  aufser  äen  superiinferique  {Merc.  40  Sinne  bei   Verg.  Georg.  4,  7^.     Zu  vergleichen 

5,  1,  1 ;   vgl.  Liv.  10,  28.  24,  38.  31,  31.    Prop.  ist  damit  die    Vorstellung  Piatons,    nach   der 

2,  1,  37.    C.  I.  L.  9,  5813.  12,4725.  14,2535.  die    Seelen    der    Ungerechten    den    Weg    zur 

Orelli  4773.  4777.  4783  f.  7382  u.  s.  w.)    schon  Linken    in    die    Tiefe    gehen    {de  re  publ  10, 

die  dii  deaeqiie  superi  atque  inferi  et  medioxumi  614  C). 

einander  gegenüber  {Cist.  2,  1,  36 ;   vgl.  Serv.  Derselbe  Gegensatz  spricht  sich  darin  aus, 

V.  A.  3,  134),  denen  die  dei  superi,  tcrrestres,  dafs  an  den  Festen  der  Inferi  die  Tempel  der 

inferni    oder    inferi    in    der     uralten    Formel  Superi   geschlossen  waren   {Ovid.  fast.  2,  563. 

der   Fetialen   {Liv.  1,  32,  10;    vgl.   Varro    bei  5,  485),    und   dafs   es   dem   flamen  Dialis  ver- 

Serv.    V.    Buc.    5,    66)     entsprechen.      Ihnen  boten  war,  die  den  Toten  heiligen  Bohnen  zu 

gelten    jedenfalls    die    Inschriften   C.  I.  L.   5,  50  berühren  oder  überhaupt   das  Wort  faba  aus- 

1071.    12,  659.    Bull.   d.  inst,   arcli.  1873,   55,  zusprechen  {Paul.  Diac.   S.  87   s.   v.    fubam); 

23;    vgl.    3Htt.   d.   Ath.   Inst.  9,  1884   S.  302.  vgl.   auch   die  regna  pallida  dis  invisa,   Verg. 

Sil.  It.  2,   426.    —    Von   bestimmt   persönlich  Aen.  8,  245. 

vorgestellten    Gestalten    dieser    Art    scheinen  Dagegen    scheint  die   Annahme,    dafs    den 

freilich  nur  Orcus,  Mania,  Genita  Mana,  Avia  Superi  die  ungerade,  den  Inferi  aber  die  gerade 

Larvarum,    Lara.    Larnnda,     die    dea    Muta  Zdih\h.ei\ig  sei  {Ponlific.  libri  hei  Sero.  V.  Buc. 

oder    Tacita,    Tellus    oder    Terra    mater    und  5,  66;  vgl.  8,  75.  So?/».  1,  40.  »5'ert;.  F.  JL.  3,  305. 

die    vielleicht    auch    hierher    gehörigen    Fu-  5,  78.    Macrob.  sat.  1,  13,  7;  vgl.  Paul.  Diac. 

riae,    Furina    und   Laverna    wirklich    römisch  S.  109  a.  y.  Iniparem  numenwi.  Verg.  Ciris  312. 
zu   sein,  während   Dis  pater,  Proserpina,   Li- 60  iawr.  i?/^.  rfe  mcws.  4,  44)  pythagoreischen  An- 

bera,  Aera  Cura  (siehe  diese  0.  Sp.  1813,  12  ff.  schauungen  entlehnt  zu  sein  {Plut.  Numa  14. 

1185,    47 ff.),    Ataecina    und    andere    fremden  lamblich.  28,  156),  da  bei  wirklich  römischem 

Ursprungs   sind;  Saturnus  {Plut.  Quacst.  Born.  Kultgebrauch  auch  in  Bezug  auf  die  Inferi  die 

34),   Consus,   Ceres  und  ähnliche  treten  aber  Zahlen  3,  7  und  9  von  besonderer  Bedeutung 

zunächst    nur    als     Gottheiten    der    Saat     zu  sind  {Verg.  Aen.  4,  510.  Ovid.  fast.  2,  573.  576. 

dem  Erdinnern  in  Beziehung.     Ihnen  kommen  5,  435.  439.  443.   mct.  7,  153.  189.  Tibull.  1,  2, 

daher    die    Beinamen    inferus,    internus,    in-  56.    Plin.  n.  h.  26,  9,  93.    27,  12,  131.    28,  2, 

fernalis  zu  (s.  0.  Sp.  1185,  15.  1186,  63.    Verg.  21  und  sonst  oft). 


247              Inferi  (in  der  Unterwelt)  Inferi  (als  Spukgeister)             248 

III.    Thätigkeit  nnd  Machtbereicli  der  selbst  auf  die  Fortdauer  ihres  Ruhmes  im  Ge- 

Inferi.  dächtnis  der  Nachwelt  einwirkten  (vgl.  Xenoph. 

Cyropaed.  8,  7,  18),  so  ist  dies  kaum  als  alter 

1.   Leben  in  der  Unterwelt.  und  Yolkstümlicher  Glaube  zu  betrachten,  son- 

Wie   sich  die  alten  Römer  das  Leben  und  dern    aus  der  Sehnsucht  der  Lebenden   nach 

die  Thätigkeit  der  Inferi  an  ihrem  unterirdischen  Fortdauer    ihres   Namens    zu   erklären   {Varro 

Aufenthaltsort  selbst  gedacht  haben,   ist  nur  d.  l.  l.  6,  45.    Cie.  Tusc.  1,  14,  31.     Proprrt.  3, 

im  allgemeinen  aus  vereinzelten  Andeutungen  16,  30),   ein  Wunsch,  der  auch    in  den  Grab- 

der  Grabinschriften  zu  schliefsen,  da  alle  litte-  Schriften  zuweilen  zum  Ausdruck  kommt  (Orelli 

rarische  Überlieferung  in  dieser  Beziehung  nur  lo  4836.    C.  I.  L.  1,  1007.  1009). 

die    griechischen    Vor.stellungen    wiedergiebt.  . 

Wie  wenig  diese  letzteren  aber  zu  Rom  in  den  2.  Noch  nicht  in  die  Unterwelt  gelangte 
eigentlichen  Volksglauben  übergegangen  waren,  Seelen, 
geht  aus  der  Thatsache  hervor,  dafs  die  Grab-  Entschieden  eigentümliche  Vorstellungen 
Schriften,  von  den  wenigen  griechischen  Brauch  hatte  man  in  Rücksicht  auf  das  die  Phantasie 
nachahmenden  metrischen  abgesehen,  dieselben  des  Naturmenschen  lebhafter  beschäftigende 
fast  völlig  unberücksichtigt  lassen.  Im  Volke  Treiben  der  noch  auf  der  Oberwelt  umgehen- 
blieb offenbar  der  oben  Sp.  235 f  entwickelte  den  Seehn,  welches  man  besondcMS  in  der  un- 
Glaube  an  das  Fortleben  der  Toten  im  Grabe  heimlichen,  für  die  Regungen  der  Furcht  zu- 
selbst  lebendig,  und  zwar  meinte  man  jeden-  20  gänglicheren  Nachtzeit  oder  in  Fieberphanta- 
falls  wegen  der  Ähnlichkeit,  welche  der  Tote  sieen  und  im  Traume  wahrzunehmen  glaubte 
mit  eim-m  Schlafenden  zeigt  {Cic  Tusc.  1,  38,  (Lucret.  1,  132  ff.  Cic.  Tusc.  1,  13,  29.  de 
92),  dafs  derselbe  im  Grabe  ewig  sorglos,  divin.  1,  57,  129.  Horat.  epod.  5,  92.  epi>>t. 
ruhig  und  glücklich  schlummere  (re-  2,  2,  209.  Liv.  26,  19.  Nan.  Marc.  S.  135 
quieseere,  Emriits  hei  Cic.  Tusc.  1,44:,  \07;  cofini-  s.  v.  Lemures:  vgl.  Flut.  Dio  2  und  oben 
ventem  somno  covsopiri  sempiterno,  Cic.  a.  a.  0.  Sp.  240).  Und  zwar  meinte  man,  dafs  das  Ein- 
1,  49,  1171.  Auf  diese  Anschauung  deuten  auch  gehen  der  Verstorbenen  in  die  Unterwelt  durch 
die  auf  Grabschriften  häufig  vorkommenden  bestimmte  Umstände  überhaupt  verhindert  wer- 
Ausdrücke:  quieti  aeternoe  {C.  I.  L.  12,  1720.  den  könne,  da,  wie  oben  Sp.  242  erwähnt,  der 
1723  und  öfier;  vgl.  3,  1552.  10,  7962),  paci  30  Übergang  der  Seelen  in  göttliche  Wesen  (dei 
et  quieti  aeternae  (12,  758),  pnx  tecum  aeterna  animales)  von  gewissen  ihnen  dargebrachten 
(12,  831.  833  f.  782.  878),  securitati  aeternae  0)>fern,  d.  h.  von  der  feierlichen  Bestattung 
oder  perpetuae  (12,  409.  747  und  öfter)  oder  abhing.  So  bleiben  also  die  Seelen  derjenigen, 
requietorium  (12,  843).  Vgl.  die  oben  Sp.  236  die  nicht  regelrecht  begraben  sind  (rite  con- 
angeführten  Inschriften.  diti,    Serv.   V.  A.  3,  68.    6,    325;    nnimarnque 

Da  vielfach  hervorgehoben  wird,    dafs  der  sepulcliro  condinms,  Verg.  Aen.  3,  67  f.  5,  77ff. ; 

Verstorbene    fromm    und    ehrbar    gelebt    und  vgl.  Ovid.  fast.  5,  451.   G.  I.  L.  1,  1051),  auch 

niemand  unrecht  gethan  habe,  so  mufs  dies  für  nach  römischer  Vorstellung  auf  der  Oberwelt 

den  Zustand  des  Lebens   nach  dem  Tode  von  (Suet.  Cal.  59.    Plin.  ep.  7,  27,  11),    da  ja  die 

Bedeutung  sein  (vgl.  oben  Sp.  245  die  Scheidung  40  strenge   Beobachtung   der   für  die  Bestattung 

in  pii  und  impii),  und  zuweilen  wird  dies  auch  geltenden  Vorschriften  (s.  0.  Sp.  235)  offenbar 

wirklich    ausgesprochen,    z.    B.     Orelli    4837:  den   Zweck    hat,    dies  gerade    zu   verhindern, 

....  vixi,  quod  volui,  semper  bene  pauper  ho-  während  freilich  alle  ausführlicheren  Angaben 

neste;  fraudavirtuHum,  quod  iuvat  ossa  mea  . . .;  über  den  Zustand  solcher  Seelen,  wie  sie  uns 

vgl.  Propert.  4,  11,  101.     Man  fürchtete  näm-  z.   B.    bei  Verg.   Aen.   6,   325    entgegentreten, 

lieh,   dafs   die  Seelen  der  Gottlosen  von   den  durchaus  griechisch  sind. 

Larvae  gequält  werden  würden   (Plin.  n.  h.  1  Zu  dieser  Art  von  ruhelosen  (Enniua  bei 

praef.  31.   Senec.  Apocol.  9),  obwohl  eigentlich  Cic  Tw-fc.  1,44,  107.  Serv.  V.A.S,  68)  Geistern 

auch    diese    selbst   nur   Seelen    solcher   impii  gehören  besonders  die  Seelen  von  SelbstmörHern 

sind;  vgl.  auch  unten  Sp.  261,  18 ff.  50  (Serv.  V.  A.  4,  384.  386)  und  Ermordeten  über- 

Endlich  findet  sich  zuweilen   die  Hoffnung  haupt  (Flaut.   Most.   2,   2,   67  ff.     Plin.   ep.  7, 

auf  Wiedervereinigung  mit  den  Angehörigen  27,11.  Tertull.  de  anim.  56.  Porphyr,  zu  Hörnt. 

im  Grabe  angedeutet  (C.  I.  L.  12,  5193.  Orelli  ernst.  2,  2,  208),  welche  letzteren  zunächst  die 

4847).  Mörder  [Borat,   epod.   5,   91  ff.    Ovid.   fast.   5, 

Somit   scheint  der   römische   Glaube    auch  46  f.    met.  9,  4^0.    Liv.  3,  58,  11.    Tacit.  ann. 

in    späterer    Zeit    keine    ins    Einzelne    durch-  13,    14.    Suet.   Nero  34.    Serv.   V.  A.    1,   276. 

gebildete  Lehre  über  das  Leben  in  der  eigent-  292),    dann    aber    auch    die   Bösen    überhaupt 

liehen  Unterwelt  besessen  zu  haben,  vielmehr  verfolgen    (Liv.   3,   58,    11.    Apul.    met.   9,  29 

dürften  überall  da,  wo  der  Glaube  an  ein  dem  S.  649.    LobecJc,  Aglaoph.  1  S.  302)  und  wohl 

irdischen  Dasein  ähnliches  Fortleben  im  Grabe  60  in  allerlei  furchtbaren  Gestalten  (terrificationes 

schwand,  zunächst  die  Vorstellungen  der  griechi-  imaginum  et  bestiarum,  Non.  Marc.  S.  135  s.  v. 

sehen  Mythologie  zum  Ersatz  angenommen  wor-  Lemures;  vgl.  oben  Sp.  1894,  24  ff.  und  die  all- 

den   sein,   bis   auch    diese   in    den  gebildeten  gemein  indogermanische  Vorstellung  von  der 

Kreisen  von  den  Anschauungen  der  späteren  Schlangen-   oder  Drachengestalt  der  aus  dem 

griechischen    Philosophie     verdrängt    wurrlen  Körper  geschiedenen  Seele,  so  wie   den  Wer- 

(vgl  CiC.  Tmsc.  1,  5,  10  f.  16,  37  f.  und  siehe  unten  wolf-  und  Vampyrglauben,  Lippert,  D.Eel.  d. 

Sp.  260).    Wenn  aber  Cicero  (Cato  M.  22,  80)  eur.  Kulturv.  S.  41  ff.)  schrecken.    Die  bei  Val. 

annimmt,    dafs    die  Seelen    der   Verstorbenen  Flaec.    Arg.    3,  386    geschilderte    Form    des 


249                    Inferi  (mundus)  Inferi  (lapis  manalis)               250 

Emporkommens  der  Verstorbenen  in  Begleitung  Erstlinge  aller  Früchte,  deren  Genufa  das  6e- 
einer  der  Furien  mnfs  als  dichterische  Aus-  setz  vorschreibt  und  die  Natur  zum  Bedürfnis 
schmückung  oder  als  griechische  Vorstellung  macht,  sowie  Erde  von  der  früheren  Heimat 
betrachtet  werden.  der  Ansiedler  geworfen  wurden  {Ovicl.  fast. 
Durch  gewisse  Opfer  und  Bräuche  (resolu-  4,  821  f.  Flut.  Eoin.  11.  Laur.  Lyd.  de  mens. 
toria  sacra)  konnten  diese  Seelen  jedoch  ver-  4,  60;  vgl.  die  Anspielung  auf  dieses  Opfer 
söhnt  und  zur  Ruhe  gebracht  werden  ((Serw.  V.A.  bei  Flaut.  Aulul.  2,  7,  5  f.).  Diese  war  jeden- 
3,  6;i  4,  518  Lobeck,  Aglaoph.  S.  303,  vgl.  302  k),  falls  mit  einem  Kuppelgewölbe  übermauert,  da 
nachdem  sie  beschworen  worden  waren  {Sueton.  der  mundus  von  Leuten,  welche  hineingestiegen 
Nero  34).  Sonst  aber  vermochte  man  sich  lo  waren  {intruvere),  seiner  Gestalt  nach  mit  dem 
gegen  ihre  Macht,  wie  gegen  allen  anderen  Himmelsgewölbe  verglichen  wurde  {Cato  bei 
Zauber  durch  eine  obscöne  Gebärde,  z.  B.  die  Fetit.  S.  157).  Dafs  dieses  umgekehrt  und 
fica  {Ovid.  fast.  5,  433  f.)  oder  auch  durch  nach  unten  gerichtet  gewesen  sei,  -wie  Iliiller, 
Schwerthiebe  (Fttrun.  sat.  62;  vgl.  Veyg.  Atn.  Etr.^  S.  99  annimmt,  wird  nicht  überliefert; 
6,  260.  290  f.  Rom.  Od.  11,  48,  wo  die  Geister  auch  hätte  man  ja  dann,  um  die  Gestalt  zu 
als  körperlich  verletzbar  vorgestellt  sind)  zu  sehen,  nicht  erst  hineinsteigen  müssen.  Der 
schützen,  wie  nach  germanischem  Glauben  das  untere  Teil  des  mundus  war  den  di  Manes  ge- 
Messer vielfach  zauberlösend  wirkt  {Wuttke,  weiht  (vgl.  inferorum  vero  mundos,  Serv.  3, 
D.  deutsche  Volksaber glaube  444  u  öfter),  wäh-  134),  und  eine  Öffnung  des  Gewölbes,  die  viel- 
rend  dagegen  Knoten  von  der  Kleidung  fern  20  leicht  so  wie  in  dem  in  Rücksicht  auf  seine 
gehalten  werden  mufsten  {Ovid.  fast.  5,  432);  ursprüngliche  Bestimmung  noch  immer  nicht 
vgl.  die /t^rawiertfa  und  Hexenknoten  bei  (?rwiJ»;  sicher  gedeuteten  {Jordan,  Top.  1,  1  S.  284) 
D.  3Iyth.*  1  S.  982 f.  3,  345.  TuUianum  angebracht  war,  wurde  mit  einem 
Im  Gegensatz  zu  diesen  furchtbaren  Geistern  Stein,  dem  lapis  manalis,  verschlossen  ge- 
glaubte man  aber  auch  an  Schutzgeister  halten  und  nur  an  den  oben  erwähnten  Tagen 
(vt^l.  die  diireducespatrii  ob.  Sp.  244, 66),  welche  geöffnet  {Fest.  u.  Paul.  a.  a.  0.  und  Faul. 
ihre  Freunde  und  die  Guten  überhaupt  trösten  S.  128  s.  v.  Manalem  lapidem).  Die  ganze 
und  ermahnen  {Prup.  4,  7,  71  ff'.  11,  82  f),  Grube  war  mit  Erde  angefüllt,  und  darüber 
ohne  dafs  man  bei  ihnen  an  einen  besonderen  ein  Altar  errichtet  {Ovid.  fast.  4,  823);  an 
Grund  für  ihr  Verweilen  auf  der  Oberwelt  30  jenen  drei  Tagen  wurde  diese  Erde  aber  wohl, 
dachte,  wie  ja  auch  die  Heroen  ihren  Stammes-  wie  zu  bestimmten  Zeiten  der  Altar  des  Consus 
genossen  und  Freunden  in  der  Gefahr  beizu-  und  Dis  (s.  0.  Sp.  925,  7  Ö^.  1181,  3  ff'.),  immer 
stehen  pflegten  (s.  0.  Sp.  2477,  23  ff.  2479,  53  f.).  wieder  ausgegraben;  hierauf  beziehen  siich 
„„,..„.  „  ,  ,,„.  vielleicht  die  zweifelhaften  Worte  des  Festus 
3.   Regelmafsiges  Emporkommen  der  Inferi.  g  j^g:  wundus  ....  dktus  est  quod  terra  mo- 

Nicht  nur  solche  Geister,  welche  aus  irgend  vetur;  vgl.  Paul.  S.  143  s.  v.  Mundus. 

einem  Grund  keine  Ruhe  finden  konnten,  ver-  Auch    die   Sage    von    der   Schliefsnng    des 

kehrten    auf    der    Oberwelt,    zu    bestimmten  auf  dem  Forum  entstandenen  lacus  Curtius 

Zeiten    des  Jahres   kamen  auch    alle  übrigen  dürfte  vielleicht  auf  der  Erinnerung  an  einen 

aus  der  Unterwelt  herauf.    Zunächst  stand  am  40  mundus  beruhen,  da  diese  Erzählung  in  allen 

24.  August,  5.  Oktober  und  8.  November  der  weseutlichen  Zügen   mit    den  in  Hinsicht    auf 

muu d US,  die  Pforte  der  Unterwelt  offen  (J.(e2MS  letzteren  herrschenden  Vorstellungen  überein- 

Capito  bei  Festus   S.  154  s.  v.  Mundus;  vgl.  stimmt.     Ist    er    doch    auch    eine   zu   den  dei 

S.    142.    Pau}.   S.  156.    Mommsen,   C.  I.  L.  1  Manes  hinabführende  Grube   in   der  Mitte  des 

5.  373),  so  dafs  diese  Tage  als  religiös!  und  Forums,  d.  h.  der  Stadt,  welche  mit  Erde,  mit 
nicht  für  wichtige  Geschälte  tauglich  galten  Früchten  und  Gaben  aller  Art,  überhaupt  dem 
{Cato  bei  Ftst.  S.  157;  vgl.  Paul.  S.  156  s.  v.  Besten,  was  es  in  Rom  giebt,  gefüllt  wird 
Mundus.  Varro  bei  Macrub.  sat.  1,  16,  18;  {Varro  d.  l.  l.  5,  148.  Dion.  Ruh  exe.  14,  11, 
vgl.  16  f),  da  die  Macht  der  Inferi,  wie  oben  21.  Liv.  7,  6.  Val.  Max.  5,  6,  2.  Bio  Cass. 
Sp.  241  f.  ausgeführt  ist,  als  eine  den  Menschen  50 /?•.  30,  2  S.  531  Mai.  1  S.  40  Bind.;  vgl. 
feindliche  angesehen  wurde.  Über  die  Schliefsung  jedoch  Jordan,  Top.  1,  1  S.  122.  1,  2  S.  399). 
der  Tempel  der  oberen  Götter  siebe  oben  Dafs  ursprünglich  auch  Menschenopfer,  die  zu 
Sp.  246.  Der  mundus,  der  auch deorwm imfm/«  Schutzgeistern  der  Stadt  werden  sollten,  in 
atque  inferum  quasi  ianua  {Varro  bei  Maeiob.  den  mundus  gestürzt  wurden,  ist  in  Rücksicht 
sut.  1,  16,  18;  vgl.  ostium  Orci,  Paul.  S.  128  auf  das  häufige  Vorkommen  von  solchen  beim 
8.  V.  Manalem  lapidem)  oder  faux  Plutonis  ge-  Kult  der  Inferi  durchaus  wahrscheinlich  (vgl. 
nannt  wird  und  dem  Dis  und  der  Proserpma  auch  die  Menschenopfer  bei  Bauten,  Grimm, 
heilig  war  (s.  o.  Sp.  1184,  45  ff.  und  vgl.  D.  3Iyth.*  1  S.  37.  956,  sowie  das  Begraben 
Cereris  qui  mundus  appellatur  vor  einer  Lücke  im  Hause,  unter  der  Schwelle  und  dem  Grenz- 
bei  Fe^t.  S.  142,  sowie  den  operae  messoriae  co  stein,  Lippert  a.  a  0.  S.  135).  Für  diese  Auf- 
mundus  der  eleusinischen  Mysterien,  der  auch  fassung  spricht  auch  der  Umstand,  dafs  noch 
als  Cereris  mundus  bezeichnet  wird,  Apul.  met.  zur  Zeit  des  Augustus  alljährlich   vom  Volke 

6,  1  S.  383.  de  mag.  13  S.  418),  bildete  den  Spenden  in  den  lacus  Curtius  geworfen  wurden 
Mittelpunkt  jeder  neu  zu  gründenden  Stadt  {bueton.  August.  57).  Vgl.  die  ähnliche  Sage 
(vgl.  den  umbilicus  Italiae   oben  Sp.  1185,  4);  von  Anchuros,  oben  Bd.  1  Sp.  340,  8ff._ 

er    bestand   in    einer   runden,  bis   zum  festen  Offenbar  ist  der  mundus,   ebenso  wie  die 

Grunde  gegrabenen  Grube,  in  welche  a?rae;(«t  Grube    bei    der    Totenbeschwörung    (s.    unten 

aller  möglichen  guten  und  nötigen  Dinge,  die  Sp.  253,  52)  ein  künstlicher  Ersatz  für  die  hie 


251 


Inferi  (mundus  patet) 


Inferi  (Spiele) 


252 


und  da  in  gewissen  Gegenden  (s.  oben  Sp.  242) 
in  Form  von  Höhlen  erscheinenden  natür- 
lichen Eingänge  der  Unterwelt  (s.  o.  Sp.  1184, 
57ff. ;  vgl.  Ephoros  bei  Strabo  5,  4,  5  S.  244. 
Klausen,  Äen.S.  967);  man  errichtete  ihn  nach 
etruskischer  Vorschrift  {Varro  d.  l.  l.  5,  143; 
vgl.  Paul.  u.  Fest.  S.  284  f.  s.  v.  Rituales.  Plut. 
I\'om.  11)  bei  einer  Stadtgründung,  jedenfalls 
um  mit  den  Inferi  der  Heimat,  wie  auch  die 
hineingeschüttete  heimische  Erde  andeutet,  in 
Verbindung  zu  bleiben,  obwohl  man  sonst  das 
Heraufrufen  derselben  intra  muros  zu  vermeiden 
pflegte  {Paul.  S.  351  s.  v.  Tauri  lucli). 

Eine  gan7.  ähnliche  Vorstellung  findet  sich 
bei  den  alten  Germanen,  die  ebenfalls  meinten, 
dafs  das  Reich  der  Toten  durch  einen  Stein 
wie  den  lapis  manalis,  den  Dillestein,  d.  h. 
den  flachen,  eine  Höhlung  bedeckenden  Dielen- 
stein {Fick,  Vergl.  Würterb.^  2  S.  371)  ver- 
schlossen werde  {Grimm,  D.  M.\l  S.  672  f.). 

Andererseits  ist  der  wahrscheinlich  einen 
magischen  oder  symbolischen  Verschlufs  des 
Wolkenhimmels,  d.  h.  des  ebenfalls  mundus 
genannten  Himmelsgewölbes,  bildende  lapis 
manalis  zu  vergleichen,  der  bei  anhaltender 
Dürre  von  seinem  gewöhnlichen  Stantlort  ent- 
fernt und  in  die  Stadt  gezogen  wurde,  um  so 
dem  Regen  freie  Bahn  zu  lassen  {Varro  bei 
Non.  Marc.  S.  547,  10;  vgl.  559,  19.  Paul. 
S.  128  s.  V.  Manalem  lapidem.  S.  2  s.  v.  Aquae- 
licium.  Serv.  V.  A.  3,  175),  wobei  daran 
erinnert  sein  mag,  dafs  Hydromantie  und 
Nukromantie  einander  sehr  nahe  stehen  {Plin. 
n.h.31,  11,  192.  Augustin.  c.  D.  7,  35.  Klausen, 
Aen.  2  S.  959  f).     Vgl.  unten  Sp.  258,  Ulf. 

Warum  aber  der  mundus  gerade  an  den 
erwähnten  drei  Tagen  geöffnet  wird,  ist  nicht 
klar.  Preller,  B.  M.^  2  S.  68  bezieht  dieselben 
auf  die  Zeit  der  Ernte  und  neuen  Aussaat, 
was  durch  die  Verbindung  der  Proserpina  und 
Ceres  mit  dem  mundus  empfohlen  wird;  aber 
für  ein  Opfer  der  Erstlingsfrüchte  (s.  o.  Sp.  250) 
ist  es  am  24.  August  viel  zu  spät,  denn  nach 
F.  OlcTc  bei  FlecJceisen,  Jahrb.  1887  S.  465ff. 
beginnt  in  Mittelitalien  die  Weizenernte  bereits 
Mitte  Juni. 

Dafs  ein  Heraufkommen  der  Inferi 
ferner  auch  an  den  übrigen  Festen  der- 
selben, besonders  den  dies  parentales  (siehe 
Manes)  für  möglich  gehalten  wurde,  beweist  die 
auf  die  Stiftung  derselben  bezügliche  Erzählung 
bei  Ovid.  fast.  2,  547  ff. ,  nach  der  sie  wegen 
Unterlassung  der  ihnen  gebührenden  Opfer 
aus  den  Gräbern  hervorkamen  und  allgemeines 
Sterben  verursachten.  Der  Opferbrauch  zeigt 
jedoch,  dafs  dieses  Fest  nicht  den  Bewohnern  der 
eigentlichen  Unterwelt,  sondern  den  im  Grabe 
selbst  fortlebenden  Verstorbenen  gilt.  Ebenso 
erschienen  die  Schatten  in  ihren  alten  Woh- 
nungen regelmäfsig  am  Feste  der  Lemuria,  in 
den  Nächten  des  9.,  11.  und  13.  Mai  (siehe 
Lemures)  gleichfalls  die  Lebenden  bedrohend, 
so  dafs  sie  am  Schlafs  des  Festes,  nachdem 
sie  ihr  Opfer  empfangen  halten  uud  versöhnt 
waren  (vgl.  Serv.  V.  A.  3,  63),  wieder  aus  dem 
Hause  hinausgewiesen  wurden.  Über  den  dies 
parentum  siehe  oben  Sp.  244,  28. 

Das  Emporkommen  der  Inferi  fürchtete  man 


endlich  bei  Gelegenheit  der  ihnen  wohl  in 
Anlehnung  an  die  oben  Sp.  238  erwähnten  Gla- 
diatorenkättipfe  bei  Bestattungsfestlichkeiten 
gefeierten  Spiele,  der  ludi  Tarentiniund  der 
mit  diesen  zusammenhängenden  ludi  Saecu- 
lares  (siehe  oben  Sp.  1180,  63  ff.),  sowie  der 
ludi  Taurii,  wenn  dies  auch  nur  in  Beziehung 
auf  die  letzteren  ausdrücklich  überlietert  wird 
{Fest.  S.  351  3.  V.  Tauri  ludi).     Erstere  mögen 

10  ihren  Ursprung  in  einer  vulkanischen  Erschei- 
nung haben  {Jordan,  Top.  1,  1  S.  122),  so  dafs 
das  Terentum  ursprünglich  als  ein  Eingang 
zur  Unterwelt  zu  betrachten  i«t,  jedenfalls 
sind  beide  Spiele  nahe  mit  einander  verwandt 
{Marquardt,  Rom.  Staatsverw.  3  S.  378),  da 
beide  zur  Hebung  der  offenbar  von  unversöhnt 
gebliebenen  Verstorbenen  gesendeten  Unfrucht- 
barkeit der  Frauen  und  Heilung  von  schwerer 
Krankheit  seit  Ende  der  Königszeit  nach  Befehl 

20  der  libri  fatales  gestiftet  sein  sollen  (oben 
Sp.  1181  und  Fest,  und  Faul.  S.  350  f.  s.  v. 
Taurii.  Serv.  V.  A.  2,  140);  auch  liegen  das 
Marsfeld  (oben  Sp.  1181,  34.  Becker,  Handb.  1 
S. -628)  und  der  Circus  Flaminius  {Varro  d.  l. 

1.  5,  154.  Fistus  a.  a.  0.),  wo  diese  Spiele  ab- 
gehalten wurden,  nahe  bei  einander.  Die  Zeit 
beider  war  ursprünglich  wahrscheinlich  nicht 
fest  bestimmt  {Marquardt,  Staatsvenv.  3  S.  375), 
jedenfalls   wurden    die   Taurii  nur  als    aufser- 

30  ordentliche  Sühnfeste,  d.  h,  Allerseelenfeste, 
rehgionis  causa  gefeiert  {Liv.  39,  22),  während 
der  Name  der  Saeculares  andeutet,  dafs  sie  in 
jedem  Menschenalter  nur  einmal  stattfanden. 
Aus  ihrer  Beziehung  zu  den  unterirdischen 
Gottheiten  erklärt  sich  der  unterirdische  Altar 
(vgl.  oben  Sp.  925),  das  Anbieten  des  eignen 
Lebens  für  das  der  Kinder,  die  Einsetzung  zum 
Zwecke  der  Hebung  von  Unfruchtbarkeit  und 
Krankheit,  die  nächtliche  Feier  und  das  Opfer 

40  schwarzer  Tiere    {Val.    Max.   2,  4,  5,    Zosiin. 

2,  3  ff.;  vgl.  oben  Sp.  1181.  Marquardt,  Staats- 
venv. 3  S.  377),  welch  letzterem  bei  den  tau- 
rischen  Spielen  das  der  unfruchtbaren  Stiere 
entspricht  {Serv.  V.  A.  2,  140).  Auf  einstige 
Knabenopfer  bei  diesen  scheint  das  Einbinden 
von  Knaben  in  die  frischen  Häute  der  Stiere 
zu  deuten  {Fest.  S.  351);  die  folgenden  ver- 
derbten Worte  des  Festus  beziehen  sich  viel- 
leicht   auf    einen    unserem    Sackhüpfen    ent- 

50  sprechenden  Festbrauch.  Vgl.  auch  das  Bannen 
von  Geistern  in  Säcke,  Wuttke,  Deutscher  Volks- 
abergl.  774. 

4.   ünregelmäfsiges  Emporkommen  der  Inferi. 

Wie  gewisse  Opfer  und  Bräuche  das  Ein- 
gehen der  Seelen  in  die  Unterwelt  bewirkten 
(s.  0.  Sp.  235  und  242),  so  konnten  die  Toten 
durch  andere  entsprechende  Handlungen  auch 
wieder  willkürlich  auf  die  Oberwelt  empor- 
60  gerufen  werden,  besonders  da  sie,  wie  wir  ge- 
sehen, zu  gewissen  Zeiten  überhaupt  regel- 
mäfsig auf  dieselbe  heraufkamen  und  auch 
sonst  die  Vorstellung  von  einem  Wiederauf- 
leben Verstorbener  verbreitet  war  {Cic.  in 
Catil.  2,  9,  20.  jJiO  3Iil.  29,  27.  Orator  25,  85. 
Brut.  93,  322.  Liv.  26,  32;  vgl.  ne  intra  muros 
evocentur  di  inferi.  Fest.  S.  351  s.  v.  Tauri 
ludi).     Diese   Vorstellung    von    der    Möglich- 


253           Inferi  (Totenbescliwörung)  Inferi  (Totenbeschwörung)          254 

keit  der  Totenbeachwörung  {veKvofiavTsta,  Durch    das    Bhit,    das    als  wesentlichstes   Er- 

vf-KQo^avTSia    oder   iiivxoficcvnCa,     Cic.    Tusc.  fordernis  des  Lebens  gilt  und  m't  dem  Herzen 

1,  16,  .'J7.  48,  115.    de  cliv.  1,  58,  132;  vgl.  oben  zuweilen  geradezu  für  die  Seele  des  Menschen 

Bd.  1  Sp.  1038,  54 ff.)  beruht  so  vollkommen  auf  erklärt  wird  {Cic.  Tusc.  1,  9,  18.   Serv.   V.  A. 

dem    in    Rom    alteinheimischen    Vorstellungs-  3,  67.    5,  79;  vgl.  Lippert  a   a.  0.  S   41.  48f.), 

kreis,  dafs  die  Angabe  des  Varro  {bei  Auyustin.  soll  dem  Toten   selbst  wieder  auf  kurze  Zeit 

c.  D.  7,  35),  die  vs^voj.ic(vzfLa  stamme  aus  Leben  eingefiöfst  werden  {Lucan.  Phars.  G, 
Persien,  ihren  Grund  nur  in  einer  späteren  667.  750  ff.  Serv.  V.  A.  3,  67  f.;  -vgl.  d.  alten 
Verbindung  der  heimischen  Bräuche  mit  per-  Tragiker  bei  Cic.  Tusc.  1,  16,  37),  weshalb 
sischer  Magie  {Plin.  h.  n.  30,  1,  8,  14.  28,  1,  lo  natürlich  Menschenblut  dazu  am  geeignetsten 
5  f.),  wie  solche  auch  noch  in  der  Kaiserzeit  ist,  doch  wurde  aufserdem  auch  Wein  und 
vorkam  (vgl.  z.  B.  Plin.  h.  n.  30,  1,  16  f.),  Milch  gebraucht  {Üvid.  met.  7,  245  ff.  TibuU. 
haben  dürfte.  Den  italischen  Ursprung  ahn-  1,  2,  50;  vgl.  Ai>ul.  met.  3,  18  S.  206).  In 
liehen  Zaubers  beweisen  aber  die  von  Plix.  Ermangelung  von  frischen  Menschenopfern  be- 
/(.  n.  28,  2,  17  aus  den  12  Tafeln  angeführten  nutzte  man  aber  bei  der  Beschwörung  auch 
Bestimmungen,  und  der  30,  1,  12  iu  Verbin-  Totenschädel  {Apul.  de  mag.  34  S.  47;ij  oder 
duug  damit  erwähnte  Senatsbeschlufs  aus  dem  andere  bei  Mondschein  (vgl.  Hekate,  oben 
Jahre  97  v.  Chr.,  durch  welchen  Menschen-  Bd.  1  Sp.  1894)  gesammelte  Teile  von  Leichen 
Opfer  verboten  werden,  scheint  sich  geradezu  {Horat.  sat.  1,8,  21f.  L^ican.G,b3SS.  Apul.met. 
auf  Beschwörungen  dieser  Art  zu  beziehen.  20  2,  20  S.  140.  3,  17  S.  206),  wie  solche  auch  bei 
Allerdings  geht  die  Überlieferung  auf  römi-  der  jüngeren  Art  der  Devotion  angewandt  wur- 
schem  Gebiet  nicht  weit  zurück,  auch  ist  sie  deu  (s.  unten  Sp.  258,  25).  Doch  glaubte  man, 
offenbar  mit  griechischen  Vorstellungen  ge-  dafs  die  Wiederbelebung  bei  erst  kürzlich 
mischt  (vgl.  Bouche- Lecltrcq ,  histoire  de  Ja  Verstorbenen  leichter  sei  als  bei  schon  länger 
divinat.  dans  Vardiquite,  1  S.  330ff.  3  S.  363ff.),  Abgeschiedenen,  weil  ihre  Seelen  noch  nicht 
dabei  erscheint  aber  die  Sache  so  volkstümlich,  in  der  Unterwelt  seien  {Lucan.  6,  619  ff.  712  ff. 
dafs  an  vollkommene  Entlehnung  schwerlich  Serv. 'Fei-g.  A.  6,  lö2;  Ygl.  Tibidl.  1,2,  i8.  Ovid. 
zu  denken  ist.  Heroid.  6,  90),  und  offenbar  gilt  dies  aus  dem- 

Eine  solche  Mischung  zeigt  schon  ein  my-  selben  Grunde  von  gewaltsam  Getöteten  (vgl. 
thisches   Beispiel   von  Erweckung  vom   Tode,  30  oben  Sp.  248\  weil  man  voraussetzte,  dafs  diese 

die  Sage  von  Virbius  (s.  d.),  und  ähnlich  steht  nicht    regelrecht  bestattet  wären   {Pacuv.   bei 

es  mit  der  an  den  ältesten  italischen  Sitz  der  Cic.  Tusc.  1,  44,  106),    wie  ja    Hingerichtete 

Nekromantie     am    Avernus     bei    Cumae     ge-  und    Selbstmörder    überhaupt  nicht  begraben 

knüpften  Überlieferung,   bei  welchem  Aeneas  werden   durften    {Seneca  contr.  8,  4.    Serv.  V. 

in    die    Unterwelt    hinabstieg    (s.    0.  Sp.   1184,  A.  12,  603.    Big.  48,  24,   1;    vgl.    Marquardt, 

61  ff.,  wo  auch  die  übrigen  italischen  Eingänge  Slaatsvenv.  3   S.  295),    und    dafs    sie    deshalb 

der  Unterwelt  angeführt  sind).  nicht  in  die  Unterwelt  gelangen  könnten. 

Die    Beschränkung    der    Nekromantie    auf  Wesentlich  ist  bei  der  Beschwörung  die  An- 

solche  Orte  {necromantia  vel  sciomantia  non  wendung  von  Zauberformeln,  durch  welche 
nisi  ibi  poterat  fieri,  Serv.   V.  A.  6,  107;  vgl.  40  der  Boden  gespalten  und  die  Toten  heraufgerufen 

d.  alten  Tragiker  bei  Cic.  Tusc.  1,  16,  37)  wurden  {tiorat.sat.  1,8,  19.  io.  epod. 17,  6.78t 
dürfte  jedoch  nicht  alteinheimisch  sein,  denn  Tibull.2,l,i7  t  Ocid.  am.  1,8,  17  t  Tacit.  ann. 
wie  an  Stelle  des  natürlichen  Eingangs  der  2,  28;  vgl.  Verg.  A.  i,  4:90);  gewifs  waren  diese 
Unterwelt  der  künstliche  des  mundus  trat,  so  Formeln  alteinheimisch,  da  solche  vielfach 
wurde  auch  die  Totenbeschwörung  an  dem  auch  bei  anderem  italischem  Zauber,  besonders 
nach  italischer  Vorstellung  urspi anglichen  aber  bei  der  verwandten  Devotion  (s.  unten 
Wohnort  der  Toten,  an  den  Gräbern  selbst  Sp.  255;  in  Gebrauch  waren  {Gato  B.  B.  160. 
vorgenommen  {Verg.  ed.  8,  98.  Horat.  sat.  Plin.  h.  n.  17,  28,  267.  28,  2,  10  ff'.  21.  29) 
1,  8,  8  ff".  TibuU.  1,  2,  47  f.  Ovid.  amor.  1,  8,  und  hauptsächlich  den  Sabellern  und  Marsern 
17.  Stat.  Theb.  4,  507.  Ajml.  met.  2,  20  S.  139).  50  zugeschrieben  wurden  {Horat.  epod.  5,  76.  17, 
Dabei  wird,  wie  bei  der  Anlage  des  mundus  eine  28  f.  Ovid.  med.  fac.  39.  Sil.  Ital.  8,  497  ff'. 
Grube  gegraben  und  das  Blut  der  Opfer  in  Gell.  16,  11,  1).  Ausgeübt  wird  der  Zauber 
dieselbe  gegossen  {Horat.  sat.  1,  8,  26.  Ovid.  meist  durch  Weiber,  welche  dabei  in  schwarzem 
met.  7,  243;  vgl.  Varro  bei  Augustin.  c.  B.  7,  Gewand,  mit  nackten  Füfsen  und  gelöstem  Haar 
35.  Ovid.  met.  7,  259.  Quinct.  decl.  10);  als  erscheinen  und  ihre  Beschwörung  dreimal  mit 
solche  wurden  dem  alten  Totenopfer  ent-  lauter  Stimme  rufen  oder  heulen  {Verg.  Aen. 
sprechend  aufser  schwarzen  Tieren  auch  Men-  4,  509  f.  Hurat.  sat.  1,  8,  23  ff.  epod.  5,  16. 
sehen,  besonders  unschuldige  Knaben,  die  zu-  Ovid.  Heroid.  6,  89  f.  met.  7,  182.  190),  doch 
weilen  sogar  noch  ungeboren  aus  dem  Leibe  treten  auch  Beschwörer  auf  {Cic.  Tusc.  1,  16, 
der  Mutter  herausgeschnitten  wurden  {Lucan.  co  37.  de  div.  1,  58,  132.  in  Vatin.  6,  14),  und 
Phars.  6,  558  f.  Ainm.  Marc.  29,  2,  17.  Mar-  letzteres  ist  vielleicht  sogar  der  eigentlich 
quardt,Staatsverw.  3^.  110, Q),ge&ch\aeh.iei  {Cic.  römischen  Sitte  entsprechender.  Daneben 
in  Vattn.  6,  14.  Lucan.  Phars.  6,  529  ff.  562  f.  scheint  jedoch  auch  die  Wahl  des  Tages  für 
Plin.  h.  n.  30,  1,  16.  Tertull.  apol.  23.  Dia  den  Erfolg  der  Beschwörung  nicht  bedeutungs- 
Cass.  73,  16,  5.  79,  11,  3.  Serv.  V.  A.  6,  107.  los  gewesen  zu  sein  {Plin.  h.  n.  30,  1,  16), 
Loheclc,  Agl.  S.  223;  vgl.  die  Tötung  von  sicher  aber  wurde  sie  immer  zur  Nachtzeit 
Knaben  bei  anderem  Zauber,  Horat.  epod.  5,  vorgenommen  {Verg.  Aen.  4,  490  u.  Serv.;  vgl. 
91  ff.    luvenal.  6,  552.    Lamprid.  v.  Hei  8).  Apul.  met.  3,16  8.201).     Zweck  derselben  ist 


255  Inferi  (Devotion)  Inferi  (Devotion)  256 

zuweilen  die  Versöhnung  der  heraufgerufenen  und  bei  den  privaten  Formen  der  Devotion 
Schatten  (Suet.  Nero  34.  Dio  Cass.  77,  15,  4),  wahrscheinlich  gar  nicht  dargebracht  worden 
gewöhnlich  aber  beabsichtigt  man  sie  zu  be-  ist.  Dies  ist  aber  erklärlich,  da  es  sich  bei 
fragen  {animas  responsa  daturas,  Eorat.  seit.  der  Devotion  überhaupt  nicht  um  ein  Herauf- 
1,  8,  28  f.;  vgl.  Fropert.  4,  11,  84.  Lucan.  6,  rufen  der  Inferi  aus  ihrem  unterirdischen 
761  k  Plin.  h.  n.  30,  1,  14  f.  2,  18.  Lactant.  Aufenthaltsort  handelt,  und  den  Verstorbenen 
4,  27,  18),  und  es  gehörte  besondere  Kraft  also  nicht  wieder  irdische  Lebenskraft  einge- 
dazu,'  sie  so  lange  zurückzuhalten,  als  man  flöfst  zu  werden  braucht.  Die  Devotion  be- 
wünschte {Tihull.  1,  2,  49);  nach  freilich  sicher  steht  vielmehr  darin,  dafs  man  Menschenleben 
griechischer  Vorstellung  konnte  dies  auch  durch  10  in  die  Macht  der  Unterirdischen  giebt,  ohne 
die  Macht  eines  Steines  Syuocbitis  geschehen  dafs  jedoch  der  Devovierende  selbst  etwas 
(P/j».  ri.  7».  37,  11,  192).  Auf  schriftliche  Beant-  Thatsächliches  für  die  Opferung  derselben 
wortung  der  Fragen  deutet  Cjc.  Tttsc.  1,  48,  115.  ausführt  oder  auch  nur  andeutet,  wie  die 
Griechisch  ist  jedenfalls  auch  der  Glaube,  dafs  Tötung,  an  deren  Stelle  später  zuweilen  auch 
jeder  Schatten  nur  einmal  gerufen  werden  nur  Senden  von  Krankheit  und  dergl.  (s.  unten 
dürfe,  da  dies  ausdrücklich  als  mystisch  be-  Sp.  259)  tritt,  erfolgen  soll.  Die  ganze  Aus- 
zeichnet wird  {Lucan.  6,  823  f.    Serv.  V.  Georg.  führung    des     gewünschten    Vorgangs    bleibt 

4,  502),  dafs  die  beschworenen  Seelen  zu  durchaus  den  angerufeneu  Göttern  überlassen, 
ständigen  Dienern  {TtccQsdgoi.,  Spiritus  familiäres)  und  es  wird  ihnen  dafür  gewöhnlich  auch 
der  Zauberer    werden    könnten   {Lobeck,  Agl.  20  kein  weiterer  Lohn  in  Form   e^nes  Gelübdes 

5.  222  f.),  sowie  die  Benutzung  von  pontischen  versprochen  (siehe  jedoch  unt.  Sp.  259,  22  ff.), 
oder  thessalischen  Kräutern  (Vera.  ed.  8,  95.  -^  ,.  -ü-j  j„o4-„„4.„ 
Eorat.  sat.  1,  8,  19.  epod.  b,  21).  Auch  die  ^)  Devotion  von  Feinden  des  Staates. 
Ansicht,  dafs  jemandem,  der  Sommersprossen  Wie  aus  den  ältesten  Quellen,  den  beiden 
habe,  die  Geister  nicht  gehorchten,  gehört  bei  Liv.  8,  9  und  Macrob.  sat.  3,  9,  10  er- 
hierher  {Plin.  n.  h.  30,  1,  16).  Vgl.  Grimm,  haltenen  Verüuchungsformeln,  hervorgeht,  be- 
I).  31.*  3  S.  25.  ruht  der  ganze  Gebrauch  auf  der  dem  Alter- 
tum durchaus  geläufigen  Vorstellung  des  stell- 

5.  Devotio  und  COnsecratlO.  vertretenden  Opfers.  Decius  sagt  bei  it«. 
In  nahem  Zusammenhang  mit  der  Beschwö-  30  ausdrücklich,  dafs  er  sich  selbst  für  das  Heer 
rung  der  Inferi  stehen  die  uralten  Bräuche  und  zugleich  jjro  republica  Quiritium,  exercitu, 
der  devotio  und  consecratio,  denn  auch  diese  legionibits,  auxiliis  popuU  Romani  Quiritium 
beruhen  ebenso  wie  jene  wesentlich  auf  der  die  legiones  auxiliaque  hostium  mit  sich  zu- 
magischen Wirkung  bestimmter  Formeln  {car-  sammen  diis  Manibus  Tellurique  oder  matri 
viina,  verba  concepta,  sollemnia,  precationes  sol-  Terrae  devoviert  {Liv.  8,  6.  9.  10),  und  ebenso 
lemnes,  meditatae  composttaeque  dirae),  welche  erklärt  der  Diktator  bei  Macrobius  a.  a.  _0., 
den  Gegenstand  dieser  Handlungen  in  die  dafs  er  die  Feinde  als  Stellvertreter  für  sich, 
Macht  der  Unterirdischen  geben.  Die  Zauber-  das  römische  Volk  und  Heer  den  unterirdischen 
kraft,  welche  dem  Worte  ebensowohl  im  Ge-  Göttern  weihe,  damit  sie  diese  unversehrt  lassen, 
bet  (siehe  Indigitamenta  Sp.  167)  als  im  Fluche  40  Vgl.  Cic.  de  nat.  deor.  3,  6,  15.  Liv.  10,  28. 
beigelegt  wird,  beruht  wohl  auf  der  wunder-  Dabei  ist  es  eigentlich  gleichgültig,  ob  der 
baren  Wirkung,  welche  demselben  als  Träger  Feldherr,  wie  es  nach  der  ersten  Formel  der  Fall 
des  Gedankens  und  Vermittler  des  Willens  ist,  sich  selbst  an  Stelle  seines  Heeres  mit 
überhaupt  innewohnt.  Dementsprechend  ist  weiht  (vgl.  das  Opfer  des  Kodros  und  das 
es  bei  jeder  Beschwörung,  um  Mifs Verständnis  Königsopfer  bei  den  Germanen,  Lippert  a. 
auf  Seiten  der  angerufenen  göttlichen  Wesen  a.  0.  S.  186  f.  Franz,  myth.  Stud.  IL.  Weihe- 
zu  vermeiden,  aufserordentlich  wichtig,  die  frühling  u.  Königsopfer.  Wien  1888),  oder  ob 
richtigen  Worte  und  Namen  zu  kennen,  deren  er  dies  nur  mit  den  Feinden  thuf;  auffallen 
Wirksamkeit  der  Erfolg  im  Laufe  der  Jahr-  könnte  nur,  dafs  er  überhaupt  etwas  weiht, 
hunderte  bewiesen  hat  {Plin.  n.  h.  28,  2,  12;  50  über  das  er  keine  thatsächliche  oder  recht- 
vgl.  Cic.  de  nat.  deor.  2,  3,  10.  Liv.  10,  28.  liehe  Verfügung  hat;  dafs  dies  aber  auch 
Senec.  ep.  7,  5,  9  =  67.  Auct.  de  vir.  ill.  27),  sonst  nicht  unbedingtes  Erfordernis  bei  Dar- 
daher  diese  bei  der  Devotion  vom  Pontifex  bringung  von  Geschenken  für  die  Gottheit 
vorgesprochen  werden  mufsten  {Liv.  5,  41.  ist,  beweisen  die  bei  Cic.  Verr.  4,  29,  67.  32, 
8,  9.  10,  28).  In  den  erhaltenen  Formeln  71.  Strabo  8,  6,  23  S.  381  erzählten  Beispiele, 
deuten  auf  diese  Vorsicht  die  Ausdrücke:  sive  für  die  der  Devotion  verwandte  Konsekration 
quo  alio  nomine  fas  est  nominare,  —  quem  ego  aber  besonders  Cic.  pro  domo  49,  127  ff.  Des- 
me  sentio  dicere,  —  seive  ea  alio  nomini(e)  est,  halb  kann  auch  neben  den  Feinden  als  Stell- 
sowie  die  ständige  A'erwendung  von  Synonymen  Vertreter  des  gesamten  Heeres  irgend  ein 
und  die  vollständige  Aufzählung  aller  Einzel-  GO  anderer  Bürger  als  der  Feldherr  devoviert 
heiten  und  Teile  {Liv.  8,  9.  Macrob.  sat.  3,  9,  werden,  welcher,  falls  er  nicht  wirklich  fallen 
10.  C  7.  i.  10,,,1604.  8249;  vgl.  Mommsen  zu  sollte,  sich  von  den  Unterirdischen  abermals 
1,  820).  Die  Übereinstimmung  mit  den  Be-  durch  ein  stellvertretendes  Opfer  loskaufen 
schwörungsbräuchen  zeigt  auch  das  bei  der  mufs  {Liv.  8,  10).  Bei  den  ersten,  freilich  der 
Devotion  dargebrachte  Opfer  von  drei  schwarzen  Sage  angehörenden  Devotionen  des  M.  Curtius 
Schafen  {Macrob.  sat.  3,  9,  11),  das  jedoch  hier  (siehe  jedoch  oben  Sp.  250)  und  der  römischen 
nicht  von  wesentlicher  Bedeutung  gewesen  zu  Greise  nach  der  Schlacht  an  der  Allia  opfern 
sein  scheint,  da  es  anderwärts  nicht  erwähnt  sich   diese   dagegen  nur  selbst   an   Stelle  der 


257                    Inferi  (Devotion)  Inferi  (Devotion)                   258 

vom  Untergang  bedrohten   Stadt   {Liv.  5,  41.  Aufzeichnung,    was    wohl    einerseits    auf   das 

8,  10;   vgl.  Schivegler,   üötn.  Gesch.  3   S.  251).  Vorbild   des   gleichen   griechischen  Gebrauchs 

Historisch  beglaubigt  sind  nur  die  Devotionen  {Wachsmuth  a.  a.  0.     Wessely,  Ephesia  Gram- 

von  P.  Decius  Mus  Vater  und  Sohn,   weniger  mata;  die  neuere  Litteratur  bei  Dieterich,  Pa- 

die  des  Enkels  (Cic.  pro  Sest.  21,  48.  pro  Rah.  pyriis  macjica  musei  Liigdunensis  etc.),  anderer- 

post.  1.    div.  1,  24,  51.    de  nat.  dcor.  3,  6,  15.  seits  auf  das  geringere  Alter  derselben  deutet. 

Parad.  1,  2.    Liv.  a.  a.  0.    Vol.  Max.  1,  7,  3.  Gewöhnlich    wurde  nämlich    die    Verfluchung 

5,  6,  5  f.    Plin.  n.  h.  28,  2,  10.    Seneca  ep.  7,  auf    einer    Tafel    aus    Blei    oder    Bronze    ein- 

5 ,  9  =  67.    Frontin.  strat.  4,  5,  15.    Aristid.  geritzt     und     diese    dann    zusammengeklappt 

Mil.   bei   Plut.  parall.   min.  18.    Zonar.  7,  26  lo  und  vernietet  in  ein  Grab,   zuweilen  auch  in 

S.  363.  —  Cic.  de  fin.  2,  19,  61.    Tusc.  1,  37,  Quellen    {Zangemeister    im    Hermes    15,    1880 

89).     Eine    Anzahl    devovierter    Städte    zählt  S.  594.  C.  I.  L.  12,  5367)  gelegt,  welche  wohl 

3Iacrob.    sat.   3,   9,    13    auf;    vgl.   Iid.   Capit.  wegen    ihres  *Hervorkommens    aus    dem    Erd- 

Max.  et  Balb.  8,  6.  —  In  Bezug  auf  ähnliche  De-  Innern  als  Eingänge  zur  Unterwelt  betrachtet 

votionsbräuche  bei  den  Galliern  und  Germanen  wurden  (vgl.  Tacit.  ann.  13,  57);    hie  und   da 

vgl.  Caes.  b.  G.  6,  17,  3  und  Tacit.  ann.  13,  57.  ist  noch   ein  kleines   Abbild    des   Verfluchten 

Aus  späterer  Zeit  finden  wir  eine  wirkliche  beigegeben  (C.  I.  L.  10,  8249).    Offenbar  stand 

stellvertretende   Selbstdevotion   an  die  Todes-  der  Verstorbene ,   dessen   Grab  benutzt  wurde, 

götter  bei  einer  Erkrankung  des  Caligula  be-  selbst    in    keiner   Beziehung    zu  der  Devotion 

zeugt,  welche  nach  Wiedergenesung  desselhen  20  {Wachsmuth    im    Eh.    M.    18,    1863    S.   566); 

auf   seinen  Befehl    durch    Tötung    des    Devo-  das   Grab    wurde   nur   gewählt,    um  die   Ver- 

vierten   zur  Ausführung   gebracht  wird    {Suet.  fluchung  an  die  Inferi,  in  deren  Machtbereich 

Calig.  14.  27.    Dio  Cass.  59,  8,  3),  bald  darauf  dasselbe  liegt,   gelangen  zu  lassen,  denn  das 

aber  wird  dieselbe  zu  einer  blofsen  Form  der  Gleiche   suchte  man  zu  erreichen,   wenn  man 

Schmeichelei  gegen  die  Kaiser  {Dio  Cass.  53,  die  Bleitafel  mit  Leichenresten  zusammen   in 

20.    Veget.  epit.  2,  5).  dem   Hause    des    Verfluchten    vergrub    {Tacit. 

Von  unterirdischen  Göttern,  denen  devoviert  ann.   2,  69;    vgl.  3,  13.    Dio  Cass.  57,  18,  9. 

wird,  werden  in  den   Formeln   besonders   die  Wuttke,  D.   Volksabergl.  731  if.  739;  vielleicht 

dii    Manes   und   die   Tellus   oder  Terra  mater  auch  Cic.  pro  Mil.  27,  75).     Ebenso  wie  man 

(vgl.    Terra   mater   deique  inferi,   Aurel.   Vict.  30  aber  ein  Bild  des  Devovierten  beigab  (s.  0.  u. 

Caes.  33),  dann  auch  Dispater(s.  oben  Sp.  1185,  vgl.  Ovid.  Her.  6,  89  fi".),  so  geschah  dies  auch 

37  ff.),    Vejovis    und     die    Lares    oder     auch  mit  Haaren   desselben  {C.  I.  L.  10,  511)  und 

neben   den  inferi  die   caelestes   genannt  {Liv.  wahrscheinlich  mit  Eier-  oder  Muschelschalen, 

7,  6.    8,  6.  9.    10,  28.  Macrob.  sat.  3,  9,  10  f.),  welche    er    geleert    hatte,    daher    man    diese 

doch  werden  aufserdem   auch   die  Kriegsgott-  sofort  selbst  zu  zerbrechen  pflegte  {Plin.  n.  h. 

heiten  Mars  pater,  Quirinus  und  Bellona,  so-  28,  2,  19).    Eine  Lampe  mit  Devotionsinschrift 

wie    die    divi    Novensiles,    die    dii    Indigetes,  deutet    dagegen    auf   den    Brauch,    dafs    eine 

lanus  und  lupiter  angerufen.    lanus  steht  da-  solche    als    symbolischer    Ausdruck    für    das 

bei  wohl  nur  infolge  alter  Gewohnheit  wie  bei  Lebenslicht  des  Verfluchten  bei  der  Ceremonie 

allen  Gebeten  als  Anfangsgott  voran,   lupiter  4'^  ausgelöscht  wurde  {Preller,  Ar  eh.  Zeit.  19,1861 

aber   scheint   insbesondere   als  Schwurgott  zu  S.    167);    vgl.    die    brennenden    Lampen    auf 

gelten  {Macrob.  sat.  3,  9,  11  f.).  Gräbern  {C.  I.  L.  10,  633.    Marqiiardt,  Staats- 

X.S    T^          ,.                  ü    •       .p    •    j  ^^rw.  3  S.  300,  8). 

b)   Devotion  von  Privatfeinden.  Zuweilen  scheinen  auch  besondere  geheime 

Aus   der  Devotion   der  Feinde    des   Staats  Zauber  zeichen  verwendet  worden    zu    sein 

hat    sich  später,  jedenfalls  unter    Mitwirkung  {Tacit.  ann.  2,  30;  vgl.  die  Verwünschungstafel 

eines  ähnlichen  griechischen  Brauchs,  die  De-  aus  Karthago,  Ephem.  epigr.  5,  317  =  Schreiber, 

votion    von    Privatfeinden    entwickelt,    deren  Kulturhist.   Bilderati.   1    Tf.    91,    9),    und    da 

häufiges  Vorkommen  in   der  Kaiserzeit  neben  natürlich  auch    sonst  dabei  viele  nicht  allge- 

den  Nachrichten  der  Schriftsteller   {Seneca  de  50  mein  bekannte  Vorschriften  beobachtet  werden 

benef.  6,  35.    Herc.  Oet.  456  f.    Plin.  n.  h.  28,  mufsten,   so  finden  sich  später  Leute,   welche 

2,  19.    Tacit.  ann.  2,  69.   3,  13.   4,  52.   12,  65.  dieses  Geschäft  ebenso  wie  die  Totenbeschwö- 

16,  31.   Dio  Cass.  57,  18,  9.    Paul.  rec.  sent.  5,  rung  für  Bezahlung  ausübten  {Tacit.  ann.  2,  28. 

23,  15)  besonders  durch  eine  Anzahl  inschrift-  Apul.  met.  9,  29  S.  649). 

lieber  Funde  erwiesen  wird.    Vgl.  Wachsmuth  Die  auf  Metalltafeln   geschriebenen  und  in 

im  Bh.  31.  18, 1863  S.  560 ff.  Bücheier,  osJc.  Blei-  Gräbern   gefundenen  Verfluchungen  sind  wohl 

tafel,  ebenda  33,  1878  S.  1  ff .    3Iarquardt,  Rom.  stets  an  eine  unterirdische  Gottheit  gerichtet 

Staatsvenv.  3,  109,  6.    C.  I.  L.  1,  818 f.  =  6,  {Wachsmuth,    Rh.    31.   18,  1863    S.  565.  568), 

140  f.    1,  820.    2,  462.    7,  140.    10,  511.  1604.  wenn  dieselbe  auch  nicht  immer  genannt  wird 
3824.  8249.  12,5367?  Orelli-Henzen  3726.  6115.  60  (C.  I.  L.  10,  511.  1604.  3842),    dagegen   wird 

7408  f.  i/^en«cs  4, 1869  S.  302.  15,1880  S.  588  ff.  auf  Grabsteinen  zuweilen  auch  Soi  zur  ßache 

Bull.  d.  Instit.  1880  S.  6  fl'.  188  —  191.  Notizie  für  ein  Vergehen  aufgefordert   {Ber.   d.   sächs. 

d.  scavi  d.  accad.  d.  Lincei  1880  S.  147.  Arch.  G.  d.   W.  Phil.-hist.  Kl.  7,  1855  S.  54  f.). 

Zeit.  19,  1861  S.  167.  39,  1881  S.  309  fi^.  Bonner  Nur   auf  einer  einzigen,   aber  freilich   der 

Jahrb.  24,  1882  S.  181  fi".  Ephem.  epigr.  2,  1881  interessantesten  Bleitafel   dieser  Art  {C.  I.  L. 

S.  158.  5,  1884  S.  317  ff.  441  tf.  10,    8249   aus  Minturnae),   welche   als    Muster 

Abweichend  von  der  älteren  Form  bedient  ihrer  Gattung  ganz  wiedergegeben  zu  werden 

sich  diese  Art  der  Devotion  stets  schriftlicher  verdient,  werden  die  dii  inferi  im  allgemeinen 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röni.  Mythol.  II.  9 


259                 Inferi  (Consecratio)  Inferi  (spätere  Vorstelliiiigen)        260 

angeredet:  Du  i(n)fen,  vobis  com(m)e(n)do,  si  Böm.  Staatsverw.  3  S.  266.  Daremberg  et  Saglio, 

quic(qjua(in)  sactitates  (=  sanctitatis)  ]i[a]betes  Dict.    des   antiqu.    gr.    et   rom.    s.    v.    Devotio 

(=  habttis),  ac  tadro  (=  trado)  Ticene  (=  Ty-  S.  114  f.),  wenn  dieselben   dabei  auch   oft  in 

dienern  oder  Tychen)  Carisi,  qiiodqufojd  agat,  Betracht    kommen    mögen    {Dion.   Hai.  2,  10 

quod  incida(n)t  omnia  in  advtrsa.    Du  i(n)feri,  S.  258);  besonders  verfielen  aber  Kinder,  welche 

vobis  com(m)e(n)do  il(l)ius  mem(b)ra  colore(m)  die  Hand  gegen  ihre  Eltern   erhoben  hatten, 

figura(m)   r.aput  capilla  (=  capillos)  umbra(m)  sowie  derjenige,   der  ein  Grab  schädigte,   den 

cerebru(m)  fru(n)te(m)  snpe[rcil]ia  os  nasu(m)  divi    parentum    {lex  regia    bei  Fest.  S.  230  b, 

me(n)tu(m)    bucas    lafbra    vejrba    (h)alitu(m)  Z.    14    u.    16.    G.  I.  L.  1,  1241  =  10,   4255; 

coJ(l)u(in)  iocur  umeros  cor  puhno7ies  i(njtestinas  lo  vgl.  o.  Sp.  244),  der  Mann,  welcher  seine  Frau 

(^  intestina)  ve(n)tre(m)brac(}i)ia  digitos  manus  verkaufte,  den  Unterirdischen  {Plut.  Born.  2'2), 

u(mjb(i)licu(m)  visica  (=  vesicani)  femena  (=  fe-  und     ähnlich    waren    Patrone    und    Klienten, 

mina)  genua  crura  talos  planta(s^)  tigitos  f=  di-  welche  ihre  Pflicht  gegeneinander  schwer  ver- 

gitos).    DU  i(Hjferi,  si  illa(m)  videro  tabcsce(n)-  letzten,  dem  Dis  pater  geweiht  (Dion.  Hai.  2, 

te(m),  vobis  sacrißciu(7n)  lubens  ob  an(n)uver-  10   S.   258.     Serv.  V.  A.  6,    609;     vgl.    oben 

sariti{m)    facere    dibus    (=    düs)    parentibus  Sp.  1186,  50  ff".). 
il(l)iu[s]  voveo  (?)  ....  peculiu(in?)  tafbejscas. 

Bemerkenswert  ist  hier  die  den  alten  De-  ly.  Spätere  Entwieklimg  der  VorsteUimg 

votionsformeln   ähnliche  Genauigkeit  der  Be-  ^^m  Leben  nach  dem  Tode  bei  den 

Zeichnung  und  die  dreitach  wiederholte  Anrede  20                                   t>.. 

(vgl.   die  Tafel   von  Pozzuoli  in  der  ArcJi.  Z.  üomern. 

39,  1881  S.  309  ff.);  abweichend  vom  gewöhn-  Wahrscheinlich  infolge  der  Einführung  oder 

liehen  Gebrauch  wird  aber  hier  für  den  Fall  Verallgemeinerung     des     Brauches     der     eine 

der  Erfüllung  des  Fluches  den  Inferi  ein  jähr-  schnellere  Trennung  der  Seele  vom  Leichnam 

liches    Opfer    versprochen.      Letztere    werden  bezweckenden    [ßerv.    F.   A.   3,   68)    Leichen- 

dabei  zugleich   als   die  dii  parentes  der  Ver-  Verbrennung  (s.  o.  Sp.  235)  einerseits,  anderer- 

fiuchten  bezeichnet,  so  dafs  es  diesen  also  be-  seits  durch  die  Einwirkung  der  Anschauungen 

sonders    zukam,    ihre    devovierten    Familien-  griechischer  Philosophen  {Gic.  Tuse.  1,  17,  40. 

mitglieder    in    die    Unterwelt    hinabzuziehen.  18,  42.    26,   65    und   sonst  oft;    vgl.   Boscher, 

Aus  ähnlichem  Grunde  werden  die  Manes  einer  30  Hermes    der    Windgott    S.    54  ff,     Marquardt, 

Verstorbenen  gebeten,  die  hinterlassenen  Ver-  Staaisvenv.  3  S.  56  ff.)  verbreitete  sich  in  Rom, 

wandten    zu    verschonen    (C  /.  L.    6,  13101;  wie  es  scheint,  schon  seit  der  Zeit  des  Plautus 

vgl.  A2nd.  met.  9,  29  S.  649).  und  Ennius  die  allerdings  an  sich  auch  schon 

In    anderer  Beziehung    zeigt  sich    die    bei  uralte  (s.  0.  Sp.  2058  f.)  Ansicht  von  dem  feurig- 

äolchen  Verfluchungen  gebrauchte   ängstliche  luftartigen    Wesen     der     Seele     (scintillulam 

Vorsicht  auf  einer  oskischen  Bleitafel  {Bücheier  animae,  Blaut.  Trin.  2,  4,  91.492.    Verg.  Aen. 

im  Bh.  M.  33,  1878  S.  37),  indem  ausdrück-  6,  726.  747.    Cie.  somn.  Scip.  3,  7.    Serv.  V.  A. 

lieh  die  Möglichkeit  ausgeschlossen  wird,  dafs  6,    340;    seni    animam    exstinguerem ,    Terent. 

der  Verfluchte  durch  Versöhnung  der  unteren  Adelph.  3,  2,  16;    vgl.   die   brennende  Lampe 

oder    oberen  Götter    das   Verderben  von   sich  40  als  Symbol  des   Lebenslichtes,  oben  Sp.  258), 

abwende    (vgl.    die    an    die   Manes    inferi    ge-  wobei    die   Beobachtung    des   Schwindens   der 

richtete    Devotion    auf    der    oben    erwähnten  Lebenswärme    nach    dem    Tode    unterstützend 

Lampe  bei  Prelltr,  Arch.  Z.  19,  1861  S.  167:  mitwirken  mochte.     Schon  in   der  letzten  Zeit 

.  .  .  .  ne  quis  cum  solcat  nisi  nos  qui  ligamus  .  der    Republik    ist    der    alte    Glaube    an    das 

und    Horat.   epod.  5,  89),    doch   gab    es    auch  Vorhandensein    der    Inferi    und    eines    unter- 

Zaubermittel,   welche  gegen  die  Wirkung  der  irdischen  Aufenthaltsortes   der  Seelen  in  wei- 

Devotion  schützten  {Ovid.  fast.  2,  581).  teren   Kreisen    des   Volkes   geschwunden  {Lu- 

Zweck    dieser  privaten  Devotion  ist  nicht  cret.  3,  36  ff.     Cic.  pro   Cluent.  61,  171.     Tusc. 

immer    der  Tod,    sondern   oft  nur   Krankheit  1,  5,  10.  16,  37.    Horat.  epist.  2,  2,  208.    Ovid. 

{Ovid.  amor.  3,  7,  27  ff.    Dio  Cass.  77,  15,  2  f.  50  wei.    15,    153  f.     luvenal.   2,    149  ff.    13,   49  ff. 

G.  I.  L.  7,  140.    8,  2756.    10,  8249.     Unglück  Seneca  cons.   ad  Marc.  19;    vgl.   Plut.  Dio  2. 

im  allgemeinen  {G.  I.  L.  10,  8249;  vgl.  0.  Sp.  C.  I.  L.  2,  1434.   8,  3463),   und  so  weist  man 

1185,36)  oder  Festbannung  und  Fesselung  (vgl.  den  abgeschiedenen  Geistern,   der  neuen  Auf- 

die     oben     angeführte     Lampeninschrift    und  fassung    ihres    Wesens     entsprechend,     ihren 

Grimm,  D.  3Iyth.*  1  S.  982  f.)   durch  die  an-  Aufenthaltsort    im   Luftraum    {in    coelo,    Gic. 

gerufenen  Gottheiten  (.  .  .  demon  .  qui  (h)ic  .  somn.   Scip.   3,  5.   8.    7,  17.     Tusc.   1,  11,   24. 

conversans  .  (^  saris)  trado  .  tibi  (h)os  \  quos  .  34,  82.  12,  27  f.  und  Ennius  ebenda,  sowie  bei 

(scrix)si)  ut  deteneas  \  illos  .  et .  inplicentur  \  (n)ec  Serv.    V.  A.   6,  764;    vgl.    Verg.  Aen.  5,   722. 

se  movere  possint,  Epliem.  epigr.  5,  1884  S.  317.  Arnob.  2,  62.  Macrob.comm.  1,  12,  2.  2,  17,  14) 

Schreiber,  Kulturh.  Bilderati.  1  Tf.  91,  9;  vgl.  eo  oder  auf  den   der  Seele   wesensverwandt   ge- 

Mommsen,  Arch.  Z.  40,  1882  S.  178).  dachten    Gestirnen   an    {Cie.  somn.  Scip.   3,  8. 

.    r^                 i.  •  Tusc.  1,  19,  43.    Platonici  bei  Macroh.  comm. 

c)    Consecratio.  1^  10,  17.   11,  4ff.),    wo    sie   als    Götter  oder 

Der  Devotion  nahe  verwandt  ist  die  conse-  wenigstens  in  Gemeinschaft  mit  den  Göttern 
oratio,  welcher  sowohl  Menschen  und  Tiere,  ewig  fortleben  {Cic.  Tusc.  1,  31,  76)  oder, 
als  auch  Sachen  verfallen  können,  doch  wird  wie  man  im  Anschlufs  an  griechische  An- 
der Konsekrierte  nicht  notwendig  Eigentum  schauung  meinte,  auch  selbst  zu  Gestirnen 
gerade  der  unterirdischen  Götter  {Marquardt,  werden  {Ovid.  met.  15,  749.  840  f.    Augustus  bei 


261  Inffeuiculus  Tnuus  262 


'ö 


Plin.  n.  h.  2,  25,  93 f.    lul.  Obsequ.  68.    Scn\  gefundenen   Museumosaik,    Wochenschr.  f.   M. 

F.  .4.  8,  G81.   cd.  9,  46;   \ gl  Cohen  med.  imp.'' 2  Philol.   1889    Sp.  82.     Jahrb.  d.  arch.  Inst.  5 

'&.'ii&,  AdrienTrajaiietPhtiyieX  —  ^).  Übrigens  (1890)  S.  1.     [Drexler.] 

berührte  sich  diese  Ansicht  mit  der  alten  Lehre,  IniocUcurius  (?)  Ephem.  epigr.  4  S.  196  nr.  665 

dafs  xler  Genius  dem   Menschen    von  luppiter  ans  Gloucester:  I)eo\IniochcmHo\.  .orivendus\ai. 

gegeben  werde   und   nach  dem   Tode   zu  ihm  Dazu  Hübner:   'v,  2   latet  fortasse  Mercurio\ 

zurückkehre   {antiqui  bei   Macrob.   sat.    1 ,  10,  [R.  Peter.] 

16;  vgl.  o.  Sp.  1614,  35  ff).  Iiio  s.  Leukothea. 

Endlich    suchte    man    beide   Vorstellungen  Insania,   der  personificierte  Wahnsinn,  mit 

zu  vermitteln,   so  dafs  man  meinte,  die  Men-  lo  Luctus,    Pavor    und    Terror    im    Gefolge    der 

sehen    gewöhnlichen   Schlages    kämen    in    die  Tisiphone;   Ov.  Metam.  4,  485.     [Höfer.] 

Unterwelt,    die   vorzüglichen  und   ausgezeich-  Insidiae,  personificiert  und  mit  dem  Grausen 

neten  aber    in   den  Himmel    {Cic.  somn.  Scip.  (Formido)    und    den  Zorngöttinnen   (Irae)    zu- 

3,  5.  5,  10.  9,  21.    Tusc.  1,  12,  27;    vergleiche  sammen  im  Gefolge  des  Mars;  Verg.  Aen.  12, 

30,  72.    Tacit.  Ägr.  46.    Flut.  Born.  28),   oder  336,  vgl.  Stat.   Theb.  7,  50.     [Höfer.] 

die    bewufste    Seele    lebe    in    der    Luft,    die  Insitor  s.  Indigitamenta. 

Schatten    in    der  Unterwelt   fort    {Plin.  n.  h.  Intarabus  deiis   auf  einer  Inschrift  aus  der 

7,  55,  190).  Gegend    von   Trier   bei    OreUi  2015   (=  C.  I. 

Hierauf  beruht  jedenfalls    auch    die    oben  PJien.   855):    deo   Intaraho   |   ex   imperio    Q.  | 

Sp.  245  erwähnte   Scheidung    zwischen    sedes  20  Solimabius  \  Bitus  •  aedem  . . .  consa'cravit .  hm. 

piorum    und    impiorum,   so   dafs   ersteren   die  [Röscher.] 

Wohnung    im  Himmel,    letzteren    die    in   der  Intercidona  s.  Indigitamenta. 

Unterwelt    zukam    {Propert.   4,    11,   101;    vgl.  luuus,  ein  altlatinischer  Gott  der  tierischen 

jedoch    auch    sedes  beatac  =  Elysmm,    Verg.  Begattung,   eine   Neben-   oder  Lokalform   des 

Aen.  6,  639).     Zuweilen  wird    dann   die  neue  Faunus  (s.  0.  Bd.l  Sp.  1455,39ff.).   Dielatinische 

Anschauung    ohne    weiteres    mit    den    älteren  Herkunft  des  Inuus  wird  einerseits   durch  die 

mythischen  Bildern  in   Verbindung   gebracht,  rein  lateinische  Namensform  {Corssen,  Ausspr." 

so   dafs  Charon  die  Seelen  in    seinem  Nachen  1  S.  313;  vgL  besonders  Fatuus  und  Februus), 

auf    die    Gestirne     führt    {Propertius    3,    18,  andererseits    durch   einen   alten   Kultort,    den 

31  ff.).                                                                          30  Flecken  Gastrnm  Inui  im  Gebiet  der  Rutuler 

Ganz    vereinzelt    findet    sich    endlich    die  an   der  Küste  nahe  bei  Ardea  {Verg.  Aen.  6, 

griechische  Vorstellung  (s.  0.  Sp.  2470,  28  ff.)  775  u.  Serv.  dazu)  erwiesen.     Dagegen  beruht 

von    einem   Aufenthalt    der  Verstorbenen   auf  die  Anführung  eines  Castrum  Inui  in  Etrurien 

den  Inseln  der  Seligen  {Plaut.  Irin.  2,  4,  148.  {Servius   V.  A.  6,  775.    Bictil.  Namat.  1,  227) 

549;  vgl.  Cic.  Tusc.  1,  19,  44.  41,  98.   Hortens.  jedenfalls    auf  Verwechselung    mit    dem    dort 

fr.  40.    Plin.  n.  h.  4,  22,  119.  6,  32,  202),  sowie  gelegenen  Castrum  novum,  da  der  Flecken  der 

von    dem    ruhelosen,     trabantenartigen    Um-  Rutuler    öfter    auch    blofs    Castrum    genannt 

treiben    der   Geister  der  Bösen   um    die   Erde  wird    {Ovid.    met.    15,    727.    Sil.    It.    8,    361. 

{Cic.  somn.  Scip.  9,  21),  während  die  vom  Ely-  Martial.  4,  60);  vgl.  Deecke  bei  Müller,  Etr.^ 

sium  öfter  vorkommt  {Verg.  Aen.  5,  735.  6,  542.  40  2  S.  63.    Bonnann  im  C.  I.  L.  11  S.  531. 

637  ff.  u.  s.  w.).  Seiren   Namen    führt    er    ab  ineundo,    be- 

Aber  auch  die  Ansicht,  dafs  die  Seele  über-  springen  {Serv.  V.  A.  6,  775 ;  vgl.  Paul.  Biac. 

haupt  nicht  fortlebe,    ist  schon  zur   Zeit  des  S.  110  s.  v.  init),  und  diesem  Grundzug  seines 

Cicero    stark    verbreitet,    wie    abgesehen  von  Wesens   entsprechend   erscheint  er  neben  der 

Lucret.  3,  417 — 827  besonders  die  Bekämpfung  altlatinischen  und  überhaupt  altitalischen  Pales 

derselben  z.  B.  im  1.  Buch  der  Tusculanen  und  als   Schützer  des  Viehstandes    {Arnob.  3,  23). 

später  selbst  manche   Grabschriften   erkennen  Gewöhnlich  wird  er  dem  Faunus,  Fatuus  oder 

lassen  {OreUi-Henzen  4809  ff.  7346.  7382.    C.  I.  Fatuclus    und    dessen   griechischem  Vertreter, 

L.  11,  1616),    während    allerdings    die    grofse  dem  lykäischen  Pau  völlig  gleichgesetzt  {Liv. 

Masse   der    letzteren    die   auf   den    alten    An-  50  1,  5,  2.   Serv.  V.  A.  6,  775.    Aurel.  Vict.  or.  4. 

schauungen    beruhenden    Formeln    bis    in    die  Macrob.   sat.   1 ,  22 ,   2  ff.),    und    nach    Livius 

christliche  Zeit  hinein  beibehält.  Vgl.  E.  Spiefs,  a.   a.   0.    galt    die    römische    Luperealienfeier 

Entwicklungsgesch .  d.  Vorstellungen  v.  Zustande  (s.   0.   Sp.  1457)    geradezu    dem    Inuus.      Sind 

nach    d.    Tode    auf  Grund    vergl.    Eeligions-  aber    nun    auch,    wie    aus   Mannhardts    myili. 

forschung.  Jena  1877.    Schröter,  d.  Totenreich  d.  Forsch.  S.  72  ff.  hervorgeht,  die  in  Bocksfelle 

Indogerm.  Wongrowitz  1888.    W.Caland,über  gehüllten  Luperci   eigentlich  Vertreter  der  in 

Totenverehrung  bei  einigin  indogerm.   Völkern.  Bocksgestalt    vorgestellten    Wachstumsgeister 

Amsterdam    1888.     B.   Hirsch,    de   animarum  der  neu  erwachenden  Natur  {Mannhardt,  Ant. 

apud  antiquos  imaginibus.     Leipzig  1889.*)  Wald-  u.  Feldk.  S.  200.  Myth.  Forsch.  S.  96 f.), 

[Steuding]    60  so  wird  doch  diesen  der  Einflufs   auf  den  Er- 

Ingeuiculus  s.  Sternbilder.  trag  des  Getreides  selbstverständlich  erst  wegen 

lugeuium,    mit   Homer    und    Calliope    zu-  der    Bedeutung   des    Bocks    für    die   tierische 

sammen    dargestellt    auf   dem    1884    in  Trier  Fruchtbarkeit  beigelegt,  und  leicht  kann  also 

der  Gott  der  tierischen  Zeugungskraft  selbst 

^,  ,,.  ,   ^     „  ,            j      „  ^ in  den  Vegetationsgeist  übergehen;  iedenfalls 

*)   Viele  Parallelen  aus  dem  Gebiete  der  gnechiachen  -11                     ..       i-ii-ii-t->i            l   m. 

Mythologie   bietet   /;.  RoMe.   Psyche,   welches  Werk    der  ^"'^^  ^^er  urspiunglich  beiden  die  Bocksgestalt 

Verfasser  dieses  Artikels  leider  nicht  mehr  hat  benutzen  gemein    sein,    wenn    auch    die   spaten   Belege 

können.  dafür  {Diomed.  3  S.  472  Putsche.    Macrob.  sat. 

9* 


263  Invictus  To-  (Genealogie;  Mythus)  264 

1,  22,  2  fF.)    eben    nur    auf  der    Gleichsetzung  112,  21.  Ärat.  179,  wo  das  Scfiol.  thörichte  Er- 

des  Inuus  mit  Pan  beruhen  mögen.  klärung  dafür  abgiebt,   dafs  Kepheus  als  'la- 

Mit  ähnlicher  Übertragung  auf  die  mensch-  oCdiqg    bezeichnet  wird.     Val.  Fl.  Arg.  4,  356 

liehe  Fortpflanzung  dürfte  demnach  unter  dem  nennt  sie  lasia  virgo  und  Inachis  gleichmäfsig 

sacer   hncus    in    der    alten    Formel:    Italidas  neben  einander.  Oder  lo  ist  T.  des  Arestor,  der 

matres,  inquit,  sacer  hircus  inito  {Ovid.  fast.  2,  sonst  als  Vater  des  Argos  genannt  wird,  Mytii. 

441)  Inuus   zu  verstehen,  und  die  befruchten-  ed.  TFes^erm.  S.  324.  Anonym,  de  incred.  Ib.  Dafs 

den  Schläge,  welche  die  Luperci  mit  den  aus  sie  bei  Istros   {Clem.   Alex,   ström.  1  S.  322  G) 

dem  Bocksfell  geschnittenen  Riemen  den  Frauen  als   Tochter   des   Prometheus,  und  im  Et.  m. 

auf  den  Rücken  gaben  {Ovid.  f.  2,  445),  ahn-  lo  205,   35   als  Tochter   des   Kadmos   bezeichnet 

lieh    aufzufassen    sein,    wie    der    symbolische  wird,   sei  nebenbei  erwähnt.     Als  Mutter  gilt 

Brauch,  nach  welchem  die  Neuvermählte  auf  gewöhnlich    Melia,    die    Gattin    des    Inachos 

das  fascinum  des  Mutunus  Tutunus  (s.  d.)  ge-  (s.  d.),  oder  Argia,  Hygin.  f.  145,  doch  wird 

setzt  wurde.     Vgl.  Mannhardt,  Mytli.  Forsch.  von  Fherekydes  auch  Peitho  (/)•.  40),  nach  Für. 

5.  93.  140.  154.  Or.  930   schol.    auch    A^vnavirj    genannt.     Sie 
Über  die   Zusammenstellung  mit   dem    ur-  war    Priesterin    der   Hera,    Aesch.    suppl.   291 

sprünglich  nicht  verwandten  Ephialtes  und  In-  v-XtjSovxov  "Hgag.    Apollod.  2,  1,  3.    Hesych.  lex. 

cubo  siehe  letzteren.     [Steuding.]  S.  380  s.  v.  'im  yiaXXiQ'vecacc  {■xaXlid'vEaaa  skcc- 

Invictus,    verschiedenen    Gottheiten   beige-  leito  r}  tiqcÖtt]  isqslcc  x/jg  'A&rjvccg,  wofür  jeden- 

legter  Beiname,  wofür  besonders  die  Register  ao  falls    zrjg  "'Hqag   zu   schreiben    ist;    vgl.   Clem. 

zum   C.    I.   Lat.    zu    vergleichen   sind.      Ohne  Alex,  ström.  1   S.  418.    Aristid.   schol.  2,  3,  8. 

Zusatz  des  Namens  des  Gottes  findet  sich  In-  Mythogr.  ed.  Westerm.  S.  324  'iw  t]  'AgsaroQog 

victus    als    Bezeichnung  des   Sol    auf  Münzen  ieqccto  rij  "Hga.   Plut.  Daed.  fr.  10.    Fuseb.  2, 

des  Gallienus,  Cohen  5  -,  378,  337,  338.    Victo-  20  Seh.).     Wegen    ihrer    Schönheit    entbrennt 

rinus  Pater  6^,73,44 — 50.    Tetricus  Pater  6^,  Zeus  in  Liebe  zu  ihr;    als   er   sich   ihr  naht, 

98,  60 — 62.     Tetricus  iun.  6^,  121,  19.     Quin-  wird  Hera  aufmerksam;  um  nicht  von  ihr  auf 

tillus  &',  168,35.    Auch  inschriitlich  begegnet  frischer  That  ertappt  zu  werden,  verwandelt 

invictus  allein  ohne  Beifügung  des  bestimmten  er  die  Jungfrau  in  eine  Kuh,  welche  Hera  für 

Gottesnamens,   z.  B.  C.  1.  L.  3,  879;    ebenda  sich  als  Geschenk  fordert  und   von  Argos  be- 

4802  invictus  patrius;  ebenda  1955.  3478.  3479.  so  wachen  läfst,  Apollod.  2,  1,  3.   Hygin.  f.  145. 

4417.  4419  dews  mwc^MS;  3477  fZ.  i;  3476.  3921.  Eibbeck,    fr.   tr.    lat.    386    (Attius)    custodem 

4538.  4540  invictus  deus;  1788.  4296  i.  d.    Es  adsiduum   loni    adposuit    virgini.     Dafs    Zeus 

bezeichnet  dann  meist  den  Mithras,  vgl.  Pc-  sich  durch   einen  Eid  gegen   die    Verbindung 

ville,  Die  Peligion  zu  Pom  unter  den  Severern  mit  der  neugeschaffenen  Kuh  verwahrt,  geht 

p.  287  Anm.  3.     [Drexler.]  auf   Hesiodos    zurück    {Apollod.    2,    1,3    dio 

Invidia,    Mifsgunst,    Eifer,    blinde  Leiden-  qiriaiv  'Hei'oSog,  ovk  sTciancca&ai   rrjv  dno  räv 

schaff,  Personifikation,  Ov.  Met.  2,  760.    Nach  ^säv  ogyriv  rovg  ysvo^svovg  oQv.ovg  vTtsq  s'qcu- 

Hyg.  praef.  (p.  30  Bunte)  ist  sie  Tochter  des  zog.  Schol.  Fiat.  symp.  45  [374  Bekk.].  Hesych. 

Giganten  Pallas  und  der  Styx,   Schwester  der  s.  v.   aqppo^tcio?  oQ-aog).     Die  Kuh  wird  meist 

Vis,  Potestas,  Victoria.  —  Hes.  Theog.  383  und  40  als  weifs  bezeichnet  {ßovg  Xsvnri   bei  Apollod. 

Apollod.  1,  2,  4  nennen  als  Kinder  der  Styx  2,  1,  3.    nitens  iuvenca  Ov.  met.  1,  610.    nivea 

und  des  Pallas:  Zrilog,  Niv.7],  Kgätog  und  Bt'or,  652.   743.     Val.  Fl.  4,  380.     Verg.  Aen.  7,  8), 

wonach   Invidia  und   Z^Xog   sich  entsprechen.  doch  vgl.  Suid.  s.  v.  ''latg-   Zsug  —  (isräßaXsv 

Vgl.  '^&6vog.     [Stell.]  avzrjv   nors  [isv  sig  IsvKrjv    ßovv,   nozs  ds  sig 

InvolutiDii,  Gottheiten  derEtruskerj/Seweca,  ^sXatvav,    tiozs  Ss   iä^ovauv.     Die  Liebe   des 

Q.  Nat.  2,  41:  adhibitis  in  consilium  diis,  quos  Zeus   zur  lo   soll    von  lynx,   der   Tochter  der 

superiores  et  involutos  vocavit.    Gerhard,  Ges.  Echo   oder  Peitho,   durch  Bezauberung  erregt 

Ak.  Abh.  1  p.  287  u.  Anm.  17  auf  p.  308.  sein;   sie  wird   zur   Strafe   dafür  von  Hera  in 

[Drexler.]  Stein   oder  in  einen  Vogel  verwandelt,    Phot. 

lo  {'lc6),  Tochter  des  Inachos,  nach  Aesch.  so  ed.   Pars.   118,  11.    Schol.   Pind.   Nem.  4,  56. 

Prom.  589    tjjs  oiazQodLviqzov   v.ÖQrig  zrjg  'Iva-  Schol.  Theokr.  2,  17.     Nach  Aesch.  Prom.  640 

Xsiag.    Soph.  Fl.  4.    fr.  248  fi*.;  vgl.  Her.  1,  1.  wird  lo    durch   nächtliche  Traumgebilde    auf- 

Kallim.  h.   3,   254.    ep.   57.  58.    Diod.   Sic.  3,  gefordert  zum  lernäischen  Wasser  zu  gehen, 

74,  1.  5,  60,  4.   Luc.  de  Salt.  43.   Aristid.  1,  38.  um    dort   in  den  Armen  des   Zeus  zu  ruhen; 

Philostr.  vit.  Ap.  T.  1,  19.   Ft.  m.  206,  25  s.  v.  als  sie  dies  dem  Vater  erzählt,  sendet  Inachos 

Bovßaaztg.  Suid.ä.v.'lm.  Paus.  1, 25, 1.  3, 18, 13.  Boten  nach  Delphi   und   Dodona,    um   zu   er- 

Stepli.  Byz.  ethn.  178.    Schol.  Apoll.  Bh.  2,  168.  fahren,  was  zu  thun  sei;   die  Orakel  befehlen 

Pseudopiut.   de  fluv.   18   (1032).    Parth.   er.    1.  dem  König,  seine  Tochter  aus  dem  Hause  und 

Nonn.  Dion.  3,  261  u.  a.    Ov.  met.  1,  584.    art.  dem  Lande  zu  treiben,   wenn  er  nicht  durch 

am.  3,  464.    fast.  1,  454.    3,  658.    Luc.  Phars.  GO  Blitzstrahl  vernichtet  werden  wolle;    und   er, 

6,  362.  Verg.  Georg.  3,  153.  Martial.  ep.  11,  wenn  auch  widerwillig,  gehorcht  dem  Befehle. 
47,4.2,14,8.  FaZ.  jPZ.  4, 350.  Hygin.f.lbb.  Nach  lo  ist  sofort  verwandelt  und  bald  in  der  Be- 
Hesiodos  und  Akusilaos  dagegen  ist  sie  Tochter  wachung  des  Argos.  Was  ihre  jungfräuliche 
des  Peiren,  Apollod.  2,1,3.  Herodian.  techn.  Schamhaftigkeit  verschweigt,  wird  deutlicher 
rel.  1,  17,  10.  2,  923,  7;  vgl.  Maafs,  comm.  de  in  den  Suppl.  291  ff.  bezeichnet.  Danach  wird 
Aesch.  Suppl.  (Greifswald  1890)  S.  31.  Andere  sie  von  Hera  in  eine  Kuh  verwandelt  {ßovv 
nennen  den  lasos  als  ihren  Vater,  Plut.  de  zrjv  yvvaL%'  i&riv.Ev  'Aqy^ia  ■9'fos),  und  Zeus 
mnl.Her.\^{%bl'P).  Paus.2,l&.  Steph  Byz. ethn.  naht    sich    ihr    als    Stier   {ngfnovza    ßov&ÖQot 


265                        lo  (Mythus)  lo  (Mythus)                        266 

tavQ(p  dsficis;  vgl.  Blart.  ep.  11,  47,  4  mutari  Tochter  lo,  in  die  sich  Zeus  verliebte.     Sein 
melius  taiiro,  patcr  optime  divum,  tunc  poteras,  Diener  Hermes   erschien  in  Argos   und  unter- 
lo  cum  tibi  vacca  fuit.    Die  Übereinstimmung  hielt  König  und  Volk,  während  der  Herr  mit 
ist  wohl  nur  scheinbar  und  zufallig),    Nonn.  lo  koste;  Plutos  selbst  sollte  eingezogen  sein. 
Dion.  1,  335;  erst  dann  stellt  Hera  als  Wächter  Das  Wasser  des  Inachos  schwoll,   befruchtete 
Tov  n(iv&'  ogwvra  Argos  hin.    Auch  Iaic.  deor.  die  Ebene,  sie  trug  hundertfältige  Frucht,  alle 
dial.  3  läfst  durch  Hera  die  Verwandlung  vor-  Scheuern  füllten   sich,  jedes  Haus   bot  jedem 
nehmen  {'^rjXozvnriaciGci  (isrsßalsv  avzriv,   Ovid  gedeckten  Tisch,  es  war  eitel  Herrlichkeit  wie 
met.  1,  590  benutzt  die  Dichtung  des  Aeschylos,  im  Schlaraffenland.  Aber  die  eigentliche  Landes- 
insofern  Zeus  bei  ihm  die  lo  auffordert  in  den  lo  herrin  Hera  ward  mit  Zorn   der  bösen  Dinge 
Wald  zu  kommen,  schliefst  sich  aber  sonst  der  inne,  die  ihr  Gatte  trieb,  sie  sandte  ihre  Dienerin 
gewöhnlichen  Sage  an.    Auf  die  Verwandlung  Iris,  die  die  Eindringlinge  vertrieb,  und  es  kam 
durch  Hera  scheint  auch  das  Relief  am  Thron  eine  schlimme  Zeit.    Die  belebenden  Gewässer 
des   amykläischen  Apollo   hinzuweisen  {Paus.  blieben   aus,    die  Felder    verdorrten,   Inachos 
3,  18,  13  "Hga  de  aqpopK  ngog  'Im  Trjv  'iväxov  selbst    ward    fast   zu   einer  trockenen   Mumie, 
ßovv  ovaccv   7]dr]).     Argos  läfst  die  lo   in  der  Spinneweben  füllten  die  leeren  Scheuern.     lo 
Nähe  von  Mykene  weiden  (nach  ScJiol.  Hom.  ß  ward  zur  Kuh  und  ein  schauerlicher  Wächter 
120  ist  die   Stätte  nach  Mykene,   der  T.    des  safs  neben  ihr  und  blies  die  Schalmei,  während 
Inachos,  Gemahlin  des  Arestor,  benannt,  nach  die  Menschen  die  gute   alte  Zeit  feierten.   — 
Steph.  Byz.   aber  hat  es   vom  Brüllen  der  lo  20  Dafs  ein  glückliches  Ende  kam,  indem  Argos 
seinen  Namen),  wo  noch  in  späterer  Zeit  der  durch  Hermes  erschlagen  ward  und  Hera  sich 
Hain,  ja  der  Baum  gezeigt  wurde,  an  welchen  versöhnte,   ist  selbstverständlich."     Von  Mit- 
der  Hirt  die  Kuh  angebunden  hatte  (vgl.  Sopli.  leid  für  lo  ergriffen   sendet  Zeus   den  Hermes 
El.   4    tfiq  oiaxQonlriyog  äXaog   'iväxov   ndpTjg.  ab,    um  den  Argos  zu  töten  und  die  Geliebte 
Plin.  n.  h.  16,  239   Argis  olea  etiamnum   du-  zu  befreien.    Hermes  tötet  denselben  (im  Prom. 
rare  dicitur  ad  quam  lo   in  taurum  mutatam  680  wird  Hermes  nicht  genannt),  Aesch.  suppl. 
Argus  adligaverit ;  vgl.  Steffen,  Karte  von  My-  290.     Oi\   am.  2,  2,  45,    nach  Et.  m.  136,  53 
kenae  S.  39  [oder  in  Nemea]  nach  Luc.  deor.  Xl&co  ßccXcöv,  oder  mit  der  Harpe  (Ov.  met.  1, 
dial.B).    Von  andern  wird  der  Weideplatz  nach  718.   Valer.  Flacc.  Arg.  4,  350  f.  Lucan.  Phars. 
der  Insel  Euboia  versetzt,    Hesiod  fr.  47    die  30  9,  663   liarpen  alterius  monstri  iam  eaede  ru- 
Insel  sei  früher  Abantis  genannt  und  habe  den  bcntem);    über  Argos   s.  Bd.  1    Sp.  537;    nach 
Namen    erst    durch    die   lo    erhalten   {Loheclc,  Et.  Gud.  ed.  Sturz  72,  54  war  Argos  ein  mit 
Aglaopli.   1131),    oder  weil   xrj  "latSi   sig  ßovv  vielen  Augen   versehener  Hund,   den  Hermes 
(i8Taßlr]&8Lari     S'nsias    noXXccg    ßorävag    i]    yr]  tötete  (davon  der  Name  'Agysitpävtrig),  offenbar 
ißXäazrias    Et.    m.    s.    v.    Evßoia    u.    dcpsaiog  durch  Annäherung  an  Hom.  q  292.    Hera  ver- 
Zsvg.     Vgl.    Steph.    Byz.    ethn.    114,   1    rönog  wandelt  den  Argos  in  einen  Pfau,  oder  schmückt 
T7J?  Evßoiag  "Agyovga  önov  Sohsl  tov  navömrjv  den  Schwanz   des  Pfau   mit  den  vielen  Augen 
'Egfifjg  ngcpovsvKEvai.    Strabo  10,  1,  3  erwähnt  desselben,    Scliol.   Aristoph.    av.   102.     Oppiian 
dort   Boog    avXri,    so    genannt,    weil    dort    lo  ixeut.  1,  24.     Mosch,  rel.  1,  55.     Westermann, 
Mutter  des  Epaphos  geworden  sei;  vgl.  Eustath.  40  mytJi.  S.  347  Anonym,  misc.  6.   Ov.  met.  1,  722. 
ad  Hom.  278,  30.  Maafs,  Comm.  de  Aesch.  suppl.  Nach   Ov.   met.    1 ,   690   schläfert  Hermes    den 
Greifswald  1890  S.  21.  28.     Auch  nach  Afrika  Argos   durch   seine  Erzählung  von  der  Syrinx 
wird  der  Weideplatz  verlegt,  ii/cop/ij".  835  *S'c/«oZ.  ein.      Durch    den    Tod    des    Argos    erhält    lo 
(pcccl  8\  ort  iv  Al&Lonia'EgjMfjg  cpvldzrav  kcxxcc  noch  nicht  die  ersehnte  Freiheit;  Hera  sendet 
ßovXrjaiv  Jtog  zijV  '/co,   Iva  firj  ßXußfj  vno  zfjg  nämlich  den  olazgog,  eine  Bremse,  welche  die 
"Hgag,  yiai  SiipriGug  iXä^ziGs  zrjv  yrjv  Kai  dvs-  Kuh    über   Länder   und    Meere    treibt    {Aesch. 
öcoK&v  vdag'  o&ev  kul  'Egfiov  nzigva  yiaXstzai.  Prom.  589  OLazgodivrjtog,  681  OLazQOTtXiq^.  Suppl. 
Dafs  die  Erde  Blumen  und  Gräser  für  die  Ge-  541    oi'atgcp     igsaao^sva ,    572     oiazgoS6vj]zog. 
liebte  des  Zeus  emporspriefsen  läfst,  wird  aufser  Verg.    Georg.    3,    153;    vgl.    Arch.    Zeit.   1873 
im  Et.  m.  auch  bei  Westermann,  myth.  S.  373  so  S.  87.     Nach    Val.   Fl.   Arg.   4,  350    wird    lo 
append.   narr.   33   erwähnt,   und    zwar  i'a   mit  von  der  Tisiphone  über  das  Meer  gescheucht. 
Anspielung  auf  den  Namen.    Mit  der  von  Argos  Auch    bei   Pseudoplut.    de    fluv.   18   (1032)    ist 
bewachten  in  eine  Kuh  verwandelten  lo   läfst  Tisiphone    die    Scheuchende;    sie    wird    aber 
Vcrgil    Acn.    7,    789    den    Schild    des    Turnus  nicht  gegen  lo,  sondern  gegen  den  Inachos  ge- 
verziert sein ;  auffällig  ist  dabei  die  Gegenwart  sandt,  weil  er  den  Zeus  mit  seinen  Schmähungen 
des    Flufsgottes    Inachos     {caelataque    amnem  verfolgt;  s.  o.  'Inachos'.  Nach  ^esc/i.  Prom.  829 
fundens   pater   Inachus   urna).     Eigentümlich  kommt    sie    auf  ihren  Irrfahrten  zuerst  nach 
ist  die  Gestaltung  der  Sage,  welche  Sophokles  Dodona,   wo   sie   als  Gattin  des  Zeus  begrüfst 
in  seinem  Inachos  vorgenommen   hat.     Nach  wird,  und  geht  darauf  durch  das  Meer,  welches 
V.   Wilamoivitz,  Euripides  Herakles  1,  88,  53  6u  nach  ihr  'löviov  genannt  wird.    Weiterkommt 
war  das  Stück,  welches  von  andern  (s.  Nauck,  sie     zu     dem     angeschmiedeten     Prometheus, 
fr.   Soph.    248  ff.)    als    Satyrdrama    betrachtet  welcher  ihr  die  weiteren  Irrfahrten  und  Schick- 
wird, vielmehr  eine  an  Stelle  des  Satyrspiels  sale    verkündet    (703—734.    790—815).     Auch 
gegebene  Tragödie  mit  folgender  Hypothesis :  in   den  Suppl.   538  ff.    werden    ihre   Irrfahrten 
,,In  Argos  herrschte  König  Inachos,   der  Gott  aufgezählt,  vgl.  Schütz  zu  dessen  Ausgabe  des 
des    Flusses,    dessen    Gewässer    vom    fernen  Acschylus  1  S.  170  —  178.    Vgl.  Eur.  Ip)h   Tarn: 
Pindus  stammen,  und  soweit  reichte  denn  auch  394   i'v'    olazgog   6    nozwiisvog  'Agyö&tv  a^ivov 
des  Königs  Herrschaft.     Er  hatte  eine  schöne  in '  olSfia  öi,STtsgaas  'AGirjziSa  yaCav  Ei  gmnag 


267                        lo  (Mythus)  lo  (Mythus)                         268 

8lctflSl^pag.  Athen.  14,  619  xovg  Xsyofisvovg  'lovg  Entschädigung    für    sie    habe   der   König   von 

dgöfiovg;  vgl.  Boscher,  Lex.  1,  2817.    Von  den  Ägypten  dem  Inachos  einen  Stier  gesandt;  da 

Irrfahrten    der    lo    soll    den    Namen    erhalten  Inachos  inzwischen   gestorben  sei,  hätten  die 

haben   tö  'loviov  nsXKyog    {Aesch.    Prom.   839.  Boten    des    ägyptischen   Königs   den   Stier  im 

Schol.  Apoll.  Eh.  4,  308),  ferner  der  Bosporos,  Lande  umhergeführt  und  den  Einwohnern  ge- 

Aesch.  Prom.  732,    Sdiol.  Apoll.  Wi.  1,  1114.  zeigt.     Palaiph.   de  incred.   43   läfst  sie,  weil 

2,  168  Et.  7)1.  205,  35.  Steph.  Byz.  ethn.  177,  8.  sie  während  ihres  Priesteramtes  die  Keusch- 
Appian.  de  hello  Mithr.  101.    Müller ,  fr.  hist.  heit  verletzt  hat,  mit  Kaufleuten  nach  Ägypten 

3,  593,  35.  Eustath.  ad  Dion.  140  -Aal  ßvrjtxa  fliehen  und  dort  Mutter  werden;  Argiver, 
Tov  noQov  rovtov  fCTTjxE  ßovg  ^^aix/;,  vatEQ(a  lo  welche  nach  ihr  ausgesandt  sind,  fesseln  sie 
noTi  xqÖvo)  vito  XoiXy.rj3ovicov  [ögv&fiaa,  vgl.  und  sagen  aan^g  ßovg  olaT.Qiqoaoa  diccq)£vysi 
dagegen  Steph.  Byz.  ethn.  178.  Dort  wird  auch  ilg  Aiyvmov.  Ahnlich  bei  Mythogr.  ed. 
ein  Ort  JäfiaXig  erwähnt,  in  Bezug  auf  welchen  Westerm.  324  {Anonym,  de  incred.  15),  wo  sie 
Nicitas  Chon.  Man.  Com.  S.  140  A.  Leo  gramni.  T.  des  Arestor  genannt  wird;  als  Priesterin 
S.  490  A.  Cinnamus  S.  58  A.  Tzetzes  Chil.  1,  der  Hera  wird  sie  schwanger,  vno  xiig  dcpgo- 
829  zu  vergleichen  sind.  Polyb.  4,43.  44  nennt  diaiov  axftjjs  yai^wv  xai.  v-ccXlioav  ccvzrig  scpai- 
den  Ort  Bovv,  vgl.  Anth.  Pal.  7,  169.  Gillius  veto,  ra?  xat  ßovg  vno  räv  'Agysicov  STtovcfiä- 
de  Bosp.  Thrae.  3,  9.  Forbiger,  Geogr.  S.  390.  ^faQ^(Xl.  Arestor  läfst  sie  bewachen,  cpvXayicc 
Müller,  fr.  hist.  4,  148,  6  avtfj  ds  ngög  t6  sniGtrioag  avtij  tov  xr]g  firjTQog  dSsXcpov  "Agyov. 
TKxXovfisvov  K^gag  inavfX&ovaa,  toig  £voi%ovaL  20  Ein  iTiixcogiog,  'Egfiäwv,  tötet  ihn.  lo  steigt 
Tigo&iaTii^ovaa  za  iaöfi^va  nagcc  rbv  Zlfß^Gzgrjg  zu  Schiff,  wird  vom  Sturm  durch  das  ionische 
ß(üfibv  zrjv^  XsyofiBVTjv  Ksgösaaav  ärcs'xvrjcf  Meer  getrieben  und  nach  'Asgtcc  gebracht,  wo 
yiogriv ^  f|  rig  v.ccl  Kigag  o  zönog  (avt^aotcii.  sie  wegen  ihrer  Schönheit  als  Göttin  verehrt 
Von  dieser  iffposaffa  oder  Kgsovaa  und  Poseidon  wird. 

entstammt  dann  Bv^ag,  von  welchem  Byzanz  Eine  abweichende  Sage  findet  sich  bei  »S'ttj'd. 
den  Namen  hat,  vgl.  Et.  m.  217,  27.  Nonn.  s.  v.  '/«.  Danach  wird  lo,  T.  des  Inachos,  von 
Dion.  3,  366.  Steph  Byz.  ethn.  189,  20.  Andere  nfj-Kog  o  -nai  Zsvg  geraubt  und  wird  von  ihm 
lassen  lo  sofort  nach  dem  Tode  des  Argos  Mutter  der  Atßvr];  XvTtri&siaa  inl  zij  Sicxtpogä 
nach  Ägypten  gelangen,  Luc.  deor.  dial.  3  (Her-  icpvyiv  eig  zo  ZiXniov  ogog  Kccnsi  ziXsvza. 
raes  soll  die  lo  did  zov  nsXccyovg  nach  30  Ihr  zu  Ehren  wird  von  ihrem  Vater  und  ihren 
Ägypten  führen,  vgl.  dial.  mar.  7);  dafs  Poseidon  Brüdern  in  Syrien  'länoXig  gegründet,  zu  ihrem 
bei  der  Liebschaft  des  Zeus  hülfreiche  Hand  Andenken  schlagen  sie  dort  jährlich  an  die 
bietet,  sagt  auch  Aristid.  1,  38.  Nach  Suid.  Thüren  und  rufen  Yco,  '/w,  oder  'lovg  ^vxr] 
s.  V.  Vöt?  begleitet  Zeus  selbst  die  in  eine  Kuh  aw^fod-ca;  vgl.  Malala  28.  Müller,  fr.  hist.  3, 
verwandelte  lo  auf  ihren  Wandeiungen.  Die  640.  Chron.  Pasch,  ed.  Par.  41.  Cedren.  21. 
Ankunft  derselben  in  Ägypten  wird  bei  Mosch.  Liban.  287.  Dafs  lo  nach  ihrem  Verschwinden 
rel.  1,  44  geschildert.  Tisiphone,  welche  ihr  gesucht  wird,  berichten  auch  andere;  vgl. 
voraneilt,  um  ihr  das  Land  zu  verschliefsen,  Müller,  fr.  hist.  4,  313;  so  wird  Kvgvog  aus- 
wird vom  Nil  fortgetrieben,  Val.  Fl.  Arg.  4,  gesandt,  nach  Diod.  Sic.  5,  60,  4,  welcher 
409.  In  Ägypten  wird  sie  freundlich  auf-  40  nach  langem  vergeblichen  Suchen  in  Karlen 
genommen,  von  Zeus  durch  Auflegen  der  Hand  die  Stadt  seines  Namens  gründet,  ferner  Tripto- 
geheilt  und  wird  Mutter  des  Epaphos  (mit  lemos  nach  Strabo  16,  2,  5,  dessen  Begleiter 
falscher  Deutung  des  Namens),  Aesch.  Prom.  Tarsos  gründen  (ebend.  14,  5,  12),  während  er 
846.  Suppl.  1065.  Nonn.  3,  285  u.  a.  St.,  vgl.  selbst  bis  nach  Antiochia  geht;  von  seinem 
Maafs,  de  Aesch.  supplicibus  commentatio,  Sohn  Gordys  soll  bei  dieser  Gelegenheit  Gor- 
Greifswald  1890.  Mosch,  rel.  1,  50,  nachdem  dyaia  gegründet  sein  (vgl.  Steph.  Byz.  ethn. 
Hera  versöhnt  ist,  Ov.  niet.  1,  738.  am.  2,  19,  211,  17).  Auch  nach  Gaza  soll  lo  gekommen 
29.  iwc.  dmZ.  »iar.  7  dagegen  läfst  die  Heilung  sein,  vgl.  Steph.  Byz.  ethn.  194,  1.  333,  11 
durch  Hermes  vornehmen.  Et.  m.  206,  25  s.  v.  'lävri  ydg  mki  17  Fd^a.  iyiaXsizo  dno  Yovg,  ßovv 
Bovßaaig  wird  erzählt,  dafs  bei  der  Landung  50  i%ovaec  nXrjaiov  iv  zfi  sl-növi.  Selbst  in  Ninos 
der  lo  in  Ägypten  der  König  von  den  Spuren,  wollte  man  wegen  eines  mit  Hörnern  ver- 
die  sie  im  Sande  zurückliefs,  ihr  den  Namen  scheuen  Frauenbildes  Spuren  der  lo  finden, 
lo^  gegeben  und  den  Ort  dno  zrjg  zov  ßoog  Phil.  vit.  Apoll.  Tyan.  1,  19. 
ßdatwg  Bovßaaig  genannt  habe.  Nach  diesen  Orten  soll  lo  übrigens  auf 
Frühzeitig  ist  der  Mythus  pragmatisch  ge-  einer  zweiten  Wanderung  gekommen  sein,  auf 
deutet  worden;  schon  Lierod.  1,  1  erzählt,  dafs  der  Suche  nach  Epaphos,  vgl.  Hygin.  f.  150 
nach  der  Behauptung  der  Perser  die  Tochter  postquam.  Luno  vidit  Epapho  ex  pellice  nato 
des  Königs  Inachos  von  phönizischen  See-  tantam  regni  potestatem  esse,  ctorat  in  venatu 
räubern  auf  ihr  Schiff  gelockt  und  nach  Ägypten  ut  Epaphus  necaretur  Titanesque  hortatur  lo- 
weggeführt  worden  sei;  dagegen  (5)  werde  von  60  rem  ut  regno  pellant.  Apollod.  2,  1,  3  zovzov 
den  Phöniziern  erzählt,  dafs  lo,  weil  sie  eine  (zov  "Enacpov)  "Hgcc  S^tzai  Kovgr'izcov  dcpavrj 
unerlaubte  Verbindung  mit  dem  Führer  des  noirjaai,-  01  ds  rjq)dvioccv  avzov  y.ai  Zsvg  kig&6- 
Schiffes  eingegangen  war  und  die  Folgen  fisvog  Kzsivei  Äovgr]zag,  'leb  Sh  inl  ^rjzriaiv 
fürchtete,  freiwillig  mit  den  Phöniziern  wegge-  hgdnszo;  vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  1131.  Nach- 
segelt sei;  vgl.  Plut.  de  mal.  Her.  11  (856  E).  dem  sie  den  Epaphos  in  Syrien  gefunden 
Ähnlich  lautet  die  Sage  bei  Ephoros  {Schol.  hatte,  vermahlte  sie  sich  mit  Telegonos,  dem 
Apoll.  Bh.  2,  168,  sie  sei  von  Phöniziern  ge-  König  von  Ägypten  {Apollod.  2,  1,  3);  erst  aus 
raubt  und  nach  Ägypten  geführt  worden;    als  dieser  Ehe   soll  nach  Euseb.  chron.  ad  a.  481 


269              lo  (Mythus;  Deutung)  lo  (Deutung)                        270 

Epaphos   geboren    sein,    s.  Burmann    ad   Ov.  Die  ursprünglich  in  Argoa  heimische  Sage  ist 

md.  1,  747;  vgl.  Pott,  Stuä.  zur  gricch.  Mtjth.  frühzeitig  mit  Euboia  in  Verbindung  gebracht 

Jahns    Jahrb.   Su})}^!.   3,    293.     Heyne,  obscrv.  worden,   so   dafs  lo   dort  selbst  den  Sohn  ge- 

ad  Apoll.   S.  103.     Nach   Schol.  Eur.  Or.  932  boren  und  ihre  Gestalt  wieder  erlangt    haben 

dagegen  ist  Telegonos  der  Sohn  des  Epaphos.  soll;  erst  als  nach  der  Erscbliefsung  Ägyptens 

Erwähnt  sei  noch,  dafs  nach  Schol.  Arat.  161  die    Griechen    in    Ägypten    die    Isis    kennen 

lo   als  Priesterin  der  Hera  den  Trochilos   ge-  lernten,  glaubten  sie  in  dieser  ihre  heimische 

biert,    qui    aurigandi    arte    inventa    in    caelo  lo    wieder    zu    finden,    und    so    entstand    die 

Aurigae  sidtts  factus.     Auch  Dionysos  soll  von  Meinung,    dafs    lo    auch    nach    Ägyjjten    ge- 

lo   geboren  sein,   vgl.  Diod.  Sic.  3,  74,  1   xiv  lo  kommen  sei  und  dort  ihre  menschliche  Gestalt 

SBVTfQov  JiovvGov   cpccoLv  f|  'lovg  rrjg  'iväxov  wieder  gewonnen  habe.    Dafs  sie  geradezu  mit 

Jii    y^vö^Bvov    ßaailsvaai   fisv  r^g  Aiyvittov,  der  Isis  gleichgesetzt  und  dafs  sie  als  Göttin 

KKzccdsi^cii    ÖS   Tti?   TsXstäg,  jedenfalls    indem  verehrt  wurde,  scheint  aber  erst  das  Werk  der 

man  lo  der  Isis  gleichsetzte,  Diod.  Sic.  1,  24,  alexandrinischen  Zeit  zu  sein,    wo  der  Kultus 

8;  vgl.  lo.  Lyd.  de  mensura  S.  78.   Kallim.  ep.  der  Isis  sich  auch  über  Griechenland  verbrei- 

58.    Et.  m.  476,  50.  tete  {E.  Pleio,  Neue  Jahrb.  102  S.  669).     Dafs 

Durch  Epaphos   wird  lo  Stammmutter  des  Ägypten   an   Stelle   von   Euboia    getreten    sei, 

Danaos  u.  s.  w.,  Äesch.  suppl.  17.  Pollux  onom.  ist   auch  die  Ansicht  von  Maafs,  de  Aeschyli 

3,  60,   daher  heilst  sie  nQoyovog  ßovg  (Aesch.  suppl.  coniment.  Greifswald  1890.    Die  weitere 

supp)l.  42),  TtQonätaQ   (Eur.   Phoen.  677.  829),  20  Hineinziehung    von    lones  lopolis,    Antiochia, 

TtalaiouKtaQ  {Eur.  suppl.  628).     Als  anigiiax'  Gaza  u.  s.  w.    ist   offenbar   gleichfalls   in    der 

SVTBV.VOV    ßoög  bezeichnen    sich   die   Danaiden  Zeit  entstanden,  wo  griechischer  Einflufs  sich 

bei  Aesch.  supr)l.  275.  über  den  Orient  verbreitete   und  die  Griechen 

lo  wird   schliefslich   als   Sternbild  an   den  überall  bemüht  waren,_^  auch  bei  fremdartigen 

Himmel  versetzt,  vgl.  Hygin.  astr.  2,  21  non-  Völkern  in  zufälligen  Übereinstimmungen  An- 

nulli  aiunt,  cum  lo  in  bovem  sit  conversa,  ut  klänge    an    ihre    eigene    Religion    zu    finden. 

lupiter    ei   satisfacere    videretur,    inter   sidera  Dafs  man  bei  diesen  neuen  Wanderungen  der 

eonstituisse ,  quod  eins  prior  pars  appareat  ut  lo  sich  bewufst   an  die  Wanderungen  der  Isis 

tauri,   sed  rdiquum  corpus  obscurius  videatur.  anlehnte,  liegt  deutlich  zu  Tage. 

Eratosth.  catast.  14  stsqoi  Ss  cpaoL  ßovv  sivai  30        Dafs    der   Mythus    der   lo   von  Argos   sich 

TJjs  'lovg  fiifirjua.     Bei   den  Römern  wird  sie  über  ganz  Griechenland  verbreitet  hat  und  ein 

für    Anna    Perenna    erklärt    {Ov.   fast.   3 ,   658  einigerraafsen  volkstümlicher  geworden  war,  das 

sunt  quibus  haec  luna  est,   quia  mensibus  im-  zeigt  der  Umstand,  dafs  Tragiker  und  Komödien- 

pleat   annum.    Pars    Themin,    Inachiam  2^((^'s  dichter  ihn  öfter  bearbeitet  haben;  des  JLsc/^/Zms 

putat  esse  bovem).  Prometheus  und  die  Supplices  sind  vielfach  oben 

Dafs  lo  den  Mond  bedeutet,  der  von  Argos  erwähnt,    ebenso    der  Inachos  des   Sophokles; 

dem    gestirnten    Himmel    bewacht    wird,    ist  auch   Euripides   nimmt    vielfach    auf  den  lo- 

vielfach  angenommen;  es  heifst  geradezu,  dafs  mythus    Bezug;    vgl.    aufser    den   angeführten 

in   der  Sprache  der  Argiver  das  Wort  tw  den  Stellen  Phoen.  247  rag  »tfpaffqpopou  'lovg,  ebd. 

Mond  bezeichnet  habe,  vgl.  Herod.  techn.  rel.  40  1115  Argos  als  Schildzeichen  des  Hippomedon, 

1,  347,  30    Icö   i]roL  asl-^vr] ,   im   yuQ    rj  csl'qvri  ferner  wird   erwähnt   eine  Tragödie  des  Chai- 

Kcitcc  trjv  räv  'Agysiav  SiccXs-arov;   vgl.  Suidas  rewow 'ica  (Af/iew.  13,  608 D);  von  den  Komödien- 

s.  V.  'Icä.  Eustath.  zu  Dionys.  92  (S.  23).    Auch  dichtem  hat  Aristophanes    häufig   auf   diesen 

koptisch  soll  ioh  =  Mond  sein  (Bofs,  Italiker  Mythus   angespielt,   andere,    wie  Plato  {Corp. 

u.    Gräken    S.   84    nimmt    den    Mondgott   loh  I.  Gr.  1,  230),  Anaxilas,  Sannyrion  scheinen, 

weiblich  als  die  gehörnte  lo  an).  wenn    anders    Meinekes    Vermutungen    richtig 

Doch  hat  Pleiv  wohl  recht,  wenn  er  {Neue  sind  {com.  fr.  674),  ganze  Stücke  daraus  ge- 
Jahrb.  1870,  Bd.  102  S.  665)  behauptet,  dafs  nommen  zu  haben.  Von  den  lateinischen 
diese  Bedeutung  des  Wortes  lä  eine  falsche  Tragödiendichtern  hat  Attius  die  Fabel  be- 
Annahme sei,  und  sich  gegen  die  Beziehung  so  handelt  {Bibbeck,  fr.  tr.  386).  Dafs  noch  zu 
der  lo  auf  den  Mond  und  des  Argos  auf  den  seiner  Zeit  der  Stoff  für  Tragödien  üblich 
gestirnten  Himmel  erklärt.  Auch  Overbeck  war,  beweist  Horaz,  indem  er  unter  anderen 
{commcntatio  de  Jone  telluris  non  lunae  deo.  Stoffen  auch  die  losage  anführt  {ep.  2,  3,  123, 
Progr.  der  Univers.  Leipzig  1872)  weist  die  vgl.  Ov.  am.  1,  3,  21  Carmine  nomen  habent 
Zurückführung  auf  den  Mond  zurück;  seine  exterrita  cornibus  lo),  und  auch  der  Mimus 
eigene  Deutung  als  Erdgöttin  wird  aber  von  liefs  sich  die  vom  Argos  bewachte  lo  nicht 
E.  Pleic  {Neue  Jahrb.  107,  1873  S.  697)  mit  entgehen  {Lucian.  de  sali.  43).  Nicht  weniger 
Erfolg  bekämpft;  neuerdings  ist  von  Siecke  im  zahlreich  sind  die  Behandlungen  des  Stoffes 
Progr.  des  Friedrichsgymn.  zu  Berlin  1885  bei  den  Alexandrinern  {Kallimachos  dichtete 
{Beiträge  zur  genaueren  Erkenntnis  der  Mond-  60  'lovg  aqpi^i?,  Moschus  läfst  den  Korb  der 
gottheit  bei  den  Griechen)  die  Deutung  auf  den  Europa  mit  dem  Mythus  der  lo  verziert  sein, 
Mond  wieder  aufgenommen,  aber  nicht  be-  auch  bei  Nonnus  wird  auf  den  Mythus  viel- 
wiesen worden.  Man  wird  gut  thun,  mit  fach  angrespielt,  u.  a.  m.,  und  von  den  Lateinern 
£■.  P/ew  zu  behaupten,  dafs  die  Naturbedeutung  haben  Vergil,  Ovid,  Valer.  Flacc.  u.  a.  die 
des  Mythus  noch  nicht  mit  Sicherheit  auf-  Sage  vielfach  erwähnt,  ja  ausführlicher  er- 
gefunden worden  ist.  zählt. 

In  Bezug  auf  die  allmähliche  Entwickelung  Über   die  Art,  wie  lo   von  den  Alten  dar- 

des  Mythus  scheint  folgendes  sich  zu  ergeben.  gestellt   wurde,    habe    ich    in   meiner  Disser- 


271 


lo  (Bildwerke) 


lo  (Bildwerke) 


272 


tation  de  lone  dissertatio  archaeologica,  Halle 
1868,  nachgewiesen,  dafs  drei  Perioden  zu 
scheiden  sind;  in  der  ältesten  Zeit  stellte  man 
sie  als  Kuh  dar;  darin  ist  wohl  durch  den 
Einflufs  der  Tragödiendichter,  welche  eine  Kuh 
nicht  auf  die  Bühne  bringen  konnten  (vgl.  de 
lone  S.  33)  ein  Wandel  eingetreten,  man  hat 
an  Stelle  der  Kuh  eine  kuhgehörnte  Jungfrau 
gesetzt,  ßovHi^Qcog  naQ&svog,  wie  Aesch.  Prom. 
588  sagt,  vgl.  suppl.  569  ßotov  ieogävtsg 
övaxsQSS  i^i^öfißQorov,  räv  fitv  ßoog,  räv  8  av 
ywaiKog.  Ob  Aschylus  zuerst  dies  gethan 
hat,  kann  fraglich  erscheinen,  es  hängt  zum 
Teil  davon  ab,  welcher  Zeit  der  Prometheus 
angehört.  Da  nämlich  in  den  Suppl.  die 
Person  der  lo  nur  erwähnt,  nicht  auf  die 
Bühne  gebracht  wurde,  lag  für  dies  Stück 
keine  Nötigung  vor,  von  der  alten  Form  der 
Kuh  für  lo  abzugehen;  für  den  Prometheus 
dagegen,  wo  lo  selbst  auftrat,  war  die  Änderung 
nötig;   demnach  wäre   nur  unter  der  Voraus- 


Hermes,  Argos,  lo,  Vasenbild  (nach  Mon.  d.  I.  2  Taf.  59  Fig.  1);  vgl.  Overbeck, 

Kunstm.  Zeus  S.  437. 

Setzung,  dafs  der  Prometheus  früher  aufgeführt 
wurde  als  die  Supplices^  die  Schilderung  der 
Gestalt  der  lo  in  den  Supplices  erklärlich. 
Sind  aber  die  Supplices  älter  als  der  Pro- 
metheus, dann  würde  die  Einführung  der  neuen 
Gestalt  wohl  einem  Vorgänger  des  Aschylus 
zuzuschreiben  sein.  Zu  der  angegebenen  Zeit 
gelangt  man  auch  durch  die  Betrachtung  der 
Vasengemälde;  während  nämlich  die  schwarz- 
figurigen  und  die  frühesten  der  rotfigurigen 
die  lo  als  Kuh  dargestellt  zeigen,  erscheint 
sie  auf  den  späteren  Denkmälern  als  kuh- 
gehörnte Jungfrau.  Eine  Schwierigkeit  bleibt 
allerdings  bestehen.  Wie  oben  ausgeführt, 
ist  es  wahrscheinlich,  dafs  die  Ausdehnung 
der  Irrfahrten  auf  Ägypten  erst  angenommen 
werden  konnte,  nachdem  Ägypten  erschlossen 
war:  dadurch,  dafs  die  Griechen  ihre  lo  in 
der  dort  vorgefundeneu  Isis  wiederfanden. 
Dann  mufste  lo  aber  schon  als  kuhgehörnte 
Jungfrau  gebildet  worden  sein,  da  man  zwischen 
der  lokuh  und  der  bis  auf  die  Mondsichel 
menschlich  gebildeten  Isis  (vgl.  Herod.  2,  41 
To  yciQ  rrjg  laiog  äyccX^ia  iov  yvvaL-urj'iov  ßov- 
nsQcov    fffri,    HatanSQ    EXXrivsg   ttjv    Iovv   yQcc- 


cpovGt)  keine  Ähnlichkeit  finden  konnte.  Man 
darf  in  diesem  Punkt  wohl  auf  Grund  der 
Denkmäler,  die  eine  ziemlich  sichere  Datierung 
gestatten,  auf  den  mythologischen  Vorgang 
zurückschliefsen  und  annehmen,  dafs  die  Ver- 
knüpfung der  lo  mit  Ägypten  ungefähr  am 
Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  zur  Zeit  der 
Perserkriege  stattgefunden  hat,  nachdem  einer 
der  frühesten  Tragiker  zum  Zweck  scenischer 
10  Vorführung  die  Kuhgestalt  der  lo  aufgegeben 
und  durch  die  einer  kuhgehörnten  Jungfrau 
ersetzt  hatte.  Sollte  eine  verhältnismäfsig  so 
junge  Verbindung  der  lo  mit  Isis  nicht  für 
möglich  gelten,  würde  man  zu  der  Vermutung 
geführt  werden,  die  Furticängler ,  Jahrb.  d. 
Inst.  3  S.  223  in  Bezug  auf  die  berühmte 
Dioskuridesgemme  in  Florenz  ausspricht;  an 
Stelle  der  bis  dahin  üblichen  Benennung  als 
lo  möchte  er  die  der  Artemis  Tauropolos 
20  setzen,  indem  er  meint,  dafs  ,,die  entsprechende 
Bildung  der  lo,  die  man  als  Andeutung  der 
Verwandlung  fafst,  vielmehr 
eigentlich  die  eines  Kult- 
bildes gewesen  sein  wird, 
aus  welchem  ätiologisch  erst 
die  Verwandlungssage  ent- 
stand. Die  zur  Heroine  herab- 
gedrückte lo  wird  im  Wesen 
der  Tauropolos  gleich  ge- 
wesen sein".  Bei  dieser  An- 
nahme würden  die  oben  an- 
gedeuteten Schwierigkeiten 
verschwinden,  aber  gegen  die 
Richtigkeit  derselben  spricht 
doch  entschieden  der  Um- 
stand, dafs  die  ßovv.SQ03g  nag- 
Q'svog  in  Wort  und  Bild  erst 
mit  Beginn  des  fünften  Jahr- 
hunderts auftaucht,  während 
sie  vorher  immer  als  Kuh 
erscheint.  —  In  der  dritten 
Periode  endlich,  derjenigen 
der  schwindenden  Kunst, 
kehrt  man  wieder  zu  der  alten  Form  zurück 
und  stellt  die  lo  als  Kuh  dar. 

Aus  dem  Altertum  werden  folgende  Dar- 
stellungen der  lo  erwähnt:  Die  älteste  fand 
sich  am  Thron  des  amykläischen  Apollo,  Paus. 
3,  18,  7  ÜQa  Si  scpogci  nqog  loj  t?}j'  'lvä%ov 
50  ßovv  ovaav  r'jdr].  Ob  nur  die  beiden  erwähnten 
Figuren  zugegen  waren,  oder  ob  auch  Argos 
anwesend  war,  läfst  sich  nach  der  dürftigen 
Notiz  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen;  es  wird 
die  Entscheidung  hierüber  erst  dann  möglich 
sein,  wenn  es  gelingen  sollte,  zu  bestimmen, 
welches  Bild  dem  der  lo  genau  entsprach. 
An  die  zweite  Stelle  dürfte  das  von  Plin.  n.  h. 
35,  32  erwähnte  Bild  des  Nicias  gehören  (fecit 
et  grandis  picturas  in  quibus  sunt  Calypso  et 
60  lo  et  Andromeda),  an  dritter  die  von  Paus. 
1,  25,  1  erwähnte  Statue  des  Deinomenes  auf 
der  Akropolis  yvvav-Aag  Ss  nXrjaiov  dsivofiävrjg 
'ico  rrjv  Ivccxov  xat  KccllLazä  xf]v  Avyiccovog 
nsTiotrjyiiv,  cctg  dficpotSQUig  sarlv  sg  uitav  ofioia 
dirjyrifiaTa'  ^'qcog  Jiog  y.al  "Hgag  ogyr]  yictl  ccX- 
Xaxri  xfi  ^£v  äg  ßovv,  tfj  de  ig  agy-tov.  Aus 
den  Worten  allaxr]  tfj  [i8v  ig  ßovv,  rfj  ds  ig 
äq-Azov  darf  man  nicht  schliefsen,  dafs  lo  und 


273 


lo  (Bildwerke) 


lo  (Bildwerke) 


274 


Kallisto  als  Kuh  bez.  Bärin 
dargestellt  seien,  sondern 
da  es  sich  um  Einzel- 
statuen handelt,  ist  es 
ohne  weiteres  klar,  dafs 
Frauengestalten  darge- 
stellt sein  mufsten,  denen 
nur  durch  Hinzufügung 
besonderer  Kennzeichen, 
also  der  Hörner  bei  lo,  des 
Bärenfelles  bei  Kallisto, 
der  individuelle  Name  ge- 
sichert war.  Zu  diesen 
ehemals  wirklich  vorhan- 
denen Denkmälern  kom- 
men noch  mehrere  von 
Dichtern  erwähnte ,  bei 
denen  es  fraglich  bleiben 
mufs,  wie  weit  die  Dich- 
ter sich  an  wirklich  voi-- 
handene  Kunstwerke  an- 
geschlossen haben,  1)  das 
Schildzeichen  des  Hippo- 
medon  bei  Eiir.  Phoen. 
1115  otLiizotg  TtavoTtzriv 
o/ifiaaiv  SiSogyioTcc,  tu 
jiiv  Gvv  aaxQffv  STtixoXciL- 
aiv  ojifinra  ßXsnovrcc ,  ra 
Ss  %QvnxovTa  dvvovzcov 
fiäza.  Dafs  die  Beweglich- 
keit der  Augen  jedenfalls 
dichterische  Zuthat  ist, 
braucht  nicht  erst  beson- 
ders hervorgehoben  zu 
Werden.  2)  Der  Mythus 
der  lo  wird  von  Mosch. 
Tel.  1 ,  44  als  Schmuck 
des  Korbes  der  Europa 
benutzt;  man  unterschei- 
det drei  Scenen,  a)  lo 
setzt  über  das  Meer ,  b)  sie 
erlangt  ihre  frühere  Ge- 
stalt wieder,  c)  Tötung 
des  Argos  durch  Hermes 
und  Verwandlung  des  er- 
sterenin  den  Pfau.  3»  Verg. 
^e«.  7,789  läfst  den  Schild 
des  Turnus  mit  einer  Dar- 
stellung d.  lo  geschmückt 
sein :  at  levem  clipeum 
stiblatis  cornibus  lo  auro 
insignibat,  iani  setis  obsita, 
iam  bos,  argumentum  in- 
gens,  et  custos  virginis  Ar- 
gus caelataque  amnem  fun- 
dens  pater  Inachus  wna. 
4)  Quint.  Smyrn.  10,  190 
läfst  einen  Köcher  ver- 
ziert sein  mit  der  Tötung 
des  Argos:  'Egixstrjg  'ivä- 
XOV  «fiqpt  Qf8&Qa  Kdza- 
■Kz^hmv  fiiyccv  "Aqyov ,   og 

0(p%uXllOlGLV  (X(lOLßud6v 

VTtVaSGHlV. 

Die  uns  erhaltenen 
Denkmäler  können  am 
besten  in  drei  Klassen 
eingeteilt     werden ,     die 


275 


lo  (erhalt.  Bildwerke) 


lo  (erhalt.  Bildwerke) 


276 


erste  enthält  die  auf  die  Brautwerbung  des 
Zeus  bezüglichen,  die  zweite  die  Bewachung 
durch  Argos   und   dessen  Tod,   die   dritte   die 

Ankunft  in  Ägypten. 
Mit  Rücksicht  auf  mein 
Verzeichnis  der  bekann- 
ten Denkmäler  in  der 
oben  erwähnten  Dissert. 
de    lone    (Halle   1868), 


Gr.Kuiistmythol  2  S.  465 
wesentlich  vervollstän- 
digt ist,  und  auf  die  von 
mir  gegebenen  Nach- 
träge Arch.   Zeit.   1870 

Hermes  (als  Avgostüter),  g.  37.  1873  S.  124,  Vgl. 
Argos  und  lo  (als  Kuh),  „^g^^  ^,.g/j_  Zeit.  1868 
Gemme   (nach  Mo,i.  d.  Inst,     g    ^^^    jg^^  S.  1 12,  kann 


2,  59,  9), 


einen  Kranz;  vor  ihr  steht,  mit  ihr  im  Ge- 
spräch begriffen,  Zeus  mit  Seepter,  hinter  ihm 
eine  Frau,  welche  einen  Vogel  in  der  Hand 
hlilt.  Links  vom  Kultbild  steht  Argos  mit 
Keule  und  Diptychon,  weiter  zurück  Hera,  im 
Hintergrund  wird  Eros  mit  Reifen  und  Stab 
und  ein  Satyr  sichtbar.  Es  handelt  sich  ofi'en- 
bar  um  das  Liebeswerben  des  Zeus ;  lo  sncht 
Zuflucht  bei  dem  Bild  der  Hera,  diese  selbst 
ein  Verzeichnis,  welches  10  kommt  überraschend  hinzu,  und  die  Gegen- 
von  OverhecJv  in   seiner       wart  des  Argos  deutet  auf  die  bevorstehende 

Verwandlung  der  lo  und  ihre  Bewachung 
durch  den  Jüngling  hin.  In  Bezug  auf  das 
Diptychon  mufs  ich  trotz  Ocerhecks  Wider- 
spruch an  dem,  was  ich  de  lone  S.  8  ausgeführt 
habe,  festhalten,  dafs  uns  darin  ein  dem  Drama 
entlehnter  Zug  erhalten  ist. 

Für    den    zweiten    Teil,    die    Bewachung 
durch  Argos  und  die  Tötung  desselben  durch 


ich    hier     darauf    ver-  20  Hermes,  ist  vor  allem  das  palatinische  lobild 


ziehten,  ein  vollständiges  Verzeichnis  zugeben, 
sondern  kann  mich  damit  begnügen,  diejenigen 
Denkmäler,  welche  hier  abgebildet  oder  be- 
sonders wichtig   sind,  zu  besprechen. 


lo ,   vom   Neilos   getragen ,   wird   von   der  Göttin  des  Landes  (neben  derselben 
Harpokrates)  bewillkommnet,  im  Hintergrunde  zwei  Isispriesleriunen(?),  Wand- 
gemälde (nach  Mus.  Borb.  10  T.  2). 

Vase  bei  Overbeck,  Atl.  zur  Kunshnyth.  T.  7, 
8,  im  Berliner  Museum.  Auf  einem  Altar  unter 
einem  altertümlichen  Tempelbild  sitzt  lo  als  kuh- 
gehörnte Jungfrau  (der  Deutlichkeit  wegen  hat 
der  Maler  auch  schon  vor  der  Verwandlung 
die  Kuhhörner  zugefügt);  sie  hält  in  der  L. 
ein    Schmuckkästchen,    in    der    gesenkten    R. 


wichtig  {Overbeck,  Atlas  T.  7, 11).  lo  mit  kleinen 
Hörnern  auf  der  Stirn  (das  eine  wenigstens 
ist  deutlich  zu  erkennen)  sitzt  in  trauriger 
Haltung  vor  einer  Säule,  auf  welcher  ein 
Bild  jedenfalls  der  Hera  steht; 
neben  ihr  steht,  sie  aufmerk- 
sam betrachtend,  der  jugend- 
liche Argos,  einen  Speer  auf- 
stützend ;  hinter  der  Säule 
kommt  mit  Kerykeion ,  was 
in  eine  Spitze  auszugehen 
scheint,  versehen,  Hermes  her- 
vor. Dem  letzteren  ist  der 
Name  beigeschrieben.  Ein  ähn- 
liches Bild  (s.  Sp.  271)  scheint 
Propert.  1,  3,  19  vor  Augen 
gehabt  zu  haben  {sed  sie  in- 
tentis  haerebam  fixus  ocellis, 
Argus  ut  ignotis  cornibus  Ina- 
chidos),  und  es  ist  nicht  un- 
wahrscheinlich, dafs  Heibig 
recht  hat,  wenn  er  {Unter- 
such, über  die  camp.  Wand- 
malerei S.  140)  dieses  Bild  auf 
ein  Original  des  Nicias  zurück- 
führt (s.  o.). 

An  Zahl  der  Figuren  über- 
legen   ist    diesem    Bilde    das 
von  Gargallo  Grimaldi,  Mon. 
d.  Inst.  2  T.  59  veröff'entlichte 
Ruveser  Vasenbild  (s.  Sp.  274). 
lo  (hier  mit  Hörnern  und  Tier- 
ohren gebildet),    als    Tochter 
des     Flufsgottes     durch     den 
Schilfstengel  bezeichnet,  sitzt, 
man  könnte  sagen,  in  erstarrter 
Haltung    da,    hinter   ihr   sitzt 
der    mit    mehrfachen    Augen 
ausgerüstete     und    mit    einer 
Keule    bewaffnete   Argos,    im 
Gespräch    mit    der    Hera    be- 
griffen ,    welche    ihn    zu   immer    reger  Wach- 
samkeit antreibt.    Von  links  her  eilt  Hermes, 
vor  dem  Satyrn  erschreckt  beiseite  eilen,  um 
mit  dorn   Schwert  dem  Wächter    der    lo    das 
Leben  zu  nehmen.    Als  Zeugen  des  Vorganges 
sind  Götter   zugegen.     Zeus    selbst  und   seine 
Gemahlin,  neben  Zeus  Aphrodite,  neben  Hera 


277 


lo  (erhalt.  Bildwerke) 


lo  (erhalt.  Bildwerke) 


278 


vielleicht  Iris  oder  Demeter,  die  Figur  hinter 
Argos,  welche  dem  anstürmenden  Hermes  die 
Siegerbinde  entgegenhält,  kann  vielleicht  als 
Peitho,  jedenfalls  als  eine  der  Ajjhrodite  sehr 
nahe  stehende  Göttin  bezeichnet  werden. 

Gleichfalls  mit  dem  Schwert  greift  Hermes 
(bärtig)  den  mit  vielen  Augen  gebildeten 
Argos  auf  einer  Vase  der  Sammlung  Castel- 
lani  (jetzt  wohl  in  London,  Ann.  d.  Inst.  1865 
T.  d'agg.  JK;  siehe  Sp.  279/80)  an;  Argos  ist  zu 
Boden  gestürzt  und  verteidigt  sich  nur  noch 
schwach  mit  der  r.  Hand.  R.  davon  sitzt 
Zeus  mit  Scepter.  Hinter  Argos  steht  ein 
Stier.    Maafs  {comm.  de  Äesdi.  supph  S.  29,  2) 


sehen  des  Vasenmalers  beruht,  welcher  eine 
Kuh  zeichnen  wollte  oder  seine  Vorlage  nicht 
verstand,  festgehalten  werden. 

Die  Tötung  des  Argos  und  seine  Verwand- 
lung in  einen  Pfau  sind  auf  einer  Gemme 
{Mon.  d.  Inst.  2,  59,  9;  s.  Sp.  275)  dargestellt; 
Hermes  hat  mit  der  Harpe  dem  vieläugigen 
Argos  das  Haupt  abgeschnitten;  die  lokuh 
sprengt,  wohl  schon  vom  olaxQos  getrieben, 
10  in  eiligem  Laufe  nach  r.  davon;  auf  dem 
Baum  über  Argos  sitzt  ein  Pfau  zur  An- 
deutung der  Verwandlung. 

Der  dritte  Teil  (Aufnahme  in  Ägypten)  wird 
durch  zwei  pompejanische  Wandgemälde  {Hclbig 


lo  auf  einem  von  Arabesken  umgebenen  Palmenstamm  sitzend,  unediertes  Vasenbild  in  Neapel  (nach  Originalzeichnung). 


glaubt,  dafs  der  Vasenmaler  sich  an  die  von 
Aschylus  in  den  Svpplices  vorgebrachte  Ab- 
weichung vom  Mythus,  wonach  Zeus  in  einen 
Stier  verwandelt  der  lokuh  sich  naht  (v.  301 
n(j^novra  ßov&ÖQO)  tkvqco  dsfiag),  angeschlossen 
hat,  d.  h.  den  Zeus  und  zugleich  den  Stier, 
in  den  er  sich  verwandelte,  dargestellt  hat. 
Doch  spricht  dagegen  (abgesehen  von  dem 
Umstand,  dafs  Zeus  doppelt  vorhanden  wäre, 
einmal  als  Gott  und  zweitens  als  Stier)  schon 
die  ganze  Situation:  in  dem  Augenblick,  wo 
Argos  getötet  wird,  verlangt  man  die  Gegen- 
wart der  lo,  dagegen  würde  die  Gegenwart 
des  Zeusstieres  unbegreiflich  sein.  Es  mufs 
deshalb  an  der  von  Schöne  (Aim.  1865  S.  145) 
aufgestellten  und  von  mir  (de  lone  S.  18)  und 
Overbeck  {Kunstniyth.  2  S.  478)  angenommenen 
Erklärung,  dafs  der  Stier  nur  auf  einem  Ver- 


nr.  138 — 139)  vertreten.  Das  hier  abgebildete 
(Mus.  Borh.  10  T.  2;  s.  Sp.  275)  zeigt  lo,  die 
nach  langem  Umherirren  vom  Nil  aufgenommen 
und  ans  Ufer  getragen  wird,  wo  die  Göttin 
des  Landes,  welche  die  Uräosschlange  in  der 
Hand  hält,  während  sie  den  r.  Fufs  auf  ein 
Krokodil  setzt,  sie  durch  Handschlag  bewill- 
kommnet. Die  beiden  Gestalten  im  Hinter- 
grund mit  dem  Sistrum,  dem  im  Isisdienst 
60  verwendeten  Klapperinstrument,  deuten  wohl 
auf  die  zukünftige  Verehrung  der  lo  als  Isis. 
Neben  der  Landesgöttin  sitzt  Harpokrates, 
welcher  mit  dem  an  den  Mund  gelegten 
Finger  die  Gebärde  des  Schweigens  macht; 
das  Henkelgefäfs ,  das  die  Person  mit  dem 
Heroldstab  am  Arme  trägt,  sowie  das  rechts 
stehende  Gefäfs  mit  Schlangenhenkel  spielen 
beide  im  Isisdienst  eine  Rolle. 


279 


To  (erhalt.  Bildwerke) 


lobakchos 


280 


Von  Einzeldarstellungen  der  lo  geben  wir 
das  noch  nicht  veröffentlichte  Neapler  Vasen- 
bild {Heydemann  nr.  2922;  s.  Sp.  277/278). 
Auf  einem  weifsen  Palmen  stamm  sitzt  eine 
weifsgemalte  gehörnte  Frau,  mit  einem  Hals- 
band   geschmückt    und    unterwärts    mit    rot- 


Sicil.  T.  49,  1  S.  77;  s.  oben),  dafs  der  antike 
Teil  am  besten  als  lo  erklärt  werden  kann. 
Vgl.  noch  'E(p.  KQx-  1889  S.  69  ff.  [Engelmann.] 
lobakchos  {'l6§av.ioq),  Beiname  des  Diony- 
sos von  dem  lärmenden  Festjubel  seiner  Ver- 
ehrer,  Hesijch.    0  zJiQvvooq  ccno   tfjg  ßayixfiag. 


Heimes  tötet  den  Argos  in  Gegenwart  des  Zeus,  Vase  in  London  (?)  nach"  Annali  d.  1. 1865  Tav.  d'agg.  IK;  s.  Sp. 277, 6 ff. 


braunem  Mantel  verhüllt.  Aus  dem  Palm- 
stamm lösen  sich  Arabesken;  r.  u.  1,  vom 
Stamm  springt  je  ein  Tiger  davon.  Ferner 
sei  noch  das  von  L.  Stcphani  im  Gompte 
rendu  de  St.  Fäersbourg  1869  T.  IV,  21  veröffent- 
lichte kleine  Relief  einer  Schale  (man-  erblickt 


lo,  Terracotta  (nach  Kekule,  Terrae,  v.  SicU.  Taf.  49  Fig.  1). 

die  wie  gewöhnlich  mit  Kuhhörnern  gebildete 
lo,  über  welcher  zur  Hindeutung  auf  Zeus  ein 
Adler  angebracht  ist)  und  die  Terracottafigur 
von  Karlsruhe  erwähnt  {de  lone  S.  32.  Arch. 
Zeit.  1868  S.  112),  welche  neuerdings  in  ihre 
Bestandteile,  eine  moderne  Kuh  und  eine 
antike  Terracottabüste ,  aufgelöst  ist.  Man 
mufs    Kekule    recht    geben    {Terracotten    von 


Kornutos  30   (p.  175    Osann)   Eqq^lios   Si    kkI 
"la^xog  Kai  Eviog  yial  BaßaKtrig   Mal    loßcc^xog 

30  ■naXsi'zai,  (Dionysos)  dicc  xb  itoXXa  Toiuvxag 
cpavag  tovg  natovvTag  avtov  .  .  .  ccqjisvai.. 
Leontios  in  Antli.  Plan.  289;  oft  findet  sich 
der  Name  lobakchos  bei  Nonnos  Dionys.  9, 
182.  11,  64.  14,  286.  19,  116.  29,  22.  319.  30, 
137.  247.  47,  587.  657.  Ihm  zu  Ehren  wurde 
das  Fest  der  (oßäiixsLcc  gefeiert;  in  der  un- 
echten Rede  gegen  Neaira  {Demosth.  59,  78 
p.  1371  ist  uns  der  Eid,  den  die  vierzehn 
Geraren  (Gerairen),  attische  zum  Dienste  des 

40  Gottes  bestimmte  Frauen  {Hesysch.  Sekker, 
Anecd.  231),  der  Gemahlin  des  Archon  Basileus 
in  Gegenwart  des  Hierokeryx  ablegten,  er- 
halten: ayL6t?vw  y.al  st^l  ■na&ccQOC  y.al  ccyvr] 
ciitb  räv  aXXcov  xwv  ov  y.a&ccQSVovxo}v  Kai  an 
KVÖQOg  avvovaiag  -nai  xä  Q'soyvi-a  (v.  1.  9'EOivia, 
was  Gerhard,  Akad.  Abh.  2,  166  vorzieht)  Kai 
xa  loßÜKx^ ICC  ysQCCQm  {Dindorf  für  yspatpra) 
xa>  ^lovvaco  naxa  xa  Tcdxgia  kcvi  sv  xoig  Ka&rj- 
Kovai  xQÖvoig.    Die  Ansichten  über  Bedeutung 

50  und  Zweck  der  loßäv.%fia  sind  verschieden; 
gegen  Binck,  Bei.  d.  Hell.  2,  82,  der  ^soCvia 
und  ioßü%i£ia  als  allgemeine  Bezeichnung  der 
Dionysien  annimmt,  siehe  Gerhard  a.  a.  0.  und 
ebend.  204,  der  unter  lQßÜK%£ia  das  Schwärmen 
der  Thyiaden  auf  dem  Parnafs  und  den  Zug 
der  bakchischen  Frauen  nach  Delphoi  versteht 
und  die  Feier  der  &£oivia  und  loßaKxsia  auf 
der  Vase  Vivenzio  des  Neapler  Museums  dar- 
gestellt sieht.    Mommscn,  Heortol.  359  erklärt 

GO  Theognia  (vgl.  a.  a.  0.  327)  als  das  Fest  der 
Wiedererzeugung  des  Bakchos  durch  Zeus  und 
vermutet,  dafs  'die  Loßdy.xeia  die  grofsen  My- 
sterien und  zunächst  die  von  den  Geraren  am 
lakchostage  zu  erfüllenden  Pflichten  bezeich- 
nen'. Ein  Gedicht  des  Archilochos  zu  Ehren 
des  Gottes  hiefs  'lößay-xoi.,  Hephaist.  de  metr. 
15,  9  p.  98  Gaisford  edit.  2;  wahrscheinlich 
ward    er   in    demselben    neben    Demeter    und 


281 


lobas 


lobes 


282 


Köre  (vgl.  den  von  Hepliaistion  angeführten 
Vers  d^firjTQog  ayvfig  nal  KÖqtjs  rrjv  Ttavrj- 
yvQiv  aißav)  als  lakchos  (?  vgl.  auch  oben 
Sp.  10  Z.  55)  gefeiert;  hierdurch  würde  Momm- 
sens  obige  Vermutung  unterstützt  werden; 
vgl.  ferner  Menand.  bei  Wah  Bliet.  9,  129: 
Sid'VQci.iißovq  neu,  'loßäyixovg  v.cct  oaa  voiavza 
siQi]Tai  Jiovvaov.  Proklos  Chrestom.  2  ( Westphal, 
Script.  Metr.  1  p.  246,  vgl.  243)  ijSbtq  o  iößa-nxog 
iv  f  oprat'e  Kai  d'vai'aig  Jiovvßov,  ßsßccnzia^Bvog 
noXXco  cpQvayuazL'  also  auch  hier  ist  wie  bei 
lakchos  (Sp.  7  Z.  2GflF.)  für  den  Gott  und  den 
ihn  preisenden  Gesang  die  gleiche  Bezeichnung 
angewendet.     [Höfer.] 

lobas  (?)  s.  lobes. 

lobates  {'loßdtrjg),  König  von  Lykien,  Vater 
der  Anteia  oder  Stheneboia.  Als  Akrisios 
den  Proitos  aus  Argos  vertrieben  hat,  flieht 
dieser  nach  Lykien  zu  lobates,  wird  von  diesem 
als  Eidam  angenommen  und  mit  Heeresgewalt 


Hygin.  astr.  2,  18.  Hycjin.  f.  57;  bei  ÄpoUodor 
heifst  sie  Philonoe  (vgl.  Schol.  LyJc.  17),  sonst 
Kasandra  {Schol.  Hom.  Z  155  i]  ds  laxoQia  nuQcc 
'AcKlr^TtLccdri  sv  Tgayadovfiivoig),  auch  Alci- 
mene  bei  Schol.  Stat.' Theb.  4,  089  oder  Anti- 
kleia  im  Schol.  Find.  Ol.  13,  61.  Nach  Plut. 
de  mul.  virt.  9  (248  A)  zeigt  sich  lobates  auch 
nach  Lösung  der  Aufgaben  dem  Bellerophon 
gegenüber  als   äöiyicoTaTog,   darauf  geht  Bell. 

10  an  das  Meer  und  fleht  Poseidon  um  Strafe 
für  das  Land  an.  An  Stelle  des  lobates  wird 
auch  Amphianax  genannt  (Äpollod.  2,  2,  1. 
Schol.  Hom.  Z  200),  eine  Abänderung,  die, 
ebenso  wie  die  Benennung  Stheneboia,  wohl 
auf  Euripides  zurückzuführen  ist.  Die  Fabel 
des  lobates  war  auch  von  Sophokles  in  dem 
gleichnamigen  Stücke  behandelt  {Nauck,  fr. 
tr.  275—276;  vgl.  Schol.  Hom.  Z  155).  Die 
auf  die  Ankunft   des  Bellerophon  bei  lobates 

20  gedeuteten  Monumente   sind   meist    fälschlich 


Bellerophon  überreicht  dem  lobates  den  Brief,  hinter  lobates  dessen  Tochter  (Vasenbild  nach    Wiener   Vorlegc- 

Blätter  8  Taf.  9  nr.  1). 


nach  Tiryns  zurückgeführt;  von  da  an  herrscht 
Akrisios  in  Argos  und  Proitos  in  Tiryns 
{ApoUod.  2,  2,  2).  Infolge  der  Verleumdung 
seiner  Gattin  schickt  dieser  den  Bellerophon 
mit  einem  in  geheimnisvollen  Zeichen  ge- 
schriebenen Briefe  {Hom.  Z  169  ygärpag  iv 
TiLva-At  mvAxä  Q'v^ocp^ÖQU  nolXä)  zu  seinem 
Schwiegervater  nach  Lykien,  damit  er  dort 
den  Tod  finde;  allein  lobates  nimmt  ihn 
gastfreundlich  auf  und  erfährt  erst  am  zehnten 
Tage  den  Auftrag  seines  Schwiegersohnes.  Er 
schickt  nun  den  Bellerophon  auf  gefährliche 
Abenteuer  aus,  zum  Kampf  mit  der  Chimaira, 
den  Solymern  und  den  Amazonen;  als  der 
Held  aus  allen  diesen  Abenteuern  als  Sieger 
hervorgegangen  und  auch  dem  ihm  gelegten 
Hinterhalt  entgangen  ist,  erkennt  lobates  die 
Unschuld  des  Bellerophon,  giebt  ihm  seine 
andere  Tochter  zur  Frau  und  teilt  mit  ihm 
das  Reich.  Diese  Tochter  ist,  ebenso  wie  der 
Vater,  bei  Homer  Z  namenlos,  ebenso  bei  Diod. 
Sic.  6,  7,  8.  Apollod.  2,  2,  3.  Suid.  s.  v.  'loßcctrjs. 


so  gedeutet  worden,  sie  stellen  last  regel- 
mäfsig  den  Abschied  des  Helden  von  Proitos 
dar;  eine  unzweifelhafte  Darstellung  des  lyki- 

50  sehen  Königs,  wie  er  den  von  Bellerophon 
überbrachten  Brief  liest,  findet  sich  dagegen 
auf  der  Wien.  Vorl.  8.  Ser.  T.  9,  1  abgebildeten 
Vase  (vgl.  ob.  Abbildg.).  Hinter  dem  Stuhle 
des  voller  Erstaunen  von  dem  Inhalt  des  Briefes 
Kenntnis  nehmenden  Königs  steht  die  Tochter 
(Philonoe  oder  Kasandra),  deren  Gegenwart 
auf  die  schliefsliche  Lösung  der  Schwierig- 
keiten hindeutet.  Vgl.  'Anteia',  'Bellero- 
phon',  'Stheneboia'.     [Engelmann.] 

60  lobes  {'loßrjg),  Sohn  des  Herakles  und  der 
Thespiade  Kerthe,  Apollod.  2,  7,  8,  wo  Bekker 
Jeiößrjg  schreibt.  [Auf  einer  Vase  in  Neapel, 
Fiorelli,  Notiz,  dei  vasi  del  Conte  di  Siracusa 
Tav.  8;  Bull.  Napol.  N.  S.  4  Tav.  8;  M%is. 
Borb.  4  Tav.  18;  C.  I.  Gr.  4  p.  XVHI,  ist  The- 
seus  zusammen  mit  6  Genossen  im  Kampf  gegen 
7  Amazonen  dargestellt.  Die  Namen  der  Mit- 
streiter des  Theseus  sind:  (l)AAHPO?,   MONI- 


283                     lobolchoseth  lokaste                         284 

+Ot,  OYAAKOC,   A?TYO+0^.    Über  den  G.  zusammen   die  Venus  umflattert   (vgl.  Hesiod. 

bemerkt   Steplicmi,    Compte-rendu  p.  l'a.  1866  theog.  201:   rf]   S'  "Egog   änägtrias    nal  7/xfpos 

p.  170:    ,,Der   sechste    Hellene  nimmt  bereits  eansxo    yiaXog).     locus    trauert  mit  Risus  und 

keinen  Anteil  mehr  an  dem  Kampfe,  sondern  Ludus  über  den   Tod  des  Plautus  Epigr.  bei 

hat  sich,   schwer  verwundet,   auf  einem  Fels-  Gell.  1,  24,  3     Vgl.  Hör.  od.  1,  2,  34  und  Stat. 

block  niedergelassen.   Ihm  ist  der  Name  lOPAC  Silv.  1,  6,  6:  ridens  locus.     [Höfer.] 

beigeschrieben,  den  man  wohl  'loßag  zu  lesen  lodaiiia  ('/oöafta),  Tochter  des  Itonos,  Sohnes 

haben    wird,    und    nicht   unmöglich   wäre  es,  des  Amphiktyon,   gebar  von  Zeus  die  Thebe; 

dafs    der    Künstler    den   bekannten   Sohn    des  diese    heiratete    den    Ogygos,    nach    welchem 

Herakles    l6ßr}s    im    Sinne    hatte."     Drexler.]  lo  Theben  Ogygia  genannt  ward,  Tzelz.  Lyh.  1206. 

[Stell.]  lodama  und  ihre  Schwester  Athene  kamen  bei 

lobolchoseth   {'l(opoXxoGri%-),   Name  des  Set  ihren  WafFenübungen  aus  Eifersucht  in  Streit, 

in  den  Zauberpapyri,  so  im  Leidener  Papyrus  und  Athene  tötete  die  Schwester,  Tsetz.  Lyk. 

V.  11,  20  {Pap.  Gr.  Mus.  ant.  Lugd.-Bat.  ed.  355.    Et.  M.  'izwvCg.     Nach   böotischer  Sage 

Leemans  Vol.  11)  =   Wessdy ,   Ephesia  Gram-  war  lodama  Priesterin   der  Athene  Itonia  an 

mata  nr.  241.  Col.  14,  18.  Col.  16,  9  (?)  =  Wes-  ihrem  Tempel   im  Gebiet  von  Koroneia.     Als 

sely,  Epli.  Gr.  234  =  Papyrus  magica  Mtisei  sie  einst  des  Nachts  in  den  Tempel  ging,  er- 

Lugd.-Bat.  V  denuo  ed.  Bieterich  p.  817—818;  schien  ihr  die  Göttin  mit  dem  Gorgoneion  vor 

ferner  Beuvens,  Ltttres  ä  M.  Letronne  sur  les  der  Brust,   wodurch    sie    in   Stein  verwandelt 

pap.    bilingues    et    grecs    du   musee    d'ant.    de  20  wurde.    [Vgl.   die    Münzen  von  Koroneia  bei 

Vuniv.   de  Leide  1  p.  39.    Pleyte,  La  Religion  Head,  Bist.  num.  292.  R.]     Sie   hatte   in  dem 

des  Pre-Lsraelites.    Becherches  sur  le  dieu  tieth  Tempel   einen  Altar,    auf  welchem  beständig 

p.  114;   im   grofsen  Pariser  Papyrus  {Wessely,  Feuer    brannte,   und    ein  Weib    sprach    dabei 

Griech.  Zauherpapyri  von  Paris  und  London)  dreimal    des    Tages :    lodama    lebt    und    ver- 

Z.  279  =  Wessely,  Eph.  Gr.  232;  2223  =  Eph.  langt    Feuer.    Paus.   9,  34,  1.     Forchhammer. 

Gr.    236;    3261;    3266   =   Eph.    Gr.   238;   im  Hellen.  143  ff.    Gerhard,  Gr.  Myth.  1  §  266,  4. 

Pap.  nr.  2391  des  Louvre  Z.  115;  in  der  Form  Bursian,  Geogr.  1,  235.  —  Welcher,  Tril.  128 

'laßoloGriQ-  im  grofsen  Pariser  Papyrus  Z.  279;  erklärt    lodama    als    Mond,    Liüclccrt,   Athene 

als    BollxoGi'i^    im    Leidener  Pap.    F,   Col.  11,  74  f.  als  „Volkspriesterin";  wahrscheinlich  war 

22.    Col.  14  Z.  8,  22.    Das  IQ   erklärt  Leemans  30  es   eine   Nebengestalt  der  Athene.     [Vgl.  die 

2  p.  71  für  das  koptische  JCÜ  oder  ejOJ  „Esel",  Nolaner  Vase  im  Brit.  Mus.  nr.  857:   lod    vor 

11        Pi.      •  I     j   I-.          i?    j-      TT  i        1,  -f;.  Athena  fliehend.    Ehte  ceram.  1  pl.  75.    Arch. 

und    beruft    sich    darur    auf   die    Unterschritt  y   .„    i«q*ri     rsfnil  1 

IQEPBH0  und  BOAXOCH0  unter   einer  esels-  \]:.iJ^^  rri'     ^     t,L  r.r.c  i„.   P^f.ln-«  ,1«^ 

,  ..   c           1    ^Lirx  1        •  1      i      TTi-               r?    ■>  louoke  (lodoKri),   Amazone  im  (jteiolge  der 

kophgen  als  IH0  bezeichneten  Figur  am  Ende  p.ntije^iigN    ,0,  rf^^j^  erschlagen,  Tzetz  Posth. 

der  Col.  14  des  Pap.  F;  m  BOAXOCH0  vermutet  .„„      [StoU  1 

er    koptisch  ß2^5\-.^a30T-CHe,    ägyptisch  loerbethC'/cofpßrJ^),  Name  des  Set,  Leidener 

Bai  „Baal",  Xau  „schlecht",  Set  „Seth-Typhon".  Pap.  V,  Col.  11,  20.  CoL  14,  8  (?).  22  =  TFes- 

Wirklich   ist   seit  der  Hyksosperiode  Set  dem  sely,   Eph.   Gr.  233.    Grofser  Pariser  Papyrus 

Baal  nicht  selten  gleichgestellt  worden,   Ed.  40  {M'cssely,   Griech.    Zauherpapyri  von  Paris  u. 

Meyer,    Stt- Typhon.    Leipzig   1875    p.   54  ff.  London)   Z.  185    (iasQßrjz).    279.    3261.    3266. 

Derselbe  s.  v.  Ba'al  in  diesem   Lexikon  Bd.  1  Pap.  nr.  2391  des  Louvre  Z.  71.  115.    Beuvens 

Sp.  2873.     Brugsch,   Bei.  u.  Myth.  d.  alt.  Ag.  a.  a.  0.  Pleyte  a.a.O.;  als '/ojtojfpß^'S',  Wessely, 

p.  716.     [Drexler.]  Eph.  Gr.  242  aus  Parthey,  Zivci  griech.  Zauber- 

locheaiiM  {'loxicctQcc),  epischer  Beiname  der  papyri  des  Berliner  Museums  (aus   d.  AbJi.  d. 

Artemis,    seit   Homer    bald    mit    dem   Haupt-  Ak.   d.    IF.    1865)    nr.   2    Z.  110,    wo    Parthey 

namen  verbunden  (7/.  5,  53.    Od.  6,  102.    Hes.  im  .  im  .  ^gßriQ-    abteilt.      Auch    auf   einer    zu 

Theog.  14,  918.  Cert.  Hes.  et  Hont.  p.  317,  9  ed.  Karthago    gefundenen    Bleitafel    mit  Verwün- 

Güttl.),  bald  alleinstehend  {H.  21,  480  [einge-  schung  gegen   einen  Wagenlenker  und  Renn- 

.  Behobener  Vers];  Od.  11,198  £'yffHOjros'lo;^£'o;tpß;;  50  pferde.   Bull,  de   Corr.   Hell,  12   p.  300   Z.  2, 

Pind.  Pyth.  2,16  [9)  Lox^ciiQccTcuQ&hog.  Kaibel,  wo    Delattre    p.   301,    Note    1    irrig    punische 

epigr.  gr.   1046,  53  ivhqovog  'loiiaiQa.     Nonn.  Worte    zu   erkennen   meinte,   kommt  'iwgQßrjQ- 

1).  5,  343  u.  öfter).     Die   Alten   erklärten  den  vor.    Leemans  2  p.  71  erklärt  den  Namen  mit 

Namen  als  ro'^ocpoQog.  r]  lovg  %sovaa.  tj  laxvQÜ.  ,,asinus  maleficus",  vom  ägyptischen  aa  „Esel", 

ri  ßiXiai  x'^^QOvca  {Hesych.).   Vgl.  auch  Apoll.  er,    ar    „thun",    bt,    betu    ., schlecht",    ,,ver- 

t)Oph.  p.  92,  2  Belck.  lot?  ;^«tpotiöo;  v-ul  cp^QOvca.  abscheuungswürdig".     [Drexler.] 

Et.  M.  473,  4  ri  tvsqI  iovg  xal  tö^u  xo^^QOvaa.  lokallis  ('/oKaUtg),  eine  auf  der  Insel  Leros 

Tq  Tcaqu  xb  %hiv  xovg  iovg.     Gegenwärtig  hält  göttlich    verehrte   Jungfrau,   Suid.  und   Phot. 

man    'foxiaigct   für    ein    Kompositum    aus    log  s.  v.  MsXsayQiSsg;  (in  den  Handschriften  steht 

(Pfeil)  und  x^l-F](^,  entstanden  aus  ^o;^^(J-)a^9a  60  nicht   iv   AsQcp,    sondern    iv   Äigvrj,    doch   ist 

=  sagittas  fundens,  indem  man  sich  dafür  auf  tv  Äsgca  zu  lesen,  da,  wie  Suidas  und  Photius 

Redensarten  wie  ßf'/lfo:  crovofvra;  ;t;aoi'TO  O 590;  berichten,  die  Meleagrides,  die  sich  bekannt- 

i^x^vcix'  oiazovg  ^  3.  ta  178.  E  618  u.  s.  w.  be-  lieh  auf  Leros  befanden,  Genossinnen  der  lo- 

ruft.     Vgl.   Lobeck,   Proll.  p.  259.    Döderlein,  kallis  gewesen  seien,  vgl.  Bernhardy  zu  Suid. 

Honi.  Gloss.  §  2065.    Düntzer,  Kuhns  Ztschr.  a.  a.  0.).     [Höfer.] 

12,  8.    Curtius,   Grdz.  d.  gr.  Etym.^  S.  204  f.  lokaste  {'lov-äcxri),  1)  Tochter  des  Thebaners 

Ameis,  Anhang  z.  Od.  J  102.    [Koscher.]  Menoikeus,  Schwester  des  Kreon,  Gemahlin  des 

locus,  der  Gott  des  Scherzes,  der  mit  Cupido  Laios  und  Mutter  und  Gemahlin  des  Oidipus. 


285                       lokastos  lolaos                          286 

lokaste  heifst  sie  bei  den  attischen  Tragikern,  eingesetzten    olympischen    Spielen    {Paus.    5, 

dagegen  bei  Homer  und  den  älteren  Dichtern  8,  1),    und    bei    den    Leichenspielen    des    Pe- 

Epikaste;  vgl.  Üidipus,  Epikaste,  Euryganeia.  lias  (ib.  5,  17,  4;   Hyg.  f.  273)  und  war  über- 

Nach    Fherekydes    b.    Schol.    Eur.    Phoen.    53  haupt    einer    der   berühmtesten    Wagenlenker 

zeugte  Oidipus   mit  seiner  Mutter  lokaste  die  der  Vorzeit,    Pind.   Istkm.    1,   14.     lolaos    zu 

Söhne    Phrastor    und    Laonytos,     welche    im  Wagen,   Athene  ihm  zusprechend,  auf  Vasen, 

Kriege    mit    den    Minyern    von    Orchomenos  üoidez ,  choix  t.  9  p.  35.     Er  wird  aufgeführt 

fielen.     Nach  dem  Tode  der  lokaste  heiratete  unter  den  Argonauten,  Hyg.  f.  14  (p.  39  Bunte), 

er  die  Euryganeia,   welche  von  manchen  ihre  unter  den  kalydonischen  Jägern,  Hyg.  f.  173. 

Schwester  genannt  wird,  und  diese  gebar  ihm  lo  Paus.  8,  45,  4.    Ov.  Met.  8,  310.     Als  Herakles 

Antigone  und  Ismene,   Eteokles  und  Polynei-  die  Absicht  hatte,  um  lole  zu  werben,  gab  er 

kes.    [Bildwerke  bei  OverbecJc,  Bildw.  z.  theb.  seine  bisherige  Gattin  Megara  dem  lolaos  zum 

u.  troj.  Sagenkr.  S.  64  ff.     Baumeister,  Denkm.  Weibe,  Apollod.   2,  6,  1.    Diod.  4,  31.     Eine 

d.  kl.  AU.  S.  1052  f.     Vgl.  den  Art.  Oidipus  u.  Tochter  des  lolaos  war  Leipephile,   Gemahlin 

Brunn,  Knnstlergesch.  1,  394  ff.  R.]  —  2)  Von  des  Phylas,  Hesiod.  b.  Paus.  9, 40,  3.    Er  beglei- 

Zeus  Mutter  des    Agamedes,    der    auch   Sohn  tete  den  Herakles,  Iphikles  und  die  Alkmene, 

des  Apollon   und  der   Epikaste   heifst,    Schol.  als  sie   von  Eurystheus  aus  Tiryns  vertrieben 

Aristoph.  Nub.  508.  Schneidewin,  Sage  v.  Oidi-  wurden,  nach  Pheneos  in  Arkadien,  Diod.  4,  33, 

PMS  20.     [StoU.]  er  begleitete  den  Herakles  auf  seinem  letzten 

lokastos   ('/oKaffrog),  Sohn  des  Aiolos,  des  20  Gange  zum  Scheiterhaufen  auf  dem  Oeta,  Diod. 

Sohnes  des  Hippotes,  König  an  der  italischen  4,  38.     Nach  Sardinien,  wo  das  Barbarenvolk 

Küste  in  der  Gegend  von  Rhegion,  das  er  ge-  der  lolaier  wohnte,  sollte  lolaos  den  gröfsten  Teil 

gründet  haben  soll,  Kallimaclios  {fr.  202  Bentl.)  der  Kinder  des  Herakles  und  der  Thespiaden 

bei  Tzetz.  Lyk.  45.  738.    Eastatli.   zu  Dionys.  und  eine  Zahl  von  Athenern  (Thespiai  ward  zu 

P.  462.    Diod.  5,  8.    Scliol.    Od.  10,  2.  6.     Er  Attika  gerechnet)  als  Kolonisten  geführt  haben; 

starb  durch  den  Bifs  eines  Drachen,  HerakUd.  er    wurde    dort    verehrt,    Diod.  4,   29.    5,   15. 

Pont.  fr.  25  {Müller,  fr.  hist.  gr.  H  p.  219).  Paus.  7,  2,  2.  10,  17,  4.   Strab.  5,  225.    Preller, 

[Stoll.]  Gr.  M.  2,  284.     Auch  soll   er   dort  gestorben 

loke  {'l(a%ri),  die  Verfolgung,  Personifikation  sein,  Paus.  9,  23,  1.    Solin.  p.  19,  1  ff.  M.    An 

auf  der  Aigis  der  Athene,  II.  5,  740.    [StoU.]  30  der  Stelle  der  Stadt  Olbia,  die  eine  Gründung 

lokles  ('/oHi^ff),  des  Amphiaraos  Vater,  der  des  lolaos   hiefs,   soll  ein  Bild   desselben  ge- 

sonst  Oikles  (s.  d.)  heifst;  schol.  Hom.  11,  326.  fundeu  sein,  Maltzan,  Sardinien  p.  115  f.  388. 

[Vgl.  Schol.  Eur.  Phoen.  133  u.  173  Dind.  B.]  lihode,  Bhein.  Mus.  35,  157  ft'.  37,  465.     Nach 

[Höfer.]  anderer  Angabe  jedoch   kehrte   er  von  Sardi- 

loklos  {"loKlog),    Sohn    des   Demoleon    von  nien  zurück  und  verweilte  auf  der  Heimkehr 

Argos,  führte  eine  Kolonistenschar  nach  Kar-  lange    Zeit    in   Sicilien,    wo    er  wie  Herakles 

pathos ;  Diod.  5,  54.    Vgl.  Tümpel,  Jahrb.  f.  kl.  in    vielen   Städten   Heiligtümer  und  heroische 

Philol.  Supplementbd.  16  (1887)  S.  158  u.  162.  Ehren  hatte,  Diod.  4,  24.  30.     [Fragweise  be- 

[Roscher.]  zeichnet  Head,  H.  N.  p.  109  ein  jugendliches 

lokritos    ('lox^tTog),    Sohn    des    Lykurgos,  40  männliches  Haupt  auf  dem  Obvers  von  Münzen 

Vater  des  Botachos,  nach  welchem  der  tegea-  von  Agyrium  als  das  des  lolaos.    Auf  Münzen 

tische  Gau  Botachidai  (oder  Potachidai,  Paus.  derselben  Stadt  erscheint  er  in  ganzer  Gestalt, 

8,  45,  1)    benannt    sein    sollte,    Steph.  B.    v.  entweder  in  Jägertracht,  mit  Hörn  und  Pedum, 

B(oxolxl8cci.     [StoU.]  zu   seinen  Füfsen  ein  Hund,   oben  Nike,  oder 

lolaos    {'löXaoq,   dor.    'löXaq,    ion.   '/o/lfcog),  mit    einem    heifsen    Eisen    den    Hydranacken 

1)  tapferer  Sohn  des  Iphikles  und  der  Auto-  brennend,  Head  a.  a.  0.   Drexler.]    Auch  in  den 

medusa,   der  T.   des  Alkathoos,   Bruderssohn,  Mythus  des  phönikisch-karthagischen  Herakles 

treuer  Freund  und  Kampfgenosse  des  Herakles,  ward  lolaos  eingeführt.  Er  soll  den  von  Typhon 

dessen  Wagenlenker  er  war,  Apollod.  2,  4,  11.  getöteten    Herakles    durch    den    Geruch    der 

Paus.  8,  14,  6.  1,  19,  3.  8,  45,  4.    Hesiod.  Scut.  50  Wachtel,  eines  dem  Herakles  besonders  lieben 

74  ff.    Tzetz.  Lyk.  830.    Preller,  Gr.  M.  2,  182.  Tieres,  wied'er  zum  Leben  zurückgerufen  haben. 

Als  innigst  verbundener  Waffenbruder  des  He-  weshalb  die  Phöniker  dem  Herakles  Wachteln 

rakles  wurde  I.  auch  in  dem  Hymnus  des  Archi-  opferten,  Eudoxos  b.  Athen.  9,  392  e.  Eustath. 

Zoc/ios  auf  Herakles  Kallinikos  neben  diesem  ge-  11.   1702,  50.    Müller,    Dor.  1,  453.  —  [Vgl. 

feiert,  Schol.  Aristoph.  Av.  1764  {fr.  118  Bergk  ^).  Starck,  Mythol.  Parallelen,  Die  Wachtel, Sternen- 

Preller,  Gr.  M.  2,  262.     Er  wird  genannt  als  insel  und  der  Ölbaum  im  Bereiche  phönikischtr 

Wagenlenker  und  Helfer  des  Herakles   beim  u.  griech.  Mythen,  Ber.  üb.  d.   Verh.  d.  Kgl. 

Kampf    mit    der  Hydra    {Hesiod.    Theog.   317.  Sachs.  Ges.  d.   W.  h.  ph.  Kl.  1856  p.  32  —  120; 

Apollod.  2,  5,  2.    Quint.  Sm.  6,  216.  Herodoros  Movere,  Phoen.  1  p.  536—538;  386;  Holm,  Ge- 

u.    Hellanikos    h.    Schol.    Plat.    {ad    Phaedon.  60  schichte  Siciliens  im  Altert.  1    p.  93;   Baethgen, 

p.  89  c)  p.  381.  PreJler,  Gr.  M.2,  192.   Welcker,  Beitr.  z.  semit.  Beligionsgesch.  p.  46.    Letzterer 

A.  D.  3,  260.  264,    s.   Hydra);    beim  Kampf  hält    den    im    Vertrag    Philipps    von    Make- 

gegen  Kyknos,  Hesiod.  Sc.  74  ff.  (siehe    unten  donien    mit    den  Karthagern    bei  Polyb.  7,  9, 

Sp.  288).     Er  begleitet  den  Herakles   auf  der  2 — 3  zusammen  mit  daifiav  KaQX'iSovi'cov  (l'a- 

Fahrt  nach  den  Rindern  des  Geryones,  Diod.  nit)  und 'ifpaxX^S  (Baal  Chamman)  angeführten 

4,  24,  im  Kriegszug  gegen  Troja,  Pind.  Nem.  'lölaog    für    Eschmun.     Drexler.]      Als    nach 

3,  36.     Er    siegte    als  Wagenlenker    mit  dem  dem    Tode    des    Herakles    Eurystheus    dessen 

Gespann    des    Herakles    bei    den    von    diesem  Kinder    verfolgte    und    ihre   Auslieferung  von 


287 


lolaos 


lolaos 


288 


den  Athenern  forderte,  worauf  es  zu  einem 
Kriege  des  Eurystlieus  gegen  die  Athener  und 
Herakliden  kam,  war  lolaos  ein  treaer  Be- 
schützer der  Herakliden  und  thatin  der  Schlacht 
Wunder  der  Tapferkeit;  er  tötete  den  besiegten 
und  fliehenden  Eurystheus,  Paus.  1,44,13.  Strab. 
8,377.  Preller,  Gr.  M.  2,  280,  s.  Eurystheus. 
In  den  Herakliden  des  Euripides  (v.  843  fi".) 
fleht  der  Greis  lolaos  bei  der  Verfolgung  des 
Eurystheus  zu  Zeus  und  Hebe,  dafs 
auf  einen  Tag  die  alte  Jugendkraft  geschenkt 
werde,  damit  er  Rache  an  dem  Feinde  nehmen 
könne;  da  deckten  zwei  Sterne  den  Wagen 
des  lolaos  mit  einer  finsteren  Wolke,  aus  der 
er  selbst  in  jugendlicher  Gestalt  hervortrat, 
um  den  Feind  zu  erjagen.  Vgl.  Ov.  Met.  9, 
399.  430.  Schol.  Find.  Pytli.  9,  137.  Welcher, 
Gr.  Trag.  2,  711.  Bei  Find.  Pyth.  9, 79  (137)  und 
Schol.  findet  sich  die  thebanische  Sage,  dafs 
lolaos,  schon  gestorben,  aus  dem  Grabe  auf- 
erstand, um  den  Herakliden  gegen  Eurystheus 
beizustehen,    und    dann   wieder,    nachdem    er 


^ 


Lipara,  Herakles  und  loleos  auf  der  Meidiasvase  (nach  Gerhard, 
Ges.  ak.  Abh.  Taf.  14  ;  vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  2G0a). 


50 


diesen  getötet,  starb,  worauf  er  in  dem  Grabe 
seines  Ahnen  Amphitryon  zu  Theben  bestattet 
wurde.  Zu  Theben  versicherten  Freunde  und 
Liebende  au  dem  Grabe  des  lolaos,  als  des 
treuen  Freundes  und  Kampfgenossen  des  He- 
rakles, einander  ihre  Treue,  Aristoteles  b.  Flut. 
Pelop.  18.  Er  wurde  oft  neben  Herakles  als 
sein  Beistand  (naQaCTdtrjg)  verehrt  und  an- 
gerufen, Flut,  de  frat.  am.  21.  Zu  Theben 
hatte  er  vor  dem  proitidischen  Thore  in  der 
Nähe  des  Hauses  des  Amphitryon  ein  Heroon, 
daneben  war  ihm  ein  nach  ihm  genanntes 
Gymnasium,  das  lolaeion,  und  eine  Rennbahn 
geweiht,  und  man  feierte  ihm  dort  ein  Fest 
'loXäsia  mit  Kampfspielen,  das  auch  'Hqu^Xiiu 
hiefs,  „so  dafs  also  auch  im  Kultus  und  in  co 
den  Erinnerungen  der  Jugend  die  beiden 
Freunde  verbunden  blieben"  {Preller,  Gr.  M. 
2,  184).  Paus.  9,  23,  1.  Arr.  An.  1,  7,  7. 
Schal.  Find.  Ol.  7,  153.  13,  148.  Pyth.  9,  156. 
Nem.  4,  32.  Isthm.  1,  11  u.  79.  C.  I.  G.  nr. 
1068.  Schol.  Aristoph.  Ach.  867.  Suid.  v. 
'lolocog.  Zu  Athen  hatte  lolaos  im  Kyuosarges, 
dem  Heiligtum  des  Herakles,  einen  Altar  zu- 


sammen mit  Alkmene  neben  einem  Altar  des 
Herakles  und  der  Hebe,  Paus.  1,  19,  3.  Vgl. 
C.  I.  AU.  1  nr.  210  fr.  K. 

[Bildwerke.  Sehr  häufig  erscheint  lolaos 
als  Begleiter  des  Herakles  (s.  d.)  bei  dessen 
Abenteuern  auf  älteren  Bildwerken,  insbeson- 
dere auf  Vasen.  Die  betrefi^enden  Scenen  sind 
folgende : 

a)  Der  Kampf  mit  dem  nemeischen  Löwen: 
ihm  nur  lo  vgl.  die  Münchener  Vasen  nr.  44(?).  64.  69.  134 

u.  8.  w. ;  die  Berliner  Vasen  (nach  Furtwäng- 
lers  Katalog)  nr.  1693.  1713.  1717.  1720.  1725. 
1800.  1841.  1890.  1895.  1905.  2004;  die  Peters- 
burger Vasen  nr.  25.  50.  65.  184.  219.  282. 
291;  die  Neapler  Vasen  (nach  Heydemanns 
Katal.)  nr.  2503.  2516.  2614.  2745.  Santangelo 
126;  die  Vasen  des  Britischen  Museums  (nach 
dem  Katalog  von  Birch  u.  Newton)  nr.  449. 
450.  454.  458  u.  s.  w. ;  die  Athenische  Vase 
20  nr.  269  (nach  Collignons  Katalog). 

b)  Der  Kampf  mit  der  Hydra:  Berliner 
Vase  nr.  1854;  vgL  ob.  Bd.  1  Sp.  2198  u.  2224. 

c)  Das  Abenteuer  des  erymanthi- 
schen  Ebers:  Müncheuer  Vase  nr.  1219. 
1325.  Berliner  Vase  nr.  1850.  1855.  2034. 
Petersburger  Vase  nr.  49.  Vase  des  Brit. 
Mus.  nr.  587.  Vergleiche  oben  Band  1 
Sp.  2199. 

d)  Der  Kentaurenkampf  auf  der 
Pholoe:  Athen.  Vase  nr.  403. 

e)  Die  Ereilung  d.  Hirschkuh:  Peters- 
burger Vase  nr.  1926. 

f)  Die  Erlegung  der  stymphalischen 
Vögel:  vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  2201. 

g)  Die  Bändigung  des  Stieres:  Mün- 
chener Vase  nr.  614.  Petersburger  Vase 
nr.  184.    Vasen  d.  Brit.  Mus.  nr.  464.  819. 

h)  Amazonenkampf  (Hippolyte):  Vase 
in  München  nr.  567;  in  Berlin  nr.  2263; 
im  Brit.  Mus.  nr.  624.  614. 

i)  Kampf  mit  Geryoneus:  Vase  in 
München  nr.  337. 

k)  Kampf  mit  Alkyoneus:  Schale  in 
Corneto:  Arch.  Ztg.  42,  46. 
1)  Kampf  mit  Eryx:  Vase    des   Brit.  Mus. 
nr.  603. 

m)    Hesperidenabenteuer: 
Neapel   nr.  2893;   im  Brit.  Mus.  nr 
oben  Bd.  1   Sp.  2600  und  2602. 

n)   Kampf   mit  Antaios:    Vase 
Mus.  nr.  4J1. 

o)  Heraufholung  des   Kerb  er  os: 
Athen  nr.  271. 

p)  Kampf  mit  den  Hippokoontiden:  Vase 
des  Brit.  Mus.  nr.  481. 

q)  Mit  Herakles  bei  Oineus  n.Deianeira: 
Neapler  Vase  nr.  3359;  beim  Nessosaben- 
teuer:  Neapler  Vase,  Sammlung  Santangelo 
nr.  144. 

r)  Argonautenzug:  Petersburger  Vase 
nr.  422. 

s)    Mit  Herakles  beim  Kentauren  Eury- 


m 


Vasen     in 
1264;    VgL 

des  Brit. 


Vase 


in 


tion:  Münchener  Vase  nr.  772. 

t)  Kampf  mit  Kyknos:  Berliner  Vase 
nr.  1732;  vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  2210  und  Heyde- 
mann,  Gr.  Vasenb.  1,  4. 

u)  Die  äQ-Xa  iniUsltK  auf  dem  Kypselos- 
kasten:  Paus.  5,  17,  11  'loXäog  öf,  og  i&sXovzrjg 


289  Tolas  Ion  290 

(.istsix^v   'HqayiXsi  \  t(Zv    fQycov,    s'ariv    i'mtcov  Belegstellen  s.  unter  Eurytos,  Herakles,  Ipbitos. 

aQiiait.  ixvr]Qr](i£vog  vitirjv.     Vgl.  Boulez,  Choix  Eine  Darstellung  des  Kampfes  um  Oichalia  auf 

de  vases  peints  pl.  IX  S.  35  ff.  einer  Vase  bei  Mincrvini,  Nap.  1861.   Preller, 

v)  Gigantomachie:  Vase  des  Brit.  Mus.  Gr.  M.  2,  254,  3.    [Vgl.  auch  Cat.  of  tlie  greeJc 

nr.  560.  vases  in  the  Brit.  Mus.  nr.  920*  =  C.  I.  Gr.  8037 

w)  Herakles'  Auszug:  vgl.   die  Neapler  u.  ob.  Bd.  1   Sp.  2206.     Heibig,  Wandgemälde 

Vase  nr.  3359  und  oben  Bd.  1  Sp.  2215.  nr.  1142.]     Derselbe  Kampfliegt  der  Tragödie 

x)  lolaos  als  Wagenlenker  des  Herakles:  des  Ion  EvQirCdcci  zu  Grunde.     [Bernhard.] 
Müuchener  Vase  nr.  373.  379;  vielleicht  gehört  Ioleos(/K);if£os(7.I. Gr. 7559)  =  lolaos  (s.d.). 

hierher  (nach  Robert,  Arch.  Z.  42  S.  54)  auch  lo      lolkia  {'icoXni'a) ,   Beiname   der  Artemis  auf 

eine  Parthenonmetope  (vgl.  auch  Bd.  1  Sp.  2219).  der  Halbinsel  Magnesia,  inschriftlich  vorkom- 

y)    Herakles    und   Athena:    Münchener  mend  in  Zeile  6  der  von  Lolling,  Milt.  d.  D. 

Vase  nr.  145.  159.  Berliner  Vase  nr.  1089;  vgl.  Arch.  Inst,  in  Athen  7  p.  73  nr.  H  mitgeteilten 

oben  Bd.  1  Sp.  2216.  Inschrift.     Gustave  Fougeres,  La  confederation 

z)    Bekränzung    des    Her.    durch    Nike:  des  Magnetes,  Bull,  de  Curr.  Hell.  1889  p.  277 

Petersburger  Vase  nr.  845.  Vase  in  Athen  nr.  553.  bezeichnet  als  lolkia  die  einen  Bogen  haltende, 

aa)   Der  ausruhende  Herakles:   Vase  in  auf   einem    Schiffsvorderteil    sitzende   Artemis 

Athen  nr.  202.  auf  dem  Revers  von  Silbermünzen  der  Magneten, 

bb)     Der    rasende    Herakles:    Vase     des  Cat.  of  Greek  Goins  in  the  Brit.  Mus.  Thessaly 
Assteas  aus  Paestum:  Mon.  d.  I.  8,  10  ==  Bau-  20  p.  34  nr.  1,2,  Pl.VII,  2, 3.     Auch  das  Haupt  der 

meister,  D.  d.  li.  Alt.  S.  665  Fig.  732.  Artemis  erscheint  auf  dem  Obv.  von  Münzen  der 

cc)  Apotheose  des  Herakles:  oben  Bd.  1  Magneten,  Head,  H.  N.  p.  256.    [Drexler.] 
S.  2240.  lolkos   ('/coilKog),   Sohn   des   Amyros,    eines 

dd)  I.  u.  Herakles  neben  dem  palaistritischen  Flusses,  der,  im  dotischen  Gefilde  entspringend, 

Eros   an  den  Füfsen  der  Ficoronischen  Cista;  das  amyrische  Feld  der  Larissäer  durchfliefst, 

vgl.  Baumeister,  D.d.  AI.  Alt.  Fig.  500  S.  453  f.  Heros  Eponymos   der  Stadt  lolkos,   Ste2)h.  B. 

lolaos    erscheint    in    diesen    Darstellungen  s.  v.    Müller,  Orchom.  249.     [Stoll.] 
bald  als  bärtiger  Mann,  bald  als  unbärtiger  lolmos    {"lolfiog),    Sohn  des  Menelaos  und 

Jüngling,  bald  nackt,  bald  bekleidet,  bald  voll-  der  Helena,   Bruder   des   Sosiphanes  und  des 

gerüstet.    Vgl.  Herakles  u.  loleos.     [Röscher.]  30  Nikostratos    {schol.    Theokr.   18,  45;    doch    ist 

2)  Bei  Hyg.  f.  103  heifst  es,  dafs  lolaos,  der  vielleicht  mit  Bergk  für  lolmos   Aithiolas   zu 

Sohn   des  Iphikles  (Iphiklos)  und   der  Diome-  schreiben;    vgl.  schol.  Hom.  II.  3,  175);   auch 

deia,   bei  der  Landung  der  Griechen  an   der  Sosiphanes   als  Sohn  des  Menelaos  ist  höchst 

trojanischen  Küste  zuerst  von   allen  ans  Land  zweifelhaft;  es  wird  im  schol.  TheoJcr.  a.  a.  0. 

gesprungen  und  von   Hektor  getötet    worden  mit  Dübner  statt  ävayQÜcpQvxaL  naidsg  Zcoai- 

sei,     weshalb    ihn    alle    Protesilaos    nannten.  cpävrjg  Niiiöaz^xog  k.  r.  l.  zu  lesen  sein  d.  it. 

Protesilaos  (s.  d.)  hat  mit  lolaos  das  gemein,  Z'cöc>iqpKj;fi(d.h.  von  Sosiphanes)  iVtxoffrp.x.T.A., 

dafs  er  nach  seinem  Tode  auf  kurze  Zeit  wie-  vgl.  Nauclc,  trag.  Gr.  frgm.^  p.  638.    [Höfer.] 
der  ins  Leben  zurückkehrte.     [Stoll.]  Ion  ('icov,  covog),  1)  Sohn   des  Xuthos  und 

lolas,   ein  Trojaner,   Gefährte  des  Aeneas,  40  der  Kreüsa,  Tochter  des  attischen  Erechtheus, 

Verg.  Aen.  11,  640.     [Stoll.]  Stammvater   der  lonier,  nach  welchem   diese 

lole  ('loX jj)  [auf  der  altertümlichen  Vase  von  benannt    waren    und    ihre   Wohnsitze,   Attika 

Caere,  Mon.  d.  Inst.  6,  33  J-loXcc.    Bei  Hesiodos  und    die    Nordküste    der    Peloponnes ,    lonia 

(in  Schol.  Soph.  Track.  263)  fr.  70  Goettl.   und  hiefsen,  Herodot  7,  94.  9,  44.    Apollod.  1,  7,  3. 

Kallimachos,  epigr.  6  heifst  sie  'loXsia,  beide-  Steph.  B.  'imvi'a.    Strab.  8,  383.  9,  397.   Schol. 

male  mit  dem  Epitheton  laiz-ö-jj,  d.  i.  die  blonde;  //.  1,  2.  —  Xuthos,  Sohn  des  Hellen,  Bruder 

daher  der  Name  „(Gelb)veigelein",  Viola.   We-  des  Aiolos  und  Doros,  nach  des  Vaters  Tode 

niger.].      lole ,    des    Königs    Eurytos    schöne  von  seinen  Brüdern  aus  Thessalien  vertrieben, 

Tochter.      Hcs.    bei    Schol.   Soph.    Trach.   263.  floh   nach    Athen,    heiratete   die    Tochter    des 

Pherek.  bei  Schol.  Soph.  Trach.  354  und  Schol.  50  Erechtheus    (Kreüsa)   und  zeugte   mit  ihr  den 

Od.  21,  23.     Herodor  bei  Schol.   Eur.   Hippol.  Ion  und  Achaios.    Nach  des  Erechtheus'  Tode 

545.     Apollod.   2,  6,  1.     Biod.  Sic.  4,  31,  37.  wurde  Xuthos,  weil' er  dem  ältesten  Sohn  des- 

Atlien.  13,  560°.     Zcnob.  1,  33.     Schol.   II.  5,  selben,  Kekrops,  als  Schiedsrichter  die  Herr- 

392.      Nachdem    sie     Herakles     gewaltsamer-  schaft  zugesprochen,  von  den  übrigen  Söhnen 

weise  entführt  hat  (s.  Eurytos  und  Herakles),  des  Erechtheus    aus   dem   Lande   gejagt.      Er 

wird    sie    nachmals    die    unschuldige   Ursache  liefs  sich  in  Aigialos,  der  Nordküste  des  Pelo- 

zu  dem  Tode  des  Helden,  indem  Deianeira  dem  ponnes,  nieder;  nach  seinem  Tode  zog  Achaios 

Her.  das   tödliche    Giftgewand    zuschickt,   um  nach  Thessalien  zurück,  und  als  Ion  sich  zum 

seine  Liebe  wiederzugewinnen.     Her.   übergab  Heereszuge   gegen   die  Aigialeer  rüstete,  gab 

der  lole   bei   seinem  Tode   den  Hyllos.     Nach  GO  ihm  Seliuus,  der  König  derselben,  seine  einzige 

Hygin  65,  24.  67,  7  sträubte  sich  lole  anfangs  Tochter  Helike  zum  Weibe  und  ernannte  ihn 

wider  des  Herakles  Liebe  und  liefs  lieber  ihren  zu  seinem  Nachfolger.    Als  König  der  Aigialeer 

Vater  durch  Herakles  töten,   als  dafs  sie  sich  gründete  er  eine  Stadt,  die  er  nach  seinem  Weibe 

ihm   ergeben  hätte.     Nach   Plut.  Parall.  308,  Helike  nannte,  und  die  Aigialeer  erhielten  den 

48   stürzt  sie   sich  bei  der  Zerstörung  Üicha-  Namen  lonier.    Die  Athener,  damals  im  Kriege 

lias    von    der  Mauer  der   Stadt,    bleibt  aber,  mit    Eleusis,    riefen    den    Ion    zu    Hülfe    und 

durch  ihr  bauschendes  Gewand  gehalten,  bei  machten  ihn  zu  ihrem  Anführer.     Er  starb  in 

dem  Falle  unversehrt.    Das  übrige,  sowie  die  Attika,  und   sein  Grab  wurde  gezeigt  in  dem 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  10 


291                             Ion  lopakerbeth                      292 

Demos  Potamos  ,  in  der  Gegend   von   Prasiai  Erben  vergiften  wollte,  erkannte  zuletzt  nach 

und  Thorikos   (vgl.  Paus.  1,  31,  2.   Schoemann,  manchen  Verwickelungen  mit  Hülfe   des   von 

Opusc.    Äc.    1,    177;     siehe    auch    C.    I.   AU.  der  Priesterin  herbeigebrachten  Körbchens  den 

1,   210    fr.  K).      Die    Nachkommen    des    Ion  eigenen  Sohn;  doch  hielten  Mutter  und  Sohn 

erhielten   die  Herrschaft  in  Aigialos,  wurden  die    Entdeckung     vor    Xutlios     geheim.      Zu- 

aber  später  von  den  Achäern  vertrieben,  nach  letzt    verkündet  Athene    die    neue    Blüte    des 

denen  das  Land  Achaia  benannt  ward,  Paus.  alten  in  Ion  wieder  auflebenden  Erechthiden- 

7,  1,  2.      Xuthos,    aus    Thessalien    kommend,  stammes    und   die   einstige   Gröfse    der  lonier 

heiratete    die    Tochter    des    Erechtheus    und  und  Athener.     Welcher,  Gr.  Tr.  2, '725.     Tri- 

siedelte   sich  in   der    attischen  Tetrapolis   an;  lo  log.  296.    Arch.  Ztg.  10,  401.     BuUmann,  My- 

von  da  floh  sein  Sohn   Achaios   wegen  eines  thol.  2,  323.     Müller,   Dor.   1,  237.    244    und 

Mordes  in  die  Peloponnes,   Ion  aber  besiegte  Götting.   Anz.   1828    S.    1074  ff.      Preller,   Gr. 

die  Thraker  des  Eumolpos  in  Eleusis  und  ge-  M.  2,    154.      Gerhard,    Gr.  M.  2    §  752.  769. 

wann    solchen   Ruhm,    dafs   die  Athener  ihm  [Müchliöfer,  Üb.  d.  att.  Apollon.  München  IS73, 

die  Herrschaft   übertrugen.     Von  Attika    aus  S.  47ff.    Arch.  Ztg.  10  {1S52)  401  f.   Taf.  37,  1. 

zog  er  nach  Aigialos,  das  nun  lonien  genannt  11  (1853)  S.  13  f.     G.  Kirchner,  Attica  et  Pelo- 
ward,  Strab.  8,  383.     In  Attika  soll  er  zuerst      ponnesiaca.     Greifswalder  Diss.  1890    S.  13  ff. 

das  Volk  in  4  Phylen  geteilt  und  nach  seinen  R.]  —  2)  Sohn  des  Gargettos,  siehe  lonides. — 

vier   Söhnen   Geleon,   Aigikores,  Argades  und  3)  siehe  lonios.     [Stoll.J 

Hoples  benannt  haben,  Herodot  5,  66.    Strab.  20      lone  {'lövr]),    1)    eine  Nereide,  Apollod.  1, 

a.  a.  0.     Er  unterrichtete  die  Athener  in  reli-  2,  7.  —  2)  'irövrj,  eine  Bakchantin,  Nonn.  JDion. 

giösen  Dingen,    wie  Deukalion  die  Hellenen,  li,  221,  wo  G.Her innnn'lrjvä  \evmutet.  {8io\l.\ 

Lykurg  die  Lakedaimonier,  Numa  die  Römer,  lonides    {'icovidsg),    Heilnymphen,    die    bei 

Plut.    adv.    Colot.   31.     Wie    im    europäischen  Herakleia  in  Elis  (einer  Ortschaft  der  Pisaier), 

Griechenland  da,  wo  lonier  gesessen,  Ion  ein-  an  der  Quelle  des  Kytheros   (oder  Kytherios), 

mal  gewohnt  haben  soll,  so  ist  er  von  manchen  welche    eine    Heilquelle    war,    ein    Heiligtum 

auch  für  den  Anführer  der  ionischen  Ansied-  hatten.    Sie  sollten  ihren  Namen  von  Ion,  dem 

hingen  in  Asien  erklärt  worden,  Vell.  Fat.  1,  4.  Sohne   des  Gargettos,   der  aus  Athen  dorthin 

Vitr.   6,    1.    Eurip.    Ion    74    "iwva,    -AXiGroq'  übergesiedelt  war,  erhalten  haben  und  hiefsen 

'AßiäSoq  x^^""^?-  —  ^^^  attische  Sage,  welche  30  Kalliphaeia,  Synallaxis,  Pegaia,  lasis.     Paus. 

nach  des  SophoJdes  Kreusa  {Welcher,  Gr.  Trag.  6,22,4.  Strab.  8,  356.—  Meinehe  vermutet,  dafs 

1,  391.  Nauch,  trag.  gr.  fr.  p.  164)  von  Euripi-  der  Kytherios  auch  den  Namen  'idcov  geführt 

des  im  Ion  behandelt  wird,   hat  den  Ion  aus  habe,    Biatr.    in    Callimach.    H.    in    lov.    22 

einem    Sohn  des   Xuthos   zu  einem   Sohn  des  (p.  125).   Exercit.  philol.  in  Athen.  2,  40.    Cur- 

Apollon  (des  ionischen  ApoUon  Patroos,  Schol.  tius,  Peloponn.  2,  72.    Bursian,  Geogr.  2,  288. 

Aristoph.  Nub.  1468,  Av.  1527)  und  der  Kreusa,  Gerhard,  Gr.  Myth.  1  §  545.  —  Nihandros  bei 

der  jüngsten  Tochter  des  Erechtheus,  gemacht,  Athen.  15,  681"^  u.   683  =*  u.  ^    sagt,   dafs   die 

so    dafs    Ion   nicht   als    fremder   Eindringling,  'icoviädsg  Nvficpai  oder  'iccovidig  oder  'idSsg  N. 

sondern  als  einziger  Sprofs   des   Erechthiden-  in  den  Feldern  von  Pisa  dem  Ion,  als  er  sich 

Stammes  weiblicher  Linie  erscheint  und  somit  40  nach   der  Erlegung   eines  Ebers   im  Alpheios 

die   Autochthonie   der  Athener  gerettet  wird.  (in  welchen   der  Kytherios   fliefst)   badete,   in 

Der  Inhalt  des  Ion  des  Euripides  ist  folgen-  sehnsüchtiger  Liebe  zuerst  das  Veilchen  {i'ov) 

der:     Apollon     zeugte     mit     des     Erechtheus  als  Kranzblume  geschenkt  hätten.  Vgl.  latroi. 

Tochter  Kreusa  einen  Sohn  in  einer  im  athe-  [Stoll.] 

nischen    Burgfelsen    befindlichen    Grotte,    in  lonios  {'lövioq),  ein  illyrischer  König,  Sohn 

welcher  auch  der  Knabe   geboren  ward.     Die  des  Adrias,  nach  welchem  das   ionische  Meer 

Mutter  läfst  ihr  Kind  in  der  Grotte  in  einem  benannt  war,   Theopomp.  b.  Schol.  Ap.  Bh.  4, 

geflochtenen  Körbchen  ausgesetzt  zurück,    in  308  {anders  App.  bell.  civ.  2,  Sd).  Tzetz.  Lyh.  630, 

der  Hoffnung,   dafs  Apoll   seinen  Sohn  nicht  Schol.  Pind.  Pyth.  3,120.    StejjJi.  B.  y.'Joviov. 

werde    untergehen    lassen    [vgl.  Arch.  Ztg.  11  50  Eustath.   zu  Bionys.  Perieg.    v.  92.     Strab.   7, 

(1853)    S.  346f.    R.].     Hermes    trug    noch    in  317.    Sevv.   Verg.  Aen.  3,  211.     Neben   lonios 

derselben  Nacht  das  Kind  in  dem  Körbchen  nennt  Steph.  B.    a.  a.  0.   als    Eponymos    des 

auf  Apollons  Bitten  nach  Delphi,   wo   es  von  ionischen  Meeres  den  Italer  Ion  (^  octzo  "lovoq 

der   Priesterin  zum  Tempeldiener  aufgezogen  'italov),   welcher  bei  Eustath.   a.  a.  0.    'läav 

wurde.     Erechtheus  gab  später  seine  Tochter  heifst,  Vater  des  Adrias.     [Sein  bärtiges  Haupt 

Kreusa  dem  eingewanderten  Xuthos  zur  Frau,  erscheint  mit  der  Beischrift   loNIo?   auf  dem 

zum  Dank  für  die  im  Krieg  mit  den  Chalko-  Rs.  einer  Münze   von  Issa  oder  Pharos,  Cat. 

dontiden     auf    Euboia    geleistete    Hülfe.     Da  of  Greeh  Coins  in  the  Brit.  Mus.  Thessaly  to 

die    Ehe    kinderlos    bleibt,    so    gehen   Xuthos  ^eioZm  p.  84  nr.  1,  PI.  15,  9.  Drexler.]  [Stoll.]  — 

und  Kreusa  nach  Delphi,  um  den  Gott  zu  be-  GO  Oder  S.  des  Dyrrhachos.   Als  dieser  von  seinen 

fragen,  und  dieser  befiehlt  dem  Xuthos  den  als  Brüdern  bekriegt  wurde,   kam  ihm  Herakles, 

Sohn  anzuerkennen,  der  ihm  beim  Austritt  aus  der  gerade  aus  Erytheia  zurückkehrte,  zu  Hülfe, 

dem  Heiligtum    zuerst  entgegentreten  werde.  tötete    aber  im   Kampfe   unabsichtlich    seinen 

Der  zum  blühenden  Jüngling  herangewachsene  Sohn   lonios.     Den  Leichnam  warf  er  in  das 

Sohn   der  Kreusa,   der  dem  Xuthos  begegnet,  Meer,    das    seinen    Namen    von    ihm    erhielt, 

wird  von  diesem   als  Sohn  angenommen  und  Appian,  bell.  civ.  2,  39.     [Schultz.] 

Ion  genannt     weil  er  iövzi  cvvrivzsxo  (v.  661.  lopakerbeth  {'icana-Asq^riQ'),  Name  des  Set, 

831).    Kreusa,  die  anfangs  den  aufgedrungenen  Leidener  Pap.  V,  Col.  11,  20.  Col.  14,  9  (?  ['/ca- 


293 


lopas 


lope 


294 


nK']x^Qßr'j&'^'].  15.  Grofser  Pariser  Pap.  Z.  3261. 
32Ü(5.  Pap.  des  Louvre  iir.  2391  Z.  71  =  Tres- 
se/^, Eph.  Gr.  237  (hier  'lcosgßri&  'imna-ASQ^^Q' 
'lw(X7tofiip)y  115  (hier,  wie  im  Grofsen  Pariser 
Pap.  2223 ff.  3261.  3266  und  im  Leidener  V. 
11,  20  'icoiQßfjQ'  'lconK)i£Qßrid'  und  ''lcoßolxoorj& 
zusammen);  vgl.  Bcuvens  a.  a.  0.;  Pleyte 
a.  a.  0.;  vielleicht  auch  auf  dem  Bleiplättchen 
aus  Karthago,  wo  Belattre,  B.  C.  H.  12  p.  300 
Z.  3  l(OnAICGPBH0  hat.    [Drexler.] 

lopas  {'iconag),  ein  karthagischer  Sänger, 
der  zu  Karthago  bei  dem  von  Dido  dem 
Aeneas  zu  Ehren  veranstalteten  Gelage  seine 
von  Atlas  gelernte  Weisheit  vortrug,  Vcrg. 
Aen.  1,  740.     [StoU.] 

lope  CfoTtTj).  1)  T.  des  Iphikles,  G.  des  The- 
seus  {Flut.  Ihes.  29,  offenbar  nach  den  hesio- 
dischen  Eoien)  *),  aus  denen  Athcnaios  13 
p.  557  a."ln7ii]v  {Schiveigh.  animadv.  7,  9:  'lönrjv) 
■KCil  Al'ylriv  nennt.  Ihr  Mythos  ist  nicht  be- 
kannt. Als  Heroine  der  'thessalischen'(V)  Stadt 
lope  {Steph.  Byz.  s.  v.')  wird  mau  sie  nicht  an- 
zusehen haben.  Denn  bis  auf  die  Kretafahrt 
spielt  sich  Theseus'  ganzes  Leben  im  nächsten 
Umkreis  des  saronischen  Meerbusens  ab,  und 
gegen  den  praktischen  Euhemerismus  der  Py- 
thia,  welche  Thcseus'  Gebeine  aus  Skyros  zu 
holen  riet,  und  Kimons  Ausgrabungsexpedition 
fällt  Boherts  Beobachtung  ins  Gewicht,  dafs 
hinter  dem  'Skyrios'  als  Grofsvater  des  The- 
seus,  Vater  des  Aigeus  {ps.-apqllod.  Bibl.  3, 
15,  1,  5),  sich  ein  Skirios  {=  Skiros,  -on, 
Eponym  von  Salamis-Skiras)  birgt  {Hermes  20, 
18S5,  S.  354).  Auch  ihr  Vater  Iphikles  ist  von 
dem  thessalischen  Iphiklos  verschieden  und 
erscheint  blofs  in  der  Peloponnes  (vgl.  auch 
des  Unterzeichneten ' ÄitJdopenländer'  etc.  Fleck- 
eisens Stipp)!.  16,  1887,  S.  145),  und  so  wird 
sie  eine  argolische  oder  megarische  Ortsheroine 
sein,  zumal  ihr  Bruder  lolaos  Gatte  der  Megara 
ist  {apoUod. Bibl.  2, 6, 1)  —  2)  T.  des  Aiolos,  G.  des 
Kepheus,  nach  welcher  die  philistäische  Stadt 
benannt  sein  soll:  Steph.  JB.  'lö-niq.  Dionys. 
Per.  910  =  Geogr.  G.  M.  2,  375.  Diese  Notiz 
ist  das  ergänzende  Fragment  zu  der  aus  Ps.- 
Skijlax  (104  ^  Geogr.  Gr.  M.  1,  79),  Strabon 
(16  p.  759,  1,  42.  43  C),  losephos  {B.  1.  3,  9,  5), 
Konon  (c.  40),  Plinius  {N.  H.  5,  U.  6,  35), 
Pausanias  (4,  35,  5),  Pomp.  Mela  (1,  11), 
Tacitus  (Eist.  5,  2)**)  bekannten  Tradition 
von  der  Opferung  der  Andromeda  an  das  Jtrjros 
in  loppe.  Wenn  nach  PJiotios  (zu  Konon,  s. 
Westermann,  Mv&oyQ.  p.  193,  5)  Konon  (also 
doch  wohl  auch  die  anderen  Parallelzeugen) 
lOzoQBL  f.riQcog  ^  ag  b  'EXli]V(ov  (iv&og,  so  lag 
der  Unterschied  hauptsächlich  darin,  dafs  in 
jener  'hellenischen'  Vulgata,  welche  schon 
von  den  hesiodischen  Katalogen,  PhereJcydes 
und  Stesichoros  behandelt  sein  mufs,   für  uns 

*)  Flui.  Thes.  29:  yiiuai  6s  [Q^ata]  y.ul  ...  'IotDjv 
tIjv  'I(pc//Jiiv:,  y.al  ..  .  rov  ^'ty?.ijg  tqinta  rij;  TlavoTtiiui 
(zu  TbeS(;us)  y.tL  fehlt  bis  jetzt  im  HertiodfrQm .  125  AV., 
obgleich  auch  c.  20  tnv);  IlaroTtijtöo;  ^t'y/.i]q  aus  Ile- 
siorlos  citieit  war. 

**)  Nach  TzHzeii  zu  Lyk.  836  auch  citiert  von  AristeiiiM 
(dem  Milesier?  F.  H.  G.  4,  325,  27),  Libanios  (?  vgl.  des 
Uuterz.  ' Ait/iiopenlcintJer'  etc.  S.  133"),  Prokopio.i  (?  vgl. 
ebda  S.  117  ^'). 


aber  zuerst  bei  Etiripides  erscheint,  statt  der 
Stadt  loppe  vielmehr  Aithiopia,  und  statt  der 
Aiolidin  lope  die  Kassiepeia  als  Kepheusgattin 
und  Mutter  der  Andromeda  genannt  ward; 
ferner  darin,  dafs  der  Opfertod  der  Andromeda 
nicht  durch  den  Wettstreit  einer  Mutter  Kassie- 
peia mit  den  Nereiden  verschuldet  und  von 
Poseidon,  Amphitrite  und  den  Nereiden  ge- 
heischt wird,  sondern  im  Rahmen  einer  Opfer- 

10  handlung  an  ''Aphrodite'  bez.  Derketo  (=  Atar- 
gatis;  vgl.  Stark,  Gaza  S.  257)  erscheint.  Auch 
ist  das  Lokal  der  ioppensischen  Version  eine 
Insel  (Paria),  wovon  in  der  hellenischen  Ver- 
sion nichts  zu  merken  'ist;  Konon:  ccQTtä^stcd 
dnö  Tivog  vrjGLdog  £Q^iiov  y]  'AvdQOfiädcc  =  Plin. 
N.  H.  5,  31  (34),  129:  In  plioenicio  mari  et  ante 
lopen  Paria  (insula)  tota  oppidum,  in  qua  ob- 
iectam  beluae  Andromedam  ferunt:  dazu  5,  14: 
insides  collem  praeiacente  saxo,    in  quo  vincu- 

20  lorum  Andromedae  vestigia  ostendunt.  Auch 
wird  lope  nicht,  wie  Kassiepeia,  verstirnt 
worden  sein,  da  in  dieser  ioppensischen 
Form  der  Sage  weder  Kepheus  noch  Andro- 
meda, noch  das  xljjro?  verstirnt  wird,  wie  in 
dem  ''hellenischen'  Mythos  von  'Kepheus  in 
Aithiopia'.  Mit  diesem  suchte  eine  spätere 
künstliche  Etymologie  von  AlQ-ioitTj  aus  'lonr] 
Fühlung  zu  gewinnen  {Et.  31.  p.  473,  14.  Ste2}h. 
Byz.  'lÖTtY];  vgl.  Tzetzes  za  Lyk.  836),  welche  zu- 

30  erst  auftritt  bei  Konon:  Al^ioitLa  (cod.  <Jt' 
oTitt)  öcnb'lönTtrjg;  \ gl.' Aithiopenländtr''  S.  139f.). 
Die  ioppensische  Tradition,  deren  Abweichungen 
von  der  griechischen  man  wohl  beachten  mufs, 
wurde  in  Griechenland  bekannt  durch  Theo- 
pompos  (bei  Strabon  1  p.  43,  vgl.  ' Aithiopenl.'' 
S.  134 ff.),  bekämpft  durch  Apollodoros  {tvsqI 
vsäv  II,  ebda),  verteidigt  aufser  den  oben  Ge- 
nannten durch  Aristonikos  {n.  Msviläov  nXävrjg, 
bei  Strab.  1  p.  38,  vgl.  42  f.),  aus  dem  Strabon 

40  und  die  Vorlage  des  Steph.  B.  abschrieben 
(letzterer  den  von  Schubart  gestrichenen,  von 
Meineke  eingeklammerten  Passus :  Ki^tpscog . .  tov 
■naraaTiQiGQ'ti'tog  v-te.  ot  Ellrjvsg'uccticäg  q>aaLv). 
Vgl.  überhaupt  ' Aithiopenl."  S.  147  u.  sonst; 
daselbst  ist  im  Anschlufs  an  H.  D.  Müller 
{Mythol.  1,  56)  der  Nachweis  versucht,  dafs 
schon  vor  Theopompos  der  griechische  Mythos 
durch  argivisch-rhodische  Ostfahrer  auf  Joppe 
übertragen    und    dortigem    Astartekult    ange- 

.50  pafst  ward.  Dann  würde  schon  in  der  argo- 
lischen  Heimat  des  Mythos  (entsprechend  dem 
oben  unter  1.  über  die  argolisch- megarische 
lope  Ausgeführten)  eine  Kepheusstadt  'fönrj, 
ähnlich  der  thessalischen  des  Steph.  Byz.  und 
der  lakonischen  x'^Q'^  'lanlg  oder  'lonlg  des 
Heros  "loip,  vorauszusetzen  sein,  deren  Name 
im  Anschlufs  an  den  obigen  Mythos  die  grie- 
chische Umnennung  der  alten  philistäischen 
lapho    (j.  laffa)   in   'lön{n)ri   veranlafste ;    und 

60  während  die  sog.  ,, hellenische"  Vtdgata,  welche 
statt  lope  die  Kassiepeia  nennt,  nach  dem 
vom  Unterz.  geführten  Beweis  (Aithiopenländ. 
S.  158  ff.,  vgl.  Artikel  'Kassiepeia')  den  Argeier- 
kolonieen  auf  Rhodos  angehört,  würde  Theo- 
pompos bei  seiner  späten  Übertragung  des 
Mythos  auf  lapbo- loppe  nur  eine  älteste 
'lÖTtri  -  Version  des  argolischen  Mutterlands 
wieder  zu  Ehren  gebracht  haben.     Da  nun  bei 

10* 


295                      lophossa  lovos                         296 

Eustath.   zu  Bionys.   Perieg.  910    der  Namen  Jahrbb.  d.  Ver.  von  Älterthumsfreund.  im  Bhld. 

der   Stadt  lope   auch  auf  lo,    die    argivische  49,  1870  S.  187f.  nr.  11.     [R.Peter.] 

Heroine,   zurückgeführt  wird,  was  Tzetses  (zu  lOTis  =  luppiter  (s.  d.). 

LyTi.  836)  mit  dem  Zusatz  wiederholt,  dafs  lo  lOTis  Axnr   s.  luppiter  u.  Anxurus,   wo 

daselbst    "AQyov    vi%rißaaa    äv&Qconog    ysyovs  Babelon,  Monn.  de  la  rep.  2,  544  u.  546  nach- 

(doch   vgl.   'AithiopenV    S.  148*^),    so  wagte  zutragen  ist,     [Röscher.] 

der  Unterz.  mit  E.  Maafs  {de  Eratosth.  Eri-  lovis  custos,  Name  einer  geflügelten  Jüng- 

gona  p.  130),  'lonr]  als  den  Vollnamen  für  das  lingsfigur,    die    Speer    und   Schild  trägt,    auf 

Hypokorisma  'im    zu   erklären,    im    Gegensatz  einer  Münze    des    Septimius   Severus,    Haver- 

zu  0.  Crusius  {^Beiträge''  etc.  S.  21^),  der  im  lo  camp,  num.  reg.  Christ.  27,  3.    Gerhard,  Ant. 

Anschlufs  an  H.  B.  Müller  {Myth.  2,  350)  die  Büdro.   Taf.  302,  9.     Letzterer,  Gottheiten  der 

Demeter- 'Jcö  als  Gattin  des  Hermes-'/äffosi'  aus  Etrtisker  {ATcadem.  Abh.  1,  300.  338.),   identi- 

der  Demeter-'Ejrt'affcfo:  {Hesych.   s.  v.^   erklärt.  ficiert  den  lovis  custos  mit  dem   etruskischen 

Umgekehrt  hält  0.  Gruppe  {PhiJol.  N.  F.  1,92  ff.)  Tages,  dem  Sohn  des  Hercules  und  Enkel  des 

an    der  Auffassung    der  Alten  fest,    dafs   die  luppiter,   der  auch  Epeur  (Epiur)  =  iniovgog 

Heroine  'icnrj  wirklich  nichts  weiter  bedeute,  (=  custos)  heifst,    vgl.   Gerhard,   Akad.   Abh. 

als  die  gräcisierte  Namensform  der  persönlich  1,  338.  2,  55.  [Höfer.]    [Wie  Havercamp  selbst 

gedachten  philistäischen  Stadt  lapho  - '7o7r«rj,  p.  183 — 184  zu  der  Münze  des  Caracalla,  nicht 

also  einer  thatsächlichen  Unterlage  auf  grie-  des    Septimius    Severus    bemerkt,    hat    schon 

chischem  Boden   entbehre.     Phönizisch  lapho  20  Vaillant,   Nitm.  Imp.   Eom.  praest.   1  p.   121 

==  „Schönheit"    ist  ihm  das    Original  zu   der  den  Typus   als   Jupiter   in  einem  Tempel   auf 

griechischen  KaacisiiBioc'   ri   y.ccllovi^   (Suidas),  einem  Cippus  in  der  R.  den  Blitzstrahl,  in  der 

und  der  griechische  Kassiepeiamythos  nur  die  L,   die  Lanze  beschrieben.     Ebenso  giebt  ihn 

Übersetzung    eines    älteren    laphomythos    der  Cohen  4^,  155,  112   aus  Vaillant   als  „lOVIS 

Philistäer.  Vgl.  d.  Art.  Kassiepeia.  —  [3)  Eine  CVSTOS  C.  V.    Temple  ä  huit  colonnes;   au 

Lesart  statt  Antiope    oder   lole   bei   Propert.  milieu,  lupiter  sur  un  eippe,  tenant  un  foudre 

2,  28,  51.    Stoll.]      [K.  Tümpel.]  et   une   haste".     Gold-    und   Silbermünzen  des 

Ioi)liossa  {'locpäaaa),  Tochter  des  Aietes,  die  Vespasian  mit  der  Aufschrift  lOVIS  .  CVSTOS 

dem  Phrixos  vier  Söhne  gebar,  identisch  mit  zeigen  lupiter  nackt  vor  einem  Altar  stehend, 

Chalkiope,  Hesiod,  Ahisilaos  u.  Pherekydes  h.  30  in  der  R.  eine  Schale,  in  der  L.  das  Scepter, 

Schol.   Ap.  Eh.   2,   1122.  1149.    Hesych.   s.    v.  Eckhel,  B.  N.   V.  6  p.  337;   Grofsbronzen  des 

Müller,  Orchom.  172.    Schoemann,  Opusc.  Ac.  2,  Domitian  mit  der  Aufschrift  lOVI  .  CVSTODI 

247,  67.    Preller,  Gr.  Myth.  2,  319.    Gerhard,  oder   IVPPITER  .  CVSTOS  .  S  .  C  führen  ihn 

Gr.  Myth.  2  §  688,  1.  690,  2.     [Stoll]  vor  sitzend,  in   der  R.   den  Blitzstrahl,   oder 

lops  C'loip),   ein  Heros  der  Lakedaimonier,  eine    Victoria,    Eckhel,   B.  N.    V.    6    p.  393. 

der   zur  Zeit    des    Lelex   gelebt  haben   sollte  S.  luppiter.     Drexler.] 

und  zu  Sparta  ein  Heroon  hatte.  Paus.  3,  12,  4.  lovius  Couipagus (V).  In  der  Inschrift  CLL. 

Gerhard,  Gr.  Myth.  2  % 'i^b.   Curtius,  Pelop.  2,  1,571  =  10,3772    (Recale   bei   Caserta;    aus 

231.     Vgl.  lope  2.    [Stoll.]  dem  Jahre  660/94):   Pagus  Herculaneus  scivit 

Iopsaphos-('/oi/)aqpos),  Beiname  des  Apollon,  40  a(nte)  d(iem)  X  Tcrminaflia].    eonlegium,  seive 

Hesych.    Der  Name,  wenn  richtig  überliefert,  magistrei  lovei  Compagei  sfuntj,  utei  in  porti- 

bezeichnet  den  Apollon  als  Orakelgott  (s.  Bd.  1  cum paganam  rcficiendam  peqimiam  consumerent 

Sp.  434),  speziell  als  solchen,  dessen  Wille  durch  ex  lege  pagana,  arbitratu  Cn.  Laetori  Cn.  f. 

dunkelfarbige  Steinchen  (i/)i](jpot)  erforscht  wurde  magistrei  pageiei  [lies  jja^ei'];  uteique  ei  con- 

(vgl.  auch  Thriai).     Schmidt  liest   dafür  'laö-  legio,  seive  magistri  sunt  lovei  Compagei,  locus 

tpatpog,  andere  'lö^ocpog,  d.  h.   'der  mit   den  in  teatro  esset  tarn  quasei  sei  lufdjos  fecissent 

Pfeilen  Rasselnde'.     [Höfer.]  u.  s.  w.   nimmt   Mommsen  (C.  L  L.  1    S.  159 

lorios  Theos.     0600  ICO  PI  CO   soll  auf  einer  und  im  Index  S.  617  s.  v.   lovius  compagus) 

Gemme  der  Sammlung  Capello  nr.  215  stehen,  einen  'lovius  compagus  collegii  pagi  Campani 

welche    den    Zeus    auf    dem   Rücken    zweier  50  deus  tutelaris'   an.     Später  zweifelte   er  aber 

Schafe  sitzend  darstellt,  Sycophantia  magica  daran,  dafs  hier  ein  lovius  Compagus  genannt 

nr.  172  in  Gorius,  Thes.  gcmm.  ant.  af-trif.  2  sei  {G.I.L.IO  im  Index  S.  1133:  'lovius  com- 

p.  278.     Kopp,    Palaeogr.  crit.  §  843,  vol.  4  pagus  [si  recte  sie  accipitur]').  Vielleicht  haben 

p.  326 — 327.     Letzterer    übersetzt  „Beo    mon-  wir  in  der  Inschrift  einen  luppiter  Compagus 

tano",  indem  er  an  das  Wort  icopog  bei  He-  als  Schutzgott  des  pagus  Herculaneus  zu  er- 

sychios  =  „Berg"  erinnert.     [Drexler.]  kennen  (vgl.  den  Nominativ  lovos  auf  der  prae- 

lovantucarus,  Beiname   des  Mercurius   auf  nestinischen  Cista  Ephem.  epigr.  1  S.  14  nr.  21 

einer  zwischen  Tholey  (Kreis  Ottweiler,  Reg.-  =  Garrucci,  Sylt,  inscr.  lat.  nr.  528.    C.  I.  L. 

Bez.  Trier)  und  Osenbach  (Kreis  St.  Wendel,  14,  4105;    abgebildet  Monum.  d.  inst.  9,  1873 

Reg.-Bez.  Trier)  i.  J.  1755  gefundenen  Inschrift:  CO  Taf.  58/59,    besprochen    von  A.   Michaelis    in 

Beo  Mercurio  lovantucaro  pr'O  salute  Bomaniae  Ann.  d.  inst.  45 ,   1873    S.  221  ff.,   über   lovos 

Bomanae   et   Bomani  Severi  Lilius  Bomanus  S.  237).     [R.  Peter,] 

pater  vissu  [sie]  monitus  v  s  l  l  m.     Die  In-  lovos,  ^OVOI,  Name  des  luppiter  (s.d.)  auf 

Schrift  stand  nach  dem  Fundbericht  auf  einem  einer  Bronzekiste  von  Praeneste,  welche   den 

viereckigen  metallenen   'Kästgen,    so   in   der  Gott  sitzend,  die  R,  auf  die  Schulter  der  luno 

mitten,  auf  welchen  beyden  seythen  ohngefähr  legend  und  einen  Blitzstrahl  haltend,  umgeben 

ändert    halben    schuhe    von    einander    zwey  von  Apollo,  Liber,  Mercurius,  Hercules,  Mars, 

kleiner  Statuen  oder  Götzenbilder  gefunden.'  Minerva,    Diana,    Victoria   und  Fortuna    dar- 


297                         loxeia  Ipliigcneia                     298 

ytellt,  Eph.  cpigr.  1  p.  14  nr.  21.   Garruccius,  u.  Verw.  S.  2  Anm.  3.  —   2)  Euadnc  als  die 

Syllogc  Inscr.  Lat.  nr.  528  {„In  lovos Tochter  des  Iphis,  Ov.  ep.  ex  P.  3,  1,  111. 

mdajilasmiis  est  dedinationis  tertiac  in  secun-  [Stell.] 

dam").     Vgl.  luppiter  u.  lovius.     [Drexler.]  Iphidamas  {'Iq)i8<x(i(xg),  1)  Sohn  des  Antenor 

loxeia  (7d^£ia;?),  Amazone  im  Gefolge  der  (daher  'AvzrjvoQidrjg,   Hom.  IL  11,  221.    Eust. 

Penthesilt'ia,  vor  Troja  erschlagen,  Tzetz.  Posth.  840,  1.  Paus.  4,  36,  4.  5,  19,  4)  und  der  Theano, 

179.     [StoU.l  der  Tochter  des  Kissens  {II.  11,  224.  schol.  IL 

loxlppe  {lio^innri)  =  Dioxippe  (s.  d.),  vgl.  11,   226.    Eust.    B.   840,   10.   59),    Bruder    des 

la-nri  und  Suo->tri;  Etym.  M.  426,  47.    [Höfer.]  Koon,  IL  11,  250.  257.    Schon  als  zarter  Knabe 

loxos  {"ico^og),  Sohn  des  Melanippos,  Enkel  lo  ward  er  seinem  Grofsvater  Kissens,  der  König 

des  Theseus  und  der  Perigune,  der  mit  Orny-  in  Thrakien  war,    zur   Erziehung    übergeben, 

tos  eine  Kolonie  in  Karlen  gründete.    Da  Peri-  IL  11,  223.    Straio  7  p.  330  fr.  21;   ebendas. 

guue,  die  Tochter  des  Sinis,  nach  der  Erlegung  fr.   24;    später    heiratete    er    die   Tochter  des 

ihres  Vaters  durch  Theseus,  vor  diesem  fliehend,  Kissens,  also  die  Schwester  seiner  "Mutter  {IL 

sich    an    einem    dicht   mit  Pimpernellen    und  11,  226  und  schoL),  die  er  durch  reiche  Braut- 

Spargeln  bewachsenen  Orte  verborgen  und  in  geschenke  gewann,  IL  11,  244.  Paus.  4,  36,  4. 

kindlicher    Unschuld    diesen    Sträuchern    mit  Kurz  nach  der  Hochzeit  {IL  11,  243)    zog  er 

Schwüren  gelobt  hatte,  sie   nie  zu  verletzen  mit  zwölf  Schiffen    {IL   11,   228)    nach   Troia 

,  und   zu  verbrennen,  wenn  sie  von  ihnen  ver-  und  fiel  hier  von   der  Hand   des  Agamemnon, 

deckt  und  gerettet  würde,  so  war  es  bei  den  20  IL  11,  240.  250.  Paus.  5,  19,  4.   Hygin.  f.  113. 

Nachkommen  des  loxos  Sitte,  weder  Spargel-  Der  Kampf  des  Koon  mit  Agamemnon  um  die 

stengel     noch    Pimpernellen    zu     verbrennen,  Leiche  seines  Bruders  Iphidamas  (JZ.  11, 248ff.) 

sondern  sie  als  heilig  zu  verehren,  Plut.  Thes.  8.  war  auf  dem  Kasten  des  Kypselos  dargestellt, 

[Stoll.]  Paus.   a.   a.  0.   —   2)   Sohn  des   Busiris,   der 

Iplieus  {'icpsvg),  ein  Lykier,  vor  Troja  von  auch  Amphidamas  {Apollod.  2,  5,  11,  9)  heifst, 

Patroklos  erlegt,  //.  16,  417.     [Stoll.]  samt    seinem  Vater    am   Altar    des  Zeus   von 

Iphialos   {'ifpCalog),   ein  anderer  Name  für  '    Herakles   getötet,    Plierelcyd.  im  scliol.  ApolL 

'EcptäXtrig,    den  Alp,   den   italischen  Incubus,  BJiod.  4,  1396.     [Höfer.] 

Hesych.  s.  v.  vgl.  Didymos  b.  SclioL  Aristoph.  Iphigeneia  {'itpiyivBiu,  auch  'icpiyövri,  Eurip. 

Vesp.  1038.   Ev  heikt  auch 'EitidXiqg, 'ETCtccXXrig,  30  EL  1023;  abgekürzt  ^Icpig,  Tzetz.  L.  323.  324. 

'Ecp^lrjg  (äol.),  'E7icoq)ilr]g ,  Uesych.  v.  iitLulrjg.  Et.  M.  v.  "^fiqptg),    Tochter   des  Agamemnon 

Preller,  Gr.  MytJi.  1,  617,  4.     [Stoll.]  und  der  Klytaimnestra,   vgl.  Iphianassa.    Als 

Iphiauassa  {'icpicxvKGGci),  1)  eine  von  den  das  nach  Troja  ziehende  Heer  der  Griechen 
Töchtern  des  argivischen  Königs Proitos  (s.  d.),  durch  eine  Windstille,  welche  die  von  Aga- 
welche  von  Melampus  von  ihrer  Raserei  ge-  memnon  oder  Menelaos  erzürnte  Artemis  ge- 
heilt und  ihm  zum  Weibe  gegeben  ward,  sandt  hatte,  in  dem  Hafen  von  Aulis  zurück- 
Apollod.  2,  2,  2.  PhereJcyd.  bei  SchoL  Od.  15,  gehalten  wurde  und  Kalchas  erklärte,  dafs  Iphi- 
225.  —  2)  Tochter  des  Agamemnon  und  der  geneia  der  Göttin  geopfert  werden  müsse,  liefs 
Klytaimnestra,  Schwester  der  Chrysothemis  und  Agamemnon,  von  Menelaos  und  dem  ungeduldi- 
Laodike,  IL  9,  145,  287.  Zu  diesen  dem  Homer  40  gen  Heere  bedrängt,  die  Tochter  unter  dem  Vor- 
bekannten Töchtern  des  Agamemnon  fügten  wand,  dafs  sie  mit  Achilleus  vermählt  werden 
die  Kyprien  (fr.  12  Kinliel)  noch  als  vierte  die  sollte,  vom  Elternhause  ins  Lager  kommen 
Iphigeneia,  welche  auch  bei  Soplioldes  von  und  bereitete  mit  schwerem  Herzen  das  Opfer. 
Iphianassa  verschieden  ist.  Wie  aber  bei  den  Artemis  aber,  der  Jungfrau  sich  erbarmend, 
Tragikern  Elektva  an  die  Stelle  der  Laodike  schob  während  des  Opfers  eine  Hirschkuh  an 
getreten  ist,  so  bei  Euripides  Iphigeneia  an  die  stelle  der  Jungfrau  und  entführte  diese  in 
die  der  Iphianassa,  Sopßi.  EL  157  u.  SchoL  einer  Wolke  nach  Taurien,  damit  sie  dort  ihre 
SchxnL  II.  a.  a.  0.  Preller,  Gr.  Blyth.  2,  419,  4.  —  Priesterin  werde,  Kypria  (p.  19  Kinkel).  Eurip. 
3)  Gemahlin  des  Endymion,  Mutter  des  Aitolos,  Ip)h.  Aul.  1540.  Iph.  T.  1.  20.  30.  783,  vgl.  AeschyL 
Apollod.  1,  7,  6.  [Hinsichtlich  der  Beziehungen  50  Ag.  1534.  Soph.  EL  565.  Pind.  Pyth.  11,  23.  Ov. 
dieser  I.  ebenso  wie  der  unter  1)  und  2)  an-  Met.  12,  24  ff.  Paus.  9,  19,  5.  SchoL  Eur.  Or. 
geführten  zur  Selene  vgl.  Röscher,  Selene  u.  647.  Myg.  f.  98.  238.  261.  Dikt.  1,  17.  SchoL 
Verwandtes  S.  2  Anm.  3.  S.  71  Anm.  274.  S.  99  IL  1,  108.  Ant.  Lih.  27.  Serv.  Verg.  A.  2,  116. 
A.  396 ff.  E.]  —  4)  Von  Medon  Mutter  des  Tzetz.  Lyk.  183.  Anteh.  191.  loann.  Antioch. 
Troers  Menalkes,  der  vor  Troja  von  Neopto-  fr.  25  {Müller  hist.  gr.  fr.  4  p.  551).  Lucret. 
lemos  erlegt  ward,  Quiyit.  Sm.  8,  295.  —  1,  85  ff.  Cic.  off,  3,  25.  Ferfif.  ^.  2,  116.  Hör. 
5)  Nereide,  Lukian.  DiaL  D.  3Iar.U.  [Stoll.]  sat.  2,  3,  199.    Propert.  3,   5,   64.     Der  Dar- 

Iphiaucira  {'l(pic'iV8LQa),  1)  Tochter  des  ar-  stellnng  der  Kyprien  {na.ch.  Prokl.  Chrest.)  folgte 

givischen  Königs  Megapenthes,  vermählt  mit  die  Iphigeneia  des  Aischylos,    diesem  wieder 

Melampus,  dem  sie  den  Antiphates  und  Blas,  60  die    Iphigeneia    des    Sophokles,    deren    Inhalt 

die  Manto    und  Pronoe   gebiert   {Diod.  i,  68;  vielleicht  bei  i/?/(/. /".  98  erhalten  ist,   Welcker, 

vgl.  Iphianassa  1).  —  2)  Tochter  des  Oikles,  Gr.  Trag.  1,  107.    Nauck,  trag.  gr.  fr.  p.  23. 

eines    Sohnes    des    ebengenannten  Antiphates  156.   Die  Iphigeneia  des  Ennius  {Vahlen,  Enn. 

und  der  Hypermnestra,  Schwester  des  Amphia-  poes.  reL^p.  119)  folgte  dem  Euripides,  Welcker, 

raos  und  der  Polyboia,  Diod.  4,  68.    [Stoll.]  a.  a.  0.  1,  110.     Ribbeck,  Rom.  Trag.  S.  94  ff. 

Ipluas  {'lopiccg),  1)  eine  alte  Priesteriu  der  Bildwerke:  Overbeck,  Pompeji  527  (pompe- 
Artemis  zu  lolkos,  in  der  Argonautensage  ge-  janisches  Wandgemälde,  Nachbildung  des  be- 
nannt, Ap.  Rh.  1,  312.     Vgl.  Röscher,  Selene  rühmten  Bildes  des  Timanthes  von  Kythnos), 


299 


Iphigeneia 


Iphigeneia 


300 


Müller,  Handb.  d.  Arcli.  §  415,  1.  0.  Jahn, 
Arch.  Beitr.  378  ff.  Overbeck ,  Gall.  314  ff. 
Brunn,  Urne  Etr.  t.  35  ff.  Schlie,  Troischer 
Sagenkreis  60  ff".  Freller,  Gr.  Myth.  2,  419  f. 
Baumeister ,  D.  d.  kl.  Altert.  S.  754  ff.  Manche 
behaupteten,  Iphigeneia  sei  nicht  in  Aulis, 
sondern  zu  Brauron  in  Attika  von  Agamemnon 
geopfert  worden,  und  ein  Bär,  nicht  ein  Hirsch, 
sei  statt  ihrer  getötet  worden,  Hcliol.  Aristoph. 


ant.  Sarkophagrel  2,  Berlin  1890,  S.  177  ff., 
Taf.  57 ff.,  s.  Orestes.  Sophokles  hat  die  Ge- 
schichte der  Flucht  der  Iphigeneia  in  eigentüm- 
licher Umbildung  behandelt  in  seinem  Chryses, 
den  Pacuvins  überarbeitete,  Naeke,  Opusc.  1,91. 
Welcher,  Gr.  Tr.  1,  210.  Ribbeck,  trag.  lat.  rel. 
p.  71.  284.  Ders.,Büm.  Trag.  248ff".  Den  Inhalt 
giebt  Hyg.  /.  121 :  Orestes  kommt  mit  Iphigeneia 
und    dem    geraubten   Bilde    der   Artemis   von 


Lysisir.  645.  Iphigeneia  ward  bei  dem  Opfer  lo  Taurien  zu  der  troischen  Insel  Sminthos  (oder 
von  Artemis  in  einen  Bäi-en  oder  einen  Stier,  Stadt  Sminthe)  zu  dem  ApoUonpriester  Chryses, 
oder    ein  Rind,   oder  in  ein  altes  Weib  ver-       dem  Sohn  des  Agamemnon  und  der  Chryseis 

(Astynome),  also 
Enkel  des  homeri- 
schen Chryses  (vgl. 
Hyg.  f.  120).  Der 
beraubte  taurische 
König  Thoas  ist 
den  Flüchtigen  ge- 
folgt und  verlangt 
von  Chryses  ihre 
Auslieferung.  Als 
Chryses  dazu  be- 
reit ist,  offenbart 
der  ältere  Chryses, 
dafs  Iphigeneia  u. 
Orestes  Kinder  des 
Agamemnon  u.  Ge- 
schwister des  Chry- 
ses sind ,  worauf 
dieser  mit  Orestes 
den  Thoas  tötet. 
Orest  und  Iphige- 
neia kommen  mit 
dem  Bilde  der  Arte- 
mis glücklich  nach 
Mykenai.  Nach 
Tzetz.L.\^'^  waren 
Iphigeneia  u.  Chry- 
ses Kinder  d.  Aga- 
memnon und  der 
Chryseis.  Auf  der 
Rückfahrt  d.  Grie- 
chen nach  Trojas 
Zerstörung  starb 
Chryses  zu  Chryso- 
polis  in  Bithynien, 
Byzanz  gegenüber; 
Iphig.  aber  wurde 
von  Tauroskythen 
geraubt  u.  in  Tau- 
rien zur  Priesterin 
der  Artemis  oder 
Selene  gemacht.  Die  Chrysopoliten  leiteten 
von  diesem  Chryses  den  Namen  ihrer  Stadt 
her,  Steph.  B.  v.  XQvcönoXig,  oder  von  Chryse, 
der  Tochter  des  Agamemnon  und  der  Chry- 
seis, der  Schwester  der  Iphigeneia,  Et.  M. 
V.  XQvaönoXis.  Müller,  Doricr  1,  384  f.  Ger- 
Bruder  Orestes,  der  im  Auftrag  des  delphischen  60  hard,  Gr.  Myth.  1  §  345,  8.    —  Das  Bild  der 


Iphigeneias  Opferung;  anwesend  Agamemnon  und  Kalchas,  ponipej.  "Wandgemälde  (nach  Mus. 
Borb.  4,  3  =  Baumeister,  Denhn.  S.  755  Fig.  807). 

wandelt  nach  Ant.  Lib.  27.  Tzetz.  L.  183.  194. 
—  In  Taurien  versah  Iphigeneia  viele  Jahre 
lang  den  grausamen  Dienst  der  Artemis,  in- 
dem sie  die  Fremden,  die  an  der  Küste  Schiff- 
bruch gelitten,  der  Göttin  opfern  mufste  ( Tsetz. 
L.  194.  Diod.  4,  44),  bis  sie  endlich  mit  ihrem 


Gottes  das  dort  vom  Himmel  gefallene  Bild 
der  Artemis  holen  sollte,  entfloh  und  mit  dem 
geraubten  Bilde  nach  Griechenland  zurück- 
kehrte, Eurip.  Iph.  Taur.  vgl.  Hyg.  f.  120— 122. 
Naevius,  Iphig.  vgl.  llibbeck  a.  a.  0.  S.  50  f. 
Tzetz.  i.  1 374.  Bildwerke:  Müller,  Handb.  d. 
Arch.  416,  2.  Overbeck  u.  Baumeister  a.  a.  0. 
Die  Sarkophagreliefs  jetzt  bei  C.  Robert,  D. 


Artemis  brachten  Iphigeneia  und  Orestes  nach 
Lakonieu.  wo  es  zu  Sparta  im  Tempel  der  Ar- 
temis Orthia  oder  Orthosia  stand.  Raus.  3, 16,  6. 
Nach  Servius  war  Orestes  König  in  Sparta  und 
heiratete,  ein  Sohn  des  Menelaos  und  der 
Helena,  die  Iphigeneia,  Serv.  V.  A.  11,  267. 
Auch  nach  Argos,  wo  ebenfalls  ein  solches 
Bild  der  Artemis  war,  soll  Iphigeneia  gekommen 


301 


Iphigeneia 


Iphigeueia 


302 


sein,  l'uus.  1,  33,  1.  Zu  Megara  soll  sie  ge- 
storben sein,  auch  sie  hatte  dort  ein  Heroon, 
i'a».s.  1,  43,  1.  Die  Athener  behaupteten,  dafs 
ürcst  und  Iphigeneia  nach  Halai  Araphenides 


Euphorion,  Alexander  Aitolos  b.  Faus.  2,  22,  7 
zeugte  Theseus  mit  der  von  ihm  geraubten 
Helena  die  Iphigeneia;  nachdem  Helena  von 
ihren    Brüdern    aus    Aphidna    befreit    worden 


Bruchstück  eines  Sarkophagreliefs  ia  Villa  Albani:  Iphigeneia,  Orestes  und  Pylades  (vgl.  C.  Robert,  Die 
ant.  Sarkophagreliefs  2  Taf.  57  nr.  1G8  und  Text  S.  179  ff.,  sowie  Zoega,  BassirU.  2  tav.  56). 

bei  Brauron  an  der  attischen  Ostküste  gekommen  war,  gebar  sie  das  Kind  in  Argos  und  übergab 
und  dort  einen  Tempel  der  Artemis  Taurike  30  es  der  schon  mit  Agamemnon  vermählten 
oder  Tauropolos  gestiftet  hätten,  in  welchem  Klytaimnestra,  die  es  wie  ihr  eignes  Kind 
das  taurische  Bild  derselben  aufgestellt  ward  u.  aufzog,  vgl.  Duris  b.  Tzetz.  L.  103.  143.  183. 
Iphigeneia  Priester- 
dienste verrichtete ; 
dort  sei  sie  gestorben 
und  begraben,  und 
man  brachte  ihr  als 
Weihgeschenke  die 
Gewänder  der  in  Kin- 
desnöten verstorbe- 
nen Frauen  dar,  Eiir. 
Ipli.  T.  1446  ff.  Strah. 
8,  399.  Kallim.  Bian. 
173.  Paus.  1,  23,  9. 
1,  33,  1.  Ptol.  3,  15, 
8.  Hermann,  Gottes- 
dienst!. Altert.  §  62, 
9  ff.  Bursian,  Geoqr. 
1,  349.  Preller,  Gr. 
Myth.  1,201,2.  — Eu- 
phorion  nannte  Brau- 
ron  ein  leeres  Grab 
der  Iphigeneia,  Schol. 
Aristoph.  Lys.  645, 
vgl.  Nonn.  Dion.  186. 
Auch  an  Orten  aufser- 
halb  Griechenlands, 
wo  sich  Kulte  von 
Göttinnen  fanatischen 
Charakters  fanden, 
wurden  diese  auf  Stif- 
tungen der  Iphigeneia  und  des  Orestes  zurück- 
geführt, wie  in  Kappadokien  zu  Komana  der  der 
syrischen  Enyo,  Strab.  12,  535.  Müller,  Bor.  1, 
385,  5.  Preller,  Gr.  Mylh.  1,251.  —  Von  Brauron 
aus  wurde  Iphigeneia  in  die  attische  Genealogie 
eingereiht,  indem  man  sie  zur  Tochter  d.  Theseus 
machte,  Müller,  Bor.  1 ,  382.   Nach  Stesiclioros, 


Iphigeneia  (in  Tauris)  übergiebt  dem  Pylades  den  Brief;  anwesend  Orestes,  ein  Satyr, 
Artemis  und  eine  Opferdienerin,  apulisches  Vasengomälde  (nach  Arch.  Zeit.  1849  Taf.  12 

=  Baumeister,  D.  S.  757  Fig.  808). 

851.  Ant.  Lib.  27.  Schol.  II.  13,  626.  Et.  M. 
V.  'icpig.  Helena  baute  wegen  ihrer  glücklichen 
Entbindung  zu  Argos  einen  Tempel,  der  in  der 
Nähe  des  Tempels  der  Dioskuren  und  des  der 
Hekate  stand,  l^aus.  a.a.  0.  —  Hesiod  sagte,  dafs 
Iphigeneia  nicht  gestorben,  sondern  nach  dem 
Willen  der  Artemis  zur  Hekate  geworden  sei, 


303 


Tphigeneia 


Iphigeneia 


304 


und  damit  stimmten  die  Kyprien  a.  a.  0.  über- 
ein; auch  Ilerodot,  nach  welchem  die  Taurier 
die  Schiübi'üchigen  einer  Jungfrau  opferten, 
welche  für  die  vergötterte  Iphigeneia  gehalten 
wurde,  Paus.  1,  43,  1.  Ilerodot  4,  103.  FJiüod. 
It.  £V6,  52a.  Nach  Ant.  Lih.  27  wurde  Iphi- 
geneia von  Artemis  mit  Unsterblichkeit  und 
ewiger  Jugend  begabt  und  unter  dem  Namen 
'OQGilo%ia    (OgailcxT]     Westermann,     Myihogr. 

10  p.  201,  9)  nach  der  Insel  Leukfe  im  Pontus  ge- 
bracht, wo  sie  Gemahlin  des  Achilleus  wurde, 
s.  d.  Art.  Achilleus,  Ammian  22,  8, 34  f.  Mao/'s, 
Index  Schol.  Gryphisivald.  1890  S.  19,  I'rcller, 
Gr.  Myth.  2,  438,  3.  Gerhard,  Gr.  Myth.  2 
§  889.  Auch  während  ihres  irdischen  Le- 
bens war  Iphigeneia  schon  mit  Achilleus  zu- 
sammengebracht worden.  Nach  des  Euripides 
Iph.  Aul.  war  sie  unter  dem  Vorwande,  mit 
Achilleus  vermählt  zu  werden,  nach  Aulis  ge- 

20  bracht  worden.  Danach  erzählten  manche, 
Achilleus  habe  mit  Iphigeneia  den  Neopto- 
lemos  erzeugt;  nach  Duris  hatte  er  die  Iphige- 
neia (von  Aulis)  nach  Skyros  entführt,  oder 
er  brachte  den  mit  Iphigeneia  erzeugten 
Neoptolemos  nach  der  Opferung  der  Iphige- 
neia nach  Skyros  und  übergab  ihn  der  Deida- 
meia,  Tzetz.  L.  183,  vgl.  323.  Schol.  und 
Eustath.  zu  II.  19,  326.  Achilleus  soll  der 
ihm  verlobten  Iiihigeneia,   als   sie    von  Aulis 

30  nach  Skythien  gebracht  worden  war,  dorthin 
gefolgt  sein  und^  lange  dort  verweilt  haben; 
der  'AxilUiog  8^6^105  (Laufbahn  des  A.),  eine 
Landzunge  am  kimmerischen  Bosporos,  um 
welche  er,  die  Iphigeneia  suchend,  gelaufen, 
hatte  davon  den  Namen,  Eustath.  zu  Dionys. 
P.  306.  —  Iphigeneia  war  ursprünglich  Arte- 
mis selbst,  die  den  Beinamen  Iphigeneia  hatte, 
wie  z.  B.  zu  Hermione,  Patcs.  2,  25,  2.  Hesych. 
v.  'itpiyivsia,   zu  Aigeira  in  Achaia,    Paus.  7, 

40  26,  3.  Diese  uralte  Mondgöttin  ist  die- 
selbe, welche  zu  Sparta  unter  dem  Namen 
Orthia,  Orthosia,  zu  Brauron  als  Aithopia 
(Mondgöttin,  Kallim.  fr.  417  BenÜ.  Welcher, 
Gr.  Götterl.  1,  571,  Selene  Tzetz.  L.  183. 
Antch.  201)  und  an  den  genannten  Orten,  die 
von  dem  Mythus  der  Iphigeneia  berührt  wer« 
den,  zu  Argos,  Megara,  Aulis  verehrt  wurde 
und  auch  mit  ausländischen  Göttinnen  ähn- 
lichen   Charakters     identificiert     worden     ist, 

60  namentlich  mit  der  von  den  Skythen  in  Tauris 
verehrten  Göttin,  welche  TavQixjj,  TkvqcÖ,  auch 
TuvQonölois  und  Hekate  genannt  ward,  ur- 
sprünglich aber  den  einfachen  Namen  Uciq- 
Q'hog  hatte,  Ilerodot  4,  103.  Strah.  7,  308, 
Dies  Tauris  wurde,  seitdem  die  in  Byzauz  und 
an  den  pontischen  Küsten  angesiedelten  Hel- 
lenen den  Kult  jener  skythischen  Göttin  kennen 
gelernt,  angesehen  als  der  Ort,  wohin  Iphi- 
geneia entrückt  ward,  während  man  in  ältester 

60  '^^it  an  Lemnos,  wo  ein  ähnlicher  Kult  be- 
stand {Müller,  Orch.  311.  Bor.  1,  384),  oder  nur 
ganz  allgemein  an  den  hyperboreischen  Norden 
(Preller,  Gr.  M.  1,  251)  gedacht  haben  mag. 
Die  Artemis  Iphigeneia  oder  Orthia  hatte  in 
alter  Zeit,  wo  die  humane  Sitte  noch  nicht 
mildernd  eingeAvirkt,  einen  wild  aufgeregten, 
mit  Menschenopfern  verbundenen  Kult,  und 
als  nun  Iphigeneia  als  Heroine  von  der  Göttin 


305 


Iphigoiie 


Iphiklos 


306 


getrennt  wurde,  ward  sie  einerseits  eine  Jungr 
IVau,  die  mau  der  Göttiu  opferte,  andererseits 
eine  ihr  dienende  Priesterin,  die  ihr  Menschen- 
opfer schh^L•htete ;  vgl.  d.  Art.  Artemis;  Müller, 
Dor.  1,  381  ff.  Orch.  3 10  ff.  Boeclch,  G.  I.  2  p.  89. 
Deimling,  Lcleger  169  ff"    Wchkcr,  Gr.  Götterl. 

1,  571  fl;  587  f.  Lauer,  System  20S.  296.  Freller, 
Gr.  Myth.  1,  250  ff'.  Gerhard,  Gi:  Myth.  1 
§  330,  4.  342,  2—4.  345,  7.  8.  Wilamo^vits  im 
Hermes  18.  Bd.  2.  Hft.  (1883)  p.  249  —  263. 
Fiepel,  Beil.  z.  Alhj.  Ztg.  1890  Nr.  105/6.  S. 
auch  d.  Art.  Iphias.     [StolL] 

Iphigone  =  Iphigeneia  (s.  d.). 

Iphikles  (7qcr/A^S,  bisweilen  auch  "icpmloq, 
Apollod.  2,  7,  3.  Diod.  4,  33  f.):  1)  Sohn  der 
Alkmene  und  des  Amphitryon,  in 
Theben  geboren,  Zwillingsbruder  des 
Herakles,  Apollod.  2,  4,  8.  Pherelcyd. 
b.  Schal  Od.  11,  266.  Schol.  IL  14, 
323.  Tzetz.  L.  33,  s.  Alkmene  und 
Herakles.  Dem  Herakles,  dem  Zeus- 
sohn, stand  er  sehr  nach  an  Kraft 
und  Mut,  Eesiod.  Sc.  48  ff.  87  ff.  Der 
Unterschied  der  Brüder  zeigte  sich 
schon,  als  Hera  die  Schlangen  ins 
Lager  der  Knaben  schickte,  um  den 
Herakles  zu  verderben;  während 
dieser  die  Schlangen  mutig  erwürgte, 
floh  Iphikles  furchtsam  davon,  Apol- 
lod. 2,  4,  8.  Theolrit.  Id.  24,  s.  Hera- 
kles.   Bildwerke:  Preller,  Gr.  Myth. 

2,  178,  2    [Goldstater   von  Kyzikos, 
Waddington ,  liev.  num.  1863  p.  234 
bis  235,  PI.  10,  6.    Drexler].     Aber 
Iphikles  war  doch  ein  tapferer  Krie- 
ger;   er    zeichnete    sich  ans    in  der 
Schlacht  des  Herakles  und  der  The- 
baner  gegen  Erginos  und  die  Orcho- 
menier,  weshalb  ihm  der  thebanische 
König  Kreon  seine  jüngere  Tochter 
zum  Weibe  gab,  während  Herakles 
die  ältere,  Megara,  ei'hielt.     Vorher 
hatte  Iphikles  die  Tochter  des  Alka- 
thoos,  Automedusa,  zum  Weibe  ge- 
habt, die  ihm  den  lolaos,  den  tapferen 
Freund  und  Genossen  des  Herakles, 
geboren,  Apollod.  2,  4,  11  f.    Als  He- 
rakles   im    Wahnsinn    seine    eignen 
Kinder  tötete,  mordete  er  auch  zwei 
Kinder  des  Iphikles;  aber  den  älte- 
sten,   lolaos,    und  die  Megara,    rettete  Iphi- 
kles,   der    selbst    von   Athene    gerettet   ward, 
Apollod.  2,  4,  12.    Tzetz.  L.  38.  Schol.  Od.  11, 
269.    Nikol.  Dam.  fr.  20  {Müller,  fr.   hist.  gr. 
3   p.  369).     Darauf   trat    er    mit  Herakles    in 
den    Dienst    des    Eurystheus,    der    ihn   selbst 
freundlich   aufiiahm,    dem   Herakles   aber  von 
vornherein  feindselig  gesinnt  war,  NiJcol.  Dam. 
a.  a.  0.      Nach    Hesiod.    Scut.   89  ff',    dagegen 
verliefs  er,  während  Herakles  und  lolao 
Theben  aus  gegen  Kyknos  zogen,  seine  Familie 
und    seine    Eltern,    um    dem    Eurystheus    zu 
dienen,    was    er    seufzend    bereute.      Iphikles 
war  kalydonischer  Jäger,  Apollod.  1,  8,  2  und 
zog  mit  Herakles  gegen  Troja,  Diod.  4,  48.    Er 
zog  mit  dem  aus  Tiryns  vertriebenen  Herakles 
nach    Pheneos    in   Arkadien,    von   da    in    den 
Kampf  gegen  die  Hippokoontiden,  i±,  welchem 


er  fiel,  Diod.  4,  33  f.  Apollod.  2,  7,  3.  Oder 
er  wurde  in  der  Schlacht  gegen  die  fürAugeias 
kämpfenden  Molioniden  verwundet,  nach  Phe- 
neos gebracht,  von  Bupliagos  und  Promne  ge- 
pflegt, starb  aber  daselbst  und  erhielt  Heroon 
und  Verehrung,  Taus.  8,  14,  6.  [Stell.]  — 
2)  Vater  der  lope  (s.  d.). 

Iphiklos  C'/qöijtAocf),  1)  Sohn  des  Phylakos 
aus  I'hylake  in  Thessalien,  als  Vater  des 
10  Protesilaos  und  Podarkes  genannt  bei  Hom. 
E  704  fi".  N  698  {Berod.  9,  116).  Seine  Mutter 
ist  Klymene,  die  Tochter  des  Minyas,  nach 
Schol.  Od.  X  326  (vgl.  Eustath.  z.  d.  St.  p.  1689), 
Apoll.  Rh.  1,  45  f.  und  Schol,  Hyg.  f.  14  p.  44, 
18  Seh.   {Clymene  für  Ptriclymenc  coni.).     Bei 


Herakles  und  Iphikles  als  Kiuder;  anwesend:  Alkmene,  Amjjhitryon  u. 
Piidagog,  Wandgemälde  (vgl.  Roux  u.  Barre ,  Eercul.  u.  Ponqi.  2  Taf.  9). 


Paus.  10, 29, 6  (Fragment  der  Nosten  4)  wird  Iphi- 
klos der  Sohn  der  Klymene  und  des  Kepha- 
los,  des  Sohnes  des  Dion,  genannt:  hier  ist 
Kephalos  mit  Phylakos,  der  ebenfalls  ein  Sohn 
des  Deion  heifst,  verwechselt;  nur  an  dieser 
Stelle  ist  überliefert,  dafs  Kephalos,  der  Gatte 
der  Prokris  in  zweiter  Ehe  mit  Klymene  ver- 
mählt gewesen  sei.  Bei  Eustath.  zu  llom. 
B  693  p.  323,  41  werden  zwischen  Phylakos, 
von  60  dem  Gründer  von  Phylake,  und  Iphiklos,  dem 
Vater  des  Protesilaos  und  Podarkes,  ein  erster 
Iphiklos  und  ein  zweiter  Phylakos  einge- 
schoben. Schol.  Q  zu  Od.  X  290  (Dind.) :  Iphi- 
klos, Sohn  des  Herakles (?).  —  Seine  Gemahlin 
war  Astyoche  nach  Eust.  zu  Hom.  B  693 
p.  323  {Hyg.  f.  103  p.  95,  5:  Diomedeae  ver- 
dorben und  irrtümlich).  Als  Bruder  der  Alki- 
mede  ist  Iphiklos  Oheim  des  Argonauten  lason 


307  Iphiklos  Iphimedeia  308 

nach  Apollon.  ÜJi.  1,  46.  —  Bei  Hom.  B  705  den  Eber  zuerst  getroffen  habe.  —  Zu  den 
heifst  er  nolvfirjXog;  die  Rinder  des  Iphiklos  Argonauten  wird  Iphiklos  gezählt  von  Ap. 
oder  seines  Vaters  Phylakos  bilden  den  Gegen-  li'/i.  1,  201  (aus  ihm  OrpJi.  161.  Hyg.  f.  14 
stand  einer  Sage,  die  sich  bei  Hom.  X  289  ff.  p.  47,  9.  Val.  Fl.  1,  370,  wenn  nicht  Iphitus 
angedeutet  findet,  in  der  hesiodischen  Melam-  et  frater  zu  lesen  ist)  und  Apollod.  1,  9, 16.  — 
podie  ausgeführt  war  (ein  Fragm.  daraus  bei  3)  Iphiklos  für  Iphikles  (Bruder  des  Herakles) 
Athen.  9  p.  498  b  nr.  194  Bz.,  auch  in  den  bei  Biod.  4,  33,  6.  Apollod.  2,  7,  3.  Biod.  4, 
grofsen  Eoien,  fr.  168  aus  Scliol.  Ap.  Bh.  1, 118)  34,  1.  49,  3.  [Seeliger.]  —  4)  Ein  Sohn  des 
und  nach  Pherehjdcs  (fr.  75)  mit  kleinen  Va-  Idomeneus  von  Kreta,  welchen  Leukos,  der 
rianten  erzählt  wird  von  Schol.  Od.  l  287.  290  lo  Sohn  des  Talos,  während  Idomeneus  vor  Troja 
(Eustath.  p.  1685).  Schol.  Theokr.  3,43.  Apollod.  abwesend  war,  tötete,  um  sich  der  Herr- 
1,  9,  12  {v^\.  Bobert,  de  Apollodori  bibl.  ]).  39t)  schaft  zu  bemächtigen,  Tzetz.  L.  1218,  — 
und  von  Paws. 4, 26,  2 ff.  10, 31,10.  Danach  wird  5)  Ein  griechischer  (dorischer)  Anführer,  der, 
die  durch  einen  unglücklichen  Zufall  bewirkte  nachdem  die  Phöniker  schon  die  ganze  Insel 
Unfruchtbarkeit  des  Iphiklos  durch  den  Rat  Rhodos  verloren,  den  noch  in  der  Burg  von 
des  beim  Rinderdiebstahl  ertappten  und  ge-  lalysos,  Achaia,  sitzenden  Phöniker  Phalan- 
fangen gehaltenen  Melampus  (s.  daselbst)  ge-  thos  belagerte.  Phalanthos  hatte  den  Orakel- 
heilt. Über  diese  eigentümliche  Sage,  in  sprach,  er  werde  im  Besitz  der  Festung  bleiben, 
welcher  der  Eichbaum  den  Doppelgänger  des  solange  nicht  die  Raben  weifs  geworden  und 
Iphiklos  spielt,  siehe  W.  Maniiliardt ,  Antike  20  in  dem  Wasser  der  Mischkrüge  der  Belagerten 
Wcdd-  und  Feklkulte  S.  30 f.  Sprichwörtlich  sich  nicht  Fische  zeigten,  und  war  guten 
war  ferner  die  Schnelligkeit  des  Iphiklos  (vgl.  Mutes,  Iphiklos  aber,  der  das  Orakel  erfahren, 
den  Namen  seines  Sohnes  Podarkes  und  Hom.  veranlafste  den  ungetreuen  Diener  des  Phalan- 
W  636);  es  hiefs,  dafs  er  über  ein  Ährenfeld  thos,  Fische  in  den  Mischkrug  desselben  zu 
laufen  könne,  ohne  die  Halme  zu  knicken,  bringen,  und  liefs  Raben  fliegen,  die  er  mit 
Hesiod.  bei  Eustath.  zu  II.  B  693  p.  323  (fr.  143  Gips  weifs  angestrichen  hatte.  Jetzt  verlor 
Bz.);  Vgl.  Schol.  Od.  11,  325.  Fust.  zu  II.  T  227  Phalanthos  das  Vertrauen  und  bat  um  freien 
p.  1281  und  zu  Od.  X  325  p.  1689.  Schol.  Ap.  Abzug.  Beim  Abzug  verhinderte  Iphiklos  die 
Bh.  1,  45  (mit  einem  Citat  des  Betnaratos,  fr.  5  Phöniker  auch,  List  gegen  List  setzend,  ihre 
ed.  Müller ,  wonach  er  auf  dem  Meere  laufen  30  Schätze  mitzunehmen.  So  ging  die  Herrschaft 
konnte;  vgl.  Nonn.  Bionys.  28,  284 f.;  dasselbe  der  Insel  an  die  Griechen  über,  Ergias  v.  Bho- 
gilt  von  dem  Argonauten  Euphemos  Apollon.  dos  b.  Athen.  8,  360  e.  Nach  der  ebendaselbst 
Bh.  1, 182fi'.).  Auf  der  sog.  Kypseloslade  war  mitgeteilten  Sage  des  Rhodiers  Polyzelos  hiefs 
Iphiklos  unter  den  Wettläufern  bei  den  Leichen-  der  Phöniker  Phakas  (Phalas?),  und  seine 
spielen  des  Pelias  dargestellt,  wie  ihm  Akastos  Tochter  Dorkia  schaffte  aus  Liebe  zu  Iphiklos 
den  Siegerkranz  darreicht.  Paus.  5,  17,  10.  die  Fische  in  den  Mischkrug  des  Vaters  und 
Vielleicht  ist  es  derselbe  Iphiklos,  den  die  liefs  weifs  angestrichene  Raben  fliegen,  ilfouers, 
schnelle  Läuferin  Harpalyke  (siehe  Harpalyke  Phönizier  2,  2,  219  ff'.  Buncker,  Gesch.  d. 
nr.  3)  liebte  (Athen.  14,  619  e).    Als  Enkel  des  Altert.  3,  2251     [Stoll.] 

Minyas   zählt  er  zu   den  Argonauten  bei  Ap.  40      Ipliiloche  ('l(piX6xri),  Tochter  des  Spartaners 

Bh.  1,  45   (aus  ihm  Orph.  140.    Val.  Flacc.  1,  Alektor,    welche    dem    Sohne    des    Menelaos 

473.    Hyg.  f.  14  p.  44,  12  Seh.),  dagegen  fehlt  Megapenthes    zur    Gemahlin    gegeben    ward, 

sein  Name  im  Verzeichnis  des  Apollod.  1,  9,  Andre  nannten  sie  Echemela,  Schol.  Od.  4,  10. 
16,  wozu  vergl.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  45,  wonach  [Stoll.] 

weder   Homer   noch  Hesiod  noch   Pherekydes  Iphiiuaclios  ('lqpt'fior;^os),  Hirte  des  lemnischen 

Iphiklos  einen  Argonauten  genannt  habe;  über  Königs  Aktor,  Sohn  des  Dolopion;  er  ernährte 

diese   Stelle   vgl.  Hiller  im  Bhein.  Mus.  1887  den  auf  Lemnos  ausgesetzten  Philoktetes,  Hyg. 

S.  344  und  Jessen,   Prolegomena  in  Catalogum  f.  102.     [Stoll.] 

Argonautarum  (Berl.  Biss.  1889)  p.  7 f.  —  Ipliiiuedeia  ('icpL^sSeia ,  auch  'icpi^isS)]), 
2)  Sohn  des  Thestios  aus  dem  aitolischen  50  Tochter  des  Triops,  Gemahlin  des  Aloeus,  von 
Pleuren,  Bruder  der  Althaia  und  Oheim  des  Aloeus  oder  Poseidon  Mutter  des  Otos  und 
Meleagros:  Ap.  Bh.  1,  201.  199.  Schol.  Ap.  Bh.  Ephialtes,  der  Aloaden.  Sie  liebte  den  Posei- 
1,  201,  wo  Deiadameia,  die  Tochter  des  Pe-  don,  wandelte  deshalb  oft  zum  Meere  und 
rieres,  als  Mutter  genannt  wird,  während  nach  schöpfte  die  Wogen  in  ihren  Busen.  So  er- 
Schol.  Ap.  Bh.  1,  146  Pherekydes  (fr.  29)  die  zeugte  Poseidon  mit  ihr  die  Aloaden,  Od.  11, 
Mutter  der  Althaia  Laophonte,  die  Tochter  des  304.  Pind.  Pyth.  4,  89  (156)  u.  Schol.  Apollod. 
Pleuren  (Apollod.  1,  7,  7),  nannte;  bei  Apollod.  1,  7,  4.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  482.  Schol.  II.  5, 
1,  7,  10  heifst  sie  Eurythemis,  bei  Hyg.  f.  14  385.  Hyg.  f.  28.  Nach  Eratosthenes  b.  Schol. 
p.  47,  9  Seh.  Leucipj)e.  Nur  im  Schol.  II.  9, 567  Ap.  Bh.  a.  a.  0.  waren  die  Aloaden  Erd- 
wird er  namentlich  als  einer  der  vom  Melea-  eo  geborene  und  wurden  von  Iphimedeia  aufge- 
gros  getöteten  Brüder  bezeichnet  (Biod.  4,  34  zogen.  Als  Iphimedeia  mit  ihrer  Tochter  Pan- 
und  Apollod.  1,  8,  2  sagen  allgemein  Ttaidsg  kratis  (Fankrato)  auf  dem  Berge  Drios  im 
©söTt'ov;  andere,  nicht  Iphiklos,  werden  nament-  phthiotischen  Achaia  die  Orgien  des  Dionysos 
lieh  aufgeführt  bei  OtJ.  Mei.  8,  440 f.  if?/<7. /".  173  feierte,  wurden  beide  von  thrakischen  See- 
p.  28,  18  Seh.,  f.  244  p.  136,  20).  In  einer  ab-  räubern  der  Insel  Strongyle  (später  Naxos) 
weichenden  Überlieferung  bei  ^jjoZ/ocZ.  1,8,  3  (ot  geraubt  und  nach  Strongyle  gebracht,  wo  der 
öi  (paaiv)  wird  er  als  derjenige  Thestiade  be-  König  Agassamenos  die  Iphimedeia  einem 
zeichnet,  der  nach  der  Behauptung  der  Brüder  Freunde  zur  Ehe  gab  und  selbst  die  Pankratis 


309  Ipliiraedon  Iphitos  310 

heiratete.      Die    beiden    Räuber    (Skellis    und  (mit  anderen  Namen  dieselbe   Geschichte  bei 

Kassamenos  oder  Sikelos  und  Heketoros)  hatten  Nikandcr,  Ant.  Lih.Xl).  [Seeliger.]  —  [4)  Ein 

sich    vorher    im   Streit    um    Pankratis    gegen-  Jüngling    in    Kypros    von    niederer    Herkunft, 

seitig  getötet.     Die  Aloadcn,  von  Aloeus  aus-  dessen  Liebe  zu  einer  vornehmen  Jungfrau  aus 

geschickt,    die    Geraubte    zu    suchen,    kamen  dem  Geschlecht  des  Teukros,  Anaxarete  (s.d.), 

nach  Naxos,   besiegten   die   dortigen  Thraker  zurückgewiesen  wurde.     Er  erhängte  sich  an 

und  bemächtigten  sich  der  Herrschaft,    Diod.  ihrer  Thür.     Als  Anaxarete   aus   dem  Fenster 

5,  50  f.  Farihen.  19.  Das  Grab  der  Iphimedeia  ihres  Hauses  auf  die  vorübergetragene  Leiche 
und  ihrer  Söhne  wurde  in  Anthedon  gezeigt,  des  Iphis  mit  kaltem  Stolze  herabsah,  ward 
l'aus.  9,  22,  5,  Verehrt  wurde  sie  zu  My-  lo  sie  von  Aphrodite  in  Stein  verwandelt.  Ihr 
lasia  in  Karlen.  In  der  Leschc  zu  Delphi  war  Bild  stand  in  Salamis  auf  Kypros  im  Tempel 
sie  von  Polyguot  gemalt,  PrtMS.  10,  28,  4.  [Stell.]  der    vorschauenden    Aphrodite,    Ov.    Met.    14, 

Iphimedou  ('iqptfif'ÖMv),  Sohn  des  Eurystheus,  698  ff.    Vgl.  Anton.  Lib.  39,  wo  der  Jüngling 

in  dem  Krieg  seines  Vaters  gegen  die  Athener  Arkcophon,  die  Jungfrau  Arsinoe  heifst.  [Stell.] 
gefallen,  ApoUod.  2,  8,  1.     [StolL]  Iphis,  idis,   fem.   ('/qpjs,    loe),    1)  eine  der 

IpliimediiSJi    Clcpi^sSovaa),    eine    Danaide,  Töchter   des   Thespios,    von  Herakles   Mutter 

verlobt  mit  dem  Aigyptiden  Euchenor,  J^^30?/oc?.  des  Keleustanor,   ApoUod.  2,  7,  8.   —   2)   Ge- 

2,  1,  5.     [StolL]  liebte  des  Patroklos  vor  Troja,  eine  Gefangene 

Iphinoe  {'Icpivörj),  1)  Tochter  des  Proitos,  aus    Skyros;    in    der    Lesche    zu    Delphi    von 
ApoUod.  2,  2,  2,  s.  Proitos.  —  2)  Gemahlin  des  20  Polygnot  gemalt,  iL  9,  667.    Paus.  10,  25,  2. 

Metion,   Mutter  des  Daidalos,  Schol.  SojJh.  Fhllostr.    Her.    10,    10.      Arcli.   Ztg.    39,    141. 

Oed.  Coh  468.  —   3)  Gemahlin  des  Antaios,  Neapler  Vase  nr.  3254.  —  3)  Tochter  des  Pe- 

Plierek.fr.  3'6^  im  Mym.  M.  679,  51  und  Tzets.  neios,   Gemahlin   des  Aiolos,  Mutter  des  Sal- 

Lyk.  663.     Nachdem    Herakles   den  Antaios  moneus,   Hcllanikos  b.  Schol.  Fiat.  p.  376.  — 

niedergerungen,  zeugt  er  mit  Iphinoe  den  Po-  4)  Tochter  des  Ligdos  und  der  Telethusa,  aus 

lemon  (Palaimon  l'zetz.).    Vgl.  auch  ApoUod.  Phaistos  in  Kreta,  von  der  Mutter  als  Knabe 

2,  7,  8.    Arcli.  Ztg.  7,  79,  4.  —  4)  Tochter  des  aufgezogen,    weil    der  Vater   vor   der  Geburt 

Nisos,  Gemahlin  des  Megareus,  des  Sohnes  befohlen  hatte,  das  Kind,  wenn  es  ein  Mädchen 

des  Poseidon,  Paus.  1,  39,  6.  —  5)  Tochter  des  sei,  zu  töten.  Der  lanthe  verlobt,  wird  sie  durch 
Aktor,   Schwester   des  Eetion,   Sdiol.  II.  1,  so  die  Huld  der  Isis  in  einen  Jüngling  verwandelt, 

18    u.    360.    —    «)   Tochter    des    Alkathoos  Ov.  Met.  9,  666  ft'.     Vgl.  Galateia.  —  5)  Iphis, 

(s.  d.).   Paus.  1,  43,  4.    —    7)    Eine    von    den  abgekürzter  Name  für  Iphigeneia,  Iphianassa, 

lemnischen  Frauen,  welche  die  Argonauten  in  Tzetz.  L.  323.  324.  Et.  M.  v.  "Jficpig.    [StolL] 
Lemnos  aufnahmen,  nachdem  sie  ihre  eigenen  Iphistios  {'icpiatiog),  ein  athenischer  Heros, 

Männer  gemordet  (s.  Argonauten  Bd.  1  Sp.  503 ff.  "  nach    welchem    der  Demos   'icpiaxiddcxt    (auch 

und  Thoas).     [Bernhard.]  7fqpa£(7rja(Jat)  benannt  war,  iZesi/c7t.  s.v.  [StolL] 

Iphinouie  ('/qptvo'fi/j),  Amazone,  Hygin.  fah.  Iphitides   {'icptTiSrjg)   heifst   Archeptolemos 

163.     [Klügmann.]  (nach  Zenodot   im  schol.   II.  8,    158  Erasipto- 

Iphinoos    Cicpivoog),    1)    Sohn    des    Dexios,  lemos),  der  Wagenlenker  des  Hektor,  Hom.  IL 
vor  Troja  von  Glaukos  erlegt,  IL  7,  14,   vgl.  40  8,  128.     [Höfer.] 

Schol.    Tzetz.   Hom.  133.    —    2)    Ein   Kentaur,  Ipliitioii   ('icfixicov),    1)  Sohn  des  Otrynteus 

von   Peleus   auf  der   Hochzeit   des  Peirithoos  und   einer  Najade,   aus  Hyde   am    Tmolos  in 

erlegt,  Ov.  Met.  12,  379.     [StolL]  Lydien,  von  Achilleus  erlegt,  IL  20,  382  ff.  — 

I^hh  Clcpig;  Hesych.lcpig- Taxvg),masc.,  1)S.  2)    Ein    Trojaner,    von    Neoptolemos    getötet, 

des  Alektor,  ein  argivischer  König  (Paws.  2, 18, 4)  Quint.  Sm.  11,  36.     [StolL] 
dessen  Sohn  Eteoklos  vor  Theben  fiel  {Aischyl.  Ipbitos  {"icpizog;  auf  der  altertümlichen  Vase 

Sept.  457.    Äpollod.  3,  6,  3.     Paus.  10,  10,  3),  von    Caere,   Mon.  d.  Inst.  6,  33  {Welcker,  A. 

und    dessen    Tochter    Euadne    (laneira)    sieb  Z).  5  Tafel  15)  inschriftlich /iqptros;  C.  J.  Gr.  3, 

auf    den    Scheiterhaufen    ihres    Gemahls    Ka-  4248.  4,  7077  Eicfirog). 

paneus  (Bruder   des  Iphis)  warf  (Schol.  Find.  50        1)  Iphitos,  der  Sohn  des  Naubolos  (JL2, 

Ol.  6,  46.     ApoUod.  3,  7,  1.     Serv.   Verg.  Aen.  518.  Apd.  1,  9,  16),  des  Herrschers  von  Phokis 

6,  447);  daher  tritt  er  als  verwaister  Vater  und  Tanagra  {Orph.  Arg.  146),  und  der  Peri- 
in  des  Euripides  'l-^itiöag  (v.  1031  ff.)  auf.  neike,  der  Tochter  des  JHippomachos  (Äp.  Rh. 
(Bei  Stat.  Theb.  8,  445  ff.  fällt  ein  Iphis  auf  1,  207  und  dazu  Schol.),  Enkel  des  Ornytos 
argivischer  Seite.)  Sein  Unglück  erscheint  als  {Ap.  Ph.  a.  0.)  oder  Ornytion  (Schol.  Hom.  IL 
Strafe  dafür,  dafs  er  dem  Polyneikes  geraten,  2,  517),  Gemahl  der  Hippolyte  (Hygin.  f.  97), 
die  Eriphyle  durch  das  Geschenk  des  Halsbandes  Vater  des  Schedios  und  Epistrophos,  welche 
zu  bestechen  (J.^o7/od  3,  6,2).  Bei  seinem  Tode  vor  Troia  die  Phoker  führten  (IL  2,  517  ff.  17, 
hinterliefs  er  die  Herrschaft  seinem  Neffen  306.  Paus.  10,  4,  1.  36,  4),  und  der  Eurynome, 
(wenn  nicht  uöslcpov  naidi  durch  avi'tpiov  itaidi  GO  der  Mutter  des  Adrastos  (Hygin.  f.  69.  70). 
zu  verbessern  ist)  Sthenelos  (Paus.  2,  18,  5).  —  Er  Wiir  ein  Gastfreund   des   lason  und  nahm 

2)  Sohn  des  Sthenelos,  Bruder  des  Eurystheus,  am  Argonautenzuge  teil  (Ap.  Rh.  a.  a.  0.  Apd. 
aus  Argos,  der  unter  den  Argonauten  im  Kampf  a.  a.  0.  Valer.  FL  1,  363.  3,  480.  Hygin.  f.  14). 
gegen  Aietes  gefallen  sein  soll  nach  Dionysios  Von  andern  wird  dieser  Iphitos  als  Sohn  des 
Skytobr.  bei  Schol.  Ap.  Rh.  4,  223.  228  (Diod.  Hippasos  aus  dem  Peloponnes  bezeichnet  (Hy^tj?. 
4,48  ["/cpiTOj'  irrtümlich].   FftZ.  F/acc.  1, 441).  —  f.  14;   s.  oben  Bd.  1  Sp.  2665   s.  v.  Hippasos). 

3)  Grofsvater  der  Iphis,  der  Tochter  des  2)  Iphitos,  älterer  (Apd.  2,  6,  1)  Sohn 
Ligdus    und    der    Telethusa,    Ov.  Met.  9,  709  des   Euiytos   von  Oichalia  und   der  Antioche 


311                       Iphitos  Iphitos                       312 

oder  Antiope,  der  Tochter  des  Nauboliden  Kcbniälilicli  vorsagt  wird,  zerstört  er  OicLalia; 
Pylon.  Er  hatte  mehrere  Brüder  und  eine  Schol.  Eur.  Hippol.  545.  —  Menelcrates,  vermut- 
jüngere  Schwester  loTe  (loleia,  Viola,  Welclcer,  lieh  der  Nysaier,  ein  Schüler  des  Aristarch 
A.  D.  5,  263),  auch  eigene  Kinder  {Diod.  4,  31).  {Straho  14  p.  650),  giebt  als  Grund  der  Zurück- 
Näheres  über  Burytos  und  die  Eurytiden  und  Weisung  an,  Eurytos  habe  die  Tochter  selbst 
über  die  Lage  von  Oichalia  s.  unter  Eurytos  geliebt  und  sich  mit  ihr  vereinigen  wollen, 
Bd.  1,  1434  ff.  Iphitos  soll  mit  seinem  Bruder  Schol.  Sopli.  Track.  354.  Nach  Phereliydes  {ebd.) 
Klytios  am  Argonautenzuge  teilgenommen  haben  hätte  sie  Herakles  für  seinen  Sohn  Hyllos  be- 
{Ap.  Ell.  1,  86  ff.  2,  114.  Hygin.  f.  14).  Von  gehrt  und,  als  er  sie  nicht  erhielt,  Oichalia 
Eurytos,  der,  wie  sein  Vater  Melaneus,  ein  lo  eingenommen  und  die  Söhne  des  Eurytos  ge- 
treff lieber  Bogenschütze  war  und  von  Apollou  tötet;  nur  Iphitos  sei  nach  Euboia  geflohen, 
selbst  den  Bogen  erhalten  hatte,  erbte  Iphitos  Nach  anderer  Darstellung  soll  der  grofse  Bogen- 
diese  Waffe;  es  ist  derselbe  Bogen,  mit  welchem  schütz  einen  Wettkampf  im  Schiefsen  veran- 
später  Odysseus  die  Freier  erlegt  hat.  Denn  staltet  und  die  Tochter  als  Preis  ausgesetzt 
Odysseus  war  ein  Gastfreund  des  Iphitos  ge-  haben;  Herakles  gewann  den  Sieg,  wurde  aber 
wesen,  und  dieser  hatte  ihm  in  Lakedaimon  schmählich  abgewiesen,  und  nun  eroberte  er 
Bogen  und  Köcher  geschenkt.  In  Messene,  im  Oichalia  und  tötete  die  Brüder  der  lole;  Eu- 
Hause  des  Orsilochos,  hatten  sie  einander  ge-  rytos  entkam  nach  Euboia:  so  Herodoros  von 
troffen,  als  der  junge  Odysseus  dorthin  abge-  Herakleia,  der  Mytholog,  in  seinem  Werke  über 
sandt  war,  um  eine  Schuld  einzutreiben,  Iphitos  20  die  Thaten  des  Herakles  bei  Schol.  Eur.  Hippol. 
aber  verlorene  Rosse  und  Maultiere  suchte.  545  (Müller,  fr.  h.  Gr.  2  p.  36);  vgl.  Schol. 
Odysseus  gab  dem  Iphitos  als  Gegengeschenk  Soph.  Track.  266.  Über  die  Abbildung  des 
Schwert  und  Lanze  und  bewahrte  den  Bogen  Wettkampfes  auf  einer  schwarzfigurigen  at- 
als  wertes  Andenken;  Hom.  Od.  21,  11  ff.  —  tischen  Amphora  s.  Bd.  1  Sp.  2206  ;  Iphitos  und 
Vielberühmt  ist  die  Erzählung  von  dem  Tode  einer  der  Brüder  liegt  besiegt  am  Boden,  Eu- 
des  Iphitos  durch  Herakles.  Nach  Od.  8,  226  f.  rytos  und  einer  der  Söhne  naht  bittend  dem 
war  Eurytos  in  seinem  Hause  gestorben,  und  Herakles.  Bei  Diodor  4,  37  wird  von  Eurytos 
zwar  hatte  Apollon  ihn  erschossen,  weil  er  selbst  nichts  gesagt;  getötet  werden  die  Söhne 
vermessen  den  Gott  zum  Wettkampfe  im  Bogen-  desselben,  Toxeus,  Molion  und  Pj^tios;  lole 
schiefsen  herauszufordern  gewagt  hatte.  Dem  30  wird  gefangen;  Iphitos  ist  nicht  erwähnt. 
Iphitos  aber  sollten,  wie  Odyssee  21,  24  ff,  Apollodoros  2,  7,  7  läfst  Eurytos  samt  seinen 
weiter  berichtet,  die  gesuchten  Rosse  zum  Kindern  durch  Herakles  getötet  werden.  — 
Todesverhängnis  werden;  denn  er  kam  auf  der  Endlich  finden  sich  beide  Sagenzüge,  nämlich 
Suche  auch  zu  Herakles,  und  dieser,  im  Be-  die  Geschichte  von  dem  zurückgewiesenen  An- 
wufstsein  des  unrechten  Erwerbs  (fnyäXmv  Spruche  des  Herakles  an  lole  und  die  heim- 
STCüaxoqa  sgyav  — ;  nach  den  Schollen  hatte  tückische  Ermordung  des  Iphitos,  als  dieser 
Autolykos  sie  gestohlen  und  an  Herakles  ver-  kam,  um  die  Herden  zu  suchen,  vereinigt; 
kauft),  tötete  ihn,  den  Gast,  in  seinem  Hause  zugleich  wird  daran  die  nach  vergeblichen 
ohne  Scheu  vor  der  Götter  Gerichte  und  ohne  -  Versuchen  erlangte  Reinigung  und  Sühnung 
Rücksicht  auf  den  gastlichen  Tisch,  den  er  40  des  Herakles  angeknüpft.  So  bei  Phereh/des, 
selbst  ihm  vorgesetzt  hatte;  die  Rosse  aber  der  im  3.  Buche  seines  mythologischen  Werks 
behielt  er  (vgl.  C.  I.  Gr.  5984  B:  [rjl&s  de  die  Thaten  des  Herakles  behandelt  hatte,  nach 
dso^isvog]  Itpixoq  [Ev^vrov  vlog  £iV]  TCgw^a  Schol.  Hom.  Od.  21,  20,  und  damit  im  wesent- 
tcoIlv,  [6v  'HQaylfjc;  avslcov  vn']  6).8&Qiag  liehen  übereinstimmend  Sopkoldes  in  den 
\Xriq)Q-£lg\  vöo\  ov  vnd  zfry[/qpo/?ot;  SKa&dQ&r]  iv  Trachinierinnen  (vv.  38.  74.  244.  248  ff. ,  be- 
'J^ivnXaLg]).  Dies  ist  die  einfachste  und,  wie  sonders  262  ff. ,  353  ff.),  ausführlich  auch  bei 
es  scheint,  älteste  Überlieferung  vom  Tode  des  Apollodoros  2,  6,  1 ,  Diodoros  4,  31,  Sckol.  H. 
Iphitos.  Nach  der  Erzählung  des  Alexandriners  5,  392.  Danach  stellt  also  Eurytos  die  schöne 
Lysimackos  in  den  Paradoxa  Thebana  sollen  lole  als  Preis  im  Bogenkampf  auf.  Herakles 
die  Angehörigen  des  Iphitos  30  Talente  als  50  siegt  und  wird  schimpflich  abgewiesen,  sei  es 
Bufsgeld  für  den  Totschlag  gefordert  haben  wegen  seiner  Dienstbarkeit  bei  Eurystheus, 
und  darauf  Herakles  gegen  sie  zu  Felde  ge-  oder  weil  Eurytos  und  dessen  Söhne  fürchteten, 
zogen  sein;  Sckol.  Eur.  Hippol.  545.  Anders  er  möchte,  wenn  lole  Kinder  bekäme,  mit 
berichtet  SIcythinos  von  Teos  in  seinem  tarogtri  diesen  ähnlich  verfahren,  wie  mit  seinen 
betitelten  Buche  den  Tod  des  Iphitos.  Eurytos  Kindern  von  der  Megara;  nur  Iphitos,  der  ältere 
und  sein  Sohn  —  unter  diesem  ist  ohne  Zweifel  der  Söhne ,  rät  bei  Apollodoros  dazu ,  die  lole 
Iphitos  gemeint  —  hätten  Abgaben  von  den  dem  Herakles  zu  geben,  aber  vergebens.  Bei 
Euboiern  eingetrieben,  da  habe  Herakles  beide  Schol.  II.  5,  392  schliefst  sich  unmittelbar 
gefangen  genommen  und  getötet;  Atken.  11  hieran  die  Zerstörung  von  Oichalia  durch  den 
p.  461.  —  In  der  gewöhnlichen  Erzählung  vom  60  erzürnten  Herakles  und  die  Gefangennehmung 
Schicksal  der  Eurytiden  tritt  Iphitos  in  den  der  lole;  damit  noch  nicht  zufrieden  begeht 
Hintergrund;  es  ist  die  Form  der  Sage,  welche,  er  dann  erst  den  Frevel  gegen  Iphitos,  als 
wie  es  scheint,  den  Hauptinhalt  des  durch  dieser,  die  Rosse  suchend,  zu  ihm  kommt. 
Kreophylos  von  Samos  gedichteten  Epos  Ol-  Nach  den  andern  Berichten  treibt  der  über 
XcclCag  cclaaiq  gebildet  hat  (Calliinack.  epigr.  6 ;  seine  Zurückweisung  erbitterte  Held  die  Stuten 
ausführlich  darüber  Welclier,  Ep.  Kyld.  2.  Aufl.  des  Eurytos  davon,  so  Diodoros;  nach  Apollo- 
1,  214  ff.).  Herakles  wirbt  um  Eurytos' Tochter  cloros  handelt  es  sich  um  Rinder;  der  durch 
lole,  und  als  ihm  diese  von  Vater  und  Brüdern  seine  Listen  bekannte  Autolykos  hatte  sie  ge- 


313                       Iphitos  Iphitos                       314 

stöhlen,  Eurytos  abei*  glaubte,  Herakles  sei  der  anJeren  Söhne  auf  zwei  Speiselagern  gepaart 
Dieb  (vgl.  Scliol.  Ilom.  Od.  21,  23;  eben  darauf  beisammen  ruhen,  bilden  Iphitos  und  Herakles 
bezieht  sich  auch  Flutarch.  de  sera  mim.  vind.  mit  lole  in  der  Mitte  eine  Gruppe  für  sich, 
7  p.  553).  Iphitos  zieht  nun  aus  die  Herden  Iphitos  (j^tqptros)  und  Heraklee  (Hapaxilfs)  liegen 
zu  suchen.  Der  Seher  Polyidos  warnt  ihn  nach  je  auf  einer  Kline  neben  einander,  die  Gesichter 
Tiryns  zu  ziehen,  aber  Iphitos  hört  nicht  auf  freundlich  sich  zuwendend,  zwischen  ihnen 
den  guten  Rat  und  kommt  zu  Herakles,  der  steht  lole  (J^ioXa)  mit  dem  Körper  nach  He- 
dort wohnte.  Dieser  lockt  ihn  mit  List  auf  rakles  hin,  das  Antlitz  dem  Bruder  zugewandt, 
eine  hohe  Mauer,  um  von  dort  nach  den  Herden  entsprechend  der  bei  ApoUodoros  erhaltenen 
auszuschauen,  und  stürzt  ihn  von  oben  hinab,  lo  Überlieferung,  nach  der  Iphitos  der  Werbung 
sei  es  aus  Eäche  für  den  erlittenen  Schimpf,  des  Helden  um  die  Schwester  günstig  ist.  Vgl. 
oder,  nach  ApoUodoros  (vgl.  dazu  Änacreonteia  O.  Müller,  Bor.  1 ,  418.  448.  B.  Matthiae  in 
8,  10  f.  Bergk)  von  Wahnsinn  ergriffen.  Über  Ersch  u.  Grubers  Encylü.  s.  v.  Iphitos.  Preller, 
diese  Frevelthat  ergrimmt  selbst  Zeus  und  be-  Mytliol.^  2,  224  W. 

fiehlt  dem  Hermes  den  Herakles  zur  Strafe  in  3)  Iphitos,   bei  Diodoros  4,  48  der  sonst 

die  Knechtschaft  zu  verkaufen.    Hermes  bringt  Iphis  {'Iqng)   genannte  Bruder  des  Eurystheus 

ihn  nach  Lydien,  wo  die  Königin  Omphale  den  (s.  d.  u.  Iphis),  Teilnehmer  am  Argonautenzuge, 

Helden  für  drei  Talente   erwirbt.     So   Phere-  von  Aietes  getötet.     Vgl.  Iphitos  4. 

kydes;  nach  andern  ward  Herakles  infolge  4)  Iphitos,  wurde  von  Kopreus,  dem 
seiner  Übelthat    von  schwerer  Krankheit  be-  20  Sohne  des  Eleiers  Pelops  und  Vater  des  Peri- 

fallen  (hierauf  bezieht  sich  Herodors  Bemer-  phetes,  getötet  Apd.  2,  5,  1.    Der  Mörder  floh 

kuug,   dafs  Herakles  zweimal  vom  Wahnsinn  nach  Mykene  und  ward  von  Eurystheus  gc- 

ergriffen  wurde,  Schol.  Pind.  IstJwi.  3,  lOi;  das  reinigt,  dem  er  als  Herold  diente,  vgl.  Hom. 

erste    mal    geschah    es    nach    der  Ermordung  Jl.  15,  640.    Vielleicht  war  dieser  Iphitos  mit 

seiner  Kinder)  und  zog  nun  aus,  um  von  dem  dem   sonst  Iphis  genannten  Bruder  des  Eury- 

Morde    gereinigt   zu    werden;    zunächst  nach  stheus  identisch.     Vgl.  B.  Matthiae  in  Ersch 

Pylos,  wo  Neleus  wegen  seines  eigenen  Freund-  und  Grubers  Eneylcl.  s.  v.  Iphitos. 

Schaftsverhältnisses  zu  Iphitos  ihn  zurückwies.  o)    Iphitos,    Vater    des    Archej)tolemos, 

Auch  in  Sparta,  im  Hause  des  Hippokoon,  er-  eines  Wagenlenkers  des  Hektor.  II.  8,  128. 
reicht  er  seine  Absicht  nicht;  Pai/s.  3, 15, 3.  Erst  30        6)    Iphitos    von  Elis,    nach  Ansicht  der 

in  Amyklai  wird  er  durch  Dei'phobos,  den  Sohn  meisten  Griechen  Sohn  des  Praxonides,   nach 

desHippolytos,gereinigt(s.Sp. 311,42).  Indes  ist  den   yQufi^aTa  aQxccta   der  Eleier  des  Iphitos, 

er  dadurch  noch  nicht  von  der  Krankheit  befreit  nach   der  Inschrift  seines  in   Olympia  aufge- 

und  wendet  sich  nun  nach  Delphi;    dort  zu-  stellten  Standbildes  des  Haimon  (Paws.  5,  4,  4. 

nächst  nicht  angenommen,  sucht  er  den  Drei-  Phlegon  Ol.  1  bei  Müller,  fr.  hist.  Gr.  3  S.  602), 

fufs    zu    entführen;    endlich    wird    durch    das  Bei   Eusebios    (xQOvoyQ.   gvvx.   Schoene   1    app. 

Orakel    bestimmt,    dafs    er  verkauft  und   das  p.   64)    steht    statt    Iphitos    Hephaistos,    sein 

Geld  den  Kindern  des  Iphitos  gegeben  werden  Vater  Praxonides    aber    heifst    ein   Sohn    des 

soll  {Diod.)\   so   kommt  er  in  den  Dienst  der  Haimon.  —  Iphitos  stammte  in  gerader  Linie 

Omphale,  nach  dessen  Vollendung  er  schliefs- 40  von  dem   elischen  Könige  Oxylos  ab;   Pausa- 

lich  gegen  Oichalia  zieht,   die  Stadt  zerstört.  nias  kannte  die  Reihe  der  Ahnen,  verschweigt 

Eurytos  und  dessen  Söhne  tötet,  lole  gefangen  sie  aber  absichtlich,  da  keiner  von  Bedeutung 

dsiYoninhvt.  So  Sophokles  in  den  Trachinierinnen.  war.    Als  Nachkomme  des  Oxylos  war  I.  dem 

Im  einzelnen  vgl.  noch  Schol.  II.  2,  336.  Paus.  Geschlechte   des  Herakles  verwandt  (s.  unter 

10, 13,  4.  Plut.  Thes.  6,  sowie  oben  Bd.  1  Sp.  1435  Oxylos);  geradezu  ein  Heraklide  heifst  er  Schol. 

und  2206  unter  Eurytos  und  Herakles.  —  Prüft  Plat.  resp.  5,  465  D ;   vgl.  Phlegon   a,  a.  0.  — 

man  die  im  Vorstehenden  zusammengestellten  Iphitos  soll  das  grofse  Fest  des  Zeus  in  Olym- 

Überlieferungen ,    so    lassen    sich    zwei    unter-  pia  neubegründet  und    fest    geordnet    haben, 

schiedene  Züge  aus  dem  Sagengewirr  heraus-  und  zwar  nach  den  drei  Seiten  des  Agon,  der 

lösen ;  nämlich  erstens  das  Suchen  der  abhanden- 50  Panegyris  und  der  Ekecheiria  {Paus.  a.  a.  0. 

gekommenen  Herden    und   die   dabei   erfolgte  Ephoros  bei  Strabon  8,  358.    Vellej.  Paterc.  1, 

Ermordung  des  Iphitos,    dann   aber  das  viel-  8,    wo    mereatus  gleich  Tiavr'iyvQig  ist).     Seit 

besungene  Geschick  von  Oichalia  und  seinem  dem    Tode    des    Oxylos    waren    nämlich     die 

Königshause;  beide,  zunächst  für  sich  bestehen-  Olympien  nicht  mehr  begangen  worden  {Paus. 

den    Überlieferungen    sind    später    verbunden  5 ,  8 ,  2) ;    nach   Schol.  _Pind.  Ol.   3 ,  20    sogar 

worden.      Für    Iphitos    ist    das    wohlwollend  seit  Herakles   nicht.     Über  den  Hergang  der 

freundliche  Wesen  bezeichnend,    das   sich  in  Stiftung    wird    folgendes    Einzelne    berichtet: 

dem   Verhältnis    zu    Odysseus,    wie    auch    zu  Ganz  Hellas,  insbesondere  die  Peloponnes,  war 

Herakles,    äufsert,    und    dem    gegenüber    das  zu  jenen  Zeiten  von  inneren  Unruhen  zerrüttet 

Frevelhafte  des  Mordes  um  so  stärker  hervor-  60  und  überdies  von  einer  pestartigen  Krankheit 

tritt.   Dieses  freundliche  Verhältnis  zu  Herakles  heimgesucht.     Daher  wandte   sich  Iphitos  an 

läfst  sich  auch  auf  dem  merkwürdigen  caere-  den  delphischen  Gott  um  Hülfe,  und  die  Pythia 

taner  Vasenbilde  erkennen,  welches  unter  Bei-  befahl,    er  selbst  und   die  Eleier  sollten  den 

fügung  der  Namensinschriften  den  Eurytos  und  olympischen  Agon  erneuern  {Paus,  und  Phle- 

seine  Kinder   beim  Zechgelage  mit  Herakles  gona.sb.O.    Euseb.^chron.  1  ip.  192  S.  Schoene). 

darstellt;  Mon.  d.  Inst.  6,  33.  Welcker,Ä.D.  5  Nach  allgemeiner  Überlieferung  hat  Lykurgos, 

Taf.  15.     Vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  2206.    Während  als    Heraklide    dem    Geschlechte    des    Iphitos 

Eurytoa   (inschriftl.   EvQvziog)  und   seine   drei  verwandt,    an    der  Einrichtung  sich   beteiligt 


315                       Ipliitos  Iphitos                       316 

und  mit  I.  zusammen  die  erste  gezählte  Feier  Agonothet  und  auch  nach  ihm  verblieb  diese 
der  Olympien  veranstaltet  {Athenaios  14,  635.  Würde  lange  Zeit  den  Nachkommen  des  Oxylos 
Euseb.  chron.  1  p.  192).  Insbesondere  wird  {Paus.  5,  9,  4).  Der  Agon  war  damals  noch 
beiden  die  Ekecheiria  zugeschrieben,  so  von  auf  den  Lauf  im  Stadion  beschränkt  {Paus. 
Aristoteles  nach  Plidarcli  Lycurg.  1  (vgl.  über  5,  8,  3.  8,  26,  3.  Euseb.  cliron.  1  p.  192).  Nach 
Lykurgos  Heraclides  Pont,  de  rcb.  publ.  2  bei  Phlcgon  a.  a.  0.  wurde  in  den  ersten  fünf 
Müller,  fr.  liist.  Gr.  2  p.  210).  Der  Geschieht-  Olympiaden  niemand  bekränzt.  In  der  sechsten 
Schreiber  Hermippos  erzählte  nach  Plutarch  beschlofs  man  dieserhalb  das  Orakel  zu  be- 
Lyc.  23,  dafs,  wie  manche  berichteten,  Lykurgos  fragen  und  sandte  König  Iphitos  zu  dem  Gotte; 
anfangs  mit  Iphitos  keine  Gemeinschaft  gehallt  lo  dieser  befahl  fortan  als__Freis  für  den  Sieger 
habe.  Als  er  aber  einst  in  Olympia  war  und  das  Reis  eines  wilden  Ölbaums  zum  Kranze 
den  Spielen  zusah,  vernahm  er  hinter  sich  eine  zu  winden,  den  man,  von  dünnem  Spinngewebe 
Stimme,  die  ihn  rügte,  dafs  er  Feine  Bürger  überzogen,  unter  vielen  herausfinden  werde, 
nicht  znv  Teilnahme  an  der  Panegyris  veran-  Es  geschah,  und  von  diesem  Baume  wurde 
lasse,  und  da  niemand  zu  sehen  war,  erkannte  seitdem  der  Siegeskranz  entnommen.  Der  erste, 
er  einen  Wink  der  Gottheit,  schlofs  sich  nun-  der  den  Kranz  erhielt,  war  Ol.  7  der  Messenier 
mehr  an  Iphitos  an  und  sorgte  gleich  diesem  Da'ikl  es  (P/Je^on  a.a.O.  Dion.  Hai.  JR.  A.  1,71). 
für  Steigerung  des  Festglanzes  und  dessen  —  Von  Ipliitos  bis  zu  der  ersten  gezählten 
Sicherung.  Bei  Phlegon  u.a.  O.u.  I^cltol.  Piaton.  Olympiade,  in  welcher  Koroibos  im  Stadion 
resp.  5,  465  D,  die  beide  aus  derselben  Quelle  20  siegte,  rechnete  Aristodemos  von  Elis  28  Olym- 
schöpfen,  wird  neben  Lykurgos  von  Sparta  piaden,  Kallimaclios  nur  14  {Euseb.  chron.  1 
und  Iphitos  von  Elis  auch  Kleosthenes,  des  p.  192.  Phlcgon  a.  a.  0.,  vgl.  Clein.  Alex.  Str. 
Kleonikos  Sohn,  von  Pisa  als  Erneuerer  der  1,  145  St/lb.).  Vermutlich  hatte  Kallimaclios 
Panegyris  nach  den  alten  Satzungen  und  als  Oktaeteriden  im  Sinne,  deren  14  gleich  28 
Veranstalter  des  gymnischen  Agons  genannt.  tetraeterischen  Olympiaden  sind.  Dafs  in  der 
Auf  deren  Anfrage  in  Delphi  erklärte  der  Gott  gezählten  Ol.  6,  also  34  Olympiaden  nach  seiner 
seine  Zustimmung  und  fügte  den  Befehl  hinzu,  Einsetzung  des  Agons,  Iphitos  noch  gelebt 
dafs  man  den  Staaten,  welche  an  dem  Agone  habe,  ist  nicht  möglich.  Schrieb  man  ihm 
teilnehmen  wollten,  eine  Ekecheiria  ansagen  daher  die  Einführung  des  Kranzes  Ol.  7  zu, 
solle;  Phlegon  a.  a.  0.  Nach  Euscbics  chron.  1  so  so  erklärt  sich  das  entweder  aus  dem  Ansehen 
p.  192  f.  hatte  Iphitos  aus  der  ganzen  Pelo-  seines  Namens,  welches  wohl  bewirken  konnte, 
ponnes  Theoren  nach  Delphi  geschickt,  und  dafs  ohne  Rücksicht  auf  die  Zeitrechnung  eine 
der  Gott  hatte  sowohl  den  Peloponnesiei'n  als  derartige  Neuerung  auf  den  berühmten  Her- 
den Eleiern  insbesondere  seine  Weisung  er-  steller  des  alten  Festes  zurückgeführt  wurde, 
teilt,  deren  Wortlaut  angeführt  wird.  Phlcgon,  oder  es  mufs  ein  jüngerer  Iphitos  ange- 
dessen  Darstellung  auf  eine  alte  Quelle  zurück-  nommen  werden,  der  diese  Einrichtung  traf, 
geht,  die  unverkennbar  den  Einfiuis  des  olym-  31.  Dunclicr  (nach  Car.  Malier,  Chronogr.  130) 
pischen  Sehergeschlechtes  der  lamiden  verrät,  beseitigt  die  Schwierigkeit  dadurch,  dafs  er 
giebt  die  Orakel  ebenfalls;  er  weifs  überdies  die  Olympiadenfeier  des  Iphitos  mit  der  ersten 
von  mehreren  wiederholten  Befragungen  und  4o  von  776  v.  Chr.,  in  welcher  Koroibos  siegte, 
führt  den  Wortlaut  einer  dem  Lykurg  erteilten  identificiert  (vgl.  Paus.  8,  26,  4).  Ihm  folgen 
Antwort  in  14  Hexametern  an.  ■ —  Die  Ein-  Unger,  Philol.  29,  247  ff.  u.  andere,  schwer- 
richtung  der  Ekecheiria  galt  als  das  Hauptver-  lieh  mit  Recht,  siehe  Curtlus ,  Gr.  G.^  1 
dienst  des  Iphitos.  Ihr  Inhalt  war  in  kreis-  S.  658,  58.  —  Iphitos  ist  eine  jener  halb  ge- 
förmig herumlaufender  Schrift  auf  einem  Dis-  schichtlichen,  halb  sagenhaften  Gestalten,  an 
kos  verzeichnet,  den  Aristoteles  als  Zeugnis  welche  die  Überlieferuug  von  den  Anfängen  der 
der  Teilnahme  des  Lykurg,  dessen  Name  noch  Olympienfeier  anknüpft,  ein  elischer  Heros  aus 
darauf  zu  lesen  war,  anführt  {Plut.  Lyk.  1.  ätolischem  Stamm,  und  als  solcher  der  Ver- 
Phlegon  a.  a.  0.  Paus.  5,  20,  1).  Dieser  Diskos  treter  von  Koile  Elis,  während  Kieosthenes  für 
galt  als  uraltes  Stück  aus  des  Iphitos  Zeit  50  die  Pisatis  und  Lykurgos  für  Lakedaimon  ein- 
und  wurde  im  Heraion  zu  Olympia  aufbewahrt,  tritt.  Die  Vereinbarung  der  drei  Landschaften 
wo  ihn  noch  Pausanias  sah.  Wie  hoch  man  geschah  unter  delphischem  PJinflufs.  Auch  die 
dies  Verdienst  des  I.  schätzte,  geht  aus  der  bedeutsame  Überlieferung,  dafs  durch  Iphitos 
Bildergruppe  hervor,  welche  im  olympischen  der  Dienst  des  Herakles  in  Elis  eingeführt 
Zeustempel  nahe  dem  Eingange  stand  und  wurde,  scheint  die  Verbrüderung  der  ätolischen 
den  Iphitos  darstellte,  welcher  von  der  Fi'auen-  imd  dorischen  Stammgenossen,  das  ist  Elis 
gestalt  der  Ekecheiria  bekränzt  wird,  wie  dies  und  Sparta,  durch  die  Feier  am  gemeinsamen 
die  angebrachte  Inschrift  in  Versen  bezeugte  Bundesheiligtume  des  pisäischen  Zeus  zu  be- 
(Paus.  5,  10,  3.  26,  2;  [vgl.  Michaelis,  Arch.  deuten.  Die  Vereinigung  wurde  durch  den 
Z.  34  S.  172  f.  R.]).  —  Ein  anderes  Ver- co  Gottesfrieden  befestigt,  welcher  zur  wieder- 
dienst des  I.  bestand  darin,  dafs  er,  selbst  ein  kehrenden  Festzeit  allen  Peloponnesiern  auf- 
Heraklide,  die  Eleier  mit  dem  einst  feindlich  erlegt  ward,  für  Elis  aber  dauernd  währte, 
gewesenen  Herakles  aussöhnte  und  sie  über-  Diese  folgereichen  Stiftungen  sind  es,  welche 
redete,  dem  Heros  Opfer  zu  bringen  (Paus.  5,  von  der  Überliefei'ung  an  Iphitos  den  Eleier 
3,1  f.  4,4).  —  Als  Iphitos  den  Agon  ei'nenerte,  geknüpft  werden.  —  Vgl.  O.  Müller,  Darier 
waren  die  alten  Gebräuche  bei  den  Menschen  1,  129  ff.  449.  M.  H.  E.  Meyer  bei  Ersch  u. 
vergessen  und  kamen  erst  allmählich  wieder  Gruber,  „Olymp.  Spiele"  3,  3,  296  ff.  Krause, 
in  Erinnerung  {Paus.  5,  8,  2).     Er  war  allein  Olympia  S.  31  ff.     E.  Curtius,  Griech.  Gesch.^ 


317                            Iphthe  Irene  (=  Eirene)                   318 

1,212  f.  658,  58;  derselbe,  Sparta  und  Olympia,  dem  Datum  LE  (Mi.  0,  65  — 6G,  179.  Feuardent, 

Hermes  U  S.  129  ff.  Dmicker,  Gesch.  des  Altert J'  Egypte  anc.  2,  27,  684.  PI.  XIV,  und  l.'^,  Mi. 

5  S.  281ft'.   lh)ger,Philologus  188i>  B.  44  S.  18.3  f.  6,  66,  184.    Feuardent  27,  687),  auf  denen  die 

Busolt,  Gricch.  Gesch.  1    S.  130  ii".     [Weniger.]  Göttin  stehend,  das  Kerykeion  in  der  R.,  einen 

Iphthe  {"{(p&ri),  eine  der  sechs  Töchter  des  Helm  auf  der  L.  dargestellt  ist.  —  Ich  gebe  bei 

Aiolos  und  der  Telepora,  Äpostol.  1,  83;  beim  dieser  Gelegenheit  einige  Notizen  über  oben 

sehöl.   Hom.   Od.   10,  6    heifst    sie    Iphe    (v.  1.  nicht  verzeichnete  Miinztypen  der  Eirene.    Mit 

"Eq)/))  und  ihre  Mutter  Telepatra.     [Höfer.]  der  Beischrift  EIPHNH   erscheint  sie   ganz   in 

Iphthime  {'Icp&ifirj),  1)  Tochter  des  Ikarios  der  eben  beschriebenen  Weise  auf  alexandri- 
und  der  Asterodia,  welche  T.  des  Eurypylos,  lo  nischen  Silbermünzen  des  Nero  mit  dem  Datum 
Sohnes  des  Telestor,  war,  Schwester  der  Pene-  Lf  {Mi.  6,  64,  165  =  Zoega,  Niimi  Aeg.  Imp. 
lope,  Gemahlin  des  Eumelos,  Herrschers  im  p.  23  nr.  8.  Feuardent  25,  670);  den  Helm  in 
messenischen  Pherai.  Die  Schwester  der  Pene-  der  R. ,  den  Cadnceus  in  der  L.  auf  einer 
lope  hiefs  auch  Mede,  Hypsipyle,  Laodameia,  alexandrinischen  Potinmünze  des  Vespasian 
Od.  4,  797  u,  Schol.  [Stephain,  üompte-rendu  aus  dem  2.  Jahr,  3Ii.  6,  80.  304  =  3his. 
p.  l'a.  1S60  p.  51  ist  geneigt,  Iphtbime  zu  Theiipoli  :p.\\Ql.  Auf  alexandrinischen  Kaiser- 
erkennen auf  einer  von  ihm  a.  a.  0.  p.  39 — 53  münzen  kommt  sie  ferner,  durch  die  Beischrift 
Tafel  2  besprochenen  Amphora.  Drexler.]  —  EIPHNH  kenntlich  gemacht,  in  folgenden  Dar- 
2)  Tochter  des  Doros;  sie  gebar  dem  Hermes  Stellungen  vor:  stehend,  einen  Olivenzweig  in 
mehrere  Satyrn,  Nonn.  Dion.  14,  114.  18,  315.  20  der  R.,  das  Kerykeion  in  der  L.,   auf  Potin- 

[StoU.]  münzen   des   Vespasian  aus   dem   ersten   {Mi. 

Iphys    (ifpvq)  hiefs  in  dem  Argo  betitelten  6,  79,  .300.  301),  zweiten  {Mi.  G,  80,  303.  Zocga 

Stücke  des  Aischylos  der  sonst  Tiphys   (s.  d.)  p.  42  nr.  11.    Feuardent  36,  777)  und   dritten 

genannte  Steuermann  der  Argo,  Schol.  Apoll.  Regierungsjahr  (ilf«.  6,  81,  311.    Feuardent  ^(S, 

Rliod.  1,  105  =  frgm.  Aesch.  22  NaucJc.  782);    sowie    auf  solchen   des   Titus    aus   dem 

[Höfer.]  ersten  {3Ii.  6,  85,  351)  und  zweiten  Jahr  {Mi. 

Ipta  {M'^Trio"lTzta).    Eine  der  MHTPI    ITTTA  6,  80,  357.     Tristan,   Comment.  hist.  1  p.  299); 

KAI   AIEI    Zlaßa^Lcp]   gewidmete   Inschrift  aus  stehend,  in  der  R.  eine  Ähre,  in  der  L,  das 

Göldis  ist  verzeichnet  Movaet'ov  ■aal  ßißl.  ttjs  Kerykeion  auf  einer  Potinmünze  des  Vespasian 
svayy.  6xoXr}g  3,  1/2  p.  169  nr.  ruß',  vgl.  Eoehl  30  aus  dem  ersten  oder  vierten  Jahr  {Mi.,  Suppl. 

in  Bursians  Jahresher.   36.  Bd.   11.  Jg.   3.  Abt.  9,  35,  63  nach  G.  di  S.  Quintino,  Med.  Aless. 

p.    86    und    Voigt    in    diesem    Lexikon   Bd.    1  ined.   del   Mus.  Egiz.   di  Torino  p.  8  nr.  19); 

Sp.  1085,  der  in  ITTTA  eine  Verschreibung  für  in  der  R,  Xhren,  in  der  L.  das  Kerykeion  auf 

"iniicc,   den  Namen   der  Amme  des    Dionysos,  einer    Bronzemünze    des    Vespasian    aus    dem 

sieht.     [Drexler. J  neunten  Jahr  {Mi.  6,  84,  345  =  Miis.  Theupoli 

Ira,    Personifikation    des    Zorns,    ein   Kind  p.  1109)  und  auf  einer  Bronzemünze  der  Do- 

des  Äthers  und   der   Erde,   Hyg.  praef.     Vgl.  mitia    mit    der    Aufschrift    GIPHNH  •  CGBAT 

Stat.  Theb.  3,  424   u.   9,  832.     Arch.  Z.  33,  00  (wohl    CeBACT[H]    =   Pax    Augusta),    L    lA, 

Anm.  28.     [Stoll.]  Mi.  S.  9,  39—40,  90  {Gab.  de  Lagoy);  stehend, 

Irbos  ('iQßoq),  Sohn  des  Amphisthenes  (s.d.),  40  der  Homonoia  die  Hand   reichend,   mit  Ähren 

Vater    des    Astrabakos    (s.    d.)    und    Alopekos  in  der  R.   auf  alexandrinischen  Kaisermünzen 

{Paus.  3,  16,  9).    Ist  auch  die  Bd.  1  Sp.  659,  9  des    Trajan,    s.    oben    unter   Homonoia    Bd.  1 

angeführte  Zusammenstellung  des  Namens  Irbos  Sp.  2703;  sitzend  1.  h.,  in  der  R.  eine  Schale, 

mit  hircus  sprachlich  sehr  zweifelhaft,  so  deuten  zu  Füfsen  ein  Füllhorn  auf  Alexandrinern  des 

doch  die  übrigen  Elemente  der  Erzählung  auf  L.  Veras  mit  dem  Datmu  LA  {Mi.  6,  320,  2216. 

den  Kreis  der  Vegetationsdämonen,  da  Fuchs  Feuardent  156,  2173);  sitzend  I.  h.,  eine  Schale 

und  Esel  neben  dem  Bock  häufig   als   solche  in  der  R. ,    die  L.   gestützt   auf  ein  Füllhorn, 

evschemen  {3Iannhardt,  Myth.  Forsch.  S.  93  £f.  welches    auf  den   Stuhl   gelegt  ist,    auf  einer 

108  ff.  170  und  sonst),  Artemis  Orthia  zur  Silbermünze  des  Marc  Aurel  und  L.  Vor us  mit 
Befruchtung  in  naher  Beziehung  steht  (s.  Bd.  1  50  dem  Datum  LA  {Feuardent  148,  2098,  PI.  XXV); 

Sp.  586,  57  ff.),  und  die  in  ihrem  Kulte    dar-  sitzend  1.  h.,  im  Doppelchiton  und  Mantel,  das 

gebrachten  Menschenopfer  dem  Töten  der  Ge-  Haupt  bekränzt,  in  der  R.  eine  Schale,  den  1. 

treidedämonen    und    ihrer   menschlichen  Ver-  Arm  gelegt  auf  die  Lehne  eines  Stuhles,   die 

treter  {Mannhardt  a.  a.  0.   S.  29  ff.   u.   öfter)  von   einem  Adler  mit  ausgebreiteten   Flügeln 

entsprechen    könnten.      Auch    der    Wahnsinn,  gebildet  wird,  vor   einem   flammenden  Altar, 

welcher    nach    Auffindung    ihres    Bildes    den  unter  dem  Sessel  das  Füllhorn  auf  einer  Grofs- 

Astrabakos  und  Alopekos  befallen,  dürfte  viel-  bronze    des    L.   Verus    mit    dem    Datum    Lf 

leicht  als   eine  der  Begeisterung  der  Luperci  {Kenner,  Die  3Iünzsammlung  des  Stifts  St.  Flo- 

und  der  ihnen  ähnlichen  Umbildungen  von  rian  p.  193—194,  Tfl.  VIII,  8);  sitzend  1.  h., 
Getreidedämonen  {Mannhardt  a.  a.  0.  S.  154;  co  opfernd  mit  der  R.  vor  einem  Altar,   in  der 

vgl.  den  in  der  Gestalt  eines   tollen  Hundes  L.  ein  Füllhorn  auf  einer  Grofsbronze  des  M. 

vorgestellten  Vegetationsgeist,  S.  103)  analoge  Aurel  mit  dem  Datum  LF  {Mi.  6,  297,  2038) ; 

Erscheinung  aufzufassen  sein.     [Steuding.]  sitzend,   einen  Olivenzweig  haltend  auf  einer 

Irene  (IPHNH)  ist  der  Eirene  beigeschrieben  Grofsbronze  des  L.  Verus  mit  dem  Datum  LH, 

auf  einigen  alexandrinischen  Silbermünzen  des  {Mi.  6,  331,  2292  nach  Harduin,"  Op.  seh  p.  781 

Claudius  mit  dem  Datum  Lf  {EcJchel,  Cat.  N.  ex  museo  Foucault);    sitzend,   die   R.  erhoben 

V.   Mus.   Caes.    Vind.    1    p.   265.    B.  N.    V.  4  auf  einer  Grofsbronze  der  Lucilla,  Mi.  6,  333, 

p.  51.    Mionnet  6,  56,  98)    und  des  Nero  mit  2316  {Gab.  Tochon). 


319                              Iria  Iris  (=  Göttin  d.  Regenbogens)       320 

Die  Büste  der  Göttin  erscheint  auf  Bronze-  lesen  Iriae,  so  dafs  in  beiden  Inschriften  eine 

münzen  der  Agrippina  jun.  mit  dem  Datum  LIB  Göttin  Iria  genanut  wäre.     [R.  Peter.] 

(Mi._6,  62,    149    Morell.   Imp.);    verschleiert,  Iris  (^/pig,  etrusk,  Irisis  [s.  d.]  1)  Fem. 

mit  ölbaumzweig  bekränzt,  dahinter  ein  Kery-  a      t»       -d          i 

keion    auf  Potinmünzen    des  Galba    aus    dem  ^    __  ^'    ^^^  Kegenbogen. 

ersten    Jahr  {3Ii.   G,    74,   255.    Feuardent  32,  1.    ri    iQig    kommt    in    der    Ilias    an    zwei 

740.  Cohen,  Cat.  Greau  249,  2958);  ebenso  auf  Stellen  vor,   beidemal  in  Vergleichen.     P  544 

solchen  des  Otho   aus   dem   ersten  Jahr   {Mi.  stürmt  Athene  auf  Zeus'  Geheifs  vom  Himmel 

G,  76 — 77,  277);  verschleiert,  mit  dem  Lorbeer-  herab,    um    neuen  Streit    zu    erwecken:    „wie 

kränz,   davor   ein  Stern   auf  Potinmünzen  ans  lo  ein  purpurner  Regenbogen,  den  Zeus  am  Him- 

Galbas  zweitem  Jahr,  Feuardent  33,  749;  vgl.  mel  ausspannt  vor  den  Menschen,  ein  Schreckens- 

Mi.  S.  9,  33—34,  53  aus  Sestini,  Mus.  Hederv.  zeichen  {rsQag)  zu  sein  von  Krieg  oder  kaltem 

3.    Cont.  p.  IG  nr.  5;   ebenso  mit  einem  Sim-  Regensturm   u.   s.   w. :    also    tauchte    umhüllt 

pulum    statt    des    Sterns,    Feuardent  nr.   750.  mit  purpurner  Wolke  Athene   unter  das  Volk 

Auch  auf  Bronzemünzen  des  L.  Verus  mit  dem  der    Achäer    u.   s.  w."      Der    Vergleich,    für 

Datum    Ls  (?)    kommt    die   Büste    der    Eirene  welchen  auch  der  Scholiast  nur  das  ■9'fidre^o)' 

vor,  Cai.  (?reaw  269,  3216.  Feuardent  IQO,  2233.  als   Berührungspunkt  finden  kann,   ist  keiner 

Auf  Silbermünzen  der  epizephyrischen  der  sinnlich  ansprechendsten  im  Homer  und 
L  okrer  sieht  man  sie,  begleitet  von  der  Bei-  Ulfst  nur  an  das  Aufleuchten  einer  Götter- 
schrift EIPHNH  AOKPßN,  ein  Kerykeion  in  20  erscheinung  in  der  Höhe  denken.  A  26  wird 
der  R.,  auf  einem  Cippus  sitzend,  Carelli,  Num.  der  Brustschmuck  vom  Panzer  Agamcmnons, 
Itdl.  Vet.  T.  CLXXXIX,  13.  Cat.  of.  Gr.  Coins  einem  Geschenk  des  Königs  von  Kypros,  wie 
in  the  Brit.  Mus.  Italy  p.  364  nr.  1.  Gardner,  folgt  beschrieben:  -nvdvsoi  öh  ägä'novTEg  6qwq£- 
Types  of  GreeJc  Coins  p.  122  PI.  V,  11.  Head,  %ocxo  Ttgotl  dsLQriv  \  rgsig  IkütsqQ''  lqlgoiv 
H.  iV.  p.  86.  Nach  Head  a.  a.  0.  p.  98  er-  ioi-norsg,  ag  rs  Kqovi'cüv  \  iv  vicpi'i  axriQi^^, 
scheint  sie  möglicherweise  auch  auf  Münzen  r^Qag  (iBgöncov  av&Qconcov.  Die  Ähnlichkeit 
von  Terina.  liegt    nicht    in    ^den   schillernden  Farben   der 

Stehend,  bekleidet  mit  Chiton  und  Peplos,  Drachen'    (WelcJcer,  Gr.  Götterl.  1,  690),   son- 

in   der  R.   das  Kerykeion,    mit   der  Beischrift  dem    in    der  Wölbung    {reo    yivgrcofiari   Schal. 

EIPHNH  kommt  sie  vor  auf  Münzen  des  Augustus  so  schwankend,  bestimmter  Hesych.  ig.  lotx.]  ov  za> 

von  Nikomedeia  {Eckhel,  D.  N.   V.  2  p.  400  xQc6[iciti  dllu  rä  6%riiiazi.     6Xoi  ytxQ  slol  ovv- 

aus   Pellerin,   Mel.   2.    Mi.  2,   466,   303.     Cat.  sGtQafinsvoi)   der  auf  den  Brustwarzen  liegen- 

of  GreeJc    Coins  [in  the  Brit.   Mus.]    Pontus,  den,   mit  ihren  Enden  sich  in   der  Mitte  be- 
Paphlayonia ,   Bithynia    and   the  Kingdom  of      gegnenden  oder  ineinander  laufenden  Spiralen, 

Bosporus    p.    179   nr.  5);    stehend,    in    der    R.  sei  es,  dafs  wirklich  Schlangen  gemeint  waren 

Ähren,  in  der  L.  das  Kerykeion,  mit  der  Bei-  oder    der    Beschreiber    sie    nur    dafür    hielt; 

Schrift  €1PHNH  .  KAAZOMGNIQN    auf  solchen  darauf  kommt    nicht    soviel   an    wie    auf  die 

des  Vespasian   {3Ii.  3,  71,  86)    und  des   Titus  Parallelität  der   drei    Linien   (r]    Ttgog    xriv 

und  Domitian  {Mi.  3,  72,  87  nach  Wise,  Niim.  SmazixGiv  avxäv  rj  ofioicooLg  Schal.),  welche  an 

Bodlej.  Tab.  XIII  Fig.  4  p.  61   von  Klazome-  40  die  Farbenstreifen  der  Iris  erinnerten.  ■*■■)     Be- 

nai);   stehend,   mit  dem  Schleier,  mit  der  R.  kanntlich   sind  derartige   Ornamente  auf   den 

aus  einer  Schale  über  einem  flammenden  Altar  Metallgegenständeu  der   mykenischen   Gräber, 

libierend,  mit  der  L.  ihr  Gewand  haltend,  mit  wo  die  Spirale  überhaupt  vorherrscht,  durch- 

der  Beischrift    6IPHNH  •  €4>€CIQN   auf   einer  aus    nichts  Ungewöhnliches;    man    vergleiche 

Münze  des  Gordianus  Pius  von  Ephesos    {Mi.  aufser    dem    Brustschild    aus    dem    5.   Grabe, 

S.  G,  183,  681);  stehend,  Ähren  in  der  R.,  ein  ahg.heiSchuchhardt,Schliemanns  Ausgrabungen 

Füllhorn    in    der  L.,    mit    der  Beischrift  CG-  1890,  nr.  256,  namentlich  nr.  252  (S.  285)  und 

BACTH-eiPHNH(=PaxAugusta)-MArNHTQN-  (dasselbe  umgekehrt)  nr.  170  (S.  220).   Die  Her- 

ATTO   •    CITTY    auf   einer    des    Vespasian    von  kunft  dieses  Waffenstückes  verweist  der  Dichter, 

Magnesia    ad    Sipylum,    3Ii.    4,    73,    396    aus  50  wie   alle   wertvollere   Metall-   und  Textilware, 

Cab.  Cousinery;  vgl.  Head,  H.  N.  p.  551.  in   den  phönizischen  Kulturkreis   (vgl.  Heibig, 

Ihr  Haupt  mit  der  Beischrift  EIPHNH  •  NY-  Hom.  Epos-  19),  wobei  zu  berücksichtigen  ist, 

CA6QN  findet  sich  auf  dem  Obv.  autonomer  M.  dafs    die    homerische    Tradition    ja    nur    den 

von  Nysa  {Liebe,   Gotha  mtm.  p.  336,   woher  Namen  Sidonier  kennt,  nicht  den  der  Tyrier, 

bei  Eckhel,  D.  N.  V.  2    p.  586    und  Isei   Mi.  der  bei  den  historischen  Schriftstellern  über- 
3,  363,  348.    1\  Combe,   Vet.  pop.  et  reg.  numi      wiegt,    sich   also   vor  dem  Aufkommen  dieser 

qui  in  Mus.  Brit.   adservantur  p.  178   nr.  1);  Macht,    d.   h.   vor   Schlufs    des  zweiten  Jahr- 

auch    verzeichnet    Mi.    365,   361    eine    Münze  tausends  festgesetzt  haben  mufs.    Zenodot,  der 

des    Domitian    von   dieser   Stadt   mit  der  an-  offenbar  an  dem  Plural  igicaiv  Anstofs  nahm, 

geblichen    Ob^ers-Umschrift    EIPHNH  •  AOMI-  eo  vielleicht    auch    das  Bild  nicht  ganz    begriff", 

TIANOY  •  AYTOKPATOPOZ.     [Drexler.]  schrieb   igidiaaiv,    vielleicht  ohne    darum   — 

Iria(?)     Auf  Grund   der   Inschrift    C.  I.  L.  was    ihm    seine    Gegner,    s.   Schol.  z.  H.,    in- 
3,  3033  (aus  Fianone)  Irie  .  Veneri  |  C  .  Vale . 

Optati   .   f  I  Fellcula  1  V.   S.    l   m  will  Mommsen  *)   ^'^   Auffassung    einiger   Scholien,   welche  4  sich 

in  der  folgendermafsen  überlieferten  Inschrift  ^^'^^/'^deBde  und  2  darüber  sich  aufbäuu^ende  Schlangen- 

1           n««^,i        p  \^                TT               ^T7•            i  Kopfe  unterscheiden,    scheint,  soweit  mau  urteilen  kann, 

das.    3032   (ebenfalls   aus  Fianone)   Ikiae  .  Äug  „j^^^   .u,  erklärende   Zeichnung   im   Townleianus    gesehen 

in   .   memoriam   \   Vftjbiae    .    Fortiae   |   matriS  zu  haben,  auf  eine  Form  ähnlich  der  Schuchhanlt,  Sc/die- 

Aquilia   .    Q    .    f  .     Colatina   \   d    .    d    für    Ikiae  manns  Au.yr.  ur.  109.  no  hinzufahren. 


321   Iris  (BezieLg.  z.  Regen  u.  Flufswasser)  Iris  (aus  der  Styx  schöpfend)         322 

sinnieren  —  beides  für  identisch  zu  halten,  nien,  mochte  dies  auch  vielleicht  nur  griechi- 
wie  es  einer  späteren  Etymologie  beliebte.  sehe  Umformung  eines  barbarischen  Namens 
2.  Iris  und  die  Feuchtigkeit.  (der  frühere  klang  angeblich  'EQiSiog  Arrian 
a)  So  einfach  die  Naturvorstellung  be-  b.  Eust.  z.  Dion.  Per.  783)  sein;  sowie  die 
schaffen  ist,  'Zeus  spanne  den  Bogen  am  Inder-Mythologie  des  Hellenismus,  wo  Iris  und 
Himmel  aus',  oder,  wie  es  bei  den  LXX  Mos.  Hydaspes  zu  Kindern  des  liesiodischen  Paares 
1,9,13  heifst,  'siehe,  meinen  Bogen  habe  ich  Thaumas  und  Elektra  gemacht  sind:  jig  äno 
gesetzt  (vgl.  6TiqQii,s)  in  die  Wolken',  so  haben  XsAXQav  \  v.al  norafiog  ßlaozrjae  -nai  uyyslog 
sich  doch  beide  eine  Umdeutung  gefallen  Ovgaviaivtov,  \  Igig  dfllr'i^Goa  nal  (o^ivQss&oog 
lassen  müssen :  die  homerische  als  ein  Kriegs-  lo  'Tddaniig,  Nonn.  26,  359.  Vgl.  noch  die  sonder- 
bogen der  Göttin  Iris  (£■?.  i/.3fe?/f»-,(?ön(Z/ia>Te>j-  bare  Etymologie  {FAym.  Gud.'lgig)  von  qblv 
Kentauren  164),  die  hebräische  als  ein  solcher  v.al  v.iviiv  zov  o^ßgov  (die  La.  des  Etym.  M.: 
des  alten 'Kegengottes  Joseph' ((?o/c7„~(7icr,M?/i/(.  nugk  xo  tyjqscv  %.  Jt.  t.  o.  ist  für  Dittograj)hie 
hei  d.  Hehr.  157).  Ohne  darauf  einzugehen,  des  ro  zu  erachten).  Vgl.  auch  Suid.  s.  v.  rjjg 
notieren  wir  blofs  den  verschiedenen  Eindruck  i'giSog  to  xlmghv  dsgog  arjfiavrtHov  ro  tivqqov 
des  Phänomens  bei  den  zwei  Völkern  selbst.  itvsv^äxav  x6  ös  n^Xavi^ov  vSdxav.  —  Zu 
Für  das  heitere  Farbenspiel,  welches  etwa  dem  Wassersaugen  aus  den  Flüssen  vgl.  He- 
uach  schwerem  Gewitter  'der  unter  Thränen  siod.  0.  et  D.  545  ff.,  wo  die  Winde  dies  thun, 
lächelnde'  Himmel  entfaltet,  für  'das  Zeichen  und  die  ziemlich  alten  Münzen  von  Mallos 
des  Bundes' oder  der  Versöhnung  zwischen  Gott  20  mit  Iris  und  Winden,  letztere  über  einen 
und  Menschen,  hatte,  wie  es  scheint,  der  stierleibigen  Flufsgott  dahinjagend  {Svoronos, 
Grieche  kein  Gefühl.  Es  war  und  blieb  ihm  Zischt,  f.  Num  1888  Taf.  10  p.  231).  Damit 
ein  zBQ(xg,  eine  Unruhe  erweckende  Monstrosi-  hängt  vielleicht  die  seltsame  Vorstellung  bei 
tat.  Die  ganz  einseitige  Auffassung  als  ein  Aetius  zusammen,  deren  Vertreter  übrigens 
Vorzeichen  von  Regenwetter  (über  deren  nicht  mit  Lobecl',  Agl.  895°  unter  den  Pytha- 
etwaige  klimatische  Berechtigung  vgl.  Cor-  goreern  zu  suchen  sind  (vgl.  Aelian,  V.  H. 
nelius,  Meteorologie  §  311  S.  547  f.)  beherrscht  4,  17.  Biels,  Doxogr.  Gr.  372). 
das  ganze  griechisch-römische  Altertum.  ''Igig  b)  An  einer  jüngeren  Stelle  der  hesio- 
8'  SV.  nsXdyovg  dvBfiov  cpigst.  r]  jiSyar  ofißgov  disehen  Theogonie  775  ff.  wird  die  in  den  Re- 
sagt'EintB^oHlfig  ei' X8  xig  xäv  sxsgav  bei  2'zetzes  30  gionen  der  Nacht  und  des  Hades  gelegene 
{Allegor.  Hom.  II.  15,  82,  vgl.  24,  71),  der  nur  Behausung  der  Styx  beschrieben,  welche 
diesen  Anfangsvers  in  seiner^  Quelle  vorfand*)  letztere  dort  eigentlich  eine  Quelle  und  nur 
{Matranga,  Anecd.  gr.  1).  Ähnlich  behauptet  oberflächlich  mit  der  Hülle  der  Personifikation 
Anaxagoras  von  der  Iris:  iBi^mvog  ovv  scxi  umkleidet  ist.  Wenn  einer  der  Götter  lügt, 
6vfißolov  xo  ydg  nsgixfofisvov  vScog  xm  vi(pBi  heifst  es  da  (v.  785),  sendet  Zeus  die  Iris  fisyuv 
uvi^ov  inoirjCfv  rj  a^sxeav  ofißgov  {Schol.  Hom.  ogyiov  ivBtv.c(i.,  xriX6%iv  bv  xgvairi  ngoxoco, 
P547;  das  vollständige  Citat  intakt  nur  im  noXvcövvfiov  vdag  k.x.X.,  ein  Wasser,  welches 
Toicnlejamis  ed.  Maafs\  Schol.  Hom.  W  199  den  Meineidigen  in  einen  todesähnlichen  Schlaf 
cog  7]  Igig  cpavsLGa  noXld-Kig  dväficov  -nivrjCLv  versetzt,  dem  Unschuldigen  aber  offenbar  nicht 
(J/j/lor  vxX.  Schon  am  Altar  des  amykläischen  4o  schadet.  So  unrichtig  es  wäre,  Bildwerke  des 
Apoll  war  die  Figur  der  Iris  mit  Meergott-  5.  Jahrhunderts,  welche  die  schwebende  Iris 
heiten  verbunden,  wie  sie  es  auch  auf  er-  mit  Kanne  in  der  Hand  darzustellen  scheinen, 
haltenen  Monumenten  des  5.  Jahrhunderts  ist  auf  die  Theogonie  und  das  Styx-Wasser  zu 
(s.  unten  Sp.  340).  Später  macht  sich  die  beziehen,  so  erwägenswert  ist  die  Meinung, 
Idee  geltend,  dafs  Iris  die  Feuchtigkeit  zu  dafs  der  Dichter  dieser  Episode  solche  Dar- 
den  Wolken  heraufziehe:  Plaut.  Cure.  1,  2,  41  Stellungen  der  Feuchtigkeit  sammelnden  oder 
ecce  autem  hibit  arcus;  hercle  credo  hodie  pluet.  spendenden  Göttin  bereits  gekannt  habe  (wenn 
Verg.  G.  1,  380  bihit  ingens  arcus.  Ovid  Met.  auch  nicht  die  von  Milchhöfer,  Anf.  d.  Kunst  69 
1,  270  concipit  Iris  aquas  alimentaque  nubibus  auf  Iris  bezogenen  Mischgestalten  der  Insel- 
adfert.  Senec.  trag.  Oed.  319  imhrifera  iris.  50  steine,  s.  Bildwerke  §  7).  Vgl.  Welcher,  Götterl. 
Stat.  Theh.  9,  405  beschreibt  den  Flufsgott  in  3,  43,  dessen  Warnung  vor  einer  Verwechse- 
seiner Grotte,  unde  aurae  mibesque  hibunt  atque  lung  der  beiden  Vorstellungen  auch  auf  seine 
imbrifer  arcus  pascitur.  Aetius  (Pseudo- Plut.)  Ausgabe  von  O.Müllers Handb.d.  Arch.-p.  651,  6 
plac.  phil.  3, 5  (vgl.  Biels, Doxogr.  Gr.  371  ft.)  Sib  auszudehnen  ist.  Übrigens  sind  gegenüber  dem 
vLal  suv9evc(xvz6  xtvag,  kvxtjv  xavgov  KscpaXijv  neuesten  Herausgeber  der  Theogonie  (Pzach) 
f'xovaav  dvaggoq)eiv  xovg  Tioxaaovg.  Tzetz.  die  vv.  780  —  782  mit  älteren  Kritikern  als 
Allcgor.  Hom.  II.  24,  51  t]  8'  'Igig  dvBggöcprjasv  Interpolation  zu  verwerfen;  sie  unterbrechen 
vyghv  8x  xov  nsXdyovg.  Nur  bei  dem  späten  die  Beschreibung  der  Styx  und  ihrer  Bedeu- 
Quintus  Smyrnueus,  in  einer  sonst  ganz  home-  tung  für  die  Götterwelt  und  nehmen  das  aus- 
risch  gehaltenen  Stelle  1,  64,  freuen  sich  die  GO  führlich  zu  beschreibende  Mysterium  .sum- 
Landleute  wenigstens  beim  Anblick  des  Regen  marisch  vorweg,  indem  sie  zugleich  die 
verheifsenden  Zeichens.  —  Wie  weit  sich  die  Person  der  Iris  ungeschickt  in  den  Vorder- 
Verwandtschaft    der    Iris    mit    dem    feuchten  grund  stellen. 

Element   erstreckte,    zeigt  der    Name    Iris   (s.  3.    Iris    und    Zephyros.      Auf   Grund   jener 

Iris  2)   eines   reifsenden  Flusses  in  Paphlago-  weitreichenden   Vorstellung,    für    welche    Iris 

und  der  Regen  wind  unzertrennlich  sind,  dichtet 

*)   15,  8-  ist  statt  i/.,ol  ßi^sXwd^y.,!  zu  lesen  ^in,  ^/ä.yuos  (oder  berichtet  wenigstens  als  der  erste), 

{itp.io9i]y.)i.                                                              '  '  Iris  habe  sich  dem  Zephyros  vermählt  und  den 

RoscuER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mytliol     II.  11 


323                   Iris  (und  Zephyros)  Iris  (und  die  Winde)                324 

Eros  geboren  {Berglc,  fr.  *13B,  4.  Aufl.).  Mit  Siun  der  hesiodisclien  Genealogie  trifft  Cic. 
Zephyros  ist  der  befruchtende,  nach  manchen  nat.  deor.  3,  20,  51  und  Actius  (Ps.-Plut.)  plac. 
heftige,  nach  anderen  sanfte,  im  Elysium  p/a7.  3,  5,  der  nur  nicht  hätte  den  Plato  dafür 
wehende  Regenbringer  gemeint,  mit  dem  Sohne  anführen  sollen.  Was  die  Mutter  anlangt,  so 
vielleicht  der 'Trieb  des  Wachstums' (TFeZcA'er;,  können  bei  der  Wahl  eines  so  verbreiteten 
Götterl.  3,  43),  doch  gewifs  nicht  ohne  den  Ge-  Namens  wie  Elektra,  hinter  der  sich  immer 
danken  an  die  schillernden  Farben  und  goldenen  Gestirnglanz  verbirgt  (s.  Wüamoiüitz,  Herrn. 
Flügel  der  Mutter,  die  man  später  auf  Gemmen  14,  457  ff.) ,  die  verschiedensten  Traditionen 
auch  mit  Schmetterlingsflügeln  sieht  {Bild-  mafsgebend  gewesen  sein ,  vielleicht  gar  die 
tverke  §  7;  vgl.  Fleckeisens  Jahrb.  1875  S.  605 ff.),  lo  samothrakische  Mutter  der  windebeherrschen- 
Eine  so  zarte  Dichtung  war  ganz  nach  dem  den,  Schiffe  errettenden  Göttin;  vei-gl eiche 
Geschmack  der  Alexandriner,  die  ihr  denn  Sp.  335 f.  Da  aber  das  hesiodische  Elternpaar 
auch  zu  weitester  Verbreitung  verhalfen  (T/jeoc»-.  nur  zur  Iris,  nicht  zu  den  Harpyien  erkenn- 
Id.  17,  134.  Nonnus  Dion.  31,  106  ff.  47,  341  f.  bare  Beziehung  hat,  so  müssen  die  Geschwister 
Plnt.  Amut.  20.  Etym.  Gud.  278,  17.  Schol.  unter  einander  um  so  enger  verknüpft  sein. 
Toivnlei.  Hom.  W  203.  Eustath.  IL  891 ,  24.  Alles  Gewicht  fällt  hier  also  auf  die  Schnellig- 
555,  30,  wo  'einige'  — aus  diesem  Grunde  und  keit,  welche  Iris  schon  nach  den  homerischen 
weil  Iris  bei  Homer  die  Venus  rettet  —  sogar  Beiworten  der  Götterbotin  mit  den  Sturm- 
einen erotischen  Charakter  bei  ihr  heraus-  dämoninnen  teilt.  Unter  anderem  ist  Iris 
geklügelt  haben).  '\^oc\i  Marianus,  Anth.  Pal.  ^,  20  dillönos  in  &  und  ß,  die  leibliche  Schwester 
668  benutzt  diese  anmutigen  Motive:  ^H  -nalov  der  hesiodisclien  Aello;  vgl.  Nonn.  31,  111 
älaog  "EQcotog,  OTtov  -naXä  devSQsa  ravta  \  iQig  —  aslXrjSvri  TtsSiXco.  26,  359  atlXrjfCG«. 
TCQTjvg  iTiLTivsicov  aiicpiSovBi  ZicpvQog  .  .  .  bmtoQ-i  Wenn  die  Harpyien  sich  [i^raxQÖviai  bewegen, 
dsvÖQi^svTa  ■fysQoav  ■uaQavriiizui,  'iQig*)  |  j;c5-  d.  i.  zwischen  Himmel  und  Erde  (fistscogoi, 
Qov  K.  t.  l.  Ich  glaube  das  weitbekannte  Ge-  wie  man  nach  Schol.  z.  St.,  Apoll.  Bh.  2,  300. 
dicht  auch  bei  Johannes  Lydus  de  mens.  p.  117,  587  Scholl,  und  Nonn.  20,289.  42,  1.  Suid.  s.  v. 
16  Bekk.  citiert  zu  sehen:  "Eqcotl,  6v  ot  (ivd-i-  wohl  allgemein  versteht;  s.  Schömann,  Op.Ac.2 
■Koi  Zscpvqov  xov  yiyavTog  slvcci  Ttatdcc  d^iov-  p.  150),  so  möchte  sich  damit  vergleichen 
GLv,  äg  cpfjocv  fEvQvtog  6  AJK[£Sat^6vtog  ii]e-  lassen,  was  Hom.  hymn.  in  Cer.  317  von  Iris 
Xonoiog'  aQxszai,  dl  ouTwg-  dyuXiioeidEg  "Egag,  30  selbst  gesagt  wird:  -nal  x6  (isarjyv  difdga^isv 
wo  der  apokryphe  Dichtername  doch  wohl  das  (oku  noSscaiv.  Vielleicht  ist  es  hier  am  Platze, 
aus  der  vorigen  Zeile  eingedrungene  xal  Ei'gi.-  an  den  Namen  Aiolos  des  Windebeherrschers 
Sog**)  verbirgt  und  der  wahre,  6  AÄKatog,  gar  zu  erinnern  und  daneben  das  Citat  aus  Achaios, 
nicht  zu  verkennen  ist;  sollte  die  Lücke,  wie  es  dem  Dichter  der  Iris,  zu  stellen:  uiöXr}'  tj  to;- 
nach  dem  Text  des  Herausgebers  scheint,  für  ;i;fto;.  ovzcog 'Axcciög  (fr.  4^(3  Nauck,  Trag.  Frgm.^ 
einige  Buchstaben  mehr  Raum  bieten,  so  p.  587;  ^fr.  48  p.  757);  leider  ist  der  Name 
würde  ein  Adjektiv  kein  Bedenken  haben.  Das  des  Stückes  nicht  angegeben ;  vgl.  aber  Ari- 
neugewonnene  Citat  ist  natürlich  zusammen-  btoph.  Av.  1204  'Igig  taxsia.  Es  ist  dies  die 
gezogen  und  ist  so:  'Ay.  _  w  w  _  "Epcog  oder:  einzige  Göttin,  welcher  JJoHier  Flügel  giebt,  mag 
'Ay.  _  ^  "Epcos  ^  -  zu  ei'gänzen.  Da  jene  Ver-  40  auch  eine  veraltete  Theorie  (von  Vofs,  wieder- 
3ion,  wie  Eustathios  und  das  Theokrit- Schol  ton  auflebend  in  Langhüin  s  Flügelgestalten  1881) 
z.  St.  zeigt,  in  die  Kommentare  aufgenommen  dieses  Attribut  zum  symbolischen  Ausdruck 
und  durch  die  verschiedensten  Hände  gegangen  verflüchtigen.  Dafs  die  Illas  ein  paar  Mal 
war,  so  hat  es  nichts  Befremdliches,  dafs  bei  'fliegen'  in  dem  Sinne  gebraucht  wie  wir 
Lydus  eine  bekannte  und  in  den  Lexicis  glos-  von  Bedienten,  verschlägt  nichts  gegenüber 
sierte  Tragikerstelle  Zscpvgov  ytyavzog  avga  einem  xQvoönzBQog  (vgl.  C  §  1);  ebensowenig 
(Aesch.  Ag.  669,  vgl.  Hesych.  v.  yLyavzog)  sict  die  Vergleichung  der  Bewegung  zweier  eilen- 
angesetzt hat.  den  Göttinnen  mit  dem  Schritte  der  Tauben, 
4.  Iris  und  die  Winde.  Anstatt  des  home-  E  778,  ein  Vers,  der  hymn.  in  Apoll.  Del.  114 
rischen  zigag  betont  in  uns  sympathischerer  50  für  Iris  und  ihre  dortige  Begleiterin  be- 
weise das  &cy.vfia  Hesiod  Theog.  265,  indem  nutzt  ist  und  im  letzteren  Sinne  von  Ari- 
er von  dem  Elternpaare  Thaumas  und  Elektra  stoph.  Av.  bl5  verwertet  wird.  —  Sehr  merk- 
ausgeht: 17  8'  (ü-Asiav  zsTisv  Iqiv  \rivii6^ovg  d-'  würdig  ist  eine  Scene  Aev  Ilias  ??  198  ff.,  also 
Agitviug  'AeXXco  z'  'SIkvtcszxjv  t?,  |  al'  q'  (xvä[icov  aus  einer  alten  und  wertvollen  Partie,  wo 
Tivoijjai  -nal  oiwvoig  cifi'  Znovzcci  \  coKgi'rjg  nzsQv-  Achill  zu  den  Winden  Boreas  und  Zephyros 
yfffCf  fiizciXQÖviKt  ydg  i'aXXov.  Vgl.  Apollod.  fleht,  sie  möchten  kommen,  Patroklos' Scheiter- 
bibl.  1,  2,  6.  —  Plato  {TJieact.  135 D)  spielt  haiifen  anzufachen,  und  Iris  in  etwas  anderer 
mit  dieser  Genealogie,  um  vom  &av(i(i^8iv  den  Funktion  als  sonst  bei  Homer  dieses  Gebet  hört 
Ursprung  der  Himmelsbotin  Philosophie  ab-  und  den  Winden  überbringt.  Sie  findet  die 
zuleiten    (vgl.    weiter    unten).     Den    richtigen  00  Winde  im   Hause    des   Zephyros    schmausend, 

widersteht  aber  deren  Drängen  zum  Verweilen 


*N 


*)  [Hier   ist   offenbar  nicht  die  Göttin,    sondern  der  mit   der   Ausrede,    sie    müsse    fort   ZUm    Götter- 

Fiufs  Iris  gemeint,  der  an  Aniaseia  vorüborfliefst,  wo  mahle    ins   Aithiopenlaud ;    aber    Achill    flehe 

sieb    das   von    Marianos  besungene    (üaog  "Eqioto;   be-  u.  s.  w.     Darauf  kehrt  sie  um,  und  die  wilden 

fand.    Gewifs  mit  Eocht  hat  deshalb  Scaiiyer  statt  des  Gesellen  stürmen  ihr  nach,  dichte  Wolken  vor 

unverständlichen  VfOojr  vermutet:  iiuav.    K.l  •    i     i       x      -i         i       tut-  ^  i  inj-.. 

**\  Tiioa  .Ho  a.,«*^,.  „„     1   VI,    c  1,    -1,  13  sicli  hertrcioend.    Wir  werden  sehen,  dals  die 

**)    Dies   die   spater   gewöhnliche   Schreibung:    z.  B.  ,     ^^         xi-        in  r   •  j_  i     cij.     i 

p/,iiodem.  de  piei.  p.  36  G.  und  die  unten   Sp.  337   an-  beiden  Iliasstellen,  WO  Iris  sonst  noch  Sterb- 

geführten  Beispiele.  liche  aus  eigenem  Antrieb  aufsucht  und  unter- 


325         Iris  (d.  Götterbotin  in  d.  Ilias)  Iris  (d.  Götterbotin  in  d.  Ilias)        326 

stützt,  wie  hier  den  Achill,  viel  jüngeren  Ur-  mehrmals  auf,  aber  sie  teilt  in  jenem  ganz 
Sprungs  und  mit  dieser  nicht  auf  eine  Linie  späten  Buche  ihre  Rolle  bereits  mit  Hermes, 
zu  stellen  sind.  Hier  möchte  man  wirklich  den  —  dahin  ist  Boschers  Darstellung  Bd.  1 
mit  den  antiken  Kommentatoren  jene  weit-  Sp.  2388,  38  ff.  zu  modificieren  —  die  Ilias 
verbreitete  physikalische  Idee  erkennen  ,  dafs  sonst  überhaupt  nicht,  sondern  erst  die  Odyssee 
Iris  die  Winde  herbeiführe.  Ihre  Verbindung  als  Götterboten  kennt,  8chol.  Od.  s  29.  Die 
mit  diesen  Elementen  ist  so  weitverzweigt,  antiken  Erklärer  bemerken  zu  den  Worten  des 
dafs  Alkaios  nicht  einmal  nötig  hatte,  sich  Zeus  ß  334  'EpftEt'or,  ool  yÜQ  xe  fiäliotä  ys 
gerade  auf  W  zu  stützen.  Spätere  haben  qpArarov  sgtiv  ävögl  staLQiaacci  —  folgendes: 
jedenfalls  den  Homer  in  diesem  Sinne  ver-  lo  'Der  Dichter  überhebt  uns  der  Frage,  warum 
standen;  nicht  erst  Quint.  Smyrnacus,  bei  dem  Hermes  und  nicht  wie  sonst  Iris  als  Bote  der 
12,  193  Iris  die  Winde  an  den  Wagen  des  Götter  auftritt.'  Wir  werden  dies  heute  viel- 
Zeus  spannt  und  14,  466  dieselben  vom  Aiolos  mehr  so  ausdrücken:  der  Dichter  dieser  Partie 
herbeiholen  mufs;  schon  Apollonios  Bhod.  Arg.  empfindet  die  Notwendigkeit  gegenüber  dem 
2,  764  If.  schickt  sie  zu  solchem  Zwecke  zum  Gebrauch  der  Ilias,  die  Einführung  des  seiner 
Aiolos,  wie  er  sie  ebenda  nach  dem  Vorbild  Zeit  bereits  vertrauten  Boten  zu  motivieren; 
von  Sl  78  zur  Thetis  gehen  läfst.  —  Wollte  die  ganze  Beschreibung  seiner  Person^  Attri- 
man  eine  besondere  Beziehung  der  Iris  zum  bute  und  Potenzen  340- 348  trägt  dieser  Neu- 
Achill  und  seiner  Familie  betonen  (s.  unten),  heit  Rechnung.  Die  Erwägung,  dafs  es  sich 
so  würde  sich  damit  nicht  viel  ändern;  denn  20  um  Entfernung  eines  Leichnams  handelt  (der 
dieser  wird  auch  sonst  von  Windgöttern  be-  Diebstahl  nach  Muster  von  E  390),  darf  uns 
dient,  wie  seine  Rosse,  die  Geburten  der  über  die  veränderten  Anschauungen  nicht 
Harpyie,  zeigen.  Wenn  Ptolem.  Heph.  N.  täuschen:  bei  einem  mit  Hermes'  Botenamt 
//.  6  p.  195,  25  Wcsterm.  behauptet,  Achill  nicht  vertrauten  Dichter  würde  Iris  den  Leich- 
habe 7ro(JapH?js  nach  einer  gewissen  "Jgy,rj  ge-  nam  des  Hektor  ebenso  unbedenklich  auf- 
heifsen,  einer  Tochter  des  Thaumas  und  gehoben  haben,  wie  Eos  den  ihres  Sohnes. 
Schwester  der  Iris,  so  spielt  diese  späte  Auf  die  Rolle  der  Iris  in  ß  kommen  wir  noch 
Fiktion  zwar  mit  dem  lateinischen  Worte  für  zu  sprechen.  —  Selbständig,  auf  niemandes 
Regenbogen  {arcus,  tö'gov),  braucht  aber  ihrem  Geheifs,  greift  sie,  aufser  in  dem  bereits  be- 
Kerne nach  (d.  i.  der  Verbindung  Achills  mit  30  sprochenen  W ,  an  drei  Stellen  ein,  die  sich 
Iris)  ebensowenig  von  dem  Fälscher  herzu-  aber  meines  Erachtens  auf  eine  reducieren. 
rühren  wie  die  Geschichte  von  Achills  Rossen  £  353—369  führt  sie  die  verwundete  Aphro- 
5  p.  192,  2,  die  sich  zum  Teil  schon  bei  dite  aus  dem  Kampf  und  fährt  dieselbe  auf 
Biodor  6  fr.  3  Dindf.  Eustath.  II.  p.  1190,  55  Ares'  Wagen  zum  Olymp,  wo  sie  die  Pferde 
findet.  ausspannt  und  füttert.    In  einer  weit  jüngeren 

und  nebenbei  aus  der  Kleinen  Ilias  ungeschickt 
interpolierten  (143.  144)  Partie  F  121  tritt 
1.  Ilias.  O  143:  Als  Zeus  sieht,  dafs  die  Iris  in  Gestalt  von  Antenors  Gattin  zu  Helena 
Achäer  mit  Poseidons  Hülfe  die  Troer  zurück-  ins  Zimmer  und  ruft  sie,  sich  den  Kampf  ihrer 
drängen,  läfst  er  durch  Hera  eiligst  Iris  und  40  beiden  Gatten  Menelaos  und  Paris  anzusehen, 
Apollon  herbeirufen,  jene,  dafs  sie  dem  Posei-  der  über  ihr  eigenes  Schicksal  entscheiden 
don  Einhalt  gebiete,  diesen,  um  Hektor  zu  werde.  Keiner  der  Götter  hat  an  dieser  rein 
neuem  Kampfe  anzustacheln.  So  geschieht  weiblichen  Angelegenheit  ein  Interesse  aufser 
es:  "Hqtj  ö'  'AnöXlava  HccX^aaaro  Säiiazog  etwa  Aphrodite;  und  es  scheint,  dafs  der 
txrö?  l^Igi'v  &',  r]te  %iOLGi  ^stayysXog  d&avä-  jüngere  Dichter  die  Dienstleistungen,  welche 
TOLGtv.  Diebeiden  finden  Zeus  auf  dem  Gargaros  Iris  in  E  der  Göttin  erweist,  hier  auf  deren 
in  einer  Wolke  thronend.  Iris,  die  zuerst  die  Schützling  übertragen  hat;  es  ist  aber  etwas 
Befehle  empfängt,  eilt  herab,  170:  ag  S'  oz'  sehr  Verschiedenes,  ob  die  Göttin  eine  andere 
av  fx  v£(piviv  Tixrixai  vicpag  r\s  iälcci,ci  \  ipvxQi]  Göttin  durch  die  Luft  trägt  oder  einer  sterb- 
vno  QiTtfjg  ai&QTjysvsog  ßoQfao,  \  ag  vLgainvmg  50  liehen  Frau  eine  derartige  Boudoirmitteilung 
Hf^avLcc  Sitnxccxo  coyim  "igig.  0  397—425  macht.  Von  F  wiederum  ist,  wie  Z)Mw<.ser,jEomer. 
werden  ihre  Funktionen  als  bekannt  voraus-  Ahhandl.  207  erkannt  hat,  die  ganz  schlechte 
gesetzt.  Zeus  sendet  sie  aus,  der  Athena  und  Iris -Partie  in  B  abhängig  (wegen  des  in 
indirekt  auch  der  Hera  Einhalt  zu  gebieten,  die  Ratsversammlung  nicht  passenden  Verses 
aber  das  Ganze  ist  kürzer  gehalten  und  erinnert  790  =  F  129);  es  ist  dies  (v.  786  —  806)  die 
in  der  Ausdrucksweise  au  O,  welches  Buch  Meldung  von  dem  Anrücken  des  Griechen- 
sich  überhaupt  mehr  in  die  Götterverhältnisse  heeres,  welche  Iris  den  versammelten  Troer- 
vertieft. Übrigens  sind  die  Verse  0  420—424  fürsten  bringt  und  zwar,  wie  die  interpolierten 
teils  als  zu  schroff  im  Munde  der  Botin  {SchoJ.),  Verse  791—794  besagen,  indem  sie  die  Stimme 
teils  als  Übertreibung  von  Zeus'  Worten  (vgl.  Go  des  schnellfüfsigen.Priamossohnes  Polites  an- 
Kayser,  Homer.  Ahhandl.  p.  50)  längst  als  Inter-  nimmt,  der  als  Späher  auf  hoher  Warte  sitzt, 
polation  erkannt.  Farblos  ist  yf  285,  wo  Zeus  sie  Eine  Schilderung  des  überwältigenden  Ein- 
entsendet, um  Hektor  zum  Kampf  gegen  Aga-  druckes,  den  das  anrückende  Heer  auf  die 
memnon  anzutreiben.  Dahingegen  wird  Iris  Troer  resp.  den  Kundschafter  machte  (beson- 
Z  166,  nach  dem  Tode  des  Patroklos,  heimlich  ders  798  ff.),  im  Munde  der  Göttin  auffallend 
(xpv(3d'a  xJios)  von  Hera  zum  Achill  gesandt,  der  ungeeignet,  kann  in  einem  troischen  Epos 
sie  fragt,  wer  von  den  Göttern  sie  schicke.  Sonst  nicht  gefehlt  haben,  wenn  sie  auch  nicht  erst 
tritt  sie  als  Botin,  und  zwar  des  Zeus,  noch  in  ß  im  zehnten  Jahre  vorkam:  die  hier  so  schlecht 

11* 


B.    Die  Götterbotin. 


327       Iris  (cl.  Götterbotin  im  alt.  Epos) 

vei'wendeten  Bestandteile  werden  um  so  eher 
in  einem  alten  Gedicht  von  der  Art  der  Kyprien 
gestanden  haben,  als  wir  durch  die  Troilos- 
scene  der  Fran9oisvase  wissen,  dafs  die  Eolle 
des  Polites  dort  eine  ganz  ähnliche  war 
(Bohert,  Bild  u.  Lied  17).  Iris  ist  in  B  und 
r  nicht  viel  mehr  als  sonst  eine  qorjftrj  oder 
ooca  (Tgaalv  ö^  ayysXoq  rjlQ'i  n.  eh.  'Igig  itag' 
Jiog  ttlyioxoLo.  —  7ptg  ,ö' .  .  äyyfilo?  rilQ'iv), 
und  so  scheinen  einige  Grammatiker  die 
Stellen  aufgefafst  zu  haben:  vgl.  Etym.  M.  und 
Hesych.  s.  v.  ^iQig  =  cpri(ir]  (unter  anderen 
Erklärungen).  Ob  dies  aber  im  Sinne  der 
alten  Dichter  war,  darf  man  sehr  bezweifeln. 
Die  alten  und  echten  Irisscenen  tragen  einen 
ganz  anderen  Charakter,  so  auch  in  ß,  wohin 
wir  uns  zurückwenden.  —  Die  Sendung  an 
Priamos,  wo  Iris  obenein  nur  das  Kommen 
des  Hermes  anmeldet  (182),  ist  unbedeutend. 
Aber  voraus  geht  eine  Episode,  wo  Hera  ein- 
gehend der  Hochzeit  von  Peleus  und  Thetis 
gedenkt:  60flF. ,  wo  auf  Zeus'  Anregung,  ob 
nicht  jemand    die   Thetis    herbeiholen    wolle. 


Fig.  1 :    Iris   in   dem  Hochzeitszuge   den  Göttern   voran- 
schreitend, Scene  d.Frani;oisvase(n.  Wiener  ]'o>-l.-BI.lSSS,2). 

Iris  sich  ins  Meer  stürzt,  wie  ein  losgeschnellter 
Schlenderstein  unter  die  Fische,  und  Thetis 
gramerfüllt  in  ihrer  Grotte  findet,  tief  in  ihren 
dunkeln  Schleier  gehüllt,  über  den  man  in 
den  Schollen  vergebens  eine  genügende  Er- 
klärung sucht;  denn  so  trauert  nur  eine  Mutter, 
die  ihr  Kind  verloren.  Deutet  hier  alles  auf 
Benutzung  eines  besonderen  Gedichtes  vom 
yoJfio?  nrßias  -nal  GstiSog  (^Wilamoioüz,  Hermes 
14,  201),  die  tiefe  Trauer  auf  die  ehemals  an 
ß  704  angeschlossene  Aithiopis  {Kinkel,  fr. 
ep.  p.  34,  vgl.  Schol.  Ihwnl.  z.  St.),  wo  die 
Musen  den  &Qr}vog  sangen,  wie  dort  das  Hoch- 
zeitslied, so  bringt  die  Fran9oisvase  noch 
weiteres  Licht  in  die  Scene.  Iris,  nicht  Her- 
mes, ist  es,  die  auf  dem  Hochzeitszuge  den 
Göttern  voranschreitet  (s.  ob.  Abbildg.),  an  der 
Seite  Cheirons ,  dessen  hesiodische  Gattin 
Chariklo  nebst  Dionysos,  Demeter  und  Hestia 
den  weiteren  Vortiab  bilden.  Der  Zug  holt, 
wie  gegenüber  anderen  Auffassungen  zu  be- 
tonen ist,  die  Braut  aus  ihrer  Wohnung  ab 
und  wird  sie  schliefslich  nach  dem  Pelion 
hinaufgeleiten,  wo  nach  der  altepischen,  auch 
aufderKypselosladebenutztenVersion(jLöscAcZ;e, 
Dorpat.  Programm  1880,  6)  in  Cheirons  Höhle 
das    Beilager    stattfindet.      Was    ist   hier    die 


Iris  (d.  Götterbotin  im  alt.  Epos)      328 

Bedeutung  der  Iris?  Erscheint  sie  nur  als 
Heroldin,  wie  in  einem  anderen  Berichte  Her- 
mes (s.  Marksclieff'el ,  Hesiod.  cett.  Fragm. 
p.  157,  2)?*)  Das  ist  möglich,  läfst  aber  noch 
Raum  für  eine  weitere  Vermutung.  Theohrit 
13,  131  beruft  sich,  um  die  Ehe  eines  fürst- 
lichen Geschwisterpaares  zu  beschönigen,  auf 
das  Beispiel  der  Rheakinder:  'iv  ds  l^xog 
azoqvvaiv  iavuv  Zrjvl  -aal   Hqtj,  \  %fiQKg  (potßrj- 

10  accaa  ^vgotg  tri  naQ&tvog  Igig.**)  Man  wird, 
absehend  von  der  in  letzten  Worten  ent- 
haltenen Anspielung  auf  Alkaios  Gedicht  (ob. 
A  §  3),  eine  möglichst  ehrwürdige  Quelle  anzu- 
nehmen haben,  welche  bei  diesem  starken 
politischen  Anlafs  wieder  zu  Ehren  kam.  Auch 
ein  pompejanisches  Gemälde  zeigt  Iris  als 
Brautführerin  der  Hera  bei  jenem  Beilager 
(gewöhnlich  sagt  man  bei  der  anäxiq  auf  dem 
Ida  a).     Das   Motiv,    welches   sich  bei  einem 

20  jüngeren  Moment  aus  dem  Botendienst  un- 
schwer erklären  würde,  scheint  hier  nicht  der 
mythologischen  Bedeutsamkeit  zu  entbehren, 
wo  mit  einer  in  der  Kunst  seltenen  Be- 
wufstheit  und  Absichtlichkeit  die  Götter  nach 
ihrer  Bedeutung  (Brot,  Wein,  häuslicher 
Herd;  vgl.  Eurip.  fr.  884i  =  892''')  ausgewählt 
sind.  Sollte  sich  darin  nicht  etwas  Ähn- 
liches aussprechen  wie  in  !Bi  346  ^H  ga  -nccl 
ayuag  k'ucconzs  Kqovov  naig  rjv  TtagaHOiZiv,  | 
rotai  S  V7z6  xQav  Sia  cpvtv  vto&riXea  noirjv,  \ 
Xwxov  &'  SQO^svta  iSi  kqÖkov  Tjd'  väyiiv&ov  \ 
Ttvnvov  Kctl  fialccnov ,  og  ano  x^ovog  vxpoo' 
sigytv.  \  xm  ivi  Xs^daQ'rjV ,  int  äs  vs(pilrjv  ta- 
cavxo  I  y.alriv  xQvaiirjV  axiXnval  S'  ävsjtinxov 
hgaat?  Man  könnte  hier  an  die  Nais,  Chei- 
rons Gattin  (Hesiod  fr.  104  Kinkel)  oder 
Mutter  {Xenoph.  Gyn.  1,  4),  oder  die  Najaden 
in  seiner  Behausung  (Ap.  Bh.  4,  812,  vgl. 
Catiill.  64,  287),  an  seine  Tochter  'Sl-nvQQÖrj 
(Ovid  Met.  6,  637)  erinnern,  sowie  an  das 
Kommen  der  Götter  ju.fr'  6f.ißQov  kuI  %iiiimvog 
zur  Peleushochzeit  {Schol.  Ap.  Bh.  4,  816 
p.  507,  19).  Die  Vermählung  des  Zeus,  welche 
zuerst  mit  der  Thetis  stattfinden  sollte,  hing' 
auch  litterarisch  mit  den  Dichtungen  von 
Peleus'  Hochzeit  eng  zusammen.  Jedenfalls 
würde  ich  Iris  als  Bereiterin  des  Brautlagers 
auf  der  feuchten  Berghöhe,  sei  es  des  Ida, 
oder  des  Pelion,  oder  beider,  festhalten,  wenn 

50  wir  auch  zu  einem  litterarischen  Ergebnis 
nicht  gelangen.  Iris  und  die  Kentauren  stellt 
z.  B.  Cicero  (oben  Sp.  324,  1)  zusammen;  vgl. 
auch  Colvin,  Journ.  of  hell.  stud.  1,  140  und 
unten  Bildwerke  §  4.  Nebenbei  bemerke  man, 
für  den  Zusammenhang  der  Theogonie  und  der 
Peleushochzeit,  den  Okeanos  der  Fran^oisvase, 
welcher  in  der  von  Aeschylos  benutzten  Titano- 
machie  vorkam ,   in   der  späten  Nachdichtung 


60  *)    BergTc,   Jahrb.  f.    Phil.    81    (18G0),    311,   42    wufste, 

dafs  in  dem  Becher,  der  (einfach  zur  Spende)  auf  dem 
Altar  steht,  sich  Styxwasser  befinde,  mit  welchem  Iris 
bei  der  Trauung  dem  Bräutigam  den  hesiodisclam  Götter- 
eid abnehmen  werde ;  Iris  mit  dem  entliehenen  Fell  der 
Athene  etc.  Eine  ernsthafte  Widerlegung  giebt  WeizsäcVer, 
Rhein.  Mus.  32,  35. 

**)  Meinekc  und  Röscher  (in  Fleckeisens  Jahrb.  f.  cl. 
Philol.  Bd.  111  (1875)  S.  605  ff.)  lesen  hier  ivTluodsvo? ;  vgl. 
Verg.  Ä.  5,  CIO  virgo.  Kalliiu.  htj.  a.  Dolos  233  ff. 


320 


Iris  (im  jung.  Epos) 


Iris  (in  den  homer.  Hymnen) 


330 


Ilom.  T  7  tendenziös*)  von  der  Götterversamni- 
luiig  ausgeschlossen  ist,  während  sich  alle 
Flüsse  einstellen  wie  in  der  Peleushochzeit  des 
Cutidl.  04,  281,  wo  gleich  dahinter  Prometheus 
folgt:  dies  alles  unter  dem  Einflüsse  der  Titano- 
machie.  Dals  Aeschijlos  den  Okeanos  dem  guten 
Geschmack  und  den  zeitgemäfsen'Jptjttac;rfia  zu- 
liebe auf  einem  Greif, 
statt  auf  einem  The- 
aterlindwurm reiten 
liefs,  bedarf  keines 
Wortes.  —  2.  Das 
jüngere  Epos  lehrt 
uns  wenig  Neues.  In 
der  Üdystee  kommt  Iris 
nicht  vor,  nur  Hermes. 
Die  Kyprien  kennen 
schon  Hermes,  z.  ß.  im 
Parisurteil,  als  Boten 
des  Zeus  und  scheinen 
auch  darin  vaii  Ilias  £1 
auf  einem  Niveau  zu 
stehen,  dafs  sie  ihn 
mit  Iris  abwechseln 
lassen.  Unmittelbar 
nach  Paris'  und  He- 
lenas Ankunft  in  Troja 
heilst  es  bei  Proklos : 
'Währenddessen  wur- 
den Kastor  und  Poly- 
deukes  bei  dem  Dieb- 
stahl der  Kinder  u.s.w. 
(das  verhängnisvolle 
Abenteuer  war  aus- 
führlich erzä,hlt),  und 
Zeus  gewährte  ihnen 
einen  Tag  um  den 
andern  Unsterblich- 
keit. Darauf  meldet 
Iris  dem  Menelaos 
das  zu  Hause  Vor- 
gefallene.' Der  Zu- 
sammenhang in  die- 
sem Bericht  ist  enger 
als  es  aussieht.  Von 
Troja  wendete  der 
Dichter  seinen  Blick 
zum  Hause  des  alten 
Tyndareos  zurück,  der 
damals  auch  noch  an- 
deres Leid  erfuhr.  So 
mag  auch  der  Schlufs 
inneren  Zusammen- 
hang haben  und 
Iris'  Botschaft  von 
Zeus  ausgehen.  Zeus 
wünscht  ja  den  Krieg, 
während  von  Iris,  die 
in  r  die  Helena  mit  den  Worten  vv^cpcc  qjiXrj 
anredet,  kaum  anzunehmen  ist,  dafs  sie  die  frei- 
willige Angeberin  machte.— Die  sog. /iO>«emc/ten 
•Hymnen  zeigen  dieselbe  Praxis.  Im  h.  in  Cer.,  der 

*)  Mit  Büeksicht  auf  seine  geographische  Fixierung 
und  die  Theorie  vom  Okeanos  als  &sü)v  yevtais;  J^  201. 
302.  Der  Schal.  Law.  z.  Aesch.  Prom.  287  K.  notiert  den 
Unterschied,  aber  ohne  des  Tragikers  Quelle  zu  kennen; 
über  diese  s.  Welcher,  Ep.  Cylcl.  und  v.  Wilainowit: ,  Ilvin. 
Unters.  345,  22,  der  ihm  beizustimmen  scheint. 


wenigstens  vor  Eleusis'  Vereinigung  mit  Athen 
entstand  (y.  Wlhuiunvitz,  AusKydath.  V25;  Hom. 
Untersuch.),  entsendet  Zeus  314  erst  die  Iris  zur 
Erde,  und  gleich  darauf  SSi  Hermes  zum  Hades; 
dies  mit  nicht  unfeiner  Unterscheidung.  Im  Ji. 
in  Apoll.  Del.  103,  wo  es  sich  um  Herbeiholung 
der  Geburtshelferin  handelt,  ergab  sich  für  die 


Göttinnen  leicht  die  Wahl  des  weiblichen  Boten. 
CO  Die  Bildwerke  dieser  Epoche  werden  ein  ähn- 
liches Alteruieren  erkennen  lassen,  und  verraten 
nur  noch  hin  und  wieder  die  Neigung,  Iris  den 
Meergöttern  beizugesellen.  Vielleicht  werden 
dieselben  (namentlich  die  des  6.u.  5.  Jahrh.)  noch 
einige  Rückschlüsse  auf  die  Litteratur  zulassen. 
Aber  der  mythologische  Etwickelungsprozefs  ist 
abgeschlossen.  —  3.  Die  Zeit  seit  der  Mitte  des 
5.  Jahrh.  Ganz  von  selbst  verteilen  sich  nunmehr 


331   Iris  (in  d.  spät.  Poesie  d.  Griech.  u.  Rom.)  li'is  (Verhältn.  d.  Götterbotin  z.  Regenbog.)   332 

die  Botenrollen  so,  dafs  Hermes  dem  Zeus,  Iris  Dichter  hevut't:  nam  praeter  Homerum  et  Ver- 

der  Hera  dient  (s.  Abbildg.  Sp.  330),  wenn  auch  (jilius  hoc  prohat,  diccns  (2,  800)  aeriam  Caelo 

jener    häufiger    zur   Verwendung    kommt:    Es  nam  lujjpiter  Irim  \  dimisit ,   (jermanae  Jiaud 

scheint,  dafs  sich  diese  Teilung,  die  der  Töpfer  mollia  iussa  ferentevi,   so  übersieht  er,   dafs 

Brygos,  auch  der  Maler  des  grofsen  Pandora-  die    letzten  Worte    einfach    eine  Übersetzung 

kraters   (s.  B  %  l)  noch   nicht   kennen,    gegen  von    cvv  dyysXirj  alsytivfj    B  787  sind,  so  gut 

Ende  des  5.  Jahrh.  vollzogen  hat.    Zuerst  läfst,  wie  supra  caput   astitit  4,  702    von   B  20  und 

soviel  ich   sehe,  Euripides  Herc.  823   Iris   im  die  Verwandlung   der  Iris  in  eine  befreundete 

Auftrage  der  Hera  auftreten  und  durch  sie  die  Sterbliche  4,  (320   eine  Nachahmung   der  Iris- 

Lyssa  hereinführen.  Bei  KallimucJiJt.  in  Del  67  lo  episoden  in  ß  und  F  ist.     Eher  hätte  er  sich, 

mufs  im  gleichen  Dienste  Iris  auf  hoher  Berg-  wie  in  neueren  Zeiten  geschehen  ist,  auf  5,  618 

warte  aufpassen,  dafs  der  kreifsenden  Alkmene  Jiaud  ignara  nocendi  berufen  können,    obwohl 

keine  Hülfe    werde;    schon    auf   einer   rf.  Le-  es,  sachlich  genommen,  lediglicli  im  Charakter 

kythos  steht  sie  {Brit.  Mus.  nr.  1535  [des  alten  ihrer  Herrin  liegt,  wenn  Iris  bei  Earip.  oder 

Katalogs] ,    Mcmorie    della    acad.   ErcoJan.  6)  Kallim.  (und  dergleichen  schwebte  doch  wohl 

hinter  der  das  Herakleskind  säugenden  Hera  dem  Verg.   vor)    zu  keinen   freundlichen  Sen- 

und   spricht  mit   Alkmene.     Derselbe   Dichter  düngen  verwendet  wird.    Übrigens  aus  Acn.  4, 

schildert ,    wie    die    stets    dienstbereite    Jung-  wo  Iris  —  immer  nur  im  Dienst  der  Göttin  — 

frau    am    Thron    der  Gebieterin    kauert    und  den  Todeskamjjf  der  Dido  sanft  beenden  hilft, 

die  Müdigkeit  bezwingt,  indem  er  nach  Euri-  20  unterweltliche  Beziehungen  zu  folgern,  ist  den 

pides'  Vorbild  (Herc.  860)   den  Vergleich  mit  Alten    nicht    eingefallen,    wie     Tölken,    Iris 

einem  Jagdhund  gebraucht  (v.  228fif.).    Ebenso  (Berlin  1845)  behauptet,  sondern  erst  ein  Mifs- 

wird  sie  bei  yl;>o Won. -R/t.  4,  753  fi'.  von  Hera  mit  Verständnis   der  Neueren.     Vgl.  II.  Bergstedt, 

den  verschiedensten  Sendungen  betraut  —  wo-  Studia  archacol.  Upsala  1881  p.  8.  15. 
neben  sie  2, 284  ff.  ihre  hesiodiscJien  Schwestern, 

die  Harpyien,  vor  den  verfolgenden  Boreaden  C.  Verhältnis  des  Regenbogens  und  der 
schützt  (vgl.  Serv.  Verg.  Ä.  3,  209),  was,  wie  Götterbotin  zii  einander, 
wir  bei  dieser  Gelegenheit  aus  den  Kommen-  1.  Beide  untrennbar.  Fer^iZ  ist  für  uns 
taren  ersehen,  bei  Hesiod,  natürlich  nicht  dem  derjenige,  welcher  die  Naturerscheinung  des 
Theogoniedichter,  Hermes  gethan  hatte:  ScJiol.  so  Regenbogens  wieder  in  ihr  Recht  einsetzt  und 
286.  297.  Dem  Äpolloidos  war  übrigens  die  mit  der  Funktion  der  Himmelsbotin  äufserlich 
Ungeschicklichkeit  vorbehalten,  die  Himmels-  verbindet,  was  von  da  an  das  Übliche  bleibt, 
botin  Kunde  von  der  Erde  an  die  Götter  Sehr  wirkungsvoll  wird  der  Iris  Kommen  und 
bringen  zu  lassen.  In  diese  Epoche  oder  Gehen  stets  von  dem  Phänomen  begleitet,  das 
etwas  früher  fällt  die  Ruveser  Vase  (Fig.  2),  ihren  Pfad  andeutet.  Sie  schwirrt ,  den 
während  die  Petersburger  Vase  mit  Iris  auf  Menschen  als  Person  unsichtbar,  an  dieser 
dem  V^agen  der  Hera  (Sp.  327)  in  den  Anfang  Brücke  gewissermafsen  auf  und  nieder,  ohne 
des  4.  Jahrh.  gehören  mag.  Am  Parthenonfries  übrigens  darum  ihre  Flügel  abzulegen.  Der 
(Fig.  5)  steht  Iris  an  der  Seite  Heras,  anders  in  Vergil- Kommentator  hat  vollkommen  recht  in 
den  Giebelfeldern.  —  4.  Die  römisclien  Dichter  40  Bezug  auf  arcus  quem  non  Irim,  sed  viam 
halten  sich  in  denselben  Geleisen.  Fast  immer  Iridis  dixit  {Serv.  A.  5,  610).*)  Aber  man 
ist  luno  Gebieterin  der  Thaumastochter,  die  kann  dies  unmöglich  mit  Baumeister,  Denkm. 
darum  selbst  bisweilen  lunonia  heifst  {Verg.  S.  760  zum  Ausgangspunkt  mythologischer 
A.  4,  693  ff.  5,  606—659.  9,  2—23.  üvid  Met.  Erklärung  nehmen  und  daraufhin  eine  Son- 
1,  270.  11,  585.  14,  85.  830.  Stat.  Theb.  10,  derung  von  Person  und  Sache  verlangen.  Es 
70.  Val.  Flacc.  4,  75.  Sil.  Ital.  passim.  An-  ist  nicht  zu  erkennen,  inwiefern  für  diese 
thol.  lat.  rec.  Biese  (1879)  550),  weit  seltener  Auffassung  Hom.  P  547  bezeichnend  sein 
luppiter  {Verg.  A.  9,  803.  Sil.  Ital.  9,  470.  soll,  wo  Athenas  plötzliche  Erscheinung  mit 
551).  Es  war  also  damals  nicht  so  falsch,  wie  dem  Phänomen  verglichen  aber  doch  nicht 
bei  Serv.  A.  5,  606  behauptet  wird:  quod  dici-  50  von  einem  solchen  begleitet  ist.  Die  römische 
tur  ministra  esse  tantum  dearum;  wer  weifs,  Dichtung  zieht  das  Facit  der  gesamten  grie- 
ob  das  tantum  in  dem  dort  bekämpften  chischen  Mythologie,  und  wenn  ihr  oft  genug 
Scholion  überliaupt  stand  und  nicht  eher  das  echte  Gefühl  für  dieselbe  mangelt,  so  hat 
plerumcpie  lautete.  Denn  die  Quelle,  die  offen-  sie  doch  auch  bisweilen  Mythen,  die  uns  nur 
bar  unter  dem  Einflufs  der  soeben  betrachteten  in  trümmerhaften  und  disparaten  Resten  vor- 
Periode steht,  ist  gut  und  läfst  sich  bis ^ zu  liegen,  mit  richtigem  Instinkt  oder  mit  Hülfe 
den  alexandrinischen  Kommentaren  zurück-  besserer  Quellen  vervollständigt  und  berichtigt, 
verfolgen;  Servius  (vgl.  Mytlwgr.  Vat.  2,  6.  3,  Z.  B.  bezog  sich  die  Umkehr  der  Sonne  aus 
4.  6).-  ex  magna  parte  servatur,  ut  Mercurius  ad  Abscheu  über  die  Atridengreuel  auf  das  Mahl 
concordiam ,  Iris  ad  discordiam  mittatur  (vgl.  60  des  Thyest,  was  aber  erst  von  den  Römern 
zu  9,  2):  unde  et  Iris  dicta  est  quasi"EQLg.  Schol.  ausgesprochen  wird;  die  hundertarmigen  Riesen 
Hom.  £  29  iv  filv  'ihädi  rfj  "iQidi  xqyitch  Ölu-  kämpften  ursprünglich  nicht  für,  sondern  gegen 
■növw'  %atciTilr]y.Tiv.ri  y^Q ■>  >'<^'^  '^ot?  noli fiLY.Oi(;  den  Olymp;  hier  läfst  sich  der  Vorzug  der 
ioiKvicc  7]  dh  'Oövcasia  fiv&cädr]g  iavlv,  mg  xat  lateinischen  Darstellungen  vor  der  hesiodischen 
o  'Egi^fig.  Schol.  A  21  qv%  iozi  Sl  rj  avTrj"EQig  noch  erweisen.  Ein  ähnliches  Verhältnis  finden 
Kcci  ^iQig  ■>ia&'  '"'OfirjQov,  (ag  v7isX(xßsv  (seil.  Zrj-  wir  hier;  auf  der  einen  Seite  die  unzweifel- 
vodoTog).  —  Wenn  freilich  der  Vergil- Kommen- 
tator a.  a.  0.  und  9,  2  sich  für  beides  auf  seinen  *)  vgi.  Anthui.iat.  543  R.  1879/)«/-  nubUa  dcwiatarcu  irü. 


33o   Iris  (Verhältn.d.  Götterbotin  z.  Regenbog.)  Iris  (Kult;  Verhältn.  z.  Ino-Leukothea)   334 

haften  Merkmale  einer  Naturkraft,  speziell  Merkwürdig  genug  blickt  solche  Natur- 
eiuer  Regen-  und  Windgöttin,  auf  der  andern  bedeutung  in  O  durch,  ohne  im  übrigen,  ja 
Seite  die  homerische ,  in  die  üblichen  Götter-  auch  nur  in  derselben  Scene,  der  Anmut  ihres 
formen  gekleidete  Abstraktion,  welche  in  der  Charakters  irgendwie  Abbruch  zu  thun.  Ihr 
Dichter- Tradition  die  erstere  auf  lange  Zeit  bescheidenes  und  zugleich  kluges  Verhalten 
verdrängt,  bis  ein  fähiger  Kömer  den  im  in  der  schönen  Scene  mit  Poseidon  hat  die 
Volksmunde  schwerlich  je  vergessenen  Zu-  Bewunderung  der  Alten  erregt,  Dionys.  Hai. 
sammenhang  wieder  betont.  —  Man  hat  wieder-  rhct.  9,  3.  Die  Teilnahme  für  Helena  in  F  ist 
holt  bezweifelt,  dafs  die  homerische  Iris  als  durchaus  weiblich,  und  zu  dem  trauernden  Pria- 
Regenbogen  zu  fassen  sei  {Welcher,  Götterl.  1,  lo  mos  ß  170  tritt  sie  leise  redend  heran,  damit 
690.  Matz,  Arch.  Ztg.  1875  S.  20),  und  sich  auf  der  Greis  nicht  erschrecke;  qiiae  ei  propria 
das  zweimalige  Vorkommen  des  Appellativs  tptg  est  morum  lenitas  bemerkt  Lehrs  z.  Herodian 
berufen.  Schon  El.  H.  Meyer ,  Gandharven-  S.  480.  Die  Charakteristik,  welche  der  Odyssee- 
Kentauren  197  hat  gegen  diese  Begründung  scholiast  giebt  {B  §  4),  war  also  verkehrt 
eingewendet,  dafs  auch  Eos  bald  als  Person  und  widerlegt  sich  durch  den  Hinweis,  dafs 
bald  als  Himmelserscheinung  auftrete.  Nur  ist  die  Ilias  nur  Kämpfe  schildere.  Es  ist  auch 
das  Problem  von  vornherein  anders  zu  stellen:  nicht  zuzugeben,  dafs  'Iris  regelmäfsig  erwähnt 
nicht  ob  Iris  bei  Homer  als  Regenbogen  werde,  wo  stürmische  Vereinigungen  (?)  des 
zu  fassen  sei  —  das  ist  sie  gewifs  nicht  — ,  Zeus  iind  der  Hera  oder  ihre  und  anderer 
sondern  ob  der  Dichter  noch  von  ihrer  ehe-  20  Götterkämpfe  (?)  meist  ganz  deutlich  als  Ab- 
maligen Naturbedeutung  Kenntnis  hatte,  wird  bilder  des  Unwetters  geschildert  werden'  {El. 
die  Frage  lauten  müssen.  Wir  bejahen  dieselbe  H.  Meyer,  Gandharven  197).  Diese  obenein 
mit  Rücksicht  auf  die  Beiworte  asllonog.,' no-  mit  der  interpolierten  Hesiodstelle  T/ieof/.  780 ff. 
tfr/fffio?,  a-nicc,  xcc%£ia,  vor  allem  iQVGÖTiTfQoq.,  operierende  Auffassung  konnte  nur  aus  einer 
da  beii/o»ier  keine  andeie  der  zwischen  Himmel  Theorie  entspringen,  welche  hinter  den  epi- 
und  Erde  hin-  und  herwandernden  Göttinnen  sehen  Heroenkämpfen  Naturmythen  wittert. 
Flügel  hat.  Die  sehr  weitgehende  Vermensch-  Uns  mufs  es  genügen,  den  im  weitesten  Um- 
lichung  seiner  Götter  hält  den  Dichter  nicht  kreis  nichtJiomerischer  Traditionen  erkennbaren 
ab,  der  künstlerischen  Zeichnung  ihrer  Gestalten  Elementar -Charakter  auch  unter  der  homeri- 
gewisse  Merkmale  beizufügen,  zu  welchen  Ob-  30  scJicn  Hülle  der  sanften  Götterbotin  wieder- 
servanz  oder  Erinnerung  ihn  nötigt,  wenngleich  gefunden  zu  haben.  —  Welckers  Meinung 
yie  in  den  Grundton  nicht  mehr  passen.  Da  {Götterl.  1,  690),  von  der  Botin  sei  der  Name 
hat  der  genasführte  Ehemann  Zeus  eine  Wolke  erst  auf  die  Sache  übergegangen,  ist  damit 
ums  Haupt,  da  wird  Artemis  als  ein  würgender  von  vornherein  ausgeschlossen.  Sie  stützt  sich 
'Löwe  für  die  Menschheit'  gekenuzeichnet  in  auf  die  Herleitung  des  Namens  von  sigco,  über 
derselben  Scene,  wo  sie  von  Hera  Ohrfeigen  die  das  Folgende  Licht  verbreiten  mufs. 
erhält;  da  ist  die  malitiöse  Haustyrannin  des  2.  Kult  der  Iris.  Cicero  a.  a.  0.  wun- 
Olympos  selbst  ßocints  in  dem  halbvergesseneu  dert  sich,  dafs  nicht  auch  der  Regenbogen 
Sinne  der  argivischen  lo.  So  widerstrebt  es  so  gut  wie  das  Meer  und  andere  Natur- 
dem  Dichter  nicht,  der  Iris  Schwingen  zu  40  kräfte  und  Erscheinungen  göttlich  verehrt 
geben;  aber  sie  dieselben  entfalten  und  dem  werde.  Athenaeus  14,  645b  jedoch  berichtet 
Gebrauche  ihrer  Füfse  entsagen  zu  lassen,  uns  ausdrücklich  aus  dem  Lokalschriftsteller 
wird  ihm  schwer.  Nur  ein  einziges  Mal  Semos  (siehe  Müller,  Fr.  H.  G.  4,  492), 
fliegt  sie,  statt  zu  'gehen',  und  das  ist  in  dafs  die  Delier  auf  der  kleinen  Nachbar- 
O,  dtjr  auch  sonst  wichtigsten  Iris -Partie  insel  Hekatesnesos  der  Iris  opferten.  'Des 
der  Ilias  (siehe  oben  B  §  1).  In  dem  dorti-  bösen  xsQug  wegen'  bemerkt  Welcher ,  Götterl. 
gen  Vergleich  mit  Boreas  und  Schneesturm  1 ,  692  hierzu.  Damit  fafst  man  aber  den 
glaubten  die  antiken  Erklärer  eine  Andeutung  Begriff  der  Iris  zu  eng.  Man  opferte  nicht 
dessen  zu  finden,  was  Iris  eigentlich  bedeute.  einem  blofsen  Phänomen,  sondern  der  darin 
Nach  reiflicher  Erwägung  werden  wir  dieser  50  vermuteten  Kraft,  einer  Göttin,  die  sich  da- 
Auffassung  ihr  Recht  einräumen  müssen,  ob-  hinter  zu  verbergen  schien,  und  die,  wenn 
wohl  oder  gerade  weil  die  Vergleichung  in  sie  Regen  brachte ,  auch  ihre  wohlthätigen 
schiefer  Weise  auf  die  Schnelligkeit  zugespitzt  Seiten  hatte.  Galt  sie  doch  auch  als  Gattin 
und  mehr  dunkel  gefühlt  als  klar  gedacht  ist.  des  Zephyros  (s.  oben  ^3),  des  niöxaxog 
Es  würde  uns  schwer  fallen,  bei  der  Iris,  selbst  avf'ju.cor,  der  gleichfalls  seiner  Opfer  nicht  ent- 
der  als  Regengöttin  gedachten  oder  geahnten,  behrte.  Es  würde  zudem  ganz  gegen  griechische 
gerade  an  Schnee  und  Hagel  zu  denken,  wenn  Gewohnheit  sein,  wenn  nicht  auch  diese  Gottheit 
nicht  Homer  selbst  eine  Kontrolle  für  die  Rieh-  sich  irgendwo  und  -wie  mit  einer  anderen  be- 
tigkeit  böte:  dies  nicht  sowohl  in  der  Scene  rührte  und  vermischte.  Eine  solche  Nachbarin 
der  Winde  {W) ,  die  wie  eine  selbständige  co  glauben  wir  in  Ino-Leukothea  zu  finden. 
Parallele  betrachtet  sein  will,  als  darin,  dafs  Es  ist  wahrscheinlich,  wenn  auch  nicht  sicher, 
er  den  Regenbogen  für  ein  Anzeichen  des  dafs  am  amykläischen  Altar  sich  beide  ein- 
nahen xsiiLÜtvog  öva&aluBos  nimmt  {A  §  1).  ander  gegenüber  befanden,  obwohl  auch  dann 
Oft  genug  wird  man  die  Iris  selbst  als  eine  noch  die  Beziehung  der  Ino  auf  eine  andere 
Wolke  hezeichnet  hahen:  Xenophanes7]v  r''^lQiv  Nachbarfigur  (Semele)  ebenso  möglich  ist  (s. 
Kal£ov6i,  v£(pog  yial  xovxo  nicpvAB  \  nogcpvg^ov  unten  Sp.  314);  um  so  wichtiger  bleibt  dort 
yittl  q)oi-viv.£ov  v-al  xlcogbv  IdsaQ-ai  {Schol.  Hovi.  die  Verbindung  der  Iris  mit  Poseidon  und 
A  27);  vgl.  Cic.  Aut.  B.  3,  20,  51.  Amphitrite.     Die   delische   Huldigung    an    die 


335      Iris  (Verhältnis  zu  Ino-Leukotliea)  Iris  (und  Iros)                       336 

Regengöttin  sieht  nun  ganz  aus  wie  ein  Über-  suchen,  da  ja  auch  das  Meer  'purpurn'  ist*); 

bleibsei    oder  Parallelkult    eines    Ino- Kultes.  seltsam    genug    ist    freilich    eine    Vorstellung 

Wenn  auch  nicht  Ino -Leukothea  selbst  dort  des  Pneudo- Plutarch  de  fluv.  18,  4,  wo  (nach 

angetroffen  wird,  so  doch  der  längst  als  namens-  einem   fingierten  Dichter)   die   Iris   xaig   iSiais 

verwandt   erkannte   Inopos,   ein  Flufs   wie  In-  ^ävaig  einen  fremden  Körper  umschlingt  {stcl- 

achos  (vgl.    WelfJcer,  Götterl.  1,  644),    und  der  6cpit,aaa)  und  zur  Erde  trägt  —  gleichviel  ob 

mit  jener    Göttin    eng    verbundene   Odysseus,  dies    zu    den    eingestreuten    Wahrheiten    des 

welcher  an  eben  jener  Stätte  (vgl.  Prdler,  Gr.  Fälschers  gehören  mag  oder  nicht.    Ebenso  sei 

Mytli.  1^  193,  2  =  *238,  1)  geweilt  hat  (Hom.  davor  gewarnt,  etwa  mit  dem  zö^ov,  d.  i.  der 
^  164  u.  Schol.),  was  sjaätere  Dichtung  zu  moti-  lo  prosaischen  Bezeichnung  des  Regenbogens,  den 

vieren    suchte.      Ino    wurde    ferner    als    Bvvrj  bei  Hesych.  erwähnten  sikyonischen  zo^i'ov  ßov- 

(Etym.    M.  217,  5.    564,  44)     oder    Bovvrj    in  j^dg  zusammenzubringen.   Mit  ^ouvo?,  der  Hügel, 

Dodona,    sowie   in    Odysseus'   uralter    Heimat  hat  Bovvrj,  Bvvr]  nichts  zu  thun.    Für  letzteres 

Thesprotien  {Wilamoioitz ,   Hom.  Unt.  189,  30)  könnte  man  eher  das  makedonische 'Tt^fa  (lang 

und   Unteritalien   verehrt  (Lylcophr.  107.  757;  v   vorausgesetzt)   in   Betracht  ziehen.     Dahin- 

vgl.  Schol.  800.  Stepli.  B.  Tga^nvcc),  und  zwar,  gegen  führen  die  samothrakischen  Götternamen, 

wie  aus   den  Zeugnissen   deutlich  hervorgeht,  welche  Aristoteles  {Schol.  Ap.  a.  0.)  und  IHodor 

an  denselben  Orten,  wie  Odysseus  selbst.    Dafs  5,  48  statt  des  Hermessohnes  Kasmilos  und  der 

sie    eine   Regengöttin   war,   folgt  aus  Eupho-  Leukosia  überliefern,  der  Hermessohn  Saos  oder 
rion  fr.  ^\  Mein.*)  noXvxQocpa  (lies  etwa:  nolv-  20  Saon  und  ^Prur],  um  so  bestimmter  nach  dem 

TQÖcpu?)    dä-KQva    BvvTjg    in    Verbindung    mit  Kultbereich   der  Iris,    d.   i.   Delos    mit    seiner 

dem,    was  ein   Schriftsteller    gleicher  Epoche  Kheneia,  zurück.     Und  man  wünschte  wohl  zu 

aus    orphischer    Quelle    anführt   Sä-ngva   dibg  wissen,   durch  welche  jetzt  fehlenden  Miftel- 

xbv  öfißgov  Srjlovv  (Lob.,  Agl.  836).    In  Mittel-  Glieder   das    Etym.   M.   und   Gud.   dazu    kam, 

Italien   begegnet    dieselbe    Göttin    unter    dem  Iris  von  qiiv  herzuleiten.  —  Sao  kommt  auch 

Namen    der    weissagenden    Quellnymphe    AI-  weiblich    vor,    vielleicht    als    eine   thrakische 

hunea  {Preller  -  Jordan ,  Böm.  Myth.  1,  383.   2,  Göttin   des   Thamyris   gedacht,   wenn   die   In- 

139.  145;  besonders  Serv.  Verg.  A.1,^'6).    Dafs  schrift  vorn  vollständig  ist,  auf  einer  rf.  Vase, 

diese,   den  Römern   durchaus    nicht    sehr  be-  Rom.  Mut.  d.  Inst.  3  Tafel  9;   und  sicher   als 
kannte  Identifikation  erst  nachträglich  vqrge- 30  Nereide  Hes.  Theor/.  24:3      Schliefslich  notiere 

nommen  sei,  ist  nicht  anzunehmen;  die  Ahn-  ich,   dafs   Iris  bei  Harn.  Sl  77    die  Thetis   im 

lichkeit  der  beiden   war.  nicht  mehr  deutlich  Meere  bei  Samothrake  findet  {Arit^trirch.  Schol. 

genug,  um  zu  einer  Fiktion  einzuladen.     Um-  z.  St.)  und  der  dunkle  Schleier  auch  dort  (92) 

gekehrt  nötigt  uns  vielmehr  alle  mythologische  betont  wird,  aber  in  anderer  Verwendung. 

Analogie   zu    dem    Schlüsse,    bei  Ausprägung  Die  ganze  Irisfrage  läfst   sich  unseres  Er- 

jenes    Namens  habe    der  aus   Leukothea  und  achtens  nicht  sondern  von  der  nach  dem  Iros 

dem  Quellnamen  Leukosia  herausklingende  Be-  der  Odyssee.     Der  Name  ist  in  Nordgriechen- 

griff  mitgewirkt  und  etwas  an  Alburnus,   AI-  land    zu    Hause   (siehe  Steph.  B.   'Elläg,  "lQa\ 

bula    u.    dgl.    Erinnerndes    zuwege    gebracht.  vgl.   Lykophr.   905)  und    von  da  in  verschie- 
Eine  Mittelform  'Aßvvr]  mit  Vorschlags-«,  wie  40  dene  Heroengeschlechter  eingedrungen.  In  der 

sie    sich    im    Griechischen    bekanntlich  leicht  Oc^^/ssee  0  5  wird  der  Bettler  Arneios  darum  Ypo? 

einstellt,    fehlt    uns    leider.     Aber    sollte    sie  genannt,    ovvcy.'   änayyBllsaiis   -nicöv,  ori   tcov 

nicht  etwa  in  dem  Namen  der  delischen  Opfer-  rig  avcoyot.    Man  glaubte  also  aus  dem  Worte 

gaben  an  Iris  stecken,  welche  die  Vulgata  des  Igog    etwas  wie    sigeiv    im    Sinne    von   liysiv 

Athenäustextes  als  tovg  ßaavvtag  KaXov^üvovg  {s.  Scliol.)  herauszuhören,  eine  Volksetymologie, 

(seil.  nlciy.oövtccg)  bezeichnet,  und  statt  dieses  die  früher  oder  später  auch  bei  Iris  Platz  ge- 

sonst  unbezeugten  Wortes   vielmehr  tova'a'a-  griifen   hat.     Unmöglich   kann  der   gefräfsige, 

ßvviag  zu   schreiben  sein?   —    Bleibt  dies  nur  betrunkene   Proletarier   von  Ithaka,    wie    der 

eine  Vermutung,   der  man  etwa  eine  dorische  Scholiast    sich    zu    denken    scheint,    von    der 
Bildung  von  ßa&vg  entgegenstellen  könnte,  so  50  Götterbotin  hergeleitet  sein.    Der  Gedanke  an 

ist    doch     damit    der     Zusammenhang    beider  sie  hat  höchstens  insofern  mitgewirkt,   als  er 

Göttinnen    mit    Delos    einer-    und    Nordhellas  dazu  führte,  sie,   die  in   der  Odyssee   ebenso- 

andererseits  nicht  erschöpft.     Zunächst  einige  gut  neben  Hermes  Platz  gehabt  hätte  wie  in  Sl 

Präklusivbemerkungen.  und  den  Kyprien,  vollkommen  auszuschliefsen. 

Man  weifs  heute,    dafs   der  Schleier   oder  Beide  Laben   eben   ihre   gesonderte  Entwicke- 

Gürtel,  welchen  die  'Kadmostochter'    (s  333)  lung   gehabt.     Die    Differenzierung    ist    stark, 

dem   ertrinkenden   Odysseus   reicht,    aus   dem  nichtsdestoweniger  mag  der  Bote  Arneios-Iros 

samothrakischen  Kult  des  Kasmos   oder  Kad-  einst   ebenso   respektalael    gewesen    sein,    wie 

milos  und  der  Leukosia,  d.  i.  dorisch  =  Leu-  der  Stammvater  der  Epeer,  Epeios,  der  in  der 
kothea,   stammt:    Schol.   Apollon.    1,   917.     In  eo  Ilias  ß  664  noch  an  ritterlichen  Künsten  her- 

jenem,   von  seiner  Farbe  7ioQq)VQi'g  genannten  vorragend  beteiligt,   dann  aus   einem  Herolde 

KQi]ds(ivov  wird  aber  wohl   niemand   eine  Be-  der  Atriden   zu  einem  Handwerker  und  Feig- 
ziehung  auf  die  nocpvQErj   iQig  Homers  P  547 

*)   Bei  Ausdrücken   wie  Anthol.  lat.  rec.  Riese  (1879) 

*)  Vielleicht  gehört  demselhen  Dichter  Meineke,  An.  ."ilS  picturaio  caclum  velamine  cingit,   vgl.  548,  3.     Senec. 

Alex.  p.  153  Bvvrfi  y.axa  ?jKtii'  tcv  ai'dijiaaij; i  so  G.  Diu-  trag.  Oedip.  320  parte  qiiae  magna  poli  curvata  pict  o  nuntiat 

dorf  statt  des  überlieferten  und  verdorbeneu  y.ata^.fy.tQia  nimbos  sinu  schwebten  vielleicht  Kunstdarstellungen  der 

z.  Henr.  Stephan,   s.  v.     Man   denkt   am   ehesten   an   eine  Göttin   mit   halbkreisförmig   geblähtem   Gewände   vor  (s. 

Parallelsage  zur  Kalypso.  unten  Sp.  339,  53  ff.  u.  349). 


337 


Iris  (Etymologie) 


Iris  (Etymologie) 


338 


ling  geworden  und  bei  Stesichoros  schon  zu 
einem  Knechte  herabgesunken  ist,  welcher 
die  niedrigsten  Arbeiten  verrichten  mufs.  Es 
scheint  sogar,  dafs  der  Jris  selber  ein  gleiches 
Schicksal  nicht  erspart  geblieben,  wenn  wir 
denPiato,  wie  billig,  zu  den  Dichtern  rechnen: 
er  giebt  seinem  Eros  anstatt  der  bekannten 
Iris  (ob.  J.  §  3)  die  Armut  zur  Mutter,  indem 
er  zwar  an  Iros  denkt,  aber  die  Femininfoim 
vermeidet,  für  die  er  anderwärts  eine  passen- 
dere und  edlere  Verwendung  hat  (oben  Ä  §  4), 
ähnlich  wie  er  bei  dem  Vater  an  Plutos 
denkt,  aber  statt  dessen  den  abstrakteren 
Porös  einsetzt.  —  Einen  wichtigen  Finger- 
zeig giebt  für  die  hier  vorliegenden  Fragen 
der  Name  'Agveiog  selbst.  Allgemein  und  mit 
gutem  Grund  wird  das  deüsche  'Prjveia  aus 
grjv,  vgl.  7ioXvQQr]v  und  ccgvSLog,  erklärt  {Curtius, 
Eti/m^  347).  Was  für  Pr'iVBLa  gilt,  mufs  na- 
türlich auch  für  die  samothrakische  'Pr'jvrj  gel- 
ten, 'die  Göttin  der  Schafherde'  {Preller  Bobert, 
Gr.  M.  1,  398),  die  Gattin  des  Hermessohnes. 
Hier  hätten  wir  denn  also  die  oben  vermu- 
teten Spuren  der  Iris  —  in  einem  männlichen 
Korrelat,  unter  welchem  sich  Hermes-A'aöft^Aog 
d.  i.  Kara^r'ihog  selbst  verbergen  mag. 

O.  MüUer,  Aegin.  170  wollte  Iris  mit  der 
Hekate,  auf  deren  Insel  sie  vei-ehrt  ward,  iden- 
tificieren,  doch  sprechen  die  Zeugnisse,  die  er 
anführt,  namentlich  eines  des  Semos  selber 
eher  dagegen.    Bergstedt  p.  9.    Vgl.  Kap.  B  4. 

Etymologie. 

Wie  aus  allem  Vorangeheuden  ersicht- 
lich, ist  die  Herleitung  von  eiqsiv  =  Isysiv 
nicht  erst  durch  die  Grammatiker  aufge- 
bracht worden  {Schol.  Od.  a  6.  Interpolcdor 
von  Plat.  Cratyl.  408.  Hesych.  v.  f/'prj  und 
7(10?.  Etym.  M.  'Iqi?;  vgl.  Wclcker,  Gütterl.  1, 
690),  sondern  wird  bereits  von  dem  homeri- 
schen Epos  vertreten.  Aber  sie  hat  keinen 
sprachlichen  Wert  und  nur  den  einer  Volks- 
etymologie, welche  die  Ausprägung  der  Regen- 
wind- und  Seegöttin  zur  Götterbotin  beför- 
derte. Sie  ist  auch  von  G.  Curtius,  dem  ein- 
zigen Sprachforscher,  der  sich  unseres  Wissens 
über  die  Frage  geäufsert  {Arch.  Ztg.  1880,  133, 
5),  verworfen  worden,  ebenso  wie  die  Hermann- 
sche  von  Ei'pco,  scro  und  die  eines  Andern  von 
ftfit.  Antik  ist  auch  die  Gleichsetzung  mit 
"Egig,  bei  welcher  noch  die  nachklassische 
Schreibung  Elgig  für  Igig*)  und  dadurch  ver- 
anlafste  Verschreibung  (z.  B.  Argum.  Theokr. 
13.  Athen.  14,  646  d;  vgl  ob.  Sp.  323,  32)  mit- 
wirkte; s.  Etym.  M.  und  Gud.,  sowie  Suid. 
V.  ^Igig.  Hesychs  sonderbare  Glosse  "Egidag- 
Tag  iv  ovgavä  igiSag "  'ATZiv-äg  würde  erst  etwa 
in  folgender  Fassung  Sinn  bekommen:  EI'ql- 
öag'  Ttis  iv  ovQavä  ^oivag'  'Aztiyiwg  ös  igidag, 
vgl.  das  vorhergehende  Lemma;  auch  in  sql- 
cy.rjnza'  isgä  ßordvr],  sig  rjv  ccv  f'pig  (1.  slgig) 
iniay.rj'ip'rj  möchte  man  iigLayirjTtTa  erwarten, 
wenn  die  Erklärung  zutrifft.  Übrigens  ist  auch 
diese  Etymologie  nicht  von  den  Alexandrinern, 
wo   sie  unter  Zenodots  Namen  berichtet  wird, 

*)   Aufscr    den   im  Text  angeführten  Stellen  Hesych. 
V.  tiori  (1.  iiin;'i)  und  oben  A  §  3. 


erfunden,  sondern  klingt  schon  in  der  Hesiod- 
Intcrpolatiun  Theog.  782  an,  in  einer  Manier, 
die  sich  in  jenem  Gedicht  öfter  beobachten 
läfst.  —  G.  Guitivs  bekennt,  zu  keinem  Er- 
gebnis gelangt  zu  sein,  will  aber,  dafs  man 
von  'der  bei  Homer  wahrscheinlichen  Form 
FCgig''  ausgehe,  die  er  auch  in  Btgig  {Paus.  3, 
19,  4)  am  amykläischen  Altar  zu  erkennen 
glaubt.     Es  ist  richtig,  dafs  jene  Schreibung 

10  direkt  aus  der  Inschrift  des  Altars  zu  ei-klären 
ist,  nicht  etwa  aus  einer  Verderbnis  unseres 
Textes.  Allein  paläographisch  führt  die  Trans- 
skription B  nicht  auf  ein  F,  sondern  auf  ein 
P,  wenn  der  Verfertiger  ein  Lakone,  oder  auf 
^,  wenn  er  ein  Korinther  war,  oder  aber  auf 
B.  d.  h.  im  einen  Falle  auf  Eigig,  im  andern 
auf  higig.  Ist  somit  dem  B  der  Boden  ent- 
zogen und  das  homerische  F  nur  eine  'Wahr- 
scheinlichkeit', so  eröffnet  sich  der  weite  Aus- 

20  blick  auf  die  Gruppe  SCgig,  Z(s)i'giog,  Zsigrjv. 
Für  diesen  Zusammenhang  scheint  sich  ein 
wichtiger  Anhaltspunkt  darzubieten.  Die  schö- 
nen Münztypen  von  Terina  in  Bruttium  zeigen 
ein  geflügeltes  Mädchen,  welches  bald  auf  einer 
Hydria  oder  einem  Altar  oder  bei  einer  Säule 
und  Stufenbasis  sitzend,  einen  flatternden  Vogel 
auf  der  Hand  hält,  bald  aufrecht  steht  oder 
aus  einer  Quelle  schöpft,  immer  aber  ein  Kery- 
keion    mit    sich  führt.     (Vgl.  Poole,  Numism. 

30  Chron.  1883,  11.)  Nur  die  älteren,  halbarchai- 
schen Münzen  weisen  statt  dessen  eine  flügel- 
lose, aufrecht  stehende  Göttin  mit  einem  Zweig 
in  der  Rechten  und  der  Beischrift  Ni'y.a  auf. 
Nicht  ohne  Grund  haben  die  englischen  Nu- 
mismatiker gezögert,  diese  Bezeichnung  auch 
auf  den  jüngeren  Typus  zu  übertragen,  welcher 
handgreiflich  mehr  enthält  als  eine  blofse  Um- 
bildung im  Stil  der  athenischen  Nikebalustrade, 
und  unverkennbar    auf   das   feuchte  Element, 

40  vielleicht  auch  auf  einen  Singvogel  anspielt; 
vgl.  Head,  Bist.  num.  97.  Das  ergiebt  sich 
aus  der  Lykophr.  726  und  Schol.  722  vorlie- 
genden Lokalsage  von  Terina  (vgl.  Steph.  B. 
s.  v.),  wonach  'die  Sirene  Ligeia'  dort  aus 
dem  Meere  ans  Land  gespült  wurde.*)  Diese 
eigentümliche ,  deutlich  als  Wassernymphe 
bezeichnete  'Sirene'  führte  dort  den  Namen 
Leukosia,  das  ist  also  Leukothea:  eine  Orts- 
tradition, die  noch  eine  weitere  Stütze  in  der 

50  nur  zu  Terina  und  dem  benachbarten  Hipponeion 
vorkommenden  Göttin  des  Strudels,  Ilavdiva, 
findet,  einer  schlichten  Gestalt,  aber  mit  Kery- 
keion.  Hier  also,  im  Bereich  des  Siris  (oder 
Higtv'i  vgl.  d.  Münzen  u.  Steph.  B.  s.  v.;  ein 
Flufs  Iris  A  §  1),  scheint  in  der  That  eine  Spur 
vorzuliegen,  welche  auf  die  Verwandtschaft 
von  Elgig  und  Zsigr]v  hinführt:  beide  hängen 
mit  Lichterscheinungen  {-vgl.Zstgiog)  zusammen 
und  beide  doch  auch  mit  dem  Feuchten  (die 

60  Sirenen  sind  ja  von  jeher  Töchter  des  Acheloos: 

*)  Die  Beischrift  auf  dieser  Seite  der  Münzen  lautet 
bald  TE  bald  TEPINAHm  bald  TEFINA  (s.  d.  engl. 
Kata'.og  Italy  p.  386  ff.).  Mag  die  Figur  damit  immerhin 
zur  Vertreterin  der  Stadt  gestempelt  sein  {Imhoof- Blumer 
U.A.;  s.  men.  iVurn.  Z^scAr.  3, 19  f.):  die  Charakteristik  hebt 
sie  über  eine  so  gewöhnliche  KoUe  hinaus,  und  das  iirtj/.ia 
der  Seireu,  ein  Wahrzeichen  der  Stadt  {Schol.  z.  Liß.), 
findet  Iiuhoof  selbst   häufig   auf  den  Münzen  angedeutet. 


339        Iris  (in  (1.  Kunst;  Allgemeines)  Iris  (am  amykl.  Altar;  in  episch.  Scenen)    340 

Stephani,  Compte  JRendu  1866).  Es  ist  seltsam  hervorgregangener  Einwand,  dafs  die  Reprä- 
genug,  dafs  eist  die  jüngere  Münzprägung  sich  sentantin  des  letzteren  ruhig  stehen  müsse, 
auf  jene  alten,  zur  Bereicherung  des  Typus  Man  vergleiche  übrigens  die  sogen.  Iris  des  öst- 
wohl  geeigneten  Traditionen  besann,  und  diese  liehen  Parthenongiebels  (unten  §  5). 
der  älteren,  wahrscheinlich  aus  Olympia  über-  1.  Am  amykläischen  Altar,  über  oder 
nommenen  Nike  anheftete.  Die  verwandte,  aus  dem  sich  das  unterhalb  formlose  Idol  er- 
Kerykeion  führende  EiQ^vrj  auf  den  Münzen  hob,  und  den  man  sich,  wie  andere  altgrie- 
der  lokrischen  Nachbarschaft  legt  zugleich  den  chische  Altäre,  oblong  vorzustellen  hat,  läfst 
Gedanken  nahe,  dafs  hier  auf  Grund  der  alten  Pausanias'  Beschreibung  3,  19  vier  Relief- 
populären Herleitung  von  sI'qco  jene  Ver-  lo  streifen  erkennen  {Trendelenburg,  Bull.  d.  Inst. 
wechselung  von  EiQ^vrj  und  Eigig  wirklich  1811,124:,  hesser  i\,\s  Klein,  Osterr.  Epigr.- Ar  eh. 
stattgefunden,  welche  man  seit  Welcher  und  Mi^f.  1885,  161);  an  den  Längsseiten  Herakles' 
Luynes  auf  den  Vasen  ohne  Grund  und  Methode  Einführung  in  den  Olymp  und  Hyakinthos' 
angenommen  hat.    Vgl.  unt  die  Bildwerke  §  3.  Emporführung  aus  der  Unterwelt,  an  der  rech- 

ten  Schmalseite  mehrere  Frauengruppen,  an 
BllQWerKe.  ^^y.  linken,  wo  sich  die  Grabesthür  befand  und 
Die  geflügelte  Botin  (über  deren  Darstel-  die  Beschreibung  anhebt,  folgendes:  Zeus,  vor 
lung  Ar.  Av.  1213  Schol.  s.  unten  Sp.  346  und  Hermes,  Dionysos,  Semele  und  Ino,  also,  was 
Porphyr,  de  abst.  3,  16),  von  Nike  meist  nur  ich  nirgends  ausgesprochen  finde,  die  Herauf- 
durch  das  Kerykeion,  seltener  durch  kurze  Ge-  20  führung  der  Semele  durch  ihren  Sohn  unter 
wandung,  unterschieden,  hat  in  der  bildenden  Leitung  des  Psychopompos.  Hinter  Zeus  stan- 
Kunst,  wo  das  Wort  weniger  gilt  als  die  That,  den  Iris ,  Poseidon  und  Amphitrite  in  nicht 
nicht  entfernt  die  Bedeutung  erlangt  wie  jene,  mehr  bestimmbarer  Reihenfolge  —  wenngleich 
ist  aber  andererseits  auch  von  der  Trivialität  Iris  den  Anfang  zu  machen  und  der  Eckfigur 
verschont  geblieben,  zu  welcher,  wenigstens  Ino  zu  entsprechen  scheint  — ,  immerhin  aber 
in  der  Vasenmalerei,  die  Figur  ihres  mann-  vergleichbar  der  schon  dem  5.  Jahrh.  ange- 
lichen  Amtsnachfolgers  herabsank.  Sie  gesellt  hörigen  Pandoravase,  Brit.  Mus.  1265  (d.  alt. 
sich  nicht  wie  jener  den  Menschen  zu,  und  ihr  Katalogs),  wo  sich  um  die  leblose  Mittelfigur 
Erscheinen  verkündet  mehr  die  unmittelbare  von  rechts  her  Ares,  Hermes,  Hera,  von  links 
Nähe  oder  das  Eingreifen  der  Götter.  Nicht  30  Zeus,  Iris,  Poseidon  versammeln.  Auf  der  viel 
wenige  Scenen,  in  denen  sie  auftritt,  zeichnen  strengeren  rf,  Hespei-idenvase  Ann.  d.  Inst. 
sich  durch  eine  gewisse  Gewähltheit  aus.  —  1859  tav.  GH  ist  das  bei  I  sich  begegnende  Per- 
)Viederum  die  Göttin  des  Lichtphänomens  hätte  sonal  folgendes,  von  links  nach  rechts  aufge- 
die  Malerei  auf  entwickelter  Stufe  nur  allenfalls  zählt:  Poseidon,  königliches  Paar  |  Hei'akles, 
in  der  Weise  Virgils  zur  Anschauung  bringen  Athena,  (Baum),  Atlas,  Hesperide,  Iris  (letz- 
können, durch  eine  vor  dem  Bogen  schwe-  tere  herbeieilend).  —  Den  Zephyrosmythus, 
bende  Gestalt,  wie  etwa  auf  den  Lykurgos-  welchen  Welcker,  -4.  i'.  4,  211  mit  dargestellt 
vasen  (z.  B.  Müller -Wieseler,  A.  D.  2.  38,  442.  glaubte,  erwähnt  Paus,  im  Anschlufs  an  die 
Welcker,  A.  D.  2,  104.  Baumeister,  Denkm.  2  Reliefs  nur,  weil  er  denselben,  gleichwie  die  kurz 
S.  834)  Lyssa  vor  dem  Sonnenkreise  schwebt.*)  40  vorangehenden  Notizen  über  Hyakinthos,  in 
Das  scheint  nicht  geschehen  zu  sein,  soweit  seiner  Quelle  fand;  aus  der  Benutzung  solcher 
wir  sehen  können,  und  von  dem  unvollendeten  Hülfsmittel  macht  er  gerade  beim  amykläischen 
Bild  des  Aristides  {Plin.  35,  145)  weifs  man  Thron  kein  Hehl,  wiewohl  er  daneben  seine 
nichts.  Der  bisweilen  buntfarbige  Halbkreis,  Autopsie  betont;  vgl.  aufser  den  von  Kalk- 
welcher  auf  einigen  jüngeren  Vasen  den  Horizont  mann.  Paus.  S.  121  hei'ausgehobenen  Stellen, 
umrahmt,  dient  einem  rein  formalen  Zwecke.  Kap.  18  §  6  (9)  ozov  8s  —  nagirj^i.  Vermut- 
Ein  Versuch,  diese  Seite  der  Iris  zu  erfassen,  lieh  lagen  ihm  auch  hier  zwei  Quellen  vor 
scheint  nur  in  dem  Relief  Colonna  (ilfai2-DM/i5?,  und  erklären  sich  daraus  die  Verwirrungen 
Aiit.  Bildiü.  3562.  Ai'ch.  Ztg.  1875,  Taf.  4)  vor-  und  evidenten  Wiederholungen,  auch  die  über- 
zuliegen,  wenn  man  nicht  gelegentliche  Attri-  50  schüssigen  'ßpat  in  Kap.  19,  die  man  deshalb 
bute  wie  Kanne  oder  später  vielleicht  Schmet-  nicht  notwendig  mit  Sieheiis  aus  dem  Text  zu 
terlingsflügel  dahin  rechnen  will.  Dort  ist  eine  entfernen  braucht.  Über  die  Inschrift  Bi^iq 
lebhaft  bewegte  Göttin  mit  halbkreisförmig  über  s.  Sp.  338. 

dem  Haupte  geblähtem  Gewände  dargestellt,  zu  2.  Iris  in  epischen  Scenen.    Die  Vase 

ihren  Füfsen  als  Andeutung  der  Elemente  Adler,  des    Klitias    und   Ergotimos    mit    der   Peleus- 

Schildkröte,    Schilf  und  Sumpfvogel,   und  auf  hochzeit  wurde  schon  besprochen.    Iris  ist  aus- 

sie   zukommend  von  jeder  Seite  ein  Windgott  nahmsweise  (aber  nicht  nur  dort)  flügellos,  in 

mit  Wolkenandeutungen   am  Reliefgrund   und  Stiefeln  und  Fell  über  dem  (langen)  Gewand, 

gewissen  unerklärlichen  Lanzenspuren.    Mats's  wie  Hermes.  Auf  der  Schale  des  Oltos  und  Euxi- 

Gedanke  {Arch.  Ztg.  1875,  S.  20)  an  eine  Per-  go  theos,  BerZm  2264  (s.  die  dort  angeführten  Abb.) 

Bonifikation  des  Nebels,  der  'Ofiix^rj,  ist  ebenso  mit  dem  Tode  des  Patroklos  ist  auf  der  andern 

ausgeschlossen,  wie  sein  nur  aus  prinzipieller  Seite,    wo   Achill  zum  Kampf   auszieht,    Iris, 

Scheidung   der   schnellen  Botin    und  des  Phä-  wieder    inschriftlich    bezeichnet,    teilnehmend 

nomens,    sowie  Verkennung  der  Mittelglieder  zugegen;   sie  hält  aufser  dem  Kerykeion  eine 

Blume  in  der  Hand,   ein  archaisches  Zierlich- 

*\  -ni..^..  „„iKct    i,-„t„^„„i„i              1 1          A-  keitsattribut,  welchem  man  zur  Zeit  Gerhards 

}   Diese    selbst,   hinter  welcher   manchmal   nur   die  .           .'              .                                            •     i     i     tj. 

untere  Hälfte  eines  Strahlenkreises  sichtbar  wird,  hat  (der    die    Figur    einzeln  _  ungenau    Wiederholt 

mau  .seltsamerweise  als  Iris^gedeutet;  s.   Welcker  a..&.  O.  GeS.   Ahh.    11,    4)    noch   eine   besondere   Bedeu- 


341 


Iris  (in  epischen  Scenen) 


Iris  (in  cpisclien  Scenen) 


342 


tung  beimal'8.  Mag  man  den  Moment  aus  den 
nachfolgenden  Epen  mit  LucJccnhach ,  Verh.  d. 
Vas.  s.  Ep.  Ci/l'l.  547  zu  fixieren  suchen,  oder 
allgemeiner  mit  daher  entlehntem  Personal  als 
Rachezug  für  Patroklos'  Tod  auffassen:  Iris  war 
es  jedenfalls,  die  den  Achill  zuerst  aus  seinem 
Zelte  in  den  Kampf  hinauslockte  {S  166). 
Ihre  eindringliche  Rede  batte  doch  wohl  auch 
Duris  im  Auge  bei  dem  schönen  Rundbild 
Berlin  2283  =  Arch.  Ztg.  1883,  1  (vgl.  auch 
Vorl.-Bl.  C  7,  2  b  uud  Ann.  <l.  I.  1844,  tav.  C), 
wo  der  Herausgeber  P.  J.  Meier  trotz  des  weg- 
gebrochenen Kerykeions  die  Götterbotiu,  die 
Aufforderung  zum  Kampf  und  den  Charakter 
des  Helden,  vor  dem  sie  steht,  richtig  be- 
stimmt und  diesen  dennoch  unbenannt  lassen 
will:  aber  zu  sogen,  heroischen  Genrescenen 
stellt  sich  Iris,  wenigstens  in  dieser  Stilperiode, 
,  so  leicht  nicht  ein.  Wenn  sie  auf  einer  spä- 
teren Vase  Tischbein,  V.  P.  3/4  einem  jugend- 
lichen Helden  Waffen  reicht,  so  ist  der  einzige, 
auf  den  sich  das  beziehen  läfst,  immer  nur  Achill, 
mag  der  einzelne  Töpfer  dies  gewufst  und  be- 
dacht haben  oder  nicht.  Selbst  wo  in  diesem 
jüngeren  Stil,  der  die  Fühlung  mit  dem  Epos 
immer  mehr  verliert,  dem  Helden  ein  beliebiger 
Name,  der  kredenzenden  Flügelgöttin  mit  Kery- 
keion  'Nike'  beigeschrieben  ist  (Nolanische 
Pelike  Brit.  Mus.  721.  Gerhard,  Auserl.  V.  150), 
würde  ich  den  Gedanken  an  Iris  und  Achill  noch 
nicht  ganz  aufgeben  (vgl.  §  7).  —  Zu  beachten 
ist  noch  Laborde,  Vas.  L.  1  p.  6,  4  Vignette 
(nicht  in  Wien  betindlich);  vgl.  Eoidez,  Choix  4. 
Auch  bei  der  Schleifung  Hektors  auf  den  sf. 
attischen  Vasen  wii-d  die  in  andern  Mythen- 
kreisen so  selten  erscheinende  Iris  gern  hin- 
zugesetzt (s.  A.  Schneider,  Troisch.  Sagenhr. 
28),  offenbar  um  ihres  häufigen  Auftretens  in 
den  Büchern  UWSl  willen,  gerade  wie  in  dem 
daneben  fliegenden  Schattenbild  des  Patroklos 
die  naTQÖy-Xsia  nachwirkt. 

Sonst  begegnet  Iris  auf  troischen  Scenen  so 
gut  wie  gar  nicht.  Bei  der  Wegschaffung  des 
gefallenen  Memnon  durch  die  Winde,  die  hesio- 
dischen  Söhne,  der  Eos  {Theog.  379),  hat  der 
Töpfer  Pamphaios  {Wien.  Vorl.-Bl.  D  3;  un- 
genügend Gerhard,  Auserl.  Vas.  3,  221)  ein- 
mal Iris  d.  h.  eine  Frau  mit  Kerykeion  links 
hinzugesetzt  als  Pendant  zu  der  hier  gleichfalls 
flügellosen  Eos.  Doch  erwartet  man  an  ihrer 
Stelle  vielmehr  Thetis,  die  übrigens  einmal 
{Brit.  Mus.  811,  Gerhard,  A.  V.-B.  Taf.  D)  der 
Eos  zu  liebe  Flügel  erhalten  hat  {Kekule, 
Hebe  29,  1).  Wohl  nach  Vorbild  der  Memnon- 
bilder  ist  das  Grundschema  einer  Kampfscene 
durch  zwei  lebhaft  gestikulierende  Frauen  er- 
weitert auf  der  Schale  Gerhard,  Auserl.  V.-B. 
2,  84,  die  im  Stil  wie  hinsichtlich  der  flankie- 
renden Pferde  der  andern  Seite  ganz  wie 
eine  Nachahmung  nach  Pamphaios  aussieht. 
Dieser  letzteren  wiederum  ähnelt  durch  die 
um  die  Kämpfer  gruppierten  Frauen  (links 
Athena  und  Iris,  flügellos  mit  ausgestrecktem 
Arm,  rechts  eine  ähnlich  gestikulierende  Frau) 
die  Schale  Noel  des  Vergers  38,  Klein,  Euphron."^ 
81,  welche  Klein  an  Pamphaios  erinnerte, 
während  er  in  dem  Revers  richtig  Anklänge 
an    den    oben  erwähnten  Auszug  Achills   von 


ültüs  und  Euxitheos  findet.  Ist  auf  diesem 
Revers  Iris  durch  eine  kredenzende  Frau 
und  aufserdem  durch  Hermes  mit  Absicht 
ersetzt,  so  wird  sich  daraus  die  Einschiebung 
der  Iris  auf  der  sonst  von  Euphronios  ab- 
hängigen Vorderseite  erklären.  Noch  flüch- 
tigere Wiederholungen  der  Memnonscene  fügen 
den  Hermes  hinzu.  Alles,  ohne  dafs  der 
Mythus   der  Aithiopis    für   einen  Götterbefehl 

10  Raum  böte.  Vollends  die  absurde  sf.  Vase 
Berlin  1895,  Jahn,  Tcleph.  u.  Troil.  III,  welche 
den  di-ei  Göttinnen  auf  dem  Wege  zum  Paris 
aufser  Hermes  noch  eine  flügellose  Iris  {Jahn 
S.  79,  96)  voraiismarschieren  läfst,  wie  sie  bei 
Herakles  und  dem  Löwen  einen  kauernden 
Hermes  beifügt,  verdient  kaum  die  ernsthaften 
Erwägungen  Trendelenbitrgs ,  Arch.  Ztg.  1880, 
130  A.,  der  für  die  Bezeichnung  der  flügellosen 
Figur  Analogieen  aufser   auf  der  Fran9oisvase 

20  vermilst.  Ahnlich  mag  die  Pariser  Vase  Arch. 
Ztg.  1853  p.  400,  9  sein.  Vgl.  auch  Ann.  d.  I. 
1845  p.  158,  41.  Merkwürdigerweise  erscheint 
gerade  beim  Parisurteil  zur  Seite  der  Hera 
eine  geflügelte  Gefährtin,  die  sich  nicht  wohl 
anders  denn  als  Iris  erklären  läfst;  so  auf  der  rf. 
Pyxis  Berlin  4043,  Samml.  Saburoff'  Tat  61, 
wo  sie  der  Hera  eine  Tänie  reicht  (zu  den 
schweren  Goldplättchen  dieses  Colliers  vgl. 
das  für  das   Haar  bestimmte  Geschmeide  bei 

30  Dumont  et  Chaplain  1  pl.  9;  zu  dem,  welches 
Hera  in  der  Hand  hält,  damit  es  aufgezogen 
werde,  ebenda  8),  und  hinter  ihr,  von  einer 
Terrainwelle  halb  bedeckt,  auf  der  rf.  Pelike 
Collignon,  Vuses  d'Athenes  522;  ferner  auf  den 
apuliscben  Vasen  Berlin  3240.  3290  (s.  a.  a.  0. 
die  Abbildd.).  Auf  dem  berühmten  Parisurteil 
des  Kraters  Petersburg  1807,  Vorl.-Bl.  A  11, 
1,  Stephani,  Campte  Bendu  1861,  III,  vgl.  S.  44, 
wo  im  Hintergrunde  Themis  und  Eris  beraten, 

40  konnte  man  die  seitwärts  haltenden  Gesjjanue 
mit  einer  beschwingten  und  einer  flügellosen 
Lenkerin  nur  darum  auf  jene  beiden,  doch  nur 
im  Hintergrunde  der  Ereignisse  gedachten  Göt- 
tinnen beziehen  {Brunn,  Troisch.  Misceil.  52), 
weil  jene  Lenkerinnen  im  Profil  gezeichnet  sind 
und  nach  der  Mittelgruppe  hinzublicken  schei- 
nen, während  eine  teilweise  Enfacestellung  und 
Senkung  des  Hauptes  zu  ihren  wahren  Gebie- 
terinnen der  eleganten,  etwas  abgeschliffenen 

50  Manier  dieses  Schwierigkeiten  gern  vermeiden- 
den Stiles  entgegen  gewesen  wäre.  Nike  gehört 
zu  der  darunter  sitzenden  Aphrodite  (wahr- 
scheinlicher als  zu  der  in  der  Mitte  stehenden 
Athene),  die  andere  Lenkerin,  Iris,  welcher  um 
Überladung  zu  vermeiden,  keine  Schwingen 
gegeben  sind,  zu  der  darunter  sitzenden  Hera. 
Die  Beobachtung,  dafs  diese  schon  eine  Be- 
gleiterin in  Hebe  hat,  und  die  Frage,  wie  diese 
frei    eingefügte  Person    nach   Hause   kommen 

60  wird,  wäre  ebenso  überflüssig,  wie  die  gleiche 
Frage  bei  dem  seitwärts  stehenden  Zeus  und 
der  rüstigen  Athena.  Man  beachte  im  Gegen- 
satz zur  Nike  das  lang  wallende  Haar  der  Iris 
hier  wie  auf  dem  neugefundenen  Stück  des  Par- 
thenonfrieses (Sp.  348).  Vgl.  auch  Knapp, 
Nike  in  der  Vasenmalerei  45,  der  in  den  Belegen 
für  die  ungeflügelte  Iris  allerdings  fehlgreift. 
Als    Dienerin    der  Hera    steht   sie    mit  einem 


343 


Iris  (im  Satyrspiel) 


Iris  (im  Satyrspiel) 


344 


(nach  dem  alten  Katalog)  als  Knotenstab  ge- 
ratenen oder  mifs verstandenen  Kerykeion  *) 
auf  dem  rf.  Gefäfs  Brit.  Mus.  1535,  Mtmorie 
d  Acacl.  Ercolan.  6,  wo  die  Göttin  in  Alkme- 
nens  Gegenwart  das  Herakleskind  säugt.  Es 
emi^fiehlt  sicli  dabei  eine  Vergleicbung  der 
beiden  stilistisch  nah  verwandten  rf.  Gefilfse 
Gerhard,  Ä.  V.-B.  3,  174  —  Parisiirteil  — 
und  Gazette  arcli.  1875  pl.  15  —  Herakles' 
Kindheit  — ;  Rev.  dort  Nike  oder  Iris  kre- 
denzend zwischen  Poseidon  und  Dionysos,  hier 
Zeus  zwischen  Hermes  und  Iris,  indem  jener 
einen  Auftrag  des  Z.  vollführend  nach  links, 
Iris,   ihrer  Herrin  nach,  rechtshin  eilt. 

Bedeutend  und  ausdrucksvoll  ist  die  Er- 
scheinung der  Götterbotin  auf  der  noch  ziem- 
lich strengen  rf.  Amphora,  Gerhard,  Auserl. 
Vas.  1,  46  (vgl.  Baumeister ,  Denkm.  S.  760, 
oben  Sp.  103),  wo  sie  den  Schiedsspruch  des 
Zeus  überbringt,  infolge  dessen  links  ApoUon 
entweicht  und  rechts  Idas  die  Braut  heim- 
führt. In  kurzem,  doppelt  geschürztem  Chiton 
und  Flügelstiefeln  steht  sie  da,  den  Arm  in 
die  Seite  gestemmt**),  mit  energischer  Kopf- 
wendung gegen  ApoUon.  Nach  dem  Bericht 
Schol.  Hom.  I  559,  welchen  die  Subscriptio 
in  mehreren  Hss.  dem  Simonides  zuteilt,  war 
es  Hermes,  welcher  den  Befehl  überbrachte. 
In  ähnlicher  und  vielleicht  nicht  willkürlicher 
Variation  erscheint  Iris  statt  Hermes  bei  der 
Bestrafung  Ixions  (als  entsprechende  Eckfigur 
zu  Zeus)  auf  dem  Schulterbild  der  Unterwelts- 
vase Petersburg  424,  abg.  z.  B.  Arcli.  Ztg. 
1844,  13,  Müller- Wieseler  2,  863,  hier  allerdings 
in  einer  Epoche,  wo  der  bezügliche  Stoff  be- 
reits durch  das  Drama  hindurchgegangen. 

3.  Iris  im  Satyrspiel.  Drei  höchst  er- 
götzliche Vasen  des  5.  Jahrh.  schildern  die 
Verlegenheit,  in  welche  die  jungfräuliche  Botin 
gerät,  wenn  ihr  Beruf  sie  unter  das  lüsterne 
Volk  der  Satyrn  führt,  a)  Schale  des  Brygos, 
Brit.  Mus.,  abg.  Mon.  d.  I.  9,  46,  Wien.  Vorl- 
Bl.  8,  6;  vgl.  Matz,  Ann.  d.  I.  1872,  294. 
b)  rf.  Skyphos,  Berlin  2591;  Gerhard,  Ant. 
Bildw.  48;  Welcker ,  A.  D.  3,  Taf.  16,  2,__  wo 
aber  nur  die  Hauptseite  abgebildet  ist.  c)  Ähn- 
liches Gefäfs,  abg.  bei  Luynes,  V.  P.  30,  die 
eine  Seite  bei  Welcher,  Taf.  16,  1.  Auf  Nr.  a, 
dem  weitaus  umfangreichsten  Bild,  wird  die 
dort  inschriftlich  bezeichnete  Botin,  die  eine 
Rolle  in  der  Hand  trägt  (offenbar  die  Bot- 
schaft des  Zeus,  wie  sie  auf  der  Pariser, 
&p.  350  abg.  Lekythos  ein  Diptychon  über- 
bringt), von  einer  ganzen  Horde  Satyrn  an- 
gefallen, während  Dionysos  würdevoll  am  Altar 
steht  und  zusieht;  auf  der  andern  Seite  gilt 
der  Angriff  der  ebenso  erschi'eckten  Hera; 
Hermes  erscheint  begütigend,  Herakles  in  sky- 
thischem,  also  Polizeikostüm,  in  grofser  Hast 
einschreitend.  Den  evidenten  Einflufs  des  Sa- 
tyrspiels   betont    der   Herausgeber,    nachdem 

*)  Ein  Stab  ist  ihr  aus  Unverständuis  gegeben  Arch. 
Ztg.  1853  p.  400,  1». 

**)  Vgl.  die  viel  spätere,  in  Gerhards  Hyperb.  Rüin. 
Stud.  1,  175  nr.  11  beschriebene  Vase:  Iris  in  kurzem 
Chiton,  die  Linke  in  die  Seite  gestützt,  in  der 
Rechten  den  Caduceus  und  auf  dem  Kopfe  vielleicht 
eine  Lotosblume.     Kcv.  Herakles  im  Phlyakeukostüm. 


schon  O.  Jahn,  Tcleph.  ?t.  Troil.  91,  angesichts 
der  zwei  andern^  inschriftslosen  Vasen,  wo  die 
Göttin  nur  von  je  eiuem  Satyr  bestürmt  wird, 
an  die  Iris  des  Achaios  {Naiick,  Trag,  fr.^ 
p.  582,  *p.  751)  erinnert  hatte,  und  zwar  ohne 
noch  das  Fragm.  ^20  [PhiJodem.  de  piet.  p.  3GG.) 
zu  kennen ,  wonach  Dionysos  dort  eine  wenig 
göttliche  Rolle  gespielt  zu  haben  scheint. 
Nr.  b   hat  als  Revers  Dionysos  zwischen  zwei 

10  Satyrn,  Nr.  c  eine  erschreckte,  von  zwei  Sa- 
tyrn belästigte  Nymphe,  die  zu  ihrer  Ver- 
teidigung einen  Thyrsos  ganz  von  der  Form 
führt,  wie  er  auf  b  erscheint  (kurzer  Stamm 
mit  Zweig,  dicke  buschige  Krone).  Es  geht 
nicht  wohl  an,  b  und  c  zu  trennen,  obwohl 
die  Flügelfigur  in  c  keinerlei  Attribut  führt 
und  nur  ihre  Rockschöfse  ausbreitet,  wie  es 
Schol.  Arist.  Av.  1203  von  der  Iris  sagt  (s. 
Sp.  346).  Die  auf  b  führt  aufser  dem  Kerykeion 

20  ein  umgekehrtes  Stier-  oder  Bockshorn,  welches 
als  Gefäfs  zu  fassen  ist,  wie  auf  dem  Revers 
der  Schlauch  des  Satyrn.  Ein  Ochsenschwanz, 
den   Furtwängler  hier  erkennen  will,   müfste 


30 


i'ig.  o :  Iris,  von  einer  Lekythos  in  Athen  (nach  Original- 
40  zeiclmung). 

schlaff  herunterfallen,  statt  aufgebogen  zu  sein, 
und  mindestens  an  dem  Ende  Haare  zeigen.  Es  ist 
eines  der  gewöhnlichen  Trinkhörner  bakchischer 
Scenen;  vgl.  die  Mainade  bei  Laborde  1,  35.  51. 
65  (letztere  fackeltragend  und  als  Eirene  be- 
zeichnet). Man  hat  um  dieses  Attributs  willen 
die  Göttin  früher  Eirene  benannt  {Politi,  Luy- 
nes, Welcker),  während  gerade  die  EiQ)]vrj  Ao- 

50  M^cöi'  der  bruttischen  Münzen,  auf  die  man  sich 
berief,  keine  Flügel  hat,  wie  dies  auch  das 
einzig  Passende  für  eine  solche  Gestalt  ist  und 
es  die  inschriftlich  bezeichneten  Eirenefiguren 
der  Vasen  oben  Bd.  1  Sp.  1222  nr.  3  bestätigen. 
(Vgl.  0.  Jahn,  Arch.  Beitr.  111, 62.)  Welche  Vasen 
hiernach  Trendelcnburg,  Arch.  Ztg.  1880, 130,  1 
noch  im  Sinne  haben  kann,  ist  nicht  zu  er- 
kennen. Wenn  das  umgekehrte  Schöpfgefafs 
nicht  etwa  irgend   eine   spezielle,    im  Drama 

GO  gegebene  Beziehung  hatte,  die  wir  nicht  mehr 
erraten,  so  könnte  es  nur  ein  Substitut  für 
die  Kanne  sein,  welches  die  Regengöttin  auf 
einer  andern  Vase,  nach  einer  allerdings  nicht 
zweifelsfreien  Auffassung,  kennzeichnet.  —  Mit 
b)  und  c)  sind  übrigens  zwei  weifsgrundige 
Lekythen  im  Athen.  Central-Museum  zu  ver- 
gleichen. Auf  der  einen  hier  abgebildeten 
fliegt    ein    geflügeltes    Mädchen    mit    Haube, 


345 


Iris  (im  Satyrspiel) 


Iris  (im  Satyrspiel) 


346 


sich  ängstlich  umblickend,  davon,  indem  sie 
die  Rockschül'se  mit  den  Händen  seitwärts 
symmetrisch  ausbreitet.  Man  vergleiche  W'el- 
ckers  Tafel  und  unsere  Figur.  Auf  der  andern, 
wo  die  Entleh- 
nung aus  einer  / 
voUständigei-en 
Scene  unver- 
kennbar, stehen 
Hermes  (bärtig) 
und  ein  Flügel- 
mädchen mit 
Haube  wie  Sta- 
tisten neben- 
einander, nach 
1.  hin  blickend, 
wo  aber  nichts 
mehr  folgt,  die- 
ser (en  face)  das 
Kerybeiou,  jene 
(im  l'rofll)  ein 
Trinkhorn  dort- 
hin präsentie- 
rend. Das  erste 
Bild  kann  man 
wohl  sicher,  das 
zweite  mit  eini- 
ger Wahr- 
scheinlichkeit 
auf  Iris  bezie- 
hen. —  Ob  ge- 
rade die  Iris 
des  Achaios 
jene  Bilder  in- 
spiiüert  hat , 
läfst  sich  nicht 
unbedingt  ent- 
scheiden. Die 
burlesken  Büh- 
nenmotive wie- 
derholten sieh 
nicht  selten,  wie 
man  zur  Genüge 
weifs  und  hier 
beispielsweise 
an  der  hübschen 
Irisscene       der 

aristophani- 
schen Vögel 
1207  erproben  \ 
kann,  die  jeder 
für  höchst  ori- 
ginell halten 
würde ,  wenn 
er  von  Achaios 
und  den  Vasen 

nichts  wüfste.  Viele  von  den  Scherzen,  dieAristo- 
phanes  selbst  als  banal  zu  verschmähen  be- 
kennt, sind  ihm  aus  seinen  eigenen  Stücken 
nachgewiesen  worden.  Dafs  er  gerade  den 
gleichaltrigen  Achaios  benutzte,  dessen  Satyr- 
dramen sich  nächst  denen  des  Pratinas  wohl 
der  meisten  Beliebtheit  erfreuten,  darauf 
scheint  (aufser  dem  bekannten  Citat,  Frö.  18-4 
=  fr.  11  bei  NavcJc,  Tr.  Fr.),  Frö.  847  ver- 
glichen mit  den  Wutausbrüchen  des  rasenden 
Alkmaion  (Ach.  fr.  14)  hinzuweisen. 

Es  ist  hier  nötig,  ein  Stück  des  Sophokles 


ausdrücklich  auszuschliefsen,  da  die  fehlerhafte 
Überlieferung  schon  nach  mehreren  Richtungen 
hin  irregeführt  hat.  Wer  bist  du,  ein  Schiff 
oder  eine  Klappenmütze  {nlolov  -q  y,vvrß,  fragt 
Ar.  FoV/.  1203  Peithetairos 
die  mit  ausgebreiteten  Flü- 
geln   und    Kleidern    herab- 

schwebende  Figur.    Zu  jenen 

Worten  bemerken  die  Scho- 
ll' licn:  nXoLOv  lUfv,  %u^o 
intSQCotai  xat  s^coyKa^hov 
(vgl.  das  Kf-noXnaa&ai  des 
and.  Schol.)  fx^^  ^^r  ;ftTO}j'a, 
v.al  Tci  nrsgcc  diansTtrarai  ag 
xwwai.  Diese  Erklärung  mufs 
auch  für  kvvti  vollkommen 
ausreichen,  wenn  auch  in 
dem  Athen  des  5.  Jahrh. 
solche  Kopfbedeckung  nicht 
üblich  war.  Es  ist  vollkom- 
men schief  und  zerstört  den 
von  dem  Gesamtbild  der  Iris 
hergenommenen  Witz,  wenn 
der  Schol.  fortfährt:  -kwi]  öe, 
oxi  i%Bi  jtSQiHEcpaXaiav  zov 
niracov  (Frauen  tragen  üb- 
rigens keinen  solchen  Hut.) 
wg  6  EQjifig  liyytXog  äv  naQoc 


S  5 


Ca  w 


60 


/ 


Zocpo-iiXii  tv  'iväxcp  £7tl  Tijs  f"lQi8og  'yvvi]  xig 
r\8£  ^ovXr\v(ig  'AQy.(idog  Kvv^g'.  ^aal  8s  Tiai 
■nvvsav  rov  nizaaov  XiysoQ'aL  iv  TIsloTtovvriao).*) 


*)  Bei  Blümner  z.  Bermanns  Privatalterihümern  §  21, 
S.  180,  3  steht  die  seinem  Texte  widersprechende  Ver- 
weisung auf  das  Scholiou  unbehelligt  in  der  Anmerkung. 


347 


Iris  (bei  den  Kentauren) 


Tris  (am  Parthenon) 


348 


Gedacht  ist  nicht  an  einen  Petasos,  sondern  an 
eine  hohe  Mütze,  einen  Pilos  wie  Hesycli  s.  v. 
'Aqy.(xi;  %vvrj  richtig  erklärt,  mit  aufgebogenen 
Seitenklappen.  Worauf  es  uns  ankommt  ist 
lediglich  das  Citat.  Gewöhnlich  wird  das  sit\, 
trotzdem  sowohl  Dübner  p.  491  uud  noch  be- 
stimmter Martin,  Schol.  Ar.  p.  106  es  aus  dem 
Mavennas  bezeugt,  völlig  ignoriert  und  dadurch 
die  ohnehin  schon  vorhandene  Verwirrung 
noch  vergröfsert.  Allein  auch  der  Name  ist  lo 
fehlerhaft.  Hermes  wird  doch  wohl  die  Iris 
kennen.  Es  mufs  heifsen  'lovg.  Hermes  von 
Zeus  abgesandt  den  Argos  zu  töten,  findet  eine 
Frau,  welche  nach  der  allgemeinen  Bühnen- 
sitte des  .5.  Jahrhunderts  (schon  der  1.  Hälfte) 
mit  Hörnern  (nicht  mit  Kuhhaupt)  dargestellt 
war.  (Vgl.  die  Belege  bei  BoUe,  De  monii- 
mentis  ad  Odyss.  pert.,  Berol.  1882,  44.)  Alle 
Versuche,  das  korrekte  Citat  herzustellen  (s. 
NaucJc,  Tr.  Fr.  Soph.  fr.  '251,  -250,  auch  Wi-  20 
lamoivitz,  Herald.  1 ,  89)  mufsten  scheitern, 
solange  die  Person  nicht  richtig  erkannt  war. 
Dem  Sinne  nach  steckt  in  dem  Vers  wohl  dies : 
yvvi]  zig  "ids  ;  aslrivri  (oder  aslrivCg) ;  r)  (?) 'Agyiag 
Kvvrj;  wenn  es  mir  auch  nicht  gelingen  will, 
die  Verbindung  der  beiden  Fragen  prosodisch 
korrekt  herzustellen.  Jedenfalls  hat  das  So- 
phokleiscJie  Stück  nichts  mit  der  Iris  zu  thun. 
Etwas  anderes  wäre  es,  wenn  man  die  Eris 
desselben  Dichters,  welche  nach  Fr.  190,  -189  30 
ebenfalls  ein  Satyrspiel  war,  Elgig  lesen  wollte, 
da  unter  3  Fragmenten  wenigstens  eines  (190) 
die  Variante  fQig  aufweist.  Doch  bleibt  dies 
ganz  unsicher. 

4.  Iris  bei  den  Kentauren.  Von  der  Be- 
liebtheit des  Motivs,  die  Götterbotin  in  rohe 
Gesellschaft  geraten  zu  lassen,  zeugt  auch  die 
Vase,  welche  hier  nach  Journ.  of.  hell.  Siud.  1, 
pl.  'S  (Atlas)  wiederholt  ist.  Der  Kopf  mit  der 
Haube,  seine  Haltung  wie  die  des  ganzen  40 
Oberkörpers  erinnert  an  den  Berliner  Skyphos. 
Achaios  selbst,  der  sich  so  gut  wie  seine  Be- 
rufsgenossen wiederholt  haben  könnte,  schrieb 
einen  Peirithoos,  wie  es  scheint  eine  Burleske, 
worin  dem  Hochzeits-Essen  und  -Trinken  (vgl. 
das  erhaltene  Fragment)  mit  den  Kentauren 
von  selbst  die  Hauptrolle  zufiel,  und  Iris  neben 
der  Braut  so  gut  figurieren  konnte,  wie  bei 
Brygos  neben  der  Hera.  Es  ist  schwer  zu  ent- 
scheiden, ob  die  ernsthafte  Dichtung,  beispiels-  50 
weise  das  Epos,  wagen  konnte,  die  Götterbotin 
solcher  Behandlung  auszusetzen,  ohne  Zeus 
selber,  der  sie  entsendete,  der  Lächerlichkeit 
preiszugeben.  Jedenfalls  lassen  sich  nicht  wohl 
an  solche  Darstellungen  mythologische  Be- 
trachtungen knüpfen,  wie  sie  ;S'.  Colvin,  Journ. 
of  hell.  Stud.  1,  140  anstellt  über  den  an  und 
für  sich  nicht  uninteressanten  Zusammenhang 
der  Iris  mit  den  wie  immer  verstandenen 
Kentauren  des  Pelion  und  wiederum  der  Ken-  go 
tauren  mit  den  Satyrn.  Immerhin  ist  es 
Petersen  {Osten:  Epigr.-  Arch.- Mut.  1885,  85)  zu- 
zugeben, dafs  der  erste  litterarische  Anstofs 
von  der  Iliasscene  W  ausging,  welche  beiläufig 
auch  Nonnos  vcranlafst  hat,  eine  Scene  'Iris 
bei  den  Kureten'  in  verwandtem  Stile  zu 
dichten.  Die  Vermutung  des  Homer- Sclioliasten, 
dafs    die   Winde    vielleicht    betrunken    waren 


und  deshalb  tQäciv  avTrig,  ist  schon  mehr 
durch  die  Analogieen  der  komischen  Bühne  als 
durch  die  Scene  selbst  gerechtfertigt. 

5.  Parthenon.  Die  Pointe  solcher  Scherze 
lag  in  dem  Kontrast  einer  halbtierischen  Horde 
und  dem  ausgesprochen  jungfräulichen  Charak- 
ter der  Iris,  welchen  nach  Homer  vielleicht 
niemand  mit  gröfserer  Zartheit  erfafst  hat  als 
die  Künstler  des  Parthenon,  wenn  wir  das 
anmutige  Flügel mädchen  richtig  verstehen, 
welches  am  Götterfriese  der  Hera  zur  Seite 
steht  und  beistehend  in  anspruchsloser  Skizze 
nach  dem  Berliner  Gipsabgufs  wiedei'gegeben 
ist.  Ihre  Charakteristik,  von  Flach  zuerst  auf 
die  Iris  bezogen,  hat  neuerdings  in  dem  dazu 
gefundenen  Kopf  mit  dem  freiwalienden  Haar, 


Fig.  5 :  Iris  und  Hera  vom  Parthenoufrlese  (nach  Original- 
zeichnung). 

dem  Kennzeichen  eines  zarten  Mädchenalters 
(s.  Waldstein,  Aineric.  Journal  of  Arcli.  1889, 
p.  5  und  die  vorzügliche  Publikation  Taf.  2), 
eine  Vervollkommnung  und  Vertiefung  er- 
fahren, angesichts  deren  der  Gedanke  an  das 
alter  ego  der  Stadtgöttin,  an  die  Schlachten 
schlagende,  Tropaia  errichtende,  Stiere  opfernde 
Nike  kaum  noch  aufkommen  kann.  Wahr- 
scheinlich ist  die  1.  Hand  nicht  müfsig  er- 
hoben, wie  der  amerikanische  Herausgeber  an- 
zunehmen geneigt  ist,  sondern  ihre  Bewegung 
im  Zusammenhang  mit  der  im  Handgelenk  ge- 
beugten Rechten  zu  verstehen,  so  dafs  sie  etwa 
eine  gemalte  Tänie  gehalten  haben  •wixA^Wolters 
z.  Friederichs  Bausteine  S.  275),  ähnlich  wie  wir 
dies  bei  der  Dienerin  der  Hera  auf  der  Pyxis 
Saburotf  §  2  Sp.  342  beobachten  konnten. 
Auf  der  Sosias- Schale  Berlin  2278  hiefs  die 
geflügelte  Götterdienerin  Nike  oder  Hebe ;  aber 
sie   bedient  dort  den   Zeus,   die  unsrige   hin- 


.340        Iris  (allein  fliegend  od.  lanfend) 

gegen  blos  die  Hera;  vgl.  B  %3.  —  Über  die  drei 
Giebelfiguren,  welche  abwechselnd  den  Namen 
Iris    führen,    ist   es   schwer  in   ihrem  jetzigen 
Zustand    ein    Urteil    abzugeben.     Am    bestän- 
digsten    hat    diesen    Namen    trotz    mancher 
Einwände     das    nach     1. 
hineilende    Mädchen    des 
Ostgiebels  behauptet (i^f^- 
chaclis ,   Parthenon  -Atlas, 
Taf.  6  G) ,    welches    ohne 
Flügel ,    nur    durch    den 
mächtigen  Gewandbausch 
ihre    Windeseile    bekun- 
dend ,   zwischen  dem  Er-   A 
cignis      der     Mitte     und  ^ 
der  harrenden  Zuschauer-  ,1,^; 
gruppe    links    vermittelt. 
Sie  ist  vielleicht  nicht  ab- 
sichtslos an  eine  Stelle  des 
Giebels  placiert,   wo  nur     | 
eine  nicht  ausgewachsene 
Person  in  voller  Höhe  ge- 
zeigt werden  konnte.  Da- 
hingegen   würde   die   ro- 
bustere, ganz  anders  aus- 
schreitende    Göttin     mit 
dem      entblöfsten     Bein, 
welche  schon  darin  an  be- 
kannte statuarische  Nike- 
Typen   erinnert  (vgl.  Pe- 
tersen,   Ath.   Mut.    1886 
p.  395),  als  Iris  aufgefafst, 
mit    dem    Charakter    der 
schwerlich  anders  zu  be- 
nennenden Friesfigur  in  empfindlichem  Wider- 
spruch  stehen.     Diese    hatte    allerdings    einst 
grofse    Schwingen.      Wenn    man    wegen    des 
heraustretenden    Beines,     wofür    sich    nähere 
Analogieen    bieten,    das    Relief   Colonna  ver- 
glichen   hat    {Treiulelcnburg,    Arch.  Ztg. 
1880,   p.  132),    so   liefse  sich  die  dortige 
Figur    mit    gleichem    Rechte    neben    die 
sogen.     Iris     stellen,     nämlich     um     des 
bogenförmig    hinter    ihr    geblähten    Ge- 
wandes willen,   welches  in  beiden  Fällen 
die     Flügel     zu     ersetzen     scheint.      Be- 
denken mufs   es  allerdings   erregen,   dafs 
die   'Nike'    des    Pheidias    kurzen   Chiton 
trug  {Newton,  Guide  to  the  sculptures  of 
tJie   Parth.  p.  16,    2.  edit. ,    Petersen  a.  a. 
0.),     obwohl    man    auch    diese    Fi-eiheit 
dem    grofsen    Künstler     zuti'auen     kann, 
während  die   Einzelstatuen  fliegender  Ni- 
ken    schon  aus   technischen   Gründen  das 
lange  schwere   Kleid  behielten.     Endlich 
sind    an    der    Wagenlenkerin    Poseidons 
im  Westgiebel  die  Flügelspuren  der  Car- 
reyschen  Zeichnung  viel  zu  unsicher,  um 
daraufhin  mit  Brunn,  Trendelenburg  und 
Loesdicl<e  {Dorpat.  Prgr.  1884  p.  11)  Iris  zu 
erkennen.     Der  Versuch,  an  einer  Metope 
Iris    als   Wagenlenkerin  des   Zeus   zu   er- 
kennen, ist  wohl  jetzt  allgemein  aufgegeben. 
6.   Iris   allein  fliegend   oder  laufend. 
Vorausgeschickt    sei    Fig.  6:    die    Dr,  Wolters 
verdankte    Zeichnung    einer     an    den    Seiten 
schwach  umgebogenen  Bronzeplatte,  vielleicht 
eines  Rüstungsstückes   (Br.  0,20,  H.  0,156)   in 


Iris  (allein  fliegend  od.  laufend)         350 

der  Sammlung  Santangelo  zu  Neapel;  eines 
Werks,  das  ich  trotz  gewisser  Eigentümlich- 
keiten an  der  sorgfältig  eingravierten  Frauen- 
figur nicht  für  etruskisch  zu  erklären  wagen 
würde.      Au   den  Fufsflügelu ,   dem  Kerykeion, 


Fig.  G:  Iris  auf  e.  Bronzeplatte  in  Neapel  (nach  einer  Originalzeichnnng  von  Woltfrx). 


der  sprechenden  Gebärde  und  dem  eiligen 
Schritt  läfst  dieses  noch  heimatslose  und 
nur  aus  sich  selbst  zu  beurteilende  Stück  die 
Götterbotin  deutlicher  erkennen,  als  manches 
anspruchsvollere  Monument. 


Die  hier  Fig.  7 


Fig.  7 :    Iris   von   einer   iiolyohromen  Ltk^\tli(is    aul    schwarzem 
Grund  in  Paris  (nach  Originalzeichnuug). 


zum  erstenmale  abgebildete  Lekythos  mit  po- 
lychromem Bilde  auf  schwarzem  Grunde  (aus 
Athen,  jetzt  im  Louvre,  beschr.  von  Six,  Gaz. 
arch.  1888,  p.  204,  nr.  17,  6),  wo  die  Götter- 
botin die  Befehle  des  Zeus  in  einem  Diptychon 
überbringt,  gehört  gleich  der  in  diesem  Punkt 


351       Iris  (allein  fliegend  od.  laufend) 


Iris  (allein  fliegend  od.  laufend)       352 


verwandten  Brygosschale  und  der  des  Oltos 
und  Euxitheos  einer  Epoche  an,  wo  die  be- 
flügelte Nike  in  Athen  zwar  schon  bekannt 
war,  aber  diese  Lieblingsfigur  der  reiferen  und 
überreifen  Gefäfsmalerei  die  niemals  sehr  po- 
puläre Iris  noch  nicht  völlig  verdrängt  und 
selbst  ihr  Heroldsattribut  an  sich  gerissen 
hatte.  (Vgl.  §  7.)  Leider  läfst  sich  dies  von 
der  schönen  rf.  Hydria  Gerhard,  Auserl.  V.-B. 
2,  82  nicht  sagen.  En  face  gestellt,  in 
ruhiger  Schwebe-Bewegung,  die  bereits  mit 
hoher  Sicherheit  ertäfst  ist,  hält  sie  in  der 
einen  Hand  das  Kerykeion,  in  der  andern  eine 
Kanne  und  schaut  nach  der  einen  Seite  um. 
Dieses  Bild  ist  aber  doch  in  dem  ganzen  Motiv 
und  der  Sorgfalt  der  Durchführung  recht  ver- 
schieden von  den  mehr  und  mehr  aufkom- 
menden   Kredenz-,  Kranz-,  Fackel -Niken  und 


Mg.  8 :   Iris,  ein  Kiud  tragend ,   rf.  Vasenbild   (nach  Ger- 
/lard,   Auserl.  V.-ß.i  nr,  83). 

wie  ihre  Funktionen  alle  heifsen  mögen.  Die 
in  ihrer  Zierlichkeit  auch  sorgfältig  gemalte 
Figur  der  nolanischen  viel  jüngeren  Amphora 
De  Witte,  Elite  1,  72,  welche  mit  gleichen 
Attributen  aber  in  kurzem  Chiton  und  Fufs- 
flügeln  zur  Athena  heranschwebt,  ist  trotz 
dieser  beiden  unterscheidenden  Merkmale  vor 
der  Verwechselung  mit  Nike  nicht  so  ge- 
schützt —  weil  sie  in  dieselbe  Reihe  wie 
Elite  68 — 70  gehört  —  wie  die  einsam  schwe- 
bende jener  strengeren  Zeichnung.  Der  Dichter 
von  Hesiod  Tkeog.  775  fi'.,  oben  Sp  322  scheint 
derartige  Darstellungen  bereits  gekannt  zu 
haben;  und  auf  zwei  Vasen  des  5.  Jahrh. 
glaubten  wir  (s.  §  3)  Iris  mit  Trinkhorn  zu 
erkennen.  Man  möchte  also  trotz  der  nähe- 
liegenden Bedenken,  die  Knapp,  Nike  in  d. 
Vasenm.  p.  25  und  Kieser itzlcy ,  N.  i.  d.  V. 
p.  13  äufsern,  die  Möglichkeit,  dafs  hier 
(wie  sich  _  die  älteren  Erklärer  dachten)  die 
Regengöttin  charakterisiert  sei,  nicht  gänz- 
lich ausschliefsen,  mögen  auch,  was  bisher 
nicht  eingewendet  ist,  die  Gefäfse,  aus  denen 


Eos,  Hyaden  und  Winde  ihre  Feuchtigkeit 
ergiefsen,  umfangreicher,  meist  urnenartig, 
gestaltet  sein.*)  Etwas  mehr  Sicherheit  bie- 
tet wohl  die  hier  Fig.  8  nach  Gerhard, 
Auserl.  Vasen -Bilder  2,  83  wiederholte  Ge- 
stalt einer  rf.  Hydria,  wo  Iris  —  diez. B.  nach 
einer  apokryphen  Erzählung  ob.  Sp.  336,  6  den 
nemeischen  Löwen  vom  Monde  herabtrug  — 
ein  Kind,  wie  es  scheint  einen  Knaben,  in  ihren 
10  Armen  trägt.  Der  nicht  sehr  geschickte,  noch 
fast  archaische  Maler,  dem  schon  die  Zeich- 
nung der  Flügel  beträchtliche  Schwierigkeit 
bereitete,  verschmäht  zwar,  den  archaischen 
Laufschritt,  der  auf  der  polychromen  Lekythos 
nur  schwach  verhüllt  ist,  in  der  Weise  wie 
diese  zu  einer  Pseudo-Flugbewegung  zu  ver- 
wenden; er  ist,  dünkt  mich,  auf  dem  besten 
Wege  zum  Schweben.  Aber  er  hat  es  noch 
nicht  gewagt,  die  Figur  von  dem  Boden 
zu  lösen  und  läfst  sie  wie  Homer  seine 
XQi'oönxfQog  nur  eilig  schreiten ,  was 
aber  wohl  im  Sinne  beider  zu  einer 
Reise  zwischen  Himmel  und  Erde  völlig 
genügt.  Von  dieser  Auffassung,  über 
die  man  streiten  kann ,  hängt  zum 
Teil  die  Benennung  des  Kindes  ab.  Mit 
der  Eirene  der  Satyrvasen,  an  welche 
Frühere  dachten,  ist  auch  Plutos  be- 
seitigt; vgl.  Jahn,  Ar  eh.  Beitr.  111,  62. 
Zur  Vergleichung  bietet  sich  vielmehr 
die  sf.  Vase  München  611,  Arch.  Ztg. 
1876,  Taf.  17,  wo  Hermes  im  Fluge 
das  inschriftl.  bezeichnete  Herakleskind 
daherträgt,  um  es  dem  auch  littera- 
risch bezeugten  Erzieher  Cheiron  zu 
übergeben,  welcher  auf  dem  Revers  dar- 
gestellt ist.  Aber  ein  solcher  Flug  pafst 
in  dem  engen  Rahmen  eines  archaischen 
Bildes  nicht  zusammen  mit  einer  ruhig 
stehenden  Figur  und  jener  Typus  ist, 
wie  Klein  bemerkt  (Österr.  Epigr.  Mitt. 
1885,  154),  nur  äufserlich  kombiniert 
mit  dem  des  Cheiron,  welcher  aus  der 
Scene  der  Übergabe  des  kleinen  Achilles 
stammt.  Möglicherweise  war  der  ur- 
sprüngliche Sinn  der,  dafs  einer  bekannten 
Sage  entsprechend  das  von  Alkmene  geborene 
Kind  zu  seiner  göttlichen  Halbmutter  herauf- 
gebracht wurde,  die  ihn  auch  auf  der  oben 
50  Sp.  343  erwähnten  Vase  in  Gegenwart  der  Iris 
und  Alkmene  nährt  und,  wiederum  mit  Iris 
im  Gefolge,  bei  der  Scene  aus  Herakles'  Kind- 
heit Gaz.  arch.  1875  pl.  15  (streng  rf.  Vase) 
erscheint.  Nur  hat  die  umgekehrte  Richtung 
des  Fluges  a  priori  mehr  für  sich,  und  be- 
zog sich  das  älteste  bekannte  Beispiel  solcher 
Gruppe,  am  amykläischen  Thron,  vielmehr 
geradezu  auf  Dionysos,  der  seinen  irdischen 
Ammen  zugeführt  ward.  Die  bei  Pausanias 
60  stehende  Erklärung  des  Reliefs,  Hermes  trage 
das  Dionysos -Kind  zum  Himmel,  hat  Brunn 
mit  Recht  abgewiesen.  Auch  im  vorliegenden 
Falle  möchte  man  am  liebsten  an  ein  zur 
Erde,  nicht  in  den  Himmel  gebrachtes  Kind 
denken,  wenn  nicht  als  Träger  des  Bakchos- 

*)  Dagegen  kloin  und  kannenförmig  auf  dem  Panzer 
des  Augustus   von   Prima  Porta,   Mon.  d.  I.  G.  7   Taf.  84. 


353       Iris  (allein  fliegend  od.  laufend)  Iris  (mit  Nike  verwechselt)  354 

kindes  die  alte  Kunstüberlieferunsr  den  Hermes       die  Bezeichnung  als  'Nike'   unsicher  und  die 


o 


gar    zu    bestimmt    fixiert    hätte,    wohingegen  Erwägung  wenigstens  ebenso  statthaft,  ob  nicht 

bei    der    selteneren    Sage    vom  Herakleskinde  vielmehr  Iris  gemeint  sei,  die  bekanntlich  von 

sich    eine    so    konstante    Tradition    nicht    ge-  den  Deliern   und  zwar  nur  von  ihnen  verehrt 

bildet    zu    haben    seheint.     Es    ist    schwer  zu  waräe{s.o\).  C >^2).Yg\. Brunn, Säs.d.Münch.Äk. 

einem  Resultat  zu  gelangen.  —  Die  oben  {A  §  2^*)  1884  p.  522.   In  welchem  Verhältnis  dazu  kunst- 

ervväbnten  Münzen  von  Mallos  in  Kilikien  bei  geschichtlich  die  altattischen  Niken  stehen  und 

ImJioof- Blumer,  Annuaire  d.  l.  Soc.  d.  Num.  et  wie  sich  die  Personifikation  der  Nike  dort  und 

d'Arch.  1883  p.  89  pl.  5.     Svoronos,  Ztschr.  f.  anders  gestaltet  {s.  zuletzt  Bobert,  Hermes  1890 

Num.  1888    p.  219   Taf.  10    zeigen    nach    des  lo  p.  449)  ist  eine  besondere  Frage.  Was  die  Vasen 

letzteren  evidenter  Erklärung  Windgötter  mit  anlangt,  so  steht  thatsächlich  den  zahlreichen 

dem    Sonnendiscus    (wahrscheinlich    des   Hya-  rotfig.  Niken    mit    Beischrift    bis    heute   noch 

kinthosmythos),    manchmal    über    einen   Plufs  keine    schwarzfigurige    als   solche  bezeichnete 

hinsausend,   sodann  das  Sternbild  des  Schwa-  gegenüber;    darin   hat  sich   seit  den  Arbeiten 

nes,    ferner    die    Symbole    des    Zens-ßaizvXog  Knapps  und  Kieseritzkys  nichts  geändert.    Die 

und   der  Plejaden,    dazu  als   ßev.    ein  nach   1.  einzigen  Beischriften,  welche  die  ältere  Technik 

laufendes  Mädchen    mit   Kerykeion   in  der  R.  bei  rennenden  Flügelwesen,  soweit  es  nichtGor- 

und  Kranz  in   der  L.     Trotz   des  entwickelten  gonen  sind,  aufweist,  sind  EPI$  (Bd.  1  Sp.  1338) 

Stils    der    Körper-    und    Gesichtsformen,    der  und  mmdev  deutlich  \P\S  {Gerhard,  Auserl.  Vas. 

Gewand-   und  Haar -Behandlung  erkennt  man  20  1,  20;  beide  Gerhard,  Ges.  Ahh.  Taf.  10,  5.  6; 

ohne    weiteres,    dafs    ein    alter    Typus    ver-  vgl.  Studniczka,  Jahrb.  d.  Inst.  1890  p.  144,  9. 

wertet  ist.      Man    kann   Svoronos    in   der   Be-  Vgl.  noch  die  Blqlq  oben  §  1).    Im  allgemeinen 

nennung  Iris  beistimmen,  obwohl  sich  in  dem  wird  man  unter  den  vielfachen  Bedeutungen, 

Kranz,  über  welchen  er  keine  Auskunft  giebt,  welche  jener  hocharchaische  Typus  angenom- 

bereits    der  Einflufs  der  immer  dominierender  men,  auch  Iris  erwarten  dürfen, 
auftretenden  Nike   geltend   macht.     Es   lassen  7.  Iris  und  Nike  verwechselt.    Die  ün- 

sich  für  Iris  noch  Umstände  anführen,  welche  in  Sicherheit,    welche    schon    am    Parthenonfries 

jenem  Artikel  übersehen  sind.  Die  allerältesten  hervortrat,  weil  Iris  in  dieser  Periode  aus  einer 

Münzen  der  Stadt  bei  Imhoof  Taf.  5,  1  (3  ge-  Heroldin  des  Zeus  zur  häuslichen  Dienerin  der 

hört  nicht  nach  Mallos),  geben  den  Typus  der  so  Hera  wurde,    macht  sich  auf  den  Vasen  dop- 

renuenden  Figur  in  seiner  primitiven  Gestalt,  pelt  fühlbar,    da  hier  der    Heroldsstab   nicht 

ohne  Attribute,  die  r.  Hand  erhoben,  die  Linke  nur  der  Iris  genommen,  sondern  zugleich  der 

an  die  Hüfte  gelegt,  die  Brust  von  vorn,  den  Nike   (nicht  Eirene)  zugeteilt   wird,   während 

Unterkörper  im  Profil.     Diese  Figur  ist  aber  deren  Funktionen,  wie  Kranzreichen  und  Kre- 

sicher  männlich,  nackt  und  langgelockt.    Zu-  denzen,  nicht  selten  auf  die  Botin  übergehen, 

gleich  erscheint  in  diesen  frühesten  Prägungen  Negativ  besitzen  wir  zwar  ein  gewisses  Unter- 

(welche  als  Rev.  einfaches  quadratum  incusum  scheidungszeicheu  in  dem  kurzem  Gewand  und 

haben)  eine  weibliche  Figur  mit  kurzem  Chiton  den  Fufsflügelu,   mit  welchen  nur  Iris,  selten 

und  Fufsflügeln  {Imhoof  Tat  5,2),  welche  nach  Nike  ausgestattet  wird.     Jedoch  um  eine  lang- 

der  andern  Seite  hinläuft  und  als  Pendant  zu  40  bekleidete  Flügelfrau  mit  Kerykeion,  wie  sie 

jener  geprägt  ist;  vgl.  die  andern  Typen  von  uns  auf  den  Vasen  des  5.  Jahrh.  einzeln  oder 

Mallos    mit  einander  und  zahlreiche  Beispiele  in    blofs    dienender    oder    begleitender    Rolle 

anderer  Städte  (<S'i-oronos/>49;K.'£qci»jju-.  1890  p. 99).  wiederholt    entgegentritt,    bestimmt    als    die 

Äufserlich   schliefst  sich  nun  die  'Iris '-Figur  eine  oder  andere  zu  bezeichnen,  fehlt  uns  jeder 

au    jenen    männlichen    Typus    an,    nicht    an  Anhaltspunkt.     Vasen  wie  etwa  die  sf  Amph. 

den  minderwertigen  weiblichen,   welcher  ver-  München  351   (mir  des  näheren  nicht  erinner- 

schwiudet,  während  der  Windgott  sich  differen-  lieh),  die  rf.  RjävlaBull.  d.  I.  1866,  186,  die  rf. 

ziert  und  neue  Typen  erhält.  Es  ist  aber  höchst  Pelike  Athen  Polytcchn.   2065,   die   rf.  Amph. 

wahrscheinlich,  dafs  jenes  älteste  Paar  aus  den  Berlin  2163,    die   nolanischen  Gefäfse  Karls- 

verjüngten  Typen   zu   erklären  sei,  also  einen  50  ruhe    203,    Neapel    3122,    die    solche    Gestalt 

Windgott  und  Iris  bedeute;   vgl.  J.  §  3  u.  4.  für   sich   allein   oder  als  Revers  zu  Zeus  oder 

In  Mallos  wurde  der  Boreas  unter  dem  Namen  zu  Zeus  und  der  ihn  bedienenden  Athene  vor- 

Pagreus  verehrt,  und  man  erinnert  sich  dabei,  führen,    mag  man  noch,   wenn  man  will,   auf 

dafs  ifowifr  die  Iris  mit  dem  Boreas  vergleicht.  Iris   beziehen.     Aber  es  ist  damit   wenig  ge- 

—    Statuarisch  wird   der  hier   zu  Grunde   lie-  holfeu.    Steht  doch  genau  dieselbe  Figur  ein- 

gende  Typus  bekanntlich  durch  die  archaische  schenkend    vor    Apollon    auf    der    rf.  Pariser 

Nike   aus  Delos  repräsentiert  {Bull.  hell.  1879  Hydria  Luynes  pl.  26,    De  Witte,  Elite  2,  47, 

pl.  6  u.  7,  Furtiv.,  Arch.  Zty.  1882,  324),  und  Gerhard,  Ant.  Bildw.  58,   Welcher,  A.  B.  3,  8, 

etwas  weiter  entwickelt  namentlich  hinsichtlich  und  wird  geradezu  als  Nlv.7]  bezeichnet  auf  den 

der    Gewandplastik    in   mehreren   archaischen  go  beiden  zusammengehörigen  Peliken -BerZm  2166. 

Niken  von  der  Akropolis  (wovon  zwei,  die  eine  u.  2167  {Arch.  Ztg.  1875,  10),  jedesmal  zwischen 

noch  ohne  den  zugehörigen  Kopf,  bei  Sophu-  den  thronenden  Göttern   Zeus    und  Poseidon, 

lis,  'Aq%.  'Efprj^.  1888  p.  90f  abg.),  abgesehen  er&terem   einschenkend,  und  gleichfalls  in  der 

von     den    kleinen    altattischen    Bronzen    bei  Götterversammlung  auf  dem  rf.  Stamnos  Ptfers- 

Petersen,   Ath.  Mitt.   1886   Taf.  11.     Nachdem  &wj'^  1641,  ferner  kredenzend  vor  einem  kriegs- 

durch  Sauers   Beobachtungen   (ib.    1891)   fest-  bereiten,  von  dem  Vater  begleiteten  Helden  (als 

gestellt  ist,   dafs   die  delische  Archermos-Iu-  Lykaon  u.  Antandros  inschr.  bezeichnet)  auf  dem 

Schrift  nicht  zur  Statue  gehören  kann,   wird  nolanischen  Gefäfs  Brit.  Mus.  121  (d.  alt.  Kat.), 

BosCHKR,  Lexikou  der  gr.  u.  röm.  Mytljol.    II.  12 


355          Iris  (mit  Nike  verwecliselt)  Iris  (in  der  jüngeren  Kunst)          356 

Gerhard,  Aus.  V.-B.  2,  150,  daraus  Ges.  Äbh.  keion  bewirkt,  wurde  scbon  bei  der  Sosias- 
11,  3  (vgl.  die  äbnlicben  Gruppen  obne  Kery-  Schale  §  5  wahrgenommen.  So  wird  es  unmög- 
ke'ion  und  ohne  Inscbr.  bei  Kieseritzky,  Nike  lieh  auf  der  Triptolemos- Schale  des  Brygos 
in  d.  Vasemn.  p.  12  f.).  Andererseits  wird  man  (abg.  z.  B.  Welcker,  A.  D.  3,  12.  Wien.  Vorl.- 
bei  einer  thronenden,  Hera- ähnlichen  Göttin  Bl.  8,  2)  oder  bei  Gerhard,  Trinksch.  Taf.  D*) 
wie i?^/<e  1,  32  und  verschlechtert  3,  38  =  6^6T-  oder  Roulez,  Choix  d.  Vas.  4  oder  Gerhard, 
hard,  Ant.  Bildw.  50  {Berlin  2317)  oder  Ger-  Anserl.  V.  1,  7)  die  geflügelte  Mundschenkin 
Jiard,  Ant.  Bildw.  49  {Berlin  2381)  eher  an-  zu  benennen,  obwohl  gerade  die  an  letzter 
nehmen,  dafs  sie  von  Iris  als  dafs  sie  von  Stelle  genannte,  welche  der  Hera,  nicht  dem 
Nike  bedient  werde,  auch  wenn  die  Dienerin  lo  daneben  thronenden  Zeus  einschenkt,  mit  ihren 
kein  Kerykeion  führt.  Wenn  auf  den  zwei  Fufsfliigeln,  dem  ganz  kurzen  Chiton  und  frei- 
zusammengehörigen rf.Gefäfsen(Stamnos)ikfow.  wallendem  Haar  wohl  den  Gedanken  an  Iris 
d.  I.  6,  58  die  Mundschenkin  des  Zeus  ein  erwecken  kann,  der  bei  all  solchen  Bildern 
solches  Abzeichen  führt,  die  der  Hera  (wo-  mit  mehr  oder  weniger  Bestimmtheit  geäufsert 
zwischen  hier  störend  ein  stehender  Apollon  ein-  worden  ist. 

geschoben  ist)  dasselbe  entbehrt,  und  statt  8.  Jüngere  Kunst.  In  der  unterita- 
dessen  ihren  Rockzipfel  fafst,  so  erkennen  wir  lischen  Vasenmalerei,  die  an  geflügelten  Fi- 
lediglich  das  Streben  nach  Abwechselung,  zu-  goren  überhaupt  Gefallen  hat,  tritt  Iris  wieder 
gleich  auch  wohl  den  Umstand,  dafs  bei  der  etwas  hervor,  wenn  auch  mehr  und  mehr  mit 
zweiten,  en  face  gestellten  Figur  die  Anbrin-  20  anderen  bedeutungslosen  Dämoninnen  dieses 
gung  des  Kerykeions  diesem  Stile  minder  leicht  Stils  vermischt.  Sie  trägt  den  kurzen  Chiton, 
gefallen  wäre.  Auf  der  flüchtigen  rf.  Lekythos  auch  wohl  das  Kerykeion,  obschon  sie  sich 
Berlin  2248  (Abb.  s.  dort)  läuft  eine  kurzge-  häufiger  mit  Thymiaterion  oder  Salbgerät  zu 
kleidete,  sogar  an  den  Füfsen  beflügelte,  also  schaffen  macht.  Erwähnt  sei  ylvc/j.Zf(/.  1  Taf.  13 
doch  gewifs  der  Iris  sehr  ähnliche  Flügelfrau  S.  199,  Gerhard,  Mysterienhilder  2  (Bestrafung 
auf  einen  roh  gezeichneten  altarähnlichen  Ixiona),  wo /a/m, 5er.  (i.(SVVc/«s.  Ges.  1856,282  ihre 
Gegenstand  zu,  wo  man  wie  vor  Apoll  viel-  Anwesenheit  (statt  der  des  Hermes)  aus  dem 
mehr  Nike  erwartet;  und  wie  manches  fackel-  Vergehen  an  Hera  erklären  will;  ich  würde 
tragende  Flügelmädchen  liefse  sich ,  wie  auch  hierin  wie  in  der  anwesenden  Furie  mehr  die 
geschieht,  einfach  als  Nike  registrieren,  wenn  30  Vorliebe  für  Figuren  der  oben  bezeichneten 
nicht  eine  derartige  Person  (sehr  verschiedent-  Art  erkennen:  so  ist  bei  Gerhard,  Apul.  Vas.  13 
lieh  gedeutet,  s.  Kieseritzky  p.  23)  schon  auf  (Parisurteil)  wohl  eine  der  beiden  geflügelten 
dem  Luynesschen  Getäfs,  ohne  ersichtlicheu  Frauen  aus  der  in  dieser  Scene  öfter  an- 
Grund von  Nike  uud  Apoll  hinwegliefe  und  den  getroffenen  Iris  entstanden.  Mit  Hermes  zu- 
gleichberechtigten Einflufs  eines  jetzt  nicht  sammen  oder  als  Pendant  erscheint  sie  oben 
mehr  so  vereinzelten  Artemis-Typus  geltend  Fig.  2,  Gerhard,  Apul.  V.  11.  Mon.  d.  I.  6,  66. 
machte.  Ein  ähnliches  Abwechseln  zwischen  Stark,  Niohe'i.  Berlin  d2i0  vl.ö.  Auch  hier  läfst 
Kerykeion  und  Fackel  findet  ücXiBull.  d.  1. 1869,  sich  beobachten,  wie  sie  mit  Nike  abwechselt: 
nr.  252.  253.  Es  bestätigen  sich  hier  eben  nur  z.  B.  auf  der  Amphora  Neapel  3256.  Mon.  d. 
—  und  auch  die  vollständigste  Sammlung  des  40  /.  2,  30.  31  (stark  ergänzt,  vgl.  Gerhard,  Ges. 
undankbaren  Materials  könnte  hieran  nichts  Ahh.  Taf.  6,  2)  ist  einmal  (30)  Nike  zwischen 
ändern  —  die  alten  Erfahrungen  von  der  Sorg-  Zeus  und  Hera  dargestellt,  hinter  welcher 
losigkeit  der  einmal  in  Schwung  gekommenen  letzteren  vielleicht  noch  mit  dem  Ergänzer 
Produktion  und  der  Vergeblichkeit,  .solche  Hermes  anzunehmen  ist,  das  andre  Mal  (31)  Zeus 
Neben-  oder  gar  blofse  Ürnamentfiguren  zu  mit  Ganymed  und  Hera  mit  Iris,  welche  aber 
interpretieren  oder  aus  evident  willkürlichen  aus  Raummangel  unterhalb  placiert  ist,  wo  sie 
Beischriften  historische  Schlüsse  zu  ziehen  —  nun  keinen  Anschlufs  findet.  Dem  Wagen  des 
es  sei  denn  der,  dafs  der  Name  Iris  bei  den  durch  Athene  zum  Olymp  geführten  Herakles 
att.  Vasenmalern  des  5.  Jahrh.  in  Vergessenheit  scheint  auf  der  etwas  älteren  Vase  Millingen, 
gerät,  was  eigentlich  in  solchem  Mafse  doch  50  Peint.  d.  F.  36  Iris  voraus-,  Nike  nachzufliegen, 
nur  möglich  war,  wenn  Nike  als  Botin  gedacht  vgl.  Trendelenhurg ,  Arch.  Ztg.  1880,  132,  4. 
wurde:  eine  Vermischung,  die  nicht  wohl  aus  Von  den  darauf  bezüglichen  Notizen  Cat.  Cani- 
dem  mythologischen  Gedanken  heraus,  sondern  2"^'''^^  Serie  4  ff.  793.  Kieseritzky  p.  25,  45.  La- 
eher  durch  die  Plastik  entstanden  sein  kann,  borde  1,  85  {Sacken  u.  Kenner  184).  Bull.  d.  I. 
als  diese  der  Lieblingsgöttin  der  Agonistik  1868,  184  kann  ich  gegenwärtig  nur  die  letzte 
Flügel  verlieh.    Die  Verwechselung  schien  sich  kontrollieren. 

nicht    nur    in  Athen   sondern   auch  in  Grofs-  Auf  pompejanischen  Gemälden    liefs 

griechenland   (vgl.  C  am  Schlüsse),  in  Mallos  sich  Iris    nur    einmal    {Helbig  114;   vgl.   oben 

und  vielleicht  auch  in  Delos  geltend  zu  machen.  Sp.  328)  mit  Wahrscheinlichkeit  erkennen  (lang- 

Erst  in  nachklassischer  Zeit  wird  auf  den  Münzen  CO  bekleidet).    Das  von  Trendelenburg,  Arch.  Ztg. 

das  Kerykeion  auch  andern  Personen  als  Iris,  1880  p.  133,  6  erwähnte  Gemälde  läfst  sich  nach 

Eirene,  Nike  gegeben,  s.  Tmhoof- Blumer  in  der  der  Beschreibung  und  Deutung  Panofkas  allein 

Wiener  Num.  Ztschr.  1871  und  Otto  Jahn,  Tele-  nicht  beurteilen.    Entschieden  unrichtig  wurde 

phos  u.Troilos  p.  79,  96.  Dafs  nebenbei  auf  den  Helbig  1227  von  Welcker,  A.  B.  4,  97  hierher 
streng  rf.  Vasen  auch  die  Mundschenkin  Hebe 

durch  eine  ihrem  W"esen  völlig  widersprechende  ^^  ^gj  j^^,^^^.^  jj^^^^  p  28 f.  und  die,  wie  mir  scheint, 

Beflugelung   die   Ins   überflüssig   macht,   wie  es  minder  befriedigende  Deutung  ße«Krfo?/s,  Ja///-6.  rfer  .ffo/serf. 

die  geflügelte  Nike  durch  Annahme  des  Kery-  österr.  Kunst-Sammig.  Bd.  11  p.  13. 


357          Iris  (in  dei-  jüngeren  Kunst)  Isclienos                          358 

gezogen.    Dagegen  scheint  für  die  Gemmen,  ScJiol.  Hyg.  7.    14   (p.  40  Bunte).    Tzetz.  Lyk. 

die  eine  ruhig  stehende,  langbekleidete  Frauen-  175  (p.  447  Müller).   Schol.  H.  23,  88.    Heyne, 

gestalt   darstellen  mit  kurzen  Schmetterlings-  Apolloä.  Obsero.  p.  311.    Als  Peleus  den  Eury- 

flügeln    am   Rücken    (Iris    multicoloribus   alis,  tion,  welcher  ihn  von  dem  Morde  des  Phokos 

Anth.  lat.  554  liiese  1879),  mit  Kerykeion  und  gereinigt,  auf  der  Jagd  wider  Willen  getötet 

Mohn  in  den  Händen,   sich  keine  bessere  Er-  hatte,   brachte   er  später  dem  Iros  als  Sühne 

kliirung  zu   bieten:    Tölken,  Berlin.   Progr.  z.  des    Mordes    viele    Schafe    und    Rinder.      Iros 

Eckhelfeier  1845.    Arcli.  Ztg.  1851,  94*.    Cades  nahm   sie   nicht  an;    deshalb   liefs  Peleus   sie 

Bd.  27/28.  auf   Geheifs    des    Orakels    frei    davon    laufen. 

Von  den  römischen  Sarkophagreliefs  lo  Ein   Wolf,    der    nachher   in   einen   Stein    ver- 

scheinen    nur    die  mit  dem   Raub   der  Perse-  wandelt  ward,  frafs  sie  auf  der  Grenze  zwischen 

phone   (s.  Fürster)   eine  Iris   zu   enthalten:   so  Lokris  und  Phokis,  Anton.  Lib.  38.  —  2)  Iros 

erklärt    man    die    über    (bezügl.   neben)    dem  (der    Botengänger,    vgl.   'Iqi?),    Beiname    des 

Wagen  schwebende  Flügelgestalt,   nicht  aber  unverschämten    Bettlers    Arnaios    in    Ithaka, 

die    Endymion-    (s.    3Iatz-Duhn,  Ant.  Bildw.  vom     zurückgekehrten    Odysseus     im     Faust- 

271öf.)   und  die  Phaethonsarkophage   {?,.  Ann.  kämpf  überwunden,   Od.   18,  1  ff.    239.     Hyg. 

il.  I.  1869  F  p.  130).  f.  126.     Preller,   Gr.  Myth.  2,  457,  1.     [Bild- 

Milchhöfer ,  Anf.  d.  Kunst   p.  68    hat  be-  liehe    Darstellung    auf   einer  Vase    in   Wien: 

kanntlich   gewisse  kannentragende  Tierfiguren  Arch  Ztg.  12,  495*.  R.]  —  3)  Ein  Heros,  nach 

auf    Inselsteinen    als    Iris    deuten    wollen    im  20  welchem  Ira,   eine  Stadt  der  Malier,  benannt 

Sinne  von  Hesiod   (vgl.  A  3),  indem   er  einen  war,  Steph.  B.  v.  'igä.   —   4)  Vater  des  lesbi- 

Pferdekopf  zu   erkennen  und    darin  die  Ver-  sehen  Heros  Lampetos,  StepJi.  B.  AafiTchsiov.  — 

wandtschaft  mit  den  Harpyien  zu  finden  glaubte.  5)  Nach  Schol.  Od.  1,  259  schrieben  in  dieser 

Widerspruch  hat  0.  Eoßbach   erhoben,  Arch.  hom.  Stelle   manche  Iros  statt  Ilos,   wie  auch 

Ztg.  1883,  173.    Ann.  1885,  GH,  8  p.  188,  zu-  Proxenos  in  seinen  Epiroticis  hos  einen  Sohn 

letzt  Tzimtas,  'Aqx-  'Ecfrju..  1889  Taf.  10  nr.  35.  des  Mermeros  nannte.     [Stoll] 

36.    Die  fraglichen  Figuren  sind,  wie  sich  aus  Isaia    Cloaia),    Tochter    des    phönikischen 

einem  kyprischen  Gefäfs  ergiebt  {Ann.  a.  a.  0.  Königs  Agenor  und  der  Damno,  einer  Tochter 

p.  197),  aufrecht  stehende  Löwen,  und  die  eigen-  des  Belos.     Sie  ward  Gemahlin  des  Aigj'ptos, 

tümliche  Rückenbedeckung  ist  wahrscheinlich  30  während    ihre    Schwester    Melia    den    Danaos 

als  mifsverstandene  Mähne  zu  betrachten.  heiratete;   ihr  Bruder  war  Phoinix,   ihr  Stief- 

Litteratur.     Tölken,  Berl.  Progr.  Eckhel-  bruder  Kadiuos,  Pherekydes  h.  Schol.  Ap.  Bh. 

feier  1845.  Programm.    B.^^go  Bergstedt,  Studia  3,  1186.     [StoU.J 

archaeologica.  comm.  acad.  Upsalae  1881.  Isaiakos  {'lacciccuSg)  nach  den  „Phrygischen 

[Maxim.  Mayer.]  Schriften",    deren    Glaubwürdigkeit    Plutarch 

Iris  2  (mascul.).  Der  Flufsgott  Iris  in  Pontes  bestreitet,   Sohn  des  Herakles  und  Vater  des 

erscheint  auf  Münzen  von  Amaseia  gelagert,  mit  Typhon,    Pliit.   De   Is.   et   Os.  c.  29  p.  48  ed. 

Barke  und  Schilfstengel,  unter  Faustina  jun.,  Parthey.     [Drexler.] 

Mi.  2,  335,  7.     »S'.  4,  420,   12   (nach   Vaillant,  Isaiidros  {"leavSgog),  Sohn  des  Bellerophon- 

N.  Gr.  p.  59).      Zusammen    mit    dem    Skylax  40  tes;  er  fiel  in  einem  Krieg  gegen  die  Solymer, 

zeigen  ihn  Münzen  des  Commodus,   Mi.  S.  4,  II.  6,  197.  203.   Strab.  12,  573.   13,  630,  wo  er 

421,  17   (nach   Vaillant  p.  67).    Head,   H.  N.  Peisandros  genannt  wird.     [Stoll.] 

p.  424.     [Drexler.]  Isaras    {'laägccg),    lykischer  Name   des  von 

Irisia  (IPI5IA  =  EiQtcCu'i),  beigeschriebener  Bellerophontes  getöteten  Amisodaros,  Plut.  de 

Name  einer  Nereide,   welche   der  Entführung  vitil.  virt.  9.     [Höfer.] 

und  Bändigung   der  Thetis   durch  Peleus   bei-  Isauria   nebst   Lykaonia   und    einer  dritten 

wohnt,    auf   einer    rotfig.   Vase    in    München:  Provinz,  die  gewöhnlich  für  Karia,  von  Trarfdj'n^- 

O.Jahn,Beschr.d.Vasens. König JMdivigs  n. s.w.  ton  aber  für  Kilikia  erklärt   wird,    erscheint, 

nr.  331,    C.  I.  Gr.  7398.     [Röscher.]  gekennzeichnet  durch   die  Beischrift   ICAYPIA 

Irisis    (_irisis),    etruskischer  Name    der  Iris  50  etc.,  als  Frauengestalt  mit  der  Mauerkrone  auf 

(s.  d.)  auf  einem  Bronzespiegel  von  Praeneste  Münzen    des    Septimius    Severus    von  Tarsos. 

(Sammlung  Barberini),  zwischen  tevcrun  (Teu-  Isauria    und   (nacli   Waddington)   Kilikia   sind 

kros,  d.  i.  Paris,  nach  Bugge,  Etr.  Fo.  u.  St.  dargestellt    der  Tyche   von  Tarsos    (mit    dem 

4,  27)   und  crisi&a    (Chryseis);    daneben  noch  Kydnos  zu  Füfsen)  einen  Kranz  reichend,  Ly- 

menle  (Menelaos),  tiiran  (Aphrodite)  und  eine  kaonia  hinter  ihr  stehend,   einen  Kranz  über 

dritte    Figur    ohne    Namen    (Helena?);    s.    P.  ihr  Haupt  haltend,  Mionnet  3,  630,  451  (nach 

Cicerchia,  Bull.  1859,  37;  Garrucci,  Ciste  Pre-  Vaillant,  N.  Gr.).  S.  1,26b,  4:29  (nach  Sestini,  D. 

nestine  163.    Gerhard,   Etr.  Sp.  4,  24,  t.  378.  ^\  F.  p.  409  nr.  5).  Kenner,  Die  Münzsammlung 

Fabr.,   C.   I.   I.   2726  bis;    und    vgl.    Deecke,  d.  Stifts  St.  Florian  ixl6S-15b,TalY, 12.  Wad- 

Bezz.  Beitr.  2,  164  nr.  14.     [Deecke]  60  dington,  Ball,  de  Corr.  Hell.  7, 1883  p.  283—285. 

Iros    CIqo?),    1)    Sohn  des  Aktor  in   Opus,  Siehe  auch  Not.  Dign.  1  p.  55.     [Drexler.] 

Bruder  der  Polymele,   welche  Peleus  vor  der  Isclienos    {"lax^vog),    ein   Erdgeborener    zu 

Thetis   zum  Weibe   hatte,   und  des  Menoitios,  Olympia,  oder  der  Sohn  des  Gigas,  eines  Sohnes 

des    Vaters    des    Patroklos.      Mit    Demonassa  des  Hermes  und    der  Hiereia.     Als    während 

zeugte    er    die    Argonauten    Eurydamas    und  einer  Hungersnot  ein  Orakelspruch  kundthat, 

Eurytion  (nach  Apollod.  1,  8,  2  ist  dieser  ein  dafs   zur  Abwendung  derselben  ein  Edler  des 

Sohn  des  Aktor,  nach  Ap.  Eh.   1,  67  Euryda-  Landes  geopfert  werden  müfste,  bot  sich  Tschenos 

mas    S.    des   Ktimenos);    Ap.   Bh.    1,   72    und  freiwillig  zum  Opfer  dar.    Man  erwies  ihm  da- 

12* 


359                         Ischepolis  Isis  (Wesen  d.  äg-ypt.  Göttin)         360 

her  hohe  Ehren   und   setzte   ihm  Wettkämpfe  [vgl.  De  Witte,  Le  ge'ant   Valens.  Extr.  de  la 

ein.    Sein  Grab  wurde  zu  Olympia  am  Kronion  Bev.  num.  1849.  Paris  1850,  bes.  p.  8if.  Drexler. 

in  der  Nähe  der  Rennbahn  gezeigt,  und  er  galt  Grusius,    Pliilol.   49,  2    S.    120.    R.];    ebenso 

als  Taraxippos,  der  die  wettkämpfenden  Rosse  steht  bei   Anton.  TAh.  20   extr.    der  gleichbe- 

scheu    machte,    Lykophr.   43   und   Tsets.  Lylc.  deutende   Alkyoneus.     —     2)   'laxvg,   Blu   und 

38.    42  —  43;    vgl.    Paus.    6,    20,    8;    den    Art.  Mrixavr],  hei  Hes.  Theog.  146  genannt,  werden 

Taraxippos  [iernei'  Max.  Mayer,  Giganten  u.  von  Braun,   Gr.  Götterl.   §  59   persönlich   ge- 

Tit.  S.  138  f.  u.  410,  wo  Ischenos  (Taraxippos)  fafst  und  für  die  Weiber  und  Gehülfinnen  der 

als  Hypostase  des  Poseidon  gefafst  wird.    Cru-  Kyklopen  Brontes,  Steropes  und  Arges  erklärt, 

sius,  Piniol.  49,  2  S.  1-20.    R.].     [Stoll.]  lo  vgl.  Ischys,  Phronesis,  Sophrosyne  und  Themis 

Ischepolis  (la%inolis) .,  Sohn  des  Alkathoos  bei    Eustath.    Erat.  2,  3   u.  6.    Erot.    gr.    ed. 

aus  Megara,   kam    auf  der   Jagd   des   kalydo-  Hercher  2,  171  u.   173.     [Stoll.] 

nischen  Ebers  um,  PrtHS.  1,  42,  6.  43,  2.  [Stoll.]  Iscitlus,    ibero  aquitanische    Gottheit,    be- 

Isclioinache  =  Hippodameia  (s.  d.).  kannt  durch  zwei  früher  über  dem  Portal  der 

Ischj'lla  ('IgivHol),   Tochter  des  Myrmidon,  zerstörten  Kirche  unserer  Lieben  Frau  in  der 

Gemahlin  des  Triopas  und  Mutter  des  Phorbas,  Gemeinde    Garin,    8    Kilometer    westlich    von 

Syg.  poet.  astr.  2,  14.     Ischylla  ist  eine  Kon-  Bagneres    de  Luchon,   jetzt    im   Museum  von 

jektur5'c/ina(ie«'m,s;  in  den  Handschriften  steht  Toulouse  (nr.  170,  171)  befindliche  Altäre  mit 

Hiscilla,Hyocla,HyyoclaoderHischela.  [Höfer.]  den    Inschriften:    ISCITTO    DEO   |  HVNNV    | 

Ischyros    {&(bg   loxvqoq),    1)    wahrschein- 20  VL0H0XIS|FIL;  VSLM  und  ISCITTO  DE ////// | 

lieh   eine  Bezeichnung   des    deus  invictus   Mi-  SABINYS   |  MANDATI  /'//  |  V.  S.  L.  ////,   E. 

thras    auf   einer  Weihinscbrift    aus   Dulgheru  Desjarclins ,    Geographie  hist.   et  admin.   de   la 

bei    Hirschova,   jetzt    in    Bukarest    {Tocilescu,  Gaule   rom.   2    p.    393  —  394,   jedenfalls    auch 

Arch  -epigr.    Mitt.    11,   1887    S.    64    nr.   134).  besprochen     von    Julien    Sacaze,    Epigraphie 

[2)   Als    &SOL    ^syäXoi   \   &£ol  dvvatol   \   iG%v-  de    Luchon.    Paris    1880,    vgl.    Bull,    epigr.    1 

Qot    werden    die   Kabiren  bezeichnet  in   einer  p.  87.     [Drexler.] 

Inschrift    von  Imbros,   Conze,   Beise   auf  den  i^j        ägyptisch    geschrieben       f]      ^ 

Inseln    des  thrakischen   Meeres  p.  91,  Tfl.  XV,  '       ^•'^             ^                        11      O 

9.    K.  Keil,  Zur  Sylloge  Inscr.  Boeot.  4.   Svp-  'st,  gesprochen  etwa  'est  t,   die  Hauptgottheit 

pltbd.  der  Jahrhb.  für  class.  Piniol,  p.  616.  —  30  Ägyptens    in    der   letzten  Epoche    seiner  reli- 

3)   Der  Gott  ZccvsQyrjg    erhält    den   Beinamen  giösen  Entwickelung. 

iaxvQog  in  einer  Inschrift  aus   der  Nähe  von  _     Isis   gehört  zu    denjenigen   Göttergestalteu 

Phanagoria,  C.  I.  Gr.  2119;  Stepliani,  Ant.  du  Ägyptens,  die  ausschliefslich  dem  Mythus  ihren 

Bospli.  Cimm.  nr.  5.  7i.  7m7  a.  a.  0.  p.  615 — 616.  Ursprung  verdanken  und  erst  von  hier  aus  zu 

Dittenberger,  S.  I.  Gr.  104.  —  4)  Typhon  wird  einem  Kult  gelangt  sind.     In   dem  Pantheon 

angerufen    im    Leidener    Papyrus    F,    Col.    11  des   alten  Reichs,   der  Pyramidenzeit,   hat  sie 

Z.  24.     Pap.   Graeci  Musei  ant.  publ.   Lugd.-  keine  Stelle,   während  andere  Göttinnen,   wie 

Bat.    ed.    Lcemanns    2    p.    37    loxvqb    Tvcpwv.  Hathor,   die   grofse  Göttin  von  Deudera,   und 

Dieses  Beiwort  entspricht  der  ägyptischen  Be-  Neit,   die  grofse  Göttin  von  Sais,   eifrig  vei'- 

zeichnung    des    Set    als     ä  pabuti    ,, starker",  40  ehrt    werden.     Auch  im  mittleren   Reich    ist, 

B'iugsch,    Bei.    u.    Mytli.    d.    alt.  Äg.    p.   541.  soweit  ich  sehe,  von  einer  Verehrung  der  Isis 

705,  vgl.  714  „Seth,  der  starke  von  Theben",  nirgends  die  Rede.    Erst  mit  dem  neuen  Reich 

ein  Titel,  den  auch  Horuer,  Aroeris  führt.  —  tritt  sie  uns  im  Kultus  entgegen,  und  von  da 

5)   Im  Grofsen  Pariser  Zauberpapyrus  v.  2031  au    ist    ihr   Ansehen    ständig    gewachsen,    bis 

—  2033    lautet    ein    Exorcismus:    s^oQ-ni^m    68  sie  zu  der  grofsen,  allumfassenden  Göttin  des 

viHvöaiixov  Kuzcc  tov  CaxvQov  %aL  aTtaQairrjTov  Landes  geworden  ist,  als  welche  sie  die  Grie- 

&80V  V..  X.  l.  —   6)  Im   Leidener  Papyrus   "FF,  chen  kennen  lernten. 

Col.  24  Z.  6 — 9    heifst    es:    'EniKcdoviiai    xov  Es  ist  ein  fundamentaler,  aber  in  den  bis- 

iv  Toj  O  (==  ovgavcp)    fiiyiCTOv  Q  (=  ovofia),  herigen  Darstellungen  der  ägyptischen  Religion 

KVQ1.0V  iaxvQov,  fi£y(xa&svpj,  laa,  ovco,  ica,  ccia,  50  völlig   übersehener  Unterschied,   den   wir  hier 

ovco,  oav.    Drexler.]     [Steuding.]  berühren    (vgl.    meine    „Geschichte    des    alten 

Ischys  ('la%vg),  1)  nach  der  Sage  der  Phle-  Ägyptens"  in  den  Abschnitten  über  die  Re- 
gyer  Sohn  des  Elatos,  mit  welchem  sich  Ko-  ligion).  Die  Gottheiten,  welche  das  Volk  ver- 
i-onis,  die  Tochter  des  Phlegyas,  vermählte,  ehrt,  sind  lokale -Mächte,  welche  an  einer 
als  sie  schon  von  Apollon  den  Asklepios  unter  Kultusstätte  hausen,  ihre  Verehrer  beschirmen 
dem  Herzen  trug,  wofür  Korouis  von  Apollon  und  dafür  die  Opfergaben  empfangen.  Sie  mani- 
(bder  Artemis)  und  Ischys  von  Apollon  (oder  festieren  sich  in  den  verschiedensten  Natur- 
Zeus)  mit  dem  Tode  bestraft  wurden.  Find.  Objekten,  vor  allem  in  Tieren  und  Bäumen, 
Pyth.  3,  8  ff .  und  Schol.  zu  v.  14  ff.  60.  Paus.  2,  aber  auch  in  Steinen,  Pfählen  u.  ä. ;  durch  das 
26,  5.  8,  4,  3.  Hyg.  f.  202.  Poet.  Astr.  2,  40.  Go  Ritual  des  Kultus  vermag  der  Mensch  auf  sie  ein- 
Apollod.  3,  10,  3.  Ov.  Met.  2,  542  ff.  Hom.  H.  zuwirken.  Wohl  mögen  sich  ihre  Verehrer  auch 
in  Ap.  Pyth.  32.  Hesiod.  fr.  b.  Schol.  Pind.  von  ihren  Thaten  und  Schicksalen  mancherlei  er- 
Pyth.  3,  14  und  Strab.  9,  442.  Müller,  Orcli.  zählt  haben, aber  das  ist  durchaus  nebensächlich; 
195f.  199 ff.  Völcker,  laptet.  Gesthl.  176.  180.  die  Gottheiten  der  Volksreligion  bedürfen  eines 
Preller,  Gr.  M.  1,  424,  s.  Asklepios.  —  Bei  Mythus  so  wenig  wie  einer  bestimmten  ihnen 
Cic.  d.  nat.  D.  3,  22  ist  für  Ischys  der  gleich-  zustehenden  und  sie  von  anderen  unterscheiden- 
bedeutende Valens  gesetzt,  der  mit  Koronis  den  Funktion:  dafs  sie  lebendige  Mächte  sind, 
den  zweiten  Hermes   oder   Trophonios  zeugte  welche  ihre  Freunde  beschützen  und  ihre  Feinde 


361         Isis  (Wesen  d.  ägypt.  Göttin) 

bestrafen,  darin  besteht  ihr  Wesen.  Neben 
ihnen  kennt  man  die  Mächte,  welche  im  grofsen 
Getriebe  der  Welt  wirken,  welche  den  Wechsel 
von  Licht  und  Finsternis,  die  Folge  der  Jahres- 
zeiten, das  Anwachsen  des  Nils  u.  s.  w.  her- 
beiführen, die  daher  eine  bestimmte  Funktion 
haben  und  einen  Mythus  entwickeln.  Diese 
Gottheiten  sind  daher  universell ;  weder  haften 
sie  an  einer  bestimmten  Lokalität,  noch  sind 
sie  lediglich  auf  einen  engbegrenzten  und  mit  lo 
ihnen  unmittelbar  verwachsenen  Kreis  von  Ver- 
ehrern beschränkt.  Aber  eben  deshalb  stehen 
sie  dem  Menschen,  dem  Geweinwesen  wie  dem 
Einzelnen,  fern,  um  seine  Geschicke  haben  sie 
sich  nicht  zu  kümmern,  und  vor  allem,  sie 
sind  seinem  Einflufs  unzugänglich:  den  Lauf 
der  Sonne   kann  kein   Gebet  und   kein   Opfer 


Isis  (ägypt.  Himmelsgöttin)  362 

abmüht.  Das  Ende  ist  die  Ausbildung  eines 
mystischen,  in  der  Geheimlehrc  überlieferten 
Pantheismus;  alle  Götter  sind  nur  Erscheinungs- 
formen des  Einen,  des  allein  wirklich  existie- 
renden Sonnengottes. 

Isis  ist  ihrem  Wesen  nach  eine  der  zahl- 
reichen Himraelsgottheiten  Ägyptens.  Rein 
abstrakt  betrachtet  ist  der  Himmel  für  die 
Ägypter  das  Urwasser,  aus  dem  alle  Dinge 
hervorgegangen  sind,  imd  als  solches  der  kos- 
mogonische  ürgott  Nunu,  ,,der  Vater  aller 
Götter",  d.  i.  der  Himmelsocean,  in  dem  der 
Sonnengott  in  einer  Barke  einherfährt.  [Daneben 
ist  der  Himmel  den  Ägyptern  auch  ein  ehernes 
Gewölbe  (ba),  über  das  der  Schlitten  des  Sonnen- 
gottes von  Schakalen  gezogen  wird;  nach  einer 
anderen  Auffassung  sind  die  Lichtsterue  Vögel, 


Himmelskuh  (nach  Erman ,  Ägypten  2  S.  365). 


ändern.      Daher    sind    sie    ursprünglich    nicht 
Gegenstände    des    Kultus.      Über    der   ganzen 
Götterwelt  steht   als   der  Herrscher   der  Welt 
der  grofse   Gott  Re',    der   sich  in   der   Sonne  50 
manifestiert. 

Die  ursprünglichen  Verhältnisse,  wie  sie 
bisher  geschildert  sind,  haben  sich  im  Lauf 
der  Entwickelung  mannigfach  geändert.  Die 
Lokalgötter  assimilieren  sich  den  mythischen 
Göttergestalten  und  erhalten  zum  Teil  gleiche 
Funktionen  wie  diese,  die  letzteren  werden  in 
ähnlicher  Weise  gedacht  wie  die  Lokalgötter. 
Allmählich  entwickelt  sich  daraus  eine  voll- 
ständige Verschmelzung  der  verschiedenen  GO 
Gottheiten  zu  einer  mystischen  Einheit.  Teils 
die  Rivalität  der  einzelnen  Kultusstätten,  die 
Verbreitung  angesehener  Götter  über  weite 
Gebiete,  ja  über  das  ganze  Land,  teils  das 
fortschreitende  religiöse  und  spekulative  Be- 
dürfnis hat  diese  Entwickelung  immer  wieder 
gefördert,  aber  auch  immer  neue  Probleme 
geschaffen,  welche  die  Theologie  zu  lösen  sich 


oder  die  Augen  des  Horus.]  Sonst  aber  wird 
der  Himmel  immer  als  weibliches  Wesen  auf- 
gefafst,  im  Gegensatz  zu  dem  männlichen 
Sonnengott;  sie  ist  dessen  Mutter  oder  Ge- 
mahlin und  in  der  Regel  beides  zugleich.  Da- 
her erklären  sich  auch  die  Namen  dieser 
Göttinnen:  Isis  bedeutet  „der  Sitz"  (oder 
Thron),  nämlich  des  Sonnengottes,  ihre  Schwe- 
ster Nebthat  (Nephthys)  „die  Herrin  des  Hauses", 
Hathor  die  Gemahlin  oder  Mutter  des  Horus 
„das  Haus  des  Horus".  Sie  alle  werden  ständig 
—  wie  in  späterer  Zeit  überhaupt  jede  ägyp- 
tische Göttin  —  als  „Herrin  des  Himmels"  be- 
zeichnet. [Eine  andere  Himmelsgöttin  ist  Nut, 
das  dem  eben  erwähnten  Nunu  entsprechende 
Femininum,  die  Gemahlin  des  Erdgottes  Qeb 
{Kril^  bei  Joh.  Antioch.  fr.  1,  21  Müller)  und 
Mutter  des  Osiris,  der  Isis  und  ihrer  Ge- 
schwister; daher  wird  das  Paar  Qeb  und  Nut  von 
den  Griechen  als  Kronos  und  Rhea  bezeichnet.] 
Andrerseits  werden  Isis  und  Hathor  als 
Kühe   dargestellt,   und  unendlich   oft  ist  von 


363  Isis  (in  Ägypten  als  Kuh) 

der  grofsen  Himmelskuh  (s.  Abbild.  Sp.  361/62) 
die  Rede,  aus  deren  Schenkeln  der  grofse 
Sonnengott  geboren  wird,  und  auf  deren 
Rücken  sich  der  Weltenherr  Re'  zurück- 
gezogen hat,  während  sein  Sohn  Schu  (bei 
Joh.  Äntioch.  2(Ss),  der  löwenköpfige  Luft- 
gott, sie  mit  seinen  Armen  oder  mit  vier  an 
den  Enden  der  Erde  aufgerichteten  Pfählen 
stützt.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  beruht 
dies  nicht  auf  einer  mythischen  Apperception,  lo 
sondern  darauf,  dafs  bei  den  Ägyptern  wie  bei 
allen  Ackerbauvölkern  die  Rinder  und  ganz 
besonders  die  Kühe  heilige,  göttlicher  Natur 
teilhafte  Tiere  sind  (vgl.  Inder,  Tränier,  Kaffern 
u.  a.;  die  gleiche  Anschauung  bildet  meiner 
Meinung  nach  den  Ausigang  der  Sage  von  lo  [= 
Hera]),  und  es  war  daher  etwas  ganz  Natürliches, 
sich  eine  Göttin  in  Kuhgestalt  zu  denken 
—  ebenso  wie  zahlreiche  ägyptische  Götter 
als  Stiere  dargestellt  werden.  Im 
Kultus  der  Hathor  von  Dendera 
tritt  diese  Verbindung  ganz  be- 
sonders hervor;  hier  ist  offenbar 
schon  in  sehr  früher  Zeit  eine  in 
Kuhgestalt  verehrte  anonyme  Lo- 
kalgöttin mit  der  Himmelsgöttin 
Hathor  verschmolzen  worden.  Nur 
so  ist  es  zu  erklären,   dafs   diese 


Heilige  Kiih  (nach  Ebers,  Äyypten  in  Bild  und  Wort  2 
S.  40i). 

mythische  Gestalt  schon  in  der  ältesten  Zeit 
zu  den  angesehensten  Verehrungswesen  Ägyp- 
tens gehört  (vgl.  das  Bd,  1  Sp.  2744  über 
Horos  Bemerkte).  Die  Gestalt  der  Isis  ist  öü 
deutlich  von  der  der  Hathor  abhängig.  In 
der  bildlichen  Darstellung  sind  beide  nicht 
von  einander  geschieden. 

Wenn  auch  Hathor  und  Isis  sehr  oft  als 
Kühe,  oder  nach  ägyptischer  Art  als  Frauen  mit 
Kuhkopf  (s.  Abbild.  Sp.  363  u.  366)  abgebildet 
werden,  so  ist  es  doch  weitaus  gewöhnlicher, 
sie  in  voller  menschlicher  Gestalt  darzu- 
stellen, mit  einem  Kopfschmuck,  der  aus  den 
Kuhhörnern  mit  der  Sonnenscheibe  dazwischen  60 
(s.  Abbild.  Sp.  366)  besteht  —  eine  Vor- 
stellung, die  dann  von  den  Phönikern  auf  ihre 
Göttinnen  übertragen  und  vielleicht  gelegent- 
lich auf  den  Mond  bezogen  ist  (Bd.  1  Sp.  652). 
Es  ist  aber  ein  arger,  wenn  auch  noch  immer 
weit  verbreiteter  Irrtum,  wenn  man  meint,  die 
ägyptischen  Göttinnen  oder  ihre  Hörner  hätten 
mit  dem  Monde  irgend  etwas  zu  thun  —  der 


Isis  (in  Ägypten:  Mutter  d.  Horus)      364 

Mond  ist  bei  den  Ägyptern  wie  bei  den  meisten 
andern  und  namentlich  bei  allen  vorderasia- 
tischen Völkern  immer  ein  männliches  Wesen. 
Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  mythologischen 
Funktionen  der  Isis.  Ihre  Hauptbedeutung  be- 
steht darin,  dafs  sie  die  Mutter  des  Sonnen- 
gottes Horus  ist,  des  eigentlichen  ägyptischen 
Nationalgottes  (s.  Horus).  Ihr  Gemahl  ist  Osiris, 
der  Sonnengott  von  Abydos,  der  den  Mächten 
der  Finsternis,  seinem  bösen  Bruder  Set,  er- 
liegt, und  den  sein  Sohn  Horus  am  nächsten 
Tage  rächt.  Dafs  Horus  daneben  auch  noch 
in  zahlreichen  anderen  mythologischen  Be- 
ziehungen erscheint  und  z.  B.  als  Haruer 
auch  der  Bruder  der  Isis  und  des  Osiris 
ist,  dafs  Horus  und  Set  als  Zwillingspaar  auf- 
gefafst  werden  u.  ä. ,  ist  im  Artikel  Horus 
ausgeführt.  Die  solaren  Erscheinungen  lassen 
sich  eben  mythisch  auf  die  verschiedenste  Weise 
auffassen.  Für  Isis  ist  die  Hauptsache, 
dafs  sie  wohl  überall,  wo  sie  vorkommt, 
die  Mutter  des  Horus  ist,  während  sie 
nicht  notwendig  als  Gemahlin  des  Osiris 
gedacht  zu  werden  braucht. 

Die  Himmelsgöttin,  welche  die  Sonne 
gebiert,  übt  ihre  Thätigkeit  vor  allem 
des  Morgens  beim  Sonnenaufgang.  Da 
wird  der  junge  Gott  geboren,  seine 
Mutter  umfafst  ihn  beschirmend  und  zieht 
ihn  auf  (s.  Abbild.  Sp.  368),  bis  er  zum 
Manne,  zum  „kräftigen  Stier",  herange- 
wachsen ist  und  nun  siegreich  und  trium- 
phierend über  seine  Feinde  über  den 
Himmel  zieht.  So  wird  Isis  speziell  zur 
Göttin  des  östlichen  Horizontes.  Als 
solche  hat  sie  ein  Gegenstück  in  ihrer 
Schwester  Nebthat,  griech.  Nephthys,  d.  i. 
die  „Hausherrin",  der  Göttin  des  west- 
lichen Horizontes,  welche  ihr  helfend  zur 
Seite  steht,  indem  sie  bei  der  Geburt 
des  Horus  die  Funktion  der  Amme  ver- 
richtet und  das  Horuskind,  den  Harpo- 
krates,  säugt  —  denn  natürlich  werden 
die  himmlischen  Vorgänge  ganz  nach  irdi- 
schem Vorbilde  gestaltet.  Und  wenn  Osiris  der 
Tücke  seiner  Feinde  erlegen  ist  und  auf  der 
Bahre  liegt,  treten  sie  an  die  beiden  Enden  der 
Leiche  und  stimmen  die  Totenklage  an  —  ein 
Vorgang,  der  bei  den  Osirismysterien  alljährlich 
dargestellt  wird  (hierher  gehört  wohl  Piatos 
Angabe  de  Icgg.  2,  657,  dafs  die  alten  ägypti- 
schen Melodieen  als  Lieder  der  Isis  gälten). 
Die  Rolle  der  beiden  Göttinnen  spielen  dabei 
zwei  Mädchen;  die  Klagegesänge,  die  sie  zu 
recitieren  haben,  sind  uns  noch  erhalten  {de 
Horraclc,  lamentations  d'Isis  et  de  Neph- 
thys 1866,  vergleiche  Herodots  Angaben  über 
das  in  Busiris  zu  Ehren  der  Isis  gefeierte 
Trauerfest  um  den  toten  Osiris  2,  61).  Im 
genealogischen  Göttersystem  ist  Nephthys  die 
Gemahlin  des  Set,  des  bösen  Gottes  der 
Finsternis;  eine  uns  nur  in  späterer  Fassung 
(Bd.  1  Sp.  386)  bekannte  Sage  erzählt,  Osiris 
habe  in  heimlicher  Ehe  mit  Nephthys  den 
Anubis,  den  schakalköpfigen  Gott  der  Toten- 
welt, gezeugt.  Beide  Erzählungen  sind  mytho- 
logisch ganz  korrekt,  sie  bestätigen,  dafs  Neph- 
thys die  Göttin  des  Westhorizontes  ist. 


B65 


Isis  (in  d.  Osirissage) 


Aus  diesen  Elementen  setzen  sieb  die  Sagen 
zusammen,  in  denen  Isis  eine  Rolle  spielt.  Vor 
allem  die  Osirissage,  die  im  Artikel  Osiris 
ausführlicher  besprochen  werden  soll  und  die 
uns  durch  zahllose  Anspielungen  in  allen 
ägyptischen  Texten  von  der  Pyramidenzeit  an 
sowie  durch  Plutardis  Schrift  de  Is.  et  Osir. 
bekannt  ist.  Schon  in  den  ältesten  Texten 
wird  die  Geschichte  des  grofsen  Gottes  durch- 
aus als  ein  historisches  Ereignis  der  Vorzeit  lo 
aufgefafst:  seine  segenbringende  Herrschaft 
über  Ägypten,  seine  Ermordung  durch  Set,  die 
Zerstückelung  und  Ausstreuung  seiner  Leiche, 
die  Aufsuchung  und  Bestattung  der  Stücke 
durch  Isis  und  ihre  Totenklage  mit  Nephthys, 
die  Geburt  des  Horus  und  seine  Aufziehung 
im  Verborgenen,  „in  den  Sümpfen"  des  Delta 
(bei  Buto,  wo  die  Göttin  Uazit  [bei  Hero- 
dot  2,  155  f.  Leto,  sonst  Buto  genannt]  den 
Knaben  vor  den  Nachstellungen  des  Set  be-  20 
schützt)  —  die  beiden  Göttinneu  werden  hier 
auch  oft  als  zwei  schützende  Vögel  betrachtet, 
die  den  Knaben  in  ihrem  Nest  aufziehen  — 
der  Kampf  des  Horus  mit  Set,  der  grofse 
Prozefs,  den  er  gegen  ihn  vor  dem  Gerichtshof 
der  grofsen  Götter  der  einzelnen  Hauptstädte 
des  Landes  führt  und  in  dem  er  unter  dem 
Beistande  des  Thoth  „Recht"  erhält,  die  Ge- 
winnung der  Doppelkrone  und  des  Throns 
seines  Vaters,  und  die  Vereinigung  der  beiden  30 
Lande  unter  seinem  Scepter.  Überall  ist  die 
Erzählung  mit  Anspielungen  auf  lokale  Ver- 
hältnisse, Kulte  und  Festgebräuche,  die  häufig 
im  Widerspruch  mit  einander  stehen,  durch- 
setzt. Danebenher  geht  aber  überall  die  Be- 
ziehung auf  die  tägliche  Laufbahn  der  Sonne. 
Man  kann  schwanken,  ob  der  Mythus  wirklich 
aus  einem  primitiven  Versuch,  die  Schicksale 
der  Sonne  zu  begreifen,  erwachsen  ist,  oder 
ob  nicht  vielleicht  die  Osirissage  in  ihrer  40 
ältesten  Gestalt  einen  ganz  anderen  Ursprung 
hat  und  einem  Kultusmärchen  der  Osirisstadt 
Abydos  entstammt,  das  dann  von  der  Theo- 
logie auf  die  Sonnenlaufbahn  gedeutet  wurde 
und  so  erst  seinen  eigentlich  mythischen  Cha- 
rakter erhielt.  Jedenfalls  ist  im  Lauf  der  Ent- 
wickelung  die  Beziehung  auf  die  Sonne  immer 
mehr  in  den  Vordergrund  getreten;  für  die  ge- 
bildeten Kreise  des  neuen  Reichs  ist  der  Osiris- 
mythus  nichts  anderes  als  eine  Einkleidung  der  50 
täglichen  Schicksale  der  Sonne.  Dafs  daneben 
die  rein  euhemeristische  Auffassung  immer 
krasser  ausgebildet  ward,  ist  begreiflich  genug. 
Der  Widerspruch,  der  zwischen  beiden  An- 
schauungen liegt,  ist  nicht  empfunden  worden. 

Auf  der  Osirissage  beruht  die  Stellung, 
welche  Isis  im  offiziellen  Göttersysteme  ein- 
nimmt. Qeb  und  Nut  haben  fünf  Kinder,  die 
der  Reihe  nach  an  den  fünf  Epagomenen  ge- 
boren sind,  Osiris,  Haruer  (Horus  der  ältere),  60 
Set,  Isis,  Nephthys.  Osiris  heiratet  die  Isis, 
Set  die  Nephthys.  Das  Kind  der  beiden 
ersteren  ist  der  junge  Horus,  der  Rächer  seines 
Vaters.  Man  denkt  sich  dieselben  durchaus 
als  eine  Dynastie  alter  Herrscher,  deren  jeder 
nach  Jahrhunderte  langer  Herrschaft  (der  Tu- 
riner Papyrus  giebt  dem  Set  200  J  ,  dem  Horus 
300  J.)  in  die  Götterwelt  eingegangen  ist. 


Isis  (Sage  v.  Kampfe  d.  Horus  u.  Set)    366 

Wie  in  der  Osirissage  greift  Isis  auch  in 
der  Sage  von  dem  „grausigen"  Kampfe  des 
Horus  und  Set  am  Tage  der  Sonnenfinsternis 
(Bd.  1  Sp.  2745)  helfend  ein;  sie  heilt  die 
Wunden,  welche  die  beiden  Götter  sich  bei- 
gebracht haben,  die  Ho- 
den des  Set  und  das 
Auge  des  Horus.  Nach 
einer  Sage,  welche  in 
einem  mythologischen 
Papyrus  des  neuen 
Reichs ,  dem  Kalender 
der  Glück  und  Unheil 
bringenden  Tage ,  auf- 
gezeichnet ist ,  rettet 
Isis  ihren  Bruder  Set, 
als  er  sie  um  Gnade 
anfleht,  vor  der  Ver- 
nichtung durch  Horus, 
und  darüber  wird  dieser 
,,  zornig  gegen  seine 
Mutter  wie  ein  Panther 
des  Südens.  Da  floh 
sie  vor  ihm.  Da,  an 
diesem  Tage  (26.  Thoth), 
trat  ein  ein  grausiger 
Kampf:  siehe  er  schlug 
der  Isis  das  Haupt  ab. 
Thoth  bildete  seine  Ge- 
stalt durch  Zauber,  er 
setzte  es  ihr  wieder  auf 
als  Haupt  einer  Kuh". 
Diese  Sage  kennt  auch 
Plutarch  dels.  19  in  spä- 
terer Abschwächung: 
Horus  reifst  der  Isis, 
weil  sie  den  gefesselten 
Typhon  entlassen  hat, 
die  Königskrone  ab, 
Hermes  setzt  ihr  einen 
kuhköpfigen  Helm  auf; 
und  im  nächsten  Ka- 
pitel sagt  Plutarch,  er 
habe  in  seiner  Erzäh- 
lung To:  dva(pr](i6zcctu 
übergangen,  darunter 
Tov  "lOiSog  dno-nscpci- 
Xl6}i6v.  Der  zweite  Teil 
dieser  Erzählung  ent- 
hält einen  sehr 
interessanten  .  _    1 

Versuch ,      die        _-:-^ 

der  späteren 
Zeit  völlig  un- 
verständliche 
Tiergestalt  der 
Götter    zu    er- 
klären   (vgl. 
auch      Philo 
Byhl.  fr.  2,  24 
über    Astartes 

Kopfschmuck).  Dafs  aber  Set  gerettet  wird, 
ist  eine  religiöse  Notwendigkeit.  Denn  er  ist 
ja  noch  immer  der  mächtige  Gott,  der  Horus 
die  Wage  hält,  der  Herrscher  über  das  Wüsten- 
land, über  die  Landesfeinde,  über  alle  Mächte 
des  Bösen  und  der  Finsternis,  und  nach  einer 
Auffassung  auch  der  König  von  Unterägypten. 


Isis  in  Menschengestalt  mit  Kuhkoijf 

(nach  Perrot-Chipiez,  Hist.  de  l  \irt  etc.  1 

p.  60  Fig.  40). 


367     Isis  (grofse  Naturgöttin  d.  Ägypter) 

Wie  nach  einer  in  den  Pyramidentexten 
vorkommenden  Anschauung  die  Seelen  der  Ver- 
storbenen in  den  Sternen  wohnen,  so  auch  die 
der  Göttei-.  Der  Stern  des  Horus  ist  der  Orion, 
der  der  Isis  der  Sirius,  die  Sothis  (Sopdet)  der 
Ägypter  (vgl.  Flut,  de  Is.  21).  Dieser  Stern 
hat  für  die  Ägypter  eine  besondere  Bedeutung, 
weil  sein  Frühaufgang  den  Eintritt  der  Über- 
schwemmung verkündet,  als  deren  Bringer  er 
daher  betrachtet  wird. 

Es  beruht  auf  der  Stellung,  welche  Isis  im 
Mythus  einnimmt,  dafs  sie  allmählich  zu  der 
grofsen  Göttin  der  Natur  erwachsen  ist. 
Der  Osirismythus  durchsetzt  seit  der  Pyramiden- 


Isis  (Göttin  d.  Magie) 


368 


10 


spricht,  nach  denen  sie  ihren  Namen  erhalten. 
Vor  allem  aber  ist  sie  die  grofse  Herrscherin 
über  die  geheimnisvollen  Kräfte  der  Natur, 
die  zaubermächtige  Göttin  der  Magie.  Denn 
durch  Zauber  hat  sie  alle  ihre  Grofsthaten 
vollbracht,  den  Leichnam  des  Osiris  gerettet, 
den  Horus  beschützt,  die  Wunden  des  Horus  und 
Set  geheilt.  So  ist  ,,die  grofse  Zauberin" 
ihr  gewöhnlichster  Beiname;  sie  ist  „klüger 
als  alle  Götter".  Natürlich  hat  sie  von  ihrer 
Kraft  auch  sonst  Gebrauch  gemacht.  Eine 
Sage  erzählt,  wie  der  Gott  Ke',  da  er  alt 
und  gebrechlich  war,  auf  ihre  Veranstaltung 
durch  einen  giftigen  Wurm  gebissen  und,  um 
die  Heilung  zu  gewinnen,  gezwungen  wird, 
seinen  geheimnisvollen,  verborgenen  Namen 
zu  nennen,  den  niemand  wufste  (s.  Erman, 
Ägypten  und  ägypt.  Leben  im  Altertum  359  £F.). 


Isis  (uacli  Ebers,  Ägijplen  in  Bild  und   Wort  t  S.  61). 

zeit  mehr  und  mehr  alle  Anschauungen  der 
Ägypter:  beruht  doch  auf  ihm  die  Möglich- 
keit der  Auferstehung  und  der  ganze  unend- 
liche Zauberapparat,  der  die  Unsterblichkeit 
sichert.  In  ihm  ist  Isis  die  schützende,  hel- 
fende, rettende  Göttin,  die  „Gottesmutter", 
welcher  der  lebenspendende  siegreiche  Gott 
entstammt.  In  dieser  Gestalt  lebt  sie  im 
Glauben  des  Volkes  und  greift  als  solche  tag-  go 
täglich  ein  in  die  Schicksale  der  Menschen. 
So  erzählt  ein  Märchenpapyrus  {Westcar- 
Lepsius),  welcher  die  Sage  von  der  Thron- 
besteigung der  fünften  Dynastie  behandelt,  wie 
Isis,  begleitet  von  Nephthys  und  anderen  Göt- 
tinnen, der  Mutter  der  drei  zu  Königen  be- 
stimmten Knaben  bei  der  EntVjindung  hilft  und 
bei    der   Geburt  eines  jeden    ein  paar  Worte 


Isis  mit  dem  Horuskind  (nach  Ebers  a.  a.  O.  1  S.36). 

Dieser  geheimnisvolle  Name  ist  das  mächtigste 
aller  Zaubermittel,  den  herauszufinden  die 
ägyptische  „Wissenschaft",  je  mehr  sie  aus- 
schliefslich  in  krasse  Magie  ausartet,  um  so 
mehr  sich  abgemüht  hat  —  ohne  doch  je  zum 
Ziele  zu  gelangen:  denn  jede  neue  Erfindung 
konnte  natürlich  immer  wieder  durch  eine 
noch  absurdere  übertrumpft  weiden. 

Wesentlich  dem  Ansehen,  das  sie  als  die 
grofse  Göttin  der^Magie  genofs,  verdankt  es 
Isis,  dafs  sie  zu  immer  gröfserer  Bedeutung  ge- 
langt ist.  Schon  im  Papyrus  Ebers  (geschrieben 
1553  V.  Chr.)  ruft  der  Arzt  ihre  Hülfe  für  seine 
Kuren  an,  wie  sie  dem  Horus  und  Set  geholfen 
hat.  Als  dann  mit  dem  fortschreitenden  Verfall 
des  ägyptischen  Geisteslebens  seit  der  Rames- 
sidenzeit  die  Magie  immer  mehr  die  absolute 
Herrschaft  gewinnt,  tritt  auch  Isis,  die  grofse 
Zauberin,  mit  deren  Hülfe  die  Magier  ihre 
Künste  ausführen,  immer  mächtiger  hervor 
und  gewinnt  ein  stets  steigendes  Ansehen. 


369      Isis  (spät.  Auffasbung  d.  Ägypter) 

In  den  anderthalb  Jahrtausenden,  die  von 
der  Pyramidenzeit  bis  auf  die  Blütezeit  des 
neuen  Reichs  verlaufen  sind,  hat  die  ägyp- 
tische Religion  innerlich  wie  äufserlich  tief- 
gehende Wandlungen  durchgemacht.  Die  alten 
Naturmächte,  die  gewaltigen,  launischen  und 
durchaus  nicht  menschenfreundlichen  Götter 
der  ältesten  Zeit,  die  als  solche  in  den  Sagen, 
z.  B.  in  der  von  der  Vernichtung  des  Menschen- 
geschlechts durch  Re'  und  die  in  Strömen 
Blutes  watende  Hathor,  fortleben,  setzen  sich 
um  in  ethische  Wesen,  die  dem  Menschen 
wohlwollen  und  ihm  alle  Segnungen  der  Natur 
we  der  Kultur  spenden.  Andrerseits  führt 
die  Entwickelung  der  Theologie,  deren  Wur- 
zeln   früher   angedeutet   sind,    zur  Lehre   von 


Isis  (spät.  Auffassung  d.  Ägypter)      370 

Griechen,  namentlich  bei  Diodor  1,  13 ff.  (der 
auf  HeJcataios  von  Ahdera,  den  Zeitgenossen 
des  ersten  Ptolemaios,  zurückgeht)  und  bei 
FJutarch.  „Die  Grofse",  „die  Gottesmutter", 
„die  grofse  Mutter'"  sind  neben  der  „Zauber- 
mächtigen" die  Hauptepitheta  der  Isis.  Es  ist 
begreiflich,  dafs  Isis  jetzt  auch  beginnt,  einen 
Kult  zu  entwickeln,  dafs  sie  in  den  Inschriften 
der  Tempel  des  neuen  Reichs  immer  häufiger 
10  angerufen  wird,  zunächst  zusammen  mit  den 
Göttern  ihres  Kreises,  im  Gefolge  des  Osiris 
(z.  B.  in  Abydos),  dann  auch  allein,  dafs  sie 
eigene  Kultusstätten  erhält  —  wie  wir  seit  der 
'21.  Dynastie  einen  Tempel  der  Isis,  „der 
Pyramidenherrin"  bei  Gize  kennen,  den  man 
früher  fälschlich  für  uralt  gehalten  hat. 


Horus,  Isis  uud  Osiris,  denen  der  König  Seti  I.  Opfer  darbringt  (nach  Erman,  Ägypten  2  S.  367). 


der  Wesenseinheit  aller  Gottheiten.  Sie  alle 
sind  nur  Erscheinungsformen  des  einen  leben- 
digen Sonnengottes  (vgl.  Art.  Ammon).  Beide 
Richtungen  haben  auch  die  Gottheiten  des 
Osiriskreises  und  besonders  die  Isis  umge- 
staltet. Isis  wird  —  ebenso  wie  Hathor,  die 
ganz  die  gleiche  Entwickelung  durchmacht  — 
die  grofse  Göttin  der  Natur,  das  Prototyp 
aller  weiblichen  Göttinnen,  was  von  diesen 
gilt,  gilt  auch  von  ihr,  und  umgekehrt:  jedes 
ihrer  Attribute  wird  an  den  einzelnen  Kultus- 
stätten auf  die  lokalen  Göttinnen  übertragen, 
so  dafs  die  spätere  Gestalt  der  Religion  einen 
Unterschied  zwischen  den  einzelnen  Gottheiten 
nicht  mehr  in  der  Idee,  sondern  nur  noch  im 
Namen  kennt  —  das  ist  ja  aber  auch  das  für 
den  Kultus  allein  Wesentliche.  Zugleich  aber 
ist  Isis  die  wohlthätige,  segenspendende,  mütter- 
liche   Göttin    —    vgl.    die    Ausführungen    der 


60  Und  nun  tritt  der  grofse  Wendepunkt  in 
der  ägyptischen  Religionsgeschichte  ein,  der 
den  Beginn  ihpes  Niederganges  bezeichnet.  In 
der  Theorie  hat  der  mystische  Pantheismus 
gesiegt,  aber  der  Versuch  Chuenatens  (Ende  der 
18.  Dyn.),  Ernst  damit  zu  machen,  alle  Götter 
zu  Gunsten  des  einen  wahren  Sonnengottes 
zu  beseitigen,  scheitert,  die  orthodoxe  Priester- 
lehre siegt  über  die  Reformation;  die  Folge 
ist,  dafs  sie  vollständig  erstarrt.     Solange  die 

60  thebanischen  Könige  herrschen,  gilt  Amon  von 
Theben  wenigstens  offiziell  für  die  wahre  Form 
des  Einen  (wenn  auch  seine  Ansprüche  von 
Ptah  von  Memphis  und  Atum  von  Heliopolis 
nie  anerkannt  sind).  Aber  mit  dem  Untergang 
der  Grofsmacht  und  der  Auflösung  des  Reichs 
sinkt  er  von  seiner  Höhe  herab,  und  nun 
können  die  lokalen  Gottheiten,  die  für  die 
Masse  des  Volkes  immer  die  Hauptsache  ge- 


371 


Isis  (griecli.  Auffassung) 


Isis  (griech.  Auffassung) 


372 


blieben  waren,  wieder  frei  ihr  Haupt  erbeben 
und  samt  und  sonders  das  Erbe  der  theo- 
logischen Entwickelung  antreten,  jede  für  sich 
den  Anspruch  erheben,  die  wahre  Gestalt  des 
geheimnisvollen  Urgottes  zu  sein.  Zu  Gunsten 
gekommen  ist  diese  Entwickelung  vor  allem 
auf  der  einen  Seite  den  rohesten,  konkretesten 
Formen  der  Gottheiten,  den  heiligen  Tieren, 
deren  Dienst  jetzt  erst  die  krasse  Gestalt  an- 
nimmt, in  der  er  uns  in  den  Berichten  der  lo 
Griechen  entgegentritt  —  obenan  steht  jetzt 
der   Apisstier    von    Memphis   — ,    andererseits 

den  Gottheiten  des 
Osiriskreises ,  die 
überall  im  Lande 
anerkannt  und  ver- 
ehrt werden ,  und 
in  deren  Dienst  die 
universaleren  Be- 
dürfnisse der  Reli-  20 
gion  theoretii^ch  und 
praktisch  befriedigt 
werden.  Erst  jetzt 
sind  dieselben  die 
eigentlich  allgemei- 
nen und  —  wenn  man 
davon  bei  dem  wir- 
ren Pantheon  Ägyp- 
tens überhaupt  re- 
den darf  —  höchsten  30 
Gottheiten  Ägyptens 
geworden,  als  wel- 
che sie  uns  bei  den 
Griechen  entgegen  - 
treten  (Herodot.  2, 
44).  Obenan  steht 
unter  ihnen  jetzt 
Isis,  und  wie  an 
sie  die  weiteren  re- 
ligiösen Spekulatio-  40 
nen  anknüpfen,  wel- 
che nun  nicht  mehr 
von  den  Ägyptern 
selbst  aus  innerem 
Triebe,  sondern  von 
den  Fremden  aus- 
gehen, die  ins  Land 

Isis  od.  Isispriesterin,  Statue  iu  kommen,  _  um  hier 
Wien  (Clarac,  Fl.  991  nr.  2577;  die  _  geheimnisvolle 
vgl.  Friederichs-  Wolters  nr.  1550).    Weisheit     der    Vor-  50 

zeit  zu  suchen  und 
zu  finden,  so  entwickelt  sich  auch  ihr  Kult 
zu  immer  gröfseren  Dimensionen.  Die  erste 
Stelle  unter  den  ihr  errichteten  Heiligtümern 
nimmt  in  der  späteren  Zeit  der  Tempel  auf 
der  Insel  Philae,  an  der  Südgrenze  Ägyptens, 
ein,  begründet  von  Amasis,  ausgebaut  von 
Nektanebos,  dem  letzten  einheimischen  Pha- 
rao (360—342).  Ebenso  hat  Amasis  der  Isis 
in  Memphis  ein  grofses  Heiligtum  gebaut  go 
{Her.  2,  176). 

In  eine  neue  Phase  ist  die  ägyptische  Re- 
ligion nicht  mehr  getreten,  wenn  man  nicht 
den  Sarapiskult  als  eine_  solche  ansehen  will. 
Der  Isisdienst  hat  in  Ägy^aten  geblüht  bis 
zum  Siege  des  Christentums,  ja  in  Philae  hat 
er  sich  noch  weit  länger  behauptet.  Denn  aus 
Rücksicht    auf    den    wilden   nubischen   Volks- 


stamm der  Blemmyer,  für  den  der  Tempel 
von  Philae  das  gröfste  Heiligtum  war,  haben 
die  Kaiser  nicht  gewagt,  diese  Stätte  anzu- 
tasten; sie  haben  hier  den  heidnischen  Kult 
nicht  nur  geduldet,  sondern  beschützt,  bis 
endlich  Justini  an  um  560  n.  Chr.  ihm  auch 
hier  ein  Ende  gemacht  hat. 

Während  andere  ägyptische  Götter,  nament- 
lich Osiris,  Horus,  Thoth,  von  den  semitischen 
Nachbarn  adoptiert  und  in  Phönizien  und  Sy- 
rien vielfach  verehrt  sind,  begegnen  wir  dem 
Namen  der  Isis  hier  nicht.  Dagegen  sind 
nach  ihrem  Bilde  oder  wohl  mehr  noch  nach 
dem  der  Hathor  mehrere  phönikische  und 
syrische  Göttinnen  (Bd.  1  Sp.  652  f.)  gestaltet. 
Um  so  mehr  wissen  die  Griechen  von  ihr.  Als 
sie  zuerst  ins  Land  kamen,  glaubten  sie  in  der 
Isis  die  argivische  Sagengestalt  der  lo  wieder 
zu  erkennen,  und  stellen  diese  seitdem  nicht 
mehr  als  Kuh,  sondern  nach  dem  Bilde  der  Isis 
als  ßovKSQcog  TtccgQ-svog  dar  {Aesch.  Prom.  588. 
Herod.  2,  41  rb  yccg  rrjg  'laiog  ayccX^ct  bov 
yvvaLv.i]iov  ßov^sgcov  sarl  xar«  niQ  '''Ellrjvsg 
rrjv  'Lovv  ygcccpovai).  Im  übrigen  wird  Isis  der 
grofsen  griechischen  Mysterien-  und  Natur- 
göttin Demeter  gleichgesetzt,  wie  Osiris  aus 
denselben  Gründen  dem  Dionysos,  während 
ihr  Sohn  Horos  mit  Apollon  identificiert 
wird  {Her.  2,  42.  59.  156).  Frühzeitig  ist 
dann  auch  der  Name  Isis  den  Griechen  ganz 
geläufig  geworden.  Die  enge  Verbindung  des 
aufständischen  Ägyptens  mit  der  griechischen 
Welt,  namentlich  mit  Athen,  hat  dazu  wesent- 
lich beigetragen.  Zuerst  durch  ägyptische 
Kaufleute  sind  ihr  auf  griechischem  Boden 
Heiligtümer  errichtet  worden.  Im  Peiraieus 
besteht  ein  vorn  Staate  konzessioniertes  Isis- 
heiligtum der  Ägypter  schon  im  Jahre  333 
{G.  I.  A.  2,  168).  Unter  den  Ptolemäern 
verbreitete  sich  dann  der  Isiskult  durch 
die  ganze  griechisch- orientalische  Welt.  An 
die  grofse  Göttin  schliefsen  sich  die  an- 
deren Götter  ihres  Kreises  an,  Osiris,  Anubis, 
Horus  (Harpokrates)  [Amon  dagegen  ist  auf 
ganz  anderem  Wege,  über  Kyrene  —  wo  natür- 
lich auch  Isis  verehrt  wurde,  Hcrod.  4,  186  — 
in  die  griechische  Welt  gelangt,  s.  das.];  aber 
durchaus  steht  sie  im  Vordergrund;  nur  der 
neue  ptolemäische  Gott  Sarapis  gewinnt  ein 
gleiches  Ansehen  wie  sie,  während  die  übrigen 
Götter  nur  Fremdlinge  in  der  griechischen 
Welt  geblieben  sind.  Dagegen  erlangt  Isis  das 
Bürgerrecht  hier  so  sehr,  dafs  Personennamen 
wie  Isidoros,  Isidotos,  Isidike,  Isias  ganz  ge- 
wöhnlich werden,  und  dafs  Plutarch  (de  Is.  2) 
allen  Ernstes  glauben  kann,  Kult  und  Namen 
der  Isis  seien  griechischen  Ursprungs.  Durch 
den  Handel  gelangt  Isis  früh  auch  nach 
Italien,  zuerst  nach  Campanien,  dann  seit  der 
Zeit  Sullas  nach  Rom.  Es  ist  bekannt,  wie 
vielfach  und  wie  vergeblich  die  römische  Re- 
gierung gegen  die  ägyptischen  oder  isischen 
Sacra,  deren  Mysterien  Anlafs  zu  den  ärgsten 
Unsittlichkeiten,  Betrügereien  und  Verbrechen 
gaben,  einzuschreiten  versucht  hat. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  Verbreitung 
des  Isiskults  in  der  griechisch  römischen  Welt 
und  die  Versuche,  die  ägyptische  Überlieferung 


373                Isis  (Kult  in  Byblos)  Isis  (Kult  in  Tyrus  etc.)             374 

als  theologische   und  philosophische  Weisheit  117;    Ecicharclt,    Num.   Zeitschr.   2    p.    9  —  10; 

zu   deuten,   ist  mir  zur   Zeit  unmöcrlich;  vgl.  M.  Aurel,  Sestini,  Mus.  Hed.  3,  82,  2  =  Mi. 

einstweilen  die  zusammenfassende  Darstellung  S.  8,  254,  68;  Commodus,  Mus.  TheupoU  p.  920 

von    Lafayc,    histoire    (Ju    culte    des   dkinites  =  3Ii.  S.  8,  252,71;  Noris,  De  epoch.  Syroma- 

d'Ähxandrie  hors  de  VE(jypte  {Bihl.  des  cooles  ced.  p.  468;  Shj.  Löbbecke;  Septimius  Severus, 

f'raiic.  d'AUienes  et  de  Borne  fasc.  33,  1884)   u.  Vaülant  p.  81  =  Mi.  5,  353,  122;    Caracalla, 

den  folgenden  Artikel  Drexlers.  Mi.  5,  354,  127;  Geta,  M.  Theup.  p.  994  =  Mi. 

[Eduard  Meyer.]  S.  8,  252,  73;  Elagabal,  Itev.  Num.  1861  p.  97, 

11,  PI.  4,  11;  Macrinus,  Mi.  5,  355,  128,  S.  8, 

Aufserägyptisohe  Kulte.  ^o  253,  76;    Cat.  Greau  215,  2589;    Gab.  Greppo 

Über  die  Grenzen  Ägyptens  hinaus  nahm  199,  1426;  Sly.  Lübbecke;  Diadumenian,  3Ii.  5 
der  Isiskultus  seinen  Siegeszug  im  grofsen  und  355,  129;  Slg.  Imhoof;  Isis  und  Horus  stehend 
ganzen  erst  in  der  hellenistischen  Zeit.  unter  Tiberius,  Sest.,  M.  Hed.  3,  82,  1  =  3Ii. 
Zu  den  Phönikern  war  er  aber,  wie  über-  *S'.  8,  256,  67;  Imhoof,  M.  Gr.  444,  2Ga. ;  Slg. 
hanpt  die  ägyptische  Religion  (s.  JDrexler,  My-  Xü&&ecÄ:e;  angeblich  auch  unter  Augustus,/^^;;^ 
thol.  Beiträge  1  p.  8  Anm.  1),  bedeutend  früher  3,  360;  Mi.  5,  352,  116;  Boutkoivski  1,  928  und 
gedrungen,  sodafs  Darstellungen  der  Isis  bereits  M.  Aurel,  Sest.  a.  a.  0.  3, 82, 3  =  Mi.  S.  8, 251,  69 ; 
auf  phönikischen  Metallschalen  des  7.  oder  Horus  allein,  autonom,  7?tt/i.  443,  24,  PI.  J,  4; 
6.  Jh.  V.  Chr.  vorkommen.  Besonders  die  Stadt  Kopfputz  der  Isis,  autonom,  JwJi.  443,  25,  PI.  J,  5. 
Byblos  stand  seit  alten  Zeiten  in  Verbindung  20  Tyrus  zeigt  auf  seinen  Münzen  den  stehen- 
mit  Ägypten,  worüber  einiges  bereits  oben  den  Harpokrates  mit  flammendem  Altar  zur 
s.  V.  liathor  1  Sp.  1866  f.  bemerkt  ist;  ein-  Seite  unter  Caracalla,  Vaillant,  Num.  Col.  2, 
gehend  handelt  darüber  Krall,  Sitzungsber.  d.  48,  2,  vgl.  Mi.  5,  430,  628  oder  Elagabal,  Mi. 
Wiener  Akad.  Ph.  H.  Gl.  vol.  116  p.  633  9".  5,  434,  562  =  Gohen  4^,  366,  434;  ferner  unter 
Unter  „der  Hathor,_  der  Herrin  von  Byblos,  der  Plautilla,  ImJi.  M.  Gr.  446,  41,  nach  dem  auch 
Herrscherin  von  Äthiopien"  eines  oben  er-  die  den  Horus  säugende  Isis  des  Cat.  Greau 
wähnten  thebanischen  Textes  ist  allerdings  2627  und  Cat.  de  Moustier  2383  einfach  diesen 
nach  Wiedemann ,  Herodots  2.  Buch  p.  588  Typus  darstellt;  sowie  unter  Gordianus  Pius, 
nicht  die  Göttin  des  phönikischen,  sondern  die  Sammlung  Löbbecke.  Sehr  fraglich  ist  es,  ob 
eines  ägyptischen  Byblos  zu  verstehen.  Über  ao  Ledrain,  Notice  des  monum.  phenic.  du  Musee 
das  ganz  ägyptische  Gepräge  der  Baalat  Gebal  du  Louvre  p.  19  nr.  33  mit  Recht  in  einer  nur 
vgl.  auch  Bäthgen,  Beitr.  z.  semit.  Bei.  p.  31,  teilweise  erhaltenen  Flügelfigur  eines  Sarko- 
62.  Die  Verschmelzung  des  Osiris- und  Adonis-  phags  der  römischen  Periode  aus  Kneifedh 
kultus  in  Byblos  behandeln  auch  Baudissin,  bei  Tyrus  bei  Benan,  3Iiss.  de  Phen.  p.  670, 
Stud.  1  p.  302  Anm.  1;  2  p.  214;  Benan,  Miss.  842  nr.  30,  PI.  57,  4  die  Isis  erkennt.  Sehr 
de  Phen.  p.  215;  Movers  1  p.  62,  235 — 238;  wenig  wahrscheinlich  ist  es  auch,  dafs  nach 
Paul  Scholz,  Götzendienst  u.  Zauberivcsen  bei  Benan,  M.  de  Ph.  p.  428  Isis  auf  einem  Blei- 
Jen  alten  Hebräern  p.  226,  231  —  232;  Mann-  Sarkophag  aus  Sidon  dargestellt  sein  soll,  ob- 
hardt,  Ant.  Wald-  u.  Feldkulte  p.  274;  Greve,  wohl  daselbst  zahlreiche  ägyptische  Altertümer 
Be  Adonide  p.  36—37,  52;  Stark,  Gaza  p.  301 ;  40  gefunden  worden  sind,  vgl.  Bäthgen  p.  63. 
Maury,  Hist.  des  rel.  de  la  Grece  ant.  3  p.  284,  6;  Auch  Movers'  2,  2  p.  66  u.  Anm._  29  Deutung 
de  Ste-Croix,  Beck.  s.  les  myst.  du  paganisme  einer  Münze  des  Elagabal  von  Sidon,  Eckhel 
1  p.  104  ff.;  Ch.  Lenormant,  Qiefs-d'oeiivre  de  3,  371;  Pellerin,  Lettres  1  PI.  1,  8  p.  16;  3Ii. 
l'art  ant.  2**  ser.  4  p.  17;  Wiedemann  a.  a.  0.  5,  387,  343;  Gohen  4^  364,  409;  Cat.  Greau 
p.  588.  Zur  Erzählung  der  Klassiker  von  der  216,  2599;  Sest.,  31.  Hed.  3,  88,  33  auf  Isis  mit 
Reise  der  Isis  nach  Byblos  vgl.  man  Eckhel,  Horus  auf  der  Flucht  vor  Set  ist  wenig  an- 
B.  N.  V.  3  p.  359 ;  G.  Ebers ,  Burch  Gosen  nehmbar.  Die  Büste  des  Harpokrates  erscheint 
zum  Sinai  p.  474,  Äg.  u.  d.  B.  31.  p.  238 — 239  auf  einer  Tessera  aus  Berytos,  Blanchet,  Bev. 
u.  E.  äg.  Königstochter  3 -p.^M— 296  Anm.  IM;  Arch.  3.  ser.  13,  1889  p.  237  nr.  9. 
Brugsch.  B.  Adonisklage  u.  d.  Linoslied  p.  12  50  Wenig  ist  speziell  vom  Kultus  der  Isis 
u.  Bie  Ägyptologie  i:).  310;  G.ColonnaCeccaldi,  in  Palästina  zu  berichten.  Auf  Philä  ver- 
Bev.  Arch.  1872.  24  p.  312,  1878.  35  p.  15— 18;  ehrt  ein  Mann  aus  Caesarea  Panias  die 
Erman,  Äg.  1  p.  367;  V.  v.  Straufs,  B.  altäg.  Göttin,  C.  I.  Gr.  4921.  Eine  Isisstatue  wird 
Götterglaube  1  p.  78—80;  Wiedemann  a.  a.  Ö.  in  Phaena  geweiht,  0.  I.  Gr.  4546  =  Wad- 
p.  587—588  und  Bie  Bei.  d.  alt.  Äg.  p.  110  f.  dington,  Syrie  2527.  Ob  das  säugende  Weib 
Dafs  diese  Sage,  wie  Zoega,  Nwni  Aeg.  Imp.  auf  sphinxgeschmücktem  Thron  eines  aus  Pa- 
p.  136  annimmt,  nur  auf  dem  Wortspiel,  .der  lästina  stammenden  Silberrings  Isis  zu  benennen 
Leichnam  des  Osiris  sei  im  Byblosschilf  (sv  ist,  erscheint  fraglich,  Arch.  Zeit.  1882  p.  282, 
ßvßXcp)  der  Nilmündungen  gefunden  worden,  vgl.  aber  Furtwängler ,  Jahrb.  d.  d.  a.  I.  4 
beruhe,  oder,  wie  Bnvcker,  Gesch.  d.  Ä.  1^  GO  p.  83  Anm.  29.  Die  von  de  Sauley,  Num.  de 
p.  48  behauptet,  eine  Erfindung  der  Griechen  la  Terre  Sainte  p.  208  nr.  2.  3  frageweise  so 
sei,  ist  nicht  wahrscheinlich.  bezeichnete  Büste  einer  Münze  des  Maximinus 

Für    den    Fortbestand    des  Kultus    in    der  von   Askalon,    aus   welcher   Stadt   Clermont- 

Kaiserzeit    zeugen    die   Münzen.     Auf   ihnen  Ganneau,  Arch.  d.  miss.  scientif.  et  litt.  3.  ser. 
erscheint  Isis    ein   Segel    entfaltend,    wie    auf      9,  1885  p.  164  nr.  1    den  Fund  einer  ehernen 

autonomen,  Imhoof,  31.  Gr.  p.  443  nr.  23,  PI.  Usiiisstatuette    angiebt,    stellt,    obwohl   auch 

J,  3,  so  auf  solchen  unter  Claudius,  Sammlung  Sestini,  M.  Hed.  3,  74,  2;  3Ii.  S.  8,  225,  5  u. 

Löbbecke;  Vaillant,  N.  Gr.  p.  13  =  3Ii.  5,  353,  Cavedoni,   Spie.  num.   p.  274    auf  einem  von 


375      Isisf-  u.  Sarapiskult  in  Gaza  etc.)  Isisf-  u.  Sarapiskult  in  Bostra  etc.)     376 

ihnen  fälschlich  unter  Canatha  verzeichneten  Auf   den   Münzen    von   Bostra  in  Arabia 

Ex.  die  Büste  der  Isis  erkennen  wollen,  diese  soll  das  Haupt  des  Sarapis  vorkommen  unter 

Göttin   sicher   nicht   dar.     Gegen    Mionnets  5,  Commodus,  de  Saulcy  363,  4;  Annia  Faustina, 

513,  154   Bezeichnung   der  vreiblichen  Gestalt  Leal-e,   N.    H.  p.  35;    Severus  Alexander  (?), 

einer  Münze   des  M.  Aurel  von  Gaza  als  Isis  de  Saulcy  368,  4  und  lulia  Mamaea  (?)  a.  a.  0. 

erklären  sich  mit  Recht  de  Saulcy  222,  5  und  368,  3   (auf  letzteren  angezweifelt  von  de  S.); 

Stark,  Gaza  i3.  585.  der  Gott  in   ganzer  Gestalt  in  einem  Tempel 

Weit  häufiger  ist  auf  den  Münzen  der  pa-  stehend    unter  Elagabal,    Cat.   d'Enncry   606, 

lästinensischen  Städte  Sarapis  anzutreffen,   so  4261;  Bamus  1,  346,  5;   Mi.  5,  581,  19,   aber 

sitzend  unter  Gordianus  Pius  auf  Münzen  von  lo  von    de  Saulcy  366,  1    für  Dusares    gehalten. 

Gaza    {Eeicliardt ,    Num.   Chron.   1862   p.  122  In  Teimä   kommt  der  Personenname  Petosiris 

nr.  87,  de  Saulcy  233,  2),  wie  denn  auch  eine  vor  in  einer  nach  Eutinej  noch  vor  500  v.  Chr., 

bei   Gaza  gefundene  Kolossalstatue  im   Arcli.  nach  J/a/eY'y  dagegen  in  der  Zeit  nach  Alexander 

Anz.   1879   p.   198   für   Sarapis,    dagegen   von  dem  Gr.  gesetzten  Inschrift,  Nöldeke,  Sitzungs- 

Beinacli,  Bev.  crit.  1880,  2  p.  460  u.  Preuner,  bei:  d.  Preufs.  Akad.  1884,  2  p.  813—820,  Tfl. 

Bursians  Jahresher.   25.  Bd.   Spplt.-Bd.  p.  144  6,  7,  Zeile  11;  Bev.  arcli.  1884,  4  p.  176.    Wie 

für  Marnas  erklärt  wird.     Ferner  erscheint  er  einzelne  Inseln  und  Örtlichkeiten  an  der  afri- 

auf  den  Münzen  von  Aelia  Capitolina  von  kanischen  Küste  und  binnenwärts,  südlich  von 

Antoninns  Pius   bis  Decius,   Eckliel  3   p.  443,  Ägypten,    so    Isius    Mons    (Ras    Roway    nach 

und   zwar   sein  Haupt  bis  Severus  Alexander:  20  Sprenger,  D.  alte  Geogr.  Arabiens  p.  41  §  21; 

de  Saulcy   p.  88   nr.  7   u.  8;   p.  91  nr.  4  u.  6;  vgl.    OQog    tSQOv    f'xov    -cfjs  "laidog   Ueacoatgiog 

p.  92  nr.'l;  p.  94  PI.  5,  6;  p.  95,  3;  97,  1;  98,  dcpiSQVfKx,  Strabo  16,  770);  Isidis  portus  {Plin. 

2,  3;    100,  4;    101,  6,  8,  7;    103,   1;    Madden,  n.  h.  6,  cap.  9,  sect.  34,  §   174)    itoraiiia  zrjg 

Coins  of  tlie  Jews  =  The  international  Numts-  "laidog  Xsyofisvrj   {Droysen,  Gesch.  d.  Epig.  2^ 

mala  Orientalia  2,  1881  p.  254,  7,  9;  255,  70,  p.  346),  die  Insel  Meimthias  {Farbiger  in  Paulys 

71;  257,  4,  5;  258,  6;  259,  1;  261;   262,3;  264,  B.-E.  4  p.  1837,  so  benannt  nach  der  in  Me- 

1;  266,  4;  268,5 — 7;  270;  stehend  unter  Dia-  nuthis   bei   Canopus   verehrten  Isis,   Letronne, 

dimieniau   {de  Saulcy  100,  7;    Madden  267,  6  Bec.  de  Inscr.  de  l'Eg.  1  p.  434 — 437  zu  nr.  45, 

u.  7)   und   Elagabal,   Cab.  Greppo  209,  1488;  Franz  zu  C.  I.  Gr.  4683  b,  tom.  3  p.  331)  bei 

sitzend  unter  Decius,  de  Saulcy  106,3;  Madden  so  Gelegenheit  des  Handelsverkehrs  der  Ptolemäer 

272,  3;   ferner  auf  denen  von  Caesarea  sein  mit  Arabien  und  Indien  nach  der  Isis  benannt 

Haupt  von  Domitian  bis  Gordianus  Pius,  EcTchel  wurden,  so  erhielt  auch  eine  Insel  an  der  West- 

3  p.  431;  de  Saulcy  120,  1;    122,  3;  123,  3  u.  käste  Arabiens  (nach  Sprenger  p.  22  §  15  das 

4;  124,  1,  4,  5;   125,  6  u.  7 ;  126,  1;  127;   128,  heutige   Barahkän)   als  "loiSo',    tsqä    {Agathar- 

5;  129,  6,  7;  129,  3;  130,  1;  132,  1;  er  selbst  chides  in   den    Geogr.    Gr.  Min.   ed.  Müller  1 

stehend  unter  Decius,   de  Saulcy  134,  13  und  p.  180f.,  Diod.  3,  44,  vgl.  Dro^/se«  a.a.O.  p. 350, 

Hostilian  a.  a.  0.  137,  7.    Desgleichen  ist  sein  Bitter,  Erdkunde  14  p.  222)  von  der  Isis,  und 

Kult  zu  belegen   durch    die  Münzen  in  Dora  eine   andere  an   der   Ostküste    (nach  Sprenger 

unter    Elagabal    (Haupt),    de   Saulcy    147,    2;  p.  102  §  135;  p.  253  Anm.  1  §383  das  heutige 

Ptolemais,   Eckhel   3,  424;    unter  Septimius  40  Ma9yra)  als  vrjaog  Zagccnidog  lijoiiivr]  {Peripl. 

Severus,  de  Saulcy  161,  6,' vgl.  161,  4  PL  8,  8;  Mar.   Enjthr.   in    Geogr.    Gr.   Min.    1   p.    283, 

Caracalla,   de  Saulcy   162,  4,   wohl  =  163,  2  Plol.  §  33,  Amm.  Marc.  1.  23  cap.  6  §  47  [„in 

Elagabal  (Haupt),  vgl.  auch  Eckhel,  Cat.  N.  V.  qua  Serapidis  maximum  esse  dicitur  templum"~\; 

Mus.  Caes.  Vind.  1,  241,  3  =  c?e  Saulcy  167,  1  vgl.  Forbiger,  Hdbuch.  2  p.  762)  ihren  Namen 

Philippusjun.  Frau  und  angeblich  Harpokrates,  von    Sarapis.     Das    Grab    der   Isis    war    nach 

nach  de  Saulcy  aber  Asklepios;  ferner  inDios-  Diod.  1,  27  zu  Nysa  in  Arabien,    Wiedemann, 

polis   unter  lulia  Domna,    de  Saulcy   170,   1  Herod.  2.  Buch  p.  19;   Wessely,  Zu  d.  griech. 

und  Caracalla  a.  a.  0.  171,  1  (Haupt);  in  Nea-  Papyri  des  Louvre  p.  7  ff. 

polis   und  zwar  das   Haupt  von   Marc  Aurel  Die   Seleukiden  in   Syrien,    die   Rivalen 

bis  Elagabal,  Eckhel  3,  435;  de  Saulcy  249,  1,  50  der  Ptolemäer,   zeigen  auf  ihren  Münzen  ver- 

Pl.  13,    2;    2—4;    259,  1,   PI.  13,  6;    260,  4;  schiedene   Spuren  des  ägyptischen   Eintlusses. 

261,  5;  in  ganzer  Gestalt  stehend  unter  Cara-  Die  Isis  Pelagia  auf  einem  Stück  des  Anti- 

calla  a.a.O.  257,  3;  Maximinus  (?)  265,  1;  Vo-  ochos  IV.  Epiphanes,   Sest.,  M.  Jled.  3,  7,  7 

lusian  274,  3,  PI.  14,  3;  thronend  unter  Cara-  =  Mi.  S.  8,  27,  143  =  Lenormant,  Num.  des 

calla  {de  Saulcij)  oder  Elagabal  {Mi.)  de  Saulcy  rois  grccs  PI.  42,  3  p.  94  verdient  freilich  hin- 

257,  5  =  Mi.  5,  505,  108;   de  Saulcy  258,  6.  sichtlich  der  richtigen  Zuteilung  wohl  nähere 

Der  angebliche  Harpokrates   auf  einer  Münze  Prüfung.    Auch  darf  man  nicht  mit  Eckhel  3, 

des  Trehoüianns  GaWus,  Eckhel,  Cat.  Mus.  Caes.  225,    Sestini,  D.  N.   V.  493,  14,    Barthelemy, 

Vind.  1,  247,  3  =  de  Saulcy  271,  4  ist  nach  Nouv.  manuel  de  num.  ant.  p.  275  eine  sitzende 

einer    des    Philippus  jun.    de   Saulcy  270,    14  60  weibliche   Gottheit  mit  Nike   auf  der  R.  und 

vielmehr  eine  Frau;  auf  einer  Münze  des  Com-  einem  von  Fundi,  Mus.  Theupoli  p.  1228  und 

modus  vou  Tiberias  {Huber,  Num.  Zeitschr.  1  Sanclemente,  Num.  sei.  1  p.  77,  Tab.  3,  49  für 

p.  401;    Beichardt,  Num.  Chron.  1876  p.  315)  einen    Ibis    gehaltenen  Vogel    zu    Füfsen    auf 

erscheint  das  Haupt  des  Gottes,  dagegen  der  Münzen  desselben  Königs  für  Isis  erklären;  im 

in   einem  Tempel   stehende   Sarapis   auf  einer  Cat.  Thomsen  1,  137,  1616   wird   sie  als  Hera 

des    L.   Verus  bei    Vaillant,   N.  Gr.  p.  63  =  mit  dem  Pfau,  von  Percy  Gardner,  A  Cat.  of 

Mi.  S.  8,  229,  20;   de  Saulcy  300,  2  ist  nach  the  gr.  c.  in  ihe  Brit.  Mus.  The  Seleucid  Kings 

des  letzteren  Ansicht  299,  1  vielmehr  Zeus.  of  Syria  36,  23—30,  PI.  12,  1—4   als   Kybele 


377                  Isis  (Kult  in  Syrien'i  Isis  (Kult  in  Syrien)                  378 

oder  Stadtgöttin  gedeutet.  Auch  die  stehende  erscheinen  auf  Münzen  des  Caracalla  und  des 
Frau  mit  Schleier  auf  dem  Haupt  und  Lanze  Elagabal  (oder  nur  des  einen  von  beiden?) 
in  der  K.  wird  fälschlich  von  Eckhel,  D.N.  V.  von  Gabala  (i»f/.  5,  238,  652;  S.  8,  165,  194); 
3,  225  und  Cat.  3Ius.  Caes.  Vinci.  1,  212,  4,  das  Haupt  des  Sarapis  auf  autonomen  Münzen 
Bamus  1,  297,  6  und  liarthelemy  275  für  Isis  von  Laodikeia  ad  mare,  Pellcrin,  Eee.  2 
gehalten,  während  3Ii.  5,  35,  306,  307  sich  PI.  79,  55  p.  198;  Mi.  5,  241,  677;  678  -= 
einer  näheren  Bezeichnung  enthält,  Lenonnunt  Sestini,  D.  N.  V.  518,  10;  3Ius.  Num.  Lavij 
PI.  41,  13,  14  an  Aphrodite  Urania  und  Gardner  1,  275,  2921;  Duniersan,  Gab.  Allier  de  Haute- 
38,  41,  PI.  12,  10  frageweise  an  Hera  denkt.  roc/(e  p.  109;  Cat.  NortlmicJc  1,  143,1426,1427; 
Dagegen  haben  wir  auf  in  Ägypten  geprägten  lo  ebendaher  kennen  wir  einen  tte;^tJaxopog  des 
Bronzemünzen  dieses  Königs  das  Haupt  des  Sarapis,  C.  I.  Gr.  4470.  Vgl.  B.  C.  H.  6  p.  335. 
Sarapis  mit  Lorbeerkranz  und  Kopfputz  des  In  Antiocheia  errichtete  Seleukos  Kalli- 
Osiris  {Gardner  38,  42,  PI.  12,  11;  43—44;  nikos  ein  Iseion  und  erhielt  dazu  von  Ptole- 
St.  PooJe,  Coins  of  the  Ptol.  N.  CJiron.  1866  maios  III.  Energetes  ein  besonders  heiliges 
p.  15—16  nr.  34  —  38  und  Cat.  Brit.  Mus.  The  Isisbild  aus  Memphis  gestiftet,  Libanius  1 
Ptoleinies,  Kings  of  Egijpt.  p.  81;  Feuardent,  p.  136  ed.  Baske,  Müller,  Hdb.  d.  A.  d.  K.^ 
Eg.  anc.  1,  74,  274,  PI.  11,  275;  Imlioof,  M.  p.  150  und  Äntiquitates  Antiochenae  1  p.  51. 
Gr.  431,  77)  und  auf  anderen  die  Büste  der  Anm.  3  p.  70;  Droysen,  Gesch.  d.  Hell.  3-  p.  14. 
Isis  oder  {Feuardent ,  St.  Poole  im  N.  Chr.)  Der  Sage  der  Antiochener  von  der  lo,  die,  aus 
der  Kleopatra,__der  Schwester  des  Antiochos  IV.,  20  Ägypten  verjagt,  nach  dem  Gau  lone  oder  lo- 
als  Isis  mit  Ährenkranz,  über  dem  sich  der  polis  auf  dem  Berge  Silpios  gekommen  sei, 
Kopfputz  der  Göttin  erhebt,  Eckhel  3,  224,  um  dort  zu  sterben  {Preller,  Gr.  M.  2^  p.  44f.) 
Duane,  Coins  of  the  Seleucidae  Tb.  8,  13;  3Ii.  möchte  Müller,  Afdiq.  Antioch.  p.  18—19  aus 
5,  33,  291;  S.  8,  29,  153;  Lenormant  PI.  41,  6  gewissen  Riten  der  Isisverehrung  erklären, 
p.  93;  St.  Poole,  N.  Chr.  1866  p.  16  nr.  39—42,  Als  Beizeichen  erscheint  der  Lotos,  d.  i.  doch 
r/<e  P/oZ.  p.  81,  cfr.  p.  LXIII f.;  G^«r(^«er  38,  45,  wohl  der  Isiskopfputz,  auf  einigen  Münzen 
46,  PI.  12,  12,  47;  Feuardent  1,  74,  276,  PL  11,  dieser  Stadt,  Mus.  Hunter  28,  1,  3Ii.  5,  154,  58. 
vgl.  p.  69  —  70.  —  Zahllose  Münzen  des  An-  In  einer  von  Böckh  jedenfalls  mit  Recht 
tiochos  VII.  Sidetes  vom  Jahr  139  v.  Chr.  an  nach  Delos  gewiesenen  Inschrift  weiht  ein 
haben  im  Rs.  den  Isishauptschmuck  mit  ver-  30  ©foqptAog  Oeocfilov  'AvxioxBvq  (leXavrjq^ögog  ver- 
schiedenen Daten  und  Beizeichen,  Mi.  5,  75,  schiedene  Gegenstände  an  Sarapis,  Isis,  Anubis 
654—656,  S.  8,  57,  289;  5,  75,  657—660;  S.  8,  57,  und  Harpokrates  (vgl.  Georgii  in  Pauhjs  B.-E. 
290;  5,  75,  661—664;  76,  665;  666;  667,  668;  4  p.  289),  nur  ist  es  gerade  wie  bei  den  zahl- 
669;  670;  S:  8,  57,  292;  5,  76,  674;  6'.  8,  57,  293;  reichen  von  Isis  und  Sarapis  abgeleiteten 
5,  76,  675;  Gardner  p.  73  nr.  50,  49,  PI.  20,  Personennamen  von  Antiochenern  zweifelhaft, 
11,  51;  52 — 54;  55,  56;  57;  58;  59;  60;  61;  welches  Antiocheia  gemeint  ist,  wenn  nicht 
Duane  Tb.  15,  2;  14;  18,  3;  7;  11.  Dasselbe  wie  bei  dem  Olympioniken  'laicav  {Arch.  Zeit. 
Symbol  erscheint  auf  den  Münzen  des  Anti-  1880  p.  164  nr.  366a)  ein  ccno  däcpvrjg  oder 
ochos  VIII.  und  seiner  Mutter  Kleopatra,  wie  bei  der  Nikt]  Z[£]QCinicovog  {Le  Bas  et 
Mi.  5,  86.  759;  87,  760;  761;  762;  763;  Le-  40  Waddington,  Asie- Min.  4:i3l)  ein 'Avztoxr'iag  ziig 
normant  PI.  51,  4;  5;  Gardner  86,  9,  PI.  23,  6.  nQog  Jäcpvrj  zum  Ethnikon  hinzutritt.  An- 
Dagegen  eine  von  iJc7t7ie?,  Crtf.  1,  217, 1,  7).  iS''.  F.  gebliche  Münzen  von  Antiochia  mit  Sarapis- 
3,  241  der  Kleopatra  Selene,  der  Gemahlin  köpf  gehören  nach  Hierapolis  und  führen  das 
des  Antiochos  VIII.  zugewiesene  Münze  mit  Haupt  des  Hadad,  s_.  Zeitschr.  f.  Num.  15 
Isissymbol  im  Rs.  wird  von  von  Sullet,  Num.  p.  89—91.  Über  die  Überlieferung,  der  Sara- 
Zeitschr.  3  p.  91 — 96  mit  Hubers  Anm.  2  p.  94f.  pisdienst  sei  in  Ägypten  aus  Seleukeia  ein- 
für nicht  sicher  bestimmbar  erklärt,  wie  auch  geführt  {Tac.  h.  4,  84;  Clem.  AI.  Protr.  p.  14 
schon  Sestini,  D.  N.  V.  p.  500  Eckhcls  Zutei-  ed.  Sylb.)  vgl.  Pletv,  De  Sarapide  p.  9,  Krall, 
lung  bezweifelt  hatte.  Die  angebliche  ,,Isis  Tacitus  u.  d.  Orient  1  p.  21  tf.  Die  von  Mi. 
adv.  tutulata  stans  d.  hastam"  auf  einer  Münze  50  *S'.  8,  117,  35  =  Pellerin,  Bec.  2  PI.  75,  5, 
des  Demetrios  I.  Soter  bei  Bamus  1,  298,  7  Eckhel  3,  251  unter  Samosata  verzeichnete 
wird  von  3Ii.  5,  47,  413  einfach  als  Frau,  Münze  mit  Ammonhaupt  im  Obv.  und  Isis- 
von  Lenormant  PI.  43,  14  p.  96  als  Aphrodite  symbol  im  Rs.  ist  von  ihm  selbst  bereits  im 
Urania  bezeichnet;  das  unbärtige  Haupt  mit  Bec.  des  PI.  Nouv.  Ed.  p.  101  dieser  Stadt 
Diadem  auf  dem  Obv.  einer  Münze  des  De-  wieder  abgesprochen  worden;  Lmhoof,  M.Gr. 
metrios  II.  Nikator,  das  Fundi,  M.  Theup.  457,  sub  12  giebt  sie  einem  der  späteren  Pto- 
p.  1231  und  Mi.  S.  8,  47,  243  für  das  der  Isis  lemäer.  Die  von  Mi.  5,  146,  1  für  Sarapis 
halten  möchten,  ist  nach  G^a/Y/ner  60,  23,  PL  18,  angesehene  Büste  auf  Münzen  von  Palmyra 
5  das  des  Königs.  Auffallend  ist  es,  dafs  3Ii.  (vgl.  Mordtmann  im  Anhang  zu  den  Sitzungs- 
5,  107,  933,  934,  Lenormant  PI.  55 ,  6  p.  113,  60  ber.  d.  K.  Bayr.  Ak.  1875.  2.  Heft  3  p.  73  flf.) 
P'tscoMiJ,  Jconof/ra/f'af/r.  2  Tav.  23,9  p.  491— 494,  stellt  jedenfalls  eine  einheimische  syrische 
Cohen,  Cat.  Greau  199,  2443  eine  Palmzweig  Gottheit  dar,  s.  de  Saulcy,  Bev.  Arch.  1870/71, 
und  Füllhorn  haltende  Frau  auf  Münzen  des  N.  S.  22  p.  291—303,  speziell  p.  294—295  u. 
Antiochos  XII.  Epiphanes  Dionysos  als  Kopf-  Num.  de  la  T.  S.  p.  64  tf.  —  Unter  6  Bronze- 
putz den  „Lotos"  tragen  lassen,  wovon  indes  stautueiten  der  Coli.  FejeriHiry-Ptds::kyPeirisl868 
Gardner  102,  4,  PL  27,  2,  der  die  Figur  Tyche  p.  22  nr.  352  ä  357  vom  Libanon  befindet  sich 
nennt,  nichts  bemerkt.  auch  ein  Osiris;  über  Bronzefigürchen  aus 
Isis  sitzend,  den  Harpokrates  säugend,  soll  Syrien,  die  mit  dem  Typus  der  Aphrodite  den 


379      Isis  (Killt  in  Kleinasien  u.  Kypros)  Isis  (Kult  auf  Rhodos  etc.)            380 

Kopfputz  der  Isis  verbinden,  s.  Niim.  Zeitschr.  rion,  Dumont  et  ChapJain,  Les  ceramiques  de 
21  p.  71,  Anm.  7  zu  p.  70;  über  eine  eherne  1a  Grece  propre  p.  119  nr.  33,  p.  120  ur.  34; 
aufgerichtete  Uräusschlange  mit  Isishanpt-  Helhig,  Ann.  d.  Inst.  1876  p.  199  nr.  3,  p.  200 
schmuck  Clermont  -  Ganncau,  Arch.  d.  Miss.  nr.  4.  —  AI.  JEnman,  Kypros  u.  d.  Urspr.  des 
scient.  et  litt.  3.  ser.  tome  11,  1885  p.  233  Aphroditehultus ,  Man.  de  l'Ac.  des  sc.  de  St. 
nr.  107,  Schreiber,  Z.  d.  B.  Paläst.  Ver.  10,  1887  Petersboiirg,  1"  se'r.  34,  1886  p.  29  Anm.  3  will 
15.  191;  über  einen  Ohrring  in  Gestalt  des  für  ägyptisierende  Statuen,  wie  sie  besonders 
Isiskopfputzes  Coli.  H.  Hoffmann.  Paris  1886  von  Cesnola  bei  Athienu  zahlreich  gefunden 
p.  54  nr.  211,  über  einen  Karneol  mit  den  ver-  wurden,  die  Namen  Osiris,  Isis  und  Horos  in 
einigten  Büsten  des  Sarapis  und  der  Isis  Gha-  lo  Anspruch  nehmen;  auch  unter  den  Kalkstein- 
bouillet  261,  2016;  über  den  Chalcedon  des  und  Terracottafiguren  kyprischer  Gräber  läfst 
Lykomedes  mit  der  Büste  einer  ptolemäischen  er  zahlreiche  Bilder  dieser  Gottheiten  vor- 
Herrscherin, nach  Furtwängler  vielleicht  der  kommen.  Eine  Gruppe  der  Isis  und  des  Horos 
Berenike  I.  mit  Isisatti-ibut,  Jahrb.  d.  D.  A.  im  ägyptischen  Stil  aus  Bronze  von  Dali  wird 
Inst.^  3  p.  206;  4  p.  80—84,  Tfl.  2,  2.  verzeichnet    Arch.    Zeit.  1871    p.   122    nr.  29a. 

Über  das  Vorkommen  des  Sarapis  auf  MüDzen  In    epichorischer    Schrift    sind    erhalten   Wid- 

von   Fars   unter   Orodesl.  u.   PhraatesIV.  mungen  an  Osiris  aus  Kourion  und  Athienu, 

und  auf  solchen  des  indoskythisclien  Herrschers  W.  JJeecle,    Die    griech.    Inschr.    in    epichor. 

Ooerki  s.  Drexler,3Iyt]i.Beitr.  1  \>.  i  Anm.  3, i.  Schrift  ^  Collitz ,    Big.   d.   gr.    Bial.-Inschr.  1 

Ob  Gardner,  Parthian  Coinage  p.  21  mit  Recht  20  p  24  nr.  45,  p.  34  nr.  72  und,  freilich  aus  make- 

den  Harpokrates  auf  einer  Münze  des  Parther-  donischer  Zeit,  an  Horos  aus  Paphos  a.a.O. 

königs  Vardanes  I.  erkennt,  lasse  ich  dahin  1  p.,20  nr.  41. 

gestellt    sein.     Ein    in    Teheran    gefundener  Über    phönikische    von   den  Namen  ägyp- 

Onyx  griechischer  Arbeit  später  Zeit  zeigt  die  tischer  Gottheiteji   abgeleitete  Personennamen 

Isis,   Eev.   Arch.  1874  p.  247  nr.  76;   Intailles  auf  Cypern  siehe  Bäthgen  p.  63.    Aus  der  Zeit 

asiat.  Coli,  de  M.  le  Comte  de  Gobineau.   Paris  nach  Alexander  M.  haben  wir  Widmungen  an 

1882  p.  9  nr.  76;    desgleichen    ein   Onyx    aus  Sarapis,  Isis  und  Anubis  aus  Arsos,  1  Stunde 

Ekbatana,  Bev.  Arch.  a.a.O.  p.  385  nr.  294,  von  Golgos,   Arch.  Zeit.  1863,  Ans.  p.  7*,  Le 

im    Katalog    v.  1882   p.  18  nr.  249    als    Sard-  Bas  et  Waddington  3,  2837,  2838;  an  Sarapis 

onyx  mit   dem  Haupt   der  Osiris   verzeichnet.  30  und  Ptolemaios  III.  nebst  Berenike  aus  Sala- 

Der  Name   Isidoros  in   der   Form  Isiduru  be-  mis,  Bev.  arch.  3^  ser.  6  1885  p.  351,  Gaz.  arch. 

gegnet  sogar  in  Keilschrift,  beigegeben  einem  1883  p.  107  nr.  3,  Arch.  Zeit.  1883  p.  185,  The 

Männerkopf  von  griechischer  Arbeit  auf  einem  GreeJc  Inscr.  in  the  Brit.  Mus.  2  p.  152  nr.  383. 

unter  Demetrios  Soter  (162 — 151)   abgeschlos-  Eine  Bronzestatuette   der  Isis   aus   später  Zeit 

senen  Vertrag    aus   Orchoe  (Erech,   Warka),  ist  verzeichnet  Coli.  I.  Greau.  Cot.  des  bronzes 

I.    Menant,    Arch.    d.    Miss.    3*^    ser.    9    1882  o«i.  Paris  1885.  4".  p.  169  nr.  840;  eine  Gemme 

p.  411 — 412   Fig.  106;    aus    viel  früherer  Zeit  mit  Savapiskopf  bei  Cesnola,  Salaminia  p.  143 

stammt  ein  assyrisch -ägyptisches  Siegel   mit  Fig.  156. 

dem  Harpokrates  auf  der  Lotosblume,  Menant  Auch    auf  Rhodos    lassen    sich    schon   in 

a.  a_._  0.  p.  396  Fig.  53.  40  voralexandrinischerZeit  Spuren  des  ägyptischen 

Über    den   ägyptischen   Kultus   in   Klein-  Einflusses  nachweisen;  es  wird  verzeichnet  aus 

asien  vgl.  man  meine  Abhandlung  'Der  Isis-  dieser   Periode    'Isis    with   Osiris   in  her  lap, 

«.  Sarapis-Kultus  in  Kleinasien'' ,  Num.  Zeitschr.  egyptian  porcellain''   Brit.  Mus.     Guide  to  the 

21  p.  1—234  Taf.  1.  2,  p.  385—392;  sowie  Ln-  first  vase  room.    London  1883  p.  18   und   eine 

hoof-Blum€r,Ahhdl.d. K.Bayer. ÄIc. d.W. philos.-  Isis  mit  Horos,  ägyptisch,  aus  Jade  gefertigt, 

philol.  Cl.  18,  1890  p.587,  592,  668,  711,  712,  720,  aus  Kameiros  im  Bull,  arcli.  du  Musce  Parent 

733,  740,  741,  748,  771.  B.  C.  H.  14  p.  615f.  nr.  1.  Paris  1867.   2».   p.  34;    dagegen   stammt 

Die  Inseln  des  ägäischen  Meeres,  von  denen  eine  Bronzebüste  der  Isis  auf  dem  Phönix  bei 
eine  Anzahl  eine  Zeitlang  unter  der  Herrschaft  Fr.  Lenormant,  Coli,  d'ant.  gr.  rec.  par  M.  Eng. 
der  Ptolemäer  stand,  nahmen  gröfstenteils  in  50  Pfiot.J  Paris  1870  p.  45  nr.  143  aus  der  Zeit 
der  Zeit  nach  Alexander  den  fremden  Gottes-  nach  Alexander.  Ein  Tempel  der  Isis  in 
dienst  an.  Kypros  aber,  schon  unter  Thut-  Rhodos  wird  erwähnt  von  Appian,  De  b. 
mes  III.  (1600  v.  Chr.)  Ägypten  tributpflichtig  Mithr.  27,  31.  W.  Heffter,  D.  Götterdienste  auf 
{Brugscli,  Gesch.  Ag.  p.  320 — 322),  später  von  Ehodus  3  p.  83 f.,  Xenoph.  Eph.  de  Anthia  et 
Amasis  erobert  {DuncJcer,  Gesch.  d.  Ä.  4  p.  393,  Habrocome  ed.  Peerlkamp  p.  41 ;  ein  Priester 
Maspero,  Gesch.  d.  Morgenl.  p.  507),  unterlag  üagüniSog  yial  Ei'aiöog  £v  'Pöda  in  einer  In- 
in  Religion  und  Kunst  schon  früh  dem  Ein-  schrift  von  Lindos,  Foucart,  Bev.  arch.  1867, 
flufs  des  Nillandes,  vgl.  Perrot,  II.  de  l'art  n.s.  16  p.  30f.  nr.  71  Z.  12— 13,  Plew,  De  Sara- 
dans  l'ant.  3  p.  522,  523,  526,  527,  529,  530,31,  pjtZe  p.  34;  ein  Kollegium  von  'laiaarai  eqk- 
33—35,  554,  675  ff'.  862  f;  Heuzey,  Cat.  des  fig.  GO  vLatai  in  der  Inschrift  Bull,  de  Corr.  Hell.  13, 
ant.  de  ierre  cuite  du  Muse e  du  Louvre  1  p.  119,  1889  p.  363—366;  eine  Widmung  an  Sarapis 
125,  126f.,130flF.  —  Movers  1  p.  62  läfst  in  der  und  Isis  im  Wiener  Kabinett,  von  Sacken  u. 
saitischen  Periode  einen  Isistempel  in  Soloi  Kenner-^.  61,  CI.Gr.  6842,  wird  von  K.  Keil, 
{Strabo  14,  6  p.  245)  errichtet  werden  und  den  Philol.  16  p.  32 — 33  ohne  genügenden  Grund 
Adonis  in  Amathus  den  Charakter  des  Osiris  nach  Rhodos  gewiesen.  Der  Kopfputz  der  Isis 
annehmen  (vgl.  2,  2  p.  221  Anm.  36;  241).  Mög-  erscheint  als  Beizeichen  auf  Silbermünzen  mit 
licherweise  ist  Isis  (geflügelt)  zu  erkennen  auf  dem  Namen :  ArAOAPXOZ,  Cat.  Welzlde  Wellen- 
den  Silberschalen    von  Amathus    und   Kou-  M>»  1,  271,  6057;  ATTOAAQNIOZ,  Friedländer, 


381      Isis  (Kult  auf  Samos,  Chios  etc.)  Isis  (Kult  auf  Lesbos,  Delos  etc.)     382 

Ztschr.  f.  Num.  l,18S0-p.21i— 21b;  hPTEM^N,  C. /.  Gr.  2294 :    auf  Münzen   mit   den  Namen 

£eger,  Thes.Brandeb.  1  p.  412,  8;  Thes.  exthes.  des  AlOAßPOI,   Mi.  3,  269,  40  =  Whitte  94, 

Pal.  seh  p.  230,  8;   l£ckh.  Cat.  1,  181,  14;  3Ii.  164  u.  MHNO  0IAO[ff],  Whitte  90,  128  erscheint 

3,  414,  113,  PI.  52,  1;  114;  Branclis  p.  482— 3;  als  Beizeichen   der  'Lotos'  d.  i.    der  Isiskopf- 

EYOANHI,  EcJch.Cat.  1,  181,  17;  Sestini,  M.  putz.  In  Methj-mua  auf  Lesbos  wird  inschrift- 

Hed.  2  243,  4;  Mi.  3  415,  120;  JBrawr??«  p.  482,  lieh   erwähnt  die  avvoSog  xmv  fisydlcov  Zuqu- 

Wehl 211, ß06b\ZHNQUEckh. IS ■^QPM.YMEvric,  tiiblcov,  Kaibel ,  Eph.  ep.  2  p.  7.  29  nr.  29,  vgl. 

Mus.  Hunter  249,  17  =  Mi.  415,  134  u.  Brau-  p.  17,  und  in  Mi tylene  werden Dankinschriften 

dis  a.a.O.;  tAhHI.,  Hunter  249,40;  Comhe,  Muh.  errichtet  der  Etctg  itslayLa  fiSaxoos,  C.  I.  Gr. 

Brit.  181,  12;    3Ii.  415,  129;    Sest.,  M.  lfe(7.  2,  lo  2174,  und  (von  einem  Alexandriner)  dem  grofsen 

243,  6;  ohne  Namen  31i.  3,  422,  219;  ein  Sis-  Zeus  Helios  Sarapis  und  der  Herrin  Isis,  Lol- 

trum    soll    vorkommen    auf   einem  Stück   mit  Ung ,  Mitt.  d.  D.  Ärch.  Inst  in  Athen  11,  1886 

ATTOAAi^NIOI,  Hunter  2b0,  54;  Brandts  p.  484.  p.  265  ur.  3;  eine  Münze  mit  Tyche  und  Sara- 

Das  Haupt  des  Sarapis,  oft  mit  dem  Strahlen-  pis  giebt  Dumersan,  Gab.  AUier  de  Hauteroche 

kränz,  zeigen  Bronzemünzen,   3Ii.  3  427,  274,  p.  82,    PI.  14,  4,   Mi.  6,    63,  77.     Auf   Silber- 

275;   Comhe,    Mus.  Brit.  182,  25,  Tab.  14,  20;  münzen  von  Tenedos,  die  Head,  H.  N.p.  ilG  , 

Mus.  Hunter  252,  91,  Tab.  45,  20;  92.    Sarapis-  etwa  nach  200  v.  Chr.  ansetzt,  erscheint  Har- 

priester   von  Lindos  begegnen  in  mehreren  pokrates   als   Beizeichen,    Sli.B,  672,273,    de 

Inschriften,  1)  Eoj's,  Ärch.  Aufs.  2 -p.  G03  nv.  12;  Dominicis,   Eepert.   num.   p.  1,    SJg.  Löbhecke. 

Keil,  Phil.    16   p.  33;    Pleiv   p.  34;     2)   Löivy,  20  Für   Thasos    s.   M.  Beitr.  1   p.  122,  152;    auf 

AEMl,  1883  p.  136  nr.  72  Z.  6.  7;  3)  Holleaux,  einer  Münze  des  Geta  von  Aigina  sieht  man 

Diehl,  B.  C.  H.  9,  1885  p.  103/4  nr.  8  [b]  Z.  4  die  Isis,    Imhoof,    Gardner,    Num.  Comm.   on 

=    Lüwij ,    Kiinstlerinschr.    p.   390    nr.    174b;  Pausanias,    Supplt.,    Joiirn.    of  hell.    stud.  7, 

4)  (aus  der  rhodischenPeraia)  JD«rrfcac/j,  JiacZe^,  1887  p.  57,  7.     Hinsichtlich    des    Hauptsitzes 

B.  C  If.  10  p.  248  f  nr.  1  Z.  14/15;  ZiQuniaoxaC  des  ägyptischen  Kultus  im  ägäisclien  Meer, 
in  Kameiros,  Greeh  Inscr.  in  the  Brit.  Mus.  Delos,  s.  die  in  M.  Beitr.  1  p.  4  Anm.  5  ver- 
2  p.  129f.    nr.  353    Z.  10  —  11;    die  Widmung  zeichnete  Litteratur. 

eines    Solensers    an    Hekate    und    Sarapis    in  In    Astypalaia    werden    ein    Naos    und 

Kastellos,   AEM  7,  134,  7;   Journ.  of  hell.  Götterbilder  dem  Sarapis  und  der  Isis  geweiht, 

stud.  4,  138,  2.  30  Dubois,    B.  C.  H.    7,    1883    p._  478    nr.  3;    in 

Auf  Syme  fand  sich  eine  Weihinschrift  an  Anaphe  kennen  wir  einen  Priester  des  Sara- 
Sarapis  und  Isis,  Aristarchis,'0  kv  Kavar.'ElX.  pis  und  der  Isis,  Biemann,  B.  C.  H.  1,  1877 
^iloX.  Evll.  naQcÜQzri^cx.  xov  ly'  To^ov.  1881  p.  286  nr.  62  Z.  5—7;  auf  los  wurde  ein  Isis- 
p.  78  nr.  F';  auf  Kos  wird  inschriftlich  er-  Hymnus  gefunden,  Weil,  Mitt.  d.  D.  A.  Inst. 
wähnt  ein  v.oivov  xcav  EsguTtiaaräv,  Lüders,  i.  Athen  1877,2  p.  80  u.  189,  U.  Köhler  ebenda 
Bie  dionijs.  Künstler  p.  199,  vgl.  Num.  Ztschr.  1878,  3  p.  162,  M.  Fränkel ,  Arch.  Zeit.  1878 
21  p.  125;  in  Samos  ein  l£q£vs  xfig"loLog,  auf  p.  131—132,  Kaibel,  Epigr.  Gr.  p.  XXI  sub 
dessen  Antrag  man  beschliefst'rijt 'ö'fcöi  xa-ö-dri  nr.  1028;  ebenso  schon  früher  auf  Andros, 
Mai  TiQÖxiQov  uysigstv),  Littenberger,  Sylt.  I.  Gr.  JRofs,  Inscr.  Gr.ined.  2  p.  3 — 6  nr,  96,  Sauppe, 
nr.  393;  ebenda  erhalten  Sarapis  u.  Isis  eine  iQ  Hymnus  in  Isim.  Turici  1842;  Welcher ,  Rh. 
Weihinschrift,  Bev.  arch.  1872,  n.  s.  24  p.  37  Mus.  N.  F.  2,  1843  p.  326—334,  3,  1845  p.  133— 
nr.  3;  und  auf  den  Homonoia-Münzen  von  Sa-  138,  Kl.  Sehr.  3  p.  271  ff. ,  BergJc,  Z.  f.  A.  W. 
mos  und  Alesandria  unter  Gordianus  Pius  er-  1,  1843  p.  36—46,  49 — 52,  G.  Hermann,  Z.  f. 
scheint  Isis  Pelagia,  Pellerin,  Mel.  2  p.  308;  A.  W.  1843  p.  377—383,  Schmitz,  Class.  Journ. 
Mi.  3,  293,  236;  Gardner,  Num.  Chr.  1882  p.  287  1843  p.  34fF.,  Le  Bas  2  nr.  1796,  Kaibel  1028 
nr.  137;  Eckhel  2  p.  570;  Isis  mit  Harpokrates  u.  p.  XXI,  Orphica  rec.  Abel]).  295—302;  eben- 
ist nach  Gardner  möglicherweise  zu  sehen  in  dort  zeigt  ein  Relief  einen  gewissen  ^o^QoQ'iog 
einer  der  beiden  nemesisartig  gekleideten  als  Isisdiener  ('iuvenis  Isiacus')  C.  I.  Gr.  2348 
Frauengestalten  auf  Münzen  des  Decius,  Gard-  u.  eine  ßleitessera  den  Anubis,  Ann.  d.  Inst, 
ner,  PI.  6,  9  p.  287  nr.  33,  3Ii.  3  298,  269,  50  1868  p.  281  nr.  266.  SaQa7tr]ia,  in  den  April 
270;  Valeriauus  sen.,  Banduri  1  p.  116,  Anm.  2,  fallende  Festlichkeiten  zu  Ehren  des  Sarapis, 
vgl.  Musellius  3  Tab.  220,  8,  1  p.  276,  Vaillant,  sind  inschriftlich  für  Naxos  bezeugt,  E.  Cur- 
N.  Gr.  p.  178,  Mi.  3,  300,  296;  Gallienus,  Mms.  tius,  Rh.  Mus.  2  p.  95,  C.  I.  Gr.  2416  b,  Le 
Tlieicpoli  p.  815  ('Diana  et  Isis'),  Mi.  3,  301,  Bas  2,  2155,  Fritz  Bechtel,  D.  Inschr.  d.  ion. 
303  ('lunon  =  Pronuba  et  Neme'sis').  —  Head,  Dial.  Abh.  d.  li.  ph.  Cl.  d.  K.  Ges.  d.  W.  z, 
H.  N.  p.  518  u.  Gardner,  T^jpes  of  greek  coins  Göttingen  34.  Bd.  p.  40  nr.  28,  Lafaye  p.  128. 
Fl.  15,  5  (auf  einer  des  Commodus)  nennen  Auf  Syros  wurde  der  Isis  ein  Tempel  von 
die  Figur  Nemesis;  vielleicht  ist  es  die  in-  Claudius  Secundus  Viator  errichtet,  'A^'r^vaiov 
schriftlich  erwähnte  EvayysXi'g,  Foucart,  3Iem.  3,  1873  p.  647 f.  nr.  11.  Münzen  zeigen  die 
de  l'Ac.  Sav.  Etr.  1®  ser.  Tome  9,  1  p.  389;  60  Büste  der  Göttin  unter  Domitian,  Dumersan, 
Sarapis  stehend  vor  dem  Kaiser  zu  Rofs  er-  Cab.  AUier  p.  60;  Leake,  N.  H.  Siqjpl.  p.  173; 
scheint  unter  Decius,  31i.3,  297,  266;  Gardner  *Trajan^  C.  G.  C.  B.  31.  Crete  and  the  aegean 
p.  286  nr.  35;  Head,  H.  N.  p.  518.  islands  p.  125  nr.  23;  Hadrian,  Leake,  N.  H.  S. 

Von  Chios  kennt  man  eine  Weihinschrift  p.  173,  Finder,  Num.  ant.  ined.  p.  34f.  Tab.  2, 

an    Isis,    Sarapis,    Anubis    und    Harpokrates,  8,  vgl.  Dumersan  p.  60;  Marc  Aurel  (zweifel- 

C.  I.  Gr.  2230,  K.  Keil,  Philol.  16  p.  33,  Whitte,  baft),  Cohen,  Cat.  Greau  134,  1586;  M.  Aurel 
De  rebus  Cliiorum  publ.  p.  65,  und  auf  Delos  und  L.  Verus,  Cat.  Welzl  de  Wellenheim  195, 
huldigt    ein   ii£luv^(f6Qog  aus   Chios   der  Isis,  4615,  3Ii.  S.  4,  408,  300,  301,  302  =  Wicsay  1 


383            Isis  (Kult  auf  Kreta  etc.)  '              Isis  (Kult  in  Athen)                 384 

Tab.  30,  658,  7412  u.  Sestini,  M.  Hed.  2,  173,  4;  auf  religiösem  Gebiet  zeigten  sich  bald.    Zwar 

Caracalla  und  Geta,  Best.,  M.  Hed.  2,  174,  7  =  war  die  Einführung  fremder  Kulte  dem  Gesetz 

Wiczaij  7412  =  Mi.  S.  4,  409,  306;    Mi.  S.  4,  nach  bei  Todesstrafe   verboten    {A.  Maury  3 

409,  307,  vgl.  ie  Bas,  Bin.  p.  28  Note  15,  und  p.  71  Note  2,  Foucait,  Des  assoc.   rel.   p.  136— 

die  ganze  Gestalt  unter  Commodus,    C.  G.   C.  137,  Lafaye  p.  13),   aber  den  Fremden  war  es 

Br.  M.  126,  28,  PI.  38,  9,  und  Severus  Alexau-  erlaubt    ihre    heimischen    Götter  zu    verehren, 

der,    Wiczay  345,  7451  Tab.  30,  660,  Mi.  S.  4  Schümann,    Opusc.   acad.  3   p.  4;)3— 434,  Fou- 

409,  308,    Sest,  M.  Hed.  2,  174,  8.     Über  ein  cart    p.   137,    Lafaye  p.  14.     Schon   vor    dem 

Relief  mit  Sistrum  und  lotosumwundenem  Ge-  Jahre  333    v.  Chr.    war,    nach   Vermutung    U. 

fäfs  s.  'Ad'rjv.a.si..O.  p.  649,  Exp.  sc.  en  Moree  lo  Kühlers,  Hermes  5  p.  352,  Plews,  Die  Griechen 

PI.  15,  F.  V.;   Wieseler,  Abh.  d.  K.  Ges.  d.  W.  in  ihrem    Verhältnis  zu  d.   Gottheiten   fremder 

z.  Gott.  19,  1874  p.  79  Anm.  5,    der  noch  von  Völker.  Danzig  1876.   4".  p.  11,    Dittenbergers, 

einem  ähnlichen  spricht.     Die  'A&rjv.  p.  649—  Syll.  I.  Gr.  p.  494  Anm.  5  auf  Antrag  des  von 

650  erwähnte  Figur  mit  einem  Füllhorn  in  der  den  Komikern  alsAgypterverspotteten(.(lmfoj97t. 

L.  stellt  jedenfalls   Isis   nicht  dar.     .Seefahrer  Av.   1292,    F.   C.  Gr.  2    p.  257,    2    p.  31    sq.) 

verewigten  sich  'TiaQcczcp  ÜBgÜTti  -aal  zfj  OKonfj'  älteren  Lykurgos,  des  Grofsvaters  des  Redners, 
'AQ-r'jv.  4  p.  16  nr.  17.     Ein  Sarapiasten-Dekret      den  ägyptischen  Kaufleuten  gestattet  worden, 

ist  erhalten  aus  Keos,  'jEqp.  'Aqx-  2629,3003,  im  Peiraieus  ein  Heiligtum  der  Isis  zu  errichten, 

Foucart,  Des  assoc.  rel.  p.  222f.  nr.  42;  i(VV/ers,  Kumamidis,     Ilaliyysvseicc     1870,     10.    Sept., 

D.    dionys.    Künstler    p.    160    nr.   27;     Htcks,  2o'A&qvaiov  5,   1876  p.  330,  6,   1877    p.  488,    U. 

The  Coli,   of  anc.  gr.  inscr.  in  ihe  Brit.  Mus.  Kühler,  Hermes  5    1871  p.  351  ff. ,    C.  I.  A.  2, 

1  p.  42.  1,  168,  Foucart,  Des  assoc  rel.  p.  187,  Ditten- 

In  Kreta,    welches   den  Ptolemäern  zahl-  berger,   S.  I.  Gr.-p.  493 — 494    nr.    355,    vgl. 

reiche  Qöldnev  lieferte  {Lumbroso, Beck. s.l'econ.  Bull.    d.   Inst.    1872    p.  103—104,    Schümann, 

pol.   de  VEg.  p.  151)  mufs    nach    G.   Doublcts  Griech.  Altert.  2^  p.  407  Anm.  1,  Lafaye -p.  14, 

Ergänzung    der    Inschrift    B.  C.  H.    13,    1889  Gurt   Wachsmutli,  D.  Stadt  Athen  im  Altert.  2, 

p.  74  f.   nr.  10    zu    Ei'aidi  ....    ['Avovßi    oder  1  p.  152  f  Anm.  4.     Dies  war  ein  Privatheilig- 

'Ooi'qiöi.]    'AqteluSi   \   xagtatriov     Isis     in     der  tum'von  Ausländei'n.    Von  den  Athenern  selbst 

Nähe  des  heutigen  Tibaki  verehrt  worden  sein,  wurde    der    ägyptische    Kultus    angenommen 

doch   ist   vielleicht   das  GICIAI   zu  eiClA(0POC  .so  unter  dem  Einflufs  der  Ptolemäer,  die  mit  Athen 

zu  ergänzen;  für  Phaistos  vgl.  Ovid  Mtt.  9,  freundschaftliche     Beziehungen     unterhielten. 

666  — 797,  Laci.  PZacirf.  warr. /öfcö.  9,  10  p. 855—  Pa?<s.  1,  18,  4  berichtet:     ht^vQ'sv   iovaiv   sq 

856  ed.  Staveren;    für   Sarapiskult    in   Poiki-  to;    Marco   t^g   Ttölscog,   ZccgänLÖog   saxiv  lsqov, 

lassos  s.  Spratt,  Trav.  and  Besearches  inCreta  ov  'A&rjvKLOL  naga.  Iltolijxuiov  &£6v  iarjyäyovzo. 

2  p.  244,  428,  429  nr.  16,  PI.  2,  Conze,  Arch.  Ob  der  erste  oder  zweite  der  Ptolemäer  ge- 
Z.  1864.  Anz.  p.  169*  nr.  2,  Bursian  2  p.  548  meint  ist,  steht  nicht  ganz  fest:  Welcher,  Kl. 
Anm.  2;  in  Phönice  (Lutro)  C.  I.  i.  3,  3.  Re-  Sehr.  3  p.  100,  Droysen,  Gesch.  d.  Hell.  3^  1 
liefbildchen  des  thronenden  Sarapis  aus  ge-  p.  48  Anm.  2,  Lüders,  D.  dionys.  Künstler -p.  i^), 
branntem  Thon  aus  der  Idäischen  Zeusgrotte  Lenormard,  Becli.  ä  Eleusis  p.  216,  Letronne, 
verzeichnet  E.  Fabricius ,  Miit.  d.  D.  A.  Inst.  40  Mem.  de  l'Inst.  {Ac.  d.  I.  et  B.  L.)  19,  1851 
i.  Athen  11  1885  p.  69.  Der  Lyktier  Menoitas  p.  94  —  95  sind  für  Soter,  dagegen  Boedch,  C. 
weiht  dem  Sarapis  Bogen  und  Köcher  bei  I.  Gr.  1  p.  120,  p.  162,  Bathgeber,  Ann.  d.  Inst. 
Kallimachos,  Anth.  Gr.  1  p.  216  nr.  18,  Plew,  1838  p.  43,  Meier,  Comm.  epigr.  1  p.  34  zu 
De  Sarapide  p.  92;  den  Kreter  Basilis  heilt  nr.  29,  Plew,  De  Sarapide  p.  32—33,  Blian- 
der  Gott  von  der  Schwindsucht,  Ael.  de  n.  a.  gäbe,  Ant.  hell.  p.  433  zu  nr.  811,  Freller,  Ber. 
11,  35.  —  Auf  Bronzemünzen  von  Leukas  mit  d.  Sachs.  Ges.  1854  p.  196,  Hicks,  The  coli,  of 
dem  Beamtennamen  TIMO06OC  erscheint  der  anc.  yreelc  inscr.  in  tlie  Brit.  Mtis.  1  p.  41  zu 
Isiskopfputz  als  Beizeichen,  Mus.  TheapoU  p.  nr.  21,  Curt  Wachsmuth,  D.  Stadt  Athen  i. 
1276,  Mi.S.^,  468,  HO,  111,  Leake,  N.  H  Etir.  Altert.  1  p.  625,  ü.  Kühler,  Mitt.  d.  D.  A. 
Gr.  p.  63,  Fostolakas,  Akt.  zäv  dgx.  vqacov  50  Inst.  i.  Athen  6,  1881  _p.  370  und  Lafaye 
Ksg-nvgug,  AsvaäSog  k.t.I.  p.  85  nr.  862,  863;  p.  311  für  Philadelphos.  Über  die  Lage  dieses 
desgleichen  auf  einer  Silbermünze  mit  AAMO-  Heiligtums  stellen  Vermutungen  an  Bofs,  De- 
KPATHI,  Fostolakas  65,  676,  Pinax  F.  Eine  men  p.  84  nr.  127,  p.  95,  164  u.  Arch.  Aufs.  2 
Widmung  an  Sarapis  und  Isis  auf  Corcyra  p.  654  zu  nr.  7,  Bhangabe,  Ant.  hell.  p.  749 
teilt  mit  Curt  Wachsmuth,  Bh.  Mus.  N.  F.  18,  nr.  10dl, Preller  ii.a,.0.,Dyer,  Anc.  Athensp.2&S— 
1863  p.  550;  eine  Gemme  der  Sammlung  Wood-  269,  C.  Wachsmuth  a.a.O.  1  p.  223—224,  Bur- 
house  mit  Savapis-Helios-Ammonkopf  Vischer,  sian,  Geogr.  d.  a.  Gr.  1  p.  295,  vgl.  Anm.  3, 
Kl.  Sehr.  2  p.  6,  O.  Biemann,  Bech.  arch.  s.  les  iles  Curtius,  Alt.  Stud.  2  p.  52,  J.  A.  Mordtmann, 
ioniennes  1.  Corfou.  Bibl.  d.  ecoles  fr.  d'Ath.  et  Bcv.  arch.  1879,  37  p.  261—262,  L.  Petit  de 
de  Bome  fasc.  8  p.  55,  §  14  nr.  3,  vgl.  p.  58  über  60  Juleville,  Archives  d.  Miss,  scient.  et  litt.  2*=  ser, 
kleine  ägyptische  Statuetten  der  Sammlung  Tome  5.  Paris  1868  p.  483  —  484. 
Panayotis  Putrikios.    zJsXt.  kqx-  4,  43,  20.  *          Ein   Isisheiligtum    setzt    man    an    auf  dem 

Für  das  griechische  Festland   vgl.   die    in  Südabhang  der  Akropolis,     U.  Kühler,   Mitt. 

M.  Beitr.  1    p.  4  Anm.  2    verzeichnete    Litte-  d.  D.  A.  Inst.   i.  Athen  2,   1877  p.  246-249, 

ratur.     Hier   ist   natürlich  Athen   ein  Haupt-  256—258,  C.I.Att.  2,  3,  1671;    KovfiavovSriq, 

sitz    des    ägyptischen    Kultus.     Im    4.    Jahrh.  'A&)]vaLov  5,  1876  p.  330  nr.  11,  v.  Sybel,  Kat. 

V.  Chr.  stand  es  durch  Politik  und  Handel  in  d.  Skulpt.  z.  Athen  p.  335  nr.  4979,  P.  Girard, 

lebhaftem  Verkehr  mit  Ägypten.     Die  Folgen  L' Asclepieion  d'Athenes  p   8—10,  19.     Auf  die 


385  Isis  (Kult  in  Athen)  Isis  (Kult  in  Athen)  386 

Restauration  dieses  Tempels,  in  dem  ein  Bild  nefe  ant.  di  Atene  p.  17,  21  u.  Bull.  arch.  nap. 
der  Aphrodite  aufgestellt  gewesen  sei,  bezieht  n.  s.  1859  p.  125,  128,  Grotefend,  Chronol.  An- 
Köhler,  Mitt.  2  p.  256  —  257  die  Inschrift  C.  Ordnung  der  atli.  Säbermünzen  p.  8,  18,  20,  Pa- 
I.A.  3,  1,  162  =  C.I.Gr.  481,  Keil,  Rh.  Mus.  nofka,  V.  e.  Anzahl  ant.  Weihgeschenke.  Berlin 
19  p.  216_,  E.  L.  Hicks,  The  Coli,  of  Gr.  Inscr.  1842.  p.  52.  Als  Typen  der  meist  iu  der  Um- 
in  the  Brit.  Mus.  1  p.  126  ff.  nr.  57,  die  von  gegend  von  Athen  gefundenen  Bleitesseren 
anderen  so  gedeutet  wird,  als  habe  die  Stifte-  der  athenischen  Sammlungen  werden  verzeich- 
rin  ein  Bild  der  Aphrodite  in  einer  Nische  bei  net:  Haupt  des  Sarapis,  PostolaJcas,  Ann.  d.  Inst. 
dem  Isistempel  geweiht.  Ein  Isistempel  wird  1866  p.  354  nr.  283,  344,  75;  1868  p.  303,  5; 
auch  erwähnt  C.  I.  A.  3,  896  (f t'g  "laidog) ;  in-  lo  Synopsis  n.  v.  qui  in  Mus.  Num.  Athen,  puhl. 
schriftliche  Widmungen  haben  wir  an  Isis  adservantur  p.  38  nr.  7;  p.  86  nr.  3;  Engel,  B. 
G.  I.  A.  3,  905;  an  Isis-Dikaiosyne  C.  I.  A.  3,  C.  H.  8  p.  13  nr.  98,  PI  3;  Alerblad,  Iscriz. 
203  =  K.  Keil,  Philol.  16  p.  33  Anm.  33  u.  Bh.  greca  sopra  una  lamina  di piombo  trovaia  inun 
Mus.  N.  F.  19  p.  261,  Lenormant,  Rech.  arch.  sepolero  nelle  vicinanze  di  Atene.  Roma  1813. 
rt -/<i7e?/s/s  p.  217;  an  dieselbe  nach  Z)iitot&e;-^er,  p.  24  ^  C.  /.  Gr.  7042  (mit  der  Aufschrift 
C.  I.A.  3,  204;  an  Sarapis  und  Isis,  C.  I.  A.  Eh  Zfug  Eigcntig);  Sai-apis  in  ganzer  Gestalt, 
2,  3,  1012;  an  Isis  und  die  ägyptischen  Götter  Postolakas,  Synopsis  p.  88  nr.  2;  Haupt  der  Isis, 
C.I.  A.  3,  204  =  K.  Keil,  Rh.  Mus.  N.  F.  19,  Engel  a.a.O.  p.  10  nr.  64,  PI.  3;  Isiskopfputz, 
18«4  p.  261-  262;  u.  {nach  Dittenberger)  C.  I.  A.  Postolakas,  Ann.  1868  p.  299  nr.  704,  Synopsis 
3  233;  an  Sarapis  allein  C.  I.  A.  3  145a  20  p.  93,  6,  3.6,  Engel,  B.  C.  H.  8  p.  10  nr.  64, 
p.  487.  Von  Priestern  begegnen  Stolisten,  so  PI.  3;  Sistrnm,  Engel  p.  21  nr.  221. 
ein  i£QBv{g)  aroXtczrjg  "laiSoq  nai  SsQÜniSog  Zahlreich  sind  die  Reliefdarstellungen  der 
C.  I  A.  3,  140  =  Arch.  Zeit.  1875  p.  105  attischen  Damen  im  Typus  der  Isis  (s.  v.Sybel, 
Anm.  4,  Wieseler,  Gott.  Nachr.  IST i  t[).  li— 15;  Mitt.  d.  B.  A.  Inst.  i.  Athen  8,  1883  p.  26, 
ferner  G.  I.  A.  3  163  =  A".  Keil,  Rh.  3Ius.  Milchhöfer ,  D.  Museen  Athens  p.  26),  welche 
1864  p.  257,  261,  G.  I.  A.  3  162;  G.  I.  A.  3  beide  sich  gegen  die  übliche  Bezeichnung  der- 
699  = /r.  ifeiZ  a.a.O.  p.  259  — 260,  G  7.  G^r.  394,  selben  als  Isispriesterinnen  erklären;  es  sind 
und  Kanephoren,  so  des  Sarapis  und  der  Isis,  zu  verzeichnen  Rev.  Arch.  1883,  3®  sär.  1  p.  247 
G.  I.  A.  3,  923  =  A.iiTet'/f  a.a.O.  p.  261  und  der  (Patissia);  Chirac  5,  295,  2590;  v.  Sybel,  Kat. 
Isis  allein,  C.  I.  A.  2,  3,  1355  =  Milchhöfer,  30  d.  Skiilpt.  z.  Athen  94,  530;  124,  876;  142, 
31.  d.  D.  A.  I.  i.  Ath.  12,  1887  p.  328  nr.  487.  1118;  148,  1307;  152,  1468;  156,  1549;  157, 
—  Ein  V.01VOV  x]wv  SaganiaaTäv  erscheint  1571;  168,2008(9);  183,2295;  248,3395;  252, 
C.  I.  A.  2,  1,  617  =  G.  I.  Gr.  120,  Foucart  3480;  256,  3535;  266,  3685;  331,  4835  (?);  389, 
p.  207  nr.  24,  Hicks  a  a.O.  p.  40—42  nr.  21;  es  6262;  390,  6275;  395,  6398  (?);  396,  6414;  398, 
wird  von  Pleiv  p.  33  und  Hicks  p.  42  fälschlich  6443;  402,  6552;  413,  6717;  433,  7007;  437, 
mit  dem  Sarapieiou  in  Athen,  das,  wie  C.  Wachs-  7067;  444,  7170;  81,  447  =  3Iilchhöfer  i:).  26  = 
muth,  D.  Stadt  Athen  2,  1  p.  163  Anm.  1  be-  I.afaye  298,  114  =  G.  I.  A.  3,  1898;  82,  451  = 
merkt,  ein  öffentliches  Heiligtum  war,  in  Zu-  C.  I.  A.  3,  2199;  83,  456  =  (7.  I.  J..  3,  2723 
sammenhang  gebracht;  von  J^'oMcarip.  101  wird  (Milesierin);  84,  461  =  C.  I.  A.  3,  1557; 
es  ohne  Grund  in  den  Peiraieus  verlegt;  Keil,  40  85,  467  =  G.  I.  A.  3,  1752;  85,  468  =  G. 
Schedaeepigr.Tii.Z^—i0n\iA.Lüders-^.lb°i\\x.26  7.  J..  3,  1340;  Rev.  Arch.  1876  p.  346  nr.  6 
Anm.  1,  vgl.  irac7iS7;utf/ia.  a.  0.  sprechen  Zweifel  =  G.  I.  A.  3,  1740;  Rev.  Arch.  3"^  ser.  6,  1885 
hinsichtlich  der  attischen  Herkunft  des  Steines  p.  108  =  Michaelis,  I.  H.  Stud.  5,  1884  p.  153  f. 
aus.  Die  von  Lafaye  p.  14  Note  2  für  Horos-  nr.  19  (Salaminierin).  Ein  Architekturfragment 
kult  in  Laurion  citierte  Inschrift  i?/!.  ilf?(S.  iV.  jP.  mit  angeblich  Isis  und  Sarapis  in  Schlangen- 
24, 1869  p.  476 — 477  ist  eine  Grenzstein-Inschrift.  form  verzeichnet  ia/f<2/e  270,  18;  Sarapisköpfe 
Eine  Opferliste  erwähnt  Gaben  an  Nephthys  v.  Syhel  268,  3715  =  Milchh.  p.  44  u.  Heyde- 
und  Osiris  ,  G  I.  A.  3,  77  =  G.  I.  Gr.  523  mann.  Die  ant.  Marmorbildwerke  z.  Athen  p.  293 
Z.  4— 6;  das  von  Hesychios  angeführte  athe-  nr.  Idi;  v.  Syhel  254:,  3512;  B.a.rpokva.tesv.  Sybel 
nische  Fest  XaQn.6ovvK  bezieht  Waddington,  50  267,  3713,  einen  Pastophor  v.  Sybel  7,  38  = 
As.  Min.  zu  nr.  1143  auf  den  Isiskult.  Unter  Milchh.  p.  3.  Einen  Elfenbeingriff  mit  der 
den  Münzen  führt  Reihe  58  des  Cat.  of.  Gr.  sitzenden,  den  Harpokrates  säugenden  Isis  auf 
Goins  in  the  Brit.  Mus.  Attica-3Iegaris-  Aegina,  der  einen  und  einem  Uräus  auf  Altar  in  einem 
Demeas-Hermokles  den  Hauptschmuck  der  Isis,  Tempel  auf  der  andern  Seite  s.  in  Coli.  H. 
p.XLVII,  p.  44  nr.  360,  361,  i?eM/e',  ieswjojmates  Hoffmann.  Vol.  2,  Paris  1888  p.  151  nr.  572, 
d'Athencs  p.  245—246;  Reihe  77  Architimos-  abgeb.  p.  152;  ein  goldnes  Leichendiadem  mit 
Demetri  Isis  stehend  in  langem  Chiton  und  Harpokrates  und  Isis  neben  zahlreichen  an- 
Peplos,  eine  Lotosblume  haltend,  p.  L,  p.  40  deren  Götterfigürchen  Co?/.  H.  i7o/f«mnw.  Paris 
nr.  339,  PI.  12,  6;  nr.  340;  Imhoof  and  Gard-  1886  p.  52  nr.  196.  Einen  Sims  mit  Sistrum  am 
ner,  Num.  Comm.  on  Paus.  3,  I.  H.  Stud.  8,  60  Schaft  verzeichnet  v.  Sybel  448,  7233;  den 
1887  p.  47,  22,  PI.  EE  9;  Reihe  79  Demeas-  Fund  eines  Sistrums  in  einem  Grab  aus  später 
Kallikratides  _  Isis  oder  Demeter  im  langen  Zeit  Rofs,  Arch.  Aufs.  1  p.  37  —  39;  Sistra  im 
Chiton  und  Überkleid,  Kornähren  und  lange  Vavvakeion  Wieseler,  Abhdl.  d.  K.  Ges.  d.  W. 
Fackel  oder  Scepter  haltend,  mit  dem  Haupt-  z.  Gott.  19,  1874  p.  119  Anm.  31,  R-evue  arch. 
schmuck  der  Isis,  p.  L;  Imhoof- Gardner  p.  47 —  17,  1868  p.  467— 68.  Die  zahlreichen  mit  den 
48,  22,  PI.  EE  10,  Beule  p.  248;  vgl.  noch  Namen  der  ägyptischen  Gottheiten  zuaammen- 
über  die  Münzen  Hase,  Ann.  d.  Inst.  1839  gesetzten  Personennamen  findet  man  bequem 
p.  276,  Cacedoni,  Nuovi  studi  intorno  alle  mo  verzeichnet  im  Register  zum  C.  I.  A. 

EoscHER,  Lexikon  J.  gr.  u.  röm.  Mythcl.   II.  13 


387     Isis  (Kult  in  Thessalien,  Epirus  etc.)  Isis  (Kult  zu  Tithora,  Chaironeia  etc.)   388 

Ferner   sind   zu  nennen   als   Stätten  ägyp-  Perlhübner  opferten,   Paus.  10   c.  32  §  9   mit 

tischer  Gottesverehrung  in  Thessalien  Hypata,  der    Note    von    Siebelis   4   \).    288—299,    vgl. 

das  auf  den  Münzen  der  Ainiauen  aus  der  Zeit  Georgii   in    I'aulys   B.-lß.   4    p.  293,    PreUer, 

von  168—146  v.  Chr.  (NIKAPXOI)  den  Isiskopf-  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1854  p.  196—197,  Sauppe, 

putz  prägt,  C.  G.  C.  Br.  Mus.  Thessaly  p.  11  Hymnus  in  Isim  p.  8,  Beichel,  De  Isiäis  apud 

nr.  12,  Sestini,  Descr.  d'dlc    med.  gr.  del  Mus.  Bomanos  cultu  p.  22  —  25,    Gerhard,  Gr.  M.  2 

del  sig.  Fontana  2  p.  15,  Tav.  3,  3,  und  auch  p.  320-  321  §  999,  A.  Maury,  Eist,  des  rel.  de 

ein  Zeichen  von  Sarapisverehrung  hinterlassen  la  Gr.  ant.  3  p.  276 — 277,  Büchsenschütz,  Be- 

hat,  Bofs,  Arch.  Aufs.  2  p.  475  nr.  5;  Deme-  sitz  und  Erwerb  im  gr.  A.  p.  475;    Bursian, 
trias   auf  der  Halbinsel  Magoesia  mit  einem  lo  Geogr.  ?'.  Gr.  1  p.  167,  Schoemann,  Gr.  A.  2^ 

Sarapieion  nach   Lolling,   Mitt.  d.  D.  A.  Inst.  p.  407;   Hertzberg,  Gesch.  Griechenlands  unter 

i.  Ath.  7  1882  p.  335  ff.,  wogegen  J.  H.  Mordt-  d.  Herrsch,  d.  Bömer  2  p.  272-273;  L.  P.  A. 

mann   ebenda  14  p.  198;   Larissa,   wo  Apul.  Gauihier,  Rech.  hist.  s.  Vexercice  de  la  medecine 

Met.  2  p.  143  ed.  Hilckbr.   einen  ägyptischen  dans  les  temples  chez  les  peuples  de  l'ant.  Paria 

propheta  Primarius  erwähnt  (vgl.  io/«?/e  p.  77—  1844  p.  95;    Panofka ,^_  Asldeinos  u.  die  Askle- 

78),  Sarapis,  Isis  und  Auubis  eine  Weihinschrift  piaden  p.  297—298.     Über  eine  Weihinschrift 

erhalten  {G.  Fougires,  B.  C.  E.  13,  1889  p.  392  aus  dieser  Stadt  s.  oben  Bd.  1  Sp.2305  =Bechtel 

nr.  8),  die  Grabplatte  einer  Frau  Sistrum  und  nr.  1554.     Ebendaher  stammen   sechs  Freilas- 

Situla  {Lulling,  Mitt.  d.  D.  A.  I.  i.  Ath.  11,  1886  sungsurkunden  {Bechtel  p.  83—89  nr.  1555  a— f, 
p.  125  f.  nr.  70),  die  Grabstele  eines  Mannes  ein  20  vgl.  Curtius  a.  a.  0  p.  21)  in  Form  des  Verkaufs 

Sistrum  zeigt,  io/^mr;  ebenda  11  p.  53,  J5Zrt?nw(r  an   Sarapis,    über    welchen  Brauch    man   vgl. 

ebenda  14  p.  158 f.;   wo   aufserdem  zahlreiche  Wallon,  Hist.  de  l'esclavage  1^  p.  193  u.  Note  4; 

Personennamen   von  Isis   abgeleitet  sind  (vgl.  p.  337 — 346,  349  —  350;   Boissier,  La  rel.  rom. 

auch  Ztschr.  f.  äg.  Sp)r.  1890  p.  60).  d' Auguste  aux  Antonins  2^  p.  319  f.   Note  3; 

In  Epirus  haben  wir  eine  Widmung  des  Schoemann  1^  p.  145;  2  p.  219;  Henzen,  Bull. 
■noLvbv  T«v  di(xy.6v(ov  an  Sarapis,  Isis,  Anubis,  d.  Inst.  1844  p.  31 — 32;  Beide,  Fouilles  et  de- 
Harpokrates,  aber  wohl  nicht  Kanopos,  wie  couv.  1  p.  113 — 192;  Weil,  Mittig.  d.  D.  A. 
Boeckh  will  {C.I.  Gr.  2,  UO,K.  Keil,  i.Suppltbd.  Inst.  1879,  4  p.  26—29;  Bangale,  Ant.  hell. 
d.Jahrbb.  f.  cl.  Phil.  1864,  p.  653  Anm.  72,  Le  p.  642—644;  Foucart,  Mem.  s.  l'affranchisse- 
Bas  2,1060)  in  Ambrakia.  Auf  den  Münzen  30  ment  des  esclaves  d'apres  les  inscr.  de  Delphcs. 
von  Neikopolis  erscheint  Isis  stehend  mit  Paris  1867  u.  s.  v.  Apeleutheroi  in  Darembergs 
Scepter  und  Situla  unter  Augustus  (unter  dem  et  Saglios  Dict.  des  ant.  —  Besonders  in  Böotien 
Namen  MTPI0)NYMOC),  L.  Midier,  Mus.  Thor-  trifft  man  derartige  Sklavenverkäufe  an  Sarapis 
valdsen  p.  251  nr.  36,  PL  3,  Cavedoni,  Bull.  häufig  an,  so  in  Koroneia,  Bofs,  Inscr.  Ined. 
arch.  nap.  6,  1858,  p.  93;  vgl.  Mus.  Sandern.  1  p.  38nr.  86;  Curtius,  Anecd.  Delph.Tp.  21 — 22; 
N.Sel  1,  p.  21,  Tab.  13,  12,  Mi.  S.  3,  372,  87,  K.  Keil,  S.  I.  Boeot.  p.  88-89  nr.  21;  Le  Bas 
Boutkoivski  1298,  2219;  Hadrian,  Vaillant,  N.  2  p.  148  nr.  666;  in  Chaironeia,  1)  C.  I.  Gr. 
Gr.  p.  35,  3Ii.2,  57,85;  Sestini,  Mus.  Fontana  1608,  a— h  =  Le  Bas  2  p.  164  nr.  797,  a,  b, 
1,  38,  9  =  3Ii.S.3,  378,  133;  Cat.  Knobelsdorff  c,  e,  f,  g,  n  =  Leake,  Travels  in  Northern 
p.  89;  Aelius,  Vaillant  p.  38  =  Mi.  S.  3,  380,  40  Greece  2  p.  628—629  nr.  1—7;  Keil,  S.  I.  B. 
151  ;  C.  G.  C.  Br.  Mus.  Thess.  p.  104  nr.  21,  p.  107—108  nr.  1608,  a— h;  2)  Preller,  Ber.  d. 
PI.  19,  6;  Sarapis  thronend  unter  Plautilla,  Sachs.  Ges.  6,  1854  p.  198—202,  Tfl.  9,  10  = 
Cat.  NortJnvick  1,  70,  746;  ein  silbernes  Figur-  Gonzeu.  Michaelis,  Ann.  d.  Inst.  1861  p.  77  —  78 
chen  dieses  Gottes  wurde  zu  Paramythia  ge-  nr.  1 — 3  =  Larfeld,  S.  I.  B.  p.  51 — 52  nr.  54, 
funden,  Spec.  of  anc.  sc.  1  pl.  63,  Müller,  Hdb.  55  A.  B;  Latischew,  B.  C.H.  8,  1884  p.  56—57 
d.A.d.K^.  p.  671,  §408  Anm.  2;  Michaelis,  J.  nr.  2,  a— c  =  Meister,  B.  bö'ot.  Inschr.  Slg. 
H.  Stud.  6,  1885  p.  303—304.  In  einem  zwei-  d.  gr.  Dial.- Inschr.  ed.  Collitz  1  p.  153  —  154 
säuligen  Tempel  erscheint  Sarapis  auf  einer  nr.  400— 404;  3)  Stamatakis,  'A&r]vaiov  9  p.  320 
Münze  des  Septimius  Severus  von  Kalydon  =  Larfeld 6H  c  =  Meister 382;  Stamatakis  a.Si.O. 
{Eckh.  2,  1S9,  Mi.  2,89,23)  in  Aitolien,  dessen  50  p.  353  —  360  =  Larfeld  53  d  A.  B.  C.  D.  E; 
Bewohner  ein  Hauptkontingent  der  Söldner  der  53  e;  53  f.  A.  B.  C;  53  g.  A.  B;  53  h.  B;  53  i. 
Ptolemäer  stellten  (vgl.  den  "latog  bei  Polyb.  A.  E.  K  =  Meister  383—389,  391—399;  4)  De- 
ll, 3).  Für  Ambryssos  in  Phokis  s.  oben  charme,  Bec.  d'inscr.  ined.  de  Beolie  (S.A.  aus 
1  Sp.2305,  desgl.  fürHyampolis  oder  Opus.  Arch.  d.  Miss,  scientif.  1867)  p.  32  nr.  17,  18 
Ein  Sarapistempel  stand  in  Daulis,  Bofs,  =  Larfeld  nr.  56-57  =  Meister  nr.  405-406; 
Inscr.  Ined.  1  p.  35  —  36  nr.  81  Z.  24—25;  Cur-  5)  Latischeiv,  B.C.H.  8,  1884  p.53— 63  nr.  1-8, 
tius,  Anecdota  Delphica  p.  23 — 25,  Le  Bas  2  wovon  la;  2a,  b,  c;  3a,  b;  4;  6,  Cote  A,  nr. 
p.  168  nr.  812,  Bechtel,  Die  lokr.  u.phok.  Inschr.  c  u.  f;  Cote  B,  nr.  1,  m,  n;  7,  Cote'  a  =  Meister 
Slg.  d.  gr.  Dial.  Inschr.  2,  1  p.  66—67  nr.  1523.  406  c;   400  a,  401,  402;  406  a,  b;  406  d;  406  f. 

In  Delphi  war  jene   Klea,    der   Plutarch  Go  g;  406  h,  i,  k;  406  1;  sowie  in  Orchomenos, 

seine    Schrift    über    Isis    und    Osiris    widmet,  Meister   nr.   497 — 501;    Decharme  p.  494  —  497 

schon  von  den  Eltern  her  tois 'Oaigiayioi^g  •hk-  nr.  4  =  Latischew,   B.  C.  H.  1884  p.  71—73 

^caaico^ivri    tsQoi:g,   Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  2  u.  nr.  4.  Aufserdem  kennen  wir  aus  Chaironeia 

35.     Tithora    besafs    in    einiger    Entfernung  eine  ayvoTcirrj  tsgacpogog  zrjg  ccyi'ug  Ei'aiöog,  ts- 

von  seinen  Mauern  den  heiligsten  von  Griechen  qslcc  diccßiov  rijs  ano  asiQidSog  Ei'aiSog,  Henzen, 

der  Isis   errichteten  Tempel  mit  2  Festen  im  Ann.  d.  Inst.  1866  p.  139 — 149;  Bull.  d.  Inst. 

Frühling  und  Sommer,  an  denen  die  Reicheren  1866  p.  103;  Arch.  Anz.  1866  p.  233*;  G.  Wolff, 

Kühe   und  Hirsche,    die  Ärmeren  Gänse  und  Arch.  Zeit.  1867  p.  55—56;  E.  Plew ,  Johrbb. 


389     Isis  (Kult  in  Böotien,  Megara,  Korintli)  Isis  (Kult  in  Sikyon,  Argos  etc.)      390 

f.kJ.  Phil.  14.  Jahrg.  1868  p.  839— 840  nr.  109;  Mi.  2,  139,  226;  Coh.  2\  98,  15;  I.-G.  1,  17, 
Becharme,  Arcli.  d.  miss.  sc.  et  litt.  2^  s.  t.  4,  11;  Antoninus  Pius,  Mi.  S.  4,  88,  592;  Cat. 
1867  p  509—513  nr.  16,  und  Weihinschriften  Welzl  1,  173,  4164';  von  Kenner,  B.  Münzs.  ä. 
an  Sarapis,  Isis  und  Anubis,  Meister  p.  149  Stifts  St.  Florian  p.  95  für  Aphrodite  Euploia 
nr.  381;  p.  150—151  nr.  390;  p.  391  nr.  406  e;  gehalten,  nach  Coh.  2",  400,  1213  auf  einem 
aus  ürchomenos  einen  früheren  Priester  des  SchifFsvorderteil  stehend;  L.  Verus,  Sestini,  M. 
Sarapis,  der  Isis  und  des  Anubis,  s.  oben  Bd.  1  Hed.  2,  102,  212;  I.-G.  1  p.  17,  12,  PI.  D,  64; 
Sp.  2305;  indessen  mit  Becharme  a.  a  0.  p.  497  Plautilla,  Coh.  4-,  250,  40.  Irrig  will  Wieseler, 
—498  nr.  5  das  rrö  2^  einer  Weihinschrift  (ilfm^er  Gott.  Nachr.  1871  p.  656  Isis  Pelagia  in  der 
505)  zu  Tcö  Z[iQix7TSia)  zu  ergänzen  ist  zu  kühn,  lo  Leukothea  Imh.,  M.  Gr.  159,  15;  Choix  PI.  2, 
Dagegen  ist  ein  Sarapistempel  in  Kopai  durch  50;  Comm.  1,  12,  2,  PI.  B,  18;  Sestini,  C.  N.  V. 
Paus.  9,  24,  2,  vgl.  Plew,  Be  Sarapide  p.  34;  Mus.  Arig.  Gast.  p.  38  auf  Münzen  des  Ant. 
Lealce  a.  a.  0.  2  p.  307  bezeugt,  u.  in  Tanagra  Pius  und  L.  Verus  sehen;  irrig  auch  erkennt 
ein  dymv  t[cov']  ZagaTitsi'cov ,  Hausso iilli er ,  B.  Caronni  den  Sarapis  auf  einer  Münze  des 
C  H.  2,  1878  p.  590  nr.  22;  ebendort  fand  Commodus,  Wiczay  1,  157,  3956,  s.  Se$t.,  M. 
sich  ein  Relief,  darstellend  eine  Isisdienerin,  Hed.  P.  Eur.  2,  103,  222;  und  Mi.  S.  4,  119, 
G.  Kürte,  Mitt.d.  B.  A.  Inst.  i.  Ath.  1878,  3  815  und  Cohen  (4^  129,  281)  auf  einer  der  lulia 
p.  342  nr.  54;  in  Plataiai  huldigt  man  in-  Domna,  Mus.  Ariej.  2  Col.  10,  100.  Eine  an- 
schriftlich dem  Sarapis ,  der  Isis  und  dem  geblich  aus  Korinth  stammende  Inschrift  auf 
Anubis,  Hermes  7  p.  424  nr.  22;  in  Theben  20  Isis  Pelagia  verzeichnet  ViUoison,  Hist.  de 
der  Isis,  Eangabe,  Ant.  Hell.  p.  778  nr.  1213;  V Acad.  1809  p.  306,  Curtius,  Pelop.  2  p.  593, 
K.  Keil,  4.  Suppltbd.  d.  Jahrbb.  f.  kl.  Phil.  Anm.  83;  einen  Scarabäus  mit  Sistrum,  JPaj)/?«- 
1864  p.  583  nr.  1.  Ebendort  droht  eine  l8q<x-  dopoulos,  TJ^qlyq.  e-htvtv.  kqx-  aepQcxyiöolid'cov 
cpüQog  für  etwaige  Verletzung  des  Sarges  mit  (xv8^d.  Athen  1855  p.  26  nr.  505. 
einer  an  Isis  zu  zahlenden  Strafsumme,  Leake  Sikyon  prägt  Isis  stehend  auf  seinen 
2  p.  225  Anm.  2  PI.  10,  43;  K.  Keil,  S.  L  B.  Münzen  unter  Geta,  Imh.-Gardner  N.  C.  Suppl. 
p.  151 — 152  nr.  36;  XeBas  2  p.  115  nr.548.  Über  p.  158,  Sarapis  sitzend  unter  Plautilla,  Eckh. 
eine  Isis-  und  Anubispriesterin  in  Thespiai  2,  263,  Mi.  S.  4,  171,  1137,  Cat.  Northtvick  1, 
siehe  oben  Bd.  1  Sp.  2305,  wo  fälschlich  80,  848,  LG.  p.  31.  Ein  ieqÖv  der  Isis  in 
Plataiai  steht.  so  Phlius  kennt  man  aus  Paus.  2,  13,  7,  Curtius 
In  der  Megaris  ist  ein  vaog  der  Isis  be-  2  p.  475,  Sauppe  a.  a.  0.  p.  8,  Hertzberg  2 
kannt  in  Megara  aus  Pans.  1,  41,  4;  Hertz-  p.  272  Anm.  49.  Auf  den  Münzen  von  Kl eonai 
ftergf,  Gesch.  Gr.  u.  d.  Büm.  2  p.  272,  49  a;  erscheint  Isis  stehend  mit  Sistrum  und  Situla 
Sauppe,  Hymn.  in  Isim  p.  8,  und  zu  Pagai  unter  Plavitilla,  I.-G.  p.  32,  C.  G.  C.  Brit. 
durch  eine  Münze  des  Commodus,  die  sie  in  Mus.  Peloponnesus  115,  15,  PI.  29,  10,  Isis 
einem  Tempel  stehend  zeigt,  3ius.  Arigoni  1.  Pelagia  mit  dem  Segel  unter  Caracalla,  Kenner 
N.  Gr.  Impp.  al.  Tb.  6  flg.  94;  31i.  2,  144,  a.  a.  0.  p.  95  Tfl.  III,  9  („Aphrodite  Euploia"), 
336;  Sest.,  M.  Hed.  P.  Eur.  2,  78,  1;  W^iczay  Imh.,  M.  Gr.  p.  159  zu  nr.  16,  I.-G.  p.  32. 
1,  149,  3786;  Sest,  L.  N.  8  p.  46;  Musellius  In  Argolis  prägt  Argos  Isis  stehend  unter 
Tb.  142,  5;  Irnhoof-Blumer  and  P.  Gurdner,  io  B.a,äiia.n,  l.-G.  p.  42,  Antoninus  Pius,  Vaill., 
Num.  Comm.  on  Pausanias  p.  154,  1,  PI.  FF,  4,  N.  Gr.  p.  41,  Mi.  2,  234,  41,  vgl.  S.  4,  243;  45, 
während  sie  auf  einer  Münze  des  Septimius  Leake,  N.  H.  Eur.  Gr.  p.  14;  Commodus,  Mus. 
Severus  von  dieser  Stadt  dem  Asklepios  gegen-  Arig.  2,  17,  209,  Sestini,  C.  N.  V.  M.  Arig. 
über  steht,  I.-G.  a.  a.  0.  Cast.  p.  49,  Mi.  S.  4,  246,  70;  Septimius  Se- 
in Korinth  gab  es  2  Tempel  der  Isis,  verus,  Mus.  Fontana  65,  17,  Mi.  S.i,  247,  45; 
nämlich  der  nsluyici  und  der  Aiyvntia  und  Maesa,  Sestini  a.  a.  0.  p.  50,  Mus.  Arig.  1  al. 
2  des  Serapis,  wovon  der  eine  den  Beinamen  2,  186,  3Ii.  S.  4,  254,  118;  Mamaea,  J.  G.  p.  42; 
SV  Kavwßov  (vgl.  Guigniaut ,  Le  dieu  Serapis  sitzend,  den  Horos  säugend  (?)  unter  Hadrian, 
p.  25;  Jablonski,  Panth  Aeg.  3  p.  136;  Visconti,  I.  G.  p.  42  PI.  50,  12,  C.  G.  C.  Br.  Mus.  Pelop. 
Musee  Pie- Clementin  6  p.  111  Note  2  zu  p.  109;  50  148,  151  PI.  28,  13.  In  Epidauros  errichtet 
Plew  p.  33—34)  führte.  Paus.  2,  4,  7;  Cartius,  nach  Paus.  2,  27,  7  Antoninus  (nach  Eckh.  7 
PeZo2)0««esos  2  p.  532 f.,  p.  593,  Anm.  83;  Hertz-  p.  33,  Böttiger,  Kl.  Sehr.  2  p.  121,  Cavedoni, 
herg,  Gesch.  Griechenl.  unt.  d.  Römern  2  p.  269  Spie.  num.  p.  105,  Panofka,  Asklepios  und  die 
Anm.  40;  Sauppe,  Hymnus  in  Isim  p.  8;  Paulys  Asklepiaden  p.  286,  Hertzberg  2  p.  358  f.,  Bur- 
B.-E.  2  p.  648.  Das  ligov  der  Isis  im  Hafen-  sian  2  p.  15,  Friedländer  2^  p.  117  im  Wider- 
ort Kenchreai  (Paifs.  2,  2,  3;  Curtius  2  Tp.  6 SS)  spruch  gegen  Sievers,  Stud.  z.  Gesch.  d.  röm. 
ist  bekannt  durch  die  Schilderung  des  Apul.  Kaiser  p.  182  Anm.  45  der  spätere  Kaiser  A. 
Met.  10.  11,  vgl.  Jablonski,  Panth.  Aeg.  3  Pius)  der  Hygieia,  dem  Asklepios  und  Apollon 
p.  114,  197,  und  Münzen  des  Antoninus  Pius,  mit  Beinamen  der  ägyptischen,  in  denen  Pa- 
Millingen,  Bec.  de  quelques  med.  gr.  ined.  p.  46  60  noßa  p.  286  und  W.  Furtwängler,  B.  Idee  d. 
nr.  2,  PI.  2,  19;  Imhoof- Gardner ,  Numismatic  Todes  in  den  Mythen  u.  Kunstdenkmalern  d. 
Commentary  on  Pausanias  1  p.  17,  PI.  D,  60.  Gr.  p.  148  Anm.  3  Isis,  Sarapis  und  Horos  er- 
Aul  den  Münzen  erscheint  Isis  stehend  mit  kennen,  einen  Naos.  Hermione  hatte  einen 
Sistrum  und  Situla  unter  Hadrian,  Mus.  Arig.  Tempel  der  Isis  und  des  Sarapis,  worin  man 
1  col.  al.  4,  39;  3Ii.  S.  4,  81,  546;  Cohen  2'\  Mysterien  der  Demeter  beging,  Paus.  2,  34, 
237,  1536;  Imh.-Gardn.  1  p.  25  nr.  31,  PL  F,  10,  Silvestre  de  Sacy  zu  St.  Croix,  Bech.  s.  l. 
119,  und  Isis  Pelagia,  ein  Segel  ausbreitend  myst.  du  paganisme  2  p.  35,  Curtius  2  p.  458, 
unter  Plotina,     Vaill.  Col.  1  p.  151  ed.   1695;  Bursiun   2   p.  96,    Sauppe  p.  8,    Plew   p.  34, 

13* 


391           Isis  (Kult  in  Lakonien  etc.)  Isis  (Kult  in  Sardinien;  I.  geflügelt)     392 

Hertzherg  2  p.  267  Anm.  33,  p.  271  Anm.  44;  1495,  BoutkoivsJa  1,  197,  470,  Feuardent,  Eg. 

Methana  hatte  ein  Hieron  der  Isis,  Paus   2,  anc.  1,  127,  443,    I.-G.   p.  82,   15,    C.  Gr.  C. 

34,  1,  Sauppe  p.  8,  Curtius  2  p.  442,  Hertzherg  2  Felop.  23,  14  PI.  5,  9;  auf  Philai  brachte  ein 

p.  271,  A.  45;  ebenso  Troizen,  Pa(/s.  2,  32,  6,  Patrenser  bei   der  Isis   sein  nQoa-nvvrma   dar, 

Sauppe  a.  a.  0.,  Curtius  2  p.  437,  Hertzherg  2  C.  I.  Gr.  4899,  Letronne,  Eech.  p.  s.  ä  l'h.  de 

p.  272  A.  46;  desgl.  in  Lakonien  Boiai,  das  VEg.  p.  134  fi". 

auf  eine  Münze  der  lulia  Domna  die  stehende  Gehen  wir  hinüber  in  das  westliche  Becken 
Isis  setzt  {Vaill.,  N.  Gr.  p.  90,  Aj^p.  alt.  4,  3,  des  mittelländischen  Meeres,  so  finden  wir 
3Ii.  S.  4,  229,  51,  I.  G.  Nuni.  Comm.  p  67  lange  vor  der  hellenistischen  Zeit  auf  Sar- 
Pl.  0,  14),  einen  Naos  des  Sarapis  und  der  Isis,  lo  dinien,  besonders  in  den  Nekropolen  von 
Paus.  3,  22,  9,  Bursian  2  p.  139,  Curtius  2  Tharros,  Sulci  und  Cagliari  neben  echt  ägyp- 
p.  296,  Plew  p.  34,  Hertzberg  2  p.  272  A.  47,  tischen  Denkmälern  eine  Unzahl  nach  ägyp- 
Sauppe  a.  a.  0.;  Oitylos  ein  Hieron  des  Sa-  tischen  Mustern  gefertigter  Gegenstände.  Mit 
rapis,  Paus.  3,  25,  7,  Curtius  2  p.  283,  Bur-  den  Schardana,  die  unter  ^Ramses  IL,  Mene- 
sian  2  p.  152  f.,  Hertzberg  2  p.  2G7  A.  32,  Pletv  ptah  I.  und  Ramses  III.  teils  Ägypten  bekriegten, 
p.  34;  desgleichen  Sparta,  Paus.  3,  14,  5,  teils  als  Söldner  in  den  Heeren  des  Pharao 
Curtius  2  p.  234,  Forbiger  in  Pauhjs  B.-E.  6  standen,  haben  diese  Darstellungen,  auch  wenn, 
p.  1360,  Hertzberg  2  p.  267  A.  32,  P/cw  p.  34,  was  kaum  anzunehmen  ist,  ein  Zusammenhang 
von  wo  auch  eine  Marmorstatuette  im  Isis-  des  Namens  dieses  Volkes  und  der  Insel  Sar- 
kostüm {Dressel  u.  MiJclihüfer,  D.  a  Kunstw.  20  dinien  bestünde,  nichts  zu  tbun;  an  ägyptische 
aus  Sparta  u.  Umgebung,  M.  D.  Ä.  Inst,  in  Kolonieen  in  Sardinien  ist  nicht  zu  denken. 
Aih.  1877  p.  349  nr.  99)  und  ein  Sistrum  Es  stammen  diese  Altertümer  von  Phönikern 
{Weidner  zu  Juvenal  13,  93  p.  265)  verzeichnet  und  zwar  lassen  sie  Heibig,  Ann.  d.  Inst.  1876 
wird,  ein  Hieron  des  Sarapis,  Paus.  3,  14,  5,  p.  219  ff.,  235  ff. ,  Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  A  1 
Curtius  2  p.  234,  Forbiger  in  Paulys  R.-E.  6,  p.  339,  Perrot,  H.  de  l'art.  3  p.  659  f..  Beule, 
1360,  Hertzherg  2  p.  267  Anm.  32,  Pletv  p.  34;  Fouilles  et  Decouvertes  1  p.  215—221,  235  f. 
desgl.  in  Messenien  Messene  ein  Hieron  von  den  Karthagern  zur  Zeit  ihrer  Herrschaft 
des  Sarapis  und  der  Isis,  Paus.  4,  32,  5,  Cur-  über  Sardinien  eingeführt  sein.  Ebers,  Ann. 
tius  2  p.  146,  Bursian  2  p.  167,  Hertzherg  2  d.  Inst.  1883  p.  132  läfst,  ohne  diese  Annahme 
p.  267  Anm.  36,  p.  272  Anm.  48,  Plew  p.  34,  30  zurückzuweisen,  doch  einen  Teil  schon  aus 
Sauppe  p.  8.  Ferner  prägt  die  Isis  in  Mes-  früherer  Zeit  von  den  Phönikern  des  Ostens 
senien  Asine  unter  Septimius  Severus,  Cat.  stammen,  Süiiaparelli ,  Not.  d.  scavi  di  ant. 
Huber  39,  437;  Mothone  unter  lulia  Dorana,  1887  p.  126  läfst  die  echt  ägyptischen  Alter- 
I.-G.  p.  69,  4  und  unter  Plautilla  I.-G.  a.  a.  0.  tümer  von  den  Phönikern  des  Ostens  und  den 
und  C.  G.  C  Br.  Mus.  Pelop.  117,  5,  PL  2:5,  Karthagern  während  eines  ziemlich  langen 
19;  in  Arkadien  Thelpusa  unter  Septimius  Zeitraums,  dessen  Höhepunkt  er  nicht  lange 
Severus  (mit  Altar  zu  Füfsen),  Mus.  Sand.  N.  vor  dem  7.  Jahrh.  ansetzt,  eingeführt,  die 
S.  2  p.  285  Tb.  24,  215,  Mi.  S.  4,  295,  124,  ägyptisierenden  Gegenstände  gleichfalls  von  den 
I.-G.  p.  102;  den  Sarapis  in  Arkadien  Pheneos  Phönikern  und  Karthagern  gebracht  oder  wahr- 
unter Caracalla,  Mus.  Theupoli  p.  969,  ilf/.  40  scheinlicher  in  den  Kolonieen  derselben  auf  der 
*S'.  4,  286,  82  und  Plautilla,  Mi.  3,  252,  55,  Insel  selbst  und  zwar  in  einer  sehr  ausge- 
Spanliemius ,  De  U.  et  Pr.  N.  V.  1-  p.  264,  dehnten  bis  auf  die  Römerzeit  herabgehenden 
wohl  =  Vaillant,  N.  Gr.  p.  116  u.  Mi.  S.  4,  Periode  gefertigt  sein.  Unter  den  rein  ägyp- 
287,  86;  Cavcdoni,  Spie.  p.  HO,  I.-G.  p.  98  tischen  Typen  verzeichnet  JE'5evs  a.  a.  0.  p.  79 
(beide  „Hades").  den  Koros,  Tav.  52,  2,  3;  Tav.  C  4.  5,  der 
In  Ächaia  zeigt  eine  Münze  des  M.  Aurel  auch  auf  den  ägyptisierenden  Gemmen  wieder- 
von  Aigeion  Sarapis  und  Tyche  neben  ein-  kehrt,  Ebers  p.  87—88  nr.  1—3  Tav.  F  1,  2,  3; 
ander  stehend,  Kenner  a.  a.  0.  p.  59  PL  2,  8  p.  88—89  nr.  5  Tav.  F,  9;  p.  90  nr.  12  Tav.  F, 
(„Isis-Tyche"  Aigai  Ciliciae),  I.-G.  p.  88;  in  15;  Heibig,  Ann.  d.  Inst.  1876  p.  218.  Aufser- 
Aigeira  waren  Statuen  des  Sarapis  und  der  50  ordentlich  häufig  erscheint  auf  diesen  phöniko- 
Isis  aus  pentelischem  Marmor  in  Gesellschaft  ägyptischen  Gemmen  Isis  den  Koros  säugend, 
des  Asklepiosbildes  im  Apollontempel  aufge-  Ehers  p.  89  nr.  6,  Heibig  p.  218,  Coli.  Fejer- 
stellt.  Paus.  7,  26,  3,  Bursian  2  p.  339,  der  rary-PulszTcy  p.  52,  841,  Bull.  areh.  sardo  5 
irrig  von  einem  Tempel  der  L  u.  des  S.  redet,  p.  185,  der  bald  vor  ihr  steht  {G.  Cara,  Mon. 
Pleiv  p.  34,  Panoßa,  AsM.  p.  293;  ein  Hieron  d'ant.  di  recente  trovati  in  Tharros  e  Camus 
der  Isis  stand  in  Boura,  Paus.  7,  25,  5,  Bur-  p.  21  nr.  11,  Cat.  of  cngr.  gems  in  the  Brit. 
sian  2,  337,  Curtius  1  p.  470,  Hertzberg  2  p.  271  Mus.  p.  54  nr  192  PI.  C  [geflügelt];  Btdl.  sard. 
A.nm.  43,  Sauppe  p.  8;  zwei  des  Sarapis,  das  7  p.  77  [gefl.]),  bald  auf  ihrem  Schofse  sitzt, 
eine  mit  dem  Denkmal  des  Aigyptos,  des  Sohnes  Spano,  Cat.  della  raccolta  sarda  p.  12  f.  nr.  2, 
des  Belos,  in  Patrai,  Paus.  7,  21,  6,  Curtius  1  «0  p.  14  nr.  4;  Cara  a.  a.  0.  p.  19—20  nr.  1,  2, 
p.  442,  454  Anm.  20,  Bursian  2  p.  328—329,  p.  23  nr.  22;  Cat.  Brit.  Mus.  p.  56  nr.  219. 
Hertzberg  2  p.  267  Anm.  35,  Plew  p.  34.  Als  Ferner  kommt  vor  Isis  die  Flügel  breitend 
Antonius  und  Kleopatra  dort  im  Winterquar-  über  den  stehenden  Koros,  A.  della  Mar- 
tier  lagen,  wurden  Münzen  mit  dem  Haupt  der  mora,  Sopra  alc.  ant.  sarde  Tav.  A  38,  39,  vgl. 
letzteren  und  dem  Isiskopfputz  geschlagen,  31,  33,  wo  sie,  gleichfalls  geflügelt,  die  Brust 
Schiller,  Gesch.  d.  r.  Kaisrrzeit  1  p.  126  Anm.  5,  drückt  und  Koros  neben  ihr  steht;  ferner  Isis 
Sestini,  L.  N.  Cont.  4  p.  67  Tb  5,  5,  3Ii.  6,  stehend,  die  Flügel  über  Karpokiates  auf  der 
605,  56,  San  demente  1  p.  10,  Cat.  Greau  125,  Lotosblume  breitend,  Crei^pi,  Cat    Chessa  p.  9, 


393     Isis  (Kult  in  Sardinien;  I.  geflügelt)  Isis  (Kult  in  Melite)                 394 

5,  ddJa  Murmora  A  43,  vgl.  41,  45  wo  zwei  Le  Bas  bei  dcUa  Marmora,  Voyacje  de  la  Sur- 
ganz  ähnliche  Gottheiten  die  Flügel  über  daigne  2  p.  585 — 586,  Crespt,  Eph.  epigr.  4 
Harpokrates  auf  der  Lotosblume  breiten,  und  (p.  484—494)  p.  485  und  Lafayc  p.  57  in  jener 
Cüt.  Biit.  Miif.  p.  55  nr.  210,  wo  die  Stelle  Atilia  Pomptilla,  deren  Geschick  an  den  Wän- 
der zwei  Göttinnen  durch  zwei  Geier  yertreten  den  der  ,, Schlangengrotte"  bei  Calaris  in 
wird;  sowie  Mnruiora  A  42,  wo  Isis  auf  einer  lateinischen  und  griechischen  Hexametern  be- 
Basis mit  kleiner  knieender  und  stehender  schrieben  ist  (C.  1.  L.  10,  7563—7578,  Kaihel, 
männlicher  Figur  die  Flügel  ausbreitet.  Wei-  Ep.  Gr.  547)  eine  Isisdienerin  zu  sehen,  kann 
tere  Beispiele  der  geflügelten  Isis  verzeichnet  ich  mich  nicht  entschliefsen.  Ob  eine  zugleich 
Ildbig  p.  215,  Spano,  Bacc.  sarda  p.  16  nr.  18.  lo  mit  einer  mit  lateinischer  Aufschrift  versehenen 
Geflügelt  und  zugleich  ein  Lotosscepter  in  jeder  Ceres  zusammengefundene  Isis  von  Terracotta 
Hand  erscheint  sie  bei  ddla  Marmora  A  55,  aus  Sassari  {Not.  d.  scavi  di  mit.  1881  p.  222) 
Bull,  sardo  8  p.  134,  Spano,  Bacc.  sarda  p.  19  wirklich  diese  Göttin  darstellt,  ist  ohne  Ab- 
nr.  75,  Crcspi,  Gat.  Cliessa -^.10  nr.^\  geflügelt  bildung  schwer  zu  sagen.  Die  von  Spano, 
und  eiu  Scepter  haltend  auch  Cut.  Brit.  Mus.  Bull,  sardo  1  p.  97 — 105  als  Sarapis  beschrie- 
p.  55  nr.  209;  geflügelt,  vor  ihr  Osiris,  Cat.  bene  Bronzestatuette  aus  G estori  stellt  sicher 
Brit.  ü/ms.  p.  51  nr.  164  PL  C,  p.  5o  nr.  183,  denselben  nicht  dar.  Der  vom  Chronisten 
Spano,  Bacc.  sarda  p.  16  nr.  28,  p.  24  nr.  40;  Decastro  in  Blubium  (Plubinm,  Ploaghe)  er- 
mit  beiden  Händen  das  Scejiter  haltend,  iS^9ano,  wähnte  Sarapistempel  (Spano,  Bull,  sardo  9 
r.s.  j).  16  nr.20;  auf  dem  Lotos,  ein  Scepter  hal-  20  p.  55)  läfst  sich  nicht  nachweisen, 
tend,  tS'pano,  r.s.p.  19  nr. 70;  sitzend  mit  Scepter,  Münzen  von  Melite  aus  dem  2.  oder 
vor  ihr  ein  Altar,  Spano,  r.  s.  p.  16  nr.  22,  23;  1.  Jahrh.  v.  Chr.  zeigen  im  Obv.  ein  weibliches 
kuieend, in  der  Linken  einen  runden  Gegenstand,  Haupt  mit  modificiert  ägyptischem  Kopfputz, 
/Spano,  r.s.p.  20  nr.  87;  knieend,  in  jeder  Hand  ein  Bli.  1,342,  17 — 20,  worin  das  der  Isis  erkennen 
Lotosscepter,  ddla  Marmora  A  47,  Crespi,  Cat.  Eckhel,  D.  N.  V.  1  p  268  (oder  Inno),  Spon, 
Chcssa  p.  10  nr.  10;  stehend,  neben  ihr  Horos  Beck.  cur.  d'ant.  p.  457 — 458,  Leake,  N.  Hell. 
und  eine  dritte  Person,  ddla  Marmora  A  26;  Eur.  Gr.  p.  62  (oder  Demeter,  wohl,  weil  auf 
vgl.  Spano,  r.  s.  p.  20  nr.  90  (angeblich  Isis,  einigen  Exemplaren  z.  B.  Mi.  18,  Hunter 
Osiris,  Horos) ;  angeblich  kuhköpfig,  i>(<//.  sarfZo  p.  195,  1  Tab.  36,  23  dem  Kopf  eine  Ähre 
7  p.  108;  schlangenleibig  mit  ausgebreiteten  30  beigegeben  ist),  Payne  Knight,  Mus.  P.  K. 
Flügeln,  darüber  Horos,  darunter  ein  Löwe,  p.  219  nr.  3,  Böttiger ,  Ärch.  Ährenlese  p.  2, 
Bull.  arch.  sardo  10  p.  91.  Goldplättchen,  Caronni,  Mus.  Hedervar.  1,  68, 1924,  Head,  H. 
darstellend  die  Büste  einer  Göttin  mit  langen  N.  p.  743,  Perrot,  H.  de  VA.  3  p.  292  nr.  218, 
Locken,  ägyptischem  Kopfputz  und  an  die  der  in  dem  auf  einigen  Exemplaren  dem  Haupt 
Brüste  gelegten  Händen,  die  jedenfalls  als  beigegebenen  viel  verkannten,  als  Kerykeion 
Amulette  getragen  wurden,  stellen  nach  Spano,  (Bamus  1,  94,  1,  2,  T.  Comhe,  Mus.  Brit.  87,  1, 
Bull,  sardo  1  p.  26 -29,  4  p.  71  und  Perrot,  C.  Comhe,  Mus.  Hunter  195,  4  Tab.  36,  24, 
H.  de  VA.  3  p.  828  Fig.  582  die  Isis  dar.  Viel-  Leake  a.  a.  0.)  oder  Tropaion  (Paterno,  Bac- 
fach,  aber  kaum  mit  Recht,  werden  für  Isis  colta  Fisdicr  37,  1;  Fiorelli,  Coli.  Santangdo, 
gehalten  Frauengestalten,  welche  einen  runden  40  Jfort.  gr.  87,  9869—9871,  Wli.  7,  Collen,  Coli. 
scheibenförmigen  Gegenstand  an  die  Brust  Greau  79,  986)  erkläiten  Gegenstand,  richtig, 
drücken,  so  von  Benan,  C.  I.  Semit.  1  p,  195  wie  schon  L.  Malier,  Arch.  Anz.  1866  p.  221*, 
— 196  nr.  148  die  Figur  einer  kleinen  von  das  häufig  auf  Weihstelen  der  Tanit  zu  Kar- 
Baaljaton  geweihten  Marmorädicula  aus  Sulci,  thago  erscheinende  Symbol  erkennt.  L.  Müller 
von  Ebers  p.  100  nr.  12  Tav.  E,  1  die  Gestalt  bezeichnet  das  Haupt  als  das  der  Astarte 
in  einer  ähnlichen  mit  der  geflügelten  Sonnen-  mit  Isisattributen,  wie  auch  de  M^itte,  Cat. 
Scheibe  und  acht  Uräen  gezierten  Adicula,  Greppo  37,  299,  de  Longperier,  Cab.  Mugnon- 
ferner  von  Spano  Terracotten  aus  Tharros,  cour  20,  181,  Bres,  Malta  antica  p.  240  und 
Bull,  sardo  1  p.  182,  6  p.  157,  von  Crespi  eine  Creuzer,  Symbolik  2-  p.  272  Anm.  334  Astarte 
Granitstatue  aus  Caralis,  Bull,  sardo  8  p.  7  50  erkennen.  Die  viergeflügelte  männliche  Ge- 
Anm.  4.  Die  von  v.  Maltzan,  Reise  auf  der  statt  mit  Geifsel  und  Scepter  der  Rückseite 
Insel  Sardinien  für  eine  Widmung  an  Isis  ge-  wird  für  Osiris  gehalten  von  Eckhel  a.  a.  0., 
haltene  Inschrift  aus  Sulci  C.  I.  Semit.  1  Baffei,  Biss.  da  s.  di  suppl.  alV  op.  dei  monum. 
nr.  152  p.  200—202  hat  nichts  mit  dieser  ined.  di  Giov.  Winckelinann.  Roma  1821.  p.  140, 
Göttin  zu  thun.  Auch  an  Denkmälern  des  250,  Kopp,  Paläogr.  crit.  4  p.  233  §  770,  /;'.  0. 
Isisdienstes  aus  griechisch-römischer  Zeit  fehlt  Müller,  Hdbch.  d.  A.  d.  K.^  p.  302  §  241,  4, 
es  nicht.  Eine  griechische  Gemme  mit  der  Gerhard,  Ges.  Akad.  Abh.  2  p.  543  Anin.  37, 
den  Harpokrates  säugenden  Isis  verzeichnet  Leake  a.  a.  0.  (oder  Dionysos),  Ebers,  Ag.  u. 
Ebers  p.  98.  Eine  Weihinschrift  an  Isis  aus  die  B.  Moses  p.  159,  Bauch,  Cat.  Heideken 
Turris  Libisonis  kennen  wir  aus  C  I.  L.  6u  26,  630,  Payne  Knight  a.  a.  0.  (abgeb.  Culte 
10,  7948,  die  Widmung  eines  Tempels  der  Isis  de  Priape,  Bruxelles  1883,  PI.  20,  2),  Caronni 
und  des  Savapis  in  Sulci s  aus  C.  I.  L.  10,  a.  a.  0.  Durch  eine  phönikische  Inschrift  (C. 
7514;  ebendaher  eine  Lampe  mit  den  Büsten  /.  *V.  1  p.  155  nr.  123  bis)  ist  der  Personen- 
beider  Gottheiten,  della  Marmora  Tav.  B,  a;  name  Malak- Osiris  bezeugt;  die  oft  citierte 
Lampen  aus  Cornus  mit  der  Büste  des  Sa-  Bilinguis  C.  I.  S.  1,  122  u.  122  bis,  C  I.  G. 
rapis  beschreibt  Cara  a.  a.  0.  p.  57  nr.  1,  2,  5753  mit  den  Namen  Abdosir  und  Osirs'amar, 
die  mit  angeblichen  Isisbüsten,  nr.  3  und  4  griechisch  dui'ch  Jioi'vaiog  und  Zagaiticov 
stellen  aber  wohl  kaum  diese  Göttin  dar.    Mit  wiedergegeben,  beweist  nichts  für   Osiriskult 


395                Isis  (Kult  in  Sicilien)  Isis  (Kult  in  Katane ,  Syrakus)        396 

auf  Malta,  da  die  Träger  derselben  Tyrier  sind.  mit,  bald  ohne  Sistrum  im  Feld,   Mi.  1,  227, 

Osirisfigürchen  von  Bronze  sind  nach  de  Tl'ii^e,  158,  159,    S.  1,  380,   160,  161;   Hunter  88,  16, 

Biill.d.  Inst.  1842  p.  43  öfter  gefunden  worden;  Tab.  16,  2;   17;  18,  Tab.  16,  3;  19;    C.  B.  M. 

eine  eherne  Harpokratesstatuette  giebt  Abela,  Sic.  54,  87  —  90,  Munter  p.  154  Anm.  8,  9,  Mo- 

Descrizione  di  Malta  Isola  1647   p.  191,   wo-  vers  2,  2  p.  329  Anm.  69,   Panofka,   Dionysos 

nach    Bres   p.   125    und    Munter,    Ant.   Abh.  u.  d.  Thyiaden  Tf.  3,  1,   Stephani,  Nimbus  u. 

p.  163;  eine  andere  Ciantar  in  seiner  Ausgabe  Struhlenhrans  p.  43  nr.  18,  p.  44,  Visconti,  Mus. 

des  Abela,  Tav.  3.    Dafs  der  Sarapistempel  des  Pie-Clem.  4  p.  96  Note  2,   Holm  45,  35.     Die 

Padre  Amico,  Lexic.  topogr.  Siculum  s.  v.  3Ie-  stehende    Frau   mit    Vogel    auf  dem    Rs.    von 

Uta  nur  in  der  Phantasie  des  Autors  existiert  lo  Münzen  mit  Apollonhaupt  im  Obv.  (Ift.  1,  229, 

zeigt  :Bres  p.  144-145.    Über  ein  Goldplättchen  174—176,  S.  1,  381  f.,  168  —  172,  Hunter  90,  33— 

(Amulett)  mit  ägyptischen  Gottheiten  in  phö-  37,  Tab.  16,  9,  10,  Torremuzza  Tab.  22,  9 — 11, 

nikischem  Stil,  gefundea  1693,  s.  Montfaucon,  Auct.  1,  Tab.  3,  4)  wird  nur  von  Head,  H.  N. 

L'ant.   expl.   2,   2   PI.   136,   5,    Bres  p.  122  f.,  p.  117    u.   frageweise   G.  G.  G.   Br.  Mus.  Sic. 

Munter   p.  163  — 166,     Keerl,    Siziliens   vorz.  51  f.,  64—69  als  Isis,  im  Gut.  Northwick  1,  39, 

Münzen  und  Steinschriften  aus  dem  Altert.  2  387  gleichfalls  frageweise  als  Sarapis  bezeich- 

p.  236  f.  net.    Die  Wage  u.  Füllhorn  haltende  Frau  im 

Münzen  von  Gaulos  mit  phönikischer  Auf-  Rs.    von   Münzen   mit   Ammonhaupt   im   Obv. 

schrift  aus  dem  2.  oder  1.  Jahrh.  v.  Chr.  (Bres  {Torremuzza  Tab.  21,  8,  9)  nennt  nur  Fiorelli, 

p.  42—44,  49,  117,  118,  162—164,  169—172,  20  Goll.  Santangelo  Mon.  Gr.  70,  7562—7565  Isis, 

Mi.  1,  341,  8,  9;   della  Marmora,   S.  alc.  ant.  Head,  H.  N.  p.  118  u.  G.  G.  G.  Br.  Mus.  Sic. 

sarde  p.  234)    zeigen    auf  der   Rückseite   drei  53,    85,   86    dagegen    Aequitas.      Das   bärtige 

Gottheiten   in  ägj^ptischer  Tracht,    von  denen  doppelköpfige    Haupt    auf   dem    Obv.    einiger 

die  mittlere  mit  Geifsel  und  Krummstab    ver-  Bronzemünzen  {3Ii.  1,  227,  156,  *S'.  1,  380,  159, 

sehene  Eclchel  {D.  N.   V.  1    p.  268,  3  p.  418)  Hunter  88,  20,  Tab.  16,  4,  Torremuzza  Tab.  22, 

und  Head  {H.  N.  p.  743)  an  Osiris  erinnert.  —  4,  5,  Doroille,  Sicula  Tab.  4,  5)  wird  nur  von 

Munter  p.  152  f.,    Taf.  1,  6,   v.  Bauch,  Cat.  v.  Head,  H.  N.  p.  118    u.  G.  G.  G.  Br.  Mas.  Sic. 

Heidecken  26,  626,    Fiorelli.  Goll.  Santangelo,  54,  91,  92"  als  'laniform  head  of  Sarapis\  sonst 

Mo7i.  gr.  87,  9845 — 9846,  Postolakas,   Gat.  d.  als  Haupt  des  lanus  verzeichnet,  vgl.  die  Doppel- 

Jthen.  Münzslg.  1,  93,  700  nennen  die  Gestalt  3ü  herme  des  Sarapis  hei  Benndorf  u.  Schöne,  Ant. 

geradezu  Osiris,  wie  denn  auch  Ebers,  Äg.  u.  Bildiv.  d.  Lateran.  Mus.  p.  279  nr.  405. 

d.  B.  Mos.  p.  159    die  Osirismumie   darin   er-  Syrakus  bezeugt  seine  Isisverehrung  durch 

kennt.  Bronzemünzen,  die  Head,  Hist.  of  tlie  coinage 

Auf  Sicilien  ist  ein  Hauptplatz  des  ägyp-  of  Syracuse  (S.-A.  aus  Num.  Chr. 1817,  Heft  1) 

tischen  Kultus  Katane.    Die  ägyptischen  Denk-  p.  75   u.  H.  N.    V.  p.  164   in  die  Zeit  der  rö- 

mäler  dieser  Stadt  z.  B.  die  Obelisken  sind  be-  mischen  Herrschaft  setzt,   während  Holm,  D. 

schrieben  von  Gir.  Pistorio ,  Lettera  in  cui  si  alte  Gutania  p.  11,  44  u.  Weil,Bursiaus  Jahres- 

assegna  ragione  per  la  quäle  sianvi  non  pochi  her.   1   p.  243    den  ägyptischen    Kultus    schon 

monumenti  egizi  nella  cittä  di  Gatania,  Opusc.  unter  Agathokles  oder  {Holm,  Gesch.  Siciliens 

d'ant.  sicil.  Vol.  15.  Palermo  1774  p.  169 — 194;  40  1  p.  81)  Hieron  II.  auf  Sicilien  Eingang  finden 

Zoega,  De or.  et  usu  ohcliscorum  p.  8&~ 87,  616,  lassen.     Die   Tj'pen  sind:    Haui^t  des   Sarapis 

647;  ü.üTeeW  a.a.O.  2p.223  — 224;  5rfsp.ll9—  mit  Tänie  und  Kopfputz  von  Hörnern,  Diskus 

120;   Munter  p.  176  —  178;   Bartels,  Briefe  üb.  u.  Federn,  von  Mi.  1,  312,  922,  Postolakas  89, 

Galabrien  u.  Sizilien  2  p.  307 — 309;  Ad.  Holm,  671  u.  a.   für  das  des  Zeus  gehalten;    Rs.  Isis 

D.  alte  Gatania.  Lübeck  1873  p.  28,  40;    Gius.  stehend  mit  Sistrum,  die  R.  oben  ans  Scepter 

Becupero,   Monumenti   ant.    inediti   della    coli.  gelegt,  Head,  Goinage  76,  6,   PI.  14,  5,  G.  B. 

Becuperiana  descritti.    Catana  1808.  4*.  p.  40.  M  Sic.  227  f.,   JOl — 703;   Haupt   der  Isis   mit 

rgl.  Hohn  in  Bursians  Jahresber. 1,\873  -p.  71. —  langem  Haar,  Ähren  u.  ägyptischem  Kopfputz, 

Holm,   Gat.  p.  11  u.  44  leitet  die  Einführung  Rs.   Isishauptschmuck,    3Ii.  1,  315,  951,  952, 

des    ägyptischen   Kultus    von    der   Heirat   des  5o  Goll.  Santangelo,  Mon.  Gr.  83,  9074 — 76,  Head, 

Agathokles    und  einer  Stieftochter  des  Ptole-  Coin.  76,  7,  PI.  14,  7,  G.  G.  G.  Sic.  228,  704, 

maios  I.  her.    Ein  beredtes  Zeugnis  für  die  Ver-  705.     Ein    Götterbild    mit   Fackel    auf   einem 

ehrung    der   Götter    des    Nillandes   legen    die  Triumphal -Viergespann    wird   nur   von   Head, 

Münzen  ab,  Head,  H.  N.  p.  117,  118.     Es  er-  Goin.  76,  1,  PI.  14,  1  und  H.  N.  p.  164  frage- 

scheioen  darauf  folgende  Darstellungen:  Obv.  weise  als  Isis  bezeichnet.    Eine  Figur  im  ägyp- 

Häupter   des   Sarapis   und  der  Isis,    Rs.   zwei  tischen  Stil  mit  Kranz  und  Zweig  (oder  nach 

Ähren,  Michaelis,  Journ.  ofhell.stud.  6  p.  291  f,  Mi.  1,  311,  912  u.  Patcrnn,   Bacc.  Fischer  p. 

Anm.  1,  Gat.  Brit.  Mus.  Sicily  p.  51  nr.  59,  60,  33,  39  Scepter)  wird  von  Fiorelli  als  Isis,  im 

3Ius.   Hunter  90,  38,  39,  Tab.  16,  11,  Mi.  1,  C.  G^.  C.  Äc.  229,  719— 721  frageweise  als  Osiris, 

227/8,  164,  165,  üoZm  a.a.O.  p.  46,  44  oderApol-  co  von    Payne  Knight  p.  260  nr.  82   als   sigillum 

Ion,  Mi.  1,  227,  162,  163,  Suppl.  1,  380,  162,  cuiiisdam    cornua  Isiaca   super  enput  ferentis 

Hunter  89,  26,  Tab.  16,  6,  G.  B.  Mus.  Sic.  51.  aufgeführt.    Einen  scoparius  Isidis  lehrt  kennen 

62,  63,  3Iovers  2,  2  p.  329,  Holm  46,  43;  Obv.  G.  I.  L.  10,  7129;  einen  Sarapistempel  Gic.  in 

Haupt  des  Sarapis,  mit  Lorbeer,  Strahlen  und  Verr.  2,  56,  160;  nach  Lupus,  D.  Stadt  Syra- 

Kopfputz  bestehend  aus  Diskus,   Hörnern  und  kus  im  Altertum.     Strafsb.  1887  p.  248  ist  die 

Federn,  Rs.  Isis  stehend,  verschleiert  mit  dem  Lage  desselben  unbekannt,  Schubring,  Btdl.  d. 

gewöhnlichen  Kopfputz  und  Ähren,  in  der  R.  Inst.  1864  p.  205  u.  Bh.  Mus.  N.  F.  20.  1865 

langes  Scepter,  neben  ihr  Harpokrates,   bald  p.  42    sucht   ihn   in    der    Gegend   der   Agora; 


397        Isis  (Kult  in  Tauromenion  etc.)  Isis  (Kult  in  Süditalien,  Campanien)     398 

über  eine  äg.  Granitstatue  vgl.  Hohn,  D.  a.  wo  auch  Terracottafiguren  der  Göttin  gefunden 
Cat.  p.  11,  Schubrimj,  Philol.  23,  1865  p.  366.  sein  sollen,  Nut.  d.  sc.  1884  p.  283ff'.;  Lecce 
Nur  von  Head,  C.  G.  C  Sic.  93,  61,  //.  N.  V.  (C.  I.  L.  9,  17),  eine  Inschrift,  die  nach  Lan- 
p.  131  wird  eine  verschleierte  Göttin  mit  dem  cianis  Vermutung  Bull.  d.  Inst.  1868  p.  237 
Modius  aui  dem  Haupt,  zwei  Mohnköpfen  aus  einem  megarum  der  Isis  stammt;  Brun- 
in  der  ß.  u.  langer  Fackel  in  der  L.  auf  einer  disium  (C.  /.  L.  9,  6099),  wo  ein  sacerdos  Mu- 
Münze  von  Leontinoi  frageweise  für  Isis  tris  Magnae  et  Suriae  deae  et  sacrorum  Isidis 
(oder  Demeter)  erklärt.  Das  von  Za/'a?/e  319,  vorkommt;  Labellum,  C /.  i.  V,  649;  Aecla- 
187  als  Münze  von  Panormos  verzeichnete  num,  C.  I.  L.  9,  1153.  Das  ipvxQov  vScoq 
Stück  mit  IsisLaupt  Mi.  S.  1,  416,  389  gehört  lo  eines  Goldplättchens  aus  einem  Grab  vonHip- 
zu  den  von  L.  Müller,  Num.  de  l'anc.  Afrique  ponium  ergänzt  L'aoid-BocJiette,  Mem.  del'Ac. 
3  p.  176ff.  unter  die  unbestimmten  Maureta-  d.  I.  et  B.  L.  13,  1838  p.  576f.  zu  b"OaiQig 
niens  gerechneten.  Auf  nach  Head  zur  Zeit  Soi'r]  aoi  x.  xp.  v.  Frageweise  und  jedenfalls  mit 
der  Römerherrschaft  geprägten  Bronzemünzen  Unrecht  wird  im  G.  G.  C.  Br.  Mus.  Italy  p.  303 
von  Menainon^  erkennen  in  einem  bärtigen,  nr.  1,  2  das  Haupt  der  Isis  auf  einer  Münze 
von  den  meisten  (z.  B.  von  Mi.  1,  251,  359,  von  Copia  verzeichnet.  Eine  Thonform  mit 
360,  S.  1,  399,  267)  für  das  Haupt  des  Zeus  Sarapisbüste  aus  Tarent  wird  aufgeführt 
gehaltenen  Kopfe  T.  Comhe,  Mus.  Brit.  68,  1  Coli.  H.  Hoffmann.  Paris  1886.  p.  33  sub  nr. 
den  des  Osiris,  Leake ,  N.  H.  Eur.  Gr.  p.  62,  95  —  99;  eine  Lampe  mit  Sarapisbüste  aus  Sa- 
Fostolakas  71,  585,  Head,  C.  G.  C.  Sic.  98,  8,  9,  20  1er num,  Not.  d.  sc.  1884  p.  113;  eine  Silber- 
IT.  N.  V.  p.  132  den  des  Sarapis.  Statuette    des    Harpokrates    aus    Süditalien 

In  Tauromenion    ist   bei  der  Kirche   S.  Bull.  d.  Inst.  1868  p.  86;   Knochenreliefs    aus 

Pancrazio   eine  Widmung   an  Isis  und  Sarapis  den  Abbruzzen,   das   eine  mit  Demeter-Isis  u. 

(C  I.  L.  10,  6989)  zusammen  mit  der  Marmor-  Pluton-Saiapis  (ohne  Modius)  u.  Uräusschlange 

statue  einer  jetzt  im  Museum  von  Palermo  auf  Altar,  das  andere  mit  Harpokrates:  i/e?&/^, 
befindlichen    Isispriesterin    gefunden    worden,  ■    Bull.   d.   Inst.  1870  p.  67,    Milcldiöfer-Dressel, 

Schöne,  Bull.  d.  Inst.  1867  p.  173,  Arch.  Zeit.  Mitt.  d.  B.  A.  Inst.  Ath.  1877  p.  470.    In  wie 

1868  p.  131,  Salinas,  Brere  guida  del  Mus.naz.  weit  die  Behauptung  des  Giacomo  Antonio  del 

di  Palermo  1.  Pal.  1875  p.  15  und  I)el  real  Monaco  in  einem  Briefe  über  die  Geschichte 
museo  di  Palermo  p.  39,  Lafaye  p.  287  f.  nr.  87,  30  von  Saponara  (gedruckt  zu  Neapel  1713,  p.  15 

PI.  4;  ein  schon  früher  entdecktes  griechisches  Marangoni ,    Delle    cose   gcntilesche   e   profarie 

Epigramm   berichtet  von    der  Widmung  eines  trasportate  ad  uso  ed  ad  ornamento  delle  cliiese 

Hestia-Altars    im    Sarapistempel,    Schubring,  p.  281),  dafs  in  Grumentum  ein  Sarapistempel 

Juhrbb.  f.  kl.  Phil.  Suppl.  4:  P.&12  nr. 10,  EitscJd,  gestanden  habe,   an  dessen  Platz  die  'Chiesa 

Eh.  Mus.  21  p.  140,  Kaibel,  Ep.  Gr.  praef.  p.  18,  Colleggiata'  getreten  sei,  begründet  ist,  ver- 

824  a,  De  Spuches,  D'una  greca  inscr.  trov.  in  mag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Taormina   e   d'un   tempio    di   Giove    Sarapide  In  Campanien  war  einHauptort  des  ägyp- 

lettere  illustrative:  Pal.  1863.     Dafs   aber    das  tischen   Kultus  Puteoli,   der  Haupthafen  für 

Not.  d.  sc.  1889  p.  370 f.  mitgeteilte  Fragment  den  Verkehr  mit  Agypteji  und  dem  Orient 
eine    Weihinschrift   an   Isis    enthalte,   ist  mir  40  {Licmbroso ,   Bech.   s.  Vecon.  polit.  des  Lagides 

nicht   recht   glaublich.     Was    sonst   von    Isis-  -p.  126,  157,  3Iommsen,  E.G.  2* -p.  iOl).   Schon 

Statuetten   in   Sicilien   verzeichnet   wird,    ver-  in  einer  lex  vom  Jahre  649  a.  u.  c.  wird  hier 

dient  diesen  Namen  kaum;  so  wird  die  'Iside'  ein  Sarapistempel  erwähnt,   C.  I.  L.  10,  1781, 

aus  Solunt  hei  Serradifalco,  Cenni  sugli  avansi  I.  5.  6;  Bauten  am  Sarapistempel  C.  I.  L.  10, 

d'ant.  Solunto.  Pal.  1831.  Tav.  6,  Ant.  di  Sicilia  1594;  eine  Widmung  an  den  Gott  C.  I.  L.  10, 

5,  Tav.  41    p.  66   von  K.  0.  Müller,   Hdb.  d.  1593;   aber  das   noch  jetzt   hin  u.  wieder  für 

A.  d.  K^.  p.  302,  §  241,  4  für  ein  karthagisches  ein  Sarapeum  gehaltene  Gebäude  hat  mit  dem 

\diO\,''von  Gerhard,  Ges.  ak.  Abh.  2  p.a.  Knn^.^b  Kultus    dieses   Gottes    nichts  zu  thun,    s.    M. 

für  eine   Bona  Dea  italischer  Kulte  gehalten,  Beitr.  1  p.  34  Anm.  1  zu  p.  33. 
vgl.    über   sie   Salinas,  Del  real  mus.  di  Pal.  üO        In  Puteoli  ist  gefunden  eine  Sarapisstatuette 

p.  38;    und   die   geflügelte   Isis   aus  Akragas  zu   Neapel,    Lafaye  273f.,   31,    Winckelmann, 

hei  Fr.  Avolio,  Delle  ant.  fatture  di  argilla  che  Stl.  Werke  ed.   Eiselein  4   p.  127,    10  p.  543, 

.st  ritrovano  in  Sicilia.  Pal.  1829,  p.  151,  Holm,  Monaco,  Guide  gen.  du  mus.  nat.  de  Naples"^ 

Gesch.    Sic.  1    p.  446    verdient   diesen   Namen  p.  41  nr.  975;  eine  Büste  des  Gottes,  Matz  u. 

ebensowenig   wie    ein   bei   Kekule,  D.    Terra-  v.  Duhn,   Ant.  Bildiv.  in  Eom  1  p.  10  nr.  39; 

cotten  V.  Sicil.    p.  66    Taf.  21,  2    im  Register  eine    Lampe   mit   Heliosarapis ,    s.   oben  s.v.; 

p.  86  frageweise  als  Isis  bezeichneter  Frauen-  eine  Lampe  mit  zahlreichen  Figuren,  darunter 

köpf  aus  Kentoripa  und  eine  sitzende  Frau  Harpokrates.     Aus   Neapel    wird  verzeichnet 

mit  Kind  im  Cat.  du  Mus.  Fol.  Ant.  1  p.  97  die  Widmung  einer  Apollo-Horus-Harpokrates- 
nr.  437.  Eine  Iside  Triforme  (Hekate?)  von  60  Statue  an  Isis,  C.  I.  Gr.  5793,  Cavedoni,  Bull. 
Polizzi  behandelt  A.  Gagliardo,  Protesta  dei  d.  Inst.  1852  p.  76 f.;  Beloch,  Campanien  p.  53f. 
cittadini  di  Polizzi  Generosa  scritta  Tanno  nr.  40,  der  indessen  die  Herkunft  der  Inschrift 
1775,  dopo  la  pcrduta  dell'ant.  statua  di  Iside       aus  Puteoli  nicht  für  ausgeschlossen  hält;  eine 

Triforme.  Palermo  1880.  4".  Statue    der   Isis    aus    schwarzem    Marmor    in 

In  Süditalien  können  wir  Isiskultus  in-  Wien,  Lafaye  278,  51,  ArnetJi,  Beschr.  d.  zum 
schriftlich  nachweisen  in  Regium  Lepidum  k.  k.  M.  u.  A.-C.  geh.  Statuen  p.  19  nr.  158, 
(C  /.  L.  10,  1,  Logoteta,  II  tempio  di  Iside  e  Friederichs,  Berlins  A.  Bildiv.  1  p.  497  nr.  798, 
Serapide  di  Eeggio  illustruto.  Napoli  1794,  8"),      Kenner  u.  v.  Sacken  p.  39  nr.  157;  aus  Capua 


399            Isis  (Kult  in  Pompeji  etc.)  Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)         400 

die  Widmung  einer  Isisstatue   an   die  Göttin,  p.  109  —  111;  IleJbig  p.  220  nr.  1106,  Baux  1, 

welche    eine   in  Allem    ist,   C.  I.  L.  10,  3800;  1.  Ser.  d.  Mal.   Taf.  48  p.  37,   E.  Mus   Borb. 

aus   dem  Agev  Falernus   eine  Weihinschrift  9.    Roma    1845.     PI.    80    p.    503—504;     Ara- 

an  Isis,  C.  I.  L.  10,  4717;  in  Acerrae  gab  es  be^ke:   Harpokrates   auf  Blume,   Boux   4.  Bd. 

einen    sacerdos  publicus    cleae   Isidis  et  Sera-  Abt.  1.    Ser.  4   d.  Mal.   PI.  31  p.  30-32;    Ch. 

pidis,   C.  I.  L.  10,  3759.     Ein   Halsband   aus  Lenormant,   Chefs -d'oeuvre  de  l'ait  ant.  3  PL 

Cumae  mit  Harpokratesfigürchen,  Mon.  d.  ant.  118  p.  79;  B.  Mus.  Borb.  6.  Roma  1842.  Tab. 

c   belle   arti  Kap.    1820   p.  25  tav.  3   ist  nach  59  p.  379—382;    für   Stabiae:  Beibig  p.  218 

Abelcen,  Mittelitul.  vor  d.  Zeiten  d.  röiii.  Herr-  nr.  1098  =  Laf.  330,   227;    Heibig  p.  220  nr. 

schuft  p  343  Anm.  von  römischer  Arbeit.          lo  1101  =  Laf.  331,  228.  —  Die  Litteratur  über 

Zahlreiche   Reste    des    ägyptischen   Kultus  die  Marmorstatue  der  Isis  aus  dem  Isistempel 

finden  sich  in  Pompeji,  Herculaneum  und  s.  M.  Beitr.  1    p.  23    Anm.  1  zu   p.  22;    eine 

Stabiae.     Pompeji  hatte  seinen  Isistempel,  Isis  von  Bi'onze  Giorn.  d.  scaoi  di  Pomp.  nr.  25 

dessen  Gründung  Nissen,  Pompej.  Slud.  p.  671  p.  172;   die  Isis  Fortuna- Darstellungen  oben  1 

in  die  Periode  der  Blüte  der  oskischen  Kultur  Sp.   1530ff.,  1551  ff.;  Anubis  l.Sp.  2307. 

200 — 80  V.  Chr.  setzt;  nach  der  Zerstörung  der  Eine   Bronzebüste   des  Sarapis,   angeblich 

Stadt  durch  das  Erdbeben  63  n.  Chr.  war  dies  aus  Herculaneum,  bezeichnet  Wieseler,  D. 

der  einzige  Tempel,  der  bis  zur  völligen  Ver-  Slgn.d.arcli..-nuin.  Inst.  d.Georg-Augusta-Univ. 

schüttung  79  n.  Chr.  wiederhergestellt  worden  Gott.  1859  p.  33  Anm.  51  als  nichi  anverdäch- 

war,    Nissen  p.  170tf.     p]s    handeln    über    ihn  20  tig  und  Hubo,  OrigitialiverJce  hat  sie  uicht  auf- 

Lafaye{p.n9 — 199,  mit  Grundrifs  nach  JV^tcco-  genommen;  eine   testina  ad  erma  di  Scrapide 

Uni,  Tcmpio  d' Iside)  Fiorelli,  Descr.  di  Pompei.  aus  Pompeji  ist   verzeichnet    Not.  d.  sc.  1882 

Napoli  1875  p.  358 — 362,  Pomp.  ant.  liist.  1,1  p.    139;    Harpokratesstatuetten    aus    Pompeji, 

p.  164 — 194,   B.   Mus.  Borb.   Descr.   di  Pomp.  in  Silber:  Fiorelli,  Ant.  Pomp.  hist.  \,  2,  Add. 

racc.  da  Erasmo  Pistolesi.  Vol.  2.  Roma  1840.  1  p.  94;  Giorn.  d.  sc.  di  Pomp.  nr.  25  p.  172, 

p.  322— 336,  Breton,  Pompeia  p.  41— 46  (3<^.  ed.  1875,  16  Aprile;  in  Bronze  Fiorelli  a.  a.  0.  vol. 

p.  46ff.),  NissenTi.di.O.  p.  170-175,  344-355,  1  p.  233,  1769,   15  Luglio;  Fiorelli,  Descr.  di 

Masois-ij-au,  Les  ruincs  de  Pompei.  Paris  1818.  Pomp.  203  =  Gli  sc.  di  Pomp,  dal  1861  dl  1S72 

2*.  4p.24ff.,  P1.7— ll,O6-«-&ec7c,Pow^j.3p.l00ff.,  p.  41;  Fiorelli,  Gli  sc.  di  Pomp.  p.  161,  1867, 

Beichel,  De  Isidis  apud  Born,  cultu  p.  42—45,  30  17   Sett. ;    Not.   d.   sc.    di   ant.    1880  p.  231  f., 

Hamilton,  Archaeologia  Brit.  4  PI.  11,  18,  D.  1    Giugno;   Muse'e  de   Bavestein,   Cot.  descr.  1 

Migliacci,  Biflessioni   sopra  il  tempio  d' Iside  p.  369 f.  nr.  485;  Gebluird,  Braunfchiceig.  Ant. 

in  Pompei.  Nap.  1765.  4";    C.  Justi,   Winckel-  1  p.  28  nr.  204;  Friederichs,-Berlins  Ant.  Bildto. 

mann  2,  2  p.  399 — 401,  Georgii  in  Pouly^  B.-E.  2  j).  288  nr.  1339 e;  aus  Herculaneum  in  Bronze 

4  p.  299,  Böttiger,  Kl.  Sehr.  3  p.  248—250  Boux  u.  Barre  5  Taf  97  nr.  2,  3,  p.  104f ; 
u.a.m.;  die  Inschriften  s.  C.  I.  L.  10,  846 ff".  Taf.  103  nr.  2,  3,  p.  107-108,  Laf.  p.  283  nr. 
Die  Wandgemälde  aus  den  drei  Städten  mit  69,  70;  eine  Harpokratesbüste  auf  einem  Ca- 
Scenen  des  ägyptischen  Kultus  sind,  für  Pom-  meo  aus  Pompeji  Fiorelli,  Gli  sc.  di  Pomp. 
peji:  Isistempel,  P£)rticus,  Heibig,  D.  Wand-  p.  155;  Sistra  aus  Silber  und  Bronze  D.  Mo- 
gem.  d.  v.  Ves.  verscli.  Städte  Cnmpaniens  p.  1 —  40  naco,  Guide  gen.  du  Mus.  nat.  de  Naples.  4®  ed. 
2,  p.  480,  p.  218  nr.  1096,  1097,  p.  219  nr.  1099,  p.  199  nr.  25722,  p.  183  nr.  76945;  Fiorelli,  Gli 
p.  220  nr.  1103,  Ostwand  des  Porticus,  p.  3  sc.  d.  P.  p.  169;  Giorn.  d.  sc.  di  Pomp.  N.  S. 
nr.  1,  p.  481,  Raum  an  der  S.-W.-Ecke  p.  3—  Vol.  3  nr.  22,  1874  p.  55;   Not.  d.  sc.  di  ant. 

5  nr.  2—5,  Raum  an  der  N.-W.-Ecke  p.  40  1880  p.  103,  E.  Hübner,  D.  ant.  Bildw.  in 
nr.  138,  p.  394  nr.  1571;  Hauptseite,  Wieseler,  Madrid  p.  190;  eine  Bronzehand  mit  Sistrum 
Gott.  Nachr.  1871  p.  574  nr.  20;  Casa  delle  aus  Herculaneum  J.  Becher,  Drei  röm.  Votiv- 
Amazoni  p.  27  nr.  80  =  Lafaye  p.  327,  217;  liände  p.  7  nr.  3,  Piroli  et  Piranesi  4  PI.  5, 
Casa  del  duca  d'Aumale  p.  40f.  nr.  139  =  Xa/'.  Boux  u.  Barre  6,  3.  Ser.  d.  Br.  Taf.  97  p.  102 
327,  218;  Haus  der  Eumachia  p.  218  nr.  1094c  —103,  Chefs-d'oeuvre  de  l'art  ant.  1.  ser.  Tom. 
=  Laf.  327,  219;  Strada  d'Olconio  nr.  12  p.  m  1  PL  18/19  p.  20—21;  B.  Mus.  Borb.  9  Tav.* 
218  nr.  1095  =  Laf.  328,  220  =  Fiorelli,  Gli  31,  32  p.  294—343. 

scavd  di  Pomp,  dal  1861  al  1873  p.  131  nr.  294;  Die  Litteratur  über  die  Geschicke  des  Isis- 
Haus  neben  der  Casa  di  Lucrezio  nr.  78  =  Laf.  kultus  in  Rom  s.  in  31.  Beitr.  1  p.  5  Anm.  4; 
326,  215;  Haus  der  lulia  Felix  p.  26f  nr.  79  es  kommt  noch  hinzu  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr. 
=  Laf.  326,  216  =  Breton  a.  a.  0.  p.  291  und  d.  Stadt  Born  im  Altert.  3.  Abt.  p.  109  u.  112 
Gell.,  Pomp.  2  p.  207;  ferner  A.  Sogliano,  I.e  und  Ersilia  Caetuni  Lovatelli,  II  culto  d' Iside 
pitture  mur.  Camp.  p.  80  nr.  487 — 490;  für  in  Borna,  N.  Antologia  ser.  3  vol.  28  p.  37 — 51. 
Herculaneum:  Heibig  p.  27  nr.  81  =  Laf.  Von  einigen  wird,  indem  sie  die  Angabe 
330,  224;  Heibig  p.  217  u.  458  nr  1094  =  L.  des  Vol.  Max.  2,  3,  4  von  der  Zerstörung  der 
330,  225  =  Hou.v  u.  Barre,  Herc.  u.  Pomp,  m  Isis-  und  Sarapisheiligtümer  durch  den  Konsul 
2.  Bd.  2.  Ser.  d.  Mal.  Taf.  137  p.  170—171  =  L.  Aemilius  Paullus  auf  den  Konsul  der  Jahre 
Piroli  et  Piranesi,  Ant.  d'Herc.  1,  PL  44;  219  und  216  {Fabriciiis  zu  Dio  Cass.  40,  47, 
Hemig  p.  218   nr.  1094b,    Boux  u.  B.    1.  Bd.  Not.  188,  Burigny,  Hist.  de  l'Ac.  d.  I.  tt  B.-L. 

1.  Ser.  d.  Mal.  Taf.  48  p.  34— 37;  Heibig  ix  220  32  p.  116,  Matthiae  s.  v.  Isis  in  Ersch  u. 
nr.  1104,  L.  330,  226;  Heibig  p.  221  u.  458  Grubers  Enc.  p.  432,  Guigniaut,  Le  dieu  Se- 
rn:.  1111,    L.    329,    223,    Boux  u.   B.    2.  Bd.  rapis   p.  26  Note  1,    Letronne,  Ann.  d.  Inst. 

2.  Ser.  d.  Mal.  Taf  68  p.  106—109;  Heibig  1845  p.  337,  Mem.  de  VInst.  19,  1851  p.  106, 
p.  222  nr.  1112,    L.  328,  222,    Boux  Taf  69  Labus  Mus.  dclla  r.  acc.  di  Mantova  2  p.  121, 


401        Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)  Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)         402 

ScMvencJc,  D.M.  d.  Ä.  p.  274,  Weber  in  s.  Ja-  3  p.  77  Anm.  7  des  Iseum  Campense,  anord- 
venal-Vbersetzung  p.  421,  Gauthicr,  Bcch.  Iiist.  neten.  Erwähnen  will  ich  aber,  daPs  Cavedoni, 
s.  Vexercice  de  la  med.  dans  les  temples  p.  123,  Bull.  d.  Inst.  1853  p.  140  als  Zeichen  des 
Füon,^  Mem.  de  l'Ac.  des  scicnc.  mor.  et  poJ.  Isiskultus  in  Rom  in  der  ersten  Hälfte  des  1. 
Sm\  FAr.  1  p.  781,  Drumann,  Gesch.  Borns  vorchristlichen  Jahrh.  ein  mit  den  Attributen 
2  p.  G7,  cfr.  1  p.  380  Anm.  89,  Fh.  A.  Visconti  verschiedener  Gottheiten,  darunter  dem  Lotos, 
et  T.  Guattani,  Mon.  du  Mtis.  CliiaravionH  geschmücktes  Haupt  auf  Münzen  des  curu- 
p.  38  Note  3,  Benan,  Apotres  p.  146,  Krahner,  lischen  Ädilen  vom  Jahre  69  M.  Plaetorius 
Varronis  Curio  de  cultu  deorum  p.  16)  oder  M.  F.  Cestianus  (Biccio,  Le  monete  d.  ant. 
182  und  168  {Becker,  Hdb.  d.  r.  A.  4  p.  85,  lo  famiglie  di  Borna.  '2,^^  ediz.  p.  170  nr.  5  Tav.  36 
Kissen,  Pump.  St.  p.  174,  Marquardt,  B.  St.-  nr.  4,  Cohen,  M.  de  la  rep.  rom.  Plaetoria  11 
V.  3  p.  76  Anm.  5,  TJt.  Keim,  Born  und  das  PI.  32,  9,  Mommsen,  H.  de  la  mann.  rom.  2 
Christentum  p.  95  Anm.  2)  beziehen,  die  Ein-  p.  481  f.)  anführt;  doch  Lafaye  p.  240 f.  hält 
führung  des  ägyptischen  Kultus  in  Rom  schon  es  für  unmöglich,  dafs  zu  dieser  Zeit  ein  Be- 
in das  3.  oder  2.  vorchristliche  Jahrhundert  amter  Münzen  mit  dem  Bild  der  Isis  schlagen 
gesetzt.  Da  aber  jedenfalls  mit  Chifletius,  liefs,  und  kann  höchstens,  wenn  das  Haupt  ja 
Abraxas  p.  136,  Gibbon,  Gesch.  d.  Sink.  d.  r.  Isis  vorstellen  sollte,  darin  eine  Anspielung 
Weltr.  {Sp)orschil)  1*  p.  43  Anm.  1,  Georgii  in  etwa  auf  eine  diplomatische  Sendung  des  Plae- 
P.  B.-E.  4  p.  289  f.,  Saupi^e,  Hymn.  in  Isim  torius  nach  Ägypten  erblicken;  und  Bubeion, 
p.  9  Anm.,  Beichel  p.  27,  Preller,  B.  31.'-  20  3Ionn.  cons.  2"  p.  310  S.  Plaetoria  nv  i  erkenüt 
p.  727  Anm.  4,  Mommsen,  B.  Gesch.  3*  p.  556,  in  dem  Haupt  die  sabinische  Göttin  Vacuna. 
Lanciäni,  Bidl.  d.  Inst.  1868  p.  231  f.,  Lafaye  Die  Verehrung  eines  Plaetorius  Rhodo  für  Isis 
p.  42 — 43,  45,  }]'issoiL-a  zu  Marquardt,  B.  St.-  kennen  wir  aus  C.  I.  L.  6,  347.  Als  Beizeichen 
V.  3^  p.  77  Anm.  4,  0.  Gilbert  p.  HO  Anm.  1  erscheint  der  Isiskopfputz  hinter  dem  Apollo- 
(vgl.  auch  Cuper,  Harp.  p.  150,  Zoega,  N.  Aeg.  haupt  auf  Denaren  des  L.  Calpurnius  Piso  Frugi, 
Imp.  253,  Droysen,  Gesch.  d.  Hell.  3^,  1  p.  49  Triumvir  monetalis  um  89  v.  Chr.  {Bev.  nuni. 
Aum.  3)  die  Notiz  vom  Konsul  des  J.  50  v.  Chr.  1851  PI.  15,  4  bis,  Fabretti,  Bacc.  num.  del  r. 
zu  verstehen  ist,  so  kann  die  betreffende  Stelle  mus.  di  ant.  di  Torino.  Mon.  Consol.  p.  77 
nicht  als  Zeugnis  für  das  frühe  Bestehen  des  nr.  1268;  p.  88  m.  1512;  Babelon,  Mann.  Cons. 
Isisdienstes  in  Rom  verwertet  werden.  Auch  30  1  p.  294  nr.  230)  und  hinter  einem  jugend- 
auf  die  angeblich  bereits  von  Enniiis  erwähnten  liehen  Haupt  mit  Dreizack  an  der  Schulter 
Isiaci  coniectorcs  bei  Gic.  de  div.  1,  58  darf  (Apollo  Vejovis  nach  Babelon)  auf  Denaren 
man  sich  nicht,  wie  dies  noch  Wachsmuih,  des  L.  lulius  Bursio  (nach  Lenormant,  La 
3Iagic.  qiiuestion.  Spec.  1  p.  8,  Friedländer,  mann,  dans  l'ant.  3  p.  152  84,  nach  Babelon 
Sittengesch.  3  p.  447  und  Bouche-Leclercq,  Hist.  88  v.  Chr.  Münzmeister),  Babelon  2  p.  7  nr.  129; 
de  la  divination  dans  l'ant.  1  p.  69  thun,  be-  Fabretti  p.  150,  2765—2767,  vgl.  152,  2815, 
rufen,  sondern  mufs  auf  die  Autorität  Bothes,  wo  an  Stelle  des  fiore  di  loto  ein  Sistrum  tritt, 
0.  BibbecJis  und  Vahlens  hin  mit  Boissier,  La  welches  nach  Fabretti  227,  4354  und  Babelon 
rel.  rom.  d' Auguste  aux  Antonius  1  p.  392  u.  2  p.  403  nr.  140  auch  auf  dem  Rs.  eines  De- 
Lafaye  p.  40  Note  3,  p.  42  diese  Worte  dem  40  nars  des  L.  Roscius  Fabius,  Münzmeisters  um 
Cicero  zuschreiben.  Man  wird,  gestützt  auf  64  v.  Chr.,  und  zwar  verbunden  mit  dem  Kopf- 
die  Angabe  des  Apid.  met.  11,  30,  dafs  zur  j^utz  des  Osiris  vorkommt,  sowie  denn  auch 
Zeit  Sullas  ein  Collegium  der  Pastophoren  zu  der  Isiskopfputz  hier,  nr.  123  auftritt.  Auch 
Rom  entstand,  mit  St.  Croix,  Becli.  s.  les  myst.  auf  Denaren  des  L.  Papius,  Münzmeisters  um 
da  pagnnisme  2^  p.  170,  Heinrich  zu  Juvenal  79  v.  Chr.,  erscheint  als  Beizeichen  der  Isis- 
6,  489  vol.  2  p.  266,  J.  BurcJchardt,  Die  Zeit  Eon-  und  Osiriskopfputz  (fiore  di  loto):  Fabretti  202, 
stantins  des  Gr.  p.  201,  Hoech,  Böni.  Gesch.  1,2  3820,  Babelon  2  p.  281  nr.  65,  und  nicht  min- 
p.  372,  V.  Besnard  in  seiner  Arnobius-Über-  der  das  Sistrum:  Babelon  2  p.  281  nr.  36, 
setzunyp.  4:20,  Heibig,  Unters,  üb.  d.  camp.  Wand-  Morelli  1  Papia  Tab.  2,  13,  Biccio  p.  162 
maierei  p.  138,  Lafaye  p.  44  annehmen  dürfen,  50  nr.  89,  Borghesi,  Oeuvres  compl.  1  p.  226  nr.  56; 
dafs  zur  Zeit  Sullas  der  Isisdienst  in  Rom  sich  Fabretti  203,  3844;  Caronni-Wiczay  2  p.  38 
einbürgerte,  wenn  man  auch  nicht, 'wie  Beichel  nr.  863.  Ein  C.  lulius  Papius,  Legionspräfekt, 
und  Gerhard,  Gr.  M.  2  p.  320  §  999  thun,  zu  verehrt  im  Jahre  25  v.  Chr.  die  Isis  auf  Philä, 
vermuten  braucht,  die  Soldaten  des  Diktators  C.  I.  G.  4931 ,  4932.  Viel  Anklang  fand  der 
hätten  ihn  aus  Griechenland  (Tithorea)  einge-  ägyptische  Gottesdienst  bei  der  römischen 
führt.  Ich  will  hier  die  wechselnden  Geschicke  Damenwelt,  Lafaye  p.  48—49,  Catull  10,  26. 
des  Kultus  in  der  letzten^  Zeit  der  Republik  Dagegen  die  Bewunderer  der  guten  alten  Zeit, 
nicht  näher  schildern.  Überall  kann  man  wie  besonders  Vano,  verhöhnten  ihn,  Mar- 
finden,  wie  58  v.  Chr.  die  Altäre  des  fremden  quardt,  B.St.-V.  3  p.  77  Anm.  4,  Böper,  Piniol. 
Gottesdienstes  auf  dem  Kapitol,  53  Privat- eo  17  p.  86,  Ö7i 7er  zu  Farros  5'aiM-enp.  82  f.  Anm.  27, 
kapeilen  auf  Senatsbeschlufs  zerstört,  50  u.  48  0.  Bibbeck,  Bh.  3Iiis.  N.  F.  14,  1859  p.  105, 
ähnliche  Mafsregeln  ergrifl'en  wurden,  wie  trotz-  HO  f.,  VcdiJen,  In  M.  Terr.  Varr.  sat.  Menipp. 
dem  aber  schon  43  die  Erscheinung  eines  Isiacus  rel.  Coniecianea.  Lipsiae  1858,  vgl.  Mercklin, 
so  wenig  auffällig  war,  dafs  sich  ein  Ädil  in  Philol.  13  p.  720,  Biicheler,  Bh.  Mus.  N.  F. 
dieser  Verkleidung  aus  Rom  retten  konnte;  20,  1865  p.  427  —  430  und  14,  1859  p.  430. 
wie  endlich  die  Triumvirn  selbst  den  Bau  Noch  einmal  liefs  der  römische  Nationalstolz 
eines  Tempels,  nach  Preller,  B.  M.  2^  p.  379,  die  Abneigung  gegen  die  fremden  Eindring- 
Gilbert  p.  109  Anm.  2,   3Iarquardt,  B.  St.-V.  linge    aufflammen,    als    im   Kampfe    zwischen 


403         Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)  Isis  (Gesell,  d.  Kults  in  Rom)         404 

Oetavian  und  Antonius  es  zur  Entscheidung  Comm.  de  numo  Iladriani  plumhco  p.  135  und 
kommen  sollte,  ob  Rom  oder  Alexandria  der  Baumgarten-Crusius  in  seiner  Sueton- Ausgabe 
Welt  gebieten  würde.  Die  römischen  Dichter  2  p.  327  irrig  behaupten;  vgl.  noch  über  die 
fafsten  den  Kampf  als  ein  Ringen  der  ita-  Verehrung  Domitians  für  Isis  Migliarini,  Ann. 
lischen  mit  den  ägyptischen  Gottheiten,  B.  d.  Inst.  1842  p.  181  nach  Ungardli,  Interpr. 
Bauer,  VierteJjahrsschr.  für  Volksivirtsch.  icnd  obelisc.  urhis;  und  für  die  seiner  Zeitgenossen 
KuUurgesch.  43  p.  133  f.,  Lafaye  p.  49  ff.  Wie  Merivale  4  p.  264  u.  Anm.  44,  Lafaye  p.  61, 
schon  Caesar  die  Collegia  der  Isisdiener  in  Friedländer  3  p.  446.  Unter  Hadrian,  der 
Rom  nicht  aufkommen  liefs  {Suet.  lul.  Caes.  seinen  schönen  Liebling  Antinous  unter  dem 
c.  42),  so  duldete  auch  Augustus,  sorgfältig  lo  Bilde  ägyptischer  Gottheiten  darstellen  liefs, 
auf  die  Herstellung  des  alten  Kultus  bedacht  (Dietrichson,  Antinoos  passim)  und  seine  Villa  in 
{Merivale,  Gesch.  d.  JR.  unt.  d.  Kaisert.  2  p.  368)  Tibur  mit  ägyptischen  Denkmälern  anfüllte, 
innerhalb  des  Pomeriums  den  Isisdienst  nicht  erscheinen  zum  erstenmal  die  Gottheiten  des 
{Drumann  1  p.  380  Anm.  89,  Lafaye  p.  51),  Nillandes  auf  den  Münzen  eines  römischen 
mochte  er  immerhin  den  Alexandrinern  nach  Kaisers.  Seine  und  seiner  Gemahlin  Sabina 
Einnahme  der  Stadt  aus  Achtung  vor  Sarapis  (die  auf  alexandrinischen  Münzen  den  Isiskopf- 
verzeihen  (LMwi?^roso,  Ui-tZL  (^.  Jnsl  1880  p.  176 f.,  putz  führt,  Feuardent,  Fg.  anc.  2,  100,  1529, 
Jung,  D.  roman.  Landsch.  d.  r.  Beiches  p.  XIII  Mi.  6,  203,  351 ;  vgl.  St.  Quintino,  Descr.  delle 
Anm.  1),  ja  in  Rom  selbst  den  Privatleuten  die  med.  imp.  aless.  ined.  del  r.  mus.  egiz.  di  Torino 
Unterhaltung  der  von  ihren  Vorfahren  gestif-  20  p.  19  nr.  89  =  3Ii.  S.  9,  67,  242  und  3Ii.  6, 
teten  Heiligtümer  der  ägyptischen  Gottheiten  204,  1357)  Ankunft  in  Alexandria  verewigen 
anbefehlen  {Cass.  Dio  62,  2).  Agrippa  ferner  Münzen  mit  den  den  Kaiser  und  die  Kaiserin 
verbot  21  v.  Chr.  die  Errichtung  von  Kapellen  bewillkommenden  Gottheiten  Sarapis  und  Isis, 
in  den  Vorstädten  innerhalb  eines  Umkreises  Cohen  ^^,  108,  18,  19,  Feuardent  2,  338,  2623 
von  7  Vg  Stadien,  Bio  54,  6,  W.  A.  Schmidt.,  PI.  35  bis,  Hohler,  Becords  of  roman  hist.  and 
Gesell,  d.  Denk-  u.  Glaubensfreiheit  im  1.  Jahrh.  coinage  1  p.  374  nr.  774;  mittlere  Bronzen 
p.  159,  Marquardt  3  p.  77  f.,  Madvig,  Verf.  u.  zeigen  Isis  auf  dem  Siriushund,  FcJch.,  D.  N. 
Veno.  d.  r.  St.  2  p.  729,  Lafaye  p.  52  f.  Streng  F.  6  p.  512;  8  p.  138,  Cohen  2^  219,  1369, 
ging  Tiberius  (19  u.  Chr.)  mit  Zerstörung  der  vgl.  auch  den  von  Cohen  2^,  231,  1496  frag- 
Tempel,  Hinrichtung  der  Priester  und  Verbau-  30  weise  als  Isis  bezeichneten  Typus.  Ob  mit 
nung  der  Eingeweihten  gegen  unsittliche  Aus-  Recht  Garrucci,  I  piomhi  ant.  raccolti  dalV 
wüchse  des  Kultus  vor,  s.  oben  s.  v.  Herma-  Altieri  p.  93  Hadrian  in  der  mit  einer  Uräus- 
nubis,  Lafaye  p.  53  ff.,  Merivale  3  p.  195,  586.  schlänge  gekrönten  Büste  einer  Tessera  er- 
Für  die  Verhältnisse  unter  Gaius,  Claudius  u.  kennt,  ist  zweifelhaft;  ebenso  fraglich  scheint 
Nero  vgl.  Lafaye  p.  58  —  59;  Otho  beging  mir  Carlo  Ludovico  Viscontis  Vermutung,  auf 
öffentlich  Opfer  im  Linnengewand,  Suet.  Otho  einem  Krater  von  schwarzem  Granit  mit  Figuren 
c.  12.  Vespasian,  dem  Sarapis  seine  Erhebung  des  ägyptischen  Kultus  aus  der  Vigna  Bonelli 
zum  Kaiser  angedeutet  hatte  und  der  durch  {Ann.  d.  Inst.  1860  p.  437  —  439  Tav.  d'agg.  R) 
von  diesem  Gott  anbefohlene  Heilungen  zu  sei  die  Einweihung  des  Kaisers  in  die  ägyp- 
eineni  übernatürlichen  Ansehen  gelangt  war  40  tischen  Mysterien  dargestellt.  Auf  Münzen  der 
{Tac.  H.  4,  81,  82,  Suet.  Vesp.  c.  7),  hatte  allen  älteren  Faustina  sehen  wir  Isis  Sothis,  Cohen 
Grund,  dankbar  zu  sein,  C.  A.  Heumann,  De  2^,  434,  273,  Eckh.  7  p.  41;  8  p.  139;  schwer- 
miraculis  Vespnsiani.  Jenae  1704.  4",  Fckhel,  lieh  aber  die  Häupter  der  Isis  und  des  Sara- 
D.  N.  V.  4  p.  32,  Zoega,  N.  Aeg.  Imp.  p.  42  pis  auf  der  Münze  bei  Cohen  2^  441,  311; 
Note  zu  Vesp.  5,  Guigniaut  ]).  27,  Friedlänäer  über  eine  grundlos  als  Faustina  sen.  gedeutete 
3  p.  428,  Merivale  4  p.  106,  Lafaye  p.  60—61,  Frauenbüste  im  Isiskostüm  s.  Lafaye  287,  85. 
B.  Bauer  a.  a.  0.  p.  137 — 141.  —  Julian,  Caes.  Von  Marc  Aurel  berichtet  lul.  Capit.  M.  Ant. 
p.  310  f.  ed.  Spanh.  läfst  geradezu  den  Zeus  Fhilos.  c,  23:  sacra  Serapidis  a  vulgaritate 
dem  Sarapis  den  Auftrag  erteilen,  Vespasian  Pehtsiae  submovit,  Mommsen  C.  I.  L.  1  p.  389, 
nach  Italien  zu  senden,  um  dort  die  Flamme  50  l'reller-Jordan,  B.  M.  2^  p.  377  Anm.  2.  Die 
des  Bürgerkrieges  auszulöschen.  Im  Iseum  Münzen  der  Faustina  jun.  zeigen  Isis  Sothis, 
Campense  brachten  er  und  Titus  die  Nacht  Bamus  2,  ä22,  150  Tab.  3,  11,  Gräber,  Born. 
vor  dem  Triumph  zu,  Lafaye  p.  61.  Domitian  medallions  in  the  Brit.  Mus.  p.  16  nr.  3  PI.  24, 
haute  diesen  79  n.  Chr.  verbrannten  Tempel  2,  Cohen  3*,  165,  300;  Isis  stehend  mit  Sistrum 
im  J.  92  neu  auf,  Imhof,  Domitian  p.  93—94,  (u.  Ähren?),  zu  Füfsen  Pfau  u.  Löwe,  Grüber 
Lafaye  p.  61;  er  war  im  J.  69  in  der  Ver-  16,  4  PI.  24,  3,  Cohen  3^  165,  298;  Isis  Pelagia, 
kleidung  eines  Isispriesters  den  Truppen  des  vor  ihr  Schiff,  hinter  ihr  Leuchtturm,  Fröhner, 
Vitellius  entkommen,  Tac.  h.  3,  73,  74,  Sud.  Les  mcdaillons  de  Vemp.  rem.  p.  XIII,  p.  369, 
Domit.  c.  1,  Zoiiga  a.  a.  0.  p.  51  Note  zu  Cohen  3*,  165,  299;  über  eine  nach  Gerhard 
Dom.  6;  dafs  er  sich  aber  auf  einer  Münze  60  und  Panofka  allenfalls  die  Faustina,  nach 
im  Gewände  eines  solchen  habe  darstellen  Finati  die  Sabina  darstellende  Büste  im  Isis- 
lassen, wie  Obrecht,  De  nummo  Domitiani  dienerinnenkostüm  s.  G.  u.  F.,  Neapels  ant. 
Isiaco.  Argentorat.  1675.  4",  Fatin  zu  Sueton  Bildiv.  p.  17  nr.  41,  Laf.  287,  86.  Commodus, 
ed.  (rraewiMS  1691  p.  72,  ed.  7?t«-maww2  p.  199f.,  dessen  Anubisverehrung  schon  oben  Bd.  1 
Cannegietcr,  De  gemma  Bentinckiana  p.  21  und  Sp.  2311  erwähnt  ist,  hat  nach  Wietersheim, 
JwJiOo/"  p.  25  behaupten,  ist  ganz  haltlos;  ebenso  Gesch.  d.  Völkerwanderung  3  p.  219  u.  Burck- 
wenig  erscheint  das  heilige  Schiff  der  Isis  auf  hardt.  Die  Zeit  Konstantins  d.  Gr.  p.  203  durch 
Denaren   dieses   Kaisers,    wie   I.   C.  Schläger,  sein  Beispiel  die  höhere  Gesellschaft  zur  Teil- 


405         Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)  Isis  (Gesch.  d.  Kults  in  Rom)         406 

nähme  am  Isiskult  angelockt,  vgl.  auch  Fried-  16G,  211—215;  169,  241;  175,  295,  296;  180, 
länder  3  p.  177,  Benan,  Marc-Aurcle  p.  491,  349;  sitzend  mit  Ähren  und  Scepter  183,  384 
Gilbert  p.  111  Anm.  3.  Auf  seinen  Münzen  —386;  mit  Cerberus  169,  240;  170,  253;  175, 
erscheinen  Isis  und  Sarapis,  an  einem  Altar  297,  auf  welcher  Münze  trotz  Co/ie^iS  Versiehe- 
stehend, dem  Ton  der  Victoria  gekränzten  rung  nicht  der  Minotaurus,  auch  nicht,  wie 
Kaiser  die  Hand  reichend,  EcTch.  7  p.  131,  ich  Ztschr.  f.  Niim.  13  p.  259  vermutete,  Apis, 
Cohen  3'^,  310,  592 — 595,  Snnjth ,  Dcscr.  Cat.  sondern  einfach  Cerberus  dargestellt  sein  wird; 
of  rom.  imp.  coins  p.  164  nr.  305,  Hobler  2  298,  299,  300;  181,  352;  183,  387.  Über  die 
p.  599  nr.  1393,  Stephani,  C.  r.  p.  l'a.  1S61  Marmorstatue  der  angeblichen  Plautilla  als 
p.  82,  Chahoiiillet,  Rev.num.  1841  p.  356;  ferner  lo  Isispriesterin  s.  Clarae  5  PI.  308,  2590,  p.  295. 
Sarapis  stehend  als  Conservator  Augusti  (s.  Als  ein  Wunderzeichen  unter  der  Herrschaft 
Mi/th.  Beiträge  1  p.  34  Anm.  1)  oder  am  Steuer  Elagabals  führt  Dio  79,  12  an,  dafs  das  Bild 
eines  Schiffes  der  Getreideflotte,  s.  Mythol.  der  Isis-Sothis  am  Aetoma  ihres  Tempels  den 
Beitr.  1  p.  143  f  Nach  Kinc/,  Ant.  gems  and  Kopf  nach  innen  wendete.  Die  von  Tristan, 
rings  1  p.  229  nr.  267  u.  p.  48  PI.  12,  5  zeigt  Co7nm.  hist.  2  p.  328,  Patin,  Num.  Impp.  p.  322, 
der  Marlborough  Cameo  und  ein  ' sapphirine  Vaillant,  Num.  Col.  2  p.  106  für  Sarapisver- 
Caleedong^  der  Sammlung  King  die  Bü?te  des  ehrung  dieses  Kaisers  angeführten  Inschriften 
Commodus  mit  den  Attributen  des  Zeus -Am-  sind  gefälscht  oder  beziehen  sich  auf  Cara- 
nion-Sarapis,  und  ähnlich  ein  Lapis-lazuli  der  calla,  Henzen  zu  C.  I.  L.  6,  570.  Severus 
Sammlung  Blacas  die  Büste  des  Pescennius  20  Alexander  schmückte  das  Iseum  und  Serapeum 
Niger,  welcher  auf  einem  Mosaik  in  den  Gärten  aus,  Lamprid.  Ah  Sev.  c.  26,  Zoega,  N.  Aeg. 
des  Commodus  mit  anderen  Freunden  des  p.  267  zu  nr.  27,  Bcvilh  p.  59,  Lafaye  p.  62. 
letzteren  der  Isis  opfernd  dargestellt  war  {Spart.  Seine  Mutter  lulia  Mamaea  erscheint  auf  einer 
Pesc.  c.  9),  als  Sarapis,  King  1  p.  229.  Septi-  Münze  mit  dem  Kopfputz  der  Isis  geziert, 
mius  Sjpverus  äufserte  oft,  dafs  ihm  seine  Reise  Ztschr.  f.  Num.  13  p.  263  S.  Von  Gordianus 
nach  Ägypten  u.  a.  wegen  des  Sarapis  Ver-  Pius  verzeichnet  Cohen  5^,  40,  91  eine  Münze 
giiügen  bereitet  habe,  Spart.  Sept.  Sev.  c.  17,  mit  dem  st.'henden  Sarapis,  desgleichen  solche 
vgl.  Letronne,  Oeuvr.  chois.  2  p.  48,  Beville,  von  Gallienus  5'^  422,  833;  424,  839;  435,  975 
I).  Bei.  z.  Born  unt.  d.  Severern  p.  58,  Laf.  (,,comes  Aug."),  vgl.  Echhel  7  p.  393,  400; 
p.  62  Anm.  2,  Hoefiier,  Unters,  z.  Gesch.  d.  30  sowie  von  Claudius  Gothiciis,  Mytli.  Beiträge 
Kaisers  L.  Septimius  Severus  p.  237  fF.;  3Iil-  1  p.  43  Anm.  1  (Conservator  Augusti);  Cohen 
man,  A  hist.  of  christianity  1  p.  350  f.  Für  6*^,  136,  59  mit  Isis  zusammen,  die  auch  allein 
die  ihren  Fufs  auf  ein  SchifFsvorderteil  setzende,  als  SALVS  AVG  erscheint,  6^,  155,  255  —  257, 
ein  Kind  haltende  Frauengestalt  auf  Münzen  der  EcJchel  7  p.  473.  Diocletian  errichtete  das 
lulia  Domna  mit  der  Rs.-Aufschrift  SAECVLI  wieder  abgebrannte  Iseum  Campense  von  neuem, 
FELICITAS  wird  zwar  von  Cohen  4^  119,  Beichel  p.  41,  Pellegrini,  Bull.  d.  Inst.  1870 
174 — 176  Caronnis  Bezeichnung  als  Isis  und  p.  118  f.  Auf  einem  Bronzemedaillon  Diocle- 
Horus  angenommen;  es  ist  aber,  wie  Coh"n  tians  bei  Vaillant,  Num.  Impp.  Bom.  Praest. 
selbst,  wenigstens  frageweise,  vermutet,  die  3  p.  225,  das  aber  Cohen  nicht  aufgenommen 
Felicitas  Saeculi  hier  personificiert.  Besonders  40  hat,  sitzt  Sarapis  am  Steuer,  vor  ihm  steht 
war  Caracalla  dem  fremden  Kultus  ergeben;  angeblich  Victoria;  auf  mittleren  Bronzen  des 
er  zog  vor  dem  Partherkrieg  nach  Alexandria,  Maximian  kehrt  dieser  Typus  wieder,  nur  dafs 
um  den  Sarapis  dort  zu  befragen,  weihte  ihm  hier  die  Stelle  der  Victoria  durch  Isis  ersetzt 
das  Schwert,  mit  dem  er  seinen  Bruder  er-  wird,  die  in  Wirklichkeit  vielleicht  auch  auf 
mordet  hatte,  und  nahm  im  Serapeion  Quartiei',  der  Münze  bei  Vaillant  erscheint,  Cohen  6-, 
Herodian  4,  8,  Cass.  Dio  77  c.  23,  vgl.  Fried-  561,  667,  3Iyth.  Beiträge  1  p.  143.  Aus  dem 
länder  3  p.  740.  Er  zuerst  nahm  den  Isiskult  breviar.  Bom.  3.  Kai.  Sept.  führt  Bartoli,  Mus. 
innerhalb  des  Pomeriums  auf  und  erbaute  der  Odescalcum  2  p.  81  an,  wie  der  Märtyrer  Felix, 
Göttin  überall  prachtvolle  Tempel,  Spart.  Carac.  unter  Diocletian  zum  Sarapistempel  geführt, 
9,  Gilbert  p.  111  Anm.  3,  Lafaye  p.  62  Note  3,  50  statt  dem  ehernen  Götterbild  zu  opfern,  es 
Preller- Jordan,  B.  31.  2^  p.  380  u.  Anm.  1,  anspie,  worauf  dasselbe  zusammenbrach.  Die 
Parisotti,  Studi  e  doc.  di  st.  e  dir.  9,  1888  Acta  Sinuessana,  nach  denen  Papst  Marcel- 
p.  56  f.  Seine  römischen  Münzen  stellen  ihn  linus  unter  Diocletian  im  Isis-  und  Vestatempel 
dar  auf  ein  Krokodil  tretend  gegenüber  der  geopfert  hat,  Patrol.  Lat.  6  p.  llff. ,  werden 
ein  Sistrum  haltenden  und  ihm  Ähren  reichen-  von  Baronius,  Ann.  pol.  eccl.  2  p.  738 ff.,  770ff., 
den  lsis'{Eckhel  7  p.  215,  Cohen  4-,  177,  319;  Pagi,  Critica  in  ann.  Baronii  1  p.  326—327, 
179,  334),  während  die  alexandrinischen  ihn  Basnagius,  Ann.  pol.  eccl.  a  Caes.  Aug.  ad 
durch  Sarapis  bekränzt  werden  lassen,  FcJchel  Phocam  usque  2  y).  4:ßO  —  4:ß2  für  untergeschoben 
4  p.  84,  Feuardent  2,  169,  2309  PI.  28,  3Ii  6,  erklärt.  Hart  stiefsen  in  späterer  Zeit  auch 
356,  2490,  vgl.  S.  9,  103,  485.  Die  von  Eekhel  co  in  Rom  Christentum  und  Isiskultus  zusammen. 
7  p.  207  für  Isis  gehaltene  Frauengestalt  auf  Die  oben  citierten  christlichen  Schriftsteller, 
Münzen  mit  der  Umschrift  VICTORIAE  BRI-  welche  den  Anubis  verhöhnten  (Bd.  1  Sp.  2314), 
TANNICAE  stellt  vielmehr  Britannia  vor,  richteten  ihre  Angriffe  ebenso  gegen  Isis. 
Arnetli,  Mus.  Vind.  2,  135,  141,  Cohen  4-,  210,  Nach  dem  Siege  des  Christentums  aber  waren 
639—641,  Smyth  p.  192  f.  Aufserordentlich  es  gerade  die  edelsten  und  vornehmsten  Römer, 
häufig  erscheint  Sarapis  auf  seinen  Münzen:  welche  an  den  heidnischen  Kulten  festhielten, 
stehend  mit  Ähren,  Coh.  4*,  183,  381—383;  Noch  Ambrosius  bei  Baronius  2  p.  241  (ed. 
die  R.  erhoben,  in  der  L.  ein  Scepter  165,  195;  Antverpiae  1597)  sagt  von  römischen  Adligen 


407         Isis  (Gesell,  d.  Kults  in  Rom)  Isis  (Kult  in  Rom:  Widmungen^)       408 

seiner  Zeit:    'Et  cum  ipsi  capita  et  superciUa  des  Hellenismus  bald  ein  Ende,  J.ZZaj-(Zp.  143ff., 

sua  radant;  si  quando  Isidis  suscipiunt  Sacra,  de  Bossi  p.  63. 

si  forte  vir  Christianus  attentior  sacrosanctae  Widmungen  an  Isis  enthalten  C.  I.  L.  6, 
relicjionis  festem  mutaverit,  indignum  facinus  344;  345  =  Frölmer,  Not.  de  Ja  sculpt.  ant.  du 
appelJant:  equidem  doleo  tantam  esse  in  men-  Blusce  du  Louvre  p.  493  nr.  563;  346;  347; 
dacio  observantiam.''  Eine  der  würdigsten  Er-  349;  an  Isis  frugifera  351;  Isis  (?)  invicta  352; 
scheinungeu  jener  späten  Zeiten  war  Vettius  I.  regina  354  =  FrüUner  1  nr.  561;  I.  trium- 
Agorius  Praetextatus,  den  Macroh.  1,  17,  1  phalis  355;  I.  salutaris  436;  I.  Lydia  educatrix 
sacrorum  omnium  pracsul  nennt  und  der  zu  Bull.  Comun.  1889  p.  37;  'l.  Tvxrj  C.  I.  Gr. 
gleich  augur ,  pontifex  Vestae,  pontifex  Solis,  w  6005  (6004  I.  exorata  und  6003  gefälscht, 
XVvir  sacris  faciundis ,  curialis  Herculis,  Mommscn,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1852  p.  256); 
ferner  sacratus  Libero  et  Eleusinüs  hieroplianta,  an  Isis  u.  Osiris  (eine  mansio)  C.  I.  L.  6,  348; 
neocorus,  ,,was  freilich  ein  oft  vorkommender  I.  invicta  und  Serapis  353;  Serapis  u.  I.  3709; 
Titel,  aber  vorzugsweise  dem  Dienst  des  Sa-  invictus  deus  Serapis  u.  I.  regina  574  u.  add.; 
rapis  eigen  ist"  {Jahn),  tauroboUatus ,  pater  die  Widmung  eines  isQsvg  y.ava  KtXsvaiv  Us- 
patrum  oder  patrum  sacrorum  war,  s.  0.  John,  qäniSoq  C.  I.  Gr.  5994;  Widmungen  an  Sara- 
Btr.  üb.  d.  Verh.  d.  süchs.  Ges.  d.  W.  1851  pis  C.  I.  L.  6,  570  (von  Caracalla);  571;  572 
p.  338—342,  Beugnot,  Hist.  de  la  destruction  =  Jaf.  291,  98;  402  von  Scipio  Orfitus,  der 
du  paganisme  1  p.  442  ff.,  V.  Schultze,  Gesch.  295  n.Chr.  sich  einem  Taurobolium  vmterzieht; 
d.  Untergangs  des  griech.-rüm.  Heidentums  1  20  573  (S.  conservator);  707  (nebst  anderen  Gott- 
p.  231  ff.,  252,  Henzen,  C.  I.  L.  6  p.  398  zu  heiten);  C.  I.  Gr.  5993  =  Waddington,  Fasfes 
nr.  1779.  Eine  tieue  Gefährtin  fand  er  in  des  prov.  asiat.  p.  218,  178;  6002,  b.  Not.  d. 
seinen  Bestrebungen  an  seiner  edlen  Ge-  scavi  1879  p.  332  =  Bull.  Comun.  8,  1880  p. 
mahlin  Aconia  Fabia  Paulina,  welche  in-  13 f.  nr.  160;  5996  (freilich  Ungewisser  Her- 
schriftlich bezeichnet  wird  als  sacrata  apiid  kunft,.vgl.  Dessau.,  Bull.  d.  Inst.  1882  p.  155 
Eleusinam  deo  laccho  Cereri  et  Corae,  sa-  Note  1);  6002  (aus  dem  Jahre  299  n.  Chr., 
crata  apud  Laernam  deo  Libero  et  Cereri  et  auch  ungewisser  Herkunft,  aber  nach  Dessau 
Corae,  sacrata  apud  Aeginam  deabus,  tauro-  a.  a.  0.  u.  C.  I.  L.  14  p.  18  wahrscheinlich 
boliata,  Isiaca ,  hierophantria  deae  Hecatae,  aus  Rom;  dagegen  5999  gefälscht,  Mommsen 
G.  L  L.  6,  1780,  vgl.  1779  d,  Jahn  p.  340—341.  30  a.  a.  0.  p.  256,  Dessau  p.  155);  an  Apollo  Har- 
Der  Freund  des  Symmachns  Virius  Nicomachus  pocrates  (?)  C.  I.  L.  6,  31.  Von  Priestern  und 
Flavianus,  Konsul  im  Jahre  394,  suchte  nach  Er-  Eingeweihten  des  Kultus  erscheinen:  sacerdos 
mordung  des  Valentinian  II.  durch  Arbogastes  Isidis  et  ... .  C.  I.  X.  6,  466;  Isidis  Capitolinae 
unter  der  Herrschaft  des  Eugenius  den  alten  2247;  2248;  sacerdos  Isidis  reginae  megale- 
heidnischen  Kultus  wieder  in  Rom  zur  herr-  phorus  Eph.  epigr.  4  p.  302,  875;  propheta 
sehenden  Religion  zu  machen.  Das  Carmen  SAG;  naazofpögog&sag  NsLlcötiSog  EicLdog  ayvrjg 
Codicis  Parisini  8084  {Morel,  JRev.  arch.  17,  C.  I.  Gr.  6202,  Kaibel  586,  Eph.  ep.  4  p.  301 
1868  p.  451— 459;  18  p.  44-55,  de  Bossi,  Bull.  nr.  874;  sacrorum  Isidis  CLL.  6,  2224;  2245; 
di  archeol.  crist.  1868  p.  49— 58,  61—65,  Ellis,  2246  =  Lumhroso,  Rivista  di  jilol  1875  p.  188 
Journ.  of  pliil.  2  p.  66 — 80,  Mommsen,  Hermes  40  — 189;  fanaticus  ab  Isis  et  Seraj)is  2234;  Gal- 
4,  1870  p.  350—63,  Biese,  Antli.  Lat.  1  p.  13  lus  Diasuriaes  ab  Isis  et  Serapis,  Bull.  Comun. 
—  17  nr.  4,  E.  Bachrens,  Bh.  Mus.  N.  F.  32,  8,  1880  p.  9  nr.  152,  A,  Bull.  d.  Inst.  1880 
1877  p.  211—225,  vgl.  Schultze  1  p.  288  Anm.  3,  p.  65,  EjJi.  ep.  6,  300,  873;  sacerdos  Bubastium 
Allard,  L'art  paien  sous  les  emp.  chretiens.  C.  I.  L.  6,  2249;  Bubastiaca  3880.  C.  I.  Gr. 
Paris  1879  ]i.  136 — 147)  schildert  anschaulich  5995  u.  6656  b.  mit  vsco-Ao^og  und  CsQOKOfiog 
'ce  curicux  revival  paten'' ,  wie  eine  dreimonat-  des  Sarapis  sind  geftllscht,  Mommsen  a.  a.  0. 
liehe  Lustration  angestellt  (v.  28,  29),  aus  Etru-  p.  256f. ;  zweifelhaft  ob  auf  Isis-Kult  bezüg- 
rien  Wahrsager  berufen  (v.  50),  der  Florakultus  lieh  ist  Not.  d.  sc.  1877  p.  82,  Bull.  Comun. 
erneuert  (v.  112—114),  die  Feste  der  Isis  mit  1877  p.  6,  1,  Eph.  ep.  6,  271,  767.  Grab- 
Pomp  gefeiert  wurden  (v.  98  — 101,  J-ZZarcZ  50  Inschriften  mit  der  Formol  5oi[r/]  (joi  b  "OaiQig 
p.  140),  wie  Flavianus  sich  des  Nachts  in  den  xo  ibvxQov  vöcoq  C.  I.  Gr.  6562;  £vipv%{£)i 
Tempel  des  Sarapis  begab  (v.  91,  ^^/fHYZp.  140),  iista  rov  Van'QiSog  6650;  vgl.  6256  u.  6267; 
wie  er  sich  in  den  Mithraskult  einweihen  liefs  Altäre  mit  Sistrum  Gruter  p.  82,  3  u.  4. 
(v.  47),  dem  Taurobolium  sich  unterzog  (v.  Über  die  HeiligtiJmer  in  der  2.,  3.,  5.,  6., 
57 — 62);  wie  ein  Teil  der  römischen  Aristo-  [8.],  9.  u.  12.  Region  s.  Lafaye  p.  200—228 
kratie  bei  den  Megalensia  dem  Löwengespann  u.  Add.,  Gilbert  p.  112,  Preller-Jordun  2^  p. 
der  Cybele  folgte  (v.  103 — 109).  ü ach.  Schultze  380  Anm.  3;  über  den  Kult  auf  dem  Capitol 
p.  288  gehört  in  diese  Zeit  auch  das  aus  85  auch  Bücheier,  Bh.  Mus.  N.  F.  19,  1864  p.  639 
Hexametern  bestehende  Gedicht  ad  stnntorem  nach  einem  Scholion  zu  Vergil  Aen.  2,  714; 
ex  Christ,  rdigione  ad  idolorum  servitutem  con-  60  über  das  Heiligtum  der  9.  Region  (Marsfeld) 
versum  in  den  Opp.  Cypriani  ed.  Ilartel.  Gilbert  p.  llOf.  Anm.  2,  Lanciani,  Le  recenti 
Appendix  j).  302  ff.,  welches  einen  vor  einigen  scoperte  dcW Isco  Cuinpensc  descritte  ed  illustrate. 
Jahren  zum  Christentum  übergetretenen  Se-  Roma  1883  {Estr.  dal  Bull.  Comun.),  Burnabei, 
nator  tadelt,  dafs  er  reuig  sich  dem  Kultus  Academy  1883  July  1,  7,  Aug.  18,  Marucchi, 
der  alten  Götter,  besonders  der  Isis  („Göttin,  Nuova  antologia.  2*^=*  serie  vol.  40.  1883  p.  160 
ich  habe  gesündigt,  vergieb,  ich  bin  zurück-  —166,  494 — 504;  über  die  Feste  Mommsen, 
gekehrt"),  wieder  zugewendet  hatte.  Freilich  C.  L  L.  1  p.  387  ff.  Aus  Mangel  an  Raum 
machte  der  siegreiche  Theodosius  dem  Triumph  verzeichne  ich  nicht  die  Unzahl  der  bildlichen 


409              Isis  (Kult  in  Ostia  etc.)  Isis  (Kult  in  Praeneste  etc.)         410 

Denkmäler,  welche  der  Boden  Roms  geliefert  hach,  D.   Dianaheiligtum   in  Nerni,     Verli.   d. 

hat;  einiges  davon  findet  man  bei  Lafaye  pas-  40.    Vers,  deutscher  Fhilol.    p.  147  —  164)   ent- 

sim;   die   Thonstempel   mit  Nameu   von  Frei-  hält  C.  I.  L.  14,  2215.    Isispriester  kennen  wir 

gelassenen  der  Domitier  u.  Sistrura  bei  Desce-  aus  Privemum   C.  I.  L.   10,  6445;    Tuscu- 

mtt,  Inscr.  doliaires  latines  nr.  72,  73,  74,  87,  lum,    C.  I.  L.  14,  2589;    Tibur   C.  I.  L.  14, 

103;  Bleitesseren,   meist   aus  dem  Gebiet  von  3633,  an  dessen  Heilquellen  nach.  F.  Gori,  Arch. 

Rom  und  den  Städten  Latiums  mit  ägyptischen  stör.  art.  e  lett.   vol.  3  p.  335   eine  Statue  der 

Darstellungen    u.    a.    bei   Garriicci,    I  jyiomhi  Isis    gefunden    sein   soll  und   in  dessen   Nähe 

ant.    racc.    dalVAUicri    p.  66,  67,  69,  75,   79,  Hadrians  Villa    stand  mit   Canobus   {Spart,  v. 
88,  91,  92.                                                                  10  Hudr.  c.  26)  und  einer  Unzahl  Nachbildungen 

Natürlich  war  Roms  Hafenstadt  Ostia  mit  ägyptischen  Stils  {WincJielmann,  Sämtl.  Werke 

Portus  dem  ügyptischenGottesdienst  in  hohem  6   p.  279ff.,    Gregorovius,    Gesch.   d.    r.    Kais. 

Mafse  ergeben.     Isis  hatte  ihr  Hauptheiligtum  Hadriun  p.  222  ff. ,   JSihby,   Descr.    della   villa 

in  Ostia,    Sarapis   das   seine  in  Portus,  C.  L.  Adriana.  Roma  1827,  Beschr.  d.  Stadt  Rom  3, 

Visconti,   Ann.  d.  Inst.  1868  p.  381,    Dessau,  1   p.  146),    darunter  auch    Darstellungen    der 

C.   I.  L.   14  p.   18,    Gatti,   Bull.  Comuu.   1886  Isi^,  Lafaye  p.  244,  280f.  nr.  57-60  (Statuen); 

p.    175.     L.    Valerius     Firmus     war     zugleich  Mem.   per  le   helle  arti   1788   p.  Gl,    Welckers 

sacerdos    Isidis    Ostensis    et    M(atris)    D(eum)  Ztsclir.  f.  Gesch.  u.  Ausl.  d.  a.  Kurist  1  p.  291 

Trastib(erinae)  d.  h.  der  Cybele  in  Portus,  C.  nr.  2    (erhabene  Mosaikarbeit)    u.   des  Harpo- 
I.  L.  14,  429;   einen   anderen  sacerdos  I:^i(dis  20  krates,    Lafaye  p.   282,  65,   Chirac  4  PL  763, 

Ostensis)  lehrt  kennen  CLL.  14,  437;  einen  1876,  Moniagnani-Mirahili  2  tav.  72  p.  14 — 16, 

sacerdos    san  tae    reginae    iudicio    maiestatis  Beschr.  d.  St.  Rom  3,  1  p.  238  nr.  35,  Winclcel- 

eius  electus  Anubiacus  G.  I.  L.  14,  352;  die-  mann  9  p.  312,  Fea,  Mise.  crit.  1  p.  CLX,  87. 

selbe  Inschrift  u.    C.  L.  L.    14,   343  je   einen  Cultores  Isidis  giebt  es  in  Atina  C.  I.  L.  10, 

Isiacus;  Ejih.  ep.  7  p.  356,  1194  einen  Isiacus  5049;  ein  collegium  Lidis  in  Ateruum  vicus 

et  Anubiacus,  der  der  Isis  regina,  der  restitu-  (Pescara)  im  Vestinergebiet,  C.  L.  L.  10,  3338. 

trix  salutis  suae  eine  Bildsäule  des  Mars  weiht.  Praeneste,  bekannt  durch  seine  phöniko- 

In  der  zu  Portus  gefundenen  Inschrift  C  1.  L.  ägyptischen  Altertümer  {Fernique,  Etüde  sur 

14,  18  errichtet  ein  sac(erdos)  deae  Isidis  und  Freneste   p.    170    nr.    11;    p.    174    nr.  4,  5,  7; 
die  übrigen  Isiaci  ein  magar(um)  u.  zwei  Frauen  30  p.  176  nr.  22;  p.  178,  p.  180;   Fabiani,  Bull. 

erweitern  dasselbe,  CLL.  14,  19.    Eine  Isiaca  d.  Inst.  1881   p.  83;    Not.  d.  sc.  1876  p.  40— 

tritt  uns  entgegen  302  und  nach  den  Reliefs  zu  41,  113—126;  Helhig,  Ann.  d.  Inst.  1879  p.  5  — 

urteilen  auch  1044;  eine  Bubastia,  die  der  Isis  18,  Fabiani  ebenda  p.  18-23},  seine  Obelisken 

Bubastis   eine   silberne  Venusstatue,  weiht  21  {Zoega,  De  orig.  et  usu  ob.  p.  83 — 84,  Not.  d. 

u.  add.     Die  Weihung  einer  ara  an  sancta  Isis,  sc.  1881  p.  247,  Marucehi,  Bull.  d.  Inst.  1881 

numen  Serapis  sanctum,  Silvanus,  Lares  meldet  p.  255—256,  1882  p.  248—252),  seine  Mosaik 

20.    Ein   Schiff  führt   nach   der   seewaltenden  mit  ägyptischen  Landschaftsscenen  {Lumbroso, 

Göttin  den  Namen  Isis  Giminiana  2028.     Die  Roma  e  VEgitto   cap.  2.   Rappr.   di  cose  nilo- 

auf  die  Neokoren  des  grofsen  Sarapis  in  Por-  tiche   Musuico  di  Ralestrina  p.  11—18),  hatte 
tus  bezüglichen  Inschriften  hat  Dessau,  Bull.  40  nach  C.  I.  Gr.  5998,  C.  I.  L.  14,  2901,  Fer- 

d.  Inst.  1882  p.  152-156  =  C.  I.  L.  14,  188,  nique  p.  118  nr.  1    einen  Tempel  des  Sarapis 

47  u.  p.  18  zusammengestellt.    Eine  griechische  und  seiner  Gvvvaoi  %£oi;  auch  wurde  dort  eine 

Widmung  an  dieselbe  Gottheit  u.  die  ovvvaot  Statue  der  Isityche  der  Fortuna  Primigeaia  ge- 

%£0i  giebt  Gatti,  Bull.  Com.  14,  1886  p.  173—  weiht,  C.  I.  L.  14,  2867,   Marucchi,   Bull.  d. 

180,  1207.     Cultores    Serjapis    will    Lanciani,  Inst.  1881  p.  253.    Weihinschriften  an  Sarapis 

Bull.  d.  Inst.  1870  p.  21  in  der  von  ihm,  ab-  hat  man  auch  aus  Cercatae  Mariana e  (Ca- 

weichend  von  Dessau,  für  eine  Widmung  an  samare),  C.  I.  i.  10,  5780  u.  Auximum  CLL. 

Isis  und  die  Mater  Deum  gehaltenen  fragmen-  9,  5824.     Nach    Marangoni  p.  283    und  Lisi, 

tarischen  Inschrift  C.  I.  L.  14,  123  entdecken.  Historia  Sorae.  Roma  1728   (citiert  von  Nico- 

Ferner    haben    wir   Widmungen    an   Isis    und  50  lucci,   Not.  d.   sc.  1880  p.  391)   hatte  Serapis 

Sarapis  aus  Marino  (zwischen  Bovillae,  wo  einen  Tempel   in   Sora;    ein   Bronzeplättchen 

eine  Kolossalbüste  des  Sarapis,  Ooerbcck,  Zeus  mit  der  Aufschrift  HM6T6PI-0I1A6IC6  C6PATT 

p.  307  nr.  1  u.  ein  Thongefäfs  mit  eingepräg-  ist  inVelitrae  gefunden,  Cardinali,  Iscr.  ant. 

tem  Sistrum,   Fabretti,   Inscr.   quae   in  aedib.  Velit.  p.  181,  Cl.  5,  115,  Franz,  Elem.  ep.  gr. 

paternis   asserv.    p.  491,    gefunden    sind,    und  p.  371,  Doc.  ined.  p.s.  a.  st.  d.  Mus.  d'Italia  3 

Castrimoenium)  C.  I.  L.  14,  2427;  Nomen-  p.  480,  Xdiv.  nr.  3  (vgl.  1  p.  350  §  25  nr.  249; 

tum  (La  Mentana),  C.  I.  L.  14,  3941;  Forum  p.  380  §  52  nr.  251).     Die  von  Gruter  p.  85,  8 

Novum  (Vescovio  im  Sabinerland)  C.  I.  L.  9,  u.  Orelli   1887   verzeichnete  Weihinschrift   an 

4772;    an    Isis    aus    Terracina,    C.  I.  L.  10,  Sarapis    aus   Cures   ist   gefälscht   C.  I.  L.  9, 

6303,    de  la  Blanchere,    Terracine.   Paris  1884  eo  2^aZs'/e  456*;  die  von  Ore//i  2308  nach  Reate 

p.  116;  Aquinum  C.  I.  L   10,  5387;  Telesia  gewiesene  Inschrift  gehört  nach  Rom,  CLL. 

C.  I.  L.  9,  2196;  Corfinium  C  L.  L.  9,  3144;  6,2244.    Aus  der  Sabina  stammt  eine  Lampe 

Asculum  Picenum  C.  I.  L.  9,  5179.    Bilder  mit  den  Büsten   des  Sarapis  und   der  Isis  als 

des  Sarapis   und   der  Isis  werden  gestiftet  in  AA6EIKAK0I,   Bull.   d.   Inst.    1862    p.  35;    aus 

Aequiculi  C  I.  L.  9,  2196;  ein  Verzeichnis  Pratica    eine   grüne    Porzellanfigur    der   den 

der   in   die  Heiligtümer   der   Isis  u.   Bubastis  Horus    säugenden    Isis,    Lafaye  286,  80;    aus 

geweihten  Gegenstände   aus  dem  Dianaheilig-  Circeji     ein    Canopus     aus     grünem    Basalt, 

tum   von  Nemi   (vgl.   über  dasselbe  0.  Rofs-  WincMmann  3  p.  218,  Beschr.  d.  St.  Rom  3, 


411  Isis  (Kult  in  Etrurien  etc.) 

2  p.  522,  Fea,  Indic.  ant.  per  la  villa  suburhana 
dell  Em.  Casa  Älbani  ed.  2^  nr.  586.  Über 
Anubiskult  in  Antium  s.  ob.  1  Sp.  2306. 

Etrurien,  das  besonders  in  den  Nekro- 
polen  von  Cervetri  und  Vulci  reiche  Fund- 
stätten phöniko-ägyptischer  Altertümer  besitzt, 
schlofs  sich  in  der  Kaiserzeit  von  der  Ver- 
ehrung der  Isis  und  des  Sarapis  nicht  aus. 
Aus  Falerii,  wo  einst  Rutilius  Numatianus 
an  der  Festfeier  des  'renovatus  Üsiris'  teil- 
nahm {de  reditu  suo  vs.  371  ff'.),  wo  eine  Bronze- 
statuette der  Isis,  De  Witte,  JDescr.  de  la  coli, 
d'ant.  de  M.  Beugnot  p.  127  nr.  377  und  des 
stehenden  Sarapis,  Michaelis,  Anc.  Marhles  in 
Great  Britain  p.  600  nr.  4  gefunden  wurde, 
ist  inschriftiich  ein  sacerdos  Isidis  et  Matris 
Deum  bezeugt  CLL.  11,  3123.  In  Florenz 
wurden  gefunden  'nel  farsi  il  nuovo  convento 
de'  padri  delV  oratorio  diS.  Firenze^  die  Marmor- 
basen C.  L.  L.n,  1577  —  1586  mit  Weihiaschrif- 
ten  an  Isis  regina;  u.  hinter  der  Kirche  des  h. 
Blasius  ein  Marmorkopf  des  Sarapis,  Gori,  Lnscr. 
ant.  quae  in  Etruriae  urbibus  extant  3  p.  312; 
in  Faesulae  zwischen  der  Kirche  des  h. 
Alexander  u.  dem  Seminar,  vermutlich  an  der 
Stelle  des  Iseums,  die  Inschriften  C.  L.  Lj.  11, 
1743  geweiht  dem  Dominus  Osiris  und  1544 
geweilit  der  Domiua  Isis  Taposiris;  zu  beiden 
gehörten  Statuen;  __die  zu  1544  gehörige  der 
sitzenden  Isis  mit  Ähren  und  Situla  ist  bis  auf 
das  Haupt  und  den  1.  Arm  vollständig  er- 
halten, s.  Gamurrini,  Not.  d.  sc.  1883  p.  75  — 
76,  Barnabei,  Academy  1883,  March  31.  In 
Perusia  scheint  sich  ein  ministerium  Isidis 
befunden  zu  haben,  C.  L.  L.  11,  1916  p.  353. 
Aus  anderen  Orten  sind  wenigstens  Funde  von 
Denkmälern  zu  verzeichnen,  so  aus  Caere 
eine  Keliefplatte  mit  Isis  auf  dem  Siriushund, 
Matz  u.  V.  Biihn,  Ant.  Bildw.  in  Born  3  p.  48 
nr.  3534;  Lafaye  290,  93  u.  Mel.  d'arch.  et 
d'hist.  1,  1881  p.  192—214,  PI.  6;  aus  Pisa 
ein  Marmorkapitäl  mit  Acanthusblättern  und 
Victorien,  zwischen  denen  Harpokrates  her- 
vorragt, mit  einem  gleichen  den  lupiter  dar- 
stellenden im  vorigen  Jahrh.  an  der  Aufseu- 
wand  der  Kirche  des  h.  Felix,  Gori  a.  a.  0.  2 
p.  2,  jetzt  an  der  Fa^ade  eines  Privathauses 
angebracht,  Chanot,  Gaz.  arch.  1877  PI.  29,30 
p.  184—185,  Lafaye  p.  269,  16,  Thedenat,  Bull, 
de  la  soc.  nat.  des  ant.  de  Fr.  1883,  3®  livr., 
Eev.  d.  Bev.  8  p.  207.  Nach  einer  Notiz 
de  Wittes  aus  dem  Jahre  1838  gab  es  an  dem 
Hause  noch  vier  andere  Kapitaler  mit  den  Bil- 
dern von  Isis,  Ceres,  Minerva  und  Venus.  Un- 
weit Cosa  wurde  ein  Sistrum,  Bull.  d.  Lnst. 
1829  p.  7,  1830  p.  254;  Micali,  Mon.  ined. 
p.  109  tav.  17,  10,  Dennis,  D.  Städte  u.  Be- 
gräbnisplätze d.  alten  Etr.  2  p.  537  Anm.  5; 
in  Veji  eine  Votivhand  mit  Surapisbüste  ge- 
funden, Becker,  Drei  röin.  Votivhände  p.  8  nr.  11. 

In  Forum  Popili  in  der  Eomagna  war 
Fullonia  TertuUa  in  den  Isisdienst  eingeweiht, 
C.  I.  L.  11,  574;  nach  Marangoni  p.  274  be- 
hauptet Matteo  Vecchiazsani  in  der  Geschichte 
von  Forlimpopoli  p.  1  1.  3,  dafs  Bischof  Rufi- 
lius  den  Isistempel  daselbst  der  Vergine  An- 
nunciata  geweiht  habe.  Die  Spuren  des  ägyp- 
tischen Kultus  in  Bononia,  Mutina,  Veleia 


Isis  (Kult  in  Helvetien  u.  Gallien)      412 

und  Regium  Lepidum,  sowie  im  transpada- 
nischen  Oberitalien  habe  ich  in  meinen  Myth. 
Bcitr.  1  p.  6 — 8  gesammelt.  Die  einschlägigen 
Inschriften  von  Bononia,  wo  die  Kirche  des 
h.  Stephanus  nach  Massimi,  Bologna  Perlu- 
strata  p.  312  bei  Marangoni  p.  270  an  Stelle 
des  Iseums  stehen  soll,  sind  verzeichnet  C.  1.  Lj. 
11,  693-695;  Orelli  231b  gehört  nach  G.  L.  L. 
11,  819   nach  Mutiua,    wo   auch   die   an   die 

10  Auxilia  gerichtete  Weihinschrift  C.  L.  L.  10, 
816  (vgl.  Apul.  met.  11,  10)  gefunden  ist;  die 
Inschrift  von  Veleia  C.  L.  L.  11,  1160. 

In  der  Schweiz  kennen  wir  die  Errichtung 
eines  Isistempels  in  Aquae  aus  einer  Inschrift 
von  Wettingen,  Orelli  457  u.  lnscr.  Helv.  nr.  264, 
Mitt.  d.  ant.  Ges.  in  Zürich  2,  1844  p.  167, 
Keller  ebenda  12  p.  300,  Mommsen,  Lnscr.  con- 
fed.  Helv.  lat.  nr.  241 ,  Schaa  ff  hausen,  Bonner 
Jahrbb.   H.  82.   1886  p.  214.     Funde   von   Sta- 

20  tuetten  der  Isis  weiden  verzeichnet  aus  der 
Gegend  von  Aar  au  (mit  Horos,  Bronze),  Arch. 
Zeit.  1880  p.  39,  vgl.  Bernoulli,  Mus.  in  Basel 
p.  61  zu  nr.  206;  Vindonissa,  wo  auch  ein 
Agath  Onyx  mit  dem  Kopfe  des  Sarapis  ge- 
funden wurde ,  Haller  v.  Königsfelden,  Helvet. 
unt.  d.  Römern  2  p.  385,  402;  vgl.  auch  Keller, 
Miit.  15  p.  158  nr.  7,21  Taf.  11;  Aventicum, 
H.  Hagen,  Aventikum  (S.-A.  aus  den  Alpen- 
rosen) Bern  1876  p.  27;    Äugst    (mit  Horos, 

30  Bronze),  BernouUi  a.  a.  0.  p.  61,  206,  welcher 
von  ebendort  verzeichnet  die  Bronzestatuetten 
des  Amor  mit  harpokratesartig  zum  Kinn  er- 
hobener R.  p.  52,  147,  des  Osiris  61,  204,  einer 
Statuette  im  ägypt.  Stil  61,  208,  einer  mumien- 
artigen Figur  62,  209,  sowie  die  Statuetten 
eines  Verstorbenen  als  Osiris  in  blauem  Thon- 
schmelz  62,  213;  63,  218.  Die  Bronzestatuette 
der  'Isis  mit  dem  Modius  bedeckt,  in  etrus- 
kischem  Stil'  auf  dem  Mont  Joux,  H.  Meyer, 

40  Mitt.  13  p.  126  hat  mit  der  ägyptischen  Göt- 
tin nichts  zu  thun;  dasselbe  gilt  von  einem 
von  Keller,  Mitt.  15  p.  157  Taf.  4,  6  als  '^Kopf 
einer  Statue  der  Isis  aus  Sandstein'  mitgeteilten 
weiblichen  Porträtkopf  aus  Steinegg  imThur- 
gau,  s.  Benndorf,  D.  Ant.  v.  Zürich,  Mitt.  17 
p.  128  nr.  9.  Der  angebliche  Isistempel  auf 
dem  Isenberg  bei  Ottenbach  im  Kanton  Zü- 
rich ist  nach  F.  Keller,  Mitt.  15  p.  109  f.  eine 
Villa;  den  Fund  einer  Gemme  mit  Sarapiskopf 

50  zwischen  Victorien  bei  Zürich  verzeichnet 
Thioly,  Schweiz.  Anz.  1870  p.  154,  Arch.  Zeit. 
1871  p.  12*. 

In  Gallien  fanden  sich  zahlreiche  Reste 
des  fremden  Kultus  in  Massilia,  so  Inschrift 
eines  profeta,  C.  L.  L.  12,  400  add.,  Camille 
Jullian,  Bull,  epigr.  de  la  Gaule  6,  1886  p.  117 — 
127 ,  Isisstatae ,  gefunden  in  den  Trümmern 
eines  Isistempels  (?),  Jullian  p.  124,  Basrelief, 
darstellend  Isis  mit  Füllhorn,  Siriushund  und 

GO  nicht  zu  deutender  Persönlichkeit  (Anubis?), 
ein  Schiff  rettend,  p.  124,  Bronzebüste  des  Sa- 
rapis p.  124,  Bronzestatuette  des  Harpokrates, 
Grivaud  de  la  Vincelle,  Bec.  de  nionum.  ant. 
decouv.  dans  l'anc.  Gatde  2  p.  242  PI.  30,  4, 
'wn  cornet  ä  jouer  aux  des  dont  une  face  pre- 
sente  la  figure  du  dieu  eg.  Harpocrate' ,  Jullian 
p.  124;  sowie  inNemausus,  wo  sich  inschrift- 
lich ein  Tempel  der  Isis  und  des  Sarapis  mit 


413 


Isis  (Kult  in  Gallien) 


Bildern  dieser  Gottheiten,  C.  I.  L.  12,  3058, 
Widmungen  an  Isis,  3059;  3060;  4069  (u.  an 
Luua);  eine  Isispriesterin  3224  n.  add.;  und 
Anubiaci304:3  nachweisen  lassen.  Weihinschrif- 
ten  an  Isis  sind  auch  gefunden  in  Mous  Se- 
leucus  C.  I.  L.  12,  1532;  Dea  Augusta 
Vocontiorum  (Die),  1562;  Gratianopolis 
2217,  vgl.  2215;  Sextantio  4184;  Soissous, 
Orelli  1877,  Cli.  Sohert,  Epigr.  gallo  roin.  de  la 
MoscUe  1  p.  29  (u.  an  Sarapis);  angeblich  auch  lo 
in  Tolosa,  Orelli- Henzen  5856  (aber  nicht  im 
G.  I.  L.)\  u.  Lyon,  Lafaye  p.  162,  aber  aus 
lieinesius  289  ^ex  scliedis  Langermanni^ ;  sicher 
nicht  der  Isis  ist  geweiht  die  von  Lafaye  a.a.O. 
für  Langres  citierte  Inschrift  Gruter  84,  5. 

Pastophoren  und  ein  Pausarius  der  Isis  sind 
nachweisbar  in  Arelate,  C.  I.  L.  12,  714  fr. 
10  et  11,  734  (über  dessen  Obelisk  s.  Zoega, 
de  or.  et  u.  oh.  p.  87);  ein  Anubofoius  in 
Vienna,  C.  I.  L.  12,  1919  p.  219;  eine  mater  20 
sacroium  in  Vesontio,  Lafaye  p.  162,  nach 
Eeinesius  p.  362,  14,  Orelli  2313,  wo  auch  eine 
bronzene  Isisstatuette  gefunden  ist,  Coli.  L. 
Grcau,  Bronzes  ant.  p.  237  nr.  1112,  Bronze 
Statuetten  der  Isis-Fortuna  hat  man  aus  Lyon, 
Grivaud  de  la  Vincelle  2  PI.  19,  4  p.  183,  185, 
in  dessen  Nähe  auch  ein  Thongefäfs  mit  den 
Büsten  des  Sarapis  und  der  Isis  gefunden  ist, 
s.  3Iyth.  Beitr.  1  p.  14;  eine  silberne  geflügelte 
Isis-Fortuna  aus  Südfrankreich  wird  verzeich-  30 
net  bei  Dubois,  Descr.  des  ant.  faisant  partie 
des  coli,  de  M.  le  cointe  de  Pourtales- Gor  gier. 
Paris  1841  p.  114  nr.  612,  Qat.  des  objets  d'nrt. 
eompos.  les  coli,  de  feu  le  comtc  de  PourtaUs- 
Gorgier.  Paris  1865  p.  122  nr.  631,  Vente 
Charvet.  Paris  1883  p.  171  nr.  1831.  Die  an- 
gebliche Isis  aus  Bronze  von  Toulouse,  Bev. 
arcli.  1846  p.  576 — 582  stellt  wohl  ebenso 
wenig  diese  Gottheit  dar,  wie  die  bei  Bolard 
im  Flufsgebiet  der  Saone  gefundenen  Thon-  40 
figuren,  Arcli.  Anz.  1866  p.  166*,  Bev.  Ärcli. 
1866,  1  p.  71.  Die  Echtheit  eines  in  Toulouse 
gekauften  Bleigefäfses  mit  Harpokrates  u.  Isis- 
Hygieia  in  Basrelief  wird  von  Hirsclifeld,  C. 
I.  L.  12,  Falsae  323  nicht  anerkannt,  von 
Lebegue,  Bull,  epigr.  4,  1884  p.  16  —  18,  Bev. 
Arch.  ser.  12,  1888  p.  140—143  verteidigt.  Das 
Isisbild  in  der  Abtei  St.  Germain  des  Prez 
wurde  1514  durch  Kardinal  Bri^onnet  zerstört, 
Spon,  Beck.  cur.  p.  302  —  306,  Patin,  Impp.  50 
Born.  num.  1671  p.  483,  Tristan,  Gomm.  hist. 
3  p.  735,  Morellius  zu  Statins  Silvae  ed.  Eme- 
ricus  Cruceus.  Paris  1618.  4".  p.  337  f,  Schöpflin, 
Alsatia  ill.  1  p.  498  u.  Note  k,  Piper,  Mythol. 
d.  cTiristl.  Kunst  p.  55,  Farbiger  3  p.  219  Anm. 
36,  Beichel  p.  41;  vgl.  sontt  für  Isiskult  in 
Paris  die  bei  Lafaye  p.  163  citierten  Autoren 
u.  Deal,  Diss.  s.  les  Parisii  ou  Parisiens  et 
sur  le  cidte  d'Isis  chez  les  Gaulois.  1826;  über 
einen  Thalamaphoros  und  ägyptischen  Priester,  60 
gefunden  'dans  les  fondations  de  Veglise  Saint- 
Eustaclie  ä  Paris''  Clarac  5  p.  300  f.  nr.  2553, 
2558,  3  PI.  335,  404.  Eine  eherne  Sarapis- 
statuette aus  Gernay-les-Reims  (Marne) 
wird  besprochen  Soc.  nat.  des  ant.  de  Fr. 
seance  du  28  avril  1886,  Bev.  Arch.  1886,  7 
p.  368;  Bull.  mens,  de  Vac.  des  inscr.  seance 
du   14  mai  1886,    Bev.  Arch.  1886,   8   p.  104. 


Isis  (Kult  in  Germanien  etc.)         414 

Harpokratesstatuetten  sind  gefunden  worden 
bei  Narboune,  Grivaud  de  la  Vincelle  2  p.  37 
PI.  4,  3;  in  Sedan,  Grivaud  2  p.  38  nr.  4 
PL  4,  4;  au  der  Nordwestspitze  von  Loc- 
mariaker  im  Departement  Morbihan  (über 
dessen  sonstige  angeblich  ägyptischen  Alter- 
tümer vgl.  Antiquites  egyptiennes  dans  le  depart. 
du,  Morbihati.  Vannes  1812.  Fol.),  Caylus,  Bec. 
d'ant.  6   p.  378  PI.  119,   Grivaud  2   p.  37,    A. 

Andre,  Cat.  rais.  du  mus.  arch.  et  de  ceram 

de  la  ville  de  Bcnnes.  Rennes  1876  p.  121  nr. 
531;  in  Corseul,  Andre  p.  21  nr,  14;  in  Dijon, 
Coli.  L.  Greau,  Bronzes  ant.  p.  199  nr.  948 
PI.  20,  2.  Über  Anubis  s.  oben  1  Sp.  2307; 
über  Leichensteine  mit  Sistren  in  Lothringen 
Lafaye  p.  162;  über  ein  Relief  aus  Lorry- 
Vigneules,  das  angeblich  Isis  nebst  Horus, 
Schlange,  Ibis,  Widder  u.  Gans  darstellen  soll, 
Victor  Simon,  Notice  sur  un  monument  de  la 
deesse  Isis,  Extr.,  des  Mem.  de  l'Aead.  nat.  de 
Metz,  1851—52  p.  1—7  Fig.  1  —  3;  über  sonstige 
ägyptische  Funde  Lafaye  p.  162  —  164  u.  add.; 
Ch.  Bigarne,  Considerations  sur  le  culte  d'Isis 
chez  les  Eduens  Beaune  1862;  Fr.  Lenormant, 
Bull.  Comun.  5,  1877  p.  10;  Noettas,  Bull.  arch. 
du  comite  des  trav.  hist.  et  scientif.  1886  nr.  3, 
Bev.desrev.  11  p.  221  (Roanne);  über  einen  an- 
geblichen Isistempel  in  Rennes  Toulmouche, 
Hist.  arch.  de  Vepoque  gallo-rom.  de  la  ville  de 
Bennes.  Rennes  1847  p.  287  Note  2  p.  296—297. 

Noch  sei  erwähnt,  dafs  auf  Münzen  des 
Postumus  Sarapis  als  Comes  Augusti  erscheint, 
Cohen  6-,  55,  357—360,  de  Witte,  Bech.  s.  les 
empereurs  qui  ont  regne  dans  les  Gaules  au 
III^  siede  de  l'ere  chretienne  PI.  18  p.  71  —  72 
nr.  294 — 296,  und  dafs  Venantius  Fortunatus 
den  Dämon,  welcher  die  Ruhe  des  h.  Martin 
von  Tours  gefährdete,  auch  die  Gestalt  des 
Anubis  (nunc  se  mentitus  AnubemJ  annehmen 
läfst,  Venant.  Fort,  de  v.  s.  Mart.  ed.  Brouve- 
verus.  Moguntiae  1617.  4**.  p.  296. 

Über  die  Verehrung  der  ägyptischen  Gott- 
heiten in  Rätien,  Noricum,  Pannonien, 
Dalmatien,  Dacien,  Mösien,  Thracien 
und  Macedonien  handelt  das  1.  Heft  meiner 
Myth.  Beitr.  'Der  Kultus  d.  Ag.  Gottheiten  in  d. 
Donauländern'' .  Leipzig  1890;  über  den  Isiskult 
in  den  Rheinlanden  H. Schaaffhausen, Bonner 
Jahrbb.  Heft  76,  1883  p.  31-62  Taf.  1,  vgl 
H.  86,  1888  p.  285,  A.  Wiedemann  ebenda  H.  78, 
1884  p.  84—125,  H.  83  p.  247— 251,'  H.  88  p. 
238 — 241  (Fund  einer  Apisstatuette  in  Köln), 
über  die  Isis-Verehrung  an  der  Mosel  Arnoldi 
ebenda  H  87,  1889  p.  33—52;  erwähnt  sei 
auch  ein  Bronzesistrum  aus  Heddernheim 
im  Mainzer  Museum,  C.  I.  Bh.  1485;  ein  Stein- 
relief des  Sarapis  in  Medaillonform  aus  einem 
der  Rheinbrückenpfeiler  zu  Mainz,  erwähnt 
von  Schaaffhausen,  Jahrbb.  H.  53/54,  1873  p.  116, 
/.  Becher,  Castellum  Mattiacorum  d.  röm.  Kastell 
p.  93  Anm.  24,  W.  Hein,  Abbild,  v.  Mainzer 
Altertümern  6  p.  6  nr.  3 ;  ein  Canobus,  Fuchs, 
Alte  Gesch.  von  Mainz  1,  1771  p.  73—75, 
Kupfertafel  7  nr.  37,  J.  Chr.  Wagner,  Hdbuch 
d.  vorz.  in  Deutschi.  entd.  Altert,  aus  heidn. 
Zeit  p.  414  Fig.  738  aus  Mainz;  ebendaher 
ein  angeblicher  Apis  von  Bronze,  Wagner 
p.  314  Fig.  739;  ein  Thonflgürchen  aus  einem 


415         Isis  (Kult  in  Germanien  etc.)  Isis  (Kult  in  Britann.,  Hispania  etc.)     416 

Grabe  der  Umgegend,    gegen  dessen  Bezeich-  in  Neclerland,  Belgie  etc.  gevonden  romcinsche, 

nung   als    Isis    mit   Apis    bei    Wagner   p.  414  germaansche  of  gaUisclie  oudlieden.  Leyden  1845 

Fig.  740  sich  mit  Recht  J.  Freudenberg,  Jahrhh.  p.  60    mit   einem   Fragezeichen   versehen ;    die 

H.  18  p.  104,  117  erklärt;  ägyptische  Idole  in  Sarapis  Isis -Inschrift    von    Voorburg    OrelU 

Göttweig,  die  nach  v.  Sacken,  Arch.  ^]'^eg^veiser  1891,  Steiner  1468  ist  unecht,  C.I.Rh  p.  395,  5. 

durch  Niederösterr.  2   p.  145,  vgl.  39   vermut-  Die  'Isis'  an  einem  Altar  zu  H  eifert,  WiWie- 

lich  durch  den  Abt  Gottfried  Bessel  von  Mainz  mius,   Luciliburgcnda  p.  287   Fig.  363   PI.  83, 

dorthin  gebracht  sind,  ohne  dafs  freilich  sich  Engling,  Publ.  de  Ja  soc.  p.  l.  rech,  et  la  cons. 

ihr  Fundort  feststellen  läfst;  eine  Statuette  d.  mon.  hisf.  dans  le  Grand-  duche  de  Luxcm- 
der   Isis    und   eine  des   Apis   von   Bronze   aus  lo  bourg  10   p.  71  nr.  13,   16  p.  95,    Van  Dessel, 

Bingen:    L.   Lindenschinit ,    Bingen  zur   Zeit  Topogr.    des   voies   rom.  de  la   Behjique  p.  60, 

der  Bömer  p.  315;  Aphroditestatuette  mit  (auf  Beuvcns,  Leenians,  Janssen  a.a.O.  p.  38  stellt 

der  Tafel  freilich  nicht  sichtbarem)  Isiskopfputz  sicher  diese  Gottheit  nicht  dar;  ebenso  wenig 

aus  Rückingen:  A.  DuncJccr,  D.  Bümerkastell  wie  der  'Canopus'   von  Gerouville,   WiJthe- 

u.  d.  Totenfcld  in  der  Kinzigniedcrung  bei  iniufi  p.  310,  J.  Felsenhart,  Le  Luxembourg 
Bäckingen.   Hanau  1873  p.  21  h,  p.  41  Taf.  2,     .  Bdge.   Bruxeiles  1874   p.  307    etwas   mit  dem 

27  p.  43;  angebliche  Horus-  und  Isisstatuetten  ägyptischen  Canopus  zu  thun  hat. 

des  Römerkastells  zu  Gengenbach  im  Kinzig-  Britannien  ist  vertreten  mit  Weihinschrif- 

thal :  de  Bing,  Mein.  s.  Ics  etablissements  rom.  ten  an  Sarapis  aus  Kirkby  Thore,  C.  I.  L. 

du  Bhin  et  du  Danube  1  p.  207;    Mosaik  von  20  7,  298,   York  C.  I.  L.  7,  240,  /.  Klein,  Bh. 

Trier  mit  Darstellung  der  Monatsgottheit  des  Mus.  N.  F.  32,  1878  p.  132,   Pegge,  Archaeo- 

November  mit  Isisattributen:  Wochenschr.  f.  kl.  logia  3  p.  151;  silberner  Harpokrates-Staiuette 

Philol.  6  Sp.  82,  A.  Biegl,  AEM  13  p.  9—10.  aus  London,    C.  Boach  Smith,  Illustration  of 

AusBelgien,  Holland  u.  Luxemburg  ist  Boman  London  PI.  22,  Arch.  Zeit.  1869  p.  69; 

zu  verzeichnen  eine  Weihinschrift  an  Isis  aus  Bronze-Apis  aus  Penwyth  in  Gornwall,  Arch. 

Flandern:  de  Bast,  Bec.  d'ant.  rom.  et  gaul.  Zeit.  1850  p.  174,  Sam.  Birch,  Observations  on 

trouvees    dans     la    Flandre   proprement    dite.  a  bronze  figure  of  bull  found  in  Cornwall,  Arch. 

Nouv.  ed.  p.  196,  Schedius,  de  diis  (rerm.  p.228;  Journ.  nr.  25;  üsirisstatue  aus  Hamden  Hill, 

bronzene  Isis-Fortuna,  If MS. /iores^em  3  p.  486 f.  Norris,  Proceedings  of  the  Soc.  of  Antiquaries 

nr.  1778b;  angebliche  Isisstatuette  aus  Bronze,  30  at  London  11,  1886  nr.  1,    Bev.    des   Beo.  11 

Henr.  Cannegieter,  De  geinma  Bentinckiana  item  p.  227;   Ring  (Karneol)  mit  den  Häuptern  der 

de  Iside  ad   Turnacum  inventa.   Traj.  ad  Rh.  Isis,  des  Sarapis  und  Harpokrates  u.  der  Auf- 

1764  p.  19—36,    I.  de  Bast  p.  185—191  PI.  5,  schrift    Eik)    Z{Evg)    i:{äQC(Ttig)    aus    Castle- 

11,  A.  G.  B.  Schayes ,  Les  Pays-Bas  avant  et  steads,  Eph.  ep.  7"  p.  351,  1175,  Inscr.  Gr.  Sic. 

durant  la  domination  rom.  2  "p.  246   Note  4;  et  Itcü.  etc.  Nr.  2573,  2;  Gemme  doch  wohl  mit 

Mus.  de  Bavestein  l  -p.  4:2;  ^Statuette  egyptienne'',  Isis    oder   Isispriesterin    aus    üriconium,    J. 

Westd.   Zeitschr.   f.    Gesch.    u.    Kunst  7,    1888  Corbet  Anderson,  The  roman  city  of  Üriconium 

p.  310;    sowie   eine  Bronzehand   mit  Sistrum,  at   Wroxeter ,  Salop.  London   1867;    wie    denn 

de  Bast  p.  191 — 196  PI.  6,    1;  J.  Becker,   D.  auch   auf  einem  Goldring  aus  dem  römischen 

Ileddernheimer    Votivhand  p.   14  nr.  26,  p.  19  40  Lager    zu    Silchester    der    Abbildung    nach 

aus   Tournay;    Gufsformen   angeblicher   Isis-  eher  Isis  mit  Sistrum  und  Situla,  als  (wie  es  in 

Statuetten   aus   Arrangy    zwischen   Germigny  der  Beschreibung  Illustrirte  Zeitung  72.  Band, 

u.  Romany,  Mus.  de  Bavestein  1  p.  42;  angeb-  1879  p.  285  heilst)  eine  weibliche  Figur,  welche 

liehe  Isisstatuen   u.   andere   ägyptische   Alter-  Früchte  und  Getreide  trägt,  dargestellt  zu  sein 

tümer    aus    Antwerpen,    de   Bast   p.  390  ff.  scheint;  Ring  (Karneol)  mit  Anubis  aus  einem 

PI.  15,  15,    Mus.   de  Bavestein  1  p   42  (sicher  Grab  auf  äev  Insel  Mona,,  Mus.  Münterianum  3 

falsch  benannt);    H.   Schuermans,    Dccouverte  p.  105  nr.  73. 

d'ant.  egypt.  ä  Anvers,  S.-A.  aus  Bull,  de  VInst.  Spanien  u.  Portugal  mit  Weihinschriften 
arch.  de  Liegeois  1872,  15  Octobre;  Anubis  an  Isis  aug(usta)  aus  Bracara  Augusta 
von  Tronchiennes  s.  oben  1  Sp.  2307;  sil-  50  (ßraga),  C.  I.L.  2,2416  u.  Tarraco  4080;  Isis 
bernes  Härpokratesfigürcben,  Jo.  (Swifims,  J-wf i-  pueli^laris)  aus  Acci  (Guadix)  3386,  Hübner, 
quitates  Neomagenses.  Noviomagi  Bat.  1678.  4".  Bull.  d.  Inst.  1862  p.  101,  Arch.  Anz.  1861 
p.  127 — 137,  Cuperus,  Harpocrates  p.  1,  2  und  p.  185*,  A.  Bildw.  in  Madrid  p.  323  nr.  870, 
de  Mercurii  Ilarpocratis  alisque  Bomanorum  Friedländer,  Sittengesch.  3  p.  501,  Lafaye  291, 
sigillis  ad  Neomagum  erutis.  Neomagi  1783;  97,  A.  de  Longperier,  Oeuvres  2  p.  457 — 460; 
Gemmen  mit  thronendem  Sarapis,  Janssen,  Isis  ohne  Beiwort  ebenda  3287;  Isis  Domina 
Nederlandisch-BomeinscheDactyliotlieeki:).lnr.2,  aus  Torre  del  Conde  de  Feria  981  u.  Sa- 
Büste  des  Sarapis  Ammon, /aw.ssen  a.  a.  0.  Iste  lacia  (Ala9er  do  Sal)  33;  Weihinschrift  an 
Suppl.  p.  5  nr.  4,  Herme,  Sistram  und  Cape-  Sarapis  ausValentia  3731,  wo  auch  ein  soda- 
dnncula,  Smeiius  p.  31  aus  Nijmegen;  ein  go  liciuin  vernarum  colentes  Isidem  nachweisbar, 
Harpokratesbildchen  von  grüner  Paste, /ansse«,  3730;  vgl.  Augustinus  Salesius  in  Fidel  Fita, 
Bonner  JaJirbb.  H.  46,  1869  p.  117  u.  angeb-  Estudios  histörieos  —  Colecciön  de  articulos. 
liehe  Isispriesterin  in  Bronze,  Schayes  2  p.  403  Madrid  1884,  ^ Antig iiedades  de  Valencia' , 
aus  V echten.  Die  angebliche  Isis-Figar  von  Schiller  in  Bursians  Jaliresber.  44.  Bd.  13, 
Nordwijkerhout  bei  Pa^s,  Kativyksche  Oud-  1885,  3  p.  103;  sowie  an  Serapis  Pantheus  aus 
heden  p.  244,  474,  507,  vgl.  de  Bast  p.  196  Pax  lulia  (Beja)  46;  Inschrift  einer  Isiaca 
Note  4  wird  von  Beuvens,  Leemans,  Janssen,  aus  Igabrum  (Cabra)  1611;  Steintafel  mit  der 
ATphab  Naamlijstfbehoorendehij deKaartvande  Aufschrift    Eig    Zavg   Usgccm-g   aus    Astur ica 


417      Isis  (Kult,  in  Nordafrika,  Karthago)  Isis  (Kult  in  Nordafrika)  418 

Augusta,    Eph.  cp.  4  p.  17,  22,   von  Kaibel,  Bull.  ep.  1,  1881  p.  272,  vgl.  Cagnat,  Ärch.  d. 

Inscr.  Sic.  et  Ital.  nr.  373*  allerdings   für   ge-  miss.  so.   3"  ser.    9,  1882   p.   15G  f.  nr.  3.     Den 

fälscht  gehalten;  Isisstatueu  aus  Clunia,  Hüb-  Sarapis  stellen  dar  Lampen  aus  Hadrumetum, 

ner,  D.ant.  Bildio.  i.  3Iadr kl  Y>.  34:3  nv.  di5  und  Vercoutre,    Reo.    arch.    3*^  ser.   3,    1884    p.  25 

Italica,  Hühner  a.  a.  0.  p.  31G.  PI.  2  Fig.  6  und  Thysdrus,    Cagnat  p.  15G; 

Noch  einen  Blick  auf  Nordafrika.     Hier  Terracottastatuetten  eben  daher,  Ca(;i!öi  p.  155 f. 

war  der  Isiskalt  schon  vor  der  hellenistischen  nr.  1,  2  PI.  8;  Münzen  von  Sabrata,  Gesenius, 

Zeit    nach   Kyrene    gedrungen.     Die   Frauen  Moniim.  Fhoen.  2   p.  322;    3   Tab.  43,   24  A, 

in   Kyrene    und    Barka   afsen    schon   zur  Zeit  Müller,  Num.  de  l'anc.  Afrique  2  p.  27  f.  nr.  49, 
Herodots  (4,  186)  infolge  ihrer  Verehrung  der  io-50,  56—60,   Suppl.  p.  36  nr.  58,   vgl.  2   p.  28 

Isis  kein  Kuhfleisch,  A.  Wiedemann,  Herodots  nr.  63,  64,  wogegen  Cavedoni,  Bull.  arch.  ita- 

2.  Buch  p.  98,  Thrige,  Res  Cyrenensium  p.  293.  liano  1,  1862  p.  171,  Heran  de  Villefosse,  Bull. 

Eine  Büste  der  Göttin  in  Alabaster  und  eine  ep.   1  p.  263,   Müller,  Suppl.  p.  38;   Thaena, 

Statue  derselben,  letztere  gefunden  im  Aphro-  Müller  2    p.  40   nr.  1 ,  Biondelli,  N.  serie  di 

ditetempel   zn  Kyrene,    verzeichnen   Murdoch  monete  e  medaglioni  greci  nel  medagliere  del  r. 

Smith  and  Bordier,  Hist.  of  discov.  in  Ci/rene.  gab.  num.  di  Milano  1883  p.  21  nr.  123,  Head, 

Lond.  1864  p.  102   nr.  69,   70,   Brit.  Mus.   A  H.  N.  p.  736;  aber  nicht  von  Hadrumetum, 

Guide   to   the  graeco-roman   sculptures   in   tlie  wie  Head  p.  736,  wenigstens  fragweise,  angiebt. 

depart.  of  gr.  and  r.  ant.  2, 1876  p.  10;  vgl.  Ter-  Auch  ist  dem  Sarapis   geweiht .  eine  Inschrift 
racotten    mit    ägyptischem  Kopfputz    aus   der  20  aus  Vallis,  Eph.  ep.  7  p.  73  nr.  273,  und  eine 

Cyrenaica,  Clarack  PI.  632  J  nr.  1449;  1  p.  371;  (Jrtlichkeit  in  der  Syrtica  hiefs  tö  SsQanstov, 

Martha.,  Cat.  d.  fig.  en  t.  c.  du  mus.  de  la  soc.  arch.  Geogr.  Gr.  Min.  ed.  Mällerus  1  p.  453.   Wenig 

Bibl. des  ec.  fr. d'Ath. et  de  Borne  IQ-p. 14:8  nv.Q89.  ist    von    Numidien    zu    berichten.     In    der 

Dafs  das  handelsmächtige  Karthago  lange  Lagerstadt  Lambaesis  wurde  158  n.Chr.  der 
vor  der  Gründung  von  Alexandria  mit  Ägypten  Tempel  der  Isis  und  des  Sarapis  von  den  Sol- 
in Verkehr  trat  und  die  Einwirkungen  der  daten  vollendet,  G.  Wilmanns,  Comvi.  jihil.  in 
ägyptischen  Kunst  und  Religion  erfuhr,  ist  hon.  Mommseni  p.  195.  Es  bezieht  sich  auf 
von  selbst  einleuchtend,  s.  oben  unter  Sardi-  Isis  die  Inschrift  C.  /.  L.  8,  2631,  auf  Isis  u. 
nien  und  über  Funde  in  Karthago  selbst  Sarapis  2630,  auf  luppiter  Pluto  Serapis  2629 
M.de  Vogüe,  Bev.  arch.  3^  ser.  13,  1889  p.  167  30  =  Hirschfeld,  Ann.  d.  Inst.  1866  p.  41  u.  51. 
— 168,  176.  Auf  seinen  Münzen  erscheint  eine  Eine  Lampe  aus  Hippo  regius  zeigt  die 
etwas  modificierte  Darstellung  der  Sonnen-  Büsten  des  Sarapis  und  der  Isis,  Explor.  scient. 
Scheibe  mit  den  Uräen  zu  beiden  Seiten,  de  l'Älgerie.  Archeol.  par  Ad.  H.  AI.  Delamare 
Müller,  Num.  de  Vanc.  Afrique  2  p.  70,  85,  PI.  193  nr.  3,  eine  aus  Calama,  die  des  Sa- 
87,  88,  92,  93,  118,  119,  ebenso  wie  auf  Stelen  rapis  allein,  ebenda  PI.  182  nr.  22;  letzterem 
von  Hadrumetum^  Perrot  et  Chipiez,  H.  de  geweiht  sind  Inschriften  von  Theveste  C.  I. 
Ta.  d.  Vant.  3  p.  461  nr.  337,  vgl.  Ebers,  Ann.  L.  8,  1884;  Cuicul,  Eph.  ep.  7  p.  140,  454 
d.  Inst.  1883  p.  Ulf.  Die  Inschriften  lehren  und  Mascula,  Eph.  ep.  7  p.  236,  740;  sein 
uns  kennen  Karthager  mit  den  Namen  „Knecht  Haupt  erscheint  auf  Münzen  von  Suthul, 
der  Isis",  „Knecht  der  Göttin  Bast",  Bäthgcn,  40  Head,  H.  N.  p.  745  nach  Müller  3  p.  59.  In 
Beitr.  z.  semit.  Religion  p.  64.  Inschriftliche  Mauretanien  wurde  der  Isiskult  wenn  nicht 
Widmungen  aus  der  Kaiserzeit  sind  an  Sarapis  eingeführt,  so  doch  gefördert  durch  die  Ge- 
gerichtet, C.  I.  L.  8,  1002  ^  de  S.  Marie,  mahlin  lubas  IL,  Kleopatra  Selene,  die 
Miss,  ä  Carthage  p.  21 ;  1003—1005,  vgl.  1007,  Tochter  des  Antonius  und  der  Kleopatra, 
Lafaye  p.  16  Note  1;  Eph.  ep.  7,  53,  160  =  Monceaux,  Bull,  de  corr.afric.  3,  1884  p.  346  ff.. 
Bull.  ep.  4  p.  267;  161  =  Bull.  ep.  4  p.  109,  Head  p.  747.  Silbermünzen  des  luba  IL  zei- 
268;  162;  auch  ein  Kopf  dieses  Gottes  ist  ge-  gen  die  üräusschlange  auf  einem  Altar,  Müller 
funden  worden,  Bev.  des  rev.  1883  p.  231;  die  3  p.  105  nr.  47 — 49;  p.  121;  Silbermünzen  des 
Büste  der  Isis  findet  sich  an  einer  Lampe,  Königs  und  der  Königin  den  Isiskopfpntz, 
Janssen,  De  gr.  rom.  en  etr.  monum.  van  het  50  Müller  3,  108,  89,  Suppl.  74,  89  a,  wozu  zu- 
mus.  van  oudheden  to  Leyden  p.  109  II  571;  weilen  noch  ein  Sistrum  tritt,  108,  90;  109, 
der  Monat  November  ist  mit  dem  Sistrum  der  91.  Auch  auf  den  Bronzemünzen  erscheint 
Isisverehrer  ausgestattet  auf  einem  Mosaik,  der  Isishauptschmuck  (3,  110,  101,  102,  Suppl. 
Brit.  Mus.  Guide  to  the  gr.-r.  sculpt.  2  p.  75  74,  102  a,  PI.  3)  und  nicht  minder  auf  unter  Cn. 
nv.'l8,XLlll*,  Strzygowski,  Die  Kalenderbilder  Atellius  und  luba  ?L\a  duum.viri  quinquennales 
des  Chronographen  vom  Jahre  354  p.  50,  79,  in  Karthago  Nova  geschlagenen  Bronzen,  3, 
vgl.  C.  I.  L.  8-,  1072;  Osiris  (?)  soll  vorkom-  111,  108,  Heifs,  Descr.  gen.  des  monn.  ant.  de 
men  auf  einem  Goldring,  Rev.  des  rev.  1883  l'Espagne  p.  269,  5,  BoutJcoivsJci ,  Biet.  num. 
p.  231.  Eine  Weihinschrift  an  Isis  in  Mac tar  1  p.  579,  1236,  1238.  Über  mehrfach  der 
erwähnt  Hcron  de  Villefosse  in  der  Sitzung  der  GO  Kleopatra  Selene  ohne  hinlängliche  Sicherheit 
Soc.  nat.  des  ant.  de  Fr.  vom  18.  Juni  1884,  Rev.  zugewiesene  Münzen  mit  der  Büste  der  Isis  s. 
arch.3.ser.  4  1884,  p.  113;  eine  Widmung  an  Müller  3,  176—180,  284—290,  SuppL  p.  81, 
eine  Regina  zubenannte  Göttin  aus  der  Civi-  290a — 292,  der  sie  unter  den  unbestimmten 
tas  Zuccharitana  wird  C.  I.  L.  8,  921  auf  Mauretaniens  beschreibt.  Den  Isistempel  der 
Inno  oder  Isis  bezogen.  Über  eine  Bronzebüste  Residenz  Caesarea  erwähnt  Plin.  8,  37,  Fried- 
in Isistracht  s.  Reuvens,  Lettres  ä  M.  Letronne  länder,  Sittengesch.  2^  p.  165.  Über  Funde 
p.  29,  über  Lampen  mit  der  Büste  der  Isis  ägyptischer  Altertümer  daselbst  vgl.  die  bei 
aus  der  Landschaft  Tunis  Hcron  de  Villefosse,  Müller  3  p.  120  Note  10  und  Heron  de  Ville- 

BoscBER,  Lexikou  der  gr.  u.  röm.  Mytliol.   II.  14 


419               Isis  (ägypt.  Kiiltorte)  Isis  (auf  ägypt.  Nomenmünzen)       420 

/b.sse,  Archives  3^  sdr.  2  p.  396  Note  1  ver-  In  Eclfu,  Apollinopolis  Magna  wurde  ge- 
zeichnete Litteratur  und  Cumptes  rendus  de  la  funden  eine  Weihinschrift  des  Lichas  an  Ptole- 
soc.  frauQ.  de  num.  et  d'arch.  2,  1870  p.  153  maios  IV.,  Sarapis  und  Isis,  ÄrcJi.  Ans.  im 
und  Chaudruc  de  Crazannes ,  liev.  de  la  num.  Jahrb.  d.  D.  Ärch.  Inst.  1889  p.  44.  Über 
beige  3^  ser.  2  p.  157  f.  Nach  Victor  Waille,  Isis  auf  Abaton  s.  C.I.  Gr.  4896;  add.  4915  c; 
Bull,  de  Corr.  afric.  5,  1886  p.  128  sind  auch  4919;  add.  4941;  Brugsch,  G.  J.  1  p.  156; 
Sistren  und  Isisstatuen  darunter;  Lampen,  B.  Revillout,  Zeitschr.  f.  äg.  Spr.  u.  A.  1880  p.  144 

a.  1891  p.  143  nr.  39.  42.    Ob  das SIDE  —145;   Servius  zu  Verg.  Äen.  VI,   154  vol.  II 

der  in  Suik  gefundenen  Inschrift  C.  I.  L.  8,  p.  33— 34  ed.  TMo;  in  Nubien  C.  J.  (?r.  4979; 
1047  zu  fsanctae  IJsidfiJ  zu  ergänzen  ist,  ist  lo  4986;  4992;  5041;  (5113?);  (5115?);  ganz  un- 
natürlich äufserst  fraglich;  eine  Sarapisinscbrift  sicher  will  man  auch  in  der  ^oLßrjtQi'a  4987 
aus  Zuccabar  (AfFreville)  findet  sich  EjjJi.  und  in  der  Zqovtzxix'S  4989;  5032;  5033,  s. 
ep.  5  p.  479,  1039,  Piniol.  42,  1884  p.  574.  die  Note  zu  4980  und  Göhler,   Wochenschr.  f. 

Orte  der  Verehrung  der  Isis  in  Ägypten  /.7.  Phil.  1885  Sp.  264  Isis  erkennen, 
führt  an  Brugsch,  Geogr.  Inschr.  altägypt.  Auf  den  Nomenmünzen  erscheint  Isis  ver- 
IknTcmüler  I  passim,  so  p.  70 — 71;  77—78;  hältnismäfsig  selten.  Man  will  sie  erkennen 
100  ff.;  133;  137;  142;  151—152;  155—156;  iu  einer  stehenden  Gestalt  mit  Federn  auf  dem 
159;  176;  176—177;  179;  186;  190;  195;  198;  Haupt,  Scepter  in  der  R.,  Nike  (Münze  des 
200;  201—203;  207;  209;  210;  213—214;  215;  Trajan)  oder  Krokodil  (Hadrian)  auf  der  L. 
220;  223;  226;  227;  230;  232;  233;  234—235;  20  auf  Münzen  des  Nomos  Antaiqpolites,  J.  de 
237;  238;  244;  245-246;  249;  253;  255—256;  Bouge,  Moyin.  des  nomes  de  l'Eg.,  Bev.  num. 
271;  274;  276;  281;  283;  284;  287;  289;  290;  n.  s.  15  p.  19  nr.  2,  PI.  1,  10  =  Feuardent, 
291;  296;  2Q8;  299  undhei  Brugsch,  Biet,  geogr.  L'Eg.  anc.  2  p.  301  nr.  3514;  nr.  3;  Head 
lyasshn,  so  p.  19;  34;  57;  59—60;  89—92;  p.  723;  nach  W.  Golenischeff,  Zeitschr.  f.  äg. 
98-99;  103  —  104;  106  —  108;  166—167;  178;  Spr.  u.  A.  20,  1882  p.  136,  137,  Taf  III,  IV 
181;  183;  208—209;  214—216;  225—226;  229;  erscheint  aber  auf  zwei  Gemälden  einer  Höhle 
242;  282—283;  286;  293;  296;  298;  311;  328;  bei  Gau-el  Kebir,  Antaiopolis  als  Begleiterin 
342-343;  366—367;  378-379;  444;  456—457;  des  Antaios  Nephthys,  und  dieser  selbst  trägt 
464—466;  489;  507;  513—514;  519;  568—571;  auf  dem  Haupte  2  Federn  —  die  Doppelfeder 
609;  653-659;  660;  661;  666;  719-720;  727—  30  des  Schu  —  (auf  III;  auf  IV  den  Strahlen- 
729;  779;  790;  791;  794;  795  —  796;  803;  810;  kränz),  breites  Schwert,  mit  2  Bändern  ge- 
818— 819;  828;  829- 831;  841— 844;  856;  864—  schmückten  Speer  und  Stiefel.  Bruqsch,  Bei. 
866;  901-902;  933—934;  940;  1092;  1100;  d:  a.  Äq.  p.  378  bemerkt  über  diese  "Gottheit: 
1117—1118;  1284;  1321—1322;  1345.  Nach  „Es  läfst  sich  schwer  angeben,  aus  welchen 
den  ägyptischen  Denkmälern  verzeichnet  sie  Gründen  und  zu  welchen  Zeiten  der  fremde 
Lanzone,  Dizionario  di  mitologia  egizia  p.  829  Ba'al-Antäus  in  die  ägyptische  Göttergesell- 
—  833,  nach  den  klassischen  Autoren  und  In-  schaft  von  Antäopolis  eingeführt  worden  ist, 
Schriften  Parthey  in  seiner  Ausgabe  von  Plut.  nur  seine  Gleichstellung  mit  dem  lokalen 
De  Is.  et  Os.  p.  152 — 153  und  A.  Wiedemann  Hör- Schu  ist  zweifellos."  Nach  Brugsch  ist 
in  seiner  Ausgabe  von  77e?-0(Zo<s  .2.  Bwc/;  p.  190.  40  seine  Mutter  Bast,  die  zugleich  Auta,  Cher- 
Zu  nennen  ist  u.  a.  Menuthis,  12  Miglien  sekit  und  Heqit  hiefs,  vgl.  p.  665 — 666.  Isis 
von  Alexandria  mit  einem  Tempel  der  Heil-  oder  Hathor  sieht  man  in  einer  stehenden  Göttin 
göttin  Isis,  O.  I.  Gr.  4:683}},  Lumbroso,  L'Egitto  mit  der  Sonnenscheibe  zwischen  den  Hörnern 
al  tempo  dei  Grcci  et  dei  Bomani  ]).  114 — 120;  auf  dem  Haupte,  einem  Sistrum  in  der  R. 
vgl.  Brugsch,  Dict.  geogr.  p.  151,  p.  654 — 657  und  einem  Widder  auf  der  L.  (Trajan)  oder 
und  Geogr.  Inschr.  I  p.  290.  In  der  Bev.  arch.  Scepter  in  der  L.  und  Widder  mit  Sonnen- 
3^  sör.  15,  1890  p.  268  und  in  The  american  Scheibe  in  der  R.  (Hadrian)  des  N.  Hypselites, 
Journal  of  archaeology  II  1886  p.  151  nr.  2  J.  de  Bouge  p.  20  nr.  1;  Feuardent  a.  a.  0. 
wird  verzeichnet  eine  Inschrift  zu  Ehren  302,  3516;  de  Bouge  nr.  2;  Head  p.  723.  Ihre 
eines  Ptolemäers,  gewidmet  der  Isis,  dem  Sara-  ,^iO  Büste  mit  langen  Locken  und  Geierbalg,  dar- 
pis  und  ApoUon  von  einem  oiy.ov6[iog  räv  xar«  über  2  Federn  und  Sonnenscheibe ,  erscheint 
NavKQaziv;  aus  Ta^josiris  parva  stammt  auf  Münzen  des  N.  Memphites  (Hadrian),  J.  de 
die  Inschrift  vTt^iQ  ßaßdiwg  \  nrolfnaiov  kuI  |  Bouge  p.  36  nr.  6;  Feuardent  310,  3538.  Auf 
ßaaiXiGcrjg  Klsonargag  ^fäv  sTiLcpccväv  «ai  Münzen  desselben  Nomos  (Hadrian)  wird  sie 
fv  %ccqi'ßxcov  'OcÖqco  ts  \  kccI  IJaQocnidi  v.cci"lat8i  abgebildet  stehend  mit  gleichem  Kopfputz*  in 
otort  'AvovßiSi,  d-soig  \  itäai  -nal  ndaaig,  t6[i  der  R.  eine  Schlange,  auf  der  L.  eine  kleine 
ßcafiov  -nal  rorg  nsQOfag  \  UiKXQig  tikI  oi  Kafif-  Figur,  die  de  Boiige  und  Feuardent  fragweise 
ylstai  viccl  ot  Q^iaasitat ,  Ncroutsos -  Bey ,  Bev.  als  Phthah  bezeichnen,  J.  de  Bouge  p.  36  nr.  5; 
Arch.  1887,  2  p.  214  nr.  56.  Eine  Isis  Ta-  Feuardent  310,  3539;  desgl.  in  der  L.  das 
posiris  kennen  wir  aus  einer  Inschrift  von  co  Scepter,  in  der  R.  eine  Schlange,  zu  Fnl'sen 
Faesulae  (s.  oben).  Für  Ptolemais  s.  die  In-  den  Apis  mit  der  Sonnenscheibe  zwischen  den 
Schrift  Bev.  arch.  3'^  ser.  1883  2,  p.  174  nr.  1,  Hörnern  {Head  p.  723),  wohl  schon  unter  Do- 
Aus  Gebelein,  welches  Georgis  Daressy,  mitian,  J.  de  Bouge  p.  36  nr.  4;  unter  Trajan 
Becueil  de  trav.  rel.  u  la  phil.  et  ä  l'arch.  p.  34  nr.  1.  2;  Antoninus  Pius  nr.  3  PI.  2,  15; 
cg.  et  ass.  10,  1888  p.  140  mit  Phathyris  Feuardent  311,  3641.  Auch  auf  Bleimünzen, 
identificiert,  teilt  er  mit  die  Inschrift  Nsxov&rjg  die  nach  Adrien  de  I.ongperier  dem  Sarapeion 
nsTSccQOVT^Qig  KVi&rjfiBv  GTt'jlrjv  "laiSog  Q'Eag  \  von  Memphis  angehören,  erscheint  Isis.  Da- 
^syiatrjg  Ud&vQig  L  iß  Tgaiccvoi  xov  y.vQiov  ts.  von  sind  folgende  Typen  bekannt:   1)  Apis  auf 


421       Isis  (auf  ägypt.  Nomenmünzen) 


Isis  (u.  Horos  auf  Noraenmünzen)     422 


Baris  zwischen  zwei  Hermen,  vor  ihm  ein  Altar; 
darüber  ein  Blumengewinde  und  ein  Halbmond, 
im  Feld  ein  Uräus.  Rs.  OBOAOI  B.  Isis  stehend, 
mit  der  Schlange  in  der  R. ,  in  der  L.  einen 
undeutlichen  Gegenstand,  vor  dem  sitzenden 
Nil,  de  Loniiperier,  Oeuvres  II  p.  508—9,  PI.  11, 1 ; 
2)  MGMOIC.  Göttin  stehend  vor  Apis.  Rs.  Isis 
stehend  vor  dem  sitzenden  Nil,  de  Longpcricr 
a.  a.  0.  2  p.  510  PI.  11,  2,  vgl.  Sestini,  Museo 
Fontana  2  Tav.  1 1,  22  p.  67  nr.  22  und  Feunrdent 
334,  3596,  die  wohl  denselben  Typus  geben  und 
nach  deren  Abbildung  der  Nil  auf  einem  Flufs- 
pferd  sitzt;  3)  angeblich  'Scrajns  in  throno  ad 
s.  sedcns  d.  deinissa,  s.  Jtastam:  ex  adver  so  stat 
Isis  d.  sceptrum,  s.  duas  spicas.  Rs.  Cymha, 
in  qua  ad  s.  stat  Anubis,  ante  quem  Bas  Apis 
hast  quadratae  impositus,  in  area  superne  hinc 
astrum,  inde  lunula\  Sestini  2  p.  68  nr.  24, 
Tab.  11,  24,  vgl.  de  Longperier  p.  511,  C.  Auch 
eine  Glasmünze  mit  der  Büste  der  Isis  mit 
Sonnonscheibe  zwischen  den  Hörnern,  in  der 
R.  ein  Gefäfs,  im  Obv.  und  dem  Haupte  des 
Nils  im  Rs.  weist  de  Loyigperier  p.  512—513 
PI.  11,  3  dem  Sarapeion  von  Memphis  zu; 
vgl.  über  Isiskult  in  Memphis  Brugsch,  G.  I. 
1  p.  234—235;  237—238;  Wiedemann,  Her.  2. 
B.  p.  190;  Anth  .Lat.  ed.  Biese  1,  395;  Hym- 
nus  von  Andros  vs.  3.  Auf  Münzen  mit  der 
Aufschrift  06OT  TTANOC  und  weiblichem  Haupt 
mit  Hörnern,  Sonnenscheibe  und  Federn  im 
Obv.  und  Sistrum  im  Revers,  die  vielleicht 
von  dem  Heiligtnme  des  Min  (Chem)  in  Pano- 
polis  geprägt  worden  sind,  wird  man  sicher 
besser  mit  Mionnet,  Suppl.  IX  153,  22  das 
Haupt  der  Isis,  die  dort  unter  dem  Namen 
Apersit  einen  bedeutenden  Kultus  hatte, 
Brugsch,  Bei.  p.  674—679,  als  mit  Feuardent 
332,  3595  das  des  Pan  erkennen.  Ferner 
sieht  man  Isis  in  einem  lockigen  Haupt  mit 
Binde  und  ägyptischem  Kopfputz  {de  Bonge: 
diademe  atef)  auf  Münzen  Hadrians  von  Pelu- 
sium,  das  als  eine  Gründung  der  Isis  galt, 
J.  de  Beuge  p.  41  nr.  1;  Feuardent  314,  3545; 
Head  p.  723;  sowie  in  einer  stehenden  Frau 
mit  Krokodil  auf  der  R.  auf  Münzen  des  N.  Onu- 
phites  (Hadrian),  de  Bouge]).  60  nr.  1,  PI.  6, 16; 
Head  p.  724;  Isis  oder  Hathor  in  einer  stehen- 
den Göttin  mit  Sperber  auf  der  L.  und  Sistrum  in 
der  R.  auf  Münzen  des  N.  Metelites  (Hadrian), 
J.  de  Boiige  p.  65  nr.  1;  Head  p.  724;  desgl. 
Isis  {de  Bouge,  Head)  oder  Hathor  {Feuardent) 
in  einer  stehenden,  das  Gewand  mit  der  L. 
raffenden  Göttin  mit  Widder  auf  der  R.  auf 
Münzen  des  N.  Gynaikopolite  s  (Hadrian), 
de  Bouge  p.  67  nr.  1;  Head  p.  724;  Feuardent 
328,  3584.  Viel  häufiger  als  Isis  erscheint  ihr 
Sohn  Horos  auf  den  Nomenmünzen.  Head  Yer- 
zeichnet  (p.722):  AnOAA03NOnOAITHC.  Hor- 
Hut,  der  Horos  von  Hut  oder  Apollinopolis  M. 
stehend  mit  Scepter  und  Sperber;  KOTTT[ITHC]. 
Horos-Chem,  als  verhüllte  Figur  mit  Antilope 
und  Harpa;  vgl.  Brugsch,  Bei.  p.  678—679  und 
für  Isiskult  in  Koptos  aufser  Wiedemann,  Her. 
2.  B.  p.  190  die  Inschriften  Bev.  Arch.  3^  ser. 
1883,  2  p.  176-178  nr.  1.  2.  TGNTYP[ITHC]. 
Hathor  mit  dem  Sperber  des  Horos  und  Scepter; 
Sperber;  (p.  723)  nANO[nOAITHCJ.  Gestalt  mit 
Ichneumon  und  Statuette  des  Horos-Chem;  vgl. 


Brugsch,  Bei.  p.  674—678;  HPAKAGOnOAlTHC. 
Herakles  in  Tempel;  Harpokrates-Herakles  mit 
Keule,  worauf  ein"  Sperber  sitzt;  Herakles  mit 
Keule  und  Greif ;  eTTTAKCOM.  Horos-Supt-achom 
mit  Speer  U.Sperber;  Sperber;  Ce0PO6iTHCoder 
CeOPWITHC  NOMOC.  Horos  sperberköpfig  mit 
Scepter  oder  mit  Scepter  und  Sperber;  Sperber. 
Wie  die  Abbildungen  von  nr.  3548,  3549  bei 
Feuardent  p.  314/5   zeigen,   ist  der  Gott  dnr- 

10  gestellt  in  römischer  Kriegertracht,  wie  in  der 
schönen  Bronzestatuette  der  CoU.  Grcau  PI.  17 
p.  170  nr.  848  {' Empereur  romain  Augtiste  ou 
Hadrien  en  Horus'')  und  im  Brit.  Mus.  A 
guide  to  the  first  and  second  egyptian  rooms 
p.  104 — 105,  sowie  auf  einem  bei  Lanzone, 
Diz.  di  mit.  egiz.  p.  582  abgebildeten  Sandstein- 
relief in  Turin;  ähnliche  Typen  zeigen  die 
Münzen  desTANITHC:  Horos  mit  Pschent,  Lanze 
in  derR.,  Sperber  auf  der  L.;  Horos  in  Krieger- 

20  tracht  mit  Pschent,  Lanze  in  der  L,  und 
Sperber  auf  der  R.;  Sperber  mit  Pschent,  /.  de 
Bouge  p.  44  nr.  1 — 3,  PI.  2,  10;  vgl.  Brugsch, 
Bei.  p.  390 — 391.  Ferner  verzeichnet  Head: 
A€ONT[OnOAITHC].  Horos  mit  Scepter  und 
Löwen;  Löwe;  A0PIBITHC.  Hathor  mit  dem 
Sperber  des  Horos  und  Scepter;  Sperber; 
TTPOC(jO[TTITHC].  Büste  oder  ganze  Gestalt  des 
Harpokrates  mit  zum  Munde  erhobenem  Finger; 
Harpokrates-Herakles  mit  Keule,    worauf  ein 

30  Sperber  sitzt;  (p.  724)  O0EMOOET  NOMOZ. 
Hathor  mit  Lotosblume,  worauf  Harpokiates; 
Harpokrates-Herakles  auf  der  Lotosblume; 
C6B6[NNTTHC]  oder  NOMOC  C6B6NNYTHC. 
Horos  mit  Schwert  und  Speer,  ,,Anliur,  der  Speer- 
träger, Schu,  Sohn  Rä's,  der  grofse  Gott  in 
Sebennytus,  der  gutthätige  Sprofs  als  Bahudti", 
Brugsch,  Bei.  p.  488—492;  (t)06NeOY[THC]. 
Horos  nackt  mit  Sperber  und  Widder;  zwei 
Sperber;  Harpokrates  auf  der  Lotosblume.   Über 

40  den  Kultus  des  Horos  im  Phtheneotes  (Peto  eu 
uati,  'Land  der  Göttin  Uati',  mit  der  Haupt- 
stadt Buto,  Pa-uati,  ""Wohnnug  der  Göttin  Uati') 
und  seine  Aufziehung  daselbst  durch  Isis  und 
Uati  (Ouadj,  Utit,  Lato),  die  selbst  nur  eine 
Form  der  Isis  ist  —  'Isis  ist  dort  unter  der 
Form  der  Buto,  der  Herrin  von  AM',  heifst  es 
im  grofsen  geographischen  Texte  von  Edfu, 
Brugsch,  Dict.  geogr.  p.  25,  p.  178,  p.  940  — 
vgl.    man    A.    Wiedemann,    Herodots    ziveites 

50  Buclt  p.  557  —  558  und  Bec.  de  trav.  rel.  ä  la 
phil.  et  ä  l'arch.  eg.  et  ass.  6  p.  23;  Lauth, 
Sitzungshcr.  d.  philos.  u.  philol.  u.  hist.  KL  d. 
Ic.  b.  Äk.  d.  W.  z.  3Iünchen  1881.  2.  Bd.  p.  279  ff., 
speziell  p.  284 — 285;  Ebers,  Abh.  d.  k.  sächs. 
AI:  d.  W.  z.  Leipzig,  phil.-hist.  Kl.  9,  1884 
p.  232  f.;  Brugsch,  Biet,  geogr.  p.  89—92,  p.  214, 
p.  568—571,  p.  810,  p.  901  —  902;  in  Schlie- 
manns  Ilios  p.  818;  Bei.  u.  Myth.  der  alten 
Äg.  p.  327  —  330,   391  fi".;   Eine  geogr.   Studie, 

60  Vier  Texte  der  Metternichstele ,  Ztschr.  f.  äg. 
Spr.  u.  Altertumskde.  1879  p.  1 — 29;  Goleni- 
scheff.  Die  Metternichstele.  Leipzig  1877.  2" 
p.  15  Anm.  7;  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  20,  1882 
p.  133.  Ferner  führt  Head  noch  auf:  KABA- 
CI[THC].  Horos  halb  bekleidet,  mit  Speer  und 
Sperber;  Sperber;  AHTOTT|OAITHC].  Horos  mit 
Ichneumon  oder  vielmehr  mit  Spitzmaus,  vgl. 
Wiedemann,  Die  Bei.  d.  a.  Ag.  p.  16:  „Hor-;^ent- 

14* 


423 


Isis  (Kult  in  Alexandria) 


Isis  (Kult  in  Alexandria) 


424 


nen-ma,  „Horus,  der  Herr  des  nicht  Sehens," 
eine  in  Letopolis  auftretende,  als  blind  ge- 
dachte und  die  Sonnenfinsternis  symbolisierende 
Gottheit,  der  die  Spitzmaus  heilig  war,  _  welche 
man  nach  PIntarchs  Behauptung  in  Ägypten 
göttlich  verehrte,  weil  sie  als  blind  galt  und 
die  Finsternis  älter  war  als  das  Licht";  MGNG- 
AAITHC.  Nil  stehend  mit  Schilf  und  Harpo- 
krates,  dessen  Unterkörper  in  einen  Krokodil- 
schwanz endet;  Harpokrates  mit  Krokodil- 
schwanz vor  einem  Altar,  wie  er  auch  auf 
römischen  Kaisermünzen  von  Alexandria  mit 
Krokodilschwanz,  die  R.  an  den  Mund  gelegt, 
in  der  L.  ein  Füllhorn,  Trajan  L.  IT,  Mionnet 
6  nr.  628,  Feuardent  57,  995,  996,  Trajan  L  .  IE, 
Mionnet  6  nr.  675;  Feuardent  59,  1035  uns  ent- 
gegentritt. [Vgl.  hinsichtlich  der  Darstellungen 
auf  ägyptischen  Nomenmünzen  jetzt  W.Fröh- 
ner,  Le  nome  sur  les  monnaies  d'Egypte. 
Extr.  de  Vannuaire  de  la  Soc.  de  Numism. 
1890  S.  6  ff.  Fröhner  erkennt  in  den  bald 
männlichen  bald  weiblichen  Gestalten  „le  nome 
devenu  dieu,  le  nome  personnifie  comme  an 
personnifiait  les  provinces,  les  villes  etc.  II 
s'appuie  sur  un  sceptre,  et  sa  main  tenduc  en 
avant  parte  le  Symbole  religieux,  qui  caracte- 
rise  le  nome  et  son  eiilte  special  etc."  Röscher.] 

In  Alexandria  hatte  schon  Alexander  M., 
das  Vorbild  der  Ptolemäer  hinsichtlich  eines 
ehrerbietigen  Verhaltens  gegenüber  den  Landes- 
gottheiten, die  Stelle  bezeichnet,  an  der  sich 
der  Tempel  der  Isis  in  der  nach  ihm  benannten 
Stadt  erheben  sollte,  Droysen,  Gesch.  Alexan- 
ders d.  Gr.^  p.  164;  Grote,  Gesch.  Griechenlands  6" 
p.  484;  F.  Pleiv,  Die  Griechen  in  ihrem  Verhält- 
nis SU  den  Gottheiten  fremder  Völker.  Danzig 
1876.  4«  p.  12;  C.  W.  Göttling,  Ges.  Abh.  aus  d. 
Mass.  Altert.  1  p.  219— 221;  2  p.  270;  Letronne, 
Rech.  p.  s.  ä  l'hist.  de  TEgyptc  p.  337;  Oeuvres 
choisies  1.  ser.  2  p.  289,  357;  Recueil  des  Inscr. 
gr.  et  lat.  de  VEg.  1  p.  270;  Lumbroso,  Bech.  sur 
T economic  politique  de  l'Egypte  sous  les  Lagides 
p. 265;  Pierret,  Dict.  d'arch.  eg.  p.  18—19  u.a.m. 

Es  gab  hier  in  der  Kaiserzeit  einen  Tempel 
der  Q-scc  ynyCazri  laig  nXovaia  {Neroutsos,  'A&rj- 
vcciov  2,  1873  p.  88  — 89,  Bull,  de  V Inst,  egyptien 
12  p.  77,  L'ancienne  Alexandrie.  Paris  1888. 
p.  5—6;  Lumbroso,  Ann.  delV  Inst,  di  Corr. 
arch.  1875  p.  14  —  15,  L'Egitto  al  tempo  dei 
Greci  e  dei  Bomani  p.  135)  am  Kreuzungs- 
puukte  der  Strafse  Nebi-Daniel  mit  der  Strafse 
des  giiechischen  Hospitals.  Ferner,  an  der 
Stelle  der  neuen  Börse  lag  nach  einem  1885 
gefundenen  bilinguen  Goldplättchen,  dessen 
griechische  Inschrift  lautet  ZaQccnLSog  -nal  "Igl- 
öog  Kai  ßacilsag  UtoXs^aiov  iiai  ßaciXiaarjg 
'AQaivorjs  &scßv  cpiXonKzÖQcav,  ein  dem  Sarapis, 
der  Isis,  dem  Ptolemaios  IV.  und  der  Arsinoe 
Philopator  (222—204  v.  Chr.)  geweihtes  Heilig- 
tum, Maspero,  Bec.  de  trav.  rel.  ä  la  phil.  et 
ä  l'arch.  eg.  et  ass.  7  p.  140 — 141;  Neroutsos- 
Bey,  Eanc.  Alexandrie  p.  21  —  22.  Ein  Altar 
der  Isis,  des  Ammon  und  des  Harpokrates 
[E.  Miller,  Bev.  arch.  1874,  n.  s.  27  p.  51—52; 
Lumbroso,  Bull.  deW  Inst,  di  Corr.  arch.  1878 
p.  54—59;  Kaibcl,  Epigr.  Gr.  833;  Drexler, 
VVochcnschr.  f.  Id.  Phil.  1886  Sp.  1082—1084) 
trägt  die  metrische  Inschrift: 


"iciSog  ivTiloKÜ^oio  Kul  Afificavog  ksqkioio 
K'AQitov.Qäxov  TS  ÖLTilotg  E^'d[^o]^  q)C(ivofifvov 
ßwiiog  iycö.    cvv  naiai  d'  s&rjKSv  KXivog  'Avov- 

ßicov, 
oivysXov  sva^ßtrjg  ^8s  &vi]iioXirjg. 
Die  alexandrinischen  Kaisermünzen  zeigen  die 
Göttin  in  mannigfaltigen  Bildungen,  z.  B.  ihr 
Haupt,    Zocga,    Numi    Aegyptii    Imperatorii 
Tab.  3,  12;   10,  5.  8;   16,  3;  Feuardent  PI.  15, 

10  769;  17,  933;  23,  1574;  28,  2337;  31,  2872; 
33,  3153;  Wange  an  Wange  mit  dem  des 
Sarapis,  Zoega  8,  13;  gegenüber  dem  des 
Sarapis,  zwischen  beiden  Hai'pokrates  stehend, 
darunter  ein  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln, 
Nicasius,  De  nummo  pantheo  Hadriani  im- 
peratoris.  Lugduni  1690.  4*;  Wange  an  Wange 
mit  dem  des  Nils,  Zoega  19,  11;  Feuardent 
PI.  19,  2393;  Isis  in  ganzer  Gestalt,  thronend, 
in  der  R.   das   Sistrum,    Feuardent  20,  1431; 

20  thronend,  in  der  L.  das  Scepter,  die  R.  über 
den  vor  ihr  stehenden  Harpokrates  haltend, 
Zoega  5,  7;  sitzend,  den  Horos  säugend,  Zoega 
10,  1;  12,  2.  9;  13,  1.  7.  10;  Feuardent  20, 
1371;  ein  Segel  entfaltend,  Zoega  6,  9;  7,  16; 
19,  1409;  Feuardent  19,  1409;  auf  einem  Schifi' 
ein  Segel  entfaltend,  mit  Sarapis  und  Demeter, 
Kenner,  Die  ant.  Münzen  des  Stifts  St.  Florian 
Taf.  8,  2;  als  Sothis  auf  dem  Siriushund  sitzend, 
Eclchel,  D.  N.  V.  4  p.  66;  Zoega  p.  207  nr.  140; 

30  Mi. 6, 275, 1892;  FeuardentlSl, ld06;  Cat. Huber 
108,  1095;  u.  a.  m. 

Noch  im  4.  Jahrh.  n.  Chr.,  nachdem  schon 
das  Christentum  zur  Staatsreligion  ei'hoben 
war,  erscheint  sie  auf  (in  Alexandria  geprägten) 
Vota -Publica -Münzen  (mit  lateinischer  Auf- 
schrift) in  einem  überraschenden  Reichtum  der 
Darstellungen,  so  stehend  mit  Sistrum  und 
Situla  unter  Constantinus  M.,  Cohen,  Med.  imp. 
6  nr.  553,  554;  Crispus  145;  Julian  99,  PI.   11, 

40  99,  Suppl.  (vol.  7)  8;  Julian  und  Helena  4.  5, 
PI.  12,  5;  Helena  7.  8.  9;  Valens  77;  Gratian  65; 
ferner,  wenn  den  Beschreibungen  zu  trauen  ist, 
mit  Sistrum  und  Discus,  Constantinus  II.  200; 
die  R.  ausgestreckt,  in  der  L.  einen  Globus  (?) 
Julian  H.  102,  vgl.  aber  Julian  und  Helena  8 
'Femme  debout  avec  le  modius,  levant  la  m.  dr. 
et  tenant  un  globe^  und  Helena  23  'Serajns 
radie  avec  le  modius  sur  la  t.,  levant  la  m.  dr. 
et  tenant  un  globe^ ;  die  R.  erhoben,  die  L.  in 

50  die  Stola  gehüllt,  Helena  21.  22  aus  Tanini-^ 
mit  Zweig  (wenn  nicht  Sistrum?)  und  Gefäfs, 
Julian  103  aus  Tanini;  mit 
Sistrum  und  Lotosblume,  He- 
lena Suppl.  2;  schreitend,  über 
der  Schulter  ein  Stab  mit  Nil- 
pferd, Julian  110  aus  Tanini; 
das  r.  Knie  auf  der  Erde,  um  et- 
was aufzunehmen  (?),  Julian  111 
aus  Tanini;  stehend  mit  Sistrum 

üo  auf  einem  Maultiergespann,  Ju- 
lian 106,  107,  PI.  11,  107,'' 108;  cw<e«G,  PI.  li,  107 
Suppl.  9;  Helena  10;  Jovian 
24;  Gratian  66  aus  Tanini;  ebenso,  dabei 
Anubis,  Julian  109  aus  Tanini;  Jovian  25; 
ohne  das  Gespann,  mit  Anubis,  Helena  Suppl.  5; 
sitzend  auf  Nilpfeidgespann  mit  Sistrum  (?), 
Helena  12.  13,  wenn  hier  wirklich  Isis  und 
nicht   etwa    der    Nil    dargestellt    sein    sollte; 


Isis  auf  einem 
Maultiergespann. 


425 


Isis  (Kult  in  Alexandi-ia) 


Isis  (Ende  d.  ägypt.  Kultes)  426 


Sarapis  und  Isis 

scblangenleibii;. 

Cohen  6,  Tl.  H, 

117. 


auf  einem  von  zwei  Flügelsphinxen  über  die 
Fluten  gezogenen  Wagen  mit  Harpokrates  und 
dem  Siriusliund,  Julian  133  aus  Tanini;  134; 
Berliner  lil.  f.  3Iiinz  ,  Siegel-  u.  WapjJen- 
Jiunde  1  Taf.  6,  8;  auf  dem  Siriushund 
sitzend,  Julian  104.  105;  Julian  und  Helena  6; 
Helena  11,  PI.  12,  11;  Valentinian  I.  60;  Valens 
76;  zu  Schilf  ein  Segel  entfaltend  (s.  unten); 
den  Horos  säugend  (s.  unten). 
Interessant  ist  der  Typus:  Isis  und  lo 
Savapis  mit  in  einen  Schlangen- 
schwanz auslaufendem  Unter- 
körper, ein  heiliges  Gefäfs  hal- 
tend, Julian  117,  PL  11,  117; 
Suppl.  11,  PI.  8,  11;  Jovian  23 
aus  Wiczaij;  sowie  angeblich 
'Delix  prt^icesst's  drapees  et 
coiffces  d'cispics  agitent  des  sistres 
cn  relevant  leurs  manteavx  de 
fagon  ä  ce  qu'ils  forment  une  espcce  de  ridcau' ,  20 
Fröhner,  Clwix  cle  monn.  anciennes.  Paris  1869. 
p.  48  nr.  80,  PI.  13  Coli  Greau  4487,  Julian 
und  Helena;  Cohen,  Julian  und  Helena  9, 
PI.  12,  9;  Suppl.  1;  Julian  119.  120,  ein  Typus, 
der  in  Wirklichkeit  Isis  und  Nephthys  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln  darstellt. 

Erst  unter  Theodosius  M.  wurde  von  dem 
herrschsüchtigen  Bischof  Theophilos  durch  Zer- 
störung des  Sarapeions,  des  Hauptbollwerks  des 
Heidentums  {caput  ipsum  idololatriae,  Huftnus  30 
2,  24),  dessen  Fall  der  eifrige  Heide  Eunapios 
mit  dem  Sturz  der  Giganten  verglich,  der 
oftenen  Verehrung  der  Landesgottheiten  in 
Alexandria  ein  Ende  gemacht,  Gibbon,  Gesch. 
des  alhnälü.  Sinkens  —  des  roin.  Weltreichs 
5  p.  262  —  266  (-Sporsc/iiZ) ;  Neander,  Gesch.  d. 
ehr.  Bei.  3*  p.  121—123;  Milman,  The  hisiory 
of  christianity  2  p.  173—178;  J.  H.  Stuffken, 
i)e  Theodosü  31.  in  rem  christianam  meritis. 
Lugd.  Bat.  1828.  p.  57  —  63;  Lasaulx,  Der  io 
Untergang  des  Helloiismus  p.  103 — 105;  Chastel, 
Hist.  de  la  destruction  du  paganisme  dans 
Venipire  d'Orient  p.  195—198;  Sharpe,  Gesch. 
Ägyptens  2  p.  243  —  246;  P.  Allard, _  L'art 
palen  sous  les  empereurs  chretiens.  Paris  1879. 
p.  104  — 111;  V.  SclmUze,  Gesch.  des  Untergangs 
des  gr.-rom.  Heidentums  2  p.  261 — 266  u.  a.  m. 
Auch  die  Tempel  in  Kanopos  fielen  dem  Fana- 
tismus des  Theophilos  zum  Opfer,  Allard, 
p.  110— 111 ;  Schnitze  p.  266—268.  Jetzt  konnte  50 
es  scheinen,  als  sei  erfüllt  die  sibyllinische 
Weissagung  5,  484  ff.  ed.  Friedlieb: 
'löi  &SCC  XQitälaivcc,  fifvfts  d'sni  xsv^aai,  Nsilov 
MovvTj,  ficcivccg  äta-HTog,  ini  ipa[i.(y.&oti;  AxsQOvrog, 
Kov-ABXL  60V  (ivita  yf  (isvsi^  kcctcc  yaiav  anaaav 
Kai  av,  2tQK7ti,li'&oigi7tiy.£i^svs,  nolXa  (loyr'iasig' 
KBiar]  Ttxcöfia  ^äyiazov  iv  Aiyvntm  zgiralaivr]' 
'Oaaoi  8^ AiyvTtzov  nö&ov  7]yciyov  fig  al  aiiccvTig 
KXavßovzciL  as  Kßxwg. 

Doch  nicht  so  leicht  liefs  sich  ein  nach  60 
Jahrtausenden  zählender  Götterdienst  an  allen 
Orten  des  Nillandes  vernichten.  Claudian,  der 
Zeitgenosse  Stilichos,  schildert  noch  lebhaft 
die  Prozession  der  Götterbilder  in  Memphis, 
de  cons.  Hon.  4,  570  ü'. : 

—  Sic  numina  3Iemphis 
In  vulgus  proferre  solet,  penetralibus  exit 
Effigies,  hrevis  illa  (juidem,  sed  plurima  infra 


lAniger  imposita  suspirans  veste  sacerdos 
Tcstatur  sudore  deum.  Nilotica  sislris 
Bipa  sonat,  variosquc  modos  Aegyptia  ducit 
2'ihia.  Submissus  admugit  cornibus  Apis. 
Und  am  südlichen  Ende  des  Reiches,  auf  der 
kleinen  Insel  Philae  (nach  Dümiclien,  Gesch.  d. 
alt.  Äg.Tß.31  entstanden  aus  Äa-lak,  Hak,  mit  vor- 
gesetztem männlichen  Artikel  p  Päalak,  Pilak 
■■die  am  Ende  liegende  Insel,  die  Grenzinsel') 
wird  noch  in  einem  Vertrag,  den  der  Feldherr 
Maximinus  451  mit  denBlemmyern  schlofs,  den- 
selben zugestanden,  dafs  sie  zu  gewissen  Zeiten 
die  heiligen  Isisbilder  aus  dem  dortigen  Tempel 
nach  ihrem  Lande  führen  dürfen,  um  sie  zu 
Erteilung  von  Orakeln  zu  benutzen.  Erst  um 
560  liefs  Justinian  durch  Narses  die  Tempel 
schliefsen,  die  Priester  gefangen  setzen  und  die 
Isisbilder  nach  Konstantinopel  schaffen,  worauf 
nicht  lange  nachher  durch  Bischof  Theodoros 
das  Heiligtum  in  eine  Kirche  des  h.  Stephanus 
umgewandelt  wurde,  vgl.  über  den  Dienst  der 
Isis  und  seine  Schicksale  auf  Philae:  DöUinger, 
Heidentum  u.  Judentum  p.  413;  Sharpe,  Gesch. 
Äg.  1  p.  197;  G.  Parthey,  De  Fliilis  instda 
einsque  monumentis  commentatio  und  dazu 
Letronne,  Oeuvres  choisies  1.  ser.  1  p.  352 
— 364;  G.  Parthey,  Wanderungen  durch  Sici- 
lien  u.  die  Dev ante  2  p.  354,  368— 373;  Lttronne, 
liec.  des  inscr.  gr.  et  lat.  de  l'Fg.  2  p.  1  fl"., 
speziell  über  die  Inschriften  der  letzten  Zeiten 
p.  198  —  217  nr.  149  —  151;  Letronne,  Obser- 
vations  sur  l'epoque  oü  le  jyaganisme  a  ete  de- 
finitivement  aboli  ä  Philes  dans  la  Haute-Fgypte, 
Mcm.  de  VInst.  lioy.  de  France,  Ac.  des  Inscr. 
et  B.-L.  10,  1833  p.  168—217  =  Oeuvres  choisies 
1.  ser.  1  p.  55— 99;  Chastel  a.  a.  O.p.  291-293; 
eil.  Lenormant,  3Iusce  des  antiquites  e'gyptiennes. 
Paris  1841.  2".  p.  57;  Carle  Wescher,  liev.  arcJl. 
n.  s.  10  p.  223—224;  Bevillout,  3Iem.  sur  les 
Blemmyes  etc.,  Comptes-rendtis  de  VAc.  des 
Inscr.  et  B.-L.  1871,  n.  s.  7  p.  30—43,  speziell 
p.  42 — 43  und  3Iem.  s.  les  Blemmyes  ä  propos 
d'une  inscr.  copte  trouvee  ä  Denbiir.  Paris  1874. 
4°;  Lepsius,  Briefe  aus  Ägypten,  Äthiopien  u. 
der  Halbinsel  Sinai  p.  108,  111;  Ebers,  Cicerone 
durch  d.  alte  u.  neue  Äg.  2  p.  332 — 341 ;  Brugsch, 
Ztschr.  f.  äg.  Spr.  ii.  Altertumskde.  26,  1888 
p.  57  —  69;  Theod.  Harten,  Philä  u.  s.  Um- 
gebung,  Westermanns  Hlustr.  Älonatshefte  34.  Jg. 
1890  p.  245—266.  Nach  einer  Ankündigung 
von  Maspero ,  Comptes-rendus  de  l'Acad.  des 
Inscr.  4e  ser.,  t.  XIV,  3Iars—Avril  1888,  vgl. 
Bev.  des  rev.  13  p.  258  hat  Baillet  die  grie- 
chischen auf  den  Isiskult  in  Philä  bezüglichen 
Inschriften  von  neuem  kopiert. 

Übrigens  waren  die  Beziehungen  zwischen 
dem  Christentum  und  dem  ägyptischen  Heiden- 
tum nicht  ausschliefslich  feindlicher  Natur.  In 
den  griechischen  und  demotischen  in  Ägypten 
entstandenen  Zauberpai^yri  treten  neben  den 
hellenischen  und  ägyptischen  Götternamen  auch 
biblisch-christliche  auf,  Wessely,  Exposit. 
3  p.  194fF.,  Wiener  Studien  8  p.  183  und  Griech. 
Zauberpapyrus  von  Paris  u.  London  p.  27, 
35 — 36;  Dieterich,  Papyrus  magica  3Iusei  Lug- 
dimensis  Bat.  V.  p.  765  ff.;  E.  Bevillout,  Me- 
langcs  d'arch.  dg.  et  ass.  3,  1875  p.  35  —  40; 
vgl.  Benan,   Les  origines   du  christianisme  7 


427      Isis  (im  Gnosticismns  u.  Cliristentum)  Isis  (in  christl.  Legenden)            428 

p.  142  Note  2  u.  3,  p.  143 ;  Crusius,  Wochensclir.  f.  Ferner  erkennt  Ludwig  Conrady,  Die  ägyptische 

Ü.  Phil.  1888  Sp.  1092.  Über  die  Beziehungen  des  Göttersage  in  der  christlichen  Legende.    Beilage 

ägyptischen  Gnosticismus  zur  alten  Landes-  zu  'Vier  rheinische  Palästina- Pilgerfahrten  des 

religion  giebt  interessante  Belehrungen  M.  E.  XIV.  XV.  u.  XVI.  Jahrhunderts'.   Wiesbaden 

AmcUneau,   Essai  sur  le  gnosticisme  egyptien,  1882,  in  den  Legenden  der  Heiligen:  Onuphrius, 

ses   developpements    et   son    origine   eyypttenne.  Paulus  von  Theben  und  Katerina  eine  christ- 

Paris  1887.    4".    Deuxieme  partie,  chapitre  111  liehe    Modificierung    ägyptischer    Mythen;    so 

Sources    egyptiennes    du    Systeme    de    Basilide  sieht    er    in    Onuphrius    Un-nofer    'das    gute 

p.  139  —  152,   speziell  p.  141  — 14G;   Troisieme  Wesen'  d.  i.  Osiris,  p.  4.   Wenn  die  vita  Onu- 

partie,  chap.  V  Des  rapports  du  Valentinianisnie  lo  phrii,  wie  sie  sich  in  dem  nach  ihm  genannten 

avec   les  doctrines  de  la  vieille  Egypte  p.  281  Kloster  auf  dem  laniculum  in  Rom  fand,  Onu- 

— 322;  Ämelineau,  Les  traites  gnostiques  d'Ox-  plirius  den  Sohn  eines  Perserkönigs  sein,  ihn 

ford,    Bevue   de  Vhist.   des  religions    21,    1890  wegen  Verdachts  unedler  Abkunft  bald  nach 

(p.  176—215,  p.  261 — 294)  p.  203  ff.;  E.  Bevit-  der  Geburt  ins  Feuer  geworfen,  aber  nach  Zer- 

luiit  a.  a.  0.  p.  40  —  44  und  Mel.  d'arch.  eg.  et  Streuung  des  väterlichen  Argwohns  durch  einen 

ass.  nr.  5.  1874  p.  166—167,  sowie  über  ägyp-  Engel  unversehrt  herausgezogen,  nach  der  Taufe 

tische    Götternaraen    als    Namen    christlicher  vom    Vater   nach  Ägypten   gebracht   und   von 

Kopten  p.  186;   vgl.  auch  den  Brief  Hadrians  einer  Hirschkuh  gesäugt  werden  läfst,   so  er- 

an  Serviauus,   Vojnscus,  v.  Saturnini  c.  8,  der  klärt  Jacohy  p.  11-— 12  diese  Version  für  eine 

ob  echt  oder  unecht,  jedenfalls  für  die  Reli-  20  geschickte  Benutzung  des  in  Byblos  spielenden 

gionsmischung    zeugt.      Epijjhanios    hat     uns  Teils  der  Isissage.     Vollends  in  der  Legende 

einen  interessanten  Bericht  hinterlassen,  wie  der  h.  Katharina  hält  er  schon  den  Namen  der 

die   Gnostiker  in  Alexandria  —  er  glaubt  in-  Heiligen    für    eine    Nachbildung    des   Namens 

dessen    von   Heiden   zu   sprechen  —   die  Epi-  ihres  angeblichen  Urmusters  der  Hathor  p.  25  f 

phanie  in  der  Nacht  vom  5./6.  Januar,  die  Ge-  Wenn  Katerina,   führt  Jacohy  aus,  als  Philo- 

burt  des  Aion  durch  Köre,  d.  h.  die  Jungfrau,  im  sophin  bezeichnet  wird,  so  nennt  Plutarch  de  Is. 

Korion  begingen,   Oehler,  Philologus  16  p.  354  c.  2    die   Isis    s^atQSzäg  60(pi]v  y.al  cpdSaofpov, 

—355,  Corp.  hacreseol.  2,  3  p.  632,  Epiphnnios  p.  26  —  27;    wenn  Katerina   enthauptet  wurde, 

ed.  Dind.  3  p.  483.  —  Usener,  Beligionsgeschichtl.  so  wird   nach   Plut.  de  Is.   cap.  19   und   Pap. 

Untersuchungen!.  Das  Weihnachtsfest  Kap.! — 3.  äo  Sallier    der   Isis    von    Horos    der    Kopf   abge- 

Bonn    1889.    p.  27  fi'.    hebt   die  Mischung  von  schlagen,  p.  27 — 28;   wenn  der  Leichnam  der 

Christlichem  und  Heidnischem  darin  als  echt  Heiligen    nach    dem   Sinai  gebracht  wird,    so 

gnostisch  hervor;   Gustav  Bosch,   Das  synhe-  wurde    im    nahen  Sarbut  el  Chädem    und   im 

tislische  Weihnachtsfest  zu  Petra  ZDMG.  1884,  Wadi  Maghära  Hathor,  die  Herrin  von  Mafkat, 

38  [p.  643  —  654]   p.  643,   vgl.   p,  651,    deutet  verehrt,  p.  28—29;  fällt  endlich  der  Todestag 

diese    Erzählung    auf   die    Geburt    des    Horos  der  Heiligen   auf  den  25.  November,   so   ent- 

durch  Isis.  spricht  dieser  Tag  dem  17.  Athyr,  dem  Todes- 

Aus  Hippolyti  Befutationis   omnium  haere-  tag   des   Osiris,    p.  29  —  30.     Freilich   dürften 

sium     lihrorum     decem     quae    supersunt    rec.  diese  Ausführungen  wenig  Zustimmung  finden. 

Duncker  et  Schneidetvin  lib.  V   cap.  7    p.  142  40  ,.    Vielfach  hat  man  auch  hingewiesen  auf  die 

(vgl.  Dieterich  a.  a.  0.    p.  772)    erfahren    wir  Ähnlichkeit  zwischen  der  Isis  und  der  h.  Jung- 

von  den  Naassenern:  Asyovaiv  ovv,  ort  Alyv-  frau  in  Beinamen,  Kultus  und  Darstellungen, 

nrioL,    Ttdvtcov   av&QcSnav    (lErcc    xovg   <^Qvycig  s.  besonders  Trede,  Das  Heidentum  in  der  röm. 

aQxuiözSQOi    ■HccQ'saTaTfg    xai.   näai,   xoig   älloig  Kirche  1  p.  17,  110,  283;  2  p.  45,  367;  3  p.  142, 

ccv&QtüTioig    b^oloyoviiivwg    xslsrag    -adu    oQyia  145,  146,  158,  408;  4  p.  295,  445;  Jb.  T.  i/ftwpson, 

dsäv    nävTcov    bfiov    fistccSövT8g    tcqcötoi.    kkI  Medii  Aevi  Kalendarium  p.  16 — 17,  145—146. 

MaTijyyEA.xoTfg    idi'crg    -nal    iviQysiag,    i^qcc   -aal  Eine  Reihe  ähnlicher,  zum  Teil  freilich  falsch 

esßäofiia  y.al  dvs^ayÖQSvza  zeig  [irj  T£zsl£6[.ib-  gedeuteter  Beinamen  der  Isis  und  der  Madonna 

voig   xa  "laiSog    t'xovoi  ^vat/jQLcc    za   d'   lioiv  stellt    zusammen    Beauregard,     Les    divinites 

ovK  allo  XI  ri  rjQTiaaii^vov  ntxl  ^rjxovfiivov  vno  50  egyptiennes    p.  174,   175,   341.      Es    entspricht 

T^S  tnzaaxölov  %ul  yalavtiyiovog  ccidoiov  'OaiQi-  z.  ß.   Isis   Regina   der  Sovrana,   Sovrana  delP 

öog.    'OeiQLv   Sl    Uyovaiv  vöwq.    'H  äs   q)voig  Universo,   Regina,    Trede  2   p.  45,   2   cap.  15 

iTizdozolog  Tiegl  avzrjv  s'xovaa  kccI  iazoXicfi^vr]  ''die    Himmelskönigin'    p.  338  —  371,    speziell 

STiza    azolag    al&BQi'ovg    (rovg    nluvi^xccg    yKQ  p.  367 — 369;  3  p.  142;  der  ''Rrigina  di  lu  celu 

daxioag    ovzco   TtgoaayoQSvovaLv  ccXlrjyoQovvxsg  terra  e  mari',  Vigo,  Baccolta  di  canti  popolari 

wat   albsQiovg   y.ccXovvxbg)  ■nccz'  avxovg  rj  fiszcc-  siciliani^  p.  518  nr.  3409  vs.  2;  vgl.  Ilampson 

ßlrjxrj   yivhaig  -nal  vno  zov  txQQrjxov  Kcd  dvt^-  p.   40;    ferner    Isis    mater,    Isis    puellains    der 

ti.y.ovL'ozov   Kccl  dvevvorjxov  Kai  ciiioqcpov  (lExa-  Mater  Domini,  Trede  2  p.  108,   380;  4  p.  177; 

(lOQrpovfiivri  yiziaig  ccvaSfiKvvzKf  xat  zovxo  fßzl  Madonna  del  Parto,  Trede  3  p.  162;  Isis  furva 
x6    i:iQrji.isvov,    cprjaLv,     iv    xfj    yQOicprj    ETTraxtg  co  derMadouna  Addolorata,  Treffe  2  p.384,  3  p.  162, 

Ttfcaixai  0  fiLKaws  Mai  dvaßxr'iasxcit,  vgl.  p.  144.  383;   Isis  pelagia  der  Regina  Maris,  Madonna 

Auch    die    Gestalten    einiger    christlichen  del  porto  salvo,   l'rede  1  p.  283,  Maris  Stella, 

Heiligenlegenden    glaubt    man    auf    Isis    zu-  Trede  3  p.  144  — 145,    navaym    d-ccXKaaLzgia, 

rückführen    zu   köunen;    so    will    Usener    {Die  B.   Schmidt,    Das    VolJcslcben  der  Neugriechen 

Legende  der  h.  Pelagia.  Bonn  1879)  die  h.  Pe-  u.   d.  hellen.   Altert.    1    p.  39;    vgl.    auch    Fr. 

lagia  als  eine  ins  Christliche  übersetzte  Aphro-  Lenormant,    Monographie    de    la    voie    sacree 

dite  Pelagia,  zu  deren  Bild  auch  die  Isis  Pe-  eleusinienne  p.  217 — 218;  Isis  Dikaiosyne  dem 

lagia   (p.  XXIV)    einige    Züge    lieh,    erklären.  Miroir  de  justice,  Beauregard  ]i.  34:1]  Isis  Nike 


429     Isis  (mit  Jungfr.  Maria  ideiitificiert)  Isis  (mit  Jungfr.  Maria  identificiert)     430 

der  Madonna  della    vittoria,    Trede  2   p.  370;  Isisbilder  (vgl.  auch   den   der  Hathor,    die   in 

die  Dea  potens,  praepotens,  omuipotcns  (^Apul.  Karnak  heifst  „die  Herrin  des  Silbers-,  die  Be- 

3Itt.  11,  22;  1;    16)   der  Maria  della  Potenza,  lierrscherin  des  Goldes,  sie  hält  [in  ihrer  Hand] 

Trcdc  2  p.  394;  Isis  Soteira,  sancta  et  huinani  alles   kostbare   Geschmeide",   Brugscli,   Hier.- 

(icncris  sospitatrix  pcrpetua,  Apml.  11,  25,  der  Dcmot.  Wörterh.  1    p.  208,    C.  I.  L.  2,    3386, 

Madonna  dell'   ;ijiito,    Trede  2  p.  370,   Notre-  Friedländer,  Süteiigesch.  3"  p.  603)  ist  oft  mit 

Dame  de  Bon-Secours,  Beauregurd  p.  341;  die  dem   der  Madonnenbilder    verglichen  worden, 

dea  providens  {ApuL  Met.  11,  18,  vgl.  11,  10  Boissier,  La  rel.  rovi.  d' Auguste  aux  Antonius 

dear  siimmatis  auxiliuris  Providentia)  der  Divina  1  ^  p.  362;  Bcville,  I).  Bei.  zu  Born  unter  den 

Providenza  u  s.  w.     So  kann  Beauregard  p.  148  lo  Severern  p.  54;  Benan,  Les  origines  du  christia- 

erklären:  'Isis  enfin  serait,  par  ses  perfettions,  nismc  7  p.  581;  Ch.  Lenormunt,  Musee  des  ant. 

une  copie  exacte   et  fidele  de   la  vierge   Marie  cg.   p.  57    sagt;    'La  decoration   interieure  du 

des    croyances    chrctiennes   si    la   vierge   Marie  temple  d' Isis  ä  Philae  parte  encore  aujourd'hui 

redt  precedee''  und  A.  Maury,  Les  religions  de  les  traces  des  clous  au  moyen  desquels  on  fixait 

la  Grece  ant.  3  p.  280:   'Le  portrait  que  nous  des   vctements   sur   chacmie   des  figures   d'Isis. 

tn    a    traec    l'autcur   du    traite   sur   soii    cultc  Beaucoup  d'imuges  de  la  Vierge,  dans  les  cglises 

(ittribuc  ä  Biutarque,  est  certainement  une  des  catholiques  od  uinsi  des  deini-rohes  adhcrentes 

cunceptions    les   plus    clcvees   que  nous  offre  le  ä  la  muraille,   et  qui  figurent  un  hahilleme'nt 

polythcisine    antique,    et    Von  est  frappc  de  la  complet'';  s.  die  Gewänder  der  Isis  in  Nemi,  C  I. 

ressemhlance  qu'il  presente  areccelui  de  la,  Vierge  20  L.  14,  2215;  vgl.  ferner  auch  Trede,  Biedigrotta. 

Marie\    etc.     Und    welche    Ähnlichkeiten    im  Flugschriften  des  evang.  Bundes  16,  Halle  1888, 

Kultus!      ''im    gesamten    Madonnakultus    ver-  p.  15  f.;    Böitiger ,    Die  Isisvesper  nach  einem 

nehmen    wir    das    Echo    des   Isiskultus',    sagt  Herculan.  Gemälde,  Klei)ie  Schriften  2  ]^.  210— 

Trede  3  p.  146;  'Weihungen,  Gelübde,  Tonsur  230;  3  p.  259;  Böttiger,  Arcli.  Ährenlese  1  p.  1; 

der  Geistlichen,  Fasten,  Büfsungen  finden  auf  Meester  de  Bavestein,  Musee  Bavestein  3  p.  366 

beiden  Seiten  statt',  Trede  3  p.  143  —  144;  'Der  — 367;  Boßmann,  Vom  Gestade  der  Cyläopen  u. 

Isiskult  kannte  schon  die  Elevation,  das  weifso  Sirenen  p.  55  IF.;   Lafaye  p.  138;   Note  4;    E. 

Priestorkleid,  das  Weihwasser,  den  Weihrauch,  Benan,  Les  origines  du  christianisme  7  p.  572 

die    brennenden    Lampen    und    die    „glatzige  — 573,   u.  a.   „apres  l'initiation,  on   eprouvait 

Herde''   der    tonsierten   Geistlichea',    Trede  3  so  tme   vive   devotion   comme  celle   du  moyen  dge 

p.  146;    Jean  Beville ,   Die   Beligion   zu   Born  envers  la  Vierge",  p.  580 — 581;    Boissier,    La 

unter  den  Secerern  p.  58  Anm.  1  bemerkt:  'Die  rel.  rom.  d' Auguste  aux  Antonins  1"  p.  365  f., 

Analogieen    zwischen    den    katholischen    Pro-  374,  383.     Zuweilen  gingen  auch  Heiligtümer 

Zessionen  und  denen  der  Isiaci  sind  zahlreich.  der  Isis  an  die  h.  Jungfrau  über,   so   das  auf 

Man    denke    an    die    oft    reich    geschmückten  der  Halbinsel  Methana,  Curtius,  Beloponnesos  2 

pausae   oder  Euheplätze,   an  den    Weihrauch,  p.  442. 

das  Eiuheif Uhren  der  Gottheit  u.  s.  w.'     Nach  Mehrfach   wird    behauptet,    dafs    die   Dar- 
^Velcker,   Griech.  Götterlehre  2  p.  493   verläfst  Stellungen    der    Madonna    durch    die    der   Isis 
in  Rom  eine  Madonna  ihre  Kirche  und  macht  beeinflufst  sind,  s.  z.  B.  Lecky,  Geschichte  des 
in   einer  andern  einer   andern  Madonna  einen  40  Geistes  der  Aufklärung  in  Europa  p.  138  Anm. 
Besuch;  ähnlich  stattet  nach  H.  Brugsch-Bey,  Hugo  von  Lomnitz,  Solidarität  des  Madonna- 
Drei  Fest-Kalender  des  Tempels  von  Apollino-  u.    Astarte -Kultus    p.    73  —  74.      Wenn    aber 
2)olis  Magna  in  Ober  -  Ägypten.     Leipzig  1877.  Sharpe,    Gesch.   Ägyptens   p.  246    meint,    dafs 
p.  4,  7,  17  Hathor  von  Tentyra  Besuche  ab  im  die  Figuren    der   h.   Jungfrau  auf  der  Mond- 
Heiligtum   der  sieben  Hathoren  in  Pechi  und  scheibe    Isisdarstellungen    nachgeahmt    seien, 
beim    Horus    von    Hud.      Mackenzie    Wallace,  so    irrt    er;    es    beruht    vielmehr    diese    Dar- 
Bufsland  2  p.  122  erzählt,   dafs  das  Heiligen-  Stellung  auf  Offenbarung  Joh.   12,  1,   wonach 
bild  der  Iberischen  Madonna  von  einigen  der  der  Mond  zu  Füfsen  der  Madonna  ist.  Munter,. 
reichen  Einwohner  Moskaus   von  Zeit  zu  Zeit  Sinnbilder    und    Kunstvorstellungen    der    alten 
in  ihr  Haus  eingeladen  wird;  in  einer  Inschrift  00  Christen  2  p.  28;  Steitz  s.  v.  Maria  in  Herzog- 
von  Kios    ehren    die  Thiasoten   den  Anubion,  Plitts  B.-E.  f.  prrot.  Theol.  u.  Kirche  9^  p.  318; 
den    Sohn    des    Nikostratos    '  hySfh,ccii£vov    xa  Joh.    Christian    Willi.    Augusti,    Beiträge   zur 
XciQ^öavvu    rrjg  "laid'os\    was  nach    Foucarts  christl.    Kunstgeschichte   u.    Liturgik    1    p.  97. 
Deutung   heifst:    weil  er  am  Freudenfeste   der  Besonders  werden  die  schwarzen  Marienbilder 
Göttin  ihr  in  Prozession  umhergetragenes  Bild  (vgl.   über  diese   besonders   Nork,    Mythologie 
in  seine  Wohnung  aufgenommen  hatte,  s.  Num.  der  Volkssagen  u.  Volksmärchen.    Stuttgart  1848. 
Zeitschr.    21    p.  26  —  27.      Den    Gebrauch    des  =  Schcible,  Das  Kloster  9.  Bd.   p.  872—880), 
Schellenkranzes,  dessen  Geklingel  in  mehreren  wie   das  zu  Einsiedeln,   von  einigen    (so  von 
süditalischen   Kirchen  die  einzelnen  Akte  des  Sauppe,  Hymnus  in  Isim  p.  13,   Böttiger,  Kl. 
Madonnakultus  ankündigt,   vergleicht  Trede  3  60  Schriften  3  p.  271  Anm.,  lUemm,  Die  Frauen 
p.  146   der  Verwendung  des  Sistrums  im  Isis-  4  p.  91;   Trede  2  p.  94 — 95)  für  Isisbilder  oder 
dienst;    Joseph    Bonomi,    Cat.   of  the    coli,   of  Kopieen  derselben  gehalten.    Doch  fehlt  es  auch 
cgyptian  untiquities  belonging  to  the  late  Bobert  nicht  an  anderen  Deutungen ;    Steitz   a.  a.  0. 
Hay.   London   1869  p.  8  zu  nr.  78  behauptet  p.  316    erklärt    die    schwarze  Farbe   aus   dem 
geradezu  von  dem  Sistrum:  „This  Instrument  Hohtnlied  1,  4  'Ich  bin  schwarz,  aber  schön'; 
is   still   used   in   Abyssinia    in   religious   cere-  Menzel,  Christi.  Symbolik  2  p.  95  mit  Martcns, 
monies,"  vgl.  Ch.  Cournault,  Bev.  arch.  n.  s.  18  Italien   3  p.  27   aus   dem  Umstände,   dafs  die 
1868  p.  56—57.    Der  reiche  Schmuck  mancher  Statuen  aus  dunklem  Holze  geschnitzt  sind  und 


431     Isis  (=Jungfr.  Maria;  Koros  =  Christus)  Isis  (==  Jiingfr.  Maria ;  Horos  =  Christus)     432 

die  Gemälde  von  dunkler  Farbe  sich  teils  als  zu  lesen  ist.  Neroutsos- Bey ,  L'anc.  Alexandrie 
Kopieen  solcher  altern  dunklen  Holzbilder,  teils  p.  45  — 49  sieht  darin  eine  Nachahmung  der 
aus  der  Nationalität  der  Maler  oder  der  Ge-  Darstellung  der  bekannten  Horosstelen:  „voilä 
meinden,  für  welche  sie  bestimmt  waren,  ver-  donc,  dans  les  cataeombes  cliretiennes  d'Alexan- 
stehen  lassen;  vgl.  Th.  Mundt,  VöUcerschau  auf  drie,  Ja  re^n-oduction  de  la  fi(iure  d'Horus,  flls 
Reisen  1,  p.  227,  bei  Norlc  p.  873.  —  Grimm,  d'Isis  marchant  sior  les  croeodiles  et  maltrisant 
Deutsche  Mythologie  1*,  p.  260,  Anm.  1  und  les  serpents  et  le  Hon,  saus  la  forme  de  Jesus- 
Piper,  Mytli.  u.  Symb.  d.  ehr.  Kunst  1  p.  157  Christ,  fiJs  de  Dieu  et  de  la  Vierte,  marchant 
sind  der  Ansicht,  dafs  die  h.  Jungfrau  durch  au  milieu  de  ces  mcmes  animaux  malfaisants, 
die  dunkle  Farbe  als  trauernde  Erd-  oder  Nacht-  lo  faisant  taire  le  Hon  et  rompant  le  cou  aux 
göttin  charakterisiert  werden  soll.  Piper  a.  a.  croeodiles."  Vgl.  Arch.  Ä7t2.  1852  p.  223:  „Lon- 
0.  erinnern  sie  an  das  Bild  der  Artemis  von  don  Museum,  nr.  5.  Ein  kleines  glattes  zwei- 
Ephesos,  von  dessen  Farbe  sie  auch  G.  Bötch  henkliges  Gefäfs  von  blasser  Erde  zeigt  einer- 
{Astarte-3Iaria,  Theol.  Stud.u.Krit.  ISSS'p.  296;  seits  eine  stehende  Figur  des  Harpokrates, 
vgl.  H.  Schaafl'hausen,  Bonner  Jahrbb.  ,'S.eh  89  welcher  vierfüfsige  Tiere  an  ihren  Schwänzen 
p.  145)  herleitet.  Wie  dem  auch  sei,  die  Ahnlich-  gefafst  hält;  daneben  ist  ein  kreuzförmiges 
keit  zwischen  den  Madonna-  und  Isisbildern  ist  Abzeichen  und  als  Revers  die  Inschrift  EvXo- 
trotz  G.  Kinkels  (Über  den  verschied.  Charakter  yia  tov-ayiov  M-rjva  -f  zu  bemerken",  sowie 
der  antiken  u.  der  modernen  Kirnst,  Bonner  John  Lee.,  Catal.  of  the  egyptian  antiquities 
Jalirhb.  10,  1847  p.  123)  Behauptung,  den  Unter-  20  in  the  Museum  of  Hartivell  Housc.  1858.  4'*. 
schied  zwischen  einem  antiken  Isisbild  und  p.  65,  nr.  473  „Pudely - executed  vase,  of  a 
einer  Maria  des  Mittelalters  nehme  auch  das  light-buff  colour,  bearing  the  same  dcvice  in  low 
ungeübte  Auge  wahr,  eine  so  bedeutende,  dafs  relief,  on  botli  sides.  A  man  in  ample  robes 
nicht  selten  ein  Isisbild  aus  Unkenntnis  als  standing,  and  holding  in  both  hands  somcthing 
Madonna  verehrt  wurde,  so  das  von  Kardinal  that  appears  like  a  scorpion:  over  each  Shoulder 
Bri9onnet  zerstörte  in  St.  Germain  des  Prez.  is  a  cross.  TJiis  device  is  very  analogous  to 
Chr.  Walz,  Das  Antiken- Kabinett  der  Univer-  the  Egyptian  tablets  described  at  Nos.  20  and 
sität  Tübingen,  Bonner  Jahrbb.  10,  1847  p.  79  21  [Horus-Stelai],  and  is  not  improbably  the 
verzeichnet  ein  in  einem  Grabe  zu  Pfullingen  Christian  Interpretation  of  the  same  idea.  Such 
gefundenes  Isisbildchen  mit  dem  Horos  auf  30  i-ases  have  been  made  to  contain  a  remedy, 
dem  Arme,  „das  der  Finder,  in  der  Meinung,  fancied  or  real,  for  the  bite  of  a  snak:e  or  the 
es  sei  eine  heilige  Jungfrau  mit  dem  Kinde,  sting  of  a  scorpion".  Auf  einem  Jaspis  (bei 
in  Silber  fassen  liefs";  vgl.  auch  I^eemans,  Beusch,  Capita  deorum  et  illustrium  hominum 
Description  rais.  des  monum.  egypt.  du  musce  in  gemmis  quas  coli.  I.  M.  ab  Ebermayer.  1727. 
d'ant.  des  Pays-Bas.  Leide  1840  p.  21  nr.  1437;  2".  Tab.  16,  420  p.  204—5,  Montfaucon,  L'ant. 
Kopp,  Palaeogr.  crit.  3  p.  651  §  545;  Baronius,  expl.  2  p.292,  sowie  bei  Pignorius,  Vetustissimae 
Annales  politieo-ecclesiastici  4  p.  125;  King,  tabulae  aeneae  sacris  Aegyptiorum  simulachris 
TheGnostics  p.  149.  coelatae  accurata  explicatio.  Venetiis  1605.  4. 
Ähnlich  wie  Isis  mit  der  Madonna,  berührte  Tab.  I,  2  und  im  British  Museum,  Imhoof- 
sich  Horos  mit  Christus.  Ebers,  Zeitschr.  f.  io  Blumer  u.  O.  Keller,  Tier-  u.  Pflanzenbilder 
(ig.  Spr.  u.  A.  1877  p.  48  teilt  aus  einem  kopti-  auf  Müiizenu.  Gemmen  des  kl.  Altertums  Tfl.  22, 
sehen  Manuskript  der  Pariser  Bibliothek  folgen-  48  p.  138)  sieht  man  Christus,  gleichfalls  mit 
den  Vers  eines  in  vierzeiligen  Strophen  abge-  dem  Nimbus,  auf  einem  Krokodil  stehend, 
fafsten  Gedichtes,  mit,  welches  die  Fahrt  des  in  der  L.  einen  Fisch  haltend.  Auf  einer 
Heilands  durch  Ägypten  schildert :  'pietra  di  paragone  statu  una  volta  in  possesso 
„Drauf  ist  er  fortgefahren  di  madama  Mertens  Schafhausen''  bei  Garrucci, 
Nach  Schmun,  der  Doppelstadt,  Storia  delV  arte  cristiana  6  Tav.  492  nr.  14 
Und  seiner  Feinde  Scharen  p.  169  und  auf  einem  grünen  Jaspis  in  Würz- 
Er  dort  vernichtet  hat."  bürg  (7^.  Urlichs,  Verz.  d.  Antike nsammhmg 
Er  weist  darauf  hin,  dafs  in  gleicher  Weise  50  der  Univ.  Würzburg.  2.  Heft.  Würzburg  1868. 
die  Inschriften  von  Edfu  den  Rä  Harmachis  p.  39  nr.  42)  erblickt  man  auf  der  einen  Seite  Har- 
und  Hör -Hut  (s.  Naville,  Textes  relatifs  au  pokrates  auf  der  Lotosblume  mit  der  Peitsche 
mythe  d' Horus  recueillis  dans  le  temple  d' Edfou.  und  darum  die  Inschrift  XPICTOC,  auf  der 
Geneve  1870.  2";  Brugsch,  Die  Sage  von  der  andern  den  guten  Hirten  zwischen  [4]  Sternen 
geflügelten  Sonnenscheibe  nach  altäg.  Quellen  und  2  Lämmern  [darunter  nach  Garrucci  noch 
dargestellt.  Göttingen  1870.  4°,  Wiedemann,  e.  Anker  mit  2  Fischen  zur  Seite]  und  darum  die 
D.  Bei.  d.  a.  Ag.  p.  38  —  45)  siegreich  das  Inschrift  IHCOTC.  Über  Denkmäler,  welche 
Nilthal  durchziehen  lassen.  An  der  Wand  des  den  Horos  zu  Rofs,  ein  Krokodil  mit  der 
Arcosoliums  einer  Krypta  in  Alexandria  ist  Lanze  tötend,  vorführen,  und  die  Ähnlichkeit 
dargestellt  Christus,  jugendlich  unbärtig,  mit  60  derselben  mit  Darstellungen  des  den  Drachen 
dem  Nimbus,  (nach  der  Abbildung)  mit  dem  erlegenden  h.  Georg  s.  E.  Meyer  oben  1  Sj). 
einen  Fufs  auf  einen  Löwen,  mit  dem  andern  2748,  2749;  Preuner,  Ber.  üb.  d.  auf  d.  gr.  u. 
auf  einen  Drachen  tretend,  während  zu  beiden  r.  Myth.  bez.  Litt,  der  J.  1876 — 1883  =  Jahres- 
zeiten mit  nach  unten  gerichteten  Köpfen  eine  ber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  A.-W.  SuppUbd. 
Schlange  und  ein  anderes  Tier  (Ichneumon?;  (25.  Bd.)  p.  54;  vgl.  auch  M.  Mayer,  Über  die 
angebracht  sind  und  darunter  Ps.  90,  13:  Venoandtschaft  heidnischer  u.  christl.  Drachen- 
XC  :  en  ACniAA  KAI  BACIAICKON  eniBHCH  töter,  Verh.  d.  40.  Vers,  deutscher  Philol.  u. 
KAI  KATAnATHCeiC  A60NTA  KAI  APAKONTA  Sdmlmänner  1889  p.  336,  337;  und  A.  v.  Gut- 


I 


433 


Isis  (Herrin  d.  Himmels) 


schmid,  Ber.  üb.  d.  Verh.  d.  Kgl.  säclis.  Ak.  d. 
W.  1861  p.  192;  Bnigsch,  Bei.  p.  490;  so- 
wie Arnelhieau,  Le  Christ ianisme  dies  les  an- 
cicna  Coptes,  Bev.  de  l'hist.  des  religions  8° 
amice,  t.  15.  1887  ]i.  52  ff.,  der  die  Verwandt- 
.•^chaft  des  Koros  nicht  mit  St.  Georg,  sondern 
mit  St.  Michael  betont,  während  BarziUai, 
Gli  Abraxas.  Trieste  1873  p.  10  f.  Harpokrates 
ijar  mit  Moses  zusammenstellt.  Sarapis  und 
Joseph  endlicli  sind  schon  von  den  Kirchen-  lo 
Vätern  und  der  jüdischen  Legende  identificiert 
worden,  Baronius,  Ann.  poh-eccl.  4.  Antv.  1601 
p.  611  f.;  Petrus  Schröer ,  Biss.  liist.  de  Sera- 
pide  .  .  .  contra  scriptores  in  daemonis  illius 
cultu  dnod'scoGiv  loseplii  propugnantes.  Witteb. 
1666.  4";  Bertolt,  Le  antichitä  di  Aqtiileja 
p.  45;  Marangoni,  Delle  cose  gentilesche  .  .  . 
trasportate  ad  uso  .  .  .  delle  cliiese  cap.  24 
p.  86  —  87;  F".  Piper,  Einleitung  in  die  monu- 
mentale Theologie  p.  121;  Bennn,  Mem.  de  l'Ac.  20 
d.  I.  et  B.-L.  23,  2  p.  322;  B.  Schröter,  Z.  D. 
M.  G.  24.  1870  p.  535  f.  Anm.  47;  vgl.  auch 
J.  H.  Bondi,  Dem  hebr.-pliön.  Sprachziveine  an- 
gihörige  Lehnwörter  in  hierogl.  u.  hierat.  Texten 
p.  119—128. 

Nach  ägyptischer  Auffassung  ist  Isis  eine 
der  Himmelsgottheiten,  s.  Ed.  Meijer  oben  s.  v. 
Isis.  Wie  sie  in  ägyptischen  Texten  als  ,, Herrin 
des  Himmels"  {Brvgsch,  Bei.  p.  646)  bezeichnet 
wird,  so  heilst  sie  auch  bei  Apul.  Biet.  11,  2  30 
rcgina  coeli.  Bei  Apid.  11,  5  nennt  sie  sich  u.  a. 
prima  coelitum  —  quae  coeli  luminosa  culmina 
—  nutibus  meis  dispenso.  Im  Hymnus  von 
Andros  sagt  sie  in  einer  sehr  verderbten  Stelle 
vs.  22 ff.  nach  Sauppes  Übersetzung:  ,,in  pelaqo 
[vasto  et  in  terra  animantium  altrice  et  in  coeli] 
sideriferis  fplagis  certis  legibus  omnia  ordinavij", 
vgl.  Kaibel,  Epigr.  Gr.  p.  441,  u.  vs.  28 ff.  ,,Isis 
ego  consiliosa  [aerem  temperavi]  et  tcllurem 
hnniidam  fatque  temporum  anni  accuratumj  in  40 
discrimen  coelestibus  [sideribus  sedes  fixi  aliis, 
aliis]  errabundum  iter  [praescripsi  titque  mo- 
veatur  per  circulumj  obliquum  splendor  eorum 
perfeci,  et  igneorum  rectorem  equorum  solem  in 
lucentem  circulorum  rotationein  direxi,  ut  bene 
ordinatis  cursibus  axes  verticibus  suis  in  curri- 
culo  circumsono  noctcm  discernant  a  die."  Im 
Hymnus  von  los  Z.  13  ff.  erklärt  sie  „iya 
cc[atQ(i6L^v  oSovg  i'dei^u "  iya  tjXlov  yial  |  osli^vTjg 
■noQslav  ovvircc^a^^.  Entsprechend  dieser  ihrer  50 
Bedeutung  als  Beherrscherin  und  Ordnerin  des 
Himmelsgewölbes  sind  auf  ihrer  Stola  Sterne 
und  Halbmond  zu  sehen,  s.  Apid.  Met.  11,  4: 
„per  intextam  extremitatem  et  in  ipsa  eius 
planitie  stellae  dispersae  coruscabant,  earumque 
media  semestris  luna  flammeos  spirabat  ignes." 
Eine  Illustration  zu  dieser  Stelle  giebt  ein 
Relief  im  Vatikan,  worauf  eine  Anhängerin  des 
Isiskultua,  Galatea,  dargestellt  in  der  Tracht 
der  Göttin,  die  Stola  mit  zwei  Sternen  zwischen  60 
je  zwei  Halbmonden  verziert  trägt,  Visconti, 
Musee  Pie  -  Clementin  7  Bl.  19  [p.  112—118] 
p.  114—116,  Lafaye  p.  299  nr.  115.  (Sonnen-) 
stern  und  Halbmond  befinden  sich  im  Feld  auf 
einer  Gemme  mit  Darstellung  des  Hermes  und 
der  Isis,  Visconti,  Opere  varie  2  p.  239 — 240, 
Coli.  Chigi  ser.  2  §  1  nr.  271.  Ein  Karneol 
der  Sammlung  Stosch  zeigt  Sarapis  und  Is''s 


Isis-Sothis,     Cohen  G,  PI.  1 


Isis  (Göttin  d.  Hundssterns)  434 

stehend  neben  einem  Altar,  worunter  sich  ein 
Halbmond  befindet;  und  hinter  jeder  der  beiden 
Gottheiten  einen  Stern,  Winckelmann,  Descr. 
des  p.  gr.  du  feu  baron  de  Stosch,  2.  cl. 
3.  sect.  §  4  nr.  66  p.  43  =  Stl.  Werke  ed. 
Eiselein  9  p.  330. 

Wenn  auf  einer  Anzahl  von  Gemmen  der  Isis 
ein  oder  mehrere  Sterne  ohne  den  Halbmond 
beigegeben  sind,  so  kann  man  zweifeln,  ob  sie 
dadurch  als  Herrin  des  Himmels,  oder  speziell 
als   Göttin    des    Hundssterns    in   (welcher 

Eigenschaft 
sie    von     der 
griechischen 

Kunst  ge- 
wöhnlich auf 
einem  Hunde 
reitend     dar- 
gestellt wird) 

charakteri- 
siert werden  soll.  Über  die  ägyptische  Auffassung 
der  Isis  als  Sothis  s.  u.  a.  I.anzone,  Disionario 
di  mitologia  egizia  p.  825—827,  p.  842,  tav.  313 
fig.  1;  p.  1058— 1063,  tav.  359,  1.  2;  v.  Straufs  u. 
Torney,  Der  altäg.  Götterglaube  1  p.  119 — 120; 
Erman,  Ägypten  u.  äg.  Leben  im  Altertum  2 
p.  368  u.  Anm .  2 ;  Brugsch,  DieÄgyjjfologie  p.  31 7, 
339,  352;  Bei.  u.  Myth.  d.  «."^ü//-  p- 42— 43, 
646,  648 — 649;  Chabns,  Le  papyrus  magique 
Harris  p.  85  Note  1 ;  und  besonders  auch 
G.  Maspero  in  der  ausführlichen  Besprechung 
von  Lefebnre,  Les  hypogces  rogaiix  de  Thcbes. 
Bevue  de  l'hist.  des  religions  IX.  annee.  Tome 
17.  Paris  1888  p.  263  ff.,  der  gegen  Plutarchs 
(de  Is.  et  Os.  c.  21)  Behauptung,  dafs  die  Seele 
der  Isis  am  Himmel  als  Sothis-Stern  glänze, 
polemisiert,  indem  er  nachweist,  dafs  nach 
ägyptischer  Vorstellung  die  Sterne  als  Lampen 
(Khabisou)  am  Firmament  betrachtet  werden, 
in  denen  keine  Seele  oder  Gottheit  wohnen 
könne.  Die  Stellen  der  klassischen  Autoren 
hat  gesammelt  Jablonski,  Panth.  Aeg.  2  p.  34  — 
54  (vgl.  Bolle,  Myst.  de  Bacchus  2  p.  136—140 
und  Andre,  Cat.  du  musee  de  Bennes'^  p.  40— 41 
zu  nr.  73;  Letronne,  Mem.  de  l'Inst.  Impi.  de 
Fr.  Ac.  d.  I.  et  B.-L.  T.  24.  2  p.  10  f.;  40; 
128  ff".);  hinsichtlich  der  griechisch-römischen 
Denkmäler  s.  G.  Lafaye,  Un  monument  romain 
de  Vetoile  d'Isis.  Bas-relief  inedit  du  Musee 
Kircher,  Melanges  d'arch.  et  d'hist.  Ecole  fr. 
de  Borne  1,  1881  p.  192  —  214,  PI.  6;  Ger- 
hard, A.  Z.  1849  p.  149  Anm.  1  und  Drexler, 
Über  eine  Münze  Julians  des  Apostaten  mit 
der  Isis  u.  dem  Siriushund  u.  einige  andere 
Isis-Sothis  betr.  Denkmäler,  Zeitschr.  f.  N^im. 
13  p.  299  —  313.  Der  Siriushund  ist  Isis 
auch  beigegeben  auf  einem  Relief  von  Mar- 
seille, Camille  Jullian,  Bull,  epigr.  de  la 
Gaule  6,  1886  p.  124.  Die  auf  einem  mit 
Strahlen  versehenen  Hunde  reitende  Frauen- 
gestalt auf  Münzen  von  Stratonikeia,  die  Head, 
H.  N.  p.  530  als  Isis  Sothis  oder  als  Hekate 
deutet,  ist,  da  Stratonikeia,  bezüglich  Lagina, 
eine  Hauptkultusstätte  der  letzteren  war,  jeden 
falls  als  Hekate  zu  fassen,  s.  Num.  Zeitschr. 
21  p.  138. 

Von  den  Gemmen  nun,  die  Isis  unter  Bei- 
fügung   eines    oder    mehrerer    Sterne    zeigen, 


435          Isis  (Beziehung  zu  Sternen)  Isis  (Beziehung  zu  Sternen)           436 

gehören  die  von  Lafaye  p.  202  aus  Gori,  melsgewölbe,  nach  ägyptischer  Auffassung  als 
Thes.  g.  astrif.  1  Tab.  25,  27,  42  als  Dar-  Wasserfläche  gedacht  {Le  Page  Benouf,  Vor- 
stellungen  der  Isis  -  Sothis  angeführten  gar  lesungen  über  Urspr.  u.  Entwickelung  der  Re- 
nicht  hierher;  denn  auf  nr.  25  sind  die  Sterne  ligion  p.  103)  andeuten;  Raspe  p.  28  nr.  305: 
die  der  üioskuren,  aufserdem  ist  wohl  eher  „Soufre  de  Siosch.  Isis  le  sistre  dans  Ja  g.  et 
Harpokrates  als  Isis  hier  zu  erkennen;  ferner  un  scepire  dans  la  dr.,  descendant  d'cn  haut  et 
erinnert  der  Kopf  mit  sternbesätem  Schleier  adoree  par  Anubis,  ä  tele  du  einen,  qui  est  ä 
auf  nr.  27  vielmehr  au  Darstellungen  des  Attis,  genoux  devant  eile,  et  lui  prcsentc  son  caducee. 
als  an  Isis,  und  auf  nr.  42  gehören  die  Sterne  a  i  •  ^  -i  i  BA  ,, 
nicht  zur  Isis  allein;  man  sieht  hier  die  fünf  lo  ^"  '^'«"*^  "'^^  ^^"^^'^  '^  Na" 
Planeten,  Halbmond,  Helios,  Isis,  Demeter  u.  Merkwürdig  ist  ein  grüner  Jaspis  Aqv Datti- 
Triptolemos.  Isis  mit  Beifügung  eines  Sterns  lioteca  de  la  Turbie  nr.  106,  Visconti,  Op.  var. 
erscheint  auf  einem  Sarder  des  Brit.  Mus.,  3,  p.  41(5,  welcher  das  Sistrum  der  Isis  mit 
A  Cat.  of  engr.  gems  in  tJie  Brit.  Mus.  p.  145  dem  Zeichen  des  Wassermanns  in  Verbindung 
nr.  1221:  „Isis  standing  to  l.  having  sceptre  in  setzt:  „Sur  le  devant  le  signe  du  Verseau,  avec 
l.  Jiand,  sistrum  in  r.;  irears  fcatJiers;  crested  un  bonnet  semblable  ä  celui  de  Castor  et  d'Isis, 
serpent  at  her  side ;  star  in  field.  Inscribcd  un  sistre  et  un  vase;  au  revcrs,  les  sept  voyelles 
TPY<t)G)NA"^  und  auf  einem  Stein  des  Mus.  grecgues,  avec  d'autres  caracteres  et  signes  cx- 
Francianum,  Mus.  Franc.  Descr.  1  p.  252  primant  des  paroles  superstitieuses." 
nr.  806  ,,Prasius.  Isis  capite  velato  et  duobus  20  Unter  dem  Namen  Hesmut  oder  Rerit  hält 
loti  floribus  ornato,  gestans  d.  baculum,  s.  vas  Isis  nach  Brugsch,  Rel.  p.  203,  211,  649,  711, 
ahencum.  Rone  caput  magna  Stella.  Rs.  0MIIA  j  712  in  Nilpferdgestalt  den  „Vorderschenkel  des 
N(J)HI  IHN  I  XYCAMY  |  TKNHAA  |  IAO)nPC";  Set  am  nördlichen  Himmel",  d.  i.  den  grofsen 
vgl.  auch  die  sitzende  weibliche  bekränzte  Bär,  an  einer  Kette  gefesselt.  Griechisch-rö- 
Gottheit,  mit  Kind  im  Arm  und  drei  Ähren,  mische  Darstellungen  der  Isis  in  Nilpferd- 
Stern  __vor  dem  Haupt,  vor  der  ein  Modius  mit  gestalt  sind  mir  unbekannt;  in  ägyptischen 
drei  Ähren  steht  uad  die  von  der  Beischrift  Denkmälern  erscheint  auch  Isis-Apet,  „Isis,  die 
lACO  (rückläufig)  begleitet  ist,  Montfaticon  2,  Nilpferdgöttin,  die  göttliche  Mutter  in  der 
158  aus  Gapello  nr.  102,  Kopp  Pal.  crit.  3,  Metropole  des  Tentyritischen  Noraos"  so  ge- 
p.  648— 650,  §  545;  Isis  stehend,  von  Sternen  30  bildet,  Joh.  Dümiclten.  BauurJmude  der  Tenii)el- 
umgeben,  auf  einem  Lasurstein  in  Wien,  anlagen  von  Ihndera.  Leipzig  1865.  4".  p.  3— 4; 
V.  Sachen  u.  Kenner,  D.  K.  K.  Münz-  u.  Ant.-  lansone,  Diz.  p.  21- — 23,  Tav.  8,  2;  9,  2.  Auf 
Kab.  in  Wien  p>  431  nr.  134;  Isis  ganz  von  einem  Nilpferdgespann  soll  Isis  auf  späten 
einem  Sternenschleier  umgeben,  beide  Hände  Vota-Publica-Münzen  vorkommen  (s.  oben); 
auf  die  Schulter  des  Sarapis  legend  auf  einem  aber  auch  Harpokrates  erscheint  auf  einem 
roten  Jasjus  in  Berlin,  Tulken  p.  21,  1,  2,  77.  von  zwei  Nilpferden  gezogeneu  Wagen  auf 
Interessante  Darstellungen  haben  wir  auf  den  einer  Marmorbasis  des  British  Museum,  Museum 
geschnittenen  Steinen  des  Museo  Denh  bei  üdescalchum  2  Tab.  48  p.  114;  Ana.  Marbles 
Dolce,  Descr.  istor.  del  museo  di  Cristiano  Denli.  of  the  Brit.  Mus.  Part  10,  PI.  52;  Lafaye 
A  nr.  17  p.  5:  „Isidein  piedi  con  —  diverse  stelle  10  p.  295  nr.  106. 

nel  campo  tcnendo  con  una  mano  un  Asta,  sovra  Auch  in  dem  Sternbild  der  Jungfrau,  die 

della  quäle  vi  e  il  Bue  Apis,  e  con  l'altra  mano  Hesiod  für   Dike    erklärte,    sahen    einige    die 

tiene  il  suo  Figlio  Oro  in  piedi.     Intaglio  an-  Isis,   s.   Eratoslhenis  catasterismorum  reliquiae 

tico  di  Stile  Egizio  in  Biasjn'o  negro  originale  rec.  Carolas  Robert  p.  84:   01   filv   yccQ   avxriv 

nel  Museo"   u.  des  Museo  Borgia,   Documenti  (paaiv  slvai  Ji^(i)]tqu  diu  to  txnv  atäxvv,   01 

inediti  p.  s.   alla   storia    dei    Musei    d'Italia.  ös  ^laiv,  01  öi  'AzccQyKrLv,  01  ös  Tvmv,  816  v.a.1 

Vol.  HI  p.  425,  3.  Cl.  1.  div.  nr.  14:   „Diaspro  atiicpaXov  avxriv  axtiaari^ovciv  u.  Avienus  rec. 

verde.  Iside  in  xnedi  — .  Ella  colla  destra  alzata  Alfred  Holder  2,  282  ff. 

s'appoggia  a  un  bastone  lungo,  sulla  cui  cima  Aut  Pelusiaci  magis  es  dea  litoris  Isis, 
evvi  un piccolo  simulacro  d'Apidea  lei  converso;  50  Digna  poli,  eonsors  et  cura  latrantis  Anubis. 

sulla    sinistra    avanti    sc  porretta   porta   una  Scu  ta  diva  Ceres,  sie  nain  tibi  /lagrat  arista 

aspide  a  lei  rivolta  ■ — .     Nel  campo  alla  sua  Et,  ceii  Siriaco,  torretur  spica  calore 

destra    sono    cinque    Stella,    alla   sinistra    tre;  Protentata  manu,  scu  qiiae  pernicibus  alis, 

tutt'   attorno  come  un   solco    ovato,    con  varie  Nee  sat  certa  gradum,  viduataquevertice  stimmo 

ondulazioni  irregulari";  nr.  15:  „Diaspro  verde.  Fluxa  pilae  vertis  vestigia,  lubricum  ut  aevuni 

Iside  nel  costume  di  num.  14  in  piedi,  la  destra  Sors  agat  et  subitis  obrepat  mobile  fatum 

appoggiata  ad  una  asta,  nella  sinistra  un  pic-  Temporibus. 

colo  serpe;  nel  campo  alla  sua  destra  tre  stelle,  Vgl.  E.  Maafs,  Analecta  Eratosthenica  =  Philol. 

alla  sinistra  cinque.     11  tutto  circondato  d'un  Unters.    Berlin  1883.    6.  Heft.    p.  86;    p.  136 
solco  ovato,  con  varie  ondulazioni  irregolari" ;  GO  Aimi.  120;  Gaedechens,  Der  marmorne  llimmels- 

nr.  IQ:  ,,Ematite.  Mezza  figura  di  Iside,  vestita  globus    des    F.   Waldeclcisüien   Antikenliubinets 

ed  ornata  come  in  num.  14,  l'alzata  destra  ap-  zu  Arolsen  p.  20,  21  Anm.  1.    Eine  Darstellung 

Xwggiata  ad  una  asta  lunga  con  un  pomolo  in  der  mit  Isis  identificierten  Jungfrau  haben  wir 

cima,  sulla  sinistra  una  aspide  col  petto  eretto  wohl  auf  einem  roten  Karneol  der  Coli,  de  M. 

ed  a  lei  conversa,  di  qua  e  di  lä  della  tcsta  un  de  Montigny.    Pierres  gr.  p.  37  nr.  508:  „Deesse 

astro  a  otto  raggi:  in  arco  attorno  la  figura  drapee,  coiffce  d'une  fleur  de  lotus,  un  dpi  ä  la 

corre  un  solco  ondulato",   vgl.  p.  426  f.  nr.  19;  m.  dr.,  une  come  d'abond.  au  bras  g.  Elle  est 

die  wellenförmige  Furche  soll  wohl  das  Hirn-  assise  sur  un   monstre  forme  d'une  xirotome  de 


437          Isis  (mit  Selene  identificiert)  Isis  (mit  Selene  identificiert)         438 

taiircmi  et  d'une  j^i'olomc  de  clUvre;"  denn  das  Schleier  den  Halbmond,  C  L.  Visconti,  Bull. 
ist,  abgesehen  von  dem  Kopfputz,  genau  der  della  commiss.  arch.  comun.  15  p.  133  nr.  3 
Typus,  den  King,  The  Gnostics'^  PI.  M.,  5,  u.  4;  eine  Terracottabüste  des  Museums  in  Aix 
p.  445  so  beschreibt:  „Ästrologicdl  Trine,  or  wird  von  H.  Gibert,  Le  3Iusee  cVAix  1  p.  471 
figure  x>rüduccd  hg  dividing  the  circle  of  tlie  nr.  1539  beschrieben:  „Isis.  Tunique.  Cheveux 
Zodiac  into  equilateral  triangles.  Here  Virgo  en  buucles.  Croissant  et  flewon  sur  le  front"; 
(Ästraea)  at  the  Apex  of  a  triangle,  is  borne  eine  Bronzebüste  des  Museo  Borgiano  §  55 
up  by  Tauriis  and  Capricorn",  vgl.  Müller,  nr.  516,  Boc.  incd.  1,  p.  399  hat  „in  testa 
3Ius.  Thorvaldsen  Y>.  91  nr.  723;  Tö/A'cn  3,  1429.  i  soliti  cincinni ,  un  diadevia  ossia  una 
Von  den  Griechen  wurde  Isis  mehrfach  mit  lo  Stefane,  sul  cui  margine  sopra  la  fronte  della 
Selene  identificiert.  Dafs  diese  Auffassung  dea  posa  una  mezza  luna  fra  diie  spighe. 
nicht  ägyptisch  war,  ist  schon  von  verschie-  In  mezzo  alle  spighe  sollevansi  due  cor  na 
dencuSeiten,  so  voniJci.  Jie7/(v(s.oben)u.  If'i'efZe-  spiralmente  vergate,  includendo  un  globo  fregi- 
mann,  Herodots  2.  Buch  p.  192  hervorgehoben  ato  di  un  aspide  annodalo  e  dietro  questo  globo 
worden.  Zwar  wollen  nach  Lanzone,  Bis.  si  alzassero  due  penne  oi-a  corrose".  Eine 
p.  818,  p.  845,  Anm.  18  immerhin  einige  Ägypto-  Bronze  der  Sammlung  Greau,  Coli.  J.  Greau. 
logen  {S.  Birch  in  Willinsons  M.  a.  C.  vol.  3;  Bronzes  antiques  p.  237  nr.  1112  zeigt  Isis  mit 
W.  Pleijte,  Chapitres  suppl.  du  Livre  des  Morts  Diadem,  darüber  den  Halbmond  und  inmitten 
162,  162*,  163  p.  24;  A.  Mariette,  Denxicruh  desselben  ein  Blatt.  Auf  einer  Bleitessera  bei 
Texte  p.  208  und  Eev.  arch.  1884  3*^  ser.  4  20  Ficoroni,  De  plumbeis  ant.  numisinatibus  p.  102 
p.  347,  vgl.  auch  Naville,  La  litanie  du  Soleil  cap.  29  nr.  13  erscheint  „Isis  cum  luna  falcata 
p.  37)  eine  lunare  Bedeutung  der  Isis  gelten  supra  Caput,  sistrumdextcratcnens."  Auf  einem 
lassen,  doch  scheint  mir  das  von  ihnen  Vor-  Karneol  in  Coli.  Schaaffhausen  p.  4  nr.  79  soll 
gebrachte,  soweit  ich  es  beurteilen  kann,  allzu  dargestellt  sein  „Isis  sur  son  trone  allaite  le 
unsicher  zu  sein.  Auch  den  Beinamen  der  Cynocephalos ,  devant  eile  sc  tient  un  gargun 
Isis  von  Apollinopolis  Hatit  „die  weifse,  nu,  les  mains  elevees.  En  bas  ä  dr.  le  crois- 
leuchtende"  erklärt  Brugsch,  Bei.  p.  663  nur  sant".  Der  Kynokephalos  war  dem  Thot  ge- 
frageweise aus  einer  etwaigen  Auffassung  der-  weiht,  welcher  lunare  Bedeutung  hatte;  in- 
selben  als  Luna.  Die  Stellen  der  klassischen  dessen  de  Murr,  Descr.  du  cab.  de  3Ir.  Paul  de 
Autoren  findet  man  bei  Boscher ,  Selene  p.  14  30  Praun  p.  296  nr.  355  bezeichnet  die  Figuren  als 
Anm.  40,  p.  76  Anm.  293,  p.  77  Anm.  297,  p.  78  Aphrodite  den  Anteros  [?]  säugend  nebst  Eros. 
Anm.  306,  p.  125  Anm.  532,  p.  168,  vgl.  M'iede-  Ein  Karneol  des  Museum  Meudianum  p.  247 
mann,  Her.  2.  B.  p.  189,  Jablonski,  Panth.  zeigt  die  einander  ansehenden  Häupter  des  Sa- 
Aeg.  Hb.  3  cap.  1,  Georgii  in  Paulys  B.-E.  4  rapis  u.  der  Isis  über  einem  Adler  und  über  dem 
p  281 — 282,  297 — 298;  Kopp,  Palaeogr.  crit.  4  Haupte  der  Isis  einen  Halbmond;  ein  Chalcedon 
§  614  p.  35,  Suidas  s.  v.  ^dyfiaro;;  Law.  der  Sammlung  Stosch,  Wi)icT:elmann ,  Descr. 
Lydus  de  mensibus  4,  32 :  i]  81  "laig  rij  Aiyv-  des  p.  gr.  de  feu  baron  de  Stosch  p.  43,  II,  4,  67 
TizCav  cpavi]  nsxlaia  eri^iaivsTcci,  xovTsativ  17  =  Stl.  Werke  9  p.  330  •  Sarapis  und  Isis  über 
a8l)]vr]  Kai  nQoarjKÖvtag  ccvzrjv  xniäaiv  svuqxÖ-  einer  Art  Dreifufs  libierend,  zwischen  ihnen 
ftfj'oi  oSäv;  Scriptorum  mythic.  Lat.  tres  ed.  40  die  Köpfe  der  Diana  [Selene?]  u.  des  Apollon 
Bode  3,  7,  Proserpina  c.  4  p.  199:  Dicitur  et  mit  Strahlen  umgeben;  ein  Lampengritf  bei 
Luna  sistrum  habere  projiter  primum  munda^iae  Santi  Bartoli  Parte  2  Tav.  34,  Lafaye  p.  304 
harmoniae  tonum,  qui  a  terra  usque  ad  lunam  nr.  133  vereinigt  auf  einem  Lectisternium 
est,etc;  zu  Diog.  Laert.  1,  10  und  Euseb.  Praep.  Sarapis,  Isis,  Sol  und  Luna;  auf  einem  Brouze- 
ev.  3,  2  vgl.  Lepsius,  Über  die  Götter  der  vier  plättchen  bei  Caylus,  Bec.  d'ant.  1,  PI.  86,  1 
Elemente  bei  d.  Äg.  (Abh.  d.  Kgl.  Ak.  d.  W.  zu  p.  213  —  214  sieht  man  neben  einander  die 
Berlin  1856)  p.  213  11'.  Von  der  Scheibe  ihres  Büsten  des  Helios  und  der  Isis;  auf  einem 
Hauptschmuckes,  die  bei  den  Ägyptern  die  Üaväonjx  des  Cat.  du  musee  Fol.  2 -p.  87  nr.  1598: 
Sonnenscheibe  repräsentiert,  sagt  Apul.  met.  11  „Tetes  d' Apollon  et  de  Diane  (Hccate),  la  tete 
c.  3:  cuius  media  quidem  super  frontem  plana  50  d' Apollon  est  entouree  de  rayons  et  celle  de 
rotunditas  in  modum  speculivel  immo  argumentum  Diane  surmontee  d'une  fleur  de  lotus(?);"  auf 
{Haupt,  Opuscula  3,  1  p.  620:  argenteae)  lunae  einem  Stein  bei  Pappadopoulos  p.  17  nr.  269: 
eandidumlumencviicabat,\g\.Petschcnig, Wiener  jl'Avw&sv  TtQoro^ri  Jibg  Usgccmog,  ^odioq^ögov, 
Studien  4,  1882  p.  140;  u.  Ovid,  Met.  9,  687  ngog  8Bh,iav  •ccvxiv.qv  ccvxov  TtQOzonri  HtXt'ivrig 
singt:  inerant  lunaria  fronti  \  Cornita,  cum  ng.  «.,  cpoQOvorjg  dategcc  ntxl  ^loSiov  •  y.dtco&iv 
S2ncis  nitido  flaventibus  auro.  Eine  Anzahl  atxog  og&iog  ng.  d.  dvccTisnxa^hccg  s'xoiv  xdg 
Denkmäler  habe  ich  verzeichnet  Zeitschr.  f.  nxegvyixg.^''  Ein  Altar  in  Apulum  ist  ge- 
Num.  14  I).  101 — 105.  Mit  dem  Halbmond  an  weiht  Surapidi  lovi  Soli  Isidi  Lunae  Dianae 
den  Schultern  erscheint  Isis  auf  Münzen  von  dis  deabusq{ue)  conservatorib{us) ,  Arch.  Epdgr. 
Aphrodisias,  Herakleia  Salbake,  Bagis,  Hyr-  no  Mitt.  aus  Österr.  9  p.  246,  Drexler,  Myth. 
galeia,  Themisonion,  Tripolis,  Num.  Zeitschr.  Beitr.  1  p.  55;  die  Widmung  an  Luna  und 
21  p.  122,  130,  143,  171,  180,  Tfl.  2,  10,  181,  Isis  Aug(usta)  Herzog,  Galliae  Narb.  hist.  n. 
Tfl.  2,  11.  Die  von  mir  Zeitschr.  f.  Num.  14  207  s.  jetzt  C.  I.  L.  12,  4069;  der  Leichenstein 
p.  103  citierte  Münze  des  Antoninus  Pius  eines  pausarius  der  Isis  in  Arelate  zeigt  über 
von  Argos  stellt  dagegen  schwerlich  Isis  dar.  der  Inschrift  einen  Halbmond,  Henzen  5835  = 
Eine    nur   im    obern   Teil    erhaltene   Marmor-  C.  I.  L.  12,  734. 

statue  u.  ein  gleichfalls  von  einer  Statue  ab-  Da  von  einigen,   wie  z.  B.   von  Siecke   (s. 

gebrochener  Kopf   in  Rom    haben  über    dem  oben  2  Sp.  269)  u.   G.  Secchi,  Ann.  delV  Inst. 


439             Isis  (identifi eiert  mit  lo)  _                     Isis  (identificiert  mit  lo)             440 

di  Corr.  arch.  1838  p.  322—324  auf  Grund  der  tronne,  Rec.  nr.  120  =  C.  I.  Gr.  add.  4943  = 

oben  a.  a.  0.  und  Ann.  a.  a.  0.   p.  323    ange-  Kaihel  981 ;  CalUmachea  ed.  Schneider  1  p.  95 

führten  Notizen,   dafs   l(ö   in  der  Sprache  der  ni*.  58;    römische   Dichter   bezeichnen    sie  als 

Argiver  den    Mond   bezeichne,   lo   als   Mond-  Inachis,  Omd  JT'osit  1,  454;  ilfei.  9,  686;  Marita? 

göttin  erkläi't  wird,  soll  an  dieser  Stelle  einiges  11,  47,4;  Froperz  2,  24,4.  Aufserdem  bezeugen 

über  die  Identificierung  von  Isis  und  lo  unzählige    Stellen    die    Identifikation    beider, 

bemerkt  werden,  obwohl  der  Gleichklang  von  Prop.  2,  21,  19  —  20,  61;   2,  24,  13—16;  Ovid, 

lo  mit  dem  koptischen  loh  „Mond",  worauf  sich  de  a.  a.    1,  77—78;   Am.  2,  46;   Met.  1,  747; 

Secchi  a.  a.  0.  und  Eofs  (s.  oben)  berufen,  nur  5,  619 ff.;  Trist.  2,  297—298;  Heroid.  14,  107 f.; 

ein  ganz  zufälliger   ist  u.  lo  u.  Isis  Ursprung-  lO  Lucan.  6,  362 — 363;   luv.  6,  524—526,    wozu 

lieh  gar  nichts  mit  einander  zu  thun  haben,  vgl.  das  Scholion  mit  Schopens  Konjektur  in 

s.    Wiedetnann,  Her.  2.  B.   p.  192—193.     Die  Heinrichs  Ausgabe  1  p.  227,  387;    Vol.  Flacc. 

Ähnlichkeit  der  lo  u.  Isis  in  dem  Punkte,  dafs  4,  346f.,  416 — 420;   Statius,  Silvae  3,  2,  101; 

beide  Hörner  trugen,  war  schon  Herodot  2,  41  Anthol.  Lat.  3,  323  Burmann  =  2,  997  Meyer 

(vgl.  Letronne ,   Bec.   des  Inscr.   (jr.   e*  lat.   de  =  2,  732,  10  Biese;  Lutatius  zu  Stativs  Thcb. 

l'J^ff.  anc.  2  p.  167)  aufgefallen.     In  Ägypten,  1,  265;  vgl.  Jablonski,   Panth.  Aeg.  2   p.  11; 

so  sangen  seit  Aischylos  u.  Pindar  die  griechi-  Servius  zu  Verg.  Aen.  7,  790  ed.  Lion  1  p.  444; 

sehen  Dichter,  habe  lo  ihre  natürliche  Gestalt  zu  Georg.  3,  152  ed.  Li(m  2  p.  273 — 274;  Phi- 

zurückerhalten  n.,  vom  Zeus  berührt,  den  Epa-  largyrius  zu  Georg.  3,  153  ed.  Lion.  2  p.  336; 
phos  geboren,  Preller,  Griech.  Myth.  2*  p.  43;  20  Augustinus  De  civ.  Dei  1.  18,  3;  37;  Mythogr. 

Gerhard,  Gr.  Myth.  2  p.  133,  §  793,  6;  K.  H.  lat.  1  nr.  18,  p.  6  ed.  Bode;  3  nr.  7,  Proserpina 

W.  Völker,  Mythische  Geographie  der  Griechen  c.  4  p.  199;  Hyginus  e.  145  p.  24  ed.  M.Schmidt 

u.   Bümer   1   p.  2,  p.  231.     Die  verschiedenen  und  in  Myfhocir.  lat.  ed.  A.  van  Stareren  1742 

Versionen  der  Sage,  wie  sie  nach  Ägypten  ge-  p.  254—255;  Gharax  Pergamenus  in  F.  H.  Gr.  3 

langt,    stellt    zusammen    Engelmann    oben    2  iw.l'i.  =  Mythogr.  edi.Westermann-p.^'i^;  Etym. 

Sp.  267—268,   vgl.   auch  Syncellus  p.  237  und  il/.  s.  v.7(jtg;  Evßom;  aqpf'oto?  Zfi'g;  Suidass.\. 

Anth.  Gr.  ed.  Jacobs  4  p.  155  nr.  183  =  Anthol.  ^loig;  Apollodor  lib.  2  c.  1  §  3  in  Mythogr.  ed. 

Pal.  ed.   Däbner   1   p.  305   nr.  169,   vs.  3— 4;  Westermann -p.  3&  =  F.  H.  Gr.  l^).  126;  Diodor 

über  die  beiden  ihre  Ankunft  in  Ägypten  dar-  1  c.  24  =  Euseb.  praep.  ev.  2,  1,  tom.  1  p.  56 

stellenden  Wandgemälde  s.  Eugelmann  oben  2  30  ed.  Heinichen;  Giern.  Alex.  Strom.  Lib.  1  p.  322C, 

Sp.  278  u.  de  lonc  p.  27 — 28;   Hclbig ,   Wand-  Paris  1644;  Epiplianius  adv.  haercses  1.  1  e.  9, 

gemälde  p.  40 — 41   nr.  138  u.  139   u.   die  von  Corpus  haereseol.  2,  1   j)-  44  ed.  Dehler;   Plut. 

ihm  citierten  Autoren;   ferner  Heibig,   Unters.  de  malign.   Herod.    Op.   ed.    Beiske  9   p.  400; 

üb.  d.  camp.  Wandmalerei  ]}.\3%\Winckelmann,  Lucian,  Dial.   deor.   3;   Di<il.   deor.  marin.  7; 

Stl.    Werke    11    p.   211 — 213;    Overbeck,    Zeus  vgl.    Nonnus,    Dionys.   3,  275    {AlyvmCr]   ztr)- 

p.  484—485  nr.  22.  23;  K.  0.  Müller,  Hdb.  d.  Mt^Vq)   u.  31,  37.     Auch   wenn   Isis   bei   Plut. 

Arch.  d.  Kunst^  ]).  bld  §351,4;  FiorelU,  Descr.  de  Is.  3,  37   als  Tochter  des  Prometheus  be- 

di  Pompei  p.  361;    D.  'Monaco,  Guide  general  zeichnet  wird,  so  zeigt  dies  ihre  Identificierung 

du  musee  national  de  Naples  ISSi.-p.  26  nr.dbbS;  mit  lo,   da  auch  diese  nach  Istr.  fr.  40   eine 

Stephani,  G.  r.p.  l'a.  1861  p.  93;  Lafaye  p.  188,  40  Tochter  desselben  heifst. 

p.  327  nr.  218.  Vgl.  auch  Lipperts,  Dactyl.  Von  Bildwerken,  die  eine  Vermischung  von 
univ.  Chilias  3  p.  4,  1  nr.  26  freilich  sehr  lo  u.  Isis  darstellen  könnten,  ist  zu  bemerken 
unsichere  Deutung  eines  roten  Jaspis:  „lo,  ein  Marmorkopf  im  Louvre  „mit  den  Zeichen 
a  love  in  vaccam  conversa,  et  a  lunone  in  eines  Mondes  und  einer  platten,  kleinen  Schlange 
fugam  coniccta  errorem  ad  Nili  ripas  sistens.  —  in  der  Mitte  des  Diadems,  Mohnköpfen  der 
Hie,  ad  ripam  fluvii,  templum  Dianac  in  col-  Geres  an  demselben  und  Hörnern  der  lo  an  der 
liculo positum,  et  infra  illud,  canis  conspicittir.''  Stirne",  Lafaye  p.  275/6  nr.  39  („Isis-Lune"); 
Identificiert  mit  Isis  wurde  lo  aber  erst  in  der  Clarac,  Mus.  de  sc.  1087,  2733  B;  Fröhner, 
alexandrinischen  Periode,  s.  Letronne,  Bec.  2  iVof/ce  nr.  559;  Welcker,D.  akad.  Kunstmuseum 
p.  167;  E.  Plew ,  N.  Jahrb.  f.  Phil.  1870  50  ^m  Bonn  nr.  173;  Kekule,  D.  akad.  Kunst- 
p.  669 ff.;  Engclmann  oben  2  Sp.  270;  denn  die  muscuiti  zu  Bonn  p.  101 — 102  nr.  404.  0.  Benn- 
von  Brugsch  in  Schliemanns  Ilios  p.  817 — 821  dorf  u.  B.  Schöne,  Die  antiken  Bildiverke  des 
u.  Bei.  d.  a.  Aeg.  p.  404 — 405  behauptete  Ver-  Lateranensischen  Museums  p.  83  nr.  13  Ver- 
wandtschaft der  vor  Set  geflüchteten,  an  einigen  zeichnen:  „Isiskopf.  Ital.  Marmor.  Durch  das 
Orten  Libyens  als  Kuh  u.  junger  Apisstier  ver-  Haar,  das  in  langen  steifen  Locken  rings  um 
ehrten  Gottheiten  Isis  und  Horos  (vgl.  Wiede-  den  Kopf  fällt,  geht  ein  Band.  Über  der  Stirn 
mann,  D.  Bei.  d.  a.  Äg.  p.  114)  mit  lo  und  in  der  Mitte  ergänzt  eine  Lotosblume,  wozu 
Epaphos,  die  beruhen  soll  „auf  einer  gemein-  wahrscheinlich  ein  Ansatz  vorhanden  war. 
Samen  Quelle,  die  auf  dem  Boden  der  liby-  Auf  der  Stirn  zwei  kleine  Hörner." 
sehen  Seite  des  ägyptischen  Deltalandes  ent-  60  Das  „Caput  muliebre  velatum  cum  Luna 
sprang,  auf  jenem  Gebiete,  welches  bereits  in  bicorni  supra  verticem"  einer  alexandrinischen 
den  älteren  Zeiten  der  Geschichte  der  Pharao-  Kaisermünze  {Zoega  p.  169  Antoninus  Pius 
nen  einen  regen  Fremdenverkehr  zu  Wasser  u.  nr.  50,  Mi.  6,  1460),  von  dem  Zoega  behauptet: 
zu  Lande  sich  entwickeln  sah",  ist  doch  recht  „sistit  Isidem  Lonem  quae  JMna,"  ist  wohl  ein- 
unwahrseheinlich ,  s.  Preuner,  Suppltbd.  zum  fach  als  Selene  zu  bezeichnen.  Eine  eylindrische 
Jahresber.  über  die  Fortschr.  d.  kl.  A.-W.  Basis  zeigt  angeblich  Isis  auf  dem  Thron, 
25.  Bd.  p.  145.  in  der  R.  das  Füllhorn,  in  der  L.  Ähren,  das 
Nun  führt  Isis  den  Beinamen  'lvec%it],   Le-  Haupt  verschleiert  und  daraus  sich   erhebend 


441      Isis  (=  Göttin  d.  Morgenröte??)  Isis  (=  Göttin  tl.  Erde)             442 

zwei  Hörner,  Lafaye  p.  295  nr.  107 ;  Amadutius,  der  Isis  wegen  dieser  Auffassung  als  Morgen- 

Vct.    mo)ium.    in   lioriis    Caeiimontanis    3,  25;  röte  erteilt  worden  ist,  lasse  ich  dahingestellt 

Winckelmann,  Monum.  ined.  2,  1  cap.  7  p.  26;  sein,   da   sie   doch  wohl   auch    als    „Königin" 

Visconti,  Musce  Pie-Cleni.  7,  14,  14^*  [p.  76 — 83]  dieses  Epitheton  führen  kann,  wie  ja  auch  die 

p.  82;  aber  nach  ITe/cAer,  Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Königin  der  Götter  Hera  in  der  lUas  1,   611 

Auslegung  der  a.  Kunst  1,   p.  466    Anm.  137  (vgl.  Trede  2,  p.  363)  ;i;9vcd'9-90j'og  genannt  wird; 

sieht  man  in  der  Abbildung  „nicht  deutlich  dal's  ihr  Name  hieroglyphisch  durch  einen  Thron 

genug  die  Höi-ner  mit  dem  Rund  dazwischen";  oder  Sitz  ausgedrückt  wird  (Parthey  in  seiner 

es  ist  demnach   einfach  Isis  mit  der  Sonnen-  Ausgabe  von  Plut.  De  Is.  et  Os.  p.  150 — 151) 

Scheibe  zwischen  den  Hörnern  hier  dargestellt,  lo  kommt  hier  wohl  nicht  in  Betracht.    Auch  die 

Kaum    an    Isis-Io    ist    zu    denken    bei    einem  Bezeichnung  als  v.vQia  QodöatsQvos  (C.  I.  Gr. 

in    Coli.    H.   Hoffmann   1.     Paris    1886.    p.   71  5115),    worunter   man  Isis   verstanden    wissen 

nr.  312  unter    der  Abteilung  Poterie   romaine  will,  wage  ich  nicht  mit  Bestimmtheit  aus  einer 

so  beschriebenem  Gefäfs:  „J5eaw /e'c^<//e, /hfowne  etwaigen    Auffassung    als    Morgenröte    zu    er- 

en  tete  d'Isis.    La  deesse  porte  au  front  une  klären;  wenn  sie  in  Inschriften  von  Tentyra 

parure   de   quatre   feuilles   de   lierre    qui   sont  als  „dunkelrotes,  süfsliebes  Mädchen"  bezeich- 

dispose'es  en  croix  autour  d'un  lorynibe.    Les  net  wird,  Brugsch,  lid.  p.  606,  so  bezieht  sich 

cheoeux    ondulcs   et  orncs  de  deux  autres  Jco-  dies  wohl  nur  auf  die  braune  Hautfarbe. 

rymbes,   descendcnt  en  boucles  (trois  de  chaque  In   ägyptischen   Texten  wird  Isis  als   „der 

cote)  le  long  du  cou.  Mais  ce  qui  donne  un  reel  20  angebaute  Erdboden  (sochit)",  „die  Schöpferin 

irtteret  ä  cette  tete,  c'est  son  idcntification  avec  der    grünen    Saat,    die    allen    Menschen    das 

lo,   car  eile  a  des  oreilles  de  vache  parc'es  de  Leben    spendet",-  „die    Grüne,     deren    Grün 

pendentifs.    Trouve  ä  Vintimille."    Eine  merk-  der    Erde     gleicht"    {Brugsch,    Bei.    p.    647, 

würdige  Vase  beschreibt   Fröhner,  Cat.  d'une  649  —  651)    ,,die    welche    schafft    die    grünen 

coli,  d'ant.  [du  prince  Napoleon].    Paris  1868.  Kräuter"  {Brugsch,  Hierogl.-demot.  Wörterbuch 

p.  74—75   nr.  106:    „Vase   spheroidal   ä   deux  2  p.  360;  Ebers,  Aeg.  u.  d.  B.  M.  p.  358)  be- 

anses.   Une  tete  d'Io  reconnaissable  ä  ses  cornes  zeichnet.     Plutarch  c.  38  berichtet,   dafs   man 

et  ä  ses  oreilles  de  vache,  est  appliquee  sur  le  die  Erde,  soweit  sie  vom  Nil  befruchtet  wird, 

devant  de  la  panse.     Elle  sort  d'un  fleuron  de  für  den  Körper  der  Isis  hält.    Serv.  zu  Vergil 

cinq  feuilles;  de  chaque  cöte,   on   apergoit  un  so  Aen.  8,  6Q&\ol.  2  ]).  302  ed.  Thilo,  vgl.  Mythogr. 

petit  alabastron.    Cette  tete  Supporte  une  Scylla  Lat.  2,  90  p.  106;   3,  17  p.  199  erklärt  sie  für 

ailee  represente'e  au  moment  de  sa  transforma-  den   genius  Aegypti    u.    behauptet   —   freilich 

tion .    Sur  le  revers:  tete  d'Isis,  surmontee  grundlos   —   der    Name    Isis    bedeute    in    der 

d'un  disque  et  d'une  coiffure  de  plumes."  Sprache    der   Ägypter   die    Erde.     Pherelcydes 

Auch  als  Morgenröte   wird  Isis   erklärt,  verbindet  mit  der  Deutung  auf  die  Erde  eine 

nämlich  von  Le  I'age  Benouf  p.  104,  150,  vgl.  philosophische    Erklärung    des    Namens:    ilv' 

Lanzonc  p.  814;  Brugsch,  Bei.  p.  137.   Ahnlich  fjrfltafft  (f)V6iv.(öxsQov   reo    loyco   Xiyovzss    Iciv 

deutet  Naville,  La  litanie  du  Soleil  p.  38  bei  iisTcovo^äo&cci  zrjv  yfjv,  dnb  xfiq  tisqI  Trjv  &tGiv 

Erklärung  der  Bezeichnungen  des  Ra  als  „celui  trjv  kccxcc  iiiaov  ia6xr]xog.     Nach  Macrob.  Sat. 

qui  va  toujours  vers  celui  qui  le  precede,  l'image  40  1,  20  p.  323  ist  Isis  „vel  terra  vel  natura  rerum 

du  Corps  d'Isis"  und  „cekii  dont  la  tete  brille  subiacens    Soli''.      Auch    bei    Tulius    Firmicus 

plus  que  celui  qui  est  devant  lui,  l'image  du  Maternus  de  err.  prof.  rel.  vol.  12   p.  986  ed. 

Corps  de  Nephthys"  (p.  37,  vs.  17  u.  18)  Isis  u.  3Iigne   wird    Isis    als  Erde  gedeutet  und  bei 

Nephthys  „comme  personnifiant  des  etres,  dont  Matranga,  Anecdota  Graeca  p.  365  aus  'iwavvov 

chacun  caracterisait  plus  particulierement  Vun  yQuyniaxLMOv    T^ix^ov    tibqI    xäv    arnisCcav   rfjg 

des  horizons;  peut-etre  Vetoile  du  inatin  et  celle  yfjs  unter  den  Namen  der  Erde  '/fftg  verzeich- 

du  soir,  ou  encore  le  cre'puscule  du  matin  et  net;  vgl.  Georgii  s.  v.  Isis  in  Paulys  B.-E.  4 

celui  du  soir",  nur  dafs  er  der  Isis  den  Westen  p.  276  u.  die  von  ihm  citierten  Autoren.    Leon 

und  der  Nephthys  den  Osten  zuweist,  Le  Page  von    Pella    erzählt,    Isis    habe,    als    sie    ihren 

Benouf  p.  116.    Beide  Göttinnen  gleichen  ein-  50  Eltern,  die  Könige  gewesen  seien,  opferte,  den 

ander  übrigens  in  der  Auffassung  aufserordent-  Anbau  der  Getreidefrucht   erfunden  u.  ihrem 


'o 


lieh,  so  dafs  es  nicht  unmöglich  ist,  dafs  die  Gemahl,  dem  König  Osiris  u.  seinem  Minister 

'Hasv£(pvg  rj  Kcdov^svr]  tag  in  Papyrus  magica  Hermes  gezeigt,  weshalb  sie  auch  am  Haupte 

Musei  Lugd.-Bat.  V  p.  VII,  24,  Dieterich  p.  773,  Ähren  trage,  Leo  Pellaeus  fr.  4  u.  3,  F.  H.  Gr. 

807    aus   dem  ägyptischen  Doppelnamen   Ise-  2  p.  331—332;  Aug.  De  Civ.  Dei  8,  27;  Tertull. 

Nebthi,Isis-Nephthys  entstanden  ist,  s.  JS}-M^sc7t,  de  coron.  milit.  7.     Auf  der  von  JÜiodor  1,  14 

Bei.  p.  734.    Eine  ägyptische  Darstellung  zeigt  erwähnten   Isisstele   wird  sie  als   svqovaa  xfjg 

nach  Brugsch,  Bei.  p.  137    „die   rote  Sonnen-  KQi&rjg  tiagnöv   bezeichnet.     Im  Hymnus  von 

Scheibe  des  Morgenaufganges  getragen  auf  den  Andros  vs.  47  ff,  {Orphica  ed.  Abel  p.  289,  H. 

Händen  des  Schwesterpaares  Isis  (rechtsseitig)  co  in  Isim  ed.  Sauppe  p.  19 — 20)  sagt  sie  von  sich: 

u.    Nephthys    (linksseitig)    d.  h.    der    Morgen-  i^fil    d'    ccQovQag   \   nvQoz6ii(o    (itöeoiaa,    öa'C- 

röte".    Wenn  im  Leidener  Pap.  V  p.  VII,  23  ed.  ^üvöqojv   dno   xitQiäv   \  sx^ofieva    ßgcöfiuv,    in 

Dieterich  p.  772,  807  'laig  fj  yiaXov(iivrj  ÖQoaog  dem  von  los  {Fränkel,  Arch.  Zeit.  1878  p.  130, 

genannt  wird,  so  deutet  dies  Brugsch  a.  a.  0.  Z.  21 — 22):  iytu  iisxa  \  xov  äSfl(pov  Öfffi[e]^os 

auf  den   Morgentau.     Ob   das   Beiwort  xqvgÖ-  xug  av&Qconocpayiixg  titavaa;   Papyrus  U.  Col.  2 

&Qovog,  welches  Isis   im  Hymnus  von  Andros,  Z.  9 — 10  bei  C.  Leemans,  Papyri  Graeci  Musei 

Ä'at&d,  iJpi^r.  Gr.  1028,  vs.  7  führt,  und  welches  ant.    pid)l.    Lugduni-Batavi    1,    1843    p.  123 

bekanntlich    der    griechischen  Eos  eigen    ist,  bezeichnet  sie  als  xfjV  ^syalcöSo^ov  evsQysxsiav 


443        Isis  (identificiert  mit  Demeter)  Isis  (identificiei-t  mit  Demeter)        444 

Hagnäv   \   svsQysttav    Kai    &8Öäv    avucov    [sie]  Lateranens.  Mus.  p.  52 — 54  nr.  80;  neben  einer 

^laiv.  kleinen  Silberstatue  mit  „Lotosblume  und  Cym- 

„Isi  0  fruge  nova  quac  nunc  dignata  videri  bium",    Hübner ,    D.    ant.   Bildw.    in    Madrid 

Plena  nee  ad  Cercris  muuera  poscis  openi"  p.  203  nr.  437;    Friesstück  (?)  des   P.  Mattei, 

wird    sie    in    einem    Gedicht    der    lateinischen  Matz  u.  v.  Duhn  3,   p.  11  nr.  3478;   Wandge- 

Anthologie  2,  743,  p.  215  ed.  Biese  angeredet.  mälde    (Medaillons    mit    den    Attributen    ver- 

Das  Beiwort  jtapjroTOHOg   führt   sie    in    einem  schiedener  Gottheiten)  nach  Gerhard,  A.  Anz. 

Epigramm   von   Philae    (C.  1.  Gr.  4925,    vgl.  1863  p.  51—52    „Sphinx,    Sistrum    und    Cista 

add.  ^  p.  1227;    Kaibel,   Epigr.  Gr.  982)    und  xwysiica^';  aber  nach  Kiefsling,  Bull,  d' Inst.  1862 

in  einem   der  Anthologie  4   p.  173  nr.  271  ed.  lo  p.  95  und  Heibig,   Wandgemälde  p.  221,   1108 

Jacobs;  Ejngr.  Anthol.  Pal.  eA.  Diibner  2,  ip.  681,  Situla  oder  Korb;   Münze  von  Laodicea  Phry- 

App.  Plan.  264,  in  letzterem  auch  aror;^vft^r(op,  gi&e,  Num.  Zeitsclir.  21  p.  173f. ;  s.  auch  O.  J«/m, 

Murr,  Die  Pflanzenwelt  in  der  griech.  Mythol.  Die  Cista  mystica,  Hermes  3,  1869  p.  332  f.  und 

13.  160;   das  Beiwort  frugifera  C.  I.  L.  6,  351;  die  Gemme  des  Museo  Borgiano  3,  1,  12,  Doc. 

die    von    Fabretti,    Inscr.   pat.    p.   471,    493;  ined.   3    p.  424,    Visconti,    Mus.  Pie-Clem.  2 

Schläger,  Gomment.  de  numo  Hadriani  plumbeo  Tav.  a.  VI,  10  p.  360  f.,  C.  I.  Gr.  7040,  wo  Isis 

p.  141 — 144;  Kojjp  zu  Martianus  Capclla  p-  213  sitzen  soll    „sopra  una  cista   tonda   tessuta   di 

§  158;    Palaeogr.   crit.   3  p.  649  §  545;    Hilde-  vinchi,  e  fornito  d'un  coperchio  poco  convesso^'; 

brand  zu  Apulcius  1  p.  990  angeführte  Inschrift  eben  so  ist  der  h.  Korb  beiden  Diensten  gemein- 

von  Voorburg  (Orelli  1894),   die   ihr  dasselbe  20  sam,   s.  Kanephoren  im  Isisdienst  oben  unter 

Beiwort  giebt,  ist  unecht,    Brambach,   C.   I.  Athen;  Friesplatte  bei  jBennfZoj/ m.  Schöne,  D. 

Bhen.   15.359   nr.  5.     Die  Griechen   erkannten  Xaierawens.  Jf  ms.  p.  386  nr.  556  — 559.    P^ür  die 

deshalb  in  Isis  ihre  Demeter  wieder,  Herod.  Analogie  der  Mysterien  beider  citiertJ..  ikfm(?'2/, 

2,  59,  vgl.  156;  Leo  Pellaeus  fr.  2,  F.  H.  Gr.  Hist.  des  religions  de  la  Grece  ant.  3  p.  286— 287 

2  p.  331  =  dem.  Alex.  1,  21   p.  139   Sylb.   u.  Lactantius   Inst.    1,    21:    Sacra   vero    Cereris 

aus    Clemens  Eusebius  Praep.  ev.   10,  12;  vgl.  Eleusiniae  non  sunt  his  dissimilia.    Nam  sicut 

Euseb.  2,  1,  4;   Diodor   1,  13;   Apollod.   2,  1  ibi  Osiris  puer  planctu  matris  conquiritur,  ita 

p.  116;  Steph.  Byz.  s.  v.  Bovaiqig;  Apul.  Met.  hie    ad    incestum    patriii   matrimonium    rapta 

11,  2;   Prdler,  Demeter  u.   Perse^ihone  p.  36;  Proscrpina;  vgl.  auch  J?m7id  p.  46  —  49,  sowie 

Wiedemann,  Herodots  2.  B.  p.  189;  Lanciani,  so  die  Notiz  des  l'heodorctiis  Graecar.  affect.  cu- 

Bull.  deir  Inst,  di  Corr.  arch.  1868  p.  230.  —  rat.  I.   de  fide,   Patr.  Gr.   Tom.  83.    Sp.  820  — 

Himerius,  Or.  14  §  8,  p.  018 — 620  ed.  Wenis-  821    ed.    Migne:    zavra    t'j«    xrjg    Alyi'mxov    xa 

dorf  nennt  das  Isisfest  JrjfirjtQicc.   Beide  führen  ogyia    [zrjg  '  Joiöog    ^al  'OaiQiSog^    iia&cov    [o] 

gemeinsame    Beinamen   wie    ccyvi^    (s.    oben   1  'OÖQvarjs  'OQcpsvg  sig   trjv  'ElXäöu    fifr^jvsyxf, 

Sp.  1814);  svnXÖKaiiog  (Demeter:  Gerhard,  Gr.  kccI    rriv    xcöv    zliovvoicav    boqttjv    di^amvaaev, 

M.  1,   §  416,  2,  a;   Isis  s.  unten);    vgl.  auch  Spanhemius  zu   GalliinacJius ,  h.   in  Cer.   vs.  1, 

Demeter:   &£a^ocp6Qog,   Gerhard  2  p.  384,   Ee-  od.  Ernesti  2   p.  735.     Nach    Patis.  2,  34,  10 

gister;  C.  I.  Gr.  2106,  2907,  3194,  3211,  5799,  wurden  im  Tempel   der  Isis   zu   Hermione  die 

5865;    und    Isis:    &ieiio&hig    (isQoncov,    H.  v.  Mysterien  der  Demeter  begangen,  Siloestre  de 

Andros  vs.  21,    denn    &sa{fiocp6Qog)   C.  I.  Gr.  4o  Saoj  zu  St.  Croix,  Mecherclies  sur  les  mysteres 

7040  ist  eine  zu  imsichere  Ergänzung.     Auch  du  paganismc  2,2  p.  35,  Note,     Im  Temenos 

die  Kultusriten  beider  Göttinnen  zeigten  Ahn-  der  Demeter  zu   Knidos  fanden   sich   Lampen 

lichkeiten.      Wie    es    im    Dienste    der    Ceres  mit  den  Bildern  ägyptischer  Gottheiten,  Num. 

Fasten  gab,  so  auch  in  dem  der  Isis,  Chtvolson,  Ztschr.  Bd.  21  p.  125f.    Ein  Athymbrianer  setzt 

Die   Ssabier   2  p.  72;   Gcorgii  a.  a.  0.   p.  295;  im  Heiligtum   der  ägyptischen  Gottheiten  auf 

Tertidl.  de  ieiuniis   c.  2  u.  16;   Megara,  worin  Delos  eine  Weihinschrift  dem  Pluton  und  der 

man  schlief,  um  Träume  zu  erhalten,  pervigilia  Kora,   der  Demeter,   dem  Hermes  u.  Auubis, 

feierte    u.   tä    ^vgtiku    Lsgä    niederlegte,    sind  Bull,    de    corr.    hell.    11,    1887    p.  274   nr.  37. 

bekannt    wie    aus    dem   Kultus    der    Demeter  Aus  Jader  ist  eine  Weihinschrift  an  Isis,   Se- 

(ir.  Schwende,   lihein.   Mus.   K.  F.   19,    1864  ^o  rapis,   Liber  und  Libera  erhalten,   C.  I.  L.  3, 

p.  128—129;   Lanciani,   a.  a.  0.   p.  229—230;  2903;  Drexlcr,  3Iyth.  Beitr.  1  p.  38  f.;  Aconia 

Newton  and  Pullan,  A  history  of  discoveries  Fabia  Paulina  ist  Isiaca  und  Eingeweihte  der 

in  Cnidus  etc.  2,  2  p.  391  f),  so  aus  dem  der  Mysterien  des  Dionysos,  der  Demeter  und  Kora, 

Isis,  Lanciani  p.  228  ff.,  p.  237.     Wie  im  De-  C.  I.  L.  6,  1780;  eine  Münze  des  Maximinus  von 

meterdienst  spielt  im  Isiskult  die  cista  secre-  Tarsos   zeigt    Sarapis    umgeben  von  Isis   und 

torum  capax,  penitus  Celans  operta  magnifkae  Demeter,  Num.  Ztschr.  Bd.  21  p.  216;  eine  des 

religionis,  Apul.  11,  11,   levis  occultis  conscia  Philippus  sen.  von  Bizya  Sarapis  inmitten  von 

cista  sncris,   Tibull  1,  7,  45,  Boscher,  Jnhrbb.  f.  Isis  mit  dem  Füllhorn,  Harpokrates,  Demeter 

kl.  Phil.  1886  p.  614   eine  Rolle   und  wird  oft  xind  Anuhis,  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  -p.  1031  Auf 

auf  den  Bildwerken  dargestellt,  8.:  Weihinschrift  60  einem  Lapis  Lazuli  erscheint  Sarapis  auf  einem 

an  Isis,  C.  I.  L.  6,  1,  344  u.  add.  3962,  Lafaye  Schiff,  zwischen  Abundantia,  Ceres  oder  Pro- 

p.  256,  p.  293  nr.  103;  Altar  der  Villa  Mattei,  serpina,    und    am    Steuer    Isis,    Baspe  p.  122 

Lafaye,  p.  296  nr.  108;   Grabstein  einer  If^is-  nr.  1499 ;  auf  einem  roten  Jaspis  im  Ca<.  ilferfews- 

dienerin,    Mommscn,  I.  B.   Nenpi.  6944,    Doc.  Schaaffhausen  2  p.  5   nr.  8   Sarapis,   Demeter 

ined.  4,   p.  203  nr.  58,   Lafaye,   p.  298  nr.  113  und  Lsis-Tyche;   auf  einem  Karneol   in   Berlin 

und   des   L.    Valcrius   Fyrmus   Sacerdos   Isidis  Kora,  Sarapis,  Demeter?,   A.  Z.  1878  p.  165; 

Ostens(is)  et  M.  D.  Trastib(erinae),  C.  I.  L.  14,  ein  Knoclienrelief  zeigt  neben  einander  stehend 

429,    Benndorf  u.  Schöne,    I).   ant.   Bildtv.  d.  ,, Demeter-Isis   und  Pluton-Serapis   (doch  ohne 


445        Isis  (identificiert  mit  Demeter)  Isis  (identificiert  mit  Demeter)        44G 

Modins,  mit  Schale),  r.  Altar  mit  Uräus",  z.  München  1880  p.  8)  singt:  Hie  denique  sem- 
Milchliöfer  u.  Vressel,  Mitt.  d.  I).  A.  Inst,  in  jJtr  |  Vit  fern  fdque  canis,  fit  imtre  caduver 
Athen  1877  p.  470,  Heibig,  Bull.  d'Inst.  1870  aselli,  was  freilich  iJwrsmw  aus  einer  Verwechs- 
p.  67  {„Flutone  e  Proserpina");  die  Wände  lung  des  Sarapis  mit  Set  erklärt.  Die  der  Isis 
eines  Larariums  der  Vigna  Guidi  Harpokrates,  und  Demeter  gemeinsamen  Attribute  Cista 
Anubis,  Cei-es  und  eine  vierte  Gottheit,  die  mystica,  Korb,  Schlange  erscheinen  in  mehr- 
Pellegrini  fragweise  Neptun,  Lafaye  Sarapis  fachen  Darstellungen  auf  den  alexandrinischen 
nennt,  Pellegrini,  Bull.  d.  Inst.  1867  p.  115 —  Kaisermünzen:  die  Cista  mystica  auf  einem 
116,  Lafaye  p.  331  nr.  229;  Münzen  von  Sestos  Thron  unter  Commodus  LKH,  Cohen,  Cat.  Greau 
haben  neben  Demeter  den  Kopfputz  der  Isis,  lo  270,  3227,  Fcuardent  105,  2277,  PI.  27,  von 
iJrexler  a.  a.  0.  p.  112.  —  Interessant  ist  die  beiden  fälschlich  als  „pressoir"  bezeichnet; 
Frage,  ob  sich  in  Alexandria  eine  Vermischung  ebenso  unter  Beifügung  von  zwei  Vögeln 
des  von  Ptolemaios  Philadelphos  daselbst  ein-  (Sperbern?)  unter  Marc  Aurel  LIB,  Zoega  p.  223 
geführten  attischen  Demeterkultus  {Preller,  nr.  121,  3Ii.  6,  306,  2108;  der  ährengefüllte 
Detnder  u.  Pcrsephone -p.  i2  Anra.  22',  Schreiher,  Korb  zwischen  zwei  schlangenumwundenen 
Verh.  d.  40.  Vers,  deutscher  Philol.  p.  310)  Fackeln,  von  Lafaye,  p.  256  auf  den  Isisdienst 
mit  dem  Isiskult  vollzogen  hat.  Leider  geben  bezogen,  unter  Livia  LAG,  Zoega  p.  9  nr.  1, 
uns  die  Autoren  und  Inschriften  darüber  Tb.  1,  9;  Mi.  6,  50,  47;  Feuardent  16,  574, 
keine  Auskunft;  Puclistein,  Lit.-Zeitung  1884  PL  13  und  Antoninus  Pius  LIA,  Mi.  S.  9,  78, 
Sp.  1537  erklärt  daher,  dafs  die  Mysterien  der  20  304;  ohne  die  Schlangen  unter  Domitian  LIA, 
Demeter  in  Alexandria  nichts  mit  denen  der  3Ii.  6,  99,  482;  Hadrian  LA,  3Ii.  6,  144,  828; 
Isis  gemein  hatten.  Auf  alexandrinischen  LIA,  Mi.  6,  174,  1100;  LKA,  Mi.  6,  200,  1329; 
Kaisermünzen  erscheint  Isis  mit  den  Attributen  Marc  Aurel  LIA,  Mi.  S.  9,  69,  368  =  Sestini, 
der  Demeter,  oder  Demeter  mit  denen  der  3Ius.  lied.  3  Cont.  p.  40  nr.  4;  Faubtina  jun. 
Isis,  aber  auch  anderswo  sind  solche  Dar-  LKB,  Mi.  6,  317,  2198  =  ilfHS.  T/iewjJoZt  p.  1157; 
steillingen  nachweisbar;  eine  Bleitessera  von  auf  einer  Münze  Hadrians,  LKA  sieht  man  „ä 
Alexandria  führt  auf  der  einen  Seite  Isis,  auf  l'exergue,  corbeille  remplie de  fruits,  sur  la  quelle 
der  anderen  Demeter,  Krosch,  Bonner  Jaliihh.  on  voit  le  cliar  de  Ceres  traine  par  trois  che- 
2  p.  80  nr.  44.  —  Julian  Epist.  p.  432 — 433  ed.  imux ,  ä  dr.;  de  cliaque  cote,  un  flambeau  en- 
Spanhenmis  bezeichnet  als  Parhedros  des  Sara-  30  vcloppe  par  un  serpent",  Mi.  S,  9,  65,  235  und 
pis  in  Alexandria  die  Kora,  und  auf  alexandri-  auf  einer  ähnlichen  „ä  Vexergue,  corbeille  retn- 
nischen  Kaisermünzen  erscheint  Sarapis  sitzend,  plic  de  fruits,  sur  laquelle  on  voit  Venlevement 
ihm  gegenüber  Demeter  stehend,  Antoninus  de  Proserpine;  de  chaque  cote,  un  flainbeau 
Pius  L€,  Mi.S.9,  70,  257.  258;  Sarapis  sitzend,  enveloppe  par  un  serpent",  Mi.  nr.  236;  den 
ihm  gegenüber  „Ceres  debout  le  lotus  en  iete,  Korb  allein  unter  Antoninus  Pius  LI,  Mi.  S.  9, 
tenant  des  epis  de  la  m.  dr.  et  un  long  flambeau  77,  299  =  di  S.  Quintino,  3Ied.  alessandrine 
de  la  g.'\  Hadrian  L6NN6AKA,  Mi.  8.  9,  63,  221  ined.  del  mitseo  egiziano  di  Torino  p.  22  nr.  107; 
=  Sestini,  Mus.  Hed.  3  Cont.  30,  85,  Wiczay  den  Korb  auf  einem  von  zwei  Rindern  ge- 
6651;  Sarapis  in  einem  Tempel  in  Mitten  von  zogenen  Wagen  unter  Trajan  (Mus.  TheupoU 
Demeter  und  einer  weiblichen  Gottheit  mit  40  p.  1120,  Zoega  p.  92  nr.  222,  3Ii.  6,  141,  811), 
Scepter  und  Füllhorn,  Trajan,  3Ii.  139,  801;  in  welchem  Typus  Zoega  die  „Tarda<[quey 
Sarapis,  Hermanubis  (?),  Demeter,  Trajan,  il/z.  6,  Eleusinae  matris  volventia  plaustra"  {Verg. 
139,798;  Sarapis  zwischen  Demeter  und  Tyche,  Georg.  1,  163)  erkennt;  eine  Varietät  dieser 
Marc  Aurel  Lf,  Zoega  p.  218  nr.  67  =  Mi.  0,  Münze  beschreibt  Zoega  nr.  223:  „Canistrum 
296,2033;  Faustina  jun.  Lf,  Zoega  y».  226  nr.  4  frugum  impositum  currui,  cuius  summus  am- 
=  Mi.  6,  309,  2132;  L.  Verus  Lf,  Zoega  ]i.  230  bitus  caput  Serapidis  {Nili  domini  omnium 
nr.  15  =  Mi.  6,  321,  2232;  Commodus,  Mi.  6,  bonorum  daforis)  sustinet,  vehitur  a  boum  biga 
344,  2409;  Sarapis  auf  einem  Schiff  zwischen  lenta^^ ,  Mi.  810:  „Corbeille  remplie  d'epis  dans 
einem  Tropaion  (?)  und  einer  Göttin  mit  Mo-  un  char  traine  par  deux  boeufs,  marcliant  ä  dr.; 
dius  und  Scepter  (Demeter?)  Trajan,  Mi.  6,  50  devant  la  corbeille,  un  Canope  ou  simulacre 
139,  799;  Sarapis,  Isis,  Demeter  auf  einem  d'une  divinite  avec  le  moditis" ;  eine  Münze 
Üchi^,  TrajüTa  L\E,  Kenner,  Die  3Iünzsammlung  Trajans  LIT  zeigt  nach  Zoega  p.  71  nr.  84: 
des  Stifts  St.  Florian  p.  188,  Tfl.  7,  2;  Zoega  ,,Duae  figurae,  quaruin  altera  canistrum  prae- 
p.  133  nr.  309  =  Mi.  6,  174,  1105;  ähnlich  grande  frugibus  refertum  gerit,  stant  in  qua- 
Hadrian  LIE,  Mi.  6,  174,  1105  =  Zoega  p.  132  drigis  lentis";  Zoega  bemerkt  dazu:  „Cereris 
nr.  309;  Hadrian  L-6NN6AKA,  Mi.  S.  9,  63,  Sacra.  Forte  ad  pompam  Isiacam  j^ertinent" ; 
220;  doch  ähnliche  Verbindungen  kommen,  vgl.  Diod.  1,  14:  „nao"  svi'aig  ös  tcov  nöXimv 
wie  wir  sahen,  auch  sonst  vor.  Die  Notiz  des  -nal  rotg  'icBt'oig  tv  xfj  nofnr.fj  fifra  täv  äXXojv 
M inucius  Felix  Oct.  28,  man  habe  die  Esel  qiBQsa^at  xal  nvQ'^svag  hvqcöv  wat  ■HQi&öäv, 
zugleich  mit  Isis  verehrt,  bezieht  Wiedemann,  «0  ccnoiivq^övEviia  zmv  i^  ^QX^S  tri  -9'?«  qptAo- 
Her.  2.  B.  p.  450  auf  die  Sitte,  dafs  bei  den  tsxvcog  fvQi&svtcov;  Stepliani,  C.  r.  p.  Va.  lSü5 
eleusinischen  Mysterien  ein  Esel  die  heiligen  p.  26  Anm.  4  bezieht  die  Darstellung  mit  Hin- 
Geräte  von  Athen  nach  Eleusis  trug.  Viel-  weis  auf  Callimachus,  H.  in  Cer.  vs.  121  be- 
leicht bezieht  sich  diese  Notiz  aber  auf  den  stimmt  auf  die  Demeter-Prozession;  auf  einer 
Sarapis,  von  dem  Paulinus  Nolanus  (im  sog.  Münze  Hadrians  LIZ  steht  der  Korb  auf  einer 
Poema  ultimum  vs.  123  f.,  Zechmeister,  Wiener  Säule,  zu  deren  beiden  Seiten  sich  eine  ge- 
Studien 2,  1880  p.  118,  Bursian,  Sitzungsber.  flügelte  Schlange  erhebt  {Zoeqa  p.  139  nr.  359, 
(/.  philos.-philol.  u.  last.  Kl.  d.  k.  b.  Ak.  d.  W.  Tb.  7,22,  3Ii.  6,  129,  731.  732);  ebenso  zwischen 


447        Isis  (ideiitificiert  mit  Demeter) 


Isis  (identificiert  mit  Demeter)       448 


ungeflügelten  Schlangen  auf  einer  Säule  auf 
einer  Hadrians  LKA,  Zoega  p.  154  nr.  472; 
Mi.  6,  200,  1328;  auf  einer  Trajans  LIE  steht 
zu  beiden  Seiten  des  auf  eine  Säule  gestellten 
Korbes  eine  Frau  mit  Scepter  oder  Fackel, 
Mus.  Theupoli  2  p.  1116,  Zoiiga  p.  82  nr.  137, 
Mi.  6,  124,  691.  Unter  Trajan  LIZ  befindet 
sich  nach  Mioiinet  der  Korb  auf  blumenum- 
wundener Säule  zwischen  zwei  Schlangen 
zwischen  der  verschleierten  sitzenden  Demeter", 
welche  ihre  Hand  auf  das  Haupt  des  vor  ihr 
stehenden  Harpokrates  legt,  und  einer  Frau 
mit  Modius  auf  dem  Haupt  und  langer  Fackel, 
während  Zoega  p.  85  nr.  163  den  Typus  so 
beschreibt:  „Ceres  stat  ante  sedentem  Aegypti 
genium  manum  imjwnentem  capiti  parvae  figurae 
stolatae  ad  genu  eins  adnixae  (unwahrscheinlich 
als  „Italia  vel  Europa,  quam  Aegypjtus  paren- 
tis  instar  suis  opihus  alebat"  oder  auch  als 
„Harpocrates  frugum  gcniiis"  gedeutet);  p)one 
parvam  figuram  adest  columna  sustinens  cani- 
strum".  Auf  einer  Münze  Trajans  LIZ  steht 
der  Korb  auf  einem  von  zwei  Schlangen  ge- 
zogenen Wagen,  Zoega  p.  85  nr.  161  {„Ctre- 
ris  dona  a  serpentibus  deae  sacris  per  orbem 
terrarum  vecta  mortalibus  distribuenda") ;  Mi.  6, 
129,  730;  auf  einer  Trajans  LIH  sind  diese 
Schlangen  geflügelt,  Mi.  6,  133,  755.  Die 
Schlange  kommt  mit  cerealischen  Attributen 
oder  Sistrum  vielfach  auf  den  alexandrinischen 
Kaisermünzen  vor.  Beispielsweise  erscheint 
eine  dicke  weibliche  Schlange  mit  Sonnen- 
scheibe zwischen  Hörnern  auf  dem  Haupt  und 
Ähren  in  den  Windungen  L.  Verus  LP,  Zoega 
p.  230  nr.  19  Tab.  14,  4;  Plautilla  LIA,  Feuar- 
dent  169,  2312,  P).  28;  mit  einem  Sistrum  in 
den  Windungen  unter  Hadrian  L  ENAEKATOY, 
Zoega  122,  147  Tab.  6,  22;  mit  Kopfputz,  Sistrum 
und  Mohnkopf  [nach  Zoiga]   gegenüber  einer 

männlichen  mit  Ca- 
duceus  unterHadi'ian 
LIH,  Zoega  p.  139  nr. 
360;    Feuardent  91, 

1421,PL20.  — *S;2J«'*- 
hemius,  De  praest.  et 
usu  num.  2  p.  306 
erkennt  in  ihnen  Isis 
und  Osiris;  Fr.  Le- 
normant,  Gaz.  arcli. 
3  p.  150  f.  Note  1  in 
der  weiblichen  die 
Göttin  Utit  (Ouadj, 
Buto),  die  man  mit 
der  Erntegöttin  ßan- 
nu  identificiert  habe.  Lafayc  p.  256  sagt:  „Le 
serpent  jouait,  comme  on  sait,  un  grand  röle  dans 
les  mysteres  d'Eleusis.  II  le  devint  plus  encore 
dans  ceux  d'Alexandric.  Peut-etre  est-ee  parce 
qu'en  Fgypte  il  clait propre  ä  Bannou,  deesse  des 
moissons  et  de  l'abondance.  Tantut  ces  serpents 
d' Isis- Demeter  ne  se  distinguent  pas  de  l'uraeus, 
tantöt  ils  ressemblent  ä  de  grosses  couleuvres, 
tantöt  leur  corps  est  surmonie  d'une  tete  d'Isis 
ou  de  Serapis.  Souvent  ils  se  confondent  avec 
l'agatlwdemon,  surtout  lorsque  au  culte  alexan- 
drin se  Joint,  sous  Hadrien,  celui  d'Antinoüs 
represente  comme  le  bon  ge'nie.  II  arrive  meme 
que  toutes  les  distinctions  s'cffacent,  que  l'uraeus 


Schlangen  mit  Attributen  der 
ägyptischen  Gottheiten. 
Feuardent  PI.  20,  1421. 


devient  un  agatliodemon,  et  ainsi  de  suite" ;  vgl. 
auch  Rcichel  p.  62.  Ahnlich  wie  auf  den 
Münzen  ist  auf  einem  Monument  des  ägyp- 
tischen Museums  in  Berlin,  nr.  8164,  1.  von 
zwei  Uräusschlangen  in  einem  Naos  ein  Sistrum, 
r.  Ähren  und  ein  Mohnkopf  angebracht,  wäh- 
rend zwischen  den  Schlangen  ein  kleiner  kannen- 
förmiger  Krug  steht,  Moscher,  Jalirbb.  f.  li. 
Phil.  1886  p.  233—234. 

10  Eine  ägyptische  Färbung  nahm  die  Tripto- 
lemossage  m  Alexandria  an.  Nach  Diodor  1,  18 
(vgl.  Preller,  Demeter  u.  Persephone  p.  42,  Anin.20 ; 
p.  302,  Anm.  55;  Fr.  Lenormant,  Gazette  arch. 
4,  1878  p.  99)  nahm  Osiris  den  Triptolemos 
mit  auf  seinem  Zuge  über  den  Erdbali.  Nach 
Analogie  des  Osiris  tritt  in  alexandrinischer 
Zeit  Triptolemos  als  Pflüger  auf,  Otto  Kern, 
De  Triptolemo  aratore,  Genethliacon  Gottingense. 
Halis  Sax.  1888.  p.  102—105.  —  Schreiber  a.  a.  0. 

20  p.  310 — 311  hat  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dafs  wir  für  diese  Vermischung  des  Tripto- 
lemos mit  Osiris  noch  Zeugnisse  in  einigen 
Denkmälern  erhalten  haben,  so  in  der  Tripto- 
lemosvase  in  St.  Petersburg  nr.  351,  C.  r.  p.  l'a. 
186 2,  pl. 4. 5 ;  OverbecJc, Kunstmyth.  Demeter  u. 
Kora.Tfl.  16,Fig.  13p.554u.563;*b'^rMÖe,AS'ittdie« 
über  den  Bilder  kr  eis  von  Eleusis  p.  19,  worauf 
Triptolemos  in  Ägypten  im  orientalischen 
Kostüm  erscheint;   in   der  farnesischen  Onyx- 

30  schale  in  Neapel,  Lafaye  p.  316  nr.  178,  wo 
Litteraturangaben ;  Monaco,  Guide  gen.  du  Musee 
ant.  de  Naples*  p.  202  nr.  27611;  A.  Miliin,  In- 
troduction  ä  V etude  des  pierres  gravees'^  p.  85  — 
86;  K.  0.  Müller,  Hdbuch  d.  A.  d.  K.^  p.  443 
§  315,  5;  Kern  p.  103;  Biunn,  Sitsungsber.  d. 
philos.-philol.  u.  h.  Kl.  d.  k.  b.  Ak.  d.  W.  in 
München  1875  p.  337  ff.,  wo  Triptolemos  über 
der  auf  einer  Sphinx  sitzenden  Isis  zu  sehen 
ist.     Auch  auf  der  Goldschale   von  Pietraossa 

40  {Malz,  Arch.  Zeit.  1871  p.  135—137,  Tfl.  52)  ist 
wahrscheinlich  Isis  {Kern  p.  104)  verbunden 
mit  den  eleusinischen  Gottheiten  (Triptolemos) 
dargestellt.  Auf  einem  Sarder  der  Sammlung 
Stosch  erscheinen  nach  der  Abbildung  bei  Gori, 
Thes.  genim.  astrif.  1  Tab.  42  p.  89—90  u.  a. 
Triijtolemos,  Demeter  und  Isis. 

Zahlreiche  Bildwerke  bestätigen  die  Auf- 
fassung der  Isis  als  Göttin  des  Getreidesegens. 
Sehr  oft  trägt  sie  am  Haupte  Ähren,  wie  Apul. 

50  met.  11,  3  ihren  Kopfputz  als  spncis  eliam  üeri- 
alibus  dtsuper  porrectis  versehen  schildert,  vgl. 
Quid  Met.  9,  687  und  Tertullian  de  cor.  mil.  7. 
Einzeldarstellungen  dieses  aus  Hörnern,  Sonnen- 
scheibe u.  Federn  bestehenden  Hauptschmuckes 
erscheinen  nicht  selten  unter  Beifügung  von 
Ähren  auf  geschnittenen  Steinen,  z.  ß.  Haspe, 
p.  30  nr.  332,  PI.  2;  Tülken  1,  2,  163.  165;  Mus. 
Thorvaldsen  p.  84  nr.  675;  Museo  Borgiano 
3.  cl.  1.  div.  nr.  31,  Sl^^  u.  32,  Doc.  ined.  p.  s. 

60  alla  st.  dei  Musei  d'Italia  3  p.  429;  und  auf 
Münzen,  z.  B.  auf  Cistophoren  von  Ephesos, 
Nuvi.  Zeitschr.  Bd.  21  p.  80—81;  auf  Münzen 
von  Myndos,  ebenda  p.  1340';  Perinth,  ebenda 
p.  231  u.  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  110;  Syracus, 
s.  oben;  Alexandria  (Hadrian),  Feuardent  p.  78 
nr.  1256,  PI.  19.  Ferner  sieht  mau  Ähren  an 
Bronzebüsten  der  Göttin  in  Berlin,  Friederichs 
2  p.  341  nr.  15581".  3;  im  Museo  Borgiano  §  55 


449    Isis  (Göttin  d.  Getreidesegens  mit  Ähren)  Isis  (Göttin  d.  Getreidesegens  mit  Ähren)    450 

nr.  516,  Doc.  ined.  p.  s.  a.  st.  dei  Mus.  d' Itcdia  auf  einer  Bleimünze  der  Sammlung   Fontana, 
1  p.  399;  in  Wien,  v.  Sachen  u.  Kenner  p.  H09  Sestini,  Descr.  d'alc.  med.  gr.  del  Museo  Fun- 
ur.  1322;  in  Sammlung  Piot,  Coli.  F.  Paris  1870  tana  p.  68  nr.  24,  Tab.  11  Fig.  24.   Ein  Karneol 
p.  45  nr.  143   (hier  ruht  die  Büste   auf  einem  mit  der  sitzenden,   den  Horos   säugenden  Isis 
Phönix);   auf  einer  Lampe,   welche   die  Büste  zeigt  im  Felde  zwei  Ähren,  i?ospe  p.  30  nr.  326; 
der  Isis  zusammen  mit  der  des  Sarapis  zeigt,  ein  Karneol  des  Museo  Borgiano  3.  Gl.  1.  div. 
Arch.  Zeit.  1877  p.  87  nr.  10;  auf  Gemmen  mit  nr.  6  p.  423  mit  derselben  Darstellung  im  Feld 
dem  Haupte  der  Göttin  allein,  Töll;en  1,  2,  29  einen  Halm  mit  Ähre;  ebenso  ein  gelber  Jaspis 
p.  15   (ob  aber  wirklich  Isis?);    Müller,  Mus.  desselben   Museums    nr.  7    mit    gleicher,  Dar- 
Thorvaldsen  p.  195  nr.  71    oder  mit  dem   der  lo  Stellung,  vor  ihr  einen  Halm  mit  zwei  Ähren, 
Isis    und    des    Sarapis,    Kenner   u.   v.    Sacl'en  hinter    ihr    „tre   frutti    di    eolocaf.aia" ,    womit 
p.  412,  Kasten  1  nr.  8;   Lafaye  p.  312  nr.  161  wahrscheinlich    die    Fruchtkapseln    {v.i^(aqLov) 
=^  Iias2Je  IHG,  Fl.  24:]  Andre,  3Iusce  de  Rennes  der     Nelumbo  -  Seerose       {yivuj.Log     ACyvnztog, 
p.  30  nr.  59  (Haupt  des  Sarajus  zwischen  dem  Nymphaea  Nelumbo  L.)    gemeint  sind ,   deren 
der  Isis  u.  Harpokrates);  auf  Münzen,  z.B.  von  Wurzel  yioXo-z-äaiov  hiefs  und  welche  nach  Jos. 
Syracus,  C.  G.  C.  Br.  Mus.  Sic.  p.  228  nr.  704  u.  Murr    (Die    Pflanzenwelt    in    der   griecldschen 
705  PI.  14,  7,  Head,  Rist,  of  the  coinage  of  Syra-  Mythologie  p.  282,  vgl.  Bierbach,  Flora  imjth. 
cme -p.  76  nr.  7,  PL   14,   1;  auf  einer  des  Anto-  p.  70)    in   besonderem   Grade    ein   Symbol  der 
ninus    Pius    von    Alexandria    (L6),    vor    dem  Fruchtbarkeit  u.  Unsterblichkeit  war.   Zuweilen 
Haupte  der  Isis  ein  Durrahhalm,  Zoega  p.  173  20  tritt  an  Stelle   der  Ähren  der  Mohnkopf;   so 
nr.  93.     Auch  in  Darstellungen  in  ganzer  Ge-  befinden   sich  Mohnköpfe  am  Isiskopfputz  auf 
stalt  erscheint  sie  mit  Ähren  am  Haupte;   so  einer  Gemme  bei  Tölken  1,  2,   164  p.  36  und 
zeigt  eine   Statue   des  Palazzo  Borghese  über  am  Diadem  einer  Isisbüste  im  Louvre,  Lafaye 
der  Stirn  eine  Doppelähre,  die  aus  einem  Halb-  p.  275  nr.  39  =  Clarac  1087,  2733''  =  Fröhner, 
mond,  in  dem  die  Sonnenscheibe  ruht,  hervor-  Notice    nr.    559;    auf    einer    alexandriniscben 
spriefst,  Matz  und  v.  Duhn,  Ant.  Bildiverke  in  Kaisermünze    der   Sabina   mit  der  den  Horos 
liom  1  p.  451  nr.  1581  („Isispriesterin");  an  der  säugenden    Isis    soll    sich    hinter    der    Göttin 
1.  hin  schreitenden  Isisstatue  der  Villa  Borghese  (Sestini,  Mus.  Med.  Parte  3,  Continuazione  p.  32 
Clarac  IH  433,  787  p.  127—128  („Ceres")  sind  nr.  3);  und  auf  einer  des  Hadrian  mit  dem  Datum 
der  Kopf  mit   den   zwei  glatt  ans  Haar   ange-  30  L-KB  vor  der  Büste  der  Isis  ein  Mohnkopf  be- 
legten Ähi-en  und  die  Arme  mit  kurzem  Scepter  finden,  Fcuardent  99,  1519;  Sestini  a.  a.  0.  p.  31 
und  Ähren  ergänzt;  auch  auf  Gemmen  mit  der  nr.  104.   Beide  Attribute,  Ähren  und  Mohnköpfe, 
den  Horos  säugenden  Isis   ist  ihr  Haupt  mit  sind    verbunden    an    dem  verschleierten  Kopf 
Ähren  geziert,    Pappadopoulos   p.  18    nr.  280,  einer  nur  im  Oberteil  erhalteneu  Marmorstatue 
281,  282.     Oder  sie  trägt  Ähren  in  der  Hand.  in  Rom,  C.  L.  Visconti,  Bidl.  della  commiss.  arch. 
Bei    den    hier    in  Frage   kommenden   Statuen  comun.   di  Borna    15   p.  133  nr.  2  u.  an   dem 
beruhen  die  Ähren  freilich  meist  auf  Kestau-  von  Wieseler,  über  einige  heachtensiverte  geschn. 
ration,   so  wohl  an  der  „Isis,   confondue  avec  Steine  2,  1  p.  24ff.  für  Helena,    die   Gemahlin 
Ceres"  bei  Clarac  5  PI.  988,  2574  E,  wo  Clarac  Julians  II.,  erklärten  weiblichen  Brustbild  auf 
bemerkt,  dafs  man  nicht  weifs,  welche  Teile  40  dem  Sardonyxcameo  des  Mr.  Bromilow,  s._p.43; 
ergänzt    sind;    2574  B  p.  289    {„Its    bras   sont  einen  Mohnkopf  und  (nach  ilfowf/bMCon)  Ähren 
dus  ä  la  restauration");   2574  C  p.  289  {„Mus.  hält  in  der  L.  die  Kömerin  im  Isiskostüm  bei 
Brit.  —  probablement  une   Ceres   restauree    en  Montfaucon  3,  1,  16,  2  p.  39,   Suppl.  1,  .42,  2 
Isis" ;  vgl,  A  guide  to  the  greek  sculptures  of  =  Lafaye  p.  288  nr.  88;   mit  Sistrum,  Ähren 
the  Brit.  Mus.  1'-  p.  53—54  nr.  133,  wo  die  r.  und  Mohnköpfen  erscheint  Isis  stehend  neben 
Hand  mit  den  Ähren  als  Ergänzung  bezeichnet  dem    sitzenden  Sarapis    auf  den   Gemmen    im 
wird);    dagegen  gehören  die  Ähren   und    das  JV^ov.  f/tes.  gremw.  ve<.  1  Tab.  19  p.  22  u.  bei  Ämi/, 
Scepter  in  den  Händen  der  Statue  in  Isistracht  The  Gnoslics"  p.  438,   PI.  E  1;   ein  Mohnkopf, 
Chirac  III  422,  746  p.  91  („lunon?")  nach  Clarac  umgeben    von    Ähren    und    ein    praefericulum 
wirklich    zu    derselben;    Ähren  oder  eine  Art  50  sieht  man  zwischen  den  Büsten  der  Isis  u.  des 
Frucht  hält  an  die  Brust  eine  Statue  in  InceBlun-  Sarapis  an  einem  Thongefäfs  zu  Lyon,  Lafaye 
dell  Hall,  Michaelis,  Ancient  Marbles  in  Great  p.  303  nr.  131,  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  13— 14. 
Britain  ]).  358  nr.  76;  Ähren  in  der  R.  die  Isis  Auf  einem  pompejanischen  Wandgemälde  hält 
Taposiris  an  dem  zur  Inschrift  (7.  I.L.  11,  1544  Isis  mit  der  L.  eine  Schüssel  mit  Früchten,  in 
gehörigen  Relief  in  Fiesole;  stehend,  mit  Ähren  der  R.  eine  Schale,  woraus  eine  Schlange  trinkt, 
iu  der  L.,  in  der  R.  das  Scepter  erscheint  Isis  Lafaye  p.  327 f.  nr.  219;   Heibig  1094  c.     Eine 
auf  einer  Münze  des  Hadrian   von  Älexandria  Bronze  der  Sammlung  Paravey  stellt  Isis  dar 
mit  dem  Datum  L-IA  (Mi.  6, 167,  1032)  und  auf  Früchte    haltend,     am    1.    Arm    eine    Situla, 
einer    freilich    nur    aus    Cousinery    bekannten  de    Witte,    Cat.    d'une    coli,    de   monum.    ant. 
Münze  von  Aigai  {Num.  Ztschr.   Bd.  21  p.  62  60  fde  M.  Paravey.]  Paris  1879.  p.  84  nr.  305  = 
=  Mi.  3,  5,  23);  ferner  auf  einem  Goldriug  in  Cat.  Pidsly  nr.  157;   eine  Bronze  in  Arolsen 
Paris,  Chabouillet,  Cat.  gen.  des  c.  et  p.  gr.  de  mit  fehlender  R.   hält  in  der  L.  eine  Frucht, 
la  bibl.  imp.   p.  383  nr.  2605;  mit  einer  Ähre  Gädechens,  Die  Antiken  in  Arolsen -p.  SO  111:206; 
in  der  R.  u.  dem  Scepter  in  der  L.  auf  einer  eine  Büste    der  Isis  zwischen   zwei   Sphinxen 
Gemme  in  Berlin,  Tölken  1,  2,  32  p.  16;  sitzend  auf  einem  Terracottarelief  in  der  L.  eine  Schüs- 
mit  Ähren  in  der  Hand  auf  einer  Gemme  bei  sei,  worauf  zwischen  zwei  Ähren   ein  Pinien- 
Pappadopoulos  ip.  IS  nv.  210  i  stehend  mit  Scepter  apfel  und  zwei  runde  Früchte  liegen,  in  der  R. 
u.    zwei  Ähren  neben  dem   sitzenden  Sarapis  ein  Sistrum,  Lafaye  p.  290  nr.  94;  AIus.  Cam- 

BosCHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mytliol.    II.  15 


451        Isis  (=  Demeter,  mit  Fackel) 

pana,  Ant.  op.  in  lüastica  Tav.  93;  Combe, 
Ane.  terracottus  in  the  Brit.  Mus.  p.  23  Anm.  3. 
Die  Münze  der  Helena,  Gemahlin  Julians  II., 
bei  Oiselius,  Thes.  num.  ant.  Tb.  47,  5  j).  269, 

Banduri  2  p. 
427 ;  Kopp  3, 
§545, welche 
die  Büste  der 
Kaiserin  als 
Isis  mit  Sis- 
trnm  in  der 
R.  u.  Frucht- 
schale in  der 

L.   zeigt, 
finde  ich  in 
den  neueren 
Münzver- 
zeichnissen 
nirgends;  sie 
ist  wohl  als 
Fälschung 
zu    betrach- 
ten.       Eine 
patera    cum 
frugibus  be- 
findet     sich 
unter       den 
Weihge- 
schenken 
des    Isishei- 
ligtums     in 
Nemi,  C.  I. 
L.  14,  2215. 
Zuweilen 
vereinigen 
Figuren  mit 
dem     Kopf- 
putz der  Isis 
und     Ähren 
oder     Mohn 

noch   die 
Fackel, man 
hat  darin 
Darstellun- 
gen der  mit 
Demeter  ver- 
schmolzenen 
Isis  zu  sehen. 
So  hat  eine 
Terracotta- 
statuette  bei 
B.  Fabretti, 
Inscr.      ant. 
quac  in  aedi- 
bus  paternis 
asservantur 
explicatio  p. 
493,     Mont- 
faueon  1,  PI. 
45,   6    p.  93 

über  dem 
schleierartig 
über  das  Hinterhaupt  emporgezogenen  Gewände 
den  Kopfschmuck  der  Isis,  in  der  gesenkten  L. 
drei  Mohnköpfe,  die  R.  an  grofser  aufgestützter 
Fackel.  Ganz  ähnlich,  nur  mit  anderem  Falten- 
wurf ist  die  Figur  am  Bauche  einer  Lampe 
bei  Passeri,  Lttc.  fict.  1,  22  p.  29—31.     Auch 


Isis  mit  Demeter  verschmolzen. 
Luc.  fict.  1,  22. 


Passeri, 


Isis  (=  Demeter,  mit  Fackel)        452 

die  angeblichen  Ähren  auf  dem  Haupt  einer 
demeterartigen  Figur  auf  einer  Goldplatte  aus 
Naukratis  scheinen  der  Abbildung  nach  eher 
Reste  des  ägyptischen  Hauptschmuckes  der 
Isis  zu  sein,  Tkird  Memoir  of  the  Egypt  Ex- 
ploration Fund.  Naulratis.  Part  1  PI.  27, 
p.  43 — 44;  vielleicht  ist  dieselbe  Kopfzier  auch 
zu  erkennen  an  der  Göttin  der  Vorderseite 
eines    grünen  Jaspis   „Ftgure  feminine  voilee, 

10  le  tutulus  sur  le  front,  debout,  porte  d'une  main 
im  long  flambeau,  de  Vautre  des  epis",  dessen 
Rückseite  die  Aufschrift  NIKA  0  CEPAniC  TON 
(130ONON  trägt,  Coli.  Mertens-Schaaff hausen  p.  67 
np.  1631.  Ferner  wird  im  Museo  Borgiano  3. 
Gl.  1.  div.  nr.  13  p.  424  unter  der  Abteilung 
„Iside  ed  Osiride"  ein  roter  Jaspis  verzeichnet, 
worauf  ,,Una  dca  vestita  di  tunica  e  peplo  e 
velata,  sopra  la  testa  un  modio  avanti  cui  una 
luna  falcata,  sta  dritta  in  piedi  appoggiando 

20  la  destra  ad  una  torcia  grande  ardente  e  te- 
nendo  nella  s.  avanti  sc  abbassata  un  fascio  di 
spighe",  (vgl.  die  Bronze  des  Herrn  Julius 
Meifsner,  Jahrb.  d.  D.  A.  Inst.  1890,  Arch.  Anz. 
p.  156  nr.  6),  eine  Gestalt,  die  freilich  kein  sie 
bestimmt  als  Isis  charakterisierendes  Attribut 
trägt.  Ein  dunkelgrünes  Plasma  in  Göttingen 
zeigt  eine  stehende  nackte  Person  mit  einem 
schmalen  hohen  Kopfaufsatze,  der  an  Isis 
erinnert,  in  der  ausgestreckten  1.  Hand  einen 

30  teilweise  weggebrochenen  Gegenstand,  in  der 
r.  anscheinend  eine  Fackel  mit  kreuzweisen 
Kienhölzern,  Uubo,  OriginalwcrJce  i.  d.  arch.- 
num.  Abteilung  des  arch.-num.  Inst,  der  Georg- 
Augusts  -  Universität  p.  143  nr.  837;  ein  Karneol 
im  Haag  Sarapis  sitzend  zwischen  Isis  mit 
Fackel  und  Ähre  und  Harpokrates,  Visconti, 
Opere  varie  2  p.  243,  Itnp].  Chigi  nr.  285. 
Auf  Münzen  von  Athen  erscheint  Isis  oder  De- 
meter mit  dem  Hauptschmuck  der  Isis  in  langem 

40  Chiton  und  Überkleid,  Kornähren  und  lange 
Fackel  oder  Scepter  haltend  (s.  oben  Sp.  385); 
auf  alexandrinischen  Kaisermünzen  stehend  mit 
Kopfputz,  in  der  R.  die  Fackel,  in  der  L.  Ähren 
und  Mohn  unter  Domitiau  LI,  Scstini,  Mus. 
Hed.  3  Cout.  p.  19  nr.  11;  Hadrian  L-A0)A6K, 
Sestini  a.  a.  0,  p.  26  nr.  38.  39;  LKA,  Zoega 
p.  154  nr.  469;  Sabina  L  6NN6AK  (ohne  Mohn), 
Zoega  p.  159  nr.  9  =  Mi.  203,  1353;  sitzend, 
in  der  R.  Ähren,  in  der  L.  eine  kurze  Fackel,  vor 

50  ihr  eine  kleine  Figur  unter  Trajan  L-IA,  Scstini, 
Mus.  Hed.  3.  Cont.  p.  21  nr.  4  ==  Mi.  S.  9, 
42,  106.  Die  ,,I)ea  Isis  stans  indicem  manus 
dextrae  ad  os  attollens ,  tenet  facem  ardentem" 
einer  alexandrinischen  Kaisermünze  des  Ha- 
drian (L-K)  im  Gat.  n.  ant.  Casp.  de  Pfau. 
p.  313,  vgl.  Mi.  6,  194,  1281  stellt  eher  Harpo- 
krates mit  der  Keule,  vgl.  Zoega,  N.  Aeg.  Tb.  9, 
1  (LKA),  dar;  auch  die  Figur  der  Münze  des 
Trajan  (L  lA)  bei  Sestini,   Mus.  Hed.  3.  Cont. 

60  p.  21  nr.  13:  „Porta  Aegyptia  ...  in  media 
stat  Isis  e  fronte  velata,  et  loto  capite  ornato, 
d.  demissa,  s.  magnam  taedam,  ad  cuius  imum 
erocodilus,  omnia  intra  circulum"  ist  nicht  mit 
Sicherheit  als  Isis  zu  bezeichnen,  vgl.  Mi.  6, 
116,  620  bis;  Feuardent  p.  54  nr.  981,  PL  18. 
Auf  einer  alexandrinischen  Kaisermünze  des 
Antoninus  Pius  (LA)  ist  dem  verschleierten 
mit    ägyptischem    Kopfputz    gezierten    Haupt 


453          Isis  (Bezieliungen  zur  Kuh)  Isis  (Beziehungen  zur  Kuh)           454 

der  Göttin  eine  Fackel  beigegeben,  Zoega  ^ip.SQ2L;  BrugschmSchlie7nanns  Ilios]). 817 (.), 
p.  169,  51.  52  {,,sistit  Tsidem-Ccrerem ,  mystc-  und  oft  kann  man  schwanken,  ob  diese  oder 
riorum  pracsidem");  =  Mi.  6,  217,  1459,  vgl.  jene  Göttin  gemeint  ist,  s.  z.  B.  Baspe  p.  23 
1458;  Feuardcnt  lOi^,  1574,  PI.  23;  vgl.  1573  u.  nr.  248:  „Onyx  Cameo  du  Comte  3Iaurice  de 
mit  Feuardcnts  Abbildung  die  Demeterbüste  Brühl  ä  Dresde.  Büste  d'Isis,  avec  des  orcil- 
eines  Goldplättchens  aus  Zagdzig  in  Dresden,  Ics  de  vache,  et  une  coiffure  brodee  en  fleurs. 
Jahrb.  d.  D.  A.  Inst.  1890,  Arch.  Anz.  p.  95  nr.  6.  PI.  7";  Cat.  Fejenmry  de  Pulsky  p.  27  nr.  435: 
Ein  roter  Jaspis  der  Coli,  de  M.  Montigny  „Tete  d'Isis  de  face  avec  oreilles  de  vachc. 
p.  19  nr.  239  zeigt  eine  bekleidete  Büste  der  Sardoinc  ä  trois  couche.s" ;  Chabouillet  p.  26 
Isis  und  davor  eine  Fackel;  ein  viereckiger  lo  nr.  176:  „Hathor;  tcte  de  face  avec  le  modiiis, 
Altar  in  Ince  Blundell  Hall  vorn  Amnions-  deu.x  cornes  de  vache  et  deux  tresses  rapprochees 
Maske;  hinten  Isispriesterin  mit  Sistrum  und  sar  chaque  joue  (wohl  die  zwei  schnecken- 
„inverted  cantharus"  (Situla?)  und  Mann  mit  förmig  gewundenen,  für  Hathor  charakteristi- 
Speer  und  Schlange;  an  den  Seiten  Schale  sehen  Flechten,  also  wirklich  diese  Göttin). 
und  Nilometer  oder  Sistrum  zwischen  Fackeln,  Sardoine" ;  de  Witte,  Cat.  Durand  p.  434  nr. 
Michadis,  Arch.  Zeit.  1875  p.  393  =  Anc.  2094:  „Tete  de  la  de'esse  Athor  ä  oreilles  de 
Marbles  in  Grcat  Britain  p.  412  nr.  395.  vache,  de  face,  et  surmontee  d'unmodins.  Plaque 
Der  Isis  heilig  war  die  Kuh,  Wiedcmann,  en  terre  emaillee"  (aus  einem  Grabe  in  Etru- 
ller.  2.  B.  p.  187  ff.  Dieselbe  wird  von  Clem.  rien);  Coli.  Drovetti,  Monumens  nr.  4—6,  J)oc. 
AI.  Str.  L.  5  c.  7  p.  611  ein  cvi-ißolov  yrig  rf  20  ined.  p.  s.  a.  st.  dei  mus.  d'Italia  3  p.  290: 
avTrjg  Kai  ytcoQyiag  xat  rgocp/ig  genannt;  ilf«-  „Cliapiteaux  de  colonne  d'ordre  egyptien,  ayant 
crub.  Sat.  1  c.  19  sagt,  die  Ägypter  hätten  die  sur  les  quatre  faces  la  figure  d'Isis  u  oreillts 
Erde  durch  die  Hieroglyphe  des  Rindes  be-  de  bclette,  deux  de  la  meme  forme,  et  le  troi- 
zeichnet;  Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  39  erklärt:  ßovv  sieme  plus  long  que  les  autres"  (wohl  „Hathor 
yciQ"lai8og  sinöva  kuI  yqv  vo^u^ovGiv  u.  Ajjul.  die  viergesichtige",  Lex.  1  Sp.  1867).  „Isis 
Met.  11  c.  11  erzählt,  dafs  bei  der  Isisprozession  mit  einem  Kuhkojife",  ein  Sistrum  von  unge- 
erschien  „bos,  omnia  parentis  deae  fecundum  wohnlicher  Form  in  der  einen  und  eine  Schale 
simulacrum,  quod  residcns  humeris  suis  pro-  mit  Früchten  in  der  anderen  Hand,"  davor 
ferebat  unus  e  ministcrio  beato  gressu  gestiwso" ;  eine  Gans  erkennen  Boux  u.  Barre,  Herc.  u. 
vgl.  Montfaucon  2,  2  PI.  115  nr.  5  aus  Spon;  so  Pomp.  1.  Bd.  1.  Ser.  der  Mal.  Taf.  48  p.  37 
PI.  116  nr.  2  aus  Kircher ^^  Ed.  Meyer  oben  auf  einem  Wandgemälde  von  Herculaneum, 
Sp.  363  erklärt,  dafs  den  Ägyptern  als  einem  Pitt.  d'Erc.  2  p.  99,  Beal  Museo  Borbonico. 
Ackerbau volk  die  Kuh  heiliger  Natur  zu  sein  Vol.  9.  Roma  1845  PI.  53  unten,  p.  503—504, 
schien  und  dafs  sie  sich  deshalb  Isis  in  Kuh-  während  Stephani,  G.  r.  p.  l'a.  1S63  p.  93  und 
gestalt  dachten;  dagegen  äufsert  Wiedemann,  frageweise  auch  Heibig  p.  220  nr.  1106  die 
Her.  2.  B.  p.  188  die  Ansicht:  ,,Im  alten  Figur  vielmehr  als  Üsiris  bezeichnen.  Ins 
Ägypten  hat  die  Nützlichkeit  freilich  kaum  Museo  Capitolino  gelangte  aus  Hadrians  Villa 
zur  Verbindung  der  Kuh  mit  Isis  gefühi-t,  in  Tivoli  „huslo  a  due  teste,  da  una  parte 
sondern  ähnlich  wie  der  Stier  die  zeugende  donna,  dall'  altra  bue,  in  marmonero,  molto  ben 
Kraft  der  Gottheit  repräsentierte,  so  stellt  die  40  lavorato,  e  rappresenta  Iside,  che  da  uomo  fu 
Kuh  ihre  gebärende  und  ernährende  dar";  convertita  in  bue  e  da  bue  in  dea  (eine  Auf- 
ähnlich sagt  Arnoldi,  Bonner  Jahrbb.  H.  87  fassung,  die  dem  Verfertiger  kaum  vorge- 
j).  42  von  Isis:  „Dieser  nährenden  Thätigkeit  schwebt  hat).  Posa  sopra  un  fiore  di  loto  come 
wegen  gilt  die  Kuh  als  ihr  heiliges  Tier";  ^^er  base",  Carlo  Fca,  Miscellanea  filologica 
auch  Pierret,  Panth.  dg.  p.  35  und  Dict.  d'arch.  crit.  e  ant.  1.  Roma  1790  p.  CLXV,  98;  Bottari, 
eg.  p.  556  sieht  in  der  Kuh  „un  embleme  de  Mus.  Capit.  3,  83;  II  Mus.  Capitolino  2.  Roma 
viaternite";  Ebers,  Äg.  u.  d.  B.  Moses  erklärt  sie  1820  Tav.  114  p.  92  („Erma  d'Iside  e  di  Ap^'', 
p.  117  für  ein  Symbol  der  Mütterlichkeit,  p.  356  eher  wohl  der  Isis  und  Hathor).  Gregorulli, 
—359  für  ein  Sinnbild  der  Fruchtbarkeit.  Über  Archeografo  Triestino  Vol.  13,  1887  p.  162  be- 
hes,  hesa,  eine  der  heiligen  Kühe  der  Isis  in  oo  richtet:  „Nel  cortile  della  preindicata  casa  Fi- 
ihrer  besonderen  Auffassung  als  Milchspenderin  nctti  in  Tapogliano  esistono  due  busH  anlichi, 
s.  Brugsch,  Hier.-Demot.  Wörterbuch  p.  849 —  di  cui  Vuno  rappresenta  Giano  Bifronte  barbato 
851.  Bei  dem  Trauerfeste  des  Osiris  im  Monat  in  grandezza  naturale,  e  l'altro  una  Dea,  forse 
Athyr  trug  man  eine  vergoldete,  von  einem  Iside  coronata  di  rose  e  con  una  ghirlanda 
schwarzen  Byssosge wände  umhüllte  Kuh  als  simile  attorno  il  collo  in  grandezza  maggiore 
Symbol  der  Isis  ,, siebenmal  um  den  Sonnen-  del  naturale  avente  a  tergo  la  parte  anteriore 
tempel  und  auch  sonst  herum,  um  das  Suchen  di  un  bue  Apis  ginocchioni  nella  proporzione 
der  Göttin  nach  dem  toten  Gemahl  zu  sym-  di  '/j  del  vero."  „La  statua  di  ima  vacca  isi- 
bolisieren",  Wiedemann,  Her.  2.  B,  p.  261,  aca,  o  veramente  del  bue  Api"  erwähnt  C.  L. 
482;  Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  39  p.  68  und  234,  no  Visconti  unter  den  Fundon  auf  dem  Esquilin, 
c.  52  p.  93,  vgl.  Cuylus,  Bee.  d'ant.  1  PI.  7,  2  Bull,  della  commiss.  arch.  comun.  di  Borna.  14, 
p.  26—27;  Zoega,  De  or.  et  us.  obel.  p.  414 —  1886  p.  208.  Mehrere  Bildwerke  zeigen  Isis 
416;  Laulh,  Sitzungsber.  d.  philos.-philol.  u.  in  Gesellschaft  eines  Rindes,  doch  läfst  es 
hist.  Kl.  d.  /i-.  /'.  Ak.  d.  W.  z.  München  4,  1.  meist  sich  schwer  feststellen,  ob  letzteres  als 
1874  p.  101;  Dümichen,  Gesch.  d.  a.  Äg.  heiliges  Tier  der  Göttin  oder  als  Apis  aufzu- 
p.  212  Anm.*  Wie  Hathor  wurde  auch  Isis  fassen  ist.'  Die  Münzen  des  Nomos  Memphites 
nicht  selten  mit  Kuhohren  oder  kuhköpfig  und  die  Bleimünzen  von  Memphis,  wo  am 
oder   als    Kuh   dargestellt    {Ed.  Meyer ,   oben  ersten  an  Apis  zu  denken  ist,  sind  schon  oben 

15* 


455          Isis  (Beziehungen  zum  Nil)  Isis  (Bezieliungen  zum  Nil)           456 

verzeichnet  worden.  Aucli  eine  alexandrinisclie  p.  254  roc.  BeJcJcer;  Lefebure,  Le  myÜie  csirien 

Kaisermünze  zeigt  Isis   sitzend  in  der  R.  das  2   p.  178  if.),   "ud   Isis   mit   dem    ägyptischen 

Sistrum,  in  der  L.   das  Scepter,   vor  ihr  ein  Lande,  vgl.  oben  Sp.  442,  Plut.  De  Is.  et  Os. 

Rind    („le   boeuf  Apis"),   „derrürc   une   figure  c.  32,  38;  lo.  Lydtis  eA.  BeJcJcer  -p.  70;  Himerius 

debont  erigemituntrophee",  Feuardent  m-.  1198;  Or.  1   §  8   p.  336    ed.    Wemsdorf;    Or.  8  §   5 

ein  Scarabäus  bei  Caylus,  JRec.  d'ant.  4,   10,  1  p.  548   {tyvmq    xat    rovxov    [xov    NsCkov]    trjv 

p.  28 — 29  Isis  sitzend,  die  Hand  auf  das  Haupt  avvswov,   yiagTicov  ■Koiv.iXmv   cpOQccv  Tivocpogov- 

eines  vor  ihr  stehenden  Rindes  legend;   ahn-  aav   %cci  ri-ntovaav);    Nonnus ,  Dionys.   3    277, 

lieh  ist  der  Göttin  zugewendet  ein  Rind  („Apis")  der  den  Nil   vyqov  aKOLzrjv  nennt;   Luvibroso, 

auf  der  von  Lafaye  p.  296   nr.  108   beschrie-  lo  L'Egitto    al    tempo    dei    Greci   e    dei   Bomani 

benen  Basis;  auf  der  ähnlichen,  Lafaye  p.  295  p.  9;    Fialin  de  Persigny,   De   la  destination 

nr.  107  steht  es,   geführt  von  einem  Priester,  des  pyramidcs  d'Fgypte  et  de  Nuhie  contre  les 

bei    ihr.     Eine   Thonlampe    aus   Tarsos    zeigt  irrupttions  sabJonnevses  du  desert.     Paris  1848 

nach   BircJi   bei   BarJcer,   Laves   and  Penates  p.  195 — 'i'il;  Ebers,  Äg.u.d.B.  Mose's -p.iib'iS., 

p.  201  „Isis — Jiolding  a  situla,  on  Jier  liead  tJie  weshalb   sie   heilst  die   „deren  Gatte   die  Nil- 

usual  Ornament,   before  Jier  Apis  as  a  buffalo,  schwelle  ist',  BrugscJi,  Bei.  p.  648.    Sie  selbst 

Jiaving  in  Jus  Jiead  a  star,  advancing  to  a  lighted  führte  den  Beinamen  Mu  „das  Wasser",  Qobhe 

altar  beJiind  a  temple".    Ein  Relief  im  Lateran  nofrit  ,,die  gute  Nilflut",  BrugscJi,  Bei.  p.  053 — 

wird  von  Matz  u.  von  Buhn,  Ant.  Bildio.  in  654,  vgl.  p.  641,  642.   Als  Sothis  wurde  ihr  die 

Born  3  p.  216  nr.  4003    so    beschrieben:    ,,R.  20  Herbeiführung  der  Nilüberschwemmung  zuge- 

gewahrt   man   noch    den   vorderen  Teil    einer  schrieben,   s.  ZtscJir.  f.  Num.  13  p.  303-304; 

gemessen    schreitenden    weiblichen  E.     Maafs,     Analecta    Eratosthenica     p.    122 

Gestalt,    die  r.  Hand  wie  anbetend   erhoben,  Anm.   102.  —  Servius    zu   Vergil.  Aen.  8,   696 

über   dem   Kopfe   den    Schmuck    des    Sonnen-  (vgl.  ScJiläger,  Conim.  de  numo  Hadriani  phim- 

diskos  mit  der  Uräusschlange  (Hathor?).    Von  beo  p.  109)  sagt  von  ihr:  „Isis  per  sistri  motuin, 

1.  ihr  entgegen  kommt  ein  Stier  (Apis),   von  quod  gerit  in  dextra,  Nili  accessus  recessusque 

ihm   ist   noch   der   Kopf  erhalten,    über   dem  significat;   per   situlam,    quam    sinistra    manu 

Reste  eines  hohen  Aufsatzes  sichtbar  werden.  retinet,  ostendit  afßuentiam  omnium  lacunaruiii 

Vor    dem    Stiere    am    Boden    wachsen    hohe  id  est  fossarum,   in   quas   Nilus   stagnans   re- 

schwerreife    Getreideähren    aus    dem    Boden."  30  cipiebatur."     Auch   der  in  den   Nil   fallenden 

Auf  dem  Postamente  der  Widmung  G.  I.  L.  3,  Thräne,    die  sie  um   den  Gatten   oder  wegen 

4234  =  MytJi.  Beitr.  1  p.  28  an  Isis  und  Bu-  einer  ihr  von  Horos   widerfahrenen  Mifshand- 

bastis  ist  eine  Kuh  mit  Halbmond  an  der  Seite  lung    weint,    wurde    das   Steigen    des   Flufnes 

dargestellt.    Auch  auf  einem  Rind  sitzend  soll  zugeschrieben,  Ebers,  DurcJi  Goscn  zum  Sinai 

Isis   vorkommen,     v.  SacJcen  u.  Kenner  p.  431  p.  476.     Die  Dämme,    welche  die  Kanäle  ein- 

nr.  137  verzeichnen  eine  Gemme  mit  „Isis  auf  schlössen,  hiefsen  nach  Ulpian  {Leg.  10.  ii.  de 

dem    geschmückten    Apis    sitzend";    vgl.    den  extraordinär iis  criminihus,  s.  ScJiläger  a.  a.  0.) 

Schwefel abdruck  bei  Wincl-elmann,  Descr.  p.  57  Chomata.   Eine  Inschrift  von  Koptos,  E.  Miller, 

nr.  157  =  Baspe  nr.  1153,  auf  welchem  diese  Bev.   arcJi.   3®  ser.    1883.   2  p.  178  ist  geweiht 

Europa,  dagegen   Wieseler,  Gott.  NacJir.  1871  40  "ifft^t  rfj  xcönarog  Q-sä  nsytozrj.    Eine  alexandri- 

p.  656  —  imwahrscheinlich  genug  —  Isis  Pharia  nische  Glasmünze  hat  im  Obv.   die  Büste  des 

=  Astarte   und    StepJiani,    C.  r.  p.   Va.  1866  Nil,  im  Rs.  die  der  Isis,  Feuardent  336,  3608  bis, 

p.  105 — 106  Isis  Pharia  erkennen;   auch   eine  \g\.  Friedländer,  Bep.  p.  367:  Büppel,  Beisein 

Gemme   bei    Gori,    TJies.  g.   astrif.   1   Tb.  23,  Abysnnien  2  p.  428,  Tfl.  8  nr.  5.    Oft  sind  die 

2  p.  70 — 71,    worauf  „Apis   et  Serapis"   dar-  Häupter   des  Nils,  nicht  selten   mit  Füllhorn 

gestellt  sein  sollen,  zeigt  nach  der  Abbildung  über  der  Schulter,  und  der  Isis  neben  einander 

eher  eine  weibliche  Gottheit  mit  Modius  auf  auf  alexandrinischen  Kaisermünzen  dargestellt, 

dem  Rind  sitzend,  die  erhobene  L.  am  Scepter,  z.  B.   unter  Elagabal,    L€,   Mi.   6,  361,  2526; 

die  R.  auf  das  Tier  gestützt,  auf  welchem  ein  Feuardent    173,    2344;    Annia    Faustina    LG, 

Vogel  sitzt,  während  vor  ihm  ein  Stern,  \nniex  bd  Feuardent  176,  2373;    lulia   Maesa,    Mi.  368, 

ihm  die  Büste  des  Helios  und  zwischen  seinen  2577;   Severus  Alexander  L€,   Mi.  369,  2581; 

Beinen    Schlange    und   Halbmond   angebracht  i^eMordenif  178,  2393;  LZ,  i'Vwardoii  184,  2460; 

sind,   doch  ist  die  Figur  nicht  genügend  als  LIA,  Mi.  6,  386, .2730;  lulia  Mamaea,  Mi.  395, 

Isis  charakterisiert,  um  wagen  zu  können,  ihr  2799   (Isis  mit  Ähren  geziert);  Philippus  sen. 

diese  Benennung  zu  geben.    Dagegen  verbirgt  LA,   Mi.  6,  423,  3041;   Feuardent  215,  2809; 

sich  unter  der  leider  allzu  knappen  Beschrei-  Salonina,  LIG,  Mi.  463,  3381;  Feuardent  250, 

bung   einer   Thonlampe   aus    Benha  el   Assal:  3158;  Claudius  IL,  LB,  Mi.  469,  3424;  Feuar- 

„Lamp,   on  it  Serapis  and  Europa",  A  guide  dent  255,   2302.     Eine  Münze   Hadrians   zeigt 

to  tlie  first  and  second  egyptian  rooms  \of  tJie  „Büste  d'Isis  de  face,  ä  mi  corps,  avec  le  lotus 

Brit.  Mus.']   p.  5529  k  möglicherweise  Isis  auf  GO  sur   la  tete,   tenant  le  sistre  et  se  tournant  ä 

dem  Rind  neben  Sarapis.             __  dr.  pour  regarder  le  Nil,   egalement  en  buste 

Auch  zu  dem  Nil,  welchem  Ägypten  seine  ä  mi-corps  tournö  ä  g.,   avec  le  lotus?   sur   la 

Fruchtbarkeit  verdankt,    stand  Isis,    die  Dea  tete  et   tenant  un  roseau",   CoJien,   Cat.  Greau, 

Nilotis  {Kaibel,  Inser.  Gr.  Sic.  et  Italiae  1360,  3107;   Pedrusi,  Miiseo  Farnese  6,  Tav.  37,   7; 

oben  Sp.  408;  vgl.  rj  äno  ZsiQiädog  Elaig,  Zeit-  eine   Münze  Trajans   LIZ  „Nile  seated  to  left, 

sc/ir. /:  iNTww.  13  p.  303,  oben  Sp.  388),  in  nahen  Isis  in  front",    Cat.  Ruber  p.  103   nr.  1056; 

Beziehungen.     Ihr  Gemahl  Osiris    wurde    mit  eine    Münze    Hadrians    mit    dem   Datum    LI? 

dem  Nil  identificiert  (vgl.  Heliod.  AetJi.  9,  9  soll     zeigen     den    Nil     auf    einem     Krokodil 


457                 Isis  (mit  Füllhorn)  Isis  (mit  Füllhorn)                 458 

sitzend  mit  Füllhorn  und  Rohrbüschcl,  vor  ihm  2  p.  189  mit  Uecht  als  Isis  bezeichnet  wird, 
Isis  in  der  erhobeneu  K.  das  Sistrum,  mit  der  ist  mir  sehr  fraglich.  Ein  Marmorrelief  der 
L.  den  Zipfel  des  Gewandes  hebend,  Musco  Sammlung  Borgia  §  14  nr.  188,  Doc.  ined.  1 
Num.  Laiy  1,  347,  3712;  vgl.  Patin,  ITies.  p.  338  zeigt  sie  mit  dem  Gewandkuoten,  Flech- 
Mauroccrms  p.  118,  Zoiga  p.  134  nr.  325  „Ni-  ten,  „Lotus",  Scepter  in  der  11.  und  Füllhorn 
lus  coram  Iside  (/ereilte  sistrum  et  papaver" ;  in  der  L. ,  eine  Ära  C.  I.  L.  6,  347,  und  ein 
auch  in  der  weiblichen  Gestalt  mit  Füllhorn  Wandgemälde,  Ilelbig  p.  27  nr.  180  =  Lafaye 
in  der  L.,  welche  dem  neben  einem  Krokodil  p.  327  nr.  217  mit  Sistrum  in  der  R.  und  Füll- 
sitzenden Nil  auf  Münzen  des  Marc  Aurel  mit  hörn  in  der  L.  Mit  dem  Füllhorn  in  der  L., 
dem  Datum  L€  einen  Kranz  entgegenhält  lo  und  gegen  das  Haupt  des  Helioserajiis  er- 
{Zocga,  Num.  Aeg.  p.  219  nr.  82;  Mi.  6,  299,  hobener  R.  erscheint  sie  auf  der  oben  1  Sp.  2026 
2051;  Feunrdent  142  —  143,  2036,  PI.  25;  2037)  =  Kaibel,  Inscr.  Gr.  Sic.  et  It.  2405,  4S  ver- 
ist  nicht  mit  letzterem  eine  Nike,  sondern  zeichneten  Lampe,  stehend  zwischen  zwei  Al- 
wohl  eher  Isis  zu  erkennen;  vgl.  auch  oben  tären,  im  1.  Arm  das  Füllhorn  auf  einer  Lampe 
Sp.  421.  Eine  Bleitessera  der  Sammlung  Lavy  bei  Passeri,  Luc.  fict.  1  Tab.  2.  Ein  Topas 
führt  im  übv.  das  Haupt  des  Helios ,  im  Rs.  im  Cat.  du  musee  Fol.  Antiquitcs  2  p.  64  nr. 
„II  Kilo  ed  Iside  seminudi  abbracciati  a  s.",  1529  =  Musee  Fol.  Glyptique,  t.  1  pl.  5  nr.  G 
Mus.  Num.  Lavy  1,  409,  4598;  Bleitesseren  des  und  Lafaye  p.  310  nr.  152  zeigt  eine  Göttin 
Prof.  Scholz  haben  im  Obv.  Isis  stehend,  im  mit  Uräus  auf  der  Stirn,  sitzend,  ein  Füllhorn 
Rs.  den  Nil  gelagert,  Bonner  Jalirbb.  2  p.  80  20  im  1.  Arm,  Mohnköpfe  in  der  R.,  vor  ihr  zwei 
nr.  27;  Isis  auf  dem  Lectisternium ,  Rs.  Nil,  Rinder,  hinter  ihr  ein  Hund;  dieselbe  wird 
p.  81  nr.  49;  Haupt  des  Nils,  Rs.  Isis  stehend,  im  Cat.  als  Isis,  von  Lafaye  grundlos  „Isis- 
p.  81  nr.  50;  Nil  gelagert,  daneben  ein  Füll-  Panthee"  genannt;  stellend  innerhalb  einer 
hörn,  Rs.  Isis  stehend,  p.  81  nr.  65;  Isis  Pelagia  kreisförmigen  Rebeneinfassung  mit  Füllhorn  ist 
stehend,  Rs.  Haupt  des  Nils,  p.  81  nr.  46;  Isis  sie  dargestellt  auf  einem  geschnittenen  Stein 
Pelagia  stehend,  Rs.  Nil  gelagert,  p.  81  nr.  47, 48 ;  bei  Steinbüchel,  Geschn.  Edelsteine  p.  65 ;  stehend, 
eine  Bleitetsera  in  Athen  im  Obv.  Isis  den  Horos  an  eine  Säule  gelehnt,  mit  Füllhorn  im  Arm 
säugend,  im  Rs.  den  Nil,  Ann.  d.  Inst.  1868  und  Gewandknoten  auf  der  Brust  auf  einem 
13.281  nr.  265.  Ein  roter  Jaspis  in  Berlin  zeigt  Amethyst  in  Berlin,  Tölken  1,  2,  31  p.  15  —  16; 
die  Köpfe  des  Sarapis  und  der  Isis  über  dem  ge- 30  „stehend  mit  lotosartigem  Kopfaufsatz,  den 
lagerten  Nil,  lJ'i»cA-eZHiarj«,  Descr.  2^  4,  61  p.  42,  1.  Arm  etwas  erhoben,  im  r.  Arm  Füllhorn, 
Tö/A'ew  1,  2,  73,  p.  21.  Auf  der  bereits  erwähnten  mit  Früchten,  von  der  r.  Hand  ein  kleines 
Basis  Lafaye  p.  295  6  nr.  107  sitzt  Isis  hinter  dem  Gewand  herabhängend,  anscheinend  nackt", 
halbgelagerten  Nil.  auf  einem  Achat  in  Göttingen,  Hubo  p.  143 
Als  eine  Göttin,  die  Fruchtsegen  und  nr.  838;  stehend  mit  Schale  und  Füllhorn 
Überflufs  verbreitet,  führt  sie  den  IBeinamen  auf  einem  Onyx  H.  Cohen,  Coli.  Badeigts  de 
TtXovaiu  (s.  die  oben  angeführte  Inschrift  von  Laborde  p.  8  sub  nr.  59;  stehend  mit  FüU- 
Alexandria)  und  als  Attribut  das  Füllhorn.  hörn  im  r.  Arm,  Ährenbüschel  in  der  gesenk- 
Dieses  Attribut  in  der  L.  hat  eine  Statue  ten  L.  gegenüber  dem  stehenden  Sarapis  auf 
der  Göttin  im  Museo  Obiziano  nr.  1833,  Doc.  40  einem  Karneol  in  Göttingen,  Hubo  p.  143 
ined.  p.  s.  alla  st.  dei  Musei  d'Italia  3,  p.  64;  nr.  835;  stehend  mit  Füllhorn  in  der  R.  und 
eine  Basaltstatue  im  Kapitel,  Bighetti,  Campi-  Scepter  in  der  L.  gegenüber  Sarapis  auf  einer 
doglio  1,  121,  Clarac  986,  2572,  Lafaye  p.  281  Gemme  im  Novus  Thes.  gemm.  vet.  ex  insignio- 
nr.  60  (die  R.  bei  beiden  gesenkt);  eine  Bronze  ribus  dactyliothecis  selectarum  1.  Romae  1781. 
der  Sammlung  Janze,  Arch.  Anz.  1857  p.  80*  2''.  Tab.  18  p.  21  f.;-  ebenso,  mit  Apollon  dem 
(„Priesterin  der  Isis");  desgl.  eine  in  Boulaq,  sitzenden  Sarapis  zur  Seite  auf  einer  Gemme 
welcher  der  r.  Arm  fehlt,  G.  Maspero,  Guide  bei  Montfaucon,  Ant.  expl.  Suj)pl.  2.  PI.  apres 
du  visiteur  au  Musee  de  Boulaq.  Paris  1884  la  42  du  Tome  2  nr.  3  p.  156 — 157  =  Lafaye 
p.  403  nr.  5850;  ferner  eine  mit  Modius  der  p.  315nr.  173.  Stehend  mit  Sistrum  und  Füllhorn 
Coli.  H.  Hoff'mann,  Vol.  2  p.  126  nr.  477,  hier  50  in  Gesellschaft  von  Harpokrates,  Anubis  und 
als  „Isityche"  bezeichnet;  eiue  Bronze  aus  Zeus  erscheint  sie  auf  einem  Scarabäus  in  den 
Herculaneum,  Monaco,  Guide  gen.  du  musee  Collectanea  ant.  Bom.  quae  a  BodulphinoVcnuti 
nat.  de  Naples  4"^  ed.  p.  94  nr.  5313  {„UAhon-  notis  illustrata  exhibet  Ant.  Borioni  Tab.  28 
dance.  Charmante  Statuette  ayant  la  fleur  de  p.  20—21,  wohl  =  Baspe  204;  sitzend,  mit 
latus  sur  la  tete  et  la  corne  d' ab.  dans  lamain");  dem  Füllhorn  in  der  L. ,  vor  ihr  Hermes  „in 
ebenso  eine  Silberstatuette  aus  Stabiä,  ebenda  aito  di  presentare  ad  Iside  un  supplichevole 
p.  200  nr.  25382.  Eine  Statuette  der  Sammlung  genuflesso"  auf  einer  Gemme  bei  Visconti,  Op. 
Ch.  Fontaine  mit  geknotetem  Gewand  hält  in  varie  2  p.  239,  Coli.  Chigi  sez.  2  §  1  nr.  271.  Mit 
derR.  das  Sistrum,  in  derL.  das  Füllhorn,  Jloni-  Sistrnm  und  Füllhorn  soll  sie  auch  vorkommen 
/aHCon2,  2  PI.  94,  2p.283.  Eine  Bronzestatuette  60  auf  Münzen  von  Saettai,  H.  P.  Borell,  Num. 
der  Sammlung  Castellani  trägt  im  1.  Arm  das  Chron.  1845  p.  10  nr.  3;  auf  dem  Siriushund  mit 
Füllhorn,  in  derR.  ein  in  einen  Hirschkopf  Füllhorn  und  Scepter  auf  einer  alexandrinischen 
endigendes  Rhyton,  Cat.  des  objets  d'art  dcpen-  Kaisermünze  des  Antoninus  Pius  mit  LKA  Mi. 
dant  de  la  succession  AI.  Castellani  1884.  4^  6,  275,  1892;  auf  einer  des  Hadrian  mit  dem 
p.  45  nr.  269.  Ob  „una  figurina  di  mctallo  tutta  Datum  Lg  soll  erscheinen  „Donna  stolata,  in 
vestita,  una  Iside  col  modio  in  testa,  con  corno-  p)icdi,  col  fior  di  loto  sul  capo;  un  lembo  del 
copia  nella  s.  e  la  dcstra  rotta"  des  Museo  suo  manto  cadc  sino  a  terra;  ha  nella  dcstra 
Carpegna,  Doc.  ind.  p.  s.  a.  st.  d.  Musei  d'Italia  alcune  spighe,  e  nella  sinistra  un  corno  d'ab- 


459      Isis  (Göttin  d.  Spinnens  n.  Webens)  Isis  {9^BO^o&ttig  ==  Jfnaioavvrj)      460 

hondanza.  Nd  campo  sotto  le  spighe,  certa  co^a  inxaQ^iivcxi'-^  im  Hymnus  v.  lus  Z.  4  — 7.     Im 

somigUante  ad  un  serpente  ritto",  Giulio  di  S.  Hymnus  v.  Andros  vs.  21  heifst  sie  &Ba(io9fTig 

Quintino,   Descr.  dclle   med.    imp.    aJcss.   ined.  fiBQÖncov,    während    die    Ei-gänzung    der    Bei- 

del  r.  mtis.  eyiz.  di  Torino  p.  15  nr.  58  =  Mi.  sclirift    06CI    zu    ^tcixocpögog  '/eis    auf   einem 

5.  9,  55,  172.  Derselbe  besclireibt  p.  33  nr.  176  Karneol  des  Mtiseo  Borgiano  3,  1,  12)  hier 
=  Mi.  S.  9,  98,  428  den  Typus  einer  Münze  ganz  unwahrscheinlich  zu  &ici  ciyrßrj  ergänzt) 
der  Faustina  jun.  mit  L-16  als  ,,L' Ahhondanza  durch  Visconti,  Mus.  Pie-CUm.  2  p.  98  Note  1 
in  picdi  col  fior  di  loto  sul  capo,  con  alcune  p.  3G0,  361  PI.  A.  VI,  10  und  im  C.I.  Gr.  7040, 
spiglie  nella  destra,  cd  il  caduceo  nella  sinistra" ;  nicht  sicher  ist;  ferner  rühmt  sie  sich  im  H. 
freilich  ist  mir  aufgefallen,  dafs  S.  Quintino  lo  v.  Andros  vs.  68 — 70: 

in    seinem    kurzen    Verzeichnis    den    „Lotos"  „/ffte  tym  7tolB(.i(ov  ■nQvtgov  veqjog  tQy,f6i  (löx^cav 

nicht  selten  Gottheiton   tragen   läfst,   die   ihn  ducpc-ßcilov  Klrii^oiGL  nolvKviavov  ßaoiltiav 

nach  anderen  viel    reichhaltigeren  Katalogen  ^föf/oqpdpoi'." 

nicht   fühi-en.     Auch   Mi.   S.   9,    73  —  74,   280  Sie  hat  zerstört  die  Herrschaft  der  Tyrannen, 

giebt   derauf  einem  Felsen  sitzenden,   in  der  H.  v.  los  Z.  25:   f'yro  [r]i'9tv[i'i'](B[v]  agxag  •aaT- 

R.   zwei  Ähren   und   zwei   Mohnköpfe,   in   der  tlvaa^\    und   dem  Recht  zur  Stärke  verholten, 

auf   eine    Sphinx    gestützten    L.    das    Sistrum  „fyw   to   öiv.aiov   io%vQov   enoiriau^''    und   „tyä 

haltenden  6Y0HNIA  auf  einer  Münze  des  Au-  x6    di-naiov   tiaxvQorsQov  xQvotov  Kai  ccQyvQiov 

toninus  Pius  mit  L-H  als  Kopfputz  den  ,, Lotus".  £noLqaa^\    H.   v.   los   Z.  16  — 17    und   26  —  28, 

Ein  Sarder  bei  ]/ipp)crt  3   p.  40  nr.  356    soll  20  „ä8l  dfnaanolia  qcoiiuv  noQov^'',   H.  v.  Andros 

zeigen  „Ahtmdantiae,  Isidis  et  Anubidis  siqna" ;  vs.  36.     In  griechischen   Inschriften   wird   sie 

eine  alexandrinische  Kaisermünze  des  L.  Verus  deshalb  mit  dizaioavvr]  verschmolzen,  C.I. Gr. 

den  Sarapis  bekränzt  von  einer  Frau  mit  Lotos  2295,  C.  I.  A.  3,  203,  205  (?),  B.  C.  H.  6  p.  336 

auf  dem  Haupt  und  Füllhorn   in  der  L.,    Mi.  nr.  37.    Plut.  de  Js.  et  Os.  c.  3  sagt  von  einer 

6,  331,  2303;  ebenso  eine  des  Marc  Aurel  Mi.  in  Hermupolis  verehrten  Göttin:  „dio  x«t  xäv 
6,  295,  2026.  sv  'Eq^ov    noXsi    Movawv    rrjv   nQozBQav    laiv 

Mit  dem  Ackerbau  brachte  Isis  den  Menschen  u^icc  xat  Jfnaioavvrjv  kkIov6l,   aocpi'av,  (oansQ 

zugleich     die     Anfänge     eines     civilisierteren  ft'yryrori,  ■aal  diL-nvvovoav  rcc  &BLa  roig  dlrj&äg 

Lebens.    Wie  sie  selbst,  der  livömnlog  öai'fxcov  Kai    dinaiag    iSQacpÖQOtg   kuI  iBQoavöloig   tiqoo- 

{Philippus  Thessal.  epigi:  10,  1,  Antk.  Pal.  1  30  ayoQBvoiiBvoig''',   worin   Brugsch,   Bei.   p.  475, 

p.  200  nr.  231,  vs.  1  ed.  Däbner),  die  Aiyvnxov  wie   schon   Lauth,    Über  altäg.  Musik  p.  580, 

ßaaüma  Xivöaxolog   {IL  v.   Andros  vs.  1)   die  vgl.  Hümichen,  Gesch.  d.  a.  Äg.  1  p.  211ff.  und 

linigera  iuvenca  {Ovid,  ars  am.  1,  77  und  da-  Lex.  1  Sp.  1851)  die  Safchit-äbu,  andere  {Lex. 

zu    Heinsius ;    vgl.     linigera     Isis,     amor.    2,  a.  a.  0.)  die  Maat  erkennen,  wie  Isis  denn  im 

2,  25;  Epist.  ex  Pento  1,  1,  51;  Philostrat.  IL  v.  los  Z.  28 — 29  erklärt:  „s'ycö  t6  dlrjQ-lg 
Einst,  nr.  23  {Boissonade)  0  livovg  %L%mv  ojg  y.al6v  svoiio&fxrjaa  vo[iL^taQ'ai,^\  Nach  Le  Page 
b  xfjg'laidog;  Tertull.  de  testim.  anim.  c.  2  dcae  Benouf,  Vorlesungen  p.  113  f.  bedeutet  das 
Isidis  [pallio']  Unteata)  und  die  Priester  und  ägyptische  niaät  ,, nicht  nur  Wahrheit  und 
Anhänger  ihres  Dienstes,  der  r/r£.r  ZM«^er  (/wf.  6,  Gerechtigkeit,  sondern  auch  Ordnung  und  Ge- 
533),  die  linigeri  calvi  (Mart.  12,  29;  vgl.  40  setz,  in  der  physischen  ebenso  wohl  als  in  der 
Sueton,  Otho  c.  12,  mit  EulmJccns,  Apul.  Met.  sittlichen  Welt",  „Maat  ist  Gesetz,  nicht  im 
11,  10,  I  p.  1019   mit  ILildebrandt's ,  Tibull  1,  gerichtlichen  Sinne  einer  Verordnung,  — ,  son- 

3,  30  p.  61  mit  BrouJchusius'  Anmerkung;  Plut.  dem  im  Sinne  jener  unfehlbaren  Ordnung,  die 
De  Ls.  it  Os.  c.  3;  das  Gedicht  auf  den  No-  das  Weltall,  mag  man  es  nur  vom  rein  phy- 
veraber  „Carbaseos  postque  hunc  artus  indutus  sischen  oder  auch  vom  moralischen  Stand- 
amictiis  |  Memphidos  antiquae  Sacra  deamque  punkte  betrachten,  regiert",  vgl.  über  Maat 
colit",  Anth.  L^at.  rec.  Biese  p.  261  nr.  395 ,  2  auch  Wiedemann,  Mäa,  deesse  de  la  vcriie,  son 
p.  366  ed.  Burmann;  Georgii  in  Paulys  B.-E.  4  roh  dans  le  panthcon  eg.,  Ann.  du  Musce  Guimet 
p.  282;  Wiedemann,  Her.  2.  B.  p.  167;  Eeichel  10  p.  559-574;  Bei  d.  a.  Äg.  p.  78;  Bobiou, 
p.  57;  de  Schmidt,  Hiss.  de  sacerdotibus  et  sacri-  50  Le  Muscon  1887  p.  200 — 201.  Ebenso  wie  Isis 
ficiis  Aegyptiorvm  p.  25 ff.)  linnene  Gewänder  wird  übrigens  auch  Selene  als  Dike  bezeichnet, 
trägt,  so  lehrte  sie  den  Anbau  und  den  Gebrauch  „^i^ir]  nal  vi'jfiaxa  Moiqcöv,  \  KXcoQ-co  yial  Aäxeaig 
des  Leines,  Martianus  Cupella  2  §  158  p.  213  riS^Axgcnog  al'''' und  „av  ydgSvcdXv-nxog  dvdynr]  \ 
ed.  Kojjp.  Nach  den  ägyptischen  Texten  haben  ^oiqd  x  ä'rpvg,  av  x  'EQivvg  {Meineke  igig),  (Ja- 
Isis  und  Nephthya  für  Osiris  gesponneri,  ge-  oavog,  olhig  6v,  diKrj  av"  heifst  es  in  der 
woben  und  Kleider  gebleicht,  Erman,  Ägypt.  ivxn  rcQog  Ztlrivr^v  vs.  7—8  und  49—50  {Or- 
Leben  im  Altert,  p.  595,  Wiedemann,  Her.  2.  B.  phica  rec.  Abel  p.  292);  und  im  Sternbild  der 
p.  148,  Brugsch,  Hier.-Demot.  W(jrterb.  Suppl.  Jungfrau,  in  dem  einige  Demeter,  andere  Atar- 
p.  637;  sie  heifsen  .,die  beiden  Weberinnen";  gatis,  andere  Tyche  erkannten,  sah  man  nach 
„Isis  hat  dein  Festkleid  gewoben  und  Neph-  60  Hesiod  und  Aratos  die  Dike ,  Erutosthcnes, 
thys  deine  Linnen  gesponnen"  wird  der  mit  Catasterismoi  9,  Mythocjraphi  ed.  Westcrmann 
Osiris  identificierte  Tote  angeredet,  Brugsch,  p.  244;  Inschrift  von  Garvoran  C.  I.  L.  7,  759: 
Bei.  p.  737 — 738.  „Spicifcra,  iusti  inventrix,  urbiuin  conditrix. 

Ferner  hat  sie  Gesetze  gegeben  und  waltet  Ex  quis  muncrihus  nosse  coniigit  deos. 

über   die  Gerechtigkeit:    „xai  oaa  iyd)  ivo^o-  Ergo  eadcm  matcr  divum,  Pax,  Virtiis,  Ceres, 

•O'fTTjca,   ovdsig  uvrd  övvaxcii  Ivaat'-''  sagt   sie  Dea  Syria,  lance  vitam  et  iura  pensitans" ; 

bei^  Liod.    1    c.   27,    „iyco   vöfiovg    dv&Qwnoig  ebenso   liefs   man   die  Zweizahl  zugleich   Isis 

i&i^rjv  HOfl  ivo[fio]Q-ixrjacc   [cc]   ovödg  övvaxai  und  Dike  bedeuten,  Nicolaus  Gerasenus,  Arith- 


461    Isis  (Stifterin  d.Götterlailt.u.d.  Mysterien)  Isis  (Göttin  d.  Unterwelt)            462 

vietica    Theologumena   bei   Pliotius,    Bihl.    ed.  gedeckt  würden,   sondern   sie  verwebte  in  die 

Bcicker  vol.  1  p.  143  b:  „ccXXk  yiai  l'aov  zJCaxriv  geheimsten  Weihen   die  Bilder,   Andeutungen 

dväÖK  r]  iiv&onXaaTi'cc  &soXoysi,  kkI  8inr]v^  v,ccl  und  die  Nachahmung  der  früheren  Leiden,  und 

loiv,  v.ul  cpvatv,   y.al  öiofiüzsQa  {Mater  IJcum)  stiftete  eine  Lehre   der  Frömmigkeit  und  eine 

■Aul    7cr}yr]v    Siavofifig.^''     In    der    Isisprozession  Tröstung  für  Männer  und  Frauen,  die  sich  in 

trägt  ein   Priester  eine   linke  Hand   mit  aus-  gleichem    Unglück    befinden."      Ob    aber    auf 

gestreckten  Fingern    als   Sinnbild   der   Billig-  einem   viereckigen  Prisma  mit  dem  Abraxas, 

keit,    Apul.   Met.   11    c.  10,    vgl.    de  Schmidt  der    Hekate,    einem    löwenköpfigen    Gott    mit 

p.  132 — 133,    ^V^eseler,  Commentutio  de  tesseris  Strahlenkranz    und    einer    „divinite    feminine 
cburncis  osseisqiie  theatralibus  quae  feruntur.  1.  lo  2^ortant  un  vase  (?)   dans  la  m.  g.  et  levant  la 

Gott.  1866  p.  15,  0.  Jahn,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  dr.  vers  la   tctc",    Muner ,    Mus.   Thorvaldsen 

d.  W.  1855  p.  53  und  Anm.  95,  Bilthey,  ÄEM.  p.  183  nr.  1683,  Müller  in  letzterer  Gottheit  mit 

2  p.  60  Anm.  35,  Lafayc  p.  123  Note  4,  Bach  Recht  „Isis  comme  de'esse  des  mysteres"  erkennt, 

oftn ,  Ann.  d.  Inst.  1861   p.  265—267,    dessen  wage  ich  nicht  zu  entscheiden;   vielleicht  ge- 

Phantasieen  ich  nicht  zu  folgen  vermag.    Auf  hört  hierher  die  oben  erwähnte  Vota-Publica- 

einer  alexandrinischen  Kaisermünze  des  Anto-  Münze    mit    den   als    Schlangen    mit   mensch- 

uinus    Pius    mit   dem   Datum   LKP   erscheinen  lichem    Oberkörper    dargestellten    Gottheiten 

nach   Feuardent   134,    1944    „Isis   et   l'Eqiiite  Isis  und  Sarapis,   die   ein  heiliges  Gefäfs  mit 

dehout,  se  regardan^' .  Schlangenhenkel  halten,  Boscher,  Jahrhh.  f.  Id. 
Ferner  errichtet  Isis  mit  Osiris  die  ersten  20  Phil.  1886   p.  613;    über   die   cista  mystica  s. 

Tempel   und   Götterbilder,    Wiedemann,   Her.  oben.    Heilige  Gesänge  der  Isis  erwähnt  Plato, 

2.  B.  p.  55 — 57,  Diod.  1,  15:  ,,v.azaav.sväGaL  8a  Legg.  L.  2  Tom.  2  p.  657:  „v-a^änsQ  sksl  cpaat 

["Oot-Qiv   Y.al   'laiv^    Kai    täv    alXav    &£äv   zäv  x6    zov   noXvv   rovzov    asaaaaäva   %qÖvov    ^tXri 

TtqoiiQri^ivoiv  vaovs  JJ^fffoüg,  av  fudazo)  r/fiäg  zrjg'lGiSog  TtoLr'iiiKrcc  yayovävuL^'',  Zoega,  De  or. 

dnovaLfiKi.  kuI  KazaarriaaL  rovg  im^sXovfisvovg  et  US.  ob.  p.  508  ü'.  Note  22.     Dafs  sie  in  Her- 

isQ^ig-    TCQozifiäod'at.   öa  nagcc    rm    OoCqiSi  Y.al  mupolis   als    erste  der  Musen    galt,   ist   schon 

xi]  "l6i8i    rovg  zag  rsxvag  avsvQi'ayiovxag  /J  fis-  erwähnt;   beiläufig   sei   bemerkt,   dafs    die   im 

&oSEvovxäg    Tt    xcov    ^Qr^Giy^av   'dionaQ    sv    xij  Fürtelcning  öfcer  Statyer ,  Byster  och  Antilier, 

Qri^ttiSi  xaXv.ovQy£iav  svQi&ävtcov  xat  xQi^osicov  hvilka  förvaras  ä  Kongl.  Museum  i  Stockholm 
ZnXu  xs  Kazaav.svKacio&ai,,  8t  av  xa  ^rjQia  y.zBi-  30  p.  25   nr.  131    als  Kalliope   bezeichnete  Statue 

vovzag    y,al    xrjv    yijv    SQya^ofiivovg    cpiXoxificog  Clarac  3,  536,  1114  auf  Grund  der  mit  Franzen 

i^riufQC3aai,xriv  x(>}QC(v,  dydXfiaxä  xs  -nal  xQVOovg  besetzten,    auf  der  Brust  geknoteten  Kalasiris 

vaovg    Kaxaa-nsväoao'd'ai,    xwv    &eäv    SiaTtgs-  von  Heydemann,  Arch.  Anz.  1865  p.  149*  nr.  2 

TTfig",  vgl.  IL  V.  los  Z.  23—25  „iyco  [&']v{a)iag  als    „Isispriesterin"  und  von  Wieseler,  Philol. 

(Kaibel    7tv[Q0v]g)    ccvi8£i^a   '  iyco    dyäXiiaxcc  \  27,  1868  p.  219  als  „Isis"  erkannt  worden  ist. 

h-säv    (ri)fiäv    s8{i8a'%\a    •  iya    xsfihri    &scöv  Auch  die  Schrift,  hieratische  und  demotische, 

ftdQvaä  \iij]v ,    A.   Z.    1878   p.   131.     Ob    sich  erfand    sie    oder    liefs    sie    sich   von   Hermes 

hierauf  eine  Glasschale   der   Sammlung  Beur-  (Thoth)  mitteilen,  H.  v.  Andros  vs.  10  ff.: 

delay  {Motcat,  Bev.  arch.  1882  n    s.  44  p.  289)  „dsicpccXsco  8''EQ(iävog  dnoyiQVcpa  av^ßoXa  8£Xzcov 
mit  „une  femme  assise  prcs  d'un  temple  et  agi-  40  svQOneva  yQacpidsaai.  Kaxä^vocc,  xaiai  jjapa^o; 

tant  un  cistre  (sie!  Isis?);  plus^loin,  unhomme  (pQi-naXsov   ybvaxaig  isqov  Xoyov  oaaa  zs  8äfiog 

gravant  une  stcle  ä  Vaide  d'un  ciseau  et  d'un  dzQccTtov  sg  holvccv  y.axsd'ri'iicixo,  nävza  ßaQ-iiccg 

viaillet"  (vgl.  C.  I.  Gr.  5922  =  Kaibel,  Epigr.  sy.  q)QSv6g  vtpccvccGcc  8iaY.Qi86v'-'' ; 

Gr.  d'20,Z.  1  „ficcQ^ccQi'av  xbyävog  aä^s  Zagam"')  H.  v.  los   Z.  1 — 4,   A.  Z.    1878   p.  131:    „^yoj 

und    der    oben    Sp.   438    erwähnte    Chalcedon  s{n)ai8[Bv']Q'riv  ■u[7r]6  'Eqllov  [ygäyL^iu^xK  871116- 

der  Sammlung  Stosch  (Winckelmann,  Descr.  2,  (7[iar,  i']vci  nrj  xoL{g)  o;urot(s)  Jiävxa  y[9]o[qpJ»j- 

4,  67  p.  43;  vgl.  den  Karneol  nr.  66  und  Mu.^.  zai"-,    vgl.    für    ihre   Verbindung   mit   Hermes 

Borgiano  3  cl.  2.  div.  nr.  29.    Sarapis  und  Isis  den  Karneol  bei  de  3Iurr,  Descr.   dtt  cab.  de 

zur  Seite  eines  flammenden  Altars,  die  Lampe  bei  31.  Paul   de   Praun  p.  288  nr.  216  „Mercure 
Passeri  1,  2,  Lafaye  p.  302  nr.  125  Isis  zwischen  50  debout  devant  Isis  qui  est  assise,  dont   il  etoit 

zwei  flammenden  Altären)  beziehen,  lasse  ich  le  conseiller  pendant  son  gouvernement  en  Egyjjte 

dahingestellt  sein,   da  man  besonders  für  die  {Diod.).     3Ir.  Lippert  {Suppl.  p.  44)   la  prend 

letzteren   Darstellungen    auch    an    andere    Er-  2wur  Junon;"  Tülken  1,  2,  42  p.  17. 

klärungen  denken  kann;  auf  Münzen,  wie  auf  Eine  Hauptrolle  spielt  Isis  als  Göttin  der 

einer  des  Claudius  von  Perinth,  Jj«/ioo/'-i?Zw«e/-,  Unterwelt;     unzählig  sind    die    ägyptischen 

Kum.  Zeitschr.  16,   1884  p.  233  nr.  5  bedeutet  Texte,  welche  ihre  Bemühung  um  Sammlung, 

ein  der  Isis  beigegebener  Altar  wohl  nur,  dafs  Bestattung,  Beschützung  und  Wiederbelebung 

sie    in    der   betreffenden    Stadt   einen    Tempel  der  Glieder  des  Osiris  erwähnen;  und  was  von 

besafs.  Osiris  galt,  wurde  auf  jeden  Toten  übertragen; 
Auch   die  Mysterien  stiftete  sie  (G^eor^rii  60  vgl.  über  diese  funeräre  Rolle  der  Isis  Ji'cmisc/«, 

a.  a.  0.  p.  287);  PZwtorc/t  (fZeJs.  e<  Os.  c.  27  p.  45  Die    äg.    Denkmäler    in    3Iiramar    p.  60 — 61, 

ed.  Pa;-(/ie!y)  sagt:  „Nachdem  nun  die  Schwester  131,    132,  138;    Birch   in    Arimdale   and  Bo- 

und  Gemahlin   des  Osiris,   als   seine  Rächerin  nomi,  Galery  of  ant.  sei.  from  tlie  Brit.  Mus. 

die  Wut  und   Bosheit  des  Typhou   gedämpft  p.  31  f.;   Wilkinson,    31.  a.  C.  2,   1  p.  383  f.; 

und  ausgelöscht,  so  wollte  sie  nicht,  dafs  die  Pierret,  Le  livre  des  morts.   Paris  1882.    Index 

von   ihr   bestandenen  Kämpfe,    Gefahren  und  p.  616;    Pantheon  eg.  p.  56,  102;   Dict.  d'arcli. 

Irrfahrten,   dafs  so  viele  Thaten  der  Weisheit  eg.  p.  280;  Lanzone,  Diz.  di  mitol.  eg.  p.  817 — 

und   Tapferkeit  von  schweigendem  Vergessen  825;   Brugsch,  Bei.  u.  31.  d.  a.  Ag.  p.  616  ff., 


463            Isis  (Göttin  d.  Unterwelt)  Isis  (Göttin  d.  Unterwelt)            464 

623—633,  647,  651  —  653;  Erman,  Äf/.   u.  (vj.  vary  de    Ptilski/.     Paris    1868    p.   47    nr.   753; 
Leben  i.  A.   2  p.  416;    Th.  Devcria,  Zischr.  f.  ,, Grüner  Jaspis.    Osiris  als  Mumie  mit  Geifsel 
äfi.    Spr.    u.    Altert amsTcunde    1870    p.  59;    A.  und    Krummstab,    ihm    zur    R.    Isis,     zur    L. 
Wiedemann,    D.    Hei.    d.    a.   Ag.    p.  58,  157;  Nephthys,  beide  mit  gesenkten  Fittichen  ihm 
Her.  2.  B.  p.  590;  besonders  auch  die  ,, Klagen  huldigend  [vielmehr  ihn  schützend  D.],  unten 
der    Isis    und    Nephthys",    veröffentlicht    von  ein  Käfer  mit  ausgebreiteten  Flügeln  [jedenfalls 
de    Horrack,    Les    lamentations    d'Isis    et    de  der  Scarabäus,  das  Symbol  der  Auferstehung, 
Nephthys.  Paris  1866,  auch  in  den  Eecords  of  s.  Wiedemann,  Bonner  Jahrbb.  Heft  78  p.  114 ff.; 
tJte  past  2  p.  117—126;  Le  Paye  Benouf,  Vor-  vgl.  den  Scarabäus  zwischen  Isis  u.  Nephthys 
lesimgen  üb.   Urspr.  u.  Entw.  d.  Bei.  p.  190 —  lo  auf  einer  Scai-abäengemme  bei  Montfaucon  2, 
192;   Brugsch,   Bei.   p.  631-633;   ferner   „das  1    p.  322   PI.  135,   3;   PI.  155,   7,   der   freilich 
Buch  der  Verherrlichung  des  Osiris"  von  Isis  mit  seinen  vier  Beinen  auf  der  Abbilduug  sich 
und  Nephthys  zu   sprechen,   Le  Page  Reuouf  eher  wie  ein  Frosch  ausnimmt].   Auf  der  Rück- 
p.  192 — ^193;   Brugsch,  Bei.   p.  623 — 630   nach  seitc  des  Steins  der  griechische  Helios  aufvier- 
Pierret,    Etudes    eg.     Paris    1873,    23 ft'.;     das  späunigem  Sonnenwagen",    Tölken  p.  18,  I,  2, 
„Schdit  en  senscit"  „Buch  des  Lebensodem  von  49;   vgl.  Baspe  243   Soufre  de  Stosch;  „Gelbe 
Isis  für  ihren  Bruder  Osiris  verfafst,  um  seinem  antike  Paste.  Osiris  als  Mumie  mit  strahlendem 
Leibe  und    seiner  Seele    neues    Leben    einzu-  Haupte,   in   der  L.  zwei  Ahi-en   emporhaltend, 
flöfsen",   Le   Page  Benouf  p.  194 — 195.      Und  in  der  11.  eine  Geifsel,  zu  seinen  Füfsen  zwei 
diese  Auffassung  erhielt  sich  in  der  Ptolemäer-  20  Stiere,  symmetrisch  r.  und  1.  vortretend  (Apis 
und    Römerzeit.      In    den    beiden    Zwillings-  und  Mnevis);  neben  ihm  Isis  auf  einem  Throne 
Schwestern  Thaues  und  Taus,  welche  im  Sai-a-  sitzend,   in    ihrer  L.  ruht  ein  Bündel  Ähren, 
peion    von    Memphis    dem    Sarapis    Spenden  während  sie  ihre  R.  anbetend  [?]  gegen  Osiris 
bx'ingen,  Brunei  de  Presle,  Mem.  s.  le  Scrapc)*i)i  erhebt,  unten  an  jeder  Seite  ihres  Throns  eine 
de  Memphis  p.  558,  561—562;  Weingarten,  Der  Sphinx",  Tölken  nr.  50.    Jedenfalls  den  Osiris 
Ursj)rung   des    Mönchtums  p.  33   hat  man  ir-  auf  seinem  Löwenbett,  Anubis  und  zu  beiden 
dische    Repräsentantinnen    der    beiden    ,,pleii-  Seiten  Isis  und  Nephthys  geflügelt  haben  wir 
reuses"    und    „couveuses"   Isis    und    Nephthys  auf  einer  Gemme  bei  31ontfaucon,  L'ant.  expl. 
erkannt,  Bouche-Leclerq,  Hist.  de  la  divination  2,  2  PI.  76,  2  (aus  Capello,  Prodromus  iconicus 
dans  l'ant.  3  p.  385;  Lumbroso,  Bech.  s.  Vccon.  so  gemmarum  Basilidiani  generis  nr.  103)  und  auf 
pol.  de  l'Egyp)te  sous  les  Lagides  p.  268.    Unter  einem  grünen  Basalt  des  Museo  Borgiano  3  cl. 
den     Denkmälern     der     griechisch-römischen  1.  div.  nr.  24,  Doc.  ined.  3  p.  428  und  De  or. 
Periode,   welche  sie  als  Schützerin  des  Toten  et  usu  ohel.  p.  329  Note  37;  vgl.  den  Heliotrop 
darstellen,     mögen    beispielsweise     angeführt  nr.  21  und  den  braimen  Jaspis  nr.  22,  auf  deneu 
werden   die   zweisprachigen   Stelen   des   Anu-  gleichfalls    zwei    Frauen  neben  dem  „Osiride 
barion,   E.  de  Bouge,    Not.  des  monum.   exp.  mumiaco"  stehen,   und  die  Gemme  in  Florenz 
dans  la  gal.  d'ant.   eg.   au  vmsce  du  Louvre,  (Rs.  lAWAIC  |  ABAW^A  |  AWNAI)  bei  Matter, 
7"  ed.  p.  124  nr.  125,  des  Amerys,  Sohnes  des  Une  excursion  gnostique  en  Italie  p.  15,  PI.  2, 
Bes[arion],    p.   125    ni-.   127;    des    Apollonius,  4;  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  aber  nicht  den 
Sohnes  des  01.  Postumus,  p.  125  nr.  130;   vgl.  40  Osiris   schützend,  sondern   unter  ihn  gestellt, 
auch    die    nach    der    Zeit    der    26.    Dynastie  erscheint    sie    auf    einem    viereckigen    Stein- 
gefertigte    Grabstele     mit    archaischer    grie-  täfeichen,  das  aufser  den  zwei  genannten  Gott- 
chischer    Inschrift    bei    Eröhner,    Cat.    d'une  heiten    im    Obv.    noch    fünf    andere,    im    Rs. 
coli,   d'ant.     Paris    1868    p.  207    nr.  526;    die  Aphrodite  zeigt,  Du  Molinet,  Gab.  de  la  bibl. 
Mumie  des  Apion,  genannt  Chairis,  Sohnes  des  de  Ste  Genevieve  p.  130,   PI.  30,   1.  2,   Mont- 
Pima'fs,   Neroutsos,  'Ecprj^.  (xqx.    1884  p.  178  f.  faucon  2,  2  PI.  168,  5,  Matter  PI.  7,  4  p.  86—87. 
nr.  10;    s.    auch    p.  171  — 173  nr.  1;    die    der  Nicht  hierher  gehört  ein  Karneol  hei  Chi fletiits 
Tochter    des    Dioskoros    mit    der    Aufschrift  11,   45  und  Gorlaeus,  Dactyl.  2   nr.  396,  den 
AlOCKOPOY  I  6YTYXI,    die    im    ersten    Felde  Baspe  nr.  325   nach  Gronovius  so  beschreibt: 
darstellt  den  Toten  auf  seinem  Bette,  neben  50  „Le  champ  de  la  picrre  divise  en  troits  parties, 
ihm   Anubis   und   zu   beiden   Seiten    Isis    und  reprcsente  dans   Vinferieure   Isis  en  pleurs  sur 
Nephthys;    im    zweiten    Isis    ihre    Brust    dem  la  perte  d' Osiris,  s'adressant  ä  Anubis  pour  le 
als    Kalb    dargestellten    Horos    reichend;    im  recouvrir;  dans  la  deuxicme  un  tricUnium  avee 
dritten    Isis    auf   einer    Barke   inmitten    eines  trois  Dieux,  la  boi'te  dans  laquelle   Osiris  fut 
Lotosgebüsches  den  Horos  säugend,  nahe  dabei  jetc  dans  la  riviere,  un  poisson.  Hon,  aspic  et 
die  beiden  Leichengenien  Hapi  und  Amset;  im  coq;    dans    la    troisieme   Isis    triomphante   de 
vierten  die  Seele  in  Sperbergestalt  über  dem  Typihon  avec   deux   cavaliers   des   deux   cötes." 
Leichnam    schwebend;    endlich   zwischen   den  Hier  haben  wir  es  wohl   eher  mit  einer  Dar- 
Füfsen  ein  Gefäfs  (vielleicht  „tmresiec^e  rOsim  Stellung  aus  dem  Kabirenkult  zu  thun;    ganz 
germant")  nebst  zwei  Uräen  (vielleicht  Isis  und  Go  ähnlich    ist    offenbar    der   Karneol    in    Wien, 
Nephthys),    Ledrain,    Gazette    arch.    3,    1877  v.  Sacken  u.   Kenner  p.  432   nr.  167,   wo   die 
p.  132 — 136.    Dafs  die  bei  Caylus,  Bec.  d'ant.  1  Verfasser  ebenfalls  mit  Unrecht  Isis  erkennen; 
PI.  32  abgebildete  Vase  Isis  („Isis-Lune")  neben  der  Heliotrop  des  Museo  Borgiano  3  cl.  9  div. 
der  Bahre  des  Osiris  darstelle,   wird  niemand  nr.  9,  Doc.  ined.  3  p.  471;  die  blaue  Glaspaste 
mit  Fr.  Lenormant,   Monographie  sur  la  voie  in  Berlin,  Tölken  3,  239  p.  114  f.  =  Gerhard, 
sacrce   cleusinienne   1   p.  346    annehmen.     Von  A.  Z.  1849  Sp.  60—64,  Tfl.  6,  9;  vgl.  die  ver- 
Gemmendarstellungen  wird  verzeichnet  „Osiris  wandten  Steine  mit  der  obersten  Seene  ebenda 
entre  Isis  et  Nephtis.  Sardoine",  Cat.  de  Feger-  nr.  7.  8;  Museum  Odescalclium  2,  31  p.  71 — 73; 


465            Isis  (Göttin  d.  Unterwelt)  Isis  (Göttin  d.  Unterwelt)            4G6 

die  Bleitidel  des  Museo  Borgiano  a,.  a,.0.  nr.  \0  Koclüer)  mit  dem  Modius  auf  dem  Haupt, 
u.  die  von  mir  Mi/fJt,.  Beitr.  1  p.  37 — 38  citierten  Scei)ter  in  der  R. ,  undeutlichem  Gegenstand 
Monumente.  Ähnlich  wie  Usiris  (Soi  aoi  6  "Ooi-  (Füllhorn  nach  MüUcr  u.  Zocga)  in  der  L. 
p»s  x6  ipvxQov  vdmQ,  Zocga,  De  on'g.  et  iisu  gegenüber  einer  mumienartig  dargestellten 
obclisc.  p.  305  u.  Anm.  25;  Nuiiii  Acg.  p.  38,  Anubisfigur,  Koehkr  Fig.  10  p.  8,  KsJ.  Samml. 
Anm.;  Plcic,  De  Sdrapide  p.  31;  C.  I.  Gr.  6562,  in  St.  Petertib.,  mit  Umschrift  um  die  Schlange ; 
6717;  Kcroutsos-Bey,  liev.  arch.  3^  s^r.  9,  ohne  diese  Umschrift  Müller,  Musee  Tlior- 
1887  p.  201  nr.  5;  l.efcburc,  Le  myihe  osirien.  valdsen  p.  184  nr.  1690  und  3'Iuseo  Borgiano  3, 
Seconde  partie  p.  177;  ^\'l scher,  Heime  arch.  7,  18  p.  462,  auf  letzterem  Stein  im  Rs.  statt 
1864  p.  222),  Hathor,  Nut  {Stern,  Ztschr.  f.  lo  des  sonst  üblichen  OP(0PIOYO  die  Aufschrift 
äg.  Spr.  1884  p.  102  oder  nach  Wiedcmann,  OPW  PIOTG  OP(0P  j  IPIOY  0M\  |  E;  2)  Isis 
Bei.  d.  a.  Äg.  p.  122  Nu-t,  Maat,  Lex.  1  (mit  Modius,  Scepter' und  Füllhorn?),  1.  (vom 
Sp.  1854)  spendet  auch  sie  dem  Toten  das  Standpunkt  des  Beschauers)  Besä,  r.  ein  un- 
kühle Wasser;  aol  81  'Oa^tQiSos  ccyvov  vöcoq  deutliches  Tier,  Kochlcr  Fig.  11  p.  9,  Kaiscrl. 
Elote  jjcfpt'ffßrtTo  wird  in  einer  Inschrift  von  Samml.  in  St.  Petersb.;  ebenso,  innerhalb  und 
Alexandria  dem  Toten  gewünscht,  Neroutsos-  aufserhalb  der  Schlange  Reste  von  Inschrift, 
Bri/,  Bev.  arch.  a.  a.  0. 'p.  IdQ  nr.  2;  Ygl.  Pierret,  Rs.  vierzeilige  Inschrift,  deren  erste  zwei 
3I('l.  d'ar<h.  cg.  et  ass.  nr.  3.  1873  p.  116;  i'ihn-  Zeilen  oqwqiovQ'  enthielten,  Fig.  15  p.  10,  Ksl. 
lieh  werden  in  den  christlichen  Grabschriften  Sam7nl.  in  St.  Petcrsb.;  3)  in  der  Mitte  Chnu- 
Christus  und  die  Märtyrer  um  Kühlung  der  20  bis -Schlange  mit  strahlenumgebenem  Löwen- 
abgeschiedenen Seelen  angefleht,  Baoul-Bo-  köpf,  r.  Isis,  1.  Besä,  im  Feld  WIE,  um  Schlange 
chette,  Prem.  mcm.  s.  Ics  ant.  ehret.,  Mem.  de  teilweise  erhaltene  Umschrift,  Fig.  12  p.  9, 
rinst.  de  Fr.,  Ac.  d.  I.  et  B.-L.  13  p.  190,  vormals  <S'a»«?H/tm^  BZaw-;  4)  Isis  und  Nephthys 
Note  4;  3Iartigmj,  T)ict.  des  ant.  chrcf.  i^.  6Q0t  geflügelt,  Chnubis  umgebend,  im  Rs.  hinter 
s.  V.  refrigerium;  Garrucci,  Vclri  ornati  di  oqcoqio  |  ov&  die  auf  Gemmen  mit  Ghniibis- 
figure  in  oro~  p.  127 — 128;  de  Bossi,  Bull.  d.  Darstellungen  nicht  seltenen  drei  wagerechten 
arch.  crist.  1  p.  2ff. ;  Friedländer,  Sittengesch.  von  einer  senkrechten  Linie  durchkreuzten 
3  p.  639;  Boissier ,  La  rel.  rom.  1  p.  366;  Striche,  Fig.  13  p.  9,  vormals  Sammlung  Town- 
Lafuyc  p.  96  Note  2.  Vielleicht  hängt  irgend-  leg,  jetzt  Brit.  Mus.;  ebenso,  ohne  das  er- 
Avie  mit  den  Hoffnungen,  die  man  auf  Isis  als  30  wähnte  Zeichen,  oqwq  logd-,  Fig.  14  p.  10,  vor- 
Herrin der  Unterwelt  setzte,  möglicherweise  mala  Sarnmlung  Siosch,  ^eizt  in  herlm,  TülJcenl, 
sogar  mit  der  Vorstellung  der  Erquickung  2,  130  p.  32;  ebenso,  im  Felde  lAW,  um  Schlange 
durch  die  Wasserspende,  zusammen  ein  Teil  Umschrift,  Rs.  oqcoqiovQ-  dreizeilig  rückläufig, 
der  zahlreichen  Gemmen,  welche  im  Rs.  die  Matter,  PI.  2  C,  5  p.  53,  Gab.  Durand;  5)  Isis 
von  Benan ,  Mission  de  Phcnicie  p.  839  und  Nephthys  geflügelt,  umgebend  Chnubis 
,, Auferstehung"  (ni-^^ir^)  gedeutete  Aufschrift  und  mumienförmigen  Anubis ,  im  Feld  die 
OP(<)PIOT0  führen.  Dieselben  zeigen  auf  der  sieben  Vokale,  um  Schlange  Umschrift,  Matter 
Vorderseite  einen  Gegenstand,  den  Blatter,  PI.  2  C,  9  p.  53,  Gab.  Eclel;  6)  in  der  Mitte 
Llist.  crit.  du  gnost.  Expl.  des  PI.  p.  51— 53  Chnubis,  r.  mumienförmiger  Anubis,  1.  Isis 
ganz  phantastisch  als  eine  Wage  mit  dem  40  (ungeflügelt),  um  die  Schlange  Schriftreste,  in 
Gefäfs  der  Sünden  der  über  dem  Gegenstand  den  beiden  untern  Ecken  ein  Stern,  Fig.  16 
stehenden  Personen,  Vincent,  Mcm.  de  la  soc.  p.  10 — 11  ==  Museo  Borgiano  3,  7,  23  p.  463; 
des  ant.  de  L'r.  1850,  T.  20,  p!  2  ff",  u.  445,  vgl.  ebenso,  um  die  Schlange  Umschrift,  ohne  die 
Andre,  Musce  de  Bennes'  p.  51 — 52  zu  nr.  87  Sterne,  Rs.  oqcoq  \  lovö,  Mus.  Borgiano  nr.  22; 
—  88,  als  eine  Art  tragbarer  Orgel,  dagegen  ebenso  Chnubis  in  der  Mitte,  Anubismumie  1., 
mit  gröfserer  Wahrscheinlichkeit  Kahler,  Fr-  Isis  r.,  um  Schlange  Umschrift,  Fig.  17  p.  11, 
lauter itng  eines  von  Peter  Paul  Bubens  an  Abdrucksammluiig  Gades;  ebenso,  im  Felde  die 
Nicolas  Glaiide  Fabri  de  Peircsc  gerichteten  sieben  Vokale,  um  Schlange  Umschrift,  auf  Rs. 
Vanksclireibens ,  S.-A.  aus  Mem.  de  l'ac.  de  die  nach  Koehler  p.  12  —  13,  23  von  Ghauduc 
St.  l'ctersbourci  6.  Ser.  Sc.  pol.  3,  1834  p.  18  50  gefälschte  Inschrift  TACCONT  |  HNMHTf>AN  | 
und  im  Anschlufs  an  ihn  Blüller,  Mus.  Thor-  THC  AEINAEICITON  lAipNTO  nONOTONKTK| 
vcddscn,  Int.  et  cam.  ant.  p.  184  Note  2  und  AONTOTHAEI  |  0^.  Fig.  18  p.  11,  Du  Molintt, 
Hcydemann  (in  einer  handschriftlichen  Be-  Gcü}.  de  la  bibl.  de  /S''«  Genevicve  p.  126  —  127, 
merkung  mit  Hinweis  auf  Ebers,  Ägypten  in  PI.  29,  1.  2;  Montfaiicon  2,  2  PI.  168,  3; 
Wort  u.  Bild  2  p.  262)  als  Krug  eines  ägyp-  Matter  2  C,  4  p.  52;  ebenso,  im  Felde  die 
tischen  Schöpfrades  (tqoxoi,  y.oxUai,  Straho  sieben  Vokale,  um  Schlange  Umschrift;  auf 
p.  807,  819)  erklären.  Eine  Reihe  dieser  Steine,  Rs.  vermutlich  das  gewöhnliche  oqojqiovQ-, 
die  Kotlder  am  vollständigsten  zusammen-  Fig.  19  p.  12,  vormals  Sammlung  Dominic 
gestellt  hat,  zeigen  diesen  Gegenstand  allein,  Badzivil;  ebenso,  ohne  Obvers- Aufschrift,  Mus. 
Koehler  Fig.  1—8,  p.  4  —  7;  einer  stellt  ani  m  Borgiano  nr.  19  p.  462—463;  ebenso,  um  die 
dem  Gefäfs  stehend  vermutlich  Anubis  (oder  Schlange  die  Vokale  mehrfach  wiederholt,  Rs. 
Seth?),  von  Koehler  irrig  für  Ammon  gehalten,  OP0)P  |  IOT0  i  OPCOP  1  IO3OY0  ]  $■><■  i-i,  Mus. 
dar,  Fig.  9,  p.  7  — 8;  ein  anderer  Chnubis  Borgiano  nr.  20;  ebenso  um  Schlange  undeut- 
zwischen  zwei  undeutlichen  Figuren,  Fig.  20  liehe  meist  aus  Vokalen  bestehende  Umschrift, 
p.  13;  die  meisten  aber  Isis  in  Verbindung  mit  Rs.  OPCOP  |  IOT0,  Mus.  Borgiano  nr.  21;  eine 
anderen  Gottheiten,  die  ganze  Darstellung  Gemme  mit  Chnubis  zwischen  zwei  nicht 
umschlossen  von  der  sich  in  den  Schwanz  näher  angegebenen  Gottheiten  und  doppeltem 
beifsenden  Schlange.  Es  erscheint:  1)  Isis  (nach  OPOOPIOYO   auf  Rs.  giebt  Ghabouillet  p.  294 


467 


Isis  (Göttin  d.  Unterwelt) 


Isis  (Göttin  d.  Unterwelt) 


468 


nr.  2199;  7)  Chnubis  inmitten  von  1.  zwei 
Anubismuniien  und  r.  undeutlicher  Figur  (Isis?), 
am  Rand  undeutliche  Aufschrift;  Rs.  AOOC  j 
PHeriMA  I  PcDEPrAPI  I  APTIAcDO  |  HVPl  ++, 
Mus.  Borgiano  nr.  24  p.  464  ==  Koclücr  Fig.  21 
13.  13  f.;  8)  in  der  Mitte  Anubismumie,  wie  es 
scheint,  in  Schlangenschwanz  auslaufend,  und 
Chnubis,  umgeben  1.  von  Isis  mit  Modius,  r. 
von  mumienartiger  Gestalt  mit  Modius,  Matter 
PL  2  C,  8  p.  53,  Abdruck  genommen  bei  einem 
Pariser  Antikenhändler;  ebenso,  um  Schlange 
Umschrift,  Koehler  Fig.  24  p.  15 — 16,  Abdruck- 
sammlung Cades;  9)  in  der  Mitte  Anubis- 
mumie und  angebliche  Osirismumie ,  nach 
Koehlers  Abbildung  eine  Mumiengestalt  mit 
Modius,  1.  Isis  mit  Kopfputz  und  Füllhorn  im 
r.  Arm,  r.  Nephthjs  mit  Modius  und  Füllhorn  (?) 
im  I.  Arm,  im  Felde  die  sieben  Vokale,  um 
Schlange  Umschrift,  Müller,  Mus.  Thorvaldscn 
p.  185  nr.  1691;  ganz  ähnlich  Koehler  Fig.  25 
p.  16,  Abdrucksammlung  Cades ;  eine  Gemme 
mit  vier  Personen,  von  denen  eine  Anubis  ist 
verzeichnet  Chahoiiillet  p.  295  nr.  2201 ;  10)  in 
der  Mitte  Harpokrates  mit  Sonnenscheibe  und 
Geilsel  kauernd  1.  h. ,  1.  Isis  mit  Kopfputz 
{„figurina  muliehre  in  piedi  col  fiore  isiaco 
supra  la  testa,  la  s.  alzata  la  d.  ahbassata"),  die 
r.  Seite  des  Steins  verloren,  Spuren  von  Buch- 
staben im  Feld  und  um  Schlange,  Rs.  OPOOP  | 
IOTA,  Mus.  Borgiano  nr.  25  p.  464,  Koehler 
Fig.  22  p.  14;  vgl.  Chabouillet  p.  294  nr.  2199: 
Koros  zwischen  zwei  Gottheiten,  von  denen 
die  eine  Anubis  ist,  Rs.  Phönix  uud  Spuren 
von  Inschrift;  11)  in  der  Mitte  Besä  mit  grofsem 
Modius,  auf  welchem  Harjjokrates  mit  Sonnen- 
scheibe und  Geifsel  r.  h.  kauernd,  I.  Isis  mit 
hohem  Kopfputz,  Gefäfs  im  1.  Arm  und  er- 
hobener R.  mit  undeutlichem  Attribut,  r. 
wohl  Thot  mit  Cynocephalushaupt  mit  Mond- 
scheibe, sitzend,  unten  im  Feld  die  sieben 
Vokale,  um  Schlange  undeutliche  Umschrift, 
Kochler  Fig.  23  p.  14-15,  vormals  Sammlung 
Toioäey ,  jetzt  Brit.  3ius.  Endlich  wird  im 
Museo  Borgiano  noch  verzeichnet  nr.  26  p.  464 
„Diaspro  {agutato)  verde  con  macchie  bionde  e 
nericce":  in  der  Mitte  menschliche  Figur  mit 
zwei  Hunde-  oder  Schakalköpfen  und  starkem 
Glied,  1.  knieende  gej)anzerte  männliche  Figur, 
r.  „mia  donna  vestita,  X)arimente  inginocchiata, 
con  amhe  le  mani  sollevate  verso  il  mostro." 
Im  Feld  lAG).  Das  ist  genau  der  Typus  des  von 
Kochler  Fig.  26  p.  16-18  als  unecht  bezeich- 
neten Steines  bei  Pignorius,  Mensa  Isiaca  p.  93, 
Tab.  3,  10,  Kircher,  Oedipus  Aeg.  2,  2  p.  464 
Fig.  9,  Chifletius,  Abraxas  Tab.  12,  49  p.  100 
— 101,  Gorlaens  2,  242,  529,  Bayer,  Gemmarum 
affabre  sculpt.  quas  cull.  ab  Ebermayer  Thesau- 
rus Tab.  27,  435  p.  212,  Matter  PI.  2  C,  3  p.  51. 
Ferner  waltet  Isis  über  dem  Frieden  des  Grabes 
und  straft  die  Entweihung  desselben,  vgl.  die 
oben  erwähnte  Inschrift  der  tsQcecpÖQog  NiiKccim 
'jQiarcovog  in  Theben.  In  von  Zocga,  De  or.  et 
usu  obcl.  p.  303  Anm.  20  citierten  lateinischen 
Inschriften  {Gruter  p.  917,  1  =  Orelli  1879, 
vgl.  J.afaye  p.  98;  p.  304,  1)  wird  den  Grab- 
schändern gedroht:  (juud  si  quis  ossa  eius 
prciecerit  aut  hanc  aram  apstulerit  habcbit 
Sacra  Isidis  illius  quieta  irata  und:  inferatur 


nemo;  secus  qui  fecerit,  mitem  Isidem  iratam 
sentiat  et  suorum  ossa  eruta  et  dispersa  videat. 
Sichert  sie  doch,  welche  der  zügellosen  Be- 
gierde ihren  Zorn  droht  „iivuaiiovog  äxQis  s^' 
^vvag'AiSog^^  und  den  Lieblosen  „(iE?.aii(pcx[iai]v 
ßsQt&Qoav  cfvluKäv"  {Hymnus  von  Andros  vs. 
41  ff.  nach  Kaihels  Erklärung),  ihren  frommen 
Verehrern  ihre  Gnade  auch  für  die  Unterwelt 
zu :   ,,et  cum  spatium  sacculi  tui  permensus  ad 

10  inferos  demcaris,  ibi  quoque  in  ipso  subterraneo 
semiroiundo  me  quam  vidcs  Acherontis  tenebris 
interlucentem  Stygiisque  penetralibus  regnantem, 
campos  Elysios  incolens  ipse  tibi  propitiam 
frequens  adorabis"  sagt  sie  zu  Lucius  bei 
Ajml.  Met.  11  c.  6;  vgl.  11  c.  21  ,,na7n  et  in- 
ferum  claustra  et  salutis  tutelam  in  deae  manu 
posita;  11  c.  25  Te  superi  colunt  observant 
inferi,  luminas  solcm,  rcgis  mii'ndum,  calcas 
Tartarum" ;  wie  denn  auch  die  in  ihre  My- 

20  sterien  Einzuweihenden  die  Schrecken  der  Unter- 
welt zu  sehenbekamen,  ,,acccssi  confinium  mortis 
et  calcato  Froserprinac  limine  per  omnia  vettus 
rlementa  remeavi"  sagt  Lucius  11,  23.  Leicht 
konnte  sie  in  ihrer  funerären  Auffassung  mit 
Persephono  identificiert  werden,  so  von  Arche- 
machos  bei  Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  27,  vgl. 
Tsetzes  in  Lycophr.  p.  116  ed.  Steph.  und 
Euseb.  pracp.  evang.  3,  11;  Ctipcrus,  Harpo- 
cratcs   p.   125.     Lucius    ruft   sie,    die   Königin 

30  der  Manen  {Apul.  mct.  11  c.  5),  11,  2  an:  „seu 
nocturnis  ululatibus  horrenda  Proserpina,  tri- 
formi  fucie  luvvales  impetus  coviprimcns  tir- 
raeque  claustra  cohibens,  lucos  diverses  inerrans 
vario  cultu  p)ropitiaris" ;  ebenda  cap.  5,  wo  sie 
von  sich  erklärt:  „inferum  deplorata  silentia 
nutibus  meis  disperiso"  giebt  sie  als  einen  ihrer 
Namen  Hekate  an,  wozu  vgl.  die  Anmerkung 
in  Hildebrandts  Ausgabe  1  p.999,  s.  auch  Braun, 
Ann.  d.  Inst.  1841   p.  110—113.     In  der  von 

40  Diod.  1 ,  96  erwähnten  'E-Aäzr]  av.oxia  von 
Memphis,  über  welche  vgl.  Lex.  1  Sp.  1855, 
wollen  Georgii  in  Paulys  B.-E.  4  p.  283  und 
Zocga,  De  or.  et  usu  obeliscorum  p.  307  die 
Isis  erkennen.  Denkmäler  und  Inschriften, 
welche  Hekate  mit  Isis  und  ihrem  Kreise  ver- 
bunden zeigen,  habe  ich  zusammengestellt  in 
der  Num.  Zeitschr.  Bd.  21p.  139,  Anm.  17,  vgl. 
1).  215.  Die  Paste  mit  Sarapis,  Isis  und  He- 
kate (Winckelmann,  Bescr.  2,  344  p.  82,  Tölkcn 

50  1,  2,  78  p.  21,  Lafaye  p.  315  nr.  176)  und  die 
Gemme  mit  Harpokrates  auf  der  einen  und 
Hekate  auf  der  anderen  Seite  bei  Chifletius, 
Abraxas  14,  56,  Gorlaeus  2,  398—399,  Keusch, 
Capita  deorum  et  illustrium  hominum  in  gemmis 
quas  collegit  ab  Ebermayer  Tab.  17,  448;  Pig- 
norius, Vctustissimae  tabulae  aeneae  explicatio. 
Venetiis  1605.  Tab.  3,  2;  Matter,  Hist.  crit. 
du  gnost.  PI.  3,  3,  Baudissin,  Studien  z.  scmit. 
Beligiuns gesell.    1  p.  191    nr.  17    sind    ein   und 

60  dasselbe  Exemplar;  ein  anderes  Montfaucon, 
Suppl.  2,  55,  3.  Hekate  zwischen  Harpokrates 
und  Chnubis  sieht  man  auf  einem  schwarzen 
Jaspis  der  Sammlung  des  Herrn  Peter  Levcn  in 
Köln,  Fiedler,  Bonner  Jahrbb .  H.  14  p.  22  nr.  35; 
Hekate  gegenüber  dem  Anubis  auf  einem  grüuen 
und  roten  Jaspis  in  Berlin,  Tölkcn  9.  Cl.  3.  Abt. 
nr.  101  p.  449—450;  vgl.  Kaspe  p.  53  nr.  579; 
s.  auch  Drexler,  Mytli.  Beitr.  1  p.  48  (Anm.  1 


469       Isis  {(lelttvoaroXog,  fiirva  eic.)  Isis  (Beziehg.  zur  Scliwalbe  ii.  z.  Skorpion)    470 

zu  p.  44):  Isis,  -Hekate  und  Hermanubis  (?).  weihten  Inschrift  auf  Delos  (BwW.  ^Ze  Corr.  ifeZZ. 
Natürlich  wird  sie  nicht  selten  auch  in  Gesell-  6  p.  344  nr.  61)  das  doppelte  l  ein  Versehen  des 
Schaft  des  Anubis,  des  sti2)crHm  commcator  et  Herstellers  der  Inschrift  ist,  so  ist  es  vielleicht 
iuftrüm  (Apul.  Met.  11,  11;  vgl.  Flut.  De  Is.  nicht  allzukühn,  in  der  unbekannten  Gottheit  die 
et  Os.  c.  44  x^oviog  olv  bfiov  >tai  olvfiniog-  c.  61),  Isis  zu  sehen,  wie  es  ja  auch  eine  JrjfnqxriQ  Me- 
ihres  q)vla^  -ncci  oitaöog  {Flut.  De  Is.  et  Os.  Icciva  gah,  Focrster,liauhu.  Bücldcthr  der  Ftrse- 
c.  14;  vgl.  Diod.  1,  c.  87  =  Eusch.,  Fiacp.  p/(ü«e  p.  248;  gerade  von  Delos  stammen  auch  die 
er.  2,  c.  1  ccofiaroqpv/la^  xmv  mgi  xbv  'Ooiqiv  Inschriften,  welche  die  (iilavrjcpÖQOi  erwähnen. 
nai'lciv  und  Froclus  zu  FJatons  Folitia  p.  417  _  Nach  Lanzone,  Die.  p.  291  verehrten  die 
cpQOVQog  'OatQiSog,  Zoiiga,  De  oricj.  et  us.  oh.  lu  Ägypter  eine  funeräre  Isis  in  Gestalt  der 
p.  329,  Note  37)  dargestellt,  z.  ß.  auf  den  Schwalbe  (Ment).  Plutarch,  De  Is.  et.  Os. 
Gemmen:  Winckclmami,  Descr.  1,  117  p.  27,  c.  16  erzählt,  dafs  Isis  in  Byblos,  in  eine 
Tölken  1,  2,  144  p.  17,  SchlichtegroU,  PI.  11  Schwalbe  verwandelt,  die  Säule,  welche  die 
p.  31 — 32;  Raspe  p.  19  nr.  215,  Brit.  Mus.;  Lade  mit  dem  Leichnam  des  Osiris  umschlofs, 
]>.  29  nr.  321,  PI.  6  =  Jl  cat.  of  engr.  gems  in  klagend  umflattert  habe.  Im  86.  Kapitel  des 
the  Biit.  3Ii(,s.  p.  145  nr.  1222;  Coli.  Hertens-  Totenbuchs,  welches  den  Titel  führt  „Kapitel 
Schaofj'hausen  p.  4  nr.  80  (Isis  eine  vor  ihr  zu  machen  die  Umwandlung  in  eine  Schwalbe" 
knieende  Figur  aufhebend,  hinter  ihr  Anu-  und  welches  begleitet  ist  von  der  Figur  einer 
bis);  Raspe  p.  28  nr.  305  =  TöJken  1,  2,  79  Schwalbe  auf  einem  Kreissegment,  heifst  es 
p.  22,  s.  oben  Sj).  436  (Obv.  Horos.  Rs.  ,,Isis,  20  L.  1:  „Ich  bin  die  Schwalbe,  ich  bin  die 
in  raschem  Laufe  und  mit  geschwungenem  Skorpion-Göttin  (Selk),  die  Tochter  der  Sonne", 
Sistrum  den  Osiris  suchend,  vor  ihr- Anu-  Fierrct,  Le  livre  des  morts.  Paris  1882.  p.  267, 
bis  knieend,  mit  gesenktem  Haupte  und  vgl.  p.  269,  iawrowc  p.  290 — 291;  im  Kap.  146, 
dem  Hermesstab");  vgl.  ferner  Cah.  Durand  3 — 4  ,,ich  bezaubere  die  Schwalbe  des  Osiris" 
)i.  504  nr.  2683  (Obv.  Isis.  Rs.  Anubis);  Mus.  und  Kap.  147,  5.  6.  13  „ich  habe  besänftigt  die 
Munter  3  p.  105  nr.  70  (Isis,  Harpokrates,  Schwalbe  des  Osiris";  vgl.  auch  Lefebure,  Le 
Anubis);  Dolce  A.  38,  p.  6  (Anubis,  Isis,  Sara-  mytlie  osirien.  2'^  partie  p.  194  —  195.  Auf  diese 
pis);  Lippert,  Chilias  3  p.  40  nr.  356  {,,Ahun-  Beziehung  der  Isis  zur  Schwalbe  spielt  il/mKcms 
dantiae ,  Isidis  et  Amibidis  signa");  Mus.  i'^cZzx- in  einer  korrupten  Stelle  im  Öctowms  cap.  2, 
Worsleyanum,  6.  Lief.  Tfl.  4,  5  (Harpokrates,  30  rec.  Ot7(?e;' p. 28  an:  ei  f/es^:>tcesis /süZ/s  acZ/uVitn- 
Sarapis,  Isis,  Anubis);  Cat.  Hertz  p.  71  nr.  1505  dincm,  sistrum,  et  ad  spursis  memhris  inanem 
(Cylinder,  Nephrit,  mit  zahlreichen  Gottheiten,  tui  Scrapidis  sice  Osiris  tumulum  oder  nach 
I.  Isis  mit  dem  Zeichen  des  Lebens  und  Schlange,  Baelircns,  der  die  Stelle  als  Randglosse  eines 
Osiris  in  Muniiengestalt,  Horos  auf  Boot,  Anu-  Lesers  aus  einem  anderen  Schriftsteller  zum 
bis  etc.);  auf  Lampen:  Lex.  1  Sp.  2308,  Drex-  Folgenden  hält:  Isidis  ad  Jdrundinem  et  de 
ler,  Myth.  Beitr.  1  p.  48,  Anm.  1  zu  p.  44,  spicis  sistrum  et  ad  sparsis  memhris  inanem 
Winneftld ,  Beschreibung  der  Vasensammlung  sive  S.  sive  O.  tumulum.  Auch  bei  den  Griechen 
in  Karlsruhe  p.  175  nr.  940  (Isis  zwischen  und  Römern  hatte  die  Schwalbe,  offenbar  wegen 
Harpokrates  und  Anubis)  u.  a.  m.  ihres  als  Wehklage  gedeuteten  Gezwitschers, 
Als  trauernde  Göttin  fühit  sie  den  Bei-  40  funeräre  Bedeutung  und  wurde  an  Grabdenk- 
namen/'Mr^"rt,  J.r«o&.  a(Z(!.  r/.  1,36;  (isXavöaToloc,  malern  angebracht,  0.  Keller,  Tiere  des  klass. 
vielleicht  C.  I.  Gr.  5039  =  Kaibel  1023  vs.  3,  Altertums  p.  315.  Über  eine  Kalksteintafel,  auf 
wo  aber  Puchstein,  Epigr.  Gr.  in  Aegypto  re-  der  Zocga,  schwerlich  mit  Recht,  die  Schwalbe 
perta  Y>.  69 —  70  b  rrjv  neXavöazoXov  ß[a\ciXio{a)r]  der  Isis  dargestellt  glaubt,  s.  3Iuseo  Borgiano 

"landi liest;  [ifXavr]q)6Q0g,  Orphica,  hymn.  11  Gl.  §  10  nr.  173,   Doc.  ined.  1  p.  336;   vgl. 

nr.  42  vs.  9  p.  81  ed.  ^öeZ;  \g\.  Parthey  zm  Flut.  auch  Piroli  et  Piranesi,  Ant  d'Herc.  1,  44  = 

de  Is.  et  Os.  c.  39  p.  234;  an  einer  bei  Neapel  Helhig  1094. 

gefundenen  Isisstatue  in  Wien,  Lafaye  p.  278  Auch  die  Skorpiongöttin  Serk  oder  Selk 

nr.  51    ist  die   Kleidung  aus  schwarzem,    da-  ist  eine  Form  der  Isis,  Lanzone,  Diz.  p.  1083, 

gegen   Kopf,    Arme    und    Füfse    aus    weifsem  50  die  u.  a.  auch  eine  funeräre  Rolle  hat,  wie  sie 

Marmor  gefertigt;    vgl     die   schwarze  Basalt-  beispielsweise  klagend  au  den  Füfsen  des  Bettes 

statue  der  Isis  aus  Hadrians  Villa  im  Kapito-  des  Osiris  dargestellt  wird,  Lanzone  a.  a.  0. 

linischcn  Museum,  Lafaye  p.  280  nr.  57;    die  Wir  dürfen  sie  vielleicht  erkennen  in  der  von 

schwarze  Granitstatue  in  München,  H.  Brunn,  Wiescler    als    ,, trauernde     Isis"    bezeichneten 

Beschr.  der  Glyptothek  4.  Aufl.  p.  28  nr.  17;  den  Figur,  welche  auf  einem  Marmorrelief  römischer 

schwarzen  Basaltkopf  der  Göttin  im  Museum  Kuustausübung  im  herzogt.  Museum  zu  Braun- 

zu  Basel,  W.  Vischer ,  Kl.  Sehr.  2  p.  448;  auch  schweig  auf  einem  Skorpion  sitzend,  in  der  R. 

werden  in  ihrem  Dienste  die  fisXavrjtfogoi  nicht  eine  Schlange,    auf  der  Brust  den  Isisknoten, 

selten    erwähnt   s.  C.  I.  G.  2293,   2294,   2296,  mit    ziemlich    wehmütigem    Gesichtsausdruck 

2297;   'AQrivoLiov  2  p.  194   und   4   p.  460,  461;  CO  dargestellt   ist,  Arch.  Zeit.  1861  p.  209;    viel- 

Bull.  de  Corr.  Hell.  6  p.  318—319  nr.  3  u.  4;  leicht  auch  auf  einem  Agat  der  Sammlung  Correr, 

Nens,Quaestiones  Deliacae 'p.  37;  Cicperus,  Har-  der  von  Vicenzio  Lazari,  Notizia  dellc  opere 

pocrates  p.  128  und  Le  Moyne  im  Anhang  dazu  d'arte  e  d'antichitä  della  raccolta  Correr  p.  126 

p.  255—282;  de  Schmidt,  Diss.  de  sacerdotihus  et  nr.  570  so  beschrieben  wird:  „OsmcZc  (vielmehr 

aacrißciis  Aeg.  p.  208—211;  vgl.  Schua  ff  hausen,  Ra  oder  Tum)  con  capo  di  sparviero  e  croce  an- 

Bonncr  Juhrbh.  Heft  89  p  147 ;  Georgii  in  Faulys  sata  nclle  mani  soprastata  da  u)i  astro,  ha  dietro 

R.-E.  4   p.  285,  297  ;    Lafaye  p.  147.     Wollen  st'  due  stelle  e  un  ftor  di  lato,  e  oll'  intorno  la 

wir  annehmen,  dafs  in  der  der  MEAAANH  ge-  scritta:  GENÜYN  OHAA  ATAGM  ITnAiAnEY. 


471          Isis  (Canobus  mit  Isisliopf)  Isis  (Canobus  mit  Isiskopf)          472 

Nella  parte  rovescio,  uno  scorpione  con  fciccia  ausführlich  behandelt  von  Schlaeger,  Commcn- 

umana,  e  le  chelc  foggiata  a  hraecia,  l'una  delle  tatio    de    numo    lladriani  xüumheo    et   geinma 

qucdi  tiaiepcr  la  codaun  serpe  colvetjtre  a  gloho,  isiuca   in    funcre    Aegyptii   medicato    repertis. 

e  Valtra  unsistro ;  a'fmnclii  ddla  coda,i  simholi  Helmaestadii  1742.   4".;   de  Longpöiier,  Dcscr. 

deUa  hma  c  del  sole ;  enel  giro\<X>HEXkE.\V\k<^'-'';  des  mrd.  du  cah.  de  M.  de  Magnoncour  p.  98 

stellt   sie   doch   auch    eine  äcjyptische   Bronze  nr.  765;  L.  3Iäller,  Mus.  2'Jiorvcddscn  29(j,  2Q4:. 

in  Paris  dar  als  Skorpion  gebildet,  mit  mensch-  Unter    Marc    Aurel,     L5    erscheint    ,,Purtique 

liehen  Armen  und  Kopf,  worauf  sich  eine  Art  de  l'avenue  d'un  tempJe  (prohablement  le  meme 

Modius  mit  Uräen  und  darüber  die   Sonnen-  que  sous   Trajan);  au  müieu  du  fronton,  un 

Scheibe    zwischen     zwei    Kuhhörnern    erhebt,  10  aigle    cployc,    au   centre   des   trois   entrces   du 

Lanzone,   Diz.  p.  1086,  Tav.  362,   1,    I'ierret,  ])ortiq^ue,  un  canope  ä  tite  d'Isis",  Feuardent 

l'anth.  eg.  p.  17,   desgleichen  eine   Bronze    in  143,  2052;    vgl.    den    ähnlichen   Typus    unter 

London,    die    am   Sockel    die  Aufschrift  Hest  Trajan  L-IB,  Mi.  6,  116,  620;  Mus.  Banclcm. 

führt,  Lanzone  a.  a.  0.;  vgl.  auch  Montfaucon  num.  sei.  2,  Tb.  19,  119;  „Cunopu  on  eagle"  ver- 

2,  1  PL  127,  5.  zeichnet  Cat.  Huher  p.  106  nr.  1083,  Autoninus 

Aus  der  Auffassung  der  Isis  als  Göttin  der  Pius  LG;  ebenso  3Ii.  6,  282,  1941,  Antoninus 

Unterwelt    erklären    sich    wohl    die    auf    den  Pius  mit  verwischtem  Datum.     Interessant  ist 

alexandrinischen   Kaisermünzeu   imd   Gemmen  die   Münze    des   Marc    Aurel,    Fenardent   146, 

häufigen  Darstellungen  von  sog.  Canoben  mit  2084,  PI.  25  (Datum  LIs),   die  ein  auf  Rädern 

dem  Haupte  der  Isis.     Nach   ägyptischem  20  ruhendes   Schiff   zeigt,    auf  welchem  sich  ein 

Glauben  freilich  sind  diese  Canoben  nicht  Dar-  Pastos  mit  fünf  Sperbern  auf  der  oberen  Seite 

Stellungen  der  Isis,  sondern  es  sind  die  vier  ersten  erhebt,   in  welchem  ein  Canobus  —  leider  ist 

Lichtgeister,  die  Söhne  des  Horos  und  der  Isis,  nicht  sicher  zu  bestimmen  ob  mit  männlichem 

die  Totengenien  Amseth  mit  Menschen-,  Hapi  oder  weiblichem  Haupte  versehen  —  sichtbar 
mit  Affen-,  Tuamutef  mit  Schakal-  u.  Kebhsenuf      ist,  während  rechts  und  links  von  dem  Pastos 

mit  Sperberkopf,  bestimmt,  den  Verstorbenen,  je  eine  Figur  (Priester?)  steht;  hinsichtlich  der 

resp.  seine  Eingeweide  zu  beschützen  und  selbst  über  einen  Greif  stehenden  Canoben  s.  unten 

unter  dem  Schutze  von  Isis,  Nephthys,  Neith  unter  Isis-Nemesis.    Auf  Gemmen  erscheint  der 

und  Selk  stehend,  s.  Pierret,  Dict.  p.  115  s.  v.  Typus    des    Canobus    mit   Isishaupt   z.  B.    auf 

canopes,  p.  236  s.  v.  gcnies  funcraires  und  be-  30  einer  von  Schläger  a.  a.  0.  p.  187  abgebildeten, 

sonders  G.  Ebers,  Der  geschnitzte  Holzsarg  des  die  zusammen  mit  der  erwähnten  Bleimünze 

Hatbastru ,  Ähh.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  W.  in  des  Hadrian  (diese    bei,    die    Gemme    in    der 

Leipzig.   Bd.  21  p.  229—238;  vgl.  Golenischeff,  Mumie)  in  einem  ägyptischen  Grabe  gefunden 

Die    Metternich Stele    p.  14    Anm.  9.     Auf   den  worden  ist;    ferner  auf  den  Steinen  bei  King, 

alexandrinischen  Kaisermünzen  findet  sich  der  Ant.  gems  and  rings  2,    PI.  7  p.  46  ,,Canopus, 

Typus  unter  Galba,  Zoi'ga  p.  34  nr.  16  Tb.  3,  icith  the  head  of  Athor ,  flanked  hy  two  Asps; 

3;    Mi.  6,  76,  273—275;    Feuardent  34,  761;  on  the  vase  is  the  solar  dish" ;  de  Murr,  Descr. 

Otho,  Zocga  p.  40  nr.  17  Tb.  3,  8;  3Ii.  77,  287,  du    cah.    de    Faul   de   Fraun  p.  257   nr.  115; 

288;  Feuardent  35,  772;  Vitellius,  Mi.  78,  296;  Fappadopoulos   p.  18  nr.  278;    Baspe  409;    in 

Vespasian,  FmanZmi  37,  792;  Mi.  Suppl.  9,61;  40  Cat.  Hertz  p.  8  nr.  118,    119;    Coli,  de   M.   de 

Titus,  Feuardent  41,  832;  Domitian,  Mi.  6,  89,  3Iontigny  p.  29  nr.  367;    Novus  thes.  g.  vett.  1 

381;   Trnjan,  Feuardent  54,  976;  59,  1028  (?);  Tab.  22.  23  p.  23;    Caylus  2   PI.  6,  2;   ebenda 

Hadiian,  Zoega  p.  105,  7  Tb.  6,  7;   Mi.  6,  153,  nr.  3  sind  zwei  Canoben  mit  anscheinend  weib- 

895;  159,  949;  160,  962;  165,  1000;   178,  1141;  liehen    Häuptern    neben    einander    dargestellt, 

182,  1778;   188,  1229;    196,  1299,  1300;    Fcuar-  p.  26  —  27;    desgl.   zwei   Canoben   mit  mensch- 

dent  69,  1131;    70,  1146;    71,  1160;    72,  1175;  liehen  Häuptern,  einander  ansehend,  aufünter- 

73,    1186;    75,   1207;    1211;    76,    1233   PL  19,  sätzen  bei  ilfonf/öMCon,  ;S'tt2J^9L  2,  PI.  50,  1  p.  168. 

wo    indessen    der  Abbildung   nach    die   Bü&te  Das  unbärtige  Antlitz  des  von  Miliotti,  Descr ip- 

eher  männlich  zu  sein   scheint;    79,  1265;  81,  tion  d'une  coli,  de  p.  gr.  cjui  se  trouücnt  au  cah. 

1294;  87,  1373;  90.1402;  92,  1431  bis;  94,  1455;  50  imp.  ä  St.  Fctershourg.    Yienne  1803.   2"  p.  90 

Antoninus  Pius,  il/t.  6,  208,  1383/84;  I'^cMartZewi  als    Nephthys    bezeichneten  Canobus    erinnert 

102,  1544/45;  Gallienus,  Mi.  6,  450,  3262;  vgl.  wie  das   des  bei  Schlichtegroll  1   PL  12   abge- 

457,  3326;    Feuardent  240,  3059;    245,  3109.  bildeten   an  Antinoos.     Auf  einem  Syenit  der 

Zuweilen    erscheint    dem    Canobus    mit    Kopf  Sammlung  Biehler  sieht   man   nach   Wiescler, 

der  Isis  gegenüber  einer  mit  dem  Kopfe   des  öoWm^.  iVac/tn'c/;ien  1882  p.  251,  VII  nr.  2  ,,Isis. 

Osiris,  so  unter  Hadrian,  6T-  6NAT,  Mi.  6, 159,  Brustbild  nach  links,  mit  Sistrum  au  der  Achsel, 

950  (auf  einer  Basis);    LIH,  Mi.  6,  182,  1178.  darunter  Canobus";  auf  einem  roten  Jaspis  der 

1179;  Antoninus  Pius,  L-B,  31i.  6,  208,  1385;  Coli,  de  M.  de  Montigny  p.  42  nr.  564  Isis-Tyche 

Marc  Aurel,    V.Z ,  Zoega  p.  221,  97  Tb.  13,  2;  mit  Sistrum    und  Steuer,    davor  Sperber  mit 

und  diese  stehen  ein  Mal  zwischen   zwei  Py-  60  Pschent  und  einen  kleinen  Canobus  mit  weib- 

lonen  unter  Trajan   LIB,    I'euardent  54,  982,  lichem  mit  dem  Atef  gezierten  Haupte.  An  einem 

PL  18;  vgl.  auch  Scstini,  Mus.  Hed.  3.  Cont.  im  Iseum  Campense  zu  Rom  gefundenen  Säulen- 

Tav.  33,  4  p.  70  nr.  3,   L.  Verus  (M.  Aurel  ?)  stumpf  mit    acht    auf  Untersätzen    stehenden 

L-H,  eine  Münze,  die  sicher  nicht  zum  Nomos  Priesterfiguren    halten    drei    der    letzteren  je 

Scbennytes,  sondern  nach  Alexandria   gehört,  einen  Canobus,  von  denen  der  eine  das  Haupt 

oder  in  einem  Tempel  Hadrian  L-€  {„sous  une  des    Osiris,   der  andere    das    des  Anubis,   der 

voute    ciiitrce   soutcnue    par    deux    coloimes") ;  dritte  das  der  Isis,  das  letztere  mit  Kulihörnern, 

LIH,  Zocga  p.  145  nr.  368  Tb.  8,  4,  Bleimünze,  Sonnenscheibe  und  Federn  geziert,  zeigen  soll, 


473     Isis  (als  Mumie  (?);  mit  Flügeln)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              474 

Le  recenti  scoperte  delV  Isco  Campcnse  descrüte      cisme,  PI.  I.  E,  6  p.  10 — 12;  ein  Diaspro  misto 

ed  lllustrate.  Koma  1883.  p.  lOü  Tav.  6.    P^ben-  di  bruno  e  verde  im  Museo  Borgiano  3  Cl.  1 

so  trägt  einer  der  Priester  an  dem  Altar  des  div.  nr.  17,  Doc.  ined.  3  p.  426  =  Zoega,   Da 

Museum  Odesccdchum  2   Tab.  49   einen    Cano-  on'^.  ei  ms«  o&eZtscoram  p.  61,  abgeb.  p.  64,  stellt 
bus    mit    weiblichem   Haupt.      An    einem    auf      dar:  „Iside  vestita  di  tunica,  sta  in  j^iedi  vol- 

dem   Vorgebirge    Circeo    gefundenen    Canobus  tata  alla  destra,  le  braccia  confvse  colle  ali  che 

mit    Osiriskopf    aus    grünem    Basalt    in    der  sporgono  acanti  la  persona,  l'una  alzata  l'altra 

Villa  Albani   aus   der  Kaiserzeit  bemerkt  man  abbuasata.     Incontro   ad  essa  evvi  un  obcHsco, 

aufser     verschiedenen    anderen    Figuren     Isis  poco  piä  alto  di  lei,  nella  di  cui  facciata  le 

in    dicht    auschliefsendem  Gewand,    mit    ent-  lo  letterc  I  A  (0."    Ein  Basrelief,  welches  eine  rö- 

blüfstem  Oberkörper,  Hürner  mit  zwei  Federn  mische   Familie    als   Osiris,    Harpokrates    und 

über    der   Kalantika    und    Scepter,    Venuti   et  Isis    darstellt,    zeigt    die    letztere   mit  langen 

Borioni,  Collectanea  a)U.rom.Th.  S.  4,  Winckel-  dicht    an    den    KöriDern    angelegten    Flügeln, 

inaun,  SU.  W.  3  p.  218;  7  p.  73;  Morcelli-Fea-  Montfaucon  2,  2  PI.  100  p.  291,    Winelcehnann, 

Visconti,    Descr.    de    la    Villa    Albani   p.  104  Mon.  ined,    1   PI.  75;   Lafaye  p.  292   nr.  101. 

nr.  691 ;  vgl.  de  la  Chausse,  Rom.  Mus.  1  sect.  2  Siehe  ferner  die  oben  angeführte  Vota-Publica- 

tab.  40—43  p.  82 — 93,   Card.  Chigi;  desgl.  ist  Münze,  auf  der  schon  Baronius,  Ann.  politico- 

Isis  nebst  anderen  Figuren  in  Basrelief  zu  er-  eccl.   4.    Antv.    1601    p.   18  f.    u.    72,     Oiselins, 

blicken  an  einem  auf  dem  Esquilin  gefundenen  Thes.  num.  ant.  p.  269  f.  Tb.  47  nr.  G  und   Ph. 

Canobus    von    weifsem    Marmor,    Bull,    della  20  a'Turre,   Monumenta  veteris  Antii  p.  186  die 

commiss.  arch.  comun.  di  Roma  10.  1882  p.  244  Beflügelung  richtig  erkannt   haben.     Flügel 

— 245,  Bassorilievi  nr.  2.  am  Haupte  finden  sich  bei  Isis  auf  der  Gemme 

Dafs  Isis  auch  in  Mumiengestalt  in  grie-  des  Museo  Borgiano  3.   cl.  1  div.  nr.  2,   Doc. 

chisch- römischen  Werken    dargestellt    wurde,  ined.  3   p.  422;  vgl.   auch   nr.  12   p.  424,  bei 

scheint  mir  nicht  sicher,  auch  Zoega,  De  or.  et  der  aber  Visconti's  Abbildung,  Mus.  Pie-Clem. 

US.  ob.  p.  303  Note  18  verneint  es:  zwar  wird  2  PI.  A.  VI,  10  nicht  für  Beflügelung  spricht; 

\oii  Francis Pulszky,Cat.ofthe  Fe jervdryifories.1  an   der  Büste   der  als   Isis   dargestellten  lulia 

in  the  Museum  of  losepli  Mayer.  Liverpool  1856.  Mamaea  auf  der  Münze  bei  Cohen  4-  491,  15, 

p.  34  nr.  3  verzeichnet:  „A   figure  of  Isis  in  Fröhner,   Les  medaillons  de  l'emp.  p.  176,    1, 

the   shape  of  a  inummy ,   ivith   the  crescent  on  30  Grüber,    Rom.   medallions   in   the    Brit.   Mtis. 
the    Iiead    and    an   nnintelligible    imitation    of      PI.  40,  3,  Zeitschr.  f.  Num.  13  p.  263 — 265;  an 

hieroglyphics  on  ihe  borders'',  zugleich  aber  der  der  zwischen  zwei  Altären  stehenden  Isis  der 

Verdacht  dafs  es  eine  moderne  Fälschung  sein  Lampe  bei  Passeri  1,  2,  Lafaye  p.  302  nr.  125; 

möge,    ausgesprochen.     Die  Gemmen,   welche  an  der  Isis   (Büste  nebst  der  des  Sarapis)   in 

sie  so  gebildet  darstellen  sollen  (s.  Chabouillet  einer  Silberädicula,  Ball.  d.  Inst.  1852  p.  161, 

p.  297  nr.  2209:  „Isis  debout  avec  une  coiff'ure  Lafaye  p.  292  nr.  100;   vgl.  auch  die  Bronze- 

qui    rappelle    le    diademe    atcf  des  Egyptiens ;  Statuette  bei  Gerhard  u.  Panofka,  Neapels  ant. 

deux  fleurs  de  lotus  partent  des  epaules.     Le  Bildio.  p.  233 ;  den  weiblichen  Marmorkopf  aus 

Corps  tt  les  jambes  sont  serrees  dans  des  bau-  der    Umgegend    von    Athen,    mitgeteilt    von 

delettes  cotnme  les  mcmbres  d'une  momie.    Rs.  io  Schneider,  AEM  1,  Tfl.  3,   2  p.  14,  Anm.  1; 

BAIN  QQINX.     Uematite";    Raspe    nr.   217  18;  den    sicilianischen    Terracottakopf    mit    zwei 

282 — 292;  375;   vgl.  auch   Gori,   Thes.  g.  ant.  Flügeln  und  zwei   kleinen  Hörnchen,  Brönd- 

astrif.  1  Tab.  26;  3  p.  111,  wo  die  angeblichen  sted.   Reisen  u.  Unters,  in  Griechenland   2.  B. 

Schlangen,  die  den  Körper  der  Göttin  umwinden,  p.  133  nr.  39,  p.  295  —  296,   Creuzer ,  Deutsche 

eher  Binden  zu  sein  scheinen),  mögen   in  den  Sehr.  2,  2  p.  68 — 70,  Engelmann,  De  lonc  p.  33, 

meisten  Fällen  wohl  eher  den  Üsiris  darstellen.  den  Bröndsted   p.  295   Anm.  4  als  lo-Isis   be- 

Noch  sei  bemerkt,  dafs  die  Flügel,  welche  zeichnet. 

Isis    in    ägyptischen    und    phünikischen    Dar-  Eine  bedeutende  Rolle  spielt  sie  als  meer- 

stellungen  besonders  als  Schutzgöttin  des  Osiris  waltende    Göttin.     Dieselbe    lassen    ihr    die 

und  des  Horos  führt  und  die  ihr  auch  in  einigen  50  meisten  (wie  Georgii  in  Paulys  R.-E.  4  p.  285; 

griechisch-römischen  Darstellungen,    in  denen  Lersch,    Bonner    Jahrbb.    9    p.   108;     Creuzer, 

sie  den  Osiris  schirmend  erscheint,  beigegeben  Symbolik  1^  p.  320,  Anm.  64;    Guigniaut,  Les 

sind,  auch  einige  Bildwerke  der  letzteren  Kunst-  rel.  de  Vant.  1,2  p.  847;   /.  Burckhardt,  Die 

Übung  zeigen,   in   denen   sie  allein,   ohne   die  Zeit  Constantins  d.  Gr.  y>.  205;  Hertzberg,  Gesch. 

Mumie  des  Osiris,  uns  entgegen  tritt.    So  wird  Griechenlands  unter  der  Herrschaft  der  Römer 

verzeichnet    im   Museo    Borgiano    7.    cl.   terre  2  p.  268 — 269)  erst  in  der  hellenistischen  Pe- 

cotte  nr.  33,  Doc.  ined.  1  p.  309:   „Frammento  riode    erteilt    werden,    während    Movers,   Die 

con  fgura    alata  che  sembra  isiaca,    di  buon  Phönizier    2,  2   p.  64 — 75,    vgl.    3,  1   p.  155; 

lavori,  fra  varj  Ornament i" ,■  in  Coli.  Drovetti.  Stark,Gazai:i.282— 283,  ^n  seihst  Preller,  R.  M. 

Objets  en  t.  c.  nr.  395,  Doc.  ined.  3  p.  271  „Isis  co  2.  Aufl.  p.  723  und  Kenner,  Die  Münzsammlung 

grecque  drapee,  et  ailes  derriere" ;  ferner   eine  des   Stifts  St.   Florian  p.  137   in   Isis  Pelagia 

Basaltstatue  des  Louvre,  Clarac  Mus.  de  sc.  PI.  ein  Produkt  der  Vermischung  mit  semitischen 

306,  2574  =  Lafaye  281,  62;  auch  eine  Gemme  Kulten  sehen  und  sie  mithin  ihre  meerwaltende 

des  Cab.  Durand  mit  fünfzeiliger  Reversunter-  Funktion  schon  viel  früher  ausüben  lassen.  Sicher 

Schrift,  von  der  Zeile  2  A0MPI  vielleicht  den  darf  man  nicht  aus  Stellen,  wie  Hygin.  Fab. 

Namen    der   Hathor    enthält,    zeigt    eine    ge-  277  p.  153  ed.  M.  Schmidt:  „Velificia  primum 

flügelte  Göttin,   in  der  man  Isis  oder  Hathor  invenit    Isis,    nam  dum    quaerit  Harpocratem 

erkennen  darf.   Matter,  Hist.  crit.  du  gnosti-  fdium  suum   rate  velificavit"  und  Gassiodorius 


475              Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              476 

Var.  5,  17  (nach  KnaacJc,  Hermes   16  p.  586,  que  nutu").     Im  Hymnus  von  los  sagt  sie  von 

588,  600  aus  einem  besseren  Texte  des  Hygin)  sich,   Kaibel,   Ejngr.  Gr.   1028   vs.  5  —  6:    sya 

„hoc  {sc.  velum)  Isis  rati  prima  suspendit,  cum  QAAM  \  EIAEPf.E...    {Weil)    oder    OAAAC  | 

per   maria   Harpocratem    fdium   suum    andaci  ClAEPrAEYlA  {Smyrlis),   wofür   Weil,  Mitt.  d. 

femina  pietate  perquirerit"  schliefsen,  dafs  Isis  d.  arcJi.  Inst,  in  Athen  2  p.  190  tjjv  ^ccXacGDiv 

schon  in   fiüher  Zeit  als  Seegöttin  angesehen  [uqwzov    snigaoci],     Wilumowitz    bei    Kaibel, 

worden   sei.     Zunächst  nun  werde  betrachtet  Ejylgr.  p.  XXII  9'dXcicaav   iozoQsaci,   FränJcel, 

ihre  Herrschaft  über  die  Winde,  vgl.  Georgii,  Arch.  Z.  1878  p.  131  vs.  15  —  16:  sy«  Q-aläcaici 

R.-E.  4  p.  286.     In   einem   ägyptischen  Texte  fpya  fi)[ö](o:  —  fVo/r/ffa  vorschlägt,  lia  Hymnus 

von   Philä    aus    der    Zeit    des   Ptolemaios   IX.  lO  von  Andros  ed.  Abel  p.  301  vs.  34—35   rühmt 

wird  sie  geradezu  als  „Isis  der  Nordwind"  be-  sie  von  sich:  ä'iJf  daläcaKe  |  tzqütov  iv  ccv9qcÖ- 

ze'ichnei.  Brugscli,  Bei.  p.aSS,^^,  und  O.Engel,  noioi  niQÜaiiiov  r'iwau   fiöx&ov   und   vs.  143 — 

Isis  u.  Osiris.  Nordhausen  1866,  dem  Isis  die  155  =  Kaibel  1028  Col.  4  vs.  55  —  67: 

Luft  ist,  leitet  gerade  daraus  ihre  Eigenschaft  —  tiIcotöc  öh  (piXivSiog  'JficpiTQLTu 

als  Seegöttin  ab,  p.  8.  „Maris  salubria  flamina  vr]V6l  fisXKunQcÖQoiCLv  vnal  nccxvcöSsog  uixiiä, 

—  nutibus  meis  dispcnso"  sagt  sie    zu  Lucius,  aviKU  (ifidä^cov,   ilagccv  IqvO'oicoc  nugsiäv, 

Apul.  Met.  11,  5;  „tuo   nutu  Spirant  flamina"  ä^mfxäGoi  Trjd^vv  ylavHcäXtiov  tv  8'  dnigdtoig 

Lucius  zu  ihr,   cap.  25;   nanique  tibi  Zephyrus  ßiv^saiv  datißta  TilDiyy.zdv  oSöv,  fVT.i  ^p  &v^iog 

favet  ac  Cyllenius  ales  heifst  es  in  dem  Gedicht  v-oq^vorj,  -nlovtco  •  navxu  8s  nsXav&U  Qoi^a 

He  Isidis  navigio,  Anthol.  lat.    fasc.  2  nr.  743,  20  ansQxöiiEvog  ßagv  Ttövrog  ivl  aitr'iXvy^i  ßu&siaig 

V.  5  p.  205  ed.  Biese;  bei  Lucian,  deor.  dial.  4  fiuxär'  i^  ädvzcov  -nQäzu  8'  tni  asXfiati.  8ovqcov 

befiehlt   Zeus   dem  Hermes   die   lo   durch   das  küXticozccv  o&öiceiai  &oc(v  rgoniv  A^urfcxor, 

Meer  nach  Ägypten  zu  führen  und  zur  Isis  zu  oiSixa  Tia&innsvoiaa-  da^a^ofilvag  81  Q-ccXäacag 

machen,    dann    fährt    er   fort   „kkI  rö   Xotnov  (av,vit6Q0ig  iXäzai-g  tXi-Kuv  fcrorcf  ;^opf('ai' 

f'azco  Q'iiog  roig   SKfC  aal  xov  NsiXov  dvaybta),  düaQt8og  ivXoxicc'  nsQimiXXtzo  8'  tv  cpQfal&üfißog 

v.al  rovg  avt^iovg  inntsimtza),  jtai  acj^izco  zoug  aiQfai'av  dSdqzov  tv  ü&iiucL  TianzaivoiGaig. 

TrZfoirag";   ebenda  Dial.  deor.  mar.   c.  7   sagt  Auch  die  Inseln  hat  sie  aus  der  Tiefe  hervor- 

Zephyros  von  der  nach  Ägypten  gelangten  und  gehoben;  vs.  158  —  159: 

zur  Göttin  gewordenen  lo  „■^al  uq^si  yccQ,  tag  vdacog  81  ßaQ-vvo^itvag  dnö  Qi^dv 

Egfirig   i'(pr},    x<ov   nXiövzav,    Kai   rj^wv    toxai  30  sg  cpdog  tu  ßv^Cag  nozavdyayov  iXvog  avxd. 

88G7ioiv(x,  ovzivcc  dv  ri(iwv  t&sXr'iaoi  iyinF(iipai,  Natürlich  schützt  sie  die  Seefahrer.    In  einem 

7]  yiioXvoai  imnvsLv."     Bei   Val.  Flacc.  Argon.  Epigramme     des     Philippus    Thessaloniccnsis, 

4,  420f.  wird  mit  der  Erzählung  der  Geschichte  Anthol.  Gr.  ed.  Jacobs  2  p.  197  nr.  10,  vgl.  9 

der  lo  die  Bitte  verbunden  „iuvet  nostros  nunc  p.  150  —  151;  Anthol.  Palat.  et].  Dübner  1  p.  200 

ipsa   labores  |  inmissisquc  raiem   sua  per  frcta  nr.  231  redet  sie  ein  gewisser  Damis  an: 

jnovehat  auris",  und  sofort  (vs.  422)  schwellen  Alyvnzov  ^itSiovaa  ^tXafxßcoXov,  XivünsnXf 

sanfte    Winde    die    Segel.      Im    Hymnus    von  ^aiTfiOf,  tn     iinsgovg  ßr^&i  QvrinoXiag. 

Kios  {C.  I.  Gr.  3724;  Kaibel,  Epigr.  Gr.  1029;  aol    yag    vittQ    axi8d>ifov    XayaQov    Ttondvivfia 

Eröhner,    Les   inscr.    yr.   [du  LouvreJ    nr.  1;  TrpoxEirat, 

E.    Bobiou,    Mel.    Graux    p.    601  —  607    nr.    1  40  tiai  noXiov  ;frjx'c5r  t,svyog  ivv8Qoßioav, 

vs.  6 ff.)  wird  sie   von  Uranos,  dem  Sohne  der  v-al  vdQ8og  i/jarqpKp;^  -ueyxQiziaiv  loxdaiv  d^cpl 

Nacht  (in  der  ägyptischen  Mythologie  ist  ihre  xai  axcccpvXr]  yQKirj,  x'^  iisXinvovg  lißccvog. 

Mutter  Nut,  Brugsch,  Bei.  p.  606ff.;   Bobiou  sC  d'  mg  in  nsXdyovg  i^gvooco  Jä^iv,  dvacaa, 

]).  605;   Wicdemann,  Die  Bei.  d.  a.  Ag.  p.  122,  ot^x  nsvCrig,  &vaiL  xQvaÖKSQcov  xf-jUK^a. 

die    in    einem    gnostischen    Papyrus    erklärt:  Statins    im    Propempticon    für   Metius    Geier, 

iycö  Bi'iiiri  firizriQ  &£cöv  rj  yia[Xov^n£vrj  Ovgavög,  Silvae  3,  2   vs.  lOlff.    ruft  Isis   an,   denselben 

Brugsch,  Bei.  p.  603  —  604)  auf  den  Fluten  des  gnädig  zu  führen: 

Meeres  erzeugt,   wobei   Bobiou  p.  606   an  das  Isi,  Phoroncis  quondam  stabulata  sub  antris, 

ägyptische  Nun,  das  Urwasser  (vgl.  Brugsch,  Nunc  regina  Phari,  numenque  Orientis  anheli. 

Bei.  p.  107,  Lepsius,  Über  die  Götter  der  vier  fiO  Excipe  multisono  puppern  Mareotida  sisiro; 

Elemente  bei  den  Ägyptern  [Abh.  d.  K.  Ak.  d.  Ac  iuvenem  egregium,  Lalius  cui  duclor  Eoa 

ir.  zu  Berlin  icS'56']  p.  18411'.,   Wiedemann,  D.  Signa,  Palaestinasque  dedit  frenare  cohortes, 

Bei.  d.  a.  Ag.  p.  122)  erinnert:  Ipsa  manu  placidu  per  limina  festa,  sacrosque 

2ri  x8,  fidy-aiQK  &sd,  (ir'jXrjQ  TioXvcowiiog  laig,  Duc  portus,  urbesque  tuas. 

rjv  xs-niv   OvQKvog   EvcpQoviSrjg  inl  Kvfiuai  Die  vorwurfsvolle  Frage  des  während  einer  Reise 

Ttovxov  auf  Corcyra  erkrankten  Tibull  1,  3,  23—26: 

(KXQficiQeoLg,  Q-Qtipsv  8"'EQißog  qxag  ndoi  ßQoxoioi,  Quid  ttia  nunc  Isis  mihi,Delia,  quid  miliiprosunt 

TZQiaßiaxrjv   fiandgcov    iv  OXv^may   anrinzQov  lila  tua  totics  aera  repulsa  manu? 

t%ovaav  Quidve  pie  dum  sacra  colis  pureque  lavari 

v.ai  yairjg  7cd6r]g  jcal  növzov  8tuv  ävaaaav.  CO       Te,  memini,  et  puro  secubuisse  toro? 

Bei  Apulejus ,  Met.  11  c.  3    erscheint  sie  dem  wollen  Turnebus,  Adv.  L.  16  c.  4  und  BrouJc- 

Lucius    aus    dem    Meere    hervortauchend;    vor  husius  p.  59a  seiner  Ausgabe  daraus  erklären, 

ihrer  Majestät  erschrecken  die  Ungeheuer  der  dafs  Delia  der  seewaltenden  Isis  für  den  nach 

Salzflut;  sie  schützt  zu  Wasser  und  zu  Lande  dem  Oi-ient  reisenden  Geliebten  ihren  Dienst 

die  Menschen,  c.  25;  vgl.  c.  1  „ijysa  etiam  cor-  geweiht    habe,    während    Scaliger   meint,    sie 

pora    terra    coelo   marique    nunc    incrementis  habe   wegen  der  Krankheit  des  Dichters  die 

consequenter  augeri,  nunc  detrimcntis  obseqrien-  Fasten   beobachtet;   doch   dies  scheint   beides 

ter  imminui  (sc.  divino   cius  luminis  numinis-  zu    weit   hergeholt  zu   sein;    Tibull    will    nur 


477              Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              47S 

seinem  Unmut  Ausdruck  verleihen,  dafs  die  De  annis  dmactciiis  p.  2G8  in  TTAOIOYAOECIK 
glühende  Verehrung  der  Delia  für  ihre  Lieblings-  oder  TTAOYAOES!!^,  dann  von  Mommsen,  C.  I. 
göttin,  welche  ihn  um  manche  Nacht  betrogen  L.  1  p.  387  in  nloiarpsaia,  unter  Zustimmung 
hat,  ihn  nicht  vor  seinem  Mifsgeschick  bevrahrt  von  Moritz  Havpt,  Hermes  6  p.  262  =  OjMScula 
hat.  Die  welche  Schiffbruch  litten,  aber  durch  3  p.  559  u.  Marquardt,  Rom.  StaatsvericaUimg  3 
die  Gnade  der  Göttin  dem  Tode  in  den  Wellen  p.  79  Anm.  2  =  3*^  p.  80  Anm.  1  verbessert 
entkamen,  bi-achten  ex  voto  Gemälde  ihi-es  Un-  worden  ist,  während  L.  Spengd,  Rh.  JS'Ias. 
glucks  in  ihi-em  Tempel  an;  Juvenal  12,  22 ff.  1861  p.  34  — 35  ganz  unpassend  in  o;  oia'Ecpsaia 
singt:  ändern  wollte  und  die  meisten  neueren  Dar- 
Genus  eccc  aliud  discriminis:  audi  lo  steller  der  von  Apulejus  geschilderten  Isis- 
Et  tniserere  itcrum:  quamquam  sint  cetera  sortis  Prozession,  wie  auch  Freller,  R.  M.  2^  p.  382 
Eiiisdem:  2)ars  dira  qiiidem  sed  cognita  muUis  (aber  Jordan  Note  1  citiert  Mommsen)  und 
Et  quam  votiva  tcstantur  fana  tabella  Jean  Reville,  Die  Religion  zu  Rom  hinter  den 
Plurima.  Pictores  quis  nescit  ab  Iside  pasci?  Severern  p.  57  Xaoig  äcpsatg  lesen);  natalis  ratis 
wozu  der  Scholiast  (p.  347  ed.  O.Jahn)  bemerkt:  Isiacae,  Ausonius  de  feriis  Romanis  23;  natalis 
[TABELLA]  quam  naufragis  liberaii  p)onunt,  navigationis ,  Vegetius  5,  9;  navigium  Isidis, 
antiquitiis  enim  solebant,  qui  naufragio  Uberati  {Anthol.  Lat.  ed.  Riese  2,  743  p.  205;  vgl. 
essent,pro  voto pingcre  tabellas  et  in  templo  Isidis  Jahrbb.  f.  Jcl.  Phil.  1868  p.  701,  Hermes  1  p.  412, 
ponere.  Auch  die  kleinen  MarmorschiS'e,  die  bei  Mommsen,  C.  I.  L.  1  p.  412;  die  Kalendarien 
der  Kirche  S.  Maria  in  Navicella  in  Rom  aus-  20  der  Kaiserzeit,  Mommsen,  C.  I.  L.  1  p.  387), 
gegraben  worden  sind,  erklären  Frohner,  Notice  welches  späte  Gelehrsamkeit  {Fulgentii  Mytho- 
de la  sculpture  ant.  du  musee  nat.  du  Louvre  1  logicon  nr.  25,  Ganymedis ,  Mylhogr.  Lat.  ed. 
p.  490—491  zu  nr.  561  und  Lafaye  p.  200  f.  für  van  Staveren  p.  654—655,  Mythographus  2,  89, 
Weihgaben  an  die  Seegöttin  Isis,  während  lo  p.  106  ed.  Bode,  Mythographus  3,  3,  Jupiter 
Becker,  Topographie  p.  504  f.  Anm.  1052  in  c.  5  p.  162  ed.  Bode,  vgl.  Lactantius,  Inst,  1, 
ihnen  dem  luppiter  redux  von  den  auf  dem  11,  24)  zum  Andenken  an  die  Überfahrt  der  lo 
Caelius  lagernden  Peregrini  dargebrachte  Wid-  in  einem  Schiffe  mit  dem  Gemälde  eines  Rindes 


o"^ 


mungen  sieht.  Natürlich  weihen  sich  Schifter  gestiftet  glaubte;  vgl.  auch  Manfrin,  GH Ebrei 
ihrem  Dienst,  C.  I.  L.  14,  352;  auf  Delos  bringt  sötte  la  dominaz.  vom.  2  p.  42.  Es  fiel  nach  Me- 
ein  gewisser  Eutychos  für  sich  und  seinen  Sohn  30  nologium  Rusticum  Colotianum  Z.  15  und  Meno- 
Eubolos  und  für  alle  Seefahrer  dem  Zeus  ürios,  logium  Rusticum  VaUense  Z.  17 — 18,  CLL.  1 
Sarapis,  Isis,  Anubis  und  Harpokrates  seine  p.  358  —  359,  XXII  u.  XXII  B,  C.  I.  L.  6,  1 
Widmung  dar.  Bull,  de  Corr.  Hell.  6,  1882  p.  328  p.  637—639  in  den  März,  nach  den  Fasten  des 
nr.  22;  aber  die  pausarii  der  Inschrift  C.  I.  L.  Philocalus,  C.  I.  L.  1  p.  332,  p.  387  und  Laur. 
6,1,348:  PRO  SALVTE  -DOM VS-AVGVSTAE  |  i?/rf«sa.a.0.bestimmteraufden5.diesesMonats, 
EX  CORPORE  PAVSARIORVM  ■  ET  |  ARGEN-  Eine  farbenreiche  Schilderung  desselben  entwirft 
TARIORVM.ISIDIiET.qSIRI-MANSIONEMj  Apul.  Met.  11  c.  8—17,  der  cap.  5  die  Göttin 
AEDIFIGAVIMVS  sind  nicht  mit  Reichel,  De  sich  über  die  Bedeutung  desselben  aussprechen 
Isidis  apud  Romanos  cultu  p.  37  Anm.  2  unter  läfst.  Die  Darstellung  des  Apulejus  ist  olt 
Berufung  auf  Seneca  cp.  56  und  Pauly,  R.-E.  5  40  wiedergegeben  worden,  so  von  de  Sainte-Oroix, 
p.  1265  als  ein  „collegium  nautarum  quoddam,  Recherches  historiqucs  et  critiques  sur  les  mystercs 
qui  remigio  praefuerunt  moderatores" ,  sondern  du  paganisme  2^  p.  154  — 161;  Rolle,  Rech. 
mit  Salmasius  zu  Scriptores  hist.  aug.  v.  Ant.  sur  le  culte  de  Bacchus  2  p.  169  ff.  Note  2; 
Carac.  c.  9,  vgl.  v.  Pesc.  Nigri  c.  6,  vol.  1  p.  729  Lersch,  Isis  u.  ihr  heiliges  Schiff',  Bonner  Jahr- 
u.  601a,  ed.  Lugd.,  Henzen  zu  C.  I.  L  6,  348  bücher  9  p.  268  —  271;  Georgii,  Pauly  R.-E. 
und  Lanciani,  Bidl.  d.  Inst,  di  corr.  arch.  1868  4  p.  293 — 294;  J.  Burchhardt ,  Die  Zeit  Con- 
p.  232—233  als  „qui  pausas  illas  explerent  in  stantins  des  Grof'sen  p.  204— 205;  G.  Fr.  Hertz- 
sacris  Isidis  et  Anubim  poi'tarent"  zu  evkVMen.  berg ,  Die  Geschichte  Griechenlands  unter  der 
Schiffe  erhielten  den  Namen  Isis,  so  ein  alexan-  Herrschaft  der  Römer  2  p.  268 — 271;  Reichel, 
drinisches  Koruschiff,  Lucian,  Das  Schiff  oder  50  De  Isidis  apud  Romanos  cultu  p.  67—68; 
die  Wünsche  c.  5;  ein  ■  Kornschiff  in  Ostia  die  G.  F.  Schoemann,  Griech.  Altert.  2^  p.  529  — 
Isis  Giminiana,  C.  I.  L.  14,  2028;  römische  530;  Preller,  R.  M.  2^  p.  381—382;  Lafaye 
Kriegsschifie,  Aschhach,  Die  beiden prätorischen  p.  120 — 126;  J.  Reville  a.  a.  0.  p.  56 — 57, 
Flotten  zu  Misenum  u.  Ravenna,  Sitzungsber.  Zinzotv,  Psyche  u.  Eros  \>.  96.  Das  inschriftlich 
d.  Wiener  AJc.  Phil.-Hist.  Kl.  1875  p.  182,  183,  erwähnte  TQirjgaQxsi^v  eines  gewissen  Anubion 
jedenfalls  auch  bei  E.  Ferrero,  L'ordinamento  in  Kios,  welcher  Mitglied  eines  Vereins  von 
delle  armate  romane.  Torino  1878;  die  Iso-  Isisverehrem  war,  wird  von  Foucart,  Des  as- 
pharia,  C.  Spratt,  Travels  and  researches  in  sociations  relig.  chez  les  Grecs  p.  218,  240,  nr, 
Greta  2  p.  254,  C.  I.  L.  3,  3,  deren  Namen  66  =  Waddington,  As. -Min.  1143,  so  erklärt, 
Fröhner ,  Melanges  d'epigraphie  et  d'histoire.  co  dafs  Anubion  das  heilige  Schiff  der  Isis  ge- 
Paris 1875  p.  72 — 73  irrig  als  iaocpoqicc  „le  weiht  oder  befehligt  habe;  auch  die  vuvßcc- 
concours,  la  prefcntion  de  marcher  aussi  vite  rovvtsg  einer  Inschrift  von  Ephesos  (C.  I.  Gr. 
qu'un  autre"  erklärt.  Glänzend  war  das  Fest,  2955)  hat  man  versucht  mit  diesem  Schiff  der 
an  welchem  Anfang  März  der  Isis  ein  Schiff'  seewaltenden  Göttin  in  Zusammenhang  zu 
zur  Wiedereröffnung  der  Schiffahrt  geweiht  bringen,  indessen  mit  Unrecht,  s.  Num.  Zeitschr. 
wurde,  nloiufpsGicc,  Lydus  de  mensibus  4,  32  Bd.  21  p.  91.  Ferner  erklären  Scioppius  und 
(vgl.  Apul.  Met.  11  c.  17,  wo  das  dOldOECId  Gonsalius  de  Salas  in  Burmanns  Ausgabe  des 
des   Codex  Plorentinus    schon  von  Salmasius,  Petron  p.  523,  527  das  von  diesem  c.  113,  114 


479              Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              480 

p.  77—78  ed.  Bücheier  1871  (ed.  min.)  erwähnte  vs.  99,  Rev.  arch.  N.  S.  17,  18G8  p.  456,  Hermes 
Schiff  {vesf ein  illam  rlivinam  sistrumque  reäde  i -p.  S67,  Rh.  Mus.  \sn  p.  220,224:-,  Commodiun 
navigio)  für  ein  der  Isis  zu  Ehren  den  Fluten  Instr.adv.  gentium  deos pro  Chrütianadisciplina 
übergebenes  Fahrzeug.  Irrig  ist  es,  wenn  in  iHiV/nes  Pairo^  iaf.  5  p.  213,  denn  sicher  ist 
Crusius,  Wochenschrift  f.  klass.  Philol.  1888  hier  nicht  mit  Oehler  Furiam,  oder  gar  mit 
Sp.  1095  die  Beschwörungsformel  des  Pap.  Domhart  (Wien  1888)  p.  21  Furinam  zu  lesen; 
Mimaut  Col.  4  vs.  98-99,  Wessehj,  Griech.  vgl.  dea  Pharm  {Flavia  et  ipsa  culirix  dene 
Zauberpapyri  von  Paris  u.  London  p.  143,  Phariaes  casta)  in  der  von  Stephani,  Der  aus- 
Wessehj ,  Ephesia  Grammata  nr.  539:  Grii]aaxE  ruhende  Herakles  p.  58  f.  Note  1  und  0.  Jahn, 
KvßsQvfjzai  Tov  ifQov  Ttloiov  unf  die  nlotacpiaicc  lo  Ber.d.Hächs.Ges.d.W.l^bl'p.ll^ — 179citierten 
beziehen  will;  es  ist  hier  vielmehr  von  dem  Inschrift,  wofür  freilich  in  der  von  i/e«^;en  7410 
Sonnenschiff  die  Rede,  das  in  den  ägyptischen  gegebenenVersionX2/*^eJCMZ(nj:;  steht,  vgl.  .Fn'ed- 
Texten  eine  so  grofse  Rolle  spielt,  (vgl.  z.  B.  länder,  Sittnngesch.  3  p.  Gl 8.  In  einigen  nicht- 
Pierrct,  Le  Pantheon  Egyptien  p.  29;  Pierret,  metrischen  Inschriften  aber  bezieht  sich  der 
I.e  livre  des  morts,  eh.  99,  s.  das  Register  das.  Beiname  jedenfalls  auf  eine  speziell  auf  Pharos 
\>.69G;  Reinisch,  Die  ügypt.  Denkmäler  in  Mira-  verehrte  Isis,  C.  I.  Gr.  4683b,  5119,  Add. 
war  p.  49,  73,  74;  Duncker,  Gesch.  d.  Altert.  \*  4944b,  wie  denn  auch  Ovid  Amor.  2,  13,  9 
p.  36 — 31 ;  Lc  Puge-Rcnouf,  Vorlesungen  \).  102;  unter  den  Kultusstätten  der  Isis  die  palmen- 
Erman,Ägypten  1^.361,  36Si,3<jO,  522;  Maspcro,  tragende  Pharos  nennt  und  Minucius  Felix 
Gesch.  der  morgenl.  Völker  im  Altertum  p.  30 —  20  c.  21  neben  einem  Dictaeus  lupiter,  Apollo 
34),  auf  dem  neben  Ra  verschiedene  andere  Delphicus,  Ceres  Eleusinia  eine  Isis  Phai-ia  er- 
Gottheiten stehen,  welche  ihn  gegen  seine  wähnt.  Die  Notiz  des  SynccUus  p.  237,  Isis 
Feinde  verteidigen  und  das  Schiff  lenken,  Pharia  sei  lo  von  den  Ägyptern  genannt  worden 
Wiedemann,  D.  Rel.  d.  alten  Äg.  p.  13 — 14;  Sta  x6  tiqcötcos  iv  ^ccqoj  rij  vi'iaa  ■nuQayivic&ai 
Chahas,  Pap.  magique  Harris  p.  51;  im  Lei-  ist  jedenfalls  die  Erklärung  eines  späten  Gram- 
dener  Papyrus  W.  p.  4  vs.  25/26  und  p.  11  matikers.  Viel  umstritten  ist  die  Ceres  Pharia 
vs.  19—20,  Papyri  Graeci  Musei  ant.  Lugd.-  {quae  sine  effigie  rudi  palo  et  informi  ligno 
Bat.  ed.  Leemans  2  p.  92,  111,  173  =  Wessely,  prostat)  des  Tcrtullian,  Apol.  c.  16  und  ad  nat. 
Eph.  Gr.  p.  26  nr.  278  bezeichnet  sich  Helios  1  c.  12.  Die  Codices  geben  Faria,  Fariain, 
selbst  als  6  ini  r/jg  ßccQScog  dvarillmv;  vgl.  30  Farina.  Rhenanus,  Heraus  und  Semler  wollen, 
auch  Dieterich,  Pap.  mag.  Musei  Lug.  Bat.  V  wie  bei  Migne  1  p.  566  bemerkt  wird,  in  farrea 
p.  774  Note  1.  Auch  in  dem  Schiff  auf  einer  ändern,  wie  auch  0.  Schneider,  Callimachea  2 
alexandrinischen  Kaisermüuze  des  Commodus  p.  368  frg.  105  liest.  0.  Müller ,  Hdb.  d.  A. 
bei  Zoega,  Numi  Aeg.  imp.  p.  241  nr.  54  mit  d.  K.^  p.  45  §  66,  1  und  Zoega,  De  originc  et 
diesem  das  heilige  Schiff  der  Isis  zu  erkennen  usu  obel.  p.  227,  Anm.  12  schlagen  Raria  vor, 
liegt  kein  Grund  vor,  es  ist  vielmehr  nach  was  Besnard,  Des  Afrikaners  Arnobius  7  Bücher 
V.  Sallct,  Zeitschr.  f.  Num.  2  p.  249  das  kaiser-  tvidcr  die  Heiden  p.  579  und  zuerst  auch  Over- 
liehe  Schiff  {SißuoTo^fÖQoq);  ebenso  wenig  beck,  Berichte  über  die  Verh.  d.  Kgl.  Sachs. 
haben  wir  es  auf  der  Vota-Publica-Münze  Cat.  Ges.  1864  p.  150  aufgenommen  haben,  während 
d'Ennery  p.  643  nr.  4751  zu  erblicken.  40  letzterer  in  der  Griech.  Kunstmyth.,  Demeter  u. 
Hinsichtlich  der  Beinamen,  welche  Isis  als  Kora  p.  409  in  Übereinstimmung  mit  Preller, 
Seegöttin  führt,  so  ist  es  nicht  durch  den  Demeter  u.  Persephone  \).  312  ?,\c:\ivi\dQv  Müllers 
Sprachgebrauch  der  Alten  zu  stützen,  wenn  Änderung  erklärt.  Die  meisten  lesen  mit  Ji«(7a/- 
die  Neueren  (z.  B.  Creuzer,  Symbolik  1*  p.  320,  tius,  Havercamp,  Le  Nourry,  Oehler  Pharia,  so 
Anm.  64;  Müller,  Hdb.  d.  A.  d.  K.^  p.  671  z.  B.  Spanhemius,  Calliniachus  ed.  Ernesti  2 
§408,3,  Eckhel  8,  140,  18;  Zoega,  N.  Aeg.  t^.  34:0  ■a.l3iViXiA  Sainte-Croix,  Rech.hist  et  crit. 
p  .135  zu  Hadrian  nr.  339)  sie  in  dieser  Eigen-  sur  les  mystcres  du  paganisme  2-  p.  226  nebst 
Schaft  als  Isis  Pharia  bezeichnen.  Diesen  auf  Note  2.  Unter  denen^,  welche  Pharia  lesen  er- 
unzähligen Vota-Publica-Münzen  des  4.  Jhdts.  kennen  in  ihr  Isis  Pharia  Movers,  Die  Phönizier 
und  auch  in  einem  Orakel  des  Didymäischen  50  2,  2  p.  70  nebst  Anm.  51,  der  sogar  aus  Ter- 
ApoUon,  Euseb.  Praep.  Evang.  5,  7;  Porphyrii  tullians  Beschreibung  herauslesen  will,  dafs 
de  p>h.ilosophia  ex  oraculis  haurienda  librorum  sie  phönikische  Ascheren bildung  hatte.  Stark, 
reliquiae  ed.  G.  Wolff  p.  124  vs.  46  der  Isis  Gaza  p.  283,  Preller,  Gr.  M.  2'-^  p.  44,  Demeter 
gegebenen  Beinamen  darf  man  nicht  mit  u.  Persephone  p.  372,  Overbeck,  Demeter  u.  Kora 
Reichel,  De  Isidis  apud  Romanos  cultu  p.  17  p.  409,  Reichet  p.  48—49.  Immerhin  ist  es 
und  Tertullian  ad  nat.  2  c.  8  (vgl.  Piper,  Ein-  nicht  unmöglich,  dafs  der  Beiname  der  Ceres 
leitung  in  die  monumentale  Theologie  p.  121)  von  einer  griechischen  Ortlichkeit  mit  Demetei'- 
von  Pharao  ableiten.  In  den  meisten  Autoren-  dienst  hergenommen  worden  ist,  wie  wir  solchen 
stellen  bedeutet  er  nichts  als  „ägyptisch",  wie  beispielsweise  auf  der  kleinen  Insel  Pharos  im 
denn  Tibull  1,  3,  32  auch  die  Schar  der  Isis-  co  adriatischen  Meer,  einer  Kolonie  der  sich  durch 
Verehrerinnen  turba  Pharia  nennt  und  Ooid,  ihren  Demeterdienst  auszeichnenden  Parier, 
Epist.  ex  Ponto  1,  37—38  singt:  Holm,  Gesch.  Sicil.  2  p.  135,  Mr;iliorp«Kr;s, 
Ecquis  ita  est  audax,  ut  limine  cogat  abire  KvnXaSi-xü  p.  83,  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  2 
lactantem  Pharia  tinnula  sistra  manu'^  p.  485,  Anm.  5,  voraussetzen  dürfen. 
Nicht  selten  tiitt  Pliaria  absolut  geradezu  für  Sicher  auf  die  meerwaltende  Funktion  der 
Isis  ein:  Kai.  rust.  Farnes.,  C.  I.  L.  6,  1  Isis  weist  der  Beiname  pelagia,  der  ihr  in 
p.  637  nr.  2305,  Z.  15,  18  =  G.  J.  Lj.  1  p.  358,  Korinth,  Paus.  2,  4,  7,  vgl.  Curtius ,  Pelop.  2 
359,  XXII,  A:  im  Carmen  Codicis  Parisini  8084  p.  593  Anm.  83,  in  einer  Inschrift  von  Mitylene, 


481             Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)             482 

C.  I.  Gr.  2174,  ViUoison,  Mcm.  de  l'Ac.  des  nicht  auf  den  Namen  der  Isis  Pelagia  Anspruch 
/.  et  B.-L.  47  p.  306,  und  in  der  Grabschrift  erheben.  Vollends  phantastisch  ist  es,  wenn 
eines  aedituus  ab  Isim  j  elagiam  in  Kom  C.  L.  Visconti  {Bull,  della  commiss.  arch.  mimic. 
{Gruter  p.  312,  5,  Schläger,  De  immo  Hadriani  1,  1872/73  p.  33—41,  Tav.  1,  vgl.  Gilbert,  Gesch. 
2}honl)co  1^.131,  Tristan,  Comment.hist.  1  p.  342,  u.  Topoqr.  der  Stadt  Born  3  p.  112  Anm.  1) 
'J'hes.  MorcUianus  2  11. -idb,  Siccama  in  Graevius,  einen  1872  nahe  bei  der  Kirche  S.  Cesario  an 
'fhes.  Aitt.  Born.  8  p.  65,  G.  I.  L.  Q,  8707,  der  Via  Appia  gefundenen  kolossalen  Marmor- 
Gilbert,  Gesch.  ii.  Topogr.  der  Stadt  Born  3  fufs  mit  Darstellungen  von  auf  Tritonen  und 
p.  112  Anm.  1)  beigelegt  wird.  Sie  teilt  den-  Delphinen  reitenden  Amorinen  von  einer  Isis- 
seiben mit  Aphrodite  {Prell er ,  Griech.  3Iyth.  lo  siatnesiummenVäkt,  während  F. Gori,  Archivio 
1^  p.  281;  Stephanus  Thes.  Gr.  L.  6  p.  7409  stör.  arch.  e  Ictt.  della  cittä  e  provincia  di  Borna 
der  Londoner  Ausgabe;  M.  F.  Lajard,  Bech.  3,  1878/79  p.  44—45  ihn  ebenso  grundlos  der 
s.  le  culte  de  Venus  p.  44;  G.  I.  L.  3,  3066)  Venus  zuweist,  vgl.  StarJc,  Bursians  Jahrtsber. 
mit  Selene  {We,ssehj,  Gr.  Zaiiberpap.  v.  Paris  1,  1873.  2.  Bd.  p.  1572.  Die  von  Foucart,  Les 
u.  London  p.  101  vs.  2272)  und  mit  Artemis,  assoc.rel.chez  les  Grecs -^.IXl  und  von  Fröhner, 
wenn  anders  TöJlcen,  p.  174,  3.  Kl.  2.  Abt.  nr.  814  Coli.  I.  Greau,  Cat.  des  bronzes  ant.  Paris  1885. 
die  Beischrift  TTGAAn  einer  als  Jägerin  dar-  4"  p.  169  nr.  843  als  „Isis  Pharia"  bezeichneten 
gestellten    Artemis    richtig    deutet   und   nicht  Bronzestatuetten  stellen  Isis-Tyche  dar.    Unter 


o 


etwa  TTGAAriou,  als  Namen  des  Besitzers  der  den    Basreliefs    ist    anzuführen    ein    1614    in 

Gemme    zu   ergänzen,    oder  gar  die   Inschrift  20  Mai'seille  gefundenes:  „Isis,  tenant  une  corne 

mit  Punofka,  Gemmen  mit  Inschriften  in  den  d'abondance,  ayant  pres  d'elle  le  chien  Sirius 

kgl.  3Ii(scensa  Berlin,  Haag,  Kopenhagen,  Lon-  et   un  personnage   inconnu,   peutetre   Anubis, 

don,  Paris,  Petersburg  u.   Wien.    Berlin  1852.  apaise  les  flots  et  sauve  du  naufrage  une  barque 

4"  p.  92  für  gefälscht  anzusehen  ist.  qui  renferme  d(ux  navigafeurs",  Camille  Julliun, 

Ganz  irrig  ist  von  Bolle,  Bech.  s.  le  culte  Bull,  epigr.  de  la  Gaule  6,  1880  p.  124.  Eine 
de  Bacchus  2  p.  172  Note  1,  HiMebrandt,  Apul.  merkwürdige  Bildung  zeigt  die  von  Lersch, 
1  p.  1044,  Georgii,  B.-E.  4  p.  286  die  Inschrift-  Bonner  Jahrbb.  H.  9  p.  101  —  115,  Tfl.  7,  Ernst 
lieh  zusammen  mit  der  Mater  Deum  vorkom-  aus'm  Weerth,  Kunst denlcmäler  des  christl. 
mende  Navisalvia  (C.  /.  L.  6,  1,  492 — 494)  für  Mittelalters  in  den  Bheinlanden.  1.  Abt.  Bild- 
die  seewaltende  Isis  erklärt  worden,  während  30  nerei.  2.  Bd.  Leipzig  1860.  4"  [p.  80—89  Tfl. 
dieselbe  nach  Burmann  zu  Properz  2,  21,  21  33,  3  —  9]  p.  85—87  und  Lafaye  p.  293—294 
p.  414;  Braun,  Buinen  u.  Museen  Borns  p.  150  nr.  104  für  Isis  erklärte  Hauptfigur  eines  (nr.  4) 
nr.  29;  Borghesi,  Oeuvres  compl.  2  p.  18S;  Asch-  der  sechs  mit  Elfenbeinschnitzereien  verzierten 
buch,  Sitzungsber.  der  Wiener  Ak.  Ph.-H.  Kl.  Seitenfelder  einer  von  Heinrich  II.  gestifteten 
1875  p.  200  Anm.  1;  Preller,  B.  M.  2^  p.  58  Kanzel  im  gotischen  Chore  des  Münsters  zu 
Anm.  1  als  die  zur  Schutzgöttin  der  Tiber-  Aachen.  Sie  hat  den  Polos  auf  dem  lockigen 
Schiffer  erhobene  Vestalin  Claudia  Quinta,  nach  Haar,  in  der  L.  eine  Rundkapelle,  in  welcher 
Maffei,  Mus.  Veronense  p.  90;  Orelli  zu  nr.  ein  für  Horos  erklärtes  Kind  und  auf  deren 
ld06;  Cardinali,  Iscrizioni  Veliterne  Tp.  1 ;  C.  L.  Spitze  ein  als  Sperber  gedeuteter  Vogel  er- 
Visconti,  Ann.  d.  Inst.  1867  p.  301  —  302  als  40  scheint.  In  der  R.  hält  sie  ein  Schiff  mit  drei 
das  unter  dem  Namen  navis  salvia  verehrte  Figuren.  Lersch  hält  das  Werk  für  eine  mittel- 
Schiff,  welches  die  Göttermutter  nach  Rom  alterliche  Nachbildung  einer  römischen  Isis- 
brachte, oder  nach  Henzen,  C.  I.  L.  6,  1  p.  92  darstellung,  Schaaff'hausen  bezeichnet  es  als 
als  die  Inno  dieses  Schiffes  aufzufassen  ist.  Produkt  einer  Zeit,   wo   man  wohl  noch  das 

Von  Statuen,  welche  Isis  Pelagia  darstellen,  Erbteil  allgemeiner  mythologischer  Vorstel- 
lst zu  nennen  eine  kleine  Marmorfigur  der  lungen  besafs,  aber  deren  sicheres  Wissen  ver- 
Villa Ludovisi,  welche  den  1.  Fufs  auf  ein  loren  hatte.  Von  Lampen  ist  die  mit  der 
Schiffsvordeiteil  setzt,  Winckehnann ,  Sämtl.  Aufschrift  Evitloia'  Iccßs  fis  rov  'HUoasQaniv 
Werke  ed.  Eiselein  3  p.  183—184;  4  p.  357;  versehene  zu  nennen,  s.  oben  Bd.  I  s.  v.  Helio- 
0  p.  290;  7  p.  331;  Schreiber,  Die  ant.  Bild-  50  serapis,  Kaibel,  I.  Gr.  Ital.  et  Sic.  2405,48, 
iverke  der  Villa  Ludovisi  p.  246  nr.  303.  Wenn  welche,  als  Schiff  geformt,  auf  dem  Vorderteil 
Winckehnann  7  p.  331  „eine  kleine  Figur  in  Isis  und  Sarapis  zeigt.  Von  geschnittenen 
einem  Schiffchen  auf  einem  runden  Fufsgestelle  Steinen  führt  sie  uns  vor  mit  beiden  Händen 
in  der  Villa  Mattei,  wo  man  einen  ägyptischen  ein  ausgebreitetes  Segel  haltend  ein  Stein  der 
Gottesdienst  abgebildet  sieht"  zur  Vergleichung  Sammlung  Borgia  3.  CI.  1.  div.  nr.  10,  Doc. 
anführt,  so  ist  dies  schon  aus  dem  Grunde  un-  ined.  3  p.  424;  ein  Karneol  der  Sammlung 
zulässig,  weil,  wie  die  Abbildung  bei  Visconti,  Stosch,  Winckehnann,  Descr.  p.  16,  1.  Kl.  2.  Abt. 
Musee  Pie-Clemeniin  7  PI.  14,  vgl.  Amadutius,  nr.  62  =  Sämtl.  Werke  9  p.  305;  Tölken  1.  Kl. 
iV/ommente  ilfa^/iaemna  2  p.  46  Tb.  25  Fig.  1.2;  2.  Abt.  nr.  38  p.  16;  ebenso,  neben  ihr  Har- 
Zoega  in  Welckers  Ztschr.  f.  Gesch.  u.  Auslegung  eo  pokrates,  unten  die  Aufschrift  EPME/^  ein 
d.  alten  Kunst  l,lS18Tp.4:Qß—iQS;  Beschreibung  Karneol  in  Wien,  v.  Sacken  u.  Kenner,  Die 
dir  Stadt  Bom  2,2  p.  249,  zeigt,  die  jGestalt  Sammlungen  des  K.  K.  Münz-  u.  Ant.- Kap. 
sich  am  Ufer  befindet,  während  der  Kahn  leer  p.  431  nr.  138;  ebenso,  in  der  R.  noch  ein 
auf  dem  Wasser  ruht.  Ferner  kann  die  von  Sistrum  haltend  auf  dem  Vorderteil  eines 
ia/aj/e  p.  279  nr.  50  wenigstens  fragweise  Isis  Schiffes,  in  dessen  Mitte  Sarapis  thronend 
Pharia  benannte  Marmorstatue  in  Holkham  und  hinter  ihm  Tyche  zu  sehen  ist,  ein 
Hall,  Clarac  5,  992,  2575  A;  Michaelis,  Anc.  Chaicedon  des  Museo  Borgiano  3.  Gl.  2.  div. 
Marbles  in   Great  Britain  p.  312-313   nr.  33  nr.  30,    Doc.  ined.  3  p.  434  und  Titelvignette 

Röscher  ,  Lexikon  der  gr.  ii.  röm.  Mythol.   II.  16 


483              Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              484 

zu  Zoegas  Numi  Aeg.  Imp.;  auf  einem  Schiff      de  Stosch  p.  71  zu  PL  28;  Doc.  ined.  3  p.  479, 

ein     Segel     ausspannend ,     Sarapis    thronend,  3Ius.  Borgiano  3.  Gl.  9.  div.  nr.  46  =  lo.  Chr. 

Fortuna    das    Steuer    lenkend    ein    Stein    aus  Amadutii    ad   lo.    Faul.    Borgiam   de   gemma 

Aquileja,  Steinhücliel,  Geschn.  Edelsteine  p.  65;  navim    cum    Dioscuris    desuper    coruseantibus 

ebenso,  mit  vorgestreckten  Händen,  aber  ohne  referente  epistola,   Nov.    Thes.   g.  v.  3  p.  III — 

dafs  ein  Segel  sichtbar  ist,  auf  dem  Vorderteil  XV;    ähnliche    Schiffsdarstellungen    mit    den 

eines  Schiffes  mit  Sarapis  in  der  Mitte,  Tyche  Hüten    der  Dioskuren   und   Sternen   oder  mit 

am  Hinterteil  und  einem  Pallaskopf  im  Felde,  zwei   Sternen  allein  auch   bei   Tölken  p.  379, 

ein   Jaspis   des  Museum  Florentinum,   Gori  1  7.  Kl.  124. 125;  Gon,  T/ies.^.  a.  «sin/,  1  Tb.  165, 

Tb.  57   nr.  6,    David  et  Mulot,  Le  Musee   de  lo  2  p.  194— lii6;   King,  Ant.  gems  and  rings  2 

Florence   1   PI.  92  nr.  1   p.  224 — 225,   Lafaye  PI.  39  nr.  1  p.  62 ;  auf  Münzen  mit  den  Häuptern 

p.  314  nr.  171,  und  eine   Glaspaste  davon  in  des  Antonius  und  der  Octa via,  Mommsen,  Hist. 

Sammlung  Stosch,  WincJcelmann,  Descr.  p.  43,  de  la   monnaie    rom.   4  PI.  33  nr.  5   p.  78  = 

2.  Cl.  3.  sect.  nr.  65  =  Werke  9  p.  330.    Ahn-  Cohen,  Med.  Imp.  1^  p.  55  nr.  12  =  Babelon, 

lieh  auf  einer  Gemme  bei  Montfaucon,  L'ant.  Monn.  consul.  2  p.  278,  Oppia  nr.  5;   des  An- 

expl.  Suppl.  2  PL  apres  la  43  du  Tome  2  fig.  1  tiochos  VII.  von  Syrien,  Tresor  de  num.  et  de 

p.  155 — 156;    Lippert,  Dactyl.   univ.   cliil.  alt.  glypt.  Numismatique  des  rois  grecs.  Paris  1849. 

p.  39  I  nr.  376   („Sarda");   Hettner ,  Die  Bild-  2°  PL  49  nr.  12;  Liehe,   Gotha  num.  p.  114; 

tverke  der  Kgl.  Antikensammlung  zu   Dresden  Musellius  1  Tb.  7,  5;  des  Alexander  II.  Zebina, 

1856  p.  99,  8  nr.  13  (,, Karneol")  mit  Situla  in  20  Num.  des  rois  grecs  PL  4  nr.  17;  Pellerin,  Rec. 

der  R.  auf  einem  Schiff  zusammen  mit  Sarapis  de  med.   des  rois  PL  11;   A   Cat.   of  the  greek 

und  Tyche  und  darüber  die  Sterne  der  Dios-  coins  in  the  Brit.  Mus.  The  Sdeucid  Kings  of 

kuren,  welche  als  Helfer  zur  See  eine  wichtige  Syria  PL  22,14;  von  Phokaia,   Patin,  Num. 

Rolle  spielen  [vgl.  oben  Bd.  I  Sp.  1163—1164,  Imp.  p.  207  nr.  1;    Pellerin,   liec.   de  med.   2 

Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  146—147;    Preller,  PL  59,  72;  Schläger  Tb.  2  nr.  29;  Müller,  Descr. 

Griech.  Myth.   2^  p.  105—108;   M.  M.~  p.  662  des  monn.  ant.   du   Musee   Thorvaldsen  p.  263 

und  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1849  p.  24  Anm.  124;  m:  119  nehst'Sote  6;  A.  Löbbecke,  Ztschr.  f.  N.  1 

Welcker,  Gr.    Götterlehre  2   p.  429—433,    der  1880  p.  55—56  nr.  5   (vor  der  Prora   ein  See- 

p.  430  Anm.  2  citiert:  I.  H.  Linck,  De  stellis  tier    mit   langen    Ohren    und    Fischschwanz); 

marinis  Hb.  sing.  1733.  2",    F.  Piper,   Das  S.  30  T.  Combe,  Vet.  pop.  et  reg.  numi  qui  in  Museo 

Elmsfeuer  in  Poggendorfs  Annalen  der  Physik  Brit.   adservantur  Tab.  12,  24;   28,  271,  284, 

28,  1851  p.  317—326,  Tril.  Prometheus  p.  229;  285   p.  36;    Leukas,   IJoatoläKag ,   KardX.   zäv 

ferner   Piper,  3Iythol.   d.   christl.  Kunst   1,  2  uqx-  vofi.   KfQ-nvQag,  Asvnädog  k.t.I.  p.  67  nr. 

p.  412 — 416;  C.  A.  Böttiger,  Ideen  zur  Kunst-  684,  687  Pinax  f;  auf  einer  Bronzemünze  von 

mythol.  1  p.  362;   Creuzer,   Symb.   2^  p.  338 —  Tyndaris    im    Obv.    eine    Prora,    im    Rs.    die 

339;  Schoemann,  Gr.  Altert.  2^  p.  533;  Haakh,  Dioskurenmützen  mit  Sternen,  Imhoof- Blumer , 

Paulys  B.-E.  2  p.  1324;  Bitschi,  Bonner  Jahrbb.  Berl.  Bl.  f.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenkunde  5, 

1864,  H.  37  p.  73—74  Anm.  4;  Müller,  Hdb.  d.  1870  p.  60,  3;   F.   v.   Duhn,  Ztsehr.  f  N.  3, 

A.  d.  K.  p.  706  §  414,  5   mit  Anführung  von  1876   p.  32   nr.  20;    auf  Münzen    des   Severus 

Com.  Cam.  Silvestrii  Bhodigini  in  anaglyphum  40  Alexander  von  Sidon  auf  einer  Erhöhung  des 

Gr.  interpretatio  posthuma.  Roma  1720;  Moni-  Kastells    der    Argo    (ßeischrift    APrO|NATT) 

faucon,  L'ant.  expl.   Suppl.  1  PL  73;   Tomasi-  die  Dioskuren  mit  Sternen  sitzend,  Beichardt, 

nus.  De  donariis  veterum,  Graevius,  Thes.  ant.  Num.  Zeitschr.   1,    1869  p.  385  —  386   Tfl.  11, 

Eom.  12  p.  844;  J.  C.  Schläger,   Commentatio  2 ;  auf  Münzen  von  Berytos  delphinumwundener 

de  diis  hominibusque  scrvatoribus.   Helmestadii  Dreizack    zwischen    den    Dioskurenhüten    mit 

1737.  4°  p.  39—40;   Maurice  Albert,  Le  culte  Sternen,  Pellerin,  liec.  2  PL  81,  3;  auf  Münzen 

de  Castor  et  Pollux  en  Italic.  Paris  1883  p.  54 —  von    Olbia    ein    Delphin    zwischen    den    Dios- 

06;  Friedländer,  Sittengesch.  3  p.  434;  Trede  2  kurenhüten    mit    Sternen,    unten    eine    Ähre, 

p.  312 — 313;  Spanhemius  zu  Callim.  h.  in  Pall.  de  Köhne,  Descr.   du  Musee  du  feu  le  prince 

vs.  24,  ed.  Ernesti  2  p.  631;  Bergk,  Poetae  Lyr.  50  Basile  Kotchouhey  1  p.  59  nr.  93];  endlich,  um 

6V.  3^  p.  1317  =  Sfoö.  i?d.  P/;?/s.  1,  2,  31  (vavfft  wieder  auf  die  Verbindung  der  Isis  mit  den 

T    sn    coKvnoQoiGL  zJiocKovQcov   inLcpdvtcov);    3  Dioskuren   zu  kommen,   auf  einer  Bleitessera 

p.  1342  nr.  91  =  Plut.  an  seni  sit  ger.  resp.  12  in  Athen  der  Kopfschmuck  der  Göttin  (Sonnen- 

(üTf  TvvdaQiöäv  ddsXqxav  aliov  vavTcxv  nu&og  \  scheibe    zwischen  Hörnern   mit   zwei   Federn) 

fJaUft);  3  p.  1351  nr.  133;  iZ^mermsor.  1  §  10  p. 40  zwischen    den    beiden    Mützen    mit    Sternen, 

in  Philostrati  et  Callistrati  op.  ed.  Dübner  184=9  Engel,  Bull,  de  Corr.  hell.  8  PL  3  nr.  64  p.  10; 

{•KvßiQväai  rag  rv^oig  rcov  xa.  nsXciyr]  Siaßaivüv-  sowie  auf  einer  des  Herrn  Scholz  Isis  im  Obv., 

Tcov  JiüGnovQoi);    C.  I.    Gr.   1824—27;   1874;  ein  Dioskur  mit  seinem  Rofs  im  ßs, ,  Krosch, 

1949;    6860  b,    vs.   5    {nXcoT[ri]Qcov    ocoztjqglv,  Bonner  Jahrbb.  H.  2.  1843  p.  80  nr.  17.   Ferner 

'jfivuXccioiGi  [■{^]go[r]otv ;  auch  489,  1261,  1421,  go  erscheint    Isis    mit  Sarapis    und    Hermes    auf 

4042,    4458    omrrjQsg);     H.     Boehl,    Bursians  einem   Schiff'  auf  einem  roten  Jaspis,    Descr. 

Jahresber.  32.  Bd.  10,  2.  1882  p.  64  =  Petrides,  Musei  Franciani  1    p.  249  nr.  787;   auf  dem 

Parnassos  1881   p.  905   {/iiöa-AovQOi  svnXsiav);  Vorderteil  des  Schiffs,  in  der  R.  das  Sistrum, 

ferner  Tristan,  Comment.  hist.  2  p.  447;  Zocga,  in    der  L.    vielleicht    die   Situla,    zugewendet 

Numi,    Aeg.   Imp.    Note    zu    Traianus   nr.  55  dem  Sarapis  mit  Schlange  zu  Füfsen  und  Stern 

p.  66—67;    Eckhel,    Choix   de  p.   gr.  du  cab.  vor  sich  auf  dem  Hinterteil  auf  einem  Lapis- 

imp.  des  ant.  p.  58—59   zu  PL  28;   Schlichte-  Lazuli  des  Museo  Borgiano  3.  Gl.  2.  div.  nr.  31, 

groll,  Choix  des  principales  p.  gr.  de  la  coli.  Doc.  ined.  3  p.  435;  am  Steuer  eines  Schiffes, 


485 


Isis  (Göttin  d.  Meeres) 


Isis  (Göttin  d.  Meeres) 


486 


Isis  Pelagia.     Kenner,  Stift 
St.  Florian  7,  20. 


:mf  welchem  Sarapis  zwischen  der  Göttin  des 
Überflusses  und  Demeter  sitzt,  auf  einem 
Lapis -Lazuli  bei  Haspe  p.  122  nr.  1499.  Die 
Büste  der  Isis  soll  zu  sehen  sein  auf  Vorder- 
und  Hinterteil  eines  Nilbootes,  auf  dem  Sara- 
pis zwischen  einem  Sperber  und  Harpokrates 
sitzt,  anf  einem  Lapis-Lazuli  der  Sammlung 
Stosch,  WincJcdmann,  Dcscr.  p.  43,  2.  Kl.  3.  Abt. 
nr.  64  =  Werle  9  p.  330,  Baspe  p.  122 
nr.  1501,  TöRen  p.  21,  1.  Kl.  2.  Abt.  nr.  74. 
Von  Kontorniaten  ist  zu  nennen  der  in  Cat. 
nf  the  second  portion  of  the  Northwiclc  Coli. 
London  18(50  p.  4  nr.  34  verzeichnete:  „Serajns. 
Bs.  Isis  with  ßoatinfj  saü  to  left",  vielleicht 
dieselbe  Darstellung  wie  die  des  bei  Kenner, 
Die  Münzsammhmq  des  Stifts  St.  Florian  Tö. 
7,  20  p.  201   beschriebenen:   DEO   SARAPIDI. 

Büste  des  Sarapis 
von  1.  Rs.  Isis  Pha- 
ria  auf  dem  Schiffe 
von  links  — ;  et- 
was vorschreitend 
1  hält  sie  die  beiden 
'  oberen  Enden  des 
geblähten  Segels 
in  den  erhobenen 
Händen  u.  s.  w.  Da 
Götterbilder  auf 
Kontorniaten  nicht 
allzuhäufig  sind. 
Fr.  Lenormant,  La 
monnaie  dans  l'an- 
tiquite  1  p.  50,  ist,  zumal  da  nach  der  Ab- 
bildung der  Revers  vollständig  verwischt  ist, 
vielleicht  wiederum  dieser  Typus  zu  erkennen 
auf  dem  von  Cohen  6  p.  548  nr.  1  aus  Gab. 
Gharvet  so  beschriebenen:  „DEO  SABAPIDI. 
Büste  de  Serapis  ä  g.,  barbu,  Je  moditis  sur 
la  t.  et  vetu  du  pahidnment.  Es.  Tres-fruste. 
On  distingue  un  aigle  et  un  arhre."  Hin- 
sichtlich der  Bleitesseren  verzeichnet  Kroscli 
a.  a.  0.  p.  81  nr.  46,  47  u.  48  Isis  Pharia  im 
Obv. ,  Haupt  des  Nils  oder  gelagerter  Nil  im 
Rs. ;  Ficoroni,  De  plumbeis  ant.  num.  p.  102 
cap.  29  nr.  13  und  E.  de  Euggiero,  Gut.  del 
Museo  Kircheriano  1  p.  181  nr.  945  Isis  mit 
Sistrum  auf  der  einen  und  ein  Schiff  mit 
schwellenden  Segeln  auf  der  anderen  Seite; 
Curnaglia,  Mus.  num.  Luvy  1  p.  407  nr.  4583 
Isis  sitzend,  den  Harpokrates  säugend  im  Obv., 
Poseidon  mit  einem  Fufs  auf  ein  Schiffsvorder- 
teil tretend  im  Rs. ;  dagegen  die  Beschreibung 
de  Marrs,  Descr.  du  cab.  de  Monsieur  Paul 
de  l'raun  p.  301  nr.  432:  „Neptune  couche  ä 
terrc  tient  un  poisson.  Au  revers  de  la  pierre 
on  voit  Harporrate  ovec  les  inots  gnostiques  ä 
rcbours:  lAco  AAA0ANAZAA"  (offenbar  aßlava- 
&ava?.ßa)  flöfst  mir  hinsichtlich  des  Poseidon 
wenig  Vertrauen  ein. 

Auch  zahlreiche  Münzen  zeigen  uns  Isis 
Pelagia.  Cohen  2-,  231,  1496  beschreibt  den 
Typus  einer  Münze  Hadrians  so:  „Isis?  debout 
ä  g.,  en  avant  d'un  vaisseau,  qui  est  sur  le 
second  plan;  ä  g.,  un  temple?,  ä  dr.  une  chouette 
sur  un  rocher.  Petit  medaillon  ou  M.  B." 
Sicher  erscheint  sie  auf  der  schon  oben  er- 
wähnten Münze  der  Faustina  jun.  bei  Fröhner 
a.  a.  0.  p.  13,    Cohen  3'  nr.  299,   Mionnct    1 


p.  236,  Akerman  1  p.  291  nr.  14,  deren  Typus 
Cohen  beschreibt  als:  ,,Isis  Pharia  marchant 
ä  dr.  avec  son  volle  flottant  au-dessus  de  sa 
tete,  et  tenant  un  sistre;  derriere  un  phare; 
devant  un  vaisseau  avec  un  mut  sur  lequel  est 
une  voile  deployce."  Fröhners  im  wesentlichen 
mit  dieser  Beschreibung  übereinstimmende  Ab- 
bildung zeigt  nichts  von  einem  Sistrum.  Isis 
ist  bekleidet  mit  einem    nur    die  Arme    frei- 

10  lassenden  Gewände.  Mit  der  etwa  s  gesenkten 
L.  hält  sie  das  von  dem  Gipfel  des  Mastes 
rückwärts  flatternde  Segel  an  seinem  unteren 
Zipfel,  mit  der  vorgestreckten  R.  das  vordere 
Ende  eines  schleierartigen  Gewandstücks,  das 
im  anmutigen  Bogen  über  dem  Haupte  der 
Göttin  wallt,  und,  über  die  i-echte  Schulter 
geschlagen,  mit  dem  hinteren  Ende  rückwärts 
in  der  Luft  flattert.  Auf  den  alexandrinischen 
Kaisermünzen  geht  dieses  Gewandstück  nicht 

20  über  das  Haupt  der  Göttin,  sondern  bildet 
einen  Bausch  auf  dem  Rücken,  auch  hält  sie 
hier  keines  der  beiden  Enden  desselben,  da 
sie  beide  Hände  zum  Festhalten  des  Segels 
braucht.  Visconti,  Musce  Pie-Glementin  7  p.  86, 
Note  2  zu  PI.  15  bemerkt:  ,,Cette  draperie 
volante  des  divinites  de  Vair  et  de  Celles  de  la 
mer  convient  ä  Isis  dispensatrice  sclon  Vopinion 
de  cette  theologie  j^hijsique."  Auch  O.  Jahn, 
Die    Entführung     der    Europa     auf    antiken 

30  Kunstwerken ,  Denkschr.  der  Wiener  Akademie, 
Ph.-H.  Kl.  19  p.  15  —  16  schreibt  sie  be- 
sonders den  Luft-  und  Seegottheiten  zu,  letz- 
teren auch  Kopp,  Palaeogr.  crit.  4  p.  328  ff. 
§  845  und  Bitschi,  Bonner  Jahrbb.  H.  37,  1864 
p.  90  Anm.  65;  vgl.  auch  F.  Lajard,  Bccli.  s. 
le  culte,  les  symboles,  les  attributs  et  les  monu- 
ments  figures  de  Väius  en  Orient  et  en-Occident. 
Paris  1837.  4°  p.  236  u.  Note  4,  sowie  Memoire 
sur  un  bas-relief  mithriaque  qui  a  ete  dccouvcrt 

40  ä  Vienne  (Isere),  Mem.  de  l'Inst.  Boy.  de  France, 
Ac.  des  Inscr.  et  B.-L.  15,  2,  1845  p.  290—292, 
Note  2  {„je  dois  faire  remarqucr  ici  que  la 
voile  enflee  par  les  vents  et  placee  sur  la  tele 
d' Astarte,  d' Artemis,  de  Diane  et  d' Isis,  p>ouvait 
rappeler  que  ces  divinites,  comme  Hera  ou  lunon, 
etaient  cosmologiquement  parlant,  assimilces  ä 
Vair");  Cavedoni,  Bull.  arch.  napol.  N.  S.  2, 
1853  p.  90,  der  an  Plin.  36,  4, 17  „velificantes  veste 
sua"  erinnert;  weniger  ansprechend  will  Tölken, 

r.o  Über  die  Darstellung  der  Vorsehung  u.  der 
Eivigkeit  auf  römischen  Kaisermünzen.  Berlin 
1844  p.  15  sie  als  „gleichsam  in  Ansjnelung  anf 
das  Himmelsgewölbe"  den  der  Natur  gebieten- 
den Gottheiten  beilegen  und  Welcker,  Zeitschr. 
f.  Gesell,  u.  Auslegung  der  alten  Kunst  1  p.  467 
Anm.  141  sie  von  Selene  auf  Isis  übertragen 
sein  lassen.  Auf  Vota -Publica -Münzen  mitt- 
lerer Gröfse  Diocletians  soll  Isis  vorkommen 
stehend  am  Steuer  eines  Zweimasters,  an  dessen 

CO  Vorderteil  eine  andere  Figur  das  Segel  ein- 
zieht, Banduri  2  p.  25  {De  C\amps']),  wonach 
Cohen  6^  p.  474  nr.  528,  Eckhel  8  p.  15,  Basche 
6,  1  p.  776;  nach  Vaillant,  Num.  Imp.  Born. 
Praest.  1  p.  254  steht  sie  dagegen  am  Vorder- 
teil; nach  de  Fontenu,  Mem-.  de  l'Ac.  des  Inscr. 
et  B.-L.  5  p.  92,  vgl.  Griselini,  BaccoUa  d'opuscoli 
scientifici  e  filologici  39  p.  343  richtet  sie  auf 
einem  Stücke  des  Herrn  de  Surbeck  das  eine 

16* 


487              Isis  (Göttin  d.  Meeres)  .  Isis  (Göttin  d.  Meeres)              488 

der  Segel,   während  Sarapis   am  Steuer   sitzt;  FARIA  Büste  mit  Sistrum  in  der  R.,  Banduri 

über  eine  ab nliclie  Darstellung  auf  einer  Münze  2  p.  442;   Akerman  2  p.  301  nr.  2;    Tanini  p. 

Maximians  s.  oben  Sp.  406.  Am  Steuer  eines  mit  321  =  Basche  p.  786;  Eamus  2,  2  p.  296  nr.  63; 

noch  einigen  Figuren  besetzten  Einmasters,  und  Wiczay  2  p.  380  nr.  4282.  —  Tamm  p.  322  = 

zwar  nach  Bamus  stehend,  nach  den  anderen  Basche  a.  a.  0.;  Mi.  2  p.  299;  Alcerman  nr.  3; 

sitzend,  erscheint  sie  auf  Vota-Publica-Münzen  lovianus,  Tanini  p.  324  =  Basche  p.  787  u. 

(Kleinbronzen)  des  Constantinus  M.,  Burnus  2,  Eclchel ,  D.  N.   V.  8  p.  148;  Cohen  6,  26;  Mi. 

2  p.  249  nr.  331,  wonach  Cohen  6,  55;  Hallcr,  2  p.  307;  Akerman  2  p.  309  nr.  4.     Ein  Segel 

Cat.  Mus.  Bernensis  p.  373  nr,  58;  Banduri  2  ausbreitend,   bald  mit  Angabe   des   Sistrums, 

p.  292—293,   wonach  Basche   G,  1  p.  778  und  lo  was  durch  ein  Sternchen  ausgedrückt  werden 

Cohen  6,  552;    Tanini  p.  275,   wonach  Basche  soll,    bald    ohne  Angabe    desselben   wird    sie 

a.  a.  0.;    Wiczay  2  p.  367   nr.  4009;   und    des  verzeichnet  auf  alexandrinischen  Kaisermünzen 

Crispus,  Tanini  p.  284,  wonach  Basche  a.a.O.  unter  Domitian  LA,  Mi.  87,  372;  LI,  Eckhel. 

und  Cohen  6,  146.    Auf  einem  Schifie  stehend  Cat.   Mus.    Caes.  Vind.   1   p.  267  nr.  5  =  Mi. 

und  ein  schwellendes  Segel  haltend  sieht  man  96,  447;  LIA,  Thes.  Morellianiis  3,  Dom.  Tb.  24 

sie  auf  zahlreichen  Vota-Publica-Münzen  (Klein-  nr.  7  =  Zoega  p.  56  nr.  92   und   Mi.  97,  460; 

bronzen)    des    Constantinus   M.,    Eckhel,    Cat.  Traj an  LIA,  *itf».  6,  119,  646  =  (S'esf^w^,  C  iV. 

Mus.  Caes.  Vindob.  2  p.  479  nr.  274,  D.  N.  V.  V.   Mus.  Arig.   Gast.    p.  106;   Hadrian   LA, 

8  p.  91,  Arneth,  Synopsis  Nmn.  Born,  qui  in  Zocga  p.  103   nr.  30  a  =  Mi.   149,  870;    LZ, 

Mus.   Caes.   Vind.  adscrvantur  p.  196  nr.  106;  20  *Zoega  106,  64  Tb.  6,  9  =  Mi.  155,  917;    LH, 

Banduri  2  p.  293,  Cohen  7,  41;  Tanini  p.  227;  *Mi.  S.  9,  56,  179;    LAEKATOY,  3£i.  6,  162, 

Bamus    2,  2   p.  249    nr.  332;     Cohen   6,   550;  978;     LIA,    Zocga  129,  283;    Cat.   Bapp  p.  50 

Mionnet  2  p.  236;  J.  Y.  Akerman  2  p.  243,  37;  nr.  613;   *Mi.  6,  172,  1083;  1084;   *Feuardent 

Cat.  d'Ennery  p.  638  nr.  4690;  Crispus,  Tanini  84,  1334;  LIE,  '*Feuardeyit  86,1360;  UZ,  Zoiiga 

p.  284;  Cat.  d'Enmry  p.  639  nr.  4.705  =  Basche  136,  340  =  Eckhel,  Cat.  Mus.  C.  Vind.  1  p.  270 

6,  1  p.  778,   Cohen  6,  147,    Mionnet  2  p.  241;  nr.  28;  A.  de  Longperier,  Cub.  de  Magnoncour 

Constantinus  II.  nur  durch  Basche  6,  1  p.  779  be-  p.  98  nr.  763;  Gefsner,  Num.  ant.  Impp.  Tb.  90, 

legt,  also  sehr  zweifelhaft;  Magneutius,  Tanini  23;  *lß.  178, 1143;  *Feuardent  87, 1376;  *Coll. 

p.  312  =  Basche  a.  a.  0.  p.  779,  Cohen  6,  63;  Santangelo  135  nr.  11880;  LIH,   Wiczay  1,  312, 

Constantius   Gallus,   Bamus  2,  2  p.  292  nr,  26  so  6683  =  Sestini,    3Ius.    Med.   3   Cont.   29,  74; 

=  Co/icw  6, 49;  Julian  Apostata(DN  IVLIANVS  Feuardent   90,  1408;   Cohen,   Cat.   Greau  2b8, 

P  F  AVG.  Rs.  VOTA  PVBLICA),  Tawmi  p.  321  3071;    3Ius.    TheupoU   p.  1129;    Patin,   Thcs. 

=  Basche  782  und   Cohen  114;   (DN   FL   GL  num.    a    Mauroceno   reipubl.    legutus   p.   118; 

IVLIANVS  AVG.  Rs.  VOTA  PVBLICA)  Ban-  *Feuardent  90,  1407;  *Cohen,  Cat.  Greau  3070; 

duri  2   p.  440  =  Hasche   a.  a.  0.    —   (VOTA  -^Coll.  Santangelo  135,  11888;  *Mi.  183,  1182; 

PVBLICA.    Rs.  ebenso)   Cohen  7,  10.  —  (DEO  1183;  *Sestini,  C.N.V.M.  Arig.  (7.  p.  108;  *Cat. 

SARAPIDL    Rs.  VOTA  PVBLICA)   Tanini  p.  Thomsen  1,  1,  194,2140;  2141;    Sabina   LI«, 

321  =  Basche  a.  a.  0.;    Cohen   6,  112;    3Ii.  2  Sestini,  Mus.  Hed.  3  Cont.  32,  2;  L?  bei  Zoega 

p.  297;  Akerman  2  p.  300,  10;  Eckhel,  Cat.  Mus.  15>,  2  =  Mi.  203,  1350;   *Mi.  S.   9,  66,  240, 

C.  Vindob.  2  p.  505  nr.  70  =  D.  N.  V.  8  p.  136  40  was  nach  von  SaUet,   Die  Daten  der  alexan- 

u.  Tanini  p.  320  =  Basche  a.  a.  0.,  3Ti.  a.  a.  0.,  drinischen  Kaisermünzen  p.  32  in    LI?  zu  be- 

Akerman   nr.    11.    —    DEO    SARAPI  DI    oder  richtigen  ist;   Antoninus  Pius  LB,  *  Eckhel, 

SERAPIDI,    Büste    mit   Strahlen.     Rs.    VOTA  Cat.  AI.  C.    Vind.  1,  270,  1  =  Zoega  165,  18; 

PVBLICA,  Cohen  6,  113,  —  Banduri  2  p.  440  Wiczay  1,  313,  6677  =  Sestini,  Mus.  Hed.  3 

=  Basche  a.  a.  0.;   Musellius  3  Tb.  253  nr.  3,  Cont.  32,  3;   31i.  6,  221,  1410;  Feuardent  103, 

1    p.  316.   —   Cut.  Welzl  de  Wellenheim,   Med.  1554;    Le,    Mi.    223,  1506;    *Zoega    172,  90; 

rom.   p.  256  nr.  15397;    Cat.   d'Enncry  p.  643  *Eckhel,  Cat.  1,211,  10;  vgl.  *Mi.S.9,  70,  261; 

nr.  4749;  Julian  und  Helena,   DEO  SARA-  *Schläger,  Comm.  de  n.  Hadr.  pl.  p.  137,  2  = 

PIDI  oder  SERAPIDI,  Cohen  6,  7;  Mi.  2  p.  302;  Baudelot,  Rist,  de  Ptolemee  Auletes  p.  XXXVIII; 

Akerman  2  p.  304,  2;    Arneth   p.  203  nr.  31;  50  L  GNATOY,    *Mi.  6,  245,  1667;    L  A6KAT0Y, 

.Bawdwn  2  p,  235  Tb.  14,  14;  p.  435 f.;  Ducange  Zoega   193,  255;    Bamus   1,   371,  24;    Patin, 

Tb.  14  p.  39  =  Basche  a.  a.  0.;    Patin  p.  481  Thes.  Mauroc.  p.  122;  *3Ius.  TheupoU  p.  1142; 

nr.  6;    Mus.  Num.   Lavy    2  p.  406    nr.  5169;  *iU».  249,  1693;  *i^ewardenM16, 1710;  L  GNAG- 

Cat.   Campana.     London   1846    p.  7   nr.  23.  3;  KATOY,  *3Ii.  254,  1727;  *Feuardent  118,  1730; 

Helena, VOTAPVBLlCA.Rs.VOTAPVBLlCA,  *Cat.  Thomsen  1,  1,  195,  2154;  L  AOOAGKATOY, 

lanini  p.  321   Tb.  6   nr.  12  =  Basche  6,1p.  Zoiiga   196,  285  =  Mi.   257,  1572;   Feuardent 

785,  Mi.  2  p.  301;  Akerman  2  p.  303  nr.  28.  —  120,  1752;    LIZ,   Zoega   201,  351  =  3Ii.  267, 

DE  ISIDI,  Tanini  a.  a,  0.  =  Basche  p.  786  u.  1825;    Cat.   De   3Iousticr  97,  1511;    Feuardent 

Coh.  6,  18.  —  DEA  ISIS  FARIA,  Tamm  p.  322  125,  1825.  1826;    LKA,   Feuardent   131,  1904. 

Tb.  6  nr.  13  =  Basche  a.  a.  0.,   Coh.   6,  19,  00  1905;  verwischt,  Coh.,   Cat.  Greau  268,  3196; 

Mi.  2   p.  298,  Akerman  2  p.  301,  1.   —  ISIS  Marc    Aurel    L  TPICKAIA,    Zoega  223,   122; 

FARIA  Büste  von  vorn,  Museo  Num.  Lavy  2  LIZ,  Feuardent  139,  1986;  Faustina  jun.  LZ, 

p.  406   nr.  5170;    Cohen  6,  17;   Mi.   2  p.  298;  Cat.  De  Moustier  113,  1780;   LI,  3Ii.  311,  2151; 

Akerman  2  p.  302  nr.  4;    Cat.  Campana  p.  7 f.  LIZ,    Fcuardmt    151,   2122;    *Mus.    TheupoU 

nr.  2.  —  ISIS  FARIA  Büste  mit  Diadem  r,  h.  p.  1157  =  Zoega  228,  46  und   Mi.  315,  2180; 

Cohen  6,   14.   15;    Banduri  2  p.  235   Tb.  14,  L,  Verus  LA,  '*3fi.  323,  2246;  Commodus  LKZ, 

24;   p.  442   =  Basche  p.  786;    Cat.   D.-G.   de  Zoega  239,  36  =  Sestini,  C.  N.  V.  31.  Arig.  C. 

A***.    Paris   1867  p.  87   nr,  826  bis.    —    ISIS  p.  112, 


489  Isis  (Göttin  d.  Meeres)  Isis  (Göttin  d.  Meeres)  490 

üra  den  Pharos  vermehrt  erscheint  der  die  alexandriuischcn  Münzen  im  Sinne  hat, 
Typus  unter  Trajan  LIE,  Zovqa  78,  130  =  für  Venus,  von  Donaldson  p.  346  für  Ptole- 
Ecldiel,  C.  M.  V.  1,  268,  4;  Mi.  6,  121,  665;  maios  Soter,  von  Cohen,  Cat.  (xrca«  257,  3063  bis 
L\?,  Hohler,  Becords  of  roman  liist.  and  coinaf/c  und  Cornaglia,  Museo  num.  Lavy  1,349  nr. 
1,  295,  592;  LIH,  Zor'ga  89,  184;  Hadrian  LS',  3735  für  Poseidon  gehalten,  ist  nach  FeworcZm/s 
Mus.  Tlieiipoli  p.  1122  =  Zocga  105,  59  und  Abbildungen  VLXidiSestmi,  M.Hed.  3  Cont.  p.  29 
Mi.  153,  896;  LZ,  ■'Mi.  S.  9,  56,  178;  LI,  nr.  75  Zeus,  worauf  vielleicht  das  Epigramm 
*JRamus  1,  366,  3,  doch  vielleicht  hinter  I  noch  des  Poseidippos  {Mon.  grecs  p.  p.  rass.  p. 
ein  Zeichen;  LIZ,  *Zocga  135,  339  mit  Anm.,  Vencourag.  d.  et.  gr.  en  Fr.  nr.  8,  1879  p.  33, 
Tb.  7,  16  =  Crcnzer,  Symh.  1^  p.  320,  Ab-  lo  Mnemosyne  8,  1880,  Bli.  Mus.  N.  F.  35,  1880 
bildungen  1,  4  p.  5  nr.  13  und  Guigniaut,  Les  p.  90,  'A&r'jvaiov  8  p.  350)  anspielt: 
rel.  de  l'ant.  1  p.  847  nebst  Note  1,  E.ipl.  des  —  ii<xvvvx''OS  Ss  &£cov  gvv  kviiuti  vKvrrig 
pl.  p.  49  nr.  160  a  PI.  52;  Gcßner  Tb.  90,  24;  otpsrai.  sy,  -aogvcp^g  tivq  fisycc  Kaiöfisvov. 
*Mi.  6,  178,  1144;  '^'Collen,  Cut.  Greau  257,  xat  k^v  in'  ccvto  öqcciiol  Tuvqov  -nsQag,  ov8 
3063  bis;  *Fetiardent  87,  1377.  1378;  Pedrusi  av  a^ccQxoi 
6  Tav.  38,  6  p.  364 — 366  =  Gefsncr  90,  26;  cazriQo;,  Uqoivsv,  Zrjvog  b  rf/ds  nXecov, 
*Haym,  Thes.  Brit.  1  Tb.  24,  7  p.  249 — 252  =  vgl.  die  oben  angeführte  Inschrift  von  Delos 
Gefsner%l,*&;  Cat.  d'Ennery  4:G2,  2101 ;  Tristan  (B.  C.  H.  6,  328,  22)  für  die  Verbindung  des 
1,  507,  24,  von  Zoega  133,  311  falsch  LIE  ge-  Zeus  mit  den  ägyptischen  Gottheiten  als 
lesen;  Bamus  1,  369,  37;  Mns.  N.  Lavy  1,  20  Schirmer  der  Seefahrer;  doch  wage  ich  bei 
3735,  3736;  Wiczay  1,  312,  6646  =  Sestini,  M.  der  Kleinheit  der  Figur,  ohne  selbst  die  Münzen 
Hcd.  3  Cont.  29,15;  Coli.  Santangelo  ISb,  llSSd;  gesehen  zu  haben,  nicht  sicher  zu  behaupten, 
Cat.  De  Moustkr  83,  1270;  Cat.  Tliomsen  1,  1,  dafs  Sestini  recht  hat.  Über  die  alexandri- 
194,  2142;  3{i.  6,  183,  1184.  1185;  Feuardtnt  niscben  Kaisermünzen,  welche  Isis  bald  ohne 
90,  1409,  PI.  20;  1410;  Sestini,  C.  N.  V.  M.  das  Kennzeichen  der  Seegöttin,  bald  ein  Segel 
Arig.  C.  p.  108;  Cat.  Bapp  50,  614,  Cat  Hei-  entfaltend  (wie  unter  Trajan,  Kenner,  Die 
delcen  125,  2765  u.  a.  m.;  LKA,  *Mi.  6,  197,  1310;  Münzsammlung  des  Stifts  St.  Florian,  Tfl.  7,  2 
*Feuardent  97,  1500;  Antoninus  Pius  p.  188;  und  Hadrian,  Zoega  133,  309  Tb.  7,  2, 
LTPITOY,  Zoega  167,  45;  Mus.  Münterianum  Miisellius  2  Tb.  87,  3)  zusammen  mit  Sarapis 
1,  189,  2917;  LG,  iS*^.  Quintino  21,  98  =  Mi.  S.  30  und  einer  anderen  Gottheit  auf  einem  Schiff 
9,70,262;  LH,  Feuardent  113,1673;  *Mi.  6,  darstellen,  s.  DmcZer,  ikfj/f/t.  5e/<r.  1  p.  141;  über 
241,1632;  L  A6KAT0T,  Bamus  1,371,25;  Isis  Pelagia  auf  Homonoia-Müuzen  von  Ephesos 
*Mus.  Tlmipoli  p.  1141  =  Zoega  193,  254  und  und  Alexandria,  Kum.  Zeltschr.  Bd.  21  p.87— 88 
3Ii.  6,  249,  1694;  *Feuardent  116,  1711;  Tfl.  2,  6;  auf  einer  von  Samos  und  Alexandria 
L  AC0A6KMOY,  Havercamp,NumopJi.B.  Christ.  oben  Sp.  381;  auf  Münzen  von  Anchialos, 
Tb.  17,  11;  Zoega  196,  286;  Museo  N.  Lavy  1,  Byzanz,  Perinth,  hier  ein  Segel  ausspannend 
359,  3883;  3Ius.  Bliinter  1,  189,  2925;  Sestini,  am  Vorderteil  eines  Schiffes  mit  dem  von 
C.  N.  V.  Mus.  Ariq.  C.  p.  110;  Feuardent  119,  Sarapis  bekränzten  Kaiser  Severus  Alexander, 
1749;  120,  1750.  1751;  Wiczay  1,  315,  6713  =  Philippopolis,  Drexler,  M.  Beitr.  1  p.  101,  105, 
*Sestini,  M.  Hed.  3  C.  37,  67;  *Mi.  6,  257, 1750.  40  109, 116;  auf  Münzen  von  Korinth  undKleonai, 
1751;  vgl.  *Müller,  Descr.  d.  m.  a.  du  7niis.  oben  Sp.  389  f;  von  Amastris,  Nicomedia,  Kyme, 
Thorvaldsen  297,302;  Cat.  Heideken  127,2815;  Phokaia  lasos,  Philadelphia  Lydiae,  Aspendos, 
Gut.  Greau  265,  3162;  266,  3166;  LIH,  Tristan  Num.  Zeit^chr.  Bd.  21  p.  21— 22  Tfl.  2,  14;  p.  41; 
1,  606,  26  =  Gefsner  100,  39,  Zoega  203,  368  p.  66  Tfl.  2,  15;  p.  67;  p.  105— 106;  p.  132;  p.  148; 
und  3Ii.  6,  269,  1843;  3Iusellius  1,  156,  2  Tb.  p.  191;  von  Byblos  und  auf  einem  Stück  des 
105,  2;  Patin,  Thes.  Blauroc.  p.  122;  Cat.Beipp  Antiochos  IV.  oben  Sp.  373  f.  376.  Unter  den 
53,701;  Marc  Aurel  L  ACOAGKATOT,  *ZoeV/a  unbestimmten  verzeichnet  Cc/rwa^iha,  3/i«s.  «m»?. 
215,  15  =  3Ii.  6,  290,  1988;  *Sektim,  31.  Hed.  Lavy  1  p.  418  nr.  4690  eine  Münze  mit  dem 
3  C.  40,  2  {„duhius")  =  Wiczay  1,  316,  6760;  Strahlenhaupt  des  Helios  im  Obv.  und  der  ein 
Faustina  jun.  L  AGKATOT,  Sestini,  C.  N.  V.  50  Segel  haltenden  Isis  im  Rs.  Das  Sistrnm  an 
31.  Arig.  C.  p.  111,  wohl  eher  L  A03A6KATOT,  dem  Terracotta-Basrelief  des  Museo  Campana 
wie  Patin,  Thes.  3Iauroc.  p.  125;  3Ius.  N.  Lavy  {Anf.  Opere  in  plastica,  tav.  7,  Cataloghi  del 
1,  365,  3953;  Feuardent  149,  2102;  Cat.  Greau  3Iusco  Campana  Gl.  4,  Ser.  4  nr.  7  p.  7:  „3Ia- 
269,  3210;  *3Ius.  Theupoli  p.  1155  =  Zoega  schere  di  Nettuno  alternate  da  del fini  accoppiati 
227,  23;  *Sesfini,  31.  Hed.  a.  a.  0.  42,  1  =  con  remi,  ancore  e  sistri",  Lafaye  p.  296  nr.  109, 
Wiczay  1,  311,  ßlSO,*Cat.d' Ennery  il2,  2832;  E.  Gerhard,  A.  Z.  1846  ]).  71)  deutet  nach 
*3Ii.  6,312,2154.  Die  Göttergestalt  zwischen  letzterem  nur  „auf  ägyptisierenden  Verzierungs- 
zwei Tritonen  auf  dem  obersten  Absätze  des  geschmack  hadrianischer  Zeit";  ähnlich  finden 
oft  auch  allein  (z.  B.  Donaldson,  Architectura  sich  zusammengestellt  an  Terracottareliefs  „ein 
mm.  nr. 92;  ZoeV/a  Tab.  10,  14;  Feuardent?].  21,  60  Dreizack  von  einem  Delphin  umwunden,  da- 
1530)  dargestellten  Pharos,  desWunderbaues  des  neben  Reste  von  rundem  Geräte,  wie  von 
Kniäiers  Sostratos,  Lumbroso,L'Egittoaltempo  Schildern,  und  ein  Sistrum",  Beschr.  d.  St. 
dei  Greci  e  Bomani  p.  168—175,  y on  Panoßa,  Born,  2,  2.  Buch:  Das  Vaticanische  Museum. 
Gemmen  mit  Inschriften  p.  63—64  zu  Tfl.  2,  21  A.  Appartamento  Borgia,  4.  Z.  Sehr.  11  ur.  25, 
für  Artemis  Charinautes,  von  F.  Lajard,  3Iem.  p.  24;  „zwei  Delphine,  um  den  Stab  eines  Drei- 
de  l'Inst.  des  I.  et  B.-L.  15,  2  p.  291  für  Isis,  zacks  schwungvoll  gekreuzt,  daneben  Spuren 
von  3Iaurice  Albert  {Le  culte  de  Castor  et  anderer  Figuren,  links  ein  Sistrum",  v.  Sacken 
Pollux  en  Italic  p.  61  Note  4),  der  doch  wohl  u.  Kenner  p.  251  nr.  15. 


491      Isis  (Sciliitzgöttin  weibl.  Funktionen)  Isis  (Göttin  d.  Frauen)              492 

„Keine  ihrer  Eigenschaften    aber    bat    ihr  heiten  wird  ihr  Name  benutzt;  in  den  ägyp- 
eine  solche  Bedeutung  verschaftt  wie  die  der  tischen  Beschwörungen  desgrofsenPariserPapy- 
Schutzgöttin    weiblicher  Funktionen"  rus  will  der  Magier  eine  Frau  dadurch  zur  Liebe 
sagt  Be'viUe,  Die  Belifßon  zu  Born  unter  den  zwingen,  dafs  er  den  Zauber  spricht,  welchen 
Severern  p.  53;  ,,Isis  gilt  als  das  Muster  einer  Isis,   von   Thoth   belehrt,   gegen   den   ihr  un- 
Gattin und  Mutter",    Wicdemann,   Die  Bei.  d.  treu  gewordenen  Osiris  angewendet  hat,  iTrj/mn, 
a.  Äg.  p.  116.     Noch  auf  Denkmälern  der  rö-  Zcitschr.  f.  äg.  Spr.  u.  A.  1883  p.  100  —  104,  L 
mischen   Periode   ist   ihre   Liebe   zum   Gemahl  (33-54  u. lila.  1—7),  vgl. 0(22— 27), P  (28— 30), 
verherrlicht,    so    stellt    ein    Gefäfshenkel    bei  p.  104— 105.   Natürlich  war  sie  deshalb  so  recht 
Caylus,  Bec.  d'ant.  6  PL  75  nr.  3.  4  p.  249— 250  lo  eine    Lieblingsgöttin    der    Frauen    (BöUiger, 
und  eine  Terracotta  des  Museo  Borgiano  §  52  Kl.  Sehr.  3  p.  243—301  „Sabina  an  der  Küste 
nr.  156,  Doc.  ined.  1  p.  380  die  Büsten  beider  von  Neapel";  Boissicr  1  p.  360fi'. ;  Fricdländer, 
mit  zum  Kufs   aufeinander  geprefsten  Lippen  Sitteiigesch.  1*  p.  486ff. ;  Blarquardt,  B.  St.-V. 
dar.     Sie   betont:    iyco    siiii  yvvrj   yial    ddilcpri  3  p.  78  Anm.  2  (=  Anm.  9  der  2.  Ausg.);  Mar- 
'06fi'Q{E)og    ßccoiltog,    Hymn.    v.    los    Z.    8  —  9,  guardt,  Privatleben  d.  Bömcr  1  p.  63  Anm.  4), 
yl.  Z.  1878  p.  131;  sie  erklärt:  ccvöqI  yvvaiyia  die  schon  ohnehin  in  stärkerem  Mafse  als  (jlie 
avväyayov,  H.  v.  Andros  v.  37;    iyu)   ywaina  Männer    den   fremden   Kulten   zuneigten,    vgl. 
Kcil  avÖQCc   avvT^yaya,    H.  v.    los   Z.  17,    tym  Merivale  3  p.  585  ff..    Muller,    De  hierarcliia 
axiQy£a%^a\l'\yvv\ai:yC\ci?v^lOLvS\^Q\(i>v■t]vävv.(XGol,  et  studio  viiae  asceticae  in  sacris  et  mysteriis 
ibid.  Z.  25.  26,   Sym   avvygcxcpag  ya^i-Ha\g  ....,  20  Graecoruni  Bomtmorumve  latentihus.     Havniae 
ibid.   Z.  11,    iycö    slyn  ij   [tkxJqk    ywcci^l    &£og  1803  p.  34,  Doellinger,  Hcidentnm  u.  Judentum 
■>i(xXovfii[v]r],    ibid.    Z.    11.      ,,Die    Herrin    der  p.  630  f.    —    Juvencd   (6,   522  ff.,   vgl.    Trede  4 
Liebe"  {Brugsch,  Bei.  p.  647)  „die  süfse  in  der  p.  295  ff'.)  schildert,  wie  sie  auf  Geheifs  der  Göttin 
Liebe"  {Brugsch,  Dict.  geogr.  p.  1133)  nennen  mitten  im  Winter  dreimal  in  den  eisigen  Fluten 
sie   ägyptische   Texte;    xat  r/^r   'Ißiv   EvSo'gög  des  Tiber   untertauchen,   auf  blutigen  Knieen 
(pr]Gi  ßQaßsveiv  ta  eQcoriyicc  heifst  es  bei  Flut.  das  Marsfeld   entlang  rutschen,  ja   wohl   gar 
de  Is.  et  Os.  c.  52,  p.  94  ed.  Parthey.    Sie  er-  eine   Wallfahrt   bis   Meroe    (zum    Zwecke    der 
barmt  sich   der  Liebenden;   die   als   Mädchen  Pöuitenz,    wie    Trede  p.  296    richtig   erkennt) 
mit  lanthe  verlobte   Iphis    verwandelt    sie    in  unternehmen  und  Nilwasser  zur  Besprengung 
einen  Jüngling,   üvid,  Met.  9,  665 ff. ;  Anthia,  30  des    Tempels    mitbringen;    auch    wie    sie    den 
welche  sie   angefleht  hat,   sie  unberührt  dem  durch  Nichtbeachtung  des  Keuschheitsgesetzes 
Habrokomas  zu  erhalten,  führt  sie  unversehrt  an  den  heiligen  Tagen  erregten  Zorn  der  Gott- 
dem  Geliebten  zu  {Xenoph.  Eph.,  Erotici  Script.  heit  zu   besänftigen  suchen  durch  die  Spende 
Gr.  rec.  Hercher   1   p.  384,  vgl.  372  und  376)  eines  Kuchens  oder  einer  Gans,  des  beliebten 
wofür    ihr    beide    im    Isistempel    zu    Rhodos  Opfertiers  der  Götter  des  Nillands  (s.  Cuperus, 
danken,  p.  397;   bei  Achilles    Tatius   wird   sie  Harpocrates   p.   54,    Frid.    Sum.    de    Schmidt, 
in  ihrem  Tempel  als  Zeugin  der  Schwüre  ewiger  Diss.  de  saccrd.  et  sacrißciis  Aeg.  p.  306—311, 
Treue  angernten,  c.  14  §  2,   1   p.  140.     Wenn  Wolff  zu  Porphyrius  de  pliilos.   ex  orac.  hau- 
aber  Gcorgii  4  p.  287  aus  Ovid  Amor.  1,8,74  rienda  p.  191,  Ckwolson,  Die  Ssubier  2  p.  85, 
schliefsen  will,  dafs  sie  als  Beraterin  in  Liebes-  lo  WiUcinson  5   p.  379  u.  533,   Keller,    Tiere  des 
intriguen  gedient  habe,  so  ver.steht  er  den  Sinn  kl.  A.  p.  286,    p.  454  Anm.  6,   Stepliani,   C.  r. 
falsch;   der  Dichter  läfst  hier   eine  alte  Hexe  p.  l'a.  1863  p.  22,  Anm.  6.  7,  p.  93,   Wiede- 
der  Geliebten  raten,  sie  solle  Fasten  und  An-  mann,  Hcrodots  2.  B.  p.  311,   Brugsch,   Dict. 
dachten    im    Dienste    der    Isis    zum    Vorwand  geogr.  p.  659;  vgl.  auch  Hdbig,  Wandgemälde 
nehmen,   sich   ihm  zu   versagen;   dafs   freilich  p.  220  f.  nr.  1106.  1107),  auf  welcher  Isis  selbst 
ihre  Tempel  in  Rom   Gelegenheit  zu   Liebes-  mit  Harpokrates  zusammen  {Coli.  Drovelti,  Obj. 
abenteuern  boten,  kann  nach  den  Stellen  der  en  t.  c.  nr.  24,   Doc.  ined.  3  p.  262)   oder  letz- 
Autoren  nicht  geleugnet  werden.    Ovid,  A.  a.  terer  allein  {Niim.  Zcitschr.  21  p.  22t — 222,  A 
1,  77—78  rät   dem  Neuling,   die  Tempel   der  guide  io  the  first  and  second  eg.  rooms  of  the 
Göttin,   die  viele  dazu  macht,   was   sie  selbst  50  Brit.  Mus.  p.  107;  p.  108  nr.  2432''^,  Zcitschr. 
dem  lupiter  gewesen,  aufzusuchen,  am.  2,  2,  25  f.  äg.  Spr.  1889  p.  55)  reitend  dargestellt  Avird. 
warnt  er  schalkhaft,  nicht  zu  erforschen,  was  Nicht  selten  liefseu  sich  die  Vei"ehrerinnen 
sich    bei    der    linnentragenden    Isis    begeben  der  Göttin  in  deren  Tracht  darstellen  (üoi^jf/ej-, 
könne;  der  sittenstrenge  Juvenal  6,  488  nennt  Kl.    Sehr.    3    p.  255    Anm.**,    K.   O.   Müller, 
die    Göttin   wenig    respektvoll    geradezu   eine  Handb.    d.   Ji.    d.    K.^    p.  670,    §  408,    Mar- 
Kupplerin;  doch  fällt,  was  hier  in  poetischer  quardt,    B.    St.-V.    3^    p.  80    Anm.  4),    dem 
Ausdrucksweise  der  Göttin  vorgeworfen  wird,  linnenen    Untergewand    und    dem    meLst    ge- 
nicht    ihr    selbst,    sondern,    wie    in   dem  von  franzten   und   fast  immer   auf  der   Brust   ge- 
losephus,  Antiqq.  18,  3,  4  erzählten  Falle,  nn-  knoteten  Mantel  {Winckehnciim,  Stl.  WerJce  4 
würdigen  Priestern  derselben  zur  Last;   auch  co  p.  356—357,  7,  p.  67  —  68,  Lafaye  p.  253 — 254), 
waren  die  Tempel  überhaupt,   nicht  nur  die  von  dem  Zofga,  N.  Aeg.  p.  167,  48,  Anm.  die 
der    Isis,    als    Orte    der  Verführung   bekannt,  Erklärung  giebt:  ,,conieio  equidem  innui  liabi- 
Friedländer,  Sittengesch.  1^  p.  488—489;    vgl.  tum  mulierwn  luctantium,   ut  nodo  qui  vcstem 
über    die    Vorgänge    bei    heutigen    religiösen  retinebat,  facili  negotio  solvendo,  nunquam  non 
Nachtfesten  in  Süditalien  die  Andeutung  2Vec^fS,  essent  paratae    ad   ubera   infanti  praehenda", 
Das  Heidentum  in  der  kathol.  Kirche  4  p.  176  ferner  dem  Sistrum   (über  welches   s.  Bene- 
u.  p.  178.  dictus  Bacchinus ,  De  sistris  eorumque  figuris 

Auch  zur  Zauberei  in  Liebesangelegen-  ac  diff'erentia,  wieder  abgedruckt  in  Gracvius, 


493     Isis  (Isiskostüm  V.  Frauen  getragen)  Isis  (Schönheit;  ^— Hathorn.  Aphrodite)     494 

Thes.   Ant.   I\om.   6  p.  409 — 415    von  Jacohus  natürlich  auch  durch  Schönheit  und  Anmut 

Tollitis  nebst  des  letzteren  „De  sistrorum  varia  aus.     „Von    schönem    Anblick",   „die  liebens- 

fif/ura  dissertatiuncula" ;  Hieronymus  Bossius,  würdige  in  allen  Ländern",   „die    liebenswür- 

Jsiacus   sive    de   sistro    opusculum.     Mediolani  digste  unter  allen  Gottheiten", ,, die  Holdselige", 

16tJ"J.  ItJ",  abgedruckt  in  Sallenfjres  Nov.  Thes.  „die  Schöngesichtige  in  Theben,  die  Hehre  in 

Ant.  JRom.  2  p.  1373—1392,  vgl.  praef.  p.  V —  Heliopolis,  die  Guttbätige  in  Memi:)his'',   „die 

VI;    Anonymi   Epistola   de   sistro    in    Joannes  Herrin  der  Wonne   und  Freude"  heilst  sie  in 

Clerictis,   BibliotJteca  selecta.     Tom.  16  p.  163;  den  ägyptischen  Texten,  Brugscli,  Bei.  p.  646 

de   Ja   Chausse,  Born.   Mus.    Romae  1746.    2°.  — 647;   Trayxailos   C.  I.  Gr.  5113.     Als  Haupt- 
Sect.  3  Tab.  15 — 17,  p.  9 — 13;  Sect.  4  Tab.  8,  lo  Schönheit  allerdings  rühmen  die  Griechen  ihre 

12,    13.  48 — 49;    Juhlonsld,   Voces   Aegyptiacae  Locken,  weshalb  sie  Beinamen  wie  EUTrAojtafiog, 

p.  309  mit  De  Waters  Anm.;  Amaduzzi,  No-  Kaibel,  Ejngr.  Gr.  833  und  svs&iiga,  Buclistcin, 

velle  Ictterarie  di  Firenze  1773;  Büttiger,  Kl.  Epiqr.  Gr.  in  Aeg.  rep.  34  C  vs  7  =  Lcpsius, 

Sehr.  3  p.  262  Anm.**;   Villoteau,  Sur  les  diff.  6,    Tab.  97.    Gr.   455    erhält,    vgl.    Puchstcin, 

instrumcnts  de  musique,  Descr.  de  VEg.  Gl».  iGO;  p.  74,    Drexler ,    Wochenschr.   f.  kl.  Phil.  1886 

Musee  de  Bavestein  1   p.  69 — 70;  Aug.  Andre,  Sp.    1082 — 1084,    Wieseler,    Üb.    einige  beach- 

Cat.  rais.  du  musee  d'arch.  et  de  cer.  de  Bennes'^  tensw.  gesclm.  St.  2, 1  p.  41—43  {Gott.  Abh.  30), 

p.  32  zu  nr.  65;  Parthey  zu  Plut.  De  Is.  et  Os.  Furtioängler ,   Jahrb.  f.  d.  D.  A.  Inst.  4  p.  82 

c.  63  p.  256 — 257;  Wilkinson,  M.  a.  C.  1  p.  69  — 83.     Und  wie   sie   selbst  anmutreich  ist,  so 
— 70,    2   p.  323,    325;    Brugscli,    Dict.    gcogr.  20  verleiht  sie  auch  die  x(>^Q'^?',  ^i^^oi  6oi  o  Udgantg 

p.  742;    Pierret,  Dict.  d'arch.   eg.   p.  514;    E.  kkI  t]  'Icig   EnacpQodiGcav   ;(;o:pt»',   [lOQtprjv  ngos 

J.efcbure,  Bites  egyptiens  construction  et  pro-  rov  ßaadia  kccI  tijv   ßaöihaaav  wünscht  Pto- 

tcction    des    cdißces   =  Publications   de   l'ecole  lemaios  der  Sohn  des  Glaukias  dem  viio8ioLv.ri- 

dcs  Itttres  d'Alger,  Bull,  de  Corr.  Afric.  4.  1890  z/jg  Sarapion,  s.   Wochenschr.  f.  kl.  Phil.  1886 

p.  08;   vgl.   das  abessinische  Kirchengerät  Sa-  Sp.  1245. 

nasel   bei  Batzel,    Völkerkunde  3   p.  249)  und  Nahe  berührt  sie  sich  mit  Hathor,  s.  oben 

der  Situla;  man  vgl.   die  Büsten  bei  Lafaye  Bd.  1  Sp.  1855 — ^Gu.  2  STp.ib3  f.,  Brugscli,  Gcogr. 

p.  287  nr.  85;   p.  287  nr.  86;  Matz  u.  v.  Dulm  Insclir.  1  p.  202,  203,  229,  276;  3  p.  22,  24,  30,  in 

2,    13.   512    nr.   2006;    3Iuseo   Borgiano    §   14  welcher  die  Griechen  ihre  Aphrodite  wieder- 
ni-.  15,  Doc.   ined.   1   p.  338;   die   Statuen  bei  30  erkannten,    ^ei  einer  von  O.Puclistein,  Mitt.  d. 

Lafaye    p.   287    nr.   87,    PI.   4    (vgl.   88.    89);  D.  A.  I.  i.  Athen  7,  1882  p.  14—15  nr.  348  so 

Dressel   u.    Milchhöfer,    Mitt.    d.  I).  A.  I.    i.  beschriebenen  Figur  der  Sammlung  Z)e?He<n'o  in 

Athen  1877   p.  349  nr.  99;    Michaelis,   Ancient  Athen:  „Weibliche  vierköpfige  Bronzestatuette 

Marbles  in  Great  Britain  p.  355,   Incc  Blun-  (etwa  0,35  h.),  bis  auf  die  Arme,  den  1.  Fufs  und 

deU  Hall  55;  Visconti,  Monum.  du  mus.  Chia-  eine  Beschädigung  am   1.   Knie  gut   erhalten. 

ramonti  p.  36 — 45,  PI.  3  (ohne  Knoten,  in  der  Die  Figur    im    ägyptischen    Schema    stehend, 

lt.    statt    des    Sistrum    „iine    branclte   d'arbre  scheint  den  1.  Arm   gesenkt,   den  r.   vor   der 

en  forme  d'as2)crsoir",  aber  ergänzt);   Matz  u.  Brust  gehalten  zu  haben.    Das  faltenreiche  Ge- 

i'.  D'iihn  2  p.  451  nr.  1581;  p.  452  nr.  1589  =  wand   mit  dem  sog.  Isisknoten  auf  der  Brust, 
Lafaye  p.  275  nr.  36  (,,lsis");  nr.  1583  („Torso  40  sowie  das  Profil  der  vier  Köpfe  mit  dachziegel- 

einer  Isispriesterin");  ^mW.  rfeZZa  comww'ss.  «rc/t.  förmig     angeordneten    Löckchen    und    langen 

munic.  4.  1876,  p.  110,  p.  215,  sez.  2,  1  nr.  IH;  jederseits  herabhängenden  Flechten  ist  gräci- 

11.  1883  p.  261,  sez.  2,  1  nr.  2;  P.  E.Visconti,  siereud.    Auf  dem  viergesichtigen  Kopfe  trägt 

Catalogo  del  museo  Torlonia  di  scuUure  antiche.  die  Figur  einen  grofsen.  auf  einem  Rund  von 

Roma  1876  p.  93  nr.  178;   auch  die  „Isis"  bei  Uräusschlangen  stehenden  Aufsatz,  welcher  aus 

Lafaye  p.  277  nr.  45  ist  wohl  eher  eine  Isiaca;  der  Isiskrone,  den  Widderhörnern  und  Doppel- 

die  attischen  Grabstelen,  Lafaye  p.  298  nr.  114,  federn    besteht"    könnte    man    sich    versucht 

von  denen  die  der  Zo(fia  'Ayanrirov  (C.  I.  A.  3,  fühlen,  die  Deutung,  welche  in  Cramers  Anec- 

2199    abgebildet   ist   bei   Le  Bas,    Voyage  en  dota  Parisiensia  1  p.  321  von  der  Vierköpfig- 
Grcce   et   en  As.   Min.    Flanches  pid)liees  par  50  keit  der  Hekate  gegeben  wird:  oQ^sv  -nal  tizQa- 

S.  Beinach,  Monum.  fig.  75  p.  83;   den  Grab-  y.^cpaXov   xfiv  "'E-Aocxriv   6    ^votiaog  nagadiöcoai, 

stein   von  Tanagra,   G.  Körte,   Mitt.  d.  D.  A.  Xoyog  dicc  ra  xssaaga  axot-xsicc  auf  Isis,  elemen- 

Inst.  i.  Atli.  3,  1878  p.  342  nr.  54;  den  Grab-  torum  omnium  domiua  {A^nd.  Met.  11,  5),  zu 

stein  der  Babullia  Varilla,  ia/a?/e  p.  298  nr.  113,  übertragen,  doch  wird  man  besser  thun,   sich 

PI.    5,    die   bei    Matz    u.   v.   Dulm   3    p.   177  an  „Hathor  die  viergesichtige"  (oben  1  Sp.  1867) 

nr.  3881;  p.  202  nr.  3950  u.  a.  m.;  auch  Büsten  zu  erinnern.     Vielfach  wurde  Isis  mit  Aphro- 

mit    Sistrum    auf   geschnittenen    Steinen,    La  dite  verschmolzen  oder  zu  ihr  in  Beziehung 

Chausse,  Born.  Mus.  1  sect.  1,  2,  p.  2  —  3  =  gesetzt,  vgl.  Schivenck,  D.  Mytliol.  der  Semiten 

Montfaucon   2,  2  PI.  115,    1   (Cameo);    Baspe  p.  210,  D.  3Iythol.  d.  Ag.  -p.  219,  Engel,  Kypros 
]).  25  nr.  262;   p.  26  nr.  277,   PI.  7   (Cameo);  60  2  p.  514.  —  Heibig,    Untersuchungen  über  die 

Mafl'ei,    Gemme   ant.   fig.  2,    3    p.  9  — 11    =  campanische  Wandmalerei  p.  8  läfst  den  Isis- 

Augustinus,  Gemmae  et  sculpt.  ant.  1,  68  p.  21  typus  der  griechischen  Kunst  „aus  Elementen 

— 22,  Montfaucon  2,  2,  118.,  2,  Baponi,  PI.  50,  des  Hera-  und  Aphroditeideales  zusamraenge- 

1  (Gewand  an  den  Ärmeln  geknöpft.    Cameo);  arbeitet"  sein.    Bei  Apulejus  Met.  11,  2   wird 

David  et  Mulot,  Le  Mus.  de  Flor.  1  PI.  85,  5  sie  von  Lucius  angeredet:  „seutii  caelestis  Venus 

p.  228— 229,  Baponi  PI.  17,   1;   Böttiger,   Kl.  quae  primis  rerum  exordiis  sexuwn  diversitateni 

Sehr.  3  p.  255  Anm.**  generato  amore  sociasti  et  aeterna  subole  humano 

Als  Vorbild  des  Weibes  zeichnet  sie  sich  genere   propagato  nunc   circumfluo  Paphi   sa- 


495 


Isis  (=  Aphrodite) 


Isis  (=  Aphrodite) 


496 


crario  coleris"  und  Kap.  5  erklärt  sie,  dafs  sie 
die  „fhiduantes  Ci/prü  Paphiam  Venerem" 
nennen.  Heuzey ,  Cat.  des  fig.  en  t.  e.  du 
musee  du  Louvre  p.  199  nr.  247,  PI.  10,  7  be- 
schreibt eine  Terraeotta- Statuette  aus  Larnaka: 
„Femme  nue  coifjee  ä  Vcgyptienne  et  caracte- 
risee  ä  la  fois  covwie  deesse  nourrice  et  yenc- 
ratrice.  L'ancienne  aititude  de  V Aphrodite  Orien- 
tale et  cypriote,  porlant  la  main  ä  sa  poitrine 
se  complique  d'un  autre  ycste  qui  rappelle 
VAphrodite  de  Guide."  Eine  Kalksteinfigur 
der  cyprischen  Aphrodite,  ägvpto-phönicischer 
KunstübuDg  entstammend,  mit  Chiton  und 
Himation,  das  Haupt  geziert 
mit  dem  Polos  und  grofsen 
Ohrringen,  trägt  in  der  R. 
eine  Blume,  von  welcher 
E.  Bahelon,  Venus  cypriote 


Aphrodite  mit  Isis  verschmolzen.     {Hagemans,   Un  cab. 
d'arnateur.     PI.  5,  1.  2.) 

de  la  coli.  De  Luynes,  Gas.  Anh.  1883,  PL  56 
p.  333  sagt:  „La  fleur  de  lotus  que  la  deesse 
tient  de  sa  main  clr.  ramcnce  sur  la  poitrine., 
c'est  la  fleur  d'lsis" ;  vgl.  hiermit  Chabouillet, 
Cat.  gen.  des  c.  et  p».  gr.  de  la  hibl.  imp.  p.  551 
nr.  3206:  „Divinite  feminine  (Venus  Orientale?) 
tenant  deux  fleur s  de  lotus.  II.  8cent.  Manche 
en  08  d'un  usttnsile  de  travail  phenicien,  troiive 
en  Syrie."  Eine  Anzahl  von  Denkmälern,  welche 
Aphrodite  mit  Isis  verschmolzen  zeigen,  habe 
ich  in  der  Num.  Zeitschrift  Bd.  21  p  70—73 
Anm.  7  zusammengestellt,  darunter  die  hier 
abgebildeten  Bronzen  G.  Hagemans,  Un  cab. 
d'arnateur  PI.  5,  1.  2.  Ich  füge  hierzu  noch 
folgende.  In  der  Coli,  de  M.  Gustave  Posno, 
Ant.  cg.,  greco-rom.  et  rom.  Paris  1883  werden 
unter  den  griechisch-römischen  Bronzen  ver- 
zeichnet p.  130  nr.  556  Isis,  in  der  L.  eine 
Lotosblume  haltend,  auf  welcher  Koros  sitzt; 
p.  130  nr.  557,  p.  131  nr.  558  „Venus  asiatique 
nue,  debout'^  mit  Diadem  gebildet  aus  5  Palmet- 
ten, in  der  R.  einen  Spiegel,  in  der  erhobenen 
L.   die   Lotosblume  mit  Koros ;  p.  132  nr.  661 


,,Venus  de  Natihratis"  in  der  erhobenen  R. 
einen  Uräus  mit  Diskus  auf  dem  Haupt,  in  der 
L.  die  Lotosblume  mit  dem  Horos;  p.  133 
nr.  5G2  „Venus"  mit  dem  Diadem  der  Hera, 
in  der  erhobenen  Kand  die  Lotosblume  mit 
Horos.  Die  „Aphrodite"  der  Sammlung  Theod. 
Graff,  Th.  Schreiber ,  Arch.  Anz.  d.  Jahrh.  d. 
D.  A.  I.  5,  1890  p.  158  nr.  10  mit  Isiskopf- 
putz, Halsband,  Ohrringen,  Armband,  trug  in 

10  der  R.  ein  abgebrochenes  Attribut,  in  dir  L. 
„eine  hockende  Figur",  in  welcher  wir  wohl 
unbedenklich  nach  den  eben  angeführten  Typen 
Karpokrates  auf  dem  Lotos  erkennen  dürfen; 
auch  der  Karpokrates  mit  der  Sonnenscheibe 
auf  der  Lotosblume,  deren  Stengel  „cra  ine- 
rente  ad  un'  altra  figura,  della,  quäle  rimane 
il  braccio  sinistro  niuW  bei  Panofica,  II  Museo 
Bartoldiano  p.  5  nr.  7  und  Coli.  Greau.  Cat. 
des  br.  ant.  p.  169  nr.  864  stammen  wohl  von 

20  einer  ähnlichen  Bronzestatuette  der  Aphrodite. 
Aphrodite  selbst  dem  Lotos  entsteigend  soll 
zeigen  eine  Elfenbeiuarbeit  der  Sammlung  S. 
Mertens- Schaaf hausen  (E.  aus'm  Weerth,  Bonn. 
Jahrb.  K.  27  p.  96)  und  ein  Bleimonument  des 
Museo  Bartoldiano,  Panofica,  II  Museo  Bartoldi- 
ano p.  61  nr.  3:  „Un  fiorc  di  loto,  da  cui ei^ce  la 
parte  sup>eriorc  di  una  donna,  forse  Venere." 
Fei  ner  verzeichnet  Adritn  de  Longperier,  Notice 
des  bromcs  ant.  cxposes  dans  les  galeries  du  musee 

so  nat.  du  Louvre  p.  35  nr.  153  eine  nackte  Aphro- 
dite mit  in  Palmetten  zerteiltem  gewaltigen 
Kopfputz:  „eile  porte  un  gr  and  Collier,  aucentre 
duquel pend  un  croissant  renversc  uu-dessus  d'un 
globe  de  verre  bleu,  surmontant  un  groupe  compose 
d'un  canopc  entre  un  Harpocrate  et  une  Venus. 
Le  Collier  porte  encore  un  buste  de  Serapis,  et 
un  buste  d' Isis";  nr.  154  Aphrodite  mit  pal- 
mengezierter grofser  Stephane,  „sa  2^oitrine 
ornee   d'un  collier  au  centre  duquel   pend   un 

40  buste  d'Isis  (1)".  Ein  Karneolfragment  bei 
Dolce,  Vescriz.  istor.  del.  museo  di  Cristiano 
Denli.  A  nr.  23  p.  4  zeigt  „Iside  la  stessa  che 
Venere";  ein  Heliotrop  in  Berlin,  Töllcen  1, 
26,  104  =  Winchelmann,  Bescr.  2,  10  nr.  576 
p.  120  „Venus  mit  dem  ägyptischen  Götter- 
zeichen auf  dem  Scheitel,  neben  ihr  ein  Eros 
Bogen  schiefsend,  einer  fliegend,  ihr  Spiegel 
vorhaltend";  vgl.  auch  die  einen  Eros  mit 
Bogen  in   der  Luft   haltende  und  von    einem 

50  anderen  Eros  mit  Fackel  begleitete  Aphrodite, 
die  nach  Montfaucon,  L'Ant.  expl.  2,  2  PL  179, 
2  (ans  La  Chausse)  p.  387  „ime  fleur  de  lotus" 
auf  dem  Haupte  hat  und  Coli.  Badeigts  de 
Laborde  p.  18  nr.  193:  „Venus,  le  haut  du 
Corps  nu,  appuyee  sur  une  haste,  la  tete  sur- 
montce  d'nne  fleur.  Sept  ctoiles  dans  le  champ. 
Le  to'ut  dans  un  couvercle  forme  par  le  ser- 
pent  ovQo^ÖQog.  lis.  Abraxas.  lAG).  Jaspe  noir"; 
vgl.  p.  8  nr.  59  Zusammenstellung   von  Mars, 

60  Venus  und  Sarapis.  Bernoulli,  Aphrodite 
p.  261  nr.  22  führt  an  ,,die  merkwürdig  her- 
menartig gebildete  Aphrodite  auf  der  Gemme 
bei  Cades,  Impr.  7  K.  56,  mit  „Amor,  der  ihr 
einen  Spiegel  vorhält.  Auf  dem  Kopfe  die 
Lotosblume".  Auf  einem  roten  Jaspis  in  Berlin 
erscheint  nach  Tölkcn  1,  2  nr.  36  p.  16  ,, Isis- 
Aphrodite,  stehend  mit  Sistrum  und  Wasser- 
krug, eine  Patera  haltend,  worauf  eine  sitzende 


497      Isis  (=  Aphvoflite;  Horos  =  Eros)  Isis  (=  Aphrodite;  Heros  =  Eros)     498 

Spitzmaus    (nach    Winclcdmann ,    Dcscr.    1,    2  l.afaije ■p.284:,73  (Gold);  C.Leemans,  Descr.rais. 

iir.  5G  p.  14   ,,MU  1in-re  qui  paroit  kc  drrsser"),  des  iiionum.  cfj.  du  viuhcc  d'ant.  <i  Leide  p.  21 

ein  der  Venus  Athor  als  Nachtgöttin  geweih-  nr.  1440  (Gold);  nr.  1441  (Silber);  Jo.  Smetius, 

tes  Tier".    Mehrere  geschnittene  Steine  zeigen  Antiquitcdes  Neomiifjenses,  Noviomagi  Bat.  1678 

Aphrodite  auf  der  einen  und  Harpokrates  auf  p.  127 — 137  =  Cuperus,  Harp.  p.  1 — 2  (Silber); 

der  anderen  Seite,  de  Murr,  Dcscr.  du  cab.  de  Mus.  3Ieadianum,  Londini  1755  p.  215  (Silber); 

Pmd  de  I'raun  p.  349  nr.  1050,   Vrlichs,  Drei-  Kircher,Ocd.  Acy. '6ii. 620;  Spon,l{ecJi. cur.  ]^.  l'SO 

zclin  Gemmen  der  tiammlunci  der  Frau  Sibylla  n.  35  =  Cuperus  p.  32  u.  Baudelot  de  Duirvul  1 

Merfens-Schaaffhauscn  p.  14—15  nr.  13,  King,  PI.  16fig.2  [a];  nr.37  =7>«'«d£Zoia.a.  0.fig.2[bJ; 

TheGiiosticsPl.  b,  1,  St€2)hani,  C.  r. 1^.1870 — 1871  lo  nr.  38  =  Cuperus  p.  32  und  Buudelut  fig.  2  [cj 

p.  89  nr.  120  immer  ders.  St.;  Stepluini,&..ü..O.  (letztere  Figur  ohne  Flügel  am  Kücken,  dafür 

p.  87  nr.   101;   p.  225  nr.  30,   PI.  6,  30;   oder  mit  Flügeln  an  den  Füfsen;  ohne  Flügel,  aber 

beide   neben   einander,  Brit.  3Ius.  Ä  Guide  to  mit  Köcher,  von  Baillet  irrig  für  ,,une  sorie 

the   ferst  and    sccond   egyptian   rooms    p.    116,  de  ludte  eiuploi/cc  ä  faire  lavendaiigc"  gehalten, 

G.  139,    Hämatit;   ein   Chalcedon   der  Cull.    de  erscheint    auch    eine    Bronze    der    Sammlung 

J/.  3Iontigiiif   p.  44  nr.  580   Harpokrates    auf  Desnoycrs  in  Orleans,  Ztitschr.  f.  äg.  »Spr.  1878 

einem  Cippus,  davor  Aphrodite,  hinter  ihr  Eros  p.  106—108,  Tfl.  6  Fig.  1);   Buudclot  a.  a.  0. 

mit  Fackel;  eine  Brouzegruppe  in  Turin  stellt  PI.  2    flg.  1    p.  234,   263  =    Cuperus  p.  118; 

dar    Aphrodite    mit    vergoldetem   Kranze    auf  lo.  Bapt.  Donii  Inscriptloncs  ard.  cum  notis  cd. 

dem  Haupte   und  zwei  goldenen  Bändern   an  20  A.    F.    Gorius.    Flor.    1731.    2°.    p.   19    {„quo 

beiden  Armen,  ,,vor  ihr  ein  Tritt  [Doc.  ined.:  olim  ornahatur  Museum  loh.  Ciampini");  Zoegu, 

„altarhio"']    mit   einigen  Stufen  und   daneben  Kumt  Acg.  p.  130,  Note  zu  Hadrianus  nr.  285 

zwei     kleine     Harpokratesfiguren",     Wiesclcr,  {Mus.   Borgia,  „ad  humeros  arcum'-);  I\.  gal. 

Gütt.  Nachr.  1877   p.  684 — 685,   Doc.  ined.  p.  di  Firenze  ser.  4  t.  1  tav.  47  =  Lafaye  p.  284 

s.  a.  st.  d.  Mus.  d' Itcdia  1  p.  439.     Terracotten  sub  nr.  70;   Heibig,   Bull.   d.   Inst.   1874  p.  4 

aus    Südrufslaud    zeigen    Aphrodite    zwischen  nr.  2    aus    Sammlung   Castellani;    Cull.    Hertz 

Harpokrates  und  einem  als  Herme  gebildeten  p.  134  nr.  74;  Cull.  J.  Greau,  Ccd.  des  bronzcs 

Priapos,  Stephani,  C.  r.  p.  l'a.  1877,  PI.  5  nr.  7  ant.  Paris  1885.  4°.  p.  168  nr.  837;  p.  199  nr.  948; 

p.  254—255;    259—260;    p.   l'a.   1S70  et  1871  Gacdechens,  Die  Ant.  zu  Arolsen  p.  67  nr.  132; 

PI.  3,  5  p-  174—175;  p.  l'a.  1873  PI.  1   nr.  1  30  Friederichs  2  Tp.  4:3n  nr.  2005;  v.  Sackenu.  Kenner 

p.  5 — 6.     Isis-Fortuna   und  einen  kleinen  Eros  p.  302  nr.  1173'>'  =  v.  Sacken,  Bronzen  p.  91, 

sieht  man  an  einem  Elfenbeinkästchen  spät-  Tß..  31,9;  Hübner,  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid 

römischen   Stils,    Michaelis   in   Great  Britain  p.  203  nr.  435.   CVpcrs  Erklärung  p.  32— 45,  dafs 

p.  620,  Richmond  nr.  1.  Harpokrates   beide    Attribute    als    Sonnengott 

Auch  wurde,  wie  Isis  mit  Aphrodite,  so  ihr  führt,  ist  unnötig;  wird  doch  inschriftlich  die 

Sohn  Harpokrates  mit  Eros  verschmolzen.  Verschmelzung    von    Eros,    Harpokrates    und 

Eine  Unzahl   kleiner  Metallfiguren,   meist  von  Apollon  bezeugt,  'Ad'rjv.    5  p.   458   nr.  7.      In 

Bronze,    zuweilen   aber  auch   von  Silber  oder  Marmor    verzeichnet    einen   „Harpokrates   mit 

Gold,    zeigen    ihn    ausgestattet   mit    Flügeln,  den  Attributen  des  Amor  und  Bacchus"  Fritz 

Cuperus,  Harp).  p.  36   aus  3Ius.  Moscardi  1.  1  40  Pichler,  D.  hist.  Museum  im  Joanneum.    Gratz 

c.  13;   Baudelot    de  Dairved,    De  l'uiilite    des  1876  p.  9;  in  „terre  bleue  mate"  einen  „Harpo- 

voyagcs  1  PI.  7,  1  p.  262;   de  la  Chausse,  Bom.  crate  ailc"  Meestcr  de  Bavestein,   Mus.   Buve- 

3ius.  1  sect.  2  Tb.  33  {Bellori);   Tb.  34  {de  la  stein  2  p.  81   nr.  1102;    ferner    in    Terracotta 

Chausse),  wonach  bei  Montfaucon  2,  2  PI.  124,  Coli.   H.   Hoff  mann.   Paris   1886  p.  12  nr.  24: 

1.  2;  Montfaucon  a.a.O.  nr.  11  {3Ir.  Foucault);  ,,Aviour-Harpocrate  accoude  sur  un  cippe,  les 
PI.  125,  4  {R.  B.  3Iini);  vgl.  nr.  3  (ilfr.  Rigord,  alles  eployees,  V index  de  la  m.  dr.  sur  la  bouchc, 
viereckiges  Plättchen);  3Iusei  Franciani  De-  une  corne  d'abond.  au  bras  g.  Figurine  doree, 
scriplio  2  p.  14  nr.  119,  120  (beide  von  Silber);  de  la  fabrique  dite  d'Fphese'';  Coli,  de  M.  le 
F.  V.  Sackemi.  Fr.  Kenner,  Die  Samml.  d.K.  K.  Comte  de  Gobineuu.  Paris  1882.  p.  31  nr.  69: 
3Iünz-  u.  Ant.-Kab.  p.  333  nr.  26  (Silber);  p.  299  50  „Büste  d'Amour  (fragment  de  figurine).  II  est 
nr.  1145  =  Sacken,  Die  ant.  Bronzen  d.  K.  K.  aile,  couronnc  de  lierre  et  de  corytnbes  et  sa 
ilif.  M.  ^.-Jf.  p.  91,Tfl.  32,  9;  Friederichs,  Berlins  m.  dr.  est  rapprochee  du  menton.  Asie  min."; 
ant.  Bildiv.  2 -p.  4:33  nr.  2003,  2004:;  Bronzid'Erc.  auch  die   Terracottafigur  des  auf  einer  Gans 

2,  86.  87,  Roux  u.  Barre  5  Tfl.  97  nr.  2  u.  3  reitenden  Harpokrates  von  Tarsos  trägt  Flügel 
p.  104—105;  Tfl.  103  nr.  2.  3  p.  107  —  108,  Ger-  am  Rücken,  Lafaye  p.  285  nr.  75,  PL  3;  ferner 
hard  u.  Panofka,  Neapels  ant.  Bildw.  p.  174,  Carlo  Kunz,  II  3Iuseo  civico  di  ant.  di  Tricste 
3Ius.  Borb.  12,  30;  Lafaye  p.  283  nr.  69,  70;  1879  p.  60  verzeichnet  aus  Aquileja  stammend: 
3Iau,  Scavi  di  Pompei,  Bull  d.  Inst.  1876  „bassorilievo  con  piccolo  amorino  in  aiteggia- 
p.  48  (Silber);  Grivaud  de  la  Vincelle,  Rec.  de  mento  di  Arpocrate,  presso  una  urna".  Ge- 
monum.  ant.,  la  plupart  incdits  et  dc'couverts  go  flügelt  erscheint  Harpokrates  auch  auf  der 
dcms  l'anc.  Gaide  PI.  4  nr.  4  p.  38—40;  A.  Glaslampe  bei  Passeri  1,  1,  Lafaye  p.  302 
Comarmond,  Descr.  des  ant.  et  obj.  d'art  con-  nr.  127,  Drexler ,  M.  Beitr.  1  p.  47,  Anm.  1 
tenus  dans  les  salles  du  ptdais-desarts  de  la  zu  p.  44  und  auf  einer  Bleitessera  (vor  einem 
ville  de  Lyon  p.  201  nr.  19;  de  Longperier,  Altar  stehend  und  mit  Keule  in  der  L.),  3Ius. 
Notice  des  bronzes  ant.  du  Louvre  i>.  in  nr.  522;  Num.  Lavy  1  p.  407  nr.  4580;  und  auf  einer 
Coli.  H.  Hoffmann,  Paris  1886  p.  12  n.  24.  Gemme  (zwischen  Isis  und  Sarapis),  Cid f et 
Häufig  gesellt  sich  hierzu  noch  der  Köcher,  27,  113  =  3Iontfaucon  2,  2,  160,  10  u.  170,  6; 
Longperier  T^.llQ  nx.  520  =  Cab.  Tersan  320  =  vgl.   auch   Montfaucon  2,  2   PI.  124.  125.     In 


490      Isis  (Beziehungen  zu  Aphrodite) 

den  Gemme  Estensi  nr.  372,  Doc.  ined.  p.  s.  a. 
st.  d.  Mus.  d'It.  2  p.  306  wird  verzeichnet  ein 
„Amorino  con  sistro  in  mmw",  wie  auch  den 
Bronzen  bei  Friedericha  2  p.  433  nr.  2005  und 
bei  BaudeJot  1  PI.  2,  1  =  Giiper  p.  118  das 
Sisti-um  beigegeben  ist.  Nach  de  Lonfipcrier 
p.  43  nr.  183  ist  in  einer  Bronze  des  Louvre 
Eros  nach  dem  Vorbild  des  aus  dem  Lotos 
sich  erhebenden  Harpokrates  aus  einer  Blume 
hervorgehend  dargestellt;  vgl.  den  gebän- 
derten Achat  der  Sammlung  Demidoff  „Ämore 
che  (jermoglia  dnl  fior  di  loto",  Cades,  Impr. 
gemm.  II  Cent.  nr.  44  p.  11  und  die  nackte  aus 
einem  Akanthusblätterbündel  hervorkommende 
Knabenfigur  einer  Bronze  in  Lyon,  Comarmond 
p.  253  nr.  169. 

Zuweilen  treten  Isis  und  Aphrodite,  wenn 
sie  auch  nicht  einander  assimiliert  werden, 
doch  in  Beziehung  zu  einander.  Die  Göttin, 
welcher  nach  C.  I.  A.  3,  162  in  Athen  eine 
Aphroditestatue  geweiht  wird,  halten  Boeclch, 
C.  I.  Gr.  481,  Biitenherger ,  Keil,  I'h.  Mvs. 
N.  F.  Bd.  19  p.  256,  vgl.  Köhler,  Mitt.  d.  D. 
A.  I.  i.  Ath.  2,  1877  p!  2.56 ff:  für  Isis,  wäh- 
rend Stephani,  C.  r.  p.  Ta.  1860  p.  114  weniger 
wahrscheinlich  an  Demeter  denkt.  Eine  sil- 
berne Venus  wird  der  Isis  Bubastis  in  Ostia 
geweiht,  C.  I.  L.  14,  21  u.  add.  Auch  in  der 
Porticus  des  Isistempels  in  Pompeji,  wo  Ger- 
hard, A.  Ans.  1863  p.  51*  — 52*  allerdings  ohne 
Begründung  sie  der  Venus  Fisica  gleichge- 
setzt werden  läfst,  wurde  eine  Ma,rmorstatue 
der  Isis  gefunden,  Geornii  in  Paulys  M.-E.  4 
))  229,  Ö.  Justi,  Winckehnann  2,  2  p.  400, 
OverbceJc,  Pompeji  p.  371,  Fiorelli,  Pomp.  ant. 
hist.  vol.  1,  1  p.  165;  1,  2  p.  149,  Nissen,  Pomp. 
Stud.  p.  347,  Lafaye  p.  190. 

Umgekehrt  fand  man  im  Aphroditetem- 
pel zu  Kyrene  eine  Isisstatue,  A  guide  to  the 
fir.-rom.  sc.  in  the  dep.  of  qr.  and  rom  ant. 
[ofthe  Brit.  Mus.]  2,  1876  p.'lO  (nr.  20),  Smith 
and  Porcher,  Hist.  of  dise.  in  Gyr.  p.  103 
nr.  70.  Ein  Basrelieffragment  aus  Deruta  zeigt 
die  Aufschriften  VENERI  MARTI  ALI;  ///TO- 
KIAE;  ISIDI,  Gammurini,  Not.  d.  sc.  di  ant. 
1884  p.  145;  in  Athen  finden  sich  an  einer  Basis 
vom  Südabhang  der  Burg,  C.  I.  A.  2,  3,  1671 
die  Aufschriften  'Egfiov  |  'JcppoSi'trjq  \  Tlcevos;  \ 
Nv(iq)äv;  \  "laiSog;  U.  Koehler,  Mitt.  d.  I). 
A.  I.  i.  Äfh.  2  p.  249  vermutet  darnach,  es 
habe  sich  beim  Tempel  der  Aphrodite  Pande- 
mos  oder  innerhalb  des  dazu  gehörigen  Teme- 
nos  ein  Heiligtum  der  Isis  befunden.  Wenn 
aber  Gerhard,  A.  Z.  1861  p.  135  Anm  20  er- 
klärt: „Die  anderweitig  bekannte  Vermischung 
von  Isis  und  Aphrodite  wird  aus  Aphroditens 
Ilauptsitz  Korinth  durch  Tempel  von  Sarapis 
und  Isis  auf  der  dortigen  Burg  bestätigt, 
Paus.  2,  4,  6",  so  ist  das  ungenau,  da  die  rs- 
fiivr]  "laiSog  auf  dem  Aufgang  nach  Akrokorinth, 
nicht  aber  auf  der  Burg  selbst  beim  Naos  der 
Aphrodite  lagen. 

Interessant  ist  ihre  Stellung  auf  Dolos  zu 
der  dort  als  syrische  Aphrodite  verehrten  Dea 
Syria.  Die  ägyptischen  Gottheiten  fanden 
dort  ihre  Anbetung  in  demselben  grofsen 
Heiligtum  der  fremden  Götterwesen  wie  die 
syrische]  Aphrodite,   jedoch  nicht  in   gemein- 


Isis  (Beziehungen  zur  Dea  Syria)      500 

schaftlichen  Kapellen  mit  derselben;  auf  erste- 
res  weist  der  Umstand  hin,  dafs  die  Wid- 
mungen an  die  syrische  Aphrodite  und  an  die 
Götter  des  Nillandes  mit  einander  vermengt 
gefunden  wurden,  auf  letzteres  müssen  wir 
daraus  schliefsen,  dafs  die  Inschriften  jene  nie 
als  avfißaßoc;  oder  ovvvuoc;  dieser  bezeichnen 
und  dafs  beide  besondere  Priester  haben.  Nur 
einmal  kommt  es  vor.  dafs  ein  gewisser  Apol- 
lo lonius,  der  Sohn  des  Asklepiodoros  ^atcc  n^ÖG- 
rnjßcc  UagccTtioc,  "laiog,  Avovßiog,  Jq)Qodvrr]g, 
B.  C.  H.  6  p.  330  nr.  25  eine  Mauer  errichtet, 
die  nach  Hauvetfe-BesnaultsYermutung.  dessen 
Ausführungen,  B.  C.  II.  6  p.  471 — 473,  ich  hier 
ebenso  wie  Nenz ,  Qunestiones  Deliacae  p.  35 
— 36  folge,  vielleicht  ein  der  syrischen  Aphro- 
dite geweihtes  Gebäude  mit  Baulichkeiten  des 
Tempels  der  ägyptischen  Gottheiten  verbinden 
sollte.  Einmal  kommt  auch  eine  völlige  Iden- 
20  tifikation  der  Isis  und  der  syrischen  Aphro- 
dite unter  Mith^reinziehung  der  Astarte  vor, 
in  der  schon  oben  angeführten  Inschrift  'Ad-. 
4  p.  ^58  nr.  7:  "laidi  ZJcorfigai  'JardgreL  'AcpQO- 
Sirrjt  -h.'E.'A.'A.  Auch  auf  italischem  Boden  ist 
es  nicht  unerhört,  dafs  ein  imd  dieselbe  Person 
zugleich  dem  Kultus  der  phrygischen  Mater 
Magna,  der  Suria  Dea  und  der  Isis  sich  geweiht 
hat,  C.  I.  L.  9,  6099,  Inschrift  von  Brundisium. 
Ob  die  in  Syrien  gefundenen  von  Clermont- 
30  Ganneau,  Arch.  des  miss.  sc.  et  litt.  3^  ser.  11 
1885  p.  232—233  nr.  106,  PI.  6,  c  =  Schreiber, 
Zeitschr.  d.  D.  Palästina- Ver.  10,  1887  p.  191 
und  Perrot,  II.  de  Va.  dans  l'ant.  3  p.  77  nr.  26; 
sowie  von  F.  Lajard ,  A.  Z.  1851  p.  54—55 
■=  Fr.  Lenormant,  Bev.  num.  1853  p.  339  not.  2 
verzeichneten  Bronzestatuetten  der  Aphrodite 
mit  Isiskopfputz  als  Verschmelzung  der  Isis 
mit  der  syrischen  Aphrodite  aufzufassen  sind, 
wage  ich  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  behaupten, 
•10  doch  ist  die  Wahrscheinlichkeit  nicht  abzu- 
leugnen. Interessant,  wenn  richtig  gelesen,  ist 
auch  die  dem  Haupte  der  Isis  beigegebenc 
Beischrift  A<t)POA.  (litt,  fug.)  6ICIC  -^  CYPIßN 
einer  Münze  des  Caracalla  und  Geta  von  Syros, 
3Ii.  S.  4,  409,  307.  Eigentümlich  tritt  die 
Verschmelzung  der  Isis  und  der  Dea  Syria  zu 
Tage  auf  einer  zu  Heddernheim  gefundenen 
Bronzetafel;  wie  in  einer  von  Ed.  Meyer, 
oben  Bd.  1  Sp.  653  mitgeteilten  Abbildung  die 
50  Stadtgöttin  von  Qadesch,  ganz  ägyptisch  ge- 
bildet, aber  nach  babylonischer  Anschauungs- 
weise auf  einem  Löwen  stehend,  dargestellt 
wird,  so  tritt  uns  hier,  einer  Hera  ähnlich, 
mit  dem  Sistrum  in  der  R.  die  syrische  Göttin 
auf  einer  Hirschkuh  oder  einem  Reh  stehend 
pntgegen,  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  26  Anm.  1. 
Über  die  Isisähnlichkeit  der  Baälät-Gebal  s. 
oben  1  Sp.  652;  1866  f.;  2  Sp.  373;  über  die 
Deutung  des  Sternbildes  der  Jungfrau  als  Isis 
oo  und  Atargatis  oben  Sp.  460;  über  die  Be- 
nennung der  beiden  als  ronog  &fmv  Simplicius, 
Commentarii  in  octo  Aristotelis  physicae  aus- 
cidtationis  libros.  Venetiis.  L.  IV  p.  150:  Kai 
Tj  TCSQioxri  Se  roTiog  £%Si  liy^xai  noXXuy.ig'  dt-n 
■HKL  rrjv  avQiccv  KTKQCiTrjv  [lege:  'AtccQyuTrjv] 
ronov  &8mv  ^aXovaiv,  kkI  tjjv  i'aiv  ol  alyvntwi, 
ag  TToXXcöv  &ewv  LSiorrjrag  Ttsgis^ovaag,  vgl. 
Phil.  Aur.  Visconti  et  los.  Guattani,  Monu- 


501      Isis  (Schützerin  d.  Gebär,  n.  Kinder)  Isis  (Schützerin  d.  Gebär,  u.  Kinder)      502 

mens  du  musc'e  Ghiaramonti  p.  15,  Anm.  1  und  Vaters  Osiris  zu  übernehmen",  „die  Herrin  der 

JablonsJci,  Panfh.  Äcg.  2  ]>.  24.  Geburtskammer"  und  ähnlich  heifst  sie  in  den 

Vor  allem   ist  sie  auch  eine  Schützerin  ägyptischen  Texten,  Brufisch,  JRel.  y).  Gil;  svts 

der  Gebärenden  und  der  Kinder.     Sie  ist  af[ld^vag\  ig  daY.ätav  cctpiSa  xs&aXotog  kq-kiov 

ja  ,,die   das  Leben  spendet",  „die  Herrin  des  [agtiov  Sauppc  und  Kuibel]  t'gyov  \  qpf'yyog  i^t' 

Lebens"  (Brupsch,  Bei.  p.  647),  und  auch  in  Dar-  aQZLyovov  ßQEcpog  uyuyov  sagt  sie  im  Hijmnus 

iitellungen  der  griechisch-römischen  Zeit  führt  von  Anäros,  vs.  37  —  39  ed.  Abel;  syco  yvvai^i 

sie  noch  zuweilen  das  Zeichen  des  Lebens  ds-näljirj^vov   ßgicpog  ivicaccc    im  Hymnus  von 

(in  den  Beschreibungen  irrtümlich  als  Tau,  Nil-  los,  vs.  18,  A.  Z.  1878  p.  131.  —  Letronne,  Inscr. 

Schlüssel  etc.  bezeichnet,  s.  Büttiger,  Kl.  Sehr.  3  lo  Gr.  et  Lat.  de  l'Jig.  1  p.  377 — 380  nr.  28  will 

p.264,  Auin.**;Viscoidi,  Musce  Pie-Cl('m.2ii.3ß  ihr  deshalb  in  einer  Inschrift  von  Tehneh  den 

—  SO;  Georgii  a.  a.O.  \).  2^4: — 295);  es  zeigen  sie  Beinamen  Aoxi^äg  „qui  preside  aux  accouche- 

mit  demselben  ausgerüstet  z.  B.  Basaltstatuen  mcnts"  erteilt  wissen,  doch  zeigen  die  Majus- 

ausHadrians  Villa  in  Tivoli  (ifl/a;;/ep.280  nr.57;  kein  MOXIAAI,  s.  C.  I.  Gr.  4703  c,  was  als  „die 

58;    Statue   aus   schwarzem   Stein  mit  gelben  Wohlthätige"  erklärt  wird,   s.  I)rexler,  Myth. 

Flecken  aus  den  Gärten  des  Sallust,  Bottari,  Beitr.  1  p.  35  Anm.  1  zu  p.  34. 

3Ius.  Cap.  3,  76,  Bighetti,  Campidoglio  1,  115,  In  einem  ägyptischen  Zauberspruch  identi- 

//  Museo  Cap.  2,  105  p.  77 — 78,  Chirac  984  A,  ficiert  sich  eine  gebärende  Frau  mit  Isis  und 

2547,  Beschr.  Borns  3,  1  p.  141  nr.  17;  „Figura  fordert  die  Götter  auf,  ihr  das  Lager  für  die 

daW  ombellico  ingiü,  con  pilastro  d'ajypoggiato  20  Niederkunft  zu  bereiten.    ,, Nicht  ich  sage  dies, 

ornaio  di  geroglifici.     Donna  resiita  di  sottile  nicht    ich    wiederhole    es;    Isis    sagt    es,    Isis 

sindone,  che  stretta  alla  ^icrsona  e  composta  di  wiederholt  es"   schliefst  der  von  furchtbaren 

pieghe  sottili  alla  grcca;  lascia  travedere  quasi  Drohungen  für  den  Fall  einer  Weigerung  be- 

tutti  i  contorni  del  nudo,  e  resta  ornata  di  un  gleitete  Spruch,  Le  Page  Benouf,  Vorlesungen 

contorno  di  frangic,  che  cadono  lungola  schicna  über    Urspr.    u.    JEnhv.    d.    Bei.    p.  198  — 199. 

accompagnandoil  pilastro  d'aj:)poggio.  La  figura  Zusammen  mit  Ilithyia   ruft  sie  Ovid,   Amor. 

(•  svclta  e  gracile  fuor  del  naturale,  sta  dritta  2,  13  an,  Corinna  vor  den  üblen  Folgen  eines 

avanzando  un  poco  il  piede  s.,  lascia  vedere  le  Abtreibeversuchs     zu     schützen.      Unter    den 

broccia  lunghe  e  i  fianchi,  tencndo  nella  serraia  Votivgaben  des  Isistempels  von  Pompeji   be- 

destrala  chiave  niliaca,  edappUcando  l'apertas.  ao  findet  sich  nach  Trede,  D.  Heidentum  in  der 

alla  coscia;  il  vestito  arriva  sino  alla  cavicchia  rüm.   Kirche   4    p.   313    die    Figur    eines    mit 

di   pnedi,    il   tutto   insieme    e   somigliantissimo  Windeln  umwickelten  Säuglings.   Ist  das  Kind 

ad  xina  figura  grande  di  basalte  del  Mus.  Capi-  aber  zur  Welt  gebracht,  so  schützt  sie  es  und 

tolino,  ma  acquista  un  merito  joarticolare  per  i  ernährt  es  wie  ihren  Sohn  Horos.    „Die  Mutter 

geroglifici  che  in  lavori  di  simile  manicra  non  des    Gottes",    ,,die    Gottesmutter    des    Horus 

fncilmente   si   rincontrano" ,    Museo  Borgiano,  Ka-nacht",   „die  Mutter  des  goldenen  Horus", 

Giunia  al  %  30  (Pietra  nera  con  muccliie  verdi,  „die    Amme    und    Beschützerin    ihres    Kindes 

dolce,  o  serpentino  tenero),  Domm.  ined.  1  p.  410  Horus",   ,, welche  mit  ihrer  Milch  das  Horus- 

nr.  263;    schwarze    Granitstatue    in    München,  kind  ernährt"  heifst  sie  in  den  Texten.    Mut 

H.  Brunn,  Beschr.  d.  Glyptothek  4.  Aufl.  p.  28  40  (Movd'),  wie  sie  nach  Phä.  de  Is.  et  Os.  c.  56 

— 29  nr.  17;    Statue    aus   Pompeji,    OverbecJc,  benannt  war,  bedeutet  Mutter;  auch  ihr  Name 

Pompeji  p.  370,  Fig.  259a;   Bronze:    „Piccola  Mh&vsQ  {Plut.  c.  56)  wird  nach  Bcverias  Vor- 

figura.    Iside  grcca  col  solito  costumc ,  con  uu  gang   von   Ebers,    Ag.  u.  d.  B.  Moses  p.  116 

fiore  alto  in  testa,  sopra  basctta  ossia  piccolo  und  JViedeinann ,  Herodots  2.  Buch  p.  116   als 

sostegno,  essende  ncl  medcsimo  tempo  vclata  alla  Mut  ur  ,,die  grofse  Mutter",   anders  indessen 
greca  ed  ornata  di  ricci  pendenti  di  qua  e  di      von  Brugsch,  Hier.-dem.  Wörterbuch  6  p.  635 

7«  versa  il  petto,  soliti  darsi  alle  Isidi  greche.  und  Dümichen,  Gesch.  d.  alten  Ag.  p.  212 — 213, 
Sta  in  piedi,  avanzando  il  piede  s.  poco  avanti      erklärt.   Mater  heifst  sie  C.  I.  L.  12,  2217  und 

Valtro,  tiene  sopra  lu  testa  quel  serpente  grosso  mit  der  phrygischen  Mater  Magna  hatte   sie 

e  tutulato,  che  sogliono  vedersi  sulle  fronti  delle  50  im  Wesen    und    Kultus    manches    gemein,    s. 

figure  egizie;  nella  s.  che  jjende  al  fianco,  una  Num.  Zcitschr.  Bd.  21  p.  163,  Anm.  14,  Göhler, 

cosa  che  pare  possa  essere  l'avanzo  della  chi-  Wochenschr.  f.  Jcl.  Phil.  2,  1885  Sp.  264 — 265. 

ave  niliaca",   Mus.  Borgiano,  Giunta  al  §  55  Als  Schützerin  und  Erzieherin  der  Kinder  hat 

nr.  575,  Hoc.  ined.  1  p.  413;  Gemmen:  Hubois,  sie   die  Beinamen  puellaris,    C.  I.  L.  2,   3386 

Descr.  des  ant.  comp,  la  coli,  de  feu  M.  I.-F.  und  educatrix  Bull,  della  commiss.  arch.  comun. 

Mimaut   p.  89    nr.  561    (in  der  andern  Hand  1889  p.  37. 

Scepter);  Cat.  Hertz  p.  71  nr.  1505  („Isis  hol-  Als  Symbol  der  mütterlichen  Göttin  wurde 

ding  'life'  and  snaJce");    wohl  auch   Museum  in  der  Isisprozession  ein  goldenes  Gefäfs  von 

Münterianum  3  p.  105  nr.  71  („Isis  stans,  d.  der  Form  einer  weiblichen  Brust,  aus  welchem 

baculum  T.  s.  ineertiim  quid;  in  aversa  varia  60  Milch    träufelte,    einhergetragen ,    Apul.    Met. 

sig.    hicrogl.",    doch    vielleicht    altägyptisch);  11   c.  10;    mit    Unrecht    will    aber    Chaudruc 

,, Fragment  d'un  vasc  bleu,   doiible  de  blanc:  de  Crazanncs ,  Bev.  arch.   1846  p.  581   in  der 

Isis  ä  gauche,  tenant  la  croix  ansee.     Devant  Hand    einer    von    ihm    grundlos    für    Isis    er- 

elle,  oiseau  perche  sur  une  couronnt",  Cat.  des  klärten    Bronzestatuette    aus    der    Umgegend 

obj.  d'art  dependant  de  la  succession  Alessandro  von  Toulouse  dieses   Symbol  erkennen;    auch 

Castellani.    Rom  1884  p.  59  nr.  406.  die  von   ihm   p.  578   citierte  „Isis"  mit  weib- 

Die, ,, welche  ihren  Sohn  Horus  in  der  Gebnvts-  lieber  Brust  in  der  R.  bei  Martin,  Explication 

kammer  zur  Welt  bringt,  um  das  Amt  seines  de   divers    momimens    singulicrs    p.  319    wird 


503           Isis  (Beziehungen  z.  Geier)  Jsis  (mit  d.  Icleinen  Horos  im  Schofs)      504 

Bcliwerlich    unsere    Göttin    und    das    in    Rede  WincJcelmann ,   Monum.  ineä.  nr.  73.  74,    Stl. 

stehende    Sinnbild    darstellen.      Erwähnt    sei  Werke   ed.  Eiselein  7   p.  522  —  524,    der  den 

noch,  dafs  an  den  Festen  der  mit  Isis  ziemlich  Vogel    als    „nuraidische    Henne"    bezeichnet; 

wesensgleichen    Hathor    am     30.    Athyr    und  und  die  Bronzebüste  in  Florenz,  Zannoni,  E. 

1.  Choiak  ,,das  Zeichen   der  schönen  Weiber-  ßal.   cli   Firenzc ,    ser.   4,    tom.   3,    tav.   141, 

brüste"  stattfand,  Brugscli,  Hier.-dem.  Wörter-  Böttiger,  AmaUliea  3  p.  266  Anm.  6,   Beuvens, 

buch  2  p.  380.  Ltttres  ä  M.  Lctronne  sur  les  papyrus  l)ilingues 

Als    Symbol    der    Mütterlichkeit    galt    der  et  grecs  et  sur  quelques  autres  monum.  grc'co-eg. 

Geier,    der  nur  weiblichen   Geschlechts   sein  du  musec  d'ant.  de  l'univ.  de  Leide,   2^  lettre, 

sollte,    von    dessen    Liebe    zu    den     Jungen  lo  Art.  I  p.  28—29  nr.  5,    Lafaye  p.  277  nr.  44, 

Wunderdinge    berichtet    wurden,    mit    dessen  deren  Kopfzier  Lafaye  als  numidische  Henne, 

Bilde  das    Wort  „Mutter"   geschrieben  wurde  Böttiger    und    Beuvens    als    Eule    bezeichnen; 

und     der    fast    allen    weiblichen    Gottheiten,  Terracottakopf,    Caylus    1,    10,   3    p.   37  —  38 

besonder.s    aber    der    Mut    von    Theben    und  („je  crois  y  reconnattre  le  goüt  romain")\  vgl. 

der  Necheb  von  Eileithyia  geweiht  war,    P.  1,  15,  4    p.  50    Terracottatafel    und    Böttiger, 

Fierret,  Biet,  d'arch.  cg.  p.  528,    Wiedemann,  Arch.  Ährenlese  1.  Sammlung  1811,   Tfl.  2,    1 

Herodots  3.  Blich  i:i.  231,  Leevians  zu  Hora2)oUo  p.  2,    Thonbüste.     Auch    Gemmen,    die    aber 

Hierogl.   1,  11   p.  171  —  183.     Natürlich    trägt  ebensogut  Königinnen  darstellen  können,  zei- 

Isis,    wie    andere    Göttinnen    und    auch    die  gen  sie  mit  dem  Ge\erko\^ipntz,  Pullini,  Saggio 

Königinnen,    nicht    selten    den  Geierbalg    als  20  di  ant.  gemme  incise  1,  1   p.  1  —  3  „in  Nicolo 

Kopfputz,   vgl.  Äel.  de  n.  a.  10,  22:   -noanovai  sardonico"  (über  dem  Geierbalg  Sonnenscheibe 

da   rfjv  "laidog  -nsqxxXrjv  yvnog    msgoLg,    Wil-  zwischen    Hörnern);    lusti  Fontanini  Achates 

kinson,    M.  a.  C.   2,1    p.  384    nr.  455.     Von  Lsiacus  anularis  in  Gori,  Symb.  litt.  Bec.  2,  10 

Denkmälern,    welche    sie    damit    ausgestattet  p.  153 — 175,  „ex  Museo  March.  Alexand.  Gre- 

zeigen,  siehe  die  Bronzestatuette  mit  geknotetem  gorii  Cap)ponii"  =  Baponi  PI.  21,  12;   Baspe 

Gewand,   Schlange  um   r.  Arm,   Situla  in  der  p.  23    nr.  157,    PI.  7,    Story  -  Masltelyne ,    The 

L.,    Geierbalg    und   darüber  Hörner,    Sonnen-  Marlhorough  Gems    p.  8    nr.  46;    der    gleiche 

Scheibe  und  Federn  bei  Pignorius  Tab.  IV  =  Typus  bei  Baspe  p.  25  nr.  258—259,    Camee, 

Cuperus,  Harpocrates  \).  46;  ferner  mit  Chiton  au  Gab.  de  Mr.  Marmaduhe  Tunstall;  nr.  260; 

und  geknotetem  Himation,  Perücke,  die  Hände  so  ferner  Lmpr.  Chigi  nr.  270,   Visconti,  Dp.  var. 

abgebrochen,     von    Zoega    in    die    Zeit    der  2   p.  239  nr.  270,   ,,Cav>mco  di  stile  veramente 

letzten  Ptolemäer  gesetzt  „Bronzo  alto.  0)i  15,  cgizio  ncl  Museo  Kircheriano,  di  cui  si  descrive 

maniera   greca    egizia ,    lavoro  andante.     Lside  una   pasta    nella    coli.   Stoschiana   Gl.  1,  57"; 

vestita  di  camicia  ossia  di  tunica  sottile,  e  di  eine   andere  gleiche  Paste  bei   Wincl:elmann, 

manio  ovvero  peplo  frangiato,  il  quäle  essendo  Descr.  1    nr.  38    und   SämU.  Werke  7  p.  423; 

avvolto  attorno  il  corpo  sotto  il  petto,  i  duc  Museo  Borgiano  1,  5,  11  p.  413,  „Onice  a  due 

pizzi  di  questo,   uno  passa  sotto  Vascella  sini-  strati,  nero  sopra  bianco.  Cameo  di  gusto  egizio, 

stra,  l'altro  sopra  la  spalla  dcstra,  e  veng(,no  ma  forse  lavorato  a  Borna";  Gesicht  von  vorn, 

ad   incontrarsi   in   mezzo    alle   mammelle,    ove  De  la  Chau  et  Lc  Blond,  Bescr.  des  pr.  p.  gr. 

formano    il   solito    nodo    dclla   veste   isiaca;    i  40  d^i   cab.   de   Mons.   le  Due  d'Orlcans  1.  1780. 

piedi  sono  nudi,    il  sinistro  piantato  avanti  il  PI.  1    p.  1 — 6,    L.  G.  Lacobi,  Versuch   einiger 

destro...;  ilvertice  el'occipitesono  coperti  delle  der  vornehmsten  geschn.  St.  myth.  Lnh.  atis  d. 

spoglie  di  avvoltoio,  di  cui  il  rostro  sorge  sopra  Kab.   des  Herzogs   von   Orleans.    Zürich    1796. 

la  fronte  della  dea;  sopra  questc  in  sulla  cima  p.  21  —  26,   Cameo,   Malachit,  =  Köhler,  Be- 

della  testa,  pianta  un'  imposta  tonda,  fregiata  merkungen   über    die    ksl.    russ.    Sammlung   v. 

attorno  di  piume  e  di  foglie,  sulla  quäle  posa  geschn.   Steinen,    Ges.  Sehr.   4    p.  6,    der  den 

un    ornamento   isiaco  molto  alto,    composto  di  Stein    für   altägyptische   Arbeit    erklärt;    vgl. 

dtie  piume   con   globo,    due    corna  bovine,    ed  auch  Gorlüus  2,  675;   Musei  Franeiani  Descr. 

ancora  come   sembra  due  orecchie  di  bove.     II  1  p.  249  nr.  785. 

volto   di   questa   figura   c   grosso   e    ottuso;    le  50        Unzählige  Bildwerke    stellen  Isis    in  Aus- 

fatture  non  sono  ne  greche,  nc  veramente  egi-  Übung  ihrer  Mutterpflichten  mit  dem  kleinen 

ziane;   la  testa  e  grande;  e  la  figura  resta  piü  Horos  {Hör  pe  %rut  „Horos  das  Kind",  Wiede- 

rozza    di   quello    che   sogliono  essere    le   figure  mann.  Bei.  d.  a.  Ag.  p.  112,  von  den  Griechen 

egizie"  etc.,  Museo  Borgiano  §55  nr.  563,  Doc.  meist  '^AQnov.Qäxiqq,   aber  in  den  delischen  In- 

ined.  1  p.  405;    ferner  Bronze  des  Louvre,   de  Schriften    richtiger  'jQnoxgcxrrjg   oder   mit    der 

Longperier,    Notice  sur  les  bronzes  dti  Musce  memphitischen    Dialektform    des    männlichen 

du  Louvre    nv.  512  =  iMfaye    p.  280   nr.  56;  Artikels   ph    statt    [thebaisch]    p   'AQcponQarrjg 

der  Coli.  Posno  p.  129  nr.  554  „Sa  coiffure  se  genannt,   B.  C.  H.   6   p.  316,   Bev.   arch.  1879 

compose  de  longues  tresscs,  qui  lui    retombent  38  p.  128)  auf  dem  Schofs  dar.    Heuzey,  Cat. 

sur   les  epaules,  et  de  petites  boucles  qui  ornent  co  des  figurincs  cn  t.  c.  ant.  du  Musee  du  Louvre 

son  front.   Le  vautour,  Symbole  de  la  maternite,  p.  9  und  Pottier,   Bevue  arch.   3®  ser.  2,  1887 

repose  sur  sa  tele,  qu'il  couvre  de  ses  ailes;  au-  p.  134    glauben,    dafs   auf  dieses  Vorbild   die 

dessus    de    l'oiseau    sacre,    le    disque    orne    de  &Bal  zovQOZQÖcpoi,  der  griechischen  Kunst  zu- 

Vuraeus  et  de  deux  plumes  droites,    est  place  rückgehen,    wie    auch   Ernest  Gardner,    Nau- 

cntre  deux  cornes",    ebenso    nr.  555;    ähnlich  kratis    Part.    2    p.   55    bei    Besprechung    der 

nr.  556  mit  Lotosblume,  worauf  Harpokrates  Terracottastatuette  einer  weiblichen  Göttin  mit 

sitzt,   in   der  Hand;   vgl.  die  Bronze   der   den  Kind    ans    dem    Temenos    der    Aphrodite    zu 

Horos  säugenden  Isis  in  ägyptischem  Stil  bei  Naukratis    erklärt:    „The  Egyptian   origin   of 


505      Isis  (mit  d.  kleinen  Horos  im  Schofs)  Isis  (mit  d.  kleinen  Horos  im  Schofs)      506 

tlie  type  is,  hoiveva;  heyoncl  dispute."  Dagegen  ined.  1  p.  381— 382  wird  so  beschrieben :  „Den- 
erklärt   Furtwängkr,    iSanwilung  Sabouroff'  1,  tro    un    fiore  di  loto  vedesi  una  mezza  figiira 
Tfl.  71,   3   [p.  2],    dafs   die  griechische  Kunst  d'Iside  greca,  vcstita,  con   tutulo  piatto  sopra 
erst  um  das  Ende  des  5.  Jahrb.  das  Motiv  des  la  tet^ta,  e  con  delle  treccie  pendenti  sul  collo. 
Säugens    bei   Menschen-   und    Göttergestalten  Qitesta   fta    a  sedere,    colta  sinistra  stringe  il 
verwendet  habe,  wodurch  Heuzeys  Behauptung  /''i///o  al  seno,  e  colta  dcbtra  gli  porge  la  mam- 
widerlegt  werde    [p.  4].     Übrigens   sind   auch  viella.    II  xmtto  e  nudo,  e  semlra  che  abbia  la 
die  ägyptischen  Darstellungen   der  säugenden  dcstra  alla  bocca ;  dietro  la  figura  evvi  un  pic- 
Isis  nach  Ftcrtwängler  [p.  2]  verhältuismäfsig  colo    manico.     Frammento   di   terracotta    ordi- 
jung,    sie    sollen   erst   der    saitischen  Periode  lo  naria,  fina  perd   e  di  un  bei  rosso  di  mattone, 
angehören  und  sich  besonderer  Beliebtheit  in  forse   manico    di   %ina    lucerna ,    o    ultra   cosa 
der   Ptolemäerzeit    erfreut    haben.     Etwa   zur  simüe,  lavoro  molto  trascurato." 
Zeit  der  saitischen  Dynastie    mag  entstanden  Von  den  Gemmen  sind  die   auf  Sardinien 
sein  eine   in  Olympia    gefundene  phönicische  gefundenen  phönikischen  Darstellungen  der  dem 
Bronzeschale,   Euting ,  Fun.  Steine,  Mem.  de  vor  ihr  stehenden  oder  auf  ihrem  Schofs  sitzen- 
VAc.  de  St.  Fetersbourg  7  ser.  t.  7  1872  pl.  4ü  den  Horos  die  Brust  reichenden  Isis  bereits  oben 
p.  33;  C.  I.  Sem.  1  p.  106  nr.  112,  welche  zeigt  Sp.  392  verzeichnet  worden.  Ein  im  Mus.  Wors- 
nach  Perrot,    Hist.   de   l'art   3    p.  783  ff.    550  leyanum  deutsch  von  H.  W.  Eberhard  und  H. 
„Isis-Hathor  qtii  allaite  le  jeune  Horus",  auch  Schaefer,  6.  Lief.  Tfl.  4  nr.  3  abgebildeter  Stein: 
nach  Diimont  tt  Chaplain,  Les  ceramiqucs  de  20  Isis  stehend,  den  vor  ihr  stehenden  Horos  säu- 
la  Grece  propre  1  p.  125—126  nr.  48  „Decsse  gend,  beide  auf  Baris,  darüber  die  geflügelte 
assise   (Isis)   allaitant    un    enfant",    während  Sonnenscheibe,     ist    gleichfalls     phönikischer 
Furtiüüngler,   Clympia  4,   Tfl.  52    p.  141   vor-  Arbeit.    Gemmen  griech.-röiu.  Kunstübung  ver- 
sichtiger   sagt:    „Von  den  Gottheiten  ist   die  zeichnen  H.  K.  E.  Köhler,   Ges.  Sehr.   4  p.  7 
eine  mit  dem  Kinde   nach  dem  Vorbilde  von  „Isis  den  Horus  mit  dem  Finger  säugend",  vgl. 
Isis  und  Horus  gestaltet."    In  grofser  Menge  Fr.  Lenormant,    Monogr.    sur   la   voie   sacree 
sind   in  den   Sammlungen  besonders   die  alt-  eleusinicnne  p.  345,  Note  1 ;  Flut,  de  Is.  et  Os. 
ägyptischen  Bronze  Statuetten  mit  diesem  Typus  c.  16,  wie  sie  auch  auf  dem  Stein  bei  Winckel- 
vertreten,  so  werden  allein  im  Museo  Borgiano  mann,  Descr.  p.  16,  I  nr.  63,  vgl.  Sämtl.  Werke 
verzeichnet  §55  nr.l05,  106—109,  110,  Doc.ined.  30  4  p.  87  =  Bas2)e  nr.  330,  Tüllen  1,  2,  40  p.  17, 
1  p.  383;  nr.  199,  200  p.  387;  nr.  260,  282,  329  Krause,    Fyrgoteles  p.  131,  Anm.  2,  Tfl.  1,  2, 
p.  389;    nr.  353,  363  p.  390;   nr.  454,  458—460  Schlichtegroll,  1  PI.  2  p.  12—14  dargestellt  sein 
p.  393f.;   nr.  573   p.  406.      An    verschiedenen  soll,  wofür  aber  die  Abbildung  nicht  sehr  spricht; 
Stellen  des  römischen  Weltreiches  sind  deren  ferner  Raspe  p.  30  nr.  326,  327  PI.  7  =  Lafaye 
gefunden  worden,  z.  B.  in  Ephesos,  Stark,  Nach  p.  313  nr.  164;  328  =  Winckelmann  p.  16  nr.64 
d.  griech.  Orient  p.  390,  in  Pherai,  Ztschr.  f.  äg.  und  Tölken  1,  2,  41  p.  17;  329;    Caylus,  Fee. 
Spr.  1890  p.  60,  bei  Reggio,  BuU.  d.  Inst.  1863  d'ant.   3   PI.  9,  3  p.  41—42.;     6  PI.  22,  1,  2 
p.  57,  in  Bertrich,  Bonner  Jahrbb.  H.  87  p.  40ff.  p.  71  —  72;  FaponiFl  18,  20;  80,  2;  Chabouillet 
nr.  274;  doch  ist  die  Echtheit  der  letzteren  wie  p.  298  nr.  2211;  3Iuseo  Borgiano  3.  Gl.  1.  div. 
die  der  übrigen  dort  gefundenen  Gegenstände  40  nr.  3—7^,    Doc.   ined.   3   p.  422 — 423;    Dolce, 
nicht  sicher,   s.  Bonner  Jahrbb.  H.  89  p.  259,  Descr.  istor.  del  museo  di  Cristiano  Denh ,  A, 
H.  90  p.  188;  andere  s.  oben  passim.  19  p.  4  =  Visconti.  Op.  rar.  2  p.  240  nr.  272; 
Als  Bronzestatuetten    der   griech.-röm.  Coli,  de  la  Turbie  nr.  98:    Visconti,  Op.  var.  3 
Zeit  sind  zu  verzeichnen  z.  ß.  Gädechens,  Die  p.  414;    Gemme  Esttnsi  nr.  876,   Doc.  ined.  2 
Antiken  in  Arolsen  p.  80  nr.  206;  Coli,  de  M.  p.  327;    Museo  Borbonico  nr.  1429,   Doc.  ined. 
Fosno  p.  139  nr.  586.   Auch  gelagert  kommt  sie  3  p.  122  nr.  1429  (daneben  eine  Frauengestalt); 
in  dieser  Zeit  in  einer  Bronze  vor  „Isis  couche'e,  Fcippadopoidos,  UsQiyQKcpT]  p.  18  nr.  279 — 282; 
vettie  d'une  timique  talaire  et  el'un  peplus,  allai-  Nevil  Stoi  y-Maskelyne,  The  Marllorough  geins 
tant  Horus;    derriere  la  deisse,  un  grand  ser-  1870  p.  8  nr.  451;    Gatty,  Cat.  of  the  cngr.  gems 
ptent  (Agathodaemon)  rampe  en  drcssant  la  tete.  50  and  rings  in  the  coli,  of  Joseph  Mayer.  Lond. 
Sur    le  devant    de   la   cline,   sont  ranges  neuf  1879   p.  11   nr.  54;     Cut.  Hertz  p.  8  nr.   117; 
disques,  peut-etre  des  fleurs  de  lotus  epanouis ;  Aug.  Andre,  Cat.  rais.  elu  mvsee  d'arch.  et  de 
au-dessous,  une  grencuille,  un  epervier,  un  cro-  ceram.  de  la  ville  de  Bennes  2  ed.  p.  31  nr.  61 
codile  et  une  tortue",  de  Longperier,  Notice  des  {da,YOv  „la  Fortune repandantsaeorned'abond.'''); 
bronzes  ant.  du  n,usee  du  Louvre  p.  115  nr.  514.  nr.  62;  v.  Sacken  u.  Kenner  p.  431  nr.  135,  136; 
Unter  den  Goldkleinodien  der  Coli.  Pusno  wird  wohl    auch    0 v erbeck ,    Bonner   Jeüirbb.   H.  17 
p.  167  nr.  761  aufgeführt:  „Plaque  en  repousse.  p.  127  nr.  13   (,,lno   mit  dem  Bacchuskinde"); 
Isis  allaitant  Horus,  travail  de  Tepoque  de  l'emp).  Museum    Worsleyanum    6.  Lief.    Tfl.  4    nr.  4; 
Julien";    eine  Elfenbeinarbeit  der    Coli.  Hoff-  vgl.  auch  Montfcmcon,  Ant.  expl.  2  PI.  158,  11 
mann  2  p.  151  nr.  572  aus  Attika  ist  schon  oben  60  aus  Capello. 

Sp.  386  verzeichnet.  Unter  den  Terracotten  der  Häufig  erscheint  sie  mit  Horos  auf  dem 
Coli.  Drovetti  nr.  3d8,  Doc.  ined. '6 'p.  211  hehndt^t  Schofs  auf  den  alexandrinischen  Kaiser- 
sich: „Isis  grecque  allaitant  Horus,  groupee  münzen,  zuweilen  in  einem  Tempel,  was 
sur  un  chapiteau  U'ucanthus",  vgl.  Orcurti,  Cat.  durch  ein  Sternchen  bemerkt  werden  soll,  so 
ill.  dei  monum.  egiz.  del  r.  Museo  di  l'orino  unter  Trajan  LIA,  3Ii.  6  nr.  647;  LIS"  Feuar- 
1852  p.  188  nr.  6  „Donna  che  esce  da  un  calice  dent  nr.  1060  ;  Müller,  Musee  Thorvcddsen 
di  ftore, et  allattauyibambino,  Iside."  EmeTerra-  p.  294  nr.  278;  Hadrian  LZ,  Feuardent 
cotta  des  Museo  Borgiano  §  52   nr.  423,  Doc.  1200,  LI,  Mi.  970  =  Pedrusi,  Mus.  Farnese  6, 


507      Isis  (mit  d.  kleinen  Horos  im  Sehofa) 


Isis  (mit  d.  kleinen  Horos  im  Sdiofs)      508 


Isis  Horos  säugend. 
Feuardent  PI.  20,  1371. 


360,  5;  LAC0A6KATOY,  *  Mi.  1052;  *  Mas. 
Lmy  1  p.  346  nr.  3670;  *  Müller,  Mus.  Thor- 
valäsen  p.  297  nr.  301;  'LIS',  Zoega  p.  134 
nr.  326^;  Mi.  1130  (Harpokrates  hält  angeb- 
lich den  Lotos  [wohl  Mohn?]);  Feuardent 
1371,  PI.  20,  Cohen,  Gat. 
Greau  3058;  Mus.  Lavy 
p.  347  nr.  3708.  3709;  ein 
Palmzweig  davor,  ibid.  nr. 
3710;  Sammlung  Imhoof- 
Blumer  (hier  hält  Harpo- 
krates deutlich  einen  Mohn- 
kopf  in  der  L.)  und  Zoega 
p.  134  nr.  320'';  davor  Palm- 
zweig, dahinter  Canopus, 
Zoega  nr.  327  =  Mi.  1137, 
der  statt  des  Cano^jus  ein 
praefericulum  angiebt  und  aufserdem  zwei 
Sperber  auf  der  Stuhllehne  sitzen  läfst;  LIZ, 
Feuardent  1389;  Cat.  Greau  3064;  LIH,  Feuar- 
dent 1430;  LeNNeAKA,  Mi.  1259;  *1258; 
Feuardent  *14Ü0;  LK,  Mi.  1290;  Datum  ver- 
wischt, Gat.  Thomsen  1,  194,  2137;  *  Mütter, 
Mus.  Thorvaldsen  p.  29S  nr.  309;  Sabina 
LK,  Mi.  1354  =  Zoega  p.  159  nr.  12;  Anto- 
ninus  Pius  LB,  Zoega  p.  165  nr.  17,  Tb.  10, 
1  „Isis  solito  more  sedens  Jac  praebtt  parvulo 
filio:  scllae  insident  upupae  (vielmehr  Sperber), 
et  ante  deam  adest  mensa,  cui  impositum 
cernitur  vas  cum  labro  ad  instar  rostri  porrecto, 
et  ansa  in  serpentis  modum  efl'ormata'%  H. 
hat  wie  es  scheint  in  der  Hand  die  Keule; 
derselbe  Typus  Mi.  1410;  L6,  Mi.  1543;  LZ, 
*Mi.  1583;  Feuardent  1650  (ohne  Angabe  des 
Tempels,  aber  mit  Verweis  auf  Mi.  1583) ;  *de 
Longperier,  Gab.  Magnoncour  p.  99  nr.  774; 
LH ,  '*Mus.  Lavy  1,  359,  3882,  davor  Palmzweig  ; 
LI0,  *Mi.  S.  9,  295  =  Sestini ,  Mus.  Hcd.  '6 
Cont.  p.  35  nr.  41;  L  A6KAT0Y,  Zoäja  p.  193 
nr.  256  Tab.  12,  2  (H.  mit  Füllhorn  in  der  L.); 
257;  *258  =  *Mi.  6,  1690;  3Ii.  1695;  1697 
mit  Palme  davor;  *  Feuardent  1113;  Mus.Num. 
Lavy  358,  3801;  *3860  mit  Palme  davor; 
L  6NA6KATOT,  Mi.  1731  =  Mus.  Sanclc- 
ment.  num.  sei.  2  p.  234;  Feuardeiit  1732;  '■'Mi. 
S.  9,  SOG  =  Sestini  a.  a.  O.p.  36  nr.  51  =  Wiczay 
nr.  6744;  L  A03AeKATOY,  *Zoega  p.  190,  287; 
*]■>.  197,  288  Tab,  12,  9  (davor  ein  Palmzweig); 
*3Ii.  0,  1753  (Palmzweig);  1754;  *Feuardent 
1753;  *Mus.  Lavy  1,  359,  3882  (Palmzweig). 
LKr,  Zoega  p.  208  nr.  425^^,  Tab.  13,  1  „Isis 
sedens  fllium  flore  in  capite  ornatum  et  s.  c.  c. 
tenentem  lactat ;  scllae  in  parte  superiori  insi- 
stit  avicula"  (Sperber),  =  Mi.  1927;  ebenso 
Mus.  Lavy  1,  363,  3924;  Feuardent  1934—1936  ; 
LKA,  Mi.  1932;  Feuardent  1950,  1951;  Mas. 
Lavy  1,  3925;  Zoega  p.  209  nr.  437;  Datum 
verwischt,  Gat.  Greau  nr.  3195;  Mark  Aurel, 
als  Caesar  L.  ACOAeKATOY,  *Mi.  1989;  als 
Augustus  LA,  Zoega  p.  218  nr.  75,  Tab.  13,  10 
=  Mi.  2043  ,.,Isis  cum  flore  in  capite  sellae 
insidens  uhera  praebet  infanti  d,  eff'erenti,  s. 
cornucopiae  tenenti  et  capite  florem  gestanti:  stat 
ante  eam  supra  basin  idolam  velut  in  cippum 
desiiiens  et  in/'ula  ornatum  (nach  der  Abbil- 
dung Osiris),  cui  adstitutus  palmae  ramus; 
pone  est  Ganopus  mensae  sive  basi  imxwsitus; 
sellae   ad   humeros   a  dexteris   insistit  avicula 


(Sperber),  a  sinistris  vero  imminet  caput  Sera- 
pidis";  L.ENATOY,  Mi.  2084;  LI,  Zoega  p.  222 
nr.  111;  Mi.  2099  =  Mus.  Theupoli  p.  1153; 
Mus.  Lavy  1,  365,  3946;  Datum  verwischt, 
Zoega\).  223  nr.  132;  Faustina  jun.  L  AW- 
A(€KATOY),  *Gat.  Greau  3209;  L.  Verus 
LA  Mi.  2247  (H.  mit  Mohnköpfen  in  der  Hand; 
Palmzweig);  LZ,  Mi.  S.  9,  439,  dahinter  Palm- 
zweig;    Lucilla  L  AGJAGKATOY,  *Mt.  6,  2315 

10  =  Mtis.  Theupoli  p.  1160;  Feuardent  224:7 .  Auf 
den  Vota  Publica-Münzen  sehen  wir  den  Typus 
unter  Julian  II.,  Gohen  6  nr.  96,  97,  PI.  11; 
98  aus  Tanini;  Suppl.  7  nr.  7;  Helena,  Goh.  6 
nr.  6;  Jovian  nr.  22;  Valentinian  1  nr.  59;  Valens 
nr.  78.  Auch  auf  den  Münzen  von  Gabala  soll 
sie  sitzend,  den  H.  säugend  vorkommen,  s.  o. 
Sp.  377 — 378.  „Isis  standig  or  seated  with  infant 
Harpocrates  on  her  arm"  erscheint  auf  Münzen 
von  Philadelphia  Lydiae,  Head.  Hist.  N.  p.  552. 

20  Stehend,  die  eine  Hand  oben  am  Scepter,  auf 
dem  andern  Arm  den  H.  ist  sie  zu  sehen  auf 
Münzen  der  Sabina  von  Kyme,  Num.  Zeitschr. 
21  p.  65—66,  Tfl.  2,  12,  13  und  von  Tralles, 
ebenda  p.  156;  Sestini,  WIus.  Hed.  2  p.  329 
nr.  23;  ähnlich  auf  einer  Gemme  bei  Raspe 
p.  28  nr.  303. 

In  ägyptischen  Darstellungen  begegnet  nicht 
selten  die  säugende  Isis  im  Papyrusdickicht 
von  Chemmis,  am  Boden  sitzend  mit  unter- 

30  geschlagenen  Beinen  (Lanzone,  Diz.  di  mitol. 
egiz.  Tav.  61,  4;  p.  372  nr.  5),  oder  auf  einem 
Throne,  Golenischeff,  Die  Metternichstele  Tfl.  3, 
14.  Stehend  in  einem  derartigen  Papyrus- 
dickicht und  dem  vor  ihr  stehenden  Hoi'os 
die  Brust  reichend  sieht  man  sie  in  viermaliger 
Wiederholung  auf  der  phönikischen  Silberschale 
von  Praeneste,  Perrot  3  p.  97  Fig.  36,  p.  773 
—  774,  G.I.  Sem.  1  nr.  164,  Tab.  36  p.  214—216, 
Heibig,  D.  homer.  Epos  ^  p.  23  Fig.  2,  Dumont 

40  et  Gliaplain,  p.  125  nr.  45;  Gaz.  arch.  1877 
p.  15  PI.  5,  Mon.  incd.  delV  Inst,  di  Gorr. 
arch.  10,  32,  1;  vgl.  Furttvängler  a.  a.  0., 
Anm.  23,  der  sie  auf  ein  ägyptisches  Original 
der  Saitischen  Periode  zurückgehen  läfst.  Auch 
ein  „Plasma  scarab:  Isis  and  Horus  in  a  field 
of  flowers  conventionally  arranged  around  them" 
aus  Chiusi,  Glassical  Review  3  p.  286  nr.  8* 
zeigt  wohl  einen  ähnlichen  Typus.  In  Varianten 
solcher   Darstellungen    säugt    Isis    den    Horos 

50  nicht  in  seiner  menschlichen  Gestalt,  sondern 
als  Sperber  dargestellt,  Golenischeff,  Die  Met- 
ternichstele, Tfl.  6 ,  38  p.  15  Anm.  7;  Lanzone 
Tav.  310,  2,  p.  838—839  (beide  Male  am  Boden 
sitzend  mit  untergeschlagenen  Beinen).  Wieder 
eine  andere  Variation  zeigt  den  Horos  als 
Kalb.  Ein  Text  in  Edfu  sagt  von  Isis:  „Sie 
irrte  umher  mit  ihrem  Sohne,  dem  Knäblein, 
um  ihn  zu  verbergen  vor  Set.  Es  verwan- 
delte sich  diese  Göttin  in  die  heilige  Kuh  Hor- 

60  secha  und  dieses  Knäblein  in  den  heiligen 
Stier  Hapi.  Sie  begab  sich  mit  ihm  nach 
dieser  Stadt  Hapi  (Apis  im  libyschen  Nomos 
Unterägyptens),  um  zu  schauen  seinen  Vater 
Osiris ,  welcher  sich  in  derselben  befindet" 
Brugsch  in  Schliemanns  Ilios  p.  818 — 819; 
vgl.  über  die  Darstellung  der  ihr  Kalb  säugen- 
den Kuh  Adrien  de  Longperier ,  Oeuvres  1 
p.  166—169,  PI.  2;    de   Vogüe,  Journ.  as.    6« 


509              Isis  (und  Harpokratcs)  Isis  (und  Harpokrates)              510 

sor.  tome  10,  1867  p.  168.  Auf  der  Mumie  der  buten  von  Sarapis  (der  Kopf  verloren),  Harpo- 
Tochter  des  Dioskoros  ist  in  der  ü.  Scene  Isis  krates  mit  Keule  in  der  L.  und  Isis  Pterophoros 
dargestellt,  auf  einem  Stuhl  sitzend,  dem  als  nebeneinander  stehend,  Lafaye  p.  292  nr.  101; 
Kalb  gebildeten  Horos  die  Brust  reichend,  Votivstein  an  Isis,  Harpokrates  und  Sarapis 
während  sie  in  der  3.  Scene,  wo  sie  auf  einem  in  Turin:  Schlange  in  Nische,  von  Dütschke 
Boot  inmitten  von  Lotospflanzen  sitzt,  ihn  in  für  Isis,  von  DroveUi  für  üsiris  gehalten,  in 
seiner  menschlichen  Gestalt  säugt,  Ledrain,  dem  halbrunden  Abschlufs  darüber  Harpo- 
Gaz.  arch.  3  p.  135 — 136.  Eine  Elfenbein-  krates  mit  Keule  in  der  L.,  in  einer  halb- 
arbeit zeigt  Isis  in  einem  Boot  auf  einem  kreisförmigen  Nische  darüber  Isis  wie  auf 
Thron  sitzend,  mit  dem  Geierkopfputz  und  lo  einer  Kliae  mit  Seitenlehnen  ruhend;  auf  der 
darüber  der  Sonnenscheibe  zwischen  zwei  Hör-  entgegengesetzten  Seite  des  Steines  in  einer 
neru,  säugend  einen  vor  ihr  stehenden  Stier  Aedicula  Sarapis  mit  Kästchen  in  der  ges.  L. 
mit  Öonnenscheibe  zwischen  den  Hörnern  und  und  erhobener  R.,  Dütschke,  Die  ant.  BUdio.  in 
einem  Ibis  auf  dem  Rücken,  Buonarruoti,  Os-  Oberital.  4  p.  66  nr.  102  =  Coli.  Drovetti,  Mo- 
servazioni  istoriche  sopra  alcune  medaglioni  ant.  num.  nr.  8,  Doc.  ined.  3  p.  291;  kolossaler 
p.  70,  p.  425;  Museo  Carpegna,  Doc.  ined.  2  Marmorfufs,  70  cm  lang:  „le  brodequin  est  orne 
p.  192  f;  WineJcelmann,  Sämtl.  Werke  3  p.  102,  sur  les  cötes  par  les  figiires  de  Serapis  et  d'Isis 
1  Lafaye  p.  253,  Ledrain,  Gaz.  arch.  3  p.  135,  ä  corps  de  serpent,  et  sur  le  derriere  par  cetle 
Note  3,  der  die  Arbeit  für  phönikisch  hält.  d'Harpocrate'' ,  Coli.  Drovetti,  Mon.  nr.  27, 
Auf  einem  grünen  Jaspis  in  Berlin  reicht  Isis  20  a.  a.  0.  p.  291  =  Dütschke  a.  a.  ü.  p.  66 — 67 
gleichfalls  einem  Kind  die  Brust,  Winekel-  nr.  103;  „Base  triangolare  di  candelabro"  mit 
mann,  Cat.  de  Stosch  p.  17,  1,  2  nr.  70,  Tölken  Isis  auf  der  einen,  auf  einen  Pfeiler  gelehntem 
1,  2,  42  p.  17,  Raspe  p.  29  nr.  323,  PL  6.  Um-  Harpokrates  mit  Eüllhorn  auf  der  2.  und  Anu- 
gekehrt  wurde  im  Iseum  Campense  zu  Rom  bis  mit  Palmzweig  auf  der  3.  Seite,  Lafaye 
gefunden  „Parte  posteriore  di  una  statua  della  p.  293  nr.  102;  vgl.  auch  die  Basis  Lafaye  295, 
vacca  Hathor,  simbolo  vivente  di  Iside  ....  107.  —  Terracotten:  „Horus  et  Isis  assis 
neir  atteggiamento  di  allattare  un  Faraone",  sur  une  oie",  Coli.  Drovetti,  Obj.  en  t.  c.  nr.  24 
s.  oben  1  Sp.  1851.  Interessant  ist  auch  die  p.  262;  Lampen:  Isis  stehend  zwischen  Anubis 
Bronze  des  Louvre,  de  Longperier  p.  119  nr.  535  und  Harpokrates  (s.  oben  Sp.  469).  —  Wand- 
„La  deesse  Neith,  entierement  nue,  alluitant  30  gemälde:  Isis  sitzend,  1.  Anubis  und  r.  (nach 
un  petit  crocoäile  qu'elle  tient  de  la  m.  g.  Cette  Lafaye)  Harpokrates,  Lafaye  p.  326  nr.  216  = 
figure  d'ancien  style,  a  servi  d'anse  ä  un  vase".  Heibig  nr.  7 d;  H.  stehend  zwischen  Isis  und  Sara- 
Da  Horus  zuweilen  mit  einem  Krokodilleib  i)is,  Lafaye  p.  327,  217;  vgl.  p.  328  nr.  220.  — 
dargestellt  wird,  so  meint  de  Longperier  ,,0n  Gemmen:  Isis  sitzend  mit  Kopfzier,  Situla  am 
pourrait  donc  voir  ici  une  forme  secondaire  du  1.  Arm,  in  dessen  Hand  sie  eine  Schale  hält,  vor 
groupe  bien  connu  d'Isis  allaitant  son  fils",  ihr  H.  mit  Füllhorn  stehend,  Le  gemme  ant.  fig. 
Brugsch,  Bei.  p.  351  bemerkt:  „Das  Krokodil  di  Michel  Angela  de  La  Chausse  Tav.  52  ^= 
spielte  überhaupt  in  dem  Tempel  des  Chnum  Montfaucon  2,  2,  110,  2,  Baponi  88,  6,  Lafaye 
und  der  ihm  zugesellten  Göttin  Menhit-Nebuut-  313,  163 ;  Isis  sitzend  auf  einer  einfachen  Basis, 
Neit  eine  auffallende  Rolle  und  wird  u.  a.  als  4u  die  Hände  ausbreitend  gegen  den  ihr  gegen- 
eine symbolische  Form  des  dritten  Harpokrates  überstehenden  und  seine  Hände  gegen  ihre 
in  Latopolis ,  des  Hika- Kindes ,  Sohnes  der  Knie  ausstreckenden  H.,  Mus.  Borgiano  3,  1,  8, 
Gottheiten  Cbnum  und  Nebuut,  aufgeführt";  Doc.  ined.  3  p.  423 f.;  „Isis  seated  on  Sphinx; 
vgl.  über  das  Krokodil  bei  Neit  ebenda  p.  339,  lotus  on  head,  sceptre  in  r.  hand,  crotcn  of  the 
352 f.,  über  die  Identifikation  von  Neit  und  South  and  the  North  in  l.;  before  her,  Statuette 
Isis,  p.  347,  Lanzone  p.  440,  Flut.,  De  Is.  et  of  Ilarpocrates.  Sard.  Fould  and  Castellani 
Os.  c.  9;  vgl.  auch  Lafaye  p.  275  nr.  37  „Isis  Colh.,  aber  „authenticity  doubtful",  Cat.  of 
Athene'',  sowie  die  merkwürdige  unten  in  eine  the  engr.  gems  in  the  Brit.  Mus.  p.  144  nr.  1219; 
Herme  auslaufende  Frauengestalt  mit  Haube  „Iside  vestita  di  tunica  cinta,  con  un  pcplo 
und  Krokodilklauen,  an  der  ein  Krokodil  em-  50  svolazzante  dietro  le  spalle,  gonfiato  ad  uso  di 
porki'iecht  auf  einer  Gemme  in  Florenz,  Gori,  velo,  sul  capo  il  fiore  descritto  num.  4.  /pic- 
Thes.  g.  astrif.  3  p.  99,  David  et  Mulot  1  PI.  colo  fiore].  Sta  inginocchiata  sur  un  pezzo  di 
87,  4  p.  231,  Baponi  PI.  67,  8;  Lippert,  Suppl.  terreno,  voltata  alla  destra,  stcndendo  innanzi 
p.  96  nr.  490.  ambedue  le  mani,  e  ponendone  la  destra  sulV 
Zahlreiche  andere  Denkmäler  zeigen  Isis  occipite ,  la  sinistra  stilla  spalla  sinistra  d'Ar- 
zwar  nicht  den  Harpokrates  säugend ,  aber  poerate,  assiso  avanti  lei  in  terra,  le  ginocchia 
doch  in  der  Gesellschaft  desselben,  wie  ritirate  in  su,  le  mani  appoggiate  sulle  ginoc- 
denn  auch  Isis  zuweilen  eine  Statue  des  Harpo-  chia,  la  schitna  tornata  alla  madre.  Eyli  e 
krates  gestiftet  erhält,  C  i.  i».  5,  2796;  Kaibel,  nudo  al  solito,  con  un  tutuletto  conico  sopra 
Inscr.  Gr.  Sic.  et  It.  719,  aber  nicht  915,  wo  €0  la  testa",  Mus.  Borgiano  3,  1,  9  p.  424;  Isis 
Gatti ,  Bull,  comun.  14,  1886  p.  173  — 180,  stehend  mit  Sistrum  und  Situla,  neben  ihr 
Z.  4 — 5  xöv  &i:0(piXhataxov  Tta{Ld)Cov  lesen  und  auf  der  einen  Seite  H.  mit  Füllhorn,  auf  der 
darunter  den  Harpokrates  verstanden  wissen  andern  ein  Palmzweig,  Winckelmann  1,  2,  60 
wollte  (p.  177),  während  Kaibel  7icil7i7i]ov  er-  p.  15  =  Tölken  1,  2,  43,  Smaragd-Plasma, 
gänzt.  Beide  nebeneinander  stehend  zeigt  die  Raspe  p.  28  nr.  316,  Amethyst;  „Isis  stehend, 
schöne  Statue  in  München,  Lafaye  p.  285  nr.  78,  vor  ihr  Harpokrates",  Steinbüchel,  Geschn.  Edel- 
ferner  Reliefs :  drei  bekleidete  römische  Per-  steine  p.  65  (aus  Aquileja) ;  „Isis  mit  Scepter 
sonen  (nach  Lafayes  Deutung)  mit  den  Attri-  und  Sistrum,  Harpokrates  halb  bekleidet  neben 


511               Isis  (und  Harpokrates)  Isis  (als  Königin)                   512 

ihr",  V.  Sacken  u.  Kenner  p.  431  nr.  139,  vgl.  Büsten    von    S.  I.   H.    und    Anubis    auf    dem 

138  Isis  Pelagia  und  H.  neben  ihr;    Isis,    Öa-  Lectisternium,  Lafaye  p.  314  nr.  168  =  Cay- 

rapis   und  Harpokrates:   Isis   mit  Sistrum  und  lus  4,  23,  1;  „Isis,   Harpokrates  und  Anubis", 

Situla,  neben  ihr  Schlange,  Harpokrates,  Sara-  „in  vetro  viridi",  Mus.  Mänterianum  3  p.  105 

]ns    mit    Modins    und    Strahlenkranz,    die    R.  nr.  70;  Harpokrates  1.  h.  mit  Chlamys  über  dem 

oben   am  Scepter,    alle   drei    stehend,    David  r.  Arm,   die   L.  an   den  Mund  gelegt,   Savapis 

et  Mulot  1  PI.  91,   5   p.  225;    ebenso  Winclcel-  1.  h.  mit  Scepter  in  der  R.,  Isis  r.  h.  mit  schv^rer 

mann   1,   3,    101   p.  25   =    TölJcen   1,    2,    100  zu    bestimmendem   Attribut    (etwa    z.  T.    ver- 

p.  25;  Isis  stehend  mit  Situla  und  Sistrum,  H.  wischtem  Sistrum?)  in  der  R.  und  Situla  in  der 

geflügelt,    S.    stehend    mit   erhobener  R.   und  lo  L.,    Anubis    r.   h.    mit    undeutlicliem   Attribut 

Scepter  in  L.,  Chijletius  27,  113;    Gorlaeus  2,  (gesenktem  SchwertV)  in  der  R.  und  Palmzweig 

468;  Isis  stehend,  mit  Modius  auf  Haupt  (nach  in  der  L.,  alle  vier  stehend,  unten  CAD,  Mus. 

der  unzuverlässigen  Abbildung),  Schale  (?)  und  M'orsleyanum,  6.  Lief.  Tfl.  4,  Fig.  5.  —  Münzen 

Situla,  H.,  S.  stehend  mit  Situla  und  Scepter,  von  Alexandria:    Isis   sitzend,    ein   Scepter   in 

Chißetius  27,  114;  Gorlaeus  2,  470;  Isis  und  H.  der  L.,    die   R.   auf  dem   Haupt    des  vor  ihr 

stehend,    umgebend    den    thronenden    Sarapis  stehenden  H.,  Trajan  LIZ,  Feuardent  107 S,  vgl. 

mit  Cerberus   und  Adler  zu  Füfsen,    Lippert,  Zoeya  p.  86   nr.  168;    ebenso,   auf  der  Lehne 

Bact.^univ.  Chil.  1,  44,  397;    Isis   mit  Fackel  des   Stuhls   zwei   Sperber,   Trajan  LIZ,   Zoega 

und    Ähren,    Sarapis    sitzend    mit    Adler    und  p.  86  nr.  167,  Mi.  6,  726;  ebenso,  auf  der  Lehne 

Cerberus,  H.  stehend,    „sembra  appogrjiarsi  ad  20  des  Stuhls  Vogel  (Sperber)  und  Hirsch,  Trajan 

un'  erma  di  Bacco   harbato  confuso  con   Osi-  LI5,  Zocga  p.  83  nr.  146,  Tb.  5,  7  =  Mi.  697; 

ride '  (woran  nicht  zu  denken  ist),  wie  er  ahn-  ^^Harpocrate   debout  entre  Astarte  (schwerlich) 

lieh    in    einer    südrussischen    Terracotta    bei  et  Isis  egalement  debout'^,  Trajan,  LIB,  Feuar- 

Steplta^ii,  C.  r.  p.  l'a.  1S6S  p.  68  sich  „an  eine  dent  984;   H.  stehend  zwischen  den  Büsten  der 

unbärtig    und  ithyphallisch    gebildete  Herme,  Isis    und    des    Sarapis   über   einem   Adler   mit 

wahrscheinlich  des  jugendlichen  Dionysos"  an-  ausgebreiteten  Flügeln,  Hadrian  LIH,  Nicasius, 

lehnt    und    auf   einem    blauen    Glase    bei    de  De  numo  pantlico  Hadriani  imperatoris.   Lugd. 

Witte,  Cat.  d'une  coli,   de  monum.  ant.   de  M.  1690  4",  Titelblatt  und  p.  1;  Cupcrus,  Harpo- 

Parnvey.  1879  p.  80  nr.  287    eine   Herme   des  cratcs  p.  70   aus  Choul;    Maffei,    Verona  ill.  3 

Priapos   vor  sich  stehen  hat,   Impr.  Cliigi  nr.  30  p.  436  nr.  15  (Sammlung  Giusti);  Zoega  p.  146 

285:     Visconti,   Op.  var.   2  p.  243  f,    Corniola  nr.  385;  ilfi.  6,  1174;  Zoe^a  nr.  386 ;  Mus.  Lavy 

del  Museo  Statolderiano,  Dolee  B,  32;  „Ilarpo-  1  p.  349  nr.  3733;  Mus.  Sanclement.  num.  sd.  2 

crate  avec  Serapis   et  Isis",   Lafaye  p.  313  nr.  Tab.  20,  138;    Autoninus   Pius   LKA,   Pedrusi, 

166  =  Mus.   Fol  pl.  26,   8;    H.   stehend   mit  3Iusco  Farnesel  Ta.y.  10,5  y>- ^0  =  Zoega  p.  201 

Füllhorn  und  kurzer  Keule  zwischen  den  Büsten  nr.  405  und  Mi.  1900  (hinter  dem  Haupte  des 

von  Sarapis  und  Isis,    Winckclmann  1,  3,  102  Sai'apis  ein  kleiner  Kreis  [Sonne?],  hinter  dem 

p.  25,    TölJcen   1,   2,   101  p.  25;    SchlichtegroU  der  Isis   Halbmond);    Ant.   Pius,   Datum    ver- 

Pl.  8  p.  27 — 28;    Haupt  des  Sarapis  zwischen  wischt   Mi.  6,    1938.     H.   neben    Isis    stehend 

dem  ährenbekränzten  Kopfe  der  Isis  und  Har-  auf   Münzen    von    Katana ,    Byblos    und    viel- 

pokrates.  Andre,  Mus.  de  Bennes'  p.  30  nr.  59;  40  leicht  Ptolemais,    s.   oben  Sp.  395,  374,   375; 

„Capita    Isidis    Strapidis    Hori ,    G(/s)    Z(ft;ff)  Sarapis  thronend  umgeben  von  Isis  und  Harpo- 

C{aQanis),  „a  cornelian  iniaglio  set  in  a  ring",  krates  auf  der  einen,  Demeter  und  Anubis  aui 

Fph.  epigr.  7  p.  351,  1175,  gefunden  in  Castle-  der  andern   Seite,    Münze   des   Philippus  jun. 
steads;    Metallringe:     Gold:     „2'hree    btists  of      von   Bizya,    Drexler,   Myth.   Beitr.    1   p.  103 f. 

Osiris,    Isis  and   ihe  little  Horus,    admirably  nr.  3;  dagegen  zeigt  die  von  Lafaye  322,  200 

moddled    in  füll  relief  in  gold" ,  King,    Anc.  nach  Mi.  3,  639,  509  verzeichnete  Münze  von 

gems  and  rings  1  p.  368;  „Bague  ä   trois  an-  Tarsos  (mit  angebl.  "Sarapis,  Isis,  Harpokrates 

neaux ,    orncs    des    bustes    de   Jupiter- Sempis,  und    Stadtgottheit    von    Tarsos)    Sarapis    mit 

d' Harpocrate  et  d' Isis,  Or",  C.  Leemans,  Descr.  Cerberus  zwischen  Isis  und  Demeter  (?),  Num. 

rais.  des  monum.  e'g.  du  mus.  d'ant.  des  Pays-  50  Zeitschr.  Bd.  21  p.  216—217,  Tfl.  1,  16;  H.  bei 

Bas,  ä  Leide.  1841.   p.  73,    G.  294;    „Anneau  Isis  auf  Flügelsphinxwagen  mit  dem  Siriushund, 

en  or:  bustes  d'Isis,  d' Harpocrate  et  de  Serapis  s.   oben  Sp.  425;    Büste   der  Isis  im  Obv.  mit 

en  relief",  W.  Heibig ,   Empr.  de  c.  et  d'  i.  a.  Beischrift  EICIC,  Harpokrates  vor  Altar  im  Rs., 

publ.  par  M.  Odelli  7.  Cent.  nr.  55  p.  9  =  Ant.  Münzen  von  AegaeAeol.,  Im! loof- Blumer,  Monn. 

du  Bosph.   cimn.  1   pl.  18,   5,  Lafaye  p.  313  gr.  p.  270  nr.  210,    N.  Z.  21  p.  62  nr.  2,  Tfl. 

nr.  166;    „Triade  composee  de:    Isis-Demeter,  2,  6;  vereinigte  Häupter  des  Sarapis  und  der 

coiffee  du  calatJtos,  Harpocrate- lacclios,   coiff'e  Isis  im  Obv.,   H.  im  Rs. ,  Münze  von  Perinth, 

du   p)schent,    et   Bubastis- Artemis   diademee    et  Drexler,  M.  Beitr.  1  p.  106. 

portunt  deux  plumes  sur  la  tete.     Trois  bustes  Auch   als   Königin    spielt    sie    eine   nicht 

coules  et  ciseles  en  relief,  qui  decorent,  au  Heu  go  unbedeutende  Rolle,    sowohl  als   Königin    des 

de  Clinton  une  bague  d'or  massif"',  Lafaye  p.  314  Himmels  und  der  Erde,  als  auch  speziell  Ägyp- 

nr.  169  =  Caylus  6,  88,  1.  2  p.  288,  Chabouiilet  tens.  UgfcßiaTriv  [iay.<iQcov  iv'Olvfinco  Gv.rinrQOv 

nr.  2632;  wohl  auch  Dubois,  Coli.  Mimaut.  Paris  t%ovaav\v,alyccirignäar^q%cil  novxov  Siav  avaaaccv 

1837    p.  91    nr.  573    „Bronze.     Trois    bagues:  nennt  sie  der  Hymnus  von  Kios,  C.I.Gr.312i, 

deux   d'entre   ellcs  portent   sur  hur  chaton  le  Kaibel,  Epigr.  Gr.  1029  nr.  8—9,  %£ö)v  ävacov 

buste   de  Sarapis   [die    eine   doch    wohl  Isis];  (statt  avaaaccv)  'laiv,  Pap.  U  zu  Leyden,  Pap. 

la    troisieme    est    ornee    d'une    figure    d'IIorus  Gr.   Mus.   Lugd.  Bat.  ed.  Leemans   1   p.   123, 

Harpocratb" ;    vgl.    auch    die    Bronze   mit   den  Col.  2  Z.  10,  vgl.  Z.  17—18  p.  124  Q-fä  &8cov 


^13                   Isis  (als  Königin)  Isis  (mit  Hera  u.  luno  vermischt)      514 

KQdzog  txuvou^  (liyiarov  kccI  tcÖv  ev  zä  yi6a{i(p  weilen  ist  aber  an  den  Statuen  die  Ähnlichkeit 
riQXOvaa;  als  17  ßaailLaGU  naeqg  x^ÖQctg  wird  sie  durch  Ergänzungen  entstanden,  so  wird  eine 
hei  IJiod.  1,  27,  6  und  als  >)  T[vQavv]os  7tci{a)r]g  stark  restaurierte  Gewandstatue  in  Holkham 
x[coQag  im  Ihjmnos  v.  los  Z.  2  (nach  Fränkel)  Hall  {Michaelis,  A.  Z.  1875  p.  19  nr.  21,  Anc. 
bezeichnet;  „die  Königin  der  Göttinnen  und  M.  in  Gr.  Br.  p.  312  nr.  33)  von  Dallaway 
Frauen",  „die  Königin  der  Erde",  „die  Königin  nr.  12  als  luno,  von  Waagen  p.  501  und  Clarac 
Isis,  die  Grofse,  die  Mutter  des  Gottes",  „die  987,  2569B  als  Isis  bezeichnet,  der  Kopf  aber 
Königin  von  Süd  und  Nord",  „die  Königin  des  gehörtenachiVi/67i«e?/s  ursprünglich  einer  Venus- 
Südens",  „die  Königin  und  Herrin  der  Länder  statae  an;  ebenso  gehört  der  Herakopf  an  der 
des  Südens",  „die  Fürstin  im  Norden"  heifst  10  Isisstatue  bei  Clarac  3  PI.  422,  7-46  p.  91  nicht 
sie  in  den  ägyptischen  Texten,  Brugsch,  Bei  zu  dieser.  Die  „Protome  muliebris  diademata 
1).  646  —  647;  ferner  AlyvTttov  ßaa^liicc,  H.  v.  cum  pectore  nudato  et  veste  circum  humeros 
Andres  vs.  1,  ßaaillg  r/jg  AlyvTtzov  itäarjg,  Jii-  siniiata  atque  volitante"  einer  alexandrinischen 
lian,  EpistoJogr.  Gr.  (Didot)  p.  369  nr.  50  §  1 ;  Kaisermünze  des  Antoninus  Pius  {Zoega,  N. 
vgl.  Stanoivcc  Alyvnzov,  Erotici  Script.  Gr.  1  A^^g.  p.  168  nr.  49,  von  der  dieser  erklärt: 
p.  384  ed.  Hercher,  Alyvmov  (isdäovGcc,  Anili.  „tiistit  Isidem  lunonem  qiiae  aer  est'')  wird  von 
Bai  Ip.  200  ed.  Dübner,  Phili2)pi  Thess.nv.  231;  ßli.  6,  1453  einfach  als  luno  bezeichnet.  Wie 
avacoa  ^iläv  C.  I.  Gr.  add.  4943  =  K'iibel  luno  erhält  Isis  den  Pfau  und  aufserdem  einen 
981,  vs.  5;  regina  Phari,  Statins,  Silvae  3,  2,  Löwen  beigegeben  auf  dem  oben  Sp.  404  er- 
102;  regina  Memphitica,  Martianus  CupeUa  1  20  wähntenrömiachenMedaillonderFaustinajun. — 
§  4  p.  20  ed.  Kopp;  einfach  ßixoLlioGa,  C.  I.  W.Christ  u.  J.  Laiith,  Führer  durch  d.  K.  Anti- 
Gr.  5039,  Kaibcl  1025,  Fuchstein,  Epigr.  Gr.  quarium  in  München  1870  p.  22  verzeichnen: 
in  Äcg.  rep.  nr.  34  A  p.  69;  QcofiaXsa  GyiuntQOi-  ,, Büste  des  luppiter- Serapis  und  der  luno-Isis  auf 
Giv,  II.  V.  Andros  vs.  8;  zvQävvcov  ngtoßa:,  einem  muschelartig  geformten  Serpentinstein"; 
H.  V.  Andros  vs.  14—15;  KOLoavog  nach  Bei-  eine  Münze  von  Perinth  zeigt  nach  v.  Sollet, 
nach^  nicht  sicherer  Änderung  von  lAI  MEPANQ  Bekehr,  d.  ant.  M.  {des  Kgl.  Mus.  zu  Berlin)  1 
zu  "tai\8i  ■aoiQccvcp  in  der  Inschrift  von  Myko-  p.  207  nr.  10,  Tfl.  5,  53  „die  Köpfe  des  Zeus  mit 
nos,  Bev.  arch.  3^  ser.  9,  1887  p.  306,  B.  C.  H.  Lorbeerkranz  und  der  Hera  mit  hohem  Diadem 
1887  p.  275;  die  zahlreichen  Inschriften  aus  r.";  „ob  die  Köpfe  aufser  dem  beschriebenen 
Ägypten,  in  denen  sie  -Av^ici  heifst,  entsprechend  30  Schmucke  noch  ägyptische  Attribute  haben, 
dem  lateinischen  r/om/«a,  C.  I.L.  2,  33,  981;  ist  nicht  sicher  zu  erkennen",  nach  der  Ab- 
10,  003;  11,  695;  1594;  Archcogr.  Tricsf.  13,  bildung  bei  Fox,  Engruvings  of  unpiibl.  or 
1887  p.  175  nr.  263  und  A.  E.  M.  3,  1879  p.  177  rare  gr.  coins  1,  52  p.  18  scheint  es  aber  so, 
nr.  1  (Domna),  vgl.  Gochler,  Wochenschr.  f.  Id.  weshalb  sie  Fricdländer ,  Bep.  p.  124  Sarapis 
Phil.  2  Sp.  264,  siehe  im  Register  zum  C.  I.  und  Isis  nennt.  Ebenso  zweifelhaft  ist  der 
Gr.  s.  V.  "iGig  und  bei  Goclder  a.  a.  0.;  auch  Beschreiber  der  Coli.  Drovetti,  Doe.  ined.  3 
in  einer  von  Lesbos  wird  sie  so  bezeichnet,  j).  285  nr.  197  bei  einer  „Baguc  en  or  surmontee 
Mitt.  d.  ]).  A.  I.  i.  Ath.  11,  1886  p.  265  nr.  3,  des  biistes  d'Osiris  et  Isis,  soit  Jupiter  et  Junon". 
The  aincrican  jounicd  of  arch.  1,  1885  p.  304  Ein  grüner  Jaspis  des  Museo  Borbonico  nr.  640, 
nr.  2  {KVQä).  Bei  Apul.  Met.  11,  5  giebt  sie  40  JJoc.  ined.  3  p.  99  zeigt  das  Haupt  des  lup- 
als  ihren  wahren  Namen  i?e^/«a7Ä7's  an;  ebenso  piter-Sar-apis  und  der  luno,  eine  Paste  bei 
wird  sie  bezeichnet  c.  20  und  auf  einer  Gemme  Chnbouület  p.  599  nr.  3372  luppiter,  luno  und 
bei  Broucldnisius  zu  Properz  p.  366;  dea  Isis  Isis-Fortuna;  ein  Chalcedon  in  Wien  (/?.  Sachen 
reginn  heifst  sie  C.  I.  L.  3,  1342  und  Isis  re-  u.  Kenner  p.  434  nr.  273)  luppiter  thronend,  auf 
gina  5,2109,2797,  3231,  3232,3241,8228,8229;  der  Hand  Minerva,  vor  ihm  Isis;  ein  Karneol 
6,  854  =  Fröhner,  Not.  de  la  sc.  ant.  du  musce  bei  Cades,  Impr.  gemm.  Cent.  4  nr.  3,  Bull.  d. 
imp.  du  Louvre  nr.  561;  6,  574  und  add.;  Epli.  Inst.  1834  p,  123  Sarapis,  luno  und  Isis  auf 
cp.  4,  875;  C.  I.  L.  11,  1577,  1581,  1582,  1584,  der  Kline.  Auf  einem  Amethyst  des  Museo 
1585;  12,  1562,  Henzen  5856;  Eph.  ep.  7,  356,  di  Capo-di-Monte  mit  drei  Reihen  von  Gott- 
1194;  suncta  rcg[ina]  ohne  Zusatz  von  Isis,  50  heiti  n  erscheinen  in  der  1.  Reihe  Isis,  Inno, 
aber  sicher  diese  Göttin,  C.  I.  L.  14,  352;  da-  luppiter,  Minerva  und  Bacchus,  in  der  2.  Vic- 
gegen  fraglich,  ob  Isis  placida  regina  C.I.  L.  toria,  Mars,  Fortuna,  Salus,  Aesculap,  Venus, 
3,  1590^.  Mercur  und  Anubis,  in  der  3.  Vesta,  Diana 
Als  Himmelskönigin  und  Gemahlin  des  Lucifera,  Ceres  und  eine  unbestimmbare  Gott- 
Zeus  Helios  Saraj^is  tritt  sie  in  Beziehungen  heit,  Impr.  Chigi  nr.  290,  Visconti,  Op.  var.  2 
zu  Hera.  Eine  freilich  nicht  auf  sicherem  p.  245  =  Dolce  B,  62;  auf  einer  Lampe  der 
Grund  ruhende  Parallele  zwischen  beiden  zieht  Sammlung  C'urdaillac  aus  Caesarea  (Cherchel) 
ü.  Engel,  Isis  u.  Osiris  p.lS.  —  Hirt,  Bilderbuch  ,,Jiipjiter  cotffe  du  modius"  d.i.  Sarapis,  um- 
f.  Myth.,  Arch.  und  Kunst.  1.  lieft  p.  90  zu  geben  von  Venus  und  luno  mit  dem  Pfau, 
Taf.  11,  10  (anläfslich  der  Isis  aus  Palast  Bar-  eo  Waille  et  Gauckler,  Bev.  Arch.  3*^  ser.  17,  1891 
berini  Clarac  5,  992,  2598,  v.  Klenze  u.  Schorn,  p.  143  nr.  39.  Die  Verbindung  des  Zeus  Urios  mit 
Beschr.  d.  Glypt.  p.  119  nr.  135,  Brunn,  Beschr.  den  ägyptischen  Gottheiten  in  einer  Inschrift 
d.  Glypt.*  p.  159  nr.  126)  sagt:  „Die  Göttin  von  Delos  ist  schon  Sp.  477  erwähnt  worden; 
erhielt  einen  junonischen  Charakter  in  Ge-  in  Stratonikeia  wird  dem  Zeus  Panamaros  und 
Sichtsbildung  und  Gestalt,  zugleich  mit  einer  der  Hera  eine  Statue  des  Sarapis  und  der  Isis 
ähnlichen  langen  Tunica",  vgl.  Heibig,  Unters.  mit  Kapelle  und  Altar  geweiht,  B.  C.  H.  11, 
üb.  d.  camp.  Wandm.  p.  8  und  Bavaisson-  1887  p.  389  nr.  6;  die  Weihinschrift  eines 
Molien,  Bev.  arch.  1876  n.  s.   32  p.   324;    zu-  Priesters  der  Isis  an  luppiter,   luno,  Hercules 

RoscuER,  Lexikon  der  gr.  u.  rüm.  Mytliol.    II.  17 


515       Isis  (mit  königl.  Kopfsclimuck)  Isis  (Verleilierin  d.  Königswürde)      516 

bei  Gruter  p.  6  nr.  1  ist  gefälscht,  s.  C.  I.  L.  vure  du  ten^js  des  Antonini,' ^.  Das  ist  vielleiclit 
6,  5,  466*;  eine  römische  Widmung  dargebracht  eine  Modifikation  der  Kroue  Hemhem,  „le  groupe 
I-S-I-P-D-M  I  ISIDl  •  SALVTARl  löst  iJcw^^ew,  des  trois  faisceaiix.  de  latus  ou  de  papyrus  rc- 
C.I.L.  6,  1,  436  auf:  lovi,  Soli  Invicto  Prae-  posant  sur  les  cornes  it  accoles  par  des  pJumes 
senti  Digno  Magno  Isidi  Sdlutari,  doch  mit  d'autriiche  et  des  uraeus",  Eochemonteix,  Bec. 
dem  Zusatz  „sed  inceita  oinnia",  Fabretti,  Inscr.  de  trav.  rel.  ä  l'arch.  eg.  et  as?.  7  p.  32,  PI.  2 
2)at.  p.  470,  111  dagegen  lovi  Sereno  lunoni  nr.  41 — 44.  Das  ßaoilsiov  erkennt  Frölmer, 
Placidae  Diis  Magnis  etc.  In  der  Inschrift  Not.  de  la  sciüpt.  ant.  du  mus.  imp.  du  Louvre  1 
C.  I.  L  9,  5179  =  Orelli  1882  Isidi  victricis  p.  488  nr.  559  auch  an  dem  mit  Halbmond, 
Inno  fafst  Preller-Jordan,  B.  M.  1^  p.  85  luno  lo  Uräus,  Mohn,  Schlange  und  kleinen  Hörnchen 
als  Genius,  als  Schutzgöttin  der  Isis  victrix.  gezierten  Kopf  der  Isis  Clarac  1087,  2733b 
Nicht  selten  ist  die  Rede  von  dem  könig-  und  „Ze  diademe  royal,  surmonte  du  x^sclient" 
liehen  Kopfputz,  regale  decus  Ocid  Mtt.  9,  p.  493  nr.  563  an  der  Isis  des  Altars  Clarac 
689,  ßaodtia,  ßactlstoj^,  basilium  der  Isis,  Hüb-  199,  4,  wo  aber  die  Abbildung  kaum  die  Be- 
ner, Hermes  1  p.  348—349,  HercJier,  Hermes  2  Zeichnung  des  über  der  Stephane  befindlichen 
p.  153,  vgl.  Letronne,  Inscr.  gr.  et  lat.  de  VEg.  1  Zierats  als  Pschent  rechtfertigt.  Wieseler, 
p.  309  ff.  Noch  in  den  griechischen  Zauber-  Über  einige  beachtenswerte  geschn.  Steine  2,  1 
papyri  spielt  er  eine  Rolle,  Wessely,  Gr.  Zau-  p.  44—46  stimmt  ihm  bei  und  giebt  weiteie 
berpap.  v.  Paris  u.  London  p.  98  vs.  2134,  Beispiele  der  Stephane,  die  sich  nebst  Mohn- 
p.  123,  vs.  3141.  In  Cadix  wird  ihr  ein  basi-  20  köpfen  und  Ähren  auch  an  dem  von  ihm  ab- 
lium  geweiht,  das  geschmückt  war  mit  einer  bildlich  mitgeteilten  Cameo  der  Sammlung 
grofsen  Perle  und  6  kleinen,  2  Smaragden,  Bromilow  findet.  Den  von  ihm  verzeichneten 
7  „cylinch-i"',  1  Rubin,  1  Hyacinth  und  2  „gern-  Darstellungen  kann  noch  zugefügt  werden  die 
mae  cerauniat''^  G.  I.  L.  2,  3386  =  Hübner  oben  bereits  angeführte  Bronze  nr.  516  des 
a.  a.  0.  p.  345— 360;  in  Nemi  befand  sich  unter  Musco  Borgiano,  Hoc.  ined.  1  p.  399;  ferner 
den  Schätzen  ihres  Heiligtums  ein  „basileum  „Btisto  di  una  Iside^',  „La  sua  testa  e  ornata  di 
ornatum  ex  gemmis" ,  C.  I.  L.  14,  2215.  Mau  un  diadema  Giunonio  ed  un  soggctto  come  una 
kann  sich  unter  dem  ßuailsiov  übrigens  ver-  serpe  e  attaccato  sopra  per  ogni  lato",  Bronze 
schiedene  Arten  des  Hauptschmuckes  denken.  bei  PanofJca,  11  Museo  Bartoldiano  p.  5  nr.  74 ; 
Die  bekannteste  ägyptische  Königskrone,  das  30  „Isis  drapee  et  diademee.  Son  chiton,  dont  les 
Pschent,  zusammengesetzt  aus  der  weifsen  manches  fendues  et  boutonnees,  descendent  ä 
Krone  des  Südens  und  der  roten  des  Nordens,  mi-bras,  est  recouvert  d\m  himation.  Le  clia- 
führt  sie,  mannigfach  variiert,  in  den  ägyp-  deme  est  surmonte  d'un  croissant  au  milieu 
tischen  Darstellungen  bei  Lanzone  Tav.  307,  4;  duquel  se  dresse  %me  feuille,  probahlement  la 
308,  1—4,  p.  836—837.  —  Plutarcli,  He  Is.  et  coiffure  de  plumes  degencree",  Bronze,  gefunden 
Os.  c,  19  mag  diese  Doppelkrone  unter  dem  bei  Besan9on,  in  Coli.  J.  Greau.  Bronzes  ant. 
ßafft'Xfiov  verstehen,  welche  Horos  seiner  Mutter  p.  237  nr.  1112;  weibliche  Figur  mit  Isis- 
im  Zorn  über  die  Freilassung  des  überwundenen  gewand  („beide  Arme  falsch  ergänzt,  Kopf  mit 
Set  vom  Kopfe  gerissen  hat.  Geziert  mit  dem  Stephane")  im  Museo  Torlonia,  Schreiber,  Hie 
Pschent  soll  sie  vorkommen  auf  einer  Gemme  40  ant.  Bildiverke  der  Villa  Ludovisi  p.  246  zu 
bei  Cohen,  Cat.  Badeigts  de  Laborde  p.  8  nr.  59,  nr.  303. 

wenn  anders  dieser  nicht  etwa  die  Sonnen-  Und  wie  sie  selbst  Königin  ist,  so  ist  sie  die, 
Scheibe  zwischen  den  Hörnern  irrtümlich  mit  „welche  dem  Könige  sein  Amt  über- 
diesem  Namen  belegt.  Anscheinend  mit  der  liefert",  „ohne  welche  niemand  König  wird", 
weifsen  Krone  des  Südens,  vielleicht  aber  auch  Brugsch,  Bei.  p.  647,  die  „nolvKXfavov  ßaoi- 
mit  einem  undeutlich  dargestellten  Pschent,  Istav  -S-f  ffftoqpopov"  festgesetzt  hat,  H.  v.  Anclros 
erscheint  eine  Bronzestatuette  mit  eng  anliegen-  vs.  68 — 70.  In  Edfu  führt  ein  Ptolemäer  unter 
dem,  die  Büste  freilassenden,  geknoteten  Ge-  vielen  andern  den  Titel  „der  Freund  der  Isis", 
wand  bei  Caylus,  Bec.  d'ant.  3  PI.  9,  3.  Wenn  Brugsch,  Hierogl.-demot.  Wörterbuch  6  p.  730; 
die  weifse  Krone  von  zwei  Straufsfedern  ein-  50  in  Dendera  heifst  Tiberius  ,,der  von  der  Isis- 
geschlossen und  auf  Widderhörner,  über  denen  Hathor  mit  Leben  beschenkte  herrliche  Gott, 
sich  Uräen  erheben,  gestellt  ist,  so  wird  der  das  Kind  der  Hathor,  der  jugendliche  Spröfs- 
Kopfputz  Atef  genannt,  Pierret,  Hict.  d'arch.  ling  des  Strahlenschleuderers  Horus,  der  Herr 
eg.  p.  75.  Nach  Cat.  des  objets  d'art  dependant  von  Ober-  und  ünterägypten  [Autokrator] ,  der 
de  la  succession  AI.  Castcllani.  Rome  1884.  4**  Sohn  der  Sonne,  der  Herr  des  Diadems  [der 
p.  45  nr.  269  soll  eine  Bronzestatuette  der  Isis  von  Ptah  und  Isis  geliebte,  ewig  lebende  Cäsar], 
mit  Rhyton  und  Füllhorn  zeigen  „?e  front  sur-  der  von  der  Hathor,  der  Schutzgöttin  Denderas, 
jMOWie  de  Zacoi/fkrea^e/"";  vgl.  die  beiden  Gemmen  dem  Auge  der  Sonne,  der  Herrin  des  Himmels 
'bei  Cohen,  Coli.  Badeigts  de  Laborde  p.  8  und  Gebieterin  über  alle  Götter  und  Göttinnen, 
nr.  58  und  60  „Bustes  de  Sarapis  et  d'Isis,  l'un  co  der  mit  der  Doppelschlange  geschmückten  Be- 
coiffe  du  modius,  l'autre  de  Vatef.  Jaspe  rouge"  schützerin  in  der  Hauptstadt  des  tentyritischen 
und  „Büste  d'Isis  ä  dr.  avec  la  coiffure  Atef.  Gaues  und  von  dem  Rä-Samtaui  in  der  Stadt 
Sardoine";  nur  tritt  hier  wieder  das  Bedenken  Dendera  geliebt  wird",  Hümichen,  Ztschr.  f. 
ein,  ob  die  Beschreiber  wirklich  die  Krone  äg.  Spr.  1876  p.  33.  Dem  entsprechend  ist  in 
Atef  im  Auge  haben.  Ein  Nicolo  der  Samm-  der  von  E.  Maler,  Bev.  arch.  3^  ser.  2,  1883 
lung  Beugnot,  de  Witte,  Hescr.  de  la  coli,  d'ant.  p.  181  nr.  4  mitgeteilten  Inschrift  BaoiUa 
de  m.  le  vicomte  Beugnot  p.  135  nr.  404  soll  Hrols (laiov  &£ov  |  ^do^rjtOQu  'lag  nai  "^SlQog 
zeigen:  ^,Tcte  d'Isis  coiffee  de  trois  vases.   Gra-  der  ungewöhnlich  im  Accusativ  stehende  Königs- 


517      Isis  (Königinnen  m.  Isisattributen)  Isis  (Königinnen  m.  Isisattributen)      518 

name  vielleicht  durch  ein  folgendes  cpiXoictv  gekränzt  mit  der  Osiriskione  und  ein  ähren- 
zu  erklären.  „Wir  geben  dir  dein  Wachstum  gekränztes  \4'eibliches  Haupt  mit  der  Sonnen- 
wie  das  der  Binsen"  sagt  Isis  auf  Philä  zu  scheibe  zwischen  zwei  Hörnern,  das  von  PooJe, 
einemKniser  (Brurisch,  H.-P.Wörterb.  1  \-). IIb);  Heud,  H.  N.  -p.  liQ  und  Wieseler,  Über  einige 
auch  „Säugling  der  Sothis ,  Wartekind  der  geschn.  St.  2,  1  p.  41—42  als  das  der  Klco- 
Isis"  kommt  vor  als  Titel  eines  Königs  (i>n<^sc/t  patra  I.  als  Isis,  von  Payne  Knight,  Cat.  n.  v. 
a.  a.  0.  6  p.  942),  und  eine  Darstellung  bei  qui  in  Museo  Payne  Knight  asiervaniur  p.  211 
Lanzone,  I)iz.  di  mit.  eg.  Tav.  306,  3  p.  835  als  das  der  Gemahlin  des  Ptolemaios  XI.  als 
zeigt  sie  einen  vor  ihr  stehenden  König  säu-  Isis,  gewöhnlich  aber,  so  auch  von  Imlioof- 
gend  mit  der  ßeischrift:  „Ich  bin  deine  Mutter  lo  Blumer,  Z.  f.  Num.  3,  1876  p.  351  f.,  Tfl.  9,  15 
Hast  die  Herrin  von  Ta;tont",  vgl.  für  die  und  L.  Müller,  Mus.  Thorvaldsen  p.  236,  nr. 
Gleichstellung  des  Königs  mit  Horos  auch  1747  (unter  den  unbestimmten  Ptolemäer- 
Brugsch,  I\el.  p.  368 — 370,  386 — 387.  Auch  ist  münzen)  als  das  der  Isis  bezeichnet  wird, 
zu  bemerken,  dafs  sie  wie  andere  Penaten  des  Endlich  auf  Bronzemünzen  der  Kleopatra  I. 
Kaiserhauses ,  beispielsweise  Inno  Augusta  erscheint  begleitet  von  der  Aufschrift  BAZI- 
(Preller- Jordan,  JR.  M.  1^  p.  289)  und  Fortuna  AIIIHI  KAEoTTATPAZ  ein  mit  langen  Locken 
Augusta  (ib.  2^p.  180  Anm.  1)  häufig  als  Schutz-  und  Ähren  geziertes  Haupt,  Poole  p.  78  nr.  1, 
göttin  der  kaiserlichen  Familie  mit  dem  Bei-  PI.  18,  7;  Feuardent  1  p.  70  nr.  258,  PL  5,  258; 
namen  Angusta  erscheint,  s.  Gölüer ,  Wochen-  Mus.  Num.  Lavy  1  p.  315  nr.  3236—3241  bis, 
sehr.  f.  II.  Phil.  2  Sp.  264.  20  wo  auf  Bantcchi,  Discorso  sopra  una  moncta 
Nicht  selten  liefsen  sich  ägj'ptische  Koni-  Grcco-Egizia  verwiesen  wird;  M.  Schiedehaus 
ginnen  mit  den  Attributen  der  Isis  dar-  in  Grates  Münzstudien  1  p.  333,  343f.  Ganz 
stellen,  Willänson  4  p.  385  bei  Parthey  zu  Plut.  dasselbe  Haupt,  aber  ohne  Aufschrift,  begegnet 
De  Is.  et  Os.  p.  151.  Auf  einer  Anzahl  Ptole-  auf  dem  Obv.  zahlreicher  Bronzemünzen,  die 
mäermünzen  allerdings  hat  man  mit  Unrecht  früher  meist  unter  den  unbestimmten  Ptole- 
Herrscherinnen  mit  den  Abzeichen  der  Isis  mäermünzen  aufgezählt  wurden  {3Ii.  6 ,  44, 
finden  wollen.  So  bezeichnen  Mi.  6,  7—8,  389-395;  Ch.  Lenormant  PI.  88,  7  —  10,  p.  169 
65  —  80;  *S'.  9,  4,  24,  Ch.  Lenormant,  Tresor  de  nr.  1-6;  Cat.  Welzl  de  Wellenheim  1  p  346 
num.  et  de  glypt.  Monn.  des  rois  grecsFl.  82,  nr.  7313— 7316;  Cat.  Thomscn  1 -p.  186  m:  2036). 
6 — 12.  14  p.  162 — 163,  Feuardent ,  L'Fg.  anc.  so  von  Sestini ,  Mus.  Hedervar.  3.  Cont.  p.  2 
1  p.  21 — 22,  81 — 91,  C.  W.  Huber ,  Zur  alten  nr.  1 — 6  der  Berenike  L,  von  Leal:e,  Num.  Hell., 
Numismatik  Ägyptens  p.  38  —  39,  165,  166,  Egypt  p.  61  der  Arsinoe  Philad.,  von  Feuar- 
Cornaglia.  31us.  num.  Lavy  1,  313f.,  3216,  dent  1  p.  70  nr.  258,  PL  5;  259—266;  267, 
3220—3225  ein  weibliches  Haupt  mit  Binde  PI.  5;  268  der  Kleopatra  L,  von  PooZe  letzterer 
und  vier  Reihen  von  Locken  als  „tete  de  Be-  als  Regentin,  p.  78  nr.  2  —  6,  9  —  12,  PL  8,  9 
rcnice  coi/fee  comme  Isis",  „huste  de  Berenice  und  dem  Ptolemaios  VIII.  Euergetes  II.  (146 
en  Isis"  und  ähnlich.  Indessen,  wie  Furt-  — 117),  p.  89,  nr.  6— 12,  PL  21,  3;  p.  93  nr.  67, 
uängler,  Jahrbuch  d.B.A.  Inst.  4  p.  83  richtig  68,  PI.  22,  5;  p.  94  nr.  70,  71,  72,  PL  22,  6; 
bemerkt,  hat  der  Kopf  ,, keine  Porträt-,  son-  nr.  73 — 77  zugewiesen  werden.  Auch  dieses 
dern  ganz  allgemein  ideale  Züge";  weshalb  40  Haupt  wird  von  Poole  und  Feuardent  als  das 
denn  auch  die  Bezeichnungen  so  weit  ausein-  der  Kleopatra  als  Isis  angesehen;  ScNedeliatis 
ander  gehen  können,  dafs  Fckhcl,  D.  N.  V.  4  a.  a.  0.  p.  343  f.  erkennt  nur  in  dem  von  der 
p.  7,  124f.  darin  das  Haupt  der  Arsinoe,  der  Umschrift  BAZIAIIIHI  KAEoTTATPAZ  beglei- 
Gemahlin  des  Ptolemaios  IL  Philadelijhos,  da-  teten,  ebenso  wie  auch  Cornaglia,  das  der 
gegen  Poole,  Cut.  of  GreeJc  Coins  in  the  Brit.  Kleopatra  ,.als  Isis  coiffiert",  Leake  schwankt, 
Mus.  The  Ptolemies  p.  38  nr.  13,  14,  p.  39  ob  er  .„Isis  or  Arsinoe  in  tlie  character  of  Isis'' 
nr.  17,  21;  p.  76 — 77,  nr.  83— 100,  PL  18,  4,5;  erkennen  soll.  Die  meisten  aber,  wie  auch 
p.  83  nr.  28,  PL  19,  4;  29,  30  das  Haupt  der  Furhvängler  a.  a.  0.  p.  83  sehen  darin  das 
Libj'a  erkennt.  Ferner  Goldmünzen  der  Ar-  Haupt  der  Isis;  L.  Müller,  Mu^.  Thorvaldsen 
sinoe,  Gemahlin  des  Ptolemaios  IL,  die  nach  so  p.  238  nr.  1766  —  1768  und  der  Verfasser  des 
Grässe,  Hdbch.  d.  a.  Num.  2  p.  150  „ihren  Cat.  Thomsen  1,  1  p.  184  (beide  unter  den  un- 
Kopf mit  Diadem  und  Schleier,  über  demselben  bestimmten  Ptolemäermünzen)  das  der  Demeter, 
eine  Lotosblume,  welche  die  Königin  als  Isis  Von  der  berühmten  Kleopatra  wissen  wir,  dafs 
bezeichnet",  darstellen  sollen,  lassen  sich  des-  sie,  wenn  sie  sich  dem  Volke  zeigte,  das  heilige 
halb  hier  nicht  anführen,  weil  der  Lotos  nicht  Gewand  der  Isis  trug  und  als  ,,neue  Isis"  ihre 
das  Haupt  der  Königin  ziert,  sondern  den  Audienzen  erteilte,  Plut.  Ant.  c.  54.  Antonius 
Knauf  eines  Scepters  bildet,  wie  dies  Fctiar-  liefs  sich  mit  ihr  malen  und  plastisch  dar- 
dent  1  p.  41 — 50  nrs.  183 — 203,  PL  3,  183,  186,  stellen,  indem  er  sich  als  Osiris  und  Diouj^sos, 
189,  198  und  Poole  p.  2—6,  p.  42 — 44  nrs.  2  Kleopatra  sich  als  Isis  und  Selene  bezeichnete, 
— 40,  PL  8,  2 — 10  richtig  erkannt  haben.  Ferner  60  Cass.  Bio  50,  5,  II  p.  770  ed.  Sturz,  was  ihm 
sind  während  der  Regentschaft  der  Kleopatra L,  Octavian  zum  bittern  Vorwurf  machte,  Dio 
der  Witwe  des  Ptolemaios  V.  Epiphanes  und  50,  25,  II  p.  810,  vgl.  Sharpe ,  Gesch.  Aeg.'s  2 
Mutter  des  Ptolemaios  VI.  Philometor,  nach  p.  63,  Drumann,  Gesch.  Borns  1  p.  465,  Meri- 
Poole,  The  Ptolemies,  Introd.  p.  IX  und  p.  79,  vale,  Gesch.  d.  Böm.  unt.  d.  Kaisern  2  p.  207, 
7,  PL  8,  8;  nr.  8  und  Feuardent  1  p.  68  nr.  Preller-Jordan,  B.  M.  2^  p.  428  Anm.  3,  Cham- 
257,  PL  5,  p.  69  nr.  257''"'  Silbermünzen  pollion-Figeac,  Annales  des  Lagides  2  p.  367, 
geprägt  worden ,  welche  im  Obv.  neben  ein-  Lumbroso,  L'Egitto  al  tempo  dei  Greci  e  det  Bo- 
ander  zeigen  das  Haupt  des  Sarapis,  lorbeer-  ??!n>?/p.  110.  Silbermünzen  zeigen  die  Aufschriften 

17* 


519      Isis  (Königinnen  m.  Isisattributen)  Isis  (Königinnen  m,  Isisattributen)      520 

BACIAICCA   KA60TTATPA   GGA  N6(0T€PA  und  p.  1  nr.  3,  p.  4,    King,  Ant.  gems  and  rings  1 

ANTWNIOC  AYTOKPATQP  TPITON  TPICON  AN-  p.  337  Note  *;  den  unbestimmter  Herrscherin- 

APOON,  EcJJiel,  D.  N.   V.  4  p.  23;    3Ii.  6,  33,  nen   der  Ptolemäerdynastie   auf  einem   Cameo 

266;    JFeuardent    1   p.   133  nr.  445,    PI.  8;     T.  im  Haag,    I.  C.  de  Jonge,    Notice  sur  le  cab. 

Combe,  Mus.  Brit.  p.  237  nr.  1 ;  Lealce,  N.  H.,  de  med.  et  p.  gr.  de  Sa  Maj.  Je  Boi  des  Pays- 

Egypt  p.  62;    de   Witte,   Cab.   Durand  p.  465  Bas   ä  la  Haye   1823  p.  119—120,   Montre  1 

nr.  2345;    Mus.  Payne  KnigJit  p.  212;    Fried-  nr.  2;  einem  ,,Vetro''  des  Museo  Borgiano  3.cl. 

länder   und    v.  Sallet,   D.   Kgl.    Münzkabinett  1.  div.    nr.   1,    Doc.  ined.    3    p.   421  f.;    einem 

p.  115  nr.  361,   Mus.  num.  Lavy  1  p.  318  nr.  schwarz    und    weilsen    Onyx    der    Sammbmg 
3283;     Gat.  Subliy  Pacha.   London    1878  p.  83  lo  Muirhead,   King,  Ant.  g.   and  r.   1   p.  XVII, 

nr.  1108,  1109,  Cat.  des  objets  d'art  dependant  p.  369;    einem   „beautiful   hyacinthine  garnet" 

de    la   succession    CastelJani   p.  151    nr.    1286;  der  Sammlung  Marlborough,  Story- MasJcelyne, 

Collen,  Cat.  Greau  p.  243  nr.  2862;  Bouilcoivsld,  The   Marlborough    gems   p.  7    er.  43.     Ebenso 

Dict.   num.   p.  193  f.    nr.  462  ;     Bronzemünzen  wurden  römische  Kaiserinnen  nicht  selten  als 

BACIAICCHC    KAEOnATPAC    und   ETOYC  •  KA  •  Isis  dargestellt,  s.  oben  Sp.  404-406.    An  dem 

TOY-KAI-C   0EA  NEWTEPA,    Eclhel  4  p.  24,  von    Platner,    Beschr.   der    Stadt    Born    3.  Bd. 

Feuardent  1  p.  135  nr.  448,  PI.  8,  vgl.  Lauth,  2.  Abt.  p.  588   ,, Villa  Ludovisi"  nr.  45   so   be- 

Äus  Ägyptens  Vorzeit  p.  497,    sowie   BACIA  |  schriebeoen  Kopf:  „Weiblicher  Kopf  mit  einer 

0GA  I  N6  •    und  ANTOO  |  TITA  |  f,    Mi.  6,   33,  Stirnkrone,    wahrscheinlich    eine   Kaiserin   als 
268;    Sestini,   Mus.  Hed.    3.  Cont.   p.  8   nr.  4;  20  Inno    vorgestellt;    auf    der    Brust    mit    einem 

Cat.  NorthtvicJc  1  p.  155  nr.  1545;    Ch.  Lenor-  geknüpften,   der  Isis   und  ihren  Priesterinnen 

mant  PI.  87,   lettre  N;   BoutJcowsJci  p.  195    nr.  eigentümlichen     Franzengewande"     ist    nach 

467.     Die  „Statua    corpore   muliebriter  vcstito,  Schreiber,  D.  ant.   Bildw.   der    Villa  Ludovisi 

fade  d.  sp.  {eiusdem  Beginae  [ClcopatraeJ  sub  p.  118  nr.  95  die  mit  Untergewand   und  unter 

Isidis  persona)   s.  sceptro  innixae,   d.  e  lagena  der  Brust  zusammengeknotetem  Franzenmantel 

libantis,   et  cistae  mysticae  inter  duos  serpentes  bekleidete  Büste  neu,  weshalb  er  für  die  hier 

insistentis"  einer  Silbermünze  des  WIus.  Payne  uns    beschäftigenden   Bildwerke   nicht    in   Be- 

Knight   p.  213  A    nr.  3    stellt    vielmehr    eine  tracht  kommt.     Ein  ,,saydoine^''  der  Sammlung 

Bacchusstatue  dar,  auch  zeigt  die  Vorderseite  King  soll   nach  King,  Ant.  gems  and  rings  1 
dieser    Müuze    nicht    wie    Knight    meint,    die  30  p.  69  PI.  49,  7  darstellen  „Lady  ivith  lotus,  on 

Häupter    des    Antonius    und    der    Kleopatra,  her  broiv,  in  the  charactcr  of  Isis.    Apparenily 

sondern    das    des    ersteren    und    der    Octavia,  a   portrait    of  lulia,    daughter    of  Augustus". 

Babelon,  Monn.  cons.   1    jd.  179,    Antonia   61.  Zu    dem    oben    Sp.  405,    Z.  14flF.    angeführten 

Unter  den  Antiken  zu  Stockholm  zählt  E.  Ger-  Marlborough  Cameo,   der   1875   in    den  Besitz 

hard,  Arch.  Z.  1853  p.  395  nr.  63  eine  ,,Kleo-  des  Mr.  Bromilow  überging,   ist  zu  bemerken, 

patra  mit  dem  Kopfputz  der  Isis  des  Vatikans  (?)"  dafs  darauf  im  Choix  de  pierres  ant.  grav.  du 

auf;    „ein  Bildnis  der  Kleopatra  als  Isib"  will  cab.  du  Duc  de  3Iarlborough  2  PL  33    Didius 

Herr  v.  Korff  in   einer  Bronze  der  Sammlung  lulianus  und   Manila   Scantilla,   von  N.  Nevil 

des    Generalkonsuls    Thcremin    in    Alexandria  Story- MasJcelyne,    The  MarlborougJi  gems  1870 
sehen,  A.  Z.  1871  p.  21.     Mehrfach   will    man  40  p.  80—81   nr.  482    Marc   Aurel   und   Fauhtina, 

auf  geschnittenen  Steinen,  Ringen  und  Glas-  von  Thompson,   Pliotograplis  from  tJxe   coli,  of 

pasten    weibliche    Mitglieder    der    Herrscher-  ilie  Brit.  Mus.  1.  Ser.  pl.  868   p.  81    „Bust  of 

familie  der  Ptolemäer  mit  den  Abzeichen  der  Iidian  II.  i)i  tJie  cJiaracter  of  Iiipitcr  Antmon, 

Isis  erkennen,  so  den  Kopf  der  Berenike  I.  auf  and  of  Egypt  in  tJie  cJiaracter  of  Ceres",  von 

einem    „camee    en   grenat    oriental,    trouve    ä  Wieseler,     Über    einige  beachtenswerte  gescTin. 

Boubastis,  ayant  appartenu   ä  M.  Spanopulos  Steine  des  vierten  JaJirJiunderts  n.  Chr.  2,  1,  B 

consul  grec  au  Caire" ,  Empr.  de  cam.  et  d'int.  p.  24 ff.    (S.-A.   aus   d.  31.  Bde.  d.  AbJi.  d.  K. 

ant.    par     M.    Odelli ,    7.    Cent.    Rome     1868  Ges.  d.   W.  zu   Göttingen)   Julian    als   Sarapis- 

nr.  84  p.  12;    auf  einem  konvexen  Chalcedon  Ammon  und   seine   Gemahlin  Helena   als  Isis 
aus   Syrien  im    Besitz    des   Grafen    Tyskieicicz  50  erkannt  werden,  wie  denn  auch  bei  dem  ebenda 

in  Paris,   Heibig,  Bull.  d.  Inst.  1885    p.  21  f.,  Z.  16 ff.    erwähnten,  jetzt  im  Metrop.  Mus.  of 

Furtivängler,  Jahrb.  d.  Ks.  Arcli.  Inst.  3  p.  206,  art  in  New- York  {King,  The  Johnston  Coli,  of 

4  p.  80 — 84,  Tfl.  2,  2;    auf  einem   „transparent  engr.  gems   p.  41    nr.  67)    befindlichen    Steine 

glass  of  a  violet  colour",  Brit.  Mus.  Guide  to  Wieseler  (2,  2  p.  55  Anm.  1)  an  Julian  IL  denken 

tJie  first   and  second  egyptian  rooms  p.  121  nr.  möchte.    In  der  Inschrift  von  Athribis  aber  bei 

6273;   den  der  Berenike,  Gemahlin  des  Ptole-  Letronne,  Bec.  1  p.  228  ff.  =  C.  I.  Gr.  4711, 

maios  III.  Euergetes  auf  zwei  Steinen  in  Paris,  auf  die  man  sich  für  den  Beinamen  via  laig 

ChabouilJet  p.  24  nr.  160,  161  (Sardonyx) ;    den  der  lulia  Augusta,  d.  i.  Livia,  der  Mutter  des 

der  Berenike,   ohne  nähere  Angabe  auf  einem  Tiberius  beruft  {Preller-Jordan,  B.  M.  2^  p.  450, 

„sardoine"  in  Coli,  de  M.  de  Montigny,  P.  gr.  co  Anm.  4),  ist  der  Name  der  Göttin  nur  Ergänzuag 

Paris  1887  p.  32  nr.  411,  PI.  4;   vielleicht  den  Letronnes.    Auch  dafs  der  Kopf  der  EY0HNIA 

der  Arsinoe,  der  Gemahlin  des  Ptolemaios  IV.  der  alexandrinischen  Kaisermünze   bei  EcJcJiel, 

Philopator  auf  einem  Karneol  in  Paris,    CJia-  D.  N.   V.  4    p.  45   Livia    als    Isis    kostümiert 

bouillet   p.  617  nr.  3507,  den  der  Kleopatra  I.  zeigt,  wie  AscJtbacJi,  Livia,  DenTcsclir.  der  Kais. 

neben  dem  des  Sarapis,  wie  auf  den  oben  ver-  Ali.  d.  W.  zu  Wien.  Phil.-Hist.  Kl.  13.  Bd.  1864 

zeichneten  Münzen,    auf  einem  durch  Newton  p.  81  Anm.  3  annimmt,  ist  irrig, 

von  Castellani  für   das  Brit.  Mus.  erworbenen  Als   Schutzgöttin    der   Könige    und    Kaiser 

Goldring,    Poole,    Num.  Cliron.  N.  S.  6,  1866  ist  sie  natürlich   auch   eine  Sieg  verleihende 


521      Isis  (verleiht  Sieg  u.  Gesundheit)  Isis  (Heilgöttin)                     522 

Göttin,    wie    sie   denn  in  einer  Inschrift  von  Fap.  Ebers  p.  1—2,  JErman,  Äg.  u.  äg.  Leben 

Delos  geradezu  ""/öiff  Nl'ktj  heifst,  Bull,  de  Corr.  i.  A.  p.  368,   Wiedemann,   Die  Bei.  d.  a.  Äg. 

Hell.  G   p.  338   nr.  44.     Ihre  siegreiche   Macht  p.  147 — 148,    Woenig,   Die  Pflanzen  im  alten 

bewährt  sie   aber  nicht  nur  gegen  Feinde  im  Ag.   p.  368.     Nach   Pap.  Dem.  65  in  Leyden 

Felde,   sondern  auch  gegen   böse    dämonische  lehrt  sie   den  in  Syrien   durch   eine   Schlange 

Wirkungen  aller  Art.    Das  über  Isis  als  Göttin  gestochenen  Koros,  den  Stich  zu  heilen,  Wiede- 

des   Sieges  zu   Sagende    habe    ich    zusammen-  mann,  Hcrodots  2.  B.  p.  557;  durch  magische 

gestellt  in   der   Wochenschrift  f.   Mass.  Philol.  Sprüche  weifs  sie  Skorpionen-  und  Schlangen- 

1886  Sp.  1432-1434,  vgl.  für  Sarapis  Wieseler,  bisse  zu  heilen,  Golenisclieff,  Die  Meiternich- 
Übcr  einige  bcachtensiccite  geschn.  Steine  2,  1  lo  Stele  Z.  79,  4;  Z.  83,  27ff. ,   Wiedemann,  Hero- 

p.  37  ff.    Zu  den  dort  verzeichneten  Inschriften,  dots  2.  B.  p.  233.    Im  Pap.  Ebers,  Tfl.  47,  5—10 

welche    der    Isis    das    Beiwort    invicta    geben,  wird  ein  Mittel  verzeichnet  „bereitet  von  Isis 

C.  I.  L.  6,  352  (?),  353,  kommt  noch  eine  von  selbst  für  Ra,  um  zu  vertreiben  die  Schmerzen 
Köln  {Sehaaff'hausen,  Bonner  Juhrhb.  Heft  76  in  seinem  Kopf",  Joachim  p.  61,  Ebers,  Ztschr. 
p.  31—62,  speziell  p.  38,  Tfl.  1;    Jedirb.  d.  K.  f.   äg    Spr.    1873    p.  43,    Woenig  p.  368.     Im 

D.  A.  Inst.  Arch.  Anz.  4,  1889  p.  182;  West-  Pap.  Eb.  XCV,  Joachim  p.  173—174  wird  ver- 
deutsches  Korrespondenz-Blatt  7,  81),  wie  denn  zeichnet:  „Beschwörung  für  die  Brust.  Die 
auch  Apul.  Met.  11,  7  sie  numen  invictum  Brust  ist  dit-selbe  kranke  (Brust)  der  Isis,  die 
nennt;  zu  denen,  die  sie  als  victrix  bezeichnen  in  der  Stadt  ;^ebt  die  Götter  Su  und  Tefnet 
(Orelli-Henzen  5856;  I.  B.  N.  5352  =  C.  I.  L.  20  gebar.  Sie  hat  für  sie  ihre  Beschwörung  ge- 
9,  3144),  eine  aus  Asculum  Picenum  {Orelli  1882  than  über  äat-Pflanze,  Gesundheitskörner,  über 
=  C.  I.  L.  9,  5179,  vgl.  Preller-Jordan,  B.  31.  beqat  des  Rohres,  über  Haare  der  äbt-Pflanze, 
1^  p.  84 — 85)  und  eine  aus  Bononia,  Henzcn  die  herbeigeführt  sind,  um  alle  möglichen 
5832  =  C.  I.  L.  11,  695;  unter  denen,  die  ihr  Krankheiten,  soviel  ihrer  sind,  zu  vertreiben"; 
das  Beiwort  triumphalis  geben,  C.  I.  L.  6,  355;  ebenda  69,  6  wird,  um  eine  Brandwunde  zu 
Herzog,  Galliae  Karbon,  prov.  rom.  hist.  p.  73  kühlen  und  zu  heilen,  die  Rede  der.  Isis  an 
nr.  351  =  Orelli-Henzen  5835,  ist  letztere  zu  Horos  in  einer  uns  unbekannten  Sage  über 
streichen,  da  nach  Hirschftld,  C.  I.  L.  12,  734  dem  Heilmittel,  der  Milch  einer  Frau,  die  einen 
der  Stein  zeigtlSlDlS  ^T-  PAREL  !  COLLEGAE.  Knaben  geboren  hat,  gesprochen,  Erman  p.472. 
Das  Amulett  mit  der  Inschrift  iVginä  37  Elaig  30  Auf  der  Grabstele  der  Isis  steht,  sie  sei  von 
auf  beiden  Seiten  {Bull.  delV  Inst.  1873  p.  34,  Hermes  in  der  Medizin  unterwiesen  worden, 
1874  25.  50)  s.  jetzt  bei  Kaibel,  Inscr.  Gr.  Ital.  Hiod.  1,  27.  Wenn  nach  Diodor  ein  von  der 
et  Sicil.  2413,  5.  Isis  erfundenes  Heilmittel  äd-avuaia  hiefs,    so 

Ebenso  wie  Sieg  verleiht  Isis  (nicht  minder  führte  nach  Galenus  de  compos.  med.  sec.  gen. 
wie  Sarapis)  auch  Gesundheit,  und  ^.  Maury  lib.  5  cap.  2,  Zoega,  Be  or.  et  usu  obel.  p.  654 
{Hist.  des  rel.  de  la  Gr.  3  p.  279,  vgl.  Döllinger,  ein  anderes  Pharmakon  den  Namen  Isis,  vgl. 
Heidentum  und  Judentum  p.  624)  dürfte  nicht  über  Erfindung  von  Heilmitteln  durch  Isis  die 
irren,  wenn  er  meint,  dafs  besonders  dadurch  von  v.  Bittershain,  Der  medizinische  Wunder- 
heide Gottheiten  aufserhalb  Ägyptens  populär  glaube  u.  die  Inkubation  im  Altertum.  Berlin 
wui\len.  Die  Ägypter  erzählten  nach  Diod.  1  40  1878  p.  5  und  Anm.  7  angeführten  Stellen. 
c.  25  (vgl.  Sprengel,  Vers,  einer  pragmat.  Gesch.  Als  Curiosum  sei  erwähnt  die  Ableitung  des 
der  Arzneikunde  1^  p.  66^67)  Isis  habe  viele  Namens  Isis  von  Hebr.  iasa  ^  salvavit,  serva- 
Heilmittel  erfunden  und  besäfse  grofse  Erfah-  vit,  Dan.  Willi.  Triller,  Opuscida  medica  ac 
rung  in  der  Arzneikunde,  weshalb  sie  auch  die  meclico-pliilologica  2  p.  340. 
Unsterblichkeit  erlangt  habe;  sie  freue  sich  Besonders  als  Heilgöttin  führt  sie  Bei- 
am  meisten  der  Heilungen  der  Menschen  und  namen  wie  ocüxsiqcc,  navacözeiQK,  sospitatrix, 
gäbe  im  Schlafe  denen,  die  darum  bäten,  Heil-  salntaris  {Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  34  Anm.  1) 
mittel  an.  Deshalb  eifere  der  ganze  Erdkreis  auch  x^riOTri  snrj-noog,  C.  I.  Gr.  2300,  svä-Koog 
in  ihrer  Verehrung.  Viele,  die  von  den  Ärzten  G.  I.  Gr.  2174,  restitutrix  salutis ,  Eph.  epigr. 
wegen    der  Schwierigkeit  der  Krankheit   auf-  50  7  p.  356  nr.  1194. 

gegeben  würden,   erlangten  von  ihr  Rettung,  Verbreitet  war  im  Altertum  die  Sitte,  dafs 

wie  sie  denn  häufig  Leuten  die  Sehkraft  zurück-  Kranke,  um  ihre  Gesundheit  wieder  zu  erlangen, 

gegeben  habe.     Sie  habe  das  Heilmittel  d&ci-  sich  nach  Darbringung  eines  Opfers  in  einem 


» 


raat'a   erfunden  und  damit  ihrem  Sohn  Horos  Tempel  niederlegten,  um  im  Traume  von  der 

das  Leben  wiedergegeben,  ja  die  Unsterblich-  Gottheit  Ratschläge  zu  erhalten,  Vinck,  Amoe- 

keit  verschafft;    auch  habe   sie  ihn   die   Heil-  nita'es  philol.-medicae  cap.  5  p.  61 — 73;   Mei- 

kunde  gelehrt.     Wdcker,  Kl.  Sehr.  3  p.  97,  99  bomius,  De  incubationibus  in  fanis  deorum  me- 

hält  diesen  Bericht   des   Diodor  für  eine  Er-  dicinae  causa  f actis.    Helmstadii  1659   und  in 

dichtung  der  ägyptischen  Priester,  die  dadurch  Schlaegers  Fasciculus  dissertationum  rariorum 

ihren  Göttern  den  Vorrang  vor  den  griechischen  60  de   antiquitatibus  sacris  et  profanis.     Heimst, 

hätten  geben  wollen,  und  meint,  erst  unter  den  •     1741;    Frederik   Munter,    Om    en   Votivgemme 

Ptolemäern  seien  Isis  und  Sarapis  zu  Heilgott-  meden  Aesculapisk  Slange,    Vid.   Sei.   hist.   og 

heiten  geworden.     Aber  schon  im  Pap.  Ebers  pliil.  Skr.  IV.  Deel;    Gauthier,  Becli.  hist.  sur 

(verf.  um  1700  v.  Chr.)   werden    die   Rezepte  l'exercice  de  la  medecine  dans  les  temples  chez 

durch  eine  Gebetsformel  eingeleitet,  in  welcher  Jes  peuples  de  Vantiquite.    Lyon  1844;   WelcTcer, 

Isis  angerufen  wird,   den  Kranken  zu  erlösen,  Zu  den  Altertümern  der  Heilkunde.    Bonn  1850 

wie  sie  Horos  erlöst  hat,  Pap.  Ebers  1,  12  3".,  p.  89—156  =  Kl.  Sehr.  Bd.  3;  Wolff,  De  no- 

Ebers,  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  1873  p.  43,  Joachim,  vissima  oraculorum  aetate  p.  28  ff.;  Marquardt, 


523                   Isis  (Heilgöttin)  Isis  (Heilgöttin)                   524 

E.  St.-V.   3   p.  97;    F.  Girard,    L'Asdepieion  se    voce   moneri).      Zahlreiche    Inschriften    be- 

d'Athcnes  p.  65—78;   Preller-Jordan,  B.  31.  1^  ziehen  sich  auf  durcli  Erscheinungen  -während 

p.  429;  Ä.  3Iaury,  Bev.  arch.  6,  1849  p.  151 —  der  Inkubation  oder  durch  gewöhnliche  Träume 

158;  Lafaye  p.  103;    Trede  4  p.  176;   weitere  erhaltene  Weisungen  der  Götter  mit  den  For- 

Litteratur   s.    bei  Bouche-Ledercq,   Hist.  de  hi  mein:  nQoazä^avtog  rov  ^eov,  -hktcc  nQÖazayfia, 

divination  3  p.  271  Anm.    Wenn  v.  Biitershain  jcktÖ;  iTCLxayr'jv,  v.az   hituocyiiu,  l'g  tTciräy^azog, 

p.  15  diesen  unter  dem  Namen  der  Inkubation  f^   syyislevaecag,    ^tato:    yJlsvOLV,   v.az    uvatgov, 

bekannten  Brauch   für  die  Tempel  der  Isis  in  %ct&'  OQcc(ia,   v.az    ovixq,    Zvaq  IScöv ,   '/.az'  stil- 

Abrede  stellt  und  nur  für  die  des  Sarapis  gel-  cpaviav  (vgl.  auch  yiciza  j^griiiatLafiöv  und  jtara 

ten  läfst,  so  ist  dies  sicher  irrig.    Wohl  haben  lo  ficcvzstav);  iussio,  iussu  dei,  ex  iussu  (dei,  deae, 

wir  gerade  für  Sarapis  interessante  Belege  aus  deorum,  numinü),  iussu  imperiove,  imperio,  ex 

dem   Sarapeion  von  Memphis   in  der  von  E.  imperio,  ex  praecepto,   ex  monitu,  somnio  ad- 

Egger,  Bev.  arch.  18G0  p.  111 — 125  erläuterten  monitus,   somnio  monitus,   visu  monitus,  visu 

Inschrift:  'AQi6zv'\l}.og  xo  Ivj^vcmziov  o:pi[&r]Ka,  (viso)  iussus,  iussus  in  visu,  viso,  ex  visu  (s.  d. 

v7io\laßcav   v]n6    tov  &eov  yiayiäg  diayisila&ai,  Gemme  des  Major  v.  Sommer  mit  Schlange  mit 

In  ü  v.ai  iixz\QtCaig  %Qwiifvog  zoig  ttsIql  vccov  J  Situla  im  Rachen  und  der  Beischrift  EX  VISV, 

ovBLQoig,  ojvx  Tqdvvri(ir]v  vyift'ag  [zvx^if]  \  ncxQ  Fred.  Ilünter,    Om   cn   Votivgemvie);   instinctti 

Kvzolv,  anders  dagegen  Eröhner,  Inscr.  gr.  du  (vgl.  auch  ex  oraculo  und  ex  response  (EX-R), 

viusee  du  Louvre  p.  32  nr.  21   (vgl.   die   Stele  3iarini,    Ätti   dei  Eratelli  Arvali   p.  25 — 26, 

mit  Apis   vor  einem  Altar  und   der  Inschrift  20  Fred.   3'Iiinter  a.  a.  0.  p.  14 — 15,   Alarquardt, 

'cvvTivia  xptVco  j  xoi)  &sov  TiQoazayfia  t%(ovzv%ä.  B.  St.-V.  3  p.  98  Anm.  8,    A.  Bouclte-Leclercq 

ayad'äi'  ÄQr'jg  iaziv  6\yigivcov  zdöa  ebendaher,  1  p.  324  Note  1,  31.  Beaudouin  tt  E.  Pottier, 

A.  3Iariette,   C.  r.   de    l'ac.    des  inscr.  et  b.-l.  B.  G.  H.  3,  1879  p.  168,    P.  Girard,  L'Ascle- 

1879,  4'' ser.  t.  7.  p.  130  — 131  nr.  3);  in  den  von  pieion   d'Athenes.    Paris  1881   p.  75,    Beinach, 

Aftern idor ,  Oneirocrit.  2,  44  citierten  Büchern  Traite  d'epigr.  grecquc  p.  384,   Eabus,   3Iarmi 

des    Geminos    von   Tyros,    (Pseudo)-Demetrios  ant.  Bresciani -p.Q '^oiel,  Cagnat,  Gours  d'epi- 

und   Artemon    aus  Milet  mit   „vorzüglich   von  graphie  lat."  p.  221.      Auf  Isis    bezügliche    In- 

Sarapis  angegebenen  Vorschriften  und  Heilun-  schritten  mit  derartigen  Formeln  verzeichnet 

gen"  {Susemihl,  Gesch.  d.  griech.  Littcratur  in  Lafagc  p.  102  Note  4;  p.  103  Note  1;   es  be- 

der  Alexandriner  seit  1  p.  873,  Boiiche-Lechrcq,  30  gegnet:  ua-S''  ugaficc,  B.  G.  H.  6  p.  330  nr.  30; 

3  p.  383;  in  Varro,  Eumcnides  fr.  18  ed.   Oehler  v.Krä   HQoazay^ia,    G.  I.  Gr.  2304;  2305;    Keil, 

[=  10  Vahlen,  32  Bibbeck,  Bh.  3£us.  N.  F.  14,  Bh.  3Iiis.  1861  p.  255  f.;  B.  G.  II.  G  p.  323  nr.  13; 

1859  p.  111,    28  Biese,  vgl.  Boeper,  Philologus  327nr.  21;  329  nr.  23.24;  336nr.  37;  339nr.44; 

17  p.  86,   Biicheler,   Bh.  3Ius.   N.  F.  20,    1865  jB.  C.  If.  7,  367  nr.  16;  vgl.  für  Gottheiten  ihres 

p.  428,  Ellis,  A  commentary  on  Gatullus  p.  28]),  Kreises:  B.  G.  H.  6,  340  nr.  45  u.  47;  'A&i^vkiov 

aber  der  Kultus  der  &£ol  avvvcioi  Sarapis  und  4,  457  nr.  4;  460  nr.  1;  B.G.  H.  11,  274  nr.  37; 

Isis    ist    so    innig    verbunden,     dafs    die    von  auch   v.(xza   ■hUsvoiv  &£ov  UsgäTiLÖog  G,  I.  Gr. 

V.  Bittershain  angenommene  Beschränkung  der  5994;   ferner   kommt  vor  ex  monitfu)  eius,   G. 

Inkubation  auf  die  Sarapistempel  schon  an  und  J,  L.  5,  484,  vgl.   Vincenso  de-Vit,  Adria  e  le 

für   sich   nicht  glaublich  ist.     Aufserdem  sagt  40  sue  ant.  epigrafi  2  p.  144f.  nr.  107,  p.  336—338; 

Diodor  1,  25   gerade  von  Isis:   v.cczu  yccQ  zovg  (I)sidis  inperio,  G.  I.  L.  5,  10  =  AEM  1,  1877 

VTivovg     scpiozaii^vrjv     ölSÖvui     zoig    '/.ä^irovai  p.  45;   ex   imp(crio),  G.  I.  L.  9,  3144;    ex  viso, 

ßor/d-rifiazcc  TtQog  zag  voaovg.    Aristides  1  p  500f.  G.  I.  L.  6,  1,  346;    ex  visu,  C.  I.  L.  6,  1,  353, 

ed.   Bind,    erzählt,    dafs    ihm    im  Tempel    zu  vgl.  572  Widmung  an  Sarapis;  C  J.  J>.  9,  5179; 

Smyrna   „^y^vszo  St  Kctl  (pcög  nagu  zrjg"laidog  iussu,  G.   I.  L.   2,  3386;    vgl.  auch  Apul.  3Ict. 

■/.cci    azsQK    d^vd'rjza    (ptQovza    sig    ocozrjQLav  11,  14  divino  monitu;  11,  19  Nee  fuit  nox  una 

acpävT]    dh    yicii    b   Züganig   xfjg   Kvxiig   vv>iz6g,  vel  quies  aliqua  visu  dcaeque  monitu,  ieiuna,  sed 

diiu   avxog  zs   xKt  6  'Aa-)ilr]7ii6g,  &Kvnaaxoi  z6  crebris  imperiis  sacris  suis  me  iamdudum  dcsti- 

■ndllog   ■Kai  x6  nsyi&og  yicxC  ziva  zgonov  dllri-  natum,  nunc  saltem   censebat  initiari ;    11,   22 

loig  f'jafjpfjjfts",  und  beim  Verlassen  des  Heilig-  50  sed  noctis  obscurac  non  obscuris  imperiis  evi- 

tums  redet  er  hbqI  xijg  xov  &£ov  yoQyoxrjzog       denter  monuit; quis  et  ceteris  benevolis 

■xal   Svvci(i8cog    Ttöcr]   zig  sir]   -ncxl  nuzd   cpruiag  pracceptis  summatis  deae  recreatus  animi;   11, 

■Aul  v.azd  avfißöXovg,  x«i  ozi  nolläyiig  i]8ri  [loi  26    deae    2>'^tentis   instinctu;   11,  29   me  ...  sie 

i-Ttl  xrig  iv%rig  rjX&sv  1)  a-Tronpifftg.    In  Tithoreia  instruxit   nocturna  divinatione  Clemens  imago. 

war  es  nur  denen  erlaubt,  das  Adyton  zu  be-  Die   Träume   wurden   ausgelegt  durch   den 

treten  ovg  dv  avzri  TtgozifiriauGa  rj^loig  v-alBOT}  6vaiQo%Qiziqg,    B.  G.  H.   6,  324  f.  ni".  16.   17.  18; 

acpScg  8i    hvvnvCoiv,    Paus.  10,  32,  9.     Beiläufig  339  nr.  43  oder  svv7Cviov.QLzrig,    Pap.  Gr.  3Ius. 

sei  erwähnt,  dass  G.  Wolff,  De  nov.  orac.  aet.  Lugd.-Bat.  ed.  Leemans  1  p.  117  f.,  Notices  et 

p.  31  —  33  bei  Paus.  3,  26,  1,  der  von  dem  Heilig-  Extr.  des  manuscrits  de  la  bibl.  imp.  18  p,  334, 

tum  der  Ino  zwischen  Thalamai  und  Oitylos  60  Pap.  nr.  54,  35  Col.  3,  Z.  78  u.  Note  1.     Dafs 

berichtet:    „lagov   ßazlv    'ivovg    Mai.    ^lavzaiov.  ■  dagegen  (wie  Egger,  Bev.  arch.  1860,  1  p.  115 

3IavzBvovxai  (.lbv  ovv  v.aO'BväovzBg-  bnöau  8'  dv  und  Brunei  de  Presle,  N'ot.  et  Extr.   1865,  18, 

nv&aa&ai    äeri&woiv   ovsigaza    dsi'-nvvai   acpiaiv  2  p.  265;   3Iem.   sur  le  Serapeum  de  3Itmphis, 

7]  -O-fdg",  'ivovg  in  '/ovg  ändern  und  in  letzterer  3Icm.  prcs.  pjar  div.   sav.   ä  l'ac.    1.  ser.,  t.  2, 

lo-Isis  erkennen  will.     Auch  wo  es  sich  nicht  Paris  1859  p.  566,  575  und  Beuvens,  Lettres  ä 

um   Heilungen  handelt,   wird   das   Erscheinen  Letronne  p.  105  [vgl.  die  Note  zu  C.  I.  Gr.  3163 

der  Isis  im  Traume  erwähnt,  Apul.  3Iet.  11,  3,  „ayy.cixoxfic(XL  est  iyyioifidcQ^ai,  quia  incubatione 
vgl.   luv.   6,  529   (Gredit  enim  ipsius  dominae      homines  fiunt  xKro^^ot"]  annehmen),    auch   die 


525                    Isis  (Heilg-öttin)  Isis  (die  Füfse  ihr  geheiligt)         526 

näzoxoi,  synätoxai,  oC  tv  KUToxf]  mit  Erklärung  Stellung  der  Gesundheit  sind  ihr  gewidmet  die 

von  Träumen  etwas  zu  thun  hatten,  weist  Pkw,  Inschriften  Le  Bas  et  Waddington,  Aste  Min. 

De  Sarapide  p.  39  mit  Recht  zurück.     In  der  511:  ZciQÜni[öi],  '7c([(Ji],  SsoCg  ncici,  'd-SQUTtsv- 

ägj'ptischen  Litteratur  spielen  beiläufig  bemerkt  &Hg  'AnolXavidKq  'Als^avSgsvg  xagiGtsia,  ferner 

die  Träume   eine  grofse  Rolle    {Pierret,  Biet.  Lollivg,  Mitt.  d.  D.  A.  I.   i.  Athen  11  p.  265 

d'arch.  eg.  s.  v.  Songes  p.  519,  Ebers,  Äg.  v.  d.  nr.  3   und  American  Journal  of  archaelogy  1, 

B.  M.  p.  320—322),   und   es   werden   die  seit-  1885  p.  304  nr.  2,  s.  oben  Sp.  382:   z/jd,  "mCa 

samsten  Mittel  angewendet,  um  Träume  zu  er-  ^syälco  ZccgämSi  !  xJki  t^  Jtrpa  "/ct^t '/ct'dcooog  | 

halten;  so  soll  man  nach  einem  Papyrus  aus  der  'A]q}Qoöiaiov   'AlB^avdgfvq,  \  a^md-\g    kv.    vöaov, 
Sammlung  Anastasy   auf  ein  Byssusstück  mit  lo  sv^riv  \  avtQ'riv.s,  vgl.  für   Sarapis  Aelian,  De 

Wachtelblut  die  Figur  eines  stehenden  Gottes  nat.  anim.  11,  31.  32.  34.  35.     Ihren  Dank  be- 

mit    Ibiskopf    zeichnen    und    ihn    anrufen    im  zeugten  die  Geheilten  sehr  häufig  durch  Wid- 

Namen  seines  Vaters  Osiris  und  seiner  Mutter  mung  von  Nachbildungen  der  geheilten 

Isis,  Beiivens,  Lettre  prem.  p.  9,  Pap.  bilingue  Gliedmafsen.  Von  abbildlichen  Darstellungen 

nr.  75,  6.  sect.  Col.  5.    'OvbCqov   al'rrjaig.     Ein  der  kranken  Körperteile  versteht  BroiikJmsiiis 

griechischer  Papyrus  des  Brit.  Mus.  [Goodiein,  die  pieta  tahella  in  den  Versen   des    Tihtdl  1, 

Public.  oftJte  Cambridge  Society,  Graeco-egyptian  3,  27  —  28: 

fragment  on  magic.   Cambridge  1852;  vgl.  Clui-  Nunc  dea,   nunc   succurre  mihi,  nain  posse 

bas,  Pap.  magique  Harris  p.  181—  182)  enthält  mederi 

unter    10   magischen  Anweisungen:    „1.  Divi-  20  Picta  docct  templis  multa  tabella  tuis. 

natiün  par  Serapis.    2.  Formule  magique  pour  Votivgliedmalsen  mit  öfterer  Wiederholung 

obtenir   une   vision.     8.    Pour  ohtenir  une  re-  der    Inschrift  "laidi,  UsganiSt  'Avovßidi    ivii^v 

ponsß  d'Hermes  dans  un  soyige.^'    Als  Verfasser  fand  man  in  Arsos,  s.  oben  Sp.  380.    Zahlreiche 

eines  Buches  ekstatischer  Visionen  galt  Horos,  Votivkörperteile  aus  Thon  und  Metall  aus  dem 

Dio  Chrysost.  1  p.  205  ed.  Dind.:  iv  yag  roiq  Isistempel  in  Pompeji  befinden  sich  nach  Trede 

"Slga   ysygafiiisvotg  ovstgtxGiv  ol  av&gcoTiot  rot-  4  p.  313  im  National-Museum  zu  Neapel. 

avTCig    oipsig    bgäai,    vvv   (isv   doKovvzsg  ccno-  Bei   einem    Glied,   dem  Fufs,   können   wir 

^vTiOKBiv  Kai  aHvlsvBßQ^cci,  näliv  ds  dvioraa&ai  zweifelhaft  sein,  ob   es   der  Isis  wegen  ihrer 

v.c(i  fiuxsaQ-aL  yvuvoi  ovrsg,  iviors  ös  olöiisvoi  Eigenschaft    als   Heilgöttin   oder  aus   anderen 

Si(av.Eiv  v.a.1  xoCg  ^soig  dialsysc&ai,  xal  avzovg  30  Gründen    geweiht   wird.      In    der    ägyptischen 

unoGcpäzTsiv    v.(xi    firjösvog    ösLvoiJ    ovrog    v.ai  Mythologie  hat,  wie  es  scheint,  Nephthys  im 

ovzag,   sl  zv%oi  7toz£,   TtszBod'ai,   kccI   ßccdi^Biv  Totenkultus    eine    Beziehung    zu    den  Füfsen. 

BTil  zrlg  &aXazzr}g,  Susemihl,  Gesch.  der  griech.  Es  wird  nach  Totenbuch  125,  59  u.  60  ed.  Lej)- 

Litt.  in  der  Alexandrinerzeit  1  -p.  876  Anm.  1dl,  sius    der  Verstorbene,    ehe    er  die   Halle   der 

von   dem   auch   ai   ßißloi  ai  "Slgov  kccI  "laiSog  doppelten    Wahrheit    betritt,   vom    Fufsboden 

bei  Lucian,  Gall.  18  herbeigezogen  vrerden.  derselben  so   angeredet:   „Tritt  nicht  hin  auf 

Mehrfach  wurden  im  Altertum  geschnit-  mich,  redet  ihn  an  das  Steingetäfel  des  Fufs- 

tene  Steine  mit  den  Bildnissen  der  Götter  oder  bodens  von  dieser  Halle.     Ich  bin  ganz  rein, 

mit  Anrufungen  an  dieselben  als  Amulette  zur  Da  ich  nun   den  Namen   deiner  beiden  Füfse 

Bewahrung    und    Herstellung    der    Gesundheit  40  nicht  kenne,   mit  denen  du   auf  mich  trittst, 

getragen,  und  man  darf  annehmen,  dafs  Isis  auf  so  nenne   du   ihn  mir."     ,,„Fufssohle  am  ver- 

ihnen  eine  nicht  geringe  Rolle  spielte.    Wenn  schlossenen   Orte    ist  der  Name  von  meinem 

aber  Kaibel,  Inscriptiones  Gr.  Sic.  et  JtoL2413,  rechten  Fufse,   Kahlfufs  der  Nephthys  ist  der 

15    auf  einer  bei  Rom   gefundenen  „pietra  a  Name  von  meinem  linken  Fufse.""     Auf  diese 

forma    di  piastra    rotonda"    mit    der    Formel  Stelle  und  den  Umstand  hin,  dafs  von  Czermak 

anäXla^ov  UgLGv.ov  ccno  zov  itövov  xov  rjnazog  und  Mariette  in  Mumien  die  abgezogene  Epi- 

den  Namen  der  Isis  ^i[a  'I]ai[g]  aus  dem  ganz  dermis    der    Fufssohle    gefunden    worden    ist, 

undeutlichen    Anfange    BAAAAOY  \  CHMINAC  vermutet  Ebers,  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  1871  p.  48 

0€  I  NCI6  herauslesen  will,   so  kann  ich  ihm  — 49,  dafs  Nephthys  den  Fufs  wieder  mit  der 

bierin  nicht  beistimmen.                                         50  ihr  gewidmeten  Sohle  zu  bekleiden  hatte.    Der 

Bei  der  giofsen  Bedeutung,  welche  bei  den  Isis-Hathor  kam  es  nach  dem  Mumisierungs- 
Alten  die  Bäder  für  die  Gesundheitspflege  ritual  zu  ,,die  Beine  des  Verstorbenen  unter 
hatten,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dafs  öfters  den  Göttinnen  zu  kräftigen  und  ihnen  die  Be- 
Bilder der  ägyptischen  Gottheiten  oder  Weih-  wegungsfähigkeit  im  Jenseits  zurückzugeben", 
Inschriften  an  dieselben  in  Bädern  gefunden  Ebers,  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  1880  p.  63.  Hieraus 
wurden.  Einiges  hierauf  bezügliche  Material  erklärt  Ebers,  dafs  auf  dem  römischen  Stein 
habe  ich  zusammengestellt  Mylh.  Beitr.  1  13.33  mit  der  Widmung  Isidi  fructiferae  posuit  bei 
Anm.  1.  Auch  aus  den  Thermen  von  Cherchell  Gruter  p.  LXXXllI,  10  zwei  Sohlen  abgebildet 
verzeichnet  Waille,  C.  r.  de  Vac.  inscr.  et  b.-l.,  sind,  während  Zoe'ga,  Kum.  Aeg.  Imp.  p.  224 
mai-juin  1888,  vgl.  Bev.  des  rev.  13  p.  259  den  co  zu  Marcus  134  die  Erklärung  dafür  in  Apul. 
Fund  von  „tite  de  femme  voilee  (Isis?/',  wie  Met.  11,  17  zu  finden  meint.  Zoegas  Erklärung 
auch  „torse  de  femme  drapee  (Hygiee?)".  ist  hinfällig,  weil  bei  Apul.  nach  den  besten 

Natürlich  sind  der  Isis  pro  salute,  ob  salutem  Ausgaben   die  in  Frage  kommende  Stelle  ex- 

ge weihte  Inschriften,  bei  denen  aber  salus  auch  osculatis  vestigiis  deae,  quae  gradibus  haerebat, 

das  Wohlergehen    überhaupt    bedeuten    kann,  nicht  haerebant  wie  Zoe'ga  las,   argento  for- 

nicht   selten,  z.  B.  C.  I.  L.  3,  2903;   6,  1,  436  mata  lautet.    Es  ist  darin  also  nicht  von  dem 

(Widmung  an  Isis  salutaris),  C.  I.  L.  3,  2903;  Küssen    der    getrennt    von    der   Göttin  aufge- 

4809;   5,  779;  8229;  8255;   bestimmt   für  Her-  hängten  Sohlen,  sondern  von  den  zum  Zeichen 


527         Isis  (die  Füfse  ihr  geheiligt)  Isis  (die  Füfse  ihr  geheiligt)         528 

tiefster  Devotion  geliiifsten  Füfsen  ihrer  Statue,  Bildiv.   in    Obcrital.  2  p.  242  nr.  542 ,    Lafaye 

(vgl.  11  c.  24,  den  Fufskufs,  den  Diocletian  ver-  p.  273  nr.  27;    2)  Marmorfufs    mit  Sandale   in 

langte,  Tredc  4  p.  381,  den  Fulskufs  der  eiser-  Turin    mit    sarapisküpfiger    Schlange    an    der 

nen  Petrusstatue  in  Rom,    Trede  2  p.  38,   den  linken,   isisköpüger   Schlange   an  der  rechten 

Fufskufs  des  Papstes,  Trede  1  p.  303,  4  p.  381)  Seite,  Knabenfigur,  wohl  Harpokrates,  hinter 

die  Rede.   Aber  auch  Ebers'  Erklärung  ist  nicht  den  Hacken,   Coli.  Drovetti,  Monumens  nr.  27, 

stichhaltig.     In    den  bei  weitem  am   njeisten  Doc.  incd.   3   p.  291,    Orcurti,   Catall.  ill.  dei 

Fällen  nämlich,  wo  wir  Fufssohlen  auf  Steinen  movum.  egiz.  1  nr.  67;   DätsdiJce,   Aiit.  Bildiv. 

abgebildet    sehen,    haben    wir    dieselben    als  in  Oherital.  4  p.  66 — 67  nr.  103;  Wicsclcr,  Gatt. 

Zeichen  der  Anwesenheit  von  Pilgern  an  Wall-  10  iVac/tr.     1877    p.   655;    Heydcmann,    3.    Hall. 

fahrtsorten,  an  denen  natürlich  Heilungen  nicht  Winclcdmanns- Programm    p.  38,  3,    Gtrhard, 

selten    stattfanden,    zu    fassen    {K.  0.  Müller,  Prodromus -p.  146,  8;  s.  oben  Sp.  510;  3)  Mar- 

Hdb.  d.  Ä.  d.  K.  p.  766  §  436,  2;  O.Jahn,  Ber.  morfufs    mit    Sandale    der  Sammlung   Harrift, 

d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  M\  7,  1851  p.  103  Anm.  310,  gefunden  im  Kaisareion  zu  Alexandreia;    über 

Conze,   Heise   auf  der   Insel  Lcsbos  p.  31 — 34,  ihm  erhebt  sich  eine  thronende  Gottheit,  deren 

Tfl.  13;  DetJiier  u.  Mordtmann,  Zur  Epigrajihik  Kopf  abgebrochen   ist   (Sarapis)  mit  Schlange 

von  Byzantion  ii.  Konstantinopolis ,  Denlcschr.  oder  Adler  und  Delphin  zur  Seite,  Frisse,  Eev. 

d.ph.-h.Kl.  d.K.K.  Äk.d.  W.  zu  Wien.  Bd.  13,  arch.  2  p.  752,   Ä.  Maury ,   Eev.  anh.  1850,  7 

1864  p.  73ff.,  Tfl.  7.  8),  und  es  ist  nicht  unmög-  p.  600—602  PI.  152;  Panofka,  Asldepios  u.  die 

lieh,  dafs  dieser  Gebrauch,  seine  Anwesenheit  20  AsJclepiaden  p.  344.     Auf  dem  Altar   G.  I.  L. 

an   einer  heiligen  Stätte  durch  Eingravierung  6,  1,  572    sieht   man   über   der   Inschrilt   DEO 

von    zwei  Fufssohlen    zu    bezeugen,    sich   von  SERAPI  |  M -VIBIVS  •  |  ONESIMVS  |  •  EX  VISV 

Ägypten  aus  verbreitet  hat,  0.  Jahn  a.  a.  0.,  einen     schlangenumwundenen    Fufs    zwischen 

vgl.  Pierret,  Dict.  d'arch.  eg.  p.  439  s.  v.  Pieds.  zwei   Sphinxen,    auf  der  einen   Seite   Sarapis, 

Besonders  von  dem  Heiligtum  der  Isis  in  Philä  auf   der   anderen    Isis;    Fabreiti,    Inscr.   pat. 

sind  uns  solche  Inschriften  mit  Fufstapfen  er-  p.  467,   20    fafst   dieses  Denkmal    als    ex-voto 

halten,  C.  I.  Gr.  4946;  Letronnc,  Mater,  p.  70ff.;  eines  am  Podagra  Leidenden  auf.    Auch  in  der 

Hist.  du  christianisinc  en  Egypte,  Mein,  de  l'Äc.  Deutung  des  Sarapishauptes  über  einem  Fufse 

des  Inscr.   et   B.-L.   10   p.   179 — 180;     Oeuvres  auf  alesandrinischen  Kaisermünzen   des  Anto- 

choisies  1  p.  63—65;    Becueil  des  Inscr.  gr.  et  so  ninus  Pius,  Zneqa  p.  167  nr.  44,  Eclchel,  D.  N. 

lat.    de   l'^'g.  p.  198  ffi;    204—205;   A.  Maury,  V.  4    p.  66,    Mi.   6,   214,   1431;     Marc    Aurel, 

Bev.  arch.    1850,  7  p.  601;    G.  Maspero,   Bev.  Zoega  p.  223  nr.  127;  224  nr.  134,  Mi.  6,  307, 

arch.  1882  n.  s.  43  p.  37—39;  Briigsch,  Ztschr.  2114;   Commodus,    Fevardent  p.   162   nr.  2248, 

/:  äg.  Sp)r.  1888  p.  67.     Auch  die   mit  Abbil-  PI.  27,    Cohen,    Cat.    Greau  p.  270   nr.   3219; 

düngen  versehenen  Widmungen  von  „rö  ß/j/ua"  Zoega  p.  238  nr.  27  und  auf  einigen  Geramen, 

an  Isis   und  Anubis   und   „t«  ßrJftaTa"  an  Isis  Chabouillet  p.  262  nr.  2027;  Gori,  Tlies.  q.  adrif. 

Dikaiosyne  auf  Delos  (B.  C.  H.  6  p.  327  nr.  21,  1  Tab.  18,  2  p.  62  — 6i,    Gori,   Mus.   Flor.  1, 

■p.  336  nv.  37)  erkVÄri  Ain.  Hauvette-Besnault  iür  53,  6,   Lippert ,  Daldyliolhck  Suppl.  1,9  p.  6, 

Geschenke  von  Wallfahrern.     So  wendet  denn  David  et  Mulot,  Le  Mus.  de  Florence  1  p.  219f., 

0.  Jahn  diese  Erklärung  auch  auf  die  Weih-  40  PI.  87,  1,    Overbcclc,  Zeus  p.  517,  i  gehen   die 

Inschrift  an  Isis  fructifera   (die   auch  bei  To-  Ansichten  auseinandei-.    Zoega  p.  224  Anm.  zu 

wasinus,  De  donariis  in  Graevius,   Thes.  ant.  Marcus  134  u.  p.  404  identificiert  Sarapis  hier 

Rom.  12  p.  787,    Fabreiti,   Inscr.  pa,t.   p.  471,  mit  Asklepios  und  meint,  man  könne  aufserdem 

114,  C.  I.  L.  6,  1,  351   verzeichnet  wird)   an.  denken  ,,de  pede  velut  totius  corporis  basi,  qua 

Derartige    Abdrücke    von    Füfsen    finden    sich  incolume    totus   homo    salvus    videri   potuerit', 

übrigens  auch  auf  Steinen,   die  anderen  Gott-  ebenso  Panofka,  Asklepios  u.  die  Asklepiaden 

heiten  geweiht  sind,  so  dem  lAber  (Arch.  Anz.  p.  344  und  Gori;  David  und  Mulot  und  Passcri 

1864  p.  199*,    Conze  a.  a.  0.  p.  32  Tfl.  13,  7),  in   Goris   Thes.  g.   astrif   denken    an   Heilung 

der  Invic<^iyta  Celestis  {Mtiratori,  N.  Thes.  Vet.  eines  Fufsleidens  oder  an  glückliche  Rückkehr 

Inscr.  Lat.  1  p.  17,  9,  Conze  p.  32  Tfl.  13,  4);  50  von  einer  Reise.     Die  Erklärung,  dafs  Saiapis 

der  B(ona)  D(ca)  Quietana(?)  (C.  I.  L.  6,  1,  hier  als  Heilgott  zu  fassen  sei,   ist  nicht  un- 

825);  dem  Saturnus  Aug.  (C.  I.  L.  8,  9016);  der  möglich;  in  ähnlicher  Weise  kommt  das  Haupt 

Victoria  victrix  (C.  I.L.  8,  84:4:6);  dev  Bael(ona)  des    Asklepios    über    einem    mit    Sandale    be- 

Aug.,  C.  I.  L.  8,  7958.     Aufser  den  Abdrücken  kleideten  und  von  einer  Schlange  umringelten 

von    Fufssohlen    auf    Steinen    mit    Inschriften  Fufs  auf  einer  Münze  des  cilicischen  Aigai  vor, 

giebt    es    auch    selbständig    gearbeitete  Füfse  3Ii.  3,  p.  544  nr.  33,  Panofka  p.  343,  vgl.  Tfl.  7,  7 

mit  Darstellungen  der  ägyptischen  Gottheiten.  p.  358;  anders  fafst  King,  The  Gnostics^  p.  189 

Auch  diesen  legt  0.  Jahn  eine  ähnliche  Be-  die  Bedeutung,  weim  er  den  Fufs  „as  conveying 

deutung  wie  jenen  bei,  „so  dafs  der  Dank  für  most   speakingly    the   notion   of  departiire"  zu 

die    glückliche    Heilung    und  Wallfahrt    wohl  60  einem    Emblem    der    chthonischen    Gottheiten 

mitunter    zusammenfliefsen,    aber  die   letztere  macht  und  in  einem   dem  Sarapis  geweihten 

doch  vorzuwiegen  scheint".    Es  sind  folgende:  in    Stein    geschnittenen    Fufs    sieht   ,,ex   voto 

1)  Marmorfufs  in  Florenz,  nackt,  auf  oblonger  commemorating    the    donor's    tscape    from    the 

Basis,   darüber  sich  erhebend  das  Haupt  des  very  threthold  of  his  dark  domain"   [vgl.   die 

Sarapis,  Zannoni,  Galleria  di  Firenze,  ser.  4,  Erklärung  der  Fufstapfen  in  der  christlichen 

1  tav.  38,   H.  Meyer  in   Böttigers  Amalthea  1  Kunst    als    „Symbol    des    Übergangs    in    die 

p.  288,  von  beiden  für  ein  ex-voto  wegen  glück-  bessere  Welt",  Munter,  Sinnbilder  1  p.  54,  als 

lieh  vollbrachter  Reise  erklärt,  Dütschke,  Ant.  „Symbol  der  glücklich  beendeten  Lebensweise 


529                   Isis  (Heilgöttin)  Isis  (Heilgöttin)                   530 

und    der  Freude    „„daheim   zu    sein  bei  dem  fuudeu  worden  sind;  sowie  die  von  S.  lieinach, 

Herrn""  (2.  Kor.  5,  8)",  Kraus,  Die  cJiristlir.hc  luv.  Arch.  3*^  se'r.  9,  1887  p.  36G  "[a]i8t  [hol-] 

Kunst  in  ihren  frühesten  Äitfäncien  p.  98].  Qavm    xort    Q'satg    Nvvcpaig    ergänzte   Inschrift 

Ein  interessantes  Basrelief  mit  der  Inschrift  von  Mykonos,  BiiU.  de  Curr.  Hell.  1887  p.  275, 

Evvoia  Ei'aidi  ivxr'iv  aus  Theben  {Bmifiabe,  Ant.  die   dort  freilich   Tä]i  Jl  Msgaväi  Kai  Q-taig 

Jidl.  \).  718  ur.  1213,  K.  Keil,  Zur  Syliofie  Ifhscr.  Nvvcpaig    gelesen   wird.      Auch   sei   daran   ei- 

Bocot.,  4.  Supplemcntbd.  d.  JaJirb.  f.  Id.  Phil.  iunert,  dafs  eine  Statue  der  Isis  bei  den  Heil- 

1864  p.  583  nr.  1)   dürfen  wir  wohl   als  Dank  quellen  vou  Tibur  gefunden  sein  soll,  s.  oben 

fvir  eine  der  Isis  zugeschriebene  Heilung  auf-  Sp.  410. 

fassen.  Kangabe  beschreibt  dasselbe  so :  „Fetit  lo  Wohl  als  Weihges  chenk  an  die  Heilgöttin 
bas-relief  du  plus  beau  i^ti/le,  represcntant  un  Isis  ist  auch  zu  fassen  das  nach  der  Vermutung 
jcune  homme  nu,  couchc  sur  un  lit.  Une  tete  Conzes,  Sitzunysber.  d.  phil.  hist.  Kl.  d.  K.  K. 
ä  barbe,  de  plus  grandes  dimensions,  et  traitee  Ak.  d.  IK.  zu  Wien  Bd.  98,  1881  p.  554  aus 
en  me'plat,  est  repr.  de  face  derriere  cette  flgure,  Athen,  richtiger  nach  BoecJch,  C.  I.  Gr.  2300 
et  devant  eile  trois  jeuncs  fdles,  sc  te)iunt  jnir  und  Fiirtwäyigler ,  Die  Sammlung  Sabouroff  1 
la  main,  exccutcnt  une  danse.  Au-dessus  de  p.  30  von  Delos  stammende  Relief  in  Florenz 
Vhomme  couchc  il  y  a  un  enfoncement  circulaire  mit  der  Inschrift  "laiSi  ;i;()r]<jr/jt  inrjKoat  Ei- 
de 0,05^  de  diametre  et  portant  dans  son  Isv-Kog  EcoKQÜrov  £v%riv  sni  isQscog  ^lov.lsovq 
champ  trois  plus  petits  trous."  liangabe  fafst  rov  Jiov.lsovg  TvqiisSov  und  Darstellung  des 
das  Haupt  als  das  des  Zeus  Ammon,  den  20  sog.  Totenmahls,  DütschJce,  Aiit.  Bildw.  in 
Jüngling  als  Osiris.  Dies  ist  sicher  irrig.  Man  Obcrital.  2  nr.  193.  Conze  erklärt  dasselbe  im 
wird  die  Darstellung  aufzufassen  haben  als  allgemeinen  wohl  richtig,  wenn  er  sagt:  „Man 
Dank  für  eine  Heilung  durch  die  Nymphen  kann  sich  fragen,  ob  etwa  aus  Lebensgefahr 
auf  Eingebung  der  Isis.  Der  Gelagerte  ist  ver-  gerettete  Kranke  einen  bequemen  Gebrauch 
mutlich  der  Sohn  der  Stifterin.  Die  tanzenden  vom  Typus  des  Totenmahlreliefs  zu  Weihungen 
Gestalten,  bei  denen  man  zunächst  an  Chariten  an  die  rettende  Gottheit  machten,  an  Asklepios 
denken  möchte,  kann  man  immerhin  als  Nym-  sowohl  als  an  Isis,  derart,  dafs  bei  der  ge- 
phen  erklären,  da  auch  diese  tanzend  gedacht  lagerten  Figur  des  Reliefs  an  den  Kranken 
werden,  wofür  man  nur  sich  an  das  Horazische  selbst  gedacht  wäre."  Denelccn  oben  1  Sp.2581 
„Gratia  cum  Nymphis  gcminisque  sororibus  30  scheint  eher  der  Ansicht  zu  sein,  dafs  es  als 
audet  Ducere  nuda  choros"  zu  erinnern  braucht,  wirkliches  Totenmahl  aufzufassen  und  der  Isis 
vgl.  übrigens  für  die  nahe  Verwandtschaft  als  chthonischer  Göttin  in  ihrem  Heiligtum 
beider  und  für  ihie  Beziehungen  zu  Asklepios  aufgestellt  war;  Furtivänglcr  fafst  die  Beiworte 
Furtwüngler,  ]Mitt.  d.  D.  A.  Inst,  in  Athen  3  xQrjGTiq  und  &itriY.oog  als  ,, recht  charakteristisch 
p.  190—191.  198.  200.  202.  Der  Kopf  ist  das  für  das  gnädige  gute  Wesen  der  Unterirdischen", 
auf  Nymphenreliefs  so  häufige  (Panofka,  Über  aber  er  ist  wohl  im  Irrtum,  wenn  er  die  Ge- 
dcn  bärtigen  oft  hermenähnlich  gestützten  Kopf  stalten  als  Sarapis  und  Isis  selbst  ansieht. 
der  Nymx>henreliefs,  Abh.  d.  AJc.  d.  W.  zu  Berlin,  (.,Wer  der  nicht  genannte  Mann  ist,  kann  keinen 
1846)  von  Michaelis,  Ann.  d.  Inst.  35  p.  333,  Augenblick  zweifelhaft  sein,  es  ist  Sarapis. 
Friederichs ,  Berlins  Ant.  Bildw.  1  nr.  392,  40  Wir  sehen  deutlich,  wie  das  Paar  Sarapis  und 
KeJcule,  Theseion  p.  80  nr.  192  „als  Andeutung  Isis  sich  an  die  Stelle  des  alten  chthonischen 
der  Quelle",  von  ]]'ieseler,  Über  ein  Votivrclief  Götterpaares  der  Griechen  setzt  und  auch  die 
aus  Megara  (aus  d.  20.  Bande  der  Abh.  d.  für  dieses  geschaffenen  Kunsttypen  usurpiert. 
Kgl.  Ges.  d.  W.  zu  Göttingen,  abgeb.  bei  Furt-  Sarapis  war  die  Hauptperson  in  jenem  Heilig- 
wängler,  Sammlung  Sabouroff  TQl.  27)  p.  6—7,  tum,  er  ward  hier  als  ocot/jq  und  Isis  als  ccö- 
p.  23  Anm.  15  „als  Kultusbild  des  Acheloos,  rstga  verehrt,  beide  also  als  Heilsgottheiten; 
der  als  höchster  Schalter  und  Walter  über  auch  befanden  sich  Orakel  und  Traumwahr- 
das  süfse,  Gedeihen  verleihende  Wasser  in  sager  hier  ganz  wie  in  den  analogen  Heilig- 
den  Nymphengrotten  verehrt  wurde",  erklärte  tümern  griechischer  Unterweltsgottheiten.") 
Haupt,  Die  Heilkraft,  die  man  den  Quellen  50  Bekanntlich  hatten  Le  Bas,  Exp.  scientif.  de 
beilegte,  ist  bekannt.  Wir  können  annehmen,  Morce  2,  Paris  1833  p.  109  ff".,  PI.  62,  Welcker, 
dafs  Isis  die  Benutzung  der  diesen  Nymphen  Ant.  Denlcm,  2  p.  232—285,  PI.  13,  23.  24.  25, 
geheiligten  Quelle  angeraten  hat,  oder  umge-  bes.  p.  271  ff",  und  Girard,  L'Asclcpieion  d'AtJw- 
kehrt,  wenn  dieselbe  etwa  betäubende  und  «es  p.  103 ff.  die  Totenmahle  als  Weihgeschenke 
Hallucinationen  hervorrufende  Dämpfe  ent-  an  Asklepios,  bezügl.  Sarapis  und  Isis  gedeutet; 
wickelte  (vgl.  A.  3Iaury,  Bev.  arch.  6,  1849  besonders  die  Darstellungen,  in  denen  der  Tote 
p.  158ff'.),  dafs  der  Kranke  während  des  Schlafes  den  Polos  trägt,  erklärt  Welcker  p.  275  f.  als 
in  der  Nymphengrotte  die  Weisung  empfing,  solche  des  ,,Pluton- Sarapis";  selbst  Lafaye 
sich  der  Isis  anzuvertrauen.  Für  die  Ver-  p.  289  nr.  ÖO  folgt  noch  dieser  Auffassung,  in- 
bindung  der  Isis  mit  den  Nymphen  vgl.  die  eo  dem  er  die  betreffende  Gestalt  als  „Serapis- 
Inschrift  (C  J.  Att.  2,  3,  1671,  oben  Sp.  384)  Esculape"  bezeichnet.  Jetzt  ist  man  fast  all- 
'Egfiov 'AcpQodsi'rrjg  navog-  Nvn(pcöv"laidog  vom  gemein  mit  Recht  von  dieser  Ansicht  abge- 
Südabhang  der  Akropolis  in  Atlieu,  wo  sich  kommen,  vgl.  oben  1  Sp.  2571  ff. ;  doch  sieht 
bekanntlich  ein  grofses  Heiligtum  des  Askle-  unter  Zustimmung  von  Dtneken  1  Sp.  2581  fi". 
pios  befand  und  ein  Weihrelief  an  die  Nym-  Milchhöfer,  Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  2,  1887  p.  30 
phen  (v.  Duhn,  Arch.  Zeit.  1877  p.  157  nr.  50)  ,,in  der  polosartigen  Kopfbedeckung  des  ge- 
und  verschiedene  an  die  Chariten  {Furlivängler,  lagerten  Mannes  einen  Hinweis  auf  den  von 
Mitt.  d.  D.  A.  Inst,  in  Athen  3  p.  181  ff.)  ge-  vielen   Genossenschaften    gepflegten  Kult    des 


531      Isis  (u.  Sarajiis  =  Asklei^ios  u.  Hygieia)  Isis  (vi.  Sara^jis  =  Asklepios  u.  Hygieia)      532 

Sarapis",  und  Sp.  2588   nennt  DeneJcen  diesen  Mond  und  5  Sterne;    im  Felde  vor  dem  Sou- 

Koptputz   geradezu  den   „Polos   des   Saraiiif/',  nengespann  der  Kopf  des  Jupiter  Serapis,  und 

warnt  aber  mit  Recht,   „derartige  Reliefs  auf  unten  Isis  in  ganzer  Gestalt  mit  Sistrum  und 

die  Götter,  deren  Habitus  der  Gelagerte  zeigt,  Situla,    Hygiea    (nach    Winclcelmann ,    Descr. 

zu  beziehen".  2.  Gl.    14.  Sect.    nr.   1191    p.  200   Koros)    und 

Dafs  übrigens  Isis  und  Sarapis  ebenso  wie  Äsculap";    indessen  dürfte   dies   keine   andere 

andere     chthonische    Gottheiten     (s.    oben    1  Darstellung  sein  als  die  des  Sarders  der  Sto- 

Sp.  2508)  nicht  selten  durch  Herrichtung  von  schischen  Sammlung  bei  G^ori,  TAes.  «/f mm.  asin'/". 

TQKni-^a  und  -ulivr]  geehrt  wurden,   soll   nicht  I  Tab.  42    (s.    oben  Sp.  4.35  und  448),    wo   die 

in  Abrede  gestellt  werden;    so   erscheint  Isis  lo  Abbildung  Isis,  Demeter  und  Triptolemos  zeigt, 

auf  dem  Lectisternium  auf   der  oben  Sp.  457  An  einem  bleiernen  Arzneibüchschen  mit  der 

erwähnten  Bleitessera   der   Sammlung  Scholz;  von   Hirschfeld,    C.  I.  L.  12.    Fdlsae  nr.  323 

ferner  sind  zu  verzeichnen  „Sarapis,  tvith  mo-  für  eine  Fälschung  erklärten,  von  Lebegiie  aber 

dius,  at  a  Symposion  loith  Isis  on  l.,  and  vciled  verteidigten  Inschrift:  Ex  offmina  L(tteii)  Oc- 

feiiiale  figure  on  r.   Sard,    fragincnt.    Townley  tavi(i)  ad  cal(iginem)  stellt  das  eine  Basrelief 

CoU.'^,  A  Cat.  of  cngr.  gems  in  the  Brit.  Mus.  Harpokrates  dar,  das  andere  „une  femmevuede 

p.  144  nr.  1214;    „Triclinio   di  Giove  Serapide  face,  vctue  d' une  robequila  couvre  compUtement. 

con  Giunone  ed  Iside,   Corniola  d'ignoto   pos-  La  tcte  est  pcu  distincte.    Elle  tient  de  la  m.  g. 

se^sorc",   Cades,  Impr.  gemm.  Cent.  4,  3,   Bull.  un  objet  arrondi,  un  vase,  et  de  la  m.  dr.  une 

delV  Inst,  di  corr.  arclt.  1834  p.  123;  die  oben  20  couronne.   Acöte  d'elle,  ädroite,  se  dresse  un  ser- 

Sp.  511  f.  erwähnte  Bronze  mit  Sarapis,  Har-  pent.    C'est  une  deesse  Hygiec",  Lcbcgue,  Bull. 

pokrates,  Isis  und  Bast,   Gaylus,  Bcc.  d'ant.  4  cpigr.  4.   1884  p.  16 — 18,  Mcv.  ArcJi.  3^  ser.  12. 

PI.  23, 1  p.  68,  Baponi  PI.  21,  17,  Lufaye  p.  314  1888p.  140—144.  In  Strawberry  Hill  verzeichnet 

nr.  168;    der    Lampengriff  mit    Sarapis,    Isis,  Michaelis,  Arch.  Zeit,  l'^lb  ]).Q2  nx.  IQ  ,.,GiX\i.]}\>e 

Helios  und  Selene,  Lafaye  p.  304  nr.  133,  Bich,  des  Harpokrates  und  Telesphoros".    Ein  roter 

Dict.  des  ant.rom.  et  gr.  Paris  1859  p.  356,  oben  Jaspis   des   Musco  Carpegna,   Doc.   ined.  p.  s. 

Sp.  438;  Münze  von  Alexandreia,  M^iczay  1  nr.  alla  storia  dei   Musei  d'Italia  2   p.  211  zeigt 

6814,  Tab.  28.  597  =  Sestini,  Mus.  Hed.  3  Cont.  Sarapis  und  Hygieia.     Zwei  als   Gegenstücke 

p.  46   nr.  3;   Münzen   von   Sinope   mit   Sarapis  zusammengehörige    Elfenbein- Medaillons     der 

auf  der  Kline,  Num.  Zeitschr.  Bd.  21  p.  8 — 9,  30  vatikanischen  Bibliothek  „sind  mit  den  grofs- 

Tafel  1,  8,  Furtivänglir,   Sammlung   Subouroff  artig  gehaltenen  Brustbildern  des  Serapis  und 

p.  30;  vgl.  die  Inschriften  Soli  Serapi  cum  sua  Asklepios  geschmückt",  E.  Braun,  Die  Buinen 

cline,    H.  Büntzer ,    Bonner   Jahrbb.    1    p.  88,  ttnd  Bluscen  Boms  p.  837.     Münzen  von  Teos 

C.  I.  Bh.  330  und  i:]aQä7tidi.K<xi"laiSiTQccnB^[(xv,  und  Prymnessos   zeigen    im    Obv.    das   Haupt 

Le  Bas  et  Waddington,  Asie  Min.  395,  1.  17.  des  Sarapis,  im  Rs.  den  stehenden  Asklepios, 

Natürlich  traten  Isis  und  ihr  Kreis  auch  zu  Num.  Zeitschr.  21  p.  117  —  118,  p.  176.  Ein 
den  griechischen  Heil  gottheiten  in  Be-  roter  Jaspis  mit  den  Figuren  des  Asklepios  und 
Ziehung.  In  Lambaesis  befanden  sich  neben  der  Hygieia  trägt  die  Aufschrift  CGPATTI  AKCOI 
einander  der  Äsculaptempel  und  das  Heiligtum  lAGCOC  (id  est  IA6G)C),  Baspe  p.  258  nr.  4107, 
der  Isis  und  des  Sarapis,  Wihnanns.Comment.  io  Kopp,  Palaeogr.  crit.  4  p.  277  ff.  §  804,  805. 
2)liilol.  in  hon.  Mommsini  ]).1dS.  InÄgeiraum-  Die  von  Fausanias  2,27,7  erwähnten  Gott- 
gaben im  Apollontempel  das  Bild  des  Asklepios  heiten  Hygieia,  Asklepios  und  Apollon  mit 
die  Statuen  des  Sarapis  und  der  Isis,  s.  oben  Beinamen  der  ägyptischen  in  Epidauros  er- 
Sp.  391.  Auf  Delos  wurde  im  Heiligtum  der  klären  einige  geradezu  für  Isis,  Sarapis  und 
ägyptischen  Gottheiten  eine  Weihinschrift  an  Horos,  s.  oben  1  Sp.  2787,  2  Sp.  390.  Isis- 
Hygieia  gefunden,  BuV.  de  Corr.  Hell.  6  p.  339  Hygieia  kommt  inschriftlich  auf  Delos  vor, 
nr.  42.  Ein  ebendaselbst  gefundenes  Bruch-  Bull,  de  Corr.  Hell.  6  p.  339  nr.  42,  s.  oben  1 
stück  zeigt  die  Widmung  KAI  AZKAiittiuj,  *S'.  Sp.  2787.  Auf  Münzen  des  Claudius  Gothicus 
Beinach,  Bull,  de  Corr.  Hell.  7  p.  366  nr.  15,  erscheint  Isis  mit  Sistrum  und  Situla  und  der 
doch  kommt  ebenda  die  Verbindung  von  Hadad,  50  Beischrift  SALVS  AVG,  Pignorius,  Mensa 
Atargatis  und  Asklepios  vor  {Bull,  de  Corr.  Isiaca  p.  10,  Griselini,  Biss.  mitol.  e  stör,  sojira 
Hell.  6  p.  498),  so  dafs  Keinach  vielleicht  nicht  la  dea  Iside  in  Baccolta  d'opusc.  seientif.  e  fdo- 
mit  Unrecht  in  Asklepios  eine  dem  griechischen  logici  39.  Venezia  1748  p.  340,  Mead,  Biss.  de 
Heilgott  assimilierte  orientalische  Gottheit  nummis  quibusdam  a  Smyrnaeis  in  medicorum 
sieht.  In  Athen  wurde  beim  Asklepieion  am  honorem  percussis  p.  20  Tab.  3  nr.  20,  Basclie 
Südabhang  der  Akropolis  eine  Weihinschrift  4,  1  p.  1635,  Eclhel,  D.  N.  V.  7  p.  473,  Caylus, 
an  Sarapis  gefunden,  C.  I.  Att.  3,  1,  145,  a,  Bec.  d'ant.  6  p.  247  f.,  PI.  74  nr.  5,  Hobler, 
V.  Sybel,  Kat.d.  Skulpt.  SU  Athen -p.  300  nv.  4:091,  Becords  of  roman  history  2  p.  788  nr.  1921, 
P.  Girard,  L'Asclcpieion  d'Athenes  p.  19  Note  4.  MarJcl,  Num.  Zeitschr.  16,  1884  p.  457,  Cohen 
In  Apulum  bringt  dem  Sarapis  eine  Weih-  CO  6^  p.  155  nr.  255 — 257,  s.  oben  Sp.  406;  vgl. 
Inschrift  ein  Priester  des  Äsculap,  C.  I.  L.  Münzen  desselben  Kaisers  mit  Isis  und  Sarapis 
3,  973  und  in  Gratianopolis  dem  Äsculap  eine  {Basche  1,  2  p.  818,  Suppl.  2  p.  24,  Banduri  1 
Widmung  ein  aedituus  der  Isis  dar,  G.  I.  L.  p.  340,  Cohen  6^  p.  136  nr.  59)  oder  mit  Sarapis 
12,2215.  Gegenüber  dem  Asklepios  erseheint  allein  und  der  Beischrift  GONSERvatorAVGusti, 
Isis  auf  einer  Münze  von  Pagai,  Journ.  ofHell.  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  34  Anm.  1.  Ein 
Stud.  8  p.  50.  Auf  einem  Karneol  in  Berlin  dunkler  Sarder  im  Katalog  der  Gemmen- 
soll  nach  Tölken  3,  1, "31  p.  90  zu  sehen  sein:  Sammlung  des  Tobias  Biehlcr.  Wien  1871  p.  30 
„Helios    auf   dem    Sonnenwagen      umher    der  nr.  178  zeigt  „Hygieia  mit  dem  Sistrum".  Auch 


533          Isis  (u.  ihre  heil.  Schlange)  Isis  (u.  ihre  heil.  Schlange)           534 

auf  einer  Münze  von  Chersonesos  soll  im  Obv,  sichert  wird,  sie  schone  die  Guteu,  beifse  aber 
Hygit'ia  mit  dem  Sistriuu,  im  Rs.  Asklepios  zu  die  Taugenichtse  tot,  so  ist  das  reine  Wind- 
sehen sein  {Vers,  altgriech.  und  röm.  Münzen  beutelei.  Manche  setzen  auch  hinzu,  Isis  schicke 
aus  dem  Naddassc  des  Dr.  jihil.  l^atd  Becker  sie  zu  den  schlimmsten  Verbrechern.  Die 
l).  13  nr.  204),  doch  scheint  mir  die  Richtigkeit  Ägyptier  sagen,  diese  Art  von  Aspis  sei  allein 
der  Beischreibung  nicht  hinlänglich  gesichert  unsterblich,  zählen  übrigens  16  verschiedene 
zu  sein.  Unbegründet  ist  die  Behauptung  Aspisarten  auf.  In  jedem  Winkel  der  Tempel 
Brizios,  Giorn.  der/U  scavi  di  Pompd  N.  S.  1  sollen  sie  eine  Wohnung  für  eine  Thermuthis 
nr.  8,  ISOy  p.  106,  die  Griechen  hätten,  den  bauen  und  sie  mit  Kälbertalg  füttern",  Lenz, 
Kult  der  Isis  hellenisierend,  sie  mit  Hygieia  w  Zoolofiie  der  alten  Griechen  und  livmer  p.  471. 
verschmolzen  ,.poiclte  si  trova  S2}e£S0  conyhudn  Bei  EpipJtanhis  Panar.  L.  3  c.  12  p.  1094  ed.  Pc- 
con  Serapide  nelV  attitudine  pvopria  ad  Icjia  tavius  =  Corpus  liacreseologicum  2,  3  p.  510  ed. 
con  JEsculapio  (v.  p.  es.  Schi khtegr oll ,  P.  rjr.  Oelder  ist  Thermuthis  eine  besondere  Gottheit: 
de  Stosch  tv.  3),  ed  una  volta  come  Igica  coh  aXXoi  dh  zr^v  TiQ-QcciJi.ßco,'EKäTr]v  SQurjv^voiitvrjv 
serpe  attorcigUato  intorno  albraccio  (Mus.  JBorh.  {,,legcndum ,  iiti  videtur  rfj  TLO-gafißä,  'EKÜxrj 
10,2.  Heibig,   Wandgemälde  nr.  138)."  sq(17jvevoiiev7j)  ,    Ezsgoi  xrjg  'EvEq)&v  {rescrihen- 

Nicht  als   tsis-Hygieia   darf  man  erklären  dum   suspicor  xg  'Evscp&v  vel  'Evscp&vt   [h.  e. 

die  Statue  des  Museo  Pio-Glementino  (Visconti,  iVf'qp^vi]",  oder  wohl  zfi  'HGsvicpQ-vi'i),  alloi  8s 

Mus.  Pie-Clem.  7  PI.  5  p.  22 — 26,  Clarac  PI.  ri]  (^eQfiov&i  xEliayiovzai,  allot  öt  xy  "lai8i. 
987,  2576)  mit  Diadem,   woran  das  Medusen-  20  Nun  hat  Jahlonslci,  Panth.  Äeg.  1  cap.  5  p.  103 

haupt  zwischen   zwei  Schlangen  zu  sehen  ist,  —121  auf  diese  Stelle  hin  angenommen,    die 

und  um  den  rechten  Arm  gewundener  und  aus  Ägypter    hätten    eine    Isis  Hekate    unter   dem 

einer  Schale  in  der  L.  trinkender  Schlange,  da  Namen   Tithrambo    oder   Thermuthis    verehrt, 

die  in  Betracht  kommenden  Attribute  auf  Er-  Ihm  folgt  Zoc'ga,  Numi  Acg.  Imp.  p.  214  nr.  9, 

gäuzung  beruhen,  s.  Lnfaye  p.  256.    Aber  auch  Anm. ,    von  dem   eine   von  /.  de  Eouge  p.  64 

die  von   Tölken   und  Lafaye    als  Isis-Hygieia  einfach  als  „Personiiage  feminin"  bezeichnete 

bezeichnete  Figur  einer  Berliner  Gemme:  Isis  Gestalt  mit   Schlange    in  der  R.  und  Scepter 

mit  Sistrum  in  der  R.,  Situla  am  linken  Arm,  in   der  L.  auf  einer  Münze  des  M.  Aurel  von 

Schale,  in  der  sich  eine  Schlange  emporrichtet,  Naukratis  als  „Isis  Termutliis  sive  Nemesis  t] 
in  der  L.    (Tollen  p.  16,   1.  Kl.  2.  Abt.  nr.  35,  30  ÖLÖovaa  &(ivKzov"'  erklärt  wird.    Auch  Gcorgii 

Easpe  nr.  318,    YVincliehnann ,   Descr.  p.  14,  1  p.  285  steht  noch  unter  dem  Einflufs  von  Ju- 

Nr.  55,  Lafaye  p.  256  f.,  p.  309  nr.  149)  stellt  blonsJcis  Ausführungen,    wenn    er    sagt:    ,,Als 

kaum  Isis-Hygieia  dar,  da  ja  Isis  die  Schlange  Nemesis  fällt  tie  (Isis)  mit  der  Tithrambo  zu- 

hier    nicht    in    der    Art    der    Hygieia    tränkt.  sammen,   und   ihr  auszeichnendes  Attribut  ist 

Noch  weniger  gehört  hierher   die  angebliche  auch  hier  die  Schlange,  besonders  die  Schlange 

Isis-Hygieia  einer  Gemme  des  Cat.  Hertz  p.  8  Thermuthis,^  die  sie  als  Kopfschmuck  trägst  und 

nr.  118,   welche   Isis    mit  Sistrum  und  Situla  gegen  die  Übelthäter  schickt."     Nach   Wiede- 

gegenüber    einem    Alter    mit    zwei    sich    auf-  mann,  Her.  2.  B.  p.  316  ist  die  Thermuthis  die 

richtenden  Schlangen  zeigt.  Wohl  will  Trede  Uräusschlange.  Brugsch,  D.  G.  p.  1313 f.  meint, 
2  p.  53 — 54    die   Schlange   der  Isis   als  Heil-  40  der    ägyptische    Name    der    Thermuthis    habe 

göttin    beigegeben    wissen,    auch    Passeri    in  ta-rmu-t  gelautet,  und  sie  sei  die  Erntegöttin 

Goris  Tlies.  g.  astrif.  3  p.  103  — 104  und  Georgii  Renen-t.    Ebers,  Durch  Gosen  zum  Sinai  p.  83 

in  Paulys  R.-E.  4  p.  283   weisen  sie  ihr  teils  und  p.  525,  Anm.  55  leitet  den  gleichlautenden 

wegen  anderen  Eigenschaften,  teils  wegen  ihrer  Namen  der  Retterin  des  Moses  Thermuthis  ab 

Funktion    als   Heilgöttin  zu.     Aber    das  viel-  von  wer  en  mut  oder  mer  mut  mit  weiblichem 

deutige  Tier    läfst   sich   sehr  verschieden   er-  Artikel  t-mer  mut  „geliebt  von  der  Göttin  Mut", 

klären.    Der  Schlangen  mit  cerealischen  Attri-  Lefcbure,  Eites  cg.  p.  50  vergleicht  mit  dem 

buten  ist  schon  oben  Sp.  447  gedacht  worden.  Namen  den  Titel  der  Isis  Netermut  „die  göttliche 

Weidner  zu  Juv.  6,  538  p.  160  legt  die  Schlange  Mutter".  Maspero  sieht  Isis  Termuthis,  identifi- 
der  Isis  als  Uuterweltsgottheit  bei,  vgl.  über  50  citrt  mit  der  Göttin  Miritskro,   auf  der  Stele 

den    funerären   Charakter    des   Tieres    in    der  nr.  296  von  Turin,  die  er,  Eec^ieil  de  travuux 

ägyptischen    Mythologie    Ijefebure,    Le   mytlic  relatifsälaphilologieetäVarchcologieegyptiennes 

osirien    2«    partie  p.  175  —  177,    Chabas,    Pap.  et  assyriennes  2  p.  112  so  beschreibt:  „Elle  est 

magique  Harris  p.  63,  Lanzone,  Diz.  di  mitol.  carrce,  et  represcnte,  sclon  les  Conventions  ordi- 

egiz.  p.  144.    Vor  allem  war  sie  bei  den  Ägyp-  naires    du    dessin   egyptien,    deux   versants   de 

tern  „l'un  des  animaux  gardiens  par  cxcellence'';  montagnc  qiii  desccndent  de  droite  et  de  gatiche 

jeder  Nomos    besafs    in    seinem  Tempel    eine  et  evibrassent  vcrs  le  haut  une  sorte  de  paral- 

heilige  Schlange,  welcher  der  Schutz  der  Ort-  lelogramme,  sur  lequel  s'en  levcnt  en  fort  relief 

lichkeit  anvertraut  war,  Lefcbure,  Eites  cgyp-  quatre  serpenis  love's  formant  corniche.  Le  cutc 
tiens.    Paris  1890  p.  49 — 52.                                 GO  gauche  est  tout  entier  vide.     Sur  le  penchant 

Viel  Verwirrung  hat  der  sonst  so  nüchterne  droit,  ä  mi-stcle,  une  dcesse  est  debout,  coiffce 

üTöft/orfSÄ;*  hinsichtlich  der  Schlange  Thermu-  de  cornes  de  vacJte  embrassant  le  disque  solaire, 

this  angerichtet.   Äelian,  de  n.  a.  10,  31  evznhlt  etc.     Une  legende  en  cinq   colonnes    verticcdes 

von  dieser:  „Die  Aspisart,  welche  die  Ägyptier  gravce  saus  les  uraeus  nous   apprend  que  c'est 

Thermuthis  nennen,  wird  von  ihnen  als  heilig  ver-  „Isis  Termuthis   (aber  Lanzone,    Diz.  p.  307, 

ehrt  und  wie  ein  Diadem  um  das  Haupt  der  Isis  Tav.  124,  2  übersetzt  „Isis,  die  grof»e  göttliche 

gelegt.  Sie  behaupten,  dafs  sie  nicht  zum  Schaden  Mutter"),   la   dame  du  ciel ,  la  regente  de  tous 

der  Menschheit  geschafien  sei;  wenn  aber  ver-  les  dieux ,  la  dame  des  naissances,   la  midtiple 


535          Isis  (u.  ihre  heil.  Schlange)  Isis  (u.  ihre  heil.  Schlange)           536 

des  f armes",  etc.  Diese  in  der  thebanischen  rere;  mit  einem  Uräus:  Büste  der  lo-Isis,  ia/b?/e 
Totenstadt  verehrte  Göttin  Miritskro,  oder  wie  p.  275  nr.  39,  s.  oben  Sp.  440  („eine  Ideine 
andere  den  Namen  lesen,  Merseker,  eine  Form  glatte  Schlange  in  der  Mitte  des  Diadems''); 
der  Isis-Hathor  (Lanzoiw  p.  306,  Pierret,  Biet.  Brouzefigur  der  „Iside  greca"  im  Museo  Bor- 
d'areh.  e'g.  p.  340)  erscheint  teils  in  Menschen-  giano  „con  un  fiore  alto  in  iesta",  „tiene  sopra 
gestalt  mit  Schlangenkopf,  teils  als  Schlange  la  testa  quel  serpente  grosso  e  tutulato,  che  so- 
mit kleinem,  modiusähnlichem  Aufsatz  und  gUono  vedersi  sulle  fronti  delle  figure  egizie", 
Diskus  zwischen  zwei  langen  Federn  darüber,  Giunta  al  §  55.  Bronzo  nr.  278,  Doc.  ined.  1 
Lansone  p.  306—314,  Tav.  124 — 129.  p.  413;  Onyx-Cameo  in  Wien  mit  den  Büsten 

Im  Hathortempel  von  Dendera  wurden  aufser  10  des  Sarapis  und  der  Isis,    letztere  „couronnee 

zahlreichen  anderen  Schlangen  ein  Uräus  mit  d'epis  que  surmontc  un  serpent",  Lafaye  p.  312 

Kuhkopf    (vgl.   Montfaucon ,   L'ant.  expl.   2,  2  nr.  160;  Topas  des  Musce  Fol  {„un  uraeus  se 

PI.  136,  8)  Neb  Ant  die  Herrin  von  Dendera  dresse  au-elessus  de  son  front"),  s.  oben  Sp.  458, 

und  ein  anderer  Uräus  Arar  verehrt,  in  denen  Lafaye  p.  310  nr.  152;  mit  zwei  :  Bronzebüste 

man  nach  Lefcbure  „reprcsentants  de  la  deesse  des  Cab.  Durand  p.  409  nr.  1920   {,,large  pal- 

(Hathor)    consideree    comme    divinite   des   deux  mette  ornee  du  globe,  entoure  du  croissnnt  lu- 

pavties  de  l'Egypte"  zu   sehen  hat,    Lefebure  naire  et  accompagnc  de  deux  uraeus"),  Lafaye 

a.  a.  0.  p.  50.  52.  p.  276  nr.  43;    verschleierte  Büste,    mit  zwei 

Als    geflügelter    Uräus    mit    der    roten  eine    kleine   Scheibe    umgebenden   Schlaugen, 
Krone  des  Nordens  wird  Buto(Ouadj,Uat',Utit),  20  Visconti,  3Iusee  Pie-Clcm.  6  PI.  17,  1,  p.  115  f.; 

eine  Lokalform  der  Isis    dargestellt,    Pierret,  Lafaye  p.  276  nr.  43;  Marraorstatue  (,,diadcme 

Pantheon  eg.  p.  32,  Brugsch,  Bei.  p.  327,  Lan-  que  decore  sur   le  devant  le  disque   de  la  lunc 

Zone    Tav.    58,  4,    Tav.  60,  p.  181.     Vielleicht  surmonic'e  de  plumes  et  flanquce  de  deux  ser- 

haben    Abbildungen    dieser    Göttin    die    von  pents"),    Clarac  958,   2574,  c,    Lafaye    p.  278 

Herodot  2,  75   erwähnte  Sage  von  den  geflü-  nr.  48;    vgl.   Ajml.  Met.   11,  3,  oben  Sp.  437 

gelten    aus    Arabien    kommenden    Schlangen  „cuius  media  quideni  super  frontem  plana  ro- 

veranlafst.     Dafs  bildliche  Darstellungen  nicht  iunditas  —  dextra  laevaque  sulcis  insurgentium 

selten  fabelhafte  Erklärungen  veranlagst  haben,  viperarum    cohibita" ;    Val.    Flacc.    Arg.   1,  4 

dafür  geben  die  Wappensagen  des  Mittelalters  aspide  cincta  comas,   Georgii  p.  283.     Als  am 
zahlreiche  Beispiele,  und  bekanntlich  hat  Clcr-  30  Kopfe    der    Göttin    befindlich    fafst    Visconti, 

«ioni-CoHMcatf  mehrfach  sich  zu  zeigen  bemüht,  Musee  Pie-Clcm.  6  p.  116,   Anm.  1    auch    die 

„dafs    die    bildliche   Darstellung,    welche    ein  von /itvenaZ  6,  537  erwähnte  silberne  Schlange 

Mythus  gefunden,   auch  ihrerseits   auf  dessen  der  Göttin  {Et  movisse  cap>ut  visa  est  argentea 

Um-  und  Weiterbildung    nun  Einflufs   habe",  serpens)  auf,    während   Weidner  annimmt,   sie 

s.  Preuner,   Jahresber.   üb.   d.    Fortschr.   d.  Id.  habe   sich    in   der  R.   der  Isis   befunden,    und 

A.-W.  Suppltbd.  25.  Bd.  p.  52 ff.    Dafs  gerade  Trede  2  p.  53  sie  sich  von  der  Göttin  getrennt 

in  einer  Buto  genannten  Ortschaft,  die  Wiede-  denkt,  für  welche  Erklärungsart  man  sich  ver- 

mann   {Herodots  2.  B.   p.  318)    für  Am,    eine  gleichsweise  auf  die  eherne  Schlange  im  Tem- 

Hauptkultusstätte  der  Buto  hält,  Herodot  seine  pel  einer  Heilgottheit  auf  Kerkyra  (2>.  Schmidt, 
Erkundigungen  über  die  geflügelten  Schlangen  40  Kerhyräische  Studien   p.  31,   p.  89  Anm.  103, 

eiuzog  und  daselbst  Knochenhaufen  derselben  G.  I.  Gr.  1838  a.  9.  Z.  10,  vielleicht  auch  Z.  8) 

vorfand,  dürfte  vielleicht  etwas  für  diese  Ver-  berufen  könnte. 

mutung  (andere  Erklärungen  s.  bei  Wiedemann  Wenn  bei  der  Sonnenfahrt  in  der  Unterwelt 
p.  319)  ins  Gewicht  fallen.  Ne;j;eb,  die  Göttin  „die  letzte  Thür,  die  das  Ende  der  12.  Stunde 
von  Eileithyiapolis  und  Südägypten  erscheint  laildet,  zugefallen  ist,  sitzen  Nephthys  und 
zuweilen  als  Uräus  mit  der  weifsen  Krone  des  Isis  in  Gestalt  zweier  Uräusschlangen  an 
Südens,  Lanzone  Tav.  349,  4,  p.  1024.  In  der  Thür,  um  den  jungen  Sonnengott  zu 
Schlangcnt?estalt  befinden  sich  Buto  und  Ne%eb  schützen",  Wiedemann,  Die  Beligion  der  alten 
an  der  geflügelten  Sonnenscheibe  Hor-Bahudti  Ägypter  p.  58.  Auf  einer  ägyptischen  Toten- 
{Brugsch,  Bei.  p.  273,  vgl.  Pierret,  Le  Pantheon  50  kiste  in  Paris  schützen  in  der  2.  Reihe  Isis 
eg.  p.  30 ff.),  und  nach  Brugsch,  Bei.  p.  328  f.  und  Nephthys  den  Toten  in  ihrer  gewöhnlichen 
bezeichnet  der  Geier  der  Ne;j;eb  mit  der  Süd-  Gestalt,  in  der  3.  Reihe  dagegen  in  Gestalt 
kröne  am  Haupte  der  ägyptischen  Götter  und  von  zwei  geflügelten  Uräen  mit  der  Sonnen- 
Könige  die  Herrschaft  über  die  Südgegenden,  Scheibe  zwischen  Hörnern  auf  dem  Haupt, 
die  Schlange  der  Buto  die  über  die  nördlichen  F.  Ledrain,  Gaz.  arch.  4  p.  191  — 192.  Isis 
Gebiete.  Auch  eine  einfache  Uräusschlange  erkennt  Lcclrain,  Gaz.  arch.  4  p.  191  ferner  in 
wird  an  die  Sonnenscheibe  gesetzt  und  dient  der  geflügelten  Schlange  mit  Sonneuscheibe 
als  Ko23fputz  der  Hauptgottheiten,  welche  zwischen  dem  Halbmond  auf  phönicischen 
die  Sonne  repräsentieren,  und  der  Könige,  Gemmen  von  Sardinien  (Sammlung  Spano)  und 
welche  Söhne  der  Sonne  genannt  wurden,  go  Curium,  Cesnola,  Cyprus  PJ.  38,  24.  25. 
iMnzone  p.  142  f.  Nach  Aelian  6,  38  (vgl.  Wie  Nephthys  in  Schlangengestalt  mit 
Lenz  p.  469)  deutet  die  Aspis  des  Diadems  der  menschlichem  Antlitz  vorkommt,  Lanzone 
Könige  die  Unüberwindlichkeit  ihrer  Herr-  p.  367,  so  werden  auch  Isis  und  Sarapis  nicht 
Schaft  an;  nach  Horapollon  {Hierogl.  1,  1,  selten  als  Schlangen  mit  menschlichem 
vgl.  Wiedemann,  Herodots  2.  Buch  p.  316)  die  Kopf  dargestellt,  s.  oben  Sp.  425  u.  510  und  die 
Herrschaft  über  Leben  und  Tod.  Darstellungen  in  der  N%im.  Zeitschr.  Bd.  21  p.  51—53  u.  Anm.  6 
der  Isis  mit  einem  oder  zwei  Uräen  am  Diadem  verzeichneten  Denkmäler,  von  denen  die  von 
oder  unmittelbar  am  Haupte  finden  sich  meh-  A.  Mordtmann,  Bev.  Arch.  N.  S.  37,  1879  p.  260 


537 


Isis  (n.  ihre  heil,  Schlange) 


Isis  (u.  ihre  heil.  Schlange)  538 


PI.  9,  2   =   Lafaye  p.  285   nr.  77   mitgeteilte 
Bronze  hier  wiedergegeben  wird. 

Auch  ein  paar  silberne  Armbänder  aus  Nau- 
kratis  zeigen  Isis  und  Sarapis  in  Schlangen- 
gestalt mit  menschlichen  Köpfen,  Third  nie- 
moir  of  the  Egypt  exploration  fund.  Naukratis 
part  l  (1881— i885).  Second.  edit.  Londonl888, 
PI.  28  p.  43  nr.  54,  vgl.  Coli.  Droveiti,  Doc. 
ined.  3  p.  285  nr.  205  „Bracelet  en  or,  flnissant 
par  les  ftgures  d'Osiris  et  Isis'^;  und  unter  den 
Bronzen  in  Turin  verzeichnet  Orcurti,  Catal. 
ill.  dei  monum.  egis.  del  r.  mus.  di  Torino  p.  157 
nr.  22,  vgl.  Drovetti  p.  213  nr.  72  „Ureus  col 
modio  e  le  due  penne,  e  con  testa  di 
donna.     E  cmhlcma  della  dea  Hatlior". 

Aufserdem  sieht  man  die  Schlange 
auf  die  mannigfaltigste  Art  mit  Isis  ver- 
bunden. Sie  hält  die  Schlange  in  oder 
auf  der  Hand ;  in  der  L. :  L.  Mülhr, 
Musce  Thorvaldscn  p.  83  nr.  667:  „Isis 
sons  Ja  forme  Ja  plus  egyptienne  au  visage 
de  nigre,  ayant  Vornement  place  sur  un 
voile,  et  une  longue  rohe  coUante.  Elle 
s'avance,  un  vase  (vSqslov,  situla)  dans 
la  m.  dr.  ahaisf^ee  et  un  serpent  dans  la 
g.  etenduc.  Caiccdnine" ;  ferner  Mui-eo 
Borgiano  3,  1,  14—16,  s.  oben  Sp.  435; 
nr.  13''  (hier  ringelt  sich  die  Schlange 
mit  dem  Schwanz  um  den  Arm  der 
Göttin) ;  in  der  R. :  Marmorrelief  in  Braun- 
.schweig,  s.  oben  Sp.  470;  Coli.  Gre'au, 
Cat.  des  bronzes  ant.  p.  169  nr.  842;  Bronze 
der  Coli,  de  M.  Bammeville  p.  7  nr.  4; 
15ronze  in  Dresden,  Jahrb.  d.  K.  Deutsch. 
Anh.  Insf.  4,  A.  Ans.  p.  105  („auf  der 
R.");  Bronze  bei  Fignorius,  Vetitst.  tab. 
aen.  sacris  Aegyptiorum  simul.  coelatae 
explicatio  Tab.  4  =  Cuperus,  Harpo- 
crates  p.  46  (hier  ist  die  Schlange  zu- 
gleich um  den  r.  Arm  der  Göttin  ge- 
schlungen); Empfang  der  lo  durch  Isis, 
Helbifi  p.  40  nr.  138  =  B.  Mus.  Borb. 
3,  1839,  Tav.  19  p.  255-259,  Gerhard, 
*  Ges.  Ak.  Abh.  2  p.  35  Anm.  3;  dagegen 
ist  die  von  Boux  u.  Barre,  Hercul.  u. 
Pomp.  2.  Bd.  2.  Ser.  der  Mal.  p.  170 
Tfl.  137  für  Isis  erklärte  Figur  mit 
Schlange  in  der  R.  nicht  auf  diese 
Göttin  zu  deuten,  sie  wird  von  Piroli  it 
Piranesi,  Ant.  d'Herc.  1  Fl.  44  als  Isis- 
priester, von  Heibig  p.  217  nr.  1094  als 
bärtige  männliche  Figur  bezeichnet;  vgl. 
die  Priester  der  Göttin  mit  der  Schlange  in 
der  Hand,  Heibig  i>.2ldnr.  1099;  ferner  Gemmen: 
Raspe  p.29  nr.320;  Winckelmann  1, 2,  51  p.  14  = 
TüUcen  1,  2,  81  („Bubastis");  Münzen  des  Nomos 
Memphites  und  Bleimünzen  des  Sarapeions 
von  Memphis  s.  oben  Sp.  420— 421;  Tesseren 
des  Museo  num.  Lavy  1  p.  406  nr.  4561;  p.  407 
nr.  4579.  Oder  die  Schlange  ist  um  den  Arm 
gewunden;  um  den  1.  bei  der  Isiaca  des  Reliefs 
in  den  Admiranda  Rom.  Antiq.  PI.  16,  Mont- 
faucon  2,  2,  116,  l  p.  286,  Amadutius,  Monum. 
Maithaejana  3  pl.  26,  2  p.  49;  Phil.  Aur.  Vis- 
conti et  Jos.  Guaitani,  Monum.  du  musce  Chia- 
ramonti  PI.  2  p.  23—36,  Lafaye  p.  300  nr.  118; 
bei  Isis-Fortuna  Cuperus  p.  38 ;  vgl.  Isis-For- 
tuua    mit    Schlangenarmband    Lafaye    p.  278 


nr.  52  und  Isis-Fortuna  mit  schlangeuumwun- 
denem  Füllhorn  Lafaye  p.  279  nr.  53.  Zuweilen 
erscheint  die  Schiauge  auf  einer  von  der  Göttin 
gehaltenen  Schale;  so  hält  in  einem  pompeja- 
nischeu  Wandgemälde  „eine  an  Isis  erinnernde 
Figur  auf  der  L.  eine  Fruchtschale,  auf  der  R. 
wie  es  scheint  eine  Schale  mit  Schlange", 
Heibig  p.  218  nr.  1094°,  ungenau  von  Lafaye 
p.  327  nr.  219  als  „Isis  —  dans  la  dr.  une 
10  patcre  oi\  boit  un  serpent"  beschrieben;  auf 
einem  anderen  hält  eine  ägyptische  Priesterin 
,,auf  der  L.  eine  Schale  mit  Schlange",  Heibig 
p.  218  nr.  1095,   Lafaye  p.  328   nr.  220;   auch 


Isis 


und  Sarapis  als  menschenköpfige  Schlangen,  Bronze  (nach 
Rev.  arch.  N.  S.  37,  PI.  9,  2;  vgl.  ob.  Sp.  536,  62  ff.). 

das  Symbol  des  Monats  November,  der  Isis- 
priester, in  einem  Mskr.  des  Calend.  Philocal. 
hält  in  der  R.  eine  Schüssel,  worauf  sich  eine 
Schlange  emporrichtet,  Lafaye  p.  267  ni*.  13. 
Auch  den  Körper  von  einer  Schlange  umwunden 
kommt  Isis  vor:  Statue  bei  Montfuucon,  Eant. 
60  expl.  Suppl.  2  PI.  43  p.  154  aus  Maffei;  die 
Erzstatue  bei  Gori,  Thes.  g.  astrif.  3  p.  97— 
111  stellt  aber  eher  Osiris  als  Isis  dar;  auch 
die  Gemmen  bei  Raspe  p.  27  nr.  291  —  295 
lassen  sich  nicht  mit  Sicherheit  als  Isisdar- 
stellungen erklären,  wie  denn  der  Typus  von 
nr.  295  von  King,  The  Gnostics^  PI.  F,  3 
p.  440  als  „Mummy,  enveloped  in  the  folds  ofthe 
guardian  Agathodaemonf'  bezeichnet  wird.  Von 


539         Isis  (Retterin  aus  Gefahren)  Isis  (zauberkräftige  Göttin)          540 

mehreren  Schlangen   umwunden   erscheint  die  gitiqlu,   xal   nccg  6  negl  uvtcöv  7.6yog  xat  rmv 

Statue  der  ISIS  PATRONA  bei  Grisclini,  Ver-  xovzoig  owväcov  xs   mki  6v^ß(äf.iav  Q-säv ,  tu- 

sucli   einer  ^90?«i.  ii.  natürl.  Gesch.  des  Temes-  Qoc^ag   oial.   v.iv8vvovq    ■x.al    nsQiatäasiq   arjfictL- 

varer  Banats  1  p.  285  Tb.  3,  3,  C.  I.  L.  3,  1558.  vovaiv,    f|  cov  xal  naga  nQoadov.Cav  v,ai  naQoc 

Zuweilen   ringelt   sich   die  Schlange  um  einen  rag  iXitidag  eä'Qovciv.     'Asl  yaQ  crar^ofg  vsvo- 

von  der  Göttin  in  der  Hand  gehaltenen  Stab:  iiioiihoi  Sialv  oi  ■9'soi  xäv  slg  ndvra  acpiyiis- 

ChabouiUct  p.  297  nr.  2210,  vgl.  die  Münze  des  vcov  Kai  iciatov  ildövrcov  ■nivdvvov.    Tovg  ^^ 

Diadumenian    von   Nicopolis    ad   Istrum,    Mi.  rjörj  iv  roig  roiovroig   ovtccg   avtiv.a  yiccXct  aco- 

(S'.  2,  1  Gl,  608:  „Fennne  dehout,  vetue  de  la  stoJa,  tovoLv,   vgl.  Gtiperus,   Harpocrates  p.  158.     In 

tenant  unepatcre  delam.  dr.  et  de  la  g.une  haste  lo  einer  Inschrift  von  Delos  Ball,  de  Gorr.  Hell. 

nouiuse  surmontee   d'une  tete  de  serpent  coiffee  6  p.  331  nr.  26  dankt  TlQatog  JJv&ioyvog  Konog 

d'un  eroissant  et  de deux  C07'nes debouc",  Drexler,  eco&slg  in  noXlcöv   -nal   (isydXcov  KivSvvav  Hs- 

Myth.  Beitr.    1   p.  60 — 61.     Ein   schlangennm-  qÜtiei,  "last,  'Avovßti,  'Anöllcovi,  -n.x.l.  —  „^(äg 

wundcDcr  Stab  befindet  sich  an  dem  mit  zahl-  fisy«  ßporom"  nennt  Isis  der  Hymnos  von  Kios ; 

reichen  Attributen   versehenen  Altar  der  Isis  als  jjairojm  wii'd  sie  C /.  i,  3, 1558,  als  ayaT)-};, 

in    Pola,    G.  I.  L.  5,  10.      Eine    Tessera    des  svsQyixig,    svfiBvr'jg   G.  I.  Gr.  5041   bezeichnet. 

Musco  num.  Lavy  1  p.  407  nr.  4582  zeigt  Isis  Das  11.  Buch  der  Bletaniorphosen  des  Äpulejus 

stehend,    die  R.   am   Scepter,   auf  der  L.   ein  ist  voll  von  Ausdrücken,  welche  den  hilfreichen 

Rind,   im  Feld  vor   ihr  Stab  mit  Schlange,  1.  Beistand  des  ,.praesentissimiim  nuiiieii'^  (c.  12), 

Halbmond.     Auf  einer  Gemme   bei  Pappado-  20  der  ,,dca  providens"  (c.  18),  der  „deae  potentis 

poitlos  p.  18  nr.  282   befindet  sich  vor  der  den  heniynitas    salutaris"    (c.  22),    der    „sancta    et 

Horos   säugenden  Isis   „(i^ya  -urigv-nsiov   ov  oi  Immani  generis  sospitatrix  perpetua"  (c.  25)  ver- 

ocpsig  cpOQovci  T^lvr  anl  xsqDn.4^s".    Auf  einem  herrlichen,   durch   deren   Gnade   der  Gläubige 

Sakralbild    des    Isistempels    in    Pompeji    mit  nach    Mühen    und   Stürmen    jeder   Art    „zum 

mehreren  ägyptischen  Figuren  (u.  a.  Osiris  mit  Hafen   der  Ruhe   und  Altar  des  Mitleids"  ge- 

je   einem  IJräus    zur   Seite)    sieht    man  „ganz  langt  (c.  15).     Bei  der  grofsen  Prozession  zur 

links   zwei  Schlangen,  je  eine  um  einen  Stab  Feier  der  Wiedereröffnung  der  Schiffahrt  trägt 

geschlungen,  parallel  gegenüber  gestellt".  Hei-  einer  der  Priester,  ,,altaria,  id  est  auxilia,  qui- 

hig  p.  3,  2.     Oft  auch   erscheint  die  Schlange  hus  nomen  dedit  proprium  deae  summaiis  uuxi- 

der  Göttin  zur  Seite:  Gut.  of  cngr.  gcms  in  the  30  liaris  Providentia"  (c.  10).    Diese  Altäre,  Auxi- 

Brit.  Mus.  p.  145  nr.  1221,  s.  oben  Sp.  1221;  lia,   w^erden   selbst  göttlich  verehrt,   G.  I.  L. 

Hettncr,  Die  BildtverJce  d.   Kgl.   Ant.  Samml.  10,  816,  Gavedoni,  Bull.  delV  Inst.  1846  p.  28 

ziA  Dresden  1856  p.  99  nr.  10;  Tölken  1,  2,  100  nnA  Nuova  silloge  epigrafica  modenese.    Modena 

p.  25  =   Winckelmann,  Descr.  1,  3,  101  p.  25,  1862  p.  7,   s.   oben   Sp.  412.     Vielleicht    trägt 

welcher  nichts  von  der  Schlange  sagt;  David  dieselben  die  Figur  einer  Vota  Publica-Münze 

et  Mulot,  Le  Mus.  de  Flor.  1  PL  91,  5  p.  225  der  Helena  im   Gutalogue  d'Ennery  p-  644  = 

(Isis   mit  Schlange   zu  Füfsen,  Horos,  Sarapis  Mionnet  2  p.  299:    ,,Ftmine  dehout,  tenant  de 

stehend);  Mus.  }\'orsleyanum,  Jtsg.  v.  Eberhard  clioque  main  un  aulel  en  candelabrc",  dagegen 

u.  Schaefer  6,  4.    Eine  Bronze  des  Louvre  zeigt  sicher  nicht  die  Gestalt  der  Münzen  des  Nomos 

Isis  gelagert  den  Horos   säugend,    hinter  ihr  40  ^em])hiteä,  wie  Zoifga,  Numi  Aeg.  /mp.  p.  122, 

eine    das    Haupt    erhebende   Schlange,    Long-  Hadriauus  nr.  209,  Anm.,  behauptet;  auch  auf 

pierier ,    Notice    des    bronses    ant.    du   mus.   du  dem  Relief  „ex  hortis  Mediceis'   bei  Kircher, 

Louvre  p.  115  nr.  514.     Eine  Bronze  der  Coli.  Gedipus  Aegyptiacus  3   p.  426   erkennt  Zoega 

Drovetti  nr.  59  p.  212  stellt  dar  ,.Fleur  de  lo-  mit  Unrecht    diese    altaria;    wohl    aber   trägt 

tus,  surmontee  d'une  espece  de  chapitcau  ä  deux  einen  Altar  ein   Priester   der  an  der  Ära  bei 

figures  d'Isis  et  deux  serpents  agathodenwns".  Bartali,   Mus.   Odescalchum  2   Tab.  49   darge- 

Zuweilen   befindet  sich  der  Uräus   auf  einem  stellten  Prozession. 

Altar,  so  auf  dem  Knochenrelief  mit  Demeter-  Wie  bei  Krankheiten  Isis  sich  nicht  selten 

Isis    und   Pluton- Sarapis    aus    den   Abbruzzen  magischer  Formeln  bediente,   so   machte   ihre 

(s.  oben  Sp.  398);    und   auf  dem  Elfenbeingriff  50  Zauberkraft    sich    in    den    verschiedensten 

aus  Attika   sieht   man  Isis   mit  Horos  auf  der  Verhältnissen    geltend ,    ist    sie    doch    „grofs 

einen  Seite  und  einen  Uräus  auf  einem  Altar  an    Zaubersprüchen"    Ervian,     Aeg.    p.    471, 

in  einem  Tempel  auf  der  andern,  s.  oben  Sp.  386.  „Hest   die   grofse    Zauberin"    (Aufschrift   einer 

Auf  den  an  Symbolen  des  Isis-Kultus  reichen  den  Horus  säugenden  Isisdarstellung  im  3Ius. 

Münzen  des  luba  II.  von  Mauretanien  befindet  naz.    zu  Neapel),    Lanzone,    Diz.    di   mit.   eg. 

sich  ein  Uräus  auf  einem  Altar  zwischen  zwei  p.  839  —  840,    Tav.   310,   3;    ,,die   grofsartige 

M'iinvaen,  Müller,  Num.  de  Vanc.  Afrique^^.l'iX,  Kennerin  gewaltiger  Zauberformeln",    Totenb. 

p.  145  nr.  47 — 49.     Für    die  Verbindung  der  cap.  159,   A.  Wiedemann,   Die  Bei.   der  alten 

Cista  mystica  und  der  Schlangen  vgl.  z.  B.  ein  Ag.   p.  162;    s.   die   in  der  Wochenschr.   f.   kl. 

Wandgemälde     des    Isistempels    in    Pompeji,  60  Philol.    1886    Sp.  1274/5    Anm.    beigebrachten 

Heibig  p.  4:   „Zwei  grofse  Schlangen,  welche  Stellen,    ferner  Ghabas,    Le  p>^pynis  magique 

auf  eine  runde,   goldfarbige  Kiste  zukriechen,  Harris.  Chalon-sur-Saone.  1860.  4"  p.  26.  102  f. 

auf  der  ein  rötlicher  Halbmond  gemalt  ist."  105  f.  123.  177.  182.  192;  Brugsch,  Hier. -Dem. 

Nicht  nur  aus  Krankheiten  rettet  Isis  mit  Wörterbuch,  Stqjpl.  p.  132;  Brugsch,  Bei.  i».  7 06; 

ihren  avvvaoi,   sondern  aus  Gefahren  jeder  Wessely,  Wiener  Studien  8  p.  183,  Griech.  Zau- 

Art.    Artemidor  Oneirocrit.  2  c.  39   sagt:   Zd-  berpapyrus  von  Paris  und  London,  Register  s. 

Qunig   ticti    laig    v.al  "Avovßig   yiccl  'AQnotiQdtrjg,  v.     laig   p.  177.      In   Lucians  Philopseudes  34 

ttvxoC  TS  v.al  xd  dydl^Kxu   ccvxmv   kccI   t«   fxv-  wird  von  einem  ägyptischen  Zauberer  erzählt, 


541          Isis  (zauberla-äftig-e  Göttin)  Isis  (zauberkiilftige  Göttin)          542 

der  23  Jahre  lang  von  Isis  in  der  Magie  unter-  von  Edfu  waren  Isis  und  Nephtbys,  Brugscli, 
wiesen  wurde,  Trede  i  p.  380.  Das  Amulett  Zeitschr.  f.  äg.  Spr.  1871  p.  143  und  von  den 
Tet  aus  Gold,  rotem  Stein  oder  gebrannter  beiden  Masten  derselben  heilst  es:  „Iciws  pou- 
Erde  verfertigt,  in  Gestalt  einer  Schleife,  stellt  tres  sont  avec  cux  sous  leurs  formes  de  deesses 
das  Blut  der  Isis  dar  und  schützt,  der  Mumie  jtimellcs  pour  briscr  Us  orages  du  eiel:  une  han- 
beigegeben,  samt  den  Formeln  der  Göttin  den  dektte  brillante  est  ä  leur  somtnet  en  ctoffe 
Toten,  Miedemann,  Die  Bei.  d.  a.  Ag.  p.  157.  hlanihc,  veiic,  bleue  et  rouge"  ou  bicn  „leurs 
Und  wie  Isis  selbst  Amulette  umlegte  {Du-  müts  (de  scs  deux  ailes)  en  acacia  rejoignent 
midien,  Bauur'kunde  d.  Tempelanlagen  von  Den-  le  ciel,  garnis  d'airain  ctranger:  (ce  sont)  les 
dera  p.  31,  Flut.  c.  65.  68;  vgl.  die  Lampe  bei  lo  deux  grandes  soeurs  qui  gardent  (Jsiris,  qui 
Passcri,  Luc.  fict.  3,  69  und  den  Sardonyxcameo  veillent  sur  le  souverain  des  deux  parties  du 
des  Mr.  Bromilow,  Wiescler,  Über  einige  ge-  temple.  Leurs  deux  grand^ obelisques  sont  (lä) 
sehn.  St.  2,  IB  p.  48  ff.),  so  erscheinen  natürlich  avec  leur  moitie  de  pylöne  (chacun),  pour  briser 
Amulette  häufig  mit  dem  Bildnis  der  Göttin  les  orages  du  ciel",  Lefebure 'p.  Q6  nach  Brugsch, 
versehen,  z.  B.  Beinisch,  Die  äg.  Dcnhn.  in  Zeitschr.  f.  äg.  S^jr.  1875  pl.  2  1.  33—34.  Be- 
Miramar  p.  208  nr.  16.  Statuetten  von  Osiris,  sonders  das  Hatbor-Eapitäl  galt  als  Apotro- 
Isis  und  Nephtbys  wurden  in  gröfserer  oder  paion,  Lefebure  p.  67  ff.  Im  Catal.  Pourtales- 
geringerer  Anzahl  als  Phylakterien  ins  Grab  Gorgier.  Paris  1865  p.  28  nr.  81  wird  ver- 
mitgegeben, Lefebure,  Bites  egyptie^isp.  29.  zeichnet  ein  Marmorkapitäl  mit  8  Götterbüsten, 
Statuetten  der  Isis  zeigen  durch  eine  Öse  am  20  von  denen  die  des  Sarapis,  der  Isis,  des  Har- 
Rücken,  dafs  sie  als  Amulette  gedient  hatten,  pokrates,  der  Artemis  und  des  Ares  noch  er- 
z.  B.  die  Bronze  in  Dresden,  Jahrb.  d.  Ksl.  D.  kennbar  sind.  Die  oben  Sp.  411  erwähnten 
Ä.  Inst.  4,  1889,  Anz.  p.  105;  s.  auch  Jos.  Kapitaler  von  Pisa  sind  mit  den  Figuren  von 
Emele,  Über  Amulette.  Mainz  1827  p.  52.  Noch  Harpokrates,  lupiter,  Isis,  Ceres,  Minerva  und 
häufiger  findet  sich  Harpokrates  so  verwendet,  Venus  ausgerüstet.  Kapitaler  der  Kirche  S. 
s.  0.  Jahn,  Ber.  der  Sachs.  Ges.  1855  p.  47,  Maria  in  Trastevere  sind  versehen  mit  den 
Cuperus,  Barpoerates  p.  156.  158.  Bekannt  ist  Figuren  der  Isis,  des  Sarapis  und  des  Harpo- 
die  Stelle  des  Plinius  h.  n.  33,  3,  12:  tarn  vero  krates,  Le  rccenii  scoperte  delV  Iseo  Campente 
et  Harpocraten  stataasque  Aegyptiorum  numi-  descritte  ed  illustrate.  Ptoma  1883  p.  5,  p.  26 
num  in  digitis  viri  quoque  portare  incipiunt,  ao  =  Ball,  della  commiss.  arch.  comun.  11  p.  35, 
vgl.  O.  Jahn  a.  a.  0.,  Ardtti,  II  fascino  e  p.  56,  Lafaye  p.  26U  nr.  15;  vgl.  auch  Sarapis 
Vamuleto  contro  dd  fascino  presso  gli  antichi.  und  Tyche  an  der  Vorderseite  eines  von  einem 
Napoli  1825.  4**  p.  12,  Note  5  und  die  von  mir  Bauwerk  in  Xanthos  stammenden  Blockes,  auf 
Wochenschr.  f.  1:1.  Fhil.  1886  Sp.  1243—1244  dessen  Rückseite  ein  Bogenschütze  mit  einer 
zusammengestellten  Metallringe.  Unzählig  sind  Anzahl  von  Tieren  einen  undeutlichen  Gegen- 
die  Gemmen  mit  Darstellungen  der  ägyptischen  stand  angreift  und  dazu  die  Ausführungen 
Gottheiten,  s.  ia/ö2/ep. 305— 316  nrs.  135— 178;  von  Michaelis,  Journ.  of  hell,  studies  6,  1885 
p.  323—325  nrs.  205—325  und  Wochenschr.  f.  p.  287—318,  spez.  p.  312  ff.,  PI.  58  und  E, 
M.Phil.  1886  Sp.  1240  — 1245,  1271  —  1277,  A^wm.  Ze^isc/ir.  21  p.  189  f.,  sowie  Sarapis  nebst 
1432—1437,  1463—1469,  Kaibel,  Inscr.  Gr.  Sic.  40  einer  anderen  Gottheit  (Tyche?)  am  Granarium 
et  It.  nr.  2413.  —  Damigeron,  De  lapidibus  c.  6  des  Hadrian  bei  Andriace,  E.  Petersen  und 
in  Orphei  Lithica  ed.  Abel  p.  168  giebt  fol-  Felix  von  Luschan,  Beisen  in  Lykien,  Milyas 
gende  Anweisung,  den  Smaragd  als  Amulett  und  Kibyrutis-p.il— ^2,  Yig.M,  Nxim.  Zeitschr. 
zu  bearbeiten:  „adeptus  lapidem  iube  sculpere  21  p.  186 — 187. 

scarabaeum,  deinde  sub  venire  cius  stantem  Ob  an  kleineren  Gerätschaften  die  Figuren 
Isidem,  postea  pertundatur  in  longitudincm."  der  ägyptischen  Gottheiten  als  Apotropaia  zu 
Auch  im  Leidener  Pap.  V.  Col.  6,  29,  wo  eine  betrachten  sind,  läfst  sich  nicht  mit  Bestimmt- 
Gemme  mit  der  sich  in  den  Schwanz  beilsenden  heit  sagen,  da  auch  die  Verehrung  des  Be- 
Schlange verfertigt  werden  soll,  ergänzt  Die-  stellers  oder  Verfertigers  für  diese  Gottheiten 
terich  p.  769,  Anm.  12:  kccI  inCiiBaov  xov  öqÜ-  50  oder  die  durch  die  Zeitrichtung  bedingte  Vor- 
v.ovxo[q  laiv  6}vo  acziQag  i%ovaav  sni  xav  8vo  liebe  für  ägyptische  Motive  bei  der  Wahl  der 
v.fqäxcov,  Leemans  dagegen  2  p.  61  csXrivrjv.  Göttertypen  mafsgebend  gewesen  sein  kann. 
Auch  Sachen  wurden  vor  dem  bösen  Blick  Jedenfalls  finden  sich  die  Götter  des  Nillands 
geschützt,  0.  Jahn  a.  a.  0.  p.  40.  Den  um-  vielfach  an  Geräten  angebracht.  Die  Lampen 
fassenden  Mafsregeln  zum  Schutze  der  Gebäude  habe  ich  zusammengestellt  3Iyth.  Beitr.  1 
hat  Lefebure,  Blies  egyptiens,  Construction  et  p.  44  ff.  Anm.  1.  Eine  mit  den  Büsten  des 
protection  des  e'difices.  Paris  1890  einen  Inhalt-  Sarapis  und  der  Isis  aus  der  Sabina  trägt  die 
reichen  Aufsatz  gewidmet.  Isis  und  ihr  Kreis  Aufschrift  AAE-IKAKOI,  Kaibel,  Inscr,  Gr.  Sic. 
spielen  dabei  eine  nicht  geringe  Rolle.  Schon  tt  It.  2574,  1.  Ein  „vase  en  marbrc  blanc  de 
die  Namen  von  Horos,  Thoth,  Isis,  Nephthys  co  style  egyptien  termine par  une  tete  d'Isis  ornee 
in  den  4  Winkeln  eines  Hauses  dienten  „zu-  de  la  fleur  de  lotus"  wird  verzeichuet  im  Catal. 
rückzutreiben  alle  Feinde  Ägyptens",  Lefebure  des  objets  d'art  eomposant  la  coli,  de  S.  E.  le 
p.  12.  Noch  MaÄ:r/2t  berichtet,  dafs  der  Tempel  Comte  Louis  Paar.  Rome  1889  p.  18  nr.  111; 
von  Koptos  zum  Schutzgenius  eine  schwarze  ein  „mascaron  d'une  anse;  forme  par  un  buste 
Jungfrau  mit  einem  schwarzen  Kinde,  Isis  und  d'Isis  au  caractere  egyptien,  les  cheveux  releves 
Chem-Horos,  hatte,  Lefebure  p.  78.  Die  Pylone  sur  le  front  et  les  tempes,  relies  par  la  vitta  et 
der  Tempel  wurden  personificiert  und  galten  surmontcs  au  milieu  du  serpent  synibolique"  im 
als  Wächter.     Die    beiden    Flügel    des    Pylon  Catal.  du  7nusee  Fohl  1^.261,  bronses  m:  120S; 


543  Isis  (zauberkräftige  Göttin)  Isis  (strafend,  =  Nemesis)  544 

„Büste  d'Isis  en  applique  provenant  de  la  de-  Blindheit,  auch  Schwellen  des  Körpers  {Georgii 
coration  d'une  patere"  bei  de  Longperier,  No-  in  Pauhjs  B.-JE.  4  p.  285,  vgl.  ähnliche  Be- 
tice  des  hronzes  ant.  du  musee  du  Louvre  p.  115  strafungen  der  Frevler  durch  Anaitis  Fried- 
nr.  516;  ebenda  „Patere  ornee  de  filcts  circu-  länder,  SiUengesch.  3  p.  448;  S.  Beinach,  Bev. 
laircs  en  relief  et  decoree  des  bustes  de  Serapis  nrcli.  3*^  ser.  6,  1885  p.  107,  vgl.  p.  109).  Den 
et  d'Isis  en  applique  de  haut  relief"  und  „Autre.  Übermütigen  droht  sie  mit  dem  Blitzstrahl, 
Les  bustes  d'un  style  fort  grossier  ont  ete  fixes  Hymn,  v.  Ändros  vs.  167  f.:  vnsQcpLctXoig  öh 
sur  le  cöte  plan  ou  exterieur  de  la  patere",  •nsQavvcö  \  [aar^aTTroiffa  ßjalatg  ortßaQccv  &vcc- 
p.  114  nr.  510  und  511,  nach  handschriftlicher  TOtc[iv]  unsiläv  .  .  .  .;  ihr  Bild  in  Rhodos  über- 
Notiz des  Prof.  Friederichs  Spiegeldecke  (510)  lo  schüttet  die  Schiffe  des  Mithradates  mit  Feuer, 
nebst  Spiegelfläche  (511);  terner  „Petite  patere  App.  b.  Mithr.  12  c.  27,  Georgii  p.  285_._  In 
ä  libations.  Dans  Tintcrieur,  les  bustes  juxta-  dieser  Eigenschaft  als  Bestraferin  des  Über- 
poses  de  Sarapis  et  d'Isis  en  relief"  in  Coli.  muts  berührt  sie  sich  mit  Nemesis.  Bei 
J.  Greau.  Cat.  des  bronzes  ant.  p.  6  nr.  171;  Apul.  Met.  11,  5  giebt  sie  als  einen  ihrer 
ferner  eine  Schale  im  Leidener  Museum  mit  Namen  Rhamnusia  an.  Auf  Delos  wird  in  drei 
dem  Brustbild  des  Harpokrates  am  Boden  bei  Inschriften  eine  'laig  Ns^eaig  erwähnt,  Bitll. 
Lecmans,  Monum.  egypt.  du  musee  d'ant.  ä  de  Corr.  Hell.  6  p.  336 — 338  nr.  38 — 40;  vgl. 
Leyde  PI.  70  nr.  490,  Dilthey,  Bonner  Jahrbb.  Bull,  de  Corr.  Hell.  8  p.  104;  nach  nr.  39  weiht 
1873  Heft  5.3/54  p.  4;  Isis,  „manche  de  patere"  Sosion,  der  Sohn  des  Eumenes,  der  Isis  Nemesis 
aus  Cypern  in  Coli.  J.  Greau.  Cat.  des  bronzes  20  einen  Naos  und  ein  Agalma,  von  welchem 
ani.  p.  169  nr.  840;  Schreibgriffel:  „M/He  ^(/!/rme  Hauvette- BcsnauU  ein  Bruchstück  erhalten 
de  Scrapis  et  d'Isis  addosses  forment  l'cxtremite  glaubt.  In  Rom  führt  Isis  nach  ihrem  Tempel 
de  cet  ustensile",  Chabouillet,  Descr.  des  ant.  et  auf  dem  Marsfeld  den  Beinamen  Campensis, 
objets  d' art  composant  Ic  cab.  de  M.  Louis  Fould.  Apul.  Met.  11,  26.  Hildebraud  will  in  der  An- 
Paris 1861.  2"  p.  67  nr.  1303;  Haarnadel  mit  merkung  zu  dieser  Stelle  1  p.  1082  Isis  auch 
Isis  als  Verzierung,  Gaylus,  Bec.  d'ant.  4  PI.  80, 5  in  der  Nemesis  sancta  campestris  bei  Gruter 
p.  264,  s.  oben  1  Sp.  1551;  „epingle  romaine  en  p.  80,  2  =  C.  I.  L.  6,  1,  533  erkennen,  was 
argent.  La  tige  est  surmontce  d'un  chapiteau  0.  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr.  d.  Stadt  Born  im 
qui  porte  une  figurine  d' Harpoeratt" ,  Cat.  des  Altertum  3  Abt.  p.  111,  Anm.  2  zu  p.  110  da- 
bijoux  du  musee  Napoleon  III.  Paris  1862  30  hingestellt  sein  läfst.  Von  Bildwerken  ist  zu 
p.  18  nr.  43;  „tete  d' epingle  en  argent  represen-  verzeichnen  ein  Relief  von  Thasos,  das  Isis 
tant  une  figurine  d'IIarpocrate",  ebenda  nr.  50;  mit  den  Attributen  der  Nemesis  (Flügel,  Wage 
Ohrringe  mit  Harpokratesfigürchen :  Cut.  Pour-  in  der  R.,  in  der  L.  einem  undeutlichen  Gegeir- 
tales- Gor  gier.  Paris  1865  p.  192  nr.  1322;  Cha-  stand,  zu  ihren  Füfsen  ein  Greif)  nebst  zwei 
houillet,  Gab.  de  M.  Louis  Fould  p.  56  nr.  1155;  anderen  Nemesisfiguren  da.rs\e\\t,  J.  Theod.  Bent, 
Fr.  Lcnormant,  Coli.  A.  Baife  p.  101  nr.  743;  Athenaeum  1887  nr.  3113  p.  839,  Posnansky, 
Gewichte  mit  Isisbüsten:  Coli.  J.  Greau.  Cat.  Nemesis  u.  Adrasteia,  Breslauer  Piniol.  Abk. 
des  bronzes  ant.  p.  63  nr.  314.  315,  u.  a.  m.  5,  2  p.  123.  Auf  einem  Karneol  erscheint  eine 
Auch  das  Sistrum  fand  als  AjDotropaion  Ver-  Göttin  mit  den  Attributen  der  Isis,  Nemesis 
Wendung,  Lefcbure  p.  68,  Bruzza,  Ann.  delV  40  und  Hygieia:  Kopfputz  der  ersteren,  in  der  R. 
Inst,  di  Corr.  arch.  1875  p.  58  zu  Martial  Schlange,  welche  aus  einer  Schale  in  der  L. 
14,54;  es  kommt  vor  an  den  sog.  Votivhänden  trinkt,  Rad  zu  Füfsen,  Zeitschr.  f.  Num.  14 
z.  B.  anderdes  ilfMseM/«ilfea(ZiaeMmp.216.  Und  p.  127  —  128,  vgl.  p.  125  ff.,  Posnansky  p.  167, 
wenn  nicht  selten  zur  Abwehr  des  Zaubers  die  vgl.  p.  166,  170.  Ein  gewöhnliches  Attribut 
Kräfte  der  verschiedenen  Gottheiten  auf  eine  der  Nemesis  ist  der  Greif,  Posnansky  p.  101. 
einzige  Göttergeatalt,  ein  sog.  Signum  pan-  109.  124.  125.  127.  163,  Furtwängler  oben  1 
theum,  konzentriert  wurden,  s.  0.  Jahn  a.  a.  0.  Sp.  1771  f.  Auch  zu  Isis  scheint  derselbe  in 
p.  50  f.,  so  diente  demselben  Zwecke  jedenfalls  Beziehung  gebracht  worden  zu  sein.  Visconti, 
auch  die  Vereinigung  der  verschiedenen  Attri-  Op.  var.  3  p.  415  nr.  102  beschreibt  aus  der 
bute  der  Gottheiten  zu  einem  Bildwerke.  In  50  Sammlung  de  la  Turbic  und  King,  Arch.  Jour- 
cinigen  dieser  Zusammenstellungen  ist  auch  nal  24  p.  300  aus  der  Sammlung  Blacas  wohl 
das  Sistrum  vertreten,  so  in  einer  Bronze  in  denselben  geschnittenen  Stein  (grünen  Jaspis 
Wien,  V.  Sacken,  Die  ant.  Bronzen  des  K.K.  nach  Visconti),  der  auf  der  einen  Seite  zeigt 
Münz-  u.  Antiken- Kab.  in  Wien  p.  92,  Tfl.  46;  Isis  stehend  mit  ägyptischem  Scepter  in  der 
V.  Sacken  und  Kenner,  Die  Sammlungen  des  einen,  Schlange  in  der  andern  Hand,  Krokodil 
K.  K.  Münz  und  Ant.-Kab.  Wien  1866  p.  312  zu  Füfsen  nebst  verschiedenen  Zeichen  und 
nr.  1367:  „Symplegma,  zusammengesetzt  aus  Monogrammen  im  Felde;  auf  der  anderen  Seite 
Keule,  Steuerruder,  Harpa,  Syrinx,  Köcher,  erscheint  nach  Visconti  „le  griffen  sur  la  roue 
Äsculap-Stab,  Schlange,  Stern,  Hammer,  zwei  de  Nemesis  avec  une  balance  au  bec;  dans  le 
Cymbeln,  Palmzweig,  Patera,  Bipennis,  Thyrsus,  60  champ  un  ibis,  un  masque  et  les  signes  du  soleil 
Lagobolon,  Fackel,  Blitz,  Geifsel,  Spiegel,  Si-  et  de  la  lune;  sous  ses  picds  un  grand  flam- 
strum,  Lanze,  Lunula;  die  Spitze  bildet  eine  beau",  nach  King  „a  gryphon  resting  his  paw 
Lyra",  und  in  einer  Bronze  der  Sammlung  an  a  wheel,  the  usual  symbol  of  the  sun-god, 
Fejervary,  Bull.  delV  Inst,  di  Corr.  arch.  1851  the  talisman  thus  uniting  the  ideas  of  the  Isiac 
p.  126 — 127,  Arch.  Anz.  1851  p.  74.  and  the  Mithraic  creeds.  Its  composition  dis- 
Zeigt  sich  Isis  meist  als  eine  gütige  hilf-  i^^'^V^  ^^  uncommon  richness  of  symbolism,  the 
reiche  Göttin,  so  verfehlt  sie  doch  nicht  den  gryphon' s  tail  terminales  in  a  Serapis -head, 
Frevler   zu   strafen;    besonders  verhängt  sie  his  wheel  squcezes  out  of  the  chrysalis  a  tiny 


545            Isis  (Nemesis  u.  Fortuna)  Isis  (Pantliea)                     546 

human  soul  loith  outstretclied  hands,  in  front  Die  Billonstatuette  der  Sammlung  Charvet  (s. 
stand  Thots  (bis  holding  lAhra,  the  Jioioscope  oben  1  Sp.  1551)  scheint  identisch  zu  sein  mit 
of  the  native  owninfj  the  gem."  Bleitesseren  der  von  Duhois,  Descr.  des  ant.  de  PourtaUs- 
des  Musco  num.  Lavy  1  p.  407  nr.  4577.  4578  Gorgier  1841  p.  114  nr.  612  und  Cat.  des  objds 
haben  im  Obv.  das  Haupt  der  Isis,  im  Rs.  d'art  de  Pourtaics-Gorgier  1865  p.  171  nr.  18.'31 
,,Grifo)ie  alato  accosciato  a  d."  In  Coli,  de  verzeichneten.  Auf  einem  rotgelben  Karneol 
M.  Montigmj ,  Pierres  gr.  Paris  1887  p.  29  in  Göttingen  erscheint  nach  Hubo,  Original- 
nr.  367  wird  verzeichnet  ein  Bergkrystall  mit  tverke  in  d.  arch.  Abt.  des  arch.-nmn.  Inst,  der 
,,Canope  d'Isis,  place  sur  un  griffon  femeUe" ;  Georg-Äugusts-Univ.  p.  157  f.  nr.  979  „Fortuna 
dieselbe  Darstellung  erscheint  auf  einer  Gemme  lo  auf  ihrem  Steueruder  sitzend,  n.  1.  v.  B.  ge- 
be! Augustinus  1,  205  und  liossi  e  llaff'ci  2,  gewendet,  ganz  bekleidet,  modiusartiger  Auf- 
15  =  Montfaucon  2,  2  PI.  134,  4,  sowie  bei  aatz  (an  die  Tracht  der  Isis  erinnernd).  Im 
JJavid  et  Midot,  Le  Museum  de  Florence.  1.  Arm  Füllhorn.  Mit  der  r.  Hand  an  den  Griff 
Pierres  gr.  1,  94,  4,  Gori,  Gemm.  Mus.  Flor.  des  Ruders  fassend";  auf  einem  Sarder  des 
1,  58,  9,  Baspe  nr.  148,  PL  5,  Stephani,  G.  r.  Brit.  Mus.  aus  Sammlung  Castellani  „Fortune 
p.  l'a.  1S64  p.  118  Note  7.  Ein  Sistrum  zwi-  standing  to  front,  ivith  cornucopia  in  l.  hand, 
sehen  zwei  Greifen  ist  abgebildet  bei  L.  v.  rudder  in  r.,  and  ivearing  feather  of  Isis",  Cat. 
Klenze,  Die  schönsten  Überbleibsel  griechischer  of  engr.  gcms  of  the  Brit.  Mus.  p.  218  nr.  2207. 
Ornamente  der  Glyptik,  Plastik  und  Malerei.  Über  eine  Münze  von  Pautalia  s.  Drexler,  Myth. 
Heft  1.  2.  München  1823.  2°.  Tfl.  3,  3.  Dafs  20  Beitr.  1  p.  120.  Die  Widmung  der  Statue  der 
die  stola  Olympiaca,  welche  Lucius  bei  seiner  Isityche  (s.d.)  an  die  Fortuna  Primigenia  von 
Einweihung  in  die  Isismysterien  trug,  Apul.  Praeneste  (oben  1  8p.  1533)  s.  jetzt  CLL.  14, 
Met.  11  c.  24  indische  Drachen  und  hyperbo-  2867.  Neben  einander  finden  sich  Isis  und 
räische  Greife  zeigte,  läfst  sich  hier  nicht  ver-  Fortuna  an  einem  im  Guide  to  the  first  and 
werten,  da  Lucius  auf  diese  Weise  „ad  instur  seeond  egyptian  rooms  [of  the  Brit.  3Ius.]  London 
Solis"  geschmückt  wird.  Auch  der  Parhe-  1874  p.  111  nr.2393i^  verzeichneten  Bronzewerk: 
dros  der  Isis  Sarapis,  dem  auf  Gemmen  zu-  ,, Bronze;  emblema;  Isis  Fortiona,  in  distyle 
weilen  der  Greif,  indessen  wohl  als  solarisches  shrine."  Für  die  Zusammenstellung  der  For- 
Attnbut,  beigegeben  wird  (Sammlung  Leven  tuna  mit  Sarapis  habe  ich  einige  Beispiele 
in  Köln,  Bonner  Jahrbb.  H.  14  p.  23—24  nr.  51;  30  angeführt  in  Zeitschr.  f.  Num.  14  p.  108—109 
V.  Sacken  u.  Kenner  p.  434  nr.  291)  scheint  in  und  Myth.  Beitr.  1  a.  a.  0.  Auch  auf  einer 
Beziehungen  zu  Nemesis  getreten  zu  sein,  siehe  Münze  von  Mitylene  kommen  beide  neben  ein- 
G.  I.  Gr.  3163,  Posnansky  p.  66 — 67,  wo  der  ander  vor,  3Ii.  S.  6,  63,  77,  Du  Mersan,  Gab. 
Philosoph  Papinius  in  Smyrna  fyHo;ro;^)j(7as  Allier  de  Hauteroclie  PI.  14,  4. 
Tcä  ■nvqka  SkqÜtiiSl  7ic(qcc  raig  Ne^sasaiv  das  Wie  Fortuna  schliefslicli  zur  Panthea 
an  den  Tempel  der  beiden  Nemesis  anstofsende  wurde,  so  auch  Isis.  Die  Fortuna  Panthea 
Gebäude  ihnen  weiht,  und  C.  I.  L.  14  p.  18,  darstellenden  Bildwerke  sind  oben  1  Sp.  1534 
wo  ein  Neokoros  des  grofsen  Sarapis  zriv  — 1536,  1556 — 1558  verzeichnet,  s.  auch  Bulib, 
'ASqccGTLKv  6VV  Tro  Ttfql  avrijv  yiSafia  widmet.  Le  gemme  del  museo  di  Spalato,  Bull,  di  arch. 
Über  die  Bedeutung  der  Fünfzahl  als  Nemesis  40  e  storia  dahnata  9,  1886  p.  150  nr.  187.  190; 
und  Bast,  welche  mit  Isis  wesensgleich  ist,  Steinbüchel,  Geschn.  Edelsteine  p.  68,  Luigi 
siehe  Nicomachus  von  Gerasa  bei  Photius,  Milani,  Dattilioteca  Lunese  nr.  15  u.  17,  Museo 
Bibh  p.  144  B,  Posnansky  p.  57 — 58;  von  der  italiano  di  ant.  classica  1,  1885  p.  133.  Einige 
Dea  Syria,  die  mit  Isis  so  manches  gemeinsam  darunter  haben  auch  Attribute  der  Isis,  so  die 
hat,  heifst  es  bei  Pseudo-Lucian,  De  Dea  Syria  Gemme  bei  Baspe  nr.  8158  (1  Sp.  1557)  = 
32,  wo  dieselbe  für  Hera  erklärt  wird :  ?;^s£  ö'£  ri  Cat.  of  engr.  gems  in  the  Brit.  3Ius.  p.  142 
Kai  'J&rjvai'r,g  Hat  'AcpQoSitrjg  ^al  ZsJ.rjvairjg  ^al  nr.  1190,  sowie  ein  ,,Fe^ro  antico  del  dott. Braun" 
'Pirjg  -nul'jQzBfiidog  -nal  Ns^saiog  nal  Molqecov.  bei  Cades,  Impr.  gemm.  Cent.  5  nr.  95  p.  11 
Mit  Nemesis  fiel  vielfach  Fortuna  zusam-  „Vittoria  pantea  stante  sopra  timone,  tenente 
men,  Posnansky  p.  35,  38  Anm.  1,  53 — 59,  166,  50  cornucopia  e  scettro  con  Stella  e  fior  di  Iota 
171  —  172.  Ebenso  wurde  Isis  mit  Fortuna  ver-  sul  capo  ed  attorniata  da  lira  e  caduceo,  clava 
schmolzen,  s.  oben  1  Sp.  1530—1533  und  1549  d' Ercole  e  tridente."  Das  Sistrum  in  der  Hand 
— 1555,  sowie  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  10  der  pantheistischen  Figur  auf  Münzen  des 
Anm.  1.  Nur  weniges  habe  ich  hinzuzufügen.  Valerianus  sen.  und  Gallienus  von  Tarsos  (1 
Eine  Bronzestatuette  der  Isis  Fortuna  (mit  Füll-  Sp.  1557  f.)  habe  ich  mit  Unrecht  angezweifelt, 
hörn  in  der  L.,  gesenkter  R.,  die  ehemals  jeden-  s,  Num.  Zeitschr.  21  p.  217  f.  Tfl.  2,  22. 
falls  das  Steuer  hielt,  Chiton  und  Himation  Über  Isis  als  allumfassende  Göttin  mit 
mit  Isisknoten,  ohne  Kopfputz  auf  dem  in  fünf  Beinamen  wie  Ttolvcowfiog,  (xvQicovvfiog,  {ivqlo- 
Flechten  herabfallenden  Haar),  gefunden  in  (lOQcpog  habe  ich  gehandelt  Myth.  Beitr.  1 
Castelfranco  delF  Emilia,  wird  besprochen  von  co  p.  125 — 127.  Bei  Apulejus  Met.  11,  22  wird 
Ed.  Brizio,  Not.  degli  scavi  di  ant.  1883  p.  418;  sie  dea  multinominis  genannt;  „Isis,  welche  sie 
eine  andere  mit  Steuer  und  Doppelfüllhorn,  die  Natur  der  Zeit,  aus  der  alles  entstanden 
auf  dem  Haupt  ein  Diadem  und  darüber  Halb-  ist  und  durch  die  alles  existierte,  nennen" 
mond  und  Isiskopfputz,  ist  abgebildet  in  Anti-  heifst  es  von  ihr  bei  Athenagoras  22,  Sämtl. 
quitatis  relicjuiae  a  marchione  lacobo  Musellio  Werke  der  Kirchenväter  2  p.  232.  Als  rerum 
collectae.  Verona  1756,  2°.  Tab.  17  p.  16;  vgl.  naturae  parens,  elementorum  omnium  domina, 
auch  die  Figur  „ex  Museo  Magni  Ducis  He-  (vgl.  die  von  Kopp,  Palaeogr.  erit.  3  p.  617  flF. 
truriae"   bei  Kircher,   Oedipus  Aeg.  3  p.  527.  §  525  angeführte,  freilich  hinsichtlich  der  Echt- 

RosCHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   II.  18 


547                     Isis  (Litteratur)  Isis  II  (Göttin  der  Germanen)        548 

heit    und    Benennung    unsichere  Darstellung),  tum  2   p.  391—403;    Ebers,  Ägypten  und  die 

seculortim  progenies  initialis,  summa  numinum,  Bächer  Moses  p.  342 — 349;   Franz,  C.  I.  Gr. 

regina   Manium,  prima  coeUtmn,  deoriim  dea-  3  p.  305  sqq.;   Lumbrosp,  Becherches  sur  Veco- 

rumque  facies  uniformis,   quae  coeli  Juminosa  nomie   politique    de   l'Egypte  sous  les  Lagides 

culmina,  maris  salubria  flamina,  inferum  de-  p.  2G5  — 274;    Fried.  Sam.  de  Schmidt,  Disser- 

plorata   silentia   nutibus   meis   dispcnso:    cuius  tatio  de  sacerdotibus  et  sacriftciis  Aegyptiorum. 

numen  unicum,  multiformi  specie,  ritu  vario,  Tubingae  1768;  Zoeqa,  De  origine  et  usu  obe- 

nomine    multiiugo    totus    vcneratur    orbis    be-  liscorum   p.   506  —  515;    Georgii  p.  295  —  297; 

zeichnet  sie  sich  bei  Äpul.\\^h\  und  begeistert  Beichel  p.  51 — 59,  Lafaye  p.  131  —  155;  JReville, 

betet   das   omnipotentis  deae  numen  augustum  lO  Die  Beligion  zu  Born  unter  den  Severern  p.  54; 

(11,  16),  die  summas  dea  (11,  22)  Lucius  an  11,  Hauvette-Besnaidt,  Bull,  de  Corr.  Hell.  6  p.  473 

25:  Te  superi  colunt,  observant  inferi,  tu  rotas  — 479;     Paidus    Nenz,    Quaestiones   Deliacae. 

orbcm,    himinas  solem,,    rcgis  mundum,  calcas  Halis   Sax.    1885   p.   36  —  38;    Lanciani,    Bull. 

Tartarum.      Tibi    respondent    sidcra,    redcunt  dcW  Inst,   di  Corr.  arch.  1868  p.  237;    Camille 

tempora,    gaudent  numina,    serviunt  elementa;  Jullian,   TJn  prophcte  marseillais ,  Bull,  epigr. 

tuo    nutii    Spirant    flamina,    nutriunt   nubila,  de  la  Gaule  6,  1886  (p.  117 — 127)  p.  122 — 124; 

germinant  semina,   crescunt  germina.     Wegen  speziell  über  die  Pastophoren  A.  Miliin,  Aegyp- 

dieser    allumfassenden    Eigenschaften    ist    ihr  tiaques  ou  recueil  de  quelques  monuments  aegyp- 

Kleid  vielfarbig,   midticolor,   bysso  tenui  per-  tiens  inedits.  A  Paris  1816,  4°  p.  7 — 14;    De- 

texta,   nunc    albo   candore  lucida  nunc  croceo  20  veria,  L'hieroglyphique  1,  41  d' Horapollon ,  et 

flore  lutea,  nunc  rosco  rubore  fJammida,  Apid.  le  titre  de  pastophore  dans  les  textes  e'gyptiens, 

Met.  11,  3,  wie   auch  Plutarch  de  Is.  et   Os.  Mel.   d'arch.   eg.  et  ass.  nr.  2,  1873  p.  61—63 

c.  78  bemerkt:  „Die  Anzüge  der  Isis  sind  bunt-  und  Pierret,  Les  pastophores  ebenda  p.  64—66. 

farbig:  denn  der  Isis  Bedeutung  bezieht  sich  auf  [W.  Drexler.] 

den  Stoff,  der  alles  wird  und  alles  aufnimmt,  Isis  II)  (die  Isis  der  Sueyen). 

Licht  und  Dunkel,  Tag  und  Nacht,  Feuer  und  Zu  unzähligen  Vermutungen  hat  die  Notiz 

Wasser,  Leben  imd  Tod,  Anfang  und  Ende."  des  Tacitus  in  Aex  Germania  cap.  9:  „Pars  Sue- 

Über  den  Namen  der  Göttin  siehe  Georgii  vorum  et  Isidi  sacrificat"  etc.  Anlafs  gegeben. 

in   Paulys  B.-E.  4  p.  300;    Parthey  in   seiner  Eine  reichhaltige  Übersicht  der  verschiedenen 

Ausgabe  von  Plut.  De  Is.  et  Os.  p.  150 — 151;  30  Erklärungen    findet   man    bei    L.  Curtze,  Die 

Lanzone,    Diz.   di  mitol.  egiz.  p.  813;    Wiede-  Germania    von     Tacitus     ausführlich    erlclärt 

mann,  Herodots  2.  Buch  p.  188—189;  Lefeburc,  Cap,  1  —  10.    Leipzig  1868.    p.  328—338. 

Le  mythe  osirien.    2*^  partie  Osiris.   1.    Ftymo-  Die    einen  meinen,    es   sei  von  der  wirk- 

logie  du,  nom  d'Isis  et  du  nom  d'Osiris  p.  129  liehen   ägyptischen,    bezügl.    griechisch- 

— 150;   Le   Page  Benouf,    The  names-  of  Isis  römischen    Isis    die   Rede,    so    die    von  Jo. 

and  Osiris,  Proccedings  of  the  Society  of  bibli-  Gottlob  Boehme,  De  Iside  Suevis  olim  cidta  1. 

eal  archaeology.  Vol.  12,  1890  p.  343—346;  La  Lipsiae  1748  p.  26  verzeichneten  Schriftsteller 

Civiltä  Cattolica  Anno  41.  Ser.  14  Vol.  8.    Roma  Huetius,  Gronovius,  Colerus,  Schedius,  Struvius, 

1890  p.  199 — 205.  de  Fontenu  (Diverses  conjectures   sur  le  culte 

Die  Bildwerke  siehe  bei  Lafaye  p.  235 —  40  d'Isis  en  Germanie  ä  l'occasion  des  paroles  de 

335_und  Georgii  p.  297—300.  Corneille-Tacite:  „Pars  Suevorum  et  Isidi  sacri- 

Über  die  Feste  vgl.  Brugsch,  Das  Osiris-  ficat",  Mem.  de  VAcad.  des  Inscr.  et  B.-L.  5 

Mysterium   in    Tcntyra,    Zeitschr.    f.  äg.  Spr.  p.  630'.),   Wächter,  Maseovius,  deren  Ansicht 

19.  1881  p.  77 — 111,  V.  Loret,  Les  fetes  d'Osiris  Boehme   selbst  teilt;   iernev  B rotier  in   seiner 

au  moi  de  Khoialc,  Beciieil  de  travaux  relatifs  Ausgabe    des     Tacitus    Tom.   6.    Paris    1776. 

ä  la  philol.  eg.  et  assyr.     S^  annee  p.  43 — 57,  p.  198 — 199,   Triller,  Opusc.  medica  et  medico- 

Lafaye  p.  119  —  129   und    Georgii  p.  291—294  philologica  2  p.  342,  Fr.  Griselini,  Diss.  mitol. 

und  über  Kultushandlungen  C.  A.  Böttiger,  e  stör.   s.   la   dea  Iside   in  der  Baccolta  d'op. 

Kl.  Schriften  2   p.  210  —  230  ,,Die  Isisvesper";  scientifici  e  fdologici  39  p.  334. 

Georgii  p.  294 — 295,  Lafaye  p.  113—119.  50        Andere   sind    der   Ansicht,    Tacitus  meine 

Hinsichtlich  der  Mysterien  siehe  Brugsch  mit  der  von  ihm  als  Isis  bezeichneten  Göttin 

Bey,  Die  Mysterien  der  alten  Ägypter,  Deutsche  eine  germanische  Gottheit;  und  zwar  hat  man 

Bevue  1878,  2.  Jg.  3.  Bd.  p.  28 — 43;  J.  J.  Jaegle,  hin  und  wieder  an  ein  im  Namen  einige  Ähn- 

De  L.  Apuleio   Aegyptiorum  mysteriis  ter  ini-  lichkeit  mit  Isis  aufweisendes  göttliches  Wesen 

tiato.  Argentorati  1786.  4°;  T.  B.  Boulage,  Des  gedacht,   so  an  eine  zuerst  im  12.  Jahrh.  er- 

mystcres  d'Isis. 'Paris  1820.  8°;  Beichel,  De  Isidis  wähnte,   zu  Augsburg  verehrte  Göttin  Zisa, 

apiul  Bomanos  cultu  p.  59—67;  Lafaye  p.  108  Cisa.,  s.  J. Grimm,  Deutsche  Myth.  V  -^.24:1  {ygl. 

— 113;  Zinzotv ,  Psyche  u.  Eros  p.  91 — 102;  Carl  0.  Schade,  Die  Sage  von  der  h.  Ursula  u.  den 

Dilthey,  Festrede  im  Namen  der  Georg-Augusts-  11000  Jungfrauen  p.  73  u.  Henr.  Bud.  Goehler, 

Universität  am  11.  Juni  1S79  p.  15 — 18.  co  De  Matris  Magnae  apud  Bomanos  cultu.  Mis- 

Die  religiösen  Genossenschaften  be-  niae  1886.  p.  28).  Doch  ist  Grimm  selbst  ge- 
handelt Foucart,  Des  associations  religieuses  neigter,  beide  für  verschiedene  Gottheiten  zu 
chezjes  Grecs  p.  83.  101—102.  117  f.  halten;  (rtti^m^er,  J.?/,sZrtHfZ  1865  p.  946 f.  möchte 

Über    die    Priester    siehe    Pierret,    Dict.  in  Cisa  die  römische  Ceres  erblicken,  und  OreZZ»' 

d'arch.   eg.  s.  v.  Canephore  p.  Ulf.;   Colchytes  (s.  Curtze  a.a.O.  p.  333  Anm.**)  hält  dieselbe 

-p.  1  BT  t;  Pallacides^.  4:08;  Pasfop/jores  p. 424 f.;  überhaupt  für  erdichtet.     Auch  eine  Gottheit 

Pretres  p.  452  f . ;  Prophetes  p.  454  f. ;  Ptcrophores  E  i  s  e  (bei  Aventin  Frau  Eisen,  s.  Grimm,  Deutsche 

p.  460;  Erman,  Ägypten  u.  äg.  Leben  im  Alter-  Myth.  1^  p.  220),  Isa  wird  herbeigezogen,   so 


549                         Isitycbe  Ismenios                        550 

von  Simrocic,  BertJia,  die  Spinnerin  p.  105  und  Fortunae    Primigeniae    dono    dedit   cum   ara. 

Mythol.  p.  401,  2.  Ausg.  p.  387,  Bonner  Jahrhb.  Vgl.  zu  der  Inschrift  Bd.  1  Sp.  1533,  7  ff.  1543, 

10,  1847,  p.  80—81,  Zacher,  GotJi.  Alfab.\\  85,  63  ff.  und  über  das  Wesen  und  die  Bedeutung 

86,  Vorr.  p.  IX   (Isa  =  „glänzendes  Wesen");  der  Isityche  das.  Sp.  1530  ff.  1549  ff.    (Isityche 

J.  G.  Halm,  Sagwisscnschaffl.  Studien   p.  286,  als    weiblicher   Beiname    C.  I.  L.    10,    2197). 

Anm.  174;    A.  Quitzmann,  Die  heidn.  JRel.   d.  [R.  Peter.] 

Baiioaren  p.  117—124,  295 — 296;   Falcli,  Neo-  Ismaudes  {'lafiävSrjs),    Name    des   Memnon 

tJius,  Isis  imd  Nehalcnnia,  Blätter  f.  d.  Bayer.  (s.  d.)    bei   den  Aigyptern;    Strabo   17,   1,   42 

%Hm.- ■M.jRea7sc7m?t(;esm  16,  1880,  p.  407—413;  p.  813.     [Höfer.] 

Zehetmayr  ebenda  17,  1881,  p.  170—172  (von  lo      Ismaros   ("leju-apog) ,    1)  Thebaner,    tapferer 

is  „gleiten");  anfänglich  auch  von  3Iannhar dt,  Sohn  des  Astakos,   tötet   in  der  Schlacht  vor 

Ztschr.  f.  d.  Myth.  2  p.  317,  der  aber  im  Baum-  Theben  den  Argiver  Hippomedon,  Äpollod.  3,  6, 

kultus  der  Germanen  p.  559   Anm.  2   erklärt:  8.  —  2)  ==  Immarados  (s.  d.).  —  Apollod.  3,  15,  4: 

„Frau  Eisen,  das  gemeinsame  Machwerk  des  erzählt   von  ihm ,    dafs   er   mit  seinem    Vater 

Kleeblatts  Pseudoberosus  (Annius  von  Viterbo),  Eumolpos,  aus  Aithiopien  flüchtend,    zu    dem 

Aventin  und  Simrock  möge  endlich  für  immer  Thrakerkönig  Tegyrios    (in  Daulis)    kam   und 

in  ihr  schattenhaftes  Nichts  zurücksinken."   Die  dessen  Tochter  heiratete.     [StolL] 

meisten  lassen  den  Gedanken  an  eine  Namens-  Ismene   {'lafjuqvr]),    1)   Tochter  des  Asopos, 

ähnlichkeit  fallen  und  erkennen  in  der  Isis  eine  Gemahlin    des  Argos,    Mutter  des   lasos   (des 

der  grofsen  mütterlichen  germanischen  20  Vaters  der  lo)   und  (nach  Kerkops)  des  Argos 

Göttinnen,  deren  festlicher  Umzug  auf  einem  Panoptes,  Apollod.  2,  1,  3.  Gerhard,  Gr.  Myth. 

mit  Rädern  versehenen  Schiff  Tacitus  an  den  2  p.  234,  2.     [Vgl.  das  die  drei  Chariten  und 

in  Rom  eingebürgerten  ägyptischen  Kultus  er-  vier    Nymphen    {'lofirivrj,    KvKatg,    'EQavv\_co], 

innert    habe,    etwa    die    flolda,    Grimm  l''  T[r]]X6vvriaos)    darstellende   Relief   in  Neapel 

p.  164  —  169,  Beclistein,  Mythe,  Sage,  Märe  u.  bei  Gerhard  u.  Panofka,  Neap.  ant.  Bildto.  1 

Fabel  im  Leben  u.  Bacufstsein  des  deutschen  p.  82  f.    nv.  275   =    C.  I.  Gr.  6854®.     R.].  — 

Volkes  1  p.  47  oder  Frey  a,  Wilh.  Müller,  My-  2)    Eine    böotische    Heroine,    wohl    Eponyme 

thol.   d.  deutschen  Heldensage   p.  120    Anm.  2.  einer     mw/xtj     Boiaxiag,     vielleicht     identisch 

122;  vgl.   Wilh.  Müller ,  Gesch.  u.  System  der  mit  nr.  3;  Steph.  B.  v.  'lafn^vrj.  —  3)  Tochter 

altdeutschen    Religion    -p.    273    und     die     bei  30  des    Oidipus    und    der    lokaste     {Soph.  Antig. 

Curtze    p.    332  —  333    verzeichneten    Autoren;  Eurip.    Phoen.  Apollod.  3,   5,  8.     Hyg.  f.  67. 

oder  die  nordische  Frigg,  die  deutsche  Fria,  Tzetz.   L.   437),   oder    der  Euryganeia  {Phere- 

Karl  Meyer,  Germania  11,  1812,  T^.  12%^.;  oder  kyd.    b.    Schol.    Eur.    Phoen.    53,    vgl.    1760. 

Nerthus,  Georgii  in  Pauhjs  B.-E.  iTp. SO— 301;  Paus.  9,  5,  5.     Preller,  Gr.  M.  2,  344  ff.).  — 

Dahn,  TJrgesch.  d.  german.  u.  roman.  Völker  1  Mimnermos  erzählte  nach  Argum.  Soph.  Ant., 

p.  133,   W.  Smith,  IJictionary  of  greek  and  ro-  dafs    Ismene  von  Theoklymenos   (wahrschein- 

man    biography  and  mythology  2  p.  631   und  lieh   dem  thebanischen  Helden  Periklymenos) 

andere  bei  Curtze  p.  333;  oder  Nehalennia,  geliebt    und    bei    einer    Zusammenkunft    mit 

Holtzmann,  Deutsche  Mytliol.  p.  126 — 127  und  ihm    von    Tydeus     auf    Antrieb    der    Athene 

German.  Altertümer  p.  175;  J.  W.  Wolf,  Bei-  40  getötet    worden    sei,     was    nach    Pherekydes 

trüge  z.  deutschen  Mythol.  1  p.  199  nnd  Bonner  a.  a.  0.  an  einer  Quelle  geschah,  die  nach  ihr 

Jahrbb.  H.  12,  1848,  p.  27  ff.,  vgl.  Schaaffliausen  benannt  ward.   Bildw. :  Müller,  Handh.  d.  Arch. 

ebenda  H.  76  p.  47 ff.     [s.   auch  unten  Kauff-  §412,3.    Welcker,  A.D.  5  T.  14  S.  253  ff.  Over- 

manns  Zusatz].  beck,  Galerie  1,  122.   Baumeister,  Denkm.  S.  84 

Lafaye  p.  165    glaubt  jede    Schwierigkeit  Fig.  88.  Petersburger  Vase  nr.  1588  [?].    Preller, 

gehoben  durch  die  Annahme,  es  sei  eine  aus  Gr.  M.  2,  363,  2.    [Vogd,  Scenen  Euripideischer 

der  Verschmelzung   der  durch  die  römischen  Tragödien  in  griechischen  Vasengemälden  p.  47 

Soldaten  und  Kaufleute  eingeführten  alexandri-  bis  55;  Catal.  de  la  Coli,  d'ant.  de  M.  Alexandre 

nischen    Isis    mit    einer    der    grofsen    mütter-  Castellani,  Paris  1866,  p.  12  no.  34;  Bull.  delV 

liehen     Göttinnen     der    Germanen     hervorge-  50  Inst,    di    Corr.    Arch.   1864    p.  34.     Drexler.] 

gangene    Mischgottheit,    etwa    nach    Art    der  Winnefeld,    Beschr.    d.   Vasens.    in  Karlsruhe 

Isis  Noreia  in  Steiermark,  gemeint.  nr.  186  =  Arch.  Z.  9,  54*.     Münchener  Vase 

W.  Zeufs,  Die  Deutschen  und  ihre  Nachbar-  nr.  233.     Arch.    Z.  3,  54   =   C.   I.   Gr.   8428. 

Stämme   p.  40    möchte    gar    eine    Göttin    der  In    den  Dithyramben   des   Ion  hiefs   es,    dafs 

Wenden  unter  der  Isis  des  Tacitus  verstanden  Antigene    und    Ismene    von    Laodamas,     dem 

wissen.                                            [W.  Drexler.]  Sohne  des  Eteokles,  im  TemiJel  der  Hera  ent- 

Höchst  wahrscheinlich  ist  diese  Isis  mit  der  ehrt  wurden   {Argum.  Soph.  Ant.,  wo  jedoch 

batavischen  Nehalenniaidentisch,  deren  Dar-  manche  für  ■nciza^iQOLO&rjvat  lesen  KKtaTCQrja&rj- 

stellung  Zug  um  Zug  dem  Isiskult  entlehnt  ist;  von.).    [Stoll.] 

vgl.  Janssen,  De  Bomeinsche  beeiden  en  gesent-  fio      Ismenios  {'la^i^viog),  1)  Beiname  des  Apollon 

steenen  van  Zeeland.   Middelburg  1845  (Met  19  in  Theben  {Herod.  1,  52.  5,  59.  Paus.  4,  27,  6. 

Platen).    Vgl.  Nehalennia.    [Fr.  Kauffmann.]  Plut.  Sol.  4,  5.    Nonn.  Dionys.  5,  101.    schol. 

Isityche.    Eine  Göttin  dieses  Namens  nennt  Apoll.   Rhod.   1,   537.    Aristid.   or.   38,    vol.  1 

die  Inschrift  C.  I.  L.  14,  2867  =  Ann.  d.  inst.  p.  730  [Dindorf].    Hesych.) ,    von   dem  Flusse 

1855  S.  85  (Praeneste)   L.  Sariolenus  Nacvius  Ismenos  {Paus.O,  10,  2;  vgl.  schol.  Apoll.  Ehod. 

Fastus  consularis  ut  Triviam  in  lunonario  ut  a.  a.  0.).     In  seinem   Tempel,   dem    Ismenion 

in  pronao    aedis   statuam  Antonini  August(i)  {Paus.  9,  10,  5.  Kallisthencs  bei  Steph.  Byz.  s.  v. 

Apollinis  Isityches  Spei  ita  et  hane  Mincrvam  Tsyvqa,  Plut.  Lys.  29),  fand  Orakeldienst  statt, 

18* 


551                         Ismenos  Isthmios                         552 

Find.  Pyth.  11,  10.    Herod.  8,  134.    Paus.  4,  (vgl.    Curtius,    Etym/-    950)    leitet   'icoScckrjg 

32,  5;    der   Gott   selbst  ward  durch  Daphne-  ebenso  wie  8aif.iav  von  der  Wurzel  da  teilen 

Phorien  gefeiert.  Paus.  9,  10,  4.  Proldos  ehrest.  ab;  Isodaites  würde  also  bedeuten:  der  gleicli- 

2  {Westpital,  Script.  Metr.  1  p.  248;  vgl.  Konn.  mäfsig  Austeilende,  s.  o.  nr.  4.     [Höfer.] 

Dionys.  45,  72);  das  Standbild  des  Gottes,  von  Isodrome  {'laoÖQO^ri),   Beiname  der  Kybele 

Cedernholz  verfertigt,   war   ein  Werk  des  Si-  {'Iooöqo^t]    M^trjQ);    ihr    Tempel    lag   in    der 

kyoniers  Kanachos   {Paus.  2,  10,   5;   vgl.  mit  Kaystrosebene  in  der  Nähe  der  lydischen  Stadt 

9,  10,  2).    Nacli  Plut.  de  si  ap.  Belph.  2  be-  Larisa,  Straho  9,  5,  19  p.  440.     [Höfer.] 

deutet  Ismenios   s.  v.  a.    i%av   xr)v  iniaTr'iynqv.  Isokrateia    {'laongdrsia),    eine    der    ausge- 

Eine  Weihinschrift,  die  nach  Kölder,  Jfii^i.  d.  lo  zeichnetsten  von  Herakles  getöteten  Amazonen, 

arch.  Inst.    1,    97    aus    den   Fundamenten    des  Eponyme  einer  Ortschaft  in  Bithynien,  ^«-i««. 

Kastells  von  Chalkis,  nach  Foucart,  Bull,  de  JSikom.  bei  Eustaili.  in  Dionys.  828  {fr.  58  bei 

corr.  3,  139  aus  Theben  stammt,  lautet  nach  Müller,  liist.  gr.  fr.  3  p.  597).     [Stoll.] 

li.  Meister  in  Bezzenbergers  Beiträgen  5,    187:  'löoscQdzia,  Aufschrift  eines  Onyx  mit  den 

IlTCüicov,  Mväarog  zol  'la^Bivi'oL  avs&£av,   vgl.  Symbolen    der    drei    Weltregionen (V):    Adler, 

Collits,  Samml.  d.  griech.  Dial.-Inschr.  1,  1132;  Delphin    und  Eule,    auf  Mohnköpfen    sitzend: 

Boehl,    I.   Gr.  ant.   129;    zum    Heiligtum    des  C.  1.  Gr.  104:5'^  =  Arch.  Z.  9,  91*.    [Röscher.] 

Apollo   Ismenios   vgl.   auch  Schol.   Sopli.   Oed.  Isoples  ('icoTri/fg),  ein  von  Herakles  getöteter 

B.  21.  Nach  Schol.  Soph.  a.  a.  0.  befand  sich  Kentaur,  JDiod.  4,  12.  Gerhard,  Gr.  Myth.  2 
in  Theben  auch  ein  Tempel  der  l4'9';2j'(i '/cfijjvta.  20  §  666,  2  f.;   s.  Kentauren,     [Stoll.] 

—  2)  s.  Ismenos  1.                              [Stoll.]  Isos    {'laog) ,    unechter    Sohn    des    Priamos, 

Ismenos    {'la^jjvög),    1)    der    Flufssgott    des  fällt  durch  Agamemnon,    II.  11,   101.     [Über 

Flusses  Ismenos  bei  Theben,  Sohn  des  Okeanos  Isos  (Issos)  als  Eponymos  von  Issa  auf  Lesbos 

und    der  Tethys,    Hygin.  praef.  p.  28  Bunte.  vgl.  Maafs  im  Hermes  1889  S.  645  ff.    R.j 

\_Otto  Schulz,  die  Ortsgottheiten  in  der  gr.  und  [Stoll.] 

r.  Kunst,   Berlin  1889  =  Berl.  Stud.  f.  klass.  Issa  {"loaa),  1)  Nymphe  auf  Lesbos,  Tochter 

Phil.  u.  Arch.     8.  Bd.    3.  Heft  p.  34  —  35,  62.  des  Makar  oder  Makareus,  nach  welcher  Lesbos 

Gardner,   Journ.   of  hell.  stud.  9,  1888,   p.  68.  (oder  eine  Stadt  auf  Lesbos,  Steph.  B.)  Issa  be- 

C.  I.  Gr.  8481.  Baumeister ,  D.  d.  kl.  Alt.  nannt  war.  Sie  gebar  dem  Hermes  (Kadmilos) 
S.  770,  Flg.  822.  Arch.  Z.  29,  36.  Drexler.]  —  so  den  lesbischen  Seher  Prylis,  Steph.  B.  v.  "laacc. 
Er  hiefs  auch  Sohn  des  Asopos  und  der  Tzetz.L.  219;  Mgl.  Strab.  1,60.  A^ioUon  berückte 
Metope,  Bruder  des  Pelagon  oder  Pelasgos,  sie  in  der  Gestalt  eines  Hirten,  Ov.  Met.  6, 
ApoUod.  3,  12,  6.  Diod.  4,  72.  —  Oder  Sohn  124.  [Stoll.]  —  2)  Name  des  Achilleus,  als  er 
des  Apollon  und  der  Melia  (Quellnymphe  am  sich  auf  Skyros  in  Weiberkleidung  unter  den 
Ismenion  zu  Theben),  einer  Tochter  des  Okea-  Töchtern  des  Lykomedea  aufhielt;  auch  Kerky- 
nos,  Bruder  des  Sehers  Teneros  (Repräsentant  sera  oder  Pyrrha  wurde  er  hier  genannt  (s. 
des  Tenerischen  Gefildes),  Patts.  9,  10,  5,  wo  ge-  Bd.  1  Sp.  28,  46),  Ariston.  in  Hephaest.  nov. 
wohnlich  Ismenios  gelesen  wird.  Die  Töchter  hist.  1  (p.  183  Wistermann  =  Phot.  bibl.  147, 
des  ismenos  sind  Dirke  und  Strophie,  Kallim.  20).  Der  Kaiser  Tiberius  beschäftigte  sich  mit 
JH.  in  Del.  76.  Nonn.  44,  9.  Mehr  bei  Unger,  4o  der  Frage  'qiiod  Achilli  nomen  inter  virgines 
Theb.  P.  483.  —  2)  Ältester  Sohn  des  Amphion  fuisseV ,  Suet.  Tib.  70.     [Höfer.] 

und  der  Niobe,  von  Apollon  erschossen,  Apollod.  Issoria  {'laaooqia  oder  I  s  s  o  r  a  'icaaga,  Paus. 

3,  6,  6.    Ovid.  Met.  6,  224.    Hyg.  f.  11.  Tzetz.  3,  14,  2),  Beiname  der  Artemis  von  dem  Berg 

Chtl.  4,  141.    Vom  Pfeil  des  Apollon  getrotfen,  Issorion  in  Lakonien,  Steph.  Byz.  Hesych.  Eine 

stürzt  er  sich  in  seinem  Schmerz  in  den  Flufs  Hauptstätte  des  Kultus  der  Artemis  Issoria  war 

Ismenos,    der  nach  ihm   benannt  wird,   Plut.  Teuthrone  im  südwestlichen  Lakonien,   Paus, 

de  fluv.  2.    Stark,  Niobe  96.  383 f.        [Stoll.]  3,  25,  4;  ein  in  der  Nähe  von  Pitane  gelegenes 

Ismiutbians  {ismin&ians),  etruskischer  Bei-  Heiligtum   dieser  Göttin   erwähnt  Polyaen.  2, 

name  eines  Maris  (warb's,  mam),  s.  d.  [Deecke.]  14,  vgl.  Plut.  Ages.  32,  4;  ihr  zu  Ehren  wurde 

Isodaites  {'laoöaCxrig),  1)  eine  fremde  Gott-  50  ein  Fest,   die  Issorien,   gefeiert,  Hesych.     Die 

heit,  der  die  gewöhnlichen  und  leichtfertigen  von  Paus.  3,  14,  2    erwähnte   Artemis   Issora, 

Frauen  opferten:  Ifj^ixdgTtg  do;t'/Afoj',M  To:  d/jfioj^rj  deren  Heiligtum  in  Sparta  stand  und  die  auch 

yvvaia  v.cil  (irj  nävv  onovÖaLa  srilei,  Hyperid.  Ai^vaiu  hiefs,  war  keine  Artemis,  sondern  die 

in  der  Rede  für  Phryne  bei  Harpokrat. ;  vgl.  kretische  Britomartis,  Paus.  a.  a.  0.    [Höfer.] 

Phot.  Suid.  —  2j  Pluton,  Hesych.  —  3)  Sohn  des  Issos  s.  Isos. 

Pluton.  —  4)  Helios  (Apollon)  ö  xov  iaov  tnäozco  Istar  s.  Astarte  u.  Izdubar. 

&avatov    diaviiicov    {Bekker,    Anecd.  267,   3),  Istlimiades  ('/ff-^ftrad»;?),  Gemahl  der  Pelarge, 

oder  Apollon  als  Todesgott,  Gerhard,  Griech.  der  Tochter  des  Potneus;  er  führte  mit  seiner 

Myth. 310,8. —  it)Dionysoä, Plut.  de  sl  ap.Dcl2Jh-  Gattin  den  Kabeirendienst,  der  durch  die  Ar- 

9  ^iovvaov  ÖS  val  ZayQsa   Kai  Nvatsliov  ■Kccl  co  giver    während    des   Zuges   der   Sieben   gegen 

laoöuitrjv  6vo(ia'Qovciv.    Diesen  Beinamen  des  Theben  gestört  worden  war,  in  Boiotien  wieder 

Dionysos  bezieht  man  entweder  auf  die  Sitte,  ein;   daher  wurde  seine  Gemahlin  nach  ihrem 

beim    Choengelage    {Mommsen ,    Heortol.   364)  Tode  infolge  eines  Orakelspruches  von  Dodona 

gesondert  zu  sitzen  und  zu  trinken  (vgl.  Ger-  hoch  geehrt  und  ihr  tragende  Sauen  geopfert, 

hard,  Akad.  Abh.  2,  199),    oder   Dionysos-Iso-  Paus.  9,  25,  7.  8.     [Höfer.] 

daites  ist  chthonisch  aufzufassen  und  als  solcher  Isthmios  ("Iö&ju-^os),    1)    Beiname   des  Zeus 

dem  PJuton  (Hades)  gleichzusetzen,    Gerhard,  auf  Kos,    inschriftlich    belegt  Journ.   of  hell. 

Griech.  Mylh.  457,  4,  vgl.  433,  2.  —  Poit'^  950  stud.  9,  1888  p.  326.  —  2)  Beiname  des  Posei- 


553  Isthmos  Tstor  554 

don    auf    alexaudriuischen    Kaisermünzen    des  Mtcs.  CorintJi  p.  91   nr.  682,  PI.  23,  5;  Bit.  2, 

Nero,    welche    seine   Büste   mit  dem   Diadem  1G7,  139;  Melikertes,  Mi.  S.  4,  50,  338;  Haupt 

geziert,  dahinter  den  Dreizack,  davor  zuweilen  des  Poseidon,  3Ii.  S.  4,  53,  361;  54,  362;  sowie 

einen  Stern,  nebst  der  Beischrift  TTOZElAßN  unter    Domitian,    C.  G.  C.  Br.  M.  Cor.   p.  73 

IZOMlOi:  im  Rev.,  führen,  Mionnct  6,  68,  206.  nr.  584,  PI.  19,  5;  G.  u.  I.  1  p.  14,  PI.  C  35:  Mi. 

70,  220.    72,  236.  Feuardent,  Eg.  anc.  2  p.  29,  S.  4,  77,  517;  Marc  Aurel,  Ztsclir.  f.  Num.Bd.  10, 

710.  30,  721;  in  einer  Inschrift  von  Halikarnafs,  1883,  p.  75  nr.  18  (mit  der  oben  besprochenen 

C.  I.  Gr.^  2655  =  Diitenberger,  S.  I.  Gr.  372,  Beischrift  CORINTHVS);  ilR  <S'.  4,  99,  671 :  iV/iiS. 

Z.  3;    6  "lad'uiog  ohne   Zusatz  von   IJoGsidcov,  Arig.  1  Col.  al.  5,  66  =  Sestini,  C.  JSf.  V.  Mus. 

Vhilostr.  Op.  2  p.  286  ed.  Kayser.     [Drexler.]    lo  Arig.  Gast.  p.  39  (ohne  die  Beischrift,  angeblich 

Isthmos   ('Jö'9'ftos),    die  Personifikation   der  nur  mit  einem  Ruder);  Septimius  Severns,  6r.  tt. 

Landenge    von    Korinth,    erscheint    auf    den  I.  1   p.  14  PI.  C  36;   Geta,  Mi.  S.  4,  126,  867. 

Münzen  dieser  Stadt:  sitzend  auf  einem  Felsen,  Stphend    vor   einem  unter  einer  Pinie  befind- 

in   der  R.   ein   umgewendetes   Ruder  haltend,  liehen  Altar  mit  dem  Delphin  und  Melikertes 

die    L.    auf  den  Fels   gestützt,    mit  der  Bei-  auf  dessen  Rücken,  in  der  L.  ein  Ruder,   mit 

schrift  ISTHMVS  unter  Hadrian,  Gardner  and  der  R.   einen   Zweig    des   Baumes    berührend, 

Iivhoof- Blumer,    Numismatic    commentary    on  erscheint  Isthmos  unter  Marc  Aurel,  C.  G.  C. 

Pausanias  1  p.  14,  PI.  C  39;  3Ii.  S.  4.  82,  553  =  Br.  Mus.  Cor.  p.  78  nr.  612,   PI.  20,   12;    G.  u. 

Arigonil  Col.  al.  4,  44;  ebenso  ohne  Beischrift  I.  1  p.  11,  PI.  B  4;  3Ii.  S.  4,  98,  668  nach  Se- 

C.  G.  C.  Br.  Mus.  Corintli  p.  74  nr.  590,  PI.  19,  20  stini,  Mus.  Betikoioitz  p.  11,  Tb.  1,  5.  —  Auf 

10;    ebenso    mit    Beischrift    ISTHMVS    beide  dem  von  Philostratos,  Imag.  2,  16  =  Philostr. 

Hände    auf  umgekehrten    Rudern,    MiUingen,  O^.  ed.  Äayser  2  p. 363  beschriebenen  Gemälde 

Anc.    coins    of  greek   cities    and    kings   p.   61  ,,Palaimon"  war  Isthmos   dargestellt   sv  sl'Sst. 

PI.  4  nr.  15  ==  3Ii.  S.  4,  82,  552;    sitzend   auf  Sai'iiovog   switziä^cov   savxov    xfj    yf]   zwischen 

einem  Felsen,  die  R.  au  den  Kopf  gelegt,  den  den  gleichfalls  durch  Personifikationen  wiedei-- 

1.  Arm  auf  einem  Ruder  unter  Hadrian,  C.  G.  gegebenen    Häfen    Lechaion    und    Kenchreai, 

C.  Br.  M.  Cor.  p.  74  nr.  591,   PI.  19,  11   und  vgl.  dazu   die  Anm.   in   der  Ausg.  von  Jacobs 

Septimius  Severus,  ebenda  p.  84  nr.  646,  PI.  21,  u.  Welcker  p.  481—85,  Müller.,  Hdb.  d.  A.  d.  K. 

10,  Gardner -Imlwof  a.  a.  0.  1  p.  14  PL  C  38;  3.  Aufl.,  p.  663,  §  405,  1,  Adolf  Gerher,  Nahir- 

ebenso ,     in     einem    Tempel     unter    Hadrian,  30  Personifikation   in  Poesie  u.  Kunst   der  Alten 

Gardner-Lnhoof  p.  14  PI.  C  37,   nach  G.  u.  I.  (S.-A.  aus  Suppltbd.  13  der  JälirU.  f.  kl.  Phil) 

die    Abbildung    einer    korinthischen    Kultus-  Leipzig  1883  p.  310,  Percy  Gardner,  Countries 

Statue;  sitzend  mit  Schale  u.  Ruder  in  einem  and  cities  in  ancient  art,  Journ.  of  hell.  stud. 

von  dem  eben  erwähnten  verschiedenen  runden  9   p.  69,  K.  Friederichs,   Die  Philostratischen 

Tempel,  zu  dessen  beiden  Seiten  sich  ein  Baum  Bilder  p.  167  — 173,   der  die  Möglichkeit  der 

erhebt,   unter    lulia    Domna,    G.ii.I.    Suppl.  Existenz  eines  derartigen  Bildes  bestreitet,  und 

p.  154  PI.  FF  5;  sitzend,  1.  h.  mit  Ruder  und  Brunn,  Die  Philostrat.  Gemälde  gegen  K.Friede- 

angeblich    Palmzweig     (Pinien-     oder     Meer-  richs  verteidigt,  4.  Sppltbd.  d.  Jahrhh.  f.  kl.  Phil. 

strandkieferzweig?,  vgl.  Murr,  Die  Pflanzen-  p.  287  —  289,  der  ihn  widerlegt.    [W.  Drexler.] 

weit   in  der  griech.  Mythol.  p   117),    vor  ihm  40  [Auf  dem  Wiener  Cameo  bei  Overbeck.  Kunst- 

Ino  und  Melikertes  unter  Septimius   Severus,  niyth.  Poseidon  S.  300  und  402 ,  Gemmentafel 

G.  u.  I.  1   p.  14  u.    12,  PL  ß22;    sitzend  aflf  2,   8,    ist   Isthmos    als    eine   Modifikation  des 

einem    Felsen,    auf    den    er    die    eine    Hand  Poseidon  aufgefafst.     Steuding.] 
stützt,  zu  Füfsen   die  See  und  einen  Delphin,  Istone   (laz[ä']vri),  Name   eines  Berges    auf 

ihm  gegenüber  Ino   mit  Melikertes  unter  Do-  Corcyra,    vielleicht  auch   der   zum   Berge   ge- 

mitian,   G.  u.  I.  p.  14   u.  12,  PL  B  21;   3Ii.  2,  hörigen  Nymphe;  C.  I.  Gr.  1874^^;  vgl.  nr.  1874. 
177,  218;  Miliin,  Gal.  3Iyth.  110,  400;  Imhoof-  [Röscher.] 

Blumer,  3Ionn.  Gr.  p.  160  nr.  18;   sitzend  auf  Istor  lautet  auf  einer  praenestinischen  Cista 

einem  Felsen,  die  eine  Hand  auf  dem  Ruder,  {Ephem.  epigr.  1  S.  13  nr.  19.    Garrucci,  Syll. 

vor    ihm  Ino  und  Melikertes,   unten   die   See  50  ?'wscr.  Za^.  ni*.  525.    C  J.  i.  14,  4108,  abgebildet 

imd  ein  Delphin  unter  Septimius  Severus,   G.  3Ionum.  d.  inst.  9,  1870  Taf.  22/23,  besprochen 

u.  I.  1   p.  14  u.  12   PL  B22;  Imhoof,  3Ionn.  von  li.  Schoene  in  Ann.  d.  inst.  4:2,1S70S.335S.) 

Gr.  p.  160  nr.  20;    C.  G.  C.  Br.  31.  Cor.  p.  84  der     einer    jugendlichen     männlichen    Figur, 

nr.  647,  PL  21,  11;  Mi.  S.  4,  115,  786;  sitzend,  welche    die   rechte   Hand   zum   Gesicht  führt, 

dabei    Palaimon    stehend    auf  einem  Delphin  beigeschriebene    Name.     Wie    für    die    ganze 

unter    Septimius    Severus,    G.   u.    I.   1    p.  11  Darstellung  des  Bildwerkes  der  Cista  (mit  bei- 

Pl.  B  10;  31us.  Arig.  4  PL  7,  35;  Sestini,  Cat.  gefügten  Namen  sind  abgebildet:  Silanus  [d.i. 

JSf.  V.  3his.  Arig.  Cust.  p.  41.  Silenus,    in  einer  erotischen  Scene  mit  einer 

Auch  in  einer  stehenden  nackten,  in  jeder  weiblichen  Figur  begriffen];    Doxa  [Frau  mit 

Hand  ein  Ruder  haltenden  männlichen  Figur  co  einer  Taube  in  der  Hand;  Corssen  bei  ,Schoene 

sehen  Gardner  und  Imhoof,    sowie  Head,  H.  S.  338:  'Doxa  che  si  legge  al  disotto  del  co- 

A".  p.  340  Isthmos.     Doch  ist  auf  einer  Münze  lombo,    dal    lato    linguistico    non  bisogna  di 

des  Marc   Aurel  dieser   Gestalt  CORINTHVS  spiegazione' ;    G.  Wilmanns  in  Ephem.  epigr. 

beigeschrieben,  wodurch   doch  wohl  der  Ep-  a.  a.  0.:    'Doxa  ad  nomen  cei-te  intellegitur', 

onymos    der    Stadt    bezeichnet    werden    soll.  also  als  Personifikation  von  86i,a   aufgefafst] ; 

Diese  stehenden  Figuren  erscheinen  auf  auto-  Laoiimeda    oder  Ladumeda    [die  Übersetzung 

nomen    Münzen    der    römischen    Periode    mit  eines  vorauszusetzenden  AaoiitSa  oder  Adofis- 

verschiedenen  Obversen:  Pegasos,  C.  G.  C.  Br.  ösia;    Frau    auf   eine  Herme    gestützt,    einen 


555                         Istros  Istros                         556 

Hirsch    an  einem  Seile  haltend];    Aiax  Ilios  vomenti  [jedenfalls  ein  Gefäfs  und  kein  Löwen- 

[oder  Oilios,  d.  i.  Aiax  S.  d.  Oileus,  zwei  Pferde  haupt]  innititur"  unter  Elagabal,  Sestini,  Wlus. 

haltend;    er   bildet   offenbar   den  Mittelpunkt  Hedervar.  1  p.  38  nr.  Gl;  „Ister  heardless,  sea- 

des  Bildes,  auf  den  die  Blicke  der  drei  folgenden  ted  l.,  on  um,  naJced  to  waist,  r.  hand  rests  on 

männlichen  Personen  gerichtet  sind] ;  auf  einer  prow  of  sMp;   in  l.  is  a  reed"   unter  Diadu- 

an  einer  Säule  befestigten  Tafel:  Leces  [d.  i.  menian,    Cnt.  Brit.  Mus.    Tliraee  p.  49  nr.  53, 

leges];    Soresios  [männliche  bewaffnete  Figur;  wohl  derselbe   Typus,   den   Mi.  S.  2,161,610 

ungedeutet];   Acmemeno  [d.  i.  Agamemno,  als  aus  Cabinet  Ällier  de  Hauteroche  so  beschreibt: 

Greis  dargestellt];  zwei  in  einer  fensterartigen  „L' Ister  assis,   ä  g.,   sur  des  rocliers,   le  coude 

Öffnung   sichtbare  Pferdeköpfe;    Istor;    Lavis  lo  appuye  sur  une  iirne  renversee,    tenant  de  la 

[d.   i.    wahrscheinlich    Aaig;    weibliche    Figur  m.  (j.  im  roseau,  la  dr.  etendue  sur  un  aplu- 

ohne  charakteristische  Merkmale];  'cerchiamo  struin",   (vgl.  aber  Dumersan,  Descr.  des  med. 

invano  un  tratto  caratteristico  che  ci  permette  ant.   du   cab.   de  feu  M.  Ällier  de  Hauteroche 

indovinarne  l'azione'   Schoene  S.  336),    so  ist  p.  21  „Fleuve  Ister  tenant  un  gouvernail  et  un 

auch  für  die  mit  Istor  bezeichnete  Figur  noch  roseau");    ferner  ganz  nackt,    gehörnt,   links- 

keine   sichere  Deutung  gefunden;   Corssen  bei  hin,     das     Haupt    rechtshin     wendend,      die 

Schoene   Ö.  339:    'Istor  accanto  a  quell'  uomo  Rechte  auf  einem  Schiffsvorderteil,  die  Linke 

che   con   un  gesto   da  pensieroso  ha  messo  il  auf  einem  Gefäfs,  dem  Wasser  entströmt,  unter 

dito   al   naso,   corrisponde  al  greco  iarcoQ  de-  Macrinus,  Cat.  Brit.  Mus.    Thrace  p.  48  nr.  48, 

rivato   dalla  medesima  radice   come  le  forme  20  Gardner,   Greek  River -Worship,   Transactions 

greche  i-afi^v  i'ots  iSsiv  ed  il  latino  videre,   e  of  the  Boy.   Soc.   of  Bit.   of  ihe  nnited  King- 

significa  probabilmente  il  ftaj^rtg  ossia  profeta' ;  dorn.  2^  Ser.  vol.  9.  1878  p.  213,  PI.  2,  8;  und 

Wilmanns  in  Ephem.   epigr.   a.   a.   0.:    'Istor  ähnlich  unter  Gordianus  Pius,   Vaillant,  Numi 

rursus  obscurum,  quamquam  Graeca  radix  per-  Grueci    p.  154,    Basche  3,  1    Sp.  1507   nr.  18. 

spicua  est.'     [R.  Peter.]  In  der  Rechten  einen  Scliilfstengel,  die  Linke 

Istros    ('iGZQoq),    1)    Stromgott,    Sohn   des  auf  einem  Gefäfs  zeigen  ihn  Münzen  des  An- 

Okeanos    und    der    Tethys,    Hes.   Theog.    339.  toninus  Pius,  Arneth,  Sendschreiben  an  Herrn 

Söhne  des  Istros  hiefsen  Heloros  und  Aktaios,  Tedeschi,  Sitzungsher.  d.  Kais.  Ah.  d.  W.  [zu 

welche  in  Mysien  mit  Telephos  gegen  Achilleus  Wien].    Phil.  hist.  Kl.  9,   1852  p.  897  nr.  2; 

und   die  Achäer  kämpften,  Tzetz.  Anteh.  274,  30  Commodus,  Sestini,  Descr.  Num.  Vet.  p.  39  nr.4, 

Philostr.  üpp.  ed.  Kay  ser  2  p.  157  [vgl.  Bobert,  Mi.  S.  2,  118,  362;  Septimius  Severus,  Sestini, 

Pergamenischer  TelepJios-Fries,  Jahrb.  d.Ksl.D.  Mus.  Hedervar.  1  p.  32  nr.  6,  Wiczay  nr.  2191; 

A.  Inst.  2,  1887  p  256 ff.].    Das  bärtige  Haupt  Macrinus,   Arneth  p.  904  nr.  98;   Wise,  Num. 

des    Istros    mit   Hörnern    erscheint    auf   dem  ant.  scriniis  Bodleianis  rcconditorum  Gatalogus 

Obv.   autonomer  Münzen    von  Istros,    Sestini,  Tab.  13,  12  {Mi.  S.  2,  147,  537);   Diadumenian 

Descriz.  di  molte  med.   ant.  greche  esistenti  in  („Ister  heardless,  seated  to  l.,  nahed  to  waist, 

piü  musei  p.  21  nr.  1  und  Lettere  e  diss.  num.  head  turned  to  r.;  he  holds  in  r.  reed,  in  l. 

cont.  2  p.  42  nr.  1;    Cat.   of  the  greelc  coins  in  um"),    Cat.  Brit.  Mus.    Thrace  p.  49  nr.  52; 

ihe  Brit.  3Ius.   The  Tauric  Chersonese  —  Thrace  Gordianus  Pius,   Mi.  S.  2,  181—182,  722;   die 

p.  216  nr.  15;  Head,  Hist.  num.   p.  235.     Eine  40  Rechte    auf   dem   Gefäfs,    in  der  Linken  den 

Münze  Elagabals  von  Istros  zeigt  den  Flufs-  Schilfstengel,   Münzen  des  Septimius  Severus, 

gott  gelagert,  bärtig   (und  bekränzt?),   unten  Vaillant,     Numi    Gr.     p.    85,     Basche   3,    1 

bekleidet,    den    linken  Arm,    worin    er  einen  Sp.  1494  nr.  40,    Mi.  8.  2,  124,  394;  v.  Sallet 

Schilfzweig  hält,  auf  ein  Gefäfs,  dem  Wasser  ent-  p.  73  nr.  4;  wohl  autjh  Arneth  p.  898  nr.  12  a; 

strömt,  stützend,  mit  der  Rechten  einen  Fisch  in    der    Rechten    einen    Baum,    unter    seinem 

emporhaltend;    im    Hintergrunde  ein    Leucht-  linken    Ellenbogen    ein    Gefäfs,    Münzen    des 

türm,  V.  Sallet,  Beschreibung  der  ant.  Münzen.  Septimius  Severus,  Mi.  S.  2,  123,  389;   Arneth 

Taur.  Chersones  —  Thracische  Könige.     Berlin  p.  898  nr.  11   und  der  lulia  Domna  („Ister  re- 

1888  p.  54  nr.  22;  eine  der  Tranquillina  stellt  presented  as  a  youth,  nalced  to  tvaist,  reclining 

ihn  dar  gelagert  linkshin,  bekränzt  mit  Schilf,  50  l.;   his   head,    turned    to    r.,    is    croivned   with 

unten  bekleidet,    gelehnt  auf  ein  Gefäfs  und  reeds;  in  his  r.  hand  he  grasps  a  tree;  under 

ein  Schiffsvorderteil  haltend,   Cat.  Brit.  Mus.  his  l.  elbow  is  an  urn,  out  of  which  a  stream 

Thrace  p.  27  nr.  21.     In  mannigfaltigen    Dar-  fJotvs"),  Cat.  Brit.  Mus.  p.  44  nr.  20,   Gardner 

Stellungen  erscheint  er  auf  den  Münzen  von  p.  213,  PI.  2,  9.    In  der  Rechten  ein  Füllhorn, 

Nicopolis  ad  letrum:  In  der  Rechten  ein  Ruder,  den  linken  Ellenbogen  auf  einem  Gefäfs,  dem 

die  Linke  auf  einem  Gefäfs,  zu  seinen  Füfsen  Wasser  entströmt,  erscheint  er  auf  einer  Münze 

ein    Schiff  unter    Septimius   Severus,    EcMiel,  des  Septimius  Severus,  3Ii.  S.  2,  122,  387;  die 

Cat.  num.  vet.  Mus.  Cues.  Vindob.  1  p.  57  nr.  4,  Rechte  erhoben,  in  der  auf  ein  gleiches  Gefäfs 

Froelich  4.  Tent.  p.  239  nr.  1,  Gefsner,  Impp.  gestützten    Linken    ein    Füllhorn,    auf    einer 

Tab.  133,   28,    Basche  3,1    Sp.  1493   nr.  30,  co  Münze  desselben  Kaisers,  Edchel,  Cat.  1  p.  58 

Mionnet,  Suppl.  2,  123,  388;   in  der  Rechten  nr.  15,   Froelich  4.  Tent.  p.  242—243,   Fig.  2, 

einen  Schilfstengel,   die  Linke   auf  einem  Ge-  Gefsner  Tab.  136,    71,    Basche  3,    1    Sp.  1491 

fäfs,    zu    Füfsen    ein    Schiff   unter    Macrinus,  nr.  8,  Mi.  S.  2,  131,438,  Arneth  p.  900  nr.  35; 

Edchel,   Cat.  1  p.  59  nr.  40,    Froelich  4.    Tent.  bärtig,  in  der  Rechten  vier  Ähren  auf  einem 

p.  292  Fig.  1,  Gefsner  Tab.  155,  45,   Basche  3,  Stück  des  Caracalla  und  Geta,  Sestini,  lett.  e 

1  Sp.  1499  nr.  8;  „Fluvius  Ister  cymbae  ad  s.  diss.  num.  6  p.  15  nr.  2,  v.  Sallet  p.  80  nr.  39; 

insidens,    quam    d.    tangit,    s.    arundinem    et  ähnlich    („Fluvius   imberbis    decumbens    ad  s. 

simul   urnae,   vel   capiti  leonis  aquam  ex  ore  supra  aquas,  d,  elata  fasciculum  trium  spicarum 


557                         Istros  Italia                         558 

cuvi  papavere  tenet")   auf  einem   des  ersteren  inscliriftlichen  Widmungen  au  Danuvius  kommt 

Kaisers,  Sestini,  3his.  Hed.  1  p.  34  nr.  26.  noch  Eph.  epigr.  2,  676.   [Drexler.]  —  2)  Sohn 

Auch  auf  einigen  römischen  Kaisermünzen  des   Aigyptos  und   der  Arabia,    vermählt   mit 

kommt  der  Flufsgott,  hier  Danuvius  genannt,  der  Danaide  Hippodameia,  Äpollod.  2,  1,  5.  — 

vor.   Auf  Silbermünzen  Trajans  mit  der  Revers-  3)   Istros    oder    Oistros,    ein  Satyr,    der    dem 

aufschrift  DANVVIVS  (unten),  COS-V-P-P-S-  Dionysos  nach  Indien  folgte,  Nonn.  Dion.  14, 

P-Q-R-OPTIMO  PRINC  erscheint  „ieDamt&e  111.     [Stoll.] 

couronne  de  roseaux,  entoure  de  Jones  et  d'unc  Itaios  ('Ixccioq)^  Name  des  Adonis  bei  den 
voUe  enflce  par  le  vent,  couchc  ä  g.  et  regar-  Tyriern,  Hcsych.,  in  deren  Sprache  'A8a  s.  v.  a. 
dant  u  dr.  Son  bras  g.  est  appuye  sur  une  lo  ixia  bedeutet;  Ilesgch.  s.  v.  AJA  und  'ixaioc. 
Urne,  et  de  sa  m.  dr.  il  touche  un  navire  dont  [Höfer.] 
on  ne  voit  que  la  moitie",  Cohen  2^,  32,  136.  Italae  wiatres  s.  Matres. 
137.  Auf  Grofsbronzen  desselben  Kaisers  sieht  Italia,  die  Personifikation  des  Landes  Italia, 
man  einen  Flufsgott  iu  aufrechter  Stellung,  erscheint  mehrfach  auf  Münzen.  Ihr  Haupt 
den  Überkörper  unbekleidet,  das  Gewand  im  ist  dargestellt  auf  dem  Obvers  zahlreicher 
Winde  wallend,  in  der  Linken  einen  Schilf-  Silbermünzen  der  von  Rom  abgefallenen  sa- 
stengel,  das  rechte  Knie  auf  eine  am  Boden  bellischen  Völkerschaften.  Diese  Münzen  findet 
sitzende  Frauengestalt  stemmend,  die  Rechte  man  bei  Ecldiel,  D.  N.  V.  1  p.  103 — 107,  Mi- 
aut ihre  Schulter  legend.  Cohen  (2-^  71,  7-25.  onnet  1  p.  108—109,  Suppl  1  p.  226—228; 
726  u.  Note  1)  erkennt  den  Tiber,  welcher  20  P.  Merime'e,  Medailles  italiotes  de  la  guerre  so- 
Dacia  zu  Boden  wirft;  doch  scheint  EckheJs  ciale,  Seine  num.  1845.  p.  77 — 111,  PI.  3—5: 
{D.  N.  V.  6  p.  418)  Deutung  auf  den  Danuvius,  Carellii  Kumorum  Italiae  veteris  tabtilas  CCIl 
der  „violentas  prostratae  Daciae  nianus  inferendo  ed.  Cavedonius.  Lipsiae  1850.  2°;  J.  Fried- 
indicare  videtur,  eins  cßioque  in  subigenda  Dada  länder.  Die  oskischen  Münzen.  Leipzig  1850. 
aliquod  fuisse  meritum",  den  Vorzug  zu  ver-  p.  68  if.  „Die  Münzen  des  Bundesgenossen- 
dienen.  Ein  Medaillon  des  Marc  Anrel  mit  der  Krieges";  J.  Samhon,  Recherehes  sur  les  an- 
Reversaufschrift  IMP  X  COS  111  zeigt  im  Re-  ciennes  monnaics  de  VItalie  meridionale  p.  65 
vers  unterhalb  einer  Holzbrücke  einen  bärtigen  — 67  und  Les  Monnaies  de  Ja  presqii'ile  ita- 
gelagerten  Flufsgott  linkshin,  den  Oberkörper  lique  p.  190—192,  PI.  13;  wohl  auch  in  dem 
unbekleidet,  die  Rechte  auf  ein  Schiff,  den  30  mir  unzugänglichen  Werke  von  Garrucci,  De 
linken  Arm  auf  ein  Gefäfs,  dem  Wasser  monete  delV  Italia  antica;  ferner  bei  Bompois, 
entströmt,  legend.  Cohen  3-,  39 — 40.  384  be-  Les  typcs  monetaires  de  la  guerre  sociale.  1873. 
zeichnet  ihn  frageweise  als  Tiber,  Froehner,  4°;  viele  derselben  auch  in  Co/L  i^e?'d.  i?o/«j-)0<s. 
Les  medaillons  de  Vemp.  rom.  p.  114—115  3IcdaiUesgrccques  autonomes.  Fa,ns  1882.]). 3 — 4; 
sicher  mit  Recht  als  Danuvius.  Das  Bronze-  Coll.BiUoin.  3Iedailles  grecques  autonomes.  Faris 
medaillon  Constantins  mit  der  Reversaufschrift  1886.  p.  4 — 5;  Cohen,  Descr.  des  med.  grecques 
SALVS  REIP;  DANVBIVS  und  einer  Brücke,  composant  la  coli,  de  M.J.Greua\).lb;  Catalogo 
auf  der  Victoria  sich  umblickend  dem  Kaiser  del  museo  Borghesi.  Monete  greche  e  bizantine 
voranschreitet,  während  vor  ihnen  ein  Barbar  p.  19 — 21;  Catalogo  del  museo  nazionale  di 
auf  die  Kniee  fällt,  und  unten  der  Flufsgott,  40  Napoli.  Coli.  Santangelo  p.  8 — 9;  MiUingcn, 
sowie  zwei  Schifi'e  sichtbar  sind  {Heilerin,  Mel.  Becueil  de  quelques  med.  grecques  inedites 
1  p.  215),  wird  sowohl  von  Eckliel  8  p.  85  ff.  i?.  28 — 32  und  Sylloge  of  ancient  unedited  coins 
als  auch  von  Cohen  7",  285,  483,  Note  1  für  of  grcek  cities  and  kings  p.  1  —  8. 
eine  Fälschung  erklärt.  Der  Kopf  wird  verschieden  dargestellt,  bald 

Auf  der  Trajanssäule  sieht  man  den  Istros  lorbeerbekränzt  und  gewöhnlich  mit  Ohrring 
in  einer  Grotte,  mit  dem  Oberkörper  aus  den  und  Halsband  geziert,  bald  mit  hinten  in  einen 
Fluten  hervorragend,  das  bärtige  Haupt  mit  Knoten  gestecktem  Haar,  Diadem,  Halsband 
Wasserpflanzen  bekränzt,  verwundert  dem  und  Ohrring  (vgl.  3Ic'rimee  p.  92  zu  nr.  6),  bald 
Brückenübergange  der  Römer  zuschauend,  mit  Flügelhelm  und  Halsband,  bald  mit  ge- 
Froehner,  La  colonne  Trajane  p.  68  Fig.  3.  50  wohnlichem  Helm.  Man  hat  deshalb  vielfach 
Zu  der  Inschrift  C.  I.  L.  3,  1609,  die  sich  auf  in  derBenennung  geschwankt:  so  wird  beispiels- 
den  Bau  der  via  Traiana,  einer  am  rechten  weise  das  lorbeerbekränzte  Haupt  von  Adrien 
Donauufer  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  de  Longp)erier ,  Cab.  de  Magnoncoar  p.  15 
Stromenge  entlang  laufenden  Galerie  bezieht  nr.  142  u.  143  und  in  Cat.  Borghesi  p.  19  nr. 
und  wohl  am  Ende  des  Baues  angebracht  war,  224—227  als  Apollo,  von  Cohen,  Cat.  Greau 
bemerkt  Benndorf  in  Hirschfelds  Epigr a-  p.  15  nr.  126  u.  127  als  Venus,  das  Haupt  mit 
phischer  Nachlese  ziim  C.  I.  L.  vol.  3.  Wien  dem  Helm  von  Mionnet  und  das  Haupt  mit 
1874.  p.  58  =  Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Kl.  d.  dem  Flügelhelm  von  Merimee  p.  107  als  Pallas 
Kais.  Ak.  d.  W.  Bd.  77  p.  418:  „Ungefähr  2  m  bezeichnet.  Wir  dürfen  wohl  Friedländer  bei- 
tief imter  dem  untersten  Rande  der  Inschrift  co  stimmen,  wenn  er  p.  70  bemerkt:  ,,Man  hat 
springt  eine  wagex-echt  abgemeifselte,  7,75  m  Anstand  genommen,  den  weiblichen  Kopf  für 
lange  Terrasse  1,70  m  weit  vor  .  .  .  Auf  ihr  die  Italia  zu  halten,  weil  er  bald  behelmt, 
in  der  Mitte  kniet  eine  männliche  unbekleidete  bald  bekränzt  ist,  allein  auch  der  Kopf  der 
Figur,  ohne  Zweifel  der  Ister  (vgl.  Froehner,  Roma  auf  den  Familienmünzen  ist  bald  be- 
La  colonne  Trajane  p.  68),  welche  mit  er-  kränzt,  bald  behelmt",  vgl.  p.  71:  „Die  am 
hobenen  Händen  den  Rahmen  der  Inschrift  häufigsten  wiederkehrende  Aufschriftist '"viteliü' 
hält;  sie  ist  bis  zur  Unkenntlichkeit  verstüm-  und  ITALIA.  Corfinium,  die  Hauptstadt,  erhielt 
melt."     Zu   den  oben  1  Sp.  954  verzeichneten  den  Namen  'itaXCa  nach  Diod.  37,  '/rccAr/Tj  nach 


559                         Italia  Italia                         560 

Strabo,  Italicum  nach  VeU.  Fat.  Jene  Auf-  „Sed  nudata  Caput;  pro  a ine  racemif  er  exit 
schrift  der  Münzen  aber  ist  wohl  nicht  der  Plurima  per  frontem  constringens  oppida 
neue  Stadtname,  sondern  bezieht  sich  auf  den  palmes", 
Kopf  oder  die  Figur,  welche  die  Italia  dar-  {Karl  Purgold,  Archäöl.  Bemerkungen  zu  Clau- 
stellt,  also  auf  das  zu  gründende  italische  dian  und  Sidonius  p.  11 — 12),  so  dürfte  die 
Reich,  denn  nicht  eine  andere  Stadt  wollte  Vermutung  vielleicht  nicht  allzukühn  er- 
nian  dem  herrschenden  Rom  entgegenstellen,  scheinen,  dafs  das  in  Rede  stehende  Haupt 
sondern  das  ganze  gleichberechtigte  Land."  gleichfalls  die  Italia  darstellt. 
Die  Benennung  Italia  findet  sich  angewendet  Ganz  unwahrscheinlich  ist  Avellino's  {Op.  2, 
auch  im  Cat.  of  the  first  portion  of  tlie  North-  lo  p.  17  nr.  21)  Deutung  des  weiblichen  behelmten 
tviclc  Coli,  of  coins  and  medals  p.  5  nr.  30  ff.,  Kopfes  mit  Flügeln  an  den  Schultern  auf  einer 
Coli.  Sompois  p.  3  nrs.  24  —  34,  Coli.  Billoin  von  ihm  den  Bundesgenossen  zugewiesenen 
p.  4—5  nr.  39  u.  40  und  wenigstens  für  das  Bronzemünze  als  Italia,  s.  Friedländer  p.  89. 
lorbeerbekränzte  Haupt  auch  von  Millingen,  Ähnlich  wie  Aitolia  auf  einem  Haufen  von 
Syll.  p.  1 ,  Me'rimee  p.  89  zu  nr.  1 ,  de  Witte,  Schilden  sitzend  dargestellt  wird  (Head,  Hist. 
Descr.  des  med.  du  cab.  de  m.  l'ahbe  H.  G^*repp*)  Num.  p.  284,  Cat.  of  greeJc  coins  in  the  Brit. 
p.  13  nr.  91,  L.Müller,  Descr.  des  monn.  ant.  Mus.  Thessaly  to  Aetolia  p.  194  —  195  nr.  1  — 8. 
du  musee  Thorvaldsen  p.  329  f.  nr.  55  u.  56,  12—15,  PI.  30,  3.  4.  5.  7),  erscheint  als  Revers- 
JIoffro^KKCg,  Kaxäl.  xäv  clqx.  voiua^äxav  zov  darstellung  Italia  auf  Schilden  sitzend,  links- 
'Ad-r'jvriaiv  t&vi,7iov  vofiiafiatiKov  ^lovasi'ov  1  20  hin,  eine  Lanze  in  der  Rechten,  ein  Schwert 
p.  18  nr.  110  u.  111.  in  der  Linken,  bekränzt  von  der  hinter  ihr 
Mit  aller  Reserve  sei  hier  eine  Vermutung  btehenden  Victoria.  Den  Obvers  nimmt  ein 
geäufsert  hinsichtlich  des  weiblichen  epheu-  das  lorbeerbekränzte,  mit  Ohrring  und  Hals- 
bekränzten Kopfes  auf  dem  mit  der  Aufschrift  band  gezierte,  wohl  ebenfalls  die  Italia  dar- 
<]VTA<]8l4i3  VhTVkH  (mutil  embra-  stellende  weibliche  Haupt.  Die  Münze  tritt  in 
tnr)  versehenen  Obvers  einer  Münze,  die  im  mehreren  Spielarten  auf:  1)  Obvers  vor  dem 
Revers  den  italischen  Stier,  der  die  zu  Boden  Haupte  X,  Revers  ITALIA,  Friedländer  p.  85 
geworfene  römische  Wölfin  mit  den  Hörnern  »^'-  14:,  Taf.  10,  14;  Sambon,  Ecch.  p.  191,  19, 
stöfst,  und  die  Aufschrift  iriRRn  7  (g.  paapi)  ^'**-  Sorghes^  p  20  nr.  234;  dazu  im  Felde  des 
fi,  4.  71^  73  7  7  o  rp  1  OT  ri  i  -c  4t  30  Reverses  u,  ßlenmce  p.  91  nr.  4,  PI.  3,  3; 
fuhrt,  Mus.  Pembroke  2  lab.  87  =  Cat.  of  the  7,^  ,  ■.  jr  „  •  i  ■  j  t,  r  t^  ns, 
,.  '  75  7,  7  r(  77  ßß  oor  o  7-1  i  Merzbacher,  Verzeichms  der  von  Prof.  Dr.  Otto 
entire  Pembroke  Coli.  p.  66  nr.  285,  2;  Dutens,  r,  /,.  •  04  «  j.  7  •  *  7  o  7 
-rn  T  ■■  7  7  '7  '77  000  bcytter  tn  btuttnart  hinterlassenen  oammlunq 
Fxplication  de  quelques  medaiUes  p.  222,  •/",  ..  7,/..  ,t..  ,  ^„„^  ^  „■' 
T.^  7 7  7  ■«  t^o  n  T\j-  *  o  7  ^  nor,  onech.  u.  rom.  MuHzeu.  München  1891.  1  p.  20 
Fckhel  1  p.  103  nr.  6;  Shonnet  Sup2}l.  1,  227,  :^  .„i  .  c  v^ii^rhi  Sv,ml  S  PI  S  "  -Erkhfl 
203;  Merimee  p.  104  nr.  18;  H.  D.  de  Luynes,  Tp  /o4  nV  10  ^Sn  'äVJ  p  "'^8  nr  4 
Cho^x  de  med.  grecques.    PL  1,  7;    Mtllingen,  j^f\    ^^g   g^.  Carelli  Tah  ^0\   i'd    114-  Coli 

^:rnf/S\'T85VTX' jpi''2'i"  ^««*«-^^^«'  p- ^  -•  ^^^^  ■^^^^-  ^p-^^  p- ' 

s;s  p  fiG,  U'202  -2?:  fs  -i^L  'm.  --f  =4? Tf'  ^rf  r- '' ''  "^f •  """üt 

TT          ^      ri                ioK     /^  77    j     Tir    T>  p.  5  nr.  41 ;    Collen,   Cat.  Greau  p.  15  nr.  127; 
liiuropean  Greece  p.  125;   Coli,  de  31.  Prosner  c.     tt  ■  n-    i              r,     t=    n  i        n  i   /^   ■ 
T>imre  n    1   nr    2-     i    Sambon     Pech    n    190  *^  ^'  Friedlander  a.  a.  0.;   F,  Cohen,  Cat.  Greau 
jjupie    p.    1    nr.   ^,     sj.   oamuon,    necn.    p.    IJU  a    a    O  •    Cnt     Tinrnlipci  r>    90   nr    ^qq.    r     rnll 
nr.  5,  PI.  13,  17;    Cat.  Jules  Sambon.    London  l;  ^•.^•'  ,^^*^-  ^/It"^     ^'          ]\,-'     /    nii 
10-A        n          i-n     n^n    Q     i.         1         o         cat  bantanqelo  nr.  544;    „innanzi   lett.   inc.  ,    Coli. 
18  <0  p.  7  nr.  69;   Coli.  Santangelo  p.  8  nr.  507  Santanrielo    nr    545-     21    Obvers    hinter    dem 
u.  508;    Friedländer    p.  79   nr.  6,    Taf.  9,  6;  S       ÄrATTk    t^'    %  XT^*^'^    •      a?     i,Tf 
Dannenberg,  Grundzü^e  der  Münhunde  p.'  38!  ^^^^^^  ^^^^^5     kf^io"  Z    S 
Eine    Varietät    dieser    Münze    zeigt    dasselbe  ^t' ef  m           C^Ä^^^^^^ 
Haupt  umgeben  von  einem  Lorbeerkranze  ohne  tt  •   77-    7               r\        i         a        i      j      ü     i 
TT        u  -rt  •      r\u  ^       -^  -D«  «      A-     A    i?    u  -pt  Mriedlanler  a.  a.  O.;   ohne  Angabe   des  Buch- 
Umschrift  im  Obvers,  im  Revers  die  Aufschrift  <.  u„      ■     r»             c'      7        ü    7        -.a,        «a 
..,,,___.__     .    ,..,'         ,        T-,    ,       ^„„  stabens  im  Revers,  (bamoow,  irec«.  p.  191  nr.  20; 
VU3T\-3i^ite\m),  Sambon, Pech.  v.l90m:G;  fjat.  Borgliesi  p.  20  nr.  235;   3)   Obvers  hinter 
Coli.  Santangelo  p.  8   nr.  509   (VInInI3T|-I1)  50  dem  Haupt  ITALIA,    davor  XVI;    Revers    im 
Das  Haupt  wird  von  Leake  als  Bacchus,  von  Abschnitt  F,  3Ii.  S.  1,  228,208;  JfeVme'e  p.  91 
Cavedoni  als  Liber  oder  Libera,   von  Merimee  nr.  3;   Coli.  Bompois  p.  3  nr.  26  =  Bompois, 
und  Fiorelli  als  Libera,  von  Sambon  als  Bac-  Types   PI.  1,  6;    Coli.  Billoin  p.  5  nr.  40;    G, 
chantin    bezeichnet.      Wenn    wir  uns  nun  er-  Friedländer  nr.  16,  Taf.  10,  16;    Cohen,   Coli. 
Innern,   dafs   der  bei  den  Dichtern  gebrauch-  Greau  p.  15  nr.  127;   ohne  Angabe   des  Buch- 
liche Name  Italiens  (ursprünglich  der  Gegend  stabens  im  Revers,  Sambon,  PccJi.\).  1dl  nr.  21; 
zwischen  Paestum  und  Tarent)  Oenotria  mehr-  Cat.  Borghesi  p.  21  nr.  237  u.  238. 
fach  {Pisand.  fr.  nr.  7  bei  Steph.  Byz.,  Dionys.  Der    Revers    mehrerer   Münzen    zeigt    eine 
Halte.  1,  11,  Servius  zu  Verg.  Aen.  1,  530  sqq.),  bewaffnete  Figur  rechtshin  stehend,  mit  der 
wiewohl  irrig,  als  „Weinland"  gedeutet  wurde  co  Rechten  sich  anf  eine  Lanze  stützend,   in  der 
{Kiepert,  Lehrbuch  der  alten  Geographie  p.  455,  Linken    das    Schwert,    den    linken    Fufs    auf 
§  392,  1),  und  dafs  Oenotria  bei  Claudian,  De  einen    undeutlichen  Gegenstand  (nach  Fried- 
eons.  Stilich.   lib.  2  (22)    vs.  262  sqq.    personi-       länder    ein  am  Boden  liegendes  Feldzeichen) 
ficiert  erscheint:  setzend,  rechts  neben  ihr  das  Vorderteil  eines 

„ —  lentis  liegenden  Stiers.    Den  Obvers  bildet  bald  ein 

Vitibus  intorquens  hederas  et  palmitc  largo  lorbeerbekränztes  weibliches  Haupt  mit  Hals- 

Vina  flucns"  band    und   Ohrring   nebst  der  oskischen  Auf- 

und  bei  Sidonius  Carm.  2,  321  sqq. :  schrift  viteliü,   während  der  Revers  entweder 


561                         Italia  Italia                         562 

keine     Aufschrift     aufsei*    einem     Buchstaben  vers  Italia  im  langten  Gewand,  ein  Füllhorn  in 

{EclJiel  \  p.  103  nr.  2;  Mülingen,  EecneilTp.28  der  Linken,   der   lorbeerbekränzten   den  Fufs 

nr.  2,   PI.  1,  9;    LeaJce  p.  125;    Merimee  p.  99  auf  die  Erdkugel   setzenden  und   das  Scepter 

nr.  15,  PI.  5,  1;   Friedläncler  p.  75 — 77  nr.  1,  in    der    Linken    haltenden    Roma    die   Eeclite 

Taf.  9,  1;    de   Witte,    Cab.   H.   Greppo    p.  13  reichend,  mit  den  Beischriften  RO  und  ITAL, 

nr.  91;  Samion,  Rech.  p.  190nr.  1;  Coli.  Sant-  einen    Caduceus    über    letzterer,     sowie    den 

angelo   p.  9    nrs.  520—532;     PostolaJcas  p.  18  Namen   des   anderen   Triumvir  monetalis   Mu- 

nr.  110;  Coli.  Bompois  p.  3  nr.  28  =  Bompois,  cius    Cordus    CORDI,    EcJcheJ  5    p.   220  —  221; 

TypesF\.2,  1;  3Iersbacher,  Sammlunci  O.Seyß'er  256—257;    Fnedländer    p.  89—90;    Ariodante 

1  p.  20  nr.  130)    oder  QHH*I^!DV\J  "Hl/l  (ni  lo  Fahretti,,  Eaccolta  numismatica  del  r.  museo  dl 

lüvki  •  mr)   zeigt  (Erlhel  1   p.  103   nr.  4;    3Ie-  antichitä    di    Torino    p.  139   nr.  2513;    p.  191 

rimce   p.  100    nr.  16;    Sambon ,    Mecli.    p.  190  nY.^hbOvL.?^hb\\  Babelon,  Dcscr.hist.  desmonii. 

nr.  2;    Coli.   Santangelo  p.  9   nr.  519;    Fried-  de  la  republique  rom.  1 'p.  bl2 — 513,  Fufia  nr.  1 ; 

länder  p.  77   nr.  2,   Taf.  9,  2;   Cat.  Northivick  2  p.  236—237,  Mucia. 

p.  5  nr.  30*;  Coli.  Bompois  p.  3  nr.  34  =  Bom-  Mehrfach  erscheint  Italia  auf  den  römischen 

pois,  Types  PI.  2,  9);   bald  ein  weiblicher  be-  Kaisermünzen:  stehend  mit  Scepter  und  Füll- 

helmter    Kopf  mit  Halsband    nebst    der  Um-  hörn,  begleitet  von  der  Beischrift  ITALIA,  auf 

Schrift  nIITVHH  D   (g-  mutil)  und  im  Revers  Silbermünzen  Hadrians,  Eckhel  6  p.  495;  Cohen 

ffilHISN^  (safinim)  {Eckhel  1  p.  103  nr.  1;  2f  178,868.869;  auf  einer  (»n  179  870)  führt 

CarelU  p.  116,   Tab.  201,  25;    Merimee  p.  99  ''  '^"/^'^  Beinamen  FELIX     Auf  Gold-,  Silber- 

11     TT-  •  77"   j           rro        c,   m  c  r.  n     d  ^ind  BroHzemunzen   desselben  Kaisers  mit  der 

nr.  14;  Mriedkmder  p.  78  nr.  3,  iar.9,3;  bam-  \    p    -u  -ft.     \-r,\TT?\<rrxTT    atth    ttiattat?      •^\4- 

7        X)    7         -inn         o    Dl   io  ^/^     /^  I   a      j  Aurschnit    ADVEMVI   AVG   liALlAh    sieht 

bon.  Beeil,  p.  190  nr.  3,  Fl.  13,16;  Cat.  Sambon  ■        -^  o  x.  ^          ^  v■^\\                     -u 

1)    7    nr    68-     Cat     Borahesi    ü    20    nr    298-  ™^'^  ^^®  ™^^  ^chsXa  und  Füllhorn   gegenuber- 

Vi           i'        '    oo\ '  1    1  1     •"      —ui-  1      '  1-"  J  stehend   dem   eine  Rolle  haltenden  Herrscher, 

Bannenocrq  p.  38);    bald  em  weiblicher  Kopf  a        ■    i.        ■\            •         a             a        ^^^- 

•4.  ■dl"     11,  ^        rli,    •            1  TT  1  1      j       \   L  und  zwischen  ihnen   einen  tlammenden  Altar, 

mit  ilugelhelm,  Ohrring  und  Halsband  nebst  -rn  n   i  n        Ar^,:L     tt  n        -d        j      r               ?• 

,          ,  °p    1    .„, '     iL-r-\/iJj  -r  I  ii-innn    -r  Ec/chcl  6  p.  495,  Hobler.  Jxecords  of  roman  In- 

der      Aufschrift     vj  hTVWZ-hinnnn  •  7  Story  oncoinagelv.B2-2m:6il,  Cohen  2\no, 

(g.  paapii  •  g.  mutil)  und  im  Rev.  VNBThl]  42—50.    Auch  in  der  stehenden  Frau,  welcher 

(viteliü),  Fiorelli,  Mon.  ined.  p.  18,  Tav.  3,  4;  der  auf  der   sella  curulis   sitzende  Nerva   auf 

Sambon,  Bech.   p.  190  nr.  4;    Coli.  Santangelo  30  Grofsbronzen     mit     der    Aufschrift    TVTELA 

p.  8  nr.  510;  Friedländer  p.  77  nr.  4,  Taf.  9,  4.  ITALIAE   S-C    die    Rechte    entgegenstreckt, 

Vermehrt    um    einen  Baumstamm,    an   dessen  während   zwischen  beiden  ein  Knabe  und  ein 

Ästen  vier  Schilde  hängen,  erscheint  der  Typus  Mädchen  stehen  (ein  Typus,  der  erläutert  wird 

auf  dem   Revers   einer  Münze,    deren   Obvers  durch  die  Notiz  des  Aurelius  Victor:  „pucllas 

ein  weiblicher  behelmter  Kopf  mit  Schuppen-  puerosque  natos  p)arenUbus  cgestosis  sumptu  pu- 

panzer  und  dahinter  eine  kleine  stehende,  einen  blico  per  Italiae  oppida  ali  iussit',   Eclchel  6 

Kranz    erhebende  Victoria    einnimmt    (CarelU  p.  408),  sieht  Co/jew  2^,  12, 142  Italia.    Knieend, 

p.  117,    Tab.  202,  37;    Sambon,  Bech.  p.  192  die    Erdkugel    haltend,    von    Trajan    empor- 

nr.  26,  PI.  13,  18;  Merimee  p.  100  nr.  17,  PI.  4,  gehoben  und   zwischen  beiden  zwei  die  Hand 
1;  Coli.  Santangelo  p.  9  nr.  518;  Cat.  i)0r</7;m  40  ausstreckende    Kinder    zeigen    sie    Gold-    und 

p.  21  nr.  240;   Friedländer  p.  79  nr.  5,  Taf.  9,  5).  Bronzemünzen   Trajans    mit    den    Aufschriften 

—  Millinqen  (Eec.  p.  28  nr.  2,  p.  31)  und  ihm  REST(ituta)  •  ITAL(ia)  •  COS  •  V  •  P  •  P  •  S  •  P  • 

folgend  K.  0.  Müller,   Hdb.    d.  Arch.  d.  K.^  Q  •  R  •  OPTIMO  PRINC;  REST  •  ITALIA  S  •  P  • 

p.  662,   §  405,  1    sieht    in    der   Figur    Italia;  Q  ■  R  ■  OPTIMO  PRINCIPI  S- C;  ITALIA  REST  • 

Bannenberg    p.   38    erkennt    „den    Stier,    das  S  •  P  •  Q  •  R  •  OPTIMO   PRINCIPI  S-C,    Cohen 

Sinnbild  Italiens,   neben  einer  das  Land  dar-  2^  51,  326;  52,  327;  37,  179,  die  von  Eckhel  6 

stellenden    bewaffneten    Figur",     Friedländer  p.  427  mit  den  "Worten:  „dubium  non  est,  hoc 

p.    76    ,,den    kriegerischen    Genius    Italiens".  tyjjo   innui  alimenta  suboli  Italiae  adsignata, 

Andere,  wie  EcJcJiel  1  p.  106,  Cavedoni  zu  Ca-  eamque    hac    liberalitate   restiiutam"    erläutert 

relli  202,  37  p.  117,    Merimee  p.  101    sind  der  so  werden;    knieend,    die    Mauerkrone    auf    dem 

Ansicht,    dafs    der  Typus   Bezug   hat  auf  die  Haupt,   den  Erdball  haltend,   aufgehoben  von 

von  Strabo  5  p.  250  berichtete  Auswanderung  Marc  Aurel,    Grofsbronzen  dieses  Kaisers  mit 

der  sabellischen  Jugend,    welche,   von   einem  der     Aufschrift     RESTITVTORI  •  ITALIAE  • 

Stier  geführt,  das  spätere  Samnium,  wo  sich  IMP  •  VI  •  COS  •  III  •  S  •  C,    Eckhel    7    p.  56, 

der  Stier  niederliefs,  besetzte.     Dabei   deutet  Cohen  3~,  55,  538—540;  ebenfalls  knieend,  ein 

Eclchel  die  Figur  als  Mars,    Cavedoni  sieht  in  Füllhorn    haltend,    aufgehoben    von    Hadrian, 

ihr  „Comium  Castronium  dueem  iuventutis  Sa-  Gold-    und   Bronzemünzen   dieses   Kaisers   mit 

hellae  et   Samnii  oi-Awxi^v'\   und   Merimee  er-  der  Aufschrift  RESTITVTORI  ITALIAE,  E'eMcZ 

kVAvt:  „le  giten-icr  personnifie  ces  emigres prenant  6  p.  495,    Cohen  2^,  212,  127 i — 1277.     Sitzend 

possession  de  la  terre  Opique  au  moment  an  ils  co  auf  der  mit  Sternen  bedeckten  Weltkugel,  mit 

voients'abattreVanimalquileur servaitdeguide."  Füllhorn    und    Scepter,    auf   dem    Haupt    die 

Die  Versöhnung    der  Bundesgenossen    mit  Mauerkrone,  erscheint  sie  auf  Münzen  des  An- 

Rom   sieht  man  dargestellt  auf  einem  Denar  toninus  Pins   mit  der  Aufschrift  ITALIA  oder 

der  römischen  Familien  Fufia  und  Mucia.    Der  ITALIA  TR  •  POT  •  COS  •  II  (bezügl.  IH   oder 

Obvers  zeigt  die  einander  deckenden  Häupter  IV),  Henry  Smyth,  Description  of  a  cabinet  of 

des  Honos  und  der  Virtus  mit  den  Beischriften  roman  imperial  large-brass  medals  p.  121   nr. 

HO.  und  VIRT  und  den  Namen  des  Triumvir  210,  Cohen  2^  314—315,  463—472;  ebenso  auf 

monetalis  L.  Fufius  Calenus  KALENI,  der  Re-  Grofs-  und  mittleren  Bronzen  des  Commodus 


563                        rtalos  Ite                          564 

mit    der    Aufschrift    ITALIA  P  •  M  •  TR  •  P  •  der  Penelope  und  des  Telegonos,  eines  Sohnes 

Villi  (bezügl.  X)  IMP  .  VII  •  COS  •  IUI  •  P  .  der  Kirke  und   des  Odysseus,  Preller,  Gr.  M. 

P  .  S  •  C  (EcJchd  7  p.  113;    Cohen  3\  264,  266  2,  469.    Niebtihr,  R.  G^  1,  16.  60.    Schwegler, 

—  268),  sowie  auf  Silbermünzen  des  Septimius  jRö7n.  G.  1,  400.    [StolL]    Vgl.  auch  Äriodante 

Severus  (Cohen  4^,  27,  228)  und  des  Caracalla,  Fabretti,    Corpus   inscriptioniim   italicarum   et 

Cohen  4^,  153,  102  mit  der  Aufschrift  INDVL-  glossarium  italicum  Sp.  688 — 689  und  besonders 

GENUA  AVGG  .  IN  ITALIAM.  auch    Servhis    in    Vercf.    Äen.    1,    533    (vol.  1 

Italia  will  ferner  Froehner,  Les  mcdailJons  p.  163  sq.  reo.  Thilo  et  Hagen):  Italus  rex  Si- 

de    l'empire   romain   j).   64 — 65    erkennen    auf  cüiae   ad   eam  partem    venu   in   qua    regnavlt 

einem  Medaillon  des  Antoninus  Pius  in  der  be-  lo  Turnus,   quam   a   suo   nomine   appellavit  Ita- 

helmten,  mit  einem  Schwert  bewafi'neten  Frau,       liam alii  Italiam  a  huhus  quibus  est  Italia 

die,    auf   einem    Felsen    unter    einem  Baume  fertilis,  quia  Graeci  boves  Ixalovg,  nos  vitulos 

sitzend,  dem  von  Inlus  und  einer  verschleierten  dicimus;   alii  a  rege  Ligurum  Italo;   alii  ab 

Frau  mit  einem  Kasten  auf  dem  Haupt  (nach  advena  Molossio;  alii  aCorcyreo;  alii  a  Veneris 

Froehner    Vesta    mit    den    troischen    Penaten)  fdio,  rege  Lucanorum;  alii  aquodam  aiigure  qui 

begleiteten  Aeneas   die  Rechte  reicht.     Cohen  cum  Siculis  in  haec  loca  venerit  f  quamque  his 

2^,  369,  1029    sieht    auf   dieser  Münze   Roma,  rcgionem  inaaguraverit ;  plures  f   atare  tenari 

Antoninus  Pius,  K^'bele  und  Attis.    Froehner s  nepotedesaturaMinois,regisCretensium,filiaIta- 

Deutung    auf  Aeneas    scheint   mir   treffender;  liarti  didam."    [W.  Drexler.]  — •  2)  Beigeschrie- 

doch  dürfte  die  sitzende  Frau  eher  Roma  sein;  20  beuer  Name  eines  Satyrs,  der  zusammen  mit  drei 

vielleicht  bezieht  sich  die  Darstellung  auf  die  anderen  Satyrn  und  zwei  Bakchantinnen  neben 

oben  1  Sp.  182   verzeichneten  Sagen,   wonach  dem   ausruhenden  Herakles  auf  der  sog.  Apo- 

Aeneas  Eom  gründet  oder  die  schon  bestehende  theose   des   Herakles  (Relieftafel   in  der  Villa 

Kolonie  Valentia  Rome  nennt;  in  der  stehen-  Albani  zu  Eom)  erscheint.    Vgl.  die  Abbildung 

den  Frau  mit  dem  Kasten  hätten  wir  in  diesem  bei  Zoega,  Bassiril.  70.  Stephani,  Ausruh.  He- 

Falle  Rome,  die  Gemahlin  des  Aeneas,  zu  er-  raJcl.  Taf.  1  S.  lif.  u.  S.  2063".  Jahn-Michaelis, 

kennen.  Gricch.  Bildirchron.   Taf.  5   S.  39  ff.  u.  S.  68  ff'. 

„Italia,  accompagnata  da  due  fanciulU,  che  Zu  den  Inschriften  s.  Jahn  a.  a.  0.  Anm.  267ff'. 

da  Traiano  riceve  la  tessera  per  gli  alimenti  in  u.  S.  68.  Heydemann,  Satyr-  u.  BaJcchennamen, 

bassorilievo    mann.   Ann.   72 ,  300—30,    Mon.  30  Halle    1880,    S.  34    u.    37,    der    mit    Stephani 

IX,  47"  wird  verzeichnet  im  Bepertorio  uni-  a.  a.  0.  S.  218 f.  u.  240  auf  Timaios  bei  Varro 

versale  delle   opere  delV   Inst.  arch.  daW  anno  d.  r.  r.  2,  5,  3:  ^  Graecia  antiqua  tauros  vocabat 

1864—73.    Roma  1875  p.  58;   doch   wird  von  iralovs'.    Colum.  6  praef.  7.    Tzetz.  Chil.  2,  36, 

Brizio,    dem  Verfasser    der   betreffenden   Ab-  345  und  Tzetz.  zu  Lyk.   1232  verweist,   Inscr. 

handlung  (Due  bassirilievi  in  marmo   rappre-  Gr.  Sicil.  et  Italiae  1293.    Andere  lasen  statt 

sentanti  scene  del  Foro  Romano)  der  von  ihm  'italög  "l'galoq  (s.  d.).     [Röscher.] 

p.  319,  320,  323  — 324,  328  besprochenen  Frauen-  Itanos  {'Ixavög),  1)  ein  Phöniker  oder  einer 

gestalt,    die    ein  Kind   auf  dem  linken  Arm,  der  Kureten,  nach  welchem  die  kretische  Stadt 

bei    einem    sitzenden    Herrscher    steht,    keine  Itanos  benannt  war,   Steph.  B.   v.  Ixavög.   — 

Benennung  gegeben.  40  2)  Ein  Samniter,  der  zuerst  den  grofsen,  thür- 

Nicht    von     den    übrigen    Provinzen    ab-  förmigen  Schild  erfunden,    Clem.  Alex.  Strom. 

weichend    dargestellt    ist    Italia    in    der    Not.  1,  75.     [Stell.] 

Dign.  2  p.  9.  Itas    (itas ,    das    s    von    der    Gestalt    eines 

Über     die    Ableitung    des    Namens    siehe  griech.  m),  etruskischer  Name  des  Idas  (s.  d.) 

Äriodante  Fabretti,  Corpus  inscriptionum  itali-  auf   einem   Bronzespiegel   der  Sammlung  Du- 

carum  antiquioris   acvi  et  glossaritim  italicum  rand,    unbekannter    Herkunft,     neben    castur 

Sp.  686—687.     [Drexler.]  (Kastor)  und  (;mZ<tfce)  (Polydenkes);  s.  de  Witte, 

Italos    ClraXög),  1)  alter  König  der  Sikeler  Catal.  Durand  nr.  1960.    Gerhard,  Etr.  Sp.  3, 

oder  der  Önotrer  im  südlichsten  Italien,  nach  57  c.  58.  Conest.  Bull.  1863,  152.  Fabr.,  C.  1. 1. 

welchem   zuerst   diese   Gegend  Italia  und   die  .50  2504;    und    vgl.    Deeclie,    Bezz.    Beitr.   2,    167 

Einwohner  Italer  genannt  wurden,  Thiik.  6,  2.  nr.  57;  s.  Ite  (ite).     [Deecke.] 

Steph.  B.  V.  'ixocUci.   Tzetz.  L.  1232;  vgl.  Serv.  Ite  ("/rrj),  zusammen  mit  Adrasteia  als  Amme 

V.  Aen.  1,  2.     Als  ein  mächtiger,  weiser  und  des  Zeus  genannt  bei  Plut.  quaest.  conv.  3,  9,  2. 

heldenmütiger  Mann  hatte   er  sich  durch  Ge-  [Hier  ist  wohl  Ide  zu  lesen.     Röscher.] 

walt  und  auf  gütlichem  Wege  zum  Herrn  über  [Höfer.] 

das   Land    zwischen    dem   Napetinischen    und  Ite  (i7e),  etruskische  Bezeichnung  des  Idas, 

Skyletinischen   Busen  gemacht,    das   zunächst  stärker  etruskisiert  als  Itas  (s.  d.)  und  eigent- 

den  Namen  Italia  erhielt;  er  machte  sein  Volk  lieh  einer  Form  *"l8og  oder  'iSuEog  (s.  u.)  ent- 

aus  Hirten  zu  Ackerbauern,    gab  ihm  Gesetze  sprechend:  auf  einem  Bronzespiegel,  einst  bei 

und    führte    auch  die   Syssitien   ein,    Antioch.  60  Ant.  Bianchi  in  Rimini,  unbekannter  Herkunft, 

Syrac.   b.    Dionys.   Hai.  A.   B.  1,  12.  35.  73.  neben  marmis  (Marpessa)  und  apulu  (Apollon); 

Aristot.  Polit.  7,  9,  2.    Sein  Sohn  war  Sikelos,  s.  Caiet.  Dcminicis,  Congett.  sopra  uno  sp.  etr. 

Dion.  Hai.  A.  B.  1,  22.     Nach  Tzttz.  L.  702  (Giorn.   scient.    Icttcr.   de   Perugia   1838;    auch 

war  Ausou  Sohn  des  Italos   und   der  Leutaria  Giorn.  acad.  15,  381) ;  Braun  und  Jalm,  Bull. 

(wahrscheinlich  Leukania).  Leukania  und  Italos  1838,  128.    1840,  90.    Gerhard,  Etr.  Sp.  3,  82, 

heifsen  die  Eltern  der  Rome,  Plut.  Bomul.  2.  t.  80  (Inschr.  inkorrekt).  Fabr.,  C.  I.  I.  2479; 

Nach  Dion.  Hai.  A.  B.  1,  72  ist  Romos  Sohn  und  vgl.  Deeclie,  Bezz.  Bcitr.  2,  167,  nr.  57; 

des  Italos.    Bei  Hyg.  f.  127  heilst  Italos  Sohn  auch    Corssen,    Etr.    1,   825.    —    Auf    einem 


565                            Itea  Ithyone                         566 

anderen    Bronzespiegel,   von    Cetona,    in    der  Lakedaimoniern  verehrt  worden  sei,  Paus. 

Sammlung  Terrosi,  erscheint  ite  als  Name  des  3,  26,  6.    Das  Fest  des  Gottes,  'l&anaLU  (Paus. 

Paris    =    'idaiog,    verkürzt     aus     *itae     (wie  4,  33,  2.    Steph.  Byz.  a.  a.  0.),  fand  alljährlich 

partinipe  neben  par^anapae  =  naQ^svonaCog),  statt  und   war,    wie   Pausanias    aus   den  von 

neben   purix    ==    ^gvyi'a;    ;t«/'s    (aus    *  a%ais)  ihm   a.   a.   0.    citierten    Versen    des    Eumdos 

=  'Axcciig  i.  e.  Helena,  und  tahni&e  =  TLala-  schliefst,  mit  einem  musischen  Wettkampf  ver- 

ftijdrjs;    s.  Gerh.,  Etr.-Sp.  3,  336,  t.  275  A  2.  bunden.    Von  Menschenopfern,  dem  Zeus  Itho- 

Fabr.,    C.   I.   I.    1014    quat.    (eigene    Kopie);  matas  von  Aristomenes  dargebracht,  berichtet 

und  vgl.  Buqfje,  Etr.  Fo.  u.  St.  4,  24.  [Deecke.]  Eusehios  a.  a.  0.  [Höfer.]   [Beim  Zeus  Ithomatas 

Itea    ('/Tf'a),    wohl    verderbter  Name   einer  lo  schwören  die  Messenier  in  einer  zu  Phigaleia 

der    Danaiden,    die    ihren    Gemahl   Antiochos  gefundenen  Inschrift,  Le  Bas  et  Foucart,  Mc- 

mordete,  Hyg.  f.  170.     [Höfer.]  garide   et  Pelop.  328  a.    Dittenberger ,   Syll.  I. 

Iterduca   s.  luno  u.  Indigitamenta.  Gr.    181    Z.   23    dn]vv(a    Ji'a    'l&aficexav.      In- 

Itliaimenes   {'l&aLixsvrjg),    1)   Vater  des  von  schriften   aus   Messene,    auf  die  'l&a[iai:u  be- 

Patroklos  getöteten  Troers  Sthenelaos,  II.  16,  züglich,  sind  datiei't:  inl  isQscog  xov  zliog  rov 

586.  —  2)  Ein  Grieche  auf  dem  Gemälde  des  'l&coii(xtov,  Bull,  de  Corr.  Hell.  5  p.  155  nr.  6; 

Polygnot  in  der  Lesche  zu  Delphi,    Paus.   10,  vgl.   Le  Bas  et  Foucart  309.   310.  314.  314  a 

25,  2.     [StoU.]  und   zu  328  a.     Münzen  der  Messenier  zeigen 

Itliake    {'l&diir])    will    Lehrs,   Bhein.    Mus.  einen    stehenden    Zeus,    in   der  erhobenen  R. 

N.  F.  24  1869  p.  617  den  Namen  der  Schwester  20  deu   Blitzstrahl,   auf  der  L.  den  Adler,  nicht 

des  Odysseus  bei  Athen.  4  p.  158  C  =  Müller  selten    mit    der    Beifügung    von    l0ßM,    z.   B. 

F.  H.  Gr.  3  p.  152  statt  ^a-nfj,  wie  überliefert  Leake,  N.  H.  p.  174.    Sestini,   Molte  med.  gr. 

ist,  lesen.     [Drexler.]  in    pin  Musei   p.   90,   Tav.   12,  6.    Millingen, 

Ithakos    ('l&uv.og),    Stammheros    der    Insel  Anc.    coins    of  cit.    and    kings   p.  63,   PI.  IV 

Ithaka;    er    hatte    mit    Neritos    und   Polyktor  nr.  20.    Overbeck,  Zeus  p.  12  Fig.  3.   Head,  H. 

bei  der  Stadt   Ithaka    den  Brunnen  gestiftet,  N.  p.  361—362   Fig.  239,    was   Sestini,    Mil- 

aus    welchem   die  Bürger  ihr  Wasser    holten,  lingen,    Baoul-Bochette,    Mem.    num.    p.    29  f. 

Od.  17,  207.    Die  Scliol.  z.  d.  St.  und  Eustuth.  137.  Lettre  ä  Schorn  p.  184.  Jahn,  Nuove  Mem. 

1817,  43  sagen  (nach  Akusilaos),   dafs  die  ge-  delV   Inst,    di  Corr.   arch.   p.  17    und   Curtius, 

nannten  drei  Brüder,  Söhne  des  Pterelaos  und  30  Zisclir.   f.   Num.  2   p.  268    zu   'l&coiiuiog    oder 

der  Amphimede  und  aus  dem  Geschlechte  des  'l&wnäzag  ergänzen  möchten,    während  Üver- 

Zeus,  von  Kephallenia  aus  nach  Ithaka  zogen  beck,  Bhein.  Mus.  N.  F.  22,  1867  p.  125  und 

und    die    Stadt    Ithaka    gründeten,    die    nach  Zeus  p.  12 — 13  vielmehr  l0ßMaiwv,  als  nähere 

Ithakos    den    Namen    erhielt;     nach    Neritos  Bestimmung    von    MEZZANI^N,     lesen    will, 

wurde    der   Berg  Neriton  benannt,    nach  Po-  Meist    ei-kennt    man    in    der    Figur    das    von 

lyktor  die  Örtlichkeit  Polyktorion.    Vgl.  Steph.  Ageladas     gefertigte    Zeusbild,     z.    B.    Percy 

B.  V.  'I&äyiri.     [StolL]  Gardner,  Cat.  of  gr.  Coins  (in  the  Brit.  Mxis.) 

Itlias  {'iQ-äg),  der  Herold  der  Titanen,  Pro-  Pelop.  p.  109  Note  *  zu  nr.  1,  PI.  XXII,  1;  vgl. 

metheus.    Andere  schrieben  "/-ö'ßi,  J7es7/c/i.  s.  v.  p.  110,  10.    PI.  XXII,  5;   11,   PI.  XXII,  6;  12, 

[Vgl.  M.  Mayer,  Gig.  u.  Tit.  188   A.  67.    R.]  40  PI.  XXII,  7;  p.  111—112  nr.  21—38,  PL  XXII, 

[Stoll.]  10—12;    p.   112    nr.   43,   PL   XXII,  15.    Head, 

Ithax  s.  Ithas.  H.  N.  p.  361;   vgl.  p.  361   dieselbe  Figur  auf 

Ithomatas  {'iQ'a^cczccg   [auch  'id'coiirixug  (rjg)  einer    Münze    von    Thuria.      Indessen    Brunn, 

Thuc.l,  103.  Euseb.  praep.  ev.  i,  16,11 -p.  157  c.  Gesch.   d.  gr.  Künstler  1   p.  73   und   Overbeck, 

Said.']),   Beiname   des   Zeus  von  der  messeni-  Bh.   Mus.   1867   p.  122 — 127,    Zeus  p.  11 — 14 

sehen  Stadt  Ithome  und  deren  Burg  Ithomatas,  vermuten ,    der  von  Ageladas   für  die  Messe- 

Paus.  3,  26,  6.    Orakel  ebend.  4,  12,  7.  8.  10.  nier  gefertigte  Zeus   sei  in  kindlicher  Gestalt 

4,  24,  7.    4,  27,  6.    Steph.   Byz.   s.   v.  'l&äfir].  gebildet  gewesen.     Drexler.] 

Der  von  Polykaon  und  seiner  Gemahlin  Messene  Ithome  {'iQ-cöfirj),  eine  Nymphe,  nach  welcher 

geweihte  Tempel  des  Zeus  Ithomatas  lag  auf  50  der    messenische   Berg   Ithome    benannt   war. 

dem  Gipfel  des  Berges  Ithome,  Paus.  4,  3,  9,  Mit  der  Flufsnymphe  Neda  badete   sie    nach 

vgl.  PhU.  Arat.  50,  2;  hier  war  Zeus  nach  der  messenischer  Sage  den  jungen,  von  den  Kureten 

Sage   der  Messenier  von  seinen  Ammeu  Neda  entwendeten    {■Äanivra)    Zeus    in    der  Quelle 

und  Ithome   (nach  welcher  der  Berg  benannt  Klepsydra  auf  dem  Berge  Ithome  und  zog  ihn 

ist)  aufgezogen  und  in  der  nahen  Quelle  Kiep-  auf.  Paus.  4,  33,  2.    Schoemann,  Opusc.  ac.  2, 
sydra  gebadet  worden.   Paus.  4,  33,  2;   daher      255.  Curtius,  Peloponn.  2,  147  f.  191,  20.    Bur- 

trugen    die    Messenier    alltäglich  Wasser    aus  sian,  Geogr.  2,  167,  1.  [StoIL] 

dieser  Quelle  in  sein  Heiligtum,  Paus.  a.  a.  0.  3.  Ithomos  ('l&cofiog).,  ein  König  von  Messenien, 

Das  Standbild  des  Zeus  Ithomatas,  ein  Werk  nach  welchem  Ithome  benannt  war,  Steph.  B. 

des   Ageladas,    ward    von    einem  jährlich   ge-  co  v.  'I^cö^rj.     [StolL] 

wählten  Priester  in  dessen  Hause  aufbewahrt,  Ithyone  (lOVQNH),  Name  einer  Mainade  auf 

Paus.  a.  a.  0.     Zur   Zeit  des  Pausanias  fand  einem  Vasenbilde.    Sie  sitzt  auf  einem  Felseu, 

man    bei    Leuktra    in    Lakonien    nach    einem  hält  einen  Thyrsos  und  schaut  sich  nach  dem 

Waldbrande   eine  Statue   des  Zeus  Ithomatas,  gleichfall'!    auf   einem   Felsen    sitzenden   Dio- 

woraus  die  Messenier  schlössen,  dafs  Leuktra  nysos,  AIONVZO  .  .  .  .,  um,  welcher  aufserdem 

früher  zu   Messenien    gehört   habe;    doch    ist  umgeben     ist    von     zwei    anderen    Mainaden 

es  dem  Pausanias  wahrscheinlicher,   dafs  der  ....  INAZ,  MAINAZ,  und  zwei  Satyrn  HIAVME- 

Zeus  Ithomatas  von  alters  her  auch  bei  den  AHZ  und  ZIMOZ.    Z)e  TFii^e  macht  darauf  auf- 


567                       Ithyphallos  Itonia  (Itonis,  -ias  etc.)             568 

merksam,  dafs  der  Name  an  Thyone  =  Semele  Bundesgöttin  geworden  {Straho  a.  a.  0.    Paus. 

(Diod.  3,  62)  erinnert,   de  Wüte,  Dcscr.  d\inc  9,   34,    1.     Flut.   narr.    amat.   4,   5,    vgl.   Liv. 

coli,   de  vases  peirits  et  hronzes  antiqiies  prove-  a.  a.  0.);  über  den  mit  dem  Kultus  der  Athena 

nant  des  fouUles  de  VEtrurie.  Paris  1837  p.  20  Itonia  im  Zusammenhang  stehenden  Feuerdienst 

nr.  43.     [Eeydemanii ,   Sat.-  u.  Baliclicnnnmen  der  lodama  s.  d.   —  2)   Beiname   der  Artemis 

S.  29  liest  Thyone;  s.  Thyone.     Röscher.]  nach  Suidas;  da   er  aber  sonst  nirgends  be- 

[Drexler.]  zeugt  wird,  so  ist  wohl  ein  Irrtum  des  Suidas 

Ithyphallos  Cl&vcpallog),  Name  des  Priapos,  anzunehmen.     [Höfer.] 

der  auch  Tychon  genannt  wird,  Diod.  Sic.  4,  6.  [Unter  denzuMinoaauf  Amorgos  gefundenen 

[Höfer.]  10  Inschr.  verzeichnet  Gaston  Descliamps,  Bull,  de 

Itoiie    Cltcövr]),    Tochter    des   Lyktios,    Ge-  Corr.iTfZZ.  12,1888  p.  326  ein  Dekret  der  ifpoTjp- 

mahlin  des  Minos,   dem  sie  den  Lykastos  ge-  yot  der  Athena  Itonia  snl  Srjfiiögyov  Tlayugütov, 

bar,  Diod.  4,  60.     [Stell.]  firjvog   Kgovimvog,    zu    Ehren    des    Eunomides, 

Itonia.     Die  Form  'Itcovia  findet  sich  bei  Sohnes  des  Theagenes;  unter  den  Funden  von 

Straho  9,2,  29  13.411.  9,  5,  14  p.  435.    Paus.  1,  Arkesine  p.  327  das  Fragment  eines  durch  Senat 

13, 2,  3,  9, 13.  9,  34, 1.  10, 1, 10.  BalcJiyl  in Bergl^s  und  Volk  zu  Ehren  einer  Person,  die  den  Vor- 

Änth.  Lyr.  p.  373.  fr.  23.    Phit.  Ayes.  19.  narr.  sitz    iv   ry    cvvöSoj   räv  'izcovitov    haben    soll, 

amat.  4,  5.  Polyaen.  7,  43.  Uesych.  Suid.  Etyni.  erlassenen  Beschlusses.     In  einem  Dekret   des 

3Iaqn.  479,  47.  Stejjh-  Byz.  schal.  Apoll.  Phod.  Rats  und  Volks  von  Amorgos  {Reinach,  Bull. 

1,  551.  Eust.  II.  324,  26.   Liv.  36,  20.    'iravis  20  de  Corr.  Hell.  8  p.  450,   1.  27  ff.    Durrbach  et 

hei  Apoll.  Phod.  1,551.  721,  Ygl.Tzetz.Lylophr.  Padet,  Bull,  de  Corr.  Hell.  10  p.  261)    erhält 

355.    Etym.  31.  479,  53.    Armeiiidas  im  schal.  Kleophantos  für  sich  und  seine  Familie  Frei- 

Apoll.  Phod.   1,   551,    vgl.   721.     Flut.  Pyrrh.  heit  von  den  Beiträgen  für  die  Itonien:  [dov]- 

26,  8  und  Epifiranim  ebendas.  =  Paus.  1,  13,  2.  voci  Se  ccvxcöl  dteXsiav  .  .  .  itaemv  täv  ovfißo- 

Aiith.  Pcd.  6,  ISO.  Etym.  M.  4:19,4:7.  Stepih.Byz.  läv  itoQBvonsvoiq  f-t?  rcc 'ircovia. 

Festus  (liomda).     'ixavidg  bei  Calh'm.  hymn.  Die  Stätte  des  Heiligtums  der  Athena  Itonia 

6,75.  Theodoridas  in  Antli.  Pal.  9,743.  'ixcövr]  im  Gebiet  von  Koroneia  setzt  Foucart,  Bull. 

bei  Steph.  Byz.  Suid.  Etym.  31.  519,  3.  'ixcavaCa  de  Corr.  Hell.  9  p.  427—433  im  Dorfe  Mamoura 

bei  Steph.  Byz.  —  1)  Beiname  der  Athena.    Die  an.     Ein  Deki-et  der  Boioter  ordnete  an,  das 

Hauptkultstätte    der   Itonia    war   ursprünglich  so  Bild  eines  Wohlthäters  aufzustellen  Ir  xa  vaä 

Thessalien   (schal.  Apoll.  Phod.  1,  721:   daher  t?}?  Ettcoviag'j&rjvccg,  Keil,  Syll.  Inscr.  Bocot. 

^■ö'T^T'ä 'iTco^ta  auch  Feldgeschrei  der  Thessaler,  p.  118;   vgl.   Foucart,   Bull,   de   Corr.   Hell.  4 

Paus.  10,  1,  10);  hier  hatte  sie  zwischen  Pherai  p.  15    Note  1,9   p.  430.  432.     Zur    Zeit    der 

und    Larissa    ein    Heiligtum  (Paus.  1,  13,  2);  Antonine    ernanute    der    böotische   Bund   eine 

ebenso    in    der   Stadt  Iton  (Strabo  a.  aa.  00.  grofse  Priesterin  der  Athena  Itonia,  Decharme, 

schal.  Callim.  hymn.  6,  75);  von  letzterer  Stadt  Inscr.  de  Be'otie  nr.  16.  Foucart,  Bull,  de  Corr. 

soll  sie  ihren  Namen  haben,  vgl.  Etym.  31.  479,  Hell.  4   p.    15   Note  1.     Auf  Grund    von   Z.  9 

47.  Eust.  II.  324,  26.  Festus  (andei-e  Ableitung       und    11:    i'TtTr[(p\    ncölm xov  'Jgscog   und 

vonitonos,  dem  Sohne  des  Amphiktyon,beiPfl«.s.  inncp  xflim  xov  . . .  xov'Agsmg  eines  Verzeichnisses 

9,  34,  1.  Steph.  Byz.  schol.  Apoll.  Phod.  1,  551.  do  der  Sieger  bei  den  Pamboiotia  aus  Mamoui-a 

721);   ein  Fest  der  Athena  Itonia  in  der  thes-  {Bull,  de  Corr.  Hell.  9  p.  431)  nimmt  Foucart 

salischen  Stadt  Krannon  gefeiert,  'ixävia  ge-  ]i.  433  an,  es  habe  ein  Zusammenhang  zwischen 

nannt,  bei  Polyaen.  2,  34  (so  C.  Fr.  Hermann  für  dem  Kult  des  Ares  und  der  Athena  Itonia  be- 

Tcci'vta).    Von  Thessalien  gelaugte  der  Kultus  standen  und  so  sei  bei  Strabon  9,  2,  29  avy^ctd'- 

der  Itonia  mit  den  nach  Süden  auswandernden  lÖQVxai   ds   xy  'Adrjvä  statt    6  "AiSrjg    vielmehr 

Aiolern  auch  nach  Boiotien,  wo  wir  zwischen  6  "Agrjg   zu  lesen.     Bekanntlich  wollten  K.  0. 

Alalkomenai  und  Koroneia  (Paus.  9,  34,  1),  in  3Iüller,   Handb.   d.   Arch.   d.   Kirnst  §  371,  8. 

der  Nähe    letzterer  Stadt,    einen  dem  thessa-  Denhn.  d.  a.  K.  2,  Tfl.  XXI  nr.  226.    WelcJcer, 

lischen  Iton  gleichnamigen  Ort,  einen  Tempel  Gr.   Götterlehre   1   p.  313    Athena    Itonia    und 

imd    Kult  der  Athena    Itonia    finden,    Äirafto  50  Hades  auf einerGeramedesFlorentiner Kabinetts 

a.    aa.   00.    Paus.   3,   9,   13.    Plut.   Aqes.   19.  erblicken;   Overbech,  Zeus  p.  46—49  Fig.  6  er- 

Hesych.    Catull   64,    228.    Steit.    Theb.   2,    721.  kennt   darauf  die  von  Agorakritos  von  Faros 

7,  330.    Im  Tempel  selbst  standen  die  ehernen  gefertigten  Statuen  der  Athena  Itonia  und  des 

Bildsäulen   der  Athena  Itonia  und    des   Zeus,  Zeus  (Paus.  9,  34,  1),  indem  er  Strabans  Hades 

Werke    des   Agorakritos,    eines    Schülers    des  mit    dem    Zeus    des    Pausanias   für    identisch 

Pheidias,  denen  zur  Zeit  des  Pausanieis  auch  hält.     Mit  Recht  spricht  sich   Wieseler  bereits 

noch  die  Standbilder  der  Chariten  hinzugesellt  in    der    2.  Ausgabe   der  Denhnäler   der  alten 

wurden.  Paus.  9,  34,  1;  ferner  befand  sich  in  Kunst   gegen    eine    solche    Deutung    der    be- 

dem  Tempel  eine  Statue  des  Königs  Antiochos  treffenden  Figuren  aus  und  erklärt  sie  vielmehr 

(Liv.  36,  20)  und  vor  demselben  ein  Denkmal  GO  für    Athena     und     Sarapis     als     Gesundheits- 

zur  Erinnerung  an  den  Sieg  der  Boioter  über  gottheiten;   in   der  3.  Ausgabe  2  p.  IGl  ff',  er- 

die    Athener    unter   Tolmides,  Plut.  Ages.  19.  kennt  er  statt  des  Sarapis  den  Pluton. 

Auch     sonst    wurde    der    Göttin    nach    sieg-  Auf  Silbermünzen  von  Koroneia  erscheint 

reicher   Schlacht   von   den  Boiotern    geopfert,  das  Haupt  der  Athena  Itonia  mit  einem  Helm 

Polyaen.    7,    43;    denn   Athena    Itonia,    deren  mit  drei  Büschen  (Cat.  of  Greeh  Coins  [in  the 

Kultus  in  engem  Zusammenhang  mit  dem  des  Brit.  3his.']  Central  Greece  p.  47  nr.  12,  Pl.  VII, 

Hades  steht,   yiaxä  xiva  (ivati-niiv   alxiav ,  wie  10)    oder    mit    einbuschigem    attischen    Helm, 

Strabo  9  p.  411  sagt,  war  bald  pamboiotische  a.  a.  0.  nr.  13,  PI.  VII,  11;  oder  als  ihr  Symbol 


569      Itonos  —  Itys  (b.  Homer  u.  Hesiod)  Itys  oder  Itylos  (bei  d.  Dramatikern)      570 

das  Gorgonenbaupt,  bald  mit,  bald  ohne  vor-  Kleothera  und  Merope  gebar.    Aus  Neid  gegen 

gestreckte  Zunge,  a.  a.°0.  p.  46—47  nr.  6 — 11,  ibre  viel  reicher  mit  Kindern  gesegnete  Schwä- 

l'l.  VII,  6—9;  vgl.  Head,  21.  N.  p.  292.    Auch  gerin  Niobe   (oder  Hippomedusa),    die   Gattin 

den  sogenannten  böotischen  Schild,  das  Münz-  des  Amphion,  beschlols  Aiidon,  da  sie  nur  zwei 

abzeichen  einer  „Amphictyonic  Confederation"  Kinder  (Itylos   und  Neis)   hatte,   den  ältesten 

der  böotischen  Städte  hält  Head,  H.  N.  p.  291  Sohn  der  Niobe  (Amaleus),  der  mit  Itylos  zu- 

für  den  der  Athena  Itonia.  sammenschlief,   in  der  Nacht  zu  morden,  traf 

Die    thessalische    Athena    Itonia    erblickt  aber   aus  Versehen  ihr  eigenes  Kind  (nach 

man,  die  Lanze  zum  Kampfe  erhoben,  auf  dem  einer  anderen  V'ersion  des  Scliol.  B  tötete  sie 

Revers  von  Münzen  des  von  196—146  v.  Chr.  lo  nach  der  Ermordung  des  Amaleus  ihren  eigenen 

bestehenden    thessalischen    Bundes    und     des  Sohn  absichtlich  aus  Furcht  vor  der  Kache 

KOINON   0ECCAAQN    der  Kaiserzeit,    Cat.   of  ihrer    Schwägerin).     Hierauf   wurde    sie    von 

Greek   Coins   in   the   Brit.    Mus.    Thessali/    to  Zethos  verfolgt,  aber  von  Zeus  in  eine  Nachti- 

Aetolia   p.   1—9,    nr.   1—42,   44—46,    49 — 61,  gall  verwandelt.    Ganz  anders  scheint  if es iocZ 

77—81,   86—87,   89,    PI.  I,  1—3,  5,  7,  12,  14.  den    Mythus    erzählt    zu    haben.      Nach    iQyu 

Head,  H.  N.  p.  264.     Das   Haupt   der   Göttin  568 ff.  {zov  6s  fier'  ogO'oyöri  [^OQQ-QQyöiq]  Tlav- 

erscheint mit helmbuschgeziertem  korinthischen  diovlg    cöqto    ^sliöav    ig    cpäog    ccv&qänoig., 

Helm  auf  dem  Obv.  der  erstgenannten  Bundes-  tagog  vsov  totay^ivoio)  war  die  Schwalbe  (die 

münzen,  Cat.  Gr.  C.  Brit.  Mus.  Tliessaly  p.  4  Schwester    der   Nachtigall)    eine   Tochter    des 

nr.  43,  PI.  I,  4;  nr.  47—48,   PI.  I,  6;    p.  5—6  20  P audio n  (s.  u.);  ihr  Gesang  scheint   als  eine 

nr.  62—67.    Head   a.  a.  0.     Der  Monatsname  Klage  um  eigenes  Leid  oder  das  ihrer  Schwester 

'Irävioq    kommt    inschriftlich    z.    B.    Bull,    de  aufgefafst  zu  werden  (vgl.  Scliol.  Siu  zijv  Ivnriv 

Corr.  Hell.  7  p.  44,  52  vor.     [Drexler.]  uösi  zr^v   ^iloiirjXoiv;   s.   d.  Stelleu  b.    Preller, 

Itonos  {"Izcovog),   1)  Sohn  des  Amphiktyon,  'Gr.M.'^  2,  141,4).     Nach   einem  bei  Ael.  v.  h. 

Gemahl    der    Nymphe  Melanippe ,    Vater    des  12,  20    erhalteneu    Fragment  (120  ed.  Kinkel) 

Boiotos  und  der  Chromia,   nach  welchem  die  hatte  Hesiod  gesagt,  die  Nachtigall («^(Jmi;)  sei 

Athena  Itonia  der  Böotier  benannt  war,  Paus.  der  einzige  Vogel,  welcher  völlig  schlaflos  sei, 

9,  1,  1.  34,  1.  5,  1,  2.  Steph.  B.  \.  "izav.  Scliol.  während  die  Schwalbe  die  Hälfte  des  Schlafes 
Ap.  Uli.  1,  551.  721.  Vater  der  lodama,  Tzetz.  eingebüfst  habe  (vgl.  auch  Hesycli.  s.  v.  drjäo- 
L.  1206,  s.  lodama.  Müller,  Orcli.  391  Anm.  4.  so  vtiog.  Suid.  ccr]Swv.  Beklc.  an.  oAd,  8).  Dass  die 
392.  Unger,  Theh.  Paradoxa  p.  455.  —  2)  Sohn  darauf  folgenden  (in  direkter  Rede  stehenden) 
des  Boiotos,  Vater  des  Hippalkimos,  Elektryon,  Worte  des  Aelian  rifiagLav  de  Üqu  zavzriv 
Archilykos,  Alegenor,  Diod.  4,  67;  vgl.  Sclwl.  t-azivovai  dia  xo  itä&og  zb  iv  @Q<xy.rj  -Kazazol- 
II.  2,  494  p.  80  a,  38  Belcker.     [Stoll.J  jn/^-O-fj/,  t6  h  zo  Siinvov  iyisivo  zo  a'ö'Eöju.ov  auch 

Itovia  (ITOVIA)  ist  als  Beischrift  beigegeben  aus  Hesiod  stammen,  ist  zwar  nicht  ganz  sicher, 

einer   stehenden,   eine  Weintraube   und  einen  aber   doch  nicht  unwahrscheinlich.     Sind   sie. 

Knotenstock  haltenden  Frauengestalt  auf  einer  wie  ich  annehme,  liesiodiseli,  so  wäre  Hesiod 

Münze    der    älteren    Faustina,    Cohen,   Mann.  der  älteste  Zeuge  für  die  namentlich  in  Attika 

inq)    2 "  429,  207.     [Drexler.]  heimische  und  von  den  Tragikern  behandelte, 

Itylos  =  Itys  (s.  d.).                                          40  wie  es  scheint,  teilweise  im  phokischen  Daulia 

Itymoueus  {'Izv^ovsvg),  1)  Sohn  des  Hypei-  (T/iML2,29)  spielendeTereusfabel(s.Tereus).*) 

rochos  aus  Elis,  von  dem  jugendlichen  Nestor  YJie  hei  Hesiod,  so  ist  übrigens  auch  bei  fSa^J/j/io 

im  Kampfe  um  weggetriebene  Rinder  erschla-  (/■/•.  87B.)  die  Schwalbe  eine  Tochter  des  Pandion, 

gen,  H.  11,  672.    Strah.  8,  352.  —  2)  Dolione,  nicht  des  Pandareos. 

im  nächtlichen  Kampf  von  Meleagros  getötet,  b)    I.    bei    den    Dramatikern.      Einzelne 

Ap.  Bh.  1,  1046.  —  3)  Bebryker,  von  Kastor  Anspielungen   auf  die    Itylossage    finden    sich 

nach  Überwältigung  des  Amykos   erlegt,   Ap.  zunächst  bei  Aischylos  {Siippl.  57 ff',  u.  Agam. 

Rh.  2,  105.  —  4)  Müesier,  vor  Troja  von  Meges  141  ff.).     Hier  tritt  uns   zuerst  der  für  Hesiod 

getötet,  Quint.  Sm.  1,  279.     [StolL]  nur    vermutete  Name   des  Tereus  als  Gatten 

Itys   oder  Itylos  {"Izvg,  "izvXog).                     50  der  Nachtigall  und  die  Namensform  Itys  statt 

a)  I.  bei  Homer  und  Hesiod.     Nach  Od.  Itylos    entgegen;    und    der    dem    Dichter   vor- 

T  518  ff.  ist  Itylos  der  Sohn  des  thebanischen  schwebende  Mythus  scheint  mit  demiür  Hesiod 

Fürsten    Zethos    und    der    Aedon    (s.  d.),    der  vorausgesetzten    und    später    namentlich    von 

Tochter  des  Pandareos.    Seine  eigene  Mutter  Sophokles  behandelten  last  identisch  gewesen 

tötet    ihn    aus   Versehen    mit    einem    ehernen  zu    sein.      Beachtenswert    erscheint    übrigens 

Schwerte   (xctXv.o)   [Schol.   (iszä   ^tijpovs]   yizstvs  die  Variante   {Aiscliyl.  Suppl.  62),  dafs  Tereus 

dl'  dwoaSi^ag  v.  522 f.)    und    singt    darauf   (in  ^^  ^            ^       ^  n^  rr„           r-     ,  ■        ,-^  o<>;^<.^ 

Tt      1  i-       n                     1    ii.N                    TTi   "1  1-  *)   Ganz  anders  fafst  Miller  von  Gaertringen  m  semer 

eine  Nachtigall  verwandelt)  gegen  Frühlings-  ^^^J  ^^  erwähnendea  Dissertation  s.  45  die  heäodische 

anfang   {ia^og   VSOV    laza^tvoio)    um   den    Sohn  Fassung  der  Sage  auf,  indem  er  annimmt,  in  den  %«  seien 

ein   schönes   Klagelied.      Die  Ergänzung   hierzu  eO  Nachtigall  und  Schwalbe  mit  einander  verwechseltworden. 

liefern    die   Scholien    zu    der    Stelle    (vgl.    auch  Hierfür  llefse  sicli  vielleicht  der  Umstand  geltend  macheu, 

Eustath.    p.    1875,    15.      Paus.    9,5,9),     welche  dafs  römische  SchriftsteUer  ( rery/i.  AW.  6,  79.    «CO.  4,  15. 

sich    auf    Pherekitdes    (fracjm.    102)     berufen  nn.  fforat.  ca.  i,  12,  5-s  Äiessi.   Oo.  am.  2,  6,  7.  Fast.  2, 

(siehe    oben    unter    Aedon).      Hiernach    war  •^^^- «.'^^'^'^'''f '^: ''^^'''-^.f '  T'" '.'''^'TLYTn 

K        1                      ■       TT      ,                    i\,r-i    4.    /       1      7)  37,  45     die   Prokne   m    eine    Schwalbe,   die  Philomela  in 

Pandareos,    ein    Kreter   von    Mllet    (vgl.    Paus.  ^iie  Nachtigall  verwandelt  werden  lassen.    Freilich  kann 

10,  30,  2),  entweder  bohn  des  Merops  oder  die  spätere  Variante  der  Sage  recht  wohl  auch  auf  einem 
des   Hermes   und   der   Merope   und   Gemahl    der  von   irgend   einem   Alexandriner    verschuldeten  Mifsver- 

Harmothoe,    welche  ihm  drei  Töchter  Aedon,  ständnis  der  Uesiodsteiie  beruhen. 


571      Itys  oder  Itylos  (bei  d.  Dramatikern) 

nicht  in  einen  Wiedehopf,  sondern  in  einen 
Habicht  {Kignog;  vgl.  v.  62  MtpxrjilcTO'U  t'  ccr]- 
öövog)  Yerwaudelt  wurde  (vgl.  auch  Äcsch. 
fr.  2d7  N.  u.  Hyg.  fab.  45:  Tereum  autein  accipi- 
trem  factum  diciint).  Am  meisten  scheint  zur 
Popularisierung  und  Gestaltung  der  Tereus- 
fabel  jedoch  Sophokles  beigetragen  zu  haben, 
von  dessen  Drama  Tereus  uns  mehrere  Frag- 
mente erhalten  sind  {NaucJc  fr.  519  —  535. 
Welcker,  Gr.  Trag.  1  S.  374  ff. ;  vgl.  auch  lo 
Electra  107.  147  f.  1077).  Der  wesentliche 
Inhalt  des  Stückes  läfst  sich  einerseits  aus 
den  erhaltenen  Fragmenten,  anderseits  aus 
den  mehr  oder  weniger  übereinstimmenden 
Angaben  anderer  Schriftsteller  erkennen,  die 
alle,  wie  es  scheint,  den  Inhalt  des  sophoMei- 
schen  Stückes  im  Auge  haben  {Thucyd.  2,  29. 


Proline,  den  Itys  haltend,  und  Philomela,  Vasenbild  (nach 
Annali  ISG.')  tav.  C  =  Baumeister,  Denkm.  S.  1330  Fig.  1484. 

Ovid  Met.  6,  411  ff.  Ai^lJod.  3,  14,  8.  Conon 
narr.  31.  Schol.  zu  Verg.  Ed.  6,  78.  Scliol. 
Ar.  av.  212.  Achill.  Tat.  5,  3,  5.  Mythogr. 
Lat.  ed.  Bode  1,  4.  2,  217.  Tzetzes  zu  Hes. 
8Qya  566.  Chil  7,  459  ff.);  über  die  vielleicht 
auf  das  Drama  des  PhiloJcIes  zurückgehende, 
von  SophoMes  stark  abweichende  Fabel  bei  Ily-  50 
gin.  45  s.  Ribhech,  JRöm.  Tr.  38  f.  Der  drama- 
tische Inhalt  des  sopliolcleischen  Tereus  scheint 
folgender  gewesen  zu  sein.  Der  thrakische 
König  Tereus  hatte  wahrscheinlich  zum  Lohne 
dafür,  dafs  er  den  attischen  König  Pandion 
im  Kampfe  gegen  den  Labdakos  unterstützt 
hatte  {Apd.  3,  14,  8.  Ov.  Met.  a.  a.  0.  423 ff.; 
vgl.  Thuc.  2,  29),  dessen  Tochter  Prokne  zur 
Frau  erhalten  und  mit  ihr  einen  Sohn,  Itys, 
gezeugt.  Später  verliebte  er  sich  in  die  zweite  go 
Tochter  des  Pandion,  Philomela,  lockte  sie 
unter  dem  Vorgeben,  sie  solle  ihre  Schwester 
Prokne  besuchen  (so  Tzetzes  a.  a.  0.;  nach 
Apollod.,  Servius.  Dan.,  Prob,  und  Hygin. 
a.  a.  0.  gab  er  vor,  Prokne  sei  tot  und  be- 
gehrte daher  die  Philomela  zum  Weibe ; 
nach  Ovid  a.  a.  0.  3IytJiorjr.  Gr.  ed.  Westerm. 
p.  382.     3Iyth.  Lat.   ed.   Bode  1,  4.     Tzetzes, 


Itys  oder  Itylos  (Bildwerke)         572 

CJdl.  a.  a.  0.  veranla/ste  Prokne  ihren  Ge- 
mahl, nach  Athen  zu  reisen  und  ihre  ge- 
liebte Schwester  mitzubringen;  vgl.  Bibbeck, 
Rom.  Tr.  35  Anm.  34),  nach  Aulis  in  ßöotien 
und  schändete  sie  daselbst,  worauf  er  ihr,  da- 
mit sie  nichts  verriete,  die  Zunge  ausschnitt. 
Aber  Philomela  machte  durch  Worte,  welche 
sie  in  einen  Peplos  webte  (anders  die  von  Bib- 
beck,  Büm.  Tr.  36  Anm.  39  angeführten  lat. 
Quellen),  der  Schwester  ihr  Schicksal  bekannt 
(vgl.  Aristot.  j}oet.  16).  An  einem  Dionysos- 
feste {Ovid  Met,  6,  586  ff.  triderica  Bacclii; 
vgl.  Bibbeck  S.  581),  an  welchem  es  nach 
Mythogr.  gr.  ed.  West.  p.  382  Brauch  war,  dafs 
die  thrakischen  Frauen  der  Königin  Geschenke 
sandten,  nahm  Prokne  furchtbare  Jtlache  an 
dem  treulosen  Tereus.  Sie  tötete  den  eigenen 
Sohn  Itys,  setzte  ihn  dem  Vater  (nach  Ovid 
648  unter  dem  Vorwande  heiligen  Featbrauchs) 
als  Braten  vor  und  entfloh  mit  ihrer  Schwester. 
Tereus  verfolgte  beide  mit  blanker  Waffe  (vgl. 
Arist.  Lys.  563),  wurde  aber,  ehe  er  sie  er- 
reichen konnte,  in  einen  Wiedehopf  (tnoip) 
verwandelt,  während  Prokne  zu  einer  Nachti- 
gall, Philomela  zu  einer  Schwalbe  wurde.  Der 
Mythogr.  lat.  läfst  den  Itys  in  einen  phasianus, 
der  Servius  Dan.  in  eine  pliassa  {pliasioMUS  ?) 
verwandelt  werden.  Ansjjielungen  auf  den  In- 
halt des  sophokleischen  Tereus  oder  den  ihm 
zu  Grunde  liegenden  Mythus  finden  sich  bei 
Aristoph.  av.  100.  209  ff.  Eur.  Hei.  1110.  Bhes. 
550.  Babr.  f.  12.  Lue.  Tragodop.  52.  Nonn.  44, 
265  ff.  47,  30.  Anacreont.  9  (12).  Nach  Sophokles 
behandelten  Bhilokles  (p.  589  Nauck  =  Hygin. 
f.  45?),  Livius  Andr.  und  Accius  denselben  Stoff 
{Bibbeck,  Büm.  Trag.   35  ff.;   vgl.   39.   577  ff.). 

Bildliche  Darstellungen  des  .Itys- 
mordes,  wie  es  scheint,  in  wesentlicher  Über- 
einstimmung mit  dem  attischen  Drama  und  mit 
Hesiod  finden  sich  auf  zwei  Vasen:  1)  Ann. 
d.  Lnst.  1863  tav.  C  (vgl.  Welcker,  A.  Denkm. 
3,  365  ff.  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Alt.  S.  1330 
Fig.  1484  und  Bibbeck  S.  583,  6:  Prokne  hat 
den  kleinen  Itys  unter  den  Armen  gefafst  und 
bereits  vom  Boden  erhoben,  den  Blick  fragend 
und  schmerzlich  auf  die  stumme  Schwester 
gerichtet,  welche,  ein  Schwert  an  der  Seite, 
mit  erhobenen  Armen  und  beredter  Finger- 
sprache ihr  die  grausame  Anweisung  giebt).  — 
2)  Kylix  d.  Panaitios :  Bull.  d.i.  1878  p.  204f. 
Journ.  of  Hell.  Stud.  8  (1887)  S.  440.  Klein, 
Euphronios^  282  f.  Meistersign.^  145  (hier  sind 
Itys  und  Aedon  beigeschrieben;  vgl.  Hiller 
a.  a.  0.  47  f.).  —  3)  Vgl.  auch  die  Gemme  bei 
Chabouillet ,  Cat.  des  camces  etc.  nr.  1806; 
vgl.  Annali  1865  S.  33.  Bibbeck  a.  a.  0.  S.  583 
A.  8 :  ,,  Prokne  und  Philomela  bringen  dem 
unter  einem  Baume  vor  einem  Dreifufs  sitzen- 
den Tereus  den  Kopf  des  Itys.  Auf  dem 
Baum  sitzen  eine  Schwalbe,  eine  Nachtigall, 
ein  Wiedehopf  und  ein  Stieglitz  (Itys)."  Ein 
Bildwerk  von  Alkamenes'  Hand  {TLQÖ-uvriv  tu 
sg  Tov  Tiaida  ßfßovleviifvrjv  ccvxriv  rs  y,(xl  xov 
"izvv  dvi&rjyii:v  Al-naiiivrjg)  befand  sich  nach 
Paus.  1,  24,  3  auf  der  athenischen  Akropolis. 

c)  Das  teils  aus  homerischen  (vgl.  die 
Namensform  Pandareos)  teils  aus  hesiodischen 
oder  attischen  Elementen    (vgl.   die  Namens- 


573 


lubav 


Inno  (Alter  u.  Verbreitg.  d.  Kultes)      574 


form  Itys  und  das  Motiv  der  Zerstückelung 
und  Kochung  des  Itys)  zusammengesetzte  Tier- 
märchen des  Boios  bei  Anton.  Lib.  11  s.  oben 
unter  Aedon  (Bi).  1  Sp.  84).  Ebendaselbst 
findet  man  auch  die  Deutung  der  Sage  und 
die  Erklärung  des  Namens  Itys  oder  Itylos; 
vgl.  Hesych.  s.  v.  i'tvXog  ....  vsog,  KTtaXög 
und  C.  I.  G.  8368,  wo  'irvlog  =  "Egcog  ist. 

Litteratur;  Welclcer,  Gr.  Trag.  1  S.  374 ff. 
Rihbech,  Böm.  Tr.  a.  a.  0.    Preller,  Gr.  M.°  lo 

2,  140  tf.  Ililler  de  Gaertrincjen,  de  Graec. 
fabulis  ad  Thraces  pertinentibus.  Diss.  Berolini 
1886   S.  35  ff.     0.  Keller,   Tiere  cl.   Mass.  AU. 

5.  31 6  ff.  Vgl.  auch  die  Artikel  Aedon,  Panda- 
reos,  Philomela,  Prokne,  Tereus.  —  2)  ITTÄOI, 
Beischrift  des  Eros,  welcher  eine  Jungfrau 
verfolgt,  auf  einer  Vase  der  Sammlung  Barone; 
vgl.  C.  I.  Gr.  8368  und  die  daselbst  angeführte 
Litteratur,  sowie  oben  Zeile  7  f      [Röscher.] 

lubar,   der  lateinische  Name   des   Morgen-  20 
sterns  {Ennius  und  Pacuvius  bei  Varro  de  l.  l. 

6,  6;  vgl.  7,  7,  76.  Ennius  ann.  fr.  326  bei 
Prise.  5  S.  658.  Paid.  Biac.  S.  104  s.  v.  Serv. 
V.  A.  4,  130.  Placid.  gl.  S.  474.    Isidor.  orig. 

3,  70,  18),  welcher  sonst,  dem  griech.  ^coacpö- 
Qog  entsprechend,  gewöhnlich  Lucifer  ge- 
nannt wird.  Das  Wort  iubar,  wohl  mit 
div ,  leuchten,  zusammenhängend,  bezeichnet 
ursprünglich  das  Strahlende,  Glänzende  über- 
haupt, so  dafs  es  auch  von  der  Sonne,  dem  30 
Monde,  den  Sternen,  der  Morgenröte,  dem 
Feuer,  dem  Golde,  dem  strahlenden  Antlitz 
der  Helden  oder  Fürsten  und  endlich  vom 
Glänze  des  Morgensterns  selbst  gebraucht 
wird  (vgl.  nitidum  iubar  extulit  unelis'Lucifer, 
Ovid.  fast.  2,  149).    Siehe  Lucifer.  [Steuding.] 

Inciinditas  Aiig*.,  die  in  Gestalt  einer  sitzen- 
den Frau  mit  Erdkugel  und  Scepter  persönlich 
vorgestellte  Liebenswürdigkeit  des  Kaisers 
{Cohen,  meel.  imp.'^  4  S.  412,  Alexandre  Se- io 
vere  105),  eine  den  auf  Kaisermünzen  sehr  oft 
vorkommenden  Begriffsverkörperungen  wie  Hi- 
laritas,  Laetitia  und  Indulgentia  ähnliche,  aber 
ganz  vereinzelt  auftretende  Personifikation. 

[Steuding.] 

Indaea^  die  Personifikation  des  jüdischen 
Landes  erscheint  öfters  auf  Münzen  des  Vespa- 
sianus  entweder  vor  einem  Palmbaum  oder 
vor  einem  Tropaion  oder  auf  einer  Lorica 
oder  zwischen  Waffen  sitzend  und  weinend  50 
(Cohen,  Med.  imper.-  1  S.  384  ff.  nr.  224 ff.). 
Ähnliche  Darstellungen  siehe  auf  Münzen  des 
Titus  {Cohen  a.  a.  0.  S.  438  fit.  nr.  112  ff.). 

[Röscher.] 

ludaios  Clov8cciog),  1)  Sohn  des  Typhon, 
Bruder  des  Hierosolymos,  nach  dem  die  Juden 
benannt  sind,  Plut.  Is.  et  Osir.  31.  —  2)  Einer 
der  Sparten,  der  sonst  Udaios  (s.  d.)  heifst 
und  dem  Lande  Judaia  seinen  Namen  gegeben 
daben  soll  {Stcph.  Byz.  s.  v.  'lovSaia);  doch  co 
siehe  MeineTce  z.  d.  Stelle,  der  auch  hier  OvScctog 
schreibt.     [Höfer.] 

Inga,  lugalis   s.  Inno. 

Ingatinus   s.  Indigitamenta. 

Ingula  s.  Orion. 

Iiiliueihiae,  Beiname  der  Matronae  auf 
einer  bei  Jülich  gefundenen  Inschrift,  Korre- 
spondenzblatt der  Westeleutschen  Zeitschr.  1886 


p.  170;   vgl.  Bonner  Jahrb.  83    p.  23   (s.  Ma- 
tronae).    [M.  Ihm.] 

Iiiliopolis,  die  Tyche  von  luliopolis  er- 
scheint auf  Münzen  dieser  Stadt  mit  der  Bei- 
schrift lOYAlOnOAlC  als  weibliche  Büste  mit 
dem  Schleier  unter  Commodus,  Mionnet  2, 
446,  187.  S.  5,  72,  363  (nach  Vaillant).  Cat. 
of  Greek  Coins  [in  the  Brit.  Mus.']  Pontus,  Pa- 
phleigonia,  Bithynia  etc.  p.  149  nr.  4  PI.  XXXI,  6; 
mit  der  Beischrift  lOYAlOnOACIC  als  stehende 
Frau  im  Chiton  mit  Diplois  und  Peplos,  auf 
dem  Haupt  die  Mauerkrone,  in  der  L.  ein 
Scepter,  auf  flammendem  Altar  opfernd,  unter 
Geta,  Cat.  of  Gr.  C.  Pontus  etc.  p.  150  nr.  8, 
PI.  XXXI,  7.     [Drexler.] 

lulo  {'lovlcoj,  Beiname  der  Demeter  als 
Erntegöttiu  von  den  Garben  {i'ovloL),  Semos 
von  Delos  bei  Athen.  14,  618  d;  im  schol.  Apoll, 
lihod.  1,  972  heifst  sie  Ulo  {Ovlm),  denn  ovlog 
ist  =  lovlog,  Hesych.  Der  der  Demeter  lulo  zu 
Ehren  gesungene  Hymnos  hiefs  selbst  iovlog,  s. 
Athen,  und  schol.  Apoll.  Rhod.  a.  a.  0.  Phot.  Siüd. 
Etym.  M.  472,  36.  Tzetz.  Lißophr.  23.  [Höfer.] 

lulus  oder  liillns  {Mommseyi  im  Hermes  24, 
1889  S.  155  f.;  vgl.  d.  römische  Inschr.  in 
den  Notizie  d.  scavi,  April  1888  S.  224;  in 
betreff  der  Formen  Diovilus,  lovilus,  lohilus, 
loilus,  lulus  vgl.  Bücheier  im  Rh.  Mus.  44, 
1889  S.  323),  der  eponyme  Stammvater  der  gens 
lulia,  welcher  dem  Askanios  (s.  Bd.  1  Sp.  613, 
61  ff.)  gleichgesetzt  wurde.  So  auch:  Verg. 
Aen.  4,  274.  6,  364.  Ovid.  her.  7,  75.  83.  137. 
153.  am.  3,  9,  14.  met.  15,  767.  ex  Pont.  2, 
11,  15.  Propert.  4,  1,  48.  Sil.  It.  8,  71.  13,  863. 
Aur.  Vict.  or.  g.  R.  9,  3.  Mythogr.  Vat.  1,  204. 
Stammvater  der  lulier:  Verg.  Aen.  1,  288.  6, 
789.  Ovid.  fast.  4,  39.  Suet.  Caes.  81.  3Iart. 
6,  3,  1.  luven.  8,  42.  Erbauer  von  Alba  Longa: 
luven.  12,  70.  Schol.  Flor.  1,  1,  4.  Ygl.Sehtvegler, 
R.  Gesch.  1 ,  337  ff.  E.  Schulze  in  der  Ar  eh. 
Zeit.  1873  S.  3  u.  7.  Jordan,  Top.  d.  St.  Rom 
1,  2  S.  101.  Später  wurde  lulus  von  Askanios 
getrennt  und  als  dessen  ältester  Sohn  bezeich- 
net {iJion.  Hai.  1,  70,  4.  Festus  S.  340  s.  v.  Silvi. 
Bio  Cass.  fr.  4,  10.  lib.  41,  34,  2.  43,  43,  2, 
Serv.  V.  G.  3,  35.  Aur.  Vict.  or.  g.  R.  17,  4; 
vgl.  Strabo  13,  1,  27  S.  595),  welcher  nach  dem 
Tode  seines  Vaters  von  seinem  Oheim  Silvius 
aus  der  Königs  würde  verdrängt  und  zum  Ober- 
priester gemacht  worden  sein  sollte  (Dion.  Hai. 
1,  70,  4  f.  Diodor  bei  Euseb.  1  S.  389.  Hiero- 
nym.  chron.  z.  Jahr  870);  siehe  auch  Bd.  1 
Sp.  190,  46  ff.  613,  36  ff.     [Steuding.] 

lunios  {'lovvLog),  1)  Sohn  des  Daunos.  Er 
oder  sein  Vater  tötete  den  nach  Daunien  in 
Italien  (am  'loviog  v.6lnog)  gekommenen  Dio- 
medes  (s.  d.)  auf  der  Jagd;  Schol.  II.  5,  412. 
Vgl.  lonios.  [StolL]  —  [2)  Begleiter  des 
Aineias,  Urahn  d.  lunier;  Dion.  H.  4,  68.    R.] 

Inno. 

I.  Alter,  Verbreitung  und  Bedeutung  des 
Itmokultes  der  italischen  Stämme. 

Dafs  der  Kult  der  Inno  zu  den  ältesten 
imd  wichtigsten  Italiens  gehörte,  ist  eine  wohl- 
bezeugte Thatsache.  Vgl.  Tertidl.  ad  neit.  2,  12 : 
Varro  antiquissimos  eleos  lovem,  lunonem 
et  Minervam  refert.    Der  älteste  römische  Kult 


575      luno  (Alter  u.  Verbreitg.  d,  Kultes)  luno  (Alter  u.  Verbreitg.  d.  Kultes)      576 

war  wohl  der  (sabinische?)  der  Lucina,  einge-  I.  Sospita  blühte  {Oo.  f.  6,  60),  einen  lunonalis 

führt  von  dem  sabinischen  König  T.  Tatius,  in  Praeneste  {Ovid.  f.  6,  62.  Macroh.  a.  a.  0.), 

welcher  nach  dem  Zeugnis  der  Annales  b.  Varro  und  dürfen  bei  der  auch  sonst  nachweisbaren 

dieser  Göttin  einen  Altar  gründete  [Varro  l.  1.  Übereinstimmung    der    sämtlichen    latinischen 

5,  74:  et  arae  Sabinum  lincjuam  olent,  quae  Kalender  denselben  Monat  wohl  auch  in  Gabii, 
'lati  regis  voto  sunt  Bomae  dedicatae,  nam,  nt  Alba,  Tibur,  Ardea,  Falerii  voraussetzen,  zu- 
Annales  dicunt,  vovit  Opi,  Florae,  Vedio,  lovi  mal  da  auch  in  diesen  Städten  berühmte  luno- 
....  Dianae  Lucinaeque).  Wahrscheinlich  kulte  bestanden  (Genaueres  darüber  s.  unten 
befand  sich  dieser  Altar  des  Tatius  in  dem  Sj).  604  f.).  Es  ist  aufserdem  nicht  unwahr- 
bekannten,  seit  dem  J.  379  d.  St.  mit  einem  lo  scheinlich,  dafs  ein  lunomonat  auch  in  der 
Tempel  (Fest  am  1.  März)  geschmückten  lucus  Gruppe  der  bei  Mommsen  a.  a.  0.  aufgezählten 
I.  Lucinae  auf  dem  Cispius  mons  genannten  sabellischen  Kalender  vorkam,  da  dieselben 
Teile  des  Esquilinus  (vgl.  Varro  l.  l.  5,  49 — 50.  fast  alle  einen  Monat  Martius  aufzuweisen 
Becker,  Hdb.  d.  r.  AU.  1,  536  f.  unten  Sj).  583  u.  haben  und  somit  in  der  Hauptsache  mit  dem 
602).  Einen  anderen,  ebenfalls  uralten  Kult  latinischenKalender  übereingestimmt  zu  haben 
hatte  die  luno,  wie  es  scheint,  gemeinschaftlich  scheinen.  Aber  nicht  blofs  in  Latium  und  bei 
mit  luppiter  und  Minerva  in  einem  sacellum  des  den  sabinischen  und  sabellischen  Stämmen, 
sogen.  Capitolium  vetus,  einem  Teile  des  m  sondern  auch  ebenso  bei  den  Umbrern  und 
ältester  Zeit  von  den  Sabiuern  besiedelten  Oskern  (Samnitei-n),  sowie  in  dem  mit  sabini- 
Quirinalis  {Varro  l.  l.  5,  158:  Capitolium  vetus,  20  scher  Bevölkerung  stark  durchsetzten  südlichen 
quod  ibi  sacellum  lovis,  lunonis,  Minervae,  Teile  Etruriens  (Veji,  Falerii;  vgl.  Müller- 
ei id  antiquius  quam  aedis  quae  in  Capitolio  Deeclce,  Etrusker^  2,  43  ff.  64)  war  der  luno- 
facta;  vgl.  ScMvegler,  B.  G.  1,  480.  Ambrosch,  kult  seit  ältester  Zeit  stark  verbreitet.  So 
Stud.  1,  172  f.;  anders  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr.  kennen  wir  aus  umbrischem  Gebiete  die  Kulte 
d.  St.  Bom2,84:S.).  Auch  der  Kult  der  I.  Moneta  der  luno  Lucina  und  der  Kegina  von  Pisau- 
(Fest  am  1.  lunius)  auf  der  arx  des  kapitolin.  rum  (C.  I.  L.  1,  171  ff.  s.  unten  Sp.  605), 
Hügels,  an  welcher  Stelle  der  sabinische  aus  samnitischem  und  kampanischem  Gebiete 
König  Tatius  residiert  haben  sollte  (P/w<.  ii'ow.  die  Kulte  von  Beneventum  (luno  Regina, 
20.  tSolin  p.  10,  2  Mo.),  scheint  sehr  alt  zu  sein  nicht  Veridica,  s.  unten  Sp.  600),  Aesernia  (I. 
(s.  u.  Sp.  593  f.  u.  vgl.  Jordan,  Topogr.  1,  2,  109).  30  Populona;  s.  unten  Sp.  598),  Terventum,  Cales 
Für  die  Beurteilung  des  Alters  und  der  Ver-  (luno  Lucina),  Capua  (I.  Lucina  Tuscolana; 
breitung  des  lunokultus  ist  ferner  die  That-  I.  Gaura),  Teanum  Sidicinum  (I.  Populona) 
Sache  wichtig,  dafs  ein  der  luno  heiliger  und  u.  s.  w.  (Genaueres  darüber  in  Abschn.  Vi), 
nach  ihr  benannter  Monat  in  mehreren  lati-  so  dafs  mit  Recht  die  luno  als  eine  von  jeher 
nischen  Kalendern  vorkam,  die  offenbar  auf  bei  derf  Latinern  und  den  mit  diesen  ver- 
einen latinischen  ürkalender  deuten  (vgl.  wandten  Umbrern  und  Oskern  einheimische 
Mommsen,  Böm.  Chron.'^  219  ff.).  Wir  finden  Göttin  bezeichnet  werden  kann.  Eine  noch 
nämlich  einen  lunius  (=  lunonius*)  in  Rom,  weitere  Perspektive  hinsichtlich  des  Alters  des 
einen  lunonius  bei  den  Latinern  in  Aricia  {Ov.  lunokultes  gewinnen  wir  durch  die  Ver- 
f.  6,  59.  Macrob.  1,  12,  30),  Laurentum  und  in  40  gleichung  der  Inno  mit  der  in  allen  wesent- 
Lanuvium,  wo  bekanntlich  der  uralte  Kult  der  liehen  Funktionen  mit  ihr  übereinstimmenden 

,^                         .  Hera-Dione   der  Griechen.     Wir  dürfen  aus 

*)  Wenn  Mommsen    Rom.  Ckron.-  S.  222  und  Rof stach,  ^j^gg^  ^^j^^^  ^y^^^  g^    j  g       ^QST   angedeuteten 

Rom.   Ehe   S.    268    nach    dem   Vorgange    des    Varro  u.    a.  fVi         •      j.-                             i  i       i          ,-,11..         •    , 

(  Varro  1. 1.  6,  33.  Fuivius  Nob.  bei  3iacrob.  1, 12, 16.  Censor.  Übereinstimmung    wohl    den    bchluls    Ziehen, 

a.  u.  48,  lau.   Piut.  Numa  19.    Q.  R.  86.   Ovid  f.  1,  41.  "'^^  *^'^   griechische  Hera-Dione   ursprünglich 

6,  88  lo.  Lyd.  de  mens.  p.  246  R.)  den  Namen  des  lunius  mit  der  italischen  luno  identisch  war  und 
von  ha-enis  (oder  iuvare)  ableiten  wollen,  so  ist  diese  beide  Göttinnen  aus  einer  in  der  sogenannten 
Deutung  nicht  blofs  deshalb  unwahrscheinlich,  weil  man  gräcoitalischeu    Epochc    bereits    Vorhandenen 

keinen  rechten   sachlichen  Grund   dafür   anzugeben    ver-  Einheit   hervorgegangen   sind.     Als   die   Haupt- 

mag  (vgl.  Fuivius  N.  bei  Macroö.  a.  ^.  ORomuius  post-  ^^  ],te,  in  welchen  sich  bei  methodischer  Ver- 

quam  populum  in  matores  tunwrcsgue  divisif  .  .  .in  honorem  1    •   1                t                        ..       ^^   ^         ^^       ,.,..,       i 

utrius<2ue  partis   hunc   3Iaium,    sequentem    lunium    mensem  gleichung     diese     Ursprüngliche     Identität     der 

vocavii),   sondern   wird   auch   durch  die  Existenz  des  lu-  ^""0   ""d    Heia   zeigt,    smd   folgende    herVOrzu- 

nonius  oder  lunonalis  in  den  verwandten  Kalendern  und  heben.     Beide  Gottheiten,    lunO    wie   Hera,    sind 

durch    den    Hinweis    auf    das   gerade   auf  die   Kaienden  ursprünglich     Mondgöttinnen,     wurden     als 

des  Juni  fallende  wichtige  lunofest  {Cc.nsor.  p.  48,  25  solche    vorzugsweise    an    Neumonden    ver- 

ed.  H.)  widerlegt.    Vgl.  Cincius  bei  MacroOius  1,  12,  30:  ghrt  und  führen  die  gleichbedeutenden  Namen 

!";;,;""'"'""/"'  ■  ■  "jf'"'';:'  «'•^'^va^o^  lunonius  j^no  und  Jicovr}  (vonWurzelt^^^;  leuchten),  von 

apud   Latinos    ante    vocttaius    diuque    apud    Anctnos    Prae-  ^               lij.            /        ^      n  i     ..    ci       c^^r^^-.     t           h 

nestinosque   hac   appellaüoae   in  fastos  Latus  sit,    adeo  ut,  ^^«l^en   letzterer  (s.  ob.  Bd.  1    Sp.  2088)   der  alte 

sicut  Nisus  in  commentariis  fasiorum  dicii,  apud  maiorcs  epirotische  Name  der  Hera  gewesen  ist.     Em 

quoque  nostros  haec  appeiiatio  viensis  diu.  rnanserit,  sed  post  60  zweiter  Synonymer  Name  der  italischen  Göttin 

detritis  quibusdam   litteris   ex  lunonio  lunius   dictus  sit.  war  Lucina   oder  Lucetia  (vou  Wurzel  lue; 

s.  auch  Varro  b.  Censor.  48,  24.    Serv.  V.  Geo.  1,  43.  vgl.    lu(c)na  =  Mond),    welcher   ebenfalls   die 

Piut.  Numa  19.    Röscher,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  111  s.  367  ff.  Leuchtende  bedeutet.    Da  der  Mond  nach  der 

^ius'^Tto  \Z.t"vTr"^  tT  "':"l  ^l"  'f'f  Anschauung  der  Alten  die  für  den  weiblichen 

nius  Ygl.  Leo  Meyer,  Vgl.  Gr.  1,281.     Fick  m  Auhns  Ztsc/ir.  n,.„„„-„,^„f     ^         •    uj--             iz     j-                 •                  j 

22,98.    Kähner,  Aus/.  Gr.  d.  tat.  Spr.  1,131  f.    Corssen,  Oi'gan  smus  SO   Wichtigen  Katamenien   und, 

^«*'47>r.  etc. 2  2,  581  f.  —  Corae«  a.  a.  O.  1,  212  will  lunius  '^^^  damit  eng  zusammenhängt,  die  Ent- 
direkt von  Wurzel  rf/c  glänzen,  leuchten  ableiten,  schwer-  bindung  zu  bewirken  schien,  so  ist  luno 
lieh  richtig.  ebenso  wie  Hera  zunächst  Göttin  der  Men- 


577      Inno  (Übersicht  d.  Hauptfunktionen)  Inno  (G.  d.  Mondes,  d. Menstr.  u. Entbindg.)   578 

struation  und  weiterhin,  ebenso  wie  Artemis,  rateten  Priesterinnen  versehen  wurde. 
Selene  und  Diana,  der  Entbindung  geworden  Wahrscheinlich  waren  endlich  die  Lilie  und 
(Inno  Fluvionia,  Lucina,  Ossipago  etc.  ="HQa  Granate  beiden  Göttinnen  geheiligt  (Genau- 
£llsi'&via).  Mehrfach  finden  sich  Berührun-  eres  s.  bei  Röscher,  Inno  u.  Hera  S.  4  ff.). 
gen  mit  anderen  evidenten  Mondgöttin- 
nen, wie  z.  B.  der  luno  mit  Diana  und  Luna  ^'  ^^°  .^^^  Göttm  des  Mondes,  der 
und  der  Hera  mit  Artemis,  Hekate  und  Se-  Menstruation  imd  Entbindung  (Fluvioiüa, 
lene  (Ausführliches  darüber  siehe  bei  Röscher,  Lucma  etc.). 
Selene  und  Vencandtes ,  Leipzig  1890).  So  Dafs  luno,  deren  Kult,  wie  wir  gesehen 
werden  luno  und  Hera,  wie  auch  Artemis,  lo  haben,  seit  den  ältesten  Zeiten  bei  Latinern, 
Hekate  und  Selene,  auf  einem  Wagen  Oskern  und  Umbrern  verbreitet  gewesen  zu 
fahrend  und  fackeltragend  oder  "be-  sein  scheint,  ursprünglich  die  Bedeutung  einer 
waffnet  gedacht  (vgl.  die  bewaffnete  und  Mondgöttin  hatte,  ist  verhältnismäfsig  leicht 
auf  einem  Wagen  fahrende  luno  von  Lanu-  zu  erweisen.  Schon  die  Alten  selbst  erkannten 
vium  und  von  Tibur  einerseits  mit  der  eben-  dies  klar,  indem  sie  die  Funktion  der  luno  als 
falls  fahrenden  Artemis,  Selene  und  Hera,  Göttin  der  Entbindung  und  Geburt,  sowie  ihre 
anderseits  mit  der  wohl  bewaffnet  zu  denken-  Verehrung  an  den  Kaienden  oder  Neumonds- 
den  Hera  Hoplosmia  Bd.  1  Sp.  2098);  auch  tagen  auf  den  Mond  bezogen,  oder  ihren  Bei- 
spielt die  Ziege  im  Kult  der  Inno  eine  ganz  namen  Lucina,  den  sie  vorzugsweise  als  Ent- 
ähnliche Rolle  wie  in  dem  der  Hera  und  Arte-  20  bindungsgöttin  führt,  durchaus  richtig  mit 
mis  (Röscher,  Inno  und  Hera  S.  34  ff.).  Wenn  Luna  in  etymologischen  Zusammenhang  brach- 
ferner luno  und  Hera,  wie  auch  die  Mond-  ten.  So  sagt  Varro  de  l.  l.  5,  69:  Quae  (luna) 
göttinnen  anderer  Völker,  als  Ehe- und  Hoch-  ideo  quoque  videtur  ab  Latinis  luno  Lucina 
Zeitsgöttinnen  verehrt  wurden  (luno  luga,  dicta  ...  quod  ab  luce  eins,  qua  qids  coriceptus 
Matrona,  Pronuba  ==  "Rqu  Zvyia  und  TelsLa),  est,  usque  ad  cam,  qua  j^artus  quis  in  lucem, 
so  erklärt  sich  auch  diese  Funktion  aus  der  luna  iuvat,  donec  mensibus  actis  produxit  in 
Vorstellung  des  Mondes  als  einer  die  Kata-  lucem,  fictaaiuvando  et  luce  luno  Lucina:  aquo 
menien  und  Entbindungen  und  somit  ehe-  parientes  eam  invocant,  luna  enim  nascentium 
liehe  Fruchtbarkeit  bewirkenden  Göttin.  So  dux,  quod  menses  (Monate  oder  Monatsflufs?) 
entstand  auch  der  Mythus  von  der  Hoch-  30  huius.  Ähnlich  heifst  es  bei  Cicero  de  n.  d. 
zeit  und  Ehe  der  luno  und  Hera  mit  dem  2,  27,  69:  Luna  a  lucendo  nominata  .  .  .  eadem 
höchsten  und  ältesten  Himmelsgott  (luppiter,  est  enim  Lucina;  itaque  ut  apud  Graecos  Dia- 
Zeus),  sowie  die  Vorstellung,  dafs  diese  Hochzeit  nam  eamque  Luciferam  sie  apud  nostros  Luci- 
und  Ehe  das  ideale  Prototyp  sämtlicher  nam  in  pariendo  invocant.  Ungefähr  dieselben 
menschlichen  Hochzeiten  und  Ehen  sei.  Anschauungen  vertritt  auch  Plutarch  {Q.  Gr. 
Wahrscheinlich  wurde  auch  in  Italien  ebenso  77),  wenn  er  fragt:  z/ia  zC  .  .  .  vofii^ovßt  .  .  . 
wie  in  Griechenland  ein  Hierosgamosfest  mit  rovg  .  .  .  (liivag  rfjs  "Hqaq ;  und  sodann  anf- 
allen Cerimonieen,  welche  bei  menschlichen  wortet:  on  .  .  noisi  .  .  .  rj  Gslr'jvr]  xovq  (li'jvag. 
Hochzeiten  üblich  waren,  gefeiert  (z.  B.  in  ...  zito  v.al  "lovvov  sTiovoaä'^ovat  ttjv  "Hqccv, 
Falerii;  vgl.  unten  Sp.  .591).  Ferner  leitete  40  to  viov  fj  ro  vscoxsqov  i(iq)aivovrog  rov  ovö- 
man  in  Italien  ebenso  wie  in  Hellas  die  ein-  iiazog  anb  zfig  oslrivr^g,  v.al  äovalvccv  "Hqkv 
zelnen  Akte  der  Hochzeit,  welche  im  wesent-  Kctlovoiv  olov  cpcozsLvrjv  i]  cpcozC^ovaav,  Kai  vo- 
lichen  den  Griechen  und  Italikern  gemeinsam  hl^ovolv  snl  zdig  Xo%£Laig  v.al  coötoi  ßorj&siv, 
sind  und  aus  der  gemeinsamen  Urzeit  stam-  coansQ  ytal  z)]v  csh'jvrjv  „diä  %väveov  -nöXov 
men,  von  jener  idealen  göttlichen  Hochzeit  uazQcav  Sicc  z'  cotivzokolo  aslävag^^  (^gl-  Rerglc, 
ab  (z.  B.  den  Hochzeitszug  vom  Hause  der  P.  L.'-  S.  1001).  ivzov.siv  yag  av  zaig  itccv- 
Braut  nach  dem  des  Bräutigams,  die  Salbung  Gsly^voig  (läliazu  doKovai  (vgl.  Chrysippos  b. 
der  Thürpfosten  und  die  Anlegung  des  braut-  Schal,  z.  II.  $483). —  lo.  Lydus  (p.  98.  186  R.) 
liehen  Gürtels)  und  verehrte  demgemäfs  die  und  ilfocrotius  (1,15, 20)  endlich  wollen  die  Feier 
luno  als  Domiduca  (Iterduca),  Unxia,  Cinxia  50  der  Inno  an  den  Kaienden  von  ihrer  Mond- 
nnd  Pronuba  gerade  ebenso  wie  Hera  bei  der  bedeutung  ableiten.  Vgl.  auch  die  interessante 
Feier  des  sogen,  hqog  yäßog  als  die  göttliche  Inschrift  C.  I.  L.  5,  3233  (Verona):  lun(oni) 
Stifterin  der  sämtlichen  Hochzeitsbräuche  ver-  Lun(ae)  Reg(inae)  sacr.j  welche  zu  beweisen 
ehrt  wurde.  Ferner  galten  beide  für  himm-  scheint,  dafs  die  Identificierung  von  luno  und 
lische  Königinnen  (Inno  Regina  =  "Hqu  ßaai-  Luna  sogar  volkstümlich  geworden  ist  (oder 
Xeidt),  was  sich  entweder  aus  ihrer  Vermählung  sollte  hier  an  eine  'luno'  Luuae  [s.  lunones]  zu 
mit  dem  König  der  Götter  oder  aus  der  Vor-  denken  sein?).  Unter  den  neueren  Mythologen 
Stellung  des  Mondes  als  der  „regina  siderum"  vertritt  Preller  mit  Entschiedenheit  die  Mond- 
erklärt. Was  endlich  die  Übereinstimmung  bedeutung  der  luno  {Preller- Jordan,  R.  M.^  1, 
des  Kultus  betrifft,  so  ist  aufser  der  Feier  am  60  271  ff.).  Wenn  wir  jetzt  die  Gründe  erwägen, 
Neumonde  und  dem  in  ähnlicher  Weise  von  welche  sich  dafür  anführen  lassen,  so  ist 
Griechen    und  Italikern    gefeierten  Feste    des  folgendes  hervorzuheben: 

ifQog  yafiog  hervorzuheben,  dafs  beide  Göttinnen  Zunächst  kann   es  kaum   zweifelhaft   sein, 

vorzugsweise  mit  Kuhopfern  verehrt  wurden,  dafs  Inno  eine  Lichtgottheit  war,  denn  nur 

dafs    beiden    ein    nach    ihnen    benannter  aus  ihrer  Beziehung  zum  Lichte   erklärt  sich 

Monat  (lunius,   lunonius,   lunonalis,  "HQuiog,  ihr  Hauptname  luno,  insofern  er  auf  dieselbe 

'HQÜatog)  heilig  war,  und  ihr  Tempeldienst,  so-  Wurzel   div    (glänzen,    leuchten)    zurückgeht, 

viel  wir  wissen,    in   der  Regel  von  verhei-  welche    von   verschiedenen    indogermanischen 

Röscher,  Lexikou  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  ,                                                     19 


579 


luno  (Lucina,  Lucetia) 


Völkern  auch  zur  Bezeichnung  der  Gottheit 
des  lichten  Himmeläthers  Djaüs,  Zhvg,  Diovis 
{lovis),  Zio  und  von  den  Italikeru  zur  Be- 
nennung einer  andern  ganz  evidenten  Licht- 
oder Mondgöttin,  äev  Diana,  verwendet  wor- 
den ist  {Corssen,  Ausspr.  etc.  ^  1  S.  212.  365. 
668.  Krü.  Nachtr.  S.  142).  Inno  steht  abo  für 
Diou-n-on  (vom  Stamm  Diov-e)  und  bildet 
folglich  gewissermafsen  eine  feminine  Parallele 
zu  Diovis  oder  lovis,  ebenso  wie  dicövri  zu 
Zfvg  (Stamm  JiJ^;  vgl.  Prellcr-Jordan,  R.  M.^ 
1,  271).  Die  Alten  selbst  leiteten  den  Namen 
mehrfach  falsch  von  iuvare  oder  iuvehis  ab 
{Varro  l.  l.  5,  67  u.  69.  Cic.  n.  d.  2,  26,  66. 
Flut.  Q.  B.  11.    Mart.  Cap.  2,  149). 

Auf  denselben  Begriff  des  Leuchteus  be- 
ziehen sich  aber  auch  die  noch  durch- 
sichtigeren Beinamen  Lucina  (altlateinisch 
Loucinu)  und  Lucetia  {Mart.  Gap.  2,  149 
sive  te  Lucin  am  quod  luctm  nasceniibus 
trihuas  ac  Lucetiam  convenit  nuncupare), 
welche  wahrscheinlich  erst  dann  dem  Haupt- 
namen luno  zugefügt  wurden,  als  man  sich 
seiner  ursprünglichen  Bedeutung  nicht  mehr 
klar  bewulst  war  und  den  Sinn  des  zum  blofi^en 
nomen  proprium  herabgesunkenen  oder  mifs- 
verstandenen  Appellativums  durch  Hinzu- 
setzung eines  bedeutuDgsvollen  Beinamens  zu 
erneuern  suchte  (vgl.  z.  B.  Zfvs  Av-naiog,  lup- 
piter  Lucetius,  Diana  Lucina,  Fors  Fortuna, 
Aius  Locutius  u.  s.  w.).  Ohne  Zweifel  ist 
Luc-ina  oder  Luc-etia  von  der  bekannten 
Wurzel  lue  leuchten  abzuleiten,  welche  nicht 
selten  gerade  zur  Bezeichnung  des  Mondes 
und  der  Mondgöttin  gebraucht  wird;  denn 
lat.  lü-na  steht  für  lue -na,  im  Kirchenslav. 
bedeutet  Ittca  und  luna  den  Mond,  und  die  in 
der  Regel  für  eine  Mondgöttin  gehaltene  und 
darum  auch  z.  B.  von  Catull  34,  13  mit  luno 
identificierte  Diana  führt  ebenso  wie  luno  den 
Beinamen  Lucina  (s.  Bd.  1  Sp.  1007),  Luna 
aber  heifst  Noctiluca  (Varro  l.  l.  5,  68.  Hör. 
ca.  4,  6,  38),  was  an  die  von  Pausanias  (2, 
31,  4)  erwähnte  Artemis  Av-niia  zu  Troizen 
erinnert  (vgl .  Ourtius ,  Grdz.  ^  1 60  f.  Corssen, 
Ausspr.  etc.'''  1,  35.  Fick,  Vgl.  Wörterb.-  394). 
Auch  in  diesem  Falle  begegnen  wir  wieder 
einer  falschen  Etymologie  der  Alten,  indem 
Plmius  {li.  n.  16,  235)  den  Beinamen  Lucina 
von  dem  uralten  Hain  (lucus)  dieser  Göttin 
auf  dem  Esquilinus  ableiten  wollte  (vgl.  unten 
Sp.  602),  während  andere  (z.  B.  Cicero,  Varro, 
Plutarch  an  den  oben  Sp.  578  angeführten 
Stellen)  Lucina  richtig  mit  lux  und  luna  in 
Zusammenhang  brachten. 

Müssen  wir  also  schon  auf  Grund  der 
beiden  Hauptbenennungen  der  Inno  annehmen, 
dafs  dieselbe  im  allgemeinen  zu  den  licht- 
spendenden Gottheiten  gehört,  so  ersehen 
wir  aus  ihrer  Funktion  als  Göttin  der  Men- 
struation und  Entbindung,  dafs  sie  spe- 
ziell eine  Göttin  des  Mondes  ist.  Menstrua- 
tion und  Entbindung  nämlich  hielten  die 
Griechen  und  Römer  und  andere  Völker 
(vgl.  die  bei  BoscJier ,  luno  u.  Hera  S.  19 
Anm.  19  und  oben  Bd.  1  Sp.  2089 ff  ange- 
führten Stellen)  für  eine  natürliche  Wirkung 
des  Mondlichts,   wie   schon  aus   den  Bezeich- 


luno  (Lucina,  Fluvionia,  Fluonia)      580 

nungen  (irjvsg,  Karafn^via,  ififn^via,  yioc&ÜQasig 
ffi(irjvoi,  men^es,  menstrua  purgatio  hervorgeht, 
insofern  diese  Ausdrücke  mit  hti\v  Monat,  ju-r/rTj 
Mond,  lat.  mensis  Monat,  kirchenslav,  viese-cl, 
Mond,  Monat  etc.  zusammenhängen  {Ciirtius, 
Grdz.^  333).  Den  Grund  für  die  angegebenen 
Benennungen  haben  wir  unzweifelhaft  in  der 
Regelmäfsigkeit  der  Erscheinung  zu  suchen, 
welche  bekanntlich  meist  mit  dem  abnehmen- 

10  den  Monde  oder  monatlich,  oft  mit  dem 
Tage,  wiederkehrt  und  folglich  als  eine  Wir- 
kung des  Mondes  angesehen  wird  (s.  die  Stellen 
bei  Röscher,  luno  u.  Hera  S.  21  und  oben 
Bd.  1  Sp.  2089fF.).  Als  Göttin  der  Menstruation 
führte  luno  den  Beinamen  Fluonia  (Flu- 
vionia; oben  Sp.  198 f.),  und  die  von  Augu- 
stinus {de  ciii.  d.  7,  2)  aus  Varro  angeführte 
Dea  Mena  [=  Mrjvri],  quae  menstruis  fluo- 
ribus    praeest,     lovis    filia,     kann    ursprüng- 

20  lieh  kaum  von  ihr  verschieden  gewesen 
sein.  S.  August,  c.  d.  7,  2:  Hanc  provinciam 
fluorum  menstruorum  in  libro  selectorum 
deormn  ipsi  lunoni  idem  auctor  {Varro)  ad- 
signat,  quae  in  diis  selectis  etiam  regina  est  et 
hie  tamquam  luno  Lucina  eiim  eadem  Mena 
privigna  sua  eidem  cruori  praesidet.  Paul, 
ep.  Fest.  p.  92,  15:  Fluoniam  lunonem  mu- 
lieres  colebant^  quod  eam  sanguinis  fluorem 
in  eonceptu  retinere  putahant.     Mart.  Cap.  2, 

30  149:  nam  Fluoniam  Februalemque  ac  Februam 
mihi  poscere  non  necesse  est,  cum  nihil  conta- 
gionis  corporeae  sexu  intcmerata  pertulerim. 
Tert.  ad  nat.  2,  11:  Fluvionia,  quae  infantem 
in  utero  [alit'fj.  August,  c.  d.  7,  3  p.  243, 
17  Homb.  Mytliogr.  3,  3.  Arnob.  adv.  nat.  3, 
30  {Fluvionia).  Vgl.  auch  die  Stellen,  wo 
von  der  befruchtenden  Wirkung  des  Mond- 
lichts die  Rede  ist:  Plut.  Q.  Com.  3,  10,  3,  9. 
Macrob.  1,  16,  21  ff.   Jb.  Lydtis  p.  166  ed.  R. 

40  Mehr  bei  Röscher,  Inno  it.  Hera  S.  17  A.  12 
und  im  Artikel  Selen  e. 

Aus  dieser  deutlichen  Beziehung  des  Mondes 
zur  Menstruation,  welche  bekanntlich  bei  ein- 
tretender Schwangerschaft  völlig  verschwindet 
und  sich  erst  nach  Beendigung  des  Säugens 
wieder  einstellt,  ist  es  nun  ohne  Zweifel  zu 
erklären,  dafs  luno  ebenso  wie  andere  an- 
erkannte Mondgöttinnen  (z.  B.  Artemis,  Selene, 
Diana)  zu  einer  Göttin  der  Entbindungen  und 

50  Geburten  geworden  ist  (vgl.  Cic.  nat.  deor.  2, 
46,  119:  Luna...  graviditates  et  partus  afferat 
maturitatesque  gignendi.  Aristot.  de  an.  gen.  4, 
10  (ed.  Didot  3,  413,  38):  av^ßccUszai  {fj  as- 
Xt^vtj)  ft's  Ttäßag  rag  yavsasig  xai  riXiicöaEig 
und  die  übrigen  oben  Bd.  1  Sp.  2089  ff.  und 
bei  Röscher,  luno  und  Hera  S.  40  und  Selene  u. 
Verivandtes  S.  55  ff.  angef.  Stellen).  Erstens  näm- 
lich liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  das  Blut, 
welches  vor   der  Schwangerschaft  regelmäfsig 

Go  abgesondert  wird  und  nach  der  Empfängnis 
im  weiblichen  Körper  zurückbleibt,  für  den 
zur  Ausbildung  und  Entwickelung  des  Fötus 
notwendigen  Ernährungsstoff  zu  halten  und 
anzunehmen,  dafa  dieselbe  Macht  des  Mond- 
lichts, welche  jene  Erscheinung  hervorzurufen 
scheint,  auch  das  allmähliche  Wachsen  und 
Reifen  des  Kindes  im  Mutterleibe  bis  zur  Ge- 
burt  bewirke.     In   der  That   läfst   sich   diese 


581  luno  (Lucina,  Lucetia)  luno  (Liicina,  Lucetia)  582 

einfache  und  natürliche  Voraussetzung  durch  Veränderung  des  Naroens  Lucina  mit  der  bei 
eine  ziemliche  Anzahl  von  Stellen  aus  den  Griechen  und  Italikern  gleicherweise  ver- 
alten Schriftstellern  erweisen,  die  geradezu  breitet  gewesenen  Anschauung  zusammen, 
das  während  der  Schwangerschaft  im  Körper  dals  die  Mondgöttin,  welche  zugleich  Ent- 
zurückbleibende  Blut  für  den  Stoff,  aus  dem  binderiu  ist,  das  Kind  ans  Licht  bringe, 
der  Fötus  entwickelt  wird,  erklären  (Plin.  h.  n.  So  ist  die  stehende  Redensart,  welche  Ho- 
7,  66:  Jtaec  est  gencrando  liomini  materia;  vier  von  der  Eileithyia  gebraucht,  i^uyaystv 
vgl.  die  obige  Stelle  des  Fest.  p.  92;  mehr  {surpaLvsiv)  tiqo  (pöaads  {11.  U  187  f.  T  103. 
bei  Iioscher,  Inno  u.  Hera  S.  40  f.)  oder  die  118;  vgl.  Hy.  in  Äp.  Del.  119  und  Plut.  de 
Empfängnis  und  Geburt  von  der  Menstruation  lo  I)aed.  Plat.  5;  mehr  bei  Iioscher,  luno  u.  Hera 
und  somit  vom  Monde  abhängen  lassen  (s.  d.  S.  43),  und  römische  Schriftsteller  sagen  von 
Stelleu  bei  Koscher  a.  a.  0.).  Viel  mochte  der  Lucina,  dafs  sie  das  Kind  ans  Licht 
zu  dieser  Auffassung  der  Mondgöttin  auch  die  fördere  oder  ihm  Licht  verleihe  (Fest. 
Erfahrung  beitragen,  dafs  die  meisten  Geburten  s.  v.  supercilia  [p.  305]:  per  quos  [ocidosj  luce 
während  der  Nacht,  wenn  der  Mond  am  Himmel  fruimur,  quam  tribuat  luno,  unde  ipsa  dea 
steht,  zwischen  12  und  3  Uhr,  eintreten,  sowie  Lucina  quoque  dicta  videtur.  Varro  de  l.  l. 
die  Berechnung  der  Schwangerschaft  nach  5,  69:  luno  Lucina  dicta  .  .  .  quod  .  .  .  luna 
Monaten  (vgl.  die  Stelle  des  Varro  u.  Cicero  iiivat,  donec  mensibus  actis  produxit  in 
oben  Sp.  578  u.  Aristot.  de  an.  gen.  4,  10  lucem  .  .  .  Ov.  f.  3,  255:  dicite:  tu  nohis  lu- 
[=  ed.  Didot  3,  413,  27J:  svlöyai;  ds  ■nävtcov  20  cem,  Lucina,  dedisti.  ib.  2,  450.  Mart.  Cap. 
Ol  i^ovoi  Y.(xi  TCüv  KV r'jascov  -akI  täv  ysvs-  2,  149:  te  Lucinam  quod  lucem  nasceiiti- 
cscov  .  .  .  fisTQSLa&ai  ßov2.ovToii  xaro:  (pvGiv  bus  tribuas  ac  Lucetiam  convenit  nuncu- 
negtuSoig,  X&yco  8e  negiodov  rjutgav,  kkI  vvTiza  pare.  3Iythogr.  3,  3).  Licht  und  Leben  sind 
KKL  ^Lijvcc ...  tri  8s  rag  csXr'jVqg  nsQioSovg),  end-  ja,  wie  der  Sprachgebrauch  lehrt,  verwandte 
lieh  die  eigentümliche  Vorstellung,  dafs  der  Begriffe  (vgl.  die  Lexika  unter  lux  und  lumen); 
wachsende  oder  Vollmond  eine  leichte,  der  ebenso  aber  auch  Licht  und  Auge,  weshalb 
abnehmende  oder  Neumond  (interlunium)  eine  die  Frauen  der  luno  Lucina  ihre  Augenbrauen 
schwere  Geburt  bewirke   (vgl.   P!ut.  Q.  Conv.  weihten,  weil  die  Augen  das  Licht  des  Leibes 

3,  10,  3,  9:  Xsystai  ös  [rj  asl/jvri]  TtQog  svro-  sind,  das  der  Lucina  verdankt  wurde,  die 
y.iav  avvsgy £  tv  utav  fj  d i^o firjvog,  ccvtesi  30  Augenbrauen  (Augenwimpern?)  aber  die  Augen 
tüiv  vygäv  ixal&a-ncoriQag  TtagsxovGcc  Tag  coSt-  schützen  {Fest.  u.  Pa?tZ.  p.304  u.305:  supercilia 
vag  [vgl.  Macrob.  7,  16,  21  ff.]  ...  TifiöQ-sog  in  lunonis  tutela  esse  pidnbant,  in  qua  dicun- 
ÖB  ...  cprjGi-  'öia  y.väv£ov  nölov  aatQcov  Stä  tur  mulieres  quoque,  quod  vis  iwotegantur  ocidi, 
x'  aiyivtönoLo  ofXccvccg\  Schal.  ZU  II.  $  per  quos  luce  fruimur,  quam  tribuat  luno. 
483:  jtarä  ii\v  rag  Ttavcsh'^vovg  vvv.xag,  tag  unde  ipsa  dea  Lucina  quoque  dicta  videtur. 
(f)r]oi  Xqvcntnog,  ivzo-Aäzatai  yLvovxai  ai  Varro  l.  l.  5,  69:  mulieres  potissimum  super- 
yvvccrKfg,  Haza  öh  aytoxofirjviag  Svczov.oi  ayuv.  cilia  sua  attribuerunt  ei  deae;  hie  enim  debuit 
Euseh.  pr^  ev.  3,  11,  21:  Aoxia  xs  7/  "AQzsyng,  maxime  collocari  luno  Lucina,  ubi  a  diis  lux 
v.aCjifQ  ovacc  TzccQ&svog,  ort  fj  xT/g  vovfirjviag  datur  oculis).  Aus  einer  ähnlichen  Symbolik 
dvvccfiig  TiQOG&eztKrj  sig  x6  zi'kxslv).                       40  erklärt  sich  vielleicht  auch  die  Sitte,  bei  Ent- 

Der  gewöhnlichste   und  wohl  auch  älteste  bindungen  Kerzen  (candelae)  anzuzünden;  diese 

Beiname   der  luno    als  Entbinderin  ist  be-  Kerzen    sollten    ursprünglich    wohl   die    Nähe 

kanntlich    Liicina    oder    Lucetia,    der    sich,  und  Hülfe    der  luno  Lucina    C'Hga   cpaccpÖQog 

wie    wir     schon    oben    gesehen     haben,     ur-  Sp.  585,  15  ff.)  andeuten,  welche  ebenso  wie  die 

sprünglich    ebenso    wie    luno    gewifs    auf   die  Mond- und  Geburtsgöttinnen  der  Griechen  selbst 

Lichtnatur    der    Mondgöttin    bezog.      Später  mit  einer  Fackel  dargestellt  wurde  (vgl.  das 

verstand  man  freilich  unter  luno  Lucina  nicht  von  Ooerhedc,  Gr.  Kunstm.  2,  1  S.  153  [Atlas 

mehr   die  leuchtende   Göttin,    obwohl  die   Er-  Taf.   X  nr.  24]   und  von  Brunn,   annali  1848 

innerung    an    lucere    und    luna    nie    völlig  S.  432  besprochene  röm.  Grabrelief,  sowie  die 

verschwand     (vergleiche     die     oben     Sp.   578  so  Art.  Candelifera  u.  Indigitamenta  Sp.  193). 
angeführten    Stellen    und    aufserdem    Tib.   3,  Was  nun  die  einzelnen  Akte  im  Kultus  der 

4,  13.  Oc.  f.  2,  450.  6,  39),  sondern  in  der  I.  Lucina  anlangt,  so  ist  vor  allem  darauf 
Regel  die  entbindende  Göttin  der  Geburten  hinzuweisen,  dafs  in  der  Stunde  der  Gefahr 
(=Eileithyia;  s.  X>Jon.  Ä  Jl.  JS.  4, 15;  vgl.  nicht  die  Wöchnerinnen  in  der  Regel  diese  Göttin 
nur  Stellen  wie  Ter.  Ad.  3,  4,  41:  Miseram  anzurufen  pflegten  (vgl.  aufser  den  oben  Sji.  581 
me,  differor  doloribus:  luno  Lucina  fer  opem.  angef.  Steilen  Varro  l.  l.  5,  69  parien*es  eam 
Plaut.  Aul.  4,  7,  11:  Uterum  dolet:  luno  Lu-  invocant.  _Cic.  de  nat.  d.  2,  27,  69:  ut  apud 
cina  tuam  fidem.  Verg.  Ed.  4,  8fi\:  nascenti  Graecos  Dianam  eamque  Luciferam  sie  apud 
puero  Casta  fave  Lucina.  Hör.  epod.  5,  5.  nostros  lunonem  Lucinam  in  pariendo  invocant. 
Macrob.  7,  16,  27:  Lucina  a  parturientibus  Gis  Gat.  34,  13.  Prop.  5,  1,  99  ff.  Ov.  f.  2,  451. 
invocatur ,  quia  piroprium  eins  munus  est  dis-  3,  256.  Aug.  c.  d.  4,  11.  Apul.  M.  6,  4  etc.). 
tendere  rimas  corporis  et  meatibus  viam  dare,  Man  glaubte,  dafs  luno  Lucina  es  sei,  welche 
quod  est  ad  celerandos  ^5OT'/i<s  sahdare.  Arnoh.  die  Wehen  der  Schwangeren  lindere  und  durch 
ofZt".  »20*.  3,23,  sondern  auch  den  metonymischen  eine  rasche  Geburt  abkürze  {Arnoh.  ade.  nat. 
Gebrauch  von  Lucina  =  partus  bei  Verg.  Geo.  3,  21:  ut  difßciles  puerperiorum  tricas  luno 
4,339:  altera  virgo,  altera  tum  ^jnwos  Lii-  mulceat  corripiatque  Ltieina.  3Iacrob.  7 ,  16,  27 : 
cinae  cxperta  labores;  vgl.  ib.  3,  60.  Ov.  a.  p)roprium  eins  munus  est  distendere  rimas  cor- 
a.  3,  785).     Offenbar  hängt   diese  ßedeutungs-  j)or/s  et  meatibus  viam  dare),  eine  Anschauung, 

19* 


583      luno  (Lucina,  Conservatrix,  Opigena)  Inno  (Lucina;  Matronalienfeier)      584 

welche     deutlich     an     die     coHvroxos    ZsXäva  erfolgt    (v.  441):    'Italidas   matres  .  .  .  sacer 
{Macröb.  a.  a.  0.  28.   Plut.  Q.  Born.  77.    Chry-  hircus  inito.'    Ein  Seher  schlachtet  nun  einen 
sipp  b.  Schol.  zu  IL  $  483)  erinnert.    Hierher  Bock,     schneidet    das    Fell    in    Streifen    und 
gehört    wohl    der  auf  Errettung   aus  Kindes-  schlägt    mit  diesen   den  Rücken    der  Frauen, 
nöten  deutende   Beiname    Conservatrix   auf  ein  Brauch,  wie  er  auch  beim  Feste  der  Luper- 
Münzen  der  lulia  Domna,  Salonina,  Mammaea  caiien  zur  Erzielung  von  Fruchtbarkeit  geübt 
(vgl.  Overheck,  K.-M.  2,  1  S.  127.    Preller,  B.  wurde.*)     Das  Hauptfest  dieser  esquilinischen 
M.^  1,  274,  1),  sowie  die  luno  Opigena  {Fest.  Lucina    fiel    auf   den    alten   Jahresanfang,   die 
200:    ferre   eam    opem    in   partu    lahorantihus  Kaienden  des  März,  denselben  Tag,  an  welchem 
credebant.     Mart.   Cap.   2,    149:     Opigenam  /e  10  auch  die  Geburt  des  Mars  als  Sohnes  der  luno 
quas  vel  in  partus  discriminc  vel  in  hello  pro-  und  seines  Sohnes  Romulus(Ot>./". 3, 233)  gefeiert 
texeris   precabuntur.     Vgl.  Mythogr.  3,  3,    wo  wurde.     Es    hiefs    Matronaiia   oder    Matro- 
freilich  die  Hss.  ebenso  wie  b.  Martian.  a.  a.  0.  nales  {Tert.  de  idol.  14),  wie  es  scheint,  nicht 
B  B   ' Soticenam'    bieten).     Fühlte    sich   eine  blofs  deshalb,  weil  es  von  den   matronae  ge- 
Frau   schwanger,     so     umwickelte    sie    ihren  feiert  wurde,   sondern  auch  aus  dem   Grunde, 
Leib   mit  Binden,    die  im  Tempel   der  Lucina  weil  es  dem   idealen  Vorbilde  aller  matronae, 
geweiht  waren  (Tertull.  de  an.  39:  ipsi  adhuc  der  luno,   die  selbst  mehrfach  Matrona  heifst 
uteri  infulis  apud  idola  confectis  redimiti  geni-  und  an  diesem  Tage  den  Mars  geboren  haben 
mina  sua  daemoniorum  candidata  profitentur),  sollte,   galt.     Wie   streng  es   mit  dem  Begriff 
oder  sie    begab   sich  selbst  in  denselben,   um  20  matronae    gebalten    wurde,    ersieht  man    aus 
die  Hülfe  der  Göttin  zu  erflehen,  aber  immer  folgender  auf  Numa  zurückgeführten  Bestim- 
mit    aufgelöstem    Haar    und    mit    aufgelösten  mung  bei  Gell.  N.  A.  4,  3;  Belex  aram  luno- 
Knoten,    um   eine    günstige    Vorbedeutung  zu  nis  ne  tangito;  si  tangit,  lunoni  crinibus  de- 
gewinnen   {Serv.   zu    Verg.  A.  4,  518:    lunonis  missis  agnum  feminam  caedito. 
Ijucinae   Sacra    non  licet  accedere   nisi  solutis  Die    Wahl    des    Festtages    wird    sehr    ver- 
nodis.    Ov.  f.  3,  257:  Si  qua  tarnen  gravida  est,  schieden  motiviert.    Ovid  {fast.  3,  177  fi".)  giebt 
resolute   crine    precetur ,     Ut    solvat    partus  nicht  weniger  als  vier  Gründe  dafür  an:  1)  weil 
molliter    illa     suas).      Nach    glücklich     über-  an  diesem  Tage  (vgl.  v.  205)   die  Herstellung 
standener  Entbindung  wurde   der  Lucina  zum  des  Friedens   zwischen   den  Römern    und   Sa- 
Dank  für  ihre  Hülfe    eine  ganze  Woche  lang  30  binern  durch  das  Dazwischentreten  der  ältesten 
ein  Tisch  gedeckt  {Tert.  de  an.  39:  in  partu  römischen  matronae  erfolgt  sei  (vgl.  Serv.  V. 
Luciriae  et  Dianae  eiulatur  .  .  .  per  totam  heb-  A.  8,  638:  Sabini  soli  hella  sumpserunt  . . .  sed 
domadam  lunoni  mensa  proponitur ;  vgl.  Serv.  intervenientibus  postea    triginta  feminis   iam 
V.  Ecl.  4,  62).     Nach  Dion.  Hai.  A.  B.  4,  15  enixis  de  Ulis  quae  raptae  erant,  pax  facta  est, 
mufste  auf  Grund  einer  Verordnung  des  Ser-  ex  quarum  nominibus  Curiae  [Sp.  594]  appel- 
vius    Tullius    für    die    Neugeborenen    in    die  latae  sunt;  in  communemetiammulierum  honorem 
Tf'mpelkasse   der  "Hga   cpmacpogog  (=  Lucina)  Kalendae  eis  dicatae  sunt  Martiae;   vgl.  Plut. 
eine    gewisse    Summe    gezahlt    werden.      Die  Buni.    21:    ?j    .    .    tmv    Mcirgcovaliav    [soqtt]], 
Nachricht,  dafs  die  von  Zwillingen  Entbundene  do&fLOa  xaig  ywai^lv  snl  ry  rov  Ttolt^ov  Ka- 
der luno  ein  Mutterschaf  mit   zwei  zu  beiden  40  ralvaai).  —  2)  weil  an  diesem  Tage  Romulus, 
Seiten  angebundenen  Lämmern  {oves  cum  duo-  der  Sohn  des  Mars  und  der  llia,  geboren  sein 
bus  agnis  allrinsecus  religatis)   geopfert  habe,  sollte    (v.  231  f.).    —    3)    weil    der    März    den 
beruht    freilich    nur    auf    der    ungenügenden  Frühling,    die    fruchtbare    und    zum    Gebären 
Autorität  des  FuJgentius  (p   389  ed.  Gtrlach),  geeignetste  Zeit,  eröffnet  (v.  235  ff.).  —  4)  weil 
ist  aber  an  sich  wohl  glaublich.     In  der  spä-  an  diesem  Tage  der  Tempel   der  luno  Lucina 
teren  Zeit  scheint  man  mehrfach  luno  Lucina  auf    dem    Esquilin    (im    Jahre    379/375)    de- 
mit  Diana,  welche  denselben  Beinamen  führte,  diciert  worden  sein  sollte  (vgl.   Plin.  n.  h.  16, 
identitieiert  zu  haben  {CutuH  34,   13:    [Diana]  235.    Cal  Praen.  Fest.  ep.  p.  147).    Im  übrigen 
tu  Lucina  dolentibus  \  luno    dicta  puerperis;  wissen    wir,    dafs    an   diesem  Tage    die    Ehe- 
vgl    auch   die  von  Preller- Jordan,   B    M.^  1,  50  gatten    für    das   Glück    der  Ehe  beteten   und 
274,  1  und  Oveibeck,  Kunstmyth.  2,  1  S.  154  ff.  opferten  {Hör.  ca.  3,8,1  u.  Schol.  Cruq.  mariti 
besprochenen  Bildwerke  und  Münzen).  pro    conservatione    coniugii  siipplicabant),    den 
Was   die  Ausbreitung   des  Kultus   der  Lu-  Frauen    von    den  Männern   Geschenke    darge- 
cina  betrifft,  so  scheint  derselbe  in  ganz  Italien  gebracht     {Plaut,    mil.    gl.    689.     Pompon.    b. 
geherrscht    zu    haben    (vgl.   Apid.   Met.   6,   4  Macrob.  6,  4,  13  =  BihbecJc,  com.  rel.  p.  198. 
p.  389:    cunctus    oriens    Zygiam    veneratur    et  Tib.  3,  1  ff.    Poivpon.  Dig.  24,  1,  31,  8.    Suet. 
omnis  occidens  Lucmam  appellat).    In  Rom,  Vesp.    19)   und    den   Sklaven    von    den   Haus- 
wo  ihr  Kult  bereits  von  T.  Tatius   eingeführt  frauen,  wie  an  den  Saturnalien  von  den  Haus- 
worden   s.in    sollte    {Varro   l.   l.  5,  74;    oben  herren,  ein  Festmahl  gegeben  wurde  {Macrob. 
Sp.  575),  hatte  sie  einen  uralten  heiligen  Hain  go  1,  12,  7.    Lyd.    de   mens.  3,    15;    vgl.   Preller- 
auf  dem   Eaquilinus    {Ov.   f.  2,  435  ff.:    monte  Jordan,   B.  M.^  1,274  ff.    Marquardt ,   Staats- 
sub  Esquilio   inultis  incaeduus  annis  \  lunonis  verw.  3,  548.     Gilbert,   Gesch.   u.  Topogr.   der 
magnae  nomine  lucus  erat;  vgl.  Plin.  h.  n.  16,  St.  Born  1,  174  f.).     Vgl.    auch    die  römischen 
235),  an  welche  Stätte  die  von  Ov.  f.  2,  427  ff.  der    Lucina    geltenden    Inschriften    G.   1.    L. 
berichtete  Sage  geknüpft  ist.    Nach  Ov.  a.  a  0.  *v  ^  ,    ..,        ,■    „  ,    .         ■,      x 
beten  die  ältesten  Römerinnen,   da  ihre  Ehen  ..^      \  ^«^-  "^'^  "^'^  Bedeutung  der  LupercaUen  uud 

,.        ,  ,,             .     ,               ,       i""'-ij^,    ^a   luic    i^iiv^  uhur    deren    Zusammenhang    mit    dem    Kulte    der    luno 

lintrUChtbar   sind,    zur   Lucina   um  Kindersegen,  Bd.  1   Sp.  1457  f.    und    yor   allem  Mannhardt,  Mythol.  For- 

woraut  aus  dem  Haine  die  göttliche  Weisung  schungen  s.  72ff.,  bes.  s.  85  u.  ijsff. 


585           Inno  (Lucina,  Kalendaris)  Iuno(Covella,Ossipago,RorQina?,Martialis)586 

1,  189    (=  6,  3694).    1,  812.    813  (=  6,  357).  Tag    fallen    sollten  {Macroh.  1,  15,  9    u.    19). 

C.   I.   L.    6,  1    nr.   357  —  361.    3695.     Jordan  Ähnlicli  sagt  Varro  de  l.  l.  6,  27:  primi  dies 

zu  PreUer,  B.  M.^  1,  271,  2.     Andere   Kulte  mensium  nominati   Kalendae   ah   eo    quod   Jus 

der    Juno    Lucina    bestanden    zu  Pisauruni  in  diehus  calantur  eins  mensis  Nonae  a  pontifici- 

Umbrien  (C.  /.  L.  1,  171  ff.;  vgl.  ib.  173:  luno  hus,  quintanae  an  septimanae  sint  futurae,  in 

BefginaJ),  zu  Capua  {luno  Lncina  TuscoJana  CapitoHo  in  curia  Calabra  sie:    'Dies  te  qimi- 

C.  I.  L.  1,  1200  =  10,  3807),  zu  Tiisciilum  (?)  qtie  cälo,   lünö  Covella.     Septem  dies  te  cülo, 

(vgl.  CLL.  1,  1200),  zu  Ulubrae  (ib.  10,  6484),  Lmiö  Covella.     Vgl.  lo.  Lyd.   de  mens.  3,  7. 

zu  Cales  in  Campanien  (C.  /.  L.  10,  4660).  Kai.  Praen.  z.  1.  Jan.  Serv.  V.  A.  8,  654.   luha 

Auf  Bildwerken,  die  am  vollständigsten  lo  b.  Plut.  Q.  B.  24.  Mit  Recht  haben  schon  die 
von  Ooerheck,  K.-3L  2,  1,  153  ff',  behandelt  Alten  (z. ß.  ilfacrob.  1, 15,20.  iyd.  a.  a.O.u.  4, 29) 
woi'den  sind,  erscheint  luno  Lucina  in  der  aus  diesem  Brauche  auf  die  Mondbedeutuog  der 
Regel  mit  einem  Wickelkind  im  Arm,  bald  Inno  geschlossen.  MiUler-Deecke,  Etr.^  2,  305 
stehend,  bald  sitzend.  Von  sonstigen  Attri-  halten  den  Brauch  für  tuskisch  und  lesen  luno 
buten  dieser  Göttin  scheint  nur  die  Fackel  Novella  statt  Covella.  Ist  die  Form  Covella 
(vgl.  "Hqk  cpaarpÖQOs  =  Lucina  bei  Dionys.  richtig  überliefert,  so  wird  man  kaum  umhin 
Hai.  4,  15)  und  ''eine  grofse,  lilien-  oder  iris-  können,  sie  mit  Preller  {B.  3L^  1,  272)  von 
förmige  Blume'  (vgl.  Üverh.,  Münztaf.  3  nr.  13)  cavus  (vgl.  -/.oilog,  cous)  abzuleiten  und  auf 
bedeutungsvoll  zu  sein.  Das  Wickelkind  auf  den  'ausgehöhlten'  d.  i.  zunehmenden  Mond 
dem  Arme  bezeichnet  ohne  Zweifel  die  Göttin  20  zu  beziehen  (vgl.  cava  luna  im  Gegensatz  zu 
der  Geburten,  welche  zugleich  für  das  weitere  plena  luna  b.  Plin.  7t.  n.  8,  215).  Vgl.  aufser 
Wachsen  und  Gedeihen  der  Kinder  sorgt,  PreUer  a..a.  0.  Morquardt,  Böi».  Staatsv.  3,271t 
daher  auf  einigen  Münzen  noch  andere  ent-  An  die  Funktion  der  Entbindung  schliefst 
wickeitere  Kinder  neben  ihr  stehend  erscheinen  sich  naturgemäfs  die  Idee  mütterlicher  Er- 
(vgl.  d.  Art.  Fecunditas  u.  Cohen,  M'd.  imper.^  nährung  und  Erziehung  an,  wie  sie  sich  un- 
3,147).  Man  ersieht  daraus  deutlich,  dafs  zweifelhaft  in  dem  Beinamen  Ossipago  (-ina), 
luno  als  EntbinduDgsgöttin  zu  einer  v.ovqo-  vielleicht  auch  in  dem  der  Romina  (?)  und 
Tpoqpos  geworden  ist,  eine  Thatsache,  die  Martialis  ausgeprägt  haben.  Auch  hier  lassen 
sich  auch  für  Artemis  und  Hekate  nach-  sich  leicht  allerlei  Beziehungen  zum  Monde 
weisen  läfst  (Boscher ,  Inno  u.  Hera  S.  46).  30  denken,  von  dem  man  Wohl  und  Wehe  der 
Die  Blume,  welche  Lucina  auf  Münzen  der  neugeborenen  Kinder  abhängig  glaubte  (vgl. 
Kaiserinnen  trägt  (z.  B.  Cohen  a.  a.  0.  3,  218.  die  Stellen  b.  Boscher,  luno  u.  Hera  S.  46 
4,  113.  493),  erklärt  sich  wohl  am  besten  als  Anm.  112  und  3Iac roh.  7,  16,  25).  Was  die  Ossi- 
eine Lilie,  welche  nach  Bd.  1  Sp.  2090  auch  der  pago  (s.  ob.  Sp  172  ff.  209)  anlangt,  so  ist  sie 
Hera  als  Göttin  der  Menstruation  geheiligt  nach  Arnob.  i,  7  f.  diejemge  Göttin  quae  durat 
war  (vgl.  Müller -Wieseler ,  D.  a.  K.  2,  64  c).  et  solidat  infantibus  parvis  ossa,  vfox\\\iiQxV-A.\ixa. 
Hinsichtlich  der  wohl  auch  in  diesen  Zu-  mit  P/e?Zer,i?.  ilf.^  1,  275  die  Kinder  im  Mutter- 
sammenhang gehörigen  Herie  lunonis ,  die  leibe,  sondern  wohl  die  schon  geborenen  zu 
vielleicht  eine  als  Tochter  der  I.  gedachte,  verstehen  sind.  Eine  andere  Form  desselben 
der  griechischen  Hebe  oder  Ganymeda  ver-  40  Namens  scheint  nach  Arnoh.  3,  30  Ossipagina 
gleichbare  Liebesgöttiu  war,  s.  d.  Art.  und  (wofür  Preller  a.  a.  0.  Opigena  schreiben  will) 
Preller,  B.  M.^  1,  275.  gewesen   zu  sein  (ob.  Sp.  209).     Wir  erhalten 

Eine  weitere  deutliche  Beziehung  zum  somit  eine  neue  Parallele  zu  der  soeben  be- 
Monde erblicken  wir  ferner  in  dem  Umstände,  sprochenen  Lucina  v.ovQOTQÖtpog.  Der  Beiname 
dafs  sämtliche  Kaienden  der  Monate  der  luno  Romina  oder  Rumina  (vgl.  Corssen,  Ausspr.  etc." 
heilig  waren,  weshalb  sie  bei  den  Laurentern  1,  279  u.  364)  beruht  zwar  nur  auf  einer  Kon- 
geradezu  Kalendaris  genannt  wurde  (vgl.  jektur  statt  des  bei  Arnohius  3,  30  über- 
Macroh.  1,  15,  18 f.:  ut  .  .  .  Idus  omnes  lovi  ita  lieferten  Pomana,  hat  aber  eine  gewisse  Pro- 
omnes  Kalendas  lunoni  tributas  et  Varronis  et  babilität,  insofern  wirklich  luno  hie  und  da 
pontifiealis  affirmat  auctoritas.  quod  etiam  50  säugend  dargestellt  ist  (vgl.  Overbeck,  Kunstm. 
Laurentes  patriis  religionihus  servant,  qui  et  2,  1,  153.  Preller,  B.  M.  1,  274,  1;  ob.  Sp.  220.) 
cognomen  deae  ex  caerinioniis  addiderunt,  Ka-  Ob  die  luno  Martialis  der  zwischen  251  u.  254 
lendarem  lunonem  vocantes,  sed  et  omnibus  geprägten  Münzen  des  Trebonianus  und  Volu- 
Kalendis  a  mense  Martio  ad  Decembrein  huic  sianus  zu  den  Entbindungsoöttinnen  gehört, 
deae  Kalendarum  die  supplicant.  Plut.  Q.  B.  hängt  wesentlich  davon  ab,  ob  das  Attribut  der 
77.  lo.  Lyd.  mens.  3,  7  p.  36.  4,  29  id.  76).  Göttin  eine  Hebammenschere  ist  oder  nicht 
Nach  Mucrohius,  der  wahrscheinlich  aus  guten  (vgl.  Overbeck  a.  a.  0.  S.  155  ff.  Preller,  B.M.^ 
Quellen  {Vurro'i)  schöpfte,  hatte  der  pontifex  1,  289,  2.  —  Cohen,  Med.  imper.^  5,  2481,  vgl. 
minor  die  Aufgabe,  das  erste  Wiedererscheinen  270f. ,  deutet  das  Attribut  der  rechten  Hand 
des  Mondes  zu  beobachten  und  sofort  dem  eo  als  'epis');  zu  den  novQOTQocpoi  scheint  sie 
rex  sacrificulus  anzuzeigen.  Darauf  wurde  in  aber  jedenfalls  gerechnet  werden  zu  müssen, 
der  sogen,  curia  Calabra  vom  pontifex  minor,  da  sie  auf  einer  Münze  des  Volusianus  {Cohen " 
in  der  regia  aber  von  der  Gattin  des  rex  5,  271;  s.  Sp.  611)  in  ihrem  Tempel  zwischen 
sacrif.,  der  regina  sacrorum,  der  Inno  ein  Opfer  zwei  Kindern  sitzend  dargestellt  ist.  Der  Bei- 
(porca  vel  agna)  dargebracht,  und  dem  auf  name  Martialis  bezeichnet  sie  wohl  als  Mutter 
das  Kapitol  berufenen  Volke  ('plebe  in  Capi-  des  Mars,  dessen  Geburtstag  mit  der  Feier  der 
tolium  calata')  mitgeteilt,  ob  die  Nonen  des  Matronalien  (1.  März)  zusammenfiel,  ebenso 
betr.   Monats   auf  den  fünften   oder  siebenten  wie    auch    die   Kaienden    des  Juni  dem   Mars 


587      Inno  (Bezielig.  z.  Ziege;  Februlis  etc.)  luno  (Caprotina,  Curritis)           588 

und  der  luno  zugleich  heilig  waren  {Ov.  f.  6,  cclla  y.al  <I?tßQOvccTog  Xiystcci,  dm  rr]v  zovtov 
191).  Da  nun  diese  beiden  Tage  genau  9  Mo-  l-cpogov  zai  ^cßgovcctav  kkI  (^eßgovalBfi  roig 
nate  auseinander  liegen,  so  ist  zu  vermuten,  dafs  t^Qotg  <xvacp8Qsa9cii).  Schliefslich  erinnern  an 
die  Kaienden  des  lunius  der  Zeugung,  die  des  das  Symbol  der  Ziege  die  Nonae  Caprotinae, 
Martins  der  Geburt  des  Mars  als  Sohnes  der  die  luno  Caprotina,  die  caprae  palus  auf 
Inno  galten  {Yg\.  Gardtliausen,  Aug.  2,  1,  18  f.).  dem  Marsfelde  als  Stätte  jener  Feier,  der 
MitWahrscheinlichkeitdürfenwir  die  Ziege  heilige  caprificus,  unter  dem  das  Opfer  darge- 
als  ein  in  Hellas  übliches  Opfertier  der  Mond-  bracht  wurde,  zu  welchem  man  sich  der  Milch 
göttin  ansehen  (s.  Selene).  Denn  wir  wissen  des  Baumes  bediente,  während  unter  Ziegen- 
bestimmt, dafs  in  den  Kulten  der  Artemis  zu  lo  feigenbäumen  die  Frauen  und  Mägde  festlich 
Brauron,  Agrai  und  Sparta  Ziegenopfer  üblich  bewirtet  wurden.  Sdmegler,  R.  G.  1,  532  ff., 
waren  (s.  oben  1  Sp.  2096).  Ebenso  war  die  der  alle  Belege  gesammelt  hat,  vergleicht 
Ziege  das  hergebrachte  Opfer  der  Hera  in  dieses  Fest  der  luno  Caprotina  gewifs  passend 
Sparta  (wovon  sie  den  Beinamen  aiyocpäyog  mit  der  Luperealienfeier.  Hinsichtlich  der 
erhielt)  und  in  Korinth  (vgl.  hinsichtlich  Rolle,  welche  die  Ziege  bei  der  Heilung  von 
der  Selene  Hesycli.  s.  v.  ovqavCa  at'l;  mehr  Frauenkrankheiten,  namentlich  im  Zustande 
bei  Mobclier ,  luno  u.  Hera  35  und  Selene  der  Schwangerschaft  spielte,  s.  Pli)i.  n.  h.  28, 
u.  Venvandtes  S.  43  ff.).  Ganz  ähnliche  Be-  255  ff.  Koscher,  Selene  43,  106. 
Ziehungen  zur  Ziepe  und  zum  Bocke  gewahren  Endlich  ist  in  diesem  Kapitel  noch  zu  er- 
wir  nun  auch  bei  der  italischen  luno.  So  20  wähnen,  dafs  sich  wie  in  Griechenland  so  auch 
wissen  wir,  dafs  an  dem  Feste  der  faliskischen  in  Italien  die  Vorstellung  einer  bewaffneten 
luno  eine  Art  Ziegenopfer  in  der  Weise  dar-  und  auf  einem  Wagen  stehenden  Mondgöttin 
gebracht  wurde,  dafs  Jünglinge  mit  Wurf-  luno  findet.  Von  der  tiburtinischen  luno  Cur- 
spiefsen  nach  einer  aufgestellten  Ziege  warfen  ritis  heifst  es  bei  Serv.  Fidd.  zu  Aen.  1,  17: 
{Oo.  am.  3,  13,  18 — 22),  ferner,  dafs  die  Inno  in  sacris  Tiburtibus  .  .  .  sie  precantur:  luno 
Sospita  zu  Lanuvium  mit  einem  Ziegenfell  Curritis,  tuo  curru  clipeoq^ue  tuere  meos 
bekleidet  war,  das  zugleich  als  Panzer  und  curiac  verimlas  sane.  Dasselbe  gilt  auch  von 
Helm  diente  (vgl.  Ocerbech,  K.-M.  a.  a.  0.  der  lanuvinischen  Sospita,  welche  nicht  blofs 
S.  160).  Ganz  ähnlich  wurde  auch  Artemis-  auf  Münzen  der  Mettia  und  Procilia  fahrend, 
Selene  und  die  argivische  Hera  mit  einem  so  sondern  auch  regelmäfsig  mit  Schild,  ge- 
Ziegenfelle  dargestellt  (vgl.  Müller,  Hdb.  d.  schwungenem  Speer  und  einem  Panzer  und 
Arch.  400,  2.  Passeri,  lue.  1,  94.  Imlioof  und  Helm  aus  Ziegenfell  auf  vielen  Bildwerken 
Gardner,  Nutn.  Covtm.  on  Pausan.  S.  41;  in  dargestellt  erscheint  (vgl.  Overbeck,  K.-M. 
diesem  Falle  wäre  freilich  auch  eine  spätere  Hera  S.  160  ff.  Bnbelon,  Monn.  de  la  rep. 
Identificierung  der  Hera  mit  luno  Lanuvina  Poin.  2,  20.  224.  386.  434  f.  unten  Sp.  608).  Ge- 
möglich). Drittens  erfahren  wir  aus  Orid  f.  naueres  siehe  b.  Röscher ,  luno  u.  Hera  S.  48. 
2,  427  fl'.,  dafs  der  eigentümliche  Brauch  der  _.^_  _  ,  ^ ..  . .  ,  „  ,  .  ,^ 
Luperci,  sich  mit  einem  Ziegenfelle  {lunonis  ^^^'  ^^°  ^^^  ^°"i^  ^^^  Hochzeit  und  Ehe. 
amiculum)  zu  umgürten,  mit  den  aus  den  I.  Pronuba,  luga  etc. 
Fellen  der  geopferten  Böcke  geschnittenen  40  Über  die  Frage,  wie  es  kommt,  dafs  Hera 
februa  {Serv.  V.  A.  8,  343)  die  begegnenden  und  luno  als  Mondgöttinnen  zugleich  zu  Vor- 
Frauen zu  schlagen  und  so  deren  Fruchtbar-  steherinnen  der  Hochzeiten  und  Ehen  geworden 
keit  zu  bewirken,  mit  dem  Kultus  der  Lucina  sind,  habe  ich  bereits  in  meiner  Schrift  luno 
zusammenhing,  welche  den  Ritus  der  Luper-  ?<.  üTera  (vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  2098  ff.)  ausführlich 
calien  anempfohlen  und  dadurch  Fruchtbarkeit  gehandelt.  Vor  allem  kommt  hier  in  Be- 
verliehen haben  sollte.  Wahrscheinlich  hängen  tracht,  dafs  der  wichtigste  Zweck  der  Ehe  die 
mit  diesen  februa  die  Beinamen  Februlis,  Zeugung  oder  Fortpflanzung  des  Geschlechtes 
P'ebrua,  Februalis,  Februata  zusammen,  ist  (ydfiov  T^log  ysvfaig  satt  Plut.  de  Daed.Plat. 
durch  die  offenbar  eine  zum  Februarins  und  zu  5),  daher  eine  Göttin  der  Geburt  und  Zeugung 
der  Luperealienfeier  dieses  Monats  in  Beziehung  50  leicht  eine  Ehegöttin  werden  konnte,  insofern 
stehende  luno  als  Göttin  weiblicher  Fruchtbar-  die  Fruchtbarkeit  der  Weiber  von  ihr  ab- 
keit  und  Reinigung  (purgatio)  bezeichnet  hängt.  Sodann  ist  hinsichtlich  des  hohen 
werden  sollte  {Fest.  ep.  85:  Februarius  ....  Alters  der  auf  die  Ehe  und  Hochzeit  bezüg- 
dictus  .  .  .  vel  a  lunone  Februata,  quam  alii  liehen  Cerimonieen  auf  die  wichtige  Thatsache 
Februalem,  Romani  Februlim  vocant,  quod  aufmerksam  zu  machen,  dafs  die  italischen 
ipsi  eo  mense  sacra  fiebant  eiusque  feriae  erant  Hochzeitsgebräuche  mit  den  ihnen  zu  Grunde 
Lupercalia,  quo  die  mulieres  februabantur  a  liegenden  Ideen  den  griechischen  Hochzeits- 
lupercis  amiculo  lunonis  id  est  pelle  ca-  riten  überaus  ähnlich  sind,  daher  wir  mit 
prina.  Mart.  Cap.  2,  149.  Arnob.  3,  30.  Be-  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  sowohl  für  die 
achtenswert  erscheint  IfT/i/iOr/r.  3,  3:  i^e&rMöZiS  eo  beiderseitigen  Hochzeitsbräuche  als  auch  für 
vel  Februa,  quod  eas  (feminas)  post  partum  die  beiderseitigen  Hochzeitsgöttinnen  ursprüng- 
secundis  egredientibus  purget;  februo  liehe  Identität  oder  mindestens  nahe  Ver- 
enim  Graece,  Latine  purgo.  Lydus  de  mens.  wandtschaft  anzunehmen  haben  (vgl.  Röscher, 
4,    20:     z(p    ^sßQovdQin    ^rivl    ano    (DaßQovag       luno  u.  H.  S.  59  ff.). 

^sccg  .  .  .  .  v6    ovoficc    yiyovsv.      <^ißQov(xv    ös  Derjenige  Beiname,  welcher  luno  am  deut- 
sq)OQov  Ka&(XQTi-A.r}v  xmv  Tiguy^ätav  oC'Pcoijaiot       liebsten  als  Ehe-  und  Hochzeitsgöttin  charak- 

TTccQslaßov   .  .  .  xbv    <[>£ßQoväQiov    fxriva    "Hqa  terisiert,   ist   Inga  =  (Hqu  Zvyia)   oder   lu- 

avazi&fiva.L  oih,iovai  ...  ov  ^6vov  öt  (ptßQoväQiog  galis   {Serv.  V.  Aen.  4,  16.    3Iart.  Cap.  1,  31 


589     luno  (Inga,  Pronuba,  Domiduca  etc.)  luno  (Ehegöttin:  Matrona)          590 

u.  39).  Vgl.  Paul.  p.  104:  lugarius  vicus  der  im  kapitolinisclien  luppitertempel  neben 
dictus  Eotnae,  quin  ibi  fuerat  ara  lunonis  luppiter  und  Minerva  verehrten  luno:  Si  torus 
Ingae,  quam  rnitahmit  matrimonia  iungere.  in  pretio  est,  dicor  matrona  Tonantis,  iuncta- 
Placid.  476.  Ziemlich  clie.selbe  Bedeutung  que  Taiyeio  sunt  mca  templa  lovi.  Die  In- 
hatte die  luno  Pronuba,  welcher  Ausdruck  schrift  des  lunotempels  von  Ardea  b.  l^lin. 
bei  VergiJ  {Atn.  4,  166  und  Strv.  dazu  und  7(.  n.  35,  115  enthält  die  Worte  Beginae  lu- 
zu  V.  45),  üvid  {Met.  6,  428.  9,  762.  Her.  6,  nom{s)  siipremi  coniugi{s)  templum.  Sero,  zu 
43)  und  3I'rrt.  Capella  (p.  245,  23.  332.  10  ed.  Verg.  Eel.  8,  30:  Varro  spargendarum  nucum 
Eyss.)  der  griechischen  Bezeichnang  Fa^riliu,  liaiic  dicit  esse  rationem,  ut  lovis  omine 
Zvyi'a,  Tslsia  entspricht.  Der  Name  be-  lo  matrimonium  celehretur ,  ut  nupta  ma- 
zeichnete  eigentlich  die  Brautführerin,  welche  trona  sit,  sicut  luno.  Bei  Plaut  Cas.  2,  3, 
die  Eheleute  zusamniengiebt,  die  dann  an  den  14  sagt  ein  Ehemann  zu  seiner  Frau:  heia  mea 
Altar  treten,  um  selbst  das  Opfer  darzubringen  luno,  non  decet  ied  fsse  ta»i  tristem  tuo  lovi, 
(vgl.  Marquardt ,  B.  Privatalt.  1,  47  f. ,  sowie  vergleicht  also  seine  Ehe  mit  der  des  luppiter 
die  bei  Jtofshach,  Unters,  üb.  d.  r.  Ehe  S.  378  ff.  und  der  Inno.  Überhaupt  können  wir  überall 
vgl.  S.  329  u.  274.  Ooerbeck,  K.M.  2,  1  S.  57  u.  da  eine  Verehrung  der  luno  als  Matrona  vor- 
131  ff.  angeführten  Bildwerke).  Ferner  gehören  aussetzen,  wo  sie,  wie  auf  dem  Kapitol  in  Rom 
hierher  vier  echtrömische  Beinamen,  welche  in  und  in  Etrurien ,  unmittelbar  neben  luppiter 
den  Indigitamenta  (ob.  Sp.  172  ff.)  vorkommen  und  Minerva  (als  Regina)  verehrt  wurde  {Serv. 
und  die  Inno  als  Vorsteherin  gewisser  einzelner  20  "F.  Aen.  1,  422.  C.  I.  L.  1  p.  330  u.  410. 
Akte  der  Hochzeiten  bezeichnen  (vgl.  Plut.  Müller-DeecJce,  Etr.  -  2,  44). 
Q.  P.  87:  za  TiXsiaxa  xäv  yccaiv.äv  £tg  xi]v  Ganz  eigentümlich  ist  nun  der  Gedanke 
Hquv  dv^TiTOv).  So  bezieht  sich  Domiduca  einer  heiligen  und  prototypischen  Götterehe 
oder  Iterduca  auf  die  domum  deductio,  d.  i.  (ifpög  yäuog)  in  den  überaus  strengen  und 
den  Hochzeitszug  vom  Hause  der  Braut  nach  vom  Hauche  des  ältesten  italischen  Volkstums 
dem  des  Bräutigams  (vgl.  Pofshach,  Unters.  erfüllten  Vorschriften  ausgeprägt  worden, 
üb.  d.  röm.  Ehe  S.  334  ff.),  Unxia  auf  die  welche  sich  auf  die  Ehe  des  flamen  und  der 
Salbung  der  Thürpfosten  am  Hause  der  jungen  flaminica  Dialis  bezogen.  Ersterer  war  be- 
Eheleute {Pofshach  a.  a.  0.  356  ff.),  Cinxia  kanntlich  der  Priester  des  luppiter,  während 
endlich  auf  die  Anleguug  und  Lösung  des  so  seine  Gemahlin,  die  flaniioica,  den  Opferdienst 
bräutlichen  Gürtels  {Pofshach  277  f.).  Vgl.  der  luno  zu  versehen  hatte  {Pbit.  Q.  P.  86: 
Augustin  c.  d.  7,  3:  luno  .  .  .  Perduca  est  et  ^lafiivinav  isgav  [i^Qeiav?'\  rrig  "Hgag  öo-xoij- 
Domiduca.  Mart.  Gap.  2,  149:  Perducam  et  aav).  Beide  sollten,  wie  Preller,  P.  M.^  1,  201 
Domiducam  Unxiam  Cinxiam  mortales  puellae  richtig  erkannt  hat,  gewissermafsen  als  lebende 
debent  in  nuptias  convocare  ut  earum  et  itincra  Bilder  der  beiden  Gottheiten,  denen  sie  dienten, 
protegas  et  in  optatas  domos  ducas  et  cum  vor  dem  Volke  wandeln,  daher  wir  aus  den 
postes  unguent  faustum  omen  adfligas  et  cingti-  strengen  Vorschriften,  welche  das  Verhalten 
Tum  poneyites  in  thalamis  non  relinquas.  Paul.  der  beiden  regelten,  auf  die  dem  Kultus  des 
p.  63,  9 :  Cinxiae  lunonis  nomen  sanctum  habe-  luppiter  und  der  luno  zu  Grunde  liegenden 
batur  in  nuptiis  quod  initio  coniiigii  solutio  erat  40  Ideen  schliefsen  dürfen.  Nun  ist  es  in  hohem 
cinguli,  quo  nova  nupta  erat  cincta.  Vgl.  ib.  63,  Grade  beachtenswert,  dafs  jene  Vorschriften 
5.  iS^on.  -p.  il,  25.  Arnob.  3,  l\b:  Unctionihus...  entschieden  auf  die  Verehrung  des  luppiter 
supercst  Unxia,  cingitloruni  Cinxia  replicationi.  und  der  luno  als  Ehegötter  hindeuten.  Das 
Mythogr.  3,  3.  Dieselbe  Funktion  wie  die  Cinxia  erhellt  namentlich  aus  einer  Verordnung,  nach 
hatte  nach  Aug.  c.  d.  4,  11  auch  die  Dea  Vir-  welcher  der  flamen  D.  stets  verheiratet 
gin(i)ensis;  diese  entspricht  also  genau  der  grie-  sein  mufste,  und  zwar  wurde  streng  darauf  ge- 
chischen  Artemis  Iröt^cofo?  (vgl.  ob.  Sp.  23lf.).  sehen,  dafs  er  mit  seiner  Gattin  in  der  alter- 

Aus    dieser   Vorstellung  der  luno    als   der  tümlichen  und  feierlichen  Form  der  confarreatio 

idealen  Vorsteherin  (pronuba)   der  Hochzeiten  verbunden  war.     Ferner  wissen  wir,   dafs   er, 

und  Ehen  ergab  sich  nun  ebenso  wie  bei  der  50  sobald  die  flaminica  starb,    sein  Amt  nieder- 

Hera   der  Griechen   der  Gedanke,    dafs    luno  legen    mufste    und    dafs    beide    vorher   keine 

selbst   als  Ehefrau  {matrona,  mnter)  und   ihre  andere  Ehe  geschlossen  haben  durften.    Auch 

Hochzeit  und  Ehe  mit  dem  altitalischen  lup-  konnte   ihre  Ehe  nicht  durch   Scheidung   ge- 

piter  als  das  Ideal  sämtlicher  Hochzeiten  und  trennt  werden,  und  um  jeden  Verdacht  eines 

Ehen    aufzufassen    sei.*)     Vgl.    Phmt.   Amph.  Ehebruches   zu  vermeiden,    durfte   der  flamen 

832:   iuro  [per]  matrem  familias  lunonem.  ursprünglich    keine    Nacht    aufserhalb    seines 

Nach  Serc.   V.  A.  8,  84  war  Matrona  ein  Bei-  Hauses  zubringen  (s.  d.  Belege  b.  Blarquardt, 

name  der  luno;  vgl.  die  Inschrift  v.  Lanuvium  P.  Staatsv.  3,  315  ff.    Poscher,  luno  u.   Hera 

C.   I.    L.   1,   1110:    lunone    Seispitei    Matri  S.    63  f.).      Endlich    scheinen    der    Dialis    und 

Peginae  und   ib.  175    (Pisaurum):    lunone  Pe  60  seine  Frau  (als  pronuba?)  bei  allen  Hochzeiten 

Matrona  Pisaurese  dono  dedrot,   wo  es  frei-  fungiert  zu  haben,    welche  in  der  Form  der 

lieh  zweifelhaft  ist,  ob  Matrona  Dativ  sing,  oder  confarreatio   gefeiert  wurden  (Serv.   V.  Georg. 

Nom.  plur.  sein  soll.    Ovid  fast.  6,  33  sagt  von  1,  31:    Farre  nuptiae  fiebant,   cum  jier  .  .  .  . 

Dialem  flaminem  per  fruges  et  molam  sal- 

*)  Dafs  es  sich  hierbei  mcht  um  eine  Konsequenz  ^^^^^  coniungcbantur,  unde  confarreatio  appella- 

der  spateren  Ideütificierung  der  luuo  mit  Hera,    sondern  7     .      n        t>'       a                   1      -^     i          n         •    •          1    1     • 

um  alt-  und  echtitalische  Anschauungen  handelt,  ist  in  batur)      Die  Anwesenheit  der  flammica  dabei 

meiner  Schrift  luno  u.  Hera  S.  62  ^Yahr6cheiIllich  gemacht  schliefse   Ich    aus    Ov.   f.    6,  226  ft.,   WO    Sie   nach 

•worden.  der  besten  Heiratszeit  gefragt  wird. 


591       Tuno  (Ehegöttin:  Hierosgamos"!  luno  (Moneta)                      592 

Was  speziell  das  Verhalten  der  flaminica  Hierosgamosfeier  verglichen,  sondern  auch 
angeht,  so  mufste  sie  stets  wie  eine  Neu-  geradezu  von  Argos  abgeleitet  haben  (vgl.  die 
vermählte  oder  Braut  gekleidet  sein,  d.  h.  den  Inno  Argeia  v.  Tibur  C.  I.  L.  14,  3556),  obwohl 
Brautschleier  und  das  Kopftuch  (flammeum,  in  diesem  Falle  direkte  Entlehnung  von  Hellas 
rica)  tragen,  woran  ein  Granatzweig  befestigt  weder  nachweisbar  {MüJler-Deeclce ,  Etr.'^  2, 
war  (Belege  bei  Marqimrdt  a.  a.  0.  S.  318.  45)  noch  auch  wahrscheinlich  ist,  zumal  da 
Boscher  a.  a.  0.  S.  64.  Bofsbach,  Böm.  Ehe  282),  Ovid  das  hohe  Altertum  des  Kultus  ausdrück- 
gegürtet  (cincta),  d.  h.  wie  eine  Braut  mit  dem  lieh  bezeugt  und  sich  gewisse  Besonderheiten 
cingulum  versehen  sein  {Paul.  p.  05),  und  das  nachweisen  lassen,  die  schwerlich  dem  griechi- 
Haar  mit  einer  vitta  purpurea  durchflochten  lo  sehen  Ritus  entstammen  (vgl.  Boscher,  luno 
haben  (vgl.  Boßbach  a.  a.  0.  287  f.).  Der  u.  Hera  88  ff.).  Möglicherweise  war  übrigens 
Granatzweig  war  wie  ein  Kranz  (incurvata  auch  das  von  Vergü  Geo.  3,  531  erwähnte  luno- 
quasi  Corona)  gebogen  und  sollte  wahrschein-  fest  (Oberitaliens)  ein  Hierosgamos,  da  er  aus- 
lich den  Brautkranz  (coroUa)  vorstellen,  welcher  drücklich  sagt,  man  habe,  da  alle  Rinder  infolge 
bei  allen  römischen  Hochzeiten  üblich  war  einer  Pest  gefallen  seien,  am  Feste  der  Göttin 
(Bofsbach  S.  292).  Dafs  man  hierzu  bei  der  Büffelkühe  (wri)  vor  den  Wagen  spannen  müssen, 
lunopriesteidn  einen  Granatzweig  nahm,  dürfte  um  (das  Bild  oder  die  Priesterin  der  Göttin?) 
sich  wohl  aus  der  symbolischen  Beziehung  der  nach  dem  hochgelegenen  Tempel  hinaufzu- 
Granate  zur  Hochzeit  und  Ehe  erklären,  da-  fahren.  Das  erinnert  auffallend  an  die  Ge- 
her sie  auch  der  Hera  geheiligt  war  (s.  oben  20  schichte  von  Kleobis  und  Biton,  doch  läfst  es 
Bd.  1  Sp.  2090).  sich  leider  nicht  mit  Sicherheit  sagen,  ob  der 

Mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  dürfen  wir  von    Vergü   erwähnte    Kult    echtitalisch    oder 

ferner  annehmen,  dafs  auch  in  Italien  wie  in  barbarisch  war. 

Griechenland  (vgl.  Bd.  1  Sp.  2098  ff.)  Ursprung-  Fragen  wir  jetzt,  welches  der  bekannten 
lieh  ein  Fest  des  ttQog  ydfiog,  bestehend  in  lunofeste  Roms  sich  wohl  am  besten  für  die 
einer  Nachahmung  der  heiligen  Hochzeit  des  von  uns  wahrscheinlich  gemachte  Feier  eines 
luppiter  und  der  luno,  gefeiert  wurde,  wobei  iSQog  ycc^og  eignete,  so  läfst  sich  dieselbe 
wohl  der  Dialis  und  seine  Gattin  fungierten.  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  an 
Gewifs  war  das  von  Ovid  {am.  3,  13)  be-  den  Kaienden  des  der  luno  heiligen  und 
schriebene.  lunofest  zu  Falerii  ein  isgog  yccfiog,  30  nach  ihr  benannten  Monats  lunius  (lunonius, 
wenigstens  bezeugt  derselbe  ausdrücklich,  dafs  Lmonalis)  denken,  womit  auch,  wie  schon 
die  daselbst  stattfindende  Pompa  dem  am  oben  gezeigt,  die  Ansetzung  der  Matronalia, 
Heraienfeste  zu  Argos  dargestellten  Brautzuge  also  desjenigen  Festes,  welches  der  luno  als 
sehr  ähnlich  war  (v.  31:  Argiva  est  pompae  Lucina  und  als  Mutter  des  Mars  galt,  wohl 
facies),  indem  das  Bild  der  Göttin  (wie  zu  übereinstimmt.  Denn  da  die  Kaienden  des 
Plataiai)  in  feierlicher  Prozession,  begleitet  Juni  und  die  des  März  genau  9  Monate  ans- 
von  Priesterinnen  (und  xoqoi  Tiag&ivcov  vfivov-  einander  liegen  und  dies  die  ungefähre  Dauer 
aäv  TYjV  ^sov  cpSaig  TtazQi'oig  Dion.  H.  1,  21)  der  Schwangerschaft  ist,  so  dürfen  wir  ver- 
uach  einem  einsamen,  schwer  erreichbaren  muten,  dafs,  wenn  überhaupt  ein  innerer  Zu- 
uralten Altar  mitten  im  Walde  (v.  6  ff .  stat  40  sammenhang  zwischen  den  beiden  wichtigsten 
vetus  et  densa  praenubilis  arbore  lucus  \  ara  lunofesten  (Sp.  587,  2  ff.)  bestand,  auf  die  Kalen- 
der antiquas  facta  sine  arte  manus)  getragen  den  des  lunius  die  Hochzeit  der  Göttin  fiel  (vgl. 
wurde.  Dabei  gingen  wie  bei  Hochzeiten  auch  die  Analogie  des  "Hgaiog  und  raarjliäv, 
{Bofsbach  a.  a.  0.  342)  Flötenspieler  voran  d.  i.  des  Monats,  welcher  nach  dem  griech.  LSQog 
(v.  11);  als  Opfertiere  werden  ein  Schwein  yä^og,  dem  Feste  der  "Hgaia,  benannt  war). 
und  Schaf  (Widder)  genannt  (v.  16);  also  die-  Hierzu  kommt  noch,  dafs  der  Juni  (abgesehen 
selben  Tiere,  welche  auch  als  Hochzeitsopfer  von  der  ersten  Hälfte)  ebenso  wie  der  griech. 
üblich  waren  {Bofsbach  a.  a.  0.  340  f.  3Iar-  rtx(ir}licöv  für  die  günstigste  Zeit  zur  Ehe- 
quardt,  B.  Privatalt.  S.  48,  34  f.).  An  diese  schliefsung  galt,  wie  Ovid  {f.  6,  223)  und 
Feier  knüpfte  sich  die  für  einen  isgog  ycifiog  50  Plutarch  {Q.  B.  86)  ausdrücklich  bezeugen, 
höchst  bezeichnende  Legende,  dafs  luno  [vor  welche  Thatsache  dann  leicht  begreiflich  ist, 
luppiter ■?]  geflohen  und  auf  ihrer  Flucht  von  wenn  man  annimmt,  dafs  auch  das  Prototyp 
einer  Ziege,  dem  Symbol  weiblicher  Frucht-  aller  Hochzeiten,  der  ugbg  yä(iog  des  luppiter 
barkeit  und  Geilheit  (vgl.  schol.  Luciani  ed.  und  der  Inno,  in  dieselbe  Zeit  fallend  gedacht 
Jac.  p.  244)  verraten  worden  sei  (v.  19\  wo-  wurde.  In  Rom  waren  die  Kaienden  des 
mit  sich  einerseits  der  in  Hellas  und  Italien  lunius  speziell  der  auf  der  kapitolinischen  arx 
gleicherweise  übliche  Brauch,  die  Braut  zu  verehrten  luno  Moneta  geheiligt  (vgl.  Solin. 
rauben,  anderseits  die  griechische  Sage  von  p.  10,  2  31.  Tutius  in  arce  fliabitavitj ,  übt 
der  vor  Zeus  sich  flüchtenden  Hera  vergleichen  nunc  aedes  est  lunonis  Monetae),  deren  Tempel 
läfst  {v^.  Boscher  a.  a.  0.  S.  65.  76  ff.  90).  End-  60  an  diesem  Tage  dediciert  wurde  (vgl.  Liv.  7, 
lieh  erfahren  wir  (v.  12),  dafs  das  faliskische  28,  7.  Ov.  f.  6,  183.  Macrob.  1,  12,  30.  Cal. 
Herafest  ebenso  wie  der  griechische  Hieros-  Venus.  C.  I.  L.  1  S.  394.  lo.  Lyd.  4,  57. 
gamos  alljährlich  gefeiert  wurde.  Auch  der  Jordan,  B.  Top).  1,  2,  108  ff.).  Der  volle  Titel 
Umstand  spricht  sehr  für  einen  Hierosgamos  dieser  luno  war,  wie  die  Inschrift  bei  OreUi 
in  Falerii,  dafs  die  Alten  selbst  (s.  Ov.  1299  =  G.  I.  L.  6,  362  lehrt,  luno  Moneta 
a.  a.  0.  V.  31  f.  u.  vgl.  Dion.  H.  1,  21  und  den  Regina,  und  schon  dieser  Zusatz  Regina 
Art.  Halesus)  das  Fest  nicht  blofs  der  griechi-  (ebenso  wie  das  Diadem  auf  der  Münze  bei 
sehen     und     zwar     speziell     der     argivischen  Overbeclc,  K.-3I.  2,  1.  Münzt.  2,  49),  zeigt,  dafs 


593     Inno   (Monetär   heil.  Gänse  anf  d.  arx)  Inno  (Moneta;  Inno  u.  Hercules)     594 

es  sich  um  die  Ehegattin  des  ebenfalls  auf  u.  s.  w.*)  (Ciirtius,  Gräz.^  312)  und  bei  seiner 
dem  kapitolinischen  Hügel  hochverehrten  lup-  an  ein  Part.  Perf.  Pass.  erinnernden  Bildung 
piter  Rex  {Preller  ^  1 ,  205 )  handelt ,  deren  eigentlich  die  Braut  oder  junge  Ehegattin  des 
Kultus  hier  seit  uralter  Zeit  d.  i.  lange  vor  luppiter  bedeutete.  Allenfalls  könnte  man 
Gründung  des  bekannten  im  J.  410  =  344  dedi-  auch  an  die  Mahnungen  und  Unterweisungen 
eierten  Tempels  bestanden  haben  mufs  {Jordan  denken,  welche  die  Pronuba  dem  jungen  Ehe- 
a.  a.  0.  S.  109).  Sicher  ist,  dafs  die  lunonischen  paare,  namentlich  aber  der  Braut,  zu  teil  wer- 
Gänse,  welche  im  J.  390  das  Kapitol  retteten,  den  liefs  {Clamlian  31,  129  ff.  Kofshacli,  Böm. 
den  Kultus  der  Moneta  bereits  voraussetzen  Ehe  274).  Die  von  Jordan,  Topogr.  1,  2 
(vgl.  Poet.  Tat.  min.  ed.  Wernsd.  3,  490  f.),  da  lo  108  ff.  aufgezählten,  übrigens  stark  von  ein- 
sie  nicht  ("wie  Preller,  B.  31.^  1,  284  f.  Over-  ander  abweichenden  Tempellegenden  wollen 
beck,  K.-3I.  2,  1  S.  158  und  Jordan,  Top.  1,  den  Namen  Moneta  wenig  glaublich  von  ge- 
2,  37  f.  meinen)  der  andern  in  einer  Neben-  wissen  für  den  Staat  bedeutungsvollen  Mah- 
cella  des  luppitertempels  verehrten  kapitol.  nungen  oder  Ratschlägen  (monitiones)  ableiten, 
Regina,  sondern  eben  der  Moneta  angehörten.  wobei  nur  merkwürdig  ist,  dafs  die  wichtigste 
Dies  erhellt  aus  folgenden  Gründen:  1)  Redet  aller  in  Betracht  kommenden  Mahnungen, 
Plutarch  Cam.  27  und  de  fort.  Born.  12  (vgl.  nämlich  die  durch  die  Gänse  den  Römern  zu 
Liv.  5,  47  und  Dion.  H.  13,  7  %■  TQ^cpö^ivot,  teil  gewordene,  nur  vom  Sehol.  zu  I^ucan.  1, 
Iv  Tfö  xsyih'Si)  von  jjtjve?  ifgol  itBQi  xhv  vscov  380  berücksichtigt  worden  ist,  und  dafs  Cicero 
T>J5  "Hqccs,  womit  natürlich  nur  ein  selb-  20  {d.  diu.  2,  (i9)  nur  von  einer  einzigen  bei  Ge- 
ständiger luuotempel,  nicht  aber  die  lunocella  legenheit  eines  Erdbebens  erfolgten  Mahnung, 
des  luppitertempels  auf  dem  Kapitol  gemeint  eine  trächtige  Sau  zu  opfern,  weifs.  Gewifs 
sein  kann;  vgl.  Jordan ,  Topogr.  1,  2,  33.  —  ist,  dafs  Kult  und  Name  der  Moneta  viel  älter 
2)  Stand  der  im  J.  344  errichtete  Moneta-  sind  als  alle  in  den  genannten  Tempellegendeu 
tempel  nach  Liv.  7,  28,  5  (vgl.  5,  47,  8).  Ov.  {Cic.  div.  1,  45,  101;  vgl.  2,  69.  Suid.  s.  v. 
f.  6,  183  ff.  Vol.  Fl.  6,  2.  Ext.  3,  3,  1  an  der-  Movr,rci;  vgl.  Schol.  Lucan.  1,  379)  ange- 
selben  Stelle  (der  'arx'),  wo  einst  das  Haus  führten  Ereignisse  {Jordan  a,.  a.  0.),  älter  auch 
des  Retters  des  Kapitols,  des  Manlius  Capito-  als  die  Einrichtung  der  Prägstätte  neben 
linus,  desselben,  den  die  Gänse  beim  Einfall  dem  Tempel,  daher  Corssens  Deutung  des 
der  Gallier  zuerst  weckten  {Serv.  V.  A.  8,  652),  30  Namens  verfehlt  scheint  {Ausspr.  etc.-  1,  438: 
gestanden  hatte,  so  dafs  zu  vei-muten  ist,  sein  Moneta  =  die  'Denkzeichengebende'**).  Auch 
Haus  sei  dem  der  Moneta  heiligen  Bezirke  be-  auf  dem  Albaner  Bei-ge  neben  dem  Tempel  des 
nachbart  gewesen.  —  3)  Das  Attribut  der  luppiter  Latiaris  (s.  d.)  gab  es  wohl  einen  solchen 
kapitolinischen  Regina  ist  nicht  die  Gans,  der  Moneta,  gelobt  nach  Liv.  42,  7  im  J.  173 
sondern  der  Pfau  {Overhech,  K.-M.  2,  1,  126  f.  und  geweiht  im  J.  167  nach  Liv.  45,  15  {aedem 
158.  Maller  -Wieseler,  B.  d.  a.  K.  2,  64^).  —  3Ionetae  {'?)  in  monteAlbano  (?),-  cod.  adem  moet 
4)  Serv.  V.  A.  8,  652  sagt:  tunc  Manlius,  custos  albanö).  Eine  Münze  von  Paestum  (?)  mit  dem 
Capitolii,  Gallos  detrusit  ex  arce,  clangore  Kopf  der  Moneta  s.  im  Catal.  of  gr.  coins  in 
anscris  excitatus  (vgl.  Lucan.  1,  380:  castrensis  the  Brit.  Mus.  Italg  S.  282.  —  Val.  Maxiwus 
Moneta  =  M.  in  Castro  =  in  arce).  Da  nun  40  1,  8,  3  nennt  auch  die  vonVeji  nach  dem  Aventin 
die  Gans  im  Altertum  als  Lieblingstier  der  verpflanzte  luno  Moneta.  Über  die  später  (seit 
Matronen  und  als  Symbol  der  Sittsamkeit  485/269?)  mit  dem  Tempel  vereinigte  Präg- 
und  Züchtigkeit  {Aristot.  ed.  Didot  3,  4,  85.  statte  vgl.  Jordan  a.  a.  0.  S.  110.  Hinsichtlich 
Plin.  lt.  n.  10,  44  verecundiim  animal.  Petron.  der  Darstellungen  der  Moneta  auf  röm.  Münzen 
137  anserem  Omnibus  matronis  ucceptissimum.  s.  Overbeck,  K.-M.  2,  1  S.  159.  Babelon,  Mon. 
A.  Ztg.  16,  231*),  also  derjenigen  Tugenden  de  la  rep.  1,  309.  314  und  unten  Sp.  612. 
galt,  welche  der  Römer  vorzugsweise  von  den  Aus  den  Funktionen  der  luno  als  Göttin 
matronae  verlangte  (vgl.  Senec.  fr.  78  ed.  Haase.  der  Entbindungen  und  Hochzeiten  (Ehen)  hat 
Tac.  dial.  28.  Dio  Cass.  56,  3  [ot-/coupog  etc.].  sich  offenbar  die  Idee  von  weiblichen  Genii 
3Iacrob.  1,  15,  22),  so  ist  kaum  zu  bezweifeln,  50  oder  lunones  entwickelt,  die,  einheitlich  zu- 
dafs  man  die  Moneta  als  höchstes  Ideal  weib-  sammengefafst  und  den  in  der  Gestalt  des 
lieber  Sittsamkeit  und  Häuslichkeit  verehrte,  Hercules  ebenso  einheitlich  gefafsten  Genii 
was  ebenfalls  entschieden  auf  eine  Braut  oder  virorum  gegenübergestellt,  in  dem  oben  Bd.  1 
jugendliche  Ehegattin  des  luppiter  führt  (vgl.  Sp.  2258  ff.  behandelten  eigentümlichen  Mythus 
die  sehr  jugendlichen  Köpfe  der  Moneta  von  einem  ehelichen  Verhältnis  zwischen  Her- 
bei Overbeck,  K.-3I.  2,  1.  Münzt.  2,  48  u.  49).  cules(=  Genius  lo vis)  und  luno  (=  luno  lunonis?) 
Suchen  wir  jetzt  diese  Erwägungen  für  den  eine  so  wesentliche  Rolle  zu  spielen  scheinen 
bisher  noch  unerklärten  Namen  Moneta  zu  (s.  die  Artikel  Hercules,  lunones  und  Genius), 
verwerten,  so  ist  es  mir  nicht  unwahrschein- 
lich, dafs  derselbe  bei  seiner  unverkennbaren  60  *)  Beachtenswert  ist,  dafs  z/*-.  Andron.  b.  Prhc.  6, 
und    allgemein    anerkannten     etymologischen  5,  e  die  griechische  3lv)iuoai'jvii  mit  Moneta  übersetzt 

Verwandtschaft    mit     liväa&ai,     in     Liebe     ge-  hat,  was  ebenfalls  auf  Verwandtschaft  mit  /Livän&ai  =  (in 

denken,  freien,  flX'/JötJJ  (aAo;^oe)  Ehefrau,  jUl-TJCT/J  Liebe)    gedenken,    minnen   deutet.     Vgl.    Gloss.   Philox. 

Braut,  althochd.  minnia,  minna  Minne,  Liebe  Mrrif.oaüry;  Moneta  u.  Uyg.  /.  praef. 

**)  Gilbert,  Gesch.  u.  Top.  d.  St.  Rom  1,  33-1  bezieht  da- 
gegen   den    Namen    Moneta    auf   die    Verkündigimg    der 

*)  Vgl.  auch  Stephani  CR.  1863,   21  f.  n.  Bri/il-mann,  Monatsfeste,  „weil   die   Erinnerimg   an   diese   von  selten 

I).   Metaphern  1    S.  551f. ,   wo   nachgewiesen   ist,    dafs    die  des  Hex  im  Namen  und  anstatt  der  luno  selbst  erfolgte, 

männliche  Gans   für   ein   besonders  verliebtes   Tier  galt.  die  demnach  hier  in  eminentem  Sinne  die  Mahnerin  war". 


595                  Inno  (Sospita  etc.)  Inno  (Sospita,  Cur(r)itis,  Quiritis)     596 

IV.   Sonstige  Funktionen  der  luno.  ^%  7//..^'   ^-  ^r^Vf^^'^^  der  Diktator 

*  selbst  {Cic.  pro  Mil.  17,  45.  Ascon.  p.  32  Or.  = 

a)  luno  Sospita  (Sospes),   oder  Sispita  (so  p.27  JL«e/s^-);  Pi'odigien,  welche  in  dem  lanuvin. 

Münzen  desAnton.Pius  und  Commodusb.£'cÄ;/;e/,  Tempel  vorfallen,  werden  nach  Rom  berichtet 

d.  w.  w.  7, 14  u.  107  [gefälscht  ist  OreZ^t  nr.  1309  und   von    Rom    aus    gesühnt    {Liv.    21,  62,  4. 

=  C./.I/.  14, 99*],  auch  Sispes,  Seispes  bedeutete  22,   1,    17.    23,   31,    15.    24,    10,    6.    29,    14,3. 

unzweifelhaft   die   'Heilschützerin',   Erretterin.  31,    12,   6.    40,    19,    1).      Ein    Kollegium    von 

Der  Name   ist   einerseits   von  Wurzel  sa   (vgl.  sacerdotes   Lanuvini,    aus    römischen    Rittern 

gr.  ßäoq,  aaöco),  anderseits  von  pati  Schützer,  gebildet,  beteiligt  sich  im  Namen  des  Staates 

Herr  (vgl.  skr.  pami  schütze)  abzuleiten;   vgl.  lo  an    dem  Dienst    (Dessau   G.  I.  L.  14,   p.  192, 

Corssen,  Ausspr.  etc.  ^  1,  425  f.  2,  365.    Preller-  C.  I.  L.  5,  6992.  7814,  9,  4206  ff".  4399.  10,  4590. 

Jordan'^  1,  276.    Fest.  p.  343:  Sispitem  luno-  Marquardt,  B.  Staatsv.  3,  456).     Nach  Cicero 

ncm,  quam  vulgo  sospitem   appdlant,    antiqui  {pro    Mur.    41,    90)    hatten    auch    die    römi- 

usurpahant,   cum   ea  vox   ex   Graeco  videatur  sehen    Konsuln    die  Verpflichtung,    der    lanu- 

sampta,  quod  est  ecö^siv.     Apul.  M.  6,  4:    sis  vinischen     Sospita     (alljährlich?)     ein     Opfer 

meis    extremis    casibus   luno    Sospita.     Wahr-  darzubringen    (J.    Sospitae.,    cui    omnes    consu- 

scheinlich  bezog  sich  der  Beiname  Sospita  ur-  les   facere   necesse    est).     Über    die    Lage    des 

sprünglich   auf  die   Hülfe,   welche   die   Göttin  älteren     Tempels    imd     seine    Ausstattung    s. 

den    Frauen    bei     der    Entbindung    gewährte  Abeken,  Mittelitalien  215  u.  Plin.  h.  n.  35,  17. 

(vgl.  Preller- Jordan^  1,  276),  doch  scheint  sie  20  Besondere  Ehre  erwies  der  Göttin  in  späterer 

daneben  auch,  wie  die  Opigena,  die  Bedeutung  Zeit   Antoninus    Pius    durch    Erbauung    neuer 

einer   Erretterin    aus    Kriegsgefahren    gehabt  Tempel;    lul.    Capit.    Ant.    P.   8.      Der    voll- 

zu  haben  (Liv.  32,  30,  10),  zumal  da  sie  (wie  ständige  Titel  der  Göttin  war  nach  Inschriften 

auch  gewisse  griechische  Mondgöttinnen  und  luno  Sospita  (Seisp(s)  Mater  Eegina  {C.  I.  L. 

die  Cur(r)itis  von  Tibur;  s.  oben  Sp.  588)  be-  14,  2088  ff.,  2090:  7.  Seispitei  Matri  Beginae; 

waffnet    und    auf   einem    Wagen    fahrend    ge-  2091:    Tunöni  S.  M.  B.  ||  Q.  Olius  etc.;   vgl. 

dacht  wurde  (vgl.  Fest.  p.  200  u.  3Iart.  Cap.  Babelon,  Monn.  de  la  rep.  B.    2,  488).     Auch 

2,  149:  Opigenam  te  quas  vel  in  partus  dis-  in  Rom  selbst  hatte  die  lanuvinische  luno  oder 

crimine   vel  in  bello  protexeris  precabuntur).  Sospes  zwei  Tempel.     Der  eine  von  ihnen  be- 

Die  Hauptstelle   über  die   äufsere  Gestalt  der  30  fand  sich  auf  dem  Forum   Olitorium   und  war 

Sospita  findet  sich    bei   Cicero,   de  nat.  deor.  voviert  vom  Konsul  Cornelius  im  Insubrerkriege 

1,  29,  83:    illam   vestram    Suspitam,    quam  tu  (a.  197);  vgl.  iw.  32,  30,  10  u.  34,  53  (s.  ö^iVöer^, 

nnmquam  .  .  .  vides  nisi  cum  pelle  caprina  (s.  Gesch.  u.  Topogr.  d.  St.  Born.  3,  82);  der  andere 

oben   S-p.  587),   cum   liasta,  cum  scutulo,  cum  auf  dem  Palatinus   in  unmittelbarer  Nachbar- 

ealceolis   repandis.     Hiermit   stimmen   die    er-  schaft  des  Tempels  der  Magna  Mater  (vgl.  Ovid. 

haltenen  ziemlich  zahlreichen  Monumente  (teils  /;  2,  55:  pirincipio  mensis  Phrygiae  contermina 

Münzen,  teils  Statuen  und  Reliefs,  besprochen  Matri  \  Sos2jita   deJubris    dicitur   aucta   novis). 

von   Ocerbeck,  K.-M.  2,  1,  160 tf.  Peter   oben  Auf  einen  der  beiden  Tempel  scheint  sich  die 

Bd.  1   Sp.  2261  ff.     Babelon,  3Ionn.  de  la  rep.  Nachricht    von     einer    Wiederherstellnog    im 

Bomaine  2,  20.  224.  -280.  283.  386.  402.  434f.;  40  J.  663  u.  c.  {Cic.  de  dioin.  1,  2,  4.  44,  99.    lul. 

vgl.  auch  die  Münze  von  Nikomedeia  bei  Im-  Obs.  115)    zu    beziehen    (vgl.    Becker,    Topogr. 

Jwof-Blumer,  Griech.  Münzen  S.  604:  (80)  ^  Tat  6  602).     Das  Fest  der  Sospita  zu  Rom  fiel  nach 

nr.  12  [HPA  AANOIA];  Sp.  606  ff.)  vollkommen  Ovid.  f.  2,  55   auf  die  Kaienden   des  Februar, 

überein,   nur   dafs   einige   Münzen   die   Göttin  daher    Preller^   1,   278    wohl    mit    Recht    den 

auf    einem    Zweigespann    fahrend    darstellen.  gleichen  Festtag  auch  für  Lanuvium  vermutet. 

Attribut   der  Sospita   ist  entweder  ein  Vogel  (Weitere  Kombinationen   s.  b.  Gilbert  a.  a.  0. 

(Krähe?  vgl.  Paid.  epit.  p.  64,  7.    C.  I.  L.  1,  814),  1,  228  ff.  3,  430.) 

welche  auf  Münzen  der  gens  Cornuficia  {Over-  b)  luno  Ciir(r)itis,  Quiritis  u.  s.  w.    Diese 

beck  a.  a.  0.  S.  160.  Münzt.  HI  nr.  18.   Babelon,  luno  scheint  der  Sospita  nahe  verwandt  gewesen 

Monn.  de  la  rep.  B.  2,  434ff.)   erscheint,  oder  50  zu   sein,   da   sie  ebenso   wie   diese  mit  Schild 

eine  Schlange  (Münzen  d.  gens  Roscia  b.  Overb.  und  Speer  ausgerüstet  und  auf  einem  AVagen 

a.a.O.  Babelon  a.a.O.  2,  i02  und  Mettia,  i?a-  fahrend    gedacht,    auch,    wie    diese,    oft    in 

belon  a.  a.  0.  2,  224).     Diese  Schlange   erklärt  Kriegsnöten  angerufen  wurde.    Vgl.  das  tibur- 

sich  aus  einem  von  Propertius  (5,  8,  3  ff.)  und  tinische  Gebet  bei  Serv.  Fuld.  zu  Aen.  1,  17: 

Aelian  {h.  a.  11,  16)  erwähnten   Brauche,   wo-  Inno    Curritis    (sie!),    tuo    curru    clipeoque 

nach  einer  im  Haine  der  lanuvinischen  Sospita  tuere  meos  curiae  vernulas  (s.  Jordan  zu  Prel- 

hausenden     Schlange     alljährlich     von     einer  ler^   1,   279,  3).    Serv.   zu  V.  J..  1,  8:    utitur 

Jungfrau  ein  Opferkuchen  dargebracht  wurde.  curru  et  liasta.    ib.  2,  612:  ipjsa  est  curritis 

Genofs   die  Schlange   davon,   so  galt  dies   als  et  sub  hoc  nomine  interest  bellis.     Die  Lanze 

Beweis    der    Keuschheit    des    Mädchens,    ver-  go  bezeugt    Plut.    Born,.    29    u.    Q.   B.   87.     P'est. 

schmähte  sie  es,  so  war  dasselbe  nicht  fügend-  p.  49.  ib.  254:  Quiritis  luno  Dea  Sabinorum, 

haft    gewesen.      Der    älteste    und    wichtigste  cui  bell  ant  es   aqua  et  vino  libabant.     Mart. 

Kult  dieser  Sospita  bestand  zu  Lanuvium;  ihr  Cap.  2,  149:  Curitim  debent  mcmorare  bellan- 

Tempel  und  Hain   (aedes  lucusque)   war   seit  tes.    Was  den  Namen  betrifft,  so  ist  es  ziem- 

416  =  338  gemeinsames  Eigentum  der  Lanu-  lieh   schwer,    darüber  ins   Reine    zu   kommen. 

viner  und  Römer   (Liv.  8,  14,  2);  ihren   Dienst  Die    Schreibung    schwankt    zwischen    Curritis 

versahen  ein  flamen,  welchen  der  Diktator  von  {Arvalkal.  7.  Okt.   C.  I.  L.  11,  3126  [Kalerül. 

Lanuvium  ernannte  {Cic.  pro  Mil.  10,  27.    17,  Serv.  Fuld.  a.a.O.),  Curitis  {Blart.  Cap.2,  149), 


597      Inno  (Sospita,  Cur(r)itis,  Quiritis)  luno  (Popnlona,  Sororia,  Caprotina)      598 

Curis  (Fest.  p.  64),  Quiritis  oder  Quiris  (C.  /.  ä)  zu  Beneventum;    vgl.  die  Inschrift  C. 

L.   9,    1547,     ßenevent:    Imionei.    Quiritei.  I.  L.  9,  1547. 

Sacra.  Kai.  v.  Ostia  7.  Okt.  C.  I.  L.  11,  3125:  c)  I.  Populoiui  (-onia).  Hinsichtlich  der 
.  .  .  pontifex  sacrarius  I.  Quiritis),  Quiritia  sprachlichen  Form  s.  Jordcm  z.  Preller,  M.  31. ■^ 
{KvoiTLCi  Bion.  Hai.  2,  50  \Schoemann  Kvql-  ],  279  u.  vgl.  C.  I.  L.  3,  1075  (Apulum,  Da- 
riSi].  bteph.  Byz.  s.  v.  Kvgi'g,  ^vrjtgöno^.ig  Sa-  cia):  I.  JReginae  Vopuloniae  Deac  Patriae, 
ßivoav  . . .  KvQixCa  "Hga).  Ebenso  schwankend  Die  Deutung  des  Namens  ist  nicht  ganz 
ist  die  Deutung  des  Namens.  Die  Alten  dachten  sicher.  Mart.  Cap.  2,  149  will  den  Namen 
an  Ableitung  bald  von  der  sabinischen  Stadt  offenbar  von  populus  im  Sinne  von  plebes  ab- 
Cures (Steph.  Byz.  a.  a.  0.;  ebenso  Corssen,  lo  leiten  {Populonam  plebes,  Curitiin  debent  me- 
Ausspr.  etc."  2,  357,  der  sich  auf  Fest.  p.  254  viorare  bellantcs).  Nach  dem  Mythogr.  3,  3 
Quiritis  Inno  dea  Sabinorum  beruft;  vgl.  ib.  hiefs  sie  Populonia,  quod  populos  multiplicet, 
p.  49  s.  V.  Curis  [Sabine  hastaj  u.  Curitim),  und  diese  Deutung  hat  dies  für  sich,  dafs  sie 
bald  von  curis,  dem  sabinischen  Ausdruck  für  sich  •  sehr  gut  mit  der  Funktion  einer  Ent- 
hasta  (Fest.  p.  49  u.  254.  Oo.  /".  2,  477.  Serv.  bindungsgöttin  vereinigen  läfst.  Sincca  (fr. 
V.  A.  1,  8;  vgl.  Plut.  Rom.  29.  Q.  B.  87),  39)  bei  Augustinus  c.  d.  6,  10  rechnet  die 
wofür  allerdings  ihre  ständige  Ausrüstung  mit  Populonia  ebenso  wie  die  Fulgora  und  Rumina 
einer  Lanze  [Plut.  a.  a.  0.;  hinsichtlich  der  zu  den  deae  viduae,  d.  i.  caelibes.  Aus  einem 
auf  die  Quir.  [mit  Recht  V]  bezogenen  hasta  Fragmente  des  sog.  ius  Papirianum  hei  Blacrob. 
caelibaris  s.  Fett.  62.  Plut.  Q.  B.  87.  Oo.  f.  20  3,  11,5  erfahren  wir,  dafs  im  Tempel  der  luno 
2,  559.  Arnob.  2,  67,  sowie  Preller'^  1,  279.  Populonia  (zu  Rom?)  sich  eine  augusta  mensa 
Bofsbach ,  B.  Ehe  289  ff.  Ptter  oben  Bd.  1  befunden  habe.  Kulte  dieser  luno  sind  aufser- 
Sp.   2262  ff.)      und     die     Deutung     des     Qui-  dem  bezeugt  für: 

rinus  als  Lanzenträger    (siehe  jedoch  Preller-  a)  Aesernia  in  Samnium:  Tuiioui  Beg.  Pop. 

Jordan'-^   1,   369)    sprechen    würde,    bald    von  etc.     Orelli  1306  =   C.  I.  L.  9,  2630. 

currus  {Serv.  z.  V.  A.  1,  17  u.  1,  8),  bald  an  ß)    Teanum   Sidic.   in   Carapanien:    Noniae 

Zusammenhang  mit  curia  (vgl.  Dion.  H.  2,  50:  Prisca(e)  sacerd.  lunoii.  Populon.    Hevzen  5660 

TäxLog]    £v    ci7iäaat.g   rat?   Kovgi'aig  "Hqcc    tga-  =  I.  B.  N.  3985  =  C.  I.  L.   10,  4790.     Fla- 

TTs^ccg   t&sxo   KvQLzicc   XsyoyiivTj.    Fest.  p.   64:  viae  etc.  sacerd.  lunonis  Papula tiae .  .    Henzen 

Curiules  niensae,  in  quibiis  immolabatur  lunoni,  30  b&6l  =  I.  B.  N.  3984  =  C.  I.  L.  10,  4789. 

quae  Curis  appellata  est;  vgl.  auch  Fest.  254.  üewÄe«  6103  =  /.  i?.  iV.  3986  =  C.J.  i.  10, 4791. 

Serv.  V.  A.  1,  17:    tuere  meos  curiae  vernu-  d)  luno  Sororia  (Fest.  p.  297.  Schol.  Bob. 

las.    Gilbert,   Gesch.  u.  Topogr.  d.  St.  Born  2,  ad   Cic.  p.   277    (//•.    Dion.  H.  3,   22   "'Hga    rj 

127).      Die    Entscheidung    ist    schwierig,     am  lsXoy%bv    suLGTiOTisiv    ddsXqxxg)    hatte    in    der 

meisten  scheinen  jedoch  die  Ableitungen  von  4.  Region  unweit  des   colossus  Neronis   einen 

cüris  Lanze  und  von  Cures  für  sich  zu  haben,  Altar  neben  dem  des  lanus  Curiatius  {Becker, 

zumal  da  der  Zusammenhang  der  Göttin  mit  Topogr.   527  ff.    Jordan,    Top).   2,   100).     Über 

den   Sabine rn   sich   nicht  leugnen  läfst;    ob  beiden  Altären  befand  sich  das  sogen,  tigillum 

ein  Zusammenhang  mit  currus  besteht,  hängt  sororium.      Das    am    1.    Okt.    (nach    den    fasti 

von  der  (ungelösten)  Frage  ab,  ob  die  Schrei-  40  Arval.)   regelmäfsig    stattfindende    Opfer    galt 

bung  Curritis  echt  und  ursprünglich  ist.    Sollte  der  Sühne  des  Schwesterraordes,  den  Horatius 

dies  der  Fall  sein,  so  könnte  man  sogar  an  eine  begangen  haben  sollte.     Mehr  bei  Marquardt, 

Trennung  der  Curritis  von  der  Quiritis  denken.  Staatsv.  3,   560   u.  oben   Sp.  21.     Es  ist  klar, 

Kulte  dieser  luno  bestanden:  dafs  diese  luno  eigentlich  die  Bedeutung  einer 

a)   zu   Rom,   wo   ihr   seit   ältester  Zeit   in  Beschützerin  der  (bräutlichen)  Schwestern  hatte, 

allen  Curien  als  Beschützerin  derselben  Opfer-  Müller-BeecJce,  Flr.'''  2,  92,  30  deuten  diese  I. 

tische  errichtet  waren;  Dion.  Hai.  2,  50.  Fest.  als  luno  (=  genius)  sororis;  vgl.  lunones. 

p.  64  s.  V.  curiales  mensae.  p.  62  curionia  Sacra.  e)    I.    Caprotina    (Capratina    C.   I.  L.    4, 

p.  49  curioniurn  aes;  ob.  Sp.  584,  32  ff.    Auch  1555).     Nach   Varro  1.  l.  6,  18   wurde  an  den 

wurde  nach   dem  Arvalkalender  und  dem  von  50  sogen.   Nonae   Caprotinae   (7.  Juli)   '^in  Latio' 

Ostia  am  7.  Okt.  dem  luppiter  Fulgur  und  der  dieser    luno   ein   Frauenfest   mit   einem   unter 

luno  Curritis  in  Campo  ein  Fest  gefeiert  {Mar-  einer  caprificus   stattfindenden  Opfer  gefeiert. 

quardt,  B.  Staatsv.  3,  22,  4  u.  560).  Ausführlich   erzählt  Macrob.  1,  11,  36ff. :   lu- 

ß)  zu  Tibur;  Serv.  z.  V.A.  1,  17;  vgl.  auch  noni  Cupr.   die  illo   liberae  pariter  ancillaeque 

Orelli  1289   =   C.  I.  L.  14,  3556  {I.  Argeia).  sacrificant   sub   arbore  caprißco    in   msmoriam 

y)  zu.  F&\evii:  Tert.  apolog.'-Ai:  Faliscorum  benignac  virtutis,  quae  in  ancillarum  animis 
in  honorem  Patris  Curis  [patriae  Curitis:  Gar-  pro  conservafione  publicae  dignitntis  apparuit; 
rncci]  et  accepit  cognomeu  luno.  CLL.  11,  nam  post  urbem  capjtam  cum  sedatus  esset  Gal- 
3125  u. 3100  (vgl. 3152),  wo  ein  j;or</<7'.s«cr('rtn?/sj  licus  motus,  res  ]}ublica  vero  esset  ad  tenue  de- 
Lun.  Cu(ritis)  erwähnt  wird;  C.L.Lj.  11,  3126:  60  ducta,  finitind  oportunltatem  invadendi  Bomani 
lucuni  L.  Curritis.  Vgl.  Müller-Deeclce,  Etr.  ^  2,  nominis  aucupati  praefecerunt  sibi  Postunmim 
44,  12.  Übrigens  scheint  diejenige  luno,  wel-  Livium  Fidenatium  dictatorem ,  qui  .  .  .  man- 
cher das  Fest  des  ispög  yäfiog  galt,  nicht  die  Qui-       davit,  ut matresfamilius  sibi  et  virgines 

ritis  gewesen  zu  sein,  zumal  da  wir  aus  Dion.  dederentur  . .  .  ancilla  nomine  Tutela  (Tutula?) 

Hai.  1,21  wissen,  dafs  jenenur  von  Priesterinnen,  scio  Philotis  {^ilwxig  =  die  Liebende  bezeichnet 

ebenso  wie  die  argivische  Hera,  bedient  wurde,  wohl  das  aphrodisische  Wesen  dieserTutula; 

und  weil  die  kriegerische  Ausrüstung  einer  Qui-  vgl.   cpLlotrig    =   Beischlaf   etc.    und    L'olyaen. 

ritis   nicht  recht  zur  Feier   des  tiqog  y.  pafst.  8,   30    01   Äaxivot   ovveK(i&£vÖov   xaCg    Y-ÖQUig) 


599                   luno  (Caprotina)  Inno  (Regina)                      600 

pollicita  est  se  cum  ceteris  ancilHs  sub  nomine  Vgl.  Pfeiler^  1,  286 f.   (der  auch  auf  die  Zeit 

clominarum  ad  liostes  ituram  habituque  matrum-  der  sogen,  caprificatio  hinweist).     Marquardt, 

familias  et  virginutn  sumpto  hostibus  cum  pro-  Staatsv.  3,  312.  555  ff.  Sclnveqler,  H.  G.  1,  532  flf. 

sequentium  lacrimis  ad  fidem   doloris   inr/estae  (wo   die   antike  Litteratur  über   das   Fest  am 

sunt,     quae  cum  a  Livio  in  casiris  distributae  vollständigsten    gesammelt    ist).     MannJiardt 

fuissent,  viros  plurimo  vino  provocaverunt  diem  a.  a.  0. 

festum  apud  sese  esse  simulantes.  quibus  sopo-  f)  Die  luno  Veridica(?)  einer  von  Jfen^-ew, 
ratis  ex  arbore  cnprifico,  quae  castris  erat  Suppl.  Or.  III  135  für  unecht  gehaltenen  In- 
proxima,  Signum  Romanis  dederunt.  qui  cum  schrift  (OrelJi  1311)  von  Benevent,  von  Preller^ 
repentina  incursione  superassent,  memor  bene-  lo  1,  283,  2  mit  der  Moneta  verglichen,  beruht  auf 
ficü  senatus  omnes  ancillas  manu  iussit  mitti  falscher  Lesung  stattRegina;  s.  C.7.7v.9,  2110. 
dotemque  eis  ex  publico  fecit  et  ornatum,  quo  g)  Kegina.  So  hiefs  luno  als  Gemahlin  des 
tunc  erant  usae,  gestare  concessit  diemque  luppiter  Rex  (Preller  ^  1,  205;  vgl.  Zfvg  ßaai- 
ipsum  Nonas  Caprotinas  nuncupavit  ab  illa  Xfvg  u.  "Hqu  ßaatleia,  ßaailiq),  vielleicht  auch 
caprifico  ex  qua  Signum  victoriae  ceperunt,  als  Göttin  des  Mondes,  welcher  bekanntlich 
sacrificiumque  statuit  annua  sollennitate  ceJe-  öfters  als  'regina  siderum'  oder  'caeli'  aufgefafst 
brandum,  cui  lac  quod  ex  caprifico  manat  wurde  (Hör.  ca.  sacc.  35;  mehr  bei  Koscher, 
propter  memoriam  facti  praecedentis  adhibetur.  luno  u.  Hera  20,  20).  Dieser  lunokult  ist 
Ziemlich  dieselbe  Legende  erzählt  Plutarch  wohl  der  berühmteste  und  verbreitetste  ge- 
[Bovi.  29  und  Camill.  33,  vgl.  Polyaen.  8,  30),  20  worden,  was  zweifellos  mit  der  Bedeutung  des 
doch  weicht  dieser  darin  von  Macrobius  ab,  kapitolinischen  Tempels  zusammenhängt.  Das 
dafs  er  hinzufügt,  die  bräutlich  geschmückten  Kapitolium  mit  seiner  Göttertrias  luppiter,  luno, 
Mägde  hätten  alle  ihnen  Begegnenden  ver-  Minerva  war  nach  Jordan  (Eöm.  Top.  1,  2,  35; 
spottet  (ncci^siv  dicc  ay-cofifiärcov)  und  alsdann  vgl.  Preller,  R.  ilf."'  1,  65),  keine  den  Italikevn 
sich  gegenseitig  geschlagen  und  mit  gemeinsame  Einrichtung,  sondern  die  eigenste 
Steinen  geworfen,  auch  nennt  er  nicht  die  Schöpfung  des  römischen  Staats,  der  römischen 
Fidenateu,  sondern  die  Latiner  als  Gegner  der  Staatsreligion  (vgl.  jedoch  Serv.  V.  A.  1,  422),  es 
Römer,  welche  eine  Anzahl  von  römischen  war  von  beiden  unzertrennlich  und  ist  mit 
Jungfrauen  (und  Witwen)  zu  Ehegattinnen  beiden  durch  die  Welt  gewandert.  Und  zwar 
verlangt  hätten,  um  das  frühere  in  Vergessen-  so  ist  sein  vorzüglichster  Träger  die  Kolonie  der 
heit  geratene  connubium  mit  den  Römern  zu  römischen  Bürger,  das  Abbild  des  röm.  Staats 
erneuern.  Statt  der  Fidenaten  nannte  man  im  Kleinen:  in  den  Kolonieen  Italiens  und  den 
auch  die  Tusci  (Macrob.  3,  2,  14),  oder  die  Provinzen  steht,  wie  in  Rom,  an  der  Spitze 
Galli  (Ovid  a.  a.  2,  257),  während  andere  des  Kultus  der  des  luppiter  mit  der  luno  und 
das  Fest  der  caprotinischen  Nonen  und  die  Minerva.  So  kommt  es,  dafs  wir  in  Italien 
damit  in  Verbindung  stehenden  Poplifugia  mit  und  in  den  Provinzen  (vgl.  die  Indices  des 
dem  Verschwinden  des  Romulus  am  Ziegen-  C  I.  L.)  keinem  Beinamen  der  luno  häufiger 
sumpf  (caprae  palus)  auf  dem  Marefelde  in  begegnen,  in  der  Regel  in  Verbindung  mit 
Zusammenhang  bringen  wollten  {Plut.  Born.  luppiter  0.  M.  und  Minerva. 
29  u.  Cam.  33.  Bion.  H.  2,  56).  Bei  diesem  40  l)  Die  kapitolinische  Regina.  Der  kapi- 
Sch wanken  der  Überlieferung  ist  es  natürlich  tolinischeTempel  war  nach  glaubwürdiger  Über- 
schwer, über  die  eigentliche  Bedeutung  des  lieferung  ebenso  wie  der  auf  dem  Albaner 
Festes  ins  Reine  zu  kommen.  Sicher  scheint  Berge  von  den  Tarquiniern  erbaut  {Jordan, 
nur,  dafs  auch  hier  luno  die  Bedeutung  einer  Top.  1,  2,  8ff. ).  Genaueres  über  die  Ein- 
Göttin der  Ehe  und  weiblichen  Fruchtbarkeit  richtung  des  Tempels  s.  bei  Jordan,  Top. 
hatte,  welche  letztere  hauptsächlich  durch  a.  a.  0.  Der  mittlere  Raum  gehörte  dem 
Lustration  bewirkt  werden  sollte,  daher  auch  luppiter,  die  beiden  Nebencellen  der  Inno  R. 
hier,  wie  am  Feste  der  Luperealien,  die  Ziege  (links)  und  der  Minerva  (rechts  vom  lupp.); 
(capra;  vgl.  caprificus,  caprae  palus,  Capro-  vgl.  Jordan  a.  a.  0.  S.  71.  88  ff.  Daremberg- 
tina),  gegenseitiges  Schlagen  (mit  Feigenzwei-  50  Soglio,  Dict.  d.  antiq.  1  p.  901  ff.  Babelon, 
gen?)  und  eine  symbolische  Flucht  eine  Rolle  Monn.  de  la  rep.  1,  396.  Hinsichtlich  der 
spielte.  In  dem  Brauche  der  Spottreden  und  bildlichen  Darstellungen  der  kapitolinischen 
des  Steinwerfens  hat  3Iannhnrdt,  Mythol.  R.  verweise  ich  auf  (Jverbeck,  K.-M.  2,  1,  158; 
Forsch.  122  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  vgl.  ib.  126  (wo  jedoch  die  3  Kulte  der  Regina 
einen  bekannten  Ernteritus  erkannt,  womit  das  in  Rom  nicht  gehörig  unterschieden  werden) 
Datum  des  Festes  (7.  Juli,  zugleich  Tag  des  u.  Jordan  a.  a.  0.  S.  89  ff.  Wie  es  scheint, 
ersten  der  beiden  dem  Consus,  d.  h.  dem  Gotte  war  sie  mit  Schleier,  Scepter  (in  d.  L.)  und 
der  Frnchtbergung,  im  Circus  begangenen  Schale  (in  d.  R.)  ausgestattet,  auch  ist  ihr 
PJrntefeste)*),  sowie  der  Name  Tutula  =  Tu-  mehrfach,  aber  nicht  ständig,  der  Pfau  bei- 
tulina  oder  Tutilina  (d.  i.  Göttin,  welche  dem  60  gegeben;  der  Eichenkranz  war  der  luno  und 
Einfahren  oder  Einheimsen  des  geschnittenen  dem  luppiter  als  noliovxoLg  geheiligt  nach 
Getreides  vorstand;  Tertull.  de  spect.  8.  Aug.  Plut.  Q.  E.  92.  Dafs  die  kapitolinischen 
c.  d.  4,  8;  ob.  Sp.  228)  wohl  übereinstimmt.  Gänse  wahrscheinlich  nicht  der  Regina,  son- 
Eine  Darstellung  der  Caprotina  will  Mommsen,  dem  der  Moneta  zugehörten,  haben  wir 
Münziv.  519  auf  einem  Denar  des  C.  Renius  schon  oben  gesehen.  Nach  Liv.  22,  1,  17 
{Babelon,  Monn.  de  la  rep.  2,  399)    erkennen.  wurden  im  J.  217  v.  Chr.  der  kapitolinischen 

Trias   drei  Blitze  aus  edlem  Metall,  dem  lup- 

*)  Vgl.  Nissen,  IL  LaiuiesJc.  1,  400.  piter    aus    Gold,    den    beiden    Göttinnen    aus 


601                luno  (Regina,  Victrix)  luno  (Opfer  u.  Attribute)            602 

Silber  geweiht,  woraus  hervorzugehen  scheint,  der  Salonina  (s.  Cohen,  Med.  imp.  4,  468,  49. 

dal's  man  sich  die  Regina  ebenso  wie  luppiter  üverheclc,  K.M.  2,  1,  127). 

und  Minerva  blitzend  dachte  (vgl.  8erv.  V.  A.  i)  Hinsichtlich  der  karthagischen  luno  Cae- 

1,  42   u.    8,  430),    was,    wie    es    scheint,    mit  lestis  s.  d.  Art.  Sp.  612  ff.), 

etruskischer    Blitzlehre    zusammenhängt    (vgl.  Über  die  Rolle,  welche  luno  in  der  Aeneide 

Mäller-DcecJi-e,  Etr.'^  2,86.  1G8),  wie  denn  über-  äes  yergil  spielt  s.  Fauhf ,  Realenc.  4,  580. 

haupt    die    kapitolinische   Göttertrias    etruski-  Über  die   ''luno   virgo,    quae  Feronia  di- 

schen  Ursprungs  zu  sein  scheint  {Serv.   V.  A.  cebatur'  {ßerv.  V.  A.  7,  799),  oder  die  Feronia 

1,  422:   prudentes  Etruscae   disciplinae   aiunt  s.  den  Art.  Feronia  (oben  JBd.  1  Sp.  1480). 
apud  conditores  Etruscarum  urbium  non  puta-  lo 

tas    iustas   urbes   fuisse,    in    quibus   non    tres  ^*    Opfe^^  und  Attribute. 

portae  essent  dedicatae  et  votirae  et  tot  templa,  Das  gewöhnliche  Opfertier  der  luno  war 

lovis,  lunonis,  Minervae).    Was  die  Opfer  be-  (wie  bei    der    Hera)    die    weifse   Kuh,    deren 

trifft,   so   erwähnt  Juvenal  6,  48    eine   aurata  Hörner,   wie   es   scheint,   oft  vergoldet  waren 

iuvenca,    nach    den  Acta  Arvalium  (S.  57.  91  (vgl.  luv.  6,  48.  Henzen,  Acta  fr.  Arv.  57.  91  f. 

Mensen)  wird  ihr  ebenso  wie  der  Minerva  eine  Liv.  27,  37.    Oc.  am.  3,  13,  4.  13),   aufserdem 

b(os}  f(cmina),  dem  luppiter  aber  ein  b(os)  mfas)  werden  erwähut  vituli  {Ov.  a.  a.  0.  15),  porcus 

dargebracht.     Stadtrömische    auf    die    Regina  oder  porca  {Oii.  a.  a.  O.  16.    Macrob.  1,  15,  9 

bezügliche  Inschr.  s.  C.  I.  L.  6,  364f.;  vgl.  auch  u.  19),  agna  {Gell.  N.  A.  4,  3.  Macrob.  a.  a.  0.), 

die  Acta  fr.  Arval.  ed.  Henzen  p.  211  (index).  20  Widder  {Ov.  am.  3,  13,  18),  lac  caprifici  {Macrob. 

Hinsichtlich    der   sonstigen   Kulte   der   Regina  1,  11,  40),  ein  Mutterschaf  nebst  zwei  Lämmern 

vgl.  die  Indices  zu  den  Bänden  des  C.  I.  L.  (?  Falgent.   p.  389  Gerl.),   Blumen   am   März- 

2)  Auch  die  Moneta  führte  bisweilen  den  feste   der  Lucina  {Ov.  f.  3,  253).     Den  Dienst 

Titel  Regina:  C.  I.  L.  6,  362  (s.  oben  Sp.  592),  der  luno  versahen  in  der  Regel  (verheiratete?) 

ebensodielanuvinischeSeispes(6\  J.Zv.  14, 2090).  Priesterinnen,  in  Rom  insbesondere  die  flami- 

3)DerKultder  aventinischen  R.  stammte  nica    Dialis    (vgl.  Ov.  am.  3,  13,  30.    liensen 

von    der    arx    in   Veji    und    wurde    nach    der  5660.  5661),  doch  kommen  zu  Lanuvium  auch 

Eroberung    dieser    Stadt    im   J.    396    v.    Chr.  flamiues    und   sacerdotes   (masc.)   vor    (s.  oben 

infolge    eines    Gelübdes    des    Camillus    samt  Sp.  595 f.).     Attribute    der   luno    waren    die 

dem   alten  Holzbilde  {!t,6avov)  nach  Rum  ver-  30  Gans  (I.  Moneta),  der  Pfau  (I.  Regina  auf  dem 

pflanzt    (vgl.  Dion.   Hai.  13,  3.    Liv.  5,  21  u.  Kapitol),    die  Schlange    (zu  Lanuvium  s.  oben 

22.  31.  Lact.  L.  2,  16.  —  Valerius  Max.  1,  83  Sp.  595),  die  Krähe  {Festus  p.  64:  Corniscaruvi 

nennt   die    vejentische    luno    Moneta,    woraus  divarum   locus   erat    trans    Tiberim    cornicibus 

vielleicht  zu  schliefsen  ist,  dafs  sie  Ursprung-  dicatus,   quod  in  lunonis  tutela  esse  2Vjt,taban- 

lich  ebenso  wie  die  kapitolinische  Moneta  mit  tur;  vgl.  C.  I.  L.  1,  814  und  die  Münzen  der 

vollständigem  Titel  1.  Moneta  Reg.  hiefs).    Auch  Cornuficia  b.  Babelon,  monn.  cons.  1,  434  f.).  Dafs 

diese  Inno  wurde  vorzugsweise   von  Matronen  die  Krähen  Symbole  der  Gattentreue  waren, 

verehrt  {Liv.  5,  31.  21,  62.  27,  37);  bei  Gelegen-  bezeugt  Ael.  h.  an.  3,  9.    Hinsichtlich  der  Ziege 

heit  eines  friedlichen  Sühnopfers  im  J. 207  V.  Chr.  vgl.   Ov.  am.  3,  13,  21,    sowie   das   Ziegenfell 

werden  boves  feminae  albae  duae  und  2  Bilder  40  der  Sospita  und  den  Namen  Caprotina.    Attri- 

der  Göttin  von  Cypressenholz  erwähnt,  welche  bute    der    kapitolin.  Regina   waren:    Schleier, 

in  feierlicher  Prozession,  begleitet  von  27  Jung-  Scepter,    Schale,    Blitz  (s.  ob.  Sp.  600f. ;    vgl. 

frauen  und  den  Decemvirn,  von  der  porta  Car-  auch   Mart.  Gap.  1,  67),   der    Sospes:    Schild, 

mentalis  durch  den  vicus  lugarius  u.  s.  w.  nach  Lanze,   Ziegenfell,   Wagen;   der  Martialis   die 

dem   Aventin   gebracht    wurden    {Liv.   27,  37;  Hebammenschere   (?  ob.  Sp.  586);    der  Lucina 

vgl.  31,  12;  mehr  bei  Becker,  Top.  452  u.   Gil-  und    Martialis    ein    Wickelkind    und    andere 

bert,  Gesch.  u.  Topogr.  d.  St.  Moni.  3,11  f.  444f.).  kleine  Kinder  (ob.  Sp.  585),  sowie  die  Lilie  (?) 

Der  Festtag  fiel  auf  den  1.  Sept.,  Marquardt,  und  Fackel  (Lucina),  die  Granate  (als  Attribut 

Staatsv.  3,  558.  der    flaminica    Dialis),    der   caprificus   eignete 

4)   Ein   dritter  röm.  Kult  der  Regina   be-  50  der  Caprotina.    Die  Feste  der  luno  fielen  sämt- 
stand  in  einem  Tempel  am  Circus  Flami-  lieh  auf  Kaienden,   mit  Ausnahme  des  Festes 
nius;     unmittelbar    daneben    befand   sich   ein  der  Caprotina   (Non.  lul.)   und  der  Curritis  in 
Tempel  der  Diana  {Becker,  Top.  S.  618;  anders  campo  (7.  Okt.). 
Richter  bei  Baumeister ,  Denkm.  S.  1506;  Gil- 
bert, Gesch.  u.  Topogr.  d.  St.  Born  3,  81  ff.).    Ge-  VI.  Kurze  Übersieht  über  die  wichtigeren 
lobt  wurde  der  Tempel  vom  Konsul  Aemilius  Kultstätten  der  luno  m  ItaHen. 
Lepidus  im  Ligurerkriege  (a.  Chr.  187),    dedi-  a)   Rom. 

eiert  im  J.  179  v.Chr.  {Liv.S9,2.  40,52).    Der  1)    Kult  der  luno  Lucina  auf  dem  Esqui- 

Stittungstag  ist  leider  unbekannt  (vgl.  d.  Kai.  linus,    nach   Varro  l.   l.  5,  74    von  T.   Tatius 

Urbin.  im  G.  I.  L.  1  p.  330  u.  410).                     60  gegründet.     An  die  Stelle   des   ursprünglichen 

5  — 8)  Aufserhalb  Roms  finden  wir  alte  Kulte  Altars  trat  im  J.  379  d.  St.  ein  Tempel  {Plin. 

der  Regina  in  Veji,  Pisaurum,  Ardea,  Tereyen-  n.  h.  16,  235).      Einen    lucus    bezeugt    Ov.    f. 

tum ;  vgl.  darüber  Abschn.  VI  Sp.  604  ff.    Über  2,  433  f.     Von  einem  d^rjCavQÖg  "HQag   ^coffqpd- 

die   vermeintliche  L  Albana  3.  unten   Sp.  604.  qov,  der  schon  in  Servius  Tullius'  Zeit  existiert 

9)  Eine  Inno  Regina  Pop(ulona)  oder  Inno  haben  soll,  berichtet  Dion.  Hai.  4,  15.  In- 
Regina Populonia  dea  patria  s.  C.  7.  i.  9,  2630  schriften  s.  C.  I.  L.  1,  189  (=  6,  3694).  1. 
und  3,  1075.  813  (=  6,  357).    6,  358  (=  Or.  1294).    6,  360 

h)  Eine  luno  Victrix  erscheint  auf  Münzen  (=    Or.   874).    6,   359   {=  Or.   1297).    6,361. 


603                luno  (Kulte  in  Rom)  luno  (Kulte  in  Latium,  Etruria  etc.)      604 

3695.     Das    Fest  der  Göttin  hiefs   Matronalia '  b)   Das  übrige  Latiiim. 

und  fiel  auf  die  Kai.  Mart.    S.  ob.  Sp.  584  u.  1)    Gabii  (Kolonie  von  Alba  1.):    Verg.  A. 

vgl.  BecJicr,  Topogr.  536  f.  7,  682  {arva  Gabinae  lunonis)  u.  Serv.  z.  d.  St. 

2)  I.    (Regina?)    auf  dem    sogen.   Capito-  Sil.  It.  12,  537. 

lium  vetus,  iu  einem  sacellum  daselbst  neben  2)  Mons  Albanus.  PyeZ/er  glaubt,  es  habe 

luppiter  und  Minerva  verehrt,  nach  Varro  l.  1.  hier  zwei  (?)  Kulte  gegeben,  einen  in  dem  von  den 

5,  158  vor  der  Gründung  des   kapit.  Tempels.  Tarquiniei'n  gestifteten  T.  des  luppiter  Latiaris, 

Vgl.(S'c/in'er/?er,  i?.(7.  1,480  u.  unt.  Sp.  639  u.  653.  welcher  im  Grundplane   merkwürdig  mit  dem 

3)  1.  Regina  in  der  Nebencella  des  kapito-  ebenfalls  von  den  Tarquiniern  gegründeten  ka- 
linischen  luppitertempels,  einer  Gründung  der  lo  pitolin.  lujjpitertempel  übereinstimmt  {Jordan, 
Tarquinier.  S.  oben  Sp.  600  f.  u.  vgl.  Jordan,  Topogr.  1,  2,  9)  und  (nach  Preller)  derselben 
B.  Top.  1,  2,  8  ff.  Becker,  Top.  39b  S.  Preller-  Göttertrias  (und  Vesta)  geweiht  war  (vgl.  jedoch 
Jordan,  JR.  M.'"^  1,  216  ff.  die  höchst  verdächtigen  Inschriften  C.I.  L.  14, 

4)  1.  Moneta,  uralter  Kult  auf  der  kapi-  125*  und  129*  sowie  unter  luppiter  Latiaris),  und 
toi.  arx;  Tempel  (geweiht  am  1.  Juni)  seit  einen  zweiten  wohl  der  Moneta  gehörigen  T., 
410/344.  Später,  vielleicht  485/269,  wurde  die  der  im  J.  173  gelobt  und  167  geweiht  wurde 
Münze  damit  verbunden.  Jordan  a.  a.  0.  108  ff.  {Liv.  42,  7  u.  45,  15;  vgl.  auch  Cass.  BioSd,  20  u. 
Becker,  Topogr.  392  f.  Richter  bei  Baumeister,  Liv.i^,  21).  Nur  der  letztere  steht  also  sicher. 
T).  d.  Id.  Altert.  1476.  3)  Laurentum:   Kult  d.  luno  Kalendaris, 

5)  I.  luga;  Altar  am  vicus  lagarius,  Fest.  20  nach  Macroh.  1,  15,  18  an  allen  Kaienden  vom 
p.  104.  Plac.  p.  476.  Becker,  Topoqr.  487.  Gil-  März  bis  Dez.  gefeiert.  Monat  lunonius  nach 
bert,  Gesch.  u.  Topoqr.  d.  St.  Born  1  S.  257  u.  Oo.  f.  6,  60  f. 

3  S.  41 6 f.,  der  die  Existenz  dieses  Kultes  (mit  4)  Ardea:    Tempel   der  luno   Regina  Su- 

Recht?)  bezweifelt.  premi  coniux;   vgl.    die  Inschrift  aus  der  Zeit 

6)  I.  Sororia;  Altar  seit  der  Königszeit  (?)  nach  dem  2.  punischen  Kriege  bei  Plin.  35, 
bei  dem  tigillum  sororium,  s.  ob.  Sp.  598,  115.  Müller- Beccke,  Etr.-  2,2f)9.  Brunn,  K.  G. 
Becker,  Top.  527  ff.    Bichter  a.  a.  0.  1528.  2,  303.    Preller-Jordan'^  1,  284,  3.    Verg.  A.  7, 

7)  I.  Lanuvina  od.  Sospita.    a)  T.  auf  d.  415  ff. 

Forum    Olitorium,    voviert    im    J.  197,   s.   ob.  5)    Lanuvium.     Mehrere   T.    der  Sospita, 

Sp.  596.    Bichter  a.  a.  0.  1505.  Gilbert  a.  a.  0.  30  die  jüngei'en  erbaut  von  Antoninus  P.  (s.  ob. 

3,  82.   —    b)    T.  auf  dem   Palatinus;   Becker,  Sp.  596).      Inschriften    von    Lanuvium    s.  im 

Top.  602;  ob.  Sp.  596.    Gilbert  a.  a.  0. 1,  228ff'.  C.  I.  L.  14,   nr.  2088.  2089.  2090.  2091.  2121 

8)  I.  Regina  auf  d.  Aventinus;  Tempel  u.  vgl.  C.  I.  L.  1,  1110  {lunone  Seispitei 
von  Camillus  nach  der  Eroberung  Vejis  ge-  Matri.  Beginae).  Diomedes  sollte  Gründer  der 
lobt  und  dediciert;  darin  das  alte  ^oavov  Stadt  und  wohl  auch  des  lunokultes  sein 
der  I.  von  Veji  (Moneta  Regina?);  s.  oben  {A})}).  b.  c.  2,  20).  Monat  lunonius  nach  Ov.  f. 
Sp.601.  Becker,  Topogr. '^bl.  Bichter a.Si.O.lbOH.  6,  60. 

9)  Tempel  der  luno  Regina  am  Gircus  6)  Aricia.  Monat  lunonius  nach  Ot\  f.  6, 
Flaminius   neben  e.   Dianatempel;    vgl.   ob.  59  ff.  u.  Macrob.  1,  12,  30. 

Sp.  601.     Becker,    Top.  618.     Bichter  a.  a.  0.  40        7)  Tusculum;  vgl.  C.  I.  L.  1,  1200  (von 

1506.     Gilbert  a.  a.  0.  3,  81  ff.  Capua):  lunone  Loucina  Tuscolana  sacra. 

10)  Tempel  der  luno  am  Circus  Flami-  8)  Praeneste.  Monat  lunonalis  nach 
nius  neben  dem  Tempel  des  luppiter  Stator  Ov.  f.  6,  02  u.  Macrob.  1,  12,  30.  Hier  wurde 
(s.  d.),  errichtet  605/149  v.  Metellus:  Becker,  luno  in  einer  Nebencella  des  Fortunatempels, 
Top.60S&'.  Bichter  a,.a,.  0.  1506.  Gilbert  a,.  a,.0.  lunonarium  genannt,  verehrt;  vgl.  die  Inschr. 
3,  85  ff.                                                   '  in  Annali  d.  Inst.  1885  p.  85.   Preller- Jordan'-^ 

11)  Kult  der  Inno  Curritis  in  campo  2,191,1.  Oben  Bd.  1  Sp.  1543  f.  u.  Isityche. 
nach  d.  Arvalkalender  am  7.  Okt.;  Marquardt,  9)  Tibur.  Kult  der  I.  Curritis  u.  Argeia, 
Staats».  3,  560;  vgl.  22,  4.  s.  oben  Sp.  596f.  CLL.  14,  3556.  Monat  luuo- 

12)  Templum  L  Populoniae  (zu  Rom?),  50  nalisnach  Or./'.  6,61ff.  Vgl.auchunt.Sp.  650,60f. 
erwähnt  in  e.  Fragm.  aus  dem  ius  Papir.  b.  c)   Sabini. 

Macrob,^3,  11,  5.  1)  Eretum.    Vgl.  Serv.  s.  Verg.  A.  7,  711: 

13)  Über  die  I.  Caprotina  s.  ob.  Sp.  598  f.  oppidum  est  dictum  a  lunone  i.  e.  ccno  ttjs 
Vielleicht  hatte  sie  einen  Altar  und  heil.  Baum  "HQccg,  quae  illic  colitnr. 

(caprificus)  an  der  palus  Caprae  auf  d.  campus  2)    Cures    (?);    vgl.    die    I.    Curitis    oder 

M.    Gilbert  a.  a.  0.  1,  290  ff.     Vgl.  auch  Fest.  Quiritis. 

p.    65    Capralia    {Müller  Cupralia)   appellatur  d)  Etruria.    Vgl.  im  allgem.  Müller-Deecke, 

ager,  qui  vulgo  ad  caprae  paludes  dici  solet. —  Etr.'^   2,    44  ff.    Pauly,  Bealenc.  4,  572.     Die 

Die  nur  auf  Münzen  vorkommenden  Beinamen  kapitolinische    Göttertrias    bezeugt     für     alle 

Conservatrix  und  Victrix  {Ocerbcck,  K.-M.  60  etruskischen  Städte  Serv.    V.  A.  1,  422,  luno- 

1,  2,  127  u.  156  ff.     Cohen,  Med.  imp.'  4,  113.  kult  speziell   App.  b.  c.  5,  49;  vgl.   CLL.  11, 

474.    5,  145.    5,  503)    scheinen  keine   Kulte   zu  3078  u.  Sp.  632.     Aus  dem  stark  mit  Sabinern 

bedeuten.  bevölkerten  Südetrurien  {Müller-Deecke-  2,44. 

14)  I.  Martialis  scheint  seit  Treboni.anus  64.1,103.  Preller- Joi'd.'^  1,14:)  sind  zu  erwähnen: 
Gallus  und  Volusianus  in  einem  viersäuligen  1)  Falerii;  vgl.  lunonicolae  Falisci  Ov.  f. 
Rundtempel  verehrt  worden  zu  sein:  vgl.  die  6,  49.  Dion.  H.  1,  21  (55).  Falerii  hiefs  auch 
Münzen  bei  Cohen,  Med.  imper.'^  5,  243  f.  Colonia  lunonia  (vgl.  Müller-Deecke  2,  44,  12). 
und  270  f.,  unten  Sp.  611.  Über  das  Fest  des  tsQog  ydfiug  s.  oben  Sp.  591. 


605  luno  (Kulte  im  übr.  Italien) 

Aufserdem  scheint  es  einen  Kult  der  Quiritis, 
die  fast  allgemein  für  sabiuisch  gilt,  gegeben 
zu  haben  (s.  ob.  Sp.  597).  Hinsichtlich  der 
Legende  von  dem  Jungfrauenopfer  der  Valeria 
Luperca  s.  Plut.  ParaU.  35  u.  Bnhelon,  Monn. 
de  la  re'p.  2,  515  ff.  Koscher,  Sehne  u.  Ver- 
toandtes  S.  170  ff.  C.  I.  L.  11,  351*  =  Orelli 
1291  (civ.  Castellana):  Iuno)n  Caelesti  ist  ge- 
fälscht! FreUer-Jordan''  1,  282,  3  hält 
Falerii  und  seine  Kulte  für  italisch, 
nicht  für  etruskisch;    vgl.  ib.  S.  14. 

2)  Veji.  Kult  der  luno  Moneta  (?) 
Regina  auf  der  von  Camillus  eroberten 
arx;  s.  oben  Sp.  594. 

3)  Perusia:  App.  b.  c.  5,  49,  Cass. 
Bio  48,  14. 

4)  Ob  das  angeblich  von  lason  ge- 
gründete Heiligtum  der  luno  Argoa  oder 
Argiva  im  picentinischen  Gebiete  am 
Silarus  etruskisch,  griechisch  oder  ita- 
lisch sei,  ist  wohl  nicht  sicher  auszu- 
machen. MüUer-Deecke,  Etr.'^  1,  163  hält  es  für 
etruskisch.    Vgl.  Plin.  h.  n.  3,  70.    Strab.  252. 

e)  Umbria.     Kulte   der  luno  Lucina  und 
Regina  zuPisaurum;  C.  I.L.  1,  171  fi".;  s.  Sp.637. 

f)  Venetia:   ,,vetus  aedes"  lunonis  zu  Pa- 
tavium:  Liv.  10,  2,  14.  VgL  Verc/.  Geo.  3,  531  ff. 

^)  Samiiinui. 

1)  Beneventum;  s.  die  Inschr.  bei  il/o;«»«- 
sen,   I.   B.  N.   1381   =  C.  I.  L.  9,   1547  (=  30 
OrelH  1305.    Henzen  3   p.  135)   und   /.  B.  N. 
1384  (=   Or.  1311  =  C.  /.   L.  9,  2110). 

2)  Aesernia.    Kult  der  Regina  Populona. 
Or.  1306  =  C.  I.  L.  9,  2630. 

3)  Terventum.    C.  I.  L.  9,  2587. 

4)  Cubulteria  (Compulteriai^u'.):  C.  I.  L. 
10,  4620. 

h)    Campania. 

1)  Celenna  (Celemna),  locus  est  Camp>aniae, 
sacer  lunoni  Serv.   V.  A.  7,  739.  40 

2)  Cales:  'luno  Lucina''  Mommsen,  I.N. 
3953  =  C.  I.  L.   10,  4660. 

3)  Capua:  ' luno  Loiicina  Tuscolana^  C.  I. 
L.  1,  1200. 

4)  Teanum  Sidic:  Itmo  Populona,  Henzen 
5660/1  =  C.  /.  L.  10,  4790f.     C.  I.  L.   1,   1198. 

5)  Nuceria:  Plin.  n.  h.  16,  132. 

6)  Mons  Gaurus:  C.  I.  L    1,  573  =  C.  I. 
L.  10,  3783  'servom  lunonis  Gaurae\ 

i)  Liicania.  Münze  von  Paestum  (?)  mit  dem  iso 
Kopfe  der  Moneta  s.  ob.  Sp.  594.    [Röscher.] 

YII.  luno  in  der  Kunst. 
Die  monumentalen  Überlieferungen  sind 
äufserst  dürftig.  Die  meisten  der  in  den 
Museen  erhaltenen  Statuen  und  Köpfe  der 
Göttin  sind,  soweit  sie  Arbeiten  römischer 
Bildhauer  sind,  Kopieen  nach  griechischen 
Originalen.  Um  die  Gestalt  der  Göttin,  so  wie 
sie  ihr  in  den  verschiedenen  Kulten  zu  eigen 
war,  verfolgen  zu  können,  sind  wir  aufaer  auf 
die  in  Betracht  kommenden  litterarischen  Zeug- 
nisse vorzugsweise  auf  Münzen  angewiesen. 
Nur  für  einen  Kult  können  wir  in  dem  er- 
haltenen Denkmälervorrat  statuarische  Bild- 
werke nachweisen,  für  den  Kult  der  Inno 
Sospita  (Sispita)  oder  Lanuvina.  Von 
dem    ältesten    und    gefeiertsten    Kulte    dieser 


luno  (in  d.  Kunst:  Sospita) 


606 


Göttin,  dem  zu  Lanuvium,  wird  das  Knltbild 
jedoch  ohne  alle  Beschreibung  erwähnt  von 
lul.  Obsequens  p.  113,  2:  iMnuvü  simulacram 
lunonis  Sospitae  lacrimavit.  In  Rom  hat  tTer 
Kult  schon  sehr  früh  Eingang  gefunden  und 
unter  dem  Einflüsse  und  dem  Ansehen,  dessen 
er  sich  zu  erfreuen  gehabt  hat,  eine  Reihe 
interessanter  Darstellungen  hervorgerufen,  die 


Inno  Lanuvma,   Kolossalstatue   im  Vatikan   (nach  Conze, 
Griec/i.  Götter-  und  Heroengestalten  Taf.  5). 

in  ihrer  Art  vielleicht  zu  den  eigentümlichsten 
Erscheinungen  gehören,  welche  die  römische 
Kunst  gezeitigt  hat.  Die  Vorstellung,  welche 
60  man  sich  von  der  äufseren  Erscheinung  der 
Göttin  machte,  waren  so  eigenartig,  dafs  die 
bildende  Kunst  ihr  Ideal  in  bezeichne!] den 
Zügen  ausdrücken  konnte.  Diese  äufsere  Er- 
scheinung fafst  Cicero  de  nat.  deor.  1 ,  29 ,  83 
in  die  bekannten  Worte  zusammen:  illam 
vestram  Sospitam ,  quam  tu  nunquam  ne  in 
somniis  qitidem  vides  nisi  cum  pelle  caprina, 
cum  hasta,  cum  scutulo,  cum  calceolis  repan- 


607  luno  (in  d.  Kunst:  Sospita) 

dis.  Die  erhaltenen  Darstellungen  stimmen 
hiermit  überein;  an  der  Spitze  der  statua- 
rischen Bildwerke,  deren  Existenz  an  und  für 
sich  schon  für  die  Bedeutung  des  Kultus  in 
Rom  zu  sjDrechen  geeignet  ist,  steht  die  Ko- 
lossalstatue in  der  Rotunde  des  Vatikans  nr.552; 
abgeb.  bei  Overbeck,  Kunstmyth.  Atlas  10,  36, 
Clarac,  Mus.  d.  sc.  418,  731,  D.  a.  K.  2,  63  a, 
Baumeister ,  Denkm.  1  S.  764,  Conze,  Griecli. 
Götter-  u.  Heroengest.  Taf.  5  (s.  d.  Abb.).  Die 
Göttin  ist  mit  einem  feinen  Untergewande  und 
einem  an  dem  Körper  enganliegenden  Peplos 
bekleidet;  darüber  trägt  sie  als  charakteri- 
stisches Kultbekleidungsstück  das  Ziegenfell, 
dessen  Kopf  das  mit  der  Stephane  geschmückte 
Haupt  bedeckt,  während  es  im  übrigen  auf 
den  Schultern  aufliegt,  seine  Vorderfüf^e  zwi- 
schen!' den  Brüsten  zusammengebunden  sind, 
sodann  über  den  Hüften  gegürtet  ist  und  an 
beiden  Seiten  des  Körpers  bis  an  die  Kniee 
herabfällt.  Das  Haar  ist  wellenförmig  über 
der  Stirn  zurückgestrichen;  der  Leib  tritt  stark 
hervor.  Ergänzt  sind,  und  zwar  auf  Grund 
der  Münztypen  (s.  u.)  richtig,  beide  Arme, 
beide  Füfse  mit  einem  Teile  der  Unterschenkel 
und  der  Schlange,  ferner  die  untere  Partie  des 
Gesichtes,  einiges  an  Gewand  und  Fell.  Der  un- 
verkennbare hieratische  Charakter  der  Statue, 
der  in  verschiedenen  nachgeahmt- archaischen 
Motiven,  der  Stellung  der  Beine,  der  Anord- 
nung der  Gewandfalten  am  Peplos,  zum  Aus- 
druck kommt,  weist  auf  eine  ursprüngliche 
Bestimmung  als  Tempelstatue  hin.  Für  Rom 
sind  zwei  Tempel  der  Inno  Sospita  bezeugt: 
der  eine  von  C.  Cornelius  Cethegus  197  v.  Chr. 
erbaut  auf  dem  Forum  olitorium,  der  andere 
am  Palatin;  s.  ob.  (Aufserhalb  Roms  liefs  der 
in  der  Nähe  von  Lanuvium  geborene  Antoninus 
Pius  Tempel  der  luno  Sospita  erbauen:  lul. 
Capitol.  Ant.  P.  8.)  Wäre  die  Vermutung  zu 
begründen,  dafs  die  vatikanische  Statue  auf 
dem  Palatin  gefunden  sei,  so  könnte  man  sie 
mit  hinreichendem  Grunde  als  die  Kultstatuo 
des  am  Fufse  des  Palatins  errichteten  Tempels 
betrachten.  Der  Stilcharakter  der  Statue  (s. 
Overbeck  S.  162)  weist  ihre  Entstehung  in  das 
zweite  nachchristliche  Jahrhundert,  in  die  Zeit 
der  Antonine.  Es  ist  wahrscheinlich,  dafs  sie 
dem  um  den  Kult  der  Göttin  verdienten  An- 
toninus Pius  ihre  Entstehung  verdankt.  Für 
diese  Annahme  spricht  auch  die  Thatsache,  dafs 
die  Statue  auffallend  getreu  wiederholt  ist  in 
dem  Relief  einer  Basis  mit  acht  Figui'en,  Kaiser 
Antoninus  Pius  mit  verschiedenen  Gottheiten 
darstellend,  in  der  Villa  Doria  Pamfili  in  Rom : 
abgeb.  M.  d.  I.  6/7  76,  1;  vgl.  Annali  1863, 
195ff.,  Mats-Buhn,  Ant.  BiJdtc.  3  nr.  3684.  — 
Von  statuarischen  Exemplaren  ist  ferner  noch 
bekannt  die  in  der  Auffassung  durchaus  ab- 
weichende Figur  im  Treppenhause  des  capi- 
tolinischen  Museums:  abgeb.  Bighetti,  Descr. 
del  Campid.  Taf.  163,  Mus.  Capitol.  3,  5,  Cla- 
rac 418,  732  (vgl.  Nuova  descriz.  del  mus.  Ca- 
pit.  p.  82).  Bekleidet  ist  hier  die  Göttin  mit 
einem  langen  Untergewande  und  mit  dem 
Ziegenfell,  das,  auf  der  linken  Schulter  be- 
festigt, ähnlich  wie  die  Aegis  bei  Afhena- 
statuen,    quer   über   die  Brust  hängt  und  zu 


luno  (in  d.  Kunst:  Sospita) 


608 


beiden  Seiten  des  Körpers  lang  herabfällt.  Die 
Vorderarme  mit  Attribut  sind  ergänzt.  Das 
Haupt  ist  mit  einer  Stephane  geschmückt,  von 
der  nach  hinten  ein  Schleier  herabfällt;  an 
den  Füfsen  Schnabelschuhe.  Die  Statue  stammt 
aus  der  Nähe  des  alten  Lanuvium.  Eine  ähn- 
liche, nach  ihrem  Aufbewahrungsorte  nicht 
mehr  nachweisbare  Statue  aus  der  Vescova-. 
lischen  Sammlung  bei  Clarac  419,  733.     Eine 

10  Bronze,  „wohl  von  allen  auf  uns  gekommenen 
Bildern  dieser  Göttin  das  roheste",  in  Arolsen 
ist  noch  nicht  Teröfi'entlicht.  Die  Göttin,  die 
mit  Untergewand  bekleidet  ist,  über  das  vom 
Haupte  herab  über  den  Rücken  das  Ziegenfell 
fällt,  schreitet  aus,  in  der  Linken  hält  sie  einen 
halbmondförmigen  Schild.  (Vgl.  GädtcJiens, 
Antiken  von  Arolsen  S.  39  nr.  34.)  —  In  Re- 
liefs findet  sich  die  lanuvinische  luno  (aufser 
dem  oben  genannten):  auf  einem  dreiseitigen 

20  Kandelaberfufse  in  der  Münchener  Glyptothek 
{Brunn  nr.  44,  abgeb.  bei  Micali,  Ant.  monum. 
29,  8  u.  D.  a.  K.  1,  299);  die  Göttin  ist  nach 
i-echts  gewendet,  mit  üntergewand  und  Ziegen- 
fell bekleidet,  die  Rechte  liegt  an  der  Brust, 
in  der  Linken  trägt  sie  den  ovalen,  mit  zwei 
halbkreisartigen  Einschnitten  versehenenSchild, 
an  den  Füfsen  Schnabelschuhe ;  etruskische 
Arbeit.  Ferner  (der  Kopf  allein)  auf  einem 
bemalten    Terrakottastirnziegel    des    Berliner 

30  Antiquariums,  abgeb.  bei  Panofka,  Terrakotten 
des  Kgl.  Museums  zu  Berlin  Taf.  10.  Die  Ar- 
beit ist  durchaus  altertümlich.  Der  jugend- 
liche Kopf  mit  seinen  schräg  stehenden  Augen 
und  hochsitzenden  Ohren  ist  mit  dem  Ziegen- 
fell mit  zwei  laugen  Hörnern  helmartig  be- 
deckt, zu  beiden  Seiten  des  Gesichtes  fallen 
je  vier  lange  Locken  auf  die  Schultern  herab; 
über  dem  Fell  ein  stephaneartiges,  ornamen- 
tiertes Schmuckstück,  um  den  Hals  ein  Hals- 

40  band  (vgl.  Overbeck  S.  164).  —  Der  äufseren 
Auffassung  der  bekannten  Kultdarstellung,  wie 
sie  Cicero  giebt,  sowie  der  vatilcanischen  Statue 

entsprechend 
tritt     uns      das 
Bild  der  Göttin 
in    den   Münzen 

verschiedener 
römischer    gen- 
tes  entgegen.  In 

50  ganzer  Figur, 
Kopf  und  Ober- 
körper, der 
etwas  zurückge- 
beugt mit  dem  Ziegenfell  bekleidet  ist,  in  der 
Rechten  den  Speer  schwingend,  an  den  Füfsen 
Schnabelschuhe  tragend,  vor  ihr  eine  sich  auf- 
bäumende Schlange,  erscheint  sie  auf  Münzen 
der  gens  Procilia:  Babelon  2  p.  386,  Overbeck, 
Münztafel  3,  16.     Dieselbe  Gestalt  auf  einem 

60  Zweigespann  fahrend,  ebenfalls  auf  Münzen 
der  gens  Procilia  (Babelon  2  p.  386),  der  gens 
Mettia:  Babelon  2  p.  20,  Overbeck,  Münztaf. 
3,  17.  Auf  Münzen  der  gens  Cornuficia  ist  sie 
nach  links  gewendet  und  bekränzt  den  vor  ihr 
stehenden  Augur  Q.  Cornuficius,  auf  der  linken 
Schulter  flattert  ein  Rabe:  Babelon  1  p.  434 
u.  435,  Overbeck,  Münztaf.  3, 18.  Die  stehende 
Gestalt    auf  den  Münzen   der  Procilier  kehrt 


.^■''^■-: 


Inno  Lanuvina  auf  Münzen  der  Pro- 
cilia (nach  Babelon,  Mann.  cons.  2  S.  38G 
nr.  1  u.  2. 


609      luno  un  d.  Kunst:  Caprotina,  Curitis)  luno  (in  d.  Kunst:  Regina^  Pronuba)      610 


im  wesentlichen  wieder  auf  Münzen  der  Kaiser 
Antoniuus  Pius  und  Commodus:  Eckhel,  D.  N. 
7  p.  14  u.  107.  Der  mit  einem  Ziegenfell  be- 
deckte,   nach    rechts    gewendete    Kopf   findet 

sich  auf  Münzen 

der  gens  Thoria 

\     (mit     der    Bei- 

\\   Schrift  I.S.M.R. 

-     =  luno  Sospita 

Mater  Regina): 

Babelon2-pASS, 

Inno  Lamivina  auf  Münzen  der  Cor-  ^^^  g^"^  Mettia  : 
uuficia  und  Thoria  (Babelon  a.  a.  O.     Bcibeloil'l  p. 223, 

1  s.  434  u.  2  S.  488).  der  gens  Papia: 

Babelon  2  p.280 
u.  283,  der  gens  Procilia:  Babelon  2  p.  386, 
der  gens  Roscia,:  Babelon  2  p.  402  {Overbecl;, 
Münztaf.  3,  19).   Über  die  eigentümlichen,  vorn 

umgebogenen, 

'     -/  ^1^  i    .' 


sog.  Schnabel- 
schuhe,  welche 

auf   etruski- 
schen    Brauch 
hinweisen,  vgl. 
Müller,  Etrus- 

luno  Lannvina  auf  einer   Münze    der    JceT    1^    p.    257; 

Roscia  {Babelon  a.  a.  o.  2  s.  402).  über  die  attri- 
butive (auf  der 
Münze  der  gens  Roscia  von  einer  Jungfrau 
oder  Priesterin  gefütterte)  Schlange  vgl.  Preller, 
Eöm.  Mijtli.  1^  p.  276.  Zur  Erklärung  des 
Raben  auf  Münzen  der  Cornuficier  vgl.  Liv. 
24,  10:  Lanuvii  in  aede  Sospitae  lunonis  cor- 
vos  nidum  fecisse  (sc.  prodigia  nuntiabantur). 
luno  Caprotina.  Nach 
Mommsen,  Büm.  Münzw.  S.  519, 
nr.  95ist  sie  zu  erkennen  auf  einer 
Münze  der  gens  Renia:  Babelon  2 
p.  399.  Auf  einem  nach  links 
hinfahrenden,  mit  zwei  Ziegen- 
böcken bespannten  Wagen  steht 
Brno  Caprotina,  (j^g  Göttin,  in  der  Linken  ein 
Münze  der  Kenia  g^.  ^er,  in  der  Rechten  eine 
^^"^^"'"''•'''^Geirsei;?)  haltend. 

luno  Curitis.  Die  bestimmten  Vorstel- 
lungen, welche  man  sich  von  den  Attributen 
dieser  kriegerischen  Göttin  machte,  lassen, 
wenn  auch  die  sonstigen  Zeugnisse,  z.  B.  auf 
Münzen,  fehlen,  die  Annahme  einer  Kultdar- 
stellung für  die  älteren  Zeiten  und  wenigstens 
für  die  aufserrömischen  Kulte  (Tibur)  gerecht- 
fertigt erscheinen.  Die  Auffassang  erinnert  an 
die  üblichen  Darstellungen  der  luno  Sospita. 
Sie  fährt  auf  einem  Wagen,  als  Attribute  wer- 
den Schild  und  Lanze  genannt:  Serv.  Aen.  1,8: 
utitur  curru  et  liasta,  1,  17  (Anruf  in  dem 
tiburtinischen  Gebete):  tue  curru  dipeoque 
tuere  meos  curiae  vernulas.  Vgl.  Detlefsen,  De 
arte  Rom.  ant.  1  p.  16. 

luno  Regina,  a)  Auf  dem  Aventin.  Der 
Kult  der  Göttin  war  von  Camillus  samt  dem 
alten  Holzbilde  (erwähnt  von  Liv.  5,  22,  VaJ. 
Max.  1,  8,  3.  Plut.  Cam.  6,  Dionys.  Hai.  13,  3, 
von  letzterem  als  ^öavov;  vgl.  Detlefsen  a.  a.  0. 
1  p.  14)  nach  der  Eroberung  von  Veji  nach 
Rom  verpflanzt  worden.  Andere  Bilder  der 
Göttin  werden,  jedoch  ohne  alle  Beschreibung, 
mehrfach  erwähnt;  so  ein  Signum  acneum,  qiiod 
EosCHER,  Lexikon  d.  gr.  u.  rlira.  Mythol.    II. 


matronae  lunoni  in  Aventino  dedicaverunt 
(i.  J.  536,  Liv.  21,  62);  duo  signa  cupressea 
lunonis  Beginae  . .  .  in  aedem  illata  (i.  J.  546, 
Liv.  27,  37),  „Signa  cupressea  duo  lunoni  Be- 
ginae posita"-  unter  dem  Consulate  des  M.  An- 
tonius und  A.  Postumius  {lul.  Obsequ.  j).  127,  2), 
„cupressea  simulacra  lunonis  Beginae  posita 
per  virgines  viginti  Septem"  unter  dem  Con- 
sulate des  Cn.  Cornelius  Lentulns  und  P.  Lici- 

10  nius  {lul.  Obsequ.  p.  127,  17).  Über  die  Kult- 
auffassung fehlen 
sonst  alle  Zeugnisse, 
b)  Auf  dem  Capitol, 
als  Glied  der  capito- 
linischen  Trias.  Die 
mittelste  der  drei 
cellae  des  capitoli- 
nischen  luppiter- 
tempels    bildet    das 

20  Heiligtum  des  lup- 
piter,  die  zu  seiner 
Rechten      das      der 

Minerva,  die  zur  Die  capitol.  Trias,  Münze  des 
Linken  das  der  luno   Trajau  (nach  Baumeister,  Denkiu. 

{Jordan,  Topogr.  1,  s.  766  Fig.  8i9). 

2  S.  71).    Aus  litte- 
rarischen Quellen   erfahren   wir  nur,   dafs  die 
Göttin  als  Attribut  ein  goldenes  Scepter  führt. 
(Ov.  Fast.  6,  37  .  .  .  aurea  cur  dextrae  sceptra 

30  dedere    meae.)      Die    bildlichen    Darstellungen 

schwanken  in  der  Auffassung  

der  Göttin,  insofern  sie  sie 
bald  thronend,  bald  stehend 
vergegenwärtigen.  In  dem, 
Giebelfelde  des  capitolinischen 
luppitertempels  in  einem  der 
vier  Reliefs  mit  Darstellungen 
aus  dem  Leben  Marc  Aureis 
im  Treppenhause  des  Conser- 

40  vatorenpalastes  in  Rom  (ab- 
geb.  M.  d.  I.  5,  36,  Bau- 
meister, Denkm.  1  S.  765),  ein 
Relief,  in  dem  wir  vielleicht  am  ehesten  eine 
wenigstens  im  allgemeinen  zutreffende  Wieder- 
gabe des  Tempelbildes  vermuten  dürfen,  er- 
scheint die  Göttin  sitzend  (aber  zur  Rechten 
des  luppiter);  ihr  Hinterhaupt  ist  verschleiert, 
in  der  Linken  hält  sie  das  Scepter,  in  der 
Rechten  vermutlich  eine  Schale.     Links  neben 

50  luppiter  sitzend,  in  der  Linken  das  Scepter 
haltend,  das  Haupt  verschleiert,  auf  einem 
ebenfalls  den  Giebel  des  capitolinischen  lup- 
pitertempels darstellenden  Reliefbruchstück  in 
einer  Zeichnung  des  Codex  Coburgensis :  D.  a.  K. 
2,  13,  Arch.Ztg.  1873,Taf.57.  Weitere  Beispiele, 
die  indessen  für  das  Tempelbild  alle  wenig 
beweisen,  bei  Jahn,  Arch.  Beitr.  S.  81  if.,  Arch. 
Ztg.  1873,  S.lff.,  OverbecJc  S.158  u.  Sp.  622,  19. 
Inno  Pronuba.     Ein  Heiligtum  und  dem- 

60  entsprechend  eine  Kultstatue  sind  für  diese  Göt- 
tin nicht  bezeugt,  sondern  nur  ein  Altar  in 
dem  vicus  iugarius  in  Rom.  Als  Ehegöttin 
{,,cui  vincla  iugalia  curat'"  Verg.  Aen.  4,  59) 
erscheint  sie  in  den  verschiedeneu  Hochzeits- 
und Ehemonumenten  (gesammelt  und  erläutert 
von  Bofsbach ,  Römische  Hochzeits-  und  Ehe-. 
denJcmäler,  Leipzig  1871):  1)  bei  der  dextrarum 
iunctio,  in  Reliefs,  meist  mit  Hj^menaeus  zu- 

20 


Die  capitol.  Trias, 
Münze  der  Corne- 
lia (nach  ßabelun  1 
S.  396). 


611     Inno  (in  der  Kunst:   Lucina,  Martialis) 


Tuno   (Moneta,  Caelestis)  612 


sammen;  sie  steht  zwischen  den  die  Hände  sich 
reichenden  Verlobten,  denen  sie  ihre  Hände 
auf  die  Schultern  legt,  ihnen  gleichsam  die 
göttliche  Weihe  verleihend;  sie  ist  lang- 
gewaudet  und  trägt  die  Stephane.  Z.  B.  Re- 
lief in  Palazzo  Giustiniani  in  Rom,  Mafz-Duhn 
2,  3098,  Sarkophag  in  San  Lorenzo  fuori  Matz- 
Bnhn  2,  3090  {Eofsbach  S.  40 ff.,  Jahn,  Arcli. 
Beitr.  S.  79 ff.),  Sarkophagrelief  in  der  sala 
delle  muse  im  Vatikan  (hier  abweichend  von 
den  sonstigen  Typen  mit  entblöfsten  Armen, 
aber  mit  Stephane)  Hoßbach  S.  94 ff.  In  einer 
zweiten,  selteneren  Typenreihe  schiebt  die  Göt- 
tin, nach  rückwärts  blickend  (Andeutung  einer 
nachfolgenden  pompa?)  die  verschämte  Braut 
dem  Bräutigam  zu:  in  Münzen  erst  seit  An- 
toninus  Pins,  ifo/s&öcA  S.  22  ff ,  auf  einer  Thon- 
lampe  bei  Passtri ,  Luc.  fict.  mns.  Taf.  37. 
2)  bei  dem  sacrificium  nuptiale:  Sarkophag  im 
Vatikan  {Gerhard,  Ant.  Bildiv.  Taf.  74),  Sarko- 
phag aus  Monticelli  M.  d.  I.  4,  9  u.  s.  w.  Vgl. 
überhaupt  auch  0«fr&tcÄ;S.  13  lu.J.i/asTaf.  10,19. 
Über  lunos  Verbindung  mit  Hercules  s.d. 
Inno  Lucina.  Ihr  charakteristisches  Attri- 
but als  Göttin  der  Geburt  ist  das  Wickelkind; 
daneben  kommt  ihr  in  gleicher  Eigenschaft 
(als  cpuiccpögog)  die  Fackel  zu:  Relief  eines 
Grabcippus  im  Vatikan  (abo-eb.  Atmal.  1848, 
tav.  N,  Overbeck,  Atlas  10,  24);  in  der  Linken 
hält  sie  hier  die  Fackel,  im  rechten  Arm  ein 
Kind,  das  an  ihrer  Brust  saugt;  ein  hinter  der 
Figur  stehender  Baum  bezeichnet  den  Hain 
der  Lucina  neben  ihrem  Tempel  auf  dem  Es- 
quilin.  Auf  den  Münzen  können  wir  zwei 
Typenreihen  unterscheiden ;  in  der  einen  ist 
sie  sitzend,  in  der  andern  stehend  dargestellt. 
Im  ersteren  Fall  führt  sie  als  Attribute  Scepter 
oder  eine  Blume  (wohl  eine  Lilie,  vgl.  MoscJier, 
luno  und  Hera  p.  46),  im  andern  ein  einge- 
wickeltes Kind  oder  mehrere  Kinder,  die  neben 
ihr  stehen.  Beide  Typenreihen  laufen  neben- 
einander her.  Auf  Münzen  der  jüngeren  Fau- 
stina: Cohen  3'^p.  147, 129, 131,  133,  134, 136;  der 
Lucilla  p.  219,  36ff. ;  der  lulia  Domna  Cohen 
4"  p.  1 13,  93 ;  der  Salonina  (mit  der  Bezeich- 
nung als  luno  Augusta)  Cohen  5^  p.  502,  55; 
der  Mammaea  ('Inno  Augusta')  Cohen  4^ 
p.  493,  32.     Vgl.  bes.  Overbeck  p.  153  ff. 

Inno  Martialis.     Ebenfalls  Entbindungs- 
göttin  wie  I.  Lucina,   falls   das  Attribut,   das 

sie  in  der  Rechten  führt 
(wie  bei  dem  alten 
Herabilde  in  Argos)  mit 

Sicherheit  als  Heb- 
ammenschere nachge- 
wiesen werden  kann. 
{Boscher,  Inno  u.  Hera 
S.  49.)  Sie  kommt  nur 
vor  auf  Münzen  des 
Trebonianus  Gallus  und 
Volusianus,  aus  den 
Jahren    251—254.      Sie 


und   links   neben  ihr  steht  ein  Kind.     (Münze 

des  Volusianus,  Abb.  nach  JDonaldson,  Archit. 

num) 

luno  Moneta.   Kopf  der  luno  M.  mit  alter- 
tümlicher,    dem    fai'nesischen 

Herakopf  ähnlicher  Haartracht, 

jedoch    ohne    Stephane,    a.ber 

mit  Halsband,  auf  Münzen  der 

gens  Carisia  (JBo&e?on  1  p.  314, 
10  JD.  a.  K.  2,  04),  mit  die  Stirn e 

schmückendem    Diadem     und 

Ohrgehänge    auf  Münzen    der 

gens    Plaetoria :      Babclon     2 

p.  309,  Mommsen,  Bihn.  Milnziv. 

p.  623,  262.       [,Jul.  Vogel] 

luno  Averna  b.  Ovid  Met.  14,  114.    Sil.  It. 

13,  601  =  Persephone  oder  Proserpina  (s.  d.). 

Vgl.  luno  infera.  [Röscher,] 

luno   Caelestis.     So   nennt  Preller,  B.  M.  ^ 
20  2,  406  f.  die  Hauptgöttin  von  Karthago,  deren 


luno  Monefa, Münze 
der  Carisia  (nach 
Babelon  1  S.  314). 


luno  Martialis,  Münze  des 

Volusianus  (nach  Donaldson, 

Archit.  num.). 


ist    sitzend   dargestellt. 


entweder  nach  links 
gewendet,  und  führt  aufser  jener  sog.  Heb- 
ammenschere noch  das  Scepter  als  Attribut 
{Overbeck,  Münztaf.  3,  15),  oder  sie  sitzt  inner- 
halb eines  Rundtempels  auf  einem  Thron,  rechts 


Dienst  von  Dido  hierher  verpflanzt  sein  sollte 
{Herodian  5,  6,  4),  obwohl  sich  diese  Bezeich- 
nung sehr  selten,  höchstens  auf  Inschriften, 
nachweisen  läfst  {G.  I.  L.  8,  1424  luno  Cae- 
lestis Aug.).  Die  alten  Schriftsteller  nennen 
sie  entweder  schlechtweg  luno  und  Hera(Cjc. 
Verr.  4,  103;  vgl.  Val.  Max.  1,  1  ext.  2.  Verg. 
Atn.  1,  15.  446.  Hör.  ca.  2,  1,  25;  vgl.  luno 
Poena   b.  Minuc.  Fei.  (Jet.  25,    9;   nach  Solin 

30  p.  182,  12  M.  nannte  C.  Gracchus  die  von 
ihm  nach  Karthago  geführte  Kolonie  lunonia 
colonia;  vgl.  Strah.  168  u.  170)  oder  einfach 
Caelestis  und  OvgavLU  (s.  d.Art.  Caelestis  u. 
vgl.  August,  c.  d.  2,  26.  Tert.  ad  nat.  2,  8. 
apol.  24.  lul.  Capit.  Bert.  4.  Opil.  Macr.  3.  Bio 
C.  79, 12.  G.  I.  L.  8,  8433 :  Beae  sancte  Caelestis. 
Orelli  1944:  invicite  Celesti  Uranie.  1943  = 
C.  I.  L.  6,  80;  vgl.  6,  78.  C.  I.  L.  8,  2226. 
1360.  2592.  4673  f.:  Caelestis.  —  ib.  993:  Cae- 

40  lestlBeae.  CLL. 8,  859.  1318.  1837.  6351.6939. 
8241f.  Cfiel.  Aug.),  auch  Virgo  Caelestis 
{Aug.  cd. 2,  4-  vgl.  26.  Tert.  apol.23.  Apul.3lG, 
4;  vgl.  C.  I.  L.  8,  9796;  Bea  magna  virgo  Cae- 
lestis), Dea  Caelestis  {Treh.  Boll.  30  tyr.  29. 
Ammian  22,  13,  3.  C.  I.  L.  8,  1887.  Orelli 
1942.  Henzen  5859  =  C.  I.  L.  8,  8433:  Beae 
Sancte  Caelestis;  vgl.  C.  I.  L.  8,  1887.  Henzen 
5860  =  CLL.  6,  77:  Bominae  Caele4i),  Diana 
Caelestis  Augusta  (C.  J.  L.  8,  999).     Schon 

50  die  Alten  selbst  identificierten  die  Göttin  gewifs 
richtig  mit  der  phönicischen  Astarte  (vgl. 
Herodian  5,  6,  4:  Aißvsg  .  .  Kvriiv  OvQccvCap  -na- 
XovGi,  ^oiviY.£g  öf  'AaTQOKQXtjv  ovo^id^ovat,  6£- 
XrjVTjv  slvcii  Q'slovzeg.  Baus,  1,  14,  7:  Tcgätoig 
Ss  exv&Qcönojv  'AaavQLOig  -aariatr]  asßia&ai  xijv 
Ov(javiccv,  usra  Se  AoovQiovg  KvnQi'cov  HacpLoig 
v.ai  <X>ot.vLKcav  xoig'AcyiaXmva  b%ovGiv),  womit 
übereinstimmt,  dafs  Philastrius  de  liaeres.  15 
sie    der    in   Palästina    verehrten    Regina    und 

60  Fortuna  caeli  (vgl.  lerem.  44,  17  f.  25  und  d. 
Art.  Astarte)  gleichsetzt  und  dafs  sie  ander- 
wärts Venus  genannt  wird  {Vol.  Max.  2,  6, 
15;  vgl.  Orelli  1361).  Auch  was  wir  sonst 
von  dem  Kultus  und  der  Auffassung  dieser 
Göttin  erfahren,  deutet  auf  eine  Astarte  hin. 
So  berichtet  Augustinus  c.  d.  2,  4  u.  26  von 
ludi  turpii-simi  und  einer  pompa  meretricia, 
Valerius    Max.   2,   6,   15    von    einem    fanum 


613 


luno  (Caelestis) 


Inno  (Caelestis;  Kultstütten)        614 


Vencris  zu  Cirta,  in  quocl  se  matronae  con- 
fercbant  ntque  inde  procedentes  ad  quaestuni 
dotim  corporis  iniuria  confrahchant ,  honesta 
nimirum  tarn  inhoncsto  vinculo  coniugia  innclu- 

rae,  M^as  entschieden  an 
das  nach  Herod.  1,  199 
der  babylonischen  My- 
litta  dargebrachte  Opfer 
der  Jungfrauschaft  er- 
innert (s.  Bd.  1  Si5.  649), 
das  auch  bei  den  West- 
seniiten  vorkam  (Bd.  1 
Sp.  654;  vgl.  Au(j.  c.  d. 
4,  10).  Wenn  ferner 
Cassius  Dia  79,  12  und 
Ajml.  Md.  6,  4  der  kar- 
thagischen Urania  das 
Attribut  des  Löwen  bei- 
legen (vgl.  auch  die 
karthagischen  Kaiser- 
münzen des  Sept.  Severus  und  Caracalla  b. 
Eclihel,  B.  n.  v.  7,  18.3  flF.  Gerhard,  Ges.  Ak. 
Ahh.  2,  540  Taf.  43  nr.  18  u. 
24),  so  ist  damit  die  oben  (s.  Bd.  1 
Sp.  653)  abgebildete,  auf  einem 
Löwen  stehende  babylonische 
Astarte  zu  vergleichen  (s.  auch 
Liic.  dea  Syr.  31).  Vielleicht  ist 
unter  dem  'currus'  der  kartha- 
Die  Caelestis  von  gischen  luno,    von    dem  Vere/il 

Karthago, Kaiser-    ,^_  .     j^x   ^^^^.     ^^^   ^^^  Löwen 
münze   von  Kar-  ttt  j.   i 

.,        /     0,  ^.      gezogener  Wagen  zu  verstehen, 

thago  (nach  0er-    ^    n    "^     n    i  °t        n-t-i.-         i     ■ 

hard,  Ges.  ak.  Abf..  ^^^  Welchem    die    Guttm    (wie 

Taf.  43  nr.  24).     Kybele)  fahrend  gedacht  wurde, 

während  sie  sonst  (ebenfalls  wie 

Kybele)  auf  dem  Löwen  reitet  (vgl.  Aptd.  M.  G,  4 : 

Virginem  vectura  leonis  caelo  commeantem  u. 


Tempel  der  Caelestis  (?)  mit 
Cypressen  im  Innern,  Kaiser- 
iiiüiize  von  Karthago  (nach 
Gerlmrd,  Ges.  ak.  Ahli.  Taf  43 
nr.  19). 


meister,  Bcnkm.  d.  M.  AU.  S.  800 ff.  Auch  be- 
waffnet kommt  sie  vor  (vgl.  Verg.  4-  1?  15  ff. 
hie  Uhus  arma  hie  currus  fuit  etc.  Chi.  f.  6,  46; 
vgl.  C.  I.  L.  8,  993,  wo  von  der  Weihung 
eines  thorax  an  die  Caelestis 
Aug.  die  Rede  ist);  auf  den  an- 
geführten Münzen  erscheint  sie 
mit  einer  Lanze  in  der  L.  und 
dem  Blitz  in  der  ß.  Man  ver- 
10  gleiche  mit  dieser  Vorstellung 
das  oben  Bd.  1  Sp.  653  über  die 

Chetitische     Kriegsgöttin    ^Anat  wagen  d.  Astarte 

und  das  Sp.  650  über  die  assj^-  (Caeiestis?) ,  si- 
rische   Istar     (vgl.    Sp.    394)   Ge-        don.  Münze. 

sagte.    Auch  die  Taube  scheint 
ihr,  wie  der  Astarte  und  Aphro- 
dite  geheiligt  gewesen  zu  sein  {v.  Baudissin, 
Stud.  z.  semit.  Bei.  2,  191  u.  210,  2.  Gesenius, 
ilfoOT.  Taf.  16  c.  Ger- 

20  hard  a.  a.  0.  S.  540 
Taf.  43,  19),  was 
namentlich  für  die 
erycinische  Venus 
(=  Astarte)  bezeugt 
ist  (s.  d.  Stellen  b. 
Klausen,  Aeneas  1, 
488  A.  744).  Als  weis- 
sagende Göttin  tritt 
sie  auf  bei  lul.  Capit. 

30  Opil.    Macr.    3    und 
Bert.   4;    vgl.    auch 
Tertull.  apol.  23,  wo     Astarte  (Caelestis?),    atif  einer 
sie  plliviarum  polli-  nordafrikan.  Münze. 

citatrix  genannt 
wird.  Die  Rolle,  welche  luno  in  Vergils  Aeneide 
als  Feindin  Roms  und  des  Aeneas  spielt  (vgl. 
Bauly,  Bealenc.  4,  580),  erklärt  sich  gewifs  teil- 
weise aus  ihrer  Identificieruug  mit  der  kartha- 
gischen Stadtgöttin  Caelestis. 


40 


Kultstätten  der  Caelestis. 


Astarte  (Caelestis)   auf  dem  Iiüweu  stehend   (s.  ob.  Bd.  1 
Sp.  653). 

die  Münzen  b.  Ecl:hel  a.  a.  0.).    Vgl.  aufser  d. 
Art.  Kybele  Müller,  Edb.d.  Arch.  §  395,  3.    Baa- 


1)  Karthago.  Hier  soll  ihr  Kult  schon 
von  Dido  eingeführt  sein  (Herodian.  5,  6,  4). 
Aus  Vergils  Aeneis  1,  15  ff.  scheint  hervor- 
zugehen, dafs  die  Caelestis  die  Hauptgottheit 
Karthagos  war,  sie  besafs  daselbst  (auf  der 
arx?  s.  Ovid  f.  6,  45)  einen  lucus  in  urbe  me- 
dia (ib.  1,  441)  und  Tempel  (Aug.  c.  d.  2,  26. 
V.  A.  1,446;  vgl.  Mijthogr.  Vat.  1,  215),  worin 

50  sich  allerlei  Weihgeschenke  befanden  {Xcnoph. 
Lamps.  b.  Blin.  h.  n.  6,  200  u.  Solin.  p.  230 
Mo.),  und  wurde  wohl  als  Beschützerin  der 
Stadt  gedacht  (s.  d.  nordafrikan.  Münze  oben 
Bd.  1  Sp.  651).  Bei  der  Zerstörung  Karthagos 
wurde  die  karthagische  Göttin  von  Scipio 
feierlich  evociert  und  ihr  Kult  nach  Rom  ge- 
bracht (Serv.  V.  A.  12,  841.  Macrob.  S.  3, 
9,  7).  Später  wurde  Tempel  und  Bild  (simu- 
lacrum)   von  neuem   errichtet  (vgl.  Aug.  c.  d. 

60  2,  16  u.  Auct.  libri  de  praedicat.  3,  38.  3Iigne 
Batrol.  Lat.  51,  835.  De  Vit,  onom.  1  p.  597 
s.  V.  Aurelius  XII)  und  letzteres  von  Elagaba- 
lus  nach  Rom  gebracht  {Herodian.  5,  6,  4. 
Dio  C.  79,  12;  vgl.  d.  Art.  Elagabal).  Von 
einem  peplus  deae  Caelestis  redet  Treb.  BoUio 
30  tyr.  29.  Ein  vielleicht  karthagischer  Mythus 
lindet  sich  beim  Mythogr.  Vat.  1,  215. 

2)  Cirta,  wo  ein  fanum  Veneris  (=  Astarte) 

20* 


615            lunones  I  (Frauengenien)  lunones  I  (Frauengenien)            616 

erwähnt  wird  von   Val.  Max.  2,   6,   15.     Vgl.  steht  aber  der  Genius  Virtutis  C.  I.  L.  2,  2407 

C.  I.  L.  8,  6939.  und  sogar  der  Genius  lunonis  bei  Mart.  Cap. 

3)  An  anderen  Orten  der  röm.  Provinz  1 ,  53.  Sehr  gewöhnlich  in  römischer  An- 
Africa;  vgl.  C.  I.  L.  8,  9796  .  .  .  equites  |  Deae  schauung  war  die  Verallgemeinerung  des 
Magnae  Vircfini  |  Caehsti  restituerunt  \  ternplum.  Geniusbegriffes  auf  Familie  und  Staat.  Der 
Sacerdotes  Gael.  werden  erwähnt  in  den  In-  Genius  wurde  der  Beschützer  der  menschlichen 
Schriften  C.  I.  L.  8,  1360.  4673.  4674;  eine  Gesellschaft  im  weiteren  und  engeren  Sinne: 
aedes  ib.  nr.  993  (Inschr.  v.  Karpis  =  El  Me-  daher  die  vielen  Genien  von  Städten,  Kolonieen, 
rissa):  Aedem  quam  Cussia  Maxinmla  jlaminica  Provinzen.  Eine  analoge  Erscheinung,  die  aber 
Divae  Plotinae  Caelesti  Deae  voverat  .  .  .  lo  bis  jetzt  vereinzelt  dasteht,  ist  die  luno  pagi 
Martialis  .  .  .  aedificatam  D.  D.  .  .  .  et  statua  Fortunensis  C.  I.  L.  5,  5112  {Genius  pagi  z.  B. 
Pudicitiac Aug.ettliorace  Caelestis  Augustae  C.  I.  L.  3,  1405.  2,  2194).  Die  schrittstelle- 
ornaverunt  .  .  .  rischen    und  inschriftlichen  Beispiele    für  die 

4)  Melite:  Cic.  Verr.  4,  103  =  Val.  Max.  JwHones  als  Franengenien  sind  verhältnismäfsig 
1,  1  ext.  2.  selten.     Von    der    luno    eines    Mannes    reden 

5)  Bei  G  ad  es  befand  sich  nach  J.r^ew«7oros  kann  nur  die  Satire,  so  bei  luven.  2,  98  et 
b.  Strah. 110  eine  Insel  und  Tempel  der  Hera;  per  lunonem  domini  iurante  ministro,  wo  der 
vgl.  ib.  168.    Pomp.  Mcla  3,  4.  Scholiast  nicht  richtig  erklärt  Uion  per  lovem, 

6)  Rom.  Serv.  V.  A.  12,  841:  constat  hello  sed  per  lunonem''.  Denn  nicht  per  lovem 
Punico  secundo  exoratam  lunonem,  tertio  vero  20  schwört  der  Mann,  sondern  per  Genium,  und 
a  Scipione  sacris  quihusdam  etiam  Born  am  in  diesem  Fall  ist  der  Genius  wohl  identisch 
esse  translatam.  Vgl.  die  Evokationsformel  mit  Hercules,  dem  Gott  der  Männer,  von  dessen 
bei  Macroh.  3,  9,  7  f.  Einen  princeps  sacer-  Kult  die  Frauen  ausgeschlossen  waren,  wie 
dotium  Daeae  Caelestis  erwähnt  die  römische  etwa  die  Männer  von  dem  Kult  der  Bona  dca. 
Inschr.  b.  Orelli  1942  =  C.  I.  L.  6,  2242.  Über  die  Verbindung  der  luno  mit  Hercules 
Vgl.  Orelli  1944  =  C.  I.  L.  6,  80.  Henzen  vgl.  Beifferscheid,  Annali  deW  Inst.  18G7  ^.  Sb2 
5860  =  C    I.  L.  6,  77;  vgl.  78.  und  i^.  Peier  in  diesem  Lex.  Bd.  1  Sp. 2258.  Sonst 

Sonstige  auf  die  Caelestis  bezügl.  Inschriften       gilt  von  der  Inno   dasselbe   wie   vom  Genius, 

s.  in  den  Indices  zum  C.  I.  L.  Bd.  8.  Frauen  und  Mädchen   opfern  ihr  am  Geburts- 

Bildliche  Darstellungen  der  Caelestis  30  tage  {Tihull.  3,  12),   schwören  bei  ihr  {Tihull. 

von  Karthago  s.  auch  in  der  Ga^eWe  arcAeoZ.  1880  3,  6,  47.    3,  19,  15.    Petron.  25,  hier  thut   es 

p.  18  ff.  pl.  3  u.  im  Journal  Asiat.  1877  p.  147.  die  liederliche  Quartilla  in  einer  ganz  heiklen 

Neuere  Litteratur:  Munter,  Bei.  d.  Sache)  u.  s.  w.  Charisius  (p.  198  Keil)  nennt 
Karth.  S.  62.  Movers,  Phoen.  1,  604  ff.  2,  1,  neben  ecastor  und  edepol  als  spezifisch  weib- 
362.  2,  92.  Pauly,  Bealenc.  4,  570.  Klausen,  liehen  Schwur  auch  eiuno  (vgl.  Varro  bei 
Aeneas  ii.  d.  Pen.  1,  506.  Preller,  B.  M.^  2,  Gellius  11,  6).  Der  Scholiast  zu  luv.  2,  98  be- 
406  f.  [Röscher.]  richtet,  dafs  die  Dienerinnen,  um  ihrenHerrinnen 
Inno  iufera,  inferua  {Verg.  A  6,  138.  zu  schmeicheln,  per  Juwonem  derselben  zu  schwö- 
Stat.  Silv.  2,  1,  147,  C.  I.Ij.AO,  7576)  =  Pro-  ren  pflegten.  Die  Inschriften,  die  dem  Genius 
serpina  oder  Persephone  (s.  d.).  [Röscher.]  40  eines  Mannes  oder  der  Inno  einer  Frau  gelten, 
Inno  Stygia  =  Proserpina;  (S^frf.  i7»e?>.4,  526f.  sind  in  den  meisten  Fällen  als  Grabschriften 
Vgl  Inno  Averna  u.  infera.  [Röscher.]  zu  fassen.  Es  sind  Bezeichnungen  für  die 
I.  lunones  (Frauengenien,  vgl.  den  Artikel  Seelen  der  Verstorbenen,  gerade  wie  die  dii 
Genius).  Wie  der  Mann  bei  den  Römern  Manes.  Auf  einer  grofsen  Ära  aus  Pola  C.  I.  L. 
seinen  Genius  hat,  so  hat  die  Frau  ihre  luno  5,  160  heifst  es:  C.  Fannius  Psalmus  sihi  et 
[Plin.  nat.  hist.  2,  16:  quamohrem  maior  caeli-  Fanniae  C.  lib.  Noe  lunoni  eius.  Das  lunoni 
tum  populus  etiam  quam  hominum  iniellegi  eius  ist  wohl  nur  deshalb  hinzugesetzt,  um  zu 
potest,  cum  singuli  quoquc  ex  semetipsis  totidem  bezeichnen,  dafs  die  Fannia  Noe  damals  schon 
deos  faciant  lunones  Geniosqiie  adoptando  sihi.  tot  war  (vgl.  G.  I.  L.  10,  7541).  Auf  der  afri- 
Senec.  Epist.  110:  singidis  enim  et  Genium  ei  50  kanischen  Inschrift  8,  3695  wendet  sich  die 
lunonem  dederunt;  vgl.  Censorin.  de  die  nat.  Frau  an  den  Genius  ihres  Gatten  und  an  ihre 
3,  3).  Die  Bezeichnung  Genius  ist  die  ur-  eigene  luno.  Freigelassene  thun  es  öfter  zur  Ehre 
sprüngliche,  allgemeinere,  beide  Geschlechter  ihrer  Herren  und  Herrinnen,  z.  B.  5,  6954.  12, 
umfassende.  Es  lag  nahe,  den  weiblichen  Per-  3063 — 3066.  Bemerkenswert  ist  das  Akrostichon 
sonalgenius  auch  geschlechtlich  zu  difieren-  der  Pompeia  Galla  8,  251.  Andere  Inschriften 
zieren,  und  so  nannten  die  Frauen  und  Mädchen  sind  kürzer  gefafst  und  enthalten  nichts  Be- 
ihren  Genius  eben  ihre  luno.  Auch  Göttinnen  sonderes  (5,  7472.  6407.  8,  1140.  10,  1009.  1023. 
konnten  mit  ihrer  luno  ausgestattet  gedacht  6597.  12,  4317).  Deutlich  eine  Grabschrift  ist 
werden.  Wie  der  Genius  eines  Gottes  ange-  der  Stein  von  Ostia  14,  1792:  ein  Freigelassener 
rufen  wird  (das  älteste  Beispiel  auf  der  In-  60  setzt  seiner  früh  gestorbenen  Tochter  das  Denk- 
schrift von  Furfo  C.  I.  L.  1,  603),  ebenso  mal  und  zwar /Mwom  ei  FerectmcZi'ae  derselben, 
kann  die  luno  einer  Göttin  verehrt  werden.  Damit  zu  vergleichen  ist  die  Inschrift  bei  Ore//z 
Die  Belege  hierfür  sind  allerdings  seltener.  4577,  wo  die  Überreste  der  Verstorbenen  Pt'e^aii 
Zu  der  luno  Deae  Diae  in  den  ArvalaJcten  et  Genio  inferno,  ferner  der  Mailänder  Grabstein 
(C.  I.  L.  6,  2099  u.  ö.)  und  der  luno  Isidis  5,  5869,  wo  sie  Genfio)  et  Ilon(ori)  konsekriert 
victricis  C.  I.  L.  9,  5179  ist  unlängst  auf  einer  werden.  Auf  dem  letzteren  ist  gleichzeitig  der 
Kölner  Inschrift  die  luno  Virtutis  gekommen  luno  der  Frau  ihr  Recht  gezollt  (vgl.  5,  6950. 
(Klein,    Bonn.   Jahrb.   87  p.   214).     Daneben  7593).    Den  Stein  von  Susa  5,  7237  widmet  ein 


617  lunones  II  (Matronae)  luppiter  (Litteratur)  618 

Sklave  dem  Genius  seines  Herrn,  der  Inno  gefunden  (C.  I.  L.  14,  4176).  Der  Dedikant 
seiner  Herrin,  dem  Genius  des  Sohnes  und  der  der  letzteren  nimmt  eine  höhere  Stellung  ein, 
luno  der  Tochter  der  beiden.  Also  jedes  er  ist  u.  a.  flamen  Bialis.  Die  Inschrift  iällt 
Familienglied  hat  einzeln  seinen  Genius  oder  unter  Tiberius,  ist  also  eine  der  ältesten  dieser 
seine  luno;  es  heifst  nicht  zusammenfassend  Gattung.  Von  den  übrigen  lunonesinschriften 
Geniis  der  beiden  männlichen,  oder  lunonibus  läfst  sich  keine  genauer  datieren.  In  den 
der  beiden  weiblichen  Familieuglieder.  Gleich-  gallischen  Provinzen  sind  lunones  selten  (Nimes, 
wohlaber  werden  auf  der  Inschrift  von  Bordeaux  Aigues-Mortes,  Neris-les-Bains,  Agen,  Trier, 
{Grut.  25,  11  lunonibus  luUae  et  Sextiliue)  die  Köln,  Jülich,  s.  Bonn.  Jahrb.  a.  a.  0.).  Der 
lunones  als  Frauengenien  zu  fassen  sein.  Dem  lo  nördlichste  Punkt  ist  Marquise  (Pas  de  Calais), 
entgegen  sieht  Sicbuurg  {WeUdeutsclie  Zeitsthr.  In  Britannien  und  Spanien  sind  sie  unbekannt, 
1887  p.  281)  in  der  Inschrift  eine  Widmung  dagegen  kommen  sie  auf  2  Inschriften  Nori- 
an  die  lunones  {=  Matronae),  gemacht  von  cums  vor  (C  /.  L.  3,  4766.  Arch.  epigr.  Mit- 
den  Schwestern  oder  Freigelassenen /«Ztae  und  teil,  aus  Ost.  5  p.  223).  Bisweilen  werden 
Sextiliae.  [M.  Ihm  ]  sie  in  Verbindung  mit  anderen  Gottheiten  ver- 
II.  Iiiuoues  (=  Matronae).  Zu  scheiden  von  ehrt,  so  mit  den  Numina  Augustorum  von  den 
den  lunones  als  Frauengenien  sind  die  luno-  vicani  Neriomagienses  {Bevue  archeoL  1878  1 
nes,  welche  auf  zahlreichen  Votivinschriften  p.  188),  mit  dem  deus  sanctus  Hercules  am 
(besonders  Oberitaliens)  genannt  werden.  Drei  Gardasee  (C.  I.  L.  5,  4854),  mit  dem  Genius 
Inschriften  der  Po-Ebene  (C.  I.  L.  5,  3237.  20  in  Trier  {Korr.-Bl.  d.  Westd.  Zeitschr.  5,  1886 
5249.  5450)  bezeichnen  sie  geradezu  als  Ma-  nr.  140;  auf  dem  an  der  Römerstrafse  bei 
tronen.  Der  Stein,  welchen  C.  Virius  Maximus  Asberg  ausgegrabenen  säulenförmigen  Altar 
in  Como  (C.  /.  L.  5,  5249)  den  lunones  Matro-  IVN  •  ET  ||  GENIO  •  LOCI  ist  wohl  eher  lu- 
nae  weiht  ('ex  visu'),  enthält  auf  jeder  der  n(oni)  als  Iun(onibus)  zu  ergänzen;  vgl.  ebend. 
Seitenflächen  noch  die  Widmung  lun(onibus)  7,  1888  p.  100).  Die  Laacher  Inschrift  bei 
ohne  weiteren  Zusatz,  woraus  hervorgeht,  dafs  Bramb.,  C.  I.  Bh.  687  ist  wahrscheinlich  eiue 
für  den  italischen  Dedikanten  die  Bezeichnung  Fälschung ,  wie  es  die  3  oberitalischen  In- 
lunones  die  geläufigere  war  (vgl.  matrona  Schriften  CJ.X.  5, 514*.  515*.  726*  sind.  Was 
luno  bei  Hör.  Carm.  3,  4,  59).  Beinamen  sind  die  Fassung  der  Inschriften  anlangt,  so  unter- 
bei  ihnen  nicht  so  häufig  wie  bei  den  Matres  30  scheiden  sie  sich  nicht  von  den  Matronen- 
und  Ilatronae.  Sie  werden  wie  die  letzteren  Inschriften.  Eeliefdarstellungen  der  lunones 
domesticae  {Bramhach,  C.  I.  Bh.  547.  Hettner,  sind  nicht  bekannt  geworden.  Besonders  be- 
Katalog  des  Bonner  Mus.  nr.  59)  und  Gabiae  merkenswert  ist  die  Inschrift  von  Aquileja 
genannt  {Bonn.  Jahrb.  83  p.  77.  78),  einmal  C.  I.  L.  5,  781.  Die  Dedikanten  weihen  den 
auch  montanae  (C  I.  L.  12,  3067),  womit  die  Göttinnen  aedeni,  signa  tria,  porticum  cum 
Stdeviae  montanae  (C.  1.  L.  3,  1601)  zu  ver-  maccris  et  culinam  et  locum  in  quo  ea  sunt 
gleichen  sind,  die  ihrerseits  auch  wieder  mit  loco  privato.  Die  signa  tria  beweisen,  dafs 
den  lunones  identificiert  erscheinen  auf  einer  auch  die  lunones  in  der  Dreizahl  verehrt 
Inschrift  aus  Marquise  (Pas  de  Calais,  Bidl.  wurden.  Die  Freigelassene  Aninia  Ge  giebt 
epigr.  de  la  Gaule  4  p.  141.  198.  Bonn.  Jahrb.  40  auf  der  Marmortafel  von  Carpi  C.  I.  L.  11, 
83  p.  78).  Weitere  Beinamen  der  lunones  sind  944  eine  förmliche  lex  dedicationis:  sie  hat 
Augustae  (C.  /.  L.  5,  3238 — 3240.  12,  4101)  und  ihren  Göttinnen  ein  Fleckchen  Land  mit  einem 
deae  (Bevue  arche'ol.  1877  II  p.  132).  Die  Zahl  Altar  zugedacht.  Dafs  auf  dem  Stein  G.  I.  L. 
der  bis  jetzt  gefundenen  Inschriften  dieser  Göt-  5,  4854  Hercules  neben  den  lunones  angerufen 
tinnen  beträgt  etwa  40.  Das  bis  1887  bekannte  wird,  scheint  nicht  ganz  bedeutungslos.  Her- 
Material  ist  gesammelt  und  besprochen  in  den  cules  und  luno  erscheinen  öfter  vereinigt,  jener 
JSojirj.  Jf«/irfc.  Heft  83  p.  76 ff.  (vgl.  dazu  ikf.  iSVe-  als  der  männliche,  diese  als  der  weibliche 
bourg,  Westd. Zeitschr.  li%S  \j.^^ — 116).  Hierzu  Genius:  sie  sind  dei  coniugales  (Peter  in  diesem 
kommen  Inschriften  von  Marzana(b. Verona),  A^o-  Lex.  Bd.  1  Sp.  2'_'58).  Vielleicht  schwebte  diese 
tizie  d.scavi  1883 -p. 320,  u.  von  Ageu  (I.augusta-  bo  römische  Vorstellung  auch  den  beiden  ober- 
les): Bev.ejngr.dumidilSdl, 108.  DieYonJ. Klein  italischen  Dedikanten  vor:  der  Mann  mag  sich 
{Bonn.  Jahrb.  8i  p.  10)  veröffentlichte  Inschrift  mit  seinem  Gelübde  an  Hercules  wenden,  die 
läfst  auch  andere  Ergänzungen  zu  (z.  ß.  JDigeni-  Frau  an  die  lunones  (vgl  auch  Gellius,  JS^oct. 
bus,  Bis  Manibus,  letzteveswaihvscheiiilich).  Das  Att.  11,  6,  1.  2).  Auch  die  Zusammenstellung 
Hauptfundgebiet  ist  Gallia  transpadana  mit  den  mit  dem  Genius  auf  der  Trierer  Inschrift  (s.  0.) 
Städten  Aquileja,  Verona,  Brescia.  Hier  ist  kann  man  hier  anführen  Die  fremden  Göttinnen 
dieBezeichnungJfairojiae  nicht  vorhanden  oder  als  lunones  zu  bezeichnen  lag  für  römische 
doch  selten.  Marzana  kennt  jetzt  Matronae  Anschauungsweise  nahe  genug,  und  in  Ober- 
und  lunones  {C.  I.  L.  5,  3264  s.  o.).  Einer  der  italien,  wo  diese  Bezeichnung  ihre  eigentliche 
veronesischen  Steine  enthält  die  Widmung  60  Heimat  hat,  war  der  Einflul's  der  römischen 
lunonibus  Matronis.  Weiter  nach  Westen  hin  Sprache  und  Anschauung  klärlich  ein  gröfserer 
nimmt  die  Bezeichnung  lunones  immer  mehr  als  in  entfernteren  Gegenden.  Vergleiche  des 
ab;  in  Como  erscheinen  lunones  Matronae  und  Weiteren  den  Artikel  Matronae.  [M.  Ihm,] 
lunones,  in  der  Umgegend  meist  Matronae.  lupater  s.  luppiter  Sp.  625,  54. 
Mailand  kennt  nur  die  letztere  Bezeichnung.  luppiter.  Litteratur.  ScluvencJc,  Mythol.2 
Aus  Gallia  cispadana  sind  bis  jetzt  nur  zwei  S.  Itf.  Hwtung ,  Beliyion  der  Bömer  2  S.  7  ff. 
Widmungen  an  die  lunones  bekannt  (C.  I.  L.  Gc  ^ard,  T^ythol.  2  S.  247  ff.  Preller  in  Paulys 
11,  944.  1048);  eine  wurde  im  alten  Laurentum  Eü  xncyJdopädie  Bd.  4  S.  587  ft".     Bers.,  Born. 


619              luppiter  (Etymologie)  luppiter  (Orthographie;  Diespiter)   620 

Mythol.  ed.  Jordan  1^  S.  184fF.  Herr  Prof.  Wis-  scheiülicher  noch  ist  die  Ansicht  Paulis 
soiva  hatte  die  Güte,  mir  seine  Vorlesung  über  a.  a.  0.,  dafs  pater  bereits  an  die  italische 
römische  Mythologie  und  Kultusaltcrtünier  zur  Form  Dious-Ious  getreten  ist,  der  weitere  Ent- 
Verfügung zu  stellen.  wicklungsgang    bleibt    derselbe.      Thurneysen 

Etymologie.    Grafsmann,  Ztschr.  f.  vergl.  (Bezsenh.  Beitr.  8  (1884)  S.  281  A.  2)  läfst  den 

Sprachforschg.  16     S.  101  ff. ,     161  ff.     Curtins,  Nominativ  luppiter  durch  Angleichung  an  den 

Grimdz.d.  gr.Etym.^  S.  236.    Vanicelc ,  Etymol.  Vokativ    entstehen.     Analoge   Bildungen  sind 

Wörterhuch  d.  lat.  Spr.  S.  24.    Cullitz,  Bezzenb.  Marspiter  (Maspiter),  Diespiter,  Dispiter,  Opiter 

Beitr.  z.  Kunde  d.indog.  Spr.  10  (1885),  S.  47  ff.  (Prise.  1  p.  229  Hertz);    überhaupt    war    dem 

Die  zu  Grunde  liegende  Wurzel  di,  div,  lo  römischen  Volke  die  Hinzufügung  eines  das 
"■glänzen,  leuchten'  ist  Gemeingut  aller  indo-  Schutzverhältnis  zwischen  Gott  und  Mensch- 
germanischen Völker  und  mythologischen  heit  andeutenden  Wortes  pater,  mater  eigen- 
Systeme  (vgl.  Cwrims  a.  a.  0.).  Die  Etymologie  tümlich  (Zinzoiv,  Der  Vaterhegriff'  bei  den 
Ciceros  n.  d.  2,  64:  luppiter  est  iuvans  pater,  römischen  Gottheiten ,  Pyritz  1887,  S.  6.  Dafs 
quem  conversis  casibus  aiuvando  loücmappella-  auch  andern  Religionen  diese  Verbindungen 
mus  (vgl.  Enn.  frg.  507  Baehrens.  Gell.  n.  a.  nicht  fremd  waren,  zeigen  Djauspita^ZfüsTrarfjP 
5,12,8)  bedarf,  um  richtig  zu  sein,  nur  der  .d/j-ju-rjrrjp  etc.).  Strenge  Durchführung  hat  die 
UmkehiuDg,  doch  kannten  schon  die  Alten  Zusammensetzung  nur  im  Nominativ  und  Vo- 
die  Verwandtschaft  mit  dius,  dialis  (Varro  l.  l.  kativ  erfahren,  während  in  den  übrigen  Kasus 
5,  66,  Fest.  p.  185,  Paul.  p.  71.  87).  Wir  finden  20  die  beiden  Bestandteile  bis  auf  verschwindend 
die  Grundbedeutung  noch  bei  folgenden  itali-  geringe  Ausnahmen  ihre  Selbständigkeit  be- 
sehen Gottheiten  Ianus-Di(v)anus,  etr.  ani  (s.  wahrten.  Nimmt  man  das  Umbrische  zu  Hülfe, 
mdes  Deecke,  Etr.Forschg.2S.  12öm[id\ijl.  dazu  so  lassen  sich  in  dem  Zusammentreten  von 
Boscher,  Myth.  Lexikon  2  Sp.  29 ff.),  Di(v)ana  Beziehungswort  und  Apijosition  drei  verschie- 
etr.  tiv,  luno-Diovino  etr.  uni,  luturna-Diuturna.  dene  Behandlungsweisen  erkennen,  die  sich 
Die  Vergleichung  mit  den  andern  indogerma-  jedoch  nicht  zeitlich  auseinander  entwickeln: 
nischen  Sprachen  ergiebt  die  italische  Urform  1)  Beziehungswort  und  Apposition  haben  ge- 
Dious  gen.  Diouis;  das  durch  Kontraktion  hier-  sonderte  Existenz,  ihre  Freiheit  bekundet  sich 
aus  entstandene  Dius  hat  sich  in  den  Götter-  in  dem  Dazwischentreten  anderer  Satzteile  {per 
namen  Dius  Fidius,  Vedius,  dea  Dia,  in  den  30  lovem  adiuro  patrem  Plaut.  Men.  1025)  oder 
lokalen  Bestimmungen  sub  dio  (diu)  interdiu  in  der  getrennten  Schreibung  love  patre  {tab. 
und  adjektivisch  in  der  Verbindung:  fulgur  Iguv.  2  B^  7),  love  patre  {Trag.  ine.  fr.  101 
dium  (vgl.  Summanus — fulgur  summanum)  bis  Bibbeck).  —  2)  Der  zweite  Bestandteil  schliefst 
in  die  historische  Zeit  erhalten.  Die  Gleich-  sich  enklitisch  dem  ersten  an,  aber  beide  be- 
heit  der  obliquen  Kasus  Diovis,  Diovi  mit  sitzen  noch  volle  Flexion.  Itivepatre  {tab.  Iguv. 
denen  der  i- Stämme  mag  Veranlassung  ge-  s.  unten);  hierher  können  auch  die  Vokative 
wesen  sein,  dafs  der  ursprünglich  konsonan-  lupater  (to6.  J(/Mf.)  und  luppiter  gerechnet  wer- 
tische Nominativ  Dious  in  die  Deklination  der  den.  —  3)  Der  erste  Stamm  hat  seine  Biegungs- 
i-Stämme  übertrat  {Grafsmanna,  a.  0.  S.  161).  fähigkeit  verloren:  luppiter,  luppitris,  luppitri. 
Während  die  eben  besprochenen  Bildungen,  zu  40  luppitrem  (s.  unten),  wofei-n  die  obliquen  Ka- 
denen  noch  Dialis  hinzukommt,  anlautendes  d  sus  nicht  erst  jüngeren  Grammatikern  ihren 
treu  bewahrt  haben,  ging  es  bei  Weiterent-  Ursprung  verdanken.  {Grafsmann  a.  a.  0. 
Wicklung  der  Sprache  durch  Verdichtung  von  S.  114.) 

i  zu  j  allmählich  verloren,  und  es  entstand  die  Orthographie.  Der  Schreibweise  luppiter, 

übliche  Flexion.sweise  lovis,  lovi,  lovem,  love,  die    bis    zum    Beginn    der    Kaiserzeit    ebenso 

zu  der  das  von  Schriftstellern  nicht  selten  ge-  häufig  war  wie  die  mit  einfachem  p ,   von  da 

nannte   und   inschriftlich   mehrfach    erhaltene  an  fast  ausschliefslich  Geltung   erlangte  (vgl. 

lovis  (s.  unten)  als  Nominativ  hinzutrat.  Pauli,  besonders  die  Arvalakten),  ist  als  der  am  besten 

Altital.  Stud.  1  S.  12  leugnet  die  Existenz  eines  bezeugten  der  Vorzug  zu  geben  {.Jordan,  Herrn. 

alten  Nominatives  lovis   (demnach   doch  auch  50  16  (1881)  S.  51);  das  erste  p  kann  weder  durch 

Diovis)  und  hält  ihn  für  bewufste  und  absieht-  Assimilation  des  nominativischen    s ,    welches 

liehe  Analogiebildung  der  Grammatiker;  doch  bei  Zusammensetzungen  wegiällt{Corssen,Ävs- 

bietet  die  Sprache   so  viele  Beispiele   für  den  spräche  1"  S.  211,  Kr  it.  Beitr.  S.  391),  noch  des 

Übergang     konsonantischer    Stämme     in    die  stammhaften  v,  das  mit  o  zu  ü  ==  ou  wurde, 

i-Deklination,   dafs  wir  in  die  Worte   Varros  entstanden  sein;  da  sich  also  etymologisch  die 

(Z.  l.  5,  66  [luppiter]  olim  Diovis  et  Diespiter  die-  Doppelung    des    p    nicht    rechtfertigen    läfst, 

tus),  dem  doch  reiches  Material  aus  der  frühe-  bleibt  nur  die  Annahme  übrig,   dafs  sie  nach 

ren  Zeit  in   ganz   anderem  Mafse   als  uns  zur  langem  u  zur  Schäifung  der  Aussprache  diente 

Verfügung    stand,    keinen    Zweifel    zu    setzen  {Pauli,  Zeitschr.  f.  vergl.  SprachforscJtg.  IS  {ISQ9) 

brauchen.    Alle  drei  Namen  Dius,  Diovis,  lovis  60  S.  8,  ausführlicher  Jordan  a.  a.  0.). 

sind  bei  dem  Gotte  zu  erkennen,  der  den  di-  Diespiter.     Im    Altertum     erklärte    man 

rekteu   Gegensatz  zu  luppiter  bildet,  Vedius,  diese  Bildung  durch  diei  pater;  vgl.  6'er«.  atZ.4e'w. 

Vediovis,  Veiovis.     Mit  lovis   verschmolz   das  9,567,  Macrob.  Sat.  1,15,  li,  Priseian  2 -p.  blb 

anfangs  appositionell  angefügte  pater  zu  einem  H.    (Danach  ist  wohl  auch  bei  Varro  1. 1. 5, 66, 

Worte,    wobei   nach    lateinischem   Lautgesetz  Diespiter    id    est   dies  pater    dies   als    Genitiv 

das   tonlos  gewordene  pater  sein  a  in  i  um-  aufzufassen.)     Der  Ansicht   der  Alten  trat  bei 

wandelte   und  lovis  wie  alle  derartigen  Kom-  Grafsmann  a.  a.  0.    S.  116  ff".     Dagegen   fafst 

posita  das  Nominativzeichen  s  verlor.    Wahr-  Corssen,  Ausspr.  1'^  ß.  233   Dies-piter  richtig 


621    luppiter  (lat.  Namensformen:   Diovis)  luppiter  (=  lovos,  lovis)          622 

als  eine  Zusammensetzung  von  pater  mit  dem  Cista  (Venös  Diovem  Proserpnais),  zuerst  ver- 

s-Stamme  dies;    die  Bildung  mit  dem  Genitiv  öffentlicbt    von  Brunn   in   ann.  d.   inst.   1858 

ist    darum    unmöglich,    weil    im    Latein    kein  S.  383.     Abbildung   in    nion.   incd.  vol.  6   Taf. 

Kompositum  als  eisten  Bestandteil  einen  Geni-  24,  1.    C.  I.  L.  1,  57.   Schneider  53;  für  die  Er- 

tiv  aufweist  (FicJc,  Venjl.  Wörtcrb.  l^  308.  klärung  vgl.  Cholodniak,  Bh.  Mus.  42  (1887) 
/.  ScJiDiidt,    Ztschr.   /'.   vergl.   SpracliforschmKj       S.  486.     An  derselben  Stelle,  aber  ca.  10  Ful's 

25  [1876]  S.  58).  —  Corssen,  Krit.  Beitr.  S.  391  tiefer,  wurden  etruskisclie  Spiegel  gefunden, 
zeigt  die  Unmöglichkeit  Diespiter  als  eine  die  lateinische  Schrift  der  Cista  und  die  dünnere 
Zusammensetzung    mit    dem   Nominative    dies       darüber  lagernde  Erdschicht  weisen  auf  nach- 

zu  betrachten.  lo  etruskische  Zeit.  JTew^ew  hielt M  für  das  s-Zeichen 

Italische  Namensformen.     Litteratur:  der  Etrusker,    die  Form   selbst  aber  für  den 

Neue,  Formenlehre  1",  S.  167.  189fF.  281  ff.  383.  Genitiv,    indes   ist    nicht    daran   zu   zweifeln, 

394.  483.  BücJicIer,  lex.  ital.  S.  7.  11.  Fabrelti,  dafs   wir  hier  einen  wirklichen  Accusativ  vor 

(lloss.  üul.  S.  310—313.  702.    Corssen,  Ausspr.  uns  haben, 

i-  S.  211.  365;  2^  S.  63.  Eine  einzig  dastehende  Bildung  ist  das  be- 

Lateinisch.     Den    altertümlichen  Nomi-  reits  oben  erwähnte  lovos  auf  der  zu  Piaeneste 

nativ  Diovis  bezeugt  F«rro  L /.  5,  66  hoc  idein  gefundenen,  jetzt  im  Berliner  Museum  befind- 
inagis  ostendit  antiquins  lovis  noiiien;  nam  olim      liehen   Cista  aus    dem   6.  Jahrb.,   welche  lup- 

Diovis  et  Diesjiiter  dictus  id  est  dies  prder.  piter,  die  Rechte  auf  lunos  Schulter  gestützt. 
Gell.  «.  a.  5,   12,  1.  6    simili    nomine    Diovis  20  in  der  Linken  den  Blitz  tragend,  zur  Darstel- 

(nicht  Diiovis  siehe  Jordan,  comm.  phil.  in  hon.  luug  bringt:   8   andere  Gottheiten  reihen  sich 

Momms.,   S.  366  ff.)    dictus    est.     Gen.   Diovis  dem  Paare  an;    s.  3Iün.  incd.  9  Taf  58  u.  59, 

auf  der  dem   6.  Jahrb.   angehörigen   Inschrift  besprochen  von  Michaelis,  ann.  d.   inst.  1873 

Junone Lucinai  \  Diovis  castiid  facitud.  CLL.  S.  221,  vgL  Marx,  Arch.Ztg.  43  (1885)  S.  169, 

1,  813  =  6,  357.    Garriicci,  syll.inscr.  lat.  aeo.  Eph.  epigr.  1  nr.  21,    LYibntti,  Suppl.  1,  474, 

Bom.  retp.  547.    E.  Schneider,   dial.  ital.  aeo.  C.  I.  L.  14,   4105b,    Schneider  43.     Dafs    alle 

vet.  ex  sei.  1,111.    Gegen  Bitschi,  op.  i  S.  519  ff.  Namen  den  Göttern  im  Nominative  beigefügt 

727  ff.  und  Mommsen,  C  J.  L.  1  p.  561,  die,  zu  sind,  spricht  gegen  die  Ansicht  lovos  für  einen 

Diovis  coyiiugi  ergiiuzexidi,  castud  Aiwch.  ieixiyiium  andern  Kasus    als    den  Nominativ  zu  halten. 

Aviedergeben,  siehe  die  richtige  Interpretation  so  Jordan,  Krit.  Bcitr.  S.  7    glaubt  an  ein  Ver- 

eostnd  lovis  =  sacrificium  lovis  rel  epuluin  bei  sehen,  weil  kein  anderes  Beispiel  einer  latei- 

Jordan,  Quaestionrs  umbricae,  ind.  Itct.  Begim.  niscben  Stammbildung  auf  o  bei  luppiter  ge- 

1882/83  p.  14.     Den  Dativ  Diovei  finden  wir  fundeu  werde  und  aufserdem  noch  ein  zweiter 

inschnftlicb  zweimal  beglaubigt:    a)  [DJiovei  Fehler  Diama  =  Diana  vorbanden  sei;  an  eine 

(so  richtig  Mommsen,  C.  I.  L.  1,  638,  ihm  folgt  Trübung  von  lovis   zu  denken  ist  gleichfalls 

Schneider  105;    C  I.  L.  6,  438    Garrucci  1125  gewagt,  für  den  Genitiv  lassen  sich  Aualogieen 

noch    010 VEI)    victore   \    T.  Aebufti]  M.  f.  \  beibringen  (siehe  oben),  keine  einzige  aber  für 

III   vir   [restijtuit    (am    Quirinal    gefunden).  den  Nominativ. 

Hinsichtlich  der  Zeit  denkt  3Iommsen  an  den  Kominativ    lovis:     Für  Naevius,    Accius, 

Triumvirn  T.  Aebutius  Carus,  der  a.  571  u.  c.  40  Pacuvius    bezeugt   den    Gebrauch    dieses    No- 

Kolonieen  nach  Mutina  und  Parma  führte  {Li-  minativs    Pompeius    comm.    p.   187    Keil:    le- 

vius  39,  55,8).  b)  Tampnae  [feminae  gentis  Tarn-  gimus  in  Cupro  'hie  lovis  Jiuius  lovis'.   Etiam 

piae.  3lovimsen)  Diovi'i  CLL.  1,  14:35  =  ö.21d9  Naevius  Accius  Pacuvius,    omnes  isti  utuntur 

(Patavium),  Schneider  106:  Garrucci  2155  hält  hoc  exemplo  (vgl.  Exe.  ex  anon.  gramm.  b.  A. 

Diovei  für  den  Genitiv.     Dat.  Diove  auf  einer  Mai,  auct.  class.  6,  15\),  Priscian  1  -p-^^  Sertz: 

Weibinschrift   (6/7.  Jahrb.)    [M.  Aiinjilio  M.  vetustissimi  iiominativum  quoque  lovis  profere- 

f.  Anfio .  ..f]  I  [praijtoris  pro  po[plod  \  dijti  bant.     Cuedlius  und  ^ccms  bei  dems.  1  p.  229: 

Diore    dedefrej    C.   I.   L.    1,    188    =    6,  136,  lovis  nominativo  quoque  casu  invenitur.     Cac- 

Schneider  104:.  —  Quint. 1,4,11  Diove  victore,  non  cilius  in  epistola   'nam  novus  quidem  deus  re- 

Dioüi  victori  will  beweisen,  dafs  e  für  i  stehen  so  pertus    est    lovis' ;    Accius    in    Epinausimache 

kann.    Diovo  (C 7. i.  14, 2863),  das  eine  alte  {trag.    frg.    373    Bibbeck):     'lucifera    lamjoade 

Praenestiner  Bronze  bietet,  ist  verschieden  ge-  äbietem  exurdt  lovis''.     Accius  b.  Non.  325,  7, 

deutet   worden.     Mommsen,   Herrn.    19    (1884)  ilico   inquam  [ubi]  hdbitat  lovis  (wahrschein- 

S.  455  u.  Jordan,  Symbolae  ad  Jiistoriam  reli-  liehe  Konjektur  für  handschriftlich  überliefertes 

gionum  Itulicaruin  alterae,  ind.  le(t.  Begim.  1885  ovis)  quam  pröpitius  [trag.  frg.  331/2  Bibbeck). 

p.  11    halten  es   für  einen    Genitiv  mit  abge-  Ennius   b.  Apul.   de    deo   Socr.  2    p.  6   Goldb. 

fallenem  s,  dessen  o  durch  eine  dem  praenesti-  {fyg.  79  Baehrens) ,   vgl.  Mart.  Cup.  1,  42;  die 

niscben  Dialekt  nicht  ungewöhnliche  Trübung  Worte  der  schol.  Bernens.  ad   Verg.  Georg.   1, 

des  i  (vgl.  in   derselben  Inschrift  den  zweifei-  502    Accius  docet:   luppiter  Dardanus  genuit, 

los  sicheren  Genitiv  nationu(s))  entstanden  sei.  60  Dardanus  Troum   hat  Bibbeck  {trag.  frg.  653) 

Dessau,  Herrn.  19(1884)  S.  453  meict,  die  Mög-  in  einen  Senar  gebracht:  lovis  Därdanum  pro- 

lichkeit  sei  nicht  ausgeschlossen,  dafs  hier  ein  genuit  Lroum  Dardanus.    Varro  l.  1.  8,  74  nunc 

Dativ    des  o-Stammes  vorliege,   und  sieht  in  in  eonsuetudine  aliter  dicere  pro  lovis  luppiter 

der    gleichfalls    praenestiniscben    Form    lovos  kann    nicht    als    Belegstelle    gelten,    da    der 

(siehe   unten)    den    Nominativ   dazu;   indes  ist  Sinn   des  Satzes  nur  ist,    die  Analogie  würde 

lovos  selbst  zu  unsicher,  als  dafs  sich  weitere  einen  Nominativ  lovis  verlangen.     Petron.  47. 

Vermutungen  darauf  stützen  liefsen.    Der  Acc.  58.    Hygin.  fab.  31.  54  etc.  (vgl.  Neue  a.  a.  0. 

Diovem  findet  sich  nur  auf  der   Cosanischen  S.  189 ff.).    Gell.  5,  12,  5.    Apul.  Metam.  4,  32 


623        luppiter  (lat.  Formen:  lovis)  luppiter  (falisk.  u.  oskische  Formen)    624 

Eyssenliardt:  quem  tremit  ipse  lovis.  Äug.  c.  d.  S.  481;    loveis    [c'est    le    nominatif  faisant    le 

7,  14.  15.  16.    E2nt.  Iliad.  653.     Inschriftliche  fonction  de  vocatif)  Breal,  Melanges  (VArcheolo- 

ßelege:   C.  I.  L.  3,  6443.      Acta  fratr.  Arval.  gie  et  d'Histoire   de    l'ecole    etc.    1882   S.  153. 

p.  124  Henzeii.  C.  I.  L.  6,  371;  8,  6981.    lovis  FauU,  Altital.  Stud.  1  S.  7  ff.  40  beseitigt,  an 

Axur  auf  Münzen  der  gens  Vibia  {Cohen,  cons.  der  Form  lovei  für  älteres  Diovei  an  der  Ab- 

Taf.  41,    Vib.  13.     Bahelon,  descript.  des  mon-  luirzung  Sat  für  Sa(v)eturno  und  einem  Dative 

naies  de  Ja  repnibl.  Eom.  Paris  1885  '86,  2  S.  546  deivos  Anstofs  nehmend,  die  Götternamen  durch 

nr.  18.  Stevenson,  a Dictionar4j  ofBoman  coins,  die  Trennung  io  veisat  deivos  (=  io  visat  (vi- 

London  1889,  S.  117.      lovis    Conservator    auf  deat)  deus).  Schneider  19.     Dat.  lovi  inschrift- 

einer  Münze  des  Maximianus  Hercules  {Cohen,  lo  lieh    zum    erstenmal    in  der  lex  Vicana  Fur- 

Med.  imp.  5  nr.  71)  und  des  Flavius  Valerius  fensis    vom    Jahre   696    u.  c.      C.  I.  L.  1,  603 

Severus  (Co/; ß)?  5  nr.  13).  lovis  Gustos  (s.  d.)  auf  =  9,  3513,   Schneider  310.     loves  Nom.   plur. 

Münzen  des  Vespasian  {Cohen  1  nr.  105.  106),  Plaut.   Gas.    v.    230    humani    loves  =  freund- 

des  Titus  {Cohen  1  nr.  44,  Stevenson  S.  486),  des  liehe  Herren.    Cic.   nat.   deor.  3,  42.     Varro  b. 

Caracalla  (Co/ien  3  nr.  412),  lovis  Propugnator  Tertull.    ad  nat.  1,  10    trecenti   loves    (wegen 

auf  Münzen    des  Alexander   Severus   (Cohen  4  der  Beinamen);  ders.  b.  iVon.  162,  loves  =  lup- 

nr.  43.  265).    lovis  Stator  auf  Münzen  Gordians  piterbilder  Arnob.  4,  14;  gen.  loum  Varro  l.  l. 

{Cohen  4:    nr.  45— 47.    238 — 239)    und   Galliens  8,74.    Prohus  inst.  art.  A,  12-2  Keil:  numeri  plu- 

{Cohen  4    nr.  230—232).     Ob  lovis    auf   einer  ralis:  hi  loves,  horum  lovium,  his  lovihus,  hos 

britannischen    lamella    (C.  I.  L.  7,  1289)    als  20  loves,   0  loves,  ab  his   lorihus   hat  von  dem 

Nominativ    zu  betrachten  ist,   bleibt  zweifei-  vorhandenen    Nominative    loves    die    anderen 

haft.     Neue  S.  191  führt  lovi'  als  Genitiv  mit  Kasus  nach  Analogie   der  i- Stämme  gebildet, 

abgefallenem  s  an,  f.  Ennius  b.  Apul.  de  mag.  lovispater  {Gell.  5,  12,  5)   war  in  der  Sprache 

c.  39,  indes  ist  lovis  zu  schreiben  {frg.  529  nicht  vorhanden,  sondern  ist  nur  eine  etymo- 
Baehrens).  lobis  im  Curiosum  urbis  regionum  logische  Deutung  des  Gellius.  Darnach  sind 
XIV  reg.  4.  7.  10.  11  {Jordan,  Top.  2  S.  546.  die  unten  angeführten  Saturnier  von  Bitschi 
550.  557.  558),  deo  lohi  prestabili  {C.  I.  L.  und  Baehrens  zu  beurteilen.  Das  älteste  Beispiel 
9,  1498)  sind  auf  die  fehlerhafte  Ortho-  in  der  Litteratur  für  luppiter  findet  sich  in  der 
graphie  der  späteren  Kaiserzeit  zurfickzu-  Andromache  des  Naevius  b.  Non.  p.  124  quam 
führen.  Dativ  lovei  hat  ein  etruskischer  30  quondam  fülmine  icit  luppiter  u.  ibid.  p.  110 
Spiegel  mit  lateinischer  Inschrift  (älter  als  suo  sönitu  claro  fi'ilgorivit  L'tppiter  (traq.  frq. 
das  Jahr  536  u.  c.)  C.  /.  i.  1,  56  =  14,  4097.  11.  13  BihhecTi).  Die  Inschrift  auf  der  tabula 
Schneider  52,  andere  Litteratur  in  der  aus-  des  Quinctius  a.  374  u.  c.  (Lw.  6,  29,  9) 'Äppifer 
führlichen  Besprechung  des  Spiegels  Bd.  1  Sp.  atque  divi  omnes  hoc  dederunt,  ut  T.  Quinctius 
2259,  60.  —  Lanzi,  saggio  di  llngua  Etrusca  2  dictutor  oppida  novem  eaperef  und  die  Nach- 
S.  198  schöpfte  wegen  dieses  neben  den  Nomi-  rieht  bei  Fest.  p.  363  Hrientem  tertium  pondo 
nativen  Inno  und  Hercele  schwer  verstand-  coionam  auream  dedisse  se  lovi  donum  scripsit 
liehen  Datives  Verdacht  gegen  die  Echtheit  T.  Quinctius  diciator  cum  post  novem  [dies 
der  Inschrift.  Jalm,  Ficoron.  Cista  S.  58  er-  totidem]  urbes  et  decumam  Praeneste  cepissef 
klärt,  die  Zeichnung  des  Namens  auf  der  Basis  40  vereinigt  Baehrens  (nach  dem  Vorgang  von 
habe  Veranlassung  gegeben,  die  Inschrift  als  Bitschi,  op.  4  S.  204)  zu  einem  Weihgedicht  in 
Weihioschrift  an  luppiter  zu  betrachten.  Sichere  saturnischem  Versmafs  und  läfst  es  mit  den 
Dative  geben  die  Inschriften  lovei  Leibero  S.  Worten  lovis  pater  (Bitschi  a.  a.  0.  Diovis- 
{Jordan,  Analecta  epigraphica  latina,  ind.  lect.  piter)  beginnen  {ad  Quinctii  tabulam  p.  34) 
Begim.  1886/87  p.  3),  lovei  sacrum  (auf  einem  vgl.  oben.  Den  obliquen  Kasus  der  zu- 
Altar im  Capuaner  Gebiet  aus  dem  7.  Jahrh.  sammengesetzten  Form  luppiter  begegnen  wir 
CLL.  1,574  =  10,3785.  Schneider  303),  Lovei  nur  in  den  Büchern  der  Grammatiker:  Varro 
Capitolino  (C  J.  i.  1,  589  =  6,  372  von  ilfojnw-  l.  l.  8,  33  Luppitri;  Pomp.  comm.  5  p.  172 
sen  c.  a.  673  gesetzt;  Schneider  337),  Lovei  in  Keil:  nam  'hie  Luppiter,  huius  Luppitris^ 
der  lex  Spoletina  {Bormann,  bullet,  d.  inst.  1879  50  invenimus  in  antiquis  declinatum  et  trebro 
S.  67.  Jordan,  quaestiones  umbricae,  ind.  lect.  invenimus  sed  hoc  hodie  abolevit.  p.  187  apud 
Begim.  1882/3  p.  16ff.),  in  derselben  Inschrift  antiquos  libros  invenimus  plenas  declinationes 
4  Zeilen  vorher  der  Dat.  love;  love  iutori  auf  7hc  Luppiter,  huius  Luppitris,  huic  Luppitri\ 
einem  Dachziegel  mit  Reliefs  zu  Urbisaglia  Priscian  1  p.  229  Hertz:  Sic  etiam  Liipp)iter, 
{Bullet,  d.  init.  1861  S.  86;  1879  S.  44.  C.L.L.  Liqnteris  et  Luppitris,  tit  Caesellio  Vindici  placet, 
9,  5531).  Der  Anfang  der  Duennosinschrift  debmt  declinari.  Tertull.  ad  nat.  1,  10  Luppi- 
/owe  I  sa^  (Zeiijos  hat  sehr  verschiedenartige  Inter-  teres;  apol.  li  Luppitros. 

pretation    erfahren,     love    Dat.    lesen  Dressel,  Falls cis,ch.     lovei    auf   der  Erztafel  aus 

ann.  d.  inst.  b'2^.  lbB,W.,Tä.tbQ;  Bücheier,  Bli.  S.    Maria    di   Falleri.     Zvetajeff,    Lnscr.    Ltal. 

Mus.  36  (1881)    S.  235fr.;  Bing,  Altlat.   Stud.  60  med.  dialect.  70''.  inscr.  Ltal.  mf.  dialect.  72^. 

S.  2;  nach  ihnen  ist  der  Strich  hinter  love  ein  C.  L.  L.  11,  3078.    Schneider  30.    Deeclie,  Die 

diakritisches  Zeichen.  lo\ei  Dut.  Jordan,  bullet.  L'aliscer  m.  62  b. 

d.  inst.  1881  S.  84;  Hermes  16  (1881)  S.  225;  Oskisch.  Den  Dativ  diovei  bietet  vier- 
vindiciae  sermonis  latini  antiquissimi,  ind.  lect.  mal  die  Tafel  von  Agnone.  Mommsen,  Die 
Begim.  1882  p.  5;  observationes  Bomanae  sub-  unteritalischen  Dialekte  S.  128  Taf.  7.  HuscMe, 
sicivae,  ind.  lect.  Begim.  1S83/ 4:  ]).  9;  lovem  Die  sabellisch-oskischen  SprachdenJcmäler  S.  210. 
Acc.mit  abgefallenem  m  in  lokaler  Kraft,  gleich  Fabreiti  2875.  Zvetajeff,  Sgll.  inscr.  Ose.  nr.  9 
späterem  ad  lovem  Osthoff',  Bh.  Mus.  a.  a.  0.  Taf.  2,  LLLD  nr.  86  All.  12.  B  14.  15.    Grie- 


625  luppiter  (marruc,  mars.,  pic,  umbr.  F.)  luppiter  (b.  d.  Etruskern:   Tinia)      626 

chische  Buchstaben  zeigt  eine  zu  Vibo  in  Brut-  fassen.  Bedenken  erregt  nur  das  i  in  luvip, 
timn  gefundene  Weihinsohvift  Jtovfei  J-fgaog^i  da  die  andern  8  Dative  sämtlich  e  zeigen. 
TctvQOfi.  Mommsen  a.  a.  0.  Tat".  12,  57.  Huschke  Etruskisch.  Nom.  tinia  Gerhard,  Etrus- 
a.  a.  0.  S.  213.  Fabretti  3034.  Zvetajeff'  SIO  cische Spiegel {fortges.v.Klügmannu.Körte)nr.li 
nr.  146  Taf.18,11,  IIID  nr.  238  (vgl.  zivai  auf  (vgl.  3S.  75);nr. 75(38.77);  nr.82(3S.  85);  nr.181 
der  tyrrhenischen  Inschrift  von  Lemnos.  Deecle,  (3  S.  174) ;  nr.  284,  1  u.  2  (4  S.  12) ;  nr.  396  (5  S.  44) 
Bh.  Mus.  41  (1886)  S.  460.  —  Pauli,  Eine  vor-  =  Fabretti  24,11.2139.24:70.  2600.  2478.  2471  bi.s. 
griechische  Inschrift  von  Lemnos  S.  34  bringt  2477.  Gerhard  nr.  282  (4  S.  10);  nr.  346(4  8.91). 
es  mit  sivas  {Fabretti  2335)  in  Verbindung).  Fabretti,  SuppJ.  1  nr.  395;  Suppl.  3  nr.  394  = 
Gen.  loveis  Lofreis,  Unterschrift  eines  ehernen  lo  mon.  ined.  voL  9  tav.  5ß  nr.  3  =  Etr.  Sp.  5  t.  6. 
luppiterkopfes  aus  dem  Frentanergebiet  (a.  15  Gamumni,  appendice  nr.  832  =  Etr.Sp.  5  1. 1; 
p.  C  )  Mommsen  S.  170  Taf.  7,  2.  Huschle  S.  142.  Uillet.  d.  inst.  1880  S.  134;  Etr.  Sp.  5  t.  59.  98. 
Fabretti  2844.  Zvetajeff  SIO  nr.  3  Taf.  1,  2,  Nom.  tina  ist  nur  einmal  bezeugt  auf  dem 
IIID  nr.  82.  Gen.  loveis  3IeeleJciieis  auf  einer  Spiegel  von  Arezzo  (Minervengeburt):  Gerhard 
pompejanischen  Steininschrift  Huschle  8.  180.  nr. 66  (3  8.  67)  =  i^aftreWi  459.  Für  den  Genitiv 
Fabretti  27SÖ.  Zcetojeff  SIO  nr.  62  Taf.  10  u.  sind  verschiedene  Formen  überliefert:  tinas 
10a,  I HD  nr.  142.  Dat.  luvet  Flagiui  zwei-  auf  der  Graffitoinschrift  einer  Thonschale  von 
mal  auf  einer  campanischen  Inschrift  Fabretti,  Corneto:  itun  turuce  venela  teli)ias  tinas  cli- 
Sup2ih  3  nr.  418;  Eph.ep.  2  p.  162  nr.  13.  Zve-  nii  aras.  Fabretti,  Suppl.  3  nr.  356  Taf.  11 
tajeff  SIO  nr.  34  Taf.  6,  2  a  u.  b,  IIIDnv.  112.  20  (vgl.  S.  131)  macht  tinas  von  aras  abhängig 
Marrncinisch.  Gen.  Ioi)es  patres  auf  der  und  übersetzt  ara  di  Giove;  ihm  schliefst  sich 
Erztafel  von  Rapino  (in  lateinischem  Alphabet  Pauli  an  {Etr.  Stud.  3  S.  79).  —  Corssen,  Spr.  d. 
mit  wenig  eigenen  Formen,  Dialekt  sabellisch)  Etr.  2  8.  627  hält  tinas  für  den  Nominativ 
Mommsen  8.  336ff.,  14.  Huschke  S.  247.  Fabretti  eines  männlichen  Vornamens,  während  Deecke, 
2741.  Zvetajeff'IIMDnr.6Tal2,2,IIIDiir.8,5.  Etr.  Forschg.  3  8.  336  einen  Beinamen,  wahr- 
Marsisch.  Dat.  love  giebt  die  Inschrift  seheinlich  verwandt  mit  dem  Familiennamen 
CDIMI  I  lOVn  I  8ACRI  |  COSTF  |  FURT.  Uns  tim,  Gen.  tin(i)s  {Fahrettil341—bb),  darin 
Mommsen  C.  I.  L.  1  ad  n.  1170.  Fabretti  erkennen  will,  vgl.  jedoch  Heft  4  S.  87  'cli- 
2742  ter,  Zvetajeff  II3ID  nr.  40  Taf.  6,  5.  niiaras  Gen.  Beiname  luppiters  (?)'.  —Die  In- 
Schneider  42  und  auf  dem  Steinfragment  im  30  schrift  einer  ehemals  im  Museo  Burgia  zu 
marruvischen  Gebiet  der  Marser  PIl  VII  ^^  Velitrae  befindlichen  Erztafel  {Fabretti  2610 
0  rO  I  !^  I  10 VII.  I  f=  OVI  IIS  rVCLI  Notiz.  Taf.  44)  hat  Pauli,  Etr.  Stud.  3  S.  85  in  fol- 
degli  scavi  1878  8.  254;  1881  8.  194.  C.  I.  L.  9,  gender  Weise  wiederhergestellt:  mi  tinas  karu 
p.  349.  681.  Zvetajeff  HMD  nr.SS  Ta,i.  6,  7.8.  siunsl  =  hoc  looi  ..  monumentum  {tinas  ist 
Sihneider  40.  [lue  =  luve:  Eph.  epigr.  8  p.  43  Genitiv,  da  nach  etruskischem  Sprachgebrauch 
nr.  174.  Hülsen,  M.  d.Bö.I.  1890  p.  297.  Ihm.]  die  Gottheit,  der  etwas  geweiht  wird,  im  Ge- 
Picenisch.  Dat.  iuve  auf  einer  Bronze-  nitiv  steht).  Deecke,  Etr.  Forschg.  b  {=^  Deecke- 
statue  (gefunden  in  Staffolo  bei  Osimo  (Auxi-  Pauli ,  Etr.  Forschg.  u.  Stud.  2)  8.  48  stimmt 
mum)  im  nördlichen  Picenum):  Jfommsew  S.  362.  ihm  bei  mit  der  Übei'setzung  hoc  lovi . .  con- 
Huschke  S.  242  nr.  4.  AufrecM-Kirchhoff,  Die  40  cilium.  Die  Vermutung  Paulis,  Etr.  Stud.  1 
umbrischen  Sprachdenkmäler  2  8.  400.  Bergk,  8.  105  lar&.  lautni  tinas  Larth  der  Sklave 
Ztschr.  f.  Altertumsw.  1856  nr.  18.  Fctbretti  2680.  (jetzt  'Freigelassner')  des  Tina  für  larO".  lautni 
Deecke,  Ph.  Mus.  41  (1886)  S.  194.  jowjas hat wenigWahrscheinliches.  Sj'nkopierter 
Umbrisch.  Die  iguvinischen  Taf.  bieten  Gen.  tins:  a)  in  der  Maglianoinschrift  (zuerst 
eine  Anzahl  von  Formen.  Dat.  iuve  krapuvi  Taf.  veröffentlicht  von  E.  Teza,  Pivista  di  Filologia 
1 A, 3:  Biicheler,UmbricaS.l  {vgl.d.TeKtnochh.  10  8.  530-34;  Deecke,  Ph.  Mus.  39  (18*84) 
Aufrecht-Kirchhoff  a.  a.  0.  S.  4ff.  Huschke,  Die  8.  141;  ders. ,  Etr.  Forschg.  7,  Vorwort  S.  6; 
iguvischen  Tafeln  S.  17—40.  Fabretti,  C.I.It.  ders.,  Die  etruskische  Bleiplatte  von  Magliano, 
p.XII — XVIII.  Breal,tables Eugubines 'p.XXXlY  Buchsioeiler  Gijmnasialprogr.  1885  S.  31 ;  Bugge , 
— LXYll); Ygl. IioveGraboveiTal 6 A,22{in\atei-  50  Etr.  Forschg.  u.  Stud.  4  8.  113,  vgl.  die  ge- 
nisclaev  Schrih):  Bücheier  S.  13;  luve  patre  {ge-  wichtigen  Bedenken  Paulis  gegen  die  Inter- 
trenntgeschrieben)Taf.2B,  7  I?wc/«eZer8. 7;  Jwi'e-  pretation  der  letztgenannten  Altitdl.  Stud.  3 
patre  (in  einem  Wort)  Taf.  2  A,  5;  2  B,  17  22.  8.  104ff.).  —  b)  auf  dem  templum  vonPiacenza 
26;  3,  22.  Bücheier  S.  4.  7.  Vok.  lupater  Taf.  reg.  1':  Deecke,  Etr.  Frschg.  4  Taf.  1,  dazu 
2  B,  24.  Bücheier  S.  7;  ahtu  luvip.  Taf.  2  A,  8.  28 ff.  —  Zu  tin  abgekürzt  findet  sich  der  Ge- 
10.  Huschke  S.  10.  355.  Bücheier  8.  7.  126;  nitiv  ebendaselbst  reg.  15  u.  16  (reg.  15^  <»  viel- 
ahtu  luvie  Aufrecht-Kirchhoff  S.  7;  2  8.  381.  leicht  eine  weitere  Abkürzung'?).  Ein  Genitiv 
l?re'aZ  S.LXII.  277;  die  letztereniesen  luvie,  weil  von  Tinia  ist  wohl  gleichfalls  zu  sehen  in 
sie  p  für  ein  unvollendetes  e  halten;  gemeint  Tins  {Gamurrini, apio.  88)  nndintintcvil  (Weih- 
sei  eine  Gottheit,  die  in  den  Kreis  der  jovia-  60  geschenk  für  luppiter.  Deecke,  Etr.  Forschg. 
lischen  gehöre.  Wenn  man  mit  Huschke  und  4  S.  29;  vgl.  Pauli,  Etr.  Stud.  3  8.  114;  Alt- 
Bücheler  luvip  im  Texte  stehen  läfst,  so  kann  ital.  Stud.  3  8.  49).  Corssen  a.  a.  0.  2  8.  8.  16 
es  nur  als  abgekürzter  Dativ  gelten  für  luvi-  übei-setzt  tinscvil  durch  opus  caelatum  (Werk 
patre,  das  wollen  auch  die  erklärenden  Worte  des  Bronzeschlägers);  doch  erscheint  obige 
Büchelers  zu  Z.  10  8.  126  besagen^  'supra  lovi  Auffassung  gesichert  durch  die  zu  Orvieto  ge- 
patri  bovc,  hoc  loco  actui  lovi  patri  ove  fif ;  fundene  Inschrift  Hinia  tinscviV  {bullet,  d.  inst. 
dann  ist  auch  Marti  in  der  korrespondierenden  1880  8. 134);  vgl.  noch  Deecke,  Etr.  Forschg.  5 
Vorschrift   (2A,11)   als   Dativ   von   Mars    zu  (=  Deeckc-Pauli,   Etr.   Forschg.    u.  Stud.  2) 


627      luppiter  (Diesi^iter,   Tina,   Tinia)  Inppiter  (=   Tina,   Tinia)  628 

S.  49  und  Buggc  in  Bezzenb.  Beitr.  11  (1886)  kannt.     Abgesehen    nämlich   davon,    dafs   die 

S.  19.     Mit  der   etruskischen   Benennung  lup-  Bildung  des  Patronymikons  Tinia  in  der  etrus- 

piters   Tinia  bringt    Whitlcy  StoJces,    The   in-  kischen  Sprache  ohne  Beispiel  dastehen  würde 

fcription  of  Voltino  in  Bezzcnb.  Beitr.  11  (1886)  (die  Analogie  des  lateinischen  lovis-Veiovis  ist 

S.  118  TINV   auf  einer  am  Gardasee  gefunde-  in  jeder  Weise  unzutreffend),   so  sind  jugend- 

nen  Inschrift  in  Verbindung.  liehe  Darstellungen  luppiters,   die  Ähnlicbkeit 

Diespiter.     Das  Alter  dieser  Bildung  be-  mit    denen    des   Bacchus    oder  Apollo   haben, 

zeugt    Varro  1.1.5,  66:    nam    oTiin    (luppiter)  durchaus  nicht  ungewöhnlich  (siehe  lo vis  Axur 

Diovis  et  Diespiter   dictus;   Priscian  1   p.  229  auf  Münzen   der  gens  Vibia,    Babelon,  monn. 

Hertz:  Diespiter . .  .  apud  antiquissimos  inveni-  to  de  Ja  reputä.   Born.  2   p.  546  nr.  18  =  Cohen, 

mus.    Nom.  Dicsjjtr  auf  einem  praenestinischen  Cons.  T.  41    Vib.  13.     Gerhard,    Etr.   Sp.  Taf. 

Spiegel  des  5.  oder  6.  Jahrh.  mon.  ined.  vol.  6  74.  81,2.  281),   es  ist  ferner  auf  einer  Anzahl 

Taf.  54,  besprochen  von  Garrucci,  arm.  d.  inst.  von  Spiegeln  und  Trinkgefäfsen,  sowie  auf  der 

1861  S.  151  ff.   liitschl,  enarr.  tahiü.  p.  98;  op.  4  Bronzeleber  von  Piacenza  der  etruskische  Name 

p.  730.    C.   I.  L.   1,   1500    p.  553  =  14,  4106.  für  Bacchus  (Dionysos,  Liber)  nämlich  fuflunfu)s 

Schneider  46.  —  Jordan,  Krit.  Beitr.  S.  6  erklärt  gefunden  Avorden  (vgl.  Deecl'e  oben  s.  v.  Fu- 

die  nichtlateinische   Orthographie    durch  Ein-  fluns).    Am  wenigsten  aber  stimmen  obige  Er- 

flufs  praenestinischer  Schreibweise.     Diespiter  klärungen   zu   der  inschriftlichen  Verwendung 

h.  Fest.  s.-v.Japidem^.  IIb.  Casus  oblioui:  Prise.  der  Namen  Tina  und  Tinia;   ersterer  existiert 

a.  a.  0.    'Diespiter''  ' Diespiteris'  et  ' Dif  spitris^  20  überhaupt  nur  einmal  {Gerhard,  Etr.  Sp.  nr.  66 

(ipitd    antiquissimos   invenimus.     Varro  l.  I.  9,  =  Fabretti  459),  und  Tinia  wird  für  den  scepter- 

75.  77    Diespitri,  Diespitreni    (er    erkennt  an,  tragenden  Herrscher  sowohl  wie  für  den  epheu- 

dafs  diese  Formen  weniger  üblich  seien  wie  bekränzten    Jüngling     ohne    unterschied    ge- 

Diespiter).  Macrob.  Sat.l,i5,  14  Eomani  Dies-  braucht.     Nur  soviel  kann  zugegeben  werden, 

pitrein    appellant.    Arnob.  2,  70.     C.  I.  L.  11,  dafs  bei  der  Flüssigkeit  der  italischen  Gottes- 

3259  Diespitris.  Vorstellungen  gewisse  Seiten  des  Bacchus  wie 

Wenn  Deecl-e ,  Bh.  3Ius.  42  (1887)  S.  227  ff.  auch  des  Sol  und  Apollo  Aufnahme  in  den 
zes2)a  auf  einem  Steinfragment  von  Colonne  bei  Begriff  des  etruskischen  Tinia  gefunden  haben. 
Ugento  mit  Recht  zu  Zespa(tras)  ergänzt,  so  Das  Wesen  desselben  klar  erkannt  und  inner- 
liegt hier  der  Genitiv  einer  messapischen  Bil-  30  halb  des  theologischen  Systems  ihm  seine 
düng  vor.  Stellung  gegenüber  den  andern  Göttern  nach 

Etrusker.     Gerhard,    Über  die   Gottheiten  Möglichkeit  abgegrenzt  zu  haben,  ist  das  un- 

der    Etrusker.      Abhdlg.    der    Berl.    Ak.    1845  bestrittene  Verdienst  Gerhards  und  namentlich 

S.  517  =  Ges.  akad.   Abhdlg.  1   S.  285.     Ders.,  Otfried  Miillers.    Noch  einmal  wurden  die  ge- 

Vber  etruskische  Götternamen.    Ztschr.  f.  Alter-  sicherten   Resultate    durch    Corssen   in   Frage 

tumsws.  1847   S.  673.     Müller,    Die   Etruf<ker  gestellt;  vom  sprachvergleichenden  Standpunkt 

ed.  Deecke  2 '■'  S.  42.  134.  155.  169.  252.  Noel  ausgehend,  leugnete  er  die  Gleichheit  von  lup- 

des  Vergers ,  VEtrurie  et  les  Etrusques  1  S.  176.  piter  und  Tina  und  identificierte  den  letzteren 

285  flf.  mit  lanus  {Spr.  d.  Etr.  2  S.  57),  wobei  er  fol- 

Eä  hat  langer  Zeit  und  vieler  Kontroversen  40  gende  Entwickelungsweise  der  Form  annahm : 
bedurft,  ehe  die  Ansicht,  dafs  der  etruskische  Divanus,  Dianus,  Dienus,  Dinus  (2  S.  243  u.  319) 
Tinia  (Tina)  mit  dem  italischen  Inppiter  zu  mit  Übergang  des  d  in  t  und  Abfall  von  s 
identificieren  sei,  aligemeine  Geltung  erlangte.  i2  S.  396)  tina.  Nachdem  sich  gegen  solches 
Er.^chwert  waren  die  Untersuchungen  über  das  Etymologisieren,  das  auf  die  lautgesetzliche 
Wesen  dieses  Gottes  einmal  durch  die  verschie-  Entwickelung  und  die  mit  einer  einzigen  Aus- 
denen  Namensformen  Tina  und  Tinia,  sodann  nähme  gebrauchte  Bildung  Tinia  so  wenig 
durch  die  stark  von  einander  abweichenden  Rücksicht  nimmt,  Deecke  bereits  in  der  Kritik 
Darstellungen  (er  erscheint  bald  als  bärtiger  des  (7orsse>^schen  Werkes  {S.  36)  gewendet  hatte, 
Mann  mit  Scepter  und  Blitz,  bald  ohne  Bart  erklärte  er  sich  in  der  Neuausgabe  von  3Iül- 
als  Jüngling  mit  Ephevi-  oder  Lorbeerkranz.  50  lers  Etruskern  mit  den  Ausführungen  dieses 
Nicht  minder  hinderlidi  für  eine  richtige  Auf-  Gelehrten,  der  lanus  allein  im  etruskischen 
fassung  war  das  geringfügige  Material  und  der  ani  erkannte  (vgl.  die  Namen  auf  dem  templum 
Mangel  an  festen  Prinzipien  in  der  Behand-  von  Piacenza  bei  DefC^-e,  Ü'ir.  JForsf/i^/.  4  Taf.  1 
lung  der  sprachlichen  Form.  Jene  differieren-  reg.  1 ,  dazu  S.  24ff.  und  Darstellungen  auf 
den  Punkte  suchten  Schtvenck,  Myth.  d.  Möin.  Münzen  Deecke  a.  a.  0.  2  ser.  9  S.  34 ff.;  nr.  60 
S.  455  und  Bückert.  Troia  S.  113  in  der  Weise  S.  43),  durchaus  einverstanden,  und  die  weite- 
zu  vereinigen,  dafs  sie  Tina  dem  luppiter  ren  Forschungen  haben  diese  Meinung  nur  be- 
gleichsetzten und  hieraus  durch  Erweiterung  stätigt;  die  bedeutendsten  neueren  Etrusko- 
das  Deminutivum  Tinia  mit  der  Bedeutung  logen  stehen  hierin  auf  seiner  Seite.  In  der 
Sohn  des  Tina  entstehen  liefsen.  einen  Gott,  der  60  schon  erwähnten  Interpretation  der  Magliano- 
seinem  Wesen  nach  volle  Übereinstimmung  mit  Inschrift  {Bachsiveller  Progr.  1885  S.  31 ;  gegen 
Dionysos  zeige.  Vgl  Lunzi,  Saggio  di  lingua  diese  sowie  Bugges  [Deecke,  Etr.  Forschg.  u. 
Etrusca  2  S.  202.  Hierzu  schien  die  Stelle  b.  Stud.  4  S.  79 ff.]  Interpretation  Pauli,  Altital. 
Paul.  p.  365  Hinia  =  vasa  vinaria''  und  das  Stud.  3  S.  104ff.)  führt  Deecke  Tin(i)a  auf  alt- 
Bild  des  bacchusähnlichen  bartloseii  Tinia  treff-  italisches  deivino  (vgl.  osk.  deivin.  Fabretti, 
lieh  zu  passen;  allein  die  viel  gewichtigeren  Stippl.  1  nr.  496)  *teivinu  —  *tinu  zurück  und 
Gründe,  die  gegen  solche  Deutung  sprachen,  vergleicht  altlateinisches  deivinus  —  deinus  — 
wurden  übersehen  oder  waren  noch  nicht  be-  dinus  (siehe  auch  Jordan,  Herrn.  16  (1881)  S.  246 


629  luppiter  ('Tina,  Tinia)  luppiter  (Tina,  Tinia)  630 

und  quaestinnes  Uv7bncae,incl.  lecf. Begim.  1882/3  Vogelfluges,  erstere  nach  Süden,  letztere  nach 
p.  19). —  Bugr/e  (Bez2enbergers  Beitr.  11  (1S86)  Osten  orientiert).  Die  Etrusker  hatten  eine 
S.  19)  erklärt  Tinia  entweder  als  Weiterbildung  augurale  Einteilung  in  16  Bezirke  {Plin.  n.h. 
vom  Ötamnie  div  mit  Suffix  nia,  na  oder  vom  2,  143.  Sero,  ad  Äen.  8,  427.  Mart.  Cap.  1, 
Acc.  tin  =  gr.  Ji'cc,  kret.  Jriv  {Curt.,  Etym.^  45 — 61;  -vgX.  Acro  ad  Hör.  c.l,  12,  18).  Die  litte- 
S.  620).  Wie  in  lanus  der  Himmel  als  Bogen,  rarischen  Nachrichten  (die  Angaben  Ilartians 
Gewölbe  sich  verkörpert  (ianus  gewölbter  Durch-  von  Nissen  a.  a.  0.  S.  184  ff.  [vgl.  Wissotca, 
gang,  s.  jedoch  ob.  Sp.  49\  so  ist  luppiter  die  Hermes  22  [1887]  S.  55]  auf  liora  bezogen, 
Pei'sonifikation  des  Himmels  als  der  Quelle  des  von  Schmeifser  a.  a.  0.  als  späte  Erfindung  ver- 
Lichtes,  der  strahlenden  Helle;  darum  war  die  lo  worfen,  von  Müller  für  einen  Rest  echt  etrus- 
Mitte  des  Monats,  das  volle  Licht  ihm  heilig;  kischer  Lehre  aus  den  Fultruralbüchera  erklart) 
für  lat.  Idus  gebrauchten  die  Tusker  ifits  (FaiT.  haben  eine  interessante  Bestätigung  erhalten 
l.l.  6,  59)  oder  üis  {Macroh.  Sat.  1,  15,  14);  durch  den  Fund  der  bekannten  als  templum 
die  Erklärung  des  letzteren,  es  bedeute  lovis  eingerichteten  Bronzeleber  von  Piacenza  (Fund- 
fuhicia,  weil  an  diesem  Tage  luppiter  bei  Tag  bericht  von  G.  A.  Tononi  {lo  Spetlatore,  Ga- 
und  Nacht  Licht  spende,  ist  natürlich  nicht  zetta  dl  Lomhardiu.  Milano  1879,  8 — 9  Gennaio, 
richtig  (Corssen,  Ausspr.  1^  S.  683  führt  idus  Anno5nr.  651),  zuerst  veröffentlicht  von  K.Po(/(yi 
alt  eidus  auf  die  indogermanische  Wurzel  '^id^  (Atti  e  Memorie  delle  deputazioni  di  storia  pa- 
breuuen,  leuchten  zurück,  vgl.  Vanicek,  Lat.  tria  deW  Kmilia.  Nuove  Serie  vol.  4,  Modena, 
Etym.  p.  23  Bücheier,  Bh.  Mus.  34  (1889)  20  Vincenzi  1878),  ausführlich  besprochen  von' 
S.  327  ff.),  läfst  aber  doch  zur  Genüge  er-  DeecJce ,  Etr.  Forschg.  i,  beigefügt  sind  5  Ta- 
kenuen,  dafs  jener  Tag,  die  Zeit  des  Voll-  fein  mit  Abbildungen,  einzelne  Bemerkungen 
mondes,  dem  luppiter  geheiligt  war.  Dafs  auch  bei  Bing,  Altlatein.  Stud.  S.  122 ff'., s.  Sp.  626,  48).- 
die  Römer,  die  ihren  Kalender  wahrscheinlich  Die  Bronze  stammt  nach  Deecke  a.  a.  0.  S  22 
von  den  Etruskern  entlehnten,  die  Idus  dem  wegen  der  abgerundeten  Buchstabenformen  und 
luppiter  geweiht  hatten  (siehe  unten),  recht-  der  entwickelten  Mythologie  aus  den  letzten 
fertigt  jene  Vermutung.  Das  Wesen  des  Licht-  Jahren  der  Republik  oder  dem  Beginne  der 
gottes  offenbart  er  am  reinsten  im  Schleudern  Kaiserzeit.  Die  Übereinstimmung  ihrer  An- 
der flammenden  Blitze;  treten  ohnehin  in  Ita-  gaben  mit  dem  ausführlichen  Bericht  bei  Slar- 
lien  die  Gewitter  weit  heftiger  und  stärker  30  tia)i  unterstützt  die  Ansicht  Müllers,  dafs  wir 
auf  als  bei  uns  (Nissen,  Italische  Landeskunde  hier  ein  Stück  der  in  den  lihri  fulgurales  {Cic. 

1  S.  392),  so  ist  gerade  Etrurien  besonders  reich  de  div.  1,  72.  Scrv.  ad  Aen.  1,  42.  Flin.  n.  h. 
an  aufserordentlichen  Erscheinungen  des  Hirn-  2,  138)  niedergelegten  echt  etruskischen  Lehre 
mels;  nirgends  wurde  der  Beobachtung  der  von  der  Einteilung  des  Himmelsgewölbes  vor 
Blitze  eine  so  abergläubische  Sorgfalt  gewidmet  uns  haben,  wenn  auch  zugegeben  werden  mufs, 
als  in  jenem  Lande.  Die  Deutang,  Beschwörung  dafs  die  ursprüngliche  Reinheit  derselben,  aut 
und  Sühne  der  Blitze  bildet  einen  äufserst  der  Bronze  bereits  getrübt,  bis  zu  den  Zeiten 
wichtigen  Teil  der  von  Varro  als  recondita  et  Martians  noch  weitere  Entstellungen  erfahren 
ahstrusa  bezeichneten  Disziplin  der  Etrusker.  hat.  Widerlegt  wird  durch  den  Fund  die 
Der  Blitz  ist  gewissermafsen  die  Sprache  lup-  40  Meinung  Nissens,  dafs  die  Bezirke  gleich  grofs 
piters,  in  der  er  seinen  unabändei'lichen  Willen  seien  und  radienförmig  bis  zum  Mittelpunkte 
verkündigt,  und  in  der  Kunst  sein  ständiges  liefen.  luppiter  spielt  in  der  ars  fulguritorum 
Attribut;  er  mahnt  und  warnt  damit,  billigt  die  Hauptrolle,  er  ist  der  mächtigste  und  ge- 
oder  tadelt,  gewährt  oder  versagt.  Die  Aufgabe  fürchtetste  unter  den  Lisassen  der  16  Regionen, 
der  Fulgui-atoren  war  es,  nach  gewissen  Ge-  Zwar  ist  der  Gebrauch  des  Blitzes  nicht  wie 
sicht.«punkten  (Farbe,  Wirkung,  Himmelsrich-  beim  griechischen  Zeus  sein  ausschlieisliches 
tung  [woher,  wohin?],  Jahreszeit)  die  Blitze  zu  Recht  (Flin.  n.  h.  2,  238  spricht  von, 9  blitz- 
prüfen und  zu  deuten  und  sie  nach  dem  zu  schleudernden  Gottheiten,  aufser  luppiter  sind 
erwartenden  Erfolge  in  bestimmte  Klassen  ein-  nochbekanntIuno,Minerva,Veiovis,  Summanus, 
zureihen;  zu  ihren  weiteren  Obliegenheiten  ge-  50  Vulcanus,  Satumus,  Mars;  vgl.  Müller  2"S.  86; 
hörte  die  Sühnung  derselben,  das  Abhalten  MuniUus  hei  Arn'tb.  3,  38  nocensiles  putat  .  .  . 
oder  Herabziehen  (vgl.   darüber  Müller,   Etr.  deos   novem    Manilius,    quibus   solis    Iup2nttr 

2  -  S.  166ff.);  Weissagung  aus  dem  Donner  potestatem  iaciendi  sui  pjermiserit  fulininis 
allein  {Lyd.  de  ost.  c.  27.  39)  ist  spätere  zeigt  die  griechische  Auffassung),  aber  seine 
Fälschung  (Müller  a.  a.  0.  2-  S.  177).  bevorzugte    Stellung    gegenüber   den   anderen 

Die  Hauptbedingung   für  die  Beobachtung  Göttern  tritt  in  mehrfacher  Beziehung  hervor, 

der  himmlischen  Zeichen  war  die  Einrichtung  des  Zunächst  w'ar  er  nicht  beschränkt  auf  einzelne 

templum    (grundlegende  Arbeit  Nissen,  Das  Regionen,  seine  Wohnun^j  lief  durch  alle  Be- 

templum  1869,  abweichende  Ansichten  Deeckis,  zirke  (Mart.  1,  47  in  seeundo  ibidem  mansi- 
der   templum   als   gemeinsames  Besitztum   der  60  tabant  praeter   domum  lovis,   quae   ibi  quoque 

italischen  Stämme  mit  dem  ursprünglichen  Be-  sublimis    est,    ut    est    in    omnibus),    aus    allen 

griff  der  Begrenzung  nicht  anerkennt  und  mit  Teilen   des  Himmels   schleudert   er   die  Blitze 

O.  il/wZ/er  an  der  Orientierung  nach  Süden  fest-  (Serv.   ad   Aen.  8,  427    fulmina  luppiler  iacit 

hält  in  Müllers  Etruskern  2'-  S.  130 ff. ;  T.  Be-  toto  caelo,  hoc  est  de  diver sis  pari Hus  cacli  sci- 

gell,    Jahrb.    f.   Philol.   u.   Püdag.    123    [1881]  licet  sedeciin),  aufserdem  waren  ihm  im  Xorden 

S.    593  ff.     unterscheidet     zwischen     den    für  3  Hauptsitze  eingeräumt  nach  der  Bronzeleber, 

Blitzschau   bestimmten    templa   in    caelo   und  der    wir    als    der    altern    und    bessern   Quelle 

den    templa    in    terra    zur    Beobachtung    des  folgen,  nr.  15.  16.  1  (Beecke,  Etr.  Foi  selig.  4 


631          luppiter  (=  Tina,   Tinia)  luppiter  (Tina,  Tinia)             632 

Tf.  1  reg.  15.  16.  1).  Martian  a.  a.  0.  und  auf  die  Produkte  der  Erde.  Von  der  Verehrung 
Acro  ad  Hör.  c.  1,  12,  18  geben  reg.  1.  2.  3.  eines  das  Wachstum  der  Pflanzen,  speziell  des 
Die  Blitze  luppiters  waren  durch  besondere  Weines,  fördernden  Gottes  giebt  uns  vielleicht 
Farbe  gekennzeichnet  {Acro  ad  Hör.  c.  1,  2,  2  die  Nachricht  des  Plinius  (n.  h.  14,  2)  von 
nennt  sie  rubeae  et  sanguineae,  die  andern  dem  alten  aus  einer  Weinrebe  geschnitzten 
albae  et  nigrae).  Während  ferner  die  übrigen  Holzbilde  luppiters,  zu  Populonia  eine  dürftige 
Götter  nur  eine  Art  von  Blitzen  entsenden  Kunde  (vgl.  die  dionysischen  Darstellungen  auf 
konnten,  standen  dem  luppiter  3  manubiae  etruskischen  Spiegeln  und  das  Fest  der  Vinalia 
(dies  der  terminus  der  Fulguratoren)  zur  Ver-  zu  Rom).  Es  war  natürlich,  dafs  man  in  dem 
fügung  {Sen.  q.  n.  2,  41  tres  Uli  (lovi)  manu-  lo  höchsten  und  mächtigsten  der  in  der  Natur 
bias  dant;  Hauptstelle:  PUn.  n.  h.  2,  138  Tu-  waltenden  Götter  (vgl.  Sen.  q.  n.  2,  45  idem 
scorum  literae  novem  deos  emittere  fulmina  exi-  [lovem  esse  rectorern  custodemque  universi] 
stimant  eaque  esse  undecim  gencrum,  lovem  Etruscis  quoque  visum  est  et  ideo  fidmina  a 
enim  trina  iaculari;  vgl.  Serv.  ad  Aen.  1,  42,  love  tnitti  dixerunt,  quia  sine  illo  nil  geritur) 
wo  wahrscheinlich  mit  Müller  [2"  S.  86]  nicht  auch  den  obersten  Leiter  der  menschlichen 
XII  sondern  X.!  genera  fuhninum  zu  schreiben  Geschicke,  insbesondere  den  Lenker  aller  staat- 
ist. Fe-st.  p.  129  s.v.  Manubiae.  Mart.  9,  896).  liehen  Ordnung  erkannte,  und  diese  abstrakt 
Über  die  Verwendung  der  dreierlei  Blitze  (vgl.  politische  Auffassung  hat  sich  bei  den  Tuskern 
Schmeifser,  comment.  in  hon.  Beifferscheidü  in  sehr  früher  Zeit  entwickelt.  Für  jede  Stadt, 
p.  29  sq.)  hat  uns  Sen.  q.  n.  2,  40.  41,  der  aus  20  die  als  solche  gelten  wollte,  war  der  Bau  eines 
dem  Wei'ke  de  Etrusca  disciplina  des  Vola-  luppitertempels  unerläfsliche  Bedingung  {Serv. 
terraners  Caecina,  eines  Zeitgenossen  von  Cicero,  ad  Aen.  1 ,  422  quoniam  prudentes  Etruscae 
schöpft,  ein  schätzbares  Fragment  erhalten;  discipUnae  aiunt  apud  conditores  Etruscarum 
darnach  entsendet  luppiter  die  ersten  ohne  urbium  non  putatas  iustas  urbes  fuisse,  in  qui- 
fremden  Beirat,  sie  gehören  dem  genus  subtile  bus  non  tres  portae  essent  dedicatae  et  votivae 
et  flammemn  an,  schädigen  nicht,  sondern  et  tot  templa  lovis,  lunonis,  Minervae).  In 
dienen  nur  zur  Erinnerung.  Die  zweite  Art  allen  Städten  Etruriens  also  krönte  den  Burg- 
{genus,  quod  dissipat  conglobatum  est  et  habet  hügel  (s.  Vitr.  1,  7,  1  u.  vgl.  4,  8,  7)  ein  Tempel 
admixtain  vim  Spiritus  coacti  ac  procellosi,  luppiters  mit  seinen  avwaoL  der  Inno  zur 
rumpit  non  perforat)  bringt  zuweilen  noch  30  Linken,  der  Minerva  zur  Rechten,  die  Giebel- 
etwas Gutes,  doch  nicht  ohne  Schaden  zuzu-  felder  waren  tuscanico  more  geschmückt  mit 
fügen.  luppiter  darf  sie  nur  entsenden,  nach-  Statuen  aus  Erz  und  Thon  (F?^r.  3,  3,  5) ;  von  hier 
dem  er  mit  den  12  dii  consentes  (auch  com-  aus  drang  unter  den  Tarquiniern  der  Kult  der 
plices  genannt)  sich  beraten  hat  (vgl.  aufser  capitolinischen  Trias  nach  Rom  und  eroberte 
Sen.  a.  a.  0.  noch  Fest.  s.  v.  manubiae  p.  129  dann  die  ganze  Welt.  Die  Interpretation  von 
'consilio  deorum''  und  Aug.  c.  d.  4,  23),  sie  Kuhfeldt,  de  capitoliis  imperü  liomani,  Berlin 
beziehen  sich  auf  minder  wichtige  Angelegen-  1883  p.  80:  {Servius)  nil  aliud  affirmat  nisi 
heiten.  Die  dritte  Art  (igneum  magis  quam  tribus  summis  deis  templa  aedificata  esse  unum 
flammeum)  war  die  furchtbarste,  sie  zündeten  lovi,  unum  lunoni,  unum  Minervae  ist  nicht 
und  entstellten  auf  jede  Weise;  ehe  luppiter  40  notwendig.  Mit  Recht  hat  er  allerdings  darauf 
die  verheerende  Änderung  eines  Zustandes  ver-  hingewiesen  (p.  82),  dafs  die  Verehrung  der 
kündete,  befragte  er  die  namenlosen  geheim-  Göttertrias  aus  Griechenland  stammt,  aber 
nisvollen  Wesen,  die  Seneca  a.  a.  0.  als  dii  daraus,  dafs  die  Dreizahl  nicht  tuskischen  ür- 
superiores  et  involuti  bezeichnet  (hei  Ar nob.  3,  sprungs  ist,  folgt  noch  nicht,  dafs  sie  in 
40  scheint  eine  Verwechselung  der  dzV  comewies  Etrurien  überhaupt  nicht  vorhanden  war; 
et  involuti  vorzuliegen,  auch  sind  etruskische  denn  eher  als  in  Rom  hat  sich  bei  den 
und  römische  Vorstellungen  nicht  unterschie-  Etruskern  der  griechische  Einflufs  geltend  ge- 
den).  Als  regenspendender  Gott  wurde  luppiter  macht,  die  ja  im  6.  vorchristlichen  Jahr- 
beim  aquaelicium  (s.  das  Wort  bei  Fest.  p.  2)  hundert,  über  Latium  hinaus  nach  Campanien 
angerufen  und  seine  Gnade  mit  Opfern  erfleht  50  vordringend,  direkte  Nachbarn  der  hellenischen 
(Tertull.  apol.  c.  40).  Dafs  der  Brauch,  durch  Städte  wurden  und  vorher  schon  durch  ihre 
das  'verrere  manales  lapides'  an  den  Grenz-  Handelsinteressen  in  mannigfache  Berührung 
rainen  Regen  herbeizuzaubern  zur  etruskischen  zu  ihnen  getreten  waren.  Die  eminent  poli- 
Disziplin  gehörte ,  bezeugt  Labeo  bei  Fulgen-  tische  Bedeutung  als  Vertreter  der  Staats- 
tius  exp.  serm.  antiq.  s.  v.  manales  p.  388  G.  idee  und  höchstes  Oberhaupt  des  Staates 
Labeo  qui  disciplinas  Etruscas  Tagetis  et  Ba-  gewann  der  capitolinische  luppiter  freilich 
cidis,  quindecim  voluminibus  explanavit  ita  ait:  erst  bei  den  Römern.  Über  die  Einzelheiten 
fibrae  iecoris  sandaracei  coloris  dum  fuerint  der  Verehrung  in  Etrurien  selbst  fehlen  uns 
manales  tunc  verrere  opus  est  petras  etc.,  (über  zwar  ausführliche  Angaben  der  Alten,  indessen 
Tages  s.  unten).  Jedoch  vgl.  Lersch,  Fulgen-  60  sei  hier  auf  den  Abschnitt  über  den  capitoli- 
tius  de  abstrusis  sermonibus  (1844)  p.  30  ff.  nischen  luppiterkult  verwiesen,  der,  wenn  auch 
Auch  zu  Rom,  wo  der  lapis  manalis  beim  fremde  Religionen  nicht  ohne  Einflufs  auf  ihn 
Tempel  des  Mars  vor  der  Porta  Capena  lag  geblieben  sind,  doch  in  seinen  Hauptzügen  die 
{Fest.  s.  V.  Manalem  \>.  128,  Non.  s.  v.  trulleum  charakteristischen  Merkmale  seiner  Heimat 
p.  547),  wurde  die  Feierlichkeit  durch  tuskische  treu  bewahrte  und  manchen  interessanten  Rück- 
aquilices  vorgenommen (Ffjrrob.iVon.  s.v.  a^iti-  blick  gestattet.  Die  Beschreibung  eines  toska- 
lex  p.  69),  vgl.  darüber  Müller  2°  S.  184.  318.  nischen  Tempels  bei  Vitr.  4,  7,  1  pafst  genau 
Sonnenstrahlen  und  Regen  wirken  befruchtend  zu     der    Anlage    und    Einrichtung     des    von 


633 


Tuppiter  (Tina,  Tinia) 


luppiter  (b.  d.  Umbrem) 


634 


etruskiscben  Künstlern  erbauten  Göttersitzes 
auf  dem  Capitol  (Litteratur  über  toskanischen 
Tempelbau  bei  Malier,  Etr.  2-  S.  231  ff.).  Von 
den  Tuskern  hatte  Rom  die  Sitte  entlehnt,  seine 
Obrigkeiten  auch  äufserlich  mit  einem  Schein 
von  Hoheit  zu  umgeben  {Sali.  Cat.  51.  38; 
andere  Nachrichten  bei  Müller  1°  S.  344).  Die 
Abzeichen  der  Majestät  und  Macht  des  himm- 
lischen Herrschers  wurden  auf  die  Gebietenden 
der  Erde  übertragen:  so  wurden  die  höchsten 
Magistrate  der  Etrusker  mit  den  Gewändern 
luppiters  bekleidet,  mit  der  tunica  palmata 
und  toga  picta  [Macroh.  Sat.  1,  6,  7  togain 
pictam  atque  praetextam  quae  insignia  magi- 
stratuum  Etruscorum  erant.  Serv.  ad  Ed.  10, 
27  unde  etiam  triumphantes  liabent  omnia  in- 
signia lovis,  sceptrum,  pahnatam ,  togam  ;  vgl. 
Flor.  1,  5,  5.  luv.  10,  38);  sie  führten  das 
elfenbeinerne  Scepter  mit  dem  Adler  an  der 
Spitze  {Dion.  3,  61.  Verg.  Aen.  8,  505.  Sil.  Ital. 
10,  41,  vgl.  die  Bronzemünze  des  Commodus 
bei  Fröhner,  Medaill.  de  l'emp.  Eom.  p.  132) 
und  thronten  auf  der  sella  curulis  {Liv.  1,  8,  3. 
Bion.  3,  61.  Biod.  5,  40.  Sil  8,  484.  Maerob. 
Sat.  1,  6,  7).  Die  angeführten  Gewänder  und 
Zierden  gehören  gleichfalls  zur  Tracht  des 
siegreichen  Feldherrn  {Strabo  5,  22.  Flor.  1, 
5,  5.  luv.  u.  Serv.  a.  a.  0.),  hierzu  kam  noch 
die  Corona  Etrusca,  die  von  einem  Sklaven 
über  dem  Hauj)te  des  Triumphators  festge- 
halten wurde  {Dion.  3,  61  ff.  Plin.  n.  h.  21,  6; 
33, 11.  Tertidl.  de  coron.  13),  und  das  Bestreichen 
des  Gesichtes  oder  ganzen  Körpers  mit  Men- 
nig {Plin.  n.  h.  3.S,  111.  Serv.  ad  Ed.  6,  22); 
vgl.  hierzu  die  Triumphzüge  auf  etruskischen 
Alabasterurnen  von  Volaterrae  {Gori,  M.  E. 
T.  1  Taf.  179,  Dennis,  Etruria  2  p.  436. 
485  fi".  600).  Unter  den  Geschenken  des  rö- 
mischen Senates  an  den  Sieger  Porsena  befand 
sich  ein  eU'enbeinener  Stuhl,  Scepter,  goldner 
Kranz  und  Triumphkleid  {Dion.  .0,  35).  Es 
entspricht  vollkommen  den  Anschauungen  einer 
ursprünglich  auf  den  Ackerbau  angewieseneu 
Bevölkerung,  wenn  sie  den  höchsten  Herrscher 
selbst  bei  der  Landesteilung,  bei  der  Abgren- 
zung des  Gemeinde-  und  Privatbesitzes  sich 
thätig  dachte,  schwere  Strafen  über  die  Frevler 
am  Eigentumsi-echte  verhängend,  vgl.  Vegoia 
b.  Goes,  grom.  vett.  p.  349  ff.  Lachmann:  cum 
autem  terram  Etruriae  luppiter  sibi  vindicavit, 
constituit  iiissitque  metiri  campos  significarique 
agros  etc.  wie  in  dem  liber  terrae  ruris  {iuris 
cod.  Cass.)  Etruriae  des  Tages  zu  lesen  war 
(vgl.  Nissen,  Das  tcmplum  S.  10,  doch  siehe 
Preller,  Römische  Mythologie  1  S.  256  u.  A.  1). 
Durch  das  Setzen  der  unverrückbaren  Mark- 
steine beseitigte  er  jeden  Aulafs  zu  Streit  und 
Zank  und  wurde  ein  Hüter  und  Schirmer  des 
friedlichen  Grenzverkehres.  Wenn  aber  diese 
Seite  seiner  Thätigkeit  sich  im  Bewufstsein 
der  Etrusker  nie  so  stark  entwickelte,  dafs  sie, 
aus  dem  Begrift'sumfange  luppiters  heraus- 
tretend, zu  einer  selbständigen  Gottheit  wurde, 
wie  der  Terminus  in  Rom  (es  hat  sich  wenigstens 
bisher  kein  besonderer  etruskischer  Name  ge- 
funden), so  mag  der  Grund  hierzu  darin  liegen, 
dafs  frühzeitig  die  Bewohner  sich  vom  Acker- 
bau  zum  Handel  und   zur  Seefahrt  wandten. 


Die  Gleichsetzung  Gerhards  {Ztschr.  f.  Alter- 
tumsws. 1847  p.  673  ff.)  von  dem  etruskischen 
Penaten  Pales  {Arnob.  3,  40.  3Iart.  Cap.  1,  50) 
mit  Terminus,  der  unter  dem  Phallussymbol  auf 
Grenz-  und  Grabsäulen  mit  etruskischer  Schrift 
sich  zeige,  mufs  als  sprachlich  ungerechtfertigte 
Spielerei  (Pales  Phallus)  zurückgewiesen  wer- 
den (vgl.  Jordan,  Top.  1,  1  S.  182.  Prelkr,  R. 
M.  1  S.  415).     Zum  Schlufs   braucht  nur  kurz 

10  auf  die  Bedeutung  luppiters  als  „des  ewig 
unerschöpflichen  Lebensgebers  für  die  wandel- 
baren Geschlechter  der  Menschen"  aufmerksam 
gemacht  zu  werden  (vgl.  die  Genienlehre).  Die 
Tusker  hatten  diese  Lehre  nicht  von  aufsen 
erhalten,  denn  der  echt  etruskische  Tages,  der 
Sohn  eines  genius  lovis,  also  Enkel  luppiters, 
gilt  als  Urheber  derselben  {Fest.  s.  v.  Tages 
p.  359,  eine  Abbildung  desselben  bei  Gerhard, 
Etr.  Sp.  Taf.  165).  Es  ist  absichtlich  unterlassen 

20  worden,  an  dieser  Stelle  die  Darstellungen 
luppiters  auf  Münzen  und  in  der  Kunst  zur 
Betrachtung  heranzuziehen,  um  allein  von  den 
Nachrichten  über  den  Kult  und  Ceremonieen- 
dienst  ausgehen  zu  können,  der,  in  sehr  früher 
Zeit  ausgebildet  und  festgestellt,  dem  Ein- 
dringen fremder  Elemente  weit  stärkeren  Wi- 
derstand geleistet  hat,  als  die  unklare  An- 
schauung von  der  Individualität  der  einzelnen 
Götter.     Ob   die  Etrusker  vor  der  Berührung 

so  mit  den  Griechen  die  symbolische  Verehrung 
bereits  aufgegeben  und  die  religiösen  Vorstel- 
lungen zu  bestimmten  Persönlichkeiten  kry- 
stalliert  hatten,  oder  ob  sie  erst  den  Hellenen 
die  bildliche  Darstellung  ihrer  Götterwelt  ver- 
dankten, läfst  sich  mit  Sicherheit  nicht  ent- 
scheiden, das  aber  steht  fest,  dafs  schon  die 
ältesten  uns  erhaltenen  Abbildungen  unver- 
kennbar auf  griechische  Muster  zurückgehen. 
Tinia    ist    von  den   etruskischen  Künt-tlern  in 

40  Kostüm  und  Attributen  völlig  mit  dem  grie- 
chischen Zeus  identificiert  worden.  Auf  Münzen 
ist  das  Bild  des  höchsten  Gottes  nicht  selten. 
Deecke,  Etr.  Forschg.  2  Münztabellen  S.  9 
nr.  5  a.  b,  vgl.  Müller,  Etrusker  1"  S.  385 
(500—450  a.  Chr.);  S.  52  nr.  77  b.  c;  S.  53 
nr.  80  a— c  (p.  a.  200);  nicht  ganz  sicher  ist 
es,  ob  folgende  Münzen  einen  luppiterkopf 
zeigen:  S.  17  nr.  23  (400—269);  S.  15  nr.  17  a.  c 
d.  g.  h.  k.  l.  m  (269—200;  bei  31  aller ,  Etrusker 

50  1^  S.  404  werden  sie  in  die  4.  Periode  gesetzt, 
d.  i.  zwischen  400—269);  S.  15  nr.  17  b.  e.  f.  i 
(269— 200j;  S  .44  nr.  61.  62  (p.  a.  200;  letztere 
sehr  unsicher). 

Umbrer.  Ältere  Litteratur  bei  Lepsius 
de  tab^üis  Eugubinis.  Berl.  Diss.  1833.  Die 
Citate  beziehen  sich  noch  auf  folgende  Werke : 
Aufrecht-Kirchhoff,  Die  umbrischen  Sprachdenk- 
mäler 1849.  Huschke,  Die  iguvischen  Tafeln 
1859.    Corssen,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschg. 

CO  9  S.  133  ff.  Breal,  tables  Eugubines  {Biblioih. 
de  l'ecole  etc.  1875).  Bücheler,  Umbrica  1883. 
Aus  der  lex  Spoletina  (im  lateinischen  Al- 
phabet, zuerst  veröffentlicht  von  E.  Bormami, 
bullet,  d.  inst.  1879  S.  67  und  Miscell.  Capitol. 
z.  50  jähr.  Jubil.  d.  arch.  Inst,  zu  Rom  S.  5. 
Fiorelli,  Notiz,  degli  scavi  1879  S.  30.  Bücheler, 
Rh.  Mus.  35  (1880)  S.  627.  Breal,  mem.  soc. 
lingu.  1881   S.  403.     Jordan,  quaestiones   Um- 


635            luppiter  (1).  d.  Umbrern)  luppiter   (b.  d.  Umbrern)            636 

bricae,  hui.  lect.  Hcgi.m.  1882/3  p.  16)  scheint  die  höchste  Stelhmg  ein;  er  gehört  zu  den  du 
hervorzucrehen,  dals  luppiter  in  einem  Haine  Grabovii  (die  verschiedenen  Mutmafsungen  über 
bei  Spoletium  seit  alten  Zeiten  verehrt  wurde.  den  Sinn  des  Wortes  siehe  s.  v.  Grabovius  Bd.  1 
Da  nämlicb  nach  den  Bestimmungen  der  In-  Sp.  1728,  den  dort  angegebenen  Erklärungen  ist 
Schrift  (vgl.  dazu  Varro  l.  l.  6,  30  u.  Macrob.  noch  die  Ansicht  Büchelers  p.  52  beizufügen: 
Sat.  1,  16, 10)  die  Sühnemittel  für  eine  Schädi-  Graboviis  diis  operantur,  quos  eani  oh  causam 
gung  des  Haines  dem  luppiter  dargebracht  cammunem  quandam  cum  moenibus  originem 
werden  mufsten,  so  ist  es  höchst  wabrschein-  habere  suspiceri's  ygaßdv:  ßC&gov  Hesychius). 
lieh,  dafs  derselbe  ihm  geheiligt  war.  Die  Da  derselbe  Name  auch  dem  Mars  {tab.  la.  11 
Existenz  eines  luppiter  Clitumnus  (=  divus  lo  =  6  b.  1)  und  Vofionus  (1  a.  20  =  6  b.  19)  bei- 
pater  Clitumnus  Prellcr  1  S.  57,  dagegen  gelegt  wird,  so  mufs  der  Begriffsinhalt  für  alle 
Beiffersclieid,  ann.d.inst.  1866  S.  216)  ist  durch  drei  passen  und  jede  Interpretation  ist  falsch, 
Vibius  Sequester  de  flum.-p.li^ Biese  (Clitumnvs  die  ihm  eine  nur  dem  Wesen  des  luppiter 
Umhriae,  uhi  luppiter  eodcm  nomine  est)  nur  entsprechende  Deutung  giebt.  Als  deus  Gra- 
unsicher  bezeugt  (JordanbeiP/T/Zei-2S.  140  A. 3).  bovius  werden  letzterem  vor  der  porta  Tre- 
Unser  sonstiges  Wissen  von  den  religiösen  blana  (abgeleitet  von  der  Göttin  Treba  lovia 
Anschauungen  und  gottesdienstlichen  Formen  bei  Huschke  S.  104,  richtig  von  einer  Stadt  Tre- 
der  Umbrer  beruht  fast  ausschliefslich  auf  den  bula  b.  Breal  S.  58,  Bücheier  p.  52;  vielleicht 
1444  gefundenen  7  Erztafeln  von  Iguvium;  im  Norden  befindlich,  wo  nach  der  auguralen 
nach  dem  Fundbericht  Conciolis  {Statuta  civi-  20  Einteilung  der  Sitz  luppiters  war)  3  Stiere 
tatis  Muciubii- Macer atae  1673),  dem  Aufrecht-  geopfert  {tah.  1  a.  3  =  6  a.  22),  und  seine  Gnade 
Kirchhoff'  S.  2  und  Breal  S.  209  introd.  2.  8.  wird  angefleht  pro  arce  Fisia  (ßurghügel  der 
Glauben  schenken,  wurden  sie  aptul  tlieatrum  Stadt),  pro  urbe  Iguvina,  pro  arcis  nomine, 
hoc  est  in  planitie  uhi  antiquiius  sedebat  Eu-  pro  urbis  nomine  (6  a.  23  ff.).  Dem  Brauche, 
gubium  entdeckt;  ob  sie  einem  Tempel  lup-  die  Opfer  vor  den  Thoren  darzubringen, 
piters  angehören,  läfst  sich  beim  Fehlen  son-  liegt  wohl  die  Anschauung  zu  Grunde,  dafs 
stiger  Nachrichten  nicht  bestimmen.  Gegen  der  Empfänger  seine  Macht  nach  aufsen  be- 
die  Mitteilungen  Conciolis  wendet  sich  Passer i  thätigen  und  die  IStadt  vor  äufseren  Fein- 
in  Th.  Dempsteri  Uhr.  de  Etrur.  reg.  Paralip.  den  bewahren  solle  (Corssen  a.  a.  0.).  Wir 
Luc.  1767  p.  241  ff.  mit  der  Behauptung,  jene  30  haben  also  hier  vielleicht  eine  gemeinde- 
Urkunden  seien  etwa  7000  Schritt  vom  heu-  beschirmende  Trias  wie  in  Etrurien,  doch 
tigen  Gubbio  entfernt  in  der  Nähe  der  noch  mit  dem  Unterschiede,  dafs  dem  Himmels- 
jetzt  erhaltenen  Überreste  eines  luppitertempels  vater  anstatt  luno  und  Minerva,  Mars  und 
von  einem  Bewohner  des  Dorfes  Schigia  ge-  Vofionus  zur  Seite  stehen.  Die  Entwicklung 
funden  worden.  Ihm  folgend  hat  sich  Huschke  von  der  Naturgottheit  zur  politischen  ist  be- 
S.  1  für  die  Identität  des  Tempels,  in  welchem  reits  vollzogen.  Tritt  luppiter  in  Verbindung 
die  Bronzetafeln  aufgestellt  waren,  mit  jenem  mit  anderen  Göttern  auf,  so  wird  er  durch  die 
im  Altertume  durch  seine  Orakel  berühmten  Art  des  Opfers  vor  ihnen  ausgezeichnet;  tab. 
Heiligtume  des  luppiter  Apeninus  {Orelli  1220;  2  a.  5  erhält  er  einen  bos  sollemnis,  während 
tab.  Peuting;  Vopisc.  Firm.  3  vgl.  Trebell.  Poll.  40  Veiticius  Sancius  (irrtümlich  bezogen  Aufrecht 
Claiid.  10;  Claud.  de  sexto  consul.  Honorii  und  Kirchhoff'  Sancius  auf  den  folgenden  lup- 
V.  500  ff.)  entschieden  und  in  ihm  das  Bundes-  piter)  und  Spector  sich  mit  einem  sacruin  und 
heiiigtum  der  unter  den  Vororten  Iguvium  und  soUemne  (über  die  Bedeutung  s.  Bücheier  p.  125) 
Attidium  vereinigten  20  Städte  Umbriens  begnügen  müssen.  Als  Opfertiere  für  luppiter 
sehen  wollen,  das  als  solches  aufserhalb  werden  noch  genannt  ovis  (2  a.  10)  und  vitulus 
des  Pomeriums  erbaut  worden  sei  (vgl.  den  (2  b.  22.  24),  vgl.  Marquardt,  Böm.  Staatsvcr- 
Kult  der  Diana  auf  dem  Aventin,  des  luppiter  'ivaltg.3'- S.  17  SA.  l;znder'V  ovichriittureSancio 
Latiaris  auf  dem  mons  Albanus  etc.).  Gegen-  Jovi  pratfamino  (2  b.  17)  vgl.  Gato  de  re  rust. 
über  den  oskischen  und  latinischen  Stämmen,  134  ture  vino  lano  lovi  lunoni  praefato;  141 
deren  religiöses  Bewufstsein  durch  das  E]in-  50  lanum  lovemque  vino  praefamino.  Den  Ver- 
dringen fremder  Kulte  starke  Umwandlungen  treter  der  sittlichen  Idee  des  Rechts  und  der 
und  Veränderungen  erlitten  hat,  zeigen  die  Treue  erkennen  wir  in  den  Attributen  «(twMwe 
umbrischen  Sprachdenkmäler  ein  zähes  Fest-  und  sase  (tab.  2  b.  7.  17.  24) ;  admune  hielten 
halten  an  dem  überlieferten  Götterglauben.  Aufrecht  u.  Kirchlioff  2  S.  341  ff.  noch  für 
Gemein  haben  sie  mit  den  anderen  Völker-  gleichbedeutend  mit  sacram,  libamen,  Huschke 
schatten  Italiens  die  eigentümliche  Vorstellung,  S.  322  brachte  es  mit  cig^cov,  aQfiovio:  in  Ver- 
durch  genaue  Befolgung  des  Rituals,  die  Un-  bindung  und  übersetzte  foederale  =  Bundes- 
sterblichen zur  Erfüllung  ihrer  Wünsche  ver-  Opfertier ;  ein  Attribut  luppiters  mit  dem  Be- 
pflichten  zu  können,  und  als  Folge  davon  bei  griff  der  Reinheit  und  Heiligkeit  (castus)  sah 
aller  Einfachheit  des  Opferapparats  die  gröfste  eo  d;irin  bereits  Breal  S.  265;  von  der  Gleich- 
Kompliziertheit  der  liturgischen  Vorschriften  setzung  admor  =  ^ifiiatEg  ausgehend  entschied 
und  ßestimuiungen  (vgl.  Cic.  de  rcpubl.  2,  27  sich  ^«c/ieZer  p.  142  für  die  Deutung  mm  ser^a- 
Sacrorum  ipsorum  diligentiam  difficilem,  appa-  tor  rituuiiiquesacrorum  custos.  Wenn  die  Umbrer 
ratum  pcrfaeilem  esse  voluit  [Numa],  nam  quae  zum  luppiter  Sancius  flehten ,  so  dachten  sie 
jierdiscenda  quaeque  ohservunda  essent,  multa  ihn  sich,  wie  schon  der  Name  sagt  {Sancius 
constituit,  scd  ea  sine  impensa).  Unter  dem  =  qui  foedera  fuhnine  sancit,  Bücheier  a.  a.  0.), 
Götterkreise,  den  wir  aus  den  iguvinischen  als  den  höchsten  Gott  des  Lichtes  und  der 
Gebetsurkunden  kennen  lernen,  nimmt  luppiter  Treue,  als  den  Beschützer  der  Bündnisse  und 


637           luppiter  i,b.  d.  Sabellern)  Tuppiter  (b.  d.  Sabellern)            G38 

Verträge,  als  den  Regler  des  internationalen  scbeinlich  auch  der  luppiter  Cacunus  der  Sa- 
Verkehrs  (vgl.  zu  Rom  Diespiter  und  den  Kult  biner;  die  Widmung  [IJovi  Cacuno  F  C  zeigt 
der  Fetialen);  es  ist  dies  eine  Seite  im  Wesen  eine  auf  dem  Berge  Moretta  im  Gebiete  von 
des  Himmelsvaters,  die  im  Fisus  Sancius  (=  Trebula  Mutuesca  gefundene  Inschrift,  den 
Dius  Fidius  =  Senco  Sancus)  eigene  Gestalt  Buchstaben  nach  aus  der  Zeit  des  Augustus 
gewonnen  hatte;  die  religiösen  Bräuche  bei  stammend:  C.  I.  L.  9,  487G.  (Analogieen  für 
der  Verehrung  stimmen  bei  ihnen  genau  über-  die  Verehrung  auf  Bergen  bieten  der  luppiter 
ein.  Wie  im  sacellum  des  Sancus  zu  Rom  Apeninus  Orclli  1220,  Cacunus  in  Rom  C.  I.  L. 
'orbes  ahenei' niedergelegt -wurden  (LÜ-.  8, 20, 8),  6,  371,  Caelius  C.  I.  L.  6,  334,  Latiaris  C.  J.  2^. 
so  vfar  jeder,  der  dem  luppiter  Sancius  ein  lo  G,  2022  =  14,  2227,  Poeninus  sehr  häufig  auf 
Opfer  darbringen  wollte,  verpflichtet,  eine  or-  Inschriften,  Vesuvius  C.  I.  L.  10,  380G,  Vimi- 
bita  (Rad  mit  Felgen,  vgl.  Zeyß,  ZUchr.  f.  vgl.  nalis  Varro  l.  l.  5,  51,  vgl.  noch  die  capito- 
Sprachforsehg.  20  S.  129  und  Büclieler  p.  14s)  linischen  Kulte.)  Dem  luppiter  Liber  weihen 
in  der  Hand  zu  halten  {tah.  2  b.  23),  das  Sinn-  a.  696  u.  c.  zu  Furfo  im  Gebiete  der  Vestiner 
bild  des  Bundes  mehrerer  Völkerschaften  (das-  die  Duumvirn  L.  Alienus  und  Q.  Baobatius 
selbe  Symbol  auf  etruskischen  und  umbrischen  einen  Tempel  (lex  Furfensis,  inschviftlich  er- 
Münzen: Mommsen,  B.  M.  S.  222.  Abbil-  halten,  s.  oben  Sp.  624,9 ; besprochen  voni/M.scMT, 
düngen  bei  Bceclce,  Etr.  Forschg.  2  Taf.  1,  6c;  Jahrb.  f.  Piniol.  Suppl.  5  (1872)  S.  856  und 
Taf.  2,  5  f.  9.  15  d;  Taf.  4,90  a.  16);  im  Gebet  Jordan,  Krit.  Beiir.  S.  250;  interessant,  weil 
tritt  das  sonst  voranstehende  Sancius  {tah.  2  b.  20  zum  Gebrauche  eiserner  Utensilien  besondere 
17)  hinter  luppiter  (2  b.  24),  vgl.  Macrob.  1,  Erlaubnis  erteilt  wird).  Wenn  auch,  die  späte 
17,  15,  wo  die  vestalischen  Jungfrauen  den  Zeit  sowie  der  Hinweis  auf  die  'leges  arae 
Apollo  anrufen  ' Apiollo  medice ,  Apollo  Paean\  Dianae  inAventino'  die  sakrale  Abhängigkeit 
Sabeller.  Von  einem  auf  Höhen  verehrten  vom  römischen  Pontifikalkollegium  {Jordnn, 
luppiter  der  Manuciner  giebt  uns  die  Inschrift  Jop.  1,  1  S.  42)  genügend  beweisen  und  an  eine 
der  Erztafel  von  Rapino  Kunde  (vgl.  oben  Übertragung  dieses  Kultes  von  Rom  aus  (vgl. 
Sp.  625,  21;  aus  der  Zeit  nach  dem  Jahre  486,  unten  /.  Liberias)  denken  lassen,  so  weist 
weil  im  lateinischen  Alphabet  geschrieben,  doch  die  Thatsache,  dafs  derselbe  uns  auch 
das  wahrscheinlich  infolge  des  damals  an  bei  den  Oskern  und  Latinern  (s.  unten)  wieder- 
die  Sabiner  verliehenen  Bürgerrechtes  ein-  30  begegnet,  mit  Sicherheit  darauf  hin,  in  luppiter 
drang;  von  Mommsen,  Unterital.  Bial.  S.  341  Liber  eine  aus  der  uritalisehen  Religion  er- 
c.  500  u.  c.  gesetzt).  Die  Bestimmungen  und  erbte  sabellische  Gottheit  zu  sehen,  ganz  ab- 
Angaben der  Inschrift  beziehen  sich  auf  gesehen  davon,  dafs  es  sich  iu  jenem  Gesetze 
eine  Feier  zu  Ehren  der  'lovia  loves  patres  nur  um  die  Restitution  eines  bereits  bestehen- 
ocres  Tarincris'  (=  Inno  lovis  patris  montis  den  Heiligtumes  handelt.  Für  Amiternum,  die 
Tarincris);  die  beiden  letzten  Worte  sind  Hauptstadt  der  Sabiuer,  bezeugt  die  Verehrung 
Genitive  abhängig  von  loves  patres,  das  desselben  Gottes  freilich  schon  mit  dem  Zu- 
seinerseits  wieder  von  lovia  regiert  wird;  der  satze  Optimiis  Maxwmft  die  Inschrift  C.  I.  L. 
Name  Tarincris  scheint  auf  einen  im  Mittel-  9,  4513  2^')'o  sahde  \  P.  Betuleni  |  Apri  liberis-  \ 
alter  erwähnten  mons  de  tarino  in  den  Abruzzen  40  qiie  eins  lovi  O.  M.  Libero  Lib  \  Niceforus 
zu  weisen  (so  Mommsen  a.  a.  0.  Corssen,  act(or)  \  v.  s.  Berechtigte  Zweifel  gegen  Momm- 
Zeitsclir.  f.  vergl.  Sprochforschg.  9  S.  133  ff. ;  sensTvennu-ng  lovi  O(ptimo)  3I(aximo),  Libero, 
Huschke,  Die  sabellisch-oskischen  Sprachdenk-  Lib(erae?)  'iiukeri  Jordan,  Anal,  epigr.  lat.,  ind. 
mäler  S.  247  bezweifelt  es);  hier  mufs  sich  lect.  Begim.  1886/7  p.  4.  Die  Etymologie  von 
ein  Heiligtum  —  ob  Opferstätte  oder  Tempel  Liber  s.  bei  Preller,  B.  M.  2  S.  47  Anm.  3  und 
bleibt  ungewifs  —  befunden  haben,  wo  lup-  Danielsson  bei  Pauli,  Altital.  Stud.  4  S.  156. 
piter  gemeinsam  mit  'lovia  Regena'  (=  luno  Er  verkörpert  die  schöpferische  Kraft  in  der 
Regina)  gefeiert  wurde.  Die  Vorschriften  auf  Natur;  auf  die  Fruchtbarkeit  von  Menschen 
der  Bronzetafel  gelten  der  Inno,  da  aber  die  und  Tieren,  auf  das  Gedeihen  der  Saaten  und 
Förmlichkeiten  bei  der  Anrufung  luppiters  50  Felder  erstreckt  sich  sein  Wirken.  Da  im 
ebenso  oder  doch  ähnlich  gedacht  werden  Sabinerlande  der  Weinbau  schon  in  früher 
müssen,  so  seien  sie  hier  kurz  erwähnt.  So  oft  Zeit  zu  den  Hauptbeschäftigungen  gehörte  (die 
man  nötig  fand  die  Gnade  der  Gottheit  zu  Bewohner  feierten  in  ihrem  Stammheros  Sabus 
erflehen,  zogen  die  Priester  mit  den  Symbolen  oder  Sabinus  den  ersten  Winzer:  Verg.  Aen.  7, 
derselben  und  heiligen  Gerätschaften  in  feier-  179,  vgl.  lo.  Lyd.  de  mens.  1,  5,  Serv.  ad  Aen. 
lieber  Prozession  um  die  Grenze  der  Gemeinde,  1,  532),  so  mag  dies  zur  Angleichung  an  den 
brachten  an  verschiedenen  Stellen  auf  trag-  griechischen  Dionysos  mitbeigetragen  haben, 
baren  Altären  Opfer  dar  und  verrichteten  Ge-  Ob  die  Inschriften  C.  I.  L.  9,  3923,  wo  ein 
bete.  Die  Ceremonie  des  Umzuges,  der  wir  curator  apud  luvem  Statorem  zu  Alba  Fucentia 
bei  den  ältesten  römischen  Priesterschaften  60  und  C.  I.  L.  9,  4534  Corijmbus  |  (voran  geht 
den  fratres  Arvales,  Luperci  und  Salii  wieder  ein  im  oberen  Teile  verstümmeltes  Gentile) 
begegnen,  und  die  Verehrung  der  zwei  Gott-  lovi  Statori  |  sacrum.  jiosuit  \  l.  m.  (Nursia) 
heiten  (die  paarwei.^e  Zusammenstellung  ist  auf  einen  altsabinischen  Kult  zurückgehen  oder 
echtitalisch,  vgl.  die  Beispiele  bei  Gellius  n.  a.  römischen  Emflufs  zeigen,  läfst  sich  nicht  mit 
13,22,1.  Mommsen,  Chronol.  S.  15.  Kuhfddt,  Sicherheit  entscheiden.  So  wenig  auch  die  Nach- 
de  capitoliis  imptrii  Bomani,  Berlin  1883  p.  82)  richten  über  die  sakrale  Gesetzgebung  des  T. 
legen  beredtes  Zeugnis  ab  von  dem  hohen  Tatius  und  Numa,  nach  denen  bei  den  Sabi- 
Alter  dieses  Kultus.    Ein  Höhengott  ist  wahr-  nern  eine  Vergeistigung  des  ursprünglich  den 


639 


luppiter   (b.  d.  Sabellern) 


Himmel,  seine  Erscheinungen  und  Wirkungen 
personificierenden  luppiter  in  sehr  früher  Zeit 
eingetreten  ist,  Anspruch  auf  geschichtliche 
Wahrheit  erheben  dürfen,  so  müssen  doch, 
meint  noch  Preller,  B.  M.  1  S.  20 ff.,  250,  da 
die  gesamte  Überlieferung  jene  Könige  als  die 
Repräsentanten  des  sabinischen  Elementes  be- 
zeichnet, die  gottesdienstlichen  Einrichtungen, 
die  ihren  Namen  tragen,  im  Kern  wenigstens 
als  den  Sabinern  zugehörig  betrachtet  werden,  lo 
Indes  hat  man  aus  den  für  uns  in  Frage  kom- 
menden Neuerungen  der  beiden  sagenhaften 
Regenten  —  zu  nennen  sind  die  Gründung  des 
uralten  Heiligtums  für  luppiter,  luno  und  Mi- 
nerva auf  dem  Capitolium  vetus  des  Quirinals 
(Varro  IIb,  158,  Euseh.  Chron.  Ol.  18,  vgl. 
Tertull.  ad  nat.  2,  12),  die  mit  vielen  Reinigun- 
gen und  Heiligungen  verbundenen  Vorschriften 
für  das  Verbalten  des  Flamen  Cialis  und  seiner 
Gemahlin,  der  Flaminica  (Lw  .1,  20, 1),  die  Ein-  20 
führung  einer  Reihe  von  Göttern,  die  zum 
Wesen  des  luppiter  in  naher  Beziehung  stehen 
oder  richtiger  als  Emanationen  desselben  an- 
zusehen sind;  so  wird  der  Kult  des  capitoli- 
nischen  Terminus  und  des  Dius  Fidius  auf  dem 
Quirinal  dem  T.  Tatius  {Liv.  1,  55,  2—4,  vgl. 
Varro  1. 1.  5,  74.  Od.  fast.  6,  213),  die  Feier  der 
Termiualia  am  23.  Februar  und  die  Verehruug 
der  Fides  dem  Numa  zugeschrieben  {Dion.  2, 
74.  Plut.  Num.  16;  Q.  i?.  15.  Varro  a.  a.  0.)  —  30 
mit  Unrecht  auf  die  politische  Bedeutung  des 
höchsten  Gottes  und  auf  ein  starkes  Hervor- 
treten des  ethischen  Momentes  geschlossen; 
denn  die  Nachricht  von  dem  sabinischen  Ur- 
sprünge ist  eine  Fabel  (vgl.  Gilbert,  Gesch.  und 
Top.  der  Stadt  Rom  1  S.  367  ff.),  die,  vermut- 
lich erst  zu  einer  Zeit  entstanden,  als  infolge 
der  Erlangung  des  Bürgei'rechts  a.  486  u.  c. 
die  Sabiner  Einflufa  in  Rom  gewannen,  durch 
den  Sabiner  Varro  ihre  Sanktion  erhalten  hat.  40 
Die  Belege  dafür,  dafs  die  Auspicienlehre,  in 
der  die  Augurn  als  Dolmetscher  des  unab- 
änderlichen Willens  der  Götter,  besonders  des 
luppiter,  gelten  {Cic.  de  leg.  2,  21)  in  ganz 
Mittelitalien  ihre  Heimat  hatte,  sind  von  Mar- 
quardt. Böm.  Siaatsvenvaltfj.3-  S  897  zusammen- 
gestellt. Im  Gebiete  der  Picenter  (s.  oben 
Sp.  625,  37)  hat  man  eine  Bronzestatuette  ge- 
funden mit  der  Aufschrift  Gaispaizvariens- 
iuvez alsecur e,  die  den  Interpreten  viel  50 
Schwierigkeiten  bereitet.  Es  übersetzt  Momm- 
sen,  Unterital.  Dial.  S.  362:  Caius  P . . . .  filiiis 
Varienus  lovi . .  .  ovi;  Huschke  a.  a.  0.  S.  242 
n.  4 :  Caius  Kaesonis  f.  Varienus  lovi  Talasio, 
mit  äufserst  künstlicher  Erklärung.  Deecke, 
Bh.  Mus.  41  (1886)  S.  194:  Gai(us)  Sp(urii  filius) 
Aius  Varienus  lovi  tria  si(mulacra)  curavit 
(sc.  ponenda).  Der  jugendliche  Typus  der  halb- 
bekleideten Brouzefii>ur  im  Strahlenkranz  (an 
luppiter  Axur  erinnernd)  und  die  sichere  Lesart  GO 
iuve  =  lovi  dürften  die  Annahme  rechtfertigen, 
dafs  es  sich  um  ein  Bild  des  himmlischen 
Herrschers  handelt,  bei  dem,  wie  die  Strahlen- 
krone andeutet,  die  Natur  des  Sonnengottes 
vorherrschend  geworden  ist.  Die  Inschriften 
aus  dem  Gebiet  der  Marser  (s.  oben  Sp.  625,  27) 
geben  uns  über  den  luppiterkult  keinen  näheren 
Aufschlufs. 


luppiter  (b.  d.Volskern  [Axur]  u.  Oskern)   640 

Volsker.  Zu  Terracina,  dem  volskischen 
Anxur  {Plin.  n.  h.  3,  59,  vgl.  Diod.  14,  16.  Liv. 
27,  38,  4.  Hygin.  de  lim  p.  179;  auf  italischen 
Ursprung  des  Namens  deuten  nach  Preller,  B. 
M.  1  S.  267  Bildungen  mit  demselben  Stamme 
bei  Marsern  und  Felignern:  Anxanuvi ,  Anxas, 
Angitia  oder  Ancitia  —  Stadt,  Gentile,  Göttin 
der  Marser  —  und  Anxa,  Stadt  im  Gebiete  der 
Feligner),  wurde  neben  der  Feronia  luppiter 
Anxur  US  {Verg.  Aen.  7,  799  quis  lupjnter 
Anxurus  arvis  \  praesidet  et  vtridi  gaudens 
Feronia  luco,  Serv.  z.  ds.  St.  giebt  die  Ety- 
mologie quasi  ävsv  ^vqov  id  est  sine  novacula, 
quia  üarbam  nunquam  rasisset;  eine  Quelle  bei 
Terracina  soll  nach  ihm  einst  den  Namen 
Anxur  geführt  haben)  oder  Anxuris  {Porph. 
ad  Hör.  C.  1,  5,  26)  oder  Axur  (s.  die 
folgende  Münze)  oder  Axoranus  (auf  einer 
Inschrift  zu  ülubrae  C.  I.  L.  10,  6483,  wenn 
Mommsen  nach  C.  I.  L.  10,  6331,  2,  19,  wo 
ein  Ti.  Claudius  Axoranus  genannt  wird, 
richtig  lovis  Axofrani  . . .]  ergänzt)  als  Haupt- 
gottheit verehrt  (vgl.  Bd.  1  Sp.  387  s.  v.  Anxu- 
rus). Wir  besitzen  von  ihm  Darstellungen 
auf  Münzen  der  gens  Vibia  {Cohen,  Cons.  1, 
41,  Vib.  13.  Babclon  2  S.  544.  546  nr.  18. 
Stevenson  S.  117).  Die  beigefügte  Zeichnung 
nach  Babelon  2 
S.  546  zeigt  ihn  als 
Jüng- 


lovis  Axur,  Münze  der  Vibia  (nach 
Babelon  2  S.  54G). 


bartlosen 
ling  im  Blätter- 
kranz {Ste])hani, 
Nimbus  u.  Strah- 
lenkranz S.  18) 
mit  gekreuzten 
Beinen  auf  dem 
Throne  sitzend, 
in  der  Linken  das  Scepter,  in  der  Rechten  eine 
Schale.  Umschrift  lOViS.  AXVR.  C.  VIBIVS. 
C.  F.  C.  N.;  der  Avers  mit  dem  Kopfe  des  Fan 
und  darunter  PANSA.  Das  Haupt  ähnelt  dem 
desVeiovis  (vgl.  Babelon  1  S.  506  ff.  nr.  9—13). 
Servius  bemerkt  zu  den  oben  angeführten 
Versen  Vergils  circa  hunc  tractum  Campaniae 
colebatur  puer  luppiter  .  .  .  et  luno  Virgo,  quae 
Feronia  dicebutur.  Die  Zusammenstellung  mit 
luno  ist  also  die  ursprüngliche  und  die  Ver- 
bindung mit  der  ländlichen  Segensgöttin  Fe- 
ronia ist  so  zu  erklären,  dafs  die  luno  Virgo 
später  mit  dieser  identificiert  wurde ,  vgl. 
Deecke,  Faliscer  S.  102. 

Osker.  Am  reinsten  tritt  uns  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  einer  lichtspendenden 
Gottheit  entgegen  in  der  Verehrung  des 
luppiter  als  Lucetius,  ja  der  Name  Lucetius 
galt  in  der  oskischen  vSprache  geradezu  als 
gleichbedeutend  mit  luppiter.  Serv.  ad  Aen. 
9,  567  solum  hoc  nomen  est,  quod  dictum  a  Vir- 
gilio  a  nullo  alio  reperitur  auctore;  sane  lingua 
osca  Lucetius  est  luppiter  dictus  a  luce  quam 
praestare  homimbus  dicitur.  Für  die  weite 
Verbreitung  des  Kultes  scheint  das  Vorkom- 
men desselben  Namens  in  den  Worten  Lucani 
(osk.  Luvkanateis)  und  Luceria  zu  sprechen. 
Luceria,  das  439  zur  römischen  Kolonie  wurde, 
wäre  dann  die  samnitische  Benennung;  nach 
Mommsen,  Die  unteritalischen  Dialekte  S.  274 
würde  sich  für  Lucetius  ein  ursprüngliches  Lu- 


641               luppiter  (b.  d.  Oskern)  luppiter  (b.  d.  Faliskern)             642 

cesius  vermuten  lassen,  das  sich  noch  im  alten  zur    angeführten    Inschrift).     Vom    Kulte    des 
Salierliede  (Terent.  Scmir.  7,  28  Keil)  erhalten  luppiter  Liber  berichten  uns  2  Inschriften,  die 
habe  (gegen  die  lateinische  Form  iewcesnts  siehe  eine   im  oskischen  Alphabet  loveis  Lofreis  (s. 
Jordan,  Krit.  Beitr.  S.  219).     Lichtgottheiten,  oben  Sp.  625, 10) 'auf  der  Sohle  eines  bronzenen 
'weil  den  Genien  des  Morgens  folgend',  schei-  Gewichtes  (wie  es  scheint)  oben  mit  einer  Öse 
nen  auch  die  beiden  loves  auf  der  Erztafel  von  zum  Anhängen  in  der  Form  eines  archaischen, 
Agnone     {Huschke,     Die    sabeUisch  -  oskischen  bärtigen  luppiterkopfes  mit  12  Locken  und  der 
Sprachdenkmäler  S.  lOfl'.  setat  sie  ins  4.  Jahr-  Hauptbinde' (zuerst  herausgegeben  von  ^wWmo, 
hundert    der  Stadt  Rom,    Henzen,    der   erste  congh.sopraunaiscr.sa7initicalS4:lS.2;Guarini 
Editor,   ann.  d.  inst.  1848  S.  382,    der  in  der  lo  comm.  18  [ISiS]-  Mommsen,  U.  D.  S.  170),  die 
Sprache  römischen  Einflufs  erkennen  will,  hält  andere  mit  lateinischer  Schrift,  von  6  Magistri 
sie   für  bedeutend  jünger).     Unweit  von   dem  zu  Capua  a.  15  p.  Chr.  gewidmet,  lovi  Über- 
Fundorte   sind  Mauerreste  eines  Tempels  ent-  (tati)    Mommsen    C.   I.   L.  10,    3786;    ebenso- 
deckt worden;    dafs   sie   zu  der  Weihinschrift  gut    könnte  man    Liber(o)    ergänzen    (vgl.    G. 
in  Beziehung  stehen,   scheint   aufser  Zweifel,  I.  L.  1,  603  =  9,  3513);    nach  Nissen,  Das 
ob    sie   jedoch    mit  Huschke  a.  a.  0.   für  die  templum    S.    131.    209    stellte    er    zu    Pompei 
Trümmer  eines  Bundesheiligtums  samnitischer  den  höchsten   Gott   dar.     Verschiedenheit  der 
Stämme    zu  Bovianum   anzusehen    sind ,    mag  Stämme  in  lufreis  und  liber  nimmt  Danielsson 
dahingestellt  bleiben.     Schwierigkeiten  macht  an  {Pauli  a.  a.  0.).     Ein  Gegenstück  zu   dem 
die  Erklärung  der  beiden  Attribute  verchasioi  20  römischen  luppiter  Stator  bildet  der  oskische 
und  regaturei.    3Iominsen  nnd  Huschke,  dev  An-  Versor  {=  gr.  xQonai^og)  qui  hostes  vertit  in 
sieht  zuneigend,   es  spiegle  sich  in  ihnen  die  fugam,  dem  auf  einer  bruttischen  Inschrift  in' 
politische  Bedeutung  wieder,  hvingen  verehasioi  griechischem  Alphabet  ein  Stier  geopfert  wird: 
mit  rilia  {31.  S.  135,  vereia  H.  S.  10 ff.)  in  Zu-  Jiovfii    J^sgaogst    zavgofi.     Mommsen    S.   143 
sammenhang  und  erklären  'Gott  der  Gemeinde',  glaubt  mit  Berufung  auf  ein  Dictum  des  Ateius 
in    Diovei    regaturei    kommt    der    gebietende  Cctpito  b.  Macrob.  3,  10,  3  (vgl.  Serv.  ad  Am. 
Herrscher,    der   Lenker    der  Tagesarbeit   und  3,  21;   9,   624),    wonach   dem   luppiter    keine 
häuslichen  Geschäfte  (11.  a.  a.ü.)  zum  Ausdruck,  Stiere  geopfert  werden  dürfen,  es  sei  nur  von 
ähnlich  Corssen,  Ztschr.  f.  vergl.  Sprachforschg.  der  Weihung  eines  Stierbildes  die  Rede.  Huschke 
5  S.  98  =  I.  rector  und  Huschke  a.  a.  0.  =  30  S.  213   hat  angenommen,   dafs   der  Grundsatz 
regnatori.    Aufrecht  {ibid.  2,  S.  55  ff.)  und  Grafs-  des  Ateius  nicht  überall  Geltung  besessen  habe. 
mann  ibid.   16   S.    119  ff.)    sehen    in    den  Bei-  Indes  liegt  wohl  nur  eine  Ungenauigkeit  des 
namen  Verkörperungen  bestimmter  Vorgänge  in  Ausdrucks  vor  (taurus  für  iuvencus),   die  uns 
der  Natur,  vor  allem  deshalb,  weil  die  Urkunde  auch  an  anderen  Stellen  entgegentritt,    Verg. 
besonders  Götter  des  Landbaues  nenne;  fere/iflSiM  Aen.  3,  21;   Ovid.  fast.  1,  579;  Sil.  Ital.  6,  647; 
wäre  demnach  gleich  lat.  virgario  'wachsend  Arnob.  2,  68;   vgl.  ferner  den  Abschnitt  über 
machend'    und  regaturei   =  rigaiori   also   ein  luppiter  Inventor.   Den  loveis  31  eelekieis  der 
luppiter  Pliivius;  piihioi  =  pio  sonst  nur  von  pompejanischen  Steiuinschrift  haben  Aufrecht 
Heroen  und  Manen  gebraucht,  bleibt  auffällig  und  Grafsmann  {Ztschr.  f.  vergl.  Sprachforschg. 
{Mommsen  a.  a.  0.).                                                  40  2    S.  55;    16   S.  101  ff.)  mit    dem    griechischen 
Eine  dem  blitzschleudernden  Tinia  und  dem  Zfvg   iieiUxios  identificiert.     Als   Schwurgott, 
römischen    luppiter    Fulgurator    verwandte  dem   das  Haupt  des  Meineidigen  geweiht_  ist, 
Gottheit  haben  die  meisten  Gelehrten  auf  einer  erscheint  luppiter  bei  Livius  70,  38,  3.    Einen 
zuCapuagefandenen,  auf  beiden  Seiten  mit  dem-  sonst  nicht  bekannten  luppiter  Vicilinus  zu 
selben  Texte  beschriebenen  Thonscnale  erkennen  Compsa,    einer   Stadt    der  Hirpiner,    erwähnt 
wollen:  3Iinieis  {Minnieis  auf  der  andern  Seite)  Liv.  24,  44,  8  unter  den  Prodigien  des  Jahres 
Kuisillieis    Minateis    ner   \   ekas    iuvilas    iuvei  bil:  et  in  lovis  Vicilini  templo,  quod  in  Comp- 
flagiui  stahint  (zuerst  veröffentlicht  von  3Iiner-  sano  (nicht  Cosawo)  agro  est,  arma  concrepuisse. 
vini,  Bullet,  d.  inst.  1873  S.  39).     Es  übersetzt  Dafs  zu  Capua  ein  Thor  nach  luppiter  seinen 
Corssen  {Eph.  Epigr.  2  S.  163  nr.  13):   Minii,  50  Namen  führte,  teilt  uns  derselbe  Schriftsteller 
Caisillii,  3Iinatis  nobilium  (er  ergänzt  ner(um))  mit,  wo   er  von   der  Belagerung  dieser  Stadt 
hae  iuvantes  res  (=  deliciae)  loci  Fulguraton  (a.  543)  berichtet  (26,  14,  6  porta  lovis  quae 
Stent  (sc.  sacrae);  Büchtltr:  3'Iinii  Caisillii  Mi-  adversus  castra  Bomana  erat).     Den  lappiter- 
natis  piincipis  hae   iovilae   Icvi  Flagio   Stent  typus  weisen  auf  die  vor  dem  Bundesgenossen- 
{Jenaer  Litl.-Zeitg.lSliS.GOQ);  er  sieht  richtig,  kriege  geprägten  oskischen  Münzen  folgender 
dafs  es  sich  nur  um  emen  Dedikanten  handelt  Städte:   Capua  {Friedländer,  Oskische  Münzen 
und  dafs  iovilas,  weil  mit  diakritischem  Punkt  nr.  1.  4.  8  —  14),  Atella  (nr.  1—3),  Calatia  (nr. 
versehen,   res  ad  lovem   pertinentes  bedeutet.  1—4),  Aesernia  (nr.  5),  Larinum  (nr.  3i,  Teate 
Es  gab  also  Geschenke,  die  man  zur  Weihung  (nr.  4.  14)  und  lukanische  Münzen  (nr.  2.  3.  6.  7). 
für    luppiter    besonders    geeignet    hielt.     Der  60        Fall sk er.  Sind  auch  unter  den  Trümmern 
Identificierung  mit  luppiter  Fulgurator  stimmt  der   Überlieferung   für   die    den    Latinern    am 
er    bei;    Jordan  {Preller,    Böm.   Mylh.    1,191  nächsten  verwandten  Falisker  die  Nachrichten 
Anm.  3)    hält  sie  für  unsicher;  auch  den  lup-  über    die    auf   den  Kult    bezüglichen    Fragen 
piter  Flazius  oder  Flazzus  (C /.i.  10,1571)  verhältnismäfsig  noch  die  häufigsten  und  besten, 
auf  einer  Basis   zu  Puteoli   (s.  Bd   1  Sp.  1483  so   sind   sie   doch  nicht   hinreichend,   um  uns 
s.  V.  Flazzus)   hat  man  hierher  ziehen  wollen  einen  klaren  Einblick  in  die  Art  ihrer  Gottes- 
{3Iinirvini,  act.  Casert.  (Jet.  1873)  mit  geringer  Verehrung,  in  die  Stellung  und  Bedeutung  der 
Wahrscheinlichkeit  (s.  31ommsens  Bemerkungen  einzelnen  Gottheiten  zu  jener  Zeit  zu  gewähren 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  21 


643  luppiter  (b.  tl.  Falistern:  Imperator) 

als  Roms  Machtstellung  noch  nicht  ihren  ni- 
vellierenden Einflufs  auf  die  Entwicklung  der 
religiösen  Vorstellungen  bei  den  andern  ita- 
lischen Stämmen  geübt  hatte.  Besonders  spär- 
lich fliefsfc  die  Quelle,  aus  der  wir  unsere 
Kenntnis  über  luppiter  schöpfen.  Das  geringe 
Material  ist  von  Deecke,  Die  FalisTcer  S.  82  ff. 
sorgfältig  zusammengestellt.  Die  einzig  sichere 
Nachricht  über  den  luppiterkult  der  Falisker 
verdanken  wir  der  oben  Sp.  624,  58  erwähnten 
Inschrift  einer  Erztafel  in  lateinisch-faliskischer 
Sprache,  die  ich  ihrer  Wichtigkeit  wegen  voll- 
ständig wiedergebe,  und  zwar  setze  ich,  dem 
Beispiele  Bormanns  {CLL.  11,  3078)  und 
Schneiders  {dial.  itdl.  cuv.  vet.  ex.  sei.  p.  107 
nr.  30)  folgend,  den  sonst  mit  b  bezeichneten 
Teil  der  Inschrift  voran  {Deecke  a.  a.  0.  S.  193 
erkennt  die  Ausführungen  Bonnanns  als  richtig 
an,  ohne  indes  die  Umstellung  der  beiden 
Seiten  vorzunehmen). 


lovi  lunoni  Minervae  \ 
Falisci  qui  in  Sardinia 
sunt '''  donum  dederunt; 
magistri  \  L.  Latrius  K. 

f.  C.  Saluifia  VoUae  f.  I 
curaverunt. 

b 

collegium  quod  est  ac- 
ceptum  attati  agendae  | 
opiparum  ad  titain  co- 
Icndam  festosque  dies  \ 

rg 
qui  suis  astutits  opique 
volgani  |  condecorunt 
saepissime  convivia  hi- 
dosque  I  coci  {vgl.  Plaut. 
Aul.  359)  hoc  dederunt 
itnperatoribus  sum- 
mis  I  uti  sese  lubentes 
bcne  iuvent  optantes. 


a 

iouei  •  iunonei  •  miner- 
vai  I  falesce  •  quei  •  in 
sardinia  ■  sunt  |  donum  • 
dederunt  ■  magistreis  \  l. 
latrius  •  k  •  f  ■  c  ■  s^alu- 
[e  oder  ie']  na  •  uoltai  •  f\ 
coiraueront. 
b 
gonlegium  •  quod  •  est  ■ 
aciptiim  aetatei  agc(n)- 
d[ai]  •  I  opiparum  ■  ad 
ueitum  quolundam  fe- 
stosque dies  I  quei  •  so- 

ueis  •  a[st  oder  rg]utieis  ■ 
opidque  •  uolgani  \  gon- 
decorant  saifpij  •  sume 
comuiuia  loidosque  \ 
ququei  -huc  ■  dederun[t- 
ijnp  erato-ribus  sum- 
meis I  utei  •  sesed  ■  lu- 
bentfes-  bjeneiouent  op- 
tantes. 

Der  Teil  a  ist  zuerst  veröffentlicht  von  Gar- 
rucci,  Acta  Soc.  Antiquar.  Land.  (s.  Archaeol. 
vol.  43  (1871)  S.  259 ;  de'  can.  epigr.  di  F.  Bitschi 
S.  35;  t.  nr.  2  =  Civiltä  cuttot.  ser.  7  vol.  10 
S.  166;  die  andere  Litteratur  s.  oben  Sp.  624, 59). 
Die  lateinii-ch-faliskische  Sprache  deutet 
auf  die  Zeit  nach  der  Zerstörung  Faleriis  (513 
u.  0.),  die  Schrift  weist  auf  das  6.  Jalarh. 
der  Stadt,  danach  ist  die  Vermutung  Gar- 
ruccis  {Syll.  S.  170)  sehr  wahrscheinlich,  unter 
Falesce  qui  in  Sardinia  sunt  sei  ein  Teil  der 
Bewohner  Faleriis  zu  verstehen,  die  nach  Zer- 
störung ihrer  Vaterstadt  von  den  Römern  auf 
Sardinien  angesiedelt  worden  seien.  Die  In- 
schrift wäre  also  nicht  viel  später  anzusetzen 
als  das  Jahr  541.  Welche  Aufschlüsse  giebt 
sie  uns  über  den  luppiterkult?  Im  zweiten 
Teil  Z.  10  erfahren  wir,  dafs  die  Widmung  den 
imperatoribus  summis  gilt,  eine  Benennung,  die 
zur  Genüge  zeigt,  dafs  es  sich  nicht  um  einen 
echtrömischen  Kult  handelt,  da  an  der  ein- 
zigen Stelle,  in  der  wir  jenen  Titel  wieder- 
finden, von  einer  praenestinischen  Gottheit  die 
Rede  ist  (Sp.649).  Zü'ms  (6, 29, 8)  berichtet  näm- 


luppiter   (b.  d.  Faliskern:  Imperator)   644 

lieh  zum  Jahre  374  u.  c. :  T.  Quinctius  semel  ade 
Victor  binis  castris  hostivm  novem  oppidis  vi 
captis  Praeneste  in  deditionem  aecepto  Bomam 
revertit  triuwpliansque  Signum  Praeneste  de- 
veetum  lovis  Imperatoris  in  Cap.tolinm  tulit; 
dedicatum  est  inter  cellam  lovis  ac  Minervae 
tabulaque  sub  eo  fixa  momimentum  rerum  ge- 
starum  his  ferme  incisa  litteris  fuit:  luppiter 
atque  divi  omnes  hoc  dederunt,  ut  T.  Quinctius 

10  didator  oppida  novem  caperet  {wg\.Fest.  p.363). 
Darstellungen  des  luppiter  Imperator  sind  nicht 
erhalten  [wenn  Deecke  a.  a.  0.  S.  83  sagt: 
„Münzen  zeigen  ibn  stehend,  mit  Scepter  und 
Blitz,  das  linke  Bein  auf  erhöhter  Basis",  so 
scheint  er  ihn  auf  einigen  Bronzemedaillons 
des  Commodus  {Pedrusi,  Museo  Farnesiano 
5  Taf.  17  nr.  2;  Jahn,  Arch.  Aufs.  Taf.  1  nr.  2 
u.  1)  zu  erkennen,  jene  Münzen  aber  zeigen 
den    Poseidon,    in    der    Linken    den    Delphin, 

20  den  linken  Fufs  auf  eine  Schiffsprora  stellend, 
{Overbeck,  Griechische Kunstmythologiel  S.221)], 
wir  wissen  jedoch,  dafs  er  in  s|  ätrepublika- 
nischer  Zeit  wegen  gleicher  Haltung  und  Ge- 
stalt mit  dem  griechischen  Zivg  ovgioq  (Gott 
der  günstigen  Fahrwinde)  identificiert  wurde. 
Cic.  Verr.  4,  128  ff.  Quid?  ex  aede  lovis  reli- 
giosissimum  sinmlaerum  lovis  Imperatoris,  quem 
Graeci  ovqiov  nominant,  pulcherrime  factum 
nonne    abstulit?      loveni    auteni    Imperatorem 

30  quanto  honore  in  suo  templo  fuisse  arbitramini? 
Conicere  potestis  si  recordari  volueritis,  quanta 
rdigione  fuerit  cadem  specie  ac  forma  Signum 
illud,  quod  ex  Macedonia  captum  poswrat  Fla- 
mininus.  (Was  die  letztere  Behaujitung  anlangt, 
so  hat  Cicero,  getäuscht  durch  die  Gleichheit 
des  Gentile  Quinctius,  die  von  Cincinnatus  gel- 
tende Erzählung  _(s.  oben)  irrtümlich  mit  der 
entsprechenden  Änderung  auf  Flamininus  über- 
tragen (mit  Unrecht  zweifelt  Jahn  a.  a.  0.  S.  34 

40  die  Glaubwürdigkeit  des  Livius  an),  und  es 
waren  die  simulacra  des  Zf  vg  ovqio?,  von  denen 
Cicero  weiterhin  berichtet,  Verres  habe  das 
eine  den  Syrakusanern  geraubt,  das  andere 
stehe  am  Eingange  des  thrakischen  Bosporus. 
Es  würden  uns  die  Abbildungen  des  Zsvg  ov- 
QLog  einen  Rückschlufs  auf  die  des  luppiter 
Imperator  gestatten,  wenn  nicht  die  Frage 
nach  dem  Typus  jenes  griechischen  Gottes 
noch  eine  offene  wäre  (vgl.  die  Ansichten  von 

50  Abcken,  ann.  d.  inst.  1839  S.  67;  Jahn  a.  a.  0. 
S.  .31  ff'.;  ann.  d.  inst.  1842  S.  203;  Wieseler, 
Apollo  Stroqanoff  und  Apollo  vom  Belvedere 
S.  10  u.  17;  Overbeck  a.  a.  0.  S.  2 19 ff.).—  Deecke, 
auf  die  von  ihm  angenommene  Darstellung 
sich  stützend,  vermutet  im  luppiter  Imperator 
einen  latinischen  Kriegsgott,  der  den  Faliskern, 
sofern  sie  die  nächsten  Verwandten  der  La- 
tiner waren,  aus  ältester  Zeit  überkommen 
gewesen    sei.      Man    könnte    vielleicht    noch 

60  einen  Schritt  weiter  gehen.  Die  Trias  luppiter, 
luno,  Minerva  läfst  nur  zwei  Möglichkeiten 
zu:  entweder  ist  der  Kult  des  capitolinischen 
luppiters,  wie  in  viele  andere  Städte  Italiens, 
so  auch  nach  Falerii  gedrungen  (dagegen  spricht 
die  zu  Rom  nicht  übliche  Benennung  impera- 
tor),  oder  es  hat  direkte  Beeinflussung  von 
Etrurien  her  stattgefunden,  wo  wir  bereits  jene 
Dreizahl    tinia   uni   menrva    kennen    lernten. 


645  luppiter  (b.  d.  Faliskern:  Imper. ;   Curis)  Iiippiter  (in  Latium:  Lavinium:  Indiges)   646 

Verg^egenwärtigen    wir    uns    ferner^    dafs    der  und  der  Beginn  des  Kultes  vor  die  Gründung 

luppiter,    als    dessen    Abbild    der    siegreiche  Roms  gesetzt.    Da  die  Sage  von  der  Einwande- 

Feldherr    bei   Triumphen,    bekleidet    mit   den  rung  des  Aeneas  erst  in  weit  späterer  Zeit  in 

Insignien  des  höchsten  Gottes,    dem   Festzuge  Latium  Eingang  fand  [Sclnvegler ,  Rom.  Gtsch. 

voranfuhr  (über   den  tuskiscben  Ursprung  der  l,2S7 Anm. 21;  lOd  Axim. b;  32S.  Hild,lalegende 

Sitte  s.  Sp.  632),  kaum  passender  als  Imperator  cV Enee  avtmt  Virg.  Parisl883  p.40ff.  Fr.  Cnuer, 

genannt  werden  konnte,  so  scheint  der  Schlnfs  Die   rüm.   Aen';a>isage   von  Nacvius   bis  Vergil 

nicht  ungehörig,  dafs  wir  keinen  ursprünglich  {N.  Jahrb.  f.  PJiil.  Suppl.  15  (1887),  120ff. ),  so 

latinischen  Kult  vor  uns  haben,  sondern  eine  unterliegt  es  keinem  Zweifel,   dafs  der  Name 

Übertraoung  der  etruskischen Trias,  wobei  hippi-  lo  des  Aeneas   im  Kulte   gar  nicht  genannt  war, 

ter  den  Titel  iniperator  vielleicht  erst  den  Lati-  sondern   dafs   die  Verehrung  ursprünglich  nur 

neniYerdankt.(I)ex:su7nvmsiiiiperatordivimatque  dem    luppiter    Indiges    galt.      Bestärkt    wird 

homin7a)iIu})p>f''rheiPiaut. Amph. 1120  \str\SLtiir-  diese  Annahme   dadurch,   dafs  mit  der  Feier 

lieh  nur  eine  Übertragung  aus  d.  Griechischen.)  des  luppiter   Indiges    die   der  Vesta    und    der 

Die  Bezeichnung  Imperator,  die  anfangs  nur  dem  Penaten  auf  das  innigste  verknüpft  ist  ( Fai-ro 

luppiter  zukam,   ist  in  unserer  Inschrift  auch  a.a.O.   Dion.l,ßl;  2,52.   Lio.l,  14,  3.   Ancon. 

auf  seine  avvvKOi  übergegangen.    Dafs  gerade  in  Cic.  Scaur.  p.  18  K.  et  S.  Serv.  ad  Aen.  3, 

zu  Praeneste  derselbe  Kult  sich   findet,  kann  12.     Val.   Max.   1,   6,   7.     Macrob.  Sat.   3,   4, 

unsere  Vex'mutung  nur  bestätigen;  denn  unter  11),    eine   Vereinigung,    der    wir    zu   Rom   in 

allen    latinischen   Städten    ist,    wie   die   zahl-  20  dem    uralten    Kultlokal    der    Regia    mit    dem 

reichen  Funde    beweisen,    keine   so   sehr  wie  Vestatempel  wieder  begegnen  (s.  unten).     Als 

Praeneste  dem  etruskischenEinflufs  unterworfen  Vermittler  der  sakralen  Beziehungen  zwischen 

gewesen.      So    hatte    also    zu   Falerii   luppiter  Lavinium  und  Rom  nennt  Liican.  Phars.  7,  394 


o 


seinen  Sitz  erhalten  und  mit  ihm  genossen  den  Numa.  Vermutungen  über  den  Zusammen- 
in  gemeinsamem  Tempel  luno  und  Minerva  hang  von  Numicius,  Numitor,  Numa,  welche 
hohe  Verehrung;  vgl.  Kuhftldt,  de  Capitoliis  die  von  dem  höchsten  Gott  ausgehende  Ord- 
imperii  Bomani,  Berl.  1883,  p.  27  ff.  Die  Exi-  nung  und  Gesetzlichkeit  als  irdische  Repräsen- 
stenz  eines  luppiter  Curis  wird  zwar  nur  durch  tauten  zum  Ausdruck  bringen,  s.  bei  Gilbert, 
eine  Stelle  lertuUians  bezeugt  {a-pol.  24  Fa-  Gesch.  u.  Topogr.  d.  Stadt  Born  1,  356;  365 
Uscorum  in  honorem  patris  Curis  et  accepit  30  Anm.  1.  Den  Herrscher  des  Himmels,  sein 
cognoinen  Inno),  aber  es  liegt  durchaus  keine  schaffendes  und  belebendes  Wirken  in  der  Na- 
Veranlassung  vor  für  patris  Curis  mit  Gar-  tur  sehen  die  Lavinienser  konkret  vor  sich  in 
rucci  patriae  Curitis  zu  konjicieren.  Iup))iter  den  Gewässern  des  Numicius,  der  wie  die  Sage 
Curis  bildet  das  Pendant  zu  der  bekannten  ging  {Verg.  Aen.  7,  150  und  Serv.  zu  d.  Stelle), 
faliskischen  Kriegsgöttin  luno  Curitis,  demnach  in  älterer  Zeit  in  weit  höherem  Mafse  als 
wäre  (im  Gegensatze  zu  Deecke)  in  ihm,  nicht  später  die  Gefilde  der  Stadt  befruchtend  durch- 
im  luppiter  Imperator  der  spezifische  Kriegs-  strömte;  und  insofern  sein  Walten  und  seine 
gott  der  Fali.-ker  zu  sehen  Den  luppiter  C  im  i-  Thätigkeit  an  jenen  Flufs  gebunden  zur  Er- 
nius  (C.  I.  L.  11,  2688),  der  von  Jordan  im  scheinung  kam,  hiefs  er  luppiter  Indiges  (Peter 
Index  zu  Prellers  Rom.  Mytli.  2  S.  473  für  1  40  Bd.2  Sp.  137,  24ff'.).  Als  aber  seitBeginn  des  drit- 
S.  241  Anm.  1  citiert  wird  und  in  den  Nach-  ten  vorchristlichen  Jahrhunderts  griechische  Er- 
trägen (2  p.  V)  zu  der  erwähnten  Stelle  zu  Zahlungen  auf  den  einheimisch  latinischen 
finden  ist,  scheint  Peecke  a.  a.  0.  S.  83  für  Sagenkreis  umgestaltend  wirkten  und  ihnen 
eine  faliskische  Gottheit  zu  halten,  indes  der  zufolge  Aeneas  im  Kampfe  mit  Mezentius  oder 
Fundort  Volsinii  liegt  schon  aufserhalb  des  Turnus  in  der  Nähe  des  Numicius  verschwun- 
faliskischen  Gebietes.  Auf  dem  Schlufsstein  den  war  oder  in  seinen  Wellen  den  Tod  ge- 
eines  Thores  zu  Falerii  ist  ein  jugendlicher  funden  hatte  (Bd.  1  Sp.  179 ft'.),  wurde  auf  ihn 
bartloser  Kopf  gefunden  worden;  da  man  in  als  divus  pater  indiges  die  göttliche  Würde 
ihm  eine  Darstellung  luppiters  erkennen  wollte,  übertragen,  Dion.  1,  64  xort  avxm  y.axaGv.sv- 
gab  man  dem  Thore  den  Namen  porta  di  Giove;  50  a^oufftv  ot  Aarivoi  rigcöov  tmyQucprj  zoiäds 
es  ist  wohl  eher  an  Apollo  zu  denken  (vgl.  yioafiovfisvov,  nazQog  &£ov  x&ovlov,  vg  Ttotanov 
die  Abbildungen  desselben  auf  etruskischen  Novßt%LOv  gsv^ia  ölstcsi,.  Wenn  wir  die  Worte 
Münzen  b.  Beecle,  Etr.  Forsclig.  2  Taf.  1,  8;  2,  des  Schriftstellers  naxQog  &?ov  x&ovi'ov  og  . . . ., 
32),  vor  allem  wegen  der  Analogieen  anderer  die,  me  schon.  Bormann,  Altlatin.  Ciiorogr.  S. 112 
Thore;  s.  DeecJce,  Falisker  S.  40).  Anm.245sah,nichtwiediewörtlicheÜbersetzung 
Latiner:  Zu  Lavinium  der  alten  geist-  einer  Inschrift  klingen,  und  die  Übersetzung 
liehen  Metropole  von  Latium  und  Rom  (Varro  divi  pntris  indigetis  (vgl.  Solin  2,  15;  de  orig. 
Z./.  5,144.  Pion.  5,12.  Zw.  5,52,8.  Plut.  Cor. 19)  gent.  Born.  14,  4)  als  sicher  beglaubigt  anneh- 
wurde  in  einem  Heiligtume  am  Flusse  Numi-  nien,  so  kann  unter  dieser  Bezeichnung  nur 
cus  {C.  I.  L.  14,2065)  oder  Numicius  eine  Gott-  60  der  fremde  Stammheros  verstanden  werden, 
heit  verehrt,  die  bald  als  luppiter  Indiges  Denn  abgesehen  von  den  Gründen,  die  Beiffer- 
{Liv.1,2,  6.  PNn. n. h.3,56.  Serv.  ad  Aen. 1,259;  scheid  {ann.  deW  inst.  1866  S.  216)  gegen  die 
4,  620)  bald  als  Aeneas  Indiges  (zu  den  Stellen  von  PreUer  {Böm.  Myth.  1  S.  57)  vertretene  Mei- 
Bd.  2  Sp.  133,  39,  vgl.  noch  luv.  11,  63),  ein-  nung,  aus  divua  pater  indiges  sei  im  allgemei- 
mal  als  nazrjg  ■&e6s  x^^''"^og  (=  divus  pater  neu  Sprachgebrauche  luppiter  indiges  hervor- 
Indiges?)  bezeichnet  wird  (D/on.  1,64).  Über-  gegangen,  mit  Recht  geltend  gemacht  hat, 
einstimmend  wird  von  allen  Quellen  der  Zu-  liegt  in  der  eben  angeführten  Ansicht  Prellers, 
sammenhang  mit  dem  Numicius  hervorgehoben  wonach  divus  pater  indiges  die  ältere  Benen- 

21* 


647    luppiter  (in  Latium:  Lavinium:  Indiges)  luppiter  (in  Latium:  Praeneste:  Puer)     648 

nung  war,  und  dei"  ferneren  Vermutung,   lup-  tunae  in  gremio  sedens  mammae   adpetens  ea 

piter  indiges  scheine  der  wirkliche  Kultusname  stissime  colitar  a  matribus.    Eodemque  tempore 

gewesen  zu  sein  (ebend.  2, 142  Anm.  l),  ein  offener  in  eo   loeo,   ubi  Fortunac  nunc  sita  est  aedes, 

Widerspruch,    da    die    mit    zäher    Festigkeit  inel  ex  olea  fluxlsse  dicunt  harusj^ieesque  dixisse 

an    den    überkommenen    Formeln    hängenden  summa  nobditate  illas  sortes  futuras  eorumque 

Kömer  den  Wortlaut  der  Gebete  selbst  dann  iussu  ex  üla  olea  arcum  esse  factum  eoque  con- 

beibehielten,     wenn     ihnen     der    Sinn    nicht  ditas  soites,  quae  hodie  Fortunae  monitu  tollun- 

mehr    verständlich    war  (vgl.   die   Lieder   der  tur.     Quid  igitur  in  his  polest  esse  certi,  quae 

Salier    und  Arvalen).     Es  erzählt    nun   Dion.  Fortunae  monitu  pueri  manu  miscentur  atque 

a.   a.   0.    (vgl.    Strabo   5,    229.    de  orig.   gent.  lo  ducuntur Fani  pulchritudo  et  vetustas 

Rom.  10.  11)  aufser  der  schon  bekannten  Praenestinarum  etiam  nunc  retinet  sortium 
Version:  Aeneas  habe  seinem  Vater  Anchises  nomen  atque  id  in  volgus.  Deutlich  werden  in 
ein  Jahr  nach  dessen  Tode  ein  Heroon  ge-  dieser  Stelle  die  Heiligtümer  des  luppiter  Puer 
weiht;  die  Widmung  des  Ascanius  an  Aeneas  und  der  Fortuna  Primigenia  unterschieden; 
finden  wir  im  Schal.  Veron.  ad  Äen.  1 ,  260  auf  letzteres,  dessen  Giebeldach  Babelon,  monn. 
Ascanius  hostibus  devictis  in  loco  quo  (pater)  de  Ja  republ.  Rom.  2  S.  315  auf  Münzen  des  M. 
apparuerat,  Aeneae  indigtti  templum  dicavit,  PlaetoriusCestianus  erkennen  will,  beziehen  sich 
ad  quod  pontificcs  quotannis  cum  consulibus  folgende  wegen  der  Erwähnung  luppiters  hier 
veniunt  sacrificnturi;  vgl.  Paul.  p.  106  s.  v.  nennenswerte  Inschriften:  Ürcevia.  Numeri, 
indiges:  hoc  nomine  Aeneas  ab  Ascanio  appella-  20  nationu.  cratia  \  Fortuna.  Diovo.  filei  |  Primo- 
tus  est,  cum  pugnans  cum  Mezentio  nusquam  cenia  \  dunom  dedi  =  Orcevia  Numerii  (uxor) 
apparuisset.  Demnach  könnte  man  auch  ver-  nationis  gratia  {nuchMommsen  =  propter  felti- 
luuten,  dafs  erst  nach  dem  Bekanntwerden  ram  pecorum,  vgl.  Fest.  s.  v.  natio  p.  167:...  . 
obiger  Sagen  an  Stelle  des  ursprünglichen  in  pecoris  quoque  bonus  proventus  ftturae  bona 
Heiligtumes  ein  neuer  Tempel  erbaut  wurde,  natio  dicitur)  Fortunae  Diovis  fdiae  Primi- 
der,  alsRestitutioD  des  alten  Kultlokales  gefafst,  geniae  donum  dedi  (aufser  den  von  Pefer  a.a.O. 
der  inzwischen  eingedrungenen  Sage,  nach  citierten  Stellen  vgl.  noch  3Iotvat,  comptes 
welcher  durch  Aeneas  oder  Ascanius  dem  zum  rendus  de  l'acad.  des  inscr.  et  b.-l.  ser.  4  vol. 
Gotte  erhöhten  Vater  ein  Heroon  gestiftet  12  (1884)  p.  366ff.  C.  /.  L.  14,  2863).  Fortu- 
wurde ,  in  seiner  Aufschrift  Ausdruck  verlieh,  80  nae  lovi  pmero  (verschrieben  für  lovis  puero 
und  jiKTQog  &bov  wäre  ganz  wörtlich  im  oder  gleich  lovipuero  nach  Jordan  a.  a.  0. 
Sinne  der  mythischen  Dedikanten  zu  verstehen.  p.  4)  e.x  testamento  Treboniae  Sympherusae  P. 
Auch  der  einheimische  Ahnherr  Latiums  Lati-  Annius  Herma  heres  l.  d.  d.  d.  {G.  I.  L.  li, 
nus  wurde  mit  dem  Numicius  in  Verbindung  2868).  Fortunae  lovis  puero  (sie)  Primigeniae 
gesetzt;  Fest.  p.  194  (weiteres  s.  unter  luppiter  d(onum)  d(edit)  ex  sorte  compos  factus  Noihus 
Latiaris).  Bis  in  die  späte  Kaiserzeit  blieb  Ruficanae  L.  f.  Plotillae  (C.  I.  L.  14,  2862), 
der  sakrale  Zusammenhang  zwischen  Lavinium  beidemal  puero  =  filiae  nach  altem  Sprach- 
und  Rom  ein  so  inniger,  dafs  jährlich  die  gebrauch  {Charis.  1  p.  84  Keil.  Prise.  1  p.  231 
Pontifices  mit  den  Konsuln  sich  zum  Numicius  Hertz).  Mommsen  {Herrn.  19(1884)  p.  455)  will 
begaben,  um  hier  im  Heiligtume  des  luppiter  40  in  der  Hinzufiigung  der  sonst  ungewöhnlichen 
Indiges  ein  Opfer  darzubringen;  Schol.  Veron.  Verwandtschaftsbenennung  eine  Erinnerung 
ad  Aen.  a.  a.  0.  Eine  aus  der  Regierungszeit  daran  sehen  'wie  lebendig  und  sinnlich  diese 
des  Claudius  (zwisch.  47  u.  54  p.  C.)  stammende  Göttergestalt  einst  den  Latinern  vorgeschwebt 
Inschrift  aus  dem  luppitertempel  auf  dem  hat'.  Da  der  abstrakte  Charakter  der  alt- 
Forum  von  Pompei  (C.  /.  L.  10,  797)  nennt  italischen  Religion  Mythen  von  Ehen  der  Un- 
einen  flamen  Dialis  zu  Lavinium;  Servius  ad  sterblichen  nur  wenig  aufkommen  liefs,  von 
Aen.  8,  664  berichtet  von  einem  Opfer  der  Kindererzeugung  überhaupt  keine  Spur  aufzu- 
flamines  an  demselben  Orte;  da  aber  hier  weisen  hat,  da  ferner  die  Bezeichnungen  pater 
offenbar  die  römischen  Priester  zu  verstehen  und  mater,  wie  wir  im  ersten  Abschnitt  sahen, 
sind ,  so  wird  man  über  die  auf  der  Inschrift  50  nicht  für  verwandtschaftliche  Beziehungen  ge- 
erwähnten flamines  ebenso  urteilen;  vgl.  in-  braucht  werden,  so  müssen  wir  der  Ansicht 
i\es  Marquardt,  Rom.  Staatsverw.  B'^  S.  S'diA.i.  Jordans  a.  a.  0,  p.  12  beipflichten,  dafs  ßlia 
Die  Frage  über  den  luppiterkult  zu  Prae-  lovis  nicht  gleich  prognata  love  sei,  sondern 
neste  und  sein  Verhältnis  zur  Fortuna  Primige-  nur  das  nahe  Verhältnis  bezeichne,  in  dem 
nia  ist  schon  von  Pe^er  mit  Angabe  der  einschlä-  die  durch  ihre  Orakel  in  ganz  Italien  berühmte 
gigen  Litteratur  Bd.  1  Sp.  1542ff.  ausführlicher  Fortuna  {CLL.  14,  2989.  Fast.  Praen.  CLL. 
behandelt  worden,  ich  kann  mich  daher  kurz  1  p.  316.  Val.  Max.  1,  3,  1;  weitere  Stellen 
fassen;  die  wichtigste  Stelle  findet  sich  bei  Bd.  1  Sp.  1545 ff.)  zu  dem  höchsten  und  mäch- 
Cic.  de  div.  2 ,  85  etc  :  Numerium  Suffustium,  tigsten  Gotte  steht.  Der  Anfang  eines  in- 
Praenestinorum  monumenta  declarant,  honestum  eo  schriftlich  erhaltenen  Widmungsgedichtes  des 
hominem  et  nobilein  somniis  crebris  ad.  extre-  Praenestiners  T.  Caesius  Taurinus:  l'u  quae 
mum  etiam  minacibus ,  cum  iuberctur  certo  in  Tarpeio  coleris  vicina  Tonanti  \  Votorum  vin- 
loco  silicem  caedere  perterritum  visis,  irridenti-  dex  semper  Fortuna  meorum  (Anth.  lat.  1  nr. 
bus  suis  civibus  id  agere  coepisse;  itaque  per-  622  Meyer  =  C  I.  L.  14,  2852)  wird  \on  Dessau 
fracto  saxo  sortes  erupisse  in  robore  insculptas  (zur  angegebenen  Stelle  des  Corpus)  auf  die 
priscarum  litterarum  notis.  Is  est  hodie  locus  römische  Fortuna  Primigenia  bezogen,  die 
saeptus  religiöse  ijropter  lovis  pueri  (sc.  tem-  nach  Plut.  de  fort.  Rom.  10  auf  dem  CapitoJ 
plum  vel  sacellum)  qui  lactens  cum  lunone  For-  ihren  Sitz  hatte.    Dafs  daselbst  der  von  Augu- 


649   luppiter  (inLatium:  Praeneste:  Puer)  Iupp.(i.Tibur[Praestes],Tusculum  [Malus])  650 

stus  a.  22   dedicierte  Tempel  des  luppiter  To-  lunonarium  [Ann.  d.  inst.  1885  S.  85.  C.  I.  L. 
nans  (mon.  Anc.  4,  5.  Dio.  54,  4)  sich  befand  14,  2867;  die  von  Feter  Bd.  1  Sp.  1543,  17  an- 
und    die  Anspielung   auf  den    luons  Tarpeins  ■  geführte  Inschrift  lovi   O(ptimo)  M(aximo)  et 
spricht   für  jene  Ansicht,    doch   der  Fundort  j'oj'iimae  Pm«'t/7er/zae  etc.,  sowie  eine  ähnliche 
Praeneste  und  die  Erwähnung    ausschliefslich  lovi  et  Fortunae  Primigeniae,  die  hier  zu  er- 
praenestinischer  Gottheiten,  vor  allem  des  Inp-  wähnen   wären,   sind  nicht  echt  (C.  I.  L.  14, 
piter  Arcanus  (v.  16  Fortunae  sirmilacra  colens  272*.  271*)].     Mit  dem  loosziehenden  Knaben 
et  Apollinis    aras  \  Arcanumque    lovem    nicht  im  Tempel    der  Primigenia  (Cic.  a.  a.  0.  vgl. 
Arkcmum    Jordan,    Top.    1,   2,  64    Anm.  64),  ebend.  1,  34;  ist  etwa  der  luppiter  Sortifer  bei 
machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  die  For-  lo  Lucan.  Pliars.  9,  512  vgl.  2,  193   hierher  ge- 
tuna  Primigenia  zu  Praeneste  gemeint  ist.    To-  hörig?)  hat  man  das  jugendliche,  bartlose  über 
nans  ist  ein  sehr  gebräuchliches  Attribut  des  einer  Lade  oder  Tafel  mit  der  Aufschrift  sors 
höchsten  Gottes,  und  die  Übertragung  des  Na-  befindliche  Haupt  einer  Münze  des  M.  Plaeto- 
mens  Tarpeius  auf  den  Burghügel  einer  andern  rius  Cestianus  {Mommsen,  R.  M.  p.  622  nr.  261g. 
Stadt  hat  nichts  Anstöfsiges.  Haben  wir  so  den  =  Bahelona,.  a.  0.  2  p.  315  nr.  10)  identificiert. 
Kult  eines  capitolinischen  luppiter  zu  Praeneste  Da  das  Bild  ^es  luppiter  Puer  in  der  Nähe  des 
■  bezeugt  gesehen,   so  liegt   es  nahe,  mit  ihm  Ortes  aufgestellt  sei,   wo  Numerius  SufFustius 
den  von  Liv.  6, 29,  8  genannten  luppiter  Impe-  die  Loose  mit  den  altertümlichen  Schriftzeichen 
rator  zu  identificieren,  dessen  Bild  der  Dictator  gefunden  habe,    und    so    auf  eine  Beziehung 
T.  Qiiinctius  nach  einem  glänzenden  Sieg  über  20  zu    dem   grofsen   Tempel    hingedeutet    werde, 
die  Aequer  von  Praeneste  nach  tiom  schaffen  so  könne  man,  wie  Jordan  a.  a,  0.  p.  13  meint, 
und  hier  mit  einer  Widmung  auf  dem  Capitol  den  Knaben   auf  der  Münze  für  eine  Gottheit 
aufstellen  ]iefs(vgl.  den  Abschnitt  über  die  Fa-  halten;    doch  vermutet  Babelon  a.  a.  0.  wohl 
lisker  Sp.  643ff.).  In  dem  zweiten  von  CYc.  a.  a.  0.  mit  Recht,    dafs   es  sich  um  eine  Darstellung 
genannten  Heiligtume    befand    sich    das  Bild  der  freilich  sonst  v?enig  bekannten  Göttin  Sors 
der  Fortuna;  in  ihrem  Schofse  waren  luppiter  handle.     Das  Kalbsopfer  in  den  Fast.  Praen. 
und  luno  ah  Säuglinge  dargestellt.     (Über  die  ad  Apr.  11  C.  I.  J.  1  p.  316  bezieht  Preller, 
Zugehörigkeit  ähnlicher  Terracotten  zu  diesem  B.  M.  2  S.  191  Anm.  2  ohne  genügenden  Grund 
Kulte  siehe  Bd.  1  Sp.  1543,  36  ff.).    An  ein  ver-  auf  den  luppiter  Puer.     Dafs    der  letztere  in- 
wandtschaftliches  Verhältnis   ist  hier   ebenso-  30  folge  des  schon  mehrfach  erwähnten  Zusammen- 
wenig zu  denken,  wie  oben  bei  lovis  filia;  in  banges  mit  dem  Orakel  auch  als  Arcanus  oder 
der  säugenden  Fortuna  sieht  Jordan  {symbolae  Arkanus  verehrt  wurde,  ist  eine  ansprechende 
ad  historiam  religionum  Italicarum  alterae  ind.  Vermutung  Prellers  a.  a.  0.,   doch  keineswegs 
lect.  Begim.  1885  p.  12)   Spuren  des  Glaubens  sicher   trotz    der  Verbindung  mit  Apollo   'als 
an  eine  uralte  Gottheit,   die  Schöpferin   aller  Gott    aller    Weissagung'    (C.  I.  L.  14,   2852). 
Götter  und  Menschen.   Marucchi,  bullet,  d.  inst.  Amatores  regionis  macelli  cultores  lovis  Arkani 
1881  S.  251  will  auch  dieser  Fortuna  den  Na-  {C.  I.  L.  14,  2937)   oder  cultores  lovis  Arkani 
men  Primigenia  geben  (...  si  venerava  la  For-  regio    macelli    {C.  I.  L.  14,  2972)    werden    auf 
tuna    che    teneva   in   grevibo   Giove    lattante   e  praenestinischen  Inschriften  der  spätem  Kalser- 
Giunone  gruppo  che  ben  si  addice  al  titolo  de  40  zeit  genannt,   doch  weist  die  Verbindung  mit 
Primigenia  dato  alla  Fortuna  venerata  in  Pre-  der   regio    macelli  im   Gegensatz   zu  den  auf 
neste),  Cicero  erwähnt  ihn  nicht.     Dafs  als  der  der  Burg  gelegenen  anderen  Tempeln  luppiters 
eigentliche  Besitzer  des  Tempels  luppiter  Puer  eher  auf  die  Niederung. 

galt  und  Fortuna  sowie  luno  nur  als  avwceoi  Die  ganze  Frage  nach  dem  luppiterkult  und 

betrachtet  wurden,  ergeben  einmal  die  Worte  seinen    Beziehungen    zur    Fortuna    Primigenia 

propter  lovis  pueri,  zu  denen  nach  lateinischem  bedarf  noch  einer  eingehenden  Untersuchung. 

Sprachgebrauche  nur  ein  Begriff  wie  sacellum  Zu  Tibur  gab  es  einen  alten  Altar  des  lup- 

oder    aedes    ergänzt    werden    kann   (über  Be-  piter  Praestes  (Gott  der  sichern  Erfüllung, 

nennungen  der  Tempel,  in  denen  mehrere  Gott-  Preller,  B.M.  1  S.  207,  od.  Schützer  d.  Mauern, 

heiten  verehrt  wurden,  vgl.  Aust,   de  aedibus  50  vgl.    Ov.  f.  5,  135),    der    ihm   von  dem   sieg- 

sacris  popiüi  Bomani   etc.    Marbg.  Diss.  1889  reichen  Hercules  geweiht  sein  soll  (s.  unten  den 

p.  40),    sodann    die  Hinzufügung    'qui  lactens  Altar  des  luppiter  Inventor  an  der  Porta  Trige- 

cum  lunone  Fortunae  in  gremio  sedens  mam-  mina  in  Rom).     Der  römische  Prätor  Blandus, 

mam    appetens    castissime    colitur  a  matribus'  aus  Tibur  gebürtig,   stellte  ihn  zu  den  Zeiten 

(=  von  den  mit  Kindern  gesegneten  Müttern  des  Kaisers  Tiberins  {Tac.  ann.  6,  27)  wieder 

Preller,  B.  M.  2  S.  190  Anm.  1).     Neben  dem  her  (C.  I.  L.  14,3555  lovi.  Praestiti  \  Hercules. 

wegen  seiner  Pracht  und  Schönheit  gefeierten  Victor,    dicavit  \  Blandus.  pr(aetor).   restituit). 

Tempel  der  Fortuna  kann  diese  Kultstätte  nur  Vermutungen  über  den   Zusammenhang  jener 

von  untergeordneter  Bedeutung  gewesen  sein.  Widmung    mit    einem    zu    Tibur    bestehenden 

Für  die  engen  Beziehungen  zwischen  Fortuna  go  Hercules-Cacusmythus  und  einer Dedikationdes- 

luppiter  und  Inno   haben  wir  eine  Reihe  von  selben  Blandus  an  luno  giebtPtier  Bd.  1  Sp.  2278. 

Anhaltepunkten:    das  Kultbild,   die   Nachbar-  3003.     Die   Beinamen   Gustos   und  Territor 

Schaft    der    einzelnen   Heiligtümer    {Bormann  (C./.i.  14,  3557.  3559). sind  nicht  altlateinisch, 

a.  a.  0.   p.  207  ff.     Marucchi  a.  a.  0.    p.  248 fl'.  sondern  stammen  erst  aus  späterer  Zeit. 

Blondel  in  Melangesd'archeol.  et  d'hist.'i\\i^2']  Dafs   die   Tusculaner    luppiter  als  deus 

S.  168ff.),  den  Spiegel  von  Palestrina  (C.  J.  L.  Malus  verehrten,  berichtet ilfacroö.  6'«^.  1,  12,17 

14,4105;,  wo  Fortuna  neben  Die8p(i)t(e)r  und  sunt  gui  hunc  mensem(Maium)  ad  nostros  fastos 

luno    steht,    schliefsHch    die    Erwähnung    des  a  Tusculanis  transisse  commemorent,  apud  quos 


651   luppiter  (physikal.  Wesen  d.  ital.  luppiter)      luppiter  (ethisch.  Wesen  d.  ital.  luppiter)   652 


nunc  quoque  vocatur  deus  Maius  qui  est  lup- 
piter a  mngnitudlne  scilicet  et  maiestate  dictus 
(die  Inschrift  lovi  maio  sacrum  Henzen  5637, 
mit  dem  Zusatz  P.  Mucius  pater  [s.  Garrucci,  Syll. 
564]  ist  gefälscht,  vgl.  C.  I.  L.  14,  216*).  Die 
Zusammenstellung  mit  der  Erdgötlin  Maia  uud 
die  Verwandtschaft  des  Stammes  in  maius  mit 
denen  von  magis,  maior,  macte  {Preller,  B.  M. 
1  S.  398)  zeigen  deutlich,  dafs  die  ursprüng- 
liche Bedeutung  einer  Naturgottheit  hier  noch 
in  vollem  Umfaoge  gewahrt  ist.  Als  Personi- 
fikation der  Kraft,  welche  auf  das  Wachstum 
und  die  Vermehrung  der  Produkte  der  Erde 
fördernd  wirkt,  steht  der  deus  Maius  dem  lup- 
piter Liber  am  nächsten ,  und  dafs  der  Kult 
des  höchsten  Gottes  unter  diesem  Namen  zu 
Tusculum  nicht  fremd  war,  ersehen  wir  aus 
der  daselbst  gefundenen  Inschrift  fljovi  liher- 
tafti]  I  sacrum  \  posiium  aedil  \  I.  Valeri.  Bassi  \ 
2}mef.  fabrum  (C.  I.  L.  1 ,  1124  =  14,  2579). 
Über  die  verschiedene  Benennungsweise  Liber, 
Liberator,  Libertas  siehe  unten.  Nach  Liv.  27, 
4,  11  schlug  a.  544  u.  c.  ein  Blitzstrahl  in  den 
Giebel  eines  Tusculan.  luppitertempels.  Die  fast. 
Tusc.  {C.  I.  L.  1  p.  300=  14,  2575)  bestimmen  an 
den  Iden  des  Juni  ein  Fest  für  den  Himmels- 
vater. Dunkel  bleibt  das  Wesen  des  luppiter 
Beonus  zu  Lanuvium  (so  heifst  er  auf  einer 
kreisförmigen  Marmorplatte  C.  I.  L.  14,  4177). 
Ob  der  Tempel  daselbst,  der  a.  536  u.  c.  zu- 
gleich mit  dem  Markte  vom  Blitz  getroifen 
wurde,  in  Beziehung  zu  dem  auf  Inschriften 
genannten  luppiter  Optimus  Maximus  Conser- 
vator  oder  Sispes  (der  luno  Sospita  entspre- 
chend, siehe  diese)  zu  setzen  sei,  wie  Bormann 
{Altlatin.  Choroyr.  S.  216)  meint,  mufs  ebenso 
unentschieden  gelassen  werden,  wie  die  Frage, 
ob  das  unter  den  Prodigien  des  Jahres  541  u.  c. 
erwähnte  Heiligtum  desselben  Gottes  zu  Aricia 
{Liv.  24,  44,  8)  zu  einem  einheimischen  Kulte 
gehört  habe. 

Ehe  wir  nun  zur  Betrachtung  des  luppiter- 
kultes  im  alten  Rom  übergeben,  wird  es  an- 
gebracht sein  noch  einmal  uns  zu  vergegen- 
wärtigen, welche  Richtungen  im  Wesen  dieses 
Gottes  bei  den  verschiedenen  italischen  Stäm- 
men hervorgetreten  sind,  um  aus  der  Gemein- 
samkeit oder  Verwandtschaft  bestimmterEmzel- 
vorstellungen     den 


allgemeimn 


Begriff 


zu 


gewinnen ,  der  vor  _  dem  Eindringen  fremder 
Elemente  und  dem  Übergewicht  des  römischen 
Staatskultes  sich  in  dem  religiösen  Bewufst- 
sein  der  Völker  Italiens  herausgebildet  hatte. 
Welche  Prinzipien  man  sich  auch  als  wirksam 
denken  mag  bei  der  Erzeugung  bestimmter 
Gottesideen,  so  unterliegt  es  gerade  bei  lup- 
piter keinem  Zweifel,  dafs  für  die  Bildung 
seines  Begriffes  in  erster  Linie  physikalische 
Vorgänge  mafsgebend  gewesen  sind.  Denn 
je  weiter  wir  die  Spuren  seines  Dienstes  zurück- 
verfolgen, um  so  schärfer  treten  die  auf  die 
Natur  bezüglichen  Seiten  seines  Wesens  her- 
vor, um  so  uncretrübter  und  reiner  wird  das 
Bild  der  Natnrgottbeit,  die  in  heiligen  Hainen 
und  auf  lichten  Höhen,  wo  der  Mensch  den 
Unsterblichen  näher  zu  sein  glaubte,  in  bilder- 
losem Kulte  gefeiert  wurde.  Der  Charakter  des 
lichtspendenden  Himmelsgottes,  in  dem 


allen  Dialekten  gemeinsamen  Stamme  diov  be- 
reits deutlich  ausgesprochen,  findet  eine  weitere 

■  Bestätigung  in  dem  Namen  Lucetius  und  in 
der  Weihe  der  Idus,  d.  h.  der  Zeiten,  an  denen 
bei  Tage  der  Glanz  der  Sonne,  bei  Nacht  das 
Leuchten  des  Vollmondes  die  eigenartige  Natur 
luppiters  ununterbrochen  offenbaren.  Neben 
der  täglichen  und  nächtlichen  Helle  wurden 
auch  die  anderen  Erscheinungen  und  Wirkungen 

10  des  himmlischen  Lichtes ,  alle  Veränderungen 
der  Luft  auf  ihn  als  Urheber  zurückgeführt; 
im  Regen,  der  befruchtend  zur  Erde  nieder- 
strömt, im  leuchtenden  Blitz  und  rollenden 
Donner  erkannte  man  sein  göttliches  Walten, 
und__ achtete  früh  auf  die  himmlischen  Zeichen 
als  Aufserungen  des  göttlichen  Willens.  Die  Be- 
deutung des  Wetters  für  alle  Arten  des  Land- 
baues machte  ihn  zum  Beschützer  aller  Äcker, 
Weideplätze  und  Weinberge,  den  man  im  Ge- 

20  bet  um  Hülfe  gegen  schädliche  Einflüsse  und 
Segen  für  das  Gedeihen  der  Früchte  und  Saaten 
anflehte.  Wie  seine  Macht  im  Erdboden  die 
Keime  neuen  Lebens  entfaltet,  so  wirkt  er 
schaffend  und  zeugend  auch  in  den  höheren 
Organismen  und  wird  zum  Urahn  des  Menschen- 
geschlechts. In  früher  Zeit  bereits  ist  eine  Ver- 
geistigung im  Begriffe  luppiters  eingetreten, 
die  natürlichen  Vorstellungen  des  Lichtes  und 
der  Reinheit  werden  übertragen  auf  die  sittliche 

30  Welt.  Wo  Licht  ist,  da  ist  Wahrheit;  darum 
gilt  der  Gott  des  strahlenden,  alles  beleuch- 
tenden Himmels  zugleich  als  Verkörperung  der 
moralischen  Ideen  der  Treue  und  Heiligkeit, 
der  Gesetzlichkeit  und  Ordnung;  werden  sie 
verletzt,  dann  rächt  er  "selbst  den  Frevel  oder 
leiht  den  Geschädigten  im  Kampfe  gegen  die 
Missethäter  seinen  Beistand;  er  schirmt  das 
Recht  und  das  Eigentum  nicht  nur  des  Ein- 
zelnen, sondern  auch  der  Gemeinde,  und  hierin 

40  liegt  der  Ausgangspunkt  für  seine  politische 
Bedeutung,  die,  gehoben  durch  die  im  Schleu- 
dern der  Blitze  sich  kundthuende  Macht, 
ihn  schliefslich  als  das  himmlische  Abbild 
der  obrigkeitlichen  (königlichen)  Gewalt,  der 
Macht  und  Hoheit  des  Staates  zeigt.  Indem 
er  die  Majestät  des  irdischen  Staatsober- 
hauptes widerspiegelt,  wurde  er  selbst  zum 
höchsten  Herrscher  unter  den  übi'igen  Göttern. 
Diese    kurz    berührten   Grundzüge    finden    wir 

50  auch  in  der  altrömischen  Religion  bis  zur  Er- 
bauung des  capitolinischen  Tempels  haupt- 
sächlich vertreten,  und  dank  den  genaueren 
Nachrichten  sind  wir  im  stände  jenes  Bild  zu 
erweitern  und  zu  vervollständigen. 

Ältester  Kult  in  Rom. 

In  die  ersten  Anfänge  Roms,  als  die  Be- 
wohner der  einzelnen  Hügel  noch  nicht  zu 
einem  politischen  Ganzen  geeint  waren,  führen 
60  uns  die  Nachrichten  von  der  Verehrung  luppiters 
(wir  verdanken  sie  meist  den  Argeerurkunden 
bei  Varro)  auf  den  hochgelegenen  Punkten 
der  Stadt,  wo  ein  Baum  oder  einfacher  Aitar 
den  Mittelpunkt  der  religiösen  Feier  bildete 
(vgl.  Verg.  Aen.  3,  679.  Serv.  ad  Georg.  3,  332). 
So  gab  es  ein  Heiligtum  von  ihm  in  einem 
Buchenhaine  auf  dem  Esquilin,  dem  soge- 
nannten Fagutal  {Fest.  p.  348),  in   engerem 


653   luppiter  (altröm,  Kulte:  Fagiitalis  etc.)  luppiter  (altröm. Kulte :  Caelius, Lucet. etc.)  654 

Sinne  dient  der  Name  zur  Bezeichnung  der  falls  an  den  Kult  auf  dem  Quirinal  zu  denken 
Kultstätte  selbst.  Varro  l.  l.  5,  152  Fagutal  sein  wird).  An  der  Stelle,  wo  dem  luppiter 
a  fapo  unde  etiam  lovis  Fagiitalis,  quod  ibi  Feretrius  ein  Tempel  errichtet  wurde,  soll 
sacellum.  Paul.  p.  87  Fagutal  saccllum  locis,  eine  alte,  den  Hirten  heilige  Eiche  gestanden 
in  quo  fuit  fagus  arbor,  quae  lovis  sacra  hn-  haben  {Liv.  1,  10,  5).  luppiter  Caelius  und 
bebatur ,  vgl.  Varro  l.  l.  5,  49.  50.  Solin  1,  26.  Cacunus,  obwohl  erst  für  spätere  Zeit  bezeugt 
Zu  den  Zeiten  des  älteren  Flinius  war  der  (C.  I.  L.  6,  334  Hercidi  luliano,  lovi  Caelio, 
Hain  bereits  verschwunden  {n.  h.  16,  37  sil-  Genio  Caelimontis  Anna  sacrum,  vgl.  Jordan, 
larum  certe  distingxiebatur  (sc.  Borna)  insigni-  Top.  2  S.  259.  Bullet,  comm.  1887  S.  214; 
bus:  FagutaU  lovi  etiam  nunc,  ubi  lucus  fa-  10  Bd.  1  Sp.  2957.  lovis  Cacunus  C.  I.  L.  6, 
geus  fuit);  die  verschiedenen  Ansichten  über  371  auf  einer  Bronzeplatte  gefunden,  vgl. 
die  Lage  desselben  sind  zusammengestellt  von  C.  I.  L.  9,  4876)  scheinen  auch  dem  Kreise 
/orArn,  2'op.2S.253.  —  Gilbert,  Gesell.  u.Topogr.  der  bisher  genannten  Kulte  anzugehören.  Eine 
1  S.  162  entscheidet  sich  für  den  Südabhang  des  Erinnerung  an  jene  Zeit,  wo  der  Differen- 
Oppius.  Auf  dem  Quirinal  hat  sich  eine  hier-  zierungsprozefs  im  Wesen  des  höchsten  Gottes 
her  verschlejjpteDedikatiousinschrift  vom  Jahre  noch  nicht  begonnen  hatte,  liegt  vor  uns  in 
109/110  V.  Chr.  gefunden,  worin  ein  vicus  lovis  der  Anrufungsformel  der  Fetialen  (Lit).  1,  32, 
Fagutalis  genannt  wird.  C.  I.  L.  6,  452  [Laribus  6.  9),  in  der  kein  Attribut  eine  bestimmte  Seite 
A]agust(is)vici  J Ovis  Fagutal [is]  .  .  —  Ein  Altar  seiner  Thätigkeit  hervorhebt.  Wir  gelangen 
war  dem  luppiter  auf  dem  Vimiual  erbaut  20  zu  demselben  Resultate  noch  auf  anderem 
Varro  l.  /.  5,  51  Viminali  a  love  Vimino,  quod  Wege.  So  verschieden  auch  die  Ansichten 
(von  Jordan,  Top.  2,  261  in  quoius  ohne  Grund  der  Gelehrten  sein  mögen  über  die  Bevölke- 
geäadert,  vgl.  Varro  5,  152)  ibi  ara  {Jordan  rungselemente  im  alten  Rom,  an  derThatsache 
a.  a.  0.;  arae  cod.  Flor.);  vgl.  Fest.  p.  376  selbst,  dafs  es  seine  politische  Stellung  einem 
Viminalis  et  piorta  et  coUis  appellantur ,  quod  Synoikismos  verdankte,  besteht  kaum  noch 
ibi  viminum  fuisse  videtur  silva,  ubi  est  et  ara  ein  Zweifel.  Findet  sich  nun  bei  einer  Prüfung 
lovi  Viminio  consecrata;  eine  Abbildung  des  der  oben  angeführten  Beinamen  das  bemerkens- 
Altares  giebt  uns  eine  Marmorplatte  vom  vi-  werte  Faktum,  dafs  sie  sämtlich  nicht  einer 
minalischen  Thore  {Fiorelli,  Notizie  degl.  scav.  besonders  stark  hervortretenden  Richtung  im 
1877  S.  82,  Brazza,  comm.  pliilol.  in  hon.  Momms.  30  Begriffe  luppiters,  sondern  lokalen  Rücksichten 
p.  557  fi".,  Jb/f/aw,  Toj9.1,  1  S.  223).  Aus  der  Er-  ihren  Ursprung  verdanken,  so  führt  uns  das 
wähnuüg  des  collis  Latiaris  (Fa?T0?.?.5,  52)  zu  dem  Schlüsse,  dafs  die  Auffassung  vom 
und  der  Bemerkung  desselben  Schriftstellers,  Wesen  jenes  Gottes  bei  den  Sondergemeinden 
die  5  coUes  (Viminalis,  Latiaris,  Mucialis,  vor  der  politischen  Einigung  in  der  Hauptsache 
Salutaris,  Quirinalis)  seien  ab  deorum  funis  ein  und  dieselbe  war,  und  hieraus  ergiebt  sich 
benannt,  hat  Jordan  2  S.  263  ff.  mit  Recht  ge-  die  weitere  Folgerung,  dafs  die  Veranlassung 
schlössen,  dafs  ein  luppiter  Latiaris  auf  jenem  die  einzelnen  Kulte  durch  Zufügung  der  Orts- 
Hügel  verehrt  worden  sei,  zumal  da  gleich-  bestimmungen  von  einander  zu  unterscheiden 
zeitig  mit  den  feriae  latinae  auf  dem  mons  sich  erst  dann  herausgestellt  haben  kann,  als 
Albanus  in  Rom  Feiei-lichkeiten  zu  Ehren  des  40  in  dem  geeinten  Staate  eine  Mehrheit  von 
luppiter  Latiaris  stattfanden  (vgl.  Chr.  Werner,  Kulten  desselben  Gottes  sich  vorfand.  Hiermit 
de  feriis  Latinis  diss.  Lips.  1888  p.  35  ff.  und  steht  es  nicht  im  Widerspruch,  wenn  nach 
den  Abschnitt  über  luppiter  Latiaris).  Da  dem  übereinstimmenden  Zeugnis  der  Alten 
das  Capitolium  vetus  (vgl.  Michter  in  Iw.  luppiter  in  sehr  früher  Zeit  Lucetius  (über  die 
Müllers  Handhch.  3  S.  906  =  Baumeister,  Etymologie  vgl.  Corssen,  Krit.  Beitr.  S.  471  ff.) 
Denkm.  3  S.  1532)  mit!  dem  sacellum  lovis  oder  Diespiter  genannt  wurde,  da  diese  Bezeich- 
lunonis,  Minervae  (Varro  1.  l.  5,  158)  sehr  nungen  keine  Beinamen  sind,  sondern  andere 
wahrscheinlich  identisch  ist  mit  dem  auf  der  Benennungen,  welche  die  in  luppiter  schon  vor- 
Südseite des  Quirinals  befindlichen  coUis  La-  liegende  Grundbedeutung  einer  himmlischen 
tiaris,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dafs  der  50  Lichtgottheit  um  so  klarer  zum  Ausdruck  bringen, 
ursprünglich  dem  Himmelsvater  allein  gel-  Ge/Z.  5, 12,  6ff.  lovis.  ..dictus  est  Lucetius,  Luce- 
tende  Kult  unter  griechischem  (etrusk.)  Einflufs  tium  autem  lovem  Cn.Naevius  in  libro  belli  Poe- 
(Kuhfeldt ,  de  capitoliis  imperii  Eomani  p.  82)  nici  appellat.  Paul.  Yt.lULucetium  lovem  appel- 
durch  Eintritt  der  Inno  und  Minerva  zu  der  labant,  quod  eum  lucis  esse  causam  credebant. 
bekannten  Dreizahl  erweitert  worden  ist.  Für  Verg.  Aen.  9,  567,  dazu  Servius,  Gloss.  Labb. 
das  hohe  Alter  unseres  Kultes  spricht  die  Lucerius  =  Zevg.  Unter  diesem  Namen  wurde 
von  Jordan,  Top.  1,  1  S.  282  und  Kuhfeldt  luppiter  im  alten  Salierliede  angerufen  (ilfacroft. 
p.  80  ff.  ohne  Grund  angezweifelte  Nachricht  Sat.  1,  15,  14);  den  Text  giebt  uns  Terentius 
Varros  von  dem  genannten  Heiligtume  der  Scaurus  7,  28  Keil:  quome  tonas  Leucesie  \  prae 
Trias  {antiquius  quam  aedes  in  Capitolio  facta),  co  ted  tremonti,  quod  ibit  liemunis  devi  (frg.  2 
Noch  zu  den  Zeiten  Martials  mufs  luppiter  p.  29  Baehrens,  vgl.  Bergk,  de  carm.  Sal.  S.  12; 
daselbst  verehrt  worden  sein,  vgl.  Martial.  5,  cuine  ponas  Leucesiae  praetexere  monti  (prae 
22,  8  ff.  sed  Tiburtinae  sum  proximus  accola  tet  tremonti  Fest.  p.  205)  quod  ibet  ctinei  de  is 
üilae  (vgl.  Jordan,  Archäol.  Zeitg.  4  (1871)  cum  tonarem  codd.).  Zander,  carm.  sal.  rell. 
p.  71)  qua  videt  antiquum  rustica  Flora  (Bd.  1  Lund  1888.  —  Jordan,  Krit.  Beitr.  S.  211.  219 
Sp.  1484,  35)  lovem  (von  Gilbert  a.  a.  0.  S.  274  vermutet  Leucetie  oder  Loucetie;  letztere  Form 
A.  1  ward  irrtümlich  Martial.  7,  73  angegeben,  nennt  Marius  Victor.  6,  12  Keil.  Dem  Licht- 
wo  bei  dem  luppiter  vetus  in  der  4.  Zeile  gleich-  gotte  waren  die  Iden,  an  denen  er,  Tag  und 


655     luppiter  (altröm.  Kult:  Idusfeier)  luppiter  (altröm.  Kulte:  Fulgur,  Elicius)  656 

Nacht  {Dion.  10,  59,   vgl.  Flut.  Brut.  14)  er-  das  Gedicht   inschriftlich    erhalten  Eph.  ep.  4 
hellend,    eine  stete  IBürgschaft   seiner    himm-  n.  752;  vgl.  sub  diu  bei  Vitr.  1,  2,  5.  Claudian. 
lischen  Gegenwart  gab,  von  alters  her  geweiht;  in  Eutrop.  1,  4  nimboque  minacem  \  sanguineo 
Mao  ob.   a.  a.  0.;  Lyd.  de  mens  3,  7;   darum  rubuisse  lovem;  es  werden  ihm  metaphorisch 
fielen  auf  sie  die  Stit'tungstage  seiner  Tempel  Eigenschaften    beigelegt,    die    dem    Himmel, 
[Plut.  Popl.  14.    Oo.  fast.  4,  621;  6,  649.    Fast.  seinen  Erscheinungen  und  Wirkungen  zukom- 
Tusc.  adlun.  13.    G.  I.  L.  1  p.  300  =  14,  2575.  men:    hilarus   {Serv.  ad  Äen.   1,  256),  serenus 
Fast.  Philoc.   ad   lan.  13.     G.  I.  L.  1  p.  334.  (C.  J.  i.  6,  431.  433),  siccus  {Aetna  333),  uvidus 
In  den  Fasten  sind  aufserdem  noch  folgende  [Verg.   Georg.    1,    418),    madidus   {Martial.   6, 
Festtage  an  den  Iden  verzeichnet:  zum  15.  Mai  lo  36,  1),   malus  (von  der  Witterung,   Ilor.  c.  1, 
und  13.  Juni  fer(iae)  lovi  fast.   Venus.  CLL.  22,  20),    vernus  {luv.  5,  79),   hibernus  {Flacc. 
1  p.  301  =  9,  421;  zum  13.  Aug.  fer(iae)  Lovi  Argon.  3,  578.    Stat.  Theb.  3,  26),  oder  er  wird 
fast.  Allif.  Eph.  Ep.  3  p.  85  =  G.  I.  L.  9,  2320.  als  Ursache  derselben  betrachtet;    Furius  Bi- 
Fast.  Amit.  G.  L.  L.  1  p.  324  =  9,  4192;  zum  baculus  bei  Loipliyrio  und  Acro  zu  Hör.  Sat. 
13.  Sejit.  feriae  Lovi  fast.  Ai'V.  Eph.  Ep.'p.  35  sq.  2,  5,  40  luppiter  Mb ernas  cana  nive  conspuit 
Ilenzenp.237  =  C.  I.L. 6, 2295;  lovi  epulum  oder  Alpes,   vgl.  Quint.  8,  6,  17.     Verg.  Ed.  7,  60 
epuliindictio  fast. Sab.  G.  L.  L.l-p.S02  =9,  47G9.  Luppiter    et    laeto    descendet    plurimus    imbri. 
Fast.  Ant.  G.L.L.  1  p.  328  =  10,  6638.    Fast.  Aen.  1,  256    Voltu,  quo  caelum  tempestatesque 
Philoc.   G.  1.  L.  1  p.  354;    lOVlN    fast.    Vall.  serenat.     Hort.  c.  3,  10,  7   audis  .  .  .  positas 
G.  L.  L.  1  p.  320   =   G.  L.  L.  6,   2298;    zum  20  ut  glaciet  nives  \  pttro  numine  Luppiter.  Martial. 
15.  Okt.  feriae  luvi  fast.  Arv.  Henzen  p.  239;  9,  18,  8   lovis  imber  etc.     Die   Kaiserzeit  ist 
zum  13.  November  feriae  Lovi  fast.  Arv.  Hen-  mit  Beinamen  für  diese  Seite  seiner  Thätigkeit 
zen  p.  240  epulum  indicitur  fast.  Maff.   G.L.L.  sehr  freigebig  gewesen,   wie  die  unten  anzu- 
1  p.  307.    L^ast.  Ant.  1  p.  329.    Die  Vermutung  führenden  Inschriften  zeigen  werden, 
liegt  also  nahe,   dafs  ein  ähnlicher  Zusatz  in  im  Campus  Martius  lag  ein  Heiligtum  des 
den  vollständigen  Fasten  sich  bei  allen  Iden  luppiter   Fulgur    (über    die    Beschaffenheit 
befunden  habe,  und  mit  Recht  weist  Gilbert,  desselben  s.  Vitr.  1,  2,  5  cum  Lovi  Fulguri  .  .  . 
Gesch.  u.  Topogr.  Borns  S.  235  darauf  hm,  dafs  acdificia  sub  diu  hypaethra  constituentur),  vgl. 
luppiter   und    luno    (s.   diese)  die   den   Monat  die    fast.   Ost.   zum   7.  Okt.  LoH  Fulg{uri)   in 
bestimmenden  Götter  sind,  „welche  die  Mond-  30  campo  G.  L.  L   1  p.  322.     Diese  Lesung  wird 
phasen  zur  Erscheinung  bringen ,   die   das  ge-  gesichert    durch    die   fast.  Arv.   zu   demselben 
samte    Leben    ordnen    und    regeln".     Im    Zu-  Datum  lovi  Fulouri  in  campo  act.  fratr.  Aiv. 
sammenhange     damit    steht-   das    monatliche  p.  CCXXXYin  Henzen ;    yg\.  Mommsen,  Eph. 
Opfer  der  ovis  idnlis,  Macrob.  Sat.  1,  15,  16  ^p.  1  p.  39.     Der  konkrete  Zusatz  fulgur,   der 
sunt  qm  aestmient  ab  ove  Lduli  dictas  (natür-  den  Gott  mit  der  Ilimmelserscheinung  identi- 
lich  ist  es  gerade  umgekehrt)  quam  hoc  nomine  ficiert,    bürgt    für    das    hohe   Alter    des   Kul- 
vocant   Tusci  et    ommbus  idibus   tmmolatur  a  tes;    luppiter    Fulgur    ist    die    Personifikation 
flamine,  vgl.  Paul.  p.  104.     Dafs   dem   Licht-  des  fulgur   dium.     Im  Zusammenhange    damit 
gotte  nur  em  Lamm  von  weifser  Farbe   dar-  steht     die     Prokuiation     der     einschlagenden 
gebracht  werden  konnte,  wäre  klar  auch  ohne  40  Blitze;    Festus   p.  229   itaque  lovi  Fulguri  et 
das  ausdrückliche  Zeugnis  des  (^wü  M^.l,  56:  Summuno    fit    quod    diurna    lovis,    nocturna 
Idibus  alba  Lovi  grandior  agna  cadit.    In  feier-  Summani  fulgura  habentur.     Vgl.  Marquardt, 
hcher  Prozession  bewegte  sich  der  Zug  durch  _B,;„j.    Staatsveriv.  3^    S.  702  ff.;    zu    den    von 
die  Sacra  via  (die  ihm  wohl  ihren  Namen  ver-  Wissowa    aus    den    Inschriften    gesammelten 
dankt)aufsCapitol(rarroZ.Z.  5,47.  Fesi.p.  290),  Stellen    sind    von     den     später    erschienenen 
wo  im  Tempel  des  höchsten  Gottes  der  flamen  Bänden  des  Corpus  noch  hinzuzufüc-enC  /.i  12, 
Diahs  {Ov.  fast.  1,  588  'castus  sacerdos' ;  nach  1047.  2769.  2888.  2970.  3023.  4100.  3048.  3049; 
Fest.  a.  a.  0.  waren  es  sacerdotes)  die  heilige  e 
Handlung  vornahm.    Klausen,  Aeneas  und  die  1^'  245.    Die  Beinamen  Fulguralis,  Fulgu- 
Penaten  S.  930  bezieht  hierauf  die  bekannten  50  i'^^oi"'  Fulmen,  Fulminans,  Fulminator 
Verse  des  Horaz  c.   3,   30,  8    Grescam  laude  ^md  jüngeren  Ursprungs  (s.  unten),  ebenso  die 
recens,   dum   Gapitolium   |   scandet  cum  tacita  Attribute,  die   den  Donnerer  bezeichnen  (vgl. 
virgine  pontifex.     Abweichend  von  der  allge-  ^en  Abschnitt  über  die  Augurn). 
meinen  Ansicht  hat  Gilbert  a.  a.  0.  1  S.  236  ff.  Aus  früher  Zeit  erehört  ferner  in  diesen  Kreis 
angenommen,   dafs  das  O^sfer  ursprünglich  in  der  Kult  des  luppiter  EliciuSj  dessen  Begrün- 
der Regia   auf  der  Höhe   der  sacra  via   dar-  düng  dem  Numa  zugeschrieben  wird.  Die  Fabe- 
gebracht und  von  hiernach  dem  Tempel  des  leien  der  Alten,  die  ihn  übereinstimmend  mit  der 
luppiter  Stator  (s.  unteu)  verlegt  sei,  während  Fulguraldisciplin    in    Zusammenhang    bringen, 
die  Ausdehnung  der  Prozession  selbst  bis  zur  haben  die  richtige  Deutung  sehr  erschwert.    Es 

arx  ihre    Veranlassung  habe  in   dem  Beitritt  eo  herichtet  Livius  1,20,7  Numa quaeprodigia 

der   quirinalischen   Gemeinde.     Dafs   die  Vor-  fulminibus  aliove  quo  visu  missa  susciperentur 

Stellung  von  dem  Himmelsgotte  im  Bewufstsein  atque  curarentur ,  ad  ea  elicienda  ex  merdibus 

der  Römer  lebendig  geblieben  ist,  zeigen  am  divinis  lovi  Elicio  aram  in  Aventino  dedicavit 

klarsten  Wendungen,  in  denen  luppiter  gerade-  deumque   consuluit   auguriis    quue   suscipienda 

zu  caelum  vertritt:    sub  Love  {=  sub   caelö)  essent.     Weiter    ausgeschmückt    ist    die   Sage 

Hör.  c.  1,   1,  25.   Ov.  ars  amat.  1,  726;  2,  623  bei  Ovid  fast.  3,  285-348,  vgl.  Plut.  Num.  15. 

metam.  4,  260,    Fast.  2,  138.  299;   3,   527;   4,  Arnob.  5,    1.     Verheerende  Blitze    haben    die 

505,  Priapea  n.  14  in  Büchelers  Petronausgabe;  Bürgerschaft  Roms^in  Schrecken  gesetzt;    auf 


G57       luppiter  (altröm.  Kult:  Elicius)  Inppiter  (altröm. Kult:  Pecunia,  Ruminus)  658 

den  Rat  der  Nymphe  Egeria  nimmt  Numa  die  ersehnten  Regen  dem  Himmel  zu  entlocken, 
auf  dem  Aventin  hausenden  Waldgottheiten  Paul.i:).l'28,Amanalem,  vocahantlapidemetiam 
Faunus  und  Picus  durch  eine  List  gefangen,  pctram  quandam  quae  est  extra  portam  Gape- 
um  von  ihnen  ein  Mittel  zur  Abwehr  des  Un-  nam  iuxta  aedem  Martis,  quam  cum  propter 
heils  zu  erfahren;  mit  ihrer  Hülfe  wird  luppiter  nimiam  sicciiatem  in  urbem  periraherent  inse- 
herbeigerufen  {EUciunt  caclo  te,  luppiter,  unde  quebatur  pluvia  statim  eumque  quod  aquas  ma- 
minores  \  nunc  quoque  1e  celebrant  Jiiliciumque  narent,  manalem  lapidem  dixcrunt.  Der  echt- 
vocant,  I  constat  Aventinae  tremuisse  cacumina  römische  Ritus  der  Prozession  spricht  für  ihr 
silvae  \  terraque  subsedit  pondcre  pressa  lovis),  hohes  Alter.  Die  Pontifices  besorgen  die  Opfer- 
und  um  Rettung  angefleht,  fordert  er  mit  lo  handlungen  (Varroh.  Non.  p.  547)  und  ziehen 
doppelsinnigen  Worten  'caede  cnpuV  ^hominis  selber  den  Stein  {Sero,  ad  Aen.  3,  175),  es 
(sc.  caputy,  'animam^ ;  als  der  König  anstatt  folgen  ihnen  barfüfsig  mit  aufgelöstem  Haar 
eines  Hauptes  eine  Zwiebel  {cepa  Üv.,  caepi-  die  Matronen  {Petron.  44)  und  die  Magistrate 
tium  Arnob.,  y-gönvsg  Plut),  anstatt  des  Men-  ohne  die  Abzeichen  ihres  Amtes  {Tertull.  de 
schenhauptes  die  Haare  auf  demselben  {capüli  ieiiin.  16).  Der  Stein  sei,  schliefst  Gilbert, 
0.  u.  A.,  TQLXBg  PI.)  und  anstatt  des  lebenden  Gesch.  tt.  Top.  Bo^ns  2  S.  154  A.  1  aus  Nonius 
Wesens  einen  Fisch  {piscis  0.,  maena  A.,  ftat-  und  Paulus  a.  a.  0.,  in  Form  eines  urceolus, 
viSaq  PI.)  darzubringen  verspricht,  erklärt  der  eines  Kruges,  ausgehöhlt  gewesen  und  aus 
Himmelsvater  sich  auch  damit  zufrieden.  Flu-  dieser  Höhlung  sei  Wasser  vergossen  worden, 
tarch  und  Arnobius  erzählen  die  Fabel  nur  20  ,,ofl'enbar  z\i  dem  Zwecke,  um  durch  diese 
mit  der  kleinen  Abweichung,  dafs  luppiter  den  dramatische  Wiedergabe  des  Regens  diesen 
Numa  nicht  auf  die  Probe  stellen  will,  son-  selbst  in  natura  gleichsam  aus  dem  Himmel 
dern  von  ihm  überlistet  wird;  Arnobius  nennt  d.  i.  luppiter  herauszulocken".  Mit  Recht  ist 
uns  gleichzeitig  den  Gewährsmann  für  seine  von  ihm  der  Zusammenhang  des  aquaelicium 
Nachricht:  VahriusAntias.  Übrigens  war  schon  {Paul.  p.  2,  12")  oder  aquilicium  {Tertull.  apol. 
um  die  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts  a.  Chr.  40)  mit  dem  Kulte  des  luppiter  Elicius  her- 
Numa  als  Begründer  der  ars  fulguritorum  be-  vorgehoben,  er  hätte  dafür  aufser  der  Gleich- 
kannt,  vgl.  Plin.  n.  h.  2,  140  extat  annalium  heit  der  Namen  noch  zwei  direkte  Zeugnisse 
memoria  sacris  quibusdam  et  precationibus  vel  anführen  können:  Petron.  a.  a.  0.  .  .  lovem 
cogi  fulmina  vel  impetrari  .  .  .  .;  a  Numa  sae-  30  aquam  exorabant  und  Tertull.  a.a.O.  aquilicia 
pius  hoc  factitatum  tn  primo  annalium  suorum  lovi  immolatis,  nudipedalia  populo  denuntiatis. 
tradidit  L.  Piso;  diese  vielleicht  durch  die  Dafs  aber  das  aquaelicium  nicht  nur  einen 
tuskische  Lehre  vom  Herabziehen  der  Blitze  „wesentlichen  Bestandteil"  {Gilbert  a.  a.  0.), 
(^Müller,  Etruslcer^  2,  176)  veranlafste  Version  sondern  den  ganzen  Inhalt  des  Dienstes  ge- 
kann Antias  zu  seiner  Deutung  benutzt  haben.  bildet  habe,  hoffe  ich  oben  klar  gestellt  zu 
Nehmen  wir  nun  an,   dafs  auch  Livius  unter  haben. 

Fortlassung  der  scherzhaften  Unterredung  dem  Die  Anschauung  von  der  befruchtenden 
Vulerius  gefolgt  sei  —  die  sonstige  starke  Be-  und  ernährenden  Kraft  des  höchsten  Gottes 
nutzung  besonders  in  den  ersten  Dekaden  ist  immer  lebendig  geblieben  (almus  wird  er 
macht  es  sehr  wahrscheinlich  — ,  so  hätten  40  von  Aug.  c.  d.  7. 11  genannt,  quod  (deret  omnia, 
wir  alle  Berichte,  die  den  luppiter  Elicius  zur  fecundus  von  Val.  Flacc.  Argon.  5,  204,  fru- 
Blitzsühne  in  Beziehung  setzen,  auf  eine  Quelle  gifer  von  Apul.  de  mund.  c.  37  und  in  einer 
zurückgeführt,  der  wir  bei  ihrer  bekannten  Inschrift  C.  I.  L.  12,  336),  sie  scheint  auch 
Unzuverlässigkeit  um  so  weniger  Glauben  vorzuwalten  in  den  Beinamen  Pecunia  {Aug. 
schenken  werden,  als  andere  Zeugnisse  uns  c.  d.  7,  12  Pecunia  vocatur ,  quod  eius  sint 
eines  Besseren  belehren.  (In  den  Kreis  dieser  omnia;  es  wird  vielmehr  den  Mehrer  und  Be- 
Überlieferung gehört  auch  die  Livianische  Er-  Schützer  des  Viehstandes  bezeichnen)  und 
Zählung  vom  Tode  des  TuUus  Ho&tilius  1,  Ruminus  {Aug.  c.  d.  7 ,  11  quod  ruma  i.  e. 
31,  8  ipsum  regem  tradunt  volcentem  comnien-  mamma  aleret;  vgl.  Varro  de  re  rust.  2,  11,  5 
iarios  Numae,  cum  ibi  quaednm  occulta  sollem-  50  Mammae  evim  rumes  sive  rumae,  ut  ante  dice- 
nia  lovi  EHcio  facta  invenisset  operatum  iis  baut,  a  rumi  et  inde  dicuntur  subrumi  agni, 
sacris  se  abdidisse ,  sed  non  rite  initum  aut  ähnl.  ders.  bei  iVon.  il/arc.  p.  167;  PawZ.  p.  271, 
curatum  id  sacrum  esse  nee  solum  nullam  ei  Plin.  n.  h.  15,  77,  während  Fedus  p.  270  und 
oblutam  caelestium  speciem,  sed  ira  lovis  sollt-  Plut.  Rom.  4  die  Ableitung  von  ruinen,  rumi- 
citati  prava  religione  fulmine  ictam  cum  nari  [wiederkäuen]  geben).  Die  schon  beim 
domo  conflagrasse.)  Denn  dafs  die  Worte  /itp^jifer/«<ii;^es  (Sp. 645 ff.)  angeführten  Gründe 
Varros  l.  l.  6,  94  '^sic  Elicii  lovis  ara  in  Aven-  gelten  auch  hier  gegen  die  von  Preller,  R.  M.  1 
tino  ab  eliciendo'' ,  bisher  zur  Stütze  der  obigen  S.  57  ausgesprochene  Ansicht,  luppiter  Rumi- 
Ansicht  benutzt,  mit  der  wahren  Bedeutung  nus  habe  sich  entwickelt  aus  divus  pater  Rü- 
des Gottes  durchaus  im  Einklänge  stehen,  wird  60  minus,  neben  welchem  Rumina  als  diva  mater 
aus  den  weiteren  Ausführungen  genügend  er-  angerufen  wurde  (vgl.  PreZZer  a.a.O.  S.  419);  lotz- 
hellen.  Fest  steht  zunächst  nur  die  Thatsache,  tere  besafs  ein  sacellum  bei  der  ficus  ruminalis 
dafs  auf  dem  Aventin  ein  Altar  des  luppiter  in  der  Tiefe  des  Westabhanges  vom  Palatin 
Elicius  sich  befand,  vgl.  noch  Plin.  a.  a.  0.  {Becker,  Rom.  Altert.  1  S.  293.  419,  Gilbert, 
Es  bestand  nun  zu  Rom,  wo  infolge  langan-  Gesch.  u.  Top.  Roms  1  S.  55);  nicht  weit 
haltender  Dürre  {Kissen,  Italische  Landeskunde  entfernt  an  der  Einmündung  der  nova  via  in 
1  S.  375.  379)  nicht  selten  Wassermangel  das  Velabrum  lag  ein  Altar  dei-  Acca  Larentia, 
herrschte,    ein   eigenartiger  Brauch,    um   den  nach    der   Sage  gleichzeitig  deren  Grabstätte 


659      luppiter  (altröm.  Kult:  Ruminus)  luppiter  (altröm.  Kult:  Sikanus)      660 

{Varro  l.l.  5,  43;  6,  23.  Macroh.  Sat.  1,  10,  15.  auch  dem  Feigenbaum   beim  Tempel  des   Sa- 

ilfoww?S(»t,  J?om.  2^ors(7((7.  2  S.  1  fF.);  hier  wurden  turuus    diesen  Beinamen):    e  prohahile   die  il 

alljährlich  am  23.  Dezember  {fast.  Pracn.  Maff.  Silvano    Capitolino    in    fondo    non    fosse  altro 

C.   I.   L.  1    p.  409    vgl.    Ov.   fast.  3,  58)    die  che    lupiter  Buminus,    specie    de    Fauno.     Er 

Larentalia    {Varro  l.  l.  6,  23    Ov.   fast.  3,  57.  ist  zu  seiner  Vermutung  geführt  worden  durch 

Fest.  p.  119)  gefeiert  (weniger  gut  bezeugt  ist  eine  vorhergehende  Erörterung  über  das  Ver- 

Ai^Yorm.  LarentinaUa  Lact.!, '2,0.1  A:.  Macrob.  1,  hältnis    des   luppiter    und    Silvanus    ungefähr 

iO,  11).    Der  Zusatz  feriae  lovi  in  den  Fasten  folgenden  Inhalts:  Seinem  Ursprünge  nach  ist 

Leweist,  dafs  jenes  Fest  gleichzeitig  dem  lup-  Silvanus  mit  Faunus  und  Mars  identisch,  wenn 

)iiter  galt  (über  das  hohe  Alter  der  Beischriften  10  nun    aber    auf  Abbildungen    seine   Züge    eine 

des  Kalenders  zu  den  genannten  Festtagen  der  unverkennbare  Ähnlichkeit  haben   mit  denen 

Gottheiten  s.  Mummsen,  C.  I.  L.  1  p.  375);  vgl.  der    höchsten  Gottheit  (s.  tavv.  d'agg.  I — N), 

aufserdem  Macrob.  1,  10,  11  feriae  lovis  qtiae  wie  schon  Helhicf  bei  der  Beschreibung  einer 

appellantur    LareniinaUn.     Bei  Aug.  a.  a.  0.  Silvannsbronze  {bull,  d-inst.  1864  S.  173)  nicht 

wird  luppiter  Ruminus  in  enge  Beziehung  ge-  entgangen   war,    so    kann    diese   Erscheinung 

aetzt  zur  diva  Eumina,  deren  Heiligtum,   wie  ihre  Erklärung  nur  in  folgender  Eigenheit  der 

wir  oben  sahen,  dem  Altäre  der  Acca  Larentia  italischen    Religion    finden.      Wir   sehen    den 

benachbart  ist;  weil  nun  am  Kult  der  letzteren  Namen  luppiters  mit  dem  einer  andern  Gott- 

luppiter  beteiligt  scheint,  hat  Gilberte,  a.  0.  1  heit  in  der  Weise  verbunden,  dafs  der  Name 

S.  57  ff.    die    Vermutung    ausgesprochen,    dafs  20  derselben  der  seine  wird,  und  es  ist  natürlich, 

gerade   ihm  der  Beiname  Ruminus    zukomme  dafs    eine    solche  Verbindung    sich   nicht   auf 

und  dafs  auf  diese  Weise  nicht  nur  eine  lokale,  den  Namen  beschränkt,    sondern   auch  in  die 

sondern     auch     eine     innerliche     Verbindung  Substanz   eindringt,    z.  B.   bei   luppiter  Liber 

zwischen  dem  sacellum  Ruminae  und  der  ara  oder  Libertas,  luppiter  luveutus,  luppiter  Cli- 

in    Velabro    hergestellt    sei.      Indes    die    am  tumnus,  luppiter  liuminus,  luppiter  Terminus; 

Grabe  der  Göttin  dargebrachten  Gaben  waren  daraus  ergiebt  sich  die  Folgerung,  dafs  Silva- 

Totenspenden  {Phit.  Q.  B.  34),  die  Gebräuche  nus    an    der    Natur    luppiters    Anteil    hatte, 

die  eines  Totenfestes  {Macrob.  1,  10,  12  annua  wenngleich  wir  dafür  aufser  der  Identität  der 

parentatio;  Varro  l.  /.  6,  23  dies  parentes  Accas  Typen  kein  anderes  Zeugnis  besitzen,  und  be- 

Larentinas  vgl.  G.  I.  L.  1,  1241  deis  inferum  30  zugnehmend  auf  den  sakralen  Sprachgebrauch 

imrenttim  sacrum.    Momvisen  a.  a.  0.  S.  3  A.  4),  der  Italiker  dürfen  wir  den  Gott,  welchen  die 

und  die  Hineinziehung  gerade  des    zeugenden  Bilder    des    Silvanus   darstellen,   als   luppiter 

und     nährenden    luppiter    Ruminus    in     eine  Silvanus  bezeichnen.     In   der  That  sind   zwei 

solche    Feier    wäre    ein    offener  Widerspruch.  Inschriften  mit  diesem  Titel  gefunden  worden 

Seltsam  bleibt   auch  so  noch  die  Verbindung  und    haben    die    scharfsinnigen    Folgerungen 

„des  Gottes  des  Lichtes  und  Lebens"  mit  dem  jenes   Gelehrten    glänzend  bestätigt   (die   eine 

Totenfeste  (die  Worte  des  Macrobius  1,  10,  15:  stammt  aus  Afrika  G.  I.  L.  8,  5933,  die  andre 

lovi  feriae  consicratae,  quod  aestimaverunt  anti-  aus     Rom     selbst    iUViSiijViv[uj   |  [VOTO] 

qui  animas  a  love  dari  et  rnrsus  post  mortem  SVSCEPTO  SELE[V]CV[S];    zuerst    veröffent- 

tidcm  reddi  beruhen  nicht   auf  den  Anschau-  40  lichi  Notis.  degl.  scav.  1877  p.  111  u.  Bull.  arch. 

ungen   der   alten  Zeit,    sondern    sind   nur   ein  wttn/cip.  1877  p.  7;  JS^^/f.  fp.  4  u.  741);  G.  I.  L.  6, 

Versuch  des  Schrifstellers,  jene  auffällige  Er-  707.   3697;    8,  9195.   2579    sind    luppiter    und 

scheinung    zu    erklären),    seltsam    ferner    der  Silvanus  mit  andern  Göttern  zusammengestellt. 

Umstand,    dafs    an   einem   Festtage   luppiters  Unsere  Auffassung  weicht  in  einigen  Punkten 

neben    den    pontifices   {Gic.  ad  Brut.  1,  15,  8)  von  den  Ausführungen  Beifferscheids  ab:  nicht 

nicht  der  flamen  Dialis,    sondern    der    flamen  aus    der  Zusammensetzung    der  Namen    ging 

Quirinalis  {Antias   b.    Gell.  1,  7,  1   a   flamine  eine  Wesensähnlichkeit  hervor,   sondern  weil 

Quirinali  sacrificium  ei  publice  fit;  Macrob.  1,  jene  Gottheiten  in  manchen  Beziehungen  eine 

10,  15  allgemein  per  flaminem;  Varro  l.  l.  6,  23  innere  Verwandtschaft  zeigten,  trat  der  Name 

sacerdotes  nostri;  irrtümlich  bei  Plut.  q.  B.  4  50  der  einen  als  coguomen   zu   dem  der  andern, 

6  rov  "Jgaog  isgtvs)   das  Opfer  verrichtet.    Es  um  bei  ihnen  gerade  die  Seite  der  Thätigkeit 

bleibt  für  die  Lösung  der  Schwierigkeiten  wohl  zu    betonen,    wo    die    Übereinstimmung    lag; 

nur  die  Annahme  übrig,  dafs  am  23.  Dezember  sodann  ist  hervorzuheben,   dafs  derartige  Zu- 

zwei  ihrem  Wesen  nach  durchaus  verschiedene  sammenstellungen  erst  jüngeren  Datums  sind 

Feste  gefeiert  wurden,  das  eine  zu  Ehren  des  (die  einzelnen  s.  unten),   wir  müssen   also   in 

himmlischen  Herrschers,  das  andere  zu  Ehren  allen    diesen    Fällen    scheiden    zwischen    der 

der  Todesgöttin  Acca  Larentia,  und  dafs,  ver-  späteren  Benennung  und  der  zu  Grunde  liegen- 

anlafst    durch    das    zeitliche   Zusammenfallen,  den  Anschauung.    Es  kommt  uns  hier  weniger 

später  beide  in  Beziehung  zu  einander  gesetzt  darauf  an   aus   der  Ähnlichkeit  der  Gesichts- 

wurden.  —  Aus  der  Stelle  des  P/imMS?;.  7t.  15,  78  60  züge    auf   das    Vorhandensein    eines    Namens 

fuit  et  ante  Saturni  aedem  urbis  anno  GGLX  luppiter  Silvanus  zu  schliefsen   (wiewohl  wir 

sublata  (sc.  ficus)  sacro  a  Vcstalibus  facto,  cum  denselben  zugeben   können)    als   darauf,    dafs 

Silvani  simulacrum  subverteret  (vgl.  Dion.  3,  71.  eine  Reihe  von  Funktionen,  natürlich  doch  die 

Fest.  p.  169.    Gunon  narr.  48)   schlofs  Beiffer-  auf  das  Walten  im  Hain   und  auf  den  Fluren 

scheid, Imagini  del  dio  Silvano  et  del  dio  Fauno,  bezüglichen,     beiden    Gottheiten     gemeinsam 

ann.  d.  inst.  1866  S.  221  A.  1:    il  fico,  di  cui  waren,  wie  dies  für  den  Genius  lovis  Hercules 

non  c'e  altro   esempio  nel  culto  di  Silvano,    ci  und  Silvanus    durch   nicht   wenige  Deiikmäler 

porta  al  ficus  Buminalis  {Tac.  ann.  13,  58  gieht  ausdrücklich     bezeugt     wird     {Peter,    Bd.    1 


661     luijpiter  (altröm.  Kult:  Avborator)  luppiter  (altuöm.  Kult:  Liber  u.  Libertas;   662 

Sp.  2950  ff.).     Die  weiterhin  zu  besprechenden  und    habe   sich    als    Liber    zur    selbständigen 

ländlichen  Kulte  dienen  zur  Bestätigung  dieser  Gottheit  weiter  entwickelt.     Gilbert  a.  a.  0.  2 

Ansicht.  S.  209  Anm.  1  (vgl.  244  Anm.  2)    stimmt   ihm 

DiQnotitiareciionumiirhis  XlVygeichnehen  bei;  zwar  giebt  er  zu,  dals  ,, immerhin  schon 
zwischen  334  und  357  (vgl.  Jordan,  Top.  2  früher  ein  latinischer  Gott  unter  dem  Namen 
S.  55S),  berichtet  von  der  11.  Region  (Circus  Liber  bekannt  gewesen  sein  mag",  aber  gleich- 
Ilaximuü)  continct. .  .aedein  3IatrisdeumetIovis  zeitig  zieht  er  aus  der  Feier  des  Umher- 
Arboratoris{im  Curia stim  zwischen  3 bl  u.iO 3,  tragens  undBekränzens  der  pudenda  virilia  zu 
das  aiif  dieselbe  Originalurkunde  zwischen  312  Lavinium  (Varro  b.  Äug.  c.  d.  7,21)  einen 
und  315  zurückgebt  wie  die  Notitia,  fehlt  der  lO  Schlufs  auf  das  (hohe)  Alter  des  Liber-Dio- 
Beiname ;  für  Arboratoris  ist  durch  den  Äno-  nysos ;  wenn  aber  diese  Sitte  überhaupt  etwas 
mjmus  Macjliabecchianus  (14.  Jahrh  )  und  den  beweisen  soll,  so  ist  es  eher  das  Gegenteil, 
Cidex  Sessoriajmf^  {Ü.S-Ahvh.)  Arbitrutorisü\)e\-  nämlich  die  italische  Herkunft  des  genannten 
liefert,  indes  die  erstere  Lesung  ist  durch  Gottes  {Plin.  n.  h.  28,  39  Farcimis  .  .  .  qui 
ältere  Handschriften  gut  beglaubigt,  und  es  deiis  inter  sacja  Momana  a  Vestalibus  colitur, 
liegt  daher  auch  kein  Grund  vor  sie  mit  PveHer^  \g\.  Jahn,  Über  den  Abercßauben  des  bösen 
Begionen  der  IStadt  Rom  S.  192  in  liberatoris  Blickes  bei  den  Alten  in  den  Ber.  d.  sächs.  Gtscli. 
zu  ändern);  es  sind  zwei  getrennte  Heiligtümer:  d.  Wiss.  Phil.  Hibt.  Kl.  1855  S.  68ff.);  die 
vgl.  reg.  8  templum  Concordiae  li  \  Saturni  weiteren  Ausführungen  G^i7fte?<s,  wonach  das 
et  I  Vei-pasiani  et  Titi  und  reg.  13  temi^lum  20  Fest  der  Liberalia  (s.  die  Fasten)  und  die 
Dianae  et  \  Minervae,  wo  sicher  verschiedene  Widmung  Libero  in  Cap(itolio)  zum  17.  März 
Tempel  in  derselben  Weise  bezeichnet  werden.  {fast.  Farnes.  C.  I.  L.  1  p.  388)  gleichfalls  auf 
Gilbert  (a.  a.  0.  3  S.  436  Anm.  1),  von  der  Nach-  den  griechischen  Gott  Bezug  haben,  sind  eben- 
barschaft  der  Kultstätten  ausgehend,  sucht  sowenig  überzeugend,  denn  die  Angabe  Lf&ero 
unsern  Gott  in  Zusammenhang  zu  bringen  Lib(erne)  der  fast.  Gaeret.  {Eph.  ep.  3  p.  6)  zu 
mit  dem  unter  den  Kaisern  eingeführten  orgi-  demselben  Datum  bezieht  sich,  wie  die  paar- 
astischen  Ritus  der  Magna  Mater  Idaea:  weise  Zusammenstellung  zeigt,  mit  gröfserm 
„Es  ist  zu  seiner  Erklärung  darauf  hinzu-  Recht  auf  den  reimischen  Liber.  Ist  so  dessen 
weisen,  dafs  der  heilige  Baum  (die  Fichte)  eine  Existenz  noch  für  spätere  Zeit  erwiesen,  so 
sehr  bedeutende  Rolle  spielt  im  späteren  so  wird  damit  auch  die  auf  das  frühe  Ver- 
Cybelekult;  der  22.  März  wird  durch  das  schwinden  des  italischen  Liber  sich  stützende 
arhor  intrat  bezeichnet;  die  dendrophori  er-  Gleichsetzung  von  Dionysos  und  luppiter  Liber 
scheinen  speziell  der  Bedienung  der  arbor  hinfällig;  die  Annahme,  dafs  jener  bei  seinem 
überwiesen;  ein  luppiter  Arborator  wird  sich  scharf  ausgeprägten  Charakter  sich  zu  einem 
aus  diesem  Gesichtspunkte  allein  erklären  Attribute  des  Himmelsvaters  verflüchtigt,  um 
lassen."  Wiewohl  wir  über  die  Gebräuche  dann  wieder  eine  selbständige  Gottheit  zu 
bei  der  Feier  der  phrygischen  Göttin  Verhältnis-  werden,  hat  ohnehin  sehr  geringe  Wahrschein- 
mäfsig  genau  unterrichtet  sind,  so  ist  uns  lichkeit;  es  hat  vielmehr  Dionysos  seit  den 
doch  von  einer  Beziehung  zum  himmlischen  ersten  Jahren  der  Republik  als  Liber  neben 
Herrscher  nichts  bekannt;  dafs  aber  derselbe  40  Ceves-J r]n.r'iTrjQ  und  Lihera,- Tlegafcpövr]  beson- 
seinen  Beinamen  erhalten  haben  soll,  weil  in  dere  Gestalt  gewonnen  {Dion.  6,  17.  94.  Tac. 
das  nahe  Heiligtum  der  Magna  Mater  ein  ann.  2,  49),  ohne  dafs  dadurch,  wie  wir  oben 
Baum  getragen  wird,  wäre  sonderbar,  selbst  sahen,  der  Kult  des  einheimischen  Liber  ver- 
wenn  jene  Ceremonie  nicht  durch  Lyd.  de  drängt  wurde  (vgl.  den  römischen  und  grie- 
mens.  4,  41  (rfj  tiqo  detia(j,icig  Kalavdcov  'Atiqi-  chischen  Ritus  in  der  Verehrung  des  Hercules), 
Mav  ÖivÖQOv  nnvg  nagu  tcov  dsvSgocpÖQcov  und  Jordan  bat  recht,  wenn  er  die  Ansicht 
icpfQSTO  iv  Tfö  TtaXaxüp)  für  den  palatinischen  Helins  als  falsch  bezeichnet  (Preller,  B.  M.  2 
Tempel  bezeugt  würde.  Mit  mehr  Recht  S.  48  Anm.).  Vom  Kulte  des  luppiter  Liber 
weist  Jordan  a.  a.  0.  auf  eine  Verwandtschaft  erfahren  wir  nichts,  doch  werden  wir  von 
mit  dem  von  Beifftrscheid  aus  den  Bildwerken  50  jener  Gleichsetzung  um  so  eher  Abstand 
erschlossenen  luppiter  Silvanus.  Silvanus  selbst  nehmen,  als  die  Benennung  Liber  sich  sehr 
wurde  zu  Rom  als  Park-  und  Gartengott  ver-  wohl  mit  der  Richtung  im  Wesen  des  höchsten 
ehrt  (C.  J.  L.  6,  575  —  698).  Aus  der  Bildung  Gottes  vereinigen  läfst,  wie  wir  sie  für  die 
Arborator  ergiebt  sich,  dafs  die  Loslösung  älteste  Zeit  klarzulegen  versucht  haben.  Es 
dieser  speziellen  Funktion  aus  dem  allgemeinen  liegt  darin  der  Begriff  des  Schöpferischen, 
Begriffe  der  Natnrgottbeit  erst  in  die  Kaiser-  Ergiebigen  (vgl.  liberalis),  „der  üppigen  Fülle 
zeit  fällt;  denn  alle  von  Nominalverben  ab-  und  Kraft,  von  der  reichlicher  Segen  der 
geleiteten  Cognomina  (Fulgurator,  Serenator,  Felder  und  das  dadurch  bedingte  Glück  eines 
Sospitator,  Tonibra'or,  Tutator)  sind  nicht  heitern  und  sorgenlosen  Lebensgenusses  aus- 
früher nachweisbar.                                                  6ü  geht",  ein  Begriff,   der  im  Bilde  der  Libertas 

Die  Frage,  ob  luppiter  Liber  zu  den  alt-  sich     verkörpert    und     mit     dem    Gotte    des 

italischen  Gottheiten  gehöre,  ist  in  verneinen-  Himmels,    von    dem    das   Gedeihen    aller  Er- 

dem    Sinne    beantwortet    worden     von    Ilehn,  Zeugnisse   der  Erde   abhängt,    durchaus   über- 

Kultiirpflanzen  und  Haustiere^  S.  70  ff.    In  dem  einstimmt.     Ob    man    den    luppiter    Liber    in 

Beinamen  Liber  nur  die  Übersetzung  des  grie-  Beziehung    zu    den   Vinalia    (s.  unten)    setzen 

chischen Ivaiog,  iXevQ^SQtog sehend,  evkVärt Heim,  darf,    kann    nicht    entschieden    werden,    aus- 

luppiter  Liber  sei  niemand  anders  als  der  mit  geschlossen   ist  es  nicht,   da  ja   der  Wein   zu 

dem  Weinbau  nach  Italien  gelangte  Dionysos  den  Produkten  gehört,   welche   die  Gunst  des 


663    luppiter  (altröm.  Kult:  Liberator)  luppiter  (altröm.  Kult:  Liberias)      664 

Himmels  in  erster  Linie  nötig  haben;  und  da  nach  der  avvvuoq  (weil  an  zweiter  Stelle 
hierin  lag  der  Ausgangspunkt  für  die  Annähe-  stehend)  Liberias  der  Tempel  nicht  genannt 
rung  von  luppiter  Liber  und  Dionysos,  wenn  werden  kann.  Es  ist  also  das  Distylon  auf 
wir  annehmen  wollen,  dafs  sich  zwischen  Denaren  der  gens  Egnatia  nicht  ein  Tempel 
ihnen  ein  ähnlicher  Ausgleich  vollzog  wie  des  luppiter  und  der  Liberias,  wie  Babelon 
zwischen  Dionysos  und  Liber;  direkte  Zeug-  a.  a.  0.  1  S.  473  behauptet:  sur  Je  denier  nr.  3 
nisse  dafür  giebt  es  nicht.  Mit  dem  Zft;s  (S.  474)  on  voit,  comme  l'a  remarque  Cavedoni 
sXevQ-BQiog,  dem  Urheber  der  nationalen  und  (Ripostigli  ihST),  Je  tempJe  de  lupiter  et  de  Ja 
persönlichen  Freiheit,  hat  unser  Gott  nichts  Liberte,  appeJe  aedes  lovis  Libertatis ,  und 
zu  schaffen;  die  Wiedergabe  von  Jo(;iS  ü& er- 10  demnach  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  die  im 
tatis  duich  Jiog  'EXbvQ^sqlqv  {Mon.  AncA,  6)  Innern  des  Heiligtums  befindlichen  Bilder  jene 
ist  nur  eine  rein  sprachliche  ungenaue  Über-  Gottheiten  zur  Darstellung  bringen.  Seitdem 
tragung;  dagegen  ist  der  Ziiig  ccozrJQ  „dem  ferner  durch  Movimsens  sichere  Ergänzung 
man  beim  Mahle  den  letzten  Becher  zu  trinken  lovi  LibertaftiJ  der  schon  genannten  Inschrift 
pflegte"  (PreJJer,  GriecJi.  Mytli.^  1  S.  121)  zum  zu  Tusculum  C.  I.  L.  1,  1124  =  14,  2579 
luppiter  Liberator  geworden  (Tac.  «««.15,64;  {wenigev  gewik  lovi  Liber  ftatij  C.  I.  L.  10,  3786) 
Dio  Cass.  62,  26,  4  {@Qao£ccg)  ertEfitöv  ovv  zriv  und  durch  die  Widmung  Curatores  |  lovilÄber- 
tpli^Dcv  dvsxsLVB  xr]v  %fiQa  »tat  f  qp^ '  «JOt  xovxo  tati,  G.  I.  L.  11,  657  (Faventia)  der  Beiname 
t6  aifia,  CO  Zbv  slsv^igia,  anEvSca  folgt  wört-  Liberias  aufser  Zweifel  gestellt  ist,  so  liegt  kein 
lieh  seiner  lateinischen  Quelle  Tac.  ann.  16,  35  20  Anlafs  mehr  vor  zu  Deutungsversuchen  im 
porrectisque  utriusque  bracchii  venis,  postquam  Sinne  obiger  Gelehrten.  Dafs  es  auf  dem 
cruorem  effudit  .  .  .  libamus,  inquit,  lovi  Jibe-  Aventin  keinen  Kult  des  luppiter,  der  Inno 
ratori).  Wir  finden  ihn  auf  Münzen  dieser  und  Minerva,  dem  auf  dem  Capitol  und  Qui- 
Zeit,  so  des  ISIero  {Cohen  nr.  17)  und  Galba  rinal  entsprechend,  gegeben  hat,  erkannte  be- 
{Cohen  nr.  257),  Judi  lovis  Liber atons  ver-  reits  JorcZö^i,  £)37i.  ep.  1  p  237  ;  der  Plur.  aedes, 
zeichnen  die  Fasten  des  Philocalus  zum  13. —  die  Reihenfolge  der  isTamen  und  die  Ver- 
18.  Okt.  (C.  I.  L.  1  p.  304);  aber  auch  die  schiedenheit  der  Dedikationstage  (Minerva  am 
griechische  Form  ist  übernommen  worden,  19.  März,  später  19.  Juni,  luppiter  und  Inno 
vgl.  Serv.  ad  Aen.  8,  651  Iwdieque  ara  in  Capi-  am  1.  September  s.  unten)  fordern  drei  einzelne 
toJio  est  lovis  Soteris.  Im  3Ionum.  Anc.  a.  a.  0.  30  Tempel.  Mommscn,  Ees  gest.  d.  Aug.  p.  81  giebt 
berichtet  Augustus:  aedes  Minervae  et  Lunonis  dies  zu,  sieht  aber  in  dem  Zusammentrefi'en  der 
Beginae  et  lovis  Libertatis  in  Aventino  .  . . .  drei  capitolinischen  Gottheiten  keine  Zufällig- 
feci.  Ehe  der  griechische  Text  bekannt  war,  keit  und  hält  es  für  möglich,  dafs  Camillus, 
wurde  die  Stelle  so  interpretiert,  dafs  Liber-  für  den  die  Dedikation  des  lunotempels 
tatis  von  lovis  zu  trennen  und  auf  den  a.  362  u.  c.  durch  Liv.  5,  31,  3  bezeugt  ist, 
von  Ti.  Sempronius  Gracchus  vermutlich  im  auch  der  Gründer  der  beiden  andern  Götter- 
Jahre  516  u.  c.  dedicierten  Tempel  der  Liber-  sitze  sei.  Ausgehend  von  der  Voraussetzung 
tas  {Liv.  24,  16,  19)  zu  beziehen  sei,  dessen  Mommsens ,  dafs  Augustus  die  Restitutionen 
noch  bei  Cassius  Dio  43,  44,  1  zum  Jahre  708  und  Neubauten  zeitlich  geordnet  habe  (die 
und  bei  PauJus  p.  121  Erwähnung  geschieht.  40  Richtigkeit  derselben  und  die  daraus  resultie- 
(Das  fehlende  et  wäre  bei  der  vorhergehenden  renden  Ergebnisse  für  die  Fasten  werden  an 
Verknüpfung  durch  et  sehr  auffällig.)  Die  andrer  Stelle  erörtert  werden  mit  der  Ab- 
griechische Fassung  Ji6g  'EIhvQ-bqi'ov  bewog  weichung,  dafs  für  die  Jahre  nach  den  Bürger- 
Franz  in  Gerhards  arch.  Zeitg.  nr.  2  S.  25  zu  kriegen  zwischen  dem  Termin  der  Fertig- 
der  Konjektur  Liberatoris.  BecJ<er  (Handbuch  Stellung  und  feierlichen  Übergabe  kein  erheb- 
der  röm.  AJtert.J^  anfangs  zweifelnd  (S.  457)  ent-  lieber  Zeitunterschied  mehr  besteht),  gelangen 
scheidet  sich  im  Nachtrag  (S.  721)  für  Bei-  wir  zu  einer  annähernden  Bestimmung  der 
behaltung  der  Lesung  lovis -Libertatis  und  Dedikationszeit  jener  drei  Tempel  unter 
führt  als  Parallelen  an  Honoris-  Virtutis,  Her-  Augustus.  Da  der  ihnen  vorangehende  des 
culis-Musarum  (sc.  aedes  S.  612) ;  dazu  ist  zu-  50  Quirinus  a.  738  u.  c.  geweiht  wurde  (Dio  54, 
nächst  zu  bemerken,  dafs  beide  Titel  un-  19,  4),  so  ist  hiermit  der  terminus  post  quem 
richtig  sind,  denn:  erstens  sind,  wo  beide  gefunden;  als  terminus  ante  quem  gilt  für 
Namen  genannt  werden,  diese  durch  et  oder  ac  Minerva  das  Jahr  4  p.  0.  (vgl.  Amt,  De  aedi- 
(atque)  verbunden  (Cic.  n.  d.  2,  23,  Fc/t.  4,  121.  bus  sacris  etc.  Marbg.  Diss.  1889  p.  42  fi".),  für 
Ascon.  in  Pis.  19.  Liv.  27,  25,  7.  Val.  Max.  1,  luno  und  luppiter  das  Todesjahr  des  Octavian. 
1,  8.  Plin.  n.  h.  35,  120.  Serv.  ad  Aen.  1,  8.  Das  zum  1.  September  angemerkte  Opfer  'lovi 
Symm.  ep.  1,21),  zweitens  sind  die  beiden  Ge-  Libero,  lunoni  Beginae  in  Aventino'  der  Arval- 
nitivenicht  koordiniert,  sondern ilfM.va)MJ«  hängt  fasten  {Henzen,  act.  fratr.  Arv.  p.  CCXXXVl; 
von  HercuJes  ab;  vgl.  die  Aufschrift  Hercules  zwischen  742—767)  ergiebt  keine  schärfere 
Musarum  auf  einem  Denare  des  Q.  Pomponius  60  Umgrenzung,  doch  ist  es  darum  von  Interesse, 
Musa  (BabeJon,  Descript.  des  monn.  de  Ja  rep.  weil  auch  für  Rom  darin  die  Benennung  Liber 
rom.  2  S.  361  nr.  8;  .«.  ßd.  1  Sp.  2972).  Ver-  sicher  gestellt  ist.  Denn  die  Identität  des 
bietet  also  dei-  Sprachgebrauch  an  eine  Ver-  luppiter  Liber  und  luppiter  Liberias  {Mar- 
einigung  der  beiden  Tempel  wie  bei  Honos  quardt,  Böm.  Staat svenv.  3^  S.  23  Anm.  2  will 
und  Virtus  zu  denken,  so  spricht  gegen  die  in  den  Formeln  bei  GeJJius  13,  23  auch  die 
Annahme  einer  Verehrung  beider  Gottheiten  Ausdrucksweise  lovis  Liberias  finden)  macht 
im  gemeinschaftlichen  Heiligtume  aufserdem  die  Zusammenstellung  mit  luno  Regina  (vgl. 
noch  die  Bezeichnung  aedes  Libertatis  (s.  oben),  Mon.  Anc.  a.  a.  0.)  und  der  Zusatz  in  Aven- 


665      lui^pitei-  (Dapalis,  Herceus,  Penetralis)  luppiter  (altröin.  Eliegott:  Farreus)    666 

Uno    durchaus    wahrscheinlich.     Der  Beiname  Machte  es  die  Anwesenheit  des  flamen  Dialis 

Libertas   bleibt   auffällig,    die   konkreten   Be-  schon    sehr    wahrscheinlich,    dafs    das    Opfer 

nennungen    Lapis    und    Fulgur    können   nicht  dem    luppiter    galt,    so     besteht    jetzt    kein 

zur  Vergleichung  herangezogen  werden,  hoch-  Zweifel  mehr  darüber,  seitdem  es  Studemund 

stens  luventus  (s.  unten).  gelang    die    Stelle    bei    Gaitts    1,     112    voll- 

Es  lassen  sich  hier  am  besten  einige  Privat-  ständig    zu    entziffern,    sie   lautet:    farreo   in 

kulte  anreihen,  in  denen  die  Beziehungen  des  manitm  conveniunt  per  quoddam   genus  sacri- 

Himmelsvaters    zum    Ackerbau   klar  hervor-  ficii,    quod  lovi  Farreo   fit:   in    quo    farreus 

treten.      Bei    Beginn     der    Aussaat    für    den  panis  adliibttur,  unde  etiam  confarreatio  dici- 

Sommer   sowohl   wie    für    den   Winter    {Fest.  lO  tur ;  comphira  praeterca  huiiis  iuris  ordinandi 

p.    51    daps    apiid    antiquos    dicebatur  res    di-  gratia  cum  ccrtis  et  sollemnilnis  verbis,  praesen- 

vina,  quae  fiebat  aut  hiberna  semente  aiU  verna)  tibus  decem  testihuf,  aguntur  et  fiunt  (vgl.  Stude- 

opferte  der  Landmaun  dem  luppiter  Dapalis.  mund,   Virhavdlungen  der   Würzburger  Phüo- 

Ein    schätzbarer  Bericht    über   die  Art  dieser  logenversammlung  1869  S.  125).    Während  aber 

Feier  ist   uns    bei   Cato   de   agricult.    132    er-  der  letztere  und  Marquardl  a.  a.  0.   in  farreo 

halten:     lovi   dapali    culignam    vini   quantam  hinter  lovi  einen    substantivischen  Ausdruck 

vis  polliiccto.  eo  die  feriae  bubus  et  bubuJcis  et  erkennen,    zu    dem    der   Satz    in  quo    farreus 

qui  dapeni  facient;  cum  pollucere  (■portebit,  sie  p)anis  habetur  ,, gleichkam   glossierend''    hinzn- 

facies:  'luppiter  dapalis,  quod  tibi  ficri  oportet  gefügt  wird,   sieht  Jordan  {Preller,  B.  M.  1^ 

in  domo  familia  mea  culignam  vini  dapi,  eius  20  S.  197  Anm.  2)   darin  einen  neuen  Beinamen 

rei  ergo  macte  hac  illace  dape  p)ollucenda  esto.''  luppiters.     Vergleicht  man  zu  dem  genannten 

manus  interluito,  jwstea  vinum  sumito:  'luppiter  Opfer  die  Darstellung  des  etruskischen  Spiegels 

dapalis  macte  istace  dape  pvllucenda  esto,  mncte  (Bd.  1  Sp.  2259/60),  wo  der  Himmelsvater  die 

vino  inferio  esto.'      Vestae,  si  voles,  dato,  daps  dii  coniu^ales  Hercules  und  luno   zusaramen- 

lovi  assaria,  pecunia,   urna  vini.     lovi  caste  führt  {Bei  ff  er  scheid,  De  Hercule  et  lunone  diis 

profanato    sua    contngione    postea    dape    facta  ItalorumconiugaUbus,  ann. d'inst.  1SQ7  S.3b2S.), 

serito    milium,   panicmn,    alium,   lentini   (vgl.  so  kann  man  ohne  Bedenken  der  Behauptung 

luno  als  dea  dapalis).    Bevor  die  reifen  Früchte  Studemunds    beistimmen,     dafs     der    höchste 

in    der  Scheuer  geborgen  wurden,    ging  dem  Gott     als     Vorstand     und     Beschützer    jeder 

Opfer     einer    porcus    femina     für    Ceres    die  30  sakralen    Ehe    zu    gelten    hat;    daher    wurde 

Spende    von  Wein    und   Kuchen    (fertum)   für  auch  durch  seinen  bei  der  Ceremonie  ertönen- 

lanus  und  luppiter  voraus,  wobei  man  ihn  um  den  Donner  die  confarreatio  getrennt  {Serv.  ad 

Schutz    des     gesamten    Hausstandes    anflehte  Aen.  4,  339  .  .  tonuisse    quae  res    dirimit  con- 

{Cato  a.  a.  0.  134).     Auf  den  Beschirmer  des  farreationes). 

Hauses  scheinen    auch  die  Epitheta  Herceus  Im  capitolinischen  Tempel  befand  sich  in 

und  Penetralis  zu  deuten:  Paul.]}.  101  Her-  delubro  Minervae  eine  aedicula  der  luventas 

ceus  luppiter  inter  consaeptum  domus  cuiusque  {FUn.  n.  h.  35,  108   pinxit   (Nicomachus)    hie 

colebutur   quem  etiam  deum  penetralem   appel-  raptum  Proserpinae,  quae  tabula  fuit  in  Capi- 

labant.      Serv.   ad  Aen.  2,  469    singula    enim.  tolio    in    Minervae    delubro    super    aediculam 

domus    S'icrata    sunt    diis:    ut    macer ies    quae  40  luventatis.     Dion.  3,  69  v.al  vvv  o  (ihv  ttegög 

ambit  domum  Herceo  lovi,  vgl.  ibid.  606.    Ver-  (gesprochen  wird  vorher  von  den  Altären  der 

wandt  mit  der  dapes  ist  das  epulum,  das  all-  luventas  und  des  Terminus)  soziv  iv  ra  ngo- 

jährlich  die  plebeische  Gemeinde  dem  luppiter  väa  ttJs  'J&rjvüs  .  .)•     Weil  die  Göttin,  so  er- 

Capitolinus  darbrachte  (s.  diesen).  zählt  die  Sage,  beim  Bau  nicht  habe  weichen 

Hat  sich  das  Wirken   des   höchsten  Gottes  wollen,  sei  ihr  eine  eigene  Kapelle  eingeräumt 

für  das   Gedeihen  und    den   Segen  des  Land-  worden  (aufser  d.  a.  St.  Xit;.  5,  54,  7.  i)<o54, 19); 

baues  im  religiösen  Bewufitsein  des  Volkes  deut-  die   Erzählung    scheint   ursprünglich   nur  von 

lieh   erhalten,   so  ist  seine  Bedeutung  für  die  Terminus    gegolten    zu    haben    {Cato  b.  Fest. 

Fruchtbarkeit  und  Vermehrung  des  Menschen-  p.  162.  Lio.  1,  55,  3.  Ov.  fa>-t.  2,  665.  Dion.  2,  74. 

geschlechtes  hinter  der  seines  Genius  Hercules  so  Paul.]).  368.   Serv.  ad  Aen.  8,  448.   Lact.  1,  20) 

weit  zurückgetreten.    Weil  luppiter  an  allem,  und    von    ihm    auf  luventas    und  Mars  {Aug. 

was    den  Acker,    das  Haus    und   die  Familie  c.  d.  4,  23)  übertragen  zu  sein  {Jordan,  Top.  1,  2 

betrifft,  regen  Anteil  nimmt,  weihen  ihm  Mann  S.  11).     Es  war  eine   alte  Sitte,   dafs   fik-  die, 

und  Weib,   wenn  sie  die  Ehe  eingehen,    den  welche    die    männliche   Reife    erlangt    hatten, 

Spelt,     das    Sinnbild    des    täglichen    Brotes,  eine  Gabe  in  den  Schatz  der  luventas  nieder- 

Jordan,  Herm.  16  (1881)  S.  240.     Es  war  dies  gelegt    werden    mufste    {Piso  b.    Dion.  4,  15). 

bekanntlich    die     feierlichste    Art     der    Ehe-  Am  Tage  der  Bekleidung  mit  der  toga  virilis 

schhefsung,  in  Gegenwart  von  10  Zeugen  vom  wurde     zum    Schlufs    der    Feierlichkeiten    ein 

pontifex  maximus  und  dem  flamen  Dialis  voll-  Opfer    dargebracht  {Appian  b.  c.  4,  30),    und 

zogen,   und  von   dem   dargebrachten  farrenm  60  zwar  auf  dem  Capitol  {Val.  Max.  5,  44.    Suet. 

libum  {Paul.  p.  88)  confarreatio  genannt  {Ulp.  Claud.  2.    Serv.  ad  Ecl.  4,  50).    Die  Notiz  der 

fr.  9,  1.  Serv.  ad  Georg.  1,  31.  Boethius  ad  Cic.  fast.  Farnes,  ad  Mart.  17,  Libero  in  Capfitolioi 

Tvp.  p.  299  Or.,  vgl.  Boßbach,  Untersuchungen  0.  I.  L.  I  p.  388  (vgl.  fast.  Caeret.  Eph.  ep.  3 

über  die  röm.  Ehe  S.  95  ff.  Kariowa,  Die  Formen  p.6)  veranlafste  Marquardt,  Böm.  Staatsverw.^'^ 

der  römischen  Ehe  und  Manus  S.  5  ff.     Mar-  S.  124  Anm.  4    zu    der  Annahme,    dafs  jenes 

qiiardt,  Böm.  Staatsvericaltg.  3^  S.  304  Anm.  10.  Opfer  an   der  ai-a  Liberi  stattgefunden  habe. 

4^  S.  32.  50.  Gamurrini,  il  matrimonio  italico,  Da  jedoch  alle  im  Dativ  den  einzelnen  Tagen 

Mitteilungen   d.   arch.   Inst.    4    (1889)    S.    92).  beigefügten  Namen  der  Götter  die  Dedikations- 


G67   luppiter  (altröm.  K.:  luventus,  luvenis)  luppiter  (altröm.  K. :  Terminus,  Inventor)   668 

tage  ihrer  Tempel  angeben,  so  werden  wir  um  scharfer  Umgrenzung  dem  Auge  sich  präsentiere 
so  weniger  Bedenken  tragen,  den  sakralen  Akt  {Serv.  ad  Äen.  9,  448  londe  in  CajyitoHo  prona 
an  den  Altar  der  luventas  zu  verlegen,  als  2^'^'^  tecti  patet,  quae  lapidem  iiiswn  Ttrmini 
auch  der  oben  erwähnte  Brauch  der  Geld-  spectat,  nam  Teiniino  non  nisi  sub  dito  sacri- 
speiide  darauf  hinzuweisen  scheint  (anders  ficahatur,  vgl.  Üv.  fast.  2,  612).  luppiter  wuchte 
Jordan,  Top.  1,  2  S.  39  Anm.  38).  Enthält  nun  gleichsam  über  die  Unverrückbarkeit  desselben 
schon  die  Lage  der  aedicula  eine  Beziehung  und  damit  auch  aller  andern,  die  in  jenem 
zu  luppiter  als  dem  eigentlichen  Besitzer  des  siüubildlicb  dargestellt  waren,  und  es  ist 
Tempels,  so  liegen  aufserdem  bestimmte  Zeug-  natürlich,  dafs  man  denselben  Gott,  zu  dem 
nisse  der  Alten  vor,  dafs  auch  ihm  die  gottes-  10  man  um  das  Wachstum  der  Saaten  und 
dienstliche  Handlung  bei  Eintritt  der  Knaben  Früchte  flehte,  sich  auch  als  Beschützer  des 
in  die  Pubertät  gegolten  hat.  Sirv.  a.  a.  0.  Bodens  dachte,  dem  die  Erträge  des  Land- 
loccm  meriio  pueroruni  dicunt  incrementa  baues  entsprief^en.  (Fabeln  über  die  Ein- 
curare,  quia  cum  pueri  togam  virilem  sumpse-  führung  des  Terminuskultes  s.  im  Abschnitt 
rint  ad  Capitolmm  eunt,  vgl.  Aue/,  c.  d.  4,  11.  über  die  Sabiner  Sp.  639,  24.)  Das  Bekannt- 
So  war  er  der  Schirmer  und  Hort  der  heran-  werden  mit  den  griechischen  Sagen  gab  Ver- 
wachsenden männlichen  Jugend.  Die  In-  anlassung,  den  Stein  in  der  cella  lujopiters 
Schriften,  welche  einen  lujipiter  luventus  für  denjenigen  zu  erklären,  den  Saturnus  durch 
verzeichnen  (C.  /.  L.  9,  5574  lovi  Iiientvti  aus  ilhea  getäuscht,  anst.itt  seines  Kindes  ver- 
Septempeda  und  C.  I.  L.  11,  3245  lovi  luven-  20  schluckt  haben  soll  {Lactant.  1,20,88).  Die  Zu- 
tuti  sacrmn  aus  Sutrium),  gehören  der  Kaiser-  sammenstellung  luppiter  Terminus  begeg- 
zeit  und  sind  nicht  stadtrömisch.  Commodus  net  uns  am  frühesten  auf  Münzen  des  berühmten 
liefs  Münzen  prägen  mit  der  Umschrift  lovi  Grammatikers  M.  Terentius  Varro  (er  schlug 
luveni  (i-.  Cohennr.  S'^O.  371,  Ygl.Fröhner,  Les  sie  als  Proquästor  des  Pompeiuä,  also  ver- 
medaülons  de  l'einpire  Momain  -p.lSS:  luppiter  mutlich  um  das  Jahr  678,  vgl.  Roth,  Ltben 
mit  Scepter  und  Blitz,  links  zu  seinen  Füfsen  des  Varro,  Basel  1857,  S.  12;  c.  a.  705  nach 
ein  Adler,  rechts  ein  Altar,  eine  Scene  aus  Babelon  a.  a.  0.  2  S.  485  if.;  der  Gott  gehörte 
dem  Gigantenkampfe  darstellend;  Cohen  562 —  wohl  zu  seinen  Penaten),  Cohen,  Cons.  T.  39, 
572,  es  fehlt  der  Altar),  und  darnach  wird  auch  Ter.  5,  6,  vgl.  Mommsen,  M.  W.  S.654  Anm.  553; 
lov.  luven  auf  Münzen  desselben  Herrschers  30  es  scheint,  dafs  der  griechische  Zfig  öqloi;, 
{Cohen  nr.  81.  82)  zu  luveni  zu  ergänzen  sein,  mit  dem  der  Kopf  grofse  Ähnlichkeit  zeigt, 
doch  vermutet  Ovcrbeck,  Griech.  Kunstmythol.  2  auf  den  Typus  sowohl  wie  auf  den  Namen 
S.  201  ff.,  dafs  hier  nicht  der  als  jugendlich  nicht  ohne  Einflufs  geblieben  ist  {OrerbecTc 
gedachte  Gott  dargestellt  sei,  sondern  der  a.  a.  0.  S.  5).  Bezüglich  der  im  ager  Ravennas 
junge  Kaiser  im  luppiterkostüm  und  dafs  es  gefundenen  Herme  mit  der  Inschrift  Iov{i) 
sonach  einen  wirklichen  Kult  des  lujjpiter  Ter{viin(ili'i)  M{arcus)  \  Vul{rrius)  Ant(iochus) 
luvenis  nicht  gegeben  habe.  An{nii)  Ti(beriani)  cohnes)  (Mommsen  C.  I.  L. 
Wenn  ein  Volk  sein  nomadisierendes  Leben  11,  351)  gehen  die  Ansichten  auseinander; 
aufgegeben  und  sefshaft  geworden  sich  der  während  Gerhard,  Ann.  d.  inst.  1847  S.  327 
Bestellung  der  auf  friedliche  Weise  oder  im  40  Taf  S.  T.  ein  Bild  des  Gottes  selbst  erkennen 
Wege  der  Gewalt  gewonnenen  Äcker  zu-  will,  glaubt  Hcnzen  zu  Or.  nr.  5648,  es  handle 
gewendet  hat,  so  ist  ein  Beharren  und  Fort-  sich  nur  um  eine  Widmung  der  Herme  an 
schreiten  in  diesem  Anfangsstadium  der  Kultur  luppiter  Terminalis,  nicht  um  eine  Darstellung 
nur  denkbar,  wenn  nach  Verteidigung  des  desselben.  (Genaueres  über  Kult  und  Feste 
Landes   der  Bestand   des   durch   den  Gesamt-  s.  v.  Terminus.) 

willen  festgesetzten  Eigentumes    nicht  durch  Am  Fufse   des  Aventin,   in  der  Nähe   der 

die  willkürlichen  EingrifTe   des  Einzelnen   ge-  porta    trigemina    (s.    die    unten    angeführten 

fährdet    werden    kann.      Darum    hat    sich    in  Stellen),    befand    sich    ein    uralter    Altar    des 

früher    Zeit     der    Brauch     entwickelt     durch  luppiter.  Die  Nachbarschaft  der  Kultstätten  des 

Pfähle   oder  Steine  die    Grenzen    des  Besitz- 50  Hercules  ad  circummax.,  in  foroboario,  besonders 

tums     abzustecken    und    man    begnügte    sich  ad  portaui   trigeminam   (vgl.  Bd.  1   Sp.  2901  ff', 

nicht  durch  harte  Strafen  jeden  Frevel  gegen  2916.  2940)    gab    Veranlassung,    ihn    in    den 

die  Heiligkeit  und  Unantastbarkeit  des  Eigen-  Sagenkreis  hineinzuziehen,  der  die  Entstehung 

tums  aufs  strengste  zu  ahnden  (ü'Mf/or^',^?'»»!«^  jener  Heiligtümer  auf  den  siegreichen  Kampf 

Institutionen  in  Schriften  der  röm.  Feldmes'^er  2  des  Hercules  gegen  Cacus  zurückführte.  Dafstla- 

p.  236f.;  J.  Grimm,  Deutsche  Grenzaltertümer  bei  der  schon  vorhandene  Kultname  Inventor 

in  denAhhdlg.  der  Beil.  Ah.  1843  S.  109  ff'.),  son-  die  Direktive  gab  für  die  Art  der  Verwendung, 

dern  es  wurden  auch  die  Symbole  der  Unverletz-  ist  wahrscheinlicher,   als   dafs  das   cognomen 

lichkeit  unter  den  besonderen  Schutz  der  Gott-  erst  der  Fabel  seinen  Ursprang  verdankt.    Der 

heit  gestellt.    Ein  solcher  Grenzstein  (der  Re-  go  erste  und  ausführlichste  Bericht  liegt  vor  bei 

Präsentant  des  Gottes  selbst;  Overheck,  Griech.  Dion.  1,  39   ayviaceg   (sc.  'Hga-nlij?)   öl   xg>  no- 

Kunstmythol.  2  S.  554  Anm.  9),  gewissermafsen  ta^co   xhv   (pövov   iÖQvsxai   ttItigiov  tov  xönov 

das   Prototyp    aller    existierenden   Grenzsteine  Jio?  EvQfciov  ßconov  o's  ifftt  xrjg  'Pcöfirjg  Ttagcc 

lag   in  der  Cella  des   capitolinischen  luppiter,  xf/   Tgiööfico   nvlrj   yial  &v£l   xco   ■9'frä    ääiialiv 

und  über   ihm   im  Dache  war   nach   den  Vor-  tvcc  xrig  svQiosag  xäv  ßocSv  xagicx/igiov  xav- 

schriften  des  Kultus  eine  Öff"nung  angebracht,  xriv    ixi   ■nal    sig   sfis    xr,v   &vaiav   rj  'Pw^Kiav 

doch  wohl  damit  im  Lichte  des  hellen  Tages  nöltg  owEriXsi  vofii'fioLg  'EllrjviKOig  anaciv  iv 

jede   Unklarheit    schwände    und   der   Stein   in  avxfj   xqansvrj   -naQ^oLnsQ    sKBivog   xarfcrj^ffaro. 


669      luppiter  (altröm.  Kulte:  Inventor)  luppiter  (altröm.  Kulte:  Inventor)      670 

EvQSGiog  ist  die  Übertragung  des  lateinischen  SIO.  nr.  146),  ja  selbst  der  offizielle  Ausdruck 
Inventor;  denn  die  griechische  Mythologie  nennt  boes  {Fest.  p.  189  lovi  Feretrio  .  .  . 
kennt  keinen  Zsvg  EvQ^ciog.  Ovid  fast.  1,  579  borein  eaedito  in  der  lex  opimorum  spolioriim, 
widmet  der  Sage  nur  das  Distichon:  Immolat  Acta  frair.  Arval.  bovem  marem,  boves  mares 
ex  illis  taurum  UM,  luppiter  unum  \  vidor  od  S.  71 — 73.  84—87.  91.  92.  95.  96  ff.  Henzen, 
Euandrum  ruricolasque  vocat.  Eine  genauere  loie  bovid  piaclum  datod  in  der  lex  Spohtina 
topographische  Bestimmung  fügt  noch  5'oZm  1,  7  Jordan  ind.  lect.  Begim.  1882/3  p.  16,  vgl. 
bei:  aram  Hercules  quam  voverat  si  anussas  noch  Liv.  41,  14).  Die  Farbe  des  Rindes  war 
boves  vepperisset,  punito  Caco  patri  inventori  weifs  (Lir.  22,  10,  7.  üvid.  ep.  ex  P.  4,  4,  31. 
dicavit  qni  Cncus  habitavit  locum,  cui  Sidinae  lo  Arnob.  2  68),  gefleckte  wurden  mit  Kreide 
nonieii  est,  tibi  tri<)emhia  nunc  porta,  während  angestrichen  {luv.  10,  66  und  Schal,  dazu,  wo 
die  Schrift  de  origine  gentls  Bomanae  c.  6  schon  Lu:ilius  diesen  Brauch  erwähnt),  im 
tuni  JRecaranus  sub  Arentino  Tnrenfori  patri  Notfall  begnügte  man  sich  mit  boes  calidi 
aram  dedicavit  appdlovitque  maximam  et  apud  {=  qni  frotdem  albam  habent  Isidor  or.  12, 
eam  decimum  sui  pecoris  profanavit  (vgl.  cp.  8)  1,  52.  VhiJox.  gloss.  p.  207  Lahb.),  vgl.  Mar- 
die  drei  Altäre  des  luppiter,  des  Hercules  ad  quardt,  Böm.  Staatsütrivaltg.  3'^S.  172  A-nm.  7.8, 
portam  ti-igeminani  und  in  foro  boario  durch  S.  173  Anm.  1.  Gilbert,  Gesch.  u.  Top.  Roms  2 
einander  mengt.  Wenn  Peter  BA.  1  Sp.  2917.  60  S.  422  A.  1.  Der  Ritus  am  Altar  des  luppiter 
,,aus  der  innigen  Verbindung,  in  welcher  die  Inventor  war  der  griechische  {Dion.  voixiuoig 
Sage  den  Altar  zu  Hercules  setzt",  auf  einen  20  'EllrjviKOLg).  Wenn  die  ansprechenden  Ver- 
sakralen Zusammenhang  der  Altäre  des  lup-  mutungen  von  Peter  Bd.  1  Sp.  2928flF.,  dafs  der 
piter  Inventor  und  Hercules  {Plut.  q.  li.  60,  sogenannte  graecus  ritus  an  der  ara  maxima 
vgl.  (?/76(t(  2  S.  158  Anm.  3;  3  S.  434)  schliefst,  des  Hercules  und  am  Tempel  des  Saturnus 
so  kann  man  ihm  beistimmen;  wenn  er  aber  uralte  römische  Opfersitte  sei,  sicher  begründet 
(Sp.  2940)  für  seine  Ansicht  eine  Stütze  in  den  werden  könnten,  so  würden  sie  auch  für  den 
Fasten  finden  will  —  es  geben  zum  13.  August  Kult  des  luppiter  Inventor  Geltung  behalten, 
die  jast.  AUif.  F.  lovi.  Dianae  Vortmnno  in  Ebenso  ist  von  Pder  Sp.  2289,  10  mit  Recht 
Aventino.  Herculi  Invicto  ad  port.  trigeminam.  darauf  hingewiesen  worden,  dafs  das  Medaillon 
Castori  Polhici  in  circo  Flam.  Florae  ad  cir  des  Antoniuus  Pius  {Fckhel,  Doetr.  numm.  p.  29. 
maximnm  {Eph.  ep.  3  p.  85  =  C.  I  L.  9,  2320),  30  Cohen,  Med.  imp.  2  nr.  484.  Frühner,  Les  medail- 
die  fast.  Amit.  Feriae  lovi  Dianae  Vortumno  Ions  de  l'empire  Romain  S.  57),  auf  welchem 
in  Arentino  Castori  Polluci  in  circo  Flaminio  Hercules,  die  Linke  mit  der  Keule  bewaflnet, 
C.  I.  L.  1  p.  324  =  9,  4192)  —  so  ist  dem  ent-  über  den  Arm  die  Löwenhaut  gehangen,  mit 
gegenzuhalten,  dafs  die  Worte  feriae  lovi  von  der  Rechten  über  einem  brennenden  Altare  die 
den  folgenden  getrennt  werden  müssen;  denn  patera  entleert,  während  von  der  andern 
es  ist  ein  Unterschied  zwischen  dem  im  Dativ  Seite  ein  Opferdiener  ihm  ein  Rind  zuführt, 
stehenden  Zusätze  einer  Gottheit  und  der  Ver-  den  Heros  darstelle,  wie  er  nach  dem  Siege 
bindung  derselben  mit  dem  terminus  'feriae^;  über  Cacus  am  Altare  des  luppiter  Inventor 
erstere  beziehen  sich  auf  die  Stiftungstage  das  Dankesopfer  darbringe.  Abbildg.  Bd.  1 
der  Tempel,    letztere  bezeichnen   nicht  einen  40  a.  a.  0. 

bestimmten  lokalen  Einzelkult,  sondern  gelten  Vereinzelt  und  dürftig  sind  die  Zeug- 
dem  Gotte  schlechthin;  und  darum  waren  die  nisse,  die  uns  von  der  Verehrung  des  Natur- 
Tage  der  feriae  aus  der  Zahl  der  dies  fasti  gotte s  Kunde  geben,  eine  Thatsache,  die  ihre 
ausgeschlossen  {Mommsen,  C.  I.  L.  1  p.  375),  Erklärung  in  dem  Umstände  findet,  dafs  die 
darum  wurden  auch  feriae  und  Opfer  am  Feier  der  in  Feld  und  Hain  wirksam  ge- 
Dedikationsfeste  im  Kalender  gesondert  an-  dachten  Gottheiten  von  jeher  mehr  Gegen- 
gemerkt, wenn  beide  auf  denselben  Tag  fielen  stand  des  Privatkultes  gewesen  ist,  und  in 
{Allst  a.  a.  0.  p.  38  ff.).  Dafs  Dionys  a.  a.  0.  dem  Charakter  der  antiken  Litteratur,  die  ihre 
den  Hl  rcules  an  dem  neugegründeten  Altare  Aufmerksamkeit  in  erster  Linie  dem  ötfent- 
einen  ödiialig  (i.  e.  iuvencus)  darbringen  läfst,  50  liehen  Leben  zuwandte.  Es  ist  ferner  sehr 
entsprichtnur  den  Bestimmungendes  Pontifikal-  begreiflich,  dafs  bei  einem  Volke,  das  anfangs 
xechtes{wg\.ServiusadAen.h,^l.Verg.Aen.^,&27  zur  Behauptung  seiner  Existenz,  sodann  im 
Ovid.  fast,  l,  83)-,  unter  den  vier  Klassen  vituli  Ringen  um  die  führende  Stellung  in  Italien 
iuvenci,  boes  novelli,  boes  vetuli,  in  welche  die  und  am  Mittelmeere  von  einem  Kriege  zum 
Rinder  bei  Varro  de  re  rust.  2,  5,  6  nach  dem  andern  geführt  wurde,  die  auf  die  Natur  be- 
Alter  geteilt  werden,  gehörten  die  iuvenci  der  züglichen  Seiten  eines  so  pantheistisch  an- 
zweiten  an.  Tauri  dem  luppiter  zu  opfern  gelegten  Gottes  wie  luppiter  allmählich  zu- 
(Klasse  3  und  4)  war  verboten,  vgl.  Ateius  lücktreten  mufsten  hinter  der  kriegerischen 
Capito  bei  Macrob.  3,  10,  3  lovi  tuuro  verre  und  politischen  Bedeutung;  von  diesen  beiden 
ariete  immolari  non  licet,  3,  10,  7  si  quis  forte  60  ist  die  erste  wieder  die  ursprünglichere;  denn 
tauro  lovi  feccrit  piaculum  dato.  Da  iuvenci  der  Gedanke  an  ein  ideales  Staatsoberhaupt 
und  tauri  nur  dem  Alter  nach  geschieden  (luppiter  Capitolinus)  kann  bei  einem  Volke 
waren,  so  ist  es  begreiflich,  dafs  der  Sprach-  nicht  eher  ausgebildet  sein,  als  bis  eine  staat- 
gebrauch sie  nicht  scharf  auseinander  hielt  (vgl.  liehe  Einigung  im  bewufsten  Gegensatz  zu 
Ocid.fasf.l,b79.  Verg.  Aen.  3,21  Caehcolum  allen,  die  keinen  Anteil  an  ihr  haben,  voll- 
regi  mactabam  in  litore  taurum.  Sil.  Ital.  6,  647  zogen  ist. 

ingmtem  taurum  dona  lovi.    Jiovfii  J^sqcoqsl  Den, Kult  des  luppiter  Feretrius  führt  die 

tavQoiJL,  auf  einer  oskischen  Inschrift  Zicetajeff,  antike  Überlieferung  einstimmig  auf  Romulus 


()71      luppiter  ialtröm.  Kult:  Feretrius) 

zurück  und  erklärt  ihn  damit  für  einen  der 
ältesten  Homs.  Im  siegreichen  Kampfe  gegen 
die  Caeninenser  {Eph.  ep.  1  p.  157)  hatte  Ro- 
mulus  mit  eigner  Hand  den  feindlichen  König 
Acron  {Livius  und  JDionys  kennen  den  Namen 
noch  nicht)  getötet  und  ihm  die  Rüstung  ab- 
genommen {Liv.  1,  10,  4.  Dion.  2,  33).  Livius 
§  5  ff .  fährt  fort :  Inde  exercitu  Victore  reducto 
ipse  .  .  .  spolia  ducis  hostium  caesi  suspensa 
fahricato  ad  id  apte  ferculo  gerens  in  Capito- 
livm  escendit  ibique  ea  cum  ad  quercuin  pasto- 
ribus  sacram  deposuisset,  simul  cum  dono  de- 
signamt  templo  lovis  flnis  cognomenque  addidit 
deo.  ^luppiter  Feretri\  inquit,  'haec  tibi  vicior 
Romulus  rex  regia  arma  fero  templumque  Ji'S 
regionibus,  quas  modo  animo  metatus  sum, 
dedico  sedem  opimis  spoliis,  quae  regibus  duci- 
busque  hostinm  caesis  me  auctorem  sequentes 
posteri  ferent.'  Haec  templi  est  origo,  quod 
primum  omnium  Bomae  sacratum  est.  Der 
Akt  der  Inauguration  und  die  Dedikations- 
foimel,  die  nur  am  fertigen  Bau  gesprochen 
werden  konnte,  folgen  unmittelbar  nach  ein- 
ander, vgl.  Jordan, Krit.  Beitr.  S.  254;  Dion.  2,34 
(dieser  läfst  den  König  vor  der  Weihung  noch  die 
Antemnaten unterwerfen).  Phit.Bom.  16.  Prop>.b, 

10,  7.  46.  Val.  Max.  3,  2,  3.  Flor.  1,  1,  16. 
Ampel.  21.  Bio  44,  4.  Scrv.  ad  Aen.  6,  859. 
Elogium  des  Romulus  C.  I.  L.  1  p.  283  elog.  22 
=  10,  809  isque  \  primus  dux  duce  hostium  | 
Acrone  rege  Caeninensium  \  interfecto  spolia 
opifmaj  I  Jovi  Feretrio  consecrafvit] .  Der 
Stiftung  gab  Numa  die  gesetzliche  Weihe 
durch  die  lex  opimorum  spoliorum.  Fest.  p.  189: 
cuius  auspicio  clusse  producta  opima  spolia 
capiuntur,  lovi  Feretrio  daricr  oporteat  {Jordan, 
Herrn.  7  S.  206  liest  oportet)  et  bovem  caedito, 
qui  cepit  aeris  C.  C.  secunda  spolia  in  Martis 
aram  in  campo  solitaurilia  (über  die  Formen 
suovetaurilia  und  solitaurilia  vgl.  Marqnardt 
3^  S.  173  Anm.  13)  utra  voluerit  caedito  tertia 
spolia  lanui  Quirino  agnum  marem  caedito, 
C.  qui  ceperit  ex  aere  dato  cuius  auf-picio 
capta,  dis  piaculum  dato.  Die  Fortsetzung 
huius  aedis  lex  nulla  exstat  ncque  temphim 
habeat  (habeaiur  Jordan)  neque  (necne  J.)  scitur 
geht  nach  Jordan  a.  a.  0.  auf  den  lanus 
Geminus;  zum  Verständnis  des  vielfach  ver- 
dorbenen Textes  vgl.  Plut.  Marc.  8.  Servius  ad 
Aen.  6,  859;  die  ganze  lex  wird  behandelt  von 
M.  Voigt,  Ablidlg.  der  Leipz.  Ges.  der  Wiss. 
Bd.  17  S.  561  ff'.  AncusMarcius  erweiterte  den 
Tempel  {Liv.  1,  33,  9  rebus  bello  gestis  aedis 
lovis  Feretri  omplificata).  Soweit  die  Fabel, 
In  der  Geschichte  hören  wir  zuerst  von  dem 
Heiligtume  bei  der  Weihung  der  im  Kampfe 
mit  dem  Veienterkönig  Tolumnius  gewonnenen 
spolia  opima  des  A.  Cornelius  Cossus  a.  328  u.  c. 
nach  Biodor  12,  80.   Val.  Max.  3,  2,  4.  Flor.  1, 

11,  3.  Aurel.  Vict.  de  viris  illustribus  25.  Plut. 
Rom.  16.  Serv.  ad  Aen.  6,  855,  a.  317  nach 
Jav.  4,  20.  Dion.  12,  5;  in  Wirklichkeit  im 
Jahre  326,  in  welchem  Cossus  das  Konsulat 
bekleidete,  denn  nur  die  spolia  opima,  die 
der  Führer  dem  Führer  abgenommen,  konnten 
im  Tempel  des  luppiter  Feretrius  niedergelegt 
werden,  daher  mufsten  T.  Manlius  Torquatus, 
Valerius  Corvinus  und  Scipio  Africanus  minor 


luppiter  (altröm.  Kult:  Feretrius)      672 

auf  die  gleiche  Ehre  verzichten,  weil  sie  unter 
höherem  Kommando  stehend  die  feindlichen 
Feldherrn  im  Zweikampf  getötet  hatten,  vgl. 
Preller,  B.  M.  1  S.  200  u.  Anm.  2.  Augnstus 
selbst  hatte  auf  dem  zu  seiner  Zeit  noch  er- 
haltenen linnenen  Panzer  des  Tolumnius  ge- 
lesen, dafs  Cossus  ihn  als  Konsul  geweiht  {Liv. 
4,  20,  7,  vgl.  Fest.  p.  189;  s.  über  die  chronolo- 
gische Frage  JVtfse,  Herm.  13  S.412  und  Momm- 

10  sen,  Böm.ForscJig.2  S.236,  die  nur  darin  uneins 
sind,  ob  die  Einreihung  der  zeitlos  umlaufen- 
den Erzählung  in  die  Annalen  vor  oder  nach 
Beginn  der  römischen  Geschichtsschreibung 
zu  setzen  ist).  Der  nächste,  dem  das  Glück 
die  hohe  Auszeichnung  gewährte,war  M.Claudius 
Marcellus,  der  Konsul  des  Jahres  532;  in  einer 
Schlacht  gegen  die  gallischen  Insubrer  er- 
schlug er  ihren  Führer  Viridomarus  {Liv.  ep.  XX. 
Verg.  Aen..  6,  869,  dazu  Servius,  fast,  triumph. 

20  C.  I.  L.  1  p.  458.  M.  Claudius  M.  f.  M.  n. 
MarceVus  anno  DXfXXIJ  |  cos.  de  Galleis 
Insubribus  et  Ger  [man.]  \  K.  Mart.  isque  spolia 
[opiinn  rjettfulit  \  djuce  hostium  Vfiridomaro 
ad  Cljastidfium  \  interfecto] ,  s.  auch  die  bei 
Romulus  und  Cossus  angeführten  Stellen). 
Denare  des  P.  Cornelius  P.  f.  Lentulus  Mar- 
cellinus (c.  706  Drumanni,  S.206,  c.  709  Babelon 


30 


Der  Konsul  C.  Claudius  Marcellus,  die  spolia   opima  im 

Tempel  des   luppiter   Feretrius   darbringend,  auf  einem 

Denare    des   P.    Cornelius    Marcellinus    (nacli    Babelon   1 

S.  352). 

40  s.  unten)  zeigen  ihn  auf  dem  Revers,  die  spolia 
opima  im  Tempel  des  luppite-^  P'eretrius 
darbringend  {Cohen,  T.  12  Claudia  4  dazu 
Mommscn,  B.  M.  nr.  303  S.  648.  Donaldson, 
Ar  eh.  num.  nr.  11  S.  45.  Babelon,  Descr.  des 
monn.  de  la  republ.  rom.  1  S.  352  nr.  11,  vgl. 
S.  427  n.  69,  2  S.  534-.  Stevenson,  A  dictionary 
of  Boman  coins  S.  209;  die  Münze  restituiert 
von  Traian).  Als  vierter  Fall  konnte,  wie 
Gilbert,  Top.  3  S.  399  Anm.  1  anführt,  Caesar 

50  gelten,  Dio  44,  4,  vgl.  Dio  51,  24;  55,  5.  Die 
Jahrhunderte  gingen  an  dem  Heiligtume  nicht 
spurlos  vorüber;  zur  Zeit  des  Augnstus  war 
es  verfallen  und  gehörte  zu  den  vielen,  die 
dem  Kaiser  ihre  Wiederherstellung  verdankten, 
vgl.  Mon.  Anc.  4,  5  aedes  in  Capitolio  lovis 
feretri  .  .  .  feci.   6,  31  sgya  ■naivä  iyivszo  vit' 

aVXOV       VUOl      jLlfV    .     .    .     dthg     .    .     XQOTTOClOCpOQOV. 

Liv.  4,  20,  7.  Cornel.  Nepos  Attic.  20  aecidit, 
cum  aedis  lovis  feretrii  in  Capitolio  ab  Bomulo 
60  constituta  vetusfate  atque  incuria  delecta  pro- 
laberetur ,  ut  Altici  admonitu  Caesar  eam  refi- 
ciendam  curaret.  Da  Atticus  722  gestorben 
ist  und  Nepos  den  Schlufs  der  vita  seines 
Freundes  nach  der  Niederlage  des  Antonius 
bei  Actium  (c.  20,  5),  aber  nicht  nach  dem 
Jahre  725  schrieb,  so  setzt  Mominsen,  B.  g.  d.  A. 
p.  81  die  Restitution  mit  grofser  Wahrschein- 
lichkeit   noch    in    das    Jahr    723.      Über    die 


673   luppiter  (altröm.  Kult :  I.  Feretrius) 

architektonische  Beschaffenheit  des  Tempels 
liegen  die  widersprechendsten  Nachrichten 
vor.  Dio  54,  8  erzählt,  Augustns  habe  ihn 
zum  Muster  genommen,  als  er  zur  vorläufigen 
Unterbringung  der  von  den  Parthern  wieder- 
gewonnenen römischen  Feldzeichen  dem  Mars 
Ultor  auf  dem  Capitole  eine  Kapelle  errichtete 
{■ückzcc  to  toü  /^(ög  ^fQfxQiov  ^ry^co^u«);  da  die- 
selbe auf  Münzen  sich  als  aedis  rotunda  dar- 
stellt (vgl.  Finder,  AhluUg.  der  Berl.  Ale.  1855 
pldJ.  Jtist.  Kl  S.  611—613  u.  Tf.  4,  3.  Donaldson 
a.  a.  0.  S.  26  ff.  Stevenson  S.  541),  so  würden 
wir  für  unser  Heiligtum  die  gleiche  Bauart 
anzunehmen  haben,  hiermit  lassen  sich  jedoch 
die  Abbildungen  auf  den  oben  angeführten 
Denaren  nicht  vereinigen.  Wir  erblicken  einen 
viereckigen  Tempel  als  tetrastylon,  die  Säulen 
von  hoher  Basis  emporsteigend  tragen  ein 
Dach,  dessen  Giebelfläche  keinen  ornamentalen 
Schmuck  zeigt;  auf  der  zum  Eingang  führen- 
den Treppe  steigt  Marcellus  (nicht  Marcel- 
linus, wie  Gilbert  schreibt)  mit  den  Spolien 
des  besiegten  Gegners  empor  ;  die  Beschreibung 
des  Dionys  2,  34  in  üä^STca  xb  ccq%aLOV  i%voc 
iXäzzovag  r)  nivxs  TioSäv  %a.l  Sb-nu  rag  (isi^OTg 
nXsvgag  'i%ov  (der,  wie  es  hiernach  scheint,  die 
Kapelle  mit  eignen  Augen  gesehen),  entspricht 
genau  dem  Bilde.  Wer  die  Zeugnisse  der 
Münzen  und  eines  glaubwürdigen  Zeitgenossen 
vergleicht  mit  der  Angabe  eines  um  mehr  als 
zwei  Jahrhunderte  jüngeren  Schriftstellers, 
wird  sich  kaum  mit  Frcller,  B.  31.  1  S.  200 
und  Helhig,  Die  Italilcer  in  der  Foebene  S.  54 
für  einen  Rundtempel  entscheiden,  sondern 
wird  die  Nachricht  des  Dio  entweder  für  einen 
Irrtum  halten  {Gilbert,  Top.  1  S.  253  Anm.  1) 
oder  in  ihr  wenigstens  keinen  Hinweis  auf 
eine  Nachahmung  in  der  äufseren  Gestalt  er- 
kennen (vgl.  Ficlder  in  Itv.  Müllers  Handhcli. 
d.  llass.  Alhvs.  3  S.S20^=  Baumeister,  Denlm.S 
S.  1480).  So  erledigt  sich  auch  die  Bemerkung 
Helbigs  a.  a.  0.  „eine  runde  Kapelle  des  lup- 
X)iter  (Feretrius?)  findet  sich  auf  einem  Medaillon 
des  Philippus  und  der  Otacilia;  Cohen,  Monn. 
de  Vempirc  4  T  8,  4  ==  Donaldson  nr.  15."  Die 
irrige  Ansicht  über  die  Lage  in  arce,  d.  h.  auf 
dem  nördlichen  Hügel  des  Capitolinus,  der 
heutigen  Höhe  von  Araceli,  ist  durch  Becker, 
Böm.  Altert.  1  S.  402  ff.  und  Jordan,  Top.  2 
S.  498  ff",  endgültig  widerlegt  worden.  Über 
die  Ableitung  des  Namens  Feretrius  gehen 
schon  die  Ansichten  der  Alten  weit  auseinander: 
Dionys.  2,  34  läfst  die  Wahl  zwischen  den  drei 
Übersetzungen  rgonaiovxo? ,  ß-nvXotpoQog  und 
vnfQffBQ^xrjg;  mit  ferire  bringen  ihn  in  Zu- 
sammenhang Frop.  5,  10,  46  mmc  spolia  in 
temjjlo  tria  condita:  causa  Ferctri  \  omine  qiiod 
certo  dux  ferit  ense  ducem.  Flut.  Born.  16. 
Marc.  8.  Faul.  p.  92  quo  foedus  fcrircnt ,  vgl. 
die  Anmerkung  von  0.  Müller ;  mit  ferro  Faul. 
a.  a.O.  a  ferendo  quod  pacem  ferre  putaretur,  vgl. 
Liv.  1,  10,  6;  mit  feretrum  dem  Holzgestell, 
auf  welchem  die  erbeutete  Rüstung  getragen 
und  aufgestellt  wurde,  Flut.  Marc.  8;  ihm 
schliefsen  sich  nach  dem  Vorgange  von  Feri- 
zonius  ,Animadv.  hist.  c.  7  p.  248  ff',  an  Schwer/ler, 
Böm.  Gesch.  1 S.  461  u.  Freller,  B.  M.  1  S.  199  mit 
Berufung  auf  Liv.  1,  10,  5  spolia  .  .  .  suspensa 
Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  MytLol.  II. 


luppiter  (altröm.  Kult:   I.  Feretrius)   674 

fabricato  ad  id  apte  ferculo  yerens  und  Verg. 
Aen.  11,  83  indutosque  iubet  truncos  hostilibus 
armis  I  ipjsos  ferre  duces  inimicaquc  nomina  figi. 
Die  Ableitung  von  einem  so  nebensächlichen 
Gerät  bei  einer  geschichtlich  nur  zweimal 
nachweisbaren  Feier  hat  wenig  Wahrschein- 
lichkeit, besonders  da,  nach  dem  Schweigen 
des  Varro,  I.ivius  und  Dionys  zu  urteilen, 
feretrum  gar   nicht   die  offizielle  Bezeichnung 

10  der  Tragbahre  war,  die  Kultgebräuche  weisen 
vielmehr  auf  einen  Zusammenhang  mit  ferire 
hin  {Yg\.  Härtung,  Bei.  d.  Böm.  2  S.16).  luppiter 
Feretrius  und  luppiter  Lapis  ist  derselbe. 
Im  Heiligtume  des  Gottes  wurden  ein  lapis 
silex  und  ein  sceptrum  aufbewahrt,  Faul.  p.  92 
Feretrius  luppiter  .  .  .  ex  cuius  templo  sume- 
bant  sceptrum ,  per  quod  iurarcnt  et  lapidem 
silicem,  quo  foedus  ferirent.  Serv.  ad  Aen.  12 ,  206 
ut  autem  sceptrum  adhiheatur  ad  foedera  hacc 

20  ratio  est:  qvia  maiores  semper  simulacrum 
lovis  adhibebant;  quod  cum  taediosum  esset 
praecipuc  quando  fiebant  foedera  cum  lange 
positis  gentibus  inventum  est,  ut  sceptrum 
tenentcs,  quasi  imaginem  simulacri  r edder ent 
lovis;  sceptrum  cnim  ipsius  est  proprium. 
Neben  dem  Steine  ist  das  Scepter  jüngeren 
Ursprungs ;  es  zeigt  luppiter  bereits  in  seiner 
Herrocherstellung,  wenn  man  nicht  vorziehen 
will,    in   dem    sceptrum    die   Darstellung    des 

30  Blitzes  zu  sehen;  Marquardt  3"  S.  426  vermutet 
in  dem  Schwüre  des  Königs  oder  Feldherrn 
{Liv.  1,  24,  8;  39,  38,  1.  Dionys.  4,  58)  beim 
Abschlufs  von  Verträgen  den  Grund  für  seine 
Verwendung. 

Darüber,  dafs  wir  in  dem  'lapis'  ein  ur- 
altes Kultsj'mbol  zu  sehen  haben,  besteht  kein 
Zweifel,  aber  über  die  äufsere  Gestalt  des- 
selben sind  die  Meinungen  geteilt;  M.  S.  de 
Bossi  {ann.  d.  inst.  1867  S.  24fF. ;  terzo  rapporto 

40  sugli  studi  e  sulle  scoperte  paleoetnologiche  nclV 
Italia  media  2.  ed.  lloma  1871)  denkt  an  eine 
steinerne  Axt;  Freller,  B.  M.  1  S.  247  ver- 
gleicht den  Flins  des  Donar  und  Miölnir  des 
Thor  aus  der  deutschen  uud  nordischen  Mytho- 
logie (s.  Grimm,  Dexitsche  Mytliol.  163.  1171. 
Kuhn,  Herablunft  des  Feuers  S.  226);  Gilbert, 
Top.  2  S.  225  Anm.  2  erkennt  darin  ein  den 
Blitz  darstellendes  spitzes  und  scharfes  Stein- 
mosser;  Heibig  a.  a.  0.  S.  92  entscheidet  sich 

50  für  einen  unbearbeiteten  Feuerstein,  und  ihm 
scheint  sich  Marquardt,  Böm.  Staatsverioaltg.  3 
S.  426  anzuschliefsen.  Die  Stellen  der  antiken 
Litteratur,  welche  über  die  Verwendung  des 
"■Japis'  handeln,  sind  folgende:  Liv.  1,  24,8 
'Diespiter  populum  Bomanum  sie  ferito,  ut  ego 
liunc  porcum  hie  hodie  feriam  tantoque  magis 
ferito  quanto  magis  x>otes  pollesque' ;  id  ubi 
dixit  porcum  saxo  silice  percussit.  Liv.  9,  5,  3 
cum    ita    luppiter    feriat,     quemadmodum    a 

CO  fetialibus  porcus  feriatur.  Serv.  ad  Aen.  8,  641 
cum  ante  gladio  confgeretur  (porcus),  a  Fetia- 
libus inventum,  ut  silice  feriretur  ea  causa 
quod  antiquum  lovis  Signum  lapidis  silicem 
jmtaverunt  esse.  Liv.  30,  43,  9  senatus  con- 
sultum  factum  est  in  haee  verba,  ut  (Fctiales) 
privos  lapides  silices  privasque  verbenas  secum 
ferrent.  Folyb.  3,  25  Xaßav  ft's  rfjv  x^^QO'  Xi&ov 
6  7ioiov[isvog  T«  oQKia  .  .  .  Xsysi  xaSs  ■  ,,  .  .  .  gyw 

22 


675     luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Feretrius)  luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Feretrius)     676 

liovog  sniisooiyn.  wg  oäs  Xi&og  vvv'^-  Kai  nr.  9—12;  10  nr.  18.  19)  einen  Beweis  für  die 
xavx'  stnav  qinzsi  xbv  U&ov  tjc  r^g  ;t«tpös,  Benutzung  eines  schwertartigen  Instrumentes 
vgl.  Paul.  p.  115.  Flut.  Sulla  10.  Es  liegt  sehen  zu  wollen,  wäre  verfehlt,  denn  sie 
durchaus  kein  Grund  vor  bei  einer  dieser  zeigen  nicht  den  alten  Fetialritus  (vgl.  Heibig 
Ceremonieen  den  Gebrauch  eines  steinernen  S.  92  Anm.  3,  Preller,  B.  M.  2  S.  325  Anm.  3. 
Werkzeuges  vorauszusetzen;  dies  hat  be-  Marquardt,  Böm.  Staatsverw.Z-  ^i.^lh  Knm.b), 
reits  Selbig  a.  a.  0.  mit  Recht  betont  und  sondern  stellen  nach  meinem  Dafürhalten  nur 
die  Gründe  für  seine  abweichende  Meinung  die  Ceremonie  des  Bündnisschwures  dar,  wie 
angeführt:  „Die  Erzeugnisse  der  primitiven  sie  seit  Beginn  des  zweiten  vorchristlichen 
Steinmanut'aktur  erregten  schon  die  Aufmerk-  lo  Jahrhunderts  ohne  Fetialen  vollzogen  werden 
samkeit  der  Alten,  hätte  sich  daher  ein  der-  konnte  {Liv.  38,  39,  1,  vgl.  Marquardt  S.  426). 
artiger  Rest  in  dem  Fetialritus  erhalten,  dann  Wäre  also,  wie  wir  darzulegen  suchten,  der 
würden  die  Schriftsteller,  wenn  sie  von  lapis  ein  einfacher  Kiesel,  so  kann  seine 
Cerauniae  nigrae  rubentisquc  ac  similes  secu-  Gröfse  und  Schwere  nicht  sehr  beträchtlich 
ribus  {Plin.  37,  135)  sprechen,  gewifs  darauf  gewesen  sein,  da  er  nur  mit  einer  Hand  ge- 
hinweisen,  dafs  der  Pater  patratus  mit  einem  führt  wurde  {Polijh.  slg  xr^v  isC^cc  —  eh  xr^g 
ähnlichen  Gegenstande  das  Opfertier  tötete,  xnQÖg);  demnach  hat  der  pater  patratus  das 
und  die  Berichte  über  den  Ritus  nicht  einfach  Schwein  nicht  getötet,  sondern  nur  den  ersten 
den  silex  oder  lapis  namhaft  machen,  sondern  Schlag  geführt,  die  Tötung  hiermit  symbolisch 
irgendwelche  Andeutung  enthalten,  dafs  der  20  bezeichnend;  das  Schlachten  selber  besorgten 
betreuende  Stein  bearbeitet  war,  vgl.  noch  —  es  wird  für  Staatsopfer  öfter  bezeugt  (vgl. 
Aug.  c.  d.  2,  29."  (Über  die  Entstehung  des  Marquardt  a.  a.  0.  S.  181)  —  die  miuistri. 
Glaubens,  dafs  die  Blitze  zu  den  steinernen  Helhig  folgert  aus  der  Beschaffenheit  des 
Watfen  Beziehung  hätten,  s.  Heibig  S.  93.  94.)  Steines,  dafs  man  unter  den  römischen  Kultus- 
Mehr  noch  als  Helbigs  Beweis  ex  silentio  altertümern  vergeblich  nach  einem  Ritus  suche, 
spricht  gegen  die  bekämpfte  Auffassung  der  der  ein  Unbekanntsein  mit  der  Verwertung  der 
Umstand,  dafs  die  a.  553  u.  c.  nach  Afrika  Bronze  ergebe,  vgl.  Petersen,  Spuren  des  Stein- 
zum  Abschlufs  des  Bündnisses  reisenden  Fe-  alters,  icelche  sich  bis  in  die  Zeit  der  beglau- 
tialen  mehrere  (privos  i.  e.  singulos)  lapides  bigten  Geschichte  erhalten  haben,  Festprogr.  des 
silices  von  Rom  mitführen  mufsten.  Es  wäre  30  akad.  Gymn.  zu  Hamburg  1869  S.  8;  jeden- 
doch  seltsam,  wenn  eine  Anzahl  Steinäxte  falls  aber  führt  uns  der  Kult  in  die  latinische 
oder  Steinmesser  vorhanden  gewesen  oder  zum  Urzeit  zurück,  in  eine  Epoche,  wo  neben  der 
jedesmaligen  Gebrauche  fertiggestellt  wäre;  Bekanntschaft  mit  der  Bronze  das  Stein- 
ebenso wenig  wird  man  hier  den  lapides  material  noch  volle  Geltung  besafs  (Fehlen 
silices  eine  von  den  anderen  Stellen  ver-  von  bronzenen  Schalen  und  Nägeln,  Heibig 
schiedene  Deutung  geben  können,  da  sie  S.  77  ff.).  Die  Überlieferung  weifs  uns  nur 
ja  im  Zusammenhange  mit  dem  gleichfalls  von  der  Verwendung  des  lapis  im  Dienste  der 
zum  Opferritus  gehörigen  verbenae  genannt  Fetialen  zu  berichten;  der  Stein  selber  aber 
werden.  Vertreten  wir  dagegen  die  An-  ist  ein  beredtes  Zeugnis  dafür,  dafs  der  Epoche, 
sicM,  dafs  „der  Funken  sprühende  Stein  40  in  welcher  er  im  völkerrechtlichen  Verkehr 
das  Symbol  des  Blitze  schleudernden  Donner-  benutzt  wurde  als  das  Symbol  eines  nach 
gottes"  war,  so  läfst  sich  damit  jeuer  Brauch  sittlichen  Gesetzen  waltenden,  die  Verletzung 
sehr  gut  vereinigen,  insofern  nämlich  jeder  des  Eidschwures  strafenden  Gottheit,  eine 
Stein  von  denselben  Eigenschaften  zum  Sym-  andere  voraufging,  wo  er  den  Mittelpunkt  des 
hole  des  höchsten  Gottes  werden  konnte.  Da  Kultes  in  ähnlicher  Weise  bildete  wie  die 
die  Vorschrift  bestand,  die  silices  aus  Rom  Lanze  des  Mars  in  der  Regia  {Rubino,  Beitr. 
mitzunehmen,  so  wird  daselbst  ein  sakraler  zur  Vorgeschichte  Baliens  S.  230 ff.  Marquardt 
Akt  sie  ihrem  Zwecke  dienlich  gemacht  haben.  a.  a.  0.  S.  5)  und  das  Feuer  im  Tempel  der 
Zu  diesem  Auskunftsmittel  war  man  vermut-  Vesta  noch  zu  den  Zeiten  des  Ovid  {Ov.  fast. 
lieh  genötigt,  weil  die  Fetialen  nicht  selten  50  6,  295  ff'.,  vgl.  Preuner,  Hestia- Vesta  S.  321; 
an  mehreren  Orten  zur  selben  Zeit  thätig  andere  Symbole  bei  Härtung,  Bei.  d.  iBümer  2 
waren  und  weil  man  den  ursprünglichen  S.  10  und  Ambrosch,  Studien  und  Andeutungen 
Stein  nicht  der  Gefahr  weiter  Reisen  aus-  im  Gebiet  des  altrömischen  Bodens  und  Kultus  1 
setzen  wollte;  seine  Verwendung  blieb  wohl  S.  6).  Wir  erkennen  die  primitiven  Formen 
auf  Rom  und  die  benachbarten  Stämme  be-  eines  Naturkultes,  in  dem  ein  eiufacher  Kiesel 
schränkt.  lu  den  bildlichen  Darstellungen  auf  genügte,  um  die  Vorstellung  der  donnernden 
Denaren  des  Ti.  Veturius  {Mommsen,  B.  M.  und  blitzenden  Himmelsmacht  im  mensch- 
S.  555  nr.  19  „zwei  Gepanzerte,  der  eine  hart-  liehen  Gemüte  hervorzurufen.  Zu  welcher  Zeit 
los,  der  andere  bärtig,  mit  Speeren  und  sich  mit  dem  Wesen  des  Naturgottes  die 
blofsen  Schwertern  in  den  Händen,  berühren  oo  moralischen  Begriffe  der  Treue  und  Gewissen- 
mit  den  Schwertspitzen  ein  Schwein,  das  ein  haftigkeit  vereiuigt  haben,  entzieht  sich  einer 
knieender  Knabe  hält."  Cohen,  Med.  consul.  genauen  Bestimmung;  doch  dürfte  nach  dem 
T.  41  Veturia;  vgl.  Münzen  des  C.  Sulpicius,  Vorkommen  von  Bräuchen,  die  Abnlichkeit 
Jf ommsm  a.  a.  0.  203  S.  576,  jBa&eiow  2  S.  471)  mit  denen  des  Fetialritus  haben,  bei  inter- 
und  ähnlichen  auf  oskischen  Münzen  der  nationalen  Abmachungen  fremder  Nationen 
Städte  (Japua  und  Atella  {Friedländer,  Die  jene  Phase  der  Entwickelung  vor  die  Ein- 
oskischen  Münzen  T.  2  nr.  10;  4  nr.  2j  und  Wanderung  der  Italer  in  die  apenninische 
des  Bundesgenossenkrieges  {Friedländer  T.  9  Halbinsel  zu  setzen  sein  (s.  Nissen,  Bas  Tem- 


677   luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Feretrius)  luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Feretrius)    678 

phim  S.  103).  Sicher  ist  die  Institution  der  auf  der  praenestinischen  Ciste  {Man.  ined.  6 
Fetialen  allgemein  italisch  (Fetialen  bei  den  T.  54  besprochen  von  öctn-MCCi,-4.nM.  (i.iwsf.  1861 
Latinern  Liv.  1,  24,  4.  C.  I.  L.  10,  797;  bei  S.  151  ff.),  wo  die  als  Diesp(i)t(e)r  bezeichnete 
den  Aequiculern  =  Aeqnern  Lw.  1,  32,  5.  Figur  ((7.  /.  L.  1,  1500  =  14,  4106)  durch  ihre 
Dion.  2,  72;  in  Falerii,  Fascemüum,  Ardea  Stellung  zwischen  luno  und  Hercules  sich 
Dion.  a.  a.  0.  u.  1,  21;  bei  den  Samniten  i/i'.  8,  deutlich  als  den  altitalischen  luppiter  zu  er- 
39,  14;  9,  1,  3;  App.  b.  Samn.  frg.  4,  1,  vgl.  kennen  giebt  (vgl.  Eeifferscheid,  Ann.  d.  inst. 
Schwegler,  Böw.  Gesch.  1  S.  554  Anm.  9.  3Iar-  1867  S.  352).  Bei  Plautus  wird  Diespiter  in 
quardt  S.  416  Anm.  7),  und  es  ist  daher  wahr-  Verwünscbungs- und  Beteuerungsformeln  (Cflj:)/. 
scheiiilich ,  dafs  die  Einrichtungen  bei  den  lo  v.  909  Diespiter  te  dique,  Ergasile  perdant . . . 
einzelnen  Stämmen  im  wesentlichen  dieselben  Poen.  v.  740  Diespiter  ros  perduit.  Poen. 
waren.  Die  Fetialen  sind  die  Priester,  welche  v.  869  Diespiter  me  sie  amahit,  ut  ego  liane 
bei  der  Regelung  der  völkerrechtlichen  Be-  familiam  interire  cupio)  in  gleicher  Weise  wie 
Ziehungen  auf  die  Beobachtung  des  ,,iustum  luppiter  angerufen  (vgl.  7/?(&n'c/i,  De  düs  PZöm- 
uud  pium"  zu  sehen  haben;  wo  immer  sie  auf-  tinisTerentianisque,  Königsbg.  üiss.  1883  p.  26); 
traten,  bei  Abschlufs  und  Autkündigung  von  in  ähnlichem  Sinne  erwähnt  ihn  ÜTorcr^c.  1,34,5; 
Bündnissen  und  Verträgen,  bei  der  Genug-  3,2,29.  Die  Grammatiker  sehen  in  den  beiden 
thuungsforderung  und  Kriegserklärung  (Ge-  Namen  auch  nur  eine  verschiedene  Ausdrucks- 
naueres  über  ihre  Obliegenheiten  siehe  im  weise  für  dieselbe  Person  ((?eZL  5, 12,6.  Macrob. 
Abschnitt  über  die  Fetialen),  überall  handeln  20  1,  15,  14).  Inschriftlich  ist  der  Name  nur  noch 
sie  im  Namen  und  Auftrage  luppiters;  sie  erhalten  auf  einem  zu  Sutrium  gefundenen 
sind  also  seine  Diener,  er  selber  der  höchste  Marmorstück  d.  m.  \  Trastinae  Frontonis  \ 
Schutzpatron  der  durch  jenes  Kollegium  ver-  scribae  aedil.  Diespitris  C.  I.  L.  11,  3259  (die 
tretenen  Ideen  des  Rechtes  und  der  Treue,  Elchtheit  angezweifelt  von  Jordan  bei  PrelJer, 
und  es  ist,  wie  Heibig  S.  93  richtig  bemerkt,  B.  31.  1  S.  248  Anm.  2).  Abgesehen  davon, 
der  ursprüngliche  Sinn  des  Fetialritus  der,  dafs  es  ungereimt  ist,  eine  männliche  Gottheit 
,,dafs  der  Donnergott  selbst  das  den  Vertrag  mit  dem  Akt  der  Geburt  in  Verbindung  zu 
bekräftigende  Opfer  vollzieht,  eine  Vorstellung,  bringen,  so  weist  einmal  die  Etymologie 
welche  deutlich  durchklingt  in  den  Worten,  (*Dieus  neben  *Dious?  vgl.  griech.  Z?^g,  Ztjvci:) 
die  Vergil  dem  das  Bündnis  mit  den  Tro-  30  auf  ein  nahes  Verhältnis  zu  luppiter  hin, 
janern  beschwörenden  Latinus  in  den  Mund  sodann  entspricht  gerade  die  Verwendung  des 
legt  (^en.  12,  200  audiat  hacc  gcnitor,  qui  Namens  in  der  alten  Schwurformel  einer  Rich- 
foedera  fidmine  sancit)";  damit  übernimmt  er  tung  im  Wesen  des  höchsten  Gottes,  die 
zugleich  die  Garantie  für  die  Aufrechterhaltung  sogar  Ennius  veranlafste,  ins  iurandum  durch 
des  Bundes  und  die  Bestrafung  derer,  die  den  lovis  iurandum  zu  erklären  {Ajml.  de  deo  Socr.  5, 
geschworenen  Eid  verletzen.  Dafs  der  Gott  vgl.  Ennius  trag.  frg.  37,  trag.  ine.  frg.  121 
selber  unter  dem  Kiesel  gedacht  wurde,  er-  Ribbcek),  so  augenscheinlich,  dafs  die  ur- 
giebt  die  Zusammensetzung  luppiter  lapis  sprüngliche  Identität  beider  kaum  zu  be- 
(=  luppiter  in  der  Steingestalt).  Die  Be-  zweifeln  ist.  Aus  der  Rechtspraxis  der  Fetialen 
Zeichnung  entstammt  natürlich  einer  späteren  40  ist  die  Bedeutung  luppiters  als  Schwurgottes 
Zeit,  in  deren  entwickelteren  religiösen  An-  in  den  privaten  Rechtsverkehr  übergegangen, 
schauungen  luppiter  nicht  mehr  ohne  weiteres  Gell.  1,  21.  4  luvcni  lapidem  quod  sanctissimum 
im  Feuerstein  sich  verkörperte  und  die  daher  iusiurandum  est  habitum,  paratus  ego  iurare 
das  Bedürfnis  fühlte,  ihn  mit  diesem  Zusätze  sum,  vgl.  Gic.  ad  fam.  7,  12,  2.  Apul.  a.  a.  0., 
anderen  loves  gegenüberzustellen;  dagegen  ist  vgl.  Danz,  Der  sakrale  Schutz  im  römischen 
uns  der  alteKultname  Diespiter  inderSchwur-  Rechtsverkehr  S.  13—23.  lovem  lapidem  iurare 
formel  erhalten  {Paul.  p.  115  lapidem  silicem  ist  kein  sprichwörtlicher  Ausdruck,  sondern 
tcntbant  iuraluri  per  lovem  haecverba  dieentes:  im  eigentlichen  Sinne  zu  nehmen,  Otto,  Sprich- 
st, sciens  faVo,  tum  me  Dispiter  salva  urbe  würter  der  Kölner  S.  179  Anm.  **;  natürlich 
arceque  bonis  tiiciat,  uti  ego  hunc  lapidem,  5u  kam  dabei  der  Brauch,  den  lapis  silex  aus 
vgl.  iw  1,24,8).  Bewogen  durch  die  Lesart  dem  Tempel  in  der  Hand  zu  halten,  in 
der  guten  Codices  hat  O.  3Iülkr  ihn  mit  Wegfall;  ebenso  werden  Mars  und  Quirinus, 
Dispater  identificiert  und  einen  ,, luppiter  in-  die  bei  staatlichen  Vorträgen  neben  luppiter 
fernus"  irrtümlich  angenommen;  es  ist  viel-  angerufen  werden  (Po/j/ö.  3,25),  aus  der  Sohwur- 
mehr  in  Diespiter,  dem  Gotte  der  lichten  formel  verschwunden  sein.  In  dem  luppiter 
Tagesklarheit,  ein  neuer  Beweis  gegeben  für  lurarius  auf  der  Inschrift  von  der  Tiberinsel 
den  Zusammenhang  des  Fetialdienstes  mit  dem  C.  Volcaci(us)  C.  f.  har(uspex)  de  stipe  lovi 
Naturkult.  Aus  der  Angabe  des  Tertullian  ad  iurario  aravifcummJonimentomferitojC.I.L.l, 
nat.2,\l  dehinc  Diespiter  qui  puerum  perducat  1105  =  6,  379  i'^t  nur  eine  Übersetzung  des 
ad  partum  hat  Ambrosch,  Beligionsbücher  der  eu  griechischen  Zsiig  oQKiog  zu  erkennen.  Jordan 
Römer  S.  13  den  Schlufs  gezogen,  Diespiter  (b.  Prelter,  R.  M.  1  S.  267  Anm.  1),  dem  die 
sei  ein  vom  Himmelsvater  wesentlich  ver-  Ergänzung  Mommsens  weder  sprachlich  noch 
schiedener  Gott  gewesen,  der  die  Geburten  sachlich  überzeugend  erscheint,  denkt  an  den 
ans  Licht  bringe,  am  nächsten  verwandt  mit  auf  der  Insel  verehrten  Dius  Fidius.  Als 
der  Geburtssgöttin  Lucina.  Angenommen  die  drittes  und  jüngstes  Moment  tritt  zu  dem 
Folgerung  wäre  berechtigt,  so  mufs  doch  in  Kulte  die  Weihung  der  spolia  opima,  wobei 
sehr  früher  Zeit  eine  Verschmelzung  beider  das  Opfer  eines  Rindes  vorgeschrieben  war 
Gottheiten    eingetreten    sein,    so  z.  B.   bereits  {Fest,  p.  189),    und   auch  hier   sind   in   einem 

22* 


679  luppiter  (altröm.  Kult:  I. Feretrius,Victor)  luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Victor)     680 

alten  Gesetze  (s.  oben)  die  Namen  des  Mars  lovis  Victoris'  {Jordan,  Top.  2,  557);  für  die 
und  Quirinus  mit  dem  des  höchsten  Gottes  Ansicht,  dafs  ein  drittes  auf  dem  Capitol  sich 
verbunden.  Der  Tempel  des  luppiter  Feretrius  befunden  habe,  führt  man  folgende  Stellen 
gilt  allgemein  als  einer  der  ältesten  Roms;  des  Cassius  Dia  an:  45,  17,  2  ■asQavvoC  ts 
man  mufs  sich  jedoch  hüten,  die  religiösen  yuQ  ntx[j,nlri&iig  i'nsaov  xat  tiv8j  avzmv  mkI 
Anschauungen,  die  sich  in  der  Verehrung  und  ig  rov  vsav  zbv  za  jdil  zä  KunucolLm  iv  zw 
dem  Gebrauche  des  lapis  silex  wiederspiegeln,  viv.aüp  ovza  v-azia-nriipav  (a.  711).  47,  40,  2  %al 
mit  der  Erbauung  des  Heiligtums  zeitlich  v.£Qavvoi  älXoas  ts  nolluxöas  k<xI  sg  xov  rov 
gleichzusetzen.  Es  ist  ja  selbstverständlicb,  viv.aiov  dibg  ßcoiibv  icpsQOvro  (a.  712).  60,  35,  1 
dafs  von  Anfang  an  Vorkehrungea  getroffen  lO  ry  avtöiKxzog  rov  vaov  rov  diog  zov  viKcciov 
waren,  dem  Feuerstein,  als  Symbol  des  avoi^ig  (a.  54  p.  C).  Eine  lokale  Bestimmung 
Donnerers,  einen  bestimmten,  durch  einen  enthält  nur  die  erste  Stelle,  eine  Vergleichung 
sakralen  Akt  geheiligten  Platz  anzuweisen,  derselben  aber  mit  den  beiden  anderen  zeigt, 
dafs  also  eine  Kultstätte  primitiver  Art  vor-  dafs  in  ihnen  kaum  von  einem  und  demselben 
banden  war;  über  ihre  Beschaffenheit  Ver-  Heiligtume  die  Rede  ist  (es  liegt  vielmehr 
mutungen  aufzustellen,  hat  wenig  Zweck.  nahe,  an  eine  sonst  freilich  unbekannte  aedes 
Dafs  sie  aber  nicht  dem  Bilde  glich,  welches  Victoriae  mit  einem  Bilde  des  capitolinischen 
uns  die  Denare  der  Republik  (s.  oben)  zeigen,  luppiter  zu  denken,  Jordan  a.  a.  Ü.  1,  2  S.  50 
unterliegt  wohl  keinem  Zweifel;  ich  trage  Anm.  61);  somit  fällt  jeder  Beweis  weg  für 
daher  kein  Bedenken,  den  tetrastylischen  Bau  20  das  Vorhandensein  einer  Kultstätte  auf  dem 
der  Münzen  für  bedeutend  jüuger  zu  halten  Cai)itole;  denn  daselbst  einen  Tempel  oder 
als  z.  B.  die  Rundtempel  der  Vesta  und  des  Altar  des  luppiter  Victor  darum  annehmen  zu 
Hercules:  man  wird  seine  Gründung  nicht  wollen,  weil  auf  der  Burg  von  Cirta  die  Bild- 
weit von  der  des  Sitzes  der  capitolinischen  säule  eines  luppiter  Victor  argenteus  (C.  /.  L. 
Trias  entfernen  _  dürfen ,  ja  es  ist  bei  dem  8,  6981)  stand  {Preller ,  E.  M.  1  S.  199. 
Charakter  der  Überlieferung  gar  nicht  aus-  Jordan  a.  a.  0.  FröJmer ,  Les  medaillons  de 
geschlossen,  dafs  die  uns  bekannte  Gestalt  l'empire  Bomain  p.  21),  mufs  solange  als  eine 
des  Heiligtumes  von  Cossus  herrührt,  dem  haltlose  Behauptung  gelten,  bis  stichhaltigere 
ersten,  der  die  spolia  opima  dem  Gotte  dar-  Gründe  für  ihre  Richtigkeit  erbracht  sind, 
brachte,  die  Annahme  gewinnt  an  Wahrschein-  30  Alle  andern  auf  luppiter  Victor  bezüglichen 
lichkeit  durch  die  Erwägung,  dafs  der  Anlafs  Nachrichten  geben  keinen  Anhalt  für  eine  be- 
zu  einer  Vergröfserung  des  ursprünglichen  stimmte  Ortlichkeit.  Wir  wissen,  dafs  der 
sacellums  sich  dann  eingestellt  haben  wird,  Konsul  Q.  Fabius  Maximus  während  des  Sam- 
als  zum  Aufbewahren  der  erbeuteten  Rüstung,  niterkrieges  im  Jahre  459  u.  c.  einen  Tempel 
zu  der,  wie  man  doch  erwartete,  noch  andere  gelobte  {Liv.  10,  29,  14  ipse  (sc.  Fabius)  aedem 
hinzukommen  würden,  ein  erweiterter  Raum  lovi  Victori  spoliaque  hostium  cum  vovisset,  ad 
geschaffen  werden  mufste.  Als  die  legenden-  castra  Samnitium  perrexit  .  .);  während  aber 
hafte  Geschichtsschreibung  die  Weihung  der  Livius  einige  Zeilen  weiter  (§  18)  von  Fabius 
ersten  spolia  opima  auf  Romulus  zurück-  berichtet:  spolia  hostium  coniecta  in  acervum 
gelührt  hatte,  da  war  es  naturgemäfs,  dafs  40  lovi  Victori  cremavit,  geschieht  des  ersten 
sie  gleichzeitig  auch  die  Erbauung  des  Tempels  Teiles  des  Gelübdes  keine  Erwähnung  mehr, 
auf  ihn  übertrug,  und  so  mufste  der  historische  sei  es,  dafs  der  Schriftsteller  diese  vergessen, 
Gründer  dem  mythischen  den  Platz  räumen.  sei  es,  dafs  die  Dedikation  in  den  verlorenen 
Den  älteren  Kulten  dürfen  wir  ferner  die  Büchern,  also  nach  461,  erzählt  wurde.  Denn 
des  luppiter  Victor  und  Stator  (qui  sistit  ob  aus  der  Notiz  bei  Liv.  10,  42,  7  (C.  Fapi- 
aciem)  beizählen,  da  bei  einer  mit  den  Nach-  rius)  in  ipso  discrimine  (ad  Äquiloniam) ,  quo 
barvölkern  stets  im  Kampfe  liegenden  Nation  templa  diis  immortalihus  voveri,  lovi  Victori, 
ein  frühes  Hervortreten  der  auf  Kampf  und  si  legiones  hostium  fudisset,  pocillum  mulsi, 
Sieg  bezüglichen  Seiten  im  Wesen  der  höchsten  priusquam  temttum  bibcret  sese  facturum  (a.  461) 
Gottheit  nahe  liegt  und  in  der  That  jene  50  auf  die  Vollendung  des  Baues  geschlossen 
Beinamen  in  den  Annalen  uns  zuerst  begegnen.  werden  kann,  bleibt  mindestens  fraglich ;  vgl. 
Bisher  hat  man  zu  Rom  drei  Heiligtümer  des  Gilbert  3  S.  427  Anm.  1.  Ovid  kennt  die  Ge- 
siegverleihenden luppiter  angenommen.  Die  burtstage  zweier  Heiligtümer  des  Gottes, 
Lage  des  einen  wird  bestimmt  durch  eine  auf  fast.  4,  621  Occupat  Aprilis  idus  cognomine 
dem  Quirinal  gefundene  Inschrift:  [DJiovei  Victor  |  luppiter,  Jtac  Uli  sunt  data  templa  die; 
Victore  \  T.  AebußiJ  M.  f.  \  III  vir  [restijtuit  6,  650  idibus  (sc.  luniis)  Invicto  sunt  data 
(so  liest  Schneider,  Dial.  ital.  aev.  vet.  ex.  sei.  1  templo  lovi,  vgl.  den  Zusatz  lovi  zum  13.  Juni 
nr.  105,  der  sie  dem  6.  oder  7.  Jahrhundert  in  den  fast.  Tusc.  C.  I.  L.  1  p.  300  =  14,  2575 
zuweist)  C.  I.  L.  1,  638  ==  6,  438,  vgl.  die  (die  Bemerkung  feriae  lovi  dev  fast.  Venus,  zu 
Widmung  bei  Quint.  1,4,  17.  Zu  dem  Charakter  60  demselben  Datum  C.  I.  L.  1  p.  301  =  9,  421 
der  Schritt  pafst  die  Vermutung  Mommsens,  bezieht  sich  nicht  auf  eine  bestimmte  Loka- 
es  sei  T.  Aebutius  Carus  gemeint,  der  a.  571  lität,  s.  den  Abschnitt  über  luppiter  Inventor). 
triumvir  coloniae  deducendae  {Liv.  39,  55,  8)  Das  Zusammenfallen  der  Dedikationstage  mit 
und  10  Jahre  später  decemvir  agro  dividendo  den  Iden  spricht  für  ein  höheres  Alter, 
war  {Liv.  42,  4,  4);  ein  zweites  stand  auf  Zwischen  den  beiden  Beinamen  Victor  und 
dem  Palatin;  die  Angabe  des  Curiosums  in  Invictus  scheint  nur  ein  nomineller,  kein 
der  zehnten  Region  (Palatium),  'aedem  lobis'  sachlicher  Unterschied  zu  bestehen  wie  bei 
wird    durch    die    Notitia    ergänzt    zu    'aedem  Hercules;    während  aber   bei  diesem   die   Be- 


681     luppiter  (altröm.  Kult :  I.  Victor)  luppiter  (altröm. Kult:  I.Victor,  Stator)   682 

Zeichnung  Invictus  im  offiziellen  Sprach-  monte  iuxta  aedes  imperatorias  consecravit  eique 
gebrauch  die  andere  allmählich  verdrängte  tcmplum  fecit  studens  et  Matris  typum  et  Vestae 
(s.  Bd.  1  Sp.  2993  ff.),  ist  bei  luppiter  das  ignem  et  Palladium  et  ancilia  et  omnia  Boma- 
ursprüngliche  cognomen  Victor  stets  vor-  nis  veneranda  in  illud  transferre  templum) 
herrschund  geblieben:  C  J.  i.  1,  638  =  6,  438  und  17  (quem  solem  alii,,alii  lovem  dicunt) 
{Quint.  1,  4,  17).  6,  2051.  2086;  5,  *3413.  5063;  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  Elagabal  das  Heilig- 
11,  2616;  8,  4577.  *4584.  6981.  7045,  auf  Münzen  tum  des  luppiter  zu  einem  Sonnentempel  um- 
des  Vitellius  {Cohen  18 — 21),  des  Domitian  wandelte,  da  jedoch  die  Regionenbeschreibung 
(Co/ten  363—371),  des  Hadrian  {Cohen  iSi,  vgl.  nur  die  aedis  lovis  Victoris  erwähnt,  so  wird 
Fröhner ,  Les  medaillons  de  Vempire  JRomain  lo  nach  dem  Tode  des  Kaisers  der  ursprüngliche 
p.  27),  des  Albin  {Cohen  23.  24),  des  Septimius  Zustand  wiederhergestellt  worden  sein;  vgl. 
Severus  {Coh'-n  150.  151),  des  Caracalla  0.  Bichter  in  I.  Müllers  Handbuch  3  S.  826 
{Cohen  73),  des  Elagabal  {Cohen  42)  u.  s.  w.  =  Baumeister^  Denkm.  3  S.  1484. 
bis  zu  Carausius  {Cohen  112);  Invictus  zuerst  Die  Erbauungder  aedis  lovis  Statoris  wird 
bei  Cicero  de  leg.  2,  28;  Horat.  c.  3,  27,  73.  auf  Romulus  zurückgeführt,  Bion.  2,  50  isqü 
Ov.  fast.  6,  650;  5,  126.  Aug.  c.  d.  7,  11;  nur  rs  iSqvgccvxo  .  .  .  'Pcojxvlog  fiiv  OQ&caGio}  Ju 
eine  einzige  Münze  trägt  die  Umschrift  lovi  nccQoc  rats  KulovfiivuLg  Movycoviai  nvXaig  at 
Invicto  {Cohen,  Septimius  Severus  ur.  144).  q}SQOV6iv  sig  to  TJaXaziov  Ix  xfig  iBQccg  odov, 
Im  Anfange  der  60er  Jahre  sind  etwa  50  m.  vgl.  Cic.  in  Cat.  1,  13,  33.  Ovid  fast.  6,  793; 
von  der  Süd-Westecke  des  Palatins  entfernt  20  gelobt  soll  er  ihn  haben  im  heifsen,  zwischen 
Trümmer  eines  Tempels  aufgedeckt  und  von  Capitolin  und  Palatin  tobenden  Kampfe  mit 
P.  Bosa  {Mon.  ined.  8  tav.  23)  mit  dem  Namen  den  Sabinern,  als  die  Seinen  zur  Flucht  ge- 
aedis  lovis  Victovis  getauft  worden  (vgl.  drängt  wurden  in  der  Richtung  auf  die  porta 
Nissen,  Das  templum  S.  215).  Der  Bau  ist  dem  vetus  Palatii;  Liv.  1,  12,  3  Bomulus  .  .  arma 
circus  zugewendet;  vor  ihm  breitet  sich,  mit  ad  caelum  tollens  „.  .  .  hie  ego  tibi  templum 
dem  Eingange,  wie  es  scheint,  durch  einen  lovi  Statori,  quod  monumentum  sit  posteris 
terrassenförmigen  Aufstieg  verbunden,  nach  tua  praesenti  ope  servatam  urbem  esse,  voveo.'"'- 
dem  Rande  des  Palatin  zu,  eine  area  aus.  Die  historisch  bezeugte  Gründung  des  Tempels 
deren  Grenzen  nicht  bestimmt  werden  können.  durch  den  Konsul  M.  Atilius  Regulus  fällt 
Reste  gewaltiger  Säulen  in  der  Nachbarschaft  30  nach  Fabius  Pictor  in  das  Jahr  460  u.  c, 
erweisen  sich  als  zum  Bereiche  des  Tempels  Liv.  10,  37,  14  Fabius  .  .  .  scribit  .  ,  ad  Lu- 
gehörig  1  Mon.  ined.  12  tav.  8  a);  nach  den  Eigen-  ceriam  utrimque  multos  oceisos  inque  ea  pugna 
tümlichkeiten  der  Bauart  zu  urteilen,  haben  lovis  Statoris  aedem  votam  (vgl.  10,  36,  11 
wir  ein  Werk  der  republikanischen  Zeit  vor  M.  Atilius  Begulus  .  .  .  templum,  lovi  Statori 
uns  (vgl.  Bichter,  Ami.  d.  inst.  1884  S.  193  Vetä  vovet,  si  constitisset  a  fuga  Bomana  acies  red- 
di  questo  tempio,  il  quäle  ha  dimensioni  assai  integratoque  proelio  cecidisset  vicissetque  legio- 
considerevoli ,  e  nella  sua  costruzione  ha  varie  nes  Samnitium).  Livius  erinnert  sich  dabei, 
particolaritä  che  si  discostano  dallo  Schema  dafs  er  die  Gelobung  bereits  dem  Romulus 
consueto,  non  pud  determinarsi  conesatezza;  in  zugeschrieben,  und  fügt  hinzu  m^  Bomulus  ante 
ogni  modo  e  delV  epoca  republicana).  Aus  einer  40  voverat,  sed  fanum  tantum  id  est  locus  tempio 
Angabe  des  Conon.  narr.  48,  wonach  die  Hütte  effatus  fuerat.  Die  Möglichkeit,  dafs  die  'aedis' 
des  Faustulus  iv  xcö  toi  Jiog  isgcS  lag,  kann  an  Stelle  eines  früheren  'fanum'  getreten  ist, 
man  schliefsen,  dafs  es  zur  Zeit  Caesars  in  kann  zugegeben  werden.  Als  Dedikationstag 
dem  südwestlichen  Teile  des  Palatin  ein  nennt  Ovid  den  27.  Juni  {fast.  6,  793  Tempus 
Heiligtum  des  luppiter  gegeben  hat  {Gilbert  3  idem  stator  aedis  habet,  quam  Bomulus  olim  | 
S.  427  Anm.  2),  und  da  einerseits,  abgesehen  ante  Palatini  concidit  ora  iugi);  doch  bezieht 
von  der  topographisch  genau  tixierbaren  aedis  sich  dieses  Datum  vielleicht  erst  auf  einen 
lovis  Statoris  (s.  unten),  von  einer  andern  nach  726  geweihten  Restaurationsbau  des 
Kultstätte  des  Gottes  auf  dem  Palatin  nichts  Augustus,  vgl.Austa.a.O.  p.45.  Hinsichtlich 
verlautet  und  andererseits  bestimmte  Gründe  50  der  Lage  sind  die  Angaben  der  Alten  durch- 
vorhanden sind,  dem  Apollo  Rhamnusius,  der  aus  übereinstimmend;  sie  führen  uns  sämtlich 
Magna  mater  oder  Fortuna  Respiciens,  an  die  auf  die  Stelle,  wo  nach  den  Ergebnissen  neuerer 
man  nach  der  Regionenbeschreibung  denken  Ausgrabungen(1879— 1882,  vgl.  iawcmni,A^ofis. 
könnte,  die  Trümmer  nicht  zuzusprechen  1882  S.  233  ff.)  die  um  den  West- und  Nord- 
{Nissen  a.  a.  0.),  so  hat  die  Vermutung  Bosa's  ab  hang  des  Palatin  laufende  nova  via  in 
grofse  Wahrscheinlichkeit  für  sich  und  hätte  die  summa  sacra  via  mündet,  also  in  die 
es  noch  mehr,  wenn  die  von  der  Notitia  vor  Nähe  des  Titusbogens,  vgl.  aufser  den  oben 
der  aedis  lovis  Victoris  genannte  area  Pala-  erwähnten  Stellen  des  Dionys  und  Livius  noch 
tina  (vgl.  Gell.  20,  1,  1;  4,  1,  2)  identisch  Ovid.  trist.  3,  1,  33  porta  est,  ait,  ista  Palati,  \ 
wäre  mit  dem  vor  der  Ruine  befindlichen  60  hie  Stator,  hoc  primum  condita  Borna  loco  est. 
Platze,  dessen  Grenzen,  wie  wir  oben  sahen,  Plut.  Cic.  16  b  Ki-nsQcav  Iv-dlsi  zrjv  avynXrjrov 
sich  nicht  sicher  erkennen  lassen.  Auf  diesen  slg  rb  tov  ZxrioCov  zJibg  tsQbv  ov  Sxäzcogcc 
Tempel  können  die  Stellen  des  Livius,  der  'Pa^atoL  liceXovaLv  idQVfiivov  iv  ccQxij  x^g  ifp«? 
eine  Stiftungstag  bei  Oiid  (der  andere  fällt  oäov  ngog  xb  Tlaläxiov  aviövxwv.  iiv.  1,41, 4 
somit  dem  Quirinal  zu)  und  vielleicht  die  ex  superiore  parte  aedium  per  fenestras  in 
beiden  letzten  Angaben  des  Cassius  Bio  be-  novam  viam  versus  —  habitabat  enim  rex  ad 
zogen  werden.  Nach  dem  Berichte  des  lovis  Statoris  —  populum  Tanaquil  adloquitur. 
Lampridius  Hei.  3  (Heliogabalum  in  Palatino  Plin.  34,  13  quae  (statua  equestris)  fuerit  contra 


683      luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Stator)  luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Stator)     684 

lovis  Statoris  aedem  in  vestibulo  Superbi  domus  pitertempels  vor  sich  zu  sehen  {Lanciani,  Guida 
(zu  diesem  Standbild  vgl.  noch  Liv.  2,  13,  11.  del  Palatino  S.  24.  110.  Nissen,  Das  temjüuvi 
Bion.  5,  35.  Plut.  Popl.  19.  Serv.  ad  Äen.  8,  646).  S.  207.  Jordan  bei  Preller,  B.  M.  1  S.  198  Anm.  2. 
Solin.  1,  24  Tarquinius  Priscus  ad  Mugoniam  Gilbert,  Top.  1  S.  226  Anm.  1).  Allein,  ab- 
portam  supra  summani  novam  viam).  Der  gesehen  von  den  unerklärlichen  Anführungen 
Tempel  lag  also  gegeaüber  dem  supra  novam  der  Schriftsteller,  ergeben  sich  bei  solcher 
viam  befindlichen  Palast  des  Tarquiüius  Priscus,  Annahme  noch  andere  Widersprüche,  denn 
d.  h.  auf  der  Nordseite  der  Strafse,  aber  nicht  einmal  lag  der  von  der  vierten  Region  zwischen 
nördlich  der  sacra  via  (wie  Gilbert  3  S.  426  dem  templum  Romae  et  Veneris  und  der  sacra 
Anm.  1  meint),  sondern  südlich  von  derselben  lo  via  genannte  Tempel  mitten  im  Gebiet  der 
(über  den  technisch  sowohl  wie  allgemein  zehnten,  sodann  wäre  in  das  Haterierrelief, 
üblichen  Namen  sacra  via  vgl.  t/o?(Zaw,  Top.  1,  2  das  doch  ohne  Zweifel  die  beim  Aufstieg  zur 
S.  274),  vor  dem  Eingang  zur  palatinischen  summa  sacra  via  dem  Auge  sichtbaren  Bau- 
Stadt,  an  einem  Platze  also,  „der  im  Verein  lichkeiten  zur  Darstellung  bringt,  eio  Tempel 
mit  dem  Namen  Stator  sehr  geeignet  war,  aufgenommen  worden,  der  zu  einer  Zeit,  als 
die  Sage  von  dem  plötzlichen  Aufhalten  der  die  Kaiserpaläste  noch  erhalten  waren,  von 
Fliehenden  unmittelbar  vor  dem  Thore  der  jener  Strafse  aus  gar  nicht  erblickt  werden 
palatinischen  Stadt  hervorzubringen".  Die  konnte.  Diese  Widersprüche  aufgefunden  und 
Angabe  der  Notitia,  nach  welcher  die  aedis  dem  Heiligtume  den  schon  von  Brunn  an- 
lovis  Statoris  der  4.  Region  angehört  {Jordan,  20  gewiesenen  Platz  gesichert  zu  haben,  bleibt 
Top.  2  S.  546;  das  Curiosum  läfst  den  Bei-  das  Verdienst  Richters  a.  a.  0.  S.  425  ff.;  vgl. 
namen  wieder  weg),  steht  mit  dieser  topogra-  Jordan,  Top. 1,2  S.  277.  Gilberts  8.4:26  Anm.  1. 
phischen  Fixierung  in  keinem  Widerspruch,  Dafs  Senatsversammlungen  in  ihm  gehalten 
wenn  man  mit  0.  Richter,  Hermes  20  (1885)  wurden  {Cic.  in  Cat.  1,  5,  11;  2,  6,  12;  vgl. 
S.  427  annimmt,  dafs  die  Grenze  zwischen  der  Plut.  Cic.  16),  setzt  eine  ziemliche  Gröfse  vor- 

4.  und  10.  Region  vom  Titusbogen  an  ein  aus.  Eine  Zeitlang  wurde  daselbst  auch  von 
Stück  der  nova  via  gefolgt  sei,  um,  den  Vesta-  der  Brüderschaft  der  Arvalen  die  Wahl  neuer 
tempel  zur  Linken,  das  Forum  wieder  zu  er  Mitglieder  vorgenommen,  Henzen,  Act.  fratr. 
reichen,  eine  Annahme,  die  um  so  weniger  J.rv.  p.  115;  vgl.  C /.  7>. 6,2028  c. 32.  z.  J. 38  p.  C. 
bedenklich  ist,  als  nach  der  Notitia  der  30  Ein  zweiter  Tempel  des  luppiter  Stator  lag 
zwischen  der  höchsten  Erhebung  und  dem  im  circus  Flaminius  (F«»TO  b.ilfao'oö.  3,4,2 
Forum  laufende  Teil  der  sacra  via  innerhalb  Varro  libro  oetavo  rerum  divinarum  delubrum 
der  4.  Region  gelegen  war.  Eine  weitere  ait  alios  aestimare  in  quo  praeter  aedem  sit 
Bestätigung  für  die  angegebene  Lage  liefert  area  adsumpta  deum  causa  ut  est  in  circo 
der  Reliefstreifen  von  der  Grabstätte  der  Flaminio  lovis  Statoris.  Fast.  Urb.  C.  I.  L.  1 
Haterii  (gefunden  1848  an  der  via  Labicana,  p.  330  lovi  Stator(i)  lun(oni)  Reg(inae)  ad 
3  Miglien  von  Rom,  jetzt  im  Lateran,  Ab-  cir(cum)  Flam(inium).  Die  Notitia  {Jordan, 
hildnng  Mon.ined.  5,7,  dazu  Brunn,  Ann.  d.  inst.  '  Top.  2  S.  554)  verzeichnet  in  der  9.  Region 
1849  S.  370  ff.  Benndorf- Schöne ,  Die  an-  (circus  Flaminius)  aedes,  worunter  die  des 
tiken  Bildiverke  des  Lateranensischen  Museunis  40  luppiter,  der  luno  und  des  Hercules  Musarum 

5.  230  ff.;  Jordan,  Top.  1,  2  S.  277;  Richter  zu  verstehen  sind  {Jordan  a.  a.  0.  S.  135), 
a.  a.  0.  S.  410  Gilbert,  Top.  1  S.  220  Anm.  1).  innerhalb  der  poiticus  Metelli  {Vitr.  3,  2,  5 
Die  auf  ihm  dargestellten  Gebäude,  fünf  an  quemadmodum  a-t  in  porticu  Metelli  lovis 
der  Zahl,  folgen  von  links  nach  rechts  be-  Statoris  (aedis)),  die  von  Augustus  nach  dem 
trachtet  der  Richtung  der  Strafse,  die  vom  Feldzuge  des  Jahres  731  restauriert  {Suet. 
Caelius  her  zur  Höhe  der  sacra  via  hinauf-  Au(j.  29.  Dio  49,  43),  nach  der  Abfassung  von 
führte;  hinter  dem  vierten  Bauwerk,  durch  Vitruvs  Werke,  d.  i.  nach  740  u.  c.  der 
seine  Aufschrift  arcus  in  sacra  via  summa  Schwester  des  Kaisers  zu  Ehren  den  Namen 
deutlich  als  der  Titusbogen  gekennzeichnet,  porticus  üctaviae  führte  {Vellei.  1,  11,  3. 
erblicken  wir  als  letztes  in  der  Reihe  einen  50  Plin.  34,  31).  Der  Besieger  Macedoniens 
Tempel  mit  doppelter  Attika  über  dem  Giebel  Q.  Caecilius  Metellus  hatte  ihn  jedenfalls  nach 
und  sechs  Säulen  in  der  Front,  zwischen  den  seinem  Triumphe  a.  608  (vgl.  Fischer,  Rom. 
beiden  mittleren  in  geöffneter  Thür  eine  Statue  Zeittafeln  z.  ds.  J.  S.  129)  aufführen  und  ihn 
luppiters,  dessen  Linke  ein  Scepter  aufstützt,  sowie  den  benachbarten  Tempel  der  Inno  (s.  ob. 
während  die  Rechte  den  Blitz  führt.  Das  Bild  Sp.  603)  mit  einer  porticus  umgeben  lassen; 
erweist  das  Heiligtum  als  dem  himmlischen  es  war  der  erste  marmorne  Tempel,  den  Rom 
Herrscher  zugehörig  und  darum  hat  bereits  in  seinen  Mauern  sah,  mit  Werken  der  bilden- 
Brunn  a  a.  0.,  gestützt  auf  die  Zeugnisse  des  den  Kunst,  die  Metellus  aus  Macedonien  als 
Altertumes,  darin  die  aedis  lovis  Statoris  er-  Beute  weggeführt  hatte,  aufs  glänzendste  aus- 
kannt.  Als  jedoch  im  Jahre  1867  in  beträcht- go  gestattet;  vor  der  Front,  den  Blick  ihr  zu- 
licher  Entfernung  (ca.  100  ni)  vom  Titusbogen  gewendet,  standen  die  Reiterstatuen  der  ''turma 
auf  dem  Palatin  selber  der  Unterbau  eines  Alexandri'  von  Lysipps  Künstlerhänden  ge- 
Tempels durch  Rosa's  Ausgrabungen  blofs-  fertigt  {Vellei.  a.  a.  0.  hic  est  Metellus  Mace- 
gelegt  wurde,  da  änderten  sich  die  Ansichten;  donicus  qui  porticus  quae  fuere  circumdatae 
im  Hinblick  auf  diese  augenfällige  Ent-  duabus  aedibus  sine  inscriptione  positis,  quae 
deckung  glaubte  man  die  Nachrichten  der  nunc  Üctaviae  porticibus  ambiuntur ,  fecerat 
Alten  verwerfen  zu  können  und  zweifelte  nicht  quique  hanc  turmam  statuarum  equestrium 
mehr,   in    den   Trümmern   die  Ruine   des  lup-  quae  frontem  aedium  spectant  hodieque  maxi- 


685     luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Stator) 

vium  ornamentum  eius  loci  ex  Maccdonia  de- 
tulit.  hie  idem  primus  omnium  Bomae  aedem 
ex  marmore  in  üs  ipsis  monumentis  moh'tiis  vel 
magnificcntiae  vel  luxuriae  princeps  fuit,  vgl. 
Plin.  34,  64.  Brunn,  Geschiehte  der  griechischen 
Künstler  1"  S.  255).  Andere  Statuen  und  Ge- 
mälde schmückten  das  Innere  des  Tempels 
(Plin.  36,  35.  40.  43.  Fest.  p.  363).  Die  um- 
gebende Säulenreihe  schildert  Vitriiv  a.  a.  0. 
peripteros  atitcm  erit  quae  habebit  in  fronte  et  lo 
postico  senas  columnas  in  lateribus  cum  angu- 
laribus  tindenas.  ita  autem  sunt  liae  columnae 
conlocatae,  ut  intercoliimnii  latitudinis  inter- 
vallum sit  a  pnrietibus  circum  ad  extremum 
ordines  columnarum ,  habeatque  ambulationem 
circa  cellam  aedis,  quemndmodum  est  in  porticu 
Metelli  lovis  Statoris  Hermodori  et  aedis  Ma- 
riana Honoris  et  Virtutis  sine  postico  a  Mucio 
facta.  Da  wir  aber  in  den  Fragmenten  des 
capitolinischen  Stadtplanes  {Jordan,  Forma  20 
Urbis  t.  37),  durch  welchen  uns  ein  Stück  der 
porticus  Octaviae  mit  den  aedes  lunonis  et 
lovis  erhalten  ist,  auf  der  Rückseite  keine 
Säulen  erblicken,  so  ist  anzunehmen,  dafs  ent- 
weder Vitruvs  Bemerkung  sine  postico  facta 
auch  auf  unsei'n  Bau  sich  bezieht  oder  dafs 
der  ursprünglich  vollständige  Peripteros  Um- 
gestaltungen erfahren  hat  durch  die  Restaura- 
tion   des    Augustus    (vgl.   Brunn    a.  a.  0.   2^ 

5.  241).     Inwieweit  der   Tempel  bei  den  Un-  30 
fällen,  welche  späterhin  die  porticus  Octaviae 
trafen  {Dio  66,  24   z.  J.  80  p.  C. ;     C.  I.  L.  6, 
1034  unter  Septimius  Severus  a.  203;  C.  I.  L. 

6,  1676  zwischen  408  und  423),  in  Mitleiden- 
schaft gezogen  wurde,  läfst  sich  nicht  kon- 
statieren (vgl.  über  die  Säulenhalle  die  sorg- 
fältigen Zusammenstellungen  Gilberts  3  S.  85flF. 
249  Anm.).  Wenn  Plin.  36,  42  erzählt,  Sauros 
und  Batrachos  seien  die  Erbauer  des  Heilig- 
tums und  hätten,  um  ihr  Andenken  bei  der  40 
Nachwelt  zu  sichern,  auf  die  Säulenbasen  mit 
Hinweis  auf  ihre  Namen  eine  Eidechse  und 
einen  Frosch  eingehauen ,  so  liegt  es  klar  zu 
Tage,  dafs  das  Vorhandensein  der  beiden  Tiere 
(es  waren  übelabwebrende  Symbole;  vgl.  Fran- 
ke!, Jahrbch.  d.  arch.  Inst.  1  (1886)  S.  52)  den 
Anlafs  bot  zu  dieser  Fabel;  der  Baumeister 
war  vielmehr  der  von  Vitruv  genannte  Her- 
modoros,  derselbe  welcher  den  Tempel  des 
Mars  im  Circus  Flaminius  errichtete  {Prise.  8  50 
p.792  Hertz),  vermutlich  den  a.  618  von  D.Iunius 
Brutus  im  Kampfe  mit  den  Gallaecern  ge- 
lobten. Es  fehlt  uns  zwar  an  bestimmten 
Nachrichten  über  die  Art  des  Kultes,  aber 
auch  hier  wird  wie  bei  den  übrigen  Göttern 
des  Circus  Flaminius  {Gilbert  3  S.  66 f.)  die 
griechische  Auffassung  durchgedrungen  sein 
und  der  Kult  unter  der  Aufsicht  der  decem- 
viri  sacris  faciundis  gestanden  haben  (s.  unten). 
In  der  Notiz  der  fasti  Philocali  zum  13.  Januar  eo 
{lovi  Statori  c{ircenses)  m{issus)  XXIV  C.  I.  L. 

1  p.  335)  ist  vielleicht  eine  Hindeutung  auf  den 
Stiftungstag  enthalten.  Ein  aedituus  de  aede 
lovis  porticus  Octavia  wird  erwähnt  C.  I.  L. 
6,  8708;  Widmungen  an  luppiter  stator  sind 
bekannt  aus  der  Zeit  des  Caracalla  {\g[.  EcTchel 
7  p.  206),  C.  I.  L.  6,  434;  6,  435  lovi  statori 
suo  I  ordo  lictorum  III  decuriarum  cos  |  Äur. 


luppiter  (altröm.  Kult:  I.  Stator,  Latiaris)   686 

Gaetulicus  cus{tos)  a{edis)  s{acrae)  basetn  d.  d., 
so  von  Mommsen  ergänzt ,  der  sie  anfangs 
{Bh.  Mus.  6  (1851)  S.  14^  für  unecht  hielt  (die 
nichtstadtrömischen  Inschriften  folgen  später). 
Seit  Antonin  erscheint  der  Gott  häufig  auf 
Münzen,  und  zwar  fast  durchgängig  in  gleichem 
Typus  (Genaueres  s.  im  kunstmythologischen 
Teile). 

luppiter  Latiaris.  Dafs  nach  der  guten 
handschriftlichen  Überlieferung  Latiaris  die 
allgemein  übliche  Schreibweise  war,  ist  bereits 
von  Jordan  in  Prellers  R.  M.  1  S.  210  Anm  1 
hervorgehoben  worden,  die  griechischen  Schrift- 
steller kennen  nur  die  Form  Auticcgiog;  eine 
Bestätigung  durch  Inschriften  fehlt,  da  in  der 
einzigen,  welche  eine  Widmung  an  unsern  Gott 
erhalten  hat,  die  beiden  letzten  Buchstaben  des 
Beinamens  nicht  mehr  erkennbar  sind:  L.  Bu- 
bellius  I  Gern  cfosj  |  lovi  Latiafri  \  vojtum  C. 
I.  L.  6,  2022  -=  14,  2227  {iovi  latiari  optimo 
maximo  gehört  zu  den  inscriptiones  falsae 
C.  I.  L.  14,  126*).  Latialis  bietet  Lucan. 
Pharsdl.  1,  198.  Lact.  1,  21,  3,  Latius  Prop. 
4,  4,  6.  Ov.  trist.  3,  12,  46.  Lucan  Pharsal. 
8,  219.  Martial.  9,  65,  1.  Tertull,  Scorpiac.  7 
vgl.  Priscian  2  p.  515  Hertz.,  ein  Gedicht  aus 
dem  4.  Jahrhundert  {Hermes  4  (1869)  S.  351 
vs.  122)  und  eine  Inschrift  von  Pisaurum  Orelli- 
Henzen  7415.  Nach  einigen  Berichten  war 
luppiter  Latiaris  der  zum  Gott  gewordene 
Latinus  Fest.  p.  194  Latinus  rex  qui  proelio 
quod  ei  fuit  adversus  Mezentium  Caeritum 
regem  nusquam  apparuerit  iudicatusque  sit  lup- 
piter factus  Latiaris;  vgl.  schol.  Bob.  in  Cic. 
Plane,  p.  256  (die  anderen  Schriftsteller,  die 
den  Tod  des  Latinus  erzählen,  schweigen  von 
der  Apotheose:  Dio  1,  64.  Liv.  1,  2,  2.  lustin. 
43,  1,  11.  Cass.  Diofrg.  4,  7.  Zonaras  7  p.  313^. 
Serv.  ad  Aen.  1,  5  vgl.  7,  158).  Vermutlich 
ist  das  Gegenteil  der  Fall:  der  himmlische 
Herrscher  wurde  als  Stammesgott  der  Latiner 
im  Mythos  zum  ersten  Könige  des  Landes. 
Wenn  Bubino,  Beiträge  zur  Vorgeschichte  Ita- 
liens S.  169  ff.  Lavinium  für  den  ursprünglichen 
Sitz  des  Kultes  erklärt  (ähnlich  Hild,  La  legende 
d'Enee  S.  42)  und  ihn  von  hier  aus  der  Sage 
folgend  mit  den  Gründern  Albas  nach  dem 
mons  Albanus  wandern  läfst,  so  ist  dagegen 
einzuwenden,  dafs  mit  demselben  Recht  die 
Gründung  Laviniums  durch  Alba  Longa  (Ä^^awse«, 
Aeneas  und  die  Penaten  2  S.  676.  Schivegler, 
Böm.  Gesch.  1  S.  319 ff.  Preller,  B.  M.  2  S.  162. 
322)  oder  eine  von  einander  unabhängige  Ent- 
wickelung  der  beiden  Städte  {Seeck,  Bhein. 
Mus.  37  (1882)  S.  15  behauptet  werden  kann, 
sodann  bleibt  es  durchaus  unerfindlich,  wie  in 
der  sakralen  Metropole  Latiums  die  Erinnerung 
an  einen  so  bedeutsamen  Kult  spurlos  ver- 
schwinden konnte,  während  doch  z.  B.  die  luno 
Sospita  von  Lanuvium  und  zu  Praeneste  die 
Fortuna  Primigenia  bis  in  späte  Zeit  hochan- 
gesehen blieben,  obwohl  sie  in  den  Kreis  der 
zu  Rom  verehrten  Gottheiten  aufgenommen 
waren.  Die  Überlieferung  kennt  nur  den  mons 
Albanus  als  Mittelpunkt  der  Feier,  und  wir 
haben  um  so  weniger  Veranlassung  von  ihr 
abzuweichen  ,  als  ja,  wie  wir  sahen,  das  reli- 
giöse Gefühl   des   der  Natur  näher   stehenden 


687      luppiter  (Latiaris:  feriae  latinae~) 

Menschen  gerade  Höhen  sich  erwählte,  um  da- 
selbst zu  den  Himmlischen  zu  beten. 

Mit  dem  Kulte  des  luppiter  Latiaris  sind 
die  feriae  Latinae  auf  das  engste  verknüpft, 
zu  seiner  Ehre  wurden  sie  gefeiert  und  ihre 
Geschichte  ist  die  gleiche;  ehe  wir  aber  zu 
der  historischen  Betrachtung  übergehen,  wird 
es  angemessen  sein  unter  Heranziehung  der 
litterarischen  und  inschriftlichen  Zeugnisse  ein 
Bild  der  Feier  in  der  geschichtlich  hellen 
Zeit  zu  geben,  um  von  dieser  sicheren  Basis 
aus  Rückblicke  auf  die  entfernter  liegenden 
Epochen  werfen  zu  können.  Das  Fest  gehörte 
zu  den  feriae  conceptivae,  quae  quotannis  a 
magistratihus  vel  sacerdotibus  concipiuntur  in 
dies  vel  certos  vel  etiam  inceitos,  Macroh.  1, 
16,  6;  da  es  also  an  einen  bestimmten  Tag 
nicht  gebunden  war,  konnte  es  in  den  Kalender 
nicht  aufgenommen  werden.  Es  war  die  Pflicht 
der  Konsuln  sofort  nach  ihrem  Amtsantritt  die 
Ferien  zu  indicieren  {Liv.  21,  63,  8)  und  später 
die  Leitung  der  Feier  zu  übernehmen,  die  noch 
vor  ihrer  Abreise  in  die  Provinz  stattzufinden 
hatte  {Liv.  21,  63,  5;  22,  1,  6;  25,  12,  1;  38, 
44,  8;  42,  35,  3;  44,  17,  8;  19,  4;  22,  16.  Cic. 
ad  fam.  8,  6,  3.  Nie.  Datnasc.  v.  Caesar.  5. 
Cassius  Dio  46,  3;  54,  29);  beide  Akte  waren 
mindestens  durch  ein  trinundinum  getrennt 
{Wlommsen ,  Böm.  Forsclig.  2  S.  105  Anm.  17, 
Chr.  Werner,  De  feriis  Latinis,  Diss.Lips.  1888 
p.  21  Adn.  6;  einzige  Ausnahme  bei  Caesar 
bell.  civ.  3,  2).  Die  abweichenden  Angaben 
über  den  Termin  des  Festes  bei  den  Schrift- 
stellern und  in  den  durch  die  Ausgrabungen 
auf  dem  Monte  Cavo  gefundnen  Fastenüber- 
resten {CLL.  6  p.  455  nr.  2011—2022,  p.  863 ff. 
nr.  3874;  14,  2227—2250,  4210  a.  b.c.;  die 
Aufzeichnungen,  die  bis  zum  Decemvirat  zu- 
rückreichen, stammen  aus  der  Kaiserzeit,  Henzen, 
Bullet,  d.  inst.  1870  S.129  ff.  Mommsen  a.  a.  0. 

5.  102  ff.  de  Bossi,  Eph.  ep.  2  S.  93  ff.)  erklären 
sich  einmal  aus  dem  lange  Zeit  hindurch 
wandelbaren  Anfang  des  Amtsjahres,  sodann 
daraus,  dafs  die  Feier  in  demselben  Jahre  auf 
Beschlufs  der  pontifices  (Liv.  32.  1,  9;  40,  45,  2  ; 
41,  16,  2)  wiederholt  werden  konnte  (ferias 
instaurare)  entweder  als  Dankfest  bei  beson- 
derem Anlafs  {Liv.  45,  3,  2.  Dio  55,  2;  vgl. 
Mommsen  a.  a.  0.  S.  106  ff.)  oder  bei  einge- 
tretener Störung  {Liv.  40,  45,  2)  oder  wegen 
begangener  Fehler  (Genaueres  s.  unten),  vgl. 
Werner  a.  a.  0.  S.  38ff.  Seitdem  die  Konsuln 
ihr  Amt  an  den  Iden  des  März  antraten,  fiel 
der  Termin  ziemlich  regelmäfsig  in  die  erste 
Hafte  des  April  und  wurde  auch  nicht  ge- 
ändert, als  später  (Mitte  des  2.  Jahrhunderts) 
der  1.  Januar  das  Amtsjahr  eröffnete.  Die 
Dauer  betrug  ursprünglich  einen  Tag;  im  Jahre 
586  u.  c.  waren  es  bereits  drei  {Liv.  45,  3,  2 
indictae  a  consule  sunt  in  ante  fdiemj  quartum 
et  tertium  et  pridie  idus  Novembres) ;  nach 
Cic.  ad  Q.  fr.  2,  4,  2  galten  die  beiden  den 
feriae  Latinae  folgenden  Tage  für  religiosi : 
die  Angabe  der  Gründe  für  die  Hinzufügung 
eines    dritten    und    vierten    Tages    bei    Dion. 

6,  95  und  Flut.  Cam.  42  beruht  auf  einer 
Verwechselung  mit  den  ludi  Romani  (vgl. 
Schwegler,  Böm.  Gesch.  2  S.  232  Anm.  5.  Preller, 


luppiter  (Latiaris:  feriae  latinae)      688 

B.  M.  1  S.  211  Anm.  1.  Werner  p.  23;  Mar- 
quardt  S.  296  folgt  dem  Plutarch) ;  mehrere 
Tage  nennt  Siiet.  Claud.  4.  Cassius  Dio  53,  33. 
Fest.  p.  194.  schol.  Bob.  in  Cic.  pro  Plane. 
p.  256  (an  den  beiden  letzten  Stellen  hat 
Niebuhr,  Böm.  Gesch.  2  S.  41  Anm.  67  mit 
Unrecht  sex  dies  oder  diebus  konjiciert).  Da 
an  der  Feier  alle  Magistrate  und  Stellvertreter 
der  beteiligten  Gemeinden  zugegen  sein  mufsten 

10  (Strabo  5  p.  229  svzav&u  'PauaLoi.'  avv  roig 
AazLvoig  Jil  &vovciv,  ccnaaa  rj  avvuQxtcc  cc&qoi- 
a&£i:aa,  vgl.  Dion.  8,  87),  so  M'urde  alljährlich 
für  die  Zeit  ihrer  Abwesenheit  zu  Rom  und 
vielleicht  auch  in  den  anderen  Städten  ein 
praefectus  urbi  feriarum  latinarum  causa  er- 
nannt, ne  urbs  sine  imperio  esset  {Gell.  14,  8,  1 ; 
eine  Liste  der  uns  bekannten  bei  Werner^ 
p.  56).  Waren  die  Konsuln  an  der  Teilnahme 
verhindert,  so  übernahm  ein  ad  hoc  gewählter 

20  dictator  feriarum  Latinarum  causa  die  Leitung 
des  Festes  {Liv.  7,  28,  7.  fast.  Cap.  C.  I.  L. 
1  p.  434  z.  J.  497.  Cassitis  Dio  47,  40,  wo  eine 
Verwechslung  von  praefectus  urbi  und  dictator 
vorzuliegen  scheint;  ibid.  39,  30  ist  vnö  rivog 
ovn  OQ&mg  TtQuiQ^tvxo?  neutral  zu  fassen).  Die 
feriae  Latinae  sind ,  wie  die  Widmung  der  zu 
ihnen  in  Beziehung  stehenden  sacerdotes  Ca- 
benses  an  den  Kaiser  Tacitus  275 — 276  p.  Chr. 
beweist  {C.  L.  L.  6,  2173),  bis  ins  dritte  Jahr- 

30  hundert  bestehen  gebliei)en,  vielleicht  sogar 
bis  zum  Ende  des  vierten,  vgl.  das  Verzeichnis 
aller  überlieferten  Feste  bei  Werner  p.  57  ff. 
Unter  den  drei  Bezeichnungen  Latiar  {Cic. 
ad  Q.  fr.  2,  4,  2.  Macrob.  1,  16,  16,  vgl  Cass. 
Dio  47,  40),  Latinae,  feriae  Latinae  (vgl. 
Werner  p.  5.  29)  ist  die  erste  wohl  die  älteste 
und  bezieht  sich  speziell  auf  das  dargebrachte 
Opfer  (s.  die  gleiche  Bildung  Palatuar  bei 
Fest.  p.  348    Palutio    cui  sacrificium   quod   fit 

40  Palatuar  diciiur),  während  die  letzte  der  vollen 
Dauer  des  Festes  galt  {Preller,  B.  M.  1  S.  212), 
und  Latinae  sowohl  für  den  Tag  des  Opfers 
wie  für  die  ganze  Feier  gebraucht  wurde. 
Wenn  wir  in  den  Tagen  der  feriae  Latinae 
von  festlichen  Veranstaltungen  zu  Rom  selbst 
hören,  so  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dafs 
sie  nicht  nach  denen  auf  dem  Albanerbergey 
begangen  wurden,  da  ja  nach  Livius  25,_12j_^ 
die  Konsuln  sogleich  nach  dem  sacrum  iamonte 

50  in  ihre  Provinz  abgehen  mufsten,  sie,,.^ing  viel- 
mehr denselben  voran,  denn  die -G^leichzeitig- 
keit  ist  bei  der  Abwesenheit  aller  Magistrate 
nicht  wahrscheinlich  (vgl.  Marquardt  ^  S.  297 
Anm.  3).  Es  fand  auf  dem  Capitole  ein  Wagen- 
rennen statt,  wobei  der  Sieger  mit  Absynth 
bewirtet  wurde,  Plin.  27,  45  latinarum  feriis 
quadrigae  certant  in  Capitolio  victorque  apsin- 
thium  bibit,  credo,  Sanitätern  in  praemio  dari 
honorifice    arbitratis    maioribus.     Diese   Spiele 

60  sind  bei  Livius  zu  verstehen:  ludi  Latinaequ 
instauratae  sunt  5,  19,  1,  vgl.  15,  17,  2.  Die 
Kirchenväter  wissen  uns  auch  zu  berichten, 
dafs  das  Blut  eines  zum  Tode  verurteilten 
Verbrechers  (bestiarius)  dem  luppiter  Latiaris 
zu  Ehren  flofs  (Stellen  gesammelt  von  Boeper, 
Quaest.  pontif.  p.  38 ff.);  da  uns  jedoch  Profan- 
schriftsteller nichts  von  diesem  Opfer  erzählen, 
so    mag    es    eine    tendenziöse    Erfindung    der 


689     luppitei- (Latiaris:  feriae  latinae")  luppiter  (Latiaris:  feriae  latinae)      690 

Christen    sein,    vgl.    noch    den   Kult    auf  dem  nannt   nach    einer  alten   auf  dem    Berge    ge- 

collis  Latiaris  zu  Rom  Sp.  Cöö,  30.  legenen  Stadt  Caba  oder  Cabura  {Dion.  5,  61. 

Die  Hauptfeier  geschah  auf  dem  Mons  AI-  Plin.  3,  64),  vgl.  Marquardt  3  S.  479.   Jordan, 

banus;    hier  strömten   die   Abgesandten  und  Die  Könige  im  alten  Italien,  Berlin  1887  S.  45. 

Prozessionen  der  latinischen  Städte  zusammen,  Werner  p.  27 fF.;  die  Instanderhaltung  der  Bau- 

um  auf  der  schönen  Höhe,  von  der  der  Blick  lichkeiten  scheint  dem  Curator  aedis  sacrae  s. 

über  welliges  Hügelland  und  die  Campagna  bis  aedium  sacrarum    obgelegen  zu  haben  {M.  St. 

hin  zum  Meere  schweift,  geeint  zur  Verehrung  de  Eossi  a.  a.  0.   S.  320.    C.  I.  L.    14,   2233); 

des  höchsten  Gottes,  die  Festzeit  in  Friede  und  unsicher    ist    die    Existenz    von    quattuorviri 

Eintracht    mit    einander    zu    verbringen.      Die  lO  montis  Albani  und  eines  flamen  lovis  Latiaris, 

älteste  Kultstätte  scheint  auch  hier  ein  heiliger  die   Werner  p.  26   auf  einer  Inschrift  aus   Pi- 

Hain  gewesen  zu  sein  {Liv.  1,  31,  3  visi  etiam  saurum  (OrelH-Henzen  7415)  erkennen  will. 

andire    vocem    inyentcm    ex   summt    cacuminis  Die  Ferien   selbst  zerfielen  in  den  eigent- 

liieo,    xit  patrio    ritu    sacra    Albani   facerent);  lieh  sakralen  Akt,  bestehend  in  Opfern,  Gebeten 

aber  bereits  in  sehr  früher  Zeit  ist  ein  Tempel  und   Opfermahl,    wobei  jedenfalls  nur  die  ex 

errichtet  worden;    Tarquinius    Superbus   wird  officio   Beteiligten  vertreten    waren,    und    die 

als  Gründer  genannt  von  Dionys.  4,  49  und  in  Belustigungen    und    Spiele    der    versammelten 

der   Schrift  de    viris    illustr.  3,  2,    Tarquinius  Menge.    Zu  den  Kosten  steuerten  die  einzelnen 

Friscus  \on  Dionys.  6,  95  (vgl.  3,57,  Flor.  1,1,  5)  Gemeinden  bei  {Dionys.^i,  idcpagovaiv  sig  avxccg 

und  dem  scliol.  Bob.  in  Cic.  Plane,  p.  255,  das  20  at  (iszsxovaai.  räv  lsqojv   Tiolsig   ai  (isv  agvag 

auch    noch    andere    Namen    giebt,    vgl.    Fest.  (vgl.  Cic.  ad  Ätt.  1,  3,  1),  cciSs  xvQOvg,  ai  Si 

p.  194.     Die  Überlieferung  hat  sehr  an  Wahr-  ydla-nxög  ri   aexQOv ,    ai  ös    ouolov  xi  xovxoig. 

scheinlichkeit    gewonnen    durch    die    Ausgra-  Eine  lustratio  leitete   die   religiöse  Handlung 

bungen  der  Gebrüder  de  Bossi  auf  dem  Monte  ein,  der  Konsul  brachte  eine  Milchspende  dar 

Cavo  und  die  Vergleichung  der  Überreste  mit  (Cic.  de  div.  1,  11,  18  tu  quoque  cum  tumulos 

älteren  Plauen,  unter  deiaen  der  in  einem  Codex  Albano  in  monte  nivales  \  lustrasti  et  laeto  mac- 

Barberinianus  des  17.  Jahrhunderts  gefundene  tasti  lade    latinas;    vgl.   die    lactata   potio  im 

der  wichtigste  ist,  vgl.  G.  B.de  Bossi,  Ann.  d.  scliol.  Bob.  in  Cic.  pr.  Plane.  9,  23  und  Fest. 

inst.    1873  S.  162  ff.    M.  St.  de  Bossi,  Ann.   d.  p.  194).    Als  Bundesopfertier   (sacrificium  lati- 

inst.  181  &  S.  314:  f^.  ([a.zntav.d'agg.  Q.   Letzterer  so  num   Suet.  Caes.  79)    wurde    ein   junger    Stier 

berichtet    S.  322:    Varea    recinta    dai    grandi  von  weifser  Farbe   geschlachtet  {Arnob.  2,  68 

massi    di    lava    spcrone    era    elevata    alquanto  in  Albano  antiquitus  monte  nullos  alios  licebat 

al  desopra  della  spianata  stessa  della  sommitä  quam  nivei  tauros  immolare  candoris)  wie  dies 

del  monte  ed  oltre  l'ingresso  meridionale  al  quäle  ja    bei  Opfern    an   luppiter    allgemein    üblich 

metteva  la  via  lastricata  a  poligoni,  dalle  parte  war  (vgl.  den  Abschnitt  über  luppiter  Inventor) ; 

d'oriente  era  aperta   con  una  gradinata  lunga  dafs  auch  der  andern  Bedingung,  wonach  noch 

quanto   Vintiero   lato   Orientale.     L'ara  poi  col-  kein  Joch  seinen  Nacken  berührt  haben  durfte, 

locata  nel  centro,    rivolta  alla  scalinata,  trova-  genügt  war,  ist  selbstverständlich;  es  handelt 

vasi  cosi  esattamente  anclie  rivolta   all'  Oriente.  sich  an  den  jedesmaligen  feriae  latinae  immer 

Der  Tempel  selbst,   von   dessen  Fundamenten  40  nur  um  einen  iuvencus,  der  von  allen  Städten 

eine   Strecke  aufgedeckt    worden  ist,    lag  im  gemeinschaftlich    gestellt    wurde,    das    Opfer 

nordwestlichen  Teile  der  in  ihrer  Längsrichtung  selbst  vollzog   der  leitende    römische    Beamte 

von  Nord  nach  Süd  sich  hinziehenden  Area  mit  und  es  galt^  für  die  Gesamtheit  {Dion.  a.  a.  0. 

der  Front  gegen  Mittag  gewendet;  wenn  auch  sj'os  S}   ravQov   KOivcög  vnb   naaäv   &vofisvov 

der  Grundplan  des  heiligen  Bezirkes  (ein  Recht-  nsQog  STidoxrj  (sc.  nöhg)  x^xa-y^ihov   la^ißävsL. 

eck  von  48x65  oder  53x69  m.;  vgl.  JorfZaW;,  To/).  %vovßi    8'    vtibq    anävzcov    xßt   rrjr   r,y£^oviav 

1,  2  S.  9)  nicht  dieselben  Verhältnisse  zeigt  wie  xäv   leqwv   ^xovat  'Pa^aioi).     Unter   Berufung 

der  des  capitolinischen  Göttersitzes  (51x55),  so  auf  Livius  il ,   16,  Iff.    (Latinae  feriae  fuere 

sind  doch,  abgesehen  von  der  Tradition,  die  den  ante  diem  tertium  nonas  Maias  in  quibus  quia 

Tarquinius  als  gemeinsamen  Stifter  nennt,  die  5o  in  una  hostia  magistratus  Lanuvinus  pi-ecatus 

Ähnlichkeiteninder  Bauart  so  bedeutende,  dass  non    erat  populo' Bomano    Quiritium  religioni 

man  berechtigt  ist,  für  beide  Gebäude  ungefähr  fuit.    id  cum  ad  senatum  relatum  esset  senatusque 

dasgleicheAlter  anzusetzen,  d.h.  die  erste  Hälfte  ad  pontificum   collegium  reiecisset ,  pontificibus 

des  3.  Jahrh.  der  Stadt.   Im  Innern  befand  sich  quia  non  rede  fadae  Latinae  essent,    instau- 

ein  Bild  des  Gottes  [Cassius  Dio  39,  15;  47,  40;  randis  Latinis  placuit  Lanuvinos,  quorum  opera 

vgl.  Lttcan.  Phars.    1,  533;    ein    signum  lovis  instaurandae  essent,  liostias  praebere)  hat  3Iar- 

in    moute    Albano    erwähnt   Liv.   27,    11,   2).  gwardi  S.  296  Anm.  4  behauptet,  „dafs  es  nicht 

Eine  Beziehung  zwischen  den  Inschriften  C./.-L.  ein   Stier    war,    sondern    mehrere",    indes   mit 

14,  2228.  2229.  2231.  2232  annehmend,  glaubt  Unrecht,  wie  das  ausdrückliche  Zeugnis   (evog 

Werner  p.  26  Anm.  1  auf  eine  Restitution  des  «o  ravQpv)    des    auf   die  &vaiai  xwv    Y.cif'   7]fiäg 

Heiligtums    in    der   Kaiserzeit    schliefsen    zu  xQÖvav   sich  berufenden  Dionys  beweist.     Li- 

können.    Wo  die  oUia  ig  tjv  ot  vtikxoi  iv  rats  vius  spricht   nur  ganz   allgemein  von  hostiae 

UQOVQyiaig  KaxctXvovai.v  {Caisius  Dio  54,  29)  zu  und   es   läfst   sich  dabei  mit  Preller,  B.  31.  1 

suchen  ist,  läfst  sich  nicht  mehr  feststellen.  S.  214  Anm.  2  sehr  wohl  an  die  obenerwähnten 

Als  Priester  fungierten  bei  den  feriae  Lati-  ÜQvsg  denken;  da  andererseits  aber  die  Livius- 

nae  dieCabenses  sacerdotes  feriarum  Lati-  stelle  unzweifelhaft  eine  Mehrheit   von  Opfer- 

narum  montis  Albani  (C.  I.  L.  6,  2021  =  2073  =       handlungen  voraussetzt,   so   wird  angenommen 

14,  2228;   6,  2174.  2175;   14,  2230.   4210),  ge-       werden  müssen,   dafs  nach  dem    für  die  Ge- 


691     luppiter  (Latiaris:  feriae  latinae)  luppiter  (Latiaris:  feriae  latinael     692 

saiütbeit  verrichteten  sacrificium  latinum  jede  tinosque  firmatae  sunt,  inclioari  bellum  decebat. 
Stadt  ein  besonderes  Opfer  darbrachte,  bei  Das  Bündnis  mit  den  Laurentern  wurde  auch 
dem  der  abgesandte  Magistrat  für  die  übrigen  nach  der  Unterwerfung  der  Latiner  a.  416  u.  c. 
Gemeinden,  sie  mit  Namen  nennend,  um  Heil  alljährlich  10  Tage  nach  der  Feier  erneuert, 
und  Segen  zum  luppiter  Latiaris  flehte.  Ver-  Liv.  8,  11,  15.  Da  bei  dem  Opferakt  Rück- 
mutlich  nach  einer  offiziellen  Liste  aufgerufen,  sieht  auf  so  viel  Mitglieder  genommen  werden 
forderten  die  legitimierten  Vertreter  ein  Stück  mufste  und  die  Handlung  nur  bei  genauer  Be- 
Fleisch vom  Bundesstiere;  der  terminus  lautet  folgung  aller  Vorschriften  Gültigkeit  besafs, 
„carnem  petere"  (Cic.  pro  Plancio  9 ,  23  nisi  so  gehört  eine  Wiederholung  der  Feier  nicht 
forte  te  Labicana  aut  Gabina  aut  Bovillana  lo  zu  den  Seltenheiten;  bekannt  sind  uns  folgende 
vicinitas  adiuvabat,  quihus  e  municipüs  vix  Fälle:  Plut.  Cam.  4.  Cassius  Dio  39,  30,  wo 
iam  qui  carnem  Latinis  petant  reperiuntur.  das  Versehen  nicht  näher  bezeichnet  wird; 
Varro  l.  1.  6,  25  Latinae  feriae  dies  concep'ivus  Liv. 5,  17,  2  weil  bei  der  Konzeption  ein  Fehler 
dictus  a  Latinis  populis,  quibus  ex  Albano  vorgekommen;  Liv.  32,  1,  9;  37,  3,  4  weil  den 
monie  ex  sacris  carnem  petere  fuit  ius  cum  Ardeaten  und  Laurentern  das  ihnen  gebührende 
J?omrtwis)  und  erhielten  den  ihnen  zugewiesenen  Fleisch  vorenthalten  war;  Liv.  4:\,  16,  1  weil 
Anteil  (D/onys.  a.  a.  0.  P/m.  3,  69;  für  die  vielen  der  Magistrat  von  Lanuvium  bei  dem  einen 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  politisch  unter-  Opfer  nicht  für  das  römische  Volk  gebetet 
gegangenen  Gemeinden  wurden  fiktive  Ver-  hatte;  der  Schuldige  war  verpflichtet  die  Opfer- 
treter  ernannt,  vgl.  Mnmmsen,  Hermes  17  (1882)  20  tiere  bei  der  Instauration  zu  stellen,  ibid.  §  2. 
S.54).  Esfolgte  die  Opfermahlzeit  Dton^/s.  a.a.O.  DafsdieAuffassungluppitersalsdeshöchsten 
Tva  avviQiö^BvoL  v.ci%^'  itiaaxov  iviavtov  Big  Beschützers  der  latinischen  Gemeinden, 
Tov  anoSiix^Bvra  zönov  navrjyvQL'^wai  y.al  avv-  wie  sie  uns  in  seinem  Namen  und  in  der  Feier 
SGTiävtai',  es  zeugt  ferner  dafür  der  Ausdruck  der  feriae  Latinae  entgegentritt,  den  Höhepunkt 
visceratiohei  Servius  ad  Aen.1,211  „viscera"  non  einer  langen  Entwickelung  in  den  religiösen 
tantum  intestina  dicinms  sed  quidquid  sub  corio  Anschauungen  bildete  «nd  dafs  ihr  eine  Epoche 
est,  ut  in  Albano  Latinis  visceratio  dabntur.  voraufgiug,  in  der  die  Verehrung  der  Natur- 
Mit  Scherzen  und  Spielen  wurde  die  übrige  gottheit  überwog,  braucht  hier  nur  angedeutet 
Zeit  verbracht;  unter  den  Belustigungen,  bei  zu  werden.  Auf  ein  sehrhohes  Alt  er  desKultus 
denen  die  Festgenossen  sich  vergnügten,  wer-  30  (Serv.ad  Aen. 12,1^^  luppiter  Latiaris  antiquissi- 
den  besonders  hervorgehoben  die  oscilla,  d.  h.  mus  est)  weisen  eine  Reihe  von  Votivgegen- 
kleine  Puppen  von  Wachs  oder  Wolle,  die  man  ständen  hin,  welchediejüngsten  Ausgrabungen 
an  den  Beinen  aufhängte  und  schaukelte;  die  ans  Licht  gefördert  haben,  so  das  zahlreich 
Sage  führte  den  Bi-auch  auf  Latinus  oder  Aeneas  vorhandene  aes  rüde  {vg].M.St.  de  Bossi,  Ann. 
zm-iick;  Yg].  Schol.  Bob.  ■p.256  itaqiie  ipsis  diehus  d.  inst.  1871  S.  239 ff.),  roh  gearbeitete  primi- 
ideo  oseillare  instituerunt,  ut  pendulis  macJiinis  tive  Gefäfse  ähnlich  den  im  Haine  der  Ar- 
agitarentur,  quoniam  eoriim  {Latini  et  Aeneae).  valen  gefundenen  {vgl.  Henzen,  Act.  fratr.  Arval. 
corpus  in  terris  non  esset  repertt/m  ut  animae  S.  60),  und  besonders  ein  vollständig  erhaltener 
velut  in  aere  quaererentur  und  die  nicht  völlig  Gylinder  in  Terracotta,  wie  er  sich  aufserhalb 
sichere  Stelle  des  Fest.  p.  194  oscillantes  ait  40  der  Poebene  und  der  Emilia  höchst  selten  ge 
Cornificius  ab  eo  quod  os  caelare  {celare  Maller)  funden  hat,  vgl.  M.  St.  de  Bossi,  Ann.  d.  inst, 
sint  soliti  personis  propter  verecundiam,  qui  eo  1876  S.  323 ff.  abgebildet  tav.  d'agg.  Q.  n.  3. 
genere  lusus  uiebantur.  Causa  autem  eins  iac-  Manche  Bräuche  bei  den  feriae  Latinae  führen 
tationis  proditur  Latinus  rex.  .  .  Der  Ritus,  uns  gleichfalls  auf  sehr  primitive  Zustände 
welcher  auch  anderweitig  bezeugt  wird  {Lo-  zurück ,  so  die  oscilla  und  die  Festgaben. 
bech,  Aglaoph.  S.  585.  Klausen,  Aeneas  und  die  Heibig  {Die  Italiker  in  der  Poebene  S.  71)  macht 
Penaten  S.  801.  Marquardt  S.  192.  200,  vgl.  darauf  aufmerksam,  dafs  unter  den  Geschenken 
J.  Grimm,  Deutsche  Myth.  S.  67.  Bötticher,  neben  Vieh,  Käse,  Milch  und  Mehl  der  Wein 
Baumhullus  S.  80)  soll  symbolisch  an  die  Stelle  nicht  genannt  werde,  es  sei  also  möglich,  dafs 
früherer  Menschenopfer  getreten  sein  {Preller,  50  der  Ursprung  der  Feier  vor  der  Zeit  liege,  in 
B.  M.  1  S.  118ff.,  vgl.  jedoch  Jordan  in  d.  der  die  Latiner  die  Most-  und  Weinbereitung 
Anm.).  Die  Erinnerung  daran  war  jedenfalls  kennen  lernten.  Den  Grundstock  der  Fest- 
früh verblafst,  und  die  feriae  latinae  galten  genossen  scheinen  die  von  Plinius  3,  69  in 
als  ein  Fest  des  Friedens  und  der  Eintracht,  alphabetischer  Reihenfolge  aufgezählten  jeden- 
dessen  Gruudstimmung  Heiterkeit  und  Froh-  falls  aus  Varro's  antiquitates  humanae  und  in- 
sinn  bildete.  Wie  schon  aus  der  Erwähnung  direkt  aus  einer  offiziellen  Liste  entlehnten 
der  oscilla  eine  Ähnlichkeit  mit  den  Satur-  populi  gebildet  zu  haben  (behandelt  wird  die 
nalien  {Macrob.  1,  10,  1;  11,  1)  sich  ergab,  Stelle  von  Schwegler ,  Böm.  Gesch.  2  S.  298. 
so  tritt  sie  noch  mehr  hervor  in  der  Aufhebung  Beloch,  Der  italische  Bund  unter  Borns  Hege- 
des  Unterschiedes  der  Stände  {Fest.  a.  a.  0.).  eo  monie  S.  178  ff.  Mommsen ,  Böm.  Gesch.  V 
Ein  Frevel  war  es  in  dieser  Zeit,  in  der  die  S.  346  Anm.  Hermes  17  (1882)  S.  42  ff.  SeecTc, 
Verträge  zwischen  Latium  und  Rom  von  fri-  Bhein.  Mus.  37  (1882)  S.  1  ff.  S.  598  ff.),  d.  h. 
schem  bekräftigt  wurden,  einen  Krieg  zu  be-  die  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  der  Kult- 
ginnen  oder  eine  Schlacht  zu  liefern:  Macroh.  statte  liegenden  Gemeinden,  Es  war  dies  wohl 
1,  16,  16  cum  Latiar  hoc  est  Latinarum  sol-  ursprünglich  eine  Vereinigung  rein  sakraler 
lemne  concipitur  ...  nefas  est  jyroelium  sumere :  Natur;  dafs  Alba  Longa  darin  die  Vorstand- 
quia  nee  Latinarum  tempore,  quo  publice  quon-  schaft  bekleidete  ,  macht  seine  Lage  wahr- 
dam    indutiae    inter   populum    Bomanum    La-  scheinlich;    die  Frage  aber,   ob   es   die   durch 


693     Iiippiter  (Latiaris:  feriae  latinae)  luppiter  (Latiaris :  albanischer  Triumph)   694 

eine  religiöse  Feier  geeinten  Orte  auch  politisch  Garbo,   dem   Sieger    über  die   Corsen,    der  in 

zu    einem   Ganzen   unter   seiner   Führung   ver-  ihm  eine  Entschädigung  suchte,  nachdem  seine 

band,  kann  hier  aufser  acht  gelassen  werden.  Bitte,  in  Rom  triumphieren  zu  dürfen  vom  Se- 

Zu  der  Zeit  als  eine  Neugestaltung  der  feriae  nate   abschlägig  beschieden    war,    C.  /.  L.    1 

Latinae  unter  Tarquinius  erfolgte  (s.  oben  die  p.  458.    Vdl.   Max.  3,  6,  5.  Plin.  15,  126,  vgl. 

Bemerkungen  über  den  Tempel),  soll  die  Zahl  Cic.dedeor.  nat.  3,  52;  das  Beispiel  fand  Nach- 

der  Mitglieder  47  betragen  haben (/Jion^s.  4,  49).  ahmung;    die  Annalen  berichten    von  solchen 

J/ow/wse«  und  SeecA;  suchen  sie  auf  verschiedene  Triumphen    zu    den   Jahren  543   (M.  Claudius 

Weise  zu  rekonstruieren;  jener  (a.  a.  0.  S.  50 ff.),  Marcellus,   Liv.  26,  21,  6),    557  (M.  Minucius, 

die   Herniker    und   Volsker,    „denen   nur    eine  lo  C.  I.  L.  1  p.  459.  Liv.  33,  23,  3),  582  (C.  Ci- 

gewisse  Gemeinschaft  eingeräumt  worden  sei",  cereius,  C.  I.  L.  1  p.  459.  Liv.  42,  21,  4) ;  dafs 

von     den    anteilberechtigten    Gemeinden    des  sie  aber  weit  häufiger  stattfanden,  ergeben  die 

Latium   antiquum  ausschliefsend,   gewinnt  die  Worte   des   Q.  Minucius,    der  sich  bereits   im 

Zahl  annähernd  durch  Kombinierung  der  Listen  Jahre  557  auf  den  Vorgang  vieler  berühmten 

\)e\DioHys.b,  61  und  P/m.  3,  69  (zu  den  31  ver-  Männer   {multorum  clarorum  virorum  exemplo) 

schwundeneu  Ortschaften  des  Pliniits  treten  14  beziehen  konnte  {Liv.  33,  23,  3  vgl.  45,  38,  4). 

in   späterer   Zeit  noch   bestehende    und   3  mit  Im  Unterschiede  vom  capitolinischen  Triumphe 

zweifelhaftem   Namen  hinzu),    dieser  (a.  a.  0.  feierte   der    Sieger  ihn  iure  consularis   imperi 

S.  606)  durch  die  Verbindung  von  15  Herniker-  (Liv.  33,  23,  3)   sine   publica  auctoritafe  (Liv. 

und   2  Volskergemeinden  mit  den   auf  30  re-20  42,  21,  4),    und    die   Kosten    fielen    nicht   der 

ducierten  Völkern  bei  Plinius.    Sei  es  nun  dass  Staatskasse,  sondern  ihm  selber  zur  Last  (Liv. 

bereits    zu  jener  Zeit  die  religiöse   Feier   auf  33,  23,  8).   Zwar  war  er  darum  weniger  rühm- 

dem  Albaner-Berge  ganz  Latium  vereinigte,  sei  lieh,    doch    unterschied    er    sich    im    äufsern 

es  dafs    die   gröfseren   Städte    erst    nach   dem  Prunke  kaum  von  jenem  (Liv.  33,  23,  8).    Plii- 

Cassischen  Vertrage   vom  Jahre   261  u.  c.  bei-  tarch  (Marc.  22)  giebt  beiden  dieselben  Attri- 

traten,  so  bedarf  doch  die  Behauptung  PreZ/ers,  bute    ivzsXrjg    kixI    ftey«s"    aus   den   negativen 

i?.  M.  1  S.  210  „luppiter  Latiaris  ist  das  höchste  Bestimmungen    der    ovatio    ebendaselbst    im 

Oberhaupt  des  latinischen  Bundes,  in  demselben  Gegensatze    zum    albanischen    Triumphe    (ovk 

Sinne  wie  der  capitolinische  luppiter  das  höchste  snl  xov  xs&giTntov  ßeßrjiiag  ovds  Sacpvr]s  f%(x)v 

Oberhaupt   des  römischen  Staates  und  Staats-  30  czäcpavov  ovöh  Tiigiaalnt^öfisvog)  wird  das  po- 

kultes  sein  sollte"  in  mehrfacher  Hinsicht  der  sitive  Ergebnis  gewonnen,  dafs  der  siegreiche 

Einschränkung  und  Berichtigung.     Die    feriae  Feldherr,  auf  der  Quadriga  stehend,  das  Haupt 

Latinae  sind,  soweit  die  Überlieferung  zurück-  geschmückt  mit  der  Lorbeerkrone,  unter  dem 

reicht,  stets  unter  dem  Vorsitze  Roms  begangen  Schalle  der  Trompeten  zur  Höhe  des  luppiter- 

worden.     Nach   dem  Untergange  Alba  Longas  tempels  hinaufzog.     Wohl   mit   Rücksicht  auf 

war  mit  dem  Gebiete  der  Stadt  auch  die  Lei-  die  Erzählung  des  Valerius  Maximus  a.  a.  0. 

tung  der  Feier  an  die  Römer  gekommen,  darum  (M.  Papirius  quickm  Maso  .  .  .   et  in   Albano 

konnte    eine    Regelung    des   Festes    von    den  monte  triumphandi   et  ipse  initium  fecit  et  ce- 

Tarquiniern  ausgehen,  und   darum  nennen  die  teris  pobtea   exemplum  praebuit  proque   laurea 

Annalen  sowohl  wie  die  Fragmente  der  Jahres-  4ü  corona  cum  alicui  spectaculo  interesset,  myrtea 

tafeln  nur  römische  Magistrate  als  seine  Leiter.  usus  est)  und  Plinius  a.  a.  0.    (L.  Piso  tradit 

Von   dem   Augenblicke   an,  wo    die    Feier    zu  Papirium  Masonem,   qui  primus  in  monte  Al- 

einer  römischen  geworden,  war  die  Entwicke-  bano   triumphavit  de  Corsis,  myrto   coronatum 

lung    eines    spezifisch    latinischen    Gottes    ge-  ludos circensesspectaresolitum)hehan]itet Preller, 

hemmt;  denn  das  nomen  Romanum  fühlte  sich  B.  M.  1  S.  216,  nicht  der  Lorbeer  sondern  die 

nicht  als  einen  Teil  des  nomen  Latinum,  son-  Myrte  sei  zum  Ehrenkrauze  verwendet  worden; 

dern    trat    ihm    selbständig    gegenüber;     eine  doch  spricht  gegen  ihn  sowohl  die  Stelle  des 

hervorragend  politische    Bedeutung    im   Sinne  Plutarch  wie  die  Worte  pro  laurea  corona  bei 

des   capitolinischen  luppiter  hat  der  Kult   des  Valerius,  die  ihre  Berechtigung  nur  haben  in 

luppiter  Latiaris  nie  besessen,  sondern  immer  50  der  Beziehungauf  den  vorher  genannten  Triumph 

nur  den  sakralen  Mittelpunkt  für  die  latinischen  (vgl.  Michaelis,  Ann.d.  inst.  1876  S.  115  Anm.  2). 

Gemeinden  gebildet    Ebenso  läfst  sich  die  An-  Ebensowenig  haltbar  ist  seine  Vermutung,  es 

nähme  Prellers  (E.  M.  1  S.  285),  dafs  der  Gott  sei  die  ovatio  ursprünglich  nur  der  letzte  Akt 

später  wie  auf  dem  Capitol  als  Optimus  Maxi-  der  Feier  auf  dem  Albanerberge  gewesen ;  denn 

mus  im  Verein  mit  Inno  und  Minerva  verehrt  die  annalistische  Überlieferung  kennt  Ovatio- 

worden   sei,   nicht  mehr  verteidigen,    seitdem  nen  lange  vor  den  Zeiten   des   Papirius   Maso 

die    Inschriften,    auf   welchen   jene  Annahme  (vgl.  G.  I.  L.  1  p.  454  ad  a.  251.  291 ;  j).  455 

basierte,  sich  als  falsch  erwiesen  haben  C.  I.  L.  ad  a.  394.    Dionys.  5,  47.    Liv.  3,  10,  4).     Die 

14,  126*— 129*.  132*.  133*  B.    Nur  ein  Heilig-  Zugordnung  war  die  sonst  übliche:  dem  Vier- 

tum  derluno  Moneta  daselbst  darf  als  sicher  «o  gespann  vorauf  wurden   die  Opferstiere  (Plut. 

betrachtet  werden  (iä'.  42,  7,  1 ;  45,15,10.  Cass.  a.  a.  0.  snl  (isv  reo  fisyäla  d'QLÜfißco  ßov&vzei^v 

Dio  39,  20,    dagegen  gehört;  die  Widmung  an  näzQiov  tjv  tote  OTQarrjyoLg),  die  Beute  und  die 

die  luno  Albana  C.  I.  L.  14,  125*  gleichfalls  Gefangenen  geführt  (Liv.  33,  23,  8),  es  folgten 

zu  den  inscriptiones  falsae).  ihm  die  Soldaten,   deren  Tajjferkeit  den  Sieg 

Anden  Kult  des  luppiter  Latiaris  schlofs  sich  errungen  hatte.     Da  bei  einem  Triumphe  sine 

noch   eine   andere  Feier,    der  triumphus  in  publica  auctoritate   die    städtischen  Behörden 

monte  Alb  an  0;  er  wurde  hier  zum  ersten  Male  natürlich    offiziell    nicht    vertreten    waren,    so 

a.  523  u.  c.  begangen  vom  Konsul  M.  Papirius  hatte     er    einen    ausschliefslich    militärischen 


695    luppiter  (Latiaris:  albanischer  Triumph)  Inppiter  (Latiaris:  albanischer  Triumph)    696 

Charakter    und    gleichzeitig    auch,    weil   ohne  lenker  Athene  fungierte,  vgl.  Jahrich.  d.  arch. 

die  Bevollmächtigung   des   Senates   begangen,  Inst,  i  (1889)  S.  84. 

eine  volkstümliche  Färbung;  ein  sakral  an-  Niebuhr  (Eöm.  Gesch.  2^  S.  42),  von  der 
gehauchtes  Volksfest  nennt  es  J.f7.  JVissen, -Bei-  Voraussetzung  ausgehend,  dafs  eine  von  Pa- 
träge  zum  römischen  Staatsrecht,  Stra,?i-\)U\glS8b,  pirius  Maso  selbst  erfundene  Auszeichnung 
S.  124.  Soweit  reichen  die  litterarischen  Nach-  weniger  Wahrscheinlichkeit  besitze  als  das 
richten;  nähern  Aufschlufs  giebt  uns  die  Ab-  Anknüpfen  an  einen  früher  bestehenden  Brauch, 
bildung  einer  jetzt  im  Berliner  Museum  be-  hat  die  Behauptung  aufgestellt,  dafs  in  den 
findlichen  praenestinischen  Cista  (Mon.  ined.  Zeiten  nach  dem  Cassischen  Bündnis  bis  zur 
10  t.  29)  besprochen  von  Michaelis  a.  a.  0.  lo  Unterwerfung  Latiums,  in  denen  Vertrags- 
S.  105  ff.;  mit  dem  überzeugenden  Nachweis,  gemäfs  die  Eidgenossenschaft  abwechselnd  mit 
dafs  der  triumphus  in  monte  Albano  Gegen-  Rom  die  Führer  des  Bundesheeres  stellte,  die 
stand  der  Zeichnung  sei  {Jordan,  krit.  Beitr.  latinischen  Feldherrn  Triumphzüge  auf  den 
S.  14) ,  die  aus  stilistischen  Gründen  nicht  Albanerberg  geführt  hätten,  wenn  unter  ihrer 
über  das  Jahr  414  u.  c.  hinausgerückt  werden  Leitung  und  ihren  Auspicien  glückliche  Er- 
darf {Michaelis  S.  119).  Im  Mittelpunkt  der  folge  im  Kriege  errungen  worden  seien.  Durch 
unter  freiem  Himmel  sich  abspielenden  Scene  die  oben  beschriebene  Abbildung  sah  sich 
steht  ein  Mann,  das  Haupt  geschmückt  mit  ilft'c/mcZts  veranlafst  (a.  a.  0.  S.  117  ff.),  ein  Wei- 
einer  Lorbeerkrone,  bekleidet  mit  schön  ver-  terbestehen  jener  latinischen  Feier  in  den  ein- 
ziertem  Beinharnisch  und  kurzem  ,  auf  der  20  zelnen  Städten  über  das  Jahr  416  hinaus  an- 
rechten  Achsel  zugeknöpftem  Mantel,  durch  zunehmen,  womit  zugleich  die  Lücke  zwischen 
reiche  verbrämte  Garnierung  als  Festgewand  416  und  523  ausgefüllt  und  der  römische 
gekennzeichnet  (ohne  Zweifel  ein  paludamen-  Oppositionstriumph  dem  latinischen  zeitlich 
tum),  die  Linke  trägt  ein  Scepter  mit  Adler  nahe  gerückt  wäre.  Da  nämlich  die  Zeichnung 
an  der  Spitze,  während  er  mit  der  Rechten  aus  einer  Epoche  stamme,  wo  Siege  unter  den 
aus  einer  patera  über  einem  brennenden  Rauch-  Auspicien  latinischer  Feldherrn  nicht  mehr  er- 
gefäfse  zu  opfern  im  Begriff  ist;  links  reihen  fochten  werden  konnten  (s.  oben)  und  da  ein 
sich  an  ein  junger  Diener ,  ein  Priester  und  Zurückgreifen  des  Künstlers  auf  antiquierte 
ein  Sklave,  alle  drei  heiliges  Opfergerät  tra-  Sitten  wenig  glaubwürdig  sei,  so  müsse  in 
gend ;  auf  der  rechten  Seite  hält,  gelenkt  von  30  Hinsicht  auf  die  Livianische  Erzählung  (23, 
einem  bärtigen  Manne  im  Mantel  mit  breiter  19,  18),  wonach  dem  praenestinischen  Prätor 
Binde  und  Stock,  eine  Quadriga,  deren  linkes  M.  Anicius  wegen  der  tapfern  Verteidigung 
Beipfei'd  ein  halbnackter  Jüngling  am  Zügel  Casilinums  a.  538  von  seiner  Vaterstadt  ein 
fafst;  auf  beiden  Beipferden  sitzen  zwei  Jung-  Standbild  errichtet  worden,  die  Möglichkeit 
linge  mit  Metallgürtel ;  die  dürftige  Kleidung  zugegeben  werden,  dafs  die  Senate  der  Muni- 
hindert, sie  für  Verwandte  des  Feldherrn  zu  zipien  verdienten  Männern  den  Triumphzug 
halten,  qui  in  equis  triumphayitiuvi  sedere  solc-  zumheimischenluppitertempel  bewilligten,  und 
bant,  Cic.  pro  Mur.  11;  hinter  dem  Wagen  dieser  könne  vom  alten  latinischen  kaum  ver- 
folgt ein  Trompeter.  Das  Ganze  macht  den  schieden  gewesen  sein.  Preller,  B.  M.  1  S.  216 
Eindruck  einer  Triumphalfeierlichkeit;  doch  40  denkt  au  eine  von  Latium  und  Rom  zugleich 
stellt  das  Bild  weder  eine  ovatio  dar  (der  begangene  Feier  auf  der  alten  gemeinsamen 
Feldherr  würde  keinen  Lorbeer-,  sondern  einen  und  heiligen  Höhe  des  luppiter  Latiaris.  Es 
Myrtenkranz,  keinen  Mantel,  sondern  eine  kann  all  diesen  Hypothesen  eine  innere  Be- 
toga  tragen ,  er  würde  kein  Scepter  führen  rechtigung  nicht  zuerkannt  werden.  Niebuhrs 
und  sich  nicht  einer  Quadriga  bedienen,  son-  Annahme  ist  nur  verständlich,  wenn  der  mons 
dern  zu  Fufs  gehen  oder  ein  Rofs  besteigen,  Albanus  mit  seinem  Kulte  im  Gegensatze  zu 
schliefslich  wäre  kein  Trompeter  zugegen,  son-  Rom  speziell  latinischen  Interessen  diente;  da 
dern  ein  Flötenbläser;  vgl.  das  mehrfach  citierte  nun  aber,  wie  wir  oben  sahen,  bereits  die 
Kapitel  des  P/wten/i),  noch  einen  capitolinischen  Organisation  des  Tarquinius  Superbus  Roms 
Triumph,  da  der  charakteristische  Schmuck  50  Einflufs  daselbst  als  bestimmend  erscheinen 
desselben  fehlt:  die  aurea  corona,  toga  picta  läfst,  da  ferner  die  Überlieferung  auch  nicht 
und  tunica  palmata,  Stücke,  die  auf  jeder  Ab-  die  leiseste  Hindeutung  auf  eine  derartige 
bildung  deutlich  erkennbar  sind  (s.  unten).  Feier  enthält  (dies  spricht  besonders  gegen 
So  bleibt  nur  die  dritte  Feierlichkeit  übrig.  Preller;  denn  wären  Römer  beteiligt  gewesen, 
der  Triumph  auf  dem  Albanerberge;  wir  wer-  so  wäre  in  den  Annalen  sicher  eine  diesbe- 
den  um  so  geneigter  sein  uns  dafür  zu  ent-  zügliche  Notiz  zu  finden),  so  ist  einmal  nie 
scheiden,  da  die  litterarisch  überlieferten  Merk-  ein  latinischer  Triumph  Vorbild  für  den  ca- 
male  (Quadriga,  Lorbeerkrone,  Trompeter)  pitolinischen  gewesen,  wie  Michaelis  meint 
sämtlich  zutreffen  und  das  paludamentum  zu  (S.  120),  sodann  ist  der  Triumph  des  Papirius 
dem  vorwiegend  militärischen  Charakter  vor-  60  Maso  und  seiner  Nachfolger  keine  Nachahmung 
trefflich  pafst.  Furtwänqler,  Jahrbch.  d.  arch.  des  latinischen,  sondern  des  capitolinischen, 
Inst.  3  (1888)  S.  113  ff.  215  ff.  glaubte  auf  natürlich  mit  den  Abweichungen,  die  durch 
einer  antiken  Glaspaste  der  Berliner  Sammlung  die  verschiedene  Lokalität  und  Natur  der  Feier 
einen  albanischen  Triumph  dargestellt  zu  sehen,  bedingt  waren.  Wenn  nun  nach  Michaelis 
doch  überzeugte  ihn  die  Ergänzung  zu  dem  (S.  112)  das  paludamentum  des  Libierenden 
Glascameo  in  der  Gemmeusammlung  des  Briti-  auf  der  Cista  die  Annahme  ausschliefst,  dafs 
sehen  Museums,  dafs  der  vermutete  Triumpha-  die  Handlung  in  den  Grenzen  des  römischen 
tor  ein  griechischer  König  sei  und  als  Wagen-  Pomeriums  vollzogen  worden  sei,  so  bleibt  es 


697     luppiter  (Priester:  flamen  Dialis)  luppiter  (Priester:  üamen  Dialis)      698 

mindestens  bedenklich,  den  Vorgang,  welchen  hältnis  des  rex  sacrorum,  flamen  Dialis  und 
unsereZeichnung  veranschaulicht,  innerhalb  des  pontifex  maximus,  sowie  über  den  Wechsel 
Pomeriums  von  Praeneste  suchen  zu  wollen.  ihrer  Lokalitäten  |  a.  a.  0.  S.  231  fF.]  leidet  an 
Solange  kein  bestimmteres  Zeugnis  für  das  vielen  Unwahrscheinlichkeiten).  "Wie  für  die 
Vorhandensein  einer  solchen  Feier  in  den  Regia,  so  gilt  auch  für  sie  die  Bestimmung, 
Städten  Latiums  vorliegt,  wird  man  gut  thun  dafs  das  Feuer  von  ihrem  Herde  nur  zu  hei- 
in dem  Bilde  die  Darstellung  eines  albanischen  ligen  Zwecken  hinausgetragen  werden  darf 
Oppositionstriumphes  zu  sehen.  {Gell.  10,  15,  7.    Fest.  p.  106).      Es    ist    dem 

flamen  Dialis  ursprünglich  nicht  gestattet,  auch 

Priester.  ^(,  j^u^.  gj^g  Nacht  von   seiner  Wohnung  fern  zu 

Flamen  Dialis.    Die  Einsetzung  eines  be-  bleiben,   eine  Vorschrift,   die   unter  Augustus 

sonderen  Priesters  für  den  himmlischen  Herr-  insoweit  gemildert  wird,   dafs  er  zweimal  im 

scher    schreibt    die   Überlieferung   dem  Numa  Jahre   zwei  Nächte,    doch  nur  mit  Erlaubnis 

zu    {Lii\  1,  20,  1  ft.).      Wie    die  Namensform  des  Pontifex  maximus,  von  Rom  abwesend  sein 

Dialis,  so  tragen  eine  Reihe  von  sakralen  Be-  darf  [Liv.  5,  52,  13.    Tac.  ann.  3,  71.    Gell.  10, 

Stimmungen  und  Kultgebräuchen,  die  speziell  15,  14).    Wie  die  höchsten  Beamten  des  Staates 

an  dieses  Priestertum  sich  angeschlossen  haben,  erhält  er  einen  Sitz  im  Senate,   die  sella  cu- 

in  sich  selbst  die  beste  Gewähr  für  ihr  hohes  rulisundtogapraetexta(Li«;.l,20,3;27,8,8.  Flut. 

Alter.    Wiewohl  in  der  offiziellen  Reihenfolge  q.  B.  113),  sowie  einen  Hctor  {Fest.  p.  93;  vgl. 

dem    rex  sacrorum   nachstehend   {Fest.  p.  185  20  Ov.  fast.  2,  23);   er  erscheint  stets  im  vollen 

maximus  videtur  rex,   dein  Dialis,  post  hunc  priesterlichen  Ornate  mit  den  Abzeichen  seines 

J\Iartialis,quartoloco  Quinnalis,quinto  Pontifex  Amtes.    Über  der  tunica,  die  er  im  Freien  nie 

maximus),  war  er  doch  diesem  sowohl  wie  den  ablegen    darf,    damit    luppiter    seinen  Diener 

flamines  des  Mars  und  Quirinus  an  Würde  und  nicht  entblöfst  sehe  {Gell.  10,  15,  20),  trägt  er 

Bedeutung  überlegen.    Ihr  Verhältnis  ist  das-  die  sogenannte  laena,   eine  toga  duplex,   die 

selbe    wie  das   der  Götter,    denen  sie   dienen  nach  einer  alten  pontifikalen  Bestimmung  von 

{Aug.  c.  d.  7,  9  penes  lanum  sunt  prima,  penes  seiner  Frau  gewebt  sein  mufste  {Serv.  ad  Aen. 

lovem  summa),    dagegen    war    er    als   Einzel-  4,  262).     Sein    Haupt  bedeckt  der  pileus    s. 

priester  dem  Pontifex  maximus   als  dem  Ver-  albogalerus  {Fest.  p.  10  fiebat  ex  liostia  alba 

treter  der  gesamten  Staatsgottheiten  in  seinen  so  lovi  caesa.    Gell.  10,  15,  32.    Serv.  ad  Aen.  2, 

geistlichen  Funktionen  untergeben.    Die  Würde  683.   Fronto  ep.  ad  M.  Caes.  4,  4  p.  67  Naber), 

ist  stets  in  den  Händen  der  Patrizier  geblieben.  nach    oben    spitz    in    einen    Stab    auslaufend 

Da  sie  vom  Kriegsdienst  und  allen  öti'entlichen  (apex;  virga  =  Ölzweig;  Helin, Kulturpflanzen^ 

Ämtern  ausschlofs  {Liv.  4,  54,  7.   Gell.  10,  15,  4.  S.  99  will  darin  Entlehnung  griechischer  Sitte 

Fest.  p.  249.   Flut.  q.  B.  113),  so  wurde  sie  bei  sehen);   die  Stelle,   wo  der  stabartige  Aufsatz 

der    steigenden  politischen   Entwickelung  des  aus    dem   Hute    herauswächst,    ist  mit  einem 

römischen  Staates   für  ihre  Träger  allmählich  wollenen  Bande  (filum)  umgeben  {Fest.  p.  10. 

eine  ^lästige  Bürde.    Zwar  war  schon  a.  554  u.  c.  23),  ein  Schmuck,  der  so  charakteristisch  war, 

die  Ädilität  {Liv.  Sl,  50,  7,32;  7,14)  und  a.  571  dafs   die  Alten   von   ihm   den  Namen  flamines 

die  städtische  Prätur  (Liv.  39,  39,  2;  45,  2,  22)  40  (=  filamines)    herleiteten    {Varro   l.  l.  5,  84. 

dem  flamen  Dialis  zugänglich  gemacht  worden.  Fest.   p.  87.     Serv.   ad  Aen.   8,  664;    10,  270. 

doch  blieben  auch  jetzt  die  Beschränkungen  so  L)ion.  Hai.  2,  64.    Flut.  Num.  7).     Vorbild  für 

bedeutende,  dafs  nach  dem  Selbstmoi'de  des  L.  den  pileus  war   eine  Kopfbedeckung,   wie  sie 

Cornelius  Merula  a.  667  die  Stelle  wegen  Mangel  uns  auf  den  ältesten  Cornetaner  Wandgemälden 

an  Bewerbern  über  70  Jahre  lang  nicht  besetzt  begegnet    (vgl.  Heibig ,    Über  den  Fileus  der 

werden  konnte,  bis  Augustus  sie  a.  743  erneuerte  alten    Ltaliker     Sitz.-Ber.    d.    bayr.    Ak.    1880 

{Vell. Paterc.  2,22.  Tac.  ann.  3, 5S.  Suet.  Aug.  31.  S.  492  ff.    509  ff.    und    die    Abbildungen   Tf.  2 

Cass.Dto  54, 46.  (?o/.  1,136).  Inschriftlich  erwähnt  nr.  14.  16.  26).     Die   Heiligkeit  dieses   flamen 

flnden  sich  flamines  des  höchsten  Gottes  zu  Rom  spricht  sich  noch  besonders  in  folgenden  Be- 

(C.  J.  L.  1,  33),  zu  Lanuvium  (C.  I.  L.  14,  2089),  50  Stimmungen    aus.      Jede    profane    Thätigkeit 

zu  Lavinium  {C.  L.  L.  14,  4176)   und  zu  Tibur  mufs    in    seiner  Nähe  aufhören,    es   schreiten 

{C.  I.  L.  14,  3586).    Unter  den  Bewerbern,  die  ihm  daher  auf  der  Strafse  die  praeciae  oder 

den  patrizischen  Geschlechtern  angehören  und  praecimiatores  voraus,  um  jedermann  zum 

in    einer    unter    den    feierlichen    Formen    der  Niederlegen    der  Arbeit   zu  veranlassen   {Ma- 

confarreatio  [Marquardt,  Böm.  Frivataltcrt.  4:'^  crob.  1,16,9.  i^esi.  p.  224.  249).   Er  darf  keinen 

S.  32)   geschlossenen  Ehe  leben  müssen  {Serv.  Eid   schwören  {Liv.  31,  50,  7.    Gell.  10,  15,  5. 

ad  Aen.  4,  103.  374),  werden  von  den  Pontifices  Fest.  p.  104.    Plut.  q.  B.  44),  nichts  Unreines 

drei  vorgeschlagen  {Tac.  ann.  4,  16),  und  unter  anrühren  {Gell.  10,  15,  9.  12.  19.  24.    Plin.  n.h. 

ihnen    hat  der  Pontifex   maximus   die   engere  18,  119;   28,  146.    Fest.  p.  87.     Serv.  ad  Aen. 
Wahl  zu  treffen  {Liv.  27,  8,  5;  29,  38,  6.    Val  60  1,  179.    Macrob.  1,  16,  9.  Plut.  q.  B.  109—111). 

Max.  6,  9,  3.   Gell.  1, 12,  15).    Der  Neugewählte  Zu   dem  Verbote    gesäuertes   Brot    anzufassen 

bezieht  die  Amtswohnung  des  luppiterpriesters,  vgl.  Heibig,  Die  ltaliker  in  der  Poebene  S.  72), 

die    sogenannte    flaminia    {Fest.   p.   89.     Serv.  keinen  Knoten  an   seinem  Leibe  tragen  {Gell. 

ad  Aen.  2,  57).    Diese  lag  auf  dem  Palatin  (Cas-  10,  15,  6.  9.  12.  13.    Fest.  p.  82.  113.    Serv.  ad 

sius  Dio  54,  24),  vermutlich  nahe  beim  Tempel  Aen.  4,  262.   Plut.  q.  B.  112).    Gelang  es  einem 

des  luppiter   Stator    {Gilbert,    Gesch.   u.    Top.  zur  Hinrichtung  Geführten  seine  Kniee  zu  um- 

Boms  1  S.  233  Anm.  2;   die  Hypothese   dieses  schlingen,  so  konnte  an  diesem  Tage  die  Strafe 

Gelehrten  über  die  Entwickelung  und  das  Ver-  nicht  vollzogen  werden  {Gell.  10,  15,  10.   Serv. 


699      luppiter  (Priester:  flamen  Dialis)  luppiter  (Priester:  Fetiales)          700 

ad  Aen.  3,  607);  ein  Gefesselter,  der  sein  Haus  Ilamini  aliuiii  ducere  licebat  uxorem  nisi  post 
betrat,  wurde  von  den  Fesseln  befreit  {Gell.  mortem  flaminicae  uxoris).  Ähnlichen  Vor- 
10,  15,  8.  Serv.  ad  Acn.  2,  57);  nur  ein  freier  schriften  hinsichtlich  der  Kleidung  und  des 
Mann  durfte  ihm  Haar  und  Bart  scheren  {Gell.  sonstigen  Verhaltens  ist  seine  Gattin,  die  fla- 
10,  15,  11),  und  zwar  roit  einem  kupfernen  minica,  unterworfen;  an  allen  Nundinen 
Messev  {Serv.  ad  Aen.  1,  H8.  iUacrofc.  5,  19,  13.  schlachtet  sie  dem  luppiter  einen  Widder  in 
Lyd.  de  mens.  1,  31),  ein  Brauch,  der  uns  in  der  Regia  {Macroh.  1,  16,  30);  sie  ist  in  erster 
eine  Zeit  zurückführt,  wo  man  in  Latium  das  Linie  Priesterin  der  luno  {Fluf.  q.  B.  86;  Ge- 
Eisen noch  nicht  kannte  (vgl.  Helhig  a.  a.  0.  naueres  s.  v.  luno);  die  Heiligkeit  und  Rein- 
S.  82);  die  Abfälle  der  Haare  und  Nägel  müssen  10  heit  des  himmlischen  Götterpaares  spiegelt 
unter  einem  fruchttragenden  Baume  vergraben  sich  in  ihren  Dieuern  wieder,  und  diese  selbst 
werden  {Gell.  10,  15,  15).  Die  Hauptthätigkeit  sind  das  Muster  einer  römischen  Ehe  der 
des  "fiamen  Dialis  besteht  in  dem  täglichen  alten  Zeit.  Die  altertümliche  Institution  des 
Opferdienste  {Serv.  ad  Aen.  8,  552  more  enim  flamen  und  der  flaminica  beweist  auch,  dafs 
vetere  sacrorum  neque  Martialis  neque  Qiiiri-  die  paarweise  Götterverehrung  in  Italien  eine 
nalis    flamen    ommbus    caerimoniis    tenebantur  ursprüngliche  war. 

quibus  flamen  Dialis  neque  diurnis  sacrificiis  Fetiales.  Der  Stamm  des  Wortes  scheint 
distinebantur.  (reW.  10, 15,  16);  am  Fufse  seines  auf  fari,  fateri  hinzuweisen  vgl.  Marquardt, 
Bettes  mufs  sich  stets  ein  Gefäfs  mit  den  ge-  Rom.  Staatsverw.  3'^  S.  417  Aum.  9.  Johansson, 
wohnlichen  Opfergaben  befinden  {capsula  cum  20  Bezzenberg.  Beitr.  15  (1889)  S.  307.  Als  Be- 
sirue  atque  ferto.  Gell.  10,  15,  14).  Wenn  er  zu  gründer  der  Priesterschaft  werden  die  ersten 
einem  Opfer  aufserhalb  des  Hauses  sich  be-  Könige  genannt:  Numa  {Dion.  2,  72.  Plut. 
giebt,  so  trägt  er  in  den  Händen  das  corame-  Num.  12.  Cam.  18),  TuUus  Hostilius  {Cic.  de 
taculum  (virga),  um  jede  Berührung  mit  re  publ.  2,  17,  31  vgl.  Liv.  1,  24,  6),  Ancus 
anderen  zu  verhüten  {Fest.  p.  56.  64).  Wie  er  Marcius  (L«v.  1,32,  5.  Aurel.  Vict.de  vir.  illustr. 
an  allen  Iden  die  Ovis  idulis  {Ov.  f.  1,  588;  s.  5,  4.  elog.  C.  I.  L.  1  p.  564  =  6,  1302.  Sertor 
oben  Sp.  655,  32)  darbringt,  so  ist  er  jedenfalls  Besius  liber  de  praenom.  1  im  Val.  Max.  p.  743 
an  allen  regelmäfsigen  und  aufsergewöhnlichen  Kemp)f\  vgl.  Dion.  2,  72.  Serv.  ad  Aen.  10,  14). 
Opfern  an  luppiter  beteiligt.  Als  Opfermesser  Ihre  Funktionen  übten  die  Fetialen  teils  als  Ge- 
dient ihm  die  secespita  {Fest.  p.  348.  Serv.  ad  30  samtkollegium  (20,  vgl.  Varro  b.  Non.  p.  529), 
J.en.  4,  262).  Zusammen  mit  dem  rex  sacrorum  teils  in  kleineren  Abteilungen  (jL7V.  1 ,  24,  6; 
verteilt  er  im  Februar  als  Sühnemittel,  Gegen-  3,  25,  6;  9,  5,  4;  31,  18,  1;  42,  25,  1.  Varro 
stände  von  Wolle  (februa\  wie  sie  zu  heiligen  a.  a.  0.);  zu  den  ursprünglichen  Aufgaben  ge- 
Vorrichtungen vielfach  verwendet  werden  {Ov.  hören  die  Geougthunngaforderung,  die  Kriegs- 
f.  2,  21  pontificcs  a  rege  petunt  et  flamine  lanas  ankündigung,  der  Abschlufs  und  die  Auf- 
quis  veterum  lingua  februa  nomen  erat).  An  hebung  von  Büudnissen  und  Verträgen;  hier- 
den  Luperealien  (15.  Febr.)  opfert  er  am  aus  entwickelt  sich  allmählich  eine  in  allen 
Lupercal  {Ov.  f.  2,  282;  vgl.  Varro  l.  1.  b,  85),  Fragen  des  internationalen  Rechtes  ihr  Gut- 
und  bei  Beginn  der  Weinlese  fällt  ihm  die  achten  abgebende  Körperschaft,  bis  schliefs- 
feierliche  Einweihung  zu  {Varro  l.  l.  6,  16).  40  lieh  die  völkerrechtlichen  Abmachungen  den 
Auf  einem  verdeckten,  zweispännigen  Wagen  priesterlichen  Charakter  vollständig  verlieren. 
iühi-ensim  l.  Okt.  {fast.Arv.Henzen  CCXXXY 111.  Die  Würde  selbst  finden  wir  noch  bis  zum 
fast.  Amit.  C.  I.  L.  1  p.  325  =  9,  4192)  die  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  inschrift- 
drei  grofsen  Flamines  zum  Tempel  der  Fides  lieh  erwähnt  {Marquardt  Z'^  S.  418  Anm.  1, 
Publica  auf  dem  Capitol,  um  hier,  die  Rechte  dazu  C.  I.  L.  2,  2705;  3,  248;  8,  7058.  7060; 
bis  auf  die  Fingerspitzen  in  ein  weifses  Tuch  10,  6663.  6764;  14,  2405.  4238.  3595.  294:1  (;?)). 
gehüllt,  das  Opfer  darzubringen  {Liv.  1,  21,  4;  Aufser  den  silices  und  dem  sceptrum,  die  aus 
vgl.  Dionys.  2,  75.  Serv.  ad  Aen.  1,  292;  8,  636).  dem  Tempel  des  luppiter  Feretrius  genommen 
Da  die  Göttin  die  Personifikation  der  in  dem  wurden  (vgl.  Sp.  674,  11  ff'),  bedienten  sich  die 
Wesen  luppiters  liegenden  Begriffe  der  Zuver-  50  Fetialen  bei  ihren  amtlichen  Verrichtungen 
lässigkeit  und  Treue  darstellt,  so  spielt  er  bei  der  sagmina  oder  verbenae;  es  sind  dies 
dem  Akte  wohl  die  Hauptrolle.  Unterstützt  wird  Büschel  eines  heiligen  Krautes  {isqu  ßordvrj 
er  in  den  pricsterlichen  Handlungen  durch  s.  verbenaca  Plin.  n.  h.  25,  105),  die  samt  der 
seine  eigenen  Kinder  {Dionys.  3,  22)  oder,  wenn  Wurzel  und  der  daran  hängenden  Erde  auf 
diese  fehlen,  durch  camilli,  die  aus  einer  kon-  der  arx,  d.  h.  dem  Nordhügel  des  mons  Capito- 
farreierten  Ehe  stammen  und  beide  Eltern  linus,  ausgehoben  wurden  {Plin.  22,  5  sagmina 
noch  am  Leben  haben  {Fest.  p.  93.  Serv.  ad  in  rcmediis  publicis  fuere  et  in  sacris  legatio- 
Aen.  11,  543.  Macroh.  3,  8,  7.  Plut.  Num.  7).  nibusque  verbenae;  certe  utroque  nomine  idem 
Fällt  ihm  beim  Opfern  der  Pileus  vom  Kopfe  significatur ,  Jioc  est  gramen  ex  arce  cum  sua 
oder  zeigt  er  sich  lässig  im  Dienst,  so  wird  60  terra  evulsum.  Fest.  p.  321.  Serv.  ad  Aen.  12, 
er  gezwungen,  sein  Amt  niederzulegen  {Liv.  120);  sie  wurden  von  dem  amtierenden  Konsul 
26,  23,  8.  Val.  Max.  1,  1,  4.  Plut.  Marc.  5),  oder  Prätor  gefordert  {Liv.  1,  24,  4;  30,  43,  9) 
ebenso  kann  er  nach  dem  Tode  der  Gattin  und  durch  ein  Mitglied,  das  von  ihnen  den 
nicht  länger  fungieren  {Gell.  10,  15,  22.  Pris-  Namen  verbenarius  führte,  dem  Kollegium 
cian  1  p.  \i^  Hertz.  Plut.  q.  B.  50),  denn  er  vorangetrageu  als  eine  Bürgschaft  des  Frie- 
darf  sich  nicht  wieder  vermählen  {Tertull.  de  dens  und  ein  Zeichen  der  Unverletzlichkeit 
exhortat.  castit.  13.  Hieron.  ep.  123,  8.  adv.  der  Gesandtschaft  {Plin.  22,  5.  Varro  b.  Non. 
lovin.  1,  49;   dagegen  Serv.  ad  Aen.  1,  29  nee  p.  528.  Marcian.  Dig.  1,3,8).    Der  verbenarius 


701          luppiter  (Priester:  Fetiales)  luppiter  (rriester:  Fetiales,  Augures)   702 

bestimmte    wieder   durch   Berührung  mit   den  Aiiim.   Marc.   19,   2,   6.     Cassivs   Dio   71,   33. 

sagmina    ein    Mitglied    der    Deputation    zum  Tsetzes  Chil.  b,  ib.    Dafs  am  33.  Tage  nicht  die 

pater  patratus  (Liv.  1,24,6  fetialis  erat  M.Va-  testatio  [Liv.  1,  32,  9],  sondern  bereits  die  in- 

lerius;   is  patrtm   'pairatum  Sp.  Fusium  fecit,  dictio  belli  stattfand,  hat  FMsmaio  wahrschein- 

verbena  Caput  cajnUosquc  tangens),  eine  Würde,  lieh  gemacht:  dei  Feziali  e  del  diritto  feziale, 

durch    die    dem   Inhaber    in   jedem    einzelnen  contributo  alla  storia  dd  diritto  publica  esterno 

Falle    die    Leitung    der    heiligen   Handlungen  in  Borna.     Rom.  1884.    S.  54  ff.)     Die  Ausfüh- 

übertragen  wurde  {Cic.  de  or.  1,  40,  181;  2,  32,  rung   dieser  Ceremonieen  wurde   um  so  mehr 

137.  pro  Caec.  34,  98.   Liv.  a.a.O.    Dion.2,72).  erschwert,  je  weiter  Rom  seine  Grenzen  hin- 

Die  Eigentümlichkeit,  dafs  die  Grasbüschel  ge-  lo  ausschob;  doch  fand  man  ein  Auskunftsmittel: 

rade  von  der  nördlichen  Erhebung  des  capito-  im  tarentinischen  Kriege  liefs  man  durch  einen 

linischen  Hügels  entnommen  wurden,  während  gefangenen  Soldaten  aufserhalb  des  Pomeriums 

man   doch   die   anderen   Symbole,    silices  und  am  Tempel   der  Bellona  im  Circns  Flaminius 

sceptrum,  im  Tempel  des  luppiter  Feretrius  auf  ein  Stück  Land   kaufen  und  erklärte  dasselbe 

der  Südkuppe  autbewahrte,  vermögen  wir  nicht  für  feindliches   Gebiet;    als   Grenzstein  wurde 

zu     erklären.      Von     einem     Heiligtume     des  die   columna   bellica   errichtet,   über   sie   warf 

Himmelsgottes    auf    der    arx    wird  nichts  be-  der  pater  patratus  die  Lanze  und  eröffnete  mit 

richtet,    die   einzige   Schöpfung   daselbst,    die  dieser  symbolischen  Handlung  den  Krieg  {I'o- 

nian   zu  ihm  in  Beziehung  setzen  könnte,   ist  lyb.  13,  3.    Üv.  fast.  6,  205.    Fest.  p.  33.   tierv. 

der   alte   Sitz  der  Augurn,   das  Auguraculum.  20  ad  xien.d,b2.  Placid.  ^.  y.  bellica  Columna.  Cass. 

In   den  Ceremonieen   und  Formeln   der  ur-  Dio  50,  4;  71,  33),  während  die  thatsächliche 

sprünglichen  Funktionen  tritt  der  Zusammen-  Kriegserklärung   durch    den   Oberbefehlshaber 

hang    der    Priesterschaft    mit    luppiter,    dem  erfolgte   {IJo.  31,  8,  3;  36,  3,  7).    3)  Die  Mit- 

Schützer  der  Wahrheit  und  Treue,  dem  Rächer  Wirkung  der  Fetialen  bei  Abschlufs  von 

des  verletzten  Eidschwures,  am  stärksten  hervor.  Bündnissen  und  Verträgen.    Nachdem  sie 

1)    Genugthuuugsforderung      (clarigatio,  auf  dem  vorschriftsmäfsigen  Wege  die  sagmina, 

Liv.  8,  14,  5.    Flin.  n.  h.  22,  5.    Quiut.  7,  3,  13.  silices   und   sceptrum   erhalten  hatten  {Lio.  1, 

Arnob.  2,  67;  vgl  Serv.  ad  Aen.  9,  52;  10,  14).  24,  5;  30,  43,  9.    Fest.  p.  92.  321),   traten   sie 

Ausgerüstet    mit    den  heiligen   Symbolen   zog  ihre  Reise  an.    Die  Handlung  begann  mit  dem 

die   auserwählte  Deputation   nach   dem  feind-  30  Vorlesen  des  Vertragswortlautes,  sodann  nahm 

liehen    Lande;    beim    Passieren    der    Grenze,  der  pater  patratus   den  luppiter  zum  Zeugen 

beim  ersten  Zusammentreffen  mit  einem  Bürger  der    redlichen    Gesinnung    seines    Volkes    und 

des   feindlichen  Landes,   beim   Durchschreiten  schlofs   mit  einer  Verwünschung  für  den  Fall 

des  Stadtthores  und  bei  der  Ankunft  auf  dem  eines    treulosen  Vertragsbruches:    audi,    lupj- 

Forum  nahm  der  pater  patratus  das  Wort  und  piter,  audi,  pater  patrate,  audi  tu,  populus  Al- 

flehte  verhüllten  Hauptes  (mit  den  entsprechen-  banus.     TJt  illa  palam  prima  postrema  ex  Ulis 

den  geringfügigen  Abweichungen):  audi,  lup-  tabulis  ctrave  recitaia  sunt  sine  dolo  malo,  uti- 

piler ,   audite  fines  —  cuiustunque  gentis  sunt,  que  ea  hie  hodie  rcctissime  intellecta  sunt,  Ulis 

nominat  —  audiat  fas;  ego  sunt  publicus  nun-  legibus  populus  Romanus  prior  non  deficiet;  si 

tius  populi  Romani;  itiste  pieque  legatus  venio  40  prior  defexit  publica  consilio  dolo  malo,  tum 

verbisque    meis    fides    sit.      Nach    Aufzählung  ille  dies,  Luppiter,  populum  Bomanum  sie  fu'ito, 

seiner  Forderungen  ruft  er   den  luppiter  zum  ut  ego  liunc  porcum  hie  hodie  feriam;  tantoque 

Zeugen    an:    si   ego  iniuste  imptieque  illvs  ho-  magis  ferito,  quanto  magis  potes  pollesque  {Liv. 

mines  illasque  res  dedier  mihi  exposco,  tum  pa-  1,  24,  7;  vgl.  Polyb.  3,  25,  wo  in  der  Schwur- 

triae  compotem  me  nunquam  siris  esse  {Liv.  1,  formel  auch  Mars  und  Quirinus  genannt  sind). 

32,  6  sq.).     Wurde    innerhalb    von    30    Tagen  (Die  Bezeichnung  Carmina  für  alle  diese  For- 

{Dion.  2,  72)   eine  befriedigende  Antwort  von  mein    veranlafste  Ribbeck,  Jahns  Jahrbch.  77 

der  feindlichen  Seite  nicht  gegeben,  so  erfolgte  (1858)    S.  206    zur  Annahme    von    Saturniern, 

zum  zweitenmale  durch  den  pater  patratus  ein  s.  dagegen  Peter,  Comment.  in.  hon.  Reiffcrscheid. 

feierlicher  Protest,  in  dem  luppiter  wiederum  50  S.  67  ff.)     Bei   den  letzten  Worten   schlug  er 

an  erster  Stelle  genannt  wird:  audi,  luppiter  mit  dem  lapis  das  Opferschwein  {Suet.  Claud. 

et   tu  lane  Quirine  diique  omnes  cailestes  vos-  25  vgl.  Sp.  676).    Die  beteiligten  Fetialen  unter- 

que    terrestres    vosque   inferni    audite;    ego  vos  zeichnen  die  Vertragsurkunde  {Liv.  9,  5,  4)  und 

testor,  populum  illum  —  quicunquc  est,  nomi-  sind    verpflichtet,    über  die  Beobachtung  der 

nat  —  iniustum  esse  neque  ius  yersolvere.    Sed  einzelnen    Bestimmungen    zu    wachen    {Dion. 

de  istis  rebus  in  patria  maiores  natu  consule-  2,  72)  und  über  ihre  Verletzung  zu  entscheiden 

mus,  quo  pacto  ius  nostrum  udipiscamur  {Lio.  {Marquardt  3'^   S.  424   A.  1—6);   sie   sind  also 

1,32,  9;  vgl.J>('ow.  15,9).  2)  Kriegserklärung.  in    jeder    Beziehung    die    Vertreter    luppiters 

Nachdem  auf  den  Bericht  der  Fetialen  zu  Rom  (vgl.  Movimsen,  Rom.  Staatsr.  1-  S.  238  ff.    3Iar- 

der    Krieg    beschlossen    war    {Liv.  1,  32,  11),  00  quardt  3'-  S.  415—427. 

erschien  nach  Ablauf  von  3  Tagen  der  pater  Augurn.  Wenn  die  Augurn  auch  nicht  in 
patratus  abermals  an  der  feindlichen  Grenze,  dem  eminenten  Sinne  wie  die  eben  besproche- 
kündigte  in  Gegenwart  von  mindestens  drei  neu  Priester  als  spezielle  Diener  luppiters  be- 
zeugen dem  Sühne  verweigernden  Staate  trachtet  werden  können,  so  hat  doch  ihre 
förmlich  den  Krieg  an  und  eröffnete  ihn,  in-  ganze  Wissenschaft  von  dem  Himmelsgotte 
dem  er  eine  hasta  ferrata  aufc  sanguinea  prae-  ihren  Ausgang  genommen,  und  das  Bewufst- 
usta  ins  feindliche  Gebiet  warf.  {Liv.  1,  32,  sein  dieses  ursprünglichen  Zusammenhanges 
12—14.    Gell.  16,  4,  1.    Serv.  ad  Aen.  10,  14.  ist  immer  lebendig  geblieben.     Bei  wichtigen 


703         luppiter  (Feste:  Poiilifugia)  lupiiiter  (Feste:  Vinalia)            704 

Unternehmurigen ,  bei  der  Wahl  von  Beamten  wird    bestätigt   durch   eine   Notiz   bei   Cassius 

und   der  Inauguration   von  Priestern  und  Ort-  J)io  47,  18,  wonach  der  Senat  für  den  5.  Juli 

lichkeiten,    in    denen    Staatshandlungen    vor-  die    Geburtstagsfeier    des    Caesar    angeordnet 

genommen  werden,  kurz  in  allen  Fragen,  bei  und    alle    Zuwiderhandelnden    als    snaQÜrovg 

denen  dem  Staate  die  Einholung  der  göttlichen  t«   Jii    erklärt    hatte.     Dafür    scheint    ferner 

Genehmigung  geboten  erscheint,  stehen  sie  als  auch  zu  sprechen  die  aus  der  Ähnlichkeit  der 

Sachverständige  dem  vollziehenden  Magistrate  Ceremonieen  (Lustrationsriten)  sich  ergebende 

oder  Fontifex  zuredend   oder  abmahnend   zur  Beziehung    auf   das    zwei   Tage    später    statt- 

Seite.     Ihre  Hauptaufgabe  besteht  dabei  nach  findende  Fest   der  nonae  Caprotinae  zu  Ehren 

der    Einrichtung    des    templum    (vgl.   darüber  lo  der  Inno  (s.  d.),  in  der  die  Zusammengehörigkeit 

P.  Begell,  Die  Schautempla  der  Auqurn  in  N.  der  beiden    italischen  Lichtgottlieiten  wieder 

Jahrb.  f.  Phil.  u.  Pädag.  123  [1881]  S.  593  ff.),  hervortritt. 

in  der  Beobachtung  der  Blitz-  und  Vögel-  Die  Reihe  der  mit  der  Ernte  uüd  Zuberei- 
zeichen,  und  hieraus  ergeben  sich  unzweideutig  tung  des  Weines  in  Verbindung  stehenden 
die  Beziehungen  zu  luppiter;  vgl.  Enn.  ann.  Feierlichkeiten  eröffneten  am  19.  August  die 
frg.  310 Baehrens:  contremuit  magnum  templum  Vinalia  rustica,  die  von  J^'esiMS  ausdrücklich 
lovis  altitonantis.  Terent.  Eun.  590  qui  templa  als  Festtag  des  luppiter  bezeichnet  werden 
caeli  summa  sonitu  concutit.  Cic.  de  div.  2,  34,  (p.  265  Bustica  vinalia  aiipellantur  mense  Au- 
72  aves  internuntiae  lovis.  ibid.  2,  36,  78.  In  gitsto  XIV  Kai.  Sept.  lovis  dies  festus);  man 
den  commentarii  augurum  findet  sich  die  Vor-  20  flehte  in  dieser  kritischen  Zeit,  die  über  den 
schrift  love  tonante  fulgurante  comitia  popidi  Ausfall  der  Ernte  entschied,  um  das  Gedeihen 
habere  nefas  (vgl.  Cic.de  div.  2,  18,  42);  in  der  der  reifenden  Trauben  {Plin.  n.  h.  18,  284  tria 
Gebetsformel  bei  der  Inauguration  des  Numa,  namque  tempora  fructibus  metuebant ,  propter 
die  Livius  (1,  18,  9;  vgl.  Plut.  Num.  7)  aus  quod  institueruntf erias  diesque  festos  Bobigalia, 
den  Gebräuchen  seiner  eigenen  Zeit  entnommen  Floralia,  Vinalia).  Wenn  der  Epitomator  des 
hat,  wird  luppiter  um  die  Gewährung  gün-  Festus  p.  264  berichtet:  Bustica  Vinalia  XIV 
stiger  Zeichen  angefleht  {luppiter  jmter  si  est  Kai.  Septembris  celebrabant,  quo  die  primum 
fas  hunc  Numam  Pompilium.,  euius  ego  Caput  vina  in  %irbem  def^rebant,  so  beruht  die  An- 
teneo,  regem  Bomae  esse  uti  tu  signa  nobis  certa  gäbe  wahrscheinlich  auf  einer  Verwechselung 
adclarassis  inter  eos  fines  quos  fcci),  und  Cicero  30  mit  den  Vinalia  priora  (s.  unten),  vgl.  3Iar- 
de  leg.  2,  8,  20  bezeichnet  die  Augurn  geradezu  quardt,  Büm.  Stuatsverwaltg.  3  S.  333  A.  7. 
als  die  Dolmetscher  des  höchsten  Gottes  (wfcr-  Der  Beginn  der  Weinlese  selbst,  von  Witte- 
preies lovis  optumi  maxumi,  publici  augures,  rungsverhältnissen  abhängend,  konnte  natürlich 
signis  et  ausinciis  postea  vidento).  Aus  dieser  nicht  genau  fixiert  werden,  man  legte  daher 
Stelle  ist  übrigens  nicht  der  Schlufs  zu  ziehen,  die  einleitenden  religiösen  Ceremonieen  auf  den 
dafs  die  Stiftung  des  Kollegiums  mit  der  Er-  Tag  der  Vinalien.  Die  Vornahme  der  Weihe 
bauung  des  capitolinischen  Tempels  zusammen-  lag  in  den  Händen  des  flamen  Dialis.  Einige 
fällt,  dagegen  spricht  nicht  sowohl  der  Um-  Trauben  abschneidend,  forderte  er  zum  Beginne 
stand,  dafs  die  Berichte  der  Alten  überein-  der  Weinlese  auf;  es  folgte  das  Opfer  eines 
stimmend  die  Institution  in  den  Anfang  der  40  Lammes  an  luppiter,  während  dessen  Zu- 
Königszeit  verlegen  {Cic.  de  republ.  2,  9,  16.  bereitung  die  auspicierende  Handlung  des 
de  div.  1,2,3;  17,  30,  40,  89;  48,  107.  Liv.  1,  Einsammelns  der  Trauben  von  ihm  wiederholt 
18,  6;  4,  4,  2;  6,  41,  4),  sondern  vor  allem  ihre  wurde  {Varro  1.1.  6,  16  Vinalia  a  vino,  hie 
Verbreitung  über  ganz  Mittelitalien  {Varro  1. 1.  dies  levis,    non  Veneris;    huius  rei  cura  non 

5,  33.  Cic.  de  div.  2,  33,  70;  1,  41,  92.  Bücheier,  levis  in  Latio,  nam  aliquot  locis  vindemiae  pri- 
Umbrica  p.  42  sq.).  Über  andere  Fragen  be-  mum  ab  sacerdotibus  publice  fiebant,  ut  Bomae 
züglich  des  Kollegiums  der  Augurn  vgl.  etiam  nunc;  nam,  flamen  Dialis  auspicatur 
Mommsen,  Böm.  Staatsr.  1^  S.  78 — 114.  3Iar-  vindcmiam  et  ut  iussit  vinum  legere,  agna  lovi 
quardt,  Böm.  Staatsverwaltg.  3^  S.  397 — 409.  facit  inter  quoius  exta  coesa  et  porrecta  flamen 

50  prorsus  vinum  legit).     War  die  Ernte  beendet 
und  der  Most  fertig  gestellt,  so  wurde  an  den 

Zu  den  luppiterfesten,  die,  wie  die  Schrei-  Meditrinalien  am  11.  Oktober  der  neue,  noch 

bung  mit  grofsen  Buchstaben  im  Kalender  be-  ungeklärte  Wein  gekostet  und  zum  Vergleiche 

weist,  über  den  Anfang  der  republikanischen  der  alte   Wein  vom  vergangenen  Jahre   dazu 

Zeit   hinausreichen,  gehören  die  Poplifugia  getrunken,  wobei  man  die  Worte  sprach:  no- 

und  Vinalia.     Die  ersten  wurden  am  5.  Juli  vum  vetus  vinum  biho,  novo  veteri  vino  morbo 

gefeiert.    Nach  den  Berichten  der  Alten  sollen  medeor    {Varro  7.   Z.   6,   21;    bei    Fest.  p.  123 

sie    eingesetzt    sein    infolge    einer   Niederlage  lautet    die  Formel:    vetus  novum  vinum   biho, 

der  Römer    durch    die  Fidenaten  {Varro  l.  l.  veteri  novo  morbo  medeor),    voraus   ging  eine 

6,  18;  vgl.  Macrob.  1,11,  37.  Plut.  Cam.  33),  GO  Libation,  wahrscheinlich  für  luppiter,  denn 
Tuscer  {Macroh.  3,  2,  14),  Gallier  {Ovid.  de  die  Fasten  von  Araiternum  {C  I.  L.  1  p.  325 
arte  amat.  2,  257)  oder  nach  dem  Verschwinden  =  9,  4192)  verzeichnen  zum  11.  Oktober  feriae 
des  Romulus  {Dion.  2,  56.  Plut.  Bom.  29).  In-  lovi.  Die  Göttin  Meditriua  {Fest.  p.  123)  ist 
des  sind  dies  nur  Versuche  zur  Erklärung  des  also  erst  eine  Erfindung  der  Grammatiker,  her- 
Namens;  der  wahre  Ursprung  ist  uns  nicht  be-  vorgegangen  aus  dem  Bedürfnis,  den  Namen 
kannt.  Dafs  der  Tag  dem  luppiter  geheiligt  Meditrinalia  zu  erklären;  vgl.  Wissowa,  ind. 
war,  ergiebt  der  Zusatz  feriae  lovi  in  den  lect.  Marpurg.  1891  p.  15  a.  16.  Die  Vinalien 
fast.  Amit.  {C.  I.  L.  1   p.  324  =  9,  4192)  und  am  23.  April  des  nächsten  Frühjahres  bildeten 


Feste. 


705           luppiter  (Feste:  Vinalia)  luppiter  (Capitolinus:  Kultlokal)     706 

den  Abschlufs  der  Feier;  erst  an  diesem  Tage  beiden  Hügeln  der  capitolinische  Tempel  ge- 
diirfte  der  ausgegorene  Wein  in  die  Stadt  ge-  standen  habe,  war  bis  in  die  neueste  Zeit  sehr 
fahren  werden  {Varro  1.  l.  6,  16  in  'J'usculanis  umstritten.  Nachdem  die  Topographen  etwa 
sortis  [hortis  Mommscn  G.  I.  L.  1  p.  392.  sacris  bis  zur  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  das  Heilig- 
Jordan  Herrn.  8  (1873)  S.  220]  est  scriptum:  tum  auf  der  Südhälfte  des  Berges  gesucht 
viniim  novum  tie  vehatur  in  urbem  antcquam  hatten,  überwog  seit  dem  Erscheinen  von 
vinalin  kalentur);  die  Fässer  wurden  jetzt  Nardini's  Borna  antica,  Rom.  1660  (S.  296  ff.), 
zum  erstenmale  geöffnet.  Bevor  man  den  die  Ansicht  von  der  nördlichen  Lage  (vgl. 
neuen  Wein  kostete,  wurde  dem  Himmelsgotte  Venuti ,  accurata  e  succinta  descrizione  topo- 
eine  Dankessjjende  für  das  Gedeihen  der  lo  grafica  deJle  antichitä  di  Roma,  Rom.  1763, 
edelsten  Frucht  dargebracht  (Fest  p.  65  CaZpaj-  2  S.  290  if.  Zoccja,  Abhandlg.  S.  331.  Nibhy, 
vinum  novum,  quod  ex  dolio  demitur  sacrißcii  del  foro  Romano  etc.,  Rom.  1819,  S.  47  ff. 
causa,  antequam  gustetur.  Jovi  enim  prius  sua  Fiale,  porte  seitentrionaU  p.  3.  Canina,  Indi- 
vina libabant,  quae  appellabant  fcsta  Vinalia;  cazione  topograflca  di  Roma  antica,  Rom.  1831, 
vgl.  p.  374.  Ovid.  fast.  4,  898.  Plin.  n.  h.  18,  S.  146  ff.  Braun,  Ruinen  und  Museen  S.  25. 
287).  luppiter  ist  also  bei  allen  drei  Festen  Nissen,  Das  Templum  S.  142  ff.  211  ff.),  wurde 
Mittelpunkt  der  Verehrung,  und  ihm  allein  aber  mit  steigendem  Erfolge  bekämpft  von 
galt  ursprünglich  die  Feier.  Später  wurde  der  Piranesi,  antichitä  Romane,  Rom.  1784.  Sirt, 
Kult  der  Venus  mit  den  Vinalien  in  Verbin-  Der  capitolinische  lupjntertempel ,  Abhdlg.  der 
düng  gebracht,  und  zwar  nahm  diese  An- 20 -Ber?.  ^Z«;.  1813  S.  18  — 39.  Bunsen,  Beschreibung 
schauung  ihren  Ausgang  von  den  Vinalia  ru-  der  Stadt  Rom  3,  1  S.  14  ff.  Becker,  Handbuch 
stica.  Auf  den  19.  August  fielen  nämlich  die  der  römischen  Altertümer  1  S.  385  0".  Abelcen, 
Stiftungstage  zweier  Heiligtümer  der  Venus  Mittelitalien  S.  221  ff.  Preller ,  Philol.  1  S.  72 
{Fest.  p.  265  eodem  .  .  die  Vencri  templa  sunt  =  Ausgew.  Aufsätze  S.  471.  Die  Verschieden- 
consecrata,  alttrum  ad  circum  maximum  alterum  heit  der  lokalen  Fixierung  hat  ihren  Grund 
in  luco  Libitinensi;  vgl.  p.  289.  Varro  l.  l.  darin,  dafs  alle  früheren  topographischen 
6,  20.  Plut.  q.  R.  45).  Ob  hieraus  die  Be-  Untersuchungen  fast  ausschliefslich  auf  die 
Ziehung  der  Göttin  zu  dem  Feste  entsprang,  litterarischen  Nachrichten  aus  dem  Altertume 
oder  ob  der  Dedikationstermin  in  dieser  Be-  angewiesen  waren,  und  in  diesen  wurde  der 
Ziehung  bereits  seine  Veranlassung  hatte,  das  so  Name  des  Gesamtberges  und  die  Sonder- 
entzieht sich  unserer  Kenntnis;  sicherlich  aber  bezeichnung  der  beiden  einzelnen  Erhebungen 
wurde  der  dies  natalis  des  vor  der  porta  Col-  so  wenig  scharf  geschieden,  dafs  noch  im  ver- 
lina  erbauten  Tempels  der  Venus  Erucina  fiossenen  Jahrzehnte  darüber  gestritten  werden 
nach  Analogie  der  obengenannten  Kultstätten  konnte,  ob  der  Begriff  Capitolium,  ursprünglich 
auf  den  23.  April,  den  Tag  der  Vinalia  priora,  nur  den  Tempelbezirk  bedeutend,  im  Laufe  der 
gelegt  {fast.  Arv.  Henzen  CCXXXV.  fast.  Caeret.  Zeitsich  zur  Benennung  des  Gesamthügels  erwei- 
Eph.  ep.  3  p.  7.  fast.  Praen.  G.  I.  L.  1  p.  317.  tert  habe  {Jordan,  Top.  1,  2  S.  7  A.  1.  S.  34ff. 
Ovid.  fast.  4,  877),  doch  war  noch  in  der  Zeit  Kiihfeldt  -p.lOt)  oder  umgekehrt  {Richter,  Herrn. 
des  Varro  die  Bedeutung  dieses  Tages  als  18  [1883]  S.  17  ff.  114.  Gilbert,  Gesch.  u.  Top. 
eines  ausschliefslichen  luppiterfestes  lebendig  4o  äo/hs  2  S.  423  ff".  448;  'vgl.  Richter  in  Iiv. Müllers 
{l.  1.6,  16  Vinalia  a  vino,  hie  dies  lovis  non  Handb.  d.  Mass.  Altert.  3  S.Sli).  Durch  die  Aus- 
Veneris).  Zurückzuweisen  ist  demnach  die  grabungen  der  letzten  Decennien  (JBosa.  aww.  rf. 
Auffassung  Prellers  {B.  M.  1  S.  197.  441),  dafs  i«si.  1865  S.  382  ff.  Lanciani,bullet.munic.  IST 5 
die  Vinalien  von  Anfang  an  beiden  Gottheiten  S.  165ff.  1876  S.31  ff.  Dressel,  bullet,  d.  inst.  1882 
gemeinsam  galten,  und  die  Ansicht  Gilberts  S.  226.  Notiz,  d.  scav.  18S2  S.  4:33.  1883  S.  371) 
{Gesch.  u.  To2).  Roms  1  S.  152  A,  3),  ,,dafs  sie  sind  alle  Zweifel  über  die  Lage  des  Heilig- 
von  Hause  aus  mit  dem  Kulte  der  Venus  (Murcia)  tums  gelöst,  und  die  Frage  ist  endgültig  zu 
verbunden  waren,  wenn  sie  vielleicht  auch.  Gunsten  der  Südhöhe  entschieden  worden, 
später  erst  ihre  spezielle  Beziehung  zum  Wein  Die  antike  Tradition  führt  die  Erbauung  des 
erhalten  haben".  Venus  gehörte  überhaupt  50  Tempels  fast  einstimmig  auf  die  Dynastie  der 
nicht  der  ältesten  Sakralveifassung  Roms  an  Tarquinier  zurück  (der  abweichende  Bericht 
(vgl.  Marquardt ,  Rom.  Staatsverivaltg.  3^  bei  Eusebius  p.  82  Schöne  Novfiäg  .  .  z6  Kans- 
S.  374  ff.).  Dafs  die  Larentalia  am  23.  Dez.  xäliov  in  &s(isXlcov  wKoööfirjasv,  vgl.  Hieron. 
trotz  des  Zusatzes  feriae  lovi  {fast.  Praen.  p.  83  =  Cassiodor  p.  593  Mommsen  charakte- 
C.  1.  L.  1  p.  319.  Macrob.  1,  10,  11)  kein  risiert  sich  demnach  als  spätere  Erfindung); 
luppiterfest  gewesen  sind,  ist  bereits  Sp.  659  Tarquinius  Priscus  soll  ihn  in  einem  Kriege 
ausgesprochen  worden;  vgl.  Th.  Zielinski,  mit  den  Sabinern  gelobt  und  bereits  den  ge- 
quaest.  com.  p.  119  adn.  1.  eigneten  Platz  für  die  Anlage  geschaffen  haben 

{Cic.  de  republ.  2,  20,  36.  Liv.  1,  38,  7;  55,  1. 
Der  capitolinische  Kult.  60  Plin.  n.  h.  12,  157.  Tae.  hist.  3,  72.  Auson. 
Von  Südwesten  nach  Nordosten  sich  hin-  oj'd.  nob.  urb.  121  Schenkl.  Dion.  3,  69;  4,  69. 
ziehend,  wird  der  Capitolinus  mons  durch  eine  Plut.  Popl.  14).  Unter  dem  jüngeren  Tar- 
beträchtliche Einsenkung  (inter  duos  montes)  quinius  wurde  der  Bau  begonnen  und  voU- 
in  zwei  Gipfel  geschieden,  einen  südwestlichen,  endet  {Cic.  de  republ.  2,  24,  44;  in  Verrem  6,  19, 
auf  dem  jetzt  die  Gebäude  der  deutschen  Bot-  48.  Liv.  1,  55.  56.  Plin.  n.  h.  3,  70.  Tac.  l.  c).  . 
Schaft  liegen,  und  einen  nordöstlichen,  mit  der  Die  feierliche  Dedikation  fiel  in  das  Jahr  245 
Kirche  und  dem  Kloster  von  S.  Maria  in  Ära-  u.  c.  und  wurde  vom  Konsul  M.  Horatius  voll- 
celi.      Die    Frage,    auf    welchem    von    diesen  zogen    {Polyb.   3,   22    v.a.xa    ÄevHiov   'lovviov 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  löm.  Mythol.  II.  23 


707     luppiter  (Capitolinus:  Kultlokal)  luppiter  (Capitolinus :  Kultlokal)     708 

Bqovzov  y.al  MdQHov  'Oqccxlov  zovg  TiQohovg  Gotteshause  behauptet  (ältester  Gewährsmann 
tiataaTCi&svtag  vTidzovs  (istcc  xr]v  täv  ßixai,-  ist  Cato  b.  Fest.  p.  162  fana  in  eo  loco  com- 
Xiav  -KKtälvoiv,  vcp'  cbv  cvvsßr]  Ka&teQa&fjvai.  pluria  fuere;  ea  exauguravit,  praeterquam  quod 
v.al  x6  Tov  Jiog  uqov  tov  Kan^zaXi'ov.  Liv.  Termino  farmm  fuit;  id  nequitum  exaugurari. 
2,  8,  5—8;  7,  3,  8.  Val.  Max.  5,  10,  1.  Plut.  Liv.  1,  55,2—5.  Ovid.  fast.  2,  665  sq.  Serv.  ad 
Popl.  14.  —  Täc.  hist.  3,  72  und  Dion.  5,  33  Äen.  9,  446  =  Lactant.  imt.  1,  20,  38).  Später 
nennen  irrtümlich  das  zweite  Konsulat  des  wird  diese  Erzählung  auch  auf  die  luven tas 
Horatius  a.  247).  Eine  Aufschrift  verkündete  übertragen  {Liv.  5,  54,  7.  ep.  1.  Plin.  n.  h. 
den  komiqenden  Geschlechtern  den  Namen  35,  108.  Dion.  3,  69.  Flor.  1,  1,  7.  9;  Aug. 
des  ersten  Dedikanten  {Dion.  5,  35  zriv  8'  dv-  lo  c.  d.  4,  23  fügt  sogar  den  Mars  hinzu;  vgl. 
iSQaciv  avzov  v.al  zfjv  tntyQcxcpTjv  i'lcxßs  Mag-  Cassius  Dio  41 ,  14).  Die  Sage  enthält  den 
y.og  'OQÜTLog).  Wir  haben  keinen  Grund,  mit  Versuch,  das  Vorhandensein  der  Kultstätten 
Jordan,  Top.  1,2  S.  10  A.  4  an  der  Richtig-  jener  beiden  Götter  im  capitolinischen  Tempel 
keit  dieser  Angabe  zu  zweifeln,  da  sie  die  (s.  oben)  zu  erklären.  Beim  Ausschachten  des 
beste  Erklärung  dafür  giebt,  dafs  die  Legende  Grundes  fand  man  in  der  Tiefe  ein  caput  hu- 
es  nicht  wagte,  die  Ehre  der  Einweihung  einem  manum  integra  facie,  das  nach  der  Versiche- 
ihrer  gefeierten  Helden,  dem  Brutus  oder  vung  der  aus  Etrurien  herbeigerufenen  Seher 
Poplicola,  zuzusprechen,  und  da  auch  der  ein  Wahrzeichen  war  für  die  künftige  Weltherr- 
Name  des  Q.  Lutatius  Catulus  auf  dem  Giebel  schaft  des  römischen  Staates  {Liv.  1,  51,  5.  6; 
des  restaurierten  Tempels  prangte  {Plut.  Popl.  20  5,  54,  7.  Varro  Z.  ?.  5,  41.  Plin.  n.  h.  28,  15. 
15.    Cassius  Dio  37,  44;    vgl.  Gio.  in  Verrem  Serv.  ad  Aen.  8,  345.   Arnoh.  6,  7.   Jsidor.  15,  2 

4,  31,  69.  man.  Anc.  4,  9.  Cassius  Dio  41,  13).  3Iommsen.  Dion.  4,  59—61.  Cassius  Dio  frg. 
Die  Dedikation  des  capitolinischen  Tempels  11,8;  2b.,  ^  Bekker).  Es  ist  selbstverständlich, 
ist  das  erste  chronologisch  bestimmbare  Fak-  dals  die  Fabel,  welche  das  Capitol  als  das 
tum  der  römischen  Geschichte,  der  feste  Punkt  caput  rerum  deutete,  erst  zu  einer  Zeit  ent- 
für  die  Datierung  früherer  und  späterer  Ei*-  standen  ist,  als  Rom  den  Gedanken  an  eine 
eignisse  {Plin.  n.  h.  33,  19  vovit  aedetn  Con-  dominierende  Stellung  ernsthaft  ins  Auge 
cordiae  —  inciditque  in  tabella  aerea  factam  fassen  konnte,  also  nicht  vor  der  zweiten 
eam  aedem  CCIIl  [Mommsen,  Böm.  Chronol.'^  Hälfte  des  dritten  vorchristlichen  Jahrhunderts. 

5.  198,  CCIII  vulg.]  annis  post  Capitolinam  30  Fr.  Marx,  Lektionskatal.  v.  Rostock  1888/89 
dedicatam).  Von  hier  begann  die  Aufzeichnung  S.7fi'.  sieht  indemcaput  dasSymboleinerQuelle. 
der  Konsulnamen,  eine  Thatsache,  die  Ver-  Das  Terrain,  auf  dem  der  neue  Tempel 
anlassung  gab,  das  Jahr  245  u.  c.  als  das  An-  seine  Stätte  gefunden  hatte,  war  ursprünglich 
fangsjahr  der  Republik  zu  bezeichnen.  Der  zur  Anlage  eines  so  grofsartigen  Unternehmens 
Stiftungstag  waren  die  Iden  des  September;  wenig  geeignet;  über  dem  tarpejischen  Fels  er- 
sie  werden  uns  zwar  nur  von  Plutarch  Popl.  hob  sich,  kegelförmig  zulaufend,  noch  eine 
14  genannt,  doch  finden  wir  eine  Bestätigung  Kupjpe;  mit  gewaltiger  Anstrengung  und  be- 
der  Nachricht  in  dem  Umstände,  dafs  an  dem-  deutenden  Kosten  wurde  durch  Untermauerung 
selben  Tage  in  der  ältesten  Zeit  die  Konsuln  des  Kegels  und  Zuschüttung  der  Lücken  das 
ihr  Amt  antraten  {Mommsen  a.  a.  0.  S.  86  ff.),  40  ungleichmäfsige  Niveau  der  Südhöhe  zu  einer 
und  in  dem  Brauche,  nach  welchem  alle  100  ebenen  Höhe  (area)  umgeschaffen  {Dion.  3,  69 
Jahre  am  13.  September  von  den  höchsten  zov  ^sv  ovv  Xötpov  iq»'  ov  x6  lsqov  tfisilsv 
Beamten  des  Staates  ein  Nagel  in  die  rechte  tSQvsa&ai.,  itollrig  Ssofisvov  ngayfiazsiag  {ovzs 
Seite  der  cella  lovis  eingeschlagen  werden  yocQ  ivnQÖaoöog  i]v  ovzs  bficcXog  dXl'  dnözoiiog 
mufste  {Liv.  7,  3,  5  lex  vetusta  est  priscis  litteris  tial  eig  yioQvcpr^v  avvayöfisvog  i^siav)  dvaXri^- 
verbisque  scripta,  ut  qui  praetor  maximus  sit  ixccatv  v^rjXoCg  noXXaxo&tv  TiEQiXaßav  v-al  no- 
idibus  Septembribus  clavum  pangat;  ßxa  fuit  Xvv  %qvv  dg  zb  (lizcc^v  zäv  zs  dvccXr}(i(idzcov 
dextro  lateri  aedis  Lovis  optimi  maximi,  ex  qua  v.al  zfig  KOQvcpfjg  EiicpoQijcag  o^aXov  ysvsad'ai 
parte  Minervaetemplmnest;  vgl.  C.L.L.  11^.361.  nagfOKSvcas  y.ai  TCQog  VTiodoxrjv  lsqcöv  sni- 
-Mo»iJ«sena.  a.  O.S.  176).  Wahrscheinlich  nahmen  50  zrjäsiözazov  sc.  TarquiniusPriscus).  Wir  kennen 
auch  die  nach  dem  Sturze  der  Republik  vom  4.  bis  noch  zwei  Fälle  von  Untermauerungen  des 
19.  September  währenden  ludi  Romani  von  dem  Capitols  aus  den  Jahren  366  u.  c.  {Liv.  6,  4,  12) 
Stiftungstage  ihren  Ausgang  {Fest.  p.  122  und  565  {Liv.  38,  28,  3);  solche  VervoUstän- 
Magnos  ludos  Romanos  ludos  appellabant,  quos  digungen  und  Reparaturen  waren  nötig,  um 
in  honorem  Lovis,  quam  principem  deorum  Abbröckelungen  der  Felsmasse  {Liv.  35,  21,  6 
putabant,  faciebant).  Noch  in  der  Kaiserzeit  saxum  ingens  .  .  .  in  viciim  Lugarium  ex  capi- 
zeigte  das  epulum  lovis  {fast.  Sab.  C.  L.  L.  1  tolio  procidit  et  multos  oppressit)  zu  verhüten, 
p.  302  =  9,  4769.  Ant.  C.  L.  L.  1  p.  328  Eine  Umfassungsmauer  der  area  bezeugen  die 
=  10,  6638.  Arval.  C.  L  L.  6,  2295)  die  Be-  Militärdiplome  C.  J.  L.3  p.  917sq.  nr.  9,  16—58. 
deutung  des  Tages;  vgl.  Prelltr,  Rom.  Mythol.  1  60  Epli.  epigr.  2  p.  454  sq.  nr.  59  —  62,  4  p.  185 
S.  220.  Die  spätere  Zeit  hat  die  Gründung  nr.  66.  Es  sind  nun  Überreste  einer  aus  Tuff- 
des  Tempels  mit  mannigfachen  Sagen  um-  quadern  bestehenden,  in  den  Felsen  einge- 
woben: Um  Raum  für  die  neue  Kultstätte  zu  betteten  Mauer,  in  Material  und  Schichtungs- 
gewinnen, hätten  eine  Anzahl  fana  und  sacella,  weise  mit  dem  Material  des  Tempels  überein- 
die  T.  Tatius  auf  der  Höhe  erbaut,  exauguriert  stimmend  (s.  unten),  in  neuerer  Zeit  aufgedeckt 
werden  müssen;  willig  seien  die  anderen  worden  an  der  salita  di  monte  Caprino  am 
Götter  gewichen,  nur  Terminus  habe  Wider-  arco  di  Vignola,  am  Nordabhange  des  Berges 
stand  geleistet  und  seinen  Platz  in  dem  neuen  vor  dem  Palazzo  Caffarelli  {Lanciani,  ann.  d. 


709    luppiter  (Capitolinus :  Kiütlokal)  luppiter  (Capitolinus :  Kiütlokal)     710 

« 

inst.  1871  S.  49,  1875  S.  184)  und  sul  monte  S.  160  A.  1).  Unter  der  area  befanden  sich  die 
Caprino  a  destra  di  chi  esce  dal  portico  di  Vig-  sogenannten  favissae  {id  esse  cellas  quasdam 
noJa  13,80  mdri  prima  di  giungere  al  liniitc  et  cisternas  —  sagt  Varro  bei  Gell.  2,  10,  2, 
fra  le  rimesse  del  palazzo  Caff'arcUi  et  l'ala  del  nach  ihm  Fest.  p.  88.  Placidus  Glossae  p.  43. 
palazzo  dei  Conservatori  {Dressel,  bullet,  d.  inst.  Deuerling.  Non.  Marc.  s.  v.  flavissae  p.  112  = 
1882  S.  226).  Hieraus  zog  Jordan  {Top.  1,2  1  p.  158  L.  Müller;  über  den  etruskischen  Ur- 
S.  76),  der  den  letzten  Mauerzug  noch  nicht  sprung  des  Wortes  vgl.  Jordan,  Krit.  Beitr. 
kannte,  den  Schlufs,  dafs  die  area  ostwärts  S.  88);  sie  waren  dazu  bestimmt  die  Schätze 
bis  zum  arco  di  Vignola,  nördlich  über  den  und  Geräte  des  Tempels  aufzunehmen  und  im 
Abhang  bei  Tor  de'  Specchi  hinaus  sich  er-  lo  Falle  einer  Belagerung  die  Eingeschlossenen 
streckte  und  dafs  sie  nach  den  beiden  anderen  mit  Trinkwasser  zu  versorgen;  nach  Bichter 
Richtungen  in  dem  terrassenförmigen  Abstieg  (a.  a.  0.  S.  819)  waren  sie  stollenartig  in  den 
des  Berges  iui  Süden  und  dem  jähen  Absturz  Berg  getrieben  und  hatten  ihren  Zugang  nur 
im  Westen  ihre  natürliche  Begrenzung  hätte.  von  den  Kellern  des  Tempels  aus.  Verschieden 
Dafs  die  von  Jordan  in  den  Bereich  des  Tem-  von  ihnen  sind  die  cuniculi  (Cic.  pro  Caec. 
pels  gezogenen  Quadermauern  im  Norden  des  30,  88.  Phil.  3,  8,  20.  Serv.  ad  Aen.  8,  652. 
Hügels  zur  Substruktion  der  area  gehörten,  658),  vertikal  den  Berg  durchziehende  Schachte, 
ist  überzeugend  nachgewiesen  von  Biditer  wahrscheinlich  Steinbrüche  (Jordan  a.  a.  0. 
(iZ'e/-W7.18[1883]S.112ff.),  der,  in  den  inzwischen  S.  83  A.  79.  Bichter  a.  a.  0.  S.  820).  —  Gilbert 
aufgefundenen  Resten  am  Konservatorenpalaste  20  (a.  a.  0.  2  S.  435;  3  S.  398  if.)  scheidet  zwischen 
den  östlichen  Teil  der  Umfassungsmauer  er-  einer  area  Capitolina  im  engeren  und  weite- 
kennend, mit  Beziehung  auf  Tac. /;isi.  3,  71  (s.  ren  Sinne,  zwischen  einer  unmittelbaren 
unten)  eine  erhebliche  Begrenzung  des  Be-  Umgebung  des  Gotteshauses  mit  all  den 
zirkes  zu  beiden  Seiten  des  Tempels  für  nötig  Geschenken,  die  der  fromme  Sinn  der  Bürger- 
erachtete (a.  a.  0.  u.  S.  618)  und  eine  weitere  schaft  im  Laufe  der  Jahrhunderte  hier  auf- 
Ausdehnung nur  nach  dem  Süden  hin  annahm.  gehäuft  hatte,  und  einem  südlich  daran  an- 
Da  jedoch  jener  Mauerzug  mit  der  Front  des  grenzenden  Räume,  auf  dem  die  militärischen 
Tempels  parallel  läuft  {Notiz,  d.  scav.  1882  und  politischen  Akte  der  Aushebungen,  Kon- 
S.  433  la  sua  direzione  e  parallela  a  quella  zilien  und  Komitien  sich  abwickelten  (s.  unten), 
della  fronte  del  tempio),  so  werden  wir  in  ihm  30  und  der,  wie  aus  den  Berichten  über  die  Er- 
eher  mit  Gilbert  (a.  a.  0.  2  S.  447 ff.)  eine  Be-  mordung  des  C.  Gracchus  {App.  b.  c.  1,  15.16. 
festigung  des  Thoreinganges  erblicken  (vgl.  das  Cornific.  ad  Herenn.  4,  55.  Oros.  5,  9)  hervor- 
Militärdiplom  C.I.L.  3  p.  846  nr.  3)  undbezüg-  gehe,  mit  dem  eigentlichen  Tempelhofe  durch 
lieh  der  östlichen  Substruktion  an  der  Ansicht  Stufen  und  einen  Eingangsbogen  verbunden 
Jbr(7aHS  festhalten.  Dafs  die  vielen  Heiligtümer,  gewesen  sei.  Über  den  Gesamtumfang  des 
die  als  in  Capitolio  befindlich  bezeichnet  werden  Heiligtumes  selber  und  seine  spezielleren  Mafs- 
(aedes  lovis  Feretrii,  Fidei,  Mentis,  Veneris  Verhältnisse  liegt  uns  eine  genaue  Beschrei- 
Erucinae,  Opis  Opiferae,  Liberi,  lovis  Tonantis,  bung  aus  dem  Altertume  vor,  die  um  so  gröfse- 
Martis  Ultoris,  Felicitatis,  Veneris  Victricis,  ren  Wert  für  uns  besitzt,  da  bei  allen  Un- 
Veneris  Capitolinae  (?),  Fortunae  (?))  aufserhalb  40  fällen,  die  den  Tempel  betroffen  haben,  der 
der  area  Capitolina  gelegen  haben,  ist  bereits  Unterbau  stets  unversehrt  geblieben  ist.  Dionys. 
von  Jordan  (a.  a.  0.  S.  41  ff.)  behauptet  wor-  4,  61  berichtet  nämlich:  STtoirjQri  de  inl  kqt}- 
den,  aber  ohne  nähere  Begründung;  erst  seit-  TtiSog  viprjlrjg  (3f(3/j5tcog,  6y.Tä7tX£Q-Qog  x-qv  itsqi- 
dem  von  Bichter  (a.  a.  0.  S.  115  ff.)  für  die  o8ov  Siav-oeicov  noScöv  i'yyiarcc  zijv  nXsvQav 
aedes  Fides»  eine  solche  Lage  nachgewiesen  i%(ov  sHdarriv  oliyov  dt  ri  to  diallcczzov  svqol 
wurde,  ist  der  vollgültige  Beweis  geliefert,  xig  ctv  zrig  vnsqoxiiq  tov  iiy]v,ovq  itccQcc  x6  nlätog 
„dafs  man  kein  Recht  hat,  Tempel  etc.,  die  in  ov8'  olmv  nsvxsv.aiSsv.u  noSäv.  inl  yuQ  zotg 
Capitolio  lagen,  allein  dieser  Bezeichnung  avzotg  ^siisltoig  6  (isxu  zrjv  ^'fiTVQrjOiv  oiKodo- 
wegen  auf  die  area  Capitolina  zu  legen";  vgl.  iirj&slg  vazcc  xovg  itaxsQccg  ri^äv  [öqv&tj.  So 
Bichter  in  Iw.  Müllers  Handb.  f.  Mass.  Altert.  3  50  lange   nur  einzelne  Trümmer  bekannt  waren, 

5.  840  =  Baumeister,  Denkm.  3  S.  1480.  Inner-  die  man  aufserdem  noch  irrtümlich  zum  Ober- 
halb des  Bezirkes  lagen  nur  folgende  Baulich-  bau  in  Beziehung  setzte  {Bimsen,  Btschreibung 
keiten:  die  curia  Calabra  {Varro  l.  Z,  6,  27.  der  Stadt  Bom  3,  1  S.  2lff.  651  ff.  AbeTcen, 
Macrob.  1,15,10.  fast. Praen.  z.  1.  Jan.  C.  I.  L.l  Mittelitalien  S.  223),  war  an  eine  Überein- 
p.  312.  Verg.  Aen.  8,654.655;  dazu  Serv.)  mit  Stimmung  der  gefundenen  Reste  mit  der  Be- 
der  benachbarten  casa  Romuli  {Vitruv.  2,  1,  5.  Schreibung  bei  Dionys  nicht  zu  denken.  Als 
Sen.  Controv.  2,  1,  4.  Conon.  narr.  48),  die  jedoch  die  Ausgrabungen  des  Jahres  1865  im 
Wohnung  des  aedituus  {Suet.  Dom.  1.  Tac.  Garten  des  Palazzo  Caffarelli  eine  etwa  15  m 
hist.  3,  74.    Gell.  6,  1,  6;  die  Inschrift  C.  I.  L.  lange  Mauerflucht  zu  Tage  förderten  (von  Bosa, 

6,  479,  in  der  ein  aedituus  Capitoli  erwähnt  60  ann.  d.  inst.  1865  S.  382 ff.  einem  nach  Westen 
wird,  gehört  nach  Ostia:  vgl.  G.  I.  L.  14,  32),  orientierten  Tempel  zugewiesen)  und  als  zehn 
das  Temenos,  in  welchem  die  Gänse  der  Juno  Jahre  später,  den  Garten  im  Osten  begrenzend 
gehalten  wurden  {Dion.  13,  7  Kiefsling.  Petron.  und  im  schiefen  Winkel  auf  die  via  di  monte 
136.  CiC.^xjo  2?osc.J.W!er. 20,56;  s.  jedoch Sp. 593),  Caprino  aufsetzend,  eine  Parallelmauer  von 
die  aedes  thensarum  (C.  I.  L.  3  p.  845  nr.  2),  das  noch  gröfserer  Ausdehnung  aufgedeckt  wurde 
atrium  publicum  (ii2;.24, 10,9)  und  das  vielleicht  (Lanciani,  bullet,  munie.  1875  S.  1650".),  da  war 
mit  diesem  identische  ayoQuvöytijiv  zcc^ublov  die  Möglichkeit  gegeben,  unter  Heranziehung 
{Pohjb.  3,  26) ;    doch    vgl.    Gilbert  a.   a.  0.   3  der  Mafsangaben  des  Dionys  und  Berücksich- 

23* 


711     luppiter  (Capitolinus :  Kultlokal)  luppiter  (Capitolinus:  Kultlokal)     712 

tigung  der  übrigen  Trümmer  eine  Rekonstruk-  ferner  dem  ursprünglichen  Baue  angehören, 
tion  des  antiken  Baues  vorzunehmen.  Gestützt  dessen  Dedikation  die  Chronik  ins  Jahr  245 
auf  den  technischen  Beirat  des  Architekten  u.  c.  setzt,  dazu  führen  folgende  Erwägungen. 
Schupmann  und  die  genannte  grundlegende  Einmal  versichern  die  Nachrichten  ans  dem 
Abhandlung  von  Lanciani,  der  zuerst  die  er-  Altertume  übereinstimmend,  nur  der  Oberbau 
haltenen  Quadermauern  mit  richtigem  Urteil  sei  durch  die  verschiedenen  Brände  eingeäschert 
als  zum  Unterbau  gehörig  erkannt  hatte,  und  der  Tempel  immer  wieder  auf  denselben 
machte  Jordan  diesen  Versuch  (ann.  d.  inst.  Grundmauern  errichtet  worden  {Dion.  4,  61 
1876  S.  145 BF.,  dazu  die  Pläne  mon.  ined.  lOTaf.  Inl  yaQ  tots  o:i;Tots  &£[if^ioLg.  Tac.  hist.  3,  72; 
30a.  Top.  1,  2  S.  64tf.);  er  ist  in  der  Haupt-  lo  4,  53  iisdem  vestigiis;  vgl.  Gell.  2,  10,  2);  die 
Sache  als  gelungen  anzusehen  und  bedarf  nur  Schichtung  der  Quadersteine  ohne  Mörtel,  die 
insofern  der  Berichtigung,  als  die  nördlich  ausschliefsliche  Verwendung  des  lokalen  Tuff 
vor  der  Front  des  Palastes  gefundenen  Beste  sprechen  für  die  republikanische  Zeit  (Jordan 
nicht  dem  Tempel,  sondern,  wie  wir  oben  sahen,  a.  a.  0.  S.  79fi.).  Nach  Michter  {Iw.  Müllers 
der  Umfassungsmauer  der  area  zugeschrieben  Handb.  d.klass.  Altert.  3  S.  815  =  Baumeister, 
werden  müssen  {Lanciani,  ann.  d.  inst.  1871  Denlcm.  3  S.  1476)  „sind  die  beiden  sichersten 
S.  49.  Richter ,  Hermes  IS  \\^S^  S.  l09fF.).  Denn  Mafse,  das  der  Aufsenmauern  von  5,60  m  und 
Jordan  erhielt  nicht  nur  ein  Öchema,  das  von  das  der  inneren  Parallelmauern  von  4,20  m, 
der  durch  Dionys  bezeugten  beinah  quadrati-  höchst  wahrscheinlich  auf  einen  Fufs  von 
sehen  Form  erheblich  abwich  (51  :  74  anstatt  20  0,278  m  zurückzuführen  und  entsprechen  20 
185  :  200  =  51 :  55),  sondern  er  mufste  auch  die  und  15  Fufs".  Da  der  italische  Fufs  (0,278  m) 
Rückseite  des  Gebäudes  weiter  nördlich  fast  von  dem  griechischen  (0,296m)  erst  im  3.  Jahrb. 
unmittelbar  an  den  steilen  Abhang  bei  Tor  v.  Chr.  verdrängt  wurde  {Durpfeld,  Mitteilg. 
de'  Specchi  verlegen,  während  uns  doch  be-  d.  deutschen  archäol.  Inst.  Athen  1882  S.  278. 
stimmt  versichert  wird,  dafs  der  Tempel  voll-  Hermes  22  [1887]  S.  84)  und  da  der  Tempel 
ständig  umfahren  werden  konnte  {PHn.  n.  h.  bis  zum  Jahre  671  u.  c.  sich  intakt  erhalten 
8,  161;  27,45;  nach  ihm /SoZm;.  45,  15;  vgl.  das  hat,  so  kann  die  Annahme,  dafs  die  vorhan- 
Militärdiplom  vom  Jahre  64  C.  I.  L.  3  p.  846),  denen  Trümmer  auf  das  Werk  des  ersten  Er- 
eine Schwierigkeit,  für  welche  die  Annahme,  bauers  zurückgehen,  als  gesichert  gelten.  Auf 
der  ursprünglich  gröfsere  Umfang  des  Berges  30  der  Nordhälfte  des  heiligen  Bezirkes  erhob 
sei  hier  durch  einen  Felsabsturz  verringert  sich  der  Tempel,  im  Osten,  Süden  und  Westen 
worden  {Jordan,  Top.  1,  2  S.  75),  nur  eine  ge-  ziemlich  gleichweit  von  der  Umfassungsmauer 
zwungene  Lösung  giebt  (JJic/iier  a.  a.  0.  S.  110).  entfernt,  im  Norden  in  geringerem  Abstand 
Die  Breite  der  Vordeiüucht,  die  infolge  der  (ca.  15  m),  doch  weit  genug,  um  noch  den 
Erhaltung  der  beiden  südlichen  Ecken  allein  quadrigae  bequeme  Durchfahrt  zu  gestatten 
vollständig  gemessen  werden  kann,  beträgt  (s.  oben).  Die  Orientierung  ist  eine  südliche, 
52,60  m  =  117,40  römische  Fufs  (der  Fufs  mit  einer  Abweichung  von  24  Grad  nach  Osten. 
=  Q,'i^%  lax:,  N gl.  Miclit er  iu  Lw.  Müllers  Handh.  Der  Grundrifs  der  Aufsenmauern  ergiebt  ein 
d.  Mass.  Altert.  3  S.  814  =  Baumeister,  DenTcm  3  dem  Quadrate  sich  näherndes  Rechteck,  dessen 
S.  1476  und  über  die  Streitfrage  der  Mafs-  40  Langseiten  nach  Osten  und  Westen  liegen. 
Verhältnisse  Eichter,  Hermes  18  [1883]  S.  107  tf.  Bis  zu  einer  Tiefe  von  etwa  7  m  in  eine  Creta- 
616ff.  Mommsen,  Herrn.  21  [1886]  S.  411  ff.  schiebt  und  den  Tuff  des  Berges  eingebettet, 
Richter,  Herrn.  22  [1887]  S.  17 ff.  Holzapfel,  ragte  das  Fundament  mit  dem  Stylobaten  noch 
Herrn.  23  [1888]  S.  417  ff'.  Hülsen,  Mitteilg.  d.  5  m  über  den  Boden  hervor.  Diese  Höhe  wird 
arch.  Inst.  4  [1889]  S.  249).  Es  fehlen  also  zu  nach  dem  Urteil  der  Sachverständigen  bezeugt 
der  von  Dionys  angegebenen  Breite  (200 — 15  durch  ein  Stück  Betonwerk,  das  sich  auf  der 
=  185)  etwa  8  Fuls,  die  wir  auf  die  jetzt  ge-  Oberfläche  der  Ostmauer  fand  und  dem  über 
schwundene  Verkleidung  des  Stylobaten  rech-  dem  Unterbau  liegenden  Fufsboden  des  Pronaos 
nen  müssen.  Die  Front  des  Postamentes  be-  angehört  haben  mufs.  In  der  Südhälfte  des 
steht  nicht  aus  einer  zusammenhängenden,  50  Stylobaten  liefen  zwischen  den  Aufsenwänden 
kompakten  Masse,  es  laufen  vielmehr  in  der  4  parallele  Mauerzüge,  um  mit  jenen  vereint 
Südhälfte  4  Mauerzüge  in  der  Stärke  von  die  Säulenreihen  des  Pronaos  zu  tragen.  Die 
ca.  4  m  mit  den  beiden  seitlichen  Aufsen-  älteste  vor  dem  Brande  des  Jahres  671  u.  c. 
mauern  parallel.  Wenn  wir  die  Angaben  des  erfolgte  Darstellung  des  Tempels  auf  einem 
Dionys,  von  denen  ohne  zwingende  Gründe  Denare  der  gens  Volteia  (s.  Sp.  714)  zeigt  ihn 
nicht  abgewichen  werden  darf,  zum  Ausgangs-  nur  als  Tetrastylos  mit  Säulen  dorischer  (tus- 
punkte  nehmen  für  die  Berechnung  der  Längs-  kanischer)  Ordnung,  es  ist  aber  nach  der  Be- 
seiten, die  aus  den  ausgegrabenen  Trümmern  schaffenheit  des  Fundamentes  wie  nach  spä- 
nur  ihrer  Richtung  nach  bestimmt  werden  teren  Abbildungen  (s.  unten)  wahrscheinlich, 
können,  so  ergiebt  sich  im  Verhältnis  zu  der  60  dafs  bereits  der  ursprüngliche  Bau  ein  drei- 
jetzt  fixierbaren  Breite  von  52,50  m  eine  Tiefe  reihiger  Hexastylos  war  und  dafs  auf  jener 
von  56,80  m,  und  demnach  würde  die  hintere  Münze  nur  die  vier  mittleren  Säulen  zur  Dar- 
Mauer  des  alten  Baues  mit  der  Stirnseite  des  Stellung  gekommen  sind,  sowie  ferner  dafs 
Palazzo  Caffarelli  zusammenfallen  (vgl.  Richter  auch  an  den  beiden  Seiten  je  eine  Säulenreihe 
a.  a.  0.).  Dafs  die  zum  Vorschein  gekommenen  sich  hinzog.  Erwähnt  wird  der  Pronaos  nach 
Quaderreste  einen  Teil  des  Fundamentes  ge-  einer  sicheren  Vermutung  Hensens  in  den 
bildet  haben,  ist  bereits  von  Lanciani  a.  a.  0.  Arvalakten  zum  3.  Januar  87  in  Capitolio  in 
richtig  erkannt  und  bewiesen  worden;  dafs  sie  profnao  lovis  optinii  maxi Jmi  {p.  CXYl Henzen); 


713     luppiter  (Capitolinus :  Kultlokal) 

bei  Dionys.  3,  69  bv  xm  ngoväco  rrig  A&rjväg 
ist  der  Teil  des  ganzen  Pronaos  gemeint,  der 
vor  der  Zelle  der  Minerva  liegt.  Andeutungen 
finden  sich  in  den  Worten  ante  cellam  lovis 
(Sen.  ep.  95,  72),  Minervae  {Fest.  p.  177.  lul 
Obs.  68),  Itinnnis  {Act.  fratr.  Arval.  zum  3.  Jan. 
231  p.  CCXVI  Henzen;  vgl.  Vür.  4,  7,  2),  wäh- 
rend die  Gleichsetzung  von  vestibulum  (Cic. 
in  Verrem  2,  66,  160.  Lio.  8,  6,  2.  Plin.  Faneg. 
62)  und  pronaos  zweifelhaft  erscheint  (vgl. 
Liv.  24,  3,  7;  dazu  Plin.  n.  h.  2,  240).  Von 
dem  eigentlichen  Tempelhause  sagt  Bichter 
{Iiv.  Miüler,  Handb.  d.  Mass.  Altert.  3  S.  815 
=  Baumeister,  Benlcm.  3  S.  1477  mit  Grundrifs): 
„Es  war  annähernd  quadratisch  30,5  x  28,75  m 
grofs  und  durch  parallele  Wände  in  3  Zellen 
eingeteilt,  von  denen  die  mittlere  25  x  9  m, 
die  beiden  an  der  Seite  25  x  7,5  m  im  Lichten 
mafsen.  Die  Hinterwand  des  Terapelhauses  er- 
streckte sich  über  die  äufsere  Cellawand  hin- 
aus bis  an  den  Eand  der  Stylobaten  und  schlofs 
den  Tempel  nach  hinten  zu  vollständig  ab." 
Die  Angabe  des  Dionys  über  den  Tempel  des 
Catulus  {sv  §£  avxä>  XQSiq  ßrjyiol  7taQtxlXr]loL 
KOtvac:  f'xovxeg  nXsvgag  iisaog  fifv  o  tov  Jibg 
nag'  SHaxegov  ds  x6  fi^gog  o  xs  xrig"Hgccg  y.a.1 
0  xrig  'J&rjväg  vcp'  ßvog  d^xov  kccI  [iiä<;  axsyrjg 
Kalvnxofisvoi,  vgl.  Cic.  pro  Scaur.  47.  Serv.  ad 
Aen.  2,  296)  gilt  natürlich  auch  für  den  altern. 
Die  mittlere  Zelle  also  gehörte  dem  luppiter, 
die  rechte  nach  Westen  gelegene  der  Minerva 
{Liv.  7,  3,  5.  Hör.  c.  1,  12,  19;  vgl.  die  Stellung 
der  Göttin  auf  den  Münzen),  die  linke,  an  der 
Ostseite  liegende,  der  luno.  Vom  Pronaos  aus 
führte,  wie  man  aus  den  besseren  Abbildungen 
ersieht,  zwischen  den  mittleren  Interkolumnien 
je  eine  Thür  in  das  Innere  der  Zellen.  Es  läfst 
sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden,  ob  die 
letzteren  durch  die  Koival  TtX^vgai  räumlich 
vollständig  getrennt  waren  oder  ob  die  Scheide- 
wände nur  einen  Teil  des  Tempels  durchliefen ; 
für  diese  Ansicht  {Aheken,  Mittelitalien  S.  224 
A.  2.  Gilbirt  a.  a.  0.  2  S.  421  A.  2)  scheinen 
2  Zü'msstellen  zu  sprechen  (6,  4,  3  in  lovis 
cella  ante  pedes  lunonis;  6,  29,  9  signum  inter 
cellam  lovis  ac  Minervae;  vgl.  Plin.  n.  h.  10,  35 
bubo  Capitoli  cellam  ipsam  intravit),  für  jene 
{Jordan  a.  a.  ü.  S.  92  ff.)  die  Erwägung,  dafs 
bei  einer  im  Innern  bestehenden  Verbindung 
kaum  3  Eingangsthüren  (vgl.  Gell.  6,  1,  6)  an- 
gebracht worden  wären.  Jede  Gottheit  hatte 
in  ihrer  Zelle  einen  Altar  {Varro  b.  Serv.  ad 
Aen.  3,  134);  ein  Kultbild  daselbst,  wenngleich 
für  alle  drei  wahrscheinlich,  ist  nur  für  luppiter 
bezeugt;  es  war  von  Thon  und  stellte  den 
Gott  stehend  dar  mit  dem  Blitze  in  der  Rech- 
ten; als  Schöpfer  des  Werkes  galt  der  ve- 
jentische  Künstler  Vnlca  (Ovid.  fast.  1,  201. 
Plin.  n.  h.  35,  157),  derselbe  der  auch  die 
qiiadrigne  fictihs  in  fastigio  templi  gefertigt 
haben  sollte  (P/m.a.a.0.u.'28,16.  Plut.Popl.lS. 
Fest.  p.  274),  an  deren  'Stelle  man  a.  458  u.  c. 
lovem  in  culmine  cum  quadrigis,  vermutlich 
eine  Bronzearbeit,  setzte  {Liv.  10,  23,  12). 
Einen  fictihs  Summanus  in  fastigio  Lovis  o.  m. 
vor  dem  Jahre  479  u.  c.  bezeugt  Cicero  de 
div.  1,  10,  16 ;  vgl.  Liv.  ep.  14,  wo  irrig  Lovis 
Signum   für  Summani   Signum   steht;    Plautus 


luppiter  (Capitolinus:  Kultlokal)     714 

{trin.  84)  kennt  einen  luppiter  mit  Kranz 
in  Capitolio  in  columine.  Sicherlich  waren 
Giebel  und  Dach  reich  mit  Thonfiguren  ge- 
schmückt, doch  nur  jene  dürftigen  Nach- 
richten sind  auf  uns  gekommen,  und  auch  das 
älteste  Münzbild  giebt  keine  weitere  Aufklä- 
rung (vgl.  Wieseler,  Götting.  (fei.  Am.  1872,  1 
S.  723  ft.  Jordan  a.  a.  0.  S.'98ff.).  Vor  der 
Treppe,   die   zum   Pronaos   führte,   stand    der 

10  Altar,  an  dem  die  weiter  unten  zu  erwähnen- 
den Opferhandlungen  stattfanden  {Suet.  Aug. 
94.  Zonar.  8,  1  p.  170  Bindorf.  Fest.  p.  285, 
vgl.  Plin.  n.  h.  17,  244). 

Die  Imstanderhaltung  des  Tempels  war  wie 
die  der  übrigen  Staatsgebäude  Sache  der  Cen- 
soren,  welche  die  Ausführung  der  nötigen 
Reparaturen  an  Unternehmer  verdangen  {Plin. 
n.  h.  35,  14).  Dafs  die  gewöhnlichen  Aus- 
besserungsarbeiten unerwähnt  bleiben,  ist  natür- 

20  lieh;  eine  Restauration  in  giöfserem  Umfange 
wurde  im  Jahre  575  u.  c.  vorgenommen,  die 
Wände  und  Säulen  erhielten  jetzt  zum  ersten- 
male  einen.  Stucküberzug  {Liv.  40,  51,  3  M. 
Aemilius  Lepidus  .  .  aedem  Lovis  in  Capitolio 
columnasque  circa  poliendas  loeavit);  die  Cen- 
soren  des  nächsten  Lustrums  liefsen  den  zum 
Heiligtume  führenden  clivus  Capitolinus 
pflastern  {Liv.  41,  27,  7),  und  Scipio  Nasica 
errichtete  in   seiner  Censur  (a.  595  u.  c.)   auf 

30  der  area  zu  beiden  Seiten  des  Tempels  präch- 
tige Säulenhallen  {Vell  Paterc.  2,  3,  1;  2,  1,  1. 
vgl.  Tac.  hist.  3,  71).  Nachdem  so  das 
Äufsere  und  die  Umgebung  des  Baues  eine 
der  Erweiterung  der  römischen  Herrschaft 
würdige  Umgestaltung  erfahren  hatte,  be- 
schlofs  man  auch  das  Innere  in  entsprechen- 
der Weise  zu  verschönern;  nach  Beginn  des 
dritten  punischen  Krieges  trat  ein  Mosaikfufs- 
boden  (scutulatum)  an  die  Stelle  des  früheren 

40  Ziegelstrichs  {Plin.  n.  h.  36,  185)  und  während 
der  Censur  des  L.  Mummius  (a.  612  u.  c.)  wurde 
das  Deckengebälk  (laquearia)  vergoldet  {Plin. 
n.  h.  33,  57).  Auf 
einem  Denare  des 
M.Volteius  {Cohen, 
Med.  cons.  t.  42 
Volt.  1;  Babelon, 
monn.  de  la  rep. 
Born.  2  S.  565;  vgl. 

50  Mommsen,  Böm. 
3IünzivesenS.  619 
A.259),geprägtvor 
685  u.  c,  hat  sich 
ein  Bild  des  älte- 


luppiterkopf  u.  capitoliuischer 
Tempel  auf  einem  Denare  des 
M.  Volteius  vor  dem  Jahre  685 
u.  c.  (nach  Cohen,  Med.  cons. 
t.  42  Volt.  1.) 


sten  Tempels  erhalten;  wir  bemerken  einen  dori- 
schen (tuskanischen)  Tetrastylos,  im  Hinter- 
grunde drei  Thüren,  zwischen  je  zwei  der 
mittleren  Säulen  auf  dem  Giebelfelde  einen 
geflügelten  Blitz.  Nicht  viel  länger  als  ein 
60  halbes  Jahrhundert  sollte  der  so  glänzend  aus- 
gestattete Tempel  bestehen  bleiben.  Es  war 
am  6.  Juli  {Plut.  Süll.  27)  des  Jahres  671  u.  c. 
{Cic.  in  Cat.  3,  4,  9.  Sali.  Cat.  47,  2.  JJion. 
4,  62.  Tac.  hist.  3,  72.  App.  b.  c.  1,  83.  86. 
Itcl.  Obs.  57.  Hitron.  p.  133  Schöne  =  Cassioä. 
p.  622  ilfomws),  als  eine  Feuersbrunst  den  stolzen 
Bau  der  Tarquinier  samt  dem  alten  Kultbilde 
{Plut.  de  Ls.  et  Osir.  71.   Ovid.  fast.  1,  201)  bis 


715    luppiter  (Capitolinus :   Kiütlokal) 

auf  die  Fundamente  so  vollständig  in  Asche 
legte,  dafs  selbst  die  in  den  Kellern  h  Xl&ivtj 
lägvoKi  (Dion.  a.  a.  0.)  aufbewahrten  sibylli- 
nischen  Bücher  mit  verbrannten  {Cassius  Dio 
frg.  106,  3  Bekker).  Der  Tempelschatz  wurde 
gerettet  und  von  dem  jungen  Marius  nach 
Praeneste  gebracht  {Plin.  n.  h.  33,  16),  unbe- 
schädigt blieben  auch  die  am  Eingange  zum 
Tempel  befindlichen  Statuen  der  römischen 
Könige  und  des  Brutus  {Ap2).  b.  c.  1,  16). 
Die  Wiederherstellung  des  Tempels  nahm  der 
siegreich  aus  dem  Bürgerkrieg  hervorgegangeue 
Sulla  mit  Eifer  in  Angriff  ( Val  Max.  9,  3,  8), 
er  liefs  sogar  vom  Olympieion  in  Athen  Säulen 
nach  Rom  schaffen  {Plin.  n.  h.  36,  45),  doch 
nicht  ihm,  sondern  dem  Q.  Lutatius  Catnlus 
hatte  das  Glück  beschieden  den  Bau  zu  voll- 
enden und  die  feierliche  Dedikation  zu  voll- 
ziehen {Tac.  a.  a.  0.  Plin.  n.  h.  7,  138.  Plut. 
Popl.  15).  Durch  offiziellen  Senats-  und  Volks- 
beschlufs  (vgl.  Mommsen  G.  I.  L.  1  p.  171. 
Pöm.  Staatsr.  2^  S.  651;  die  abweichenden 
Ansichten  Jordans  [a.  a.  0.  S.  22]  sind  nicht 
überzeugend)  wurde  er  mit  der  cura  reficiendi 
Capitolii  beauftragt  {Cic  in  Verrem  4,  31,  69. 
Tac.  a.  a.  0.  Varro  b.  Gell.  2,  10,  2),  und  im 
Jahre  685  u.  c.  {Liv.  ep.  98.  Cassiod.  p.  622 
Mommsen.  Phlegon  frg.  hist.  graec.  3  p.  606 
Müller;  Lactant.  de  iradei  22, 6  nennt  irrtümlich 
das  Jahr  678)  war  das  Werk  soweit  gediehen, 
dafs  die  Übergabe  an  den  Gott  erfolgen  konnte. 
Glänzende  Schauspiele  verherrlichten  den  be- 
deutungsvollen Akt  {Val.  Max.  2,  4,  6.  Plin. 
n.  h.  19,  23.  Suet.  Aug.  94),  der  Name  des 
Dedikanten  strahlte  über  dem  Eingange  bis 
zu  den  Zeiten  des  Vitellius  {Tac.  a.  a.  0.;  der 
Senatsbeschlufs  vom  Jahre  708  u.  c,  Caesars 
Namen  an  die  Stelle  desselbenzu  setzen  [Cass.Dio 
43,  14;  vgl.  37,  44.  Suet.  Caes.  15],  ist  also  nicht 
in  Kraft  getreten).  Da  man  für  die  Restitu- 
tion höhere  Säulen  als  vorher  verwendet  hatte 
{Val.  Max.  4,  4,  11),  so  ergab  sich  sogleich 
nach  Beendigung  des  Werkes  eine  Disharmonie 
in  dem  Höhenverhältnis  des  Ober-  und  Unter- 
baues; Catulus  hätte  sie  gern  durch  Tiefer- 
legung der  area  beseitigt,  indes  die  unter  der 
area  befindlichen  favisae  hinderten  die  Aus- 
führung des  Planes  {Varro  b.  Gell.  2,  10,  2). 
Die  Bauthätigkeit  war  mit  der  Einweihung 
noch  nicht  abgeschlossen,  wir  hören  wenig- 
stens, dafs  Catulus  die  cura  noch  bis  zum 
Jahre  692  behalten  hat  {Sueton  a.  a.  0.  Cassius 
Dio  37,  44,  doch  s.  Jordan  a.  a.  0.  S.  23  A.  21). 
Der  neue  Tempel  auf  dem  Fundamente  des 
alten  errichtet  (s.  oben)  mufste  sich  allerdings 
den  Raumverhältnissen  desselben  anschliefsen, 
übertraf  ihn  aber  wahrscheinlich  durch  den 
gröfseren  Wert  des  verwendeten  Materials 
{Dion.  4,  61  rfj  Ttolitsicc  rijgvlrjs  ^ovov  SiaXXocr- 
tcav  xov  uQxatov;  also  noch  Stuckaufj^utz,  keine 
Marmorbekleidung),  und  sicher  durch  den  Glanz 
und  die  Pracht  der  dekorativen  Ausstattung. 
Das  Dach,  von  hölzernen  Adlern  getragen  {Tac. 
hist.  3,  71),  war  mit  vergoldeten  Bronzeplatten 
gedeckt  {Plin.  n.  h.  33,  57);  in  der  Front  durch- 
lief den  Pronaos  eine  dreifache  Säulenreihe, 
je  eine  flankierte  die  Seiten  des  Tempels  {Dion. 
a.  a.  0.;    der  Rückseite  geschieht   keine  Er- 


luppiter  (Capitolinus:  Kultlokal)     716 

wähnung),  den  Vitruv  zu  der  Gattung  der 
araeostyli  rechnet,  bei  denen  infolge  des  wei- 
ten Abstandes  der  Säulen  das  Epistyl  aus 
Balken  von  Holz  besteht  (3,  2,  5  in  araeostylis 
autem  nee  lapideis  nee  marmoreis  epistyliis  uti 
datur,  sed  imponendae  de  materia  trabes  per- 
petuae  et  ipsarum  aedium  species  barycae,  bary- 
cephalae  liumiles  latae  ornantque  signis  fictili- 
bus  aut    aereis    inauratis   earum    fastigia    tu- 

10  scanico  more,  uti  est  .  .  .  Capitolii).  An  Stelle 
des  thönernen  Kultbildes  (luppiter  fictilis)  in 
der  cella  des  luppiter,  das  in  den  Flammen 
seinen  Untergang  gefunden  hatte  (s.  oben), 
war  ein  neues  griechisches  Kunstwerk  getreten, 
von  Apollodor  nach  dem  Vorbilde  des  olym- 
pischen Zeus  in  sitzender  Stellung  aus  Gold 
und  Elfenbein  gefertigt  {Chalcidius  in  Plat. 
Tim.  338 C,  p.  361  Wrobel.  Varro  b.  Non. 
Marc.   p.    162    =    1  p.  237   L.   Müller.     Suet. 

20  Calig.  52.  Joseph.  Ar  eh.  19,  1,  2.  Brunn, 
Griech.  Künstlergesch.  1^  S.  379  ff.  Overbeck, 
Griech.  Plast.  S.  61  ff.),  wie  denn  überhaupt 
die  alten  figurae  fictiles  den  moderneren  Wer- 
ken der  Plastik  gewichen  sein  werden.  Die 
Aufstellung  einer  Statue  der  Minerva  erwähnt 
Plin.  n.  h.  34,  57.  Eine  Bestätigung  und  Er- 
weiterung der  litterarischen  Angaben  bieten 
uns  Darstellungen  des  neuen  Tempels  auf 
Denaren  des  Petillius  Capitolinus  vom  Jahre  711 

30  u.  c.  {Cohen, 
Med.  cons. 
t.  30.  Pet.  1, 
2.  Babelon, 
monn.  de  la 
repl.  Born.  2 
S.291.Steven- 
son,  dictio- 
nary  of  Bom. 
coins  S.  171; 

40  \gl.  Momtns., 

Böm.  Münzte.  658  A.  651;  die  Münze  resti- 
tuiert von  Trajan,  Cohen,  Med.  imp.  2  t.  46 
nr.  16,  vergröfsert  und  schärfer  bei  v.  Koehne, 
Bevue  num.  Beige  5.  ser.  2  [1870]  t.  3  =  Berl. 
Blätter  für  Münz-,  Siegel-  und  Wappenkunde  5 
[1870]  S.  257  ff.  t.  62).  Auf  der  Spitze  des 
Giebels,  an  dessen  Ecken  2  Adler  sitzen,  lenkt 
der  blitzschleudernde  luppiter  eine  Quadriga, 
auf  den  Giebelabfällen  steht  zur  Rechten  Inno, 

50  zur  Linken  Minerva  {Cohen  t.  30  nr.  1  zeigt 
anstatt  ihrer  aufrecht  stehende  Spitzen);  die 
Mitte  des  Giebelfeldes  nimmt  zwischen  zwei 
Vögeln  die  auf  Schilden  stehende  Roma  ein 
{Cassius  Dio  45,  1.  Suet.  Calig.  94;  vgl.  Klueg- 
mann,  Veffigie  di  Borna,  Rom  1879  S.  lö'.), 
rechts  von  der  Göttin  die  Wölfin  mit  den 
Zwillingen,  links  ein  undeutlicher  Gegenstand 
(nach  Koehne  „Schilde");  die  Säulen  sind 
dorisch  (tuskanisch)  (demnach  sind  die  durch 

60  Sulla  vom  Olympieion  entnommenen  korinthi- 
schen Stiles  nicht  verwendet  worden)  und  bilden 
einen  Hexastylos ;  in  den  drei  mittleren  Zwischen- 
räumen hängen  runde  Gegenstände,  von  Koehne 
(a.a.O.  S. 56)  und  Gilbert {Si.?i.O.^  S. 394  A.  7)  für 
die  tintinnabula  des  Suet.  Aug.  91,  von  Jordan 
(a.  a.  0.  S.  88  A.  86),  der  jene  Schellen  mit 
Recht  dem  Temj^el  des  luppiter  Tonans  zuweist 
(s.  unten),   für   Schilde   oder  Disken  gehalten. 


luppiterkopf  u.  capitolinisoher  Tempel 
auf  einem  Denare  des  Petillius  Capito- 
linus  T.  J.    711   u.  c.    (nach   Stevenson, 
dictionary  of  Roman  coins  S.  171). 


717     Juppiter  (Capitolinus :  Kultlokal)  luppiter  (Capitolinus :  Kultlokal)     718 

Beschädigungen,  die  der  Tempel  durch  Blitz-  Böm.  Münztv.  189.  195),  die  Dedikation  durch 
schlage  und  andere  Unfälle  erlitten  hatte  {Cic.  Domitian  {Suet.  Plut.  a.  a.  0.  Eutrop.  7,  23. 
in  Cat.  3,  8,  19.  de  div.  1,  12,  20;  2,  20,  45.  hist.  miscell.  9,  12;  Hieronymus  nennt  willkür- 
CassM/s  Dto  37,  34;  41,  14;  42,26.  27.  32;  45,  2;  lieh  das  Jahr  91)  schon  im  Jahre  82  statt- 
47,  40),  veranlafsten  den  Octavian  eine  Reno-  finden  konnte  (die  Stellen  des  Mart.  13,  74; 
vation  in  gröfserem  Umfange  vorzunehmen  9,  3,  7.  a.  84/85,  94/95,  des  Stat.  Silv.  4,  1,  20; 
(tnon.  Anc.  4,  9  Capitolium  .  .  .  imimisa  grandi  3,  16  a.  94'95  und  des  Sil  Ital.  3,  623  setzen 
refeci  sine  ulla  insciiptione  nominis  mei),  ver-  die  Einweihung  voraus).  An  Glanz  und  Pracht 
mutlich  im  Jahre  726  u.  c;  vgl.  Mommsen,  überstrahlte  der  neue  Tempel  noch  seine  Vor- 
Bes  gest.  d.  Aug.  p.  55.  Die  Unfälle  wiederhol-  lo  ganger;  es  war  ein  korinthischer  Hexastylos 
ten  sich  a.  745  u.  c.  und  56  p.  Chr.  {Cassiiis  Bio  (s.  unten  die  Darstellungen  auf  Münzen)  mit 
55,  1.  Tac.  ann.  13,  24).  Im  Jahre  69  p.  Chr.  Säulen  von  pentelischem  Marmor  (P/ttf.  a.a.O.), 
beim  Stunne  der  Vitellianer  gegen  die  auf  einem  für  römische  Bauten  bis  dahin  unge- 
dem  Capitole  verschanzten  Anhänger  des  Ves-  bräuchlichen  Materiale.  Hülsen,  {Mitteilg.  d. 
pasian  wurde  der  Tempel  zum  zweitenmale  arch.  Inst.  4  [1889]  S.  250)  macht  darauf  auf- 
ein Raub  der  Flammen  {Tac.  hist.  3,  71.  Suet.  merksam,  dafs  auch  dieser  Tempel  wahrschein- 
Vitell.  15.  Cassius  Bio  65,  17.  Stat.  silv.  5,  3,  lieh  ein  hölzernes  Epistyl  getragen  hat,  es 
195  sq. ;  Hicron.  p.  158  Schöne  setzt  ungenau  hätten  sich  sonst  bei  einem  Hauptgesims  von 
den  Brand  in  das  Jahr  72  und  den  Beginn  der  so  riesigen  Dimensionen  (7  m  freitragender 
Restitution  auf  75).  Vespasian  nahm  an  dem  20  Architrav)  irgend  welche  Spuren  finden  müssen; 
Wiederaufbau  reges  Interesse.  Bei  der  Grund-  zwei  kleine  Bruchstücke  von  einem  Säulenschaft 
steinlegung,  die  schon  im  folgenden  Jahre  vor  {Lanciani,  bullet. munic.  187b. S. 85.  Schujjmann, 
sich  ging,  war  er  persönlich  zugegen  {Tac.  hist.  ann.  d.  inst.  1876  S.  151)  und  einer  Basis  (Jorciaw, 
4,  4.  9.  53.  Cassius  Dio  66,  10.  Suet.  Vesp.  8),  er  Top.  1,  2  S.  72  A.  69.  S.  75  A.  70a)  sind  die  ein- 
konnte noch  die  Vollendung  des  Werkes  sehen  zigen  auf  uns  gekommenen  Reste.  In  reichem 
{Äurel.Vict.Caes.Q.'t.  Ep.d, 8. Zonar.  11, n.  Plut.  Goldschmuck  prangten  die  Thüren  {Zosim.  5, 
Popl.  15);  der  Termin  der  Dedikation  ist  nicht  39  p.  302  Bekher)  und  das  hochragende  Dach 
bekannt;  vgl.  Jfowimsen  a.  a.  0.  p.  128;  der  Bau  {Procop.  Vand.  1,  5,  Bd.  1  p.  332  Dindorf. 
erhob  sich  auf  demselben  Fundamente  (s.  oben)  Auson.  Clav.  urh.  12,17V  Vier  Säulen,  aus 
zu  gröfserer  Höhe  {Tac.  a.  a.  0.  altitudo  aedibus  30  dem  Metall  der  bei  Actium  erbeuteten  Schiffs- 
adiccta).  Münzen  aus  der  Zeit  des  Vespasian,  schnäbel  gefertigt,  erinnerten  an  die  Ruhmes- 
TitusundDomitian(71— 80)  zeigen  übereinstim-  thaten  des  Augustus  {Serv.  ad  Georg.  3,  29); 
mend  den  neuen  Tempel  alskorihthischenHexa-  im  Giebelfelde  erfreute  das  Auge  der  Figuren- 
stylos,  in  dessen  mittleren  drei  Interkolumnien  auf  reichtum  von  Schöpfungen  der  Plastik  (vgl. 
hoher  Basis  der  thronende  luppiter  mit  seinen  die  Handzeichnungen  von  einem  1540  gefun- 
beiden  Kultgenossinnen  erscheint:  links  luno,  denen  Säulenstumpf  und  einem  Gesimsfragment 
rechts  Minerva  mit  Helm  und  Lanze,  beide  bei  Hülsen,  Osservazioni  sulV  architettura  del 
stehend;  der  ornamentale  Schmuck  des  Giebels  tempio  di  Giove  Capitolino ,  Mitteilg.  d.  arch. 
dagegen  ist  wesentlich  verschieden.  Die  eine  Inst.  3  [1888]  S.  150—155).  Den  Restaurations- 
Gruppe  (Co/ie«,  Med.  mp.l  Fesp.  nr.  407— 410t.  15  40  bauDomitians  sehen  wir  auf  drei  seiner  Silber- 
nr.409,s.untenSp.737,ingröfseremMafsstabebei  medaillons  aus  den  Jahren  80,  82  und  84,  als 
Donaldson,  Arch.  Num.  6,  3;  Tit.  nr.  270.  271)  Tetrastylos  auf  den  beiden  ersten  (Darstellung 
mit  Quadriga  (?)  auf  dem  Dachfirst  und  Adler  der  vier  mittleren  Säulen),  auf  dem  letzten  als 
an  den  Ecken,  mit  je  einer  stehenden  Figur  Hexastylos  Cohen,  Med.  imp.  1.  Doniit.  71.  1 
und  unkenntlichen  Bildungen  {Cohen:  .,des  en-  (abgebildet  bei  Pinder,  Abhandl.  d.  Berl.  Ak. 
seignes,  des  guerriers".  Schulze,  Arch.  Zeitg.  1855  t.  6,  7  und  Stevenson,  dictionary  of  Boman 
30  [1872]  S.  2:  „die  Köpfe  und  Hälse  von  zwei  coiyis  S.  170).  69;  zwischen  den  mittleren  Säulen 
Paaren  von  Pferden,  sowie  die  Oberkörper  thronte  wieder  luppiter,  zu  beiden  Seiten  in 
ihrer  Lenker")  auf  den  Giebelabfällen;  bei  der  den  nächsten  Interkolumnien  standen  rechts  Mi- 
zweiten  Gruppe  {Cohen  a.  a.  0.  Vesp.  nr.  403  50  nervamitHelm,  links  luno  mit  langem  Speer  (Ab- 
—406.  Tit.  nr.  269.  272.  Bomit.  nr.  466)  fehlen  bildungen  der  capitolinischen  Trias  s.  v.  luno 
die  Adler,  dafür  krönen  die  Giebelspitze  zwei  Sp.  610  und  unten);  auch  der  Dachfirst  zeigt 
Quadrigae  und  zwei  Bigae  {Vesp.)  oder  zwei  dasselbeBildwiederTempelVespasians,Iuppiter 
Quadrigae  {Tit.)  oder  eine  Quadriga  mit  zwei  ein  Viergespann  lenkend,  die  Figuren  an  den 
stehenden  Figuren  auf  jeder  Seite;  im  Giebel-  Dachabfällen  sind  nichtnäher  zubestimmen;  auf 
felde  nach  Cohen  'une  figure  debout  entre  deux  einem  verlorenen  Relief  (s.  unten)  sind  Mars  und 
figures  couchees'  vgl.  Jordan,  Top.  1,  2  S.  89  eine  weibliche  Figur  erkennbar;  an  den  Ecken 
A.  86.  Die  Verschiedenheit  in  der  Darstellung  waren  Bigae  an  die  Stelle  der  früheren  Adler 
erklärt  sich  vielleicht  daraus,  dafs  ein  Teil  getreten.  Aufser  den  Münzbildern  besitzen 
der  Münzen  bereits  vor  der  Fertigstellung  des  go  wir  noch  einige  Reliefdarstellungen;  gemein- 
Tempels  geprägt  war.  Nur  kurze  Zeit  hatte  sam  zeigen  sie  einen  Kaiser  mit  Priestergefolge 
der  Neubau  gestanden,  als  ihn  die  Feuers-  opfernd  vor  einem  Tempel  mit  korinthischen 
brunst  des  Jahres  80  abermals  zerstörte  {Cass.  Säulen,  in  dessen  Frontmauer  in  den  Inter- 
Bio  66,  24.  Suet.  Bomit.  5.  Plut.  Popl.  15).  kolumnien  drei  gleich  grofse  Thüren  sichtbar 
Die  Restitution,  noch  unter  Titus  begonnen  werden.  Während  aber  auf  dem  einen  früher 
{Act.  fratr.  Arv.  CVL  188  sq.  Hemm),  wurde  in  der  Villa  Borghese,  jetzt  im  Louvre  befind- 
BO  rasch  gefördert,  dafs,  wie  die  Münzen  an-  liehen  {Clarac,  Mus.  d.  sculp.  2  t.  151  nr.  300) 
deuten   {Cohen,  Bomit.  69.  70.  vgl.  Mommsen,      der  Giebel  fehlt,   der  Tempel  sich   als  Hexa- 


719     luppiter  (Capitolinus :  Kultlokal)  luppiter  (Capitolinus :  Kultgenossinnen)     720 

stylos  erweist  und  eine  Säule  der  SeitenflucM  Relief  der  Villa  Medici  {mon.  ined.  5  t.  40);  vgl. 
erscheint,  zeigt  das  andere  (Matz,  Monatsher.  Jordan  a.  a.  0.  S.  90  A.  86.  Von  Blitzschlägen 
d.  Berl.  Ali.  1871  S.  464,  25  nach  einer  Zeich-  und  Bränden  hatte  der  Tempel  auch  ferner- 
nung  der  Coburger  Sammlung  nr,  68),  das  im  hin  zu  leiden  [Euseh.  p.  174  Schöne  a.  189. 
16.  Jahrh.  nach  dem  Konservatorenpalaste  ge-  Hieron.  u.  Sync.  a.  190.  temporibus  Macrini  et 
bracht  wurde,  einen  Tetrastylos  und  giebt  Alexandri  acta  SS.  Calepodü  et  al.  10.  Mai 
uns  vor  allem  die  auf  den  Denaren  nur  schwer  p.  499 ;  vgl.  Jordan  a.  a.  0.  S.  30  A.  31.  1,  1 
erkennbaren  Figuren  des  Giebels  in  gröfserer  S.  31),  ohne  indes  erheblichen  Schaden  zu 
Deutlichkeit.  Der  Giebel  dieses  Reliefs  allein  nehmen;  er  blieb  in  seiner  Pracht  ein  Gegen- 
ist abgebildet  in  der  Coburger  Samml.  nr.  122,  lo  stand  der  Bewunderung  für  die  ganze  Welt 
in  den  mon.  ined.  5  t.  36  nach  einer  Zeichnung  {Auson.  a.  a.  0.  Amm.  Marc.  16,  10,  14;  22, 
von  Brunn  (vgl.  ann.  d.  inst.  1851  S.  259)  =  16,  12);  die  Plünderungen  desselben  begannen 
Baumeister ,  Denkm.  1  S.  765  und  von  Tren-  mit  dem  siegreichen  Vordringen  germanischer 
delenburg;  vgl.  Schulze,  Arch.  Zeitg.  30  (1872)  Volksstämme;  Stilicho  raubte  ihm  die  ver- 
S.  2;  nur  die  Giebeldarstellungen  bot  ein  jetzt  goldeten  Thüren  (Zosim.  a.  a.  0.),  Geiserich 
verloren  gegangenes  Relief,  das  uns  durch  zwei  die  vergoldeten  Bronzeplatten  des  Daches 
Zeichnungen  bekannt  geworden  ist  {Piranesi,  (Procop.  a.  a.  0);  doch  überdauerte  er  den 
della  magnificenza  ed  architectura  de'  Eomani  Untergang  des  weströmischen  Reiches,  und 
p.  198  =  Müller  -  Wieseler ,  Denlcm.  d.  alten  noch  Cassiodor  {Var.  7,  6)  konnte  von  ihm 
Kunst  2  nr.  13  und  in  der  Coburger  Sammlung  20  rühmen  Capitolia  cclsa  conscendere  hoc  est  in- 
nr.  156  =  Arch.  Zeitg.  a.  a.  0.  t.  57).  Schulze  genia  humana  superata  vidisse.  Mit  dieser 
a.  a.  0.  hat  wahrscheinlich  gemacht,  dafs  die  Nachricht  schliefst  seine  Geschichte  im  Alter- 
ira  wesentlichen  übereinstimmenden  Reliefs  tume.  Über  den  Gang  des  Zerstörungswerkes 
Kopieen  desselben  Originales  sind  und  sich  im  Mittelalter  sind  wir  nur  unsicher  unter- 
gegenseitig ergänzen,  und  seine  Vermutung  ist  richtet  {Nihby,  Born.  ant.  1  S.  505  ff.).  Um 
zur  Gewifsheit  erhoben  worden  durch  Audollent  die  Wende  des  11.  Jahrhunderts  wurde  die 
{3IeJ.  de  l'ecole  fr.  de  Borne  9  [1889]  S.  120ff.),  Ruine  zu  einer  Festung  umgewandelt  und 
dem  es  gelang  an  der  Hand  der  Skizze  eines  mehrfach  erstürmt,  iu  der  Mitte  des  15.  Säku- 
dem  16.  Jahrhundert  angehörigen  Künstlers  lums  scheint  der  Oberbau  bereits  geschwun- 
aus  Rheims,  der  das  Giebelfeld  nach  dem  30  den.  (Über  die  im  Innern  des  Tempels  befind- 
Relief  gezeichnet  hatte,  das  Original  für  den  liehen,  noch  nachweisbaren  Kunstwerke  vgl. 
Stich  Piranesi' s  in  einer  das  vollständige  Relief  Jacobi,  Museogr.  S.  96  ff.)  Der  Platz,  auf  dem 
darstellenden  Zeichnung  des  Ursinianus  Vati-  er  stand,  führt  den  Namen  Monte  Caprino, 
canus  3439  f.  83  überzeugend  nachzuweisen.  die  Fundamente  blieben  auch  nicht  intakt. 
Die  Opferhandlung  ist  dieselbe  wie  sie  das  Der  Einsturz  der  den  Berg  durchziehenden 
Relief  im  Louvre  zeigt.  Eine  Abbildung  des  Cuniculi  rifs  Teile  der  Mauern  in  die  Tiefe, 
Reliefs  giebt  Hülsen,  Mitteilg.  d.  arch.  Inst.  sodafs  noch  heute  im  Innern  des  Berges  zwi- 
4  [1889]  S.  251.  In  der  Mitte  des  Giebel-  sehen  Schutt  und  Geröll  zum  antiken  Bau 
feldes  thronte  demnach  auf  hohem  Sitze  gehörige  Steine  aufgefunden  werden.  Als  im 
luppiter,  den  Oberkörper  entblöfst,  in  der  40  16.  Jahrhundert  die  Caffarelli  ihren  Palast 
Linken  den  Blitz  tragend;  in  seinem  Schofse  auf  den  vorhandenen  Trümmern  errichteten, 
ruhte  das  Scepter,  zu  seinen  Füfsen  breitete  ein  war  die  Linienflucht  des  Unterbaues  schon  so- 
Adler  die  Schwingen  aus,  neben  ihm  thronten  weit  verblafst,  dafs  der  neue  Palast  in  seiner 
rechts  Inno  verschleiert  und  links  Minerva  im  Richtung  um  8  Grad  von  dem  Tempel  diffe- 
Helm  mit  Aegis  und  Lanze  (im  Gegensatz  zu  rierte  und  mit  seiner  Nordwestecke  über  den- 
der  gewöhnlichen  Stellung;  s.  oben);  an  letztere  selben  hinausreichte  {Jordan  a.  a.  0.  S.  31  ff. 
schlössen  sich  an  Mercurius  mit  dem  caduceus  Bichter  in  Iiv.  Müllers  Handb.  d.  Mass.  Altert. 
in  der  Hand,  Sol  sein  Gespann  am  Himmel  3  S.  818  =  Baumeister,  Denkm.  3  S.  1479). 
heraufführend,  Vulcan  in  der  Schmiede  und,  Gemeinsammitluppiter  werden  in  dem  neuen 
den  spitzen  Winkel  des  Feldes  ausfüllend,  ein  50  Tempel  Inno  und  Minerva  verehrt,  doch 
liegender  Flufsgott;  an  Inno  reihten  sich  Luna  gilt  jener  als  der  eigentliche  Besitzer;  in  der 
zumOceanus  hinabfahrend,  die  nämliche  Gruppe  technischen  Sprache  führt  das  Heiligtum  seinen 
der  Schmiedenden  und  Tellus(?).  In  kleinerer  Namen  aedes  lovis  Optimi  Maximi  (Liv. 
Bildung  erscheinen  zur  linken  Seite  des  Adlers  7,  3,  5.  40,  51,  3.  40,  52,  7.  C.  I.  L.  3  p.  816; 
vor  Mercur  stehend  Vesta  und  Aesculap,  zur  über  andere  Bezeichnungen  des  Tempels  s. 
rechten  eine  jugendliche  Figur,  welche  die  Jordan,  Top.  1,  2  S.  33 ff);  ihm  gehört  der 
verschiedensten  Deutungen  erfahren  hat  (Gany-  Opferaltar  vor  dem  Tempel  (Zoiiar.  8,  1)  und 
medes  bei  Zoega,  Arcli.  Zeitg.  a.  a.  0.  und  der  Schatz  von  ungemünztem  Golde  im  Innern 
Brunn  a.  a.  0.;  luventas  bei  Cavedoni,  bullet.  (er  befand  sich  in  der  mittleren  Zelle  sub 
d.  inst.  1852  S.  158;  lulus  (s.  d.),  der  Stammvater  tjo  lovis  sella;  Camillus  sollte  ihn  angelegt  haben; 
der  Cäsaren  bei  Schulze  a.  a.  0.;  Genius  des  während  der  Bürgerkriege  mehrfach  geplün- 
römischen  Volkes  bei  Jor(?aw,  Top.  1,  2  S.  101).  dert,  wurde  er  durch  Augustus  wiederher- 
Fraglich  bleibt  es,  ob  die  Darstellungen  eines  gestellt  und  vergröfsert  \_Liv.  5,  50,  6.  Plin. 
Distylos  mit  der  Inschrift  lovi  Capitolino  n.  h.  33,  14.  Appian.  b.  c.  1,  87.  Cassius  Dio 
{Clarac  a.  a.  0.  t.  216  nr.  323.  Cohen,  Vitcll.  1  41,  39.  Suet.  Caes.  54.  Octav.  30];  vgl.  Momm- 
nr.  16,  17;  7  nr.  16)  und  eines  Sarkophages  (öon',  sen,  Böm.  Münziv.  S.  400  ff.);  ihm  werden  alle 
inscr.  ant.  3  t.  34)  auf  das  Capitol  zu  beziehen  Geschenke  dargebracht,  nach  ihm  führt  das 
sind,  abzuweisen  ist  solche  Beziehung  bei  dem  Opfermahl  den  Namen  epulum  lovis  (s.  unt.); 


721   luppiter  (Capitolinus :  Kultgenossinnen)  luppiter  (Capitolinus :  polit.  Bedeutung)    722 

sein  Name  steht  auf  den  zahlreichen  Weih-  kämen  die  Hauptphas^en  der  politischen  wie 
inschriften  an  die  drei  capitolinischen  Götter  religiösen  Entwickelung  der  Stadt  zum  Aus- 
stets  voran.  luno  und  Minerva  sind  als  Kult-  druck,  eine  Annahme,  die  Kich  ohnedies  auf 
genossiunen  (avvvaot.)  von  dem  Hausherrn  die  kaum  haltbare  Voraussetzung  gründet,  die 
gastlich  aufgenommen  (s.  die  gleiche  Stellung  Ramnes  Tities  Luceres  seien  römische  Stamm- 
des  Pollux  in  der  aedes  Castoris  ad  forum  tribus__ gewesen,  während  sie  doch  durch  die 
und  des  Liber  und  der  Libera  in  der  aedes  gute  Überlieferung  nur  als  Rittercenturien  be- 
Cereris  ad  circum  maximnm).  Hatte  bisher  zeugt  werden  {Liv.  1,  13,  8.  1,  36,  2).  —  Am- 
der  Eutwickelungsgang  im  Wesen  des  höchsten  hrosch  {Studien  und  Andeutungen  auf  dem 
Gottes  sich  im  Rahmen  der  religiösen  An-  lo  Gebiet  des  altrömischen  Bodens  und  Kultus  1 
schauung  der  Italiker  gehalten,  so  tritt  mit  S.  223 ff.)  und  ihm  folgend  Marquardt  {Böm. 
der  Einführung  des  capitolinischen  Kultes  zu  Staatsverw.  3 '-'  S.  39  ff.)  sehen  in  dem  neuen 
dem  vorhandenen  Vorstellungskreise  ein  neues,  Kulte  den  Zweck,  die  politisch  gespaltenen 
fremdes  Element  hinzu,  das,  in  seinem  Ur-  Parteien  Roms  wenigstens  äufserlich  durch 
Sprunge  auf  griechische  Einwirkung  zurück-  ein  gemeinsames  religiöses  Band  zu  einigen, 
gehend,  eine  weitere  Ausbildung  in  spezifisch  doch  es  liegen  mancherlei  Anzeichen  dafür 
römischem  Sinne  erfahren  bat.  Die  Vereh-  vor,  dafs  in  der  Zeit,  die  dem  sogenannten 
ruug  einer  Göttertrias  in  gemeinsamem  Stäudekampf  vorausging,  eine  so  scharfe  poli- 
Terapel  ist  den  italischen  Religionen  durchaus  tische  Scheidung  gar  nicht  bestand.  Die  Ver- 
fremd, dagegen  sicher  nachweisbar  bei  den  20  ehrung  der  capitolinischen  Trias  hat  nicht 
Griechen  (unsere  Trias  bezeugt  für  Phokis  erst  eine  äufserliche  Einheit  der  politisch  und 
Paus.  10,  5,  1,  vgl.  Kuhfeldt,  De  Gaintoliis  rechtlich  getrennten  Einwohner  geschaffen,  sie 
imperü  Roinani  p.  82  f.,  dazu  Lactant.  1,  war  vielmehr  der  Ausdruck  der  in  gewissen 
11,  39  über  das  Verhältnis  der  3  Gottheiten  Grenzen  bereits  vollzogenen  bürgerlichen  Eini- 
lupiter  enim  sine  contuhernio  coniugis  filiaeque  gung.  Der  neue  Kult  nahm  von  vornherein 
coli  non  solet*));  etwa  um  dieselbe  Zeit,  als  gegenüber  den  bisher  vorhandenen  Kulten  eine 
der  capitolinische  Tempel  erstand,  finden  hervorragende  Stellung  ein;  dafür  zeugen  die 
sich  auch  andere  Beweise  für  die  Beeinflussung  gewaltigen  Substruktionen  für  die  Anlage  des 
des  jömischen  Kultes  durch  die  südlichen  Tempels  und  die  Dimensionen  eines  in  so 
Nachbarn,  z.B.  die  Einfuhrung  der  sibyllini- so  früher  Zeit  entstandenen  Baues,  mit  dem 
sehen  Orakel  aus  Cumae  und  die  Gründung  selbst  nur  wenige  Prachttempel  der  Kaiser 
der  aedes  Cereris  ad  circum  maximum.  Ob  sich  an  Umfang  messen  können.  Das  Vor- 
nun  jene  Dreiheit  auf  geradem  Wege  von  den  herrschen  des  weltlich -politischen  Elementes 
Griechen  oder  durch  Vermittlung  der  Etrusker  geht  vielleicht  auf  tuskischen  Einflufs  zurück, 
nach  Rom  gelangt  ist,  das  läfst  sich  mit  doch  zur  vollen  Entfaltung  kam  es  erst  zu 
Sicherheit  nicht  entscheiden.  Die  Stelle  des  Rom ,  wo  unter  der  Einwirkung  der  Staats- 
Serviiis  ad  Aen.  1 ,  422  prudentes  Etruscae  religion  der  Begriff  des  gemeindebeschirmenden 
disciplinae  aiunt  apud  conditores  Etruscarum  luppiter  mit  dem  Wachstum  der  römischen 
urhium  non  putatas  iustas  urhes,  in  quihus  Macht  sich  immer  mehr  zu  dem  Gedanken 
non  tres  portae  essent  dedicatae  et  votivae  et  4o  der  einen,  weltbeherrschenden  Gottheit  erwei- 
tot  templa  lovis  lunonis  Minervae  kann  freilich  terte,  deren  Heiligtum  in  politischer  Beziehung 
für  eine  so  entlegene  Zeit  nicht  als  beweis-  ebensogut  wie  in  religiöser  der  Mittelpunkt 
kräftig  zu  Gunsten  der  Etrusker  augesehen  für  die  Stadt  und  den  gesamten  Staat  war. 
werden,  doch  spricht,  abgesehen  von  der  In  den  Attributen  optimus  maximus, 
ganzen  Anlage  des  Baues  und  seiner  dekora-  die  den  Gott  als  den  angesehensten  und  mäch- 
tiven  Ausstattung  {Mülhr-Deecle,  Etrusker  2  tigsten  unter  den  seither  verehrten  loves  be- 
S.  231  ff.),  für  den  tuskischen  Ursprung  be-  zeichnen,  spiegelt  sich  die  ganze  Fülle  seiner 
sonders  der  Umstand,  dafs  die  gesamte  Tra-  Macht  und  seine  Stellung  als  Vertreter  der 
dition  gerade  auf  die  historisch  nachweisbare  römischen  Staatsidee.  In  den  Gebeten  für  die 
Dynastie  der  Tarquinier  die  Gründung  des  50  Wohlfahrt  des  Staates  werden  die  drei  Götter 
Heiligtums  übertrug,  und  die  Ausbreitung  der  des  Capitols  angerufen  {Tac.  liist.  4,  53  als 
Tuskerherrschaft  zur  Zeit  der  Erbauung  des  praesides  imperii ;  Vita  Prob.  12  luppiter 
Tempels  (vgl.  Sp.  632).  Der  Gedanke  an  die  0.  M.,  luno  regina,  tuque  virtutum  praesul 
Verehrung  einer  Dreizahl  von  Göttern  und  die  Minerva  .  .  date  hoc  senatui  populoque  Bo- 
Verbindung  derselben  zu  einer  geschlossenen  rnano  etc.),  sie  gelten  als  die  Schützer  des  römi- 
Gruppe  verdankt  also  die  Entstehung  nicht  sehen  Staates,  darum  fleht  der  Retter  Roms 
der  Vereinigung  von  Kulten  verschiedener  im  Gallierkriege  Manlius  Capitolinus  in  seiner 
Einzelgemeinden,  sondern  ist  zu  den  Römern  Bedrängnis  ihre  Hülfe  an  (Liv.  6,  20,  9),  darum 
von  auswärts  gekommen;  schon  dieser  Grund  dankt  ihnen  der  ältere  Scipio  Africanus,  weil 
spricht  gegen  die  Annahme  Gilberts  {Gesch.  eo  sie  ihm  Verstand  und  Fähigkeiten  für  die 
und  Top.  Bo)ns  2  S.  449),  luppiter,  Inno,  glückliche  Leitung  der  Staatsgeschäfte  ver- 
Minerva seien  die  Hauptgottheiten  der  ur-  liehen  hätten  {Liv.  38,  51,  9;  vgl.  26,  19,  5. 
sprünglichen  Bevülkerungselemente  Rom?,  der  Gell.  6,  1,  6.  Cassius  Dio  fr.  6T,  40  Beld;er). 
Latini  Sabini  Tusci,  und  in  ihrem  Bunde  Dafs  von  Anfang  an  neben  dem  sakralen  Cha- 
„  ^..       .    ^.    ^     ^,              ,     ^  .          .  ,         ,  rakter  der  politische  in  den  Vordergrund  ge- 

*)  Für  griechischen  Ursprung  der  Trias  spricht  auch  ,      ,         •   4.       i        vr  i.      •   i.                •           d„-i  «     \^„ 

xi»^ -Dfo^  „1=  Att^v.„+.i  ...,„•*  VI      T       •    r^  treten  ist,   das  laist  sich  aus  emer  Reihe  von 

der  Pfau  als  Attribut  der  capitolinischen  luno  im  Gegen-  mi     1         ^          ^^            i                       1         ciltj.           l 

satz  zur  luno  Moneta,  der  die  Gans  geheiligt  war.    s.  Thatsachen  klar  erkennen.     Am  Stiftungstage 

luno  Sp.  593.    [Koscher.]  des  Tempels  (13.  Sept.;  s.  oben  Sp.  707,34)  traten 


723   luppiter  (Capitolinus :   polit.  Bedeutung)  luppiter  (Capitolinus :  polit.  Bedeutung)    724 

die  ersten  Magistrate  des  Staates,  die  Konsuln,  33,  9.  loseph.  ArcJi.  14,  8,  5.  10,  3.  G.  I.  L. 
ursprünglich  ihr  Amt  an  {Bion.  5,  1;  6,  49;  1,  203.  204,  1,  588  =  6,  373,  1,  589  =  6,  372 
vgl.  Mommsen,  Böm.  Chronol  S.  86 ff.),  und  =  C.  I.  Gr.  5880.  C.  I.  L.  1,  587  =  6,  374 
als  später  dieser  Termin  verlegt  wurde,  blieb  =  C.  I.  Gr.  5881.  C.  I.  G.  2485.  Bullet. 
doch  die  Anschauung  bestehen,  dafs  in  jedem  comm.  14  S.  241.  403;  15  S.  14.  241;  16  S.  138. 
neuen  Jahre  die  ersten  Amtshandlungen  der  Notiz,  d.  scav.  1887  S.  110.  1888  S.  139. 
höchsten  Beamten  und  die  Thätigkeit  des  Mommsen,  Ann.  d.  inst.  1858  S.  198  ff.  Gilbert 
Senates  von  dem  capitolinischen  luppiter  ihren  3  S.  289  Anm.  1;  Jordan,  Top.  1,  2  S.  55  ver- 
Ausgang nehmen  müfsten;  es  zogen  daher  so-  mutet,  die  früher  im  Aedilenarchiv  befind- 
gleich nach  ihrem  Amtsantritt  die  Konsuln  in  lo  liehen  Originale  seien  nach  dem  erwähnten 
festlichem  Gewände ,  begleitet  vom  Senate,  Brande  wie  die  sibyllinischen  Bücher  in  den 
den  staatlichen  Beamten  und  Priestern  und  unterirdischen  Räumen  geborgen  worden);  Auf- 
einer zahlreichen  Menge,  Volkes  hinauf  zum  Stellung  von  Gesetzestafeln  auf  dem  Capitole 
Capitole,  um  dem  luppiter,  als  dem  höchsten  erwähnt  Cassius  Dio  39,  21;  vgl.  Plut.  Cat. 
Schirmherrn  des  Staates,  den  Dank  für  den  min.  40.  Cic.  34  und  Cicero  Phil.  2,  36,  92. 
Schutz  der  Gemeinde  im  vergangenen  Jahre  5,  4,  12;  hierzu  kamen  noch  eine  Anzahl 
auszusprechen ,  um  ihm  das  von  dem  Vor-  Militärdiplome  aus  dem  ersten  Jahrhundert 
ganger  gelobte  Opfer  eines  weifsen  Stieres  der  Kaiserzeit  (etwa  bis  96  C.  I.  L.  3  p.  917ff. 
darzubringen  und  für  das  eigene  Amtsjahr  iJpZt.  e/^tgrr.  2  p.  454ff.  4  p.  181  ff.  496ff.  5  p.  93ff., 
dasselbe  Gelübde  in  der  vorschriftsmäfsigen  20  während  die  späteren  post  templum  divi  Augusti 
Weise  zu  wiederholen  (Liv.  22,  1,  6.  41,  14,  7.  adMinervam  erscheinen);  über  Beschädigung  und 
Ooid.  fast.  1,  75.  ep.  ex  P.  4,  4,  25  ff.  4,  9,  7;  teilweise  Vernichtung  aller  dieser  Bronzetafeln 
vgl.  Mommsen,  Böm.  Staatsr.  1^  S.  594),  ein  vgl.  Cic.  in  Cat.  3,  8,  19.  Cassius  Dio  45,  17. 
Brauch,  der  in  der  Kaiserzeit  von  dem  neu  Suet.  Vespas.  8.  Auf  das  Capitol  wurden  an 
erwählten  Imperator  selbst  ausgeübt  wird  jedem  ersten  des  Monats  die  Versammlung 
(Plin.  Paneg.  5,  2S.  Vita  Heliog.  15;  vgl.  vit.  der  curiae  (Geschlechterverbände)  gerufen,  um 
Pcrtin.  5).  Nach  dem  feierlichen  Staatsopfer  hier  an  der  curia  Calabra  nach  vorangegan- 
trat  während  der  republikanischen  Zeit  der  genem  Opfer,  das  der  rex  sacrificulus  und 
Senat  im  capitolinischen  Tempel  {Liv.  23,  31,  pontifex  minor  darbrachten,  die  Verkündigung 
1.  26,  1,  1.  30,  27,  1.  32,  8,  1.  Cic.  de  leg.  so  der  wandelbaren  heiligen  Festzeiten  zu  ver- 
agr.  1,  6,  18;  vor  dem  Tempel  schliefst  nehmen  (Varro  l.  l.  6,  27.  fast.  Praen.  ad 
Gilbert  2  S.  450  Anm.  2  aus  Suet.  Aug.  26  die  lan.  1.  C.  I.  L.  1  p.  312.  Macrob.  Sat.  1,  15, 
K.  lan.  [Augitsius  cos.  II]  cum  mane  prae  9  ff.  Fest.  p.  49.  Serv.  ad  Aen.  8,  654.  Plut. 
aede  Capitolini  lovis  paululum  curuli  sella  q.  B.  24.  Lyd.  de  mens.  3,  7;  vgl.  Itmo 
praesedisset ,  honore  abiit)  zu  einer  ersten  Sp.585).  Die  alljährlichen  Tribusversammlungen 
Beratung  zusammen;  sie  trug  stets  den  Cha-  zur  Feststellung  der  Heerespflichtigkeit  für  die 
rakter  einer  Festsitzung  {Jordan,  Top.  1,  2  Bürger  {Polyb.  6,  19.  Liv.  26,  31,  11.  34,  56, 
S.  94  A.  92),  insofern  in  erster  Linie  religiöse  5.  Non.  p.  19  ==  Varro  Sat.  Menipp.  p.  140 
Fragen  zur  Besprechung  kamen  {Liv.  9,  8,  1.  Biese)  fanden  wohl  darum  auf  dem  Tenipel- 
22,  1,  6.  28,  39,  1.  37,  1,  1).  An  den  Iden  40  hof  statt,  weil  die  Neuausgehobenen  im  An- 
des  September  empfängt  Augustus  vom  Senate  gesiebte  des  idealen  Staatsoberhauptes  sich 
die  hohe  Auszeichnung  der  Corona  graminea  eidlich  verpflichteten,  für  Roms  Macht  und 
{Plin.  22,  13),  und  auf  denselben  Tag  fällt  Grölse  ihre  Waffen  tapfer  zu  führen.  Aus  dem 
unter  Tiberius  das  Dankfest  für  das  Mifslingen  Wächteramt  luppiters  über  den  ungefährdeten 
der  Verschwörung  des  Libo  {Tac.  ann.  2,  32.  Bestand  des  Staates  erklärt  es  sich  auch,  dafs 
fast.  Amit.  C.  I.  L.  1  p.  324  =  9,  4192).  Die  der  Senat  zum  Zwecke  der  Kriegserklärung 
Feierlichkeiten  daselbst  zur  Zeit  des  Latiner-  an  demselben  Orte  zusammentrat  {Appian. 
festes  sind  oben  Sp.  688,  44  behandelt.  Bei  &_c.  7,  5  17  ßovXrj  ....  sg  rb  KanircoUov 
allen  politischen  Veranlassungen  brachten  der  ovnsQ  sicoQ'aCL  tc^qI  nolsiiov  aytoneiv  avvsX- 
Trias  die  Arvalen  auf  dem  Capitol  ein  Opfer  dar  5o  &ov6a  sipritpioccto  KaQxrjSovioig  nolBfistv;  vgl. 
{Henzen,  act.  fratr.  Arval.  p.  57.  72.  82.  90.  91).  Liv.  33,  25,  7),  und  dafs  der  Feldherr  vor  dem 
Die  sibyllinischen  Bücher,  die  man  bei  allen  wich-  Abgang  zum  Heere  auf  dem  Capitole  feier- 
tigen  Angelegenheiten  des  Staates  um  Rat  zu  liehe  Gelübde  für  den  Sieg  der  römischen 
fragen  pflegte,  wurden  in  den  Kellerräumen  Waffen  aussprach  {Liv.  21,  63,  9.  42,  49,  1. 
des  Tempels  aufbewahrt  {Bion.  4,  62  ovxoi.  45,39,11).  Dieselbe  Anschauung  lag  zu  Grunde, 
Siiyiaivccv  ot  %Qri6iiol  iii%Qi.  rov  Muqciv.ov  kXt]-  wenn  von  der  Höhe  des  tarpejischen  Felsens, 
Q-fvvog  noXsfiov  -nsifisvoL  -nara  yijs  sv  rra  vaä  der  auf  der  Südostseite  des  Berges  {Bion.  8,  78; 
KccTtixalivov  diog  sv  Xi&ivt]  Xcigravii);  als  sie  vgl.  Bicliter  in  Iio.  Müllers  Handbeil.  3  S.  812 
bei  dem  grofsen  Brande  des  Jahres  671  u.  c.  =  Baumeister,  Benkm.  3  S.  1475),  also  vor 
von  den  Flammen  verzehrt  waren  {Cassius  m  der  Front  des  Tempels  gelegen  war,  die  mein- 
Bio  frg.  106,  3  BekJcer),  wurden  aus  Erythrai  eidigen  Hochverräter  in  die  Tiefe  gestürzt 
sowie  andern  Städten  neue  geholt  und  an  dem-  wurden;  vgl.  Mommsen,  Böm.  Staatsr.  1^ 
selben  Orte  niedergelegt  (i«ci.  1,  6,  11. 14.  T«c.  S.  141  ff'.  Böm.  Forschg.  2  S.  175  fi".  Waren 
ann. 6, 12.  Bion.  4:,  &2  de  ira  Bei6,  22).  Die  inter-  bei  den  genannten  Vorgängen  für  die  Wahl 
nationalen  Urkunden  oder  wenigstens  ihre  des  Capitols  immer  noch  sakrale  Satzungen 
Kopieen  waren  im  Tempel  selbst  oder  in  seiner  mitbestimmend  gewesen,  so  werden,  ohne  dafs 
Umgebung  innerhalb  der  area  öffentlich  ausge-  ein  solcher  Beweggrund  erkennbar  wäre,  seit 
hängt  {Polyb.  3, 26.  Appian.  Syr.  39;  \ gl.  Liv.  38,  dem  zweiten   punischen  Kriege  Komitien  und 


725     luppiter  (Capitolinus:  Triumph)  luppiter  (Capitolinus :  Triumph)      726 

Konzilien,  die  gewöhnlich  auf  dem  Forum  im  allgemeinen  Liv.  3,  29,  4.  31,  49,  3.  34, 
tagten,  zuweilen  auf  der  capitolinischen  area  52,  4.  39,  7,  2.  45,  38,  12.  45,  39,  11.  45, 
abgehalten,  und  von  den  Stufen  des  Tempels  40,  4.  Dio7i.  2,  34.  Vell  Paterc.  2,  56.  Tac. 
aiis  erfolgen  Ansprachen  an  die  versammelte  ann.  2,  41.  Flut.  Flam.  14.  Aemü.  Paul. 
Menge(Zit'.  25,3,  14.  33,  25,  7.  34, 1,4.  34,  53,2.  3-2fiF.  Luculi.  5<o.  Suet.  Gaes.  37.  Vespas.  8. 
43,  16,9.  45,  36,  1  Cornif.  adJSerenn.  4:,  55.  Cic.  12.  loseph.  b.  lud.  7,  5,  4  Appian.  Fun.  66. 
ad  Bnit.l,a.  Appian  b.  c.  1,  15.  16.  Gros.  5,9),  Mithr.  116.  Cassius  Bio  43,  19;  über  die 
wie  denn  überhaupt  etwa  seit  der  Mitte  des  Lage  der  villa  publica  s.  Becker ,  Handbch.  d. 
6.  Jahrhunderts  d.  St.  ein  Umschwung  in  den  rö7n.  Altert.  1  S.  624.  Eichter  in  Iiv.  Müllers 
religiösen  Bräuchen  und  Anschauungen  sich  lo  Handbch.  3  S.  864).  An  der  Spitze  des  Zuges 
bemerkbar  macht.  Wenn  nach  glücklich  be-  schritten  die  Behörden  und  der  Senat  {Dion. 
endigtcm  Kriege  der  siegreiche  Feldherr  einen  a.a.O.  loseph.a.a.O.  Cassius  Dio  51,  21),  hintev 
goldenen  Kranz ,  wahrscheinlich  eine  Nach-  ihnen  eine  Anzahl  von  Musikern  {Plut.  Aem. 
bildung  der  aurea  corona  triumphantinm,  im  Paul.  33.  Appian.  Fun.  66),  es  folgte  auf 
capitolinischen  Tempel  niederlegt  und  einen  langer  Wagenreihe  die  Kriegsbeute,  bildliche 
Teil  vom  Erlöse  der  Beute  zur  Verschönerung  Darstellungen  aus  dem  Feldzuge,  Kränze  von 
und  Bereicherung  des  irdischen  Wohnsitzes  Lorbeer,  später  von  Gold  {Liv.  34,  52,  8.  [Gell. 
luppiters  verwendet,  so  handelt  er  in  dem  5,  6,  7.]  Plut.  Aem.  Paul.  34),  Ehrengaben 
frommen  Glauben,  dafs  nicht  eigene  Kraft,  der  Provinzialstädte  an  die  Sieger.  Sodann 
sondern  der  Beistand  des  höchsten  und  besten  20  geleiteten  Jünglinge  und  Knaben,  mit  Opfer- 
Gottes  ihm  den  Sieg  über  Roms  Widersacher  schalen  in  den  Händen ,  die  zum  Opfer  be- 
verliehen; die  Statuen  verdienter  Heerführer  stimmten,  mit  Binden  und  Kränzen  geschmück- 
und  Staatsmänner  werden  auf  Befehl  des  ten  weifsen  Stiere ,  deren  Hörner  vergoldet 
Senates  auf  dem  Capitole  aufgestellt,  um  an-  waren  {Serv.  ad  Georg.  2,  146.  Gomment.  Cruq. 
zudeuten,  dafs  eine  Wechselbeziehung  zwischen  ad  Horat.  epod.  9,  22.  Liv.  34,  52,  9.  45,  39, 
ihnen  und  dem  höchsten  Gotte  bestehe,  dafs  12;  vgl.  40,  38,  9.  Plut.  Marc.  22.  Aeiu. 
sie  ihre  Thaten  unter  seinem  Schutze  aus-  Paul.  33);  die  nächste  Abteilung  bildeten  die 
geführt  haben;  wenn  verbündete  oder  über-  vornehmen  Gefangenen  und  Geiseln,  an  sie 
wundene  Könige  und  Nationen  den  Gefühlen  schlössen  sich  Liktoren  in  Purpurtunika  mit 
der  Freundschaft  oder  ihrer  Anerkennung  von  30  lorbeerumkränzten  fasces  und  ein  zweites 
Roms  Oberhoheit  Ausdruck  geben  wollen,  so  Musikchor an;nunmehrerschienderTriumphator 
bringen  sie  dem  capitolinischen  luppiter,  als  selbst,  als  ein  lebendiges  Abbild  des  capitoli- 
dem  obersten  Schirmherrn  des  gesamten  Volkes  nischen  luppiter,  ausgestattet  mit  dessen  At-« 
huldigend,  ihre  Geschenke  dar;  in  allen  diesen  tributen  und  Gewandung  {Liv.  10,  7,  10.  Suet. 
Fällen  also  gilt  er  als  der  Urhebe^  aller  Er-  Aufj.  94.  luv.  10,  38),  die  für  den  jedes- 
folge  der  römischen  Staatsgewalt.  maligen  Gebrauch  aus  dem  Tempel  entnommen 
Triumph.  {Göll,  de  triumpM  Romani  ori-  wurde  {Tertull.  de  coron.  13.  vit.  Alex.  40. 
gine,  permissu,  apparatii,  via.  Schleiz  1854.  Gordian.  4.  Prob.  7);  er  fuhr  im  Viergespann 
Philippi,  Über  die  römischen  Triumphalreliefe.  {Dion.  9,  71.  Flor.  1,  1,  5.  Ovid.  ep.  ex  Pont. 
Abhdlg.  d.  Sachs.  Ges.  d.Wiss.  phil.-hist.  Kl.  6  40  2,  1,  68.  Zonar.  7,  8;  seit  dem  Triumphe 
(1872)  S.  247  ff.  Wieseler,  3  Cameen  mit  Tri-  des  Camillus  scheint  man  ausschliefslich 
umphdar Stellungen,  Abhdlg.  d.  Göttg.  Ges.  d.  weifse  Rosse  verwendet  zu  haben,  vgl.  Liv. 
Wiss.  30  (1883)  S.  1  ff.  Mommsen,  liöm.  5,  23,  6.  Plut.  Cam.  7.  Cassius  Bio  43,  14. 
Staatsr.  1"  S.  124  ff.  Marquardt,  Böm.  Staats-  52,  13.  Suet.  Ner.  25.  Plin.  pancg.  22. 
o?^er^  2^  S.582ff.  Am  stärksten  kam  der  hervor-  Propert.  5,  1,  32.  Ovid.  a.  amat.  1,  214),  auf 
ragend  politische  Charakter  des  luppiter  0.  M.  vergoldetem  Wagen  {Liv.  10,  7,  10.  Horat. 
zur  Geltung  in  der  Siegesfeier  der  Triumphe,  epod.  9,  21.  Florus  a.  a.  0.;  vgl.  Appian.  Pun. 
der  höchsten  Auszeichnung,  die  der  römische  66.  Mithr.  117.  Zonar.  7,  21  und  die  Dar- 
Staat  seinen  Bürgern  verleihen  konnte.  Wenn  Stellungen  der  quadriga  auf  alten  römischen 
auch  dabei  in  der  späteren  Zeit  mit  dem  50  Münzen  [zwischen  412  u.  543  u.  c]  b.  Babelon, 
Schwinden  des  religiösen  Sinnes  die  Schau-  Descr.  d.  mon.  de  la  repl.  Born.  1  nr.  23  —  26). 
Stellung  der  Beute  und  die  Entfaltung  grofs-  Bekleidet  ist  er  mit  purpurnem  {Fest.  p.  209; 
artigen  Prunkes  immer  mehr  zur  Hauptsache  vgl.  Liv.  27,  4,  8.  31,  11,  12),  später  gold- 
wurde, so  ist  doch  von  den  ersten  Jahren  der  durchwirktem  {Polyb.  6,  53.  Dion.  3,  61.  62; 
Republik  bis  in  die  späte  Kaiserzeit  in  dem  vgl.  4,  74.  Appian.  Pun.  66)  Unter-  und  Ober- 
ganzen Ceremoniell  die  ursprüngliche  Beden-  gewand,  der  tunica  palmata  {Marquardt,  Böm. 
tung  des  Festes  deutlich  erkennbar;  er  galt  Privataltert.  2*  S.  542  ff.)  und  toga  picta 
als  eine  Erfüllung  der  Gelübde,  die  der  zum  (Fes^.  a.  a.  0.  iw'.  10,  7,  9.  30,15,11.12;  später 
Heere  abgehende  Feldherr  auf  dem  Capitole  auch  palmata  genannt;  vgl.  Martial.  7,  2. 
ausgesprochen  hatte  (Liv.  45,  39,  11;  vgl.  38,  go  Apul.  apol.  22.  Tertull.  de  coron.  13.  Serv. 
18,  16.  42,  49,  1),  als  eine  Dankesfeier  an  ad  Aen.  11,  334.  Isidor.  19,  24,  5)  und  Ver- 
den capitolinischen  luppiter  für  die  Errettung  goldeten  Schuhen  {Cassiod.  var.  6,1),  in  der 
und  Machterweiterung  des  römischen  Staates.  Rechten  hält  er  einen  Lorbeerzweig  {Plin.  n.  h. 
Nachdem  dem  siegreichen  Feldherrn  in  einer  15,  137.  Plut.  Aem.  Paul.  34.  Appian.  Pun. 
Senatssitzung  der  Triumph  bewilligt  war,  66.  3Ion.  d.  inst.  3  t.  10.  11),  in  der  Linken 
ordnete  sich  der  Festzug  aufserhalb  des  Po-  ein  Scepter  von  Elfenbein,  dessen  Spitze  ein 
meriums  auf  dem  Marsfelde,  in  der  Nähe  Adler  krönt  {Dion.  3,  61.  Val.  Max.  4,  4,  5. 
der  Villa  publica  (vgl.  über  die  Zugordnung  luv.  10,  43.    Lyd.  de  mag.  1,  7;  vgl.  Prudent. 


727       luppiter  (Capitolinus:  Triumpli)  luppiter  (Capitolinus :  Weihgeschenke)   728 

periüteph.lO,  146  und  Darstellungen  auf  Münzen  Hülfe  luppiters  den  Sieg  errungen  habe,    den 

Eckhel,    Doctr.  num.   6    p.  114.    Frölmer ,  Les  Lorbeer   der    fasces  und   den  Lorbeerzweig  in 

medaill.  de  Vempire  Bomain  S.  132).    Ein  Lor-  seiner    RecMen    dem    Gotte    in     den    Schofs 

beerkranz  ziert  sein  Haupt  (Plin.  a.  a.  0.)  und  {Plin.    15,   134.     lul.   Obs.    61.     Sil.   Ital.    15, 

über  demselben  hält  ein  hinter  ihm  stehender  118.     Pacatus  paneg.    in   Theodos.   9,  5.     Tae. 

Staatssklave  eine  schwere  goldene  Krone  {Plin.  ann.  2,  46.    Cassius  Dio  54,  25).    Griechischen 

33,  11.    luv.  10,  39.    Zonar.  7,  21"),   wobei  er  Einflufs  zeigt  die  Sitte,  eine  Palme  als  Sieges- 

ihm  zurief:  respice  post  te,  hominem  te  me-  zeichen  zu  weihen,    vgl.   Triumphalfasten   von 

mento    {Tertull.    apol.    33;     vgl.    Plin.    28,39.  711— 733  C. /.  L.  1  p.  477  und  ilfacroö.  2,  7,  8; 

Hieron.    ad    Paulam   4    p.    55     ed.    Benedict,  lo  seit    August    begnügten    sich    die    Kaiser    zu- 

Arrian.  diss.  Epict.  3,   24,   85.    Iuik   10,^41).  weilen  statt  eines  Triumphes  mit  der  Nieder- 

Sollte   er  selbst  durch  diese  Worte  vor  Über-  legung    des  Lorbeers    (mon.  Anc.  1,   22,   dazu 

hebung  in  seinem  Glücke  gewarnt  werden,  so  Mommsen,  R.  g.  d.  A.  p.  19).     Sodann  wurden 

diente   ihm   als   Schutzmittel   gegen   den  Neid  die  reichen  Dankesopfer  dargebracht  (loseph. 

und  bösen  Blick  der  Teilnehmer  und  Zuschauer  b.    lud.  7,   5,   6)    und   hieran   schlofs  sich  ein 

ein  Amulett  (fascinus),  das  er  entweder  selbst  Festmahl    für    die    Behörden    und    den    Senat 

trug  (Macrob.  1,  6,  9)  oder  unter  dem  Wagen  {Liv.  45,  39,  13.    Val.  Max.  2,  8,  6;  vgl.  Gell. 

befestigen    liefs    {Plin.    28,    39;     vgl.     Jahn,  10,   2,  7).      Nach  Beendigung   des    Triumphes 

Über  den  Aberglauben  des  böigen  Bliel-es,   Ber.  werden    die    entliehenen    Gegenstände   wieder 

d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1855  S.  70).    Nach  dem  20  im  Tempel  geborgen  {Liv.  ep.  67.   Phit.  Mar. 

Vorbilde  luppiters  {Cic.  ad  fam.  9,  16,  8.    Plin.  12.      Cassius    Dio    67,   4.     Elog.    C    I.   L.    1 

35,  157)  war  das  Antlitz  des  Triumphierenden  p.  290). 

mit  Mennig  rot  gefärbt  {Plin.  33,  111.    SertK  Weihgeschenke.   Die  erste  Weihung,  von 

ad  Ed.  6,  22.  10,  27.    Arnob.  6,  10;   vgl.  Plut.  der  uns  die  Annalen  berichten,  war  die  Spende 

q.  B.  98);  auf  dem  Wagen  stehend  oder  ihn  zu  eines  goldenen  Kranzes  durch  die  Latiner  a.  295 

Pferde  begleitend,  nahmen   die  Kinder  Anteil  u.  c.  {Liv.  2,  22,  6).  Dasselbe  Geschenk  stiften  sie 

an  der  Auszeichnung  des  Vaters   {Liv.  45,  40,  gemeinsam    mit    den  Hernikern  a.   305    u.   c, 

4.  8.    Cic.  pro  Mur.  5,  11.    Val.  Max.  5,  7,  1.  veranlafst    durch    die    politische    Aussöhnung 

5,  10,  2.  Tac.  ann.  2,  41.  Suet.  Tib.  6.  Appian.  zwischen  Patriciern  und  Plebejern  {Liv.  3, 
Pun.  66.  vit.  BT.  Ant.  philos.  12,  10.  Zonar.  30  57,  7),  doch  hält  Jordan,  Top.  1,2  S.  15 
7,  21).  Darstellungen  des  Triumphators  auf  A.  11  diese  Erzählung  für  eine  Erfindung,  zu 
der    Quadriga    zeigen    Münzen    der    Fundania  der     die     später     erfolgte     Schenkung     eines 

'(Babelon   1   S.  512),    der   Pompeia  {Babelon  2  Kranzes    durch   die  Karthager  a.  411    {Liv.  7, 

S.  342,  6;  vgl.  Aemilia  1  S.  122),  des  M.  Aurel  38,  2)  den  Anlafs  gegeben  habe.     Zwölf  Jahre 

und  L.  Verus  (Fröhner  S.  91),   des  Coramodus  später,    a.  317,    hören   wir  von  einer  gleichen 

{Frühner  8. 113.  Baumeister,  Denkm.  1  Ahh.  4:30)  Gabe  an  luppiter,  die  der  Diktator  Mamercus 

des  Probus  {Fröhner  S.  239,  1),  des  Numerian  Aemilius    auf   Geheifs    des    Volkes    auf    dem 

(Frö7mer  S.  248,  3.    Sartwe^sier  a.a.O. Abb. 408).  Capitole  niederlegte  {Liv.  4,  20,  4).    Den  gol- 

Am    Schlüsse     des     Zuges     marschierten    die  denen  Kranz   werden  wir  uns  wohl  bei  allen 

Soldaten  im  Schmuck  ihrer  militärischen  Ab-  40  Widmungen    siegreicher   Heerführer    hinzuzu- 

zeichen,    sangen    Spott-    und    Loblieder    auf  denken  haben,    wenn   er   auch    als    selbstver- 

den  Feldherrn  {Liv.  4,  20,  2.    5,  49,  7.    39,  7,  ständliche   Gabe    nicht    ausdrücklich    erwähnt 

3.    45,  38,  12.    Dion.  2,    ?4.    7,  72.    Plin.  19,  wird.    Auch  für  auswärtige  Fürsten  und  Völker- 

144.  Plut.  Marc.  8.  Suct.  Caes.  49.  Vell.  Paterc.  schaften    war    die    Darbriagung    einer    corona 

2,   67.    Martial.  1,   5.     Vit.  Aurel.  6,   5)    und  aurea   die    gewöhnlichste   Art   der   Huldigung 

riefen,    wie  die   Zuschauer,    ihr   fröhliches   io  (Karthager   s.  oben;    Attalus  a.  556,    Liv.  32, 

triumphe    {Varro  l.  l.    6,   68.    Horat.  epod.  9,  27,  1;    Philipp    von  Macedonien   a.  563,   Liv. 

21    c.  4,  2,  49.     Ovid.   trist.    4,   2,  48).     Vom  36,  35,  12;    Alabanda  und  Lampsacus  a.  584, 

Marsfelde  aus  nahm   der  Zug   seinen  Weg  in  Liv.   43,   6,    6;    Thisbe,    Eph.    epigr.    1,    278 

die  festlich  geschmückte  Stadt  {Ovid.  trist.  4,  50  Z.    32  ff.     Arch.    des    miss.    scient.    1872,    63). 

2,  4.  Plut.  Aeni.  Paul.  32).     Durch  die  porta  Andere    Weihgeschenke:    Victoria    aurea    des 

triumphalis   {Cic.  in  Pison.  23,  55.    Tac.  ann.  Hiero   a.  538   {Liv.  22,  37,  5.  12),    Nmccl  tqo- 

1,   8.     Suet.   Aug.    100.     Cassius  Dio   56,   42.  Tratoqoopot  des  Bocchus  a.  662  {Plut.  Mar.  32), 

Loseph.  b.  lud.  7,  5,  4)    erreichte  er  zunächst  Victoria    quadrigam    in    sublime    rapiens    des 

den   circus  Flaminius    {Plut.  Luculi.   37;    vgl.  Plauens,  Imperator  a.  712  {Plin.  n.  h.  35,  108), 

Aem.  Paul.  32.    Loseph.  a.  a.  0.),  passierte  die  clipeus  cum  imagine  Hasdrubalis   supra  foris 

porta  Carmentalis  und  schlug   über   vicus   in-  Capitolinae  aedis  von  L.  Marcius  a.  212  {Liv. 

garius,    forum,    vicus    Tuscus    und    Velabrum  25,   39,    17.    Plin.  35,  14),    eherne,     silberne, 

{Suct.  Caes.  37.    Cassius  Dio  43,  21)  die  Rieh-  vergoldete  Schilde  {Plin.  a.  a.  0.  Liv.  35,  10, 

tung   nach   dem   circus  maximus   ein    {Cic.  in  go  12.    38,   35,  4),    aenea  in  Capitolio  limina  et 

Verr.  1,   59,    154),    von   hier  Umschrift  er  die  trium  mensarum   argentea  vasa  in  cella  lovis 

Ostseite  des  Palatin  bis  zur  sacra  via  und  zog  {Liv.  10,  23,  12),    quadrigae  aureae    {Liv.  29, 

dann  auf  dieser  über  Forum  und  Clivus  Capi-  38,  8.  35,  41,  10),  seiuges  aurati  [Liv.  38,  35, 

tolinus  hinauf  zum  Tempel  des  luppiter  (iJoraf.  4),  signa  {Liv.  30,  39,  8.    38,  35,  4),    Samm- 

epod.  7,  8.    c.  4,  2,  35).     Hier  verliefs  der  Im-  lung  geschnittener  Steine  von  Pompeius  {Plin. 

perator    den    Wagen,     stieg    die    Stufen    des  37,  11),   in  cella  lunonis  canis  ex  aere  volnus 

Heiligtumes   empor    (Cassius  Dio  43,   21.    60,  suum  lambens  {Plin.  34,  38),  Werke  des  Cae- 

23)  und  legte   zum  Zeichen,    dafs  er  nur  mit  lators   Mentor    '{Plin.  33,    154;    vgl.    7,    127), 


729    luppiter  (Capitolinus:  Weihgeschenke)  luppiter  (Capitolinus :  Weihgeschenke)' ^730 

zwei  Kolossalköpte  aus  Erz,  Werke  des  Chares  beigefügtes  Verzeichnis  den  nötigen  Autschlufs 

und  Decius,  von  P.  Lentulus  Spinther,  Konsul  gab.     Sp.  Carvilius  Maximus,  der  Sieger  über 

a.  697    {Plin.  34,   44;    vgl.   Brunn,    Gesch.  d.  die    Samniten    (a.    461),    errichtete     aus    den 

gi:  Künstler  1^  S.  420),  Statue  eines  Epheben  Rüstungen    der    gefallenen    Feinde    eine    Ko- 

aus  Bithynien,  von  Pompeius  Bithj'nicus  {Ftst.  lossalstatue    des   luppiter   von    solcher    Höhe, 

p.    262),     Theseus,    Gemälde    des    Parrhasios  dafs    sie    vom    Tempel    des    luppiter   Latiaris 

{Plin.  35,    69;    vgl.    Brunn  a.  a.  0.  2    S.  99),  auf  dem  Albanerberge  deutlich  bemerkt  werden 

2  Gemälde  {Flin.  35,  108),  tQ^x^^g  sg  acpaiqiov  konnte;     aus     den    Abfällen    der    Feile    gofs 

Tt  iQvaovv  sußaXcov   dvä&rjKS   xa  du  Kanizco-  man   eine  Statue  des  Carvilius  selbst,    die  zu 
Xi'cp  sc.  Nero  [Cassius  Dio  61,  19);    Antiochos  lo  den  Füfsen   des  Götterbildes  Aufstellung  fand 

wollte  a.  684  einen  goldenen  Leuchter  weihen  {Plin.  34,   43).     Bei  der  Verheerung,    die   ein 

(Cic.  in   Vcrr.  4,   28,   64  ff.).     Schon  im  Jahre  Gewitter  des  Jahres  689  auf  dem  Capitole  an- 

575  hatten  sich  die  Geschenke,  die  von  Bürgern  richtete,  stürzte  ein  auf  einer  Säule  stehendes 

und  Fremden  dem  Tempel   zugingen,   in  dem  Bild   des  luppiter  zu  Boden    {Cassius  Dio  37, 

Mafse  gehäuft,    dafs   der  Censor  Aemilius  Le-  9;  vgl.  Cic.  in  Cat.  3,  8,  19);  nach  Anordnung 

pidus   die   Entfernung   vieler  Gegenstände  für  der  Haruspices   erfolgte   die  Aufstellung  einer 

nötig   erachtete    {Liv.  40,  51,  3    Lepidus  .  .  .  gröfseren  Statue,  die  contra  atque  antea  fuerat 

ab    columnis   quae    incommode    opposita    vide-  mit  dem  Gesicht  nach  dem  Forum  und  Comi- 

hantur,   signa   amovit  cliptaque  de  columnis  et  tium  zugewendet  war    {Cic.  in  Cat.   3,   8,   20. 
si(jna  militaria  adfixa  omnis  generis  dempsit).  20  Cassius  Dio  37,  34).     Eine  Bildsäule  des  lup- 

Einen  luppiter  Imperator    nebst   einer  Votiv-  piter  Africus    erwähnen    die    Militärdiplome 

tafel    mit    der    Inschrift    ^luppiter    atque    divi  der  Jahre  76  und  85  p.   C.    C.  I.  L.  3   p.  853. 

omnes  hoc  dederunt,   ut  T.  Quinctius  dictator  855,  andere  luppiterbilder  s.  Sp.  713,  54.    Den 

oppida  novem  caperet' stellte  T.  Quinctius  nach  Darstellungen  luppiters   reihen   sich   die  Bild- 

der  Überwindung  von   Praene»te   a.  374    u.  c.  nisse  anderer  Gottheiten  an:  Her culis  magnum 

intra    cellam  lovis    ac  Minervae    auf   {Liv.   6,  simulacrum    a.  449    {Liv.  9,  44,  16),   Kolossal- 

29,  8),    die   übliche  Kranzspende  fehlte  nicht  statue  desselben  Gottes,  ein  Werk  des  Lysipp, 

{Fest.  p.  363),  wahrscheinlich  ist  hierher  auch  das   Q.    Fabius   a.   545   den  Tarentinern  nahm 

die  Stelle  des  Cicero  in  Vejr.  4,  58,  128ä'.  zu  {Plut.    Fab.    22.      Plin.     34,    41.     Strab.     6 
ziehen,  vgl.  Sp.  644.    Die  Überlieferung  weifs  30  p.    278;     vgl.    Cassius    Dio    42,    26.     Brunn, 

noch    von    anderen    Fällen    zu    berichten,    in  G-'es^/^.  cZ.  ^nec/*.  A'Mnsi?er  1  S.  252);  drei  knie- 

denen  siegreiche  Feldherrn  ihre  Kuhmesthaten  ende  Gottheiten  von  M'.  Acilius  a.  575  (jPes^. 

durch    eine    Weihinschrift    auf   dem    Capitole  p.  174.    177),   Kolossalstatue  des  Apollo  aus 

verewigten.     L.  Aemilius    ßegillus    befestigte  ApoUonia  am  Pontus  von  L.  Licinius  LucuUus 

seinen    Bericht   über   den    Seesieg   gegen   An-  {Plin.  4,   92.    34,  39.     Strab.   7    p.  319;    vgl. 

tiochos    (a.  564)    in    aede    lovis    supra   valvas  Brunn  a.  a.  0.  1  S.  90),  Statue  der  Minerva 

{Liv.  40,  52,  7;  den  ersten  Vers  giebt  Caesius  von  Cicero   a.  696    {Cassius  Dio   38,    17;    vgl. 

Bassus  grammat.  lat.   6,   265    Keil);    Ti.  Sem-  45,  17.    lul.  Obs.  68)  Bomulus  quevi  inaura- 

pronius    Gracchus    fügte    der    Erzählung    von  tum     in    Capitolio    parvum     atque    lactaniem, 
seinen    Erfolgen    in    Sardinien    (a.    580)    noch  40  uberibus  lupinis  inhiantem  esse  meministis   .  . 

die  bildliche  Darstellung  der  Schlachten  hinzu  {Cic.  in  Cat.  3,  8,  19;    vgl.  de  div.  2,  20,  45. 

{Liv.  41,   28,    8    in    atde    motris  Matutae  be-  2,21,47,1,12,20.    C«ss.  D«o  37,  9.   Baumeister, 

findlich,  doch  schlofs  die  Inschrift /«cmjc  tofew?«»«  Denhrn.  1  Abb.  552),  Roma,  von  den  Lykiern 

lovi  donum  dedit;  \^\.  C.  I.  L.  10,  M\Q>)\  eine  geweiht    (C.    I.  L.    1,    589    =    6,    372;    vgl. 

tabula  victoriae  Asiaticae  des  L.  Scipio  (a.  564)  Klucgmann ,    L'effigie    di    Borna.    Rom     1879 

erwähnt  Pliniusn.h.  3b,  22  und  Yerse  ex  AciUi  S.    8.  57),  signu(m)   Lib(eri)   patris   (Militär- 

Glabriouis  tabida  Caesius  Bassus  a,.  a.O.    Es  war  diplom  v.  J.  70  p.  C.  CLL.  3  p.  849),  simu- 

überhaupt   allgemeine    Sitte,    dafs    die    Sieger  lacra    Boni  Eventus   et  Bonae   Fortunae 

vor  dem  Triumphe  ein  Verzeichnis  ihrer  Thaten  {Plin.  36,  23),  Nemesis  {Plin.  11,  251.  28,  22), 
in     Saturniern     abgefafst    auf    dem    Capitole  50  Martis  (Ca.^s.i'/o41, 14),  Valetudinis  (Pe^ro)/. 

niederlegten     {Caenius   Bassus    a.  a.  0.    apud  !Sat.  88).     Servius  ad  Aen.   2,   319    hatte   also 

nostros  autem  in  tubulis  antiquis,    quas  trium-  ein    gewisses  Recht    zu    seiner  Äufserung:   in 

phaturi  duces  in  Capitolio  figebant  victoriaeque  Capitolio  deorum  omnium  simulucra  colebantur. 

suae  titulum  Saturniis  versibus  p/rosequebantur.  Die  allgemeine  Bestimmung  'in  Capitolio'  läfst 

tulia  repperi  eaxmpla  .  .  .).    Ein  Bild  mit  der  es  freilich  für  manche  Bilder  fraglich  erscheinen, 

Darstellung  der  Gefangennahme  lugurthas  durch  ob  sie  im  eigentlichen  Tempelbezirk  zu  suchen 

Sulla  weihte   König  13occhus    {Plut.  Mar.  22.  sind.     Das   Beispiel  des   Carvilius,   die  eigene 

Süll.  6;  dieselbe  Abbildung  auf  einem  Siegel-  Statue  dem  Gotte  zu  weihen,  fand  Nachahmer  an 

ringe  Sullas   Val.  Max.  8,  14,  4.    Plut.  SuU.  3  Caecilius  Metellus,   dem  Sieger  von  Panormos 
und  auf  den  Denaren  seines  Sohnes;  Mommsen,  co  a.  254  {Dion.   2,  66),    an  Q    Fabius  Maximus 

Böm.  Miinziv.  S.  654.  Babelon  1  S.  421  nr.  59).  Cunctator  {Plut.  Fab.  22  icpiimov  eUöva),  an 

Auch    auf    den    tropaea    des     Marius    {Plut.  dem    älteren    Scipio   Africanus    ( Val.  Max.  8, 

Caes.   6.    Suet.    Caes.   11.     Vell.  Paterc.  2,  43;  15,  1    iinaginem  in  ceila  lovis  ü.  M.  positam 

vgl.    Propert.    3,    11,  46.    Cassius  Dio  50,  4)  Jiabet.  Appian.  Hisp.  23.   Sen.  ep.  45,  72;   Liv. 

und    Germanicus    (C.    I.   L.    3   p.    856.       Eph.  38,  56,  12  spricht  nicht  dagegen)   und  seinem 

epigr.  4  p.  499  f.;  vgl.  ibid.  848  f.     C.  I.  L.  6,  Bruder  Lucius    {Val.  Max.  3,    6,  2.    Cic.  pro 

912)    wird    man  die  ruhmvollen   Kämpfe    der  Babir.  Post.   10,   27).     Von    dem    Konsul    des 

beiden  Helden  erblickt  haben,    über  die   ein  Jahres  702,  Q.  Metellus  Pius,  wurde  eine  turma 


731    luppiter  (Capitolinus :  Weihgeschenke)  luppiter  (Capitolinustludimagni^Romani)  732 

inauratarum  equestrium,  vermutlich  Mitglieder  später  auch  die  scenischen  hinzutraten;  ferner 

der  gens  Cornelia  darstellend,  auf  dem  Capi-  dafs    der  Hauptfeiertag,    also   namentlich  das 

tele  aufgestellt  {Cic.  ad  Attic.  6,  1,  17).     Hier  Opfer    mit  dem  dazu    gehörigen    Gebete   und 

sah    man    auch    die    Standbilder    der    sieben  dem  epulum,  immer  auf  den  Tag  der  Idus,  den 

römischen  Könige   und   des  Brutus    (Plin.  34,  alten  Festtag  des  luppiter,  gefallen  sein  wird." 

22.  23.   33,  9.  10.  24.    Ascoii.  in  Scaur.   p.  25  Gestützt    auf   einige    Stellen   der  Alten    {Liv. 

K.  et  S.    Cassius  Bio  43,  45.    Appian   &.  c.  1,  1,   35,   9    sollemnes  deinde  annui  mansere  ludi 

16).    Als  eine  besondere  Auszeichnung  galt  es,  Romanimagniquevarie  appellati.  Cic.  derepuhl. 

wenn   Bürgern  noch   zu  ihren  Lebzeiten   oder  2,  20,  35    eundem  privium  ludos  maximos  qui 

nach  dem  Tode  eine  Statue  beim  Tempel  des  lo  Romani    dicti   sunt    fecisse    accepimus.      Faul. 

luppiter  von  Staats  wegen  errichtet  wurde.  Diese  p.  112    magnos  ludos  Romanos  ludos  appella- 

Ehre  genossen:  M.  Aemilius  Lepidus  (F«i.  Maa;.  hant,  quos  in  honorem  lovis,  quem  principem 

3,  1,  1 ;  vgl.  Mommsen,  üöm.  Münsw.  nr.  275).  deorum  j^i^tabant,  faciebant)  hat  man  die  ludi 

Q.  Marcius  Rex,  praetor  a.  608  (Militärdiplom  magni  und  Romani  so  lange  für  identisch  ge- 

v.  J.  64  p.  C.  C.  I.  L.  3  p.  846;  vgl.  Mommsen  halten,  bis  eine  genauere  Untersuchung  ilfomm- 

a.  a.  0.  nr.  290.   Ba&eZo»?,  2  S.197  nr.28),  T.  Seius  sens  {Rhein.  Mus.  14  [1859]  S.  79ff.  =  Rom. 

{Plin.  18,  16),   Pinarius  Natta   {Cic.  de  div.  2,  Forschg.    2     S.    42  ff.;     vgl.    Rom.    Chronol.  '' 

20,   45.   2,   21,   47),    Caesar    {Cic.   pro    JDeiot.  S.    167.    324)    einen    Unterschied    hinsichtlich 

12,  33.    Cassius  Bio  43,  45).    Die  Feuersbrunst  der  Zeit  ihrer  Aufführung  ergab.    Die  grofsen 

des    Jahres    671    scheint    den    aufserhalb   des  20  Spiele,  die  vom  Heiligtum  der  capitolinischen 

Tempelgebäudes    befindlichen  Statuen    keinen  Trias    ihren    Ausgang    nahmen,    gehörten    in 

Schaden  zugefügt  zu  haben  {Appian  a.  a.  0.);  ältester   Zeit  zu   den  ludi  votivi,    sie   wurden 

a.  689   stürzten   Blitzschläge   eine  Anzahl  von  also  nicht  regelmäfsig  in  jedem  Jahre,  sondern 

ihren    Postamenten    {Cic.   in   Cat.    3,    8,    19);  nur  infolge  einer  besonderen  Veranlassung  auf 

Augustus  hat  wegen  Raummangels  einen  gro-  ein  Gelübde  hin  gefeiert,  nach  der  Ähnlichkeit 

fsen   Teil    der   Standbilder    von    der    capitoli-  der  Feier  zu  urteilen  ursprünglich  wohl  immer 

nischen    area    nach    dem    Marsfelde    schaffen  im  Anschlufs  an  den  Triumph.    Häufige  Kriege 

lassen    {Suet.  Calig.   34.     Cassius  Bio  51,   22).  gaben  Anlafs  zu   einer    öfteren  Wiederholung. 

In  der  Kaiserzeit  war  die  Ehre,    in   der  Nähe  Nachdem    so    die    äufseren    Verhältnisse    eine 

des  höchsten  Gottes  eine  Statue  zu  empfangen,  30  fast   alljährlich   wiederkehrende   Feier  herbei- 

soweit    es  ■  die    Überlieferung    erkennen    läfst,  geführt    hatten,    wurde   schliefslich    der  that- 

dem    Imperator    (ev.    dem    Thronerben,    vgl.  sächliche  Zustand  auch  rechtlich  fixiert,  d.  h. 

Mommsen,  Eph.  epigr.  4  p.  4991)  vorbehalten.  die  aufserordentlichen  Spiele  verwandelten  sich 

Genannt    werden    Statueu    des   Augustus    {Ja-  zu  einem  stehenden  Jahresfeste,  dem  der  neue 

cobi,  Museogr.  S.  79),   Domitian   {Sutt.  Domit.  Name  ludi  Romani  beigelegt  wurde,  während 

13),  Trajan  {Plin.  Paneg.  52),  Claudius  Gothi-  jenen    auch    noch   in    späterer  Zeit  gefeierten 

cus   {Trebell.  Poll.   3),    Aurelian  {Vita  Tac.  9,  ludi    votivi    die   Bezeichnung   magni    erhalten 

neben   anderen  reichen  Gaben).     Wie   um    die  blieb.  Die  ludi  Romani  fielen  in  den  September; 

Tempel   der  Fortuna,    des   Hercules   und  Qui-  als  Termin  für  den  religiösen  Akt  des  O^^fers  und 
rinus   gruppieren  sich   auch   um   das    capitoli- 40  Opfermahles  wurdenjedenfalls  schon  von  Anfang 

nische  Heiligtum   eine  Anzahl   kleinerer  Kult-  an  die  Iden  des  September  bestimmt;  zwar  finden 

statten.      Wir    kennen    daselbst    einen    Altar  wir  ein  epulum  lovis  für  den  13.  September 

des  luppiter  Pistor  {Ov id.  fast.  6,  349.    Lac-  erst  in  den  Augusteischen  Kalendern  verzeichnet 

fawi.1,20,33;  vgl.P/-eZ/erS.  194  A. 5),  des  luppiter  {fast.  Sab.  C.  I.  L.  l   p.  302  =  9,  4192;    vgl. 

Soter  {Serv.  ad  Aen.  8,  651),  des  Zsvg  als^C-  fast.  Ant.  C.  I.  L.  1  p.  328  =  10,  6638.    fast. 

■nccKog,  vom  Kaiser  Claudius  errichtet  {Phlegon.  Vau.  C.  I.  L.  1  p.  320  =  6,  2298 ;  epulum  Miner- 

JfM'aö.6),undeinenT'ai.(;Mo?,denAugustusfürden  vae  fast.  Riist.  C.  I.  L,  1  p.  401),  doch  aufser 

aus  Samos  stammenden  Zeus  des  Myron  er-  der  Analogie  der  ludi  Plebei  (s.  unten)  spricht 

baute(5ir«5.14p.637;  vgl.BrMJma.a.O.lS.  102);  für    ein   früheres  Vorhandensein   derselben   au 

zweifelhaft  dagegen  ist  die  Existenz  eines  Altars  50  dem  gleichen  Datum  der  Umstand,    dafs  dem 

des  luppiter  Victor,  vgl.  Sp. 680.  DieaufdenTem-  ursprünglichen  Feste  die  Dankesbezeugung  an 

pel  bezüglichen  Prodigien  sind  zusammengestellt  den  luppiter  0.  M.  für  die  Rettung  des  Staates 

von  Gilbert  a.  a.  0.  3  S.  390  A.  2.  S.  395  A.  2.  aus  gefahrvoller  Lage  zu  Grunde  lag  und  dafs 

Ludi.     Gewichtiger  noch   als  in   der  Aus-  hierfür    doch  kaum  ein   passenderer  Tag  ge- 

schmücknng    des    Tempels    und    seiner    Um-  wählt    werden    konnte,    als    der    dies    natalis 

gebung  tritt  die  Bedeutung  des  capitolinischen  seines  Tempels.     Die    ludi,  von   dem   epulum 

Kultes    für    das    öffentliche   Leben    hervor    in  durch    die  equorum   probatio  getrennt,  fanden 

seiner  Stellung  innerhalb   der  alten,    hochan-  am  15.  September  statt,  und  im  engeren  Sinne 

gesehenen  römischen  Spiele,  der  ludi  magni,  rechnete    man    diesen  Tag   als  den  ersten  der 
Romani  ucdPlebei.  Die  gemeinsamen  Eigen- 60  Spiele  {Liv.  45,  1,  6).    Nach  Mommsen  a.  a,.  0 . 

tümlichkeiten  derselben  sind  bis  auf  die  equo-  hängt  die  Fixierung  der  ludi  Romani  zusammen 

rum  probatio  bereits  von  Preller,  Rom.  Myth.  mit  der  Einführung  der   curulischen  Aedilität 

1    S.  219    richtig    betont   worden:    „Bei   allen  a.  387  u.  c.   (mit  Ausnahme  von  Liv.  1,  35,  9^ 

wird  festzuhalten  sein,  dafs  sie  sowohl  aus  dem  wo   die  Einrichtung   der  Spiele  durch  Tarqui- 

religiösen  Akte  eines  Opfers  und  Opfermahles,  nius  Priscus  gemeldet  wird,    tritt   der  Name 

des   epulum  lovis,  als  aus  dem  festlichen  der  ludi    Romani   zum   erstenmale  auf  Liv.  8,  40, 

Prozession  nnd  der  Spiele  bestanden,    welche  2  a.  432;  nach  Fabius  Pictor  b.    Dion.  7,  71, 

letztere   anfangs  blofs  circensische  waren,  bis  vgl.    Pseudo - Ascon.  in   Verr.  p.  142    Or.    und 


o 


733  luppiter  (Capitolmus:ludimagni,Romam)  luppiter  (Capitolinus:  lutli  Plebei)    734 

Cicero  de  div.  1,  26,  55,  wird  das  Fest  ständig  7,  11,  4.  22,  9,  10.  22,  10,  7.  28,  39,  1.  28, 
nach  dem  Siege  über  die  Latiner  am  See  Re-  45,  12.  31,  49,  4  dazu  J'olyh.  16,  23,  7.  Liv.  34, 
gillus;  nach  Holzapfel  {Fhilol.  48  [1889]  S.  369  44,  6.  35,  1,  8.  39,  22,  1.  Suet.Aug.  23.  Nero 
wurde  die  Fixierung  im  September  erst  zwi-  11.  Cassius  Dio  55,  8.  31.  60,  25.  Plin.  n.  Ji. 
sehen  557  und  536  vorgenommen);  gleich-  7,  158).  Neben  den  Spielen  oder  anstatt  ihrer 
zeitig  wird  die  anfangs  eintägige  Dauer  wurden  zuweilen  grofse  Stieropfer  oder  ein 
{Mommsen ,  G.  I.  L.  1  p.  401),  die  nach  der  ver  sacrum  gelobt  {Liv.  22,  9,  10.  22,  10,  3. 
Vertreibung  der  Könige  a.  245  und  der  se-  7.  28,  38,  8.  33,  44,  1.  34,  44,  1).  Der  ür- 
cessio  plebis  um  je  einen  Tag  gestiegen  sein  sprung  der  ludi  Plebei  ist  in  Dunkel  gehüllt, 
soll  {tHon.  6,  95),  infolge  der  Versöhnung  lo  Nach  Cicero  {de  or.  3,  19,  73)  bestanden  sie 
zwischen  Patriziern  und  Plebejern  auf  4  Tage  schon  zur  Zeit  des  Numa ,  während  nach 
ausgedehnt  {Liv.  6,  42,  12),  eine  Verlängerung,  Pseudo-  Aseonins  in  Verr.  p.  143  Or.  die  Ver- 
mit  der  wohl  auch  die  Einreihung  der  Bühnen-  treibung  der  Könige  oder  die  secessio  plebis 
spiele  in  das  Festprogramm  sogleich  nach  in  Aventinum  den  Anlafs  zu  ihrer  Entstehung 
ihrem  Aufkommen  in  Rom  a.  390  in  Zusam-  gab.  Diese  Berichte  haben  natürlich  keinen 
menhang  gestanden  hat  {Mommsen,  Born.  Gesch.  Wert.  Der  Name  Plebei  sowie  die  Leitung 
1'  S.  457).  Zwischen  563  und  583  dauerte  der  Spiele  durch  die  plebejischen  Aedilen 
das  Fest  schon  10,  zur  Zeit  Ciceros  15  {in  Verr.  {Liv.  27,  36,  9.  28,  10,  7.  30,  39,  8.  32,  7,  13. 
act.  1,  10,  31)  und  nach  Caesars  Tode  16  Tage  Didasc.  h.  JRitschl,  Parerg.  p.  261)  deuten  auf 
{Cic.  Phil.  2,  43,  110;  4.— 19.  September,  fast.  20  eine  Zeit,  in  der  die  politische  Scheidung  der 
C.  I.  L.  1  p.  401) ,  um  im  4.  Jahrhundert  beiden  Stände  noch  nicht  aufgehoben  war.  Zu 
wieder  auf  4  (12.  —  15.  September)  herab-  einer  die  Gesamtbevölkerung  umfassenden, 
zusinken  {fast.  PhiJoc.  1  p.  350).  Auf  den  offiziellen  Jahresfeier  wurde  die  Sonderfest- 
gemeinschaftlichen  Ursprung  der  ludi  magni  lichkeit  der  Plebs  (vgl.  Mommsen,  Böm. 
und  Romani  weisen  hin  die  Gleichartigkeit  Staatsr.  1-  S.  235  A.  5)  wahrscheinlich  erst  im 
der  Feier  und  die  sich  stets  entsprechende  Jahre  534  u.  c;  der  Platz  nämlich,  auf  dem 
Erweiterung  der  Zeitdauer  {Liv.  30,  2,  8.  36,  man  die  Spiele  nachweislich  beging,  der  circus 
36,  2;  vgl.  Cjc.  in  Verr.  act.  1,  10,  31.  Momm-  Flaminius  {Vol.  Max.  1,  7,  4),  wurde  damals 
sen,  Rh.  Mus.  14  (1859)  S.  86  fl'.).  Das  Ge-  neu  erbaut  {Liv.  ep.  20.  Cassiod.  Chron. 
lübde  der  grofseu  Spiele  geschah  auf  Senats-  30  p.  610  Mommsen),  und  die  Spiele  selbst  werden 
beschlufs  oder  aus  der  Initiative  des  geloben-  4  Jahre  später  zum  erstenmale  erwähnt  {Liv. 
den  Magistrates  (Diktator,  Konsul,  Prätor,  23,  30,  17);  sie  fielen  in  den  Monat  November 
später  der  Kaiser)  bei  schweren  Gefabren,  und  währten  wohl  schon  bei  ihrer  Fixierung, 
die  dem  Staate  von  aufsen  oder  im  Innern  übereinstimnend  mit  den  ludi  Romani,  länger 
drohten,  oder  zu  dem  Zwecke,  für  den  un-  als  einen  Tag;  bezeugt  ist  die  mehrtägige 
veränderten  Bestand  der  Republik  in  qnin-  Dauer  bereits  für  das  Jahr  547  {Liv.  28,  10,  7), 
quennium  {Liv.  27,  33,  8.  30,  2,  8.  30,  27,  11.  eine  instauratio  per  biduum  schon  a.  541 
31,  9,  9)  oder  in  decem  annos  {Liv.  42,  28,  {Liv.  25,  2,  10).  Auch  der  Verlauf  der  Feier 
8)  den  Schutz  des  höchsten  Gottes  zu  ge-  (eine  pompa  nennt  nur  die  auf  einer  Ver- 
winnen;  der  pontifex  maximus  sprach  die  40  wechselung  mit  Liv.  2,  36  beruhende  Stelle 
Formel  vor;  wir  besitzen  noch  den  Wortlaut  des  Valerius  Maximus  1,  7,  4;  indes  wenn 
eines  Gelübdes  ,  das  der  Konsul  M'.  Acilius  eine  solche  an  den  ludi  Apollinares,  Megalenses 
praeeunte  P.  Licinio  pontifice  maximo  auf  Ge-  Augustales  (vgl.  Marquardt,  Böm.  Staatsverw. 
heifs  des  Senates  a.  563  vor  Beginn  des  syri-  3°  S.  308  A.  3)  stattfand,  wird  sie  auch  hier 
sehen  Krieges  ablegte:  Liv.  36,  2,  3  si  dueUum  nicht  gefehlt  haben;  ihr  Ziel  war  natürlich 
quod  cum  rege  Antiocho  sumi  pojnilus  iussit  der  circus  Flaminius,  s.  oben)  und  die  Ver- 
id  ex  Siutentia  senatus  populique  Bomnni  con-  mehrung  der  Festtage  entsprach  im  allge- 
fectum  erit,  tum  tibi,  Luppiter,  populus  Bo-  meinen  jenen  älteren  Spielen.  An  den  Iden 
manus  ludos  magnos  dies  decem  continuos  faciet  des  November  fand  das  epulom  lovis  statt 
donaque  ad  omnia  imlvinaria  dahuntur  de  pe-  50  {fast.  3Iaff.  C.  1.  L.  1  p.  307.  fast.  Ant. 
cunia,  quantam  senatus  deereverit;  quisquis  C.  I.  L.  1  p.  329  =  10,  6638.  Arnoh.  7,  32; 
magistratus  eos  ludos  quando  iihique  faxit,  hi  dazu  Mommsen,  C.  I.  L.  1  p.  407;  die  erste 
ludi  rede  facti  donaque  data  rede  sunto.  Vor  der  Erwähnung  a.  541  bei  Livius  25,  2,  10;  Bücheier, 
Festsetzung  der  ludi  Romani  sind  uns  durch  Bhein.  Mus.  45  [1890]  S.  164  vergleicht  mit 
die  Annalen  drei  Aufführungen  der  grofsen  diesem  epulum  am  Ende  des  Amtsjahres  eine 
Spiele  bekannt  {Liv.  2,  37,  1.  4,  27,  1.  5,  31,  ähnliche  Feier  an  den  Iden  des  März  zu  Capua);  es 
2;  vgl.  5,  19,  6),  die  erste  von  der  Legende  folgte  am  14.  November  die  probatio  equo- 
wunderlich  ausgeschmückt  {Liv.  2,  18,  1.  2,  rum  {fast.  Arv.  p.  240  Henzen)  und  am  15.  No- 
36fF.  Bion.  7,  68.  Cic.  de  div.  1,  26.  Macroh.  vember  begannen  die  ludi  in  circo.  Im  Jahre 
1,  11,  3.  Aug.  de  civ.  dei  4,  26.  Bitschi,  gq  200  wurden  bereits  Bühnenspiele  gegeben, 
Parerg.  praef.  p.  23).  Republik  und  Kaiser-  wie  die  Aufführung  des  Plautinischen  Stichus 
zeit  sah  noch  oft  die  Wiederholung  dieser  beweist  {Studemund,  Comment.  phil.  in  hon. 
ehrwürdigen  Feier  mit  immer  steigender  Zahl  Th.  Momms.  p.  782).  Die  Fasten  der  Auguste- 
der  Festtage  und  immer  glänzenderer  Aus-  ischen  Zeit  verzeichnen  ludi  Plebei  vom  4. 
stattung,  zumal  da  seit  dem  Jahre  554  die  — 17.  November  {Mommsen,  C.  1.  L.  1  p.  406), 
alte  Sitte  de  certa  pecunia  vovere  nicht  mehr  im  4.  Jahrhundert  beträgt  ihre  Dauer  nur 
beobachtet  ward  {Liv.  31,  9,  9;  zu  den  bereits  noch  5  Tage,  12. — 16.  November  {fast.  Philcc. 
genannten  Stellen  des  Livius   vgl.  noch  Liv.  C.  L.  L.  1   p.  354). 


735       luppiter  (Capitolinus :  epulum)  luppiter  (Capitolinus:  epulum,  pompa)   736 

Mit  einer  förmlichen  Einladung  (epulum  Ordnung  der  sibyllinischen  Bücher  {Liv.  5,  13, 
indictum  fast.  CLL.  1  p.  401.  406.  Paul.  5  etc.  Tac.  ann.  15,  44),  während  derartige  Be- 
p.  78.  Arnob.  7,  32)  nahm  die  Feier  ihren  Stimmungen  für  den  altrömischen  Kult  nicht 
Anfang.  Das  epulum  (nach  Casshis  Bio  51,  1  nachweisbar  sind;  hat  doch  Murquurdt  selbst 
für  den  ayäva  uqov  im  engeren  Sinne  er-  die  von  Preller  {Rom.  Myth.  1^  S.  150  A.  1)  ge- 
forderlich)  setzt  eine  Opferhandlung  voraus,  sammelten  Beispiele  treffend  widerlegt  (3*  S. 48 
und  da  es  ausdrücklich  als  epulum  lovis  be-  A.  1).  Aus  der  Angabe  des  Livius  a.  a.  0., 
zeichnet  wird  {Liv.  25,  2,  10.  27,  36,  9.  29,  38,  dafs  a.  355  das  erste  Lectisternium  zu  Rom 
8.  30,  39,  8.  31,  4,  7,  82,  7,  13.  83,  42, 11.  Lucilius  abgehalten  worden  sei,  ergiebt  sich  kein  Wider- 
b.  Nan.  p.  204.  frg.  18,  10  MiÜler.  Gic.  de  or.  lo  spruch,  denn  einmal  läfst  sich  das  Vorhanden- 
8,  19,  73.  TertuU.  apol.  13.  vit.  Alex.  Sev.  37),  sein  des  epulum  lovis  vor  jener  Zeit  nicht 
so  sind  wir  bei  dem  Fehlen  widersprechender  beweisen,  sodann  besteht  vielleicht  der  Unter- 
Nachrichten zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dafs,  schied  von  lectisternium  und  epulum  nur  darin, 
wie  gewöhnlich,  dem  luppiter  weifse  Rinder  dafs  jenes  bei  besonderem  Anlafs  dekretiert 
dargebracht  wurden  (s.  Sp.  670,  8).  An  das  wurde,  dieses  aber  die  ständige  Einrichtung 
Opfer  schlofs  sich  die  Festmahlzeit  ante  cel-  bezeichnete  (hiernach  Sp.  665,  41  zu  berich- 
lam  lovis  (vgl.  das  epulum  funebre  des  älteren  tigen).  Da  der  Tag  nach  den  Iden  als  dies 
Scipio  Sen.  ep.  95,  72.  98,  13.  Val  Max.  7,  5,  postridianus  zur  Vornahme  religiöser  Hand- 
1.  Cic.  pro  Mur.  36,  75;  die  Üppigkeit  der  lungen  nicht  geeignet  wur  {Marquardt  a,.  a.  0. 
dapes  Capitolinae  war  in  späterer  Zeit  be-  20  S.  295),  so  begnügte  man  sich  au  ihm  mit  der 
rüchtigt  Martial  12,  48,  11);  der  ganze  Senat  Musterung  der  zum  Rennen  angemeldeten  Pferde 
nahm  daran  teil  {Gell.  12,  8,  2.  Liv.  38,  57,  (equorum  probatio  fast.  C.  I.L.l  p.  401.  406. 
5.  45,  39,  13  Cassiiis  Bio  39,  30.  48,  52);  die  Cassius  Bio  55,  10).  Der  folgende  Tag  brachte 
capitolinischen  Götter  werden  zu  dem  Schmause  den  wichtigsten  und  von  der  ganzen  ßevölke- 
eingeladen,  nachdem  man  zuvor  ihr  Bild,  als  rung  ersehnten  Teil  der  Feier,  den  ältesten 
wären  es  menschliche  Wesen,  dem  Feste  ent-  Kern  des  ganzen  Festes.  Der  Zusammenhang 
sprechend  geschmückt  batte  {Seneca  b.  Aug.  mit  dem  capitolinischen  Kulte  tritt  auch  hier 
de  civ.  dei  60.  Plin.  n.  h.  33,  111.  Arnob.  6,  klar  hervor,  denn  die  pompa  circensis,  die  in 
10;  vgl.  Plut.  q.  B.  98);  für  luppiter  setzte  religiöser  Beziehung  den  Hauptbestandteil  der 
man  einen  lectulus  hin,  für  Inno  und  Minerva  30  Feier  bildete,  nahm  nicht  blofs  ihi-en  Ausgang 
je  eine  sella  {Val.  Max.  2,1,  2).  Von  dem  vom  Capitole,  sondern  hatte  auch  in  ihrer 
epulum  hat  luppiter  den  Namen  Epulo  em-  ganzen  Einrichtung  das  Gepräge  einer  zu 
pfangen  {Val.  Max.  a.  a.  0.  G.  I.  L.  6,  3696  Ehren  des  höchsten  und  besten  Gottes  veran- 
[magistri]  quinq(uennales)  [collegi]  teib('ici-  stalteten  Festlichkeit.  Zur  Vervollständigung 
nwn)  Bom(anorum)  qui  [s(acris)  p(ublicis)  des  Bildes  von  der  pompa,  speziell  an  den 
p(raesto)  s(unt)]  lov(i)  Ep(uloni)  sae(rum),  ludi  Romani,  sind  auch  die  Berichte  heranzu- 
auf  dem  Forum  gefunden).  Die  Zurüstung  der  ziehen,  die  uns  über  die  Aufzüge  an  den  an- 
epula  lag  anfangs  in  den  Händen  der  ponti-  deren  statarischen  Circusspielen  Aufschlufs 
fices;  da  sich  aber  deren  Aratsgeschäfte  ständig  geben,  scheint  es  doch,  als  hätten  sie  alle 
häuften,  so  wurde  a.  558  für  diesen  Teil  des  40  er.st  jene  Prozession  von  den  ältesten  römischen 
Kultes  eine  besondere  priesterliche  Behörde  Spielen  berübergenommen.  Die  Aufstellung 
geschaffen,  die  treaviri  epulones  {Liv.  33,  der  pompa  erfolgte  auf  dem  Capitole;  eröffnet 
42,  1;  vgl.  40,  42,  7.  Cic  de  or.  8,  19,  73).  Das  wurde  der  Zug  in  republikanischer  Zeit  durch 
Kollegium  stieg,  man  weifs  nicht  wann,  auf  den  höchsten  Beamten  des  Staates  (Konsul, 
7  Mitglieder  und  behielt  den  Namen  Septem-  Prätor,  Diktator,  Liv.  8,  40,  2;  wir  wissen, 
viri  epulones  auch  dann  bei, alsesunter  Caesar  dafs  in  der  Kaiserzeit  an  den  ludi  ApoUinares 
noch  um  weitere  3  Mitglieder  verstärkt  wurde  der  Stadtprätor  auf  einer  biga  voranfuhr; 
{Gassius  Bio  48,  51);  die  Zahl  der  epula  wuchs,  Plin.  n.  h.  34,  20.  luv.  10,  36 ff".;  vgl.  Momm- 
doch  blieb  die  Herrichtung  des  epulum  lovis  sen,  Pöm.  Gesch.  1  -  S.  397  A.  7);  er  trug  die 
stets  ihre  vornehmste  Aufgabe  {Cic.  de  harusp.  oo  Triumphaltracht  {Liv.  5,  41,  2  quae  augustis- 
resp.  10,  21.  Fest.  p.  78.  Aug.  de  civ.  dei  6,  7).  sima  vestis  est  tensas  ducentibus  triumphanti- 
Im  Gegensatz  zu  der  Behauptung  Blarquardts  busve.  TertuU.  de  coron.  13  quas  (Coronas) 
{Rom.  Staat^verw.  3''  S.  848),  das  epulum  lovis  gemmis  et  folio  ex  auro  quereeis  ab  Love  in- 
habe  mit  den  Lectisternien  nichts  gemein,  son-  signes  ad  deducendas  tensas  cum  palmatis  togis 
dern  stehe  in  Beziehung  zu  der  altrömischen  sunmnt;  vgl.  Martial.  8,  38,  1.  Plin.  u.  luv. 
Sitte  des  Speiseopfers,  wie  es  in  der  Spende  an  a.  a.  0.)  und  lenkte  einen  Wagen  {Bion.  5,  57), 
luppiter  Dapalis,  Farreus  und  die  Laren  er-  ohne  Zweifel  eine  Quadriga;  darauf  weist  der 
halten  sei ,  muss  wohl  in  der  Placierung  der  Zusammenhang  dieser  Spiele  mit  dem  Triumph- 
Götter  auf  lectus  und  sellae  der  ritus  graecus  zug  (s.  oben).  Die  Zugehörigkeit  der  quadriga 
erkannt  werdeu ,  der  uns  um  so  weniger  in  60  zu  den  Attributen  des  luppiter  0.  M.  kennt 
Verwunderung  setzen  darf,  als  ja,  wie  wir  die  Sage  {Plut.  Popl.  13.  Fest.  p.  274.  Serv. 
oben  sahen,  die  Verehrung  der  capitolinischen  ad  Aen.  7,  188;  vgl.  Jordan,  Top.  1,  1  S.  210) 
Trias  auf  griechischen  Einflufs  zurückgeht  und  wie  die  Geschichte  {Liv.  10,  28,  12.  29,  38,  8. 
das  starke  Hervortreten  der  Persönlichkeit  der  35,  41,  10);  der  voranziehende  Beamte  gilt 
Götter  Zeugnis  für  jenen  Einflufs  ablegt.  So  demnach  als  Stellvertreter  luppiters.  Eine 
erklärt  sich  auch  die  supplicatio  im  Tempel  ausführliche  Schilderung  der  weiteren  Zug- 
des  luppiter  Capitolinus  {Macrob.  1,  6,  13);  Ordnung  findet  sich  bei  Bionys  v.  Hai.  (7,  72), 
Lectisternien  und  Sellisternien  erfolgen  auf  An-  der  sich  auf  Fabius  Pictor  als   Gewährsmann 


737       luppiter  (Capitolinus :  thensae)  luppiter  (Capitolinus :  ludi)          738 

beruft.  Als  die  eigentliche  Aufgabe  {Liv.  5,  die  thensa  des  luppiter  bricht:  Cassius  Bio 
41,  2.  Suet.  Äug.  43.  TertuU.  de  coron.  13)  60,  8,  die  der  Minerva:  ^■ft^■(^.  47,  40).  Die  Kaiser- 
d«s  führenden  Magistrates  wird  das  Geleit  der  zeit  änderte  wenig  an  der  durch  ihr  Alter 
theusae  bezeichnet  ..(der  Schreibart  tensae  in  ehrwürdigen  Feier,  sie  gestaltete  sie  noch  glän- 
der  handschriftlichen  Überlieferung  und  auf  den  zender;  dem  lul.  Caesar  hatte  man  bereits  zu 
Inschriften  Hcnzen  6137  adn.  2.  C.  I.  L.  10,  6102  seinen  Lebzeiten  tensam  et  ferculum  pompa 
steht  zwar  nur  einmal  die  Orthographie  thensa  circensi  bewilligt  {Suet.  Caes.  76.  Cic.  ad  Att. 
gegenübei",  aber  auf  einer  offiziellen  Urkunde,  13,  44,  1.  Äppian.  b.  c.  3,  54.  Cassius  Dio 
dem  Militärdiplom  v.  J.  60  CLL.  3  p.  845),  43,  45.  44,  6.  47,  18);  die  Bilder  verstorbener 
d.  b.  der  besonderen,  aus  kostbaren  Metallen  lo  Kaiser,  ihrer  Gemahlinnen  und  Anverwandten 
gearbeiteten  Wagen,  auf  denen  man  die  At-  des  kaiserlichen  Hauses  wurden  im  Zuge  ge- 
tribute  der  Götter  (exuviae)  fährt  (Fest.  p.  364;  fahren  oder  getragen  (Plin.  n.  h.  34,  19.  Lac. 
Terentius  Varro  liefs  als  Aedil  einen  Knaben  ann.  2,  83.  C.  I.  L.  6,  911;  vgl.  Tac.  ann.  4, 
von  wunderbarer  Schönheit  auf  der  thensa  9.  CLL.  6,  912.  Suet.  Claud.  11.  Calig.  15. 
luppiters  die  Attribute  des  Gottes  tragen;  der  Tit.  2.  Cassius  L)io  59,  13.  74,  4.  vit.  Anton. 
Zorn  der  Inno  strafte  ihn  mit  der  Niederlage  P.  6.  vit.  M.  Anton.  21  und  zahlreiche  Münzen, 
von  Cannae;  Val.  Max.  1,  1,  16.  Lactant.  1,  Borghesi,  Oeuvres  2  S.  100;  vgl.  Anth.  Palat. 
6,16).  Zur  Aufbewahrung  der  thensae  dient  ein  9,  285;  Darstellung  einer  pompa  auf  einem 
besonderes  Heiligtum  auf  dem  Gapitole  neben  Sarkophagdeckel  Gerhard,  Ant.  Bildiv.  Tf.  120, 
dem  Tempel  (aedis  thensarum  auf  dem  eben  20  1  ^  ann.  d.  inst.  11  (1839).  tav.  d'agg.  N.  1: 
erwähnten  Militärdiplom;  vgl.  Suet.  Vespas.  5.  Quadriga  von  Elefanten,  auf  einem  ferculum 
Cassius  Dio  66,  1).  Über  das  Aussehen  der  die  Victoria,  unter  den  Begleitern  ein  Bläser); 
thensae  für  die  3  capitolinischen  Götter  geben  über  die  speziellen  ludi  vgl.  Friedländer  b. 
uns  Denare  der  gens  Rubria  Aufschlufs  {Ba-  Marguardt,  Böm.  Staatsveriv.  3 "  S.  498.  511  ff. 
helon,  Mann,  de  la  repl.  Rom.  2  S.  40  nr.  1 — 3).  Sehr  dürftig  und  widersprechend  sind  dieBe- 
Wir  erblicken  2rädrige,  mit  4Pferden  bespannte  richte  über  die  Entstehung  und  Einrichtung  der 
Wageu  mit  hohem,  viereckigem  Kasten,  an  ludi  Capitolini.  Die  einen  {Ennius  h.  Serv. 
dessen  Seiten  Blitz  und  Adler  angebracht  sind;  ad  Georg.  2,  384.  Varro  b.  TertuU.  de  spect.  5; 
die  offene  Vorderseite  zeigt  bei  luppiter  und  vgL  Ovid.  fast.  6,  34.  Ulpian.  22,  6)  erzählen, 
Inno  fliegende  Victoria ,  bei  Minerva  eine  auf  30  Romulus  habe  im  Anschlufs  an  die  Dedikation 
einer  Biga  stehende  Nike.  Andere  Abbildungen  des  Tempels  für  luppiter  Feretrius  Spiele  ver- 
von  thensae  geben  Ann.  d.  inst.  1839  tav.  anstaltet  im  Faustkampf  und  Wettlauf,  wobei 
d'agg.  0.  1870.  tav.  d'agg.  L.  M.  =  Baumeister,  die  Teilnehmer  auf  geölte  Felle  traten ,  die 
Lenkm.S  Abb.  2340.  Mus.Piod.  6,  43.  Cadel-  anderen  {Plut.  Born.  25;  vgl.  g.  B.  53.  Fest, 
lani,  Bullet,  munic.  Born.  1877  S.  119ff.  tav.  p.  322)  nennen  zwar  auch  den  Romulus  als 
11  —  15  =  Baumeister,  Denkm.  3  Abb.  2325;  Begründer  der  Spiele,  knüpfen  aber  ihre  Ein- 
Medaillons des  Tiberius  und  Antoninus  Pius  b.  führung  an  seinen  Triumph  überVeji  und  den 
Fröhner  a.  a.  0.  S.  7.  62,  1.  Pueri  patrimi  et  hiermit  zusammenhängenden  Brauch  an  den 
matrimi  führten  die  einzelnen  Wagen  {Cic.  de  Iden  des  Oktober,  dem  Jahrestage  jenes  Trium- 
Jiarusp.  resp.  11,  23).  Vom  Gapitole  aus  setzte  sich  40  phes,  einen  alten  Mann  im  königlichen  Ornate 
der  geordnete  Festzug  (ein  anschauliches  Bild  mit  der  Kinderbulla  über  das  Forum  nach  dem 
desselhen  giehi  Tertull.de  spect.  1)  ixxBewegnng-  Gapitole  zu  führen  und  zugleich  durch  einen 
unter  dem  Jubel  des  zuschauenden  Menge  {Ovid.  Herold  zum  Kaufe  der  Sarder  einzuladen 
am.  3,  2,  43)  zog  er  den  clivus  Capitolinus  (vgl.  {Mommsen,  Böm.  Gesch.  V  S.  329  sieht  in  der 
Richter  in  Iw.  Müllers  Eandbch.  3  S.  809  tf.)  ]<]roberung  Vejis  durch  Camillus  den  Anlafs 
hinab,  überschritt  das  Forum  und  nahm  dann  zu  diesem  Brauche).  Eine  dritte  Version  giebt 
durch  den  vicus  Tuscus,  das  Velabrum  und  Livius  5,  50,  4.  5,  52,  11;  danach  seien  die 
forum  boarium  seinen  Weg  nach  dem  circus,  capitolinischen  Spiele  a.  364  nach  dem  Abzüge 
den  er  in  seiner  ganzen  Länge  durchmafs  der  Gallier  auf  Senatsbeschlufs  gestiftet  worden, 
{Varro  l.  l.  5,  153).  Die  exuviae  wurden  da-  50  quod  luppiter  optimus  maximus  suani  sedem 
selbst  von  den  thensae  herabgenommen  und  auf  atque  arcem  populi  Bomani  in  re  trepida  tuta- 
ein  pulvinar  gelegt  {Fest.  p.  364.  C  I.  L.  6,  tus  esset,  und  der  Diktator  M.  Furius  Camillus 
490;  das  mon.  Anc.  4,  4  nennt  unter  den  habe  den  Auftrag  erhalten,  zu  diesem  Zwecke 
Bauten  des  Augustus  ein  pulvinar  ad  circum,  ein  Kollegium  aus  den  Bewohnern  des  Capitols 
die  Lage  ist  nicht  bekannt;  Mommsen,  B.  g.  und  der  Burg  zu  bilden.  Mit  Recht  vermutet 
d.  A.  p.  80);  sie  deuteten  an,  dafs  die  Spiele  Jordan  {Top.  1,  1  S.  278),  dafs  es  sich  um 
gewissermafsen  in  Gegenwart  der  Götter  statt-  Spiele  des  pagus  Capitolinus  handelt.  Der 
fänden,  und  gleichsam  im  Auftrage  luppiters  Umstand,  dafs  die  pagi  zu  den  ältesten  Ge- 
eröffnete der  leitende  Beamte,  mit  der  Ge-  meindeverbänden  Italiens  gehören  (vgl.  Mar- 
wandung  des  höchsten  Gottes  angethan,  durch  60  quardt,  Böm.  Staatsverw.  3  ^  S.  198ff.)  im  Ver- 
das  Zeichen  zur  Abfahrt  der  Wager^  feierlich  ein  mit  der  schlichten  Einfalt  der  Spiele  und 
die  Spiele  {Liv.  8,  45,  3.  40,  1,  7.  Henzen,  ihrer  Feier  an  den  Iden,  dem  alten  Festtage 
Act.  fratr.  Arv.  p.  36  ff.).  Wie  bei  allen  luppiters,  läfst  es  nicht  ausgeschlossen  er- 
sakralen Handlungen  war  die  gröfste  Sorgfalt  scheinen,  dafs  jene  ludi  wirklich  schon  vor 
geboten,  da  der  geringste  Verstofs  gegen  das  der  Erbauung  des  grofsen  Tempels  bestanden 
Ritual  eine  teilweise  oder  vollständige  Wieder-  und  das  älteste  Heiligtum  des  Gottes,  das  des 
holung  der  Feier  nötig  machte  {Cic.  de  harusp.  luppiter  Feretrius,  zuihrem  Mittelpunkte  hatten; 
reSjp.   11,  23;    vgl.  Bitschi,   Parerg.  p.  309 ff'.;  die  Einrichtung  durch  Camillus  wäre  demnach 

EoscHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  24 


739  luppiter  (Capit. :  Capitole  i.  röm.  Reiche)         luppiter  (Capit.:  Capitole  i.  röm.  Reiche)    740 


nur  die  Wiederherstellung  oder  Neuordnung 
eines  bereits  vorhandenen  Festes  gewesen. 
Nach  dem  gallischen  Brande  werden  die  capi- 
tolinischen  Spiele  nicht  mehr  erwähnt  (vgl.  Liv. 
6,  20,  3.  Mommscn,  Eöm.  Forschg.  2  S.  182  ff.). 
dagegen  ist  ein  collegium  Capitolinorum  noch 
in  der  Zeit  des  Augustus  bekannt  {G.  I.  L.  1, 
805.  10,  6488.  14,  2105.  Cic.  ad  Q.  fr.  2,  52; 
über  die  ludi  Capitolini  des  Domitian  s.  unten). 


Capitolinischer   Tempel  auf  einer  Müuze  des  Vespasian 
(uach  Cohen,  Med.  imp.  1  pl.  15  nr.  409);  vgl.  Sp.  717,  40  f. 

Capitole  aufserhalb  Roms.  Die  poli- 
tische Bedeutung  luppiters  als  römisches  Staats- 
oberhaupt zeigt  sich  schliefslich  neben  den  zahl- 
losen Weihinschriften  in  der  steigenden  Ver- 
breitung der  Capitole  im  römischen  Reiche. 
Möglich  ist  es,  dafs  die  Verehrung  der  capi-  so 
tolinischen  Trias  bereits  in  früher  Zeit  aufser- 
halb Roms  Verbreitung  gefunden  hat,  nämlich 
im  Anschlufs  an  die  Gründung  der  Kolonieen, 
die  ja  im  Kleinen  ein  Abbild  der  Mutterstadt 
selbst  sein  sollten  {Gell.  16,  13,  8.  Cic.  de  leg. 
agr.  2,  27,  73.  pro  Font.  1,  3);  sicher  nachweis- 
bar ist  der  Kult  nach  dem  Bundesgenossen- 
kriege, als  mit  der  Erteilung  des  Bürgerrechts 
an  alle  Italiker  in  den  Landstädten  immer 
stärker  das  Bestreben  hervortrat,  alle  Ein-  4o 
richtungen  nach  dem  Muster  der  Hauptstadt 
zu  gestalten  und  an  Glanz  und  Pracht  mit 
ihr  zu  wetteifern  (vgl.  Friedländer ,  Hörn. 
Sittengesch.  3^  S.  169).  Unter  den  Kaisern  hielt 
der  Kult  seinen  Einzug  in  die  Provinzen  und 
drang  bis  in  die  entferntesten  Teile  des 
Reiches.  Die  Frage  nach  dem  Vorhandensein 
von  Capitolen  aufserhalb  Roms  ist  eingehend 
behandelt  worden  von  Kuhfeldt,  De  Capitoliis 
imperii  Bomani  Berlin  1883;  danach  lassen  50 
sich  Capitole  noch  in  folgenden  Städten  kon- 
statieren : 

Capua.  Die  Dedikation  vollzieht  Tiberius 
a.  26  p.  C.  (Tac.  ann.  4,  57.  Sutt.  Tib.  40). 
Kuhfeldt  p.  16  glaubt  an  die  Restitution  eines 
schon  vohandenen  Tempels,  der  jedoch  erst 
nach  der  Unterwerfung  Capuas  a.  543,  erbaut 
sei.  Blitzschlag  trifft  den  Tempel  a.  40  p.  C. 
(ßuet.  Calig.  bl)  und  zerstört  ihn  zur  Zeit 
Diocletians  {acta  Sanctorum  Bd.  6  p.  18  f.  60 
Bolland).  Für  die  Lage  des  Tempels  in  Capua 
spricht  der  Fund  eines  Bildwerkes  unweit 
des  Theaters;  es  zeigt  in  der  Mitte  den  luppiter 
sitzend,  stehend  zu  seiner  Rechten  Minerva 
mit  Helm  und  Aegis,  einen  Speer  haltend,  zu 
seiner  Linken  Diana  mit  Köcher  und  Speer 
(über  die  Bedeutung  der  Diana  vgl.  Kuh- 
feldt p.  18). 


Nola.  Me  ad  Capiiolium  ire  iubete,  ut 
ipsum  lovem  principem  daemoniorum  vestrorum 
ruere  faciam  in  der  Legende  vom  hlg.  Feli^ 
der  zu  Nola  lebte  und  starb  {acta  SS.  2 
p.  233,  1). 

Pompeji.  Auf  der  nördlichen  Seite  des 
Forums  sind  die  Trümmer  eines  bedeutenden 
Baues  freigelegt  worden;  er  ruht  auf  gewal- 
tigen Substruktionen  und  ist  nach  der  tuski- 
schen  Auguraldisziplin  orientiert;  die  Säulenhalle 
(dreireihiger  Hexastylos)  mit  Pronaos  und  da- 
hinterliegender  Cella  sind  deutlich  erkenn- 
bar, unter  dem  hinteren  Teile  der  Cella 
waren  favisae  angelegt.  Zeigt  schon  __  die 
äufsere  Anlage  in  mancher  Hinsicht  Ähn- 
lichkeit mit  dem  capitolinischen  Tempel  in 
Rom,  so  wird  die  Vermutung,  dafs  es  sich  um 
ein  Heiligtum  der  Göttertrias  luppiter,  luno, 
Minerva  handle,  bestätigt  durch  eine  im  Innern 
der  Cella  entdeckte,  an  luppiter  0.  M.  gerich- 
tete Weihinschrift  aus  dem  Jahre  37/38  p.  C. 
(C  /.  L.  10,  796)  und  eine  an  derselben  Stelle 
gefundene  Bildsäule  des  höchsten  Gottes  (vgl. 
üverbeck,  Pomp.  S.  62.  65.  89  ff.  Nissen,  Pomp. 
Stud.  S.  320  ff.  Templum  S.  142.  209.  Mau, 
Pomp.  Beitr.  S.  204  ff.  Mazois  et  Gau,  Buines 
de  Pomp.  3  S.  48  ff.).  Da  das  Forum  seiner 
Anlage  nach  jünger  ist  als  die  übrigen  Teile 
der  Stadt,  so  dürfte  der  darauf  stehende 
Tempel  der  Zeit  nach  dem  Marserkriege  an- 
gehören, wo  Pompeji  römische  Kolonie  wurde 
{Cic.  pro  Süll.  21,  62). 

Histonium  (im  Frentanergebiet).  [CJapi- 
toliufmj  I  [FJabius  MaximfusJ  \  v[ir]  cflaris- 
simusj  Ifijnstauravit.  4.  Jahrh.  (C  J.i/.9,2842; 
vgl.  die  Widmung  an  I.  Capitolinus  ibid.  2860). 

Marruvium  (im  Marsergebiet).  .  .  .  Octa- 
vius  LaenafsJ  |  .  .  .  Cervarius  P.  f.  |  IUI  vir 
quinq.  \  viam  post  CapitoliufmJ  \  silice  sternen- 
da[m]  I  ex  d.  d.  p.  p.  |  loearunt  idemqfuej 
probafruntj  {C.  I.  L.  9,  3688). 

Abellinum  (im  Hirpinergebiet).  Vom  hlg. 
Hypolit  wird  erzählt  .  .  .  lovis  pontifices 
....  vulneribus  plagaverunt ;  qui  .  .  .  ad  mon- 
tem  Capitolinum  perductus  in  forum  deici- 
tur  .  .  .  interea  pontiftx  ....  thuribulum  ei 
porrexit,  ut  levis  simulacro  tlius  adhibent 
{acta  SS.  2    p.  43,  2    Bolland). 

Beneventum.  Statua  eins  (Orbilii  gram- 
matici)  Beneventi  ostenditur  in  Capitolio  ad 
sinistrum  latus  marmorea  {Suet.  de  gramm.  9). 

Ostia.  A.  Ostiensis  Asclepiades  \  aeditus 
Capitoli  Signum  Martis  \  corpori  familiae  \  pu- 
blice libertorum  et  servorum  d.  d.  {C.  I.  L.  6, 
479  =  14,  32). 

Faesulae.  lovi  o(ptimo)  m(aximo)  \  lu- 
noni  reg{inaej  \  Minervae  |  ob  restitutio\nem 
Capitoli  I  ordo  spl(endidissimus)  Florfentino- 
rum)  I  d(ecreto)  d(ecurionum) ;  1.  od.  2.  Jahrh. 
{CLL.  11,  1545). 

Flore ntia.  Eine  Kirche  S.  Mariae  in 
Campidoglio  ist  vom  11.  Jahrhundert  an  nach- 
weisbar {Kuhfeldt  p.  32  f.). 

Ravenna.  Beatissimus  Apollinaris  (epi- 
scopus  c.  a.  75)  . .  .in  carcerem  missus  est  non 
longe  ad  Capitolium  istius  Bavennae  civitatis 
{acta  SS.  5  p.  353  Bolland,  die  Erzählung 
weiter  ausgeführt  ibid.  p.  444 ff.). 


741   luppitei-  (Capit. :  Capitole  i.  röm.  Reiche)  luppiter  (Capit.:  Capitole  i.  röm.  Reiche)   742 

Verona.     .  .  .  statuam  in  Capitolio  \  diu  Constantinopolis    (Thracien).       Chron. 

iacentern  in  \  cereherrimo  fori  \  loco  constitui  |  Pasch.  1  p.  570  ed.  Bonn.  Cledon.  Gramm,  lat.  5 

itissit  Val.  Paladins  \  v.  c.  cons.  Venet.  et  Hist.  p.  14   Keil.    Corp.  lust.  2  p.  334.  336.    Coripp. 

zw.  379  u.  383  {G.  I.  L.  5,  3332;  vgl.  die  Weih-  in  laud.  lust.  Aug.  3,  121  f.     ' 

inschrift  an  die  Trias  ibid.  3242).  Nysa  (Karien).    Km  iSQSvg  Jiog  KansTcoXi'ov 

Aquileia.      Vom    Präfekten    Apollinarius  dicc  ßiov  wird  genannt  C.  I.  Gr.  2943  a.  753  u.  c. 

unter   Diocletian   berichten   die    acta    SS.   (22  Antioc hia.  Zsvg'  Kamrmliavg'  'Avxi6%iwv 

p.  456 fl".):  Cwmque  vcnisset  apud civitatem  Äqtii-  (Münze  des  M.  Aurel,  Mionnet  3  nr.  83)  Zfig' 

leiensem  in  templum  lovis  ingressus  immundas  Kansz  .  .  .  .  g-    'Avtiöxscov  (Münze  de.s  Antoni- 

hostias  obtidit;  pracco. .  . .  procJamahat,  ut  om-  lo  nus  Pins,  Mionnet  3  nr.  82:  luppiter  in  einem 

nes  venirent  cum  hostiis  ad  Capitolium  lovis.  Tetrastylos  sitzend,  in  der  Rechten  eine  kleine 

Brixia.    Als  Hadrian  in  Brixia  weilt,  giebt  Victoria,    in    der   Linken    einen   Speer),    Zsvg 

er  Befehl   sihi  in  Capitolio  sedem  parari;    quo  Kanix.U.g  'Avxi6%bcov  {Mionnet  nr.  61). 

cum  Sanctos  Dci  adduci  praecepisset,  compella-  Teos  (Lydien).    Jihg  Ktrjaiov  \  zJiog  Kani- 

hat  eos  lovi  thura  imponere  (acta  SS.  5  p.  812,  zcoXlov  \  'Pco^rjg  |  dyu&ov  daiftovog  (C.  I.  Gr. 

ausführlicher  p.  816  Bollandj.  3074). 

His pal is  (Spanien).  31 .  . .  P .  .  .  \  (stjatuam  Smyrna.     Ein   tsQBvg   dibg    KaTra[r(oXiov] 

in  Capit(oUo)  \  .  .  .f. . .  c.  loco  \  IV. .  .   titu. . .  j  wird  erwähnt  C.  I.  Gr.  3153. 

C.  C.  B...   I).  {CLL.  2,  1194).  Antiochia  (Syrien).   (Antiochus  Epiphanes 

Carthago.     ...  cuvi  sigmentis  Mercu  . .  .\  20  rex    intra    a.    579    et    590)     Antiochiae    lovis 

et  Marte  plagulas  d .  .  .   \    ...  atias  puras .  .  .  Capitolini  magniftcum  templum  non  laqueatum 

Capitolü  ...    I    ...  (p)rasina  colore  clavat  . . .  |  auro  tantum  sed  parietibus  totis  lamina  inau- 

{C.  L.  L.  8,  1013;    vgl.  1141,    wo  ein  sacerdos  ratum  et  alia  multa  aliis  locis  pollicitiis  non 

Lovis  0.  M.  genannt  wird),  Cyprian.  de  lapsis  perfeclt   {Liv.   41,  20,  9;    vgl.  Gran.  Licinian. 

p.  242.    ep.   ad   Cornel.   fr.  13  p.  681    Hartd.  p.  9.    ed.  Bonn.    Pohjb.   26,  10,  11    Bindorf). 

Pacian.   contr.  Novatian.  2,  3   vol.  13   Migne.  Tiberius  restauriert  den  Tempel   {loan.  Maki- 

Cod.  Theod.  11,  1,  34.  lae  hist.  chron.  p.  302  ed.  Oxon.;  vgl.  acta  SS. 

-^  Bibae    (Africa   procons.).      [Lovi    lunoni]  1  p.  571   BoUand). 

reginae  Miner [vae]  \  ...mre...   augg.  Capito-  Aelia    Capitolina    (Palästina).      Cassius 

lifumj    I     dedicavit    curante    rem    pubflicamj  30  Bio   69,  12;    vgl.  Paulin.  Nol.  in  patrol.  lat. 

{C.  I.  L.  8,  906).  61    p.  326  D     Migne.     Sulpic.   Sev.   chron.    2, 

Aelium   Sua  (?).     Ex  s(enfitus)  c(onsuUo)  31,  3.     Auf  Münzen  des  Hadrian  und  Diadu- 

quod    supter     in    (cjellis    Cap(itolii)     zw.    388  menian  {Mionnet  5  nr.  2.  25)  erscheint  luppiter 

und  392  (C.  I.  L.  8,  928).                    „  in   einem  Distylos  resp.  Tetrastylos,  umgeben 

Thugga.     Zwar  weifs  uns    die  Überliefe-  von   Inno    und   Minerva,    vgl.   Kuhfeldt   p.  60 

rnng  von  einem  Capitole  nichts  zu  berichten,  A.  227.    Die  Juden  hatten  bereits  unter  Vespa- 

indes  die  aufgedeckten  Trümmer  eines  Baues,  sian  und  Titus  eine  jährliche  Abgabe  an  den 

die    an   den  Tempel  zu  Pompeji  (s.  oben)    er-  capitolinischen    luppiter    zu    Rom    entrichten 

innern  {Guerin,   Voyage  2  S.  125  ff.),  und  eine  müssen,  Cassius  Bio  66,  7;   vgl.  loseph.  b.  Lud. 
in  der  Wand  des  Prouaos  befindliche  Inschrift  40  7,  6,  6.     Sulpic.  Sev.  2,  30,  7. 

mit  der  Widmung  an  die  Göttertrias   {C.L.L.  Narbo    (Gallien).      Ausonius    rühmt    das 

8,  1471.  1472)    lassen   an  dem  Vorhandensein  Capitol   dieser  Stadt  als  einen  Prachtbau   von 

eines  Capitoles  daselbst  keinen  Zweifel.  parischem  Marmor  {de  dar.  urb.   13,  14;    vgl. 

Theveste  (Numidien).    Batasque  ad  Capi-  Sidon.   Apoll,   c.   23.    act.   SS.   9   p.  373;;    der 

tolium    argenti   libras    CLXX  etc.     (C.  J.  L.  Name  Capitolium  hat  sich  bis  in  das  14.  Jahrh. 

8,  1858).  erhalten  {Kuhfeldt  p.  61  A.  232). 

Thamugadi.      .  .  .    [quatJ\tuor  porticus  Tolosa.     Act.  martyr.  sine,   et  sei.,  Veron. 

Capitoli  seriae  velmtatis  absumptas  et  usque  ad  1731  p.  109 f.   Sidon.  Apoll,  epist.  9,  16.  Gregor, 

ima  fundamenta  cfollapsasj  |  novo  (o)pere  per-  Turon.lib.miracul.  1,48.  Hiat.  Franc,  in  patrol. 

fectas  exornatasque  dedicavit   Publilius  Caeco-  50  lat.  71,  23    Migne. 

nius  Caeeinfa  etc.  (C.  J.  X.  8,  2388).    Trümmer  Nemausus.  Der  Name  der  Kirche  S.Etienne 

des  auf  einem  Hügel  gelegenen  Tempels  sind  de  Capdueil  (S.  Stephani  de  Capitolio,  Kuhfeldt 

noch  erhalten;  vgl.  Menier  b.  Castan,  Le  Capi-  p.  64  A.  239)  und  Ausgrabungen  an  jener  Stelle 

tole  de  Vesontio  et  Ics  capitoles  jjvovinciaux  du  machen  die  Existenz  eines  Capitols  wahrschein- 

monde  Komain  (Memoires  lus   ä  la  Sorbonne).  lieh  {Stark,    Städteleben,   Kumt  und  Altertum 

Paris  1869   S.  64.  in  Franheich  S.  101). 

Lambaesis.     CLL.  8,  2611.  2612;   über  Augustodunum.     Der   Rhetor  Fumenius 

Tempeltrümmer  vgl.  Wilmanns,  Comm.  in  hon.  {pro  restaur.  schol.    10)    beschreibt    die    Lage 

Mommseni  p.  199  C  I.  L.  8  p.  283.  der  schola  Maeniana  inter  Apollinis  temptlum 

Uzelis.   Dem  luppiter  0.  M.  wird  auf  dem  60  atque  Capitolium  .  . .  ubi  ante  aras  quodammodo 

Capitole  eine  Statue  geweiht  {C.L.  L.  8,  6339).  suas  lovios  Htrculiosque  audiant  praedicarl  Lap- 

Cirta.    Ein  lovis  Victor  argenteus  in  Capi-  p>iter  pater  et  Minerva  socia  et  luno  placnta. 

tolio  wird  erwähnt  C.  I.  L.  8,  6981 ;  vgl.  6983.  Ausgrabungen  bestätigen  diese  Nachricht  {Bnl- 

6984.   7014.      Beschreibung  des   Tempels    von  Hot,  Observations  hist.  et  archeol.  siir  les  fouillcs 

Eenier  a.  a.  0,  d' Augustodunum  [Memoires  lus  ä  la  Sorbonne] 

Corinthus  (Griechenland).     Paus.  2,  4,  5  Paris  1877  S.  13lff.). 

vTtsQ   8i    xo   Q^sKXQÖv   toxiv   ff^jov   diog  KccTti:-  Vesontio.     Das  Vorkommen   des  Namens 

xioXCov  .  .  .  Capitolium  läfst  sich  bis  in  das  7.  Jahrhundert 

24* 


743  lui^piter  (Capit. :  Capitole  i.  röm.  Reiche)  luppiter  (Begriffserweiterung)       744 

zurück  verfolgen,  es  führte  ihn  ein  Platz,  der  5,  9.    Lactant.  1,  11,  39   und   die  angeführten 

zwischen  der  Kirche  von  S.  Pauli  und  der  porta  Stellen  der  act.  SS.). 

Nigra  gelegen  war;  die  Aufdeckung  bedeuten-  Im  eigentlichen  Kulte  haben  sich  altertüm- 

der  Tempelreste  daselbst  beseitigt  jeden  Zweifel  liehe  Formen  und  Gebräuche  Jahrhunderte  lang 

{Castan  a.  a.  0.  S.  47 ff'.     Kuhfeldt  p.  66.  67).  unverändert  erhalten,  doch  die  immer  stärker 

Augusta  Trevirorum.     Ausonins  {Mos.  hervortretende  Bedeutung   des   capitolinischen 

420 f.)  erwähnt  einen  Triumph  des  Valentinian  luppiter  stellte   allmählich   die  Kulte  der  an- 

und  Gratian  zu  Trier  a.  368;  das  Capitol  nennen  deren    loves    in    Schatten.      Als    sodann     seit 

die  acta  SS.  3  p.  534  f.  2  p.  55  Bolland  und  die  Beginn    des    6.    Jahrhunderts    der    Stadt    mit 

gest.  Trevir.  (mon.  Germ.  Script.  8  p.  132.  150);  lo  dem  Aufblühen  der  Litteratur  der  reiche  Strom 

doch  legt    Kuhfeldt  p.  69    auf  den  Analogie-  griechischer  Sagenbildung  nach  Rom  sich  er- 

schlufs  von  anderen  Städten  mehr  Nachdruck  gofs,  und  als  unter  dem  Einflufs  der  späteren 

als   auf  diese   unsicheren  Berichte.     Die  Lage  griechischen    Philosophie    die   rationalistische 

des  Capitols  ist  nicht  bekannt.  Deutung    der    Göttergestalten    auch    in    Rom 

Colonia  Agrippina.  Zwar  ist  die  Be-  ihre  Vertreter  fand,  da  schwand  mehr  und 
nennung  der  Marienkirche  als  ecclesia  S.  Mariae  mehr  die  klare  Anschauung  von  dem  ursprüng- 
in Capitolio  nicht  die  älteste,  doch  macht  die  liehen  Wesen  desrömischen  luppiter.  Ausgehend 
Bedeutung  der  Stadt,  wie  bei  Trier,  ein  Capi-  von  den  Kreisen  der  Gebildeten  und  in  immer 
tolium  wahrscheinlich,  wenn  auch  die  Aus-  weitere  Schichten  des  Volkes  dringend,  voll- 
grabungen  über  die  Lage  desselben  kein  Re-  20  zog  sich  etwa  um  die  Zeit,  da  die  römischen 
sultat  ergeben  haben  (Kuhfeldt  p.  74 f.).  Heere  siegreich  gegen  ihre  östlichen  Nachbarn 

Aus  den  Bänden  des  Corpus,  die  Jftt/i/eZc^inoch  vordrangen,   die  Gleichsetzung  des  römischen 

nicht  einsehen  konnte,  dürften  hinzukommen:  luppiter   und   des   griechischen  Zeus.     In   den 

Lanuvium:  mag.  colleg.  Capitolinor.  C.  I.  Werken  der  älteren  Schriftsteller,  des  Naevius 

L.  14,  2105.  und  Plautus,  Cato  und  Ennius  ist  dieser  Um- 

Fabrateria   nova:     afedejm  lov(is)    lu-  wandlungsprozefs  deutlich  zu  bemerken.  Nach- 

n[(onis)    Min(ervae)  f(aciendam)  c(uraverunt)J  dem  ferner  die   Ausdehnung  des  Reiches   die 

auf  einem  Epistylfragment  C.  I.  L.  10,  5575.  Bekanntschaft    mit    den    Kulten    der    orienta- 

Formiae:     magisteri(um)   I(ovis)    O(ptimi)  lischen  Völker  und   der  barbarischen  Stämme 

M(aximi),  C.  I.  L,  10,  6073.  30  des  Nordens  vermittelt  hatte,  verlor  der  Begriff 

Suessula:  cultor  I.  O.M.  S.,  Ci.i.  10, 3764.  des  römischen  luppiter  vollends  seine  charakte- 

Puteoli:    lovi    0.    31.    et   genio    coloniae  ristischen  Merkmale,  so  dafs  mit  seinem  Namen 

ludos  fec(erunt)  p.  C.  a.  56.  C.  I.  L.   10,  1574  die  Hauptgötter  aller  jener  fremden  Nationen  be- 

(cultorts  sacerdotes  I.  0.  M.  Damasceni  s.  Helio-  zeichnet  werden  konnten.    luppiter  wurde  der 

politan.  erwähnen  die  Inschriften  C.  I.  L.   10,  allgemeine  Gattungsbegriff,  zu  dem  die  Namen 

1575.    1576.   1578.   1579.  1634).  der  ausländischen  Gottheiten  zur  Bezeichnung 

Ulubrae:     magister    Capi[t](olinorum)    C.  der  Art  hinzutraten.    Es  scheint,  als  ob  neben 

/.  L.  10,  6488.  dem    luppiter   0.   M.    andere    Richtungen    im 

Pagus   Veianus:     lovi    Opt.    Max.  \  L.  Wesen  des  höchsten  Gottes,  die  zu  Rom  Ver- 

Trebonius  primits    \    aedem  cum  por\[ticu  ...  40  ehrung  genossen,  von  hier  aus  in  Italien  und 

G.  I.  L.  9,  1496  vgl.  1497.  den  Provinzen  nur   sehr  geringe   Verbreitung 

AquaeCatiliae:  I.  O.M.  aedem. . .  CLL.  gefunden  haben;  der  capitolinische  Kult  drängte 

9,  4663.  eben  alle  anderen  in  den  Hintergrund.     Wei- 

Furfo:  ex  collegio  L.  0.  M.   C.  L.  L.  9,  3519.  hungen  an  luppiter  unter  einem  der  römischen 

Saepinum.  [tJemplumL.O.M.  C.J.L. 9, 2241.  Kultbeinamen  genügen  nicht  zum  Beweise  für 

Über  Falerii  vgl.  Sp.  643 ff.  den   Kult   des   Gottes    an   der   Fundstelle;    es 

Zweifeln  begegnet    die    Überlieferung  von  müssen  noch   andere  Zeugnisse  hinzukommen, 

den  Capitolen  zu  Mediolanum,  Pola,  Tergeste,  z.  B.  die  Nennung   eines  Tempels   oder   einer 

Caesarea    (Kappadocien) ,     Durocortorum    und  Priesterschaft    des    Gottes.     In    den    wenigen 

Sanctona  (Gallien);   vgl.  Kuhfeldt  p.  41  —  44.  50  beweiskräftigen  Stellen  kann  man  mit  ebenso 

60.   67.     Wir  dürfen   annehmen,    dafs  in   der  grofsem  Recht  auf  einen  allgemein  italischen 

späteren   Kaiserzeit    fast  jede    Stadt   in    dem  Kult  als  auf  römischen  Einflufs  schliefsen  (vgl. 

weiten  römischen  Reiche  ihr  Capitol  besessen  Sp.  638.    642.    651 ,    dazu    eine    Inschrift    aus 

hat,  das,  soweit  die  Verhältnisse  es  erlaubten,  Anagnia  [aedem   lojvis  Statoris    C.  L.  L.  10, 

dem    glänzenden   Vorbilde    in    seiner    ganzen  5904   und   Signum  lovis  Statoris  ad  Arretium. 

Anlage    entsprach    und    die    Eigentümlichkeit  Cic.  de  div.  1,  35,  77).    Tempel  luppiters  ohne 

des    Kultes    getreulich    nachahmte.      Wie    zu  weitere  Beinamen  werden  erwähnt  zu  Tusculum 

Rom  für  das   Gesamtreich,    so  war  auf  allen  {Liv.   27,   4,    11),    Lanuvium    {Liv.  32,  9,  2), 

diesen    Capitolen    luppiter    optimus    maximus  Aricia   {Liv.  24,  44,  8),    Satricum,    Tarracina 

der  Gegenstand   der   höchsten  Verebrung   iiix  m  (Liv.  28,    11,   2),    Minturnae    {Liv.  27,  37,  2. 

den    engeren    Kreis    des    Stadtgebietes;     das  36,  37,  3),    Formiae   {Liv.  32,  1,  10),    Cumae 

Opfer  an  ihn  bedeutete   die  Anerkennung  der  {Liv.  27,  32,  2),  Caere  {Lük  27,  32,  2)  und  in- 

bestehenden  Staatsreligion;  so  galt  er  als  der  schriftlich  zu  Pompeji  (P/?76'.  M.  ^.  |  AEDEM 

Repräsentant  des  Heidentumes  überhaupt  und  LOVLS   CLL.  10,  925),   Alvito  {aedem  fecit. 

sein  Sitz,   das  Capitol,   als   der  Sammelpunkt  Lovem  marmoreum  posuit  a.  144  p.  C.  C  L.  L. 

aller   heidnischen  Götter    {Tertull.  de  spectac.  10,  5142),  Casinum  {aedem  Lovis  a  solo  et  por- 

12    Capitolium    omnium    daemonum    templum;  ticum  cum  aedificiis  facie^idam  curaverunt  C  L.  L. 

vgl.  Serv.  ad  Acn.  2,  319.   Arnoh.  1,  34.   4,  16.  10,  5160=^).    CuUores  Lovis  nennt  eine  Inschrift 


745  luppiter  (Beziehung  zu  den  Kaisern) 

von  Abella  (C.  I.  L.  10,  1216).  Kulte  lup- 
piters  unter  einem  zu  Rom  nicht  bekannten 
Beinamen  finden  sich  zu  Capua  {C.  I.  L.  10, 
3772  a.  660  u.  c,  wo  wir  von  einem  conlegkmi 
und  magistrei  lovei  Compagei  hören;  etwa 
gleich  lovii  Compagi'?),  zu  Cereate  Mariana 
(C.  /.  L.  10,  5779  a.  750  lovi  Aer(i)s  et  clis  in- 
digeliiiis  cum  aedicula  et  base  et  [aejdi  et  porticu) 
und  zu  Ostia  {G.  I.  1^.  14,  25  lovi  Tutor i  \ 
Q.  Vetuxius  Secundus  \  A.  Libius  Hilarianus  |  lo 
quaglator  et  curator  \  donic  daeder  \  cuUoribus). 
luppiter  in  seiner  Beziehung  zu  den 
Kaisern.  Als  mit  der  Einführung  des  Prin- 
zipats   ein    gemeinsames    Oberhaupt    für    den 


Opfernder  Feldherr  beim  albanischen  Triumph 
(nach  Mon.  d.  inst.  10  t.  29) ;  vgl.  Sp.  695. 

römischen  Staat  geschaffen  war,  da  ergab  sich 
von  selbst  eine  enge  Beziehung  des  himm- 
lischen Repräsentanten  der  Römermacht  zu  50 
seinem  Stellvertreter  auf  Erden.  Von  der 
Person  des  Kaisers  hing  das  Wohl  und  Wehe 
des  Staates  ab;  beschirmte  also.  luppiter  den 
Fürsten,  so  schützte  er  das  gesamte  Volk;  in 
dem  Gedanken  einer  obersten  Schutzgottheit 
des  Kaisei's,  seiner  Angehörigen  und  des  unter 
seiner  Leitung  stehenden  Weltreiches  findet  der 
luppiterkult  der  Kaiserzeit  seinen  charakteristi- 
schen Ausdruck.  Inschriften  feiern  den  Gott  als 
Conscrvator  Augustorum  (C.  I.  L.  8,  6353.  üO 
Eph.  epigr.  5,  1193),  deorum  Caes(arum)  [Eph. 
epigr.  5,  691),  imperatoris  totiusque  domus 
divinae  {C.  I.  L.  8,  2620),  sanctissimorum 
principum  (C  /.  L.  8,  1628),  imperii  {C  I.  L. 
6,  423),  totius  poli  (C.  I.  L.  6,  406).  Münzen 
bezeichnen  ihn  als  Sponsor  securitatis  oder 
saeculi  Augnsti  {Cohen,  Domit.  77.  555.  Postum. 
241),   defensor  salutis  Augnsti  {Cohen,  Domit. 


luppiter  (Beziehung  zu  den  Kaisern)   746 

78.  557),  propugnator  sospitator  tutator  cu- 
stos  coriservator  Aug.  Caes.  Augg.,  als  praeses 
orbis  {Cohen,  Pescenn.  Nig.  22.  Sept.  Sev.  145 
—  147) ,  conservator  orbis  {Cohen  7,  Diocl.  6) 
propagator  orbis  terrarum  {Cohen,  Maximin. 
IL  126).  Je  unumschränkter  die  Macht 
der  Kaiser  sich  gestaltete,  um  so  schärfer 
tritt  die  Bedeutung  einer  Schutzgottheit  des 
kaiserlichen  Hauses  hervor.  Während  auf  den 
Münzen  der  ersten  Regenten  neben  den  ge- 
nannten Beinamen  noch  eine  Reihe  anderer 
(Stator,  Victor,  Liberator,  luvenis)  im  Gebrauche 
ist,  wird  seit  Diocl etian  fast  ausschliefslich 
die  Bezeichnung  Conservator  gewählt.  Die 
letzten  Münzen  mit  der  Legende  lovi  Conser- 
vatori  prägt  Constantin  II.  {Cohen  142 — 144). 
Auf  Münzen  gelangt  der  Imperator,  ausgestattet 
mit  den  Attributen  des  höchsten  Gottes,  immer 
häufiger  zur  Darstellung  {Fröhner  S.  91.  1291 
355 f.  Cohen,  Elagab,  42);  auch  Statuen  zeigen 
ihn  nicht  selten  als  irdischen  luppiter  {Over- 
leck  a.  a.  0.  S.  119f.  122.571  A.  90).  Gelübde, 
Gebete  und  Opfer  für  den  Kaiser  und  seine  Ajiver- 
wandten  finden  statt  am  Anfang  jedes  neuen 
Jahres  (3.  Jan.),  an  seinem  Geburtstage,  am 
Tage  des  Regierungsantritts,  für  seine  Rück- 
kehr und  Gesundheit  und  bei  vielen  anderen 
Veranlassungen    {Henzen,    Act.    fratr.    Arval. 

5.  51  ff.  89  ff.  Mommsen,  Eph.  epigr.  4  p.  225. 
Jordan,  Erit.  Beitr.  S.  290.  Marquardt,  Rom. 
Staatsverw.  3^  S.  266  ff.);  der  Ort  der  Feier 
war  das  Capitol,  und  darin  liegt  bereits  aus- 
gesprochen, dafs  jene  Gebete  an  luppiter  ge- 
richtet waren.  Die  Formel  eines  Gelübdes 
unter  der  Regierung  des  Titus  a.  81  p.  C. 
lautet:  luppiter  0  M.  si  imp(erator)  Titus 
Caesar  Vespasianus  Aug(ustus)  .  .  .  et  Caesar 
divi  f(ilius)  Domitianus,  quos  nos  sentimus 
dicere,  vivent  domusque  eorum  incolumis  erit 
a.  d.  III  non(as)'  lan(uarias),  quae  proximae 
p(opulo)  B(omano)  Q(uiritium)  rei  pfuhlicae) 
p(opuli)  Bfomani)  Q(uiritium)  [erunt  fuerjint, 
et  cum  dievi  eosque  salvos  servaveris  ex  pericu- 
lis,  si  qua  sunt  [eruntve  ante]  eum  diem,  eventuni- 
que  bonum  ita  uti  nos  sentimus  dicere  [dederis 
eosque  in  eo  stjatii  quo  nunc  sunt  aut  eo  me- 
liore  servaveris,  ast  tu  [ea  ita  faxis,  tunc  tibi 
nomjine  collegi  fratrum  bubus  aufratis  II  vo- 
vemus  esse  futurjum  C.  I.  L.  6,  2059;  vgl. 
Tertull.  de  coron.  milit.  12.  Widmungen  an 
luppiter  pro  reditu,  pro  salute,  ob  victoriam 
der  Kaiser  sind  uns  inschriftlich  in  ziemlicher 
Anzahl  erhalten;  sie  gelten  zumeist  dem  lup- 
piter 0.  M.:  I.  0.  31.  ludi  votivi  pro  reditu 
imperatoris  Caesaris  divi  Augusti  a.  747  und 
741  u.  c.  C.  I.  L.  6,  385.  386;  vgl.  die  Münze 
des  Augustua  mit  der  Lesung  lovi  vot.  susc. 
pro  sal.  Caes.  Aug.  s.  p.  Q.  B.  {Cohen  162; 
vgl.  350) ,  [pro  sahitej  Ca(e)sar[is]  von  einem 
Freigelassenen  des  Augustus  zu  Forum  novum 
(C.  I.  L.  14,  4773),  lovi  Trebhilano?)  pro  sa- 
lute Hadriani  {C.  I.  L.  9,  2833),  lovi  Statori 
et  Conservatori  ob  victoriam  Elagabali  {G.  I.  L. 

6,  434;  vgl.  Eckhel,  Doctr.  numm.  7  p.  206); 
lovi  Monitori  pro  salute  atque  incolumitate 
d(omini)  n(ostri)  Gallieni  Aug(usti)  {C.  I.  L.  3, 
3228);  vgl.  feraer  C  I.  L.  11,  1331.  6,  410.  414. 
419.  8,  1628.  3,  3233.  11,  1322.  596.  7,  496.  8, 


747   luppiter  (Beziehung  zu  den  Kaisern) 

2619.  2620.  2626.  6,  428.  3,  3231.  5,  2475.  Die 
Kaiser  unterliefsen  es  nie,  vor  ihrem  Weg- 
gang aus  der  Stadt  auf  dem  Capitole  zu 
opfern,  und  bei  ihrer  Rückkehr  war  ihr  erster 
Gang  wieder  dorthin  gerichtet,  dann  erst  be 
gaben  sie  sich  nach  der  kaiserlichen  Burg 
auf  dem  Palatin  {Herocl.  2,  14,  2.  3,  8,  4.  vü. 
Alex.  Sev.  57.  Gallien.  8).  Die  volle  Trium- 
phaltracht, d.  i.  den  Ornat  des  capitolinischen 
luppiter,  zu  tragen  ward  ein  Reservatrecht  der 
Kaiser  {Mommsen,  JRöm.  Staats7\  1-  S.  132. 
401  ff.).  Als  Schutzgott  des  kaiserlichen  Hauses 
erhielt  luppiter  den  Beinamen  Augustus 
C.I.L.  2,  2008.  5,  4014.  6955.  7,  371.  8,  1327. 
1839.  6353.  6953.  10624.  10677.  10841.  10, 
7237.  Eph.  epigr.  4,  533.  679  (vgl.  die  Wid- 
mungen an  luppiter  et  numen  Augusti  C.  I.  L. 
7,  638  —  640.  882)  Münzen  des  Antoninus  Pius 
{Guhen  638),  des  Carausius  {Cohen  107.  108), 
des  Diocletian  {Cohen  115.  123.  124.  203—224. 
254),  des  Maximianus  Hercules  {Cohen  126. 
132.  133.  282—290),  des  Diocletian  und  Maxi- 
mianus Hercules  {Cohen  4),  des  Constantius 
Chlorus  {Cohen  170). 

Augustus.  Über  die  Wiederherstellung 
und  Ausschmückung  der  Heiligtümer  des  lup- 
piter Feretrius ,  Libertas ,  Stator ,  Optimus 
Maximus  s.  Sp.  672.  663.  682.  717.  Als  der 
Kaiser  im  Jahre  728  während  eines  Krieges 
gegen  die  Cantabrer  der  Tötung  durch  Blitz- 
schlag wie  durch  ein  Wunder  entgangen  war, 
gelobte  er  zum  Dank  für  seine  Rettung  dem 
luppiter  Ton  ans  eineu  TemTpel{Suet.  Aug.  29); 
derselbe  wurde  auf  dem  Südhügel  des  Capi- 
tolinus  mons,  hart  an  der  Stelle,  wo  der  clivus 
in  die  area  einmündet,  mit  Wänden  aus  Mar- 
morquadern erbaut  {Plin.  n.  h.  36,  10.  man. 
Anc.  4,  5)  und  mit  Statuen  reich  geziert 
{Plin.  34,  78).  Die  Einweihung  geschah  am 
1.  September  732  {Cassius  Bio  54,  4.  fast. 
Arv.  p.  CCXXXVI  Henzen  =  C.  I.  L.  6,  2295. 
fast.  Amit.  C.  I.  L.  1  p.  324  =  9,  4192.  fast. 
Ant.  C.I.L.  1  p.  328  =  10,  6638).  Der  pracht- 
volle Bau  lockte  Andächtige  und  Neugierige 
in  grofser  Menge  herbei,  auch  Augustus  selbst 
besuchte  ihn  oft  und  gern;  als  er  einst  träumte, 
der  capitolinische  luppiter  beklage  sich  über 
die  Vernachlässigung  seines  Kultes,  da  gab  er 
ihm  zur  Antwort,  luppiter  Tonans  solle  nur 
der  Pförtner  an  seiner  Thürschwelle  sein,  und 
versah,  um  dies  Verhältnis  kenntlich  zu  machen, 
den  Giebel  des  neuen  Tempels  mit  Schellen 
{tintinnabula ,  Suet.  Aug.  91).  Vielleicht  ge- 
hören die  südlich  vom  grofsen  Tempel  gefun- 
denen Mauertrümmer  zur  Substruktion  des 
Heiligtums  {Richter  in  Iw.  Müllers  Ha/ndhch. 
d.  Jclass.  Altert.  3  S.  821).  Der  Name  luppiter 
Tonans  hat  mit  dem  altrömischeu  Kulte  des 
luppiter  Fulgur  nichts  zu  schaifen;  er  ist  nur 
eine  Übertragung  des  griechischen  Zsvg  Bqov- 
zäv;  vgl.  die  Widmung  lovi  Sancto  Brontonti 
Aur.  l'oplius  C.  I.  L.  6,  432  und  einen  Sa- 
cerdos  dei  Brontontis  C.  I.  L.  6,  2241.  Weih- 
inschriften an  luppiter  Tonans  fand  man  zu 
Gaudium  {C  I.  L.  9,  2162),  Veji  (C.  1.  L.  11, 
3778  vgl.  3773)  und  in  den  Trümmern  eines  römi- 
schen Tempels  zu  Aquae  Sextiae  {C.  I.  L.  12,  501). 
Auf  Münzen    des  Augustus   {Cohen  1    nr.  158. 


luppiter  (Beziehung  zu  den  Kaisern)   748 

161;  7  nr.  28.  29;  vgl.  1  nr.  159.  160)  mit  der 
Beischrift  (I)ov{i)  To(nanti)  oder  lovis  Tonant. 
erscheint  der  Gott  in  ruhiger  Stellung  stehend 
in  einem  sechssäuligen  Tempel,  die  Linke 
hoch  erhoben,  sich  auf  das  Scepter  stützend, 
die  Rechte  gesenkt  vorgestreckt  {Over- 
heck,  Griech.  Kunstmythol.  II.  Münzt.  2  nr.  42. 
Duruy-Hertzberg ,  Gesch.  d.  röm.  Kaiserreichs 
1  S.  296);    vgl.    die  Marmorstatue   b.    Clarae, 

10  Mus.  de  sciäpt.  pl.  396  D  nr.  681  A;  dazu 
vol.  3  S.  39  und  Conze,  Arch.  Zeitg.  22  (1864) 
S.  221*.  Vielleicht  war  das  Bild  auf  den 
Münzen  eine  Nachahmung 
der  Statue  des  Leochares 
{Flin.  34,  79),  s.  Over- 
becJc  a.  a.  0.  S.  55.  Die 
von  einem  luppiter  Tonans 
redenden  Stellen  der  Dich- 
ter {Hör  at.  c.  3,5, 1.  Lucan. 

20  Phars.  8,  219.  Val.  Flacc. 
Arg.  2,  560.  Sil.  Ital.  1, 
133.  4,  450.  Stat.  3,  16. 
Murlial.  7,  60,  2.  9,  3,  9.  luppiter  Tonans iu  einem 
9,  65,  1.  9,  86,  7.  11,  94,  7.  sechssauligeu  Tempel 
^\,    .-.    ^     rii       T         1  ±    Munzedes  Augustus  (nach 

13,  /4,  1.  Claudian.desext.  o.erbeck,  Griech.  Kunst- 
COnS.  Hon.  44 fl.)  sind  mit   ,,,ythol.     Zeus    Münzt.    2 

grofser     Wahrscheinlich-  nr.  42). 

keit  auf  den  capitolini- 
schen Tempel  zu  beziehen  {Jeep,  Eh.  Mus.  17 
30  (1872)  S.  269.  Jord.  Top.  1,  2  S.49).  Auf  Münzen 
des  Augustus  begegnet  uns  zum  erstenmale  der 
luppiter  Conservator,  nach  links  stehend. 
Blitz  und  Scepter  haltend  (tTo/^ewl  nr.  19);  andere 
Münzen  geben  die  Umschrift  lovi  Olymfpio) 
mit  der  Darstellung  eines  sechssäuligen  Tempels 
{Cohen  157)  oder  einen  viersäuligen  Tempel 
mit  der  Legende  lovi  deo  s.  c.  {Cohen  266). 
Augustus  selbst  wird  als  Zsvg  slsv&SQiog  ge- 
feiert {Letronne,  Inscr.  de  l'Egypte  2  p.  143). 
40  Von  Tiberius  ist  nur  die  Einweihung 
des  Capitols  zu  Capua  bekannt  {Tac.  ann.  4, 
57.    Suet.  Tih.  40). 

Caligula  läfst  zuerst  die  Beinamen  Op- 
timus Maximus  auf  sich  übertragen  {Marini, 
Atti    c  monumenti   de'  fratelli  Arvali    S.  359). 

Die  unter  Nero  geprägten  Münzen  nennen 
den  Gott  bald  Gustos  {Cohen  1  nr.  12  — 16. 
7  nr.  3),  bald  Liberator  {Cohen  1  nr.  17),  ohne 
dafs  in  den  Bildern  selbst  (luppiter  sitzt  nach 
50  links  und  trägt  Scepter  uud  Blitz)  ein  Unter- 
schied erkennbar  wäre. 

Die  gleiche  Darstellung  mit  demselben 
Beinamen  oder  dem  Attribute  Conservator 
wiederholt  sich  auf  Münzen  des  Galba  {Cohen 
1   nr.  256  —  258;   7  nr.  74). 

Eine  Münze  Othos  {Cohen  1  nr.  6)  zeigt 
den  Gott  in  derselben  Auffassung,  aber  nach 
rechts  gewendet.     Umschrift  Pont.  max. 

Vitellius  liefs  Münzen  prägen,  auf  deren 
GO  Revers  luppiter  in  einem  zweisäuligen  Tempel 
stehend  mit  Scepter  und  Blitz  abgebildet  war. 
Umschrift  I.  0.  Max.  Capitolinus  {Cohen  1 
nr.  16.  17.  103.  104;  7  nr.  16);  auf  seinen 
Münzen  erscheint  zuerst  luppiter  Victor  nach 
links  sitzend,  eine  kleine  Victoria  uud  ein 
Scepter  haltend  {Cohen  1  nr.  18 — 21). 

Über  die  Restauration  des  capitolinischen 
Tempels   durch   die  Fla  vier    und  die   darauf 


749  Inppiter  (Beziehung?  zu  den  Kaisern)  luppiter  (Beinamen)                750 

bezüglichen  Münzen  vgl.  Sp.  717,  20  flf.  VonVes-  erhielten  sich  bis  zum  Ausgang  des  Alter- 
l)asian  ist  uns  eine  Weihin tchrift  erhalten;  tums  {Friedländer  a.  a.  0.  S.  578  ff.),  und  die 
die  Vorderseite  bietet  lovi ,  die  Rückseite  Erinnerung  an  die  Dichterkrönuug  auf  dem 
Imp.  Caesar  Vespasianus  Atig  |  per  collegium  Capitole  blieb  im  Mittelalter  {Gregorovius, 
pontificum  fecit  (C.  I.  L.  6,  369).  Auf  Münzen  Gesch.  d.  Stadt  Born  6  S.  207  ff.)  und  darüber 
von  ihm  und  Titus  ist  der  Gott  unbekleidet,  hinaus  bis  auf  unsere  Tage  lebendig  {Fried- 
in aufrechter  Stellung,  Scepter  und  Schale  länder  2^  S.  437 ff.  3^  S.  379 ff.), 
haltend  zu  sehen,  zu  seinen  Füfscn  steht  ein  Trajan  hatte  ein  besonders  nahes  Yev- 
A\ta,v,Jjmschnft  I OVIS  Gustos  {Collen,  Vespas.  hältnis  zu  den  Göttern  des  Capitoles,  denn 
105.  Tit.  44).  10  im  Angesichte  des  höchsten  Gottes  war  er  von 
Domitian  hatte  beim  Sturme  der  Vitel-  Nerva  an  Kindesstatt  angenommen  und  mit 
lianer  auf  das  Capitol  a.  69  im  Häuschen  des  dem  Caesartitel  geehrt  worden;  derselbe  Kaiser 
Thürhüters  Schutz  und  Rettung  gefunden;  für  war  es  auch,  der  den  seit  Augustus  üblichen 
die  Befreiung  aus  Lebensgefahr  errichtete  er  Schwur  beim  Genius  des  Herrschers  nicht  zu- 
noch  zu  Lebzeiten  seines  Vaters  an  Stelle  der  liefs ,  sondern  ihn  durch  den  Schwur  beim 
Küsterwohnnng  ein  sacellum  des  luppiter  Co n-  numen  lovis  0.  M.  ersetzt  wissen  wollte  (Plin. 
servator  mit  einem  Altare,  auf  dem  die  Ge-  Paneg.  \,  8.  Cassius  Dio  68,  3).  Dem  Ge- 
schichte seiner  Rettung  in  Marmorreliefs  ab-  danken,  dafs  der  Princeps  unter  dem  spezi- 
gebildet war.  Später,  als  er  selbst  die  Regierung  eilen  Schutze  luppiters  stehe,  giebt  er  zuerst 
übernommen  hatte,  weihte  er  dem  luppiter  20  auf  Münzen  Ausdruck  {Cohen  167,  s.  oben); 
Custos  einen  grofsen  Tempel  und  stellte  sich  andere  Münzen  zeigen  die  capitolinische  Trias 
auf  einem  Bildwerk  als  Schützling  des  Gottes  (CoÄen291.2^^o7iwerS.21;  unt.  Sp. 758)odereinen 
dar  {seque  in  sinu  dei  sacravit  Tac.  hist.  3,74.  Tempel  luppiters  {Cohen  495  —  499;  7  nr.  47). 
Suet.  Domit.  5;  vereint  sind  die  Epitheta  Die  Beziehungen  der  folgenden  Kaiser  zu 
Custos  und  Conservator  auf  einer  Inschrift  aus  luppiter  sind  fast  ausschlielslich  durch  die 
Tuder,  Orelli  1228).  Fröhner  {Medaill.  de  von  ihnen  geprägten  Münzen  bekannt  ge- 
l'emp.  Eom,  S.  29)  macht  darauf  aufmerksam,  worden;  die  häufigsten  Beinamen  sind  oben 
dafs  auf  einer  grofsen  Bronze  Trajans  {Cohen  erwähnt;  über  die  wechselnden  Typen  s.  den 
167)  und  einem  Medaillon  Hadrians  {Cohen  letzten  Abschnitt.  Das  bedeutsame  Verhältnis 
571.  Fröhner  S.  28),  wo  luppiter  den  Kaiser  30  Diocletians  und  seiner  Nachfolger  zu  luppiter 
schützend  in  die  Falten  seines  Mantels  hüllt,  hat  Peter  s.  v.  Hercules  1  Sp.  3001  ff.  bereits 
eine  Nachahmung  des  von  Domitian  gestifteten  mitbehandelt. 

Bildes  zu  erkennen  sein  wird  (s.  Sp.  760).    Der  Beinamen    luppiters.     Zum    Schlüsse 

Kaiser   selbst  schlug  zu  Ehren  seines  Schutz-  seien  noch  kurz  die  Beinamen  zusammengestellt, 

patrons  Münzen  mit  der  Legende  lovi  Conser-  die  die  oben  entwickelten  Grundzüge  im  Wesen 

vatori,    die    entweder    den    Gott    selbst    nach  luppiters  weiter  ausführen,  ohne  dafs  wir  über 

links    stehend    mit    Scepter    und  Blitz  {Cohen  die  Art  des  Kultes  genauer  unterrichtet  werden, 

1  nr.  359 — 362;  7  nr.  68)  oder  seine  Attribute  sowie    diejenigen,     die    aus    der    Vereinigung 

Adler    und  Blitz  {Cohen  180)   zur   Darstellung  luppiters  mit  orientalischen  und  barbarischen 

bringen.     Im  Jahre  86  stiftete  Domitian  nach  40  Gottheiten  hervorgegangen    sind.     Unerwähnt 

dem  Muster  der  olympischen  Spiele  den  agon  bleiben  die  Beinamen  griechischen  Ursprungs 

Capitolinus  {Suet.  Domit.  4)  und  bestimmte  z.  B.  Acraeus,  Bronton,  Hospitalis.  Prodigialis 

alle    4   Jahre    eine    Wiederholung    der    Feier  etc.      Es    bedeutet  f  Beinamen   des    luppiter 

{Censorin.  de  die  natali  18,  11.    EeJüiel,  Boctr.  0.  M.,  *  Beinamen   des  luppiter  und   des  lup- 

numm.  4,  437).     Sie  bestand  in  Wagenrennen,  piter  0.  M. 

gymnastischen    und    musischen  Wettkämpfen  Adventus  f  (?):  CLL.  3,  6340  Dalmatia. 

{Friedländer,  Sittengesch.    2^   S.   575  ff.).    Den  Aetetusf  (=ßiT7]t(a?):  C.J.X.  3,  1352  Dacia. 

Vorsitz  führte  der  Kaiser,  angethan  mit  einem  Amaranus:  C /.  i.  9,  1074  Ager  Compsinus. 

Purpurmantel,  auf  dem  Haupte  einen  goldenen  Apenninus  (Appenninus)*:  vgl.  Sp.  635,  30  f. 

Kranz  mit  den  Bildern  der  drei  capitolinischen  50  Orelli-Henzen  5613.    C.  L.  L.  8,  7961. 

Gottheiten;  zu  den  Kampfrichtern  gehörte  der  Beonas:  C.  I.  L.  14,  4177.    Lanuvium  vgl. 

Hamen  Dialis  in  gleicher  Tracht  {Suet.  a.  a.  0.).  Sp.  651,  27. 

Der  Preis  für  die  beste  Leistung  in  lateinischer  Cacunus:    CLL.   6,   371  Roma.    9,    4876 

und    griechischer  Poesie    war    ein  Kranz    aus  Trebula  Mutuesca. 

Eichenlaub   {Stat.  Silv.  5,  3,  231.    Martial.  4,  CaelusfiC. J.i  6,8lRoma;vgl.Bd.  1  Sp.844. 

54,  4.    9,   23,  5.     Luvenal.  6,  387)   und  wurde  Chortalisf:  C.  L.  L.  3,  1782  Dalmatia. 

vom  Kaiser  dem   Sieger  überreicht   {Martial.  Ciminius:  C.  L.  L.  11,  2688  Volsinii. 

4,  1,6).      Das    gewöhnliche    Thema    für    die  Conservator*:  vgl. Sp. 745, 60.  748,32.749,16. 

Dichter  und  Redner  (nicht  lange  nach  Domi-  Consul  s.  Consulens:  vit.  L\rm.  3. 

tians  Tode  kam  die  Bewerbung  um  den  Preis  60        Custos:  C. /.  i.6,  376Roma.  14,3557  Tibur. 

in  lateinischer  und  griechischer  Beredsamkeit  5,  8795  Verona;  seit  Nero  häutig  auf  Münzen, 

wieder  zum  Wegfall)  war  neben  der  Verherr-  Defensorf:  C  I.  L.  3,  1590.     Eph.  epigr.  2, 

lichung    des    Kaisers    das    Lob    des   mit   Zeus  446   Dacia.    vgl.  Sp.  746,  1. 

völlig    identificierten    luppiter    Capitolinus  Depulsor*:  C  L.  L.  2,  2414.    Hisp.   Tarrac. 

{Suet.  a.  a.  0.   Quint.  3,  7,  4.    C  I.  L.  9,  2860);  3,  895.    1679.    3269.    4018.    4033.    4034.    4111. 

galt   der  Gott   doch    auch   als   der  eigentliche  4760.    4786.   5160.   5460.  5494.     Epjh.  epigr.  2, 

Spender  des  Kranzes  {Florus  frq.  p.  41  Jahn.  401.  443  Donauländer,  C  I.  L.  5,  2473  (Ateste) 

Martial.  11,  9.  Stat.  Silv.  3,  5,  31).    Die  Spiele  8,  2621.  6043  Africa.     14,  2562  (?)  ager  Tusc. 


751                luppiter  (Beinamen)  luppiter  (Beinamen)                752 

Depulsoiius*:    C.  I.  L.  12,  315.    1067.  1287.  Restitutorf:  C.  I.  L.  3,  569    Achaia. 

1288  Gall.  Narb.  Salutarisf:    C.  I.  L.   6,   82.   425   Roma.  3, 

Dianus:  C.  I.  L.  5,  783  Aquileia  lovi  |  Di-  6456  Pannonia. 

anö  I   C.  Herre\nnius  Candidus   \   v.  s.   l.   m.  Sempiternus:  C.  I.  L.  10,  8375  Cumae. 

Gegenüber  der  Behauptung  Linde's   {de  lano  Serenator:  Apul.  a.  a.  0. 

summo    Bomanorum    deo.     Lund  1891    S.   40),  Serenus:  CLL.  6,  431.  433  Roma, 

die    Inschrift    zeuge    für    einen    Himmelsgott  Servatorf:  C.  I.  L.   9,   4852   inter   Forum 

lanus,  hat  Röscher  {Berliner  Philol.  Wochenschr.  novum  et  Cures. 

(1891)  Nr.  29/30  S.  933)  mit  Recht  geltend  ge-  Sospitator:  auf  Münzen  des  Septimius  Seve- 

macht,  dafs  die  Voranstellung  des  Beinamens  lovi  10  rus  und  seiner  Söhne, 

allen  Regeln  lateinischer  Wortstellung   wider-  Sponsor:  vgl.  Sp.  745,  67. 

streiten  würde,  vgl.  Bd.  1  Sp.  1003.  1011.  Striganus:  G.  I.  L.  10,  3337  Misenum. 

Domesticus*:  Bramhach,  C.  I.  Eh.  115  do-  Summanus:    C.  I.  L.  5,  3256  Verona;  5660 

m(esticus?)  C.  I.  L.  12,  2387.     Gall.  Narb.  ager  Mediol. 

Dom(i)nus:  C.  I.  L.    2,   4442.    4501    (ohne  Terminalis:  C.  J.  i.  11,  351  ager  Ravennas. 

Hinzusetzung  von  luppiter,  dafür  ein  Bild  des  Territor:  C.  I.  L.  14,  3559  Tibur. 

Gottes  mit  dem  Adler)  Hisp.  Tarrac;  vgl.  6,  82.  Tigillus?  Äug.  c.  d.  7,  11. 

Exoriens:  Cohen,  Salonine  68.  Tonitrator:    C.  I.  L.    3,    2766*    Dalmatia. 

Frugifer:    C.  I.  L.  12,   336;    vgl.   Apul.   de  Tonitrualis:  A2)ul  a.  a.  0. 

mund.  37  p.  371  {Goldb.).  20        Tunnus  (?):  C.  I.  L.  11,  1593  Florentia.      • 

Fulgurator*:  C  I.  L.  6,  377  Roma.  3,  821.  ^  ^^''^^^''^Lp-J-  ^-   ^'    ^^^^    Beneventum. 

1596.  1677.  6342  Donauländer;  seit  Claudius  H.  ^^%  f\  ^'  i   r   rf',.,.  t>  ■  ■ 

des  öfteren  auf  Münzen.  ?ru       \^- n'  ^-  ^J  tl9  ^"^f-     ,, 

Fulguralisf:    C.  I.  L.  3,  1086  Dacia.  ^                 ^^^^.^^^  Münzen    des   Alexander 

Fulgur  Fulmen:  12,  1807.     Gall.  Narb.  Severus  und  Gallien. 

Fulminaris*:    C.  J.  i.   5,  2474    Ateste.    8,  V'\          n^'r  tT }^\^ti      -^         , 

2626  (')  Numid  Valens:  C.  7.  i.  8,  2579  Numid;  vgl.  6,  370. 

Fulm(inator)    Fulg(urator)t:     C.    I.L.    3,  Vesuvius:  C.  J.  i.  10, 3806  Capua. 

359.3    3954  Pannonia;  vgl.  Apul.  a.  a.  0.  30        Beinamen  von  orientalischen  Gottheiten: 

Genitor:  Japh.  epiqr.  4,  142.  .                •     ,.          -i-       s            ,      . 

Horten8is(?):    lovi  Hortensens:  Orelli  2396  .    Aezanensis  (Aezaniticus):   nach  Aezani    m 

Matalonia.  ^^^\  ^-  /•  f^-  3,  355 

Imbricitor:  Apul.  a.  a.  0.  ^^r^^^^Y^^''  J^-J^^^ih  ^\  °/*'^'   ^^^-  ^^ 

Impulsor:  Aug.  c.  d.  7,  9.  ^''1^'  Arch.  Zeitg  25  (1867)  S.  55. 

lui-arius;  a  I.L.  1,  1105  =  6,  379  Roma  ^^'iT^f^V.^•  ^^  ^-  ^'  ^^^^  ^^^  ^""y*"'' 

siqypl  inscr.  Ital.  1,  1272  Brixia.  ^^  d    1  i  ^P'  ^*^-  ^   •     .  .„„    o 

lutor:  a  I.  L.  9,  5531  Salvia  urbs.  .   Beelefarus:  ann.  d  inst.  1885  S  288  Lignana, 

luvenis:   auf  Münzen    des   Commodus    vgl.  ^*^Ti     "^^  ^f'^fe  ''^"a'  ^  ^-  ^^^-  ^^^^• 
Sp.667,  22ff.                                                           "40        ß^lf  =/|l-  Bd.  1  Sp.  779. 

Monitor*:    C   I.  L.  3,    1032  Dacia;    3228  ,     Po^i^'n'r    ?  ^^  i'y  1<>.  .^852   Venafrum; 

Pannonia  3,   1948   Dalmatia;     Eph.   epigr.   2,   519    ihtd. 

Nundinariusf:  C.  I.  L.  3,  3936  a.  238  p.  C.  Caelestinus  6,  404  (Pendant  zu  Inno  Caelestis?). 

Dacia,  vgl.  Preller,  Eöm.  Myth.  V^  S.  205  A.  3.  ^  ,    .  ^i^'^'o,.    '  H'  ^'/^^'  ^"^^   <-prcyra,    vgl. 

Opsequens*:  C.  I.  L.  11,  658  Faventia.  619  ^^^'-n^'  ^P*  ^^^  und  unten  s.v.Äaa^off. 

Forum  Livium  a.  170.  ...?''™^^r'"^=   ^-  ^-  ^-   ^'  ^^^    ^^"^^5   10, 

Opitulator,   opitulus:   Faul.    p.   184.     Aug.  ^^^J,'  ,^.^^^  Misenum. 

c.  d    1   ^.  Uolichenus*    zahlreiche    Inschriften,     vgl. 

Panth'eus:  C.  I.  L.  2,  2008  Hisp.  Baet.  vgl.  ^f*^^^'  ^f  {ove  DoUcheno.    Bonn.  Diss.  1877. 

Fortuna  Panthea  Bd.  1  Sp   1534f.  50  ^f «T'"^^'  ^'^^^-^'^taatsverw.    3-    S.  84  A.  2. 

Patronusf:  C  I.  L.  3,  1948   Dalmatia.  Ed.  Meyer  ob.  Bd.  1   Sp.  1193ff. 

Pluvialis:  C  I.  L.  9,  324   Canusium  vgl.  8,  ,  Hammon*:  C.i.i. 6,378.  2,3729.  3,  3463-75 

2609  Numidia.  (Hammon  Chnubis);  8,  9018.  Eph.  epigr.  i,  521. 

IPraedator:  Serv.  ad  Aen.  3,  22.  Heliopolitanus*:  vgl.  Marquardt  S.  84  A.  1. 

Prestabilis:  G.  I.  L.  9,  1498  pagus  Veianus.  ^rexler  ob.  Bd.  1  Sp.  1991  ff. 

Praestitus:  G.  I.  L.  3,  4037   Pannonia.  Sabazius:  C.  I.  L.  6,  429.   430   Roma;     14, 

Propagator*:  a/.  X.8,4291;  vgl.  Sp.746,6.  2894    Praeneste.     11,  1323  Luna.     Val.   Max. 

Propitius*:  G.  I.  L.  12,  5687.  404  add,  (?).  1)  3,  3  {Cn.  Cornelius  Hispalus  praetor  a.  615) 

Propugnator:    ein  Tempel    des   Gottes   auf  Iiidaeos  qiii  Sahazi  lovis  ciüta  Romanos  inficere 

dem    Palatin    C.    I.    L.    6,   2004.    2009;     seit  q,o  mores  conati  erant  repetere  domos  suas  coegit ;  zn 

Septimius  Severus  nicht  selten  auf  Münzen.  dem  Feste  Sabazia  vgl.  Marguardt  S.  82  A.  1. 

Purgator:  G  I.  L.  10,  6641   Antium.  Sarapis*:  C.  I.  L.   3,  3.  4560.    4561.    6164 

Purpuriof:  C.  I.  L.  6,  424  Roma,  genannt  Donauländer.  7,  298  Brit.  6,402  Roma.  8,  2629 

nach    einer  Dedikantin    Licinia   Purpuris;    14,  Numidia.  9,  5824  Auximum.  14, 188  Ostia    Vgl 

3469  (?)  Agosta.  q  Lafaye,  Bihl.   des  ecol.  fr.  f.  23  S.  16  ff.| 

Quirmus:  G.  I.L.  9,  3303  a  u.  b  Superae-  Sol*:  C.  J.L. 3, 3020  Dalmatia  £^p7j.e/?.4, 141; 

qunm  lOVI  CYEir/- h    QVIRINC/.  verbunden  mit  Serapis  G  I.  L.  6,  402.  9,  5824. 

Redux*:  a  J.  i.  10,  57  Vibo.  6,  428  Roma.  Barbarische,     gröfstenteils      keltische 


753                luppiter  (Beinamen")  luppiter  (in  der  Kunst)             754 

Gottheiten  verbergen  sich  unter  folgenden  Bei-  taris  C.  I.  L.  6,  82;  J.  0.  M.  pientissimo  ex- 

namen  (meist  einer  örtlichkeit  entlehnt)  [vgl.  auditori  restitutori  C.  I.  L.  10,  4553;  /.  0.  M. 

Gaidoz,   Etudes  de  viythol.   Gauloise  I.  Paris  summo    exsuperantissimo    divinarum    humana- 

1886  S.  101  if.  R.]:  rumqtie  rerumrectori  fatorumque  ariitro  C.  I.  L. 
Accio  patrius:  C.  I.  L.  3,  3428  Pann.,    vgl.  3,  1090.      Auch    die    alteu   Kultnamen   Stator 

Eph.  epigr.  1  p.  142.  und  Victor  gingen  ihrer  Eigenart  verlustig  und 

Erusenusf:  C.  I.  L.  3,  859    nach  der  Stadt  sanken  zu  Epitheta  des  luppiter  0.  M.  herab. 

Eriza  in  Dacia.  C.  I.  L.  3,  895.  1087.  5937.  8,  5142.  2,  1358. 

Bussumarusf:   C.  I.  L.  3,   1033  Apulum  in 

Dacia,  vgl.  ob.  Bd.  1  Sp.  837.  lo                    luppiter  in  der  Kunst. 

Tavianus:  C.  I.  L.  3,  860.  1088  Dacia,  ge-  Die  älteste  römische  Zeit  kannte  keine  bild- 

nannt    nach    einem    Emporium    der    Trokmer  liehe  Darstellung  luppiters.  In  heiligen  Hainen 

Strah. 12, 5, 2;  \g\.3Iionnet,  Suppl.  7  p.Qbinv. 98.  und  auf  lichten  Höhen  betete  der  Mensch  zu 

Cernenus:  C.  I.  L.  3   p.  925,  Siebenbürgen  der  mächtigen  Himmelsgottheit;  ein  schlichter 

a.  167  p.  C.  es  wird  ein  eollegiuvi  lovis  Cerneni  Stein  genügte  seinem  gläubigen  Sinne,  um  in 

erwähnt,  vgl.   Bd.  1    Sp.  866.     Marquardt  3^  ihm  die  Vorstellung  von  dem  höchsten  Grotte 

S.  141  A.  3.  wachzurufen  und  sein  Herz  mit  Verehrung  für 

Arubianus*:   genannt  nach  der  Stadt  Arn-  denselben  zu  erfüllen.    Die  früheste  menschen- 

bium  in  Moesia  inferior;    vgl.   Bd.  1    Sp.  608,  ähnliche  Darstellung  unseres  Gottes  war   das 

dazu  C.  I.  L.  3,  5185  a.  215  p.  C.    5532.  5443  20  Kultbild  des  luppiter  0.  M.  im  capitolinischen 

(Arubinus).  Tempel.    Der  vejentische  Künstler  Vulca  sollte 

Taranucus:  CLL.  3,  2804  Dalmatia;  tituli  es   gefertigt  haben  (Varro    b.    Plin.  n.  h.   35, 

Dei  Taranucni  fanden  sich  in  Germania  supe-  157    Vulcam   Veiis   accitum,    cui    Jocaret   Tar- 

rior    OreIH  2055.  2057.  quinius  Priscus  Lovis  effigiem  in  Capitolio  di- 

Culminalis  (Culminaris)t:  C.  L.  L.  3,  3328.  candam);  es  war  aus  Thon  geformt  und  zeigte 

4032.  4115.  5186.    EiyJt.  epigr.  2,  595.  854.  965.  den  Gott  stehend,  mit  einem  Mantel  bekleidet; 

967  Noricum,   Pannonia;  auf   den   Höhen  der  die   Rechte   hielt   einen   gleichfalls    aus   Thon 

heutigen  Steiermark  verehrt.  gefertigten  Blitz;  das  Gesicht  war  bärtig  und 

Adceneicusf:  C.  L.  L.  5,  5783  Mediolanum.  wurde    an    festlichen   Tagen    mit  Mennig    rot 

Agganaicusf:  CLL.  5,  6409  Ticinum,  vgl.  30  gefärbt,   um   die   Freude   des  Gottes   über  die 

Bd.  1  Sp.  104.  zu   seiner  Ehre   veranstaltete  Feier   zu   veran- 

Ambisagrusf:    C.   L.   L.   5,   790.    Aquileia,  sch&ulichen  {Ovid.  fast.  1,  201  Luppite)' angusta 

vgl.  Bd.  1  Sp.  279.  vix  totus  stabat  in  aede  \  inqtie   lovis  dextra 

Feluennis:  C.  L.  L.   5,    3904   ad  Veronam,  fictile  fulmen  erat.    Arnob.  6,25  riciniatus  lup- 

vgl.  ob.  Bd.  1  Sp.  1475.  J9^Yer  atque  larbatus  dextra  fomitevi  siistinens 

Poeninus  (Peoeninus  Puoeninus)*:    C  L.  X.  perdolatum  in  fulminis  morem.    Plin.  33,  111 

5,  6865.  6867  —  6869.  6871.  6875.  6878  —  6881.  enumerat   auctores   Verrius   quibus   credere   ne- 

6885.  6887.  6888;  der  Gott  hatte  einen  Tempel  cesse   sit  Lovis   ipsius   simulacri  fadem   diebus 

auf  dem  Passe  des  gr.  St.  Bernhard;  die  Über-  festis   minio   inlini  solitam.     35,    157     fictilem 

reste  nebst  mancherlei  Weihgeschenken  wurden  10  eww   (Loveni)   fuisse  et  miniari  solitum).     Aus 

vor  einigen  Jahren  aufgedeckt;  Notiz,  d.  scav.  den    Versen    Tibulls    (1,    10,   20)    tunc   melius 

1887  S.  467  £F.  1890  S.  273.  1891  S.  75ff.  temere  fidem  cum  paupere  cultit  \  stabat  in 
Cingiduus(?):  OrelU  1207  Genava.  exigua  ligneus  aede  deus  hat  Böttiger  {Kunst- 
Baginas:  C.  L.  L.  12,  2383  Gall.  "Narb,  mytliol.  2  S.  192)  ohne  genügenden  Grund  auf 
Andero  (s.  Anderonus)t:    C  L.  L.   2,  2698  ein   noch   älteres   Holzbild   in    der   cella  lovis 

Hisp.  Tarrac;  vgl.  Bd.  1  Sp.  341.  geschlossen,  vgl.  Overbeck,  Griecli.  Kunstmythol. 

Candamius:  CL.L.  2,  2695  ibid.,  vgl.  Bd.  1  2  bes.  Teil  1,  1  S.  555  A.  19.    Auf  dem  Dach- 

Sp.  844.  first  der  Tempelfront  standen  quadrigae  fictiles 

Candiedof:  C  I.  L.  2,  2599  ibid.,  vgl.  Bd.  1  gleichfalls  vejentischen  Ursprungs  {Plin.  a.  a.  0. 

Sp.  844.  50  und  28,  16.    Fest.  p.  274.  Plut.  Popl.  13).    Dafs 

Ladicus:  C  L.  L.  2,  2525  ibid.  wir  uns  das  Viergespann  trotz  des  Schweigens 

lovi  Cantab(ro?):  Cohen,  Gallien  203.  der  Berichte  nicht  ohne  den  lenkenden  luppiter 

Solutorius:  C  L.  L.  2,661.  675 (?).  728.  742.  denken  können,  darauf  hat  Jordan   {Top.  1,  2 

744.   745.   944.    Ejih.  epigr.  3,  4.   5   Lusitania,  S.  98  A.  95)  entgegen  der  Ansicht  0.  Midiers 

vgl.  Keller,  Jahrb.  f.  Philol.   133   S.  698.  {Etr.  2^  S.  256 ff.)  mit  Recht  hingewiesen.    An 

Olbius:  Sra/H&ac/i,  (7. /.ü/iew.  1454Fraukfurt;  die  Stelle  des  thönernen  Kunstwerkes  setzten 
vgl.  C.  L.  Gr.  2017    und   Latychev,  Inscr.  orae      die    Ogulnier    a.   458  u.  c.    lovem   in   culminc 

septentr.  Ponti  Euxini  -p.  63.  cum  quadrigis  {Liv.  10,  23,  12),    wahrschein- 

Formanus  Colegi  (?)  C  I.  Phen.  346   Köln.  lieh  eine  Bronzearbeit,   die,  wie  das  Kultbild 

Saranicus:  C  I.  Wien.  972.  60  in    der  Cella,   den  grofsen  Brand  zur  Zeit  des 
Tanarusf:  G.  L.  L.  7,  168  a.  154  p.  C.  Bri-       Sulla  nicht  überdauert  hat  (vgl.  Sp.  714,  59ff.). 

tannia,  vgl.  Liican.  Pharsal.  1,446.  Zu  einem  Urteil  über  die  Komposition  des  Giebel- 
Die  schwülstige  Sprache  der  späteren  Zeit       schmuckes  fehlt  uns  jeder  Anhalt;  denn  frag- 
gefiel   sich    in    einer   Häufung    der    Beinamen       lieh  ist  es   auch,    ob    die  Verse    des    L^lautus 
und  Attribute;  vgl.  z.   B.  J.  0.  M.  summo  ex-       {Irin.  83 ff.  si  te  surripuisse  suspicer  Lovi  coro- 

huperantissimo  C.  L.  L.  &,  ^2%.  9,784.11,2600;  nam   de   capite   ex    Caintolio    qui   in   columine 

1.    0.   M.   summo   excellentissimo   C   I.  L.   10,  astat  summo;  vgl.  Men.  941)  auf  den  luppiter 

3805;  dominus  sanetus  optimus  maximus  salu-  der    Ogulnier    zu    beziehen    sind.      Bei    dem 


755 


luppiter  (in  der  Kunst) 


luppiter  (in  der  Kunst) 


756 


Fehlen  einer  monumentalen  Überlieferung  aus 
der  republikanischen  Zeit  und  bei  der  Dürftig- 
keit der  litterarischen  Zeugnisse  sind  wir  für 
die  älteste  Epoche  auf  die  Abbildungen  der 
Münzen  beschränkt.  Die  bärtigen  luppiter- 
köpfe  dienten  voij  Anfang  an  dazu,  das  zweit- 
gröfste  Kupferstück  (Semis)  zu  kennzeichnen; 
sie  erscheinen  ferner  auf  dem  Avers  der  so- 
genannten Victoriaten  {Plin.  33,  13),  der  älte- 
ren (emittiert  a.  526  u.  c),  wie  der  jüngeren 
(nach  650),  und  auf  den  Denaren,  wo  sie  zu- 
weilen mit  jugendlichen  Köpfen  abwechseln. 
Klügmann,  Die  luppiterJcüpfe  auf  den  Denaren 
der  'liepiiblik  {Arch.  Zeug.  36  [1878]  S.  105  ff.) 
hat  seine  Betrachtungen  wie  folgt  zusammen- 
gefafst:  „Der  luppiterkopf  ist  von  solchen 
Monetären,  die  beide  Seiten  des  Denars  in  Be- 
ziehung zu  einander  setzen  wollten,  oft  in 
dem  Typus  dargestellt^  der  bereits  durch  den 
konstanten  Gebrauch  auf  den  Semissen  und 
Victoriaten  allgemein  bekannt  war,  doch 
sind  die  betreffenden  Denare  weder  die  frü- 
hesten noch  die  jüngsten  in  ihrer  Reihe;  für 
die  beiden  ältesten  Denare  sind  vielmehr  ganz 
abweichende  Typen  des  jugendlichen  luppiter 
vorgezogen  [um  auch  durch  Unterschiede  im 
Typus  Verwechselungen  mit  dem  Knpfergelde 
zu  vermeiden],  und  dieselben  oder  ihnen  ana- 
loge sind  auch  später  noch  mehrfach  ver- 
wendet. Zuletzt  hat  man  auch  Änderungen 
in  der  Darstellung  des  bärtigen  luppiter  vor- 
genommen, und  zwar  indem  man  Typen  wählte, 
welche  Merkmale  einer  älteren  Kunstentwicke- 
lung an  sich  tragen  [vgl.  Overieck,  Münzt.  1 
nr.  51.  52].  Der  Einflufs  der  griechischen 
Kunst  und  des  griechischen  Mythos  ist  über- 
all zu  erkennen  [vgl.  Babelon,  Monn.  de  la 
repiibl.  Born.  2  S.  568.  Revers:  L.  VoJßeius?) 
L.  f.  Strab(o)  mit  der  Abbildung  des  Raubes 
der  Europa];  aber  die  Ansicht,  dafs  auch 
Kultusideen  zur  Darstellung  gelangt  sind,  die 
die  römisch -italische  Religion  an  luppiter  an- 
schlofs,  hat  sich  nicht  bestätigt."  Sehen  wir 
von  künstlerischen  Gesichtspunkten  ab,  so  sind 
die  bärtigen  luppiterköpfe  im  wesentlichen 
gleicher  Art,  und  nur  in  Einzelheiten  treten 
-— -^  Unterschiede 


hervor  (Nor- 
malkopf eines 
Semis  Over- 
hecli  a.  a.  0. 
nr.  49,  eines 
Victoriaten 
\  ibid.  nr.  50). 
Das  älteste 
Bild  d.  Gottes 
erblicken  wir 
auf  dem  bei- 
gefügten, vor 
486  u.  c.  ge- 
prägtenSemis 
{Cohen,   Med. 

cons.  t.  75 
nr.  2.  Bdbelon 
1  S.  34).  Das 
Gesicht,  nach 
links  gewendet,  mit  griechischem  Profil  und 
vollem,  krausem  Bart  trägt  die  Züge  eines  be- 


jahrteren Mannes ;  der  Lorbeerkranz ,  der  das 
Haupt  umgiebt  und  mit  einer  gewissen 
künstlerischen  Geschicklichkeit  gearbeitet  ist, 
erinnert  an  griechische  Vorbilder  (vgl.  Babelon, 
Introd.  S.  12).  Während  das  Haar  vor  dem 
Kranze  in  einigen  starken  Locken  sich  windet, 
legt  es  sich  hinter  demselben  glatt  über  das 
Haupt.  Unter  dem  Bilde  liegt  wagerecht  der 
Buchstabe  cc  (Semis).     Der  Name   des  Gottes 

10  fehlt,  wie  gewöhnlich;  die  Beschaffenheit  des 
Kopfes  benimmt  jeden  Zweifel  über  die  Per- 
sönlichkeit. Auch  das  jugendliche  Haupt  (s. 
unten  die  Münze  der  Cornelia- Claudia)  zeigt 
einen  energischen,  auf  die  Herrscherstellung 
des  Gottes  hindeutenden  Ausdruck.  Neben 
den  zahlreichen  Köpfen  sind  auf  den  Münzen 
der  Republik  nur  noch  2  Ty- 
pen häufiger  vertreten:  1) 
quadrigati:    luppiter,    halb- 

20  nackt  auf  einer  nach  rechts 
fahrenden  Quadriga  stehend, 
von  Victoria  geleitet,  hält  in 
der  linken  Hand  das  Scepter 
und  schleudert  mit  der  Rech- 
ten den  Blitz  (Babelon  1 
nr.  23.  24.  26);  Varianten: 
luppiter  ist  unbekleidet,  hält 
statt  des  Scepters  einen  Lorbeerzweig  oder  eine 
Palme,  die  Victoria  fehlt,  die  Quadriga  fährt  nach 

30  links ,  unter  dem  Gespann  liegt  ein  Skorpion, 
2)  luppiter  unbekleidet,  aufrecht  stehend,  trägt 


luppiter  auf  der 
Quadriga  (nach  Ba- 
belon 1  S.  21  nr.  23). 


Bärtiger  luppiterkopf  auf  einem  vor 
486  u.  c.  geprägten  Semis  (nach  Momms., 
Ilist.  de  la  monn.  rom.  trad.  par  le  duc 
de  Blacas  pl.  6  nr.  1  ==  Baumeister, 
Denhu.  2  Abb.  1159). 


Avers:  jugendlicher  luppiterkopf;  Kevers:  luppiter 

mit  Blitz   und  Adler,  Münze   der   Cornelia-Claudia 

(nach  Babelon  X  S.  42G). 

in  der  einen  Hand  den  Blitz,  in  der  anderen 
einen  Adler;  zu  seinen  Füfsen  meist  ein  Altar 
{Babelon  1  S.  350.  351.  425;  2  S.  254).  Sin- 
gular ist  der  Denar  der  Caecilia  {Babelon  1 
S.  263  c.  a.  620  u.  c.) ,  der  luppiter  auf  einer 
nach  rechts  gehenden  Elefantenbiga  dar- 
stellt ,    während  über  ihm  Victoria  mit  einer 

50  Krone  fliegt,  und  der  Denar  der  Cornelia,  auf 
dem  luppiter  (nach  Overbeck  S.  387  Scipio  Asia- 
genes  im  Kostüm  luppiters),  umgeben  von  Sonne, 
Mond  und  einem  Sterne  mit  geschwungenem 
Blitz  in  einer  Quadriga  über  einen  schlangen- 
füfsigen  Giganten  dahinsprengt  {Cohen,  Med. 
cons.  t.  14.  Cornel.  1.  Overbeck,  Münzt.  5 
nr.  9.  Babelon  1  S.  394).  luppiter  als  Giganten- 
kämpfer kehrt  wieder  auf  dem  Medaillon  des 
Antoninus  Pius  {Overbeck  a.  a.  0.  nr.  10.  Fröh- 

60  ner,  Medaill.  de  l'empire  Born.  S.  68;  vgl.  64. 
Stevenson,  Dictionary  of  Boman  coins  S.  483, 
der  Gott,  völlig  unbekleidet,  im  Begriff  auf 
den  Wagen  zu  steigen),  auf  einer  Münze  des 
Septimius  Severus  {Cohen  7  t.  5  nr.  13.  Fröhner 
S.  157)  und  einer  Anzahl  Münzen  mit  der  Bei- 
schrift lovi  Fulgeratori  {Cohen,  Dioclet.  60 
—  62.  Max.  Herc.  69.  Const.  Chlor.  28).  Der 
Einflufs  des  capitolinischen  Kultes  macht  sich 


757 


Iiippitei*  (in  der  lüinst) 


luppiter  (in  der  Kunst) 


758 


Trias,   Münze  der 

Coruelia  (nach  Ba 

belon  1  S.  396). 


deutlich  bemerkbar;  denn  einmal  ist  auf 
mehreren  Denaren  dem  Kopfe  luppiters  ein 
Scepter,  das  Zeichen  der  Herrschaft,  beigefügt 
{Babelon  1  S.  430.  441 ;  2  S.  406 ;  in  den  beiden 
ersten  Fällen  will  Babelon  Köpfe  des  Bonns 
Eventus  und  Apollo  erkennen,  vgl.  dagegen 
Klügmann  a.  a.  0.  S.  107),  sodann  erscheint 
auf  den  Münzen  in  sehr  früher  Zeit  das 
charakteristische  Attribut  des  luppiter  0.  M., 
die  Quadriga  (s.  oben).  Diese  Einwirkung 
führte  indes  nicht  zu  einer  Nachahmung  des 
Kultbildes  in  der  Cella;  denn  das  älteste  Bild 
der  capitolinischen  Gottheiten  auf  den  Denaren 
des  Cn.  Cornelius  Blasio  Cn.  f.  (geprägt  c.  a. 
655  u.  c,  also  vor  dem  ersten  Tempelbrande) 
dessen  Avers  den  Kopf  des  älteren  Scipio 
Africanus  bietet,  zeigt  auf  dem 
Revers  luppiter  stehend,  un- 
bekleidet, anscheinend  ohne 
Bart,  wie  er  sich  mit  erhobe- 
ner Rechten  oben  auf  das 
Scepter  stützt,  während  die 
gesenkte  Linke  den  Blitz  hält, 
zu  seiner  Linken  Minerva,  im 
Die  capitolinische  Begriff  ihm  einen  Kranz  auf- 
zusetzen, rechts  luno.  Die 
Unterschiede  von  dem  Werke 
des  Vulca  (s.  oben)  hinsicht- 
lich des  Bartes ,  der  Gewandung  und  der 
Haltung  der  Attribute  liegen  klar  zu  Tage, 
eine  deutliche  Mahnung,  dafs  man  nur  mit 
gröfster  Vorsicht  von  den  Münzdarstellungen 
auf  die  Kultbilder  in  den  Tempeln  Rück- 
schlüsse machen  darf.  Auch  für  die  Qua- 
drigati bleibt  es  zweifelhaft,  ob  sie  eine  genaue 
Nachahmung  jenes  luppiter  sind,  der  auf  dem 
Dachfirst  des  Heiligtums  sein  Viergespann  lenkte. 
An  die  Stelle  des  alten  Thonbildes  trat  nach 
der  Restauration  des  Tempels  durch  Catulus 
ein  aus  Gold  und  Elfenbein  gefertigtes  grie- 
chisches Kunstwerk  des  Atheners  Apollonios 
{Chalcidins  in  Fiat.  Tim.  c.  338  S.  361  ed. 
Wrobel:  ut  enini  in  simulacro  Capitolini  lovis 
est  una  species  eboris,  (st  item  alia  qtiam  Apol- 
lonius  artifex  haiisit  animo  ad  quam  directa 
mentis  acie  speciem  eboris  poUebat;  vgl.  Brunn, 
Griech.  Künstlergeseh.  1^  S.  379.  Varro  b.  Non. 
Marc  p.  162  quid  inier  hos  loves  intersit  et 
eos  qui  ex  marmore  ebore  auro  nunc  fiunt)  in 
thronender  Stellung  nach  dem  Vorbilde  des 
olympischen  Zeus,  und  die  Göttin  Roma  auf 
der  vorgestreckten  Rechten  tragend  {Suet. 
Äug.  94;  vgl.  Cassius  Bio  45,  1.  losepli.  Arcli. 
19,  1,  2).  Auch  dieser  Typus  ist  auf  Münzen 
nicht  nachweisbar.  Der  capitolinische  luppiter 
begegnet  uns  noch  im  Verein  mit  seinen  Kult- 
genossinnen auf  Medaillons  des  Trajan,  Hadrian 
und  Antoniuus  Pius.  Die  Prägung  der  beiden 
ersten  Kaiser  hat  grofse  Ähnlichkeit.  Die 
linke  Schulter  und  den  Oberarm  des  Gottes 
bedeckend ,  zieht  sich  das  Gewandstück  in 
seinem  Falle  so  eng  zusammen ,  dafs  der 
Körper  fast  nackt  erscheint;  die  Linke  fafst  den 
oberen  Teil  des  Scepters,  am  Boden  sitzt  ein 
Adler.  Gegen  die  Münze  Trajans  (s.  ob.  Sp.  610 
Abb.  1)  zeigt  die  seines  Nachfolgers  nur  darin 
einen  Unterschied,  dafs  der  Gott  sich  in  einer 
kleinen  Wendung  nach   links  präsentiert,  die 


Rechte  mit  dem  Blitze  ein  wenig  erhebt  und 
den  Adler  statt  zur  Rechten  zur  Linken  hat. 
Anders  ist  die  Darstellung  luppiters  auf  dem 
Medaillon  des  Antoninus;  er  sitzt,  wie  seine 
Begleiterinnen 


auf  einem  Sessel 
mit    hoher 
Lehne;    der 
Mantel  läfst  die 
10  Brust  frei,  ver-     | ; 
hüllt  aber  den 
unteren  Teil  des 
Körpers ,    die 
blitzführende 
Rechte  ruht  auf 
dem    Schofse, 
während    die 
Linke,  wie  vor- 
hin,  sich  oben 
20  auf  das  Scepter 
stützt.  Dieselbe 


Die  capitolinische  Trias,  Medaillon 

des     Hadrian     (nach     Frohner ,     les 

rnedaiU.  de  l'emp.  Rom.  S.  26.) 


Darstellung  des  Gottes  sehen  wir  auf  dem  Gie- 
belfelde   des  Reliefs   im   Conservatorenpalaste 
(vgl.  die  Abbildung  b.   Baumeister  S.  765).     In 
fast    zahllosen 

%      . 


Exemplaren  und 
mit  den  verschie- 
densten Benen- 
nungen tritt  uns 

30  die  Gestalt  lup- 
piters auf  den 
Münzen  der  Kai- 
serzeit entgegen ; 
doch  führt  eine 
Musterung  der- 
selben zu  dem 
Ergebnis,  dafs  in 
der  Mehrzahl  der 
Fälle    weder    im 

40    Ausdruck    des 
Kopfes    noch    in 


Die  capitolinische  Trias,' Medaillon 

des  Antoninus  Pius  (nach  Fi-ijliner 

S.  49). 


der  Gestalt  und  Haltung  des  Körpers,  weder  in 
der  Gewandung  noch  in  den  Attributen  eine  Be- 
ziehung zum  Kultus  oder  bestimmten  Beinamen 
zum  Ausdruck  gekommen  ist.  Zu  den  wenigen 
Ausnahmen  gehört  der  luppiter  Stator,  Victor 
uud  Conservator,  und  unter  ihnen  hat  wieder 
der  erstgenannte  den  festesten  Typus.  Von 
Antoninus  Pius  {Cohen  167)  bis  auf  Carausius 

50  {Cohen  111)  ist  er  sehr  häufig  vertreten,  und  zwar 
erscheint  er  bärtig  (bartlos  aufBronzen  des  Anto- 
ninus Cohens  nr.639.  640;  7nr.74.  FrühnerS.bO; 
Overheck  S.  203  vermutet  den  Kaiser  im  lup- 
piterkostüm),  unbekleidet  {dcploye  le  manteau 
derriere  lui  nur  bei  Cohen,  Aureliun.  112), 
stehend  mit  Scepter  und  Blitz  in  den  Händen, 
zumeist  in  der  geraden  Vorderansicht,  selten 
nach  der  Seite  gewendet.  Eine  stärkere  Ab- 
weichung zeigt  nur  die  Münze  des  Vabalathus 

60  {Cohen  3:  I.  debout  tenant  un  globe  et  mie 
haste,  ä  ses ^^pieds  une  aigle,  duns  le  champ 
une  e'toile).  Übereinstimmend  mit  den  Münzen 
ist  die  Darstellung  des  Gottes  auf  dem  Hate- 
rierrelief  (vgl.  ob.  Sp.  683).  Die  Münzen  mit 
der  Legende  lovi  Victori  zeigen  bis  auf  Com- 
modus  den  Gott  sämtlich  in  der  gleichen 
Stellung  und  mit  denselben  Attributen;  wir 
erkennen  ihn  auf  dem  beigefügten  Medaillon 


759 


lupi^iter  (in  der  Kunst) 


luppiter  (in  der  Kunst) 


760 


luppiter  Victor,   Medaillon 

lies  Hadrian  (nach  Fröhner 

S.  27). 


Hadrians  trotz  der  fehlenden  Beischrift:  er 
sitzt  nach  links  auf  einem  Sitz  mit  geraden 
Beinen  ohne  Lehne,  von  der  linken  Schulter 
fällt  ein  Gewand  herab,  das  die  Brust  frei 
läfst  und  die  Beine  verhüllt,  die  rechte  vor- 
gestreckte   Hand    trägt    eine    kranzspendende 

Victoria,  während 
die  Linke  sich  auf 
das  oben  festgehal- 
tene Scepter  stützt  lo 
{Collen,  Vitell.  18— 
21.  Bomit.  1  nr.  363 
—371;'  7  nr.  69.  Ifa- 
drian2%^.  Fröhner 
S.  28."M  Aurel  332 
ohne  Legende.  Com- 
moc?MS  3  nr.  566 — 568; 
7  nr.  25).  Erst  seit 
dem  3.  Jahrhundert, 
wo  auch  sonst  eine  20 
gröfsere  Wilkür  in 
der  Gestaltung  der 
Typen  um  sich  greift,  begegnen  wir  neben 
jenem  ursprünglichen  Typus  Varianten  von  der 
Art,  dafs  luppiter  stehend  dargestellt  wird 
oder  anstatt  des  Scepters  einen  Blitz  trägt, 
oder  dafs  zu  seinen  Füfsen  ein  Altar  oder  ein 
cippus  sichtbar  wird.  In  allen  diesen  Fällen 
aber  ist  an  der  Victoria  als  dem  charakteristi- 
schen Kennzeichen  festgehalten  worden.  Mün-  30 
zen,  auf  denen  sie  fehlt  (zuerst  bei  Postumus, 
Cohen  81),  stehen  zu  den  anderen  im  Verhältnis 
von  10  zu  43;  von  statuarischen  Bildungen  vgl. 
die  Statue  des  luppiter  Victor  argenteus  auf 
dem  Capitole  zu  Cirta  C.  I.  L.  8,  6981.  lovis 
Victor  argenteus  \  in  Kapitolio  habens  in  capite 
co/ronam  argenteatn  quer^ueatn  \folior(um)  XXX 
in  qua  glandes  n(umero)  XV  fe[re]ns  in  manu 
dextra  orbem  argen  [teamj  et  Victor iam  pal- 
mam  fer entern  [spinarum]  XX  et  coronam  fo-  40 
liorfum)  XXXX  [in  manu  sjinistra  hastam 
arg(enteam)  tenens.  Die  bei  weitem  gröfste  An- 
zahl der  Münzen,  die  die  Umschrift  lovi  Conser- 
vatoritvagen,  zeigt  den  Gott  in  stehender  Haltung, 
Blitz  und  Scepter  haltend,  mit  einem  Mantel  be- 
kleidet, nicht  selten  mit  Adler  zu  seinen  Füfsen ; 
nach  der  Art  der  Bekleidung  lassen  sich  zwei 
Gruppen  scheiden;  während  bei  der  einen  das 
Gewandstück  über  den  linken  Arm  und  Rücken 
ausgebreitet  ist,  zieht  es  sich  bei  der  anderen  50 
eng  zusammen,  wird  nur  von  der  Schulter  ge- 
tragen, und  fällt  von  hier  in  schmalem'.Streifen 
nach  hinten  hinab  {Overhccli,  Münzt.  2  nr.  37; 
erstes  Beispiel  für  I.  Conservator  Cohen,  Macrin 
80— 82;;99.  100  ohne  Beischrift).'  Der  _  eigen- 
tümliche Wurf  der  Gewandung  der  letzteren 
Gruppe  ist  in  der  griechischen  Kunst  nicht 
nachweisbar,  das  Fehlen  eines  griechischen 
Vorbildes  deutet  auf  spezifisch  römischen 
Charakter  {Overheck  S.  166).  In  einer  anderen  co 
Hinsicht  ist  die  Klasse  von  Münzen  mit  der 
Legende  lovi  Conservatori  dadurch  von  Inter- 
esse, dafs  nur  auf  ihnen  Abbildungen  zum 
Vorschein  kommen,  die  den  Gott  in  seinem 
Verhältnis  zum  Kaiser  zur  Darstellung  bringen 
und  so  den  luppiter  Conservator  als  die  Schutz- 
gottheit des  Kaisers  mcct'  s^oxrjv  bezeichnen. 
Stets  in  übermenschlicher  Gröfse  gedacht  und 


luppiter  den  [Kaiser   be- 
schirmend, Medaillon  des 
Hadrian   (nach     Fröhner 
S.  28). 


mit  der  gehobenen  oder  gesenkten  Linken  das 
Scepter  haltend,  breitet  er  entweder,  wie  das 
beigefügte  Bronzemedaillon  Hadrians  veran- 
schaulicht, mit  der  vorgestreckten  blitztragen- 
den Rechten  über  den  mit  der  Geste  eines 
Schutzflehenden  ihm  zur  Seite  stehenden  Kaiser 
schirmend  den  Mantel 
aus  {Cohen,  Hadrian 
t.  4  nr.  571.  Overhech, 
Münzt.  2  nr.  34.  Com- 
mod.  b.  Frühner  S.  113; 
vgl.  die  ähnliche  Stel- 
lung des  M.  Aurel  und 
L.  Veras  b.  Fröhner 
S.91f.  *S'iefe«so«S.484), 
oder  ist  im  Begriff, 
dem  jungen  Herrscher 
die  Krone  aufs  Haupt 
zu  setzen  {Cohen,  Ha- 
drian 283';  aureus  des 
Licinius  abg  .b.  Fröhner 
S.  274),  oder  er  über- 
reicht demselben  die  Erdkugel  (Medaillon  des 
Commodus  b.  Fröhner  S.  II83.  119, ;  vgl.  Cohen., 
Gallien  2^0.  Aurelian  107—111.  P/'O&ms  295  ff. 
Carin  73;  ohne  Umschrift  Aurelian  79.  Ca- 
rus  87.  Alex.  Sev.  231"),  auf  der  zuweilen 
Victoria  steht  {Cohen,  Diocletian  3.  59;  ohne 
Umschrift  Probus  164.  165.  Diocl.  133-135), 
oder  er  bewahrt  eine  ruhige  Haltung,  und  der 
Kaiser  streckt  ihm  die  Hand  entgegen  (Me- 
daillon des  Alexander  Severus  und  der  lulia 
Mamaea  bei  Fröhner  S.  174;  vgl.  Cohen, 
Claudius  II  97.  CÜber  die  Münzen  des  Com- 
modus mit  der  Legende  lovi  luveni,  die  den 
Kaiser  als  princeps  luventutis  im  luppiterkostüm 
aufweisen  vgl.  ob.  Sp.  667.)  Dies  sind  die  einzigen 
Typen ,  die  in  Kostüm  und  Attributen  oder 
in  der  zu  Grunde  liegenden  Idee  eine  gewisse 
Stetigkeit  bewahrt  haben;  im  übrigen  mufs  man 
durchaus  der  Ansicht  Overbecks  (a.  a.  0.  S.  230) 
beistimmen,  der  sich  über  die  Gestalten  des  lup- 
piter auf  römischen  Münzen  in  folgender  "Weise 
ausspricht:  ,,Sie  zeigen  mit  ganz  wenig  Aus- 
nahmen, zu  denen  z.  B.  der  luppiter  Stator 
gehört,  keinerlei  Beständigkeit  der  Darstel- 
lung; hier  sitzend,  dort  stehend,  in  wechseln- 
der Bekleidung,  hier  halb-,  dort  ganz  nackt, 
endlich  mit  wechselnden  Attributen.  Und  an- 
dererseits :  dieselbe,  gleich  komponierte,  gleich 
gekleidete,  mit  gleichen  Attributen  ausge- 
stattete luppitergestalt  ist  bald  so,  bald  so 
benannt,  folglich  sind  diese  Typen  kunstmytho- 
logisch bedeutungslos." 

Diejenigen  statuarischen Darstellimgen, deren 
Typus  auf  anderen  Erzeugnissen  der  griechi- 
schen .Kunst  nicht  wiederkehrt  und  die  infolge 
ihrer  "Übereinstimmung  mit  Abbildungen  römi- 
scher Münzen  als  eigentümlich  römische  Schöp- 
fung zu  betrachten  sind,  finden  sich  aufgezählt 
bei  Overbecli  S.  144fl'.  Gruppe  6  u.  7;  S.  147 f. 
Gruppe  9.  Am  meisten  in  die  Augen  fallend 
ist  die  Gleichartigkeit  in  der  Komposition  mit 
den  entsprechenden  Münztypen  bei  zwei  Mar- 
morstatuen (die  eine  im  Louvre  Abb.b.  Bouillon, 
Musee  des  antiques  vol.  3  Stat.  Taf.  1  nr.  3. 
Clarac,  Mus.  de  sculpt.  t.  311  nr.  681;'!  dazu 
vol.   3    S.  38  ff.    Overbcclc   S.    144  nr.  16),    die 


761 


luppiter  (in  der  Kunst) 


lutiirna 


762 


andere  im  Museum  von  Madrid,  Abb.  b.  Clarac 
a.  a.  0.  t.  410G  nr.  684E;  dazu  vol.  3  S.  308). 
Die  erstere  hat  trotz  starker  Beschädigungen 
(ergänzt  nach  Fröhner,  Notice  de  la  sculpt. 
ant.  S.  64:  Kopf,  linker  Arm  mit  einem  Teil 
des  Gewandes,  zwei  Finger  der  rechten  Hand 
und  ein  Stück  des  rechten  Armes,  die  beiden 
Enden  des  Blitzes,  der  linke  Fufs  mit  einem 
Stück  des  Beines,  der  Adler  bis  auf  ein 
Stück  des  linken  Flügels)  überraschende  Ähnlich-  lo 


20 


30 


40 


luppiterstatue  im  Louvre  (nach  Oeerbecl-,  Kunslmtjthol. 
i»[        Zeus  S.  144  Fig.  16). 

keitmitMünzbildern,  wie  sie  uns  aurei  des  Gale-  so 
rius  Maximianus  und  Diocletian  vor  Augen  füh- 
ren (abgeb.  b.  Overbeclc,  Münzt.  2 
nr.  33.  33  a);  diese  geben  zu- 
gleich Gelegenheit,  die  Statue 
in  richtiger  Weise  zu  ergänzen ; 
auf  der  linken  Schulter  auf- 
liegend zieht  sich  in  reichem 
Faltenwurf  der  rundgeschnit- 
tene Mantel  hinter  dem  nackten 
KörjDer  des  Gottes  bis  zur  rech-  60 
teil  Hand,  die  erhobene  Linke 
stützt  sich  auf  das  Scepter, 
rechts  seitwärts  sitzt  ein  Adler; 
die  Ergänzung  des  rechten 
Armes  der  Statue  wird  dahin  zu  ändern 
sein,  dafs  nach  dem  Beispiel  der  Münze  die 
rechte  Hand  mit  dem  Blitze  sich  etwas  erhebt: 
so  kommt  auch  erst  die  Gewandhaltung  auf  der 


Münze  des  Gale- 
rius  Maximianus 

(nach  Ocerbeck, 
Kunstmythol.  Zeus 
Münzt.  2  nr.  33). 


rechten  Seite  zur  vollen  Wirkung.  Die  Ma- 
drider Marmorstatne  entspricht  bis  ins  ein- 
zelnste einer  Bronze  de?  Antoninus  Pius  {Over- 
heck,  Münzt.  2  nr.  36.  Fröhner  S.  öO,;  aufser 
der  Abbildung  der  Statue  vgl.  noch"  die  Be- 
schreibung b.  Bübner,  Die  antiken  Bildwerke 
in  Madrid  S.  36  nr.  4  und  eine  ähnliche  Dar- 
stellung auf  einem  Carneol  b.  Lippert,  Dactyl. 
Suppl.  nr.  22.  Overheck,  Gemment.  2  nr.  8). 
War  es  bereits  bei  den  Münzbildern  nur  in 
wenigen  Fällen  möglich  für  die  verschiedenen 
Kulte  und  Beinamen  Inppiters  einen  einiger- 
mafsen  festen  Typus  nachzuweisen,  so  mufs 
man  bei  statuarischen  Darstellungen  von  einer 
Einreihung  der  einzelnen  Exemplare  in  inner- 
liche, im  Wesen  des  Gottes  begründete  Kate- 
gorieen  gänzlich  Abstand  nehmen;  und  ebenso 
wenig  lassen  sich  unter  solchen  Gesichts- 
punkten in  Gruppen  zusammenfassen  die  Dar- 
stellungen luppiters  auf  Reliefs  {Overheck 
S.  172  —  174.  180.  181.  Haug,  Viergöttersteine, 
Wef-tdeutsche  Ztscltr.  9(1890)  S.  17ff.,  10(1891) 
S.  9  ff.  125  ff.  296  ff.)  und  Wandgemälden  {Over- 
heck S.  192).  —  Zu  den  Abbildungen  des  jugend- 
lichen luppiters  mit  der  Ziege  vgl.  s.v.  Veiovis; 
zu  dem  keltischen  luppiter  mit  dem  Rade  s. 
Hettner,  ^VestdeutscJle  Zeitschr.  3  (ISSi)  S.  27ff. 
[Gaidos,  Ft.  de  myth.  Gaid.  I.  Le  Dieu  Gaulois 
du  soleil.  Paris  1886.  R.]    [Aust.] 

luppiter  AnxiU'US  [Axur]  s.  Anxurus  und 
vgl.   Bd.  2  Sp.  640. 

luppiter  Dolielicnus  s.  Dolichenus. 

luppiter  Elagabalus  s.  Elagabal. 

luppiter  HeHopoHtanus   s.  Heliopolitanus. 

luppiter  Sabazius,  Serapis  u.  s.  w.  s.  in 
dem  Verzeichnis  der  luppiterbeinameii  oben 
Bd.  2  Sp.  750  ff. 

lustitia,  römische  Personifikation  der  Ge- 
rechtigkeit, nahe  verwandt  der  Aequitas,  der 
Billigkeit,  und  ihr  ähnlich  dargestellt,  s. 
Aequitas.  Entsprechend  der  griechischen  Dike 
(Astraia)  verliefs  sie  zuletzt  von  den  Himm- 
lischen im  eisernen  Zeitalter  die  von  Ver- 
brechen erfüllte  Erde  {Ov.  Fast.  1,  249.    Met. 

1,  150.  Verg.  Georg.  2,  474)  und  glänzt  als 
Jungfrau  am  Himmel,  Hyg.  f.  130.    Poet.  Astr. 

2,  25.  [Einen  sacerdos  lustitiae  nennt  die 
Inschrift  bei  Orelli-Henzen  nr.  2164,  ein  Signum 
lustitiae  Augusftae  dedicatum  PlancoJ  et 
Silio  COS.  (766/13)  das  Cal.  Praen.  unter 
d.  8.  Januar;  vgl.  auch  Kaihel,  Epigr.  gr.  837 
und  Catal.  of  engrav.  gems  in  ihe  Brit. 
Mus.  nr.  1198.  Röscher.]  Vgl.  Dike  u.  Dikaio- 
syne.     [Stoll.] 

luturna  oder  in  der  älteren  Namensform 
Diuturna  [s.  die  Inschrift  eines  römischen  Weih- 
wasserbeckens C.  I.  L.  6,  3700:  Ti(berius)  Ti- 
(herius)  Iiüii  Stapliylus  et  Nymphius  p(ater) 
et  f(ilius)  d(e)  s(ua)  p(ecunia)  JDiuturn(ae)  und 
vgl.  Mommsen,  Eph.  epigr.  1,  36 f.,  der  darauf 
hinweist,  dafs  auch  bei  Cic.  Cluent.  101  und 
Florus  1,  28  die  beste  Überlieferung  Diuturnae 
giebt]  ist  der  Name  einer  altlatinischen  Quell- 
göttin, die  ursprünglich  am  Numicius  in  der 
Nähe  von  Lavinium  zu  Hause  ist  {Serv.  Aen. 
12,  139,  vgl.  Bormann,  Altlatin.  Chorogr.  S.  58, 
Desjardins,  Essai  sur  la  topographie  du  Latium 


p.  72  ff.).   In  ähnlicher  Weise,  wie  es  bei  Egeria 


763                        luturna  luventas                        764 

(s.  d.)  der  Fall  gewesen  ist,  ist  dann  Name  erzählt,  wie  die  sjn-öde  Nymphe  vor  den  Be- 
und  Verehrung  dieser  Gottheit  nach  Rom  über-  Werbungen  des  Gottes  in  ihr  feuchtes  Element 
tragen  worden  {Klausen,  Aeneas  u.  d.  Penaten  flieht,  bis  luppiter  alle  übrigen  Nymphen  La- 
S.  707 ff.),  wo  ein  auf  dem  unteren  Forum  in  tiums  bittet,  ihm  zu  helfen  und  die  Flüchtige 
der  Nähe  des  Vestatempels  gelegner  Quell,  an  aufzuhalten.  Eine  andere  Version,  von  der 
den  die  Sage  die  Epiphanie  der  Dioskuren  wir  nur  durch  Arnobius  (3,  29)  Kunde  haben, 
nach  der  Schlacht  am  See  Regillus  verlegte,  machte  sie  zur  Tochter  des  Volturnus,  Gemah- 
den  Namen  lacus  luturnae  führte  (Jordan,  lin  des  lanus  (s.  d.)  und  Mutter  des  Fontus. 
Topogr.  1,  2  S.  370;  Gilbert,  Gesch.  u.  Topogr.  Einen  tieferen  mythologischen  Gehalt  darf  man 
d.  Stadt  Born  1 ,  363  f.).  Einen  öffentlichen  lo  in  diesen  willkürlichen  Kombinationen  nicht 
Kult  scheint  die  Göttin  jedoch  erst  am  Aus-  suchen;  Natur  und  Wesenheit  der  Göttin  sind 
gange  des  ersten  punischen  Krieges  erhalten  von  Varro  im  14.  Buche  der  antlqu.  rer.  divin. 
zu  haben,  wo  ihr  Q.  Lutatius  Catulus  einen  {hei Serv.  Aen.  12,  139)  richtig  bezeichnet  wor- 
Tempel  gelobte  und  im  Marsfelde  in  der  Nähe  den  mit  den  Worten:  'luturna  inter  proprios 
der  Saepta,  dort  wo  später  der  Endpunkt  der  deos  nymphasque  ponitur.''  [Wissowa.] 
Aqua  Virgo  war,  erbaute  {Serv.  Aen.  12,  139.  luvantesJ  Epliem.  epigr.  2  S.  440  nr.  965 
Ovid.  fast.  1,  463f.).  Über  die  Lage  des  Tem-  (Berichtigung  der  Lesung  von  C.  I.  L.  3, 
pels  s.  Becker,  Topogr.  S.  630,  Gilbert  a.  a.  0.  5118;  Atrans  in  Noricum)  luvantib(us)  \  Be- 
3,  163;  über  das  mutmafsliche  Jahr  der  Grün-  gfalius)  \  Begalis  \  lulia  \  AquiUn{a)  j  ex  vot(o). 
düng  E.  Aust,  de  aedibus  saeris  populi  Bomani  20  [R.  Peter.] 
inde  a  primis  liberae  reipuhlicae  temporibus  luventas ,  jünger  luventus,  die  Göttin  der 
usque  ad  Augusti  imperatoris  aetatem  Bomae  Jugend,  hat  schon  von  alters  her  in  Rom  Ver- 
conditis,  Marpiirgi  1889  p.  17,  der  auch  p.  29  ehrung  genossen.  Eine  Kapelle  derselben  be- 
die  von  Mommsen ,  Eph.  epngr.  1,  36  u.  a.  ver-  fand  sich  eingeschlossen  in  den  capitolinischen 
tretene  Ansicht,  dafs  dieser  Tempel  mit  der  Tempel  in  der  Cella  der  Minerva  {Dion.  Hai. 
aedes  Nympharum  in  campo  identisch  gewesen  3,  69.  Plin.  n.  h.  35,  108;  vgl.  Jordan,  Topogr. 
sei,  mit  Recht  zurückweist;  der  Tempel  er-  1 ,  2  S.  11.  91),  und  man  erklärte  das  damit, 
fuhr  wahrscheinlich  durch  Augustus  nach  dem  dafs  bei  der  Erbauung  dieses  Tempels  luventas 
Jahre  2  v.  Chr.  eine  Restauration  (vgl.  Aust  ebensowenig  wie  der  Gott  Terminus  geneigt 
a.  a.  0.  p.  45),  und  auf  diese  Neueinweihung  30  gewesen  sei  ihren  Platz  zu  räumen  und  darum 
bezieht  sich  das  von  Ovid  a.  a.  0.  erwähnte,  in  das  neue  Heiligtum  habe  aufgenommen 
alljährlich  am  11.  Jan.  gefeierte  Stiftungsfest,  werden  müssen  {Dion.  Hai.  3,  69.  Liv.  5,  54, 
die  luturnalia.  Dieser  Tag  wurde  nament-  7.  Flor.  1,  1.  Augustin.  c.  d.  4,  23).  Man 
lieh  von  allen  denjenigen  Handwerkern  festlich  darf  jedoch  daraus  nicht  schliefsen,  dafs  Kult 
begangen,  die  zu  der  Ausübung  ihres  Berufes  und  Heiligtum  der  luventas  älter  gewesen 
des  Quellwassers  benötigten ((S'e/w.  J.en.  12, 139),  seien  als  der  capitolinische  Tempel,  weil  die 
während  bei  einer  andern  Gelegenheit  im  Kulte  älteste  Form  dieser  Erzählung  (z.  B.  Liv.  1, 
derselben  Göttin  eine  andere  segensreiche  Kraft  55,  3;  die  übrigen  Stellen  siehe  bei  Schwegler, 
des  Wassers  gefeiert  wurde:  am  23.  August  Böm.  Gesch.  1,  771,  2)  nur  des  Terminus  ge- 
nämlich, dem  Tage  der  Volcanalia,  fand,  wie  40  denkt,  während  luventas  (und  bei  Augustin 
uns  der  Kalender  der  Arvalbrüder  lehrt,  in  auch  Mars)  erst  später  hinzugefügt  wurde,  um 
Rom  ein  feierliches  Opfer  bei  den  Tempeln  der  daran  geknüpften  Weissagung  der  römi- 
aller  derjenigen  Gottheiten  statt,  deren  Schutz  sehen  Gröfse  willen  (ort  rJjg  'Po^iicciav  nöXsag 
man  gegen  Feuersgefahr  anflehte,  und  hier  ovts  tovg  oQovg  iisia-AivriGSL  KcctQog  ov&slg 
fanden  hinter  Volcanus,  dem  Gotte  des  feu-  ovts  rrjv  d)i(ir}v  fiszaßaXsL  Dion.  Hai.  3,  69, 
rigenElementes,  sofort  luturna  und  die  Nymphen  vgl.  August,  c.  d.  4,  29).  Aber  Schivegler  a. 
ihre  Stelle  {Jordan,  Ephem.  epigr.  1,  229  ff.).  a.  0.  1,  794  geht  zu  weit,  wenn  er  jede  ein- 
Auch  eine  besondere  Heilkraft  schrieb  man  heimische  Verehrung  der  luventas  vor  der 
dem  Wasser  jener  Quelle  zu  und  leitete  den  Einführung  des  griechischen  Kultes  (_s.  unten) 
Namen  der  Göttin  von  iuvare  ab,  'quae  labo-  50  ganz  leugnet;  es  gab  eine  von  der  Überliefe- 
rantes  iuvare  consuevif  {Serv.  Aen.  12 ,  139.  rung  auf  Servius  TuUius  zurückgeführte  Be- 
Varro  de  l.l.  5,  71).  Die  Dichter  der  auguste-  Stimmung,  wonach  für  jeden  Jüngling,  der  die 
ischen  Zeit  haben  die  Göttin  auf  verschiedene  Toga  virilis  anlegte,  eme  Münze  in  die  Kasse 
Weise  in  das  von  ihnen  entworfene  Bild  ita-  der  luventas  entrichtet  werden  mufste,  ebenso 
lischer  Götter-  und  Heldensage  einzufügen  ge-  wie  für  die  Geborenen  an  die  der  luno  Lucina 
sucht.  Bei  Vergil  {Aen.  12,  134ff.  222 ff.  446 ff".  und  für  die  Gestorbenen  an  die  der  Libitina 
843  ff.)  ist  sie  Tochter  des  Daunus  und  Schwester  {Biso  bei  Dion.  Hai.  4,  15).  An  dem  hohen 
des  Rutulerfürsten  Turnus  (hierfür  gab  wohl  Alter  dieses  Brauches  (vgl.  über  denselben  auch 
die  Namensähnlichkeit  den  Anhalt),  dem  sie,  A.  Bofsbach,  Unters,  über  d.  röm.  Ehe  S.  374f ) 
von  Inno  angestachelt,  in  seinem  Kampfe  gegen  60  zu  zweifeln  haben  wir  um  so  weniger  Veran- 
Aeneas  aufs  eifrigste  beisteht;  sie  heifst  dort  lassung,  als  sich  im  Kult  der  griechischen  Hebe 
'  dea  quae  stagnis  fliiminibusque  sonoris  prae-  oder  verwandter  Gottheiten  keinerlei  Ana- 
sidef  und  ist  Geliebte  des  luppiter  gewesen,  logieen  finden,  die  uns  berechtigten  die  Bin- 
der sie  dafür  mit  der  Unsterblichkeit  und  der  richtung  für  eine  hellenisiereode  zu  halten. 
Herrschaft  über  die  Quellen  und  Flüsse  Latiums  Es  geht  aus  derselben  hervor,  dafs  luventas 
belohnt  hat.  Ovid  {fast.  2,  583  ff.)  hat  die  die  Schutzgöttin  der  heranreifenden  männ- 
Sage  von  luppiters  Liebe  zu  luturna  aufge-  liehen  Jugend  war,  die  'dea  novorum  togato- 
nommen  und   weiter  ausgesponuen,   indem  er  rum\  viie  Teitullian  {ad  nat.  2,  11,  vg\.  August. 


765  luventas  Ixion  766 

c.  d.  4,  11)   sie  nennt,  und  wir  verstehen  es,  gelten  jedoch  wohl  der  alten  Schutzgottheit  der 

wenn  das  Festverzeichnis  von  Curuae  (C.  /.  L.  mannbar  werdenden  Jugend  {Yg\.aMch.  Augustin. 

10,  8375)  zum  18.  Oktober,  dem  Tage  an  wel-  c.  d.  G,  1),    besonders   auch  dann,    wenn  mit 

chem  Augustus  die  Toga  virilis  anlegte,  eine  Beziehung   auf  das  kaiserliche  Haus  von  der 

' suppUcatio  Spei  et  Iuve{ntatiy  verzeichnet.  Ob  luventus  Augusta  die  Rede  ist  (C  I.  L.  2,  1935, 

das  Opfer,  welches  die  mannbar  gewordenen  auch  auf  Münzen  des  Claudius  Gothicus,  Cohen 
Jünglinge  am  Tage  ihrer  Mündigsprechung  auf  5  nr.  107.  108);  in  Vieuna  begegnet  uns  sogar 
dem   Capitole  tlarbrachten   (der  Ausdruck   'm       ein  eigner  flamen  luventutis  {CLL.  12,  1783. 

Capitolium  ire'  u.  ähnl.  wird  häufig  geradezu  1869.  1870.  1902.  1903.  1906.  2238.  2245). 
für    Hogam   virilem   sumere'    gebraucht:     Val.  lo  Dargestellt  findet  sich  die  Göttin  auf  Bronze- 

Max.    5,   4,  4.     Suet.   Claud.   2.     Petron.   88;  münzen  Marc  Aureis   {Cohen  2   nr.  561 — 563) 

vgl.  auch  Rofahach  a.  a.  0.  S.  408),  der  luventas  als    langbekleidete    Frau ,    die    in    der    linken 

galt,  läfst  sich  nicht  mit  Sicherheit  ausmachen.  Hand  eine  Schale  hält  und  mit  der  Rechten 

Marqiiardt  {Rom.  Staaisverw.  3,  363,  1.   Frivat-  Räucherwerk  auf  ein  an  ihrer  Seite  stehendes 

leben   der   Römer   S.  124,  4)    denkt   aus    dem  turibulum  streut.    Über  den  luppiter  luventus 

Grunde,  weil  die  Anlegung  der  Toga   virilis  der  Inschriften  C.  I.  L.  9,  5574  und  11,  3245 

in   der  Regel   am   Feste   der  Liberalia  statt-  s.  d.  Art.  luppiter  Sp.  667.     [Wissowa.] 
fand,    an  den  Altar  des  Liber  auf    dem   Ca-  Ivaos   (oder   Ivavus)    heifst    ein    gallischer 

pitol  (vgl.  Mommsen,  C.  L  L.  1  p.  388),  Gott,  dem  eine  in  Evaux  (Creuse)  gefundene 
Jordan    {Topogr.    1,    2    S.   39    Anm.  38)    mit  20  Bronzeschüssel    geweiht    ist:    Vimpuro    L'irmi 

gröfserer  Wahrscheinlichkeit  an  luppiter  Opti-  lib(ertus)  Ivau  v(otum)  s(olvit)  l(ibens)  m(erito). 

mus  Maximus,    worauf  die  Worte  des  Servius  Die  Endung  -u  erscheint  auch  sonst  auf  gallo- 

Ecl.  4,  50  {'sane   lovem  merito  puerorum  dt-  römischen   Inschriften  (vgl.   die  Votivinschrift 

cunt  incrementa  curare,  quia  cum  pueri  iogam  an  Taranos  C.  I.  L.   12   p.   820.    Revue  cclti- 

virilem  sumpserint,  ad  Capitolium  eunt')  direkt  que  7  p.  450.).     Lvaos   scheint  der  Schutzgott 

hinweisen.     Wohl  aber  wissen  wir,   dafs   der  der  Quellen   von  Evaux  zu  sein,    Bull,  epigr. 

luventas  alle  Jahre  Opfer  {sacra  anniversaria)  1  p.  40  (pl.  IV)  und  3  p.  265.    Revue  celtiquc 

für  das  W^ohl  der  heranwachsenden  Jünglinge  6   p.   118.   260.    Merimee,  De  antiq.   aquarum 

gebracht  wurden  {Paul.  p.  104),  die  nach  Cicero  religionibus  (Paris  1886)  p.  69.     [M.  Ihm.] 
{ad  Ait.  1,   18,  3)    am  Jahresanfang   stattge-  30      Iravus  s.  Ivaos. 

funden  zu  haben  scheinen;    diese   Opfer  sind  Ivn  (ini),  unsichere  Abkürzung  eines  etruski- 

in  der   älteren  Zeit  jedenfalls  bei  der  capito-  sehen  Götternamens  im  Genetiv  auf  der  Bronze- 

linischen  Kapelle  begangen  worden.    Seit  der  leber    von    Piacenza,    Reg.   8.     An  Inno    (etr. 

Zeit  des  zweiten  punischen  Krieges  erfuhr  aber  uni)  ist  nicht  zu  denken;   ich  vermute   Ivnfslj 

der  gesamte  Kult  der  luventas  eine  Umgestal-  Ivsl  Reg.  11  \  d.  i.  Lynsae  (s.  d.):  vgl.  Deecke, 

tung  durch  Aufnahme  griechischer  Elemente.  Etr.  Fo.  4,  52.     [Deecke.] 
Im  Jahre  218  wurde   auf  Anordnung   der  De-  Ixalos?  ("/Iß^og?),  wofür  Forchhammer  und 

cemviri   s.   f.   der  luventas    ein  Lectisternium  0.  Jahn    ITAAOZ    (Italos)    lesen    wollen,    auf 

bereitet  und  zugleich  beim  Tempel  des  Her-  einer  die  Thaten  des  Herakles  behandelnden, 
cules  eine  Supplicatio  abgehalten  {Liv.  21,62,  40  der  Tabula  Iliaca  ähnlichen  Tafel:   C.  I.  Gr. 

9);  hier  zeigt  schon  die  Verbindung  mit  Her-  5984  A.     Vgl.  Hesijch.  s.  v.  ii,ccXov,   C.  I.  Gr. 

cules,  dafs  wir  es  mit  der  griechischen  Hebe  3  p.  811  u.  d.  Artikel  Italos.  [Röscher.] 

zu   thun    haben.     Dieser    griechischen   Göttin  Ixion,     -onis     (l^tcov ,   -ovog).      Wichtigste 

galt  auch   der  Tempel   der  luventas,   den  M.  Stellen:    1)  Pindar  Pyth.  2,   21 — 89.    —   Vgl. 

Livius   Salinator    im  J.   207    in    der  Schlacht  das  Schol.  dazu  p.  316  Boeckh:  Tov  'l^iova  oC 

bei  Sena  gelobte  und  während  seiner  Censur  ftfv    'Avzi'ovog    ytvsaloyovatv,    mg   AiaxvXog, 

204  im  Circusthale  zu  bauen  begann;  die  Ein-  ^£QSv.v8rig   8s   nsiaicovog,    k'vLOi    dl  "jQSog, 

weihung   desselben  erfolgte   im  J.    191    durch  ol  de  ^Isyva  -utI. 

C.  Licinius  Lucullus  {Liv.  36,  36,  5);  nachher  2)  a:  Aeschyl.  Eum.  440  aaiivog  nQoaUtaQ 

ist  der  Tempel  im  J.  16  v.  Chr.  niedergebrannt  50  sv  xQÖnoig'liCovog.  —  b:  Eum.llS.  —  c:  Ixion, 

{Cass.  Dio   54,  19)  und  von  Augustus  wieder'-  NaucTc,  frgm.  tr.  gr.  p.  22. 
hergestellt    worden    {Mon.    Anc.    4,    8;    vgl.  3)   Soph.  Phil.  679  ff. 

Mommsen,  Res  gestae  D.  Aug.-  p.  82,  der  mit  4)    a:  Eurip.  Ixion  frg.   4:    ^Xsyvov   vis 

Recht  Prellers  irrige  Annahme  eines  Tempels  Ssanoz'  'l^i'cov.  —  b:  Schol.  Eur.  Phoen.  1185: 

der  luventas  auf  dem  Palatin  abweist;  erwähnt  oQytod-slg  äs  0  Zsvg  vTconzsQcp  {msQÖsv'xi  Find.) 

wird   das  Heiligtum   auch   von  Plin.  n.  h.  29,  ''^QOX'p  {^arä  S^o^äda  avtvya  Soph.)  xbv  'l^iovcc 

57;  vgl.  Recker,  Topogr.  S.  473;  Gilbert,  Gesch.  Sriaag  dcprjKS   xm   olsql   cpsQsad-Ki,  [laari^öusvov 

u.  Topogr.  d.  Stadt  Rom  3,    93).      Seit   dieser  xat  Xsyovxa'   XQV  ^i^t^^^  xovg  svsQysxag-   ot  ds 

Zeit  denken  die  römischen  Schriftsteller,  wenn  oxi  sxaQxccQcocsv  avxov,  ot  ös  oxl  xori  nvQivog 
sie    von    luventas    reden,    gemeinhin    an    die  go  rjv  xQOxög  cpaoiv. 

griechische   Hebe    {Cic.   de  nat.   deor.    1,    112.  5)    Apollon.  Rhod.  Arg.  3,  62.    Schol.  (vgl. 

Hör.  c.  1,   30,    7.     Ocid  ex   Ponto  1,   10,  12;  Tzetz.  Chil.  9,  273):  Msyvov  viog'l^icov,  ag -acd 

vgl.  auch  Ovid  fast.  6,  65ff. ,  wo  der  Dichter  EvQiniärjg'  ^Isyvov  vis  ösanoz'  'l^iav.    ^sqs- 

von  'Herculis  uxor''  spricht,  während  Ausonius  tivdrig  8s  Ai'xavog.    qpTjffl  8s,  mg  yKynfiaag  dtav 

5,  3,  12  Seh.,    der    diese    Stelle    wiedergiebt,  xriv  'Hiovscog   ^vyaxsQu   noXlcc   vnsoxszo  8ä- 

dafür  schlechthin  luventa  einsetzt).    Die  nicht  csiv   8äqci.     sl&övxog  8s   snl  xavxa  xoti  'Hio- 

zahlreichen  Weihinschriften   an  luventus    aus  vscog   ßsgs&QOv  Ttoiiqöag  %at  Tivgce-axäeag ,   gke- 

der  Kaiserzeit  (C.  /.  L.  2,  45.    5,  4088.  4244)  nä^si    avzo   Xsnxoig    ^ijXoig   y.al    kovbi    ?.S7txfj. 


767                         Ixion  Ixion                         768 

ifinsadov   Ss  o  'Hiov8v$  anöUvtccL.     Xvaacc  ds  tens  nach  üy^/m,  endlich  auch  Ares.  Seine  Mutter 

TW  'l^iovL  hsnsas  öici  tovto  nai  ovSslg  avzov  hiefs  Perimela  {Diodor).    Ixion  selbst  erscheint 

r'i&hlsv    ayvLGccL    ovts    Q'swv     ovxs    avQ^Qäncav.  als  König  der  Lapithen  in  Gyrton,  gilt  als  Vater 

Ttqäxog     yaQ    ificpvliov    avÖQc:    dns-nreivsv,  des  Peirithoos,   der  auch  ein   Sohn  des  Zeus 

(vgl.  Find.  a.  a.  0.).    sXsrißag  öe  avzov  6  Zsvg  genannt    wird,    und    als    erster    Verwandten- 

ayvi^si  Kai  Kyvia&us   riQÜG&r]   rfig  "Hqag.  mörder,  indem  er  den  Vater  seiner  Braut  Dia, 

b  Ss  Zsvg  vscpslriv  6fioic6cc:g'''HQa  {ßovXofiEvog  der     gewöhnlich     Deioneus     (der     Feindliche, 

do-HLndaat  siys  öilrjQ-sg  icti  Schol  Eur.  Phoen.  Kriegerische    Preller,   Gr.   Myth.  2',  12)    oder 

1192,  wo  übrigens  Hera  selbst  das  Bild  macht,  Eioneus    (nr.   5),    bei  Diodor  Hesioneus    (was 

wie    auch    Schol.    Od.    21,    303)    naga^oifii^tL  lo  offenbar  dasselbe  ist),  auch  Oioneus   genannt 

avzä    zccl    vGttQOV    noir'ictxg    „T£TQ(iv.vri^ov  wird  (nr.  8),  hinterlistig  umbringt.    Allgemein 

TQOxov''{SBa^6v,Pind.a.a.O.)Kccl6£afiEvaag  wird    die    Gröfse    seines  Verbrechens    hervor- 

avTov  TificoQstzai.  gehoben,  welches  so  grofs  erscheint,  dafs  kein 

6)  Diodor  4,  69.  Mensch  und  kein  Gott  ihn  davon  reinigen  will. 

7)  Hycjin.  f.  14.    f.  62.  Nur  Zeus  erbarmt  sich  seiner,    als   er  wahu- 

8)  Lucian.  d.  d  6  p.  216— 219  Post  Hemster.-  sinnig  geworden  um  Schutz  fleht,  nicht  ohne 
Jmysium  et  Eeitsium  cum  var.  lect.,  Schol.  Widerspruch  (^esc%?os  oben  nr.  2  a  u.  b.  Luc. 
graec,  adnot.  et  ind.  edidit  I.  Th.  Lehmann  d.  d.  6),  als  Zeus  iKsaiog,  der  sich  der  Schutz- 
1822.  Schol:  'l^icov  AuniQ-rig  zb  yivog  av  flehenden  annimmt.  Ja  er  nimmt  ihn  sogar 
riyäysro  J lav  rr^v  Olovswg.  xov  8s  tiev&sqov  2ü  zum  Tischgenossen,  und  verleiht  ihm  Unsterb- 
avtov  sl&6vza  inl  zcc  hSva  6vv£6v.sväoaTO.  lichkeit  (8).  Aber  der  Undankbare  kann  sein 
OQvy^cc  yciQ  Tionqaccg  kccI  yefiiaag  nvQog  sv&a  Glück  nicht  ertragen,  er  erhebt  seine  Augen 
oiVTOv  sväßalEV  s(p'  cp  oi  dsol  dyavK-nzriauvTEg  zur  Gattin  seines  Wohlthäters,  so  sehr  hat 
e'iisIXov  avxhv  xnicoQsiv  b  ds  Ztvg  fiövog  ihn  der  Nektar  berauscht  (Lwctaw).  Doch 
riliriOEv  ccvzöv  v.ai  Xaßav  Idita  leqü  (oder  dieser  neue  Wahnsinn  stürzt  ihn  ins  Verderben. 
iQ-Qä,  die  Stelle  scheint  verderbt)'  dcprJKS  (isxa-  Um  den  Frevelmütigen,  der  nach  des  höchsten 
Sidovg  rr,g  dO-avaciccg  {Schol.  Od.  21,  304:  Gottes  Bette  trachtet,  auf  die  Probe  zu  stellen, 
ysvaccfisvov  ydq  avxbv  xrjg  d^ßgoamg  ovy.  rjv  schafi't  Zeus  (oder  Hera  selbst)  ein  der  Hera 
avxbv  dno&avSLv).  Ovxog  ds  ccy.6laGxog  av  ähnliches  Wolkengebilde  {NscpsXr})  und  legt 
TJQÜa&ri  "Hgag,  rj  dvi^yysds  xä  Ja-  6  dh  doKi^  30  es  dem  Unverbesserlichen  {dyiölaaxog,  nr.  8) 
HÜtcov  avzbv  dnsiKaas  vscp'sXrjv  xfj  "'Hqu,  ^  bei.  Aus  dieser  Vereinigung  entspringt  Ken- 
liiyvvxccL  'l^icov,  nal  notst  nccida  xu  ^sv  dv^qd-  tauros  (8.  9),  ein  wilder,  wunderseltsamer  Mann 
nov  f'xovztx,  XU  ds  irntov  {KsvxuvQog  s.  d.  (9  a),  ein  übermütiger  Sprofs„ohne  Chariten" 
nächste  Nummer)  dcp'  ov  'innoKsvxavQoi.  (1  a)  (nach  Diodor  [9  b]  nicht  blofs  einer, 
'O  ds  Zsvg  oQyLa&elg  —  svsQysxccg,  fast  wört-  sondern  die  Kentauren,  und  zwar  in  Menschen- 
lich  =  oben  4  b.  gestalt).      Von    diesem    sodann    stammen    aus 

9)  a:  Pind.  Pyth.  2,  42—44.  Schol.  p.  317:  seinem  Verkehr  mit  den  magnetischen  Stuten 
äyQi.6g  xLg  ncxl  xSQatcödrjg  ccvrjQ  ov  KsvzavQOv  auf  dem  Pelion  die  Hippokentauren,^  halb 
(avö^LciGav.  —  b:  Diodor  4,  69:  xbv  8s  'l^iova  Menschen,  halb  Pferde  {diKpoxsQOtg  bfioioi 
xfj  vscpslr]  iiiysvTcc  ysvvfjGai  xovg  ovo^ia^o^svovg  40  xo'ksvgi,  xcc  (laxQoQ^sv  fitv  ■adzco,  xa  8  vtisq&s 
KsvxavQovg  dv&Qconotpv s tg.  4,  70:  xivsg  6h  naxQog  1  a.  8,  wo  schon  dem  Vater  die  Misch- 
Xsyovoi  xovg  sk  NscpsXrjg  kkI  'l^Covog  ysvvrj-  gestalt  beigelegt  wird,  9b).  Die  Sage,  dafs 
9-svxag  KsvxavQOvg  nqcöxovg  innsvsiv  STZixeiQi]-  Ixion  und  Pegasos  in  einer  Nacht  einer  Sklavin 
Gtxvxag  'inno-AsvxavQovg  covondG&at,  kul  stg  beigewohnt  haben,  und  hieraus  Kentauros  ent- 
TtXdGfia  (iv&ov  ■naxaxccx&fivcci  mg  8iq)vsig  bvxag.  standen  sei  (9  c),  verdient  als  späte  Erfindung 
—   c:    Schol.   Venet.   ad  II.    1,  266:    xivsg    8s  keine  weitere  Beachtung. 

8ovXi8l  'I^lovk   [iiyfjvai,   dyict.   8s  -aal  UrjyaGov  Die  Strafe  des  Ixion  besteht  darin,  dafs  er 

xbv   nzsQcoxbv  -nccxd   xrjv   ccvxrjv   vvv.xa-   s^   av  auf  Zeus'  Befehl  von  Hermes  {Hygin  fab.  62) 

ysvsG&ai    KsvxavQOV,    d(p'     ov    noXv    nXfi&og  auf    ein    geflügeltes    feuriges    Rad    mit    vier 
yCvsxoci.                                                                          50  Speichen,  das  sich  unaufhörlich  dreht  (d^Ofiag), 

10)  Schol.  Pind.  Pyth.  2  p.  316:  nal  ttjv  mit  Schlangen  {Vergil  s.  u.)  gefesselt  und 
inl  xov  xQoxov  ■nbXaGiv  ccvxcp  TtDCQsyASxsiQriv.ci-  unter  Geifselhieben  und  dem  Ausrufe:  „Wohl- 
Giv  vnb  ydg  8ivrjg  Kai  ^vsXXrjg  avzbv  stag-  thäter  soll  man  ehren",  durch  die  Lüfte 
naG&svxa  (p^aorjvaL  cpccaiv.  dahingerollt  wird  (tcö  dsQi  nr.  4b.  8,  fisxsaqog, 

11)  Philostr.  Vit.  Ap.  Tyan.  6,  40:  dXX'  xqoxco  sUaciisvog  [?]  11).  Doppelt  schwer  er- 
sv.sivog  iisv  xgoxo)  sUaGfisvog  [siXiy^svog?  syyisC-  scheint  die  Strafe  für  Ixion,  sofern  er  unsterblich 
jxfvog?R.]  8i'  ovQavov  nvd^nxExai,.  7,  12: '/^icor  ist.  Nüchtern  rationalistisch  wird  vom  Schol. 
[iszEagog  inl  xqoxov.  zu  Pind.  Pyth.  2    (nr.  10)   diese  Strafe  in  Ab- 

Die  Sage  vom  Ixion  ist  jünger  als  Homer  rede  gestellt  und  erzählt,  Ixion  sei  von  einem 
und    Hesiod,    und    schwankt    hinsichtlich    der  co  Wirbelsturm    entrafft    worden    und    so    unige- 

Genealogie   und    des    Orts    seiner    Bestrafung,  kommen.    Darin,  dafs  Ixion  seine  Strafe  nicht 

während  über  seinen  Charakter  und  seine  Frevel  in   der  Unterwelt,   sondern  in  der  Luft  büfst 

Übereinstimmung  herrscht.    Sechs  Namen  wer-  {navzä   KvXLv8b(isvog  Pind.)   sind   alle  ältei'en 

den  genannt  von  Königen  und  Göttern,  deren  und  manche  späte  Nachrichten  (z.B.  ob.  nr.  11) 

Sohn    er  sein   soll,   am  häufigsten  Phlegyas  einig    (auch  Odysseus    erwähnt  ihn  nicht   bei 

(Ib;  4  a;  5),  den  jedoch /S^ra&o  seinen  Bruder  seinem   Besuch    in  der   Unterwelt);    erst    spät 

n('nnt(p.  442),  daneben  Alton  oder  Peision,  beide  wird  derselbe  in  den  Tartaros  versetzt,  zuerst 

nach  Pherel-ydcs,  Antion  nach  Aeschylos,  Leon-  von  Apollonios  Rhodios  2,  62,  dessen  Scholion 


769 


Ixion 


Ixion 


770 


(nr.  5)  übrigens  den  Ort  im  Ungewissen  läfst, 
dann  von  TibuU  1,  3,  73.  Vergil.  Georg.  3,  38. 
Aen.  6,  601.  Serv.  z.  beid.  St.  Ov.  Met.  4,  460. 
Eine  besonders  raffinierte  Auffassung  spricht 
aus  Stellen  wie  Verg.  Georg.  4,  484.  Sen. 
Apocoloc.  p.  361,  woraus  geschlossen  wurde, 
dafs  die  Strafe  zeitweilige  Unterbrechung  er- 
litt, ,,ut  animum  reficeret  Ixion"  {Staveren  zu 
Hygin.  f.  62).  Wenn  aber  einige  das  Rad  des 
Ixion  unter  die  Sterne  versetzen,  so  beruht 
dies  offenbar  auf  Mifsverständnis  der  Stellen 
des  PhiJostrat  und  Unkenntnis  der  ursprüng- 
lichen Fassung  der  Sage.  Nach  Strabo  439 
verdrängte  Ixion  und  sein  Sohn  Peirithoos  die 
Perrhäber  und  nahm  ihre  Stadt  Gyrton  in  Be- 
sitz,   ebenso  verjagte   er   die   Kentauren  vom 


von  der  Wurzel  U-  {iKficcg  Feuchtigkeit).  Die 
meisten  neueren  Erklärer  fassen  den  Ixion  auf 
dem  Rad  als  Symbol  der  Sonne,  so  schon 
Panofha,  Zufluchtsgottheiten,  S.  286  der  Ab- 
handlungen der  Berl.  Akad.  1853.  A.  Kuhn, 
Ztschr.  f.  vergl.  Spr.  1,  535;  Herabholung  des 
Feuers  48  ff.  69.  95  ff.  Gaidoz,  Et.  de  rmjthol. 
Gauloisel.  Paris  1886  S.  48.  Preller,  Gr.  Myth. 
2^,  13:  „Ursprünglich  bedeutete  dieser  aufs  be- 
10  flügelte  Rad  geflochtene  und  in  ewigem  Wirbel 
durch  die  Luft  getriebene  Ixion  vielleicht  nur 
das  Rad  der  Sonne,  welches  von  Indien  bis 
Deutschland  den  Sagen  und  Gebräuchen  der 
Völker  bekannt  ist,  in  welchem  Falle  erst 
dieses  mifsverstandene  Bild  der  Vorzeit  zu  dem 
Glauben  an  Frevel  und  Bufse   geführt  hätte  " 


Ixion  auf  dem  Kade,  daneben  2  weibl.  Flügelgestalten,  unten  Hermes,  Erinys,  Hephaistos,  Vasenbild  in  Berlin 
nr.  3023  (nach  Baumeister,  Denkm.  d.  klass.  Altert.  S.  767  Fig.  821  =  Annali  d.  Inst.  1873  Taf.  IK). 


Pelion  und    trieb    sie    ins  Land    der  Aithiker  5o 
{Honi.  IL  2,  738),  die  Ebenen  aber  übergab  er 
den  Lapithen. 

Die  Erklärung  des  Namens  Ixion  und  seiner 
Väter  hängt  aufs  engste  mit  der  der  Sage  zu- 
sammen. Das  Et.  M.  leitet  den  Namen  nach 
der  Erzählung  bei  Pindar  her  von  l'yico,  vom 
Nahen  zum  Bette  der  Hera,  eine  offenbar  viel 
zu  einseitige  Auffassung;  Welcher,  Aescliyl. 
Tril.  S.  549  von  iv-a  —  iy.sxt\s  der  Schutzflehende 
{Aescli.  Eum.  440,  oben  2  a),  worauf  auch  der  60 
Name  seines  Vaters  Antion  (von  dvtidw  bitten) 
undPeision  {nsi&co  durch  Bitten  bewegen)  hin- 
weise. Allein  der  Charakter  Ixions  ist  zu  vor- 
herrschend der  des  dyioXaatog,  des  unbezähm- 
bar Trotzigen,  als  dafs  ihm  von  seinem  Schutz- 
flehen der  Name  hätte  beigelegt  werden  können. 
Pott,  Zeitschr.  f.  vgl.  Spr.  7,  86  und  Curtius, 
Gr.   Etymol.^   S.    132   leiten    den    Namen   her 

Röscher,  Lexikon  d.  gr.  u.  röm.  Mytliol.   II. 


„Phocbi  rata"  Stat.  Silv.  5,  1,  17  {Grimm,  D. 
Myth.  578).  Breal,  le  mythe  d'Oedipe  p.  10 
führt  Ixion  auf  ein  vorausgesetztes  Akshivan  zu- 
rück, das  Wagenmann,  Radmann,  d.  i.  Sonnen- 
gott bedeuten  würde  (Klügmann,  Ann.  d.  Inst. 
45  S.  93—98).  Für  diese  Auffassung  der  my- 
tholog.  Grundidee  des  Ixion  lassen  sich  auch 
die  Namen  seines  Vaters  Phlegyas  und  Alton 
oder  Aithon  (von  ai'&w)  „der  Strahlende", 
sowie  vielleicht  der  seines  Sohnes  Peirithoos 
(s.d.),  der  nach  Pott  a.a.  0.  „Umläufer"  bedeutet 
in  die  Wagschale  werfen  [vgl.  auch  den  assy- 
rischen Mann  auf  dem  geflügelten  Sonnenrade 
bei  Perrot- Chipiez,  Hist.  de  VaH  2,  89  Fig.  19. 
Max.  Mayer].  Der  Name  Ixion  ist  jedoch 
mit  alledem  noch  nicht  genügend  erklärt. 
[Mannhardt,  Ant.  Wald-  u.  Feldkulte  83 ff. 
und  El.  H.  Meyer,  Gandharven-Kentauren  40  ff. 
1 90  ff.  fassen  Ixion  als  Repräsentanten  des  Wirbel- 

25 


771                          Ixion  lynx                          772 

windes  und  erklären   «einen   Namen  als    eine  wohl  an  seinem  Platze,   wenn  er  aucli  in  der 

Verkürzung  aus   a^i'azQoqios.     Doch  läfst  sich  Überlieferung  nicht  genannt  wird.    Unten  eine 

für   eine   solche  Deutung  aus   dem  Kreise  der  Flügelgestalt  mit  Schlangen  in  den  Haaren  und 

übrigen  Lapithen  (s.  d.)  keine  einzige  Analogie  Fackel  in  der  Rechten:  eine  Furie.  Vgl.  aufser- 

beibringen.    Sehr  ansprechend  ist  dagegen  die  dem  eine  ßuYeser  Vase    [jetzt  in  Petersburg 

neuerdings  von  Laistner  {D.  Bätsei  d.  Sphinx  nr.  424  E.]   B.  Bochette,    Mon.   ined.   t.   XIV 

Berlin  1889  I  S.  293 ff.)  aus  der  Vergleichung  mit  p.  179  nr.  3.     Gerhard,    Mysferienbilder  t.  II. 

verschiedenen,   ähnliche  Motive   enthaltenden,  Ärch.  Ztg.  1843  p.  199.    1844  p.  225  t.  13  und 

deutschen  Alpsagen  gewonnene  Deutung  der  d.  Artikel  Iris  (ob.  Sp.  843)  imd  Ichsiun. 

Sage   von  Ixion.     Danach  wäre  Ixion  eigent-  lo                                                           [Weizsäcker.] 

lieh  ein  böser  Mensch,  dessen  Strafe  darin  be-  Ixionides(l|to»'t(J>2s),  Sohn  des  Ixion  (Swidas), 

stand,   als  „Alp"   an  ein  Rad  (oder  Sieb)  ge-  heilst  Peirithoos,    Ov.   Met.  8,  567.     Prop.  2, 

fesselt,    im   Wirbelwinde   durch    die  Lüfte    zu  1,  38.     [Höfer.] 

fahren  und  dabei  einen  bestimmten  Ruf  aus-  Ixios  {"lt,i,og),  Beiname  des  Apollon  von  dem 
zustofsen,  Vorstellungen,  die  sich  auch  in  un-  Ort  Ixiai  oder  dem  Hafen  Ixos  auf  Rhodos 
zweifelhaften  von  Laistner  a.  a.  0.  bespreche-  Artcinidor  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  'li,icii.  [Höfer.] 
nen  Alpsagen  nachweisen  lassen.  Ist  diese  lyngies  (ivyyiriq)  oder  lyngyi?  {'Ivyyvil), 
Deutung  richtig,  so  könnte  der  Name  des  Beiname  des  Dionysos,  JSesych.  Schmidt  ver- 
'l^i'cov  von  W.  iK  oder  Cn  (vgl.  Inova&ai  =  mutet,  dafs  an  beiden  Stellen  'ivynz^g  =  eiu- 
dnod-lißaad-ai,  TtLs^scd-ai,  in-rofiai  schädige  20  lator  (Schreier)  zu  lesen  sei.  [Höfer,] 
u.  s.  w.  Curtius,  Grdz.^  S.  461)  abgeleitet  wer-  lynx  ('ivy^),  1)  Tochter  des  Pan  und  der 
den  und  den  'drückenden'  schädlichen  Echo  (so  Kallimachos)  oder  der  Peitho  {Phot. 
Alp  bezeichnen.  Röscher.]  Der  Grundzug  Ze^c.  ed.  Pors.  118,  11  =  ed.  JVa&er  1,  300.  Suid. 
seines  Charakters  ist  nach  unseren  griechi-  s.  v.  ivy|.  Schol.  Theoh:  id.  2,  17.  Schol.  Plnd. 
sehen  Quellen  der  des  rücksichtslosesten  Über-  Neni.  4,  56),  nach  Änth.  ed.  Jac.  4,  140,  113 
mutes  gepaart  mit  List.  Der  Name  seines  T.  der  Niko  (dasselbe  steckt  wohl  in  dem 
Vaters  Phlegyas  kann  nach  phokischer  Be-  lsqcc  Nitirjg  kccI  'AcpQoSirrjs  bei  Suid.  u.  Phot.). 
deutung  des  Wortes  cpUyväv  =  vßQi^sLv  {Eust.  Sie  wurde  nach  Zenodotos  von  einigen  Miv&a 
II.  13  S.  904)  auch  den  Übermütigen  bedeuten,  genannt  und  als  NuCg  vvficpTi  bezeichnet  {Phot. 
ganz  dasselbe,  was  Lapithes  von  XaTii'^eiv  im  so  lex.  ed.  Pors.  271,  1).  Sie  habe  den  Zeus 
allgemein  Hellenischen  {Müller,  Orchomenos  durch  einen  Zaubertrank  zur  Liebe  der  lo  oder 
S.  190);  es  liegt  nahe,  auch  für  Ixion  eine  ahn-  zu  sich  selbst  verleitet  und  sei  deswegen  von 
liehe  Bedeutung  anzunehmen  und  den  Namen  Hera  versteinert  oder  in  den  Vogel  gleichen 
mit  iaxvs  in  Verbindung  zu  bringen ,  _,wonach  Namens  verwandelt  worden  {Suid.  s.  v.  Phot. 
er  der  Gewaltige  wäre.  Ähnlichen  Übermut  lex.  118,  11.  Schol.  Theokr.  2,  17).  Als  Vogel 
legt  auch  ein  Verwandter  des  Ixion,  Ischys,  wird  sie  zu  Liebeszauber  verwendet  und  an 
an  den  Tag,  der  gleichfalls  Nebenbuhler  eines  das  Zauberrädchen  gebunden  {Suid.  u.  Phot. 
Gottes  ist,  Hymn.  Hom.  Apoll.  Pyth.  31.  t'azL  ds  kkI  ÖqvsÖv  xi  a  ngöoKSizai  zrjv  uvzrjv 
Müller  a.  a.  0.  S.  197.  Mit  der  Deutung  der  8vvcc(ilv  txBiv.,  o&sv  dBOfisvovai  xotq  zQoxtOKOig, 
Sage  auf  das  Sonnenrad  ist  diese  Ableitung  4o  vgl.  Schol.  Pind.  Pyth.  4,  380).  Der  Vogel 
des  Namens  nicht  unvereinbar;  Benseier  leitet  führt  auch  den  Namen  asiaonvylg  {diä  z6 
denselben  von  L^vg  her,  das  wohl  mit  iaxvg  navzccxov  azQicpsiv  kkI  IvyC^tiv  zov  ccvxävcc  rj 
verwandt  ist;  und  in  der  That  die  Bedeutung  zrjv  Ttvyiqv),  oder  v.Lvai8og  und  soll  nach  Aristo- 
der  ungeschwächten  Manneskraft  und  Geilheit  teles  ^il-hqov  jjisi^av  anC^rig  sein  {Schol.  TheoJcr.  2, 
würde  auf  das,  was  von  Ixion  „Geiling"  über-  171.  Et.  m.  479,  55.  Hesych.  lex.  s.  v.).  Auch 
liefert  wird,  ganz  wohl  passen.  Beachtens-  asiaovQa  oder  KiQvaiog  wird  der  Vogel  ge- 
wert ist  auch  der  Name  der  Gemahlin  Ixions,  nannt  und  als  ^cäov  ccöiiicözazov  bezeichnet  bei 
der  Dia,  der  Mutter  des  Peirithoos,  welcher  Schol.  Opp.  Hai.  1,  565;  nach  Plin.  n.  h.  11, 
nach  II.  2,  741  ein  Sohn  des  Zeus  ist.  Auf-  256  iynx  (avisj  sola  utrimque  binos  habet  (di- 
fallendbleibtimmerdasspäte  Auftauchen  dieses  50  (/t<os).  Auch  Aphrodite  soll  den  Liebeszauber 
Mythos,  der  sich  dann  in  der  Poesie  so  grofser  verwenden  {Hesych.  lex.  s.  v.),  ja  sie  soll  den- 
Beliebtheit  erfreute.  Alle  drei  grofsen  Tra-  selben  zuerst  vom  Olymp  geholt  und  dem 
giker  haben  ihn  bearbeitet,  und  Aristoteles,  lason  gegeben  haben,  damit  dieser  das  Herz 
poet.  18  __nennt  ihn  unter  den  pathetischen  der  Medeia  gewinnen  könne  {Pind.  Pyth.  4, 
Stoffen.  Über  bildliche  Darstellungen  der  380  noiv-iXav  i'vyya  zszQci-iivcciiov  OvXvfinö&sv 
Sage  vgl.  Müller,  D.  a.  K.  2,  863.  Klügmann,  N.  iv  dlvzai  ^sv^aiaa  v-v-ulcp  ^iccivccd'  oqvlv  Kvuqo- 
Memor.  delV  Inst.  2,  388  ff.  Annali  45  (1873)  yivBia  cpsQsv).  Von  dem  Vogel  haben  auch 
S.  93  ff.  Tav.  d'agg.  1.  K.,  kumanisches  Vasen-  andere  zum  Liebeszauber  gebrauchte  Gegeu- 
bild  in  Berlin  nr.  3023,  wonach  unsere  Ab-  stände  den  Namen  Lvy^  bekommen,  wie  bei 
bildung:  Ixion  auf  das  feurige  Rad  geflochten,  60  Pind.  Pyth.  4,  215.  Hesych.  lex.  s.  v.  ano  zov 
in  den  Lüften  schwebend;  das  deuten  sowohl  oqvsov  kkI  tcc  Karaa-nsva^öfisva  sig  sQwzccg 
die  weiblichen  Flügelgestalten  zu  beiden  Seiten,  l'vyyag  Kalovoiv,  so  das  Zauberrädchen  {Suid. 
die  wohl  als  Erinyen  (oder  Wolken?)  zu  er-  s.  v.),  ferner  eine  Art  Syrinx  {avQiy^  (iovokÜ- 
klären  sind,  als  auch  die  aufwärts  gerichteten  Xcciiog,  Becker,  anecd.  gr.  265,  21).  Der  Liebes- 
Blicke  des  Hermes  und  des  Hephaistos  an;  der  zauber  der  lynx  vermag  viel,  vgl.  Anth.  gr. 
letztere,  kenntlich  an  Hammer  und  Mütze,  ist  ed.  Jac.  4,  113  t]  v.cii  dianövxiov  il-nsiv  ccvSqcc 
hier  als  Gehülfe  des  Hermes  bei  der  Voll-  -tial  Ix  d'ald^av  nai^Sag  imszce^ihr}.  Theokr. 
Streckung  der  Strafe  und  Verfertiger  des  Rades  id.  2,  17  i'vy^,  tlyis  xv  xfvov  £[i6v  noxi  dä^a 


773      Izdubar  (Name  und  Bedeutung) 


Izdubar  (Name  imd  Bedeutung)      774 


Tov  cirSgu.  Infolgedessen  wird  das  Wort  auch 
von  dem  Liebesreiz  und  der  Gewalt  der  Rede 
gebraucht  {rj  KXsonävQU  cösro  xaig  uvraig 
i'vy^iv  —  ■nccl  tov  UsßaOTOv  HQCctrjcsiv  zqirov, 
oder  rotccvzr]  tig  ngoafiv  i'vy^  dioysvovg  roig 
Xöyoig,  Said.  s.  v.  Xen.  mem.  Soor.  3,  11,  17. 
Nach  Philostr.  vit.  Apoll  6,  11,  247  hat  Apollo 
in  seinem  Tempel  in  Delphi  xQ'^'^^S  "ivyyccg 
EsiQrivav  zivu  inrjxovcag  tcbi&co  aufgehängt, 
womit  die  im  persischen  Königspalast  auf- 
gehängten xQvoai  i'vyyfg  anoHgifiarzai.  zov 
o'poqDov  zizzagsg,  ztjv  'Aögäazsiav  avzco  nccg- 
syyvcÖGCii  xal  zb  ^i]  vitlg  zovg  dv&QConovg 
tii'QSG&ai  (sie  werden  &säv  yläaaat  genannt) 
verglichen  werden;  vgl.  Lohecl',  Aglaoph.  906. 
Find.  fr.  25  ed.  Böckh.  expl.  277  (zu  Pyth.  4, 
211).  Hemsterhui/s.  ad  Lucian.  1,  172.  Böttiger, 
IL  Sehr.  1,  183.  Kunstm.  2,  261.  Von  einem 
ivy^  zö^cov  spricht  Lyhophr.  310.  Man  hat  die 
Ijnx  vielfach  auf  Vasen  in  einer  Frau,  welche 
einen  Vogel  auf  der  Hand  trägt,  oder  in  dem 
Vogel  selbst  erkennen  wollen,  z.  B.  Ann.  d. 
Inst.  1866  S.  367;  vgl.  Catcd.  of  tlie  greek  and 
etr.  vases  in  the  Brit.  Mus.  nr.  1293.  1356.  1429. 
1536.  1574  u.  a.  m.,  doch  fehlt  es  dafür  an 
jedem  Anhalt.  Vgl.  noch  Journ.  of  Hell. 
Stud.  7,  1  S.  157.  Von  der  Weihung  einer 
aus  durchsichtigem  Amethyst  geschnittenen 
und  vergoldeten,  in  der  Mitte  mit  purpurnem 
Wollfaden  gebundenen  Tynx  durch  eine  cpag- 
(iccuLc  an  Aphrodite  handelt  das  Eijigramm 
Anth.  gr.  ed.  Jac.  4,  140,  113.  —  2)  Nach 
Nikandros  heifst  einer  der  Vögel,  in  welche 
die  von  den  Musen  besiegten  Töchter  des 
Pieros  verwandelt  werden,  ivy^,  Myth.  gr.  ed. 
Westerm.  209,  29.     [Engelmann.] 

Izdubar*),  der  babylonische  iferaZ;?es-<S'msow^ 
der  Held  des  altbabylonischen  Zwölftafelepos 
(„Nimrodepos"). 

I.  Name  und  religiöse  Bedeutung  des  Izdubar. 
Izdubar  ist  die  konventionelle  Lesung  einer 
babylonischen  Zeichengruppe,  mit  welcher  der 
Held  eines  altbabylonischen  Nationalepos  be- 
zeichnet wird.  Die  eigentliche  Aussprache  ist 
noch  dunkel.  Ein  Thontafelfragment,  das  viel- 
leicht die  Lesung  enthalten  hat,  ist  auf  der  rech- 
ten, erklärenden  Hälfte  abgebrochen.  Einige 
Assyriologen  haben  versuchsweise  die  Lesung 
Namrüdu  (=  Nimrod)  aufgestellt.  Die  sprach- 
liche Möglichkeit  steht  aufser  Zweifel :  Namra- 
uddu,  „hellglänzendes  Licht",  wäre  ein  Name  von 
gleicher  Bedeutung  und  Bildung  wie  Namra- 
sit.'**)  Die  Umkehrung  des  Namens  Uddu-su 
namir,  d.  h.  „sein  Licht  leuchtet",  bezeichnet 

*)  Vom  Verfasser  des  vorliegenden  Artikels  werden 
teils  im  Nachtrag  zu  Bd.  I  und  n,  teils  in  den  fort- 
laufenden Heften  folgende  Artikel  aus  der  assyrisch- 
Ijabylonischen  Mythologie  erscheinen:  Adar,  Anu, 
Anunnaki,  Arallu,  Asur,  Cherub,  Ea,  Etana, 
Marduk  (Merodach),  Moloch,  Nabu  (Nebo), 
Nergal,  Samas,  Sin,  Tarn m uz.  Die  Eigenart  des 
Stoffes  hat  es  verursacht,  dafs  der  Artikel  Izdubar  aus- 
nahmsweise einigermafsen  aus  dem  Batimeu  der  Lexikon- 
Arbeiten  heraustritt.  D.  Ked. 

**)  Diese  babylonische  Etymologie  würde  nicht  aus- 
schliefsen,  dafs  der  Name  hebraisiert  mit  mäiäd,  „em- 
pören", zusammengebracht  werden  könnte ;  vgl.  auch  Franz 
Delitzsch,  Genesis  1887  p.  213. 


merkwürdigerweise  in  der  Beschwörungs- 
legende von  der  „Höllenfahrt  der  Istar"  einen 
Götterboten.  Erweisen  läfst  sich  die  Lesung 
Namrüdxi  nicht.  Die  Erklärung  des  Namens 
als  Nu-Marad  ('=  Nimrod),  „Mann  von  Ma- 
rad^''  (seine  mutmafsliche  Vaterstadt)  bleibt 
geistreiche  „sumerische  Hypothese";  ebenso 
Lenormant's  ana  Amar-utu  (^Marduk).  Auch 
andere   assyrische  Lesungen   sind  aufzugeben. 

10  So  Delitzscli's  Samas-ussir,  Paradies  S.  155  f.; 
HommeVs  Namrasit  (Proc.  of  the  S.  vf  Bibl. 
Arch.  1885/6  p.  119  ff.)  ist  IV  R  2,  22  b*)  ent- 
nommen, s.  Jensen,  Kosmologie  S.  104f.  Andere 
ideographische  Lesungen,  wie  Duhar,  Gistubar 
sind  um  nichts  besser,  als  die  von  dem  geni- 
alen Auffinder  des  Epos,  G.  Smith,  geprägte 
konventionelle  Lesung  Izdubar.  Die  von  Theo. 
G.  Pinches  auf  einem  neuentdeckten  Fragment 
gefundene  Gleichung  Hu  Iz-du  bar  \  Hu  Gi-il-ga- 

20  mts  enthält  kaum  eine  phonetische  Lesung. 
Es  scheint  vielmehr,  als  ob  hier  ein  Rätsel 
durch  das  andere  erklärt  ist.  Keinesfalls  möchte 
ich  wagen,  weitere  Schlüsse  aus  der  Lesung 
Gilgames  zu  ziehen,  wie  A.  H.  Sayce,  der  den 
Helden  mit  dem  bei  Aelian,  hist.  anini.  12, 
21  erwähnten  babylonischen  Sagenkönig  Gil- 
gamos  zusammenbringt. 

Sachlich  scheint  die  Gleichstellung  von  i^«?«- 
bar  und  Nimrod  gut  begründet.    Dafs  es  einen 

30  alten  babylonischen  Helden  Nimrod  gegeben 
hat,  zeigt  Gen.  10,  8 — 12,  wo  von  dem  „grofsen 
Jäger  vor  dem  Herrn"  aus  einer  wohl  spezi- 
fisch babylonischen  Quelle  berichtet  wird:  ,,Der 
Anfang  seines  Königreichs  war  Babel  und  Erech 
und  Kalneh  im  Lande  Sinear;  von  diesem  zog 
er  aus  nach  Assur  und  gründete  Nineveh  u.  s.  w." 
(zur  letzteren  Aussage  vgl.  Micha  5,  5  und  die 
spätere  Überlieferung  bei  Clemens,  Becognit.  1, 
30.**)     Die  Keilschriftlitteratur  aber  kennt  nur 

40  einen  Nationalhelden,  den  Izdubar,  der  als 
Löwentöter  dargestellt  und  im  Epos  als  gewal- 
tiger Jäger  geschildert  wird,  welcher  durch  einen 
Heldenkampf  Babylonien  von  der  elamitischen 
Herrschaft  befreit  (Erech,  Babel  und  Nippur 
werden  in  den  Fragmenten  genannt)  und  zum 
Lohne  dafür  den  Königstuhl  der  Stad  Erech 
besteigt,  in  der  er  schon  früher  als  Held  be- 
rühmt geworden  war. 

Der  Held  Izdubar  hat  im  Epos  vor  seinem 

50  Namen  das  Götterdeterminativ.  Er  ist  entweder 
ein  in  der  Sage  zum  Helden  gewordener  Gott, 
w^ie  Siegfried  bei  den  Germanen,  oder,  wofür  der 
Schlufs  des  Epos  spricht,  ein  zum  Gott  gewor- 
dener Held.  Als  Gott  ist  Izdubar  dem  Sonnen- 
gott beigesellt.  Ein  Fragment  (Smith  1371; 
Text  veröffentlicht  bei  Haupt,  Nimrodepos 
Heft  2  S.  93)  enthält  ein  schematisch  einge- 
richtetes Beschwörungsgebet  an  den  „Gott 
Izdubar'-'  (IV  R  56,  37  ff.  Herr  der  Beschwörung), 


60 


*)  Mit  I  R,  II E  etc.  wird  im  folgenden  nach  assyrio- 
logischer  Gewohnheit  das  assyrische  corpus  inscriptiomim 
citiert :  H.  Rawiinson ,  The  cuneiform  inscriptions  of  Western 
Asia,  vol.  1 — 5. 

**)  Auch  die  Bedeutung,  die  heute  noch  der  Name 
Nimrods  in  Mesopotamien  hat,  wie  die  Namen  von  Triimmer- 
hügeln ,  der  Turm  von  Borsippa ,  Birs  Nimrud  u.  a.  be- 
weisen ,  dürfte  kaum  allein  auf  den  Einflufs  des  Koran 
zurückzuführen  sein. 

25* 


775      Izdubar  (Name  und  Bedeutung) 

den  Unter- Rieht  er  des  Sonnengottes.  Die 
Situation  des  Beschwörungshymnus*),  der  hier 
zum  erstenmale  besprochen  wird,  ist  die  folgende : 
Ein  Kranker  bittet  unter  der  Assistenz  eines  Prie- 
sters um  Heilung  von  seinem  Leiden  und  wendet 
sich  an  J^dtt^^ar,  den  gewaltigen  Richter, ,, dessen 
Hand  der  Sonnengott  Scepter  und  Entscheidung 
anvertraut  hat".  Auf  das  kurze,  hymnenartige 
Gebet  folgt,  wie  es  scheint  (die  untere  Hälfte 
ist  nur  in  Spuren  erhalten),  ein  Trostwort  des  lo 
Priesters  an  den  Kranken  und  dann  eine  An- 
rede des  Priesters  an  den  Gott  Izdubar,  in 
der  ein  glänzendes  Opfer  (Reinigungsopfer!) 
für  die  bewilligte  Hilfleistung  zugesagt  wird. 
Die  wörtliche  Übersetzung  lautet: 

„0  Izdubar,  gewaltiger  König,  Richter  der 

Erdgeister, 
du    Erhabener,     grofser    Entscheider    der 

Menschen, 
der  du  schaust  auf  die  Weltgegenden,   du  20 

Verwalter  der  Erde,  Herr  des  Irdischen, 
du  Richter,   der  du  gleich  einem  Gotte  er- 
gründest, 
du  trittst  hin  auf  dieErde,vollziehst  dasGericht, 
dein  Recht  wird  nicht  gebeugt,  dein  [Befehl] 

wird  nicht , 

du  forderst  vor,  du   erkennst,   richtest,   er- 
gründest, leit[est  recht], 
der  Sonnengott  hat  Scepter  und  Ent- 
scheidung deiner  Hand  vertraut,      so 
Könige,  Fürsten  und  Machthaber  beugen  sich 

vor  dir**), 
du  schaust  auf  ihre  Befehle,  du  entscheidest 

ihre  Entscheidungen: 
ich  bin  NN,  der  Sohn  des  NN,  dessen  Gott 

NN,  dessen  Göttin  NN  -, 
Krankheit  hat  mich  erfafst,  Bufse  mufs  ich 

zahlen, 
ich  beuge  mich  vor  dir,  dafs  du  meine  Ent- 
scheidung treffen  mögest,      40 
sprich  das  Urteil  [vgl.  IV  R  56,  14  a] , 
reifse  heraus  meine  Krankheit  [aus  meinem] 

Leibe , 

besiege  alles  Üb[el] 

das  Übel,  das  in  meinem  Leibe " 

(der  Priester  zu  dem  Kranken):    „An  diesem 
Tage  [hat  sich  der  Gott  deiner  erbarmt(?)]. 

Er  hat  [dich]  stark  gemacht  [ ], 

reines    ubuntu     [wird    er    deinem    Munde 

geben?].    .    .    ."   5o 
(der  Prieser  zur  Gottheit):    „Er  will  opfern 
vor  dir  ein  Opfer  [ ] , 

*)  Es  giebt  in  der  religiösen  Keilschriftlitteratur  Be- 
schwörungalegenden,  wie  die  „Höllenfahrt  der  Istar", 
Bescliwörungshymnen,  wie  der  vorliegende  Text  (auch 
der  unten  übersetzte  Istar -Vsalm)  und  Beschwörungs- 
bufspsalmen. 

**)  Merkwürdig  ist,  dafa  die  Midraschim  dem  Nimrod 
in  ähnlichem  Sinne  aolarischen  Charakter  beilegen.  Im  Beth 
ha-midrasch  1,  25.  2,  18 f.;  5,  40  (ed.  Adolf  JelUnek,  Wien 
1873)  heifat  es,  dafs  365  Könige  (die  Tage  des  Sonnen-  ''" 
Jahres?)  dienend  vor  Nimrod  erscheinen;  vgl.  auch 
Sc/tioartz,  Sonne,  Mond  und  Sterne,  ein  Beitrag  zur  Mytho- 
logie und  Kulturgeschichte  S.  6,  wo  Nimrod  als  Sturm- 
jäger, also  eine  Art  Wuotan,  aufgefafst  wird.  (Dieselben 
365  Könige  huldigen  dem  Abraham,  der  unversehrt  aus 
dem  Glutofen,  in  den  Nimrod  ihn  stecken  liefs,  hervor- 
gegangen war,  errichten  ihm  eine  Lehrkanzel  und  führen 
ihre  Kinder  zum  Unterricht  in  der  wahren  Gotteserkenut- 
nis  zu  ihm.) 


Izdubar  (Name  und  Bedeutung)       776 

er  will  dir  bringen  ein  Feierkleid  [ j, 

Holz,  Cedernholz  [ ], 

Gold  [ ]." 

ungefähr  die  Hälfte  der  Tafel  ist  abgebrochen, 
die  Rückseite  enthielt  nur  die  Unterschrift  der 
königlichen  Bibliothek  Asurbanipals). 

Dafs  der  sideris che  Charakter  des  Helden 
Izdubar  zur  Zeit  der  Entstehung  des  Epos  dem 
Volksbewufstsein  entsprach,  beweist  das  Gottes- 
determinativ,  das  Verhältnis  des  Helden  zum 
Sonnengotte  im  Laufe  der  Erzählung,  und  die 
Beziehung  einiger  Tierkreisbilder  auf  den  In- 
halt der  epischen  Gesänge  (s.  Zusatz  II  Sp.  817). 
Da  Izdubar  Sonnengott,  bez.  Unter-Richter 


Izdubar-Nimrod  einen  Löwen  und  eine  Schlange  tra- 
gend.   (Aus  George  Smiths  Ghaldaean  Genesis,  Deutsche 
Ausgabe,   Leipzig,  Hiniichs,    1876,    S.  168.    Skulptur 
aus  Khorsabad  im  Louvre.) 

desselben  ist,  wage  ich  im  Anschlufs  hieran 
folgende  Lösung  des  Rebus:  AN-IZ-BU-BAB 
=  „göttlicher  Richter  der  irdischen  Dinge" 
(vgl.  die  3.  Zeile  des  Hymnus);  an  =  ,,Gott", 
iz  (gis)  =  „Mann"*),  du  (tu)-bar  nach  II  R  62, 
69  ab  =  saptu  saplituni,  ,, Richter  des  Irdi- 
schen" (zu  sapatu  =  dänu  s.  V  R  28,  89  e  f). 
—  Die  Deutung  als  „Gott  mit  der  brennenden 
Fackel",  die  einem  zu  postulierenden  Nam- 
rüdu,  ,, glänzendes  Licht",   entsprechen  würde 

*)  Die  Bezeichnung  des  Izdubar  als  „Gott"  und 
„Mann"  eutsiJricht  dem  Jri;^  9iöi  als  Bezeichnung  des 
Herakles  bei  Pindar  und  Sophokles, 


777       Izdubar  (Name  und  Bedeutung) 

(tz-har  =  „Feuer,  Fackel",  du  bez.  tu  als  in- 
figiertes  Determinativ  =  ,,Haudbabe"j,  scheitert 
an  dem  letztgenannten  Ideogramm,  das  ver- 
schiedene Derivate  von  aha2u,  (,, fassen")  be- 
deutet, nirgends  aber  dem  Begriff  „Handhabe" 
entspricht;  auch  wäre  eine  Gottesbezeichnung, 
vom  Emblem  hergenommen,  ohne  Analogie, 
nachdem  man  von  falschen  Deutungen,  z.  B.  des 
Gottesnamens  Nabu  („Gott  mit  dem  Scepter"), 
zurückgekommen  ist. 

Über  die  Persöulichkeit  des  Helden  Izdubar 
ist  wenig  zu  sagen.  Da  der  Stadtgott  von  Ma- 
rad  gelegentlich  als  „Gott  des  Izdubar"'  fun- 
giert (Taf.A^I),  so  könnte  man  (mit  G.Smith)Marad 
als  Vaterstadt  des  Izdubar  ansehen.  Ist  er  wirk- 
lich ,, Sohn  der  Moodgöttin  NinguV  {Hommel ,  Ge- 
schichteBabyloniens- Assyriens  S.  395)?  Der  ziem- 
lich unbekannte  Gott  Nin-gul  erscheint  Taf.XII 
als   ,,Herr  des  Eabuni"',  ist  also  wohl  Ea  (a. 


Izdubar  (Auffindung  d.  Epos  v.  I.)    778 

banipal  (668—626)  hat  das  Epos,  wie  alle 
grofsen  Litteraturwerke  seines  Volkes,  die  zum 
Teil  schriftlich,  zum  Teil  mündlich  von  Jahr- 
hundert zu  Jahrhundert  vererbt  waren,  in 
babylonischer  und  assyrischer  Schriftart  nieder- 
schreiben labsen  und  in  seiner  Bibliothek  de- 
poniert. Leider  ist  noch  kein  vollständiges 
Exemplar  aufgefunden  worden.  Da  aber  bis- 
her zum  Schaden  für  die  Altertumsforschung 
10  nur  ein  Teil  der  grofsartigen  Bibliothek,  ca. 
30  000  Fragmente  umfassend ,  ins  Britische 
Museum  gerettet  wurde  (politische  Umstände 
haben  s.  Z.  die  Arbeit  unterbrochen),  so  ist 
die  Aussicht  auf  eine  Vervollständigung  der 
Fragmente  nicht  ausgeschlossen  Die  ersten 
Stücke  entdeckte  George  Smith  (f  1876)  1872 
unter  den  Tafelschätzen  des  Britischen  Museums, 
deren  Anordnung  er  mit  erstaunlichem  Scharf- 
sinn vollzog.    Auf  zwei  Reisen  im  Auftrage  des 


die  Spuren  im  £'a-Verzeichnis  II  R  58,  73  und  20  Daily  Telegraph  fand  er  in  den  folgenden  Jahren 


vgl.  Sb  339).  Nach  Taf.  II  ist  seine  Mutter 
die  Göttin  Aruru.  Jedenfalls  stammt  er  aus 
einem  alten  Geschlecht  der  Stadt  Surippah, 
das  mit  den  Göttern  im  Verkehr  stand.  Sein 
Ahn  (s.  Taf.  IX,  Kol.  III)  Sit-napistim,  der  Xisu- 
thros  des  Berossos,  ist  der  babylonische  Noah, 
der  aus  der  Sintflut  gerettet  und  auf  die  Insel 
der  Seligen  entrückt  ward  (,,an  der  Mündung 


zahlreiche  neue  Bruchstücke  der  altbabylo- 
nischen Urgeschichten.  Nach  seinem  Tode 
wurde  das  Werk  der  Fragmentenanordnung 
fortgesetzt  von  dem  verdienstvollen  Th.  Pinches, 
speziell  in  Bezug  auf  das  Izdubar-Epos  soweit 
als  möglich  vervollständigt  durch  Paul  Haupt, 
der  die  Texte  im  3.  Bande  der  Assyrio- 
logischen  Bibliothek  von  Delitzsch  und 
Haupt  herausgab  unter  dem  Titel:  Das  baby- 

"1     1884,    Abt.   2, 


der  Ströme"  im  persischen  Meerbusen  gelegen, 

jenseits  des  Totenflusses).  Als  Izdubar  vom  30  Ionische  Nimrodepos  (Abt, 
Aussatz  geplagt  ist,  macht  er  sich 
auf  ana  let  Sit-najnstim  apal  Kidin- 
Marduk  (Ubara-tutu),  ,,zur  Kraft 
(vgl.  hom.  ig  Trilsfiäxoio)  des  Sit- 
napistim,  des  Sohnes  des  Kidin- 
Marduk^''.  Eine  Vorstellung  vom 
Aussehen  des  Helden  geben  die  bei- 
stehenden Bilder.  Die  typische  Kopf- 
form dieser  Heldengestalt  mit  dem 
künstlich  gelockten  Haupt-  und 
Barthaar  und  den  hervorstehenden 
Backenknochen,  die  in  den  Palast- 
Skulpturen  von  Nineveh  sehr  häufig 
wiederkehrt,  bietet  ein  ethnologi- 
sches Problem  (s.  Hommel,  a.  a.  0. 
S.292).  Auf  der  X.Tafel  erscheint  er 
gelegentlich  „mit  einem  Fell  bekleidet".  Wich- 
tig für  die  Vorstellung  von  der  Beschaffenheit  des 
Helden  ist  das  Gespräch  des  Skorpionmenschen 


a^  I 


Izdubar  als   Götterdiener,  Cylinder  (nach  Perrot-Chipiez,  Hist.  de  l'arf 
dans  Vantiquite  Fig.  17). 


Lief.  1  1891).     Wie  Haupt's  textkritische  Be- 
merkungen in  den  Beiträgen   zur  Assyriologic 
1    1889,    S.   48  ff.   und  S.  94  ff.    (hier    ist    auch 
bei  seiner  Ankunft  am  iJfakt-Gebirgeauf  derIX.  50  die  XII.  Tafel  veröffentlicht)  beweisen,  ist  die 
Tafel :  „Er,  der  zu  uns  kommt,  ein  Wahrzeichen       Kopie  der  Texte,  die  der  folgenden  Übersetzung 


der  Götter  ist  sein  Leib"  (oder  auf  den  Aus- 
satz zu  beziehen?);  „seinem  laktu  nach  ist  er 
ein  Gott,  seinem  sulultu  nach  ein  Mensch". 
Der  abgebildete  Siegelcylinder  zeigt  Izdubar 
wahrscheinlich  in  seiner  Thätigkeit  als  Götter- 
diener hinter  dem  Richter(?)stuhl  (des  Sonnen- 
.gottes?)  stehend. 

II.  Auffindung  und  Textausgabeu  der  Keil- 
schriftfragmente des  Epos  von  Izdubar. 

Die  uns  erhaltenen  Thontafelfragmente  des 
Epos  (12  Tafeln,  von  denen  jede  ursprünglich 
ca.  250  Zeilen  umfafste)  sind  Bruchstücke  von 
ca.  vier  Bibliothekexemplaren  aus  der  grofsen 
Litteratursammlung  des  Königs  Asurbanipal, 
die  1854  von  Hormuzd  Rassam  in  den  Trüm- 
mern von  Nineveh  aufgefunden  wurde.    Asur- 


60 


ZU  Grunde  liegt,  aufserordentlich  sorgfältig  und 
zuverlässig.*)  —  Besonderes  Interesse  wandte 
man  natürlich  von  Anfang  an  der  11.  Tafel 
zu  (Sintfluterzählung),  deren  Fragmente  von 
Delitzsch  zusammengestellt  und  in  den  Assyri- 
schen Lesestücken  besonders  veröffentlicht  ^wor- 
den sind.  Diese  Tafel  fand  gediegene  Über- 
setzer   in    Haupt    {Der   keilinschriftliche    Sint- 

*)  Leider  haben  dem  unermüdlichen  Sammler  der 
Iidubar-Te:s.te  noch  immer  nicht  alle  im  Britischen  Mu- 
seum bekannten  Texte  Torgelegen.  Doch  steht  zu  hoffen, 
dafs  die  von  Dr.  C.  Bezold  längst  in  Aussicht  gestellte 
Veröffentlichung  derselben  haldigst  erfolgen  wird.  Für 
den  Gedankenzusammenhang  des  Epos  werden  sie  jedoch 
kaum  irgendwelche  neue  Aufschlüsse  bieten.  Einige  der 
bisher  unveröffentlichten  Texte  sind  in  Autographie  der 
erweiterten  Separat- Ausgabe  dieses  Artikels  (Leipzig, 
Teubner)   von  Prof.  Dr.  HaiiiJt  beigegeben  worden. 


779  Izdubar (bist. u.myth. Hintergrund d. Epos)       Izdubar(hist.u.myth. Hintergrund d. Epos)  780 


flutbericht,  erweitert  als  Beigabe  zu  Schrader, 
Keilinschriften  und  das  Alte  Testament,  2.  Aufl. 
1881—83)  und  in  Jewsew  {Kosmol.  S.  365 ff.  1890). 
Die  Reste  einiger  Tafeln  sind  bis  jetzt  ganz  ver- 
nachlässigt worden.  Die  Übersetzungen  von 
Smith  und  Lenormant  können  bei  aller  Geniali- 
tät nur  als  tastende  Versuche  gelten  (s.  Cyrus 
Adler,  Jolin  Hopkins  University  Circulars  Nr.  55, 
Jan.  1887),  und  doch  basieren  auf  ihnen  nicht 
nur  die  Inhaltsangaben  in  populären  Schriften, 
sondern  auch  eine  dichterische  Bearbeitung, 
zu  der  Leonidas  le  Cenci  Hamilton  begeistert 
worden  ist  in  seinem  Werke  Ithtar  and  Izdu- 
bar, the  Epic  of  Babylon,  restored  in  modern 
verse,  vol.  1,  New  York  1884  (mit  wunderbaren, 
modernisierten  Illustrationen !). 

III.  Der  historische  und  der  mythologische 
Hintergrund. 

Das  Epos,  das  im  7.  Jahrhundert  als  kost- 
barer Volksbesitz  in  der  königlichen  Bibliothek 
zu  Nineveh  verewigt  wurde,  läfst  uns  einen 
Blick  thun  in  endlose  Fernen  babylonischer 
Geschichte.  Es  ist  gelegentlich  hier  die  Rede 
von  ,, Königen,  die  in  vergangenen  Zeiten  das 
Land  beherrschten"  und  von  einer  Stadt,  „die 
alt  war",  als  die  Sintflut  hereinbrach.  Und  doch 
reicht  das  Epos  selbst  in  uralte  Zeiten  zurück. 
Sein  Schauplatz  sind  Städte  im  Euphratgebiet: 
Uruh  (Erech),  Nippur ,  die  „Schitfsstadt"  Su- 
rippah  und  vielleicht  Babel.  Der  geographische 
Gesichtskreis  geht  über  diese  Städte  hinaus  bis 
zum  Berge  Nisir  östlich  vom  Tigris  und  süd- 
lich über  das  Gebirgsland  Masu  hinaus  ein 
Stück  in  den  persischen  Meerbusen  {tämtum, 
'Meer'  ■acit  s^oxi^v  genannt)  hinein.  Im  Mittel- 
punkte des  Interesses  steht  Uruk  (s.  Delitzsch, 
Paradies  S.  221  fi^. ;  Schrader,  Keilinschriften  und 
das  Alte  Testament  S.  94),  als  feste  Stadt  Uruk 
supuri,  „das  wohlverwahrte",  genannt,  aber  auch 
ein  weites  Landgebiet  (Uruk  mdtum)  umfassend. 
Aus  der  Heldenaristokratie  dieser  Stadt  ragt 
Izdubar  hervor,  „vollendet  an  Kraft,  wie  ein 
Bergstier  die  Helden  an  Kraft  überragend". 
Durch  eine  grofse  Heldenthat  bezwingt  er  die 
Eifersucht  der  Stadtgenossen  und  festigt  die 
heimische  Königsherrschaft:  nämlich  durch  die 
Besiegung  des  Zwingherrn  Humbaba,  der  ela- 
mitischer  Abkunft  ist,  wie  sein  Name  verrät. 
Man  hat  diesen  geschichtlichen  Hintergrund 
mit  der  nationalen  Erhebung  Babyloniens  zu 
identificieren  gesucht,  die  nach  Berossos  einer 
2450 — 2250  v.  Chr.  herrschenden  elamitischen 
Dynastie  den  Untergang  bereitet  hat.  Dafs  die 
Sagenstofl'e  wirklich  bis  in  dieses  Zeitalter  hin- 
aufreichen, beweisen  die  babylonischen  Siegel- 
cylinder  der  ältesten  Könige,  die  unzweideutig 
Scenen  aus  dem  Epos  wiedergeben,  vielleicht 
auch  der  Zusammenhang  des  Epos  mit  einigen 
Bildern   des  Tierkreises  (s.  Zusatz  II  Sp.  817). 

Wichtiger  als  der  historische  Hintergrund 
ist  der  mythologische.  Da  die  babylonische 
Religion  nicht  zur  ,, Aristokratie  der  Buchreli- 
gionen" gehörte,  so  ist  es  schwer,  aus  der  Fülle 
der  religiösen  Litteratur,  deren  Anschauungen 
von  der  beweglichen  Volksanschauung  beein- 
flufst  sind,  ein  System  herauszufinden.  Um  so 
wichtiger  ist  die  Betrachtung  der  Götterwelt, 


wie  sie  sich  in  einem  geschlossenen  Epos  dar- 
stellt. Wie  in  den  2000  Jahre  später  geschrie- 
benen Inschriften  des  babylonischen  Königs 
Nabonid,  so  finden  wir  hier  schon  die  beiden 
grofsen  Göttertriaden:  Anu,  Bei,  Ea,  welche 
die  drei  Teile  der  Welt  nach  babylonischer 
Anschauung  repräsentieren  (dem  entsprechend 
das  dreiteilige  Götzenverbot  Ex.  20,  4  gegen- 
über der   sonstigen  ^hebräischen  Weltanschau- 

10  ung  Gen.  1, 1),  und  Samas,  Sin,  lUar,  die  Ver- 
treter der  hervorragendsten  Himmelskörper.*) 
Anu  ist  der  eigentliche  Himmelsherr,  der 
Göttervater  (seine  Gemahlin  Antu),  Bei  ist  der 
Gott  der  Erde,  der  Regen  und  Fruchtbarkeit 
giebt,  aber  auch  Unheil  anstiftet  zur  Strafe 
ftir  die  Sünden  der  Menschen,  Ea  der  Gott 
der  Wassertiefe,  der  Gott  der  unergründlichen 
Weisheit,  dessen  Rat  auch  die  Götter  nicht 
verschmähen.    Samas  ist  der  besondere  Schutz- 

20  gott  Izdubar's  und  spielt  eine  grofse  Rolle  bei 
der  Besiegung  Humbaba's,  dessen  Vernichtung 
ja  auch  der  Herrschaft  elamitischer  Götter  ein 
Ende  machen  soll;  Sin  ist  der  Mondgott,  zu 
dem  man 'in  den  Gefahren  der  Nacht  betet; 
Istar,  die  Tochter  des  Anu  und  der  Antu,  ist 
Kriegsgöttin  und  Venus  fecunda  zugleich  (über 
diese  Göttin  s.  Zusatz  I).  Erech  insbesondere 
heifst  die  Stadt  des  Anu  und  der  Istar,  aber 
aufserdem   werden   in   dieser   Stadt  auch  Bei, 

30  Ea,  Sin  und  Samal:  in  besonderen  Tempeln 
verehrt,  vielleicht  auch  Nin-azu  (auch  Ninkigal 
genannt),  die  Göttin  der  Arzneikunst  (?)  und 
„Königin  der  Unterwelt",  die  Gemahlin  des 
iSfergal.  —  Bei  der  Sintflut  erscheinen  die 
,, grofsen  Götter",  die  in  der  Ratsversammlung 
sitzen,  vielleicht  zufällig  in  der  Zwölfzahl. 
Von  den  beiden  Göttertriaden  fehlt  Sin.  An 
seiner  Stelle  stehen  Ninib  und  Nergal  {En- 
nugi,  d.  i.  „Herr  des  Landes  ohne  Heimkehr"). 

40  Aufserdem  werden  genannt  Baniman  (der  in 
den  Göttertriaden  zumeist  an  Stelle  der  lUar 
auftritt),  Nabu  (Nebo),  Uragal  (Pestgott)  und 
Mardiik  (sarru,  „Götterkönig"  genannt,  wie 
auf  der  IV.  Tafel),  und  die  Anunnaki,  die  „Fackel- 
träger" der  Götter.  Marduk,  der  hier  als 
verderbenbringender  Gott  erscheint,  wie  auch 
sonst  (s.  die  Stellen  bei  Delitzsch,  Wörterbuch 

*)    Auch    der    assyrische    König    Salmanassar    (s.   /. 

gQ  A.  Craig's  interessante  Schrift  The  Monolith  Inscription  of 
Salmaneser  II)  betet  diese  sechs  besonders  an,  setzt  aber  den 
Gott  Aäur,  den  Schutzgott  des  assyrischen  Reiches,  als 
„König  aller  grofsen  Götter"  voran,  so  dafs  die  Siebiu- 
zahl  herauskommt.  Die  sechs  erhalten  hier  folgende  Epi- 
theta, die  genau  den  Göttern  des  Epos  entsprechen:  Anu, 
König  der  Himmelsgeister  und  der  Erdgeister,  Herr  der 
Länder;  Bei,  Vater  der  Götter,  der  die  Geschicke  bestimmt, 
der  die  Grenzen  Himmels  und  der  Erde  festsetzt  (Jensen, 
Kosmologie  S.  353 :  der  die  Bilder  zeichnete  von  Himmel 
und  Erde);  Ea,  der  Entscheider,  der  König  der  Meeres- 
tiefe, der  grofs  ist  in  vreisen  Ratschlägen;   Sin  (der  Gott) 

^^  Himmels  und  der  Erde,  der  Erhabene ;  Samas,  der  Richter 
der  Weltgegenden,  der  Gesetzgeber  der  Menschheit  (vgl. 
oben  den  Izdubarhymnus);  lltar,  die  Herrin  des  Kampfes 
und  der  Schlacht  (die  Venus  fecunda  ist  im  kriegerischen 
Assyrien  nicht  mit  Sicherheit  nachzuweisen).  —  Auch 
Tiglatpileser  u.  a.  zählen  7  grofse  Götter  (vgl.  auch  IV  R  23, 
No.  1,6;  III  E  69,  64  a) ;  die  Zwölfzahl  herrscht  in  der  Zeit, 
wo  sabäistische  Elemente  hervortreten  (vgl.  Diodorus 
Siculus  2,  30);  die  „LX  grofsen  Götter"  in  den  „Orakel- 
sprücheu  Asa/iiaddons''''  acheinen  fromme  Hyperbel  zu  sein. 


781    Izdubar  (bist.  ii.  myth.  Hintergrund  d.  Epos) 

S.  86),  tritt  übrigens  in  der  Geschichte  Izdu- 
ha7-'s  als  schützender  Gott  auf  und  verrät  in 
dem  ideographischen  Namen  Ubara-tutu  = 
Kidiii- Marduk  den  ihm  sonst  eigenen  Charakter 
als  „Hsri"  der  Beschwörungen".*) 

Aufser  den  genannten  grofsen  Göttern  wer- 
den im  Epos  gelegentlich  erwähnt:  Tammnz, 
„dem  Istar  Jahr  um  Jahr  Weinen  aufnötigt", 
die  Getreidegottheit  Nirba  (?),  der  Feldgott, 
die  Göttin  Mmnmetu,  die  „samt  den  grofsen  lo 
Göttern  und  den  Anunnahi  die  Geschicke  be- 
stimmt", insbesondere  den  Todestag  des  Men- 
schen, und  endlich  neben  der  Unterweltsgöttin 
ein  ,, göttlicher  Schreiber  der  Unterwelt".  Von 
den  bösen  Dämonen  (7  oder  13,  vgl.  IV  R  29,  2, 
wo  der  räbisu  zu  ergänzen  ist,  und  IV  R  16,  1) 
ist  der  aJii,  „der  die  Brust  angreift",  und 
namtaru,  der  Dämon  der  Pest,  im  Ei^os  zu 
finden;  der  eziz-D&vaon  ist  sonst  unbekannt. 
Damit  ist  die  Schar  der  göttlichen  Gestalten  20 
aber  nicht  erschöpft.  In  Erecli  befindet  sich 
neben  den  Göttertempeln  der  Palast  einer 
,, grofsen  Königin,  die  alles  weifs";  am  Gebirge 
Mäsu  wachen  göttliche  Skorpionmenschen,  am 
Meere  versperrt  die  Burg  des  göttlichen  Mäd- 
chens Sabitic  den  Weg. 

Der  Verkehr  der  Götter  mit  den  Menschen 
ist  kindlich  naiv  gedacht,  wie  bei  Homer. 
Ihtar  wirbt  um  die  Liebe  des  Helden  Izdubar, 
Samal:  stiftet  die  Freundschaft  des  Helden  mit  30 
Eabani;  die  drei  grofsen  Götter  Anu,  Bei,  Eu 
flüstern  ihm  Geheimnisse  ins  Ohr.  Wie  Tstar 
gelegentlich  aus  der  Stadt  zum  Himmel  ihres 
Vaters  Anu  emporsteigt  (ein  paar  Zeilen  weiter 
schreitet  sie  fluchend  auf  der  Stadtmauer  um- 
her), so  kauern  sich  die  Götter  aus  Furcht 
vor  der  anschwellenden  Flut  „wie  Hunde  am 
Damme  des  Himmels  nieder";  zum  Opfer 
scharen  sie  sich  wie  Fliegen  und  „riechen  den 
guten  Geruch".  40 

Auf  eine  merkwürdige  Erscheinung  soll 
hier  noch  aufmerksam  gemacht  werden:  auf 
die  Bedeutung  der  Träume  im  Epos.  Die 
ganze  Handlung  wird  durch  schier  unzählige 
Träume  in  Bewegung  gesetzt,  durch  welche  die 
Götter  den  Menschen  die  Zukunft  zeigen  und 
Rat  erteilen.  Diese  Anschauung  ist  ein  cha- 
rakteristischer Bestandteil  der  religiösen  An- 
schauung der  Babylonier  und  Assyrer.  Dem 
uralten  babylonischen  König  Gudea  wird  im  50 
Traume  der  Grundrifs  zum  Tempelbau  vor- 
gezeichnet (s.  H.  Zimmern,  Das  Traumgesicht 
Gudea' s,  Zeitsclir.  f.  Assijr.  3  S.  232  ff);  Asur- 
banipal  bekam  nach  seinem  Regierungsantritt 
eine  Aufmunterungsadresse  aus  Priesterkreisen, 
die  sich  auf  einen  Traum  seines  Grofsvaters 
Sanherib  bezog  (s.  Hommel,  Geschichte  Baby- 
lonicns  und  Assyriens  S.  692  f.),  und  bei  seinen 
Feldzügen  werden  den  Kriegern   ermutigende 

*)  Gleichwohl  scheinen  hiernach  die  Urkunden,  die  °" 
Marduk  in  den  Mittelpunkt  der  Gottesverehrung  stellen, 
nämlich  die  Legenden  von  der  Schlange  Tiamat  vind  die 
dramatischen  Beschwörungen  an  Ea,  Damkina  und  Mar- 
duk, jünger  zu  sein.  VieUeicht  sind  sie  entstanden,  als 
Babel,  das  im  Epos  noch  zurücktritt,  in  den  Vordergrund 
trat,  und  als  ein  Versuch  zu  betrachten,  dem  Stadtgott 
von  Babel  im  babylonischen  Keiche  die  oberste  Stelle  im 
Pantheon  zu  vindicieren;  Näheres  darüber  ira  Artikel 
Marduk. 


Izdubar  (Abfassungszeit  des  Eposl     782 

Traumbilder  von  der  Kriegsgöttin  gesandt  (vgl. 
auch  V  R  10,  70  f).  In  eiuem  Eigennamen- 
verzeichnis (II  R  63)  geht  dem  Namen  Al- 
tuJclä-nise,  „vertraue  nicht  auf  Menschen",  der 
andere  voraus:  Tuklä- suncUmn ,  „vertraue  auf 
Träume". 

IV.  Abfassungszeit  und  Form  der  Dichtung. 

Aus  den  Angaben  über  den  historischen 
Hintergrund  folgt  nichts  über  die  Abfassungs- 
zeit des  Zwölftafelepos.  Wir  wissen  nicht  ein- 
mal, ob  die  Tafelschreiber  Asiirbanipal's  schrift- 
liche babylonische  Originale  vor  sich  gehabt 
haben  {Berossos  erzählt,  der  babylonische  Noah 
habe  auf  göttlichen  Befehl  die  auf  Stein  ein- 
gegrabenen Nachrichten  über  das  Altertum 
in  der  Sonnenstadt  Sippar  vergraben);  jeden- 
falls haben  sie  seit  Jahrhunderten  fortgepflanzte 
Rhapsodieen  niedergeschrieben.  Da,s  Götter- 
zeichen vor  dem  Namen  Izdubar  und  die  ApQ- 
theose  beweisen,  dafs  die  Dichtung  in  einer 
Zeitentstanden  ist,  in^welcher  der  B.e\d  Izdubar, 
dessen  Schutzgott  Samas  war,  im  Volksbe- 
wufstsein  bereits  göttlichen  Charakter  ange- 
nommen hatte  und  dem  Sonnengott  als  Unter- 
Richter zur  Seite  gestellt  war. 

Was  die  Abfassung  anlangt,  so  ist  vor 
allem  die  Annahme  eines  Verfassers  für 
unwahrscheinlich  zu  erklären.  Die  XI.  Tafel 
z.  B.  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Tafeln 
erheblich  durch  den  Reichtum  der  Sprache 
und  Phantasie.  Wenn  ein  assyrischer  Litte- 
raturkatalog  (von  Pinches  bezeichnet  als  Names 
of  Worlcs  and  their  authors  and  Compilers,  ver- 
öffentlicht u.  a.  von  Haupt,  Nimrod-Epos  2, 
90  ff.)  die  Angabe  enthält:  „Serie"  Izdubar 
aus  dem  Munde  (Ja  pi)  des  Sin-liki-unmni 
(d.  h.  ,, Mondgott,  nimm  an  mein  Gebet"),  so 
ist  uns  wohl  der  Name  eines  Rhapsoden,  nicht 
eines  Verfassers,  überliefert. 

Die  Sprache  wechselt  den  poetischen 
Schwung.  Von  der  einfachen,  ungekünstelten 
Erzählung,  dichterisch  gefärbt  durch  Refrains 
und  durch  parallelismus  membrorum,  steigert 
sich  die  Dichtungsform  bis  zum  Hymnenton. 
In  einzelnen  Fragmenten  ist  die  Kunstform 
durch  Stichenverteilung  äufserlich  gehoben. 

V.   Übersetzung  und  Inhaltsangabe  der 
Tafelfragmente. 

Im  folgenden  wird  die  Übersetzung  ge- 
geben, soweit  sie  der  fragmentarische  Cha- 
rakter des  Gedichtes  zuläfst.  Fragezeichen 
sind  nicht  gespart  worden.  Erschwert  wird 
die  Aufgabe  durch  manche  Unsicherheit  bez. 
der  Zugehörigkeit  der  Fragmente.  Gut  er- 
halten und  laut  Original-Unterschrift  ein- 
geordnet sind  Tafel  V,  VI,  X,  XI,  XII;  aufser- 
dem  haben  wir  noch  eine  gut  erhaltene  Tafel 
ohne  Unterschrift,  von  Haupt  als  I.,  im  fol- 
genden als  II.  Tafel  bezeichnet.  Der  Text  ist 
citiert  nach  Haupts  Ausgabe,  teils  mit  Angabe 
der  Tafeln  und  Kolumnen,  teils  der  Seiten- 
zahlen seiner  Edition.  Die  Sintflutgeschichte 
ist  nach  Delitzsch,  Assyr.  Lesestücke,  3.  Aufl., 

citiert.       [ ]     bedeutet     Lücke     des 

Textes, bedeutet  Stellen,  die  un- 
übersetzbar   scheinen.      Auf    Umschrift    des 


783  Izdubar  (Inhalt  V.  Taf.  I  u.  II  d.  Epos)  Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  II  d.  Epos)     784 

ganzen    Textes    wurde    verzichtet;    schwierige       Er  der  Hirte  von  Uruk-[Su2mri] , er 

Stellen,   deren  Übersetzung  der  Wissenschaft-       ihr  Hirte  und ,  der  Gewaltige,  der  Ge- 
liehen Rechtfertigung  bedarf,  sind  in  den  An-       priesene,    der    Weise    [ ].      Nicht 

merkungen  besprochen.*)  läfst  Izdubar  eine  Jungfrau  [ihrer  Mutter],  die 

Tochter  einem  Helden,  die  Gattin  einem  Herrn.' 

Tafel  I.  Ihr  Wehklagen  hörte  [. •.•••], 

Nur  wenig   Spuren  sind  erhalten.     Haupt  zur  Göttin  Aruru  riefen  sie  mit  lauter  Stimme: 

hat  mit  grofsem  Scharfsinn  den  Anfangt)  ent-  ''Du  Aruru,  hast  ihn  erzeugt;  jetzt  schaffe  ihm 

deckt   in    einem    Fragment   (S.  1.  79),    dessen  seinen  Mann,  am  Tage  seines  Herzens^)  möge 

Inhalt  „an  den   Anfang  des   Spruchbuchs   er-  lO  er  [ ],  sie  mögen  mit  einander  kämpfen, 

innert".    Folgendes  lassen  die  fragmentarischen  Uruk   [soll   Zuschauer  sein?].     Als  die  Göttin 

Zeilen    erkennen:    „Wer    die    Geschichte    (?)  Aruru'^)    das    gehört   hatte,    schuf   sie    einen 

Izduhars  geschaut  hat  [ ],  alles  weifs  Mann    des    Gottes    Anu^)    in    ihrem    Herzen. 

[ ],    allerlei    Weisheit    [ ],  Aruru  wusch  ihre   Hände,   kniff  Lehm   ab^"), 

wer  das  Geheime  schaut  und  das  Verborgene  warf  ihn    auf   die   Erde   [...],    den  Edbani 

[ ],    der   bringt  Kunde,    die    vor  die  schuf  sie,    einen  Helden 'i),   einen  erhabenen 

Sin[tflut?]  reicht,  fernen  Pfad  wandelt  er  und  Sprofs,   einen  Bauersmann  (?  s.  Anm.  9),   mit 

ermüdet   [ ]   auf  der  Tafel Haaren  [bedeckt?]  war  sein  ganzer  Leib,   mit 

[ ]     die     Mauer     von     UruJc-Supuri  langem  Haupthaar  wie  ein  Weib ;  das  Wallen  (?) 

[ ]     (2    Zeilen)     sein  20  seines  Haupthaares    eprofste    empor   wie   Ge- 

Schwur,  der  nicht  losläfst  [ ]."  —  Zu  treide^^);  [gegen  die  Gewohnheit??]  von  Land 

dieser  Tafel  wurde  von  jeher  gemäfs  dem  Zu-  und  Leuten  war  er  mit  einem  Gewände  be- 

sammenhang    und    der  gesicherten  geschieht-  kleidet  gleich  einer  Wiese  (?)'^);  mit  den  Ga- 

lichen  Grundlage   des  Epos   ein  Fragment  ge-  zellen    frifst    er  Kräuter,    mit    dem  Vieh  des 

zählt,  das  die  Belagerung  von  Erech  erzählt.^)  Feldes  erfrischt  er  sich  an  der  Tränke  (S.  9), 

Es    lautet    so    (S.  51):    „ sein  Vieh  mit    dem   Getier*^)   des  Wassers   ergötzt  sich 

liefs    er  im   Stich stieg  herab  zum  sein  Herz."    Dieses  eigentümliche  Mischwesen 

Flufs  und  versenkte  in  den  Flufs   sein  Schiff  Eabani,  d.  h.   Sohn  des  Ea,  des  Gottes   der 

in  Trauer   versunken  weinte   er  unergründlichen  Weisheit,  (entsprechend  seiner 

bitterlich:    ' die  Stadt  Gangana  hat  30  im  folgenden  hervortretenden  Eigenschaft  als 

er  gänzlich  zermalmt;  die  Eselinnen  zer[treten]  Traumdeuter)  erinnert  nach  der  nun  folgenden 
ihre  Füllen,  die  Kühe  be[feinden]  ihre  Kälber;  Schilderung  an  den  römischen  I'riapus,  der 
wie  das  Vieh  jammert  (?)  auch  das  Volk,  wie  ebenfalls  als  Feldgott  vorgestellt  wird  {Vofs, 
die  Tauben  wehklagen  die  Mägde'');  die  Götter  3Iyth.  Briefe  2,  346  ff.),  er  ist  phallisch  und 
von  UruJc-Supuri  (d.  i.  „das  wohlverwahrte  mit  der  Kunst  der  Wahrsagung  ausgestattet. 
Erech^'')  verwandeln  sich  in  Fliegen^)  und  Dieser  Eabani  wird  durch  Vermittelung  der 
schwirren  umher  auf  den  Strafsen,  die  Da-  Götter  nach  UruJc  gelockt,  um  die  bestrickende 
monen  von  Uruk-Supuri  verwandeln  sich  in  Gewalt  Izdubars  zu  lähmen  oder  in  andere 
Schlangen  und  schlüpfen  in  die  Löcher  (?)'.  —  Bahnen  zu  leiten.  Mit  der  Sendung  wird  der 
Drei  Jahre  belagerte  die  Stadt  Uruk  der  Feind,  40  Götterbote  So^Zm (d.h.  Jäger)  beauftragt,  der  hier 
die  Thore  wurden  verriegelt,  der  hargulla^)  plötzlich  und  unvermittelt  auftritt.**)  Wahr- 
vorgelegt. Istar  erhob  ihr  Haupt  nicht  wider  scheinlich  ist  schon  in  der  abgebrochenen  I.  Kol. 
den  Feind  —  da  öffnete  Bei  seinen  Mund  und  vonihmdieRedegewesen.  Unmittelbar  an  das 
sprach  zu  Istar,   der  Königin,  kund   zu  thun  Vorhergehende  anknüpfend  fährt  die  Erzählung 

das    Wort*^) "      Das    übrige    ist    ab-  fort:  ,,(SadM  (,,der  Jäger"),  ein  ^a&^7^t-Mensch*'^), 

gebrochen;  aus  den  Spuren  sei  noch  die  deut-  trat  ihm  am  Eingang  zur  Tränke  entgegen, 
liehe  Erwähnung  der  Stadt  Babel  hervor-  Am  1.,  2.,  3.  Tage  begegnet  er  ihm  am  Ein- 
gehoben. (Der  Tod  des  Königs  scheint  die  gang  zur  Tränke.  Er,  Eabani,  sah  ihn,  den 
Verwirrung  in  Erecli  verursacht  zu  haben.  Jäger,  es  verfinsterte  sich  sein  Antlitz;  er  ging 
Der  Anfang  erinnert  an  Begräbnisse  nordischer  50  mit  seinem  Vieh  hinein  in  die  Behausung, 
Helden.)  Im  folgenden  tritt  Izdubar  als  Retter  ward  betrübt,  wehklagte,  schrie  laut  auf, 
der  Stadt,  später  als  ihr  König  auf.                        ward  sein  Herz,  sein  Antlitz  ward 

verstört,  [es  zog  eine]  Wehklage  in  sein  Ge- 
Tafel II  müt*'') in   die  Ferne,   sein  Antlitz 

(nach  Haupt  I)  ist  bis  auf  die  I.  Kol.  ziemlich  ward   zornentbrannt  (?)."     Der  erste  Versuch 

vollständig  erhalten.     Kol.  II  (S.  8)   zeigt  uns  war  mifslungen.     Die  Situation  überspringend 

Izdubar  als  berühmten  Helden  von  Uruk.    Die  wird   sofort  der  Bericht  des  Jägers   über  den 

Eltern  jammern,  dafs  ihre  Söhne  und  Töchter  Mifserfolg    angefügt.      (Kol.   111):    „Der    Jäger 

dem  Helden  in  unsinniger  Begeisterung  zufallen.  öffnete  seinen  Mund  und  sprach  [zu  Ea{?)  oder 
,, Nicht  liefs  Izdubar  einen  Sohn  seinem  Vater,  60  Samas  (?)   seinem  Vater]:   '[Mein  Va]ter,  ein 

die  Tochter  einem  Helden,   die  Gattin  einem  Held,   der  hingeht,   [ist  nicht  genug (?)],  bei 

Helden  .  ,  .  . "     Die    Eltern    klagen    vor    den       dem  Himmel  ist ,   wie   ein  kisir 

Ohren  der  Stadtgöttin:   „'Keinen  Rivalen  hat  Anü  (s.  o.)  ist  seine  Kraft  .  .  .  .,  er  schreitet 

er  [ ]  deine  Bewohner  werden  [zum       umher  im  Gebirge ,  beständig  mit  dem 

Kampfe]  geführt,  nicht  läfst  Izdubar  ein  Kind  Vieh  des  Feldes   [fi-ifst  er  Kraut] ,   beständig 

seinem  Vater,  bei  Tag  und  Nacht  [rufen  sie] :       sind  seine  Füfse  am  Eingang  zur  Tränke , 

*)  Die  Anmerkungen  folgen  am  Schlüsse  der  Über-  ich    fürchte    mich,    will    ihm   nicht  nahen.     Er 

Setzung  Sp.  805 ff.  hat    zugefüllt    die    Grube,    die    ich    gegraben 


785     Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  TI  ä.  Epos)  Izdubar  (Inbalt  v.  Taf.  II  d.  Epos)      78G 

hatte ,   rifs   weg   die  Stricke,   die  ich  ragt.'    Während  sie  so  zu  ihm  spricht,  lauscht 

[ausgelegt    hatte],    er    liefs    entwischen    aus  er    ihrer  Rede,    er,    der  weise   ist  in   seinem 

meinen  Händen  das  Vieh   und  das  Getier  des  Herzen,   sucht  einen  Freund!     Eabani  spricht 

Feldes,   gab  mir  nicht  Erlaubnis  zum  Jagen.'  zu  ihr,   der  Hierodule:    'Komm,    Uhat,  führe 

[Der  Gott ]  ***)  sprach  zu  dem  Jäger:  mich    hin,    nach    der    glänzenden   geheiligten 

'Mache    dich    auf   den   Weg   und  gebe]  nach  Wohnung  des  Anu  und  der  Istar ,  nach  dem 

Uriik,  der  Stadt  des  Izdubar.'' "■    Weiter  lassen  Orte   des  Izdubar,   der  vollkommen  an  Kraft 

die  Spuren  erkennen,  dafs  der  Jäger  dort  eine  ist  und  wie  ein  Bergstier  über  Helden  gewaltig 

Ästarte-Bienenn   (harivitu),    Namens    Uhat^'-'),  herrscht.    Ich  will  mit  ihm  kämpfen,  gewaltig 

sich  ausbitten  soll,  um  mit  ihrer  Beihilfe  den  lo  will     ich     [seine    Freundschaft    erringen  (?)] ; 

sinnlichen  Eabani  nach  Uruk  zu  locken.    ,,Auf  (Kol.  V.  S.  13)   ich   will  sen[den?]  nach   Uruk 

den   Rat   seines  Vaters   macht  sich   der  Jäger  einen    Löwen    (eig.   Wildkatze)*^) '" 

auf  den  Weg,  geht  nach  Uruk  [der  Stadt  des  Leider    ist    diese    wichtige    Kol.    nur    in    den 

Izdubary    (Kol.  IV) '"):  „[Vor  das  Antlitz  des]  Zeilenschlüssen    erhalten.     Folgendes    ist   aus 

Izdubar    (trat    der    Jäger    und    sprach]."      Es  den  Spuren  zu  schliefsen:  An  dem  Kampfe  mit 

folgt    nun    wörtlich    dieselbe    Erzählung    vom  dem    Löwen,    ,,der    in    der    Wüste    geboren, 

Mifserfolg  seiner  Jagd  ohne  die  Anrede  „mein  Kraft  besitzt",  will  Eabani  die  Stärke  des  be- 
Vater".   Hierauf:  „Es  sprach  Izdubar 

zu  ihm  dem  Jäger  (S.  10,  40  ff.) :  'Gehe,  ^S4 

mein  Jäger,  nimm  di«  Hierodule  Uhat,  ..^^^  ''^■'*«^-Ä'.,,  ^ 

wenn  das  Vieh  zur  Tränke  sich  wendet,  ^^^'^'^t^l^^^^  i-ß^X- 

so  soll   sie  ihr  Kleid    zerreifsen,   ihre  'C^^^r&}^//?ii^. 

Blöfse  [enthüllen];  er  wird  sie  sehen,  ^'^zJuJ^'  v^'^     ^!l 

wird   sich  ihr  nähern,  sein  Vieh,  das  S^Lt^^  '  %^Sr:^ ^, 

sich  zu   ihm    geschart  hat,  wird   da-  ^k^h^^^ /Cj^^  -a-^.-iv.;*' 

vonlaufen.'       Der  Jäger   ging,    nahm  ^^^^?7 Iv«*^^^^         ^^    * 

mit  sich  die  Hierodule  Uhat,  er  schlug  ^^^^^if^^'^Z^/^'    •, 

den    geraden  Weg    ein,    am    3.  Tage  ^^^^^^f'/^'//i^ 

gelangten  sie  zu  dem  bestimmten  (?)       •  ^^^^^''/'/iß^''^       \'5'  ► 

Felde,   der  Jäger   und   die   Hierodule  *S»^*<///.: 

liefsen    sich    nach    Belieben    nieder,  ^t;     r  ^^ 

1  Tag,   2  Tage  weiter  liefsen  sie  sich  /S^^*?/^    "  „.^^'^Ml    ''■% . 

nieder  am  Eingang  der  Tränke:   mit  J^J'>)\ 

dem  Vieh  trank   er  Wasser,  mit  dem  ■^  '''■ 

Getier  des  Wassers  ergötzte  sich  sein 

Herz.  Da  [kam]  Eabani,  dessen  Heimat  \^      wy    W^  f     I    vK:    -^ 

das    Gebirge   war;   mit  den    Gazellen  l|        l'     ß/y      M^^^~ 

frafs  er  Kräuter,  mit  dem  Vieh  trank  |n       I      %c\      (f^'  K  \  ^^ji 

er  seinen  Trank,  mit  dem  Gewürm  des  ^..=====;;.^jf-~J||      /         j  l      HV  %*  J/^^^ 

Wassers   ergötzte  sich  sein  Herz.     Es  i^^5^^^;:r=Ml  %  / 

sah  die  Uhat  der  ZwZZa-Mensch  (d.  i.  ^eJo?^'''*^^  '' 

eig.   der  Mann  der  libido), --- ^^^^^,_ ^. 

'das  ist  er,   Uhat,  (sprach  *■"       ''^      ^  ~^ "  ^ 

der  Jäger)  U.  S.  W.'"    Es  folgfeine  Scene,        ^,f  ^'^^'  ™'*   ^'"^  ^7'"^   kämpfend   (Titelbild   zu   George  Smm's 

, .         •?       •     1        -r.      -i     •     ?  ■•    1     i        ■  Chaldaean  Genesis.      Von    einem    altbabyloniscnen    Cylinder    des 

die  mit  epischer  Breite  in  höchst  naiver  3j.jj  Museums) 
Weise  die  Verführung  des  £'a5am  schil- 
dert und  mit  den  Worten  schliefst:  „6  Tage  und  rühmten  Helden,  dessen  Freundschaft  er  be- 
7  Nächte  näherte  sich  Eabani  der  Uhat,  der  gehrt,  erproben.  S.  die  nebenstehende  Ab- 
Geliebten.  Nachdem  er  sich  gesättigt  hatte  bildung  und  die  Abbildung  Sp.  791.  Über  den 
an  ihrem  lalü,  wandte  er  sein  Antlitz  auf  sein  so  Rest  der  Tafel  läfst  sich  nur  wenig  sagen. 
Vieh  hin,  es  erblickten  ihn,  den  Eabani,  Fügt  man  die  Fragmente  zusammen,  so  ist 
lagernd  die  Gazellen,  das  Vieh  des  Feldes  folgendes  mit  Sicherheit  zu  erkennen.  Die 
wandte  sich  weg  von  ihm.  Da  erschrak  Uhat  führt  Eabani  nach  Uruk.  Dort  wird  in 
Eabani,  fiel  in  Ohnmacht,  es  starrten  (eig.  „Festgewändern"  eben  ein  ,,Fest  gefeiert" 
standen)    seine   Kniee,    als  weglief  sein  Vieh  (vielleicht  das  Tammuz-Fest).    Der  Schlufs  der 

(S.  12) ,  da  hörte  er ,  V.  Kol.  scheint  eine  Anrede  an  Eabani  zu  ent- 

(that  auf)  die  Sinne,  kehrte  wieder  voll  Liebe,  halten:   „Es   soll   [dich]   schauen  Izdubar,  du 

setzte    sich    nieder    zu  Füfsen  der  Hierodule,  Ttrjf^t'Ma-Mensch  (?),  ich  sehe  [ ]  sein 

schaute    der    Hierodule    ins    Antlitz^');    und  Antlitz,  von  Heldenmut  leuchtet  er,  Kraft  (?) 

während    die  Hierodule    spricht,    hören   seine  60  besitzt  er, ist  sein  ganzer  Leib; 

Ohren,  sie  spricht  zu  ihm,  zu  Eabani:   '[Er-  seine  Kraft    ist  gewaltiger  als  die   deine,    er 

ha]ben    bist    du  Eabani,  gleich   einem   Gott;  ruht  nicht Tag  und  Nacht.     Eabani, 

^_warum    lagerst    du    beim    Vieh    des    Feldes?  ändere  dein ,  den  Izdubar  hat  der 

"Komm,  ich  will  dich  bringen  nach  Uruk-Su-  Sonnengott  lieb,   Anu,  Bei  und  Ea  flüstern 

2ncri,  nach  dem  glänzenden  Hause,  der  Woh-  ihm  (Weisheit)  ins  Ohr;  bevor  du  vom  Gebirge 

nung  des  Anu  und  der  Istar,  an  den  Ort  des  kamst,  hat  dich  Izdubar  in  Erech  im  Traume 

Izdubar  [     ],  des  Vollkommenen  an  Kraft,  der  gesehen."     Hier  scheint  die  Rede  zu  Ende  zu 

wie  eiu  ßergstier  die  Helden   an  Kraft  über-  sein  und  die  Erzählung  zu  Izdubar  zurückzu- 


787   Izdubar  (Inhalt  von  Taf.  III  d.  Epos)  Izdubar  (Inhalt  von  Taf.  IV  d.  Epos)    788 

kehren.     ,,Es   kam    Izdubar,    den   Traum    zu  „    . 

lösen   sprach   er  zu  seiner  Mutter  (der  Göttin  Tafel  IV 

Aruru):    'Meine    Mutter,    ich    träumte    einen  ist    nur    durch    kleine    Fragmente    vertreten. 

Traum  in  meinem  Nachtgesicht:  es  waren  die  Vom   Inhalt  ist  gewifs,   dafs   die  Erstürmung 

Sterne    des   Himmels,    wie    ein  Kriegsheer  (?)  der   Burg    des   elamitischen  Königs   Humhaba 

fielen  sie  über  mich  her '"    Die  auf  der  IV.  Tafel  vorbereitet  und  auf  der  V. 

Eeste  der  VI.  Kol.  fügen  einen  2.  Traum  hinzu,  vollendet  wird;  die  V.  Tafel,  für  die  schon  der 

dessen  Gegenstand,   wie  beim  ersten,   Eahani  Anfang    der  VI.  Tafel    eine    Blutthat    fordert, 

ist,   und   zwar  in  seinem  Abenteuer  mit  dem  schliefst    mit    der    Ermordung    des   Tyrannen. 
Weibe.     Die   Spuren   deuten   darauf,   dafs   die  lo  Die  beiden  Tafeln   enthalten  also  den  eigent- 

Mutter  dem  Sohne  rät,  mit  dem  Riesen  Freund-  liehen  historischen  Kern  der  Erzählung.     Mit 

Schaft  zu  schliefsen.  aller  Reserve  geben  wir  den  ungefähren  Inhalt. 

Kol.  I    (S.  20)    finden    wir    Eahani    vor    dem 

Tafel  III.  (Götter-)König  {Mardulcl);    er    redet,    wie   es 

Die  III.  Tafel  mufs  erzählt  haben ,  wie  die  scheint,  von  Humbaba,  den  die  Helden  zu  töten 

Beiden    Freunde    wurden.      Zwei    Fragmente  gedenken,  dessen  Leichnam  von  den  Geiern  (?) 

(Haupt  S.  14  f.)    mögen    Reste    der    III.    und  verzehrt  werden  soll  (vgl.  27,  41),  und  bittet  um 

IV.  Kol.   enthalten.     Das   erste  Fragment  be-  die   Gunst    des   Gottes   für  den   Kampf:   „Wir 

ginnt    mit    einer   Anrede    an    ein    weibliches  haben  auf  dich  acht  gegeben,  o  König, 

Wesen  (die    Uhat?)^^)   und  erzählt  dann:    „7  20  gieb    du   auf  uns   acht."     Izdubar  rät  darauf 

war  verlassen  die  Gemahlin dem  Eabani,  ,,zu  dem  erhabenen  Palaste,  zur 

er  allein er  schüttete  aus  (?)  sein  grofsen  Königin",  zu  gehen,  ,, alles  weifs  sie". 

Herz  seinem  Freunde  [und  sprach  zu  ihm]^*):  Darauf    gehen    beide    zu    der    grofsen    Wahr- 

'Einen  Traum  träumte  ich  in  meinem  Nacht-  sagerin,  die  nun  im  Anfang  von  Kol.  II  (S.  20 

gesiebt des  Himmels  fiel  auf  die  und   21)    geschildert    wird    (ihr  Brustschmuck 

Erde,    [erschrocken?]   stand  ich  da;    und    ihre   Krone    werden  besonders   erwähnt). 

verstört  war  sein  Antlitz sein  Ant-  Dann  fährt  die  Erzählung  fort^^):  „ [vor] 

litz   erglühte   i  wie  Löwenklauen  waren  Samas  brachte  er  ein  Rauchopfer  dar,  brachte 

seine  Klauen   '4125^     Pg^g   2.  Fragment,  ein  Trankopfer  dar,  erhob  vor  Samas    (betend) 

das    sich    daran    anschliefst,    erzählt    ein  Ge-  3u  seine  Hand  (seil.  Eahani):    'Warum  hast  du 

sprach   zwischen  Samas   und   Eabani,    dessen  dem    Izdubar    das    Herz    unruhig    gemacht? 

Erfolg  ist,   dafs  sich  Eabani' s  ,, zorniges  Herz  Jetzt  hast  du  ihn  gelehrt,  er  geht  einen  fernen 

beruhigte".     Es   scheint,    dafs  der  Sonnengott  Weg  zu  Humhaba,  einem  unbekannten  Kampfe 

den  Eabani,  der  heimkehren  will  in  sein  Ge-  geht     er    entgegen,     zu    einem    unbekannten 

birge,    zum    Bleiben    verlockt;     dabei    spielt  Kriegszuge    reitet   er  aus,    bis   er  gehen  und 

wieder  die   Uhat  eine  Rolle,   das  Versprechen  zurückkommen  wird,  bis   er  zum   Cedernhain 

von    göttlichen    und    königlichen    Ehren,    die  kommen  wird,  bis  er  den  Herrscher  Humbaba 

Freundschaft  und  Bruderschaft  Izdubar's,  wo-  töten  wird,  wird  allerlei  Übel,  das  ihm  feind- 

bei  es  heifst:   ,,Auf  einem  grofsen  Lager,   auf  lieh    entgegentritt,    ihn  vernichten.     An  dem 

einem    fein    zubereiteten   Lager  wird   er  dich  40  Tage,  da  du  .  .  .  .'"    Der  Schlufs  von  Kol.  II 

ruhen  lassen,   er  wird   dich   setzen   auf  einen  (S.  22  vgl.  S.  81)    erzählt    die    Rüstung    zum 

Ruheplatz,  einen  Sitz  zur  Linken ;  die  Fürsten  Kampfe    („das    Land    versammelte    sich ,     es 

der  Erde  sollen  küssen  deine  Füfse,  die  Leute  rüstete    sich    das  Heer,    die  Helden   machten 

von  Ercch  sollen  winseln  vor  dir  (usadmamuJia)^''  sich    fertig").     Was    es    mit    dem  „Haus    der 

—   kurz,    die    gröfsten  Ehren    sollen  ihm   er-  Gemeinschaft"   für  eine   Bewandtnis  hat,    vor 

wiesen    werden,    wenn   er  bleibt.     Reste   von  dessen  Thor  Eahani  steht,  während  Izdubar 

Kol.  V  und  VI    finde    ich    in    dem    Fragment  den  Eintritt  verwehrt,  weifs  ich  nicht.    Kol.  III 

JE?aM|JiS.  87. —Kol.V(S.  87  b)  verspricht  j0(ZM&ar  und  IV   (Haupt  S.  82  f   —   Zugehörigkeit  zur 

dem  Eabani  dasselbe,  was  Kol.  IV  Samas  ver-  IV.  Tafel  scheint  sicher)  nur  Spuren:  die  beiden 

heifsen  hat.    Die  Götter  haben  also  ein  Inter-  50  Freunde     ziehen    miteinander     aus.      Kol.    V 

esse   an  der  Freundschaft  der  beiden  Helden.  (S.  22.  84  f.)    beginnt    mit    folgenden  Worten: 

Die   Spuren   der  IV.  und  V.  Tafel   geben  Auf-  ,,Dafs   unversehrt  bliebe   der  Cedernhain,   hat 

schlufs   über  den  Grund.     Es  handelt  sich  im  ihn  Bei  (assyrische  Bezeichnung  für  den  ela- 

folgenden    um    einen  Heldenkampf   der  Stadt  mitischeu   Gott  des  Humbaba?    oder  ist  auch 

Uruk    gegen     den     elamitischen    Zwingherrn  hier,  wie  Tafel  XI,  Bei  genannt  als  der  Gott, 

Humbaba"-'^),     der    mit    der    Ermordung    des  der  gern   Schaden   anrichtet?)   zur  Angst  der 

Feindes   endet  und   Izdubar  den  Königsthron  Leute  gemacht  (festgesetzt);   das  Gebrüll  des 

von    Uruk  verschafft.     Die   Götter,   die  Inter-  Humbaba  ist  wie   Sturm,   sein  Mund  Frevel, 

esse   an  der  Vernichtung  Humbaba's  und   der  sein  Atem  Glutwind   (?).     Er    hat  festgesetzt 

Herrschaft     des     feindlichen     Gottes     Humba  co  [ ]   Cedern;    wer    zu    seinem    Haine 

haben,   sind  selbst  am  Kampfe  beteiligt.     Es  herabsteigt  —  dafs  unversehrt  bliebe  die  Ceder, 

ist    klar,    dafs    die    poetische    Erzählung    die  hat  Bei  ihn  zur  Angst  der  Leute  gemacht  — , 

mythische  Einkleidung  einer  grofsen  nationalen  wer  seinen  Hain  betritt,  den  erfafst  die  Pest  (?)." 

Erhebung  darstellt,  die  eine  elamitische  Dyna-  Das  Ganze  ist  der  Teil  eines  Gesprächs  zwischen 

stie   (nach   Berossos    2450—2250  v.  Chr.   herr-  Izdubar  und  Eabani.    Zu  der  letzten  Kol.  von 

sehend)    stürzt    und    ein    babylonisches   Reich  Tafel    IV    gehört    vielleicht    S.    57    und    58. 

begründet.     Leider   ist    von    der    Schilderung  Izdubar  erzählt  dem  Eabani  einen  „günstigen 

des  Kampfes  wenig  erhalten.  Traum,   einen  prächtigen  Traum",  in  dem  er 


789    Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  V  d.  Epos) 

den  Leichnam  des  Humhaba  (auf  dem  Cedern- 
hüofel?)  gesehen  hat.  Dann  machen  sie  sich 
auf  den  Weg.  Nach  30  Meilen  wird  Station 
gemacht  und  eine  Grube  gegraben  (zum  Ver- 
steck?). Dann  schlafen  sie  ein  (S.  58).  Um 
Mitternacht  (?)  steht  Izdubar  vom  Schlafe  auf 
(„er  vollendete  seinen  Schlaf"),  kommt  und 
sagt  zu  seinem  Freunde:  ,,Mein  Freund,  hast 
du  mich  nicht  gerufen?"  Dann  erzählte  er 
ihm  einen  ,,3.  Traum",  den  er  gesehen  hat.- 
„"■Der    Traum,    den    ich    träumte,    war    ganz 

,  es  brüllte  der  Himmel,  es  erdröhnte 

die  Erde,  der  Tag  war  dunkel,  Finsternis  zog 
auf,  es  blitzte  ein  Blitz,  Feuer  leuchtete  auf, 
[mit  Verderben?]  gesättigt,  mit  Tod  erfüllt. 
Dann  verlosch  der  Glanz,  es  war  aus  das 
Feuer stürzte  nieder,  wurde  zu  Rauch 


'  11 


Tafel  V. 

Kol.  I  (S.  24.  27)  finden  wir  die  Helden  im 
heiligen  Hain,  der  zur  Burg  Humhaha's  gehört. 
Das  Thor  mufs  erbrochen  sein:  „Da  standen 
sie,  bewundernd  (?)  den  "Wald,  schauten  an 
die  Höhe  der  Ceder,  schauten  an  die  Gröfse  (?) 
des  Waldes,  den  Ort,  wo  Sumhaha  zu  wandeln 
pflegte  erhabenen  Schrittes  —  Wege  waren 
angelegt,  wohlgepflegte  Pfade  — :  da  schauen 
sie  den  Cedernhügel,  den  Wohnsitz  der  Gatter, 
das  Allerheiligste  des  Gottes  Irnini.  Vor  dem 
Berge  stand  eine  Ceder  von  erhabener  Pracht, 
prächtig  war  ihr  Schatten,  mit  Lust  er- 
füllend .  .  .  ."  Im  folgenden  abgebröckelten 
Stück  wird  weiter  ihre  Schönheit,  ihr  wohl- 
riechendes Holz,  ihre  imposante  Gröfse  ge- 
schildert. Sehr  interessant  ist  es,  dafs  wir  hier 
die  Schilderung  eines  urbabylonischen  (ela- 
mitischen?)  Heiligtums  vor  uns  haben.  Ein 
herrlicher  Garten,  drinnen  ein  heiliger  Hügel 
mit  einem  Baumheiligtum,  in  dem  eine  Ceder 
ausgezeichnet  ist  durch  besondere  Pracht.  Der 
Garten  liegt  merkwürdigerweise  in  der  Nähe 
der  Stelle,  der  Friedrich  Delitzsch,  Wo  lap 
das  Paradies?  die  Lage  des  Paradieses  vindi- 
ciert  hat.  Oder  ist  der  Götterhain  in  Babel 
zu  denken,  das  etwa  damals  unter  elamitischer 
Fremdherrschaft  stand?  Der  Name  Tin-tir, 
„Lebenshain",  stimmt  zu  der  Schilderung, 
ebenso  die  Angaben  bei  Arrian  und  Strabo 
(s.  Delitzsch,  Paradies  S.  141),  wonach  Alexan- 
der Cj^pressen  aus  den  Götterhainen  Bahel's 
zum  Schiffsbau  benutzte.  —  Später  folgt  eine 
Anrede  Izdubar's  an  Eabani,  in  der  wiederum 
von  dem  Leichnam,  der  von  den  Geiein  ver- 
zehrt werden  soll,  die  Rede  ist.  Kol.  II  und  III 
(S.  25.  28  und  viell.  74  vgl  86)  rühmen  sich, 
wie  es  scheint,  die  Helden  ihrer  früheren 
Tbaten  (auch  ein  dumämu ,  ein  Wüstenlöwe, 
wird  erwähnt),  die  ein  gutes  Gelingen  des 
Kampfes  erhoffen  lassen.-*)  Von  den  übrigen 
Kolumnen  ist  nur  der  Schlufs  der  V.  erhalten, 
der  vom  „Kopf  des  Htimbaba"  redet,  also  Feine 
Ermordung  sicherstellt. 

Tafel  VI 
erzählt    die    Siegesfeier    Izdubar's    und    seine 
Liebesabenteuer    mit    Ihar ,    der    Stadtgöttin 
{Haupt,  Nimrod-Ep.  S.  42 j.    „[Er  machte  hell] 


Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  VI  d.  Epos)  790 

seine  Waffen,  er  machte  glänzend  seine  Waffen, 
[er  zog  aus]  sein  Gewand  ^°),  das  er  trug,  zog 
aus  seine  schlechten  (blutigen?)  Gewänder, 
zog  an  seine  weifsen  Gewänder,  mit  seinen 
Insi[gnien]  bedeckte  er  sich  und  legte  an  das 
Diadem^"),  Izdubar  bedeckte  sich  mit  seiner 
Krone  und  legte  an  das  Diadem.  Nach  der 
Gunst  des  Izdubar  erhob  die  Augen  die  ge- 
waltige   Göttin   Istar:    'Komm,    Izdubar,    sei 

10  mein  Gemahl,  deine  Liebe  gieb  mir  zum  Ge- 
schenk; du  sollst  mein  Mann  sein,  ich  will 
dein  Weib  sein;  ich  will  dich  stehen  lassen 
auf  einem  Wagen  von  Edelstein  und  Gold, 
dessen  Räder  von  Gold,  dessen  Hörner  von 
Sapphir  (?)  sind,  gröfse  Ä;Mdanw- Löwen  (?)  sollst 
du  anspannen,  unter  Wohlgerüchen  der  Ceder 
sollst  du  einziehen  in  unser  Haus;  wenn  du 
Einzug  hältst  [in]  unserem  Hause  (S.  43),  so 
sollen deine  Füfse  küssen,   es 

20  sollen  sich  [beugen]  vor  dir  Könige,  Herren 
und  Fürsten,  [alles,  was  hervorbringt  (?)]  Berg 
und  Land,  sollen  sie  dir  bringen  als  Tribut.'" 
In  den  folgenden  verstümmelten  Zeilen  fährt 
Istar  zunächst  fort,  ihm  das  Geschick  an  ihrer 
Seite  verlockend  zu  schildern:  seine  Schaf- 
herden sollen  Zwillinge  gebären,  sein  Marstall 
soll  ohne  gleichen  sein.  Aber  Izdubar  ver- 
schmäht die  gefährliche  Liebe  der  Göttin. 
Wohin  sind  die  anderen  geschwunden,  die  vor 

30  ihm  I*tar.s  Gunst  genossen  haben?  ^')  „''Wohlan', 
so  spricht  er,  'ich  will  dir  offen  heraussagen  (?) 

deine  Buhlkünste (S.  44,  Z.  46ff.): 

dem  Tammuz^'^),  dem  Gemahl  deiner  Ju[gend], 
nötigst  du  Weinen  auf  Jahr  um  Jahr.  Den 
bunten  Alalla-Yogel  hast  du  geliebt,  du  zer- 
schlugst ihn,  zerbrachst  ihm  die  Flügel,  nun 
steht  er  im  Walde  und  schreit:  kappt  (d.  h. 
„meine  Flügel!"). ^^)  Du  hast  auch  einen 
Löwen  geliebt  von  vollendeter  Kraft,  zu  je  7 

40  und  7  Anläufen  (?)  hast  du  ihn  überlistet. 
Du  hast  auch  geliebt  ein  Rofs,  erhaben  im 
Streit,  mit  ildahu^*)  (?),  Sporn  und  Peitsche  (?) 
hast  du  es  genötigt;  obgleich  es  sieben  Meilen 
Galopp  gelaufen  war,  hast  du  es  genötigt, 
wenn  es  ermattet  war  und  trinken  wollte,  hast 
du  es  genötigt,  seiner  Mutter,  der  Göttin  Silili 
hast    du  Weinen    aufgenötigt.     Du    gewannst 

auch  lieb  einen  Oberhirten ,   der 

dir    beständig    Weihrauch    streute    und    tag- 

50  täglich  Zicklein  schlachtete  —  du  schlugst  ihn 
und  verwandeltest  ihn  in  einen  Tiger,  so  dafs 
ihn  verjagen  seine  eigenen  Unterhirten  und 
seine  Hunde  ihn  blutig  beifsen.  Du  hast  ge- 
liebt einen  Riesen  (isullanu)^^),  den  Gärtner 
deines  Vaters,  der  dir  beständig  Geschenke 
brachte  und  deine  Tafel  dir  täglich  freundlich 
schmückte  (wörtlich:  deine  Schüssel  machte  er 
hell)  —  du  hast  dein  Auge  auf  ihn  geworfen, 
hast  ihn  bethört  (?):  '0  mein  isullanu  (sprachst 

60  du),  wohlan  dein  hissuta^'^)  wollen  wir  ge- 
niefsen,  du  sollst  deine  Hand  ausstrecken^^) 
und  unsere  Schüchternheit  wenden.'  Der  Riese 
sprach  zu  dir:  'Was  stellst  du  an  mich  für  ein 
Begehren?  Mein  Mütterchen^®),  rüste  kein 
Mahl,  ich  will  es  nicht  geniefsen;  was  ich  ge- 
niefsen    soll,    ist   böse  und   verfluchte   Speise, 

von   verderblicher  Glut  ist  bedeckt ' ; 

sobald    du    das    gehört ,    hast  du  ihn 


791    Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  VI  d.  Epos) 

zerschlagen  und  in  einen  Knirps  verwandelt, 
hast  ihn  auf  das  La[ger]  gelegt,  dafs  er  nicht 

aufstehen     konnte     auch    mich 

liebst  du  nun,  wie  jene  [willst  du  mich  ver- 
derben].' Als  Istar  dies  gehört  hatte,  ward 
sie  zornig,  stieg  zum  Himmel  empor;  es  kam 


Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  VII  u.  VIII  d.  Epos)   792 

harimäti  (d.  h.  die  Hierodulen,  ihre  Tempel- 
Dienerinnen,  s.  S.  59  f.),  über  den  ibattu  des 
Himmelsatieres  stellten  sie  eine  Wehklage  an. 
Izdubar  versammelte  die  kiskitte-A.xbQiiex'''^) 
allzumal,  es  priesen  die  Werkmeister  die  Dicke 
der    Hörner:    30   Minen    Edelgestein    war    ihr 


die  Göttin  Istar  vor  Anu  [ihren  Vater],   vor       ,    ein    halbes    ubänu    lang    war    ihr 

Antu    kam     sie    und    sprach:     'Mein    Vater,       ,   6  Mafs  öl  fafsten   sie   beide!     Zur 

Izdubar  hat  mich  beleidigt  (?),   Izdubar  hat       Salhnug  seinea  Gottes  Lugal-BIarada^^Samal?) 
aufgezählt  meine   Schlechtigkeiten  (?),    meine  lo  weihte  er  es;   er  brachte   (sie)   dar  und  hing 


Schlechtigkeiten  (?)  und  meine  Schandthaten(?).' 
Anu  öffnete  seinen  Mund  und  sprach  zur  ge- 
waltigen Istar:  ''Nicht  sollst  du  betrübt  sein  (?), 
auch  wenn  Izdubar  aufzählt  deine  Schlechtig- 
keiten (?),  deine  Schlechtigkeiten  (?)  und  deine 
Schandthaten  (?).'  Istar  öffnete  ihren  Mund 
und  sprach  zu  Anu,  ihi-em  Vater:  ''Mein  Vater, 
schaffe  einen  Himmelsstier  [.  .  .  .].'"  Die 
Spuren     der     folgenden    Zeilen     erinnern    an 


(sie)  auf  am  Altar  (?)  seines  Familienheilig- 
tums (?).  Dann  wuschen  sie  am  Euphrat  ihre 
Hände**),  machten  sich  auf  den  Weg  und 
ritten  durch  die  Strafsen  von  Uruk.  Da  ver- 
sammelten sich  die  Leute  von  Uruk,  staunten 
an  [ ].  Izdubar  sprach  zu  den  Für- 
stinnen (?)  [von  Erech?]:  'Wer  ist  glänzend 
unter  den  Helden?  wer  ist  herrlich  strahlend 
unter  den  Männern?     [Izdubar]   ist  glänzend 


Izdubar' s  Drohuug  vor  dem  Meerpalast  (Taf.  X,  20  unter  den  Helden,  \_Izdubar]  ist  herrlich  strah 


Kol.  I)  und  vor  allem  an  die  ähnliche  Situation 
in  der  „Höllenfahrt  der  Istar^\  wo  die  ener- 
gische Göttin  bei  ihrem  Zorn  Eintritt  in  die 
Unterwelt  fordert.  ^^)  Wie  dort  in  der  Hölle, 
so  will  sie  hier  im  Himmel  alles  zerschlagen, 


lend  unter  den  Männern  (3  Zeilen  abgebröckelt).'" 
Izdubar  veranstaltete  in  seinem  Palaste  ein 
Freudenfest.  „Dann  schliefen  die  Helden,  auf  die 
Polster  gesunken,  es  schlief  Eabani,  träumte 
einen  Traum;  dann  kam  Eabani,  löste  den 
Traum  und  sprach  zu  Izdubar: 
(Tafel  VII):   „'Mein  Freund, 

beratschlagen      die 

grofsen  Götter  [ ].'" 

Zu  Tafel  VII  und  VHl 

läfst  sich  wenig  sagen.  Sic 
beginnen  mit  einer  Traumer- 
zählung des  Eabani  am  Morgen 
nach  dem  Siegesfest  in  Erech, 
wie  der  Schlufs  der  VI.  Tafel 
zeigt,  und  schliefsen  mit  dem 
gewaltsamen  Tode  Eabani's,  der 
jedenfalls    auf  Tstar's  Anstiften 

Izdubar   und   Eabani   mit   Ungeheuern   kämpfend,    Cylinder    {Chaldäische        herbeigeführt    wird.      Ein   Frag- 
Genesis  S.  195;  vgl.  Cylinder  V.  A.  256  und  V.  A.  2065  im  Berliner  Museum),     ment,     das     ein     Abenteuer     mit 

einem   Tiger,    der    die    Hirten 


wenn  ihr  Wunsch  nicht  in  Erfüllung  geht. 
Vater  Anu  mufs  trotz  seines  Zögerns  den 
Wunsch  der  Tochter  erfüllen  und  schafft  den 
Himmelsstier.  Der  Kampf  der  beiden  Helden 
Izdubar  und  Eabani,  der  auf  nebenstehendem 
Siegeicylinder  abgebildet  wird,  ist  leider  fast 
gänzlich  verloren  gegangen.  Nur  so  viel  ist 
aus    den   Spuren    zu  sehen,    dafs  300  Helden  50  {Haupt    S.    53    und    54     vgl.    55),    weil    die 


von  Erech  bedroht (?),  erzählt,  gehört  viel- 
leicht hierher  {Haupt  S.  52).  Für  Tafel  VII 
läfst  sich  nicht  einmal  eine  Vermutung  auf- 
stellen. Hingegen  ist  ein  «Fragment  dessen 
Vorderseite  Teile  einer  I.  Kol.  und  dessen 
Rückseite  Teile  ertner  VI.  Kol.  enthält,  mit 
Bestimmtheit     zur     VIII.    Tafel     zu     rechnen 


dabei  eine  Rolle  spielen,  dafs  im  Entscheidungs- 
kampf Eabani  das  Ungetüm  ,,bei  der  Dicke 
des  Schwanzes  fafst"  (während  Izdubar  gemäfs 
der  Abbildung  ihm  den  Dolch  ins  Herz  stöfst). 
Nachdem  die  Helden  den  Himmelsstier  er- 
legt und  ihr  Herz  beruhigt  war,  brachten  sie 
dem  Gott  Samas  ein  Dankopfer  dar.  Dann 
fährt  die  Erzählung  fort  {Haupt  S.  48,  174 ff.): 
„Es  stieg  Istar  auf  die  Mauer  von  Uruk-Supuri, 


letztgenannte  Kolumne  die  Erkrankung,  bez. 
den  Tod  Eabani's  enthält.  Kol.  I  fordert  Ea- 
bani den  Izdubar  zu  irgend  einer  Heldenthat 
auf.  Auf  den  erhaltenen  Zeilen  stehen  die 
beiden  vor  einem  „Waldthore",  das  Eabani 
anredet:  „'Du  hast  nicht  anderes  Holz  [....], 
6  Gar  beträgt  deine  Höhe,  2  Gar  deine 
Breite  etc.'"  Erwähnt  sei  noch,  dafs  das 
Thor,  von  dem  Eabani  sagt:   ,,ich  kenne  das 


erhob  (?)  ein  Geschrei,  stiefs  einen  Fluch  aus:  60  Thor",  in  irgend  welcher  Weise  mit  der  Stadt 


'Fluch  dem  Izdubar,  der  mich  gekränkt  hat, 
der  den  Himmelsstier  getötet  hat!'  Eabani 
hörte  diese  Worte  der  Istar,  rifs  den  ibattu 
des  Himmelsstieres  aus  und  warf  ihn  ihr  ins 
Gesicht:  '0  du,  ich  will  dich  besiegen,  wie  du 
ihm    gethan  hast  (d.  h.   zu  thun  gedachtest), 

sein will  ich  binden  an  deine  Seite.' 

Da  versammelte  Istar  die  kizreti,  uhdti  und 


Nippur  in  Verbindung  gebracht  wird.  Kol.  VI 
klagt    Eabani:    ,, Gesund    bin    ich  ausgezogen 

[ ],  mein  Freund,  aber  der  Traum,  den 

ich  träumte,  ist  in  Erfüllung  gegangen!" 
12  Tage  liegt  er,  wie  mit  epischer  Breite  er- 
zählt wird,  auf  seinem  Lager,  dann  ruft  er  den 
Izdubar  herbei.  Aus  den  folgenden  Spuren 
kann    nur    geschlossen    werden,    dafs   Eabani 


793    Tzdubar  (Inhalt  v.  Taf.  IX  d.  Epos) 

irgend  einem  Kampfe,  den  er  in  böser  Ahnung 
„gefürchtet  hatte",  die  Krankheit  zuschreibt. 
Freilich  zeigt  die  Totenklage  der  XII.  Tafel, 
dafs  es  kein  gewöhnlicher  Kampf  gewesen  sein 
kann.  Von  seinem  Ende,  das  hier  auf  der 
IX.  Tafel  erzählt  sein  mufs,  heifst  es  dort 
wiederholt:  ,,die  Erde  hat  ihn  weggerafft  (ver- 
schlungen?)." Eines  litterargeschichtlich  be- 
sonders interessanten  Fragmentes  sei  hier  noch 
Erwähnung  gethan,  das  Smith  zur  Vill.  Tafel 
zählte  (S.  56).  Es  erzählt  einen  Streit  zwischen 
zwei  Bäumen,  die  redend  eingeführt  werden. 
Die  Cypresse  ruft  dem  Lorbeer  (?)  bäum  unter 
anderen  Schmeicheleien  zu:  ,, 'Deine  Wurzel 
ist  nicht  stark  genug,  dein  Schatten  ist  nicht 
kühl  (?)  genug,  deine  Rinde  ist  nicht  üppig 
genug '  Zornig  antwortete  der  Lor- 
beer (?)  der  Cypresse " 

Tafel  IX 

beginnt  mit  der  Klage  Izduhar's  um  Eadani 
und  dem  Entschlufs,  zu  seinem  Ahn  Sit- 
napisthn^')  zu  gehen,  um  das  Geheimnis  seiner 
Apotheose  zu  erfalu-en  und  Heilung  vom  Aus- 
satz, mit  dem  ihn  die  Götter  geschlagen,  von 
ihm  zu  erlangen.  Kol.  I  (S.  59):  „Tzdubar 
weinte  um  Eahani,  seinen  Freund,  bitterlich, 
sich  niederlegend  aufs  Feld:  ^Ich  will  nicht 
wie  Eahani  sterben:  Wehklage  ist  eingekehrt 
in  mein  Gemüt,  Furcht  vor  dem  Tode  habe 
ich  bekommen,  ich  lege  mich  nieder  auf  das 
Feld.  —  Zur  Kraft  des  Sit-napistim,  des  Sohnes 
Kidin- Mar duk's  nehme  ich  den  Weg  eilenden 
Schrittes.'  "  Izduhar  machte  sich  nun  sofort 
auf  den  Weg  und  erzählt,  das  Selbstgespräch 
foi'tsetzend  (ergänzt  nach  dem  Fragment  Haupt 
II  S.  85):  ,,Zur  Gebirgsschlucht  kam  ich  des 
Nachts,  Löwen  sah  ich  und  fürchtete  mich,  ich  er- 
hob mein  Haupt  zum  Mondgott  und  betete,  zu 
dem  grofsen  [....]  der  Götter  kam  mein  Flehen, 

[ ]be- 

schützte  mich." 
Darauf  folgt  nach 
Z.  12  ein  Traum. 
Vielleicht  zeigen 
ihm  die  Götter  im 
Traume  den  Weg. 
Z.  15  f.  nimmt  er 
die  Axt  in  seine 
Hand  und  zieht 
das  Schwert  aus 
seinem  Gürtel. 
Kol.  II  (S.  60) 
folgt  als  zweites 


Zwei    Skorpionmengehen,    Cylin- 

der    {Siidth  a.  a.  0.    S.  211 ;    vgl. 

Berliner  Museum   V.   A.  508   und 

V.  A.  562). 


Abenteuer  die  Begegnung  mit  den  Skorpion- 
menschen (s.  die  Abbildung).  Er  trifft  sie  beim 
Zugange  zu  einem  Gebirge,  als  „dessen  Name 
Mdsu  ihm  kund  wird".  ,,[Dakam  er]  zum  Gebirge 
Mdsu,  dessen  Thorausgang  tagtäglich  (Wesen) 
bewachen,  deren  Rücken  bis  an  den  Damm 
des  Himmels  [reicht?]  und  deren  Bi-ust  bis 
unter  den  Arallu  reicht  —  die  Skorpion- 
menschen bewachen  sein  Thor;  ihr  Schrecken 
ist  gewaltig,  ihr  Anblick  Tod,  furchtbar  ihr 
Glanz,  Berge  hinschmetternd,  beim  Aufgang 
der  Sonne  und  beim  Untergang  der  Sonne  be- 
wachen sie  die  Sonne.  Es  erblickte  sie  Izduhar, 
vor  Furcht  und  Schrecken  wurde  sein  Antlitz 


Izdubav  (Inhalt  v.  Taf.  IX  u.  X  d.  Epos)   794 

verstört,  es  raubte  ihm  die  Besinnung  ihr 
wüstes  Aussehen.  *3)  Der  Skorpionmensch 
spricht  zu  seinem  Weibe:  'Er,  der  zu  uns 
kommt,  ein  Wahrzeichen  der  Götter  ist  sein 
Leib.'  Das  Skorpionweib  antwortete  ihm: 
'Seinem  laktu  (?)  nach  ist  er  ein  Gott, 
seinem    sulultu    (?)    nach    ein    Mensch.'      Der 

Skorpionmensch  redete  und  sprach:  '[ ] 

der  Götter    hat  Befehl    gegeben,    [er  ist  ge- 

10  zogen]  ferne  Wege,  [bis  er  gekommen  ist]  zu 
mir  [ die  Gebirge],  die  er  über- 
schritten hat,  sind  steil  u.  s.  w.'"  Das  übrige 
ist  abgebrochen.  Das  Gebirgsland  Mdsu  ist 
aus  den  Feldzügen  des  Äsurbanipal  (in  seinen 
Annalen  genannt  ,,Ort  des  Dürstens  und  der 
Verschmachtung,  zu  dem  kein  Vogel  des 
Himmels  kommt,  wo  Wildesel  und  Gazellen 
nicht  grasen")  und  Sargon  bekannt  als  das 
Land    der    syrisch- arabischen    Wüste    an    der 

20  Süd-  und  Südostgrenze  des  Euphrat-  und  Tigris- 
gebietes (vgl.  Delitzsch,  Paradies  S.  242  f.).  In 
der  Zeit  der  Entstehung  des  Epos  kannte  mau 
sicherlich  nur  dunkle  Gerüchte  über  dieses 
Land  der  Verschmachtung.  Wenn  nun  in  der 
Sage  der  Weg  Izduhar's  zu  den  Gewässern  des 
Todes  führte,  so  lag  es  für  die  Phantasie  der 
Volksdichtung  nahe,  dieses  Land  als  Durch- 
gangsort zu  wählen  und  abenteuerlich  auszu- 
schmücken.    Der  Weg    führt   nun    durch   das 

30  Dunkel  des  Berges,  an  dessen  Thor  die 
Skorpionmenschen  gleich  zwei  gewaltigen 
Sphinxen  Wache  halten.  Kol.  III  (S.  61)  zeigen 
die  Spuren,  dafs  Izduhar  dem  Skorpionmenschen 
sein  Vorhaben  erzählt,  er  wolle  „zu  Sit-napistim, 
seinem  Vater ,  der  versetzt  worden  ist  in  die . 
Versammlung  der  Götter  und  über  Leben  und 
Tod  [entscheiden  kann]".  Der  Skorpionmensch 
schildert  dem  Helden  die  Schwierigkeit,  die 
der    Durchmarsch    durch    das    Gebirge    Mdlu 

40  bietet:  niemand  vermag  es,  zwölf  Meilen  dichte 
Finsternis  nach  allen  Himmelsrichtungen  gilt 
es  zu  durchdringen.  Kol.  IV  (S.  62)  giebt  der 
Skorpionmensch  dem  Flehen  des  Izduhar  nach, 
öffnet  das  Thor,  und  nun  beginnt  die  Wande- 
rung: „Eine  Meile  wandert  er,  dicht  ist  die 
Finsternis,  es  wird  nicht  licht,  zwei  Meilen  ist 
er  gegangen,  dicht  ist  die  Finsternis,  es  wird 
nicht  licht."  (Damit  schliefst  die  III.  Kol.,  er- 
gänzt nach  S.  61,  11  und  63,  36.)    Kol.  V  fährt 

50  fort,  die  zwölf  Meilen  in  epischer  Breite  in 
der  angegebenen  Weise  zu  schildern.  Dann 
tritt  er  hinaus  und  sieht  (am  Gestade  des 
Meeres,  wie  aus  dem  Folgenden  hervorgeht), 
einen  herrlichen  Baum:  ,,Da  er  ihn  sieht,  eilt 
er  darauf  los:  Edelsteine  trägt  er  als  Frucht, 
Aste  hängen  daran,  prächtig  anzuschauen, 
Krystall  tragen  die  Zweige,  Früchte  trägt  er, 
köstlich  anzuschauen."  Auch  andere  Bäume 
stehen  in   diesem  Götterpark,    der  an  Ezech. 

60  31,  9  erinnert.  Kol.  VI  ist  Izduhar  am  Meere 
angekommen,  denn 

Tafel  X 

beginnt  laut  Unterschrift  von  Tafel  IX:  „Das 
(göttliche)  Mädchen  Sahitu,  die  auf  dem  Thron 
des  Meeres  sitzt"  (vielleicht  poetischer  Aus- 
druck für  den  Meerpalast,  in  dem  sie  nach 
dem  Folgenden  wohnt).    Kol.  I  findet  Izduhar 


795    Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  X  d.  Epos)  Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XI  d.  Epos)    796 

liier  ein  neues  Hindernis,  als  er  „mit  dem  Fell  ginnen.  Kol.  IV  wird  erzählt,  wie  der  Schiffer 
bekleidet"  ankommt.  Er  bricht  von  neuem  den  Helden  mahnt,  nicht  abzulassen,  so  lange 
in  Wehklage  aus  und  ist  „erzürnt"  über  die  die  Fahrt  in  den  Gewässei-n  des  Todes  währt, 
„fernen  Wege",  die  ihm  zu  gehen  bestimmt  Zahlenangaben,  die  das  Bruchstück  aufweist, 
sind.  Sabitu  erblickt  ihn  von  ferne.  Der  In-  scheinen  sich  auf  die  anstrengende  Ruder- 
halt ihres  Selbstgesprächs  ist  leider  teilweise  arbeit  zu  beziehen.  Z.  9  ff.  ruht  Izdubar  aus, 
verloren.  Als  er  näher  kommt,  zieht  sie  sich  die  Gefahren  sind  hinter  ihm,  „er  löst  seinen 
in  ihr  Meerschlofs  zurück  und  ,, verriegelt  ihr  Gürtel".  Nun  nähern  sich  beide  den  Ufern 
Thor".     Izdubar    ruft  sie  an  und   spricht  zu  der  Seligengefilde.    SU-napisttm  stellt  Betrach- 

ihr:    'Sabitu,    was   schaust  du was  lo  tungen    über    den    Gast    an,    wie    oben    die 

verriegelst    du    die    Thür?    [wenn    du    nicht  Meereskönigin.     Am  Anfang  von  Kol.  V  ist  er 

öffnest],    will    ich    zerschmettern    dein    Thor  ans   Ufer    gekommen    und    klagt  vom   Schiffe 

[ ].'     Das  Folgende  fehlt.    Doch  aus    dem    Ahnen    sein    Leid:    Er    erzählt    die 

muls  Sabitu  dem  Izdubar  die  Unmöglichkeit  Abenteuer,  die  er  mit  seinem  Freunde  Eabani 

geschildert  haben,  seinen  Weg,  der  nun  über  bestanden  habe.     Nach  den  Zeilenresten  wird 

ein  unüberschreitbares  Meer  führe,  fortzusetzen;  das  Abenteuer  mit  einem  ,, Panther  des  Feldes" 

denn    Izdubar    erzählt    Kol.  II    abermals    den  (Z.    6),    die    Tötung    des  Himmelsstieres    {ald 

Grund    seiner  Reise  und  jammert  um   seinen  ninäru  Z.  9),    die    Ermordung    des   Tyrannen 

,, geliebten,     zu    Staub    gewordenen    Freund"  Humbaba,    „der    im    Cypressenhain    wohnte" 

Eabani,  dessen  Los  teilen  zu  müssen  ihm  un-  20  (Z.  10),  erwähnt.     Dann  klagt  er  über  den  Tod 

erträglich   erscheint  (S.  67,  12  f.  vgl.  71,  21  f.).  des  Freundes,   sagt,  wie   er   alle  Länder  und 

Dann  bittet  er  die  Halbgöttin  inständigst,  ihm  steile  Gebirge  durchwandert,  alle  Meere  durch- 

doch  den  Weg  zu  seinem  Ahn  zu  zeigen  und  schritten  habe,  ohne  dafs  sich  ,,mit  fröhlichem 

schliefst  seine  Rede  mit  den  Worten:    'Wenn  Anblicke    sein  Antlitz    gesättigt    habe".     Mit 

es  möglich  ist,  will  ich  das  Meer  überschreiten,  den  Worten  des  Sit-napistim ,   'Izdubar  habe 

wenn    es    nicht    möglich    ist,    will    ich    mich  sein  Herz  mit  Weh  erfüllt,   aber  Götter  und 

(trauernd)    auf  die  Erde  legen.'     Sabitu  ant-  Menschen  [könnten  ihm  nicht  helfen]',  schliefst 

wortet  ihm:    „'Izdubar ,   es  hat  niemals  eine  die  Kol.  V.     Die  scheinbar  sehr  lange  Gegen- 

Fähre  gegeben,  und  niemand  seit  ewiger  Zeit  rede     des    Sit-napistim     endigt     gemäfs     den 

kann    das    Meer    überschreiten  —  Saunas    der  30  Spuren  von  Kol.  VI  (S.  66)   mit  den  Worten: 

Held    hat    überschritten   das  Meer,    aufser  (?)       ,, ''so  lange  wir  Häuser  bauen,  so  lange 

Samas,  wer  kann   es  überschreiten?     Schwer  wir  versiegeln  (?)  (Verträge  schliefsen),  so  lange 

ist  die  Überfahi't,   gar  beschwerlich  ihr  Pfad,  Brüder  sich  zanken,   so   lange  es  Feindschaft 

und    verschlossen  (?)    sind    die   Gewässer   des       giebt  [ ]>  so  lange  Flüsse  Wogen  [zum 

Todes,  die  als  Riegel  vorgeschoben  sind.    Wo,       Meere    tragen?] 4  Zeilen  (Z.  34), 

Izdubar,    willst    du    das   Meer  überschreiten?  wird  vom  Tode  kein  Bild  gezeichnet.     Wenn 

Nachdem  du  zu  den  Gewässern  des  Todes  ge-  der    aM-Dämon    und    der    m,s-Dämon    [einen 

langt  —  was  willst  du  thun?  —  Izdubar ,   es  Menschen]  grüfsen  (ironice?),  dann  bestimmen 

ist    Ärad-Ea    der    Schißer    des    Sit-napistim,  die    Anunnaki    und    die    grofsen    Götter    und 

[ ]  Steine  mit  ihm,  er  wird  im  Walde  40  Mammetum ,    die    Schöpferin    des    Schicksals, 

eine  Ceder  fällen,  [....]  möge  dein  Antlitz  mit  ihnen   das  Geschick,   sie  bestimmen  Tod 

schauen.    Ist  es  möglich,  fahre  über  mit  ihm,  und   Leben:    des  Todes  Tage    sind    {seil,   den 

ist's  nicht  möglich,  weiche  zurück  (?).'"     Der  Menschen)  unbekannt.'" 
Held  steht  am  Zugange  zum  Totenüusse,   der 

als   ein  Wassergürtel  des  Oceans  gedacht  ist.  Tafel  XI 

Die  Seligeninsel  ist  wie  die  Unterwelt  jenseits  setzt  das  Gespräch  zwischen  Sit-napistim  und 

des  Totenflusses  gedacht.    Wichtig  ist  die  Er-  Izdubar  fort:  „Izdubar  sprach  zu  Sit-napiistim 

wähnung  des  Mythus  vom  Sonnengott,  die  leb-  dem  Fernen:    'ich  sehe  dich  an,   SU-napislim, 

haft  an  griechische  Sagen  erinnert.    (In  einem  dein  Aussehen  ist  nicht  verändert;  wie  ich  bist 

Hymnus    an    den    Sonnengott  —  s.  Brünnow,  50  du,    und  du   bist  nicht  anders,    wie  ich  bist 

Zeitschr.  f.  Assyr.  IV,  25  —  heifst  es:  „Du  hast  du'".  ...     In  den  folgenden  3  verstümmelten 

das  weite,   breite  Meer  überschritten,   dessen  Zeilen   scheint  er  zu   sagen,    sein  Herz  habe 

Inneres    die    Himmelsgeister    nicht   kennen.")  einen  gleichen  Lebens(kampf)   durchgekämpft 

S.  Zusatz  4,  S.  72.   —   Kol.  III  {Haupt,   S.  73  (so  dafs  er  auch  die  Seligkeit  verdiene):  'Sage 

der  Anfang  —  kann  nicht  Kol.  II  sein  —  S.  69  mir  (wie  kommt  es),  dafs  du  erlangt  hast  das 

die  Fortsetzung)  erzählt  Izdubar  dem  Arad-Ea  Leben  in  der  Versammlung  der  Götter,  welches 

mit    den    bekannten    Worten    sein    Leid    und  du    begehrtest?'     Vom   Ufer    aus    erzählt  der 

schliefst  mit  der  Bitte,  ihn  überzusetzen.    Die  Götterliebling  dem  vom  Schiffe  aus  lauschenden 

Antwort   des  Arad-Ea  giebt  Izdubar  den  Be-  Izdubar    die    Geschichte    von    dem    grofsen 

fehl,  in  den  Wald  hinabzusteigen,  ein  5  Gar  GO  Flutsturm:  „Sit-napistim  sprach  zu  Izdubar: 

(Ellen?)  langes  Ruder  anzufertigen  und  andere  'Ich  will  dir,  Izdubar,  eröffnen  das  Geheimnis, 

Vorkehrungen  zur  Reise   zu  treffen.     Izdubar  und  die  Entscheidung  der  Götter  will  ich  dir 

richtet  den  Auftrag   aus,  und  beide  besteigen  sagen.    Die  Stadt  Surippalc,  die  Stadt,  die  du 

das  Schiff.    Nach  45tägiger  böser  Fahrt  („das  kennst,  am  Ufer  des  Euphrat  gelegen,  selbige 

Schiff   schwankt    und  schleudert  sie   hin   und  Stadt  war  (schon)  alt,  als  die  Götter  drinnen 

her,   während  sie  fahren")   „ist  Arad-Ea  an-  einen  Flutsturm  anzurichten  ihr  Herz  antrieb, 

gelangt  in  den   Gewässern  des  Todes".     Nun  die    grofsen    Götter.      [Es    hielten    Rat?]    ihr 

scheint    die    eigentliche    Gefahr    erst    zu    be-  Vater  Anu,    ihr  Entscheider,    der  Held  Bei, 


797   Izclubar  (Inhalt  v.  Taf.  XI  d.  Epos)  Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XI  d.  Epos)   798 

ihr  Führer  (?)  Ninib,   ihr   Oberster  JEn-nugi.  ich  ihm).  —  Als  die  Morgenröte  anbrach,  stieg 

Der  Herr  der  Weisheit,  Ea,  redete  mit  ihnen,  auf  am  Horizont  des  Himmels  schwarzes  Ge- 

ihren  Befehl  that  er  kund  dem  Gefilde  (rufend):  wölk;  Rummän  donnerte  drin,  während  Nabu 

'Gefilde!  Gefilde!  Umhegung!  Umhegung!  Ge-  und  Marduh  hervortraten  und  über  Berg  und 

filde,    vernimm!      Umhegung,    merke    auf!")  Thal    schritten.      Der    Gott    Uragal    rifs    die 

Mü^nn  won  Suruppak,  ^ohn  dQs,  Kidinu-3Iardulc  Anker    los,     es    schritt    Ninib    dahin,    über- 

(Ubara-tuiu),  zimmere  ein  Haus  (Arche),  baue  schwemmte  die  Ufer'*^),  die  Anunnaki  erhoben 

ein   Schiff,    rette,    was    du    von  Lebenssamen  die  Fackeln,  in  ihrem  Glänze  machten  sie  das 

finden  kannst,  lafs  fahren  die  Habe,  rette  das  Land  erzittern.  Rammun's  Wogen  stiegen 
Leben,   bringe  Lebenssamen  aller  Art  hinauf  lo  zum  Himmel  empor,  alles  Licht  verwandelten 

auf  das  Schift".    Von  dem  Schiff,  das  du  bauen       sie    in    Fi[nsternis],     [ ],    jählings 

sollst,   sollen  die  Zahlen  ausgemessen  werden  brauste    es    (das    Unwetter)    dahin,    wie    ein 

(Z.  25);    es    soll  übereinstimmen  seine  Breite  Schlachtsturm  fuhr  es   auf  die  Menschen  los. 

und    seine    Höhe   (?)*^),    (dann)    lafs    es    vom  Nicht    sah    der    Bruder    seinen    Bruder,    die 

Stapel  ins  Meer.'    Ich  merkte  auf  und  sprach  Menschen   erkannten   sich  nicht.     Im  Himmel 

zu  Ea,  meinem  Herrn:  \ ],  mein  Heri-,  die  Götter  fürchteten  sich  vor  dem  Flutsturm, 

was  du  also  geboten  hast,  will  [ich]  in  Ehren  sie  flüchteten,  stiegen  hinauf  zum  Himmel  des 

halten    und    ausführen;    [aber  was?]    soll  ich  Anu,    die    Götter    gleich    Hunden    waren    sie 

antworten    der    Stadt,    dem    Volke    und    den       ,  kauerten  nieder  am  Damm  (?).     Es 

Altesten?'  Ea  that  seinen  Mund  auf  und  20  schrie  lUar  wie  eine  Gebärende  {par.  zorn- 
sprach zu  mir,  seinem  Knechte:  '[Als  Ant-  erfüllt),  es  rief  die  Hehre,  die  freundlich 
wort  (?)]  sollst  du  so  zu  ihnen  sprechen:  Redende:  'Dieses  Volk  (?)  ist  wieder  zu  Lehm 
[Weil  (?)]  mich  J5eZ  hafst,  will  ich  nicht  wohnen  geworden;  was  ich  vor  den  Göttern  Böses 
bleiben  in  [eurer  Stadt],  will  auf  BeVs  Ort  (voraus)gesagt  habe,  wie  ich  es  (voraus)gesagt 
mein  Haupt  nicht  (mehr)  niederlegen,  zum  habe  vor  den  Göttern,  das  Böse  —  zur  Ver- 
Meer will  ich  [hinabsteigen],  bei  dem  Gott  nichtung  meiner  Menschen  führend  habe  ich 
{Ea\  der  mein  Herr  ist,  will  ich  mich  nieder-  den  Sturm  (voraus)gesagt;  was  ich  geboren 
lassen.    Er  {Bei)  läfst  auf  euch  regnen  reiche  habe,  wo  ist  es?    wie  Fischbrut  füllen  sie  das 

Fülle,    [ ]  Vögel,    eine   Menge  Fische,  Meer!'     Die  Götter  weinten  mit  ihr  über  die 

[ 2  ZeUen],     der    den  30  Anunnaki '^^),  die  Götter  safsen  gebeugt  unter 

Sturzregen  sendet,  [in  der  Nacht  wird  er  über  Weinen,  ihre  Lippen  waren  zusammengeprefst, 

euch    regnen    lassen]    furchtbaren    Regen.' ^"j       insgesamt;    6    Tage    und    [6  (?)] 

Als    das    Morgenrot    erschien,    [ Nächte  wütete  fort  der  Sturmwind,   die  Flut, 

u  Zeilen]  (Z.  53),   den  Bedarf  brachte  ich  her-  Platzregen;  als  der  7.  Tag  herankam,  hörte  auf 

bei.     Am  fünften  Tage  entwarf  ich  seine  Ge-  der  Regen,   die  Flut.     Der  Sturm,   der  einen 

stalt:     In    seinem    Mittelteil  (?)    waren    seine  Kampf   gekämpft    hatte    wie    ein    Kriegsheer, 

Wände  10  Gar  (120  Ellen?)  hoch,  10  Garbe-  ruhte.    Das  Meer  wurde  enger  (?)  (trat  in  die 

trug  auch  die  Ausdehnung  seines  Decks  ..."  Ufer  zurück),  der  Orkan,  der  Flutsturm  hatte 

Die    folgenden    19   Zeilen,    die    den   Bau    des  ein  Ende.     Da  sah  ich  auf  das  Meer(?_),   liefs 

Schifl'es  erzählen,  sind  leider  sehr  verstümmelt.  40  meine  Stimme  erschallen  —  aber  alle  Menschen 

In  6   Stockwerke  (?)    wird   die   Arche  geteilt,  waren  wieder  zu  Erde  geworden,  gleich  dem 

mit  Erdpech  und  Naphtha  werden  die  Lücken  uru  war  der  usallu.^'^)    Ich  öffnete  die  Luke  — 

verschlossen.    (Interessant  ist,  dafs  ein  anderes  Licht  fiel  auf  mein  Antlitz,  ich  sank  (geblendet) 

Fragment    die  Erzählung   von  der   Zurüstung  zurück,    setzte   mich  und  weinte,    über  mein 

der  Arche    anders   erzählt,    s.   zuletzt  Jensen,  Antlitz  flössen  mir  Thränen.    Ich  schaute  auf: 

a.  a.  0.  S.  372  ff.).    Nach  Vollendung  des  Baues  die  Welt  ein  weites  Meer!    Zwölf  Ellen  hoch  (?) 

opfert  S'd-napistiin   den  Göttern,    veranstaltet  stieg  Land  auf.    Nach  dem  Gebirgslande  Nisir 

ein  Fest  und  beginnt  dann  mit  der  Verladung:  nahm    das    Schiff   den    Lauf.     Der   Berg    des 

(Z.  77)  „Mit  allem,  was  ich  hatte,  füllte  ich  es  Landes  Nisir  hielt  das  Schiff  fest  und  liefs  es 

an,  mit  allem,  was  ich  an  Silber  hatte,  füllte  50  nicht  von  der  Stelle.    Einen  Tag,  einen  2.  Tag 

ich    es,    mit   allem,    was  ich    an   Gold  hatte,  hielt  der  Berg  Nisir  das  Schiff  fest  und  liefs 

füllte  ich  es;   mit  allem,   was  ich  an  Lebens-  es  nicht  von  der  Stelle.  Einen  3.  und  4.  Tag  etc. 

samen  aller  Art  hatte,  füllte  ich  es;  ich  brachte  Einen  5.  und  6.  Tag  etc.    Als  der  7.  Tag  heran- 

hinauf  auf  das  Schiff  meine  ganze  Familie  und  nahte,  liefs  ich  eine  Taube  hinausfliegen.    Die 

mein   Gesinde,    Vieh    des  Feldes,    Getier   des  Taube  flog  hin  und  her;    da   kein  Ruheplatz 

Feldes,  die  Handwerker,  alle  zusammen  brachte  da  war,  kehrte  sie  zurück.    Dann  liefs  ich  eine 

ich  sie  hinauf.    Ein  Zeichen  setzte  Samas  fest:  Schwalbe  hinausfliegen.    Die  Schwalbe  flog  hin 

'Wenn    der,    welcher   den   Sturzregen   sendet,  und  her;  da  kein  Ruheplatz  da  war,  kehrte  sie 

am    Abend    einen    furchtbaren  Regen    sendet,  zurück.     Einen  Raben    liefs    ich   fliegen,    der 

dann  tritt  ein  in  das  Schiff,  verschliefse  dein  60  Rabe    flog,    sah  das   Abnehmen  des    Wassers, 

Schiff  (Thor).'     Dieses  Zeichen  traf  ein.     Der  frafs,   liefs   sich  nieder  (=  liefs  sich  fressend 

den  Sturzregen  sendet,  liefs  in  der  Nacht  einen  nieder?     seil,     auf    Leichen    oder    Schlamm), 

furchtbaren  Regen  regnen.     Vor  dem  Tages-  krächzte  (?),  kam  nicht  zurück.     Da  liefs  ich 

anbruch  zitterte  ich,  den  Tag  zu  schauen  hatte  nach  den  vier  Winden  (alles)  hinaus,  gofs  ein 

ich  Furcht.     Ich  trat  in  das  Schiff,  verschlofs  Opfer  aus,  veranstaltete  eine  Opfersj)ende  auf 

mein  Thor,    die  Verwahrung  (?)   des   Schiffes  dem   Gipfel    des   Berges.     Sieben    und   sieben 

übergab  ich  dem  Puzur-Bel*''),   dem  Schiffer,  Gefäfse  stellte  ich  auf,  (Z.  150)  darunter  schüt- 

die  grofse  Arche   samt  ihrem  Inhalt  (übergab  tete  ich  aus  Calmus,  Cedernholz  und  SIM-GIB, 


799    Tzdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XT  d.  Epos)  Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XI  d.  Epos)    800 

Die  Götter  rochen  den  Duft.    Die  Götter  rochen  Berichten    ist  eine  brennende  Frage   der  alt- 
den  guten  Duft.     Die  Götter  sammelten   sich  testamentlichen  Forschung.     Gewifs   repräsen- 
wie    Fliegen    um    den    Ojjfernden.      Als    die  tiert  der  Inhalt  der  Erzählung  in  Bibel  und 
„Hehre"  (d.  i.  Istar)  herankam,  erhob  sie  die  Keilschrift  „einen  alten  und  gemeinsamen  Be- 
grofsen  Blitze  (?),    die  Änu   nach    ihrem   Be-  sitz  der  semitischen  Stämme  des  Euphrat-  und 
gehren  (?)  gemacht  hatte:  'Diese  Götter!    Bei  Tigrislandes"  (so  mit  Duncker,  Geschichte  des 
meinem  Halsschmuck,  ich  will   es   nicht  ver-  Altertums    gegen   Golds iher,    Der   Mythus   bei 
gessen;   diese  Tage  habe  ich   im  Gedächtnis,  den  Hehrücrn  S.  383,  dessen  Anschauung  vom 
will    sie    ewig    nicht    vergessen.      Die    Götter  „Nebelkreis"  der  ,, uralten  und  prähistorischen 
mögen    zum    Opfer    kommen,    Bei    soll    nicht  lo  Zeiten,    in    welchen   die   semitischen   Stämme 
zum    Opfer     kommen,     weil     er    unbesonnen  ungetrennt  lebten",  durch  die  Entzifferung  der 
den    Flutsturm    erregt    und    meine    Menschen  reichen    uralten    Litteraturschätze    inzwischen 
dem   Gericht  (?)   preisgegeben  hat.'     Als  Bei  widerlegt  worden  ist).     Es  fragt  sich  nur,  in 
herankam,   sah  er  das  Schiff.     Da  ergrimmte  welcher  Weise  die  uns  vorliegenden  biblischen 
Bei,     mit    Zorn     ward     er    erfüllt    über    die  Relationen    von  der  babylonischen   schriftlich 
Götter    der    Igigi:     '"Wer    ist    lebendig    ent-  fixierten     Erzählung     abhängig     sind.       Dafs 
rönnen?     Kein  Mensch    soll  leben  bleiben  in  beide   Sintflutberichte    der  Genesis   (der  elo- 
dem  Gericht  (?).'     Ninib  öffnete  seinen  Mund  histische  und  der  jahvistische)  aus   der  baby- 
und  sprach  zum  Helden  Bei:  'Wer  aufser  Ea  Ionischen  Erzählung  geschöpft  haben  (wann?), 
hat  die  Sache  angerichtet,  aber  Ea,  der  kennt  20  mufs  als  sicher  gelten  (gegen  Sayce,  TJieolog, 
jede  Beschwörung.'     Ea  öS'nete  seinen  Mund  Bevitw  Juli  1873),  obwohl  auch  hier  das  ent- 
und  sprach  zum  Helden  Bei:  'Du  Entscheider  scheidende    Wort    erst    nach    Auffindung    der 
der  Götter,  du  Held,  wie  (?)  unbesonnen  hast  zweiten  babylonischen  Relation,  von  der  wir 
du   den  Flutsturm  angerichtet!     Dem   Sünder  nur  ein  Bruchstück  haben,  gesprochen  werden 
lege  seine  Sünde  auf!    Dem  Frevler  lege  seinen  kann.     Aber  der  Geist  des  prophetischen  und 
Frevel  auf!     Sei  nachsichtig  (eig.  lasse  nach),  priesterlichen  Erzählers  hat  in  beiden  Fällen 
er  soll  nicht  vertilgt  werden ,   fasse  Liebe  (zu  die  babylonische  Sage  „gereinigt  und  vertieft" 
ihm),    er    soll    nicht    [vernichtet  (?)]    werden.  {Duncker). ^^)       Unter     dieser     Voraussetzung 
Anstatt  dafs  (?)  du  einen  Flutsturm  anrichtest,  könnte  man  auch  wagen,  die  Entrückung  des 
mögen  Löwen  kommen  und  die  Menschen  ver-  30  Sit-napistim  mit    der  Geschichte  Henoch's  in 
mindern;  anstatt  dafs  du  einen  Flutsturm  an-  Verbindung    zu    setzen    (s.   Haupt,    Der   keil- 
richtest,    mögen  Leoparden  (?)    kommen    und  inschriftl.  Sintfluthericht  S.  28).   —  Besonders 
die  Menschen  vermindern;  anstatt  dafs  du  einen  hervorgehoben  sei  noch,  dafs  die  Sintflut  die 
Flutsturm    anrichtest,    mag    eine    Hungersnot  ganze  Menschheit    nach    dem  geographischen 
entstehen  und  die  [Menschen  vermindern];  an-  Horizonte  der  Babylonier  vernichtet,  und  dafs 
statt    dafs   du   eine   Sintflut  anrichtest,   möge  sie     als     Sündflut     für     nicht     näher     aus- 
eine    Pest    (?)     (Urugal)     kommen     und     die  gesprochene  Frevelthaten  verhängt  ward. 
Menschen  [vermindern].^')    Ich  habe  den  Rat-  Wir    verfolgen    nun    weiter  die  Geschicke 
schlufs  der  grofsen  Götter  nicht  eröffnet.    Den  Izäuhar's,  der,  vom  Aussatz  geplagt,  auf  dem 
Adrahäsis    (d.  h.    „der  Erzgescheite")  '•'-)    liefs  40  Schifte  der  Erzählung  des  Sit-napistim  lauscht. 
ich    einen  Traum   schauen,    und    so    hörte    er  Sit-napistim   fährt    in  direktem  Anschlufs   an 
{SU  napistim  dnvch.  Adrahdsis)  die  Entscheiäwag  das  Gesagte  fort:  ,,Nun,  was  dich  betrifft,  wer 
der  grofsen  Götter.     Da  fafste  er  (BcT)  seinen  von  den  Göttern  soll  dir  die  Kraft  verleihen  (?)? 
Entschlufs.    Es  stieg  der  Gott  Bei  hinauf  auf  Das  Leben  (auf  der  Insel  der  Seligen),  das  du 
das   Schiff,    ergriff  meine  Hand,  führte   mich  erstrebst,  sollst  du  erlangen;  wohlan,  schlafe!  — 
hinauf,  führte  mein  Weib  hinauf  und  liefs  es  6  Tage  und  7  Nächte  glich  er  einem,  der  da 
niederknieen  an  meine  Seite,   er  umfing  uns,  sitzt  gelähmt  (eig.  in  der  Gebundenheit  seiner 
zwischen  uns  tretend,  und  segnete  uns:  'Vor-  Kraft).     Es  überfiel  (?)  ihn  ein  Schlaf  wie  ein 
mals  war  Sit-napistim  Mensch,  jetzt  soll  Sit-  Sturmwind.      Sit-napistim    sprach    zu    seinem 
napistim    und    sein  Weib    gleich   Göttern    er-  50  Weibe:   'Schaue  an  den  Mann,  der  Genesung 
haben  sein;   wohnen  soll  Sit-napistim  in   der  (eig.  Leben)  fordert.  Schlaf,  gleich  einem  Sturm- 
Ferne  an  der  Mündung  der  Ströme.'     Da  ent-  wind,  hat  ihn  überfallen  (?).'    Sein  Weib  sprach 
führten  sie  uns,  an  der  Mündung  der  Ströme  zu  ihm,  zu  Sit-napistim,  dem  „Fernen":    'Be- 
liefsen  sie  uns  wohnen."  zaubere  (wecke?)   ihn**),   der  Mann  mag  die 

Bis  hierher  geht  die  berühmte  babylonische  (Zauber)speise  essen  (?),  den  Weg,  den  er  kam, 

Sintflut-Erzählung  (soweit  auch  Übersetzung  soll  er  gesund  zurückkehren,  durch  das  grofse 

und  Erklärung  der  XI.  Tafel  bei  Jensen  und  Thor,   aus  dem  er  gezogen,  soll  er  umkehren 

JZattpi).*)  Der  Zusammenhang  mit  den  biblischen  in  sein  Land.'     Sit-napistim  sprach  zu  seinem 

Weibe:  'Das  Weh  des  Menschen  schmerzt  dich 

*)  Auch  sonst  wird  die  Mut  erwähnt.    So  in  der  GO  (Z.  200;  206—207  Variante  neu  hinzugefunden), 

Anm.  2   erwähnten  Asurbanipal-Jnschrift.     "Wenn    ferner  wohlan  (?),   koche  ihm  die  Speise,   lege  sie  ihm 

in  der  von  Dr.  Peisir  entdeckten  „babylonischen  Land-  auf  das  Haupt.'  Und  ZU  der  Zeit,  da  er  schlief 
karte"     (Z.  /.  Assyr.   4,   361  ff.)     ein    Vorgang   aus   „dem 

.Tahre  der  grofsen  Schlange",  als  die  Landtiere  Babylon  sachten,  dafs  ihre  Leiber  tobten  (?):  in  Stadt  und  Land 
verliefsen,  erzählt  wird,  so  ist  damit  sicherlich  die  Flut  verursachten  sie  Wehklagen  bei  grofs  und  klein,  Herr 
geraeint,  denn  die  Inschrift  erwähnt  ausdrücklich  SU-  und  Magd  bannten  und  erfüllten  sie  mit  Wehklage; 
iiapiUim  als  einen  der  Könige,  die  vor  der  Flut  regiert  im  Himmel  und  auf  Erden  liefsan  sie  Eegen  nieder- 
haben.   IVR19  Nr.  l  ist  von  einem  Verhängnis  die  Rede,        strömen    wie ,   nach   dem    Orte    der  ....   ihrer 

bei  dem  Bämoiien   „den  Erdbewohnern  Schmerzen  verur-  Götter  flücheten  sie  sich  .  .  .  etc." 


801           Izdubar  (Inlialt  v.  Taf.XI)  Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XII)         802 

am  Bord   seines  Schiffes,   kochte   sie   ihm  die  .  .  .'"    Das  Folgende  (6  Zeilen)  ist  wieder  ver- 

Speise,   um   sie   ihm  auf  das  Haupt  zu  legen.  stammelt.    Der  Held  hat  das  Schiff  verlassen, 

Und  zu  der  Zeit,  da  er  schlief  am  Bord  seines  schleppt  Steine  herbei  (um  seinen  Standort  zu 

Schiftes:  zum  ersten  wurde  zubereitet  (,?)  seine  erhöhen?)    und    trägt    zuletzt    die    erbeutete 

Speise,   zum  andern  wurde  sie  gehäutet,  zum  Wunderpflanze  ins  hSchiff.     (Z.  263:)   „Izdubar 

dritten  benetzt,   zum  vierten  reinigte   er  sein  sprach  zu  Arad-Ea,  dem  Schiffer:   ^Arad-Ea, 

Gef'äfs,    zum    fünften    that    er    „Greisenalter''  diese  Pflanze  ist  die  Pflanze  der  Verheifsung  (V), 

hinzu,   zum   sechsten  wurde  es  gekocht,   zum  durch  welche  ein  Mensch  sein  Leben  erlangt; 

siebenten   verzauberte  (weckte?)  er  ihn  plötz-  ich   will  (die  Pflanze)  mitnehmen  nach   Uruk- 

lich:    da    afs   der  Manu  die   Zauberspeise  {'^).  lo  Supuri,  will  einen  Wald  (??)  grofs  ziehen,  will 

Isditbar  spvnch  zu  Sit-napistim,  dem  „Fernen'':  (dann)   abschneiden,  ihr  Name  soll  sein:   ''als 

'Ich  war  hingesunken  (ejg.  wankend  gemacht),  Greis  (noch)  wird  der  Mensch  verjüngt',  ich 

Schlaf  hatte  mich  befallen,   plötzlich  hast  du  will    davon  essen,    will  umkehren   zu  meiner 

mich  bezaubert  (geweckt?),  hast  mich '  Jugendkraft.'    Zehn  (?)  Meilen  legten  sie  stück- 

Sit-napistiin   sprach  zu  Izdubar:   (es  folgt  die  weise    den    Weg    zurück;    nach    20    Meilen*") 

Wiederholung    der    7    Zauberakte,    Text    ver-  machten     sie    Station.      Izdubar     sah     einen 

stümmelt).      Z.   219  ff.     (217 — 222     durch    ein  Brunnen   mit  kühlem  Wasser,   er  stieg  hinab, 

neues  Fragment  ergänzt):  „Izdubar  sprach  zu  und  während  er  drinnen  Wasser  ausgofs,  kam 

&i-jia2:)j.s(jw,  dem  „Fernen',  [traurig?]  redete  er  eine  Schlange  (?)  heraus.    Da  entglitt  ihm  die 

zu  ihm,  zu  Sit-napiUim:  'Wohin  soll  ich  gehen?  20  Pflanze,  ein  [ ]  Dämon  stieg  herauf  und 

Meine  [ ]   hat  der  Totengeist  (?)  erfafst,  nahm    die  Pflanze    weg.     In    seinem   Schreck 

[auf]  meinem  Lagerort  wohnt  der  Tod,  und  der       stiefs  er  einen  Fluch  aus,  es  [ ],  Izdubar 

Ort,  [auf  den  du  mein  Schiff  (?)]  gestellt  hast,  setzte    sich    nieder    und    weinte,    über    seine 

er  bedeutet  Tod!'"    Riemui  sorgt  Sit-napistini  Wangen  flössen  Thränen.  ^^)     [Er  sprach]   zu 

dafür,  dafs  der  Kranke  aus  dem  Gewässer  des  Arad-Ea,  dem  Schift'er:  'Wozu  (?)  sind  meine 

Todes  vom  Fährmann  zum  Lebensquell  geführt  Kräfte    genesen,    wozu  (?)   erfreut  sich   meine 

wird.    (Z.  224:)  „Sit-napistim  sprach  zu  Arad-  Seele  (eig.  „der  Sinn  meines  Herzens")  der  Be- 

Ea,  dem  Schiffer:  '^Arad-Ea,  du  [ ],  lebung?    Ich  habe  mir  selbst  keine  Wohlthat 

das  Fährschiff  möge   dich  aufnehmen,   dessen  erwiesen;    dem  Erdlöwen  (Erdgeist?)    ist    die 

am  Gestade  der  [ piur.]  30  Wohlthat      geschehen.       Jetzt      schon      nach 

geborgen  ist.    Der  Mann,  den  du  geführt  hast,  20  Meilen  hat  ein  einziger  die  Pflanze  in  die 

ist  an   seinem   Leibe  mit  Beulen  (?)  bedeckt,  Gewalt  bekommen;  als  ich  den  Wasserbehälter 

Aussatzhäute  haben  vernichtet  die  Anmut  seines       öffnete,  en[tglitt  (mir)]  die  Pflanze, 

Leibes.    Nimm  ihn,  Arad-Ea,  zum  Keinigungs-  wer  bin  ich,  dafs  ich  sie  ergreifen  möchte  (?)?' 

ort  bringe  ihn,  seine  Eiterbeulen  möge  er  im  Und    er    liefs    das    Schiff    am    Ufer    zurück. 

Wasser  reinwaschen  wie  Schnee,   er  thue  ab  20  Meilen  legten  sie  stückweise  zurück,  nach 

seine  Häute,  das  Meer  führe  sie  fort  —  gesund  30  Meilen  machten  sie  Station.    So  kamen  sie 

werde    erschaut   sein  Leib.     Es   soll  erneuert  hin    nach    Uruk-Supuri.     Izdubar    sprach    zu 

werden  die  Binde  seines  Kopfes,  die  Hülle,  die  Arad-Ea,  dem  Schiffer:  'Steige  hinauf,  Arad- 

ihn  umkleidet  als  Schamgewand;  bis  er  kommt  40  .Ea,   auf  die   Mauer  von    üruk,    gehe   umher, 

in  sein  Land,  bis  er  gelangt  auf  seinen  Pfad,       schaue  an  den  Grundstein ' "  Der  Schlufs 

soll   die   Hülle   nicht  Falten  werfen  (?),   ganz  der  Tafel  (4  Zeilen)  ist  mir  völlig  rätselhaft, 

neu    soll    sie   sein.'     Da  nahm  ihn  Arad-Ea,  Auffällig  ist,  dafs  auch  im  Anfangs fragment  die 

führte    ihn  zum  Reinigungsort,    seine  Beulen  „Mauer  von  iVec/i"  eine  besondere  Rolle  spielt. 

wusch  er  im  Wasser  wie  Schnee,   er  that  ab 

seine  Häute,  das  Meer  trug  sie  fort  —  gesund  lafel  Xil, 

wurde  erschaut  sein  Leib.    Er  erneuerte  seine  Kol.  I,  beginnt  nach  der  Stichzeile  der  XI.  Tafel 

Kopf  binde,  die  Hülle,  die  ihn  als  Schamgewand  mit  den  Worten:  „Der  tammabukka  im  Hause 

umkleidete;  bis  er  käme  in  sein  Land,  bis  er       des  Zimmermanns  möge "     Sinn  völlig 

gelangte    auf   seinen  Pfad,    [sollte    die  Hülle  50  dunkel.    Der  Rest  der  L  Kol.,  der  uns  erhalten 

nicht    Falten    werfen],    neu    sollte    sie    sein.  ist,  scheint  die  Totenklage  Izdubar's  um  Ea- 

Izdubar   und    Arad-Ea    bestiegen    das   Schiff,  bani  wiederzugeben.    Nur  die  untere  Hälfte  ist 

das   Schiff   [schwankte  (?),    warf  sie   hin  und       erhalten:   „ zu  einem  Tempel  [gehst  du 

her],    während    sie    fuhren.   —    Sein   Weib=*)  nicht  (mehr)?],  weifse  Kleider  [ziehst  du  nicht 

sprach  zu  ihm,  zu  Sit-napütim,  dem  ,, Fernen":  mehr  an?]   .......  mit  wohlriechendem  Stier- 

^ Izdubar  ist  gekommen,  beruhigt,  genesen  (?),  fett  salbst  du  dich  nicht  mehr,   dafs  sie  zum 

was  willst  du  geben,   dafs  er  zurückkehre  in  Duft  sich  um  dich  scharen;  den  Bogen  setzest 

sein  Land?'     Und  er  nahm  das  Ruder,  Izdubar  du  nicht  mehr  ein  auf  der  Erde  (d.  h.  spannst 

brachte    das   Schiff'   näher    an   das   Ufer,    und  du  nicht),  die  mit  dem  Bogen  verwundet  sind, 

Sit-nupihtim     sprach     zu     Izdubar:     (Z.    250)  60  umgeben    dich;    das   Scepter    trügst   du  nicht 

'Jsf?Mi<«r,  du  gehst  hinweg  beruhigt,  genesen  (?),  mehr    in    deiner    Hand    —    die    Totengeister 

was  soll  ich  dir  geben,  dafs  du  zurückkehren  bannen  dich;  Ringe  an  deine  Füfse  ziehst  du 

kannst  in  dein  Land?    Ich  wiU  dir  offenbaren  nicht  mehr  an  (?),   du  erhebst  kein  (Kriegs?-) 

ein    Geheimnis,    und    das    [ ]  Geschrei  mehr  auf  Erden,  dein  Weib,  das  du 

will    ich    dir    sagen.      Es    giebt    eine    Pflanze  liebtest,   küssest  du  nicht  mehr,   dein  Weib, 

ähnlich  dem  Stechdorn  [ ],  ihr das  du  halstest,  schlägst  du  nicht  mehr,  deine 

sticht    gleich    der    Stechranke.      Wenn    deine  Tochter,  die  du  liebtest,  küssest  du  nicht  mehr, 

Hände   die  Pflanze  erreichen  können  [ ]  deine   Tochter,    die   du  hafstest,   schlägst  du 

Röscher  ,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  26 


803        Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XII) 

nicht  mehr.  Das  Weh  der  Unterwelt  erfafst 
dich;  die  da  finster  ist,  die  da  finster  ist, 
Mutter  Nin-azu^^),  die  da  finster  ist,  deren 
Leib  (eig.  Seite)  nicht  mit  glänzendem  Ge- 
wände bedeckt  ist,   deren  Brust  gleich  einem 

jungen  sappati-liexQ "    Kol.  II  finden  wir 

Izdubar  mit  seiner  Klage  im  Tempel  des 
Gottes  Ningul  (=  Ea?)  mit  der  Klage: 
„'■...  [sein  Weib,  das  er  liebte,  küfste  er,  sein 
Weib,  das  er  halste,  schlug  er,  seine  Tochter, 
die  er  liebte,  küfste  er,  seine  Tochter,  die  er 
hafste,  schlug  er],  nun  hat  das  Weh  der  Erde 
ihn  hinweggerafft,  die  da  finster  ist,  die  da 
finster  ist,  die  Mutter  Nin-azu,  die  da  finster 
ist,  deren  Leib  nicht  mit  glänzendem  Gewände 
bedeckt  ist,  deren  Brust  gleich  einem  jungen 
sÄaii-Tiere  nicht Eahani  ist  [hinab- 
gestiegen??] von  der  Erde  zur  [Finsternis??], 
der  Laurer  [des  Nergal],  des  schonungslosen, 
hat  ihn  nicht  weggerafft,  nicht  die  Pest  hat 
ihn  weggerafft,  nicht  die  Schwindsucht  hat 
ihn  weggerafft,  die  Erde  (=  Unterwelt)  hat 
ihn  [weggerafft],  nicht  der  Ort  der  Männer- 
schlacht hat  ihn  geschlagen,  die  Erde  hat  ihn 
weggerafft.'  [Während  dieser  Rede?]  weinte 
der  Gott  Nin-gul  um  seinen  Knecht  Eahani.  — 

Zum  [ ]  Tempel  des  Bei  ging  er  {Izdubar) 

allein:  *■  Vater  [£e^],  tambukku^^)  hat  mich  zur 
Erde  gestürzt,  [Kol.  III]  Eahani  ist  zu  den 
Schatten  [hinabgesunken?],   die  Pest  hat  ihn 

nicht  weggerafft ,   der  Laurer  (Dämon) 

des  Nergal,  der  schonungslose  [hat  ihn  nicht 
weggerafft],  der  Ort  der  Männerschlacht  [hat 
ihn  nicht  geschlagen],  Vater  Bei  konnte  nicht 
helfen,  Vater  Sin,  der  tainhukhii  [hat  mich  zur 
Erde  gestürzt],  die  mikkc  [haben  mich  zur 
Erde  gestürzt].  Eahani,  der  zu  den  Schatten 
[hinabgesunken  ist?],   die  Pest  hat  ihn  nicht 

weggerafft ,  der  Laurer  des  Nergal,  der 

schonungslose,  [hat  ihn  nicht  weggerafft]. , . '  " 
Am  Schlufs  der  Kolumne  finden  wir  Izdubar 
im  Tempel  des  Ea  mit  derselben  Klage.  Dann 
wendet  er  sich  plötzlich  an  die  Unterwelts- 
gottheit selbst,  an  den  „Helden  und  Herrn" 
Nergal:  ,, 'Rüttle  (?)  an  der  Grabkammer  [öffne 
die  Erde,  dafs  der  Geist  des  Eahani  wie  ein 
Windhauch  aus  der  Erde  komme].'  [Als]  der 
Held  Nergal  [dies  vernahm],  rüttelte  (?)  er  an 
der  Grabkammer,  öffnete  die  Erde,  den  Geist 
des  Eahafii  liefs  er  gleich  einem  Windhauch 
aus  der  Erde  hervorgehen."    Die  beiden  letzten 

Zeilenreste    (,,sie  wurden  umringt  er 

hielt  Rat "  bleiben  dunkel).  KoL  IV  be- 
ginnt im  direkten  Anschlufs  mit  einem  eksta- 
tischen Gespräch  zwischen  Izduhar  und  Ea- 
hani: „^Sage  mein  Freund,  sage  mein  Freund, 
die  Beschaffenheit  (?)  des  Landes,  das  du  ge- 
sehen hast,  sage.'  ''Nicht  kann  ich  dir  sagen, 
mein  Freund,  nicht  kann  ich  dir  sagen,  wenn 
ich  die   Beschaffenheit  des  Landes   dir  sagen 

wollte  [ ],  setze  dich,  weine.'    ''[ ] 

ich   will   sitzen   und   weinen   [ ] ,    was   du 

gethan  (?)  hast,  woran  dein  Herz  sich  gefreut 

hat   [ ],    gleich    einem    alten    Gewände 

frifst's  das  Gewürm;  [ ],  was  du  gethan 

hast,     woran     dein     Herz     sich     erfreut     hat 

[ ] ,    ist    mit    Staub    angefüllt    [ ] 

duckt  sich  nieder  (?) '"     (2.  Hälfte  fehlt.) 


Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XII)         804 

Kol.  V  fehlt.  Koh  VI  schliefst  das  Ganze  mit 
einem  rhythmischen  Wechselgesang  zwischen 
Izduhar  und  Eahani  ab,  der  die  Walhalla- 
freuden schildert,  die  den  im  Kampf  gefallenen 
Helden  erwarten,  und  das  unglückliche  Los 
derer  beklagt,  denen  die  letzten  Totenehren 
versagt  sind;  es  wird  damit  die  für  die  orien- 
talische Anschauung  äufserst  wichtige  Moral 
aus  der  ganzen  Dichtung  gezogen:  sorgt  pie- 
10  tätvoll  für  eure  Toten! 

„Auf  einem  Ruhepolster  ist  gelagert, 

reines  Wasser  trinkend, 
wer  in  der  Schlacht  getötet  ward  —  du  sahst 

es!     Ja,  ich  sah  es: 
Sein  Vater  und   seine  Mutter  [halten]   sein 
Haupt, 
und  sein  Weib  [kniet?]  an  seiner  Seite.  — 
Wessen  Leichnam  auf  dem  Felde  liegt, 
du  sahst  es!     Ja,  ich  sah  es: 
20      Dessen  Seele  hat  nicht  Ruhe  in  der  Erde.  — 
Wessen  Seele  niemand  hat,  der  für  sie  sorgt, 

du  sahst  es!     Ja,  ich  sah  es:^ 
die  Hefe  (?)  des  Bechers""),  die  Überbleibsel 

des  Essens, 

was  auf  die  Strafse  geworfen  ist,  geniefster." 

Es  folgt  die  Unterschrift  der  XII.  Tafel  und 

damit  der  Schlufs   des  Epos.     Wie   der  letzte 

Gesang    mit    der   Erzählung    zusammenhängt, 

ob  er  vielleicht  den  Schlufsgesang  einer  Apo- 

RO  theose  Izdubar' s  enthält ,  wage  ich  nicht  zu 

entscheiden. 

Im  Zusammenhang  damit  ist  noch  ein  Frag- 
ment zu  besjirechen,  das  seinem  Inhalt  nach 
nur  an  die  Stelle  der  XIL  oder  VIII.  Tafel 
gehören  kann,  aber  weder  an  dieser  noch  an 
jener  Stelle  in  die  Kolumnenfragmente  pafst. 
Der  Text  steht  bei  Haupt  S.  16—19.  Die  Zu- 
gehörigkeit zum  Bereich  der  Izduhar-liG^Qn- 
dea  kann  nicht  geleugnet  werden  (s.  Haupt, 
40  Beiträge  zur  Assyriologie  I  S.  105.  318 ff.).  Eine 
andere  Frage  ist,  ob  wir  nicht  in  dem  Frag- 
ment ein  Stück  einer  anderen  Relation  des 
Epos  vor  uns  haben.  Dafs  es  verschiedene 
Erzählungsformen  der  J^cZwöar  Geschichten  ge- 
geben hat,  beweist  allein  das  oben  erwähnte 
Duplikat  zur  Erzählung  vom  Bau  der  Arche. 
Das  interessante  Fragment,  in  zwei  Exemplaren 
erhalten,  enthält  auf  der  Vorderseite  das  Stück 
einer  III.  Kol.,  auf  der  Rückseite  das  Stück. 
50  einer  IV.  Kol.  Die  Erwähnung  des  Jägers  und 
der  Uhat  und  die  Anrede  „mein  Freund"  zeigt, 
dafs  Eahani  redet.  Auf  der  Vorderseite  ver- 
flucht er  die  Uhat,  die  ihm  samt  der  List  des 
Jägers  „Fluch  gebracht  hat"  (oder  die  Istar, 
in  deren  Dienst  die  Hierodulen  stehen?).  Er 
wünscht  ihr,  „dafs  sie  eingeschlossen  wird  in 
das  grofse  Gefängnis",  verwünscht  ihre  „Reize", 
,,ihre  Schwestern  (?)",  „ihre  Mägde".  Wie  „das 
grofse  Gefängnis",  so  erinnert  auch  ein  Teil 
60  des  weiteren  Fluches  an  die  Verwünschung  in 
der  ,, Höllenfahrt  der  Istar^\  wo  dem  Götter- 
boten ein  schauderhafter  Wohnplatz,  der  „seine 
Kraft  brechen"  soll,  angewiesen  wird.  Warum 
Eahani  die  Uhat  bezw.  die  Göttin  Ihtar  ver- 
flucht, darüber  giebt  die  IV.  Kol.  auf  der  Rück- 
seite Auskunft.  Eahani  ist  in  die  Unterwelt 
hinabgesunken  (s.  XII.  Tafel:  „die  Erde  hat 
ihn  weggerafft")  und  erzählt  dem  Freunde,  der 


805        Izdubar  (Inhalt  v.  Taf.  XII) 

ihn  heraufbeschworen  hat  (entsprechend  der 
Situation  der  XII.,  eventuell  auch  einer  be- 
sonderen Relation  der  VIII.  Tafel),  was  er 
unten  gesehen  hat: ,,[ ]  hat  mich  zurück- 
gebracht,   [ ]    gleich    dem   Itija-Yogel 

,  nach  dem  Hause  der  Finsternis  der 

Wohnung  Irkalla's,  nach  dem  Hause,  dessen 
ßetreter  nicht  mehr  herauskommt,  nach  dem 
Pfade,  dessen  Hingang  nicht  zurückführt,  nach 
dem  Hause,  dessen  Bewohner  dem  Licht  ent-  lo 
rückt  sind,  dem  Orte,  da  Staub  ihre  Nahrung, 
ihre  Speise  Kot,  da  sie  gekleidet  sind  wie 
Vögel  in  ein  Flügelgewand,  und  Licht  nicht 
schauen,  in  Finsternis  wohnen.  [In  dem  Hause], 
mein  Freund,  das  ich  betreten,  [da  wohnen 
die  Träger  (?)]  gewaltiger  (?)  Kronen,  [da 
wohnen]  Träger  von  Kronen,  die  seit  Urzeiten 
das  Land  beherrschten,  welchen  Anu  und  Bei 
Namen  und  Gedächtnis  bereitet  haben,  kalte  (?) 
(ekelhafte?)  Speisen  bereitet  man  (dort),  ....  20 
Wasser  giefst  man  aus,  [in  dem  Hause],  mein 
Freund,  das  ich  betreten  habe,  [wohnen]  Priester- 
herreu  und  Ehrwürdige,  [wohnen]  Beschwörer 
und  Magier,  [da  wohnen]  die  Tempelaalber 
der  grol'sen  Götter,  da  wohnt  Etana^^),  da 
wohnt  Ner,  da  wohnt  die  Königin  der  Unter- 
welt,  die  Göttin  NinJcigal,  [da  wohnt ], 

die   Schreiberin  der  Unterwelt,  vor  ihr 

gebeugt [die  Göttin  Ninkigal  erhob]  ihr 

Haupt,  ward  meiner  gewahr '"  30 

Die  litterarische,  religionsgeschich+Jiche 
und  insbesondere  mythologische  Bedeutung  des 
Izduhar-^^os,  dürfte  aus  dem  Dargebotenen 
klar  hervorgehen.  Höchst  bedauerlich  ist  der 
fragmentarische  Zustand  der  Tafeln,  um  so 
bedauerlicher  als  es  feststeht,  dafs  in  den  von 
neuem  zugeschütteten  Ausgrabuugsschächten 
von  Nineveh  die  fehlenden  Stücke  zu  finden 
sind.  Die  Wiederaufnahme  der  Ausgrabung 
in  Nineveh  liegt  also  im  internationalen  wissen-  40 
schaftlichen  Interesse, 

Anmerkungen  zur  Übersetzung.*) 

1.  Gesichert  ist  die  Entdeckung  durch  die 
Eigentümlichkeit  der  assyrischen  Tafelschrei- 
ber, jede  Tafel  in  der  Unterschrift  mit  den 
Anfangsworten  der  „Sei'ie"  zu  bezeichnen;  die 
Anfangsworte  der  IzduharSeiie ,  die  sich  auf 
den  Tafelunterschriften  findet,  hat  Haupt  in 
den  Spuren  der  1.  Zeile  des  betreffenden  Frag-  50 
ments  gefunden,  s.  Beiträge  zur  Ässyriologie  I 
S.  2.  Zum  Verständnis  der  Kolumneneinteilung 
sei  noch  bemerkt,  dafs  jede  Epostafel  VI  Ko- 
lumnen enthält:  drei  auf  der  Vorderseite,  drei 
auf  der  Rückseite  u.  zw.  Kol.  IV  hinter  Kol.  III 
befindlich. 

2.  S.  Hommel,  Geschichte  Babyloniens  und 
Assyriens  S.  292.  —  Z.  26  wird  allerdings  der 
Gott  Sin  offenbar  als  Vater  der  Istar  (?)  er- 
wähnt, und  es  läge  nahe,  das  Fragment  dem  60 
Mythenkreis  zuzuzählen,  dem  die  ,, Höllenfahrt 
der  litar''''  angehört.  Doch  wird  durch  Er- 
wähnung von  Uruk-Supuri  und  durch  die  Dar- 

*)  Erweiterte  Anmerkurgenz.tjbersetzungs.  heiAl/red 
Jeremias,  Izdubar-Nimrod,  eine  altbab.  Heldensage,  Leipzig. 
B.  ß.  Teubner  1891.  Die  vorstehende  Übersetzung  ent- 
hält im  Vergleich  zur  Separatausgabe  eine  gröfsere  Au- 
zahl  inzwischen  möglich  gewordener  Verbesserungen. 


Izdubar  (Anmerkungen  zur  Übersetzung)   806 

stellungl /itors  als  Stadtgöttin,  wie  auf  der 
VI.  Tafel,  die  Zugehörigkeit  des  Fragments 
zum  Epos  unfraglich. 

3.  Eine  merkwürdige  Parallele  bietet  die 
Schilderung  der  Belagerung  Ninevehs  bei 
Nahum  2,  8. 

4.  Man  beachte  die  mythologische  Eigen- 
tümlichkeit, dafs  sich  die  Götter  zu  bestimm- 
tem Zweck  in  Tiere  verwandeln. 

5.  Der  Anklang  des  merkwürdigen  Wor- 
tes an  das  hebräische  bs^n  verleitet,  zu  über- 
setzen: „sie  warfen  Belagerungsgeschosse" 
od.  dgl.  Haupt  erinnert  an  die  ideographische 
Zusammensetzung  des  Wortes,  nach  welcher 
es  „eiserner  Ring"  bedeuten  könnte. 

6.  Man  beachte  den  Anklang  an  die  epische 
Sprache  Homers,  der  auch  sonst  bemerkbar  ist. 

7.  Der  Sinn  der  Redensart  ist  dunkel,  weil 
das  Verbum  abgebrochen  ist. 

8.  IV  R  65,  Kol.  III,  19  erscheint  Aruru  in 
Verbindung  mit  der  geheimnisvollen  Tochter 
des  Anu,  s.  Sp.  813. 

9.  Der  Geschaffene  heifst  hier  zikru  Aniin, 
Z.  35  kisir  JSinib  (Eigentum  Ninibs)  und  S.  9,  4 
kima  kisru  Anim.  Demnach  sind  zikru  und 
kisru  synonym,  zikru  Ninib  bedeutet  aber  im 
Assyrischen  den  , .Bauersmann"  {Ninib  der  Gott 
der  Bauern  wie  Ea  z.  ß.  der  Gott  der  Schmiede 
ist);  für  kisru  Adar  wird  eine  ähnliche  Be- 
deutung anzunehmen  sein.  Das  Geschöpf  der 
Aruru  hat  seiner  Erscheinung  nach  vielleicht 
Ähnlichkeit  mit  dem  bäurischen  llior  der 
Germanen.  Dazu  stimmt  das  Folgende.  Was 
zikru  bez.  kisru  Anim  bedeutet,  bleibt  dunkel; 
doch  ist  zu  beachten,  dafs  Anü  und  Ninib  in 
der  babylonischen  Mythologie  gelegentlich 
identisch  sind. 

10.  tita  iktaris  derselbe  Ausdruck  für  die- 
selbe Sache  Hiob  83,  6.  Nach  dem  Tode 
Eabanis  klagt  Izdubar:  er  ist  „zu  Lehm"  {fiti's) 
geworden. 

11.  Die  ganze  Schöpfungsscene  erinnert  an 
die  , (Höllenfahrt  der  Istar"^,  wo  ebenfalls  zu 
einem  bestimmten  Zwecke  ein  Halbgott  ge- 
schaffen wird  (um  Istar  aus  der  Unterwelt  zu 
retten):  ,,Da  schuf  der  Gott  jE"«  in  der  Weisheit 
seines  Hei'zens  ein  männliches  Wesen  u.  s.  w." 

12.  Eigentlich:  ,,wie  der  Getreidegott";  zu 
Nirba  (?)  s.  IV  R  16,  27  f.  a  neben  Ea,  II  R  36, 
nr.  1,  Z.  17  neben  Nabu  (so  zu  lesen  .nach 
Delitzschs  Kollation).  In  ähnlichem  Zusammen- 
hange wie  hier,  erscheint  die  Gottheit  IV  R 
17,  19b. 

13.  Beachte  die  poetischen  Bezeichnungen: 
„gleich  dem  Getreidegott,  gleich  dem  Feldgott" 
(vgl.  den_  „Löwengott"  Delitzsch,  Wörterbuch 
S.  375.)  Ähnlich  mögen  die  Ausdrücke  zikru, 
kisru  sa  Anim  zu  erklären  sein. 

14.  namasse  sa  me,  IV  R  63,  52  b  namasse 
sa  seri;  also  bedeutet  wohl  namasse  nicht  blofs 
speziell  „Gewürm". 

15.  Allerdings  ist  sein  nächster  Zweck  die 
Jagd  auf  Eabanis  Revier.  Wie  steht  das  mit 
der  Götterlist  in  Verbindung? 

16.  habila  amelu,  eig.  „Menschenfänger", 
scheint  ein  dem  weiterhin  vorkommenden  akrabu 
amelu  (Skorpionmensch)  und  dem  lullü-amelu 
entsprechendes  Kompositum  zu  sein. 


807   IzduLar  (Anmerkungen  z.  Übersetzung)  Izdubar  (Anmerkungen  z.  Übersetzung)   808 

17.  ina  Icarsisu,  eig.  „in  seinem  Bauche".  32.  Hier  liegen  die  Keime  des  Tammuz- 
Für  den  Assyrer  ist  „der  Bauch"  oder  speziell  Kultus,  der  von  Babylonien  und  Phönizien 
kabittu,  „die  Leber",  der  Sitz  der  Gefühle,  namentlich  auch  nach  Palästina  kam  (vgl.  £^2ec7i. 
wie  für  den  Hebräer  „die  Nieren"  {Hiob  19,  27).  8,  14).    Er  erinnert  bekanntlich  lebhaft  an  den 

18.  Kol.  Ill,  13 — 27  bei  Haupt  S.  9  f.  zu  er-  J.(ioms-Kultus  der  Griechen  und  an  den  Balder- 
gänzen  durch  S.  2.  Kultus  der  Germanen.  —  IV  R  27,  nr.  1  findet 

19.  harimtu  und  ulidtu  sind  nach  II  R  32,  sichfolgendeTotenklagefür TamHm2."reM;n6eZjHi 
nr.  2  Ausdrücke  für  „Hure";  ersteres  wird  von  ''"  Tammuz  hamer  •'"  litar  hei  arali  hei  suhti 
Haupt  unter  Vergleichung  von  Koh.  6,  26  sehr  {sa  apsi)  reum,  hinu  sa  ina  musare  nie  la  istü, 
gut  mit  hebr.  cnn  „Netz"  zusammengebracht,  lo  kimmatsu  ina  seri  aita  la  ibnü,  ildakku  sa  ina 
In  der  VI.  Tafel  erscheinen  die  harimtu  und  ratisu  la  irisu,  ildakku  sa  isdanus  innashu, 
uhatu  als  Dienerinnen  der  Göttin  Istar ,  als  gü  sa  ina  musare  me  la  istü  etc.  „0  Hirte 
Hierodulen.     S.  Sp.813.  und  Herr   Tammuz,   Gemahl   der  Istar,  Herr 

20.  Direkt  anschliefsend  an  S.  10,  27  (er-  der  Unterwelt,  Herr  der  (Wasser)wohnung, 
gänzt  nach  S.  2,  6).  Reste  der  ersten  12  Zeilen  Hirte,  ein  Samenkorn  bist  du,  das  in  der 
von  Kol.  IV  auf  S.  3  erhalten  [S.  3,  13  =  Furche  kein  Wasser  trank,  dessen  kimmatu 
S.  10,  39].  (s.   Anm.   29)    auf    dem    Felde    keine    Frucht 

21.  In  den  Ergänzungen  bei  Haupt  S.  12,  bringt,  ein  junges  Bäumchen,  das  nicht  an 
31  ff.  ist  ein  kleines  Versehen  untergelaufen.  einen  Bewässerungsgraben  gepflanzt  ward,  ein 
Es  mufs  heifsen:  (Z.  21)  ['"'  lia-rim-tum~\  inätala  20  junges  Bäumchen,  dessen  Wurzel  ausgerottet 
pänisa  (Z.  32)  [ki-ma  ha-{rim)]-ii  ikahhü  isimmä  ward,  eine  Pflanze,  die  in  der  Furche  kein 
uzndsu  (Z.  32)  [("•'  harimtum)  ana^  sasuma  izd-  Wasser  trank."  —  Auch  IV  R  30,  nr.  2  ist 
kara  ana  ""  Eabani.  ein  Klagegesang  an  Tammuz,  wie  Jensen  {Kos- 

22.  S.  13,  Iff.  =  5,  21  ff.  midanu  (II  R  6,  moJogie     S.    197,    Anm.    3)     unabhängig    von 

6  b),   vgl.  S.  72,  31  mandinu  (neben  ailu  und  Delitzsch,   Wörterbuch  S.  153  erkannt  hat,  ge- 

iurühu),  S.  74,  24  dumamu,  ,,der  Heuler"  (vgl.  leitet    dui-ch    den    Namen    Äm-gal-bur-an-na 

hebr.  Jes.  23,  2).     Von  wilden  Tieren  kommt  (Rev.  42),  der  auch  IV  R  15,  64f.  b  und  II  R  54, 

noch  vor  barbaru,   der  die  Herden  gefährdet,  nr.  4,  34  =  Tammuz  ist  und  durch  den  Namen 

der  nesu  {ur-mah),  der  die  Wüste  südlich  vom  Mutin  (Rev.  43),  der  II  R  59,  Rev.  10  in  _Ver- 

Euphrat  bewohnt  (59,  9,   s.   Haupt,   i?eiirä(/e  30  bindimg    mit   Tammuz  erscheint.      Die   Über- 

zur  Assyr.  I,   183);    von  Raubvögeln  die  issm  setzung  (vgl.  meine  ass.-bab.  Vorst.  v.Leb.  u.  d. 

tappä  (Geier?),  die  Leichname  verzehren  (S.  20,       TodeS.  77  f.)  lautet:  ,, er  ging  stieg  hinab  (?) 

16  a;  27,  41).  entgegen  der  Unterwelt,  er  hat  sich  gesättigt, 

23.  Die  Anrede  an  ein  weibliches  Wesen  der  Sonnengott  liefs  ihn  verschwinden  (s.  Jen- 
folgt  aus  Z.  9:  ildni  luseribki  kdsi,  die  Götter  sen,  a.a.O.  S.  226)  zum  Lande  der  Toten,  mit 

lassen  dich  eintreten  in  [ J.     Von  Z.  1  Wehklage  ward  er  erfüllt  an  dem  Tage,  da 

— 8  lassen  manche  Redensarten,  wie  litiir  ur-  er  in  grofse  Trübsal  fiel  {imkutuma  ina  idirlim, 

\lia'\   Z.  1 ;    rabüte  Ur'   amii[ki']    Z.  2   den  Zu-  vgl.  V  R  48,  Kol.  IV,  4,  wo  beim  Monatsnamen 

sammenhang  ahnen.  Tammuz  die  Bemerkung  steht:  idirtum,  „Trüb- 

24.  Izdubar  oder  Eabani  redet.  40  sal"),  in  dem  Monat,  der  sein  Lebensjahr  nicht 

25.  Hier  scheint  der  Traum  zu  Ende  zu  zur  Vollendung  kommen  liefs,  auf  den  Pfad, 
sein;  ,,er  stärkte  mich",  sagt  die  folgende  Zeile.  da  es  aus  ist  mit  den  Menschen,  der  die  Mensch- 

26.  Humba  ist  ein  elamitischer  Gott  (die  heit  zur  Ruhe  bringt,  zum  Wehegeschrei  der 
Bedeutung  des  Zusatzes  ba  ist  unbekannt),  der  Toten,  er,  der  Held  zum  fernen  unsichtbaren 
häufig  in  elamitischen  Namen  vorkommt,  wie  Lande." 

bei  Humbanigas,   einem  Gegner  Sargons,   TU-  33.  Vielleicht  eine  poetische  Tiersage.   Wel- 

humbi,  einer  Stadt,  die  Sanherib  erobert.  eher  Vogel  schreit  kappi?    Nach  V  R  27,  42ed 

27.  S.  20,  16b  —  26  sind  nach  den  ergän-  ist  es  der  Name  für  den  ,  Hirtenvogel".  Nach 
zenden  Fragmenten  S.  21  und  80  vollständig  unserer  Stelle  mufs  es  ein  besonders  starker 
erhalten.  50  Vertreter  seines   Geschlechtes  sein,  s.  VR41, 

28.  Wenn  das  Fragment  vollständig  wäre,  25  a. 

hätten  wir  vielleicht  eine  Aufzählung  der  Hei-  34.   isdahu,  vgl.   V  R  32,   47ff.  b;    dirratu 

denthaten  Izdubars  und  Eahanis.  kann  hier  nicht  „Panzer"  bedeuten,  was  man 

29.  kimmaiu,  vgl.    14,  4;  56,  26.     An  der  nach  dem  Arabischen  vermuten  könnte, 
letzteren    Stelle    bedeutet   das   Wort    „Baum-  35.  /smZ^üwm,  vielleicht  als  ist*  w'Zaww, ,, Mann 
rinde"  (vgl.  V  R  26,  44:  kimmat  issi),   an  den  von  obenher"  (zu  isu  „Mann"  s.  II  R  36,  45  cd), 
beiden    anderen   Stellen  ,, Panzer"    oder    dgl.  ,,Ha'lbgott"  zu  erklären  (es  ist  der  Gärtner  des 
Die  gemeinsame  Bedeutung  ist  ,,das  ringsum  Gottes  Ami). 

schliefsende";    vgl.    Joh.   Jercmias,  Beitr.  zur  36.  kissuta  eine   unbestimmte   Speise.     Ist 

Assyr.  I,  284.  60  die   Übersetzung    richtig,    so    mufs    der    Text 

30.  agäha.  Haupt  erinnert  an  das  ent-  {kissutaki  i  ntkul)  korrigiert  werden  in  kissu- 
sprechende  äthiopische  Wort  für  ö^afios,  vin-  taka  i  ntkul  (es  ist  leider  keine  Variante  vor- 
culum;  man  könnte  auch  an  das  talmud.  niX-  banden),  kissuta  kakkari  kann  wegen  der 
kardbu  „kämpfen"  denken  und   ein  Schlacht-  Worttrennung  nicht  gelesen  werden. 

gerät  vermuten  (so  Delitzsch).  37.  kdtka  listesdma  mufs  ein  sexueller  Eu- 

31.  S.  43,  42 f.:   „wohin    ist    dein    Gemahl  phemismus  sein. 

{Tammuz),  wohin  ist  dein  aKaZ"  (s.  Z.  48)  (d.  h.  38.  Kosewort,   wie  im   heutigen  russischen 

„was  ist  aus  ihnen  geworden?")  Sprachgebrauche. 


809   Tzduhar  (Anmerlamgen  z.  Übersetzung"!  IzduLar  (Anmerkungen 


Übersetzung) 


810 


39.  Dafs  die  ,, Höllenfahrt  der  7,s'iar"  nicht 
zum  „Nimrod-Epos"  gehört,  auch  nicht  in 
dem  von  Smith,  Chaldäische  Genesis  vermute- 
ten Zusammenhang,  ist  fraglos;  gleichwohl 
drängt  sich  mir  angesichts  dieser  Stelle  und 
zahlreicher  anderer  Anklänge,  die  vielfach 
in  den  Anmerkungen  hervorgehoben  sind,  die 
Überzeugung  auf,  dafs  der  Rhapsode  der  „Hüllen- 
fahrt" den  Rhapsoden  des  Kiinrod-Epos  nahe 
steht,  und  dafs  die  Dichtung  direkt  im  An- 
schlufs  an  die  Liebesabenteuer  verfafst  wurde. 

40.  Über  die  li'skiffe  Arbeiter  (Waffen- 
schmiede?) giebt  eine  interessante  Stelle  der 
von  Dr.  Lehmann  veröffentlichten  Samas-sum- 
?/Ä-m-Inschrift  Auskunft  (Kol.  I,  Z.  23  ff'.); 
vgl.  ferner  V  R  7,  3;  47,  38  vgl.  K  2518 
{PSBÄ  X  1887/8  hinter  p.  478),  Z.  9:  «'«■='  mas- 
mas   inn  li-kit-ti-e   kisti  ul  iptnr. 

41.  S.  Johannes  Jeremias,  Beitr.  z.  Assyriol. 
l  S.  285  f. 

42.  So  lesen  wir  mit  Jensen,  Kosmologie 
S.  384 f.  und  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  384, 
Anm.  4:  „der  Gerettete".  Dafs  er  der  „Ahn" 
des  Izduhar  ist,  folgt  aus  Tafel  IX,  Kol.  III. 

43.  Das  ,, Wahrzeichen  der  Götter'  kommt 
auch  Taf  X,  Kol.  I  vor.  Die  Stelle  ist  wichtig 
für  die  Vorstellung  vom  Aussehen  des  Helden 
Izduhar, 

44.  S.  Haupt,  Beiträge  zur  Assyriologie 
S.  127,  dessen  Deutung  ich  trotz  Jensen,  a.a.O. 
S.  391  ff.  beibehalte,  da  Jensens  Auffassung 
der  Situation  {Ea  erzählt  einem  Rohrzaun  und 
einer  AVand  das  Geheimnis)  unmöglich  er- 
scheint. —  Das  Ganze  ist  nach  dem  Folgen- 
den eine  Traum- Offenbarung. 

45.  Die  Stelle  ist  viel  umstritten,  da  der 
Anfang  der  Zeilen  leider  abgebrochen  ist. 
Vgl.  Haupt,  a.a.O.  S.  124 ff.  vf'ie  Jensen,  a.a.O. 
S.  396  ff. ;  rupsu  „Breite"  steht  fest  nach  Nim- 
rod-Epos  53,  54.     I  R  7  F  18.  V  R  28,  47ff'.h. 

46.  Die  Ergänzung  der  Zeilen  39  nach  Z.  83 
ist  nicht  sicher.  Dafs  das  Ganze  eine  von  Ea 
angeratene  Lüge  enthält  (Jensen),  bezweifle 
ich,  es  scheint  vielmehr  eine  Warnung  zu  ent- 
halten: die  Leute  von  Surippak,  die  unbesorgt 
das  Verderben  nicht  ahnten,  sollen  sich  durch 
BeJs  scheinbare  Segensfülle  nicht  täuschen 
lassen.     Zu  mu'ir  kukkis  vgl.  Jensen  a.  a.  0. 

47.  d.  h.  „der  da  geborgen  ist  in  dem 
grofsen  Hort"  (d.  i.  Bei  sadü  rahü,  vgl.  IV  R 
18,  14  b,  23,  29  a).  Mit  Arad-Ea,  dem  Schiffer 
der  Totengewässer,  ist  dieser  Steuermann  nicht 
ohne  weiteres  zusammenzubringen.  Jensen, 
a.  a.  0.  S.  420  übersieht,  dafs  die  Erzählung  von 
Arad-Ea  mit  der  Sintflut  nichts  zu  thun  hat. 
Oder  darf  daran  erinnert  werden,  dafs  bei 
Berossos  der  Steuermann  des  ,,Noah"  mit  zu 
den  Göttern  versetzt  worden  ist? 

48.  fargiilla,  vgl.  III  R  68,  6ff.  ef  und  II  R 
57,  56 f.  cd  (wo  Adar  „der  targulli  Himmels 
und  der  Erde"  heifst). 

49.  Die  Anunnaki  erscheinen  gewöhnlich 
als  die  bösen  Geister.  —  Nach  Z.  162  dürften 
sie  den  Igigi  gegenübergestellt  sein.  Nicht 
alle  Götter  sind  bei  der  Sintflut  beteiligt  (gegen 
Jensen,  a.a.O.  S.  430).  Der  Hauptvertreter  der 
vernichtenden  Mächte  ist  Bammün.  Ob  die 
übrigen  Götter  {Nahü,  Marduk,  Uragal,  Ninib) 


beim  Verderben  beteiligt  sind,  ist  unsicher. 
Möglich  ist,  dafs  nur  ihr  Schrecken  über 
Rammäns  Vernichtungswerk  ausgedrückt  wird. 
Ninib  mihri  usardi  könnte  auch  heifsen:  „Ninib 
gab  den  Kampf  auf". 

50.  Rätselhafte  Stelle;  früher  übersetzt: 
,, gleich  Barken  schwammen  sie  allesamt  um- 
her". Dafs  der  Beschauer  weder  einen  „kahlen 
Acker",  noch   ein  „Waldfeld"   sehen  oder  gar 

10  von  einander  unterscheiden  konnte  {Jensen, 
a.  a.  0.),  dürfte  aus  dem  Folgenden  zu  schliefsen 
sein:  nach  zwölf  Tagen  wui-de  die  höchste 
Bergspitze  als  „Land"  sichtbar.  Der  Verfasser 
sagt:  „wo  früher  uru  war,  fand  sich  jetzt 
gleicherweise  usallu''\  Aber  aus  dem  ange- 
deuteten Grunde  kann  usallu  hier  nicht  (wie 
z.  B.  Sanh.  VI,  35,  38)  „Steppe"  bedeuten. 

51.  Zu  den  vier  Strafgerichten  vgl.  Ezech. 
14,  21 ;  Jer.  15,3  (s.  Delitzsch,  Paradies  S.  146); 

20  zur  Löwenplage  besonders  vgl.  2.  Kön.  17,  25; 
Ezech.  14,  15. 

52.  Nach  dem  Gegensatz  zu  schliefsen 
wohl  nicht  Beiname  des  Sit-napisiim,  sondern 
Name  eines  Götterboten,  dessen  Gespräch  mit 
Ea  das  kleine  Fragment  Delitzsch,  Lesest. 
S.  101  zu  erzählen  scheint. 

53.  Eine  lehrreiche  Stelle  für  diese  Reini- 
gung der  biblischen  Erzählung  vom  mytholo- 
gischen Beiwerk   ist   Gen.   8,  21,   wo  in   den 

30  Worten:  „Gott  roch  den  lieblichen  Geruch" 
gewissermafsen  ein  Rest  der  mythologischen 
Schale  zurückgeblieben  ist;  vgl.  Sintß.  151  f.: 
„Die  Götter  rochen  den  guten  IDuft  und  schar- 
ten sich  wie  Fliegen  um  den  Oi^fernden." 

54.  Eig.  ,, verwandle"  ihn;  das  Verbum 
lapätu  enthielt  nach  Z.  20f.  210.  218  die  ent- 
scheidende Zauberhandlung,  die  mit  dem  Essen 
des  Zauberkrautes  in  Verbindung  steht.  Das 
Verbum  kommt  jedoch  auch  in  der  Bedeutung 

40  „wecken"   (hier   aus  dem  Zauberschlafe?)  vor. 

55.  Das  Weib  des  Sit  napistim  vollzieht 
den  Zauber.  Auch  sonst  sind  bei  Beschwö- 
rungen Zauberinnen  thätig;  vgl.  IV  R  3, 
Kol.  II,  4f ;  56,  19 f. 

56.  Nach  Haupt  steht  XXX  im  Text  (Beitr. 
S.  144),  vgl.  jedoch  Z.  278. 

57.  Man  beachte  den  in  der  ganzen  semi- 
tischen und  indogermanischen  Mythologie  wie- 
derkehrenden   Gedanken:    hat    der    Held    die 

50  Wunderpflanze,  den  Zauberstein,  den  Himmel- 
schlüssel etc.  gefunden,  so  wird  ihm  sein  Glück 
durch  einen  tückischen  Zufall  von  neuem  ent- 
rissen. Es  ist  schade,  dafs  der  Name  des 
mythologischen  Wesens  abgebrochen  ist;  im 
folgenden  wird  er  „Erdlöwe"  (oder  „Erdgeist"?) 
genannt. 

58.  Gemahlin  des  Nergal,  Herrin  der  Arznei- 
kunst (a-zu)  und  Unterweltsgöttin. 

59.  tamhukku    und    miklciX    sind    Insekten 
CO  (V  R  26,  10 ff.  ab;   s.  Haupt,  Beitr.   z.  Assyr. 

I  S.  74).  Hier  scheinen  die  Worte  übei'tragen 
zu  sein  und  das  Leid  Izduhars  um  seinen 
Freund  auszudrücken.  Krank  kann  er  kaum 
sein  nach  dem  Schlufs  der  XI.  TafeL 

60.  Zur  Litteratur  über  diese  Stelle  siehe 
Delitzsch,  Wörterbuch  384,  Anm.  23.  su-ku- 
la-at  dikäri  ist  aber,  wie  Zimmern  treffend  be- 
merkt,  gewifs  parallel  zu   kusipat   akäli  und 


811 


Izdubar  (Istar  im  Epos) 


Izdubar  (Istar  im  Epos) 


812 


bedeutet  das  im  Trinkgefäfs  übrig  GebHebene 
im  Gegensatz  zu  den  Speiseresten. 

61.  Etana  ist  ein  anderer  Nationalheld  der 
Babylonier.  In  der  Bibliothek  Asnrbanipals 
ist  ein  Epos,  das  ihn  zum  Helden  bat,  aufbe- 
wahrt worden;  der  Epenkatalog  {Haupt,  Nimr.- 
Ep.  11  S.  92.  94)  nennt  es  neben  dem  Izdubar- 
Epos.  Ein  kleines  Fragment  K  85G3,  von  Haupt 
kopiert,   enthält  die    Spuren  eines  Gesprächs 


erscheinungen  ermutigt  und  im  Frieden  zum 
Wagnis  der  Jagd  ladet  als  Göttin  des  Bogen?, 
Pfeils  und  Köchers  (s.  die  Abbildung;  ein  be- 
sonders interessantes  Bild  der  bewaffneten 
I^tar,  die  auf  einem  Throne  sitzt,  auf  einen 
Panther  tretend  und  Opfergaben  empfangend 
s.  bei  Munter,  Beligion  der  Babylonier  Taf.  I, 
Fig.  5).  Diese  Doppelgestalt  entspricht  dem 
Venus.stern,    der    als    Abendstern    die    Nacht 


zwischen  Etana  und  einem  weiblichen  Wesen,  lo  beraufführt  und  als  Morgenstern  den  Tag  ver- 


Einem  Schüler  des  Herrn  Prof.  Dr.  Friedrich 
DeUtssch,  Herrn  E.  T.  Harper  ist  es  gelungen, 
in  den  unveiöffentlichten  Schätzen  des  Briti- 
schen Museums  vor  kurzem  grofse  Fragmente 
der  Etana-Legenden  aufzufinden,  die  zunächst 
in  der  Academy  veröffentlicht  worden  sind. 
Die  Geschichte  erinnert  entfernt  an  die  Sage 
vom  babylonischen  Gilgamos,  der  nach  Aelian, 
hist.    anim.    XII,   21    als    heimlich   geborenes 


kündigt  mit  seiner  Arbeit  und  seinen  Kämpfen. 
Deshalb  wird  dieser  Stern  der  Göttin  als 
Emblem  beigegeben,  oder  gar  mit  ihr  identi- 
ficiert  (schon  in  alter  Zeit,  wie  der  siderische 
Hintergrund  der  ,, Höllenfahrt  der  Jsfor"  be- 
weist).*) Im  Isduhar-^^o^  ist  IHar  als  Stadt- 
göttin von  Erech  Göttin  des  Kriegesund  Venus 
foecunda  zugleich,  ohne  dafs  ein  siderischer 
Vorgang  zu  Grunde  liegend  gedacht  ist.    Wie 


Kind  der  Prinzessin  von  einem  Turme  hinab-  20  aber    hier    die  letztere   Eigenschaft  vorwiegt, 


gestürzt,  von  einem  Adler  aufgefangen  und 
gerettet  wird.  In  den  Etana-hegenäen  trägt 
ein  Adler  den  Helden  zur  Sonne  empor.  Der 
Sonnengott  erscheint  als  Schutzgottheit,  wie 
im  Izdubar-Epos.  Wenn  Etana  nicht  Kimr. 
17  —  19  als  alter  Volkslield  genannt  würde, 
könnte  man  denken,  es  liege  die  Jugendge- 
schichte Izduhars  vor.  Näheres  s.  in  dem  Art. 
Etana  im  Nachtrag. 

Zusätze. 

I.' Istar-Astarte  im  Izdubar-Epos. 

Es  sei  verstattet,  an  dieser  Stelle,  über 
den  Rahmen  des  Epos  hinansgreifend,  einige 
ergänzende  Bemerkungen  zu  dem  babyl.-assyr. 
Teile  des  ausgezeichneten  Jsia7'^e- Artikels  (i/cZ. 
Meyer)    Bd.  I   Sp.  645 IF.    hinzuzufügen.     Wie 


Istar  als  Göttin   der  Jagd  mit  Bogen  und  Pfeilen  auf  einem 

Tiger   stehend    {British   Museum,   Menant,  Cylindre  de\VAssyrie 

Paris  1886  pl.  VIII,  ur.  1). 


Ed.  Meyer  treifend  bemerkt,  hat  die  Göttin 
Istar  einen  doppelten  Charakter:  sie  ist  einer- 
seits Repräsentantin  der  üppigen,  sinnlichen 
Liebe,  tiefer  gefafst  Göttin  der  Fruchtbar- 
keit und  als  solche  hyperbolisch  Mutter  des 
Götter-  und  Menschengeschlechts  und  „Göttin"  60  mein  Antlitz.'"** 
schlechthin,  andererseits  als  „stärkste  (karidtu) 
unter  den  Göttinnen"  die  Göttin,  „ohne  deren 
Willen  niemand  in  Ruhe  und  Wohlbehagen 
dahinlebt"  (IV  R  4, 13  ff.  b),  „Göttin  des  Kampfes, 
Herrin  der  Schlacht,  Entscheiderin  der  grofsen 
Götter"  {Asurh.  Smithl2\,35),  eine  orientalische 
Walkürengestalt,  die  zum  Kampf  auffordert,  dem 
Könige  voranzieht,  die  Soldaten  durch  Traum- 


so  mag  überhaupt  im  babylonischen  Reiche 
der  sinnliche  Kultus  der  Istar  vorgeherrscht 
haben.  Hingegen  tritt  in  den  Inschriften  der 
kriegerischen  assyrischen  Könige  Istar  ledig- 
lich als  Kriegsgöttin  auf  mit  starker  Hervor- 
hebung ihres  siderischen  Charakters.  Freilich 
mag  hinter  den  geheimnisvollen  Andeutungen 
verschiedener  Istar-Knlte  auch  die  andere 
Seite  verborgen  sein. 
30  Als  ,, Mutter  der  Menschen"  erscheint  die 
Göttin  Istar  im  Pantheon  der  Sintflutgeschichte; 
zugleich  als  ,, Herrin  der  Götter",  deren  Rede 
mächtig  ist  in  der  Versammlung  der  Götter. 
Dieser  Anschauung  entspricht  ein  herrlicher 
babylonischer  Psalm,  der  uns  einen  tiefen 
Blick  in  die  edelsten  Gedankenkreise  des  baby- 
lonischen Volkes  thun  läfst.  Der  Rest  der 
zerbrochenen  Tafel  (Texte  bei  Haupt,  Keil- 
schritttexte S.  116 f.):  „0  Istar  [.  .  .  .],  du 
Gebärerin  der  Götter,  die  zum  Vollzuge  führt 
die  Befehle  Bels,  die  du  das  Gras  aufspriefsen 
lassest,  Herrin  der  Menschheit,  Schöpferin  aller 
Dinge,  Erhalterin  (eig.  Rechtleiterin)  aller 
Kreatur,  o  Mutter  Istar,  deren  Macht  kein 
Gott  nahe  kommt,  grofse  Herrin,  deren  Gebot 
mächtig  ist,  ein  Gebet  will  ich  sprechen  — 
was  ihr  gut  scheint,  möge  sie  mir  thun!  — : 
'0  meine  Herrin,  seit  den  Tagen  meiner 
Kindheit  bin  ich  gar  sehr  an  das  Böse  ge- 
fesselt (wörtl.  angezäumt),  ich  habe  keine 
[Speise]  gegessen,  Weinen  ist  meine  Speise, 
[ich  habe  keinen  Trank  getrunken],  Thränen 
sind  mein  Trank,  [mein  Herz  wird  nicht 
mehr    fröhlich],    mein    Gemüt    nicht    mehr 

heiter  [ ],    unter    Schmerzen    klage 

ich,  [meiner  Sünden  (?)  sind  viel],  voll  von 
Leid  ist  mein  Herz;  meine  Herrin,  erfahre 
doch,  was  ich  gethan  habe,  schaffe  mir 
Ruhe,    bedecke  (?)    meine    Sünde,    richte    auf 


*)  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dafs  gerade  in  der  Ver- 
mischung der  Astronomie  und  Theologie  für  das  Ver- 
ständnis des  babylonischen  Pantheons  zur  Zeit  uniiber- 
steigliche  Schwierigkeiten  liegen.  Auf  eine  „trübe  Be- 
schaffenheit" der  babylonischen  Keligion  daraus  Schlüsse 
zu  ziehen,  möchte  ich  nicht  wagen. 

**)  Merkwürdig  ist,  dafs  an  solche  tief  religiöse,  an 
alttestamentliche  Bufspsalmeu  anklingende  Gebete  häufig. 


813             Izdubar  (Istar  im  Epos)  Izdubar  (Istar  im  Epos)             814 

Aus   der  II.  und  VI.  Tafel  des   Epos  geht  Bestimmung  des  „bürgerlichen  Gesetzbuches" 

weiter  klar  hervor,   dafs   in  Erech  der  Istar  der  Babylonier  —  11  R  10;  vgl.  V  R  25)  erwähnt 

als  der  Venus  foecunda  zu  Ehren  Hierodulen-  den    Fall,   dafs   „jemand  eine  Jcadistu  auf    der 

kultus    getrieben    wurde.      Die    Priesterinnen  Gasse    aufliest    und    in    seiner  Liebe   sie    hei- 

heifsen  kizirCii  (,,die  Verderblichen",  vgl.  hebr.  ratet,  obwohl  sie  eine  Jcadistu  ist  (ga-dü-du- 

akzdr  Deut.   32,  33)   oder  harhnäti   (,,die  Be-  iis-su)", 

strickenden")  oder  uhuti  (wohl  mit  ahu  ,,Netz"  Als  Tochter  des  Anü  erscheint  auch  sonst 

zusammenhängend;   auf  der  II.  Tafel  im  Sin-  die    Göttin  in  ihrer  Eigenschaft    als   Göttin 

gular  als  Eigenname  gebraucht),  und  werden  der  Liebe  (so  in  der  Höllenfahrt   der  Istar), 

als    Gefährtinnen    der    Göttin    gedacht.      Ein  lo  während  sie  an  allen  den  Stellen,  an  welchen 

Fragment  K   2619*)   nennt  Erech,  „die  Wob-  ihr  sideraler  Charakter  hervortritt,  als  Tochter 

nung   Anu    und  Istars,  die  Stadt  der  Jcizreti,  des  Mondgottes  Sin,  oder  in  rein  astrologi- 

harimäti    [und    uhätu],    deren    Händen    Istar  sehen  Beschwörungen  als  Tochter  des  Bei, 

den   Mann    übergeben  und   zugezählt    hat.**)  angerufen  wird;    z.   B.    in    dem    oben    mitge- 

Den    Hauptfesttag    scheint    der    Festtag    des  teilten  zur  Beschwörung  benutzten  Bufsgebet. 

Tammnz    zu  bilden,    an  dem    auch    Totenbe-  Es   soll    zunächst    an    einem   Beispiel   gezeigt 

schwörungenmit  Hilfe  der  Göttin  vorgenommen  werden,     wie     in     den    religiösen    Urkunden 

wurden,  _s.   den  Schlufs    der   Höllenfahrt    der  Astrologie    und    Theologie    vermengt    worden 

Ihar.      Über    die    kulturhistorischen    Fragen,  ist.      IV  R  5    wird    erzählt   von   den    7  Boten 

die  hiermit  zusammenhängen,    läfst  sich  erst  20  des    Anu    (Repräsentanten     elementarer    Ge- 

dann  endgültig  urteilen,  wenn  die  geheimnis-  walten,    wie    Südwind,   Wolken,    Sturmwind, 

vollen  Beschwörungen  an  die  „fleischfressende  Glutwind    u.    s.   w.),     ,,die    zur    Rechten    des 

und  bluttrinkende  Tochter  des  J.wm",    die  im  Sturmgottes  Bamman  einherziehen  und  ihrem 

im  IV.  Bande  des  luschriftenwerkes  sich  finden,  Meister  viel  Not  machen:  'Im  weiten  Himmel, 

gelöst  sind.  Dafs  die  morai ''"  ^nfm***)  mit  dem  der  Wohnung  des  Königs  Anu  treten  sie  böse 

Hierodulen -Kultus  in  Verbindung  steht,  zeigt  auf  und  sind  ohne  Rivalen.     Da  vernahm  Bei 

IV  R  65,  col.  Ill,  37 ff.  (hadi'stu  märat  ''"  Amm)  diese  Kunde  und  ersann  ein  Geheifs  in  seinem 

und   HR  17,  11  ff.  ab  {Haupt,  Keilschrifttexte  Herzen.       Mit      Ea ,     dem     erhabenen  ^  Ent- 

S.  82  f.).     Offenbar  ist   der  Hierodulen -Kultus  scheider  der  Götter,  hielt  er  Rat:  Sin,  Samas 

nur  ein  religiöser  Deckmantel  für  die  sittliche  30  und  Istar  bestimmte   er  zur  Herrschaft  über 

VerwilderuntT  der  babylonischen  Städte.    Jede  den  Damm   (fes   Himmels,    mit  Anu  belehnte 

Buhlerinheifst^-ac^ufH  („die  Geweihte"),  seil,  der  er  sie,  mit  Herrschaft  über  den  ganzen  Himmel. 

Göttin /s<ar,  die  gewissermafsen  als  Göttin  der  Diesen   drei  Göttern,    seinen  Kindern,    befahl 

Preisgabe  selbst  li;adistu  genannt  wird.    (Eine  er  ohne  ünterlafs  dazustehen.     Da  jagten  die 

7  bösen  Götter  auf  dem  Damm  des  Himmels 

wie  hier,  Beschwörungfiformelu  gekuüpft  sind.   Zur  Text-  umher,      VOr     Nannari-Sin      (den      Mondgott) 

erkiärung  s.  Zimmern,  Babi/ionische  Bui'spsaime?i  S.  33 ft'.  gingen   sie  zornig.     Der  erhabene  Samas    und 

Vgl.     auch     den     Beschwörungshymnus     au     Istar,     den  Bamman ,     der     Held  ,     traten     auf    ihre     Seite 

Brünnoiv,  Zeitschr.  für  Assyrioiogie  IV,  Heft  n  veröffent-  über.     Istar  schlug  ihre  glänzende  Wohnung 

licht  und  kommentiert  hat.  4^  bei  Anu,  dem  König,  auf,  und  sann  über  die 

*)  Das  Fragment  erzahlt,  ^vie  der  Gott  hum   im  Herrschaft  des  Himmels"  ....     Nachdem  sie 

Auftrage  der  i),v.ara  verschio  lene  Städte  verwüstet.    Un-  Mondgott    Tag    und    Nacht    bedrängt    Und 

mitlelbar  vor  der  citierten  Stelle  ist  von  einer  Stadt  die  ...    „  ,.   ,°        , ,,    °    ,     ,     ,                •                  • 

Rede,  deren  Mauern  wider  den  Willen  des  Sonnengottes  schliefslich    entthront    haben,     Sinnen     SievOn 

zerstört  wurden  (also  nicht  ivrecÄ).  neuem     Böses     und     kommen     gleich     einem 

*♦)  In  den  folgenden,  zum  TeU  dunklen  ZeUen  werden  Sturmwind  vom  Himmel   auf  _  die  Erde  herab. 

Priester   des  Hierodulen  -  Kultes  in  E-anna  versammelt:  Bei    sieht    die    Bedrängnis     seines    Sohnes    und 

mnd  KUR-GÄR-ra  und  amd.  i-sin-[nu]  sa  ana  supiuh  sendet  J^usku ,  den  Botcn,  in  die  Wassertiefe 

iiise  Istar  zikrusiniu   iiteru  ana  [ ]  (machte  sie  zu  gu  jj;^,  dem  Gott  der  Weisheit,  der  auf  Hilfe 

Eunuchen!),  femer  7j«s>a<w  «a«  waffiaw  (Werkzeuge  zur  ginnt.  —  In   einer  Asnrhanipal-   (nicht  Asur- 

K^,iri,runs^^     Haupt,    BenrzAssyrl^  HR   66     wird     Istar,     die 

ganze    rätselhafte    Passus    schliefst:    Istar    iritinma,    Istar  .  ,-     •     i      tt-            ^      ..ü-                 •              i      t    ;-<../ 

erzürnte!  siderische  Himmclsgottm,  gepriesen  als  die Got- 

***)  Von  den  hierher  gehörigen  stellen  IV  R  63,  col.  in;  t^Q'    „  die    Gebete    erhört,    die    annimmt    das 

G5,  col. II,  32 ff.  col.  III,  13 ff.  (in Verbindung  mit .4,«;«),29  ff.  Seutzcn,   die  entgegennimmt  das  Flehen,   das 

(kadistu  inarat  •'"  Anlm)    sei  nur  die  erstere  hier  wieder-  vollkommene  Licht  (Himmels  und  der  Erde), 

gegeben  (z.  40 ff.  b) :  istanattl  dumi  nisbuti  ia  ameiuti  Mru  das   riesige,   das  Himmel   und   Erde   er- 

sa  la  akäii  lurpadu  sa  la  karäsi  taitamdi  (=  tastaddi?)  1  euchtet,  deren  Name  in  aller  Lande  Gegenden 

marat  >'"  Aniin  akai  dimmäti  u  biktti  taitanatti  dami  nis/ji/ti  o'enannt  wird    die  Leben  verleiht    die  ffuaden- 

sa  arnclMseru  sata  akali  n^rpadu  sa  la  karasi  llsAddiki  üu  ^.^.^^^^  Göttin,'  ZU  der  eS  gUt  ist   ZU  beten".     Ein 

Anim  abiki  lisaddiki  Antum  ummtki kima  burnn  seri.  ,.,         .     ,          tt                   •         a        t,       •      t       i->-i  t 

iadaki  rukbi   mdiniki  masmasu  asipu  «u   Marduk   .../...  _     l\^*"^^'f  ^^J'    HymnUS    in    Asurhampols     BlbllO- 

ana  pan  namaUe  sa  sßri  päniki  siikni  (siel)  lä  jiassäti  samni  •'"  tbek,  der  trotz  der  ,,sumeriscnen    Zeilen  assy- 

mihji;  „sie  trinken' sättigendes  Menschenblut"  (vgl.  die  rischen    Ursprungs    sein    mag,    besingt    Istar 

,, fleischfressenden  und  blutsaufenden"  bösen  Geister  iv  folgendermafsen  (Text  bei  Delitzsch,  Assyrische 

R  2),  Fleisch,  das  nicht  zu  essen  ist,  Knochen,  die  nicht  Lesestüclce    S.    134  ff.,     Vgl.    Haler ^J ,    Beviie    dcS 

zu  nagen  sind;    Anus  Tochter  mag  hinwerfen  die  Speise  EtudeS  juivCS    IX    1884    2,    S.  173 ff.): 

des   Heulens    und   Weinens !    —    Du    trinkst    sättigendes 

Menschenblut,  Fleisch,  das  nicht  zu  essen  ist,  Knochen,  (Dqv  Priester*) 

die  nicht  zu  nagen  sind,   es  möge  dir's  (der  Istar?)  hin-  T  •   t-i.     J         u'                      j              •       t?                   t 

werfen  ^?i«,  dein  Vater,  es  möge  dir's  hinwerfen  ^n<«7«,  LlCht     des    Himmels,     das     Wie     i  euer     aut 

deine  Mutter'  u.  8.  w.  Erden  entflammt,  bist  du, 


815            Tzdnbar  (Istar  im  Epos)  Izdubar  (Istar  im  Epos)             816 

Istar ,  ■wenn  du  auf  Erden  auftrittst  (d.  h.  (Der  Sänger,    der  den  Hymnus    zum   Zwecke 

erscheinst),  einer   Beschwörung  —  in  Wechselcbören?  — 

die  du  gleich  der  Erde  kostbar  (?)  bist,  recitieren  liefs,    wendet  sich  nun  zu   der  er- 

dann  grüfsen  dich   segnend  die  Pfade  der  zürnten  Göttin  mit  den  Worten:    ,,Dein  Herz 

Gerechtigkeit.  *)  möge  sich  beruhigen,  dein  Gemüt  besänftigen; 

Wenn     du    eintrittst     in     das     Haus     der  der  Herr,    der  grofse   Gott  Anu,   möge   dein 

Menschen,  Herz  beruhigen,  der  Herr,  der  gewaltige  Berg, 

gleichst    du    dem   Tiger,    der    zum    Raube  der  Gott  Bei,    möge    dein   Herz    besänftigen, 

eines  Zickleins  bereit  steht,  Istar,   Herrin  des  Himmels,    dein  Herz  möge 

dem  Löwen,   der  auf  den  Gefilden  (?)  ein-  lo  sich  beruhigen.") 

herschreitet**);  Einem  Mythenkreis  \on  Istar,  dem  Venus - 

0  Licht,  0  Magd,  Zierde**)  des  Himmels,  stern,  scheint  auch  die  Beschwörungslegende 

Magd  Istar,  Zierde  des  Himmels,  von  der  ,, Höllenfahrt  der  isfar"  anzugehören.*) 

die  du  in  eine  glänzende  Wohnung  gesetzt  Die  Tochter  des   Monclgottes   steigt  hinab  in 

bist,  Zierde  des  Himmels,  die    Unterwelt  jenseits    des    Ozeans.     Sobald 

Schwester    des  Sonnengottes,    Zierde  der  Pförtner  der  Unterweltsgöttin  die  Nach- 

des  Himmels.  rieht   von   Istar' s  Ankunft  bringt,    erschrickt 

(Istar:)  sie  gewaltig;    sie   sieht  alles  Unglück  voraus. 

Zur  Vollstreckung    der    Befehle    trete    ich  das  Istar's  Abwesenheit  von  der  Erde  hervor- 

auf,  kraftvoll  trete  ich  auf,  20  rufen    wird.      ,, Gleich    der    Überschwemmung 

Für  meinen  Vater  Nannar  (Sin),  znr  Voll-  der  Hochflut,   gleich  rauschenden  (?)  Wassern 

Streckung    der    Befehle    trete    ich    auf,  einer    gewaltigen  Flut   will    ich  weinen  über 

kraftvoll  trete  ich  auf,  die  Männer,    die  ihre  Frauen  verliefsen,  will 

Für     meinen    Bruder    Satnas ,     zur     Voll-  weinen  über  die  Frauen,  die  von  der  Seite  ihres 
Streckung    der    Befehle    trete    ich    auf,  Gemahls  [genommen  sind].    Die  Liebe  hört  auf 
kraftvoll  trete  ich  auf,  Erden  mit  Istar's  Verschwinden  auf,  alles  ehe- 
mein Vater  Sin  hat  mich    eingesetzt,    zur  liehe  und  soziale  Leben  ist  in  Frage  gestellt. 
Vollstreckung  der  Befehle  trete  ich  auf.  Der  Mann  verläfst  die  Gattin,  die  Sklavin  den 

am   glänzenden  Himmel  zur  Vollstreckung  Herrn ,     die    Mutter     vergifst     ihrer    Kindes- 

der    Befehle    trete    ich    q^uf,    kraftvoll  so  pflichten,  und  in  der  Tierwelt  hört  alle  Zeu- 

trete  ich  auf.  gung  auf  (Vorderseite  Z.  76 — 80).    Mit  einem 

Unter  Jauchzen    ob    meiner  Glorie,    unter  Trauergewande    bekleidet  kommt  der  Götter- 

Jauchzen  ob  meiner  Glorie,  böte  zu  Istar's  Bruder,  dem  Sonnengott,  und 

unter  Jauchzen  gehe  ich,  Fstar,  erhobenen  meldet    das  Unglück.     Der  Sonnengott    fragt 

Hauptes  einher.  seinen  Vater,    den    Mondgott;    dieser   wendet 

Istar,  die  Göttin  des  Abends  bin  ich,  sich    an    Ea,    der    ,,in    der    Weisheit    seines 

Istar,  die  Göttin  des  Morgens  bin  ich —  Herzens  ein  Wesen  schuf",  den  Uddusu-ndmir 

Istar,  welche  öffnet  das  Schlofs  des  gläa-  (d.  h.  „sein  Licht  leuchtet").    Der  Götterdiener 

zenden  Himmels,  (das  ist)  meine  Glorie!  steigt    hinab    in    die    Unterwelt,    bethört   die 

die   den  Himmel  niedertritt  und  die  Erde  40  Todesgöttin  und  „nachdem  ihr  Herz  beruhigt 

erschüttert  —  (das  ist)  meine  Glorie!  —  war    und    heiter   geworden   ihr  Gemüt",    be- 

den  Himmel    niedertretend,    die  Erde    er-  schwor  er  sie   „mit  dem  Namen   der  grofsen 

schütternd  —  (das  ist)  meine  Glorie!  —  Götter"   und  zwang  die  ohnmächtig  wütende, 

den  ,, ewigen  Palast"  zu   öffnen,    in   dem  die 

(Der  Priester:)  Erdgeister  das  Wasser  des  Lebens  bewachen. 

Wenn  sie  am  Damm  des  Himmels  auf-  Mit  dem  Wunderwasser  besprengt,  ward  Istar 
leuchtet,  wird  ihr  Name  gepriesen  erlöst  aus  dem  „Lande  ohne  Heimkehr".  — 
unter  den  Leuten  —  „(das  ist)  meine  Wiederholt  wurden  oben  dichterische  An- 
Glorie" !  klänge  dieser  grofsartigen  Dichtung  an  das  Epos 

Als  Königin   des  Himmels  oben  und  unten  50  von  Izdubar  aufgezeigt,  und  man  ist  unwillkür- 

soll  sie  verkündigen: —  „meine  Glorie".  lieh  versucht,  J^^^M&ar  in  seiner  sideralen  Gestalt 

in  diesem  Mythus  (der  Venusstern  verschwin- 

(Istar:)  (jgt  jenseits  des  Ozeans,  der  Götterbote  klagt 

Die  Berge  einzig  überwältige  ich  —  „(das  es  dem  Sonnengott  und  dieser  dem  Mondgott; 

ist)  meine  Glorie!"  Ea  aber  erzeugt  den  Uddum-ndmir,  d.  h.  „sein 

Ich  bin  der  Berge  gewaltige  Burg,  ich  bin  Licht  leuchtet")   zu   suchen.     Sollte   etwa  der 

ihr    gewaltiger    Verschlufs:    „(das    ist)  Uddusu-ndmir ,    dessen    Name    neckisch    die 

meine  Glorie!"  Umkehrung  von  Namir-uddu  =  Nimrod  dar- 
stellt, identisch  sein  mit  Izdubar,  dem  Sonnen- 

*)  D.h.  die  auf  rechten  Pfaden  einhergehen,  vgl.  die-  60  herOS??      Dann    würde    der    Held    Izdubar    und 

selbe  Wendung  im  Sonnenhymmis  IV  K  17,  u  a.    Man  der    Sonnengott    Izduhar    zwei    Verschiedenen 

wird  unwillkürlich  an  die  1.  Svire  des  Koran  erinnert.  yon    einander  abhängigen  Mythenkreisen   an- 

**)  Das  Bild  ist  nicht  ganz  klar.    Sind  die  leuchten-  gehören,    von    denen    der    eine   das    Izdubar- 

den    Augen    das    tirtium    comparationis?     Es    scheint    das 

Ganze    den    Gegensatz    zum   Vorhergehenden   zu   bilden. 

Es   fürchten   sich  vor  Istar,    die   im  Verborgenen   Böses  *)  Neu  bearbeitet  vom  Verfasser  dieses  Artikels  in  der 

thun.     Zu  beachten  ist,  dafs  der  Tiger  Symbol  der  Utar        citierten    Schrift    über    „Die    öabyl.-assyr.     Vorstellungen 

ist,  s.  Abb.    Sp.  811.     Zu  ina  l-irhiti   vgl.  IV  B  23,  11  f.  a.  com    Leben    nach    dem    Tode"  ^     Leipzig,     Hinrichs    1887, 

Jensen.,  Kosmol.  433;  oder  heilst  es  „im  Innern"?  S.  4  —  45. 


817  Izdubar  (u.  d.  Zeichen  d.  Tierkreises) 


Izdubar  (u.  d.  Zeichen  d.  Tierkreises)    818 


Epos,  der  andere  astrologische  Dichtungen,  wie 
,,die  Höllenfahrt  der  7stor"  erzeugt  hat. 

Als  Göttin  des  Krieges  und  der  Jagd  wurde 
Istar,  wie  gesagt,  besonders  in  Assyrien  ver- 
ehrt. Tiglathpücser  vollendete  ihren  Pracht- 
tempel in  Asfiur.  In  den  Inschriften  der  As- 
syrerkönige  heifst  sie  heJit  talmzi,  „Herrin  der 
Schlacht".  Ihre  Hilfe  spielt  in  den  Jagd- 
inschriften Asurhanipals  (I  R  7)  eine  grofse 
Rolle.  So  heifst  es  nach  einer  Löwenjagd:  lo 
,,den  gewaltigen  Bogen  der  Iltar  von  Arhela 
stellte  ich  auf  sie ,  eine  Opferspende  brachte 
ich  auf  ihnen  dar,  indem  ich  Wein  über  sie 
ausgofs."  Interessant  ist  ihr  Auftreten  in  den 
,, Orakelsprüchen  an  AsarhacMon^^  (IV  R  68), 
wo  sie  unter  den  ,.fiO  grofsen  Göttern",  die 
dem  Könige  zur  Seite  stehen,  ihm  langes 
Leben  und  Glück  zur  Regierung  geben,  mit 
obpnan  steht.  So  spricht  sie  zu  Asarhaddon: 
„Fürchte  dich  nicht,  willst  du  sfleich  ver-  20 
\  zagen?  Ich  komme  und  lasse  mich  nieder, 
cvenn  man  ruft:  wehe!"  und  an  anderer 
Stelle:  „Asarhaddon,  treuer  Sohn,  mit  eigener 
Hand  werde  ich  deine  Feinde  vernichten." 
Tstar  von  Arhela,  die  ,, Königin  in  den  hei- 
ligen Gemächern"  (vgl.  Afiirhayiipal ,  col.  X, 
61  f  ;  über  das  Verhältnis  zur  Istar  von  Ninereh, 
der  „Königin  von  Kidmuru'^,  ist  zur  Zeit 
nichts  zu  sagen)  erscheint  bei  Asurbanipal  als 
Schutzgeist  des  Heeres,  Als  die  Truppen  vor  so 
einem  schwierigen  Flufsübergang  standen, 
,. erschien  Jstar  (col.  V,  97  ff.)  gegen  Ende  der 
Nacht  meinen  Soldaten  im  Traum  und  sagte 
zu  ihnen :  'ich  schreite  einher  vor  Asurbam'pal, 
dem  König,  den  meine  Hände  erschaffen 
haben!'  Auf  diesen  Traum  vertrauten  meine 
Truppen  und  überschritten  den  Flufs  wohl- 
behalten." Es  liegt  an  sich  nahe,  dafs  auch 
hier  an  die  Göttin  der  Venus,  und  zwar  des 
Morgensterns  zu  denken  ist.  Dafs  f^er  side-  40 
rische  Charakter  mit  Asurhanipals  Istar  ver- 
bunden ist,  beweist  aufser  dem  oben  citierten 
Gebet  Asurhanipals  an  Istar  die  Stelle  col.  IX, 
79 ff.  in  den  Annalen,  wo  sie  geschildert  wird 
als  Göttin  ..im  Flammenkleid,  Glanz  tragend", 
die  Verderben  regnen  läfst  auf  das  Feindes- 
land. Col.  IX,  5 ff.  (ib.)  erscheint  übrigens  der 
Sirius,  „der  Bogenstern",  als  Emblem  der 
Göttin,  der  V  R  46,  23  a  b  geradezu  ,,die  Istar 
von  BaheV''  genannt  wird.  Der  Kronschmuck  50 
auf  dem  Bilde  der  bewaffneten  Istar  (Sp.  811) 
stellt  also  die  Venus  oder  den  Sirius  dar. 

IL   Das  Izdubar -Epos  und  die  Zeichen  des 
Tierkreises. 

Unmittelbar  mit  dem  Bekanntwerden  des 
/2f?M?)rt?"-Epos  wurde  vermutet,  dafs  die  Zwölf- 
tafeldichtung einen  Sonnenmythus  darstelle, 
und  dafs  die  Zeichen  des  Tierkreises  dem 
Epos  entnommen  seien.  *)  Zuerst  wurde  das  60 
behauptet  von  Henry  Rawlinson;  andere  Ge- 
lehrte, wie  Lenorniant ,  Sayce  (s.  besonder.s 
Lcnorwant,  Les  oricjines  de  Vlüstoire  S.  238  ff.) 

*)  Ist  eine  Verbindung  vorhanden,  so  sind  die  Be- 
ziehungendes Epos  auf  die  Tierkreisbilder  wahrscheinlich 
sekundärer  Natur.  Dies  ist  nach  dem  folgenden  des 
Verfassers  Meinung  im  Gegensatz  zu  den  oben  ange- 
führten englischen  Hypothesen. 


stimmten  zu.  Man  könnte  noch  weiter  gehen 
und  Izdubar  -  Nimr  od  verbindend  sagen,  der 
Held  des  Epos  sei  im  letzten  Grunde  der 
Sonnengott,  der  als  ,,grofser  Jäger"  von  dpn 
zwölf  Stationen  der  Sonnenbahn  seine  Pfeile, 
die  Sonnenstrahlen,  auf  die  Erde  sendet!  — 
In  Wirklichkeit  kann  eine  Verbindung  des 
Epos  mit  den  zwölf  Zeichen  des  Tierkreises 
nur  mit  aller  Reserve  behauptet  werden.  Dafs 
die  Einteilung  des  scheinbaren  Weges,  den 
die  Sonne  im  Laufe  des  Jahres  zurücklegt, 
auf  die  Babylonier  zurückgeht,  hat  Jensen, 
Kosmologie  S.  310ff.  jüngst  überzeugend  nach- 
gewiesen (s.  auch  Jensen,  Ursprung  und  Ge- 
schichte des  TicrJireises,  in  der  Deutschen  Revue, 
Juni  1890).    Die  Astronomen  bezeichneten  den 


vzj:^ 


Skorpion  und  Skorpionmensch  (aus  einer  Steininschrift 
von  Nebukadnezar  I,  s.  V.  K.  57). 

Ort,  an  dem  die  Sonne  zur  bestimmten  Jahres- 
zeit steht,  mit  einem  Symbol.  Da  die  Bilder 
tanrus,  leo,  scorpio,  amphora  den  vier  Haupt - 
Jahreszeiten  entsprechen,  mufs  —  so  schliefst 
Jensen  —  der  Tierkreis  in  der  Zeit  entstanden 
sein,  in  welcher  die  Sonne  bei  Frühlings- 
anfang im  Zeichen  des  Stieres  stand,  also  vor 
2500  v.  Chr.  (heutzutage  im  Bild  der  Fische, 
vor  2000  Jahren  im  Bilde  des  Widders).  Der 
Stier  ist  das  Bild  des  Gottes  Merodadi,  der 
am  Schöpfungsmorgen  die  Finsternis  über- 
wand und  seitdem  die  Frühsonne  und  Früh- 
lingssonne repräsentiert,  der  Löwe  ist  das 
Bild  der  verzehrenden  Sonnenglut  im  Sommer, 
der  Skorpion,  der  Steinbock,  vielleicht  auch 
der  arcitenens  (s.  die  Abbildung ;|der  darunter 


819  Izdubar  (u.  d.  Zeiclien  d.  Tierkreises)  Izdubar  (Istar  und  Semiramis)        820 

stehende  Skorpion  zeigt,  dafs  der  Bogen  des  Von  einer  kosmischen  Bedeutung  der  Stadt 
arcitenens  von  den  Fangarmen  des  Tieres  her-  Erech  im  Epos  und  von  einer  Beziehung  des 
genommen  ist),  und  die  Fische  entsprechen  „Himmelsstieres"  auf  das  betr.  Sternbild,  das 
den  Helfershelfern  der  Schlange  (?)  Tiliamat,  Sayce  {Bahiß.  Religion  S.  293),  „ahnt"_  und 
welche  Finsternis  und  Wasser,  die  Schrecken  /e*2sen  (a.  a.O.  S.  63  Anm.  1)  „kaum  bezweifelt", 
des  Herbstes  und  Winters,  repräsentiert,  wäh-  vermag  ich  nichts  zu  entdecken, 
rend  der  Wasserkrug  die  Regenzeit  des  Winters  ttt  t»  j  o  • 
selbst  treffend  symbolisiert.  —  Neben  diesen  HI-  Istar  und  Semiramis. 
Beziehungen  der  meisten  Tierkreisbilder  auf  Lenormant,  La  legende  de  Semiramis  {Me- 
kosmische  Vorgänge  läfst  sich  jedoch  ein  Zu-  lo  moires  de  l'Academie  Boyale,  Brnxelles,  1873) 
sammenhang  gewisser  Bilder  mit  dem  Inhalt  hat  Semiramis  und  Tstar  vollständig  identi- 
der  12  epischen  Gesänge  nicht  leugnen.  Die  liciert.  Sayce  (bei  Gyrus  Adler,  The  Legends 
vielleicht  sekundären  Beziehungen,  die  beim  of  Semiramis  and  tlie  Nimrod  Epic,  John's 
Epos  vom  Sonnenhelden  nahe  lagen,  müfsten  HopJcins  University  Circulars,  Januar  1887) 
entstanden  sein  in  der  Zeit,  in  der  die  Früh-  stimmt  dieser  Meinung  zu  auf  Grund  von  Lwcian 
lingssonne  vom  Bilde  des  taurus  in  das  Bild  de  dea  Syria,  und  hält  Semiramis  für  den 
des  anes  zu  rücken  begann  (also  um 2000 v.Chr.).  Lokalnamen  der  Istar  von  Ilierapolis.  Die 
Das  würde  dem  Inhalt  einiger  Gesänge  gut  Vergleichung  ist  mit  gröfster  Vorsicht  auf- 
entsprechen. Im  ersten  Gesänge  beginnt  die  zunehmen.  Die  Gestalt  der  Semiramis  schwebt 
Heldenlaufbahn  Izduhars ,  der  nach  den  20  noch  völlig  im  Dunkel.  Auch  wenn  eine 
Worten  des  Sädu  „wie  ein  Bergstier"  über  historische  Königin  Semiramis  (aufser  der 
die  Helden  hervorragt.  Das  gewöhnliche  Bild  I  R  35,  nr.  2,  9  auf  einer  iV^e&o -  Statue  be- 
für  Königsherrschaft  wird  bei  den  Assyrern  zeugten  Gemahlin  des  Bammannirari:  Sa-am- 
vom  Widder  und  Leithammel  entnommen:  mu-ra-mat,  d.  i.  Semiramis)  als  Gründerin 
lülimu  =  sarru ,  die  babylonischen  Könige  von  Nineveh  inschriftlich  erwiesen  wäre*),  so 
heifsen  bei  Jesaias  die  ,, Leithammel"  (Gi'i^r"")  könnte  immer  noch  die  mythische  Gestalt  der 
der  Völker,  vgl.  Sach.  10,  3.  —  Das  zweite  wollüstigen  Semiramis  so  weit  von  ihr  ver- 
Bild ,  taurus ,  würde  der  H.  Tafel  des  Epos  schieden  sein,  wie  der  historische  Äsurbanipal 
entsprechen,  in  deren  Mittelpunkt  Eaiani  von  dem  Wüstling  Sardanapal ,  wie  ihn  die 
steht,  der  als  Stiermensch  dargestellt  (s.  die  30  klassischen  Schriftsteller  schildern.  Cyrus 
Abb.  Sp.  791)  und  ideographisch  als  „aufrecht  Adlers  Urteil,  „die  Königin  Semiramis  als 
stehender  Stier"  bezeichnet  wird.  Das  dritte  eine  Wiederholung  der  Jstor- Legenden  auf- 
Bild ,  gemini ,  entspricht  dem  Inhalt  der  zufassen,  sei  unwahrscheinlich",  ist  zweifellos 
III.  Tafel,  in  welcher  Eahani  und  Izdubar,  berechtigt.  Aber  auch  die  a.  a.  0.  gebotene 
nachdem  sie  miteinander  gekämpft  haben,  Gegenbehauptung,  „dafs  die  isiar- Legenden 
enge  Freundschaft  scbliefsen.  Dafs  die  virgo  des  Nimrod- Epos  eine  „projection"  der  Semi- 
des  6.  Monats  etwas  mit  Istar  zu  thun  hat,  rawz's- Legenden"  darstellen,  entbehrt  des  Be- 
beweist das  unten  angeführte  Monatsideo-  weises.  Beide  Gestalten,  die  mythische  Semi- 
gramm.  Die  VI  Tafel  des  Epos  aber  erzählt  ramis  und  die  Istar  von  Erech,  wie  sie  in  der 
die  Liebesabenteuer  der  Göttin  Istar.  Wenn  40  VI.  Tafel  des  Epos  geschildert  wird  (eine  ganz 
der  arcitenens  (9.  Monat)  als  Skorpionmensch  andere  Istar  schildert,  wie  oben  ausgeführt 
gedacht  werden  darf  (Abb.  auf  Sp.  818),  so  wurde,  die  XI.  Tafel)  stellen  mit  orientalischer 
wäre  eine  Verbindung  mit  der  IX.  Tafel,  deren  Anschaulichkeit  ein  Weib  dar,  in  deren  Wesen 
Hauptereignis  die  Begegnung  mit  dem  Skorpion-  sich  Wollust  und  Grausamkeit  paart  —  eine 
menschen  bildet,  naheliegend.  Wenn  endlich  Erscheinung,  wie  Sage  und  Märchen  sie  in 
d\Q  amphora  (11.  Monat)  Symbol  der  Regenzeit  allen  Epochen  der  Kulturgeschichte  erzeugt 
ist,  so  stimmt  auch  das  zum  Inhalt  des  Epos:  hat.  Dafs  die  Mythenbildung  beide  Gestalten 
die  XL  Tafel  erzählt  bekanntlich  den  Flutsturm.  mit  gleichen  Zügen  ausgestattet  hat,  läfst 
Im  Anschlufs  daran  sei  bemerkt,  dafs  auch  sich  nicht  leugnen  —  mehr  darf  jedoch  nicht 
einige  Monatschreibweisen  dem  Epos  ent-  50  behauptet  werden.  Der  bewaff'neten,  zu  Krieg 
nommen  sind.  Der  2.  Monat  hat  das  Ideo-  und  Jagd  ausziehenden  Iltar  entspricht  die 
graram  des  Eahani,  des  „aufrecht  stehenden  Semiramis  des  Diodor  (2,  8):  occp'  l'nnov  näg- 
Stieres",  entsprechend  dem  Inhalt  der  II.  Tafel.  SccXiv  d-novri^ovaa.  (Wollte  man  eine  wirk- 
Der  6.  Monat  hat  als  Ideogramm:  „Sendung  liehe  Parallele  aufstellen,  so  könnte  man  auch 
der  Göttin  IHar^^,  entsprechend  der  Rache-  Ninus  und  Izdubar  zusammenstellen:  uai 
Sendung  des  Himmelsstieres  auf  der  VI.  Tafel.  nlrjOLov  avxr]?  b  dvrjg  Nivog  itccimv  s'x  %fiQog 
Endlich  steht  fest,  dafs  ein  Ideogramm  des  liovza  löy%i}.)  Den  Liebesabenteuern  Istars, 
11.  Monats:   „Fluch  des  Regens"   dem  Inhalt 

des   XL,    der   Sintüuttafel,   entspricht,   wie   Le-  ^,j,i„„g  ^„^  ^^^^^  tmd  Abel,  so  kann  die  letztere  rätsel- 
normant     zuerst      erkannt      hat      (s.      Delitzsch,  60  hafte  Bomeikung  nur  auf  einem  starken  Mifsverständnis 

Paradies    S.    146).       Die     meisten     der    übrigen  des  einen  /itor -Aljenteuers  auf  Tafel  VI  beruhen. 

Monatsideogramme,      von     denen     leider     viele  *)    Zu    der   Bemerkung    des    Syncellus.    Ckronoyraphia 

verstümmelt     sind,      beziehen      sich      auf     die  P-  96    über    die    ersten    assyrischen    Könige    Bei,    Ninus, 

Jahreszeiten,    Erntearbeit   U.  S.  W.  *)  S,-miramis,    Ninyas,     die    im    4.    Jahrtausend    geherrscht 

haben   sollen,    ist   zu  beachten,    was  sein  Gewährsmann 

*)  "Wenn  ipjio/Tnan«  a.a.O.  S.  143  0.  sagt,  das  Ideogramm  Diodorus  (ib.  p.  166)  sagt:    oliiri  in   Asia  ex  iiuli'jenis  crea- 

des  3.  Monats  araii  libitti  (,, Monat  des  Ziegelstreichens")  bantiir   reges,    quorum  gesta  vel  nomina  nulla  hominutn  nie- 

weise  auf  den  Bau  einer  Stadt,  das  entsprechende  Zeichen  muria  celebrat.    rrimtis  autein  quorum  liistoriae  vel  hominitiu 

des    Tierkreises    (Zwillinge)    auf    eine    babylonische    Er-  notitiae  fama  cuini/ierulaia  est,  fuit  Ninus  etc. 


821  Izdubar  (und  Herakles)  Izdubar  (und  Herakles)  822 

die    mit    der  Vernichtung;    des    Geliebten    eu-  „bodenlos",    den  griechischen  Herakles  in  alt- 

digten,    entspricht   die  Erzählung  (ib.  2,  13):  babylonischen   Sagen    zu    suchen.      Seine   An- 

sniXsyonivT]    8s    räv    ürguTtcoTäv    tovg    bvtzqs-  nähme,  dafs  Herakles  ursprünglich  nur  Dorier, 

jtBi'ci  öic/cptgovrag  tovzols  ifiLaySTO  -nccl  nccvrag  Ideal  des  dorischen  Mannes  (■ö'^To?  ävjypbez.  avjjp 

tovg    avrij    nXrjaiäacivtng    'qcpävi^sv.      (Hierzu  &s6c)  sei,  (vgl.  jedoch  auch  Tümpel,  Philoloqus 

erzählt  Georgius  Syncellus,  CJironographia  ah  N.  F.  4  S.  608 iF.)  schliefst  angesichts  der  alten 

Adamo  p.  64    nach   dem  Bericht  des  Ktesias,  von  Doriern  und  Semiten  gemeinsam  bewohnten 

Semirnmis   habe    die   berühmten  Wälle    nicht  Kolonieen    die    semitische    Beeinflussung    des 

als  Schutz  gegen  die  Flut,  sondern  als  Denk-  Herakles -^lyihns    nicht  aus.     Und  wenn   sich 

mäler  für  ihre  Geliebten  gebaut.)  lo  auch  nicht  leugnen  läfst,  dafs  die  typischen My- 

Was  übrigens   den  Namen   Semirnmis  an-  then  von  Tstar- Astarie- Aphrodite  und  Izävhar- 

langt,    so    stehen,    abgesehen    von   der   über-  Simson- Herakles  bei  den   verschiedenen  Völ- 

geistreichcn     Erklärung    Bertins     (das    Wort  kern  unabhängig  aus  nationalen  Sagengestalten 

Snmer   vorwärts    und   rückwärts    geschrieben,  entstanden   sind,    so  ist  eine  Beeinflussung 

vgl.     Journal    of    the    Boyal-Aslatic-  Society,  ihrer  Entwickelung   aus  den  Anschauungs- 

Vol.  XVIII,    p.  4.34),    zwei    Erklärungen    von  kreisen  der  orientalischen  Wuuderländer  durch 

Delitzsch     und    Haupt     einander     gegenüber:  orientalische    Kunst    und    Dichtung   mehr    als 

Semiramis    =    summu    rainnt,     „die    Tauben  wahrscheinlich    Jedenfalls  sollen  im  folgenden 

liebende"  gemäfs  Dindor  2,4:    ovo^ia  d-sfisvov  die  Parallelen  zwischen  Izdubar  und  Herakles 

ZsßtQaf^uv    onsQ    iatl    Kaza    rriv    räv    Zvqcov  20  mit    allem    Vorbehalt    angedeutet    sein.      Vor 

SitiXs-aTOv   Tragcovouaaaivov  arto   räv    ■JifQtßxs-  allem    ist    es    auffällig,    dafs   gerade   die   Be- 

gäv   (so  Haupt,    Bcitr.   zur  Assyr.    I    S.  164.  standteile  der  Herakles-  Sa^e,  die  WilamoicHz 

323,  dagegen  Hammel,  Geschichte  Bahyloniens  S.  290  ff.    für    den  Urbestand   erwiesen  hat, 

lind  Assyriens  S.  632,  1)   und  Semira^iis  ent-  dem    babylonischen    Izduhar    eigen    sind:    1) 

sprechend     der     oben     citierten     Schreibung  die    Zugehörigkeit    zu  dioyfvft?,    den    adligen 

=  Sammu  rdmat  die  ,, Liebhaberin  von  Wohl-  mit  den  Göttern  direkt  in  Verbindung  stehen- 

gerüchen"    (so    Delitzsch    bei    Mürdter,    Ge-  den  Geschlechtern;  2)  der  Löwenkampf ;  3)  der 

schichte  Bahyloniens  und  Assyriens  I   S.  278).  Kampf  mit  einem  Riesen;    4)  der  Abstieg  zur 

Wenn  man  Züge  der  Semiramis  bei  Isfar  von  Hölle  und  die  Überwindung  des  Todes;  5)  die 

Erech   sucht,    so  pafst    zur  letzteren  Deutung  30  Fahrt   zum  Göttergarten    und   die  Erwerbung 

gut  Taf.  VI,  13:    „in  unser  Haus   (sagt  Istar  der    Unsterblichkeit.      Gerade     diese    Stücke 

zu  Izdubar)   sollst  du  einziehen  unter  Wohl-  bilden   den  Gang  der  Ereignisse  im  Izdubar- 

gerüchen  (sammati)  von  Cedemholz".  Epos,    sogar  der  Reihe  nach,    wenn  man  das 

Gespräch  mit   dem   zur  Hölle  gefahrenen  und 

TV     TyflnhflT-  nnrt  HpraVleq  *^  ^*^"  Isduhnr  erlösten  Eabani  in  die  mittleren 

IV.    izüubar  nna  üeraicies.  )  ^  ^^^^^^^  ^yj^j_  Tafel?)  einfügen  darf. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  etwaige  Ebenso  zeigt  die  spätere  Entwickelung  der 

Zusammenhänge    des    Epos    mit    den    Sagen  griechischen   Sage    auffällig    verwandte  Züge, 

anderer  Völker    anzustellen .    fühlt    sich    der  Hier    wie   dort  schwankt   man   zwischen   dem 

Verfasser    nicht    berufen.      Doch    kann    ange-  40  Heros  und  dem  Gott.     Die   einen  opfern  ihm 

sichts     der     herrschenden    Richtung     in     der  mg  d&aväzcp.   die  anderen  erweisen  ihm  Ehre 

mythologischen  Forschung,   nach  welcher  die  wie   einem  Heros   (vgl.  Herodot  2,  44).     Hier 

alten  Göttersagen    der  Griechen    ohne    orien-  wie    dort    vollbringt    der    Held    seine    Thaten 

talische  Beeinflussung  sich  ausgebildet  haben,  aus    eigener    Kraft,    und    dennoch    sind    seine 

ein  Hinweis  auf  die  Berührungspunkte  zwischen  Angelegenheiten  zugleich  Angelegenheiten  der 

Izdvhar  und  Herakles  mcht  unier ävückt  werden.  Götter.    Wenn  die  jonischen  Orte  den  Herakles 

V.  Wilamotvitz-3Iöllc)nlorf  hält   es   in    seinem  göttlich    verehrten,     wenn    die    Athener    ihn 

bedeutenden    Werke    Euripides'  Herakles    für  dXe^L-na-Kog    nannten    und    auf   ihre   Schwellen 

schrieben:   6  zov  diog  itccLg  v.alXiv iv.og  'Hgayilrig 

*)    An  Simwn  („die  kleine  Sonne"),    den   Helden   der  g^  ^v&äSs    ■nazOLY.ft-      (ITjdlv     liaizco    Kccnov    —    SO 

Richterzeit,  der  die  israeUten  von  der  Zwingherrschaft  entspricht   das   genau   dem  Wesen  des  Gottes 

der  Philister   befreite,    sei    nur   vorübergehend    erinnert.  t    t    i  i        •       i  i  o       ^«r        -x      i    -ü 

TT,    ^^  ■„!,+„♦        ip  Ti,,*»«  /p   7  /r   n-   c„  ioffA\  Izdubar,  der  in  dem  oben  Sp.  775  mitgeteilten 

bjT  verrichtet  zwoli   Ihaten  (Ro-ikDff,  Die  ixtrisonsw/e  1860),  ,  i-      i         •  •    i  x   i  tt 

die  mit  der  Tötung  eines  Löwen  beginnen.    Sfeintiu,!.  schematisch  eingerichteten    Hymnus    zur    Ab- 

Zeitschrift  für  vöikerpsyciioin./ie  und  Sprachwhsettxhaft  1862  wehr  des  Ubels  aufgefordert  wird. 

S.  129  — 178    begründete    zuerst    wissenschaftlich    die  Wie    steht    es    aber   mit   dem   argivischen 

Identificierung  der  Sagen  von  Simson  und  H,-rakl,-s  (schon  Herakles,   dem    die    Spätere  Sagenbilduug  Zwölf 

Kus^'bioi    hat    an    die  Ähnlichkeit   erinnert    und    Herakles  /^Q-Xo^    zugezählt   hat?      Wie   im    Izdubar -EnOS, 

mr  eine     heidnische  Nachahnmng"  des  S/m.o«  gehalten).  g^     ^^^    ^^^j^     j^-g^     ^^^    Charakter    des    sieg- 
Seiner    Ausführung    stimmten    zu    Goldziher,    Der  Mythus  .   ,      ^        i  j    •  i  •  t        tt  i  i  r^  ■ 

bei  den  Hebräern    und   Braun,  Natumesckichte  der  Sane,  reichen  Und  triumphierenden  Helden  ZU  Gründe, 

während  Weiihatisen  scharf  widersprach.     Der  Versuch  60  dessen  Muhe  Und  Arbeit  schlielslich  verdienten 

\oTi  Emil  Wietzke.  Der  biblische  Simson  der  ägyptische  Horus-  Lohn    findet.     Izduhav   Und    Herakles,    beide 

Ra.  die  Geschichte  von  Sinnon  (vgl.  Ranken  besonnenes  erscheinen   als   die  berühmten  Jüger,    „die  es 

Urteil,  ^yell(,esch.  I  s.  41) ff.)  in  einen  aus  Ägypten  stam-  wohl  selbst  mit  den  Unsterblichen  aufnehmen" 

menden   Naturmythus    aufzulösen,    dürfte    wie    Steinthah  (vgl       OdlfS       8      22.5)-     bei     beiden      wechselt 

Arbeit  dem  Urteile  n-wM««,,,«  verfaUen,     dafs  zu  viel  g;^^'  f  ^^'^  3^^.^'^^  ^;-^^  Freudenfesten  im  Kreise 

an   einen  Aagel  gehangt   ist".  —  Die  vorstehenden  Aus-  ,         tt   i  j  T^•  a    i     -i.       ,<     i         tt   i  i  -i 

führungen   vom   ursemitischen  Sonnenheros  I.duhar   sind  ^9^   Helden.      Die   „Arbeiten"    der   Helden   mit- 

vielleicht  geeignet,  der  Lösung  des  Problems  neuen  Stoff  einander     ZU     vergleichen,      wage     Ich     nicht. 

zu  liefern.  Eabani  und  Cheiron,    der  Löwe  des  Thespios 


823                         Kaanthos                            '  Kadmos  (Litteratur)               824 

und   der  Wüstenlöwe,   den  Eabani  miihringi,  Kabye  (Ä'aßv'r?),  Gemahlin  von  Lokros  I.,  dem 

—  der  Stier  von  Kreta  und  der  Himmelastier,  Sohne   des    Physkios,  Mutter   von  Lokros  IL, 

Humbaba  und  Geryon,  das  vergiftete  Nessos-  Plut.   quaest.    graec.    15.      Vgl.   Kambyse   und 

gewand,    der  rasende  Hcraldes  und   Izdubars  Lokros.     [Lorentz.] 

Aussatz    sind    kühn   konstruierte  Berührungs-  Kadmeeie  (KccSfirjSLri),  Beiname   der  Ino   in 

punkte.      Prellers     Behauptung*),     in    seiner  einem  den  Bewohnern  des  karischen  Magnesia 

Griechischen  Mythologie  lange  vor  Auffindung  erteilten  Orakelspruch.   Athen.  Mitth.  1^  {1S20), 

des  Izdiibar -'E-poH  ausgesprochen,    ,,dafs  viele  332.     [Höfer.] 

der    zwölf   Arbeiten    ganz    offenbar    orientali-  Kadmilos  s.  Kadmos. 

sehen  Ursprungs   seien",    geht  wohl   zu  weit,  lo      Kadmogeues   (KccSfioysvrjg)   wird    Herakles 

Wichtig    ist    auch   hier  vor  allem    die   Fahrt  genannt  Soph.  Trach.  116,  weil  er  aus  Theben, 

über  den  Ozean  zu  dem  Göttergarten,  in  dem  der   Stadt  des  Kadmos,  stammt;  schol.  Soph. 

HtrnMes    durch    Gewinnung    der    Hesperiden-  a.  a,.  0.;  er  heihi  daher  auch  ©rjßaysv^g  Hesioä. 

äpfel  die   Unsterblichkeit  gewinnt,     nachdem  Theng.   530.     Bei   Attius   642   p.  218  (RibbecJc) 

jhra  Helios  den    Kahn  zur  Überfahrt  geliehen  heifst  Sem  ele  als  Tochter  des  Kadmos  Kadmo- 

hat.     Das  entspricht   gewifs  mehr  als  zufällig  gena.     [Höfer.] 

der  oben  wiedergegebenen  Erzählung:  Izäubnr  Kadmos  I   (Kadfiog),    eponymer   Ortsdämon 

will  den  Ozean  überschreiten,  die  Meerkönigin  des  gleichnamigen  Berges  und  Flusses  an  der 

wehrt    es    ihm    mit  der    Erklärung,    niemand  Nordgrenze  von  Karlen  {Strabo  12,  578.    Ptol. 

aufser    dem    Sonnengott    habe    von    Ewigkeit  20  5,   2,    13.    Plin.   5,  31;    nach    Benndorf  und 

her  das  Meer  überschritten;    schliefslich  aber  Niemann,    Peisen   in  Lykien   1,   146   =   dem 

darf    er    auf   einer    Fähre    der    Seligengefilde  jetzigen    Chonas    Dagh).      Auf    Münzen    von 

das   „Meer  überschreiten".    Siehe  Sp.  795.  Laodicea   wird   er  abgebildet  als  jugendlicher 

[A.  Jeremias]  Berggott,   einen  Baum  umfassend,  unter  dem 

KaaiitllOS  {Käavd-og,  von   itai'co'?),    Sohn  des  ein   Flufs    entspringt.     In  den  Figuren,   deren 

Okeanos.    Er  wurde  von  dem  Vater  ausgesandt,  Treiben  Kadmos  zuschaut,  hat  Imhoof-Blumer 

umdie  von  ApoUonnach  demlsmenos  beiTheben  wohl  mit  Recht  (vgl.  den  Namen  Jioanoligund 

entführte  Schwester,   die   Quellnymphe  Melia,  die   unter   nr.   19   von   ihm    angeführte   Münze 

zu  suchen.     Als  er  den  Apollon  in  ihrem  Be-  mit  Adrasteia,  Zeus  und  den  Korybanten)  Rhea 

sitze  fand,  aber  sie  ihm  nicht  entreifsen  konnte,  •"O  mit  dem  Zeuskinde  und  Adrasteia  erkannt  und 

wagte  er  Feuer  in  das  Heiligtum   des  Gottes,  damit  Lokalisierung  des  Mythos  von  der  Kind- 

das  Ismenion  bei  Theben,  zu  weifen  und  wurde  heit  des  Zeus   erschlossen;   vgl.  Jahrbuch  des 

deshalb  von  diesem  erschossen.    Sein  Grabmal  d    Arch.   Instituts  3   (1887),    289    T.    IX,   18. 

befand   sich   oberhalb  des  Ismenions,   an   der  Der    Name    wird    von    den    griechischen   Be- 

Aresquelle,  Paus.  9,  10,  5.    Stark.  Niobe  384.  wohnern  des  Vorderlandes  (Milet?)  herrühren, 

387.    Gerhard,  Gr.  M.  1  §  751.     [Stoll.]  s.  K.II  nr.  90fF.  Vielleicht  liegt  ihm  eine  Sage  zu 

Kabarnos  {Käßagvog),   ein   Parier,  welcher  Grunde  nach  Art  der  'illyrischen'  unter  nr.  53 

der  Demeter    den    Raub    der   Persephone    an-  behandelten,  so  dafs  sich  eine  Verwandtschaft 

zeigte  ,    Steph.  B.   v.   TIciQog.     Demeter  setzte  mit  dem  'Heros'  Kadmos  ergäbe.   Über  Kadmos 

ihn  und  seine  Nachkommen,  die  Käßagvoi.,  als  40  und  Zeus  s.  Kadmos  II  nr.  ."7  ff.  95  ff.   [Crusius.] 

erbliche  Priester  ihres  Dienstes  zu  Paros  ein,  Kadmos  II  {Käö^iog,  auch  Kdaa^og,  KäSfiav, 

Antimaeh.  {fr.  57  StoV.  46  Dübner)  bei  Suid.  KaSiiatcov,  s.  unten  nr.  25.  58.  80.  85),  gr.  Heros. 

V.  'Ogysävsc.  Phot.  p.  251  Herrn.  (Pars.  p.  344,  Litteratur    (abgesehen    von    den    Hand- 

16);    vgl.    Hesych.    v.    Kaßugvoi.     Paros    hiefs  büchern):  Zoega,  Bassir.  1  p.  lOff.;   0.  Müller, 

Kaßagvi'g,  Steph.  a.a.O.  Boeckh,  C.  I.  n.  2384;  Prolegomcna(i826)li9l;Orchomenos^  111— IIb. 

vgl.  2388.  2415,  15.   Preller,  Dem.  u.  Pers.  29.  Buttmann,  Mythol.  II  171  flP.;  Welcher,  Über  eine 

Welcker,  Tril.  221.     [Stoll.]  kretische  Kolonie  in  Thebenhes.  8.701;  Kl.  Sehr. 

Ji.a,\)eiYiAes{Ko!ß8LgL8sg  vvfiqjai),  dieSTöchier  5,34;  Alte  Denkm.  3,  385  ff,  B.  Unger,  lliebana 

des  Hephaistos  und   der  Kabeiro,   Schwestern  Paradoxa  (1839)  p.  1  fF.  50  f.  70  ff.  385.  400  ff. 

der  Kabiren,  Strab.  10,  472.  Stephan.  Byz.  s.  v.  5o  (reiche  Materialsammlung).    Movers,  Die  Phö- 

Kaßsigia.     [Lorentz.]  nizier  1    S,  500  ff.  652  fi".    Brandis,  Hermes  2, 

Kabeiro  (Kaß^igco),  Tochter  des  Proteus  und  258  fP.     B.   Kühler,    Über  die  Dionysiaka  des 

derAnchinoe,alsThrakerin  und  yfryfir/ag bezeich-  Nonnus  S.  2  tf .  38  ff.    H.  D.  Müller,   Mythol. 

net,  Gemahlin  des  Hephaistos,  Mutter  des  Kamil-  d.  gr.  Stämme  1,  7.  235  ff.  293  ff.    2,  312-328. 

los  (s.d.),  der  Kabiren  (s.d. )u.kabiridischenNym-  Giseke,     Thrakisch  -  pelasgische     Stämme    16  f. 

y)hen,  Akus.  u.  Pherekyd.  h.  Strab.  10,  AI 2.  Steph.  Duncker,  Gesch.  5^  551  ff.     Tümpel,  Ares  und 

Byz.  s.  V.  Kaßngia.    Nonn.  14,  21.  27,  121.  29,  Aphrodite  {Fleck.   Suppl.  11,  1880)  690  ff.   Be- 

194.30,61.  Preller,  Gr.  Myth.  1,  501.    [Lorentz.]  merkungen  zu  eifrigen  Fragen  der  griechischen 

Kabeiroi  s.  Megaloi  Theoi,  Beligionsgeschichte  (Progr.liieni.teitm  18S1)  18S. 

CO  22  f.    Heydetnann,  Arch.  Zeitung  1872,  35.    0. 

*)  Noch  vor  ihm  schrieben  über  den  „orientalischen"  Puchstcin,   das.   1881    S.  238   Taf.   12.     Spiro,  Dc 

Herakles:    0.  Müller ,  Sandon  und  Sardanapal ,   Rheinisches  Euripidis     Phocnissis    (1883)    p.     8  ff .      Crusius, 

Museum   1829,    S.  22  — 39.    Movers,    Phönizier    I    S.  385  ff.,  Allg.    Encykl. ,     2    Sekt.    (1882)    32,     38  ff.     Und 

II  S.  109  ff.  mit  OisÄawsens  Nachträgen.    R.  Röchelte,  Me-  Programm    der     ThomasschuJe    1886     S.    14  f. 

n^oire,surl'Hercule  Assyrien  et  Phenicien.Vt^ri^lM^.  Busolt,    Gr.    Geschichte   (1885)   49  ff.    /.    Töpffer, 

Anmerkung.  Sollten  durch  Auffindung  neuer  Frag-  ...  /7'.,,„„7^„y„  C188q^  29Sff  E  Hef'ielmeijer 
mente  im  Britischen  Museum  in  nächster  Zeit  Ergiin-  ^7"  ^f'^atOgfiß  [IbiiM)  ^  J ö  U .  J^ .  Siessetmeyei , 
Zungen  des  wichtigen  Epos  möglich  werden,    so  würden         -^'^    Pelasger frage    (1890)    510.    120    (im    femne 

dieselben  unter  Nimrud  nachgetragen  werden.  VOU  MoverS  Und  Duncker).     Studniczlca,  Kyreue 


825     Kadmos  (in  Theben:   älteste  Zeugn.)  iCadmos  (in  Theben:  älteste  2eugn.)      826 

(1890)  S.  46 ff.  550".  71  ff.  (im  Geiste  0.  Müllers).  schaft  mit  dem  Sagenhintergrunde  des  Hesiocl 

Maafs,  Gütt.  gel.  Anz.  1890,  S.  348  ff.*)  beim   Hörer    voraus.     Ebenso  nennt  die    'ky- 

A     Die  Überliefermio-  Idisclic   Thebais'   (fr.  2  p.  11   K.)    den  Helden 

T     rr  a'           j  TT            •     •    ^i-  1,  ^^s   alten  Landeskönig,   denn  Oidipus  ist  der 

I.   Kadmos  nnd  Harmoma  m  Theben.  Erbe  der  Schätze  Käöiioco  ^söcpcovog.  -  Er- 

a.  Die  ältesten  Zeugnisse.  gebnis.    3.   Die  Beziehungen  dieser  ältesten 

Die  Tüeogonie.    1.    Die  erste  ausführliche  Zeugnisse  beschränken  sich  dux-chaus  auf  the- 

Nachricht   bietet  Hesiocl.  tlteog.  935  ff.:    „Dem  bisch-boiotischen  Boden.  Kadmos  ist  1)  der 

Ares    gebar    Aphrodite    {KvQ'sqsLa    nach  Herr  der  yaia  KaSfirftg,  hat  2)  Harmonia,  die 
epischem  Sprachgebrauch)  Phobos  und  Deimos  lo  göttliche    Tochter    des    Landesgottes,    gefreit 

(937)  I  Aq^lov iriv  'S"'  r]v  Kädfiog  vnsQ&vnog  und  3)  —  nach  den  Bedürfnissen  der  lokrisch- 

&iz'    aKoiTiv.     Dem    Zeus    aber    gebar    Maia  boiotischen  Heroinenpoesie  —  vor  einem  ruhm- 

den    Hermes:    (940)   |   KuSfi^irj    ö'    äga    ot  losen  Sohne  vier  Töchter  gezeugt,  deren  eine 

Usfiili]  TS-KS  ipaiöifiov  viov  .  .  .    Jicövvaov,  943  ihn   zum   Grofsvater   eines    neuen   Gottes,   des 

'JXyi^rivr}    ä'    äg'    s'zfurs   ßi'rjv  'HQccuXrjSLTjv.    In  Dionysos,    macht.      Von    der    folgenschweren 

dem   Kataloge  der  &scn,   welche  ,,mit   Sterb-  Verbindung  des   Kadmos  mit  Kreta  und   den 

liehen   göttergleiche   Kinder   gezeugt    haben",  weitgreifenden  genealogischen  Bezügen  zu  Phoi- 

heifst    es    dementsprechend    nach  Erwähnung  nix,  Belos,  Neilos  findet  sich  keine  Spur;  auch 

von    Demeter,    lasios    und    dem    Plutoskinde:  scheint    die    Schwester  Europe,    deren    Name 
(975)  Käd^cp  ö'  'Agiiovir],   &vydTrjQ  xQ'vaivs  20  Tlieog.  Sbl  einer  Okeanide  zugeteilt  wird,  noch 

AcfQoöitrjg,   |  'Iva  zai  IJsiislrjv  kuI  'Jyavijv  nicht  die  bewegende  Rolle  zu  spielen,  wie  in 

■nallinccQjjov,     \     Avtovorjv     &' ,     r]v     yrjfisv  der  späteren  Sage.*)    Doch  wurzelt  auch  diese 

IdQtotaLog    ßaQ-vxdi'zrjg,   \   ytCvaxo.,    nal   TIolv-  Gestalt  auf  boiotischem  Boden.    Ihr  Name  ist 

daqov    ivazicpdvcp   svl   &rjßij.    V.  935  ff.  wur-  inixlriaig   der   Demeter  in    einem    boiotischen 

zeln    ganz   in    thebisch  -  boiotischen    Verhält-  Kulte    (zu    Lebadeia,    Paus.    9,   16,   5,    Bd.    1 

nissen:   nur  in  Theben  findet  man  Ares  und  Sp.  1409,  Crusius  h.  Erschu.  Gr.  a.  a.  0.  S.  39), 

Aphrodite,  Kadmos  und  Harmonia,  Ino,  Agaue,  und  Yi?ic\i  Antimaclios  hei  Stephanos  aus  Byzans 

Semele  und  Dionysos,  Alkmene  und  Herakles  s.   v.    Tiviiriaaög  =  fr.  3  p.  277  Kk.   (danach 

neben  einander   (vgl.   bes.   Tümpel,   Ares  und  Fausan.   9,   19,    1.    Stat.   Theb.   9,  421  f.  und 

Aphr.   S.  690  ff.    705  ff'.).     Dazu   stimmt,    dafs  so  Lactant.  z.  d.  St.)  war  die  ^oivi-y.og  kovqt]  in 

Thehen  Op.lQT  als  in  der  KaS^TjtSi.  yaiTj  liegend  einer    Höhle    des    teumessischen    Hügels    bei 

bezeichnet  wird  und  die  Thebaner  Theog.  326.  Theben  von  Zeus  versteckt  worden  ( Welclcer, 

940.   Äcui.  13  Kadmeer  heifsen.^    Das  boiotische  Kret.Kol.^l.   Unger  p.lböff.  £ursian,Geogr.  1, 

Gedicht**)  vertritt  boiotische  Überlieferung. —  224).**)    Und   wenn  Kadmos  nach  Pherekydcs 

Kadmos  bei  Homer.    2.  In  den  homerischen  {ApoUod.  3,  4,  2;  s.  unten  nr.  27)  das  Harmonia- 

Dichtungen  wird  Kadmos  nur  einmal  indirekt  Haisband  von  Europe  zum  Geschenk  empfangen 

genannt,    in    der    (zu   den  älteren  Teilen   der  hat,  so  mufs  der  Held  sie  nach  dieser  Sagen- 

Udyssee  zählenden) Kalypso-Leukothea-Episode  version,  wohl  in  Theben,  wiedergefunden  haben; 

6    333  f :     zhv    ös    idsv    KüS^ov    &vy(izriQ,  doch  vgl.  nr.  77. 
■noilliGtpvQog  'iv (6 ,  I  Asvao&ir],  jj  tiqIv  [isv  srjv  40 

ßQozig   aiör'iSGGa,  \  vvv  d'  älög   iv  nsldysaai  ^^   Die  'liesiodischen'  Kataloge  und 

•ifftov  f^f'ftuo^e  zi^rjg.    In  der  Ilias,  wie  in  der  Verwandtes. 

Odyssee,    sind   die  Ka.dy.iiQi    und  Kad^sicovsg  4. DerHauptzuginjenenältestenNachrichten 

die  Bewohner  der  boiotischen  Thebe,  aus  der  ist  die  Vermählung  des  Heros  mit  der  Götter- 

sich    zahlreiche    ionische     Geschlechter     her-  tochter.  Mit  glänzenden  Farben  war  diese  Scene 

leiteten  {Niese,  Entiv.  S.  111),  der  Dichter  hat  in  einem  alten,  in  den  Theognideis,  hei  Stesicho- 

also  an  den  thebischen  Kadmos  gedacht.    Doch  ros,  Herodot,  Findar  und  Euripides  benutzten 

ist  die   alte   Flufsnymphe   und  Inachostochter  Epyllion  ausgemalt,    welches  man  mit  Recht 

zur    rettenden    Seegöttin    geworden,    wie    in  der  hesiodischen  Poesie   zugewiesen  hat  (vgl. 

Samothrake  {Fhilol.  48  [2],  686*);   vgl.  Archi-  so  den  Krivv.og  yccfiog,  die  Peleushochzeit  im  Ai- 

lochos  11  noXlci  8'  bvtiIo-akiilov  nolifjg  ccXog  iv  gimios  und  andere  festliche  Existenzbilder  aus 

Tisldyacaiv  \  &eGoccfiivoi   yXvAiQov   vöozov  .  .:  diesem  Kreise;  s.  Bergk,  F.  L.  Gr.  2  p.  119); 

Verse,  die  man  weitaus  am  wahrscheinlichsten  am  wahrscheinlichsten  wird  man  dabei  an  die 

auf  die  Leukothea  von  Samothrake  und  Um-  Kataloge  denken,  aus  denen  die  erste  Notiz 

gegend  beziehen  wird.     Der  Dichter  schreibt  über   den   Europe-Raub    stammt   {Schol.    Vtn. 

also   —    und   soweit  stimmen  wir  v.    Wilamo-  B.  IL  M  292   =  Hes.  fr.  58  p.  165  Bz.;   vgl. 

witz,  Hom.  Unters.  129  bei  —  aus  kleinasiati-  Bd.  1    Sp.  1410  f.).     Derselben    Quelle   ist  die 

scher  Anschauung  heraus.***)    Die  andeutende  kanonische  Gestaltung  der  für  die  Genealogie 

Erwähnung   des  Kadmos   setzt  aber  Bekannt-  wichtigen  Spartensage,  wie   der  tiefe,    auf 

•)  Die  an  letzter  Stelle  genannten  Arbeiten  konnten  60  kleinasiatisch-orientaljsche  Verhältnisse  Bezug 

erat  nach  Abschiufs  des  Aufsatzes  benutzt  werden.  nehmende      genealogische     Hintergrund      der 

**)  Die  von    0.  Gruppe    {Gr.  Kulte   u.  Mythen   GOi.  611) 

empfohlene  Ansicht  setzt  an  Stelle  einer  gutgegründeten  *)   Die  Bd.  1    Sp.  1410   von  Heibig  angeführte  Ilias- 

Tradition   eine  neue  Hypothese,    die  nicht  viel   mehr  ist  stelle  .S"  321  gehört  bekanntlich   zu   den  spätesten  Inter- 

als  eine  Xachbildung  der  Peisistratos-Legeude.  polationen;  vgl.  zuletzt  E.  Thrämer,  Pergantos  S.  12S  f. 

***)    Das    älteste     datierbare    Zeugnis     ist    Alkman    83  **)  Anders  Heibig  oben  Bd.  1  Sp.  1411,  dem  wir  freilich 

p.  62   B.   'Ivw    aaXaaaofj.sdoi.a'    üv   dno    fiäaöuv  .  .     Vgl.  auch    darin   nicht   beipflichten   können,    dafs    er   in    dem 

die  jtevy.a^ta  in  Teoa  C.  /.  Gr.  3066,  5.   Scheffkr ,  de  rebus  Beiworte  Xs/enoirj;  eine  Anspielung   auf  das  Brautlager 

Teiorum  7.  sehen  möchte. 


827      Kadmos  (in  Theben:  b.  *Hesiod*  etc.)  Kadmos  (in  Theben:  b.  ^Hesiod'  etc.)      828 

Vulgärüberlieferung   zuzuweisen.     Als   epische  667  di'ag  dficczoqog  \  cpQadaiai  IlaXlädog  \  yccns- 

Konkun-enzquelle   darf  die   unter  dem  Mamen  xsie    öitKüv    oöcvxccg     |    ftg  ßa&vanoQOvg    yvag 

des  '  Älusaios'  kursierende  Titanomachie  sowie  [so  richtig  bezogen  von  FöZcÄ;ewaer,  vgl. -4^o//od. 

die    korinthische    EvQcoTtsia    (des    'J^wnelos'),  3,  4,  1   kzslvsl  xov   8qäv.ovxix   v.cii  rjjg  'A^'r^väg 

möglicherweise  auch  der  Aigimios  gelten.    Die  vno&siiivrjg  zovg  cdövvag  avxov  ctisl'qbl  =  Schol. 

Überlieferung  unserer  Mythographen  {Apollod.  Hom.,  Hyg.fab.  IIb  Minerva  monstrante  sparsit 

3,  1  ff.  Paus.  9,  5.  Hygin.  178,  6.  Suhol.  Aesch.  et  aravtt  =  Ovid.  3,  lOlff.  Pallas  adest  .  .  . 
Sept.  469.  Schol.  JEurip.  Fhoen.  638.  Schol.  Fiat.  sulcuni  patefecü  aratro  etc.  Nur  ein  verdichteter 
Bep.  9,  460  p.  419  B  u.  s.  w.)  geht  durch  Ver-  Ausdruck  derselben  Überlieferung  ist  es,  wenn 
mittelung  anonymer  'Handbücher'  über  Lysi-  lo  nach  dem  Schol.  zu  P/ioen.  670  Stesichoros 
machos'  ©rjßai-aä  {F.  H.  G.  III 336  tf.),  Hellanikos  iv  Ev^cansia  xyv  'A&r]vüv  ia7iaQ%hat,  rovg 
und  Pherekydes  gleichfalls  auf  jene  epischen  odoviag  cprjoiv  =  fr.  15  P.  L.  Gr.  vol.  3  p.  211 
Quellen  zurück.  Auch  die  römischen  Dichter,  Bgk.]*)  tv&sv  i^avfjKS  ycc  |  nccvonlov  oipiv  vtisq 
in  erster  Linie  Ovid  {Met.  3.  4,  600),  folgen,  von  ccTigcav  \  "oqcov  x^ovög-  [v.  818  ixsTisg,  w  yä  .  .  . 
einzelnen  colores  abgesehen,  im  ganzen  wohl  xav  ccno  &rjQoxQ6cpov  cpoLvi-noXöcpoio  ÖQaKovxog  \ 
mythographischer  Tradition.  Im  Nachstehen-  yivvav  oäovzocpvfj,  vgl.  Pind.  Isthtn.  7,  10,  13 
den  soll  eine  summarische  Scheidung  der  Über-  UnaQxwv  d-iia^avxoloyxciv;  fr.  29  p.  379  Bgk. 
lieferungversuchtwerden,  wobei  freilich  manche  cnaQiäv  lsqöv  yivog  avöqiöv;  Aesch.  Sept.  399 
Einzelheit  problematisch  bleiben  wird.  —  Kad-  (412),  461  (450),  Soph.  0.  C.  1539,  Eur.  Bacch. 
mos'  Aukuiift;  die  Drachen-  und  Sparten-  20  1025.  1314.  Herc.  5,  Senec.  Herc.  für.  260  tf.] 
ISag^e.  5.  Unmittelbar  aus  der  epischen  Quelle  aiduQocpQcov  )  dt  vtv  cpövog  näliv  ^vvrjips  yä 
geschöpft  sind  die  einschlagenden  Stellen  der  qpt^«,  |  cci'iiaxog  d'  tSavaa  ycciccv,  u  viv  sisiloiai  \ 
euripideisclten  Phönissen  (vgl.  unten  nr.  12  ff.),  dsd^ev  ai&iQog  nvoaig  [=  Ovid  Met.  3,  121 
besonders  das  Chorlied  v.  638  ff.,  von  dem  wir  non  longius  illo  [als  sein  Gegner]  |  vixit  et 
ausgehen*):  Küö^iog  .  .  .,  a  xsxQcxa^alrjg  |  exspirat  modo  quus  acceperat  auras,  125  iu- 
fiöaxog  dÖKfiuxog  Tciarjiicc  \  dixs  xfleocpÖQov  ventus  \  sanguineam  tepido  plangebat  pectore 
öiSovaa  \  xQi^o ^6v,  ov  KaxoiKi'aai  \  nsdia  viv  matrem.  Apollon.  Mhod.  Argon.  3,  1186  Käd- 
x6  &sc(patov  I  TtvQocpÖQ'  'a6v(ov  ^'xQrj  \  645  nccX-  (log  . . .  yairjysvr^  si'oaxo  labv  \"  Aqsog  äiiwovzog 
XLTiöxufiog  vdctzog  l'vu  zs  |  i'OTis  Itt?^;);« rat  puräg  j  6aoi  vno  öovqi  ICnovzo  y.xX.  Vgl.  3,  1172  = 
diQKag  .  .  yyag  ....  {Schol.  Aesch.  Sepjt.  469  6  30  Eumel.  fr.  9  p.  191  Ä7i'.].  —  6.  Zu  ergänzen  ist 
ÖB  &i6g  tiitsv  avzä  nszd  xb  t^iX&£i:v  .  .  xä  Euripides  durch  Aischylos  beim  Schol.  Eur. 
ivQB&ivxi  dnoXov&fiv^Eustath.  1^.270, ä  XQÜ^^^'-  Phoen.  942  ot  nsQiXBKp&EvzBg  xäv  IJnaQzwv, 
ÖE  6di]ycß  .  .  zcp  TCQWzo)  naQKZvxövzi;  vgl.  Schal.  cog  AicxvXog  {fr.  376  p.  110  iV").  qprjöiv,  tjOccv 
Apoll.  3,  1178  iv  Ö£  xä  zqizco  t/]?  Movaaiov  XQ'övi.og  Ovöcciog  \  IJ  sXwQog  (falsch  ver- 
TizavoygacpiKg**)  X^yszcci,  wg  KdöiJiog  t-n  zov  standener  Genetiv?)  'TntQrjVaQ  'Extcov.'*'*) 
zJeXcpi-nov  tnoQEvszo  TtQO-na^rjyovfiEvrjg  cxvzä  [Vgl.  670,  wo  hinzugefügt  wird:  y.azd  de 
zrjg  ßoög;  ebenso  Ovid  Metam.  3,  10.  Eurip).  TniayoQav  v,al  Kqecov,  s.  Spiro  p.  9].  Ähu- 
Phoen.  638'  p.  313,  17  Schw.  Nonn.  4.  Pindar.  lieh  aus  gleicher  Quelle  Schol.  Apollon.  3,  1178 
hyinn.  fr.  (5)  29  p.  379  Bgk.  'la^rjvov  rj  XQV-  =  Pherekydes  fr.  44  FHG.  1  p.  83  &v^- 
oaXdXazov  MeXlov ,  \  tj  KdÖ^cov  f]  antxQziSv  iO  GHOvat,  nXfjv  jievzs  dvSqcov  OvöccCov  X&oviov 
lEoov  ysvog  dvdQwv,  |  .  .  .  r]  zdv  zJimvvaov  Ex^ovog  FlEXcoQog  TnEQr'jVOQog  xat  avzovg  6 
noXvya&Ea  xi.fidv ,  |  jj  ydfiov  XavY-aXirov  Kaöfiog  noiEizai  noXizccg  ytaxoiyiLGug  avzovg  iv 
'AQjxoviccg  viivr'iao^Bv).  657  ev&u  cpöviog  &rjßaig:  Exe  bei  Schol.  Pind.  Isthm.  7,  13. 
Tjv  ÖQuacov  I  "AQEog  {Ovid  Metam.  3,  32  Apollod. '6,4,  l;  kürzer  Hellanikos  [durch.  Lysi- 
Martius  unguis ;  ähnlich  Stat.  Theb.  10,  612.  machos  Theo.]  Schol.  Apoll.  3,  1178  {fr.  2 
Nonn.  Dion.  4,  358)***),  conöopQov  cpvXa^  EHG.  1  p.  4:b):  Kui'EXXdviKog  iv  a'  ^oQcovidog, 
vaficix  Ewögcc  -nai  QES&ga  |  x^o^Qd  dsQyfidzcov  lazoQcov  ozl  xal  zovg  odövztxg  EGitEt-QE  ögdKOvzog 
v-ögaiGi  TtoXvnXdvoLg  iniG-Aonäv  ov  iitl  xiQv i-  %azd  "AqEog  ßovXr^Giv  (abweichend).  %al 
ßccg  noXcov  \  ÄddfMog  mXege  fiKQudQcp  [vgl.  Schol.  iyivovzo  tievze  dvÖQEg  evotcXoi,  OvSaiog, 
Phoen.  662  ißovXEzo  ydg  zrjv  ßovv  'Q-vGaL  .  .,  ^<0  X^öv log,  IliXcoQj'^TTts qjjvcoq, 'Ex^cov.  Vgl. 
oTi  GviißoXov  .  .  yiyovE.  6  ixlv  'EXXdvi-Kog  das  Schol.  zu  1185,  wo  der  Gegensatz  zu 
{fr.  9  p.  47)  Xibm  cprjolv  dvaLQE&fjVcci  zov  Phtrckydes  {und  Apollonios)  hetout  wird.  Hella- 
(iQdyiovzci,  0  Öe  ^EQEHvörjg   ^t'cpEt.    jSJonnos  mVcos  hat  offenbar  in  summarischer,  auf  genea- 

4,  469  verbindet  beides,  bei  Ovid  3,  60  prallt 

der   Stein   wirkungslos   ab,    S.  unten   nr.   100]  f).  XVII,  in  der  Kede  des  Hermes  p.  47  [F^mrfer*  Peilm  Pa/^yn 

t.  II  p.  7]:    otav  de    OÜTttijg  äXo^ov   etg    TtvQuv   tt9eig,  | 

*)  Vorlage  für  Setwca  Oed.  731?    Dafs  Buripides  dem  ouQy.ibv  ä&Qoiaa;  rijg  taXainwiJOu  (pt}niv{?)  \  liatea  TtvQiuaa? 

Hellanikos    folgt,    vermutet    (kaum    mit    Kocht)    Pomtow  '!^i(jsog  eig  >!Q)]vi]v  fiaktiv,  \  lüg  äv  tu  Jii)y.iig  uvo,u   incüfvfiov 

de  Xantho  et  Her.  p.  8.  ^-^[^'J  I  y-^>'p'>ig  yuTto ,q(iovgug  dUwiv  aatfug  \  mäia  ra  (::))]-fitig 

**)  Wenn  Ilijgin  deu  Kadmos  sorti  audita  .  .  ad  Caslalium  _     vdaaiv  iidfjduv  äii  ....     Auch  in  der  Antwort  des  Lykos 

fontem  kommen  läfat,  ';«''«  draco  Martin ßlius  cmtodiebat.  so  '"^  erscheint  die  "A^tog  y.Qijvtj  neben  den  Kaü/uov  ay.iJTtTQa.'i 

hat  er  wohl  dasselbe  mythographischo  Handbuch  benutzt  *)  Die  Abweichung  genügt  immerhin,  um  die  Meinung 

und   mifsverstanden,    vou  dem  Ooid  Metam.  3,  14  ff.    [Vix  Spiros  (de  Eurip.  Phoen.  p.  9),  dafs  AV/-yjirfe.4' aus  Stesichoros 

bene  Castalio   Cadmus  descenderat  antra  etc.)  abhängig  ist.  geschöpft  habe,  als  zweifelhaft  erscheinen  zu  lassen. 

***)    So   ist   wohl  richtig   korrigiert;    Schwartz ,   Fleck.  **)    Nauck    vermutet,    dafs    die    Namen    nur    in    den 

Stijipl.   12,  457    (=  S    ül    der    Sonderausgabe    zu   Ehren  Aeschylos-Sc/iolien  genannt   und  durch  einen  sehr  gewiihn- 

ßüchelers)  setzt  freilich  ein  Kreuz.  liehen  Irrtum  dem  Dichter  zugeschoben    seien:    was  sich 

"t)    [Die  Aresquelle  =  Dirke  wird  erwähnt  auf  einem  nicht    ausmachen     läfsl;    noch   bestimmter    äulsert    sich 

Vapyrusfragmenle  aus  der  Antiope  des  Kuripides,  für  dessen  Spiro    de    Eurip.    Fhoen.    p.    9:     man    denke    aber    an    die 

AI itfe'iliing  ich  J.  r.  J/rt//((/>/ bolir  verbunden  bin, //e/ni«W(e«((  Namenreihen  in  den  Perser?!. 


829      Kadmos  (in  Theben:  b.  *Hesiod*  etc.) 


Kadmos  (in  Theben:  b.  "Hesiod'  etc.)      830 


logische  Zwecke  gerichteter  Darstellung  den 
ihm  unverständlichen  Spartenkampf  ausge- 
merzt. —  7.  Der  Schlufs  des  Abenteuers  er- 
gänzt sich  aus  Apollod.  3,  4,  2 :  KäöyLog  öl 
öiv^'  wv  i'-KTfivsv  txi'ÖLov  svidVTOv  (poetischcr 
Ausdruck)  i&r'itevasv  "Jqbi'  rjv  ds  6  iviocvTog 
xöxB  oMTco  irr],  vgl.  den  konfusen  Bericht  des 
Schol.  Hom.  n.  B  494  (Hellan.  fr.  8  FHG.  1 
p.  47)  OQyiad'svTog  Ss  "jQsag  KCtl  ^lilXovzog 
Käö^ov  KvccLQSiv,  sKcölvasv  6  Zsvg.  kccl 
'Agfioviav  avtä  avvcpHiaB,  zriv  "AQBcog  y.al 
'AcpQodttrjg'  nQorSQOV  Ss  s-KsXfvOBv  avzov 
avTi   xiig   avaigiascog   rov    Sgccnovrog    sviavzov 


nr.  3226) ,  von  dem  lucanischen  Künstler 
Assteas  (bei  Millingen  Mon.  ined.  1,  27.  Mas. 
Borh.  14,  28,  vgl.  Abb.  1)  zeigt  die  Kampf- 
scene  mit  dem  bescheidenen  Personal  des 
Euripides:  1.  AGHNH  als  Schutzgöttin  und 
Ratgeberin,  irt  der  Mitte  die  Hauptperson, 
KAJM02,  mit  dem  boiotischen  Helm,  Schwert 
und  Speer  in  der  Linken,  in  der  Rechten  den 
hochgeschwungenen  Steinblock.  Das  Wasser- 
10  gefäfs,  das  uns  an  den  Zweck  des  Angriffs 
erinnert,  ist  der  R.  entsunken;  von  „Gefährten" 
keine  Spur.  Auf  höherer  Staffel  erscheinen 
die  Ortsgottheiten :  lUMHNOZals  weifsbärtiger 


'^'W^7^7WWWWW^7^7(^Z^UW^7^7WWWW'^M7W^ 


1)  Kadmos  mit  Hilfe  der  Athene  den  Brachen  tötend;  au-wesend  Ismeuos,  Krenaie,  Thebe,  Vaaenbild  des 

Assteas  (nach  ililUngen,  Mon.  ined.  1,  27.) 


&r]xsv6cci  v.zl.  (trotz  des  Schlufscitats  wegen 
schal.  Apoll.  1,  916  =  Hellan.  fr.  129  nicht 
aus  Ilellanikos ,  vgl.  Schivartz,  De  scliol.  Hom. 
p.  458,66).  Aus  den  Worten  av^'  wv  tv.xsi- 
vfv  ist  zu  schliefsen,  dafs  Kadmos,  wie  bei 
Nonnos  4,  427  ff.,  zunächst  selbst  in  den 
Kampf  eingreift  und  itaXiacpvioav  tinlänriv 
r'i^rja?  yiyävxcov  {Norm.  4,  442).*)  —  8.  Von 
denselben  Vorlagen  angeregt  sind  einige  in  den 
wesentlichen  Zügen  übereinstimmende  Vasen- 
bilder   freieren    Stils.      Das    eine    (in  Neapel, 

*)  Das  späte  Schol.  Tzetz.  Lykophr.  3  p.  391  verwirrt 
Kadmos  und  Kekrops,  Sparten  und  Erechthidfu  und  be- 
ruht schwerlich  auf  autiker  Überlieferung. 


Alter  mit  dem  Skeptron,  KPHNAIE,  ein 
diademgeschmücktes  Mädchen  —  doch  wohl 
als  Nymphe  der  umstrittenen  KQrjvr]  'AQrjziüg 
aufzufassen  (vgl.  den  nympha  Ismenide  natus  .  . 
Crenaeus,  Stat.  Theb.'d,  320*))  — ,  und,  mit 
60  einer  in  Mythus  und  Kunst  nicht  ungewöhnlichen 
,,Prolepse",  die  königliche,  an  das  Here-ldeal 
erinnernde  Gestalt  der  f)HBH.  Die  Darstellung 
geht  in  den  Versen  des  Euripides  ohne  Rest  auf. 
Die  Vase  bei  Millingen,  Mon.  ined.  2,  25  =  G.M. 
18,  395  {Inghirami,  Vasi  fitt.  239)  weicht  nur  in 
Nebenpunkten  von  der  eben  besprochenen  ab. 

*)  Der  Artikel  fehlt  Bd.  1  Sp.  930 ;  s.  Krenaios.   Heyde- 
m«nH  S.  36  erkennt  „ein  Brustbild  des  Thors  Kreuaiai  (?)", 


831      Kadmos  ein  Theben:  b.  *Hesiod*  etc.)  Kadmos  (in  Theben:  b.  *Hesiod'  etc.)     832 

Kadmos  trägt  statt  der  Waffen  das  Wasser-  tsqols,   \   Kai    KqÖvov    nccidag    ßccßdfjccg    i'dov 

gefäfs    noch    in    der   Hand;    zur   Seite    stehen  ;i;puöfo;tg    iv    bSQaig,    ZSva    rs   |  (95)  ds^avro- 

zwei   Frauen  (Ortsnympheu?),   und   auf  oberer  Jiog   dh   xÜqiv  |  £x  tiqotsqcov   ^sza^bLipu^svov 

Staffel  Aphrodite,  Hermes,  l^an  und  ein  Satyr:  ^a^drav  eazaaav   og&äv  y.aQdiuv.     iv  d'  ccvzs 

unverkennbar  eine  Abweichung  von  dem  älteren  XQovca  \  zbv   (ilv   (Kadmos)    o^sicaai  &vyaz(jsg 

Typus.     Verwandt  sind  endlich  auch  verschie-  iQi'jiKooav     ncc&ccig    \    svcpQoavvccg    (iSQog     v.zX. 

dene  abbreviierte  Darstellungen,  in  denen  der  Vgl.  Äpollod.  1,  4,  2.    SchoJ.  II.  B  494   ev   ds 

Held   den    Stein   als  Waffe   benutzt:   eine  vul-  zä  ytxfio)  Movaag   uacxi  v.al  zäv  &smv  iviaczov 

center  Schale   Catal.   Durand  nr,   19,    abgeb.  'Aqfiovia  öcöqov  dovvai.*)    Es  wird  der  o^fios  der 

Abh.    d.    Je.    Sachs.    Gesellschaft   d.    Wft.   IST 5,  lo  Rurmoma  sein,  den  Hesiod  fr.  2b2 Es.  {ISuid.  s. 

T.  lU  C  (Athene  giebt  iC^^Mog  den  Stein  zum  ayaAfi«)  als  aya^/xo;  bezeichnete.  —  11.  Den  Zug, 

Kampfe);    ein  Krater  aus  S.  Agata  di  Goti  in  dafs  die  Götter  ihren  Lieblingen  Geschenke  dar- 

der  Ermitage  847  =  Gerhard,  Ktr.  Camp.  Vas.  bringen,  hat  diese  Darstellung  mit  der  Peleus- 

C  6;  (K.  mit  dem  Stein  ausholend,  vordem  sich  hochzeit  gemein**);  den  Hauptnachdruck  legte 

aufrichtenden  Drachen,  r.  Athene,  1.  o.  Pan);  sie  aber  auf  denHymenaeus,welchenApollo, 

ein  Vasenbild  bei  B.  Röchelte,  Mon.  ined.  i,  2;  die  Musen  und  Chariten  anstimmen  zu  Ehren 

yg\.  HeydemannS.'dbi.u.  im.  Hallenser  Winclcel-  der  Braut,   die  wohl  auch  nach  epischer  Tra- 

mannsprogr.  1876,  1*.     Auch  die  einschlägigen  dition  (vgl.  Hom.  hymn.  2,  17,  195)   ihre  Ge- 

Münzen  (eme gute  Abbild.  bei-SCeZZer-iw/iOö/ XII,  nossin  gewesen  war  (hiernach  ist  Sp.  1831  f. 

27)  «.geschnittenen  Steine  (lFwcÄ;eZHmnnspro(/r.  20  zu    moditicieren).      Vgl.    Pindar    fr.    32    (aus 

p.  317,   Toelken,  Verz.    S.   57,   vgl.  Pervanoglu  einem  mit  Pyth.  3  auch  dem  Sinne  nach  ver- 

Änn.  1859  p.  150,  Arch.Ztg.lX  1851  S.94*.  102*)  wandten  Hymnos)  zov  &sov  (Apollon)  |  cckovcs 

beschränken  sich  meist  auf  die  Figuren  des  Kad-  Kccöfiog  fiovaiKav  6Q^^ccv  snLÖSLHvvfiivov ;  Eurip. 

mosundder Schlange*).  Dem Mythologen bieten  Plioen.  7  u.  822   ^AgyLoviag    Ö£    noz'    fig    vfif- 

sie  nichts  Neues,  brauchen  daher  hier  nicht  ge-  vaiovg  |  i]Xv&ov  OvQavidcci  kzX.    Eine  Remi- 

nauerbesprochenzuwerden.Vgl.  jedochnr.  73. —  niscenz  aus  dem  Musenliede  hat  uns,  wie  schon 

9.  Die  Hauptzüge  sind  hiermit  als  einheitliche  alt-  Bergk,  PLGr.  2  p.  119  vermutete,   der  dritte 

epische  Tradition  erwiesen.  DerheimatloseKad-  einleitende  Hymnus   der  Theognidea  bewahrt: 

mos  befragt  das  delphische  Orakel;  dieses heifst  Movgccl    -nal    Za^trsg,    kovqki    ^idg,    ai'  nozs 

ihn  dem  folgen,  was  er  zuerst  antrifft.    Gleich  30  KäÖ^ov  \   ig    yü^ov    ilQ'ovaai,    v.albv   äsioaz 

in   der  Nähe   des  Tempels   sieht  er  eine  Kuh,  inog'  \  özzi  v,al6v  (pilor  iazi'   z6   ö'  ov  y.ulbv 

der  er  nach  wandert,    bis   sie   sich  niederlegt.  ov    cpCkov    sazCv    v.il.:    ein   sprichwörtlich    ge- 

Das    geschieht   im   ,,aonischen    Gefilde".     Um  wordener  Vers,  auf  welchen  Euripidcs  {Balcch. 

für  das  Opfer  Wasser  zu  holen,  geht  der  Held  881    0    zt,    kuIov    cpilov    üsl,    Phün.    814    ov 

zur  Aresquelle,   erlegt  mit   einem   Steine   den  yccQ    o    [irj    ■y.aXbv    ovnoz'    icpv    (pilov    [%aX6v 

areischen  Drachen   und   säet   seine  Zähne  auf  Hss.,  korr.   Valck.])    und   Flato  Lys.   p.  216  C 

Rat  der  Athene  (Ares  bei  Ilellan.  Pherek,  Eurip.  Bezug    nehmen.      Die    mythographische    Tra- 

Herakl.  ist,  wie  die  Übereinstimmung  der  Vasen-  dition  berichtet  kurz  bei  Äpollod.  3,  4,  2:  (itza 

bilder  und  Dichter  ergiebt,  sekundär,  s.  nr.  19);  ds   zrjv   Q-f]zeiav   'A&rjvü   avza   ßaailtiav  xatf- 

gewappnete   Männer   yteigen    aus    der  Scholle  40  G^svaos,  Z,tvg  de  iöa-uev  ccvzcp  yvvattia  'Jqjio- 

empor,  geraten  in  Streit  und  fallen  im  Wechsel-  vi'av,     'Aq)QodLzr]g    v.(x\    "Agsog    d-vycczsQa,    yial 

mord  bis  auf  fünf,  welche  Ahnherren  der  ein-  nävzsg  &tol   ^azccXmövzsg    zbv   ovquvbv  iv  zfj 

geborenen  Adelsgeschlechter  werden.    Für  den  Kadi.itia  zbv  yäfxov   svco^ov^svoi   na&vfivrjaav. 

Dracheumord  mufs  der  Held  Blutsühne  leisten. —  ttfcoHf    de   avzfj  Käd^og  ninXov  Kai  zbv  rjcpai- 

Die  Hochzeit  mit  Harmouia  (vgl.  oben  Bd.  1  azöztvnzov  oqiiov,    ov  vnb  'Hq)aiozov   Xsyovat 

Sp.  1830).—  10.  Die  'hesiodisvht''  Überlieferung  zivtg  öoöfivai.  Kdöiio)  .  .  .***) 

von  der  Kadmoshochzeit  läfst    sich    aus    den  Die    Geuealogie' der   Kataloge;    Kadmos 

Nachbildungen  der  Lyriker  und  Dramatiker  mit  und  Eiirope.  —  12.  Da  eine   Reihe   wichtiger 

Sicherheit  erschliefsen.    Den  Vergleich  mit  der  Glieder  der  Genealogie  bereits  in  Einzelartikeln 

Peleushochzeit    zieht    schon   Pmdar,  Pyth.   3,  50  behandelt  sind  (s.    bes.  Apis  2  Bd.  1  Sp.  421  f., 

88  (152)  ff".:  aiav  8'  dacpaXrig  |  oik  tysvz'  ovz'  Agenor   Sp.   102ff.,    Argos  537ff.,   Belos  778f., 

AiaKiöa    tcccqcc     FlriXsi    |    ovzs    nag'     dvzi&ia  Epaphos  Sp.  1278,  Europe  Sp.  1410  f.),  so  be- 

Kddfior    Xiyovrai  ftav  ßQozwv  \  bXßov  vnsQza-  schränken    wir   uns   darauf,    nach   der   nur  in 

zov   OL   0x^1^^,   ol'zB    Kai    ;^^v(Jo:ju-jri;xft)j'  |  fislno-  wenigen  Punkten  modificierten  Rekonstruktion 

fi£vdv    iv    oQ£t.   Moiadv    Kui    iv    inzanvXoig  \  von  Kirchhoff  {Odyssee'^  p.  326  ff'.),  K.  Tümpel 

d'Cov  ©^ßaig,  6nö&'  'AQfioviav  yäfisv  ßoänLv  \  {Aithiopenländer    135.    178f.)    und    Maafs    {de 

6    da    NrjQSog    evßovXov    Siziv    nai:öa   Y.Xvzdv.  Aeschyli  Suppl.   p.  XXIV  sq.),    die  wichtigste, 

fStr.  s'    1651    KCii   &£oi    öaiaavzo    ncco'    diicpi-  *s  t^      ^  1       1     ^         -  'r-u'          1           ■  1       „i,f 

L                           J                                                         '^         ^^  *)  Das   folgende   laroQst    h./.laviy.o;  kann   sich   mcut 

*)  [Das  wichtigste  Stück  ist  eine  neuerdings  von  Furi-  auf  diese  Nachricht  beziehen,  vgl.  oben  nr.  7. 

ivängler.Märzsilz.d.A.  Ges.  imi.  />.i.  Z.  1891,471  besprochene  *^0         **)  Vgl.  B.  Niese,  Entw.  d.  hom.  Poesie  41. 

griechische  Schale  der  Sammlung  Brantegbem,  noch  aus  ***)  •^piro  p.  7  meint,  dafs  es  lediglich  der  7.  Vers  der 

dem  5.  Jahrhundert;  Kadmos,   mit    dem  erhobenen  Stein  P/ioenisscn   [og   naidcc   yt'jiuag   KvnfJiüug   y.T/t.)    sei,   welcher 

in  der   r.,    die    Gblamys   über   die   1.    geworfen,   vor   ihm,  dieser   Überlieferung  von   der  Kadmoshochzeit  die   mafs- 

aufgerichtet,   die   Schlange      Leider  fehlt  die  Beischrilt:  gebende  Stellung   bei  den  Mythographen  verschaöt  habe. 

aber  an  einen  andern  Helden,  als  Kadmos,  kann  um  diese  Die  oben   zusammengestellten  Thatsacheu   überblickte  er 

Zeit  bei  attischen  Künstlern  kaum    gedacht  werden.  Der  schwerlich.      Das    Albanische   Relief   ist    mit   Unrecht    auf 

Typus  entspricht  den  unter  nr.  89  reproducierter  Münzen  die   Kadmoshochztit   bezogen,    vgl.  Crusius ,   A.  E.    S.  41 

sowie  (von   dem   Gotterpersoual   abgesehen)    dem    Krater  Anm.    und    zuletzt    R.  Schmidt,    de   Hymenaeo    (Kiel    86) 

bei  Gerhard  oben  2.]  p.  65  fi'. 


833    Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod*  etc.)  Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)     834 

unmittelbar  hierhergehörige  Partie  des  Stern-  ^evia&dg   rjX&iv   sig  dsXq^ovs  ti8qI  rfjg  Evqco- 

naas  mit  ApoUodor  2,1,4  und   den  Fragmen-  jdjs  itvvQ-avöiisvog.    6  Ss  &b6s  sitze  tvsqI  Evqw- 

ten  der  Kataloge  hierher  zu  setzen.  Ttrjg  (irj  nolvrcQayiiovsLv,  %QriG&at,  dh  yia&oSriYä 

Xcilos                                  Phoroneus  <^?'"-  /"^o  ,  (/^l;     '^^''"     nr.   5 ;     fast    wörtlich 

I                                            I  gleich  bciiol.  11.  B  80),   ähnlich  Schot.  ILunp. 

Belos  wAucbinhoe                       Kassiope— Epaphos  FJloen.    638    p.    313    SchlV.    Kccd[10g    ^rjxcöv    xijV 

ThronieiHermaou                                 Lillye        Neilos  adaq>riv     EvQWnrjV  ^  (lavteiov     ^'loißsnSQl  jrig 

I                                                 I               I  KOfZqprjs  ovosv  avzco  arjixccivov,  all    coazB  ccvrov 

Arabos  (fr. 45)                               Agenor.wArgiope  E^ElQ-övra    tnsGQ'a'L    ßot  ktI.).     Im    folgenden 

Kassiepeiar^hoin^riii^his^O^mos         1"  i^t  nur  die  unhesiodische  Fassung  ausgeschrie- 

I                                          I  ben,  statt  deren  die  oben  ur.  9  ii.  erschlossene 

i'hiupus        Europe*)                       Sarpedon  Überlieferung  einzusetzen  ist.  —  15.  Die    mit 

(fr.  79):    (fr.  55.  ^321)                     Minos.  Sicherheit   ZU  gewinnenden  Hauptdaten  sind: 

—  13.  Die  Sage  von  den  Wanderzügen  des  Kad-  Kadmos  ist  Sohn  des  Agenor,  Oheim  (xaffty- 

mos   liegt  völlig  im  Gesichtskreise  dieser  zu-  vrjtog  im  alten  Sinne?)  der  Europe,  die  von 

erst  von  Kirchhoff  für  die  Kataloge  in  Anspruch  Zeus    entführt    wird ,    und    Bruder    des    Kilix 

genommenen  Genealogie,  darf  also  schon  des-  Phoinix  Thasos  (Agenor  zeugt    hier  also  vier 

halb  dem  Kataloge  zugesprochen  werden.    Zur  Söhne,    wie  Kadmos    in   der  Theogonie  umge- 

Bestätigung  dient,  bei  der  schon  oben  erhärteten  kehrt  vier  Töchter).    Der  König  schickte  Frau 

Abhängigkeit  des  Euripides  von  den  Katalogen,  20  und  Kinder  aus  mit  dem  Geheifs,  die  Verlorene 

der  Prolog  des  Phrixos  Schol.  Ar.  Ran.  1125  zu  suchen  oder  die  Heimat  zu  meiden.    Als  alle 

=  fr.  819  p.  &27  N.'^  ZidcövLÖv  nox'  aßw  Kci8(iog  Anstrengungen  fehlschlagen,  besiedeln  die  Ge- 

iyilntcäv,  \  'Ay/jvoqog  nccig  rß&s  @r]ßaLav  x&'^vcc  \  schwister    verschiedene  Landschaften    an    den 

$otvi|  Äfqpuxcöj,  i-A.  d'  (X[.isLߣxca  yivog  \  'ElXrj-  Küsten   des   Aigäischen   Meeres,   Phoinix   und 

viKov,    JiQY.aLov    oUiqcag   itsSov.   \   fj   S'   rjX&'  Kilix  im  Süden,  Thasos  und  Kadmos  im  hohen 

av(xyv.T]    TtEÖicc     ^oLvinrig    lincov   |    XsyoLfi'   av.  Norden,  in  Thrakien.     Dann  zieht  Kadmos  — 

'^aav  TQELg  'AyrjvoQog  -aö^oi,  \  KiXi'%  acp'  ob  Kai  immer    auf    dem    Landwege    —    weiter    und 

KiXiY.ia    %LiiXriG-AEzai,    \    ^oivit,    %•'    oQ'Ev    nsQ  kommt  nach  Delphi. 
xovvo^'   tj    ;t;cöpa  qof'pst,   |  jtori  0c(Gog   (nicht  zu 

korrigieren,  vgl.  Her.  2,  44.  6,  47.  Paus.  5,  25,  30  Epische  Parallelquellen.— 16.  Die  poetisch- 

12.  Con.  37.  Nonn.  2,  684,  St.Byz.).  —  14.  Da-  mythographische  Überlieferung  baut  sich  also  im 

nach  läffet  sich  in  der  aus  verschiedenen  Quel-  ganzen  auf  nach  dem  Plan  und  dem  Material  der 

len  kontaminierten   mjthographischen  Haupt-  Kataloge.    Doch  sind  in  ihr  zahlreiche  fremd- 

urkunde    bei  ApoUodor  3,    1    (Hygin   178,   6.  artige  Stücke  eingesprengt,  deren  Mehrzahl  aus 

Manilius    bei  Vurro  de  ling.   lat.  5,   31    /)•.  4  einem  einst  zusammenhängenden,  an  die  Argo- 

FrPB.  p.  284  u.  a.)  ein  hesiodischer  Kern  mit  nauteniiederC^ttwe^os'?  vgl.nr.  19 tf.)  angelehn- 

Sicherheit  ausscheiden:  'AyrjVaQ  ds  nciQaysvö-  tenGanzen losgebrochen  sein  mufs.     Wir  ordnen 

^Evog    Eig    EvQcäTtrjv    (aus    dem    Morgenlande)  sie    in    der    bisher  beobachteten   Reihenfolge, 

yafiar  TrjXicpccaGav  xKt   xe-avoc    ^uyazigu  ^ev  Kadiuos'  Ankunft;  Kämpfe  und  Abenteuer; 

EvQWTtTjv,  natdag  dh  Kdd^ov  ■nccl  ^olvi-hcc  ■kccI  40  Hocbzeit.  —  17.  Kadmos  erhält  folgenden  üra- 

Kt'Xi-na  .  .  .  dcpavovg    öe    EvQconrjg   ysvofiEvrjg   b  kelspruch  bei  Schol.  Eurip.  Phoen.  638   p.  313 

ncizrjQ    avxrig   'JyrivcoQ    inl    trjzr]atv    E'gsnE^iipE  Schiv.  =  Hendess,  orac.  fr.  1  p.  27;  von  Ungtr 

xovg  TiciLSug    Eincov   ^rj   tzqÖzeqov   ccvccazQEcpEiv  und   Müller   FHG.  3  p.  157   auf  die  x^riafiäv 

Ttqlv  dv  i^EVQcoGiv  EvQcönriv   (=  Scliol.  Aesch.  ovvayüiyr]    des    Mnaseas    [kaum     die    primäre 

Septem  469/473.    Hyg.  178).    avvE^fjX&E   ds  etil  Quelle]   zurückgeführt:    cpQä^Eo   drj   xov  fiv&ov 

XTjv  ^t]zrjGiv  civzrig   TriXEcpaaöa   t]    yb^xriQ  ,..**)  'Ayrivogog  Ev.yov£  KäSfiE'  \  i^ovg  iyQCfiEvog  tzqo- 

d>g    dh    nUaccv    TioiovfiEvot,   ^t^xrjoiv  evqeCv  rjoav  Xmcov    i'&i   IJvQ'w    öiav   \   r'i&äd     e'xoiv    sa&rjzu 

EvQcönrjv  dövvazoi,   xr)v    Eig  oi-nov  dvaKOfiidriv  -aal    alyavEijv   ybEzd   %eqgI  \  zrjv    dia  xe    ^Xe- 

dnoyvövxEg   dXXog    dXXaxov    iiazcp-AtjGav ,   <^xat^  yvmv  ■aal  Qmyiiöog,  egz'  dv  i'yirjai  \  ßovzoXov 

^otvi^   [lEv  ^oivi-HTjv,    KiXib,    öh    ^ot.vr/.r,g   nXrj-  50  tjöe  ßoug  KrjoizQEcpEog  IlEXdyovzog.  |  ev&cc  ds 

Giov   [xat]    nuGav    xriv  \vm'   Eavzovl    •ASiiiEvriv  TzpoGnEXdoag  GvXld^ßavs  ßovv  EQiavAOv  \  [5]  zriv 


Xagccv  Ttozufico  GvvEyyvg  UvQdßcp  KtXiy.iav  <^d(p'       7]    v.ev   väzoiGiv   En    afKpoxEQOiGLv  exjIGl   |  Xev 
f'avToü^  axäilsöf***)  (selbst  im  Ausdruck  ähnlich       zov    Grj^i'     E-adzEg&E    tieqlzqoxov    tivze    fir'jvrig 


■Kai  Sdoog  sv  &qdy.r]  KZiGcxg  noXiv  Gdoev  ■acizm-  X    126]    |    Ev&a    %s    xoi    ngäziGza    ßoog    ^EQag 

KTjGEv  .  .  .     ApioÜod.   1,  4,   1    Ädd^og    ds    dno-  dygKvXoio    [11' =  J/.   W  780]  |  i^r]zai  yiXivr]    xe 

9c(VovGav    &dipcig     TriXicpciGGav    vno     ©gccyiäv  tzeSoj  yovv  noiriEvzL,  \  yiaixöxs  zrjv  filv  ETiEtzcci?) 

*)  Die  genealogischen  Nachweise  Bd  1,  I410f.  sind  6)  (isXXa^cpvXXo}  xfovl  gißELV  \  dyvmg  Kai  Ka&aQmg- 

ungenaii.    Europe   als  T.   des  Phoinix   ist  die   älteste  er-  FaiT]  S'  orav    LEQU    QEßf]g,   [14'  =  hymn.  A];)oU. 

reichbare  Überlieferung  (.T  321,  unten  nr.  28),   auch  bei  1,    121]  |   15   OX^^P   *'''^'    dyiQOzdza}    y.zi^£iv    nöXiV 

Euripidef,  vgl.  fr.  472  p.  505   N^  ^txjivv/.oyavovg  Kloi'tiii^.  EVQvdyviav    |   SEtVOV  'EvvaXiOV    TtEllTpag    tpvXa'A' 

**)  Der  Zusatz   y.a[  Gnao;  o   noaudÜvo;  y..  t.  X.  er-  "Ai8og    ElGCO.    |    -Aal    GV    y'    En      dv^Q(änovg    OVO- 

weist  sich  durch  das  Fragment  aus  dem  Phrixos  als  nicht  '.^j^,^OS  EGGEai  av^ig  '  d&avdzcov  Xexecov  dvtr]- 

*-)    Der    Text    nach    R.   Wagner,     Comment.   Ribtcck.  «^^^^ ,   oXßiE    Kab^E.  \  xavza  a-AOvaag   o   K.   acpc- 

p.  143  sq.;   ein  Hiinveis   B,vii  Hygin   hätte   die  Umstellung  yiSXOEig    xo    ßoVKoXlOV    zoy    llEXayovzog 

von  vip"  lairoi)  urkundlich  bestätigt.  xoo  'A ^(p LÖ a^iavx og ,  TtaQ    ov  ayoqaGag  ßovv 

Boscher,  Lexikon  d.  gr.  u.  röm.  Myth'^1.    II,  27 


Evtavd'a  sfivHrjaixTo  ktI.;  s.  Steph.  Byz.  s.  v.  und 
ApoUod.  4,  1  fiTo:  ßoi.'  6vvr.v%aiv  £v  rotg  Ylslä- 


835    Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)  Kadraos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)    836 

v.al  rjysfiövK  tavtriv  rrig  oöov  noiriaccfisvog  -uti^sl  losgebrochen  sein,  der  zufolge  das  bithynische 

ras  &rißas  [soweit  =  Pausan.  9,  12,  2.  9,  19,  4  Astakos    benannt    ist     nach    dem   thebischen 

Mvnalrjaov  .  .  .   ovo^ac&^vKi  ölÖti  xai.  rj  ßovg  Astakos,  xivcc  täv  layo^svcov  Z-jiUQzav,  s.  unten 

"       ~'^-   }        '-            ->         o,     7    -n                   T  nj._  75  — 21.  Der  in  derlasonsage  bei 'ii^wweZos' 

{fr.  9  p.  191  K.,  oben  Sp.  506.  511.  Scliol. 
yovxoq*)  ßovKoXioig  ■ktX.]  6iiavv(iovg  rdv  Apollon.  3,  1372)  und  in  dem  vielfach  über- 
AiyvTrztwv  &rißäv ,  iitsl  z6  dvsKa&sv  Alyv-  lieferten  modernen  Märchenschwank  'vom 
TtxLog  riv  0  KccS^og.  Kai  [>j]  BoicozLa  da  dnb  iapfern  Schneiderlein''*)  erhaltene  Zug,  dafs 
rrig  ßobg  sKlrj&i].  (Vgl.  Üvid.  Mctam.  3,  13  der  Held  die  Riesen  durch  eine  sehr  naive 
Boeotiaque  lila  vocato.) — 18.  Über  den  Drachen- lo  List  zum  Wechselkampf  veranlafst,  setzt  die 
kämpf  vermittelt  uns  eine  abweichende  Über-  bislang  (nach  der  Tradition  der  Kataloge) 
lieferung  Pherekydes  Schol.  Eurip.  Phoen.  662  recht  zusammenhangslos  erscheinende  Sage  in 
p.  318  Schiv.i  6  dh  ^SQsyivdr]g  {$SQeyiQärr]g  ein  ganz  neues  Licht.  In  märchenhaft  novel- 
codd.,  corr.  VaJckcnaer)  ^icpsi  {cprialv  dvatgs-  listischer  Weise**)  bethätigt  der  Held,  uach- 
&rivui,  zov  SQccylovrcc):  bei  Hesiod  bezwang  der  dem  er  seine  Kraft  und  Fechterkunst  im  Kampf 
Held  das  Ungetüm  durch  einen  Steinwurf;  mit  dem  Drachen  erprobt  hat,  nun  seine  Schlau- 
Ovid  Met.  3,  70  stimmt  zu  Pherelcydes ,  und  heit  und  Geistesgegenwart,  ein  Zug,  der  aus 
läfst  (wohl  nach  mythographischer  Vorlage  alter  Poesie  und  volksmäfsiger  Sagenüber- 
beide  Kampfarten  verbindend)  den  Stein  von  lieferung  herstammen  mag,  ohne  dafs  er  des- 
den  Schuppen  des  Drachen  abprallen;  bei  20  halb  in  diesem  Zusammenhange  ursprünglich 
Nonnos  enthauptet  der  Held  den  Drachen  mit  sein  müfste.  22.  Ein  zweiter  Anhaltspunkt 
dem  Schwerte.  — 19.  Derselbe  Gewährsmann  ist  die  Thatsache ,  dafs  Ares  —  in  böser  Ab- 
stellte auch  die  Spartensage  anders  dar,  vgl.  sieht  —  den  Helden  die  Zähne  säen  heifst,  nicht 
Schol  Apoll,  3,  1178  (=  fr.U  FEG.  1  p.  83)  (wie  in  den  A'afa^ew)  Athene,  die  jedoch  auch 
^SQS-Kvöijg  £v  zf]  nsfjbTizTj  ovzag  cprjaiv  insiSrj  —  wohl  als  Schutzgöttin  —  zugegen  ist.  Ares 
Käöiiog  ^azaKiad-Tj  h  ©rißrjaLv,  "Agrjg  didoi  ist  Vater  der  Harmouia ***) ,  wie  Aietes 
avzä  ■xal  A&Tjvairi  '^ov  6q)iog  zovg  rjiii'asig  Vater  der  Medea.  Also  schon  hiernach  können 
odövzag,  zovg  dh  rjiiLasig  Airjzrj-  y.al  6  wir  dem  Schlüsse  nicht  ausweichen,  dafs  in 
Kädn,og  avzUa  ontiQsv  avzovg  iig  zrjv  ägov-  dieser  Sagenversion  die  ßestehung  des 
QC(v,'AQ£og  ■K£lBv6avzog[yiazd"AQ sog  ßovXrjOiv  50  Drachen-  und  Spartenabenteuers  eine 
auch.  Hellanikos,  s.  oben  nr.  6:  ein  abweichen-  der  Bedingungen  war,  unter  welchen 
der  Zug,^  den  Euripides  Herakl.  252  wy^s  Kadmos  die  Harmouia  heimführte. 
loxsviiaO-'  ovg"AQr]g6n£iQH7iozi  v.zl.\.ml\l\Aex-  Dasselbe  hat  H.  B.  Müller  (2  p.  322)  schon 
Spruch  mit  der  Darstellung  in  den  Phönissen  aus  dem  euhemeristischen  Berichte  des  späten 
und  Bukehen  aus  der  Quelle  des  Pherekydes  über-  Derkylos  geschlossen.  Vgl.  Schol.  Eurip.  Phoen. 
nommen  hat,  vgl.  v.  Wilamoivitz,  Eurip.  Herakl.  7  p.  248  Schw.  {fr.  4  FEG.  4  p.  387 ,  JsQKvlog 
n  103;  nur  wird  die  Aussaat,  wie  bei  Stesicho-  GrißaCov  nvog  jQccnovzog/'AQsag  ds  viov  qirjOiv 
j-QS  ob.  nr.  5,  der  Gottheit  selbst  zugeschrieben].  sIvccl  ztjv  Aq^iovCav  &vyaz£Qa,  ov  cpovsvaag 
y.al  avzco  dvcccpvovzcci  avÖQSg  {tioIXoI)  auXiaiisvoi.  K(id(iog  i'yrjjisv  Agfioviav.  Ähnlich  auch  Palaeph. 
'O  dl  K(x8i.iog  dsi'aagßdXXsi  ccvzovg  Xt&oLaiv.  40  6,  7,  der  aber  Harmonia  zur  Schwester  des 
Ol  öi  äoKEovz^^g  V  cp'  iavzäv  ßdXXsc&ab,  Drakon  macht.  Wir  haben  hier  offenbar  zwei 
v.z£tvovai  z8  dXXi^Xovg  kccI  ^viio-novat,,  TiXrjv  selbständige  Versuche  vor  uns,  die  märchen- 
nevzs  dvSgcäv  kzX.,  s.  nr.  6.  —  20.  Ebenso  in  hafte  Überlieferung  bei  Pherekydes  (Harmonia 
kürzerer  Fassung  Schol.  Pind.  Isthm.  7,  13.  durch  den  Drachen  bewacht)  ins  Menschliche 
Apollcd.  3,  4,  1,  und  aus  derselben  Quelle  umzudeuten.  —  23.  Jetzt  erst  haben  wir  die 
Apollon.  Bhod.  3,  1179:  „Aietes  gab  dem  Quelle  blofsgelegt,  aus  welcher  der  Künstler 
Jason  jjaAfwo'us  ig  as&Xov  oSövzag  \  Aovioio  des  bekannten,  vor  allem  von  Welcker  {A.  D. 
8Qdv.ovxog,  ov  '9,yvyiri  Ivl  ©rjßrj  \  ÄdÖfiog,  oz'  3,  385  ff.)  besprochenen  Vasenbildes f)  aus  Vulci 
EvQCOTtriv      ditnasvog     sloacpiHuvsv ,    \    nswvsv 

'AgrizidSy    y^gr^v^   UCovqov    iovza,    \   ^v&cc\al  50  ^  /^  ^~  f  ^^  ^K  '\''/'  ^f^  '"'ViV^  'i'' 

'        ■    CL.                   -     o    '       '•'          r    !  .     >.i         1    "  Vgl.    auch    Eulempiegel    mit   den   Dieben   im  Volksbuch, 

swcca^T]   Tionnri    ßoog   tjv    ot    AnoXXcov  \  canaas  g  jjj^j. 

fiavzoavyyat      nQOriyr]Z£lQCCV       oÖolo.          Athene  '    **)  Vgl.    die   treffenden  Ausführungen   von  Erdmanns- 

teilte    diese   Zähne  ^zwischen    Aietes,     ccvzcp    ZS  dörfer,  D.  Zeitalter  der  NoBelle  S.  IS  e.  des  S.-A.   Pherekydrs 

cp0vf[C'  (1185)  V.cä  Q     O  pisv  Aovlolglv  snianstQag  -überliefert  auch  sonst  märchenhafte  Züge,   von  welchen 

nsdi'oiOLV  I  Kdöfxog  'AyrjvoQiSrjg  yairjysvrj  sicuzo  <lie  Vulgärepik  nichts  wissen  will,  vgl.  z.  B.  fr.  50  p.  85, 

XttOV,    I  'Aqiog    {=  Kampf?)   dyiaiovzog  0001   vno  ^^   '^'^s  Lauscherohr   und   der   Wuaderstab   des   Tiresias 

dovQl  Xinovzo**)     TizX.       Vgl.    Aisch.    Sept.     412  ""'^^^^  '"'  ^*'^  '^^^  Märchens  gehalten  sind. 

V             ■■        '35c,-        ^      j' 4           r       ■      T  'i\\     >        r  ***)  Nach  .<4ywiiü«.  iiAofZ.  2,  992  stammen  die  Amazonen 

z^noiQX^av  ccn    avogcov  wv  Agrig  (episch?)  eqpsi-  .              i  „              ■       u      1     n         <>       1 

^          .           ,.        "^^   f,,         .   /^ ''    ^   i     ,  .   •/^^'-^  von  Ares  und  Harmonia  ab;  als  alteren  Uewahrsmanu 

aazo.  —  Aus    dieser   Uberheferungsschicht   mag  rennen  die  Sc/wlien  S.  438  Pherekydes-,  aus  derselben  Quelh- 

auch  die  Notiz  des  Mcmnon  bei  Phot.  hihi  228  60  sciwi.   11.  r  i89 'ii^uwc  de  y.al  'AQ/^nviaq  vu/ncptu  Naido.: 

dvYatao^i  eiaiv,   wo   kaum  '^Q/noviag  zu  korrigieren  ist, 

*)  Wenn  Sc/iwartz,  De  Schal.  Ilom.  p.  64/457  sagt:  co7i-  da   Harmonia   Kponym   der   Armeuioi   geworden  zu   sein 

fuse  rem  narrat  Apollodorus,   so   kann   ich  ihm  nicht  bei-  scheint;   s.    Sp.   856,   60ff.     Die   Legende    könnte   diesem 

stimmen.    Er   wird   hier  Apollodor  mit   dem   kurz  vorher  auch  sonst  von  PAe/ei(^rf«s  vertretenen  Zweige  der Kadmoa- 

erwähnten  Hygin  verwechselt  haben,   der  p.  34,  19  in  der  sage   zugehörig   sein:    Kadmos    als    Kival    des    Ares 

That  an  Deutlichkeit  zu  wünschen  übrig  läfst.  bei    Harmonia    (-Aphrodite)    pafste    gut    in   die    oben 

**)  Spiro  p.  11  nimmt  Abliängigkeit  von  Euripides  an,  gewonnene  Voraussetzung.     Näheres  unternr.  65  Sp.  856. 

wegen  des  Aiisclilutses  an  die  Argonaulonsage  kaum  mit  t)   [Oder   dessen  Vorlage;    nach  Reisch,  der  uns  seine 

Heclit.  Gründe    leider   nicht    mitteilt,    ein    grofses  Gemälde    des 


837    Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.) 


Kadraos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)    838 


27=* 


839    Kadmos  (in  Theben :  b.  'Hesiod'  etc.) 


Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)    840 

geschöpft   hat 
(VasensammluDg 
im  Berliner  Anti- 
quarium  nr.  2634, 

FurtioängUr , 
Kalal.  2   p.  744). 
Vgl.Abb.2Sp.  837. 
Gerade    bei    den 
beiden    Haupt- 
punkten   ent- 
spricht   das    Va- 
senbild der  eben 
erschlossenen 
dichterischen 
Überlieferung; 
1)  KAJMOi: 
(bärtig    und    loi'- 

beerbekränzt) 
kämpft   mit  dem 
Schwerte,    den 
linken    Arm  vom 
Mantel  gedeckt;  2)  APMONIA 
(jugendlich,    Typus    der    Zv.o- 
TiKxi)    ist  beim  Kampfe  zu- 
gegen.   Dafs  Ares  fehlt  (Wel- 
cker  S.  389),  kann  ebensowenig 
überraschen,  wie  die  Abwesen- 
heit des  Akastos  und  Proitos  bei 
den    Agonen    des    Jason    und 
Bellerophon.       Wie    weit    der 
Künstler  die  göttlichen  Kampf- 
zeugen aus   der  Dichtung  ent- 
lehnt hat,  läfstsich  nicht  mehr 
ausmachen :  sicher  A  t  h  e  n  e  als 
Beschützerin  des  Helden,  wahr- 
scheinlich Apollon   als  Spen- 
der des  Orakels,  vielleicht  De- 
meter, Köre,  Hermes*),  die  in 
eng?ter   mythischer  Beziehung 
zu  Kadmos  stehen,  und  Posei- 
don, einen  Hauptgott  Boiotiens. . 
Auffällig  genug  stehen  Greif  und 
Hindin  ganz  im  Vordergrunde. 
Der    Künstler     mag     die 
Leiden  Tiere  mit  Bezug  auf 
Apollon  und   Artemis   zur 
Raumfüllung  hinzugesetzt 
haben;  doch  wurde  er  wohl 
beeiüflufst  durch  eine  Re- 
miniscenz    an    die    unten 
nr.   25  f.    zu    behandelnde 
verschollene  Scene.  —  24. 
Derselben      Überlieferung 
folgt,  abgesehen  von  der 
attischen      Lekythos     bei 
Welcher,  Ä.  B.  3 

S.Jahrhunderts.  Vgl. 
Mitteilungen  d.  A.  /., 
Rom  V,  1830,  313 f., 
343.  Die  dorl  bespro- 
chene Vase  von  Cor- 
neto  würde,  wenn  die 
DirUtuDg  sicher  isf, 
liierhcr  gehören] 

*i  Die   weibliche 
Figur  neben  Hermes 

ist   nach    )Ve!cker 
S.   388  f.   Aphrodite; 
Fiirtwänglcr     S.     74.5 
denkt  an  M^ua. 


841     Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.) 


Kadmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod' etc.)    842 


S.  306  (K.  mit  dem  Schwert  im  Drachenkampf) 
und  nicht  völlig  sicher  gedeuteten  Gemmen  (vgl. 
Cuial.  of  gems  of  the  Br.  31.  1343.  3Ius. 
Florcnt.  Gems.  vol.  II,  T.  XXXV,  4  p.  32  f.),  das 
Inuenbild  einer  Vase  aus  der  Krim,  Eremitage 
nr.  2189  (abgebildet  Compte-rendu  1860  pl.  5  = 
Abb.  3  Sp.  839,  Ton  Siephani  falsch  auf  Orestes 
gedeutet).  Schon  Ileyclemann  S.  36  hat  es  auf 
Kadmos  bezogen,  und  Stcpliani  hat  später  (C 


B.  1881    S.   93)   wenigstens    eingeräumt,    dafs  lo  1884    von    A.   Hersog 


klärt  die  Einführung  solcher  Gespanne 
bei  der  Hochzeit  nicht.  Die  Bestien  sind 
Jdeinasiatische  Reminiscenzen  .  . ."  v.  Wüa»io- 
icitz  hat  hier  die  Lücke  in  seiner  Erklärung, 
nach  welcher  das  Bestiengespann  als  unorga- 
nisches Rudiment  erscheint,  selbst  blofsgelegt. 
Eine  Ergänzung  ergiebt  sich  aus  dem  Vor- 
herigen zwanglos,  wie  sie,  ohne  Einsicht  in 
die    m3'thologischen    Zusammenhänge,    schon 


a.   a. 


fVA^^^\ 


auf  dem  Bilde  „die  Bekämpfung  des  Drachens 
von  Theben  ebensogut  gemeint  sein  könne". 
Es  ist  der  Moment  vor  dem  Kampfe.  Der 
Held  trägt  zwei  Lanzen  (die  Schwertseite  ist 
nicht  sichtbar);  das  Schöpfgefäfs  steht  ihm  zu 
Füfsen.  Athene,  der 
'  eine  Nike  entgegen- 
flattert, spricht  ihm 
zu.  Links  von  ihm 
Ortsnymphen  und  ein 
Palmbaum,  der  ver- 
mutlich seine  Her- 
kunft aus  Phönizien 
andeuten  soll  (anders 
Heijdemann  S.  37). 
Rechts  vom  Helden, 
durch  ein  Diadem 
ausgezeichnet,  Har- 
monia,  vom  Drachen 
bewacht  (nicht  Thebe 
[Heydemann],  da  die 
Ortsnymphe  in  der 
__episch-mythischen 
Überlieferung  keine 
selbständige  Rolle 
spielt);  ihrzuHäupten 
Hermes  nnd  vermut- 
lich Aphrodite  (an- 
ders Heydemann). 
Verstreute  Lorbeer- 
zweige sollen  das 
Lokal  wohl  als  apolli- 
nisch kennzeichnen. 
Auch  hier  erscheint 
Harmonia  als  Preis 
des  Drachenkampfes. 
—  25.  Nach  gleicher 
Richtung  führt  das 
Sp.  841  f.  aus  d.  Wien. 
Vorlegeblätt.  C,  VII, 
3  reproducierte  zu- 
letzt von  Herzog 
{Göttervereine     12  f.) 


0.   S.    15    geahnt 


ist.  Pelias  will  die  Tochter  nur  dem  geben, 
der  Eber  und  Löwe  anschirrt:  Admetos  voll- 
bringt es  durch  Apoll  (ob.  BJ.  1,  Sp.  68).  Einen 
ähnlichen  Agon  mufs  man  auch  hier  vermuten : 
und   besonders   sinnvoll  ist  es   nun,    dafs   das 


4)  Kassmos  und  Harmonia  auf  dem  Hochzeitswagen,  von  Apollon_^geleitet 
(nach  den    Wiener   Vorlegeblättern  C,  VII,  3). 


u.  U.v.Wilamowitz  {Isyllos  187  ff.)  besprochene 
schwarzfigurige  Vasenbild  aus  Rhegion.  Ganz 
neu  ist  KASZMOE  und  HAPMONIA  auf  dem 
von  Löwe  und  Eber  gezogenen  Wagen,  da- 
neben Apollon,  die  Phorminx  spielend,  v.  Wila- 
motcitz  bemerkt:  „Die  Gewalt  seines  Liedes 
beweist  Apollon,  wenn  er 
Admetos'  Wagen  schirrt: 
Etäudlich,  dafs  er  dasselbe  im- 'Aquovi'u  thut, 
deren  Namen  auf  die  Macht  der  Musik  hin- 
deutet .  .  .  [vgl.  ob.  Bd.  1  Sp.  1832],  hat  doch 
die  Macht  der  Musik  auch  die  aQfioyrj  der 
Mauern  Thebens  bewirkt  .  .  .  Dafs  Apollon 
und  Artemis  ...  die  wilden  Tiere  bezwingen, 
ist    natürlich    und    hellenisch:    aber    das    er- 


bezwungene Bestienpaar  dann  den  Hochzeits- 
wagen zieht.*)  —  26.  Die  Richtigkeit  dieser 
Vermutung  wird  urkundlich  bestätigt  durch 
die  litterarisch  reicher  bezeugte  lasonsage, 
welche,  schon  längst  als  Dublette  des  Kadmos- 
mythos  erkannt,  zahlreiche  altertümliche  Züge 
.  .  die  Bestien  an  60  aliein  erhalten  hat.  Ehe  der  Held  sein  Ziel 
Es  ist  wohl  ver-  erringt,  mufs  er  nicht  nur  einen  andei-n  'Spar- 
tenkampf' bestehen,  sondern  auch  ein  Paar 
feuerschnaubende  Stiere  ins  Joch  spannen 
(ob.  Bd.  1  Sp.  505,  64;  Sp.  512,  30);  es  gelingt 

*)  Die  Helden  leisten  uäuvatu .  die  sich  vielfach 
variieren,  vgl.  z.  B.  l'erg.  ed.  8,  27  imiijentur  iam  gnjpi'n 
equis  etc.  So  könnten  Hinde  und  Greif  auf  der  Berliner 
Vase  gemeint  sein. 


843    Kadmos  (in  Theben:  h.  'llesiod'  etc.)  Kaclmos  (in  Theben:  b.  'Hesiod'  etc.)    844 

ihm  unter  dämonischer  Hülfe.    An  ihrer  Stelle  dsSimg  ßaailsiav  kt?..  —  29.  Hiernach  läfst  sich 

hat  sich   hier   das   alte,   noch  in  den  Schild-  folgendes  Stemma  zusammensetzen: 

zeichen    des  Tydeus    und  Polyneikes    wieder-  Neüos         Poseidon    Beios 

kehrende  Tierpaar  boiotischer  Märchenpoesie  I                  |             | 

erhalten.  —  27.  Mit  Recht  hat  v.  Wilamoivitz  Argiope^Agenorv^_^r)anmo                             Kiiix 

auf   der  eben  besprochenen    Vase    den   Hoch-  (ügyU?)Meiial'hoiBixi.aie^Aigyptos      ThLa 

zeitswagen  erkannt.    Vielleicht  lugt  sich  hier,  |                         j                        I 

da   wir  Pherekydes    schon  oben  als  Vertreter  Kadmos               Europa             Proteus 

dieser  Parallelüberlieferuug  vermutet  haben,  die  Der  Genealoge   scheint  sich   den  Agenor  und 

bei  Äpollod.  3,  4,  2  =  Pherelc.   fr.  45  FHGr.  lo  seine  Sippe  am  Nil  in  Ji'yvnrog  ansässig  ge- 

1  p.  83  erhaltene  Notiz  ein,  dafs  der  ognog,  den  dacht    zu  haben.     Sehr  wichtig  ist   in  dieser 

Kadmos    der    Harmonia    als    Brautgabe    dar-  Hinsicht  das  Eingreifen  des  Proteus,   der  mit 

brachte,  vno  EvQcöniqg  (^do&rivai  KäS^cpy'    ov  dem  mythologischen  ,,Aigyptos"  der  Griechen 

TiaQcc  Jiog  avrrjv  laßsiv.   Hiernach  hat  Kadmos  ständig   verbunden   ist.   —  30.  Von  den  Spät- 

die  Europe  (ursprünglich  in  Boiotien?)  wieder-  lingen,  welche  dem  Mutterlande  hellenistischer 

gefunden,  s.  oben  nr.  3.  —  Crenealogisches.  —  Kultur    eine    begreifliche    Vorliebe    entgegen- 

28.  Bei  der  meist  in  Schatten  gestellten  genea-  brachten,  wurde  vor  allem  diese  Überlieferung 

logischen  Überlieferung   dieser  Gruppe    gehen  in  klarer   geographisch-ethnographischer  Auf- 

wir  von  den  Originalurkunden  aus.    PhereJcydes  fassung  vertreten,   vgl.  Hekatoios  (v.  Abdera) 

(1.  4)  Schol  Apollon.  3,  1186,  p.  478  K.  {fr.  40  20  bei    JDiod.  1.5,   3   {fr.  13  FRG.  4,   392):    Die 

FÜG.   1   p.   83):    'Ayriv(OQ    §£    6   Tlooeidävog  Ägypter  vertreiben  allerlei  fremde,  bei  ihnen 

yaiiBL  Jccfivd)   rrjv  B^Xov.     Täv   81   yivovxai  angesiedelte  Elemente,    welche  sich  ihrer  Re- 

^OLvii,  v.al  'laairj  [Äair]'?    'idairj?    s.  nr.  67.  ligionsübung  nicht  fügen  wollen.    Die  tüchtig- 

Sidr]?  s.  lo.  Antioch.  6  FHG.  4,  544],  rjv  iaxBi  sten  kommen  sig  rrjv  'EXlccöa  v.ai  xivag  txkqovg 

Ai'yvntog'   Kai    MeXia,    rjV    iO%ii,    d  avKog.  zonovg,  i'xovrsg  (x^ioXöyovgrjysfiovccg,  (ovrjyovvro 

'^TiBLztv  i'eii-i'Ay  rivoiQ'AQy  lönriv  xriv  Nsilov  Jävaog  xai  Kääfiog  rcov  allwv  inicpav^otazoi' 

Tov  norafiov.  tov  Ss  yivsTcct  Käö fiog.  Äpollod.  6    dt    nolvg   lu'og   i^imcs    ilg   zfjv   vvv  -naXov- 

3,  1,  1  {fr.  42  FHG.  1  p.  83)  cvvs^rjX&s  dt  snl  [levrjv  'lovdcäav  ktX.     Aber    auch    der  Perga- 

zrjv  ^rizrjGiv  avzrig  TrjXitpaaacc  rj  (irjzrjQ,   xat  mener     Charax    vertritt    diese    Ansicht,    vgl. 

fiäaog  o  TJoasiSolvog,  cog  Ö£  ^SQsnvSrjg  qpjjffJ,  30  Mytliogr.    p.    324   Westerm.    {fr.    13,    FHG.    3 

Kiliv.og.    Auffällig  ist  in  dem  ersteren  Frag-  p.  639  M.)  Zs^tXrj  rj  Käd^ov   &vycczrjQ  liyszai 

mente    der    Schlufs    zov    8\:    es    mufs   xäv   81  %vr]aai  tiqo  zov  yäyiov   zov   8s   Titxi8a  ^■£i6za- 

korrigiert  {Keil}  oder  (^zäv  88  .  .  .y  eingesetzt  zov   ovza    b   KäSfiog,    Siöxi    iv.    nvgog    ioco&rj, 

werden.     Nun  macht  eine   bisher   unbeachtet  nBQisLTts,  ^al  zL&fzccL  avzcö  Aiyvnziov  Jio- 

gebliebene  Notiz  den  Kadmos  zum  Sohne  des  vvaov  nüzQiov  uvofia. 

alten    Königs   Ogyges;    ein    anderes  Zeugnis  Boiotische  LokalbezieliHiigeii. — 31.  Kad- 

rückt  diesen  aus  Boiotien  {Korinna)  nach  ^Ai'-  mos  mit  den  Sparten  erbaut  die  Kadmeia  und 

yvnxog\  Vgl.  P/toi.  2p. 277 n. 6  (aus  verwandter  damit  Theben:  das  ist  die  Erfüllung  des  Ora- 

Quelle  bei   den    Parocmiogrcqihen  interpoliert)  kels.      Die    Sage    vom    Mauerbau    durch    Am- 

'Slyvyia  Kazä'   inl  xcöv  oxXtjqwv   insl  avvsßrj  40  phion    und    Zethos    ist     eine    Parallellegende, 

Kcc8(iov  xov 'Slyvyov  8ia  xag  &vyazsQag  Kayiotg  durch  die  Kadmos  ausdrücklich  auf  die  Burg  be- 

■jiSQiTiiostv  a^Eivov   8s    Isysiv  '£ly.  %.    xa    iia-  schränkt  wird,  die  er  ö;^'9'fo  f7r' aK^oraro)  gründet 

Xaia  %xX.     Dem   entsprechend    scheint    LyJco-  (vgl.  Unger  I — III  p.  2  sqq.  26  sqq.).    Dem  ent- 

phron   Alex.    1106  'Slyvyov    anagrog    Xsäg    die  spricht  es,  wenn  Pausanias  9,  12,  3  berichtet: 

Sparten    über  Kadmos   mit  Ogyges   in  Zusam-  Koc&özi  xr^g  d-ngonolicog  dyoQcc  acpiaiv  icp'  rjixäv 

menhang    zu   bringen.     Vgl.   Tsetzes   z.  d.  St.:  nsnoirizcci ,    Kä8^ov  xo  (XQxaiov  oiv-Cav  slvai.'*) 

jtai   6  "Uyvyog  @r]ß(iöv  AiyvTttiOiv    qv   ßaaiXsvg,  Vgl.   9,   16,  5   to    dt    t/js   dr'j^rjZQog   leqov   zfjg 

o^^sv  6  KäS^og  vitriQxsv  v.zX.,   s.  Unger,  Theh.  &sai.io(p6Qov  KdSfiov  y.ai  zmv  dicoyovwv  oi%(clv 

Farad,   p.   266  sq.      Danach    wird    man    <(tc5v  nozl    etvat    Xäyovoiv.    d.   h.   Kadmos    gilt    als 

8£  yLVfzai  .  .  .  'Slyvyr}g,y  zov  88  y.  K.  schreiben  50  Demeterdiener.    In  historischer  Zeit  führte  man 

müssen.   Auf  denselben  Pherelcydes  geht  wegen  vor  allem  gewisse  Wasserleitungsanlagen  der 

Strabn  10,  4.72  {fr.  ß  p.  71  Proteus  zeugt  Kabeiro  Burg  {Bursian,  Gcogr.  1,  226;   Urlichs,  Topogr. 

und    Eioneus)    zurück:  Konon  Narr.   32*)    zu  v.  Theben,  Bayr.  Akad.  3,  416)  auf  ihn  zurück. 

tisqI  EvQconrjg   ttjs  xov  ^oiVLHog  &vyaxQ6g  .  .  .  Vgl.  Ps.-Dic.  fr.  Paris.  12  {FHG.  2  p.  258  31. 

[vgl.  Äpollod.  3,  1,  1  zivsg  8e  (d.  h.  Pherekydes  Geogr.  Gr.  31.   1,    102):    cpiQEzui    Ss   -ncti    dno 

u.  a.)    EvQconrjv  .  .  .   ovv.  'AyrjvoQog   (wie   Kad-  zfjg  K(x8fiBLccg  v8coq  d(pav8g  8i,a   acoXi]vcov  dyö- 

mos),   dXXa  ^oiviKog  Xsyovatv,    und  die  Inter-  jisvov    vnh    KdSiiov    zb     naXaibv     ag    XiyovaL 

polation    der    IL    S    36  f.    ov8'    ozs    (^OLviyiog  nazsoKsvaafiEvov:,    was    Unger   S.   111    schwer- 

KOVQTjg  zrjXs-nXeizoLO  \  rj  zsus  fioL  Mivcov  Z8  yial  lieh  richtig  auf  die  Aretiasquelle  bezogen  hat. 

dvzi&8ov  'Pa8dnav9vv,  aus  verwandter  epischer  r.o  —  32.  In  diesen  Zusammenhang  fügt  sich  auch 

Quelle,    ebenso    Antim.    Theh.    3    p.    277  Kk.,  die  apokryphe  Legende,  dafs  Kadmos  anstatt 
Eurip.  fr.    472    p.  505,    s.  oben  nr.  12   a.  E.,       der  vergiftt-ten  Drachenquelle  mit  einem  Fufs- 

v.a\    ag    ni^tpEtE     zovg    vi^tg    6    nazrjQ    Kczci  stofse  eine  Quelle  {KdSfxov  novg,  später  'lüfix]- 

^rjzrjaiv  .  .  .,    cov    riv    -nal    Kd8(iog,    ^e&'     ov  v6g)  erööhet  habe.     Vgl.   'Sostratos''    bei    Ps.- 
GvvccTraÜQEi  riQcozEvg  8^  Alyvnzov  xijv  BovaiQi8og       Plut.    de   fiuv.    2    (fr.   4   FHG.    4   p.    505   31.) 

*)  Auf  ganz  anderem  Boden  steht  der  euberueristischo  *)  [Das  wichtigste  Zeugnis  für  diese  lYagen  ist  die 

Bericht  AVuv.  37;  auch  der  Anfang  von  32  scheint  keine  Sp.  828    angeführte    Eede    des   Hermes    aus    der   Antivpe 

reine  Überlieferung  zu  bieten.    Vgl.  Uöfer,  Koiw/i  S.  35  ff.  des  Euripules.] 


845    Kadmos  (in  Tliel)en:  b.  'Hesiod'  etc.)  Kadmos  (u.  Typhoeiis)  846 

Yfffijjfos  ..  sKcclsiTO  Ss  To  tcqÖzsqov  Kcidfiov  noch  Adelsfamilien ,  die   sich  auf  die  Sparten 

novg,   an'  alzCag  TOiavrrjg'   KäS(iog  zov   kqyj-  zurückführten  (gegen  Studniczka  S.  89  f.;  vgl. 

voqpiUofxa  S^d-novra  ro^svoag  xai.  svqcov  mensQ  Maafs,  Gatt.  g.  Anz.  1890,  370  f.).  —  35.  Wenn 

7i£cp(XQj.iccKSviiEvov  TO  vöcoQ  .  .  .  ysvö^svog  Kara  dagegen  Herodot  5,  59  berichtet  slSov  ds  v.al 

tÖ  KmQVKULOv   avTQOV   xkto:   TtQOvoiav   'A&r]väg  avrog  Kadjir^ia  ygccfificcza  iv  rä  igä  xov  'Anol- 

xhv  Sb^iov  nöSa  ßa&vtsQov  aig  Ttrßov  r]QSt.GSV  lavog   zov   'lofirjviov    ev    Grißya   zfjai,  Boiazäv 

Ttozanov  S'  avaöo&svzog  .  .  b  )]Qag  ßov&vzr'jOag  .  .  .  za   nolXä    o^otoc   bvzcc    zoiat,    lcüviv.otaL  (es 

Käd(iov    TcoScc    TtQoarjyÖQSvasv    uvzöv.     Mag  folgen  Weihepigramme  mythischer  Kadmiden), 

man  über  die  Zuverlässigkeit  des  Ps.-Plutarch  so    spricht    er    wohl    nur    in    seinem    Namen, 

noch  so  gering  denken,  so  entspricht  doch  die  lo  nicht  in  dem  der  Priesterschaft:  die  Kadmiden 

Legende  der  Erzählung,  dafs  Hermes  in  x\ithio-  mufsten  naturgemäfs  KaS^rfCu  ygäiinaza  schrei- 

pien,  als  er  die  lo  bewachte,  slccnzias  zrjv  yrjv  ben.  —  36.  Als  Muttermal  sollten  die  Mitglieder 

jtaJ  ccvsdcoKBv  vdwQ'  c&sv  xai  'Epftov  TtxsQva  der    Spartengeschlechter    eine    Lanze    tragen, 

v-KlEizai;    ähnlich    die    Chalkonsage    von    Kos  vgl.  Tro^.  J.ns<of.  Poe^.  16  p.  1454'^,  22  löyxriv 

Theohr.   7,    6    mit    ScJiol.     Vgl.    C.   Bütticher,  'i]v   (psgovai  yrjysvslg  (aus  Euripides'  Äntigonc 

'BirJcc,   die  Quelle  u.  Heroine''  Berl.    Winckel-  nach  M.  Mayer,  de  Eurip.  Mythogr.  p.  74  und 

viannsprogr.    1864,   5    und    zur    Sache    BergJc,  W.  Schilling,    ad   Trag.    Gr.    Symb.    p.  24).*) 

op.  2,  655.    E.  IL  Meyer,  Achilleis  541.     Für  Vgl.  Bio  Chrys.  4,  23   {Hagen,  Qu.  Dion.  12): 

gewöhnlich   wurde   die   Aretiasquelle   mit    der  toi?   iilv    iv    0t]ßaLg  Znagzotg  arjfiiiov  Isyizai 

Dirke  {Euripides  oben  nr.  5)  oder  Melia  {Paus.  20  eIvcci    zov   yivovg  löy%ri  zt,g   oifiai,  s-itl  zov  coj- 

9,-10,  5.     Bursian,  Geogr.  1,  226  Anm.)  iden-  iiazog.      lulian  p.   SIC:    Xöyxri    8e    Xsyszca  .  . 

tificiert.  —  33.  Ebenso  lokalisierte  man  die  übri-  zoig  Znagzoig  ivzvncod'fjvai  tzuqu  ttjs  zs-novarjg 

genHauptscenendesKadmosmythos  an  bestimm-  .  .   avzovg    ßmlov    xai    .    .   diaaco&rjvcct    zovzo 

ten  thebischen  Ortlichkeiten.    Man  kannte  die  tc5   yevst  cv^ßolov.     Hygin.   72    ex   draconteo 

Stelle,  Ev&a  rj   ßovg  EfieXlE  zcifiovaa  o-uldasiv;  genere    omnes    in    corpore    insigne     habehant. 

darauf  SV  vtich'&qo)  ßcofiov  kkI  äyaXfia  A&rjväg,  Möglich  wäre  es,  dafs  hier  eine  ganz  im  Geiste 

mit  dem  angeblich  phönizisclien  Beinamen "Oyya  der  alten  Sage  (vgl.   Tümpel,  Bern.  S.  18)  ge- 

oder  "OyKcc ;   ein   (mit  den  bei  Herodot  nr.  35  haltene  Erfindung  der  Dramatiker  vorliegt,  um 

erhaltenem    wohl    gleichwertiges)    Epigramm  eine  avayvcöptötg  zu  vermitteln  (vgl.  TF.6'c/«7Zm</ 

von    ihrem    vriög   beim    Schal.   Eurip.    Phoen.  30  a.  a.  0.).    Wenn  bei  den  Kindern  des  oben  nr.  34 

1062  p.  360  Schw.  (vgl.  Unger  p.  267.)    Dicht  erwähnten,  zum 'Spartengeschlecht' gehörenden 

beim    jioXvuvSqiov  ,    wo    die    im    Kampfe    mit  Python,  nach  Plut.  de  ser.  num.  vind.  21  i^av- 

den  Makedoniern  gefallenen  Krieger  bestattet  i^vEynE  Xöy%r\g  zvnov  Iv  zä  caficczi,  dia  XQOvcov 

waren,     unocpciivovaL     x^gtov     fv&a     Kddfiov  zoaovzcov    .   .    dvccdvarjg    (Öctieq    e-a    ßvQ'ov    zrjg 

lEyovöi  .  .    zov     SQccKOvzog  .  .     zovg     oöövzag  Ttgog  zb  yivog  buoiözrjzog**):  so  darf  man  aus 

GTtEigai,   ävSgag  ös  .  .  dvEtvai.   rrjv    yi^v:   Tod  dieser  späten  Wundergeschichte   noch  keinen 

und  Urzeugung  neben  einander  {Paus.  9,  10,  1).  Schlufs   auf  Alter  und  Volkstümlichkeit  jenes 

Und  auf  der  Burg  zeigte  man  ^aXäiimv  .  .  zov  Zuges    ableiten.    —    Über   Tanagra    als    Aus- 

Ts    'Agfioviag   igEÜnicc    Kai   ov    UsuElrjg    (paatv  gangspunkt   für    die   einwandernden   Kadmeer 

Eivat,  und  xagiov  .  .  .  k'v&a   di]  q^aßt.  zag  &edg  40  des  jungem  Epos  vgl.  nr.  75.***) 
aacei  {Paus.  9,  12,  3);   die   3   alten  Aphrodite- 

(Athene-,    Demeter-,    Erinys-)   Bilder   auf   der  H.   Kadmos  und  Typhoeus. 

Kadmeia  sollten  dvtx&i](iuzcc    'Jg^ioviag    eIvccl,  37.    Nonnos    beginnt  sein   abenteuerliches 

EgyaoQrivccL   Se    dnb   zäv    uKgoczoltcov    d    zatg  Götterepos  mit  der  Kadmos-Europe-Sage.    Vgl. 

KdSfiov  vavalv  rjv  ^vXov  nsnoLrjfisva  {Paus.  9,  Köhler  S.  2  ff.     Zeus  entführt   die  Europe  von 

16,  3):  vgl.  A'.  Tümpel  S.  654.  704.  —  34.  Auch  Sidon  nach  Kreta,  während  der   Kilikier  Ty- 

historische  thebische  Adelsgeschlechter  hatten  phoeus  im  Besitz  der  Blitzeswaffen  den  Olymp 

Anschlufs  an   die  Spartensage.     Vgl.   den  gut  land    die   Götter  bedroht.     Kadmos    folgt  den 

unterrichteten    (s.    Schol.  Pind.   Pyth.   4,   467)  Spuren   des    Stieres    und   kommt   1,   140  (521) 

Scholiasten  zu  Pyth.  5,101:  zivsg  Se  Alysa,  d(p'  so  xat   aig   'Agi^cov    ^löyEov    citEog,   wo   das   Un- 

oi)  T]  zäv  AiyEtSäv  iv  Qiqßaig  cpgcczQia  zovvofMa  geheuer  haust.   Inzwischen  erreicht  Zeus  seinen 

iXcißE,  Enagzbv  eIvcci  zäv  dnb  Kdöfiov.    Tzets.  Zweck,    verstirnt  die  Truggestalt  des   Stieres 

zu  Lylcophr.  495:  Alyavg  a)  .  .  b)  zivlg  8e  -nul  und  übendäfst  Europe  dem  Asterion  (1,  350  fF.). 

zovzov  lEyovoi  zäv  dvaSod'Evzwv  i-n  zäv  oSov-  Dann    im    Arimerlande,    von    Eros    begleitet, 

zav    zov    ögdKovzog    zov    iv    Oi^ßatg    [äg    tial  cpoizccXim  ^aatrjgL  Si'   ovQEog  r'jvzszo  Kädiicp.  — 
'AvdgoTi'cov,  wegen  seines  Sp.  879   angeführten 

Zeugnisses     wohl     vor    a)    umzustellen].      Noch  *)    ^^^    Sternensymbol    des    Karkinischen    Thyestes 

<•"       TT-  •         j  x.  11         tT„  zieht  mit  Unrecht  hierher  K.  Tümpel,  Bernerl-unoen  18  f. 

für    Epamemondas    nahm    man     solche    Her-  .  .^  m-      ,     „       7  a  /a  l  ^  ^-^  a/■,^ 

T        ej.  1      Ti  ^     ....      K    /r\       --       '  «^^  *)    Tümpel,   Bemerkungen  S.  18   hat  die  Stelle  zuerst 

kunft   an,   vgl.    Paus.   8,    11,    5   _(&)   zm   raqpo)    Se  j^    ^.^^^^^  Zusammeuhange   verwertet,    aber   nicht    ganz 

(des  Epameinondas)  Kiav  ze  EcpEOzrjuE  -/.al  aonig  60  richtig  verstanden. 

in       avzä      Sgdnovza     e'xoVGCC     inEtgyaanEVOV  ***)   Merkwürdig,    dafs   sich   auf  thebischen   Münzen 

(der  Drache    als  Schildzeichen,    wie  bei  Aischy-  keine    Darstellunjjeu    aus    der    Kadmossage    nachweisen 

los)-   6  ^EV   St]   Sgdy.av   iQ-ilEl  OrjilULVElV  yivovg  lassen.     Ein   von   Mionnet  (lab.  gen.   8.  233)   auf  Kadmos 

zäv    Znagzäv    yiaXovaivcüV     eIvcci    rbv    'Ena-  gedeutetes  Stück  bezieht  /wÄoo/-i?<^wier   einleuchtend  auf 

'    t.  TT„i    1     T>i    i     7  -7  Protesilaos.     In   Theben    selbst   scheint   die   epische  Sage 

uEivcavoav.    Vgl.  auch  Plut.  de  ser.  num.  vmd.  ,       ,         •„     w       1      <•  r ..       11         1    ,•     n„*„t, 

fr  .         .V      rr'Q.  -      T^r       o  '  /v.  danach  weniger  Wurzel    gefafst  zu  haben,  als  im  Osten. 

21     zcov     Se     TlvO-covog    zov     NiatßEwg    naiScov,  Phantasien    ohne   Halt    sind    die    thebischen  Aresspiele, 

og    Evayxog  ZE^vr^ze,    XEy0(lEV0V    zoug   Znagzoig  die   Kadmos   eingesetzt   haben   soll   nach   Pano/ka,   Arch. 

ngogr]v.Eiv:    also    selbst    in   jener  Zeit  gab  es  ztg.  12  (1859),  i90. 


847  Kadmos  (n.  Typhoeus)  Kadmos  (u.  Typlioeus)  848 

38.  Zeus  beschliefst,  ihn  zum  Werkzeug  der  Rache  sv  nvgl  yiccicov  \ 'lXlvQiy.rig  sldcpoio  nolvyXäxiva 

an  Typhoeus  zu  machen.     Pan,   sein  zweiter  ^sgccirjv,    um    das    Schicksal  abzuwenden"    — 

Reisegeselle,    rüstet    den  Kadmos    als  Hirten  eine  Anweisung  ganz    im   Stil  der  hellenisti- 

aus;  vor  allem  öoXirjv  avqiyycc  cptgmv  ddijfiovt  sehen  Magie,  wie  das  Zauberwort  des  jxvcTrjg 

KäS^ioi  I  dmtis    Tvcpaovtoio   KvßeQV^zsiQav   oXi-  13,  485. 

&QOV.'  Eros  soll  den  Typhoeus  verwunden  und  Quelle  desNouuos;  Peisaudros.  —  42.  Die 
so  weicheren  Gefühlen  zugänglich  machen  (1,  Grundzüge  dieses  Typhoeuskampfes  sind  nicht 
400),  Kadmos  —  dem  als  Lohn  die  Hand  der  neu:   aber  gerade  das  Eingreifen  des  Kadmos 
Harmonia    in    Aussicht    gestellt    wird    (1,  396  (wie   bei  ähnlicher  Gelegenheit  des  Herakles) 
a£  yccQ  QVTTJQCc  xilseaa  \  ccgiiovirjg  Koafioio  xai  lo  ist    eine  Singularität.      Den  TyjDhoeus  besteht 
'jQfiovirjg  TiaQdy.oixrjv)   —   soll  ihn  durch  sein  Zeus  in  der  älteren  Tradition  {Pindar  fr.  93,  2) 
Syrinxspiel  anlocken  und  bezaubern.    Das  ge-  allein;  bei  den  Mythographen  treten  ihm  Pan 
schiebt;  der  Drachenfüfsler  läfst  die  Blitzwaffen  und  Hermes  zur  Seite;  Hermes  spielt  hier  (und 
in   der  Höhle   (410  ff.)   und  folgt  dem  Klange,  noch  mehr  dem  Argos   gegenüber)   eine  ähn- 
während   Zeus    in    Stiergestalt    in    der    Nähe  liehe  Rolle   wie   Kadmos   in   den  Diomjsiaka, 
bleibt,   (409)   ev&Bv  OQog  nsls  TavQog  lnü>vv-  vgl.  Plut.   de  Is.   et  Os.   55:    eine    von   vielen 
ftov.   —  39.  Kadmos  verbirgt    sich    beim    Er-  Beziehungen    zwischen    dem   Heros    und    dem 
scheinen  des  Unholdes:   der   aber  spricht  ihm  Gotte.     Erfindung  des  Nonnos  ist  die  mario- 
freundlich   zu    und   heifst  ihn  weiter  spielen.  nettenhafte    Rolle    des  Helden    im   einzelnen: 
Der  Listige  fafst  sich  und  geht  darauf  ein:  noch  20  das   Grundmotiv  war   aus  älterer  Poesie    ent- 
ganz   anders,     äufsert    er    beiläufig    (487  ff.),  \ehnt. —'iS.Y g\.  Fisander  hei  Olympiodor  Fiat. 
klinge  seine  Phorminx,  mit  der  er  einst  ApoUou  Phaed.  =  Fr.   d.ep.   Poesie  p.  _91  P'-    Sr]lot 
besiegt  habe;  nur  habe  Zeus  ihm  um  des  be-  &£oXoy'äv  xcc  kcctcc  Käöiiov  iv  tc5  fiv&q),Jv  a 
siegten    Sohnes    willen    die    Saiten    mit    dem  cprjai  xov  Kädfiov  vnoTiQ-Ba&on  xä  Ju.,  näg  av 
Blitze   zerstört:    ei   Ss  Tto&'   £vqco\   (493)  vsvga  v.azaycavL6aito  xov  Tvcpmvcc.     Man  bezieht  das 
TiciXiv   aq)QLy6covxa,   ^aX^a   divögsa  nüvza  %xX  meist   auf  die   fjgojitial  &£oycc^iat    des   späten 
Typhoeus     läfst    sich    übertölpeln:    (510)    yial  Epikers    aus    Laranda    {Büntzer;    0.    Müller, 
xaivg  £i?  bov  avzgov  insiyixo-  ksl&sv  ccEigag  j  Proleg.  147):  ein  durchschlagender  Grund  gegen 
vsvga  Jiog   SoXösvxi  itögsv   ^SLvrjKx  Käd^im   |  ;  den  'Kamiräer'  existiert  nicht,  und  wenn  man, 
er    holt    die    Sehnen    des    Zeus,     vs'vga,  io  me  Kinkel,    das    von   demselben    Olympiodor 
xänsg     %Q'ovl    Ttinxs     Tvqjccovcrj    noxs    %ägix,ri.  citierte  Fragment   über  Perseus   und  Herakles 
(Rudiment  einer  von  Nonnos  nicht  recht  be-  {fr.  10  p.  252  Kk.)   dem  Kamiräer  zuschreibt, 
rücksichtigten    und    mangelhaft    verstandenen  mufs   man  das    Gleiche  auch   hier  annehmen. 
Sage,  über  die  vgl.  Köhler  S.  5  f )     Dies  „am-  Da  sich  von  dieser  Persönlichkeit  aber  wenig 
brosische  Geschenk"  lobt  der  listige  Hirt:  om  T?  Sicheres    sagen    läfst    {v.    Wilamowüz,    Eoni. 
XogörjV  I  (515)   seaofiävrjv    cpög^iyyL  ■nccxä-agvcps  Unters.    347,    Herakles   I    309),    würde    damit 
«otAafJt    TtExgr].     Dann   spielt    er    weiter:    und  das  Zeugnis  nur  älterer  (vielleicht  rhodischer, 
ovaxu   Tiävza   xixaCvoiv  \  (520)   ag^iovCrig  7]hove  s.    unten    nr.    85)    Tradition    gewonnen.      Die 
.  .  .  Käd^cp  I  (534)  &£Xyoßävrjv  ^eXssaaiv  oXrjv  Tltanomachie  des  'Musalos'.  —  44.  Dem  In- 
q)g£vcc   Scö-ns   TvqxüBvg.     Währenddem  kriecht  40  halte  nach  fügt   sich  das  Fragment  in   keine 
Zeus  (2,  Iff.)  in  die  Höhle  und  bewaffnet  sich  der  bisher  rekonstruierten  Quellen  ein,  kann 
x6  Sevzsgov  -qQ-ädi,  nvgacp ,  mit  dem  dort  ver-  aber    ebensowenig   als   späte   willkürliche  Er-  ^ 
borgenen    Blitzgeschosse',    den    Kadmos    aber  findung    (Welcker,    Kret.  Kol.    33    u.    ö.)    auf' 
umhüllt  er  mit  einer  Wolke,   damit  ihn  Ty-  Grund  einer  spielenden  Namenserklärung  bei- 
phoeus  nach  Entdeckung  des  Diebstahls  nicht  seite    geschoben  werden.     In  der  That  führt 
töte.  —  40.  Typhoeus  merkt,  von  den  Zauber-  uns,  wie  u.  a.  schon  Zoega  {Bassirü.  1  p.  12) 
klängen  betäubt,  von  dem  allem  nichts.    Erst  gesehen  hat,  das  bereits  oben  nr.  5  Sp.  827,  34 
wie  sie  schweigen,  eilt  er  in  die  Höhle:  ßgov-  angeführte    Citat    aus    der    Tixavoiiaiia    des 
zr^v  d'  iqv Sfi6(poizov  ISC'Qbxo  .  .  (25)  v.ci.1   axsgo-  ' Miisaios''  (p.  228  K.)  in  ältere  Zeit  zurück.*) 
Ttrjv  ä-ntyrizov  .  .  .  (27)  «at  ■ksvsov  anäog  evgs.  50  Wenn    im    Zusammenhang    der   Tltanomachie 
Jetzt    gerät    das    Ungeheuer    in    blinde    Wut,  von    der  Wanderung    des    Kadmos    die    Rede 
stürmt  gegen  den  Himmel  und  verwüstet  und  war,  läfst  sich  keine  bessere  Verbindung  her- 
vernichtet   dort    alles    rings    umher,    bis    die  stellen,  als   die  von  Nonnos  gegebene:   durch 
Nacht  hereinbricht.    Die  übrigen  Götter  haben  die  Typhoeuslegende.  —  45.  Nun  erzählt  nicht 
sich  zum  Teil  geflüchtet:   nur  Zeus  bleibt  am  nur  'Hesiod'  die  Typhoeussage  zuerst,  sondern 
Tauros  und  nimmt  den  Entscheidungskampf  an,  in  der  Asjns  heifst  es  v._32  xäxcc  3'  i^s  (Zeus) 
in  welchem  er  vor  allem  durch  das  Blitzgeschofs  Tvcpaövtov,    zöQ'e    d'   ccv&ig  \   ^Uiov    uY.göxa- 
Sieger    bleibt.       Nun    erst    nimmt    Zeus    vom  xov  kxX.;    vgl.  Hesych.  4  p.  187  TvcpCov  ogog 
Kadmos   die   deckende  Wolke  (2,  663),   dankt  BoitoxCag.     Hier  also  mufs  (vor  der  'Zeugung 
ihm  und  wiederholt  ausführlich   die  schon  1,  go  des    Herakles')     der    Typhoeuskampf    lokali- 
395  angedeuteten  Verheifsungen.  —  41.  Dem  siert   gewesen    sein,    vgl.    scliol.  Pind.  Olymp. 
Nonnos  eigentümlich   ist  dabei  die  Kombina-  4,  11   tvioi  da   av  Uid'rjKovociLg  cpaai  xov  Tv- 
tion  verschiedener  Genealogieen  2, 682  ff.  (Ä'oWer  qxävcc  .  .,  01  da   av  AiyvTtxm  .  .  .,   01   8e    av  xw 
S.  6),    vor   allem   aber   die   mit   der  Warnung  ogai    xm    yiazcc    BoLcoziav.      Wir    befinden    uns    . 
vor    dem    Zorne    des    Ares    verbundene    An-  wieder   auf  boiotischem  Boden:    boiotische 
Weisung:    „Nachts    den    Himmelsdrachen    vor  Poesie   wird   den   Kadmos   mit  Zeus  und  Ty- 

Augen  (674  ff.)   gä^OV  vnag  ßcofiOLO   Xaßatv   avoö-  *)   sie   ist   aber  kaum   von   Nonnos   selbst  benutzt,  s. 

(lov    ocpi'zriv ,  I   ntzlrjOKCiiv   '0(pLov%ov  OXvfntLov,  Ji.  K6/iicr  S.  3. 


849     Kadmos  (n.  Harmonia  in  Tllyricn)  Kadmos  (u.  Harmonia  in  Illyrien)     850 

phoeua  in  Znsammenhang  gebracbt  haben;  acpäg  snl  xa  oikblcc,  rag  nvlag  Siä  cor  ttjv 
selbst  das  in  unseren  Berichten  rudimentäre  ■näd-ociov  snotovvro  .  .  6vo!.ia^ovGiv  'OfioloTSag. 
Eingreifen  des  Zeus  mag  darauf  zurück-  — 4S,  Den  hier  nur  skizzierten  tragischen  Aus- 
gehen. Wenn  Zeus  aber  die  Hand  der  Har-  gang  des  geprüften  Helden  wird  nach  der- 
monia  als  Preis  für  die  Bezwingung  des  selben  Quelle  Enripides  im  Kadmos  (TG Fr. 
schlangenfüfsigen  Typhoeus  aussetzt,  so  liesrt  p.  496  iV.-)  dargestellt  haben.  Hier  wurde  nach 
darin  eine  ganz  frappante  Parallele  für  die  Valcl'enaers  wahrscheinlicher  Vermutung  (s. 
oben  nr.  22  if.  wiedei-gewonnene  Sagenform  Ho7-.  Ep.  2,3,  187)  Kadmos  vor  den  Augen 
(den  Drachenkampf  als  Bewerbungsagon).  Die-  seiner  Kinder  in  eine  Schlange  verwandelt; 
selbe  Quelle  könnte  die  ,,Drachensöbne"  viel-  lo  vgl.  fr.  ine.  930  p.  661  ol'uoi,  Sgtxy.cov  fiov 
leicht,  nach  Vorgang  der  Gisranten  und  Aloa-  yiymai  zo  jjaiav.  tbkvov  TiSQinXä'Krjd-i  reo 
den,  als  Götterfeinde  aufgefafst  haben:  doch  Xoincp  nargi:  eine  Stelle,  an  die  Philostr.  Imag. 
fehlen  hiei-für,  von  den  Namen  oben  Sp.  828  I  17,  der  die  Verwandlung  gleichfalls  in  Theben 
und  der  Entstehung  aus  der  Erde  abgesehen,  vor  sich  gehen  läfst,  sogar  im  Ausdruck  [ra 
feste  Anhaltspunkte.  Vgl.  jedoch  M.  Mot/er  lonta  xov  6(6(iarog)  erinnert.  Auch  Inc.  263 
a.  0.  9.  12.  23.  252  und  unten  nr.  124.  Wir  p.  890  bezieht  sich  auf  die  Kadmossage.  Diese 
begnügen  uns  damit,  diese  Probleme  hier  auf-  berühmte  Scene  ist  es,  die  Hermorjenes  n.  lS. 
zustellen,  da  ihre  Lösung  über  die  Grenzen  H  p.  376  W.  (401  S.)  als  erstes  Beispiel  für 
dieses  Artikels  hinausführt.  naQÜSo^a  anführt.   Vgl.  Crusma,  Gott.  gel.  Avz. 

20  1890,  700.*)  —  49.  Nach  diesen  Zeugnissen  zieht 

III.   Kadmos  und  Harmonia  in  Illyrien.  Kadmos  mit  Harmonia  in  Drachengestalt 

Die  Kataloare.  —  46.  Die  ältesten  direkten  zu    den  lllyriern    und    Encheleern   und    führt 

Zeugen  sind  auch  hier  Euripides  und  Herodot.  so  als  Schutzheros  das  Barbarenheer  wider  grie- 

Nach  der  Bestrafung  des  Pentheus  verkündet  chische  Städte  (Theben?),  bis  es  sich  schliefs- 

Dionysos*),    BoTcch.    1340  ff.     Squ-acov    ysvrißSL  lieh   am   delphischen  Heiligtum   vergreift 

fisraßaXcöv .,   Säuag  xs  ar]  |  rjv  "Agsog  f-'ax^g  '^Q-  und   vernichtet   wird.     Nur  Kadmos  und  Hai-- 

fioviav    %-v7}xog    y^ycäg,    \    s%&r]Qico9-8La'    ocpsog  monia    werden    von    Ares    ins    ,, selige    Land" 

aXXä^si,   xvnov.   \  o%ov   8\    fioaxcov    ;^p?jffa6?   ag  versetzt. 

Xiysi  Jiög  |  sXäg  ust'  dxöxov  ßaoßdQcov  r]yov-  Episclie  (Tforiiitliisclie J)  Parallelquelleii. 

fifro?'  I  TioXXac  8s  Trsgüfig  avcagCQ'iicp  Gxguxsv-  30  — 50.  Eine  andere  Form  der  Sage  schliefst  sich 

jiaxt  I  nöXsig-  oxr^v  ds Äo^i'ov  xgriaxrigiov  \  öiag-  fester  an  das  illyrische  Lokal  an;  die  älteste, 

■jiKacani  vöaxov   ä&Xiov  TtäXiv  \  cxrjaovaf  es  S'  hinter    den    Hellenisten    liegende   dichterische 

jigrjg  'Ag^ioviav  tb  gvasxKi  I  iicfnägcnv  x'  fg  cxlav  Quelle  für  sie  war  ein  Epos,  in  welchem,  wie 

Gov  v.uQ-iSgvan   ßiov.      (Vgl.   Philo   JByhl.   bei  oben  nr.  19,   Kadmos  mit  den  Argonauten  in 

Stevh.  Bt/2.   [fr.  15  FEG.  3  p.  574]    Bov&or]-  Verbindung    gesetzt    wurde.     Apollon.    Bhod. 

nölig  'D.Xvgiag,   ag  ^lXcov,    dta  x6  KdSiiov  STtl  Argon.  4,  515  berichtet:  Die  'Kolcher'  siedeln 

i^svyovg  ßoäv  oxovusvov  xaxicog  dvvcai  xrjv  Ig  sich,   da  sie   die  fliehenden  Argonauten  nicht 

'lJ.Xvgiovg  (86v,  vgl.  SophoMes  unten  nr.  52.)  —  erreichen,  an  verschiedenen  Stätten  in  weiter 

•47.  Zur  Interpretation  jener  dunkeln  Stelle  Ferne  an,  unter  anderem  nc'  'iXXvgiKoro  (ifX- 
dient    vor    allem     die    Antwort    des    Kadmos  40  außa&sog  Jtoxcefioio  \  xvfißog   l'v'  ^Agfiovirig 

V.  1354  ff.:   „wir  werden  zuletzt  ins  Barbaren-  KdSaotö   xs  .  .  \  (518)   dv8gd6Lv  'EyysXhGGiv 

land   wandern    müssen,    und    gar  sig  'EXXäS'  scpiarLoi,  und  an  den   Keraunien.  —  51.  Vgl. 

dyaystv    fiiyci8a    ßägßagov    cxgaxöv ,    und    die  Phylarch     (Zeitgenosse    des    Apollonios)     bei 

Harmonia  1358  8p(xkcov  Sgu-naivrjg  axm^'  hov-  Athen.  11    p.  462  B    (fr.    40 '^  FHG.  1  p.  345) 

aav  dygCccg  |  d^co  ini  ßcouovg  xat  xdq)ovg  'EXXrj-  noXloig  Ss  xat  ö   iv  'llXvgioig  xöitog  Siaßovixog 

viKovg,    I    rjyovusvoQ    Xöyxcctaiv    v.xl.     Auf    die  soxiv  6  Kaloviisvog  KvXitisg,  nag'  co  iaxi  xo 

gleiche    Dichtung    bezieht    sich    Her  od.    9,   43  Kd8ßov  y.al 'Agfioviag  (ivrjfiSLOv,  ag  lero- 

(vgl.  Paus.  9,  5,  1),   wo  er  die  Verkündigung  gst   ^vXagxog   iv  xrj  dsvxega   Kai   £iv.oGxfj   xwv 

erwähnt,  dafs  'llXvgiovg  rs  v-cn  xov  'EyxsXscov  'laxogtmv.  Ebenso  Kallimachos  fr.  104  p.  364 
axgaxöv    das    delphische    Heiligtum    plündern,  50  Sehn,  bei  Strabo  1  p.  46  (vgl.  5  p.  216)  Xsys- 

ßsxcc  8e  xrjv  8iagTiayi]v  zugrunde  gehen  würde;  xai  noXXd  xsy-firigia  xfjg  'idaovog  axgaxn'ag  .  .  . 

über    das   Motiv,    weshalb   die  Encheleer  ihn  xat   xäv    £7ci8L0]^dvxcov  KöXxcov  .  .  .,    av   ivia 

aufnehmen,  vgl.  ^po?7of7or  unten  nr.  58.    In  ent-  y.al  6  ^  KulXiiiayog  sitiarjuai'vsxai  Xsyeov  .  .:  I 

fernterem  Zusammenhang  damit  steht  Her.  5,  61  Oi  ^Iv  in'  'iXXvgi-noio  nogov  axdcßccvxeg  igstuu  \ 

inl  xovTov  Ss  xai  Aao8duavxog  xov  'ExsoiiXiog  Xäu  nagd  ^av&rig  'Ag^ovi'rjg  ocptog  \  aaxv- 

uovvDcgyiovxog   i^aviaxiccxai  KaSfisioi  vn'  'Ag-  gov  iv.xCaaavxo.,  x6  ßsv  '^vyd8wv^  rig  ivLGnoi  \ 

ysicav    v.ccl  xgdnovxai,  ig  xovg  'EyxiXsccg.     Hier  FgaiKÖg,  dxdg  -hslvcov  yXäaG'  ovoutjvs  'UoXag'. 

fügt   sich   ein   Paus.   9,  8,  6:    Tjvt-noc  vno  'Ag-  Hiernach     wird    Schal.     Pind.    Pyth.    3,     167 

ysLcav  fiaxTi  ngog  rXiGccvxi  iytgccxri&rjGCiv,  xoxs  -p.  3SS  B.  Kadfiog  slgorptv  nsxaßXr]9'£V  dns&avsv, 
onov  AuoSduavxi  rrö   'Exsov.Xiovg  vns^i'aGiv  oi  60  6  8s  IJriXsvg  .  .  .,  ag  kuI  KccXXiiiccxog  (lagxvgst 

■toXXor    xovrcüv    ovv    fioiga    xrjv    (isv    ig    xovg  auch   das   von  den  Herausgebern  nicht  aufge- 

'iXXvgLovg  nogsi'av  drccöy.vrjGS,  xo(XTt6(isvoi  8s  ig  nommene    (fr.    372   p.  569  Sehn.)    erste    Glied 

QsGGaXovg   v.atalaaßdvovGLv  ^OfiöXjiv  .  .  .  &sg-  dem  Kallimachos  gehören.  —  52.  Bei  Apollonios 

Guvdgov   8s   xov    UoX.vvsiHovg  dva-AuXsGcciisvov  ist  von  einem  xvußog  die  Rede,  während  Kalli- 

*,  „•     -D     V,  15        ■     ■    -L.-     ,       r>.  .    ^  machos  von  den  Xäix  spricht:  das  sind  verschie- 

*)  Eine  Prophetie ,  wie  sie  hier  dem  Dion;/so.^  in  den  '■ 

Mund   gelegt  wird,   könnte   in   der   epischen  Quelle  Tei-  *)    Ob    der    'Kadmos'    des    Klean    von    Sikyon  unter 

resias  (vgl.  v.  358  ff.,  Kallim.  laoacr.  Pall.  125  f.)  gesprochen  dem  Eindrucke  der  attischen  Tragödie  geschaffen  wurde 

haben.  {piin.  n.  U.  35,  140)? 


851     Kadinos  (u.  Harmonia  in  Illyrien)  Kadmos  (u.  Harmonia  in  Illyrien)     852 

dene  Dinge.  Auf  dieselben  Sagen  nimmt  Bezug  liehen  Darstellung  der  Sage,  die  uns  erhalten  ist, 
ein  dritter  hellenistischer  Dichter,  der  jüngere  der  des  Ovid,  klar  zu  Tage.  Ovid  trennt  sich, 
SophoUes  (Trag.  Y>- ^^^8  N.,  Schneider  Callim.  2,  trotz  gelegentlicher  Reminiscenzen  (v.  584 
G37,  der  die  Stelle  falsch  dem  Kdllimachos  ==  Trag.  ine.  939),  von  Euripides  (den  Kata- 
zuschreibt:  Crusius,  Gott.  (/eZ.  u4ws.  1890,  693)  Zo^en)  und  scheint  direkt  oder  indirekt  von  einem 
in  einer  Elegie  Et.  M.  s.  Bov^oi'tj-  nöXig  rrjg  Hellenisten  abhängig.  Iletam.  4,  563:  Kadmos 
'lllvQiSoq'  UocponXfig  'Oiofia-ulsi-  Bov&oir]  Jqc-  luctu  serieque  maJoriwi  |  victus  ...  verläfst  seine 
Xcovog  inl  nQoxofjGiv  iväaO'r].  Denn  eben  Gründung,  longisque  erratibus  actus  \  contigit 
hier  sollte  auch  das  Grabmal  sein,  vgl.  Era-  Illyricos  profuga  cum  coniuge  fines.  \  iamque 
tosth.  Steph.  Byz.  s.  /JvQQä%Lov  (=  p.  83  Bh.)  lo  mdlis  annisque  graves,  dum  prima  retractant  \ 
noTccfiol  ds  Jqilav  v.al  'Acöog,  tcsqI  ovg  Kä8-  (570)  fata  domus  .  .  \  'num  sacer  ille  mea  tra- 
ftov  %at  'Agfiovi'ag  zäcpog  ÖBi^wrai.  Ebenso  iectus  cuspide  serpens^  Cadmus  ait  'fuerat 
Nicandcr  Thcr.  607  (p.  254  iS'.,  vgl.  Schol.  p.  47)  .  .  .?  |  quem  si  cura  deum  tarn  certa  vindicat 
iQi'v  &',  tJv  i-&QSTp£  JqCI(ov  V-Ccl  NccQovog  ira,  \  (575)  ipse  precor  serpens  in  longam  por- 
ox&ctt,  I  Zidoviot)  Kdduoio  Q-fusiltov  ^Agfiovt'rjg  rs.  rigar  alvwn.''  Das  geschieht  vor  den  Augen  der 
—  53.  Auch  in  diesem  Falle  bewährt  sich  7vc«/Zj-  Gattin  und  Genossen  (s.  oben  nr.  48),  aber 
machos  durch  treue  Erhaltung  der  Lokal-  (600)  subito  duo  sunt  iunctoque  volumine  ser- 
zeichen.  Felsen  des  Kadmos  und  der  Harmonia  punt,  \  donec  in  adpositi  nemoris  subiere  late- 
erwähnt  auch  Ps.-Skyla.v  §  24.  25  {GGM.  1  bras.  \  nunc  quoque  nee  fugiunt  Jiominem  nee 
p.  31  31.):  zal  KüSfiov  v.ccl  '^Agfioviag  ot  Xl&oi  20  vulnere  laedunt  \  quidque  prius  fuerint  placidi 
slalv  £VTuv&cc,  Kai  isgov  <(ovk^  aTta&sv  xov  meminere  dracones.  Die  Verwandlung  wird  als 
^Pi^ovvTog  noxa^iov.  ano  öl  'PL^ovvzog  norafiov  Sühne  für  den  Drachenmord  gesetzt:  Ares  ist 
ftg  BovQ-ötjv  6  nXovg***.  25.  'nivgimv  sQ'vog  unversöhnt,  vgl.  v.  100.  —  56.  In  diese  Über- 
fiele Ol  'EyxsXsig  .  .  av.  BovQ^örig  8\  Big  'Eni-  lieferung,  nach  der  Kadmos  lUyrierkönig  wird, 
Sdfivov  ktI.  Näheren  Aufschlufs  aber  giebt  pafst  die  Sage  von  seinem  Sohne  lUyrios,  den 
uns  erst  Dionysius  Perieg.  390  ff.  GGM.  vol.  2  ' Apiollodor''  (uüten  58)  nach  epischer  Quelle 
]).  121  M.  (=  Tzetz.  Cltil.  4,  394):  v.bIvqv  d'  kurz  erwähnt.  Dafs  die  Figur  poetisches  Leben 
äv  TcsQi  -höItiov  i'öoig  igiKvÖBa  tvixßov  \  zvfi-  hatte,  zeigen  die  vatikanischen  Virgilscholien 
ßov  ov  AQfiovirjg  KäSuoiö  rs  cprj(iig  iviairsi-  \  Jfa/sJ-n.  1,243  bei ivZ0OT2  p. 311.  Cadmus  relietis 
■uBi&i  yag  fi's  ocpicov  ayioXiov  ös^ag  ?j^- 30  Thebis  comiti  Harmonia  coniuge  fortunae  iniu- 
Xä^avzo,  I  hrniöz'  an'  'lßg,r]vov  linagov  (isra  rias  [sustinens(? )J  fines  Macedoniae  super- 
yfJQag  [trotz  jener  schweren  Prüfungen?]  gressus  parvulum  filium  qui  iuxta  Illyricum 
Hv.ovzo.  I  Bv&a  acpiv  zägccg  alle  Q-boI  &£aav  fluvium  ab  Harmonia  editus  fuerat  dereliquit. 
aßcpl  ydg  alav  \  (395)  y.BLvr]v  dficpozsQco&Bv  BQrj-  Hunc  serpens  spiris  suis  innexuit  et  donec 
QBÖazai  dvo  nszQoci,  \  ai'z'  ajxcpco  ^vviaoi  ad  adultos  veniret  annos  amplexu  corporis  fovit 
öovBv^Bvai,  evzs  zig  aQxrj  \  yiyvsrai  avvai-  imbuitque  civibus  quibus  omnem  illam  regio- 
ztjai  KvXivSoßEvoio  KaKoio.*)  Diese  jibtqui  nem  sibi  subdidit.  Hie  ex  vocabulo  suo 
(==  KvliKBg?)  sind  offenbar  die  Xi&oi  des  Illyrium  denominavit.  In  dieser  Sage  scheint 
SJcylax  und  KalUmacJios;  man  mochte,  wie  bei  zunächst  die  'lllvgia  am  Pangaion  gemeint, 
so  vielen  Steinsagen,  Menschengestalt  in  ihnen  40  vgl.  Steph.  Byz.  p.  331b  ilf.  'iXXvgia  x^^Qo^  nXrj- 
erkennen.  —  54.  Nonnos  endlich  44,  27  (46, 364 ff.  oiov  zov  Flayyaiov,  dnb  'iXXvgiov  xov  Käd(iovog 
und  4,  418)  läfst  den  Helden  und  sein  Weib  (daraus  wohl  Eust.,  Geogr.  Gr.  Min.  I[  p.  289): 
zu  Drachen  versteinert  werden  {cnisißo-  wo  die  falsch  wegkorrigierte  Nebenform  Kä8- 
(ihvoio  ngocanov  \  Xa'ivB)]v  i](isXlov  i'xBiv  ocpico-  fiovog  (sc.  vfog,  Hexameterschlufs?)  dafür  bürgt, 
dsa  iiögcpiqv).  Aber  für  diese  Form  der  Legende  dafs  wir  es  mit  altepischer  Überlieferung  zu 
ist  kein  älteres  Zeugnis  beizubringen,  und  der  thun  haben,  vgl.  Crusius,  Fleck.  Jahrb.  143, 
Verdacht  liegt  nahe  genug,  dafs  Nonnos  oder  1891  S.  390.  Ähnliche  Traditionen  (im  Zusam- 
seine  dichterische  Vorlage  die  beiden  ge-  menhange  mit  der  Argonautensage)  brachten 
trennten  Typen  selbständig  zu  seiner  wunder-  die  Hylleer  und  Hyllos  nach  'Illyrien'  als 
liehen  Verwandlungssage  umgeformt  hat.  Aus  so  Nachbarn  (Eqpför/oi)  der  Encheleer (J.po?Z.  i2//od. 
verwandten  Quellen  schöpfte  der  Kunstgenosse  4,  516  ff.)  und  setzten  schon  sehr  frühzeitig  die 
des  Nonnos  Christodor  Anth.  Pal.  VII,  697:  ''phönizischen'  Taphier-Teleboer  (unten  nr.  76) 
bIXB  d  an  BvoBßBcov  ngoyövav  BgiKvSBKndzgiqv,]  in  Zusammenhang  mit  Theben  und  Amphitryon 
Ävxvi86v,  7]v  ^oivih,  Kddfiog  tÖBißB  nöXiv  \  {His.  Scut.).  Eustathios  (a.  0.)  denkt  wohlan 
BV^Bv  Xvxvog  Brjv  "EXiy.cöviog,  ovvBKa  Kddßog  j  das  westliche  Illyrien  und  dem  entsprechend 
GzoixBicov  davaoig  ngäzog  böbi^b  zvnov.  |  Big  heifst  auch  Ä/u,row,  der  Eponymos  von'Pi^cov 
vndzovg  ä'  dpiXa^ipB  yai  'iXXvgioioi  diKa^cov.  zwischen  Buthoe  und  Epidamnos,  zov  Kdöfiov 
Lyell  nid  08,  die  Gründung  des  Kadmos,  ist  viog  Choerob.  in  Theodos.  p.  76,  24.  Theogn. 
die  Stadt  der  ,,Sesarethier",  im  Hinterlande  Can.  p.  33,  11;  vgl.  Belcker ,  An.  p.  1417. 
von  ApoUonia  und  Epidamnos.  —  55.  Die  wahre,  Go  Herodian  II  p.  737,  7.  Müller,  Geogr.  Gr.  M. 
dem  Nonnos  unverständliche  Absicht  der  1  p.  31.  —  565^.  Ebenso  kam  Agaue,  Toch- 
Legende  ist  bei  7va/?t;Hac//os  und  i)^ow^s^os  kaum  ter  des  Echion  und  Mutter  des  Pentheus,  nach 
zu  verkennen  und  tritt  in  der  einzigen  ausführ-  Hyg.    184    errabunda    in    lllyriae    fines 

ad  Ijycotliersen  regem,  den  sie  nach  240  und 

*)    Die    Urte.ngaben    sind    sehr    aUgemoin ;     die    i.n  ^ 54   tötete   utregnumCadmOpatridarct, 

ersten  Bande  vorgetragene  vmd  iin  ^IHas  1.  3  zur  Geltung  i      ti       t         ..    i^       ..^,        tt         ti          •            i 

gebrachte   Fixierung    scheint   C.   Müller   später    (2  p.  31)  ^\\oScher   1    Sp.   100.       Eme    konkurrierende 

wieder  aufgegeben  zu  haben.     Richtig  hebt  Schneider  Dublette    ist    die    Legende    der    Epeiros .  jrj? 

p.364hervor,  dafs  Polai  nur  am  Harmouiafelsen  liegen  soll.  'Exiovog    d-vycCTQÖg,    die    EX    Boiocziag    flB&'  'Aq- 


853     Kadmos  (u.  Harmonia  in  Illyrien)  Kadmos  (u.  Harm.  i.  Samothrake  u.  Troas)    854 

!xov^'ag  ^ccl  KciSßov  auszog  mit  den  XsL^ava  jy_   j^^^^j^^^g  ^^^  Harmonia  in  Samothrake 

des  Fentheus,  und  in  einem  dpvju-og  des  Cnaoner-  ^  Troas 
landes  begraben  wurde.     Wir  kennen  sie  nur 

durch  einen  hellenistischen  Poeten  bei  Par-  Diodors  Sainotliracia.  —  60.  Die  ausführ- 
thenios  32:  sie  wird  also,  wie  schon  Bd.  1  lichsteDarstellung  dersaraothrakischenLegende 
Sp.  1280  angedeutet  wurde,  schwerlich  zum  bietet  (vielleicht  nach  ÄpoUodors  vg(7iv  -nurä- 
alten  Stamme  der  Überlieferung  gehören.  —  Xoyog:  Bethe,  Herrn.  24,  424  ff.*))  Biodor  5, 
57.  Die  Hauptzeugnisse  schliefsen  sich  zu  47 ff.  Mbxcc  Ss  xavta  [der  grofsen  Flut  in  S. 
folgender  Einheit  zusammen:  Kadmos  und  und  Umgegend]  Eatava  ysvöiiivov ,  mg  fifv 
Harmoniakommen(wohlvomOchsengespannge-  lo  tivsg  cpaaiv,  sv.  Jibg  -hccI  Nv(icpr]Q,  ag  di  rivfg 
zogen,  vgl.  nr.  52)  uach  Illyrien  und  leben  dort  i^'EQfiov  Kai'P^vrjg,  avvayayitv  tovg  laovg 
bis  in  hohes  Greisenalter  in  der  Verbannung.  anoQciSriv  oi-novvtag  [Erklärung  der  Sparten- 
Auf  ein  unvorsichtiges  Wort  des  Kadmos  hin  sage,  vgl.  nr.  106]  v.cd  vö^iovg  &susvov  avxbv 
(märchenhaft)  werden  sie  dann  (von  Ares)  in  (iev  dno  tijg  vi^aov  Zäwva  v.lrj&rjvai.  xo  Ss 
Schlangen  verwandelt.  An  ihrer  Grab-  iilriQ-og  sig  nsvxs  q)vlccg  [vgl.  die  5  Sparten] 
statte,  die  zugleich  ihr  Heiligtum  ist,  wirken  Siavsi^iavxa  xäv  iSCcov  vläv  snavvfiovg  avxag 
sie  fort  als  segnende  Genien.  Zwei  Felsblöcke  noiriGai  2. .  .  .  Ttao  ccvxotg  in  Jiog  kkI  iu,iäg  x(Zv 
in  der  Kähe,  die  man  nach  ihnen  benannte,  'Axlavxiöcav'HX^iixQag  ysviad-oii  ziägSavöv 
sollten,  wenn  dem  Lande  Unglück  drohte,  in  xs  v.a\'la.aCava%al'AQ\ioviav\yg\.Kon.narr. 
Erschütterung  geraten  und  sich  aneinander  20  21  JägSavog  yiccl  'lacicov  7ro:r(Jf?  Tqaxiqv  Jiog  s'g 
schliefsen.  —  58.  Unklar  (wahrscheinlich  durch  'Hliv.xQCig  =  ÄpoUod.  3 ,  12,1  'HX^-axQug  8s 
Verkürzung  einer  vollständigeren  Vorlage)  ist  rr/s  "AxXccvxog  yiul  ^log  'lacLcov  x«t  Jagäa- 
die  Überlieferung  des  mythographischen  Hand-  vog  v.xl. ,  ebenso  EnJioros  und  Demagoras, 
buches  ApoUod.  3,  5,  4  6  eis  KaSfiog  (isxä  '^Aq-  s.  unten  nr.  62].  3.  av  xov  filv  JägSccvov  .  .  . 
^oviag  Grjßag  sv-lntav  ngog  'EyxsXs  ag  Tcaga-  ngwxov  fi'g  ttjv  'Aat<xv  iul  cx^Siag  diaitsgccico- 
yCvfxai.  xovxoig  §8  .  .  .  o  ^Eog  b'xgTjaiv  'llXv-  &8vxa  .  .  .  v.xioa.1  dägSccvov  nöliv  v.a.1  xo  ßaSL- 
giwv  Kgccxrias Lv  sav  Tjysiiovcc  K.-aaVA.  f'xcoaiv.  Xsiov  .  .  Tgoiav  ovoxrioaoQ^ixL  %cc\  xovg  Xaovg 
Ol  8s  Ttsia&svxsg .  .  .  %gaxovai.  TtaJ.  ßuaiXsvsi-  K.  «qp'  lavxov  JcxgSdvovg  ovouccaai  .  .  .  Kai  xovg 
'iXXvgiäv  Kai  naig  'iXXvgiog  avxm  yivsxai.  av&ig  vntg  f)gäv.r\g  JagSävovg  -Kaxomieui.  4.  Dem 
8\  fisxd'Agfiovt'ag  sig  Sgä-novxa  ^sxaßaXav**  sig  30  zweiten  Sohn,  lasion,  xov  zJi'a  nagaSsi^ai  xryv 
'HXvaiov  Tts8L0V  vno  Jioc  s^S7iSfiq)d'r]aav.  Scliol.  xav  ßvaxrjgiojv  xsXsxt]v,  ndXai  (isv  ovöav  sv 
Find.  Pijth.S,15'Sp. 838  B.:  ...xovxov  (K.)  sv8ai-  xrj  vijaa)  ...  5.  jxsxd  Ss  raüro;  KäSfiov  xov 
(iovi^Gavxa  sy.Ttsasiv  sig'lXXvQiovg  .  . .  dnod-soid-rj  'Ayi]vogog  naxd  ^r]xrjOiv  xfig  EvgcoTirig 
(isxcc  xfjc  .  .  'Agfioviag  yial  dnsXd-oiv  snl  8ga-  dcpiy.  sa&ai  ngog  avxovg,  Kai  xrjc  xsXsxrjg 
■Kovxav  dguaxog  (?)  yiaxcpKrjosv  sv  xat  'HXvaico  nsxaaxövxa  yrifiai  xrjv  a8EXcp^v  laotcavog 
ns8i(p.  Wertvoll  ist  der  Eingang,  der  uns  das  'Agfioviav  ov  xa^ansg  "EXXrjvsg  liv&oXoyovaiv 
Motiv  zeigt,  weshalb  die  Encheleer  den  Kad-  xrjv  "Agsog.  49,  1.  xov  8s  yä(iov  xovzov 
mos  freundlich  aufnehmen.  Der  Schlufs  bei  ngäxov  8ataai  Q-sovg,  -nai  zlrjßr]xga  ßsv 
Apollodor  wirft  die  Überlieferung  der  Kataloge  'laaicovog  sgaa&sißav  xov  v.agnov  xov  aixov 
mit  der  'korinthischen'  zusammen;  in  den  40  Sa>gr]aa6&ai ,  'Egßrjv  Ss  Xvgav,  'A&rjväv  8s  xov 
Pindarscliolien  wirkt  eine  Reminiscenz  an  das  Siaßsßorjusvov  ogßov  Kai  nsnlov  Kai  avXovg, 
Ochsengespann  mit,  um  die  Verwirrung  voll-  'HXsKxgav  8s  xd  x^g  fisydXrjg  KaXovßsvrjg  ßtjxgbg 
ständig  zu  machen  (besser  schol.  zu  167  oben  xäv  d'smv  isgd  ...  (s.  ob.  Bd.  1  Sp.  1234  f.)  Kai 
Sp.  850,  59).  —  59.  Strato  2  p.  326:  Hinter  Epi-  'An6XX(ova  ßsv  Ki&agiaai,  xdg  8s  Movaag  avXfj- 
damnos  wohnen  die'EyxsXsiot,  ovg  Kai  Zsaagr]-  cai  (daai?),  xovg  Ss  dXXovg  &sovg  svcprjßovvxag 
&iovg  {Hekat.  fr.  &li.)KaXovGi'  ngog  8\  xovxoig  ßvvav'grjoai  xov  ydiiov.  2.  ßsxd  Ss  xavxa  xov 
.  .  .  rj  xginoXig  TlsXayovia  (vgl.  nr.  17)  .  .  .  Kai  ßsv  KdSßOV  ...  KxCaai  &rißag  xdg  sv  Boico- 
'EXißtia  Kai  'Egdxvga'  xavxa  8s  ngöxsgov  asv  xi'cc,  xov  8'  'laoicova  yiqßavxa  KvßsXrjv  (die  als 
KaxsSvvaaxsvsxo  .  . ,  wv  sv  xoig  'EyxsXsioig  01  Heroine  angesehen  wird)  ysvvr]Gai  Kogvßavxa' 
KdSfiov  Kai  'Agßoviag  dxoyovoi  rjgyov,  50 'laGicovog  Ss  sig  &sovg  ßsxacxdvzog  JdgSavov 
Kai  xd  uvd'svousva  nsgi  avxäv  SsiKvvxai.  ovxoi  Kai  KvßsXrjv  Kai  Kogvßavxa  ßSxaKoiuicai  sig 
ßsv  ovv  ovx  vTio  L&aysväv  ^gxovxo  kxX.  giebt  xrjv  'Aoiav  xd  xrig  ßrjxgog  xav  &säv  isgd  (wo- 
nichts  mythologisch  Neues,  bestätigt  uns  aber,  nach  sie  die  Göttin  selbst  Kybele  nennt)'  xov 
dafs  man  die  Herrschergeschlechter  in  der  That  8s  Kogvßavxa  (der  den  Korybanten  den 
von  Kadmos  herleitete.  Damit  steht  es  im  'isamen  gieht)  yrjßai  &i]ßr}v  xrjv  Ki'XiKog  9vya- 
Zusammenhange,  dafs  nach  Flut.  Pi/rrh.  5  eine  xsga.  4.  So  kommen  die  avXoi  nach  Phrygien, 
Schwester  des  Königs  Neoptolemos  von  Epeiros  die  Lyra  des  Hermes  nach  Lyrnessos,  das 
KaSßsia  hiefs,  s.  JDroysen,  Hellen.  2,  2,  260.  Achill  eroberte  (Äpollod.).  s^  'laaicovog  8s 
Ob  Beziehungen  zu  der  'thesprotischen'  Kaß-  Kai  Jiqßrjxgog  UXovxov  ysvsa&ai  .  . .  Vor  allem 
ßavia  vorhanden  waren,  bleibt  zweifelhaft.  60  aber  ist  die  Telete  berühmt  u. s.  w.  —  61.  Eine 
Dem  thesprotischen  Kadmos-Flufs  (St.  B.  351,  merkwürdige  Ergänzung  dieser  Andeutungen 
23)  haben  die  Griechen  des  Vorlandes  den  bieten  die  späten,  aber  in  kleinasiatiscbem 
Namen  gegeben;  ebenso  werden  sie  die  Sesa-  Kultbrauch  entstandenen  Orphischen  Hymnen. 
rethier  mit  ihren  mythischen  Encheleern  iden-  Hymnus  39  p.  79  Ah.  indigitiert,  nachdem  38 
tificiert  und  damit  den  Barbaren-Königen  ihr  01  sv  Zaßo&gr'iK'i]  dvuKxsg  gepriesen  sind,  den 
Stemma   verliehen  haben     die  sich   solche  Ehre  *^  y^^   besonders  5,  49,  4  (Anknüpfung  an  LymeBsos, 

gern  getallen  liefsen  (vgl.  Bd.  1,  2829,  bntan-  ;;v  'AydUa . .  la^M)  und  dazu  k.  Tümpel,  mioi.  48  (2), 

nische  Fürsten  als  'Hyperboreer').  loeff. 


855    Kadmos  (u.  Harmonia  in  Samothralce)  Kadmos  (u.  Harmonia  in  Samothrake)    856 

ÄOQvßag  oder  KvQßag  als  &s6v  Sitpvri  .  .  cpoi-  (cod.  xo;rotx.),  ov  -nai  TIoXvdQxriv  Xsyso&ai  vno 
vvov,  uifia%&svza  ■Kaeiyvi^tcov  vtco  dioadöv  (ein  räv  iyxcoQtcov,  yicd  'Hsrioiva,  ov  laaiava 
verschollener  Mythos,  vgl.  Klem.  [Eus.~\  Protr.  ovoiiä^ovat  .  .  .  TQirrjv  8s  fc%£v  'AQfioviav, 
p.  12,  Crusius,  A.  E.  a.  a.  0.  p.  24),  Jrjovg  rjv  iqyäysTO  Kädjiog'  kkI  dno  t^s  iirjxQog 
dg  yv(äjjL,rjai.v  ivrjXXä^ag  ds^ag  ccyvöv  \  &rjQ6rv~  avxrig  'Hlsy,tQidag  nvXag  rrjg  ©r'ißrjg  ovo^äecci 
nov  &8n8vog  noQcpfjv  6vo(fisgoLO  Sgäyiovrog  (ganz  iaroQSL  'EXXävi-nog  iv  Tzgcörco  TgcoiKav  -nal 
wie  Kadmos,  s.  oben  48.  53).  —  62.  Ei)lioros  'idofisvsvg.  Vgl.  Scliol.  Eurip.  Phoen.  1129 
und  Hellauikos.  Eine  Staffel  vreiter  zurück  p.  368  Schw.  —  64.  Auf  HeUaniJcos  gehen 
führt  uns  Ephoros,  Scliol.  Eurip.  Phoen.  7  danach  zurück  die  Grundzüge  des  diodorischen 
p.  248  Sehn.  {fr.  12  FHG.  1  p.  235)  "Ecpogog  lo  Berichts  und  die  Anknüpfung  an  die  grofse 
ÖE  'Hlsv.zQKg  xrig  "AzXavrog*)  avzrjv  (Har-  Flut;  Zeus  und  die  Atlantide  Elektra- 
nionia)  shat  Xsysi.'  KdSiMov  di  TraganXeowa  (Elektryone)-Strategis  als  Eltern  von  Darda- 
Zcc^o&Qa-ariv  dgnccßccL  avt^v  rfjv  ös  ig  zi-  nos-Polyarches,  Eetion-Iasion  und  Harmonia; 
(lijv  zrjg  jxrjzgog  ovcfidccci  zag  'RXe-nzgag  TtvXag'  Kadmos,  auf  der  Suche  nach  Europe  bei 
v.cd  vvv  tzi  SV  zri  Zafio&gäKrj  ^rjzovaiv  avzrjv  Samothrake  la.ndend;  die  Entführung  {dg- 
sv  zciig  aagzccig  (s.  den  Art.  Megdloi  Theoi  nuyiiög)  der  Harmonia  als  aiziov  einer  Fest- 
unter Samothrake).  Vgl.  Demagoras  v.  Sanios  sitte;  die  Gründung  Thebens  und  die  Be- 
Schol.  Eurip.  Phoen.  7  p.  248  Sehn.  (fr.  1  nennung  des  Elektrischen  Thores.  Durchaus 
FHG.  4  p.  378)  drjfiayogocg  ds  dno  ALßvi]g  neu  ist  es,  dafs  Harmonia  nach  Samothrake 
(als  Atlantide)  sl&ovaccv  zrjv  'HXs-urgccv  ol-  20  gesetzt  wird.  Im  übrigen  fügt  sich  die  Über- 
■nijacci,  zr]v  2Jaao9gdv.i]v "  sv&a  avyysvofisvr]  Jil  lieferung  in  die  bisher  behandelte  epische 
sz£v,s  'H(iL& s  av  zJ dgd uvov  'JgiiovLUV  ein.  Das  Hochzeitsfest  in  Samothrake  wider- 
zov  8s  Kd8iiov  naganXsovza  [.iszd  Qdoov  streitet  jedoch  der  älteren  Tradition.  Es 
STil  i;r]zr]acv  zr]g  dSsXcprjg  ^vrjbrjvaL  zs  -nal  mufs  bei  Diodor  aus  anderer  Quelle  ein- 
fivovfisvov  i8siv  zrjv  'Agfioviav  [wie  geschoben  sein.  Die  Hauptscene  ist  zwar  offen- 
Philipp  die  Olympia,  s.  Loheck  1289],  ngovoia  bar  den  Katalogen  nachgebildet*),  verrät 
8s  'A&rjvdg  dgndaat  avzrjv.  Für  'H^l&suv  aber  eine  genaue  Kenntnis  der  Kultverhält- 
korrigierte  ValcJcenaer  {Schioartz)  'Hszicova  nisse  von  Samothrake;  sie  mufs  aus  epicho- 
coll.  schol.  1129  p.  358  Sehn.:  lazogstzai  8s  rj  rischer  Dichtung  oder  Legende  geschöpft  sein. 
'HXstizgu  zgsig  7tc(i8ag  sxslv.,  ddg8civov  'Hs-  30  —  65.  Eine  sachlich  zu  Ephoros-Hellanikos 
zi'ava,  ov  yiai  'laGtojva  covoiiaoav ,  Kai  'Ag-  stimmende  Überlieferung  (vgl.  TFeZ/TOanw p.  59  ^) 
liovtccv  Jjv  yi^iiavzK  zov  JidSixov  dno  zr\g  bringt  umgekehrt  Dardanos  und  Harmonia  von 
jj^rjzgog  avzfjg  'H.Xsv.zgC8ag  nvXag  ovofidoai  zfjg  Asien  nach  Samothrake.  Vgl.  Mnaseas,  Steph. 
&rißr]g.  Ähnlich  Arrhian  bei  Eust.  II.  B  814.  Bys.  s,  v.  JdgSavog  (fr.  28^  FHG.  3  p.  54)  .  . 
Z)^on.  391  =/'/'.  64.  65.  J'^^TC  3  p.  598.  Demetr.  Mvaasag  8s  cprjCiv,  ort  ddgSavog  s^iav  s-n 
Sceps.]).  54*^  Gaede;  Ygl.  Wellmann,  Comment.  zov  vsca  zrjg  'A&rjväg  zo  UaXXddtov  dgdasvog 
phil.  in  hon.  sodal.  GrypJdsio.  p.  59.  —  63.  Das  dcpL-nsto  sig  Ua^o&gd-ariv  [iszcc  ^Ag^oviag  kkI 
alles  deckt  sich  mit  Ephoros.  Aber  Ephoros  'laoCcovog  zcäv  dSsXcpmv -Adiist Sidyovza  Kd8- 
selbst  schreibt,  wie  sicher  nachzuweisen  ist,  /xos  o  'Ayiqvogog  scpiXonoiriauzo'  v.a\  dno&a- 
den  Hellanikos  aus  (vgl.  Wellmann,  p.  58  sqq.  40  vovarjg  TriXscpdrjg  [Nebenform,  s.  Meineke  zu 
U.  Hoefer,  Konon  S.  44^°),  auf  dessen  Atlantis  3Ioschos2,  40]  yafisizijv'Agfioviav  6  Kd8- 
und  Troika  vor  allem  die  genealogische  Grund-  [log  Mal  dnoazsXXsi  zov  jdgSavov  sig  zrjv'Aaiav 
läge  zurückgeht.  Vgl.  fr.  58  FHG.  1  p.  53  31.  i.LSzd  zäv  sxai'gcov  ngog  Tsv-ngov  zov  TgcSa  v.zX. 
Schol.  £  125:  rjv  8s  Kgrjg  6  'laaimv  'EXXdvi%og  Diese  mit  den  hieratischen  Ansprüchen  des 
8s  'HXsKzgag  hccI  diog  avzov  ysvsaXoysi.  svioi  historischen  Samothrake  unverträgliche  Version 
8s  cpaaiv  avzov  ys(ogyLv.(äzazov  ovza  8öh,av  gewinnt  an  Autorität  und  Bedeutung  durch 
t%SLv  ozi  zfj  Jq^^rizgi  6vvcpy.si.  zivsg  (d.  h.  das  Eingreifen  einer  bisher  (/Sio?/!  ob.  1  Sp.  1832) 
Hellanikos?  vgl.  oben  nr.  60)  8s  cpaai  ixszd  unverstandenen  Legende.  Apollon.  JRliod.  2, 
zov  ■nazay.Xvafibv  (volg.  snitiX.)  nagd  fiova  992  leitet  die  Amazonen  von  Ares  und  der 
'laatavi  ansg^a  nvgäv  svgs&fivai  (sv  Kq^ztj  50  'Nymphe'  Harmonia  ab;  die  Sage  wird  in 
nicht  in  allen  Hdss.).**)  fr.  129  p.  63  31.  den  'akmonischen  Hain'  bei  Thermo don 
Schol.  Apollon.  Eh.  1,  916  s-usi:  (in  Samothrake)  verlegt.  Als  älteren  Gewährsmann  nennen  die 
cpnsi  'HXsKzga  rj  "AzXavzog,  iiai  covofid^szo  vno  Scholien  S.  438  (=  Steph.  Bys.  s.  'A-Hfiovia 
zav  syxojgiav  IJzgazrjyi'g'  rjv  cprjaiv  'EXXdviyiog  p.  60  31.)  Pherekydes:  "Agfiovia  vvacprj  Na'tg 
'HXs-nzgvcovTjv  naXsta&at.  'Eysvvr,as  8s  zgstg  (als  Tochter  der  Elektra?)  r;s  v.a\  "Agscog  'Afia- 
7iKi8ag,  /idg8avov  zov  sg  Tgoi'av  (iszoL'in]aavta  tövag   (vgl.  HzgazriyCg  -  Elektra   oben   nr.  63  f.) 

slvai  (prjOi  ^sgs-uvSrjg  =  fr.  25  FHG.  1  p.  75; 

*)    Frülier    las    man    mit    sachlichem    Widerspruch  ^^^    verwandter    Quelle    Schol     H.    F   189    (E. 

xai  _!.;   tili  ist   die   beste   Überlieferung:    wonach   oben  ,,  ,           ,          ,          ?    7     rr                 o/^r>r7\     /    <•  '^ 

Bd.  1  Sp.  1235  zu  berichtigen  ist.  Schioartz     de  schol.  Hom.  p.  3/407)   <o^>'  /fff- 

**)   Dars  Hellanikos   trotz   der  Verbindung  mit  Samo-  60  ^ovsg} ^   Agswg ^   Kai     AgflSViag    vv^cprjg     Naidog 

thrake  lasion  als  Kreter  bezeichnet  habe,  folgert  aus  dem  ^&vyazsgsg   SlOi'v,  WO   kaum   AgiMOViag   ZU  korri- 

Zeugnisse  i^e^;-tort'«5rto- oben  1  Sp.  1234b,  52.   Bei  der  Ent-  gieren  ist,  da  Harmonia  Eponyme  der  benach- 

stehungsweise    des    in    den   Scholien    benutzten   Kempen-  harten    'AgflSVLOi    (vgl.    Stepll.    ByZ.    S.    XdXvßsg 

diums  wie  der  Schoiirn  selbst  bleibt  das   wegen  sach-  ,^  Hecat.  fr.  195  p.  13)  geworden   sein  kann. 

lieber  Unzuträglichkeiten  zweifelhaft.    £«.to<;»Mp.  1528,  ^Kadmos  als  Rival   des  Ares'   würde  sich  mit 

,,  -        ^'  ,  ^'     .'.       „         '  ',r  ■        •  t  ,^-„  der    oben    nr.    23  tt.    behandelten    bagentorm 

n/fi,   Kotjta  to  yfvo;,  ^10:     t<tov   y.ai    JlufQa^   ist    kein  '=' 

neuer  Zeuge,   sondern   nur  Interpret   des  uns  orhultenen  *)    Die    summarische   Darstellung    des    Vfs.    in    der 

SchoUons.  AE.  S.  41   läfst   diese    Gesichtspunkte    noch   aufser   acht. 


857      Kadmos  (u.  Harmonia  in  Troas)  Kadmos  (u.  Harmonia  in  Libyen)      858 

(vgl.   auch  die   Oinomaossage)    berühren;    mit  rühmte  Epos  zurückführen,  welches  der  Ama- 

dem   ursprünglich  böotischen  Namen   &£g(icö-  zonensage    in    den    Troicis    zuerst    Bedeutung 

Scov  könnte  die  Sage  von  der  Saat  der  Drachen-  verschaffte:  der  At&ioTcig  oder  'Afia^ovig  (Bd.  1 

zahne  in  Verbindung  stehen  (vgl.  Duris  Flut.  Sp.   268).     Bemerkenswert  ist,   dafs  für  beide 

Dem.  19  =  FHG.   2   p.  471;    SsQ^äScov   und  Gedichte  mit  seltener  Einstimmigkeit  ein  mi- 

jl'a-lxcöfycoj' neben  einander  bei  PaMS.  £o(a)r.  [9],  lesischer  Dichter,  Arktinos,   als  Verfasser 

19,  3).    Doch  die  Einzelheiten  bleiben  vorläufig  genannt  wird.    Wenigstens  der  Ursprung  der 

dunkel,  s.  70.  20.  —  66.  Dafs  auch  das  klein-  Gedichte  in  Milet  darf  wohl  als  wahrschein- 

asiatische  Tbebe  mit  Kadmos  in  Zusammenhang  lieh  gelten,   zumal  Milet  noch  andere  klarere 

gebracht  worden  sei,  macht  schon  der  Name  lo  Beziehungen    zur    Kadmossage    hat,    s.    unten 

Eetion    in    den    oben    behandelten    Legenden  nr.  90 ff. 

wahrscheinlich,    den    man    von    dem    Theber-  ^    tt^a^^^  ■ a  ti„ „«•„   •     t -v 

1  ..  -       1.  ■    xr  •  j    1     1    j.  -.  V.  Kadmos  und  Harmonia  m  Liuven. 

konige    bei    Homer    wird     herleiten    müssen.  xxa,viiuuo  uuu.  ±^0,1  munio,  ±ji  xjiujcu. 

Direkt  bezeugt  es  DiJcaiarchos ,  Schol.  JEur.  Hellenistisclie  Poesie.  —  69.  In  dem  Ge- 
Andr.  1:  jLKaiaQxög  cpiqGiv  sv^äSs  ano-  dichte  ([esNonnos  nehmen  die  13,  333  ff.  mit- 
anaoficc  xl  ^xovy  [ibzcc  xov  Käöfiov  czv-  geteilten  Überlieferungen  eine  Sonderstellung 
Xov  pUfiaai :  ob  Dikaiarclios  hiermit  das  kiliki-  ein  (vgl.  Köhler  S.  39  f.).  Zum  Heere  des 
sehe  Theben  '  a  Cadmi  Thebis'  abgeleitet  hat  Bakchos  kommen  auch  die  Libyer,  dy^ivscpr] 
(Schwartz,  de  schol.  Hom.  p.  441/45)  ist  zweifei-  vai'ovxag  ul^fiovog  äoTsa  KdcS^ov  \  (335)  nsi&i 
haft;  vielleicht  liefs  er  Kadmos  den  Ort  schon  20  yccQ  .  .  .  nscpOQrjaevog  avQCiig  \  fis  xQÖ^ov  coxfs 
auf  seiner  Wanderung  von  Phönizien  her  be-  KäSjiog,  k'xoav,  Zid-aviöu  vvficprjv  (die  Samo- 
rühren.  Das  scheinbar  widersprechende  Zeug-  thrakerin)  |  cv^nloov,  'AQ(iovtrjv  t'xi  naQd'svov 
nis  der  Schol.  ADL  Z  396  ist  von  Sclnvartz  .  .  .  rjv  XaQiv  i^ovöiirjvs  Ai'ßvg  ctgazög  — 
a.  a.  0.  beseitigt.  Anders  *S'c/eoZ.  F  Z  396: 'y/^^a-  ccßgoxsQrj  yccQ  |  (340)  Biazovlg  tßXäaTrjGSv  int- 
(ivg  xig  [o]  UsXciGyog  dcpiv.öfisvog  ^Ig  xr]v  "IökjV  %b^ovCrj  Xa9^5  aXlr].  \  xrjg  äno  Kai  Aißvrjg  Xagi- 
.  .  ■uti^ii  Tiöliv  'ASQa^vxTstov  ■nuXovfisvTjv;  He-  xcov  locpog  . .  .  Um  ihretwillen  greifen  die  Mau- 
rakles  gewinnt  seine  Tochter  6)/jß?7  uud  gründet  rusier  zu  den  Waffen:  aber  Kadmos  (345) 
und  benennt  ihr  zu  Ehren  die  Stadt  vno  xo  xLvuaao:)V  .  .  Aißvozidog  fy%og  'A&r'jvrjg  \  'Agfio- 
nXä-HLOV  alX'  (nicht  verderbt)  'EQi&)]Xag  (vgl.  vCr]g  tioXs^ii'Qs  Tigouani^cov 'jiaQCiv.Oixrig.i\  sansgicov 
die  Theliden)  %al  Aößrjg  01  'AaxäKov  (also  30  S'  Icpößiqosv  oXov  ysvog  Aihionriav  \  avv  du 
Sparten,  s.  nr.  20.  79,  Bd.  1,  645)  dnaQxccg  fig  ...  'AgeC  -nal  Kv&£q8l'7j-  \  ksl&i  ■nal,  rag  svänovai, 
^OLViY.r]v  dnb  @^ßr]g  cp^'povxsg  s^cÖG&rjaav  Tiaga  TgtrcoviÖL  Xl^ivt]  \  (360) 'Aq^ovi'-tj  TtccQeXsnzo 
nai  OLKTJcavTsg  t-axiauv  avxr,v.  —  67.  Schliefs-  godcoTtidi,  Kdd^og  dXrjxrjg,  \  Nvfiqjai  d'  'EansQL- 
lich  gehört  in  diesen  Kreis  die  Eidothea,  ösg  nsXog  btiXskov.  und  aus  ihren  Gärten  holt 
welche  die  Sophohlesscholien  Antig.  992  als  Kypris  mit  den  Eroten  die  goldenen  Früchte 
xr^v  Käöfiov  döeX(prjv  bezeichnen  (identisch  zum  Schmuck  des  Hochzeitsgemaches:  rjg  dno 
mit  der  Idaia,  T.  dagddvov  xov  Sxv&av  tpvXXiov  \  ^Ag^iovir]  xat  KdSf.iog  .  .  \  ßöaxgvxov 
ßciaiXiag,  siehe  oben  1  Sp.  1218).  Isoliert  d(j)V£L0L6Lv  sfiirgcöoavxo  Kogviißotg  |  dvxl  gööov 
ist  die  noch  anonyme  Notiz  des  Schol.  Eurip.  yani'oio...  \  -/cat  (läXog  dargciirig  %iQ-dgrig  inLna- 
Phoen.  5  p.  248  Schiv.  ivioi  ös  dvxl  'Aguo- AO  uov  iysigag  (360)  firjzgondxcog  ...  ovgavov  dficpi- 
vLug  HXiKxgKV  ccvxöv  (paai  yrjfiai:  war  etwa  XsXi'^s  Ai'ßvg  tivgzovfjisvog  "AtXcig\yiCil  nsXog  dgfio- 
in  der  nr.  64  postulierten  alten  Dichtung  die  vi'rjg  £(isXi'^£zo  ysizovi  cpcovrj.  Und  zum  Andenken 
einheimische  Elektra  die  echte  Braut,  die  erst  Sa»i£7iodmvinLßa9-QaAißvozLÖtKdd(iogdgovgi]\ 
bei  einer  harmonistischen  Mythenbehandlung  (365)  öaifirjoag  noXicov  SKaxovxdda,  SaKS  8 
der  Harmonia  weichen  mufste?  Auch  Europe  tKdazf]  |  dvaßaxa  Xalvsoig  vipovfieva  xsl^su 
auf  Kreta  und  Atymnios  als  ihr  Bruder  scheint  nvgyoig.  Während  es  Nonnos  mit  Rücksicht 
in  diesem  Gedichte  behandelt  worden  zu  auf  die  kanonische  Hochzeit  in  Theben  ver- 
sein,  vgl.  nr.  86.  —  68.  Die  epische  (uiile-  meidet,  ein  Verlobungsfest  in  Samotbrake 
sisclieJ)  Quelle.  Dafs  sich  diese  Überlieferungen  zu  schildern,  bietet  er  dem  Leser  hier  bei- 
in  vielen  Punkten  an  die  kanonischen  Epen  50  läufig  eine  voll  ausgebildete  Dublette  jenes 
anschliefsen ,  ist  längst  erkannt,  vgl.  zuletzt  später  (nr.  102)  zu  besprechenden  Abschnittes.*) 
M.  Wellmann  a.  a.  0.  58  ff.  Ähnlicher  Ursprung  Er  folgt  also  blind  einer  anderen  Quelle, 
ist  auch  für  die  befremdlichen,  Kadmos  und  wahrscheinlich  direkt  (wie  nachweislich  v. 
Harmonia  angehenden  Teile  wahrscheinlich.  444ff.,  vgl.  Köhler  S.  41)  den  Bassarika  des 
In  Betracht  kommt  hier  besonders  die  'iXCov  Dionysios.  Hinter  beiden  steht  zunächst 
niga ig,  in  der  nach  einer  (bei  Kinkel  p.  50  Kallimachos,  wie  schon  Köhler  S.  40  ange- 
nur  unvollständig  mitgeteilten)  Stelle  des X>J0«2/s  deutet  hat.  Vgl.  v.  529  (371):  fr.  13  p.  123 
V.  Halikarnafs  1,  68  Dardanos  mit  dem  Sehn.,  ol'rj  xs  Tgixcovog  icp'  vdaaiv 'Aaßvoxoio 
Palladium  von  Samotbrake  nach  Troas  v.  340  f.  362:  fr.  266  p.  497  Sehn,  r]  vTilg 
zog.  Wenn  nach  derselben  Quelle  das  echte  60  dazaXäcov  Xagizcov  Xocpov,  267  9ißgiig  Kvngi- 
Palladium  in  Troas  blieb,  und  nur  eine  Nach-  80g  dgnovirjg.  —  Die  epische  (milesische  J) 
bildung  in  die  Hände  der  Achaier  kam,  so  Quelle.  — 70.  Den  Charitenhügel  am Kinypsflusse 
zeigt  sich  darin  ein  kleinasiatischer  Lokal-  erwähnt  auch  iTerotZoi  4, 178,  ebenso  den  Triton- 
patriotismus, dem  die  Rolle  von  Samotbrake  see  mit  der  Insel  #Aa,  welche  Aay.s8ai(.iovioiai 
und  Troas  in  den  oben  dargelegten  Über-  cpaoi  Xöyiov  iivai  y.xiaai.  Auch  wurde  lason 
lieferungen  ganz  entspricht.  Die  Verknüpfung  von  Malea  aus  hierher  verschlagen:  ein  Triton 
der  Harmonia  mit  den  Amazonen  läfst  sich  erschien  ihm,  verlangte  von  ihm  einen  Tripus 
nicht    ohne    Wahrscheinlichkeit    auf   das    be-  *)  Vgl.  das  verwandte  Beispiel  Phnoi.  48  (2)  s.  227. 


859     Kadmos  (u.  Harmonia  in  Libyen) 

für  sein  Heiligtum  und  verkündete:  snsccv  tov 
tqltcoSk  KO(iiar]tui  xmv  zig  SKyovav  räv  iv  zfj 
'Agyoi  av^Tilcoovrcüv,  xöxz  iv.axov  TiöXiag  oi'xf;- 
oai  Ttsgi  XTjv  TQUcovida  Xi^vrjv'Ell7]VL8ag  Tiäoav 
slvai  dvüyKrjv  (vgl.  Nonn.  v.  365).  Wenn  man 
hier  an  Stelle  des  lason  den  Kadmos  setzt, 
hat  man  die  Grundzüge  von  Nonnos  v.  360 tf. 
• —  nicht  der  einzige  Fall,  dafs  die  eine  Über- 
lieferung für  die  andere  eintreten  mufs,  s.  oben 
nr.26.  Aus  derselben  Quelle  (im  Gegensatz  zur  lo 
Elioie)  scheint  Pindar  Pyth.  4,  35  ff.  {Apoll.  Bh. 
1,  181)  Europe,  T.  des  Tityos  und  vonPoseidon 
M.  des  Euphamos  (ob.  l  Sp.  1407),  entlehnt  zu 
haben:  die  Schwester  oder  Base  des  Kadmos 
ist  hier  deutlich  mit  Kyrene-Libyen  in  Ver- 
bindung gesetzt.*)  —  71.  Die  ganze  Überliefe- 
rung verbindet  sich  nun  durch  den  iirjXQonäxcoQ 
Atlas  V.  360  und  Elektra  mit  dem  oben 
nr.  62  ff.  dem  Hellanikos  zugewiesenen  genea- 
logischen Konstruktionen.  Der  'Göttergarten',  20 
in  dem  die  Hochzeit  stattfindet,,  lag  ursprüng- 
lich wohl  auf  Samothrake-^t'ö'ioTrto:  (vgl.  oben 
Sp.  388,  Tümpel,  Aithiopenländer  S.  168  ff'.),  wurde 
aber  schon  früh  in  den  fernen  Südwesten  ver- 
schoben. Da  nun  das  oben  nr.  68  als  Quelle 
angesetzte  milesische  Gedicht  bekanntlich  die 
Aithiopensage  in  die  TQwiy.ci  gebracht  hat, 
könnte  es  wohl  auch  den  Göttergarten  und 
die  Kadmoshochzeit  mit  den  „westlichen 
Aithiopen"  in  Verbindung  gesetzt  haben.  Das  30 
'ist  um  so  wahrscheinlicher,  als  Memnon  nach 
demselben  'Ärlctinos^  mit  dem  ägyptischen 
Theben  in  Zusammenhang  steht  {Dion.  Perieg. 
249  f.).  Doch  kann  die  oben  nr.  44  als  Quelle 
der  Kadmos-Typhoeuslegende  bei  Nonnos  er- 
schlossene, verschiedeneu  Dichtern  (darunter 
auch  dem. ÄrJctinos)  zugeschriebene  Tüanomacliie 
auch  hier  direkt  oder  indirekt  seine  Quelle 
gewesen  sein,  denn  nach  Philodem  Ttegl  svasß. 
p.  43  Gomp.  sprach  6  xriv  Tixavo^a%Lav  ttoitj-  40 
cccg  von  den  hesperischen  Äpfeln  und  ihren 
Wächtern  (vgl.  JSonnos  13,  350  ff.).  Dafs  die 
kyrenäischen  Gentilkulte  Anknüpfungspunkte 
boten,  läfst  sich  nicht  mehr  nachweisen. 
Zweifelhaft  ist  es  auch,  ob  auf  der  von  Pucli- 
stein,  Arcli.  Zeitung  1881,  238  besjjrochenen 
kyrenäischen  Schale  der  Drachenkampf  des 
Kadmos  gemeint  ist.**)  Es  wäre  doch  auf- 
fällig, wenn  der  Vasenmaler  das  'Quellhaus' 
ohne  Wasserspeier  und  Krüge  gelassen  und  50 
die  zweite  Schlange  (hinter  dem  Tempel)  nur 
zur  Raumfüllung  angebracht  haben  sollte  (wie 
die  andern  Tiere).  Möglicherweise  liegt  eine 
Parallellegende  nach  Art  der  rhodischen  Phor- 
bassage  (unten  nr.  85)  der  Darstellung  zu 
Grunde:  ohne  dafs  man  gleich  ihre  Heimats- 
berechtigung in  Kyrene  annehmen  dürfte.  — 
72.  Mit  diesem  Zweige  der  Kadmossage 
wird  ferner  (wegen  gemeinschaftlicher  Be- 
ziehungen zu  Atlas-Elektra)  in  Zusammenhang  60 

*)  Vgl.  ob.  1  Sp.  1409.  0.  Müller,  Orchom.-  258  setzt 
diese  Europe  =  Deraeter-Europe  (Lebadeia),  was  auf 
dasselbe  herauskommt.  Über  die  Benutzung  der  'Aithio- 
p'is^  bei  Pindar  vgl.  Lübhert,  ind.  lecl.  Bonn.  1881/2  p.  15. 
[E.  Meyer  sieht  hier  lediglich  die  Vertreterin  des  euro- 
päischen Kontinents,  die  mit  Kadmos  nichts  zu  thun 
habe,  vgl.  aber  unter  nr.  129.] 

**)  [Wie  Piichstfia,  auch  Sludniczka  S.  33.  57.] 


Kadmos  (u.  Harmonia  in  Libyen)     860 

stehen:  MyrUlos,  Schol.  Arat.  172  6  Ss  Mvq- 
xilog  xaq  XdSjiov  &v'y(XTSQocg  (T(vg  'Tädag  slnsv 
slvai)  =  Schol.  Germ.  p.  75  {Eratosth.  Roh. 
p.  110)  Myrtilus  autem  Hyadas  quinque  filias 
Cadmi  esse  dicit;  falsch  erklärt  von  Welcher, 
Ep.  Cyld.  101  (die  Töchter  des  Kadmos, 
Autonoe,  Ino,  Semele,Agaue  und  die  Schwieger- 
tochter Nyktei's  werden  wohl  verstirnt  zu 
Hyaden,  nicht  umgekehrt),  s.  ob.  1  Sp.  2753 ff.  — 

73.  Vor  allem  aber  gehört  wohl  in  diese  Gruppe 
das  Ende  der  Europa  im  südöstlichen  Lykien 
oder  in  Karien.  Denn  wenn  Herodot  6,  45 
bemerkt  jj  EvQconrj  ovxe  yLvcoay.sxca  .  .  onö&fv 
xo  bvo^cc  iXixßs  xovxo  .  .  sl  fii]  cmo  xf^g  TvQir^g 
(priGoiiEV  EvQCOTCTjg  Xcißsiv  xo  ovo(ia  xrjv  icoqtiv 
tiqÖxbqov  6e  'ijv  äga  dvcövv^og. .  .dXX'  avxr]  ys 
£%  xfjg  'Aairig  xs  (pccLvsxcct.  iovaa  yiai  ovz  <xni- 
no^isvi]  sg  xrjv  yi[v  xavxrjv  .  .  ."  cell'  oaov  £% 
Q?OLVL%rig  ig  ÄQr'jXT]v,  sn  KQi^xrjg  dh  ig  ÄvKiriv 
—  so  folgt  er  (oder  sein  Gewährsmann)  vgr- 
mutlich  demselben  ionischen  Epos,  aus  dem 
wir  auch  andere  auf  Kadmos-Europe  bezüg- 
lichen Zeugnisse  abgeleitet  haben.  Vgl.  noch 
1,  173  Ol  ÖS  Avv.101  iv.  Kqrixrig  xcoqicclov  ysyö- 
vaai  . .  .  8LEV£L%Q'ivx(ov  ds  .  .  xäv  EvQcönrjg 
Tiaidcov  Zccqmßövog  xs  xat  MCvco  .  .  i^riluoe 
avxov  xs  Eccq7tr]86va  xart  xovg  axaaicöxag  avxov, 
Ol  ÖS  dnaG&ivxsg  cctii-kovxo  xfjg  'Aoi'rjg  slg  yfiv 
xrjV  MiXvdäa  .  . .  vonoiai  ds  KaQiKoiai  %QScovxai. 
So  nennt  bereits  'Hesiod^  Schol.  Ven.  31.  292 
=  fr.  56  Bz.  Europe  Mutter  des  Sarpedon; 
danach  Aesch.  p.  34  N^.  Balcchyl.  56  p.  586, 
Eur.  Bhes.  29.  Asios  von  Samos  hat  die 
Heroine  als  Schwester  der  Astypalaia  nach- 
weislich in  das  genealogische  System  der  Um- 
gegend gezogen,  und  Aischylos  liefs  in  seiner 
Europe  Karer  als  Chor  auftreten,  Büchcler, 
Bh.  Mus.  35,  94.*)  In  demselben  alten  Ge- 
dichte stellten  sich  vermutlich  eine  Anzahl 
von  Eponymi,  wie  Seriphos  (nr.  84),  Poikiles 
(nr.  83),  Itanos  (nr.  86),  Karchedon  (nr.  87), 
die  rhodischen  Kadmeer  (nr.  85)  unter  den 
Schiffsgesellen  des  Helden  ein,  s.  nr.  95, 
Sp.  876.  Denn  dafs  der  Held  hier  als  umher- 
kreuzender (phönizischer)  Schiffshauptmann**) 
auftrat ,  ist  zweifellos ,  vgl.  unten  nr.  89  ff.  — 

74.  Diesen  veränderten  Verhältnissen  ent- 
sprechend mufs  vor  allem  der  Drachen- 
kampf anders  gestaltet  gewesen  sein.  Auch 
dafür  haben  wir  unzweideutige  Zeugnisse.  Bei 
Ovid  Metam.  3,  46  ff.  (vgl.  jedoch  unten  nr.  95) 
tötet  der  Drache  die  ausgesandten  ministri  alle- 
samt: hos  morsu,  longis  complexibus  illos,  \  hos 
necat  adflati  fmtesta  tabe  veneni  etc.,  und  Tzetzes 
zu  Lyliophron  1206  ==  Chil.  10,  404  p.  379  (unbe- 
kannte Quelle,  vgl.  Härder,  DeTzetz.  fontt.  p.80, 
man  könnte  an  Apollodor  denken)  nennt  als 
Namen  der  gefallenen  Genossen  Deileon  (fehlt 
ob.  1  Sp.  978)  und  Seriphos  (unten  nr.  84).  Der 
letztere  palst  ganz  in  die  Reihe  der  geo- 
graphischen Eponyme,  wie  sie  offenbar 
schon  Herodot  in  diesen  Epen  vorgefunden 
hat;  von  gleicher  Herkunft  (d.  h.  aus  einem 
Kataloge  der  Kadmosgenossen  entlehnt) 
sind  auch  Poikiles  und  Membliares  Herod. 


*)  [Vgl.  Scltwartz,  quaest.  Herod.  p.  1059.] 
**)     Im    Stammbaume    des    Arkthioa     (zum     Sternbild 
uqy.zo;)  steht  au  erster  Stelle  Navtij^. 


861     Kadraos  (n.  Hai-monia  in  Libyen) 

4,  147,  s.  unten  nr.  83.  Dafs  hier  ein  altes 
berühmtes  Gedicht  foi'twirkt,  scheint  sich  durch 
einige  Biklwerke  zu  bestätigen.  Einschlägig 
ist  z.  B.  der  prächtige  etruskische  Spiegel, 
auf  dem  der  Drache  einen  Gelahrten  des  Kad- 
mos  bereits  umwunden  hat,  während  ihn  ein 
zweiter  mit  der  Lanze  durchbohrt  und  Kadmos 
selbst  mit  dem  Schwerte  ausholt,  s.  d.  Abb.  5 
=  3Ion.  6,   29,   2    {Pervanoglu,   Annal.    1859 

p.  146  fF.).     Auch  der  sehr  proble-     ^ 

matische   Typus   einiger Mün-        ^'■"'^ j=^M)^^^<^ 
zen*)    und    geschnittenen 
Steine  („Tod  eines  Kad- 
mosgenossen      durch 
den       Drachen" 
Winclcelmann,  P. 
(jr.     de    Stosch 
p.  317  nr.  16, 
s.  Pervanoglu 
a.a.OS.149') 
könnte  hier- 
her   gehö- 
ren.    Nun 
findet  sich 
schon  bei 
Herodot 

Vl'AYl 

sprich- 
wörtlich 
tür     den 
'Pyrrhus- 
sieg': 1, 166 

xmv    öl     X7) 
vavfiax^'j],  KaS- 

fift'a  Ttg  VIKI]  xot 

VftO'    CXL  lltV  yÜQ  TB6 
GBQä%OVzä  G(pl   V£Sg  ÖLS 

cp&ägrjaKV,  ai  öe  bikogl  ai 
iiSQisovaoci     rjaav    ä](^Qr}OTOi. 
Zwar  leiten  die  meisten  Inter- 
preten (vgl.  d.  Paroemiogr.  u.  Lexi 
kogr.  s.v.) die  Wendung  aus  späteren 
Ereignissen  der  thebischen    Sage   ab 
(aus  dem  Epigonenkriege);  aber  natür- 
licher scheint  es,   sie  mit  Lucill  von 
Tarrhai  (unten  nr.  104)  und  dem  Verf. 
eines  Buches  tcsqI  Orjßäv,  wahrschein- 
lich Lykos  V.   lihegion  {Etym.    Gud. 
p.    593   =  Suid.   s.  V.;   vgl.    Leutsch, 
Parocm.  voL  2  p.  75.  3iüller,  FEG. 
4  p.  657),   auf  Kadmos   selbst  zu  be- 
ziehen.   Lykos**)  erinnert  daran,  dafs    5)  Kadmos  und  seine 

Äddfiog  avilav  tbv  rrjv"AQSiav  xrjQov-  Genossen  im  Kampfe  i^avaaxävxsg,  izQänovxo  in  'Ad'rj 
vxa  ögäyiovxa  i9i:x8vCBv  "Aqbl  ö^tr«  '"j*/'^  ^'^^"^"''^„^"^f  viwv  ...  Die  Gephyräer  wissen, 
iXTi-  Aber  die  rechte  Pointe  erhält  ^'°''- '''  ''"''•  '  '  ''  dafs  sie  nach  Euboia  gehören  und 
der  Vergleich  für  die  Herodotstelle  erst  durch  zählen  sich  zu  den  Kaduieern:  das  ist  Thatsache; 
die  Tradition,  dafs  die  Gefährten  des  Kadmos  60  sie  stammen  nicht  aus  Euboia,  sondern  mit  Kad- 
bei  dem  Drachenkampfe  getötet  und  verwundet  mos  aus  Phönizien,  das  ist  Sage  oder  Hypothese, 
wurden;  dafs  Herodot  gerade  diesem  Über- 
lieferungsstrom gefolgt  ist,  wurde  schon  oben 

*)  Eine  bei  Mionnet  (s.  Tables  gen.  S.  233)  auf  den  Tod 
eines  Kadmosgenossen  bezogene  korinthische  Münze 
deutet  Tiii/ioo/- Blumer  wohl  richtiger  auf  Opheltes. 

**)  Seinen  Namen  hat  in  dem  verderbten  ,4yTO  — 
übrigens  nicht  MüU''r  erkannt,  wie  es  nach  FIIH.  4, 
Ci)7  scheinen  könnte,  sondern  schon  Umjer. 


Kadmos  (in  Boiotien  u.  Euboia)      ^^2 

nr.  72  angedeutet;  auch  sonst  mag  er  seine 
Überlieferungen  und  Hypothesen  über  Kadmos 
und  die  Kadmeer  (vgl.  unter  nr.  75.  79.  80 f.) 
aus  diesen  Epen  abgeleitet  haben.  Doch  ist 
es  vorläufig  nicht  möglich,  die  alten  Zusam- 
menhänge wieder  herzustellen:  daher  diese 
Legendenbruchstücke  hier  in  örtlichen  Gruppen 
zusammmengeordnet  werden  sollen. 

VL  Isolierte  Lokalbeziehungen. 

Der    ionisch-äolische 
Norden. 

Boiotien  und  Euboia. 

75.      Strabo    10,   447: 

'EpfT^ia    TiöXiq 

(liyL'atri    x^g    Ev- 

oiag  jXEra  XaX- 

•ALÖa    .  .  .     Kai 

xäv     AloXimv 

di  xivsg  anu 

xrjg    IJsvQ-i- 

lov         GTQa- 

(isivav    iv 
xf]      vT^aa, 
x6  ds   Tta- 
Xaiov    Mal 
"Agaßsg  {so 
wohl    erst 
nach      ge- 
lehrter eth- 
nographi- 
scher Hypo- 
these) oiKdö- 
licp  avvSiaßdv- 
Eqsxqiu 
ovvcpy,i(5S  xdg 
TJallrjvrjv  iial 
xov  'A&w  nöXsLg   ■nxl. 
Das  alte  Epos  mufs  in 
der    That    Kadmos    und 
Kadmeer    auf    Euboia    ge- 
kannt    haben,     denn     darauf 
nimmt  direkt  oder  indirekt  (vgl. 
■r.  89)  Bezug Herod. 5, 57  oi  Ss 
OL  ...  (ag  fifv  avxol  liyovßi, 


ByeyovBcav  8^  'EQSXQLrjg  xrjv  aQxt'jV 
ag  öh  iyu)  dvanvv&avöuivog  svQiaKco, 
rjaav  ^oiviKsg  xäv  ehv  Käöfj-cp  dni- 
KOfisvcov  ig  yriv  xrjv  vvv  BoicoxCr]v 
v-also^iivriv,  oi^sov  ös  xrjg  xcoQrjg  xavxi]g 
dnoXaxovxsg  xr]v  Tavay Qiiirjv  fioi"- 
Qav  ivQ'svxBv  ös  KaöfiSLav  ttqoxbqov 
i^avaoxdvxav  in  'Agysicov,  oi  Ficpv- 
Qaioi,     ovxoL     ÖBvzBQa     vno    BoKozäv 


die  nie  hätte  geglaubt  werden  sollen  (s.  v.Wilamo- 
witz,  Hermes  21  S.  106');  vgl.  unten  nr.  90  ff. 
104.  120.  Ein  Anklang  an  die  drachenzahn- 
entsprossenen ,  erzbewaffneten  Männer  der 
Spartensage  hat  sich  vielleicht  in  dem  euböi- 
schen  Abantenkönige  Chalkodon  erhalten  (oben 
Sp.  870),    vgl.    nr.  79   und  H.  D.  Mülkr  bei 


863      Kadmos  (in  Boiotien  u.  Euboia)  Kadmos  (in  Thrakien)               864 

Tümpel,  Bemerk,  z.  gr.  Beligionsgesch.    S.  18.  zy    [irjtQl   t:i7s   EvQcaTtris   Trilscpdri    sni]8i    ngos 

Als  älteren  Sitz  der  '^  ^oivfusg  cvv  KccS^m^  —  {cod.nsQl)  'A^/jvoig*)  %al  snvv&ccvero  EvQconriv 

d.  h.    als    Sitz    der    Kadmos -Sage    —    nennt  £;i;£Ca^o:t   iv  xfj   ©qockt],    kuI  ovrco?  txyinsto  sig 

Herodot   in    dem    angeführten    Zeugnisse    (5,  xriv   %az    avzmiqoLv   ]\7tiiqov    %ai   i\q%Bv    iv 

57)    die    TavuyQiv.ri    [iolqu    von    Boiotien  (vgl.  zfj    %a>qa   zavzi]    navzcav  EvQconrj    zov    dv- 

Kap.  129).  Das  bestätigt  sich  durch  selbständige  öqos    aitolEKp&biaa**),    ovx    rj  ^oiVixog,   dll' 

Überlieferung   {Crusius  in   der  aJlgem.  Encykl.  InixcnQCa    zig    yvvrj,    dcp'  rjg   ■nul   rj   r^nstQog 

S.    39'-)    bei    Eustath.  p.  408,   4    =    Pausan.  anaca  jj  ngog  BoQsav   äviiiov  EvQänr]   ks-hItj- 

Att.   p.  45    Schw.:   ol  dsKcczsv&svzsg    .  .  .    slg  zai.^'    Den  Eingang  nach  demselben  Gewährs- 

JsXq)ovg  vn   'AQ-rjvccLcov  *)    FscpvQaLOi   Xaßövzsg  lO  mann  {Höfer  S.  55)  bietet  vollständiger  Konon 

XQrjOfibv   .  .  .     ßovalv    ccnolov&ovvzig ,    frag    dv  narr.  32     ...    zb    nsQi    Evqämqg    zr]g    ^oCvi- 

SKSivoi    KomdacoGiv    .   .   .  .  ,     tag    6     &s6g    (xv-  nog    &vyazQ6g    dq)civovg    ysysvrjiisvrjg,    yial    mg 

zoig  i%Qr]6£v,  ojtag  txft  Kcczcc^sivcoai,   snl   Td-  nsfiipsis   zoyg   vtstg  6  naziiQ  ■Kazd    ^rjzrjoiv  zrjg 

vccyQCCv   coSsvcav,    dovzsg  (ihv  zoi  nQorjyov^svo)  aSsXcpfjg,    cov   rjv  kkI   Kdöfiog,  figö"'  ov  ovvutc- 

KrjQVKaLOV   ag  snl  nqsaßsCa    .  .  .  ,   ■na&onlcaav-  aiQst   xai   Upcorgvg    i^   Aiyvnzov    .  .  .    v.al    ag 

zsg  ds  KcczoTCiv  zovg  vEOvg  (vgl.  v.  Wilamowits  Kcczd   noXXrjv  Ttldvrjv  fjirjSlv  svgovzsg  v.az£a%ov 

a.  a.  0.  S.  106f.).    Die  Beziehung  auf  Attika  hat  fig  naXXr'ivrjv,    xcci  ag   llQcozsvg   .  .  .   dyszai 

derLokalpatriotismusdesDemow hineingetragen;  ywaCyicc    zfjv    'd'vyuteQcc    (des    Sithonerkönigs) 

ebenso  ist  in  nr.  77  Athen  der  Durchgangspunkt  XqvcovÖtjv.     Wie   sich  Proteus   mit  der   thra- 

für  die  Kadmeer-Gephyräer,  vgl.  die  attischen  20  kischen    Prinzessin    vermählt,    so    mufs    sich 

Hyperboreer-Legenden  Bd.  1    Sp.  2819  ff.     Die  Kadmos     mit     der     von     ihrem     Manne 

Legende  ist  eine  Dublette  zur  thebischen  Grün-  verlassenen   Thrakerkönigin  Europe    ver- 

dungssage.     Das  benachbarte  Mykalessos  wird  bunden    haben,    d.  h.    der  Mythograph,    der 

durch   eine    ähnliche   Geschichte  mit  Kadmos  der  Methode   des  tazoQiyiog  zai  ^SQiazög  Xöyog 

selbst  in  Zusammenhang  gebracht,  s.  Sp.  835,  1.  folgt,  verband  mit  der  Vulgärsage,  in  welcher 

76.  Über  Kadmos  in  lUyrieu  und  Epirus  die  „tyrische"  Europe  schliefslich  spurlos  ver- 
s.  oben  nr.  46  ff.  56.  Doch  hat  der  ursprünglich  schwindet,  eine  seltenere  Legende,  nach  welcher 
griechische  und  mythische  Begriff  'iXXvQiog  Kadmos  sich  in  Thrakien  mit  einer  —  ur- 
und  'iXXvQig  {Ärist.  av.  1521)  keine  feste  sprünglich  wesensgleichen  —  einheimischen 
ethnographisch  -  topographische  Bedeutung,  30  Heroine  Europe  vermählte,  vgl.  nr.  3.  —  Das 
sondern  ist  von  den  Griechen  an  verschie-  bewährt  sich  vor  allem  durch  die  Spuren 
denen  Stellen.,  auch  in  Thrakien  (nr.  56.  77)  ihres  Sohnes  Sarpedon.  Der  ZaQiiriÖovirjg 
und  Lykien  (unten  nr.  125)  fixiert  worden.  Die  ä'npijg  in  Thrakien  gedenkt  Herodot  7,  58 
in  das  Etym.  M.  versprengte  Notiz  über  die  (vgl.  Strabo  p.  331.  fr.  52)  und  die  Lexiko- 
benachbarten Taphier  (p.  148,  40):  avzol  graphen  s.  v.  (=  Zenob.  Interpol.  486  p.  156, 
8s  zb  dvsKK&sv  ^oiviv.sg  zäv  [istd  Kdd^ov  vgl.  p.  540),  die  aus  troischen  Fabeln  des  So- 
ßzaXsvzcüv  geht  vielleicht  auf  diese  westlichen  phoJdes  {fr.  43  p.  141.  fr.  580  p.  270)  eine 
Kadmossagen  zurück.  Denkbar  ist  es ,  dafs  UccQ7tt]dd)v  dyizr'j  {tzszqcc)  anführen.  Die  Schol. 
eine  alte  epische  Überlieferung  die  Basis  ist;  Apoll.  Mhod.  leiten  den  Namen  ditb  Z.  'zov 
Taphier  und  Teleboer  liegen  innerhalb  des  40  zfig  ©QdKrjg  ßaaiXscag  ddsXqiov  UoXzvog 
Horizontes  frübböotischer  Poesie  (vgl.  d.  Hera-  ab,  nach  Apollod.  2,  5,  9,  13  dem  Sohn  des 
Jdesscliild).  Dafs  diese  Notiz  nicht  historisch  Poseidon:  wie  das  Schol.  zu  211  =  Pherec.  fr. 
verwertet  werden  kann,  wie  noch  Oberhummer,  104  p.  97  zeigt,  steht  dahinter  Pherekydes, 
Alcarnanien  53  gethan  hat,  wurde  vom  Verf.  d.  h.  das  Epos.  Es  ist  ein  altes  Jenseitsbild 
schon  Phil.  Anz.  17,  658  hervorgehoben  und  der  boiotischen  Keligion  (vgl.  Theog.  774  f.), 
bedarf  jetzt  keines  Beweises.  Von  hier  aus  was  hier  im  hohen  Norden  lokalisiert  ist,  wie 
erklärt  sich  die  Landschaft  Ka^inavtcc  und  der  sonst  im  Süden  (in  Kilikien)  vgl.  Bd.  1  Sp.  2835. 
Kadmosfiufs  in  Thesprotien,  s.  nr.  126.  —  78.  Hierher  führt  uns  ferner  die  (aus  Hel- 

Thrakieu.     77.     Schon   in   den  Katalogen  _  lanikos?)   durch  Aristoteles   {Arist.  Pseudepigr. 

und  bei  'Eumelos'  besiedelt  Kadmos,  der  von  50  '  p.  493  R.,  unten  nr.  105)  vermittelte  Notiz  bei 

Süden  aus  den  Landweg  einschlägt,  mit  seiner  Piin.  Nat.  hist.  7,  57,  197),  dafs  auri  metalla  et 

oder    der  Europa   Mutter    zunächst   Thrakien,  flatuiani  Cadmus  Phoenix  ad  Pangaeum  montem 

s.  oben  nr.  12  ff'.     In  merkwürdiger  Form  liegt  'erfunden'  hübe,  =  Kle)n.  Alex.  Strom.  l2)-307B 

diese  Legende  vor  in  den  ScJiol.  Eurip.  Blies.  (II  p.  54  Lips.)  Kdö^og  [iszccXXaxQvaov  zd  tzsqi 

28:     z^irrag    8s    zdg    EvQwnag    dvaygdq^ovatv  zb  HdyyuLov  insvörjasv  oQog.    Ahnlich  Demetr. 

iviof  (liciv  ^sv 'Sl-^savL8a  (Hesiod)  ...  szsquv  Sceps.   (nach   Kallisth.)  bei   Strabo   14    p.  680 

ÖS  ^oiviaoav  nal  {zrjv?)  'AyrjvoQog  .  .  .  slal  8s  =  Demetr.   Sc.   p.  42    Gaede,    Callisth.    fr.    29 

dt    v.ai    zQizTjv    dvayQdcpovai,    Ka^änsg   'Hyr'i-  p.  20  AI.   (und  byzantinische  Ausschreiber  bei 

GiTiTiog   SV  zoLg  nccXXijviayiOLg  {fr.  6.  F.H.G.  ünger  p.   9).       Vgl.     Hygin    fab.    274,    unten 

4,  424)    yQd(pcov    ovzcog-  **)    „Kd8(iog     avv  60  nr.  105.    Diese  Legenden  werden  mit  den  eben 
*)  Das  Wort  ist  nicht  anzutasten.    Es  spricht  der  besprochenen    euböischen   Kadmosmythen    zu- 

Auhidogra.ph  ßemoit,  wie  üciion  wiiamowitz  Herrn.  21,  S.iQö  sammcnhängen;  s.  auch  Stcph.  Bys.  p.  331  M. 

Anm.   richtig   erkannt  hat;    weshalb    Töjjßer,  Att.  Geneal. 

5.  298  die  andere  Fassung  auf  Demon  zurückführen,  willi  seltener   rhodischer  Legenden  (oben   s.   Akantho)  beweist, 
weifs  ich  nicht.    lYgl.  jeUt  Grusius,  Philol.  Suppl.  5  S.  26911']  die  Götterkataloge  bei  Cicero  u.  s.  w.   zurückgehen. 

**)  Warum  Müller   das  Stück   unter    die   Incerta    setzt,  *)  Bei  dem  späten  Schriftsteller  kaum  anzutasten, 

bleibt  unverständlich.    Das  Excerpt  stammt  übrigens  aus  **)  So    ist    offenbar   zu    schreiben    und    zu    intcrpuu- 

Arisiokles    (dessen    Namen   man   mit   Recht   in   dem    hds.  gieren:   „Europe    herrschte  in  dem   Lande,    da    sie    von 

.A<)iotut(?.ij;  erkannt  hat),  auf  den,  wie  die  Bevorzugung  ihrem  Gemahl  verlassen  war"  u.  s.  w. 


8G5  Kadmos  (in  Bitliynien,  Thasos,  Lesbos)  Kadmos  (in  Sparta)                 866 

s.  V.     'llXvQiw    xwQCi    nlj]GiLOv    xov   nayyaiov  mittelt,  auf  den  Zenobios-Diäymos  3,70  Mill. 

und  dazu  die  Kadmos-Illyrios-Sage  nr.  56.  p.  372  ==  Ps.-Plut.  40  Paroem.  1,  p.  327  Gott. 

Bithynien.     79.     Auf    verwandte    Quellen  zurückzuführen  ist:     6   Ascßiog   IlQvXig-    avtr} 

haben    wir    oben   (nr.   20)    die    Angaben    des  ■x.ccd''  o^oCtooiv  Isyetai  'cootvsq  Asaßiog  nQvXig\ 

Memnon  über  das   bithynische  Astakos  ver-  SoA8b    äh    h   ZIpuiltff  'Egfiov    Ttaig  ysvsa&Ki 

mutungsweise   zurückgeführt,    bei    l'hot.    hibl.  v-al    (idvtig.      An     dieser    Gleichsetzung     des 

228  =   F.  II.  G.  3  p.   536 :    rriv    "Aarav.ov    8s  lykophroneischen     Kadmos     mit    Hermes    zu 

MsyciQsav   (oiiiaav  aiioiv.oi   .  .  .    'Aaranov  ini-  zweifeln  ist  kein  Grund.    Bemerkenswert  ist  es 

Kirjv  v.aTC(   xQTqeiiov  Q^i^svoi    (doch  wohl  von  aber,  dafs  Hermes  hier  mit  Harmonia  als  eng- 

Delphi)  aTTo  Tivos  TCüv  AfyofttVcoi' 2;7rc>:()TCöv  xai  10  verwandt  hingestellt  wird   und   sich  auch  als 

yiqysvwv   (s.  oben  36)   xmv    [anoyüvoiv  reo»']  iv  Vater  des  prophetischen  '  Wafientänzers '    mit 

0rjßa/s,    Aaxayiov    rrjv    nkijat-v    v.zl.      Vgl.   M.  Kadmos,   dem  'Kureten'  und  Vater  der  streit- 

Mayer,   Die   Giganten    S.  30,    der    auch    den  baren  Sparten,  berührt,  vgl.  nr.  61  f.    Näheres 

Namen  auf  die  'Erdgeburt'  zu  beziehen  ver-  im  Artikel  Megaloi  theoi. 

sucht.     Das    benachbarte   Chalkedon,    nach  Die  mit  lesbischen  Überlieferungen  vielfach 

Charon,   F.  H.  G.   4  p.  627    die    Mutterstadt  verflochtenen  Sagen    aus   der   Troas  und   aus 

von    Astakos,    würde    sich    gleichfalls   legen-  Samothrake   s.   oben  nr.  60 ff.    Wenn  Hermes 

darisch  leicht  mit  diesem  Sagenkreise  verbin-  in  diesen  Überlieferungen  Kadmos,   oder  (mit 

den  lassen,  vgl.  nr.  20.  65.  Söhne  des  Astakos  als  üblichem    Kosesuffix  ,    s.    Fiele    S.   LI  f.)    Kad- 

Gründer  des  kleinasiatischen  Theben  nr.  66.  20  milos  heifst,   so   soll  er  damit  nur  als  boioti- 

Thasos.  80.  Vgl.  oben  Sp.  833 f.    Dafs  die  scher  Gott    bezeichnet  werden,    vgl.    Crusins, 

Überlieferung  von  dem  KtiGzrjg  dauernd  leben-  Beitr.    S.   14.      Ebenso    würde    der    Dionysos 

dig  blieb,    zeigt    der  Personenname   Kdcafiog,  Kadmeios  zu  erklären  sein  bei  Paus.  9,  12,  4: 

vgl.    Kuhn's    Zeitschr.    29,    429.      Vor    allem  UoIvScoqov  ds   tÖ   ^vXov  xovxo  xccX-nat  Xsyovaiv 

die  Anlage  der  Bergwerke  schrieb  man  (schon  im-KOGfiriaavxa    Jiövvaov     naXiaat     Kädfieiov, 

im    milesischen    Epos?)    den   'Phoinikern'   zu  wenn   diese   Lesart  überhaupt   zu  halten  und 

(d.  h.  Kadmos  und  seinen  Leuten),  vgl.  Herod.  nicht  mit  Schubart,  Bh.  M.  5,  347 f.  {Brunn, 

6,  47    xa  fisxalla   ...,   xd   ot  ^oiviKsg  dvsv-  Kiinstlerg.    1,   392)    für   Kccöfisiov:    Kdäaov  Si 

Qov   Ol   fisxd  Qdcov   %xiGccvxsg  ztjv  v^oov  xav-  (zum  Folgenden)  zu  lesen  ist.*) 

T7JV  .  .  .     Ebenso  ein  iqov  'HgayiXiovg  vno  $ot-  30                         n      •      v,     p 

vi%cov  idQVfiivoi>,  di  kccx'  EvQcoTttjg  ^rjxrjGiv  Dorische  Gruppe. 

SKTiXcüGcivxsg    ©ccGov    i'yixiGav    {Herod.    2,  44).  Sparta.      82.      In     der    Nähe    eines    von 

Danach  Pawsan.  5, 25, 12.  JiTo«.  37.  '/SA-ywm.' 658.  Theras    gegründeten  Athena-iE^oi/    und  eines 

Gegen  ethnographische  Verwertung  dieser  Zeug-  vcog   für  Poseidon -Hipposthenes  befand    sich 

nisse  ist  zu  protestieren,  vgl.  J..JE'«Hm«)i_,Ä'"2/pros  ein    Heroon    des    Kadmos.     Paus.    3,    15,   68: 

S.  4.    Die  Erklärung,  ,, weshalb  Thasos  Bruder  iv     ZlnccQxr]     ds     Xsgxtj     te     sgxl    yiaXov^iivr] 

des  Phoinix   sei"   {v.    Wilamoioitz,   Heroldes  1,  UotKclrj  -nul  rjQma  ngog  ccvxf]    KccSuov    xov 

271  Anm.),  scheint  im  Vorhergehenden  gegeben.  'Ayi^voQog    xav    xs    dnoyotxov    OloXvkov    xov 

Lesbos.    81.    Lykoplir.  Alex.  219ff'.  (=  Eu-  ©rjocc    kuI    Alyscog  xov   OloXvhov ,    noifjGcci,    Ss 

Staili.  601,  2ff.     813,  40):    cö?   fiTj    gs  KöcSybog  40  tci  rjQcpa  XeyovGt  McctGiv  -acu  Aaiav  xs  Kai  Ev- 

w(psX'   iv  nSQiQQvxcp  I  "iGOTj  {=  Lesbos)  (pvxsv-  qänav.,    sivai   8s  avzovg  'Tqulov   TtaiSag   xov 

Gcci  8vGfisvcüv  TzoSjjyexrjv,  [xsxdQxov  i^"AxXav-  Alyscog  v.xX.    [Studnizcka  {Kyrene  70ff.)  nimmt 

TOS  c(&Xlov  GTioQov,  \  xäv  ccv&oiicii^cov  Gvy-  eine   Verlesung  von   KAPKO    zu    KADMO    an, 

KuxaGiKinxrjv    JJqvXlv    |   x6(iovqs    TtQog    xd  schwerlich   mit  Recht].     Auch  die  Namen  der 

XäGxa    vri^sQxsGxaxs.      Die    Scholien    erklären  'Stifter'  Aaiag  —  Adlog,  EvQconccg  —  Evqcoht], 

V.  219:  OTTOS   fi-Tj  GS    o  'Epfi%-    dvxi  xov   Ka-  'TQCciog  —  'Tquicc    erinnern    an  Boiotien    [vgl. 

Sai'Xog  (s.d.)-  xovzov  ydg  viog  iysvsxo  ÜQvXig;  E.  Maafs ,  Gott.  gel.  Anz.  1890,   363].     Oben- 

V.  220.  222    xwv  'EXXi^vav   bSrjyöv  .  .  dia   xov  drein  fehlt  es  nicht  an  sonstigen  legendarischen 

SovQiov  iTcnov  .  .  .  xwv  Tqcöcov   xäv   Gvyysväv  Beziehungen,  vgl.   Stepli.   Bys.  s.   v.    UndQxr)' 

Gov    GV(i7i0Q&r}xriv.      Ebenso    erklärt    mit    rei-  50  Aayiavi,yi6v    %(oqCov,     dnb    xcöv    fisxd    Kd8{iov 

cherer  mythographischer  Gelehrsamkeit  T^efees  SnciQxav,    tisqI    av    Tiftayo^as    (prjGiv    {fr.  2. 

z.  d.  St.    j).  482:    .  .  IJqvXlv ,   og  rjv   iidvxig    iv  F.  H.  G.    4   p.  320J  sv-nsGÖvxag  avxovg  stg  xr}v 

"IgG7]   rjxoi    xfj  AsGßa,    viog   xov  KdSfiov  <^xovy  AuKcoviyirjv     Endqxriv     dcp      savxcöv     ovoftdGcii. 

%al  Kci8(iLXov   (/jara  GvynonT]v  .  .  .),   rixoi  xov  Dem  entsprechend  bezieht  K.  Tümpel,  Bemerk. 

'Egtiov    -nal  "iGGr^g    xivog    vvjKpvjg  .  .  .    os  TTq.  S.  18  (vgl.  0.  Müller,  Dorier  1^  S.  65")  die  del- 

TiQOGsvsx^iüGL   xoCg  "EXlrjGt,  xfj   AsGßcp  vns&sxo  phische    Bezeichnung    der    Lacedämonier    als 

xov   XQÖnov   xfjg  xov  'iXiov   uXcÖGscog'  8Ld    ^av-  ocpioßoqot  (Orakel  bei  Plut.  de  Pytli.  orac.  24), 

xsLag,   slns   ydq   xijv  KaxaGy,svrjv  xov  8ovqslov  wofür   er    ti(pi68sLQoi    {Ps.-Arist.   niirab.   ausc. 

innov  dcÖQOLg  nsioQ'slg  vno  naXa^rjSovg:   folgt  24/23)  setzt,  auf  das  Gri^siov  der  SpartensagC;, 

der  Stammbaum:  60  als    welches    aber   für    gewöhnlich    die  Lanze 

Okeanos  lapetos^Asia  bezeichnet  wird.    Die  Legende  bei  Ps.-Aristo- 

teles   läfst,    zusammengehalten  mit  der  rhodi- 
schen  Phorbas-Sage  (nr,  83),  eher    auf   einen 

sieben  Tochter,  darunter  Eiektra[^Zeus]  Maia  Drachenkampf    schliefscn.       Den    Namen 

r.^    ,          „         .  -,  „           I                   I  ZinaoxoC    Enocoxidxai    scheint     mau     übrigens 

L  K  a  d  m  o  s^liarnnnnaj  Dardanos  Eetion  Heimes  Kadmos^Isse 

I  *)  [Ob  Maafs  bei  seinen  Bemerkungen  über  den  Bac- 

-,^.                                           ,                                            Prylis  c/i  um  Kddiiov  Thebanum  (d.  Aesch.  Sirppl.  i).  XXV)  diese 

Die    Erklärung     scheint     durch    Apollodor    ver-  Schwierigkeiten  erwogen  hat?] 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  tum.  MytUol.  II.  28 


Fleione^  Atlas 


8G7   Kadmos  (in  Thera,  Melos,  Seriphos)  Kadmos  (in  Rhodos,  Kreta)           868 

schon  im  Alteitum  mit  den  thebischen  Sparten  falls  einen  'Kadmeer'  als  oUi'azrjg  bekommen 

in  Zusammenhang  gebracht  zu  haben,  vgl.  auch  zu   haben,    vgl.    Tzetzes  oben  nr.  74   Sp.  860. 

Sp.  869,  44.    Aus  dorischer  Adelsfamilie  scheint  S.    0.    Müller,    Orchomenos    -  318  f.     A.    En- 

auch  der  Tyrann  Kadmos   von  Kos,  Sohn  des  mann,  Kypros  S.  4f.     Ethnographischen  Wert 

Skythes  von  Zankle  (iferorf.  7,  163 f.   Suid.a.Y.  {Wachsmvth,    St.   A.  409^)    wird   man    diesen 

'ETiL%aQiiog.     Ps.-Hippocr.  ep.  7),  zu   stammen.  Zeugnissen  daher  kaum  beimessen  dürfen. 

Vgl.  0.  Müller,  Bor.  l^  S.  171  ^u.  ö.  (verfehlt  Rhodos.     85.     Zeno  Bhod.   bei  Diodor  5, 

Lorenz,  Epicharm.  60ff".),    Stein   zu  Herod.  7,  58  {F.  H.  G.  3   p.  177)    \x.iv.qov  öl  vatsQov  .  . 

163ff.  p.  166.  (nach   Danaos)   KäSfiog  6  'jyrjvoQog  ciTisatotX- 

83.  Thera.  Herod.  4,  147  ^v  Sf  6  &riqaq  lo  iihog  vnb  xov  ßaailicog  mut«  ^r'itrjGLv  T.<jg 
ovtog,  yivog  läv  KaSfisiog,  Tijs  ju-r^rpos  uösX-  EvQconrjg  kktbtiXsvgsv  eig  rijv  Podiav  Mfj;£j- 
cpBog  total  'jQLGTodrifiov  Ttaial  Evqvg&svi'C  xal  (laoßsvog  S'lcxvQag  .  .  kkI  Tunoiiqyiivog  sviag 
TlQO%leC,  iövxav  8e  tri  räv  nceidav  zovzcov  lÖQvaaü&ab  IIoo SLÖwvog  itQuv,  diacrnQ-slg 
vriniav ,  inirgoTCcxiriv  £l%s  6  OriQcig  xrjv  iv  iögvoato  yiciTa  rijV  vrjaov  zov  &iov  rovzov 
ZlnÜQzrj  ßccaiXrjLTiV  ccv^rj&hztov  8h  .  .  .  ovk  zsfisvog  «oit  rä.v  ^oi.viy.cov  cniblnts  zivag  zov? 
f'cpr]  jxivhiv  SV  zfi  JoTHf (Jatfioi'i ,  aXl'  dno-  ini^iXrjcoiiivovg.  [Dazu  gehört  der  ,,Phoi- 
Ttlsviod-ai  sg  rovg  cvyyeviag.  riaav  Sh  sv  zij  niker"  des  Ergeins  Athen.  8  p.  360  =  F.  U.  G. 
vvv  ©riQT}  v.alfo^tvrj  V7]6cp,  tiqotsqov  8s  Kalliczi]  4  p.  40.5  mit  dem  gut  griechischen  Namen 
zij  avifj' TKviT] ,  anoyovoi  Ms ^ißlidQsco  zov  Phalanthos;  seine  aus  epischer  Quelle  ge- 
liotMtif  CO  (nach  dem  lakonischen  Kadmos-  20  schöpfte  Legende  berührt  sich  mit  der  thes- 
Heroon  an  der  Uoi-uLlrj'^  Vgl.  ob.  nr.  82)*)  dv-  salisch-boiotiscben  bei  Aristot.  Fsendepigr.  449 
ÖQog  ^OLVinog.  Kü8iL0g  ydg  b  'AyrjvoQog  Ev-  p.  469  ii'.].  ovzoi  8s  -ncczixfiiysvTsg  'laXvaioig 
Qcönrjv  Si.^}](isvog  ngocsoxs  sig  zr}v  vvv  8lszsIs6ccv  avfinoXizsvöfisvoi  rovzoig'  s^  cov 
Gr'lQTqv  ■naXsofisvrjv  .  .  .  KazaXstnsi  .  .  .  sv  zfj  (paat  zovg  isgsCg  -ncczcc  ysvog  8La8sxs- 
vrjGco  zavzrj  aXXovg  zs  zcöv  ^olvlkcov  Kai  8t]  c&ai  zag  iSQcoavvag.  6  8  ovv  Kä8fiog  -nccl 
■Kai  zäv  scüvzov  avyysvsmv  MsfißXiaQOV  (da-  zr]v  Äiv8iav  'A&rjvccv  szi^rjasv  dva&r'inaaiv, 
nach  Pausan.  3,  1,  7).  Aus  verwandter  sv  olg  rjv  jjaAHOvs  Xsßr]g  d^iöXoyog^  -nazscyisva- 
Quelle  Schol.  Find.  Pyth.  4,  11  p.  344  B.  e^svog  eig  zov  dgiatov  ^v&fiöv  ovzog  ä'  slxsv 
KäS^og  STttßaXav  Kai  z^v  vrjaov  oiv.Caag  ßco-  STCiygacpriv  ^oiviKiKoig  ygä^fiaaiv ,  a  cpccai 
liovg  tÖQvaazo  IJoasiSavog  Mort  'y4&rjväg  (wie  in  DO  TtQÜitov  sn  ^oivUrig  slg  zrjv  EXXäSa  KOfiia&rj- 
Rhodos  nr.  85).  Sicher  ist,  dafs  sich  das  vcci.  Die  pseudohistorischen  Ausführungen  bei 
Königsgeschlecht  in  Thera, ,Kadmeisch"  nannte;  Diodor  {Meiirsius,  Bhodos  11  f.  17  f.,  danach 
die  wahrscheinlich  konstruierte  Verbindung  bes.  Menge,  Urgeschichte  der  Insel  Bhodos 
mit  Sparta  können  wir  auf  sich  beruhen  S.  5  f )  lassen  wir  beiseite.  Thatsache  ist, 
lassen.  Der  ältere  Oikist,  der  Kadmos-Genosse  dafs  die  Poseidonpriester  (vgl.  nr.  83)  zu  laly- 
Membliaros,  wird  auch  mit  dem  benachbarten  sos  (und  die  Athenepriester  zu  Lindos?)  als 
Anaphe  in  Beziehung  gesetzt  bei  Steph.  Byz.  Kadmeer  galten.  *)  Wie  alt  und  fest  diese 
^.^4,^:  M.  MsiißXCdQog,  vriaog  nXriGiQv  &riQaq  Überzeugung  war,  lehrt  der  Eigenname 
<1^)>  v.a.1  'Avätpri,  dno  MsiißXiäQOv  zov  KaaiivXog  {-tXog),  den  ein  von  Pindar  (Isthm. 
&rjQav  olKrjaavzog  ^oiviv-og  zmv  f.istcc  m  fr.  2  p.  374)  und  Simonides  (Epigr.  Ibi  p.  500) 
Kd8^ov  svol,.  Danach  scheint  Membliaros  der  besungenes  Mitglied  der  rhodischen  Aristo- 
Eponym  der  gleichnamigen  Insel  zusein**),  wie  kratie  trug.  Hierdurch  erst  gewinnen  wir  den 
Seriphos  nr.  84.  Die  ganze  Sage  ist  älter  rechten  Gesichtspunkt  zur  Auffassung  der 
und  wohl  durch  epische  Quelle  vermittelt;  Phorbas-Sage  bei  Polyzelos  v.  Bhodos  in  Hyg. 
Kadmos  als  anlandender  Schitfshauptmanu  Astron.  2,  111  (=  fr.  1  vol.  4  p.  481  M.) 
entspricht  der  Auffassung  des  ,,milesischen  und  Diod.  5,  58  (4,  69):  Die  Rhodier  sind 
Epos"  nr.  72flF.,  auf  das  wir  schon  oben  ver-  von  zahlreichen  Schlangen  und  einem  furcht- 
wiesen haben.  baren    Drachen    bedrängt;    auf   Geheifs    des 

Die  Thoiniker'  auf  Thera  sind  also  'Kad-  delphischen    Apollo    wird    Phorbas,    der 

meer',    daher     (trotz    Busolt,    Gr.    Gesch.    1,  50  S.  des  Lapithas  (Triops),  aus  Thessalien  herbei- 

176    und  V.  Gutschmid,    '  Phoenicia'' ,    Eneycl.  geholt,   der  das  Ungeheuer  bezwingt  {Müller, 

Brit.  805)  nicht  ethnographisch  verwendbar.  Minyer  p.  190):    Eine  wertvolle  Dublette  der 

Melos   und    Seriphos.     84.     Festus   s.   v.  Kadmos  -  Sage.  *-J'} 

Melos  p.  124ff.:  dicta  est  a  Melo,  qui  a  Phoenice  Kreta.     86.    Über  Kreta  in  der  Vulgärsage 

(mit  Kadmos)  ad  eandem  fuerat  profectus,  vgl.  s.  oben  nr.  12  f.  u.  Bd.  1  Sp.  1410.  Eine  weitere 

Flin.    4,    12,    70     Melos   cum    oppido,    quam  Spur    lokaler   Beziehungen    bieten    zwei    (aus 

Aristides  (von  Milet,  F.  H.  G.  4  p.  325)  Mem-  noch  unbekannter   Quelle  geflossene)   Notizen 

hlida  appdlat  [vgl.  Membliaros],  Aristoteles  Ze-  später  Geographen  Solin.  11,  9  p.  81f.  Momm- 

phyriam,  Callimaclms  Mimallida.    Steph.  Byz.  sen:  Gortynam  amnis  Lenaewi  (d.  h.  Lethaeus) 

s.  V.  MriXog  .  .  .  o&sv  xKt  BvßXlg  sttX^&rj  (in  dem  60  praelerfluit  (vgl.  Strabo  10,  478),  quo  Europam. 

auch  von  Aristides  benutzten  Epos)   dno  zäv  *)  Neuerdiugs  iiabeu  selbst   Wachsrimtk  (St.  a.  400') 

BvßXivcov     ^oivCyiCOV      dXXd     UCtl    ZscpVQlU     V.tX.  Töpffer^    Ate.    Oeneal.     .^.00    dieser    Notiz   otlmographisch- 

Das     benachbarte     Seriphos     scheint     gleich-  historisclien   Wert  zugestanden,    und   daran   die   weitere 

Folgerung   geknüpft,    dafs   anoh   die   attischen   <J^oiviy.e;, 

*)    Nach  0.  Müller,   Orch.   320,    vielmehr  'Buutwirker'  denen  der   Poseidonkult  erbeigentümlich    war,     ein    Ge- 

[ebenso  Studniczka,  ' Kyrene'  ."54].  schlecht  'phoinikischen  Ursprungs'  gewesen  seien. 

**)  [Maafs,   G.  g.   A.    1800,   359  meint    daher  wohl  mit  **)  Der  Tyrann  Kadmos  von  Kos    gehiirt  wohl    (trotz 

Becht,    dieser    ,Kadmeer'    sei    in    Thera    sekundär    und  Lorenz,  Epicharm.  flO  ff.)    eigentlich  nicht  hierher,  s.  oben 

gehöre  nach  Anaphe.]  nr.  82. 


869 


Kadmos  (in  Kreta) 


tauri  dorso  Gortynii  fcrunt  vcctitatam.  iidem 
Gortynü  et  j  Adymnum  (corr.  Atymnium)  Eu- 
ropae  fratran  etc.  Wegen  der  Bd.  1  Sp.  727f. 
erörterten  Bezüge  der  Atymnios-Sage  zu  Milet 
ist  es  wahrscheinlich,  dafs  diese  Notizen  auf 
das  oben  Sp.  864  erschlossene  milesische  Epos 
zurückgehen.  Auffällig  und  noch  nicht  ge- 
nügend erklärt  ist  Vib.  Sequ.  Geogr.  L.  M. 
p.  149  M.  (p.  57  Hess.):  Lethaeus  (fons)  in- 
sulae  Crttae ,  ita  dictus  quod  Uarmonia  lo 
(m.  2:  hermionia)  [Veneris  fdiaj  Cadmon  obJita 
dicitur.  Die  Legende  vom  Raube  der  Har- 
monia  zu  Samothrake  ist  oben  nr.  64  behan- 
delt: wie  Harmonia  dort  in  gewissem  Sinne 
Europa  vertritt  {H.  D.  Müller,  Myth.  d.  gr.  St. 
2,  3-20),  so  auch  hier.  An  eine  Korrektur  des 
Namens  darf  also  nicht  gedacht  werden,  cloch 
liefsen  sich  diese  beiden  verwandten  Über- 
lieferungen durch  Annahme  einer  Lücke  hinter 
Cadmon  ausgleichen  und  verbinden:  Cadmon  20 
(^secuta  patriae  ibiy  ohlita  dicitur ,  vgl.  Meur- 
sitis,  Creta  1,  10  p.  37;  2,  6  p.  90;  4,  2 
p.  199.  Unger,  Tlieb.  Farad,  p.  146 f.*)  Über 
Europa  als  angebliche  Stammmutter  des  kre- 
tischen Herrschergeschlechts  vgl.  0.  John, 
Denlschr.  d.  Wiener  Akademie  29  [1870] 
S.  24  f.**)  Danach  ist  zu  beurteilen  Steph. 
Byz.  s.  'iruvög:  nötiq  iv  KgriT-ij,  dno  'ixavov 
^OLVi-Koq  ri  Tcöv  Kovq/jxcov  tvüg.  Diese  Notiz 
ist  wohl  nur  auf  die  kretische  Kadmos-Sage  30 
zu  beziehen  (Itanos  als  Genosse  des  Kadmos) 
und  schwerlich  ethnographisch  zu  verwerten, 
wie  noch  Baudissin  {Stud.  z.  sem.  Bei. -Gesch. 
2,180)  und  Knapp  {Philol.  48,2  S.  500  3) 
gethan  haben.  Eine  Sondererklärung,  wie  sie 
Enmann  {Kypros  S.  4)  für  Itanos  zu  geben 
versucht  hat  (mit  Beziehung  auf  einen  Dai- 
mon  Phoinix  des  kuossischen  Kultes,  Cauer, 
Delectus  -  nr.  121),  ist  kaum  von  nöten.  In 
echter  Lokalüberlieferung  von  Kreta  hat  Kad-  40 
mos  selbst  hiernach  wenig  Anhalt.  Auf- 
fällig ist  es  nur,  dafs  auf  Kreta  neben  den 
Kureten  die  Sparten  auftreten,  bei  Steph.  Byz. 
s.  v.  Zv.vlh]xLov  {Mcineke  Z-avIUov)'  ogog 
KQr'ixr}?  .  .  .  iv^a  ^aalv  dno&soQ'ai.  xovg  Kov- 
QrjTCcg  (iSTcc  zäv  ZnaQZiccxäv  (die  Formen 
wechseln  oft,  vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  p.  1146 ff.) 
x6v  z/ta.  Wie  denn  auch  die  Geburt  der  Ku- 
reten, ovg  "JXiog  ngäzog  snsiösv  dsvSQOCpvsig 
dvctßluGxuvxag  (P.  Lyr.  Gr.  3  p.  7135.  =  ücid.  50 
Mttam.  4,  282  largoque  satos  Curetas  ab 
imbri)  dem  Spartenmj^thus  nahe  verwandt 
ist  (s.  Lobeck  a.  a.  0.).***) 

*)  Den  schönen  Münztypus  von  Gortyn ,  der  ein  in 
dcu  Zweigen  eines  Baumes  sitzendes  Mädchen  zeigt,  hat 
(t.JaliH  a.  a.  O.  auf  Europe  bezogen;  Heibig  Bd.  1  Sji.  1416, 
Imhoof  -  Blumer ,  Tier-  und  Pßamenbilder  T.  10,  40  S.  63, 
0.  Ro/sbach ,  Rhein.  Mus.  44 ,  436  ff.  sind  ihm  gefolgt : 
aber  konnte  man  nicht  an  eine  Nymphe  denken?  Vgl. 
auch  Imhoof  a.  a.  O.  10,  42  S.  63,  wo  ich  auch  lieber  dio  60 
bedrohte  Nymphe,  die  iüntÖQ^oio  8v/aXof.iiViiio  y.ohvufiov 
.  .  .  üv9o^^  däcjivi;;  {Nenn.  2,  92),  als  die  Artemis  von 
Myrea  erkennen  möchte. 

**)  Auch  Meursius  nimmt  eine  Lücke  an,  was  ja  schon 
der  auffällige  Accusativ  empfiehlt;  sein  von  Hessel  u.  a. 
adoptierter  Vorschlag  Cadmi  'viri  ibiy  ohlita  schwebt 
in  der  Luft. 

***)  Die  problematische   Hesychglosse :    Kää/tio?'    d6(JV. 
f.6(fOi.   äani?.   KfjfjTii   (wozu  M.  Schmidt  xenaa/idrov  öuov 


Kadmos  (in  Afrika,  Sidon,  Tyros)     870 

Phönicisches. 

Afrika.  87.  Scheinbar  vereinzelt  steht 
die  Notiz  bei  ITygin.  fab.  178  p.  34  Schm. 
(s.  oben  nr.  14  Sp.  833,  53):  Phoenix  in  Afri- 
cam  est  profectus  ibique  remansit;  inde  Afri 
Poeni  sunt  appellati.  Zu  kombinieren  ist  da- 
mit *S'<ej3/t.  Byz.  s.  V.  KccQxriScov  (p.  3ß3  Mk.)- 
U7i6  ÄKQxrjSövog  ^oivi-Aog-  s-nulsito  ds 
Kaivi]  nolig  Kai  Äadiisia  xat  Oi'vovace  y.ai 
KccK^aßr]  {Sonny,  Philol.  48  [2]  S.  559 f.).*) 
Die  Bezeichnung  mit  Kadfisi'a  ist  griechisch 
und  mufs  sich  dadurch  erkären,  dafs  man  mit 
Phoinix  auch  Kadmos  auf  seinen  Irrfahrten 
dahinbrachte,  vielleicht  schon  in  dem  ^mile- 
sischen  Epos',  spätestens  in  hellenistisch- 
römischer Zeit.  Vgl.  Tzetz.  ad  Lycophr.  1206 
p.  958:  alXog  de  näXiv  laxogiKog  ygäcpsi  (vor- 
hin waren  die  Thebaica  des  J.ykos  excerpiert)- 
Zfvg  &i^ßlj  (it-yslg  AiyvTizov  ysvvo:  ov  QvyäxriQ 
KÜqxti:  dcp'  wv  ^  t£  rjjs  Alyvnxov  nölig 
&r'jßrj  SKXri&r]  nal  rj  KagxriSav  vrioog  u.  s.  w. 
Über  die  Beziehungen  zu  Libyen  und  Kyrene 
s.  oben    nr.   69fP. 

Sidon  und  Tyros.  88.  Einen  Tempel  der 
Europa  in  Sidon  kennt  [Lucian]  de  dea  Syr.  4. 
T6  'Ayrivögiov  nalovpisvov  in  Tyros  erwähnt 
Arrhian  Exped.  2,  24,  2.  Aber  wie  der  Name 
Agenor  griechisch  (episch)  ist,  so  mufs  auch 
Sage  und  Kult  aus  Griechenland  stammen 
und  von  den  Einwohnern  nur  adoptiert  sein. 
Dafür,  dafs  das  Gebäude 
sich  wirklich  auf  den 
Vater  des  Kadmos  (nicht 
etwa  einen  anderen,  wie 
den  Arrh.  6,  17,  1  er- 
wähnten Agenor)  bezog, 
sprechen  neben  dem 
Europafest  { Malal.  1 
p.  39)  die  Münzen  von 
Tyros  mit  ihren  viel- 
fachen Beziehungen  zur 
Kadmos  -  Sage.  **)  1) 
Eckhel  3,  389  =  Mion- 
net 5,  451,  747,  Abb. 
bei  Lajard ,  Eecherches  sur  le  culte  de  Venus 
pl.  3B,  b  S.  164:  Kadmos  mit  Speer  und 
y.vvfj,  anscheinend  in  der  Pose  eines  Spen- 
denden, vor  ihm  (1.)  die  ßovg  6y.Xdauaa,  im 
Hintergrunde  Thor  und  Mauer  mit  @H\BE 
gekennzeichnet;  unter  seinem  r.  Arme  eine 
Purpurschnecke.  Die  Abbildung  nach  dem  etwas 
abweichenden  Exemplar  der  Sammlung  Jjöb- 
becke,  auf  dem  die  Purpurschnecke  nach  r. 
unten  gerückt  ist.  ***)  2)  Mionn.  8,  310,  343 
(Trebon.  Gallus):  Anscheinend  Kadmos  und  Har- 
monia, in  der  Mitte  wohl  die  Purpurschnecke, 
im  Hintergrunde  r.  die  Kuh,  Abb.  Sp.  871  nach 
einem  Exemplar  Imhoof- Blumers.   3)  Mionntt 

Aesch.  Eum.  766  vergleicht)  hat  trotz  0.  Müller,  Orchoni.  - 
S.  212  mit   dem  Heros   direkt  schwerlich  etwas  zu  thun. 
*)  Kritik-  und  resultatlos  tirasberger,  Studien  z.  d.  gr. 
Ortsnamen    S.  94. 

**)  Für  freundliche  Auskunft  und  Zusendung  von 
Abgüssen  ist  Verf.  Herrn  Imhoof  -  Bhimer  sehr  zu  Danke 
verpflichtet. 

***)  Die  Purpurschnecke  wird  nicht  auf  eine  Legende, 
wie  die  bei  Poll.  1,  45,  zu  deuten  sein,  sondern  ein  "Wahr- 
zeichen von  Tyros  darstellen  sollen. 

28* 


6)  Kadmos  spendend,  Münze 

von  Tyros,  nach  einem 

Gipsabgufs. 


871     Kadmos  (in  Afrika,  Sidon,  Tyros) 


Kadmos  (in  lonien:  Priene,  Samos)    872 


5,  441,  693.  444,  708.  445,  715,  Abb.  nach 
einem  Exemplar  Imhoof- Blumers  (Volusian); 
ein  ähnliches  Stück  in  Neapel  Katal.  9255 
(Philipp.,  weniger  gut  erhalten).  R.  Kadmos 
mit  Speer  und  v,vvf} ,  anscheinend  den  drei 
(auf  dem  Neapler  Exemplar  vier)  Männern 
etwas  überreichend;  in  der  Mitte  scharf  um- 
rissen   die    Purpurschnecke.      Imhoof   dachte 


7)  Kadmos  und  Harmonia,      8)  Kadmos  den  Griechen  eine 
Münze  von  Tyros,  nach  Schrifttafel    überreichend, 

einem  Gipsabgufs.  Münze  von  Tyros,  nach 

einem  Gipsabgufs. 

an  die  ZnccQxoC.  Head,  Hist.  nmn.  676  er- 
klärt 'K.  presenting  the  Greeks  witli  the  aipha- 
bet ^  und  trifft  damit  wohl  das  nichtige.  Die 
Beischrift  des  Blumerschen  Exemplars  ist  sicher 
eAAH<NEI>  KAA<MOZ>  zu  ergänzen,  auch 
auf  dem  andern  meint  Verf.  eAAHNjEC  zu 
erkennen;  völlig  deutlich  ist  die  oblonge  Tafel, 
die  der  vorderste  "eAAHN  eben  von  Kadmos 
empfängt.  4)  Imhoof-  Blumer  und  Keller, 
Tier-  und  Pflanzenhildcr  12,  27  (Gordian): 
Kadmos  im  Kampfe  gegen  den  sich  auf- 
richtenden Drachen ,  wohl  zum  Steinwurf 
ausholend,  s.  oben  Sp.  827,  49.  —  WenniVbnwos 
sagt  40,  356:  v.ccl  nqoyövov  döfiov  sids  'Ayi]- 
voQog  (Dionysos  in  Tyros)  fdganev  avXccg  j  kccI 
d-aXcc^ov  KccSfioio  'nal  ciQnafi^vrjg  norg  vvjKpi^g  \ 
EvQcönrjg  acpvlccarov  sSvcazo  TtaQ&sviävo:  ktX., 
so  knüpft  er  danach  an  wirklich  Bestehendes 
an.*)  Dafs  diese  Anschauungen  hier  schon  in 
hellenistischer  Zeit  völlig  populär  geworden 
waren,  hat  uns  neuerdings  das  merkwürdige 
Epigramm  auf  der  Basis  einer  Porträtstatue 
gezeigt,  die  ein  Mitglied  der  rhodischen  Kunst- 
schule, Timocharis  von  Eleuthernai  auf  Kreta, 
im  Auftrage  der  Sidcovicov  noXig  angefertigt 
hatte  (Lebas -Waddington  6,  1866a  =  Kaibel, 
Epigr.  Gr.  932  p.  386):  aGzäy  yaq  ngariarog 
acp  'EXXdSog  tnniKOV  svxog  |  äyaysg  sig  aycc- 
&mv  oiy.ov  'AyrjvOQidäv.  \  avxit  y.al  @i]ßug 
KaSfirjiSog  lsqov  aazv  |  8sQy.6^svov  vinaig  sv- 
v.lsu  [.LargönoXtv.  Die  Sidonier  sind  Ageno- 
riden  und  Sidon  ist  die  Mutterstadt  des  „Kad- 
meischeu  Theben".  Ähnlich  Achill.  Tat.  1 
p.  87  2lSwv  STtl  &aXdcTTy  nöXig,  'JaavQicov  rj 
&äXccaacc,  (irjtrjQ  ^oivikcuv  rj  Trdit?,  ©rjßaiav  o 
dfj(iog  TiarriQ  (folgt  die  vielberufene  Schilde- 
rung eines  Bildes  mit  dem  Europa -Raube). 
Griechisch  war  wohl  auch  das  Fest  der  v.Kv.i] 
oipiv^,  das  der  entführten  Europa  galt  {Malal. 
Chron.  1,  31;   vgl.  Bd.  1  Sp.  1412):    es  ist  am 

*)  Gegen  den  Mifsbrauch,  den  besonders  Movers  mit 
diesen  Notizen  getrieben  hat,  vgl.  die  einschneidende 
Kritik  von  H.  D.  Müller  1  p.  303.  Trotzdem  findet  Movcrs 
immer  wieder  Gläubige,  neuerdings  z.  B.  Saglio,  Diel. 
<l.  ant.  1,  2,  775. 


ersten  mit  der  entsprechenden  Feier  von  Samo- 
thrake  (nr.  62.  64)  zu  vergleichen.  Sehr  merk- 
würdig ist  die  Notiz  des  'Tryphon'  in  Plu- 
tarchs  SymposiaJca  3,  1,  3  Tvqiol  fxsv  'Ayrjvo- 
QidTj  (zweifellos  =  Kadmoa,  vgl.  Bd.  1,  104), 
MäyvrjTfg  ds  Xslqcovi,  zotg  ngcözoig  latgsvcat. 
Xsyoiiivoig  kudiqx^S  mo/ii Jo-uffi  •  pt'Jat  yüg  slai 
V.CU  ßozavai ,  di  av  iävzo  tovg  tiufiövzag. 
Zur  Ergänzung  und  Erklärung  könnte  man 
10  den  Medea-Iason- Mythus  heranziehen,  wie  in 
nr.  26.  Aber  es  genügt  zur  Erklärung  wohl 
die  Thatsache,  dafs  der  Heros  überhaupt  als 
Kulturbringer  und  Erfinder  galt,  vgl.  nr.  105. 
Jedenfalls  haben  wir  auch  hier  griechische 
Anschauungen  vor  uns.  S.  Mannhardt,  W.  F. 
K.  2  S.  47.  48. 

Über  die  Beziehungen  zu  Libyen  und  Ky- 
rene  s.  oben  nr.  690". 

20  lonien. 

Priene  und  Samos.  89.  Die  Einwohner 
der  im  karischen  Hinterlande  gelegenen  Stadt 
Priene  hiefsen  nach  HellaniJcos  Kadmeer: 
Hes.  2  p.  384  Kccdii(^syioi,  ot  ngn^vstg,  wg 
'EXXävizog  (fr.  9r>.  F.  H.  G.  1  p.  68)  —  d.  h. 
die  Geschlechter  lei- 
teten sich  von  Kad- 
mos ab;  vgl.  die  an 
Böotien    anknüpfen - 

30  den  Besiedelungs- 
sagen  Strab.  p.  633. 
Diog.  La.  1,  83.  Paus. 
7,  2,  10  {Thrümer, 
Pergam.  129  f.  Len- 
schau,  De  reb.  Prien. 
p.  123.  Imniisch,  Kla- 
ras p.  129).  Ebenso 
heifst  die  Stadt  KäS- 
(irj   auf  Münzen  des 

40  2.  Jahrhunderts  v. 
Chr.  {Mionnet,  lonie 
888,  Suppl.  1363.  Head,  Hist.  nuinm.  p.  508); 
vgl.  Strabo  p.  636  (Eustath.  ad  Dion.perieg.  822) 
Xbyszai  8s  vn6  zlvcov 
7}  Tlgtrivri  Kudfir]. 

Durchaus  glaub- 
lich ist  es  schon 
hiernach,  dafs  die 
männliche ,       Steine 

50  gegen  einen  aufge- 
richteten dgd-nmv 
schleudernde  Figur 
auf  einer  samischen 
Münze  aus  der  Kaiser- 
zeit (Abb.  nach  Percy  

Gardner,  Num.  chron.    ^qj  xadmos  anlandend,  Münze 
o    vol.    2,     1.     13     =        yon  Samos      (Nach  Num. 

Samos  and  Samian  Chron.  in,  2  Add.  4.) 
coins  S.  1— A.  1882 
60  T.6nr.  6)  den  Kadmos  darstellt,  vgl.  Sp.  871,  34; 
ein  ähnliches  Stück  (A.bb.  Z.  43  =  Add.  nr.  4) 
wird  man  auf  den  anlandenden  Kadmos  be- 
ziehen dürfen,  der  auf  gleichzeitigen  tyri- 
schen  Münzen  gerade  so  dargestellt  wird.  *) 
Dies  bestätigt  sich  auch  dadurch,    dafs  Asios 

*)  Dem  Verf.  ist  das  wegen  des  Schiffes  wahrschein- 
licher als  die  von  Gardnei-  S.  28G  empfohlene  Beziehung 
auf  Ihe  Emperor  Philip  or  his  son. 


il)  Kadmos  im  Kampfe  mit 
dem  Drachen,  Münze  von 
Samos.     (Aus   Num.  Chron. 

in,  2,  13.) 


873             Kadmos  (in  lonicn:  Milet)  Kadmos  (der  'Milesier')             874 

bei  Paus.  7,  4,  1  =  fr.  7  p.  413  Mkch.  (s.  vol.  2  p.  713.  Gramer,  Anecd.  Oxon.  4,  318 sq. 
oben  73  Sp.  860,  33)  Astypalaia,  die  Eponyme  ...  II.  KccS^os,]  TJavSCovoq  Mil^aiog,  laroQi- 
der  samischen  Burg  und  Altstadt,  zur  T.  des  mos,  og  Ttgärog  kcctcc  xLvag  avyyqcicpriv  k'yQaips 
Phoinis  und  Schwester  der  Europe  macht  und  Kcctaloyädrjv,  jlhk^m  vscöz^gog  'Ogcpicog  {v.  Gut- 
xon ihr  die  übrigen  Eponjmen  der  Gegend  schmid  setzte  unglücklich  Pherekydes  ein)' 
ableitet:  avviza^s  ds  -nttaiv  MiXqxov  -neu  xrig  olrjg  'icoviag 

Oineus  ^i'  ßißXioi-g  d'  .  .  III.  Kccd^og,']  'AqxeXüov,  MlItj- 

I  oiog,  LOTOQL-Kog  vscSrsQog.    TLvsg   öl    ■aui  Avklov 

Phoinix    Perimede  {Küster,  AvK[ii']ivov  codd.)  Kdd^ov  avByQuipav 

Maiandros  Poseidon^Aatypalaia  Europe  10  ißag  ovv  SGziv  hsQog-  ysygacps  ös  xavTa'  Xvaiy 

I                    I  SQCOTiKmv  Tta&mv  d' .   xat  'AxxL-uccg  loxoQiag  iz . 

Samia,^^ ^Ankaios, 'Leleger'könig  _   93.      Seit    C.    Müller   {F.  U.  G.    2   p.  2)    gilt 

I                                     •  der    „Logograph"    Kadmos     mit    Recht     als 

Enudos  Samos  Halitherses  Parthenopo  mythische  Person   (vgl.  zuletzt  LipsiuS,  Quacst. 

Vgl.  dazu  Gardner  a.  a.  0.  p.  208  fF.  284.  Da-  logogr.  8  f.  gegen  Heil,  und  Eühl,  Fleckeisens 
nach  ist  es  wohl  verständlich,  dafs  die  rätsei-  JaJirbb.  1888  137,  117  ff.  gegen  Lipsius,  mit 
haften  (legendarischen'?)  samischen  Ansiedler  in  Unrecht  trotz  Christ,  L.  G.  ^  S.  277);  schon 
Oasis  (i/tTO(^.  3 ,  26)  ihren  Wohnsitz  MaiiKQa>v  die  Zusammenstellung  mit  Aristeas  (s.  Bd.  1 
viJGog  nannten,  wie  nach  Armenidas  (Phot.  Sp.  2814)  lehrt,  dal's  wir  uns  hier  nicht  auf 
Said.  s.  V.  =  fr.  3  F.  H.  G.  4  p.  339)  die  20  historischem  Boden  befinden ;  und  die  Über- 
Burg von  Theben  hiefs,  s.  0.  Müller,  Minyer"  lieferung  selbst  sagt  es,  wenn  sie  den  Mann 
p.  212.  mit  Orp-h aus  in  Verbindung  setzt.    Im  Grunde 

Milet.     90.     Als  'Kadmeer'    gelten  und  ist  er  wohl  mit  dem   epischen  Helden  iden- 

auf  Kadmos  oder  Genossen  des  Kadmos  führten  tisch.    Wenn  von  ihm  eine  v.zCoig  'icoviag  kol- 

sich    zurück    die     ersten    milesischen    Adels-  portiert   wurde,    so    mag    das    ein   Machwerk 

geschlechter.      Vgl.  Herod.   1,  146.    170,    wo  gewesen  sein,  wie  die  Tagebücher  des  Diktys 

Thaies  z6  yivog  dvsKu&Bv  ^oivi^  heifst  (ledig-  und  Dares,    oder  die  Dionysosgeschichten  des 

lieh    als    Nachkomme    des    Kadmos)*),     und  Lines  und  Thymoites.  Der  Mticrrjj?,  der  zugleich 

Diog.  Laert.  1 ,  22   ^v  xoivvv  6  Qcclrig   ...  ex  als    svQsxrjg    xwv    yga^fidxoiv    anerkannt    war, 

xäv  Grjlidmv,    ol'  siai,  ^oivLKsg  svyBvsazKzoi  30  erzählt    seine    Erlebnisse    und    wird    so    der 

zäv   dno  Kädfiov  xov  'Ayrjvogog  (vgl.  Egi&ijXcig  älteste  Historiker.  —  93.  Obendrein  läfst  sich 

ob.  nr.  66).  .  ..  inolLxoyQucpri&rjaav  (so  richtig  die    weitverbreitete    Ansicht,    dafs    ,, Kadmos 

Böper,  Piniol.  30,  563,  sc.  die   Theliden)  8e  sv  der  Phoiniker"   die   Buchstaben  in  Griechen- 

Milrixcp,    oxE    rilQ'ov   (Böper,    tjXQ-s   Hds.)   avv  land    eingefühlt    habe,    auf   milesische   Über- 

NsIXbco  sKiiBGÖvxfg  (Crusius,  Hds.    iy.7t£a6vxi)  lieferung,    in    letzter    Instanz    auf   Hekataios, 

^oLVLKrjg*'^)-  ag  d'  ot  nXsiovg  cpaaCv,  l&aysvijg  zurückleiten*),   vgl.  Hekataios  und  Dionysius 

MiX/iaiog  rjv  kccI  yivovg  XafiTZQOv,  was  mit  der  v.  Milet,   Bekker,    Anekd.   1    p.  783    {fr.  361. 

kadmeischen  Abstammung  völlig  im  Einklänge  F.  H.  (r.  1  p.  29;  2  p.  5)  xäv  czoix^icov  evqb- 

steht.    Das  hohe  Alter  und  die  Volkstümlichkeit  z^v    dXXoi    xs   Kai  "Ecpogog   iv   dBvxsQm    Kd- 

dieser Überlieferungen  verbürgt  vor  allem  das  40  öfiov    cpaar    xfjg    (xivlg  3Iüller)  Si    ^otvUcav 

Kadmosgebirge  und    der  Kadmosflufs   {Strabo  BVQeascog  iiQog  rjfidg  SLoayioQov  {Sid-AxoQov  Böse, 

12,  578,  s.  Kadmos  I  oben  Sp.  824)  im  Hinter-  Aristot.  fr.  ^  p.  316)  ysyivria&ai,,  ag  nal  'Hg6- 

lande,    sowie    das    halbverschollene    ^ionische  öoxog  iv  ratg  'icxoQLaig   zal  'AQiaxoxsXrjg  {Ps.- 

Theben'   bei   Milet  {TJieopomp.    Schol.    Eurip.  cp.  p.  472,  fr.  ^_p.  316  iv.)  Xiysi.  cpaal  ydq  oxt 

^n(Zr.  1,  ÄYejs/t.  JB;i/s.  s.  V.);  denn  es  leuchtet  ein,  ^oCviv.Bg    [isv   svqov  xd  azoixfia,    KdS(iog    Ss 

dafs    diese    Ortlichkeiten  von   eingewanderten  7]yay£v    avxd    slg  'EXXdda'    üv&odcoQog    8s 

Griechen  benannt  sind,  in  Erinnerung  an   den  iv   xco   tcbqI    cxoi.%£C(ov    y,a\   ^i'XXtg    6    drjXLog 

heimischen   Heros,   ganz  wie  Aigyptos    und  iv  zä  ueqI  xoQmv  (xqövcov  cod.)  tiqo  Kdäfiov 

Neleus-Neilos.  /Javaov    ^Bzuv-o^icai    avzd    cpaaiv     ini^ag- 

91.     Eigenartig  ist  die  Überlieferung  über  50  zvgovai-  xovxoLg   xal   ot  MiXrioiatiol    avyyqa- 

Kadmos  von  Milet,  den  ältesten 'Historiker'.  (pBig  'Ava^iiiavSQog  yial  J  lovvaiog  Kai'Etia- 

Vgl.  Hion.  V.   HaRik.    tibqI   x.   Govnvd.    x^Q-  23  zatog,    ovg   ^al    'ArcoXXöäcoQog    iv    vbwv  Tiaxa- 

p.  863  (von  den  ältesten  Historikern  sind  keine  Xöyoj  naqazLQ'Bzai.  (~  Ephor.  Giern.  Strom.    1 

echten  Schriften  erhalten),    iv   olg   bIgiv  ol  zb  p.  362  Kdd[iog  ds  6  ^oPvl^  r]v  6  räv  ygafifid- 

KdSfiov   zov  MiXrjaiov   Kai  'Aqigzbov   xov  Uqo-  xav    'EXXrjGiv    BVQBxrjg ,      cog     (prjaiv    ''Eq)ogog, 

■nowrioCov  v.xX.  losepli.  c.  Apion.  1,  2.    Plin.  nat.  Schol.  Hom.  Z  185.  F.  H.  G.  1  p.  270.  Luc.  Voc. 

hist.  7,  205  historiam  Cadmus  Müesius  (instituit),  iud.  5).    Auch  Herod.  5 ,  58.  59   (s.  oben)  geht 

vor  allem  Suid.  2  p.  9  Bh.  (s.  Hesych.  p.  133  Fl.)  von  Hekataios  aus**),  wenn  er  sagt:  ot  ^oiviKBg 

Kdd^og]   I.o  MiXriaiog,  BVQBzijg  xäv  ygafifid-  ^^  j,^  ^^^^^^  ^^^^  ^i^  führende  KoUe,  welche  nach 

xwv   [andere  Gelehrte  beschränken  seine  Thätlg-  GO  ^en  überzeugenden  Darlegungen   von    G.   HirsQhfeU   das 

keit,    Z.   B.    der   Verf.    eines   Traktats    über   die  mUesische  Alphabet  einnimmt,  vgl.  iS/iem.  J/^j.  44,  466 f. — 

Buchstaben,    der    weifs,   dafs    Kdd(log   6   MlXr]-  in  einem  wichtigen,  bei  J/ü^fer  unvollständig  mitgeteilten 

aiog    Ttgooi&r^yiB     (den     Buchstaben     des    Pala-  Fragmente  (358,    vgl.  Diels,  Hermes  22,  435)   behauptete 

medes)    xgia    &   W   %■,     S.    Leutseh,    Paroemionr.  Hekataios,  dafs   die  Namensform   Java   Iv  «f,  ;,Q^asc  rwv 

(poni/cwv    sei:  auch  bei    Kadmos    mag    er    sich    auf    die 

*)  Das   betonte   E.   Meyer,  Philol.  48   (2)  S.  269 f.     Der  Phöuikier   selbst    berufen    haben,    die    den    griechischen 

richtigen  Auffassung  nahe  kam  Immisch,  Klaros  129.  Helden  gern  adoptiert  haben  werden. 

**)  So  ist   der  von   Diels  [Archiv  2,    165 ff.)  aufgegebene  **)   Von  Herodot  war  wohl  Sophokles  angeregt,     wenn 

Passus  hergestellt  im   Sinne   von  E.  Meyer  S.  270  Anm.  er  von  <I>uivuioi;  Yi>ocfif<aoi  sprach//-.  471  p.  244  iV. -. 


875       Kadmos  (im  hellen.-röm.  Epos)  Kadtnos  (b.  Ovid  u.  Nonnos)          876 

ovtot  Ol  Gvv  Kadfio}   ccviKOfisvoi,   räv  ijOccv  ol  oder    EvQCOTtsia    und    @r]ßaiyici     schrieb,    vgl. 

FacpvQccioi,   aXla   rs   noXXcc   ....    iariyayov  Schneider ,  Nicandrea  p.  33  ff.)   wäre   die   Ein- 

diSaaKciXicc  ig  Tovg  EXlrivag  Kai  drj  y.ai  ygäfi-  führung    der     dienenden    Gefolgschaft    schon 

(laxa  .  .  TiBQioLXEov  de    aqpfag  tu  nolla  xovtov  zuzutrauen.    Diesen  von  Ovid  schwerlich  direkt 

xbv   xqÖvov  'EXlrjvcov  "icovsg"    oi.  Tzagalaßövxsg  benutzten   Quellen*)    sind   oben   nr,   73.    74  ff. 

diäaxfi  TtciQcc   zcöv  ^oiviKwv  xa  ygäiii^aza,   juf-  auch    die    Namen    der    gemordeten    Genossen 

xaQv&^iaavTBg   acpscov   oli'ya    k%Q£wvxo'    xg£(i>-  sowie    der    übrigen    kadmeischen    Eponymoi, 

(isvoi  ds  £(fäxioav...  icayayövxcov  ^olvihcüv  ig  wie  Itanos,   Membliares  u.    s.  w.   vermutungs- 

xrjv  'EXXäSa  ^oiviyniicc  %syilrj6&ai  .  .  .    Ebenso  weise  zugeschrieben  worden.**) 

können  im  milesischen  Religionswesen  weitere  lo  Nonnos.   9G.  Sehr  ausgedehnt  und  wunder- 

„Kadmeische"   Spuren  nachgewiesen  werdeu,  lieh  sind  die  einschlägigen  Partien  bei  iS-^onnos 

vgl.   Schol  Apollon.  Rliod.   1,  1126   (F.  H.  G.  (einiges    schon   Bd.  1    Sp.    1832  f.).      Nur   die 

4  p.  448),  Et.  M.  s.  KrjQVY.fLOv  [LohecTc,  Aglaoph.  Grundzüge  mögen  hier  wiedergegeben  werden, 

p.  1166)  und  den  Artikel  Me^aZoi  TZieoi,  J.&sc/<w.  In    der    Darstellung     der    genealogischen 

Milet.      Auf    der    andern    Seite    zeigen    sich  Verhältnisse  folgt  Nonnos,    nicht  immer  kon- 

auch  sonst  in  ionischen  Legenden  Beziehungen  sec^uent   (2,  686  :  3,  296),    mythogi-aphischen 

zwischen  Milet  und   dem  historischen  Phöni-  Traditionen,  vgl.  2,  682ff.  und  3,  276ff.  (Köhler 

zien,  vgl.  Steph.  Byz.  s.  v.  Bvßlog  jrdiig  ^ot-  S.  5f.j.    K.  ist  S.  des  Agenor,  Br.  der  Europe. 

vi-ATjg  dQxcx'OTcixr]  nccaäv  ocno  BvßXrjg  xrjg  Mi-  Seine  Brüder  sind  Kilix,  Thasos,  Phineus  (anders 

Irjxov  Q-vyaxQog  (wahrscheinlich  aus  der  Kavvov  20  2,  299,  s.  Köhler  S.  8),  Kepheus  (die  5  Brüder 

Kxiaig  des  Apollonios  von  Bhodos,  vgl.  Konort,  kommen  sonst  nicht  neben  einander    vor,    s. 

narr.  2   und   dazu  Höfcr  p.  51  f.  109;.  das  äl-  Köhler  S.  6).    Phoinix  ist  3,  396  sein  Oheim 

teste    Zeugnis  —    Demon.    Zenoh.    Ath.   2,  8,  als    Bruder    des    Agenor    (anders    2,  686). 

vgl.   Anal,  ad  paroem.    p.  113   —   datiert  den  Seine  Heimat  ist  Tyros,  wo  Z)ton?/sos  40,  356  ff . 

Schauplatz  uach  Euboia  zurück),   falsch  ver-  das   Haus   des  Agenor,    des  Kadmos  und  das 

wandt  von   Curtius,  lonier    S.  16.   49.*)  Jungfrauengemach   der  Europe  aufsucht;    und 

Vn.    Jüngere  lltterarische  Bearbeitungen.  f""^'^'  ^^^^^f  ■fl'''  beifsen,  wenn  Zeus  die 

°                                                  °  Jiiuroioe    am   "^ sidonischen  Ufer'    sieht    (1,  46; 

Das  hellenistisch-römische  Epos.**)  ygi.  3^  gO).     Damit  wird,    wie   schon  bei  den 

94.  Zahlreiche  Einzelzüge  aus  späteren  30  Mythographen  (Konon,  Apollod.  2,  1,  5  u.  a.), 
Dichtungen  (des  Apollonios,  Kallimachos ,  Ni-  die  'aigyptische'  Herkunft  friedlich  verbunden. 
Jcander)  sind  oben  (nr.  50 ff.)  bereits  verwendet.  Agenor  sitzt  ursprünglich  in  Memphis,  dann 
Dem  Geiste  jüngerer  Erotik  entspricht  es,  im  aigyptischen  Theben,  und  zieht  (3,  297 ff.) 
wenn  K.  als  igcö^svog  des  Hermes  genannt  von  dort  nach  'Assyrien',  d.  h.  Phönizien  und 
wird  in  dem  Katalog  (s.  v.  Wilavioioitz ,  Comm.  Syrien.  —  97.  So  kennt  Kadmos  durch  seinen 
gramm.  2,  14)  bei  [Lucian]  Charid.  9:  Namen,  Vater  auch  aigyptische  Kunst  und  geheime 
wie  Phanohles,  sind  zur  Hand.  Die  beiden  Weisheit  und  bringt  die  svwxcug  xslsxag,  Al- 
ausführlichen  Darstellungen  des  Ovid  und  yvnxiov  Jiovvaov  oqyia  (4,  270)  nach  Theben 
Nonnos,  die  wir  neben  dem  attischen  Drama  {s.  Herod.  2,  49).  Der  Seefahrt  kundig  als  Phö- 
bereits  zur  Rekonstruktion  der  ältesten  Quel-  40  nizier,  fährt  der  Held  von  Kilikien  nach  Samo- 
len  herangezogen  haben,  verlangen  noch  thrake,  wo  er  am  zehnten  Tage  bei  eintreten- 
einen Überblick  im  Zusammenhang.  Ovid  3,  der  Windstille  landet  (vgl.  Ov.  12,  447).  Vom 
Iff.  (Drachenkampf  u.  Stadtgründung)  4,  469.  Lärm  der  Korybanten  erwacht  er  früh  mor- 
562  ff.  (Zug  nach  Hlyrien)  erzählt  das  Schick-  'gens.  Peitho ,  als  wassertragende  Jungfrau, 
sal  des  Kadmos  im  wesentlichen  überein-  führt  ihn  auf  Befehl  der  Aphrodite  zum  Pa- 
stimmend  mit  der  mythographischen  laste  des  Königs  (homerische  Reminiscenzen,  s. 
Überlieferung,  mit  gelegentlichem  An-  Köhler  S.  8f.),  der  von  Hephäst  der  Nymphe 
klänge  an  Euripides  (s.  oben  nr.  55.  48).***)  Elektra  erbaut  war.  Da  kommt  der  König 
Hervorzuheben  ist  das  Auftreten  von  ministri  der  Insel,  Emathiou  (sonst  Eetion,  s.  Bd.  1 
3,  26  f.,  die  von  dem  Königssohne  zum  Wasser-  50  Sp.  1242),  S.  der  Elektra  und  Bruder  des 
holen  gesandt  und  vom  Drachen  getötet  werden,  Dardanos,  der  das  gegenüberliegende  Land 
sowie  die  abenteuerliche  Schilderung  des  Helden  besiedelt  hatte.  Die  Königinmutter  Elektra 
(5,  52f.  teluvi  decepta  leoni  \  pellis  erat  etc.).  —  wie  König  Emathion***)  nehmen  den  stattlichen 
95.  Dem  'ionischen  Epos',  in  welchem  Kad-  Helden  wohl  auf,  und  während  man  nach 
mos  als  Schiffshauptmann  erschien,  oder  einem  genossenem  Mahle  ins  Gespräch  vertieft  ist, 
Hellenisten,    wie  Nikander  (der  eine   EvQcönrj  kommt,  nur  der  Elektra  sichtbar,  Hermes  mit 

der  Botschaft,  dafs  Harmonia,  die  T.  des  Ares 

V,*^;  ^'f  f  ^'  '""ff  «J^^ig«*^'^«  ^«f  '^^'  Ausführungon  ^^^  ^^^,  Aphrodite,  die  bei  E.  als  Pflegetochter 

von    Rofide   (Roman    S.  95  f.)   Bezug    genommen    worden.  ,.          i    •   i       i              •    i-     i                 -j      t         tt   i    •• 

**)    Auch    die    hellenistische  Plastik    hat  sich  des  (Ausgleich    dt^'    asiatischen    mit    der   Vulgar- 

Themas   wiederholt    angenommen,  so   bildete   Antiphilos  60  tradltion)   ZU   Gaste    ist,     dem   KadmOS   als   Gc- 

der  Ägypter  Kadmos    und   Europe   (Plin.   n.  h.  35,  114),  *)  Im  Einzelnen  bleiben  diese  Fragen,  wie  bei  TVoranos, 

vgl.  Brunn,  Künstlergesch.  2,  248.  299.  392.  noch  offen. 

***)  Sjiiro  erklärt  das  p.  14  durch  Benutzung  des  Euri-  **)  Das   von   M.  Schmidt,   P/iilol.   23,   542 f.    mitgeteilte 

pides  in   der  Quelle  des   Ooid.     Die  wörtlichen  Anklänge  Statiusscholion  ist  im  "Wesentlichen  von  Oi'id  abhängig, 

hier    (s.    oben    nr.  5)    und    vielleicht   in    der    Sage   vom  ***)  3, 195 ff.  wird  Dardanos  als  Stammvater  der  Böm er 

Ende  des  Kadmos  sprechen  für  unmittelbare  Benutzung.  zum  Zögling   der  Dike   gemacht,    s.  Köhler   S.  7.     Auch 

Gegenstandslos   ist  Spiros    Polemik   gegen   Uavpt   (p.  13),  'Emathion'    wird     mit     dem     gleichnamigen   Vater    des 

dem  es  nicht  eingefallen  ist,  das  Euripideische  Canticum  Romos    (Dion.    Jlal.    1,   72)    zusammenhängen.       Er    ist 

als  Hauptciuelle  für  Ovid   hinzustellen.  sonst  in  diesen  Sagen  nicht  nachzuweisen,  s.  Köhler  S.  7. 


877               Kadmos  (bei  Nonnos)  Kadmos  (b.  d.  Historikern)          878 

luabliu  zugedacbt  sei.  —  98.  Hartnonia  nimmt  (135  fl".)   xQvasov   oQfiov    .  .  .  'Hcpaiatov   aocpbv 

diese  Aussiebt  erst  wenig  günstig  auf  (4,  35 fF.);  i'gyov;  vgl.  Diod.  4,  65.  —  103.  Es  feblt,  gleicb- 

aber  in   der  Nacht  stimmt  sie  Aphrodite  um,  falls  wie  bei  Diodor,  der  auffällige  Zug,  dafs 

in  der  Gewandung  der  Peitho  und  der  Gestalt  K.  vor  der  Hochzeit  ,,ein  grofses  Jahr"  dienen 

der  Freundin  Peisinoe    an    ihr  Lager    tretend  mufs.     Wohl  aber   treibt   der    Zorn   des  Ares 

und    den    Fremdling     mit     dem     heimischen  (4,   417  ff.)    den  Kadmos    nach    Illyrien;    Dio- 

Hermes-Kadmilos   (4,  88 ff.)  oder  mit  Phoibos  nysos  selbst  rät  es  ihnen  46,  357  ff.    Nachdem 

vergleichend  {Lobeck,  Aglaoph.  1254fF.    Köhler  ein    Zeichen    (eine    Schlange    umwindet   beim 

S.  7).    Schon  am  andern  Tage  eilt  (unmotiviert)  Opfer  sein  und  der  Harmonia  Haupt)  es  längst 

Kadmos  mit  seiner  Braut  davon  (4,  213.  224 ff.,  lo  vorher  verkündet  hat  (44,  107 ff.),    werden  sie 

vgl.  ApoUon.  lihod.  4,  54.  64 ff.).  —  99.  Nach  schliefslich   ,,zu  Schlangen  versteinert":    eine 

der  Landung  in  Griechenland  zieht  der  Held,  Kontamination    zweier    Legenden,    die    oben 

wie  Zeus  geheifsen  (2,  698),  nach  Delphi.    Es  nr.  54  behandelt  ist.  *)     Über  die  Episode  in 

folgt    der    bekannte  Orakelspruch   (4,  295  fi'.);  Libyen   s.   nr.  69 f.      Vgl.    im  allgemeinen  B. 

von   der  Kuh  geführt  zieht  er   durch  Daulis,  Köhler,  Die  Dionysiahi  des  Nonnos  ^.  6S.  3dS. 
Panopeus,  Tanagra,  Koroneia,  Haliartos,  Thes- 

piai,  Plataiai  nach   'Aonien'  u.  s.  w.     In  der  ßationalistisch-euhemeristische 

Beschreibung    des  Drachenkampfes    V.  356  ff.  Darstellungen, 

tritt    die    Gefolgschaft    hervor ,     oaog     nolvg  Die    Historiker.      104.     Schon   HeJcataios 

tensto   KuS^co    (V.  359),    wie    bei   Uvid;   nur  20  hatte     den    Kadmos     als     einen     Manu     vom 

sind  es  keine  ministri.  —  100.  Athene  greift  Stamme  der   semitischen  Phoiniker  aufgefäfst 

V.  393  ein  mit  einer  exhortatio;  die  Wahl  der  und     zum    ''Erfinder'     oder     Vermittler     der 

Kamijfmittel  dreht  sich  um:  erst  zerschmettert  Schrift,    vielleicht    auch    schon    zum    Schrift- 

der  Held  dem  Drachen   mit   einem   Felsblock  steller  gemacht,  s.  ob.  nr.  93  und  die  verwandten 

(fiKQfiaQov,  V.  409)   das  Haupt,    dann  haut  er  Nachrichten  bei  Diodor  (Dionys)  3,  67 ff'.,  wo 

ihm  den  Kopf  ab  (V.  412  f.).    Ares  schreit  auf  Linos  die  ngd^^ig  des  Dionysos  in  kadmeisch- 

vor  Zorn  —  jjcoofifVou  Si  |  K.  dXXocpvrig  7]fi£XX£  pelasgischen  Buchstaben  aufschreibt  etc.    Diese 

tcuq'  'RXvQiSog  GcpvQcc  yairig  \/i,£t:vov   ixav  i'v-  Auffassung    blieb    für    die    Historiker    mafs- 

Sal^ia    (eine    merkwürdige    Übereinstimmung  gebend.   Vgl.  iferodoi  oben  nr.  75;  C/iaraic  und 

mit   Ovid  3,   95 ff.).     Die  aufsteigende  Gvä%vg  30  Hekataios    s.    oben    nr.   30,  und  in    gleichem 

avzolöxBVTog  Fiyävzcov   (427)    bekämpft    Kad-  Geiste    Liicill   v.    Tavrhai  bei   Zenoh.   v.   Ka- 

mos  nach  Kräften;  aber  erst  als  er  UullciSog  SyaCa  VLv.r]  p.  97   Gott.:   xd  b%  ^oivUrjg  y^Kft- 

ffKpQOVL    ßovlij    I    yrjyivsav   xivd   nixQOV    intj-  fiaxa   ßovXöfisvog  diado&rjvcec  xoig  "EXlr]6t  Kd- 

(ÖQrjat  yiaQrjvwv ,   kommt  er  zum  Ziele,    indem  Sfiog  dvsiXs  ACvov  v.a.1  ccvxbv  idia  yQu^fiaxa 

sie     sich     im    Wechselmorde     töten.  *)       Die  sniSsi.'nvvtisvov,     ov    cinsdico^av     01     noXixai. 

Namen  der  Überlebenden  werden  (trotz  V.  404  Nicht    als   Rival ,    sondern    als    Schüler    wird 

nivTS    Xmav   ^äovxag)    ebensowenig    genannt,  Linos  mit  Kadmos  in  Zusammenhang  gebracht 

wie  bei  JEtiripides  {Ovid  3,  126  nennt  Ecliion).  bei    Diodor    3,   67  f.    (s.    auch    Isid.    Orig.    7, 

Jetzt   (5,  Itf.)   opfert    er  die   delphische  Kuh.  73);    vgl.    Bethe,    Quaest.    Diod.    mytliogr.   26. 

Aber  nun  gilt  es,  die  Ureinwohner  zu  bezwingen  40  BoMe,  Bhein.    Mtis.    36,   564.  —  105.  Herod. 

(vgl.  Paus.  9,  5,  1.   Konen.  37).  —  101.  Dann  2,    49    nv&sGd-ai   öe   (iol   Sokssl  i^äXiaxa    Mt- 

erst  beginnt   die   anbefohlene  Gründung  The-  Xdfinovs    xd    negl     xov     Jiövvoov     [was    mit 

bens  (vgl.  darüber  bes.  Köhler  S.  10 ff.).     Kai  ägyptischem    Brauche     übereinstimmt]    nciQd 

nöXig    'Aovlt]    TvQirjg    noiv.iXXhxo    xsxvT]g    (56).  Kddfiov   re  xov   TvqCov    xal  xmv   ahv   avxoy 

.  .  enxunoQcp  nvXsävi  .  .  .  |  ovgavbv  inxd^covov  sy.    ^oivtKrjg    amyiofisvcov     ig    tjjv    vvv    Boico- 

tfj    (iifiricaxo     xBxvTj ,    und    weiht    die    sieben  xirjv    yiccXsofisvrjv    x^QV""-       ^'^^    diorvaa   fiäv 

Thore  den  ovQKvioig  .  .  dXr'jxccig,  den  Planeten  vvv    rat     eh    EsyiiXrig    rf/ff    KdSfiov    Xsyofiiva 

(V.  70ff.):    das  erste    (Onkäische)    der    Mene-  %xX.      Herodot    drückt    hier    einfach    epische 

Athene,  das  zweite  dem  Hermes,  das  mittlere  Überlieferung  in  seiner  Weise  aus.    Ähnlich  er- 

(Elektrische)  dem  Helios,  das  fünfte  dem  Ares,  50  klären  sich  die  übrigen  s-ypijfAara  des  Kadmos  (auf 

das   dritte    der   Aphrodite ,    das    sechste    dem  eine  Zusammenstellung  in  der  Ori^aicov  itoXi- 

Zeus,  das  letzte  dem  Kronos.    Und  die  heilige  xslu  des  Aristoteles  zurückzuführen,  s.  Aristot. 

Stadt    AlyvnxLrig    syid).Eaosv    oficovviiov    dazsi  .    Pseudepigr.    p.    472  JB ).      Die    ,, Steinbrüche" 

(^rjßrjg  |  noiv.iXov   doY.ri6ccg    x^öviov  xvnov  laov  {Plin.   nat.   hist.   7,   57    lapiddinas    C.    Thebis 

OXvi.ina. — 102.  Jetzt  endlich  wird  die  Hochzeit  finvenit],    aut,   ut  Theophrastus ,    in  Phoenice. 

gefeiert.    Aphrodite  schmückt  den  Palast  des  Cletn.  AI.  Str.  1,  16)  sind  wohl  aus  dem  Burg- 

Kadmos ,     Ares    tanzt    zum    Trompetenschall,  bau,  die  Erzgewinnung  {Hyg.  fab.  274  C.  .  .  aes 

ApoUon   und   die  Musen    spielen    und    singen,  Thebis  2irirnum  inventuni  condidit)  \\Q\\Qic\ii  s^ns 

Nike  und  Eros  führen   einen  Tanz   auf  —  riv  der  Spartenrüstung  abgeleitet.    Ähnliches  unter 

8e   voTJaai,  (120)   KdSyiov   bjiov   kkI  Zrjva  fit^g  60  nr.  78.      Wenn    Kadmos    nach    Nicom.  Geras. 

ipavovxa  XQCcnä^rjg.    Aber  über  dem  Hochzeits-  liarmon.  Pyth.  2  die  Lyra  einführt,  so  berührt 

gemach  geht  der  himmlische  Drache  auf,   ein  er  sich  wieder  mit  Hermes  (und  Amphion).  **) 
Bote    des   bevorstehenden  Geschickes  (121  ff.). 

Die  Götter  bringen  um  die  Wette  Geschenke,  *>  -P""""-  ^"J"''-  "•  ''■  ^  <K.  und  h.  in  LOwen  ver- 
Zeus, Poseidon,  Hermes    ein  Skeptron,  Hephai-  ^^^ndelt)  steht  isoliert  und  kann,  wie  gewöhnlich,  beiseite 
4.«        •      Tv„  i„        TT             •           mi              «1        Ti  gelassen  werden. 

stos  ein  Diadem,  Hera  emen  Thron,  Aphrodite  **.   v  -         n    ,.    j       1       -u-  ^        j-    -xr    u    •* 

,                               .tiiivii,  xi^jiii^yv.i..v^  **^    Zoega  x>.  9,  9,    der    dem    Kadmos    die  Verbreitung 

*)     Auf    andere    Übereinstimmungen     mit    Euripides  der  Astronomie  in  Griechenland  zuschreibt,  hat  das  wohl 

macht  aufmerksam  Spiro   p.  14  fi".  in  die  Nonnos- Stelle  4,  259  hineingelcsen. 


879  Kadmos  (b.  d.  Historikern)  Kadmos  (b.  d.  Komikern  u.  Euhemeros)   880 

—  106.  Ändrotion  fr.  28.  F.  H.  G.  1  p.  373.  der  Ort.  Absonderlich  Bemopliilos  (S.  des 
Scliol.  Find.  Isthm.  7,  13:  'AvSqoziwv  Si  qorjfft  Ephoros)  Schol.  Ven.  II.  13,  301  {F.  H.  G.  2 
q)vyövta  s%  Tt]g  ^otviKrig  xov  Kadfiov  ßira  p.  86)  v.ui  ^qt^iov  ysvsa&ai.  tr)v  nöliv  l^iigi 
[■navcäv  anogäScov  ^azsXd'si'v  stg  ©i^ßccg.  rrjg  KädiMov  aqptifcog  (seit  der  Erobemng 
o&(v  dicc  x6  cvfifiiylg  Kai  aitoqäSriv  sivai,  Thebens  durch  Eurymachos  und  die  Phlegyei', 
SnaQTol  iy.X)]&r]cav.  oi  Ss  GrjßaLOL  tk  tibqI  nach  dem  Tode  des  Zethos  und  Amphion). 
avtcöv  ipsvSäg  itsQcxrovQyrjaav.  (Die  folgenden  Die  Komödie  nud  Euhemeros.  109. 
Fragmente  29.  30  bei  Schol.  Eur.  Phoen.  674.  Während  gleichzeitig  die  Tragödie  und  das 
Tisetz.  Lyc.  1206  sind  lediglich  dünnere  jüngere  Epos,  trotz  mancher  Konzession  an  die 
Excerpte  des  Mitgeteilten;  aus  verwandten  lo  historische  Auffassung*),  im  Geiste  der  Helden- 
Überlieferungen  Marm.  Par.  7  [12]  y>.  4  Fl.  sage  und  in__  steter  Fühlung  mit  dem  alten 
u.  Ä.).  Diod.  19,  53,  4  fista  yaQ  xov  etcI  ^svkk-  Muster  die  Überlieferung  weiterbildeten  (s. 
Xi'avog  yiccraKlvCfiov  KdSfiov  Kziaixvrog  rrjv  Kcc-  oben  nr.  94  ff.),  zog  die  attische  Komödie  den 
dfiBiccv  6vv!iX&£v  in  uvzrjv  Xccog  ov  zivsg  (ilv  Stoff  in  eine  niedere  Sphäre  herunter.  Vgl. 
Utkxqzov  TtQoarjyoQSvaav  öia  ro  nccvzaxö&sv  Fubul.  Europe  fr.  34.  C.  A.  Fr.  2  p.  176  K. 
cvvaiQ'rivcci,  zivsg  Ss  f)iißay8vrj  dia  z6  zijv  kzi^e  Bouozmv  noXiv  \  avdgwv  ägiazmv  bo&isiv 
KQXrjv  Ev.  zrjg  TtQOBiQrjfiivtjg  TtöXscog  ovza  8ia  xrX.  (Parodie  des  Orakels  an  Kadmos,  vgl.  nr.  16; 
zov  v.cczav.Xvaahv  .  .  diaoTiagrivai,.  zovg  ovv  dieselbe  Fabel  C.  Ä.  Fr.  vol.  1  p.  230.  610). 
TOTf  %azoLy.r]ac)!vzKg  vazsQov  'EyxsXstg  yiazccno-  —  110.  Völlig  im  Geiste  der  Komödie  gehalten 
Xffiricavzsg  i^sßaXov,  ozs  Sri  üvvfßr}  -aoiI  zovg  20  war  also  die  Darstellung  des  späten  Epony- 
Titgl  Kädiiov  sig'lXXvQiovg  h-anaasLv.YgX.'ax.&O.  mos    dieser    ganzen    Richtung.     Euhemeros 

—  107.  Kephalion  bei  Joann.  Malal.  p.  40  B.  bei  Athen.  14,  658  F  bv  zw  zgizco  ziig  isQ&g  dva- 
{fr.  4.  F.  H.  G.  3  p.  627  iiri^si  Sh  (Kadmos)  yQacpfjg  zov&'  tatOQEt:  ag  ZiScovicov  Xfyövrcov 
■nocl  TiöXiv  .  .  ,  7]vzivcc  i%äXovv  svg  i'Siov  ovoiia  zovzo  (!),  ort  KäSaog  uäyBigog  av  zov  ßaat- 
Kccäfisiav  KKi  ßaaiXsvBt  .  .  iKst'  avsKccXiaazo  i;-co?  xat  nagaXaßcav  zijv  ^Jgfiovtav  avXrjzgida 
Sa  i%  zrig  E^ogiag  zov  Tngsalav ,  Boiariov  xai  ccvzr]v  ovacxv  zov  ßaaiXscog  icpvys  cvv 
ovzcc  qnXoGocpov,  zov  &r]goXäzr)v,  ovza  nXovaiov  ccvzfi.  Es  ist  kein  Zufall,  dafs  Kadmos  hier 
. . . ,  folgt  eine  euhemeristische  Umgestaltung  als  Koch  erscheint  und  dafs  er  bei  Eubul.  die 
der  Kadmos -Sage.  Joann.  Antioch.  fr.  6.  „Fresserstadt"  gründet.**)  —  Ein  'syrophö- 
F.  H.  G.  4  p.  544  =  Joannes  Nie.  Notices  et  30  nizischer'  Handelsmann  {ifinogog)  ist  K.  dem 
Extraits  24  (1883)  p.  371  f.  (echt  nach  Jo.  Momoa  Lucians  (Deor.  conc.  i,  3  p.  529 B.)  und 
Boisscvain,  Herrn.  22,  161  ff.):  ij  Sb  Aißvrj  als„phönizischenTrug"  betrachten  die  Drachen- 
YafiTjd'sraanoasiSävL  ziviialäo keinem.' GoiV)  und  Spartensage  die  Grammatiker,  welche  bei 
izsv.Bv  i^  avzov  TtcciSag  y',  'Ayrjvoga.,  BrjXov  der  Erklärung  der  Phrase  tpsvSog  ^0Lviv.i%öv 
v.al  'EvväXtov.  6  BrjXog  yafii^aag  ZcSrjv  daran  erinnern;  vgl.  PaMS.  bei  £'^<siaii'^.  p.  1757. 
BGxs  Svo  vLovg,  Al'yvTtzov  y.al  Javaöv  ig  Phot.  Schol.  Plat.  Rep.  414C  =  fr.  318  p.  216 
ov  Ai'yvnzog  -nal  EiSav  mvo^äaQ-riGav  ('?),  6  Ss  Schw.  (vgl.  'Pimica  fides '  und  Hom.  Od.  14, 
'Ayiqvcog  ijyayB  zr]v  Tvgaf  f|  oi)  Tvgog  288.  Hes.  v.  ^oiVfUBXUzrjs  =  com.  dub.  1293. 
TiöXig'    vial    'fO%EV  viovg  8'  v.al  dvyazsga  (itav,  3  p.  623  K.). 

KäSfiov    ^oiviKa  Svgov    v.al  KiXitia    y.al  lo        Parodisti sehe  Darstellungen  des  Mythus  auf 

EvgcoTirjV    y.al  eXa^ov  zag  incovvjxovg  x^Q^S  Bildwerken  fehlen. 

<^z^vy  Kad(i£iav    [zrjv  Qfjßrjv],    z^v    ^olviktjv, 

ZTjv  2Jvgiav ,    zrv   KiXi%iav   v.al   zrjv  Evg(6nr]v.  -^'    Zur  Deutung.' 

Trjv  Evgconrjv  Ss  dgTiäaag  Tavgog  (bei  Müller  111.     Mit  grofser  Zähigkeit  hat   sich    aus 

falsch    klein    geschrieben),    ßaaiXsvg    Kgiqzrig,  leicht  begreif  liehen  Gründen,  die  älteste,  schon 

EZSV.B  Mi'vcoa  v,zX.  —    fr.   7    p.  545    zJtövvaog  von  den  Griechen  angebahnte  orientalisierende 

noXBfiriaag  risv&BL  zm  B^aSiXcpco  SBCfiiog  ^x^V '  Deutung  des  Mythus  erhalten,  die  aus  Kadmos 

'Ayavrj   Ss  btcbiobv   avzovg  Gniiaaad'ai  ivconiov  einen   orientalischen   Gott   oder  Heros   macht, 

zov  TiämiQv  KäSfiov  -/.zX.;    ähnlich  Trete,  chil.  den    „Morgenländer"     ('qadmon''),     der    das 

6,61,581  IlBvd'Bvg  .  . .  dvrjgi^fiBvcov  zmv  Xotnäv  bO  „Ahendlnüd"    ('ereb^),    oder    den    Sonnengott 

iyyövojv  zäv  zov  KccSfiov   ...    ag   S'    riv.ov6B  Melkart,    der    die  verschwundene  Mondgöttin 

j^iövvGov  syyovov  vö&ov  KäSfiov  dvzntoiBia&ai  Astarte  sucht  u.  s.  w.    So  neuerdings  besonders 

z^g  dgxrig  «Jffffifcr  zgaz^aag  zovzov  y.zX.  Movers,  Brandts,  Baudissin,Lenormant,DuncJcer, 

108.     Mit  Joannes  v.  Antiochien  und  Der-  Busolt  S.  51  (mit  Ansätzen  einer  richtigen  Auf- 

hylos  (Harmonia,  T.  des  Königs  Drakon,  oben  fassung)  und  zuletzt  Hesselmeyer,  Die  Pelasger- 

nr.   22    Sp.    836)    berührt  sich    Palaiphatos   7  frage   S.  52  Anm.     Durch  die   oben  gegebene 

p.  276   W.    TiBgi  Znagzäv   (König  Drakon),    7  Entwickelung   des  Materials   ist  diesen  Hypo- 

p.  277  W.  TtBgl  Zcpiyyog  (Harmonia,  Schw.  des  thesen    von    vornherein    der  Boden  entzogen. 

Dr.),  16  p.  282  nagl  z^g  Evgcönrjg  (der  Knosier  Die  ältesten  Zeugnisse   kennen  Kadmos   nur 

Tauros);    doch    lohnt    es    sich    nicht,    diesen  60  in  Boiotien    und    wissen  nichts  von  seinem 

Thorheiten  (vgl.  auch    Tsets.   chil.   10,  409  ff".)  Verhältnis  zur  Europe  und  zum  Phoinix,  oder 

nachzugehen.      Gleichwertig     ist     Kanon    37  gar  von   seinem  Phönikertume;    vgl.  die  ver- 

p.   20  H.  *)      Auch  auf   die    Einzelheiten  der  nichtende    Kritik    der    3Iovers'schen    Vermu- 

chronologisch- genealogischen  Anordnung  (im  '^  , 

Kreise  der  OrjßaUä)  einzugehen,  ist  hier  nicht  ,   .'U^),  "•  ,^,  ^'l  ^"/f"'^  *'^^°'  "^,^  ^^«'^«*'^^«'^) 

'■^  '  "  '  bei  Nikander,  Athen.  3  p.  82 -i  =  p.  58  f.  Sehn. 

*)  Eine  Polemik  gegen  diese  Pseudohistorie,  wie  sie  **)  Es  ist  wohl  die  stärkste  Leistung  von  Movers,  dafs 

Spi7-o  p.  35  ff.  und   Enmann  S.  13    führen,    ist   aber  auch  er  selbst  den  Schwindel  des  yf'^xüi' ä/!(isCU)' ernst  genommen 

heute  noch^nicht  überflüssig.  hat.    Vgl.  U.  D.  Müller  1   S.  302  ff. 


881  Kadmos  (Deutimf^)  Kadmos  (UrbedentTang  u.  Heimat)     882 

tungen  bei  H.  D.  3fÄ?7er  1,  299  ff.  —  112.  Eine  Boiotien  zurückweisen.  So  ist  Kadmos  vor 
bessere  Gestalt  empfängt  diese  Ansicht  bei  allem  Heros  Eponymos  der  Kadmeia, 
0.  Gruppe,  Die  gr.  Kulte  u.  Mythen  S.  162  f.  wie  Kekrops  der  Eponymos  der  attischen  Burg 
Nach  einer  mit  gewohnter  Schärfe  geführten  ist  (vcrl.  Cnisius,  Beitr.  z.  Myth.  S.  12  — 15). 
Kritik  der  r/arZj^o/i  -  Hypothese  bemerkt  er  Die  Etymologie  bleibt  unsicher  und  ist,  wie 
S.  163:  „Man  leitete  Kadmos  aus  Tyros  ab,  gewöhnlich,  für  die  eigentliche  mythologische 
weil  er  oder  ein  mit  ihm  identificierter  Heros  und  mythographische  Arbeit  ohne  Bedeutung, 
dort  wirklich  verehrt  wurde."  Ob  das  aus-  Am  meisten  Anhänger  hat  immer  noch  die 
reicht,  um  die  Anknüpfung  an  Phönicien  WelcherBchQ  Erklärung  Kd8(i,oc;-v.öau.os*),  die 
(Tyros)  zu  erklären,  ist  zweifelhaft;  der  Kad-  lo  aber  (wegen  des  S)  sprachlich  Schwierig- 
mos-Agenor-Kult  in  Tyros  ist  schwerlich  keiten  macht  und  auch  sachlich  nicht  genügt, 
älter,  als  die  Hellenistenzeit,  sicher  griechi-  da  der  Held  schwerlich  nur  eine  „ethische 
sehen  Ursprungs  und  umgekehrt  aus  der  be-  Potenz"  ist.  Wenn  wir  K.  richtig  als  Epo- 
rühmten  Sage  herzuleiten.  Im  übrigen  sieht  nymos  der  Kadmeia  aufgefafst  haben,  würde 
Gruppe  nach  den  Ausführungen  a.  a.  0.  S.  162  die  Deutung  von  den  Ortsnamen  KaSusCa  und 
und  den  Bemerkungen  in  der  P7m7oZ.  TFoc/;e«sc/;r.  KccSpur]  ausgehen  müssen.  Bei  Welckers  ^iy- 
1883,  35,  Sp.  1092  in  Kadmos  einen  'degra-  mologie  müfste  man  „Herrensitz"  erklären, 
dierten  Gott';  der  Kern  des  Mythus,  „der  Baunacks  Versuch,  an  die  Wurzel  Saii-  (Ka- 
Kanipf  mit  der  Schlange  der  Nacht",  „die  Su^i'a,  vgl.  "A-diirig)**)  anzuknüpfen,  gäbe 
Vermählung  mit  der  Himmelskönigin",  „die  20  die  durchaus  sinngemäfse  Bedeutung  „Zwing- 
Verwandlung  in  eine  Schlange"  ist  ein  Aus-  bürg"***);  für  v.a-  in  boiotischen  Ortsnamen 
druck  „für  die  täglichen  Schicksale  des  Sonnen-  ist  Kcc-czaXi'u  ein  gutes  Beispiel,  vgl.  auch 
gottes".  —  113.  Auf  ähnlichen  Pfaden  wandeln  Kar-ccovia  (vo;i  Boiot-Ioniern  benannt,  wie 
andere  Meteorosophisten,  z.  B.  E.  H.  Meyer,  die  Stadt  Oriß-q  in  Kappadokien,  Steph.  Byz. 
AchiUeis  486  f  Hier  wird  Kadmos  gar  ein  p.  313,  4^).  Ebenso  würde  sich  die  Kadmeer- 
„Winddämon",  Harmonia  ist  die  Herrin  des  gründung  'ETti'Sdfivog  (vgl.  'Ejt  - orotpta ,  'Eni- 
Regenbogens,  ein  Dublette  der  Iris  -  Eris  ^scpvQioL,  'EnL-Kvrifiidtoi,  'ETti--)iricpi6aLcx,  'Eiti- 
u.  s.  w.  Der  Hauptfehler  dieser  Anschauungen  Xvusiov)  erklären  lassen,  sowie  die  Jaiivco  im 
liegt  darin,  dafs  sie  die  Sage  als  gegebene  Stammbaume  des  Kadmos  oben  nr.  29.  Doch 
Einheit  auffassen  und  nachweislich  verschie-  30  das  alles  bleibt  hypothetisch.  Jedesfalls  aber 
denen  Zeiten  und  Orten  angehörige  Über-  darf  man  in  dem  Namen  der  Kadmeionen 
lieferungen  unter  einem  Gesichtspunkte  be-  oder  Kadmeer  ebenso  wenig  eine  ethno- 
trachten.  —  114.  Dafs  aber  in  der  That  in  die  graphische  Bedeutung  suchen,  wie  in  dem 
Kadmos -Sage  verblafste  Reminiscenzen  aus  der  Kekropiden;  er  ist  lediglich  eine  vor- 
Göttermythen  eingedrungen  sind,  soll  nicht  nehmere  Bezeichnung  der  Herrengeschlech- 
geleugnet  werden.  Schon  0.  Müller  und  nach  ter  von  Theben  (Crusius  a.  a.  0.).  —  116. 
ihm  n.  D.  Müller  haben  auf  Parallelen,  be-  Dafs  sich  auch  die  ältesten  mythischen  Be- 
sonders aus  der  Demeter-  und  Hermes -Reli-  Ziehungen  durchaus  auf  Theben  beschränken, 
gion,    hingewiesen  und   damit  die   Grundlage 

des    Mythus    blofszulegen    gemeint.      Verf   hat  40  *)   Welcker,  Kret.  Kol.   S.  23  f.,   vgl.  0.  Müller,  Proleg. 

sich     schon     früher    (a.  a.  0.)     diesen    Anschau-  151.    Fkk,  Personennamen   p.  I8O.    H.  D.  Müller,  Indogerm. 

Ungen  im  ganzen  angeschlossen,   glaubte   dann  Sprachbau  S.  207.  Maa/s,  Gott.  gel.  Am.  1800,349.  Dio  semiti- 

aber    den   Keim  -   und  Ausgangspunkt     auf  an-  ^^^^"^  Etymologieen  widerlegte    vor  0.  Gruppe  Neuhäuser, 

derer  Seite    suchen    zu  sollen    (Beitr.  zur  ar.  ^«''""■''*'  p- 64f.,  dessen  eigene  Deutung  (zu  ^,jöw  = 

Myth.    u.    Beligionsgesch.    1886    S.   14).     Vor  i''"«^^«-«'"'-)  ^-e  Möglichkeit  von  vielen  ist. 

11  f.         ■-'.,     -^  ...  ..  ^ ■      .-  **)    Auen    ^-ouütv,     denn    so    wird    der    Name    des 

allem     mufs     arfch     gegenüber     diesen     beiden  Steinschneiders    zu    lesen     sein:     Brunn,     Kümtlergesch. 

if  orschern  —  zumal  gegenüber  H.   D.  Müller  2,  535  f. 

—  eine    schärfere    Sonderung    der    poetischen         ***)  Maa/s,   Gott.  gel.  Am.    1890    9,  349   weist  diese 

Quellen    betont    werden,     wie     sie    im    Vorher-  „grimmige   Etymologie"   mit    der  Bemerkung  ab:    „Wer 

gehenden   wenigstens   angebahnt  ist.      Von   be-  50  ^°^*®    ^™    Altertum    so    absurd     gewesen     sein,     einen 

stimmten   litterarischen   Centren   aus   sind  »rachentöter  'Drachenniederbändiger'     zu    nennen    ... 

A^^    tr'l„„,«„4.„    j„      c< c   r  L  1  K.  ist  seinem  "Wesen  nach  viel  mehr,   als   ein    Drachen- 

die   Elemente  der  Sage  zusammengeiafst  und  •  1    ,,••  j-      »         «    -w         ,r    ,    •    *  j 

.,  1  -1  1    ■      r7      -1  ..  •      1  """  niederbandiger     ..."    Wenn    Maafs    just   nur    an    den 

weitergebildet:   Zu  ihnen  müssen  wir  durchzu-  'Drachenniederbändiger'    denkt,     80   ist    Baunack   daran 

dringen    suchen,   wenn   wir    die   geschichtlichen  ,„.  W.  unschuldig.   Einen  ähnlichen  Einfall  hatten  übri- 

und  traditionellen  Grundlagen  ,  wie  die  kühnen  gens,  was  Baunack  entgangen  zu  sein  scheint,  schon  alte 

Hülfskonstruktionen    der   Dichter    überblicken  Erklärer;  vgl. /o.  Äai-.,  ScAo«.  rAeop.  937  p.  287fl.  jrapo<Tor 

und   verstehen   wollen.  *«   ^'''-    ^oXs'/uov    xataTtentioxöta    HfQ^i    twv    Ttö^fwv   aal 

I.    Urljedeutun^  und  Heimat  des  Kadmos.  ^a*a^«cJ«^a(r^f'va  avraoMoXoYoüm  xr?..,  ders.  zu  940 

115.    Den  Ausgangspunkt  der  Sage  bestimmt  f«^'?''''  o>?  >catadaf^a^o^i.v,]  r<3  /.<,,»Sn(!)   zu  975 

die  Thatsache    dafs    1)  die  ältesten  Zeugmsse  60  ,5.rf„,;„^'^.'„o,  lrr6  tcvo,  ^ILqov  iy.lQov.ac.tL  Merk- 

und    Lokalzeichen   aut   das   boiotische    Theben,  würdig  ist  es,  dafs  das  Verbum  im  Eermeshymnus  Vs.  137 

insbesondere      auf     die     Burg,     sich      beschrän-  ovXuxanrivtu  nvnl?  y-atciUti^ivat^    nür/nfj   vom  opfernden 

ken   (nr.   1  ff .    31  ff.),    2)   in   historischer   Zeit   der  Hermes  gebracht  wird,   der  auf  Samothrake   den  Namen 

Name     KaSflSia     (KaSfir])     an     der     Burg     von  Kadm(il)03   trägt,     übrigens   legen   diese  Thatsachen  die 

Theben     (und    von   Prione)   haftet   (nr     31      89)  Vermutung  nahe,  dafs  man  bei   der  Kct-dfisia  vixj)  (oben 

und   3)  gennetische  Bezüge   auf  Kadmos  viel-  ^''•/"^  fl  •^^'°  J^^'^f "''^  «p'«^«^  wollte;  ähnliche 

r„„r,  -Ti         j  ,     -    ,-^  1  T-,        .    .  Kalauer   finden    sich   auch   sonst   im  Sprichworterschatz, 

fach    mit   anderen  boiotischen  Reminiscenzen  ^gi.  ^,,<.j.  j^,f,_  ^35  (igg?)  657.  -  Die  Namen  ß'y.aS^uK 

Mand    in    Hand    gehen ,     also    gleichfalls    auf  'Ofjiy.ad/nog  sind  wohl  von  dem  Heroennamen   abgeleitet. 


883     Kadmos  (Urbedeutung  u.  Heimat)  Kadmos  (Urbedeutung  u.  Heimat)     884 

ist  oben  nr.  IfF.  bereits  hervorgehoben.    Wenn  Bd.  1  Sp.  2813  ff.).  —  120.  So  wird  ^oivUrj  als 

der  Held  die  Tochter  der  Landes-  iind  Burg-  Heimat    des   Helden    immerhin  schon  in    den 

götter  Ares  und  Aphrodite  (vgl.  Tümpel  a.  a.  0.  älteren,  von  Euripides  und  Hcrodot  benutzten 

S.  653  fF.)    als  Braut  heimführt,    so   ist  darin  Dichtungen    angegeben    gewesen    sein.      Der 

zunächst  kaum  eine  tiefere  ,, allegorische"  Be-  Name    bezeichnet    ursprünglich ,    ähnlich   wie 

deutung  zu  suchen:  es  ist  eine  Theogamie  im  das    gleichfalls   mit    der  Apollon- Religion    in 

Geiste    boiotischen    Glaubens    und    Dichtens,  Zusammenhang    gesetzte   Avuia,    das   ,,Licht- 

wie  viele  andere  in  den  hesiodischen  Epen.  —  land",    das   „rote   Land",    als   das  Land   des 

117.    Viel  reicher  ausgebildet  ist  die  jüngere  Sonnenaufgangs.     Das   tritt  noch   deutlich    zu 

Sage   von  Kadmos    in  Theben,    deren  Urform  lo  Tage  bei  Aischylos  Prom.  sol.  fr.  192  p.  64  JV.* 

aus  einer  Kombination  der  Kataloge  (nr.  4  ff.,  (foiviv-önsSöv   r'  sqv^'qüs  isqov  \  xbviicc 

11/15,   46  ff.)    und   einer   alten,    vielleicht   ko-  %-aläaariq,   %ccl-AOY.BQCivvöv  xs  Tiag'  'Sl-nsuvm  | 

rinthischen Parallelquelle (16 ff. soff )  erschlossen  Uy^rav  naworgocpov  Al^iönav  \  i'v'  b  .  .  ~'HXiog  .  . 

werden  kann.     Hier  fällt  besonders  eins  auf:  ctvanavst,  und  in  einem  aus  alter  Dichterüber- 

die  mafsgebende  Rolle,   die    das  delphische  lieferung  geschöpften  Artikel    des   Etym.    M. 

Orakel  spielt.     Das  Orakel  heifst  den  Heros  p.  797,  14  {vgl.  Trag.  Gr.  fr.  p.  639  iV.  2)  tiqö- 

die   Burg    gründen    und    nach   Illyrien   ziehen  tsqov   ol   ^oiviKsg   cohow   TtQog  rfj    sqv&qöc 

(nr.  16.  46);  ein  Raubzug  wider  das  Heiligtum  ^aldacTj  %al  ivrsvd'Bv  avtoig  rovvo^a-   qpot- 

hat  die  Vernichtung  der  Encheleerscharen  zur  vikoI  yaQ  trjv  XQOiccv  ano  xäv  naQay.sifi8vwv 

Folixe   (47);    nach   der  Erlegung   des   Drachen  20  avtoig   Tistgäv   <^iioQcpvQmvy    oiamv     Sio    rat 

mufs  sich  der  Held,  wie  Apollon,  dem  delphi-  iQvd-Qcc  ilsyarat*)  [das  Folgende  bei  Miller,  Mcl. 

sehen  Brauche  der  Bhitsühne  (0.  Mtt/Zer,  ProZe.g.  p.  302  im  Flor.]  xat  naQ    EigiitiSTj  ^OLviaaa 

S.  304 ff.)  fügen  (nr.  7).     Es  ist  klar,  dafs  nur  <Ct)>is  aXfirj  iiQrixai.   Wie  wenig  ethnographisch 

in  Delphi  oder  unter  dem  Einflüsse  von  fest  bestimmt    diese   Begriffe   der   boiotischen 

Delphi   diese  Züge   entstehen  konnten.  Dichtung  noch  in  historischer  Zeit  waren,  zeigt 

Sie  umspannen  und  bestimmen  aber  das  Ganze  Korinna  Athen.  4, 174  F  =  fr.  27  p.  550  B.:  r} 

dergestalt,    dafs   man   (wie  bei  der  von   U.  v.  Kaqicc  (PoivL-nrj  s-nalsixo,  ag  Tiagä  KoqiwTß  v.al 

Wilamoioits  [Isyll.  Anh.]   hergestellten  lEoee)  Bk-axvUSt]  sctlv  evQsiv  (s.  H.  D.  Müller  1,  308). 

geradezu    ein     delphisches    Gedicht     als  Damit  hängt  es   zusammen,    dafs   der  „Baum 

Urquelle  vermuten  könnte.  —  118.  Der  Ver-  30  des  Morgenlandes",   die  Dattelpalme   (qpotVtl), 

dacht  liegt  nahe  genug,  dafs  von  hier  aus,  in  dem  Gotte  von  Delphi  und  Delos  geweiht  war 

Erinnerung  an  das  Hauptdogma  von   Delphi,  (\ gl.  Hehn,  Kulturjjfl.u.  Haustiere  *   S.  218  ff'., 

auch  der  Drachenkampf  (nr.  5.18)  auf  den  Helden  der  nur  S.  488  die  Entwickelung  auf  den  Ko]if 

übertragen  ist;    doch   läfst  sich  das  nicht  zur  stellt**):     unter    seinen    Zweigen,     d.   h.    im 

Gewifsheit  ei'heben;  die  Beziehungen  des  quell-  mythischen    ^olvi-at}  ,    war    er    geboren,    das 

hütenden    Drachen*)     zu    Ares    und    Eriuys-  sonnige  Palmenland  war  seine  Heimat  für  die 

Tilphosa    sind    alt    und    selbständig.      Wenn  Zeit  wenigstens,    in  der  unsere  Epen  und  die 

die  zweite  Quelle  (nr.  22  ff'.)  und  mit  ihr  viel-  homerischen    Hymnen    (vgl.   1,   117    aficpl    Si 
leicht  'Musaios'  (nr.  45)    den    Dracheukampf      cpoivfKi.  ßaXs  nr'ixsf,  Thcogn.  6)  entstanden  sind, 

als  Bedingung  hinstellt,  unter  der  Kadmos  die  40  Vgl.   auch  das  ^oivUsiov  neben  dem  ^Usiov 

Hand  der  Göttertochter  gewinnt  (nr.  25  ff.),  so  oQog    Straho    9,   410    in    Onchesmos    zwischen 

verwendet  sie  ein  weit  verbreitetes  Mythen-  und  Theben  und   Delphi ,    $oif  1x77  in   Epirus ,    die 

Märchenmotiv  {Hahn,  gr.  M.  2,  49ft.,  Benfey,  Städte  und  Flüsse  ^oivi'g  in  Lokris,  Thessalien, 

Orient  u.  üccident  2.  Laistner,  Eätsel  der  Sphinx  Kreta.     In   dem  Tempel   von   Buto   sahen  die 

2,  26ff'.)    in    durchaus    angemessener   Weise:  Milesier  (i?e/iatoi;os /"r.  284,  den  Herodot  2,   157 

nur  läfst  sich  nicht  mit  voller  Sicherheit  aus-  [vgl.  Diels,  Hermes  22,   421]   ausschreibt  und 

machen ,    ob   dieser   Zusammenhang  zwischen  angreift)  ein  Apolloheiligtum,  weil  £ii7isq)VK<xaL 

Dracheukampf   und   Hochzeit    (wie   man   gern  iv  avxij  cpoiviKsg  avxvoi'.'***)   Jene  Vermutungen 

annehmen  möchte)  ursprünglich  ist,  oder  eine  bestätigt  vielleicht  die  oben  nr.  75  angeführte 
nachträgliche  Verbesserung.  —  119.  Das  del- 50  Notiz  des  iJerofZot  5,  57,  dafs  die  ,,Phoiniker  mit 

phische  Heiligtum  hatte  den  Thebanern  ihren  Kadmos",  ehe  sie  nach  Euboia  gezogen  seien, 

Burgheros  entfremdet  und  als  Sendling  des  in  der  TavayQi%r]  iioiga  von  Boiotien  gesessen 

orakelspendenden  Gottes   dargestellt.     Woher  hätten.  Das  Tanagräerland  mufs  hiernach  in  den 

war  er  gekommen?   Alle  Genealogieen  weisen  Epen  zweiten    Stils,   die   Kadmos  als    Schiffs- 

uns  in   den  fernen  Südosten,    wo  man  auch  hauptmann  auftreten  lassen,  die  Rolle  der  boio- 

die  ursprünglich  griechischen  Namen  und  Be-  tischen  Metropole    gespielt  haben.     Über   die 

griffe  AvKi'u,  AlQ-ionicc,  ^oivi-nT],  Nsilog,  &iqß7],  einbegriffenen      Ortschaften     Mykalesos      und 

Aiyvnrog,  'EqvQ-qu  &cc?.aaaa**)  fixierte.     Auch  Harma  (vgl.  Harmonia?)  in  der  Kadmos -Sage 

das    ist    ganz    im    Geiste    der    ausgebildeten  ,^  ^^^^   ^^.  ^^^^^^^   bedeutet    das    „erythraische 

Apollon  -  Religion    gedacht.      Aus    den    lernen  60  Meer"     ganz     allgemem     die    „südöstlichen     Teile     des 

Gegenden,    wo    der   Gott   während   seiner   Apo-  Oceans",  s.  Serger,  Gesch.  der  Erdk.  1,  20,  der  nur  S.  33f. 

demie   weilt,     kommen    auch   die   von    ihm   ge-  Anm.    von    der    mythisch  -  poetischen    Unterlage     dieser 

sandten  Propheten  und  Heilbringer,  wie  Abaris  Begriffe  zu  gering  denkt. 

(Hyperboreerland),    Ohai    (Lykien)    U.    S.    W.    (s.  **)    I^i'^sen    Zusammenhang     schlagt    zu    niedrig    an 

^                                      ^                    \    ./           /  ß,jliic/ier ,    Baumkulttis  413  ff.  30.     [Vgl.    neuerdings   Diels, 

*)   Vgl.  Soph.fr.   206   p.  179  N.^   -iQicpovai   XQtjvt];   (pii-  Sibyll.  ßt.  57.    iMurr,  Pflanzemuelt  in  der  Mythol  48 ff.] 

XaiCa  y(n()iti]v  ocpiv.  ***)   Wena  Hekataios   weiter    berichtete,    dafs   die   Insel 

**)    Vgl.    Verh.  der   40.  rhilologenver.'iammlung   in   Oörliti  schwimme    und    sich    bewege,     so    ist    hier    die    deli?che 

S.  36  und  in  diesem  Lexikon  Ed.  1   Sp.  2817.  2835.  Legende  auf  das  ähnliche  fremde  Lokal  übertragen. 


885     Kadmos  (Urbedeutung  u.  Heimat)  Kadinos  (u.  Europa;  Typhoeus)       886 

Tgl.  ob.  Sp.  835,  1.  Nun  berichtet  Pausan.  9, 19  die  oben  nr.  29  rekonstruierte  Genealogie  noch 
Tov  8s  EvQLTtov  TTjv  Evßoiav  .  .  ixTib  Trjs  Bot-  andere  boiotische  Lokalzeichen;  für  den  Kad- 
corta?  8isiQyovrog,  rjjg  rs  Jiifirjzgog  h  Ss^iä  raosabnen  Ogyges  in  Boiotien  und  Aigyptos 
x6  UQOv  xfig  TiIvKaXrjoiag  Kai  oXi'yov  .  .  ist  schon  nr.  28  Zeugnismaterial  beigebracht; 
TCQOflh-övTi,  sarlv  AvlCq'  ovo^aad-fjvai  8t  dno  auf  seine  Tochter  Argiope  werden  wir  den 
trjg  Slyvyov  &vyarQ6g  cpaaiv  avrfiv  [die  nach  -nfgl  Tcota^ov  MoXosvtu  [SQviisvov'AQyLÖTtiöv  te 
der  oben  nr.  28  nachgewiesenen  Überlieferung  x^9°^  -naXso^svov  {Herod.  9,  57)  zwischen  Pia- 
eine Schwester  des  Kadmos  sein  würde],  taiai  und  Hysiai  beziehen  dürfen,  an  dem  sich 
vabg  8s  'jQrsfii86g  soziv  svtav&a  v.al  auch  ein  Demeter -Tempel  befand. 
dyäluaza  UQ'ov  Iev%ov  .  .  .  cpoiviiifg  8s  ngo  10  Eadmos  nml  Europe;  Typboeus.  —  121. 
rov  LSQOv  7rsq)vyiaaiv  ....  vsfiovzKi  8s  Tava-  Schon  bei  diplomatisch-litterarischer  Betrach- 
yguLOL  Tuvtrjv  xs  trjv  ^ägav  hkI  oar]  nsgl  tungsweise  ist  es  erkennbar,  dafs  der  erste 
Mvnalrjaöv  S6TI  yiaV'jQficc.  Also  auch  in  diesem  Teil  der  epischen  Vulgär- Tradition  —  Kad- 
epischen  ürsitze  der  boiotischen  ,.Kadmeer"  mos  auf  der  Suche  nach  Europe  —  einen 
gab  es  einen  Palmenhain,  ein  ,,l?hönicien"  selbständigen,  aber  arg  verstümmelten  Mythus 
in  eiorentlichem  Sinne,  und  da  der  gut  grie-  darstellt.  Mit  dem  Eingreifen  des  Orakels 
chische  Held  Phoinix  (O.  Malier,  Orcho-  wird,  wie  in  vielen  ähnlichen  Fällen,  der  alte 
tnenos  -  112  f.)  ursprünglich  in  Boiotien  —  Faden  abgerissen  und  ein  neuer  angesponnen; 
wegen  seines  Vaters  Amyntor  (Ä  266)  im  es  ist  das  eine  charakteristische  Eigentümlich- 
gräischen  Eleon  —  zu  Hause  ist,  wird  man  20  keit  vor  allem  der  delphischen  Legenden, 
seinen  Namen  von  diesen  Vorstellungen  der  in  der  sich  des  Gottes  souveräne  Uberlegeu- 
Apollon- Religion  ableiten  dürfen.*)  Auch  im  heit  manifestiert,  vgl.  in  der  Orakelsammlung 
nördlichen  Boiotien,  bei  Tegyra,  finden  wir  von  Hendefs  z.B.  nr.  15:  Paus.  10,  24,  2 
nahe  dem  Delos-Hügel  hinter  dem  Apollo-  TtaTQi8a  8i^r]ai  —  (nizglg  8s  zoC  saziv,  63: 
Tempel  die  Phoinix-Quelle,  vgl.  Plut.  Pelop.  Biod.  8,  13,  2.  70:  Biod.  8,  21  nuXöv  zoi  z6 
16.  0.  Müller ,  Orchom.  -  71.  Wenn  wir  end-  fisza^v  Koqlv&ov  Kai  SiKvwvog'^  äXX'  ovx  oi- 
lich  auf  der  Apolloinsel  Delos  neben  dem  Kt^asig  ktX.  78:  Herod.  4,  155  Barr'  snl  cpwvriv 
alten  heiligen  Palmbaum  auch  einem  Celle-  riXQ'sg.  äva^  8s  es  ^oißog  'AnöXXav  \  sg  ÄißvrjV 
gium  von  ^oiviKsg  begegnen  (Bull,  de  corr.  Tis^nsi  kxX.  84:  Herod.  1,  66  'Aqkcc8lt)v  (i  kl- 
Hell.  14,  429),  so  wird  auch  hier  die  Frage  er-  30  zstg  ...  ov  xoi  8c6goj  .  .  .  |  8cöoco  xoi  Tsysrjv 
laubt  sein,  ob  dieser  Name  nicht  sowohl  eth-  kzX.  In  der  That  führt  uns  jener  erste  Teil 
nographisch,  als  sakral  aufzufassen  ist.  in  einen  anderen  Zusammenhang.   Es  ist  kaum 

Aber  auch  die  Konkurrenzüberlieferung,  die  zu  bezweifeln,    dafs    er   eine  ßeminiscenz    an 

Kadmos    mit    Neilos    und   Aigyptos    in    Zu-  einen    alten    Hermes  -  Demeter  -  Pevsephone - 

sammenhang  brachte  (nr.  290".),    scheint  ihre  Mythus  enthält,   wie  besonders  H.  B.  3Inller 

tiefsten  Wurzeln    in     boiotischem    Boden    zu  ausgeführt  hat  (a.  a.  0.  1,  235  ff.  2,  320  ff.).*) 

haben.     Dafs    der  Begriff  Al'yvTtzog  Ursprung-  Noch    in    der  von  Grund  aus  neu   stilisierten 

lieh    griechisch    ist,     kann    nicht    bezweifelt  epischen  Redaktion  der  Europesage  schimmert 

werden;     die     ältere    Phase    finden    wir    bei  das  durch.     Zeus  ist  der  Unterweltsgott,   der 

Stephanus    von    Byzanz     s.    v.    in    der    aXXri  40  Doppelgänger  des  Hades;  die  Höhle,  darin  er 

Aiyvnzog    fiiKgä ,    welche    Tümpel    nach    Kar-  die  Geraubte  verbirgt   und  gefangen  hält  — 

pathos    und    der    thrakischen    Küste    verlegt  durch  Drachen  und  Hund  bewacht,   s.   Unger, 

(Bie  Aiiliiopenl ander  u.   s.  w.     Fleck.  Jahrhh.  TJieb.  Parad.  p.  399 ff.  Pobert,  Eratosth.  Catast. 

Suppl.  16,  161  ff.  174);  ähnliche  Anschauungen  p.    166  ff.    Schneider,    Nicandr.    p.  125  —  ein 

bezeugt  die   Existenz   des  Neleus  -  Flusses    auf  Gegenbild  des  Unterweltsreiches,  vgl.  Crusius 

Euboia    (Aristot.  mir.    170    p.   59.     Antig.    84  b.  Ersch  u.  Gruber    S.  39.   41".     Usener,  Eh. 

p.  81  TF.)  und  in  der  Hestiäotis  {Eudicus  bei  M.  23,337.     Hier,  wie  im  Typhoeuskampf 

Plin.  31,  2,  13,    in    beiden  Fällen    mit  einem  berührt  sich  Kadmos,  dem  die  thebische  Tra- 

^Hieron' verbunden),  in  dem  das  von  den loniern  dition   (oben  nr.  31)    mit  dem  Demetertempel 

fortgetragene  griechische  Prototypen  des  Neilos  50  in  Zusammenhang  bringt,  aufs  engste  mit  dem 

zu  erkennen  ist;  die  Namen  NrjXsvg  —  NsP.og  boiotischen      Hermes  - ''Kadmilos  '      und      mit 

■ —  ALyvnxog  gehören  zusammen.  **)    Wie  $01-  Demeter.     Das  sind  alte  boiotische   Elemente. 

VLKT}   zu  Apollon  mit  Artemis,    so  steht  Aiyv-  Näheres  darüber  im  Artikel  Megaloi  theoi. 

nxog    u.  s.-  w.    mit    dem    zweiten    Hauptgotte  Im  übrigen  sind   der  gestrenge  König  Agenor 

Boiotiens,  Poseidon-Aigeus  (Proteus, Nereus)  (episch -dichterischer  Name),   sowie  die  Köni- 

in  engen  Beziehungen;  damit  mag  es  zusammen-  gin- Mutter  und  die  Geschwister,  die  ausziehen, 

hängpu,    dafs    Kadmos    in  gewissen   Gruppen  um  die  Verlorene  zu  suchen,  und  nicht  wieder 

der  Überlieferung  (nr.  82  ff.)  in_,den  Kreis  des  heimkehren,  Figuren  im  naivsten  Märchenstil. 

Poseidonkultes  gezogen  wird.    Übrigens  bietet  Apollinische    (delphische?)    Legenden  -  Poesie 

60  scheint  hier  altheimische   Mythen    aus    einem 

*)  An  die  Luatralbräuche  des  samothrakischen  Kultes  fremden  Religionskreise  ohne  volles  Verständ- 
wollte schon  0.  Müller,  Orchom.  s.  454  den  Namen  <t>ocn^  nis  umgestaltet  und  neuen  Zwecken  dienstbar 
(zu  (fotviaato,  (pörog)  anschiiefsen  [vgl.  jetzt  ff.  Dieh,  gemacht  ZU  haben.  Auffällig  ist  CS,  dafs 
sibyii.  Bi.  s.  70  Anm.].    Aber  ich  meine,  dafs  die  oben  Europe  in  Boiotien  wenig  lokale  Beziehungen 

empfohlene    Deutung    den     älteren    Anschauungen    eher  ^^^      -q^^-^               ^^^  q^.^^^  ^^^^^    /^jg  ^gi  jg^ 

gerecht  wird.  °                                            ^ 

**)  (Tür    die  jlTyvntoz  /.iiyou  in  Kuboia  plädiert  jetzt  *)  Beiläufig  weise  ich  auf  die  wenig  beachtete  Sonder- 

mit  beachtenswerten  Gründen  R.  Maa/s,  De  Aesch.  Siippl.  form  des  Argos-Hermes  Mythus  hin  bei  Xanth.  0.  F.H.G, 

p.  yXTT.  XXIV.]  1  p  38. 


887     Kadmos  (Gründlings-  n.  Spartensage) 

rhodischen  Aithiopen)  ihre  sozusagen  trans- 
scendentale  Bedeutung  gewesen  sein:  als 
Unterweltsheroine  dachte  man  sie  sich  mehr 
und  mehr  im  fernen  Norden  wohnend.*)  Wenn 
also  nach  nr.  77  Kadmos  mit  Europe  sich  in 
Thrakien  verbindet,  so  liegt  das  durchaus 
innerhalb  boiotischer  Anschauungen.  Eines  der 
ältesten  boiotischen  Gedichte,  der  Hymnos  auf 
den  delphischen  Apoll,  scheint  das  zu  bestä- 
tigen: S.V.  73  und  113  (251  u.  291),  wo  Apollon 
als  sein  Herrschaftsgebiet  den  Peloponnes, 
Europe,  die  Inseln  bezeichnet.  EvQmitr]  ver- 
tritt hier  die  nördlichen  Landschaften,  wie 
schon  bei  Hesychios  (Et.  Gud.  220,  s.  Schneider, 
Nicandr.  34  ^)  EvQiönr]  mit  ^copa  xriq  Svasoic, 
anoxiivr]  erklärt  wird.  **)  Die  Annahme,  dafs 
die  topographische  Verwertung  des  Wortes 
in  diesen  Hymnenstellen  und  bei  dem  späten 
Segesipp  (nr.  75)  durch  eine  berühmte  dich- 
terische Quelle,  wie  die  boiotischen  Kataloge, 
angeregt  sei,  liegt  nahe  genug. 

Die  Gründungslegende  nnd  die  Sparten- 
sage. —  122.  Wenn  Kadmos  dem  Orakel  zu- 
folge von  einer  Kuh  sich  zur  Siedelungsstätte 
führen  läfst  (Parallelen  bei  Klausen,  Aen. 
S.  35*.  Wclcker,  Kret.  Kol.  S.  14.  166.  Abel, 
Maked.  S.  93  f.  Nissen,  Templum  132  flP.),  so 
ist  darin  schwerlich  der  Rest  eines  religiösen 
Symbols  zu  erkennen,  sondern  eher  —  worauf 
vor  allem  die  Erzählung  des  Ovid  führen 
könnte  —  eine  etymologische  Legende 
zur  Erklärung  der  historischen  Namen 
Boiwzta,  Boicotoi,  (^rjßccL  Boi(äxiai.  Der 
Vers  des  Orakels ,  auf  den  man  besonderes 
Gewicht  zu  legen  pflegte  (die  Zeichnung  der 
Kuh),  ist  eine  Entlehnung  aus  epischer  Quelle, 
vgl.  oben  nr.  17.  Möglich  ist  freilich,  dafs 
ursprünglich  überhaupt  keine  tieferen  Ab- 
sichten vorlagen;  vgl.  nr.  75  und  die  ganz 
ähnliche  II os- Sage  bei  Apollod.  3,  12,  3 
(Hellanikos,  s.  Wellniann,  Comm.  Grypli.  p.  63), 
sowie  den  Epimenidesroman  bei  Diog.  La.  1, 
10,  110  (bei  der  Entsühnung  läfst  er  weifse 
und  schwarze  ngoßixra  los,  nQogoT.ä'£,ag  Toig  ayto- 
Xov&otg  iv&a  av  yicitcc-Alivoi  ccvzmv  suaffTor, 
^vhiv  TCO  nqoGiqv.ovxi  &s(a).  Da  diese  Griindungs- 
legende  der  allem  Anscheine  nach  älteren  (home- 
rischen) Sage  von  Amphion  und  Zethos  —  trotz 
späterer Vermittelungsversuche  (Bd.  1  Sp.  313  f) 
—  im  Grunde  Konkurrenz  macht  und  durchaus 
von  dem  apollinischen  Orakel  bedingt  wird, 
scheint  sie  im  Kreise  von  Delphi  entstan- 
den zusein.  —  123.  Eine  etymologische  Legende 

*)  [Dieae  chthonische  Bedeutung  der  Europe  hat  neuer- 
dings K.  Schwartz  in  den  quaest.  Herod.  wieder  zu  Ehren 
gebracht.] 

**)  Eine  Ahnung  des  Bichtigen  zuerst  bei  Vofs, 
Myth.  Briefe  1,  87  (bei  Gc.moU  nach  Franke  falsch  86),  ge- 
nauer VölcJcer  in  einem  vergessenen  Aufsatze  Allg.  Litt.- 
Ztg.  1827  nr.  139  und  Bultmann,  Mijthol.  2,  173  (dessen 
weiteren  Ausführungen  man  jedoch  nicht  mehr  folgen 
kann);  nach  gleicher  Kichtung  0.  Müller,  Orchoru.  149=^ 
und  H.  D.  Müller,  Myth.  2,  3i)0  f.  [neuerdings  Röscher, 
Selene  S.  128  Anm.  540] ;  nur  darf  der  Name  nicht  auf 
Boiotien  beschrankt  werden.  Es  ist  eine  der  vielen 
Eigentümlichkeiten  der  neuesten  'erklärenden'  Hymnen- 
Ausgabe,  dafs  sie  an  beiden  Stelleu  die  platte  Schlimm- 
besserung iJTtftQov  aufgenommcu  und  mit  grofser  Em- 
phase vertreten  hat  (S.  160  f.). 


Kadmos  (Gründungs-  u.  Spartensage)     888 

ist  auch  die  Spartensage.  Znagxoi  (von 
CTtsLQco  =  ysvvciv,  s.  Mannhardt,  Myth.  Forsch. 
S.  351  ff.,  vgl.  patricii,  hidalgo)  sind  die  edlen., 
altansässigen  Geschlechter,  die  Söhne  des 
Landes;  dafs  sie  die  yaia  ßiXaiv'  avsSwufv 
ist  eine  weitverbreitete  Anschauung  (vgl.  den 
alten  Lyriker  bei  BergJc,  P.  l.  gr.  3  p.  712  f. 
und  dazu  H.  D.  Müller  1,  479  u.  ö.).  Indem 
jener  metaphorische  Ausdruck  wörtlich 

10  genommen  und  mit  der  Drachensage  (viel- 
leicht, wie  bei  der  Myrmidonenlegende,  unter 
volksetymologischem  Anschlufs  an  thessalisch- 
boiotisch  -  euböische  Namen  wie  &sq(icöS(ov 
Xalyi(6S(ov  XalnmSovxig)  kombiniert  wird,  bildet 
sich  die  Saat  der  Drachenzähne.  *)  —  124.  Zur 
weiteren  Ausführung  der  Scene  dienten  (wie 
oben  nr.  121)  anklingende  Elemente  aus  der 
Demeter-Religion.  Das  Umbrechen  des 
Ackers    hat    schon   H.  D.  Müller  2,  326    mit 

20  dem  Festbrauche  der  Proerosien  und  dem 
Umzüge  des  heiligen  Pfluges  in  Beziehung 
gebracht:  die  Festsitte  findet  so  im  Gründungs- 
mythus ihr  Prototypon.  **)  Die  Richtigkeit 
dieser  Auffassung  bestätigt  sich  besonders 
durch  eine  von  H.  B.  Müller  noch  übersehene 
Thatsache:  der  rätselhafte  (und  deshalb  von 
Hellaiiil-os  unterdrückte)  KampfderSp  arten 
unter  einander  läfst  sich  gleichfalls  als  Reflex 
oder  Prototypon  eines  agrarischen  Festbrauches 

30  —  der  eleusinischen  ßaXXrjxvg,  der  troizeni- 
schen  Xi&oßolicc ,  der  cpvXoTcig  aivr]  des  De- 
meterhymnus  V.  265  ff.  —  auffassen.  (Näheres 
bei  Crusius,  Beitr.  z.  gr.  Myth.  S.  19  ff.)  Da- 
nach scheint  es  nicht  zufällig  zu  sein,  dafs 
die  Tradition  dem  Helden  teils  beim  Drachen-, 
teils  beim  Spartenkampfe  (nr.  5.  19)  einen 
Stein  in  die  Hand  giebt.  Wie  gerade  solche 
Züge  in  die  Sage  dringen  konnten ,  erklärt 
die    alte    Verbindung    des    Kadmos    mit    der 

40  Demeter  Thesmophoros  (oben  nr.  121.  31).  Die 
alte  Dichtung  scheint  den  Wechselkampf  als 
fiuivsa&ui  dargestellt  zu  haben:  so  zwingt 
Epimenides  (vgl.  nr.  122)  durch  Zauber  seine 
Feinde,  sich  gegenseitig  umzubringen  (lambl. 
vit.  Pyth.  222),  und  in  einem  Mirakel  bei  Hero- 
dot  5,  85  töteten  sich  Leute,  die  sich  am  Hei- 
ligten vergreifen,  im  Wahnsinn  axs  noXsfiiovg. 
Vielleicht  klingt  dieser  Spartenmord  noch  in 
der  Oidipussage  nach. 

50  Kadmos  bei  den  lUyriern.  125.  Die 
boiotisch- euböische  Form  der  Sage  vertreten 
die   Kataloge   (oben    nr.  46  ff.).     Kadmos    und 

*)  Dafs  hier  nicht  eine  willkürliche,  irgend  einem 
Gewährsmann  zuzuschreibende  Etymologie  fwie  nr.  106  ff.), 
sondern  der  Sinn  der  Legende  selbst  zu  erkennen  ist, 
läfst  Spiro  S.  9.  15  aus  den  Augen;  die  Schlüsse,  die  er 
zieht,  schweben  in  der  Luft. 

**)  Eine  merkwürdige  Parallele  bietet  die  (vgl.  Brunn 
bei  Rit.schl,  Op.  3,  583)  etruskische  Tagessage.  Das  sah 
schon  Censorin  de  die  nat.  4  p.  13  Jahn  (  Varro  f) :  .  .  .  et  in 
60  dolckide  vel  Boeotia  consitis  anguls  dentibus  armati  spartoe 
(folgt  die  Vulgärsage),  nee  non  in  agro  Tarquiniensi  puer 
dicitur  divinus  exaratus  nomine  Tages ,  qui  disciplinam 
cecinerit  extispicii ,  quam  lucumones  tum  Etruriae  potentes 
r.xaeripserunt.  Wir  haben  wegen  der  „pelasgiachen"  In- 
schrift von  Lemuos  auch  die  „Pelasger"  von  Samothrake 
als  Etrusker  anzusehen;  denkbar  wäre  es  demnach,  dafs 
sie  von  diesem  Hauptsitz  des  Kadmos  die  Legende  nach 
Westen  hinüber  getragen  hätten.  Siehe  Crusius,  Beitr. 
S.  20' 


889  Kadmos  (b.  d.  Illyriem)  Kadmos  (b.  d.  Illyriern)  890 

Hannonia  werden  iii  der  Heimat  (auf  der  siud,  vgl.  'Extcov),  oder  der  Pallantiden  und 
Kadmeia)  zu  Drachen  verwandelt:  d.  h.  Aigeuserben  erinnert  und  auf  durchaus  my- 
sie  sterben  und  leben  als  Heroen  (wohl  im  thischem,  und  zwar  boiotischem  Boden  ge- 
Demeter-Tempel, vgl.  Hes.  fr.  132.  Bohde,  wachsen  ist.  Der  rettende  Heros  in  Schlangen- 
Psyche  149 ff.)  fort;  nichts  anderes,  als  diese  gestalt  hat  ein  Gegenbild  nicht  nur  in  dem 
bekannteste  Anschauung  des  Ahnen-  und  eleischen  Sosipolis  {Paus.  6,  22,  1  &.),  sondern 
Seelenkultes  (vgl.  zuletzt  A.  Marx,  Gr.  Mär-  vor  allem  in  dem  benachbarten  Kychreus 
dien  u.  8.  w.  98 ff.)  ist  hier  zu  suchen,  am  von  Salamis  (schon  bei  Hes.fr.  132  Bz.),  der 
allerwenigsten  das  „Schicksal  des  Sonnen-  wie  Kadmos  die  Insel  von  einem  Drachen 
gottes".  Die  Verbindung  mit  den  Illyriern  lo  befreite  {Apollod.  3,  12,  7.  Diod.  4,  72)  und 
und  '  Encheleern '  scheint  wunderlich  genug.  in  der  Schlacht  bei  Salamis  einem  delphischen 
Wie  noch,  hei  Herodot  das  Wort 'lUvQtoL  einen  Orakel  zufolge  (Paus.  1,  37,  1)  selbst  in 
sehr  vagen  Sinn  hat  {B.  Unger  p.  22  sq.),  so  Drachengestalt  den  Griechen  beistand.*)  Es 
läfst  die  ältere  Überlieferungsschicht  diese  handelt  sich  hier  um  Vorstellungen  der  griechi- 
Örtlichkeiten  ganz  unbestimmt.  Nun  ist  sehen  Heroologie,  wie  sie  nach  Bohdes  Ausfüh- 
der  Name  'EyxilsLoi  sicher,  'iXlv^iot,  der  rungeu  (Ps^/c^te  166  ff.)  besonders  von  der  de  1- 
keineswegs  blofs  im  NW.  haftet*),  wahr-  phi  sehen  Priesterschaft  gepflegt  und  verbreitet 
scheinlich  griechischen  Ursprungs,  und  die  wurden.  Dem  Charakter  sagenhafter  Urein- 
Vermutung  liegt  nahe,  dafs  es  sich  auch  hier  wohner,  erdgeborener  'Giganten',  die  in  der 
um  eine  Fernübertragung  der  heimischen  20  Sage  stets  als  Barbaren  erscheinen,  entspricht 
A.nschauungen  handelt,  die  von  den  helle-  die  Empörung  wider  die  Gottheit;  auch  dafür 
nischen  Kulturcentren  aus  immer  weitere  giebt  es  Parallelen  in  den  früheren  Abschnitten 
Kreise  zu  ziehen  und  erst  an  der  Grenze  der  Kadmos-Sage,  s.  oben  nr,  45f.  Gutboiotisch 
der  jeweils  bekannten  oUov^ißvri  Halt  zu  gedacht  ist  schliefslich  das  rettende  Dazwischen- 
machen  pflegen.  Es  ist  gute  Überlieferung,  treten  des  Ares  und  die  (eigentlich  tauto- 
wenn  Kephalion  {F.E.  G.  3  p.  630,  63,  vgl.  Jo-  logische)  Versetzung  auf  die  fiaxapojv  vfiaoi: 
annes  Dar)iasc.  F.  H.  G.  4  p.  545,  8)  Enche-  hiefs  doch  nach  Armenidas  (bei  Phot.  Hes. 
lea  als  ■ncöfirj  an  Stelle  des  späteren  Theben  in  Suid.  s.  v.  =  fr.  3  F.  H.  G.  4  p.  338 f.)  (iccKÜQrav 
Boiotien  gelegen  nennt:  Kai  ev^ecog 'AiMqjicov  vrjaog-  rj  dyiQÖnoXis  tcav  iv  Boicoria  Grjßwv  t6 
0^  kvQiKÖs  KTi^si,  nohv  iiByüXrjv  näw,  30  naXcciov  (nach  alter  poetischer  Quelle,  vgl. 
TTjv  TiQcÖTjv  {i£v  ovouv  ii(ä(ii]v  X8yo[i£vrjv  auch  die  Insel  Aretias,  Bd.  1  Sp.  495  und  die 
'Eyx^lsi-ccv  v.xl.  Dafs  dieser  Name  mit  dem  Aretias  -  Quelle ;  eine  Parallele  oben  nr.  89 
Kopaissee  und  den  Kopais- Aalen  zusammen-  Sp.  873).  Vgl.  auch  K.  Tümpel,  Phüol.  48  (2), 
hängt  (nicht  mit  ixig  und  iy%BXvq  =  draco),  128  ff.  Schon  frühzeitig  wurde  diese  Sage  im 
hat  im  Gegensatz  zu  früheren  Vermutungen  fernen  Nordwesten  neu  lokalisiert,  {v.  Wilamo- 
des  Verfassers  (bei  Ersch  u.  Gruber  a.  a.  0.  ivitz,  Hom.  Unters.  172  und  K.  Tümpel,  Be- 
S.  41  ^*  -^)  K.  Tümpel  dargethan  {Beiträge  merkungen  u.  s.  w.  S.  22  f.).  Es  waren  vermut- 
S.  22  ff.).  Den  Illyriernamen  auf  boiotischem  lieh  boiotisch-euböische  Volkselemente,  die 
Boden  nachzuweisen,  ist  noch  nicht  gelungen;  in  den  barbarischen  Anwohnern  des  Lychnitis- 
wenn  man  nicht  in  der  Bezeichnung  des  40  und  Labeatis -Sees  die  Encheleer,  in  ihren 
'Gründers'  als  XvgiKÖg  eine  schwache  (trotz-  Nachbarn  die  Illyrier  der  heimischen  Sage 
dem  von  Metzger  bei  Pauhj  4,  112  gleichfalls  wiederfanden  (ähnlich  schon  C.  Müller,  Geogr. 
empfohlene)  Etymologie  des  Wortes  'iXXvQiog  Gr.  M.  1  p.  31ff.)**);  dafür  sprechen  vor  allem 
erblicken  darf,  wonach  Amphion  der  Epony-  die  hier  fixierten  Namen  „ionisches  Meer"  und 
mos  der  neueren  „illyrischen"  Bevölkerungs-  'Aiiavzia-'AßavzCg,  die  auf  (I)Aonien-Abantien, 
Schicht  wäre.  —  126.  Wichtiger  sind  zwei  den  Ursitz  der  Grundbestandteile  des  histo- 
andere  Züge.  Die  "  Encheleer ' ,  die  ihrem  rischen  lonierstammes ,  zurückweisen.  Ein 
Namen  nach  an  den  See  und  zu  'Ogyges'  irrationaler  Zug  ist  es,  dafs  das  Schlangen- 
gehören, sind  mit  den  ''lllynern',  den  benach-  Heroenpaar  auf  einem  Ochsengespann  fortzieht; 
harten  Nachkommen  des  Drachenzöglings  so  wenn  darin  eine  etymologische  Legende  zur 
(nr.  56;  vielleicht  leitet  auch  ihr  Name  dahin,  Erklärung  des  Namens  BovO-öri  zu  suchen 
vgl.  t'Ua's)  im  Kampfe.  Das  Heroenpaar,  selbst  ist  _(s.  oben  nr.  46),  kannte  schon  '  Hesiod'' 
in  Drachengestalt,  steht  ihnen  bei  und  ver-  die  Örtlichkeiten.  —  127.  In  der  Parallelquelle 
Sühnt  die  streitenden  Parteien.  Das  ist  eine  (nr.  50  ff.)  sind  die  Lokalzeichen  zahlreicher 
Erzählung,  die  an  Sagen,  wie  die  vom  Kampfe  und  besser  erhalten;  die  Metamorphose  kommt 
der  UnuQtoi  (die  gleichfalls  Drachensöhne  ohne  beeinträchtigende  Konkurrenzzüge  (wie 
*,  „       ,,..  ^         ■  ■,      j  r    -u  ■   „        „        .  die    Versetzung    auf   die    auv-docov    vhaoi)    zu 

*)   So   erklart    es   sich,    dafs    bei   Eerod.  9,  42    Mar-  n        /-<    14.  1      j-   uj-      •     1  a        n        1     i-- 

rfo«J'  (d.  h.  Hekataios  ..  MiieU  vgl.  fr.  67  ff.  73  if.)  einen  ^«^^^^  Geltung  als  dichterischer  Ausdruck  für 

Orakelsprucli  auf  die  P  e  r  s  e  r  bezieht,  den  Herudot  kennt  *)  P.  Meinhold,  De  rebus  Salaminiis  p.  6.     Heydemann, 

als  eg'IkXvQiovg  ts  ya'i  tov'Ey x f^iwv  atnatuv  Ttenoitj-  60  ^üiou  niqai?  p.  12.     RoJide,  Psijche  183'. 
ftivov.   Es  gab  eine  Überlieferung,  -wohl  kleinasiatischen  **)  Ebenso  haben  die  Griechen  —  die  Athener,  wie  es 

(milesischonjUrsprungs,  die  einen  Zusammenhang  zwischen  scheint  —  den  sagenhaften  Pelasgernamen  auf  die  Keste 

Illyriern    und   Persern    annahm,    vgl.    ScIiuU.   Arist.  Avv.  eines   Barbarenstammes   übertragen,    die  sie  am  Küsten- 

1521   Tinvüixti;   waneo  'I/./.voioi  y.iXQiyof^?]    ■  ■  ■  ^^Q^   ä'^  säum  und  auf  den  Inseln  des  ägeischen  Meeres  antrafen. 

bl^uxtjv    cialv    Ol    'JUvQcoi,    tifii    dk   IleQaido?   tfualv  Verf.  hebt  das  hier  hervor,    da  sein  Programm  über  die 

aitovi.    o'l   Y^ojQyiiv  fikv  ovx  t/ovai  yijv,  hjativovteg  öh  Kabiren    und   Pelasger    ohne    sein   Verschulden    unvoU- 

r^i<povtai;   auch    die    Insel   Illyris    in  'Lykien'    {Plin.  ständig    bleiben    mufste     und    vielfach     mifsverstanden 

5,   31,  131;    vgl.  Forcellini    s.  v.)    wh-d   von  den  benach-  ist.    Vgl.  Fleck,  Jahrb.   1881,   293».     Litt.   Centralbl.   1889, 

harten  Griechen  benannt  sein.  4,  124. 


891    Kadmos  (Seefahrer  in  Samotlirake  etc.)  Kadmos  (Semit  u.  Buclistabenerfinder)   892 

den  Gräber-  und  Ahnenkult.  Zur  Quelle  leitet  Aphrodite*),  der  „gegenüberliegende"  nord- 
uns  eine  verwandte  Sage  von  Epidamnos.  westlicheLandstrich  vonEurope(nr.  15. 121),  die 
Epigr.  Gr.  ed.  Kaibel  1054  p.  474  (z.  T.  nach  östlichen  Länder  von  den  Vorfahren  des  Kad- 
den  Lesungen  von  Unger  p.  48,  die  K.  wohl  mos  'Aair]  ^olvi^  Ai'yvTtxog  (mit  &fißai)**)  und 
übersehen  hat):  'AiicpCoiv  (lovaaig  %i'9-ap7js  Bßrrig  dem  urmilesischen  Nrjlsvg-NsLlog.  Es  sind 
snl  &r'jßr]g  |  xsix^cc  vvv  d'  sn'  sfiäg  TcccxQidog  milesische  Sagenreminiscenzen ,  welche  hier 
'lllvQiorg  (  'Aävloyov  iiovauv  ^sd'enav  ktX.,  den  Rahmen  für  die  neujen  ethnographisch- 
vgl.  Anna  Comn.  Alex.  p.  99  D  iv  vatsgoig  geographischen  Beobachtungen  bilden  müssen. 
Ö8  ;j;9üf  oig  (nach  der  Zerstörung  im  Pyrrhos-  Kadmos  der  Semit  und  Buclistabenerlinder. 
kriege),  ag  '"'Ellrjv^g  cpccai  iial  avzä  örj  xoc  iv  10  —  130.  Erst  in  Samos  und  Milet  wird  endlich 
xfj  noXsi  yXvTtTU  y^äiiiiaxa  (icxQxvQovaiv,  vtc'  der  Begriff  Phönizien  und  Phönizier  mit 
'A[icpiovog  Kccl  Zr'i&Qv  dvoiKodo^rjd'aiacc  Big  o  seinen  Verwandten  in  der.  uns  geläufigen 
vvv  oQccxai  cxqfioc*)  v.xl.  Wir  haben  hier  Weise  geographisch  und  ethnographisch 
vermutlich  alten  Amphionkult  vor  uns,  und  im  fixiert  sein.  Hier,  scheint  es,  ward  Kadmos 
Anschlufs  daran  eine  Legende  aus  historischer  der  Semit  aus  Sidon  oder  Tyros.  Da  unsere 
Zeit,  ein  Abbild  der  unter  nr.  125  mitgeteilten  milesische  Quelle  die  Insel -Eponymoi  ange- 
von  Theben -Enchelea,  ähnlich  den  Kychreus-  führt  hat,  sind  sie  auch  Phönizier  geworden.***) 
sagen  auf  Salamis  (ob.  nr.  126)  oder  den  Hypei"-  Ebenso  gehen  die  Nachrichten  von  den  Ka- 
boreerlegenden  in.  Delphi  (Bd.  1  Sp.  2809f.).  öftrjia  y^afifiaror,  der  Erfindung  der  Buchstaben 
Ejsidamnos  weist  aufKerkyra,  Kerkyra  auf  Ko-  20  durch  Kadmos  (oben  nr.  91  f.),  durchweg  auf 
rinth  zurück.  Die  Korinthier  beherrschten  seit  milesische  Quellen  zurück.  Sie  schliefsen  eine 
der  Besiedelung  von  Kerkyra  und  Apollonia  geschichtliche  Beobachtung  (Ursprung  der 
den  Küstensaum  jener  Gegenden;  danach  be-  griechischen  Schrift  aus  dem  semitischen 
stätigt  sich  die  Hypothese,  dafs  die  Parallel-  Orient)  an  die  historisch  umgedeutete  Sage 
quelle  (nr.  50)  ihre  Färbung  durch  korinthi-  an.  Vgl.  Sp.  871.  Doch  mag  auch  an  die 
sehe  Tradition  erhalten  hat.  gootT'i.xoy^aqpott)  aufkleinasiatischenlnschriften 
Kadmos  als  Seefahrer  in  Samotlmikc,  erinnert  werden  {Athen.  Mitteil.  14,  254.  11, 
Libyen  nn«l  Milet.  —  128.  Die  Anwesenheit  288),  deren  Name  auf  die  Palmblätter  als 
boiotischer  Volkselemente  in  Samothrake,  Lern-  Schreibmaterial  für  apollinische  Weissagungen 
nos,  Lesbos,  der  Troas  (Thebe)  ist  eine  That-  so  und  Tempelakten  gehn  wird  {Birt,  Buchw. 
Sache;  hierdurch  wird  die  Festlegung  der  Sage  51.  Diels,  Sibyll.  Bl.  S.  56^).  Für  die  spätere 
bestimmt  (nr.  60  ff.).  Mythologisch  neu  ist  Zeit  war  dies  der  Kern  der  Kadmos  -  Sage, 
nur  der  aqnuypL.6g  der  Harmonia,  offenbar  ein  wie  es  denn  auch  auf  tyrischen  Münzen  (oben 
Brautraub,  der  aber  in  Anlehnung  an  alte  Be-  Sp.  871%  20)  zur  Darstellung  kommt. 
Ziehungen  zur  Demeter- Religion  zur  historisch-  131.  Die  übrigen,  mythologisch  wenig  er- 
pragmatischen Deutung  eines  Festbrauches  der  giebigen  Lokalbeziehungen  scheinen  meist  von 
Demeter-Mysterien  verwandt  wird  (nr.  62),  boiotisch- ionischen  Bevölkerungselementen  ge- 
vgl.  den  Artikel  Megaloi  theoi  unter  Samo-  tragen  zu  sein  (nr.  75.  89  ff.  Rhodos,  Priene, 
thrake.  Die  Hochzeit  in  Samothrake  ist  se-  Milet);  zum  kleinen  Teil  beruhen  sie  auf  Kon- 
kundär,  wenigstens  stimmt  sie  weder  zu  dem  40 

Brautraube,    noch    zu    den    sonstigen   Anga,ben  *)    So  schlagend   richtig,   von  der   Koseform  ^Acp^w, 

dieser  Gruppe.    Mythologisch  wertvoller  ist  die  '--^'p^iia  ausgehend,  jo/i.  Baunack,  stud.  a.  d.  Geb.  des  Gr. 

Hochzeitsfeier  in  Libyen    (69  ff.).     Dort  ist  der  "•  ^''-  ^'  '^^^^     ^'^''^  Europa  bin  ich  anderer  Meinung, 

alte    „Göttergarten"     und     der    Charitenhügel,  **)   Dafs  aus  dem  Ägyptischen  für  diese  Namen  keine 

T      ,             •     j.     A     1        Tx              1     p     -i      1         TT  erträgliche     Deutung    beigebracht     ist,     bestätigte     mir 

■dort    regiert  Aphrodite  4ind    freit    der  Heros  £.  j/,^.,.  auf  meine  Anfrage. 

die   Aphroditetochter  und   CharitengenOSSin.  —  ***)     [Auf    diesem     Punkte     berühren     sich    die     Re- 

129.      Es     ist     klar,     dafs    diese    neue    Lokali-  sultate     des    Verfassers    mit     den    weitblickenden    Ver- 

sierung  von  einem  seefahrenden  Stamme  aus-  mutungen  von  u.  v.  wuainowitz  (Hermes  21  s.  106',  vgl. 

gegangen    sein    mufs,     wie   denn    in   all   diesen  -^<^'"-    Unters.   ISy.     Herakles   1,  SS'»   und  J/aa/s,    Hermes 

Überlieferungen      Kadmos      als      anlandender  50  ^^  ^- ''''''^    Nur  das  „Entstehen"  der  Figur  des  Kadmos 

Schiffshauptmann      erscheint.         Das      ver-  1°  ^ilet   oder   überhaupt  iu   Kleinasien   kann   nicht   zu- 

,                    ■    '-        1           i-i/^Tii          1-11  gegeben    werden :     die    Grundlagen    sind    boiotisch  -  del- 

mutungsweise  rekonstruieite  Gedicht  verbindet  p^isch.    Bei  0.  Müiier,  Orchom.  112.  h  d.  Müiier,  Myt,.. 

den  hohen  Norden   mit   dem   tiefsten   Süden;  ,/.  gr.  st.  1,  305 ff.   Studniczka  s.  57.   Töpfer,  au.  Geneai. 

auch  dadurch  bestätigt  sich  unsere  auf  litterar-  294   wird   die    (nach    H.   D.   Müiier  in   Kreta    vollzogene) 

historische    Erwägungen   gestützte    Vermutung,  Verknüpfung  des  K.  mit  dem  griechischen  Heros  Phoiuix 

dafs    es    in    der    Sphäre    von    Milet   entstanden  ""'l    dessen     „Gleichsetzuug    mit     dem    Eponymos      des 

ist.      Als    Schlufsstein    folgendes:     Die  Griechen  Stammes"   als  Grund  seines  Phoinikertums  angeuommen. 

—   und   bis   zu   einem   gewissen   Grade    wir  mit  ^''l^^   ^^"^*.  ^^'^^   ^^'   unerklärter   Best  die  Frage,  wes- 

•1  „„                1     ,         ,  .           ■       1  ,        .     1          r7    -,      ,•  halb     man    jenen    semitischen     Stamm     gut     griechisch 

ihnen  —    betrachten    m  klassischer   Zeit   die  t»,„„,-  4„^  „!„„,„+   \,  ^      a%      ^  ■  ^  %  a           •l^ 

■y,j  1,      T        ,        ,.        .                  ,          .       .      ,           V,  Phönizier    genannt    hat.      Auch    scheint   Kadmos    nicht 

Welt    durch     die    Augen     der     ionischen     Geo-  6O  erst    von    den   Historikern    aus    dem    fernen    Osten   ab- 

graphen,     vor   allem   des   HthatalOS   von   Milet;  geleitet  zu  sein;  die  Genealogieen  (Kataloge)  haben  ähn- 

sollte   es  Zufall  sein,    dafs   die  geographische  liehen  Sinn.] 

Terminologie  in  den  wesentlichen  Zügen  durch  t)    Schon   im  Altertum  wurden   die  <4^oiviy.iiia   y^ä/i'- 

diese    Fassung    der    Kadmos -Sage    bestimmt  '""^'^  ^°  gedeutet,  vgl.  f/,ot.  (Suid.)  s.  v.:    Avdoi  y.al 

wird?    Afrika  trägt  seinen  Namen  nach  iener  ''-^'^^^^'i  -t^  YQ>iMI^<^r<x  {<^0iViy.iliay.aX,ia»aL  X^yo^aiv)  anl 

am   Lnaritenhugel   waltenden   G  ottin -Königin  2'„„    7-    -J      '      '   '□.     ,  >     .-     ,        ,          .„    , 

*)  Danach   wohl   Guil.  Appul.   de  reb.  Norm.  4,   dessen  7tsTd?.oig-    ^ycc/nwv    de    .  .   .    unu   (t>oiviy.t]g    ff/S    'Ay.tai- 

Zeugnis    M'esseliny  {Unc/er  S.  49)  beigebracht  hat.  wi'o,"  xtX. 


893    Kadmos  (ethische  Tendenz  der  Sage)  Kaineus                          894 

struktion  und  ^^coH^aviaiiog  mythisch- dicbteri-  Kadys  (Kaövg),  nach  liamsay,  The  historical 

scher  Phantasie  (nr.  77  Thrakien,  nr.  85  Afrika;  (jcography  of  Asia  Minor  p.  147,  Eponym  der 

nr.  87tF.   Tyros).      Mancherlei    Bezüge    bleiben  Stadt  Kadoi.     [Drexler.] 

problematisch,  z.  ß.  auf  Kreta  und  Sparta.  Kreta  Kaeira  (KdsiQa),  die  Tochter  eines  Töpfers 

(nr.  85  ff.)  könnte  von  einem  ionischen  Dichter  zu  Milet.    Neleus,  der  Sohn  des  Kodros,  hatte 

als    Station    für  Kadmos -Europe    ebenso   frei  den   Orakelspruch  erhalten,    er   solle   sich   da 

gewählt  sein,  wie  Libyen  für  Harmonia;  doch  niederlassen,  wo  eine  Jungfrau  ihm  mit  Wasser 

beweist  die  der  alten  chthonischen  Bedeutung  genetzte  Erde   geben  würde.    Nach  Milet  ge- 

der  Heroine  entsprechende  Lokalität  der  Lethe-  kommen,   verlangte   er  von  Kaeira  Thon  zum 

quelle  (vgl.  Faits.  9,  39,  8)  das  Vorhandensein  lo  Abdruck  eines  Siegels  und  erhielt  ihn,  worauf 

alter  Anhaltspunkte  im  Kultus;  auch  das  Auf-  er   Herr    von    Milet    wurde    und    drei    Städte 

treten  eines  Dämon  Phoinix  (ob.  Sp.  869,  38)  ist  gründete,  Tzetz.  L.  1379.     [Stoll.] 

merkwürdig  genug.    Bei  Sparta  liegt  der  Ver-  Kaiata  {Kuiäxa)  s.  Caieta  und  Strab.  233. 

,  dacht  nahe,  dafs  lediglich  der  anklingende  Name  Kaikias  s.  Windgötter. 

Z'jrapr/j  ('Saatland')  die  Sparten- (und  Kadmos-)  Kaikos   (Kccikoc),   1)   Stromgott  in   Mysien, 

Sage   hierher  gezogen   habe.     Bemerkenswert  Sohn    des   Okeanos    und  der  Tethys,    Hesiod. 

ist  es  aber,  dafs  in  der  spartanischen  'Gruppe  Th.    343.      [Er    erscheint    gelagert,  kenntlich 

der    Kadmos -Überlieferungen    Kadmos    aufser  durch  die  Beischrift  KAIKOC,  auf  Münzen  von 

zu  Athene   zu  Poseidon  in  Kultbeziehungen  Pergamon(Trajan),  Mi.  2,  598,  961.  IZ^fad,  iJ.  JV. 

steht,   während  er   sich  im  übrigen    mehr  an  20  p.  464;    Stratonikeia    Mysiae    (autonom,  Obv. 

Demeter  und_  Hermes  anschliefst.    Auch  kennt  Brustbild    der    CTPAT0NIK6IA),     Cut.    Huber 

die  epische  Überlieferung  manche  andere  Be-  nr.  623.    Head  p.  466.  Imhoof,  Griech.  Münzen 

Ziehungen  zwischen  ßoiotien  und  Lakedaimon.  p.    725     nr.    631     und    Akrasos    {Conmwdtis), 

Die   gesamte   Tradition    von    der  Herkunft  Waddington,  Bev.  num.  1852  nr.  25,  der  3Iion- 

des  Kadmos   aus   dem  Osten  fand   schliefslich  nets  (S.  7,  313,  7;  vgl.  4,  2,  8  nach  Sestini, 

bei  den  Kleinasiaten  und  Inselgriechen  auch  D.    N.   V.    p.   412    ohne   Flufsnamen)    falsche 

deswegen  Beifall  und  Pflege,  weil  sie  dadurch  Lesung  AYKOC  berichtigt.    Drexler.]  —  2)  Sohn 

Anschlufs    an    die    orientalischen    Völker    er-  des  Hermes    und  der  Nymphe  Okyrrhoe,  der 

reichten,   ja  geradezu  Nachkommen  der  alten  sich  nach  Ermordung  des  Timandros  aus  Furcht 

Landesheroen   wurden.     Das    Motiv    der    'Re- 30  vor  dessen  mächtigen  Verwandten  in  den  Flufs 

Vindikation'    hat  hier,  wie  in  allen  ähnlichen  Astraios  stürzte  und  diesem  den  Namen  Kaikos 

'ßückwanderungssagen'  {H.  D.  Müller,  Mytli.  gab,  Flut,  defluv.  21  {Müller,  Geogr.  gr.  min.  2 

d.gr.St.  1  S.  29.  34.  73)  die  endliche  Fixierung  p.  660).  —  3)  Trojaner,    Gefährte  des  Aeneas, 

mitbestimmt.  Veo-g.  A.  1,  183.  9,  35.    [Stoll.]  —  [4)  Kolcher, 

Ethische    Tendenz.    —    132.    Schon    die  von   Lexauor  im  Kampfe  mit  den  Argonauten 

'delphische'  Form  der  Sage  hat  eine  religiös-  getötet:   Val.  Fl.  6,  688.     Röscher.] 

ethische  Richtung:  Kadmos  ist  der  gottergebene  Kaimis  (KaLfiig)  =  JSorus  (s.  d.):    Flut,   de 

schicksalsgeprüfte  Held,  wie  Herakles.     Diese  Is.   et   Osir.  56:   tov   (lav   ovv  ^SIqov   tiwQ-aaiv 

Züge  wird    besonders   Euripides   (nr.  48)   ver-  KaC^iv  TcgoaayoQsvsLv,  oneq  satlv   ogafi^vov 

tieft     und    verfeinert    haben.      Für    die    Ent-  40  ala^ritov  yuQ  -adcI  OQaxov  6  Kocfiog.  [Röscher.] 

stehungszeit    seines    Kadmos    giebt  -es   leider  Kaineus  (Äaivgvg  „Bändiger"  nach  Cilfö/Zer, 

keine    festen  Anhaltspunkte.      Aber    die  Ver-  Orchomenos'^  191;  „Würger"  nach  Fr  eller,  Gr. 

mutung  liegt  nahe,  dafs  er  nicht  zu  lange  vor  Mytli.^  2,  11)  wird  bei  Hom.  A  264  und  Hesiod. 

die   dem   Stoffe  und  Geiste  nach    verwandten  ocanlg  'HQcc-nliovg    179    unter    den    gegen    die 

Bakchen    zu    setzen   ist;    der   Held,   der   luctu  Kentauren  kämpfenden  Lapithen  (3.  d.)  genannt. 

serieque  matorum  victus  sein  Vaterland  meidet  Hom.  B  746    nennt  unter   den  Anführern   aus 

und  sich  bei  nordischen  Barbaren  eine  andere  den  Lapithenstädten    (darunter    Gyrtone)    den 

Heimat  sucht,   war  der  gegebene   Träger  für  Leonteus,  Sohn  des  Koronos,   des  Sohnes  des 

Stimmungen,  die  den  bald  darauf  nach  Make-  Kaineus.    Die  Sage,  dafs  er  unverwundbar  von 

donien    übergesiedelten    Dichter    beherrschten  50  den  Kentauren  mit  Fichtenstämmen  bedeckt, 

und  auch  bei  der  Menge  (vgl.  die  'Vögel'  und  ,,die  Erde  mit  geradem  Fufse   (d.  h.  aufrecht 

den  Phrynicheischen  'Monotropos')  Widerhall  stehend)  spaltend"  in  die  Tiefe  gefahren  sei, 

fanden.*)     [0.  Crusius.]  findet  sich  zuerst  bei  Findar  {fr.  167  aus  Schol. 

Ap.    Eh.  1,  57;    vgl.    Flut,    de    absurd.   Stoic. 

*)  [Allemeuestens  sind    die  Hauptzüge  des  Kadmos-  opin.  C.  1);  S.  Über  diese  Entrückung  E.Rohde, 

Sage  untersucht  in  den  interessanten  eMaeri/'m«"«  i/crorfoteae  Psyclie   S.  108.      Die   Bewältigung    des   KaineuS 

von  E.  Schivartz  (Rostock  1S90),  die  der  Verf.  leider  erst  ^^^^.^.-^   ^jg   Kentauren    findet    sich   bildlich    dar- 

erliielt,  als  der  Satz  bereits  erheblich  gefordert  war.  Doch        (.„nj.     ,•        t^„,„«i„i-,,i,^<.„„^„     j„       c     t,i    i 

,'        ,    .  .     TT-       •       1  T^  ,.     ^       •         1,  li  i  gestellt    in    lempelsKuipturen    des    5.  Jahrli.: 

konnten  noch  einige  Hinweise  als  Fufsnoten  eingeschaltet  r.    i                   n  •   i          n   •            i         mi 

werden.     Bedenklich  ist  der  Versuch,  in  der  Encheleer-  ^"^  «^em   westlichen   Friese    des    IheseiOn,     am 

Sage   historische  Keminiscenzen  aus   der  boiotischen  Ur-  60  Friese     des    ApoUontempels    VOn    Phlgalia,   am 

geschichte  nachzuweisen.  —  0.  G«//>joes  Programm  über  die  Athenetempel   in    Sunion,    Vgl.    aUch    die   Fran- 

Kadmoasage  konnte   gleichfalls  nicht   mehr  benützt  wer-  ^oisvase    (hier  inschriftl.    S.  Weizsächer,    Fhcin. 

den.   Unter  den  bekannten  Voraussetzungen  meint  Ortijipe  MuS.  33  S.   372  f.)    Und    andere    Vasenbilder   bei 


895 


Kaineus 


Kaineus 


896 


lehren,  auf  irrtümlicher  Erklärung;  vgl.  Treu 
im  Jahrb.  d.  arcli.  Inst.  3,  182  f.).  Die  Ge- 
schichte Yon  der  Entrückung  des  Kaineus  wird 
wiederholt  von  Apoll.  Ith.  1 ,  59  ff.  (nach  ihm 


Pie  Kaineusgruppe  der  FranQoiavase  (nach  den  Wiener  Vorlegeblättern  1888.    Taf.  III). 

Orph.  171  ff.  und  Schol  II.  1,  2U  ==  Eust.  zu 
Hom.  A  264  p.  101.  Hyg.  f.  14  p.  45,  3  Seh.). 
Agatharchid.   de  mar.  r.  p.  114,  39 — 43.^  Ov. 


Die  Kaineusgruppe  vom  wostl.  Friese  des  Theseion  (nach  Baumeister,  Denkm.  ä.  kl.  Alt. 
S.  1782  Fig.  1868  =  Stuart-Reoeit,  Antiq.  o/  Athens  III  Taf.  21  ff.). 

Met.  12,  454  ff.  (dem  Dichter  eigentümlich  ist 
die  Verwandlung  in  einen  gelben  Vogel,  wohl 
den  Goldregenpfeifer*);  vgl.  darüber  Boscher, 
Gott.   gel.    Am.   1884    S.  155  f.).     Serv.   Verg. 

*)  [Rosc/ier  a.  a.  O.  „Wenn  nach  0».  Mel'.  524  ff.   K.  in 
einen  Vogel  mit  gelbem  Gefieder,  von  lauter  Stimme  (jo  war   natürlicher    als    einen  Vogel,   der  in  den  /aQuäpai. 


A.  6,  448.  Jüngeren  Ursprungs  mag  die 
Sage  sein ,  dafs  Kaineus ,  ursprünglich  eine 
Jungfrau,  Kainis  geheifsen,  von  Poseidon  als 
Geschenk  ihrer  Willfährigkeit  die  Erfüllung 
ihres  Wunsches,  ein  Mann 
und  unverwundbar  zu  wer- 
den, erhalten  habe.  So  er- 
zählen Nikandros  bei  Anton. 
Lih.  17,  Schol.  Ap.  Bh.  1,  57 
(ebenso  Schol.  IL  1,  264  = 
Eustath.  Hom.  A  264  p.  101, 
Hyg.  f.  14  p.  45,  5  Sch.\ 
Verg.  Aen.  6, 
448  f.  und  Serv. 
z.   d.    St.    (wo- 


nach er  in  der 

Unterwelt  wie- 
der zu  einem 
Weibe  wurde) 
\mA0v.Met.l2, 
4 89 ff.;  mehr  b. 

B.   Wagner, 

Epit.  Vatic.  ex 

Apollod.     hibl. 

p.  151.      Sprichwörtlich   wurde   axQcozog  ag   6 

Kccivsvg  Apost.  A,  19.    Man  erzählte  auch  von 

ihm,  dafs  er  mit  Apollon  zu  wetteifern  wagte 

und  seine  Lanze 
anzubeten  befahl 
(sprichwörtlich     xb 

Kcaviag  ö6qv), 
Schol  Ap.  Bh.  1,  57 
(Schol.  II.  1,  264  = 
Eust.  zu  ders.  St.). 
Nach  Hyg.  f.  242 
p.  135,  4  (Über- 
lieferung unsicher) 
würde  er  sich  selbst 
getötet  haben.  — 
Mit  seinem  Namen 
wird  eine  Komödie 
des  Antiphanes  bei 
Athen.  10  p.  433  c 
citiert;  vgl.  Meineke 
1,  325.  3,  58. 

Als     Sohn     des 

Elatos     bezeichnet 

ihn  Schol.  II.  1,  264 

und     Hyg.     f.     14 

p.   45,    3    (gleiche 

Quelle),  /:  273  p.  28, 

19.  /".  242  p.  135,  4, 

auch    Ov.    Met.  12, 

189  (Elateiaproles). 

492  (Elateius).    Dafs  Gyrton  in  Thessalien  seine 

Heimat  gewesen,  bezeugen  Hom.  B  746.  Ap.  Bh. 

1,  57  ff.   {Hyg.  /'.  14  p.  45,  2  ergänzt,  vgl.  p.  48 

Anblick   die   Gelbsucht   (ixteno;)    heile;   daher   er   auch 
Yy.ttQog  genannt  wurde:    Plin.  n.  h.  30,  11,  28   (94).     Was 


(clangor  ingens)  und  sehr  scheuem  Wesen  (daher  ihn 
Nestor  nur  einmal  erblickt  zu  haben  behauptet)  verwan- 
delt wird,  so  pafst  dies  trefilich  auf  den  von  seinem 
Aufenthalte  in  den  ;fci;o«cy^ütt  [s.  Kentauren]  benannten 
Xufiadqioi,  einen  gelben  Vogel  mit  unangenehmer  lau- 
ter Stimme  und  von  sehr  scheuem  Wesen,  den  man  bei 
Tage  fast  nie  zu  sehen  bekommt  (vgl.  Aristot.  an.  hist. 
9,  9,  11).  Gemeint  ist  der  goldgelbe  Goldregenpfeifer 
(oharadrius  pluvialis).     Man  glaubte  von  ihm,   dal'a   sein 


lebt  und  durch  sein  Geschrei  deren  Füllung  durch  Regen- 
güsse anzeigt,  für  den  im  Kampfe  mit  den  thessal.  /tj- 
/.ia()Q<n  (s.  Kentauren)  verwandelten  Lapithenfürsten 
Kaineus  zu  halten?  Übrigens  ist  der  Goldregenpfeifer 
der  seinen  Namen  von  der  Ankündigung  grofser  Regen- 
güsse erhalten  hat  (vgl.  Nephele  die  Regenwolke  als 
Mutter  und  Beschützerin  der  Kentauren)  noch  immer 
häufig  in  Hellas,  wo  er  die  ganze  Regenzeit  zubringt. 
Mommsen,  Griec/i.  Jahreszeiten  3,  209.    Röscher,] 


897 


Kainis 


Kairos 


898 


not.  zu  p.  47,  23);  als  The^8aler  heifst  er 
Perrhaebus  bei  Ov.  Met.  12,  172,  Atracides  (von 
der  Stadt  Atrax;,  Anton.  Lib.  17:  Kaivlg  "Arga- 
Ko?  ovaa  &vy(iTrjg  scheint  aus  'ArgixyiLSqg  der 
Vorlage  [Nikandros]  entstanden  zu  sein) 
bei  Ov.  Met.  12,  209,  Magnesius  bei 
Hyg.  f.  14  p.  45,  3.  —  Zum  Teil- 
nehmer an  der  kalydonischen  Jagd 
machen  ihn  Ov.  Met.  8,  305  und  Hyg.  f. 
173  p.  28,19  (seinName  fehlt  bei  ^2JÖ?/o(Z. 
1,  8,  2).  Nach  Schol.  Ap.  Bh.  1,  57 
hätte  Kaineus  an  dem  Argonautenzug 
teilgenommen;  doch  wird  Apollod.  1, 
9,  IG  der  Argonaut  KuLVBvq  ein  Sohn 
des  Koronos  genannt,  also  ein  Enkel 
des  älteren  Kaineus,  vgl.  Hyg.  f.  14 
bei  Seil,  in  der  Note  zu  p.  47,  2S:  Cae- 
neus  alter  Coroni  filius  Gyrtone;  da- 
gegen wird  Koronos,  der  Sohn  des  Kai- 
neus, unter  den  Argonauten  genannt 
von  Ap.  Bh.  1,  57 ff.  (danach  Orpli.  130. 
Hyg.  f.  14  p.  45,  2  nach  Konjektur). 
Koronos  heifst  auch  Sohn  des  Kaineus 
bei  Hom.  B  74G.  Diod.  4,  37;  die  Namen 
anderer  Söhne  bei-uhen  auf  falschen 
Lesarten:  Hyg.  f.  14  p.  47  not.  zu  Z.  23 
„Focus  et  Priasus  Caenei  fiUi  ex  Mag- 
nesia";  f.  242  p.  135,  7  ist  für  „Cly- 
menus  Caenei  filius"  zu  schreiben:  Cly- 
menus  Schoenei  filius;  Orpli.  171  ist 
''Hvsiog  Kciivrjog'  falsch  überliefert 
(BuhnJcens  Verbesserung:  'kIilvos  d' 
av  Kciivsvg  «qpixfTo'  ist  annehmbar). 
Apollod.  3,  10,  3  wird  ein  Bruder  des 
Kaineus,  Namens  "laxvg,  angeführt. 


zuerstin  einem  Hymnos  des  Ion  von  CJiios  (Paus. 
5,  14,  9),  der  sich  vielleicht  auf  die  Einsetzung 
jenes  Kultes  bezog  {Benndorf,  Üb.  eine  Statue 
des  Polyllct,  Festgabe  für  Ant.  Springer  S.  11). 


[Seeliger.] 
Jahreszeiten, 


Kainis  s.  Kaineus. 

Kairoi  (Kcagoi),  die 
sind  dargestellt  als  „eine  Frau  mit  zwei 
Kindern,  welche  ihr  Blumenkörbe  rei- 
chen", mit  der  Beischrift  KAAOI  KAIPOI 
auf  einem  figurenreichen  Mosaik  von 
Tegea,  Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  7. 
1890  Sp.  77  nach  Athenaeum  nr.  3235 
p.  567.  Bev.  Arch.  3e  ser.  T.  15  1890 
p.  270—271;  als  4  Kinder  mit  der  Bei- 
schrift ETTYXEIC  KAIPOI  auf  Münzen 
des  Caracalla  von  Laodikeia,  Hcad 
p.  506;  Mi.  4,  329  —  330,  776  nach  Vail- 
lant;  Mi.  S.  7,  588,  461  nach  Sestini, 
Mus.  Hederv.  2,  350.  19;  vgl.  Cavedoni, 
S^tic.  num.  p.  242  Note  209 ,  der  den 
Typus  von  römischen  Kaisermünzen  mit 
der  Aufschrift  TEMPORVM  FELICITAS 
{Eckhel  7  p.  33)  entlehnt  sein  läfst. 
Vgl.  d.  Art.  Hören.    [Drexler.] 

Kairos  {Kaiqög),  1)  der  Gott  des 
günstigen  Augenblickes,  ist  wie  Nike, 
Eirene,  Plutos  u.  ä.  keine  urmythische, 
sondern  eine  jüngere,  durch  Verkörpe- 
rung einer  Idee  entstandene  Gottheit. 
Am  nächsten  steht  K.  dem  Hermes  als 
dem  Gott  der  Palaistra,  in  deren  Bereich  1  ■ 
jene  Idee  zuerst  Gestalt  gewonnen  hat;  '**«--* 
der  einzige  bezeugte  Kult  des  K.  knüpft  sich 
an  einen  Altar  in  Olympia,  der  am  Stadionein- 
gang dem  Altar  des  Hermes  Enagonios  gegen- 
überlag. In  der  Litteratur  erscheint  K.  als  Gott 
Koscher,  Lexikon  der  gr.  u   rom.  Mythol.   II. 


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Darstellungen  des  Kairos.  Als  Schöpfer 
des  Kairosideals  hat  Lysipp  zu  gelten,  auch 
nachdem  es  bekannt  geworden  ist,  dafs  schon 
Polyklet  den  Gott  darstellte  in  einem  Werke, 

29 


899 


Kairos 


Kairos 


900 


das  mit  dem  von  PUnius  {N.  11.  34,  55)  ge-  Cedren.  Comp,  liist.  p.  322  C;  späte  Reliefs 
nannten  nudus  talo  incessens  identisch  und  (s.  u.)  beschreiben  Äusonius  epigr.  33  [Feixjer) 
dessen  Basis,  ein  in  der  Lage  des  glücklich-  und  Tzetz.  Chil.  8,  428.  Darnach  stellte  Lysipp 
sten  Wurfes  dargestellter  kolossaler  Astragal,       den  K.  als  einen  eilenden,  mit  Knöchelflügeln 

versehenen  nackten  Epheben  dar, 


Kairos,  Eelicf  von  Turin  (nach  Arc?i.  Zeitung  1875.  Taf.  1  oben) 

in  Olympia  wiedergefunden  worden  ist  {Benn- 
dorf  a.  a.  0.  S.  6  ff".).  Das  im  späteren  Alter- 
tum vielgerühmte  Werk  des  Lysipp,  das  man 


Kairos   und  Metanoin,  Eelief  in  Torcello  (nach  Arch.  Zeitung  1875.  Taf.  1  unten) 


für  ein  Kelief  zu  halten  keinen  Grund  hat, 
ist  bezeugt  durch  Poseldippos,  Anth,  Plan.  4, 
275  (vgl.  Benndorf,  de  anthol.  Graee.  epigramm. 
p.  44).  Kollistratos  stat.  6,   Himerios  ed.  14   1. 


"'"  ''  ^  entweder  auf  einer  Kugel  (so 
Kallistratos,  dessen  Zeugnis  Wol- 
ters, A.  Z.  43,  95  nicht  entkräf- 
tet), oder  mit  einem  Schermesser 
in  der  Rechten  (Poseidipp.).  Der 
in  späterer  Zeit  betonte  allegori- 
sierende  Zug,  dafs  der  Gott 
kahlen  Hinterkopf,  dagegen  lange 
Locken  um  Stirn  und  Schläfe 
hat,  kann,  mafsvoll  verwendet, 
schon  diesem  Werke  eigen  ge- 
wesen sein.  Raffinierte  Weiter- 
bildungen des  Typus  fügen  im 
Widerspruch  zu  der  raschen  Be- 
wegung die  Waage  hinzu.  Die 
so  entstandene,  an  sich  ziemlich 
charakterlose  Figur  ging  auch  in 
Darstellungen  des  Tierkreises 
über,  z.  B.  D.  a.  K.  2,  64,  823; 
oder  sie  ersetzen  die  Kugel  durch 
geflügelte  Räder,  oder  lassen  K. 
auf  der  scharfen  Kante  eines 
Schermessers  {Phaedr.  5,  8,  wo- 
mit das  Sprichwort  buI  i,VQov 
«nfiij?  zu  vergleichen  ist)  oder 
eines  Steuerruders  laufen  (Gemme 
A.  Z.  33,  Tfl.  2,  2).  Die  wich- 
tigste der  erhaltenen  Darstellungen  ist  das 
Turiner  Relief  A.  Z.  33,  Tfl.  1.  Baumeister, 
Denkmäler  S.  771,  von  dem  eine  sehr  frag- 
mentierte ,  aus  Athen 
stammende  Wiederho- 
lung ^.  Z.  a.  a.  0.  Tfl.  2, 
4  abgebildet  ist;  später 
und  noch  viel  mehr  mit 
allegorischem  Beiwerk 
überladen  ist  das  Relief 
von  Torcello  A.  Z.  a.  a. 
0.  Baumeister  S.  772,  das 
wie  das  Epigramm  des 
Äusonius  K.  mit  der  _Me- 
tanoia  verbindet.  Über 
Fälschungen  s.  Curtius, 
A.  Z.  33,8;  ebd.  1  ö".,  die 
letzte  ausführliche  Be- 
handlung des  Gegenstan- 
des; von  früherer  Litte- 
ratur  ist  Welcher  ad  Cal- 
listr.  p.  698.  Brunn,  K. 
G.  1,  361  zu  erwähnen. 
[Vgl.  Jahrl.  d.  Ksl  I). 
A.  Inst.  Arch.  Anz.  4 
p.  143:  Trendelevburg, 
Sarkophag -Belicf:  Über- 
raschung des  Ares  und 
der  Aphrodite  durch  He- 
lios u.  Hephaistos,  Miliin., 
Gal.  myth.  38,  168:  Ge- 
flügelte Jünglingsfigur, 
Fackel  in  der  Rechten,  einen  schermesser- 
ähnlichen  Gegenstand  in  der  Linken,  ent- 
eilend, sobald  Helios  das  Stelldichein  ver- 
ratenhat; ferner  0.  J ahn'' s  Besprechung  d.  Reliefs 


901                        Kaisareia  Kaiserkultns  (Vorstufen)            902 

V.  Torcello  {=  Saoul  Mochtttc,   Monum.  ined.  ligion.     Haarlem    1877     p.  337),    "war    in    den 

43,  2).     Ber.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.   W.  6.  1853  orientalischen  Monarchieen  des  Altertums    et- 

p.  49 — 59,  Tf.  4;  vgl.  Julius  Lessing,  De  Mortis  was  ganz  Gewöhnliches.   Sie  ist  bezeugt  sowohl 

apitd  vtteres  ßgura.    Bonn  1866  p.  50;   Kairos  für  Ägypten  {Duncker,  Gesch.  d.  A.  1*  p.  139. 

auf  2   geflügelten  Rädern,   mit    Wyge  in  der  Lenormant,  Hist.  anc.   des  peuples  de  Vorient 

L.  und  einem  Messer  von  {().  Jahn  als  „Keule"  2  ^  p.  38,  3  p.  24.  Brugsch-Bey,  Gesch.  Ägyp- 

gefafst)  in  der  erhobenen  R.   vorwärts  eilend,  iens  unter  den  Pharaonen.    Leipzig  1877  p.  32. 

von  einem  Jüngling   entschlossen   beim  Stirn-  Er  man,  Äg.  u.  äg.  Leben  im  Altert,    p.  91  ff., 

haar  gefafst,    während  hinter    ihm    ein  Alter  393  Anm.  2.   Maspero ,  Hist.  anc.  p.  68.   Perrot, 

vergeblich    die    L.   nach   ihm   ausstreckt    und  lo  Hist.  de   l'art   dans   l'ant.    1    p.  25) ,    als    für 

mit   der    R.    betrübt   sich    an   den    Bart   fafst  Persien    (Spiegel,   Eranische  Altertumside.   3 

und  hinter   diesem    abgewendet,    in    Schmerz  p.  600  ff.    Beurlier,   De  divinis  honoribus  quos 

versunken,   eine   weibliche   Gestalt,  die  Reue,  acceperunt  Alexander   M.    et   sticcessores   eius. 

steht.  —  2)  Name  des  Rosses  des  Adrastos  bei  Paris  1890    p.  26   Anm.  2),    und   für   Indien 

^«fmrtc/ios /■/-.  20  (ed.  Dröftwer)  =  PaMS.  8,  25,  9 :  Duncker  3*  p.  152 — 153.    Feuerbach,  Erläute- 

"jv     -«     T-i-     <•'      IT           'S  runqen    und    Jirqänzunqen    zum     Wesen     des 

\'              .         -      r%     ^'    '«    «,            „  Christentums.     Leipzig  1846   p.  450).     Für  die 

r/  -.  '         f-n  ,„r. .   .  V       '        \              >          ^  Griechen,     bei    denen    der   Heroendienst   und 

Aatgov  rs  (Dueoner  Accigov  Tf)  yigaiTtvov  xort  ...         j-            ,            •  i-     i         a    pr                  i 

^           ^                '^   '         /^  1            -  spater    die     euhemeristische    Auiiassung    der 

^  20  Gotter    der    Verehrung    der    Herrscher    einen 

Valckenaer  will  in  Kgaigov,  Jacobs  ad  anthol.  günstigen  Boden  schufen,  begann  nach  einigen 

Pal.  p.  445  in  Kiqkov  ändern,  wogegeu  Dübner  früheren  Anläufen,   wie  in  der  Feier  von  Ly- 

und    Jeschonnek,    De    nominibus   quae    Graeci  sanderfesten  durch  die  kleinasiatischen  Städte, 

pecudibus    domesticis    indiderunt.      Regimonti  mit  der  Errichtung  der  hellenistischen  Monar- 

1885  p.  53 — 54  Einspruch   erheben.     Letzterer  chieen    im   Orient   durch    Alexander   und    die 

vermutet:    Potest   nomen    contr actum    esse    ex  Diadochen   der  Kultus  der  Könige   etwas  All- 

KaiQO-c'KÖiiog  e.  g.  „qui  tempus  opportunum  (ad  tägliches   zu    werden   {Chr.    W.    Mitscherlich, 

viiicendum)  speculatur".     Kaigöv    stellt    Bergk  De  antiquissima   Graecorum  ap>otheosi  eiusque 

Lyr.  Gr.  *  p.  834  auch    in    Alkmans  Hymnos  ratione,  Göttingen  1809.    Krahner,  Grundlinien 

auf  die  Dioskuren  pag.  II  vs.  14  statt  des  band-  so  zur  Gesch.  d.  Verfalles  der  röm.  Staatsreligion. 

schriftlichen    yiaUxov    als    Pferdenamen    her.  Halle    1837    p.   32.      Welcker,    Gr.    Götterl.   3 

Drexler.]     [Sauer.]  p.  294ff.     Nitzsch,  De  apotheosis  apud  Graecos 

Eaisareia,  Stadtgöttin  von  Kaisareia  am  vulgatae  caiissis.  Kiliae  1840  4".  Nägelsbach, 
Argaios.  Auf  Münzen  der  Stadt  erscheint  ihr  Nachhomer.  Theologie  ^.  6,  p.  20ff.  Feldbausch, 
getürmtes  Haupt,  Head  p.  633.  Mi.  S.  7,  706^  Episteln  des  Hör az.  3.  Anhang  zu  Ep.  2,  1,  16. 
289,  A  Cat.  of  engr.  gems  in  the  Brit.  Mus.  Über  die  Vergötterung  der  Menschen  bei  den 
p.  135  („Female  head  veiled,  wearing  Mount  Griechenu,.  Hörnern  bis  auf  die  Zeit  des  Augustus 
Argaios,  Gordian  HL");  oder  die  Göttin  in  [p.  220—232]  p.  220 — 228.  Schömann,  Griech. 
ganzer  Gestalt,  den  Berg  Argaios  haltend.  Altert.  2^  p.  538 — 539;  vgl.  auch  Opusc.  acad. 
sitzend,  Iiilia  Domna,  Mi.  4,  424,  123,  Or-  40  1  p.  352  und  zu  Plut.  Cleomen.  p.  225.  Chr. 
biana,  3Ii.  4,  435,  202  (in  der  L.  Füllhorn);  Petersen,  Bei.  od.  Myth.,  Theol.  u.  Gottesver- 
stehend, lulia  Domna,  3Ii.  S.  7,  682,  142;  ehrung  der  Griechen.  A.  Ena.  d.  W.  u.  K. 
Caracalla,  Mi.  4,  425,  134  (in  der  L.  Tropaion).  1.  Sect.  Bd.  82  p.  343—349.  Lehrs,  Pop.  Aufs.'^ 
Ein  Serpentin  des  Brit.  Mus.  zeigt  auf  der  p.  320 ff.  Marquardt,  B.  St.-V.  S -p.  bl  Anm.  5. 
einen  Seite  Helios  auf  dem  Viergespann,  auf  Beurlier  p.  1 — 6).  Alexander  M.  erhielt 
der  anderen  „City  of  Caesareia,  veiled  head  of  bei  Lebzeiten  und  nach  dem  Tode  göttliche 
in  pjrofde  to  1.,  ivearing  Mount  Argaios  as  a  Ehren,  Beurlier  a.  a.  0.  cap.  1.  2  p.  7  —  35. 
crown.  Lnscribed  6TTYXI  BOKONTI"^,  A  Cat.  D.  G.  Hogarth,  The  deification  of  Alexander 
of  engr.  gems  in  the  Brit.  Mus.  p.  135  nr.  1106.  the  Great ,  English  Historical  Beview  1877 
Gelagert,  in  der  L.  ein  Füllhorn,  die  R.  er-  50  p.  317  ff.  Lumbroso ,  L'Egitto  al  tempo  dei 
hoben,  nach  oben  schauend,  wo  Kaiser  Con-  Greci  e  dei  Bomani  p.  147 — 153  „Culto  e  sacer- 
stantius  (CONSTANTIVS  AVG)  mit  einem  Be-  dote  d' Alessandro"  und  „Bicerche  alessandrine 
gleiter  einen  Eber  (ZI0IAC)  im  Walde  spielst,  (Estr.  dalle  Memorie  della  B.  Acc.  delle  Sc. 
erscheint  sie  auf  einem  Sapphir,  der  sich  im  di  Torino  Ser.  2  Tom.  27.)  1871  p.  25  —  33 
vorigen  Jahrhundert  im  Besitz  des  March.Rinuc-  „Del  sacerdote  d' Alessandro" .  Eckhel,  D.  N.  V. 
cini  in  Florenz  befand,  Tanini,  Numismatum  4  p.  433.  Nicht  minder  fanden  Verehrung 
Lmp.  Born,  ab  Anselmo  Bandurio  editorum  die  Diadochen,  sowohl  die  Herrscher  von 
Supplementum.  Romae  1791.  2".  Titelvignette  Makedonien,  Beurlier  cap.  3  „de  divinis  hono- 
u,  Tb.  12  p.  304 — 306.  Du  Cangius,  De  Lmpp.  ribus  quos  Macedonum  reges  post  Alexandrum 
C.-P.  nuntis  p.  157;  vgl.  auch  O.  Schultz,  Die  GO  acceperunt"  p.  36 — 46,  vgl.  H.  Usener,  Ein 
Ortsgottheiten  in  der  griech.-röm.  Kunst  (Berl.  Epigramm  von  Knidos,  Bh.  Mus.  N.  F.  29 
Studien  f.  kl.  Philol.  u.  Arch.  8.  Bd.  3  Heft)  1874  p.  25 ff.,  als  besonders  die  Ptolemäer 
p.  83.     [Drexler.]  in  Ägypten  (Beurlier    cap.   4  p.  46  —  85,   wo 

Kaiserkultus.     Die  göttliche  Verehrung  des  zahlreiche    Litteraturnachweise ,    Lepsius,  Ab- 

Herrschers,    die  wir  noch  jetzt  bei  verschie-  hdlgn.  der  Kgl.  Pr.  Ak.  d.   W.  1852  p.  483  ff. 

denen  Völkerschaften  treffen  (Waitz,  Anthro-  Wilcken,  Hermes    22    p.  1  — 16,    23   p.  602 ff. 

poloqie  der  Naturvölker   1   p.  463  —  465;    vgl.  Lumbroso,  Bicerche  aless.  p.  33— 42  „dei  sacer- 

J.  Happel,  Die  Anlage  des  Menschen  zur  Be-  dozio  e  nome  dei  Tolomei".    Bevillout,  Etudes 

29* 


903  Kaiserkultus  (Vorstuf. ;  allg.  Darstellgen)  Kaiserkultus  (Caesar,  Octavianus)    904 

siir  divers  points  de  droit  et  dliist.  ptolemaique.  Organisation  depuis  Auguste  jusqu'ä  Justinien. 

Paris  1884.  4».  p.  LXXXVIIf.  Bevue  arch.  n.  s.  Paris  1891. 

34    1878    p.  328  ff.    u.   Bevue  cgyptologique    1  Schon    in    der    republikanischen    Zeit    em- 

p.  15  —  22;    C.   W.   Hub  er ,  Zur  alten  Numis-  pfingen  die  Göttin  Roma  und  römische  Feld- 

matiJc  Ägyptens  p.  llOff.  130.  133 — 135.  177ff.  herren  und  Prokonsuln  von  den  Griechen 

206.  212.  262.  264.  282 ff.;  vgl.  für  Einzelheiten:  Verehrung,  Hirschfeld  p.  3—4.  Boissier  p.  113. 

C.  M'escher,  Note  sur  un  pretre  d' Alexandre  et  Freller  p.  770.    Mongault,  Dissertation  sur  les 

dfis  Ptolemees,  Bev.  arch.  1866  2  p.  156.  Aures,  honneurs  divins  qui  ont  este  rendus  aux  gou- 

Etüde  des  dimensions  du  temple  que  Ptolemee  verneurs   des  provinces  pendant   que   la   re'pu- 

Philadelphe  a  fait  construirc  sur  le  cap  Zephyrium  lo  blique  romaine  subsistoit,  Mem.  de  VAcad.  des 

cn    Vhonneur    de    Venus   Arsinoe ,    Bev.    arch.  Inser.  et  B.-L.  {V""  ser.)  p.  353  —  369. 

1869  2  p.  377  —  391.    G.  C.  Ceccaldi,  Le  temple  Kühn  ging  Caesar  vor.    Er  liefs  seine  Bild- 

de    Venus   Arsinoe   au    cap    Zephyriuni,    Bev.  säulen  in  Rom  und  den  Tempeln  des  Reichsunter 

arch.    1869    1   p.  268  —  272;    vgl.    Arch.  Zeit.  denen  der  Götter  aufstellen;  die  Inschrift  einer 

1866  p.  179.    Beade,  On  the  date  of  Cleopatra' s  Bildsäule  bezeichnete  ihn  als  Halbgott;   seine 

assumption  of  the  title  &EA  NEHTEPA,  Num.  Statue  im  Tempel  des  Quirinus  trug  die  Wid- 

Chron.   London  1839  1  p.  209  ff.    Burgon,  Ob-  mung:    „Dem   unbesiegbaren  Gott".     Die  ludi 

servations   on   a  coin  of  Cleopatra   and  Mark  quinquennales    vrurden    ihm    zu    Ehren     ein- 

Anthony   ivith    the    title   of  0EA  NESITEPJ,  gesetzt,     das    Priesterkollegium    der    Luperci 

iV«HJ.  CTirow.  1  p.  198 ff.),  die  Sei eukiden,  die  20  lulii  für  ihn  eingerichtet;    in   seinem  letzten 

Herrscher  von  Commagene,  Armenien,  Baktrien,  Lebensjahr  ein  Tempel  ihm  als  luppiter  Julius 

Parthien  {WelcJcer,  Griech.  Götterlehre  3  p.  310.  beschlossen,    ein   flamen   für  seinen  Kult  be- 

Spanhemius,  De  praestantia  et  usu  numismatum  stimmt,   der  Monat  Quintilis   nach  ihm  Julius 

1,  1717  p.  419 ff.    G.  Hirschfeld,  Arch.  Zeit.  IST 5  benannt,     Mommsen ,   Böm.   Staatsrecht  2  *,  2 

p.  155.    M.  Holleaux,  Bull,  de  corr.  hell.   1885  p.  732.  Preller  p.  770.  Boissier  p.  121  f.    Beur- 

p.  523 — 529.  Beurlier  cap.  5  „de  div.  hon.  quos  Her  p.  5  —  7.     Nach  seinem  Tode   wurde    ein 

acceperunt  Seleucidae"  p.   86  —  98.     Catalogue  Altar  auf  dem  Forum   an  der  Stelle,  wo  sein 

des  monnaies  grecques  de  la  bibliothcque  natio-  Leichnam    verbrannt   worden   war,    errichtet; 

nale.    E.  Babelon,  Les  rois  de  Syrie,  d'Armenie  Dolabella  zerstörte  ihn,  aber  bald  erhob  sich 

et  de  Commagene.  Paris  1890.  p.  XVII.  LVI.  XCl.  so  an  seiner  Stelle  ein  Tempel.    Der  Komet,  der 

CXXXI.  CXXXIV.  CLXX,  206.  207.     Beurlier  einige  Zeit  nach  Caesars  Tode  erschien,  wurde 

cap.  7    „de  div.  hon.   qtws  acc.   reges  Comma-  als    ein    Zeichen     seiner    Vergöttlichung    be- 

genae"    p.  108  —  116.    Puchstein,   Sitzungsber.  trachtet  (vgl.  über  ihn  PreZZer  2  p.  427  Anm.  1. 

der   Kgl.   Pr.  Ah.    1883    1   p.  29  ff.      Humann  EcJchel,  D.  N.  V.  6  p.  11.    Borghesi,  Oeuvres 

u.  Puchstein,  Beisen  in  Kleinasien  und  Nord-  compl.  1  p.  105,  2  p.  142 — 143). 

Syrien,  Berlin  1890.  4**.  p.  335  —  344.     Babelon  Durch    Senats-  und   Volksbeschlufs  wurde 

l).  CCXII.    Babelon  p.  216,  Tigranes  JIJ  nr.  29.  der    grofse    Herrscher    unter    die    Götter    der 

Beurlier  ca]}.S  „de div. hon. regtmiBactrianorum  römischen  Gemeinde  aufgenommen;  sein  Bild 

Parthorumque"  Tp.in — 120.  Gardner,  Parthian  folgte  fernerhin  nicht  mehr  denen  der  übrigen 

Coinage   p.   6,    20,    63  —  65.      Cavedoni,  Bull.  40  Angehörigen   der  gens  Julia  bei  den  Leichen- 

arch.  napol.  n.  s.  7  p.  29.     A.  D.  Mordtmann,  begängnissen,  Mommsen  2'^,  2   p.  773.    Preller 

Über    die    persepoUtanischen    Münzen,    Num.  p.  771.   Boissier  p.  12b — 127.  Beurlier -p.l — 10. 

Zeitschr.  10  p.  207  —  208) ;    wie  nicht   minder  In  den  Kämpfen,  welche  dem  Tode  Caesars 

die  Attaliden  {Beurlier  ca^).  6  p.  99-107  und  folgten, liefs  sich  Sextus  Pompejus  als  Sohn 

die  von  0.  Hirschfeld,  Sitzungsber.  d.  Kgl.  Pr.  des    Neptunus,  Antonius   als   Dionysos   ver- 

Al\   1888  p.  834  Anm.  6  u.  7  angeführte  Lit-  ehren,   Preller  p.  782.    Boissier  p.  129  —  130. 

teratur;  für  Mithradates  d.  Gr.  von  Pontus  Beurlier  p.  10  —  13. 

vgl.   Boscher,  Sitzungsber.   d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  Octavianus,  zur  Alleinherrschaft  gelangt, 

1891    p.   117  Anm.   45.     Th.  Bcinach,  Mithri-  wandelte  nicht    die  kühnen   Bahnen   Caesars. 

date  Eupator,  Bev.   num.   1887  p.   102   nr.  2,  so  Er  verbot  seine  göttliche   Verehrung  in  Rom. 

104,  105).  Doch   schon  durch  den  Namen  Augustus  (seit 

Für  den  römischen  Kaiserkultus  vgl.  von  all-  27  v.Chr.)  wurde  seine   Person   als   eine  den 

gemeinen  Darstellungen:  Petersen  a.  a.  0.  Göttern  ähnliche  bezeichnet.    De  la   Bleterie, 

p.  364 — 365.  G.  Boissier,  La  religion  rom.  d' Au-  Diss.   oil  Von  examine  ce  que  signifioit  le  nom 

guste  aux  Antonins   1^.     Paris  1878    p.  117 —  d' Auguste  donne  ä  Cesar  Octavien  etc.,   Mem. 

208.     Marquardt,    Böm.    Staatsverwaltung    3  de  VAcad.  des  Inscr.  et  B.-L.     {l"""  ser.)    19 

p.  89,  443  —  455.    Friedländer,  Barstellungen  p.  432  — 446.  PreZZer  p.  774.  Mommsen,  B.  St.- B. 

aus  der  Sittengeschichte  Borns   3*  p.  512—516.  2'-*,  1  p.  742  Anm.  2;   2%  2  p.  734,  748  —  750. 

Preller,  Böm.  Myth.   2.  Aufl.  p.  769—796  (wo-  ChristopJi  Schöner,    über   die    Titulaturen   der 

nach  ich  meist  citiere)  =  3.  Aufl.  2  p.  425 —  go  röm.  Kaiser,  Acta  seminarü  philol.  Erlangen- 

453.  Madvig,  Verf.  u.   Veno,  des  röm.  Staats  1  sis  2  p.  459  ff.    Er  nannte  sich  Divi  Julii  Filius, 

p.  550  —  552.    Keim,  Born  u.  das  Christentum.  Mommsen,  B.  St.-B.    2'-^,   2    p.  734.      Ferner 

Berlin  1881    p.  72  —  81.    Beville,  Die  Beligion  fügte   er  den   2  Lares    compitales  als    dritten 

zu    Born   unter    den    Severern.      Leipzig    1888  den  genius  Augusti  zu,  welcher  göttliche  Ver- 

p.  29 — 38.    Otto  Hirschfeld,  Zur  Geschichte  des  ehrung  genofs,  Beurlier  p.  16.    Boissier  p.  137 

röm.   Kaiserlultus ,    Sitzungsber.    der  Kgl.   Pr.  — 143.    In  dem  Festlied  der  Salier  wurde  sein 

Ak.   d.   W.    1888   p.  833  —  862    und    als  S.-A.  Name    schon    bei    Lebzeiten    unter    die     der 

E.  Beurlier,  Le  culte  imperial  son  histoire  et  Götter  aufgenommen,  Mommsen,  B.  St.-B.  2'i 


9(15          Kaiserkultus  (Octavianns)  Kaiserkultus  (Octavianus)          906 

2   p.  73-i  u.  Aiim.  2.     Der  Monat    Sextilis   er-  Compte   rendu   des   seances   et  trav.  de   l'acad. 

hielt    ihm    zu    Ehren    den    Namen    Angustus,  des  sc.  mor.  et  polit.  Inst,  de  Fr.    1880  p.  896 

Beurlier  p.   16.      In    den    östlichen   Provinzen  — 905.  de  Boissieu,  Inscr,  de  Lyon  p.  5,  82  ff., 

gestattete    er    seine    göttliche   Verehrung    zu-  94 f.,   114,   156,    269    und    Ainay.    Son    autel, 

sammen  mit  der  der  dea  Roma,  so  in  Perga-  son  ampliithcdtre,  ses  martyrs.   Lyon  1864.    8". 

mum    und   Nicomedia,    aber    nur   den  Nicht-  Artaud,  Discours  sur  Jes  medailles  d' Auguste 

römern,  die  römischen  Bürger  in  Asien  durften  et   de   Tihere   au   revers    de    Vautel   de   Lyon. 

nur  Roma  und  den  divus  lulius  verehren,   so  1820.    Aug.  Beinard,  Le  temple  d' Auguste  et 

in   Epliesus    und   Nicäa,    Beurlier  p.  17  —  18.  la   nationaUie  gaidoise.     Lyon  1863.    4*;    vgl. 
Hirschfeld  p.  5.    Marquardt  1  p.  374.    Momm-  lo  Berliner  Bl.  f.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenkunde 

sen,  B.  St.-B.  2-,  2  p.  733.    Hertzberg,  Gesch.  3  (1866)  p.  322.    E.-C.  Martin-Daiissigny ,  No- 

Grieclienlands  unter  d.   Herrsch,   d.  Bümer    1  tice   sur    la    dccouverte    des    restes    de    Vautel 

^.b20.  A.Parisotti,  Evoluzione  del  tiijo  di  Borna  d' Auguste   ä   Lyon.     Lyon    1863.      Musee   de 

nelle    rappresentanze    figurate     delV    antichitä  Lyon.     A.   Allmer  et  P.  Di^sard,   Inscriptions 

classica,  ArcMvio  della  r.  soe.  di  storia  patria  ant.  1  p.  3—12  nr.  1.  2.  3;   2  p.  4 — 134.    183 

11    1888  [p.  59  —  148]    2.   II  culto  della  Borna  —184.     E.  Besjardins,  Geographie  hist.  et  ad- 

[p.  97  — 111]   p.  102.    Boscher,  Sitzungsher.  d.  ministrative  de  la  Gaule  rem.  3  p.  186—211. 

Sachs.    Ges.    d.    Wiss.    1891    S.   112 ff.    137fi\  Auch  in  Narbo  wurde  ihm  ein  Kultus  ein- 

Pinder,    Über  die  Cistophoren  und  die   kaiserl.  gevichtet,  Boissi er  ^.  131—132.  Lebegue,  Inscr. 
Silbermedaillons  der  röm.  Prov.   Asia,  Abhdlg.  20  de  l'Ara  Narbonensis,  Bev.  arch.  n.  s.  1882.  23 

d.  Kgl.   Pr.  AI:  1852  p.   613  —  617    „Tempel  p.  76ff.     Hirschfeld  p.  8.     J.-B.  Mispoulet,  La 

der    Roma    und    des  Augnstus"  Tfl.  4,  4 — 15;  lex  concilü  provinciae  Narbonensis  d'apres  les 

für  Ancyra:  E.  Guillaume,  Le  temple  de  Bome  travaux  recents,  Bull-crit.  1890  nr.  1.    Beurlier 

et  d' Auguste  a   Ancyre,  B(v.   arch.   n.  ser.  22  p.  11— 23.   Im  Gebiete  der  Ubier  erhob  sich  die 

p.  347;   23  p.  29.     Perrot,  Exploration  archeol.  ara  Ubiorum,  deren  Priestertum  im  Jahre  9  Segi- 

de  la  Galatie  et  de  la  Bithynie.   Paris  1872.   2^  mund,  der  Sohn  des  Segestes,  vorstand,  Hirsch- 

p.  295—312,  PI.  XIII— XXXI.    de  Longperier,  feld-p.9.  Mommsen,  B.  Gesch.  5  p.  32.   Preller 

Statue  du  temple  d' Auguste  ä  Ancyre  de  Galatie,  p.  773  Anm.  2.    J.  E.  Bau,  De  ara   Ubiorum 

Gaz.  arch.  7,  1881—1882  p.  73— 76  =  Omi^res  3  libri  III.  Traj.  ad  Rh    1738.  8'^    Bitter,  Bonner 
p.  415 — 418,  PI.  8.  In  Athen  erbaute  man  kurz  30  Jahrbb.  H.  17  1851  p.  46 — 50.    J.  Freudenberg 

vor  Christi  Geburt  der  Roma  und  dem  Augustus  ebenda  H.  29/30  1860  p.  95 — 101.    Berglc,  Zur 

einen  Rundtempel   auf  der  Akropolis,   Beide,  Geschichte  und  Topogr.  der  Bheinlande  p.  141. 

L' acropole  d' Athenes  2  p.  200  ff.  Bursian,  Geogr.  H.  Düntzer,  Die  Ara  Ubiorum,  Picks  Monats- 

von  Griechenland  1  p.  314.    Philologus  23  1866  scltrift   für   die  Gesch.   Westdeidschlands    1880 

p.  239  ff.    Berliner   Philol.    Wochenschr.     1887  p.  455  f.     In  Tarraco  wurde  ihm  von  den  Be- 

p.  1523.  Ant.  DenJnn.  hrsg.  vom.  Ksl.  Deutschen  wohnern    der    Stadt    eine   Ara    bei    Lebzeiten 

Arch.  Inst.  1   Heft  3   Tfl.  25.  26.    Hertzberg  1  geweiht,   kurz  vor  seinem  Tode  von  der  Pro- 

p.  519,  wo  Anm.  90,  91   und  p.  520   Anm.  92  vinz  ein  Tempel,  Hühner,  Tarraco,  Hermes  1 

weitere  Belege  für  den  Kaiserkult  in  Griechen-  p.  110—120  und  Bömische  Herrschaft  in  West- 
land.     In  Cäsarea   (Samaria)   erbaute  Herodes  40  europa.    Berlin  1890.  p.  196 ff.    Preller  p.  774. 

einen  Kaisertempel,    Beurlier  p.  25.    Parisotti  Boissier  p.  131.    Marquardt,  B.St.-V.  1  p.  372 

p.  103.     In    Alexandria    wo   schon  Cäsar  ver-  und  Eph.  epigr.  1872  p.  200  ff.    J.  Jung  p.  22 

ehrt  worden  war,  diente   das  Kaisareion  oder  —23.  Hirschfeld  i^.  8.  Eckhel,D.  N.V.  1  p.  57f. 

Augusteion  dem  Kulte' des  Augustus  und  seiner  In  Italien   duldete    er   wenigstens    in    den 

Nachfolger,  A.  C.    Merriam,    The   Caesareum  von    ihm   ausgeführten    Kolonieen    und    unter 

and  the  ivorship   of  Augustus   at  Alexandria,  seinem    speziellen    Schutz    stehenden    Städten 

Trans,  of  the  american  philological  association  seine  Verehrung  von  Gemeinde  wegen,  Hirscli- 

1883    14  p.  5  — 35;    vgl.   Proceedings  for  July  fehl  p.  6.  Boissier  p.  122—133.   Preller  p.  774. 

1883  p.  IX— XI.    Keroutsos-Bey,  L'anc.  Alexan-  Mommsen,  B.  St.-B.  2%  2    p.  734  u.  Anm.  1. 
drie  p.  10—20  und  Bull,  de  corr.  hell.  2  p.  175 ff.;  50  Marquardt,  B.  St.-V.  3  p.  445.    Beurlier  p.  17. 

vgl.  Mommsen,  Epili.  epigr.  4  p.  27  und  Suppl.  Parisotti  p.  103.  104.   Nissen,  Pompejan.  Stud. 

zu  C.  /.  i.  3  p.  1203.    Beurlier  i>.  2i.    Auch  in  p.  182  —  184,   270  —  275.     Noris ,    Cenotaphia 

den  Provinzen  des  Occidents  gestattete  er  seine  Piscina  Diss.  1  cap.  4  p.  50  —  58. 

Verehrung    bei    Lebzeiten.      Sechzig    Völker-  Als  Augustus  starb,  wurde  er  am  17.  Sept. 

Schäften    Galliens    errichteten    ihm    und    der  14  konsekriert,    ein  Tempel  auf  dem  Palatin 

Roma     einen    Altar    am    Zusammenflufs    der  von  Livia  und  Tiberius  gebaut,  aber  erst  von 

Rhone   und   der   Saone    im    Jahre  12   v.  Chr..  Gaius   eingeweiht,    die  Priesterschaft  der   so- 

Boissier  p.  131.    Preller  p.  773  Anm.  2.  Foustel  dales  Augustales   für  den  Kult  der  gens  lulia 

de  Coidanges,   Hist.   des  institutions  politiques  gebildet,     ein    flamen    zu    Ehren    des    Divus 
de  l'anc.  France.  I.  partie.  Paris  1875,  livre  2,  60  Augustus  eingesetzt,  zu  den  schon  früher  ihm 

besprochen   von  H.  Schiller,  Jahresber.  üb.  d.  zu  Ehren  gefeierten  Festen,    den   ludi  Circen- 

Fortschr.d.cl.  A.  W. Bd.lQ  ]i.id6— 4:39.  Hirsch-  ses,    an    seinem    Geburtstag    (23.  Sept.),    den 

feld  a.  a.  0.  p.  7—8  und  Lijon  in  der  Bömer-  Augustalia     (anläfslich     der    Rückkehr    nach 

zeit.   "Wien  1878  p.  15—18.  Beurlier  p.  18  —  19.  Rom  nach  Ordnung  der  Provinzen  19  v.  Chr.), 

Mommsen,    Böm.  Gesch.    5   p.  84  —  89.    Jung,  die    ludi    Palatini    als    Privatfest    des    kaiser- 

Die    roman.    Landschaften    des   röm.    Beiches.  liehen    Hauses    eingerichtet,     Marquardt,    B. 

Innsbruck  1881  p.  222.   V.Duruy,  La  politique  St.-V.  3  p.  448—451.    Preller  p.  775.    Boissier 

des  empereurs  romains  ä  l'egard  du  druidisme,  p.  146  —  148.    Beurlier  p.  28  —  30. 


907         Kaiserkultus  (Tiberius  etc.)  Kaiserkultus  (Apotheose)          908 

Streng  hielt  Tiberius  auf  die  Pflege  des  hauses  erhielten  die  Ehre  der  Apotheose,  -wie 

Kultus  des  Divus  Augustus.     Er  bestrafte  die  Drusilla    die    Schwester    des    Gaius,    Claudia 

Kyzikener    wegen    incuria    ceremoniarum    Au-  die    Tochter    Neros,    lulia    die    Tochter    des 

gusti,    Marquard,   Gyzicus  u.  s.  Gebiet  p.  82.  Titus,  Marciana  die   Schwester  Trajans,  Ma- 

JS.  Curtius,  Monatsher.  d.  Kgl.  Pr.  Ah.  d.  W.  tidia    die  Mutter  der  Sabina    {Mommsen,  M. 

1874  p.  11.    Beurlier  p.  30 f.    Für  seine  eigene  St.-R.  2'\  2  p.  805  Anm.  8),  Maesa  die  Grofs- 

Person   duldete  er  in  Rom  keinerlei  göttliche  mutter     des    Severus    Alexander,     Hirschfeld 

Verehrung.     Den  Asiaten  erlaubte  er,  ihm  zu-  p.  13.     Domitilla,   die  Tochter  des  Vespasian, 

sammen  mit  seiner  Mutter  und  dem  Senat  in  wurde    konsekriert,    obgleich    Vesj^asian    bei 

Smyrna  einen  Tempel  zu  bauen,  der  Provinz  His-  lo  ihrem  Tode  noch  nicht  Kaiser  war,  Mommsen 

paniaulterior  schlug  er  es  ab;  Priester  des  Tibe-  2,  2  p.  805  Anm.  8.     Von  den  Prinzen  des 

rius  sind  im  Occident  nur  in  einigen  italischen  kaiserlichen    Hauses ,    von    denen    Gaius    und 

Städten  zu  finden,  Mommsen,  B.  St.-B.  2^,  2  Lucius  Caesares  nach  ihrem  Tod  einen  Tempel 

p.  734  Anm.  3.    Hirschfeld  Tp.  9  — 10;    für   die  in    Nemausus,    Germanicus    und    Di-usus   jun. 

Verehrung  des  Tiberius,   Drusus,   Germanicus  Priester  in  einigen  julisch- augustischen  Kolo- 

und   dessen  Familie  im  Osten    s.  Hertzberg  2  nieen  Südfrankreichs  und  Spaniens  hatten,  ist 

p.  16 — 19.     Die  Konsekration  der  Livia  ver-  erst  Domitians  Sohn,  dann  der  Sohn  des  Gal- 

hinderte   er,    erst   durch    Claudius    wurde    sie  lienus,    der    Caesar  Valerianus,     und    Romu- 

vollzogen,    Hirschfeld  p.  12.    Mommsen  2^,  2  lus,     der    Sohn    des    Maxentius,     konsekriert 

p.  806  Anm.  9.     Er  selbst  wurde  ebensowenig  20  worden,     Hirschfeld    p.    13  —  14.     Mommsen, 

konsekriert    wie    Gaius,    der    sich    in    wahn-  B.   St.-B.   2^,  2    p.  806    Anm.  8    zu    p.  805. 

sinniger    Selbstvergötternng    gefiel ,     Beurlier  Beurlier   p.  36.     Konsekriert  wurde  auch  der 

p.37 — 38.  Erst  der  blödsinnige  Claudius,  dem  Vater    des    Trajan,     Divus     Traianus     Pater, 

zu  Lebzeiten  ein  Tempel  in  Camoludunum  er-  und  Marinus,   der  Vater  des  Philippus  Arabs, 

richtet  wurde,    erlangte   wieder  die  Ehre  der  Beurlier  p.  35.    Die  Konsekration  wurde  auch 

Konsekration,   die  dadurch  an  Ansehen  nicht  unter    den    christlichen    Kaisern    beibehalten, 

gewann,  Mommsen,  B.  St.-B.  2-  p.  735.  Preller  Für  die  Verehrung  des  Kaisers  bei  Lebzeiten 

p.  776.     Beurlier    p.  33;    vgl,    über    Senecas  that  einen  wichtigen  Schritt  Aurelian,   der 

Satire  die  Apokolokyntosis  Merivale,  Gesch.  der  sich  auf  seinen  Münzen  als  deo  et  domino 
Bömer  unter  dem  Kaisertum   3   p.  431 — 434.  30  nato  Aureliano   Aug.    huldigen    liefs,    Eckhel, 

Sein  Kult  lag  den  Sodales  Augustales  ob,  die  D.  N.  V.  7  p.  482.    Mommsen,  B.  St.-B.  2^,  2 

nun     offiziell     sodales    Augustales    Claudiales  p.  737  u.  Anm.  1. 

heifsen,    Marquardt   3   p.  451.      Nicht  konse-  Über    die    Bezeichnung    der    konsekrierten 

kriert  wurden  Nero,  Galba,  Otho,  Vitellius;  wohl  Kaiser  als  Di  vi  siehe  Cardinali,  Diplomi  im- 

aber  Vespasian,  zu  dessen  Kult  die  Sodales  perialidiprivilegj  accordatiai militari.  Velletri 

Flaviales    eingesetzt   wurden,    die,    als    ihnen  183.5.  4".  p.  100— 103.[ 

auch  die  Verehrung  des  apotheosierten  Titus  Über  die  Zahl  der  divi  und  divae  schwankt 

übertragen  wurde,    sodales  Flaviales   Titiales  man.     Listen  derselben  findet  man  bei  Mar- 

genannt  wurden,  Marquardt  3  p.  451.     Domi-  quardt  3  p.  446—447.    E.  Desjardins,  Le  culte 

tian,     welcher    sich    in    den    Schriftstücken,  40  des  elivi  et  eelui  de  Borne  et  d' Auguste,  Bevue 

welche  seine  Privatbeamten  in  seinem  Namen  de  pliilol.,  de  litt,  et  d'hist.  anc.  3   1879  [p.  33 

abfafsten,    als    dominus    et   deus   noster    be-  — 65]    p.  43— 49.     Bobert  Mowat,  La  Domus 

zeichnen  liefs  {Feldbausch  p.  232) ,    ohne   dafs  Divina  et  les  Dioi,  Bull,  epigraphique  [5  1885 

diese  Bezeichnung  offizielle  Gültigkeit  erlangte  p.  121  —  240.  308  —  316]  6  p.  31  —  36,   p.  137 

{Mommsen,  B.  St.-B.   2^,2  p.  736    Anm.  1),  „Essai    de   restitution    d'un    catalogue   general 

wurde  nicht  konsekriert;  er  baute  das  templum  des  personnages  divinises   ä  l'epoque  imperial" 

Divorum  Vespasiani  et  Titi   und  machte   das  u.  Suppl.  6  p.  272  —  278.    Beurlier,  Appendice 

Privathaus   des  Vespasian  zu   einem  temi3lum  A   p.  325  —  331;    vgl.    auch  Marini,    Atti  dei 

gentis  Flaviae,  Preller  p.  778.    Nerva,  Tra-  FratelU  Arvali  p.  387.    Henzen,  Acta  Frairwn 

Jan,    Hadrian    erhielten    die    Konsekration,  50  J-rv.  p.  148.    Mommsen,  B.  St.-B.  2^,  2  p.  805 

letzterer  nicht  ohne  anfänglichen  Widerstand  Anm.  7.  8.     Cagnat,    Cours   elementaire   d'epi- 

des    Senats;    zu    seinem   Dienste    wurden    die  graphie  c.  8  §  3   „Titre   des  empereurs  et  des 

sodales   Hadrianales    eingesetzt   {Marquardt  3  membres   de   la  famille  imp.   apres  leur  mort", 

p.  452,  Labus,  Museo  della  r.  acc.  di  Mantova  Bull,  epigr.  4  p.  246 — 248,   sowie  die  Konse- 

2  p.  50  Anm.),  1  wie  zum  Kulte  des  apotheo-  krationsmünzen  der   einzelnen    Kaiser  bei 

sierten    Antoninus  Pius    die    sodales    Anto-  FcJchel  und  Cohen. 

niniani,  die  für  dessen  Nachfolger  beibe-  Über  die  Apotheose  ist  eine  reiche  Litte- 
halten wurden,  Marquardt  3  p.  452 — 453.  ratur  vorhanden,  vgl.  Ja.  Alb.  Fabricius, 
Unter  diesen  knüpfte  Septimius  Severus,  Bibliographia  antiquaria  ed.  2  p.  268  —  269. 
der  auch  die  Konsekration  des  Commo-  60  Claudius  Guichard ,  Funerailles  et  diverses 
dus  und  Pertinax  beim  Senate  durch-  manieres  d'ensevelir  les  Bomains ,  Grecs  et 
setzte,  insofern  an  die  eigentlichen  Anto-  autres  nations,  tant  anciennes  que  modernes. 
nine  an,  dafs  er  sich,  ähnlich  wie  Augustus  Lyon  1581.  4".  Jo.  Kirchmann,  De  funere 
als  Sohn  des  Divus  Caesar,  als  divi  Marci  Boman.  L.  4  c.  13 ff.  Jac.  Gutherius,  De  iure 
filius  bezeichnete,  Mommsen,  B.  St.-B.  2^,  2  Manium  ...  libri  III.  Paris  1615.  4'^  liberll. 
p.  735  Anm.  3.  Wie  die  Kaiser  wurden  auch  Panvinius,  Commentarii  in  Fast.  L.  Tl.  Vos- 
die  Kaiserinnen  in  der  Regel  konsekriert.  sitis,  De  idololatria  Hb.  I  c.  12.  Jul.  Caes. 
Auch  einzelne  andere  Angehörige  des  Kaiser-  Bulengcr ,    De  imp.   Born.    L.  I    c.  6.    7.    10. 


909           Kaiserkultus  (Apotheose)  Kaiserkultus  (Symbole  d.  Konsekration)     910 

Chr.  Cnorr  et  Beneä.  Hopferus,  Diss.  de  ant.  krationsmünzen  des  CaracalJa,  Zeitschr.  f.  Num. 

Homanorum  numismatihus  consecrationem  iUu  2  1875  p.  280  und  Zu  den  Konsekrationsmünzen 

strantibus.    Lipsiae  1G60.    4**.    van  Ddle,  Sehe-  CaracaVas  ebenda  p.  371.     Töchon    d'Anneci, 

diasma  de  consecrotionibiis  gentilium.     Joach.  Mem.  sur  les  medailles  de  Marinus  frappces  ä 

Busse    et    Lcv.    CJiristoph.    Hahn,    Apotheosis  Phüippopolis,  Mem.  de  l'ac.  des  inscr.  et  &.-Z. 

imperatorum   Homanorum.     Wittebergae  1G62.  (n.  s.)  6  p.  523—559.  L'apotheose  de  l'emp.  Con- 

4".      J.    Columbus ,    De    apotheosi.      Holmiae  stantin   le   grand   exprime'e  sur  une  medaüle, 

1683.    8".     Claudius  Nicasius,  De  numo  pan-  Journal,    des  Savans    1681   p.   230  ff.      Ghafsot 

theo    Hadriani    imperatoris.     Lugd.    1690.    4".  v.  Florencourt ,  Erklärung  der  rätselhaften  Um- 

Jo.    Burchard.    Mcnckenius ,    Disputatio   hist.-  i()  Schriften  der  Konsekrationsmünzen  des  Bomulus. 

philol.   Augustorum   August arumqioe    conseera-  Trier  1843.    de  Longperier,  Note  sur  les  monnaies 

tionem  ex  nummis  illustrataju  sistens.    Lipsiae  de  Bomulus  fils  de  Maxence,  Bev.  num.  n.  s.  5 

1694.  4*  u.  in  Dissertationes  academicae  p.  1  ff.  1860  p.  36  —  42  =  Oeuvres  2  p.  463 — 469. 

Hausotter,  De  consecrationis  origine,  causis  et  Über  einige  Sj^mbole  der  Konsekration 
ritibus  apud  Bomanos.   Geo  Pittorius,  Libri  III      z.   B.    die   von   4  Elefanten    oder    4  Pferden 

tarn    exterarum    gentium    quam    Bomanorum.  gezogene  thensa,  bez.  (für   die  Kaiserinnen) 

Biionarruoti ,    Osservazioni    istoriche  sopra   al-  das  von  zwei  weiblichen  Maultieren  gezogene 

cuni  medaglioni   ant.     Roma  1698.    4".    p.  42  Carpentum  s.  Gisb.  Cuperus,  De  elephantis  in 

—  48,    171  —  172.     de'  Bossi  e  Maffei,  Gemme  rom.  3  [Sp.  1—264]  Exercit.  2  cap.  10  Sp.  217 

ant.   figurate.     3.   Roma   1708.    4":    „Bagiona-  20  —  232.     Eckhel    8    p.  468.     Camillo   Silvestri, 

mento  sovra   due  medaglioni  d'Antonino  Bio  e  Lettera  sopra  una  medaglia  de  Livia  col  car- 

di   Faustina"-   [p.    191—224]    speziell   p.   206  pento ,    Ojmsc.  scientifici    5    p.  139  f.     Newton 

— 224.     Jo.   Daniel  Schoepflin,    De   apotheosi  and  Pullan,  A  hist.  of  the  discoveries  at  Huli- 

sive    consecratione    imperatorum    Bomanoi-um.  carnassus,  Cnidus  and  Branchidae  2,  1  p.  248 

Argentorat.  1730.   4°.     A.  Scarin,  Apotheoseos  nummis  obviis  in  de  Sallengre,  Nov.  tJies.  antiq. 

veterum   et    recentiorum   parallelismus.     Aboae  — 250    Aust    ob.    Bd.   2   Sp.  737  ff.;    über    den 

1732.   4".    Grübet,  Diss.  de  consecratione  prin-  Scheiterhaufen  Baoul-Bochette,  Mem.  d'arch. 

cipum.      Gottl.    Erdm.     Zeibich,     Observ.     ad  comparee.  1er  mem.     Sur  VHercule  assyrien  et 

num.   ant.  sacrae    p.   74 fi.     Eckhel,   D.  N.  V.  phenicien.    Paris   1848.    4".     Append.   B.   Sur 

8   p.  461  —  473.     Basche,  Lex.  univ.  rei  num.  30  la  pyra,  comme   type  de  monument  funerairc 

vet.  1,  2  ßp.  796—816  Suppl.  2  Sp.  5—23.  Ehr-  p.  388—401 ;  über  den  Adler,  auf  dem  der  ver- 

mann,  Über   die  Apotheose   auf    einer   Gemme  klärte  Kaiser  zum  Himmel  getragen  wird,  JS'c/i7/eZ 

[modern]  s.  1.    1799.     Dissertazione  inedita  di  8  p.  467— 469.    Creuzer,  Symbolik  3- -p.  4:1 — 42. 

Stef.  Antonio  Morcelli,  con  alcune  annotazioni  Böttiger,  Ideen  zur  Kunstmythologie   2    p.  44 

del  Dott.  Gio.  Labus  sulV  Apoteosi  degli  Im-  —46;   Vorlesungen  über  Kunstmythologie  p.  68. 

peratori  Bomani,  Memorie  ModenesiT.  8  p.447,  Karl  Sittl,   Der  Adler  und  die   Weltkugel  als 

vgl.   Labus,    Museo   della    reale  accademia  di  Attribute  des  Zeus  in  der  griech.  u.  röm.  Kunst, 

Mantova   1   p.  97—99.      Guhl  u.   Koner,   Das  S.-A.   aus  Jdhrbb.  f.  kl.  Phil.    Suppl.    Bd.  14 

Leben  der   Griech.   u.  Böm.^  p.  738—740.     J.  p.  38.     Von   Gemmen  mit  diesem  Typus  vgl. 

Sabatier ,  Funerailles  chez  les  Bomains,  Bevue  io  den    Sardonyx    in    Paris,    auf   welchem    man 

beige    de    numismatiqiie    4^  ser.    tom.   6    1868  Germanicus  dargestellt  sehen,  {Bernoulli,  Böm. 

[p.''369ff.],    speziell  p.  390—402  PI.  16.    J.  de  Ikonogr.  2,  1   p.  234,   wo  die  Litteratur  über 

Witte    ebenda    2.  ser.    tom.   2    1852   p.  338  ff.  dieses  "Werk  angegeben  ist),  und  den  grofsen 

W.    Teuffei    u.    W.' Bein   s.   v.   Apotheosis   in  Cameo  in  Nancy,    auf  dem  man  Hadrian  er- 

Pauly's  B.-E.   P   p.  1332—1334.     Marguardt,  kennen   will,    Mongez ,   Icon.  rom.    pl.  38,  7. 

B.  St.-V.  3  p.  445—448.    Daremberg  et  Saglio,  Bernoulli  2,1    p.  234    Anm.  2;    2,  2    p.  127. 

Dict.  des  ant.  gr.  et  rom.  s.  v.  apotheosis  p.  323  Leon  Germain,  Le  eame'e  ant.  de  la  bibliotheque 

— 327.      Beurlier    Partie   1    eh.   2    p.  55  —  76  de  Nancy,    Bull,  monum.    1883    p.  458  —  464; 

„honneurs  divins  rendus  aux  empereurs  apres  Bull,  epigr.    3    p.  314.     Auch   am  Titusbogen 

leur  mort."-  50  ist    der    Kaiser    auf   dem   Adler    sitzend    dar- 

Für  einige  bestimmte  Kaiser  vgl.:  Joannes  gestellt,  Jacobus  de  Bubeis,  Arcus  triumphales 

Seobaldus  Fabricius,   C.  Julius  Caesar  numis-  P.  1  tab.  6.    Bellori,  Vet.  arcus  August.   1690. 

maticus,   sive  diss.  historica,  Dionis  Cassii  .  .  Tab.  8.    Miliin,  Gall.  myth.  Y)\.  CLXVlihis,  677. 

commata,   C.  lulii  Caesaris  ortum,  dignitates,  Müller -Wieseler,  Dkm.  d.  a.  K.  \  Tfl.  65,  345  b. 

connubia,  interitum,  rogum  et  apotheosin  com-  Duruy ,    Gesch.    d.   röm.    Kaiserzeit   2    p.  38. 

plexa    nomismatum     comparatione     illustrans.  Bernoulli  2,  2  p.  35  nr.  35.    Beurlier  p.  67. 

Londini  1678.    8".    C.  Cavedoni,  Drusilla  divi-  Auf  der  Basis  der  Antoninussäule  werden 

nizzata  da  Caio  Caligola  col  nome  di  Panthea,  Antoninus  Pius  und  Faustina  von   einem  ge- 

Bull.    arch.    nap.     n.   s.    4     1855    p.   71  —  72.  flügeltev.    ^enius   emporgetragen,   Vignoli, 

Wartinger,  Domitians  Münze  auf  Titus'  Ver-  GO  Columna  Aiaonini  pii  p.  149  ff.  Zoega,  De  or.  et 

götterung  in  der  3Iünz-  u.  Med.- Sammig.  des  usu  obeliscorum   p.  59  —  60.     Seconda  lett.  del 

Joanneums ,    Steierm.  Zeitschr.   8   1827  p.  146.  sgr.  31.  A.  de  la  Chausse  sopra  la  col.  d'apoth.  di 

Const.  Landus,  In  D.  Antonini  Pii  conseera-  Ant.  P.  Naiioli  1805.    Visconti,  Mus.  Pio-Clem. 

tionem  et    Claudii  Neronis   Caesaris    decursio-  5    p.   184    PI.  29.      Müller  -  Wieseler    1 ,    394. 

nem  Castorisque  et  Pqllucis  numisma  exj)licatio.  K.  0.  Müller,  Hdb.  d.  A.  d.  K.  §  191  p.  216. 

Mediolani  1556.  4".    Über  die  Konsekration  des  De  Fabris,  II  piedistallo  della  col.  Ant.  1846.4°. 

Commodus  ein  Brief  von  GaZ/and  w  Z>'0>m7/e.  G.   B.   Piranesi,    Colonna    erctta   in   memoria 

Mise.  Tom.  6  p.  387.     v.  Sollet,    Die  Konse-  delV   apoteosi   di  Antonino   Pio.     2°.     Miliin, 


911   Kaiserkultus  (Priester,  Kult  d.  leb.  Kaiser)  Kaiserkultus  (d.  Provinzen  u.  Gemeinden)  912 

Myth.    Galt     pl.    CLXXX    nr.    682.       Beher,  ancienne.     I.     Macon   1890.    4«.    p.  334  —  356 
Buinen  Boms  2.A.  p.  267.  Ad.  Philippi,  Über  PI.  32  —  35;    die    des    koivov   McchsSövcov    in 
die  röm.  Triumphalreliefe,  Äbh.  d.  Kgl.  Sachs.  A  cat.  of  the  gr.  coins  in  the  Brit.  Mus.  Mace- 
Ges.    Phil.-hist.    Kl.     6     1872     p.   281  —  282.  r/'oma  p.  22— 29  und  bei  ?;.  iSaZZei,  Besc/ifeiÖMnör 
JDuruy,  Gesch.  d.  r.  Kaiserz.  2  p.  521.    Meri-  der  ant.  Münzen  [des  Kgl.  Preufs.  Münzlcab.J 
vale  4  p.  534  —  535.    Lucy  Mitchell,  Hist.   of  Bd.  2.  Päonien,  Macedonien,  die  maced.  Könige 
anc.  sculpt.  p.  688.    Baumeister,  Dhm.  d.  U.  A.  bis  Perdiceas  III.     Berlin    1889.  p.  25  —  29; 
p.  111.    Daremberg  et  Saglio,  Dict.  des  ant.  1  die  des  koivov  Bsid^wiag  bei  Warwick   Wroth., 
p.  325.  Overbeck,  Gesch.  d.  gr.  Plast.  2^  p.  473  f.  Cat.  of  greek  coins  [in  the  Brit.  Mus.]  Pontus, 
Friederichs  -Wolters ,   Gipsabg.    nr.  1939.     La-  lo  Paphlagonia,   Bithynia.     London  1889.  p.  104 
cour-Gayet,   Antonin  le  Pieux   p.  306.    Beur-  — 108,  PI.  XXIV;  hiusichtlicb  der  der  übrigen 
Her  p.  67  u.  a.  m.    Die  ähnliche  Vergötterungs-  Provinzen  Head,  H.  N.  Register  p.  769. 
scene  am  Arco  di  Portogallo   {Bighetti,   Garn-  Den  pro vinzialen  Kaiserkultus  leitete 
pidoglio    1    tav.   170    p.   176  — 177.      Philippi  der     provinziale    Kaiserpriester,    in    Spanien, 
p.  280  und  Anm.  33  ,    wo    weitere  Litteratur)  Gallia  Narbonensis,  dem  Alpengebiet  flamen,  in 
wird  gewöhnlich  auf  die  jüngere  Faustina,  von  Lugudunum,  Afrika,   den  Donauprovinzen  sa- 
G.  Braun,  Buinen  u.  Museen  Boms  p.  124  auf  cerdos,   Hirschfeld  p.  17  — 18,  in  den  griechi- 
die   ältere   bezogen,    wogegen   sich    Bernoulli  sehen  Provinzen  aQxisQevg  genannt,    dem   im 
2,  2  p.  156  erklärt.  Orient,  Spanien,  Gallia  Narbonensis  seine  Ge- 
über die  Priester  der  konsekrierten  Kaiser  20  mahlin,  flaminica,  der  bald  der  Kult  der  Kaiserin 
s.  Borghesi,   Oeuvres  3    p.  391  ff.    H.  Dessau,  zufiel,  zur   Seite   stand,   Hirschfeld  p.  17  —  19; 
De  sodalibus  et  flaminibus  Augustalibus,  Eph.  vgl.  über  denselben  Marquardt  1  p.  367 — 369. 
epigr.    3    1877   p.  205  —  229.     Marquardt,   B.  Eph.  ep.  1  p.  200— 214.    Hirschfeld  p.  17— 30. 
!St.-V.  3  p.  449  —  455  =  2.  Aufl.  p.  469  —  475.  Beurlier   partie  3    eh.  2    „Les  pretres  provin- 
Beurlier  2^  partie   eh.  3   p.  77  —  97;    über  die  ciaux"   p.  120  —  154.     Uneinig  ist  man  über 
Tempel  ikf argward*  3  p.  448.  Beurlier,  App.  B.  die  Frage,  ob  der  aqxi^Qsvg  der  griechischen 
„Etüde  topographique  sur  les  temples  des  divi  Provinzen   identisch   ist   oder   nicht  mit  dem 
ä  Borne" -p.  332— MQ.  Beamten,    dessen   Titel   gebildet   wird    durch 
Der  Kultus   des  lebenden  Kaisers  er-  die  Ansetzung    von    -ccQX'ig    an    den    Namen 
streckte    sich    über    alle    Provinzen,    Beurlier  30  der  einzelnen  Provinzen   {'JaiccQxrjg,   rccXaxciQ- 
3^ p&i'tie  „Leculte  p7-ovincial  des  empereitrs"  -p.  99  x^?->  AvKiccQxrjg  etc.).     Nach  Eckliel  ^    cap    1 
— 154.  Boissi'er  p.  148—149.  Die  Landtage,  xoiva,  §  6   „de  pontificibus  dgxiSQei'g,   tsgoig^^   p.  203 
communia,    concilia    der   Provinzen    erhielten  — 206,  §  7  „de  asiarcha"  p.  207  —  212.     Wad- 
ihren    Mittelpunkt    im    Kaiserkultus,    s.    über  dington,   Asie    Min.   zu  nr.  885.     Perrot,   De 
dieselben:  C.  Menn,  Über  die  röm.  Provinzial-  Galatia  provincia  p.  150 ff.;    Explor.  arch.  en 
Landtage.     Köln  u.  Neufs  1852.      Marquardt,  Galatie  p.  35  f.,  p.  199  —  201;    Melanges  arch. 
B.  St.-V.  1  p.  365  —  377  =  1  ^  p,  503  —  516  u.  p.  170    und    s.  v.    Asiarcha    in  Daremberg   et 
Eph.  epigr.    1   1872  p.  204  —  214   „De  provin-  tiaglio,  Dict.  1  p.  467  f.  sind  beide  verschieden, 
darum   romanarum   conciliis  et  sacerdotibus" .  ndt^ch.  Marquardt  1  p.  374  ff.  u.  Anm.  5.  Henzen, 
J.-B.  Mispoulet,  Les  institutions  politiques  des  40  Ann.   d.   Inst.    1863    p.  285.     Kuhn,  Verf.   d. 
Bomains.    2.    Paris  1883.    §  89  nr.  95  „assem-  röm.   Beichs    1    p.   107.     Lightfoot ,   Apostolic 
blees   nationales'^    p.  99  — 103.     Daremberg   et  fathers  2    sect.  2    p.  987   identisch;    vgl.  auch 
Saglio ,   Dict.   des  ant.    rom.   s.  v.   Communia,  die  Ansichten  von   Mommsen,  Böm.  Gesch.    5 
Concilia.     E.  Desjardins ,    Le    culte   des    divi,  p.  318  —  320    und  bei    Benndorf  u.  Niemann, 
a.  a.  0.  p.  49  —  55.     Paid  Guiraud,  Les  assem-  Beisen  in  Lykien  1  p.  157.    Büchner,  De  neo- 
blees  provinciales  dans  l'empire  romain.    Paris  coria  „Excursus  de  sacerdotibus  Asiae  provin- 
1887;  vgl.  dazu  Schiller,  Jahresbericht  üb.  die  ciae"  p.  116  —  132.     Monceaux,   De  communi 
Fortschr.  d.  kl.  A.-W.  Bd.  60.  Jahrg.  17.  1889.  Asiae    cap.  3     „de    summo    Asiae    sacerdote" 
Abt.  3  p.  376 — 378  und  E.  G.  Hardy,   Class.  p.  47  —  54  u.   cap.  4    „an  iidem  atque  summi 
Beview  3  p.  207  —  208.   Beurlier  paxiiQ  3  chap.  1  50  sacerdotes  Asiae  existimandi  sint  qui  dicuntur 
„Les  assemblees  provinciales"  p.  99 — 103.    Über  asiarchae?  "  p.  55 — 67.  Guiraud  a.  a.  0.  p.  97  ff. 
einige  Provinzen   speziell:    Paulus  Monceaux,  Churchill  Babington,  Num.Chron.  1866  p.  105f. 
De   communi    Asiae    provinciae.      Paris  1885,  Beurlier  p.  129  ff.     In  Ägypten,  welches  keine 
mit  der  Recension   Bamsay's  Class.  Bevieio  3  autonomen  Gemeinden  hatte,  fehlt  das  kolvSv. 
1889    p.  174  — 179.      A.  de   Barthelemy,    Les  An    der    Spitze    der    sämtlichen    Tempel    des 
assemblees   nationales  dans  les  Gaules,    Bevue  Landes   stand  der  ccqxi^^Q^^s  'JXs^avdQsiccg  yial 
des    questions    hist.    1868.     E.  Barry,   Etudes  Alyvnxov  näarig,    der  die  Stelle   des   sacerdos 
sur  le  culte  provincial  de  Bome  et  des  Augustes  der  anderen  Provinzen  vertritt  und  dem  Kaiser- 
dans  la  Gaule  chevelue  et  dans  la province  nar-  kultus    vorstand,    Mommsen,   Böm.   Gesch.    5 
bonnaise.    Toulouse  1876.    Gl.  Pallu  de  Bessert,  go  ]}.  558 f.,  568   Anm.  1.     Wilcken,   Herines  23 
Etudes   sur   le    droit  public   et   V Organisation  p.  601  —  603. 

sociale  de  VA frique  r omaine.  l^fasc.   Lesassem-  Aber  auch   in   den  einzelnen  Gemeinden 

blees  provinciales.     Paris  1883    (Extr.  du  Bull.  blühte  der  Kaiserkultus,  und  hier  fanden  so- 

tritnestriel  des  ant.  afric.  fasc.  7)  und  Nouvelles  wohl   der  regierende  Kaiser  als  auch  die  divi 

observations  sur   les  assemblees  provinciales  et  und  divae  ihre  Verehrung  mit  Tempeln,  Priester- 

le    culte    provincial    dans    l'Afrique    romaine.  schaft  und  Festspielen,  Boissier  p.  158  — 161. 

Paris   1891  ;    die  Münzen  des    KOivov  KQrjTcöv  Beurlier    partie  4    „  Cultfi   munieipal    des    em- 

bei  J.  N.  Süoronos,  Numismatique  de  la  Cretc  pereurs"  p.  155  —  255.     Über  die  Priester  der 


}- 


913  Kaiserkultus  (vewjco^ot,  Augustales)  Kaiserkultus  (Kiütvereine)          014 

Municipien  s.  Herbst,  De  sacerdotihus  Roma-  obscrvations  sur  les  Augustales,  Bev.  arch.   3 

norum     municipaJibus     quaestio     epiqraphiea.  1847  p.  635 — 648,  774 — 790.  A.  W.  Zumpt,  De 

Halis  Sax.  1883  p.  5 — 13,  20—37.    Desjardins  Augustalihus    et  seviris  Augustalihus    commen- 

a.  a.  0.  p.  55  — 62.  Beurlier  i  eh.  2  ,,Les  pretres  tatio  epigraphica.  Berol.  1846.   4"   mit  Henzens 

municipau.i"  p.  168—193.    E.  Cicotti,  1  sacer-  Recension  in  Zeitschr.  f.  A.-W.  1848  Sp.  193  — 

doti  municipaU  di  Spagna  e  gli  Augustali  neW  215,289 — 317.  3Iarquardt.  Über  die  Auqustalen, 

epoca  imp.   rom.,  Biv.  di  filol.    19    1890    p.  1  Z.  f.  A.-W.  1847  Sp.  499—503,  505—516  und 

—  84.  Hirschfeld,  I  sacerdozi  dei  municipj  B.  St.  V.  3  p.  514 — 516.  Naudet,  Delanoblesse 
romani  neW  Africa,  Ann.  d.  Ivst.   1866   p.  28  cliez  les  Bomains,  Mem.  de  l'Inst.  Ac.  des  Inscr. 

—  77  und  Die  flamines  pcrpetui  in  Africa,  lo  et  B.-L.  25  1866  p.  66  — 74.  Willems,  Le  droit 
Hermes  26  1891  p.i  50 — 152.  Mommsen,  Album  public  rom.  p.  386.  Herzog,  Hist.  Galliae 
'  rdi  .is   Thamugadensis ,    Eph.    epigr.    3    p.    77  Narbon.  p.  196  — 197.    B.-J.- Armand  Houdoy, 

—  j4;  über  die  Festspiele:  Eclchel  4  cap.  21  Le  droit  municipal.  Paris  1876.  1  p.  174  — 176. 
Ky',de  festis  ac  ludis"  p.  421 — 454.  Krause,  New-  Boissier  p.  161—  168,  loa.  Schmidt,  De  seviris 
^  v.6Qoq    §  21    „Ludi   solemnes   et    dies   festi  in  Augustalibus.    Hai.  Sax.  1878    mit  0.  Hirsch- 

nummis    civitatium    neocorarum"    p.   75  —  78.  felds  Recension  in  Zeitschr.   f.   Österr.  Gymn. 

Büchner,    De  neocoria   §  2   ,,de  ludis  in  eivi-  1878    p.  289 ff.    und    deren   Übersetzung    von 

tatibus  neocoris  celebratis"  p.  61 — 69.  Beurlier  Allmer   in    Ball,    epigr.    de   la   Gaule    1     1881 

p.  161 — 169.  Spanhemius,  Epistola  5  „De  num-  p.  282  —  287,     sowie    Schiller's     Besprechung, 

mis,  in  quibus  certamina  cum  ZsvrjQ^ia,  eaque  20  Jahresber.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  A.-W.  Bd.  19 

STtiviL-üia,  6Xvf.iina,  fiFyäXcc,  ngärcc,  tum  cpiXu-  p.  460 — 464.     J.-B.  Mispoulet,  Les  institutions 

8il(psia  continentur"  im  Anhang  zu  Morellius,  polit.  des  Bomains.   2.  L' administration.    Paris 

Specimen    univ.   rei   num.   ant.      Lipsiae   1695  1883    p.  141  —  142.     Preller  -  Jordan    2    p.  446 

p.  267  —  339.    Hertzberg  2  p.  11  Anm.  10,  10^,  Anra.  2.     J.  Jung,    Die  roman.   Landschaften 

lO*»;   p.  12   Anm,  12;   p.  337    Anm.  98;   p.  424  des  röm.    Beichs   p.  544  —  548.     Duruy ,  Hist. 

—  425  Anm.  29  —  31;  3  p.  14  Anm.  9=^,  das  des  Born.  5  p.  133  nr.  1.  Lemonnier,  Etüde 
Register  bei  Head  p.  794.  hist.  sur  la  condition  privee  des  affranchis  aux 

Im  Osten,  besonders  in  Kleinasien,  führten  trois  Premiers  siecles  de  l'empire  rom.  Paris  1887. 

eine  Anzahl   Städte,   welche  Kaisertemi^el  be-  p.  267  ff.    A.  v.  Premerstein,   Zu  einer  Gruppe 

safsen,  den  Titel  v soj-hoqol.    Eine  Hauptfrage  30  von   Inschriften  der  Augustalen,  A.  E.  M.  11. 

hinsichtlich  des  Wesens  des  Neokorats  ist,  ob  es  1887  p.  240.     Mommsen.,  B.  St.-B.  3,  1  p.  453 

zusammenhängt  mit  dem  Provinzialkultus,  oder  — 457.    Hirschfeld  p.  6 — 7  Anm.  28.  29.    Beur- 

ob  es  municipalen  Charakter  hat.    Für  ersteres  Her  p.  194 — 237.    Conradus  Nessling,  De  seviris 

ist  Marquardt  1  p.  367  und  Cyzicus  xmd  sein  Augustalibus.  Gisssie  1891.  Laurentius Schneider, 

Gebiet    p.   84  ff.    und    Büchner,    De    neocoria.  De  sevirum  Augusfalium   muneribus  et  condi- 

Giessae     1888,     speziell    p.    30  —  61;     dieser  cione  publica.     Gissae  1891. 

nimmt  an,  dafs   die  Metropolen,  in  denen  die  Über    die    Verehrung     der    Kaiser    durch 

Provinzialtempel    der    Kaiser    sich    befanden,  Vereine,   z.  B.   die  Epheben  in  Athen,   und 

jener,  dafs  die  Städte,  welche,  durch  Abgeord-  durch  Privatleute   s.  Beurlier  partie  5   „Culte 

uete    am    gemeinsamen   Provinzialkultus    teil-  40  rendu  aux  empereurs  par  les  Colleges  prives  et 

nahmen,  den  Titel  vscanögoi  führten;  für  letz-  les  particuliers"    p.  257  —  262.     Wie   sich  der 

teres    Monceaux,    De    communi  Asiae    cap.  2  Kaiserkultus  in  jeder  einzelnen  Stadt  gestaltet 

§  1  „Civitatum  Asiae  neocoratum  non  ad  pro-  hat,   kann  natürlich  nicht  ausgeführt  werden, 

vincialem    cultum   Bomae   et  Augusli,   sed   ad  vgl.  z.  B.  für   Cj'zicus  Marquardt,  Cyzicus  u. 

manicipalem  Augustorum  pertinere"  p.  18  —  27  s.  Gebiet.    Berlin  1836    p.  82,  84 ff.,  141  — 144, 

und  Beurlier   p.  4   eh.  4  „Le  neocorat"  p.  238  150 — 157.    E.  Curtius,  Ehrendentmal  der  Kyzi- 

— 255,  speziell  p.  246.     Im  übrigen  vgl.  über  Inner  für  Antonia  Tryphaina  u.  ihre  Familie, 

das  Neokorat  die  bei  Fabricius,  Bibliographia  Monatsber.  d.  Kgl.  Pr.  Ak.  d.  W.    1874    (p.  7 

antiq.   ed.  2.    Hamb.  Lips.  1714.    4".    p.  296  —  —17)    p.  11  —  14.    Beurlier  p.  166    Anm.  11; 

297    angeführten   älteren    Schriftsteller,    auch  50  T/i.    Beinach,   Sur   Vepoque   et   le   nombre   des 

Cuperus,  Lettres  crit.   p.  484  ff.    Hist.  de   l'ac.  neocorats  de  Cyzique,  Bev.  num.  3e  ser.  8.    1890 

des  inscr.  et  b.-l.  1   p.  60  — 62     Pellerin,  Mel.  p.   244—252.      Perrot    et   Delbet,    Exploration 

2  p.  266.  Eckhel  4  cap.  7  p.  288—306.   Krause  arch.  de  la  Bithynie  et  de  la  Galatie  p.  76  —  81. 

in    Pauly  B.-E.   5  p.  534—537   s.  v.    neocori  Tli.    Beinach,   Lettre  ä  M.   le   Commandeur  J. 

und    desselben    Spezialabhandlung    Nsa-nÖQog.  B.   de  Bossi  au   sujet  du   temple  d'Hadrien  ä 

Lipsiae  1844.                         _  Cyzique,    Bull,    de    Corr.     Hell.     14.    (1890) 

In  den  einzelnen  Gemeinden  pflegte  aufser  p.  517  ff. ;  für  die  Städte  von  Gallia  Narbo- 
den Priestern  den  Kaiserkultus  besonders  das  nensis  Ed.  Beatidouin,  Le  culte  des  empereurs 
hauptsächlich  aus  Freigelassenen  zusammen-  dans  les  cites  de  la  Gaule  Narb.  Grenoble 
gesetzte  Institut  der  Augustales,  Seviri  Au-  60  1891 ;  für  Vienne  T.C.  Delorme,  Descr.  dumusce 
gustales,  Seviri  et  Augnstales,  über  welches  de  Vienne precedee  de  recherches  hist.  sur  le  temple 
s.  Borghcsi,  Iscrizioni  dalmatiche.  Bull.  d.  Inst.  d' Auguste  et  de  Livie.  Vienne  1841.  Allmer 
1842    p.  101  —  109  =  Oeuvres  compl.  4  p.  407  et  de  Terrebasse,  Insc.  ant.   et  du  moyen  dge 

—  421.     A.  E.  Egger,    Examen    critique    des  de  Vienne  I,  1  p.  11—25  nr.  3. 
historiens  anciens  de  la  vie  et  du  regne  d'Au-  Eine    hervorragende  Verehrung    fand    der 
guste.     Paris  1844.     App.  2.     Bech.   nouv.   sur  Genius  Augusti,   den  Augustus  den  beiden 
l'hist.  des  institutions  municipales  chez  les  Bo-  Lares   compitales   als  dritte  Gottheit  zugefügt 
mains.    Les  Augustales  p.  357  —  411  u.  Nouv.  hat.     Beim    Genius    des    Kaisers    wurde    ge- 


915  Kaiserkultus  (K.  des  Genius  Aug.  etc.)  Kaiserkultus  (d.  Kaiser  als  Deus)     916 

schworen    und     der    Meineid    bei    demselben  Erlang.  2    1881    p.  496  —  497.    Beurlier  p.  53. 

streng   bestraft.     Der    genias   Augusti   wurde  Eckhel,   D.  N.  V.   7    p.  181  —  182,   214,   323; 

auch   im    sacrarium    des  Hauses   verehrt;    die  8  p.  457  —  458.    F.  G.  Habel,  Ann.  d.   Ver.  f. 

Arvalea    opferten    ihm    an    den    kaiserlichen  Nassauische    Ältertmnslunde    und    Gesehichts- 

Festtagen    zugleich    mit    luppiter,    luno    und  fqrschimg  2  liiST  p.lSS  Aum.***.  E.H.  Tölken, 

Minerva,  s.  über  ihn  Preller  p.  495,  775  =  2^  Über  die  Darstellung  der   Vorsehung  und  der 

p.  113   u.  Anm.  3.    Marquardt  3   p.  199,  443;  Eivigkeit  auf  röm.  Kaisermünzen.    Berlin  1844 

3^  p.  127,  206  u.  Anm.  1.    Mommsen,  B.  St.-F.  (S.-A.    aus    Zeitschr.   für  Münz-,   Sieqel-  und 

2^  2  p.  706  Anm.  2.  4;  p.  773  Anm.  3;   784  u.  Wappenkunde    Bd.  4    p.  161  —  194    Tfl.   7,  8). 

Anm.  5.    Sdiiller,  Gesch.  d.  röm.  Kaiserzeit  1  lo  Hulseboos,  Die  Eioigkeit  d.  röm.  Kaisermünzen. 

p.  247.  Reville  p.  31,  38.  Boissier  p.  137 — 143.  C.  L.  Visconti,   Di  rilievi  di  un'  aretta,   e  di 

E.  Desjardins,  Geogr.  delaGaulerom.3Y>- ^l'iS.  un  gruppo  di  statue  esprimenti  il  concetto  della 

Beurlier  p.  45—64;  die  Aufsätze  von  Jordan,  etcrnitä.  Bull,   della  commiss.   arcli.   comun.   3 

De  Larum  imaginibus  atque  cultu,  Ann.  d.  Inst.  1875   p.  221  —  238  tav.  20,5;  22;  23. 

1862    p,  300  —  339,    Beiff erscheid ,   De  Darum  Heilig    gehalten    wurden    die    imagines 

jncturis Pompeianis,  Ann.  d^  Inst.   1863  p.  121  principum;  sie  hatten  Asylrecht,  Marquardt 

— 134.   Preuner,  Über  Vesta,  Laren  u.  Genien,  3*  p.  463    Anm.  3.     Beurlier    p.  53 — 54;    vgl. 

Philologus  24    p.  243 ff.    Birt  in  diesem  Lex."  Mommsen,   B.  St.-B.   2-,  2    p.    736    Anm.  3. 

Bd.  1  Sp.  1617.  1626.    Visconti,  Mus.  Pie-Clcm.  Die    Aufstellung     der    Statue     des     lebenden 

4  p.  337—357  pl.  45.    Bernoulli  2,  1  p.  31.  58.  20  Kaisers   unter    den  Götterbildern    der  Tempel 

70.  Gatti,  L'ara  marmorea  del  vicus  Aescitleti,  anfänglich   verboten,    wurde   bald    etwas    6e- 

Bull.    della    commiss.    arch.    comun.     17    1889  wohnliches,   Mommsen,  B.  St.-B.  2-,  2  p.  735 

p.  69—72  tav.  3.  u.  Anm.  2.   Beurlier  p.  53. 

Über     die      Zufügung      des     Beinamens  Was  vom  Kaiser  kommt  und  sich  auf  ihn 

Augustus  zu  den  Namen  von  Gottheiten  gehen  bezieht,    wurde   als    heilig   und    göttlich    be- 

die  Ansichten  auseinander.     Beurlier  p.  156 —  zeichnet,  z.  B.  divinae  litterae,  isqov  naläxiov 

157  bemerkt:   „Quelques  auteurs  ont  voulu  voir  isgmxKtog   (pi'aKog,    Beurlier   p.  52.     Die   Ado- 

dans    cette    epithete   une   simple    allusion   ä  la  ration,  schon  von  Elagabal  gefordert,  Beurlier 

reconstitution    du    culte    des    dieux    lares   par  p.  54,    wurde   erst  von  Diocletian   eingeführt, 

Auguste,  mais  il  est  difficile  de  n'y  pas  voir  so  Bevijle  p.  34. 

en  meme  temps  un  hommage  rendu  ä  l'em-  Über  Götterattribute  wie  die  Strahlen- 
pereur.  De  seul  fait  qu'on  joignait  son  nom  kröne,  welche  zuerst  nur  das  Haupt  des  kon- 
ä  celui  de  divinitcs  respectees  de  tous  ctait  de  sekrierten  Kaisers  zierte,  von  Nero  auf  Münzen 
nature  ä  inspirer  pour  lui  une  veneration  reli-  bereits  zu  Lebzeiten  getragen  wird,  s.  Scheg- 
gieuse."  A.llmer,  Bevue  epigraphique  du  midi  kius  Anm.  zu  Vellejus  Paterculus  2,  59,  7. 
de  la  France  1  p.  57  zu  nr.  77  sagt:  „De  Eckhel,  D.  N.  V.  6  p.  269  —  270;  8  p.  459. 
meme  qu'en  raison  de  cette  association  [du  Miliin,  Monuments  inedits  ou  nouvellement  ex- 
Genie de  l'empereur  au  culte  des  Lares  compi-  pliques  nr.  16  „Description  d'un  camee  du  eab. 
talesj  les  Lares  des  carrefours  de  Bome  avaient  de  la  bibliothcque  nat.  representant  Septime 
pris  le  nom  de  'Lares  Augustes^,  de  meme  les  40  Severe  et  sa  famille"  p.  178 — 187.  Stephani, 
divinitcs  locales  admises  au  rang  des  Lares  Nimbus  u.  Strahlenkranz  in  den  Werken  der 
publics  prirent  le  nom  de  divinitcs  Augustes."  alten  Kunst.  St.  Petersbourg  1859.  4"  (aus  Jfe'w. 
Boissieu,  Inscr.  de  Lyon  p.  48  drückt  sich,  de  VAc.  des  sc.  de  St.  Petersb.  6.  ser.  t.  9). 
nachdem  er  die  Reform  des  Religionsweseus  H.  Schiller,  Geschichte  des  röm.  Kaiserreichs 
durch  Augustus  erwähnt  hat,  so  aus:  „De  la  unter  der  Begierung  des  Nero.  Berlin  1872. 
capitale,  cette  Institution,  ä  la  fois  sociale  et  p.  310  —  312.  Mommsen,  B.  St.-B.  1^  p.  413 
religieuse,  s'etendit  dans  V Italic  et  dans  les  u.  A.  5,  414  u.  A.  1.  Beurlier  p.  48  —  50. 
p)rovinces.  A  partir  de  cette  reforme,  operee  Direkt  den  Namen  deus  bei  Lebzeiten  an- 
par  le  plus  habile  politique  d'antiquite,  le  culte  zunehmen  haben  die  Kaiser  auf  offiziellen 
des  grands  dieux,  comme  le  culte  des  divinitcs  50  Denkmälern  wie  den  Münzen  vor  den  Zeiten 
inferieures,  scmblent  se  confondre  dans  un  seul,  des  Aurelian  in  Rom  nicht  gewagt,  Beurlier 
celui  d' Auguste:  culte  de  forme,  et  non  de  foi;  p.  51  —  52.  Im  Osten  wurde  von  jeher  nicht 
flatterie  plutöt  que  superstition.  De  lä  le  titre  gekargt  mit  der  Bezeichnung  des  Herrschers 
d'Augustus  ou  d'Augusta,  accolc,  dans  le  plus  als  Q-sog.  Aber  auch  in  Rom  war  die  Bezeich- 
grand  nombre  des  inscriptions  de  Vcpoque  qui  nung  des  lebenden  Kaisers  als  Gott  oder  die 
noiis  occupe,  au  nom  des  anciennes  divinitcs."  Vergleichung  desselben  mitbestimmten  Göttern 

Auch  die  kaiserlichen  Tugenden,  wie  seitens   der  Privatschmeichelei,   besonders  im 

die   Providentia    Augusti,   die    Clementia    des  Munde    der    Dichter,    sowie    die    Darstellung 

Kaisers,  wurden  verehrt,  Beurlier  p.  53.  Boissier  der    Herrscher    als    Heroen    oder    Götter    in 

p.l37;dieGriechenhattenaufdieseWeisebereits  GO  plastischen     Denkmälern     nichts     Ungewöhn- 

den  Statthaltern  geschmeichelt:   Cicero  Epist.  liches,  s.  über  die  Bezeichnung  als  &£bg  vsw- 

ad  Quintum  1,  1:  „in  Ulis  urbibus  cum  summo  tSQog,  &£cc  vscoxtQU  Letronne,  Bec.  des  inscr. 

imperio  et  potestate  versaris  in  quibus  tuas  vir-  gr.  et  lat.  de  l'Eqypte  1  nr.  12  jd.  98  ff.,  p.  102 

iutes   consecratas   et   in   deorum   numero  collo-  Anm.    1;     für     Beilegung     eines     bestimmten 

catas  vides",  Boissier  p.  137  Anm.  1.  Götternamens  mit  Vorsetzung   von  v£og,   via 

Auch  die  Aeternitas  des   Kaisers    wurde  Letronne  ebenda  p.  90  —  93  und  Bech.  p.  s.  ä 

verherrlicht,    Schoener,    Über   die    Titulaturen  Z7«'si.  de  TJiy  p.  181  ff. ;  für  die  Gleichstellung 

der   röm.    Kaiser,    Acta   seminarii   philologici  der  Kaiser  mit  einzelnen  bestimmten  Göttern 


017           Kaiserkultus  (Titel  Deus)  Kaiserkultus  (Bildwerke)           918 

Gisbertus  Ctiperus,   Äpotheosis   vel   consccratio  lungen  der  Kaiser  als  Götter  und  Heroen  in 

Homeri.    Amstelod.  1683.    4".   p.  285 f.     Span-  Statuen,  Reliefs,  Gemmen  u.  s.  w.  findet  man 

hemius,  Diss.  de  pracst.  et  usu  num.  ant.   vol.  2.  reiches    Material     in    den    bekannten    ikono- 

Amst.  1717.   2'*.  Diss.  12,12  „De  Bei  in  gcnere,  graphischen  Werken  von  Mongez,  Iconographie 

et  nominatim  de  quorundam  deorum  nominibus  romaine.    Tresor  de  mimismatique  et  glyptique. 

in  mcmmis  imperatorum"  p.  489  —  497.   EcJchel  Ch.   Lenormant,    Iconographie    des   empereurs 

8  p.  459  fF.   Carolus  Keil  ins,  Specimen  onomato-  rom.  et  de  leurs  familles.    Bernoulli,  Hämische 

Jogi  Graeci.     Lipsiae  1840.     cap.  1    „Deorum  Ikonographie  Bd.  2;    vgl.   auch  K.  0.  Müller, 

nomina  hominibus  data"  [p.  1 — 34]  p.  11  —  12.  Hdbch.  d.  Arch.  d.  Kunst  §  199,  6  ff.   v.  Duhn, 

Krause,  Nsconogog    §  3    p.  10  —  12.     Beurlier  lo  Ann.   d.   Inst.    1879    p.    180  — 182.     Beurlier 

p.  155  — 156;    für  die  Annahme    des   Namens  p.  41  —  42. 

oder  der  Attribute  des  Hercules  de  Witte,  Von  einzelnen  Werken  sei  erwähnt  das 
Medailles  ined.  de  Postume.  Paris  1845  (S.-A.  Relief  von  Ravenna,  Conze,  Die  Familie  des 
aus  Bev.  num.  1844)  p.  29 — 42;  Fröhner,  Les  Augustus,  ein  Belief  in  S.  Vitale  zu  Bavenna. 
medaillons  de  l'empire  p.  41.  81—82.  245—246.  Halle  1867.  4».  Bernoulli  2,  1  p.  254  —  260 
256—258.  272;  speziell  für  Commodus  als  Her-  Tfl.  6;  die  Statue  des  Augustus  von  Prima 
cules  Ecl-hcl  7  p.  125  —  126,  131.  Spanhemius  Porta,  Otto  Jahn,  Aus  der  Altertumswissen- 
p.  492.  Fro7tne/-p.  142  — 146.  Zur  eher,  Commodus  schaß  p.  285—304  Tfl.  6.  Bernoulli  2,  1  p.  24 
in  Büdinger,  Unters,  z.  röm.  Kaisergesch.  1  — 27  nr.  6  Fig.  2;  die  Halbfigiir  des  Commo- 
p.  247—248.  Beurlier  p.  38—39;  für  den  Bei-  20  dus  mit  den  Attributen  des  Hercules  im  Kon- 
namen Zsv?  Letronne,  Inscr.  de  l'Eg.  1  p.  81  servatoreupalast ,     P.   E.    Visconti,    Commodo 

—  82  zu  nr.  9  u.  Bech.  p.  s.  ä  l'hist.  de  l'Eg.  rappresentato  come  Ercole  Romano  busto  sino 
p.  161.  Hertzherq  2  p.  333  Anm.  82  (Hadrian);  dl  torace ,  Bull,  della  commiss.  arch.  municip. 
für  einzelne  mit  bestimmten  Göttern  gleich-  3  1875  p.  3  — 15  tav.  1.  2.  Bernoulli  2,  2 
gestellte  Personen:  Augustus:  Krall,  Wiener  p.  229  —  230  nr.  1  Tfl.  61;  vgl.  p.  228,  242  — 
Studien  5  p.  315  Anm.  Livia,  J.  Aschbnch,  243,  253;  auch  ö.  L.  Visconti,  Di  una  statua 
Livia,  Gemahlin  d.  Kaisers  Augustus.  DenJcschr.  quasi  colossale  rapjjr.  l'imp.  Traiano  Decio, 
d.  K.  K.  AJc.  d.  W.  Ph.-H.  Kl.  13.  Wien  1864.  Bull,  della  commiss.  arch.  comun.  7  1879 
[p.  29  —  84]  p.  56,  81  f.  Hertzberg  2  p.  13  u.  p.  128  —  141  tav.  19.  20.  Für  die  Gemmen 
Anm.  15.  A.  de  Bauch,  Ann.  d.  Inst.  1847  ao  s.  aufser  den  Ikonographieen  auch  King,  Ant. 
p.  282— 283;  Gaius,  W.  Hoeck,  Eöm.  Gesch.  1,  3  gems  and  rings  1  p.  229  f.  Hervorragend 
p.  235  — 238.   Beurlier  Tp.  37  ~  38.    Keim  -p.  76  darunter     sind     der     grofse     Pariser     Cameo 

—  78;  Nero,  ^cZVieZ  6  p,  269— 270,  275f.,  278.  (Camee  de  la  Sainte  Chapelle) ,  über  den 
de  Witte  p.  30.  Spanhemius  p.  492.  Beurlier  ältere  Litteratur  giebt  Böttiger,  Kl.  Sehr.  2 
p.  38;  Domitian,  Keim  p.  78;  Hadrian,  Dürr,  p.  296  Anm.  *,  neuere  Bernoulli  2,1  p.  275 
Die  Beisen  des  Kaisers  Hadrian.  Wien  1881.  Anm.  1  Tfl.  30,  wozu  mau  fügen  kann  King, 
Anhang  (p.  104 — 123)  passim.  Beurlier  p.  38  The  handhoolc  of  engraved  gems.  London  1866. 
Anm.  6;  über  die  Beinamen  Olj-mpius  des  p.  57  —  60.  Ant.  gems  and  rings  2  PI.  51. 
Hadrian   und   Commodus,    Spanhemius  p.  497  H.  Middleton,    The    engr.    gems    of    classical 

—  499.  Eckhel  6  p.  518,  7  p.  136-137.  Preller  40  times.  Cambridge  1891.  p.  61.  Heydemann, 
p.  793.  Hertzberg  2  p.  332  Aum.  77,  p.  335  Pariser  Antiken  p.  66  —  68  nr.  1.  E.  Babelon, 
Anm.  89,  p.  337  Anm.  96;  über  die  Beinamen  Le  cabinet  des  aniiques  de  la  bibliotheque  na- 
lovius  und  Herculius  des  Diocletian  und  tionale.  Livr.  1  PL  1;  der  sehr  ähnliche  Cameo 
Maximian  und  anderer  Kaiser  jener  Zeit,  Span-  Hawkins,  Wieseler,  Über  einen  bisher  nicht  be- 
hemius  p.  495.  Eclhel  8  p.  8,  19—20.  Beurlier  kannten  Onyxcameo  mit  einer  Beplik  der  Dar- 
p.  39—40,  347;  über  das  Beiwort  Soter:  lul.  Stellungen  auf  dem  oberen  u.  mittleren  Streifen 
Gar.  Schlaegerus ,  Commentatio  de  diis  homini-  des  gr.  Pariser  Cameos  de  la  Sainte  Chapelle, 
busque  servatoribus  ex  numis  atque  marmori-  Gott.  Nachr.  1882  p.  709—793.  Bernoulli  2,  1 
bus  yetustis.     Helmaestadii  1737.     4".  p.  277  Fig.  45;  die  gamma  Augustea  in  Wien, 

Über   die  Vergleiche   der   Kaiser  mit   den  50  worüber   die    ältere   Litteratur   bei   W.  H.  E. 

Göttern  bei  den  Dichtern  s.  Alfr.  Fincke,  De  Koehler,   Über  2  Gemmen  der  K  K.  Sammlung 

appellationibus  Caesarum  honorificis  et  adula-  zu  Wien,  Ges.  Sehr.  5  p.  24.  25,  die  neuere  bei 

toriis  usque  ad  Hadriani  aetatem  apud  scrip-  Bernoulli  2,  1    p.  262    Anm.   1   Tfl.  29,    wozu 

tores  Bomanos  obviis.     Regimonti  1867;    spe-  kommt  King,  Ant.  gems  and  rings  2  PI.  52,  1. 

ziell    für    Augustus     Boissier     p.    134  —  137.  Paucker ,   Über  die  gröfseren  Cameen  verschie- 

Feldbausch   p.   231  f.     Th.   Pluefs ,    Die  Gott-  dencr  Sammlungen,  insbesondere  über  die  s.  g. 

nienschlichkeit  u.  die  Wiedergehurt  des  Octavi-  Gemma    Augustea    zu    Wien,    Sitzungsber.    d. 

anus  Augustus,  Jnhrbb.  f.  kt  Philol.    Bd.  101.  kurländ.  Ges.  f.  Litt.  u.  Kunst  v.  7.  Nov.  1856. 

1870  p.  146  — 152.    Andr.  Weidner,  Gammen-  F.  de  Mely ,  Le  grand  camee  de   Vienne,  Gaz. 

tariolum    Horatianum.     Merseburg    1869.     4".  60  arc/t.    11     1886    p.    244  —  253   PI.  31;    für  die 

Bentley  zu  Horaz  ep.  2,  1,  16.    Passoiv ,  Leben  spätere   Zeit  s.   Fr.  Wieseler,  Über  einige  be- 

des   Horaz  p.  CXV.    Kiefsling ,    Zu    Augustei-  achtenstverte  geschn.  Steine  des  4.  Jahrh.  n.  Chr. 

sehen  Dichtern  1881  p.  92,  wozu  vgl.  Preuner,  Abt.  2,  1.    Gott.  1884.    4**   (aus  dem  31.  Bde. 

Jahresber.  üb.  d.  Mythol.  aus  d.  J.  1876 — 1885  der  Denkschr.  d.  Ak.  d.  W.). 

=  Jahresher.    üb.    d.    Fortschr.   d.    kl.  A.-W.  Die    Darstellung    in    Gestalt    von    Göttern 

Supplt.-Bd.  (25.  Bd.)  p.  449.    O.  Jahn,  Aus  der  war  übrigens  nicht  auf  die  Kaiser  beschränkt, 

Altertumswissenschaft  p.  298  —  301.  0.  Jahn,   Aus  d.  A.-W.    p.  302.     Monumento 

Über  die  unzähligen  bildlichen  Darstel-  deW  apoteosi  fatta  in  Aquileja  ad  una  attrice 


919                      Kakasbos  Kalamos                      920 

da  teatro.  Udine  1825.  E.  Le  Blant,  Lettre  Kibyratis.  Wien  1889.  2".  p.  3  Fig.  2  nr  3. 
rt  M.  le  baron  de  Witte  sur  un  sarcophage  ehre-  Hierzu  gesellt  sich  ein  leider  nicht  näher  be- 
tien  portant  l'image  des  Dioscures,  Gaz.  arcli.  schriebenes  Relief  der  Sammlung  des  Herrn 
4  1878  p.  1—6,  PI.  1.  de  Witte,  Lettre  ä  M.  A.  Mirzan  in  Narlikiöi  mit  der  loschrift  MoXsa- 
Fr.  Lenormant  sur  les  apotlieoses  privees  chez  aog  Tga  yXov  KaKäßco  8v%rjv,  vgl.  MovasCov-nal 
les  anciens,  Gaz.  arcli.  4  1878  p.  6—8.  Matz  ßtlßUoQ'riyir]  triq\^sv  Siivqvt}]  svocyysliv.riq  exolris. 
u.  V.  Dulin,  Ant.  Bildwerke  in  Born  3  p.  266,  TJegioSog  divtsga.  "Erog  ngätov  1875  —  76 
Sachregister  s.  v.  Porträts.  Visconti,  Opere  p.  30  nr.  ql' .  Das  Fehlen  des  o  beruht  wohl 
varic  4  p.  223 — 228  nr.  LVI.  Personnage  ro-  nur  auf  einem  Versehen  des  Abschreibers. 
main  en  Biercure  dit  le  Germanicus.  Vor  allen  lo  In  A.  E.  M.  13  p.  126  habe  ich  darauf  hin- 
wurde der  schöne  Liebling  des  Hadrian,  An-  gewiesen,  dafs  dieser  Göttername  auf  dem  Rs. 
tinoos,  unter  den  verschiedensten  Götter-  einer  sog.  gnostischen  Gemme  (Montfaucon, 
gestalten  abgebildet,  Weber,  Antiquitates  L'ant.  expl.  2  PI.  173.  Kopp,  Paläogr.  crit. 
Antinoi.  Gissae  1711.  4".  Frangois  Kavier  §822—824  8.299—303.  Wessehj,  Ei}h.Gr.-p.22 
Bon,  Gonjcctures  sur  une  pierre  gravee  repr.  nr.  221)  unter  einem  auf  einer  Schlange  stehen- 
l'apothe'ose  d'Antinoics,  Acad.  des  B.-L.  (V^  ser.)  den  Adler  in  der  Form  KAKAZBEYI  sich  findet. 
14  p.  117...  Ec/chel,  B.  N.  V.  6  p.  528  —  539.  [Drexler.] 
Levczoiv,  Über  den  Antinous  dargestellt  in  den  Kakia  (KaKicc),  Personifikation  der  -nayiiu  in 
Kunstdenkmälern  des  Altertums.  Berlin  1808.  der  Allegorie  des  Prodikos  von  Herakles  am 
4".  Cavedoni,  Antinoo,  Bull.  arch.  napol.  n.  s.  20  Scheidewege;  Xenoph.  Memor.  2,  1,29.  lustin. 
4  p.  158.  Gregorovius,  Kaiser  Hadrian  p.  267  Martyr.  apol.  2,  11.  Kebes  pinax  11.  17.  23. 
— 270.  Friedländer,  Darst.  aus  d.  Sittengesch.  Bei  ihren  Freunden  heifst  sie  allerdings  nicht 
Borns.  3^  p.  515—516.  JSertzberg  2  p.  345—348.  Ka-ni'a,  sondern  Evöaifiovia  {Xenoph.  a.  a.  0. 26). 
Kenner,  Die  Münzsammlung  des  Stiftes  St.  Flo-  Im  schol.  Hom.  Od.  13,  289,  wo  es  heifst: 
rian.  Wien  1871.  4'\  p.  71—73.  v.  Sollet,  Asvocpäv  ■nal  T^liadXa  r]  'AgysCa.  öiayQÜcpovciv 
Antinous  -  Hermes  auf  Münzen  von  Nicomedia,  'Agirrj?  tial  KccXoy.ccya&iag  sUova,  vermutet 
Zeitschr.  f.  Num.  5  1878  p.  107.  Friedländer,  Nitzsch  'Agsziig  kccI  Kay. tag,  doch  s.  Berglc, 
Bepert.  p.  408.  Bietrichson,  Antinoos.  Christi-  Poet.  lyr.  3*,  381.  [Höfer.] 
ania  1884.  Kakios  {Kätiiog),  ein  vornehmer  Mann,  der 

Über   die  Juden   und   Christen   als  Gegner  30  auf  dem  palatinischen  Berge  wohnte  und  zu- 

des    Kaiserkultus    s.    Beurlicr    Partie  6   „Les  gleich  mit  Pinarios  den  Hercules  (s.  d.)  gastlich 

dissidents    du    culte    imperial"     p,   263^^281.  aufnahm.     Dafür  blieb  zu  Rom  das  Andenken 

Boissier   p.  181  —  182;    Fr.   Maafsen,   Über  d.  beider;  das  vornehme  Geschlecht  der  Piuarier 

Gründe  des  Kavipfes  zwischen  dem  heidnisch-  dauerte,  bis  in  späte  Zeiten,  nach  Kakios  aber 

röm.  Staat  u.  d.  Christentum.  Wien  1882  u.  dazu  wurde  die  steinerne  Treppe,   welche  von  dem 

H.  Schiller,  Jahresbericht  üb.   die  Fortschr.  d.  Palatinus    zu   dem   Circus  maximus   und   dem 

kl.  A.-W.  Bd.  32  p.  526;  über  die  aufgeklärten  Forum  boarium  hinabführte,  in  der  Nähe  von 

Spötter  in  Rom  Boissier    p.  174  —  181;    über  dem    damaligen    Hause    des    Kakios    (Atrium 

die  Fortdauer  des  Kaiserkultus  in  der  christ-  Caci,  Preller,  Begionen  d.  St.  Born  132),  Kama 

liehen  Zeit  Boissier  p.  182—182.    Waddinqton,  40  ^Xifia^  (Scala  Caci)  genannt,  Biod.  4,  21.    Ge- 

Asie-WIin.  p.  206  —  207   zu  nr.  628.    de  Bossi,  naueres  ob.  Bd.  1  Sp.  2275ff.  2284ft'.  2287. 

Lnscr.  urbis  Bomae  christianae  p.  X,    p.  XXV,  [Stoll.] 

p.  337  —  339  zu  nr.  767.    E.  Beurlier  Partie  7  Eakodaimouia  (Kay.oSai(ioviu),  Personifika- 

„Le  culte  imp.  apres  Constantin"  p.  283  —  317,  tion    aus     dem    Pinax    des    Kebes   10 f.;    vgl. 

sowie  Beurlier,  Les  vcstiges  du  culte  imperial  K.  K.  Müller  in   der  Archäol.  Ztg.  42  (1884) 

ä  Byzance  et  la  querelle  des  iconoclastes.  S.  125  f.     [Röscher.] 

Eine     gerechte     Würdigung     der    Kaiser-  Kakos  (KaKog)  =  Cacus  u.  Kakios  (s.  d.). 

Verehrung  findet  man  bei  Beville  p.  37  f.  Kalabros   (KdXaßQog),   Bruder  des  Tainaros 

[W.  Drexler.]  (s.  d.);   Steph.   B.  s.   v.  TaCvaqog.    Vgl.  Kalau- 

Kakasbos,  kleinasiatischer,  in  Lykien  nach- ^*^ '^^^^  J.V^ff;J  .^.    ^^    oV,r     Ar.c  T^ir-i^t^c 

,„„•  n  „  „     n.*.         11              DJ?    j     j           X  nj.  KalainOi  (KaXatvca?),  Gemahlin  des  Miletos, 

weisbarer  Gott,  welcher  zu  Pferde  dargestellt       -.j.  ,.       «     i    x>         7     r\n7-„i  i  T^.r.i„; 

„,„„,„       -ITT-     1               .,                       •    ü  T  f  Nicaen.  ep.  6  v.  2  ed.  Brunck.     Wohl  Kelaino; 

wurde.      Wir    kennen    ihn    aus    zwei    Reliefs.  1    t.    ^^  -n     t       •  ^u  t    n  ^-..r.^^   i 

n„„    „^   „    •       1      o         1           1          •    1-    1  vgl.  Pa>m  11.    Immisch.       Lorentz  ] 

Das   eine   m   der  Sammlung  des  griechischen  v  ^   'r.         ir    1 

Vicekonsuls  Vitalis  in  Rhodos  „enthält  die  Dar-  ^.aiaioh  s.  jvaiaos. 

Stellung  eines  Reiters  in  barbarischer  Tracht,  :»:aiais  s    ßoieaaen. 

nach  r.  reitend,   sein  Oberkörper  en  face;  die  Kaiametis  s   Kiaametis. 

-R     K^u+    ..•   ^      1               oj.     1         cj   "4.      A   u  -4.  Kalaiuites  (Ä^aXauirKs),  ,, ein  mythischer  Arzt 

D.rnS.     r    I     ?    ff       /       '    ^^rt'f  ^"^  und  attischer  Heros,  der  in  Athen  ein  Heilig- 

Darunter    die    Inschrift:    Jtoyevvs  \Mo^rog  \  ^^^         j^^^^  j^^         ^.^  Pflanzemoelt  in 

Uvaar]fii.\og      Kav,aoßco    (oder    nach     Petersen  ,           ■    i     -n/r  n.  i         oqa      „^v,    ti^    «„*7     ^.. 

V.    'La   \     '    '  it    T    '          A     m    Ti/r  n        inj  60  der   qriecli.  ßlythol.   p.  280  nach  Bemosth.   or. 

Katiaoßco)  evvriv^\  Loeivii,  A.  E.  M.  7  p.  124,  v-vnfr   ion        j    et       7                   1       ' 

A^c  ovI^V^  „              T^    T>  /           •      T       •    ■        4.  XVlll,  129    und  Hesych.  s.  v.  v.aXauLTr]g  riocog. 

das  andere,   von  E.  Petersen  m  Lewissi    ent-  r  ^     7;     •       •       -^      a      i     -d  n               o^a    -r 

j^^irf      ^;^l  ,1..    n  4.4.    1  ■  1,*  11          Tj   r        1,  \Apollomos  m  vita  Aesch.  Bekkcr,  an.  269,  7; 

deckt,  zeigt  den  Gott  gleichfalls  zu  Rofs  r.  h.,  10-7"              -            m„.,u  „.,7^7    t).,«„^o/7. 

•j.  d'        °  „1  ,         .     *i          ,    ,            ü       •  vgl.  Smd.  ovoaa  kvqiov.    JNach  schol.  Bemosth. 

mit  Panzerschurz,   in  der  erhobenen  R.   einen  ^°  «^rv  /      ..T  nn\              •       •       4-r  i,     -\t„    „ 

i„  ,,.  ,  „      p,    '       ,      1     ,r,,-.     ,     1  1  OS          1  19,  249  (p.  419,  22)  war  sein  eigentlicher  Warne 

undeutlichen    Gegeii^taod    (Blitzstrahl  ?)    und  ^d^tomachos ;  'vgl.  Bd.  1  Sp.  2865,  Z.  56  ff.  Höfer.] 

daiunter  die  Inschrift   Egf^acog  ötg  \  KowSaXt  ^^^^  j^^J       ^    ^^^^^  ^^              j^jj^ 

^B<^^Ka^acß,^^8viriv,   L.  Petersen    und    Felix  ^^^.^     -p^^^^j    ^gsi  S.  671.     [Drexler.] 

V.  Luschan,   Beisen  in   Lykien,   Milyas    und  Kalamos   (KäXa^iog),  der  schöne   Sohn  des 


921                        Kalaos  Kalclias                        922 

Flufsgottes]^Maiandi-os,  war  mit  Karpos  (s.  d.),  Aulis  sagte  er  die  Länge  des  Krieges  voraus, 

dem  Sohnefdes  Zephyros  und  einer  der  Hören,  11.  2,  300  ff.    Qu.  8m.  6,  61.   8,  475.   Ov.  Met. 

einem     zarten    Jüngling     von    ausnehmender  12,  11  ff.     Er  forderte   dort  die  Opferung  der 

Schönheit    durch    die    zärtlichste    Liebe    ver-  Iphigeneia  (s.    d.),   deutete   im    10.  Jahre   des 

bunden.     Als   beide  einst  zusammen   in   dem  Kriegs  den  Zorn  des  ApoUon  (//.  1,  92)  und  gab 

Maiandros  badeten  und  Karpos  ertrank,  ward  den  Rat,  den  Helenos  zu  fangen  {Serv.  V.  Aen. 

Kalamos  in  seinem  Schmerz  in  ein  Schilfrohr  2,  166.  Konon  3i),  sowie  den  Neoptolemos  von 

verwandelt;  Karpos  aber  ward  zur  Frucht  des  Skyros  und  den  Pfciloktetes  von  Lemnos  zu  holen; 

Feldes,   die  jedes  Jahr  wiederkehrt,   Serv.   V.  Qu.   Sm.   6,   57  ff.    9,    327.      Zuletzt,    als    alle 

Ed.  5,  4cS.l]Sio)in.  Bionys.  11,370  —  481.    {Murr,  lO  Kraft  und  Tapferkeit  gegen  Troja  nichts  half, 

P/Iansenwtlt  p.  279 — 280.)    [Stoll.]  riet  er  zur  List  und  veranlafste  mit  Odysseus 

KaLios    {KaXaog),    1)    Phryger,    Vater    des  die  Erbauung  des  hölzernen  Pferdes  {Qu.  Sm. 

Attes,  Hermesianax  b.  l'aus.  7,  17,  5;  vgl.  Bd.  1  12,  3  ff.   Verg.  Aen.  2,  185),  in  das  auch  er  hinein- 

Sp.  717,  Z.  52  f.  —  2)  XaAaog  Sohn  des  Thyestes,  stieg,  Tz.  Posthorn.  Mb.    TripMod.  \12.    Nach 

und  einer  Naiade,  Bruder  des  Aglaos  und  Orcho-  Eroberung  der  Stadt  offenbart  er  dem  Aineias 

menos,  scliol.  JEur.  Or.  5  (v.  1.  Koclaiög).  —  So-  sein  künftiges   Schicksal   und   den  Ruhm   des 

,  pholdes  fr.  144  a  {Dindorf)  nennt   ihn  Kälsog;  zu  gründenden  Roms,    Qu.  Sm.  13,  333  ff.    Vor 

Tzetz.  Chil.  1,  449  KaXXaiog;  mant.  prov.  2,  94  dem  Abzug  der  Achäer  fordert  er  die  Opferung 

Käl^vg.   Vgl.  Kallileon.  —  [3)  =  TaXaög,  Vater  der  Polyxena,  Serv.  V.  Aen.  3,  322.  —  Durch 

des  Parthenopaios,   ScJiol.   zu  Sopli.    Oed.    Coh  -20  den  Sturm,  der  die  heimkehrenden  Achäer  bei 

1320:  "Evioi  ov  xbv  'AtaXävtrjg  tpaal  Uag&irvo-  Euboia  überfiel  und  zerstreute,  wurde  Kalchas 

Tiaiov   atQcczsvaai,  dXXä  xbv  Tulaov  ,  ov  tvLoi  mit  Idomeneus  und  Sthenelos   nach  Kolophon 

Sta    xov    X    KccXaov    TtQocayoQSvovci,  Ka^änsQ  verschlagen,  Schol.  Od.  13,  159.     Zumeist  aber 

'jgtaxaQxog  b  Tsyiättjg  xßt  ^doviX^g  laroQovoi,  ward   erzählt,   dafs   er   und   der  Seher  Amphi- 

6vyyQcc(p£wv  6a   EyiuTaiog  b  McXTjGLog,  Ludicig  lochos,  sowie  Leonteus    Podaleirios  und  Poly- 

Mercklin,  Die  Talos-Sage  und  das  sardonische  poites,  sich  den  heimfahrenden  Achäern  nicht 

Lachen    (aus    den  Mem.  des  sav.  etr.  T.  7)   St.  angeschlossen  hätten,   weil  die  Schiffe    durch 

Petersbourg  1851.   4''.   p.  55   (19)    p.  109  (73).  die  lange  Dauer  des  Krieges  angefault  waren, 

Anm.  184.  Drexler.]     [Stoll  u.  Höfer.]  oder  weil  sie  den  Schiffbruch  bei  Euboia  vor- 

Kalaureates  {KaXavQEazrjg),  Beiname  des  auf  so  ausgesehen  und  zu  Land  von  Troja  abgezogen 

der  Insel  Kalauria  verehrten  Poseidon;  Boeclch  seien,    \_ApoUodori  Epit.  Vat.  21,  25.      Wagn. 

in  den  Monatsher.  d.  Berl.  Akad.  1853  S.  570.  Exe.   Salbait.,  Eh.    31.    46,   163.    174,    nebst 

573.  Dittenberger,Sylloge29,Tip.b6.  Poseidon  Wagners  Curae  mythogr.  256 ff.,  290   und  Bit. 

hatte  Kalaureia  von  Apollo  gegen  Pytho  (oder  31.    46,    407.      Andere    Stellen    bei    Immisch, 

von  Leto   gegen  Delos,   Strabo  8,  373)   einge-  KIaros{Jahrb.  Siqjp»l.XVll)  160  ff.;'vg\.na,ment- 

tauscht;  Paus.  2,  33,2.  10,5,6.    Strabo  8,  31i.  lieh  Lylcophr.   427 ff.   (nebst  Scholl,  u.  Tzetz.). 

Philostephanos  im  schol.  Apoll.  Bhod.  3,  1242.  Schol.  II.  2,  135.    Qu.  Sm.  14,  360.  366  u.  a.; 

Eust.    zu   Dionys.    Perieg.    498.      Suid.    s.    v.  s.  auch  Amphilochos  (I  Sp.  305ff.).    Immisch.] 

dvsHsv;  vgl.  Agathem.  1,  5  p.  193   Gron.  Plut.  Dem  Kalchas  war  prophezeit  worden,  er  werde 

Pomp.  24;   Schneider  zu  Kallim.  fr.   221.     In  40  sterben,  wenn  er  einen  besseren  Weissager  treffe, 

seinem  Tempel  war  ein  Asyl,  Lucian.Demosth.  als  erselbstsei(*S'Ojp/(OÄ'Zesinder  Tragödie'£i£j;r;s 

enc.  46.     Pseudo-Demosth.   ep.   2,  20   p.  1472.  «Tratrrjcrtg  nach  5'fra&.  14,  643);  wahrscheinlich 

[Vgl.  Karl  Keil,  Inschriften  aus  Griechenland,  war  die  Prophezeiung  von  Helenos  in  Troja, 

Philologus,  Supplbd.  2  p.  622 ff.  nr.  8,  wo   die  WelcJcer,  Gr.  Tr.  1,  123.    Den  besseren  Wahr- 

Litteratur  über  P.  K.  verzeichnet  ist.    Drexler.]  sager  traf  er  in  Kolophon   oder  vielmehr  in 

Vgl.  Kalauros.     [Höfer.]  Klaros  bei  Kolophon,  wo  das  alte  Orakel  des 

Kalanr[e^ia  {KaluvQia  oäev  KccXavQSLcc),  eine  klarischen    Apollon   war.     Dies  war  der  dort 

Nymphe,    Gemahlin    des    Indos,    Mutter    des  wohnende  Mopsos,  der  Sohn  der  Manto  und  des 

Ganges,  Pseud.-Plut.  de  Jluv.  4,  1.    [Lorentz.]  Rhakios  od.  Lakios,  mit  dem  er  sich  in  einen 

Kalauros  {KäXavQog),    Sohn    des  Poseidon,  .w  Seherwettstreit    einliefs    und    besiegt    wurde, 

nach    dem    die  Insel  Kalaureia   ihren  Namen  Infolge  davon  starb  er  vor  Trauer,  oder  er  gab 

hatte,  Steph.  B.  v.  KuXavQiicc.    Vgl.  Kalabros.  sich  selbst  den  Tod.    Seine  Begleiter  begruben 

[Stoll.]  ihn  zu  Klaros.     Die  Rätsel,  die  dem  Kalchas 

Kalclias  {KaXxag,  von  KaXxccivco),  der  Sohn  das  Leben  kosteten,  haben  Hesiod  (in  der 
des  Thestor,  aus  Mykenai  oder  aus  Megara  3Ielampodie)  unA  Pherehydes  a,u{hewahvt,  Strab. 
{Paus.  1,  43,  1),  „der  beste  der  Vogelschauer,  14,  642.  643.  Immisch  a.  a.  0.  Jung  ist  diese 
der  da  wufate  das  Gegenwärtige,  das  Zukünftige  Sage:  Kalchas,  mit  Mopsos  streitend,  weissagte 
und  das  Vergangene  und  den  Schiffen  der  dem  lykischen  König  Amphimachos,  der  das 
Achäer  nach  Troja  Führer  war  durch  seine  Amt  des  Schiedsrichters  übte,  in  einem  bevor- 
von  Apollon  ihm  verliehene  Weissagung",  IL  fio  stehenden  Kriege  den  Sieg,  welchen  Mopsos 
1,  69.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  139.  Byg.  f.  97.  128.  ihm  absprach.  Mopsos  behielt  Recht  und 
Er  heifst  bei  Homer  (lävtig,  oiavonöXog,  &8o-  wurde  noch  mehr  geehrt;  aber  Kalchas  gab 
^QOTtog  olcovLoxrjg,  IL  1,  69.  92.  13,  70.  Kägels-  sich  den  Tod,  Konon  6;  (vgl.  Immisch  144 
bach,  Hom.  Theol.  151  Anm.  u.  164.  Er  leitete  nr.  4.  Hafer,  Konon  88).  Auf  Euphorion  ist 
die  Achäer  vor  dem  Krieg  und  während  des-  die  folgende  Sage  mit  einiger  Wahrschein- 
seiben, so  dafs  sie  zum  Ziele  kamen.  Er  ver-  lichkeit  zurückzuführen:  Als  Kalchas  im  Haine 
kündete,  dafs  ohne  Achilleus  Troja  nicht  ge-  des  Apollon  bei  Grynoi  im  Gebiet  von  Myrina 
nommen  werden  könne,  Apollod.  3,  13,  8.    Zu  in  Aiolis  Reben  pflanzte,  prophezeite  ihm  ein 


923 


Kalchas 


Kaie 


924 


benachbarter  Weissager,  dafs  er  von  dem  Weine 
nicht  trinken  werde.  Nachdem  der  Wein  ge- 
keltert war,  hid  Kalchas  unter  andern  Gästen 
auch  den  Weissager  ein.  Schon  hielt  Kalchas 
den  vollen  Becher  in  der  Hand,  da  wiederholte 
der  Seher  seine  Weissagung;  Kalchas  brach 
darüber  in  Lachen  aus  und  erstickte,  bevor  er 
getrunken,  Serv.  V.  Ed.  6,  72.  {G.  Schnitze, 
Eupliorionea  50ff.  Knaack,  Jahrb.  1888  15011'. 
Immisch  149.)  Kallinos  erzählte,  Kalchas  sei 
in  Klaros  gestorben,  seine  Begleiter  aber, 
die  von  Troja  mit  ihm  gezogen,  seien  mit 
Mopsos  über  den  Tauros  gezogen  und  zum 
Teil  in  Pamphylien  geblieben,  zum  Teil 
weiter  gegangen  bis  nach  Kilikien ,  Syrien 
und  Phönikien,  Strab.  14,  668,  vgl.  Herodot 
7,  91.  Paus.  7,  3,  4.  Qu.  Sm.  14,  367.  Pam- 
phylier,  die  mit  Kalchas  von  Troja  abzogen, 
bildeten  einen  Teil  der  Bevölkerung  von  Ery- 
thrai,  Paus.  7,  3,  4;  daher  das  Bild  des 
Kalchas  auf  einer  Münze  dieser  Stadt,  Mionn. 
3,  130.  [Die  Münze  zeigt  nicht  das  Bild  des 
K.,  sondern  den  Beamtennamen  KAAXAI. 
Dagegen  sieht  Svoronos,  'Etprui.  kqx-  1890 
Sp.  165  —  170.  Pinax  8,  29—31  das  Haupt  des 
Kalchas  (nr.  29)  und  das  seines  Sohnes  (nr.  30. 
31),  nach  welchem  laut  Hesych.  Mil.  §  21. 
F.  H.  G.  4  p.  150  Chalkedon  benannt  ist,  auf 
älteren  Münzen  dieser  Stadt.  —  Eckliel  2  p  411. 
Mi.  2  p.  421.  S.  5  p.  25.  Leake,  Num.  Hell. 
As.  Gr.  p.  40.  Heacl  p.  438  lassen  diese  Häupter 
unbenannt,  während  Warivick  Wroth,  C.  Gr. 
C.  Brit.  Mus.  Pontus,  Paphlagonia,  Bithynia 
p.  124  an  Zeus  und  Apollon  denkt.  Drexler.] 
Sophokles  in  der  oben  erwähnten  Tragödie 
verlegte  mit  andern  den  Wettstreit  des  Kal- 
chas und  Mopsos  und  seinen  Tod  nach 
Kilikien,  das  er  Pamphylien  nannte,  Strab. 
14,  643.  675.  In  Pisidien  soll  Kalchas  die 
Stadt  Selge  gegründet  haben,  Strab.  12,  570. 
Eustath.  JJionys.  Per.SbS,  ebenso  Kalchedon  am 
thrakischen  Bosporos  (wohl  wegen  der  Namens- 
ähnlichkeit, richtiger  Maafs,  Herrn.  23,  619; 
doch  vgl.  Immisch  158  nr.  2),  Hesych.  Miles. 
in  Müller,  hist.  gr.  fr.  4, 150,  21.  Auch  in  Italien, 
in  dem  frühzeitig  gräcisiertenApulien  (Daunien), 
zeigte  man  ein  Grab  und  ein  Traumorakel  des 
Kalchas  auf  dem  Gipfel  des  Hügels  Drion;  am 
Fufse  desselben  war  das  Grab  des  Podaleirios. 
Ebenso  war  in  Siris  in  Lucanien  ein  Grab  des 
Sehers  Kalchas,  den  Herakles  durch  einen  Faust- 
schlag getötet  haben  sollte,  doch  will  Tzetzes 
diesen  nicht  für  den  Thestoriden,  der  in  Argos 
begraben  sei,  anerkennen:  Lykophr.  978  ff. 
1047  ff.  nebst  Schol.  und  Tz.  Strabo  6,  284. 
PreUer,  Gr.  M.  2,  480.^  482  f.  [Rohde,  Psyche 
1,  175.  Immisch  158  ff.  Wahrscheinlich  liegt 
der  Sage  eine  Umbildung  des  einheimischen 
Königs  Kalchos  zu  Grunde  (vgl.  Kalchos).] 
—  Tzetz.  Poithom.  666  beschreibt  den  Kal- 
chas als  klein  und  schmächtig,  von  weifser 
Haut,  mit  dichtem  gi-auem  Haar  und  ganz 
weifsem  Bart.  —  Ein  Bruder  des  Kalchas  war 
Alkmaon,  II.  12,  394,  Schwestern  desselben 
Leukippe  und  Theonoe,  welche  ihr  Geschick 
auch  nach  Kleinasien  führte,  Hyg.  f.  190.  Von 
Schol.  IL  13,45  wird  Kalchas  unter  die  Herolde 
vor  Troja  gerechnet.     [Bildliche  Darstel- 


lungen des  K.  finden  sich  auf  dem  Gemälde  des 
Timanthes  (s.  Iphigeneia  u.  vgl.  Heibig,  Wand- 
gemälde nr.  1304  u.  1305,  wo  auch  weitere 
Litteratur  angegeben  ist),  ferner  auf  der  Tabula 
Iliaca  G.  I.  Gr.  6125;  vgl.  auch  Arch.  Ztg.  4, 
286(?).  9,  103*.     R.]     [Stoll  und  Immisch.] 

Kalchedonia  [KaXxv^ovLa),  von  Zeus  Mutter 
des  Solymos,  von  dem  die  Solymer  stammten, 
Antimachos  b.  Schol.    Od.  5,  283  =   fr.   16  b. 

10  Bergk,  P.  L.^  2,  292.  Bei  Steph.  B.  v.  üiaidia 
heifst  sie  Xul^y^.     [Stoll.] 

Ealcliinia  {Kdlxivia),  lochter  des  Königs 
Leukippos  in  Sikyon,  welche  dem  Poseidon 
den  Peratos  gebar.  Leukippos  erzog  den 
Peratos  und  hinterliefs  ihm  die  Herrschaft, 
Pa^ls.  2,  5,  7.    Lauer,  System  391.     [Stoll.] 

Kalchos  (Kdlxog),  König  der  Daunier,  Ge- 
liebter der  Kirke,  die  ihn  jedoch,  als  sie  mit 
Odysseus  Umgang  pflog,  nicht  mehr  auf  ihre 

20  Insel  liels.  Seinem  Andringen  nachgebend, 
lud  sie  ihn  endlich  zum  Mahl  und  verzauberte 
ihn  dnrch  vorgesetzte  Speisen.  Als  nach 
einiger  Zeit  ein  Heer  der  Daunier,  den  König 
suchend,  bei  Kirke  erschien,  gab  sie  ihn  zu- 
rück gegen  das  Versprechen,  dafs  er  ihre  Insel 
nie  mehr  betreten  und  von  jeglicher  Werbung 
abstehen  wolle,  Parthen.  12.     (Vgl.  Kalchas.) 

[Stoll] 
Kaie  {KaXi]),  1)  eineNereide,  C.  I.  Gr.  4  nr.8406. 

30  —  [2)  Eine  der  3  Chariten  (=  Aglaia),  Schwester 
der  Pasithea  und  Euphrosyne,  von  Teiresias 
[dem  Schüler  des  Cheiron  in  der  Mantik, 
Tümpel],  in  einem  Schönheitswettstreit  mit 
Aphrodite  für  die  Schönste  erklärt.  [Als  Tei- 
resias von  der  erzürnten  Aphrodite  in  ein 
altes  ^Tagelöhnerweib  verwandelt  wird,  spendet 
K.  diesem  zum  Tröste  schönes  Haupthaar  und 
führt  es  nach  Kreta;  vgl.  'Nachträge^  zu  Bd.  II 
u.  'Arachnos'.  Tümpel]:  Sostratos  b.  Eustath. 

40  zu  Hom.  H  492;  vgl.  B.  Wagner  im  Hermes  27 
(1892)  S.  132  u.  136,  der  an  Ho7n.  Z,  382  f.  er- 
innert. Röscher.]  —  3)  [KAAH  als  Beischrift  einer 
Bakchantin  fafst  Ileydemann,  Satyr-  u.Bakchen- 
namen  A,  T,  W,  f.  %  nicht  als  Namen  der- 
selben p.  12  Anm.  43;  vgl.  O.  Jahn,  Vasenbildcr 
p.  18  Anm.  27.  —  4)  Stephani,  Der  ausruhende 
Herakles  p.  16  sieht  auf  einem  Vasengemälde 
„den  Gedanken,  dafs  die  wahre  Glückseligkeit 
in  reichlichem,  mit  Liebesgenufs  verbundenem 

50  Mahle,  in  Gesundheit,  langem  Leben  und 
Schönheit  besteht,  dadurch  ausgesprochen,  dafs 
Eudaimonia  von  Pandaisia  mit  herzuschweben- 
dem Eros,  von  Hygieia,  Polyetes  und  Kaie  um- 
geben ist" ;  ebenso  fassen  das  Bild  Mineroini, 
lllustr.  di  un  vaso  di  Buvo  1845  und  de  Witte, 
Bev.  arch.  2  p.  550 ff.  Elite  ceramogr.  2  p.  61. 
Ami.  deW  Inst.  17  p.  414  ff.  Auch  Heydemann, 
Heroisierte  Genrebilder  auf  bemalten  Vasen, 
Commentationes   pldlol.  in  hon.  Th.  Mommseni 

60  p.  164  Anm.  6  ist  nicht  abgeneigt  auf  dieser 
zweifach  {Jahn,  Vasen  mit  Goldschmuck  Tf.  II, 
1.  2  u.  3.  4  =  Brit.  3Ius.  1263  u.  Hresd. 
Antik.  88)  erhaltenen  Darstellung  KaXrj  hier 
„im  Hinblick  auf  Hygieia  u.  s.  w.  ausnahms- 
weise als  weiblichen  Eigennamen  (vgl.  Anth. 
Palat.  7,  599  u.  a.)  zu  fassen  und  zu  deuten". 
—  5)  Auf  einer  Hydria  fafst  de  Witte  KAPE  als 
Namen  der  dargestellten  Amazone,  de  Witte 


925  Kaie  Tbea  Kalligeneia  926 


o^ 


Beser.  d'une  coli,  de  vases  peints  et  de  bronzes  Kallias(Ä'aHmg),  1)  Solan  des  Temenos,  Bruder 

provenant  des  fouiUes  de  VEtrurie,  Paris  1837  der  Hyrnetho,  der  Gemahlin   der  Deiphontes, 

p.  92  nr.  145.  —  C)  Ebenso  hält  er  auf  einer  Apollod.2,8,5.  [Stell.]  — [2)  Name  eines  Satyros 

Hydria    mit    Darstellung    von    drei    bestimmt  auf  einem  rotfig.  Kylix:  G.  I.  Gr.  7473.    Heyde- 

durch  ihre  Attribute  als  Musen,  [TEJPYIXOPA,  mann,  Sai.- m  i^aA;c/(ennamen S. 29.  R.] —(3)  KAA- 

[0JAAEIA,  KAAAIOr[H]  charakterisierte  Frauen  AIAI  KAAOZ  neben  Theseus  u.  Antiope  auf  einer 

und   zwei   anderen,   von  denen  die   eine  ohne  ^^bq  bezieht  Welclcer ,  Hyperhor.-röm.Stud.  ani 

Beischrift  ist,  während  bei  der  anderen  KAAH  Theseus,  „als  den  Helden,  dessen  Schönheit  die 

steht,  dieses  für  den  Namen  der  Frau,  die  er  mit  Amazone   gerührt  hat";  ihm  widerspricht  mit 

der   anderen    nicht  mit    einer  Beischrift   ver-  lo  Recht  0.  Jahn,  Arch.  Beitr.  p.  149.    Drexler.] 

sehenen,    gleichfalls    für    eine    Muse    erklärt,  Kal(l)ichora  (KaXlixoga),  beigeschriebener 

Cat.  d'objets  d'art  .  .  .   composant  la    coli,    de  Name   einer  Nymphe   auf  einer  schwarzfigur. 

31.  Castcllani.    Paris    1866  p.  21   nr.  50.    Cat.  Vase,    welche    den   Kampf   des    Herakles    mit 

d'wie   coli,   de  monum.   ant.   (de  31.    Paravey).  Triton    darstellt:    C.  I.  Gr.   7591.     [Röscher.] 

Paris  1879  p.  20  nr.  42.     Drexler.]     [Lorentz.]  [Broendsted,    A    hrief    description    of   thirty- 

Kale    Tbea.      Eine    Inschrift    von    Ramleh  tivo  ancient  greeJc  painted  vases.    London  1832 

lautet:     Qsä    KaXrj  \  sv    UavdolxsL  \  -Aal    avv-  p.    15  — 18   nr.    7.      Eine    Quelle    bei    Eleusis 

['],[']         ,             ,       ,           ,     ,  hiefs  Kallichoros,  vlpo??o<Zor.  1, 5,  1;  Broendsted 

vccotg   I   ■9'fois  I   AniiavaQiov  \    HqaSov   aarrj  \  p    jg  Anm.  12.     Drexler.] 

dvi&r]Hsv,   F.  G.  Kennyon,  Class.  rev.  5   1891  o»     '  Kallichore  '{KalUxoQri),   eine  Bassaris,   Be- 

p.   483;    vgl.    p.   486    und    Athenaeum     1891,  gleiterin    des    Dionysos    nach    Indien,    Nonn. 

14.  Nov.     [Drexler.]  Dionys.  li,  221.     [StoU.] 

Kaieon  (Kcclsdv) ,  Flufsgottheit,  erscheint  auf  Kallidike  {KaXliöUrj),  1)  Tochter  des  Danaos, 

Münzen  der  Sabina  von  Smyrna,   mit  der  Bei-  vermählt  mit  dem  Aigyptiden  Pandion,  .4po;/o(7. 

Schrift  KAAGQN,  gelagert,  das  Füllhorn  in  der  R.,  2,  1,  5.    —   2)   Eine   der  Töchter  des  Fürsten 

den  1.  Arm  gestützt  auf  eine  Urne,   Mi.  S.  3,  Keleos   in   Eleusis,   Hom.    h.   in   Cer.  109.    — 

341,  1694—1696;  vgl.  Note  a.    Cat.  de  3Iousticr  3)  Königin  der  Thesproter,  vermählt  mit  Odys- 

p.  85nr.  1305.  Head,  H.  N.  p.  510.      [Drexler.]  seus,   dem   sie   den   Polypoites   gebiert,  ihren 

Kaieos  s.  Kalaos.  Nachfolger    in    der  Herrschaft,    Telegonie  des 

Kaieros  (KähjQos),  ein  König,  von  welchem  30  Euyammon  in  ProJd.  Chrestom.  (ScJiol.  in  Hom. 

Alopekonnesos  den  Namen  Kaieros  hatte,  Stepli.  11.  ed.  Bckker  p.  III).  Preller,  Gr.  3Iyth.  2, 468. 

B.  s.  V.     [Stell.]  ^  [Stell.] 
Kalesios   {KaXTqatog),    Gefährte    des    Axylos  Kalliergos  (XaAXtfpyog),  Beiname  der  Athena 

vorTroja,  aus  Arisbe,  von  Diomedes  erschlagen,  auf  einer  Weihinschrift  aus  Epidauros  'AQ-riväs 

IL  6,  18.    Tzetz.  Hom.  113.     [StolL]  ÄaXXiigyov  —  AnoXXcoviog    .  .  .    nvQOcpoQr'jOcxg, 

Kaletor    {KccXrjzcoQ) ,    1)    Sohn    des   Klytios,  Kahbadiasin  ephem.arch.  1884  28  =  Baunack, 

Vetter   des   Hektor,    von  Aias   erlegt,   II.  15,  Studien  auf  d.  Gebiete  des  Griech.  etc.    1,   102 

419.  Paus.  10,  14,  2.    [Vgl.  die  Tabula  Iliaca:  nr.  72.     [Höfer.] 

C.  /.  Gr.  6125.  R.]  —  2)  Vater  des  vor  llion  Kalligeneia  {KaXXiysvsia;  vgl.  Lobeck,  Para- 
von  Aineias  erschlagenen  Aphareus,  IL  13,  541.  40  lip).  p.  321),  eigentlich  Demeter  selbst  als  Mutter 

[Stell.]  des   schönen   Kindes  (KoQrj)    und    Dämon   des 
Kaleiis  s.  Kalaos.  Kindersegens; oder dat'fimvnsQit.J r'ifirjTQccv^Ari- 
Kalia  s.  Kolias.       •  stoph.  Thesmoph.  298   und  Scliol.  Nonn.  6,  140 
Kaliadue  (KaXiddvrj),  eine  Nymphe,  die  dem  {K.  srjv  ivnaida  rid'/jvrjv;  nach  PJiot.  lex.  127, 
Aigyptos  12  Söhne  gebar,  Apollod.  2,  1,  5  (b.  10  rgocpög),  die  Tochter  des  Zeus  und  der  De- 
Heyne  u.  C.  3Iüller  KccXiccvdrj).     [Stell.]  meter,  PJiot.  lex.  127,  9;  oder  =  ijyriirri)  AjMllod. 
Kaliande  s.  Kaliadne.  bei  PJwt.  lex.  a.  a.  0.;  oder  eine  Dienerin  und, 
Kallas  {KccXtdg),  Beiname   der  Aphrodite  in  Priesterin  der  Demeter,   C  I.  Gr.  3  nr.  5432. 
einer     samothrakischen    Inschrift    bei    Conze,  Hesych.  s.  v.      Als  Schwur  gebräuchlich  war: 
Heise  atif  den  Inseln  des   thrakisclien  3Ieeres  hO  \id   xrjv   KccXXiyivsiav ,   Alciphr  2,   4.     Ihr  zu 
p.  69,    nach   Usener,  Eh.  3Ius.  N.  F.  23  1868  Ehren   wurde    das   Fest    der  KuXXiysvsiu    ge- 
p.  324  Anm.  16  ,,sicher  keine  KcoXiäg,  schwer-  feiert  (tä   KuXXiytvsia    &v£lv),    Alciphr.  3,  39. 
lieh   mit  K.   Keil    (PhiloL  XXüI  p.  614)   her-  Plut.  quacst.  graec.  31.  Preller,  Gr.  3Iyth.  1,64.0 
zuleiten  von  KaXid,  'Aphrodite  in  der  Grotte'".  Anm.  3.  Demeter  u.  Perseph.  S.  346  u.  3Iomms., 
Vgl.  Kolias.     [Drexler.]  ifeotoZ. 301f.  295;  vgl. Kolias.  [Lorentz.]  [Kalli- 
Kalike  s.  Kalyke.  geneia  will  Stephani  erkennen  in   einigen   in 
Kallianassa  (KaXXidvccaaa),  Nereide,  IL  18,  Südrufsland  gefundenen  Terracotten,  die  eine 
46.     Hyg.   praef.    p.   29    Bunte.     Braun,    Gr.  kleine  weibliche  Figur  auf  den  Schultern  bald 
Götterl.  §  99.     [Stell.]  einer,   bald    zweier    weiblichen,    von    ihm    im 
Kalliaueira  {KaXXLdvBiQct),  Nereide,  IL  18,  eo  Widerspruch  gegen  Overbeck,  Demeter  u.  Kora 
44.   Braun,  Gr.  Götterl.  §  99.     [Stell.]  p.   488    auf    Demeter    und    Kora    gedeuteten 
Kalliaros  {KuXXCuQog),  Sohn  des  Odoidokos  Figuren    getragen    zeigen,    C.  r.  p.  Fa.   1S76 
und  der  Laonome,  nach  welchem  die  gleich-  p.  184  ff.,  speziell  p.  203— 204:  „dafs  aber  Kalli- 
namige  Stadt  der  opuntischen  Lokrer  benannt  geneia  von  ihnen   auf  der   Schulter  getragen 
war,  Hellanikos  bei  Steph.  B.  s.  v.     Bei  Schal.  wird,  ist  .  .  .  nichts  anderes,  als  ein  Ausdruck 
11.2,   531   heifst    er  Kalliaraos,    Sohn   des  für  die  engste,  natürlich  mit  sympathischer  Ge- 
Opus.   [Stell.]  sinnung  verbundene    Zugehörigkeit";    s.    bes. 
Kalliaraos  =  Kalliaros  (s.  d.),  auch  Usener,  Kallone,  Bh.  3Ius.  N.  F.  23  (1868) 


927                    Kallikarpos  Kallipolis                      928 

p.  329  Anm.  32,  p.  360.    Drexler.]    Der  Bedeu-  des  Ann.  de  l'Inst.  arch.  tom.  17)  Paris   1846. 

tung  nach  vgl.  Kalliteknos.  p-  17  u.  Note  2,    Gerhard,  Ges.  ak.  Ahli.  1  p.  55, 

Kallikarpos  {KanC-Auqnos) ,    Sohn   des   Ari-  p.  122  Anm.  106*;  107.   p.  137.  307  Anm.  11. 

staios  (s.  d.),  Bruder  des  Charmos,  auf  Sardinien  Heydemann,  Mitteilungen  a.   d.  Antikensamm- 

geboren,  Diod.  Sic.  4,  82,  4.     [Lorentz.]  lungen  in  Ober-  u.  Mittelitalien  p.  116.    Kaum 

Kalllkelados    {KccUinsluSog),  Beiname   des  mit  Recht  will  de  Witte,  Bescr.  d'une  coli,  de 

Bakchos;  frg.  adesp.  115  b.  Bergk,   Poet.  lyr.  vases  peints  et  bronzes  ant.  provenant  des  fouilles 

3*,  725;  vgl.  den  Beinamen  Keladeinos  {KbIcc-  de    l'Etrurie.    Paris  1837.  p.  130  nr.   293  auf 

Seivög)  Anth.  Pal.  9,  524.     [Höfer.]  einem   Spiegel  bei  Micali,   Storia  tav.    50,    1 

Kallikrates  {KallXji-nQÜxrjg),  beigeschriebe-  lo  mit  der  Befreiung  des  Prometheus  (Prumathe) 
ner  Name  eines  der  von  Theseus  durch  die  durch  Kastor  (Castur)  und  CAUAMICE  unter 
Erlegung  des  Minotauros  befreiten  athenischen  letzterem  statt  Herakles  den  Polydeukes  er- 
Jünglinge auf  einer  schwarzfigurigen  Amphora:  kennen.  Drexler.]  [Vgl.  ferner  die  von  Bergk, 
C.  1.  Gr.  7719.     [Röscher.]  poet.  lyr.   2^  p.   418   angeführten   Stellen  und 

Kallikrite(7va:AAix9tt7j),  eine  Nymphe,  Tochter  aufserdem   Eur.   Herc.  für.  180.  582;   vgl.  49. 

der  Kyane,  Plat.  Theag.  125  d.  e.    [Lorentz.]  570.   681.   788.   961.    1046.   —  Lukian.  Piscat. 

Kallllampetes  (A:«UiAa:|it«£'rrjs),  Beiname  des  31.     Anth.   Pal.    11,269.      Plut.   de    exil.    18. 

Helios;  Anukreon  fr.  27  (25).     Etym.  M.  670.  Nikephoros  jwogymn.   bei    Walz,  rhet.    1,  491. 

19.     Gramer,  an.  Ox.  3,  389,  21.  390,  14.     Fa-  Suid.  s.  v.  'laß;  Weihinschrift  an  den  Herakles 

vorin.  363;   ähnlich   Kalhtpsyyrig  Eur.  fr.  781,  20  KaUivsiKog    vom    Berge    Pagos    bei    Smyrna, 

11;  vgl.  Bd.  1  Sp.  2001,  5lff.     [Höfer.]  MovCBtov  nal  ßißl.  5  (1885/86),  S.  93  nr.  267; 

Kallileon    {KccXUliwv),    der    sonst    Kalaos  vgl.  Larfeld   in  Bursian's  Jahresb.   66  (1891), 

(s.  d.  u.  Bd.  1  Sp.  714,  30)  genannte  Sohn  des  72.    Nach  Hesych.  s.  v.  hiefs  KKUivinog  auch 

Thyestes,  Bruder  des  Agoos  (s.  d.  im  Anhang)  ein   Tanz    inl   xfj    xov    KsQßsQOV    dvaycoyfj.  — 

und  Orchomenos  {Apollodor.  bibl.  frg.  Vat.  ed.  2)   Beiname   des   Dionysos,  Eur.   Bakch.    1147 

Wagner  2,  10,  4).     [Steuding.]  vgl.  1161.     Höfer.] 

Kallimaclios  (KAAAIMAXO^)  heifst  auf  einer  Kalliope  s.  Musen. 

Vase  von   Cumae   der  Begleiter  des   von    der  Kallipliaeia  s.  lonides. 

Eos  verfolgten  Kephalos,  Bull.Napol.  1  Tav.  1.  Kallipliora  {Kal[k]Lcp6Qa),  beigeschriebener 

Minemini  p.  5.    Avellino  p.  35fF.   Schultz,  Bull.  30  Name   eines  Rosses    des  Demophon  auf  einer 

delV  Inst.  1842  p.  9 f.    Gerhard,  A.  Z.  1  p.  59  f.  schwarzfig.  attischen  Amphora  in  Berlin;  Furt- 

0.  Jahn,   Arch.  Beitr.   p.  141.    Stephani,  C.  r.  wängler  nr.  1720.     [Röscher.]     [C.  I.  G.  4154. 

p.Va.  1S67  p.  88.    Franz  Winter,  Die  junge-  Jeschonnek  p.iS. — Arthur  Schneider,  D.troische 

ren  attischen  Vasen  p.  71,  XIV,  B  nr.  16.  Sagenkreis  in  der  ältesten  griech.  Kunst  p.  109 

[Drexler.]  schlielst    sich    Brunn's    {Troische    Miscellen    3 

Kalliuikos  {KalXCviv.og),  Beiname  des  Hera-  p.  172)  Ansicht  an,  dafs   der  Maler  in  dieser 

kies  als  des  Beschützers  vor  allem  Übel,  Archil.  Scene  „wohl  weniger  den  troischen  Krieg  an 

bei  Schol.  Arikt.  Acharn.  1227.  Apollod.  2,  6,  4.  sich,  als  die  Verherrlichung  zweier  athenischer 

ep.   bei  Diog.  Laert.  6,  2  nr.  6.    Suidas   s.  v.  Namen    im   Auge    hatte.      Ebenso    lautet    auf 

G.  I.  G.  2  nr.  2385.    Preller,  Gr.  Myth.  2,  236.  40  einer   schwarzfigurigen  Amphora   des   Exekias 

271.  272.     [Lorentz.]     [Aristid.     Gr.  in  Herc.  aus    Vulci    der    Name    eines    der    Pferde    am 

t.  1  p.  34.    Boeckh,  Expl.  Pind.  p.  187.    S.  be-  Viergespann    des    Auchippos,    C.  I.  G.  8155; 

sonders  auch  die  Erklärungen  des  pompejani-  Jeschonnek  p.  43.      Derselbe  Name    auf  einer 

sehen  Graffito:  schwarzfigurigen  Vase   aus   S.  Agata  de'  Goti 

e       -     ,  ,          ^        ,,,            ^TT       1-  iiiit  dem  Auszuge    des  Amphiaraos    (C.  /.  G. 

orox-  z/tos  na,g  ^alhvsL^og   Hga^Xrjg       ^  ^^^^^  ^-^.^  ^^^   Welcker,  Schulzeitung  1832.  2 

£[i'^]aöai  «ßToixft,  (iTid^v   dasiocizw  %unov  ^  ^^3^   ^^^  Grüneisen,  Altgriech.  Bronz.^.Q4.t 

{Kaibel,  Epigr.  Gr.  1138)  von  Minervini,  Bull.  mit  Hinweis  auf  den  Peplos,   durch  welchen 

arch.  napol.  n.  s.  4  p.  33  —  35.  Buecheler,  Bhein.  Thersandros  die  Eriphyle  zum  Verrat  an  Alk- 

Mus.   N.  F.    12  (1857)  p.  247  —  248.      Bilthey,  50  maion  bestimmte,  auf  diese  bezogen,  dagegen 

Epigrammata  Graeca  in  muris  picta.  Göttinger  von  Minervini,  Bull.  delV   Inst.    1842  p.  44ff. 

ieÄt(0ws-7iaia%,V\^intersem.  1878/79  p.  3— 10.  Bull.   arch.  napol.    2   p.  122.    0.   Jahn,   Arch. 

—  Minervini  ]}. '6b  n.  Billhey  p.  8Anm.  1  .stellen  Beiir.  p.  140   und  E.  Curtius,  C.  I.  G.  a.  a.  0. 

KdlXtvi-nog     gleich     dls^iiia'Kog.      Das    löwen-  als  Name   eines  Rosses   des  "Agiatog  (Adrastos 

würgende  Bild  des  Herakles  erscheint  gemäfs  oder  Alkmaion)  erklärt.     [Drexler.] 

der  Vorschrift  des  Alexander  von   Pralles    de  Kalliphos  (Äa;lA^qp(]öcr),  einer  der  vielen  Namen 

medicam.   nat.   1.  x.  c.  1   auf  Amuletten  gegen  des   Sonnengottes    in    einer  Beschwörung  des 

die  Kolik,  Macarius,  Ahraxas  tb.  XXII  nr.  89.  grofseu  Pariser  Zauberpapyrus,  Wessely,  Griech. 

90  p.  127.    eil.  Lenormant,  liev.  arch.  3  (1846)  Zauberpapyrus   von    Paris  und  London  p.  59 

p.  510— 511  (mit  der  Aufschrift  ANAXOJPI  K0A6  60  vs.  594;  Dieterich,  Abraxas  p.  49.    [Drexler.] 

TO   AION   C€   AI0K6I   =   uvuiaqhi,   %olri,   x6  Kallipolis  {Rixllinolig),  Sohn  des  Alkathoos, 

&Ei:6v  GE  äicönfi);  Edm.  Le  Blant,  Bev.  arch.  Königs   in  Megara.     Als   die  Nachricht  kam, 

3«  ser.  3.   1883  p.  43  nr.  10.     Auf  den  etrus-  dafs   sein    älterer    Bruder   Ischepolis    auf    der 

kischen    Spiegeln    bezeichnet    Calanice    nicht  kalydonischen  Jagd  umgekommen,  eilte  er  auf 

selten   den  Herakles,   Müller,  Hdb.   d.   A.   d.  die  Burg,  wo  sein  mit  dem  Unglück  noch  un- 

K.   §  396,  2.   410,   1.    Eaoul-Bochette,    Mein.  bekannter    Vater    dem    ApoUou    opferte,    und 

sur  Atlas  p.  58 f.    0.  Jahn,  Lettre  ä  M.  J.  de  warf  die  Holzscheite  vom  Altar.     Der  Vater, 

Witte  sur  les  representations  d'Adonis  {Extr.  von  Zorn  erfafst,  erschlug  den  Sohn  mit  einem 


929                       Ivallirrlioe  KalHs                           930 

Feuerbrand.    Sein  Grabmal  wurde   zu  Megara  muHum  dicitur  rupti  amoris  dulce  flevisse  con- 

gezeigt,  Paus.  1,  42,  7.    43,  5.     [Stoll.]  sortium;  hanc   comocdiam  scripsit  Ätines  Celer 

KalUrrhoe  {KaUiQQÖi],  KocXXiQvr]),  1)  Tochter  pueriliter",    s.    0.   Jahn,    Arch.  Beitr.    p.   331 

des   Okeanos   und  der   Tethys,   von  Chrysaor  — 332,  Anm.  9,   der   den  Namen  des  Dichters 

Mutter   des   Geryones  und  der  Echidna,   Hes.  für  unrichtig,  die  Angabe   einer  Komödie   für 

Theog.   288.   297.   351.   981.    Hom.  U.  in  Cer.  sehr  verdächtig  erklärt.    Drexler.]  —  4)  Toch- 

419.    Äpollod.  2,5,  10.     Tzetz.  L.  651.    Hyg.  ter  des  Maiandros,  zeugte  mit  Kar   den    Ala- 

jjraef.   extr.  f.  111.     Mit  Poseidon  zeugte   sie  bandos,  Steph.  B.   v.  'AXäßavda.   [ —  5)  Toch- 

den    Minyas,    Tsetz.    L.   874,    mit  Neilos    die  ter  des  thrakischen  Flufsgottes  Nestos;  Steph. 
Chione,   Serv.  V.  Aen.  4,  250,  nach  lydischer  lo  B.  s.  v.  Biatovia.  R.]  —  6)  Tochter  des  Lykos, 

Sage  mit  Manes,  dem  ersten  König  der  Lyder,  Königs  in  Libyen,  welcher  den  nach  der  Zerstö- 

den  Kotys,  IJiovys.  A.  R.  1,27.  —  2)  Tochter  rung  von  Troja  dorthin  verschlagenen  Diomedes 

des  Acheloos,  Gemahlin  des  Alkraaion,  Apollod.  fesselte,  um  ihn  dem  Ares  zu  opfern.    Die  Jung- 

3,  7,  5.  6.    Faus.  8,  24,  4,    s.   Alkmaion    und  fran,  von  Liebe  zu  dem  Helden  ergriffen,  befreite 

Amphoteros.— [Ihr  Haupt,  geziert  mit  Perlendia-  ihn;  aber  Diomedes  liefs  die  Wohlthäterin  im 

dem    und  Halsband,   erscheint  im  Quadratum  Stich  und  fuhr  davon,  worauf  diese  sich  erhängte, 

incusum  auf  dem  Rev.  von  Silbermünzen  des  Plut.    Parall.    Gr.    et   B.   h.   23.    —     7)  Eine 

5.  Jahrhunderts  von  Stratos  mit  der  Aufschrift  Jungfrau  inKalydon.    Koresos,  ein  Priester  des 

^-T-l^-A,    deren   Obv.   der    bärtige  Kopf   des  Dionysos,    warb    mit    heifser    Liebe    um    ihre 
Acheloos   mit   Stierohren    einnimmt,    Imhoof  20  Gunst,  wurde  aber  beständig  zurückgewiesen; 

Blumer,     Die    Münzen    Akarnaniens ,     Num.  darum  wendete  er  sich  flehend  an  seinen  Gott, 

Zeitschr.  10  1878   p.  158  nr.  1   Tfl.  1,  20;   des-  und  dieser  liefs  nun  Wahnsinn  wie  eine  Pest 

gleichen  ohne  Schmuck,  ProJcesch-Osten,  Abh.d.  unter  den  Einwohnern  wüten.    Das  dodonäische 

Berl.  AI:   1845  Tfl.  3,  67.    Imhoof  ^.  158  nr.  2  Orakel  weissagte,   damit  der  Zorn  des  Gottes 

Tfl.  1,  21.    C.  Gr.  C.   Brit.   Mus.   Thessaly   to  und    das    Übel    ende,    müsse    Kallirrhoe    oder 

Aetolia  p.  191   nr.  1   PL  29,  15.    Head  p.  281.  einer,  der  sich  für  sie  stelle,  von  Koresos  ge- 

Etwa  in   der  Zeit  von  400  —  350  sind   eben-  opfert  werden.    Schon  standen  das  Opfer  und 

daselbst    Bundesmünzen     mit     den     gleichen  der  Opferpriester  am  Altare  bereit,  da  wurde 

Typen  geschlagen ;  die  Reversaufschrift  lautet  Koresos    aufs   neue    von   Liebe    ergriffen    und 
A-K;  das  Haupt  ist  hier  nach  C.  B.  Mus.  mit  30  tötete    sich    für    die    Jungfrau.      Diese    tötete 

einer  Taenia,  nach  Imhoof  mit  einem  Perlen-  sich  darauf,  von  Scham  und  Reue  ergriffen,  an 

diadem   geziert,   Imhoof  p.  14  nr.  1.     C.  G.  C.  einer    Quelle,    die    nach    ihr    benannt   wurde, 

Brit.  Mus.  Thcss.  p.  168  nr.  1  PI.  27,  1.   Head  Paus.  7,  21,  1.  Vgl.  Kalk  mann,  Pausanias  der 

p.  282;    oder    der    Rev,    trägt    die    Aufschrift  Perieget  p.    133.  —  8)  Tochter  des  Phokos;  s. 

AfHMQN  und  das  Haupt  trägt  Ohrgehäng  und  Phokosi.  [— 9) Tochter  des Piranthus, Schwester 

Halsband,    Imhoof  p.  14.  nr.  2.    Head  p.  282.  des  Argos,  Arestorides  und  Triopas;  i/?/*/./.  145; 

Auch  Bronzemünzen  des   4.  Jahrh.  zeigen  im  doch  vgl.  Kallithoe.  R.]  —  [10)  Quellnymphe  zu 

Obv.  wohl  das  Haupt  der  Kallirrhoe,   geziert  Tyros,   wie  Abarbarea  und  Drosere,  von  Dio- 

mit   der   Sphendone,    auf  dem    mit   der   Auf-  nysos   bewundert    und    von    Eros  mit   seinem 
Schrift  ZTPATIQN  versehenen  Rev.  das  Haupt  40  Geschofs  entflammt,  Nonnos  Bionys.  40,  359  ff. 

des  Acheloos,  C.  G.  C.  Brit.  Mus.  Thess.  p.  197  538ff.;  vgl.    Movers  2,  1  p.  230ff.    B.  Koehler, 

nr.  2,  PI.  29,    16;    nr.  3.    Head  p.  282.     Von  Über  die  Dionysiaka  des  Nonnus   von   Pano- 

Head    p.  281    werden    Stratos    zuerteilt    auch  polis  p.  80—81.   Baudissin,  Stud.  z.  semit.  Bei. 

die  Silbermünzen   mit   dem  Haupt  des  Ache-  2  p.  157—158;   letzterer  ist  indessen  geneigt 

loos  im   Obv.    und  F  im   Quadratum  incusum  Kallirrhoe  und  Drosere  für  eine  Erfindung  des 

mit  der  Umschrift   KAAAIPOA  im  Rev.,  Bev.  Nonnus  zu  halten.     Drexler.]      [Stoll.] 

num.    1859    PI.  1,  19^     Berliner   Blätter   für  Kallis  (JSTaUis  oder  XaAtg),  eine  Bacchantin. 

Münz-,  Siegel-  u.  Wappenkunde  2  1865  Tfl.  13, 2.  Ihr    Kopf   ist    neben    dem    des    Dionysos   und 

Imhoof -Blumer   p.   145  f.    nr.  4,  5    Tfl.    1,  17.  zweier    Bacchantinnen    abgebildet    auf    einer 
C.  B.  Mus.  Thess.    p.   189    nr.   2    PI.   29,   U;  50  schwarzfigurigen  Trinkschale  (/:/e2/c^emaww,  6'«- 

nr.  8;  und  mit  T  zwischen  zwei  Eichenzweigen  tyr-  und  Bakchennamen   S.  14)  und   auf  einer 

und  KAA  darunter  im  Rev.,  L.  Müller,  Under-  Trinkschale  des  Euxitheos  {Heydemann  a.  a.  0. 

s&gelse  at  graeske  Mynter,  der  have  Tegnet  T  S.  30).    C.  I.  Gr.  4  nr.  7446  b.   Archäol.  Zeitg. 

tu  Typ.  1857  Tfl.  1  nr.  2.   Imhoof  p.  147  nr.  8.  6,  1848  S.  220.    [Lorentz.]     [Auf  der  Vase  der 

C.  G.  C.  Brit.  Mus.  Thess.  p.  189  nr.  4  PI.  29,  Coli.  Santangelo   aus  Capua:  Minervini,  Bull. 

12.    Head   p.   281,    die   /.  Friedländer,  Berl.  arch.  napol.  n.  s.   6  p.  191,  tav.  13.    Gerhard, 

Bl.  2  1865  p.  1—7  Oiniadai  zugewiesen  hatte.  Bull.  arch.  nap.  7  p.  9  —  11.    Gerhard,  Über  die 

was  aber  bereits  das  Bedenken  Imhoofs  p.  151  Anthesterien,  Berlin  1858  p.  169.  204.  Tf.  1,  1.  2 

erregte.     Drexler.]    —    3)    Tochter    des    Ska-  =  C.  I.  Gr.  1U6h.  Heijdemann,  Satyr- u.Bak- 
mandros,  Gemahlin  des  Tros,  Mutter  der  Kleo-  co  chennamen  p.  14  nr.  G  fafst  Froehner,   Choix 

patra,   des   Ilos,    Assarakos    und    Ganymedes,  de  vases  grecs  inedits  de  la  coli,  de  son  Altesse 

Apollod. 3,12,2.  Schol  11.20,232.  Nach  Diow?/s.  Imp.  le  Prince  Napoleon.    Paris  1867.  4".  p.  26 

A.  B.  1,  62    zeugte   sie   mit  Erichthonios   den  nr.  A  u.  p.  34    Note  4   KAAIS  als  Beinamen 

Tros.  —  [Mutter  des  Ganymedes  auch  nach  S'c/toZ.  der  Athena:   „Je  m'etonne  que  jusqu'ä  present 

German.  283  p.  68.    schol.  Stat.  Theb.  1,  548.  l'egide    bien    caracterisee    de    Minerve    ait   ete 

Myfhogr.  Vatic.  2,  198.     Im  schol.  Pers.  1,  134  2^^^^^  P^^*"  "**^  ^^^^  brodee.    Le  nom  de  KaUig 

heilst  "es:   „Calliroe  nympiha  fuit,  quam  Paris  doit  etre  une  epithete  eomtne  Kalliazm,  -naXU- 

ante    raptum    Helenae    habebat,    quae    deserta  fto^qpos,    KaXliysvsia.      Minerve    fait   sotivent 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  30 


931                    Kallistagoras  Kallisto                        932 

partie   du   cortege    haecliique,   de  plus   eile   est  p.   79,   4);    auf   den    etwa   gleichzeitigen   Di- 

l'amie   intime    de   la  mere   de  Bacchus."     Auf  drachmen  von  Plieneos:    Hermes    den  kleinen 

einer  rotfigurigen  Vase  in  Athen  ist  KAAAIS  Arkas    davontragend  (a.   Bd.  1    Sp.  533);    als 

einer  der  Gefährtinnen  der  Sappho  beigeschrie-  Grab    der  K.   galt  ein    hoher,    mit    allerhand 

ben,    Maxime  Collignon,   Cat.   des  vases  peints  Bäumen  bestandener   und   mit   einem   Heilig- 

dti  musee  de  la  societe   areh.  d'Athenes.     Paris  tum  der  "AQTsyn?  KalUßxri  gekrönter  Erdhügel 

1878  p.  137ff.  nr.  517;  auf  einer  Vase  in  Mün-  nahe  dem  Südwestabhang  des  Mainalos  {Paus. 

chen  (nr.  404)  einer  Troerin.     Drexler.]  8,  35,  8).     Dieselbe  Version  im  Gert.  Eom.  et 

Kallistagoras  {KuUiarayÖQag),  doiificov  im-  Bes.  111  Bz.   (AlTiidamas)  und  b.   Apollod.   3, 

XcÖQiog    bei  den    Teniem,    Giern.    Alex.  Protr.  lo  8,  2,  4.  —  Eine  3.  Version  mufs  an  Stelle  des 

p.  12  Sylb.,  J.  Geffken,  Hermes  25  1890  p.  94f.  Zorns    der  Artemis    die    Eifersucht    der   Hera 

[Drexler.]  gesetzt  haben:    diese    könnte    der  verderbten 

Ealliste,  Beiname  der  Artemis  oder  Hekate,  Stelle  Eurip.  Hei  375 ff.  zu  Grunde  liegen,  wo 

Usener,  Kallone,  Bh.  Mus.  l!i.F.2S  1868  p.  325  nicht    von    einer    Löwin,    sondern    von    einer 

—  326.  Dilthey,  Bh.  Mus.  N.  F.  27  1872  p.  398.  Bärin  die  Rede  ist  {Franz  p.  254).  —  Als  eine 

[Drexler.]  Vereinigung  dieser  und  der  arkadischen  Version 
Kalllstlienes  tötete  seine  Tochter  Euboea  mit  selbständig  erweitertem  Schlufs  stellt  sich 
nach  einem  Orakelspruch  im  Interesse  meines  die  Erzählung  des  Kallimachos  dar:  Hera,  als 
Vaterlandes.  Hygin.  f.  238.  [Röscher.]  sie  die  an  ihr  begangene  Untreue  entdeckt, 
Kallisto  {KaXXiarcö),  1)  Mutter  des  Arkas,  d.  20  verwandelt  K.  in  eine  Bärin  und  veranlafst 
Stammvaters  der  Arkader.  Nach  anderer  (wohl  Artemis,  sie  als  wildes  Tier  zu  erschiefsen, 
tegeatischer)  Überlieferung  hiefs  sie  Megisto,  worauf  Zeus  durch  Hermes  das  Kind  aus  dem 
Tochter  des  Keteus  {Ariaithos  b.  Hyg.  Astr.  Leibe  der  Mutter  nehmen  und  der  Mala  über- 
2,  1  u.  6),  oder  Themisto  {Istros  b.  tStepJi.  B.  bringen  läfst,  während  er  die  Bärin  selbst  an 
V.  'AQKdSia.  Giern.  Born.  Becogn.  10,  21).  —  den  Himmel  versetzt  {Schol.  Ven.  A  Hom.  IL 
Monographie  von  Beinliold  Franz,  De  Gallistiis  18,  487.  Eustath.  p.  1212.  Paus.  8,  3,  6;  An- 
fabula,  Leipz.  Stud.  XII  (1890).  spielungen  Callim.  hyr)in.  in  lov.  40.  Gatull. 
Genealogieen:  Nymphe  nachiImod(wohl  66,66.  T/(eocr.  1,  125).  Ein  späterer  Mytho- 
richtiger  ii'MJHeZos)b.  ^^oZ/ofZ.  3,  8,  2,  2,  Tochter  graph  liefs  nach  einem  der  lo-Sage  entnom- 
des  Nykteus  nach  Asios  ebd.,  T.  des  Keteus  30  menen  Motiv  Zeus  selbst  die  K.  verwandeln, 
(durch  Übertragung  von  Megisto)  nach  Phere-  um  sie  der  Eifersucht  der  Hera  zu  entziehen 
Icydes  ebd.  und  Scliol.  Eurip.  Or.  1646,  T.  d.  {Apollod.  3,  8,  2,  4.  Liban.  p.  1101.  Hyg.  Astr. 
Lykaon  nach  Hesiod  b.  Eratosth.  Gatast.  rel.  2,  1  p.  31,  &  B.).  Ein  Katasterismenschreiber 
ed.  Bob.  p.  50  (vgl.  Apollod.  a.  a.  0.,  wo  die  setzte  am  Schlüsse  für  Zeus  Artemis  ein  {Hyg. 
Namen  Ev(irjlos  n.'HoLoScg  ihre  Plätze  ge-  Astr.  2,1  i^.  31,3  B.);  ein  ander  er  iügte  den  Jagd- 
tauscht  zu  haben  scheinen)  und  bei  den  Spä-  hund  der  K.  als  kleine  Bärin  hinzu  {Schal. 
teren.  Mutter  von  Zwillingen,  Arkas  u.  Pan,  Arat.  27);  ein  dritter,  wie  es  scheint,  verband 
b.  Epimenides  (und  Aischylos?)  nach  Apollod.  mit  der  Bärin  das  Sternbild  des  Löwen,  dessen 
nsQi  Q-säv  (vgl.  Bob.  Münzel,  Quaest.  mythogr.  Gestalt  Zeus  angenommen  habe  {Giern.  Born. 
p.  16.  Frans  a.  a.  0.  p.  238  fT.).  40  Homil.  5,  13).  Ein  unbekannter  Alexandriner 
Entwickelung  der  Sage:  Die  älteste  dichtete  als  Erklärung,  warum  die  Bärin  nicht 
Form  trägt  den  Namen  Hesiods:  K.,  die  jung-  untergehe,  hinzu,  dafs  Hera  ihre  Amme  Tethys 
frauliche  Jagdgenossin  der  Artemis,  erleidet  von  gebeten  habe,  ihre  Nebenbuhlerin  nicht  zum 
Zeus  Gewalt,  verheimlicht  es  aber  der  Göttin  Bade  im  Ocean  zuzulassen  {Hyg.  f.  \11.  Franz 
und  wird  daher,  als  bei  einem  Bade  ihre  p.  327).  Istros  frg.  57  (vgl.  Hermes  19,  447 
Schwangerschaft  an  den  Tag  kommt,  zur  A.  2)  übertrug  die  kallim.  Erzählung  auf  The- 
Strafe  von  ihr  in  eine  Bärin  verwandelt  misto,  Ariaithos  frg.  1  auf  Megisto  und  liefs 
{Eratosth.  Gatast.  1  p.  50  B.).  Als  solche  ge-  dieser  daher  auch  ihren  Vater  Keteus  als  iyyö- 
langt  sie  nach  dem  Lykaion,  wo  sie  den  Arkas  vkolv  an  den  Himmel  folgen.  —  Wieder  an  die 
gebiert  und  (auf  Befehl  des  Zeus)  von  Hermes  50  hesiod.  Erzählung  anknüpfend  dichtete  Era- 
genährt  wird  {Schol.  Ambr.  Theoer.  1,  123.  tosthenes  {Gatast.  1.  8.  2  p.  52.  74.  66  B.) 
Franz  p.  266 ff.) ,  der  ihr  Kind  seiner  Mutter  einen  neuen  Schlufs,  der  die  Lykaonsage  mit 
Mala  auf  der  Kyllene  überbringt  (vgl.  die  hineinzog  und  für  3  zusammengehörige  Stern- 
Münze  von  Pheneos  Bd.  1  Sp.  533.  Apollod.  3,  bilder  die  Erklärung  gab:  K.  als  Bärin  wird 
8,  2,  5.  Franz  p.  269  f.).  —  Über  die  KaXXiöza»  von  Hirten  eingefangen  und  mit  dem  Kinde 
des  Aischylos  {frg.  98  iV.*)  wissen  wir  nichts.  ihrem  Vater  Lykaon  überbracht;  dieser  schlach- 

—  Ein  neues  Motiv  erfand  Amphis  hinzu:  tet,  als  einmal  Zeus  bei  ihm  einkehrt,  den 
dafs  Zeus  in  Gestalt  der  Artemis  sich  der  K.  Knaben  und  setzt  dessen  Fleisch  mit  anderem 
nahte  {Eratosth.  Gat.  1  p.  50  ff.  B.).  —  In  der  gemengt,  dem  Vater  als  Speise  vor;  Zeus  stöfst 
arlcadischen  Überlieferung  ist  die  Strafe  ver-  60  voll  Abscheu  das  Mahl  zurück,  zerschmettert 
ändert:  K.  wird  von  Artemis  erschossen.  So  das  Haus  mit  dem  Blitz  und  verwandelt  den 
auf  den  Münzen  von  Orchomenos  (c.  370):  auf  Frevler  in  einen  Wolf;  den  Knaben  aber  ruft 
der  Vorderseite  Artemis  knieend,  den  abge-  er  ins  Leben  zurück  und  übergiebt  ihn  einem 
schossenen  Bogen  haltend,  auf  der  Rückseite  Hirten;  herangewachsen  begegnet  derselbe  auf 
K. ,  die  Brust  von  einem  Pfeil  durchbohrt,  der  Jagd  seiner  Mutter  und  verfolgt  sie  in 
zurücktaumelnd,  am  Boden  ein  kleines  Kind  das  äßatov  des  lyk.  Zeus;  als  infolge  dessen 
{I mhoof- Blumer ,  Monn.  gr.  tab.  E  10  und  9.  beide  getötet  werden  sollen,  werden  sie  von 
Archäol.    Zeit.     1864     Taf.  183,   4    und     1872  Zeus    entrückt    und     als   'Aqv.xog    fisyäXrj    und 


933 


Kallisto 


Kallisto 


934 


'jQHtocpvlcc^  unter  die  Sterne  versetzt;  Artemis, 
die  unterdes  den  Sachverhalt  erfahren,  fügt, 
uni  ihre  frühere  Härte  wieder  gut  zu  machen, 
noch  die  "jQKTog  ^lhqcc  hinzu.  —  Die  letzte 
Umgestaltung  erfährt  die  Sage  durch  Ovid 
(Metam.  2,  409-530  und  Fast.  2,  155—192), 
welcher  Hesiod-Amphis-Eraiosthenes  mit  Kalli- 
maclios  kontaminiert  und  den  später  erfundenen 
Schlufs   (Tethys)    erweitert:  K.,   die   als   Jagd- 


Brit.  Mus.  Peloponnesus  S.  190  Taf.  XXXV, 
nr.  15,  Methydrion] ,  Hermes  mit  dem  Ar- 
kaskinde  [Pheneos],  Arkas  spielend  {Revue 
numism.  1865  t.  7,  5).  Ein  bei  Valencia  ge- 
fundenes silbernes  Gefäfs  aus  dem  3.  Jahrh. 
n.  Chr.  zeigt  Zeus  in  4  Liebesabenteuern,  an 
4.  Stelle  als  Artemis  der  K.  nahend  {Froehner, 
Musees  de  France  1873  t.  5).  —  Nicht  hierher- 
gehörig   ist   die    Bärin    auf  den    Münzen   von 


genossin  der  Diana  Keuschheit  gelobt,  wird  von  lo  Mantineia  aus  dem  5.  Jahrh.  {Franz  p.  242  ff.), 

luppiter  in  und  auf  Fälschung  beruhen  die  Darstellungen 
Gestalt  der  der  Poniatowski- Gemmen  (vgl.  Förster,  Raub 
Diaua   über-       ii.  RiicM.  d.  P.   p.  116). 

rascht;      bei  Deutung:      Dafs    Kalhcxa     ursprünglich 

einem    Bade       mit  Artemis  KalXiazrj,  unter  deren  Heiligtum 
als    schwan-       man  sie  begraben  glaubte,  identisch  gewesen, 
ger  erkannt,       ist  seit  0.  Maller,  Proleg.  p.  73  ff.  u.  Dor.  1°, 
wird  sie  von       376  wohl  allgemein  angenommen.  Zur  Nymphe 
Diana     ver-       wurde  sie,    als  die  Vorstellung  von  der  jung- 
stofsen,nach  20  fraulichen   (homer.)    Artemis   die   herrschende 
wurde  (s.  Artemis  Bd.  1   Sp.  579  f.).     Dafs  die 
Bärin  der  Artemis  in  Arkadien  heilig  war,  er- 
giebt  sich,   wenn  man  die  Sagen  von  K.  und 
Atalante,  beide  Gefährtinnen  der  Artemis  und 
einst   A.   selbst,    die   eine   in   eine  Bärin  ver- 
wandelt, die  andere  von  einer  Bärin  gesäugt, 
mit    dem    Symbol     von    Mantineia    auf    den 


Münze   von    Orchomenos   in  Arkadien. 

Av. :  Artemis  knieend,  Rev.:  Kallisto 

vom  Pfeile  durchbclirt  und  Arkas  (nach 

Arch.  Zt'j.  1864.  Taf.  183  nr.  4.) 


Geburt  ihres 
Kindes   aber 
von  der  eifersüchtigen  Inno  in  eine  Bärin  ver- 
wandelt; nach  15  Jahren  Umherirrens  begegnet 
sie  ihrem  Sohne ;  als  dieser  den  Speer  auf  sie 
richtet,    werden    beide    von   luppiter    an    den 
Himmel    entrückt;     Inno    aber    beredet    ihre 
Pflegeeltern     Oceanus 
und  Tethys,  ihre  Neben- 
buhlerin für  immer  vom 
Meere  auszuschliefsen.  ,«s*^ 
Von  Ovid  hängen   un-  S»'"*" ' 
mittelbar  oder  mittel- 
bar die  römischen  My- 
thographen  ab  {Ärgum. 
Ov.  Metam.  2,  5.   Hyg. 
f.  177     Lact,  zu  Stat.  Theh 
3,  685.    Mytli.  Vat.  2,    58  f 
Scliol.    zu   Verg.    Georg.    1, 
246  u.U.    Isid.  Hisp.  Etym 
3,  35),  auch  Tzetzes  zu  Hes 
Op.  564.  — Eine  verschollene 
Überlieferung     scheint     an 
Stelle  des  Zeus  den  Apollon 
als  Vater  des  Arkas  bezeich- 
net zu  haben  (vgl.  Apollod  3,  8 , 
2,    3.     Tzetzes    zu    Lyh     478 
Franz  p.  343).  —  Ganz  abwei- 
chend   machte    Duris   fig    26 
Orchomenos    zum    Vater    des 
Arkas  (vgl.  F.  H.  G.  2 -p   133) 

Kunstdar  Stellungen 
Polygnot  stellte  auf  dem  Untei- 
weltsgemälde  in  der  delph. 
Lesche  K.  auf  einem  Bären- 
fell ruhend  dar  {Paus.  10,  31, 
10).  Auf  der  Akropolis  zu 
Athen  standen  die  Statuen  von 
K.  und  lo  nebeneinander,  beide 
von  Deinomenes  {Paus.  1,  25,  1).  Nach 
der  Schlacht  bei  Leuktra  weihten  die  Ar- 
kader {Paus.  10,  9,  5  nennt  fälschlich  die 
Tegeaten)  die  Statuen  der  K.,  des  Arkas 
u.  a.  nach  Delphi,  wovon  die  Weihinschrift 
erhalten  ist  {Mitt.  d.  d.  arch.  Inst.  1889 
S.  17).  Auf  arkad.  Münzen  des  4.  Jahrh. 
sind  dargestellt:  K.  vom  Pfeil  durchbohrt  [Or- 
chomenos;   vgl.    Catal.    of  greek   coins  in  the 


^IJj^Ig'^w^J^-.yT-n^...,  , 


Zeus  als  Artemis  der  Kallisto  nalieud,  anwesend  Eros,  Eelief  von  einem 
Silbergefäfs  (nach  Froehner,  Mus.  de  France  1873  T.  5). 


CO  Münzen  des  5.  Jahrb.,  einer  Bärin,  zusammen- 
hält {Franz  p.  243  ff.).  Von  einem  Zusammen- 
hang des  Sternbildes  der  Bärin  mit  der  Sage 
{Lauer,  Syst.  d.  gr.  Myth.  p.  295  f.  Usener, 
Rh.  Mus.  23,  334.^  Preller,  Gr.  3Iyth.  1  *,  305) 
kann  in  der  älteren  Zeit  keine  Rede  sein; 
derselbe  ist  erst  durch  Kallimachos  geschaffen. 
Das  ursprüngliche  Wesen  der  Göttin  ist  dunkel : 
Mondgöttin  ist  sie  nach   WelcJcer,  Gr.  Götterl. 

30* 


935                      Kalliteknos  Kallone                         936 

1,   580,    Usenera.  a.  0.,   Boscher,   Selene   u.  Kallitoxos  (ÄaU/rogos),  Beiname  des  Apol- 

Vcrwandtes   S.  36,  146,   ImmeriuaJir,  Kulte  u.  Ion;  Aristeides  in  Bhet.  Graeci  Spengel  2,  511; 

Mythen  ArJcadiem  1  S.  159  f.,  die  alle  von  dem  nachzutragen  zu  Bd.  1  Sp.  437,  Z.  62  fi'.    Vgl. 

Namen    Kallioxa    ausgeben,    Erdgöttin    nach  Klytotoxos.    [Höfer.] 

Bohert  b.  Preller,  Gr.  M.   1*,  304   A.  2,    der  Kallon  {Küllwv),  Argiver,  Geliebter  des  in 

von   &s(iiCTw   ausgeht.     Anders   Lippert,   Die  ein  Mädchen  verwandelten   Teiresias    (s.   d.); 

Belig.  d.  europ.  Kulturvölker  p.  381  u.  Görres,  den    Sohn    der    beiden   (Strabon)    machte    die 

Berl.  Stud.  10(1889).    [S.  auch  Bachofen,  Der  zürnende   Hera  zu   einem   Schieler.     Sostratos 

Bär  in  den  Beligionen  des  Altertums  p.  15—24.  b.    Eustath.    z.    Rom.    v.   492.      Vgl.    Wagner, 

Auch  E.  Gurtius,  Studien  zur  Geschichte  der  lo  Hermes  27  (1892)  S.  132  u.  135.     [Röscher.] 

Artemis,   Sitzungsber.   der  K.   Pr.  AI:   d.    W.  Kallone  {Kallövri).    1)  Eine  von  H.   Usener 

1887  p.  8:   „In  Arkadien  ist  Artemis  Kallisto  {Kallone, im  Bhein.  Mus.  N.F.  23  1868  S.318ff.) 

als  Zeus'  Gattin  die  Landesmutter".    Drexler.]  ans  Piaton  {Symp.-p.'iO&X)  MoLQa  ovvy.ai  Eilii- 

—  2)  Kallisto  oder  Phake  {^av.ri)  hiefs  eine  ■ö'via  i]  KaXlovr]  sazl  rij  ysvtasi;  lib.  Kallovy) 
Schwester  des  Odysseus  nach  Mnaseas  b.  Lysi-  mit  Billigung  0.  Jahns  (ed.  p.  55,  10)  sowie 
machos  {Athen.  4,  158  c.    Eustath.  p.  1572,  53).  aus  dem  2%w.  Gud.  Käßigoi  {p.  289,  30)  cos 

—  3)  Priesterin  zu  Athen  znr  Zeit  von  Trojas  Sr]loi  'AQLOzocpävrjg  iv  EiQrjvT]  leycov  all'  si' ng 
Fall  nach  HellaniJcos  b.  Tzetz.  Posthorn.  776.  vficöv    sv    Zano^QÜ^jj    tvyxüvsi  \   ju.fftuAjjXfc'j/og 

[Franz.]  vvv  sv^aio  ■auIIov  fj  (sie!)   gewonnene  und  in 

KallitekiiOS  {KalUt t-nvog)  heifst  1)  Apollon  20  Arist.   Frd.   277    mit  Änderung   vvv  s^aQÜc&s 

in  Pergamon   Aristid.   2,   708    (Dindorf);    er  KaXlövr]  eingesetzte  Göttin  der  samothra- 

hatte  unter   diesem  Beinamen    einen    Tempel  kischen    Mysterien,     welche    in    den    er- 

Aristid.  1,  469.   0.  Müller ,  Archäol.  d.  Kunst ''  weiterten  Schollen  z.  d.  St.  {Suidas  ''All'  si  rtg' 

516,  6..  —  Fränkel,  Die  Inschriften  von  Perga-  und  'Uafio&gäyir]'')  unter  Billigung  Useners  als 

mon  p.  3,  der  über  den  dortigen  Apollonkultus  Hekate  Zerynthia  erklärt  wird.    Weitergehende 

handelt,    erklärt  diesen  Beinamen  des  Gottes  Untersuchungen  jedoch   werden  vielmehr  auf 

aus  seiner  Beziehung  zu  Asklepios.  —  2)  Leto  die  Göttin  der  „Schönheit"   selbst,  Aphrodite, 

und  Niobe  Luc.  dial.  deor.  16,  1;  vgl.  Parthen.  führen,    die    sonst    neben    den    Kabeiren    als 

33.  —  3)  Die  Nereiden  Orph.  hymn.  23,  3.  [Der  Mittelpunkt  der  samothrakischen  Mysterien  er- 

Bedeutnng  nach    vgl.   Kalligeneia  und  yiaXh'-  30  scheint  und    von  Lyl^ophron  (v.  119)   und  bei 

naiScc  KdßsiQov   b.   Pindar,  Poet.  lyr.  gr.  ed.  Suidas  {'ZrjQvvd-La'')  in  der  zerynthischen  'He- 

Berglc^  p.  1060.    R.]     [Höfer.]  kate'  erkannt  wird. 

Kallithea  {KaXXi&ia),  Tochter  des  Choraios,  2)   Ein  von  den  Rhodiern  für  Kassiepeia 

von   Atys   Mutter   des   Lydos   und  Tyrrhenos,  scherzweise   gebrauchter  Name,    wohl    wegen 

Dionys.  1,  27.     [Stoll.]  ihres  Schönheits Wettstreits  mit  den  'Nereiden', 

Kallithoe  {KceXlL&6rj),  1)  Tochter  des  Fürsten  nach    den   vom    Verf.    {Kallone,    in    Fleckeis. 

Keleos   zu  Eleusis,    Hom.   h.  in   Ger.  110.    —  Jahrh.    135    1887  S.  104)  behandelten  Glossen: 

2)  Erste  Priesterin  der  argivischen  Hera  (Bei-  Hesych.  KccK^iyövrjg-   SLQcov<^i%(ögy  'Püdioi,  sc. 

name  der  lo),  Giern.  Strom.  1,  25  p.  418.  KccXXt-  ccvtl   xov   ÄccaaifTtsiag   wegen   Suidas  Kaoats- 

&vLa  heifst  sie  bei  Syncell.  p.  283.   Hieronym.  40  nsiu-  rj  KaXXovr]  (lib.  yialXovi])-  nal  (!)  ovofiu 

Chron.    ad    ann.   Abr.   376.     'ira   KccXXi^vioaa  y.vQiov.     Vgl.  den  Artikel  'Kassiepeia'  3. 

Hesych.    s.   v.    Welcker,    Tril.    134f.     Preller,  3)  Auf  Lesbos  haftet  noch  heute  nördlich 

Gr.  M.  2,  40.    Gerhard,   Gr.   ikf .  1    §  216,  4.  vom  alten  nölnog  xrig  KaXXovfig  der  Name  an 

2    §    793.     Vgl.   lo.    [Stoll.]     [Vgl.   besonders  einem   Gau,  in  byzantinischer  Zeit  an   einem 

Knaack,   Quaest.,  Phaethonteae  {Philol.  Unters.  cpgovQiov  KccXXovi]  {Kantakuzenos  Par.  p.  291  D, 

von  Kiefsling  u.  Wilamoioitz  Hft.  8  1886  p.  59  292  A;  20, 1,  479  Bonn.),  bei  dem  nach  {Blyrsilos 

u.  Note  67.     Der  Vater  war  Peiras,  der  zuerst  bei)  Plut.  VII  Sap.  conv.  c.  9    (vgl.  de  sollert. 

der  Hera  in  Argos  ein  Holzbild  gestiftet  haben  anim.  c.  36  =  F.  H.  G.  4,  459, 12)  eine  nicht  be- 

soll,  Plutarch  de  Daedal.  bei  Euseb.  praep.  ev.  nannte  Jungfrau  durch  Wassersturz  den  Wasser- 

3,  8;    vgl.   UitQr'iv   Vater    der  lo,    Hesiod.   /V.  50  gottheiten  geopfert  ward.  Denn  das  Lokal  dieses 

174  u.  Hygin  fab.  145:   ex  Pirantho  et  Galli-  Opfers,  das  f^scfdyf tov  tp/xor,  kann  nichts  anderes 

rhoe  Argus  Arestoridcs  Triopas,    was    Knaack  als  jener  für  Lesbos  charakteristische  Golf  von 

in  Pirante  et   Calliihoe  geändert  wissen  will.  Kalloni  sein.      Dann  würde  in  diesem  Mythos 

Der  Verfasser  der  Phoronis  fr.  4  K.  erwähnt  sie :  das  Mädchen  (oder  seine  Mutter)  etwa  'Kallone' 

KciXXid-or]  -hXilSovxos  'OXvfiniccSog  ßaGLlsirjg  geheifsen    haben;    und    obgleich    der    Mythos 

"Hqrig  'Agysirjg,  ?)  Gtf'ftftarct  y.al  &vaävoiaL  ganz    in    den   Zusammenhang    der    Geschlech- 

TiQiazr]  -nöa^rjaiv  nsgi  nCova  [ik%qov  aväaarjg.  tersage   und   des   Poseidon -Enalosmythos  ein- 

Ihr  Sohn    war   Trochilos,    schal.   Aratea   161:  wandernder     lakonischer     Penthiliden     {Anti- 

01  §£  (ivd-oXöyoi  xov  'Hvtoxov  Xiyovoiv  flvai  kleides  bei  Athen.  11,  15  p.  466  C.  D,  781  C) 
siSaXov  . . .  TqoxCXov  xov  KaXXi&sag  (scr.  KaXXi-  60  verflochten  ist,  so  wird  er  doch,  wie  der  Vater 

&viag   Knaack)    ncciSog   x-^g  jigcöxrjg   iv  "Agy^t  der  geopferten  Jungfrau,  Smintheus,  vorpenthi- 

ysvo^svrjg  Lsg^iag  aQfia  tzqcöxov  i,i,v^avxog.  Vgl.  lidisch     sein.        Das     Wasseropfer     erhielten, 

auch    B.   Foerster,     Über    die    ältesten   Hera-  wenn    man   für   NrjQrj'CSsg   den    einheimischen 

bilder.     Breslau  1868.  4".  p.  7  Anm.  43.  p.  10.  Terminus  einsetzt,  den  der  lesbische  Referent 

Enqelmann,  De  lone  p.  39  Note  20.    Drexler.]  des  Mythos,  Myrsilos,  gebraucht  haben  mufs, 

Kallitliyia,  -tliyessa  =  Kallithoe  (s.  d.).  die  Asvno&scct  {Et.  Mag.  p.  56,  45  =  F.  H.  G. 

Vgl.   Usefier,  Kallone,  Bh.  Mus.  li.  F.  23  {i86S)  4,   459,    10).     Zu    ihnen    wird    die    geopferte 

p.  325.     [Drexler.]  Jungfrau  versammelt:  diese  ist  also  selbst  als 


937                          Kallone  Kalybe                         938 

eine  Lenkothea    zu    bezeichnen    {Philologus  p.  604)    wiederiindet    {Aithiopenl.   S.   200),    so 

N.  F.  3    1890   S.  105^",   112).     Ebenso  ist  "auf  erwähnte  Verf.  die  Möglichkeit  (ebda.  S.  141-'*, 

Samothrake  die  Purpurbinde,  durch  welche  die  177.  200),  dafs  eiue  Urverwandtschaft  zwischen 

Mysten  des  Aphrodite- Kallone-  und  Kabeiren-  ioppensischen  und  rhodisch-lesbisch-samothra- 

kults  die  Seegefahr  von  sich  fernhalten,  welcher  kischem  Wasserkult  vorliege.  Eine  Bestätigung 

bei  Aristoplianes  durch  Kallone   der  reisende  hierfür    ist    die    Beobachtung   von  0.  Gruppe 

Herold  geweiht  wird,  nichts  anderes  als  der  aus  {' Äithiopenmythen\  Philologus  N.   F.    1   1888 

1er  Odyssee  bekannte  Zauberschleier  der  Leu-  S.  92),  dafs  der  einheimische  Name  der  Stadt 


kothea  {Scliol.  Apoll.  Eh.  1,  917.  Cnisius,  lapho,  nichts  anderes  bedeutet  als  „die 
"^ Kabiren'  S.  23 ^^  Beiträge  S.  23).  In  Rhodos  lo  Schönheit"  (s.  Gesenius,  Lexikon  s.  v.). 
endlich  dreht  sich  derselbe  Mythos,  welcher  [Tümpel.] 
Aphrodites  Landung  berichtet,  um  den  Wasser-  Kallos  -(ÄaA^oj),  die  personificierte  Schön- 
sprung der  Halia-Leukothea:  Dtodoros  5,  55,  heit,  der  die  Musen  den  mit  Kränzen  gefes- 
kompiliert  über  den  grofsen  .4^:/oZZo(foros  (J5ei/je,  selten  Eros  übergeben  (Anakreontea  19  [30]). 
Hermes  24  1889  S.  429)  aus  dem  Rhodier  Zcnon  [Höfer.] 
und  anderen  (JT'.if.G.  3,  175).  Ist  aber  gerade  Kalokagatllia  {KaXo-uaya^Lu),  die  Personi- 
die  Lenkothea  von  Cnisius  nach  0.  Ilällcrs  Vor-  fikation  aller  vollkommenen  menschlichen 
gang  als  heroische  Hypostase  der  Aphrodite  Eigenschaften;  Telesilla  im.  Schol.  Hom.  Od.  13, 
für  die  tj'rsenischen  Kabeirenmysterien  in  289;  vgl.  Kebes,  Fin-ix  15  u.  Kaicia.  [Höfer.  | 
Anspruch  genommen,  in^  deren  Genealogieen  20  Kaloi  Daimoues  (Äaiot  ^oü'ju.oj'ss).  Ihnen  ist 
als  Gattin  des  Hephaistos,  wie  sonst  Aphro-  gewidmet  eine  Inschrift  von  Neapel:  Kalotg  \ 
dite,  eine  Kccßiiga  (=  Aphrodite)  erscheint  Saifioatv.  ''EXsvi'cov  iditj  &vyazgl'  Tvx'yj[i{rjväv) 
{'Kabeiren'  S.  21'^),  so  ist  die  rhodische  lü,  rii^sgcäv)  iß'  \  inotTjaev,  Kaibel,  Inscr.  Gr. 
,,Xaqp E^ 9«,  Tochter  des  Okeanos  und  Pflegerin  Jtal.  et  Sic.  813.  [Drexler.] 
des  Poseidon",  welche  Strabon  dem  einen  Rbo-  Kalöpa  {KccXcona,  KAAOTTA)  auf  der  Vase 
dier  entnimmt,  identisch  mit  der  Leukothea-  C.  I.  Gr.  7711  mit  dem  Auszug  des  Amphia- 
Halia,  die  als  ,, Tochter  der  Thalatta  und  Gattin  raos  wird  von  E.  Curtius  u.  anderen  als  Name 
des  Poseidon"  in  der  anderen  rhodischen  Quelle  der  Eriphyle,  von  0.  Jahn,  Arch.  Beitr.  p.  14 
Strabotis  erschien;  Leukothea-Kapheira  aber  jedenfalls  richtiger  als  Pferdenamen  erklärt, 
ist  =  Aphrodite-Kabeira,  deren  Mutter  eben-  so  [Drexler.] 
falls  Thalatta  war  {Istlmos:  Paus.  2,  1,  7;  Kalos  (Kcclas),^  Nebenform  für  TccXcog: 
Athen:  Parthenon- Westgiibel?').  Pelasger,  die  Paus.  1,  21,6:  'lövzav  ds  'Jd-rivrjßiv  ig  rfjv 
Trägerdes  Aphrodite-(Kallone-)Kults  in  Thebai,  d-ngonoliv  «ttÖ  tov  &£arQov  Ts&cnixcci,  KdXcog' 
und  unter  Führung  des  Kadmos  auf  Samo-  zovrov  xov  KäXcov  dSsXcprjg  TcaCSa  ovta  -nal 
thrake,  sind  verbürgt  auf  Lesbos-Pelasgia  zrig  zsxvrjg  fia&rjztjv  cpovsvoag  JcetSaXog  ig 
(Philol.  N.  F.  2  1889  S.  125.  128  und  3  1890  Kq/iztjv  scpvya  v..  x.  X.;  Suidas  s.  v.  niQdiv.og 
S.  707 ff.  719  ff.),  wo  die  Sapphobiographie  isqÖv  tcccqcc  xfj  d-ngoTtöXsi.  EvnctXäfico  yäp 
aus  dem  Aphroditemythos  gerade  um  das  iyivovzo  naiSsg  dcctSaXog  v.a\  YliQSi'g'  rjg  viog 
Motiv  des  Wassersprungs  vermehrt  wurde;  KäXcog'  ta  cp%ovriGag  6  daCSaXog  zrjg  ziivrig 
ferner  auf  Rhodos  durch  die  Sage  von  der  40  SQQVipsv  ccvzov  v.aza.  zrig  cc-nQonöXsag  %.  z.  X., 
Landung  des  Kadmos  mit  dem  Kult  des  (Leu-  L.  MercMin,  Die  Talos-Sage  %i.  das  sardo- 
kothea- Gatten)  Poseidon  und  Pelasgern  in  «?sc/te  ZacZiew  p.  53  (17),  p.  55  (19),  p.  109  (73), 
lalysos-Achaia  {Diodoros  5,  58  nach  denselben  Aum.  163  u.  165;  [s.  ferner  Paus.  1,  26,  4;  zum 
Quellen  F.  H.  G.  3,  177  a);  vgl.  Dionys.  Hai.  Grabe  des  Kalos  vgl.  Baumeister,  Denkmäler 
de  Dinarcho  c.  10.  Konon  c.  47),  jener  Stadt,  194,1.  Höfer.]  [Drexler.] 
die  durch  ihren  Kult  der  Alektrone-Elektryone  Kalpetos  (KccXnszog),  Nachfolger  des  Kapys 
{0.  Wilamotvitz ,  Hermes  14,  457)  im  Hinblick  (dessen  Vorgänger  Kapetos  [s.  d.]  war)  in  der 
auf  Elektryon,  den  Sohn  der  Andromeda  von  Königsherrschaft  von  Alba;  Dion.  Hai.  ant. 
Perseus,  unter  den  rhodischen  Orten  das  meiste  B.  1,  71.  Diod.  Sic.  7,  4  ==  Euscb.  chron. 
Anrecht  auf  den  Mythos  von  Kallone  und  das  50  p.  210  f.  Mehr  bei  Klausen,  Aeneas  2,  953.  982. 
Wasseropfer  ihrer  Tochter  zu  haben  scheint.  Schwegler,  Rom.  Gesch.  1  S.  342  ff.  [Roscher.J 
Endlich  ist  allen  drei  Inseln  gemeinsam  der  Kalpos  {KäXnog),  Sohn  des  Numa,  Bruder 
Name  Aithiopia  (-ope)  und  die  Sage  von  der  des  Pompon,  Pinos,  Mamerkos,  Ahnherr  der 
grofsen  Flut,  die  mit  dem  Wasseropfer  zu-  Calpurnier;  Plut.  Numa  21  (vgl.  G.  I.  Gr. 
sammenhängt.  —  Da  nun  3989,  5).  Mehr  bei  Schtvegler,  B.  G.  1  S.  343 
4)  die  philistäische  loppe,  gleich  vor-  A.  2.  De  Vit,  Onom.  s.  v.  Calpus.  [Röscher.] 
sintflutlich  wie  Kyrbe  -  lalysos  {Buttmann,  Kalpyia  (?)  (KAATTTIA),  Beischrift  einer  ge- 
Mythol.  1,  137  zu  Diod.  5,  57)  und  überhaupt  flügelten  Göttin  auf  einer  rotfigurigen  Le- 
Rhodos,  und  später  berühmt  als  das  Lokal  kythos,  Collignon,  Cat.  des  vases  peints  du 
der  Andromedasage,  den  damit  verflochtenen  co  musee  de  la  soc.  arch.  d'Athenes  p.  171  nr.  580: 
Kult  und  Mythos  der  ins  Meer  springenden  „Une  divinite  ailee,  sans  deute  Nike,  vetue 
Atargatis-Derketo  hat,  von  welchem  schon  d'une  robe  flottante  et  d'un  chiton,  vole  vers 
Herodotos  den  Aphroditekult  herleitete,  da  la  droite,  les  mains  ouvertes  et  etendues.  Au- 
ferner  der  auf  Lesbos  (Troas)  und  Rhodos  dessus,  on  lit  V inscr.  suivante(V oiv  \^l.Y  n"  30): 
heimische  Smintheus  mit  Mäusekult,  -symbol  KAATTYIA."  ^  [Drexler.] 
und  -sage  sich  genau  entsprechend  in  Philistäa  Kalyhe  {KaXvßr]),  1)  eineNymphe,  mit  welcher 
(1  Samuel.  1,  6,  11  —  18)  und  der  Philisterstadt  der  troische  König  Laomedon  den  Bukolion 
Pelusium  {Herodotos  2,  141,    vgl.  Strabon  13  zeugte,   Apollod.  3,   12,  3,   vgl.  11.   6,  23.  — 


939                      Kalydneus  Kalypso                        940 

2)    Bejahrte    Piüesterin    der    luno    zu    Ardea,  dem  Jüngling  Euathlos  ergriffen,  erflehte  von 
Verg.  Aen.  7,  419.     [StolL]  Aphrodite   die   Ehe  mit  demselben;  von  ihm 
Kalydneus    {KcclvSvsvg) ,     Kalydnios    (Ka-  verschmäht,   stürzte  sie   sich  von  dem  leuka- 
XvSviog),   Beiname  des  Apollon  von  der  Insel  dischen    Felsen.      Sie    ward    in    einem    alten 
Kalydna  {Androtion  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  Kü-  '^oW^sMediKalyliehe&nngQn^Stesichorosh.  Athen. 
Iv8va).     [Höfer.]  14,  619d;  vgl.  JEustath.  IL  1236,  62.  Preller,  Gr. 
Kalydnos  {KälvSvog),  1)  Sohn  des  Uranos,  Myth.  1,  296.  —  6)  Eine  Bassaride,  Begleiterin 
der  erste  König  von  Theben,  Vorgänger  des  Ogy-  des  Dionysos    gegen  die  Inder,    Nonn.  Dion. 
gos;  er  soll  Theben  zuerst  ummauert  und  umtürmt  14,  222.   29,  251.     [Vgl.  auch  die  Trinkschale 
haben,  wovon  Theben  Kdlvdva  und  KaXvSvov  lo  bei  Heydemann,  Satyr-  u.  Bakchennamen  S.  29. 
tvQaig  hiefs,  Stej^h.  B.  v.  KälvSva.   Tsetz.  Lyk.  C.  1.  Gr.  7558.  R.]  —  7)  Nach  ScJiol  IL  2,  104 
1209,  vgl.  1206  p.  962  ilfitZL  —  2)  Nach  einem  Ka-  soll  Pelops  Sohn  des  Hermes  und  der  Kalyke 
lydnos  waren  die  Inseln  Kalydnai  bei  Tenedos  sein.  Stark,  Niobe  416.  —  8)  S.  Kalyka.  [StoU.] 
genannt,  Tzetz.  L.  25.   Stcph.B.  a.  a.  0.  [Stoll.J  Kalypso  {Kcclvipm),  eine  Nymphe  (a  14;  s  14. 
Kalydou  (Ä«Av<Jwv),  1)  Heros,  nach  welchem  57  n.ö.;  &scc  s  d2n.ö.;  Ssivrj  &f6g  avSrisoöa  fi  iid ; 
die  gleichnamige  ätolische  Stadt  benannt  war;  öia  &£ä(ov  6  78  u.  ö.),  die  den  schifl' brüchigen 
Sohn  des  Aitolos  und  der  Pronoi?,  einer  Tochter  Odysseus   aufnimmt  und   sieben  Jahre  (»j  259; 
des  Phorbas,  Bruder  des   Pleuron,  zeugte  mit  sechs,    Ooid.  ex  Pont.  4,  10,  13;    zehn,   Serv. 
Aiolia,  einer  Tochter  des  Amythaon,  die  Epikaste  Aen.  3,  678;  ein  Jahr,   Hyg.  f.  125)  auf  ihrer 
und  Protogeneia,  welche  dem  Ares  den  Oxylos  ge-  20  Insel  zui'ückhält,  vergeblich  um  seine  dauernde 
bai-,  Apollod.  1,  7,  7.  —  Stepli.  B.  s.  v.  nennt  Liebe   werbend  (u:  15;    uvÖLyv-y]   i'axsi   6' 556  ff. ; 
ihn    Sohn    des    Aitolos     oder    des    Endymion,  f  14;    ixalaKotai,   xßt   cci[ivlioi.ai.   löyoiat  &8ly£t 
DaimacJtos   aus   Plataia  bei  Schal.  IL  13,  218  «56;    doXosaaa    ?j245;   aber  keine    q>aQ(iay.ig; 
Sohn  des  Pleuron,  Enkel  des  Aitolos,  Urenkel  vgl.   Schol.   T  zu  tj  245).      Sie    verhelfst    ihm 
des  Endymion,  Bruder  des  Kures.     Nach  Ps.-  Unsterblichkeit    (s  209;    1]  257;    1/)  336;     vgl. 
Pliit.  de  fluv.  22,  1  u.  4  war  Kalydon,  Sohn  des  Mythogr.  318,  32  Westerm.),  vermag  aber  sein 
Thestios,  von  dem  Vater  wider  Willen  getötet  Heimweh  nicht  zu  bezwingen  (o:68ff.;  £  151ff'.; 
worden,  der  sich  dann  aus  ßeue  in  den  Flufs  j.29if.    Overheck,   Galerie   heroischer  Büdioerke 
Axenos  stürzte  und  diesem  den  Namen  Thestios  S.  753).  Hermes  überbringt  ihr  im  8.  Jahre  den 
gab  (d.  i.  der  spätere  Acheloos);  oder  Sohn  des  30  Befehl    der    Götter,    Odysseus    zu    entlassen 
Ares  und  der  Astynome,  der  in  einen  Felsen,  (s  112.    Pump.   Wh.,   Mus.  Borh.   1,   32;    vgl. 
den  Berg  Kalydon  am  Acheloos,  verwandelt  Michaelis,    Arch.  Ztg.  1867,    14.    Gaedechens, 
wurde,  weil  er  die  Artemis  im  Bade  gesehen.  Ersch  u.  Gruber  2,   32,   200).     Sie  fügt  sich 
[Stoll.]  —  [2)  Heroine,  Personifikation  der  Stadt  ungern,  ist  aber  dem  Odysseus  beim  Bau  der  gxs- 
Kalydon,  welche  nach  PhiJostr.  jun.  im.  4  dem  5t'^  behülflich  (f  163.  241ff.;  ?j264;  geschnittene 
Kampfe  zwischen  Herakles  und  Acheloos  bei-  Steine;  vgl.   Ooerh.  a.  a.  0.  S%s8iri  =  Block- 
wohnt.    Vgl.   Arch.  Ztg.   20,   319.      [Purgold,  schiff,  Breusing,  Nautik  129  ff.),  auf  der  dieser 
Arch.   Bemerkungen  zu  Claudian  u.   Sidonius  zu    den   Phäaken    fährt    (vgl.    auch    Mythogr. 
p.  75.    Drexler.]     [Röscher.]  343,  24  ff.   Westerm.). 

Kalydouische  Jagd  s.  Meleagros.  4o        Kalypso  trägt  alle   Züge   einer  Nymphe: 

Kalyka  {Kulvv.a),  Nereidenname   auf  einer  Einsame  (?j  246)  Wohnung  in  bebuschter  Grotte 

Vase  in  München,  O.Jahn,  Beschr.  d.  Vasens.  (s57£f'.;  vgl.  Ath.  1,  16  d.   Aelian.  hist.  an.  15, 

König  Ludtoigs  2  p.  96  nr.  331  (HAVVKA  „was  28.  Bio  Ghrys.  or.  2,  27  31.).  Weben  und  Singen 

an  riav-KTj  oder  FlavTia  denken  liefse"  (Schlie),  (f61;  vgl.  Lehrs,  Pop.  Aufs. '^12S  und  B.Schmidt, 

aber  von  Brunn  im  Katal.  von  1871  Kalv^na  Volksleben  d.  Neugr.  1,  106).  Sie  heifst  vv^cpr], 

gelesen),  ,, Rosenknospe",  Schlie,  Zu  den  Ky-  &£u  u.  s.  w.,  ifst  Nektar  und  Ambrosia  (s  199), 

prien.    Waren    1874.     4*'.     p.    17    u.    Anm.   4.  vermag  Unsterblichkeit  zu  verleihen  und  kann 

Vgl.  Kalyke.     [Drexler.]  dem  Odysseus  einen  günstigen  Fahrwind  senden 

Kalykadnos,  Flufsgott,  erscheint  schwim-  (e  167.   269;    72  266).     Gleichwohl   ist  sie  keine 
mend  zu  Füfsen  der  sitzenden  Stadtgöttin  von  50  in  Volksglauben  und  Sage  lebendig  wurzelnde 

Diokaisareia ,    vor  welcher  Tyche    steht,    auf  Gestalt,    sondern   lediglich    poetische  Fiktion 

einer   Münze   des  Philippus   sen.  von  Diokai-  (weswegen    Vergleichuugen     mit    Halia     und 

sareia,   Mi.   S.  7,  209,  236  nach  Sestini,  Lett.  sonstige   Deutungsversuche   in    sich   zerfallen; 

Num.  9   p.  52   tav.  3,  7.    Head  p.  602.     Doch  das  wichtigste  bei  Müllenhoff',  Deutsch.  Alt.  1, 

fügt    Head    dem    Namen    des    Flusses ,    den  30  ff".).     Die    ältere  Gestalt  der  Odysseusdich- 

Mionnet  unbenannt  läfst,  ein  Fragezeichen  zu.  tung  kannte  sie  nicht,   sondern  liefs  Od.  von 

[Drexler.]  Thrinakia  unmittelbar  nach  Scheria  gelangen 

Kjilyke    {Kulv-ni^),    1)    Tochter  des   thessa-  (Spuren    bes.   r  273  ff,   u.   die  Erwähnung   der 

lischen  Aiolos  und  der  Enarete,  von  Aethlios  Heliosrinder   im  Prooemium   0:  7  ff.).     Kalypso 
Mutter    des    Endymion,    Apollod.   1,   7,    3.    5.  60  ist  nach  dem  Muster  der  Türke,  deren  Doppel- 

Hesiod  bei  Schol.  Ap.  Bh.  4,  57.  —  2)  Danaide,  gängerin  sie  ist,  frei  erfunden  und  der  Odyssee 

durchs  Los   dem  Lynkeus  zur  Ehe  bestimmt,  eingefügt,    um   den  Odysseusnostos   auf   zehn 

Apollod.  2,  1,  5.  —  3)  Tochter  des  Hekaton  (?),  Jahre   zu    dehnen.     Da    aber    gleichwohl    das 

zeugte  mit  Poseidon  den  Kyknos,  i/yfl'- /•  157. —  eigentliche   Kalypsolied    s   {Kalvipovg    kvxqov 

4)   Stiefmutter  des  Tennes,   der  ein  Sohn  des  als  Rhapsodietitel:  Aelian.  v.  h.  13,  14)  formell 

Kyknos  war;   dieser  aber  war  Sohn   des  Po-  nicht  von  %  abhängig  ist   (wie  zu  zeigen  ver- 

seidon  und  der  Skamandrodike,   Schol.  II.  1,  suchten    Kayser,  Hom.  Abh.   32  ff.  und  Niese, 

38.  —  5)  Eine  gewisse  Kalyke,  von  Liebe  zu  Entiü.  d.  homer.  Poesie  174.  184 ff.),  so  ist  an- 


041                        Kalypso  Kamareites                      942 

zunehmen,   dafs  das  Kalypsolied  nur  von  der  kalisiei'ung  der  unbestimmten  Kalypsoinsel  ist 

Kirkesage   abhängt  und  vielmehr   seinerseits  bei  den  Alten  durch  für  uns  nicht  mehr  kontrol- 

das    Kirkelied,    wie    es    heute    vorliegt,    be-  lierbare  Voraussetzungen  geleitet  und  scheidet 

einflulst  hat  (so   v.^]'^lamo^vits ,  Hom.    Unters.  sich  darnach  in  2  Richtungen:  1)  In  der  Nähe 

115  ff.).  von  Kreta:  a)  Antimachos:  'SlyvXiog  (zw.  Kreta 

Schon  die  Durchsichtigkeit  des  Namens  und  Kythera).  Er  führte  den  Namen  sogar 
Kaljpso  {Ocaüina  nach  G.  Hermann,  die  Ver-  in  seine  t'-nSoOLg  ein  (Scholl,  a  85).  b)  Kalli- 
bergerin)  beweist,  dafs  sie  in  Bezug  auf  machos:  Gaudos  bei  Kreta,  vgl.  fr.  524  Sehn. 
Sagenechtheit  mit  Kirke  nicht  Wettstreiten  sowie  Äpollod.  n.  vsäv  TtaraX.  bei  Strabo  299. 
darf.  (Die  Alten  wandten  das  stvfiov  falsch:  lo  c)  Eust.  zu  Dion.  Per.  823  (aus  Steph.  Byz. 
II  ^ir]  anXfj,  ■naXvnzovaa  to  Siocvoov^svqy^  Et.  M.  vgl.  p.  453,  5  Meineice):  Xiysxai  8s  kccI  ttjv 
Gud.  SuicL,  wegen  dolösaaa  tj  245.  Über  son-  Kcclvipovg  vriaov  Milrixov  v.lriQ'rivai  nors.  Auch 
stige  Allegorie  und  Rationalisierung  der  Er-  hier  ist  wohl  vom  kretischen  Milet  auszugehen 
Zählung:  Herald.  AlJec/.  67  [Scliol.  ET  zu  {a,-aders  v.Wilamotvits; a,.ü.  0.  139).  2)  Gewöhn- 
£85.  Eust.  1389,  40 ff.].  Dildys  6,  5.  loann.  lieh  suchte  man  die  Insel  im  Westmeer  (vgl. 
Antioch.  fr.  24,  10  [F.  H.  G.  4,  551].)  Der  Strab.  26.  Scholl,  s  100.  Wenn  bei  Eust.  1389, 
Name  ist  sonst  nicht  populär,  und  seine  Trä-  52 ff.  die  Solonische  'Arlccvrig  erscheint,  so  ist 
gerin  eignet  nur  der  Odyssee  oder  unmittel-  das  wohl  Irrtum,  hervorgei-ufen  durch  Strabo 
bar  abhängiger  Dichtung  (s.  u.).  Auch  in  der  26  und  102).  Dies  besonders  geläufig  seit  der 
späteren  Litteratur  und  Kunst  ist  K.  wenig  20  Lokalisierung  der  Odysseusabenteuer  in  Italien, 
bemerklich.  Die  mythologische  Neigung  der  a)  bei  Lakinion:  Skylax  13  (Plin.  3,  96;  all- 
mittleren Komödie  hat  sich  gelegentlich  ein-  gemeiner,  in  der  Nähe  von  Kroton:  lambl. 
mal  mit  ihr  beschäftigt  {Anaxilas  Kalypso,  vit.  Pytli.  57;  vgl.  Prolcop.  bell.  Goth.  4,  22, 
Kock  2,  260;  von  demselben  eine  Kirke;  vgl.  628  c).  b)  ]Sv(ii(paia  (naga  xä  'ASqiix,  Steph. 
Meineke,  Hist.  crit.  407.  lo.  Schmidt,  Ulixes  Byz.  s.  v.):  Ap.  Bh.  4,  574.  c)  Aeaea,  durch 
Com.  Jahrb.  Suppl.  16,  398).  Ein  hellenisti-  Verwechselung  mit  Kirke:  Prop.  4,  12,  31. 
sches  Epyllion  setzt  wohl  Ovid  Ars  am.  2,  Mela  2,  7,  18.  Hyyin.  125  (vielleicht  Kor- 
123 ff.  voraus  (Keime  dazu  schon  bei  Homer;  ruptel).  d)  bei  Puteoli:  Gassius  Dio  48,  50 
vgl.  ft  390).  Auch  der  bei  Kalypso  der  Heimat  (Heroinenstandbild.  Dies  ist  die  einzige  Spur 
vergesseude  Odysseus  wird  auf  ähnliche  Quellen  30  von  einer  Art  Kult.  Aber  nicht  alle  deuteten 
zurückzuführen  sein:    Philostr.  vit.  Ap.  Tyan.  das  Bild  auf  Kalypso). 

7,  10;  vgl.  auch  Lxician.  ver.  hist.  2,  36  (sowie  Von   diesen  italischen  Einflüssen  abhängig 

27.  29.  35).  —  Kalypsobilder  von  Nikias:  Plin.  sind  auch  die  Nachrichten  über  Kinder  des  Ody.s- 

35,   132.  seus   und  der  Kalypso.     Zuerst  Hesiod.  Theog. 

Der  Dichter  des  s  kennt  keinen  Vaters-  1017  (junger  Zusatz,  Füllstück  zwischen  Theo- 
namen der  Kalypso.  Daher  kann  sie  in  den  gonie  und  Katalog,  auch  sonst  unter  grofs- 
Katalog  bei  Hesiod.  Theog.  359  als  Okeanide  griechischem  Einflufs,  Nissen,  Ital.  Landesk. 
aufgenommen  werden  (identisch  beide  schon  1,  5;  vgl.  lo.  Schmidt,  Ulixes  posthom.  I. 
für  die  Alten:  Sthol.V  z\x  a  52).  Aus  diesem  Berl.  1885,  33):  Nausithoos  (vgl.  ri  56)  und 
Katalog  die  Gespielin  der  Persephone,  Hymn.  40  Nausinoos,  beide  ohne  jede  Sagenbedeutung, 
in  Cer.  423  (vgl.  Gemolls  Ausg.  p.  308).  Bei  entfernt  nicht  zu  vergleichen  mit  dem  Kirke- 
Eurip.  Cycl.  264  ist  sie  vielmehr  Nereide.  söhn  Telegonos  (der  bei  Eust.  1796,  47  irr- 
Dies  ist  auch  die  Version  der  Vulgär  mythologie :  tümlich  der  Kalypso  gegeben  wird ;  vgl.  v.  Wila- 
Apd.  1,  2,  7.  Ganz  vereinzelt  als  Hesperide  mowitz  a.  a.  0.  182  ff.).  Von  Hesiod  offenbar 
auf  der  Neapeler  Assteasvase,  i/ei/ciemawn  2873.  abhängig  Pacuvius  fr.  ine.  40  Bibb.  (wo  filios 
Atlas  als  Vater  erst  in  Stellen,  die  s  ausführen  ti'is  nicht  richtig  sein  kann).  Die  Vulgär- 
wollen, jedesfalls  kennen:  «52.  77245.  Daher  tradition  nimmt  nur  einen  Sohn  Kalypsos  an, 
'Axlavzig  bei  Ap.  Bh.  4,  575;  vgl.  Schot  P  Namens  Auson.  Die  Zeugnisse  (zumeist  auf 
^  T  zu  s  29.  Paneg.  in  Messall.  77.  Priap.  Theon  zurückgehend)  siehe  ob.  Bd.  1  Sp.  734. 
68,  23  M.  v.Wilamowitz  a.  a.  0.  17.  (Singular  50  Hinzuzufügen  ist:  Scholl.  Dion.  Per.  78.  Scholl. 
als  Gemahlin  des  Atlas,  Eustuth.  zu  jDion.  Marc,  zu  Lykophr.  44.  Paulus  Epit.  Fest.  v. 
Per.  78  [aus  Steph.  Byz.  vgl.  p.  148  Mein.]  Ausoniam.  Auch  hier  ist,  wie  bei  der  Lokali- 
—  vgl.  auch  Tzetzes  zu  Lykophr.  174  [Helios]).  sierung  der  Insel,  Kalypso  mehrfach  mit  Kirke 
Beachtenswert  ist,  dafs  dieser  Erdichtung  ein  verwechselt.  [0.  Immisch.] 
Muttername  fehlt.  Erst  bei  Hygin.  fab.  p.  11,  Kamareites  (Ka^aQSLxrjg),  Name  des  Meu 
19  Schm.  heifst  die  Mutter  Pleione.  Auch  auf  Münzen  von  Nysa,  Head  p.  552.  Boscher, . 
lokal  ist  Kalypso  nicht  zu  fixieren:  denn  ihre  Die  Beiterstatue  Julius  Caesars  auf  d.  Forum 
Insel  ist  von  Haus  aus  namenlos  (vgl.  bes.  lulium  {Ber.  d.  K.  S.  Ges.  d.  W.  1891)  p.  129. 
f  55).  ^172  vj]aov  an'  coyvytjjg  hindert  nichts,  Eckhel  2  p.  587,  unter  Hadrian  (stehend  mit 
adjektivisch  zu  verstehen  (vgl.  v.  }\"ilamoicitz  60  Schale  und  Scepter),  Mi.  3,  365,  362;  Antoni- 
a.  a.  0.).  Als  Name  erscheint  'Slyvyiri  erst  in  nus  Pius  (ebenso),  3Ii.  S.  6,  520,  411  u.  Marc 
den  abhängigen  Partieen:  tj  24:4:.  254.  ft  448.  Aurel  (stehend  zwischen  zwei  Löwen,  mit 
«85  (vgl.  «50).  T/;333.  Die  richtige  Deutung  Pinienapfel  u.  Scepter),  Mi.  S.  6,  520,  415. 
schon  bei  Steph.  Byz.  v.  'ilyvyta;  Scholl.  «85.  Der  Name  wird  mit  dem  arabischen  Qamar 
Eust.  1393,  31  (unabhängig  hiervon  und  für  =  Mond  in  Zusammenhang  gebracht,  Eckhel, 
die  Sage  irrelevant  ist  die  Frage  nach  Her-  D.  N.  V.  2  p.  187.  Numi  vet.  p.  16.  Wad- 
kunft  und  Bedeutung  des  Wortes  wyvyiog,  dington,  Asie-Min.  p.  216  nr.  7.  —  Pappado- 
Müllenhoff  a.  a.  0.   p.  61).     Die  gelehrte   Lo-  poidos,  UtQLyQcccprj  e-nxv7io}[iccxcov  ccqx-  acpQccyi- 


943                         Kamarina  Kam[mo]ris                      944 

SolL&av   aviv-Sözüiv.     Athen  1855.     4^     p.  30  Kam6iro  (KccfisiQcö),  eine  Tochter  des  Panda- 

nr.  559    möchte    zu    diesem   Namen   auch    er-  reos,    mit    ihrer  Schwester   Klytie   von  Poly- 

gänzen  die  Aufschrift  KAM  einer  Gemme,  auf  gnotos    in  der  Lesche  zu  Delphi  gemalt    mit 

der  erscheint:   „(9f6g,   ogd'ios,  qpopwv  ^^tTtü»'«,  Blumen  bekränzt   und  mit  Würfeln    spielend, 

TtQog   dQi,atSQav ,   (is  >iscpocXi]v  dKTivcoxrjv ,    yiga-  Paus.   10^  30,   1.     [Stoll.] 

Tcöv    rfi    iXQiatsQÜ    uvstfiirrj ,    Sid    tov    couov,  Kameil'OS    (KdiisiQOs),    Sohn    des    Heliaden 

nccaziya,  t^v  d'  iz^Qav  vipcöv  ifiJtQog,  v,äz(i)&i  Kerkaphos  auf  Rhodos  und  der  Kydippe  oder 

KAM.     i'omg   Xoiitov   b  linovi^ofisvog    ilvat    zo-  Lysippe,  Bruder  des  lalysos  und  Lindos.     Die 

ni-Aog  zig  &B6g  uvzi'azoixog  zw  Mrjvi.^'  [Drexler.]  drei  Brüder  teilten  sich  in  die  Insel  und  grün- 

Eamarina  (Kanägiva),  Tochter  des  Okeanos,  lo  deten  die  nach  ihnen  benannten  Städte,  Find. 

Nymphe  des  Sees  Kamarina  an  der  Südküste  Ol.  7,  73  (135)  u.   Schot  Eustath.   p.  315,  28. 

von    Sicilien,    an    welchem    die    gleichnamige  Diod.  5,  57.  Stejih.B.s.  v.  —  Hyg.f,  21b  nennt 

Stadt  lag,    Find.  Ol.  5,  2  (6)  und   die  Schol.  Kameiros  Sohn  des  Helios,  ilfwZZer,  vler/m.  41  ff. 

Lehrs,    Fopul.    Aufsätze    121    Anm.     [Stoll.]  Vgl.  Oic.  d.  nat.  deor.  3,  21,  24.     [Stoll.] 

[Das  Haupt   der  Nymphe  Kamarina   erscheint  Eamephis  {Käfirjtpig  oder  Kocfi^cpig?),  ägyp- 

auf    Silbermünzen    der    gleichnamigen    Stadt,  tische  Gottheit,  bei  Stoh.  Ed.  p.  120  als  nqo- 

von  vorn,   nach  1.  blickend,    mit  losem  Haar,  näzoig   xct   nccvzwv    TtgoysviazsQog    {JablonsM, 

Ohrring  und  Halsband,  mit  je  einem  Fisch  zu  Fanth.  Aeg.   1   p.  96)   bezeichnet.     Daniasclvs 

beiden  Seiten   des   Halses   (Rs.  Nike),  A  Cat.  tcsq}   ap;^ajx',  Anccd.  Gr.   ed.  Wolf  t.  3   p.  261 

of  greek  eoins   in   the  Brit.  Mus.  Sicily    p.  37  20  erwähnt  zov  ngwzov  KäfirjcpLv,   slza   zov  ösv- 

nr.  20,    oder  1.  h.    blickend,    mit   Sphendone,  zsqov   dito   rovzov ,    alzu   -nai   dno   zovzov   zov 

Ohrring  u.  Halsband   (Rs.  Nike?),    C.  G.  C  B.  zqCzov.     'O   d\   vsäzsQog  '^Hgatatiog    zov   zqCzov 

M.  Sic.    p.  38   nr.  21.  22,    oder   mit   der  Bei-  6vo[iaaQ'svzci   Kdfirjcpiv,    dno    zov    nazgog   nccl 

Schrift  ANIflAMAM,   mit  sterngezierter  Sphon-  zov  ndnnov,  zov  rjiiov  slvcci  q)r}aiv.   Auf  diesen 

done,   Ohrring  u.  Halsband  (Rs.   Schwan  flie-  Gott  bezieht    man  auch   die  Notiz  des   lam- 

gend  über  Wellen,  worin  ein  Fisch),  a.  a.  0.  hlichus  de  myst.  8,  3  p.  262 — 263  ed.  Farthey: 

p.  38   nr.  24.  25.     In   ganzer  Gestalt  erscheint  xar'    dXXrjv    äs    zd^iv    nqozdzz^t    [ö   'EpfiTJg] 

sie,    mit    der  mehr   oder   weniger  vollständig  %£6v   zov  'Htiritp  xwv   InovgavCwv   Q'swv  ijyov- 

erhaltenen    Beischrift    KAMAPINA,    auf   einem  [isvov ,    ov   cprjai  vovv   slvai  uvzov  savzov  vo- 

die  Flügel  ausbreitenden  Schwan  sitzend:  1.  h.  30  ovvza    yial    rdg    vorjasig    sig    tuvzov    £iti6zQt- 

schauend,  den  r.  Arm  um  den  Hals  des  Schwa-  cpovza,  in  welchem  man  Kvtjcp,  Clmum  erkennt, 

nes    gelegt,   den    oberen  Teil    ihres    schleier-  vgl.  Jablonski,   Fanth.  Aeg.   lib.  1    cap.  4  §  9 

artig    über    dem    Haupte    wehenden    Peplos,  p.  93  —  98  u.   über   Chnum    Brugsch,  Bei.   u. 

dessen    unterer  Teil   die    Kniee   bedeckt,    mit  Myth.   d.   a.  Äg.    p.  65,  94,    112 f.,   139,   141, 

beiden   Händen    haltend;    unter    dem    Schwan  146,   160ff.,  191  ff.,  290 ff.,  298 ff.,  303  ff.,  308 ff., 

Wellen  mit  Fisch;r.  einFisch,  a.a.O. p. 36  nr.l6;  502ff".,  582ff.    Der  hv^io?  Ä(u.r)qp  wird  angerufen 
oder  ebenso,  ganz  bekleidet,  1.  h.  sehend,  auf      bei  Wessely,  Eph.  Gr.  p.  20  nr.  171.  F.  F.  20 R. 

dem  Schwan,  umgeben  von  3  Fischen,  a.  a.  0.  [Drexler.] 

p.  37  nr.  17;    oder  r.  h.  schauend,    bekleidet,  Eamese  s.  Camese. 

auf  dem  1.  h.  schwimmenden  Schwan,  mit  der  40      Kameses  s.  Camese. 

L.  den  schleierartig  über  dem  Haupte  wehen-  Kaiiiillos  (Kd^LlXog),  1)  Sohn  des  Hephaistos 

den  Peplos  haltend;  unter  dem  Schwan  Wellen  und  der  Kabeiro,  Vater  der  Kabeiren:  Akusi- 

mit   Fisch.     (Obv.   bei    allen    3   Darstellungen  laos  h.  Strab.  10,  i72:  'AKOvai'laog  d'  o 'Agystog 

Haupt  des  Hipparis)  a.  a.  0.   p.  37    nr.  18.   19.  ek   KaßsiQovg    v.al   'Hcpuiozov   XdfidXov   Uysi, 

Head,  H.  N.   p.  113.       Drexler.]  zov  Öl  zgeig  Kaßei'govg  k.z.X.  —  2)  =  Hermes: 

Eanialos    (Kd^azog)    nach    Kaibel,    Epigr.  luba  b.   Flut.  Numa  7:  iia.1  zov   Egfiijv  ovzcog 

Gr.    1027    vs.  27    als   &s6g    erwähnt   an   einer  i'vioi  zäv  'EXXtjvcov   Kd fxiXXov  dno   zqg  dia- 

korrupten  Stelle  des  Kasseler  Asklepiospaian.  iioviccg  ngoarjyÖQsvov.    Vgl.  Macrob.  S.  3,  8,  6: 

[Drexler.]  Statins    Tullianus    de    vocabulis    rerum    libro 

Eambles  (KdfißXrjg),   König  in  Lydien,  soll  öo  primo  ait  dixisse  Callimachum  Tuscos  Camil- 

so  gefräfsig  gewesen  sein,   dafs  er  sogar  sein  lum  appellare  Mercurium,  quo  vocabulo  sig- 

Weib   zerstückte    und    verzehrte ,    weshalb    er  nificant  prueministrum  deoruni.    Vgl.  auch  Et. 

sich  nachher  den  Tod  gab,  Xanthos  h.  Athen.  Gud.  p.  290.     Serv.  ad  V.  Aen.  9,  542.    S.  oben 

10,    415  c.     KttiißXizag    heifst    er    bei    Nicol.  unter  fiermes  Bd.  1  Sp.  2352  und  unter  Xttd/Hos. 

Bamasc.   p.  36   Orelli.    Müller,  hist.  gr.  fr.  3,  Cow^'e,  ^rc/i.  Z.  1880  (38)  7  ff.    Lobeck,  Aglaoph. 

372,  28;  bei  Aelian  V.  IL  1,  27  Kdnßr]g,   bei  III    §   7.     Neuhäuser,   Gadmilus  S.  49.     Keil, 

Eustath.  Hom.i>.16SO,  Ib  Kafißvaig.    Diebeiden  PWZo?.  2.  Suppl. -Bd.  1863  S.  601.     Vgl.  d.  Art. 

letzten  Namen  sind  in  Kd^ßXr]g  zu  ändern,  s.  Megaloi  theoi.  [Röscher.] 

lardanos.     [Stoll.]                                   _  Eamineiites     (Kcciiivsvzrig),     Beiname     des 

Earabyse?   {Kaijißvari?),  'Onovvzog  rjv  &vyd-  uo  Hephaistos,    Anonymi    Laurentiani    duodccim 

zr}Q,  'HXsi'cav  ßaaiXscog,  r]v  'AgiozozsXrjg  Kafi-  deorum  epithcta  VI.    'Eni%-&Ta  'Htpaiazov   nr.  2 

ßvoriv    naXsi    {Schal.    Find.    Ol.    9,    86;    vgl.  in  Anecdota  varia  Graeca  et  Lat.  edd.  Schocll 

Aristot.  fr,   p.  280  (nr.  557)   ed.  Heitz).     Nach  et  Studemund.  Vol.  1  S.  268.     [Drexler.] 

anderen    Überlieferungen    (s.  Findar  a.  a.   0.  Eamise  =  Camese    (s.  d.). 

u.  d.  iSc/ioZ.)  hiefs  sie  Protogen eia  (s.  d.)  oder  Eaiii[mo]ris    {Kdfil(io]Q ig),    Beischrift    des 

Kabye  (s.  d.);  vgl.  Flut,  quaest.  Gr.  15:   *u-  einen  von  zwei  Männern  in  einem  Kahne  auf 

axi'ov  zov  'JficpiKzvovog  vwg  rjv  Äo-ngog,    in  de  einer  Vase,  deren  Litteratur  von  Stephani,  C.  r. 

zovzov  Kai  Kaßvrig  Ao^gög.     [Röscher.]  p.  l'a.   18G5  p.  137  Anm,   1   verzeichnet  wird, 


945                        Kamos  Kandaios                      946 

wollen  Welcker,  Eh.  Mus.  N.  F.  9  1854  p.  290ff.  Kanaclie  (Kaväxri),  1)  =  Kanake  (s.  d.V  — 

Alte  Dkm.  6,  Tfl.  30,  1;  5  p.  345  u.  Minervini,  2)  Hund  des  Aktaion:    Ov.  Met.   3,  217;  IJyg. 

BuU.  arch.  nap.  n.  s.  1  p.  144.  2  p.  14  als  Namen  f.  181 ;  vgl.  kuvccx^.     [Koscher.l 

des   Odysseus   (Kä^fiogog)  erklären.     Dagegen  Kaiiakef/Tavanrj,  auch ir«rax^),l)Tochter  des 

sieht  Stephani,  der  den  Namen  Kaix^cxQig  liest,  Aiolos  und  der  Enarete,  von  Poseidon  Mutter 

in  den  Männern  einfache   Fischer.     [Drexler.]  des  Opleus,  Nireus,  Epopens.  Aloeus,  Trio])s, 

Kamos  (LXX:    Xccumg),    der    krieeerische  Apollod.  1,  7,  3.  4.   Diod.  5,  61.   Kallhn.  h.  in 

Hauptgott    der   Mcabiter,    von    den   Griechen  Cer.   99.     Wegen    verbrecherischer    Liebe    zu 

mit  Ares   identificiert,    erscheint  auf  Münzen  ihrem  Bruder  Makareus  tötete   sie  ihr  Vater, 

von  Rabbath-Moab   (Areopolis)  auf  einem  Ge-  lo  oder  sie  mordete,  wie  Makareus,  sich  selbst,  ä/i/. 

stell  stehend,   in  der  L.  Schild  u.  Lanze,    in  f.  238.  242.  243.  Ov.  Her.  11.  Scliol  Plat.Leq'g. 

der  R.    das    geschwungene    Schwert,    Echhel,  8,  94,  20.    Stoh.   Flor.  64,  35.    Sostratos   bei 

D.  N.  V.  3  p.  504  f.    Head  p.  687.   de  Saulcy,  Flut.    Parall.   gr.    28.     Serv.    V.   Aen.    1 ,    75. 

Num.    de    la    Terre   Sainte   p.   355  if.    pl.  XX  Diese  berühmte  Liebe   bildete   den  Inhalt  der 

fig.  8  — 10.    Vgl.  über  diesen  Gott  Ed.  Meyer,  Tragödie   Aiolos   von   Eurimdes,   welcher   Ov. 

Gesch.  d.  A.  p.  246  §  205.  Paul  Scholz,  Götzen-  Her.  11  gefolgt  ist;  Schol  Aristoph.  Nuh.  1371. 

dienst  u.  Zauberwesen   bei  den  alten  Hebräern  Pan.  849.    Welcher,  Gr.  Tr.  2,  860  ff.    Is'auck, 

u.    den    benachbarten    Völkern     p.    176  —  179.  Trag.  gr.  fr.  p.  291  tf.    Der  Vater  ist  in  diesen 

Baethgen ,    Beiträge  zur   semit.  Peligionsqesch.  Erzählungenbaldderthessalische  Aiolos,  dessen 

p.  13,  15.  238,  256.     W.  Baudissin  in  Herzoq-  20  Gemahlin  Enarete,  bald  der  Windgott,  dessen 

Plitts'  R.-E.  f.  prot.  Theol.  u.  Kirche  7^  p.  636  Gem.  Amphithea,   Preller,   Gr.  M.  1,  520.   — 

— 639   s.  V.   Kemoscli,  der  weitere  Litteratur-  [Kanake  erkennt  nach  JtaZÄ-wmnws  {A.Z.  1883 

nachweise  giebt.    Übrigens  zweifelt  Baudissin,  Tfl.  7,  1  p.  51  fi'.)  Vorgang   Vogel,  Scenen  euri- 

dafs   in  dem  Gott  von  ßabbath-Moab  der  alt-  pideischer    Tragödien    in    qriechischen    Vasen- 

moabitischeKamosch  zuerkennen  sei  und  infolge  cemäldcn    p.    28  —  32    in   dem    Gemälde   einer 

dessen  auch  an  der  Richtigkeit  der  Erklänmg  Hydria    von   Canosa,    im   Besitz    der   Signora 

des  letzteren  als  Kriegsgottes,     [Drexler.]  Petrone,    während   Jatta  und   Hydcmann  an 

KAMOS  statt  Kä^iog,  Satyrname  auf  den  Phaidra  denken.     Sie  liegt,    nach  Kalkmann, 

2  Vasen   Millingen,    Vas.  Coqhill    19.     Inghi-  im    Sterben,    nach  Vogel  bereits    verschieden, 

rami.,    Vasi  fitt.   336.    C.  I.  G.   8379.     Heyde-  yo  auf  einer  Kline,   in  der  matt  herabhängpnden 

mann,    Satyr-   u.  Bakchennamen   p.  21    nr.  b  R.  das  Schwert  haltend,  womit  sie  sich  in  der 

und    Tischbein,    Vas.    2,   44   (50).    Inghirami,  Brust   eine  klaffende  Wunde  beigebracht  hat. 

Mon.  Etr.  5,26.    Müller -Wieseler ,  Denkm.  d.  Auf  einem  vatikanischen  Wandgemälde  (Paoul 

a.   K.   2-,  487.     C.  I.  G.    7462,     Heydemann  Rochette,    Peint.    ant.    PI.  1    p.   399.    Biondi, 

a.  a.  0.  p.  22,  d.  — Visconti,  Mcm.  delV  Inst.  3  Monum.  Amarans.  tav.  2)  ist   sie  in  sitzender 

p.  43   wollte  es   durch  y.rjfi6g,   labeo  erklären;  Haltung  dargestellt,    das   ihr  vom  Vater   ge- 

O.Jahn,  Vasenbilder  p.  18  Anm.  21  u.  Welcker,  sandte  Schwert  in  der  R. ,  vgl.  0.  Jahn,  Te- 

Philostr.  Imag.  p.  214.    A.  B.  3  p.  125  halten  lephos  u.   Troilos.     Kiel  1841    p.  53    Anm.  56. 

es  für  eine  dorische  Form,    wogegen  sich  be-  Brunn,  Künstlerg.  2,  172.    Jahrb.  d.  arch.  Inst. 

stimmt    Heydemann    p.   21    Anm.   97    erklärt.  40  3,  227.    Ganz  unsicher  ist  die  Deutung  auf  K. 

[Drexler.]  auf  einer  von  3Iargherita  Garden  bei  Bolosrna 

Kampauia  s.  Kampos.  gefundenen    etruskischen  Stele,    deren    dritte 

Kampanos  (XKniTroffdg)  Gründer  von  Kampos :  Seite  zeigt:    „6  mythologische  Bilder:   Scylla, 

St.  B.  s.v.  Käfinog;  vgl.  Schol.  Dion.   Per.  357  Circe,    Nereide  auf  Delphin,  Weih  mit  Dolch 

und  d.  Art.  Kampos,     [Röscher.]  (Canace?),   Weib  mit  Blumen,    Jüngling  mit 

Kaiiii)e    {Käfinrj),    ein  Ungeheuer,    das    die       Flügeln,    in    Händen    Hammer,    Winkelmafs, 

Kyklopen  und  Hekatoncheiren  im  Tartaros  be-  Säge",   Wochenschr.  f.  kl.  Phil.    1890    Sp.  816, 

wachte.    Zeus  tötete  es,  als  er  diese  zur  Hülfe  nach  Athenaeum   nr.  3262   p.  578.     Auf  einer 

gegen  die  Titanen  herbeiholte,  Apollod.  1,  2,  1.  Münze    von  Kyme,    Dimiersan,  Gab.  Allier  de 

Ausführlich    wird    es   beschrieben   von   Nonn.  50  Hauteroche   PL  13,   27    will    Cavedoni,    Spie. 

Dion.  18,  237  flf.     Vgl.   Diod.  3,  72.    Völcker,  num.   p.  157—158  unwahrscheinlich  Poseidon 

lapet.  Geschl.   68.     [Ausführliches   darüber  b.  mit  Ai-ne  oder  mit  Kanake  erkennen.  Drexler] 

Mayer,  Gig.  u.  Tit.  S.  232ff.,  der  auch  in  dem  2)  Ein  Hund    des   Aktaion,    Ov.   3Iet.  3,  217. 

Ungeheuer  b.    Oo.   Fast.   3.  799f.   die   Kampe  Hyq.  f.  181.     [StoU.] 

erkennt.     Röscher.]     [Stoll.]  Kanastraios  (KavaGtQaiog)  wird  Hektor  ge- 

Kampesos  (lat.  Campesus),  einKoIcher:  Val.      nannt  bei  Lykophr.  AI.  526  (xatjrsp  tiqo  tivq- 

Flacc.  5,  593.  6,  243.      [Röscher.]  ycav  zov  Kavccatgaiov  [isyav  \  syjjco^tov  yCyavTa 

Kaiiipos  {KcciiTiog),  1)  König  von  Epeiros;  Svofisviäv    fioxVov  |  t%ovza);    siehe    Tzetzes    zu 

seine   Nachkommen  hiefsen  Kampolidai;   Ale-  diesem  Verse:   „Kävaarga,  d-ngwzi^Qiov  Mav-s- 

xarchos    und    Aristonikos    bei    Serv.    ad   Verg.  60  SovCag  v.al  f)Q(i-Arig  f.i^d'ÖQiov,  ov  nlrjoiov  cp-nr]- 

Aen.  3,  334.     Nach   seiner   Tochter   Kampa-  aav  ol  Fiyccvzsg'  KavaazQaiov  Ss  vvv  liy^i  zov 

nia    ist   die   Landschaft    [vgl.  auch   Steph.  B.  "E-nzogu,   dicc    z6    yiwuLov    810    xat   iyxcögwv 
s.  V.  Ku^iiiavia    u.   Polyb.    31,  9.  R.]  benannt,       avzov  dn8v"-     [Drexler.] 

Varro  bei  Serv.  a.  a.  0.;  andere  nennen  seine  Kandaios    (KavSaiog),    nach    Pausan.    bei 

Tochter    Kestria,    Serv.   a.  a.  0.   —  2)   Vgl.  E^istath.z.  Hom.lZlA"^- ^^t^ov  "^^ccCsivv.cclSaLfiv 

schol.  Dion.  Per.  ^hl   KctyiTtavol  d'grjvzat.  r]  ccno  (vgl.    auch    Tzetz.     Lykoph.  938)   Beiname   des 

Kdfinov    r     dito     Ka/indvov    (s.    Kampanos)  Ares,    Lykophr.  1410   und   Schol.  =  KavSdcov 

zLvog  ovTcog  ovofia^ofiivov.     [Höfer.]  Lykophr.  328.  938.    [Nach  Tzetzes  zu  Lykophr. 


947                      Kandalos  Kanopos                      948 

328    ist    KcivSäaiv  Name    des    Orion    bei   den  niarios,  Deschanips,  Cousin,  B.  C.  H.  12.   1888 

Boiotern,  vgl.  Ahrcns,  Über  eine  tvichtige  indo-  p.   261  —  262  nr.  47.    48.      fJu  Kavvconoj   kccI 

ijervi.  Familie  v.  Götternamen,  Orient  u.  Occi-  "Hqk  v.cd  Nei-urj.    Höfer.]    Die  Herausgeber  be- 

(Icnt  2  p.  7—8.  Drexler.]     [Lorentz.]  merken  dazu  p.  263:  „KccvvcÖKog  ou  Kccvvwucag 

Kandalos  (KävScclog),  einer  von  den  sieben  est  sans  doute  une  dctermination  antique  du  dieu 

Söhnen   des  Helios  und   der  Rhodos.     Er  floh  national  [des  Cariens],  adore  sous  ce  nom,  dans 

von  Rhodos  nach  Kos,   nachdem   er  mit  den  un  sanctimire  particulier.    II  se  j)eut  que  Kav- 

übrigen  Brüdern  den  Bruder  Tenages  gemordet,  vcomo)  soit  une  forme  indeclinable,  comme  'Oco- 

tSchoI.  Find.  Ol.  7,  181.  135.    Diod.  5,  56.  57.  ycoa,  epithete  de  Zeus  ä  Mylasa,  comme  Tiä(iov 

[Vgl.  Bethe, Hermes 24:  p.  431  Anm.  2.   Drexler.]  lo  et  Kuqov,  surnoms  du  dieu  Min.    En  tout  cas, 

Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.   Greifswald  1891.  il  n'est  invraisemblable  de  supposer  un  nom  de 

S.  4.    fStoU.]  Heu  tel  que  Kavvco-nu"'.     [Vgl.  Kariös,  Labran- 

Kaudaon  ^  Kandaios  (s.  d.).  deus,  Osogos,  Stratios,  Zenoposeidon.     Höfer.] 

Kandareue  (KavSaQrjvj]},  Beiname  der  Hera  [Drexler.] 

von  der  paphlagonischen  Stadt  Kandara,  wo  Kauobos  s.  Kanopos. 

ein  Tempel   der  Hera  K.   stand,    Steph.   Byz.  Kanopitas    {Kavconirccg),    1)   Beiname    des 

s.  V.  KcivSaga.     [Drexler.]  Sarapis  {Kavanixug  ■9'sos),  Callimach.  epigr.  56 

Kaiidaiilas    {KavSavlag)^    lydischer    Name  p.  94    Schneider   =    Anth.    Pal.   6,   148;    vgl. 

1)  des  Hermes,   Hesych.  Hipponax  bei    Tsetz.  Strabo   17    p.  801    Kävwßog   .  .  .    f'xovaa  to 

ia   Cramers   anecd.   Oxon.   3,  351,  7  =  BergJcl^iO  tov  Z!txQdTii,Sog  tsgov.    [Vgl.  über  den  Kultus 

2*,  fr.  1 :  'EQfifj  Kvväyxo!,  Mrjoviatl  KavdavXa,  des  Sarapis  in  Kanobos  Guiqniaut,  Serapis  et 

q)o}Qäv   ^'"rarpf.    Vgl.    Bd.  1    Sp.  2390,  Z.  43  ff.  son  origine  p.  22  ff.     Pkw,  De  Sarapide  p.  25. 

Kandaulas   bedeutet  nach  Tzetz.  a.  a.  0.   und  B ouclie- Leder cq,   Hisf.   de   la  divination   dans 

Chiliad.  6,  483  Hundswürger  {av.vlonvi-Kzr]g),  d.  i.  l'ant.   3   p.    384.     E.    Braun,    Bassorilievo    di 

ArgOütöter,  und  auch  Curtius,  Gr.  Etymologie^  granito,  provenicnte  dal  tenipio  di  Canopo  de- 

159  (vgl.  Höfers  Zeitschrift   1,  220)  leitet  das  dicato  a  Serapide  da  Tolomeo  Euergetes,   Bull. 

Wort  von  dem  griechischen  Stamm  xvoi',  -nvv,  d.   Inst.    1849    p.   154  — 156.      Eine   Widmung 

lat.  can  ab;   nach  Hesych.  (s.  v.  Kvväyxr}.    ot  aus    Alexandria    beginnt    Ju    'Hlüo    (isya^M 

ds  xo  Kvväyva    dvrl    roü    Klinta)    bedeutet  „      ,      „    ^    .,    ,      ^.       ,^         -f      o            • 

ir     A     ^„      r\-  u         a        ••    i      •      j-            t?  n  UagaTtiOL  \tco\  bv  Kavcopcn.     Im  fearapeion  zu 

Kandaulas  Dieb    und    wurde  m  diesem  lalle  30  ^            '-  '  -■                  '^[']                    '■ 

durch    das    folgende     cpcogcSv    svaigs     erklärt  Karthago  ist  eine   dem   iv  Kccvcößcoi  &8wi.  ^8- 

werden.  —  2)  des  Herakles,   Hesych.  [s.  auch  yiatwi    dargebrachte    Weihinschrift    gefunden 

Eaoul- Röchelte,  Memoires  d'arch.  comp.  1.    Sur  worden,  G.  I.  L.  8,  1003.  Drexler.]  -  -  2)  Name 

l'Hercule  assyrien  et  phenicien  j).  288  Anm.  1.  des   Adonis  bei  Parthenios,  Steph.  Byz.   s.   v. 

Drexler.]     [Höfer.]  Bogvo^svrig.     [Höfer.] 

Kaudulos  {KävSovlog),  einer  der  Kerkopen  Kanopos  {Kävoinog,  nach  Et.  M.  489,  25 
(s.  d.),  Suid.  s.  V.  Äfpxcojrfg,  der  sonst  ge-  die  allein  richtige  Schreibart,  aber  bei  den 
wohnlich  Andulos  heifst  yAvSovlog) ,  Phot.  griech.  Schriftstellern  seltener  als  Kävcoßog, 
158,  2.  Harpolcrat.  s.  v.  Kigyicoip.  Äpostol.  9,  vgl.  Steph.  B.),  Steuermann  des  Menelaos, 
64.  [Höfer.]  [Vgl.  Ahrens,  Orient  u.  Occident  io  nach  welchem  die  kanopische  Mündung  des 
2  p.  18 — 19:  ,,Die  erste  Form  des  Namens  Nil  sowie  die  Insel  und  Stadt  Kanopos  be- 
wird bestätigt  durch  Hesych.  s.  v.  Kdvdcolog,  nannt  sein  sollten.  Als  Menelaos  bei  seiner 
v.aKOvgyog,  Irjarrig,  die  man  mit  Recht  mit  Rückkehr  von  Troja  nach  Ägypten  gekommen 
jenem  Kerkopen  in  Verbindung  gebracht  hat.  war,  starb  Kanopos,  zu  welchem  Theonoe,  die 
KävdcoXog  wird  die  richtigste  Form  sein."  Tochter  des  ägyptischen  Königs  Proteus,  wegen 
Drexler.]  seiner  Schönheit  und  Jugend  eine  vergebliche 

Kaudybos  (KävSvßog),  Sohn  des  Deukalion,  Liebe  gefafst,   durch  den  Bifs  einer  Schlange 

nach    welchem    die    lykische    Stadt   Kandyba  auf  der  nach  ihm  benannten  Insel  und  wurde 

benannt  war,  Steph.  B.  v.  KävSvßa.     [Stoll.]  daselbst  von  Menelaos  und  Helena  begraben, 

Kanes  (Kdvrjg),    Sohn  des  Kephalos,   König  50  Konon  8.    Dionys.  Per.  13   und  dazu  Eustath. 

der    Phylaker,     vermählt    mit    Euadne ,     der  Strab.  17,801.  Steph.  B.  y.  Kavconog.  NiJcandr. 

Tochter  des  Pelias  und  Schwester  der  Alkestis  Ther.   309.     Tac.   Ann.   2,    60.    Dictys   2,    60. 

und  der  Amphinome,  Diod.  4,  53;  vgl.  Bd.  1  Mela  2,  6.    Serv.  V.  Ge.  4,  287.    Aen.  11,  263. 

Sp.  1392,  7  ff.     [Höfer.]  Nach  späteren  christlichen  Schriftstellern  soll 

Kanetlios   (Kävri&og),  1)  Sohn  des  Lykaon,  dieser  Kanopos  und  sein  Weib  Menuthis  von  den 

Apollod.   3,  8,  1.    —   2)    Sohn    des    Abas   auf  Agyptiern    verehrt    worden    sein,    Epiphanius 

Euböa,  nach  welchem  der  gleichnamige  Berg  Ancorat.  §  108.     Opp.  T.  2   p.  109   ed.  Petav. 

bei    Chalkis    benannt    war,    Vater    des  Argo-  Bufin.    Hist.  Eccl.  2,  26.    Suid.   v.  Kdvconog. 

nauten  Kanthos  (s.d.);  ^^.  J2/j.  1,  77  u.  *S'c/«o/.  —  Einen  ägyptischen  Gott  Kanopos  aber  gab  es 

3)  Vater  des  Skiron,  den  er  mit  Henioche,  T.  co  nicht.     Nach  Plut.  Is.  et  Os.  22  war  Kanopos 

des  Pittheus,  zeugte,  Plut.  Thes.  25.    [Stoll.]  der  Steuermann   des   Osiris,   der   mit   seinem 

Kanetonnessins('?),   Beiname  des  Mercurius  Schiffe  Argo  verstirnt  worden   sei,   und  auch 

auf  einer  bei  Berthouville  in   der  Normandie  Kanopos  sei  als  Stern  an  den  Himmel  versetzt 

gefundenen  Inschrift  Deo   Mercurio   Kaneton-  worden,  d.  h.  als  der  Stern  Kanopos  am  Sternbild 

nessi{?).      De   Wal,  Mythol.   septentrion.   mon.  Eridanos,   das  auch  Nil  genannt  wurde,  Hyg. 

epigr.  335.     [Höfer.]  P.  A.  2,  32.     Eratosth.  Catast.  37.  —  Müller, 

Kanuökos  (?),  Beiname  des  Zeus  in  zwei  In-  Orch.  111.  Preller,  Gr.  Myth.  2,  SSS,  1.  SchwencTc, 

Schriften    aus    dem    Tempel    des    Zeus    Pana-  Myth.   d.   Ägypter  156  if. "    Haahh  in   Paulys 


049                     Kantharos  Kapaneus                     950 

H.-Enc.  V.  Canobus.    —  [V^l.  auch  die  Saga-  profecti  Erizam  urhem  priino  impetu  ceperunt) 

itsi,  "last,  'Avovßsi,  'AQ-no-ngdrsi,  Kcivtön[(o'\  ^e-  bieten.     Eckhel,  D.  N.  V.  2  p.  581  bezeichnet 

weihte  Inschrift  von  Ambrakia  (7./.  ör.  1800.  R.]  das  Haupt  als   „Caput  lovis",  und   Mommsen 

[Stoll.]    \Jablonski,  Panth.  Aeg.  3  p.  131 — 154,  zu  G.  I.  L.  3,  859  wäre  geneigt,  darin  den  in 

besonders   aber  Ebers,    Der   geschnitzte  Höh-  dieser    Inschrift    genannten    luppiter   Optimus 

sarg  des  Hathastru,    Ahli.   d.    K.   Sachs.   Ges.  Maximus   Erusenus    zu    erkennen,   wenn   nicht 

d.    W.    in    Leipzig    Bd.  21    p.  233  f.    —    Das  Waddington,  Bull.   arch.  de  VAthmeum  franc. 

Gemälde  eines  Manuskripts   der  Theriaka  des  1855  p.51  nach  sorgfältiger  Prüfung  der  Münze 

Nikandros  hinter  den  Versen  309  —  319  zeigt  erklärt  hätte,   dafs   darauf  nichts  deutlich  zu 

Kanobos  mit  Nimbus  auf  dem  Ufersand  liegend,  lo  erkennen   sei.     Auch  eine  Amphora  von  Nola 

den  Oberkörper  erhebend ,  gestützt  auf  den  1.  mit  einem  Satyr  auf  Vorder-  u.  Rückseite  zeigt 

Ellenbogen;    neben    ihm    sich     windend    die  die  Aufschrift  KAOS,  die  de  Witte,   Cut.  cVob- 

Schlange,   auf  welche  Helena,  gleichfalls  mit  jets  d'art  composant  la  coli,   de  M.    Castellani. 

Nimbus  am  Haupt,  losstürmt.    Ein  Mann  von  Paris  1866  p.  25  nr.  60   als    Schreibfehler  für 

der  Besatzung  des  Schiffes,    das   in   einer  der  KAAOC  anzusehen  geneigt  ist.     [Drexler.] 

Ecken  sichtbar  ist,  bewaffnet  mit  Schild  und  Kapaneus  (Kanavsvg),  Sohn  des  Hipponoos. 

Lanze ,    sieht    der  Scene    zu ,    E.   de   Chanot,  Bei   Homer    erscheint    er    nur    als   Vater    des 

Gaz.   archeol.    2    1876    p.   34  —  35.    PI.  11,  2.  Helden    Sthenelos,    Ilias    2,  564.    4,  403    mit 

Drexler.]  den  Epitheta   ayuKXsitog  und  tivSäXiiiog,   vgl. 

Kantharos  (Kavd-ccpog),  ein  attischer  Heros,  20  Eurip.    Inh.   Aul.   246.     In    der    Thebais    des 

nach    welchem   der  Kriegshafen    der   Athener  epischen  Cyklus  hatte  er  natürlich  auch  seine 

im    Peiraieus,    6    Knv^ccQov    liixriv,    benannt  Stelle,  vgl.    Welclcer ,  Ep.  CyJcl.  2,  347.  359  f. 

war,  Aristoph.  Pac.  145  u.  Schol     [StolL]  Stat.  Theb.  3,  604.    4,  176.    6,  731.  753.     Doch 

Kanthos  (Kdv&og),   1)  der  Sohn  des  Kane-  bieten  uns  die  Tragiker,  die  offenbar  aus  dem 

thos  aus  Euboia  (Kerinthos),  ein  Argonaut,  der  Epos  schöpfen,  einigen  Ersatz  für  dessen  Ver- 

in  Libyen  durch  die  Hand  des  Kaphauros  fiel:  lust,  vgl.  Aesch.,  Sieben  g.  Theb.  422  ff.    Soph. 

Apoll.  Bh.  1,  77  ff.   (darnach  Orph.  142.    Hyg.  O.   C.   1319.     Antig.    134  ff.     Eurip.    Phoeniss. 

f.    14   p.  45,  15   Seh.  p.  48,  21    —    Kephalion  n91  ff.    1202.     Suppl.   496  ff.     Iph.    Aul.    246. 

statt  Kaphauros    genannt).     Val.   Flacc.   (vgl.  Überall  erscheint  er  hier  als  einer  der  sieben 

1 ,    451  ff. ,    wo     er    Sohn    des    Abas    heifst),  30  argivischen  Fürsten,  die  mit  Polyneikes  gegen 

läfst    ihn    in    Kolchis    durch    die    Hand    des  Theben  zogen,    als  Held  von  riesenhafter  Ge- 

Gesandros    fallen,    6,    317  ff.,    vgl.    7,   422.   —  stalt  (yt'yag  Aesch.^  424=.  Philostr.  Imaq.  2,  29] 

Nach  Schol.   Ap.  Rh.  1,  77   stand  sein  Name  und  frevelhaftem  Übermut.     Durchs  Los  fällt 

auch  im  Verzeichnis  der  ^rr/ojmwh'Z;«  des  £7eow  ihm   der  Sturm    auf  Elektras  Thor  zu   {Aesch. 

von  Kurion.    —    [Nach  3Iaafs  im   Index  lect.  423.    Paus.    9,    8,    7).     Apollodor    nennt    das 

Gryphiswald.  1889  S.  VII   ist  Kanthos  eigent-  ogygische  Thor  (3,  6,  6,  1).     In  vermessenem 

lieh   der  Eponymos   der  Stadt  [AJkanthos   auf  Trotz  ruft  der  Riese,    selbst  des   Zeus  Blitz- 

der  Chalkidike,  einer  Kolonie  der  Euboier.   R.]  strahl   soll  ihn  nicht  hemmen,    die   Stadt  zu 

—  2)  Ein  Sohn  des  Aigyptios,  mit  der  Danaide  verbrennen.    Im  Schild  führt  er  bei  Aeschylos 
Hippothoe  verheiratet,  nach  Hyg.  f.  170  p.  33,  40  einen  Feuerträger  mit  brennender  Fackel  und 

6  Seh.     [Seeliger.]  dazu  die  Inschrift:  Tlgriaco  nöXtv.    Er  legt  die 

■ir„..,„„„„  o     /IT     f- '        o\        •r.^^„•  1,4-     ü  •  Sturmleiter  an,  als  deren  Erfinder  er  genannt 

Kanzaras  ?     (Kavcagag^)     vielleicht     Bei-  .  ,     .^^         4  fus      1       r,           i.      i?    i.  -i 

name    des    Asklepios    in    folgender    Inschrift  "^'^^  ^X'^et  4    2i)     aber  Zeus  schmettert  ihn 

von  Komana:  CCOTHPIA  |  CKAHHICO  ]  KANZA  1  ?\^    '^-^"^"^   Blitzstrahl    nieder,     ccymvna    8 

PAIAAPOC  1  YnePeiCIN    OTTOYYr  OY.    Barn-  T,  ^Ä.^'^Tv    ^^^^f'^^^'S    nvg^oQog    {Soph. 

say,  Inscriptions  of  Cüicia,   Cappadocia,   anä  ^''^-  i^)'  ^^^^  '^^?  Leichnam  rauchte    «.pat;- 

Pontu.,  Journal  of  philoloqy  11  (1882^  p.  159  "'^  ^^l^^:^  .f^^^ovrcc,     Eur.   Suppl.   496,    srt 

v,^  01  i;«„4-  V     ~     '/    1      '     Tj-     l         1          /o\  tvw8tai  Philostr.  Im.  2,  29.     Übereinstimmend 

Tar.  21  liest  ScotrjQL  Aa-AlrjniwKav^uQai  XagogC?)  i.prichten    /4«rt/7or7m-rts  S     ß     S     1     S     ß     fi     1 

xrl. ;  es  dürfte  aber  zu  lesen  sein  Knvtdgc^  "llcc-  T  f  -r  ^  ^modoj  os  3    6 ,  d ,  1 .    3 ,6     6     1 . 

''  ^r]          50  3,  6,  7,  8.    Hyg.   f.  70.  71,    vgl.  Ovid  Met.  9, 

pog,   vgl.  für  die  Endung:  'An6Xl(av  Tvgifivccg  404.     Seine   Gemahlin  Euadne    (s.   d.   nr.  3), 

C.  I.  Gr.   3493.   3497,   Zsvg  TlaTtCug   C.  I.  Gr.  des  Iphis  Tochter,  stürzt  sich  bei  der  Leichen- 

3817.     [Drexler.]  feier  in  die  Flammen  des  Scheiterhaufens,  J-^JcZ. 

KaosJ    Auf  einer  Münze  von  Eriza  (bei  iWi.  3,  7,  1,  3.     Mythogr.   graec.    ed.    Westermann 

3,  345,  248.    Boutlcowslci,  Biet.  num.    p.  603)  359,5.  Philostr.  Tmag.  2,  30.   Sein  Grab  erwähnt 

ist    einem    bärtigen  Haupte  mit  Dreizack  da-  Euripides,  Suppl.  981.      Nach    anderer    Über- 

hinter  die  Beischrift  KAOC  gegeben.     Im  Re-  lieferung  soll  ihn  Asklepios  ins  Leben  zurück- 

gister    zum    ganzen  Werk    S.  9    p.  235    fafst  gerufen  haben,  Apd.   3,    10,  3,   10.     [Die  von 

Mionnet  Kaos  als  Flufsnamen,  und  noch   im  K.  handelnden  Stellen  latein.  Schriftsteller  s. 

B.  C.  H.  1883  wird  von  /Jr^iCtaag,  TJbqI  'Eql-  60  bei   De  Vit,  Orioni.  unter  Capaneus.    Röscher.] 

^Tjväv  vofiLGjiDCTcov  (p.  58 — 66)  KAOC  als  Flufs  Über  seine  Verwandtschaftsverhältnisse  wei- 

auf  Münzen  von  Eriza  nach  Sestini,  Class.  gen.  chen  die  Quellen  vielfach  von  einander  ab.    Als 

1821    p.  88    aufgeführt.     Die  Annahme,    dafs  sein  Sohn  erscheint  durchweg   Sthenelos,   als 

KAOC    einen    Flufsgott  darstelle,    stützt    sich  sein  Vater  Hipponoos,  Nachkomme  des  Proitos, 

auf    Livius    38,    14,     wo     als    Namen     eines  Schol.    Pind.  Nem.  9,  30.    Schol.   Eur.  Phoen. 

Flusses    in    der    Nähe    von    Eriza    die    Hand-  181.     Seine  Mutter   heifst   Astynome   Hyg.   f. 

Schriften  Chaus  oder  Cahus  oder  Casus  {tertio  70,    oder  Laodike,   Tochter  des  Iphis,   Schol. 

indc   die  ad   Casum   amnem  perventum;   inde  Eur.  Phoen.  181.   Seine  Gemahlin  ist  Euadne, 


951 


Kapaneus 


Kapheira 


952 


Tochter  des  Iphis  (es  sind  also  entweder  hier 
Verwechselungen  oder  meln"ere  Träger  des 
Namens  Ij)his  anzunehmen)  oder  laneira 
Schol.  Find.  Ol.  6,  46),  was  wohl  nur  ein 
anderer  Name  der  Euadne  ist. 

Bedeutung   des  Namens.     Nach    Pott, 

Ztschrift  f.  'ü(jl. 
Sprachforschq.  7, 
324  ist  der  Name 


Kapaneus  vom  Blitze  getroffen, 

Gemmen  (nach  Overbeck,  Gal.  her. 

Bildw.  T.  V,  ur.  4  u.  5;  vgl.  Ml- 

cali,  Müll.  t.  116  nr.  10  u.  11). 


Bildliche  Darstellungen,  a)  Litterarisch 
überlieferte:  1)  In  Delphi  Statuen  der  Sieben 
gegen  Theben,  von  Hypatodoros  und  Aristo- 
geiton,  darunter  auch  K.  Paus.  10,  10,  3.  2)  Ge- 
mälde im  Tempel  des  Kastor  und  PoUux  zu 
Ardea  Serv.  ad  Verg.  Äen.  1,  44.  3)  Gemälde 
des  Tauriskos,  Plin.  35,  40,  40.  —  b)  Erhaltene 
Bildwerke  s.  Overbeck,  Gal.  heroischer  Bildiverke 
S.  125-129:  Taf.  5, 2  etrusk.  Aschenkiste,  Kapa- 
abzuleiten  von  lo  neus  von  der  Leiter  stürzend,  Taf.  5, 3  ein  Sarder, 
MßTravTj,  was  nach  5,  4  u.  5  zwei  Gemmen,  wo  der  Blitzstrahl  im 
Nacken  des  Helden  erscheint,  Taf.  5,  6  Relief, 
von  Villa  Albani  {WincJcelniann ,  Mon.  incd. 
nr.  109.  Zoega,  Bassirilievi  1,  47),  ferner  Ovcr- 
hecJc  a.  a.  0.  S.  148  f  u.  Taf.  6,  9  Relief  mit 
zusammenfassender  Darstellung  der  Haupt- 
begebenheiten der  Thebai's,  worunter  auch 
Kapaneus  mit  der  Leiter,  endlich  ein  Relief 
von  Giölbaschi,  Bcnndorf,   Vorläufiger  Bericht 


ÄristopJianes   bei 

Athen.  10,   418  d 

thessalische    Be- 
zeichnung    für 

afici^tt    ist,    also 

etwa     Wagener, 

ein  Name,  der  sich 

für  einen  Sohn 
des  Hipponoos  20  45  a;  Wien.  Vorlcgebl  ISSQ  Tai.  XI.  Die  Deu- 
wohl  schicken  würde.  Nach  Hesych.  wäre  zcc-  tungdes  sogenannten  sterbenden  Alexander  auf 
TtdvT]  =  xQix^vri  v.vvrj,  wonach  der  Name  einen  Kapaneus  ist  längst  aufgegeben  und,  wie  die 
Helm  träger  bedeuten  würde.  Aus  dem  Wortspiel       des   Kolossalkopfes    in  Neapel   ai   Studi,    den 

Welcher,  Ep.  Cykl. 
2,  360  Anm.  94  aufK. 
deutete,  durch  die 
richtigere  auf  einen 
sterbendeij  Giganten 
ersetzt,  vgl.  K.  Lanqc, 
Arch.  Ztg.  1883  S.  81. 
[Auch  auf  Vasen 
kommt  K.  vor:  vgl. 
Neapel  nr.  3255  (in- 
schriftl.  bezeugt)  und 
Petersburg  nr.  523  (?) 
Röscher.]  Sogar  in 
Tänzen  wurde  Kapa- 
neus dargestellt,  Luc. 
epigr.  11,  254.  Salt. 
76.    [Weizsäcker.] 

Kapetos(Ä^ä7rsrO(;), 
1)  einer  der  Freier 
der  Hippodameia,  von 

Oinomaos  getötet, 
Paus.  6, 21, 7.  — 2)  Ca- 
petus,  Albanerkönig, 
Sohn  oder  Vater  des 
Kapys,  Liv.  1,  3.  Ov. 
3Iet.  14,  613.  Serv.  V. 
Aen.  10,  145.  Wahr- 
scheinlich identisch 
mit  Calpetus ,  Diod. 
7,  4.  üv.  Fast.  4,  46: 
aber  Dionys.  1,  71 
nennt  Kapetos  Vor- 
gänger ,  Kalpetos 
Nachfolger  desKapys. 
[Vgl.  De  Vit,  Onom. 
unter  Capetus  und 
Scliwegler,  Böm.  G.  I 
S.  342  f  R.]     [StolL] 


Kapaneus  (?)  sterbend,  Eelief  in  Villa  Albani  (nach   Whickelmann,  Mon.  inecl. 
1,  109  =  BauineUter,  Denkrn.  S.  1751)  Fig.  1810). 


des  Namens  mit  naTtvovaai  bei  Etirip.  (s.  o.) 
ergiebt  sich  nicht  eine  andere  Auffassung  der 
Bedeutung  des  Namens  im  allgemeinen,  son- 
dern nur  in  dem  betreffenden  Zusammenhang. 
[Wilamowitz  (Hermes  1891  S.  226)  deutet  K. 
als  Zyianccvsvg;  Vgl.  Lykoph.  652  mit  Bezug 
auf  narac-KKiirsiv  tiqIiv.     R.] 


Kapliauros  (KdcpavQog),  Sohn  des  Amphi- 
themis  oder  Garamas  und  einer  tritonischen 
Nymphe,  in  Libyen,  Enkel  des  Apollon  und 
der  Akakallis;  er  tötete  den  Argonauten  Kan- 
thos durch  einen  Steinwurf,  als  dieser  in  seine 
Schafherden  geraten,  Ap.  Bh.  4,  1490.  [Stoll.] 

Kai)heira  {KatpsiQa)^  Tochter  des  Okeanos, 


953                       Kapheira  Kapliene                        954 

welche  auf  Rhodos  mit  den  Teichinen  den  soll  (vgl.  auch  Dionys.  Hol.  de  Dinarelw  10). 
ihnen  von  Rhea  anverti-auten  Poseidon  erzog,  Diese  sind  nicht  mit  Buttmann  {Mytltol.  2,  41) 
[nach  einer  fragmentierten  Tradition  bei  Dio-  und  Gerhard  ( Ursprung  etc.  des  Poseidon, 
doros  5,  55  §  1,  zu  der  noch  aus  §  5  die  An-  Ahh.  d.  Berliner  Ale.  d.  W.  1850)  als  Phöni- 
gabe  gehört:  yBvsa&ai  kcctcc  tbv  kociqov  xov-  zier  oder  Karer  zu  verstehen,  sondern  als 
xov  SV  xoiq  nQiii;  fw  (isgsai  rf^g  vrjaov  xovg  Thebaier,  welche  über  Argolis  {Menekrates  bei 
Tilrjd-ivTag  <^?'y  "lyvrjzag  (hs.  yt'yuvTixg).*)  Ka-  Seh.  Pindar.  OL  2,  16.  Kanon  47;  vgl.  Bohde, 
pheira  ist  identisch  mit  Halia  nr.  2  (s.  oben  Rhein.  Mus.  36  1881  S.  433^),  letzthin  viel- 
Bd.  1  Sp.  1819  f.**),  welche  als  Tochter  der  leicht  über  Athenai  (Menekrates)  kamen  und 
Thalassa,  Schwester  der  Teichinen,  den  Po-  lo  von  Konon  korrekt  als  Pelasger  (d.  h.  Ein- 
seidon liebte  und  mit  ihm  erzeugte  naiäag  wanderer  aus  der  Urheimat  des  Apbrodite- 
f|  UQQSvug  ovg  ((paai)  wXry-S'j^vat  TiQoarjcöovg  dienstes,  Thessalien,  speziell  Pela  bei  Orme- 
daijiovag  {JDiod.  a.  a.  0.  §  4.  6).  Beide  Mythen-  nion)  bezeichnet  werden  (vgl.  Philol.  N.  F.  4 
traditionen,  die  bis  auf  den  Namen  der  Heroine  1891  S.  48^);  3  1890  S.  715  und  S.  116  f. 
in  allen  wesentlichen  Punkten  sich  decken,  Es  ist  dasselbe  Volkstum,  welches  den  gleichen 
sind  von  Diodoros ,  der  ihre  Identität  nicht  kabeirischen  Kultkomplex  auch  auf  die  thra- 
erkannte,  oberflächlich  kontaminiert  {Philol.  kischen  Inseln  übertragen  hat.  Als  diejenige 
N.  F.  4  1891  S.  43flE'.),  und  zwar  nach  einem  rhodische  Stadt,  wo  jener  kadmeische  Priester- 
Berichte  des  grofsen  Apollodoros  {Bethe,  Her-  kult  des  Poseidon  und,  wie  man  hinzusetzen 
mes  24  1889  S.  429).  Aus  beiden  Mythen-  20  darf,  der  aphrodisischen  Kapheii-a  haftete, 
formen  leuchtet  gleichermafsen  die  Beziehung  wird  bei  Diodoros  5,  58  lalysos  genannt, 
auf  den  Kreis  der  Aphrodite  heraus.  Die  auf  und  damit  entfällt  als  unwahrscheinlich  die 
Rhodos  Kult  geniefsende  Halia  -  Leukothea  von  Lobeck  gewagte  Beziehung  auf  Kameiros 
einerseits  erfährt  die  Vergewaltigung  durch  {Agl.  2,  1184*:  Capheira  .  .  .  haud  dubie 
die  eigenen  Söhne  auf  Veranstaltung  der  Cameira  dicta  ab  urbe).  [K.  Tümpel.] 
x\phrodite,  die  über  die  6  proseoischen  dämo-  Kapheue  (Kacpsvrj),  eine  karische  Jungfrau 
nischen  Igneten  eine  fiavia  schickte,  wie  ja  von  Kryassa  (=  Kryassos),  wo  sich  unter 
überhaupt  die  thebanisch-Iemnisch-samothra-  Führung  des  Nymphaios,  eines  durch  Schön- 
kische  Leukothea  schon  von  0.  Müller  (Etrus-  heit  ausgezeichneten  jungen  Mannes ,  griechi- 
ker  1,  198;  2,  55.  Proleg.  S.  371;  vgl.  Preller-  30  sehe  Kolonisten  von  Melos  niedergelassen 
PZew  1,378) alsNebenfigurdes Aphroditedienstes  hatten.  Als  diese  melische  Kolonie  binnen 
erkannt,  und  von  0.  Crusius  als  Aphrodite-  kurzer  Zeit  zu  grofser  Blüte  und  Macht  ge- 
hypostase  bezeichnet  ist  {Beiträge  z.  griech.  langt  war,  beschlossen  die  karischen  Bewohner 
Myth.  u.  Beligionsgeschichte ,  Progr.  Thoman.  von  Kryassa,  die  ihnen  'lästig  gewordenen 
Leipzig  1886  S.  22 f.,  wegen  des  rettenden  Griechen  zu  vernichten,  und  luden  dieselben 
Zauberschleiers  =  der  7coQ(pvQlg  der  samothra-  zu  einem  Gelage  ein  [um  sie  bei  dieser  Ge- 
kischen  Kabeirenmysterien;  wozu  als  zweites,  legenheit  hinterlistig  zu  überfallen].  Doch 
der  Aphrodite  und  Leukothea  gemeinsames  Kaphene,  die  in  Nymphios  verliebt  war,  hatte 
Motiv  der  Wassersprung  und  als  drittes  die  ihrem  Geliebten  den  Plan  verraten.  Als  nun 
Vergewaltigung  durch  gigantische  Söhne  40  die  Boten  der  Karer  die  Einladung  über- 
kommt: Fleckeis.  Suppl.  16  1887  S.  197  f.  mit  brachten,  erwiderte  ihnen  Nymiihios,  dafs  es 
Anm.  176.  178  und  Strabon  11  p.  495).  Ander-  bei  den  Griechen  Sitte  sei,  auch  ihre  Frauen 
seits  klingt  der  Name  KacpsLQa  schwerlich  nur  zu  Gastmählern  mitzubringen.  Die  Melier  er- 
zufällig an  den  der  KaßsiQa  oder  KccßstQO)  an,  schienen  nun  zwar  selbst  unbewaffnet  beim 
die,  wiederum  auf  Samothrake,  als  Gattin  des  Schmause.aberjede  ihrer  Frauen  trug  ein  Schwert 
Hephaistos  (Mutter  des  Kasmilos)  direkt  für  in  ihrem  Gewände  versteckt,  und  als  nun  mitten 
Aphrodite  eintritt:  Akusilaos  und  Pherekydis  im  Schmause  den  Karern  das  Zeichen  zum 
bei  Strabon  p.  209;  vgl.  0.  Crusius, 'Kabiren-  Überfalle  gegeben  wurde,  ergriffen  die  Grie- 
in  der  Allg.  Kncyklop.  2.  Sekt.  32  S.  21  ^^  chen  plötzlich ,  ehe  die  Karer  sich  dessen 
Kapheira  ist  also  wohl  als  heroisierte  Aphro-  50  versahen,  die  von  ihren  Frauen  mitgebrachten 
dite-Kabeira  aufzufassen;  und  auch  der  Schwerter  und  töteten  ihre  arglistigen  Wirte, 
Kasmilos,  der  auf  Samothrake  die  Kabeira  als  worauf  sie  deren  Stadt  zerstörten  und  eine  andere 
Sohn  begleitet  (und  als  Kadmos  die  Leuko-  Nsa  Kqvaaaa  gründeten.  Kaphene  aber  wurde 
thea  zeugte),  scheint  auf  Rhodos  nicht  gefehlt  die  Gemahlin  des  Nymphios  und  erhielt  für  ihre 
zu  haben.  Wenigstens  kennt  daselbst  Dio-  That  den  gebührenden  Ehrenlohn.  Die  Legende 
doros  5,  58  (nach  Zenon  u.  a.)  Kadmeionen  steht  bei  Plutarch  de  mul.  virt.  7  jj.  304  Dübn. 
{avv  Küdyico  ^otviv.sg);  ja  diese  gründeten  und  u.  Polyaen.  8,  64  [vielleicht  nach  den  KciQLv.a 
verwalteten  erblich  gerade  das  Priestertum  des  Apollonios,  der  die  Ktisis  von  Kryassoa 
des  Poseidon,  den  Kapheira  aufgezogen  haben  behandelte:  Geffken,  De  Stephano  Byz.  p.  52  zu 

CO  Frgm.  28;  vgl.  F.  Dümmler,  Athen.  Mttteil.  13 

*)  Für  die  Bd.  1  Sp.  1693  u.  Bd.  2  Sp.  111  fehlenden  1888  S.  301,  der  die  Sage  von  der  Gründung  der 

Artikel  Gnea,  -etes  und  ignetes  steht  das  Material  Stadt  Nea-Kryassa  in  Karlen  durch  die  Melier  in 

bei  Lobeck,  Agl.  2,  ii88ff.   Hoeck,  Kreta  1,  352.   Geffcken,  weiterem  Zusammenhang  behandelt  und  diese 

De  Stephano  Byz.  cap.  u,  Doktordiss.  Göttingen  1886  p.  44.  Wanderung  für  trotz  ihrer  dorischen  Etikette  für 

r,mp.i  p/«7oL  N.  F.  4  1891  s.  43.  vordorisch  hält.  Tümpel.]   T//»i«eZ  macht  mich 

**)  Daselbst   ist   zu   erganzen  „Tochter  der  Thalassa  -         •             ■,       ^                   ^i-fi-i           -\t-a^l    -i 

und  zu  tilgen,  dafs  Thalassa  den  Poseidon  mit  erzogen  ^f  ^iner  dankenswerten  brieflichen  Mitteilung 

habe.  —  Halia  nr.  3  (Tochter  der  Sybaris)  und  nr.  4  darauf  aufmerksam,  dafs  die  Legende  bei  Plut. 

(Tochter  des  Tyllos),  b.  iu  den  Nachträgen  zu  Bd.  2.  a.  a.  0.    (vgl.    die   Schlufsworte   a'glOV   OVV   ayec- 


955                      Kapheus  Kapys                        956 

a&at   xäv    ywai-näv  kkI  rrjv   aianrjv   Kai  ro  AA0AIK6IA    auf  einer  Münze   des  Commodus, 

^agaos)  etymologisch  auf  die  GicoTt)]  der  dabei  Mi.  4,  325,  754;     c)  als  Eber  (KATTPOC)  mit 

beteiligten  Frauen,  wohl  auch  der  Kaphene,  Lykos  (ATKOC)  als  Wolf  die  stehende  und  ein 

zugespitzt  scheint,   so   dass    dem    cchiov    die-  Bild   des  Zeus  Laodikeus  haltende   Laodikeia 

selbe  Beziehung  zu  Grunde  läge  wie  der  Ety-  umgebend  auf  Münzen  der  lulia  Domna,  Vail- 

mologie  von  yirj(p^v£g  (vgl.  Kcocpös)  =  schweig-  lant,  N.  Gr.   p.  92.    Mi.  4,  327,  764.    Tlaver- 

sam,  stumm  im  Etym.  Magn.        [Röscher.]  camp,  Mus.  Regin.  Christ,   p.  180    Tb.  26,  12 

Kapbeus    (iCorqpEus),    bei    Alhnan   frg.    72  (ohne  Angabe  der  Beischriften);  Sestini,  Mus. 

Bergk   {■^oks    ng  [öjxaqpfvg    dvaGocov)    zuerst  Chaudoir  p.  109  u.  Mus.  Hedervar.  2,  349,.  18 

richtig  eingesetzt  von  H.  Neumann  (bei  Bobert,  lo  Tb.  27,  3.    Mi.  S.  7,  587,  460.    Head  p.  566. 

iVatos(7(.  »•e/ig.  p.  246  "),  wo  neuerdings  wieder  Gardner,  Greek  River -Worship,  Trabis,  of  the 

Sitzler  {Die  Lyriker  Eumelos,  Terpander  und  B.  Soc.  of  Lit.  of  the  united  Kingdom.    2'*  ser. 

Älkman  etc.,  Festschrift  des  ...  Gymn.    Karls-  vol.  11    1878  p.  205f.  PL  2,  2;    d)  sitzend  als 

ruhe  1886    S.  54    a-nacpsvs  stehen  lassen    und  Eber   gegenüber    dem   als  Wolf  dargestellten 

=  c-näitTcov  erklären  will,    und  E.  Hiller  (in  Lykos,    Head    p.  566,    auf   autonomen    (Obv. 

Bursians   Jahresbericht   über    die    griechischen  Haupt  der  Synkletos),  3Ii.  4,  316,  700.  Streber, 

Lyriker  und  Bukoliker    S.  171)   mit  Berufung  Num.    nonnulla  Gr.    ex   mus.    rcgis   Bavariae 

auf  Eurip.  frg.  TOO  Na.  (xcojrrjs  dväaaoiv)  av.cc-  liactenus   minus   aceurate   descripta.     München 

tpsvg  (so)  als  Gen.  von  andcpog  =  Schiff  fafst.  1835.   4"  (Akad.)  p.  248  Tb.  4,  10  und  Münzen 

Vgl.  d.  Artikel  'Kepheus'.         [K.Tümpel.]  20  des  Caracalla,    Mi.  4,  330,  783  aus    Vaillant, 

Kappadokia   (KaTtTcccSo-nia),    die   Personifi-  N.  Gr.    p.  101;   Ä.  7,  589,  465    nach  Bamus, 

kation    der    Provinz    Kappadokien,    erscheint  Cat.    n.    vet.    mus.    reg.    Daniae    1,    228,    12 

mit  der  Beiachrift  CM PP^Z)0(7JJ.  auf  Bronze-  Tb.  7,    11.      Die  Tiere   sind  in   den    früheren 

müozen  Hadrians  stehend,  mit  der  Turmkrone,  Beschreibungen  vielfach  falsch  benannt;    das 

haltend  den  Berg  Argaios  und  eine  Standarte  Richtige    sahen   Cavedoni,    Spie.  num.    p.  241 

(Co/jew2^  121f.  200— 211.  Cavedoni,  Bull.  arch.  Anm.  208   u.  Streber  a.  a.  0.,    vgl.   auch   Lii- 

napol.  n.  s.  4  p.  124  nr.  9),    auf  Grofsbronzen  hoof,  Monn.  Gr.    p.  406  zu  nr.  125.    Gardner 

des   Antoninus   Pius   stehend,    mit  der  Turm-  bemerkt  zu  dem  Typus:  ^.,This  mag  be  a  mere 

kröne,  haltend  einen  Korb  und  eine  Standarte,  punning  allusion  to  the  name  of  the  river,   as 

zu  Füfsen  den  Argaios,    Cohen  2'\   282,  120.  so  these  coins  are   of  a  very   late  date,    but    ive 

[Drexler.]  have  reason  to  think  that  boars  did  sometimes 

Kappadox   {Kamtädoi,,    auch  Xajrjrä ^oxog),  typify  the  violency  of  ivater  especially  as  wild 

Sohn  des  Assyriers  Ninyas,  Enkel  der  Semira-  boars  notoriously  haunt  swamps" ;    und  Adolf 

mis,  nach  welchem  Kappadokien  benannt  war,  Gerber.,  Naturpersonifikation  in  Poesie  u.  Kunst 

Eustath.    zu    Dionys.    Per.   11-2.    Steph.   B.   v.  der  Alten.     Leipzig  1883    {Jahrbb.  f.  kl.  Phil. 

Kannado-nia.     [Stoll.]  Suppl.   Bd.    13)    p.    270:    ,, Ebenso    sahen   die 

Kappotas   {Kamtcazag  =  v.axaiiuvrttg ,    Be-  Griechen  in  den  Flüssen  nicht  wirkliche  Stiere, 

ruhiger),  Beiname  des  Zeus.   Der  Sage  nach  ge-  Eber  oder  "Widder,    sondern  nur  die  Wesens- 

nas  Orestes  vom  Wahnsinn  auf  einem  [Meteor-?]  gleichheit  liefs   sie   solche  Benennungen  wäh- 

Steine  sitzend,  welcher  Zfi>s  MaTT^Trcöras  genannt  40  len";    vgl.    auch  E.  Curtius,    Peloponnesos   1 

wurde,  Pausan.  3,  22,  1.     Pr euer- Bobert,  Gr.  p.   405  u.   Sitzungsber.    d.    Berl.    Akad.    1888. 

Myth.  1,  146.    [Vgl.  Overbeck,  Über  das  Kultus-  S.  1228,  der  auch  (p.  388)  in   dem  erymanthi- 

objekt  bei  den  Griechen  in  seinen  ältesten  Ge-  sehen  Eber  den  Flufs  Erymauthos  erkennt  u. 

staltungen,  Ber.  üb.  d.  Verh.  d.  K.  Sachs.  Ges.  durch    die    Namen    der    Wildbäche    Achajas 

d.  W.  Ph.-H.  Kl.  16  1864  p.  144—145.  Drexler.]  Krios  (Bock)  und  Sys  (Eber)  ihre  heftige  und 

[Lorentz.]  zerstörende    Natur    bezeichnet    sein    läfst    (s. 

Kapros  {Kangög),   1)  Flulsgott  auf  Münzen  Boscher,  Selene  u.   Verw.  S.  52  A.  206).     Aus 

von   Atusa   in  Assyrien    aus    der    parthischen  der     slavischen     Mythologie     führt     Gardner 

Periode,   zu  Füfsen  der  sitzenden  Stadtgöttin  p.  206    eine    Notiz    von    Karamsin,    Hist.    de 

(„The  city  seated  on  rock  frovi  whicli  issues  a  50  Bussie   1   p.  114   an,    dafs,    wenn   ein  grofses 

stvimming    Biver-god    the    Caprus ,    with    long  Unheil   das  Slavenvolk  bedrohte,    der  Genius 

goat's  horns") ,    Head   p.  690    nach    Gardner,  des  Sees  von  Rhetra  unter   der  Gestalt  eines 
Parthian  Coins  PI.  7,  22.  —  2)  Flufsgott  auf      wilden  Ebers    mit    furchtbarem    Grunzen    aus 

Münzen  von  Laodikeia  Phrygiae.    Er  erscheint  den  Wogen  emportauchte,  um  alsbald  wieder 

a)  auf  Münzen  Caracallas  in  menschlicher  Ge-  zu  verschwinden.     [Drexler.] 

stalt,  mit  Lykos,  zu  Füfsen  der  von  drei  Kory-  Kapys  {Känvg),  1)  Sohn  des  Assarakos  und 

bauten   umtanzten,    das  Zeuskind  auf  dem   1.  der  Hieronyme,   T.  des  Simoeis,   Nachkomme 

Arm  haltenden  Adrasteia,  neben  welcher  1.  der  des  Dardanos,  Fürst  der  troischen  Dardaner; 

Genius  von  Laodikeia,  die  L.  aufs  Steuer  ge-  zeugte    mit    Themis,    der   T.    des    llos,    den 

stützt,    steht,    während  oben  in  der  Luft  ein  go  Anchises,  II.  20,  239.   Apollod.  3,  12,  2.  Diod. 

Adler  sichtbar  ist,  Imhoof,  Jahrb.  d.  Ksl.   B.  4,  75.    Ov.  fast.  4,  34.     Tzetz.  L.  1232.    Serv. 

Arch.  Inst.  3  1888    p.  290  nr.  2  Taf.  9  nr.  19;  Verg.  A.   1,   272.  284.     Nach  Serv.    Verg.    A. 

vgl.    Mi.    4,  330,   781.    782;    Cat.    Northwick  5,  30  war  die  Troerin  Segesta  seine  Gemahlin 

nr.  1232.   Head  p.  566;    b)  ebenso  gelagert  in  und  Mutter  des  Anchises.     Bei  Dionys.  A.  B. 

menschlicher    Gestalt    zusammen    mit    Lykos,  1,    62    heifst    Klytodora,    T.    des    Laomedon, 

beide  durch  die  Beischriften  KATTPOC  u.  AYKOC  Mutter  des  Kapys,  der  mit  der  Nymphe  Nais 

kenntlich  gemacht,    zu  Füfsen    der  sitzenden  den  Anchises  zeugt.  —  2)  Trojaner,  Verg.  Aen. 

und   ein  Bild   des   Zeus  Laodikeus  haltenden  2,  35  bei  der  Eroberung  Trojas  genannt;  nach 


957  Kar  Kariös  '         958 

Serv.    z.    d.   St.    war   er    ein    Verwandter    des  Karche    (KäQxrj),    Tochter    des    Aigyptos, 

Aeneas    und    der    Gründer    von    Capua,    also  eines  Sohnes   des  Zeus  und   der  Thebe,  nach 
identisch  mit  nr.  3.  —  3)  Begleiter  des  Aeneas       welcher  die   „Insel"  Karchedon  benannt  war, 

der  in  Latium   mitkämpft,    Verg.  Aen.  1,  183.  Tzets.  L.  1206  p.  958  3Iün.     [Stoll.] 

9,  576,    derselbe,    von    welchem    Capua    ge-  Karche(loii(Äap;^/j^(üv), l)PhönikierausTyrus, 
gründet  und  benannt  sein  sollte,   Verg.  Aen.  der  21   Jahre   vor    dem  Fall  Trojas   mit  dem 

10,  145.  Steph.  B.  Kanva,  vgl.  Serv.  V.  Aen.  Tyrier  Ezoros  Karchedon  (Karthago)  gründete, 
1,  2.  242.  10,  145.  Dieser  Gründer  von  Capua  Fhüist.  b.  Euseh.  Can.  Chron.  nr.  804  {Müller, 
wird  auch  Saiuniter  genannt,  Serv.  V.  A.  10,  hist.  gr.  fr.  1  p.  190,  50).  Steph.  B.  s.  v.  [Stoll.] 
145.  Liv.  4,  37.  Nach  Dionys.  1,  73  gründete  lO  —  2)  Tochter  des  lyrischen  Herakles,  Cic.  de 
Komus  Capua  und  nannte  es  nach  seinen  troja-  nat.  deor.  3,  16,  42.  Vgl.  Karthago.  [Höfer.] 
nischen  Vorfahren.  [Das  Haupt  des  Kapys  er-  Kag^ri^ovluiv  öaificov,  d.  i.  Tanit,  wird 
kennt  Cavedoni,  Spie.  num.  p.  14  auf  dem  Obv.  zusammen  mit  'Hqanlfiq  (Baal  Chamman)  und 
von  Münzen  von  Capua,  deren  Rs.  eine  einen  'lölaog  (Eschmun)  als  höchste  Gottheit  der 
Knaben  säugende  Hirschkuh  zeigt,  M.  S.  1,  Karthager  bezeichnet  im  Vertrage  derselben 
236,259.  T.  Combe,  Mus.  Brit.  Tb.  2  fig.  14.  mit  Philipp  von  Makedonien,  Polyh.  7,  9, 
Baoul-Bocheite ,  Notice  des  fouilles  de  Capoue  2  —  3.  Bätligen,  Beitr.  z.  semit.  Religionsgescli. 
p.  94  —  95    hat  sich  Cavedonis  Erklärung   an-  p.  46.     [Drexler.] 

geschlossen;  dagegen  erkennen  Avellino,  Bull.  Kardys  {KÜQdvg),  Vater  des  Klymenos,  ein 

arch.   napol.   1   p.    11    imd    Friedländer,    OsA.  20  Kreter  aus  dem  Geschlechte  des  Herakles  Idaios, 

Münzen  p.  13  Telephos,  und  Cavedoni  selbst,  Paus.  5,  8,  1.     [Stoll.] 

Bull.  arch.  napol.  1   p.  72  pflichtet  ihnen  bei;  Karia  (KaQia),   1)  die   Personifikation  von 

Minervini,  Bull.   arch.   napol.   n.  s.    7    p.  170  Karlen,  erscheint  auf  den  oben  Bd.  2  Sp.  358 

will  Auge  erblicken;   Poole,    Cat.  Gr.  C.  Brit.  angeführten    Münzen    des    Septimius    Severns 

3Ius.  Italy  p.  83  nr.  14  beschreibt  den  Typus  von  Tarsos  zusammen  mit  Isauria   u.  Kilikia. 

nnr  als  „Young  head,  r.,  ivearing  slinof  beast''.  Auf  Münzen    von    Laodikeia    Phrygiae    sieht 

Drexler.]  —  4)  Begleiter  des  Aeneas  (vgl.  nr.  3);  man  Laodikeia  sitzend  zwischen  der  stehenden 

er  kam  mit  ihm  auf  seiner  Irrfahrt  nach  Ar-  OPVriA  u.  KAPIA,  Ecl-hel  3  p.  160.  Head,  H. 

kadien,  wo  sie  eine  Stadt  gründeten,  die  nach  N.  p.  566.  31i.  4,  329,  775.  Caracalla  {„(i>P\^\^, 
ihm    Kaphyae    oder    Kapyae    genannt    ward,  30  La  Phrygie  persotmifiee,  tutulee  et  debout,  por- 

Dionys.  A.  JR.  1,  49.    Strab.   13,   608.      Nach  tant  sur   la   m.  dr.   deux   simulacres;    en   face 

Steph.  B.  V.  Kacpvui  war  die  Stadt  nach  dem  KAPIA,  la  Carie,  cgalement  debout  et  tutulee, 

Vater  des  Anchises  benannt.    —    5)   Albaner-  tenant   dans   la  m.  dr.  des  e'pis,   et  dans  la  g. 

könig,  Liv.  1,  3.    Verg.  Aen.  6,  768.    Dionys.  une  corne  d'ahond.").     [Drexler.]    —    2)    Ver- 

A.  B.  1,  71.  Diod.  7,  4.    Tzetz.  L.  1232  p.  974  derbter  Name  einer  Höre  b.  Eygin  f.  183,  wo 

Müller.     (Jv.  Met.  14,  613.    fast.  4,  45.     Auch  wahrscheinlich  Carpo  zu  lesen  ist.    [Röscher.] 
ihm    schreibt  man   die   Gründung  von   Capua  Kariös  (Kagiog),  1)  Sohn  des  Zeus  und  der 

zu,  Serv.   V.   Aen.   10,  145.     [Schicegler,  Rom.  Torrhebia,  der  an  einem  See,  der  später  nach 

Gesch.  1  S.  342  f.  A.  1  u.  2.    R.j     [Stoll.]  ihm  Torrhebia  benannt  wurde,  von  den  Nym- 

Kar  {Küq),  1)  nach  griechischer  Sage  Sohn  40  phen  in  der  Musik  unterrichtet  wurde  und  die 

des  Phoroneus,  erster  König  von  Megara,  nach  Lyder  die  (liXr]   ToQQrjßiu  lehrte,  Nikol.  Dam. 

welchem  die   Burg   dieser  Stadt  Karia    hiefs.  bei  Steph.  Bi/s.  TÖQQrjßog.    In  der  Landschaft 

Ihm  wurde  zu  Megara  die   Stiftung   des  De-  Torrhebis  befand   sich  auf   dem  Berge  Kariös 
meterheiligtums,  des  sogenannten  Megarou  auf      sein  Heiligtum,  HeTcataios  {?)  bei  Steph.  Byz.  a. 

der  Burg,  zugeschrieben,  Paus.  1,  39,  4.  1,40,5.  a.  0.  —  2)  Beiname  des  Zeus,  dessen  Tempel 

Steph.   B.   V.   KdQia.     Sein  Grabmal    war    am  in  Mylasa  stand,  und  der  gemeinschaftlich  von 

Wege  von  Megara  nach  Korinth,  Paus.  1,  44,  den    Kariern,    Mysiern    und    Lydern    verehrt 

9.    —    2)    Nach    dem  Glauben    der    Karer    in  wurde,  LIerod.  1,  171.    Strabo  14,  659.    SfepJi. 

Kleinasien   Stammherr  dieses  Volkes,    Bruder  Byz.  Kagia.   Ael.  nat.  an.  12,  30.   Waddington, 
des   Mysos   und   Lydos,    Herodot.  1,  171,   vgl.  50  Asie  min.   415.     Corr.   hell.     12    (1888)    p.  97 

Strab.   14,   659.      Sein    Grab    zu    Suagela    in  Anm.    p.  250    nr.  23.    p.  251    nr.  24.   25.   26. 

Karien,   Steph.  B.  v.  UoväysXa.     Gründer  der  15   (1891)   p.  209   nr.  151.     Strabo  a.  a.  0.   er- 

karischen  Stadt  Alabanda,  die  er  nach  seinem  wähnt  aufserdem  in  Mylasa  noch  einen  Kultus 

Sohne  Alabandos  benannte,  Steph.  B.  v.  'AXä-  des   Zeus   Osogos    (s.  d.) ,    Labrandeus   (s.   d.) 

ßavSa.    Ein  anderer  Sohn  hiefs  Idrieus  (s.  d.).  und  Stratios  (s.  d.).  —  Waddington  a.  a.  ü.  setzt 

[Vgl.    auch    Plin.    n.   h.   7,  203:    Auguria    ex  den    Zeus    Kariös     von    Mylasa     dem     Zeus 

avibus    Car ,   a  quo    Caria  appellata  (invenit).  Chrysaoreus  (S'<ra&o  14,  660;  vgl.  Bd.  1  Sp.  900, 

Vgl.  Kremmer,  De  catalogisheurematum.  Leipzig  Z.  55 ff.)  von  Stratonikeia  gleich,   während  er 

1890.  S.  9 f.  61.    Röscher.]     [Stoll]  den    Zeus    Labrandeus    und    Stratios    als    den 

Karaios  {KaQuiög)-  Zfws  Tiaqu  Boicozoig  ovtcü  CO  Nationalgott  von  Mylasa  und  den  Zeus  Osogos 

TCQoaayoQEVBTai,  cjg  (läv  xiv^g  cpccai  81a.  t6  vipiq-  wiederum     als    Spezialgott     der    myiasischen 

Xog  ilvai,  ano  xov  Tiägoc,  Hesych.  s.  v.  Kagaiög.  Phyle    Otorkondeis    {Zsvg    'OzcoQtiovöscov)    be- 

Man  hat  Kagaiög  in  Kccgiog  umändern  wollen  zeichnet..  [Vgl.  über  die  karischen  Zeusgestalten 

nach    der  Glosse    des  Photios:    Kagiog    Zavg-  A.  Maury,  Hist.  des  religions  de  la  Grece  ant. 

SV  0iocciXiu -nai  Boicoti'u,  ygl.  Welcher,  Aeschyl.  2   p.   18;   3  p.  139  —  144.    Jahn,  Arch.  Aufs. 

Trilogie  p.'l36,  aber  Meineke,  Fr.  Comic.  Gr.  p.  41  f.    Overbecl-,  Zeus  p.  268  —  271  und  die 

2  p.  85  hat  sich  dagegen  erklärt;  s.  O.  .Jahn,  von  ihm  p.  268  Note  a  angegebene  Litteratur; 

Ann.  deir  Inst.  1842  p.  210.     [Drexler.]  Preller,  Gr.  M.  1*  p.  141  Anm.  2;  über  einige 


959                         Karinos  Ivarnabon                       960 

interessante    karische    Zeustypen  auf  Münzen,  Karko    (KaQ-ncö),    ein    anderer    Name    für 

J.  Friedländer,    Zeus    Troios,   Zeus    Aseis   u.  Lamia    (s.  d.).      Vgl.    Hesych.    s.    v.    iiccqh(Ö- 

Zeus   Osogo,   Ztschr.   f.    Num.   2    1875  (p.   107  ilaftto:,  wo  wahrscheinlich  zu  lesen  ist:  äkq-hco' 

— 112)   p.  109  tf.     Drexler.]     Auch   in   Athen  Äaiiia.    Der  Name  hängt  wohl  mit  v.äQY.ciQog, 

ward  der  Zeus  Kariös   verehrt,  Herod.  5,  66;  xa^jtapa,    v.aQxoiqö8ovs  etc.  {Curtius,  Grdz.  d. 

vgl.   Krutin.  bei  Phit.  Per.   3;   zur  Erklärung  gr.  Etym.  ^  144)    zusammen  und  bezieht  sich 

hierfür  weist  Stein  zu  Herod.  a.  a.  0.  auf  die  vielleicht    auf   die    scharfen    Zähne ,    die    der 

von  Straho  (9,  397.  Paus.  1,  40,  6;  vgl.  Herod.  Lamia  ebenso  wie  den  Gorgonen  eigen  waren. 

1,  117)  bezeugte  Thatsache  hin,  dals  Karer  einst  [Röscher.] 
bis  nach  Attika  vorgedrungen  seien.    [Höfer.]  lo      Karmauor  (Kuq^üvcoq),  ein  kretischer  Sühn- 

Kariuos  (KaQivög),  Beiname  des  Apollon  priester  zu  Tarrha,  Vater  des  Eubulos  und  des 
in  Megara,  der  daselbst  in  Gestalt  eines  Sängers  Chrysothemis.  Er  sollte  nach  kre- 
Steines  verehrt  wurde,  Paus.  1,  44,  2.  Auf  tischer  Sage  Apollon  und  Artemis  von  dem 
um  300  v.  Chr.  geprägten  Bronzemünzen  der  Morde  des  Python  gereinigt,  und  Apollon  in 
Stadt  erscheint  ein  Obelisk  zwischen  zwei  seinem  Hause  mit  der  Nymphe  Akakallis  Um- 
Delphinen, den  man  als  Apollon  Kccgivog  gang  gepflogen  haben.  Paus.  2,  7,  7.  2,  30,  3. 
deutet,  Head,  H.  N.  p.  270.  Imhoof- Gardner,  10,  7,  2.  10,  16,  2.  Nach  Schol.  Pind.  Hypoth. 
A  numisniatic  commentary  on  Pausanias  p.  6  Pytli.  p.  298  Boeckh  reinigte  Chrysothemis  den 
PI.  A,  8.  Ein  ähnlicher  Stein  wurde  in  Am-  Gott,  Müller,  Bor.  1,  207.  343.  Welcher,  Gr. 
brakia  als  Apollon  'Ayvuvq    verehrt    und    er-  20  Götterl.  1,  503.     [Stoll.] 

scheint  auf  Silbermünzen  dieser  Stadt,    Head  Kanne   (Kagfirj),    Tochter    des    Eubulos   (S. 

u.  Imhoof- Gardner  a.  a.  0.     [Drexler.]  der  Demeter,  JDiod.;  S.  des  Karmanor,  Paus.); 

Karissai  (KccQiaaai),   Name   von  Göttinnen,  zeugte    auf  Kreta    mit  Zeus    die  Britomartis, 

die  sonst  nicht  bekannt  sind,  auf  einer  myti-  Hiod.  5,  76.    Paus.  2,  30,  3.     Nach  Ant.  Lib. 

lenäischen  Inschrift   t^Qsav   xav  &^av  'Exrj-  40    ist   sie   Tochter    des    Phoioix,    Sohns    des 

(fCkciv    uai    KciQLüoav    xal    Igeotpogov    xav  Agenor,  und   der  Kassiepeia,  T.  des  Arabios. 

aytwrarcov    (ivaxaQmv,    Bechtel,    Die    inschr.  In   Verg.   Cir.  220  ist  sie   als   bejahrtes  Weib 

Denkm.  d.  äol.  Dial.   bei  Bezzenberger ,    Bei-  zu  Megara  im  Dienste  des  Königs  Nisos  Amme 

txäge  5,  124  =  Collitz,  Samml.  d.  griech.  Dial.-  seiner  Tochter  Skylla.     Sie  ist  als  Gefangene 
Inschr.  1,  232.    Durch  diese  Inschrift  wird  zu-  30  (v.  290)   dorthin    gebracht,    eine  Tochter   des 

gleich  die  von  Crusius  (Bd.  1  Sp.  1389,  Z.  37  ft'.)  Ogygiers  Phoinix,  also  wohl  aus  Böotien,  wo- 

angezweifelte   und  durch  Konjektur  beseitigte  hin  Phoinix  mit  Kadmos  gekommen  sein  mag, 

Göttin  Etephila  gerettet,   die  sich  auch  auf  Heyne,   Exe.    zu    v.    220.    —    SchivencJc,   An- 

der  Bresosinschrift  (jyeÄsewfcer//er  a.  a.  0.  5, 134.  deutungen  169  f.     Vgl.  Kassiepeia.     [Stoll.] 

Collitz   a.  a.   0.   255)   findet:    xäg    'Exrjcpilag  Karmeios   (Kägiisiog),  Flufsgott,   erscheint, 

IJoasidcovog   Mv^c^   «««    Mvx^o^g  ^al   x&v    ana-  mit  der  Beischrift  KAPM6I0C,    unbärtig,    ge- 

Quixrixoav  Q^iav  . . .  eviinccQSÖQov.    'Nach.  Bechtel  lagert,    in   der  R.   ein  Füllhorn,   den  1.  Arm 

bei  Bezzenberger  a.  a.  0.  5,  124  sind  die  'Exi]-  auf  eine   Quellurne  gelehnt,    auf  einer  Münze 

cpilai   =  'Ex8i^q)iXaL,    die    „wahrhaft    freund-  des     Severus     Alexander     von    Hadrianopolis 
liehen"   (vgl.    Evi.Lsvid£g),  ähnlich   wie    Hades  40  Phrygiae,  Jffea«^  p.  564.  /»h/joo/",  J\^Mm.  Zei^sc/w. 

den    Beinamen  EvßovXsvg   (s.  d.   nr.  4)  führt.  16   1884  p.  291  zu  nr.  144  u.  Griech.  Münzen 

[Höfer]  p.  737  nr.  687.     [Drexler.] 

Karkabos  {KccQtiüßog),  Sohn  des  Perrhäber-  Karmeios    (KagiiriXog),    göttlich    verehrter 

königs  Triopas.    Er  tötete  seinen  Vater  wegen  Berg,     Tac.  hist.  2,  78:    „Est  ludaeam  inter 

seiner  grausamen  Tyrannei  und  erhielt  deshalb  Syriamque  Carmelus,  ita  vocant  montem  Deum- 

von    den    Bürgern    ein    Ehrengeschenk.      Als  que,  nee  simulacrum  Deo  aut   templum  situm 

Flüchtling    kam    er   nach  Brenthis   in   Troas,  tradidere  maiores:  aram  tantum  et  verentiam." 

wurde  von  Tros  vom  Morde  gereinigt  und  er-  v.  Andrian,  Der  Höhenkultus  asiatischer  und 

hielt  von  ihm  Grund  und  Boden,   auf  dem  er  europäischer  Völker.    Wien  1891  p.  257 ff.;  vgl. 
die  Stadt  Zeleia  gründete.    Von  ihm  stammte  50  lo.  lac.  Bosius,  Epistola  de  Carmelo  monte  et 

Pandaros,   der  vor  Troja  kämpfte,    Schot  II.  deo  in  Taciti  et  Suetonii  locos.     Lipsiae  1752. 

4,  88.     Eustath.   nennt  ihn   Kagräßag.      [Über  4" ;  in  anderen  Quellen  wird  Karmeios  nur  als 

Ka,rnsbha,ss.  Marquardt,  Cyzicus  T^.  22,  Drexler.]  heilige  Stätte  erwähnt;  so  nennt  MicJia  7,  14 

[Stoll.]  Jahwe  den  einsam  auf  dem  Karmel  Wohnen- 

Karkinos   {Kag-nivog,  Kccg-nivog),   1)   In   der  den,  und  Skylax,   Periplus  p.  42  ed.  Hudson 

späteren  euhemeristischen  Auffassung  erscheint  bezeichnet  den   Karmel   als    [sqov  .diög,    vgl. 

der  Krebs   {-nagiiLvog),    der  in   der   Sage   von  Baudissin,    Stud.    z.    semit.    Beligionsgesch.  2 

der  lernäischen  Hydra  den  Herakles  (s.  d.)  zu  p.  228  Aum.  1;  p.  234,  240,  254.     [Drexler.] 

hindern  suchte,  als   ein  avrig  yiiyag  xijv  laxvv  Karnabas  s.  Karkabos. 
xat  jroilfju-tKOff  und  Bundesgenosse  des  Lernos  60      KariiabO]i(Äapi'aßc5i')  od.  besser  Charnaboii 

(s.  d.),   Namens   Karkinos.     Vgl.  Palaeph.   39.  (Xagvocßciv),  König  der  Geten,  der  den  Tripto- 

[Roscher.j     Nach   Tzetz.   Chiliad.   2,   239   war  lemos  (s.  d.)  zuerst  gastlich  aufnahm,  als  dieser 

er  Bundesgenosse  und  Freund  der  Lerna,  d.  h.  auf  Geheifs  der  Demeter  mit  seinem  Drachen- 

der  neun  gegen  Herakles  kämpfenden  Brüder.  wagen  durch  die  Welt  zog,  um  die  Menschen 

—  2)  Ein  Krebs,  der  den  Herakles  bei  dessen  den  Getreidebau  zu  lehren;  später  aber  stellte 

Kampfe  gegen  die  Hydra  in  den  Fufs  bifs,  von  Karnabon  dem   Triptolemos   nach  und  tötete 

ihm  aber  zertreten  wurde;  Hera  versetzte  ihn  einen  seiner  Drachen;  zur  Strafe  versetzte  ihn 

unter  die  Sterne,  Eratosth,  katast.  11.    [Höfer.]  Demeter  samt  dem  getöteten  Drachen  an  den 


9G1                         Karneios  Karneios                        962 

Himmel,  wo  er  nun  Ophiuchos  {'Oipiovxoc)  Das  Fest  des  Gottes  (Kagviicc)  dessen  Ur- 
heifst.  SopJiokles  bei  Herodian.  tisqX  (lov.  Af^.  sprung  von  der  spartanischen  Legende  auf 
p.  9,  29.  Hygin.  astr.  2,  14.  Lobeck,  Aglaoph.  die  Tötung  des  Sehers  Karnos  (s.  d.)  zurück- 
215.  1351;  vgl.  Theognostos  hei  Cramer,  an.  Ox.  geführt  vfurde,  galt  nach  Thue.  5,  54.  Paus. 
2,  29,  30.  30,  33.  [Mehr  b.  Knaack,  Jahrb.  f.  3,  13,  4  und  dem  Schol.  Theoer.  5,  83  als  eine 
II.  Piniol.  1887  S.  318 f.  Röscher.]  [Höfer.]  allen  Doriern  gemeinsame  Feier  und  wurde 
Krtruoios  {KÜQvsiog),  Beiname  des  Apollon,  in  Sparta  alljährlich  vom  7.  bis  15.  Tage  des 
der  unter  diesem  Namen  einen  weit  verbreiteten  Monats  Karneios  gefeiert.  Der  Verlauf  des- 
Kult hatte.  Wahrscheinlich  ist  Karneios  oder  selben  war  nach  dem  freilich  spärlichen  und 
Karnos  (s.  d.)  ein  uralter  Gott,  der  mit  Apollon  in  verstümmelten  Quellenmaterial  folgender.  Es 
identificiert  wurde.  Eine  lakonische  Inschrift  wurden  aus  jeder  Phyle  auf  vier  Jahre  fünf 
erwähnt  den  Gott  Karneios  Oiketas  und  Kar-  unverheiratete  Männer,  die  sogen.  Karneaten, 
neios  Dromaieus  (C.  I.  G.  1446).  Der  Dienst  erlost,  die  das  Fest  besorgen  sollten  {Hes.  \. 
der  Karneios  wird  gewöhnlich  (mit  Recht?)  KaQvsärcci).  Der  fungierende  Priester  hiefs 
als  ein  gemeindorischer  aufgefafst  {Thuc.  5,  54,  Agetes  {Hes.  v.  ocyiqxriq).  Ein  Mann,  der  Stem- 
wo  jedoch  nur  vom  Monat  Karneios  die  Rede  mata  trug  (vielleicht  der  genannte  Agetes), 
ist.  Paus.  3,  13,  4;  vgl.  Schol.  Theocnt.  5,  83);  wurde  von  jungen  Männern,  den  sogen.  Sta- 
jedenfalls  ist  er  nachweislich  in  mehreren  phylodromen,  indem  er  für  die  Stadt  gute 
dorischen  Staaten  verehrt  worden:  Argos  Wünsche  aussprach,  verfolgt.  Wenn  die  Sta- 
Schol.  Theoer.  5,  83;  Kaibel  Epigr.  gr.  4G5;  20  phylodromen  ihn  einholten,  galt  dies  als  ein 
Thuc.  5,  54;  Sikyon  Paus.  2,  10,  2.  11,  2,  vgl.  gutes  Vorzeichen  für  die  Stadt,  das  Gegenteil 
Euseb.  Chron.  1,  175.  2,  56  Schoene;  Megara,  aber  als  schlimmes  {Bekkeri  Änekd.  1  p.  305, 
wenn  Apollon  Karinos  (Pajts.  1,  44,  2)  mit  dem  25;  vgl.  Hes.  v.  craqpviod^oftot).  Es  ist  an- 
Karneios  identisch  ist;  Knidos  Collitz-Bechtel,  zunehmen,  dafs  die  Staphylodromen  so  benannt 
SGD.  3527;  Kos  Patau  and  Hicks,  Inscr.  of  waren,  weil  sie  in  den  Händen  Traubenzweige 
Cos  38,  10,  21;  Kameivos  Bull.  corr.  hell  1881,  hielten. 

337.    Journ.ofhell.stud.A,3bl;  Theva  C.  LG.  Dann    folgte  wahrscheinlich    der   gesellige 

2467,  2467^,  vgl.  die  Belegstellen  unter  Kyrene;  Teil  des    Festes.      An   neun  Plätzen   wurden 

Kyrene  Pind.  Pyth.  5,  75  (100)1?.  und  Schol.  Lauben  in  Zeltform  eingerichtet,   wo  je  neun 
Callim.  hymn.  in  Äj).  71  ff.    Plut.  Quaest.  conv.  30  Männer,   die  drei  Phratrien  oder  besser  Oben 

8, 1,  2  p.  717  D;  Messenien:  bei  Pharai  Paus.  repräsentierten,  zusammenspeisten,  wobei  alles 

4,  31,  1;    im  Karnasischen  Haine  Paus,  4,  33,  auf  das   Kommando    eines    Heroldes    geschah 

4;    vgl.    Sauppe,    Die    Mysterieninschrift   von  {Demetrios  von  Skepsis   bei  Athen.  4,  141  e.  f). 

Ändania  {Dittenb.,  Syll.   388).     Den  mit  dem  Natürlich   fand   bei    den    Ktirneien    ein    Opfer 

Kultus   des  Karneios  verknüpften  Monat  Kar-  statt,   von  dem  wir  nur  wissen,   dafs  in  Thu- 

neios ,    der    mit    dem    attischen    Metageitnion  rioi  ein  Widder  geopfert  wurde.    Theoer.  5, 

(Aug.-September)  zusammenfiel  {Plut.  Nik.  28),  82.      Im    Karnasischen    Haine    in    Messenien 

finden   wir   auf  Rhodos    C.    I.   G.    8518,   Kos  wurde    dem  Apollon  Karneios   ein  Eber   ge- 

Bull  corr.  hell.  1884,  42,  Kalymna  Bt«/Z.  corr.  opfert,    Dittenb.,    Syll.    388.     Auch   kam   bei 
hell.   1884,31,    Nisyros    Dittenberger ,    Sylloge  io  dem    Feste    ein    musischer    Wettkampf    vor: 

195,  in  Knosos  auf  Kreta  Mon.  Antichi  I  (1890),  Eur.   Ale.    445  ff.     Hellanikos    bei   Athen.    14, 

47,  vgl.  Bull.  corr.  hell.  1879,  293,  in  Syrakusai  635  e. 

Plut.  Nik.  28,  Tauromenion  C.  I.  G.  5640,  Gela  In  Karneios  sehen  die  meisten  Forscher 
C.  I.  G.  5475,  Akragas  C.  I.  G.  5491;  viel-  einen  Gott  der  Weiden  und  Herden  (Ger- 
leicht  gehört  hierher  auch  der  Monat  Carinus  hard,  Griech.  Myth.  1,  285.  289.  308.  Welcker, 
in  Byzanz,  vgl.  Preller- Bobert,  Griech.  Mythol.  Griech.  Götterl.  1,  469 ff.  Preller-Robert,  Griech. 
1  S.  252  ff.  Für  Thurioi  wird  der  Dienst  des  Mtjth.  1,251.  Gilbert,  Stud.  zur  altspart.  Gesch. 
Karneios  von  Theoer.  5,  83  bezeugt.  Vor  allem  45  u.  a.).  Andere  dagegen  betrachten  die 
aber  blühte  die  Verehrung  des  Gottes  in  La-  Karneien  als  ein  Erntefest  {Schoemann, 
konien:  Sparta  Paus.  3,  13,  3.  14,  6.  C.  I.  G.  50  Griech.  Altert.^  2,  459.  Mannhardt,  Ant.Wald- 
1446  {KÜQvfiog  OUstag  und  z/pofiatjvg);  Gy-  und  Feldkulte  255.  Röscher  in  diesem  Lexikon 
thion  Paus.  3,  21,  8;  Knakadion  Patis.  3,  24,  Bd.  1  Sp.  431).  Die  erstere  Annahme  stützt 
8.  Polyb.  5,19;  Oitylos  Paus.  3,25,10;  Leuk-  sich  auf  die  Etymologie  des  Karneios  (von 
tra  Paus.  3,  26,  5;  Kardamyle  Paus.  3,  26,  7.  ycÜQvog,  Schafbock,  Widder);  für  die  zweite 
Vom  Karneios  ist  der  bei  Paus.  3,  20,  9  er-  Ansicht  spricht  die  Rolle,  welche  die  Traube 
wähnte  Kgäviog  ÜTSfiiiccriccg,  dessen  heiliger  beim  Wettlauf  der  Staphylodromen  spielte, 
Bezirk  am  Wege  von  Sparta  nach  Arkadien  dann  der  Umstand,  dafs  das  Fest  in  die  Zeit 
lag,  wohl  nicht  zu  trennen.  Bemerkenswert  der  beginnenden  Weinernte  fiel,  und  vor  allem 
ist,  dafs  der  Kult  des  Gottes  vorwiegend  in  Analogieen  mit  sowohl  griechischen  wie  nord- 
Westlakonien ,  in  den  Taygetosgegenden  zu  go  und  mitteleuropäischen  Erntegebi-äuchen,  vgl. 
Hause  gewesen  ist,  wo  der  dorische  Einflufs  Mannhardt,  Ant.  Wald-  u.  FcldkuUe  255 ff.  u. 
niemals  sehr  stark  war.  Dagegen  deckt  sich  Mythologische  Forschungen  (passim).  Indessen 
die  Verbreitung  des  lakonischen  (und  messe-  lassen  sich  beide  Ansichten  sehr  gut  ver- 
nischen)  Karneioskultes  mit  derjenigen  der  einigen:  Karneios  ist  sowohl  ein  Herden- 
alten Minyer,  deren  Wohnsitze  besonders  in  und  Hirtengott,  wie  ein  Ernte-  oder  vielmehr 
den  Taygetosgegenden  zu  suchen  sind.  Viel-  Weinlesegott.  Er  gehört  ursprünglich  den 
leicht  gehört  Karneios  einem  noch  älteren  Hirten,  welche  neben  der  Viehzucht  auch 
Stamme  an.  Weinbau  trieben;  vgl.  die  Anfänge  des  Dio- 

RosCHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  31 


9G3  Karneios  Karneios  964 

nysoskultes  in  Attika ,  die  aitolische  und  Qvyiiccrog  TtgaooBtaL  (Kaibel,  (xtio  7tQ0OTccy(iatos 
ozol.-lokrische  Sage  von  'OgeGdsvg,  dem  Berg-  Krigvoestai  Hss.)  beweisen  niclits  anderes,  als 
mann,  dnrcli  welchen  der  Weinbau  eingeführt  dafs  der  gesellige  Teil  des  Festes  nach  einer 
-worden  sein  soll  (Athen.  2,  35  b.  Paus.  10,  bestimmten  Ordnung  gefeiert  wurde. 
38,  1).  Die  spartanische  Tradition  betrachtete  Die  Verehrung  des  Karneios  haben  die 
das  Fest  als  ein  Sühnfest  zur  Erinnerung  an  Spartiaten  von  der  vordorischen  Bevölkerung 
den  von  Hippotes  {ApolJodor  2,  8,  3.  Conon  Lakoniens  übernommen.  Die  Zurückführung 
26.  Schol.  Theoer.  5,  83)  oder  Aletes  (Schol.  der  Karneien  auf  die  Tötung  des  Karnos  bei 
Find.  Pyth.  5,  106.  ScJtol.  Callim.  hymn.  Apoll.  der  Überfahrt  der  Dorier  von  Naupaktos  nach 
71)  erschlagenen  akarnanischen  Seher  Karnos  lo  der  Peloponnesos  ist  wohl  nur  eine  aitio- 
(s.  d.).  Vielleicht  verträgt  sich  auch  diese  logische  Legende,  die  im  spartiatischen  Inter- 
Auffassung mit  der  Annahme  eines  Weinlese-  esse  erdichtet  wurde.  Auch  behauptete  sich 
festes,  denn  bekanntlich  sind  Erntefeste  und  daneben  die  alteinheimische  Tradition,  dafs 
Sühnopfer  häufig  miteinander  verbunden.  Zwar  Karneios  in  Sparta  vor  der  dorischen  Wan- 
besitzt  die  Sage  von  dem  auf  dem  Dorierzug  derung  im  Hause  des  Krios  (s.d.)  verehrt  worden 
erschlagenen  Karnos  einen  geringen  histo-  war.  Paus.  3,  13,  3.  Das  ist  übrigens  nicht 
rischen  Wert,  jedoch  ist  wohl  der  Zug  der  das  einzige  Beispiel  für  die  spartanische  Po- 
Sage  von  dem  Totschlagen  des  Karnos  auf  litik,  sich  die  alten  Landeskulte  anzueignen 
etwas  Faktisches,  d.  h.  auf  einen  Kultgebrauch  und  nach  der  Hauptstadt  zu  übertragen.  Wir 
beim  Karneienfeste,  zurückzuführen.  Es  ist  20  dürfen  also  in  Karneios  oder  vielmehr  Karnos 
nämlich  wahrscheinlich,  dafs  bei  diesem  Feste,  einen  alten  vordorischen  Gott  des  Hirten- 
wie  häufig  bei  Erntefesten,  ein  Karnos  als  lebens  und  der  Weinlese  sehen,  der  später 
Symbol  des  Erntedämons  getötet  wurde,  und  mit  dem  Apollon  identificiert  wurde.  Als 
vielleicht  ist  der  mit  atsfi^ara  geschmückte  solcher  berührt  er  sich  mit  seinem  Doppel- 
Mann,  der  von  den  Staphylodromen  verfolgt  ganger  Krios  (s.  d.),  der  auch  ein  altpelo- 
wurde,  ein  Vertreter  des  Erntedämons  Karnos,  ponnesischer  Gott  war  und  später  zu  den  Ti- 
vgl.  verwandte  Erntegebräuche  in  Mitteleuropa  tanen  gezählt  wurde,  Paus.  3,  13,  3;  vgl.  Paus. 
bei  Mannhardt,  Mythol.  Forschungen  170ff.  7,  27,  11.  Callim.  Lav.  Minervae  40  u.  Schol. 
ijnd  Hes.  v.  ati^^ccriccLov  in  Verbindung  mit  31.  Mayer,  Giganten  u.  Titanen  59.  G.  Kirch- 
Hes.  V.  8iv.rilov  i-urvTccoiia,  ofioico^cc,  si'öoylov.  30  ner ,  Attica  et  Peloponnesiaca,  Greifs w.  Diss. 
uvSQiäg.  ^aSiov.  TtaQcc  Ak>icociv.  1890  p.  35  ft.  Dazu  stimmt,  dafs  im  karnasi- 
Unter  anderen  Analogieen  zu  (len  Karneien  sehen  Haine  in  Messenien  Apollon  Karneios 
ist  besonders  die  troizenische  Überlieferung  und  Hermes  Kriophoros  gemeinsame  Ver- 
von  Orestes'  Sühnung  hervorzuheben.  Nach  ehrung  genossen,  Paus.  4,  33,  4. 
Paus.  2,  31,  8  lag  vor  dem  Heiligtum  des  Der  Name  Karneios  wird  am  besten  von 
Apollon  Thearios  in  Troizen  ein  otKodcfiiqfict  xa9i'o?=  Schafbock,  Widder,  abgeleitet  (andere 
'Oqbgtov  KKlovfifvov  ayirivri ,  wo  troizenische  Deutungen  bei  Paus.  3,  13,  4.  5.  Schol.  Theoer. 
Männer  (nach  Paus.  2,  31,  4  waren  es  neun)  5,  83.  Macrobius  1,  17,  48).  Karneios  ist  also 
den  Orestes  vom  Morde  der  Mutter  gereinigt  dem  Apollon  Kereates,  unter  dessen  Tempel 
haben  sollten;  zur  Erinnerung  daran  speisten  40  der  Flufs  Karnion  entsprang  (Paus.  8,  34,  5), 
ihre  Abkömmlinge  dort  zu  bestimmten  Zeiten.  und  dem  Apollon  Keraton  {Plut.  Thes.  21), 
Die  Reinigung  im  Zelte  und  die  Zahl  der  Keratinos  (Plut.  de  soll.  anim.  35.  Callim. 
neun  Männer  bieten  eine  Analogie  zu  dem  hymn.  in  Apoll.  61)  nahe  verwandt, 
lakonischen  Festbrauch  an  den  Karneien,  dafs  Im  allgemeinen  vgl.  die  Darstellungen  bei 
in  jedem  Zelt  neun  Männer  safsen  (vgl.  auch  0.  Müller,  Orchomenos  327 ff.  Welcher,  Griech. 
die  neun  Männer  und  neun  Weiber,  welche  Götterl.  1,  469  —  ^12.  Preller -Robert,  Griech. 
in  Patrai  den  Dienst  des  Dionysos  Aisymnetes  Myth.  1,  250  —  252.  Über  die  Feier  der  Kar- 
versahen; Paus.  7,  20,  1).  Die  Ähnlichkeit  neien  Hermann,  Lehrb.  d.  gottesd.  Altertümer'^ 
wird  noch  gröfser,  wenn  man  in  Betracht  M'd,  ib^L  Schoemann,  Griech.  Altert.^  2,  ^bS'S. 
zieht,  dafs  der  von  den  Troizeniern  gesühnte  50  Mannhardt,  Ant.  Wald-  u.  Feldkulte  254  ff. 
Orestes  ('Opt'cTTjs,  'OQsaQ'Kvq,  der  Bergmann)  [Wide.] 
ursprünglich  ein  Gott  der  Hirten  und  Winzer  Karneios*)  (Kägvsioq),  1)  Sohn  des  Zeus  und 
war,  Welcher,  Nachtr.  zur  Aeschyl.  Tril.  186 flf.  der  Europe,  Liebling  des  Apollon,  Praxilla 
u.  211.  Labbert,  Ind.  Schol.  Bonn,  per  mens.  bei  Paus.  3,  13,  5  und  im  schol.  Theoer.  5,  83 
aest.  1888  p.  19;  vgl.  die  Rolle,  welche  Orestes  =  fr.  7.  Bcrgk*  p.  568.  Hesycli,  wo  er  KaQvog 
bei  den  attischen  Choen  spielte.  Dagegen  heilst.  —  Alkman  im  schol.  Theoer.  a.  a.  0.  = 
entbehrt  die  geläufige ,  auf  Demetrios  von  fr.  103  Bergk  *  p.  67  nennt  ihn  Kä^viog  (Bergk 
Skepsis  bei  Athen.  4,  141  e  zurückgehende  vermutet  KÜQvog)  und  einen  Trojaner.  Wenn 
Behauptung,  dafs  das  Karneienfest  einen  er  im  schol.  Theoer.  a.  a.  0.  auch  Sohn  der 
kriegerischen  Charakter  trug,  jeder  Stütze  in  60  Demeter  heilst,  so  beruht  dies  auf  einem  Irr- 
unserer  Überlieferung  von  den  dortigen  Fest-  tum  des  Scholiasten,  s.  Bergk  zu  Alkman  a.  a.  0. 
brauchen,  denn  die  von  diesem  Gewährsmann  Nach  Paus.  3, 13,  3.  4  und  Theopompos  im  schol. 
dafür  angezogenen  Gründe  sind  nicht  stich-  T/teocr.  a.  a.  0.,  die  ihn  Ä^apvo?  nennen,  stammt 
haltig.  Die  Errichtung  der  Zelte  oder  Lauben 
beweist  nichts,  weil  auch  unter  anderen  Völ-  ,     *^  ?'.*'"  ^'''^^^^  '"'  gleichzeitig  von  zwei  verschie- 

1,^,.„    ,l„„„    ii„^   T'^v,  ■;,     1        1-1         TTi      L   r     j.  denen  Seiten  geliefert  worden.     Da  beide  Bearbeitungen 

kern  dei'artige  bebrauche  bei  den  Erntefeston  ,,„  „     ui  ■      ■  •      j        •   -,         *      *    ,-    « 

1  ..     f,  1    °  A       1       T       -iTr      i        T  -F^  völlig   unabhängig   von   einander   sind,  so   trugt    die  Re- 

hanfag    vorkamen.      Auch    die    Worte    des    De-  daktion  kein   Bedenken,   sie   neben   einander   abdrucken 

metrtns  bei  Atlun.  4,  141  f.   nüvra.  ze  dno   nr]-  zulassen. 


965  Karneios  Karneios  9G6 

pr    aus    Akarnanien    und    ist    Wahrsager    im  80;  vgl.   Weil,  Athen.   3Iitt.   2,  73 f.  Knidos, 

Heere  der  Herakleiden,    wird   aber  von  ihnen  Waädington,  Inscr.   (VAsie  min.  1572.    CuUitz, 

als    Spion    verdächtigt    und    erschlagen;     als  Samml.    d.    gricch.    Dial.-Inschr.    3,   3527;    in 

seinen  Mörder  nennen  Paus,  und  schol.  Theoer.  Rhodos  und  in  Kos,  Corr.  hellen.  8,  42;  Ka- 

a.  a.  0.    den    Hippotes    (s.  d.    2.),    das    schol.  meiros,  Corr.  hell.  5,  337;  auf  einer  anderen 

Find.  Pyth.  6,  106  und  schol.  Cnllim.  2,  71  den  Inschrift  aus  Kameiros    heilst  es  'AnöXloivoq 

Aletes.     Wenn  es  bei  Euseb.  praep.  ev.  5,  20,  3  Kkqv s lov    -ncti   Mvluvzog,   Journ.   of  hell. 

heifst   diay.ovzi^8t    KÜqvov   imtörrjv  ^vXuvSqov  stud.  4  (1883)  35  nr.  10;  vgl.  Larfeld  in  Bur- 

zbv  Altcolöv,  -wobei  aus  dem  vorigen  Satz  als  sians  Jahresb.  66  (1891)  3;  Lindos,  Foucart, 

Subjekt  Temenos  zu  ergänzen  ist,  soll  man  da  lo  Inscr.  ined.   de  Vile  de  Rhodos  62;    vgl.  Corr. 

nicht    schreiben    Sta-novTi^si   KaQvov   'innrtrjg  liell.  5,  338;  vielleicht  auch  in  Knosos,   Corr. 

y..  T.  X.?   s.   Höfer  in  Fleckeisens   Jahrb.  1891,  hell.  3,  293.  298;  Kyrene,  Pind.  Pyth.  5,  81. 

751  f.    Auch  im  Eiym.  31.  61,52  wird  Hippotes  Plut.  quacst.  conv.  8,  1,  2;  vgl.  schol.  Callim. 

als  Mörder  genannt,   der    getötete  Seher  aber  2,  86;  in  Syrakus,   Plut.   Nik.  28;  in  Phin- 

heifst    Kagvig.      Um    den    wegen   des    Mordes  tias,   einer  Stiftung   von  Akragas,    Kaibel, 

zürnenden  Apollon  zu  versöhnen,  erweisen  die  Inscr.    Graccae  Sicil.   256;  in   Sybaris  [oder 

!  Herakleiden    dem   Karneios   (Karnos)  göttliche  vielmehr  Thurioi,  denn  der  a.  a.  0.  Sprechende 

Ehren  und  geben  dem Gotte  selbst  denBeinamen  ist  Schafhirt  des  Thuriers  Sibyrtas.   Wide.], 

Kägvsiog.     Konen  narr.  26   nennt  den   K.  ein  Tlieokr.  5,  83. 

cpaGaa  'AnöXXcovog,  das   dem  Heere   der  Dorier  20        Über    das    im    Monat    Karneios    gefeierte 

folgte,  aber  von  Hippotes  erlegt  wurde.  —  2)  Bei-  Fest    der    Karneia    {Herod.   7,   206.    8,   72. 

name    des   Apollon    in   Sparta,    Pind.  Pyth.  Thuk.  5,  75.  76.    Für.  Alk.  449.    Theokr.  5,83 

5,  80   (106)  und  schol.  Callim.  hymn.  2,  71.  72.  und  schol.  Plut.  de  Her.  mal.  43.  instit.  Lacon. 

80.     Paus.   3,  14,  6.    Konn.   16,  104.    Euseb.  17.    de  mus.  6.    schol.  Pind.  a.  a.  0.    Athen.  4, 

jyraej).  ev.   5,  20,3.  4.     Schon  vor    dem  Ein-  141e.    14,  635e.    Bekker,  An.  234,  3.  305,25; 

dringen  der  Dorier  war  bei  den  Achaiern  der  vgl.  32, 18ff.);  vgl.  Bd.  1  Sp.431,  Z.41  ff.  Preller 

Kultus  des  Kägv^Log,   der  in  Sparta  den  Bei-  in  Paulys  B.ealencyMopädie'i,  152  f.  und  ISauppe 

namen    Ohixag   —    vgl.    auch    die    Inschrift  a.  a.  0.  261,  der  sie  zu  den  uralten  Sommer- 

UQboLv  .  .  KciQViLov  Oiv.ttu  -Aal  Kaqviiov  Jqo-  festen  rechnet,  'an  denen  man  teils  das  Hin- 
(laisog,  C.  LG.  1,  1446  —  führte,  verbreitet,  30  welken    alles   Lebens    im    glühenden  Sonnen- 

Pmts.  3,  13,  3.  4.  Der  Apollon  Karneios  ward  der  brande  betrauerte,  teils  die  für  Menschen  und 

Nationalgott  der  Dorier;  seine  Verehrung  nennt  Herden    Seuche    und    Tod    sendenden    Mächte 

Paus.  3,  26,  7   JcoQifvaiv  stclxcoqiov   und   der  zu  sühnen  suchte';    denn   der  Name  Karneios 

Monat  KuQVfi^og  heifst  i^QO^rivia  JcoQLivai,  Thuk.  hängt  weder  mit  dem  Wahrsager  Karnos  (s.  0.), 

5,  54.  Aufser  für  Sparta  [Belegstellen  s.  0.]  (da-  noch  mit  dem  Kornelkirschenbaum  (-Kgccvaia), 

selbst  sein  Tempel  ToÄ'apvgroj',  Pa^^s.  3,  13,6)  ist  aus  dem  die  Griechen  das  hölzerne  Pferd  ge- 

seine  Verehrung  bezeugt  für  Gythion,  Paus.  zimmert  haben  sollten  {Paus.  3,  13,  5.    scliol. 

3,  21,  8;  Las,  Paus.  3,  24,  8;  Oitylos,  Paus.  Theoer.  5,  83),  noch  mit  v-quivai  =  iniTsXsaai, 

3,25,10;    Leuktra,  3,  26,  5;   Kardamyle,  Demefnosimsc/toZ. T//eocr. a.a.O. zusammen, son- 

3,  26,  7;  ein  Kccqvlov  in  der  Nähe  von  Asine  40  dern  er  bezeichnet  den  Apollon  als  Herden - 
erwähnt  Polyb.  5,  19,  4;  in  Sikyon  durften  gott,\gl.Hesych.  ■näg'  ngößarov.  —  KäQci'"lcovsg 
nur  die  Priester  seinen  Tempel  betreten.  Paus.  ra  ngoßata.  —  KÜgvog'  nQÖßazov,  wie  zuerst 
2,  10,  2.  11,  2;  in  Argos  hiefs  Apollon  Kar-  Lobeck,  Paral.  74.  323.  Pathol.  serm.  graec.  1, 
ueios  auch  Zeus  oder  Hegetor  (Hyr'ircoQ),  schol.  108  erkannt  hat,  vgl.  Hermann,  Gottesd.  Altert. 
Theoer.  5,  83,  und  durch  eine  Inschrift  aus  53,33.  Welcker,  Götterlehre  1,471.  K.ScJmenck 
Argos  sind  Kagviicct,  &vai'uL  bezeugt,  C.  I.  G.  im  Bhein.  Mus.  6  (1838),  575.  Sauppe  a.  a.  0. 
1,  1152.  Kaibel,  Epigr.  465;  vgl.  auch  Thuk.  261.  Preller  2^  198.  Curtius,  Etymol.^  14.1. 
5,  54;  in  Messenien  befand  sich  nahe  bei  Damit  hängt  auch  der  Name  des  Priesters 
Pharai  ein  Hain  des  Apollon  Karneios,  Paus.  des  Apollon  Karneios,  Krios  (Paus.  3,  13,  3) 

4,  31,  1,  uad  in  dem  heiligen  Kypressenhain  ,00  und  das  Widderopfer  {Theokr.  5,  83)  zusammen, 
von  Andania,  dem  Karnasion  oder  Karneia-  vgl.  Bd.  1  Sp.  443,  Z.  64f.  Ausführlich  handelt 
sion,  wurden  ihm,  der  Demeter,  dem  Hermes,  in  neuerer  Zeit  über  die  Karneia  Fr.  3Iezger 
den  Kabeiren  und  der  Kora  Mysterien  gefeiert,  bei  Frsch  und  Griiber  2.  Sektion  34.  Teil  S.  92f. ; 
Paus.  4,  33,  4.  H.  Sauppe,  Die  3Iysterien-  nach  ihm  sind  sie  ursprünglich  ein  unter  der 
Inschrift  aus  Andania,  Abhandl.  d.  Koni  gl.  achäischen  Bevölkerung  der  Peloponnes  hei- 
Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Göttingen  8  (1860),  217ff.  misches  Hirten-  und  Bauern  fest:  denn  1) 
260ff.  Le  Bas  2,  326a.  Dittenberger ,  Sylloge  bedeute  Kägviiog  =  der  Gehörnte;  2)  sein 
388  p.  567  ff.  Auch  aufserhalb  der  Pelopon-  Kult  sei  durch  die  Aigiden  Ziegenmänner  {ai%) 
nes  war  der  Kultus  des  Gottes  verbreitet,  verbreitet  worden;  3)  verweist  er  auf  den  Seher 
vgl.  schol.  Tlieocr.  5,  83  xavzrjv  trjv  soQtijv  CO  Krios  (Widder);  4)  auf  die  ozucpvloSQOfiot, 
(des  Apollon  Karneios)  oi  (isroiyiricccvxBg  ix  i?eÄ:Ä;er,  J.«.  305,  25;  die  eingewanderten  Dorier 
nsXonovvrjGov  fig  tz^gag  TiöXsig  sjtsziXovv,  so  hätten  aberihrenApollodienstmitdemvorgefun- 
in  Kalymna,  Newton,  Anc.  Greck  inscr.  2,  denen  verschmolzen,  und  dadurch  hätte  das  Fest 
322  p.  100.  Corr.  hellen.  8,  31ff.  42;  Nisyros,  allmählich  einen  ganz  anderen  Charakter  an- 
Dittenberger ,  Sylloge  195  =  Collitz ,  Dial.-  genommen,  es  sei  ein  Krieger  fest  geworden; 
Inschr.  3,  3497,  Boss,  inscr.  ined.  2,  166;  die  näheren  Ausführungen  so  wie_sonstige  Litte - 
Thera,  C.  I.  G.  2,  2467  {KagvT'iCog).  2467b  ratur  s.  bei  3Iezger  a.  a.  0.  Über  die  Form 
add.    p.  1087.    Kullim.   2,  74.    Pind.    Pyth.  5,  Kagveicov  üatt  Kagvstog  S.Schneider,  Kallimach. 

31* 


967                        Karneos  Karteria            '           968 

1,  142.  —  3)  Beiname  des  Hyakinthos,  Kolutli.  Gottheit  im  Genitiv  stellt,  liest  Newton- HicJcs, 

rapt.  Hei.  235.     [Höfer.]  anc.    Greek  inscr.    in    the  Brit.   Mus.  3,   600, 

Karneos  =  Karneios  (s.  d).  p.  221  f.     K^uqntö^v'^)  Zaacig.     Hat  man  viel- 

Kariiis    (KÜQvig)    heifst    Etym.   M.   61,   52  leicht    darunter  Daimonen    der  Fruchtbarkeit 

der  sonst  Karneios   (s.  d.  1.)   genannte  Seher;  zu  verstehen?    [Höfer.] 

auch  hier   wird   der   Herakleide   Hippotes    als  Karpoplioros  {KccgnocpoQog),  Beiname  1)  der 

sein  Mörder  bezeichnet.     [Höfer.]  Demeter  und  Kora  in  Tegea,  Paus.  8,  53,  7. 

Karnos   {Kägvog,  KÜQvsiog),   1)   ein  apolli-  In   einer  freilich  arg  verstümmelten,  vermut- 

nischer  Seher    aus    Akarnanien    (wohl    wegen  lieh  aus  Mytilene  stammenden  Inschrift  werden 

der  Namensähnlichkeit),   der  von  dem  Hera-  lo  nach  Boecklis  Erklärung  neben  Demeter  9boI 

kliden  Hippotes*)  erschlagen  wurde,  als    das  y-ciQnocpoQOL     yial    nolvKUQnoi.    ■nccl    Tfiscqoopot 

dorische  Heer  im  Begriff  war  bei  Naupaktos  genannt,    C.  I.  Gr.  2175;    vgl.  2192.     KuqtiO' 

nach   dem  Peloponnes  überzusetzen,    weshalb  cpoQog  ist  Beiname   der  Demeter  in  Ephesos, 

durch   den  Zorn   des  Apollon   eine   Pest  über  Dittenberger,  Syll.  Inscr.  Gr.  nr.  390  =  B.  C.  H. 

das  Heer  kam;  seitdem  hatten  die  Dorier  den  1877    p.  289    nr.  12.     Epidauros,  'Ecprui.   kqx. 

Brauch,   den   akarnanischen  Seher  zu   sühnen  1883    p.    152    nr.  50;    p.  155    nr.  55;    Faros, 

und  den  Apollon  Karneios  zu  ehren,  Paus.  3,  C.  I.  Gr.  add.  2384 f.;    vielleicht  auch  in  Fes- 

13,  3.    Schol  Theoer.  5,  83.    Apollod.  2,  8,  3.  sinus,    wenn   im   C.   I.   Gr.    4082    0EA   HTP) 

Schoh  Callim.  H.  in  Ap.  71.    Müller,   Bor.  1,  KAPTTOO  richtig  zu  z/>j(u-]>}rpt  Magontplögco  er- 

60.    Preller,   Gr.   M.  1,  205,  2.     Karnos    oder  20  gänzt  ist    und   man  nicht   vielmehr  in  Anbe- 

Karneios,  nach  welchem  Ap.  Karneios  benannt  tracht,  dafs  Fessinus  eine  Hauptkultstätte  der 

sein  sollte,    heifst    auch  Sohn    des   Zeus   und  Kybele  ist,  Oeü  MrjtQl  -nciQnocpÖQa)  herzustellen 

der  Europa,  Liebling  des  Apollon,  aufgezogen  hat.    —    2)  Karpophoros    ist    ferner    Beiname 

von  Apollon  und  Leto,    Schol.   Theoer.  5,  83.  einer    unbestimmten,    von    Lechat  und    Badet 

Praxilla  bei  Paus.  3,  13,  3.    HesycJi.  v.  Kkq-  auf  Isis  gedeuteten  Göttin  in  einer  Inschrift 

viiog    (Europa    scheint    auf   Theben    und    die       von  Hamamlü:   'A]7toXl[6]8coQo[g\ Ka]Q- 

thebanisclien  Aigiden,   welche  die  Herakliden  Ttocpöglco  \  xkt'  in]LTCiyrj[v,  B.  C.  H.  12  (1888) 

in   den  Feloponnes   begleiteten,    hinzuweisen,  p.  194   nr.  4.  —  3)  Beiname  der  Ge  in  einem 

WeleJcer,  Gr.  Götterl.  1,4:72.  Stoll  hei  Pauly,  B.  Orakelspruch    aus  Delphoi   an   die  Kyzikener, 

V.  Apollon  1,  2,  1263-,  oder  auf  Kreta,  Preller,  so  Corr.   hellen.    6,   454    nr.    87.      Beiname    der 

Gr.  M.  2,  116,  ^).  —  Alkmanhe\  Schol.  Theoer.  Ge   in  Athen,   G.   I.   A.  3,  166     Frig    Kagno- 

5,  83  leitete   den  Beinamen   des  Ap.  Karneios  cpögov  v-aza  (lavtsiav.  [Höfer.]  —  4)  Auch  ver- 

von  Karneos,  einem  Trojaner,  her.    Der  Seher  schiedene    Kaiserinnen,    die    oft   als  Demeter 

Karnos  ist  eine  Parallele  zu  dem  Seher  Apollon,  verehrt  und  dargestellt  wurden,  hiefsen  so  (vgl. 

der    die    Dorier    in    den    Feloponnes    geführt  Wieseler,    Über    einige    beachtenswerte   geschn. 

hatte  und  als   solcher  in  den  Kameen  gefeiert  Steine  des  vierten  Jahrhunderts  n.  Chr.  {Abh. 

wurde.      Vgl.    Karneios.    —    2)    Sohn    des  d.  K.  Ges.  d.   W.  zu  Göttingen    Bd.  32)    1885 

Phoinix,  nach  welchem  die  phönikische  Stadt  2, 1  p.  41  f.  u.  46 f.):  a)  der  'lovlia  Zsßaaxj]  d.i. 

Käme  genannt  wurde,  Istros  bei  Steph.  B.  v.  Livia,  Eckhel,  D.  N.  V.  6  p.  153,  p.  168.  Bout- 

Kdgvrj.     [Stoll.]  40  IcowsU,  Biet.  num.   Sp.  1650  nr.  2794.     Mi.  6, 

Karou    {Kägov),    Beiname    des    MHN    auf  671,  404;     vgl.    Wieseler,    Über   einen   bisher 

Münzen   von  Attuda,    Head   p.  559.     Sestini,  nicht  helmnnten  Onyxcameo   mit   einer  Beplih 

Mus.  Hederv.  2,  339  nr.  3.    Lett.  num.   cont.  der  Darstellungen  auf  dem  oberen  u.  d.  mitt- 

6  p.  80.    Mi.  S.  7,  514,  193.    Mi.  4,  241,  282.  leren  Streifen   des   grofsen  Pariser  Cameos   de 

A.  Maury,  Eist,  des  rel.  de  la  Greee  ant.    3  la  Sainte-Chapelle,  Gott.  JSfaehr.  1882  p.  763  f. 

p.  139  Note  4.    Waddington,  Asie  Min.  p.  216  Anm.  28.     Heydemann,  Pariser  Ant.  p.  67.  — 

nr.  6.    Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  A.  1  p.  304  §  254.  b)  der  älteren  Agrippina,   Gemahlin  des  Ger- 

Boscher,    Über  die  Beiterstatue  Julius  Cäsars  manicus,   die   als  &£a  Alollg  KccQitocpÖQog  be- 

p.  124    {Ber.    d.   Sachs.    Ges.    d.    Wiss.   1891).  sonders   auf  Lesbos  verehrt  wurde,    C.  I.  Gr. 

Der  Tempel  des  Men  Karou,  zu  dem  das  Dorf  50  3528  („in  Aeolia").    Cichorius,  Mitt.  d.  K.  D. 

Menos   Kome  gehörte,   lag  zwischen   Karoura  A.  Inst,  in  Athen  13  p.  63  nr.  13.    Eph.  epigr. 

und  Attuda,  s.  Strabo  p.  579.  Athen.  2  p.  43  u.  2  p.  9;   vgl.  die  Münze  von  Mytilene,   welche 

dazu  Bamsay ,  A  historieal  geography  of  Asia  sie  @fa  AioXig  nennt,  Eelhel  6  p.  214.    Mi.  3, 

Minor  p.  135  nr.  5;  p.  137  f.  nr.  31.    [Drexler.]  49,  122.    S.  6,  65,  89.    Boutloivski  Sp.  1650.  — 

Kari)0  s.  Hören.  c)  der  jüngeren  Agrippina,   Eckhel  6   p.  214 f. 

Karpodotes  {KuQnoSötrjg),  Beiname  des  Zeus  C.  I.  Gr.   2183    (wo   auf  die  ältere  Agrippina 

auf  einer  Inschrift  aus  Frymnessos:  JuMsyLatcp  bezogen).  C.  I.  Gr.  zu  nr.  2960;  add.  2183  b.  — 
KuQTiodöz't]  Athen.  Mitt.  7,  134.  [Verbessert  d)  vermutlich  der  Sabina,  die  in  einem  atti- 
teilt   diese   Inschrift  mit  Bamsay  in  The  Jnsto-       sehen  Beschlufs  [■9'fß;]  evEQyhig  Kagnlotpögog 

rieäl  geography  of  Ana  Minor  p.  235:  Ju  Ms-  gü  genannt  wird,  C.^  I.  A.  3,  12.     [Drexler.] 

yiero)  KagnoSörr]  Z[«  xriQi'Olvvniw  Faiog  Fffit-  KarpOS  {Kagnog),  ein  durch  seine  Schönheit 

viog'  OväXrjg  sv^äfttvog  7ici&[i\£Q(oasv.   Drexler.]  ausgezeichneter  Jüngling,  Genosse  des  Kalamos 

[Höfer.]  (s.  d.)    Als  er  mit  diesem  um  dieWette  schwamm, 

Karpoi?  {Kuqtiol?),   auf  einer  Inschrift  aus  ertrank  er,^Nonn.  11,  385—481.     [Höfer.] 

Ephesos,   in    der   vor  dem  jedesmaligen  Per-  Karteria    {Kccqt£qlcc),     die    personificierte 

sonennamen    des    Priesters    der    Name    einer  Standhaftigkeit,  mit  Flsvia,  TLövog,  Hocpia  und 

*N  XT    t-  c  ;  ,   D-  7   n  ,;  r  inr-      A  i- 1  ,  ^  ,j  j    ■  'AvSqsiu     zusammeu    im    Gefolge    des    Aitiog 

*)  Nach  Schol.  Pmd.  Fyth.tt,  lOG  und  Schol.  Call.  h.  in  ,t-           m-         o,\        ^f^l           ^r              >              i    '7- 

^/j.  71  von  Alotes  erschlagen.     [Wide.]  {Lucian.  llVl.  31).      [Über   Kccgtegiu   und   hy- 


969  Karteron  Kasios  970 

Kgäreia  auf  dem  Pinax  des    Kehes  s.   K.  K.  kannten  Dienst  hatte.   PhereniJcos  aus  Heraklea 

Müller,  Arch.  Ztg.   1884.  Bd.  42  Sp.  122—123.  hatte  gedichtet,  dafs  Oxylos,  S.  des  Orios,  mit 

Drexler.]     [Ilöfer.]  seiner  Schwester  Hamadryas  die  Hamadryade 

Karteron    (Äa^rf'pcov),     Sohn    des    Lykaon,  Karya    und    viele    andere    Hamadryaden   be- 

ApoUod.  3,  8,  1,  s.  Lykaon.     [Stoll.]  stimmter  Bäume  erzeugt  habe,  Athen.  3,  78  b. 

Karthago,    Personifikation    der  Stadt   Kar-  jBwsta</i.p.  1964, 15.  [Stoll.]    [Y gl.  Siuch Statins, 

thago.    Eine  Inschrift  von  Tunis  lautet:  K]AR-  Theb.  4,  225;    über  das  Fest  Hes.   v.  Kägva, 

THAGINI .  PATRIAE  •  SVAE    |    [PJOMPEIVS  •  Kagvcczsa,  Kagvcctig,  vgl.  Diom.  Ars  gramm.  3 

FAVSTINVS.  Z>f7fl«re  bemerkt  dazu:  „Les  deux  p.  486  Keil.  Lactant.  Placidus  ad  Stat.  Theb. 

premieres  lignes  quien  restent,  montrent  que  cette  lo  4,  225.  Wide.]    [S.  auch  Bötticher,  Baumkultns 

pierreportaitladedicaced'uncitoyendeüarthage  p.  264;  3Iurr,  PfJanzemvelt  p.  36.  Drexler.] 
äsaPatrie,  sans  doute,  pcrsonnifiee  souslestraits  Karystos  {Kägvorog),  Sohn  des  Cheiron  und 

d'une  Statue  dont  la  dedicace  ornait  la  base",  der    Chariklo,    nach    welchem    Karystos    auf 

Bull,  epigr.  de  la  Gaule  1  1881  p.  217.    Diese  Euboia  benannt  sein  sollte,  Seliol.  Find.  Pyth. 

Behauptung  möge   dahingestellt  sein.     Sicher  4,   181.    Steph.  B.   s.  v.  Eustath.  p.   281,  10. 

haben   wir  die  Personifikation  Karthagos   auf  Anth.  Pal.  14,  68.     Er  heifst  Vater  des  Zarax, 

Münzen    des   Clodius  Macer,    auf   deren  Obv.  nach    welchem    der    gleichnamige    Berg    auf 

ihr    Haupt    mit    der    Mauerkrone    und    einem  Euboia  benannt  war,  Tzetz.  L.  373.  580,  auch 

Füllhorn  dahinter  mit  der   Umschrift    L  ■  C  •  Vater  des  Aristaios,  6'c^oZ.J.p.-B/j.2,498.  [Stoll] 

MÄCRI  •  CARTBAGO   S-G.    (L.  Müller,  Nu-  20  [Vgl.  auch  Arch.  Z.  9,  399.    R.] 
7nism.   d.    l'anc.   Afrique    2    p.  170  f.    nr.  381.  Kaseos  {Käasog),  Beiname  eines  Gottes  auf 

Cohen    1-,  318,  11)    oder    L.    CLODI.   MACRI  einer  Inschrift  aus  ülumbad  (dem  bithynischen 

CARTHAGO  S.  C.    (Cohen  318,  10)  erscheint.  Lopodion)  oi  GtguTavaäfisvoi.  iv  zoig  -nazacpQäy.- 

Auf    Goldmünzen    des    Maximianus    Herculius  rots    .  .  .    inl  drjurjZQLOv    zov   ävgikXsiovs   iit- 

erscheint    als    stehende,    in    beiden    Händen  naQisco vt  Kccatat,   svxrjv,    Bull,  de 

Früchte    oder  Ähren    haltende    Frauengestalt  corr.    hell.    12    (1888)     p.    190.     Lechat- Badet 

die    FELIX   CARTHAGO,    Eclhel,    D.  K.    V.  a.  a.  0.  192  ergänzen  7Ioö£idcö]vt  Äactmi;  aller- 

8    p.  18.     Cohen  6  ^    p.  504    nr.  107;     FELIX  dings  könne  man  auch  an  'An6Xlca]vL  denken; 

KARTHAGO,    Cohen  6-    p.  505    nr.  108;   auf  aber  bei  einem  von  glücklich  zurückgekehrten 

Goldmünzen      des      Maxentius      die      FELIX  30  Seeleuten    dargebrachten  Opfer    komme    doch 

KARTHAGO  ebenso   mit  Ähren  (?)  und  Wein-  wohl  Poseidon  in  erster  Linie  in  Frage.    Kä- 

beere,  Coheit  7^,   173,  66.     Noch   auf    Silber-  asog  sei  wahrscheinlich  ein  lokales  Epitheton, 

münzen   des  Vandalenkönigs    Hilderich    findet  ein    Zusammenhang    mit    Kaaiog    aber,    dem 

sich  der   Typus   der  ährenhaltenden  FELIX  •  Beinamen    des    Zeus,    sei    trotz    der    grofsen 

KART.,  Eckhel,  B.  N.  V.  4  p.  138.    Auch  auf  Ähnlichkeit  wohl  nicht  anzunehmen.     [Höfer.] 
Bronzemünzen  des  Diocletian,  Eckhel  8  p.  11.  Kasios    {Käaiog),    Beiname    einer    semiti- 

Cohen  6°,  464,  437.  438;    Maximianus  Hercu-  sehen,  mit  Zeus  identificierten  Gottheit.    Den 

lius,    Cohen   6^,    546,    509.   510;    Constantius  Namen  bringt  I^r.  iewonnaMf,  seiner  Auffassung 

Chlorus,    Cohen  7-,   84,    270  —  272;    Galerius  des   Gottes  als   eines   „dieu-aerolitht"  gemäfs, 

Maximianus,    Cohen   7^,   121,   190  —  192   mit  40  zusammen    mit  einer  Wurzel,    die    dem  hebr. 

der    Umschrift    SALVIS.    AVGG.    ET.    CAES.  qä9a9  schneiden,  brechen,  qäcah  schneiden  zu 

AVCTA   oder    FEL.  KART,  und   auf  solchen  Grunde  liegt,  „en  rapportant  le  sens  primitif 

des  Flavius  Severus  IL,  Cohen  7-,  138,  64.65;  ä    Vexplosion   qui    accompagne    et   precede   de 

Maximinus  Daza,  Cohen  7-,  157,  150;  Maxen-  quelques   secondes  la  chute    de  tout  aerolithe", 

tius,    Cohen  7%   177,  103;     Constantinus  M.,  Lenormant,  Zeus  Casios,  Gas.  arch.    6    1880 

Cohen  7 2,  284,  479    mit  der   Umschrift   SAL-  p.   143;    vgl.    Les  betyles,    Bev.   de  l'hist.   des 

VIS   AVGG.   ET.  CAESS.   FEL.   KART,   sieht  rel.    3    p.   41,    Artikel    Casius    in    Daremberg 

man  die   in   beiden  Händen  Früchte  haltende  et  Saglio's  Dict.  des  ant.,  Lettres  assyriologiques 

Karthago.    Gleichfalls  stehend,  in  jeder  Hand  2  p.  118.  — De  Vogüe,  Syrie  centrale,  Inscr.  sentit. 

eine  Frucht  verschiedener  Art,    erscheint  sie  50  p.  104  erklärt  ihn  als  allgemeine  Bezeichnung 

auf    Gold-,    Silber-    und    Bronzemünzen    des  für    Höhe,    Bergspitze,    wörtlich    „das  Abge- 

Prätendenten    Alexander    mit    der    Aufschrift  schnittene";    Movers,    Phoen.   1    p.   669    ganz 

INVICTA    ROMA    FEL.    KARTHAGO,    Cohen  verkehrt   als  -("p  bs)3   „Gott  der  Obsternte"; 

7^,  185 f.,  3.  4.  6;    ebenso,   stehend  in  einem  Baudissin,    Stud.    z.    semit.   Beligionsgesch.    2 

Tempel    auf    Bronzemünzen    des    Maximianus  p.  239    als    ^^^Sp    „Entscheider",    „Richter". 

Herculius,  Cohen  6^,  501,  74  und  des  Maxen-  Seinem  Wesen  nach  hält  ihn  Lenormant,  Gaz. 

tius,    Cohen   7-,    171.    50    mit    der    Aufschrift  rnc/i.  6  p.  143,  wie  schon  bemerkt,  für  „ttn  c/«m 

CONSERVATORES  KART.   SVAE.     Cicero  de  foudre  ou  un  dieu-aerolithe";  Baudissin  Y>-^'^Of. 

nat.  deor.  3,  16  bezeichnet  Karthago  als  Toch-  für  einen  Berggott  u.  p.  242  wegen  seiner  Ver- 

ter  des    zu  Tyrus    verehrten    Herakles.     Vgl.  co  ehrung  auf  dem  Berge  für  einen  Himmelsgott, 

Karchedon.     [Drexler.]  „der  auch    speziell    als  Gewittergott    gedacht 

Karya  {Kagvo),  Tochter  des  Dion,  Königs  werden  mochte";  Stark,  Gaza  p.  571  für  den 
in  Lakonien,  Geliebte  des  Dionysos,  der  sie  in  „Gott  der  wolkenumhüUten,  Regen  u.  Frucht- 
einen Nuffcbaum  {v-agya)  verwandelte,  Serv.  barkeit  bringenden,  aber  auch  von  dem  Soloriens 
Verg.  Ed.  8,  30;  s.  Dion.  Die  Fabel  hat  Be-  (6  ccvicxuiv  riliog),  den  alle  Syrer  verehren,  zu- 
zug  auf  das  Nnfsdorf  Karyai  im  nördlichen  erst  beschienenen  Berghöhen".  Als  Kasiu  er- 
Lakonien,  wo  Artemis  Karyatis  (\g].  Stat.  Theb.  scheint  er  in  einer  hauranischen  Inschrift: 
4,  225,  und  namentlich  Paus.  3, 10,  8)  einen  be-  „Geheiligt  dem  Gotte  Kasiu",  de  Vogüc,  Syrie 


971                        Kasios  Kasios                        972 

centr.,  Inscr.  sein.  Hauran  5.  Baethgcn,  Beitr.  Vemp.  rom.  p.  90)  stellt  den  Kaiser  dar,  bekränzt 
z.  semit.  Beligionsfiesch.  p.  103  und  in  einer  von  einer  bewaffneten  Figur  (Roma?)  dem  auf 
nabatäischen  Inschrift  auf  einem  schwarzen  einem  Berg  sitzenden,  in  der  L.  den  Blitz- 
Basaltaltar  aus  Bosra:  „Dies  hat  dargebracht  strahl  haltenden  luppiter  eine  Victoria  über- 
Natarel,  Sohn  des  Natarel,  dem  Grotte  Kasiu",  reichend.  Fröhner  will  diesen  Typus  aus 
de  Vogüe  a.  a.  0.  Textes  nabateens  4.  Baetlujen  einem  Besuch  des  L.  Verus  nach  Beendigung 
p.  103.  —  Lenormants  {G.  A.Z^^.y^S)  Ableitung  de»  Partherkrieges  beim  Zeus  Kasios  von  Pe- 
des  Namens  der  idumäischen  Örtlichkeit  'Hi-  lusion  erklären.  Allein  von  einem  Aufenthalt 
rata-Qa9ai  auf  einem  Keilschrift- Prisma  des  des  Kaisers  in  Pelusion  ist  nichts  bekannt, 
Assuibanipal  (Smith,  Hist.  of  Ässurbanipal  lo  denn  die  von  Fröhner  a.  a.  0.  Anm.  1  dafür 
p.  258.  Cuneiform  inscr.  of  West.  Äs.  t.  3  angeführte  Notiz  des  lulius  Capitolinus  vit. 
p.  XXIII  Prisme  A  Kol.  7  1.  118)  von  diesem  Veri  c.  8,  Verus  habe  in  Syrien  und  Alexandria 
Gottesnamen  Kasiu  ist  zu  gewagt.  Auch  den  Musiker  und  andere  Künstler  gekauft,  ist  kein 
von  de  Vogüe  Irqa^ioun  gelesenen  Namen  der  Beweis  dafür,  dafs  er  selbst  nach  Ägypten  ge- 
sebulonitischen  Stadt  {los.  19,  13)  erklärt  er  reist  ist.  Dagegen  ist  sein  Aufenthalt  in 
wenig  wahrscheinlich  als  Stadt  des  Gottes  Antiochia  während  des  Partherkrieges  hin- 
Kasiu,  während  Bandissin  p.  239  f.  Anm.  7  länglich  bezeugt  {Merivale  4  p.  520)  und  es 
ihn  mit  „Stadt  des  Führers"  (des  Schofeten)  liegt  nahe,  dafs  er  dem  Heiligtum  des  Gottes, 
übersetzt.  Ob  Lenormant,  G.  A.  6  p.  143.  welches  der  Stadt  benachbart  war,  die  ge- 
A.  Levy,  ZDMG  18  p.  631.  Paul  Scholz,  20  wohnlich  der  Ausgangspunkt  der  Operationen 
Götzendienst  und  Zauberwesen  bei  den  alten  für  einen  Partherfeldzug  war,  nach  glücklicher 
Hebräern  p.  144  Anm.  1  und  Baudissin  2  Beendigung  des  Krieges  seinen  Dank  abgestattet 
p.  239  den  Kasiu  mit  Recht  mit  dem  von  hat.  Julian  opferte  an  einem  Festtage  dem  lup- 
losephus,  Ant.  iud.  15,  7,  9  als  einen  Gott  piter  auf  dem  Kasios,  ^/h/h.  il/arc.  20,  14,  4;  vgl. 
der  Idumäer  bezeichneten  Ko^s  identificieren,  lul.  Misopog.  p.  361  Spanh.  Baudissin  2  p.  241. 
lasse  ich  dahingestellt  sein.  Mit  zwei  Bergen  In  hellenistischer  Zeit  entstanden  eine  AnzahlFa- 
in  Vorderasien  ist  der  Kult  des  Zeus  Kasios  beln,  die  an  den  Beru;  Kasios  anknüpften.  Philo 
verknüpft:  erstens  mit  dem  Kasios  bei  An-  Byblius  leitet  den  Namen  des  Berges  Kassios 
tiocheia.  Auf  Münzen  von  Seleukeia,  dem  von  einem  Riesen  der  Urzeit  ab,  F.  H.  Gr.  2,  7 
Hafen  von  Antiocheia,  erscheint  häufig  ein  30  p.  566.  Baudissin  p.  235,  p.  242.  Nach  Eti- 
Stein  in  einem  Tempel,  zuweilen  mit  einem  hemeros  bei  Euseb.  praep.  ev.  2,2  hat  Zeus 
Adler  darüber  und  meist  mit  der  Beischrift  auf  seinen  Reisen  den  Herrscher  von  Syrien, 
Z€TC  KACIOC  darunter,  Fclihel  3  p.  325  f.  Kassios,  besucht  und  der  Berg  von  diesem 
Head  p.  661.  Mi.  5,  276,  884,  277f.,  891—899,  den  Namen  erhalten,  Baudissin  p.  241.  Nach 
279,  905;  ohne  Namen  904,  908  u.  280,  914.  Servius  zu  Aen.  3,  680  flieht  der  kretensische 
Ä  8,  190f.,  293,  294,  298— 300;  ohne  Beischrift  Jüngling  Kyparissos  vor  Apollon  nach  dem 
297,  301.  Baudissin  2  p.  242  erklärt  den  Kasios,  wo  er  in  eine  Cypresse  verwandelt 
Stein  für  ein  Bild  des  heiligen  Berges,  Lenor-  wird,  Baudissin  p.  214,  p.  241.  —  Malalas  2 
mant,  G.  A.  &  p.  142.  Bev.  de  Vhist.  d.  rel.  3  p.  28  und  Synkellos  p.  237  ed.  Dind.  machen 
p.  52  —  53.  Art.  Casius  in  Daremberg - Saglio,  io  Kasos  und  Belos  zu  Söhnen  des  Inachos,  die 
Dict.  des  ant.  für  einen  Aerolith,  in  dessen  Ge-  mit  Triptolemos  eine  argivische  Kolonie  nach 
stalt  Zeus  Kasios  verehrt  wurde;  er  erinnert  Syrien  führen  und  lopolis  oder  lonopolis  (An- 
an  den  Donnerkeil,  der  dem  Seleukos  Nikator  tiocheia)  gründen.  Auch  Kreter  und  Kyprier 
den  Ort  der  zu  gründenden  Stadt  Seleukeia  an-  führt  nach  Malalas  8  p.  201  Kasios  nach 
gezeigt  hatte  und  der  nach  ^^^pia«  als  Gott  ver-  seiner  Vermählung  mit  Kitia,  der  Tochter  des 
ehrt  wurde,  App.  Syr.  58.  Malalas  p.  199  Dind.  kyprischen  Königs  Salaminos,  dorthin,  Lenor- 
Ecl^hel  3  p.  326.  Dieser  Donnerkeil  erscheint  mant,  G.  A.  6  p.  144.  Baudissin  2  p.  242. 
bald  für  sich  allein,  bald  auf  einem  Tisch,  Die  andere  Kultstätte  des  Zeus  Kasios  ist  auf 
bald  ohne  Beischrift,  bald  mit  der  Beischrift  dem  Berge  Kasios  bei  Pelusion,  wo  nach 
Z6YC  K6PAYNI0C  auf  den  Münzen  von  Se-  50  Baudissins  (2  p.  240)  Vermutung  phönikische 
leukeia,  Eckhel  3  p.  326.  licad  p.  661.  Mi.  5  Verehrer  ihm  ein  Heiligtum  errichteten.  Philo 
p.  572-580.  S.  8  p.  186—190  (s.  Keraunios).  Byblius,  Fr.  H.  Gr.  2,  17  p.  568  erzählt,  die 
Auch  Baudissin  2  p.  242  ist  nicht  abgeneigt,  in  Nachkommen  der  Dioskuren,  identisch  mit  den 
Typus  und  Aufschrift  dieser  Münzen  Symbol  ])hönikischen  Kabiren,  hätten,  verschlagen  an 
und  Namen  des  Zeus  Kasios  zu  sehen.  Auf  dem  den  Berg  Kassios,  dort  ein  Heiligtum  ge- 
Berge Kasios  feierten  die  Antiochener  bei  An-  gründet.  Nach  Epiphanius ,  Ancoratus  c.  106 
Wesenheit  des  Seleukos  Nikator  ein  Fest,  p.  209  Dind.  ist  Kasios  ein  von  den  Pelusioten 
und  der  König  opferte  auf  demselben  dem  verehrter  Schiffsherr,  was  Baudissin  2  p.  243 
Zeus  Kasios  und  befragte  ihn  über  die  Grün-  damit  erklärt,  dafs  die  Seefahrer  dem  Zeus 
düng  von  Seleukeia,  Sirabo  16,  2,  5.  Malal.  60  Kasios  ihre  Ehrfurcht  erwiesen.  Das  Heilig- 
p.  199.  Trajan  brachte  auf  dem  Berge  dem  tum  des  Zeus  Kasios  auf  dem  Berge  erwähnt 
Zeus  Weihgeschenke  dar,  Suidas  s.  v.  Käaiov.  Strabon  16,  2,  33,  den  Namen  des  bei  Pelusion 
Als  Hadrian  ihn  bestieg,  um  den  Sonnen-  verehrten  luppiter  Casius  Lucan  Phars.  8, 
aufgang  zu  sehen,  tötete  ein  Blitz  Opfertier  858.  Baudissin  2  p.  242  —  243.  Nach  Achilles 
und  Priester,  Spart,  v.  Hadr.  c.  14.  Vielleicht  Tatius  3,  6  stellte  ein  heiliges  Standbild  des 
hat  auch  L.Verns  dem  Zeus  Kasios  bei  Antiochia  Zeus  Kasios  in  Pelusium  ihn  als  Jüngling, 
seine  Huldigung  abgestattet.  Ein  Medaillon  ähnlich  dem  Apollon,  mit  einem  Granatapfel 
{Cohen  3^,  197,  291.  Fröhner,  Lee  mcdaillons  de  in   der  Hand  dar,   Baudissin  a.  a.  0.     Wenn 


973                          Kasios  Kassandra                      974 

Lenormant,  G.  A.  p.  144  auf  Grund  dieses  findlichen  Aufschrift  ZGYC  KACIOC,  seltener 
Symbols,  das  aucb  dem  Rimmön  eigen  war  (154,  576.  577)  ZEYC  KACCIOC,  oder  (159,  638 
{Lenormant,  Jxttrcs  assyrioloijiqucs  2  p.  215),  M.  Aurel)  nur  KACCIOC.  Den  Kaisermünzen 
vermutet,  man  habe  vielleicht  beide  Götter  fehlt  meistens  die  Beiachrift  (159,  639  M.  Aurel; 
assimiliert,  so  ist  dies  zu  kühn.  Haltlos  ist  160,  646  L.  Verus;  161,  652  Commodus;  163, 
auch  R.  Fürsters  {Die  Hochzeit  des  Zeus  und  671  —  674,  165,  687  Caracalla;  166,  694  —  695 
der  Hera.  VincJcelmann  -  Programm.  Breslau  Geta)_;  vgl.  Lenormant,  G.  A.  6  p.  144  Note  11, 
1867  p.  13)  Annahme,  er  halte  ihn,  um  ihn  der  die  von  Eckhel,  Mionnet  und  IloaxoXä-Aag, 
seiner  Gemahlin  zu  reichen.  Die  Granate  er-  Aar.  rä>v  uqx-  voyi,.  KsQuvQccg  %.  r.  X.  mit- 
scheint übrigens  auch  auf  Münzen  Hadrians  lo  geteilten  Exemplare  verzeichnet.  Wie  sehr 
von  Pelusion,  Feuardent,  Fg.  anc.  2  p.  314  das  Heiligtum  in  Ansehen  stand,  bev?eisen 
nr.  3546.  3547.  Auf  Münzen  desselben  Herr-  auswärtige  Münzen,  so  von  Lakedaimon  und 
Sehers  sieht  man  einen  jugendlichen,  lang-  Knidos  (C.  G.  C.  B.  M.  Thess.  to  Aet.  p.  158 
gelockten  Kopf  mit  Diadem  und  ägyptischem  nr.  630,  631)  mit  dem  Gegenstempel  z/tog 
Kopfputz ,  Feuardent  3545.  Gewöhnlich  be-  Kaoiov ,  die  vermutlich  als  Weihegaben  an 
zeichnet  man  diese  Gottheit  als  Isis,  zu  wel-  den  Tempel  zu  betrachten  sind.  Aus  Epi- 
cher  ja  als  lvGLv.6iiog  die  langen  Locken  sehr  dauros  kennen  wir  die  Widmung:  z/ti  Kaotcoi  \ 
gut  passen;  in  Anbetracht  aber  der  Notiz  des  'EXlrivoyiQcerrjg  'HgaiiXiidov,  'Eqprjfi.  uqx.  1883 
Achilles  Tatius  von  der  Apollonähnlichkeit  p.  87  nr.  22.  llev.  arcli.  1883  3*^  sdr.  1  p.  397. 
des  Bildes  des  Zeus  Kasios  und  in  Verbindung  20  Revue  des  revues  8  p.  310:  [{du  Kaaicoi'EXXavo- 
des  Umstandes,  dafs  dieses  Bild  eine  Granate  ■KQatrjg^HQaKXsidov).  Baunack{Stud.a.d.  Gebiete 
hielt  mit  dem  Vorkommen  der  Granate  auf  der griech.u. and. Sprachenl,!, 8S)  evMärt Kccaiog 
Münzen  Hadrians  von  Pelusion  dürfte  viel-  ausj{a'9'-ffi-os^Ha^apff£o?,unterwelchemNamen 
leicht  die  Frage  nicht  ganz  abzuweisen  sein,  die  Eleer  den  Zeus  verehrten  {Paus.  5,  14,  8); 
ob  wir  nicht  in  dem  Kopfe  vielmehr  Zeus  wozu  vielleicht  passen  dürfte,  dafs  nach  Wide 
Kasios  zu  erblicken  haben;  auch  für  einen  {De  sacris  Troezeniorum  etc.  üpsala  1888  S.  8) 
dem  intonsus  Cynthius  ähnlichen  Gott  passen  Plinius  nur  die  Schreibung  Käaaiog  kennt, 
die  Locken;  auch  ist  der  Kopfputz  verschieden  Nach  Tümpels  mir  brieflich  mitgeteilter  An- 
von  dem  gewönlich  der  Isis  gegebenen,  welcher  sieht  liefse  sich  zum  Verständnis  des  Namens 
in  der  Sonnenscheibe  zwischen  zwei  Hörnern  30  einerseits  an  das  Jvog  -acööiqv  (von  xwg  Schaf- 
besteht. Vielleicht  ein  Weihgeschenk  an  das  vliefs),  andererseits  an  das  sinnverwandte  he- 
Heiligtum  des  in  Pelusion  verehrten  Zeus  Kasios  sychische  v.dg  Fell  (vgl.  Hesych.  s.  v.  Käaaog  = 
haben  wir  in  dem  Bronzespiegel  der  ehemaligen  zottiges,  derbes  Überkleid)  erinnern,  sodafs  Zav? 
Sammlung  Anastasy  im  Leidener  Museum,  das  Kcco{a)iog  =  Z.  KaSiocpoQog  wäre.  „Ja  man 
einen  ägyptischen  Kopfputz  und  die  Aufschrift  könnte  sich  den  epidaurischen  Zeus  sogar 
diog  Kaaiov,  'Ad'rjväg  'Amtiavov  i  .  .  .  .  zeigt,  ebenso  gut  wie  mit  dem  Dioskodion  auch  mit  der 
C.  I.  Gr.  7044b.  Ganz  allein  dürfte  Brugsch,  Aigis  geschmückt  denken  als  Alyio%og.  Denn 
Dict.  geogr.  p.  915  mit  seiner  Ansicht  v.dg  ist  nicht  wie  -näg  an  das  Schaf  gebunden, 
stehen,  dafs  der  Zeus  Kasios  von  Pelusion  sondern  kann  auch  einer  Ziege  eignen.  Die  An- 
ein  Amon  sei.  —  Durch  Handelsbeziehungen  40  knüpfung  an  den  Gott  des  Käaiov  oQog  würde 
mag  der  Kultus  des  Zeus  Kasios  nach  Kas-  dann  natürlich  sekundär  sein."  [?]  Röscher.] 
siope  auf  Kerkyra  gelangt  sein,  wo  nach  Über  die  mit  dem  Namen  des  Gottes  zusammen- 
Plin.  h.  n.  4,  12  (19),  152  ein  Tempel  Cassi  gesetzten  Personennamen  s.  Letronne,  Ann.  d. 
lovis  stand.  Suetons  Notiz  {Nero  c.  22),  Nero  Inst.  1845  p.  300.  Vgl.  über  Zeus  Kdaiog  aucii 
habe  den  Altar  lovis  Cassii  zu  Kassiope  be-  Steudings  Artikel  Castus  oben  Bd.  1  Sp.  855  f. 
sucht,  bezieht  man  wohl  am  besten  nicht  mit  und  Overbcck,  Kunstmythol.  Zeus  S.  3  —  4;  198. 
Lenormant,  Gaz.  arch.  6  p.  144  auf  die  Stadt  214.  Vgl.  auch  Kassiepeia  u.  Kasos.  [Drexler.] 
Kassiope  (Kassiopia)  in  Epeiros,  sondern,  wie  Kasiphones  {KaaicpovTjg),  Sohn  des  Odysseus 
dies  Preller  in  Paulys  R.-E.  2  p.  205  und  und  der  Kirke,  Bruder  des  Auson  und  des 
Bursian ,  Geogr.  von  Griechenland  2  p.  361  50  Telegonos,  Tzetz.  Chiliad.  5,  567.  Vgl.  Kassi- 
Anm.  4  thun,  auf  die  kerkyräische  Stadt  Kas-  phone.     [Höfer.] 

siope   (s.   d.  Art.  Kassiopeia").     Hier  sind  zwei  Kasmilos    (=    Kadmilos)    s.    Kamillos    und 

lateinische  Widmungen  an  luppiter  Casius  ge-  Kadmos.     [Röscher.] 

funden,  C. /. -L.  3,  576.  577.  Procoj)  de  hello  Goth.  Easos  {Kdoog),  Sohn  des  Kleomachos,  nach 

4,  22  p.  576  Dind.  erwähnt  ein  hier  befindliches  dem  die  gleichnamige  kykladische  Insel  sowie 

aus  Steinen  zusammengesetztes  Schiff,  dasWeih-  der  Berg  und  die  Stadt  Kasion  in  der  Nähe  von 

geschenk  eines  Kaufmanns  an  Zeus  Kasios,  Bur-  Pelusium  benannt  waren,  Steph.  B.  v.  Kdaog  u. 

sian  a.  a.  0.    Die  Münzen  der  Stadt  zeigen  ihn  Kdaiov.     Vgl.  Kasios  u.  Kassiepeia.     [Stoll.] 

ganz   wie   den   hellenischen   Zeus    dargestellt,  Kasperia  {Kaenfgia),  Gemahlin  des  Rhoitos, 

thronend,   mit  dem  Scepter,   einige  auch  mit  go  des    Königs    der    Marrubier,    Stiefmutter    des 

Schale   und   Scepter    (Cut.  Gr.  C.  in  the  Brit.  Anchemolos,   von   diesem  entehrt,   Verg.  Aen. 

Mus.  Thessnhj  to  Aetolia  p.  154  nr.  578—581),  10,  388  f.    Alexander  Polyhistor  bei  Serv.   zu 

oder  ohne  Attribute  {C.  G.  C.  B.  M.  Thess.  to  Verg.  a.  a.  0.;   vgl.  Bd.  1    Sp.  2863,   Z.  Uff. 

Aet.    nr.  582  —  584)    und    der    bald    im    Obv.  [Hängt  der  Name   etwa  mit    der  sabmischen 

(p.  155—156  nr.  598—608  PL  25,  6—11),  bald  Stadt  Casperia  zusammen?    Vgl.  die  von  De 

im  Rs.  (p.  153—  155    nr.  570  —  575,  582  —  597  Vit,  Onom.  s.  v.  Casperia  gesammelten  Stellen. 

PI.  25,   5-8    autonom;    p.   158    nr.   633.    634  Röscher.]     [Höfer.] 

PI.  26,  1  Antoninus  Pius;  p.  159  nr.  638)  be-  Kassaudi'a  {KacadvÖQa),   1)  T.  des  Priamos 


975                       Kassandra  Kassandra                       976 

und  der  Hekabe,  so  wie  Laodike  {Hom.  Z  252)  -ABxoläiisvoq  ^AQyvQÖto'goq  KaaadvSgrjv   itisXsv- 

gleichfalls    &vyaTQäv    ilöog    agiorrj    genannt  asv    dyiovövtsßaiv    cc-niazu    &8ani^£iv    TgcösaaL. 

(ZV  365);  Othryoneus  fordert  sie  zur  Ehe  {dvä-  MytJi.  lat.  ed.   Boäe  1,  180  fidem  vera  dicenti 

sdvov)  indem  er  dafür  die  Griechen  aus  Troja  sustulit,  vgl.  2,  196.    Ajml.  op.  (ed.  ÄUenh.)  2 

zu    vertreiben    verspricht.     Als    Priamos    den  S.  112   incredita  vaticinia.      Tryphiod.  äl.  'U. 

Leichnam  Hektors  nach  der  Stadt  bringt,   ist  417    xrjv    ycig   'JnoXXcov    diicpÖTSQOv    (idvziv    x' 

K.   die   erste,    welche  von   der   Burg  aus   das  dya&fjv  xat  uitiaxov  iQ-jj-Asv.    Gewöhnlich  wird 

Herannahen   des  Vaters  bemerkt  (ß  699  Ifiilr]  für  sie  eine  ähnliche  Art  der  Weissagung  wie 

XQvosT]  'JcpQoSiTTj).    Von  Agamemnon  mit  nach  für  die  Pythia  in  Anspruch  genommen,  d.  h. 

Griechenland    geführt,    wird    sie    von   Klytai-  lo  sie  weissagt  mentis    incitatione  et   permotione 

mestra  dicht  neben  dem  sterbenden  König  ge-  divina   {Cic.  de  divin.   1,  40,  89;    vgl.  ebd.  1, 

tötet,    der    ihr    nicht    mehr  Hülfe   zu    leisten  31,  66   quid  oculis  rubere  visa  es  derepente  ar- 

vermag  {l  421).     Dazu  fügte  die  'iXiov  üigais  dentibus,    aus  dem   Alexander  des  Ennius,  1, 

(Ep.  gr.  fr.    ed.  Kinkel   S.  49)   die   Erzählung  39,  85  C'assandra  furens  und    2,  55,  112.    Sen. 

von   der  Gefangennahme   der  Kassandra.     Sie  Troad.  34),  während   ihr  Bruder  Helenos  au- 

hat,  als  die  Stadt  eingenommen  wird,  sich  in  {luriis    die    Zukunft    erkennt;    doch   wird    bei 

den   Tempel    der  Athena    geflüchtet   und   das  Hyg.  f.  128  unter  den  augures  auch  Cassandra 

Bild   der  Göttin    umklammert;    Aias,    Oileus'  Priami  filia  angeführt.    Als  Seherin  heifst  sie 

Sohn,   reifst   sie   mit  Gewalt  fort,   sodafs  das  fiavzinoXos  B^mjjjj,  Eur.  HeJc.  121;  Q-^aTcupdog 

Bild     mit     umgerissen    wird;     wegen     dieses  20  v.  677;    q)oißäg  v.  827;    qltitsi  i,avQ'dg  nloY.ä- 

Frevels    wollen    die   Griechen    den  Aias    stei-  [lovg  x^^ogoy-oficp  Gxitpävtp  däcpvag  ^oofirj&slocc, 

nigen,    der   aber   sucht  und  findet  Schutz  bei  oxav  &80v  (lavxoavvoL  nvivamc'  dvdy-nai,  Eur. 

dem  Altar    der    von    ihm    beleidigten    Göttin.  Jjj/f.   Aul.   757;    wegen    der  Dunkelheit    ihrer 

Die   Wegreifsung    der    Kass.    vom    Bilde    der  Orakel  wird   sie  bei  Lykophr.  Alex.  7   Ztpiyi, 

Göttin  war  auch  auf  der  Kypsele  in  Olympia  genannt;  sie  selbst  bezeichnet  sich  wegen  des 

dargestellt  (Paus.  5,  19,  5)  mit  der  Beischrift  Unheils,   das  sie  über  Agamemnon  bringt,  als 

Al'ag  Kaacdvägav  du'  'Ad-ccvai'ag  AotiQog  f'^xE6.  (ii'av  xqiwv  'Eqivvv  bei  Eur.   Troad.  457.     Sie 

Auch  in  der  Lesche  in  Delphi  hat  der  Mythus  erkennt  das  Unheil,  das  der  Stadt  durch  Paris 

derKass.  mehrfacheBerücksichtigunggefunden;  droht,  und  fordert  auf,  ihn  zu  töten,  (isydlccv 

zunächst   war   unter    den  toten  Troern  Koqoi-  30  flgid^ov  nölemg  Xcoßav,    Eur.  Andr.  297;   als 

ßog   dargestellt  {I'aus.  10,  27,   1    dcpi^szo  inl  aber  Paris  Gefahr    läuft    von   seinen   Brüdern 

xov  KaoadvSgag  ydfiov,    also  wie  bei  Homer  getötet  zu  werden,  verkündet  sie,  dafs  er  ein 

Othryoneus,  vgl.   Verg.  Aen.  2,  343    iuvenisque  Sohn    des    Priamos    ist,    sodafs    er    von    dem 

Coroebus  Ulis  ad  Troiam  forte  diebus  venerat,  König   anerkannt  wird,    Hyg.  f.  90.     Bei  der 

insano  Cassandrae  incensus  amorc),  aufserdem  Ankunft    des   Paris    mit  Helena   weissagt    sie 

der  Schwur  des  Aias,  vermöge  dessen  er  sich  das  kommende  Unheil  nvKvd  Ss  xiXls  v.6^r]v, 

von   dem    ihm    vorgeworfenen  Verbrechen    an  j;pucf?]v   d'  sgQrj^s    KaXvTczQtjv,    vaöcpoizov   sn' 

der  Kass.  reinigte;  Kassandra  safs  dabei,  das  dtiQOTiöXrjog    idovacc,    Kolulh.    rapt.    Hei.    389. 

Bild    der  Athena   im   Schofse    haltend   {Paus.  Myth.    lat.    2,    196   cum  iam   adventu   Helenae 

10,  26,  3).    Auch  in  der  atod  noiKiXrj  in  Athen  40  Troiam  destruendam  pracdiccret.     Sie  erkennt, 

war  eine  ähnliche  Scene  dargestellt,   ot  ßccoi,-  dafs  Priamos   den  Leichnam  Hektors  zurück- 

/Ifrs  ■^&QoiO(ihoL  Sid  z6  Ai'uvzog  ig  KaaGdvdguv  bringt,  wie  bei  Homer,  Tzetz.  Hom.  410.     Be- 

TÖXybri\iu   {Paus.   1,  15,  3).     Während    Homer  sonders  gegen  die  Hereinbringung  des  hölzer- 

von  der  Sehergabe  der  Kassandra  nichts  weifs  nen   Pferdes   eifert  sie  mit  aller  Kraft,    doch 

(vgl.  Schol.  Hom.  52  699),    erscheint  sie  schon  umsonst,   Verg.  Aen.  2,  246,  Hyg.  f.  108  fides 

von  Pindar  ab  {Pyth.  11,  49  fidvzig  koqcc)  als  ei  liabita  non  est.  Quint.  Smyrn.  12,  526  dnov- 

Seherin,   die    aber  mit  ihi-en  Prophezeiungen  nzo   8'  i-a  zivog  cü'orjg  wg  dvsfioJXiov   aisv   i'v' 

keinen    Glauben    findet.      Nach    Schol.   Hom.  dXyicc  Tgcoal  yävrjzcci.     Tryphiod.   dX.  'IX.   358. 

if  44  und   Eustath.  Hom.  11.  663,  40  wurden  Priamos    schilt    sie    und   läfst  sie   schliefslich 

ihr,  als  sie  in  kindlichem  Alter  zusammen  mit  50  nach   der  Burg  bringen,   wo  sie  ihr  Schicksal 

Helenos,  ihrem  Zwillingsbruder,  im  Hain  des  beweint.    Dieser  Zug  ist  wohl  aus  Lykophrons 

Thymbräischen    Apollon    zurückgelassen    war  Alexandra  entlehnt;  dort  schliefst  Priamos  die 

(nach  B  L  V.  zu  Hom.  H  ii    wird    nur  Hele-  Tochter   ein   oinäzrjv   TiaQaKcczaozijaccg  dyiovsiv 

nos    im    Tempel   des  Apollon,  Kassandra  da-  xäv    igrie^icäv ,     oTiotg    dvayQcecpöfistog    ccvzovg 

gegen  in  dem  Tempel  der  Artemis  vergessen),  dnuyyBiXri  avzcö  {Lykophr.  Alex.  Prooem.).  Nach 

durch  Schlangen  die  Ohren  gereinigt,  -ndvzBv-  Verg.  Aen.  3,  183   hat  sie   dem  Anchises  ge- 

Q'sv    xr)v    (lavzi-K^v    diigcog    izsXäa&rjaav;    oder  weissagt,  dafs  er  in  Italien  eine  Heimat  finden 

Apollon  verleiht  ihr   die  Seherkunst,    um   da-  wird;  vgl.  10,  68  Cassandrae  impulsus  furiis; 

für  ihre  Liebe  zu  gewinnen  {ApoUod.  3,  12,  5).  sie  verkündet,  dafs  ihre  Verbindung  mit  Aga- 

Als   sie   sich    nach    Empfang    der    Seherkunst  üo  memnon  den  Griechen  böses  Leid  bringen  und 

weigert,   ihr  Versprechen  zu  erfüllen,   nimmt  dafs    Hekabe    in    Troja    sterben    wird,     Eur. 

der  Gott  ihren  Prophezeiungen  den  Glauben,  Troad.   356;    sie   wird    von    Hekabe    gesucht, 

vgl.  Acsch.  Ag.  1202.    Nach  Servius  Verg.  Aen.  um   einen  Traum   auszulegen,    Eur.  Hek.  88. 

2,  247    thut   er   dies  dadurch,    dafs   er  ihr  in  Auf    eine    im    Traum    erfolgte    Verkündigung 

den  Mund   speit.     Hyg.  f.  93  verbindet  beide  der  Kassandra   beruft    sich    auch    Beroe,    als 

Erzählungen,    den    Schlaf   im    Hain    und    die  sie  ihre  Genossinnen  beredet,  die  Schiffe  des 

Liebesverweigerung   der  Kassandra,    mit  ein-  Aeneas   anzuzünden,    Verg.   Aen.  5,  636.     Zu 

ander.      Vgl.    Orjih.  lith.    759    avzoY.a(}iyvr\xi]v  spät    erkennen    die    Txoerinnen,    nach    Quint. 


077                      Kassandra  Kassandra                      978 

Smyrn.  14,  395,  dafs  ilinen  die  Seherin  einst  gegeben  hatte.  Ebd.  v.  294  verlangt  Talthy- 
die  Wahrheit  vorausgesagt.  Als  Seherin  schil-  bios,  dafs  ihm  Kassandra  zur  Auslieferung  an 
dert  sie  auch  Christod.  descr.  stat.  189.  Agamemnon  aus  der  Mitte  der  Gefangenen 
Bei  der  Zerstörung  Trojas  flüchtet  sie  sich  übergeben  werde.  Durch  die  Verbindung  mit 
in  den  Tempel  der  Athena  und  umfafst  hülfe-  ihr  wird  Agamemnon  der  troischen  Sache  ge- 
suchend das  Bild  der  Göttin;  dort  wird  sie  neigter,  er  versucht  in  Bezug  auf  Polyxena 
von  Aias,  üileus'  Sohn,  gefunden  und  weg-  u.  a.  den  Troern  günstig  zu  sein  {Eur.  Hek. 
gerissen;  hierbei  kommt  das  Bild  der  Göttin  120  u.  a.).  Polymestor,  der  von  den  Troerinnen 
mit  zum  Fall.  So  schon  in  der  'llCov  itsgaig  des  Augenlichts  beraubt  ist,  verkündet  ihr  den 
{Ep.  gr.  fr.  ed.  KinM  S.  49)  und  auf  der  lo  Tod  {Eur.  Hek.  1275).  Bei  der  Teilung  der 
Kypsele  in  Olympia,  Paus.  5,  19,  5,  ferner  in  troischen  Beute  erhält  Eurypylos  eine  Xdgva^, 
der  Lesche  von  Delphi  (Paus.  10,  26,  3)  und  welche  von  Aineias  zurückgelassen  sein  soll, 
in  der  Poikile  in  Athen,  Paus.  1,  15,  3;  vgl.  die  aber  nach  andern  von  Kassandra  hin- 
oben  Bd.  1  Sp.  135flF.  Auch,  hei Phüostr.  her.  8,  2  geworfen  ist  als  evßcpoQcc  xa>  bvqÖvxi'EIXtivcov, 
wird  behauptet,  dafs  Aias  zwar  die  Kassandra  Paus.  7,  19,  7.  Die  Ankunft  der  Kassandra 
vom  Bilde  der  Göttin  weggerissen,  sonst  ihr  in  Mykenai  und  ihr  Tod  durch  Klytaimestra 
aber  keinerlei  Gewalt  angethan,  sondern  sie  ist  besonders  durch  Aischylos  im  Agamemnon 
in  sein  Zelt  geführt  habe.  Dort  sei  sie  dem  behandelt.  Als  Hauptstück  der  Beute  ist  sie 
Agamemnon  vor  Augen  gekommen,  der,  sofort  dem  Griechenfürsten  zugefallen;  er  empfiehlt 
in  Liebe  zu  der  Seherin  entbrannt  {nQog  yaQ  20  sie  bei  seiner  Rückkehr  der  Klytaimestra 
xi]  (OQcc  %ai  v.atiayisnxo  nagcc  xfjg  xsxvrjg),  sie  (950  —  955).  Diese  gebietet  ihr  vom  Wagen 
weggeführt  habe;  um  sie  sicher  in  seinen  abzusteigen  und  verhelfst  ihr  milde  Knecht- 
Besitz  zu  briugen,  habe  er  dann  die  bekannten  schaft  (1035),  aber  Kassandra  bleibt  stumm 
Verleumdungen  gegen  Aias  ausgestreut.  Wie  auf  dem  Wagen  sitzen,  bis  Klytaimestra  zornig 
Kassandra  zu  den  SchiflPen  geschleift  wird,  weggegangen  ist,  erst  dann  beginnt  sie,  in 
schildert  Verg.  Aen.  2,  AOi;  vgl.  Tzetz.  Posthorn.  '  wilder  Verzückung  Seufzer  und  Klagen  aus- 
735  KcioaävSQriv  8'  s-x.  vrjov  Aokqos  cccpsiXsTO  zustofsen  (1072  —  1173),  Prophezeiungen,  die 
Ai'ag.  Hyg.  f.  116  ira  deorum,  quod  Cassan-  sie  in  ruhigerer  Rede  weiter  erläutert;  sie 
dram  Aiax  Locnis  a  signo  palladio  abripuerat.  erzählt,  wie  sie  den  Apollon,  dem  sie  Liebes- 
Dafs  Aias  die  Kassandra  im  Tempel  geschän-  so  genufs  versprochen  ,•  getäuscht  hat,  und  wie 
det  habe,  ist  wahrscheinlich  erst  eine  Er-  infolge  dessen  ihre  Prophezeiungen  keinen 
findung  der  Alexandriner,  wohl  des  Kalli-  Glauben  mehr  gefunden  haben  (1202  —  1213). 
machos  (nach  Schol.  Hom.  iV66;  vgl.  LyJcophr.  Sie  zerreifst  ihr  Seherabzeichen  (1264)  und 
Alex.  358.  Tryphiod.  aX.  'IX.  358.  Ov.  am.  1,  verkündet  die  Rückkehr  des  Orestes  und  die 
7,  17.  Provert.  5,  1,  118),  wenngleich  Stellen  Rache,  die  er  nehmen  werde  (1280  —  1284. 
wie  Eur.  Troad.  70  in  Verbindung  mit  v.  170  1316).  Darauf  geht  sie  in  den  Palast,  trotz- 
glaublich machen  könnten,  dafs  diese  Wendung  dem  sie  vor  der  Mordluft,  welche  er  aus- 
der  Sage  älter  ist.  Die  Göttin  soll  aus  Scham  strömt,  zurückschaudert,  in  den  sicheren  Tod 
über  das  vor  ihren  Augen  Vorgehende  sich  (1330);  sie  stirbt  kvkvov  8iv,y]v  xov  vctarov 
abgewandt  haben,  Strab.  6,  1,  14  anoazQcctpri-  4o  fxsXipaaa  d'avdaifiov  yöov  (1444).  Seneca  hat 
vai  Xsysxai  kuxcc  xov  KaaadvSQrjg  ßiaanöv,  in  seinem  Agamemnon  dies  zu  verändern  und 
oder  sie  wendet  ihre  Augen  nach  oben  (Schol.  zu  überbieten  versucht.  Agamemnon  läfst  sie, 
Ho7n.  N  66.  Qiiint.  Smyrn.  13,  422);  später  weil  sie  mit  Prophezeien  nicht  aufhört,  ein- 
nimmt sie  an  Aias  oder  der  Gesamtheit  der  sperren  (v.  253.  793);  als  sie  zum  Tode  fort- 
Griechen  (weil  sie  den  Aias  nicht  gestraft  geführt  wird  (v.  998),  bietet  sie  sich  freiwillig 
haben)  furchtbare  Rache,  Eur.  Troad.  70.  170.  dar,  um  den  im  Hades  Befindlichen  die  Nach- 
Eustath.  Hom.  Od.  1460,  19.  Quint.  Smyrn.  rieht  von  der  Rache  für  Trojas  Untergang  zu 
14,436.    Ov.  met.  14,468.   Myth.  lat.  ed.  Bode  bringen.      Nach    Pind.    Pyth.    11,   30    sendet 

1,  181.  3,  10,  6.  Zur  Sühnung  des  Verbrechens  Klytaimestra,  vrjXrjg  yvvd,  die  ^agdavida  xo- 
müssen  die  Lokrer  tausend  Jahre  lang  durch  50  qccv  ÜQUifiov  noXim  %aXv,ä)  avv  'AyafiBfivovia 
das  Los  bestimmte  Jungfrauen  nach  Troja  i/'v^«  zum  Hades  hinab,  vgl.  v.  49.  Dafs  Aga- 
senden,  welche  dort  getötet  werden,  wenn  es  memnon  die  Kassandra  mitbringt,  wird  für 
ihnen  nicht  gelingt,  unbemerkt  zum  Tempel  der  Klytaimesti-a  der  Grund,  ihn  und  sie  zu  töten, 
Athene  zu  gelangen;  im  letzteren  Fall  werden  Athen.  13,  3  (556  c);  13,  10  (560  d).  Hyg.  f. 
sie  dort  Tempeldienerinnen,  Schol.  Hom.  iV66.  116.  117,  hier  beim  Opfer  (sacrificantem  seeuri 
Strab.  13,  1,  40.  Schol.  Lykophr.  Alex.  1141  cum  Cassandra  interfecerunt),  während  lfo??jer 
(wegen  der  d&iuixofLi^La  Aiavxog).  Vgl.  oben  sie  beim  Mahle  (^421),  Aischylos  beim  Bade 
Bd.  1  Sp.  135  ff.  töten    läfst    (vgl.   Scliol.   Lykoplir.  Alex.    1108 

Durch   ßeschlufs    der   Griechen    wird   Kas-  ^ya    8s,    cprjaiv    rj    KaaaccvdQU ,    nXrjGiov    xrjg 

sandi"a  dem  Agamemnon  als  Beute  zuerkannt  co  nvsXov    uvaiQsQ-riooyi,cii).     An    die    homerische 

(Eur.   Troad.   Arg.),    der    sie    als    Gefangene  Schilderung   schliefst  sich  das   von  Philostrat 

davonführt  (Quint.  Smyrn.  14,  20),  weil  er  zu  beschriebene  Bild  an  {imag.  2,  10);    vgl.  noch 

ihr  in  heftiger  Liebe  entbrannt  ist  (Hör.  carm.  Plut.  parall.  37  (315  A). 

2,  4,  7  arsit  Atrides  medio  in  triumpho  virgine  In  Bezug  auf  ihr  Begräbnis  weissagt  Kas- 
rapta.  Seneca  Ag.  187).  Sie  wird  als  av.öxiov  sandra  bei  Eur.  Troad.  448,  dafs  man  sie 
'Ayafisiivovog  Xs^og  bezeichnet  (Eur.  Troad.  44),  nackt  in  den  Giefsbach  werfen  und  den  wilden 
oder  als  cxoria  vvucpivrrjgia  (ebd.  v.  247),  ob-  Tieren  zum  Frafse  geben  werde,  xr]v  'AnöXXoj- 
gleich  ihr  Apollon   als    ysQug    äXs-nxQov   ^rndv  vag  XdxQiv.    Man  darf  wohl  daraus  schliefsen, 


979 


Kassandra 


Kassandra 


980 


dafs  dem  Muripides  Sagen  über  eine  Grab- 
stätte der  Kassandra  in  Argos  oder  an  an- 
deren Stellen  nicht  bekannt  waren,  l'ausanias 
(2,  16,  6)  zweifelt  dagegen,  ob  Kassandras  Grab 
in  Mykenai  oder  in  Amyklai  sei  [s.  Sp.  984 f.]; 
ihre  beiden  mit  Agamemnon  erzeugten  Kinder 
(Teledamos  und  Pelops)  seien  von  Aigisthos 
getötet  und  bei  Mykenai  bestattet  wordeu. 
Plut.  Agis  9  (799)  berichtet,  dafs  nach  einigen 
Kassandra  in  ©üXcc^ai  gestorben  und  diu  rb  lö 
näoi  cpaCvsiv  xa  ficcvtELa  IlaoLfpäa  genannt 
worden  sei.  Sie  wurde  in  Amyklai  verehrt,  in 
einem  sehenswerten  und  mit  Standbild  aus- 
gestatteten Tempel,  nach  Paus.  3,  19,  6  unter 
dem  Namen  'Als^ävdQa,  ebenso  in  Leuktra  (in 
Sparta),  ebd.  3,  26,  5  [a.  unt.].  Die  Benennung 
'JXe^üvSqcc  bestätigt  auch  Hesydtius  (s.  v. 
KocaadvSQa).  Auf  ein  Heiligtum  in  Italien 
weist  Schol.  LyJcophr.  Alex.  1128  hin.  Sie 
wird  ylavyicÖTtig  genannt  bei  Ibyc.  fr.  9  yXav-  20 
yiwnida    KaaaävÖQccv,     SQuancXÖTiafiov    kovqccv 


Bild  des  Polygnotos  in  der  Lesche  zu  Delphi, 
der  Eid  des  Aias,  wodurch  er  sich  vor  den 
Griechenfürsten  von  der  gegen  ihn  vorge- 
brachten Beschuldigung  reinigt;  Kassandra 
safs  dabei ,  mit  dem  Bilde  der  Athena  im 
Schofse  {Paus.  10,  26,  3).  Lncian  {imacj.  7) 
hebt  besonders  ocpQvwv  x6  iTcntQsnis  kccI  na- 
QSiäv  xo  ivsQsv&ig  hervor,  oI'kv  zrjv  Kcceoäv- 
Squv  iv  xfj  XbGxrj  inoirias  xoig  diXcpoiq.  Auch 
in  der  Poikile  zu  Athen  war  die  Versamm- 
lung der  Könige  und  Aias  in  Gegenwart  ge- 
fangener Frauen,  unter  denen  sich  Kassandra 
befand,  dargestellt  {Paus.  1,  15,  3).  Ob  das 
Gemälde  des  Theorus  (oder  Theon,  Brunn, 
Künstler  gesell.  2  S.  255),  welches  Plinius  er- 
wähnt (n.  h.  35,  144.  Iheorus  —  Cassandram 
quae  est  in  Concordiae  delubro)  ein  Einzel- 
gemälde war  oder  eine  gröfsere  Scene  dar- 
stellte, ist  nicht  auszumachen.  Ein  angeb- 
liches Bild,  ziemlich  genau  an  Homer  (aber 
auch   an   Aischijlos)    sich   anschliefsend ,    wird 


Kassandra  vor  Aias  fliehend  (nach  Benndorf,  Gr.  u.  sie.  Vas.  51,  1). 


Ugtafioio  (fäfiLs  ixriGt,  ßgoxäv;  eine  eingehende 
Schilderung  ihrer  Gestalt  giebt  Tzets.  Posthorn. 
370.  Vgl.  noch  Lißoplir.  Alex.  1462  und  Schal. 
Ihr  Name  ist  fast  gleichbedeutend  mit  Seherin,  50 
die  keinen  Glauben  findet,  geworden,  so  be- 
zeichnet Cic.  de  orat.  2,  66,  265  den  Sex. 
Titius  als  Kassandra,  und  bei  Petron.  sat.  74 
wird  Cassandra  caligaria  für  mulier  virilis  au- 
daciae  gesetzt.  Eine  thörichte  Etymologie  des 
Wortes  giebt  Tzetz.  prol.  zu  Lylcophr.  S.  271 
TiaQCi  xo  ■HKGtv  avdQSiov  tXBiv  xuv  'Ey.xogpc. 
KLoXi^ms  Se  ypaqofTat  dia  ovo  66.  Dafs  die 
Form  mit  66  vor  der  mit  einem  a  den  Vorzug 
verdient,  sucht  Böclh  in  Notae  in  Pincl.  60 
S.  505  zu  beweisen.  (Vgl.  noch  luvenal.  sat. 
10,  262,  wo  Kassandra  als  Glied  der  Familie 
des  Priamos  genannt  wird.) 

Von  bildl.  Darstellungen  der  Kassandra 
aus  dem  Altertum  ist  die  Scene,  welche  auf  der 
Kypsele  nachgebildet  war,  mit  der  Umschrift 
Ai'ag  KacGdvSgccv  an  'jQ'avccttxg  AoyiQog  ?A;tft 
{Paus.  5,    19,   5)   schon   erwähnt,    ebenso  das 


bei  Philostratos  {imag.  2, 10)  geschildert.  Aga- 
memnon ist  beim  Mahle  getötet;  mit  dem 
noch  blutwarmen  Beile  tritt  Klytaimestra  zur 
Kassandra,  die  durch  ihre  Tracht  als  Seherin 
bezeichnet  ist,  um  sie  zu  töten;  Kassandra 
scheint  im  Begriff,  sich  auf  Agamemnon  zu 
werfen,  nachdem  sie  die  Zeichen  ihrer  Seher- 
würde sich  heruntergerissen  hat.  Eine  Statue 
der  Kassandra  als  Seherin  {oiä  xi  d'86ni^ov6a 
navvGxccxa  ni^fiaxa  TtäzQiqg)  schildert  Christod. 
descr.  stat.  189.  Erwähnt  sei  noch,  dafs  bei 
Petr.  sat.  52  als  Verzierung  eines  Bechers 
Cassandra  occidit  filios  suos,  et  pucri  mortui 
iacent  sie  ut  vivere  putes  erwähnt  wird;  wahr- 
scheinlich war  der  Kindermord  der  Medea 
dargestellt. 

Von  den  aus  dem  Altertum  erhaltenen 
Darstellungen  der  Kassandra  sind  diejenigen, 
welche  andere  Momente  als  die  Verfolgung 
derselben  durch  Aias  oder  ihre  Wegreifsung 
vom  Bilde  der  Pallas  darstellen,  verhältnis- 
mäfsig  selten.    Auf  den  Verkehr  der  Kassandra 


981 


Kassandra 


Kassandra 


982 


mit  ApoUon  wird  ein  in  Herculaneum  ent- 
decktes Wandgemälde  bezogen  (s. Heibig,  Wand- 
fiem.  S.  55  nv.  203  und  die  dort  angeführte 
Litteratur) :  Apollon  steht  neben  einer  sitzen- 
den lorbeerbekränzten  Jungfrau ,  aber .  die 
Deutung  ist  doch  sehr  unsicher,  mit  gleichem 
Recht  könnte  man  die  Jungfrau  auch  für 
Manto  halten.  Ebensowenig  sicher  scheint 
mir    die    Deutung    mehrerer    pompejanischer 


Klein  in  den  Ann.  d.  Inst.  1877  S.  246,  wozu 
Benndorf,  Griech.  u.  sie.  Vasenb.  S.  103 
Anm.  516  Nachträge  geliefert  hat.  Von  Denk- 
mälern, welche  seitdem  hinzugekommen  sind, 
ist  hervorzuheben  Arch.  Zeit.  1882  T.  8  nr.  2 
(ein  leider  ziemlich  stai-k  fragmentiertes  Terra- 
cottarelief  des  Berliner  Museums),  Arch.  Zeit. 
1885  S.  239  (eine  Lekythos  des  Brit.  Mus.  mit 
Hochrelief,    wohl    dasselbe    Gefäfs,    welches 


Bilder    {Sogliano,  Le  pittnre   murali  campane  lo  Heibig ,    Bull.    1880    S.   131   besprochen  hat). 


nr.  628;  vgl.  Bull.  1874  S.  251;  ferner  Heibig, 

U'andg.  nr.  1391  u.  1391^)  auf  Kassandra  als 
Seherin;  das  letztere  Bild  hat  durch  C.  Hoheit 
eine  allseitig  genügende  Deutuug  auf  die  Be- 
fragung der  erythräischen  Sibylle 
durch  Aeneas  gefunder 
gegen  ist  Kassandra 
gegen  bei  der  Erken 
nung  des  Par 
etruakisch.As 
kisten,  vgl.  Over 
beck,  Gal.  her 
Bildiv.  S.  239. 
Brunn,Ril.d 
um.  etr.  11, 
24;  wahr- 
scheinlich 
mit  Recht 
wird    sie 

auch   in 

einer 

Figur 

eines  Bry- 

gosbildes 

erkannt, 

welches 
Eobert 
(Bild    tmd 
Lied  S.  9i; 
aufdieRück 
kehr  des  Paris 
vom     Ida     ir 
Vaterhaus  ge 
tet  hat,  währen 
{Boscher,  Lex 
Sp.   1968)    es    auf    die 
Heimkehr  von  Sparta  mit 
Helena  erkläre.     Als  Ks- 
aavägct  benannt  findet  sie 
sich    ferner     auf     einem 
schwarzfigurigen     Vasen- 
bild (Mon.  d.    Inst.  1855  T.  20)  beim   Auszug 
des   Hektor   gegenwärtig;    bei   der  Einholung 
des     JovQLog     iTcnog      sucht     sie     mit     wild- 
erregten  Gebärden  die   Troer   vom  Einzug  in 
das   Skäische   Thor  abzuhalten    auf   dem   un- 
tersten  Streifen    der  Tabula  lliaca    (0.  Jahn, 
Bilderchronilien  T.  1);  vielleicht  ist  auch  Kas- 
sandra in   dem  Gemälde  bei  Heibig,   Wandg. 


sowie  Ann.  d.  Inst.  1880  S.  27.  3Ion.  d.  Inbt. 
11  T.  15  und  Bull.  d.  Inst.  1884  S.  208;  vgl. 
noch  Ann.  d.  Inst.  1885  S.  155.  Die  Darstel- 
lungen sondern  sich  in  zwei  Gruppen,  erstens 
diejenige,  wo  Kassandra  vor  Aias 
fliehend  dargestellt  wird, 
eitens  diejenige ,  wo 
Kassandra  schon  beim 
Palladion  angelangt 
ist  und  dasselbe 
^.  umfafst  hat.  Als 
•;  \  \  Beispiel  für  die 
erste  Art  kann 
Benndorf,  Gr. 
u.sie.Vasenb. 
Taf.  51,  1 
gelten : 
Kassandra 
enteilt  mit 

weiten 
Schritten 

nach 
rechts,  in- 
dem sie 
sich   wäh- 
rend     des 
Laufens 
umblickt 
und  gegen 
ihren  Verfol- 
ger den  r.  Arm 
ausstreckt,  nach 
Athena   hin ,    die, 
wie    es   scheint,    in 
eigener  Gestalt,  nicht 
als   Statue,    mit   vorge- 
haltenem Schild  und  ge- 
zückter Lanze  dem  Ver- 


Aias  und  Kassandra,  Vasenbild  {Ann.  d.  Inst 
1877  tav.  d'agg.  N). 


folger  *entgegentritt. 


Dieser  hat  den  Schild 
fallen  lassen,  er  läuft 
mit  blofsem  Schwert  in  der  r.  Hand:  die 
Linke,  in  welcher  er  die  Scheide  hält, 
streckt  er  nach  der  Kassandra  hin  aus;  vor 
ihm  bäumt  sich  die  Schlange  der  Athena 
auf,  um  ihn  zu  beifsen.  Links  davon  gewahrt 
man  einen  Greis  mit  Scepter,  der  klagend  die 
r.  Hand  aufs  Haupt  legt.  Zu  dieser  Gruppe 
gehört  auch  das  in  Orvieto  gefundene  Gefäfs 
nr.  1326  (und  dem  neuerdings  gefundenen  bei  eo  (Bull.  1884  S.  208),  wo  zwei  Frauen  nach  ent- 


Urlichs,  Das  höh.  Pferd  Würzb.  1881)  in  der 
Frau  vor  dem  Pallasbild  zu  erkennen.  Auf  der 
Tab.  lliaca  ist  Kassandra  noch  ein  zweites  Mal 
unter  den  gefangenen  Troerinnen  abgebildet. 
Bei  weitem  zahlreicher  sind  die  Monumente, 
welche  die  Gewaltthat  des  Aias  zur  Dar- 
stellung bringen;  sie  sind  aufgezählt  bei 
Overheck,  Gal.  her.  Bildic.  S.  635—655  und  von 


gegengesetzter  Richtung  fliehen ,  denn  dafs 
mit  der  einen  Kassandra  gemeint  ist,  scheint 
mir  durch  die  vom  Maler  nicht  verstandene 
und  deshalb  fehlerhaft  wiederholte  Inschrift 
KV$$VV  ziemlich  sicher  bewiesen  zu  werden. 
Über  die  Vereinigung  der  Verfolgung  der 
Kassandra  und  Helena  vgl.  Klein  in  Ami. 
1877  S.  260  und  Htydemann,  Ann.  1885  S.  155. 


983 


Kassandra 


Kassandra 


984 


Der  zweite  Tyi)us,  Kassandra  am  Palla- 
dion von  Aias  ergritten,  wird  am  besten  durch 
das  Ann.  1877  tav.  d'agg.  N  abgebildete 
Vasengemälde  verti-eten.  Kassandra,  durch 
Namensbeischrift  bezeichnet,  nackt  bis  auf 
einen  über  die  Schulter  geworfenen  Mantel 
(es  wird  dadurch  die  Eile  angedeutet,  in 
welcher  sie  vom  Lager  hat  fliehen  müssen), 
mit  Binden  im  Haar,  die  sie  als  Seherin  be- 
zeichnen, umklammert  mit  beiden  Armen  das 
nach    Art    eines    Xoanon    mit    geschlossenen 


bar)  dieses  Typus  zeigt  eine  Vase  der  Ber- 
liner Sammlung  {Fürtivängler,  Kat.  nr.  3863). 
Die  Deutung  eines  Becherreliefs  auf  Aias  und 
Kassandra,  die  Kumanudis  aufgestellt  hat 
{Eph.  arch.  1884  S.  64),  hat  C.  Bobert 
{50.  Winckelmannsprogr.  1890  S.  43)  mit  Recht 
zurückgewiesen.  öfter  ist  die  Scene  durch 
Zuschauer  erweitert;  so  sind  auf  der  Berliner 
Vase  1698  {Overbeck,  Gal.  her.  Bildw.  26,  16) 
10  IIoXv^svT},  Av&iloxog  und  UyiaiiavSQOcpilo?  zu- 
gegen,    auf    nr.    1863     derselben     Sammlung 


^/-^X^/^/S/^/S^^/^/el/S/'^X^^^^/''^/^ 


Aias,  Kesandra  und  Priesterin,  Vasenbild  (nach  Overbeck 'Gal.  her.  Bildw.  T.  27,  1,  vgl.  S.  (j4U). 


Füfsen  gebildete  Palladion,  welches  den  Schild 
an  die  1,  Schulter  hält  und  die  Lanze  zückt; 
von  rechts  kommt  Aias  heran  {Aiag) ,  mit 
Helm  auf  dem  Haupte,  Schild  und  Speer  in 
der  1.  Hand  haltend;  indem  er  scheu,  fast  60 
ängstlich  zum  Pallasbild  hinblickt,  sucht  er 
den  r.  Arm  der  Kassandra  von  der  Umschlin- 
gung des  Bildes  zu  lösen.  In  anderen  Dar- 
stellungen tritt  er  gewaltsamer  auf,  gewöhn- 
lich reifst  er  K.  an  den  Haaren  vom  Götter- 
bild fort,  vgl.  z.  B.  Overbeck,  Gal.  her.  Bildw. 
T.  27,  1.  Eine  verkürzte  Darstellung  (von 
Aias  ist  nur  die  1.  Hand  und  der  Schild  sicht- 


(Overbeck  26,  15)  entfernt  sich  Hermes,  ein 
andermal  ist  die  Priesterin  zugegen  u.  a.  m. 
Auf  einem  Vasenbild  aus  Bologna  Mon.  d.  Inst. 
11  T.  15  ist  der  Frevel  an  Kassandra  mit  der 
Erkennungsscene  der  Aithra  durch  ihre  Enkel 
Akamas  und  Demophon  verbunden  (s.  diese  Art.). 
Die  Namensformen,  welche  der  Kassandra  auf 
diesen  Vasenbildern  gegeben  werden ,  sind 
KaaaKVÖQa ,  KtaavÖQu  oder  Kriaavdgcc  und 
KaxavSqa.  Vgl.  noch  Agamemnon,  Aias,  He- 
lenos,  Paris  u.  a.  —  [Die  A 1  e  x  a n  d  r  a  zu  Amyklai 
ist  nach  Löschcke  eine  besondere  Göttin  und 
wurde    erst    nachträglich    mit    der   troischen 


985 


Kassandros 


Kassiepeia 


98G 


Kassandra  identificiert  (Athen.  Mitteilunyen 
3  S.  164  f.).  Wahrscheinlich  geschah  dies, 
als  man  zu  der  Pindarischen  Nachricht,  dafs 
Kass.  zu  Amyklai  getötet  worden  sei  (Pyth. 
11,  17),  in  späterer  Zeit  ein  aufzeigbares  Denk- 
mal suchte.  Dies  fand  man  in  dem  sitzenden 
Tempelbilde  der  Alexandra,  welche  leierspielend 
dargestellt  war:  nur  erhalten  durch  ein  Relief 
aus  Amyklai  selbst,  auf  dem  drei  Ephoren  der 
(inschriftlich  benannten)  Göttin  Alexandi-a  ein  lo 
Opfer  bringen.  Da  nach  Pindar  Amyklai,  nach 
den  Tragikern  Mykenai  der  Todesort  war,  so 
zeigte  man  dem  fragenden  Reisenden  an  beiden 
Ortenein  fivf]^cc  KccaadvÖQag.  Weil  nun  ftf^ltto: 
sowohl  allgemein  'Denkmal,  Statue',  aber  im 
besonderen  'Grabdenkmal'  heifsen  kann,  so 
hatten  beide  Recht.  Über  den  etymologisch- 
mythologischen Gehalt  des  Namens  Kassandra 
vgl.  Hinrichs  im  Philologus  1885  S.  401 
(Helena -Kassandra   und  Skamander-Xanthos;  20 


Kreusa  am  Ausflufs  des  Liudos  auf  der  Grenze 
von  Karien  und  Lykien  gebar,  Qu.  Sm.  8,  81. 

[Stoll.] 
Kassiepeia  {Kaaaiineia;  so  nach  den  besten 
Hss.  jetzt  überall  hergestellt,  vgl.  u.  nr.  3,  Ab- 
schnitt 'Name'  u.  Art.  'Kassiopeia';  Litteratur 
s.  Bd.  1  Sp.  347),  eine  bei  Homeros  fehlende,  erst 
von  Hesiodos  bezeugte  Heroine,  erscheint  bei 
diesem  und  sämtlichen  Späteren  in  drei  meist 
streng  unter  einander  geschiedenen  Beziehungen, 
von  denen  die  erste  und  letzte  die  wichtigsten 
sind:  1)  zum  Mythenkreis  des  Agenoriden 
Phoinix,  2)  zu  dem  des  Epaphos,  und  3)  zum 
Kepheus-  und  Andromedamythos.  Nur  Phineus 
und  Arabos  bilden  zwischen  1  und  3  teilweise 
ein  Bindeglied. 

1)  K.  mit  Phoinix.  Hesiodos  frg.  53  Ki. 
aus  Scliol.  Laurent.  ÄpoUon.  Bhod.  2,  178: 
Gattin  des  Agenoriden  Phoinix,  Mutter  des 
Phineus;   wohingegen  derselbe  im  frg.  52  Ki. 


Aithra  mit  Akamas  und  Demophon  und  Aiaa  mit  Kassandra, 
Vasenbild  (nach  Mon.  d.  Inst.  XI  T.  15.     Ann.  d.  Inst.  1880  S.  28). 


Über  die  Alexandra- Kassandra  vgl.  Denelcen 
s.  V.  Heros  in  Boschers  Lex.  1,  Sp.  2449  unten, 
über  den  Streit  der  Amykläer  und  Mykenäer 
um  das  (ivijfia  K.  vgl.  Beiger  in  der  Berliner 
philolog.  Wochenschr.  1891  Sp.  1282  ff.  Beiger.] 
—  2)  T.  des  lobates,  des  Königs  von  Lydien, 
nach  Schol.  Hom.  Z  155.  Nachdem  lobates  er- 
kannt hatte,  dafs  Bellerophontes  unschuldig 
war,  gab  er  ihm  x-qv  iöiav  &vy<xrBQCc  Kaeüvögav 
xfti  T>5s  ßaaiXsiag  fiotgäv  tivdc.  tj  ds  ictoqia 
■Jiaga  'Aa'KXrjniädr]  Iv  TQayadovfisvoig.  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dafs  ÄsMepiades  aus 
dem  lobates  des  SoplioTdes  geschöpft  hat,  dafs 
also  der  Name  Kaaävdgcc  odor  KccaoävÖQcc  als 
Tochter  des  lobates  auf  Sophokles  zurückgeht. 
Vgl.  Anteia,  Bellerophontes,  lobates.  —  3)  Plin. 
n.  h.  G,  111  insula  contra  Persidem  sita. 

[Engelmann.] 
Eassaudros  (KäaoavdQog),  Vater  des  Menes, 
eines    Bundfsgenossen    der    Troer,    den    ihm 


(aus  Schol.  A  II.  M  292),  wo  der  fehlende 
50  Kassiepeianame  aus  Schol.  A  II.  ^321.  Eustath. 
p.  989,  35  ff.  zu  ergänzen  ist,  die  Phoinixgattin 
K.  vielmehr  Mutter  der  Europa  nennt,  was 
Bd.  1  Sp.  1410  nicht  bemerkt  ist.  —  Bakclui- 
lides  frg.  56  BgJc.  (aus  Schol.  ABB  HM  292, 
vgl.  Schol.  A  II.  :s:  321)  =  Hesiod.  frg.  52.  — 
Pherekydes  (von  Leros)  frg.  41.  F.  H.  G.  1,  83 
(aus  Schol.  Apoll.  Bhod.  2,  178;  s.  u.  nr.  3) 
ofioicog  =  Hesiod.  frg.  53,  doch  mit  der  ge- 
naueren Angabe,  dass  K.  Tochter  des  Arabos 
CO  und  Mutter  auch  des  Kilix  und  Doryklos  von 
Phoinix  ist,  Mutter  des  Atymnos  aber  infolge 
Ehebruchs  mit  Zeus.  —  Antimachos  (bei  Schol. 
Apollon.  Bhod.  2,  178.  frg.  fehlt  bei  Kinkel) 
=  Pherekydes  (nur  mit  Einschaltung  des  teu- 
messischen  Lokals  in  den  Europamythos,  frg. 
2—4);  Qhenso  Asklepiades  (ebendaher,  F.H.  G. 
3,  302,  4).  —  Antonimis  Liberal.  40  {Wester- 
mann Mvd'oyq.  p.  235):  Tochter  des  Arabioa, 


987                      Kassiepeia  Kassiepeia                      988 

Gattin  des  Phoinix,  Sohnes  des  Agenor,  Mutter  2,  192  f.)  =  Anchiroe  a.  a.  0.  12,  15.    Die  Auf- 

derKarme(s.  d.),  der  Mutter  der  kretischen  Brito-  nähme    des   Nildeltas   in  die  eigentlich    argo- 

martis.  —  Die  Genealogieen  weisen  nach  Land  lische  Epaphosgenealogie  wird,  ebensowie  die 

ividlnse\n\onK-Axien,  das  Bakchylides{frg.  53  Verschmelzung  des  argolischen  Apis  mit  dem 

Bgk.)   lind  Korinna  {frg.   27   Bglc.)   '^  <PoiviKr] '  ägyptischen,    eine  Folge   der  Ostt'ahrten  sein, 

nannten  (J-i/tenaiOs  4  p.  174  F,  vgl.  if.D.ilf «Wer,  welche   seit  der  Beschäftigung   karischer   und 

Myth.  1,  308  tf.);    davon  ist   ^otvc^  der  Epo-  rhodischer    Söldner   unter    Psammetichs   Heer 

nymos  gewesen,   bevor  die  bis   auf  die  Neue-  in  der  ersten  Hälfte  des  7.  Jahrhunderts  (JuVc/t- 

ren    {Movers,   Olshausen,   Brandes)   herab   ge-  hoff,  Studien^  41.  H.  D.  Müller,  Myth.  1,  56. 

billigte  Übertragung  auf  das  syrische  Land  der  10  Hij-sc/i/eM,  Bhein.  Mus.  42,  1887   S.  222)   die 

(ägypt.)  s.  g.  Fen(a)chu  Platz  griff  (s.  des  Unterz.  mit  argolischen  Heimatsagen  erfüllten  griechi- 

Aühiopenländer  des  Andromedamythos ,  Fleck-  sehen  Einwohner    des  ursprünglich  karischen 

eisens    Jb.,    Supplein.   16,    1887    S.    158).      In  Gebiets  der  sog.  Hexapolis  nach  dem  afrika- 

Karia-^otvtx??,    und    zwar    Miletos,    ist    auch  nischen  Nillande  machten.    Als  dasgriechische 

Kadmos (s.d.) ein Phoiniker geworden (t7.TFi7a?no-  Gebiet  aber,  welchem   vor    der  Übertragung 

witz.  Homerische  Untersucliungen  1883  S.  139).  auf  das  ostafrikanische  Delta  sowohl  der  Name 

Dafs  auch  jener  Zug  der  Kassiepeiasage:  Zeus  Ai'yvmoq   ursprünglich   eignete,   als    auch    die 

sei  in  Phoinix'  Gestalt  der  Kassiepeia  genaht  Epaphos  und  losage,  ist  jetzt  Euboia  von   E. 

(s.  Bd.  1  Sp.  727  nr.  1),  wegen  der  bedeutungs-  Maafs  überzeugend  nachgewiesen  (De  Äeschyli 

vollen     Übereinstimmung    mit    dem    gleichen  20  supplicibus   Ind.  Lect.    Gryph.    1890   S.  21  ff.), 

Motiv    in    der    rhodisciien    {v.    Wilamou'itz,  wo   zu   den  gegebenen  Nachweisen  noch    der 

Alektrone,  Herines  14,   1879  S.  457)  Alkmene-  an    Ai'yvntog    erinnernde     Al'ywv{-aiwv)    von 

sage  (Zeus  in   Amphitryons   Gestalt   die  Alk-  Karystos   und  der  Flufs    NrjXsvg   [=  Nsilfvg, 

mene  verführend),  zu  der  milesischan  Sarpedon-  Nsilicos,    König    von     Aigyptos    =   Nsilos'?] 

isage   gehören  müsse,    sah   auch   Bobert   {Bild  treten    mag     (vgl.    dazu    auch    über    Thronie 

und  Lied  S.  116"^).    Die  kretische  Karme  (s.  d.)  Sp.  989). 

der  Britomartissage  und  Atymnos,  der  kretische  3)  K.  mit  Kepheus.  Als  Tochter  des 
Sonnenwagenheros  {Nonnos  11,  129  ff.;  vgl.  Hermessohnes  Arabos  und  Gattin  des  Kepheus» 
Knaack,  Quaest.  Fhaetliont.  p.  14 sq.;  v.  Wila-  iv  Kazalöyo)  ywai-näv  Hesiods  {frg.  43  Ki.  aus 
moivitz,  Hermes  18,  1883  S.  428  f.),  sind  durch  30  Strabon  1  p.  42  §  34,  vgl.  Eustath.  zu  Od.  S 
die  Handels-  und  Kolonialbeziehungen  der  84  p.  1484,  63):  v.ai  -hovqi^v  'Agäßoio,  xov  'Eq- 
karischen  Miletos  zu  Kreta  zu  Kindern  der  K.  ndcov  ccKccKrira  \  yiivcizo  -ncd  ©Qovirj  KovQrj  Bq- 
geworden;  denn  Miletos  heifst  der  mythische  loio  ävav.xoq.  Der  fehlende  Name  der  Kassie- 
Doppelgänger  des  Atymnos,  der  „aus"  Kreta  peia  wird  erschlossen  aus  der  Wiederholung 
„nach"  Karlen  gewandert  sein  soll  (s.  Bd.  1  Schal.  Apollon.  Bhod.  2,  178,  wo  es  nach  Be- 
Sp.  727).  Der  troische  Doryklos  (S.  des  Pria-  rufung  auf  Asklcpiades,  Antimachos,  Pherekydes 
mos,  jTZ.  vi  489f.)  und  der  thrakisch-bithynische  heifst;  sm  yäp  KccaaisnBiccg  xov  'jQccßov 
Phineus  verdanken  ihre  Aufnahme  in  die  $otV^H^  yivsxccL  Kili^  v,al  ^ivsvq  xat  /loQvyiloq, 
Phoinix-Kassiepeiagenealogie  der  milesischen  v.ai  "Axvfivog  f-nUlriaiv  und  Antonin.  Lib.  40 
Kolonisation  der  Pontosküsten,  und  Kilix  die  40  (s.o. nr. 3).  —  Ovxcogöh  {wie  Hcsiodos)  yiai  Z,xrjoi- 
seine  den  ostfahrenden  Rhodiern  aus  Milets  xoQog  {frg.  64  Bcrgk)  Xiyst,  fährt  Strabon 
Nachbarschaft,  welche  das  kilikische  Tarsos  ibrt  (a.  a.  0.  c.  31  §  24),  der  den  ganzen  Ab- 
besiedelten {Poinpon.  Mela  1,  13;  vgl.  O.Müller,  schnitt  aus  Apollodoros  iv  xä  ti^qI  vawv  -uaxa- 
Dor.  1-',  113  f).  loycp  citiert.  Dieser  brachte  die  Genealogie  in 
2)  K.  mit  Epaphos.  Hygin.  F.  149  nennt  einem  Exkurs  über  den  Nostos  des  Menelaos 
nach  unbekannter  Quelle  als  Gattin  des  Epa-  {8  84,  u  22)  und  seine  Abenteuer  bei  den 
phos  und  Mutter  der  Libye  statt  der  Heroine  Aithiopen  vor.  Dex"AQaßog  Hesiods  gehörte 
Memphis  {Apollod.  Bibl.  3,  1,  6;  s.  Bd.  1  nach  seiner  Überzeugung  also  zu  den  ^('■ö'tojrEs 
Sp.  1278;  dazu  Schol.  Stat.  Theb.  4,  737.  Homers;  äno  xovtov  (Hatödov)  -nal  r)  x^Q^  V 
Mythogr.  Vatic.  2,  75.  Isid.  Origg.  14,  15,  1)  50  vvv  'Agaßta  y.alovii8vr}  rjörj  xoxs  (zu  Hesiods 
abweichend  die  Cassiopia,  hinter  deren  römi-  Zeit)  'Agaßia  (ovofid^ixo ,  ^axa  de  rovg  T]Qcoag 
scher  Schreibung  vielmehr  die  griechische  {Menelao^,  Homeros)  t,v%ov  i'acog  ovno),  sondern 
Äaöctg'jTfio:  der  ,,arabisch-aithiopischen"  Mythen  At&ionicc.  Mithin  waren  dem  Apollodoros 
(8.  aufser  0.  nr.  1  namentlich  u.  nr.  3)  zu  Kassiepeia  und  ihre  Tochter  Andromeda  (1  p.  43 
suchen  ist:  Epaplms  .  .  .  <^iny  Aegypto  .  .  .  op-  genannt)  arabische  Aithiopinnen,  die  man 
pidum  prinms  Memphim  et  alia  plura  con-  ebenso  wenig  nach  loppe  zu  verpflanzen  {fiB'. 
stituit  et  ex  Cassiopia  uxore  procreavit  äy^tv  §  35)  berechtigt  sei,  wie  man  die  Ke- 
filiaiu  Libyen,  a  qua  terra  est  noniinata  (die  phenen  ihres  Gatten  Kepheus  (und  die  Erember 
dna^  Xfyuusvcc  sind  hervorgehoben).  Die  Mehr-  und  Pygmaien)  zu  einem  besonderen  aithio- 
zahl,  in  der  hier  die  von  Epaphos  gegründe- CO  pischen  Stamme  stempeln  dürfe  (vgl.  Art. 
ten  Argeierstädte  in  Ägypten  erscheinen,  lehnt  'lope',  und  übh.  Aithiopenländer  etc.  S.  135  ff. 
sich  zwar  an  Findaros  an:  noXXd  d'  Alyvnxa)  über  die  Kritik,  die  an  dieser  Auffassung 
xd  KccxcoKiOTO  {'AQyog)  uoxrj  xaig  'Enäcpov  na-  Apollodors  nun  wiederum  AristoniJ^os  tkqI  xfjg 
Xäfiaig '{N.  10,  5  ff.);  aber  die  Kassiepeia  ist  MivsXäov  itXävrjg,  Strabon  p.  38  §  31,  und 
ohne  solchen  Vorgang,  vielmehr  erscheint  nur  nach  ihm  Strabon  selbst  übten).  Ihr  Gemahl 
als  neue  Variante  einer  Gattin  des  Epaphos  Kepheus  ist  als  König  der  Aithiopen  in  diesem 
und  Mutter  der  Libye  bei  Schol.  Fiat.  Tim.  dürftigen  Stemma  nicht  nachweisbar,  nur  sie 
X2,  9:  Amphirrhoö,  nach   Movers  {Phöniz..  2,  selbst  heifst  Araberin,  d,  h.  Aithiopiu,  und  hat 


989                      Kassiepeia  Ivassiepeia                      990 

jhu  vielleicht  zu  einem  'Aithiopenkönig'  erst  Mesopotamiens  machten  (über  etwaige  Mit- 
gemacht. (Vgl.  Art.  'Kepheus'.)  Da  hier  wirkung  des  Kassiepeianamens  bei  dieser  Lo- 
Kassiepeia  8  als  'Araberin'  bezeichnet  wird,  kalisierung  s.  den  Schlufs  d.  Art.).  Charakte- 
so  könnte  man  meinen,  sie  sei  verschieden  ristisch  für  die  SopholcJeische  Darstellung  war 
von  K.  2  der  'Aigypterin'  von  Euboia.  Doch  das  SQtoat  mgi  ^ccllovis  T«t"s  Ni^QiyCaiv:  vgl. 
kommen  im  ursprünglichen  Sinne  beide  Be-  das  Argument  in  den  Eratosthenischen  Kataste- 
zeichnungen  auf  eine  hinaus.  Merkwürdiger-  risvien  16  {Kacatin^ia)  =  36  (:t>JTO?),  Hygin. 
weise  hat  ApoUodors  Kommentar  zum  home-  P.  A.  2,  10  (gloriata  sit).  Arat.  Phain.  186. 
rischen  Schiiiskatalog  bei  Strabon  10  p.  447  Schol.  German.  Arat.  Phninom.  138,  9  Breysig, 
§  8,  vgl.  §  7)  sowohl  östlich  als  westlich  des  lo  \g\.  Apollod.  Bibl.  2,  4,3  {naaäv  flvaiKQsCaacov 
Euripos  (wie  östlich  und  westlich  des  roten  rjvxrjct),  Hygin.  F.  64.  Liban.  31  {rag  Ntjqtj'C- 
Meeres)  "jQcxßeg  gekannt:  v.aTB(ifivav  iv  rfj  da?  küIXh  viiiäv  ivouL^ero  yicxl  clsyar)  und 
vr'jacp  x6  8s  nccXaiov  y.al"jQaßfg  oi  Käöfico  Gvv-  Nikolaos  Progymn.  Westervi.  Mv&oyg.  p.  375 
diccßävtsg;  und  auch  Plutardtos,  der  genaueste  nr.  40.  Phavorin.  s.  v.  (Bei  Schol.  Germanic. 
Kenner  boiotischen  Altertums,  bringt  {Thes.  6)  Arat.  ist  von  einer  einzigen  Nereis  die  Rede 
die  auffallende  Nachricht,  dafs  nach  einigen  p.  173,  11.  19sq.).  Die  Verstirnung  der 
die  nordphokischen  und  euböischen  Abanten  K.  wird  aus  Sophokles  nicht  so  bestimmt  citiert 
ihre  der  Haartracht  der  euböischen  Kureten  wie  diejenige  des  m^tos;  aber  da  in  dem  JS'ra^o- 
ähnelüde  Haartracht  V7t'  '^gäßcov  diSax&svrig  sthenischen Katastei'isinosl6{vg\.S&)dei-K.geriide 
angenommen  hatten  (vgl.  Bursian,  Quaest.  20  Z'oqpoxAijs  6  ttJs  rgaycoSiag*)  Tioirjrfjg  iv  'Av- 
Eubo'ic.  p.  11.  Aithiopenländer  S.  180,  i-'"'').  Sgofisdu  ausgeschrieben  wird,  so  hat  Bobert, 
Auch  ist  die  Mutter  der  K.,  Thronie,  keine  zugleich  bestimmt  durch  die  Beständigkeit, 
andere  als  die  Eponyme  der  epiknemidisch-  mit  der  sich  die  Benennungen  der  Sternbilder 
lokrischen  Stadt  Thronion,  Namens  Thronia:  immer  erhalten  haben,  die  Verstirnung  für 
Schol.  D.  zu  //.  B.  533  QqovlqvI  uno  Qqoviccg  einen  integrierenden  Bestandteil  des  Mythos 
vvficprjg  ovrcag  cöv6fiaatai\  Ygl.  Eitstath.  z.  d.  St.  erklärt  {Arch.  Zeit.  S.  19  gegen  0.  Müller, 
p.  277,  44  avxb  yihv  ov%  syv.ciQ-ri[isvovg  ix^i  Proleg.  S.  204).  Die  Astronomen  denken  sich 
Tovg  nuXaiovg  sig  rov  ngög  avrov  {ccvzrig?)  K.  sitzend  inl  diq>QOv  {Eratosth.;  Schol.  Ger- 
TioXvv  Xoyov.,  was  sehr  zu  bedauern  ist!  Die  manic.  Arat.  p.  139,  4:  sella  avccMXixog:,  Tlieon: 
Beziehungen  Euboias  zu  Argolis  sind  alt  und  30  v.a.Q'sdqa  ag  SLyiXig,  Hygin.  P.  A.  2,  10:  sili- 
erklären  eine  frühzeitige  Aufnahme  dieser  quastriim,  Germanicus:  sella)  und  zwar  ot  /xtv 
euböisch-lokrischen  Anschauungen  in  den  ar-  (dozegsg  ccnorsXovai)  TiXäytoi  Tag  x^^Q'"?  E^ta- 
golischen  Mythenschatz  und  somit  die  weitere  xocfiEvag  (vgl.  Germanic.  Arat.  197  wie  Andro- 
Übertragung  durch  Argeier  und  Rhodier  nach  meda!),  ot  Ss  iiazcoTfQa}  .  .  .  nöSag  (Theon.), 
dem  Osten.  —  Pherekydes  von  Leros  hat  in  und  in  der  Richtung,  dafs  sie  propter  im- 
seiner  ausführlichen  Darstellung  der  Per-  pietatem  vertente  se  mundo  resupinato  capite 
seussage  (vgl.  F.  H.  G.  1,  75,  26  aus  Schol.  ferri  videtur  (Hygin.  P.  A.  2,  10).  —  In 
Apollon.  Bhod.  4,  1515.  1890  und  Polhix  des  Euripides  Tragödie  dagegen  spielte  K. 
10,  139  'AÖQxr,<^gy)  die  Befreiung  der  Andro-  nur  eine  Nebenrolle.  In  den  erhaltenen  Frag- 
meda  gewifs  nicht  übergangen,  obgleich  diese  40  menten  (114 — 152  Nauck)  wird  ihr  Name 
für  uns  verloren  ist;  auch  ihm  war  K.  eine  ebensowenig  genannt  wie  in  der  Parodie  des 
Tochter  des  Arabos  (s.  0.).  —  Die  angeb-  Stückes  bei  Aristophanes  {Thesmophoriazusen) ; 
liehe  'Andromeda'  des  Phrynichos  beruht  aber  die  Argumente  nennen  die  K.  (fly^m.  P.A. 
sicherlich  nur  auf  einer  falschen  Kombination  2,  11;  vgl.  2,  10).  Nach  Bobert  (S.  21)  trat  K. 
der  Erklärer  zu  Aristopli.  Nub.  553  f.  {Suidas  erst  am  Schlufs  auf,  als  Andromeda  ihrem 
^Qvvixog  b  MeXav&cc,  vgl.  Bobert,  Arch.  Zeit.  Retter  Perseus  folgen  und  die  Eltern  verlassen 
36,  1878  S.  16'*)  und  Aithiopenl.  S.  178'").  —  will  {Eratosth.  Kat.  17:  'A.  ovx  d'Xito  zw  nazQi 
Sophokles  hat,  wie  es  scheint,  seine  Aiidro-  ov(i^evslv  ovSe  t^  yirizQi;  Hygin.  P.  ^.  2,  11: 
meda  in  Mesopotamien  spielen  lassen,  wohin  neque  pater  Cepheus  neque  C.  mater  ab  ea  po- 
durch  die  Perserkriege  die  Aufmerksamkeit  50  tuerunt  impetrare  quin  parentes  ac  patriam  re- 
gelenkt worden  war  und  der  Name  des  retten-  linquens  Persea  sequeretur;  vgl.  Ennius  frg.  3, 
den  Helden  in  der  Andromeda- Kassiepeia-  nach  Euripides:  <^a)>  filiis  propter  te  obiecta 
sage,  Perseus,  noch  ganz  besonders  hinwies.  sum  innocens  Kerei,  wohl  von  Andromeda  zu 
Wenigstens  fühlt  man,  wenn  die  von  Ktesias  Kassiepeia  gesprochen  (anders  Fedde  p.  33^'^). 
{Hesych.  EaXrixüv  und  Zuqtizov)  als  ein  persi-  Euripides'  Darstellung  hat  die  spätere  Mytho- 
sches  Gewand  bezeichnete  aäganig  im  frg.  139  graphie  ebenso  beherrscht  wie  vom  gleichen 
Dind.  der  Sophokleischen  Andromeda  erscheint,  Zeitpunkt  an  Theopompos'  Verlegung  des  Schau- 
sich an  die  gleichzeitigen  Darstellungen  des  platzes  nach  loppe  die  geographisch-historische 
Hellanikos  und  Herodotos  erinnert,  welche  den  Litteratur.  Euripides  ist  der  erste ,  der  deu 
Perseus  und  seinen  erstgeborenen  Sohn  von  60  Kepheus  ausdrücklich  als  Aithiopenkönig  be- 
der  Andromeda,  Perses  (eus  IL),  mit  den  zeichnet  hat  {Argum.  in  Eratosth.  Katast.  15); 
Persern  der  Landschaft  Artaia,  den  Achai-  doch  mufs  er  ihn  mit  der  K.  zusammen  als  über 
mene(u)3,    Stammvater    des    Achaimenidenge- 

SChlechts,    als    Sohn   des   Perses   mit   der   achäi-  *)  «'■**«^*'  Einwand  gegen  obige  stelle  und  Versuch, 

srhpn   CaiaialpiqrViPTi^  Heimat  dp=l  TTrCTrnr=!Vfltpr<!  ^'"^  Sop/ioklei sehe  Andromeda  als  ein  Satyrspiel  zu  erweisen 

scnen  (aigialeiscnenj  neimat  aes  urgroisyateis  ^^„^^^  ^^.^^   g  ^^^^  .^^  ^^^^  ^^^^^,^^^  Gegenbemerkungen 

Kepheus  kombmierten  und  diesen  selbst  mit  (^  ^  o    s  171.)  ebenso  gegenstandslos  wie  Schaubadis 

seinen  Kephenen  zum  mythischen  Vertreter  der  Vorschlag  2o(poy.?.ii?  <y.al  Ev^ini6)]i>  ü  «»];  t^aymöiag  7t, 

alten  chaldäischen,  vorpersischen  Bevölkerung  zu  lesen. 


991                      Kassiepeia  Kassiepeia                      992 

westliche  Aitbiopen  herrschend  gedacht  haben,  zeit  zwischen  300  v.  Chr.  .und  den  römi- 
da  er  das  x^tos  ans  dem  atlantischen  Meere  sehen  Nachdichtern  treten  originelle  Varian- 
hervortosen  läfst:  Krjtog  &o(i^ov  £|  'ArXccvTiKfjg  ten  auf,  wie  der  Zug,  dafs  K.  nicht  über 
alös  ifrg.  134  a  Nauck,  aus  Plutarch.  de  die  eigene  Schönheit  mit  den  Nereiden  ge- 
audiend.  poet.  5.  PJdlostrat.  d.  Ä.  Imagg.  1,  29:  stritten  habe,  sondern  über  die  Schönheit  ihrer 
K^Tog  'AxXavxiyiöv ,  Vgl.  Mobert,  Arcli.  Zeitung  Tochter  {Hygin.  2*^64;  vgl.  ({ie.  Q-vyattQa  ndvv 
S.  18).  Diese  Atlantis  hätten  Preller- Pletv  -naXi^v  bei  Konon  c.  40,  wo  freilich  Kass. 
G.  M.  1^,  463  nicht  in  „das  grofse  Weltmeer"  fehlt,  sowie  Antipliilos,  Epigr.  Anth.  Plan. 
verflüchtigen  sollen,  denn  sie  wird  nie  im  147),  und  jene  andere  Abweichung,  dafs  sie 
Osten  liegend  gedacht.  Zu  dieser  westlichen  lo  nicht  mit  den  Nereiden,  sondern  mit  Hera  den 
Ansetzung  war  Euripides  durch  den  Vorgang  Schönheitswettkampf  einging  {Tzetz.  Lyk.  836. 
des  Sikelioten  Stesichoros  veranlafst  worden,  838).  Ersteres  Motiv,  durch  welches  für  das 
der  zwar  seinerseits  nach  Strabons  (=  Apollo-  Schicksal  der  Andromeda  eine  wenigstens 
dors)  Zeugnis  die  Kassiepeia  in  Arabien  an-  objektive  Verschuldung  als  erklärende  Ur- 
setzte,  aber  doch  ein  anderes  Lokal  der  Per-  sache  geschaffen  wird  {Bibbeck,  Rom.  Trag. 
seusfahrt,  die  den  A'i/_prie«  (/)•(/.  21  7u.)  zufolge  S.  172),  möchte  Fedde  {de  Perseo  et  Andro- 
von  den  Gorgonen  bewohnte  Sarpedonsinsel,  meda,  Diss.  Breslau  1860  p.  37),  weil  an  die 
in  sein  heimatliches  „atlantisches"  Gewässer  Niobidensage  anlehnend,  einer  Tragödie  wie 
verlegt  hatte  {frg.  10  Bgk.  aus  Schol.  Apollon.  der  (freilich  fast  unbekannten,  'Andromeda' 
Bhod.  1,  212,  vgl.  Aithiopenl.  ß.  204  f).  So  20  des  Lykophron  zuweisen,  letzteres  dem  ver- 
entstand auch  hinsichtlich  der  Örtlichkeit  ein  lorenen  Referate  eines  Aristeides  (von  Mi- 
Gegensatz  zwischen  dem  west-aithiopischen,  letos?  F.  H.  G.  4,  324,  17)  oder  Prokopios,  da 
durch  Euripides  vertretenen  Mythos  von  der  die  anderen  beiden  von  Tzetzes  aufgerufenen 
K.,  den  Photios'  Einleitung  zu  Konon  (40,  Zeugen,  losephos  (B.  I.  3,  9,  3)  und  Libanios 
Westermann  Mv&oyQ.  p.  143,  6)  als  'EUiqvav  (31.  32  p.  375  West.)  nichts  davon  erwähnen. 
^v&og  charakterisiert,  und  den  jene  Parenthese  Aber  ein  Irrtum  des  Tzetzes  ist  nicht  aus- 
im  Hermolaosexcerpt  des  Steph.  Byz. 'loTtr]  [Kr}-  geschlossen,  da  er  überhaupt  diese  Zeugen 
(ftcog  xov  iiataariQieQ-hTog,  ou  iazL  yw-q  Kaa-  vielmehr  für  den  lopemythos  autbietet,  was 
aiänsia  (sc.  aansQ)  ot  "EllriVEg  jiaxaiff  cpctaLv'\  wenigstens  für  den  Libanios  ungerechtfertigt 
meint,  einerseits  —  und  anderseits  dem  orienta-  30  ist  (so  schon  M.  Gh.  G.  Müller  ed.  Schol. 
lischen,  von  Theopompos,  Konon,  Steph.  Byz.  Tzetz.  1811,  2,  821**).  Ebenso  liegt  ein  Irrtum 
u.  a.  vertretenen  Mythos  von  der  Kepheus-  Feddes  vor,  wenn  er  behauptet,  die  Angabe 
gattin  und  Andromedamutter  lope  zu  loppe  des  cod.  Strozz.  Schol.  German.  Arat.  Ph.  197 
(vgl.  d.  Art.  'lope', 'Kepheus',  sowie  ^«f/(iqpe»z-  (p.  139,  12  ff.  Breysig):  Andromeda  filia  fuit 
länder  S.  144.  146  f.).  Weder  die  eine  noch  Cephei  et  Cassiepeiae ,  quae  adamata  est  a  Cu- 
die  andere  Version  giebt  jedoch  den  eigent-  pidine,  beziehe  sich  auf  eine  Liebe  des  Eros 
liehen  älteren  „aithiopischen"  Schauplatz,  zur  Kassiepeia,  während  doch  die  Andromeda 
welcher  vielmehr  in  der  später  so  genann-  gemeint  ist  (vgl.  darüber  Bobert,  Eratosth. 
ten  dorischen ,  ursprünglich  „phoinikischen"  Gatast.  reliq.  p.  220).  An  Euripides  schliefst 
d.  h.  karischen  Hexapolis  zu  suchen  ist  (vgl.  40  sich  die  Andromeda  des  Ennius  an  (frg.  Ift". ; 
weiter  unten).  Die  Beweise  dafür,  dafs  die  Bibbeck,  Böm.  Trag.  S.  162  —  176.  Das  grie- 
alte  Zeit  mit  der  Heliosinsel  Rhodos  (der  chische  Vorbild  der  gleichnamigen  Tragödie 
Meropsinsel  Kos)  den  Begriff  einer  Ald-ionia  von  Livius  Andronicus  {Fedde  p.  9:  Sophokles 
verband,  s.  in  Aithiopenl.  S.  164  ff.  Ein  Be-  nach  Bibbeck,  B.  Trag.  S.  32,  der  die  Sopho- 
wufstsein  von  der  Zugehörigkeit  der  Kassiepeia  kleische  Andromeda  für  ein  Satyrspiel  fälsch- 
an  diese  jüngste  'Doris'  ist  vielleicht  noch  lieh  hält:  Euripides?)  und  Accius  {frg.  1  —  14, 
bei  der  Quelle  des  Nonnos  (43,  165  ff.)  erkenn-  Bibbeck,  Böm.  Trag.  S.  561 — 564;  nach  Fedde 
bar  gewesen,  wo  Poseidon,  seine  Wassergeister  p.  9  =  Sophokles)  ist  unbekannt.  —  Manilius 
auf  die  Aithiopen  des  Dionysos  hetzend,  droht:  Astron.  5,  538ff.  folgt  Ovid.  Zu  erwähnen 
die  aithiopischen  Söhne  der  Kassiepeia  von  50  ist  aufserdem  Lukianos,  Dial.  mar.  c.  14.  *) 
Kepheus  sollten  zur  nach ti-ä glichen  Strafe  für  Der  Name  Kaaaiänsia  wurde  von  den 
die  prahlerische  Rede  ihrer  Mutter  und  zur  Römern,  welche  sich  an  die  ihnen  nahe- 
Genugthuung  der  beleidigten  Nereiden  ge-  liegende  und  frühbekannte  kerkyräische  Stadt 
knechtet  und  der  Nereide  Doris  dargebracht  Kaaaiönri  (und  vielleicht  deren  Heroine  Kaa- 
werden  {Ai&iOTtcov  öi  (pccXayyccg  sqvaaars  v.a.1  aLomia;  s.  d.)  erinnert  fühlten,  in  Cassiope 
ctixag 'ivdcöv  |  IrjCda  NrjQrfi'dsaGt.,  Kav.oyX(Ö66oio  {Ovid.  3Iet.  4,  738.  Hygin.  F.  64)  verkürzt, 
df  vv(i(pr}g  \  dagiöi  Sovlicc  zskvcc  KOfit'aaazs  worin  ihnen  in  der  Kaiserzeit  Spätgriechen 
KuGGisneirjg  |  noCvriv  oipLtiXscTOv).  —  Lyko-  wie  Antipliilos  folgten  {Kaaoioita  a.  a.  0.  v.  3). 
phron  {Suidas  s.  v.)  wird  in  seiner  sonst  un-  Sonst  konnte  neuerdings  fast  durchweg  auf 
bekannten  Tragödie  'Andromeda'  die  gleichen  oo  Grund  der  Hss.  die  echte  griechische  Schreibung 
Entlehnungen  aus  dem  Herakles-Hesionemythos  -ensicc  hergestellt  werden  (so  in  Buntes Hyginus, 
gehabt  haben  wie  in  der  'Alexandra'  (v.  838  ff'. 

vgl.    Tzetzes  Z.  d.   St.;    Perseus    vom   X^rog   ver-  *)  Hinsichtlich   der  DarsteUung   der  Kassiepeia   als 

schlungen,     zerstört     von     innen     dessen     Ein-  Mutter   der  Andromeda  in   der    Kunst   ist    zu  verweisen 

geweide);  aber  da  in  der  Alexandra  eine  Gattin  ^"5  die  Vasen:   Neapel   nr.   3225.     Santangelo  nr.  24  u. 

1         T^      1                 •    1  i                      i     •    1              1..  (>  j_      •    1  '08  (vgl.  Jleudemann,  D.  Vasensamudunnen  des  Museo  JVazio- 

des   Kepheus    nicht    genannt    ist,   so   lafstsich  nale  in  Neapel  S.  520.  GSI.  SUi.).    TrendelenOurg  in  d.  Annali 

auch  hinsichtlich  der  'Andromeda'  über  diesen  j.  /„,;.  1^73  s.  108-130.    Baumeister,  Denhn.  d.  kiass.  au. 

Punkt  nichts  ausmachen.  —  In  der  Zwischen-  s.  üyif.  u.  Fig.  1440.    [Roscher.j 


993 


Kassiepeia 


Kassiepeia 


994 


Breysigs  ScJiol.  Germanici,  vgl.  auch  Gaedechens 
Art.  Kassiepeia  in  Ersch  und  Gruber,  R.-E.  2 
Sekt.  34  S.  241).  Somit  ist  die  bisher  ge- 
bräuchliche und  noch  jüngst  von  Gruppe 
il'hilol  N.  F.  1,  18S8  S.  92)  ohne  Beweis 
festgehaltene  Etymologie  aus  yiccCwiiai,  und 
OTT-  =  die  „durch  ihren  Anblick  glänzende" 
(Pape-Benselcr) ,  wenigstens  in  ihrem  zweiten 
Teile  hinfällig  geworden;  und  man  mufs 
vielmehr  annehmen,  dafs  der  Gedanke  an  lo 
KccLvviiai  und  sn-  mit  der  Bedeutung  „Prunk- 
rednerin",  „Prahlerin"  jenen  Dichtern  vor- 
schwebte, welche  das  sgiaai,  avistv,  gloriciri, 
iOocpccQi^Btv  {Nonnos  47,  448),  vo^l^siv  »tat 
Xeysiv  (Nß.)  ■näXXsi  VLy.äv  Nrjgrjtdag  zu  be- 
tonen nicht  müde  wurden,  so  dafs  sogar  ein 
Ovidius  und  AntipJtilos,  trotz  ihrer  schlechten 
und  sinnverändernden  Schreibung  -ope  und 
-önu,  unter  dem  Zwang  der  Überlieferung  sich 
gescheut  haben,  diesen  charakteristischen  Zug  20 
zu  unterschlagen;  3Iet.  4,  670:  immeritam 
maternae  pendere  linguae  |  Andromedam 
poenas  .  .  .  iusserat  Amnion;  Antiphilos  v.  3: 
K(x66i6nag  Xcclog  svtsKvia.  Der  gelehrte  Non- 
nos schöpfte  wiederum  die  echte  Schreibung 
-iTifia  aus  seiner  klassischen  Lektüre  und  zu- 
gleich auch  das  (,, sogar  von  der  Nereide 
Thetis  gefürchtete")  ozö^a  KaaaisTtsiag  (41, 
236),  xr]g  xaxoyioj'ffffoto  vv^cprjg  (43,  166). 
Wenn  die  alten  Grammatiker  also  hätten  eine  so 
Etymologie  geben  wollen,  so  hätte  nichts 
anderes  als  eine  Glosse,  wie  etwa  KaaaieneLa- 
noiinriy ÖQOg,  yiou7toQQi]iicov  oder  substanti- 
visch KOftTTo loyia herauskommenkönnen.  Lesen 
wir  nun  aber  bei  Suidas  Kaeaiinsia-  rj  kuX- 
Xovi],  so  ist  das  eben  nicht  eine  Etymologie 
oder  Zusammenstellung  zweier  synonymen  Sub- 
stantive „rj  v.aG6LEnsia  =  rj  %aXXovr'j^\  wie 
man  aus  dem  gedankenlosen  Zusatz  des  Suidas: 
xai  (!)  ovoacc  hvqiov  geschlossen  hat;  viel-  4o 
mehr  ist  in  beiden  zusammengeleimten  Glos- 
semen der  Eigenname  Ka6cisTtsi.a  das  Lemma, 
und  eine  Etymologie  so  wenig  beabsichtigt 
wie  in  Hesych.  s.  v.  KaXovrjg,  die  der  Unterz. 
{FlecJceisens  Jahrb.  135,  1887  S.  104),  den 
Genetiv  des  glos.sierten  Textes  bewahrend,  er- 
gänzte: KaX<^Xyovfig'  siQcov<(^iKägy  'Podiot  (sc. 
ccvtI  tov  ' KaoGüTisLag^ ^  da  eine  Bezeichnung 
•AaXövrig  für  den  Typus  des  tl'qoiv  sich  nicht 
hat  finden  lassen  (vgl.  RibbecTc,  Über  den  Be-  50 
griff  des  sI'qcov,  Bhein.  Mus.  31,  1876  S.  381  ff.). 
Die  beiden  einzeln  genommen  unverständlichen 
Glossen  bezeugen  sich  gegenseitig,  dafs  die 
Rhodier,  d.  h.  vielleicht  nur:  ein  rhodischer 
Dichter,  dem  jene  bei  Hesychios  erhaltene 
alte  Interliuearglosse  beigeschrieben  ward,  und 
seine  Leser  in  scherzhafter  (spöttischer?) 
Weise  die  Bezeichnung  ,, Schönheit"  brauchten, 
und  zwar  für  die  Kassiepeia,  was  völlig  im 
Einklang  steht  mit  dem  karischen  Lokal-  m 
kolorit  ihrer  Genealogie  und  der  Nonnianischen 
Bezeichnung  der  beleidigten  Nereiden  als  An- 
gehörige der  ,, Doris".  Nun  kommt  der  Titel 
KaXXovri  auf  Samothrake  (vgl.  Uscner,  Bhein. 
Mus.  N.  F.  23,  1868  S.  318  ö'.;  vgl.  O.  Crusius, 
Beiträge  zur  griech.  Mytliol.  und  Beligions- 
gesch.  Progr.  Leipzig  Thomassch.  1886  S.  22  f., 
Aithiopodl.  S.  159)  und  Lesbos  {Lesbiaka  2. 
Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II. 


Piniol  49,  N.  F.  3  S.  105.  112)  als  Bezeich- 
nung der  kabeirischen  Aphrodite  oder  ihrer 
Heroine  Leukothea  vor  und  wird  auch  auf 
Rhodos  entweder  der  Aphrodite  selbst  gehört 
haben,  welche  die  einheimische  Sage  (bei 
Pindaros  Ol.  7,  14;  vgl.  v.  Wilamoivitz,  Her- 
mes 18,  1883  S.  4-29)  als  Gattin  des  Poseidon, 
Mutter  der  Rhodos  kannte,  oder  der  Leukothea- 
HaliaKapheira,  welche  die  bei  Diodoros  (5,  55) 
nach  Zenon  u.  a.  {ApoUodoros :  Bethe,  Hermes 
24,  1889  S.  429)  kontaminierten  Stemmata 
{Philol^^.  F.  4,  1891  S.  43)  als  Tochter  der 
Aphrodite  von  Poseidon  angaben.  Die  ^iQcovfia 
der  Rhodier  ist  also  verständlich :  sie  wollten  die 
Prahlerin  treffen,  welche  mit  ihrer  Verachtung 
der  Nereustöchter  zugleich  die  schaumgeborne 
Göttin  selbst  oder  ihre  mit  dem  Meergott  er- 
zeugte Tochter  beleidigte.  Die  Verknüpfung 
der  Kassiepeia  mit  der  Göttin  der  ,, Schön- 
heit" ist  also  eine  witzige  oder  rein  poetische. 
Gruppe  {Philol.  N.  F.  1  S.  93)  nimmt  sie 
(gegen  den  Wortlaut)  ernst,  um  mittels  einer 
Gleichung  Kaaaiiiteicc  =  KaXXovij  und  der 
Etymologie  lapho  (Name  der  philistäischen 
Stadt  'lömirj)  phönizisch  :^__,,die  Schönheit" 
KaooLÖitBLu  (sie)  als  eine  Übersetzung  von 
lapho  zu  erweisen.  Aber  eine  Heroine  lapho 
ist  nirgends  bezeugt  und  auch  aus  der  griechi- 
schen 'loTtrj  (s.  d.)  nicht  zu  erschliefsen;  ferner 
stammt  die  rhodische  mit  Poseidon  verbundene 
Aphrodite  (Kallone)  nebst  Leukothea-Kapheira 
(=  Ka^siQa)  ebenso  wie  der  gleiche  Kult- 
komplex auf  Lesbos  und  Samothrake  wohl 
vielmehr  aus  dem  kadmeischen  Thebai,  wo 
nach  Plut.  Apophth.  lac.  26  Leukothea,  die 
Kadmostochter,  ferner  der  onchestische  Posei- 
don, die  kadmeische  Aphrodite  und  Kabeiren 
verehrt  werden  (so  der  samothrakische,  vgl. 
Crusius,  Beiträge  S.  22  f.;  der  lesbische,  vgl. 
LesbiaJca  3,  Ph'ilologus  N.  F.  3,  1890  Heft  2); 
und  zwar  der  rhodische  Kultkomplex,  weil 
Poseidon  das  Priestertum  seines  rhodischen 
Kults  (lalysos)  stets  aus  den  avv  KäSixai  ^oC- 
VL-Asg,  d.  i.  Kadmeionen  {Diodor.  5,  58,  vgl. 
Dionys.  Hai.  d.  Dinarch.  10),  seinen  Stiftern, 
besetzt  erhielt,  die  über  Athenai  eingewandert 
waren  {MeneJcrates ,  Schol.  Pindar.  Ol.  2,  16, 
F.  H.  G.  2,  344 1».  Konon  47  p.  148  Westerm.), 
vielleicht  auch  über  Karlen- ^oirtn/;  und  das 
kadmische  Miletos  {H.  B.  Müller,  Myth.  1, 
308  f.  V.  Wilamoioitz,  Hermes  7,  1874  S.  139. 
E.  Maafs  ebda.  23,  1888  S.  79).  Ebenso  ver- 
fehlt ist  der  weitere  Vorschlag  Gruppes  (a.  a.  0. 
S.  95  ff.),  die  Derketo  (Atargatis)  von  loppe  in 
der  rhodischen  Aphrodite  wiederzufinden,  und 
diese  der  Kassiepeia  gleichzusetzen.  Denn  die 
Tochter  der  Derketo  (Semiramis)  wird  nicht, 
wie  die  Töchter  der  beiden  anderen,  dem 
Wassertod  geweiht,  sondern  in  der  Wüste  aus- 
gesetzt; und  von  der  Kassiepeia  ist  weder  eine 
Vergewaltigung  durch  ihre  Söhne  (wie  bei  der 
rhodischen  Aphrodite)  noch  eine  unwürdige 
Liebschaft  (wie  bei  der  Derketo)  bekannt  oder 
gar  ein  Sprung  ins  Wasser  wie  bei  der  Mutter 
Derketo.  Gruppe  selbst  wird  darum  schliefs- 
lich  dieser  Parallele  untreu,  um  lieber  Andro- 
meda,  die  Tochter,  mit  den  beiden  Wasser- 
spriugerinnen:  Leukothea-Halia  (der  Tochter) 

32 


995                      Kassiopa  Kastalios                      996 

und    Derketo    (der    Mutter!),    zu    vergleichen  Namensähnlichkeit  mit  der  Ä^affcrisÄft«  (s.  d.), 

(S.    97).      Die    Widersprüche,     welche     diese  ist  ausgeschlossen.  Doch  bliebe  dann  immer  noch 

Parallelisierungen  unter  einander  und  mit  der  die  Möglichkeit,  dafs  Kueaiönri   nur  eine  dia- 

Überlieferung    aufweisen,     sucht    Grupi^e    zu  lektisch  verschiedene  westgriechische  Form  für 

paralysieren    durch    die    Formulierung    seiner  das   östliche  KaaaisTtsicc    wäre,    im   Sinne    0. 

Hypothese:    dafs    der    Andromedamythos    nur  Gruppes  {Philol.  a.  0.  S.  92).    Kerkyra-Corcyra 

,,als   eine  Fortsetzung  der  Leukotheasage   er-  (mit  ähnlichem  Vokalwechsel)  ist   von   Chal- 

funden  sei".  Mit  der  daraus  gefolgerten  weiteren  kidiern  kolonisiert,  und  in  nächster  Nähe  von 

Behauptung,  dafs  Kassiepeia  ursprünglich  nur  Chalkis  liegt  Thronion,  dessen  Heroine  Thronie 
die  Adoptivmutter  der  Andromeda  gewesen  sein  lo  Mutter  der  Kassiepeia  heifst,  und  der  Euripos, 

könne,  die  eigentliche  Mutter  aber  Leakothea  an   dem   die  mythischen  Araber  ihres  Vaters 

sein  müsse,  und  dafs  Kepheus  ein  böser  Frevler  Arabos  wohnen.     Der  Schlüssel  liegt  wohl  in 

an  der  Leukothea  aus  der  Zahl  der  rhodischen  dem  von  Kerkyra  bis  zum  afrikanischen  Aigyp- 

Igneten  gewesen  sei,  schwindet  der  Boden  me-  tos  verbreiteten  Kult  des  Zeus  Kaaios  (s.  Kasios), 

thodischer  Mythenerklärung  unter  den  Füfsen.  dessen  oft  vermutete  Beziehungen  zum  Namen 

Endlich  bedarf  auch  die  Behauptung,  der  alt-  der  Kassiepeia  oder  gar  des  Kadmos  trotz  Maafs 

testamentliche  Prophet  lona  sei  in  seinem  Fisch-  {de  Aeschyli  Suppl.,  Ind.  lect.  Gryphistv.  1890 

abenteuer  eine  mifsverstandene  und  vermänn-  S.  25)  noch  ebenso  problematisch  bleiben,  wie 

lichte     weibliche     Heroine     lona     (phöniz.  das  auffällige  Verschwinden  des  Kepheus  (5.) 
^Taube)=Semiraniis,  mitsamt  dem,  was  daraus  20  aus  den  boiotisch-euböischen  Erinnerungen  (bis 

bald  für  die  Identität  mit  der  taubengenährten  auf  ScJiol.  BL  zu  II.   A   498).      [K.    Tümpel.] 

Semiramis,    bald   mit    deren    ins  Wasser    ge-  Kassios  s.  Kasios. 

stürzten  Mutter  Derketo  gefolgert  wird,  noch  Kassiphone  (Kaaai-cpovrj),  Tochter  des  Odys- 

der  Begründung,  um  einigermafsen  glaubhaft  seus  und  der  Kirke,  Schwester  des  Telegonos. 

zu  erscheinen.   —   Über  die  ursächlichen   und  Der  von  Telegonos  irrtümlich   getötete,    von 

zeitlichen    Verhältnisse    bei    der    Übertragung  Kirke  wiedererweckte  Odysseus  vermählte  sie 

der  ursprünglich   rhodisch-karischen  K.    nach  mit  Telemachos,   den   sie  ermordete,   weil    er 

West  und  Ost  vgl.  im  allgemeinen  Art.  'lope',  ihre  Mutter  Kirke  getötet,  Tzetz.  L.  798.  805. 

'Kepheus',  'Kephenen'.     Mitgewirkt  zu  haben  808.  811.     Vgl.  Kasiphones.     [Stoll.] 
scheint  noch    der  im  ersten  Teil  des  Namens  30      Kassmin  {KaaaybCa,   KAS^MIA),   Bezeichnung 

liegende    Anklang    an    Käaog,    Kccaiog,    -lov.  der    Sphinx    auf   einer    attischen    Kanne    des 

Wenigstens  fand  sich  auf  dem  mesopotamischen  schönsten   Stils    der  2.  Hälfte  des    5.  Jahrh., 

Schauplatz   der  Sophokleischen   (Hellanikisch-  Jahrb.  des  Ks.  D.  Ärch.  Inst.  Arch.  Ans.  1891 

Herodotischen)  Bearbeitung    eine   Insel   Kasos  p.   119.     Erwerbungen    des    Antiquariums    [in 

{Steph.  Byz.  s.  v.:  [vricog]  erigci  TIsQaiSog  xal  Berlin]   nr.  17.     Zum  Vergleich  wird  daselbst 

TiöXig;  vgl.  den  einheimischen  Volksnamen  der  angeführt  die  Schreibung  Kdcofiog  statt  KüS- 

Kaschu    =    Kocaatoi   =   Ki'aaioi,   Aithiopenil.  (log  auf  einer  attischen  Amphora  des  späteren 

S.  186),  entsprechend  der  bei  Rhodos  gelegenen  schwarzfigurigen    Stils,    Wiener   Vorlegeblätter 

Insel  Kasos;  ferner  war  das  aus  Achilles  Tat.  C,  7   nebst  Kretzschmers   Bemerkung  in  Zeit- 
(3,  6)  bekannte  Bild  des  Euanthes  von  dem  4:0  sehr  iß  f.  vergl.  Sjn-achf.  Bd.  29  y>- i'^^-  [Drexler.] 

Andromedaabenteuer  gerade   auf  dem  ägypti-  Kassmos  =  Kadmos  (s.  d.). 

sehen  Xa ff  10 v  opog  im  Tempel  des  Zeus  Kasios  Kassotis     (KaocoTig),     eine     parnassische 

zu  sehen;  und  im  Westmeer  haben  wenigstens  Nymphe,  nach  welcher  die  begeisternde  Quelle 

die  Römer  (ungefähr   entsprechend  der  Stesi-  Kassotis  in  Delphi  benannt  war.  Paus.  10,  24,  5. 

chorisch-Euripideischen  Fixierung  in  der  west-  [Stoll.] 

liehen  Atlantis)  eine  Beziehung  auf  die  kerky-  Eastalia  {Kaatalia) ,   eine  delphische  Jung- 

räische     Stadt     des     Zeus -Kasios,     Kassiope,  frau,    welche,   vor  Apollon  flüchtend,   sich  in 

herausgefühlt   {Aithiopenl.    S.  203).     Wirklich  die  nach  ihr  benannte  heilige  Weihequelle  zu 

hat  schon  die  griechische  Sage  den  Eponymos  Delphi  stürzte,  Lactant.  Stat.  T/ieb.  1,  697.  — 
der   Insel  Kasos  unter  die   argivischen  Kolo-  50  Pcmyasis  bei  Paus.  10,  8,  5  nannte  sie  Tochter 

nisten  der  Sporaden  gerechnet,   entsprechend  des  Acheloos.    Sie  war  Gemahlin  des  Delphos, 

der  Heikunft   des   Perseus   und   dem   späteren  Schol.  Eur.   Or.  1087.    Vgl.  Kastalios.    [Stoll.] 

Wohnsitz   der    Andromeda    (Kasos,    Sohn    des  — Die  Personifikation  der  Quelle  K.  will  i?o6ert 

luachos:  Pausanias  Damasc.    F.  IL  G.  4,  469.  in  der  einen   der  beiden  ruhig  stehenden  Ge- 

Aithiopenll.  S.  174);  doch  3.  Art.  'Kassiopeia'.  stalten  in  den  unteren  Ecken  des  Mittelfeldes 

[K.  Tümpel.]  des  Mosaiks  von  Portus  Magnus,  das  nach  ihm 

Kassioi>a(Äo!Cffio'jra:)  =  Kassiepeia(s.d.\  J-Wtt-  Leto  von  Aquilo  nach  Ortygia  getragen,  dar- 

plnlos'va.Anth.Planud.Ml;  s.  Sp.992f.  [Höfer.]  stellt,   erblicken,   Jahrb.   d.  K.   D.  A.  Inst.  5 

Kassiope  (ÄaffffioTrr/),  if^/r/m. /.  6i.  Ovid.  Met.  1890  Tfl.  5  p.  219.     [Drexler.] 
4,  738  =  Kassiepeia  nr.  3  (Sp.  992).     [Höfer.]  go      Kastalides  (KaataXiSsg),  Beiname  der  Musen 

Kassiopeia  (Cassiopeia),    nur    einmal  (vom  (s.  d.),  nach  der  Kastalischen  Quelle  am  Parnas- 

Mythog.   Vatic.  1,  80)   bezeugt  als  Gattin  des  sos,  Theoer.  7,  148  u.  Schol.  Mart.  epigr.  4,  14, 

Oineus,  Mutter  des  Tydeus,  also  im  Zusammen-  1.    7,  12,  10.     [Lorentz.] 

hang  aitolischer  Mythen.   Der  Name  geht  wohl  Kastalios    (Kaazäliog),    nach   welchem    die 

auf   die    kerkyräische    Stadt    Äuaatönr]    (Zeus*  Quelle  Kastalia  benannt  sein  sollte,  war  1)  del- 

Käciog) ,    deren    Landschaft    freilich    Kccaaio-  phischer  Autochthon,  Vater  der  Thyia,  die  mit 

Tcaia  heifst.     Ein  Irrtum    des   Mythographen  Apollon   den   Delphos   zeugte,    oder  Sohn  des 

in    der    Schreibweise,    veranlafst    durch    die  Delphos  und  der  Kastalia  (s.  d.),  der  nach  des 


997                      Kastianeira  Kataclithonioi                    998 

Vaters  Tod  die  Herrschaft  des  Landes  erhielt.  nnd  puUulce  (Polydeukes)  den  menle  (Menelaos) 
Sein  Sohn  war  Laphrios,  raus.  1,  IS,  6.  10,6,2.  und  melakre  (Meleagros);  s.  Gerhard,  Etr.  Sp. 
10,  8,  5.  Sclwl.  Eur.  Or.  1087.  Oder  er  war  t.  355.  Fabr.,  C.  I.  I.  108.  Conest.,  Insc.  Etr. 
ein  Kreter,  der  eine  Kolonie  nach  Delphi  194,  t.  59,  nr.  206  aa.  Der  andere  Spiegel 
führte,  Tzets;.  L.  208.  [Stoll.]  —  [2)  Beiname  aus  Perugia,  im  dortigen  Museum,  hat  in  ähn- 
des  Apollon,  der  als  KccOTÜXiog  angerufen  wird,  licher  Anordnung  zwischen  Icastar  und  pultuke 
Parthey,  Zivei  cjriech.  Zauberpapyri  des  Berliner  als  Liebespaar  elinei  (Helena)  und  lamtun 
Museums  p.  46  Pap.  2  vs.  133  u.  140.  Drexler.]  (Laomedon,  wohl  als  Name  des  Paris  nach 
Kastianeira  (Kaariävsiga),  eine  Gemahlin  seinem  Grotsva.tev  [s.  d.J);  s.  Conestabile,  Bull. 
des  Priamos,  aus  Aisyme  in  Thrakien,  Mutter  lo  1869,  47.  Monum.di  Per.  4,  468  nr.  695— 1023, 
des  Gorgythiou,  //.  8,  305.  [Stoll.J  t.  80,  1  u.  96,  1.  Fabr.,  Pr.  Spl.  252.  —  Ein 
Kastuia  {Kaawia),  Beiname  der  Aphrodite  dritter  Spiegel,  1826  im  Gebiet  von  Chiusi 
von  dem  Berg  Kastnion  (Sttph.  Byz.)  in  der  gefunden,  bietet  die  Namensform  Icasutru 
pamphylischeu  Stadt  Aspendos,  i?//cojj/(v.  403.  (stärker  etruskisiert;  s.  Namen  wie  apatrn, 
1234  und  Tzetz.  Aspendos  war  nach  Strabo  veratru,  fastntru,  und  zur  Einschiebung  des  u 
14,  667  eine  Kolonie  der  Argiver;  die  Argiver  z.  B.  pulufaa  neben  pulfna  u.  s.  w.).  Hier 
verehrten  aber  nach /i'a//imac/(OS  oder  Zetforfotos  wird  von  ihm  und  pulutuke  ein  zwischen 
b.  Atlun.  96  A  Aphrodite  mit  Schweineopfern.  ihnen  stehender,  ;^«ZM;^asw  (Kalchas ?)  benannter 
Nach  Kallimachos,  lambeii  bei  Strabo  9,  438  =  Mann  in  der  Trunkenheit  gestützt  oder  be- 
/>.  82b  p.  238 tf.  (Schneider)  jedoch  bestanden  20  wältigt,  während  rechts  turan  (Aphrodite)  be- 
aphrodisische Schweineopfer  im  Kult  der  Käst-  schäftigt  ist,  links  Minerva  (der  Name  ist  zer- 
nietis  zu  Metropolis  in  Thessalien,  wohin  sie  stört)  ruhig  sitzend  zuschaut;  s.  Micali,  Stör. 
von  Outhyrion  verpflanzt  sein  sollte  {Strabon  t.  47,  1.  Gerh.,  Etr.  Sp.  t.  56,  1.  Lajard,  Ann. 
a.  a.  0.  [KaUimachos  widerspricht  sich  und  XXIII  =  1851,  228.  Fabr.,  C.  I.  I.  479,  t.  30. 
korrigiert  an  der  zweiten  Stelle  die  erste:  —  Die  gewöhnliche  Form  des  sonst  häufig 
Sc/metder  p.  356.240.  Tümpel.]  Vgl.  Kastnietis.  auf  Spiegeln,  Gemmen  u.  s.  w.  vorkommenden 

[Höfer.]  Namens    ist    castur;    s.   Fabr.,    Gl.  It.  802  u. 

Kastnietis  {Kaatviriris),  Beiname  der  Aphro-  2078.  Ind.  der  Spl;  herzustellen  C.  I.  I.  304; 

dite  zu  Metropolis  in  der  Histiaiotis,    die  dort  vgl.  Corssen,  Etr.  1,  822.    Deeckc,  Bezz.  Beitr. 

mit  Schweineopfern  verehrt  wurde,  Kallim.  h.  30  2,  168  nr.  62.     Er  kommt  mit  den  verschie- 

Strabon  9  p.  437  f.    LeaJce,  Travels  in  Northern  densten  Gottheiten,  Heroen  und  Heroinen  ver- 

Greece  4  p.  507.    Engel,  Kypros  2  S.  156 f.    Ihr  bunden  vor,   doch   am   häufigsten  mit  seinem 

Haupt  mit  einem  Vogel  (?)  zur  L  ,  bekränzt  von  Bruder  puUulce  (Polydeukes;  s.  d.);  ferner  mit 

Nike,  erscheint  auf  dem  Obv.  von  Silbermünzen  itas  (Idas;  s.  d.);  mit  calanice  {KalUviv.oq  d.  i. 

der   Stadt,    Head,    H.   N.  p.   257.     ü.  G.   C.  Herakles)  und  pruma&e  (Prometheus),   Fabr., 

B.  M.  Thess.  PI.  7,  8.      Auf  dem  Ks.  von  Sil-  C.  I.  I.  2505;   mit  menrva  (Minerva)  und  vile 

bermiinzen  sieht    man   sie  in  ganzer   Gestalt,  (lolaos),    ebda    2054    quat.;    mit    evas    (Eos), 

in  Chiton  und  Himation,  einen  Thyrsos  haltend,  castra  (Kassandra)  und  capne  (Kapaneus),  ebda 

auf  einem  Felsen  unter  einem  Baum  sitzend,  2536  bis;  mit  araO^a  (Ariadne),  amin&  (Amor), 

Head  p.  257.     C.  G.  C.  B.  M.  Thess.  p.  36  nr.  1  40  eiasun   (lason)  und  fufluns  (Dionysos),  Fabr., 

PI.  7,  7;  auf  dem   der   Bronzemünzen   stehend,  Pr.  Spl.  374;  mit  latva  (Leda),  tuntle  (Tynda- 

in  Chiton  und  Himation,   eine   Taube   in    der  reos)  und  ittraw (Aphrodite),  Tr^.  <Sjj7.  308  u.  s.  w. 

lt.,  vor  ihr  Eros,  Head  p.  257.  G.  G.  C.  B.  M.  Sehr  häufig   steht  er  auf  den  Bronzespiegeln 

p.  36  nr.  4  PI.  31,  6.     Zu  Neigebaurs  Notiz  seinem   Bruder    gegenüber    ohne    Namensbei- 

über   den  Fund   einer  „Venus  von  Terracotta,  Schriften,    Merkwürdigerweise  haben  wir  sonst 

die  ein  Ferkel   au   den  Busen  drückt",  in  der  keine    Nachrichten    aus    dem    Altertum    über 

Nekropole  von  Tharros,  Arch.  Anz.  1858  Sp.  201*  den  Dienst  der  Dioskuren  in  Etrurieu;  s.  Dennis, 

bemerkt  E.  Gerhard  ebenda  Anm.**:    „Wäre  Cd.  a.  Cem.  I*,  LVIII.     [Deecke.] 

beachtenswert     und     der    Aphrodite    Kastnia  Kataclithonioi    Theoi    {KKrax^övioi,  Q-^oi), 

{Ghd.  Mytli.  §  378,  1  a)  vergleichbar,  wenn  die  50  die  Götter  der  Unterwelt  =  Chthonioi  (Bd.  1 

Figur  durch  Nacktheit   oder  sonst   als  aphro-  Sp.  907,  Z.  64ff,),  auf  einer  Inschrift  aus  dem 

disisch    gesichert    ist."    Bernoulli,    Aphrodite  kretischen    Lyktos,    Corr.   hell.    9    (1885),     25 

p.  363  Anm.  1:  ,, Indessen  liegt  es  wohl  näher,  nr.  23.     Zwei  athenische  Inschriften   (C.  I.  G. 

in  der  sardinischen  Terracotta  eine  bekleidete  1,  916   und  add.   p.  919  =  G.  I.  A.   3,  1423. 

Figur    und    in    dem    Ferkel    ein    cerealisches  1424)  sind  geweiht  nXovravv  Kai  JrnirßQi  kccI 

Attribut    anzunehmen,   wie   u.  a.    bei   der   als  IIsQafcpovr] -nal 'Eqivvv6i  kccl  näciv  xolg  %ccza- 

eleusinische    Demeter    von    Lenormant    publi-  jjO-ovtoig 'S'fots;  ebenso  C.  I.  G.  1,916;  Arch. 

eierten  Figur  in  der  Arch.  Ztg.  1864.  Taf.  191."  epigr.,  Mitt.   aus  Oesterr.  9  (1885)   127  nr.  91. 

[Drexler.]  10  (1886)  242  nr.  8.    Gazette  archeol.  13  (1888). 

Kastor  s.  Dioskuren  und  Kastur.  üo  Chronique  p.  47.     Auch  unter  der  Abkürzüüg 

Kastores  {Kdatogfg,  Castores)  =  Dioskuren  0.  K.  sind  die  Q-iol  ■natax&ovioi.  zu  verstehen, 

(9.  d.)   Piin.   hist.   nat.  5,  86.    10,   121.   34,  2.3.  C.  I.  G.  2,  1832;   vgl.   ferner  schol  Pind.  Ol. 

35,    27.    71.    93;    vgl.   Schneider ,    Callimachea  13,  46;  sie  heifsen  auch  yiarax&ovioi  dai(iov8g, 

2,  10.     De  Vit,  Gnom,  unter  Castor.     [Höfer.J  Anth.  Pal.  7,  333,  [nvd-ayoQov  xQVßä.  ETzrj  vs.  3, 

Kastur    (kastur),    etruskischer    Name    des  Melanges  grc'co-rom.  3  p.  549.    Drexler.];  &£kI 

Kastor  auf  zwei  Bronzespiegeln.    Der  eine,  im  ■naTccx&övicci  bei  Apcll.     Rhod.  4,  1411.    Hades 

Florentiner  Museum,   schon  bei  Dempst,  Etr.  heifst  %axaxQ^öviog    Hesych.;     vgl.    Pollux    1, 

Reg.  t.  VII  {Bonarr.  22)   zeigt  zwischen  ihm  24      Dien.  Hai.  2,  10,  oder  Zsvg  Kccvax&öviog, 


00  ^ 


999                    Ivatachtlionioi  Kataibates                    1000 

Hom.  II.  9,  457.    Etym.  M.  409,  8.     Paus.  2,  mont,  Worlccs  p.  142   Fol.   Lond.  1G62);  in  the 

24,    4.      "iQcoBg    Katax&oviot    schol.    Find.   Ol.  language  of  the  Algonldns ,    her  name  is  iden- 

2,  104.    'E^ivvq  y.axKxQ-ovia.1  Ety^n.  M.  374,  5.  tical    witli   the   words  for  night,    death,    coJd, 

[Eine    den    G^oig    ■nazaxd'ovioig    geweihte    In-  sleep,  and  water."  — 

Schrift  verzeichnet  auch  Stcrrett,  An  epigrapM-  Die  oben  1  Sp.  348  nach  Schol.  Theoer.  Id. 

cal  journey  in  Asia   Minor  =  Papers  of  the  2,  12   erwähnte  "Ayyilog  (Hekate)  hiefs,  nach- 

american  school  of  classical  studies  at  Athens.  dem   Zeus  sie   durch   die  Kabiren  hatte  reini- 

Vol.  2.    Boston  1888  p.  218  nr.  242;  eine  aus  gen  lassen,   KazccxO-ovia.     Waddington  zu  le 

Philippopolis  Millingen  'O  ev  Kcovav.  slX.  cpiX.  Bas,  Voyage  arch.   en  Grece  et  en  Aste  Min., 
C'u;i;i.  1873 — 7i -p.  16d  nach  SkordeIis  =  Dumont,  10  Explic.   des  inscr.,  Asie  Min.  nr.  515  p.  141. 

Met.   d'arch.   et   d'epigr.    1892   p.  343  nr.  57  v.  Vgl.  Hekate. 

Häufig  ist  besonders  in  lykischen  Grabinschriften  Zu  Artikel  C/;f/;owiOS  5,  oben  Bd.  1  Sp.  907 

die  Fluchformel  apfiarroAos  fcroft '9'£orsito;Tß;;f'3'o-  — 908  ist  nachzutragen  die  Anmerkung  5  von 

vLoig,  Gustav  Hirschfeld,  Über  die  griechischen  Gustav    Wolff    zu    p.    112    von    Porphyr ii    de 

Grabschriften,    welche    Geldstrafen    anordnen,  philosophia   ex   orac.   haurienda  lihrorum  reli- 

Königsherger  Studien  Heft  1  1887  [p.  83 — 144]  quiae ,  wo  u.  a.  aus  Arteinidor  Oneirolr.  2,  34 

p.  108,  p.  120,  B  nr.  13.   15.  36.  37.  45  [ccQ^a-  angeführt  wird:  x^oviot  8a  Ulovravual  Usgas- 

TcoXog  i'atcoi  &80ig  -ntxrax^ovLOig^.  47.  50;  auch  tpövr]  kccI  drjfirjrriQ  KCii'E-närrj  %Q'ovCcc  kuI'EqiV' 

VTcivd'vvog    tatat,    ^aocg    y.aTax&ovLoig ,     B  43  vveg   Kai  duLfioteg   oi   tisqI   xovzovg  Kai   Q>6ßog 

(Aperlai);    iSQOOvlog  &80Lg  ovgavioig  Kai  Karu-  20  Kai   dsifiog    .  .    xov  "Aqti   nrj   ^ev   iv   xoig  sni,- 

X&ovioig,    ß   14  (Pinara);    dasßi.g  &aoig   Kaxa-  ysi'oig,  Ttij  dh   iv  zoig  x&o'^'^OLg  KaxazaKzäov  .  .  . 

X&ovLotg,  B  1  (Telmissos),  Hirschfeld  p.  120—  Drexler.]     Vgl.  d.  Art.  Inferi.     [Höfer.] 

121   kommt  in  lykischen  Grabinschriften  mit  Katagaidioi    Tlieoi.       Eine    Inschrift    von 

Anordnung    von    Geldstrafen    vor.      Den    von  Centuripae     lautet:       Osoig     Kaza\yaLÖioig.     \ 

Preller,  Demeter  u.  Persephone  p.  187  zwischen  KoQvsUa   \   XQV^^V    Z^'i^^-     fJ'JfffS   I    fV/j    m|3', 

Zf-yg  Kaxax^oviog  und  Z.   x^öviog  gezogenen  Kaibel,   Inscr.  Gr.  Ital.  et  Sicil.    581. 

Unterschied    stellt    in   Abrede    Rohde,  Psyche  [Drexler.] 

p.  191    Anm.  2.      z/tog   Kaza[x&ovLOv]    ergänzt  Katngusa  {Kazäyovaa).     Bei  Plm.  n.  h    34, 

Stcrrett,  The   Wolfe  expedition  to  Asia  Minor  69   heifst  es   von   Praxiteles:   Fecit   tarnen  ex 

=  Papers  of  the  american  school  of  class.  stud.  30  aere  ptulcherrlma  opera:   Proserpinae    raptum, 

at  Athens.  Vol.  3.  Boston  1888  in  dem  Würfel-  item   Catagusam  et  Liberum  patrem   .... 

Orakel  von  Anabura  [p.  206  —  214    nr.  339 —  Hinsichtlich   der  sehr  verschiedenen  Deutung 

342]   p.  214,   D  vs.   16,   mit   Zustimmung   von  des  Ausdrucks   Kazäyovaa,  den   man  bald  auf 

Kaibel,  Hermes  23  p.  536,  537  Anm.  1.     Men  Demeter,   bald    auf   Hekate,    bald    auf  Kora, 

erhält  das  Beiwort  Ko:To:;f'9'.  in  Grabinschriften:  meist  aber  auf  die   Zurückführung    der  Kora 

von  Iconium:   .  .  .  iäv  xig  xrjv  azj^lrjv  \  aÖLKrjaei,  aus  der  Unterwelt  oder  auf  deren  Hinabführung 

X£XoXco\(iivov   t'xoixo  ['^Bxoi  x6v'\  |  MFjva   naza-  in  das   Bereich   des  Hades  bezogen  hat,  vgl! 

xQ'öviov.  Badetn.  Paris,  B.C.  H.  10  18S6]p.b03t  die    Darlegungen    und    Litteraturangaben    bei 

nr.6;  .  .  .  og  8'  iav  i\[ii]i6ßiäorjzai  r]  d\[d]iKr,Gsi  Förster,    Raub    d.    Persephone    S.    104f.    und 

iXOi  zo\v  Myjva  KaxaxQ^6vi[o]v   KixoXcofiävov,  40  bei  Overbeck,  Kunstmythol.  2  S.  433  [sowie  bei 

Sterrett,   An   epigr.   journey    to   Asia   Minor  Preuner ,  Jahresber.  üb.   d.   Myth.   aus  d.   J. 

p.  200  nr.  211,  und  von  Derekieui:    .  .  .    h-  1876— 1S85  p.  264—265.  Drexler.]    [Röscher.] 

[o[9>t(j6fi£'8'a]  8£  Mrjva  Kazax^'öviov  sig  xovto  Kati}ibates   (Kaxaißdzrjg),    Beiname    1)  des 

IMvrKisiov  iiriSha  slo^X&slv,  Sterrett,  The  Wolfe  Zeus,    Orph.  hymn.  19,  12.  15,  16.    Arist.  pax 

expedition  to  Asia  Minor  p.  174  nr.  284;   vgl.  42.    Lykophr.   1370.    Klearch.   bei  Athen.    12, 

ebenda  p.  146  nr.  251,  wo  zu  [og  8e  dv  «<J]t-  522f.  Pollux  1,  24.  9,  41.  Gornut.  de  nat.  deor. 

Ki]6rj   to    (ivrjfia  Mriva   dva&av   Kai  Käx[co9£v]  9   p.  28    Osann.       [Anecdota   varia    Gracca   et 

zu  ergänzen  sein  wird  K^xoXwfisvov  t'xoir  Latina  edd.  Schoell  et  Stademund  Vol.  1  p.  265. 

Der    Beiname    Kazax&öviog   wird    bei  Men  266.  274.  262.  Drexler.]  Der  Beiname  bezeichnet 

nicht  auffallen,  wenn  man  sich  erinnert,  dafs  so  den  Zeus  als  den  im  Blitz  und  Donner  herab- 

der  Mond  im  Glauben  vieler  Völker,  besonders  steigenden  Gott  dno  zov  Kazaßaivsiv  xovxsazt 

als  Aufenthalt  der  abgeschiedenen  Seelen,  mit  Kazanä^Tinv  xovg  Ksgavvovg,  ^ii/m.  ilf.  494, 41 ; 

dem  Tode  in   Zusammenhang  gebracht  wird,  vgl.  Suidas ,    der  neben  der  richtigen  Ei'klä- 

Roscher,  Selene  p.  90  f   u.    Anm.  357.     Ettig.  rung    aber   auch    die    falsche    giebt    dnb    xov 

Acheruntica ,    Leipz.  Stud.    13    1891    p.  198 —  Kazaßatvsiv    St'  agcoza    zmv    ywaiKÖtv.      Dem 

200    „de  luna  animarum   sede".     F.  Schnitze.  Zeus  Kataibates  waren  die  svrjXvcia,  die  vom 

Der    Fetischismus    p.  248.     Bastian,    Ethnol.  Blitz  getroffenen  Orte,  heilig,    Etym.  M.  341, 

Forschungen  2    p.  346.    Bastian,  Der  Papua  10.     Nach  Apollodor  im  schol.  Sojyh.  Oed.  Kol. 

p.  66,   p.  319   Anm.  7.     Bastian,  Die   Völker-  705  hiefs    Zeus  Kataibates  auch  Morios  (s.  d.) 

Stämme  des  östl.  Asiens  5    p.  437    Anm.  *    zu  go  und  besafs  einen  Altar  bei  der  Akademia;  die 

p.  436;    6  p.  165.    Ztschr.  f.  Ethnol.  4  p.  374  Inschrift    eines  Altares  (vgl.  Revue  archeol.  16 

Anm.    2    zu    p.  373.      Waitz,    Anthropol.    der  [1890],   235)    aus    Athen  trägt  die  Widmung 

Naturvölker  3  p.  197,  p   311  u.  a.  m.;  vgl.  die  Jiog  Kazaßaizov,'Ecpr](i.  aQx^^oX.  18S\)  61;  auch 

interessante  Notiz  von  Brinton,  The  myths  of  in  Olympia   war  ein   Altar  Kazaißäzov   Jiog, 

the  neiv  world   p.  137:    ,,In  the  occult  philo-  Paus.  5,  14,  10.    Ein  Relief  aus  der  Nähe  von 

sophy  of  the  middle  ages  she  [the  moon  goddcsj  Nauplia,   das  den  Zeus  dar.stellt,   der  mit  der 

tvas  „Chief  over  the   Night,    Darkness,    Rest,  R.  den  Blitz  schleudert,    während  die  L.  aus- 

Death    and    the   Waters"    {Adrian   van    Hei-  gestreckt    ist,   trägt   die  Widmung  Jiog  Kqa- 


1001                       Kataon  Kathegemon                  1002 

TCiißccTov,  Kophinitios  (in   der  Zeitung  Kcciqol  sonifikation  der  Unzucht: '"'/fpai' te  oi'y^ffTrKffmv 

1890  nr.  476;  wg\.  Athen.  Mut.  15  (1890),  233.  xC-arsi  Kcixanvyoavvrj.     [Höfer.] 

Bevne  anheul.  a.   a.  0.   236,  Anm.  10)   meint,  Katarrhaktes     {KarotQQKKxrjg) ,      Flufsgott, 

dafs    ein    Versehen     des    Steinmetzen    {Kga-  erscheint  gelagert  auf  Münzen  des  L.   Verus 

tatßürov   für   Kataß.)    nicht  anzunehmen    sei,  {Loebhecke,   Zeitschr.  f.  Nuni.    12  1885    p.  326 

und    erblickt    in   ÄQaraißätrjg   ein  neues  Epi-  nr.  1)   und  des  Septimius  Severus  {Lealce,  N. 

theton    des    Zeus,    das    er    durch    Worte    wie  Hell.  As.  Gr.  p.  80)  von  Magydos,  Hcad ,  H. 

KQ(XT(xtßoXog,KQax(xiyvo[?.os,-iiQarainovg zustutzen  N.  p.  584.     [Drexler.] 

sucht;    auch  bezieht  er  den  von  Paus.  2,  25,  Kataskopia (ÄaracwoÄta), Beiname derAphro- 

10,   vgl.   Bd.  1   Sp.  2077,   Z.  61  £F.   erwähnten  lo  dite  in  Troizen.     Ihr  Tempel   stand   oberhalb 

Kultus    des    Zeus    zu    Arachnaion    auf   dieses  des  Stadions  des  Hippolytos;  der  Name  Kccxa- 

Epitheton.     Mag  man  nun   ein   Versehen   des  GKonicc  stammt  daher,  weil   von  dieser  Stelle 

Steinmetzen  annehmen   oder  nicht,   auf  jeden  aus  Phaidra  dem  Geliebten  bei  seinen  Übungen 

Fall    entspricht  KQc<Tcaßdxr]g    inhaltlich    voll-  im  Stadion  zuzuschauen  pflegte  (Paus.  2,  32,  3, 

ständig  dem  KaxctLßdxrjg.  —  Auch   dem  gött-  vgl.  Bd.  1  Sp.  2682,  Z.  57).    Auch  in  Athen  hatte 

lieh  verehrten  Demetrios  gab  die  Schmeichelei  Phaidra,  während  Hippolytos  in  Troizen  weilte, 

der  Athener   den  Beinamen   Kataibates,   Plut.  der  Aphrodite  einen  Tempel  geweiht,  von  dem 

Devittr.  10.  Clem.  Alex,  protr.  16  p.  48  Potter.  aus    sie    den   Aufenthaltsort  ihres   Stiefsohnes 

[Die  Tarentiner  opferten  dem  Zeus  Kataibates,  erblicken  konnte ;  Eur.Hipp.  30  {vuog  Kaxoipiog) 

weil  ihre  Landsleute  wegen  ihrer  bei  der  Ein-  20  Diod.  Sic.  4,  62  {o&sv  fjv  iiad-oQccv  itg  Tqoi- 

nahme    der    lapygerstadt    Karbina     verübten  ^fjva).  [Nach  Wide,  De  sacris  Troezeniorum  etc. 

Frevel   vom    Blitz   erschlagen   wurden,    Athe-  Upsala  1888  S.  32 f.  bezieht  sich  der  Name  K. 

naeus   12    p.  522    (reo.    Kaibel   vol.  3  p.  153).  vielmehr  auf  die  ,/Zea  marina,   qnae  mare  de- 

Auf  den  Münzen  von  Cyrrhus  erscheint  Zeus  K.  spiciens   nautis    favet    et   consulit".     Röscher.] 

mit    der   Beischrift   AlOC.   KATAIBATOT    oder  Stephani,    Compte-rendu     1861     127    will    in 

KAT6BAT0Y,    sitzend   auf  Felsen,    in  der  R.  der     dicht    verschleierten    Figur     auf    einem 

den  Blitzstrahl,  in  der  L.  die  Lanze,  oder  sein  Vasengemälde    (a.  a.  ü.    124  ff.    Taf.  5    nr.  1) 

Kultusbild  im  Tempel,  P.  Burmannus,   Vecti-  und    auf    drei  Marmorreliefs    (a.  a.  0.    120  f.) 

fialia  populi   Born,    tt   Zsvg   ■aaxaLßäriqg ,    sive  die  Aphrodite  Kaxacuonia  erblicken.   Möglich, 

lupiter    fulgurator    in    Cyrrhestarum    numis.  30  dafs  die  auf  einer  Inschrift  aus  Troizen  [Bau- 

Traj.   Bat.  1700.   4";  ed.  2.    Leidae  1734.     40.  nacli,  Studien  1,  166.  171)  erwähnte  'AcpQoStxa 

Eclxhel  3  p.  260.    Head  p.  654.    Overheclx,  Zeus  ä   i[i   ßcccoaig  mit  der   Katccov-OTtia    identisch 

p.  214  —  215    Münztafel   3,    16.  17.     Dafs  der  ist;    freilich    gab    es    in    Troizen    noch    eine 

Widder  über  dem   Tempel   auf  Münze   nr.  17  Aphrodite  'Ayiqcäa,  Paus.  2,  32,  6  und  Nvfi(pi'(x, 

nicht  als   Symbol   der  Wolke   aufzufassen  ist,  Paus.  2,  32,  7.     [Höfer.] 

wie   Overhcck   will,    sondern   als    Zeichen   des  Katliaroi   {Ka^uQoi).     Paumnias  (8,  44,  5) 

Zodiacus    hat  Eclchel  3    p.  260    u.   284 f.    aus  berichtet    von    Pallantion     in    Arkadien:    xä 

Manilius  Astron.  4,  747:  „Illum  etiam  venerata  Xocpa  ds  xco  vtcIq  xfjg  TiöJ.ecog  oaa  ccHgonölsi  xb 

colit  vicina  Propontis,  Et  Syriae  gentes,  et  laxo  aQxcci^ov  ixgä'i'xo-   Isiusxai   8s  y.ccl  ig  rjnag  sri 

Pcrsis  amictu"  bewiesen.     Drexler.]    Vgl.  ^165  40  inl  KOQvcpf]  xov  Xocpov  Q'scäv    tSQov.   inM.riaig 

Kaxaißccxov  aßaxov  Class.  revieio  1891  288=*.  —  (ilv   8rj  loxi  avzoig  KccQ-aool,    tvsqI   ^iyCaxcoy 

2)    des    Hermes     als    Totenführers     bei     den  Ss   avxo&i  naO'saxriv.aoLv   01  oqkol.    xat   6v6- 

Rhodiern  und  Athenern,    schol.  Aristoph.  pax  ^<xxa  (isv  xojv  &sc3v  ovv.  iaccoLv,  fj  -Aal  SLdoxsg 

650;    vgl.    Bd.  1     Sp.   2375,    Z.   12.     Sp.  2356,  ovyi  i&äXovoiv    i^ayogsviiv    Äa&aQOvg   ds^  £nl 

Z.  31  fl'.  —  3)  des  Acheron,  Eur.  BaJcch.  1361;  xoiäSs  av  xig  -ulrjO-rivai  xsKfiaiQOixo,  ort  avxoig 

vgl.  Apoll,  llliod.  2,  353.  Lykophr.  70.    [Höfer.]  ov  ■naxa  xtxvxa  b  Uällag   i'&vas,   yia&a    yiccl   6 

Katiioii  (KKTcicav),  Beiname  des  nach  Straho  naxrig  01  xco  AvY.aim  Ju.    Nach  Immeriüahr,  D. 

p.  537  in  ganz  Kappadokien  verehrten  Apollon.  Kulte  u.    Mythen  Arkadiens  1  S.  68.  91.  104. 

Cuvedoni,    Spie.   num.    p.  255    Note  217    will  119.  231  sind  die  Katharoi  von  Pallantion  den 

ApoUon    Kataon    in    dem    von    Sestini,    Mus.  .50  am    Tilphosion     bei    Haliartos    ebenfalls    als 

Hed.  2   p.  368   nr.  30  Tb.  29,  1    als  „Apollon  Schwurgottheiten     verehrten      Praxidikai 

nudus    ad    s.    stans    d.    ramum ,     s.    demissa  (s.  d.)   analog  zu   erklären    und  gehören    dem 

arcum"  beschriebenen  Tj^pus  einer  Münze  von  Kult  der  in  Pallantion  zu  besonderem  Ansehen 

Kaisareia  erkennen.    Dagegen  will  Otto  Puch-  gelangten  Demeter -Erinys-   oder  der  Ka- 

stein,  PscudohethitischeKmist.BQvyml'i^O  p.  21  beiren-Religion  an.     [Röscher.] 

den   Apollon    Kataon    erkennen   in  der  Figur  Kathegemou  {Kad-Tqysiicöv),    Beiname  1)  des 

auf  dem    mit    phantastischen  Attributen  ver-  Dionysos    in    Pergamon    auf    Inschriften, 

sehenen  Tier  der  Münzen  von  Tarsos  {Raoul-  Fränkel,   Die  Inschriften  von  Pergamon    221. 

Bochette,   Memoires  d'arch.   comparee   I.     Sur  222.  236.     In  Inschriften    aus  römischer    Zeit 

VUercule  Assyrien  et   Phcnicien.   PI.  IV.     Im-  60  sind    dem    Dionysos    Kathegemon  Weihungen 

hoof,  Monn.  gr.  pl.  H,  14),  in  der  man  gewöhn-  in  Gemeinschaft  mit  einem  Thiasos    {Fränkel 

lieh  Sandan,  Bahelon,   Les  rois  de  Syrie,  d'Ar-  a.  a.  ü.  p.  127  zu  nr.  222.    Waddington,  Inscr. 

mcnie  et  de  Commagene.     Paris  1890.  p.  CLVI  d'Asie  min.  281.  Lüders,  Dionys.  Künstler  181) 

—  CLIX  „Le    tombeau    de  Sardanapale  {aittel  dargebracht;    in  Inschr.   248    werden    xQiexrj- 

de  Zeus  Dolichenus)"   den    Zeus  JoXix<xtog   er-  gtSsg    KccQ'riys^iövog    Jiovvoov    erwähnt,     vgl. 

kennen  will.     [Drexler.]  Fränkel    p.    167.      E.    Curtius    im    Hermes    7 

Katapygosyue    [Kaxunvyoavvri),    von  Kra-  (1873)39.     Neioton-Hicks ,  anc.  inscr.  3  p.  230. 

tinos   bei  Plut.  Perikl.  24,  10    gebildete  Per-  Der  Tempel  und  der  Kultus  dieses  Dionysos 


1003                    Kathetos  Kaukasos                    1004 

wird    als    eine   Stiftung    des   Telephos    (s.  d.)  Katoixiifioi  =  Fena,tes;  TiazoiziStog  &£6g  -~ 

betrachtet,    Robert,    Pergamenisclier  Tdephos-  Lar,     Cyrüli,     Philoxeni    aliormnque    veterum 

Fries  in  Jahrhiidi  d.  Kais,  deutsch,  arch.  Inst.  auctorum  glossaria  graeco-latina  a  C.  Labbaeo 

3,  105  (Bild   des  Dionysos  K.  bei  Baumeister,  cvllecta.   Lutet.  Paris.  1679.  2**  p.  101;  ebenda 

DenJctii.  1260t   Conze, Zur  Topographie  ron  Per-  p.  270:    Lares    familiäres,    tjpqjss    v.axoi,Y.iSioi\ 

gamon    9).     Auch     auf     einer     Inschrift     aus  p.  292:    Penates,    itaxQmoi    -S-foi,    xaToiKt^to; ; 

Thyateira  findet  sich  ein  isQ^vg  xov  Ka9rj-  vgl.   auch    G.    Wolff ,   Porphyrü  de  philos.   ex 

y^fiovog    Jiovvaov,    Bull,    de    corr.  hellen.   11  orac.  haur.  libr.   rel.  p.  113  Anm.  5  zu  p.  112: 

(1887),  102;  ferner  in  Teos,  C.  I.  G.  2,  3067.  „In  terreatrium  nwnero  ülympiodorus  in  Plat. 

3068a,  s.  Böclh  zu  2    p.  657.    Corr.  hellen.  4,  lO  Älcibiadem  priorem  in  ipso  initio  refert  -uli^a- 

170;    vgl.    auch    C.  I.   G.   4,    6829    und    Bd.  1  xäQXixg  xat  STnxcogi'ovg,   nccTQaovg,    tazLov%ovg, 

Sp.  1876,  Z.  66ff.  —2)  des  Hermes  auf  einer  v.(xzoLv.L8iovg.^'      [Drexler.] 

Inschrift  aus  Sparta,  Bull,  de  corr.  hellen.  Katreus  {Kazqsvg).,  erstgeborener  Sohn  des 
a.  a.  0.  223 ;  [=  Sterrett,  An  epigr.  journey  Minos  und  dessen  Nachfolger  in  der  Herrschaft 
in  Asia  Minor  p.  119  nr.  91;  Herbert  Weir  von  Kreta.  Seine  Mutter  war  Pasiphae  oder 
Smith,  Class.  Bev.  3  1889  p.  330.  Drexler,].  Krete.  Er  war  Vater  der  Aerope,  Klymene, 
—  3)  ähnlich  heifst  ApoUon  auf  einer  Apemosyne  und  des  Althaimenes.  Aerope  und 
Inschrift  aus  Kalymua  ■nQoaad'riysiKav  &e6g,  Klymene  wurden  von  ihm  wegen  gemeiner 
Corr.  hellen.  8,  28.  —  4)  Artemis  auf  einer  In-  Leidenschaft  dem  Nauplios  übergeben,  damit 
Schrift  aus  Ephesos  zfj  zs  ngo'nad-iqyEziSi  z-fjg  20  er  sie  im  Meere  versenke;  dieser  aber  gab 
nöliag  dsä  'AQziyuSi  Newton-HicJcs  a.  a.  0.  3  Aerope  dem  Pleisthenes  zur  Ehe,  welchem  sie 
p.  147.  —  b)  nQOKCi&rjyszLg  &£cc'E-)icizr]\nsGh.Y\it  den  Agamemnon  und  Menelaos  gebar,  und 
aus  Sidyma  in  Lykien,  Benndorf  -  Biemann,  heiratete  selbst  die  Klymene,  die  von  ihm  Mutter 
Beisen  in  Lykien  und  Karten  p.  68  nr.  43;  des  Oiax  und  Palamedes  wurde.  ,  Über  Althai- 
vgl.  ebenda  p.  69  nr.  43  ngorjy szcct  9-fol  menes  und  Apemosyne  und  den  Tod  des 
"Agzt^Lg  -nal  'Anillcav.  —  6)  bei  Plut.  Thes.  18  Katreus  s.  Althaimenes,  Apollod.  3,  1,  2,  3,  2, 
'AcpQoSizrjv  Ka&rjyinova  itoiita&ai  -nal  Tzaga-  1.  2.  Diod.  4,  60.  5,  59.  Schol.  Soph.  Ai.  1291. 
■KtxliCv  owifinogov  ist  Ka&rjysiicöv  nicht  Bei-  Tzetz.  L.  384.  Die  Arkader  sagten,  dafs 
name.  [Höfer.]  Katreus,  ein  Sohn  des  Tegeates,  Enkel  des 
Katlietos  (Kä&rjzog)  verliebte  sich  in  Salia,  30  Lykaon,  aus  Arkadien  nach  Kreta  eingewan- 
die  schöne  Tochter  des  tuskischen  Königs  dert  sei.  Paus.  8,  53,  2.  Nach  Schol.  Od.  5, 
Annios,  als  er  sie  beim  Spiel  erblickte,  und  125  war  lasion  Sohn  des  Katreus  und  der 
entführte  sie  nach  Rom.  Als  der  Vater  die  Phronia,  Gerhard,  Gr.  M.  2  §729;  vgl.  Preller, 
Entführte  und  den  Entführer  nicht  einholen  Gr.  31.  2,  127  ff. ,  der  den  Katreus  für  den 
konnte,  sprang  er  aus  Verzweiflung  in  einen  Repräsentanten  der  phönikisch-karischen  Vor- 
Flufs  nJagsovaiog  nozafiög),  der  nun  nach  ihm  zeit,  namentlich  ihres  Unterliegens  unter  dem 
Anio  {Avviav)  benannt  wurde;  Kathetos  aber  Andrang  der  hellenischen  Ansiedlungen  er- 
erzeugte mit  der  Salia  den  Latinos  und  Salios,  klären  möchte.     [Stoll.J 

von  denen  die  edelsten  Geschlechter  ihren  Kaukaseus  { Kav-accasvg) ,  Beiname  des 
Ursprung  ableiteten.  Apokryphe  Sage  bei  Ps.-  40  Apollou  von  dem  Hafen  Kaukasa  (Herod.  5, 
Plut.  parall.  40,  der  sich  auf  den  Milesier  33)  auf  Chios,  Dittenberger,  Sylloge  I.  G.  370, 
Aristeide8(?)  und  Alexander  Polyhistor  (?)  be-  19  p.  537.  Ebenso  hat  auch  Artemis  den  Bei- 
ruft. Vgl.  Müller,  Fr  gm.  histor.  Gracc.  3  namen  Kaukasis  {KavKaaig),  Dittenberger 
p.  230.     [Röscher.]  a.  a.  0.     [Höfer.] 

Kathokos   (Kä&wHog),    Name   eines   Heros.  Kaukasos    (Kavyiaaog),    1)    ein    Hirt,    von 

Theognost.  bei  Cramer,  Anccd.  (Jxon.  2,  59,  28.  Kronos  getötet;   Zeus  benannte  nach  ihm  das 

[Höfer.]  früher  ßo^fou  xot'rjj  geheifsene  Gebirge;  Klean- 

Katis  {Ktxzig)  nennt  Tzetzes  schol.  in Lycophr.  thes  bei  Pseudo-Phit.   de  fluv.  5,  3.  —   2)  auf 

Cass.  V.  22  als  Sohn  des  Phrixos.  Aber  schon  der  rechten  Seitenfläche  eines  römischen 
Müller  in  seiner  Ausgabe  der  Schollen  1  p.  310  50  Sarkophags  (Bighetti  1,  75),  wo  die  Befreiung 

'i^ote  21  und  Baoul  Bochette,  Uist.  de  l'etablisse-  des    Prometheus    durch    Herakles    dargestellt 

ment  des  colonies  grecques  2  p.  194  Note  1  er-  ist,    erblickt  Baumeister ,    Denkmäler   p.  1414 

kannten,   dafs   dort  an   Stelle  von  Katig  und  (vgl.  Abbild.  1568  C)  in  der  oberen  Ecke  den 

Zägog  herzustellen  ist  KvxCaocogog.    [Drexler.]  gelagerten     Berggott     Kaukasos ,     der     einen 

Katochos  {Käzoxog),  Beiname  1)  der  Ge  auf  Zweig  (irrtümlich   statt  eines   Füllhorns,   wie 

einer  Bleitafel  mit  Verwünschungsformel  aus  Baumeister    meint)    im    rechten    Arme    trägt, 

einem  attischen  Grabe,  C.  I.  Gr.  538.  —  2)  des  [Vgl.   über    dieses   (auch    bei    Bellori-Bartoli, 

Hermes  auf  einer  ähnlichen  Bleiplatte,  C.  I.  Gr.  Admiranda  Born.    ant.    66.    67.     Montfaucon, 

539,  vgl.  Fr.  Lenormant,  Bh.  Mus.  N.  F.  9  Ant.  expl.  I,  1,  24;  I,  2,  131.  Miliin,  Gal. 
1854  p.  366 f.   373;    C.   Wachsmuth,   Bh.  Mus.  m  myth.  93,  383.    Müller -Wicscler,  Dkm.  l^  72, 

N.   F.   18   1863  p.  560  —  561.     Den   Beinamen  405;  2,  65,  838,  b.    0.  Jahn,  Ann.  d.  Inst.  1847 

erklärt  Boeckh  zw  nr.  539:  „Ilaud  dubie  Terra  Tav.   d'agg.   Q.  B.  Be,  Scult.   del  Campidoglio 

et  Mercurius  V.1XXQ101  dicti  sunt,  quod  necessitate  Tav.    176  —  177.      Milchhöfer ,    Die    Befreiung 

irrevocabili  detinent  defunctos  .  .  .  Sed  a  prae-  des  Prometheus.     42.   Berliner  Winckelmanns- 

stigiaram  sacerdotibus  vocis  vis  ad  iiKxadEaficov  programm  p.  1 ,  Vignette  abgebildete)  Relief: 

rationem  translata  videtur,  ut  iam  Kcczoxoi  'S'fot  Wieseler ,     Über    ein    Votivrclicf   aus    Megara 

essent  ü,  qui  defixos  a  niagis  homines  detine-  p.  28  f.  Anm.  38  und  Einige  Bemerkungen  über 

rent."     [Drexler.]  die  Darstellung  der  Berggottheiten  in  der  klass. 


1005                       Kaukon  Katisios                       1006 

Kunst,  Gatt.  Kachr.   1876    p.  72  f.    Milcliliöfcr  numismatiqucs  et  d'antiquite.    Paris  1840.     4°: 

a.  a.  0.  1),  6 — 7.    0.  Schultz,  Die  ürtsgotthcücn  „übservations   sur    le    type    des   monnaies   de 

in  der  (jriech.  u.  röm.  Kunst.     Berlin  1889  =  Cmdonia"  [p.  1  —  48]  p.  26 ff.   den  Genius  der 

Berliner  Stud.  f.  II.  Phil.  u.  Arch.  Bd.  8  H.  3  Lustration  ^Ayviaiiöq    oder   KaO^aQ^iog.,    womit 

]).  78.     Den  Berggott  Kaukasos  erkennt  ferner  sicli  einverstanden   erklärt  Cavedoni,  Bull.  d. 

Mdchhöfer  a.  a.  0.,  bes.  p.  10  —  11,    mit  Zu-  Inst.  1842  p.  90f. ;    Wutläss  Lloyd,  Num.Chron. 

Stimmung  von  Schultz  p.  77  in  der  gelagerten  10  1847  p.  1  ff .  den  die  Luft  i-einigenden  Wind 

Gestalt    eines    plastischen   Figurenbildea    aus  auf  der  Hand  des  Apollon  Katharsios;  S.Birch, 

Pergamon.  Drexler.]  [ —  3)  Name  eines  Kol-  Notes  an  types  of  Caulonia,  Num.  Chron.  8 
chers  bei   Val.  Fl  6,  641.    R.]     [Höfer.]            lo  1845/46  [p.  163  ff.]  p.  168  Hermes,  verfolgt  von 

Kaukou  (ÄavMcov),  1)  König  und  Heros  Epo-  Apollon;      Gardner,     Types    of    greeJc     Coins 

nymos    der    Kaukonen,     eines    altgriechischen  PI.  1,  1  p.  85 — 86  „an  embodiinent  of  the  xö^-og 

Volksstammes,  der  an  der  Westseite  des  Pelo-  or  tvrath  of  the  Apollo,  ivho  is  about  to  attack 

]iouneses    rmd    in    Arkadien    sowie    auch    in  the  enemies  of  the  deity  ivith  sioiftness  indica- 

Kleinasien  safs.     Er  heifst  Sohn  des  Lj'kaon,  tcd  by  the  ivings  of  his  feet,    and  an  encrgy 

Apollod.  3,  8,  1.    Tsetz.  L.  481,    ein  Arkader,  corres2)onding  to  his  nttitude".    Avellino,  Giorn. 

Sthol.  Od.  3,  366,    und    hatte    zu   Lepreos    in  num.  2   p.  24   und    Üimscoli  diversi  2    p.  110 f. 

Triphylien  sein  Grab,  Baus.  5,  5,  4.     Der  Er-  sah  in  der  Hauptfigur  Dionysos,  in  der  kleinen 

bauer  von  Lepreon,  Lepreus  oder  Lepreos,  ist  Gestalt  OlazQoq;  Stcinbüchel  in  letzterer  einen 

Sohn  des  Kaukon,  dessen  Vater  hier  Poseidon  20  Satyr  oder  Pan;  Streber,  Gel.  Anz.  d.  k.  b.  Ak. 

heifst,  und  der  Astydameia,  einer  Tochter  des  Juni  1837  nr.  128— 129;  Intelligenzblatt -p.  10b2, 

Phorbas,   Athen.    10,  412  a.      [Weiteres  s.  bei  Sitzung  vom    14.  Jan.    1837    in    der  gröfseren 

Tüpffer,    Att.    Geneal.    S.    215ff.    Röscher.]  —  Figur  Herakles,   heimkehrend  aus  dem  Lande 

2)   Nach    später    Sage    Eleusinier,    Sohn    des  der  Hyperboreer,  in  der  kleineren  einen   Ker- 

Kelaiuos,    Enkel     des     Erdgebornen    Phlyos;  kopen.      Eckhel,   Poole,    Head  verzichten   auf 

er  brachte  von  Eleusis   die  Orgien  der  grofsen  eine  Benennung.    Drexler.]    [StoU.] 

Göttinnen    nach    Andania   in   Messenien    und  Kanuos  (Kavvog),  Sohn  des  Miletos,  des  aus 

wurde    von     den    Messeniern    als    Heros    ver-  Kreta  gekommenen  Gründers  von  Milet,   und 

ehrt.    Paus.   4,    1,   4.   5.    4,   2,  4.  4,    26,    6.  der  Eidothea,  Tochter  äes  Eury tos  (Ant.  L ib.), 

4,  27,   4.      [Genaueres,  bei   Töpfler    a.    a.    0.  so  oder  der  Tragasia,  Tochter  der  Kelaino  (Par- 

5.  214f.  Röscher.]  —  Über  die  Sitze  der  Kau-  then.),  oder  der  Areia  {Schol.  Theoer.),  oder 
konen  s.  Deimling,  Leleger  41.  97.  130  ff.  der  Kyanee,  Tochter  des  Maiandros  (Ovid.), 
Curtius,  Pelop.  1,4:11,  2,  9.  75.153.  [O.Crusius  oder  der  Doie,  Tochter  des  Maiandros  (Schol. 
bei  Ersch  und  Gruber ,  Allg.  Encyld.  Sekt.  2  Dion.  Per.  825),  Bruder  der  Byblis.  Bei  Nonn. 
Bd.  35  S.  23ff.  Töpft'er  a.  a.  0.  S.  216,  1.  223.  Dion.  13,  546  ff.  ist  Kaunos  Bruder  des  Miletos 
236.     R.]     [Stell.]  und  der  Byblis.    Die  Variationen  der  mit  den 

Kav}.axav ,    gnostische  Gottheit,    Epipha-  Traditionen  des  Aphroditekultus  in  der  Nähe 

nius  2,  34  Bind.    Wessely,  Ephesia  Grammata  von  Milet  zusammenhängenden  Sagen  von  der 

nr.  57;   nr.  64:    „Caidacau,  Philastrius  c.  33,  unglücklichen     Liebe     des    Geschwisterpaares 

Petuvius  ad  Epiph.  c.  44,   Wetstenius  ad  Orig.  40  Kaunos  und  Byblis   s.   unter  Byblis.     Kaunos 

p.  10.2."     [Drexler.]  entwich,    die    unnatürliche    Leidenschaft    der 

Kaiilos  (KavXog),  Sohn  der  Amazone  Kleite,  Schwester  fliehend,  oder  um  über  die  eigene 
welcher  die  Stadt  Kauion  oder  Kaulonia  in  Liebe  zu  der  Schwester  Herr  zu  werden,  aus 
Unteritalien  gegründet  haben  soll,  (Serr.  F.  Aew.  dem  väterlichen  Hause  nach  Lykien,  wo  er 
3,553.  [\gl.  Step)h. Byz.s.Y.  KccvlcjvLcc:  dno  yccQ  die  Stadt  Kaunos  gründete,  Anton.  Lib.  30. 
rov  KccvXävog  vazsgov  (isTa)vo(iäa9r]  Kavlcovi'a.  Parthen.  11  {Meineke,  Anal.  Alex.  313).  Konon 
Diesen  Kaulos  oder  Kauion  will  Panofka,  2.  Schol.  Theoer,  7,115.  Eustath.  zu.  Dion.  Per. 
Über  die  Münztypen  von  Kaulonia,  Arch.  Zei-  533.  Ov.  Met.  9,  453  —  665.  Hyg.  f.  243.  Steph. 
tung  1  1843  [Sp.  165  —  175]  Sp.  174  erkennen  B.  \.  Kavvog.  {Mythogr.  Vat.  1,  204.  R.] 
in  der  eilenden,  zuweilen  an  den  Füfsen  ge-  50  Hück,  Kreta  2,  313.  Preller,  Gr.  M.  1,  296. 
flügelten,  in  den  Händen  einen  Zweig  halten-  2,  135.  \E.  Eohde,  Der  griech.  Boman  p.  95 
den  Figur,  welche  auf  Müuzen  von  Kaulonia  Anm.  1.  Drexler.]  Kavviog  ^'gcog  wurde  sprich- 
eine nackte  männliche,  in  der  erhobenen  R.  wörtlich  für  eine  krankhafte  unnatürliche 
einen  Zweig  haltende,  meist  für  Apollon  er-  Liebe,  Aristot.  Ehet.  2,  25.  Hesycli.  u.  Suid. 
klärte  Gestalt  mit  einem  Hirsch  zur  Seite,  v.  Kavvtog  t'qcog.  Diogenian.  5,  71.  In  Lykien 
auf  der  ausgestreckten  L.  hält.  Soviel  mir  zeugte  Kaunos  mit  der  Nymphe  Pronoe  den 
bekannt  ist,  hat  sich  niemand  Panofkas  Deu-  Aigialos,  und  dieser  gründete  eine  Stadt,  die 
tung  angeschlo>sen.  Die  verschiedensten  Ver-  er  nach  dem  Vater  Kaunos  nannte,  Kon.  2, 
mutungen  sind  über  die  Bedeutung  des  merk-  vgl.  Parthen.  1.     [Stoll.] 

würdigen  Typus  aufgestellt  worden.     Um  nur  gü  Kaiisantha  {Kocvadv&a) ,    ein  Daimon,   wel- 

einige  davon  anzuführen,    so  erkennen  unter  clien    Porphyrios    aus    einem    Bade    vertrieb, 

einstimmiger     Deutung     der    Hauptfigur     als  Eunapius,  Vitae  philosopjh.  et  Sophist.  Antverinae 

Apollon   in   der  kleinen  Gestalt  K.  0.  Müller,  1568  p.  17.  —  Maury,  Hist.  des  religions  de  la 

Hdb.  d.  Arch.  d.  K.  p.  516  und  Denkm.  d.  a.  Grece  ant.  1  p.  158  Anm.  1  erklärt  den  Namen 

K.    1,   14,   72    Orestes;    der    Duc  de  Luynes,  mit:  „brülant,  demon  auqucl  ctnit  attribitee  la 

Nouv.  ann.  de  la  sect.  frang.  de  l'inst.  arch.  1  vertu  de  cette  eau  thermale".     [Drexler.] 

p.  426   Aristaios;    de   Witte,    Bev.  num.    1845  Kaüsioä   {Kctovciog),    Beiname    des   Askle- 

p.  400    Daphnis;     Baoid-Bcchette,    Memoircs  pios    von    dem    arkadischen    Dorfe    Kaüs ,    in 


1007                 Kantus  Pates  Kaystros                      1008 

dessen  Nähe  ein  Tempel  des  Gottes  stand,  Kaystros  oder  Kaystrios  {Käiatgog,  Kccv- 
Paus.  8,25,  1.  Steph.  By.z.  s.\.  Kaovg.  [Höfer.]  otQiog),  der  Gott  des  gleich naniigen  lydischen 
Kaiitns  Pates,  C.  I.  L.  8,  2228,  Bezeichnung  Flusses,  der  bei  Ephesos  mündete.  Er  war  der 
des  Mithras,  s.  oben  1  Sp.  857 f.  Die  Schrei-  Sohn  der  Amazone  Penthesileia  und  des  Achil- 
bung  mit  C  ist  die  gewöhnlichste,  auch  die  leus  und  hatte  mit  dem  Heros  Asios  an  dem 
mit  G  kommt  vor,  Orelli  2041 :  DEO  |  GAVTO  |  Flufs  ein  Heroou  auf  der  Asischen  Wiese, 
FAT,  C.  L.  Visconti,  Bull.  arch.  mun.  2  1874  Serv.  V.  Äen.  11,  661.  Strab.  14,  650.  Nach 
p.  234 f.,  Tav.  XX:  G  P  |  PRIMVS  PATER  Paus.  7,  2,  4  war  der  Flufsgott  Kaystros  Vater 
FECIT.  Zu  den  oben  nachgewiesen'en  Pro-  des  Ephesos,  der  die  Stadt  Ephesos  und  den 
vinzen,  in  denen  der  Name  vorkommt,  tritt  lo  dortigen  Tempel  der  Artemis  gründete.  Zu 
noch  Gallien,  wo  in  Vienne  sich  die  Inschrift  Askalon  heiratete  Kaystros  die  Derketo  und 
DEO  I  GAVT|E  findet,  C.  I.  L.  12,  1811,  Ällmer  zeugte  mit  ihr  die  Semiramis,  Et.  M.  v.  Kdv- 
et  de  Terrebasse,  Inscr.  ant.  et  du  moyen  dge  atgog.  [Stoll.]  [Der  Flufsgott  Kaystros  kommt, 
de  Vienne  1,  2  p.  454  —  457.  Zu  den  dacischen  durch  die  Beischrift  KAYCTPOC  kenntlich  ge- 
Inschriften kommt  noch  A.  E.  M.  6  1882  p.  103  macht,  häufig  auf  den  Münzen  von  Ephesos 
nr.  18:  S(oli)  I(nvicto)  M(ithrae)  C(aiäopati)  vor:  autonom,  ilfz.  3,  91,  238  (mit  Schilfstengel 
Sped(ius)  Valefrianus'^J  und  p.  106  nr.  41:  in  der  R.,  den  1.  Arm  auf  der  Quellurne); 
Cautopati  sac(rum)  Synethus  adiut(or)  tabu-  Hadriau,  Mi.  3,  97,  277  (in  der  R.  Ähren,  in 
l(arii)  v.  s,  l.  m.  Über  das  Denkmal  zu  Fried-  der  L.  Füllhorn,  bei  ihm  Quellurne);  Commodus, 
berg  in  Hessen  {Henzen  5853)  handeln  Ph.  20  Mi.  3,  105,  329;  Gallienus,  3Ii.  3,  125,  464; 
Bieffenhach ,  Über  den  Gott  Cautopates  und  Saloninus,  Mi.  3,  126,  470;  *S'.  6,  212,  893.  894. 
seine  Beziehung  zum  Mithrasdienste ,  Archiv  f.  — KAYCTPOCundKENXPEIOC  sollen  erscheinen 
Hess.  Gesch.  6,  2  1852  p.  243—262  u.  de  Bing,  gelagert  zu  Füfsen  des  Bildes  der  ephesischen 
7)m  surnom  de  Cautopates  donnc  ä  WLithra  sur  Artemis  unter  Antoniuus  Pius,  Cat.  Huber  p.  53 
une  inscr.  de  Friedberg  1853.  Des  Altars  C.  nr.  574  und  Septimius  Severus,  3Ii.  S.  6,  155, 
I.  L.  5,  5465  von  Rocca  d'Angera  gedenkt  497  nach  Vaillant;  vgl.  Mi.  3,  106,  335  nach 
A.  Garovaglio,  II  culto  di  Mitra  in  Lombardia,  Sestini,  D.  N.  V.  -p.  330  und  Philippus  sen. 
Archivio  storico  lombardo  1890  p.  167.  Zu  der  3Ii.  3,  119,  428  nach  Vaillant  (letztere  beide 
oben  angeführten  Ableitung  des  Namens  ohne  Beischrift).  Doch  erwähnt  Head  deu 
kommen  noch  folgende:  de  Bing  erkennt  darin  30  Flufsnamen  Keuchreios  nicht;  auch  erscheint 
nach  Allmcr  a.  a.  0.  2  p.  457  ,,les  mots  sanscrit  häufig  auf  Münzen  von  Ephesos  das  Kultus- 
et  persique  seigneur"  et  giti  „univers";  Garrucci,  bild  der  Artemis  Ephesia  so  zwischen  2  am 
Tre  sepolcri  con  pitture  ed  iscrizioni  appartenenti  Boden  sitzenden  Kindern  (Apollon  und  Arte- 
alle  superstizioni  pagane  del  Bacco  Sabazio  mis  nach  Linhoof):  Septimius  Severus,  Sancle- 
e  dcl  Persidico  3Iitra.  Napoli  1852  und  Les  ruente  2  Tb.  24,  214  p.  285  =  3Ii.  S.  6,  154, 
niysteres  du  syncretisme  phrygien  dans  les  cata-  489;  Mi.  S.  6,  156,  502;  linlioof,  Monn.  Gr. 
combes  romaines  de  Pretextat  {Extr.  du  tome  285,  41;  286,  42;  Gordiauus  Pius,  Kenner, 
IV  des  mel.  d'arch.  d'hist.  et  de  litt.)  Paris  Die  Blünzsamml.  des  Stifts  St.  Florian  p.  118; 
1854.  2°.  p.  25  Anm.  4  zu  p.  24  das  persische  Philippus  jun.,  Kenner  p.  118f. ,  Tfl.  4,  5; 
ghoda  pat  „allmächtiger  Gott  und  König".  40  Gallienus,  3Ii.  S.  6,  199,  799  nach  Beyer,  Thes. 
Beoille,  Die  Beligion  zu  Born  unter  den  Severern  Brandenb.  3  p.  159;  Saloninus,  3Ii.  3,  125,  469), 
Leipzig  1888  p.  83  Anm.  6  bemerkt  über  Cauto  die  nach  Imhoof  nr.  42  Würfel  spielen,  wie 
Pati:  ,,Der  erste  dieser  Namen  scheint  der  zwei  Kinder  zu  Füfsen  des  Bildes  der  sami- 
Dativ  von  Cautes  (Felsen)  zu  sein.  Was  Pati  sehen  Hera  auf  einer  Münze  des  Saloninus 
betrifft,  so  könnte  es  von  jjateo  oder  patesco  von  Samos,  Percy  Gardner,  Num.  chron.  Third 
abgeleitet  sein."  (L.  Visconti  a.  a.  0.  p.  234  Series  3  1882  p.  276  nr.  12,  PI.  5,  8;  vgl. 
bringt  den  Namen  Cautus  Pates  vermutungs-  Caracalla,  Mi.  S.  6,  420,  222.  Vielleicht  dür- 
weise  in  Zusammeuhangmitdem  Felsen  (Cautes),  fen  wir  aber  in  diesen  Knöchel  spielenden 
aus  welchem  Mithras  hervorkommt,  erklärt  sich  Kindern  Flufsgötter  erblicken;  wurden  doch 
aber  (Anm.  2)  nicht  einverstanden  mit  labus,  50  auch  die  Nymphen  Würfel  spielend  dargestellt, 
der  auch  Cautes  allein  als  Bezeichnung  des  und  kann  man,  was  E.  Curtius,  Die  PlastiJc 
Mithras  fafst,  während  dasselbe  nach  ihm  der  Hellenen  an  Quellen  und  Brunnen,  Abh.  d. 
gleichbedeutend  mit  Petra  Genetrix  ist.  Da-  Berl.  Ale.  d.  W.  1876  p.  162  von  letzteren 
gegen  hält  es  Maionica,  A.  E.  M.  2  1878  p.  37  bemerkt,  dafs  eine  Darstellung  derselben  in 
Anm.  11  für  unsicher,  ob  die  Benennung  des  Gestalt  mit  Knöcheln  spielenden  Mädchen  „um 
Mithras  als  Cautus  Pates  mit  der  Petra  Gene-  so  näher  lag,  da  die  Wellen  mit  den  Steinen, 
trix  zusammenhängt.  Th.  Nöldehe  bei  Harn-  welche  ihr  Bett  füllen,  unaufhörlich  ihr  Spiel 
meran,  Zum  neuen  Mithrmim  in  Heddernheim,  treiben"  wohl  auch  für  die  Flufsgötter  geltend 
Korrespondensbl.  der  Westd.  Zeitschr.  f.  Gesch.  machen.  —  Früher  wollte  man  den  Kaystros 
u.  Kunst  6  1887  Sp.  87  erklärt  pates  aus  dem  co  auch  erkennen  in  der  am  Boden  hingestreckten 
persischen  pata  „geschützt".  Hammeran  ver-  Figur  einer  Münze  des  Antoninus  Pius,  die 
mutet  den  Kautopates  in  den  Fackelträgern  Zeus  vsttog  vom  Berge  herab  Regen  auf 
der  MithYSisdenkmä.lev;  B.  Fröhlich,  der  AE 31.  Ephesos  entsendend  darstellt,  Cat.  Greau 
14  1891  p.  67  nr.  43.  44  aus  Aquincum  dem  PI.  6,  4;  Head  p.  498.  Aber  schon  Wieseler, 
Deo  Cauti  und  Deo  Cautopati  dargebrachte  Gott.  Nachr.  1876  p.  54  hat  hier  den  durch 
Widmungen  mitteilt,  will  den  Namen  Cautes  die  Beischrift  bezeichneten  Berggott  TTGIfiN 
dem  einen,  Cautopates  dem  anderen  Fackel-  erkannt.  Ebenso  hat //«/joo/' den  TTEIßN  fest- 
tiägcr  beigelegt  wissen.     [Drexler.]  gestellt  auf  Münzen   des   Macrinus  {3Ii.  S.  6, 


1009                     Kazanes  Keb                        1010 

168,  586  nach  Sestini,  Mus.  Hed.  2^  170,85,  M°^'  (Lepsius,  Abh.  ä.  Berliner  M.  1851 
Tb.  19,  4;  588,  Cab.  Mülingen)  und  Severus  p.  170:  X'^°i')  ft^s-t:'  kvtov  Zäg,  r/tot  "Jpj??,  (i£&' 
Alexander  {Jahrb.  d.  K.  D.  A.  Inst.  3  1888  dv  Krjß  rov 'Hh'ov  (nach  Lepsius  a.a.O.  Anm.  1 
p.  294  nr.  1,  Tfl.  9,  25;  nr.  2,  Tfl.  9,  26)  in  einer  gehört  tov  'HXlov^  hinter  Säg),  rixoi  ÄQOVog. 
bis  dahin  für  Kaystros  gehaltenen,  am  Boden  Gewöhnlich  wird  der  Name  Seb  gelesen, 
sitzenden,  ein  Bild  der  Artemis  Ephesia  auf  Für  den  Namen  Keb  oder  Geb  tritt  ein  .Bn(r/sc7(, 
der  R.  haltenden  und  den  1.  Arm  mit  dem  Zeitschr.  f.  äg.  Spr.-  u.  Altertumslcunde  1886 
Füllhorn  an  Felsen  lehnenden  Figur,  hinter  p.  1—5,  während  Le  Page  Benouf,  Proceedings 
oder  über  der  sich  ein  Berggrat  erhebt,  auf  ofthe  society  of  biblicaJ  archaeology  18S1 -p.SSS. 
dessen  Höhe  ein  durchschossener  Eber  r.  h.  lo  ,,'fhe  name  of  the  God  Seb"  und  Wiedemann, 
flieht.  —  Auf  der  puteolanischen  Basis  stützt  Beligion  der  alten  Ägypter  p.  121  diese  Schrei- 
neben dem  auf  einer  Säule  stehenden  Bilde  bung  für  irrtümlich  erklären.  Auch  3Iaspero, 
der  epbesischen  Artemis  EPHESOS  als  Ama-  Bevue  de  l'hist.  des  religions  9^  annee,  tome  18, 
zone  mit  entblöfster  rechter  Brust,  Turmkrone  1888  p.  274  Anm.  1  verwirft  Brugschs  Lesung 
auf  dem  Haupt,  Ähren-  und  Mohnbüschel  in  und  nennt  den  Gott  Sibou,  mit  der  Endung  u, 
der  erhobenen  R.  dargestellt,  den  1.  Fufs  aiif  welche  Le  Page  Benouf,  Proceed.  Soc.  Bibl. 
die  bärtige  Maske  des  Kaystros,  0.  Jahn,  JLrc/i.  1885  p.  152 f.,  1887  p.  94 f.  als  „a  co?«H!on 
Über  die  puteolanisclie  Basis,  Ber.  üb.  d.  Verh.  not  to  say  the  general  termination  of  mascuUne 
d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  W.  zu  Leipzig  1851  p.  119  ff.,  names  in  the  Egyptian  language''  nachgewiesen 
speziell  p.  141 — 147,  Tfl.  3,  9.  —  Kaystros  er-  20  hat.  Brugsch  verteidigt  seine  Ansicht  Pro- 
scheint ferner  auf  einer  autonomen  Münze  ceedings  1888,  5.  June  und  Die  Ägyptologie 
von  Dioshieron  Lydiae,  gelagert,  mit  Schilf-  p.  172  und  Le  Page  Benouf  entgegnet  ihm 
Stengel  in  der  R.,  Füllhorn  in  der  L.  bei  der  von  neuem  Proceedings  12  1889  90  p.  363  ff. 
Quellurne,  3Ii.  S.  7 ,  343,  124.  Dafs  wir  ihn  Da  seb  oder  sbu  auch  der  Name  einer 
zu  erkennen  haben,  zeigt  die  Beischrift  KAY-  Gänseart  war,  wurde  der  Gott  mit  der  Gans 
CTPOC  auf  einer  Münze  des  3Ius.  Pembrolce  ideutificiert;  Seb  wurde  Nagaga-uer  „der  grofse 
Pars  2,  Tb.  8,  3Ii.  4,  35,  181.  Die  angebliche  Gackerer"  genannt,  Le  Page  Benouf,  Yorks. 
Beischrift  KAYCTPOC  eines  Flufsgotts  auf  einer  über  Urspr.  u.  EntwicMung  der  Bei.  d.  alten 
Münze  des  Aelius  Caesar  von  Pergamon  beiil/i.  Äg.  p.  103  f.  und  „Seb  the  great  cuclder"  in 
S.  5,  438,  986  nach.  Sestini,  3Ius.  Hed.  2,  117,  46  30  den  Proceedings  7  1884  p.  152-154;  Briigsch, 
ist  wohl  verlesen  statt  KAIKOC  oder  KHTeiOC.  Bei.  u.  3Iyth.  d.  alten  Äg.  p.  171  f.,  Lanzone, 
Auch  den  auf  unter  Caracalla  (ilfi.  5'.  7,  339,  Bizionario  di  mitologia  egizia  p.  1008.  Die 
lOd  nach  Sestini,  L.  N.  Cont.  7,92,  4:2;  nv.  110  Gans  erscheint  zuweilen  „wie  ein  Wappen- 
nach Vaillant)  und  Geta  (J/t.  4,  32,  162  nach  zeichen"  auf  dem  Kopf  des  Seb,  Brugsch,  Bei. 
Vaillant;  S.  7,  340,  114.  115;  335,  90  nach  p.  172,  576  —  577.  Pierret,  Le  Pantheon  eg. 
3Ius.  Sandern,  num.  sei.  3  p.  14,  Tb.  27,  259)  p.  54.  Wiedemann ,  B.  Bei.  d.  a.  Äg.  p.  122 
geprägten  Münzen  der  Kilbianer  vorkommen-  bemerkt:  ,,Sein  heiliges  Tier  war  die  Gans 
den  Flufsgott  nennt  Head  p.  549  Kaystros,  und  bisweilen  heifst  er  die  Gans,  welche  das 
doch  erscheint  auf  einer  Münze  des  Antoninus  Ei  legte,  aus  dem  die  Welt  entstand",  und  Le 
Pius  neben  demselben  die  Beischrift  KIABOC,  40  Page  Benouf,  Vorlesungen  p.  104:  „Es  sind 
Imhoof,  Num.  Zeitschr.  Bd.  20  p.  6  nr.  2,  so  noch  Spuren  der  Mythe  von  einem  Weltenei 
dafs  wir  schwanken  können,  ob  wir  in  dem  vorhanden,  das  er  zerteilte  oder  ausbrütete." 
Unbenannten  Kaystros  oder  Kilbos  zu  erkennen  Im  Totenbuch  54,  1  wird  erwähnt  das  Ei  des 
haben.  Für  Kaystros  erklären  E.  3L  Ghanot  grofsen  Gackerers,  welches  Seb  von  der  Erde 
und  Imhoof  auch  den  in  einem  Manuskript  g^itvenni  {Le  PageBenouf,  Proceedings  1  l'i9,4,,'d,b 
der  TlieriaJca  des  Nikandros  als  Jüngling  mit  p.  153)  oder  nach  Liebleins  Übersetzung  (ebd. 
Nimbus,  sitzend  bei  einem  Wasserbeckengegen-  p.  99—100)  für  die  Erde  bereitet  oder  nach 
über  der  personificierten  Gemeinde  der  Be-  Brugsch,  Bei.  p.  172  auf  die  Erde  gelegt  hat.^ 
wohner  der  Kilbianischen  Ebene  dargestellten  In  den  Proceedings  a.a.O.  deutet  Le  Page  Benouf 
Flufsgott,  Gaz.  arch.  2  1876  p.34— 36,  PI.  11,1,  50  dieses  Ei  als  die  Sonne,  welche  sich  täglich 
Imhoof  a.  a.  0.  p.  3.     Drexler.]  vom  Rücken  der  Erde  zu  erheben  scheint. 

Kazanes  (Katüvrig),  Flufsgott,  erscheint,  mit  Seb  ist  der  Erdgott;  die  Erde  wird  nicht 
der  Beischrift  KAZANHC,  gelagert  auf  dem  selten  „Rücken  des  Seb"  genannt,  J.  J>»mic7;e», 
Revers  autonomer  Münzen  von  Themisonion,  Zeitschr.  f.  äg.'  Spr.'  1871  p.  91  —  93.  Le  Page 
Borrell,  Num.  Chr.  First  Ser.  8  p.  35  nr.  3.  Benouf,  Vorlesungen  p.  103.  Wiedemann,  Bei. 
Cat.  Borrell  1852  nr.  351.  Loebbecke,  Ztschr.f  p.  121.  Brugsch,  Bei.  p.  172,  179,  238,  577. 
Num.  12  1885  p.  348.  i7e«fZ  p.  584.  Wadding-  ian^owe  p.  1007  f.  Er  heifst  „Herr  der  Nahrungs- 
ion, Bull,  archeol.  de  VAtheneum  frangais  1  mittel",  Pierret,  Panth.  eg.  p.  54.  Seine  Ge- 
1855  p.  51  mit  Abbildung.    [Drexler.]  mahlin  ist  die  Himmelsgöttin  Nut.     Anfangs 

Keas  {Kiag),    Vater  des   Troizenos,    Grofs-  60  lagen  beide   eng  vereint,  der  Gott  unter  der 

vater  des  Euphemos,  des  Führers  der  Kikonen  Göttin    in    beständiger  Umarmung,    3Iaspero, 

vor    Troja,    II.   2,    847.    Et.  M.   p.   498,   30.  Bevue  de  Vhist.   des  rel.   T  annee  t.  18,  1888 

Choirobosc.  Bekk.  An.  1183.    [Stoll.]  p.  274.  Ähnlich  wie  im  neuseeländischen  Mythus 

Keb  {Ki]ß),  der  ägyptische  Erdgott  wird  von  Tanemahuta,  der  Gott  und  Vater  der  Wälder, 

loannes  Antiochenus  F.  H.  Gr.  4  p.  539,  I  21  sich  zwischen  Rangi,  den  Himmel,  und  Papa, 

mit  den  Worten  erwähnt:  Alyvittioi  qxxoiv  äg  die  Erde,    welche   dicht  aneinander  hafteten, 

"Hcpaiatog    avräv    ißaailsva^v    dnsiQOvg    xivctg  drängt  und  den  Himmel  von  der  Erde  empor- 

Xqövovg-  fifrä  xovxov  "HUog   6  ""Hfpuioxov   hr}  hebt  {Tylor,  Die  Anfänge  der  Kultur  1  p.  317), 


1011                      Kebren  Kedes                        1012 

so   schiebt  sieb  Scbu   zwischen   Seb  und  Nut  namen,  Hermes  23  p.  617.    Gacde,  De  Demetrio 

und  bebt  den  Himmel  empor,  Maspeio  a.  a.  0.  Scepsio  p.  28.   Drexler.]  [Stoll.] 

Zahlreiche  Darstellungen  zeigen  Seb  am  Boden  Kebrioues   (KeßQiövrjq),    Sohn  des  Priamos, 

ausgestreckt    und   Nut,    zuweilen  den  Körper  Wagenlenker  seines  Halbbruders  Hektor,  von 

mit  Sternen  bedeckt,  über  ihn  gebeugt,  mit  Patroklos  erlegt,  Jl.  8,  318.    11,  521.    16,  738. 

Händen  und  Füfsen  die  Erde  berührend,  Pzerre^,  Apollod.  3,  12,  5.   Hyg.  f.  90;  nach  der  Stadt 

Fantli.  eg.  p.  22.    Brugscli,  Bei.  p.  578.  Laiizonc  Xebrene  und  der  Landschaft  Kebrenia  benannt, 

Tav.  155—163.    Über  die  Dauer  der  Trennung,  Strab.  13,  596;    oder  umgekehrt,  Stepli.  B.  v. 

nimmt  Maspero  a.  a.  0.  p.  275  an,  mögen  die  KtßqrivCu.    [Er  ist  abgebildet  auf  einer  figuren- 

Ägypter    verschiedene    Vorstellungen    gehabt  lo  reichen   Vase,   auf  welcher  der   Abschied    des 

haben.     Nach  Ansicht  der  einen   ist   sie    end-  Hektor    dargestellt    ist,    mit    der    Beischrift 
gültig,   nach   Ansicht  der  anderen  kehrt  Nut      Keßgiovag,   Ann.   et  Monuvi.   dell'   Inst.  1855 

jede  Nacht  in  die  Arme    des  Gemahls  zurück,  tav.  XX.    Arch.  Z.  4  p.  302 f.  nr.  2.    de  Witte, 

um  am  anderen  Morgen  aufs  neue  durch  Schu  Etudes  sur  les  vases  peints.    Paris  1865   p.  12. 

von  ihm  getrennt  zu  werden  (s.  auch  Maspero,  45  —  46.  Drexler.]     [Stoll.] 

Bev.    de    Thist.    des    rel.    8e  annee   t.  15,  1887  Kebros    (Keßgog),    Troer,    vor    Troja    von 

p.  276  f.).  Neoptolemos  erlegt,  Qu.  Sm.  10,  86.    [Stoll.] 

Sonst    i.st    über   Seb    wenig"    zu  bemerken.  Kecbeuös    {Ksxrjvcöc:).       Eine     Statue     des 

Unter  den  Königen  der  Götterdyuastie  nimmt  Apollon  Ksxrivaig  erwähnt  Polemon  bei  Clem. 

er  die   vierte  Stelle  ein,  Brugscli,  Bei.  p.  417,  2u  AI.  Protr.  p.  32.  Potter,  F.  H.  Gr.  3  p.  135,70: 

578.     Wiedeinann,    Bei.    p.    122.      Die     Texte  noXsfimv  Ss  ■n^xrjvörog'Anollmrog  olS^v  uyaliia, 

nennen  ihn  einen  erpä  der  Götter,  was    Wiede-  -nccl  oipocpäyov  näliv  'Jitöllcovog  cillo  iv  "HliSt 

mann.  Bei.  p.  122  mit  Nomarch,  Brugscli,  Bei.  ttfimiisvov.      Doch    beruht  diese  Angabe  nach 

p.  434,  578    mit  Thronfolger    übersetzt.     Als  Prellers    von    Müller    angeführter  Vei'mutung 

sein  Vater  wird  Schu  bezeichnet,  M'iedemnnn,  auf  einem   Irrtum    des   Clemens  AI.,    welcher 

Bei.   p.  122.    Brugscli,   Bei.   p.  297,  577,  579.  den  Apollon   mit   dem  Dionysos  Ksxrjvmg  von 

Lanzone    p.    1007.     Aus  seiner   Ehe   mit   Nut  Samos    verwechselt   habe.      Über  letzteren   s. 

gingen  hervor  Osiris,  Isis,  Set,  Nephthys  und  oben  Bd.  1    Sp.  1152    und    de   Witte,   Ann.  d. 

Hor-uer,    Brugscli,     Bd.    p.  411,   530f.,    580.  Inst.  6  1834  p.  344  Anm.  7.     [Drexler.) 

Lanzone  p.  1007.  so      Kedjilion  (Krjdalicov),   Lehrmeister  und  Ge- 

Über  seine   Beziehungen   zum  Totenkultus  hülfe    des   Hephaistos   in   der   Schmiedekunst. 

s.  Brugscli,  Bei.  p.  579 f.     Lanzone  p.  1009 f.;  Als   Hera    den  Hephaistos   geboren,    übergab 

über    die    Stätten    seiner  Verehrung    Lanzone  sie    ihn  in  Naxos   dem  Kedalion,  um  ihn  die 

p.  1011.  Schmiedekunst  zu    lehren,    Scliol.  II.  14,  296. 

Seine  Identifikation  mit  Kr onos  seitens  der  Eustath.  II.  p.  987,  7.  Das  in  Chios  ent- 
Griechen erklärt  Wiedemann,  Bei.  p.  122  aus  standene  Märchen  von  der  Blendung  des  Orion 
dem  Umstände,  dafs  er  „als  Vater  des  Osiris  (s.  d.)  durch  Oinopion  erzählt,  dafs  der  ge- 
älter ist  als  andere  Gottheiten"  während  blendete  Orion  nach  Lemnos  zu  der  Esse  des 
Brugscli,  Bei.  p.  576  bemerkt:  Die  Form  Seb,  Hephaistos  gegangen  sei,  und  dieser  ihm  seinen 
gleichlautend  mit  dem  Worte  seb,  sib,  sin  für  40  Gehülfen  Kedalion  übergeben  habe,  damit  er 
Stern,  Zeit  und  die  Fünfzahl  [vgl.  bierüber  ihn  nach  dem  Sonnenaufgang  führe,  wo  er 
auch  E.  de  Bouge,  Note  sur  les  noms  egypt.  sein  Augenlicht  wieder  erhalten  sollte.  Orion 
des  planctes.  Bull.  arch.  de  V Ailicneum  frang.  nahm  den  Führer  auf  die  Schulter  und  er- 
2  1856  p.  28]  liefert  den  Schlüssel  zu  den  reichte  seinen  Zweck,  Eratostli.  Kat.  32.  Scliol. 
Varianten  in  der  Schreibung  seines  Namens  Arat.  v.  322  (wo  Kvdalimv).  Scliol.  Nile.  Tlier. 
und  der  Gleichstellung  des  ägyptischen  Gottes  15.  Hyg.  P.  A.  2,  34,  vgl.  Apollod.  1,4,3 
mit  dem  griechischen  Kronos.  Die  Angabe  mit  Heyne,  Not.  crit.  u.  Obss.  p.  22.  Serv.  V. 
von  Brugsch,  Bei.  p.  585  —  610,  dafs  wir  in  Aen.  10,  763.  Ein  Gemälde  bei  Luk.  d.  domo 
dem  Gotte  Sebek,  Suf^hos  eine  Lokalform  des  28:  Kedalion  auf  den  Schultern  des  blinden 
Seb  _zu  sehen  haben,  vermag  ich,  unkundig  50  Orion,  Hephaistos  von  Lemnos  aus  ihnen  nach- 
des  Ägyptischen,  nicht  zu  kontrollieren.  Aller-  blickend.  Sophokles  hat  ein  Satyrdrama  Ke- 
dings  scheint  ebenso  wie  Seb  auch  Suchos  mit  fZoZion  geschrieben,  Nauck,  trag.  gr.  fr.  p.  160.  — 
Kronos  identificiert  worden  zu  sein,  denn  in  Welcker,  Naclitr.  z.  Aescliyl.  Tril.  315.  Lauer, 
dem  ,,Saturne  volle,  debout,  ä  g.,  la  tete  sur-  System  384.  Engel,  Q.  Nax.  p.  36.  Preller,  Gr. 
montce  d'un  disgue,  un  crocodile  sur  la  dr.,  M.  1,  145.  369.  Dieser  erklärt  den  Namen: 
une  faux  dans  la  g.''  einer  alexandrinischen  Feuerbrand,  v.  kccCco,  sKrja  u.  daXög,  Welcker: 
Kaisermünze  aus  dem  4.  Jahre  des  Antoninus  =  Krjdsfimv;  vgl.  Völcker,  lapet.  Gesclil.  115  f. 
Pius  {Feuardent  105,  1587.  Mi.  6,  218,  1464)  [vgl.  0.  Jahn,  Ber.  üb.  d.  Verli.  d.  K.  Sachs. 
dürfen  wir  wohl  auf  Grund  des  Krokodils  Ges.  d.  W.  Pli.-H.  Kl.  13  1861  p.  312  f.  Scliol 
Suchos  erkennen.     [Drexler.]  60  German.  v.  331.     Drexler.]     [Stoll.] 

Kebren  (K^ßgi^v),  Flufsgott  in  Troas,  Vater  Kedes  oder  Kades,  eine   durch  die  Ägypter 

der  Oinone,  der  Geliebten  des  Paris,  Apollod.  von     ihren     asiatischen    Nachbarn     entlehnte 

3,  12,  6.    Strab.   13,  596.    Parthen.  4.     Tzetz.  Göttin,  erscheint  auf  Stelen  der  18.  u.  19.  Dy- 
Lyk.   57,   und   der  Asterope,    welche  Aisakos       nastie  (in  Paris,  Turin  und  London)  nackt,  in 

(s.   d.)  heiratete,   Apollod.   3,   12,  5.     Bei    Ov.  der  einen  Hand  eine  oder  zwei  Schlangen,  in 

Met.  11,  769  hiefs   die   von   Aisakos    geliebte  der   anderen  ein  Blumenbüschel  haltend,   das 

Tochter   des   Kebren  Hesperie,    bei    Tzetz.   L.  Haupt  bald   ohne  Zier,  bald  mit  der  Sonnen- 
224  Merope.     [Vgl.   E.  Maafs,    Mytli.  Kurz-       scheibe   zwischen  den  Hörnern,  nach  Art  der 


1013  Kedreatis  Eekrops  1014 

assyrischen  und  babylonischen  Gottheiten  auf  Keisos  (KBLOog),  der  älteste  Sohn  des  Teine- 

einem  Löwen  stehend,  in  Mitten  von  Reschpu  nos,  nach  diesem  Herrscher  von  Argos,  Feind 

und  Chem,  s.  Perrot,  Hist.  de  l'art  üans  l'ant.  seines    Schwagers   Deüphontes,    des    Gemahls 

1  p.  713  Fig.  480  nach   Wükinson  PI.  55.  Ed.  der  Hyrnetho,  Paus.  2,  19,  1.  2,  26,  2.  2,  28,  3. 

Meyer  oben  s.  v.  Axtarte   1  Sp.  653.    Lajard,  Nach     argivischer    Sage     war     Fhlias,     nach 

Bech.  sur  le  culte  du  cypres  pyramidal  PI.  11.  welchem  Phlius  benannt  worden,  sein  Sohn, 

Prisse  d' Avenues,  Choix  de  monuments  egyptiens  Paus.   2,  12,  6,    s.    Deiphontes.    Müller,  Dor. 

PI.  37.     Pierret,  Panth.  eri.  p.  46.     Fr.  Letwr-  1,  79  f.     Vater  des  Thestios,  Porphyr.  Tyr.  b. 

mant,Gas.  arch.  2  1876  p.  13.  LanzoneT&Y. 191,  Müller,  Fr.  hist.    gr.   3    p.  690;    des    Maron, 

192,  1.     Da  in   der  Beischrift  nur  die  Konso-  lO  Satyros  fr.  21  b.  Müller  3  p.    165.     Über    die 

nanten  geschrieben  sind,  kann,  wie  Ed.  Meurr,  Schreibung  des  Namens  Ksiaog,  Kiaog,  Ki'aaog, 

Z.  D.  M.  G.  31  1877  p.  728  bemerkt,  die  Vo-  Kiamog  etc.  s.  3Iüller  2  p.  8.  fr.  4  Anm.  5. 
kalisation  beliebig  lauten.     Meyer  selbst  liest  [Stoll.] 

Kadesch,    ebenso    wie   Pierret  a.  a.  0.    Permt  Kekoia  (Kf-noia),   Beiname   der  Artemis  in 

a.  a.  0.  p.  712.    Lanzone  p.  1195f.    de   Vogüe,  Rhodos  auf  Inschriften  aus  Lindos,  Corr.  hell. 

Melanies    d'archeol.    Orient.   Paris  1868   p.  44.  9,  lOOS.;  s.  die  von  Holleaux-Diehl  a.  a.O.  101 

Thomas   Tylor ,    The    goddess  Kadesh  and  the  Anm.  angeführten  Stellen:   Eofs,   Arch.  Aufs. 

Semitism  of  the  Hittites,  Acadcmy  1890  6.  Sept.  2,  594 f.  597.  604  nr.  4.  6.  8.  15.    Inscr.  ined. 

nr.  957  .p.  203f.;  hingegen  Wiedemann,  d.  Bei.  3,  272.    Foucart,   Inscr.  ined.   de  Bhodos   62. 

d.  a.   Äg.  p.  83.    Fr.  Lenormant  a.  a.  0.  p.  13.  20  65 f.  71.  Bofs,  Beiseti  a.  d.  griech.  Ins.  3,  109; 

Otto  Puchstein,  Pseudohethitische  Kunst.    Berlin  vgl.   Gucrin ,    Etüde  sur  Vtle  de  Bhodos   253. 

1890.  p.  17  Kedes;  endlich  J/asj^ero bei I?aMfZi9sm,  Biliotti,   L'ile    de    BJiodes    447.      [Siehe    auch 

Stud.  s.  semit.  Beligionsqesch.   2  p.  81  Anm.  1  Bev.  arch.   n.  s.  15  1867  p.  219  —  221    nr.  62, 

und  Baudissin    selbst  Kodesch.     Hinsichtlich  Kol.  1  Z.  2 ;  n.  s.  16   1867   p.  24  nr.  66,  Z.  3. 

der  Bedeutung  des  Namens  bemerkt  Fr.  Lenor-  Auch    als    "Agrctfiig    sv    Ksnoia    wird    sie    in 

mant  p.  13  Anm.  7:  „Ce  nom,  purement  semi-  den  Inschriften  bezeichnet,    Bofs,   Inscr.  Gr. 

tique,  fait  de  la  de'esse  le  type  surnaturel  des  ined.  2    p.  19    nr.  272.      Bev.   arch.    n.   s.    16 

qedeschoth   ou  prostituces  sacrces  qiii  jouaient  1867  p.  23  nr.  60;  p.  3üff.  nr.  71.  —  Holleaux  u. 

un  si  grand  rule  dans  les  cultes  euphratiques  Diehl,    Bull,    de   corr.    hell.    9    1885    p.   100  f. 

et   Syriens" ;    vgl.  Baudissin    a.   a.  0.    p.   30f.  30  vermuten,    dafs    das  Kloster    zu  Artamiti   im 

(„Für    die    Bedeutung    [von    i:3"!p]    „erhaben"  Gebiet  von  Lindos  an  der  Stelle  des  Tempels 

[abgesondert]    als   ursprüngliche  kann   da-  der  Artemis  Kekoia    gelegen   sei.     Selivanov, 

gegen    geltend    gemacht    werden    der    jeden-  3Iitt.     d.    D.    A.   Inst.     Ath.     Abt.    16    1891 

falls   alte  Name   einer  auf  ägyptischen  Denk-  p.    124  f.     hat    die    Stätte  „und     den    Namen 

malern  vorkommenden  phönicisch-ägyptischen  des   alten   KiHoicc   in    der  Ortlichkeit  'Egrifio- 

Gottheit  Kodeseh,  wenn  wir  hierin  einen  wirk-  kskoiov    (Erimotschetschiam)    im    Gebiet    von 

liehen,    selbständigen    Gottesnamen    erkennen  Lindos,  wo  die  im  B.  C.  11.  9  p.  99  mitgeteilte 

dürfen.")     Tylor  p.  203  schwankt,   ob  er  dem  Inschrift  gefunden  worden  ist,  nachgewiesen. 

Wort  die  Bedeutung  „heilig"  geben  oder  darin  Drexler.]      [Höfer.] 

die  Übertragung  des  Namens  der  Stadt  Kadesch  40  Ke[kropeia]  {KsltiQOTZFia]).,  vielleicht  Bei- 
auf die  Göttin  erblicken  soll.  Bedingungs-  name  der  Athena  in  einer  Inschrift  von  der 
weise  bringt  auch  Otto  Puchstein  p.  17  — 18  athen.  Akropolis  ['AQ-qv]cci'ci  Ä's  .  .  .  .,  Le  Bas 
den  Namen  der  Göttin  mit  dem  der  Stadt  1,  2  nr.  3.  Die  Ergänzung  von  Le  Bas,  der  die 
Kadesch  in  Verbindung.  („Falls  diese  Göttin  Athena  Aiavtig  {Paus.  1,  42,  4)  vergleicht,  ist 
in  der  Hethiterstadt  Qadesch  zu  Hause  ist,  sehr  wahrscheinlich.  Vgl.  Kekrops.  [Höfer.] 
würde  bewiesen  sein,  dafs  die  alten  Hethiter  Kekropides  (KsKQonb'Srjg) ,  Beiname  des 
sich  ihre  Götter  ebenso,  wie  die  Assyrier  vor-  Theseus,  Ovid.  Met.  8,  551.  [Lorentz.] 
stellten.")  Bestimmt  für  die  Stadtgöttin  von  Kekropis  (Xgxpom's),  Tochter  des  Kekrops. 
Kadesch  erklären  sie  (?e  Fofli;»' p.  44,  Ed.  Meyer  Bei  Ovid  Met.  2,  806  wird  die  Aglauros  so 
oben  1  Sp.  653  und  Z.  I).  M.  G.  1877  p.  729,  50  genannt.  Cecropides  heifsen,  als  Athenerinnen, 
sowie  Wiedemayin ,  Bei.  p.  83.  Dagegen  be-  auch  die  beiden  Töchter  des  Pandion,  Ovid. 
merkt  ^aMcZzssm  a.  a.O.  p.  31  Anm.  1 :  „Aber  die  Met.  6,  667.     [Lorentz.] 

Übertragung  des  Stadtnamens  auf  die  Gottheit  Kekrops    (KskqoxP),    attischer    Autochthon, 

ohne  weiteres  Epitheton  ist  doch  wenig  wahr-  von  Körper  halb  Mensch,    halb  Schlange  (Si- 

scheinlich,  und  soviel  ich  weifs,  ohne  Analogie."  cpvrjg;    geminus,   Ovid.   Met.  2,  555;    biformis, 

Ihrem  Wesen  nach  erklären  sie  Ed.  Meyer  und  Justin  2,  6,  7),    in  der  Vulgärtradition  erster 

T(/Zor  für  dieselbe  wie  Astarte,  ia«20«e  p.  1196  König   von  Attika,    das   nach  ihm  statt  Akte 

für    eine  Form   der  Hathor.     Die   ägyptischen  Kekropia   umgenannt   wurde,    die   Einwohner 

Texte  bezeichnen  sie  als  „Kades  die  Herrin  des  Ksv-qo-hlSch   {Herod.  8,  44;   vgl.  7,  141    v.  4). 
Himmels,  die  Königin  aller  Götter,  das  Auge  60  Eurip.  Phoen.  855;    Ion  296.    Aristoph.  Plut. 

der   Sonne,   welche  nicht   ihresgleichen  hat",  773;   Equ.   1055;    später  als   poetischer   Aus- 

„Kades  die  Herrin   des  Himmels,  die  Königin  druck    in    mannigfaltiger    Variation     beliebt, 

aller  Götter",  Lanzone  p.  1195  —  96.   [Drexler.]  vgl.  Hairon  nsgl   nagcovvficov  bei  Steph.  Byz. 

Kedreatis  {KiSgiüng),  Beiname  der  Aphro-  v.  'AQ'rivai    p.  34    Mein,    und    Steph.   Byz.    v. 

dite   im   arkadischen   Orchomenos,    in    dessen  Kskqoth'cc).     Von  Agraulos,    Tochter  des   Ak- 

Nähe  sich  ihr  Bild  iv  -AtSgcp  uiyaXri  befand,  taios,  ist  er  Vater  des  Ervsichthon,  der  Agrau- 

Paus.  8,  13,  2.     [Immer u: (ihr,  Kulten.  Mythen  los  (Aglauros),    Herse,    Pandrosos    (vereinzelt 

Arkadiens  1,  155.  R.]     [Höfer.]  auch    Oreithyia,     Steph.    Byz.    v.    EvQconög). 


1015                     Kekrops  Kekrops                     lOlG 

Unter   ihm    fand    die   &säv   ^'gig  über  Attikas  euboische    Kekropssage    (wohl   durch    Töpffer 

Besitz    statt.     Vgl.    Blarm.  Par.    1.     Apd.    3,  a.  a.  0.  bewogen)  für  älter  als  Saec.  5.    Seine 

14,   Iff,    Paus.   1,   2,  6.    Hyg.  fab.   48    p.  72  Auffassung   wird    aber    erst    von   Wichtigkeit 

Schm.    Ant.  Lih.  6.    Tatian,  Ädv.  Graec.  60  d  für  die  Beurteilung  der  Sage  von 

{Clem.  Strom.  1,  397  P).    Euseb.  Cliron.  2  p.  6,  4)  Kekrops  in  Ägypten.     Da  nämlicb  im 

22,  24,  27,  28  Seh.    Praep.  ev.  10,  9,8.    Sclwl.  Hesiodischen   AUßinjos    {fr.    3  Bz.;    vgl.  Strab. 

Aristoph.  ^  Plut.    773    {Suid.    v.    KsKQoip    und  445)  der  sonst  in  Ägypten  geborene  Epaphos 

riQOfiri&svg).  Tzctz.  zu  Lißoplir.  111  und  Chü.  in  Euboia  geboren  ward  und  bei  Steph.  Byz. 

5)  37  ff.  der  Artikel  Ai'yvntos  schliefst:  faxt  8s  «at  kIIt] 

Ehe    auf  die    sagengeschichtliche    Geltung  lo  ^("yu^rros  fux^a,    so    verlegt  Maafs    diese   Ai- 

des  Kekrops  eingegangen  werden  kann,  bedarf  yvnrnq    ^i^gä    nach    Euboia.      Dies    sei    auch 

es    der  kritischen   Loslösung  unechter  Tradi-  das   Ägypten,  von  wo   Kekrops   eingewandert 

tionen.     Als  solche  sind  auszuscheiden:  wäre.      Aber     diese    Kombination     wird    von 

1)  Kekrops  IL,  der  Jüngere  (Sohn  des  keiner  anderen  Seite  her  unterstützt.  Das 
Erechtheus),  eine  chronographische  Erfindimg  Gegenteil  ist  der  Fall.  Im  Aigimios  fand 
im  Interesse  der  attischen  Königsliste  (jünger  die  Befreiung  der  lo  vom  Panoptes  Argos 
als  Hellanikos?  Kirclihoff,  Herrn.  8,  184  flP.;  offenbar  in  dem  euboischen  "AQyovga  statt 
vgl.  aber  Busolt,  Gr.  Gesch.  1,  363).  Mann.  {Steph.  Byz.  s.  v.,  Gewährsmann  wohl  Aristo- 
Par.  16.  17.  Apd.  3,  15,  1,  5.  Paus.  1,5,3  teles  b  Xccl-nidsvg,  ntgl  Evßotag,  vgl.  Harp.  v. 
(vgl.  41,  6  und  Hesych.  s.  v.  iv  S'  Ai'Q-via  20 "Aqyovqu  [BelJcer,  Anecä.  i4:3:  "Agyovaa]).  Die 
[Hemstcrh. ,  M.  Schmidt,  Wentzcl  iniKl-^asig  Lage  des  Ortes  ist  mit  Sicherheit  auch  aus 
2,  13;  iv  dccQ&via  cod.]).  Schol.  B  L  zu  Dctnosth.  21,  ICi  {ygl.  132  m.  Schaefcr,  Dem.  2^, 
B536;  desgl.  gemeint  bei  Paus.  9,  33,  1,  wo  80,  Usener,  Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  W.  1892 
er  (wohl  versehentlich)  Sohn  des  Pandion  188)  nicht  zu  ermitteln  {Lolling  in  Iw.  Müllers 
heifst,  dessen  Vater  er  sonst  ist.  Hdb.  3,  192   sucht  ihn  nördlich  von    Chalkis 

2)  Kekrops  in  Böotien:  Strab.  407.  bei  Psachna,  vgL  Bursian.  Geogr.  2,  416).  Er 
Paus.  9,  24,  2.  Steph.  Byz.  v.  'A&rjvai,  p.  35  war  aber  jedenfalls  chalkidisch,  d.  h.  der 
Mein.;  vgl.  0.  3iüller ,  Orch.  -  51.  Diese  Dichter  des  Aigimios  behandelte  eine  speziell 
Überlieferung  hängt  durchaus  ab  von  der  chalkidische  Lokalsage  über  lo.  Da  nach 
Auffindung  von  Stadtüberresten  bei  Abzugs-  30  Strabo  (445)  in  dieser  Sage  Epaphos  von  lo 
arbeiten  am  Kopaissee  zur  Zeit  Alexanders  in  einer  Höhle  am  (sicherlich  auch  chalki- 
d.  Gr,  Die  Deutung  auf  Eleusis  und  Atben  dischen)  Ostufer  der  Insel  geboren  ward,  so 
am  Triton  (mit  Rücksicht  auf  die  Athena  von  konnte  hier  unmöglich  von  einer  Irrfahrt  der 
Koroneia?)  ging  ersichtlich  von  Athen  aus,  lo  die  Rede  sein,  sondern  (auch  die  von  Lo- 
die  Boioter  bezogen  die  Trümmer  auf  Orcho-  becJc,  Agl.  1131  beigebrachte  und  auch  von 
menos  {Strab.  und  Steph.  gegen  Pa7is.),  wenn  Maafs  benutzte  Analogie  einer  euboischen 
auch  nicht  mit  Recht.  Bezeichnend  ist,  daXs  Herasage  legt  es  nahe)  lo  war  hier  von  Zeus 
ein  von  Paus.  9,  33,  1  erwähntes  und  offenbar  geraubt  und  in  jener  Uferhöhle  verborgen 
damit  zusammenhängendes  (ivrifia  in  Haliartos  (vgl.  auch  Europa  am  Teumesos).  Im  Mittel- 
Kekrops  II.  gehörte.  Die  Fiktion  eines  atti-  4.0  punkt  dieser  Lokalsage  von  der  Argiverin  lo 
sehen  Urrechtes  wurde  von  den  Athenern  ge-  steht  offenbar  "/^qyovqk,  um  seines  mit  Argos 
wifs  auch  geltend  gemacht  bei  ihrem  erfolg-  verwandt  klingenden  Namens  willen  (wie  es 
reichen  Gesuch  an  die  Römer  nm  Abtretung  denn  auch  von  dem  dort  getöteten  Panoptes 
des  Gebietes  von  Haliartos  an  Athen  (im  Per-  Argos  seinen  Namen  im  besonderen  abgeleitet 
seuskriege,  Pulyb.  30,  18.  Strab.  411).  Für  zu  haben  scheint.  Beachtenswert  ist  auch,  dafs 
ethnographische  Hypothesen  im  Sinne  O.ilföZZers  umgekehrt  der  Name  Euboia  als  Bezeichnung 
{Orch.'''  116  ff.)  ist,  wie  man  sieht,  die  ganze  eines  Berges  beim  argivischen  Heraion  wieder- 
Tradition unverwendbar.  kehrt;  Paus.  2,  17,  1.    Strab.  449.    Möglicher- 

3)  Kekrops  in  Euboia.  Msr(pyir]asv:  weise  entstand  die  chalkidische  Sage  überhaupt 
Paus.  1,  5,  3,  und  zwar  nach  'A&rjvai  diäSsg  50  nur  aus  diesen  Homonymieen.  Es  ist  sogar  die 
{Strab.  446.  Steph.  Byz.  y.'A&rivca  p.  34  Mein.);  von  Bursian  früher  {Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss. 
Euseb.  chron.  2  p.  26.  27  Seh.;  vgl.  0.  Müller,  1859  142)  vertretene  Ansicht  nicht  ganz  ausge- 
(Jreh.^  117.  Die  Sage  kann  nicht  wohl  vor  schlössen,  dafs  Argura  auch  an  der  Ostküste 
Athens  Ansprüchen  auf  Euboia  entstanden  lag  und  die  Grotte  Bobg  avlr]  ganz  und  gar 
sein  (vgl.  den  506  von  Athen  im  lelantischen  zu  der  Stadt  gehörte.  Bei  dieser  Sachlage 
Feld  eingeführten  Pallasdienst  [J[eZta7^.  V.  7».  6,  1,  würde  zunächst  jedermann  schliefsen  (welche 
mit  Bezug  auf  das  von  Herod.  5,77  Erzählte]),  Möglichkeit  auch  Maafs  offen  läfst):  die  im 
vielleicht  erst  im  Zusammenhang  mit  der  Aigimios  dareestellte  Lokalsage  von  Argura 
grofsen  Kleruchie  in  Nordeuboia,  vom  Jahre  kannte  los  Flucht  nach  Ägypten  überhaupt 
445  {Thuk.  1,  114).  Der  Name  Kekrops  in  60  nicht.  Die  ganze  ilfaa/ssche  Hypothese  hängt 
einer  euboischen  Genealogie  (Scholl.  B  L  zu  also  ausschliefslich  an  den  obenerwähnten 
ß536)  bezieht  sich  wiederum  auf  Kekrops  IL  Worten  des  Steph.  v.  Aiyimrog,  die  er  auf 
(nicht  beachtet  in  der  weitgreifenden  Kom-  jene  euboische^^  nagalia  sich  beziehen  lässt. 
bination  von  Töpffer,  Att.  Geneal.  163  ff.).  Das  euboische  Ägypten  ist  also  aufserordentlich 
Der  echte  Autochthon  wanderte  (ursprünglich  zweifelhaft.  Ai&öniov,  ein  Artemisheiligtum  an 
wenigstens)  gewifs  nicht  aus,  nur  sein  schatten-  der  jener  nugaUa  entgegengesetzten  Küste, 
hafter  Doppelgänger.  Maafs  freilich,  de  Aesch.  welches  ohne  jeden  Grund  von  Maafs  mit  AI- 
Suppl.    {ind.  Gryph.    1890/91)    p.  22    hält    die  Q'ionia   zusammengebracht  wird,   kann  diesen 


1017                      Kekrops  Kekrops                      lOlS 

Zweifel  nicbt  mindern.  Von  hier  aus  also  von  Gauverband,  zum  Schutze  in  der  Kriegs- 
kann  die  Tradition  vom  Ägypter  Kekrops,  gefahr  gegen  Karier  und  Boiotier,  Philoch.  fr. 
deren  endgültige  Vernichtung  0.  Müllers  Ver-  11  {F.  H.  G.  1,  386);  vgl.  Ste2)h.  Suid.  Et.  31. 
dienst  ist  {Froll.  129.  175 tt'.  Orch.  ^  99  fi'.;  v.  'EnäKQia.  Bezeichnend  für  diese  Über- 
Gruppe,  g riech.  Kulte  u.  Mythen  1,  164  gegen  Jieferung  ist,  dafs  unter  den  Namen  auch  ein 
Ebers,  Ägypten  und  die  Bücher  Mos.  139;  bereits  vorhandener  Verband  wie  Tetrapolis, 
vgl.  W'achsmiith,  Stadt  Athen  1,  452),  nicht  ferner,  dafs  Eleusis  erscheint;  vgl.  auch  Thuk. 
von  neuem  belebt  werden.  Thatsächlich  ist  2,  15  {Steph.  Byz.  s.  v.  'A-Atq).  Wachsmuth, 
auch  Kekrops  nicht  (wie  Danaos  und  Kad-  Gesch.  d.  Stadt  Athen  1,  452.  v.  Wilamowits, 
mos)  in  orientalische  Genealogieen  herein-  lo  Aus  Kydalhen  122  ff.  Gilbert,  Altatt.  Konten- 
gezogen.  Die  ägyptische  Herkunft  (schon  verf.  {Jb.  Suppl.  7)  204 ff. 
durch  Anknüpfung  an  das  verhältnismäfsig  b)  Kekrops  als  £VQBxr]<i:  1)  des  Städte- 
junge Sais  verdächtig)  ist  den  Tragikern  wie  baues:  Plin.  n.  h.  7,  194;  vgl.  Steph.  Bi/z.  v. 
auch  dem  ägyptisch  interessierten  Herodot  'AQ^rivca  p.  34  3Iem.  2)  der  Sitte  die  Toten 
fremd.  Zuerst  erwähnt  Flaton  {Tun.  21 E;  zu  begraben:  Cic.  legg.  2,  25,  63.  3)  der 
vgl.  Kritias  110  A)  eine  Beziehung  zwischen  Volkszählung:  Philoch.  fr.  12  (=  schal.  Pind. 
Athen  und  Sais  (Athena  =  Neith).  Kekrops  Ol.  9,  68).  4)  der  Schrift:  Tac.  ah  exe.  11,  14. 
wird  dabei  nicht  erwähnt,  doch  darf  nicht  c)  Eine  besondere  Gruppe  hierhergehöiiger 
verschwiegen  werden,  dafs  der  im  Gespräche  Autoschediasmen  bilden  die  auf  Spekulation 
Angeredete  Amynandros  heifst,  vielleicht  also  20  über  den  _Sinn  von  dicpvrjg  beruhenden  Nach- 
(ein  Zufall  ist  nicht  ausgeschlossen)  den  Amy-  richten  (Übersicht  bei  Euseh.  chron.  2  p.  24. 
nandriden  angehörte,  in  deren  Geschlecht  der  27  Seh.  Schol.  Ar.  Plut.  773  (Suid.).  Tzetzes 
Kult  des  Kekrops  erbte  (s.  u.).  Piaton  selbst  a.  a.  0.).  1)  Gesinnungswechsel  vom  milden 
neigte  also  hier  vielleicht  zu  jener  Auffassung  zum  grausamen  {SQCiv.ovTa)8riq)  Herrscher  (oder 
des  Kekrops;  wie  sehr  er  aber  damit  sich  im  umgekehrt):  Plut.  de  sera  num.  vind.  6.  Nahe 
Widerspruch  zur  herrschenden  Meinung  auch  verwandt  damit:  weil  er  seine  Unterthanen  dn'o 
noch  seiner  Zeit  sah,  zeigt  der  (zweifellos  dyqiöxrixog  stg  rjfiSQÖtrjTcc  r]yay£v ,  Suid.  Tzetz. 
platonische)  3Ienexenos  (245  D):  ov  yccQ  77t-  Milder  Herrscher:  Nonn.  Uion.  13,  151  dt- 
lonsg  ovSa  KäS(ioi  ov$£  Ai'yvTtzoi  r£  kccI  naanclog  ib.  36,  126;  vgl.  43,  126.  2)  Weil 
Javaol  .  .  .  awoi-Kovat-v  ruitv ,  cell'  avxol"EX-  30  er  die  Monogamie  ordnete,  die  Menschen 
Irivsg,  ov  ^i^oßÜQßciQOL  oUovfisv  (vgl.  Luk.  gleichsam  öicpvBi^g  machte  (so  wohl  ursprüng- 
pf'Cudolog.  11:  d'äxxov  äv  rov  'Eq£%Q'£a  v.ai  Jich  gemeint,  sf)äter  verschieden  gewendet). 
xov  KinQOTtu  ^£vovg  dnocprivuig  xat  inrjlvSccg  Das  Ganze  wahrscheinlich  eine  Erlindung  des 
xäv  'A^riväv.  Kekrops  als  Typus  des  Uradels:  galanten  Zeitalters,  zurückzuführen  dia^Klearch 
A.  P.  11,  319,  5.  Luk.  Timon.  23;  vgl.  Ne-  von  Soloi  {Ath.  13,  555  c  =  fr.  49.  F.  H.  G. 
kyom.  16j.  Alles  übrige  scheint  erst  aus  Piaton  2,  319;  vgl.  Crusius,  Allg.  Encykl  2,  35,  114), 
(im  Tim.)  herausentwickelt  (vgl.  Procl.  z.  St.  dann  bei  Justin  2,  6,  7.  Charax  Perg.  fr.  10 
Theopomp.  fr.  172  {F.  H.  G.  1,  307);  günstiger  (rö  vofii'ficog  sh  Svolv  (pv£a&ocL).  loann.  Antioch. 
Boden  dafür  fand  sich  in  der  Ptolemäerzeit  fr.  13  {F.  H.  G.  4,  547).  Nonn.  Dion.  41,  384. 
(vgl.  Istros  Aiyvmicüv  dnoiv.iai,  F.  H.  G.  1,  40  Tzetz.  Suidas  (wo  mifsverständlich :  (Jiqpu»js  = 
423).  xa    [i£v    ävco   dvÖQog,    xcc    öh    ■ndxco    yvvaiy.6g); 

Als    bestimmte    Tradition    über    Kekrops  vgl.  Töpffer ,   Att.  Geneal.   147.     3)  Erklärung 

erscheint   die  Nachricht  nicht  früher  als   bei  durch  die  ägyptische  Einwanderung,  und  zwar 

Diod.    Sic.    1,  28 ff.   (die  Lücke    ist   gar  nicht  entweder:    dvo    cpcavdg    rjv    rjaKrjj.ihos   {Euseh. 

anders  zu  ergänzen;  demnach  ist  nicht  Euseh.  vers.  Arm.  2  p.  24  Seh     Nonnos  in  Greg.  Naz. 

chron.  2,  24:  Seh.  die  früheste  Stelle,  wie  Dmmc/iXt  p.  374,  30  ff.   West.    Unklar  bei  Him.  or.  7,  4), 

5  ■',    74    meinte).      Vgl.    Charax  Perg.  fr.   11  oder  (Jvatv  noliZ£iäv  ii£xaG%äv  {Diod.  1,  -28). 

{F.  H.  G.  3,  639.      Crusius,  Allg.  Encykl.  35,  Nachdem   dies   alles   in  Ordnung  gebracht 

2,  115).    Schol.  Aristoph.  Plut.  11^  {Suid.  und  ist,    erübrigen    als    echte    Züge    der    Sage 

'Tzetz.  a.  a.  0.).     loann.  Antioch.  fr.  13  {F.  H.  50  1)    die   Autochthonie   {yriy£viig   oft,    z.  ß. 

G.  4,  547).   Nonnos  in  Greg.  Naz.  p.  374,  30  ft'.  Lykophr.  111.    Ant.  Lih.  6.    llyg.  fal.  48  p.  72 

West.  Schm.    Euseh.  praep.   ev.  10,  9,  8;    dQX£yovog 

6)    Vereinzeltes,    Unkontrollierbares,    Un-  Nonn.  Dion.  41,  59;  vgl.   sprich w.  indvco  xov 

sicheres:     K£->iQ07tig'     xcÖQd    ©paxij?,    St.    Byz.  K£yiQonog:    Ath.   7,  285 e;    dQ^üfiivog   dito   Kt- 

s.  V.  K£-AQOTtia ,    wo  auch  ein  (sagengeschicht-  ■agonog :  Marni.  Pur.  init.  Strab.  397).    Kekrops 

lieh    nicht    in    Betracht    kommender)    äri^og  hat  keinen   Vater    {Vulcanus   bei  Hygin.  fah. 

dieses    Namens    in    Thessalonich;    vgl.    Strab.  158  p.  14  Schm.  ist  ein  durch  Erwähnung  des 

321.    —    Ksv.QÖitfiov   (=  Assos?),  Steph.  Byz.  Erichthonios  veranlaister  Irrtum),   weshalb  es 

V.    'Aaaög.   —   Kekrops   „holding  trec'- ,   Münze  auch  zweifelhaft  bleibt,  ob  bei  der  Erdgebuit 

von  Kyzikos    bei  Head    hist.   numin.    452.    —  eu  die  Göttin  Gaia  als  Mutter  gedacht  ist  {Gcr- 

Kekrops   (er  selbst?)  im  kyprischen  Salamis:  hard,  Myth.  §  137).     Kekrops  zeugt  auch  ur- 

Porph.    de  abstin.    2,  54.   —    Verstirnung    als  sprünglich  kein  Geschlecht.    Sein  Weib  Agrau- 

Wassermann:  Hyg.  aslr.  2,  29.  los    ist    sicher    erst    aus    der    gleichnamigen 

6)  Schliefslich  sind  zusammenzufassen  und  Tochter  erschlossen.     Die  Töchter  selbst  sind 

beiseite   zu   schieben  alle  Nachrichten  histo-  Hypostasen   der  Athena  und  können  ihm  ur- 

rischer    Tendenz,    welche    von    Kekrops    als  sprünglich    auch    nicht   gehören   (Töchter   des 

erstem  Landeskönig  von  Attika  ausgehen.  Aktaios  sind  sie  bei  Suid.  v.  ^oiviK^ia  ygdfi- 

a)  Stiftung   einer   Dodekapolis,    einer    Art  ^axa),    Erysichthon  noch   weniger,   da   er  ur- 


1019 


Kekrops 


Kekrops 


1020 


sprünglich  als  mythischer  Theore  nach  Prasiai 
gehört  und  erst  durch  Reception  des  delischen 
Apolloukultes  nach  Athen  gelangt  ist  {Töpffer, 
Hei-ni.  23,  329).  Auch  leitet  sich  von  Kekrops 
kein  Adelsgeschlecht  ab  {K£v,qo7cl8ch.  in  diesem 
Sinne  irrtümlich  angenommen  von  Martha, 
Les  sacerdoces  Ath.  (bibl.  des  ecoles  frang.  26) 
146;  vgl.  Töpffvr,  AU.  Geneal  134).  Die  Ke- 
ryken  stehen  nur  durch  eine  der  drei  Töchter 
(wohl  Herse,  Kuibcl,  Epigr.  1046)  mit  ihm  in 
Verbindung;  vgl.  Töpffer,  AU.  Geneal.  81.  — 
2)  Die  Schlangenfüfsigkeit,  der  eigent- 
liche Grund  der  Bezeichnnng  dirpvriq  (selbst 
von  Philoch.  verkannt,  fr.  10  {F.  H.  G.  1,  386): 
Sia  yiriv.og  ca- 
ficcrog  ovTco  kcc- 
Xonfisvog).  Vgl. 
Eupolis  fr.  156 

Kock  {Soph. 
Tymp.   fr.    585 
N.^).    Aristopli. 
Vesp.    438    (rä 

ngog   nodäv 

jQCCKOVTidr] ; 
vgl.  Hesycli.  v. 
jQCL%.-a..scholl.). 


des    Erechtheions 

zyj      TCQÖOXCCGUl 

AU.  1,  322  a 
St/rakus?  vgl. 
Phil.  8,  611) 


Graia  übergiebt  dtn  kleiueu  Erichthonios  der  Athena,  anwesend  Kekrops 
(Thonrelief  nach  Arch.  Zeitg.  1S72  Taf.  63). 

Eurip.  Ion  1164  (nicht  =  Paus.  10,  10,  1; 
vgl.  E.  Curtius,  Arch.  Zig.  1872  51  und  G. 
Hermann,  Ion  p.  119),  darnach  wohl  Nonn. 
I)ion.  41,  59  ff.  Ps.-Demosth.  60,  30  (Tzetz.J. 
Lykoplr.  111  (Tzetz.).  Über  die  bildlichen 
Darstellungen  Stephani ,  C.  E.  pour  1S72 
(1875)  p.  43  ff.,  sowie  Dencken  ob.  Bd.  1  Sp.  2469. 
Aufser  der  hier  wiederholten  Berliner  Terra- 
kotta ist  zu  vgl.  das  Bd.  1,  1306  abgebildete 
Hauptbild  einer  Vase  von  Corneto.  Abwei- 
chend ist  die  Darstellung  des  Kekrops  beim 
Oreithyiaraube  auf  dem  Vb.  München  376 
(Weicker,  A.D.  3,  144 ff.);  vgl.  aber  auch  ebda. 
748  und  Athen  485  {Collignon,  Bibl.  des  ecoles 
3,  119  =  Heydemann,  griech.  Vb.  1,  1).  3) 
Kekrops  ist  r]qcoq.  Aristoph.  Vesp.  438: 
r'iQoyg  äva^  {Paus.  10,  10,  1).  Sein  Grab  und 
Heiligtum  befand  sich   an   der  SW.  -  Ecke 


(fTTt    xfj    ycovta    oder    snl 

ti]      TTQOg      tOV      KSKQOTILOV ,     C   .1. 

c'ol.  1,  9  u.  ö.  Antiochos  {von 
F.  H.  G.  1,  184;  4,  301.  Stichle, 
oder  Antilochos  bei  Giern,  protr. 
p.  39  P.  {Eusep.  praep.  eo.  2,  6,  2.  Theodoret 
ill.  naO-.  &£Qan.  {Migne  83)  1017  c.  Arnob.  adv. 
nat.  6,6);  vgl.  Bötticher,  Arch.  Ztg.  1855,101*. 
Jahn-  Michaelis,  Paus.  arc.  descr.  29.  Wachs- 
10  muth  a.  a.  0.  1,  450.  Mohde,  Psyche  1,  128. 
Milclihöfer  in  E.  Curtius,  Stadtgesch.  v.  Athen 
p.  LI.  Nach  Eurip.  Ion  1400  scheint  Kekrops 
auch  an  den  Grotten  der  Nordseite  Kultanteil 
gehabt  zu  haben.  Der  Kult  gehörte  erblich 
dem  Geschlechte  der  Amy- 
nandriden  (noch  in  augustei- 
scher Zeit,  C.  1.  A.  3,  1276,  8. 
Hesycli.  s.  v.  {Bofs,  Deinen 
24);  vgl.  Martha  a.  a.  0.  171. 
Töpffer  a.  a.  0.  160.  Über 
die  Art  des  Kultes  ist  nichts 
überliefert.  —  4)  Die  Be- 
ziehungen des  Kekrops  zu 
Athena.  Vgl.  den  Artikel 
Ke[kropeiaJ.  Sein  Heilig- 
tum ist  nag  avrrjv  rijv 
UoIlovxov  {Theodoret  a.  a. 
0.).  Besonders  deutlich 
treten  diese  Beziehungen 
in  der  Erichthonios- 
Sage  hervor; 
vgl.  namentlich 
die  hier  ausBd.l 
Sp.  1577/8  wie- 
derholte Terra- 
cotta  (auch  das 
Vb.  oben  Bd.  1 
Sp.  1305).  Vor 
allem  aber  in 
der  Sage  vom 
Götterstreit 
um  Attika, 
bei  welcher 
freilich  das 
Schiedsrichter- 
amt d.  Kekrops 
nicht  einmütig 
überliefert  wird 
(die  Zeugnisse 
bei  Slephani  a. 
a.  0.  p.  64 ff.;  vgl.  namentlich  aufser  Xenoph. 
Mem.  3,  5,  10  [wo  ot  -nsgl  Ks^Qona  natürlich 
noch  nicht  nach  dem  von  Lehrs,  Quaest.  ep. 
28  ff.  entwickelten  Sprachgebrauche  soviel  als 
Ki-AQOxp  ist],  Callim.  fr.  384  [Hecale?  vgl. 
Beizenstein,  Ind.  Bostoch.  1890/91  p.  15  nr.  26j 
und  die  Rationalisierung  bei  Varro  [in  libro 
humanarum  II;  vgl.  Schol.  Bob.  ad  Cic.  pro 
Sextio  p.  299  Orelli  in  Aug.  Civ.  dei  18,  9).  Ob 
CO  Kekrops  auch  in  der  Darstellung  des  Westgiebels 
vom  Parthenon  in  dieser  Weise  vorkam,  ist 
streitig,  da  hier  nicht  eigentlich  die  v.gCai,g, 
sondern  die  fgig  dargestellt  war  (vgl.  Petersen, 
Arch.  Ztg.  1876  116.  Herrn.  17,  130.  Bobert, 
Herrn.  16,  67 ff'.  Overbeck,  Plastik  l'\  298). 
Schliefslich  spricht  sich  die  Beziehung  zu 
Athena  auch  in  der  Nachricht  über  ein  von 
Kekrops  in  den  Pojiastempel  gestiftetes  Holz- 


1021 


Kekrops 


Tvekrops 


1022 


hikl  des  Hermes  aus  (Paus.  1,  27,  1)  und  in 
der  von  Diod.  Sic.  5,  56  erzählten  Geschichte 
(aus  ÄpoUodor?  vgl.  Bethe,  Herrn.  24,  429). 
Athena  ist  in  diesem  Verhältnis  von  ausge- 
sprochen agrarischem  Charakter  (vgl.  Boscher 
ob.  Bd.  1  Sp.  (383),  wie  dieser  namentlich  an 
den  Töchtern  des  Kekrops  deutlich  ist  (vgl. 
Steph.  Byz.  v.  'AyQavliq).  Kekrops  selbst  als 
Pfleger  ländlichen  Kultes:  Phihch.  fr.  13 
(F.  H.  G.  1,  386).  Für  den  Regenheros,  den  lo 
Forchhammer  {Arch.  Ztg.  1877  107)  aus  Ke- 
krops, und  für  die  Cisterne,  die  er  aus  dem 
Kekropioü  macht,  fehlt  in  der  Überlieferung 
jeder  Anhalt.  Aus  dem  Gesagten  geht  zu- 
gleich hervor,  dafs  die  überlieferten  Bezie- 
hungen Kekrops'  II.  zu  dem  Heiligtum  der 
Athena  Ai'^via  in  der  Megaris  den  alten  Ke- 
krops nichts  angehen.  Denn  diese  Athena 
war,  wie  ihr  Name  lehrt  (fi's  ai'Q'VLav  dnsL- 


nur  diese  vier  verwendet  hat  (vgl.  Biisolt,  Gr. 
Gesell.  1,  614ff.).  Kekrops  unter  den  Statuen 
der  7]Qcofg  sncSvvuoi  in  Athen  xvai  Delphi, 
Paus.  1,  5,  Iff.;  10,  10,  1.  Als  aQxrjYO?  seiner 
Phyle  geniel'st  Kekrops  innerhalb  derselben 
einen  Ahnenkult  (vgl.  Rohde,  Psyche  1,  158  ff.). 
Dieser  ist  aber  natürlich  eine  mit  der  Schöpfung 
dieser  Phyle  zugleich  getroffene  Einrichtung 
und  darf  daher  nicht  ohne  weiteres  in  die 
vorausliegende  Zeit  übertragen  werden. 

Zusammenfassung:  Für  die  älteste  Zeit 
haben  wir  es  also  mit  einem  Autochthonen, 
einem  als  schlangenfüfsig  gedachten  König  und 
Heros  zu  thun,  der  zu  den  ältesten  Kulten  der 
Burg  im  innigsten  Bezüge  steht.  Er  repräsen- 
tiert offenbar  eine  bestimmte,  die  kekropidische 
Epoche  Athens  (vgl.  J5/.  Curtius,  Herrn.  25,  145), 
in  welcher  die  Einwohner  möglicherweise  wirk- 
lich KsKQOTtiöai,  die  Burg  jedenfalls  Kskqoulu 


Kekrops   beim    Streit   des  Poseidon  und  der  Athena  um  Attika;  anwesend  links  Dionysos-Iakchos  und  Orts- 
nymphe (Pandrosos?),  rechts  Amphitrite  (od.  Aphrodite?),  Hydria  von  Kertsch  (nach  Compie  rendu  1872  Taf.  I 

=  Baumeister,  Denkm.  S.  1395,  Fig.  1542). 


•AKG^iiGa  vno  ra  tcxsqcc  i'y.QV^8  xov  Ks'HQOTia 
■Kai  Sif-nöntasv  st?  rcc  MeyaQCc) ,  maritimer 
Natur. '  Ein  Felsenriff  am  Meere  ist  ihr  heilig 
(Paus.  1 ,  5 ,  3) ,  und  es  brannte  wohl  ein 
Leuchtfeuer  daselbst  {(paatpuQog,  Eust.  zu  Od. 
p.  1385,  65).  Aufser  den  genannten  Stellen: 
Paus.  1,  41,  6.  Hesych.  v.  sv  S'  Ai'&via.  Lylophr. 
359.  —  5)  Die  Beziehungen  des  Kekrops  zu 
Zsvg  'EQ-ASLog  ■and^'TTtccrog ,  d.h.  zum  äl- 
testen Burgkult,  wiederum  im  Bezirk  des  alten 
Königsschlosses  und  des  damit  wohl  eine  Ein- 
heit bildenden  Poliasheiligtums  (Paus.  8,  2,  3; 
1,  26,  5.  Eusch.  praep.  ev.  10,  9,  22.  thron.  2, 
24.  27  Seh.).  —  6)  Endlich  kann  als  ein  fester 
Punkt  für  die  Erklärung  der  Sage  gelten 
die  Stellung  des  Kekrops  in  der  älteren 
Königsliste,  die  vorTheseus  nur  vier  Namen 
kennt  (vgl.  Schäfer,  QuellenJcunde^  11).  Der 
kleisthenische  Phylenname  Ks-ngonig  setzt  diese 
Überlieferung  über  Kekrops  schon  für  das 
6.  Jahi-h.  voraus,  da  Kleisthenes  für  seine 
Pliylen   von    Königsnamen    dieselben  vier  und 


hiefs  {Eurip.  Suppl.  658;  El.  128d.Marm.Par.  3. 
Steph.  Byz.  v.  K8y.qo7clcc.  Schol.  Ap.  Rh.  1,  95). 
Zunächst   entsteht   die  Frage,  ob  Ks-ngoip  von 

50  KsKQonta  den  Namen  hat  (anon.  n.  dniozcav 
p.  321,  5  West.  Buncl-er  5^,  74),  oder  um- 
gekehrt (die  gewöhnl.  Überl.).  Die  Etymo- 
logie ist  mifslich:  schon  dem  HeJcataios  klang 
der  Name  barbarisch  {Strah.  321).  Sehr  unsicher 
ii-t  (trotz  Prellers  Zustimmuag,  3Iyth.  2  =*,  136) 
die  Erklärung  von  G.  Curtius,  Grimdz.  ^  144: 
Vielschnitt,  mit  Rücksicht  auf  KaQuog  und 
KQmTtLov  (Sichel),  wobei  das  Wesen  des  Erd- 
geistes  nicht  zum  Ausdruck  kommt.     Crusius 

Go  a.  a.  0.  -p-  116  deutet  in  lokalem  Sinne  (vgl. 
HiXQu,  KoQiv&og  etc.,  und  zur  Bedeutung: 
Ayf.T(xiog,  Kgavcxog  etc.)  K£  -■hq-otc-  la  =  hohe 
Warte,  wobei  indes  die  Annahme  einer  Re- 
duplikation Schwierigkeiten  bei-eitet.  Das 
Wahrscheinlichste  scheint  mir,  mit  Rücksicht 
auf  den  hervorstechenden  Zug  der  Misch- 
gestalt und  unter  Annahme  einer  sehr  ge- 
läufigen Metathesis  (vgl.  K^qncoip,  oft  mit  Ki- 


1023                      Kekrops  Kelaino           •            1024 

■nQoip  verwechselt,  z.  ß.  bei  Hesycli.  v.  KsyiQoip),  nach  Ed.  Meyers  gesunder  Kritik  der  attischen 
auszugehen  von  ■ii^Qy.os  =  Schwanz  (vgl.  klq-  Pelasger-Sage  nicht  mehr  geboten  (P/w7.  N.  F.  2, 
Kog,  King,  Curtius,  Grdz.^  158)  und  Ästc^-ott-s  466  fF.),  eher  thrakisch-barbarisch,  nach  Heka- 
demnach  von  seinem  geringelten  Drachen-  taios  bei  Strah.  321;  vgl.  Steph.  Byz.  v.  Äs» 
Schwanz  benannt  zu  denken  (wie  ihn  die  y-goTtia.  Die  nächste  Analogie  zu  Kekrops 
Bilder  zeigen;  vgl.  Eurip.  Ion  1164:  Kiv.QO-  bietet,  wie  es  scheint,  der  Drache  Kychreus 
TTK  ünEiQociaiv  stli'aaovra.  Die  beste  Analogie  von  Salamis.  [0.  Immisch.] 
würde  der  ai"givische  yrjysvrjg  KsQ-Aioip  bilden,  Keladeiue  {KslaSsiv-iq),  Beiname  der  Arte- 
auf den  sich  Welcher ,  Gr.  Gütterl.  3,  108  be-  mis,  Anecdota  var.  Gr.  et  Lat.  edd.  Schoell  et 
zieht,  wenn  er  nicht  auf  einem  blofsen  Ver-  lo  Siudemund  1  p.  270.  277.  283,  den  sie  bereits 
sehen  beruhte;  vgl.  Apd.  2,  1,  3,  3.  Andere  bei  Homer  führt,  #551.  T70.  71183.  hy^nn. 
Deutungen  (lautlich  ähnlich  operierend)  bei  in  Ven.  (4),  16  u.  118.  Jiymn.  in  Dian.  (27), 
Gerhard,  Mytliol.  §  754,  1).  11;  s.  Ddthey,  Die  Artemis  des  Apelles  u.  die 
Demnach  wäre  wohl  Ksv.qoip  der  primäre,  wilde  Jagd,  Eh.  Mus.  N.  F.  25  1870  [p.  321 
Ks-nQOTtLcc  der  abgeleitete  Name.  Aber  auch,  —336]  p.  328  Anm.  3.  Die  Scholien  zu  den 
wenn  diese  Etymologie  aus  dem  Spiele  bleibt,  angeführten  Homerstellen  erklären  das  Bei- 
darf man  aus  der  Thatsache,  dafs  Kekrops  wort  aus  dem  Jagdlärm,  s.  p.  331.  [Drexler.] 
nicht  Ahnherr  eines  einzelnen  Geschlechtes  KelaAou  {Ke2.ccdcov),  1)  Sohn  des  Miletos  und 
ist,  folgern,  dafs  er  der  als  „priesterlicher  der  Doie,  einer  Tochter  des  Maiandros,  Bruder 
Stammkönig"  gedachte  {0.  Müller,  ürch.-  20  des  Kaunoa  und  der  Byblis,  Gründer  von  Milet, 
117)  i]Qci}g  s7ic6vv[iog  eines  ganzen  Stammes  Schal.  Dion.  Per.  825.  —  2)  Ein  Lapithe,  von 
war,  der  nach  ihm  sich  selbst  K^yigoniSai,  seine  dem  Kentauren  Amykos  auf  der  Hochzeit  des 
Niederlassung  Ks%Q07tLa  benannte.  Dafs  der  Peirithoos  erschlagen,  Ov.  Met.  12,  250.  — 
Kult,  den  Kekrops  bei  diesem  Stamme  genofs,  3)  Ein  Ägypter  aus  Mendes,  von  Perseus  auf 
gleichfalls  ein  Ahnenkult  war  (so  dafs  dessen  Hochzeit  erlegt,  Oy.  Mef.  5,  144.  [Stoll.J 
sein  Kult  in  der  späteren  Phyle  seines  Na-  Kelaiue  {KsXuLvrj),  Tochter  des  Argivers 
mens  nur  eine  erneuernde  Umbildung  gewesen  Proitos,  Schwester  der  Elege.  Beide  Schwestern 
wäre),  scheint  schon  seine  Schlangengestalt  in  wurden  von  Aphrodite  in  Wahnsinn  versetzt, 
Verbindung  mit  den  feststehenden  Thatsachen  Ael.  V.  H.  3,  42.  [StoU.] 
des  Ahnen-  und  Heroenkultes  nahe  zu  legen  so  KeLiineus  (Äfilaivfvg),  1)  Sohn  des  Elektryon 
(vgl.  oben  Dctielen  Bd.  1  Sp.  2466).  Doch  ist  und  der  Anaxo,  Bruder  der  Alkmene,  Apollod. 
hier  die  Erkenntnis  verdunkelt  durch  die  2,  4,  5.  Tzetz.  L.  932.  —  [2)  Beiname  des 
Konkurrenz  des  Erechtheus  (mit  Kekrops  zu-  Dionysos  in  Apameia  Kibotos  auf  einer 
sammen  zu  den  echtesten  Gestalten  altattischer  Münze  mit  folgender  Darstellung:  „AIO- 
Überlieferung  gehörig;  vgl.  Welcher,  Arch.  Ztg.  NYCOC.  KEAAINGYC.  Brustbild  des  bärtigen 
1852  496).  Erechtheus  lebt  als  iiv%iog,  als  Dionysos  mit  Gewandung  r.  Rev.  ATTAMG. 
ocpig  ofitovpo?,  in  Kultgemeinschaft  mit  Athena  TTAPA  CTPATONIKIANOT.  Zwei  Löwen  rechts 
in  dem  Allerheiligsten,  der  Krypta,  ihres  Tem-  vor  einem  Wagen,  auf  welchem  die  Cista 
pels,  zugleich  des  Königsschlosses  (vgl.  Bohde,  mystica  mit  rundem  Deckel,  ein  aufrecht 
Psyche  1,  126).  Kekrops,  gleichfalls  und  40  stehender  Thyrsos  und  eine  nach  vorn  ge- 
früher König,  gleichfalls  ein  zJqav.ovzLS)]g,  neigte  Fackel",  Loebbecke,  Zeitschr.  f.  Num. 
gleichfalls  mit  innigen  Beziehungen  zu  Athena,  15  p.  49f.  Taf.  3,  13.  —  3)  Beiname  des  Zeus 
mnfs  sich  mit  einem  Plätzchen  an  der  Aufsen-  ebendaselbst  auf  Münzen  mit  dem  Kopf  des- 
ecke  des  Tempels  begnügen.  Dazu  kommt  selben  und  der  Beischrift  Z6YC  [KGJA6N6YC, 
die  nicht  bestimmt  genug  hervorzuhebende  ImJioof,  Griech.  Münzen,  Abh.  d.  1.  Kl.  d.  li. 
Thatsache,  dafs  das  ionische  Epos  als  Ver-  bayr.  Ale.  d.  W.  Bd.  18  Abt.  3  p.  729  nr.  651a. 
treter  der  Königsherrschaft  und  des  Athena-  Kat.  Ivanoff  nr.  574  (wo  falsch  Z6YC  A6N6YC) 
dienstes  der  Burg  nur  Erechtheus  nennt  und  in  einer  Inschrift  von  Apameia,  S.  Bei- 
und  Kekrops  ignoriert  (vgl.  bes.  B  546  ff.).  nach,  Bev.  num.  3^  ser.  12  1888  p.  222.  Nach 
Der  Eindruck  ist  also  nicht  abzuweisen:  Ke-  50  Bamsay  (Transact.  of  the  Abcrdeen  ecclesio- 
krops  ist  aus  seiner  ehemaligen  Gel-  logical  society)  trat  an  Stelle  des  Tempels  des 
tung  zurückgedrängt  durch  Erech-  Zeus  Keleneus  im  4.  Jahrh.  eine  christliche 
theus,  dem  er  früher  gewifs  noch  viel  ahn-  Basilika,  S.  Beinach,  Bev.  arch.  3®  ser.  15 
lieber  gewesen  ist,  vielleicht  wie  Erechtheus  1890  p.  2G3.  Drexler.]  [Stoll.] 
von  der  Burgschlange  ursprünglich  nicht  ver-  Kelaiuo(Ä£Ao;ii'£o),  1)  Tochter  des  Danaos,  ver- 
schieden (doch  folgt  es  sicher  weder  aus  mahlt  mit  dem  Aigyptiden  Hyperbios,  Apollod. 
Soph.  fr.  585  iV.-,  noch  aus  Eurip.  fr.  930  iV.''';  2,  1,  5.  Poseidon  zeugte  mit  ihr  den  Kelainos, 
schol.  Hermog.  IValz  7,  833;  Yg\.v.Wilamo^vitz,  Strab.  12,  579.  —  2)  Tochter  des  Atlas  und  der 
Aus  Kydathen  141).  Dafs  in  dieser  Zurück-  Pleione,  eine  der  sieben  Pleiaden  (s.  d.),  Ov.  fast. 
drängung  des  Kekrops  das  Verhältnis  zweier  üo  4,  173.  Serv.  V.  Ge.  1,  138.  Hyg.  Praef.  p.  30 
verschiedener  Stämme  zum  Ausdruck  kommt,  Bunte,  f.  192.  Diod.  3,  60.  Poseidon  zeugte  mit 
von  welchen  der  eine  (der  ionische?)  über  den  ihr  den  Lykos,  Apollod.  3,  10,  1.  Hellanikos  b. 
anderen  die  Oberhand  gewann,  ist  längst  er-  /S'c//o?.  JZ.  18, 486  [vgl.  auch  0«.  HeroiW.  19,135ff. 
kannt  und  wird  durch  die  schillernde  Theo-  Myth.Vat.  l,2BA.  Schol.  ad German.Arat.Y). 391 
krasie  bei  v.  Wilamoivitz  a.  a.  0.  140  ff.  nicht  ed.  Eyss.  R.];  und  den  Eurypylos,  Schol.  Ap. 
von  neuem  in  Frage  gestellt.  Die  Kekropiden  Bh.  4,  1561;  den  Eurypylos  und  Triton,  Tsetz. 
pelasgisch  zu  nennen  (mit  0.  Müller  und  Lyk.  886.  Schol.  Pind.  Pyth.  4,  57.  Oder 
WacliS7mith   a.  a.  0,  1,450),    scheint    freilich  Prometheus  zeugte  mit  ihr  den  Lykos  und  Chi- 


1025                     Kelainos  Keleos                       1026 

maireus,  Tzetz.  Ltß.  132.  219.  Heyne,  Apollod.  vertrieben  von  den  Heliossöhnen  Makarens 
Obss.  p.  273.  Malier,  Orch.  466.  VölcJcer,  laptt.  (Eponym  der  arkadischen  oder  messenischen 
Gescld.  Ib.  1U8.  240.  Gerhard,  Gr.  M.  2  §  834.  Makaria),  Auges  (=  dem  eleischen  Heliossohn 
Stammtf.  2  p.  228  D.  4.  E.  1.  Preller,  Gr.  M.  Augeias,  -es)  und  Tbrinax  (Eponymos  von  Thri- 
1,  383.  —  3)  Tochter  des  Ergeus,  welche  dem  nakia  =  Peloponnesos,  v.  Wilamoivitz,  Homer. 
Poseidon  den  Euphemos,  Lykos  und  Nykteus  Untersuch.  S.  169):  also  aus  der  Peloponne- 
gebar,  Hyg.  f.  157;  vgl.  nr.  2.  —  4)  Mutter  der  sos.  Nach  Eusehios  zu  1787  und  1737  a.  Ch. 
Tragasia,  der  Gemahlin  des  Miletos,  dem  sie  und  Synlellos  p.  238,  12,  ähnlich  Oroskis  1,  7 
den  Kaunos  und  die  Byblis  gebar,  Nil-ainetos  zu  1070  a.  u.  c.  (vgl.  Lobeck,  Agl.  2  p.  1181, 
b.  Parthen.  11  (vgl.  Kalaino).  —  5)  Tochter  lo  1202,  1195'')  weichen  die  Teichinen  infolge  eines 
des  Hyamos,  eines  Sohns  des  Lykoros,  von  Kampfes  mit  Phoroneus,  Karyaten  und  Par- 
Apollon  Mutter  des  Delphos,  Paus.  10,  6,  2.  —  rhasiern,  wahrscheinlich  also  aus  Arkadien,  wo 
6)  Eine  der  Harpyien  (s.  d.),  Verg.  Aen.  3,  211.  auch  die  in  die  telchinischen  Zauberkünste 
Serv.  Aen.  3,  209.  Hyg.  Praef.  p.  'i\B.  Val.  verflochtene  Styx  fliefst.  Unweit  dieses  Grenz- 
Flucc.  4,  453.  499.  [Mythogr.  V.  1,  111.  2,  13.  flusses  liegt  Triteia,  und  über  Achaia  geht 
3,  5,  5.  Claudian  20,  378.  B.]  —  7)  Eine  überhaupt  der  Strom  der  peloponnesischen 
Amazone,  von  Herakles  erlegt,  JDiod.  4,  16.  —  Auswanderung  nach  Unteritalien  und  Rhodos. 
8)  [Eine  Quellnymphe  Kelaino  wollen  CA.  ie-  So  war  also  KslßLÖag-  Kiluig  nach  Triteia 
normant  u.  de  Witte,  Elite  ce'ramogr.  2  PL  64  wohl  aus  der  nordarkadischeii  Telchinenheimat 
auf  einer  Vase  mit  Darstellung  der  Verurtei-  20  übertragen.  Vgl.  Kelmis.  [K.  Tümpel.] 
lang  des  Marsyas  erkennen  in  einer  Frau,  Keledoues  {Krßriööviq),  bezaubernde  Sänge- 
weiche an  einen  Felsen  gelehnt  mit  über-  rinnen,  ähnlich  den  Seirenen.  Von  ihren  goldnen 
geschlagenen  Beinen  hinter  Marsyas  steht.  Bildern,  die  über  dem  Giebel  des  mythischen, 
Gerhard,  Ant.  Bildtv.  Taf.  27  dachte  an  eine  von  Hephaistos  erbauten  ehernen  Tempels  zu 
Muse  oder  die  Ortsgöttin  Phrygiens,  Stephani,  Delphi  sich  befunden  haben  sollten,  sang  PmcZar 
C.  r.  p.  l'a.  1S62  p.  131  nr.  2,  p.  137  if.  an  in  einem  Paian  an  den  pythischen  Apollon  {fr. 
Apate.    Overbeck  {Apollon  p.  439  nr.  15,  p.  442  25   p.  268   Boeclch.    fr.   30  Bergk),    Paus.   10, 

—  443;  Atlas  Tfl.  24  nr.  23)  verwirft  die  bis-  5,  5.  Athen.  7,  290  e.  Eustath.  Od.  1689,  30. 
herigen  Deutungen,  ohne  selbst  eine  neue  zu  1709,  56.  —  Philostratos  V.  Apoll.  G,  11  nennt 
geben.     Drexler.]      [Stoll.]  30  sie    XQvaui    i'vyysq,    Zsiqtjvcov   zlvcc    anrixavoai 

Kelainos  {KsXaivög),   1)  Sohn  des  Poseidon  nn&w.     Huschke  und  Boettiger  im  Neuen   T. 

und  der  Danaide  Kelaino,   Strab.  12,  579.  —  Merkur  1800,  2  p.  38  ff.    Boeckh  zu  Pind.  1.  1. 

[Sein    Haupt    erscheint    mit    der    Binde    ge-  Lobeck,  Agl.  2,  906.     [Stephani,   G.   r.  p.   Va. 

schmückt    mit    der   Beischrift   K6AAIN0C    auf  1866    p.  19    Anm.  3,   p.  58.   H.  Schrader,  Die 

autonomen    Münzen     von    Apameia    Kibotos,  Sirenen.    Berlin  1868  p.  101.  Drexler.]    [Stoll.] 

Mi.  S.  7,  510,  146.    Imhoof,   Griech.  Münzen  Keleos   {KsUös),   1)  alter  König  in  Eleusis, 

p.   729    nr.   651  Taf.    12,   3.     Drexler.]      [Den  welcher    die   Demeter,   als    sie,    die  verlorene 

Berggott    des  Kslaivog   X6q)og    erkennt    Over-  Tochter  suchend,  in  Eleusis  erschien,  in  seinem 

beck ,     Apollon    p.    467     in     einer     sitzenden  Hause    gastlich    aufnahm,    Hom.    H.   in   üer. 

männlichen  Figur    auf   einem   Sarkophag  mit  40  Apollod.  1,  5,  1.  3,  14,  7.  Paus.  1,  39,  1.  Schal. 

der  Darstellung   des  Wettstreits   des  Apollon  Aristoph.   Equ.    698.    Serv.  V.   Georg.   1,   147. 

und    Marsyas,    Fröhner,    Notice  de  Ja  sculpt.  Philarg.    V.  Georg.    1,  165.    Hesych.  s.  v.;  ein 

ant.  du  viusee  imp.  du  L^ouvre  p.  107  ff.  nr.  85.  altes  Thema  attischer  Gesänge,  Preller,  Dem.u. 

Mon.  d.   Lnst.    4    tav.  18.     Overbeck,  Apollon  Perseph.  106  Anm.  71.    Der  homerische  Hymnus 

p.  456,  A  nr.  8;  Atlas  Tfl.  25  nr.  9.     Drexler.]  auf  Demeter  erzählt,  wie  Demeter  in  der  Gestalt 

—  2)  Sohn  des  Phlyos,  eines  Erdgeborenen  zu  einer  trauernden  Frau  am  Juugfrauenbrunnen 
Eleusis,  Vater  des  Kaukon,  der  die  Mysterien  zu  Eleusis  von  den  Wasser  holenden  Töchtern  des 
der  grofsen  Göttinnen  von  Eleusis  nach  Mes-  Keleos  getroffen  und  in  ihr  väterliches  Haus  zu 
senien  brachte.  Paus.  4,  1,  4.     [Stoll]  ihrer  Mutter  Metaneira  [od.  Neaira;  s.  unt.]  ge- 

Kelaithros   {KiXc(L%-Qog) ,   Gründer  der  böo- .w  führt  ward,  welche  ihr  als  einer  dienenden  Magd 

tischen  Stadt  Kelaithra  in  der  Nähe  von  Arne,  die  Pflege  ihres  jüngst   geborenen  Söhnchens 

Steph.  B.  V.  XiXixid-Qcc.     [Stoll.]  Demophon  (s.  d.)  übertrug.    Demeter  wollte  dem 

Kelbidas   {KsXßtdag),    Gründer    der    archa-  Kind  durch  ihre  Wartung  und  Pflege  Unsterb- 

ischen  Stadt  Triteia,    angeblich  aus   dem   os-  lichkeit  und  ewige  Jugend  verschaffen,  wurde 

kischen     (unteritalischen)     Kyme     stammend  aber  durch  die  thörichte  Dazwischenkunft  der 

{Pausanias  7,  22,  4);   d.  h.   wohl  umgekehrt  Mutter  in  ihrem  Werke  unterbrochen  und  ver- 

(nach  der  Rück-  oder  Doppelwandei-ung) :  von  liefs  erzürnt  das  Haus.    Indem  sie  sich  jetzt  als 

Triteia  in  Achaia  aus  Kyme  besiedelnd,  wohl  Göttin  zu  erkennen  giebt,  befiehlt  sie  ihr  einen 

der  Vollname  zu  KeX^ig,  dem  'Idäischen  Dak-  Tempel   zu   bauen;    Keleos  läfst   in  einer   so- 

tylen',  Begleiter  des  Damnameneus  und  Akmon  no  gleich  berufenen  Volksversammlung  den  Tem- 

{Phoronis    frg.   2  Ki.),    die   mit   der   Adresteie  pelbau    beschliefsen,    der   unter   dem   wunder- 

zusammen  ans  der  Sikyonia  und  Aigialeia  nach  thätigen  Beistand  der  Göttin  schnell  vollendet 

dem  Ida übertragen  sind  (vgl.  Prtjf72/,i^fa?i°«q/W.  wird  (v.  94 — 300).     Hier  nahm  Demeter  ihren 

3.  Aufl.    'Adrasteia')   =   ZuiXiiig,   dem  Bruder  Sitz,    und   bevor   sie   den  Ort   verliefs,   um   in 

des    Damnameneus    und    Lykos,   dem    arkadi-  den  Olympos  zurückzukehren,  lehrte  sie  noch 

sehen  Teichine    bei   Nonnos  37,  334  und  be-  den  König  Keleos  und  die  ihm  beigeordneten 

sonders  14,  39tf. ;  vgl.  Fleckeisen  JB.  20,  1891  Fürsten  Triptolemos,  Diokles  und  Eumolpos 
165fP.  Diese  drei  Teichinen  werden  nach  Rhodos       die  Gebräuche  ihres  heiligen  Dienstes  (v.  473 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  ii.  röm.  Mytbol.  II.  33 


1027                       Keleos  Keleutheia                    1028 

— 477).    Vgl.  Paus.  2,  14,  2.    [Vgl.  auch  Mann.  geelirt  {Clem.  Protr.  1  p.  39  Putter);  im  Heilig- 

Par.  C.  I.  Gr.   2374,   23 tf.:  '4cp     ov   .drjiirirrjQ  tum  der  Metaneira  zu  Eleusis  in  der  Nähe  des 

cccpmoiiivri  slg  'A^rjvag  v.aQiiov    £q)v\r£^vsv  v.ai  Brunnens,  an  welchem  Demeter  gesessen,  I-'aMS. 

■nglönsiQa  £]iiqcc[i'&7]  Ttq^äzr]  S[hig(x.vT03v  T]pt-  1,  39,  1.  2.   —    Preller,  Dcmct.   u.    Persephone 

TiroUfiov     Tov     Kslsov     v.a.1     Nsulq ag,     itt]  92  fl'.    Griecli.  MyÜi.  1,635.    Welcker,  Zeüscltr. 

XHAAAAf    ßcccdsvovtog  'A&rivrjai,v  'Egcx^tcog,  f.  a.  Kunst  127  f.  .  [B.  Porster,  D.  Bauh  u.  d. 

cccp  ov  TQi7tTÖ[Xs(iog  b  Kslsov  zagnov]  tonsiQiv  Mückkehr  d.  Perseph.  1874  S.  30fF.  Mannliardt, 

£v  T^ 'PccQLoc -iicclovfisvr] 'EXsvgCvi -/.tX.    Röscher.]  MytJiol.    Forsch.   1884   iS.  213ff.     Töpffer,  Att. 

In  V.  153  fl".  werden  die  eleusinischen  Fürsten  Geneal.  S.  45.  61.  101.  108.     Bildliche  Dar- 

Triptolemos,    Diokles,    Pqlyxeinos,   Eumolpos  lo  Stellungen  des  Keleos  finden  sich  auf  Vasen 

und   Dolichos   genannt.     Über  das  Verhältnis  mit   der  Aussendung  des  Triptolemos:   so  auf 

dieser  ßaadBig  zu  Keleos  s.  Ugen  und  Vofs  zu  dem  Agrigentiner  Uefäfs  C.  I.  Gr.  7434^^,  wo 

V.  97.    Preller,  Dem.  104  f.,  vgl.   Plut.  Sympos.  ÄE^fogund'lTrTro'O-wj' inschriftlich  gesichert  sind; 

4,   4,    1.      [Philochor.   fr.   28     Müller. ~\      Von  vielleicht    auch    auf    der    Petersburger    Vase 

dem    apokryphischen    Eumolpos    gab    es    ein  nr.  1207,  der  Münchrfner   nr.  336;  ferner  wohl 

Gedicht,   nach  welchem  der  mystische  Dienst  auf  Sarkophagen:   F'ürster,  Ärch.  Ztg.  33,  82. 

zu    Eleusis   von    Demeter    den    Töchtern    des  Mehr   bei   üverbeck,  Kunstmythol.   Demeter  u. 

Keleos  übergeben  wurde,   Suid.  v.  EvfioXnog.  Kora  S.  530tt'.  542,  besonders  S.  546.    S.  auch 

Eudoeia  p.  167,   vgl.  Paus.  1,  38,  3.    Preller,  Annali   d.    I.    1844    S.   149  ff.     1850    S.  113  ff. 

Demet.  105.     Ihre  Namen  sind  im  homerischen  2ü  1856  S.  82.    Koscher.]    —  [Vgl.  auch  die  Epi- 

Hymnus   (109  f.)   Kallidike,   Kleisidike,    Demo  gramme  von  Lindos:  Loeioy,A.E.M.  7  p.  126 

und  Kallithoe;  Pamphos  nannte  sie  Diogeneia,  —130    nr.    55  =  Anthol.   ed.   Dübncr   15,    11, 

Pammerope  und  Saisara,  Paus.  1,  38,  3,  welcher  Z.  7ff.: 

sagt,  dafs  Homer  hierin  mit  Pamphos  überein-  v  „            >        '*     i      '     '^o,  „    '    _/„,    A7-.„e.'.„ 

stimme,    eme    sehr   zu    bezweifelnde    Angabe,  ,  .    "     '    ^     r  ^         ^    >         '       ''' 

welche    mancherlei    Vorschlage   zur  Änderung  '-     *   "^    , '   ,  ,     ^    ^  f^r       '             '     ~ 

des  lextes  des  liomenschen  Hiimnus  sexdjdi&isx,  "             ,  .^^           -              >      m  ' 

hat,  Vofs  zu  H.    Hymn.    Cerer.    v.   474 — 478.  ^             ^  '           '           ^  '            ' 

Baumeister  zu  v.  109  ff.  Preller,  Dehnet.  68  Anm.  und  nr.  56: 

u.  105.  —  Keleos  heifst  Sohn  des  Autochthonen  30  -,         •           -•      "       -u-  ^   -      i      '  ^        '      ~ 

,V,        ■          1      -10.     1       -■••     1             i       TT-    ■  ■  ■  .\Tto7covoq  atv  eriv  Kslsog  Jriarix^Qog  ayvrig, 

Eleusis  und  gut  also  lur  den  ersten  Konig  von  ^  -           i'   c"    '            rr            '.*      'j  i  -     '    '  ' 

Eleusis  iH.Eymn.Cerer.i05.    Preller, Dem AOl),  ^«^^«^  ^    E.hc^.os,    T^s^rcov.dog  JyXcoxa^rog. 

und    Eleusis    bleibt    immer    vorzugsweise    die  B.  Förster,    Der   Bauh   u.   die   Bückkehr   der 

Stadt  des  Keleos,   Stat.  Theh.  12,  619.   Nonn.  Persephone  p.  288.   Gh.  Lenormant  et  de  Witte, 

Dionys.  13,  185.     Spätere   Fabeln    bezeichnen  Elite  ceram.  'S,  62.    Stephani,  G.  r.  p.  l'a.  1859 

ihn  als  einfachen  Hirten  und  Bauern,  Ov.  fast.  p.   75  f.   94.   104.   108;    p.  l'a.  1862   p.  34.  53. 

4,  507.   Verg.  Georg.  1,  165.    Sein  Name  hängt  Strube,  Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleu- 

wohl   zusammen   mit  v.slav(o  (==  v.oiQavog,  H.  sis.    Leipz.   1870    p.  2  ff.    und    Suppl.    hrsg.   v. 

Hymn.  Ger.  96),  Methodios  b.   Et.  M.  59,  43.  Brunn.  Leipz.  1872.  4»  p.  8.  Drexler.]  —2)  Ein 
Schwenek,  Andeutungen   114.     Dagegen  leitet  40  Kreter,  welcher  mit  Aigolios,Laios  und  Kerberos 

ihn  Welcker  zu  Schwenek  von  xaiw  ab,  Preller,  (s.d.)  in  die  den  Göttern  und  Menschen  verwehrte 

Demet.  107,  72.   —   Demophon,   der  Sohn  des  Höhle  in  Kreta,  in  welcher  Zeus  geboren  worden 

Keleos,   tritt  in  den  sj^äteren  Sagen  ganz  zu-  war  und  die  heiligen  Bienen,  die  Ernährerinnen 

rück,  und  an  seine  Stelle  tritt  Triptolemos  als  des  Zeus  sich  befanden,   eindrang,  um  Honig 

Sohn  des  Keleos  und   der  Metaneira  und   als  zu  rauben.     Als   sie   von  dem  Honig  nahmen 

Pflegling  und  begnadeter  Liebling  der  Demeter.  und  die  Wiege  des  Zeus  sahen,  sprangen  die 

ApoUod.1,6,3.  Paus.  1,  14:,2.  Bakchyl.h.  Schul.  ehernen    Rüstungen,    die    sie    angethan,    von 

Aristopih.  Ach.  47.    Ov.  fast.  4,  550.    Serv.  Verg.  ihrem  Leibe,    Zeus   donnerte    und    wollte   die 

Ge.  1,147. 163.  Phüarg.  Verg.  Ge.  1,  165.  No?in.  Räuber  mit  dem  Blitz  zerschmettern;  aber  die 
Dion.  19,  82.    Vofs  zu  H.  Hym.  Ger.  153 — 155,  50  Moiren    und  Themis    hinderten  ihn,    weil   an 

s.    Triptolemos.    —  Nach  Hyg.  f.   147    wollte  dem    heiligen   Orte    niemand    getötet    werden 

Keleos,  der  Fürst  von  Eleusis,  den  Triptolemos,  dürfe.    Daher  verwandelte  er  sie  in  die  Vögel 

Sohn  des  Eleusis,   als  er  von  seinen  Wände-  gleiches    Namens,     welche    von    guter    Vor- 

rungen  nach  Eleusis  zurückkehrte,  töten,  mulste  bedeutung    waren,    A^it.   Lib.   19.     An  dieser 

ihm  aber  auf  Anordnung  der  Demeter  die  Herr-  letztenStelle  xmnut  Antoninus  AQ,n\  oge\v.oloi6g, 

Schaft   abtreten.      Die   Geschichte   kam    wahr-  während  er  früher  den  Waffenmann  Kelsög  ge- 

scheinlich   in  dem   Triptolemos    des   Sophokles  nannt  hat.     Von   einem  Vogel   v-slsüg  spricht 

vor;    doch  will    Welcker,   Gr.    Trag.  1  p.  301  Arii,tot.H.A.^,b,A..Hesycli.\iL.Et.M.s.\.\ß>io\\:\ 

für  Keleos  Kepheus  setzen,  der  bei  Myth.  Vat.  Keleus  =  Kileus  (s.  d.). 
2,  99.    Schol.  Stat.  Theh.  2,  382  genannt  wird;  6o      Keleustauor  {KilsvczävcoQ),  Sohn  des  Hera- 

bei  Serv.   V.  Ge.  1,  19   heifst  er  Kephalos.  —  kies  von  der  Thespiade  Iphis,  Apollod.  2,  7,  8. 

Die  Phliasier  nannten  ihren   Ackerheros  Dys-  [Stoll.] 

aules,   der    ihnen    die    Demetermysterien    von  Keleutheia  (ÄEAsv'ö'fio;),  Beiname  der  Athena 

Eleusis  aus  gebracht  haben  sollte,  einen  Bruder  in  Sparta,  Paus.  3,  12,  4.    Odysseus  hatte  der 

des  Keleos,  nach  welchem  er  den  phliasischen  Athena    ein    Standbild    errichtet    und    diesem 

Flecken  Keleai  benannt  habe,  Paus.  2,  14,  2.  den  Namen  Keleuthia  gegeben,  nachdem  er 

Welcker  zu  Schivenck  304.     Keleos  und  seine  im  Wettlauf  vor  den  anderen   Freiern  {Paus. 

Töchter  wurden  zu  Eleusis   durch  Monumente  3,  13,  6)   die  Penelope  errungen;    auch  hatte 


1020                     Keleutheial  Kenclireios                     1030 

er    der    Göttin    drei,    von    einander    getrennt  4,    '282    war  Kelmis    ein    treuer   Pfleger    und 

stehendeTeiupelgestiftet, Prtt<s.3, 12,4.  [Höfer. ]  Freund  des  kleinen  Zeus,   wurde    aber   später 

Keleutlieiai ,    vgl.   He>>ych.  KsXev&siag    zag  von    ihm    wegen    irgend    eines    Vergehens    in 

svoö[£]iovg  Saiftovoig.     Gemeint  scheinen    also  einen  harten  Diamant  verwandelt.   Nonn.  Dion. 

weibliche   Dämonen,    die    höSioi    waren,    wie  14,  39.  23,  156  nennt  ihn  einen  Teichinen,  io&., 

z.  B.  Hekate,  und  ihr  aus  den  Seelen  der  Ver-  Aglaoj)h.  2,  1177.  1181.  Sclmenck,  Andeutungen 

storbenen  bestehendes  Gefolge.     Vgl.  auch  die  172.     Preller,  Gr.  Mytli.  1,  544,  2.     [^Kremmer, 

„dii  penntes  et  viales  f=  animales)  bei  Serv.  De  catalogis  heurcmatum.    Leipzig  1890.  S.  29. 

s.  Verg.  A.  3,  168  und  Laheo  daselbst,  sowie  31.  Röscher.]  [StoU.]  Bei  Nonn.  Dionys.  14, 
die  äi  Blvii,  Trivii  n.  ^«acZm'w  der  römischen  lo  39.  21,  195.   23,   156.    37,   164.    263.   290.   306. 

Inschritten.     [Roscher.J  334.  346.  452.  471  liest  man  gewöhnlich  Zv.il- 

Keleiitor   {Kflivtaq),    Sohn    des  Agrios  in  iiig  siM>  Ksliiig.   Nach  ilesi/c/j.  bedeutet  Äg/tfitg- 

Kalydon,  der  mit  seinen  Brüdern  ihrem  Oheim  nuig  ?j  lvv.iQ-ov.    Von  Leuten,  die  sich  und  ihrer 

Oineus  die  Herrschaft  nahm  und   dem  Agrios  Kraft  allzuviel  zutrauten,  gebrauchte  man  das 


o 


gab.     Dafür  wurden   sie  von   dem   aus  Argos  Sprichwort    KsXiiig    sv   ai8riQ(p    Plut.  a.  .a.  0. 

kommenden  Diomedes,  dem  Enkel  des  Oineus,  Zenoh.    4,  80.     Prelhuitz ,    Die    Teichinen    bei 

getütet,    mit    Ausnahme    von    Onchcstos    und  Bezzenbergcr ,    Beiträge    15,    154    Anm.    leitet 

Thersites,    Apollod.   1,   8,   6.     PauH.   2,   25,   2.  den    Namen    Ksliiig  von   indogerm.     *kelmos 

Hyg.  f.  175,  s.  Agrios  nr.  6.     [Stoll.]  (nhd.  Helm)  =  'Helmschmied'  ab.    Vgl.  oben 

Kelkain  {KsI-aulu).!  Beiname  der  Artemis  in  20  Kelbidas.    [Höfer.] 

Attica,  Arrkin.  7,  19,  2.  C.  I.  G.  1947.    [Anecd.  Keltine  {Kfltcvr]),  s.  Keltos. 

rar.   Gr.   et  Lat.   edd.  SvhocJl  et  Studemund  1  Kelto  {Kdru)),  s.  Keltos.     [Stoll.] 

p.  270.      Correspondance    inedite    du    comte  de  Keltos  (KsXzög),  1)  Sohn  des  Herakles,  den 

Caylus  avecle  P.  Paciaudil  p. LXVIf.  Drexler.]  er  mit  Keltine,  der  Tochter  des  Bretannos,  im 

Petersen,  Die  dreigestaltige  Hekate,  arch.  epigr.  Keltenlande  zeugte,   als  er   auf  der  Rückkehr 

Mitt.  aus  Österr.   5   (1880),  21  ff.  handelt  aus-  von    Erytheia    begriffen    war.      Das    keltische 

führlich    über    dieses    Epitheton    der   Artemis  Land  erhielt  seinen  Namen  von  Keltos,  Parthen. 

und  vermutet,    dafs   das  von  Arrian.  a.  a.  0.  30.    Nach  Et.  M.  s.  v.  KslxoC  zeugte  Herakles 

erwähnte    t%    'Agzifii-dog    z6    tSog ,    das    von  den  Keltos  mit  Kelto,  der  Tochter  des  Bretan- 
Xerxes  nach  Susa  entführt  und  von  Alexander  30  nos.      Bei    seinem    Abzug   hinterliefs    er    der 

dem    Grofsen     wieder    nach    Athen     zurück-  Kelto   seinen  Bogen,   mit  dem  Befehle,   wenn 

geschickt  worden  war,  das  älteste  athenische  ihr  Kind  ein  Sohn  sein  werde,  solle  er  König 

Bild    der   Artemis    Brauronia   und    dafs    diese  werden,  sobald  er  den  Bogen  spannen  könne, 

mit   der  Artemis   Kelkaia   identisch   sei.     Ein  Ebendaselbst  heifst  Keltos,  nach  welchem  das 

Hekataion    der    Sammlung    Modena    in    Wien  Keltenland  benannt  war,   Sohn   des  Herakles 

(abgebildet   arch.    epigr.    Mitt.    aus    Österr.    4  und   der  Sterope,    der  Tochter  des  Atlas.  — 

Taf.  5,  1),  nach  Mommsen  (C.  7.  L.  3,  3156a)  2)    Kslrog,    ein    Phrygier,    Sohn    des    Meges, 

dalmatinischer  Herkunft,   trägt  die  Widmung  Enkel    des    Dymas,    zugleich   mit   Eubios   von 

Deanae    Ctlceitidi    Flavius    Silvanus    pos.    —  Periboia  an  den  Ufern  des  Sangarios  (vgl.  II. 
Petersen  a.  a.  0.,  vgl.  9,  63,  erklärt  diese  als  40  IG,  719)  geboren,  vor  Troja  mit  seinem  Zwillings- 

Hekate  gebildete  Diana  Celceitis  für  dieselbe  bruder    von   Neoptolemos    erlegt,    Quint.   Sni. 

Göttin    wie    die    Kelkaia.      Ein    Tempel    der  7,  611.     [Stoll.] 

Artemis   Kelkaia    (Kslyiatov)    findet    sich    auf  Kelusa  {Kr'jlovaa),  von  Poseidon  Mutter  des 

einer  Inschrift   aus   Nikopolis    (Epeiros)    lbqk-  peloponnesi.schen  Flufsgottes  Asopos,  Paus.  2, 

eauhrjv  zfj  &i(a  sv  Kslvaicp,  Ardi.  epigr.  Mitt.  12,  5.     [Stoll.J 

aus  Österr.    14 '(1890),    113  nr.  1.     [Eine  Dar-  Keiiaios  (Krivaiog),   1)  Sohn  des  Euphorion 

Stellung  der  Artemis  Kelkaia   haben  wir  viel-  oder  des  Elephoros,  nach  dem  das  Vorgebirge 

leicht   auf  einer    im    3Ius.   Sanclement.  Num.  Kenaion   auf  Euboia  benannt  sein  soll ,   schol. 

Sei.     2     p.    183     Tab.    19,     118     mitgeteilten  Suj^h.   Track.    237.   —    2)   Beiname    des    Zeus 
Münze   des  Trajan  zu  sehen:    AYTOK  TPAIA-  50  von    diesem    Vorgebirge,    wo    ihm    Herakles 

NOC,  Caput  Traiani  cum  chlamyde  ad  pectus.  einen    Altar     {Krivccia    tiQrjnLg    ßco^iäv,    Sopli. 

Bs.  TT6AK6A  Diana  venatricis  habitu,  d.  telum  Trach.  993)    errichtet  hatte   {Ax)ollod.  2,  7,  7; 

e  pharetra   dcpromens,    laeva    extcnta    arcum  vgl.    So])h.    Trncli.    753  f.)    Aescli.    fr.    29    == 

gcstans,  ad  pectus  canis  venaticus.     AE.  min.  Straho    10,  447.     So^^h.     Trach.    238.      Skylax 

Es  liegt   die  Vermutung  nahe,  dafs   San  Cle-  peripl.    p.   51    Gronov.     Suid.    s.   v.    Krjvaiog. 

mcnte  falsch  TT6AK6A   statt    K6AK6A   gelesen  [Auecdota   varia   Gr.    et  Lat.    edd.   Schocll   et 

hat.   Drexler.]     [Höfer.]  Studemund    1     p.    265.     266.     274.       Drexler.] 

Keliiiis  {KiXfiig,  der  Heizer,  der  Schmelzer?),  Ovid  Met.  9,  136.    Bei  Steph.  Byz.  s.  v.  Kdvai 

einer  der  idäischen  Daktylen,  P/toron«s  b.  *S'c/toZ.  {Kavutog   Zfüg    ov    (lovov    aitb    zov    Kavatov, 
Ap.   Rh.   1,   1129.     Sophokles    {fr.   336   Nauck)  m  dlXa  v.al  äno  zfjg  Kävrjg)  scheint  Kccvcdog  die 

b.  Zenoh.  4,  80.    C.  I.  Gr.  2374.  Strah.  10,473.  dorische    Form    für    Krjvatog    zu    sein.       Kurz 

Clem.  AI.  Strom.  1,  75.    Hesych.  s.  v.  —  Plut-  vor   seinem  Tode  opferte  Herakles   dem  Zeus 

arch.  Prov.  Alex,  sagt,  dafs  Kelmis  im  Ida  das  auf  dem   Kenaion,    Soph.   Trach.   287.     Diod. 

sprödeste  Eisen  bearbeitete.   In  der  korrupten  4,  37.  38;  Tzetz.  Lyk.  50.  51.  p.  348;    vgl.  die 

Stelle  des  Zenoh.  scheint  gesagt  zu  sein,  dafs  von  Stephani,  Compte  rendu  1869  180  angeführ- 

Kelmis  im  troischen  Ida  in  hartes  Eisen   ver-  ten  Stellen    und    die   Darstellung    des    Opfers 

wandelt  worden  sei,  weil  er  die  Mutter  Rhea  Bd.  1  Sp.  2235  Z.  55ff.     [Höfer.] 

übermütig  behandelt   hatte.      Nach    Ov.  Met.  Kenclireios   {KiyxQsiog),    1)  Flufsgott,   er- 

33* 


1031                      Kenclareis  Kentauren  (Abstaranmng)        103ii 

scheint  auf  Münzen  des  Antoninus  Pius  von  Kenchris  (KsyxQig),  Tochter  des  Pieros,  mit 
Ephesos  zusammen  mit  Kaystros,  beide  durch  ihren  Schwestern  von  den  Musen  in  einen 
die  Beischrifteu  KATCTPOC  •  KGNXPIOC  kennt-  Vogel  verwandelt,  Anton.  Lib.  9.  [Stell] 
lieh  gemacht,  gelagert  zu  Füfsen  des  Bildes  Kendreisos  (?).  In  der  Inschrift  C.  I.  Gr. 
der  Artemis  Ephesia,  Andr.  Morell'ms ,  Spe-  2049  wird  in  Philippopolis  eine  Phyle  Ksv- 
cimen  univ.  rei  numm.  ant.  Lipsiae  1695  dgiaeig  erwähnt.  BoecJch  vermutet,  dafs  die- 
p.  120  —  121  Tab.  10,  5  („in  tliesauro  Laiiio-  selbe  nach  einer  Gottheit  benannt  worden  sei, 
nn").  EcJchel,  D.  N.  V.  2  p.  522.  Cat.  Huber  wie  die  Phyle  'AQtfiiiaiäq,  C.  I.  Gr.  2047.  2048. 
p.  53  nr.  574;  desgleichen  auf  Münzen  des  In  derselben  Stadt  wurden  Festspiele  Kendrei- 
Septimius  Severus,  Vaillant,  Num.  Gr.  p.  82  lo  seia  gefeiert,  Eckliel,  D.N.  V.  2  p.  44;  4  p.  437. 
(„Fr.  Cameli"),  p.  344f.  Mi.  S.  6,  155,  497.  Sestini,  Mus.  Hedermr.  1  p.  74  nr.  44  Tb.  1 
Allein  kommt  er  vor  mit  der  Beischrift  KEN-  Fig.  14  (KENAPEICEIA  •  TTY0IA).  Sestini,  Lett. 
XPIOC  unter  Hadrian,  Mi.  8.  6,  138,  396  nach  num.  cont.  3  p.  35  =  Mus.  Hedervar.  1  p.  74 
.S'esimi,  ikfws.iafed.  2,  166,  52  =  Trtc^flt/nr.  7354,  nr.  43.  Wiczay  1  nr.  2456  Tab.  10  nr.  209 
und  unter  Severus  Alexander  mit  der  Beischrift  (KGNAP6CIA  •  TTY0IA).  Diese  KeNAP€CIA 
KENXPeiOC,  Mi.  3,  115,  398  (Gab.  Cousinery).  kommen  auch  vor  auf  Münzen  von  Nikaia, 
—  2)  Sohn  des  Poseidon,  Stepli.  Byz.  s.  v.  TIead,  H.  N.  p.  443.  [Drexler.] 
KlyxQ^eii,  ?,.  nuten  ä.  Kxt.Kenchrias.  Als  zwei  Kentauren  {KsvzavQoi, 'iTinoyiBvravQOL). 
gelagerte  männliche  Figuren  erscheinen  die  t  t-w-  -n«-  ^.i  ■^  » i.  ... 
Personifikationen  der  beiden  Häfen  von  Ko-  so  ^'  ^'^  Mythen  von  ihrer  Abstammung, 
rinth,  Lechaion  und  Kenchreai,  nach  Millinytn  Hinsichtlich  ihrer  Abstammung-  hat  man 
und  Gardner,  Countries  and  cities  in  an-  zwei  Klassen  von  Kentauren  zu  unter- 
ere«* art,  Journ.  of  hell.  stud.  9,  1888  p.  69  scheiden,  die  auch  ihrem  Wesen  und  Cha- 
beide  mit  einem  Ruder,  nach  Imhoof-Gard-  rakter  nach  sehr  wesentlich  von  einander 
ner,  Numism.  Commentary  on  Pausanias  und  verschieden  sind.  In  die  erste  gehören  nur 
Head  die  eine  mit  einem  Ruder,  die  andere  zwei:  Cheiron  und  Pholos.  —  Cheiron  (s.  d.) 
mit  einem  Anker  in  der  Hand,  zu  beiden  ist  der  Sohn  des  Kronos  (Saturnus)  und  der 
Seiten  der  Aphrodite  auf  Akrokorinth  auf  Phil[l]yra,  einer  Tochter  des  Okeanos,  und 
Münzen  des  Septimius  Severus  von  Korinth,  wird  daher  KQoviärjg  und  ^illvgidrig  (phiiy- 
Millingen,  Syll.  of  anc.  coins  p.  56  f.  PI.  2,  30.  30  reius)  genannt  {Hes.  Tli.  1002.  Euvielos  [?J  b. 
Tmhoof- Gardner  p.  18  nr.  7,2,  p.  26  sub  nr.  33  Schal,  z.  Ap.  Bh.  1,  554  [=  Fr.  ep.  gr.  ed. 
PI.  G,  134.  Head,  Cat.  of  Greek  Coins  [in  the  KinM  1  p.  8].  Find.  P.  3,  1  u.  4.  ib.  4,  103 
Brit.  Mus.]  Corinth  p.  85  nr.  652  PI.  21,  14.  —  u.  112.  9,  31.  Nem.  3,  43  u.  47.  Ap.  Ph.  2, 
Gardner,  Journ.  of  h.  st.  a.  a.  0.  bemerkt  zu  1232  fi'.;  vgl.  ib.  1,  554.  Apollod.  1,  2,  4.  Verg. 
der  Darstellung:  „it  would  seem  that  the  tico  Geo.  3,  550.  Propcrt.  2,  1,  60.  Ov.  Met.  2,  676. 
are  personifications  of  Lechaeum  and  Cenchreae,  Fast.  5,  383  ff.  A.  A.  1,  11.  Schol.  Germ.  Arat. 
perhaps  in  the  persans  of  Leches  and  Cenchrias  87  5.).  Nach  Eiimelos  (?)  a.  a.  0.  und  Phere- 
tivo  sons  of  Poseidon  {Paus.  2,  2,  3),  ivho  loere  kydes  b.  Schol.  Ap,  Bh.  2, 1232  ff.  wohnte  Kronos 
eponymous  heros  of  the  harbours."  Als  zwei  (s.  d.)  der  Philyra  in  Gestalt  eines  Bosses*)  bei, 
langbekleidete  Nymphen,  stehend,  jede  ein  40  während  er  sich  nach  Ap.  Bh.  a.  a.  0.  und 
Ruder  in  der  Hand,  den  Arm  um  die  Schulter  Schol.  (vgl.  Verg.  Geo.  3,  92  ff.)  erst  dann  in 
der  anderen  gelegt,  mit  der  Beischrift  LECH  ein  solches  verwandelte,  als  ihn  Rheia  mit  der 
und  CENCH  sind  die  Personifikationen  der  Philyra  auf  der  Insel  Philyreis*=^)  überraschte, 
beiden  Häfen  dargestellt  auf  einer  Münze  des  worauf  Philyra  aus  Scham  nach  Thessalien 
Hadrian  von  Korinth,  Imhoof- Gardner ,  Num.  entwich,  wo  sie  den  Cheiron  gebar.  Nach 
Comm.  on  Paus.  p.  15  nr.  7,  1  PI.  C,  40.  Hyg.  f.  138  fand  die  Liebschaft  des  Kronos 
Gardner,  Journ.  of  h.  st.  9  p.  69.  Head,  C.  in  Thrakien  (Thessalien?  vgl.  Verg.  Geo.  3,  94 
Gr.  C.  Corinth  p.  75  nr.  595  PI.  19,  15.  Phi-  und  Philarg.  z.  Verg.  Geo.  3,  93)  statt,  und 
lostratus,  Imagg.  2,  17  beschreibt  ein  Ge-  Philyra  wurde  nach  der  Geburt-  des  Cheiron 
mälde,  auf  welchem  Lechaion  in  Gestalt  eines  .'io  in  eine  Linde  verwandelt  (vgl.  Philurg.  a.  a.  0.). 
li£iQDC%iQv  und  Kenchreai  in  Gestalt  mehrerer  Ganz  abweichend  ist  die  von  Suidas  in  seinen 
Mädchen  den  gelagerten  Isthmos  umgeben.  Thessalika  überlieferte  Genealogie  des  Cheiron, 

[Drexler.]  wonach  er  der  Sohn  des  Ixion  und  Bruder  des 

Keuchreis    {KtyxQstg),    Gemahlin  des   assy-  Peirithoos   war    {Schol.  Ap.    Bh.   1,   554  u.  2, 

rischen  (und  kyprischen)  Königs  Kinyras,  Mutter  1231).     Wahrscheinlich  erklärt  sich  diese  Ab- 

der   Smyrna  oder  Myrrha,    Ov.   Met.  10,  435.  weichung   einfach  aus  der  Verwechselung  des 

Hyg.  58.     Lactant.  fab.  10,  9.     [Stoll.]  Cheiron,  der  oft  schlechtweg  ÄtVrojvpo?  heifst, 

Kenchrias    {KayiQiag),   Sohn    des   Poseidon  mit    Kivzavgog,    dem    Sohne    des   Ixion    und 

und   der  Peirene,  Bruder  des  Leches.     Als  er  Stammvater  der  anderen  Kentauren  nach  Pin- 

VOn __ Artemis   getötet   wurde ,    entstand   aus   den  eo        *)  offenbar  um  die  Rofsgestalt  des  Cbeiron  zu  erkläreu. 

Ihranen     der    Mutter    die    kormthlSCUe    Quelle  **)  [Diese  'Insel    PMlyi-eis'    ist    keine    andere   als    die 

Peirene.      Nach    den    beiden    Brüdern   erhielten  'Inael  Lakereia',  auf  welcher   dasselbe  Paar  Philyra  und 

die     korinthischen    Häfen     Kenchreai     und    Le-  Kronos  den  Aphros,  Vater  der  Aphrodite,  erzeugte:  CAro- 

chaion    ihre     Namen,     Paus.   2,    2,    3.     2,    3,    3.  '"^'''"   i'asch.    p.  66    Bonn.    Joann.  Antloch.   F.H.G.  4,   541, 

Steph.  B.  V.  KsyXQSai,   wo  er  Kenchrfios'heifst.  *'  "*   ^"^     (Sexlo^)    Aphrikanos;     nämlich   die    thesalische 

Auch  das  argolische  Kenchreai  soll  nach  diesem  p'^*  ^.^':':;'^'^  .^"^^  der  Boibeis.    Bie  Verlegung  in  den 

c^u          1        D-             i_               X        •         T.           ^^.^  Pontos  ist   durch   die  Homonymie   des  pontischen   Volks 

^^.^"^  der  Peirene  benannt  sein.  Paus.  2,  24,  8.  .,e,  .^,;.      ,  verschuldet.    Vgl.  pnuoiogm^  n.  f.  3  i89o 

Volcker,  lapet.  Geschl.  120.  189.     [Stoll  ]  s.  ii6.    Tümpel.] 


1033         Kentaiireh  (Abstammung)  Kentauren  (Abstammung)         1034 

dar.    —    Pholos  (s.  d.)  dagegen,   der  Epony-  xivt?  8i  [qpaet]  d'owAIAI  <(AIAI,  vgl.  Sp.  766,64; 

mos  des  Pholoegebirges  an  der  Grenze  von  767,  14.  20.  47.  Tümpel)» '74''ovo:  (LKy/yv««,  «ft"  ^*^ 
Elis  und  Arkadien,  ist  nach  ApoUod.  2,  5,  4  nal  Flr^yaeov  rbv  titsqcotov  kutci  trjv  avxriv 
(vgl.  l'ind.  Fr.  57  B.  b.  Paus.  3,  25,  2)  der  vv-nta,  j^  äv  ysvsad'aL  KEvravQov,  aqp'  oi)  noXv 
Sohn  des  Seilenos  und  einer  melischen  Nymphe  nXiiQ-oq  yivBzai.  —  [Dia  ist  selbst  Kentaurin. 
(vgl.  über  diese  Hes.  Tli.  187.  Callim.  Ity.  in  Denn  l.mufs  sie  Rofsgestalt  gehabt  haben,  wenn 
lov.  47.  Ap.  Bh.  2,  4  u.  Schol.  Tzetses  z.  Hes.  Zeus,  um  mit  ihr  den  Peirithoos  zu  erzeugen 
Op.  145.  ]\lax.  Mayer,  Gigant,  u.  Titan.  S.14ft'.).  l'mtoj  biioioj&si?  avzrjv  TtsQi&hiv  mufste  (Eust. 
Beide,  Cheiron  und  Pholos,  sind  insofern  von  den  11.  J  265  p.  100,  45;  Et.  31.  p.  668,  16;  Nonn. 
übrigenKentauren  verschieden,  als  ihnen  ein  mil- 10  7,  125,  einend.  Welcher  Ep.  Cycl.  1,  217'^, 
der,  gastlicher  Charakter  eigen  ist,  und  nament-  16,  241);  2.  floh  nach  dem  unglücklichen 
lieh  dem  Cheiron  (s.  d.)  allerlei  wohlthätige  Lapithenkampf  Dia  mit  den  übrigen  Kentauren 
Künste  und  Thätigkeiten  zugeschrieben  werden  nach  Malea,  um  von  dort  allein  'umkehrend' 
(s.  jedoch  Sp.  1055  Anm.).  —  Ganz  anders  lautet  mit  Zeus  den  Peirithoos  zu  erzeugen:  Scli.  A 
die  Genealogie  der  übrigen  Kentauren,  D  II.  A  263,  wo  za  bessern  ist:  . . .  AaniQ-ai 
über  deren  Charakter  weiter  unten  gehandelt  ölcÖkovolv  avzovg  als  Mccläav  OQog  rrjg  IlfXo- 
werden  soll.  Nach /-"mf/or  sind  dieselben  Söhne  Ttovvr]aov  rj  ös  tTlNI  (1.  Jia)  dvaatgacpo- 
des  Kentauros  (bei  Tzctz.  Chil.  7,  40  u.  9,  477  [isvrj  (lazaßalövn  zfjv  cpvßiv  slg  i'rniov  AIEMIPH 
heifst  er  Imbros),  eines  frevelhaften,  weder  (1.  zJit  ifiiyri)  »tat  zov  TtQoaiQrifiävov  iyävvrjaa 
den  Menschen  noch  den  Göttern  wohlgefälligen  20  TJtiQiQ-oov,  og  olvoficca&rj  uno  toü  nsgi^alf 
Ungetüms,  das  die  Wolke  {NBcpslcx)  gebar,  tmicp  hnoia&ävza  rbv  Aia  Iv  tm  \iiyvvG%(xi  rrj 
welche  der  nach  der  Hera  lüsterne  Ixion  (s.d.)  firjzgl  avzov  (sc.  Jia)*).  Tümpel.] — Mehrfach 
statt  dieser  umarmt  hatte.  Dieser  Kentauros  heifsen  die  Kentauren  nach  ihrer  Abstammung 
[hatte  nach  Schol  V  Od.  (p  303  seine  Doppel-  ;mZ>(V/«jae  (Fert/.  yl.  7,  674. 8,  293.  Ov.  ^/.  12, 211. 
gestaltnach  dem  doppelten  Vorbild  des  mensch-  541.  Stat.  Th.  5,  263)  oder  Ixionidae  {Lucan.  6, 
liehen  Vaters  und  der  rofsgestaltigen  Mutter  386).  Scbliefslich  müssen  wir  in  diesem  Zusam- 
[Tümpel.]  und  begattete  sich  mit  magnesischen  menhange  noch  der  verschiedenen  Kentauren- 
Stuten,  welche  am  Fufse  des  Pelion  weideten.  genealogieen  des  Nonnos  gedenken,  welcher 
So  entstanden  die  wunderbaren  Mischgestalten  im  14.  Buche  seiner  Dionysiaka  drei  Arten  von 
der  Kentauren,  welche  am  Unterkörper  den  30  Kentauren  unterscheidet,  die  alle  den  Dionysos 
Müttern,  am  Oberleibe  dem  Vater  ähnlich  sahen  auf  seinem  indischen  Zuge  begleiten.  Als 
{Find.  F.  2,  A2S.U.  Schul.  Wagner,  Epitoma  ex  erste  Klasse  erwähnt  er  (v.  49ff.)  den  Pholos 
Apollod.  hihlioth.  p.  57.  148.  Lucan.  6,  385 f.  und  Cheiron  u.  s.  w.,  die  zweite  Klasse  sind 
Eust.  in  II.  102,  15.  Schol. II.  1,  268;  vgl.  Hyg.  die  gehörnten**)  Kentauren  (144,  180;  vgl. 
f.  33  u.  34  u.  Schal.  Luc.  p.  56  ed.  Jacohitz).  20,224),  Söhne  derHyaden,  welche  ursprüng- 
Ganz  ähnlich  lautet  die  eine  der  Versionen,  lieh  Menschengestalt  besafsen,  aber  von  Hera 
welche  Diodor  i,  69  f.  überliefert:  Ixion*)  habe  zur  Strafe  für  die  Bewachung  und  Pflege  des 
mit  der  Wolke  nicht  einen,  sondern  mehrere,  neugeborenen  Dionysos***)  verwandelt  wurden 
und  zwar  menschengestaltigeKentauren  gezeugt,  (14,  143 — 192;  die  Namen  ihrer  12  Führer 
diese  aber  seien  auf  dem  Pelion  von  Nymphen  40  sind:  Spargeus,  Gleneus,  Eurybios,  Kepeus, 
aufgezogen  wordea  und  hätten  sich  später  mit  Rhiphonos,  Petraios,  Aisakos,  Ortbaon,  Amphi- 
Stuten  vermischt,  aus  welchem  Verhältnisse  die  themis,  Faunos,  Phanes,Nomeion;  vgl.v.  186fl^.); 
misch  gestaltigen  (^iqpvfrg)  Hippokentauren  ent-  die  dritte  Klasse  endlich  bilden  die  (kyprischen) 
Sprüngen  seien.  ISIach  der  zweiten  von  Diodor  Söhne  des  Zeus  und  der  Gaia,  welche  aus 
a.  a.  0.  überlieferten  Version  dagegen  war  dem  Samen  entstanden,  den  der  in  Aphrodite 
Kentauros  der  Bruder  des  Lapithes  und  Sohn  verliebte  Zeus,  als  er  diese  vergeblich  ver- 
des  ApoUon  und  der  Stilbe.  Endlich  gedenkt  folgte,  auf  die  Erde  fallen  liefs  (14,  193  fl'.  vgl.  32, 
Diodor  noch  einer  euhemeristischen  Tradition,  -  72  tf.  5,  614). f)  [Hinsichtlich  der  sogen.  Seeken- 
wonach die  Kentauren,   die  Söhne  des  Ixion 

und    der   Nephele,    gewöhnliche   Menschen    ge-  50  Flügelpferden  und  Kentauren  auf  uralten  Gefäfafragmen- 

wesen      seien,      welche     zuerst     die     Kunst      des  ^""^   '^"^   Kameiros    und    anderen   Bildwerken    (MHcUhüfer 

Reitens  übten  und  infolge  dessen  vom  Mythus  ^fen^g  "'^-'9' "''''''"■'  ^^  ""  ""■  ^'  ^'°^  ^^^^^^^^-   ^^i. 

als  mischgestaltig  {Siqivaig)  aufgefafst  worden  "^  T^  [Dasselbe  Zeus-Abenteuer,  in  3  Worte  zusammen- 
wären {Diod.  4,  70,  vgl.  Palaeph.  1.  Schal.  Verg.  gezogen,  in  dem  von  nS/er  (s.  ob.  1  Sp.  2671,  40ff.)  un- 
GeO.  3,  115;  mehr  b.  BoecTch,  Schol.  in  Find.  nötig  beanstandeten  Polypoites-Stemma  F.mtalh.  IL  B 
[Tom.  2]  p.  319).      Sehr   merkwürdig   ist   die    in  738  p.332,  36,   das    durch   ein   Komma   sich    teilen   läfst : 

den  Schollen  \BfL)\  z.  II.  1,  266  überlieferte  noivnmtnivn,infiind>'>>w,>>v'hiy.('/:(hi<,>i^'innoöu- 

Version,  welche  die  Mischgestalt  der  Kentauren  ■'"'«'•    ^'"'««-  ersparte  sich  die  schon  vorher  (p.  100, 45 

■      j           TU         -KT      i-j.         11                       17  zu    II.   A    265)    gegebene    Ergänzung   zu    ov   f.  Z.     imitn 

aus  einer  in  derselben  Nacht  vollzogenen  Ver-  .        „  ,       /  *'    .      -    ,■  ^  n,        ,i 

,               IT-                 1     1        1     n..       li         T-.  <JU<Jt(j>9fii  y.ai  iitvei;  tu  Jiu.     lumpel.j 
miSChung   des  Ixion    und    des  beflügelten  Pega-  6O  ^.^  Gehörnte  Keniauren  kommen  auch  in  Bildwerken 
SOS  mit  einer  Sklavin  [Dia]  ZU  erklären  suchte**):  vor,  sogar  in  hocharchaisohen   von  Kypros,    Ohnefalsch- 
Richter  im  ,.  Ausland"  1891  S.  547;  vgl.  dazu  Nonn.  D.  5,  614; 
*)  [Nach  Diodor  'Gatte  der  Dia,  Besitzer  von  Bossen,  Knaack  im  Hermes  25,  82 f.;  femer  Salinas  Memorie  d.  I.  A.  2, 
die  ihm  als  Entschädigung  für  die  vorenthalteuen  Braut-  518.  Benndorf,  Ant.  v.  Zürich  458  Taf.  8,  94  und  die  Peters- 
geschenke der  Schwiegervater  abpfändet".     Tiinipel.]  burger  Vase  nr.  916.  Stephani,C.  R.  p.Va.  18~4  B.^  ■a.B.  SG, 'd. 
**)  Vielleicht  hängt  dieser  Mythus  mit  der  Erscheinung  ***)  Vgl.   auch   den    Sarkophag   in   Paris   hei  Froehner, 
beflügelter    Kentauren     auf     assyrischen     Bildwerken    (s.  Notice  du  Louvre  1,  295  u.  261  f. 

Sp.    1055)     und   etruskischeu    Buccherovasen    (Milchhöfer,  t)  [Diese  Aphrodite  ist  wohl  die  thessalische  Aphros- 

Anf.  d.  Kunst  in  Gr.  76),  sowie  mit   der  Gruppierung  von  tochter   aus    der  boibeischen   Lakereia,  die  in  die  Chei- 


1035  Iventaui-en  (Kampf  m.  d.  Lapithen)  Kentauren  (Kampf  m.  d,  Lapitlien)   1036 

tauren  s.  d.  Art.  Ichtbyokentaureii  u.  Triton.  Menschen  und  Kentauren  entstanden.  Auch  der 
Nur  beiläufig  sind  hier  noch  die  von  it(cmTO(i-era  Dichter  des  Herallesschildes  gedenkt  y.  178  ff. 
MstAü.  18.  28)  erfundenen,  im  Solde  des  Phae-  der  Schlacht  der  lanzenschwingenden (a^;i;ju.r^Ta:^; 
thon  stehenden  (geflügelten)  Nephelokentauren  vgl.  II.  12,  128)  Lapithen,  deren  9  Kaineus, 
zu  erwähnen,  als  deren  Föhrer  der  Schütze  aus  Dryas,  Peirithoos,  Hopleus,  Exadios,  Phale- 
dem  Tierkreise  fingiert  wird.  Auf  diese  Idee  ros,  Prolochos,  Mopsos,  Theseus  (s.  jedoch 
scheint  Lucian  durch  Arktoph.  Nub.  346  (vgl.  Hermes  27,  374 f.)  genannt  werden,  und  der 
Sdtol.)  und  Aristot.  n.  evvtivCcov  3  {cd.  BeroL  9  mit  Fichten  {^lüzai)  bewehrten  Kentau- 
p.  461^  20)  gekommen  zu  sein.  Mythische  ren  Petraios,  Asbolos,  Arktos,  Ureios,  Mimas, 
Ijedeutung  haben  sie  natürlich  nie  gehabt.]  lo  Perimedes,  Dryalos  und  der  2  Söhne  des 
11^)  Kampf  mit  den  Lapithen  (thessa-  Peukeus.  Hinsichtlich  des  engen  Zusammen- 
iis eher  Mythus;  vgl.  die  Münze  von  Ma-  hanges  dieser  Schilderung  der  Kentaurenschlacht 
gnesia  Thessaliae  in  der  ArcJi.  ZUj.  1847  mit  den  ältesten  Vasengemälden  und  dem  Kypse- 
Taf.  10,  5).  Derselbe  fand  nach  der  gewöhn-  loskasten  vgl.  die  von  Meyer,  Gandharven- 
lichen  Überlieferung  vor  dem  Kampfe  mit  Kentauren  S.  39  u.  60  angeführte  Litteratur. 
Herakles  statt  (vgl.  Apollod.  2,  5,4.  Scliol  Mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  läfst  sich  ferner 
Find.  P.  2,  85.  Schol.  11.  1,  263.  Ov.  Met.  12,  vermuten,  dafs  der  Kampf  der  Kentauren  und 
306  u.  535),  wonach  mehrere  später  von  Hera-  Lapithen  auch  in  den  verloren  gegangenen 
kies  erschlagene  Kentauren,  darunter  Pholos  Theteen  und  Kcntauromackicen  (vgl.  Ael  V.  H. 
und  Nessos,  den  Lapithen  entfliehen;  das  um-  20  11,  2)  eine  Rolle  spielte  {Meyer  a.  a.  0.  39). 
gekehrte  Zeitverhältnis  behauptet  nur  Schol.  Mehrere  Hindeutungen  auf  diese  Sage  finden 
/?.  1,  266  und,  wie  es  scheint,  Herodor  b.  Flut.  sich  bei  Findar  Fr.  147  (vgl.  Hör.  ca.  4,  2,  13) 
Tlies.  30).  Die  ältesten  litterarischen  Zeug-  u.  148  Bückli,  aus  denen  hervorgeht,  dafs  die 
nisse  für  diesen  Kampf  finden  sich  bei  Homer.  Kentauren  sich  in  Wein  berauschten  und  den 
II.  1,  262  fl'.  rühmt  Nestor  als  die  stärksten  unverwundbaren  Kaineus  mit  grünen  Fichten 
Menschen  der  Vorzeit  die  Lapithen  Peirithoos,  so  völlig  überschütteten,  dafs  er  aufrecht  in 
Dryas,  Kaineus,  Exadios  und  den  göttergleichen  die  Erde  hinabsank.  Auf  die  bei  dieser^  Ge- 
Polyphemos  und  sagt  ib.  267  von  diesen:  legenheit  hervortretende  Trunksucht  und  v^qiq 
>ca>r^aro.  ^\v  i'aav  ^ai  y^aQrCazoi,  'si^ixovro  ^Jf/  Kentauren  beziehen  sich  ferner  Stellen  wie 
^noo\v*)6o8a^cöoict  Ji  hnävX^A^oXsa- ^^  IhcognbU. Isoer.  10,2b.  Vercj.Geo  2,  A55ii.  Ilor^^ 
^'^  ^  -  '  ^^j,  crt.  1,  18, 8.  Von  den  Tragikern  scheint nament- 
Von  Polypoites,  dem  Sohne  des  Peirithoos,  ^l^}"  Aisehylos  in  seinen  vielleicht  von  (j««-rf  (vgl 
heilst  es  112,  742  ff.  (s.  Mcmnhardt,  A.  W.  ^^i^^,  172  u  242  ^it  Aesch  Fr.  178  11^  179 
u  F  K  46)-  ed.  JVaMcA;)  benutzten  l'e?-j7iö«6tfleH  die Lapithen- 
', "  f,  /  .  il  /  ,  ,  «  t,  s>  '  Schlacht  behandelt  zu  haben  (vgl.  TP'eZcVier,J.esc/t. 
zov  (j    VTtoßsiQi&ocp  TsyiSTO  yiXvToglTinodcc^na  j;^.^j_  ^^^     j^j^^^^^.  .^   .^    q    ^^    ^.^^,.   ^,^^,,.    rjc^^y 

miazi  reo  ots  cpr^qa^  sziaaxo  laivrisvxa^  j^-^^^^.   guhemeristischen   Auffassung    der   Ken- 

xovg  b    £H  lljiUov  (aas  xat  Ai&i^saat  Ttslaaasv.  ^..^^^.^^  ^^^   -j^^.^^   Kampfes  mit  den  Lapithen 

Od.  21,  295  ff.  wird  die  Entstehung  des  Zwistes  begegnen  wir   bei   Ftüaepli.   de  incred.  1    und 
erzählt.     Der  Kentaur  Eurytion   habe   sich  im  40  Apostol.  prov.  9,  73   (vgl.  Diod.  4,  70   u.   Serv. 

Hause  des  Peirithoos  mit  Wein  berauscht  und  v.  Geo.  3,  115).     Ausführliche    Schilderungen 

in  seiner  Raserei  allerlei  Frevelthaten  verübt  der  Lapithenschlacht  finden  sich  erst  bei  D/o(/or 

{(laivo^svog  %d%'  ^'q8^8  döfiov  -näza  nsLQL&öoio  4^  70  und  Ovid  Mtt.  12,  210  ff.,  zu  denen  noch 

V.  298),  wofür  er  von  den  Lapithen  durch  Ab-  Schol.  Find.  F.  2,  85  u.  Schol.  II.  1,  263  ff.    Ap. 

schneiden    seiner    Ohren    und    Nase    bestraft  Fh.  1 ,  59  ff.    Epitoma  ex  Apollod.  biblioth.  ed. 

worden  sei**%     So  sei  der  Streit  zwischen  den  ira(/«tr  p.  57  f.  vgl  p.  147  (Kaineus).    Ilyg.f.lVd. 

rongenealogie  verwickelt  ist;  s.  o.Sp.  1032 +).  Die  Tendeuz  Val.  Fl.  1,  140  ff.    Sero.  Z.  Verg.  A.  7,  304.     Flut. 

dieses    Mytliologtms    ist    etymologiscli:    Kivtavqo?   von  Thes.30.    (Jrph.  A.ilT.   Lactciut.  Z.  Stat.    Theh.2, 

y.ivtüv  avQav,  wie  auch  das  Motiv  von  des  Ixions  Brunst  563.     Schol.  Lucicin.   p.  251  Jacobitz.     Mytjiogr. 
gegen  die  der  Hera   substituierte   itsQia  rtipiX}]  dem  glei-  50    Vat.  1,  154.    162.    2,  108.    3,  6,   25.       TzctZ.  ChU. 

chen    Verdacht    etymologisierenden    Fabulierens    unter-  g    igoOff'.  U.  S.  W.  hinzukommen.     Nach  Biodor 

"'?,\TntrJ°''r\''^!  '^//'".tn'inJ*'"o^'"/t^^  verlangten    die   Kentauren,    da    sie    derselben 

p.  314,  50.  51.  54.     Eustath.  II.   A   286   p.  102,   20.     Et.  M.  .  ,  ,       %,        •     n    •     1.1                            r  o  7    ?     tt-  /i  1 

Kn<,\;i      .,1    IV  i.h^..   VI   c^;,.   11   ia    Ti.s^ oll  Abkunit  Wie  Peirithoos  waren  Ibcliol.  V  Ud.  cp 

p.  503,  51;  vgl.    Welcher,  AI.  Sehr.  11,  18.     Tümpel.]  t-,        -i  r,         n                p  -n.     n               m.-          1  T 

*)  Mit   Kecht    leitet    Wüaiuowitz .    Eurip.    Herakl.    2  303  a.E.  mit  Berufung  auf  P^OTftom     lumpel.J, 

s.  124  den  Ausdruck  ipijQ  statt  9,\it  aus  dem  thessaiischen  von  diesem  einen  Teil  des  väterlichen  Erbes  und 

Dialekt  ab;  die  dialektische  Form  scheint  mit  der  Sage  gerieten   darüber  mit  den    Lapithen  in  Streit. 

gewandert  zu  sein.  Nach  Beendigung  desselben  lud  Peirithoos  zur 

**)  Ein  von  Heydemann  erläutertes,  die  Überbringimg  Ye\Qx  seiner  Hochzeit  mit  Hippodameia  (Deida- 

von  Hochzeitspbon  an  Peirithoos  und  Hippodameia  (oder  ^^-^    ^^^^    p^.^^_    rj.^^^^    3^     [Hippoboteia  nach 

Peleus  VI.  Thetis?)  darstellendes  Pompeian.  Wandgemälde  077      a     ri       a    cnn     m  ••           1 S    t         1           •              i, 

s.  Arck.  zio.  30  (1873)  Taf.  67,  2.  -  [ÄviJ.  .'zu  v.  ,303,  vgl.  60  hchol.  A  II.  A  263    Tumpel]  Laodameia  nach 

zu  205,  nennt   die  K.    avyYextXi  des  Peirithoos,  um  deren  einer    Vase  Arch.  Ztg.    14,    156    .   29,    159.    L.  1. 

Teilnahme  an  seiner  Hochzeit  zu  erklären,  und  begründet  Gr.  8442  b),  der   Tochter   des   Butes    [auch   ein- 

(uuter    Berufung    auf  Plndaros)    des   Peirithoos    Liebes-  zusetzen     bei    PindarOS    fry.     Schol.     V    Od.    qp 

Werbung  um  die  'Keutaurin'  Hippodameia  (vgl.  Buttmann  y()3  ;    oQ'8V  KKt  ZOV  TIllQl&OOV,  ini-ulrjOLV  'l^lOVOS 

z.  d.  St.  u.  Myihol.  2,  221  ff.*)   durch  die   Analogie  seines  ^[^^    ovza,  IccaßävSLV  £&sl£l<vy   yvvaiOV  TtaQCC 
Bruders   (Kentauros),   der,   keutaurengestaltig,   ebenfalls 

7loX?.((y.t:  lnhiaiaL,s   Talg   y.atü   tu  IIi]?.iov   Imtoiq.     Auch  (Sp.  1033,  24ff.;    IO36,  61ff.).      Auch    Peirithoos    liebt   die 

dieser   habe   seine   ay.llaar.oi   ö(V''/    n()^<.'~    ■tag   ovvovaiag  Tochter   des   Kentaurenhäuptlings    als    Sohn   einer   ICen- 

vom  Vater  Ixion  über  die  'rofsgestaltige'   Alutter  Nephele  taurin  (Sp.  1034,  5 — 22).     Tümpel.] 


1037   Kentauren  (Kampf  m.  d.  Lapithen)  Kentauren  (Kampf  m.  d.  Lapithen)   1038 

täv  ovyysvav  Ksvtuvqwv  rrjv  tBAZIN  (1.  Bovtix,  Kaineus  hervor,  den  drei  Kentauren  unter  Fels- 
wenn nicht  Mafftv?)  toO  Trgovxovtoi;  ccvxwv  stücken  und  Baumstämmen  zu  begraben  suchen 
(HS.  -6v)  Tiag&Svov  'limoSdasiccv;  vgl.  auch  (s.  Abb.  1).  ,,Aber  es  fehlt  Eurytion  und  seine 
Biittmann  z.  d.  St.  Bei  IHodoros  las  man  früher  Frevelthat,  wie  auf  der  hesioäischcn  Äspis,  und 
BvoTov  statt  Bovroc.  Tümpel.],  den  Theseus  imd  damit  fehlen  die  Weiber,  deren  bedrohte  Schön- 
die  Kentauren  ein,  wobei  letztere  trunken  den  heit  dem  wilden  Kampf  einen  Hauptreiz  ver- 
anwesendeu  Frauen  Gewalt  anznthun  versuchten.  leiht.  Als  Watfen  führen  die  Kentauren  Äste 
In  dem  nun  folgenden  Kampfe  wurden  viele  und  Steine,  sie  haben  grofse  Barte,  boi'stig 
Kentauren  getötet,  die  übrigen  vertrieben.  über  der  Stirn  emporstehendes  Haar  und 
Jedoch  der  bald  darauf  von  den  sämtlichen  lo  Satyrohren."  Der  menschliche  Oberkörper 
Kentauren  erneuerte  Kampf  war  für  die  La-  aber  sitzt  bei  ihnen,  abweichend  von  der  Dar- 
pithen  unglücklich;  viele  von  ihnen  wurden  Stellung  Cheirons  auf  derselben  Vase,  auf 
getötet,  die  übriggebliebenen  aber  nach  Pheneos  einem  vollständigen  Pferdeleib,  so  dafs  die 
in  Arkadien  und  Malea  vertrieben.  (Hier  scheint  Fran9oisvaso  auf  der  Grenze  zwischen  der 
Diodor  den  alten  Mythus  willkürlich  entstellt  ä,lteren  und  jüngeren  Kentaurenbildung  steht 
zu  haben,  da  z.  B.  Apolloä.  2,  5,  4  u.  Schol.  (Meyer  a.  a.  0.  68 f.).  Ferner  müssen  wir  hier 
IL  1,  263  ausdrücklich  Malea  als  den  Ort  be-  gedenken  der  Figuren  des  westlichen  Giebel- 
zeichnen, wo  die  vertriebenen  Kentauren  felds  des  Zeustempels  von  Olympia,  welcher 
wohnten;  vgl.  auch  Apottod.  3,  9,  2,  wonach  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts 
Atalante  die  Kentauren  Rhoikos  und  Hylaios  20  vollendet  worden  ist.  Hier  erscheinen  die 
in  Arkadien  erlegte;  s.  auch  Schol.  Find.  P.  2,  85  Kentauren  als  Frauen-  und  Knabenrliuber  (vgl. 
u.  dagegen  Verg.  Ä.  7, 304  u.  die  Erklärer  dieser  Funde  v. Olympia  herausg.  v.  Direktorium  S.  13  ff. 
Stelle.)  Durch  diesen  Erfolg  ermutigt,  hätten  T.  10.  Furtwängler ,  Preufs.  Jnhrh.  51,  375  ff. 
die  Kentauren,  aus  dem  Pholoegebirge  her-  ArcJi. Ztg. 38, 117.  Jfey/cra. a. 0.  72f.  E.Curtius, 
vorbrechend,  die  vorüberziehenden  Hellenen  Sitzungsher.  d.  /r.  ATcad.  d.  Wiss.  Berl.  1883 
durch  Raub  und  Mord  bedrängt.  Die  bei  S.  115.  Wolters,  Gipsabgüsse  S.  128ff.  u  134ff. 
weitem  anziehendste  und  schwungvollste  Schil-  wo  auch  die  übrige  Litteratur  bis  zum  Jahre 
derung  des  Lapithenkampfes  verdanken  wir  1885  zu  finden  ist.  Treu  im  Jahrb.  d.  arcli.  I. 
aber  Ovid,  der  gewifs  vieles  älteren  Quellen  3  (1888)  S  175ff.  Taf.  5  u.  6.  Flasdi  bei 
(z.  §.  Aischylos'  Perrhaihiden?)  und  glänzen-  30  Baumeister,  Denlm.  d.  Icl.  Alt.  S.  1104DDff.  u. 
den  Bildwerken  der  alexandrinisch-pergameni-  Taf.  XXVII  Fig.  1273.  Sauer  u.  Treu  ihi  Jahrb. 
sehen  Epoche  entlehnte,  manches  auch  hinzu-  6  S.  88  ff.  u.  S.  105  ff.  Einige  Zeit  nach  den 
dichtete  und  einflocht,  wie  z.  B.  das  „fast  olympischen  Skulpturenund,wie  es  scheint,  unter 
sentimental  ausgemalte,  an  Zeuxis  (Luc.  Zeux.  demunmittelbarenEinflufsderselben(2^i(r?t(;fl>/r/- 
c.  3 — 6)  und  Pliilostratos  (Imag.  2,  3),  sowie  ler  a.  a.  0.  377)  entstanden  die  Metopen  des 
an  erhaltene  Bildwerke  {Müller,  Hdb.  §  138,  1.  athenischen  Parthenon,  Avelche  ebenfalls  Ken- 
Meyer  a.  a.  0.  79)  gemahnende  Liebesleben  taurenkämpfe  darstellen  (Michaelis,  Parthenon 
des  Kentaurenpaares  Kyllaros  und  Hylonome  T.  III,  10.  12.  22.  25.  T.  IV,  29.  ilf  «Wer- TFtese^er, 
(v.  39:]  ff.).  Zu  den  älteren  Zügen  des  Ge-  J).  a.  7f.  1, 111  u.  112.  Me?/«"  a.  a.  0.  73),  sowie 
dichtes  gehört  z.B.  die  Erzählung  vom  trunkenen  40  der  Westfries  des  Theseion  in  Athen  (Milller- 
Eurytos,  der  sich  (v.  224)  an  der  Hippodameia  Wieseler,  Denhm.  a.  K.  1,  110),  auf  dem  die 
vergreifen  will  (vgl.  Od.  21,  295  ff.),  ferner  das  Kaineusgruppe  bedeutungsvoll  hervortritt  (s. 
Schleudern  des  Altars  v.  258  ff.,  der  auch  auf  Kaineus).  Gewifs  mit  Recht  hat  man  vermutet, 
Vasenbildern  oft  erscheint  und  an  das  vor  dafs  die  sämtlichen  dieser  Epoche  angehörigen 
der  Hochzeit  versäumte  Aresopfer  erinnert  grofsartigen  Kentauromachieen  ebenso  wie  im 
(vgl.  Schol.  Pind.  P.  2,  85.  Aristid.  1,  368  pergamenischen  Zeitalter  die  Gigantomachieen 
Dind.  Mev/er  a^.  0.  76),  die  Verscbüttung  und  zu  den  denkwürdigen  Kämpfen  der  Hellenen 
Verwandlung  des  Kaineus  (s.d.),  vor  allen  Dingen  gegen  die  Barbaren  gewissermafsen  mythische 
aber  die  56  Kentauren-  und  18  Lapithen-  Parallelen  bilden  sollten  (Meyer  a.  a.  0.  72  f. 
namen,  die  gewifs  zum  gröfsten  Teil  älterer  50  Curtiiis,  Ar  eh.  Ztg.  1883  S.  355).  Von  den 
Überlieferung  entstammen  (Poscher  in  Fleck-  olympischen  und  athenischen  Skulpturen  sind 
eisens  Jahrb.  1872  S.  421  ff.).  Im  Kampfe  be-  wiederum  die  des  Frieses  von  Phigalia  ab- 
dienen sich  die  Kentauren  der  Trinkgefäfse  hängig  (K.  0.  Müller,  Hdb.  119,  3.  Müllcr- 
(vgl.  Verg.  Geo.  2,  457),  eines  Leuchters,  der  Wieseler  a.  a.  0.  1,  123  b  u.  c),  nur  dafs 
Feuerbrände,  Bäume  und  Steine,  ferner  führen  hier,  der  fortgeschritteneren  Zeit  entsprechend, 
Lykotas  (v.  350)  und  Teleboas  (v.  443)  Wurf-  leidenschaftlichere  Bewegungen  und  drasti- 
spiefse,  Pyrakmos  ein  Beil  (v.  460);  ihre  schere  Motive  hervortreten.  Die  kürzlich  zu 
Kleidung  besteht  aus  Bären-,  Wolfs-  und  Gjölbaschi  in  Lykien  entdeckten  Friesreliefs 
Löwenfellen  (v.  319.  381.  430),  wofür  sich  teil-  sind  nach  Friederichs- Wolters,  Gipsabgüsse  etc. 
weise  aus  Bildwerken  Parallelen  anführen  eo  nr.  993 — 999  S.  315  ff.  ins  fünfte  Jahrhundert 
lassen  (s.  u.).  Unter  den  Bildwerken,  welche  zu  setzen.  In  betreff  der  Vasen  und  sonstigen 
den  Lapithenkampf  darstellen,  sind  besonders  Bildwerke,  welche  die  Lapithenschlacht  dar- 
hervorzuheben: Die  FrauQoisvase  (Abb.  1),  auf  stellen  und  mehrfach  von  den  vorerwähnten 
welcher  die  als  at2;urjTat('Zfes.  aöTTig  178)  gerüste-  Skulpturen  abhängig  sind,  vgl.  Meyer  a.  a.  0. 
ten  Lapithen  gegen  die  Kentauren  Hylaios,  Ak-  74  und  75  f.  Müller,  Hdb.  389,  3.  Brunn, 
rios,  Hasbolos,  Petraios,  Pyrrhos,  Melancbaites,  Künstler gesch.  1,  182.  2,  23.  101.  409.  0.  Jahn, 
Orosbios  kämpfen  (Weizsäclicr ,  Bh.  Mus.  32,  Bcsehr.  d.Vasens.  z.  3Iünrhen-ür.S4-.  8Q.3G8  etc. 
373  f.).     Unter  den  Kämpfern  ragt  besonders  846.    1258  u.    s.  w.    Anh.  Ztg.  18    Taf.  139  f. 


1039  Kentauren  (Kampf  m.  d.  Lapithen) 


Kenlauren  (Kampf  m.  d.  Lapithen)    1040 


E.  Curtius,  Arch.  Ztg.  1883  S.  347  ff.  Taf.  17 
u.  18.  Müller -Wieseler  a.  a.  0.  1,  83  u.  84  f. 
Heydemann,  Arch.  Ztg.  1871  S.  45  u.  54.  Der- 
selbe 5.  Hall.  WincJcelmannsprogr.  1879  S.  86 
nr.  86  Taf.  III,  1. 

Kunstmythol.  Zusatz. 

[Den  Typus   der   ältesten   Kentaui-en-La- 
])itliendarstellungen  erkennen  wir  aus  Hes.  Sc. 


Sunion  {Ath.  Mut.  9,  17  —  19,  vgl.  S.  347 
YFabricius\).  Auch  wiederholte  sich  die  Dar- 
stellung als  Schmuck  der  Sohlen  des  Parthe- 
nos  {Plin.  N.  H.  36,  18),  und  nachträglich 
schmückte  Mys  den  Schild  der  Athena  Pro- 
machos  des  Pheidias  mit  einer  Kentauro- 
machie,  zu  der  Parrhasios  die  Zeichnung 
lieferte  (Paus.  1,  28,  2).  Starke  Abhängigkeit 
von  attischen  Motiven  zeigt  die  Kentauromachie 
Hcrc.  178  ff. ;   die  Kämpfer  standen    sich    hier  lo  des  Heroons   von  Gjölbaschi-Trysa  (Benndorf, 


nicht  paarweise,  sondern  in  Reihen  gegenüber, 
von  deren  primitiver  Gestaltung  sicilische  und 
etruskische  Reliefgefäfse  einen  Begriff  geben 
können  {Löschcke,  A.  Z.  1881,  44  f.  Sittl,  Jb. 
d.  I.  1887,  184).  Die  ältesten  erhaltenen  Dar- 
stellungen finden  sich  auf  einer  CäretanerHydria 
{A.  d.  Inst.  1863  Tav.  E),  welche  wahrschein- 
lich aus  einer  ionischen  Fabrik  stammt  (siehe 
Abbildung  2   und   vgl.   Dümmler,   Rom.    Mitt 


Heroon  von  G-Tr.  Taf.  17.  18.  23);  doch  wird 
hier  und  in  der  entwickelten  rotfig.  Vasen- 
malerei, von  Aristophanes  und  Erginos  {Klein, 
Vasen  m.  Meistersign.  S.  185,  2),  Polygnot 
(KleinS.  199, 2)  und  den  Meistern  der  Münchener 
Vasen  368  und  805  (abg.  Dubois-Maisonneuve, 
43;  A.  Z.  18  Taf.  139)  das  Thema  ähnlich  wie 
am  Theseion  wieder  verallgemeinert  (vgl.  auch 
die  eiste  Mon.  d.  I.  Suppl.  17.  18);  nur  matte 


Abbildung    1 


3,  169  ff.)   lind  der  attischen  Franyoisvase  (M.  20  Nachklänge     geben    C.    R.    1873    Taf.   4,    1; 

d.i.  4,  56 f;   Wiener   Vorlegchl.  1888,  3);   siehe       Benndorf,  Gr.   u.  sicil.  Vasenb.  35  und  M.   A. 

In    beiden    Darstellungen    ist      d.  I.  1H54,  Tfl.  16;  die  apul.  Vase  Berlin  3241 

{Gerhard,  apul.    Vb.  7),  der 
t  .>«'*'*^© ..,.,  .^mw^  0.N««»'i'^©4  Grabstein  des  Metrodoros  V. 

^^  Chios  Berlin    766.      In    der 

späteren     Malerei     erscheint 
der  Stoff  selten,  wie  das  Ge- 
mälde des  Hippens(Oyer&ecÄ;, 
S.  Q.  1960);  in  der  Überliefe- 
rung steht  das  schöne  Mono- 
chrom von  Her- 
culanum    {Hei- 
big, 1241,  Mus. 
Borb.  5, 4)  unter 
den  erhaltenen 

Monumenten 
vereinzelt      da 
(vgl.       Heibig, 
Untersuchunqen 
S.   79  f.).     Un- 
bedeutende 
Darstellungen 
enthält  das  vatikanische  Mosaik  von  Otricoli 
{Pistolcsi,  il  Vat.  descr.  5,  102).    Auch  Sarko- 
phage stellen  denGegenstand'nichthäufigdar; 
s.  Visconti,  31.  P.  Gl.  5,  12.  Lchas-Rcinach,  voy. 
arch.   100.     Ath.    Mitt.   2,  12,  besonders  aber 
M.  A.  d.  I.  1855,  Tfl.  19,  wo  die  Deutung  auf 
Herakles  durch  nichts  gesichert  ist;  das  Gleiche 
{Paus.   1,  17,    2)    und    mehrere   wertvolle    rf.  50  gilt  von   etruskischen  Aschenkisten   {Cone- 


1)  Kaineusgruppc  aus  der  Kentauromachie  der  Fraiic;oisvase  (nach   Wiener  Vorlegebl.  1888,  3) 


die  Waffe  der  K.,  wie  bei  Hcsiod,  der  Baum- 
stamm. In  Attika  gelangt  der  Gegenstand  zu 
grofser  Popularität,  die  seit  den  Perserkriegen, 
vermöge  der  naheliegenden  Beziehung  auf  die 
Niederwerfung  der  Barbaren,  ihren  Höhepunkt 
erreicht.  Von  Werken  der  Malerei  gehören 
hierher    Mikons    Wandgemälde    im    Theseion 


Vasen,  worüber  Curtius,  A.  Z.  1883,  34  zu  ver 
gleichen  ist.  Auch  die  älteste,  plastische  Be- 
handlung des  Themas,  die  westliche  Giebel- 
gruppe von  Olympia  {Jahrb.  d.  I.  3,  5.  6),  fügt 
sich  der  durch  jene  Monumente  vertretenen 
Typenreihe  ungezwungen  ein:  immer  entbrennt 
jetzt  der  Kampf  beim  Hocbzeitsmahle  und  es 
fehlen  regelrechte  Waffen  (vgl.  Jahrb.  d.  I.  6 
S.  91  u.  S.  105  gegen  v.  Wilamoivits,  Herakles  1 
S.  305,  4).  Derselben  Typik  folgen  die  an  neuen  60 
und  schönen  Motiven  reiche,  aber  nicht  ganz 
gleichwertige  südl.  Reihe  derParthenonmetopen 
{Michaelis,  Parthenon  Tu.  3  ^,  die  stürmisch  be- 
wegten Scenen  im  Westfries  des  sog.  Theseion 
(D.a.K.  1,  21,  110.  111),  der  von  einem  attischen 
Künstler  entworfene  Fries  von  Phigaleia 
{Stackeiberg,  Tempel  des  Apollon  Epikurios  20 
—29.    Anc.  Marbles  4,   1—10)    und    der    von 


stabile,  dei  mon.  di  Perugia  07  ff".  Mus.  Greg. 
1,  94,  3)  und  Spiegeln  {Gerh.  309,  1).  Sauer.] 

II'')  Über  die  ebenfalls  in  Thessalien  spie- 
lende Sage  von  der  Bedrohung  des  Peleus 
durch  die  Kentauren  des  Pelion  und  dessen 
Rettung  durch  Cheiron  oder  Hermes  s.  den 
Art.  Peleus. 

III)  Herakles'  Kentaurenkampf  (e  1  i  s  c  h  - 
arkadischer  Mythus).  *)  In  betreff' des  chrono- 

*)  Vgl.  in  betreff  dos  nahen  Zusammenhangs  der 
Eleier  und  Thessaler  ßursian,  Geogr.  v.  Gr.  \t,  272  f.  Wila- 
mowitz,  Kun'p.  /{eralles  2  S.  123  und  den  Artikel  'La- 
pithen'. Überhaupt  scheint  die  vorzugsweise  in  Thessa- 
lien, Elis  und  Arkadien  heimische  Kentaurensage  aioli- 
schen  Ursprungs  (vgl.  Kiepert,  Lelirb.  d.  alten  Geogr.  §  218 
u.  unten  Sp.  1080  ff.  uud  das  Knde  des  Artikels).  Augeias, 
der  König  von  Elis,  war  nacli  einigen  Zeugnissen  ein 
Sohn  des  Phorbas   von  Olenos    und  Enkel    des   Lapithts. 


1041    Kentauren  (Kampf  mit  Herakles) 

logischen  Verhältnisses  desselben  zum  Lapitlien- 
kampfs.  Sp.  1035.  Die  ältesten  leider  gröfsten- 
teils  nur  sehr  fragmentarisch  überlieferten  litte- 
rarischen Zeugnisse  finden  sich  in  dem  Homer 
zugeschriebenen  kleinen  Gedichte  Käjuvog  r] 
M5ß«fiftff  V.  17  f.,  wo  Cheiron  als  Anführer  der 
Kentauren  gefafst  wird,  bei  Stesichoros 
fr.  7  und  vielleicht  auch  in  den  Frag- 
menten der  HcraTdeia  des  Panyasis 
{Epici  (jr.  ed.  Kinkel  1,  255  ff.  nr.  4, 
12 — 14),  sicherlich  wird  aber  dieser 
Mythus  noch  in  vielen  älteren  Hera- 
Idccn,  z.  B.  in  der  des  Peisandros  {HesycJi. 
vovg  ov  nuQK  KsvxavqoLCi),  behandelt 
worden  sein  {Meyer  a.  a.  0.  39  f. 
i^tephani  C.  E.  p.  Va.  1873  S.  92  ff".). 
Auch  im  griechischen  Drama  finden 
wir  nur  wenige  Anspielungen  auf  He- 
rakles' Besuch  bei  Pholos  und  seinen 
Keutaurenkampf.  So  z.  B.  bei  Sophokles, 
der  Track.  1095  die  von  Herakles  be- 
siegten  Kentauren  bezeichnet  als: 

öicpvrj  x'  ccfiLKZov  tTtTioßäuova  gzqcctov 
9r]Q<Zv  vßQiazijv  ävofiov,  vntqoxov  ßiav. 

Vgl.  V.  714 If.,  wo  es  heifst,  dafs  auch 
der  ■9'fög  Cheiron  dem  mit  dem  Blute 
der  lernäischen  Hydra  benetzten  Pfeile 
erlegen  sei.  Eigentümlich  ist  der 
Widerspruch,  den  sich  Euripidcs  im 
Herc.  furcns  zu  schulden  kommen  läfst, 
indem  er  v.  182  den  Keutaurenkampf 
des  Herakles  auf  das  Pholoegebirge, 
V.  368  aber  (ebeuso  wie  Pohjaen.  Strat. 
1,  3,  1,  Mytli.  Vat.  1,  61  u.  Tzctz.  z. 
Lykophr.  670)  an  den  Peneios  und  auf 
den  Pelion  und  die  Homole  verlegt, 
was  auf  eine  Verwechselung  mit  dem 
Lokal  der  Lapithenschlacht  deutet, 
die  um  so  näher  lag,  als  es  ja  auch  in 
Elis,  in  der  Nähe  der  Pholoti,  einen 
Flufs  Namens  Peneios  gab.*)  Von 
Epicharmos  ist  uns  der  Titel  einer 
Komödie  'HQccyiXfjg  ncega  (I>6loj  über- 
liefert, worin  die  Efslust  des  Heros 
in  lustiger  Weise  dargestellt  war. 
Nach  Theokr.  id.  7,  149  f.  u.  Sdiol.  war 
Cheiron  vor  dem  Beginn  des  Streites 
bei  der  Bewirtung  des  Herakles  durch 
Pholos  zuoregen. 

Den  ersten  zusammenhängenden 
und  ausführlichen  Berichten  über  He- 
rakles' Keutaurenkampf  begegnen  wir 
erst  bei  Apullodor  und  Diodor,  welche 
in  der  Hauptsache  übereinstimmen, 
im  einzelnen  aber  besonderen,  zum 
Teil  sehr  alten  Traditionen  folgen. 
Nach  Äpollodor  2,  5,  4  wurde  Herakles, 
als  er,  um  den  erymanthischen  Eber  zu  . ,  .^ 

erjagen,  Pholoe**)  durchzog,  von  Pho-  4K 

Ebenso   sollte   der    eUsche    König  Endymion  (s.    d.)  aus 
Thessalien  stammen  u.  s.  w. 

*)  Nach  Lucan.  3,  198.  ß,  388  ff.  7,  149.  827  und  !<tat. 
Acli.  1,  168  u.  2.38  gab  es  freilich  auch  in  Tliessalien  eine 
Pholoe ;  Tgl.  Schol.  IL  2,  739.  Wie  es  scheint,  fufst  jedoch 
diese  Annahme  lediglich  auf  Eur.  Herc.  für.  a.  a.  O. 

**)  Auf  der  Pholoe  wächst  nach  Dioskor.  3,  6  (8)   das 
sogen.  y.ettaÜQtor. 


Kentauren  (Kampf  mit  Herakles")    1042 

los,  dem  Sohne  des  Silenos  und  einer  meli- 
schen  Nymphe,  gastlich  aufgenommen  (vgl. 
die  Bildwerke  in  d.  Arch.  Z.  1865  S.  81  ff', 
u.  201.  Heydemann,  3.  Hall.  Winckclmanns- 
progr.  S.  95  nr.  47).  Dieser  setzte  dem  He- 
rakles gebratenes  Fleisch  vor,   afs  selbst  aber 


C3 


CS 


nach  Kentaurenart  rohes  (vgl.  KsvtavQovg  mjuo- 
cpayovg  Theogn.  541).  Als  Herakles  ihn  um  Wein 
bat,  sagte  Pholos,  er  fürchte  sich,  das  gemein- 
same Fafs  {TtCQ-og)  der  Kentauren  zu  öffnen,  that 
es  aber  dennoch,  als  Herakles  ihn  deshalb  be- 
ruhigte. Sobald,  nun  die  Kentauren  den  Duft 
des  Weines  witterten,  kamen  sie  an  die  Höhle 


1043     Kentaiiren  (Kampf  mit  Herakles) 


Kentaui'en  (Kampf  mit  Herakles)     1044 


des  Pholos  heran,  grerüstet  mit  Felssteinen  und 
Fichtenstämmen.  Den  Anchios  ('^^ktos?)  und 
Ägrios,  welche  zuerst  einzudringen  suchten,  ver- 
l'agte  Herakles  mit  Feuerbränden,  die  übrigen 
trieb  er  mit  Pfeilschüssen  bis  nach  Malea  (oder 
MaXaiccin  Arkadien?  Ygl.Bursian, Geocir.v.Gr. 2, 
'243^  1),  wo  sie  bei  Cheiron,  der  nach  dem  Lapithen- 
kampfe  dorthin  entwichen  war,  Schutz  suchten.*) 
Hier  durchbohrte  ein  Pfeil  den  Arm  des  Elatos 
und  fuhr  in  das  Knie  des  Cheiron,  welcher  von  lu 
nun  an  au  einer  unheilbaren,  schmerzhaften 
Wunde  litt  (vgl.  Tzetz.  CM.  5,  123),  so  dafs 
er  schliefslich  gern  seine  Unsterblichkeit  preis- 
gab (vgl.  Sopli.  Tr.  714f ,  anders  und  zwar  wohl 
nach  Äntisthenes  [Eratosth.  Kaf.iO;  vgl.  Schol. 
German.  Arat.  p.  419  Eyss.  Welcher,  Kl.  Sehr. 
3,  8]  Ovid.  fast.  5,  387  ff.).  Nach  Phüostratos' 
IleroiJcos  p.  328  =  vol.  H  p.  214  ed.  Teubn. 
u.  Tzetz.  Civil.  ,5,  121  ff.  überredete  Asbolos  die 
anderen  Kentauren  zum  Kampfe  mit  Herakles  20 
und  wurde  dafür  von  diesem  gekreuzigt.  Die 
übrigen  Kentauren  aber  entflohen  teils  in  das 
Maleagebirge,  Eurytion  aber  nach  Pholoe(?01e-/ 
nos  nach  Apollod.  2, 5, 5  und  I)iod.^,  33),  Nessos  an 
den  Euenosflufs,  die  andern  nahm  Poseidon 
auf  (si's  Kalvääva?**)  sig  xcc  Asv^cöota  oqtj?) 
und  verbarg  sie  in  einem  Berge  (vgl.  die  Sage 
von  Taphiassos  in  Aitolien  bei  Strab.  427).  Als 
aber  Herakles  nach  Pholoe  zurückgekehrt  war, 
traf  er  den  Pholos  in  Verwunderung  darüber,  30 
(die  unsichere  Lesart  läfst  sich  aus  Diodor  4, 
12  verbessern),  dafs  ein  so  kleines  Ding,  wie 
ein  von  ihm  aus  einem  toten  Kentauren  ge- 
zogener Pfeil,  ein  so  gewaltiges  Wesen  ver- 
nichten könne.  Da  glitt  der  Pfeil  ihm  aus 
der  Hand  und  fiel  ihm  in  den  Fufs,  worauf  er 
sofort  starb,  v  Nachdem  Herakles  den  Pholos 
bestattet,  begab  er  sich  wieder  auf  die  Jagd 
nach  dem  Eber.  Die  Abweichungen  und  Zu- 
sätze, welche  uns  Diodor  4,  12  und  14  bietet,  40 
sind  kurz  folgende.  Bei  Diodor  ist  das  Fafs, 
wie  auch  auf  Bildwerken,  eingegraben  {-nata- 
■Ai:%oio^ivog),  Dionysos  hatte  es  einem  Ken- 
tauren gegeben  mit  der  Weisung,  es  erst  beim 
Erscheinen  des  Herakles  zu  öffnen  (nach  Schal. 
'J'hcocr.  7,  149  zum  Lohne  dafür,  dafs  Pholos 
als  Schiedsrichter  zwischen  Dionysos  und  He- 
phaistos  ersterem  die  Insel  Naxos  zugesprochen 
hatte).  Ferner  sind  bei  Diodor  die  Kentauren 
nicht  blofs  mit  ausgerissenen  Fichten  und  50 
Steinen,  sondern  auch  mit  Fackeln  und 
Schlachtbeilen(ßoi;<p6i'ot  nsXi'nsig;  vgl.  DütschJce, 
Ant.  Bilcl'w.  in  Oberit.  2,  349 ;  mehr  b.  Stephani 
C.  B.  p.  Va.  1873  S.  99)  bewaffnet.  Hoch- 
altertümlich und  für  das  Wesen  der  Ken- 
tauren überaus  charakteristisch  ist  der  von 
Diodor  aufbewahrte  Zug,  dafs  Nephele,  die 
Mutter  der  Kentauren,  ihre  Söhne  durch  ge- 
waltige Regengüsse  unterstützte,  welche  den 
Herakles  umzureifsen  drohten,  den  vierfüfsigen  eo 
Ungetümen  aber  nichts   schadeten.     Von  den 

*)  Vgl.  Thmphf.  last.  pl.  9,  1.5,  4  ff.,  wo  Pelion  und 
Arkadien  (namentlicli  Klfitoria,  l^sophis,  Pheneos)  wegen 
ihres  Keichtums  an  Heilkr iiuter u  gerühmt  werden. 

**)  Das  Taphiassoagebirge,  unter  dem  Nessos  und  die 
andern  Kentauren  ruhen  sollten,  lag  im  Gebiete  von  Ka- 
lydon  unmittelbar  am  Meere;  nicht  weit  davon  befand 
sich  das  Vorgebirge  Posoidion. 


weiteren  Schicksalen  der  geflüchteten  Kentauren 
meldet  Diodor,  dafs  H omados  später  in  Ar- 
kadien von  Herakles  getötet  wurde,  weil  er 
der  Halkyone,  der  Schwester  des  Eurystheus, 
Gewalt  angethan  hatte.  Zum  Andenken  an 
Herakles'  Sieg  über  die  Kentauren  und  um 
ihn  zugleich  vom  Morde  derselben  zu  reinigen, 
stiftete  Demeter  die  kleinen  Mysterien  {Diod. 
4,  14;  etwas  iinAexs,  ApoUod.  2,  5, 12).  In  betreff 
des  Eurytion  berichtet  Apollod.  2,  5,  5,  Herakles 
sei  nach  der  Reinigung  des  Augeiasstalles 
zum  Dexamenos  (s.  d.)  nach  Ölen os  gekommen 
(nach  anderen  war  Dexamenos  (s.  d.)  selbst  ein 
Kentaur:  Schol.  Callim.  in  Del.  102.  C.  I.  Gr. 
7605;  vgl.  auch  Et.  31.  u.  Bovga,  wo  der 
Kentaur  'E^ddiog  [?]  heifst).  Dieser  sei  gerade 
gezwnngen  worden,  seine  Tochter  Mnesimache 
dem  Kentauren  Eurytion  zu  verloben,  und  habe 
den  Herakles  um  Hülfe  angerufen,  worauf 
dieser  den  Kentauren  in  dem  Augenblicke,  wo 
er  seine  Braut  besuchen  wollte,  erlegte  (vgl.  auch 
BnJcchyl  h.  Schol.  Od.  cp  295  u.  Eustath.  p.  1909, 
61).  Nach  Diod.  4,  33  tötete  er  den  Eurytion 
auf  der  Hochzeit  des  Azan  und  der  Hippolyte 
(der  Tochter  des  Dexamenos),  weil  der  Kentaur 
dieser  Gewalt  anthun  wollte.  Nach  Hyg.  f. 
33  (vgl.  31)  war  Deianeira,  die  Tochter  des 
Dexamenos,  Braut  des  Herakles  und  wurde  in 
dessen  Abwesenheit  von  Eurytion  umworben. 
Am  Hochzeitstage  aber  kehrte  Herakles  zurück, 
tötete  den  Nebenbuhler  und  führte  seine  Braut 
mit  sich  fort.  Nach  Baus.  7,  18,  1  gab  es 
eine  Elegie  des  Hermesianax  auf  Eurytion, 
welche  nach  Heynes  Vermutung  dem  Berichte 
Hygins  zu  Grunde  liegt.  Weitere,  aber  nichts 
Neues  bietende  Darstellungen  oder  Erwähnungen 
des  Herakleskampfes  s.  bei  Polyaen.  1,  3,  1.  Q. 
Sinyrn.  6,  273  ff'.  7,  108  f.  lo.  Pcdias.  de  lab. 
Herc.  4.  Verg.  A.  8,  293  f.  C.  I.  Gr.  5984  f. 
Tzetz.  z.  LyJcophr.  v.  670.  Beachtenswert  ist 
dagegen  die  bei  Baus.  5,  5,  10  erhaltene  Lokal- 
sage  vom  Flusse  Anigros,  der  unweit  des  tri- 
phylischen  Pylos  vom  Gebirge  Lapithos  herab- 
kommt. Man  erzählte  nämlich,  dafs  Cheiron 
oder  ein  anderer  Kentaur  Namens  Pylenor 
(offenbar  Eponymos  von  Pylos),  vor  Herakles 
fliehend,  seineWunde  in  diesem  Flusse  gewaschen 
und  dadurch  diesem  einen  üblen  Geruch*)  ver- 
liehen habe  (vgl.  auch  die  Sage  von  den 
Schwefelquellen  des  Taphiassos  bei  Strab.  427 
und  das  ähnliche  Motiv  der  Gigantensage  bei 
lAristot.]  Tt.&avij,.  d-novaiji.Ql.  Strab.  281  u.  245). 
Nach  Schol.  II.  2,  739  gründete  Herakles  die 
perrhaibische  Stadt  Elone  „inl  rro  '^'ai'arw  Ksv- 
TKVQcov'^^.  Endlich  ist  noch  zu  erwähnen,  dafs  Ly- 
kophr.  V.  670  die  Seirenen  KSvravQoy.T6voi  nennt, 
wozu  Tsetzes  bemerkt:  BTceiSr]  ot  KSvtccvqoi 
dioox&fVTii;  airo  QscaaXiag  v(p  'HQa-nliovg  sig 
rijv  zav  SsiQiqvwv  vfjaov  naQsysvovro  %al  xf] 
{oSfi  SKSivcov  &£ly6(i£V0L  anäXovzo.  Vgl.  auch 
Btölem.  nov.  hist.  5  p.  192,  22  Westcrm.  ot  Kh- 
rccvQoi  cpsvyovTig  'HqayiXia  ölk  Tvgarjvi'ag  li^ä 

*)  Derartiges  übelriechendes  "Wasser  erinnerte  die 
Alten  an  Leicliengestank;  vgl.  Philo  n.  d(p9-a(j(riag  xöa- 
ILiou  I  ed.  liernays  {Berl.  Akad.  1876  S.  267):  ei  f.aj  TtQO? 
dvff^iwv  QiTtlLotto  -to  vdm()  uxivtjtor  ia&iv  ou/  v(p  tjav- 
XM?  VBXQovtai;  i.ttta(iäXXii  yovv  xat  övaioö&STatov 
yivstai,  uia  ipv/ljv   vc(f>  )i(jtj/.i  evuv   lmov. 


1045  Kentauren  (Kampf  mit  Herakles) 

Siscpd'ÜQrjaav,  Q'eXxd'svTsg  vno  t/y?  ZeiQrjvav 
fjSvqxoviag  und  Äpollod.  2,  5,  4,  wo  mehrere 
statt  'Elsvaiva  ogsi  AsvKcöoia  ogrj  oder  ylsvnco- 
aiav  OQSL  (s.  ob.  Sp.  1043)  lesen  wollen  (s.  auch 
Sclirader,  D.  Sirenen  S.  59).  Wie  die  Ken- 
tauren- und  Seirenensage  zusammenflössen,  ist 
nicht  ganz  klar,  als  wahrscheinlich  aber  kann 
angenommen  werden,  dafs  [entweder  die  aitoli- 
schen  Kentauren  hier  gemeint  sind,  die  Nachbarn 


Kentauren  (Kampf  mit  Herakles)   1046 

schon  zwei  Pfeile  getroffen  haben,  einen  dritten 
nachsendet  (vgh  Fig.  4;  1^.  Curtius  in  d.  Ähh.  cl. 
Bcrl.  Älc.  1879  S.  22  f.  Ftoiule  v.  Olympia  hrsg.v. 
d.  Dir.  d.  Auscjrab.  1882  S.  16.  Meyer  a.  a.  0. 
60  f.).  Von  Münzen  g^ört  u.  a.  hierher  die 
röm.-campan.  bei  Bcüjelon,  Monnaies  de  la  rep. 
1,  18.  Unter  den  verloren  gegangenen  Bild- 
werken dieses  Kreises  ist  vor  allem  der  Kypselos- 
kasten  zu  erwähnen,  welcher  nach  Jfuus.  5,  19,  9 

der  vom  Acheloos  entstammten  Seirenen;  vgl.  lü  auch  ro'g&vovTcc  avÖQa  KsvzuvQovg,  zovg  öe  Kai 

1  Sp.  8,  23 ff.  (Tümpel);  oder  dafs]  die  Kentau-       diteTixovdvu    s^    avrmv    darstellt,    sodann    der 

rensage  der  Lokrer,  deren  Pflanzstädte 

Kyme  in  Aiolis  und  Campanien  waren, 

schon  in  sehr  früher  Zeit  nach  Italien 

wanderte  und   sich  hier  mit 


der  Seirenensage  vermischte 

(vgl.  Steph.  Bys.s.Y.  ^qi-hiov). 
^Nach    Aelian    V.    H.   9,    16 

scheint  die  Kentaurensage 
Italien 

sogar     ein- 
heimisch 

gewesen  zu 

sein,  da  der 

Stamm- 
vater     der 
Ausoner 

Marcs  (= 
t7i7ioi.iiyi^g 

nach      Ae- 
lian;     vgl. 

germ.  mar- 

Jta ;      Fick, 

V<il.  lFoVf.2 

831)     Ken- 
taurengestalt g 

habensoll.  Vgl 

die     alten     eti 

sehen     V;iseu, 

denen     häufig    Ken- 
tauren (auch  geflügelte) 

erscheinen,     sowie     den 

galoppierenden    Kentau- 
ren auf  den  Münzen  von 

Larinum;  Catal.  of  (freeh 

coiiis  in  tJie  Brit.   Mus. 

Itahi    S.   71.      Was    die 

H  i  1  d  w  e  r k  e    des    Hera- 

kleskampfes  anlangt,  so 

vgl.  Müller,  Hdh.  410,  5. 

3Iei/er  a.  a.  0.  60  f.  62  f. 

64 f.  u.  77.  Jahn,  Vasens. 

in  München  nr.  55.  126. 

151.     156.     435  f.    650.     691.     746.    1081     (vgl. 

auch  622.   1097)  u.  s.  w.     In  betreft'  der  Eury- 

tionsage  vgl.  Jcdin  a.  a.  0.  nr.  772  und  Meyer 

a.  a.  0.  77,  der  Gerhard,  Äuserl.  gr.  V.  2,  121 

T.  117  f.    Benndorf,  Griech.   u.  sicil.   Vas.   68 

anführt.    Vgl.  auch  die  von  Hciidema)in,  Vasens.       „         ,        .-,■,    rr        j^      ,     ^       ^        tt      ■  i 

in  Neapel  nr.  3089  (C.  I.  Gr.  7605)  geschilderte  60  Eunstmythol    Zusatz   (vgl.   oben  Herak  es 

Vase,  wo  Dexaruftnos  ^s.  äA  au  St^fp.  dps  Enrv-  '^  '^-  Kunst  Bd.  1   Sp.  2140.  2193t.   2229f.). 

[Die  Darstellungen  der  Verfolgung  und 
Erlegung  der  Kentauren  durch  Herakles  sind 
in  der  archaischen  Kunst  die  vorherrschenden 
und  treten  erst  in  den  Hintergrund,  als  die 
Lapithendarstellnngen  beliebt  werden.  Schon 
die  ältesten  aller  erhaltenen  Kentauren- 
darstellungen auf  rhodisclien  Reliefvasen  {Salz- 


o)  Fragment  t-iucr  rotthonigeu  Vase  von  Kameiios  (nach  Mi  Ichhöft:  r, 
Anf.  d.  Kumt  Fig.  IS). 


amykläische  Thron  mit  zwei,  wie  es  scheint, 
verschiedenen  Kentaurenkämpfen  des  Herakles, 
nämlich  mit  einer  iiaQU.  ^öXco  xäv  KtvxavQcov 
ficcxrj  {Paus.  3,  18,  10)  und  einer  'llQaiiltovg 
TtQÖg  "Oq h  lov  KivxavQOv  (iccxri  (i^-   16)- 


Vase,  wo  Dexamenos  (s.  d.)  an  Stelle  des  Eury- 
tion  oder  Nessos  erscheint.  Eine  der  ältesten 
und  wertvollsten  Darstellungen  des  Herakles- 
kampfes ist  jedenfalls  das  Bd.  1  Sp.  564  unter 
Artemis  abgebildete  bronzene  Relief,  auf  dessen 
drittem  Streifen  der  knieende  Herakles  einem 
gewaltsam  den  Kopf  umwendenden^  mit  mensch- 
lichen Vorderbeinen  versehenen  Kentauren,  den 


1047   Kentam'en  (Kampf  mit  Herakles) 


Kentauren  (Kampf  mit  Herakles)   1048 


mann,  Necrop.  de  Camirus  26  f.  hier  wieder- 
holt nach  Milchhöfcr ,  Anf.  d.  K.  Fig.  48)  lassen 
die  Deutung  auf  das  Heraklesabenteuer  zu, 
das  bestimmt  charakterisiert  zum  erstenmale 
in  dem  Bronzerelief  *on  Olympia  uns  ent- 
gegentritt (Curtius,  1).  archaische  Bronzerelief 
Tfl.  1  f.  Olympia  IV,  38;  s.  Abb.  4  u.  auch  Bd.  1 
Sp.  564).  Ob  die  ausführlichere  Darstellung 
am  Kypseloskasten  {Paus.  5,  19,  9)  den  Helden 
noch  in  dem  altertümlichen  Laufschema  oder  lo 
wirklich  knieend  zeigte,  wie  es  später  üblich 
wird  (Furtwängler,  A.  Z.  41  Sp.  157),  wissen 
wir  nicht;  die  des  amj^kläischen  Thrones 
scheint    auf    den    einfacheren    Typus    zurück- 


20 


30 


40 


50 


4)  Bronzerelief  aus  Olympia. 


zugreifen  {Paus.  3,  18,  16).  Dafs  auch  im 
Tempel  der  Athena  Chalkioikos  zu  Sparta  das 
Abenteuer  dargestellt  war,  ist  wahrscheinlich 
(Paus.  3,  17,  3). 

Von  Vasenbildern  stellt  das  älteste,  das 
einer  „protokorinthischen"  Lekythos  (Berlin 
386,  Ä.  Z.  1883,  Tfl.  10),  die  Scene  mit  kost-  60 
lieber  Naivetät  dar,  während  das  kyrenäische 
Vasenbild  A.  Z.  1881,  Tfl.  12  ziemlich  roh 
ist.  Von  korintliischer  Typik  abhängig  ist 
die  Dar.stellung  der  altattischen  Vase  des  Oiko- 
pheles;  Burlingix)n,  Fine  Arts  Club  1888  pl.  1. 
Sonst  sind  zu  erwähnen  Berlin  1670  {Gerhard, 
A.  V.  119/20,  1),  ebd.  1737  {Gerhard,  Etr.  u. 
camp.   Vb.  13,  1),   wo   den  Kentauren  Namen 


gegeben  werden,  deren  evoBr, "AaßoXo?,  zu  Hcsiod 
stimmt,  und  eine  Pariser  Amphora  IRöm.  Mitt. 

2,  173,  6  {Dümmler).  Vereinzelt  steht  nach 
Auffassung  und  Stil  München  151  {Micali, 
Storia  95);  vgl.  Dümmler,  Köm.  Mitt.  2  p.  177, 
Anm.  1. 

Später  verliert  sich  der  primitive  Typus 
infolge  genauerer  Durchbildung  der  verschie- 
denen Kentaurenabenteuer  des  Herakles.  Aus- 
nahmen erklären  sich  aus  Verkürzung  oder 
Verallgemeinerung  der  speziellen  Typen;  zu 
nennen  sind  hier  die  Vasen  München  55 
{Lützoio,  Manch.  Ant.  Tfl.  29),  Brit.  Mus.  1687 
{Passeri  2,  117),  wo  das  Schema  des  Antaios- 
kampfes  auf  unseren  Gegenstand  übertragen 
ist,  die  Marmorgruppe  in  den  Ufficien  (Dü^scMe 

3,  138.  Gori,  Mus.  Flor.  3,  64),  die  albanische 
Marmorschale  {Zoega,  Bassiril.  2,  63),  das 
römische  Münzbild  Babelon,  Monnaies  de  la 
rcpuhl.  1  S.  18. 

Individuellere  Arisbildung  erfuhr  der  uralte 
Herakles-Kentaurenkampf  schon  in  der  archai- 
schen Kunst  nach  zwei  Seiten,  indem  man  1)  die 
Darstellung  deutlich  als  das  Abenteuer  von 
Pholoe  charakterisierte.  Dies  scheint  zuerst 
in  dem  Architravrelief  von  Assos  geschehen 
zu  sein  (abg.  Chirke,  Investigations  ut  Assos 
PI.  15),  wo  die  hinter  dem  Herakles  zum  Vor- 
schein kommende  Gestalt  wahrscheinlich  Pholos 
ist  (anders  Clarke  p  109).  Über  die  Zeit  dieser 
Bildwerke  gehen  die  Meinungen  weit  ausein- 
ander, worüber  Friederichs-  Wolters,  Berl.  Gips- 
uhg.  S.  8  zu  vergleichen  ist;  ich  möchte  sie 
in  die  erste  Hälfte  des  6.  Jahrb.  setzen.  Am 
amykläischen  Throne  {Paus.  3,  18,  10)  war  die- 
selbe Scene  dargestellt.  Die  Vasenmalerei, 
und  zwar  häufiger  die  sf.,  stellte  sowohl  die 
Bewirtung  des  Herakles  durch  Pholos  als  die 
Vertreibung  der  übermütigen  Kentauren  dar; 
s.  Gerhard,  A.  V.  2,  119/20,  3.  5.  7.  A.  Z. 
1865  Tfl.  102.  Mus.  Greg.  2,  39,  2  und  vgl. 
die  Liste  der  Darstellungen  bei  Stcphani,  G.  B. 
1873  S.  94 ft'.  und  102 f.  Besondere  Beachtung 
verdient  das  Vasenbild  I.  H.  S.  1,  1,  wo  He- 
rakles die  lüsternen  Gesellen  mit  Bränden  ver- 
treibt; vgl.  Sidncy  C'olcin  ibd.  p.  124  fi".  —  2)  Das 
Nessos-Heraklesabenteuer  s.  unter  5.  —  3)  Ganz 
vereinzelt  steht  die  burleske  Scene  des  feinen 
Vasenbildes  3Ion.  Grecs  1876,  Tfl.  3  =  Wiener 
Vorlegebl.  E  7/8,  3,  wo  Herakles,  mit  Nike 
als  Wagenlenkerin,  von  vier  betrübt  drein- 
schauenden Kentauren  gezogen  wird;  hier  hat 
wohl  sicher  das  Satyrspiel  eingewii'kt.    Sauer.] 

IV)  Atalantes  Kentaurenkampf  (ar- 
kadische Sage).  Der  Kentaurenkampf  der 
Atalante  wird  zwar  erst  erwähnt  von  Kallim. 
in  Dian.  221  (vgl.  d.  Schol.),  ist  aber  wohl 
für  eine  alte  Lokalsage  zu  halten,  da  er  auch 
von  Apollod.  3,  9,  1  [vgl.  Wagner,  Epitoma 
Vatic.  p.  46]  erzählt  wird.  Am  ausführlichsten 
berichtet  Ael.  V.  H.  13,  1  die  Sage,  freilich 
mit  starker  rhetorischer  Ausschmückung.  Alle- 
drei Quellen  stimmen  aber  sowohl  in  den 
Namen  der  beiden  Kentauren,  welche  der  Ata- 
lante Gewalt  anthun  wollten  (Hylaios  und 
Rhoikos  \Avv.og  codd.  ApoUod.]),  als  auch  darin 
überein,  dafs  sie  dieselben  von  der  Jungfrau  mit 
Pfeilen  erlegt  werden  lassen.  Aelian  schildert 


1049          Kentauren  (Nessossage)  Kentauren  (mit  Dionysos  u.  Eros)    1050 

in  drastischer  Weise  die  Trunkenheit  und  den  pl.  4 ,  wo  Stephain  p.  102  ö".  Näheres  über 
Übermut  der  beiden  lüsternen  Liebeswerber,  den  Gegenstand  giebt).  Auch  gehört  hierher 
welche,  brennende  Fichten  in  den  Händen  tra-  eine  in  der  pompejanischen  Wandmalerei  mehr- 
gend,  mit  Fichtenkränzen  geschmückt,  der  in  fach  wiederholte  schöne  Komposition:  Beispiel 
einer  Höhle  wohnenden  Atalaute  zu  nahen  such-  Heibig  1146  {Mus.  Borh.  6,  36  u.  ö.).  Wo 
ten.  Nach  Propcrt.  1,  1,  13  wurde  der  die  Ata-  frauenraubende  Kentauren  weder  durch  In- 
lante  mit  seinen  Liebeswerbungen  verfolgende  Schriften  noch  durch  charakteristische  Neben- 
Meilanion  vom  Kentauren  Hylaios,  seinem  eifer-  personen  in  einen  bestimmten  Sagenkreis  ein- 
süchtigen Nebenbuhler,  durch  einen  Schlag  gereiht  werden,  handelt  es  sich  entweder  um 
mit  einem  Baumaste  verwundet.  Ein  ganz  lo  die  in  archaischer  Zeit  heimische  Verbindung 
ähnlichesMotivscheiutdenobenunter  Iris  (s.d.)  von  Kentauren  und  Nymphen  (s.  unt.  VI)  oder 
behandelten  Vasenbildern  zugrunde  zu  liegen,  es  liegen,  wie  in  dem  schönen  Relief  Anc. 
welche  diese  Göttin  bald  von  Satyrn  bald  von  Marlies  2,  15,  Auszüge  aus  dem  Lapithen- 
Kentauren  bedroht  werden  lassen.  oder  dem  Heraklesabenteuer  vor.     Sauer.] 

V)  Der  Mythus  von  Nessos  (aitolische  VI)  Die  Kentauren  in  Verbindving  mit 
Sage).  Ausführliches  darüber  siehe  unter  Dionysos  und  Eros  (spätere  Sage). 
Nessos,  Deianeira  und  Herakles.  Hier  nur  so  a)  Die  Verknüpfung  der  Kentaurensage  mit 
viel,  dafs  die  älteste  bekannte  Schilderung  des  dem  Mythus  des  Dionysos  läfst  sich  wohl  am 
Nessosabenteuers  dem  Arcliilochos  verdankt  besten  aus  der  schon  in  der  uralten  Lapithen- 
wird,  „dessen  fast  dramatisch  ausgeführtes  20  und  Pholoslegende  ausgesprochenen  Anschau- 
Gedicht  Soplioldes  in  seinen  Traclvinierinnen  ung  von  der  Trink-  und  Zechlust  der  Ne- 
vielleicht  benutzte''  (s.  Schneideivin  im  Philol.  pbelesöhne  erklären.  Diodor  (4,  12)  erzählt, 
1,  148  tf.  und  Einl.  zu  Soph.  Tracli.'^  p.  6.  dafs  das  gemeinsame  Fafs  der  Kentauren,  das 
Schal.  Ap.  Rh.  1,  1212.  Bergk,  P.  L.  Gr.  Archil.  Pholos  in  Verwahrung  hatte,  diesem  von  Dio- 
fr.  4:0  \i.li6.  Dio  Chrys.  Or.  60  T.  2',  666.  Schol.  nysos  gegeben  worden  sei,  was  Schol.  Theoer. 
IL  $  237.  Vgl.  Soph.  Tr.  bbl  ff.  1241  f.  etc.).  7,  149  mit  dem  Schiedsspruch,  den  jeuer  Ken- 
Für  die  Deutung  des  Kentaurenmythus  ist  die  taur  in  betreff  der  Insel  Naxos  zu  Gunsten  des 
Sage  von  Nessos  insofei'u  wichtig,  als  daraus  Dionysos  gegeben  hatte,  zu  begründen  sucht, 
deutlich  eine  Beziehung  zu  einem  Flusse,  Die  erste  Andeutung  des  bakchischen  Ken- 
dem  Buenos  (dessen  TtoQ&^svg  Nessos  war),  30  taurenthiasos  giebt  uns  vielleicht  Eurip.  Iph. 
und  zu  den  übelriechenden  Schwefelquellen  Aul.  1058 ff.  in  der  Beschreibung  der  Peleus- 
des  aitolischen  Taphiassosberges  (offenbar  von  hochzeit  auf  dem  Kentaurengebirge  Pelion 
dem  räcpog  des  Nessos  so  genannt;  vgl.  den  (1046)  mit  den  Worten:  avcc  d'  släxaioi  ars- 
Flufs  Ozon  b.  Schol.  II.  a.  a.  0.),  in  der  Nähe  (pavcöösi,  xe  xXöa  &Lccaog  s^iolev  imioßüxccg  Kev- 
des  ozolischen  Lokris,  hervorgeht  (vgl.  Strab.  ravQcov  Eni  daixcc  xäv  Q'ecov  ■KQaxrjgd  xe 
9,  427.  Plut.  Q.  Gr.  15.  Paus.  10,  38,  1.  3Iyr-  Bä-^xo'"-  So  wurden  die  Kentauren  schliefs- 
silos  b.  Antig.  hist.  mir.  129  (117  Westerm.).  lieh  zu  ständigen  Begleitern  des  Dionysos,  wie 
Schol.  II.  2,  527.  Bursian,  Gcogr.  1,  134,  3.  das  namentlich  Nonnos  IHon.  14,  49  ff'.  143  ff. 
Forclihammcr,  Hellen,  n).  Übrigens  war  Nessos  193  ff.  ausgeführt  hat.  Doch  scheint  dieser 
auch  Name  eines  Flusses  in  Thrakien,  den  40  späte  Epiker  in  diesem  Falle  weniger  aus 
Curtius,  Graz."  243  f.  von  Wurzel  vsS  brüllen  litterarischer  als  aus  monumentaler  Über- 
ableitet, lieferung  geschöpft  zu  haben  ( Welcher,  Gütterl. 

[Herakles-Nessos.  Neben  dem  Pholos-  3,  152).  Zu  den  früheren  bildliehen  Darstel- 
abenteuer  fand  sich  am  amykläischen  Throne  lungen  dieser  Art  mag  das  bei  Maller-  Wieseler, 
{Paus.  3,  18,  12)  auch  die  Bestrafung  des  D.  a.  K.  2,  589  gegebene  Vasenbild  (4.  Jahrh.) 
Nessos,  welche  auch  fernerhin  zwar  minder  gehören,  welches  einen  mit  Schale  und  Fackel 
häufig  als  jenes,  aber  doch  nicht  selten  dar-  ausgestatteten  schreitenden  Kentauren  dar- 
gestellt wird.  Die  Namen  des  Kentauren  stellt,  dem  ein  Satyr  (oder  Silen?)  vorausgeht, 
wechseln,  doch  scheint  es  nicht  geraten,  des-  Ebendort  ist  unter  nr,  588  ein  schreitender 
halb  besondere  Reihen  zu  unterscheiden.  Die  50  Kentaur  mit  Fichtenzweig  und  Trinkgefäfs  ab- 
ältesten Vasenbilder  finden  sich  auf  einer  gebildet  (vgl.  ib.  596).  Noch  bedeutend  älter 
altattischen  Amphora  {Ant.  Denkmäler  1,  57;  als  diese  beiden  Darstellungen  scheint  das  bei 
mit  der  Beischrift  NEx[x'\og)  und  einer  aus  Jahn,  Vasensamml.  in  München,  unter  nr.  957 
der  Gegend  von  Tenea  stammenden  Schale  beschriebene  schwarzfigurige  Vasenbild  zu  sein: 
{Eofs,  Arch.  Aufs.  2  S.  344,  Tfl.  2);  beide  ,,Ein  bärtiger  ithyphallischer  Satyr  .  .  ver- 
scheinen  auf  ein  älteres  Vorbild  zurückzugehen,  folgt  .  .  zwei  bärtige  Kentauren  mit  vollstän- 
in  welchem  Deianeira  nicht  wie  auf  der  Am-  digem  Menschenleib,  welche  die  Linke  erheben 
phora  fehlte,  und  Herakles  das  Schwert,  nicht  und  in  der  Rechten  eine  Tanne  halten."  Plin. 
die  Keule,  fährte.  Auch  auf  Gerhard,  A.  F,  n.  h.  33,  154  f.  führt  von  Akragas,  einem  der 
117/18,  1.  2  und  Roulez,  choix  de  vases  8,  2  GO  berühmtesten  Toreuten,  als  zu  Rhodos  im 
ist  Deianeira  mit  dargestellt.  Von  den  rf.  Tempel  des  Dionysos  befindlich,  Becher  mit 
Vasen  sind  zu  erwähnen  der  Pinax  Brit.  Mus.  932  der  Darstellung  von  Kentauren  und  Bak- 
{Inghirami ,  Vasi  fitt.  2,  119),  das  Innenbild  chantinnen  an  (vgl.  Müller-Wieseler  2,  596). 
einer  Vase  des  Aristophanes  und  Erginos  „Auf  dem  Friese  des  Dionysosheiligtums  zu 
{Klein  S.  186),  besonders  aber  Petersburg  1787  Teos,  der  um  200  v.  Chr.  gearbeitet  sein  wird, 
{Antiquites  du  Bosphore  Cimmerien  53),  Neapel  prangt  der  ganze  moderne  bakchische  Olymp. 
3089  {3Itts.  Borh.  5,  5),  wo  der  Kentaur  Dexa-  Neben  dem  gewöhnlichen  Gefolge  des  Wein- 
menos  heifst,  und  Petersburg  2016  (6'.i?.^x  iö'^y  gotts,    dem  Pan  und  Seilen,    den  Satyrn  und 


1051   Kentauren  (mit  Dionysos  n.  Eros) 

Bakchanten,  erscheint  das  Kentaurenvolk, 
Männer  und  Weiber  in  friedlichen  Gruppen, 
mit  Trinkgefäfsen  und  Fichtenzweigen  aus- 
gestattet. Ein  Kentaur  spielt  die  Leier  {Ärch. 
Ztg.  33,  28  T.  5)."  Sehr  häufig  werden  in 
der  späteren  Zeit  Kentaurengespanne,  welche 
den  Wagen  des  Dionysos  oder  der  Ariadne*) 
ziehen  (vgl.  Müller -Mieseler  2  T.  X  115 f.  T. 
XXXIII  377,  T.  XXXVI  422.  423.  T.  XXXVIII 
437.  Dütschke,  Ant.  Bildiv.  in  überit.  1,  12.  23.  lo 
26. 114.  Arch.  Ztg.  3  Taf.  30. 22, 162. 17,97.  Meyer, 
Gandharven  80  f.  Müller,  Hdb.  358,  6  u.  7). 
Die  hierher  gehörigen  Attribute  der  Kentauren 
sind  der  Thyrsos,  die  Lyra,  Flöte,  das  Tym- 
panon  und  die  Fackel  (vgl.  die  Schilderung 
der  Kentauren  als  xcofiacTOfi  bei  Ael.  V.  H. 
13,  1).  So  kommt  es  wohl  auch,  dals  mehrere 
der  von  Ovid  in  seinen  Metamorphosen  über- 
lieferten Kentaurennamen  sich  auf  Fackeln 
oder  Feuerbrände  beziehen;  TQvvtvq  (von  y^v-  20 
v6s  12,  260),  IlvQai^og  (ib.  449)  und  Ilvqav.yi.og 
(v.  460),  vielleicht  auch  ^iByQcctog  (v.  378). 
S.  auch  Diod.  4,  12.  Von  besonderer  Anmut 
und  Schönheit  der  Komposition  sind  einige 
schon  von  Winclcehnann  bewunderte  Gruppie- 
rungen von  Kentauren  und  Mainaden  oder 
Bakchantinnen  auf  pompejanischen  Gemälden 
{Müller,  Hdb.  389,  2.  Müller-  Wieseler  2  T.  47 
nr.  594  f.  Dütschke  a.  a.  ü.  168).  Die  Köpfe 
des  Kentauren  des  Aristeas  und  Papias  {Müller-  so 
Wieseler  2  T.  XLVII  598)  gleichen  ganz  denen 
von  Satyrn  (vgl.  auch  den  wundervollen  Kentau- 
renkopf im  röm.  Konservatorenpalast:  Abb.  15). 
b)  Ganz  ähnlich  wie  die  Beziehungen  der 
Kentauren  zu  Dionysos  aus  der  Trink-  und 
Zechlust,  erklärt  sich  ihre  Verbindung  mit 
Eros  aus  ihrer  ebenfalls  in  sehr  alten  Sagen 
(s.  ob.)  hervortretenden  Lüsternheit.  Doch 
scheint  diese  letztere  Verbindung  ausschliefs- 
lich  der  späteren  monumentalen  Tradition  an-  40 
zugehören,  .welche  für  uns  namentlich  durch 
Werke  der  Kunstschule  inAphrodisias  repräsen- 
tiert wird  {Brunn,  Künstler gesch.  1,  592 f.).  Am 
berühmtesten  sind  die  beiden  Kentauren  des 
Aristeas  und  Papias,  wahrscheinlich  Kopieen 
eines  älteren  bedeutenden  Werkes  {Brunn 
a.  a.  0.).  „Dem  Älteren  von  beiden  sind  von 
einem  Eros  .  .  .  (welcher  in  dem  Pariser  Exem- 
plar erhalten  ist;  siehe  Fröhner,  Notice  du 
Louvre  1,293  f.)  die  Hände  auf  den  Eücken  50 
gebunden ;  er  ist  wehrlos  gemacht ,  und  seine 
sonstige  Wildheit  erscheint  zu  schwermütiger 
Trauer  umgestimmt.  Aber  wie  die  Fessel 
nicht  hindert,  in  seinem  Köi'per  die  volle 
natürliche  Kraft  zu  erkennen,  so  schimmert 
auch  durch  die  augenblickliche  Melancholie 
die  angeborene  Wildheit  überall  durch.     Der 

*)  Ebenso  ziehen  Kentauren  öfters  auch  den  Wagen 
ihres  Überwinders  Herakles;  vgl.  z.  B.  Daremberg-Saglio, 
Dictionnaire  des  aniiquiies  1  S.  1012  Anm.  38  und  die  Münze  '''^ 
der  Aurelia  bei  Babelon,  Monn.  de  la  rip.  1  S.  240 f.;  s. 
Sp.  1048  u.  1054.  Die  interessante  Münze  von  Kyzikos 
bei  Imltoof-Blvmi'r,  Gr.  Münzen  S.  G14  Taf.  VII,  3=  ilüller- 
Wieseler,  D.  a.  K.  2,  KU  und  115  stellt  wohl  nicht  Köre 
oder  Demeter,  sondern  Ariadne  dar  (vgl.  den  Dionysos 
auf  dem  Pantherwagen  b.  Im/ioof  a.  a.  O.  S.  615  Taf.  VII, 
4,  der  offenbar  das  Gegenstück  dazu  bildet).  Nur  ist 
hier  die  Hochzeitäfackel  statt  den  Kentauren  der  Ariadne 
in  die   Hände  gegeben. 


Kentauren  (erot.  u.  bakchische  Bildw.)    1052 

Jüngere  jubelt  und  höhnt  das  Schicksal  seines 
Genossen,  ohne  zu  bedenken,  dafs  Gleiches 
ihm  selbst  bevorsteht;  und  wir  glauben  schon 
in  seinem  Jubel  die  Ungefügigkeit  und  Un- 
bändigkeit zu  erkennen,  die  sich  seiner  im 
Gegensatz  zu  der  schwermütigen  Resignation 
des  Älteren  bemächtigen  wird,  sobald  das 
Geschick  ihn  ereilt"  (vgl.  Müller-  Wieseler,  1). 
a.  K.  2,  597  und  598.  Baumeister,  Denkm.  1, 
127).  Weitere  hierher  gehörige  Bildwerke,  sogar 
mit  päderastischen  Darstellungen  (an  Hesych. 
KivtcivQOL  .  .  .  Tial  OL  Ttaidsgaarai,  ano  xov 
OQQOV*)  [d.  i.  ravQOv  =  it^Qivtov  =  rQcifiLSos: 
also  =  *-)isvro-zavQoi.  Tümpel.]  und  an  den 
knabenraubenden  Kentauren  des  olympischen 
Giebelfeldes  erinnernd)  s.  b.  Meyer,  Gandh,arv. 
81  f.  Müller -Wieseler  2,  596.  671.  Arch.  Ztg. 
1848.  N.  F.  2,  353  ff.  Taf.  23.  Wclcker,  A.  D. 
1,  3l8ff.).    Matz-Duhn,  Bildio.  in  Rom  nr.  2296. 

Kunstmythologischer  Zusatz. 

[Dafs  ein  erotisches   Element  wie  in  den 
Silenen  ursprünglich    auch   in   den   Kentauren 
steckte,  wird  am  deutlichstenbewiesen  durch  ar- 
chaische makedonische  Münzen,  wo  in  ganz  ähn- 
lichen Typen  nymphenraubende  Kentauren 
neben    Silenen     vorkommen; 
s.  B.  a.  K.  1,  17,  83  f.  Head, 
Gatal.  of  Gr.  coins  in  the  Brit. 
Mus.    Maced.    p.     147  — 149, 
wonach    nebenstehende    Ab- 
bild. (5).    Auch  später,  als  die 
Kunst  besonders  die  trunkene 
Wut  und  die  tierische  Roheit 
dieser  Geschöpfe  betont,  bleibt    Nymp^e'^aubend, 
jener   Zug  ihnen   eigen:  ihre    ^ünze  der  Orres- 
Lüsternheit  ist  es,  welche  die    kier  (nach  Catai.  of 
Rache    sei    es    der   Lapithen,     greek  coins  in  the 
sei  es  des  Herakles  heraufbe-    Brit.   Mus.  Maced. 
schwört.       Wichtig     sind    in  S.  147). 

dieser  Hinsicht  der  West- 
giebel von  Olympia  mit  den  weiber-  und 
dem  einen  knabenraubenden  Kentauren,  sowie 
die  Partlienonmetopen  und  der  Fries  von 
Phigaleia.  Dagegen  erklärt  sich  aus  einer  Ent- 
lehnung von  der  ursprünglich  verwandten, 
aber  harmloser  entwickelten  Silensnatur,  viel- 
leicht sogar  direkt  aus  einer  Anregung  des 
Satyrspiels,  das  schöne  Florentiner  Vasenbild, 
wo  lüsterne  Kentauren  sich  an  Iris  (s.  d.) 
vergreifen  wollen  {1.  H.  S.  1,  3),  ein  würdiges 
Seitenstück  zu  dem  Satyrbild  des  Brygos  {M. 
d.  I.  9,  46). 

Dafs  auch  die  Freude  am  Wein  ein  alter 
Charakterzug  der  Kentauren  ist,  beweist  die 
früh  dargestellte  Sage  von  Pholoe;  die  Kunst 
hat  sich  auch  diesen  Zug  für  das  Lapithen- 
abenteuer  zu  nutze  gemacht.  Sonst  bietet  die 
ältere  Kunst  wenig  sichere  Zeugnisse  für  Be- 
ziehungen zu  Dionysos  und  keines  von  der 
Beweiskraft  des  attischen  Vasenbildes  Benn- 
dorf,  Gr.  u.  sicil.  Vasenb.  8,  das  einen  Ken- 
tauren mit  einem  mächtigen  Trinkhorn  zeigt; 
München  957  ist  ein  so  flüchtiges  Machwerk, 
dafs  darauf  kein  Wert  zu  legen  ist.  Doch  er- 
klärt sich  aus  dem  Gesagten  zur  Genüge,  dafs 

*)  Vgl.  auch  Schal,  in  Anschin.  Tim.  §  52.  Uekker, 
Anecd.  330,  25. 


/ 


1053   Kentauren  (erot.  n.  bakcliische  Bildw.) 


Kentauren  (im  Orcus) 


1054 


bei  weiterer  Ausbildung  des  bakchiacbeu  Tbia- 
sos  die  Kentauren  in  diesen  aufgenommen 
wurden,  danacb  ist  aucb  das  untcritalische 
Vasenbild  1).  a.  K.  2,  589  zu  erklären. 

Das  erste  wichtige  Zeugnis  für  diese  neue 
Auffassung  bietet  der  (oder  die)  Becher  des 
Caelators  Akragas  im  Dionysostempel  zu  Rho- 
dos, doch  ist  der  Bericht  des  Plinius  (i\'.  II. 
33,  155)  so  summarisch,  dafs  wir  nicht  einmal 
wissen,  ob  die  Kentauren  und  Bakchantinnen 
in  einer  Darstellung  vereinigt  waren.  Es 
folgen,  frühestens  in  der  zweiten  Hälfte  des 
3.  Jahrb.,  die  ietzt  im  Konak  von  Stnyrna  be- 
findlichen Friesreliefe  des  Dionysostempels 
von  Teos   {A.  Z.  33,  Tfl.  5  t     vgl.  Ilirschfeld 


C)  Satyrhaft  gebildeter  jugendlicher  Kentaur  des 
Aristeas  und  Papias  (Capitolin.  Museum). 

S.  29  f.),  flüchtige  Arbeiten  einer  schon  sinken- 
den Kunst,  aber  reich  an  hübschen  Motiven 
und  voll  kräftiger  bakchischer  Lust;  schwache 
Spuren  ähnlicher  Auffassung  verrät  noch  das 
späte  Relief  M.  P.  Gl.  4,  21.  In  diese  oder 
nicht  viel  spätere  Zeit  wird  man  die  Erfindung 
der  bekannten  Kentauren  und  Kentaurinnen 
von  Pompeji  {Helbig  499—502.  3Ius.  Borh.  3, 
20  f.  B.  a.  K.  2,  47,  594  f.)  setzen  dürfen;  ge- 
wisse sentimentale  Züge  sind  wohl  der  späteren 
Zeit  anzurechnen,  in  der  diese  Wiederholungen 
entstanden  (vgl.  Hdhig,  Untersuchungen  S.  23  f.). 
Mit  dem  Eindringen  nämlich  der  in  der 
späteren  hellenistischen  Welt  so  beliebt  ge- 
wordenen Eroten  verlieren  die  Kentauren  viel 
von  jenem  ausgesprochen  bakchischen  Cha- 
rakter; die  früher  derbsinnlichen  Gesellen 
verzehren  sich  in  verliebtem  Schmachten  und 


müssen  sich  von  den  mutwilligen  Eroten  quälen 
lassen^  oder  sie  erscheinen  in  idyllischer  Liebes- 
tändelei oder  gemütlichem  Familienleben  im 
Sinne  des  Zeuxis  und  seiner  Nachahmer  (s. 
unten  Abschn.  XII).  Die  erstere  Auffassung  ist 
durch  die  Kentauren  des  Aristeas  und  Papias 
und  ihre  Wiederholungen  vertreten,  deren 
wichtigste  die  Pariser  {Fröhner,  Notice  299. 
n.  a.  K.  2,  47,  597)  ist;  vgl.  Brunn,  K.  G.  1, 

10  573.  Overheclc,  Plastik^  2,  409;  der  jugendliche 
Kentaur  des  capitolin.  Museums  ist  hier  ab- 
gebildet. Für  die  idyllische  Richtung  bieten 
schöne  Beispiele  die  Silberbecher  von  Pompeji 
{Mus.  Borb.  13,  49.  D.  a.  K.  2,  47,  596)  und 
Bernay  {Babelon,  Cahinet  des  medailles  pl.  14) 
und  ein  Marmorputeal  der  Sammlung  Jakobsen. 
Im  übrigen  sind  wir  fast  ausschliefslich  auf  die 
Sarkophage  angewiesen,  von  denen  man 
feinere  Individualisierung  nicht  erwarten  kann; 

20  genug,  dafs  die  Kentauren  hier  bei  allen  wich- 
tigen Ereignissen  im  Leben  des  Dionysos  sich 
unter  seinen  Thiasos  mischen.  Besonders  beliebt 
sind  sie  als  Gespann  des  Dionysos  und  der 
Ariadoe  {Zoega,  Bassiril.  2, 77 ;  Neapel:  Gerhard, 
Ant.Biv. 112,1-  München  100:  D.a. /i.2,36,422; 
Lateran  Benndorf- Schöne  373:  31.  d.  I.  7,  80,  2; 
Pisa  Bütschke  1,  114:  Lasinio  124;  Verona 
Bütschke  4,  435:  Muffei  73,  1;  M.  P.  Gl.  4, 
22;  vgl.  auch  die  Gemmen  B.  a.  K.  2,  36,  423. 

30  10,116;  G.  li.  p.lSSl,  5,  17  und  die  Münzen 
ebd.  2,  10,  115.  33,  377);  auch  ziehen  sie 
den  Wagen  des  in  den  Thiasos  aufgenom- 
menen Herakles  {M.  P.  Gl.  4,  26.  M.  d.  I. 
1856  Tu.  6),  was  an  das  schon  erwähnte 
Vasenbild  Mon.  grecs  1876  Tfl.  3  erinnert. 
Sie  beteiligen  sich,  was  gut  zu  ihrer  ursprüng- 
lichen Wildheit  pafst,  am  Kampfe  {Gorlona, 
A.  Z.  1845  Tfl.  40  =  1).  a.  K.  2,  38,  443)  und 
teilen  den  Triumph  (Lateran  Benndorf- Schöne 

40  408:  M.  d.  I.  7,  80,  1).  Sogar  bei  der  Bestrafung 
des  Pentheus  erscheinen  sie,  auch  hier  gewifs 
als  Gespann  des  Gottes:  B.  a.  K.  2,  37,  437. 
Bei  der  Beliebtheit  bakchischer  Darstel- 
lungen für  heitere  Ausschmückung  von  Ge- 
räten und  Gefäfsen  konnte  es  nicht  fehlen, 
dafs  auch  die  Kentauren  zuletzt  ohne  tieferen 
Sinn  rein  dekorativ  verwandt  wurden.  Bei- 
spiele sind  ein  Altarrelief  M.  P.  Gl.  4,  25,  das 
Bronzekästchen  Lasinio,  Scult.  del  Gampo  Santo 
50  24  (Bütschke  1,  168).  Hierher  gehören  auch 
die  als  Zierat  von  Gefäfsen  verwendeten  Ken- 
taurenprotomen  Michaelis,  Anc.  Marbles  Liver- 
pool 24.  Benndorf,  Antiken  von  Zürich  458 
Tfl.  8,  94;  ein  Prachtstück  dieser  Art  ist 
das  Kentaurenrhyton  auf  dem  berühmten  Sar- 
donyxkantharos  B.  a.  K.  2,  626a,  ähnlich  der 
silberne  Kentaur  in  Wien:  Arneth,  Bie  nnt. 
Gold-  u.  Silbermonumente  S.  6.     Sauer.] 

VII)  Die  Klentairren  im  Oreus  (italisch- 
Gü  etruskische  Sage?).  Fergil  {Aen.  6,  286 fi'.) 
und  dessen  Nachahmer  Statins  (Silv.  5,  3, 
277  ff.;  s.  auch  Sen.  Herc.  für.  782  01)  ver- 
setzen die  Kentauren  zusammen  mit  anderen 
Ungeheuern*),   der  Skylla,  dem  Briareus,  der 

*)  Aus  der  allgemeinen  Auffassung  der  Kentauren 
als  Ungeheuer  erklärt  sich  wohl  auch  ihre  Verwendung 
als  CenoTijonaia,  z.  B.  auf  Schilden.  Vgl.  Meyer,  Gan- 
dharven  74  Anm.  1.    S.  auch  Iloui.  Kufiivoi  »')  y.fnatur-  17, 


1055 


Kentauren  (im  Oreus) 


Kentauren  (im  Orcus) 


1056 


Lernllisclien  Schlange,  der  Chimaira,  den  Gor- 
gfonen,  Harpyien  und  dem  Geryoneus  an  den 
Eingang  der  Unterwelt.  Einen  Anklang  an 
diese  Vorstellung  könnte  man  einerseits  in  der 
Sage  von  der  Gorgo,  die  nach  Odyss.  l  634 
(vgl.  auch  Ar.  Ban.  475)  ebenfalls  in  der 
Unterwelt  weilt,  andrerseits  in  dem  Mythus 
von  den  Erinyen  und  von  Cheiron,  welcher 
seine    Unsterblichkeit    aufgab    und    an   Stelle 


neolscarabiius  bei  Müller-  Wieseler  1  nr.  324,  auf 
dem  sogar  ein  Kentaur  mit  Gorgonenantlitz,  Fit- 
tichen und  Vogelbeinen,  einen  Löwen  an 
den  Vordertatzen  aufrecht  haltend,  erscheint. 
Dieser,  ebenso  wie  der  geflügelte  Kentaur  der 
rhodischen  Scherbe  bei  Salzmann,  Necrop.  de 
Camiros  ^l.  38,  und  der  Löwenkentaur  mit 
menschlichen  Vorderbeinen  auf  dem  Scara- 
bäus  des  Brit.  Mus.  bei  Keller,  Tiere  d.  Tilass. 


des    Prometheus     in     den    Hades    hinabstieg  lo  Altert.   S.  338    erinnern    an  ähnliche   altorien- 


{Apollod.  2,  5,  4),  erblicken;  doch  findet  sich, 
soviel  ich  weifs,  bei  keinem  griechischen 
Schriftsteller  irgend  eine  bestimmte  Nach- 
richt über  den  Aufenthalt  der  sämtlichen 
Kentauren  im  Hades.  Dagegen  scheinen 
mehrere,  zum  Teil  alte,  etruskische  Bildwerke, 
welche  Kentauren  entweder  mit  Skylla  allein 
oder  mit  der  Chimaira  und  einer  geflügelten 


7)  Geflügelter,  bogenschiefsender  Kentaur  =  Schütze  des  Tierkreises 
.  (nach  Perrot-Vliipiez,  Hist.  de  l'art.  III  S.  (504,  Fig.  412). 


Frau  (Gorgo  oder  Artemis?)  zusammen  dar- 
stellen, auf  italischen  oder  etruskischen  (orien- 
talischen?) Ursprung  dieser  Vorstellung  hin- 
zudeuten (vgl.  Müller-Wieseler,  D.  a.  K.  1,  283.  50  inicpavaia,  on^Q  Usiaiv  [=  Siim;  Basüius  ad 


talische  Vorbilder;  vgl.  Perrot  et  Chipiez,  Hist. 
de  Vart  2  p.  580  tt'.  3,  600.  604;  Lajard,  Culte 
de  Mithra  Taf.  LXVII,  19  u.  20  =  Gades  212 
u.  213.  Vgl.  auch  die  für  die  Anfänge  der  grie- 
chischen Kunst  überaus  wichtige  Stelle  des 
Berosos,  frgm.  1,  4  Müller:  Piviad-ai  cp7]ol 
XqÖvov,  £v  CO  TO  näv  6Kotog  ■Kai  vScoq  slvca 
■aal  iv  TOVTOLS  ^"^ß  tagazcödr]  /at  idiocpvsig 
[öicpvsi^S  Scalig. ^  rag  löiag  ^%ov- 
xa  ^cooyovBia&ai.  'Jv&QcoTtovg 
yäg  SinzsQovg  ysvvrj&fivcti, 
iviovg  Öh  'aal  rftQanrsQovg  yial 
dinQoacönovg  [vgl.  ob.  Bd.  2 
Sp.  777]'  -nal  awfia  (lav  t'xovrag 
iv,  v,s(paXag  8s  Svo,  ccvSQsiav 
TS  v.al  yvvaitisiav,  Kai  ceiäoiä  ts 
Siaca,  aQQfv  v.al  &filv,  yial  iti- 
Qovg  av^QCüTtovg  rovg  (ilv  aiyätv 
anilt]  -nal  %£Qaxa  B^ovrag  [vgl. 
ob.Bd.2Sp.  791],  Tovgös  Lnno- 
iioSag,  Tovg  ÖS  ra  oniaoa 
[isv     f*'^  Qi]      i'mtcov  ^    tcc     Ös 

S  ^TtQOG^  £V    aV&QCOTtCOV ,    ovg 

iTCTCOKSvxcevQOvg  rrjv  idiav 
sivat  v.xX.  u)v  yial  xag  si-növag 
SV  xco  xov  BrjXov  vam  ava- 
Ksi:a&ai.  Dafs  diese  Worte 
des  Berosos  auf  Wahrheit  be- 
ruhen ,  lehren  die  erhaltenen 
Bildwerke ,  namentlich  auch 
der  (Figur  7)  nebenstehend 
abgebildete  assyrische  Ken- 
taur. Übrigens  lassen  sich 
kentaurenartige  Dämonen  auch 
bei  den  semitischen  Verwand- 
ten der  alten  Chaldäer,  den 
Hebräern  nachweisen.  Vgl.  Hesych.  s.  v. 
ovov.ivxaTiQOL'  naqa  AkvXcc  XQixiävxsg,  dai- 
[lovcov   ri    ysvog,    y.d&vXov    xal   Gtioxsivov   xij 


^K'^'  '^</AV^/ 


2,  593).  Vgl.  darüber  Boscher,  Gorgonen  28  fl^. 
Anm.  53.  Jfeyer  a.  a.  0.  S.  82  f.  Noch  rätselhafter 
ist  eine  etruskische  Buccherovase,  abgebildet 
(Fig.  8)  bei  Milchliüfer ,  Anf.  d.  Kunst  in  Gr. 
76,  welche  einen  menschenbeinigen,  mit  Lanze 
und  Fichtenstamm  ausgerüsteten  Kentauren 
zeigt,  der,  hinter  zwei  ebenfalls  speerbewaff- 
neten, nackten  Männern  hergehend,  sich  einem 
bekleideten,  auf  einem  Thron  sitzendenHerrscher 


Esai.  XIII,  22  p.  253  D.  Brocop.  in  Esai.  p.  215] 
wvöiiaaav  oi  r.r]v  EßQoc'iHTjv  qioivrjv  (isxcc&svxsg 
Ol  XoixoL  Vgl.  auch  Sp.  1068  und  Nestle  bei  O. 
Crusius  im  Bhilolog.  N.  F.  4  S.  97  Anm.  6  und 
was  Aeliandenat.  an.  17,  9  aus  Bythagoras  und 
Krates  von   der  ovoKSVTavQa  (s.  d.)  berichtet. 

Kentauren  im  Orcus. 
[Vermutungsweise   sind   einige   etruskische 


(der  Unterwelt?    s.  Müchhöfer  a.  a.  0.  229    u.  eo  Bildwerke  auf  die  Kentauren  im  Orcus  bezogen 


Meyer  a.  a.  0.  60)  naht.  Vgl.  auch  die  oben 
erwähnten  italischen  und  etruskischen  Ken- 
taurendarstellungen, die  viel  Eigentümliches, 
auf  verlorenen  (oriental.?)  Mythen  Beruhendes, 
z.  B.  auch  Beflügehang  und  Gruppierung  mit 
Pegasos  zeigen,   ferner  den    archaischen   Car- 

wo  die  Kentauren  (auch  ClieironI)  in  einem  Fluche 
als  verderbliche  Ungeheuer  erscheinen. 


worden:   Berliner  Vasen  1545   (Micali,   Storia 

19,  1);  1550  {Micali  20,  1);    1563  (vgl.  Micali 

20,  13);  Grifi,  Mus.  Chiusino  1,  52.  84;  D.  a. 
K.  1,  57,  283.  47,  593;  s.  d.  Abb.  nach  3Iilch- 
höfer,  Anf.  Fig.  49.  Mythologische  Deutungen 
sind  hier  nicht  am  Platze;  es  handelt  sich  wohl 
um  willkürlich  und  beziehungslos  zusammen- 
gestellte, konventionelle  Bildertypen.     Sauer.] 


1057       Kentauren  (als  Sternbilder) 

VIII)  Kentauren  als  Sternbilder  (spätere, 
wohl  ans  Chaldaea  [s.  u.]  stammende  astro- 
nomische Sage  der  Alexandriner?). 

Die  erste  Erwähnung  eines  Sternbildes 
Namens  KivtavQog  findet  sich  bei  Arafos 
Phacii.  431  tf.  —  Hermippos  in  den  Schollen  z. 
V.  436  identificiert  ihn  mit  Cheiron  (vgl. 
auch  Hyc).  F.  Astr.  2,  18  und  Seneca  Tliyest. 
863  ff.),    auf  dessen    Jägerei    er   auch    ein    in 


Kentauren  (Wesen  und  Charakter)   1058 

der  Kentaur  mit  einem  Bogen  erscheint  (den 
nach  Hyg.  P.  Astr.  2,  27  und  Erat.  Kat.  28 
keiner  der  Kentauren  führt,  und  der  auch 
auf  sonstigen  eclitgriechischen  Darstellungen 
nur  äul'serst  selten  vorkommt,  vgl.  die  von 
Meyer  a.  a.  0.  81  angeführten  Monumente), 
so  wird  das,  wie  überhaupt  die  Versetzung 
des  Kentauren  (als  des  Schützen)  in  den 
Tierkreis,    wohl    auf  altchaldäischen    An- 


der Nähe  befindliches  Sternbild  ©riQiov  be-  lo  schauungen  beruhen  (s.  den  oben  Sp.  1056  ab- 
zieht. Nach  Scliol.  Arat.  436  u.  Hyg.  P.  Astr. 
2,  38  wurde  Cheiron  wegen  seiner  Tugend 
und  Gerechtigkeit  von  luppiter  unter  die 
Sterne  versetzt.  Derselbe  soll  nämlich  an 
einem  Pfeile  des  Herakles  gestorben  sein,  der 
ihm,  als  dieser  ihn  besuchte,  in  den  Fufs  fiel. 
Dieselbe  Erzählung  s.  bei  Ov.  Fast.  5,  379  ff. 
Erat.  Kat.  40,  mit  einzelnen  Zusätzen  b.  Schol. 
Germ.  p.  419  Eyss.  (v.  417);  vgl.  p.  410  Eyss 


gebildeten  altassyrischen  Kentauren,  der  ent- 
schieden den  Schützen  des  Tierkreises  dai'- 
stellt  und  unten  Sp.  1075). 

Kentauren  als  Sternbildei-. 

[Darstellungen  bieten  die  nicht  seltenen 
Tierkreisbilder,  deren  ältestes  wohl  die  aus 
dem  11.  vorchristl.  Jahrhundert  stammende 
babylonische    Säule    mit    dem    als    Schützen 


(v.  291).    Das  Tier,  welches  das  Sternbild  des  20  zwischen  Skorpion  und  Steinbock  dargestellten 


Kentauren  zu  halten  scheint,  wird  von  Hygin 
nicht  als  Jagdbeute,  sondern  als  Opfertier 
(liostia)  gedeutet,  welches  Cheiron  über  einen 
Altar    zu    halten    scheint.      Nach    andern   ist, 


8)  „Kentauren  im  Orcus".    Ton  einer  etrusk.  Buccliero- 
vase  (Müchhöfer,  Anf.  d.  Kunst  S.  76  Fig.  49). 

wie  Hygin  hinzufügt,  unter  dem  Sternbild 
nicht  Cheiron,  sondern  Pholos  zu  verstehen. 
Dies  erklärt  sich  einfach  aus  dem  oben  an- 
geführten Mythus,  wonach  der  Pfeil  des  Hera- 
kles nicht  dem  Cheiron,   sondern  dem  Pholos 


Kentauren  ist;  Perrot  3,  604.  E.  H.  Meyer, 
Gott.  Gel.  Anz.  1888  S.  146.  Die  sonst  er- 
haltenen Darstellungen  sind  sämtlich  spät  z.  B. 
die  in  dem  athenischen  Festkalender  Lebas  21 
{Friederichs- Wolters  1909 f.);  andere  D.  a.  K. 
2,  44,  554.  61,  785.  A.  Z.  35  Tfl.  3;  spezifisch 
astrologisch  ist  B.  a.  K.  1,  172,  407.  Die  in- 
teressanteste Darstellung  zeigt  ein  Altar,  Bouil- 
lon, Mus.  d.  ant.  3,  autels  2.    Overbecl',  K.  M. 

30  Tfl.  3,  22.  Bemerkenswert  ist  auch  ein  Basis- 
relief der  V.  Casali,  Matz-Bulm  3704,  abgeb. 
Montfaucon,  Suppl.  4,  32,  2,  wo  der  Kentaur 
die  Jahreszeit  des  dargestellten  Kampfes  sym- 
bolisiert.    Sauer.] 

IX)  Wesen  und  Charakter  der  Ken- 
tauren.    Ihre  ursprüngliche  Bedeutung. 

a)  Die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Keu- 
taurenkämpfe.  Zu  den  charakteristischsten 
Merkmalen  des  griechischen  Bodens  gehört  es, 

40  dafs  ,,diegrofäe Mehrzahl  dergriechischeuFiüsse 
Giefs-  oder  Wildbäche  sind  {[nota^ol]  xki- 
ficiQQOi,  xagäSQai*),  ivavXoi,  torrentes),(i.ie  sich  im 
Winter  mit  reifsendem  Ungestüm  von  den 
Bergen  herabstürzen  und  alles,  was  ihnen  in  den 
Weg  kommt,  mit  fortreüsen,  wogegen  man  in 
den  heifsen  Sommermonaten,  während  welcher 
es  in  Griechenland  mit  wenigen  Ausnahmen 
nie  regnet,  nichts  von  ihnen  erblickt  als  aus- 
getrocknete und  zerklüfteteSchluchten; 


in  den  Fufs  fiel  (vgl.  auch  Serv.  z.  V.  A.  8,  294). 

Ein   Sternbild  in  Gestalt  eines  Kentauren  er-  50  oder  wenn  sie  wirkliche  Quellen  haben,  ist  der 

scheint  auch  (als  „Sagittarius'')  auf  ägyptischen       Wasserschatz  derselben  so  ärmlich,  dafs  kaum 


Zodiakalbildern  aus  der  Zeit  der  Ptolemäer  (so- 
wie auf  dem  att.  Festkalender,  den  Bötticher  im 
Philolog.v.J.  1865  besprochen  hat).  „Der  jugend- 
liche ,  unbärtige  Kentaur  mit  vollem  Haupt- 
haar und  Haar  an  Bug  und  Beinen  trägt  einen 
Hasen  als  Jagdbeute  in  der  Rechten,  einen 
Bogen,  von  dem  nur  ein  Stück  erhalten  ist,  in 
der  Linken"  (J.  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  1,  252  ff.). 
Vgl.  auch  3Ieyer  a.  a.  0.  82.  Müller,  Hdb.  go 
400,  5.  MiUler-Wieseler,  B.  a.  K.  1,  407. 
2,  554.  785.  Fröhner,  Notice  de  la  sculpt.  ant. 
du  mus.  nat.  du  Louvre  Paris  1878  p.  17.  25 
(vielleicht  dient  letzteres  Bildwerk,  das  nach 
Fröhner  ein  Wesen  halb  Löwe  [?j,  halb  Ken- 
taur darstellt,  zum  Verständnis  von  Müller- 
Wieseler  2,  599;  s.  auch  Matz- JJuhn,  Ant.  Bildw. 
in  Rom  nr.  3704).    Wenn  in  diesen  Bildwerken 

Koscher  ,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  IT. 


wenige  Tropfen  davon  im  Sommer   das  Meer 
erreichen"  (Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl.  1,  7  **). 

*)  Oder  /äoaÖQot;  vgl.  Xa'oaJ^jo;  als  Namen  mehrerer 
griechischen  Flüsse. 

**)  Vgl.  auch  Neumann- Partsch,  P/iys.  Geogr.  v.  Gr.  29. 
86  f.  89.  E.  Curtius,  Ber.  d.  Berl.  Ak.  1888  S.  1215  ff.  Paus. 
2,  15,  5:  ovts  "Iva/oi;  vdw(t  ovrs  äkf.og  rtaQe/ffat  twv  .  .  . 
noraiiüv  o'ti  /<>/  vaavtoi  tov  fi-ioü-  -S-fQov;  de  aija  atpiaiv 
iatl  -tu  (jsvfiata.  Varro  r.  r.  1,  12:  torrentes  fliivü  pericu- 
losi  Ulis,  qui  in  humilibus  ac  cavis  locis  aedißcia  habent. 
Philo  71.  ä(p9aQaia(;  y.öa/uou  I  (ed.  Rernays,  Berl.  Ak.  1876 
S.  274f.):  'ötav  öi  y.ataitkva/iiug  [xatalafijiävti']  ärtaaav 
tYiV  väato;  yatofißolav  y.ataaÜQu  (pvciiv  aud^iyev(-äv  aal 
/iijuäoomv  itotai.näv  ov  TtXiiu/iiuQovvTMV  fiövov  aXXa  y.ai 
tu  xa^Borlii  rt'joavntQ^aXUvtwv  ri]j  im^iaofüi;  y.ai  ta; 
t!/9ä^  i]t>ißta  7ta()a Q^y^yviivecov  ?;  v7tiQjti]du,v- 
rojv  draßaaet  tjj  7t(jug  f-iiiyicitov  vxpog-  '<j9sv  vniQßXv- 
oarta;  slg  rf;i'  7taqay.iiixivi]v  uva/eTa9ai  Ttföiuöa  tiiv  dh 

34 


1059   Kentauren  (Wesen  und  Charakter)  Kentanren  (Wesen  und  Charakter)   1060 

Fast  dieselbe  Erscheinung  gewahren  wir  in  Kanalisierung  Thessaliens  durch  die  Herstellung 
Sicilien  und  Italien,  dessen  meiste  Wasser-  der  Slwqv^  von  Tempe  {Diod.  4,  18.  Lucan.  6, 
ader-n  ebenfalls  nur  Giefsbäche  (fiumare)  sind.  347),  an  die  Sage  von  Pisa  in  Etrurien  {Strab. 
Im  Sommer  sind  dieselben  völlig  trocken  und  222),  an  den  Kampf  mit  der  Hydra  u.  s.  w.  (vgl. 
bilden  in  ihrem  untern  Teile  treffliche  Fahr-  K.  F.  Hennann,  Privatalt.  2,  23). 
wege,  die  sich  allmählich,  je  höher  man  hinauf-  Zu  denjenigen  Landschaften  Griechen- 
steigt,  immer  mehr  zu  Saum  wegen  verengen  lands,  welche  am  meisten  durch  solche  im 
und  tief  ins  Innere  des  Gebirges  hineinragen.  Winter  und  Frühjahr  von  den  Gebirgen  herab- 
in tiefen  Spalten,  den  gewaltigen  Krallen  kommende  Wildbäche  zu  leiden  haben,  ge- 
eines  Ungeheuers  gleich,  reifsen  in  der  Regen- 10  hört  der  weite,  rings  von  Gebirgen  um- 
zeit  die  Regengüsse  das  lose  Gestein  von  den  schlossene  Thalkessel  Thessaliens,  der 
steilen  Hängen.  Ganze  Berglehnen  setzen  sich  Wohnsitz  der  sagenberühmten  Lapithen  (s.  d.). 
dann  in  Bewegnng  und  strömen,  flüssig  ge-  Von  den  zeitweilig  daselbst  vorkommenden 
worden,  mit  furchtbar  verwüstender  Kraft  dem  Überschwemmungen,  die  ebenso  plötzlich  ein- 
Meere zu,  die  Dämme  und  Mauern  zerbrechend  treten  wie  aufhören  {Vischer,  Erinnerungen 
und  die  Felder  und  Gärten  mit  Schutt  und  etc.  478),  sagt  Strabon  430:  Tccvza  d'  larl 
Geröll  füllend  [Nisse )i ,  Ital.  Landeskunde  1,  ra  (laca  zfjg  ©fTtalta?,  svöaiiiovsozärrj  xäga, 
295.  Neumann  - Partsch ,  Pliys.  Geogr.  v.  Gr.  nXrjv  oarj  noTafiöyiXvGtög  sativ.  b  yccg  Urj- 
S.  348f.  Fischer,  Beitr.  S.  8).  Zu  allen  Zeiten  vfiog  Slcc  (.isarig  ^satv  ■Kai  noXXovg  8ixö- 
haben  daher  die  Bewohner  solcher  von  wilden  20  ftgvog  notapiovg  vnsQXsitKi  nolld-uLg. 
Bergwassern  heimgesuchten  Gegenden  ihre  to  öh  naXccihv  v.al  iXif^ivä^sro ,  cog  Xöyog,  xo 
Fluren  durch  Erbauung  von  Schutzdämmen  ti^SCov  sk  te  täv  ccXXcov  ß^gav  ogiOi  negi^igyä- 
und  Maiiei'n  oder  durch  Anlegung  von  Ab-  iifvov  k.t.X.  {vgl.  Diod.  i,  18.  Lucan.  6,  343 ff.), 
zugskanälen  zu  bekämpfen  und  zu  bändigen  Im  folgenden  schildert  Strahon  die  Verhee- 
gesucht,  so  die  alten  Römer  im  nördlichen  rungen  des  Peneios,  welcher  den  Bewohnern 
Sicilien  und  die  Lombarden  in  der  Poebene  von  Larissa,  einer  von  Ixion  und  Peiri- 
{Nissen  a.  a.  0.  300;  vgl.  Hör.  ep.  1,  14,  29.  thoos  bewohnten  Lapithenstadt  {Aj)ostol.  9, 
2,  3,  67.  Tae.  a.  1,  76.  79.  Suet.  Oct.  30.  Mehr  73),  regelmäfsig  gutes  Ackerland  weg- 
bei  E.  Gurtius,  Ber.  d.  Berl.  Ak.  1888  S.  1223).  rifa,  wogegen  sie  sich  durch  Dammbauten 
Auch  in  Hellas  läfst  sich  die  Bekämjifung  30  {Ttagaicä^axa)  zu  schützen  suchten  (440).  Von 
der  Wildbäche  und  ihrer  Überschwemmungen  der  Pelasgiotis  am  Fufse  des  Peliou  heifst  es 
seitens  der  Menschen  schon  in  den  ältesten  441:  av  o  noirjzqg  oXi'ycov  [i^iivr]zuL  öicc  t6 
Zeiten  nachweisen.  So  kennt  schon  Homer  fifj  oC^nc&rjvat  nco  rdXXcc  r]  cpavXwg  oiKio&FjvaL 
Flufsdämme  und  Schutzmauern,  welche  die  öid  zovg  KarayiXvafiovg  aXXoz'  äXXovg  yevo- 
Verheerungen  der  j^siiiüggoi  abwehren  sollten;  (i^vovg  ....  UsnovO-f  Ss  zi  zoiovro  v-cci  1) 
vgl.  II.  E  88  ;^ftju.appm,  og  x'  coKa  gtojv  ixf-  Älayvrjzig  v..  x.  X.  (in  betreff  der  zahlreichen 
ÖKffGf  yfqpupo;?  [=  Dämme;  vgl.  7rpo(?;t;(aff£(s /J  yf-  Giefsbäche  des  Pelion  vgl.  Bursian,  Geogr.  v. 
(fvgwGSig  b.  Strab.  1,  59;  vgl.  ib.  458],  xov  S'  Gr.  1,  97*).  Dasselbe  ist  nach  P'orclihammers 
ovz'  äg  TS  yscpvgaL  lagy^ivai  i6%av6(aciv,  ovx'  Hellenika  9  f.  auch  in  dem  die  südliche  Grenze 
ciga  i'pxf«  i'(t;^5£  dXojdcov  igi&rjXäcov.  Hcrod.  40  Thessaliens  bildenden  Thale  des  Spercheios 
1,  189  u.  s.  w.  Man  denke  ferner  an  die  der  Fall,  wo  nach.  Stejih.  B)/z.  (s.y.  ^gimov)  dev 
Thatsache,  dafs  bereits  in  der  Blütezeit  des  Kentaur  ^giyiiog  hauste:  „Im  Winter  ergiefsen 
Reiches  von  Orchomenos  die  Minyei-  die  furcht-  sich  nicht  nur  die  unzähligen  Quellen,  welche 
baren,  ganze  Städte  zerstörenden  Überschwem-  in  den  Spercheios  ihren  Abüufs  haben,  reich- 
mungen  des  Kopaissees,  welche  durch  die  in  lieber,  sondern  es  häuft  sich  auch  durch  den 
diesen  einmündenden  Wildwasser  herbeigeführt  mehrere  Wochen,  ja  Monate  hindurch  herab- 
wurden (vgl.  //.  M  18  ff.),  durch  sorgfältige  stürzenden  Regen  und  durch  den  Schnee  der 
Reinigung  der  Abzugskanäle  und  Deichbauten  das  Thal  umgebenden  hohen  Gebirge  die 
bedeutend  einzuschränken  gewufst  haben,  und  Wassermasse  des  Flusses  in  dem  Grade,  dafs 
dafs  noch  Alexander  d.  Gr.  durch  Bohrung  50  er  nicht  nur  die  Sümpfe  an  seiner  Mündung 
grofsartiger  Stollen  die  gefährlichen  Über-  überfüllt,  sondern  auch  einen  grofsen  Teil  des 
schwemmungen  jenes  Sees  zu  beseitigen  ver-  im  Sommer  festen  Erdbodens  überschwemmt, 
sucht  hat  {Bursian  a.  a.  0.  1,  198  iF.  Forch-  so  dafs  sich  der  untere  Teil  des  Thaies  in 
hammer,  Hellenika  160.  E.  Curtius ,  Ber,  d.  Meer  vervmwdeW^  {vgl.  Neumann-Partsch,  Pliys. 
Berl  Ak.  1888  S.  1223  f.).  Ferner  erinnere  ich  Geogr.  v.  Gr.  191  f.).  Bei  dieser  aufserordent- 
an  den  Kampf  des  Herakles  mit  Acheloos,  in  liehen  Bedeutung,  welche  die  ;^fi/[iäppot  für 
welchem  man  schon  längst  eine  mythische  Sym-  viele  griechischen  Landschaften,  namentlich 
bolisierung  des  uralten  Kampfes  der  Kultur-  aber  für  Thessalien  haben,  dürfen  wir  wohl 
arbeit  gegen  die  verheerende  Macht  der  Sti'om-  auch  in  der  griechischen  Mythologie,  besonders 
natur  erkannt  hat  {Nissen  a.  a.  0.  S.  300.  «0  aber  in  den  Lokalsagen  der  von  Gebirgen  um- 
Preller,  Gr.  M.^  2,  245.  0.  Müller,  ürchom.^  66 f.;  schlossenen  und  durch  die  Überschwemmungen 
vgl.  Strab.  458.  Diod.  4,  35),  an  die  Damm-  der  Wildbäche  heimgesuchten  Thalebenen,  vor 
arbeiten  des  Herakles  zu  Pheneos  (Fjsc//er,  AV-  allem  in  den  Mythen  Thessaliens,  deutliche 
innerungen  aus  Griechenland  494  f.),  an  dessen 

*)  Vgl.  auch  die  Sage  von  dem  am  Otlirys  gelandeten 

tu  /(ir    Ttfivitov  fii  fieyäXag  Xl/.ivag  dtttrtfifn9ai  .  .  .  au&ig  Deukalloii  (s.  d.)  und  vom  y.aray.Xvnftui  iv  i^taaaXta   bei 

c) '  iTTtQQfOfto;  [tuü  väato;]  .  .  .  st^  fiiyt9o;  d/arovi;  rtf-  Cedren.  1,  liC,  11  Bonn. ,  sowie  Herod.  S,  12   vökh)   tinXf- 

Xäyuvi  y.atlx  tijv    TtoXXojv  i'yoiatv   uTtox/jiraad^at.     Isid.  de  tuv...  un\i  toi)  UijX iov  ....  ofijiQog  tt  küfSpog  y.al 

nat.  rer.  p.  74  (Becker).  Qsvfiaitt  tax^qu  ig  d-aXaaaav  wQ/miiüra. 


1061   Kentanren* (Wesen  und  Charakter) 


Kentauren  (Wesen  und  Charakter)    1062 


lieflexe  der  soeben  im  allgemeinen  geschilder- 
ten wichtigen  und  augenfälligen  Naturerschei- 
nungen suchen.  Wäre  es  doch  geradezu  wunder- 
bar, wenn  eine  so  häufige,  wenn  auch  bisher 
von  mythologischer  Seite  noch  nicht  gebührend 
gewürdigte  Erscheinung  in  den  griechischen 
Mythen  keine  Spur  zurückgelassen  hätte,  zu- 
mal da  die  Schilderungen  der  Wildbäche  in  der 
Litteratur  eine  so  hervorragende  Rolle  gespielt 
haben.  (Vgl.  z.  B.  Theoer.  22,  49:  tivxb  tzstqoi 
oXoitQOXOi  Ovars  v.vXi'vScov  'j^siiiäQQOvg  Troraftog 
^syälag  TtfQit^SGi  ÖLvaign.  s.w.).  Wir  finden  sie 
unverkennbar  wieder  in  der  Sage  von  den  Kentau- 
ren, die  entschieden  am  reichsten  in  Thessalien 
(vgl.  Eur.  H.  für.  373)  ausgebildet  worden  ist  und 
an  sämtliche  dieses  Land  einschliefsenden  Ge- 
birge, den  Pelion,  Ossa,  Pindos,  Homole  und 
Otinys  geknüpft  erscheint,  dann  aber  auch  in 
Aitolien  (Euenosthal,  Taphiassosgebirge),  Elis 
und  Arkadien  (Pholoe,  vgl.  die  Pholos-  und 
Atalantesage),_  also  ebenfalls  in  Gegenden, 
welche  durch  Überschwemmungen  beimgesucbt 
wurden  (vgl.  in  Bezug  auf  das  Euenosthal 
Jsaiiihcrt.  Itineraire  de  VOrient  202  f.,  in  Bezug 
auf  Pholoe  Vischcr,  Erinnerungen  etc.  471 — 473 
u.  Neumann- Partsch,  Phys.  Geogr.  v.  Gr.  254. 
259,  s.  auch  Et.  M.  42G,  9,  in  Bezug  auf  Arka- 
dien Visclicr  478.  495.  497.  Bursian,  Geogr.  2, 
185.  195  ff.)  und  von  aiolischen  Stämmen  be- 
wohnt waren  {Kiepert,  Lelirh.  d.  alt.  Geogr. 
§  218;  s.  unten  Sp.  1084),  heimisch  ist.  Es 
liegt  durchaus  in  der  Natur  der  xsiiiaggoL, 
gegen  welche  die  menschliche  Kulturarbeit  zu 
allen  Zeiten  angekämpft  hat,  dafs  sie,  einmal 
personificiert,  ähnlich  den  Dämonen  der  Wetter- 
wolken (Giganten*),  Kyklopen,  Gorgonen,  Chi- 
maira;  vgl.  Bd.  1  Sp.  76off.  unter  Bellerophon), 
des  Wirbelsturmes  (Typhon)  u.  s.  w.  zu  ge- 
waltigen Ungeheuern  werden  raufsten,  über 
welche  jedoch  nach  heftigem  Ringen  die  per- 
sonificierten  Mächte  der  Kultur,  Heroen  (He- 
rakles, Atalante)  und  Menschen  (Lapithen;  s.  d.) 
triumphierten  **).  In  der  kurzen  Dauer  ihrer  ver- 
derblichen Tbätigkeit,  welche  nur  auf  die 
Winter-  oder  Regenzeit  beschränkt  ist  (vgl. 
Sen.  Not.  Q.  6,  7,  2:  ad  tempus  collectos  tor- 
rentium  impetus,  quorum  vires  quam  repentinae 
tarn  breves.  ib.  I)ial.  10,  9,  2.  de  Benef.  6,  31,  7. 
üv.  Am.  3,  6,  105  f.),  liegt  natürlich  auch  ihre 
Kurzlebigkeit  begründet:  alle  Kentauren, 
selbst  Cheiron  nicht  ausgenommen,  sind  sterb- 
lich, ähneln  also  auch  in  dieser  Beziehung 
entschieden  den  Repräsentanten  anderer  rasch 

*)  Auch  bei  den  Giganten  scheint  man,  wie  der 
Name  [Xöo]adgfi;;  auf  dem  pergamen.  Giganteufriese 
lehrt  (lierl.  SHzungsber.  1889  S.  342),  an  die  verheerende 
Wirkung  dor  yt<nuSQaL  gedacht  zu  haben;  vgl.  auch  den 
ebeuda  vorkommenden  [}f>uri](iy/fv;  von  ipÜQCcyi  (Schlucht) 
Uüd  die  auch  sonst  mehrfach  hervortretende  Überein- 
stimmung von  Giganten-  und  Kentaurennamen  (Mimas 
Agrios,  Eurytos). 

**)  Vgl.  Eur.  Jieraf.1.  365 ff.,  wo  die  durch  das  Kieder- 
stampfen  der  thessal.  Fluren  seitens  der  Kentauren  be- 
wirkte Unfruclitbarkeit  deutlich  hervorgehoben  wird. 
AVenu  Wil<tmou:itz ,  Herakles  2,  124  hierin  keinen  alten 
Zug  der  Kentaurensage  erkennen  will,  so  hat  er  Hoiii.  Iiy. 
i)i  Merc.  224  f.  und  Kättirog  v.  19  aufser  acht  gelassen. 
Über  das  Niederstampfen  blühender  Fluren  durch  Pferde 
vgl.  Lonff.  1'.  ed.  Hercher  p.  310,  5. 


20 


30 


vergehender  Naturphänomene,  wie  z.  B.  den 
Giganten,  Kyklopen,  der  Gorgo,  der  Lernäi- 
schen  Hydra  und  der  Chimaira  (vgl.  Lulian, 
Contemj^l.  23  ano  & vi]  a-a  ov  a t  xat  norafjiol 
oloi.  E.  Curtius  a.  a.  0.  1215).  Versuchen 
wir  es  nun  im  folgenden  kurz  alle  wesent- 
lichen Züge  des  Kentaurenmythus  auf  die 
schon  von  den  Alten  an  die  ;^£tfi«ppoi  oder 
^agäSQai  (torrentes)  gemachten  Beobachtungen 
10  zurückzuführen. 

}))  Dafs  die  ;j;f£ft«9pot  von  den  Bergen 
plötzlich  niederströmen,  wenn  starke  Regen- 
güsse aus  den  Wolken  niederfallen,  erhellt 
namentlich  aus  mehreren  herrlichen  Gleich- 
nissen Homers: 

A  492:  cog    8'   onörs   nXrj&av  notafiog  ns- 

ÖLOvSs    V.CCTSIGIV 
XflLltXQQOVg      %CCZ        OQ£0(plV       OTIK^Ö- 

f.i£vog  z/tüg  Oft (3 pro. 
z/  452:   cog    S'  ots    jjft'jaappot    noTafioi    v.ax' 

opfffqpt  Qiovzig 
ig  (iiayocynsiccv  GvußäXlstov  oßgiuov 

vScoQ 
■KQOvväv  £%  iisyccXmv  y.oilr]g  tvroa&s 

Xcigädgrig. 
E  87 :  Q'vvs    yag    cJft   nsdi'ov   irozuna   nlr] 

&ovti  soi%a)g 
XSLf.i(xQQO),  og  t'  cöxa  qscov  iv.sSua6s 

yscpvgag, 
rov  8'  ovz    KQ  Tf  Ysq)VQca  isgy^svai 

ia%ocv6wciv, 
91:   hlQ^üvz^     E^aniviqg,     6z'     snißgiarj 

diog  ofißgog. 

Vgl.  auch  n  390  ff.  x^Q^^Q^^  ■  •  •  g^ovaai  st, 
OQsav.  Lucr.  1,  281:  quam  (aquam)  largis 
imhrihus  äuget  moiitibiis  ex  altis  magniis 
dccursus  aquai.  Very.  Aen.  2 ,  305 :  rapidus 
montano  flmnine  torrens.  Ov.  fast.  2,  219 f. 
40  Von  den  Wildbächen  des  Pelion,  an  welche 
sich  der  uralte  lasonmythus  knüpft,  handelt 
Apoll.  Eh.  3,  69: 

.  .  .  vLcpsza  8'   inalvvsto  tidcvzcc 

ovQia   v.cil    G'AOTiicil    7tSQin,rj-iiS£g ,   Ol    8e    Morr' 

avzav. 
XSi'fiaQQOL  y.avaxrj8a  KvT.i.vSofisvoi  (poQSOVzo. 

Der  berühmteste  unter  diesen  Bächen  war  der 
"AvavQog  (yIjj.  Bh.  3,  67  u.  1,  9),  welcher  Name 

50  öfters  auch  geradezu  appellativ  im  Sinne  von 
XSifiäQQOvg  gebraucht  wird  (vgl.  Hesiod.  scut. 
Herc.  477  f.  n.  Schol.  z.  Ap.  Bh.  1,  9). 

Schon  jetzt  mache  ich  auf  die  Parallelen 
KivT-avQog,  äv-txvQog,  sn-avQog  {Hesych.),  iv- 
avXog  {Hom.) ,  tn-ccvXog  {Hesych.)  =  j;fiu.ap- 
Qovg,  xagäSga  aufmerksam.  Von  den  Wild- 
was.sern  des  Pindos  handelt  Sil.  It.  4,  522. 

Eines  der  sichersten  Vorzeichen  der  Regen- 
güsse, aus  denen  die  x^ii^ccQQoi-  entstehen,  ist 

60  die  Wolkenbildung  an  Berggipfeln  (vgl. 
Cornelius,  Meteor.  545).  Das  gilt  besonders 
vom  Pelion  nach  Theojihr.  it.  arj/x.  22:  sav  tnl 
z6  TJr'jXiov  vBcpiXt]  ngoai^y  .  .  .  vSwo  gij^ulvsi. 
Genau  dasselbe  gilt  auch  von  den  Berggipfeln 
Aiginas,  vom  Hymettos  u.  s.  w,  (vgl.  Tlieophr. 
a.  a.  0.  20.  24.  Arcldl.  fr.  b&B.  Mommsen, 
DelphiJca  88,  1).  Man  kann  sich  daher  wohl 
denken,  wie  ängstlich   die  Bewohner  Thessa- 

34* 


y 


1063  Kentauren  (Wolkensölme ;  i.  Geb.  haus.)  Kentauren  (schleud.  Fels.  u.  Bäume  etc.)   1064 

liens    beim    Beginn    der   Regenzeit    nach    der  N  131  S/'E-urwQ]  avzfUQV  (iBficcäg,  oXooltqo- 

Spitze   des  Pelion  auszuschauen   pflegten,   um  ;i;og  «s  ano  nstQ-qg, 

zu  wissen,  wann  die  verderblichen  Wildbäche  vv  xs  v.azcc  aricpävrjg  norafibg  %£i- 

(vgl.  neugr.  KaticQQ^vncc)  auf  ihre  Fluren  herab-  fiaggoog  wgt} 

brausen    würden.      Mythisch    gedacht    mufste  prylag    uciihca    b^ßgcp   avaidsog   i%- 

natürlich   die    Wolke    zur   Mutter    der    xsl-  (iktu  nEXQrjg, 

'  (lÜQQOi  werden.     Vgl.   Pind.   Ol.  10,  3:  vddtcov  vipi  8'  uva&QcöaKwv   nSTsrai   v.xvnhi 

ofißgicov,  TtciLScov  Nsfpslag.    id.  Pyth.  6,  11:  ds  &'  vn  ccvtov  vir]  ■v.zl. 

Xn^^Qiog   öfißQog     hißgö^Lov  v.cpnc^g  arqa-  ^  g^     ^.^,^   ^       .      ^^g,^^   ^^^^^   nXr'i&ovzL 

TOS  aiisiXixog.     htrah.  1,  30  o  ...  .  isiiiuQQOvg  lo                           i    ^      r       ^^^^^^^ 

xrig  Eivat.  AlJciphr.  3,15,  S  insld-usv  de  oußgog  ^    •     ^^ '  ^               ^,;„^^. 

,g  rpftg  ruiegag  ....  noxa^iovg  avcofsv  s>c  zr^g  ^^^    ^,    ^.^,     .     ^^    y^^^gai.   isQyfisvai 

uyiQWQSiccg  xwv  oqcov  eysvvr]GBV,  o/-  ptJft??  Kdza-  lavavöwaLv 

,  01,90^8^01  ävv  insGTtaaccvxo  nal  zovg  ßö&QOvg  ^„^,     v         .               -,           ^\^^^y    i^,_ 

yiaxaxcoaccv ,   atazs    sivai   nuvta   Caonsoa.      Vgl.  ^          ^       &nXäo}v 

^nch  SopJi.   Tr    109ÖI    Hesych.  s.  y.  xocgfSgc^^  ^j^^^^^-    l^anCvrig,    Hz'    inLßQc'ar]    dwg 

und    hinsichtlich    der    plötzlichen  tuichtbaren  '           oußooc 

Regengüsse  in  den  griechischen  Gebirgen  JVew -  ,,  <   ^^        5      '^^,~,  r^„„J„^^/«,„c  ^/3' 

mann-ParUcli,  l'hys.  G-eogr.  v.  brr.  b.  66.  20                                              altt'cav 

c)  Den    vorstehenden    Darlegungen    ent-  ' 

spricht  es  nun  genau,  wenn  die  Kentauren  als  $  282.     Ärist.  Bitter  526  ff.    Demosth.   d.  cor. 

Söhne  der  iV£(pf'i72  galten  und  ausschliefs-  153.    T/teob".  22,  49.    J.p.  i?/t.  4,  460  f.    Dion. 

lieh  auf  Gebirgen,  vor  allen  auf  den  Grenz-  Per.  1075.    Lucr.  1,  283  ff.    Verg.  Aen.  2,  305. 

gebirgen  Thessaliens:  Pelion,  Pindos,  Othrys,  12,  524.    Ov.  3Iet.  8,  548.     1,  286.    Bor.  ca.  3, 

Ossa,   Honiole,    ferner   auf  Oite,    Pholoe  und  29,  83fP.    iwcan.  6,  388  f.   Calpurn.  ecl.  5,  48 f. 

Maleia  heimisch  gedacht  wurden  (vgl.  Fleck-  Anthol.  Gr.  9,  278  etc.     Ein  bekannter  _Wild- 

eisens   Jahrb.  1872    S.  4-24).     Schon   die   lUas  bach  in  Attika  führte   den  charakteristischen 

{A   268)    nennt    sie    q)fjQsg    ogsa-nmot,    ebenso  Namen  KvnXoßogog,  weil  er  die  kreisförmigen, 

Hesiod.  fr.  110  Göttl.     Vgl.  J£ur.  'iph.  A.  705.  30  um  die  Ölbäume  und  Weinstöcke    angelegten 

1046.    H.  für.  364.   Sen.  Herc.  f.  974  fi'.     Hier-  Gräben  {y.vy.loi)  gewissermafsen  frafs  ( Wachs- 

her  gehören  die  zum  Teil  uralten  Kentauren-  mutli,  Bh.  Mus.  1889,    153).     Ein   anderer  in 

naraen  Ovgsiog  ('OgBLog,  'OQOoßtog).,   Usxoatog,  Arkadien  hiefs  Bowqpayog.    Vgl.  auch  neugriech. 

'TkatogC'TXrjg),  TlevueLÖai,  jQvalog,"EXazog  etc.,  Namen  wie  Phonissa  und  Ga'idaropniktes  {E. 

welche  den  Wohnsitz  der  Kentauren  in  Bergen  Curtius  a.  a.  0.  1228). 

und  Bergwäldern   andeuten.     Zu  der  Deutung  e)   Diesen    Schilderungen  von    der    Felsen 

der  Kentauren   als  Wildbäche   pafst   es  ferner  schleudernden  und  Bäume  entwurzelnden  Kraft 

vortrefflich,  wenn  in  der  alten  Sage  bei  Biod.  der  Wildbäche   sind   diejenigen  Zeugnisse  aus 

4,  12  erzählt  wird,  dafs  Nephele,  die  Mutter  dem  Kentaurenmythus  gegenüberzustellen,  aus 

der  Kentauren,  diese  im  Kampfe  mit  Herakles  40  weichen  hervorgeht,  dafs  man  sich  die  Kentauren 

durch  starke  Regengüsse  unterstützt  habe.  Felsen  *)  und  Bäume  schleudernd  dachte  -.Res. 

Deutlich  blickt  der  natürliche  Hintergrund  des  seilt.   Herc.    188:   Kivzavgoi]    xQvotixg    iXdzag 

Mythus  auch  noch  durch  folgende  Schilderung  iv  x^Q'^''^'"  f';t;oi'i:fg.     Apoll.  Bh.   1,  64.     Apollod. 

Vergils  hindurch,  Aen.  7,  674:  2,  5,  4  nagriGav  01  K.  nsxQciLg  oinUßfisvot  v.ai 

„         ,             ,.                                 ^.                  ,.  slaza ig.     Biod.  4,   12.     Philostr.  im.  2,3.    Q. 

Ceu   duo  nubigenae  quam   vertice   montis  ^.,„,^,.„6^273.  7,  109  etc.   Hiermit  stimmen  die 

,     ^    „      _,         .    „             ab  alt 0.  älteren  Vasenbilder,  in   denen   die  Kentauren 

descendunt    Centauri    Homolen    Othrynque  durchweg  Steine  und  Baumstämme  schwingen, 

.,      ,,        viivalem  auffallend  überein  (Mevej-(xanf//iary.  66.  JfiVc/t- 

hnquentes  eursurapido,dateimtibusingen^  .^  ^          ^^^_  ^         ^_  7^_    ^,.^,^   ^^     1884  Tf.  8, 

stlva  locum  et  magno  cedunt  vircjulta.  frayore.  ^  'r^£  ^^  '^   ^^^^     ^^j.  erkennt  nicht  in  dem 

Vgl.  auch  Ap.  Bh.  1,  553.    Oe.  Met.  3,  79  etc.  Mythus    von    der  Überschüttung   des  Kaineus 

Wie  wunderbar  stimmen  doch  solche  Schilde-  mit  Steinen   und  Bäumen   ein  prächtiges  Bild 

rungen  mit  den  homerischen  Schilderungen  der  der  furchtbaren  Anhäufungen  von  Felssteinen 

XfiiiöcQQoi  überein!  und   Baumstämmen,    welche    die    natürlichen 

d)  Häufig  wird  in  den  Schilderungen  der  Folgen  der  zu  Thale  gehenden  Wildwasser 
Wildbäche  hervorgehoben,  dafs  sie  mit  ge-  sind?**)  Wenn  Kaineus  {Ov.  M.  12,  524  ff".)  in 
waltiger  Kraft  (vgl  II.  J  453.  Ov.  Met.  3,  ^.^^  ^^j.^^^  ^^^^^  ^.^  ^.^  j,^,^^^  ^^^  g^„,33„ 
79.   1,  278)  grofse  h  eisen  und  ausgerissene  ^^^.^^  ^^  ^^^  -g^^^^^^  ^^^  xH!.iü(,nm  spielen  die  kleinen 

Bäume,    ja    ganze    Wälder    und    Hänge    mit  6O  gteinchen  in  den  Betten  der  Quellen  und  Bäche,  mit  denen 

sich   herabreifsen,    Dämme    und   Mauern   durch-  die  Naiaden   wie  knöchelspieleude  Mädchen   ihr   anmuti- 

brechen  und  Menschen  und  Tieren,  nament-  ges  Spiel  treiben  (vgl.  e.  Curtius,  Abk.  d.  Beri.  Ak.  1876 

lieh   Rinderherden,   ja   sogar   ganzen   Städten  S.  i62). 

sicheren   Untergang    bereiten.     Vgl.  **)  Von  einem  kaukasischen  GebirgsflusBe  (dem  Terek) 

.     .„.   n            n  '       v^     V      -         '5.    1  •                11  '        A  '  sagt   C.   Hahn,   Beil.   z.   AUy.  Ztg.    IS'Jl    nr.  219  (260)  S.  1: 

,  A  494 1.    noKkag  Oi    oovg    aCakhag    noXlag    os  ,f           ...    '  .        m      i          i  i,       ..-„i    i^\.„„A   A„^nu 

J                                       '                sr      5        s            s                   3  „Uer   unbändige  Terek,   welcher    sich  tobend    durch 

j        ^                      ■'•f    'tsvtiag                ^         ^  jjg  gjjgg  Pforte  drängt.     Er  rollt  in  seinen  "Wassern  ge- 

EGCpSQSzai  TtoXlov  Öi  x'    dcpvayEZOV    tlg  waltige  Steine   fort,    wo   sie   ihm   aber   zu   grofs  und 

CcXa    ßuXXst.  zu  mächtig  sind,   da   bäumt   er   sich    an    ihnen  auf  und 


1065  Kentauren  (sehleud.  Fels.  u.  Bäume  etc.)       Kentauren  (truuk-,  streit-,  lärmsücht.  etc.)  10G6 


einen  ^apa^pio's  (Regenpfeifer)  verwandelt  wird, 
der  durch  sein  Geschrei  die  bevorstehende  Fül- 
lung der  xaQcxÖQai  mit  Regenwasser  anzeigt, 
so  stimmt  das  gut  zu  unserer  Deutung  der 
Kentauren  als  x"Q<^SQai.  Vgl.  Gatt.  gel.  Anz. 
1884  S.  155  f.  und  oben  unter  Kaineus.  Als  Zer- 
störer eines  Töpferofens  treten  die  Kentauren 
auf  Hovi.  epigr.  14,  19:  xinronv  rccds  f'gya 
MtvMQJc,  nimoi  8s  y.äf.nvog,  WO  tvKzco  trefflich 
die  zerstörende  Stofskraft  der  Wildwasser 
bezeichnet.*)  Als  mordlustige,  wilde  Gesellen, 
welche  einsamen  Wanderern  in  wilden  Berg- 
thälern  autlauern,  um  sie  zu  töten  und  roh 
zu  verzehren  ( daher  cojxocpäyoi  bei  Thcogn. 
541),  erscheinen  die  Kentauren  in  der  alten 
Peleussage.  Ihre  Gegner,  die  Lapithen  (s.  d.), 
sind  natürlich  als  die  Vertreter  der  in  den 
gefährdeten  Ortschaften  und  Burgen  der  Ebene 
sefshaften  Bewohner  zu  denken,  worauf  schon  die 
zahlreichen  von  bestimmten  StädtenThessa- 
liens  abgeleiteten  Lapithennamen  (s.  d.)  hin- 
weisen (vgl.  l^ocr.  10,  26).  Herakles  aber  ist 
auch  hier  wie  sonst  ein  Sonnengott,  da  er  die 
Kentauren  (wie  auch  die  lernäische  Hydra!) 
mit  Pfeilen  und  Feuerbränden  {Öaloii; 
ApolJod.  2,  5,  4)**),  den  Symbolen  der  die 
XccQccÖQUt  (torrentes  von  torrere!)  rasch  aus- 
trocknenden Sonnenstrahlen,  vernichtet.  Vgl. 
Antipliü.  b.  JBnmck,  Anal  2,  177,  31: 

AaßQonödrj  x^ifiaggs,  ri  drj  roaov  aäs  -noQVGar], 
ns^ov  dno-ulsicov  i'xvog  6doinoQi>,g; 

oipoiiocL  risXica  as  y.f/.c(v^^vov,  Zotig  slsyxfiv 
v.al   yövL^LOv  nozcc^ov  kccI    voifov'^**)   oiÖtv 

vdo)Q. 

Oo.  Am.  3,  6,  105: 

At  tibi  pro  meritis,  opjto,  non  candide  torrens, 
Sint  rapidi  soles  siccaque  semper  hiems! 

'^uch  der  Zug  des  Kentaurenmythus,  dafs  die 
(ffiQsg  ÖQiG-AcpoL  ohne  Ausnahme  sterblich  sind 
und  trotz  ihrer  Stärke  bald  überwunden  wer- 
den, ist  in  der  Natur  der  xsiyiägQoi  wohl  be- 
gründet, deren  plötzliches  Erscheinen  und 
rasches  Verschwinden  {Forchhammer,  Erkl. 
d.  Ilias  13),  wie  aus  zahlreichen  Zeugnissen 
erhellt,  einen  tiefen  Eindruck  auf  die  dichtende 
Volksseele  machen  mufste.  Vgl.  II.  E  91 
XSt^c(eQOv~\  iX&övz'  i^UTiLvrig,  Zx'  inißgiorj 
Jibg  oiißQog.  Fest.  3  52  s.v.  Torrens  .  .  .signi- 
ficat  . . .  fluvium  suhitis  imbribus  concitatum, 
qui  alioqui  siccitatibus  exarescit.  Sali. 
Mst.  1,12  Dietsch.  Sen.  Nat.  Q-  6,  7,  2.    Luc. 

wälzt  sich  in  m  ä h n  e  n  artigen  Gebilden  über  sie  weg." 
Das  ist  also  gewissermaraen  das  Bild  eines  kaukasischen 
Hippokeutauren. 

*)  Vgl.  auch  hocr.  10,  26  KevtavQovg  tovg  öKpustg,  o'l 
täyii  yai  yo'yfiyj  y.cü  tu).fj.ti  öifriyxövteg  tag  /.liv  Inii^- 
^uvv  tag  t) '  r^ut).}.ov  taJg  cS'   r^TtfiZovv  tvjv  jio^.ewv. 

**)  Über  Waldbrände  als  naive  Mittel  gegen  Wildbäche 
s.  II.  <t>  342  ff.  Auch  die  Lapithen  kämpfen  hie  und  da 
mit  Feuerbränden:  Arch.  Ztg.  1883  Tf.  18.  Hinsicht- 
lich der  Bekämpfung  der  lernäischen  Hydra  s.  ApoUod. 
2,  5,  2:  [idV.mv  (ieXcai  TteTtuodj/uevoig  iivuy/.aaiv  i^fX9siv 
.  .  .  imy.a/.iaato  y.ai  avthg  (ioy]9ov  rov'löXuuv,  og  /nf'jog  ti 
yataniji^aag  tt\g  i/yvg  uXtjg,  toig  öaXoTg  inixatior 
tag  KiaroP.ör^  tcöv  tracpvo/AiVwv  y.icpaXinv  iy.ili?.vtv  uviirai.. 
***)  Dieser  Ausdruck  erklärt  trefflich  die  vo9fM  der 
Kentauren. 


Cliar.  23  dno&vrja'novGL  .  .  .  y.ccl  jroraftot  oXoi. 
Wenn  Hom.  ep.  14  die  Kentauren  als  Zerstörer 
eines  Brennofens  gedacht  werden,  so  gilt  Ähn- 
lich"^» von  den  Wildbächen:  Herodian.  3,  3,  7. 
Isoer.  10,  26. 

f)  Die  oft  hervorgehobene  Trinklust  und 
Trunkenheit  der  Kentauren  {Hom.  Od.  21, 
295.  Find.  fr.  1^1  B.  Apollod.  2,  5,  4,  vgl.  die 
Münzen  von  Lete  bei  Indioof-Bliimer,  Monn. 

10  gr.  82,  welche  einen  Kentauren  zeigen,  der 
einen  -aäv&agog  hält,  etc.),  die  sich  zu  völliger 
Raserei  steigert  {Hom.  Od.  21,  297  ff.  fiaivo- 
pivog  %äv.'  i'gB^s.  Verg.  G.  5,  455  furentes 
Cent.  Stat.  Theb.  4,534;  mehr  bei  E.  Curtius 
a.  a.  0.  S.  1228),  erklärt  sich  einfach  aus 
den  Ausdrücken  nl/j&aiv,  ^eQ-vsiv,  furere, 
saevire  u.  s.  w. ,  die  mau  von  dem  scheinbar 
trunkenen,  rasenden  Wesen  der  Wildbäche  ge- 
brauchte.   Vgl.  Pind.  fr.  90  B.:   ovv   xsi^iäggco 

20i.isQ"vai.  Antiplül.  b.  Brunei,  Anal.  2,  177, 
21:  \^i£L^aggs'\  rj  ^s&vEig  naßgoio.  IL  Ä  492: 
irXri^oiv  TiOTCc^bg  .  .  KaxfLaiv  jjEtjttKppot^g. 
Orakel  bei  Flut.  Mor.  p.  406 F  ogs^rrözaL  = 
noxafiot.  IL  E  87.  Ov.  Met.  3,  571  {saevior 
(bat).  Verg.  Aen.  10,  603  {torrentis  aquae  .... 
more  furens).  ib.  2,  496  etc.  Man  denke  an  den 
von  Slrub.  426  geschilderten  x^'-I^^^QQ^'^S  Boä- 
ygiog  oder  Mävrjg  in  Lokris,  sowie  an  die  trunk- 
süchtigen Wassergeister  der  Slaven   {Ausland 

30  1888  S.  744).  Vgl.  auch  das  einigermafsen 
verwandte  Bild  der  mit  leerer  Urne  zum 
Wasserbecken  (Quelle)  kommenden  also  des 
Wassers  bedürftigen  Nymphen,  die  sonst  als 
wasserspendend  gedacht  werden  {Curtius,  Äbli. 
d.  Berl.  Ak.  1876  S.  170). 

g)  Die  Streit-  und  Kampflust  der  Ken- 
tauren erklärt  sich  einfach  aus  mehreren 
schönen  Vergleichen  gewaltiger,  unaufhaltsam 
vordringender,  alle  Gegner  vernichtender  Krie- 

40  ger  mit  den  x^t'l^ciQQOt.  Vgl.  IL  A  492.  /J  452. 
E  87.  Verg.  Aen.  12,  524  ff.,  den  Flufsnameu 
'Onltxrig  u.  s.  w. 

h)  Oft  wird  das  Lärmen,  Tosen  und 
Schreien  der  Kentauren  hervorgehoben.  Ich 
erinnere  nur  an  die  Namen  ^ovTtcov,  Egiyäov- 
nog,  TrjXsßöccg,  Bgö^og,  Öjmccöoq,  NsGOog  {Cur- 
tius, Grdz.^  244)  und  an  die  Schilderung  des 
Kentaurenkampfes  bei  Diod.  4,  12.  Damit  ver- 
gleiche  man   Stellen  wie   IL   d  455:    xmv   öi 

50  Tf  [x^iiiäggav^  xrjloas  Sovnov  sv  ovgsaiv 
iulvs  TTOi[ir\v.  N  140:  kxvtcssi  öS  &'  vn' 
uvxov  vXrj.  IL  $  237.  Od.  %  515:  Ttoxa^äv 
igidovTtav.  Ap.  Bh.  3,  71.  Verg.  Aen.  2, 
308.  7,  566.  12,  524  etc.  Artemidor  Oneir.  2, 
27.  Pollux  On.  6,  129  etc.  Ein  bekannter 
Wildbach  in  Arkadien  heifst  KeXädcov. 

i)  Das  Epitheton  mfiotpäyog  bei  Tlieogn.  541 
(vgl.  Apollod.  2,  5,  4  und  den  Wildbach  Kv-aXo- 
ßögog)    wird   sofort    verständlich,    wenn   man 

60  bedenkt,  dafs  die  Wildwasser  häufig  lebende 
Rinder  (vgl.  die  Namen  Eovcpdyog,  Bovdogog), 
Pferde  (vgl.  den  ' Imtocpögccg),  wilde  Tiere  und 
Menschen    verschlingen.      Vgl.    IL    4>    281  ff. 

vvv  8s  JMS  XsvyaXscp   &avaxm  sl'fiagxo   aXwvai, 
SQX^ifx   SV  (isyceXcp  Tiozauco,  cos  7tai8ci  ovcpogßov, 
ov  gü  X     ivavXog  ccnosgcr]  ;i;?£/xcöi't  nsgävxa. 

312  ff.    Ov.  Met.  8,  553.   Hör.  c.  3,  29,  37.   Sil 


1067         Kentauren  (rofsgestaltig)  Kentauren  (rofsgestaltig)         1068 

It.  4,  523  fF.  So  erklärt  sich  die  troische  und  (0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  1862  S.  313  ff.  Taf,  167  f. 
vielleicht  auch  griechische  Sitte  {Gemoll,  Einl.  E.  Curtius,  Berl.  Ak.  1876  S.  152.  Gornut.  22. 
i.  d.  liom.  Ged.  3),  den  i^liiüqqoi.,  wenn  sie  an-  Eust.  z.  Dion.  Per.  431;  vgl.  Ear.  Ion  1261. 
geschwollen  und  gefährlich  waren,  lebende  Lehner  dt,  A.  Zt(j.  1885  S.  105  0.),  andererseits 
Tiere  (z.  B.  Pferde)  und  Kuchen  (in  Ge-  aus  dem  früher  als  lo  gedeuteten  Kopfe  eines 
stalt  von  Tieren?)  in  die  "Wogen  zu  werfen  jugendlichen  Bergstroms  {Arch.  Z.  1874  S.  112; 
(vgl,  z.  B.  II.  *  132  vom  Skamandros,  der  oben  Bd.  1  Sp.  1489)  hervor.  Über  den  Zu- 
ganz als  isinäqqovQ  zu  denken  ist,  Paus.  sammenhangderpferdefüfsigenSeilene (Quellen) 
10,  8,  10).  m.iiAen'K.Qnt.^.Iiitteü.d.urch.Inst.Böm.Aht.'d 
k)  Die  Rofsge  st  alt  der  Kentauren  erklärt  10  (1888)  S.  169.  Übrigens  kommen  neben  den 
sich  wohl  am  besten  aus  dem  Vergleiche  des  Rofskentauren  {inno-KivtavQoi)  hie  und  da  auch 
schnellen,  ungestümen,  sich  bäumen-  Eselkentauren  {ovoKivzavQoi,)  vor.  Vgl. 
den,  schnaubenden  und  schäumenden  Gramer,  Anecd.  Oxon.  4,  262,  20:  ovok.  anb  xov 
Pferdes  mit  den  TroTßfiot  ;(;5ijuappof,  welche  eben-  gttiQ'ovs  ngog  zf]  ^scpal-^  av&Qconog  oqdltoli  xo 
falls  schäumen,  schnauben  und  ungestüm,  mit  ös  loinov  ovog;  Hesi/ch.  s.  v.  und  das  6vo%ev- 
hochgehenden  Wogen  (da,  wo  Unebenheiten  ruvga  genannte  Faheltiev  {Ptjthag.  hei  Ael.h.  an. 
im  Bette  sich  finden),  raschen  Laufes  zu  Thale  17,9.  Man.Phildeunim.propr.  1063ff.  G.I.Gr. 
strömen  (vgl.  Neumann-Fartsch,  Phys.  Geogr.  6131''  (mit  Abbildung);  s.  Sp.  1056.  Auch  sonst 
V.  Gr.  255.  Gurtius,  Beil.  Akad.  1876  S.  143).  ähnelt  der  Flufsgott  Acheloos  sehr  den  Ken- 
Man  denke  einerseits  an  den  bekannten  Ver-  2ü  tauren,  insofern  er  auf  schwarzfigurigen  Vasen 
gleich  der  Wogen  mit  Rossen  (ital.  cavalloni,  mit  dem  vollständigen  Oberkörper  eines  Mannes, 
engl,  ichite  horses;  über  Land  und  Meer  mit  menschlichen  Armen,  Bart,  langen  Haar- 
Bd.  54  S.  702.  Brinkmann,  Mttaphern  1,  299),  flechten,  Satyrohrea-  und  -Nase  (aber  mit 
andererseits  an  Gleichnisse,  in  denen  schnau-  Stierhörnern)  und  einem  vierfüfsigen  Stierleib 
bende,  rasch  dahinsprengende  Rosse  mit  den  „ganz  nach  Analogie  der  späteren  Ken- 
XsiiiccQQoi.  zusammengestellt  werden*):  II.  taurenbildung"  dargestellt  wird;  Lehnerdt, 
n  389  ff.  Vgl.  auch  spumosi  amnes  Verg.  A.  Arch.  Ztg.  1885  S.  105  ff.  u.  Taf.  6.  —  Gegen 
12,  524.  Ov.  Met.  3,  571  spumeus  et  fervens  die  öfters  [nach  dem  Vorgange  des  Palaipha- 
[torrens].  ib.  1,280  ff.  Val.  FZ.  6,  390  f.  Curtius,  tos  1.  Plin.  n.  h.  7,  202.  Serv.  z.  Verg  Geo. 
Abh.d.  Berl  Akad.  1816  S.1A3.  Hierzu  kommt  30  3,  115  von  Buttmann,  Mythol.  2,  221*.  0. 
noch,  dafs  in  Troja  angeschwollenen  Wildbächen  Müller,  Edb.  d.  Arch.  §389.  Welcker,  Ep. 
Pferde  geopfert  wurden,  zumal  da  diese  Cycl.  2,  217  mit  '^);  vgl.  auch  die  Litt,  bei 
Tiere  zcöv  vdäzcov  zu  ^oIequ  ntvovoi  und  cpt-  Ebeling,  Lex.  Homer,  u.  'KivxavQOi\  Tümpel.] 
löXovzqa  v.al  cpiXvSga  sind  {Aristot.  de  an.  h.  W.  Müller,  Z.  Mythol.  d.  griech.  u.  deutschen 
8,  24).  Dieselbe  Opfersitte  ist  auch  von  den  Heldensage.  Heilbronn  1889.  S.  22 ff',  ausge- 
Persern  (Herod.  7,  113),  Parthern  (Tac.  ann.  sprochene  Deutung  der  Kentauren  als  Ver- 
6,  37),  Indern  {Philostr.  v.  Ap.  ly.  2,  19),  treter  eines  mythischen  Reitervolkes  macht 
Gterm-Anen  {Grimm,  Deut.  Mytli.^  ^\.%^.bb^  f.),  M'ilamowitz ,  Euripides  Herakles  2  S.  124 
Slaven  {Ausland  1888  S.  744)  überliefert.  Die  mit  Recht  ihre  älteste  Bildung  mit  mensch- 
deutschen Wassergeister  nehmen  sogar  Rofs- 40  liehen  Vorderfüfsen  und  den  Umstand 
oder  Kentaurengestalt  an  {Simroek,  d.  M."^  geltend,  dafs  sie  im  wilden  Waldgebirge 
469.  Müller,  Gesch.  d.  altd.  Bei.  370  f.  Grimm,  D.  (wo  kein  Reitervolk  hausen  kann)  wohnen. 
31.^  407.  Vernaleken,  Mythen  aus  Österr.  185.  Wenn  jedoch  Wilamoivits  a.  a.  0.  gegen  die 
191).  Wie  die  Rosse  und  ;t;ftju«ppot  {Brunck,  Deutung  der  K.  als  Bergströme  behauptet,  dafs 
Anal.  2,  177,  31  Icc^QonöSr]  x^i^üqqs.  Ben.  Diol.  die  Verwüstung  der  thessalischen  Fluren  {Eur. 
10,  9,  2.  Verg.  A.  1,  317.  Sil.  It.  2,  74.  3,  307),  Herakl.  364ff.)  erst  eine  spätere  „Umbildung 
so  sind  auch  die  Kentauren  schnellfüfsig  und  Ausdeutung  der  Fabel  sei,  entstanden,  als 
{Hymn.  in  Merc.  225.  Isoer.  10,  26  K.  zäxn  das  Pferd  in  ihrem  Wesen  vorwog",  so  kann 
Kct  Qa^iT]  Sievsynovzeg.  Verg.  A.  7,  676).  Wahr-  man  dagegen  aufstellen  wie  Hain.  hy.  in  Merc. 
scheinlich  würde  man  sich  die  Kentauren  als  50  v.  224,  ferner  auf  die  alte  Sage  von  Nephele  als 
reine  Rosse  gedacht  haben,  wenn  nicht  das  Mutter  der  Kentauren,  auf  ihr  Kämpfen  mit  aus- 
ihnen  zugeschriebene  Schleudern  von  Felsen  gerissenen  Bäumen  und  Felsen,  auf  ihre  teilweise 
und  Baumstämmen,  sowie  ihre  Geschicklich-  Pferdegestalt  u.  s.w.  verweisen,  uralte  Charak- 
keit  im  Heilen  von  Wunden  {XsiQmv  von  terzüge,  die  sich  nicht  aus  der  von  W.  (nach 
IsCq;  s.u.)  mit  Notwendig-keit  die  Vorstellung  dem  Vorgange  von  Vofs,  Mytli.  Briefe  2,  33 
menschlicher  Arme  und  Hände  erzeugt  hätte,  [71])  angenommenen  Deutung  als  „wilde  Wald- 
weiche natürlich  wiederum  auf  die  Vorstellung  menschen"  sondern  eben  nur  aus  ihrer  Berg- 
eines menschlichen  Vorder-  oder  Oberleibes  stromnatur  erklären  lassen, 
führen  mufste  (vgl.  Eustath.  z.  IL  1051,  9  ff.).  1)  Wenn  in  dem  uralte  Anschauungen  ent- 
Dafs  man  sich  überhaupt  Flufsgötter  ken- 60  haltenden  Hymnus  auf  Herines  v.  224  die 
taurenartig  (mit  Stierleib  und  Menschen-  sonderbaren  Fufsspuren  des  Hermes  den  un- 
kopf)  dachte,  geht  einerseits  aus  den  bekannten  geheuren  Fufsstapfen  eines  Kentauren  ver- 
Darstellungen des  Acheloos  und  anderer  Flüsse  glichen  werden  {oazig  zoicc  tzsIcoqu  ßißä  nool 

^,    _      „  ,     .     r/,    ,.   ,     v.aQTtccXiu,0L6iv),  so  braucht  man  nur  an  die 

*    „Der  Zchenis-Zkah    (=  Pferdeflufs)   in  Swanetieu  t       ■u^\  „    „        t  ••   i                 j      a     r     -i  i                    i 

i,nt  Hi^BT,  TMnT>,o„  .n^.r.^  L    Alf    ►               o«<iuBi.i«ii  turchtbaren    Locher    und    Aufwuhlunjren    des 

iiat    diesen    JNaiuen    schon    im    Altertum,    wo    er     Inno;  i,     ^                     i       ,                  i    t          i    j        i         -Jlr          i 

lieifst.     Hat  er  den  Namen  erhalten  davon,  dafs  er  hüpft  °?."®°^    ^"    denken,    welche    stets    den  Weg   der 

und  sich  gleichsam  bäumt  wie  ein  wildes  Kofs?"  C.  Hahti  Wildbäche   bezeichnen    {Pohjb.    4,    41). 

in  der  Beil.  z.  Ai!<j.  zuj.  1889  Nr.  2a5  s.  1.  Hl)  Vielfach  dachte  man  sich  die  Kentauren 


1069    Kentauren  (Räuber  u.  Mörder,  brünstig)  Kentauren  {uyQioi  etc.  Ärzte,  Jäger)    1070 


ebenso  wie  die  slaviso.hen  Wasserdämonen 
{Ausland  1888  S.  744)  als  Räuber  und  Mörder 
(X/yorat);  vgl.  Diod.  4,  70:  rovg;  Kivxctvgov?  .  . 
opftcoufrorg  f>t  zfjg  ^oX6)]g  Z/y^t-ff-ö'ai  rovg  nocQiov- 
rag  räv  EXXi'ivcov  ■aciiitoXXovg  xäv  Ttsgioincov  av- 
fXs Lv.  Vgl.  aucb Hesiod.  fr.  1 10  Guttl.  und  Hom. 
Ka^ivog  v.  17  iS.,  Hcsijdi.  s.  v.  Kevzuvqov  Irjarcxi'. 
Gramer,  Anecd.  Par.  4,  60  ccQy sicpövxrig 
....  »tat  Ol  KivzccvQOi  ovratg  vnö  rivoav  tiqog- 
rjYOQSv&rjOKV  (=  ccgysLOtpövrai?).  Eust.  in  II.  10 
102,  8.  Wahrscheinlich  gehört  hierher  der 
Kentaurenname  ÄazQivg  (=  latro),  wie  ich 
bereits  in  FlccJceisens  Jahrb.  1872  S.  426 
vermutet  habe.  Um  diesen  Zug  des  Mythus 
zu  verstehen,  brauche  ich  nur  an  die  zahl- 
reichen Dichterstellen  zu  erinnern,  in  denen 
von  dem  räuberischen  Charakter  dt- r 
Wildbäche  die  Rede  ist.  Vgl.  z.  B.  Hör. 
c.  3,  29,  37:  stirpesque  raptas  et  pecus  et 
domus  vulcentis  una.  Vcrg.  Aen.  2,  499.  12,  20 
525.  Ov.  Met.  1,  286:  Ctimque  satis  arbusta 
simiil  pecudei>qiic  viiosque  Tcctaqiie  cuwqiie  suis 
rapiunt  penetraliu  sucris.  ib.  8,  550:  nee  te 
committe  rapacibus  undis.  ib.  552:  Vidi  conter- 
mina  ripae  cum  gregibus  stahula  alta  trahi. 
Tac.  ann.  1,  30  signa  .  .  .  turbine  atque  unda 
(d.  i.  imbriuni)  raptabantur.  Inc.  Poet.  b. 
Wernsdorf  P.  min.  3  p.  245  v.  25:  Saepe  domos 
etiam  saepe  addita  moenia  raptat.  Sil.  It.  4, 
522  ff.  Der  von  Herakles  gebändigte  Räuber  30 
Saures  {Paus.  6,  21,  3  f.)  scheint  auch  einen 
Wildbach  zu  bedeuten. 

11)  Die  Lüsternheit  der  Kentauren  nach 
Weibern,  die  schon  in  den  ältesten  Sagen  her- 
vortritt und  später  die  Beziehungen  der  Ken- 
tauren zu  Eros  (s.  ob.)  und  zur  Päderastie  zur 
Folge  gehabt  hat*),  dürfte  sich  ursprünglich 
aus  ihrem  natürlichen  Verhältnisse  zu  den 
Dryaden,  den  Nymphen  der  von  den  ;^ftjuap- 
Qoi  so  oft  bedrohten  und  fortgerissenen  Bäume  40 
und  Wälder,  und  zu  den  Naiaden,  den  Nym- 
phen der  Quellen,  die  in  den  Wogen  der  Flüsse 
und  Giefsbäche  verschwinden  {E.  Curtius  a.a.O. 
1225),  erklären.  Vgl.  aufser  Stellen  wie  II. 
AAdA.  Soph.  Ant.  712  f.  Antijyhrw.S,!^^»  Mein. 
Bemosth.  in  Ccdlicl.  10—14    p.    1274  ff.      Lucr. 

1,  284.    Arr.  An.  6,  25,  5  u.   s.   w.    auch   die 
alte    sinnige    Sage    von    der    Errettung   einer 
solchen  von  einem  x^if^^QQOvg  bedrohten  Dryade 
durch  Arkas  {Eumclos  b.  Tzetz.  Lrjkophr.  480.  r>o 
Kinkel,  Ep.  gr.  fr.  1,  194;  vgl.  Schol.  Ap.  Ph. 

2,  477.  Schol.  Theoer.  id.  3,  13).  S.  auch  Brunei, 
Anal.  2,  177,  31,  wo  unter  den  von  dem  %si- 
^ÜQQOvg  bedrohten  Nymphen  offenbar  Dryaden 
oder  Naiaden  zu  verstehen  sind.  Weitere  Be- 
ziehungen der  Kentauren  zu  den  Nymphen 
(z.  B.  zu  der  Philyra,  Chariklo,  Melie)  s.  unter 
q  Sp.  1071  f.  Auch  die  germanischen  Wasser- 
geister rauben  Jungfrauen  und  halten  sie  bei 
sich  zurück  oder  überfallen  sie  mit  Gewalt  go 
{Müller,  Gesch.  d.  altd.  Bei.  374,  2).    Vielleicht 

*)  Vgl.  auch  die  Frauen  (Nymphen?)  raubenden  Ken- 
tauren (Fig.  5)  auf  alten  thrakischen  Münzen  (Iinhoof-Blumer, 
Monn.  gr.  86.  Catal.  0/  gr.  coins  in  the  Brit.  Mus.  Maced. 
147  ff.  Villi,  n.  A.  36,  33:  Ccntauri  ygi/i///ias  gerentes  Arcesilae') 
und  die  rottigurige  den  Überfall  der  Iris  (3.  d.)  durch 
Kentauren  darstellende  Vase  Hellen.  Stud.  1  pl.  3.  Vgl. 
Arch.  Zlg.U,  347  T.  17  ff. 


hat  auf  diese  Vorstellung  von  den  K.  auch 
ihre  Auffassung  als  Alpwesen  mit  einge- 
wirkt; s.Luistner,  D.  Bätsei  d.  Sphinx  1,  309  ff. 

O)  Dafs  die  ayQiöxrig  {Eur.  Herc.  f.  364; 
vgl.  v.£vvciVQiyiäg'  dygotncog,  ayQicog  Ilesyeh. 
Arist.  ran.  38),  die  {f  (J 9 1 g,  avo^iia  {Eur.  a. a. 0. 
181,  Isoer.  10,  26.  Apostol.  9,  78),  endlich  die 
ßia  der  Kentauren  (vgl.  Soph.  Tr.  1096.  Stut. 
Theb.  6,  407)  sich  trefflich  aus  dem  natürlichen 
Charakter  der  Wildbäche  (vgl.  z.  B.  den  Boäygiog 
in  Lokris)  erklärt,  braucht  nicht  erst  im  Ein- 
zelnen bewiesen  zu  werden.  *) 

p)  Sehr  merkwürdig  ist  es  endlich,  dafs 
auch  diemilden  und  liebenswürdigen  Züge 
im  Charakter  einzelner  Kentanren,  namentlich 
des  Cheii'ön  (s.  d.),  sich  sehr  wohl  aus  der  Natur 
der  x^Q^dgcci  erklären  lassen:  ich  meine  dessen 
Beziehungen  zur  ärztlichen  Kunst  und  zur 
Jagd,  als  deren  Erfinder  und  Verbreiter  er 
in  vielen  alten  Sagen  auftritt.  Die  Funktion 
des  Cheiron  als  Arzt  und  Rhizotom  (vgl. 
3Iüller,  Hdb.  d.  Arch.'^  §  389,  4.    Mannhardt, 

A.  W.  u.  F.  K.  47  f.)  hängt  offenbar  mit  den 
Heilkräutern  zusammen,  welche  im  Bereiche 
der  Kentauren,  namentlich  auf  dem  Pelion 
(vgl.  Dikaiareh  fr.  60  bei  Müller,  Fr.  hist.  Gr. 
2,  261  f.  Plin.  N.  H.  25,  94.  12,  31),  besonders 
aber  in  der  Pelethronischen  Schlucht  {Nik. 
Th.  505.  Anon.  in  Didots  Ausg.  des  Opp.  Nie. 
etc.  115  ff.)  und  überhaupt  in  den  x^Q'^'^Q^' 
wachsen.  Das  gilt  namentlich  von  der  Wurzel 
des  Cheiron  {X^iQcovog  ql^cz,  Diosk.  3,  57  (50). 
Nik.  Th.  500  u.  Schol.),  auch  naväyieLov  ge- 
nannt {Nik.  a.  a.  0.  508),  aber  auch  von  anderen 
Heilkräutern,  von  denen  Nik.  Th.  499  aus- 
drücklich sagt,  dafs  sie  gerade  an  denselben 
Stellen  wachsen,  wo  sich  giftiges  Gewürm  auf- 
zuhalten pflegt,  d.  h.  in  den  ÖQVf.iOL,  Xaaicöv^g 
und  x^Q^^Q^'^'  ('^gl-  ib.  389  u.  489  ff'.).  Das- 
selbe ist  der  Fall  beim  Elichrysos,  der  nach 
Hiosc.  4,  57  iv  xQUXBGi  kkI  xagadgcöäeai  rönoig 
wächst,  beim  Trisphyllon  (r;f  ttov  iv  xgrjxovxi 
Ttäyoj  r]  dnoGcpdyt,  ßriaoTj  Nik.  Th.  521),  beim 
Strychnos  {hfiwvv^og  xij  navd-nrj),  der  sich  nach 
Theophr.  h.  pl.  9,  11,'  5  (vgl'.  Nik.  Th.  878) 
iv  ;(;apad'paig  yial  xoig  fivi'ifiaaiv  findet,  beim 
Agnos  {Chion.  fr.  2,  6,  2.  Mein.  Dinsc.  1,  134), 
beim  Halimon  {Antiph.  fr.  3,  87.  Mein.  Hiosc. 
1,  120)  u.  s.  w.  Das  Kivxavqiov  wächst  eben- 
falls in  der  Pelethronischen  Schlucht  (daher 
-hbXeQ-qöviov  genannt)  oder  auf  der  Pholoe, 
dem  Sitze  der  Kentauren;  Hiosc.  3,  8  (6).  —  Die 
Jagdlust  der  Kentauren,  die  besonders  häufig 
in  Vasenbildern  (vgl.  z.  B.  Jahn,  Vasens.  in 
München  573.  155.  380  etc.     Stephani,  Compte 

B.  p.  l'a.  1873  S.  99.  1867  S.  62  ff.  1862 
S.  71;  vgl.  auch  Opp.  Kyn.  2,  5  ff".  Meyer 
72.     78.    80 ff'.),    aber    auch    auf    dem    hoch- 

*)  Vgl.  Anthol.  Gr.  9,  278,  3  xsii/iia  {xtifioQQov)  ävatöäg; 
V.  6  fSloaufjov  /eüf^tato:.  Aisch.  Prom.  717  y\iHi  d'  'yß(jt- 
at'iiv  jtota/uov  ov  U>fuöo'}vv/j.ov  .  . .  ov  yaq  ivßato;  niiiüv. 
Herod.  1,  189  rcoxafxw  ü fi olaavt t.  Themist.  or.  18  p.  221D 
not.  aXaLova.  Die  Grabschrift  des  von  Herakles  gekreu- 
zigten, d.  h.  an  einer  Fichte  (nach  Art  des  Marsyas)  auf- 
gehängten Asbolos  (s.  oben  Sp.  1043)  lautete  nach  Philostr. 
Ihr.  p.  328  =  vol.  2  p.  214,  8  ed.  Teubn.:  'L-laßo).o;  ovts 
.9ewv  tQO,ui(X)V  oniv  out  äv9Q«'>7tu)V  |  oivy-öi-toio  yQf/Auatu; 
ciTt'  eijXiTteog  y.ata  rtküy.i]z  |  äy^eificit  /Ufycc  dsljtrov  äfii- 
tqoßioig  y.oQ&y.saaiv. 


1071    Kentauren  (Bezieliungen  zu  Nymplaen)  Kentauren  (Gesamt-  und  EinzeLuamen)    1072 

archaischen  Halsband  (Fig.  10)  aus  Kameiros  fr.  tr.  gr}  S.  404 — 408.  Welcher,  D.  gr.  Trag. 
(Dnremberg-Saf/lio,  IHct.  des  ant.  1,1011  S.  1285),  S.  848f.).  Die  beiden  Namen  Okyroe  (=  die 
auf  dem  archaischen  Relief  in  Ince  Blundell  Hall  schnellüiefsende  Bergquelle)  und  Hippe  (Hippo) 
(Arch.  Z.  32,  31  Taf.  6),  auf  'trühattischen'  Ge-  lassen  keinen  Zweifel,  dafs  unter  der  Tochter 
fäfsen  (i7a//j-6.  (?.  arc/i.  J.  2,  41)  und  in  Gemälden  des  Cheiron  eigentlich  eine  Quellnymphe 
(z.B.  des  Zeuxis;  vgl.  Fig.  14;  iJrwrm,  Ä^ims</(Tf/.  zu  verstehen  ist  (vgl.  die  Okeaniden  Hippo  b. 
2,  78.  Miiller,  Hdb.'^  f  389,  4)  dargestellt  ist,  Hes.  theog.  351  und  Okyroe  b.  Hes.  theog.  351. 
hängt  nicht  blofs  mit  ihrem  Aufenthalte  in  'SGO.  Hom.  hy.  in  Cer.  4^20.  Paws.  4,  30,  4  u.  s.  w. ; 
einsamen  Bergwäldern,  den  Sitzen  der  jagd-  vgl.  auch  die  Okeanide  Leukippe  hy.  in  Ger. 
baren  Tiere,  und  der  oft  zu  machenden  Be-  lo  418.  Faus.  a.  a.  0.  Sclioemann,  Opusc.  2,  148. 
obachtung  zusammen,  _dafs  solche  Tiere  in  den  Völcker,  Myth.  d.  lapet.  Geschl.  146f.  u.  s.  w.). 
X£i^ö:pQOL  und  ihren  Überschwemmungen  den  Dagegen  erklären  sich  die  Beziehungen  des 
Tod  finden,  indem  sie  in  den  Zweigen  der  Cheiron  zur  Philyra  und  des  Pholos  (s.  d.) 
von  den  Wildbächen  mit  fortgerissenen  Bäume  zu  einer  Melia  einfach  aus  dem  Wohnsitz 
hängenbleiben*)  (vgl.  Vogt  in  Üb.  Landu.  Meer  dieser  Kentauren  in  Bergwäldern,  den 
Bd.51  S.  287.i//MS<f.  Z*(7.  1884Bd.82S.285f.**),  Wohnsitzen  der  Baumnymphen.  Über  die 
sondern  erklärt  sich  auch  aus  der  grofsen  Be-  Kurotrophie,  welche  Cheiron  nach  Find.  P. 
deutung,  welche  die  x'^Q^^^Q'^^  iiii  trockenen  4,  103  (als  Quelldämon?)  zusammen  mit  den 
Zustande  für  den  Jäger  haben;  denn  einer-  Quellnymphen  Chariklo  und  Philyra  {Hes.  Th. 
seits  sind  sie  die  natüilichen,  gebahnten  Pfade,  20  346  ff.  u.  i<choI.)  ausübt,  ebenso  wie  der  Quell- 
auf denen  der  Hirte  zu  den  Alpen  (Schol.  Nik.  dämon  Silenos,  der  Vater  des  Pholos,  das 
57t.  28),  der  Jäger  zu  den  Schlupfwinkeln  der  Dionysoskind  pflegt,  vgl.  F.  A.  Voigt  iu  der 
Jagdtiere  emporsteigt  (s.  oben  die  Sage  von  A]]g.  EncyJcl.  unter  'Kentauren'  S.  225. 
Arkas)***),  andrerseits  dienen  sie  diesen  selbst  X)  Gesamtnamen  und  Einzelnamen 
zum  sichern  Versteck  (vgl.  Hom.  hymn.  4,  124.  der  Kentaviren.  Um  den  vielbehandelten  (vgl. 
Xen.  de  ven.  5,  16  u.  6,  5.  Suid.  u.  Zenob.  s.  Bcnscler,  Gr.  Eigemi.  s.  v.  Buttmann,  Lexil. 
V.  xaqadQaiois  liav).  2,  221.  Meyer,  Gandharcen  165),  aber  immer 
q)  Die  Beziehungen  des  Cheiron  und  noch  nicht  endgültig  erklärten  Namen  Kh- 
Pholos  zu  Quell-  und  Baumnymphen.  tavQOi  richtig  zu  verstehen,  mufs  man,  glaube 
Die  Höhlen  und  Felsgrotten  {avxga)  des  30  ich,  von  der  Erkenntnis  ausgehen,  dafs  die 
Pelion  und  der  Pholoe,  welche  die  natürlichen  Kentauren  Dämonen  der  Wildbäche  sind.  Da 
Endpunkte  der  x^Q'^^Qai,  ßFiaoai,  vdnrj  (vgl.  diese  schon  bei  Homer  sv-avXoi  heifsen,  neben 
Piml.  F.  3,  4.  Nik.  Ther.  440.  505.  PMlostr.  welcher  Form  auch  i'navXog  (Hesycli.)  und 
im..  2,  3  =  II  p.  343,  29 K.)  bilden,  galten  als  tn-uv^oq  Hesych.  (vgl.  auch  ccv-avQog  und 
Wohnungen  des  Cheiron  und  Pholos  {Find.  avgöv  drayi^ovC.  11  Ih.  Hesych.  ed.  M.Schmidt  1 
Pyth.  3,  63.  4,  102.  Isthm.  7,  41.  Theoer.  id.  p.  324)  erscheinen,  so  könnte  der  Name  Kiv- 
7,149.  Apollod.2,b,4.  Fülyaen.  1,3,1.  Hesych.  zavgog  recht  wohl  mit  avl-c6v  (vgl.  di-avX-og) 
s.  V.  civT,6x&(tiv  sozLci.  Bursian,  Geogr.  von  =  Schlucht,  Hohlweg  etc.  (also  einem  Syn- 
Griechenl.  1,  97).  Da  nun  in  solchen  Höhlen  onymon  von  ;^a;pa6'p«)  verwandt  und  mit  kev- 
häufig  Quellen  entspringen  {Od.  13,  103.  Find.  40  tsCv,  stechen,  durchstofsen  zusammengesetzt 
F.  4,  103.  Theoer.  7,  136f.  Verg.  A.  1,  166.  sein,  so  dafs  v.hTccvQog  eigentlich  einen 
THon.  Hui.  a.  B.  1,  79.  Paus.  10,  32,  5  u.  7.  durch  das  Stofsen  und  Drängen  seiner  Wellen 
PMlostr.  a.  a.  0.  Q.  Smyrn.  6,  470 ff.  Porphyr.  Schluchten  und  natürliche  Kanäle  hervor- 
de  antra  ny.  6  u.  7;  vgl.  auch  die  uvzQitidsg  bringenden  Bach  bezeichnen  würde  (vgl.  die 
vviitpaL  b.  Freller,  Gr.  31.'^  1  S.  567  u.  569,  Ausdrücke  dLccyioTzrm,  öiccgQrjoaco  und  [i>t]j;ß:- 
3),  so  dachte  man  sich  die  Kentauren  auch  QaÖQovv,  die  von  Wildbächen  gebraucht  wer- 
zu  Quellnymphen  und  Quelldämonen  den).*)  Die  Einzelnamen  der  Kentauren  (vgl. 
(den  pferdefüfsigen  Silenen)  in  naher  ver- 
wandtschaftlicher Beziehung  stehend.  So  er-  *)  Vgl.  rürttnv  von  den  ein  Gebäude  zerstörenden 
klären     sich    wohl    am     einfachsten    die    Sagen  50  Kentauren  bei  Eom.  eplgr.  14.    Xa^aä^ovadai  Berod.  ex- 

von    Pholos    als   Sohn   desSeilenos,    von    der  /ccQaÖQoüv  u.  Öiay.67trHv  h.  Foiyb.  i,  ii,9:xsi^idQQovr 

JN  aiade  Chariklo  (s.  d.),  der  Gattin,  und  von  ^-'^      '5  5-^'          -     b    r  „-       -       "5           ■      - 

Okyroe  {Ov.Met.  2,  6360.  fdta  centaun,  quam  ^„^  ;ii»ojv,  im/wong  Öi  noiov.usvov  x^hyaütag,  üat' 

quondam  nympha  Chariclo,  \  ßumvnis  m  rapidi  .'MoiuCv  ivioze  y.al  /.njdi  yiv,!,ay.siv  ir  i^Qa/el  /Qon;, 

ripis   enisa    vocavit  \   Ocyroen) ,    der   Tochter  rohi  autohi  tinovi.    Piut.  c.  Gmcch.  7:  x^'i'"(.'i^öi.  öif- 

des  Cheiron.  die  in   ein  Rofs  verwandelt  und  y.ontov.  Schoi.  Eur.  Or.  1377:  triv  yi]v  äiuQQi'iaaovai. 

demzufolge  Hippe  (s.  d.)  oder  Hippo  benannt  ■'''"'''  '^^  "9^-  y-^of-iou  p.  265  Bernays:  nkpuys  ylQ  >;  iJäa- 

worden  sein  sollte.    {Od.  a.  a.  0.  675;  vgl.  die  *?'  "p!""-^  ''"'  ^läXlata  unh   bxprjXotätmv  y.atufjättovaa 

rragmente  von  J^UtipiaeS    melamppe  0.  l\aUCfC  j^^   y.oXintovaa  y.odaivuv.     Ähnlich  gebraucht    der  La- 

*)  Geradeso  hängen  die  von  den  Kentauren,  uament-  60  teiuer    die    Verba    percutere    und    secare    von     Flüssen. 

lieh  von  Cheiron,  erjagten   Tiere    an    den    von   ihnen  ge-  Vgl.    Forchhartmter,    Erll.    d.    Ilias   9  f.     Hinsichtlich    der 

schulterten  Bäumen.  obigen  Etymologie  von  Kivt-avqoi  ist  noch  zu  bemerken, 

**)  Vgl.  auch  ^!<ste«d  1888  S.  744,  wo  von  den  grofsen  dafs   auXwv   nach  Curtius,    Grdi.^  Z^l   u.   646   ebenso   wie 

Herden  ertrunkener  Pferde,  Kühe,  Schafe  und  Schweine  aiJXliq    von  Wurzel    au    oder   av   abzuleiten    ist.     Da   nun 

die  Kede   ist,   welche   den   slavischeu  Wassergeistern  ge-  nach  G.  Meyer,  Gr.  Gr.  §  160  ff.  q  gewöhnlich  iu  X  (nicht 

hören.  umgekehrt I)    übergeht,    so    ist    entweder    in   KirravQog, 

***)  "Vgl    Ausla7id  1891    S.  436  b:  ^^Die  inneren  Verbin-  'inavQog  u.  üravQo;  äie  ältere  Form -at'()o;  für  -avXog  er- 

dungswege  [Miriditiensl    sind   im  besten  Falle  die  Wild-  halten,   oder    dieses   -auQog  ist  mit  Suffix    -qos,   eravXog, 

l^äche."  aüXo'jv  etc.   aber   mit   Suffix   -Xog  (Xon-)  gebildet.   —  Ganz 


1073         Kentauren  (Einzelnamen)  Kentauren  (Litteratur)           1074 

Ov.  Met.   12,  220  ff.)  habe  ich    ausführlich    in  Attribut  der  Fackel  {v^\.  Meyer,  Gandharven 

Flecl-cisevs  Jahrb.  1872,  421  ff.  behandelt.     Sie  78,  80.    Ael.  v.  h.  13,  1):  Gryneus,  Pyrakmos, 

lassen  sieh  in  folgende  Gruppen  teilen:  1)  direkt  Pyraithos  (Pyretos).  —  7)  Auf  individuelle  Eigen- 

;iuf  Flufsnatur  hinweisende  (Eurytos,  Rhoito.s,  schaffen  gehen:    Asbolos   (wohl  einen  dunkel- 

Rhoikos,  Klanis,  Krenaios),  —  2)  solche,  die  sich  haarigen  Kentauren  bezeichnend,  vgl.  Ov.  Biet. 

auf  die  Rofsgestalt  beziehen  (Hippasos,  Chro-  3,  218),  Melaneus,  Melanchaites,  Phaiokomes, 

Ulis,  Monychos,  Kyllaros),  —  8)  solche,  die  das  Pyrrhos*),   Imbreus,    Aphareus,  Peisenor,   Or- 

lärmende   und   geräuschvolle  Wesen  der  Ken-  neios,  Perimedes,  Dexaraenos  (V),  Gheiron  (vgl. 

tauren  oder  Wildbäche  bezeichnen  sollen  (Du-  jjffpt'föj,  ^ccXanöx^Q,  o^vx^iQ,  rjitLKg  X^'-Q^S  '^^'-' 

pon  ,  Erigdu))0s,  Homados,  Teleboas  [zugleich  lo  tat    von    Asklepios    als   Arzt    gesagt   Ilerodas 

Flufsnanie!],Bromos, Nessos[auch  Flufsname!]),  mniii.  4,18;  mehr  b.  Mnafs,  Ind. Schal.  Gryiliisiü. 

—  4)  Namen,  die  sich  auf  ihren   Wohnsitz  in  1890/91  S.  Xff.).  —  8)  Gewöhnliche  Namen  sind: 

Bergen,   Wäldern   oder    an   bestimmten   Orten  Amphion,    Eurynomos,    Medon,    Echeklos   (O«. 

beziehen  (Hyles,  Hylaios,  Hylonome,  Petraios,  Met.  12,  450).     Für  Hodites  {Ov.  Met.   12,  4.ö7) 

Chthonios  [vgl.  Hesi/ch.  avroxQ'fov  saxia.  Theoer.  ist  wohl  Orites  (vgl.  Oreios),  für  Isoples  {Diod. 

id.l,  149],  Peukeidäi,  p]latos,  Daphnis*),  Drya-  4,  12)  vielleicht  Isokies,  für  Argeios  (ib.)  wohl 

los,  Oreios,  Orosbios,  Phlegraios,  Abas,  Elops,  Agrios  zu   schreiben.      [Für  Kentaurinnen   er- 

Elymos,   Pholos,  Thaumas,  Argeios,  Phrikios  scheinen  d.  N.  Hylonome,  Dia  und  selbst  Hippo- 

(vgl.  den  Bach  ^gi^og),  Pylenor),  —  5)  Namen,  dameia    (s.   o.   nr.  I  u.  IIa),    als    rofsgestaltig 

die  sich  auf  den  wilden,  rohen  Charakter  der  20  Hippe   (-0),   wohl   auch   Chariklo  und   Okyroe 

Kentauren  beziehen  und  zum  Teil  von  wilden  (s.  0.  nr.  IX  a.  E.).  Tümpel.] 

Tipren   {Curtius ,    Ahhand.    d.   Berl.    AI:.    187()  XI)  Litteratur.  In  erster  Linie  ist  hier  die 

S.  143)  entlehnt  sind:  Demoleon**),  Lykotus,  Ly-  reichhaltige  und  sehr  gediegene,  von  mir  in  den 

kabas,  Lykos,  Lykidas,  Opliion,  Bianor,  Iphinoos,  ersten  Abschnitten  viel  benutzte  Schrift  von  El. 

Älermeros,   Apbeidas,  Styphelos,  Latreus  (vgl.  II. Meyer ,GanfUiarven-Ke)duuren,EexlmWQ'Sn. 

/IflGT/j?),  Arktos,  Agrios  (vgl.  denFJufs'y^ypfc^vris),  desselb.  Achilleis  ebd.  1887  S.  447 f.  zu  nennen 

Phrixos  (=  Phrikios?),  Mimas***).  —  6)  Kriege-  (vgl.  meine  Rezension  in  den  Gott.  gel.  Ans.  1884 

rischen  Sinn,  Kampf-  und  Jagdlust  deuten  an:  S.  144  ff.),  aufserdem  Welcler,  Kl.  Sehr.  3,  3 ff., 

Antimachoa,  Areios,Dorylas,Amykos,Nedymnos,  Kuhn,  Z.  f.  vgl.  Spr.  1,513.  3Ianidinrdt,  Wald-  a. 

Rhipheus,  Dlktys,  Therensf).  —  Einige  gehen  30  Feldkulte  S.  8S;  lOlf.   Die  Stromnatur  der  Ken- 

vielleicht  auf  die   Bewaffnung  der   Kentauren  tauren  vermutete  zuerst  Klausen.  Aeneas  495 ff. 

mit   Feuerbränden    oder    auf  das    dionysische  (vgl.  auch  Preller,  Gr.  M.'^  2,  16.    Wieseler  in 

Ersrh  u.  Grubers  Enc.  1,  67  S.  183^.    Huscher 

andere  Etymologieen  haben  aufgestellt:  Kuhn,  Zeitschr.  1,  in  Fleckeisens  Jahrb.  1872,  421  ff.    Gült.  yd.  Ans. 

513ff.   und   Fl.  H.    ileyer  a.  a.   O.  S.  Iff.,   der   au   etymo-  a.  a.  0.     Berl.   Plulul.   Woclieuschr.    1885  S.    1  ff . 

logische  Verwandtschaft    mit    dem    indischen    OanMarva  jgg^     g     löQßff.;    ähnlich    F-  A.    Voint   in  Ersch 

denkt,  von   F.cA-,  Sj^acl.eMei!   153   aber   zurechtgewiesen  ^_    Grubers   EnC.  II,  35  S.  224 ff    der   in    den  K. 

wird:    femer   von   Chrixt,   Lautlehre  2(8:   xiirao  Co;    von  .      .        ,         .,              '                ,          r~,  ■,              r\        ii 

scr.  arvan-Eenner,  endlich  von  /..  LaUtner,  D.  RäL.H  .1.  ^^^  ^^  ^^en  ihnen  verwandten  Silenen  QueU- 

Sphhix  1,  3VdS.    ztschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1891  S.  nie.,  damoueu      erkennt),      während      Meyer     und 

der  y.fvxavoLov  (=  Erdgalle)  ebenso  wie  xhtavQo;  von  40  Matmhardt   die    Kentauren   als  Winddämonen 

Wu.  quend,  quendh  beifscn,  ableiten    will  und   in  y.fv-  erklären,    eine    Deutung,   bei    welcher  freilich 

taüoiov    eine    „beifsende    bittere   Wurzel",    iu   XfVtavQo;  yiele  Züge    des  MythuS,    Z.  B.  die   Sterblichkeit, 

ein  „beifsendcs    Tier"    (vgl.    yu,',Ja?.or,    yiraöo:)    erkennt.  ^gg     2ahl ,    Flügellosigkeit   der    (echtgriech.) 

Die  Alten  leiteten  dagegen  den  Namen  Ksrrav^o.  ge-  Kentauren,  das  Schleudern  grofser  Felsen,  der 

wohnlich   von   üevTfir   und   tavQoi   ab  (Benseier,    Worte/b.  .,-           p      -^  i           i    tu-           i                i      i  i       t        -ii 

rf.  gr.  Eigennamen  1,  646  u.  Eb^ng,  Lex.  Homer,  a.  '  Kh-  Kampf  mit  den  als  Menschen  gedachten  Lapithen 

ravoot'),    erblickten    also   in    ihnen   entweder   Stier-  (s. d.),  die  mehrfache  Identität von  Kentauren- und 

jäg^er  (vgl.  dagegen  namentlich  11.  iiayer  im  Jahrb.  d.  Flufsnamen,  die  Trinklust,  endlich  die  lokale 

archäoi.  Inst.  1892  S.  78  f.),  obwohl  eine  derartige  Ifunk-  Beschränkung  auf  Gebiete,  die  notorisch  nicht 

tion  der  K.  weder  in  der  älteren  Litteratur  noch  in   der  durch    Winde,     SOudem     clurch    Wildwasser 

älteren  Kunst  sich  sonst  nachweisen  läfst,  oder  't«'- 50  verheert    werden**),    unverständlich    bleiben 

^■"'"Tirl  oben  vib).     Viel  eher  hätten  die  Alten  (^gi^ere  Litteratur  b.  Meyer  a.  a.  0.  S.  2  f.). 

im   Hinblick    auf   Beaiich.    avoof   Xayoi   laavnoi    (vgl.    M.  ^       -tt-ttn   t^-t-i^-ii               t        -rr       ^ 

Schmidt  z.  d.  St.)  mit  Bezug  auf  die  an  d^n  von   den  ^II)  Die  Entwickelung  des  Kentaureu- 

K.    geschulterten   Bäumen   hängendeu  Hasen  einen  Zu-  Ideals  in   der   bildenden   Kunst.       Die    Ver- 
sammenhang mit  diesem  Worte  vermuten  kötmen.   Über  bindung  von  Menschen-  Und  Tierkörpern  zu  selt- 

die    andere    alte    Etymologie    des    Nephele-Ixion-M.vthos  samen    Mischwesen     war     lange     VOr     der    Ent- 

von  xivtiiv  avQav  =  ueoiav  v£(p(X)iv  s.  o.  nr.  I  a.  E.  u.  stehung    einer    eigentlich    griechischen  Kunst 

Eust.  ad  II.  102,  20. 

*)  Vgl.  die  Flufsnamen  'rZ(a;,"y^aid^o;,  Jätpvo;,  *)  Vgl.    damit    Flufsnamen    wie    MiXa;,    MUoz, 

Jatpvoü;,  <f>eV.kt;  (von  (peXXö;  =  Korkeiche);  Angermann,  MoHÖHg,  <t>o'ivLi,  J^öv&o;. 

Progr.  c.  ilei/sen  1883  S.  13.  **)  Ganz  besonders  spricht  dies  gegen  Meyers  Wiud- 

**)    So    wird    7..  B.    der    nemeische    Löwe    mit    einem  GO  hypothese,    dafs  reine  Ostwinde  in  Griechenland  über- 

durch    Überschwemmungen     verheerenden    Flusse     ver-  liaupt   nur   eine    ganz  untergeordnete  Rolle  spielen  {Neu- 

glichen  (Theoer.   id.  25,  201  nürta;  yi,(j  jtiaT^u;  inixJ.cMv  mann  -  Par'.sch  ,    l'hys.  Geogr.    0.  Gr.  118.     Isainbert ,  Itin.ö), 

notai.ui:  UK  (lU  ä,uotog  y.foäui).  so  dal's,  wenn  wirklich  die  tliessalischen  Kentauren  Wiud- 

**♦)  Parallele     Flufsnamen     sind:     Künqo;,     -liwv,  dämoneu  wären,  ihr  Wohnsitz  auf  dem  Pelion  im  Osten 

_/uXÖo^(«,-,     jtvy.u:,    '0(pt;,    '0(piov;,      Tavooc,     "Ehapu:,  Thessaliens  ganz  unbegreiflich  wäre.    Überhaupt  zeichnet 

Boayjio;,    TQuyo;  u.  s.   w.      Angerrnann    a.  a.  0.    S.  Off.  sich  Thessalien  durch  zahlreiche  Üb  e  rs  chwemm  ungeu 

£.  Curtius  a  a.  O.  S.  1228.  und    als   Kesseltbai    durch    verhältnismäfsige   Windstille 

t)   Mit  dem  Kentauren  Thereus   vgl.   den  Flufs  (Jt]-  aus:  Lucan.  Fhar.i.  6,  341  ff.  370.  Sen.  Q.  nat.  4,  8.  Neuntann- 

o»jf,  mit  Antimachos  u.  s.  w.  den  Flufs  'OiiUt>i;.  Bartsch  a.  a.  O.  S.  146. 


1075  Kentauren  (Entwicklung  cl.Kent.-Ideals)       Kentauren  (Entwicklung  d.Kent.-Ideals)   1076 


im  Orient  so  oft  und  so  mannigfacli  vollzogen 
worden,  dafs  es  schwer  fällt  in  der  Kentauren- 
bildung eine  völlig  selbständige  Leistung  der 
griechischen  Kunst  zu  sehen.  Andererseits 
darf  die  Existenz  selbst  des  ausgebildeten 
Kentaui'entypus  in  der  babylonischen  Kunst 
(vgl.  Pervot  •^  S.  604,  wiederholt  ob.  Sp.  1055. 
E.  II.  Meyer,  Gott.  Gel.  Anz.  1888  S.  146*) 
nicht '  zu  dei'  Annahme  verleiten,  dafs  die 
griechische  Kunst  den  Kentaurentypus  als  lo 
solchen  fertig  aus  dem  Orient  entlehnt  haben 
müsse.  Aus  schwachen  Reminiscenzen  jener 
reichen  Gestaltenwelt  und  fast  ganz  von  vorn 
beginnend  hat  die  griechische  Kunst  sehr  lang- 
sam ihren  Kentaurentypus  entwickelt.  Der 
sog.  geometrische  Stil  verbindet  den  vollstän- 
digen Menschenkörper  mit  einem  hinterwärts 
ganz  unorganisch  ansetzenden  Pferdeleib.  Auf 
dieser  ersten  Stufe  der  Entwicklung  stehen 
die  rottonigeu  Vasen  mit  geprefsten  Reliefen  20 
aus  Kameiros  {Salzmann,  Necrop.  de  Cam.  26  f., 
oben  [Fig.  3]  wiederholt  nach  Milchliüfer,  Anf. 
el.  K.  Fig.  48),  an  deren  Typns  sich  auch  die 
hauptsächlich  in  Sicilien  gefundene  ,,red-ware" 
(vgl.  Lüschcle,  A.  Z.  1881,  40  ff.)  und  die  etrus- 
kischen  Buccherovasen  (s.  unter  Vil  Kent.  im 
Orcus),  sowie  Goldreliefe  von  Athen  und  Ko- 
rinth  {A.  Z.  42  Tfl.  9.  1;  8,  1)  anschliefsen. 
Auch  der  Kentaur  Carapanos, 
Dodone  19,  5  gehört  dem  geo-  so 
metrischen  Stil  an,  dessen 
feinste  Spielart,  den  ,,Dipylon- 
stil " ,  die  Bronzestatuette 
Olympia  4,  13,  215  vertritt. 

In  verschiedenem  Sinne 
haben  dann  neue  orientalische 
Einflüsse  eingewirkt.  Schon 
das  kyprische  Pigürchen  eines 
gehörnten  Kentauren  (s.  d.  Ab- 
bild.) wird  man  sich  so  er-  40 
klären  müssen.  Die  Kentauren 
mit  Jagdbeute  auf  den  Gold- 
plättchen  von  Kameiros  (Salz- 
mann,  Necrop.  d.  Caminis  1, 
s.  die  Abbildung  10)  erinnern 
sowohl  inhaltlich  als  formell  an  orientalische 
Vorbilder  (so  z.  B.  Ferrot  2  S.  281,  F.  114) 
während  die  an  die  Dipylonvasen  anknüpfen- 
den „frühattischen"  Vasen  {Jb.  d.  I.  2  Tfl.  4) 
im  Typus  sich  selbständiger  zeigen  und  grie-  50 
chischer  wirken.  Wie  die  von  orientalischen 
Vorbildern  sich  allmählich  lossagende  Kunst 
Kentauren  bildet,  zeigt  das  Bronzerelief  von 
Olympia  (s.  Fig.  4  unter  IIl  Herakles'  Kentaureu- 
kampf),  dessen  Typus  jedoch  bei  weiterem 
Fortschritt  zu  naturalistischer  Darstellung  auch 
zu  keinem  besseren  Resultat  führte,  als  den 
liebevoll  ausgeführten  Kentaurenbildchen   der 

*)  Höchst  merkwürdig  ist  der  bisher  unerklärte  Typus 
des  dahiusprengenden,  den  Wagen  eines  Gottes  (?)  ziehen-  *'" 
den ,  nienschenköpfigen  Bosses  [cheval  androcephale)  auf 
zahlreichen  altgallischeu  Münzen ,  die  man  am  voll- 
ständigsten bei  Eugen  Bücher,  L'art  Gauloi.i,  Paris  1868  bis 
1873,  I  p.  7.  38.  41  f.  GOf  'J3.  n  Taf.  1.  6.  i).  14.  15.  16.  27. 
29.  31  u.  8.  w.  findet;  vgl.  Ffead,  Hist.  niim.  p.  9.  Ganz 
ähnlich  ist  die  Gestalt  des  ovox&rTavQa  (s.  d.)  genannten 
Fabeltieres,  von  dem  bereits  Pythagoras  und  Krates 
gesprochen  haben  sollen  {Aelian  d.  nat.  an.  17,  9.  C.  I. 
Gr.  6131 1>  m.  Abbildung).     Koscher. 


9)  Kypiischer,  ge- 
hörnter Kentaur 
(nach  Arcli.  Anz. 
18S9  S.  88). 


„protokorinthischen"  Vase  A.  Z.  41  Tfl.  10, 
wo  die  Mängel  des  Organismus  durch  die  An- 
wendung verschiedener  Farben  für  Tier-  und 
Meuschenleib  noch  drastischer  vor  Augen  ge- 
führt werden.  Eine  bessere  Gesamtwirkung 
erzielt  sogar  das  sorglos  gearbeitete  Bild  7. 
H.  S.  1,  1.  Die  besten  und  jüngsten  schon 
dem  6.  Jahrh.  angehörenden  Vertreter  dieses 
älteren  Kentaurentypus  sind  zwei  Bronzen  von 
der  Akropolis,  die  eine  abgebildet  bei  Bofs, 
Arch.  Aufs.  1  Tfl.  6,  die  andere  erwähnt  Ath. 
Mut.  1888  S.  108;  die  etruskische  Bronze 
M.  d.  I.  2,  29  (Fig.  11,  wiederholt  nach  Darem- 
herg-Saglio       Fig     > — ^-^^ 


1283)  scheint  eine 
barocke  Umbil- 
dung dieses  Typus. 

Wann  und  wo 
dieser  Weg  ver- 
lassen und  die 
Unterordnung  des 
menschlichen  unter 
den  Tierleib  zuerst 
versucht  worden 
ist,  wissen  wir 
nicht;  schwerlich 
war  es  schon  am 
Kypseloskasten  ge- 
schehen, aus  dessen 
Beschreibung  bei 
Paus.  5, 19, 9  nichts 
Bestimmtes  folgt. 
Beide  Formen  ver- 
einigt finden  wir 
auf  dem  Fries  von 
Assos,  der  oben  in 
die  erste  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  gesetzt 
wurde  {M.  d.  I.  3,  34.  Clarke,  Investigations 
pl.  15.  20),  der  Fran9oisvase  (Fig.  1),  auf  der  nur 
Cheiron  menschenleibig  ist,  der  allerdings, 
im  Unterschied  von  der  Masse  der  Kentau- 
ren, bis  in  die  spätere  Vasenmalerei  hinein 
diese  Gestalt  behält  (z.  B.  Heydemann,  Gr.  Vb. 
7,  1.  M.  d.  I.  1,  37.  Schulz,  Amazonenvase  1 
und  vgl.  Cheiron)  und  dem  kyrenäischen  Deinos 
A.  Z.  39  Tfl.  11  f.  Archaische  Gemmen  zeigen 
nur  den  entwickelten  Rofsleib  {A.Z.  41  Tfl.  16, 
16  und  noch  freier  A.  d.  I.  1885  t.  G  H  31. 
32);  ihnen  schliefsen  sich  die  oben  Sp.  1052 
citierten  makedonischen  Münzen  an.  Jeden- 
falls sind  beide  Formen  geraume  Zeit  neben- 
einander hergegantren;  auch  hat  man  es  ge- 
wagt, den  menschlichen  wie  den  Pferdeleib 
mit  Hufen  zu  versehen  (Fig.  2),  was  sich  aus  der 
ursprünglichen  Wesensgleichheit  von  Kentauren 
und  Silenen  erklärt:  A.  d.  I.  1863,  Tav.  E. 

Mit  dem  Ende  der  archaischen  Zeit  ist  der 
Sieg  der  Rofsgestalt  entschieden,  ihre  Durch- 
bildnng  jedoch  noch  nicht  vollendet;  bis  in 
die  Blütezeit  hinein  bleibt  die  Formbehand- 
lung eine  unsichere.  Sehr  deutlich  zeigt  dies 
ein  Relief  in  Ince  Blundell  Hall  {Michaelis, 
Anc.  Marlies  Ince  267  fig.  4  und  A.  Z.  1874 
Tfl.  6),  wo  die  Verbindung  von  Menschen-  und 
Rofsleib  vollkommen  mifsraten  ist  und  das 
Unorganische  auch  dieser  Verbindung  em- 
pfinden läfst  Glücklicher  sind  in  dieser  Hin- 
sicht   die   Kentauren    des    olympischen  West- 


10)  Goldschmuck  von  Kamei- 
ros (nach  Daremberg-Saglio 
Fig.  1285). 


1077   Kentauren  (Entwicklung d.Kent.-Ideals)      Kentauren  (Entwicklung d.Kent.-Ideals)   1078 


giebels,  die  freilich  im  übrigen  durch  Gewalt- 
samkeiten und  Härten  der  Formgebung  und 
Bewegung  stören,  während  die  Köpfe,  teils 
von  dem  wilden  Ausdruck  des  eben  erwähnten 
Reliefs,  teils  starr  und  maskenhaft,  das  Ringen 
nach  einer  Idealbildung  deutlich  bekuuden. 
Ähnlich,  wenn  auch  etwas  milder,  sind  die  Ken- 
taurenköpfe des  Theseionfrieses  (s.  Kaineus), 
während  die  Leiber  hier  wie  bei  einem  grofsenTei  1 


mann,  Terracotten  im  Museo  Nazion.  z.  Neapel, 
7.  Hallesches  WincJcelmannsprogr.  S.  12  ff.  und 
d.  Abbild,  einer  Florentiner  Gemme  Sp.  1079). 
Hinsichtlich  der  malerischen  Behandlung  rühmt 
Lukian  aufs  höchste,  wie  gut  Zeuxis  trotz  des 
Lächelns  die  Wildheit  in  dem  alten  Kentauren 
getroffen  und  wie  vorzüglich  er  die  Misch- 
gestalt bei  der  Kentaurin  dargestellt  habe.  Wie 
weit  in  letzterem   Punkte  koloristische   Fein- . 


derParthenonmetopen(Fig.  12)  noch  dieobener-  10  heiten   mitwirkten,   ist  nicht  sicher;   das  Ge- 


wähnte unorganische  Bildung  aufweisen,  die  sich 
allerdings  öfters   auf  ein   wulstiges   Rudiment 
an  der  Verbindungsstelle  im  Rücken  reduciert; 
daneben  finden  sich  aber  auch  zum  erstenmale 
die  vollendetsten   Gebilde   {Anc.  M.  7,  3.  5.  9. 
10).    Dem  entsprechend  finden  sich  neben  den 
edelsten    Kopftypen,    die   nur   durch    das    zer- 
zauste Haar  uncl  den  Schmerz  einen  Zug  von 
Wildheit  erhalten    {Anc.  31.  7,  1  (s.  d.  Abb.). 
12.    17),    solche    voll    wildester    Grausamkeit  20  p 
(ibd.  8.  13),  aum  Teil  gleichsam  stilisiert  zu 
jenem  von  Oijmpia  her  bekannten  masken- 
haften Typus;  bei  anderen  ist  das  Tierische 
als  solches  wie  in  der  Aktion  auch  im  Kopfe 
betont  (s.  besonders  den  silenhaften  Kopf  ibd. 
11).     Der  Phigaleiafries  (s.  Kaineus)  ist  in 
dieser  Betonung  des  Tierischen  konsequenter 
und  voll  geistreicher  Einzelheiten,  wennauch 
weniger  edel.      Zwei  Kopftypen  herrschen 
vor:  der  eine  sucht  das  Tierische  durch  den 
verwilderten  Ausdruck  des   Gesichtes  und 
das  flatternde  Haar  darzustellen,  der  andere 
nähert   sich   dem    Silenstypus,   indem    zum 
Glatzkopf    die   Tier-    (und    zwar    Pferde) 
Ohren  treten  {StacMberg  23.  Anc.  M.  4,  3; 
vgl.  die  Parthenonmetope  ibd.  7,  11);   die 
Stumpfnase  (s.   d.   Irisvase   /.    H.   S.   1,  3 
u.  oben  Sp.  345/346)  läfst  sich  jedoch  nicht 
ein  einziges  Mal  nachweisen. 

Das   in  Pheidias'   Umgebung   sicher   im 
Anschlufs  an  die  Schöpfungen  der  grofsen 
Malerei  vollendete  Kentaurenideal  hat  zu- 
gleich mit  dem  Stoff  die  jüngere    Malerei 
in  anderem  Sinne  weitergebildet.     Die  er- 
wähnte Irisvase  hatte  den  unholden  Wesen 
eine    harmlose    Seite   abgewonnen,  indem   sie 
wohl  die  Lüsternheit  beibehielt,   dagegen  die 
freche   Gewaltsamkeit   milderte.      Von    einem 
anderen  Gesichtspunkte   aus   schuf  die  Tafel 


mälde  des  Philostrat  2,  3,  das  auf  bedeutende 
Nachwirkung  des  Bildes  in  der  späteren  Malerei 
schliefsen  läfst,  und  der  zweifarbige  Cheiron  des 
pompejanischen  Wandbildes  __£re/^/(7  202  (Roux 
2,  25;   vgl.  p.  103   [55  der  Übersetzung]),   so- 
wie analoge  noch  kühnere  Versuche  der  Plastik 
(Kentaur  Doria  Mats-Dtilm  1611;  vgl.  B.  d.  I. 
1850   p.    72)    machen    es    sehr    wahrscheinlich 
(vgl.  Brunn,  K.  G.  2,  83.   D.  pMlostr.  Gemälde 
205).     Auf  ähnliche  Kunstwerke  mag  Ovid, 
Met.  12,  395  ff.  in  der  Schilderung 
des  Kyllaros  anspielen. 

Das  von  Zeuxis  bis  zur  Grenze 
des  Möglichen  ausgebildete  Ken- 
taurenideal konnte  fernerhin  wohl 
modificiert,  nicht  aber  von  Grund 
aus  umgeschaffen  werden;  nahe  lag 
es  besonders,  das  Pathetische  oder 

Sentimen- 
tale ,  wozu 
die  inzwi- 
schen voll- 
zogene Ver- 
bindung mit 

Dionysos 
und        Eros 
und  die  Ein- 
führung 


11)  Etruskischer  Bronze-Kentaur  des  älteren  Typus  (nach 
Daremberg-Saglio,  Dictionn.  dos  anliqiiitc^  I  S.  1011,  Fig.  1283). 

jugendlicher  Kentauren  (erste  Beispiele:  Ger- 
hard, Apul.  Vasb.  7  und  Grabstein  desMetrodoros 
Berlin  766)  den  Anlafs  gab,  hervorzuheben. 
Ziemlich   vereinzelt    stehen,   als    Beispiel    der 


maierei  eine  zwar  nicht  im  Sinne  der  Pheidias-  50  ersteren    Richtung ,    zwei   Reliefe    der    helle- 
schen Gestaltungen  innerlich  notwendige,  aber      nistischen  Zeit  Anc.  Marbles  2,   15,    das  wie 


höchst  sinnreiche  und  liebenswürdige  Weiterbil- 
dung des  Kentaurenideals.  Zeuxis  erfand  den 
Typus  des  Kentauren weib es*)  und,  indem  er 
,,im  Widerstreit  mit  der  bisherigen  Kunstübung 
von  dem  Begriffe  des  Halbmenschlichen  aus- 
ging" (jB/vm«,  Philostr.Gem.  S.266),  schuf  er  das 
anmutige,  die  idyllische  Auffassung  einer  spä- 
teren Zeit  aukündiCTende  Bild   der  Kentauren- 


die  Kentaurin  des  Zeuxis  die  spitzen  Satyr- 
ohren zeigt,  und  das  sehr  zerstörte  Untersuch, 
auf  Samothrale  1,  52.  Die  hellenistische  Zeit 
erfand  aber  andererseits,  wie  oben  unter  6 
erwähnt  wurde,  den  Typus,  der  uns  in  den 
Kentauren  des  Aristeas  und  Papias  und  ihren 
Verwandten,  unter  denen  Mus.  Chiaramonti 
2,  13  und  Arneth,  D.  ant.  Gold-  u.  Silbermon. 


familie  {Luc.  Zeuxis  4).  Wir  können  uns  von  der  r,o  in  Wien  S.  6  hervorzuheben  sind,  erhalten  ist. 

Auch  der  Gedanke,  die  zu  Halbmenschen  er- 
höhten Kentauren  im  Kampfe  mit  wilden  Tieren 
darzustellen,  erscheint  wie  eine  Fortbildung 
der  Idee  des  Zeuxis  (vgl.  Brunn,  K.  G.  2, 
83  und  Philostr.  Gemälde  S.  265  f ).  Das  schöne 
Berliner  Mosaik  {M.  d.  I.  4,  50),  die  Löwen- 
jagd Mus.  Borb.  3, 51  (Sp.  1081/2  wiederholt)  und 
die  Tierkämpfe  in  den  Stuccoreliefen  von  der 


Stimmung  dieses  Bildes,  das  Luhian  genau  be- 
schreibt, auch  aus  Werken  der  späteren  Kunst, 
besonders  Sarkophagreliefen,  eine  Vorstellung 
machen  (s.  die  Zusammenstellung  bei  Heydc- 

*)  Der  noch  ziemlich  strenge  Pariser  Intaglio  mit 
der  l'igur  einer  menschenbeinigeu  Kentauriu  [liabelon, 
Cah.  d.  med.  50,  20)  ist  eben  wegen  jener  Bildung  ver- 
dachtig. 


1079   Kentauren  (abnorme  Bildungen) 

Via  Latina  {M.  d.  I.  6,  49)  und  später  auf 
Sarkophagen  {Gaz.  Arch.  1,  12;  Ant.  Sarko- 
phagreliefs 2,  6.  7)  beweisen  die  Popularität 
dieser  Ideen.  Wie  die  Kentauren  im  Dienste 
des  Dionysos  und  unter  der  Macht  des  Eros 
kämpfen  und  musicieren,   sich    ihres  Daseins 

'^'■'  -   -" '  ^     ■         -       -• 


12)  Parthenonmetope  (nach  Baumeister,  Denkmäler  S.  1175,  Fig.  1364) 


freuen  und  gequält  werden,   zeigen  in  reicher 
Mannigfaltigkeit  die  uuter  Vi,  sowie  die   von 
Heydemann  a.  a.  0.  angeführten  Monumente. 
XIII)  Abnorme  Bildungen  seien  nur  kurz 


13)  Gemme  in  Florenz  (nach  Darembery-Saglio  Fig.  128G). 

erwähnt.  Geflügelte  Kentauren  sind  der 
griechischen  Kunst  fremd;  dagegen  hat  von 
orientalischen  Vorbildern  (s  den  oben  abgebil- 
deten babylonischen  Kentauren)  die  etruskische 
Kunst  die  Beflütrelung  übernommen  (Bucchero- 
va^e  Berlin  1556).  Das  Mischwesen  auf  der 
Gemme  B.  a.  K.  2,  599  scheint  ein  nach  Ana- 


Kentauren  (Lokale  der  Sagen)    1080 

logie  der  Kentaurengestalt  umgebildeter  Sphinx. 
—    Auch    gehörnte    Kentauren    weisen    auf 
orientalische  Vorbilder  zurück  (s.  das  kyprische 
Figürchen    unter    XII);    in   später   Kunst  tau- 
chen   sie  wieder  auf,    aber    rein  dekoratäv;  s. 
Petersburg  916  und  Benndorf,  Ant.   ?'.  Zürich 
458   Tfl.   8,  94.      Die    sonst 
'       'V;    nur     den     Halbtieren     des 
Meeres  eigentümlichenBlatt- 
!    aus  wüchse  zeigen  die  Ken- 
tauren des  Sarkophags  Gas. 
Arch.    1,    12.     In  gewissem 
Sinne  abnorm,  aber  nur  eine 
Konsequenz  der  Erotentän- 
deleien   der    Spätzeit,    sind 
Erotokentauren         oder 
Kentaureroten,    z.  B.  A.  Z. 
1848  Tfl.  23.  —  Vgl.  Cheiron, 
wo  der  inzwischen  bekannt 
gewordene   Marmorkopf  31. 
d.  I.   12,  1  (vgl.  Kroker,  A. 
d.  I.  1884  p.  50  ff.)  hinzuzu- 
fügen ist:  s.  die  Abbildung 
Sp.   1083.     Sauer.] 

XIV.  Die  Lokale  der 
Lapitlien-    und    Kentau- 
rensage. 

Anhang. 

1)  Thessalien.  Diese 
Landschaft  im  weitesten 
Sinne  genommen  kann  als 
•  lie  eigentliche  Heimat  der 
Kentauren  und  Lapithen 
gelten.  Was  die  Kentau- 
ren betriffst,  so  bewohn- 
ten diese,  an  ihrer  Spitze 
Cheiron  (s.  d.),  nach  der 
ältesten  Tradition  bei  Homer 
{IL  2,  744.  16,  142  ft".  und 
Hcsiod(Catal.  fr.  ed.  GöttUng. 
nr.  110;  vgl.  Find.  Pgth.  2,  42  ff.)  das  waldige 
Peliongebirge*),  aus  welchem  sie  nach  II.  2, 
744  von  den  Lapithen  in  die  Nähe  des  Ge- 
bietes der  Aithiker  (an  den  Quellen  des  Pe- 
neios  am  Pindos;  vgl.  d.  Schol.  zu  II.  2,  744) 
vertrieben  sein  sollen;  erst  in  weit  späteren 
Quellen  werden  noch  andere  thessalische  Ge- 
50  birge  als  Wohnsitze  der  Kentauren  genannt; 
so  Homole  und  Othrys  {Eur.  H.  für.  370. 
Verg.  A.  7,  675.  Ov.  Met.  12,  513),  der  Ossa 
iOv.  Met.  12,  319.  Stat.  Theh.  9,  220.  Solin 
68,  15  Mommsen),  der  Pindos  {Orph.  Arg.  382), 
das  üitagebirge  (Schol.  11.  A  268)  und  dessen 
östliche  Fortsetzung,  das  unmittelbar  den  Ther- 
mopylen  benachbarte  (nach  MiilJer ,  Borier 
1,  42,  1  ursprünglich  dryopische)  ^qikiov  (Bur- 
sian,  Geogr.  1,  186),  an  der  Grenze  von  Lokris, 

60  *)    Vom   Pelion    kommt    der    FJufs    Amjros     herab, 

an  welchem  eine  gleichnamige  Stadt  lag  (Burxian,  Geogr. 
V.  Gr.  1,  64.  99.  104),  deren  lelegisclie  Bewohner  nach 
der  euhemeristischeu  Auffassung  bei  Steph.  Byz.  s.  v. 
'Ld/iij(iug  Kh'tavQOi  und  ^TnnoxivtavQDL  geheifsen  haben 
sollen,  während  andere  die  Kentauren  mit  den  Ainianeu 
jdontificierten  {Ilesi/c/i.  s.  v.  KsvtauQot).  [Wirklich  sollen 
die  Ainianeu,  genau  wie  die  Kentauren,  aus  dem  Dotion  zu 
den  Aittiikern  vertrieben  worden  sein,  und  zwar  ebenfalls 
durch  die  Lapithen:  Plutarch.  qaaest.  yraec.  13.     Tümpel.] 


1081    Kentauren  (Lokale  der  Sagen) 

wo  nach  Steph.  Byz.  s.  v.  der  von  Herakles  ge- 
tötete Kentaur  Phrikios  hauste.   Nach  Hesijchios 


Kentauren  (Lokale  der  Sagen)    1082 

SiacpsvyovTf^   tcov  KsvtavQcov,  woraus  hervor- 
zugehen scheint,    dafs    man  sich  den   Schau- 


i^    y  \i 


v^ar  rivQgccia  ein  Xucpog  iv  darico  oder  eine  fioigcc 
TiJ5  &8aßaXiag  (vgl.  auch  Steph.  Byz.  s.  v. 
ni^QCiia),  do'AOvai  de  £ig  ravrijv  Kazacpvyftv  ot 


platz^  des  Kentaurenkampfes  in  der  tiefsten, 
von  Überschwemmungen  am  meisten  heim- 
gesuchten Niederung  Thessaliens,  also  in  der 


1083     Kentauren  (Lokale  der  Sagen) 

Gegend  des  dotischen  Gefildes  dachte  {Bursian, 
Geogr.  1,  63,  3.  Strah.  442.  Neumann- Partsch, 
Php.i.  Geogr.  v.  Gr.  156),  Nach  Schol  II.  2, 739  soll 
Herakles  die  LapithenstadtElone  in  Perrhaibia 
fTtl  TM  ^avarcp  Äivzavgcov  gegründet  haben, 
wie  denn  überhaupt  nach  einigen  Quellen  auch 
der  Kampf  des  Herakles  mit  den  Kentauren 
in  Thessalien  stattfand  (vgl.  Mythogr.  Vat. 
ed.  Bocle  1,  61;  s.  ob.).  Ziemlich  in  dieselbe 
Gegend,  aber  vorzugsweise  in  die  fruchtbare 
am  Fufse  des  Pelion,  der  Homole  und  Ossa, 
den  Überschwemmungen  am  meisten  aus- 
gesetzte Tiefebene  des  dotischen  Gefildes  (wo 
nach  Soph.  fr.  353  N.  Koronos  herrschte;  vgl. 
Bursian  1,  73)  verlegt  die  Sage  auch  die  Sitze 


IS)  Kopf  des  Cheiron  im  Conservatorenpalast  zu  Eom 
(nach  M.  d.  I.   12,  1). 

der  Lapithen.  Die  in  dieser  Tiefebene  gelege- 
nen hauptsächlichsten  Lapithensfädte  waren: 
Argissa  oder  Argura  (=  Leontiuoi,  Stejjh.  Bijs. 
s.  v.  "AoyovQCi),  einer  von  den  Sitzen  der  bei- 
den Lapithen  Leonteus  und  Polypoites  {11. 
2,  738  fi".),  Larissa,  der  Sitz  des  Ixion  und 
Peirithoos  {ApolJod.  1,  8,  2.  Palaeph.  1.  ApostoJ. 
9,  73),  oder  des  Polypbemos  {Äp.  Bh.  1,  40), 
ferner  Atrax,  die  Stammburg  des  Atrax  und 
Kaineus,  Gyrton,  Elateia,  der  Sitz  des  Elatos, 
Mopsion,  die  Stadt  des  Mopsos  u.  s.  w.  (s. 
d.  Art.  Lapithen).  Ferner  gelten  auch  die  nxi 
nördlichsten  Teile  von  Thessalien  gelegenen 
Städte  Orthe,  Eloue,  Oloosson,  sodann  die 
Gegenden  am  Othrys  und  Pindos  als  zum  La- 
pithengebiete   gehörig.     Auch    die    Umgegend 


Kentauren  (Lokale  der  Sagen)     1084 

des  Olympos  (wo  Koronos  herrschte,  Diod.  4, 
37),  also  auch  Pierien*),  wird  hierzu  ge- 
rechnet werden  müssen,  wenigstens  scheint 
Eioneus  [bei  Biodor.  IV,  69  Hcsioneus],  Sohn 
des  Magnes,  Freier  der  Hippodameia  {Paus. 
6,  21,  11.  Schol.  Em:  Phoen.  1760)  und 
Schwiegervater  des  Ixion  {Pherel:  b.  Schol. 
Ap.  Bh.  3,  62),  nach  ApoUodor  Bruder  des 
Pieros,    Eponymos    des    von   Steph.    Bys.    als 

10  noXig  TiQog  rij  Uisgia  bezeichneten  'Hiciv  ge- 
wesen zu  sein.  Hierzu  stimmt,  dafs  auf  sehr 
alten  um  500  v.  Chr.  in  der  Gegend  des 
Pangaion  (wo  nach  Her  od.  7,  112;  vgl.  Thuk.  2, 
98;  vgl.  Paulg,  Enc.  s.  v.  Pleria,  die  aus  ihrer 
Heimat  am  Olympos  vertriebenen  Pierer  wohn- 
ten) geschlagenen  Münzen  der  ürreskier,  Zaie- 
lier  etc.  Kentauren  erscheinen,  welche  Frauen 
(Nymphen?)  rauben  (vgl.  Catalogue  of  the  greek 
coins  in  the  Brit.  Mus.  Maced.  S.  147  ff.). 
Vgl.  auch  die  Kentauren  auf  Münzen  des  in 
der  Nähe  gelegenen  Amphipolis  {Cat.  a.  a.  0. 
46  u.  50)  und  auf  sehr  alten  Münzen  von  Lete, 
welches  nördlich  von  Thessalonike  an  der  von 
Pierien  nach  dem  Pangaion  führenden  Strafse 
lag  (vgl.  die  Karte  zum  Catal.  a.  a.  0.  und  Im- 
hoof- Blumer,  Monnaies  gr.  S.  82).  Beachtens- 
wert erscheint,  dafs  nach  Hijgin  {f.  138)  die 
Liebschaft  des  Kronos  und  der  Philyra  nach 
Thrakien  verlegt  wmde  und  dafs  einer  der 
bekanntesten  Kentauren  mit  dem  thrakisch- 
makedonischen  Flufs  Nessos  (vgl.  auch  den 
thessalischen  See  Neaamvi'g  bei  Larissa)  ho- 
monym ist.  Dafs  dieser  thrakische  Flufs  ebenso 
wie  der  thessalische  See  Nessonis  seiner  Um- 
gebung oft  durch  Überschwemmungen 
schadete,  erfahren  wir  unsStrab.  331,  44.  430,  2. 
Weist  etwa  der  von  Ovid  Met.  12,  334  erwähnte 
Kentaur  Helops   auf  die  von  Steph.  Bys.  s.  v. 

J  'Ellonta  erwähnte  Stadt  der  Doloper  am  Pin- 
dos, und  Elymos  {Or.  a.  a.  0.  460)  auf  die  in 
der  Nähe  des  Gebietes  der  Aithiker  gelegene 
Landschaft  Elimia,  deren  Eponymos  nach 
Steph.  Byz.  s.v.  'EXi^ia   Elv^og  hiefs? 

2'^)  Euböa  (?).  Wie  schon  die  Alten  an- 
nehmen, hingen  die  Hestiaier  im  nördlichen 
Thessalien  mit  den  Bewohnern  von  Hestiaia  im 
nördlichen  Euböazusammen  (vgl.  Bursian,Geogr. 
V.  Gr.  1,  50);  in  Eretria  wohnten  (thessalische) 
Minyer  {Bursian  2,  419),  in  Styra,  Karystos, 
Kythnos  Dryoper  {Dibbelt,  Q.  Coae  mythol. 
Gryphisw.  1891  S.  43  ff.).  Aus  dieser  That- 
sache  erklärt  es  sich  vielleicht,  dafs  einzelne 
Kentaurennamen,  z.  ß.  'Ogöi^iog  {C.  I.  Gr.  8185) 
und  "A^ccq  {Ov.  M.  12,  306)  auf  euböische 
Gegenden  hinweisen.  Orobios  scheint  mit 
Orobiai,  "Jßag  dagegen  mit  den  "AßuvziQ  auf 
Euböa  zusammenzuhängen.  Vgl.  auch  Karystos 
[den  Eponymos  des  der  Sage  nach  von  Dryopern 
(am     Spercheios)    gegründeten    Karystos]     als 

60  Sohn  des  Cheiron  und  der  Chariklo.  ■ 

2'>)  Phokis  (?).  Hier  safsen  bekanntlich 
thessalische  Phlegyer  unter  Phorbas  {Bursian  1, 

*)  Dafs  Pieria  uud  Emathia  nicht  zu  Thrakien,  son- 
dern eher  zu  Thessalien  gerechnet  wurden ,  ersieht  man 
schon  .aus  Moni.  IL  .3"  225  ff.;  vgl.  Riese,  Jahrb.  f.  kl.  Phil. 
1877  S.  227.  Vgl.  auch  den  Ort  Pierion  in  Thessalien 
{Tliiic.  5,  13),  nach  Ael.  lt.  a.  3,  37  wohl  an  der  Nessonis 
liegend  (Bursian,  Geoyr.  1,  73,  3). 


1085    Kentauren  (Lokale  der  Sagen)  '  Kentauren  (Lokale  der  Sagen)     1086 

• 

158 ff.  168.     Müller,  Orcliom.^  188.  203)  sowie  ö)  Arkadien.     Hinsichtlicli  des  ursprüng- 

Dryoper    {Dibbelt    a.    a.    0.    46  f.).      Derselbe  lieh    wohl    zu    Arkadien     gehörigen    Pholoe- 

Name  (Phorbas)   spielt  bekanntlich  unter   den  gebirges    (vgl.     ^olorjg   ovqecc    TJccQQaaLdog    b. 

Lapithen  eine  Rolle.     So  erklärt  es  sich  viel-  Steph.  Byz.  p.  509,  5  =  Schneider,   Callivi.  2 

leicht,     wenn    Hygin    fab.  14    p.   43  B.  einen  p.    7G6)    s.    d.    vor.    Abschn.      Aufserdem    exi- 

der  Argonauten  Phociis  Caenci  filius  ex  Mag-  stierten  noch  an  anderen  Punkten  Arkadiens, 

noiia    nennt,    insofern    daraus    hervorzugehen  wie  es  scheint,  sehr  alte  Kentaurensagen.    So 

scheint,    dafs    der   Eponymos    von   Phokis    ein  sollte    die    im    südöstlichen    Arkadien    in    der 

Phlegyer  oder  Lapith  und  aus  Thessalien  ein-  Gegend  von  Tegea,  Mantineia  und  Methydrion 

gewandert  sein  sollte.  lo  heimische  Atalante  die  beiden  Kentauren  Hylaios 

3)  Aitolien  und  Ozolisches  Lokris.  und  Rhoikos  (Lykos),  welche  ihr  Gewalt  anthun 
An  der  Grenze  dieser  beiden  Landschaften  lag  das  wollten,  in  Arkadien  erlegt  haben  {KaUim.hy. 
Taphiassos-  oder  Taphiosgebirge  {Bursian,  3,  221  ff.  u.  Schol.  Äcl.  v.  h.  13,  1).  Auch  von 
Geogr.  1,  134),  iv  co  to  xov  Nsaaov  (ivrina  dieser  Gegend,  namentlich  aber  von  dem  Ge- 
■ncil  x(äv  älltov  KsvrccvQav,  cov  anu  rfig  arjns-  filde  Mantineias  ist  bekannt,  dafs  es,  wie  im 
dövog  cpctol  TO  vno  rfj  ql'Q7j  tov  Xöcpov  itQoisü-  Altertum  so  auchjetzt  noch,  häufig  von  den  durch 
^Livov  8vGw8?g  v.ccl  ■ö-po/LifJovs  ^lov  vSag  qslv  die  Wildbäche*)  hervorgerufenen  Über- 
{Strab.  427,  8;  mehr  oben  Sp.  1044f.  und  schwemmungen  zu  leiden  hat  {vgl.  Bursian 
Sp.  1049,  [sowie  Ly1;ophr.  670  m\i  ScJiol.  Ptol.  2,208.  Vischer, Erinn.SiSS.  Neumann-Partsch, 
Heph.  5  über  die  Kentauren  der  (aitolischen)  20  Phys.  Geogr.  v.  Gr.  250  f.)  Übrigens  sind  auch 
Seireneninsel.  Tümpe).]).  Ganz  in  der  Nähe  für  diesen  Teil  Arkadiens  thessalische  Ein- 
strömt der  häufige  Überschwemmungen  flüsse  anzunehmen,  da  Atalante  die  Enkelin 
bewirkende  [Isambert,  Itin.  de  V Orient  202  f.)  des  Minyas  {ApoUod.  3,  9,  2)  und  des  ur- 
Flufs  Eueuos,  dessen  noQ&fi^vg  der  Kentaur  sprüuglich  in  Thessalien  heimischen  Athamas 
Nessos  gewesen  sein  sollte.  Einer  der  von  sein  sollte.  Ferner  finden  wir  Spuren  von  Ken- 
Orid  {Met.  12,  433)  aufgezählten  Teilnehmer  tauren-  und  Lapithenmythen  in  dem  ganz  beson- 
an  der  Lapithenschlacht  heifst  Tectaphos  ders  von  periodischen  Überschwemmungen 
Olenides,  was  wohl  auf  die  alte  aitolische  heimgesuchten  Thalkessel  von  Pheneos  {Neu- 
Stadt  Olenos  hinweist  {Bursian,  Geogr.  1,  131).  mann- Partsch  S.  252 — 254).  Denn  nach  Diodor 
Wahrscheinlich  stammt  die  ätolische  Kentauren- 30  (4,  70)  sollen  einige  Lapithen  nach  Pheneos 
sage  aus  Thessalien,  da  nicht  nur  Endymion,  und  Malea,  nach  Apollod.  2,  5,  4  Cheiron  und 
der  Vater  des  von  Elis  eingewanderten  Aitolos,  andere  Kentauren  von  den  Lapithen  aus  Thes- 
aus Thessalien  stammen  sollte  {ApoUod.  1,  7,  salien  nach  Malea  (und  Arkadien)  vertrieben 
5),  sondern  auch  von  einer  Einwanderung  von  worden  sein  (vgl.  Schol.  II.  1 ,  263.  Tmmer- 
thessalischen  Aiolern  in  die  Gegend  von  Kaly-  walir,  D.  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,  39  ff.). 
don  und  Pleuren  erzählt  wird  {Bursian  126,  2),  Es  mufs  einstweilen  fraglich  bleiben,  ob  in  diesem 
wie  denn  auch  mehrere  Lapithen  (z.  B.  Peiri-  Falle  unter  Malea  das  bekannte  Vorgebirge 
thoos,  Kaineus,  Mopsos)  an  der  kalydonischen  Lakoniens  oder  der  arkadische  Ort  Malaia  südl. 
Jagd  teilgenommen  haben  sollten.  von  Megalopolis  zu  verstehen  ist,  wie  Welcker 

4)  Elis  und  Triphylien.  Unmittelbar  an  40  annimmt.  Sodann  finden  sich  Spuren  von 
der  Grenze  von  Elis  und  Arkadien  und  wahr-  Kentaurensagen  auch  in  dem  Kesselthale  von 
scheinlich  mehr  zu  letzterem  gehörig,  liegt  Kleitoi*,  dem  Mittelpunkte  des  Azanengebietes, 
das  Pholoegebirge  „von  tiefen  (höhlenreichen)  denn  nach  Diod.  4,  33  wollte  der  Kentaur 
Schluchten  durchschnitten,  in  denen  die  Ge-  Eurytion  der  Braut  des  Azan  Gewalt  anthun, 
Wässer  teils  nach  Süden  dem  (häufig  aus  seinen  wurde  aber  von  Herakles  erschlagen.  Auch 
Ufern  tretenden)  Alpheios  zufliefsen,  teils  sich  die  Münzen  von  Kleitor  zeigen  einen  Kentauren 
den  Weg  nach  dem  Tieflande  von  Elis  bahnen,  {Iinhoof-Blumer,  Monn.  gr.  188.  Cat.  of  gr,  in 
das  sie,  zum  Peneios  vereinigt,  durchströmen"  the  Brit.  Mus.  Peloponn.  Taf.  33,  11).  End- 
{Vischer,  Erinn.  473.  Neumann- Partsch  259).  lieh  sollte  der  Kentaur  Homados  in  Arkadien 
Dieses  Pholoe  ist  der  Schauplatz  der  Sage  50  von  Herakles  erlegt  worden  sein,  weil  er  der 
von  Pholos  gewesen.  Südlich  vom  Alpheios  Alkyone  (s.d.),  Schwester  des  Eurystheus,  Gewalt 
liegt  das  Lapithas  (-0S?) -Gebirge,  von  welchem  angethan  hatte  {Diod.  4,  12).  Wahrscheinlich 
der  übelriechende  Anigrosbach  (=  Minyeios)  ist  die  Mutter  des  Halirrbothios  aus  Mantineia 
herabkommt  {Bursian  2,  280).  Von  diesem  und  Gattin  des  Perieres  gemeint  {Schol.  Pind. 
Flusse  gab  es  eine  Lokalsage,  wonach  Cheiron  Ol.  10  [11],  83),  so  dafs  dieser  Mythus  wohl 
oder  der  Kentaur  Pylenor  (Eponymos  von  nach  Mantineia  (s.  0.)  gehört.  Die  hohe 
Pylos?;,  vor  Herakles  fliehend,  seine  Wunde  Popularität  der  Kentaurensage  in  ganz  Arka^ 
in  diesem  Flusse  gewaschen  haben  sollte  {Paus.  dien  erhellt  übrigens  zur  Genüge  aus  den  im 
5,  5,  10).  Da  nun  in  Elis  eine  Einwanderung  5.  Jahrhundert  entstandenen  Darstellungen 
des  Lapithen  Phorbas  {Diod.  4,  69),  Sohnes  60  des  Frieses  des  Apollontempels  zu  Phigaleia. 
des  Lapithes,   und  der  ebenfalls  thessalischen 

Minjev  {Bursian  2,  21-2  S.  3Iüller,Orchom.SQO)  *)    Vgl.    auch   folgende   (nach    1,    G8   aus  Arktinos 

erfolgt  sein  sollte,  so  erklärt  sich  hieraus  leicht  stammende)    Schilderung    des   arkadischen    y.atay.?.uafiug 

die  elische  Kentaurensage.  Die  grofse  Populari-  ("S^-  i-  ^^  iTto^ißQlu),  welcher  den  lasos  und  Dardanoa 

tat   des    Kentaurenmythus    in   Elis    ergiebt    sich  ""'"  Auswanderung  gezwungen  haben  soll,  bei  Dion.  Hal.^ 

schon  aus   seiner  Darstellung   an  dem  Giebel  ,,    i4o-,äoiar  r.V  ,««•  n.öia  ii.^J.v^9,i  y.al  Juoö  xqövov 

des  olympischen  Zeustempels  und  ans  anderen  y,o,QYüa9aL  c^dmata  i^v,  oi  äh  äv&Qvonoc  äy.ow      "    '  ' 

Bildwerken.  f^  i^ptj  yXifj/Qd)^  no^iLu^ivoi  t'as  rqoifai  x.  t.  k. 


ava 


1087    Kentauren  (Lokale  der  Sagen)  •  Kentauren  (Lokale  der  Sagen)    1088 

6)  Malea.  Mehrfach  wird  die  „durch  zahl-  ros,  Periphas,  Mopsos,  die  zugleich  der  thessali- 
reiche  Katavothren  und  geschlossene  (also  von  sehen  und  der  attischen  Sage  angehören  und  viel- 
Überschwemmungen  durch  Giefsbäche  heim-  leicht  'Dvjo'pev''  -wuren,  Töpffer,  Aus  d.  Anomia 
gesuchte)  Kesselt häler"  {Neumann-Partsch  30 ff.  u.  40 ff.  Anders  Kirchner,  Attica  et  Pelo- 
253)  ausgezeichnete  Halbinsel  (vgl.  Or/j/i.  Arg.  ponnesiaca.  Greifswalder  Diss.  v.  1890  S.  60ff. 
206  MaXf  ryttöos  axp/jS  avAcövag)  Malea  als  der  Ort  10^)  Ebenso  war  die  Kentaurensage  schon 
angegeben,  wo  Cheiron  und  andere  Kentauren  in  sehr  alter  Zeit  auf  der  von  Argolis  aus 
nach  ihrer  Vertreibung  aus  Thessalien  durch  kolonisierten  Insel  Rh o dos  (Müller,  Dorier  1, 
die  Lapithen  gewohnt  haben  sollen  {ApoUod.  102  ff.  108)  höchst  populär.  Dies  ersieht  man 
2,  6,  4.  Schot.  II.  1,  263)  und  wohin  sich  auch  fo  aus  zahh-eichen  sehr  altertiimlicben  rhodischen 
mehrere  von  Herakles  aus  Pholoe  verjagte  Bildwerken  (aus  Kameiros);  vgl.  Fig.  10;  Jfe?/e»- 
Kentauren  flüchteten  (^poZ/orf.  a.  a.  0.),  während  a.  a.  0.  59.  Müchliöfer ,  Anf.  d.  K.  S.  75  f. 
Malea  nach  Diod.  4,  70  umgekehrt  den  La-  Salzmann,  Necropole  de  Camiros  pl.  38.  39. 
pithen  als  Zufluchtsort  diente.  Es  scheint  dem-  Daremberg  Saglio,  Dict.  des  ant.  a.  v.  Centauri. 
nach  auch  in  Lakonien  die  Kentaurensage  Auch  hier  ist  thessalischer  Einflufs  denkbar, 
heimisch  gewesen  zu  sein,  wozu  stimmt,  dafs  da  Phorbas,  der  Sohn  des  Lapithes,  nach  Rho- 
einerseits  sich  daselbst  auch  einzelne  Reste  dos,  der  Thessaler  Triopas,  ebenfalls  ein  Sohn 
altthessalischer  Stämme,  der  Minyer  und  La-  des  Lapithes  oder  des  Phorbas  (nach  anderen 
pithen  an  den  Abhängen  des  Taygetos  nach-  Vater  des  letzteren),  nach  dem  nahegelegenen 
weisen  lassen,  andererseits  die  Kentaurensagen  20  Knidos  gewandert  sein  sollte  {Diod.  5,  58; 
in  altlakonischen  Bildwerken,  z.  B.  dem  Throne  vgl.  ib.  61).  Hinsichtlich  der  Beziehungen 
von  Amjklai  (Paus.  3,  18,  9ff. ),  dargestellt  zwischen  Rhodos  und  Olenos  sowie  Bura  in 
waren,  also  in  Lakonien  populär  gewesen  sein  Achaja  s.  Tümpel  in  Fleckeisens  Jahrb.  Suppl. 
müssen.     Vgl.   das   Lapithaion   auf  dem   Tay-  16   S.  156  f. 

getos  {Bursian,  Geogr.  2,  131)  und  hinsieht-  10^)  Dasselbe  wie  von  Rhodos  gilt  auch 
lieh  der  Minyer  Müller,  Örchom.  313.  Bursian  von  Kypros,  der  u.  a.  von  Arkadien  aus 
2  ,  108.  145.  Herod.  4,  145  ff.  Beachtenswert  kolonisierten  Insel,  auf  der  (bei  Aipeia)  eigen- 
erscheint in  diesem  Zusammenhange  eine  Notiz,  tümliche  archaische,  mit  Bart  und  Hörnern 
dafs  Pholos  der  Sohn  des  auf  Malea  (MaXtä-  (s.  oben)  versehene,  öfters  gorgonenhaften 
yovos  Find.  fr.  57  B.)  geborenen  Silenos  und  30  Ausdruck  zeigende  Kentaurenidole  gefunden 
einer  melischen  Nymphe  war  (Apollod.  2,  5,  4).  sind  (Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  1889  Beiblatt  S.  88). 

7)  Achaja.  Nach  ApioUod.  2,  5,  5  und  11)  Wenn  auf  dem  hochaltertümlichen 
Diod.  4,  33  erlegte  Herakles  den  Kentauren  Friese  des  Tempels  von  Assos  vor  Herakles 
Eurytion  zu  Olenos,  als  dieser  die  Tochter  fliehende  (nicht  stierjagende;  vgl.  M.  Mager, 
des  Dexamenos  (s.  d.)  freien  oder  ihr  Gewalt  Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  7  (1892)  S.  78 f.  Anm.  18) 
anthun  wollte.  Nach  anderen  Quellen  (vgl.  Kentauren  erscheinen,  so  erklärt  sich  dies 
C.  I.  Gr.  7605.  Schol.  Callini.  in  Dd.  102.  I£t.  möglicherweise  aus  der  indirekten  Verbin- 
M.  209,  42.  Callim.  ed.  Schneider  1  p.  277)  düng,  in  welcher  Assos  mit  Thessalien  ge- 
war  Dexamenos  ([HJexadios)  selbst  ein  Ken-  standen  haben  soll.  Denn  Assos  war  eine 
taur.  Wahrscheinlich  hängt  diese  Kentauren-  40  Kolonie  von  dem  gegenüberliegenden  Lesbos, 
sage  eng  mit  der  elisch-arkadischen  und  aito-  dessen  Eponymos  nach  Diod.  5,  81  ein  Sohn 
lischen  zusammen,  da  Olenos  ursprünglich  des  Lapithes  und  Enkel  des  Aiolos  sein  sollte, 
mit  zu  Elis  und  zum  Gebiet  der  Epeier  gehörte  Hinsichtlich  der  prähi-storischen  Beziehungen 
(Bursian,  Geogr.  2,  322.  Schol.  Od.  cp  295).  zwischen  Lesbos  einerseits  und  Thessalien  und 

8)  Korinth.  Von  Wohnsitzen  der  Ken-  Arkadien  anderseits  vgl.  Tümpel,  Philolog. 
tauren  in  der  Gegend  von  Korinth  wissen  wir  N.  F.  2  S.  124ff",  3  S.  118 ff.  723 ff. 

nichts,  dagegen  haben  die  Lapithen  entschie-  12)  Hinsichtlich  der  Vermischung  der  Ken- 

dene  Beziehungen  zu  Korinth,   insofern  nach  tauren-  und  Sirenensage  in  der  Nähe  des  itali- 

Herod.  5,  92  die  Kypseliden  ihren  Stammbaum  sehen  Kyme  s.  oben. 

auf   Kaineus    zurückführten.      Nicht    unwahr-  50        Auf    Grund     der     vorstehenden    Übersicht 

scheinlich  ist  daher  die  schon  von  O.  Müller,  können  wir  nunmehr  als   höchst  wahrschein- 

Handb.  d.  Arch.  §  57  ausgesprochene  Vermu-  liches  Resultat  aussprechen,  dafs  als  eigentliche 

tung,  dafs  die  an  dem  Kasten  des  Kypselos  dar-  Wohnsitze  der  Kentauren  nur  gebirgige  und 

gestellten  Kentaurensagen  mit  den  alten  Fami-  häufig   von    Überschwemmungen    heim- 

lientraditionen  der  Kypseliden  zusammenhingen.  gesuchte  Gegenden  (Kesselthäler)  wie  Thessalien, 

9)  Ganz  Ähnliches  wie  von  Korinth  gilt  Arkadien,  Aitolien  anzusehen  sind,  und  dafs  über- 
auch  von  Attika,  wo  die  Perithoiden  und  haupt  in  der  ältesten  Zeit  die  Sage  von  den 
Philaiden  sich  lapithischer  Abstammung  rühm-  Kentauren  nur  da  heimisch  ist,  wo  nachweislich 
teo  (s.  Lapithen),  und  dessen  Natioualheros  thessalischeStämme(Lapithen,Minyer,Dryo- 
(Theseus)  Freund  des  Peirithoos  und  Teilnehmer  60  per,  s.  Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.  Gryphisw. 
am  Kentaurenkampfe  gewesen  sein  sollte.  Die  1891  S.  42  ff",  u.  Töpffer,Ausd.  Anomia  4:2  f.)  ein- 
hohe Popularität,  welche  daselbst  die  Ken-  gewandert  sein  sollen  (Thessalien,  Euboia, 
taurensage  genofs,  erhellt  aus  vielen  gröfseren  Aitolien,  Elis,  Ai-kadien,  Lakonien,  Rhodos, 
und  kleineren  Bildwerken  am  Parthenon,  The-  Attika  etc.),  daher  als  eigentliche  Heimat  der 
seien,  der  Fran9oisvase  u.  s.  w.  (Meyer,  Ken-  Kentauren  in  erster  Linie  Thessalien,  in  zwei- 
tauren-Gandharven  S.  61  ff.).  Vgl.  über  die  ter  Arkadien  anzusehen  ist.  [Röscher.]*) 
thessalischen  Beziehungen  des  Kentauren-  *)  [Derjenige  tbessalische  stamm,  dem  ursprünglich 
kämpfers  Theseus  zu  PerithoOS,  Phorbas,  Phale-  die   Kentauren -Vorstellung   geeignet    zu    haben   scheint, 


1089                  Kentaureroten  Kephalos  (Abkunft,  Heimat,  Mythen)   1090 

Keutaureroten  s    ob.  Sp.  1080.  der    einst   blühenden    Zwölfstadt  der  Paralia 

Keutaurides  {KsvzavQidBg),   weibliche  Ken-  im  äufsersten  Osten  Attikas,  ansässig   {Phere- 

tauren;  s.  oben  Sp.  1077iF.  u.  vgl.  Hei/demann,  kydes  schol.   X  321.    Apollod.  2,  4,  7.     Anton. 

7.  Hall.  WincJcelmannsprogr.  S.l'ii.  [Röscher.]  Lib.   41),    also    ohne    Zweifel    als    Eponymos 

Kentauros  {Kh'tavQog)  s.  oben  Sp.  1032 f.  des  nordwestlich  von  Thorikos  gelegenen  (vgl. 

Keos   (Äfcos),    Sohn    des   ApoUon    und    der  Milchhöfer ,   Säz.-Ber.   d.   Berl.   Ali.   1887,  53) 

Rhodoessa,  Eponymos  der  Insel  Keos,  Et.  M.  Demos  Kephale,  der  wie  Thorikos  zur  aka- 

507,  54.   Stepli.  B.  v.  Kiög.     Er  kam  von  Nau-  mantischen  Phyle  gehörte,  {Welcher,  A.  D.  3, 

paktos  dorthin  (Lokrer  ans  Naupaktos  =  Kolo-  60.    v.   Wilamoivitz,  Kydatkcn   125.  146;    vgl. 

nisten  von  Keos,  Bursian,  Gcogr.  2,  409,  2),  lo  auch  Siiidas  ■asQansvsiv)  und  als  Ahnherr  des 

Heiakleides  b.  Müller,  fr.  hist.  gr.  2  p.  214,  9,  1.  attischen  Geschlechts  der  KsqialtSat.  [Hesych. 

[Stell.]  s.  V.),   dessen  ursprüngliche   Zugehörigkeit   zu 

Kepeus  (Krjitsvg),   Anführer  der  Kentauren,  Thorikos  nach  den  Untersuchungen  von  Töp/^er, 

No»n.  14,  188.     [Lorentz.]  Attische   Genealogie    S.   260 f.    nicht  mehr   be- 

Kephalioii  {Kfcpalicov),   ein  Hirt  in  Libyen,  zweifelt  werden   kann  (wie  bei  Maafs,  Anal. 

Sohn  des  Amphithemis  und  einer  tritonischen  Eratosth.  p.  118).    Als  Gemahl  der  Erechtheus- 

Nymphe,    der    die    Argonauten    Eribotes    und  tochter     Prokris     wird     er     auch     zu     Athen 

Kanthos  tötete,  weil  sie  seine  Herde  plündern  wohnhaft  gedacht  {Apollod.  2,  4,  7.    3,  15,  1. 

wollten,  Hyg.  f.  14  p.  44  Bunte.    Er  heifst  bei  Ovid  Met.  7,  723)    und  geradezu   als   Athener 

Sygin  Bruder  des   Nasamon;    bei  Ap.  Eh.  4,  20  {Kyl'lisclie   Thehais  bei  PJiot.  u.  Suid.  Tsvfirj- 

1496  dagegen  tötet  Nasamons  Bruder  Kaphau-  aia.  Schol.  V  IL  4,  330.  Nonn.  48,  680),  selbst 

ros  den  Kanthos  bei  der  Herde.     [Stell.]  als  König  von  Athen   {Hyg.   f.  48.  189.    Serv. 

Keplialos  {Ks(pci?.og).  ad  Georg.  1,  19),  oder  als  Sohn  des  atheni- 
schen Königs  Pandion  {Hyg.  f.  270)  bezeichnet. 
Dies  war  eine  Folge  der  von  Pausanias  1,  37,  6 


I.    Abkunft  und  Heimat. 


Nach  überwiegender  Angabe  war  Kephalos  berichteten  Ansiedelung    der  Kephaliden  mit 

der    Sohn    des    Deion    oder    Deioneus    (s.  ihren  apollinischen  Gentilheiligtümern   in  der 

„Deion"),  welcher,  von  4po//orfor  1,9, 4  unter  den  Nähe  von  Athen  an  den  Abhängen  des  Aiga- 

Deukalioniden  aufgeführt,  Gemahl  der  Diomede  leos,    vgl.   Töpffer  a.   a.   0.     Nun  wurde   der 
und   König  von   Phokis   genannt  wird.     Ohne  30  Hymettos,  über  welchem  für  Athen  die  Mor- 

Rücksicht  auf  diese  phokische  Heimat  erscheint  genröte  erschien,  zum  Jagdgebiet  des  Kephalos 

er  dagegen  in  der  attischen  Sage  zu  Thorikos,  und  zum  Schauplatz  sowohl  der  Eos-   als  der 

Prokrissage  {Ovid  Met.  7,  702.   Art.  am.  3,  687), 

sind  die  Aioier,  und   die  Religion  die  aioiisciie  des  während  die  paralische  Sage  sich  diese  Vorgänge 

Helios  und  der  Hera,  wie  sie  H.  D.  Müller   skizziert  hat  am  Ostrand  VOU  Attika  gedacht  hatte.    Bei  der 

(Math.  d.  griech.  Stämme  2,  337ff.,  1,  7.  248ff.;  vgl.  Philo-  Zusammenstellung  dieser  ursprünglich  getrenn- 

logu^  N.  F.   4    [1891]    S.  618 ff.).     Nicht  nur    sind    in    den  ^^^    g              ^^^^-^^    ^g    geeignet,    dem    VOU    EoS 

Kentaurenlandschaften    gerade    die    Helioeheroeu    Ixion  ,  „..,   °        tz      i     i           ■              j          v        ■             ll- 

,    ..   o            j       j  ü  r                 T,-  j      A   ca^  T>Koö  entiuhrten  Kephalos  eine  andere  lur  einen  atti- 

(mit    Sonnenrad   und   Kolsgespann:   Diodor.   4,  69),  Fhae-  i              i       .  i     x                                    i 

thon,  Augeias,  Aietes  (von  Koichis-Euboia:  E.  Maafs,  schen  Heros  passende  Abstammung  zu  geben 
Hermes  1888  s.  699  ff.;  Götting.  Gel.  Anz.  1890  s.  352)  u.a.  40  als  dem  Gemahl  der  Prokris,  Und  SO  machte 

sowie  berühmter  Helioskult  (am  Taygetos,  auf  Rhodos)  man  ersteren  zum  Sohn  des  Hermes  Und  der 

mit    Rofsopfer     und    Rofsgespann    heimisch;     auch    die  Her  S  e  (^^'^/ZofZ.  3,  14,  3.    i/^?/f/. /".  160,  WO  Kreusa 

Genealogie  zeigt  die  Kentauren  mit  Helios-Heroen  (Ixion,  g^    Herse\   was   aber  dann  mit  Unrecht  auf  den 

Peirithoos  =  n,Qi-&oo?:  iL  Mayer,  Giganten  u.  Tit.  91,  Prokrisgemahl    Übertragen   wurde    {Ooid  Art. 

V.  Wilamoivitz,   Homer.    Unters.  203'),   Polypoites  =  noAv-  „    „^.     ^^^^         .cir>n\      n              tt            r   ;^    a       n    j 

CD,           N      j  TT     i,     "  „    „o^i^«..«  3,  72o.  Hyci.  f.  241).    Uegen  Heyne  {ad  Apollod. 

ipoita;:  Pape- Benseier  u.  a.)   und  Heraheroinen  verknüpft  '                    jj    i      .       '             e               v'         v            i 

(Dia,  in  Phliu3  =  Ganymeda,  in  Sikyon  =  Hebe,  ist  eine  1>  9.  4)>    «61"  ^^61  Kephalos  annahm,   S.    H  elcker, 

Hera-Hypostase:    c.   Wilamowitz,   Herakles  1,  301",    Philo-  A.  D.  3,  58.     Die  attische  Heimat  dCS  Kcphalos 

logus  a.  O.  S.  616).    Nephele,   des  Kentauros  andre  Mutter,  ist    also    aufser    Zweifel    trotz     seiner    Abstaui- 

wird  sogar  vom  Mythos  selbst  als  Heraeidoion  bezeugt,  mung  vom  Phoker  Deion.     Versuche  zur  Er- 

Ixion  ist  beider  echter  Gatte,  ein  aiolischer  Helios  neben  ^f,  klärung    der    letzteren    S.    bei    Töpffer  a.    a.    0. 

der  Hera;  Zeus,    der   achäische  Stammgott,   nur  fremder  q    noo    A>i]ti     i  .    26'i    Anm     2 

Eindringling.     Die   Rofsgestalt  haben   aufser   Zeus  ,  der  '                        '      ' 

sie  erst  von  Ixion  haben  mufs,  Hippe  (-o),  Chariklo  und  -r-T     TVTvtTien 

Okyroe(?),  Dia,  Nephele;  Ixion  ist    Besitzer  von  Rossen',  '..*.,                  -,, 

sein  Sohn  Peirithoos  zugleich  Sohn  und  Gatte  einer  Ken-  Die   Kej)haloSSage    ist    in    ihrer    letzten    Ge- 

taurin;  denn  der  Name  der  Hippodameia  weist  diese  He-  stalt,    wiC    sie   bei    Ovid   und   in   HyginS   Fabeln 

roine  dem  Kentaurengeschlecht  zu,  aus  dem  sie  erst  unter  vorliegt,      ein      novellenartig      ausgesponuenes 

dieLapithen  geraten  zu  sein  scheint  {Buttmann,  Mijth.  2,  Mythengewebe,  in  welchem  die  attische  Pro- 

222 f.).     Hochaltertümlicb    und   wohl  durch  die 'niedere'  j^^-igg            ^^^   gg^n    bildet,    an   den   sich   ältere 

Mythologie   so  treu  bewahrt,  ist  der  Zug,  dafs  das  Rofs  t    ••?               kt    ü                               i  •    j              o 

hier   nicht,   wie    sonst    in   d;n  aiolischen  Heliosmythen,  ^nd  jüngere  Mythen    auS  verschiedenen  Sagen- 
ais Gespanntier  erscheint,  sondern  als  die  Tiergestalt  spuk-  60  kreisen  ansetzten,      üiese  Mythen  sind: 

hafter,  räuberischer  und  lüsterner  Menschen-  (=  Toten-?)  1)   Der  Raub    des  KephaloS  durch  EoS, 

Seelen    in    die    wudnis    Entrückter.     Verwandlungs-  zuerst  in  der    Theogonic  erwähnt,   dargestellt 

mythos,    also   Dualismus    einer  wechselnden   Tier-    und  oben   Unter   ,  Eos"   Bd.    1    Sp.    1268  f.     1273  f. 

Menschengestalt,  ist  ja   oft  im  Mythos   vorausgegangen,  2)    Die  Sage    VOm    teumesischeuFuchs 

bevor   die    Kunst    (hier   wohl   unter  Anregung    orientali-  J^utete  in  der  kyklischen  Tebais  (bei  Phot.  Und 

scher   \  orbilder  vom  Rofsmenschen)  eine  Verschmelzung  c,     ■  ,    rr-               <    n     itt    -i    t      mi     i                t      xt      i 

beider  in   ein   Mischgeschöpf  versuchte,   und  den    mon  i^«'^''  Tev^7iaia):Weü  die  Thebaner  die  Nach- 

strösen  Typus   der  weiterarbeitenden  Mythenbildung   als  kommen  des  KadmOS  vom  Thron  ausschlossen, 

neues  Motiv  zurückgab.    Tümpel.]  schickten    ihnen    die    Götter    zur    Strafe    ein 

Boscher,  Lexikon  d.  gr.  u.  röm.  Mythol.   II.  35 


1091    Kephalos  (Sage  v.  teumes.  Fuchs)  Kephalos  (in  der  att.  Prokrissage)    1092 

schlimmes  Tier,  den  teumesischen  Fuchs  (der  den   Berg,   um   zu   lauschen,    und   als   sie   ihn 

nach  dem  Ort  und  Berg  Teumesos  bei  Theben  dieselben  Worte  ausrufen  hörte,  lief  sie  auf  ihn 

benannt  {I'aus.  9,  19,  1.   StejJi.  B.  Tsvfirjaaög),  zu,  Kephalos  aber  anfser  Fassung  (wohl  besser 

nach   der  Bestimmung   des  Schicksals   nie  er-  nach  dem  kürzer   gefafsten  Schotion  z.  d.  St.: 

griffen  werden  konnte  und  von  den  Thebanern  in    der    Meinung,    ein    Wild    im   Gebüsch    zu 

jeden    Monat    einen    Knaben    zum    Frafs    ver-  hören)   warf   den  Speer,   den    er   in   der  Hand 

langte  {ApoUod.   2,  4,  6.  7).      Kephalos    aber,  hatte,   nach   ihr   und  tötete  sie.     Er  liefs  nun 

Deions  Sohn,   aus  Athen,    besais  einen  Hund,  den  Erechtheus   kommen   und   sorgte  für  eine 

dem  kein  Tier  entrinnen   kounte.     Zum  Dank  glänzende   Bestattung.      Dieser   Bericht    fiodet 
dafür   nun,    dafs   ihn   die   Thebaner  von   dem  lo  sich    teils   wörtlich,   teils  in  erweiterter  Form 

unfreiwilligen  Morde  reinigten,  den  er  an  seiner  bei  Eiistath.  ad  l  320. 

Gattin  Prokns  begangen,  jagte  er  mit  seinem  Die  Verschmelzung  der  Sagen  nr.  2  und  3 
unentrinnbaren  Hund   den   unfafsbaren   Fuchs.  wurde  dadurch  herbeigeführt,  dafs  Prokris  zur 
Dieser   ewigen  Jagd   wurde  bei  Teumesos  da-  Besitzerin  des  unentrinnbaren  Hundes  gemacht 
durch    ein    Ende    gemacht,     dafs    Hund    und  wurde  (bei  Jpollod.  3,  15,  1.  2,  4,  7.    Eratoath. 
Fuchs  (von  Zeus,  Apollod.)  in  Stein  verwandelt  Catast.  33.    Bijg.  astr.  2,  35   nebst  den  damit 
wurden.      Der  Inhalt   der   Sage,    die    auch   in  zusammenhängenden  Schriften  bei  Bobert,  Ca- 
nordeuropäischen    Märchen    wiederkehrt    (vgl.  tast.    p.   166—169).      Hier    wird    erzählt:    Aus 
Mannhardt,    Ant.    Wald-    und    Feldkulte    58)  Beschämung  über  ihre  Untreue  (die  bei  ^^o/- 
spricht  von  selbst  für   ein   hohes  Alter.     Am-  20  lodor   in    einem    gewöhnlichen    Ehebruch    mit 
phitryon    erscheint    hier    noch   nicht    wie    bei  Pteleon,  nach  Jo/>/fer  a.  a.  0    S   258  dem  Heros 
Späteren    als    Vermittler    zwischen    den    The-  Eponymos  des  attischen  Demos  Ptelea,  um  den 
banern   und   Kephalos.     Der  Tod   der   Prokris  Preis  eines  goldenen  Stirnbands  be>teht)  höh  sie 
ist  vorausgesetzt,    doch   steht  diese   mit  dem  zu  Minos  auf  Kreta.    Zum  Lohn  dafür,  dafs  sie 
Hund   noch   in   keiner    Verbindung,   so    wenig  diesen  von  seiner   häfslichen  Krankheit  heilte 
wie  in  der  folgenden  Prokrissage  selbst.  {Apollodor  wieder   gröber:    dafs  sie  ihm  trotz 
3)    Die  attische  Prokrissage  ist  zuerst  derselben  beiwohnte),  schenkte  ihr  Minos  den 
in  der  Nelcyia  der  Odyssee,  und   zwar  in  einer  unentrinnbaren    Hund    und    den     unfehlbaren 
attischen  Interpolation  des  Frauenkatalogs  da-  Speer,  die  früher  der  Europa  angehört  hatten 
selbst  l  321  (vgl.   Wilamowitz,  Kydathen  225;  30  und   nun   durch   Prokris   an   Kephalos    kamen. 
Komposition  der  Odyssee  149)  erwähnt,  indem  In    beiden    Sagen   lag    ein   Anknüpfungspunkt 
hier  Prokris  in  einer  Weise  genannt  Wird,  die  für   diese  Verschmelzung.     Der  wunderbare 
ihr   Schicksal   als    bekannt  voraussetzt.     Die-  Hund   gehört  auch  anderen  Sagenkreisen  an, 
selbe    galt    allgemein    für    eine    Tochter    des  und  besonders  spielte  der  von  Hephaistos  für 
Erechtheus   (vgl.   Apollod.   3,  15,  1);   dafs   sie  Zeus   gefertigte   auf  Kreta  im   dortigen   Zeus- 
bei   Hygin.   f.    189,   24   Tochter   des   Pandion,  kultus  eine  Rolle  {Anton.  Lib.  36).    Fkerekydes 
bei  Servius  ad  Aen.  6,  445  des  Iphiklos  heilst,  sprach  von   demselben  bei  der  Pandareossage 
beruht     auf    Verwechslung,     s.    Schwenck,   in  {schal,   x   518),    ohne   ihn   mit   seiner   Prokris- 
Welckers  Ehein.  Mus.  6,  1838   S.  531.     Nach  sage   zu  verbinden.     Andere  aber  reihten  die 
der  ältesten  Fassung  bei  Fherekydes  {Schol.  l  40  Besitzer  des  wunderbaren  Hundes,  Zeus,  Europa, 
321;  vgl.  dazu  WiUmioivüz,  Hermes  1S83,  425)  Minos,  Prokris,  Kephalos,  aneinander,  so  Ni- 
lautet  die  Sage:  Kephalos,  des  Deioneus  Sohn,  kandros  {fr.  97  Schneider)  in  seinen  'Ezsqoiov- 
heiratete    die    Erechtheustochter   Prokris    und  ^sva,  und  vor  ihm  Istros,  auf  welchen  die  an- 
wohnte in  Thorai  (südlich   vom  Hymettos;  so  geführten    Stellen    bei    Apollodor,    Catast.    33 
Wilamowitz  und  Töpffer,  Lesart  nicht  sicher).  u.  s.  w.  ohne  Zweifel   zurückzuführen   sind  (s. 
Um    die    Treue    seiner  jungen    Frau    auf    die  Bobert  a.  a.  0.    Wilamotoitz,  Hermes  1883,  424). 
Probe   zu  stellen,   ging  er  auf  8  Jahre  in  die  Europa,    welche   den   Hund   (und   Speer)   zum 
Fremde  und  kehrte  dann  in  verstellter  Gestalt  Wächter    oder    als    Geschenk    erhält,    bildet 
und  mit  reichem  Schmuck  zurück,  um  dadurch  durch    ihre   Einschliefsung   in    der   Höhle    bei 
Prokris   zu  gewinnen,   die  auch  wirklich  teils  50  Teumesos  {Antim..  Theb.  fr.  3  Stoll)  auch  wie- 
durch  den  Schmuck  teils  durch  die  Schönheit  der   eine    Anknüpfung    für    den    teumesischen 
des  Kephalos  sich  verleiten  liefs,  sich  ihm  zu  Fuchs.     Andrerseits  enthält  auch  die  Prokris- 
ergeben.     Jetzt   gab   er   sich  unter  Vorwürfen  sage  einen  Zug,  der  zur  Verbindung  mit  dem 
zu   erkennen,    doch   kam   es   zur   Versöhnung.  unentrinnbaren    Hunde    führt:     Prokris    ist 
Da   nun  Kephalos   häufig   auf   die   Jagd   ging,  Jag  er  in,  von  Xenophon  Cyn.  13,  18  wird  sie 
schöpfte   Prokris    gegen    ihn   Verdacht  wegen  mit  Atalante  unter  den  berühmten  Jägerinnen, 
Untreue.    Sie  befragte  seinen  Diener,  und  dieser  von   Kallimachos  Dian.   209    unter  den  jagd- 
berichtete, Kephalos  rufe  oft  auf  einer  Berg-  liebenden    Begleiterinnen     der     Artemis     auf- 
spitze:   Wolke,    erscheine!    {at   vscpElrj,    naqu-  geführt.    Dies  tritt  auch  mehrfach  in  den  Dar- 
yivov).*)     Prokris   begab   sich    nun   selbst   auf  60  Stellungen _  der   Prokrissage   hervor:    bei   Ovid 

schweift  sie,   nachdem   sie   der  Untreue  über- 

*)  [Unter   der  Bergspitze,  auf  der  Kephalos  jagt,   ist  führt   ist,  jagend    durch    die  Berge,   bei   Apollo- 

wahrscheinlicli   der   westlich   von  Thorikos   und  Kephale  dg.)-   3^    15^    1     begleitet    sie     nach    der    Wieder- 
gelegene Hymettos  zu  verstehen,  um  dessen  Spitze  öfters 

früh    morgens   dünne   Nebelschleier    flattern,    welche    die  ist,  hegen  genau  denselben  Wunsch  wie  Kephalos  (m  rs- 

höher    steigende   Sonne    bald    zerstreut.      Vgl.    Naumann-  <p^^>l,  naoayfvov),  weil  die  "WolkenbiJdung  am  Hymettos 

Partsdt ,    Phijs.   Geogr.    v.  Griechenl.    S.  26  u.  124.     Die  Be-  nach  langer  Dürre  in  der  Kegel  das  ersehnte  Vorzeichen 

wohner    der    attischen   Ebene    aber,    deren   Repräsentant  des  Eegeus   ist   {Neumann-P.  a.  a.  O.  S.  27.    A.  Mornmsen, 

in   diesem   Falle   Keijhalos,   der  Eponymos  von  Kephale,  Griech.  Jahreszeiten  1  u.  2  S.  140).     Koscher.] 


I 


1093   Kephalos  (in  der  att.  Prokrissage)  Kephalos  (vor  d.  Areopag)        1094 

Versöhnung  mit  Kephalos  diesen  auf  die  Jagd  ling  verkleidet  kehrt  sie   zu  Kephalos  zurück 

{riv  yccQ  &r]Qfvri-inq),   und  hierbei  tötet  sie  Ke-  und    jagt    mit    ihm    unerkannt;     ihn   ergreift 

phalos,   ohne    es   zu   wollen,    mit   dem    Speer.  heftiges  Verlangen  nach  dem  Besitz  des  wert- 

So  wird  denn  auch  die  Schenkung  des  Hundes  vollen  Hundes  und  Speers;  sie  verspricht  ihm 

durch   Minos    bei   Hyg.   astr.  2,  35    mit    ihrer  dieselben,    wenn   er   sich   ihr  zur  Knabenliebe 

Jagdliebe  begründet,  und  auch  sonst  erscheint  ergebe,  und  da  er  bereit  ist,  giebt  sie  sich  zu 

sie    als    Besitzerin     des    Hundes    {Athen.    12  erkennen.     Sie  versöhnen  sich,  und   Kephalos 

p.  553  b)  und  des  dazu  erdichteten  unfehlbaren  erhält  Hund   und   Speer.     Nun   folgt   der  Tod 

Speeres,  woher  das  sprichwörtliche  IlQÖKQidog  der  Prokris,   bei  Ovid  wiederum    übereinstim- 

änovra,  Suid.  s.  v.  Eustath.  ad  X  Si^O.    Ebenso  lo  mend  mit  Pherekydes,  aber  durch  ausführliche 

gut    aber    konnte    die    Schenkung    von   Hund  Gefühlsmalerei    erweitert,    in    doppelter    nur 

und   Speer,    wie   bei    Ili/g.   f.   189,    Ovid    und  wenig    abweichender    Erzählung    Met.    7,   796 

Paus.  9,  19,  1,  auf  Artemis  zurückgeführt  wer-  und  Art.  am.  3,  686 — 746.     Hier  erscheint  zu- 

den,    die    auch    bei    Callitn.   Dian.   207    einer  erst   das  tragische  Motiv,    dafs  Prokris  durch 

ihrer  Nymphen   einen   Hund   schenkt,   und   es  den  unfehlbaren  Speer,  ihr  eigenes  Geschenk, 

fragt    sich,    ob   Minos    oder  Artemis   das   Ur-  stirbt;  aus  Nephele  bei  Phcrelydes  macht  Ovid 

sprüngliche    war.      Erwägt    man,    dafs    Istros  eine  Aura,  die  kühlende  Luft,  vgl.  Jahn,  Arch. 

der  Schüler  des  KallimacliOH  war,  der  in  seinem  Beitr.  74  f.     Eine    günstige   Meinung    für    die 

Gedicht   auf  Artemis    von   Kreta   ausgeht  und  Darstellung  OrztZs  erweckt  die  Übereinstimmung 

Prokris  unter  den  kretischen  Nymphen  Brito-  2o  mit  dem  attischen  Vasenbild,  das  den  Tod  der 

martis    und    Upis    aufführt,     so    möchte    man  Prokris  wiedergiebt,  s.  unten.     Bei  Hygin  ist 

glauben,  Istros  sei  hierdurch  veranlafst  worden,  die  von  Prokris  gefürchtete  Nebenbuhlerin  statt 

Prokris  nach  Kreta  und  mit  Minos  als  dem  Be-  Aura    wiederum    Aurora.      Die    Verwechslung 

sitzer   des  Hundes   in  Verbindung  zu  bringen.  dieser  beiden  hat  in  dem  Bericht  des  Servius 

In  die  Krankheitsgescliichte  des  Minos  scheint  [ad  Verg.  Aen.  6,  445  ed.  Thilo),  der  im  ganzen 

dann  Prokris  durch  eine  etymologische  Spielerei  dem    Ovid,    in   einer  Einzelheit  Hygin    folgt, 

hineingezogen  worden  zu  sein  {■vgl.  Antü7i.  Lib.  heillose  Verwirrung  angerichtet.  Antoninus  Lib. 

41  itQOTfQov  i^t-üQt-vsv).  erzählt  den  Tod  der  Prokris  gar  nicht,  sondern 

Endlicli    wurde    auch    die    Sage  nr.  1   mit  schliefst    an    die   Versöhnung   und    die    Über- 

nr.    2    und    3   verbunden,    sehr   äufserlich   bei  30  lassung  des  Hundes  an  Kephalos  die  Geschichte 

Apollod.    1,   9,   4,    der    Kephalos    Gemahl    der  vom  teumesischen  Fuchs,  die  Ovid  vorher  ein- 

Prokris  und  Liebling  der  Eos  neben  einander  schiebt,  und  vom  Taphierzug  an. 

nennt,    zu    einem    Ganzen    verschmolzen    bei  4)   Kephalos   vor   dem    Areopag.     D* 

Hyg.   f.  189.    Ovid  Mtt.  7,  690  —  862.    Anton.  Bericht  J./;oWofZors  3,  15, 1,  der  manches  Eigen- 

Lib.  41  {Strv.  ad  Aen.  6,  445),  die  im  wesent-  tümiiche  hat,  schliefst  die  Erzählung  vom  Tod 

liehen  übereinstimmen,  im  einzelnen  variieren,  der  Prokris   mit   den  Worten:   „und  Kephalos 

besonders    in   der  Motivierung,    die   bei   Ovid  wurde    vor    ein    Areopaggericht    gestellt    und 

am    feinsten    durchgearbeitet    ist.      Die    Er-  zu     ewiger    Verbannung     verurteilt."      Schon 

Zählung  beginnt  mit  der  glücklichen  Ehe  des  Hellanikos   hatte    unter    den    der   Sage    ange- 

Kephalos   und   der   Prokris,    wozu   Hygin   das  40  hörigen  Richters|)rüchen  des  Areopag  den  Fall 

ausdrückliche  Versprechen  gegenseitiger  Treue  des  Kephalos  aufgezählt  {Schal.  Eur.  Or.  1648), 

hinzufügt.     Kephalos  jagt  in  der  Morgenfrühe  doch  scheint  Apollodor  dies  nicht  aus  ihm  ge- 

auf  den   Höhen    des   Hymettos,    da   sieht  ihn  schöpft  zu  haben  {Bobert,  Apoll,  p.  90).     Viel- 

Eos,   liebt   ihn   und  verlangt  Gegenliebe;   Ke-  leicht   aber   auch  nicht  aus  Istru.'^   {fragm.  19, 

phalos  widersteht.    Eos  entläfst  ihn,  bei  Hygin  Müller,  Fr.H.  Gr.  1  p.  420),  bei  welchem  die  Er- 

mit   den  Worten:   ich  will  nicht,   dafs  du  die  Zählung  von  Prokris'  Tod  mit  dem  feindseligen 

Treue   brichst,   wenn   Prokris    es   nicht   zuerst  Auftreten  des  Erechtheus  geschlossen  zu  haben 

thut.     Bei   Ovid  spricht  sie:  „behalte  Prokris,  scheint,  der  bei  der  Beerdigung  die  Lanze  ins 

Undankbarer,   aber   du  wirst  bereuen,   sie  be-  Grab  stiefs,  um  es  damit  als  das  eines  ßiaiag 

sessen  zu  haben",  wodurch  der  nun  in  Kephalos  50  aTio&avcov  zu  bezeichnen  (das  ööqv  i tte ve yxfiV 

aufsteigende    Verdacht    gegen    die    Treue    der  vgl.    Schömann,  Gr.  Altert.  2'\  541),   während 

Prokris    und    sein    Entschlufs,    diese    auf   die  bei  Pherekydes  (s.  obeni  sich  Erechtheus  ohne 

Probe  zu  stellen,  motiviert  wird.    Hierbei  hilft  derartige  Handlung  an  der  Bestattung  beteiligt. 

Eos,  besonders  bei  der  Verwandlung  des  Ke-  Die  Verbannung  des  Kephalos  aus  Athen  wird 

phalos,  tritt  aber  von  da  an  ganz  zurück.    Die  öfter   erwähnt,    um   dann   die   Begegnung  mit 

Verbindung    der   Eos    mit   Kephalos   mufs   bei  Amphitryon  anzuknüpfen,  Strab.  ^i.  456.  Paus. 

dieser  Verschmelzuog  aufgegeben  werden  (bei  1,  37,  6.   Etym.  M.  507,  26.  Eustath.  p.  307,  5. 

Anton.  Lib.,  der  jene  beibehält,  zeigt  sich  der  —   Tüpffer,  Attische  Geneal.   S.  258f    hält  die 

Widerspruch);   dafs  man   das  schon  frühe  er-  Version   der   Sage  bei  Apollodor,  welche   die 

kannte,  beweisen  die  attischen  Vasenbilder;  s.  eo  vom   Areopag    gerichtete  Blutschuld  des    Ke- 

Bd.  lunter  „Eos"  Sp.  1269.  1275.    Hierauf  folgt  phalos  zum  Mittelpunkt  hat,  für  älter  als  die- 

die  Versuchung  der  Prokris,  nach  Pherekydes ;  jenige  bei  Pherekydes,  welche   erst  durch  die 

dann  die  Trennung  und  Flucht  zu  Artemis  oder  Übersiedelung    der    Kephalideu    in    die    Nähe 

Minos  und  die  Schenkung  des  Hundes  Lailaps  von  Athen  entstanden   sei.     Vielmehr   ist  die- 

und  des  Speeres,  nach  Istros.    Nur  der  letzten  jenige  Version,  welche  den  Kephalos  vor  den 

Gestalt  der  Sage  (bei  Hygin  und  Anton.  Lib.;  Areopag  in  Athen  stellt,   als  die  spätere,  zum 

bei  Ovid,  wo  Kephalos  erzählt,  nur  angedeutet)  Ruhm  Athens  ersonnene  anzusehen, 

gehört  die  Rache   der  Prokris   an.     Als  Jung-  5)  Kephallenische  Sage  und  Taphier- 

35* 


l095  Keplialos  (kepliallen.  Sage,  Tapliierzug)  Kephalos  (u.  Klymene;  Deutung)    1096 

zug.     Kephalos   galt,   gewifs  nur  infolge   der  der  ersteren  den  Rücken  zuwendend,  weil  nacli . 

Namensgleichheit,  als  Eponymos  von  Kephal-  Fausanias  in  den  Nosten  gedichtet  war,  Kly- 

lenia  (früheste  Zeugnisse  Aristoteles  im  Etym.  mene,  Tochter  des  Minyas,  sei  mit  Kephalos, 

ilf.  144,  2ß  u.  Heraclid.  PoUt.  fr.  27  Schmid),  Deions   Sohn,   verheiratet   gewesen   und  habe 

und   gewisse    Geschlechter    der   Insel    leiteten  ihm  einen  Sohn  Iphiklos  geboren.     Fausanias 

ihre  Herkunft  von  den  Söhnen   desselben  ab.  sucht    seinerseits    die    ursprünglich    sich    aus- 

Zur  Begründung  dieser  Meinung  bedurfte   es  schliefsenden  Sagen  dahin  zu  vereinigen,  dafs 

der  Anknüpfung  an  die  attische  Kephalossage,  „allgemein  die  Ehe  mit  Prokris  für  die  frühere 

und  hierzu  bot  sich  der  von  Theben  aus  unter-  gelte".    Die  Namen  Klymene  und  Iphiklos  sind 

nommene    Zug    des    Amphitryon    gegen    die  lo  auch    sonst    in    die   Kephalossage  verflochten, 

Taphier  dar,   an   welchem  man  den  Kephalos  s.   Wilamowitz,  Hermes  18,  423  und  oben, 

teilnehmen  liefs.    Dies  konnte  entweder  direkt  Die  Identität  des  Kephalos   im  Eosmythos 

durch  den  Aufenthalt  des  Kephalos  in  Theben  und  in  den  an  seine  Verbindung  mit  Prokris  sich 

nach  seiner  Verbannung  aus  Athen  geschehen  anschliefsenden  Sagen   zeigt  sich  auch  in  der 

(so   bei  Faus.    1,   37,   6.    Eustath.   p.  308,  14)  übereinstimmenden  Auffassung   seiner   Person, 

oder   durch   Einschiebung   der  Sage   vom  teu-  In  beiden  erscheint  er  jung  und  schön  (vt'og 

mesischenFuchs,indem  Amphitryon  nach  Athen  -Acii  v.cil6q  v.cd  uvSqsioq  Anton.  Ltb.  41);  seine 

kam  und  Kephalos  durch  das  Versprechen  eines  Schönheit  spielt  ebenso  beim  Raub  durch  Eos 

Anteils  an  der  Taphierbeute  zur  Jagd  auf  den  {Paus.  1,  3,  1.  3,  8,  12)  als  in  der  Prokrissage 
teumesischen  Fuchs  und  zugleich  zum  Taphier- 20  (bei   PhereJcydes)    eine  bedeutsame  Rolle;    bei 

zug  gewann,   wie  Apollodor  2,  4,  7  und  nach  Athen.  13    p.  566  d   und   Hyg.   f.  270  wird  er 

ihm    Anton.   Lib.   41    erzählt.     Da  somit   die  unter  den  xaililiöToi  aufgeführt.   Ebenso  wesent- 

Verbindung  zwischen   der  Jagd    des  teumesi-  lieh  und  beiden  Sagen  gemeinsam  ist  der  Zug, 

sehen    Fuchses    und    dem    Taphierzug    nicht  dafs   Kephalos  Jäger   ist;    er  bildet  für  den 

wesentlich   ist,    darf   die  Teilnahme    des   Ke-  Raub    der    Eos    wie    für    die    Schicksale    der 

phalos  an  letzterem,  wie  überhaupt  die  kephal-  Prokris,  ihre  Rache,  ihre  Eifersucht  und  ihren 

lenische  Sage,   als   späteres  Erzeugnis  der  Re-  Tod  die  Motivierung  und  Voraussetzung.    Auch 

flesion   angesehen   werden.     Über  den  Verlauf  auf  den  Bildwerken  mit  der  Verfolgung  durch 

des  Taphierzugs  s.  „Amphitryon"  Bd.  1  Sp.  323;  Eos    (s.    unten)    erscheint    er    mit    Hund    und 

die  auf  Kephalos  bezüglichen  Thatsachen,  dafs  so  Speer,  wenn  den  letzteren  hier  auch  noch  nicht 

er  für  seine  Teilnahme   die  Insel   Taphos   er-  dieselbe  Bedeutung  wie  in  der  Sage  von  Prokris 

hielt  und  dieselbe  nach  sich  Kephallenia  be-  und  vom  teumesischen  Fuchs  zukommt.    Auch 

nannte,  werden  oft  erwähnt,  aufser  dem  dort  Xenophon  Gyn.  1,  2  zählt  ihn  unter   den  be- 

Angeführten  Strab.  p.  456.  459.  461.  Epaphrod.  rühmten  Jägern  der  Sage  auf;  vgl.  Aelian  not. 

in  Et.  M.  507,  26.  Steph.  B.  p.  381,  18.  Eustath.  anim.  Epil. 

p.  307,  5.   308    14.     Hier  erzeugte   er  mit  Ly-  jjj     Deutung. 
Sippe  vier   Söhne,    welche   tur  die  Eponymoi 

der  vier  kephallenischen  Stämme  der  TIqÖvooi,  Der  Raub  des  Kephalos  durch  die  Göttin  der 

Za^atoi,  Kqüvsloi,  Ualsig  galten  (die  Namen  Morgenröte,    verglichen    mit     dem    ähnlichen 

der   Stämme    und   noch   mehr   die    der   Söhne  40  Schicksal  ihrer  andern  Lieblinge,  insbesondere 

sind  schwankend  überliefert);  Etym.  M.  p.  507,  die  Aufführung  jener  Begebenheit  mitten  unter 

26.  Steph.  B.Kquvioi.    Andrerseits  leitete  auch  den  Erscheinungen  des  Sonnenaufgangs  auf  der 

ithakesische  Ortssage  das  Geschlecht  des  Laer-  Vase  Mus.  Blacas  18  (abgeb.  Bd.  1  Sp.  2010), 

tes  von  ihm  ab,  mit  folgendem  Stammbaum:  führen  darauf,   einen  natürlichen  Vorgang  als 

Kephalos,  Keleus  (Kileus),  Arkeisios,   Laertes,  Grundlage  des  Kephalosmythos   zu  vermuten, 

vgl.  Eustath.  ad  B  631.    Schol.  L  V  ad  B  173.  So  sah  Welcher  {A.  B.  3,  55)  in  Kephalos  das 

Arkeisios  galt  aber  auch  für  den  Sohn  des  Ke-  Dunkel,  welches  von  der  erscheinenden  Morgen- 

phalos,  entweder  von  Prokris  Hyg.  f.  189,  oder,  röte  entführt  wird;    0.  Jahn  {Arch.  Beitr.  11) 

nach  einer  eigentümlichen,  NOn  Aristoteles  he-  „die    Frühe    des   Morgens    vor    und    um    den 

zeugten  Sage,  von  einer  Bärin,   s.  „Arkeisios"  so  Sonnenaufgang,    in    ihren    verschiedenen    Er- 

Bd.  1    Sp.  554.    An  Kephallenia  knüpfte  sich  scheinungen,  wie  sie  sich  namentlich  auf  dem 

endlich  auch   die,  offenbar   der  Sappho  nach-  Berge  zeigen"  [ähnlich  Ch.  FJoix,  La  nature 

gebildete  Sage  vom  Sprung  des  Kephalos  vom  des  dieux.    Paris  1888  S.  235  ff.   R.],    letzteres 

Leukatischen  Felsen  aus  Liebe  zu  einem  Ptere-  auch    mit  Rücksicht    auf  die    Erzählung   von 

las  (?)  Strab.  p.  452.  461.     Schwencl;  WelcJcers  Nephele    oder    Aura    im   Prokrismythos.      Um 

Rhein.  Mus.  6,  554.    Welcher,  A.  B.  3,  59.  —  auch  zugleich  den  letzteren  zu  erklären,  nimmt 

Töpffer  a.  a.  0.   S.  265   findet  darin  eine  Be-  Prcller  {Gr.  Mgt.h.  2^  145)  Kephalos   für  den 

Ziehung  auf  einen   daselbst  üblichen  apollini-  Morgenstern,  Prokris  für  den  Mond,  während 

sehen  Sühngebrauch.  3fax  Müller  {Essays  2%  78   Franche)  in   Ke- 

6)  Die  Verbindung  des  Kephalos  mit  60  phalos  die  aufgehende  Sonne  sieht,  die  ebenso 

Klymene,   Tochter  des  Minyas,   gehört  dem  zu  Prokris,  dem  Tau,  wie  zu  Eos  in  Beziehung 

Sagenkreis  der  Minyer  an  und  ist  uns  nur  aus  stehe.     [Ganz  ähnlich   wie    31.   Müller  deutet 

der   Beschreibung  der  jjolygnotischen  Lesche  den  Mythus  von  Kephalos  und  Prokris   auch 

bei  Paus.  10,  29,  6  bekannt.    Polygnotos  folgte  Polites  (O  "Hliog  tiazcc  Tovg  Si](icöSeig  iiv&ovg. 

in  seiner  Darstellung  der  Unterwelt  der  home-  'Ev  'A&r'ivixig  1882  S.  25  ff.),  indem  er  sich  auf 

rischen  NeJcyia,  fügte  aber  auch  einzelnes  aus  ein   neugriechisches    aus    Attika    stammendes 

den  Nostoi  hinzu  (vgl.  Welcher,  Kl.  Schrift.  5,  Märchen  beruft,  das  ihm  die  wesentlichsten  Ele- 

66).    So  stellte  er  neben  Prokris  die  Klymene,  mente   der  Kephalossage  in  einfachster  Form 


1097 


Kephalos  (Deutung) 


Kephalos  (Deutung) 


1098 


zu  enthalten  scheint  und  folgendermafsen 
lautet:  „6  "HXios  navxQsvtr]  ttj  UsXrjvrj' 
triv  'jtiJQS  ywai-KCC  ^ai  rrjv  dyanovcs,  äXXu  zccl 
xrjv  ^^Xsvs  Tiaganolv.  dia  xovxo  oao  rjxov  6 
"HXiog  's  x6  cntxi ,  r/  ZIsX.  dhv  icpaivsto,  dXX' 
f^tvs  KQVHfxävrj.  "H&sXi  o'/ucoff  va  l'ßyrj  -nai  avxrj 
KO^fiaxccKi  f|(u  yidl  xi^Qays  nöxs  &cc  'ßyt]  b 
arTpag  xr]g  yiaxl  f/tav  yivvrjybg  Kccl  nriyaivs 
Ka&rjuiQa  'g  x6  nvvriyi.    "Oxav  nigvayB  b"HXiog 


gehörigen  astronomischen  Mythen  (K.  0.  Müller, 
Frolegom.  z.  Mytliol.  196)  und  erlangte  durch 
Homer  allgemeine  Geltung,  Kephalos,  sein 
attisches  Ebenbild,  verlor  durch  seine  Herein- 
ziehung in  die  attische  Landessage  den  sideri- 
schen  Charakter.  Aber  aufser  seinem  Huiid 
erinnert  noch  daran  die  Sage,  dafs  er  mit  Eos 
den  Phaethon  d.  h.  den  Morgenstern  erzeugt 
{Hes.   theog.  986.     Hijg.    afitr.  2,  42),    der  aus 


..^ 


<0. 


\ 


'jciaco   dno   xä   ßovvä,   a(ia  ötv  ayiovys  xa  ßrj-  10  der  Begegnung  des  schönen  Jägers  am  Nacht- 

(lard  xov  "avxxa^s  intaimovXa^svr]  wg  xa    (iccxi-k 

TTOTf  d'cc     ßyfj.     -'Iv  eßXsTts  xiiv  dnoXov&i'a  xov, 

xdg  aKxtvag,    fjUfVf    ayiSTtaa^ivt]'    «jua    ^xävsxo 

v.al  o  xsXevxaCog  dnb  xrjv  a-KoXov&ia  xov  dvägög 

xrjg,    eßyavE   xb  itgäoanro  xrjg  iiccl  sx^iquxo  xov 

MOCfto.     A^ia   naXiv    i-ßXsns    dnb  xcc  ßovvd  xrjv 

d-KoXov'd'Lcc     iig    XTjV    ccvaxoXr],     eputaivn    ftfco;. 

'Exai    ^ovae    nuvxoxs  -naXd  fis  xov  ccvxqk   tjjs." 

Vgl.  auch  Boscher,  Scleneu.  Venvandtcs  Kap.  10. 

Der  Mythus  vom  Raube  des  Kepha-     ^  _.^. ,..^.;.;j. 

los  durch  Eos  läfst  sich  mit  dessen  C 
Deutung  als  Sonne  leicht  in  Ein-' 
klang     bringen,    wenn    man     be-  -^ 

denkt,    dafs    Eos    nicht   blofs   die 
Morgen-,   sondern  auchdie  Abend- 
röte bedeutet,daherihre  Wohnung  schon    % 
bei  Hottier  {(i  1  ff'.)  auf  die  westliche      \ 
Insel  Aiaia  verlegt  wird.  (Weiteres  unter      ' 
,,Eos"  Bd.  1  Sp.  12561).     Koscher.] 

In  den  astronomischen  Schriften,  die 
wahrscheinlich  auf  einen  gelehrten  Ara- 
toskommentar   zurückgehen,  [JEratO'^th.] 
Catasterism.   33    und    den    Gcrtnanicus- 
sclwlien  b.  Hubert,  Emtosth. 
p.  166  f.,   schliefst  die  Er- 
zählung von  der  Jagd  des  ,< " 
teumesischen  Fuchses    da- 
mit,   dafs   nur    der  Fuchs 
in    Stein   verwandelt,    der 
Hund   des    Kephalos    aber  / 
unter    die   Sterne    versetzt    \, 
wird.     Hieran  knüpft  der 
Verf.  der  Cutaderisnien  die 
Bemerkung:  ,, Manche  hal- 
ten diesen    Hund   für    den 
des  Orion,  der  zugleich  mit 
Orion     unter     die     Sterne 
versetzt   wurde",    also    für 
den  Sirius  (i7.Z29);  ebenso 
Schal.     Sanger  manens.     in 
German.  p.  167,  18  Breysig. 
Kephalos    hat    sogar    den 
Orion  aus  dem  Besitz  des 
Sirius  verdrängt,  indem  in 
den  Cataster.  und  bei  Hyg.  astr.  235  der  Kvcov 
(Sirius)  dem  Kephalos,  der  Ugo-Kvcov  dem  Orion 
zugeschrieben   wird.     Ist  aber  der   Jäger  Ke- 
phalos der  Besitzer  des  unsterblichen,  an  den 
Himmel    versetzten    Hundes    —    und    dafs    er. 


-r-^""^.. 


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\)  Eos  den  Kephalos  raubend,  Terracotta  (nach  Arch.  Zeitg.  Bd.  33, 

Taf.  15  nr.  1). 

himmel  mit  der  Morgenröte  hervorgeht,  wofür 
die  Erzeugung  des  Heosphoros  durch  Eos  und 
Astraios  {Theog.  381)  nur  eine  Variante  ist. 
Endlich  erinnert  noch  daran  der  der  Keule 
des  Orion  und  unserem  „Jakobsstab"  ent- 
nicht  Prokris,    ursprünglich    der  Besitzer  ist,  Go  sprechende    Speer    (vgl.    Wilamowitz ,    Hermes 


lehrt  die  alte  teumesische  Sage  —  so  ist  er 
selbst  nichts  anderes  als  der  himmlische 
Jäger,  der  am  nächtlichen  Sternenhimmel 
glänzt.  Somit  ist  Kephalos  der  attische  Orion 
(vgl.  Bobert,  Eratosth.  p.  244  A),  der  ja  eben- 
falls Jäger  ist  und  von  Eos  geraubt  wird. 
Orion,  der  Riese  des  Nachthimmels,  gehört  zu 
den    ursprünglichen,    dem    Volksglauben    an- 


18,  425),  der  natürlich  wie  der  Hund  zum 
Katasterismos  bestimmt  war.  Dem  Griechen 
gingen  die  Vorstellungen  eines  von  Jugend 
und  Schönheit  strahlenden  Jünglings  und  eines 
leuchtenden  Sterns  leicht  ineinander  über.  Wie 
auf  Vasenbildern  die  Sterne  als  Knaben,  Helios 
als  Strahlenbaupt  dargestellt  Avurden,  so  wurde 
umgekehrt  auch  ein  schöner,  Liebe  erwecken- 


1099 


Kephalos  (Deutung) 


der  Jüngling  ein  „Stern"  genannt,  vgl.  Z  401 
nncl  das  Epigramm  Flatons  A.  P.  7,  670. 
Den  Morgenstern  dachte  man  sich  als  schöjaen 
Knaben,  und  Callim.  Dd.  302  nennt  ihn  ovlos 
i&£LQaig  "EoniQog,  einen  „Krauskopf".  Darum 
wird  auch  der  Name  seines  Vaters  Keq)aXog, 
der  von  -nicpalrj  abzuleiten  ist  {Cartius,  Etym.^ 
S.  148),  als  „Sternhaupt"  zu  deuten  sein,  um 
so  mehr,  da  bei  den  Sternbildern  zuerst  der 
einzelne,  grofse  Stern  den  Namen  eines  Men-  lo 
sehen,  Tiers  u.  s.  w.  erhielt,  und  erst  in  der 
Folge  die  kleineren  Sterne  damit  zu  einem  Stern- 
bild verbunden  wurden;  vgl.  Mobert,  Eratosth. 
p.  244. 

Die  Deutung  der  Prokris  auf  den  Mond, 
welche  von  Preller,  Gr.  Myth.  2^,  147  aus 
ihrem  Tod  hergeleitet  wurde  („ein  Bild  für 
den  sich  versteckenden  und  erblassenden  Mond, 


Kephalos  (in  der  Kunst)  1100 

sich  auch  die  Erzählung  von  der  Begegnung 
des  Kephalos  mit  der  Bärin  deuten,  welche 
nach  Useners  Ausführung  (S.  334)  eine  alte 
Vorstellung  für  die  Mondgöttin  war.  Manchen 
einzelnen  Zügen  der  Sage  wird  übrigens  keine 
tiefere  Bedeutung  beizulegen  sein,  so  z.  B.  der 
achtjährigen  Abwesenheit  des  Kephalos,  worin 
Töpff'er  a.  a.  0.  S.  260  den  Gedanken  einer 
Sühnefrist  findet,  den  er  mit  dem  im  Kepha- 
]idenge^chlecht  heimischen  Apollodienst  in 
Verbindung  bringt. 

IV.    Kephalos  in  der  Kunst. 

1)  Da  die  Sage  von  der  Entführung  schöner 
Jünglinge  durch  Eos  sich  aufser  der  attischen 
Kephalossage  auch  in  den  Mythen  anderer 
griechischer  Stämme,  von  Orion,  Tithonos, 
Kleitos,  wiederholt,  und  der  älteste  Kunsttypus 


2)  Eos  verfolgt  den  Kephalos,  Vasenbild  (nach  MiUin,  Peint.  de  vases  11,  35). 


wenn  der  junge  Morgen  kommt"),  ist  von 
TJsener,  Bhein.  Mus.  1868,  387  [vgl.  Eoscher, 
Selene  u.  Verwandtes  Kap.  10]  umfassender 
begründet  worden.  Nach  ihm  stellt  das 
Märchen  von  Prokris,  die  den  Gatten  meidet, 
zu  ihm  zurückkehrt  und  durch  ihn  stirbt,  das 
Gehen,  Wiederkehren  und  die  Verfinsterung 
des  Mondes  dar.  Darauf  bezieht  er  auch 
ihre  Verbindung  mit  Artemis,  das  goldene 
Stirnband  und  den  Hund  als  Tier  der  Hekate 
und  Symbol  des  Lichts.  Wenn  der  letztere 
auch  nicht  der  frühesten  Gestalt  der  Prokris- 
sage angehört  und  in  dieser  überhaupt  bald 
die  märchenhaften  Züge  überwiegen,  so  finden 
doch  die  wesentlichen  Bestandteile  derselben 
in  dieser  Deutung  ihre  ausreichende  Erklärung, 
und  namentlich  scheint  Prokris  als  Mond  auf- 
gefafst  gut  zu  dem  schönen  Jäger  am  Sternen- 
himmel zu  stimmen,  dem  sie  bald  nahe  kommt, 
bald    entschwindet.      In    gleichem    Sinn    läfst 


dafür,  welcher  Eos  mit  dem  Knaben  in  den 
50  Armen  als  Gruppe  darstellte,  der  altioni- 
schen und  etruskischen ,  nicht  aber  der  alt- 
attischen Kunst  angehörte,  so  können  diese 
Darstellungen  (aufgezählt  und  zum  Teil  ab- 
gebildet unter  „Eos"  Bd.  1  Sp.  1272f.)  nicht 
mit  Sicherheit  auf  Kephalos  bezogen  wer- 
den. Nur  einmal,  am  amykläischen  Thron, 
ist  die  Benennung  Kephalos  durch  Paus.  3, 
18, 12  angegeben,  und  auf  der  Gruppe  von  Delos, 
die  vielleicht  unter  attischem  Einflufs  ent- 
60  standen  ist  (vgl.  Furtwängler,  Arch.  Ztg.  40, 
363)  ist  durch  den  Hund  auf  Kepbalos  hin- 
gedeutet. Erst  seitdem  die  attische  Kunst 
diesen  Typus  übernahm,  ist  die  Beziehung  auf 
Kephalos  sicher.  Das  erste  Denkmal  dieser 
Art  ist  das  in  noch  etwas  altertümlichem, 
feierlichem  Stil  gehaltene  attische  Thonrelief 
Archäol.  Zti/.  33  Tf.  15,  1  (s.  Abbildung  1), 
welches  Curtius  (ebd.  S.  167)  der  kimonischeu 


1 101  Kephalos  (in  der  Kunst) 

Zeit  zuschreibt.  Kephalos  ist  hier  sowie  auf  den 
attischen  VasenbiUlern,  welche  diesen  Typus 
■wiederareben  (s.  „Eos"),  dei-  attischen  Sage  ge- 
mäfs,  die  ihn  als  rüstiiien  Jäger  auffafst,  zwar 
mit  jugendlich  schönem  Körper,  aber  erwachsen 
dargestellt,  im  Anschluls  au  den  überlieferten 
Typus  jedoch  ohne  Attribute,  nur  mit  einer 
Binde  oder  einem  Kranz  im  Haar,  dem  hoch- 
zeitlichen Lorbeer  (über  die  Leier  3Ion.  d. 
Inst.  3,  23,  1;  s.  unten),  und  in  der  traditio- 
nellen Haltung,  dafs  er  den  rechten  Arm  um 
den  Nacken  der  Göttin  legt.  Wenn  er  ander- 
wärts auch  nicht,  wie  hier,  der  Göttin  ins 
Auge  blickt,  so  ergiebt  er  sich  doch  ruhig  in 
sein  Schicksal.  Auf  den  Vasen  wendet  sich 
die  Göttin  zuweilen  (vgl.  die  Abbildung  von 
31.  d.  I.  10,  39,  3,  Bd.  1  Sp.  1275)  rückwärts, 
offenbar  nach  andern  Personen,  aus  deren  Kreis 
sie  Kephalos  geraubt  hat,  wodurch  sich  die  ge- 


Kephalos  (in  der  Kunst)  1102 

die  Yase  Blacas  (abgeb.  Bd.  1  Sp.  2010),  wo  die 
VerfolgUDgsscene  unter  die  Naturerscheinungen 
des  Sonnenaufgangs  aufgenommen  ist.  Die  von 
0.  Jahn,  Arch.  Btitr.  93  gegebene  Aufzählung 
ist  von  kitephani  a.  a.  0.  S.  194  bis  auf  31 
vermehrt  worden.  In  diesem  Typus  geht  Eos 
mit  raschen  Schritten  auf  Kephalos  zu  und 
sucht  ihn  meist  mit  ausgestreckten  Händen 
zu  fassen,  während  dieser,  eine  jugendlich 
10  schlanke  Heroengestalt,  sich  eilig  ihrer  Vei-- 
folgung  entzieht,  indem  er  sich  meist  nach 
ihr  umwendet.  Hier  erscheint  er  vollständig 
als  Jäger  ausgerüstet,  mit  Chlamys,  dem  Pe- 
tasos  im  Nacken,  hohen  Jagdstiefeln,  oder  auch 
unbeschuht;  als  Jagdwaffe  hält  er  eine  oder 
zwei  Lanzen  in  den  Händen,  zuweilen  dazu 
noch  eine  Keule  {Roulez,  Clioix  de  vas.  Tf.  6) 
oder  auch  diese  allein  {Conipte  rendn  a.  a.  0. 
Tf.  5,  3);    Otter  ist   er  von  seinem   Hund   be- 


3)  Tod  der  Prokris,  anwesend  Erechtheus.     Attisches  Vasenbild  (nach  MilUngen,  Anc.  un.  nton.  I.  Ser.  pl.  14). 


pchlossene    Gruppe    auflöst,    um    in    die   Ver- 
folgungsscene  überzugehen. 

2)  Der  attischen  Kunst  eigentümlich  da-  50 
gegen  scheint  die  Darstellung  vom  Raub  des 
Kephalos  durch  Eos  als  Verfolgungsscene, 
namentlich  insofern  hier  Kephalos  der  atti- 
schen Lokalsage  gemäfs  als  Jäger  erscheint 
(zweifelhaft  ist  in  Beziehung  auf  Alter  und 
Vorbild  die  einzige  Vase,  die  nicht  attisch 
und  rotfig.,  sondern  etruskisch  und  schwarzfig. 
ist,  Memorie  delV  Inst.  2  Tf.  15,  1,  vgl.  Helbiq 
p.  433  das.  und  Furticänfßer ,  Arch.  Ztg.  40, 
350).  Dieser  Typus  war  seit  der  Mitte  des  eo 
5.  Jahrh.  im  rotfig.  Vasenstil  üblich^,  vgl.  die 
Vasenbilder  Miliin,  Feint,  de  vas.  2,  35  (s.  Ab- 
bildung 2).  Stephani,  Conipte  rendu  1872  Tf.  4, 
3.  5,  1.  3.  5  und  Winter,  Die  jungem  Vasen, 
Anhang  S.  50  f.  Die  hier  abgebildete  und  die  Vase 
Bull.  Kap.  1,  1  sind  die  einzigen  dieser  Gattung, 
auf  welchen  Eos  und  Kephalos  inschriftlich 
bezeugt  sind;  eben   solche  Sicherheit  gewährt 


gleitet  (Vase  Blacas ;  MilUngen,  Vas.  Gogh.  42). 
Mehrmals  sucht  er  ihr  im  Fliehen  Widerstand 
zu  leisten,  indem  er  einen  Stein  (Vase  Blacas 
und  M.  d.  Inst.  3,  30)  oder  den  Jagdspiefs 
gegen  sie  erhebt  {Compte  rendu  1872  Tf.  4,  3). 
Einmal  geht  sie  mit  einer  Tänia  auf  ihn  zu 
{Gerhard,  A.  V.  Tf.  160),  um  ihn  zu  schmücken, 
er  aber  weist  dieses  Liebeszeichen  von  sich. 
Die  Abneigung  erklärt  sich  aus  der  Einwirkung 
der  Prokrissage,  siehe  „Eos"  Bd.  1  Sp.  1269.  — 
Obgleich  in  der  Sage  Kephalos  als  einsamer 
Jäger  gedacht  ist,  haben  ihm  die  Vasenmaler 
häufig  einen  Jagdgefährten  (auf  der  Vase 
Bull.  Nap.  1,  1  Kallincexog ,  Compte  rendu 
a.  a.  0.  Tf  5,  3  Tid-covog  genannt)  oder  nach 
der  sonstigen  Darstellungsweise  von  Entfüh- 
rungsscenen  Freunde  und  Gespielen  beigegeben, 
aus  deren  Kreis  er  geraubt  wird,  wozu  noch, 
auf  der  Vorder-  oder  Rückseite  der  Vasen, 
der  alte  Vater  kommt,  dem  die  Entführung 
gemeldet  wird,  vgl.  Julm  a.  a.  0.  95.  Stephani 


1103         Kephalos  (in  der  Kunst)  Kephenes                     1104 

a.  a.  0.  196.    Hieran  reiht  sich  eine  zahlreiche  Same  auf  den  Hund  Lailaps,  vgl.  Bosset  a.  a.  0. 

Klasse    von    Vasenbildern,    auf  welchen    eine  nr.  42  u.  47.  Combe  num.  Hunter.  46,22.  Gatdl. 

geflügelte  Frau  in  ganz  ähnlicher  Weise  einen  a.  a.  0.   S.  90  Tf.  18,  9  f.  S.  92.     Wegen  der 

Jüngling  mit  einer  Leier  (z.  B.  MilUngen,  Vas.  Ähnlichkeit  mit  jenem  Kephalos  auf  den  Mün- 

Cogh.   42),   zweimal    auch    mit    einem    Packet  zen  von  Pale  in  der  Stellung  wurde  eine  kleine 

Bücher  {MilHn,  Vas.  1,  48)  verfolgt,  vgl.  Jahn  Bionzefigur  in  Paris,  Gazette  arclieoJ.  2  pl.  36 

a.  a.  0.  97.  Stephani  a.  a.  0.  p.  199  und  neuer-  ebenfalls  auf  Kephalos  bezogen;  ob  mit  Recht, 

dings  die  Hermonaxvase,  Heibig,  Bull.  d.  Inst.  mufs  bei  der  Abwesenheit  aller  Attribute  frag-, 

1873  p.  167;    auch    diese    Darstellungen    sind  lieh  bleiben.     [Rapp.] 

zum  Teil  ebenso  mit  Nebenpersonen  versehen,  lo      Keplienes  {Kricpr]vsq,   fKriq)rivai  nur  einmal 

Jalm  trug  Bedenken,  hierin   Kephalos   zu   er-  bei   Arrianos  in  Eustath.   zu   Hionys.  Perieg. 

kennen,   da  die  Sage   ihm  nicht  solche  Züge  1005,  F.  H.  G.  3,  601,  78,  wo  der  accus,  her- 

ephebischer  Bildung  verleihe;  Stephani  wollte  zustellen   ist:    rovg   di    Tlsgaag    .  .  .    Kriq)rjväg 

in  allen  diesen  Darstellungen  Tithonos  sehen  [Hs.   -rai]   tcots   Kulslad^ai  cprjoiv  'A.  —   Ovid 

(nach  der  Inschrift  Bull.  d.  Inst.  1848  p.  40);  Jfef.  4,  764  einmal  Cepheni  proceres  adjektivisch, 

neuerdings   nimmt   man  ihn  einfach  als  einen  wonach   wohl   Plinius  n.  h.   6,  10   [27 f.]   sein 

mit    den    Attributen    des    musisch    gebildeten  Substantivum  Cepheni  [ancc^  ^^7-]  schuf):  das 

attischen   Jünglings    ausgestatteten    Kephalos  Volk   des   Kepheus    in    der  Andromeda- Sage, 

(Helbig  a.  a.  0.    Furtwängler,  Arch.  Ztg.  40,  doch   in  unseren   Quellen   erst  seit  Herodotos 

350.    Bobert,  Bild  und  Lied  S.  32).  20  und  Hellanilos  auftretend.     Seitdem  wird  der 

3)  Kephalos  wurde  aber  auch  in  seiner  Ausdruck  promiscue  mit  Jid-ionsg  gebraucht. 
Verbindung  mit  dem  attischen  Prokrismythus  v.  Wilamowits  hat  einmal  (Homer.  Unters. 
dargestellt,  welcher  zu  den  aus  der  attischen  S.  152)  behauptet,  sie  seien  ursprünglich  in 
Landessage,  wahrscheinlich  von  Polygnotos  Tegea  zu  Haus.  Aber  diese  sinnreiche  Kom- 
(vgl.  oben  dessen  Prokris  in  der  Lesche  bination  der  stets  in  Mehrzahl  auftretenden 
von  Delphi,  und  Bobert,  Bild  u.  Lied  S.  28),  K.  mit  den  50  Söhnen  des  Tegeaten  Kepheus 
entnommenen  und  in  die  Vasenmalerei  des  kann  sich  einstweilen  auf  kein  direktes  oder 
5.  Jahrh.  übergegangenen  Stoffen  gehört.  indirektes  Zeugnis  berufen.  Ebensowenig  wird 
Kephalos  wird  hier  durchaus  wie  in  der  Eos-  in  den  erhaltenen  Zeugnissen  die  Bezeichnung 
sage  dargestellt,  ein  Beweis  für  die  schon  be-  30  K.  im  Zusammenhang  des  hesiodischen  Mythos 
gonnene  Verschmelzung  der  beiden  Sagen.  von  der  '  Araberin '  Kassiepeia  gebraucht,  gilt 
Auf  einer  Vase  des  ,, schönen"  Stils  bei  Mil-  also  nicht  für  die  Aithiopen  Arabiens  und  des 
lingen,  Ancient  uncäited  monuments  Tf.  14  (s.  Nillandes  (nur  der  geschäftige  Polyhistor  bei 
Abbildung  3),  dem  einzigen  erhaltenen  Exem-  Steph.  Byz.  Aißvr]-  x^Q^  7toXvcövi>ßog  zählt 
]>lar  dieses  Gegenstandes,  ist  der  Tod  der  unter  12  anderen  Namen  für  das  afrikanische 
Prokris  wiedergegeben  in  dem  (ganz  ebenso  von  Libyen  aufser  ^ix^tojrta:  auch  Kr^cpqviri  auf;  und 
Ovid  Mit.  7,  840  geschilderten)  Augenblick,  Eustathios  zu  Dionys.  Per.  910.  G.G.M.2,315 
wo  sie,  von  dem  Speer  in  die  Brust  getroffen,  hat  aus  dem  Krjcprjvsg  01  Al&LonBg  des  Steph. 
auf  einen  Felsen  niedersinkt,  indem  sie  sich  Byz.  'lönq  auf  eigene  Faust  ein  K.  01  Alyv- 
bemüht,  den  Speer  herauszuziehen,  während  40  itzioi  (!)  gemacht).  Auch  in  der  von  Theo- 
Kephalos,  der  herbeigeeilt  ist,  den  Irrtum  er-  pompös  abhängigen  ioppensischen  Kepheus- 
kennend  an  die  Stirne  greift.  Er  erscheint  sage  ist  von  K.  nicht  die  Rede;  denn  bei 
ganz  wie  sonst  mit  Chlamys,  Petasos  und  Strabon  1  p.  42  §  36  steht  das  i&vog  Ai&io- 
Keule  und  mit  dem  Hund  an  der  Leine,  Pro-  jrtxo-r  .  .  .  ällo  Krjeprjvcov  in  einer  apollodo- 
kris  (in  Vorderansicht  und  deshalb  etwas  mifs-  rischen  Aufzählung  mythischer  'Aithiopen- 
lungen)  ebenfalls  als  Jägerin  in  amazonenhafter  Völker'  (Erember,  Pygmaien)  und  ist  von  dem, 
Tracht;  über  ihr  das  entschwebende  Eidolon  in  allerdings  demselben  Apollodoros  angehörigen 
Vogelgestalt.  Auf  die  Scene  eilt  ihr  Vater  Theopompos  -  Citat  über  loppe  p.  43  C  zu 
Erechtheus  zu,  um  dem  Kephalos  seine  That  trennen.  Dagegen  sind  in  dem  ostaithiopischen 
vorzuhalten  (vgl.  oben  Abschn.  II,  4).  —  Das  50  Mesopotamien ,  in  welchem  schon  Hesiodos 
von  Jahn,  Arch.  Beitr.  S.  72.  auf  Kephalos  (frg.  44  Ki.)  und  Aischylos  {Suppl.  275)  bei 
und  Aura  (oben  Abschn.  II,  3)  gedeutete  pom-  den  KaurjXoßoa-Aot  des  persischen  Meerbusens 
pejanische  Wandgemälde  bei  Zahn  2,  78  stellt  (vgl.  Strabon  16  p.  767 f.  Aithiopenländer  etc., 
Selene  und  Endymion  dar,  vgl.  Helbig,  FlecJccisen  JB.  Suppl.  16  S.  181)  die  Aithio- 
Wandgem.  Campaniens  nr.  960.  pen     der    Memnon-Sage    lokalisiert     hatten, 

4)  Auf  die  Sage,  welche  den  Kephalos  zum  durch  Herodotos  und  Hellanilos  oder  viel- 
Eponymos  der  Insel  Kephallenia  machte,  sind  mehr  ihren  gemeinsamen  Gewährsmann  (Sky- 
die  Münzen  der  kephallenischen  Stadt  Pale  lax?  vgl.  Aithiopenl.  S.  155)  auch  die  K. 
zurückzuführen,  auf  welchen  ein  Jüngling  mit  angesetzt  und  mit  dortigen  Ureinwohnern 
einer  Lanze,  inschriftlich  als  Kicpcclog  bezeich-  60  identificiert  worden.  Ihnen  folgte  Apollodoros 
net,  auf  einem  Felsen  sitzt^  vgl.  Bosset,  Essai  (b.  Strabon  a.  a.  0.),  der  agyaU-Aog  cxfSiaa^og 
sur  les  medailles  des  iles  de  Cephalonie  Lond.  bei  Deinias  von  Argos  (F.  H.  G.  3,  25,  4: 
1815  Tf.  1  nr.  1 — 5.  Combe  num.  mus.  Britann.  Al&ioniei  tnaleixo  .  .  .rozs  Krjcprjvia,  mit  Er- 
Tf.  7,  22.  23.  Catal.  of  greeJc  coins  in  the  Brit.  wähnung  der  Perser,  des  Perseussohnes  Ery- 
Mus.  Peloponnesus  S.  84  f.  89.  91  Tf.  17,  lOff.  ihxa&Vi.Aiiv 'EqvQ'qcc  %äXao6a\  Ovidius,Nonnos. 
18,  4.  Wahrscheinlich  ist  auch  die  schon  von  Weder  für  diese  örtliche  Beschränkung  auf 
Eckhel  angenommene  Beziehung  des  Wind-  Mesopotamien  noch  für  das  späte  Auftreten 
hunds    auf  den    Münzen   des    kephallenischen  des   Namens    ist   eine   Ursache    zu  entdecken. 


I 


1105                    Kephenes  Kephenes                     1106 

Dafs   die  Form  Krjoprjvfg  =  Drohnen  mit  Krj-  wären  Kepheus  und  die  Kephenen  zu  AlQ-ioitfq 

(fi£vq    selbst    weder    lautlich    noch    inhaltlich  entweder   in    der    Umgegend    der   Heliosstadt 

in    notwendigem    Zusammenhang     steht,     ist  Korinthos  geworden   oder  auf  der  Heliosinsel 

unten   {Kepheus  nr.  4)   bemerkt;    auch  dafs  in  Rhodos   oder  im    euböischen  Xal-Ai?,  dem  Ur- 

den    ethnographischen  Verhältnissen    Mesopo-  bild   der    sagenhaften  Kolx^g  (Maaß,   Hermes 

tamiens   etwa  die  Ursache   für  das  Auftreten  1888  S.  699ff.,  Götting.  fiel.  Am.  1890  S.  362) 

des  Wortes  Krjcprivsg  bei  den  Historikern  des  und    der    Aia   des    Helios -Aietes- Mythos   der 

5.  Jahrhunderts  liegen  sollte,  ist  nach  dem  Argonautik.  Das  Urbild  der  Pindarischen 
Mafs  des  über  das  Zweistromland  Bekannten  -nBlaivoinsg  Kö\%qi  hat  Maafs  in  euböischen 
nicht  anzunehmen.  Vielmehr  lassen  sich  als  lo  Aithiopen  aus  dem  Ai^iöniov  ;j;m9iov  sv  Ev- 
mitwirkende  Ähnlichkeiten  nur  feststellen:  ßoi'a,nlrjaiov  rov  Evqitcov  (Harjjokration,  Steph. 
1.  die  Altertümlichkeit  sowohl  der  griechi-  Byk  s.  v.,  u.  a.)  erschlossen.  An  der  Peraia 
sehen  Kepheusleute  als  auch  der  Ureinwohner  von  Chalkis  liegt  Thronion,  verknüpft  mit 
Chaldäas  (vor  der  Einwanderung  der  Chaldäer  Kepheus'  Gattin  Kassiepeia  (s.  d.  nr.  2),  und 
aus  Babylon);  2.  der  Fischerberuf;  3.  die  wohnen  die  nvQQolratg  o^saiv'Jv&rjSöviot,  (Ps.- 
Gefährdung  durch  Wasserfluten;  4.  die  Sitte,  Bilaiarch  1.  23,  F.H.G.  2,  259,  24;  vgl.  C. 
Sterbende  (d.  h.  noch  Lebende)  wie  Leichen  Müller  zu  Geogr,  Gr.  3Iin.  1,  104,  24  und 
der  Flut  zum  Wegspülen  auszusetzen  (vgl.  zu  Äitkiopenländer  S.  208),  welche  auf  die  Vor- 
den  aithiopischen  Ichthyophagen  Chaldaias  Stellung  von  Ald^ionsg  am  Euripus  mitbestim- 
bei  Herodot  1,  200  und  Sirabon  16  p.  746  §  20  20  mend  einwirken  konnten.  (Vgl.  auch  'Kepheus' 
das,  was  Ägatharchidas  G.  G.M.l,  137,  45  über  nr.  4.)  —  Obige  6  Kriterien  müssen  auch  an  jenem 
die  gedrosischen  sagt);  5.  der  Glaube  an  uns  nicht  näher  bekannten  kleinasiatischen 
opferempfangende  Nereiden  (so  die  der  roten  Volksstamm  beobachtet  worden  sein,  in  denen 
'Nerei'deninsel',  der  sQvd'QK  d-ciXacau  bei  PUn.  der  griechische   Alexanderhistoriker  bei   Plin. 

6,  26  (97)  die  mit  der  roten*)  Palmen- Insel  n.  h.  6,  16  (41)  und  10  (27 f.)  die  Kephenen 
des  Erythrasgrabes  bei  Strabon  16  p.  766.  779  seiner*)  Heimatssage  wiedererkennen  wollte, 
identisch  ist)  sowie  an  heilige  Urwesen  in  so  dafs  er  dieselben  zwischen  Kommagene, 
Fischgestalt,  dem  -uriTog  entsprechend  (Berosos  Adiabene  und  Grofs-Armenien  (etwa  in  Sophene 
Chald.  1.  3.  F.  H.  G.  2,  496f.);  endlich  6.  der  und  Gordyene)  ansetzte  (vielleicht  war  es  der 
sog.  'aithiopische'  Charakter,  der  beim  meso-  30  Pharsalier  Kyrsilos  oder  der  Larisaier  Medios, 
potamischen  Urvolk,  z.  B.  von  Susiana  (Kie-  welche  beide  gelegentlich  des  Alexanderzuges 
pert,  AlteGeogr.  S. 14:1^;  \g[.  E.Meyer,  Gesch.  d.  griechische  Mythen  des  thessalischen  Arme- 
Altert.  1  S.  157fF.  Duncl-er ,  G.d.  A.  1^  S.  247),  nion  in  der  armenischen  Gegend  von  Sophene 
feststeht  und,  wenngleich  in  anderem  Sinne,  auch  und  Adiabene  angeknüpft  hatten:  Strabon  11 
von  der  Bevölkerung  der  alten  Kepheusstädte  p.  530  §  12.  Script,  rer.  Alex.  M.  p.  127). 
Bura  und  Olenos  ausgesagt  werden  konnte:  Daselbst  fand  sich  (am  Ararat)  Flutsage,  und 
wenigstens  ist  in  der  hellenischen  Mythologie  zwar  in  Anknüpfung  an  die  Urzeit  (des  Xisu- 
von  jeher  die  Aithiopenvorstellung  untrennbar  thros-Noah),  Fischkult,  Rotvölker,  ja  sogar 
gewesen  vom  Heliosmythos  (so  schon  bei  der  aus  der  Heimat  vertraute  Minyername 
Homeros  y  1.  Mimnernios  frg.  11.  BergJc,  Ai-  40  (vgl.  Aithiopenländer  S.  192 f.).  —  Aber  auch 
schylos  frg.  192  und  besonders  eigentümlich  nach  Westen  war  (von  Euripides)  der  Per- 
Pindaros  PytJi.  4,  376  ■aslaivcoTcsg  Kölxoi  im  seus-Andromeda- Mythus  mit  Gorgonen  und 
Helios  -  Aietesmythos ;  des  aithiopisch  -  helia-  in  Verknüpfung  mit  der  aus  P/atow  bekannten 
dischen  Tithonossohnes  Memnon  zu  geschwei-  Atlantis  übertragen  (vgl.  Aithiopenl.  S.  203  ff.); 
gen).  Helios  aber  beherrschte  einst  von  Akro-  und  wenngleich  bei  Euripides  der  Kephenen- 
Korinthos  aus  Weichbild  und  Golf;  einen  name  nicht  nachweisbar  ist,  verdient  doch 
Aethiops  rex  auf  dem  Isthmos  nennt  der  sog.  eine  auffällige  Übereinstimmung  der  atlan- 
Lactnntius  zu  Stat.  Theb.  3,  478,  und  einen  tischen  Westaithiopen  mit  den  ausdrücklich 
sprichwörtlichen  Ktistes  Aid-toip  Kogiv&iog  der  als  Kephenen  bezeichneten  Ostaithiopen  Meso- 
Skepsier  frg.  73  Gaede  aus  Athen.  4  p.  167  D;  50  potamiens  Erwähnung,  weil  sie  Rückschlüsse 
vgl.  den  auf  dem  argolischen  Pron  begra-  auf  die  älteste  Vorstellung  von  den  kephe- 
benen  Melanchro(o)s  bei  IJeinias,  F.  H.  G.  3,  nischen  Aithiopen  zuläfst:  Einkleidung  und 
24,  3  und  über  Al&ioTtsg  an  der  'Ea%cixiwTig  Schmuck  mit  Exuvien  grofser  Fische  findet 
XCyLvr]  auf  dem  korinthischen  Isthmos  den  Art.  sich  bei  den  Westaithiopen  der  atlantischen 
Eschatiotis  unter  den 'Vorläufigen  Nachträgen'  Küste  {Strabon  17  p.  828),  bei  den  von  Gorgo 
Lieferung  24  Umschlag.  So  empfiehlt  sich  O.  und  Poseidon  abstammenden  Königspaaren  der 
C/wst««' Hypothese,  dafs  der  eigentliche  aid'ioip  Insel  Atlantis  {AiUanos  H.  A.  15,  2)  und  im 
=  Helios  (mit  dem  brennenden  Antlitz)  sei,  und  0.sten  bei  den  Urwesen  dev'EQvQ^QO.  Q-ülaaocc  und 
nach  ihm  das  Heliosland  und  seine  Bewohner  ihren  Opferpriestern  {Berosos  bei  Synkellos 
Al%ionLcc  und  Ai&i'onsg  genannt  seien.    Mithin  eo  und  Eusebios ,  F.  H.  G.  2,  496,  3,   dazu  noch 

Helladios  bei  Phot.  bibl.  535%  34;.  vgl.  Biehm, 

*)  Mit   dieser   Erinnerung   an   die   roaige  'PöSo;   geht  H.    W.  B.    1  ,    61    Abbildung).    —    Auf    Rhodos, 
auffällig   noch   der    Anklang    an   Doris   Hand   in  Hand: 

Bei   der  Erythrasinsel  Jviija,   Einwohner  JoiQttrjs,   und  *)   Oder   waren    die    dort    nach    dem    2.   Perserkriege 

bei   loppe  Jwnu,   Einw.  Jwoitr^;,   beides  bei  Steph.  Byz.  angesiedelten   'Eoetinf7~   oi  äraQTtaaitivTf?   vftl   IJeoaoiv 

u.  d.  "Worten.     Strabon  16   p.  767   fafst   die  Erythrasinsel  (Strabon   16    p.  747)   die   Träger    dieser   Auffassung    und 

mitDoTik,  Alfrandros  IvL-lriia  hei  Stepli.  ^('too:  r^  üy/la/.o:;  Vermittler   an  jenen   Historiker?    X;ich   dem   oben   Aus- 

t'  '/o'jt/;  zusammen.   Dag  erleichterte  sehr  die  Anknüpfung  geführten  mufsten  diese   Leute   die   Kepheus-Kassiepeia- 

an  den  Kephenenmythos  der  dorischen  Hexapolis.  Kephenen-Aithiopen-Sage  gekannt  haben. 


1107     Kepheus  (v.  Tegea,  S.  des  Aleos)  Kepheus  (v.  Tegea,  S.  des  Aleos)    1108 

dem   einzigen   griechischen   Ort,    wo   sich   Er-  in  einer  der  verlorenen  (5?)  Strophen  des  nach 

innerungen    an    Kassiepeia    und    den    Andro-  Bergk  p.   28    etwa    12-strophigen   Partheneion 

medaniythos  (Lykoj^hron)  mit  der  Vorstellung  {Papyms  MarietteP.  L.G.  B^  frg.  23  p.  23  sqq.) 

von  Helios- Aithiopen  (und  den  Helios- Rosse-  gebildet  haben,   das  in   den  ersten  erhaltenen 

Stallungen)   kombiniert  vorfinden,   finden   sich  Strophen   die    Besiegung    der   Hippokoontiden 

Erinnerungen    an    eine   verderblirhe,    vorweit-  behandelt,  freilich  nicht   durch  Herakles  (und 

liehe   Flut,   Poseidon-   und    Nereidenkult   (die  Kepheus'?),  sondern  wie  es  scheint,  blofs  durch 

Doristöchter  I.ylophrons  43,  165  ff.,  s.  oben  unter  dieDioskuren.  Jedenfalls  war  ein  anderer  Sagen- 

Kassiepeia;  vgl.  Aithiopenl.S.  185f)  ebensogut  kreis,   in    dem    ein  K.    vorkommt,   aufser  dem 

wiezu  Buraund  Helikeund  der  acha'ischenKüste  10  von   den  Hippokoontiden,   dem  Alkman,  nach 

überhaupt;    auch  Fi^cberbevölkerung  giebt  es  den   erhaltenen  Resten   zu   urteilen,   nicht  be- 

hier   wie    dort.  —  Namen    einzelner   K.  nennt  kannt,   und   es   scheint   vorderband   nicht  rät- 

nur  Ovid;    als  proceres  hat  er  Lyncides  {Met.  lieh,  hier  den  K.  der  Andromedasage  (und  die 

4,  767),  den  post  regem  primus  Hodites  (5  97),  Kephenen)   zu   sehen   {v.    Wilamnwitz ,    Homer. 

Prothoenor    (98),    den    grandaevus    Emathion  UnUra.  1883  S.  152:  ,,K.  und  seine  Kephenen 

aequi    cultor    timidusque    deorum   (99f),    die  sind  eigentlich  in  Tegea  zu  Hause.").  —  Viel- 

Zwillinge    Broteas    und    Ammon    (107),     den  leicht  nannten  auch  die  Erzähler  von  Herakles' 

Cereris  sacerdos  Ampycus  albenti  velatus  tem-  Besuch  bei  Aleos  in  Tegea  und  der  Erzeugung 

pore  vitta  (110 f.),  den  friedlichen  Sänger  und  des    Telephon     mit    der    Aleostochter    Auge: 

Kitharspieler   lapetides   (111),    den    ferox  Ly-  20  Hekrttnios    {F.  H.  G.  1,   27,   345),    Sophokles 

cormas    (119),    Menaleus    (128),    den    reichen  'AlsäSai  frg.  98 — 112  Ddf.),   Eiiripides  {Avyr], 

Nasamonen  Dorylas  (129),  den  Kinyphrier  Pe-  frg.   114  —  152   Nauck  u.  a.   den   K.    —  Nach 

lates    (124),    wozu    als   Genossen  des   Perseus  ÄpoUon.    Bhod.    A.    1,    161ff.    war    er   S.    des 

noch  Aconteus  (201)  und  wahrscheinlich  Abas  Aleos,  Bruder  des  Amphidamas  von  Apheidan- 

(126)   kommen.     Versteint   wird    nur   der  vor-  tion,  nach  Pausanias  8,  4,  8:  Bruder  auch  des 

letzte  aus  Versehen,  also  kein  Kephene;  viel-  Lykurgos,  nach  dessen  kinderlosem  Hinschei- 

mehr   mit    dieser   Ausnahme    nur   fremde   Ge-  den  die  Herrschaft  auf  ihn  und  seinen  Stamm 

nossen  des  Phineus,  worüber  s.  unter  Kepheus  übergeht;   8,  5,  1 :   Vater  des  Aeropos,  Grofs- 

Sp.  1112,  48ff.     [K.  Tümpel.]  vater    des    Echenor;    nach    der   etymologisch- 

Kepheiis  {Kri^psvg,  dor.  Kacp^v?).    Vertreter  30  explikativen  Tempelsage  des  tegeatischen  zov 

dieses  Namens  erscheinen  in  den  Quellen  fünf,  'EQvyiocToq  hgöv  {Paus.  8,  47,  5)  hatte  K.  von 

die   sich  vorderhand  nicht  sämtlich  auf  eine  der   Athene    Polias    (nicht    der    Atliene    Alea, 

einzige  mythische  Persönlichkeit  zurückführen  deren  tegeatischer  Tempel  vielmehr  von  seinend 

lassen.     Diom/sios  Skytobrachion   (beim  Schol.  Vater  Aleos  gegründet  war) ,   eine  Locke  von 

ÄpoUon.  jRhod.  1,  162;  vgl.  Schivartz,  d.  Dion.  dem    Haar    der   Medusa    zum    Geschenke    be- 

Scyt.,  Diss.  Bonn  1880  p.  46  ^)  unterschied  nur  kommen  sg  cpvXccarjv  rrjg  nölecog,  d.  i.  als  ^'qvjxcc, 

zwei:  dvo  ds  siat,  KijCpsLg,  0  ^\v  'Alsov  (V).,  ov  und  mit  der  Zusicherung,  dafs  Tegea  „die  ganze 

^vrjfinvsvBt.  'AnoXlcöviog,    b   Sb  etegog,   ov  fivrj-  Zeit"  unerobert   bleiben   sollte.      Die  Apollod. 

(lovBvBL  "FAlävi-nog  bv  reo  tibqI  'AQ-nadiag,  uäm-  Bihl.,  welche  zu  dem  Vater  des  K.  (Aleos,  S. 

lieh  der  S.  des  Lykurgos  (2).    Er  hat  also  den  40  des  Apheidas,  Königs  von  Tegea:  3,  9,  1  [2  f.], 

achäischen     K.     von    Bura     und    Golgoi     des  3,  vgl.   Schol.   Apollon.  Eh.  1,  162)   auch   des 

Lykophron  (3)    sowie    den   mit  diesem    schon  K.   Mutter  nennt:   Neaira,    die  Pereustochter, 

von  den  Alten  kombinierten  Vater  der  Andro-  erzählt   den  Mythos  (2,  7,   3,  5)   so:   K,   hatte 

meda,    den    berühmten    'Aithiopenkönig'    (4),  von  Neaira  20  Söhne   und   1  Tochter  Sterope 

den  doch   derselbe  Hellnnikos  ausführlich  be-  (1.  Aerope,  Mutter  des  Aeropos,  Sehwedler,  De 

handelt  hatte,  entweder  nicht  gekannt  —  was  7-ebus  Tegeaticis,  Leipzig.  Studien  9  1886  S.  291); 

kaum  anzunehmen  ist  —  oder   mit  einem  der  er  weigerte  sich  anfangs,  mit  Herakles  gegen 

beiden  Arkader  identificiert,   worin  ihm  dann  die  lakonischen  Hippokoontiden  zu  ziehen,  aus 

Hellanikos  vorangegangen    sein    müfste.     Der  Furcht,    dafs    die    Argeier    Tegea    überfallen 

thespische  (5)   ist  wohl  mit  dem  4.  identisch.  50  könnten.    Aber  Herakles  giebt  eine  von  Athene 

1)  Die  absolut  älteste  Erwähnung  eines  K.  empfangene   Locke    {^öaxQvxog;    ob    vielmehr 

findet    sich    bei    Alkiiian    {frg.    72    B'ik.    aus  Schlange?)  vom  Haupte    der    Gorgo    in    einer 

Gramer,  Anecd.  Oxon.  1  p.  159,  32):  ryffxg   Tis  ehernen  Hydria  (vgl.   den   Schlangentopf,   der 

öxaqpftis    (so!)   aväaacov,   von  H.  Neumann  in  in  die  pergamenische  Sage  vielleicht  aus  Tegea 

Boberts Eratosthenis  Catasterism.  reliqu.  p.  246  ^')  durch  die  berühmteWanderung  der  Auge  und  des 

schon  1878  in  Karpsvg  verbessert,  was  Bergk,  Telephos  kam;  im  allgemeinen  s.  JBosc^er,J(/7irb. 

P.   L.  G.    3\  1882   p.  60   und    Hiller,   AntJw-  /./tZ.  P/^/^.  1886, 225  ff.)  an  die  Tochter  des  K.,  Ae- 

logie  etc.   1890  p.  172   übersahen.     Das  Frag-  rope,  zum  Schutze  gegen  die  Argeier  (s.Sp.  1114). 

ment   scheint   metrisch  dem  Dioskurenhymnos  Auf  dem  Zuge  fällt  K.  mit  seinen  Söhnen,  von 

fremd   zu   sein,   der   stofflich   verwandt  ist   —  fiO  denen  nach  Diodoros  4,  33  drei  leben  bleiben. 

er    behandelt    den    Anlafs    zu    des    Herakles  —   Die  Lokalsage    von    Kaphyai  in  Arkadien 

Rachezug  gegen  die   lakonischen  Hippokoon-  (bei  Paus.  8,  23,  3;  vgl.    Steph.    Byz.   Kaq)vai 

tiden  {frg.  15  JB.).  an  dem  nach  späteren  Zeug-  .  .  .  ano  KrjcpBcag,  richtiger  KacpBoog)  behauptete, 

nissen  {Apollod.  Bihl.  2,  7,  3,  5)  der  Aleossohn  dafs  in  dieser  Stadt  König  K.,  Sohn  des  Aleos, 

Kepheus  aus   Tegea  mit    seineu  Söhnen   teil-  einst    athenischen    Schutzflehenden,    die    von 

nahm.  —  Dagegen  könnte />y/.  72  den  9. Vers, also  Aigeus  vertrieben  worden  seien,   ein  Asyl  ge- 

den  Eingang  der  Bumdog  {Crusiiis,  Commentat.  geben  habe.   Von  diesem  KrjcpBVQ  sei  qpwvr}  rcöv 

0.   Bibheckio  etc.    1888    p.  21,    und    brieflich)  'AQKÜdwv  die  Stadt  benannt.     Die   arkadische 


1109   Kepheus  (Sohn  des  Lykurgos;  Achaier)  Kepheus  (der  Andromedasage)     1110 

Namensform  des  Königs  war   also,   was  Pnu-  gemeinschaftliche    ältere    Quelle,    nur    gründ- 

sanias  nicht  bemerkte,  dieselbe  wie  die  lako-  lieber  als  jener,  ausgebeutet  haben.  Frcnim.  IC^O 

nische  bei  AlJcmnn:  KacpBvs.  '<^^s  i^eisika  1  {hei  Steph.  Bi/z.  Xalöaiot.  F.H.G. 

2)  K.  der  Arkader  {Hellanikos  fvfi.  59  aus  1,  67)  läfst  K.,  'den  Vater  der  Andromeda, 
Schal  ÄpoUon.  Hhml  Ä.l,  U2.  F.  H.G.1,\&2);  welche  mit  Perseus  (I)  den  S.  der  Danae  von 
nach  Dionijs.  Ski/tnbr.  (s.  o.)  vom  vorigen  ver-  Zeus  Perseus  (II)  erzeugte',  das  später  sogen, 
schieden,  war  nach  der  ApoUod.  Bihl.  (1,  8,  2,  Chaldaia  bewohnen,  aus  dem  die  nach  ihm 
4)  Sohn  des  Lykurgos,  Bruder  des  Ankaios,  benannten  Kephenen  (s.  d.)  erst  durch  die  aus 
Teilnehmer  an  der  kalydonischen  Eberjagd;  Babylon  eindringenden  Chaldäer  vertrieben 
nach  einem  anderen  H^IJanikosfragment  (ohne  lO  worden  seien  Krjtpicoc:  ovhszl  ^cövrog.  Den- 
Nummfr  aus  ScIioL  31  TA  zu  Eurip.  Phoiniss.  selben  Schaujilatz  wählte,  wie  es  scheint, 
150)  Sohn  des  Poseidon,  7rar/)p  f'AQyrjirot)  Sophokles  in  der  'Andromeda'  (vgl.  frg.  139 
(s.  d.),  Vorfahr  des  Parthenopaios.  Es  ist  Ddf.  und  dazu  Aithiopenländer  S.  132).  In 
zweifelhaft,  ob  wegen  des  Herodotisthen  (9,  26)  diesem  Drama  wurde  das  xi^Tog  ausdrücklich 
Phegeus,  Vaters  des  Aeropos,  auch  hier  Aeroiios  über  den  K.  geschickt  (Argument  in  den 
zu  ändern  ist  (bei  Pcmsan.  7,  4,  1  ist  ähnlich  Eratosthen.  Katasterism.  36:  ^ry-rog  .  .  .  o  IJoaei- 
Ankaios  selbst  als  Vater  mit  einer  Parthenope  Scöv  ttiBfi-^s  KrjcpEt).  obgleich  gerade  bei  Soplio- 
verknüpft).  kies    die    Verschuldung    seiner    eitlen    Gattin 

3)  K.  der  Achaier  wanderte  «tt' ^if'vof  [  Kassiepeia  (siehe  diese,  nr. 3)  gegen  die  Wasser- 
Jv[ir]<;  TS  BovQai'oLGiv  rjysfimv  otqkzov  nach  20  geister  einen  breiten  Raum  einnahm.  Des  K. 
dem  kyprischen  Golgoi  {Lyknphr.  Alex.  586  ff.)  Palast  bildete  wohl  den  Hintergrund  der 
zusammen  mit  Lakonern  unter  Praxandros  aus  Bühne,  im  Gegensatz  zu  der  EuripideiscJien 
Therapne  (=  Philostephanos  frg.  12  aus  Tzetz.  'Andromeda'  {Robert,  Arch.  Zeit.  36,  1878 
z.  d.  St.  F.  H.  G.  3,  31).  Er  dürfte  höchstens  S.  17).  —  Die  erste  sichere  Bezeugung  des  K. 
mit  dem  Lykurgossohn  K.  2.  identificiert  wer-  a-ls  eines  'Aithiopen'  findet  sich  erst  bei 
den,  da  der  Aleossohn  1.,  wenigstens  der  Eunpides  (Argument  in  den  Erat.  Katast.  15: 
Hippokoontidensage  zufolge,  vor  Sparta  ge-  Ai&iÖTtcav  ßaadsvc),  ebenso  das  erste  sichere 
endet  haben  soll.  Nicht  unterschieden  hat  die  Zeugnis  für  seine  Verstirnung.  Dafs  Eiiripides 
pragmatisierende  Mythographie  der  Alten  ihn  im  Westen  suchte,  im  Gegensatz  zu  sämt- 
diesen  Achaier  von  dem  30  liehen    Früheren    und    Späteren,    beweist    die 

4)  Kepheus  der  Andromedasage.  Diesen  Bezeichnung  des  -nPixog  als  ,, atlantisch"  und 
mufs  zuerst  genannt  haben  Hesiodos  iv  -nara-  ,,hervortoseud  aus  dem  Atlantischen  Meer" 
Xoycp  (frg.  43  KL  aus  Strahon  1  p.  42  C,  §  43;  {frg.  134a  =  Philostrat.  d.  Ä.  Imagg.  1,  29, 
vgl.  JS'/<.s<cff/a'os  zu  Of/.  (J  84  p.  1484,  63\  welcher  vgl.  Aithioperd ander  S.  131).  Er  nannte  den 
die  KovQT]  'Agäßoio,  d.  i.  Kassiepeia  (s.  d.  nr.  3)  K.  nicht  P/ioenicis  fdium ,  wie  Hyginus  be- 
im Zusammenhang  mit  der  Andromedasage  hauptet  {P.  A.  2,  9:  Euripides  cum  ceteris); 
nannte;  desgl.  Stesichoros  {frg.  64  ebendaher,  denn  solche  Zeugnisse  sowohl  für  die  ceteri 
P.  L.  G.  3  ■*,  226  Bergk)  und  Pherekydes  (frg.  wie  für  Eur.  selbst  fehlen  {Salmasius  bei 
26  aus  Schol  A2JoUo)i.  Ehod.  4:,  \  091.  F.H.G.  Heyne  zu  Apollod.  p.  104);  auch  nicht  als 
1,  7b).  Obgleich  direkte  Zeugnisse  nicht  vor-  40  Sohn  des  Belos,  Bruder  des  Phineus.  wie  die 
liegen,  so  ist  doch  aus  der  engen  Verbindung  Apollod.  Bibl.  (2,  1,  4)  behauptet.  Das  kann, 
mit  der  'Araberin'  Kassiepeia  zu  entnehmen,  wie  Robert  {Arch.  Zeit.  a.  a.  0.  S.  19)  nach- 
dafs  damals  Kepheus  ebenfalls  als  in  oder  bei  weist,  sich  jedenfalls  nur  auf  ein  anderes 
Arabien,  d.  i.  nach  des  grofsen  Apollodoros  Er-  Stück  des  Euripides  beziehen  und  nicht  auf 
klärung  (bei  Strahon  1  p.  42,  §  34)  in  Aithiopien,  die  'Andromeda',  da  sonst  'Andromeda  um 
wohnend  gedacht  ward;  denn  nach  dessen  Urteil  4  Generationen  älter  als  Perseus  gewesen 
hiefs  das  Land,  welches  iZmofZos  und  die  ande-  wäre,  und  sich  anderseits  Perseus  gegenüber 
ren  vEärsQoi  'Agaßia  nennen,  in  der  älteren  ho-  den  Vorwürfen  des  Kepheus  wegen  seiner 
merischen  Heroenzeit  Aid-ionia.  Das  hier  ge-  Stammfremdheit  auf  seine  Verwandtschaft  mit 
meinte  arabische  Aithiopien  ist  also  das  dem  50  ihm  hätte  berufen  können'  {frg.  142  verweigert 
Altertum  von  Ägypten  aus  bekannt  und  zu-  K.  seiner  Tochter  den  Perseus  zugleich  wegen 
gänglich  gewordene  Nubierland.  —  An  eine  dessen  unechter  Geburt).  K.  war  also  hier 
ganz  andere  Gegend  denkt  die  Pentekontaetie  wohl  S.  des  Agenor,  wie  bei  Nonnos  2,  680 ff. 
und  deren  Folgezeit.  Herodotos  7,  61  nennt  Aristoplianes  persifliert  den  aithiopischen  ßar- 
zuerst  als  einen  Vater  oder  Vorfahren  des  K.  baren  des  Euripideischen  Dramas  in  dem  Sky- 
den  Belos:  Krjcpia  zov  Bt'iXov,  in  mangelnder  then  der  Thesmophoriazusen.  —  Theopompos 
Übereinstimmung  mit  Hesiodos  (und  Stesicho-  (bei  Strabon  1  p.  42  f.;  vgl.  Art.  'lope') 
ras);  denn  diesen  beiden  war  Belos  vielmehr  glaubte  die  Aussetzung  der  Andromeda  in 
fmittels  Thronie  und  Arabios^  ürgrofsvater  der  loppe  lokalisieren  zu  sollen,  so  dafs  an  ihn 
Kassiepeia  gewesen,  seiner  Gattin!  Herodotos  60  und  seine  Nachfolger  die  Aufgabe  herantrat, 
weifs  noch,  dafs  K.  unaig  sgasvog  yövov  die  überkommene  Angabe  vom  arabisch-aithio- 
(d.  h.  nur  Vater  einer  Andromeda),  Schwieger-  pischen  Schauplatz  mit  diesem  neuen  Lokal 
vater  des  Perseus  (I),  Grofsvater  des  Perses  (II)  in  Einklang  zu  bringen.  Konon  (c.  40  p.  143 
und  Beherrscher  der  Kephenes  (s.  d.)  war,  Wester m.)  läfst  den  K.  herrschen  zu  loppe  in 
welches  ein  älterer,  speziell  hellenischer  Name  Phoinike,  damals  Aithiopia  genannt,  txiiö  zfig 
für  die  Perser  sei.  Hellanikos,  sonst  später  ^aQ-'  fjfiäg  &oiläaarjg  ^EXQi^'AQccßcov  z(äv  zoz^  ngog 
schreibend .  ist  hier  ausführlicher  und  mufs  z))v  fQv^gav  &äXaoa(xv  cpyirjusvaiv  =  Plinius 
entweder  den  Herodotos  beeinflufst  oder  eine  N.  H.  6,  183:   (Aithiopiäm)  ci  Syriae  Imperi- 


1111     Kepheus  (der  Andromedasage)  Kepheus  (der  Andromedasage)      1112 

fasse    nostroqiie   Jittori   aetate  regis  Gephei    (in  319  6Q^v£tov  Tlsgarj  tbXecov  yccfiov  EvQvyiiSovTi 

lope    Fhoenicuni).     Tacitus    (Hist.   5,    2):    Die  {Aglaopham.  p.  574  pp).  —  Konon  (c.  40  p.  143 

Aithiopen  des  Kepheus   seien    aus  Afrika   (so  West.,     nach     unbekannter     euhemeristischer 

richtig  Stark,  Gaza  S.  41  gegen  3Iove.rs,  Fliö-  Quelle)    hat    die    Neuerung,    dafs    K.    seinen 

nis.   2,  1,  288)    nach   Judaea    gewandert    und  Bruder   Phineus   als  Nebenbuhler  des  Perseus 

hätten   sich   dort   ,,als  Juden"  (!)   angesiedelt.  begünstigt    (K.    und    Ph.     als    Brüder    _auch 

Über  die  Etymologieen  von  'lönrf  aus  Ai&-iöiir],  Apollod.  Bibl.  2,  1,  4,  3),  nach  längerer  Über- 

-i'a  vgl.  Art.  'lope'.  —  Ahnlich  waren  andere  legung  jedoch  die  Tochter  dem  Freier  Phoinix 

bestrebt,   den    mesopotamischen  K.  bei  Hero-  zuerkennt  unter  der  Bedingung,  dafs  derselbe 

dotos- Hellanikos- Sophokles  mit    dem    achäisch-  lo  zum  Schein  sie  entführe;   so   will  er  die  Vor- 

kyprischen    (Bura  und  Djme   —    Golgoi)  des  würfe  des  Bruders  vermeiden.    Weder  Phineus 

Lyhophron  (s.    o.    nr.   3)    zusammenzubringen;  noch  Phoinix  kamen  in  Euripides'  Andromeda 

so  Nikolaos  v.  Damask.  (im  Et.  M.  p.  180,  43.  vor.   —   Von  Lykophrons  Andromeda   {Suidas 

F.  H.  G.  3,  365):  'Jxdi^tvrjg  .  .  .  vws  UsQasmg  s.  v.),  auf  welche  Fedde  (p.  37)  Hygins  F.  64 

(II)"   covöfiaazai.   ös    dno  xov  slvcil  xbv  ttqotkx-  von   K.   zurückführen    möchte,    ist    nichts   be- 

toga    civrov   äno   rijg   'Axatoi?.      Der    jcgonäroaQ  kannt.      Diese  Fab.  64  bietet  lauter  sonst  un- 

ist  nicht  =  Perseus  (I),  wie  C.  Müller,  F.  H.  G.  bezeugte  Züge:  Cepheus(!)  pater  cum  Agenore, 

a.  a.  0.   will*),   sondern  Kepheus   {Aithiopenl.  cuius  sponsa  fuit(!),  Perseiwi    dam  interficere 

S.    151^^);     die    'Axaicc    ist    nicht    das    "Agyog  roluerunt.      Ille  cognita  re  Caput  Gorgonis  eis 

'AxauHov,  wie  wiederum  derselbe,   an  Perseus  20  ostendit  oninesque (!)   ab  summa  specie  sunt  in- 

denkend  (Deinias,  F.  H.  G.  3,  25,  4),  erklärt,  formati  in  saxum  —  bis  auf  die  Versteinerung 

sondern,   wenn   man   nicht    an    das    rhodische  von    Polydectes    sive   Proetus    herab.      Weder 

Kastell 'y/;t;a('a  zu  lalysos  denken  will,  das  Land  hätte   Bibbeck  {Böm.   Trag.  S.  174)   hier  euri- 

Achaia  um  ßura  und  Dyme.    Die  Kombination  pideische    Nachahmung    {frg.    152)    vermuten 

ward    erleichtert    durch    den    Gleichklang    in  sollen,   noch   durfte    0.  Grupjpe  gerade  diesen 

'A%ata  und  'A%ttiiisvi]g  und  führte  sogar  weiter  Wiukelmythos  seiner  Deutung  (s.  u.)  zu  Grunde 

zur   Genealogie:    Achaimenes    S.    des    Aigeus  legen.   —    Ovid  hat  ebenfalls,  wie  Konon,  K. 

(d.  h.  Aigialeia):   Steph.  Byz.  'Axaiinvicc;   vgl.  als  Bruder   des   Phineus  {Met.  5,  12  f.).     Hier 

Bd.    1    Sp.   2861.      Nicht    blofs    aus    der    ver-  rüstet  K.   vielleicht  nach  Vorgang  des  Euri- 

mittelnden    geographischen    Lage,    den    kolo- so  pides  {fr.  13b  t,  y^I.  Philostratos;  Bibbeck, Böm. 

nialen  Beziehungen  und  dem  rhodischen  Kastell  Trag.  S.  170)  zur  Hochzeit  (vgl.  auch  o.  Euphor. 

Achaia    ist    die   vermittelnde   Rolle   der  Insel  /?•</.  67)  ein  üppiges  Mahl,  an  welchem  die  kephe- 

Rhodos   als    einer  Zwischenstation   bei  dieser  nischen  Edeln  alle  teilnehmen  (4,  764 ff.  5, 1  ff.); 

östlichen  Mythenübertragung  zu    erschliefsen,  er  nimmt  gegen  den  gewaltsam  eindringenden 

sondern  auch  daraus,  dafs  in  einem  rhodische  Phineus  und  dessen  indisch-assyrisch-baktrisch- 

Lokalfärbung  tragenden  Mythologem  die  Achae-  medisch  -  nabatäisch  -  chaonisches      Mischvolk 

meniae    urbes    erscheinen:    in    üvids    {Met.    4,  seinen  Schwiegersohn  Perseus   und  seine  Ke- 

212  ff.)    angeblich    auf  Hesiodos    {frg.   44  Ki.)  phenen  in  lebhafter  Rede  in  Schutz  und  betet, 

zurückgehenden  Mythos    von    Leukothoe  und  als  die  Eindringlinge  im  Palast  trotzdem  den 

H.elios  {Ovid:  Apollon),  ia  welchem  die  koische  40  Waff'enkampf  beginnen,   vor  den   Pforten  des 

Klymene  und  die  rhodische  Rhodos  vorkommen  Palastes   zu   den  Göttern   des  Gastrechts,   da- 

(vgl.   Aitlüopenl.    S.    166^^).      Auch    wenn    K.  mit  sie  die  Verletzung  desselben  rächen  (5, 43  ff.). 

'lacCSrigheihiyhQi  Arat.Phainom.  und  Germ ani-  Als  Perseus  die  letzten  200  Leute  des  Phineus 

cus  Arat.  v.  184),  zeigt  er  dieses  Schwanken  zwi-  (=  ot  naysvzeg   f  ig   Xid-ovg   av&QwnoL   sc.  des 

sehen  Argolis    (wo   Agenor  Bruder    des  lasos  Entführers  Phoinix  bei  Konon  c.  40)  und  aus 

ist),  Achaia  (wo  Paus.  7,  13,  7  eine  Stadt  lasos  Versehen  auch  den  Akonteus  aus  dem  eigenen 

nennt)  und  dem karisch-triopischen lasos,  dessen  Gefolge,     mit     dem     Gorgoneion    versteinert, 

gleichnamiger  Eponymos  {Steph.  B.  s.  v.),  S.  des  bleibt  K.  mit  den  Resten  seiner  Kephenen  (s.  d.) 

Triopas,   letzthin  mit  einem   der  vielen  pelo-  verschont;  und  es  war  ein  unglücklicher  Ein- 

ponnesischen  Heroen  Namens  lasos  identisch  50  fall  0.  Gruppes  {Philol.  N.  F.  1,  97),  wenn  er 

sein  wird.  davon  ausging,  dafs  bei  Hygin  F.  64  Kepheus 

Auf  Tegea    führen    keine   dieser  rhodisch-  und  die  Kephenen  (!)  versteinert  würden,  und 

orientalischen  Beziehungen   zurück;   sogar  die  dies  zum  Beweis  dafür  nahm,   dafs  in  seinem 

unhistorische  {Bolide,  Bh.  3Ius.  36,  1881  S.  432)  Namen    das    aramäische  keph  =  Fels   stecke. 

Althaimenessage  läfst  den  Katreus  =  Arche-  Damit  fällt    die   letzte   Stütze   seiner    gewalt- 

dios  (?),    Sohn   des   Tegeates   (Paus.  8,  53,  4),  samen    Kombination     des     Andromedamythos 

gleich    beim    Anlanden   auf  Rhodos  von  dem  mit    dem    rhodischen    Haliamythos,    in    wel- 

eigenen   Sohn   erschlagen   werden   {Diodor.   5,  chem   er  das   Kgv^pai  kcxtcc   yFjg  {Diod.  5,  55) 

59),  und  er  bekommt  nicht  wie  dieser  Heroen-  mit    der    angeblichen    Versteinerung    der    Ke- 

kult    auf   Rhodos.    —    K.   oder  Akrisios  oder  eo  phenen,   und  die  Poseidonsöhne  dort  mit  den 

Zeus  rüsteten   dem  Perseus   die  Hochzeit  aus  Kephenen   hier  identificieren  will,  in  sich  zu- 

nach  Lobecks  Deutung  und  Lesung  des  Eupho-  sammen.  —  Die  Apollod.  Bibl.  2,  1,  4,  3  hat 

rionfragmentes  67    Mein,    aus   Scliol.  V.    II.  a  K.  als  Sohn  des  Agenorbruders  Belos  und  der 

Neilostochter  Anchirrhoe,  Bruder  des  Phineus, 

*)   Er  Hefa    sich  durch  die  Analogie  des  Scholions  zu  r>r.^n«<>   ,,„j     a:™„    j^„         tt   „■       tj     <     o     n     „i„ 

Dions.    Peneg.    v.    1053    (G.    G.    M.    2,    456a)    täuschen:  J^^^OS   und   Algyptos;    Htjgtn    P.   A.  ^. ,    2     als 

m^arj  (1.  -,ri)  li\Ardno^iäa,riv.ta:vlö:,  tv  h  nünno,  ?.  des   Phmmx;   Ao^nos  2,    682  ff    als   S^  des 

K^iifihi  . . .  n^Qmp  (II)  o',i<V,a(Ts.   K.  ist  zwar  rtännoQ  des  Agenor  und  Bruder  des  Kadmos,  Ihasos.  Ivilix, 

Perse(u;s  II,  aber  rtiiüTiutwi)  von  dessen  Sohn  Achaimenes.  Phineus,  und  eingewandert  in  Südliches  Aithio- 


1113     Kepheus  (der  Andromedasage)  Kepheus  (von  Boiotien;  auf  Münzen)    1114 

penland   {vorirjv   x^ovu  Ä>]cp£vg  |  vüaGato  Krj-  (vgl.  .iedoch   den   Artikel  Kekrops);   und   auch 

cpr'jvav  änir'iQavos  Al\)-ionria>v).  —  K.  als  Aithiope  die   Nebenform    zu    Krjcpsvg   {Kacpsvg),    Kfitpiq 

sonst  noch  bei  Nikolaos  2,  6  und  JAbanios  32,  {Kätpig)  lebt   (aufser   in  Chios)   nur  in  Phokis, 

vgl.    Westermann  Mv&oyg.  p.  375,  40,  1.  2.  —  wo    sie    zweimal    (einmal    in    Tithoreia),    und 

Die  Verstirnung  des  Kepheus,  die  Robert  S.  19  in  Thespiai,  wo  sie  einmal  bezeugt  ist.    Wenn 

schon  Euripides    und   überhaupt   der  ältesten  hier  keine  Rückübertragung  aus   Karlen  und 

Form  des  Mj-thos  zuspricht,  giebt  Hygin  F.  A.  sekundäre  Lokalisation  vorliegt  (wie  beim  Phoi- 

2,  9.  3,  8  und  die  Eratosthen.  Katnsterismen  15  nikion  des  Kadmos  bei  Thebai),  so  hätten  wir 

(über   die   Parallelversionen  vgl.  Roberts  Aus-  hier  die  älteste  Heimat  des  Mythos  zu  suchen, 

gäbe    1878).      Über  die    römischen  Tragödien  lo  der  von  da  über  Euboia  nach  Argolis  und  weiter 

und  ihre  Vorbilder  s.  Art.  'Kassiepeia' !  übertragen  wäre  (vgl.  übh.  Art.  'Kassiepeia'). 

Der  Name   der  Kiqcpsv?,    der,   wie  gesagt,  [Bewaffnet  mit  Helm,  Schild  und  Schwert 

nicht  mit  dem  aramäischen  Keph  {Suidas  Krj-  erscheint  Kepheus  (ganz  so  wie  Aias  der  Sohn 

q)ccg)  =  Fels  zusammen  gebracht  werden  darf  des  Oileus  auf  Münzen  von  Opus,  Head  p.  285) 

(s.  0.),  wird  von  den  alten  Grammatikern  (über  auf   Silber-    und   Kupfermünzen   von   Tegea, 

das    abgeleitete    Krjcprivsg    s.   d.)    mit    xojqpo?  KheU,  Append.  alt.    Tab.   3,    12.     Eckliel,  D. 

{■x.coq)r]v,  nrjqpryv)  zusammengebracht,  ohne  dafs  N.  V.  2  p.  299.    C.  Combe,  Mus.  Hunterianum 

man  für   eme   Bedeutung  „Stumme"  oder  gar  Tab.  57,  5.    Mi.  2,  255,  71  und  S.  4,  292,  112. 

„Drohneu"  im  Mythos  irgend  welchen  Anhalts-  Rollin  et  Feuardent,  Cat.   d'une  coli,   de  med. 

punkt    oder    sinnvollen   Erklärungsgrund    ent- 20  firr.    1,  264,   4159.    JBröndsted,    Voy.  et  rech.   2 

decken  könnte.     Am  nächsten  liegt  es  wohl,  p.  233.    Friedländer ,   Sitzungsher.  d.  Kgl.  Pr. 

an  einen  der  vielen  ÄTjqpKTcös-Flüsse  zu  denken,  Al\   zu  Berlin    1878    p.  451.     R.  Weil,    Z.  f. 

dessen  Eponymos  er  sein  könnte;  K.  wäre  ein  Num.  9,    1882    p.  36   Tfl.  2,  9.     Cat.  Bompois 

Kurzname   für   das   Ethnikon  *Kr}q>i668vg   von  98,  1223.  Imhoof,  Monn.  Gr.  208,  278.  Imlioof- 

ÄrjcpioGÖg  (ähnlich   das  lautliche  Verhältnis  Gurdner,  Nuinism.  Comm.  on  Pausanias  p.  109, 

etwa  von  Töfiiaa:  To^iasvg;  To[i8vg).     In  Be-  Cat.    of   Gr.    Coins    in    the    Brit.    Mus.   Pelo- 

tracht  käme    wegen  des  Perseus  zunächst  der  ponnesus    p.  201    nr.  11  — 13    PL  37,  14.   15. 

argolische   Kephissos;    wenn    man   an  K.   den  Head,  H.  N.  p.  380.  —  0.  Jahn,  Arch.  Aufs, 

'Achaier'  denkt,  der  sikjonische,  der  freilich  p.  167 ff.  Tfl.  1,  5  deutete  den  Heros  als  Tele- 

weder   Bura  noch  Dyme    benachbart    ist;  der  so  phos,   Urlichs,  Skopas  p.  36 f.  als  Echemos. 

boiotische   aber,  wenn  man  eine   Gruppe  von  Auf  ßronzemünzen  mit  dem  bärtigen  Haupte 

Zeugnissen    berücksichtigt,    die    ich    hier    zu-  des   AAEO?   im   Obv.  ist   dargestellt  Athena, 

sammenstellen  möchte  unter  dem   Kepheus    die    Haare    der    Medusa    über- 

6)     Kepheus    von    Boiotien,     Vater    des  reichend,    welche    Sterope    in    einem    Gefäfs 

Thespeios,      des     Eponymos      von     Thespeiai  aufnimmt,    Eckhel,    D.  N.  V.  2   p.  299     Mil- 

(=    Thespiai):    Schol.    B   (i)    zu    II.   B   498  lingen,    Rec.   de   quelques   med.   grecques   ined. 

(ßiantiav]  äno  ©sansiov  rov  Krjcpscog,  m  d'v-  p.  53  ff.    de  Witte,    Cat.  Greppo   p.  96  nr.  719 

yazsQBg  rjaav  v'  (dem  Thespios  nämlich).'  Man  (welcher  die  Figuren  falsch    als  Athena   und 

könnte    denken,    das    sei    nur   eine    spielende  Ares  deutet).   Rollin  et  Feuardent  1,  264,  4162. 

Kombination  der  50  Söhne   des  Kepheus  mit  40  Coli.  Bompois  98,  1225.     Cat.   of  Greek  Coins 

den  50  Töchtern  des  Thespios;  oder  aber  eine  in  the  Brit.  Mus.  Peloponnesus   p.  202   nr.  21 

Verwechselung  mit  dem  Gsaniivg  Narkissos,  PI.  37,  19.    Imhoof- Gardner ,  Num.  Comm.  on 

Sohn  des  Kr]cpi.aa6g.    Jedoch  finden  sich  wirk-  Pausanias  p.   109   nr.  3   PI.  V,  23.     Derselbe 

lieh  in  Boiotien  auch   sonst  Anklänge  an  die  Typus  kommt  vor  auf  einer  Münze   des  Ela- 

Perseus-  und  Andromedasage.    Dafs  die  Mutter  gabal  von  Tegea,  Kenner,   Die  ant.   Münzen 

der   Kassiepeia,  Thronie,   sich  gerade  nur  im  des  Stifts  St.  Florian  p.  98,_Tfl.  3,  12.     Auch 

epikuemidisch-lokrischen  Thronion,  die  Araber  ohne    Kepheus    wird    die    Überreichung    der 

ihres     Grofsvaters    Arabos    (im    Gefolge    des  Haare  dargestellt.  Rollin  et  Feuardent  1,  264, 

Kadmos    und    im    Zusammenhang    mit    Aban-  4160.  4161.    Num.  Chron.    1873    p.  116   nr.  70. 
ten)    gerade    in    Boiotien    und    Euboia    nach- 50 /»J?/iOo/'-(rar(?ner  a.  a.  0.  PL  V,  22.  —  Kepheus, 

weisen  lassen,  ist  oben  (Kassiepeia  3.  Eingang)  Kassiopeia,  Andromeda,  Perseus  etc.  dargestellt 

bemerkt.     Perseus'  Sohn  Erythras   deckt  sich  am  Atlas  Farnesianus,  s.  bei  Gori,  Thes.  gemm. 

mit    dem  Eponymos  von   boiotisch    Erythrai,  astrif.  3  p.  60  f.  cap.  17  Tab.  3.     Drexler.] 

'Egvd-gag  (s.    die   Nachträge    am  Schlüsse  des  ^  [K.  Tümpel.] 

2.  Bandes);  für  die  Graien  bietet  sich  sonst  keine  Kephisso  {KrjcpiGaco,  Kricpiaä),  Name  einer  der 

ursprüngliche  Lokalisation  aufser  in  der  tanagräi-  Musen  (s.  d.).    Der  Dichter  Eumelos  aus  Korinth 

sehen  Graia  und  dem  Fgaiag  töog  oder  GTfj9og  {fr.  16  Markscli.)  b.  Tsetz.  zu  Hesiod.  opp.  p.  23 

bei  Thebai;   und  die  Gorgonensage  haftet  an  Gaisf.  nahm   drei  Musen  an:    Kephisso,  Apol- 

Mykalessos  {Schol.   B  [i]  zu   II.    B   498   Mv-  lonis    {Hermann:   Achelois)    und   Borysthenis, 

yiaXrjGGÖg]  nuQcc  to  s-abCgs  ras  roQyövcig  il&ov-  60  von    denen    zwei   wenigstens    von  Flufsnamen 

Gag    fivK^GaoQ^aL;    Eustath.    p.    266,    30    iiisi  abgeleitet  sind,   und  nannte   sie  Töchter   des 

y  sy  OPV  tag  rag  Fogyovag  yiTl.).    Vgl.  auch  das  Apollon.      G.  Hermann,  De  Musis   fluvialibus 

boiotische  MiSsa,  gleichnamig  der  argolischen  Epicharmi  et  Eumeli,  1819  {Opusc.  2,288—305). 

Perseusstadt.     Zum  Überflufs  hat  jetzt  3Iaafs  Buttmann,  3Iytholog.  l,273S.  Preller,  Gr.  Blyth. 

{de  Aeschyli  Supplicibus,  Ind.  lect.  Gryph.  1890  1,  406.  Rüdiger,  Die  Musen,  im  8.  Suppl.-B.  d. 

p.   24)    das    alte    Al'yvnzog    der   hellenischen  Jahrbb.  f.  klass.  Philol.  p.  281.     [StolL] 

Kassiepeiasagen     (die     Ai'yvnxog     ,utxpa     des  Kephissos  (Ä'?;qp((Jöos  und  ^»jqpiffos),  der  Gott 

Steph.  Byz.)  mit  der  Insel  Euboia  identificiert  verschiedener  Flüsse  dieses  Namens,  in  Phokis 


1115 


Kepliissos 


Keraunios 


1116 


und  Böotien,  in  Attika,  in  Ai-golis,  Sohn  des 
Okeanos  und  der  Tethys,  Hyg.  praef.  p.  28 
Bunte.  Der  argivische  Kephissos  hatte  ein 
Heiligtum  in  Argos,  Paus.  2,  20,  5.  Er  hatte 
mit  Phoroneus  und  den  Flufsgöttern  Inachos 
und  Asterion  bei  dem  Streite  des  Poseidon 
und  der  Hera  um  den  Besitz  des  argivischen 
Landes  der  Hera  das  Land  zugesprochen,  Paus. 

2,  15,  4.  Der  phokisch-böotische  Kephissos 
■war  Vater  der  Nymphe  Lilaia  {Pmis.  10,  33,  2. 
Besiod.  b.  SclioL  11.  2,  523),  der  Melaino,  der 
Mutter  des  Delphos  {Paus.  10,  6,  2),  der  Daulis, 
{Paus.  10,  4,  5),  des  Eteoklos,  Königs  von  Orcho- 
menos  {Hesind.  b.  Schvl.  Pind.  Ol.  Argum.), 
des  Euonymos,  des  Vaters  der  Aulis,  Schol. 
II.  2,  496.  Steph.  B.  v.  AvUg.  Der  attische 
Kephissos  heifst  Vater  der  Diogeneia,  deren 
Tochter  Piaxithea  mit  Erechtheus  vermählt 
war  {Apollod.  3,  15,  1),  Vater  des  Elieus ; 
dieser  zeugte  mit  Skias  den  Eunostos,  Heros 
von  Tanagra,  Plut.  Qu.  Gr.  40.  In  dem  Tempel 
des  Amphiaraos  bei  Oropos  war  ihm  gemein- 
schaftlich mit  den  Nymphen,  dem  Pan  und 
dem  Acheloös  ein  Teil  des  Altars  geheiligt. 
Paus.  1,  38,  2.  Kephisi^os  war  Vater  des  Nar- 
kissos,  den  ihm  Leiriope  geboren,  Hyg.  f.  271. 
Ov.  Met.  3,  343.  —  [Über  Kephissos  am  West- 
giebßl  des  Parthenon  s.  Micliaelis,  Parthenon 
p.  192  f.  E.  Pttersen.  Die  Kunst  des  Pheidias 
p.  194—198.  K.  Bötticher,  Arch.  Z.  1871  p.  63. 
i/.  Brunn,  D.  Bddw.  d.  Parthenon  u.  d  TJie- 
seion.  München  1874  (S.-A.  a.  d.  Sitzungsber.  d. 
philos.-philol.  Kl.  d.  k.  b.  Ale.  d.  W.  1874  II) 
p.  30.  Adolf  Gerber,  Natmpersonifikation  in 
Poesie  u.  Kunst  der  Alten,  Jalirbb.  f.  Mass. 
Phil.  Suppllbd.  13  p.  277.  J.  Overbeck,  Gesch. 
d.  gricch.  Plastik  1»  p.  309  —  310  Fig.  64. 
M.  Cullignon,  Pheidias.  Paris  1886  p.  57.  58. 
Gingen  die  Deutung  der  Eckfiguren  als  Flufs- 
gottheiten  soll  sich  nach  Otto  Schulz,  Die 
Ortsgottheiten  der  griech.  u.  röm.  Kunst.  Berlin 
1889  {Berliner  titud.  f.  kl.  Phil.  u.  Arch.   8.  Bd. 

3.  Heft)  p.  15  Anm.  23=*  erklären  Arnold  Wals, 
Über  die  Krklärung  der  Eckßguren  am  Ost- 
giebel des  olympischen  Zeustempels  u.  am  West- 
giebel des  Parthenon  (Programm  des  Seminars 
zu  Maulbronn  1887);  vgl.  auch  die  allgemeinen 
Betrachtungen  von  0.  Scimlz  a.  a.  ü.  p.  20  — 
23.  Noch  nicht  einsehen  konnte  ich  H.  Blüm- 
ner, Zum  westl.  Giebelfelde  des  Parthenon  in 
Gesammelte  Studien  zur  Kunstgeschichte  gewid- 
met A.Springer.  Leipzig  1885.  Drexler.]  [StoU.] 

Ker  s.  Keres. 

Keraiiibos(Äfpo;fißog),  ein  amOthrj^s  wohnen- 
der Mann,  der  sich  bei  der  deukalionischen  Flut 
auf  einen  Berg  geflüchtet  hatte  und,  von  den 
Nymphen  in  den  Käfer  ■n^^äa^v^  verwandelt, 
den  Wassern  entging,  Ov.  Met.  7,  353.  Vgl. 
Ant.  Lib.  22,  wo  der  in  den  Käfer  Verwandelte 
Terambos  (s.  d.)  heifst.  Auch  hier  ist  wohl 
mit  Rücksicht  auf  den  Kigdfißv^  Kerambos  zu 
lesen.  [Eine  Deutung  der  Sage  s.  b.  Laistncr, 
D.  Ixätsel  d.  Sphinx  2,  200 f.     R.]     [Stoll.] 

Keramnos?  (Ceraunus?),  Skythe  b.  Val.  Fl. 
6,  550.     [Röscher.] 

Keramos  {Kigaiioi;),  ein  attischer  Heros  der 
Töpfer  {-nfgafM^tg),  nach  welchem  der  Demos 
Kerameis   und   der  Kerameikos   zu  Athen  be- 


nannt waren  und  dem  die  Töpfer  opferten, 
ein  Sohn  des  Dionysos  und  der  Ariadne, 
Paus.  1,  3,  1.  Harpokr.  Suid.  v.  Äfpaftt'?. 
[Zu  0.  Jahn's  (Über  ein  Vasenbild,  welches 
eine  Töpferei  vorstellt,  Ber.  üb.  d.  Verh.  d. 
Kgl.  Sachs.  Ges.  1854  [p.  27  —  49  Tfl.  1,  1] 
p.  45  S.)  Deutung  einer  bärtigen  Maske  an 
einem  Ofen  auf  der  Münchener  Vase  nr.  731 
als  eine  als  Apotropaion  dienende  Satyrmaske 

10  bemerkt  Goettling ,  Carmen  Homeri  fornacale. 
Jenae  1860.  4'^  p.  6:  „Crederem  si  aures  ca- 
pitis essent  acutae,  nunc  autem  larvam  esse 
putarerim  Cerami  herois ,  qua  invidiosorum 
nnxiam  reprimi  posse  putabant  Athenienses. 
Vgl.  auch  de  Witte,  Description  des  collections 
d'antiquites  conservees  ä  l'hötel  Lambert.  Paris 
1886.  4"  p.  5:  „i>cs  Grecs,  qui  etaient  dans 
l'Jiabitude  d'attributr  les  inventions  utiles  ä 
leurs  dieux,    ou   du   moins   ä  des  personnages 

20  heroiques  de  race  divine,  disaient  que  Ceramos 
ctait  le  fils  de  Dionysos  et  d' Ariadne.  C'etait 
de  lui  que  le  Ceramique  tirait  son  nom,  ce 
quartier  d' Athenes  habite  par  les  potiers.  On 
peut  .96  demander  pourquoi  Dionysos  etait  con- 
sidere  comme  le  pere  du  heros,  protecteur  des 
potiers?  C'etait  sans  doute  pour  donner  ä  en- 
tendre  que  Von  conservait  le  vin  dans  des 
vaisseaux  de  terre,  et  que  des  coupes  de  terre 
servaient   ä  porter  aux  levres  la  liqueur   bac- 

30  chique."    Drexler.]     [Stoll.] 

Keramyutes  (KrjQafivvzrig),  Beiname  des 
Herakles,  Lykophr.  663;  vgl.  Tzetz.  z.  d.  St. 
Kr]QafivvTj]g  6  'Hqu-kItjc;,  b  rcig  ytrjQag  diconcov 
«/If^iHccxog  yaQ.  Zu  Herakles  dls^i-na-aog  a. 
Luc.  Gall.  2.  Fugit.  32.  Alex.  4.  Anth  Pal. 
9,441.  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  \1\%;'HQctv.Uovg 
'Anallci^fucc-iiov  Inschrift  aus  Delos,  Corr.  hell. 
6,  342  nr.  53;  aus  Chaironeia  'Hga-Alii  äna- 
ls'gi-n(iy.(p,  'AQ-rjvciiov  4,  377.     [Höfer.] 

40  ■  Keraon  {Kegäcov),  Heros  des  Weinmischens 
{■üeqÜco),  welchem  zu  Sparta  die  Diener  bei 
den  Pheiditien  eine  Statue  errichtet  hatten, 
wie  auch  dem  Mattou  {(iccztco),  dem  Heros  des 
Brotbackens,  Polemon  b.  Athen.  2,  39c  und 
4,  173  f,  wo  statt  Matton  der  Heros  Daiton 
genannt  ist.  Töpffer,  Att.  Gen.  152.  [Stoll.] 
Keras  Ainaltheias  s.  Amaltheia. 
Kerasos  {KfQaaos)  soll  zuerst  mit  dem  Flufs 
Acheloös     in     Aitolien     den    Wein     gemischt 

50  haben,  Hyg.  f.  274.     [StoU.] 

Keraulos  {Kigavlog),  Begleiter  des  Bakchos, 
C.  I.  Gr.  4  nr.  8184.     [Lorentz.] 

Keramiia  {Ksgawioc),  Name  emer  sonst  un- 
bekannten Göttin,  die  neben  Ksgavviog  {=  Zeus) 
auf  einer  Inschrift  aus  Kition  erscheint,  tibxo- 
Xcofi^vov  zvxoi  toi)  KsQavvLOV  .  . .  av  tig  ßäXr] 
■noTiQia  v.B%olioiiivr]g  t.v%oi  rrfg  Ksgawlag, 
Waddington,  Inscr.  d'Asie  min.  2739;  vgl. 
Le  Bas  2  p.  209.     Vgl.  Keraunios.     [Höfer.J 

60  Keraunios  {KiQavviog),  Beiname  des  Zeus, 
s.  Anecd.  var.  Gr.  et  Lat.  edd.  Schoell  et 
Studemund  1  p.  265.  266.  274.  281  und  die 
von  Höfer  s.  v.  Keraunos  anzuführenden  Stellen 
und  Inschriften,  zu  denen  man  noch  fügen 
kann  eine  Inschrift  aus  Melos ,  'Ecprjfi.  (xqx- 
nr.  3544  p.  1846.  K.  Keil,  Philologus,  Suppl. 
Bd.  2  p.  611  f.  u.  eine  aus  Nikopolia  ad  Istrum, 
A.  E.  M.  10  p.  242  nr.  7. 


1117                       Keraunios  Keraunos                     1118 

Der  von  Paus.  5,  14,  7  erwähnte  Altar  des  das  letzte  Wort  grofs  geschrieben  wissen,  in- 

Z.   Keraunios    in    Olympia    ist    nach     l-iohert,  dem    die   Insthritt   von   Mantineia  ihn   zu   der 

Hermes  t'6   p.  430  Anm.  2   identisch   mit   dem  Vermutung   führt   ,,qu'ü  fuut  .  .  .   reconnaitre 

von  Paus.  5,  14,  10  (aus  einer  anderen  Quelle)  ici  la  mention  du  dicu   foiidrt".     Aus  Cyrülus 

angeführten  Altar  des  Zeus  Kataibates.  Cattch.  13   citjert  EckheJ ,  D.  N.   V.    3   p.  326 

Für  l'erjramon  kann  man  zu  dem  Inschrift-  die  Notiz:  „Die  Griechen  verehren  den  Blitz." 

liehen   Zeugnis    vergleichen    den    von    Mi.    2,  Über    den    entsprechenden   luppiter   Fulgur   s. 

617,  659   so  beschriebenen  Typus  einer  Münze  oben  Bd.  2  Sp.  656.    Wollte  man  mit  Stephani, 

des  Herennius  Etruscus:  „lupiter  assis,  touint  C.   r.  p.    l'a.    1872    p.   86    Aum.  4    den    blitz- 
et« foudrc  dans   la  m.  dr.   et  la  haste  dans  la  to  schleudernden  Zeus  ohne  ßeischrift  auf  Münzen 

g.;  en  face  Hercule  debout,  tenant  un  foudre  von  Petilia,  der  Bruttier  und  Lukaner  als  Zeus 

dans  la  m.  dr.  et  sa  massue  dans  la  g:'    und  Keraunios    bezeichnen,   so   könnte  man  dieses 

die     unter    Keteios    anzuführende    Münze    des  Beiwort  auch  auf  die  Zeusgestalten  unzähliger 

Commodas.  anderer    titädte    (s.   Hasche   2,  2     Sp.   1186  ff, 

Die  Inschrift  C.  I.  Gr.  3446   aus  Ghieuldiz  ISuppl.  3  Sp.  259 if.)  ausdehnen;  doch    ist   der 

ist,    wie  A'.  Keil  a.  a.  Ü.  p.  609 ff.   nr.  5  be-  Blitz  ein  so   gewöhnliches  Attribut   des  Zeus, 

merkt,   identisch  mit   Waddingtun,  Asie  Min.  dafs   der   Typus    des   blitzwerfenden    Zeus   auf 

1674.     Wagner,   Inscr.  Gr.   reo.   en  Asie  min.  den  Münzen  einer  Stadt  noch  keinen  hinläng- 

p.  14 f.    Hamilton,  Besearches  in  Asia  Min.  2,  liehen    Beweis    für    die    Verehrung    desselben 
137.  140  p.  166f.  nr.  336.                                        20  als  Keraunios  daselbst  bietet.  Römische  Kaiser- 

Die  Inschrift  von  Tefeny  {B.  C.  H.  8,  503)  münzen  bezeichnen  zwar  zuweilen  (Diocletian) 

findet  sich  auch   bei  bteirett,  An  epigrapliiciU  den  blitzeschleuderuden  Zeus    durch    die    Bei- 

journeyin  Asia  3Iin.  {nrs.  (b6 — )58,  C,  15  p.  89.  schritt  als   Fulgerator,    aber    andere   dagegen 

Für  den  durch  Hesychios  bezeugten  Kultus  als  Conservator,  Defensor  Salutis  Aug.,  Stator, 

des   Zeus   Keraunios   in   Seleukeia  lassen   sich  Victor,  luvenis.     (Vgl.  luppiter.)  — 

auch   Münzen    des    Caracalla   von   S.    mit   der  Über    andere    den    Zeus    als    Gewittergott 

Beischrift  Z€TC- K6PAYNIOC  zu  dem  auf  einem  charakterisierende  Beiwörter  s.  Preller  -  Robert 

heiligen  Tische  liegenden  blitz  oder  Donnerkeil,  1^  p.  118  Anm.  1;  über  ßcrpajraiog  Fr.  Lenor- 

der   ohne    die  Beischrift  auch  auf  zahlreichen  mant,  Inscr.  grecque  d' Antandrus ,    JRev.  arch. 
anderen  Münzen  der  Stadt  vorkommt  (s.  z.  ß.  30  n.  s.   10,  1864.  p,  49—51.     [Drexler.] 

Noris,  Annus  et  epochae  Syromacedonum.  Lips.  Kerauiiobolia  die  Personifikation  der  Blitz- 

1696.   4**   p.  267  f.    Ch.  Lenormant,  Nouv.  gall.  schleuderung,     war    zusammen    mit    der    des 

myth.  p.  30  PI.  5,  17  u.  p.  56—58  zu  PI.  8,  13.  Dopners,    Bronte,  und  der  des  Blitzleuchtens, 

Babelon,  Les  reis  de   Syrie,  d'Armenie  et  de  Astrape,  auf  einem  Gemälde  des  Apelles  dar- 

Commagene.     Paris   1890     p.    105),    anführen.  gestellt,    welches   Plin.  n.  h.  35,  96   erwähnt. 

S.  Spanhemius ,  De  praest.  et  usu  mim.  ant.  1.  Brunn,   Gesch.  d.  gr.  Künstler  2   p.  207   zieht 

Amst.    1717.     2"     p.   430  ft".,     speziell    p.  431.  zum  Vergleich   heran   ein  Gemälde  bei  Philo- 

Eckhel,  D.  N.  V.  3   p.  326.     Mi.  5,  279,  909.  stratus  1,  14,  worauf  bei  der  Feuergeburt  des 

910.  Overbeck,  Zeus  p.  215;  vgl.  auch  Ajjpian,  Dionysos    „der   Donner   in    dräuender  G'-stalt 
Syriaca  58  und  oben  s.  v.  Kasios.                        40  und  der  Blitz,  wie  er  Strahlen  aus  den  Augen 

Die  Inschrift  .von  Damaskos  {C.  I.  Gr.  4520)  entsendet'",  zu  sehen  waren.     Dilthey,  Ehein. 

verzeichnet    auch    Waddtngton,    Syrie    2557^  Mus.  N.  F.  25  p.  335  u.  Anm.  2  vermutet,  dafs 

Hinsichtlich   des   Zeus    tiBQavviog   in  Palmyra  die  von  Plinms  angeführten  Personifikationen 

bemerkt  Baethgen,  Beitr.  z.   sentit.  Reltgions-  auf  einem   Gemälde  mit  der  Darstellung  des 

geschicJde   p.  82.    103,    dafs  mau  in   ihm   den  blitzschleuderndenAlexander  angebracht  waren. 

Baalschamen  zu  erkennen  habe.     In  dem  Ke-  [Drexler.] 

raunios  von  Kition  hat  man  den  Reschef  Hes  Keraunos    (KsQccwog),    Beiname    des    Zeus 

sehen  wollen,  s.  Clermont  Ganneau,  Bev.  arch.  auf   einer   Inschrift    aus  M antin ea   JLog   Ks- 

n.  s.  32,   1876   p.  381.    de   Vogüe,  Mel.  d'arch.  gawcii,    Coir.   htll.  2,  515   nr.  1  =  Le  Bas  2, 
Orient,  p.  19.  Foucart,  Monum.  grecs  publ.  par  50  352 ».     Collitz,  bamml.  d.  cjriech.  Diul.- Inschr. 

l'assoc.  pour  l'encouragement  des  etudes  gr.  en  1,  1197;  ähnlich  auf  einer  Inschritt  aus  Tegea 

France  nr.  4.    1875    p.  24;    vgl.  H.  R.  Lang,  tco   (isyiarm   wort  yi8QavvoßuJ.cp  Jd,    C.  I.  G. 

Transact.   of  the    Roy.    Soc.    of  Liter,    of  the  1513   =    Collitz   a.  a.  ü.    1,  1231;    vgl.   Luc. 

United  Kingdom.  2^1  ser.  11,  1878  p.  33  Anm.  7,  Philoputr.  4.  —  Zeus  selbst  heilst  Kbqccvvlois 

und  über  die  Bedeutung  des  Namens  Reschef  in   Seleukia  (Hesych.),   hatte  als  Ksgavviog 

Hes  „der  mit  dem  Blitz",    „der,   welcher  den  einen  Altar  in  Olympia,  {Paus.  5,  14,  7;  vgl. 

Blitz    als    seinen    Pfeil    entsendet",    Baethgen  Ürph.  hyinn.  15,  9.  2'it.  zu  hymn.  19)  und  wird 

p.   52.       Die    KfQavvia    dürfte    vielleicht    die  erwähnt  auf  Inschriften   aus  Kition   C.  1.  G. 

"■Anaf    sein,    welche    auf  Cypern    der  Athena  2,   2641,    aus   Lydien  2,   3445,    aus   Syrien 
(s.  Baethgen  p.  53)  gleichgestellt  wurde.             60  3,  4501.  4520  (Damaskos)    und   auf   einer   am 

Zu  der  Inschrift  von  Mantineia  vgl.  die  Fufse  des  Albanerberges  gefundenen  In- 
Abhandlung von  P.  Foucart,  Le  Zeus  Ke-  schrift  3,  5930;  vgl.  ob.  Sp.  6r)6.  751.  756.  Zfw? 
raunos  de  Mantinee,  Monum.  gr.  4,  1875  KsQavvsiog.,  Bianor  in  Anth.  P^d.  1, -12.  Arist. 
p.  23  —  26  und  Henri  Weil,  Zeus  Keraunos,  de  mundo!.  —  Zei^g  ■asQavvoßQÖvTr]?,  Arist.  pax 
Revue  arch.  n.  s.  32,  1876  p.  50 — 51.  Letzterer  376.  —  Zsvg  nsQuvvovxog,  Phil,  sept.mir.^;  der 
will  bei  Hesiod,  Theog.  v.  886f.  Bliizselhstheiktru  tov  Jiig ä^vi>xrii)iov,Hei^ych. 
IJvfifiaQipag  d'  oys  x^Q'^'-'"  ^'z"  ty^c'^t&izo  vrjövv,  Zeus  heifst  ferner  Ks  quvv i  og  in  derlydischen 
JiCaccg  (lij   ri^rj  KQazsQcoTtQOv  äXJiu   ^SQavvov  Landschaft    Maionia,      Waddington,    Inscr, 


1119    Kerberos  (b.  Homer  und  Hesiod)  Kerberos  (b.  Stesicboros,  Pindar)     1120 

d'Äsie  min.   1674;    in  Thyateira,     Bull,    de  ohzog     dl     TtEitrj-novtanscpaXov.       Vgl.     Scliöl. 

corr.  hellen.   10    (1886),    401   nr.  4    (unter  der  0368.  Schol  Soph.  Track.  1098.    Die  Zahl  der 

Inschrift  ist  ein  Blitz  eingemeifselt);  11(1887),  Köpfe    bei   Hesiod   offenbar   ovy.   aQi&urjtLKäg, 

470   ni'.  36;   auf  einer  Inschrift  aus  Tefeny  in  all'  ävtl  rov  nolvn^cpaXog  (wie  von  Typhoeus 

Phrygien,    Corr.  hell.    8,   503;    in   Syrien,  Schol.  Find.  I'yth.  1,  31),    Daher  noch  Horaz 

Waddington  a.  a.  0.   2195.  2631    (Palmyra);  carm.  2,  13,  34:   helua  centiceps  (während  die 

in  Pergamon,    Frünlel,  iJie  Inschriften  von  Interpolation  3, 11, 17ff.  ganz  auffallend  einen 

Fergamon  p.  134  nr,  232;    in  Thasos,  Jour-  Kopf  mit  os  trilingue  giebt).     Ähnlich  nannte 

nal  of  hellenic  studies   1887,  425    nr.  29;    auf  Simonides    die    lernäische    Schlange    fünfzig- 
Kalymna,  Inschrift  aus  dem  dortigen  Apollon-  10  köpfig  {fr.  203  Be.*):    also    ein    dichterischer 

tempel,  Newton,  Anc.  Greek  inscr.  in  the  Brit.  Ausdruck,  keine  Vorstellung  des  Volksglaubens, 

Mus.   2,  100   nr.  321;   auf  einer  Inschrift  aus  was   für  diese  älteste  Stelle  namentlicher  Er- 

Jeni  Nikup  (Thracien),  Arch.  epigr.  Mitteil.  wähnung  des  K.  wohl  zu  bemerken  und  schon 

fl.  Öaterr.  10  (1886)  242,  nr.  7,  ohne  Zeus  findet  hier  scharf  zu  betonen  ist.     K.  ist  bei  Hesiod 

sich  Keraunios  neben  einer  Göttin  Keraunia  (s.  Sohn  des  Typhaon  und  der  Echidna  (vgl.  Soph. 

d.)  auf  einer  Inschrift  aus  Kition,  Waddington  Track.  1099.    Ovid.  Met.  7,  408   [während  10, 

a.  a,  0.  2739,  vgl.  2740;  auf  unteritalischen  22    Medusaeum   monstrum  nicht   genealogisch 

Schleuderbleien  vUrj  zJiog  KsquvvCov,  Kaihel,  gemeint  ist).    Hygin.  fab.  30.  151 ;  vgl.  p.  12, 

Inscr.    Graec.    Siciliae    2407,   3    p.   608;     auf  16  Sckm.     Luk.   fugit.    31.     Quint.  Smijrn.    6, 
Münzen    von    Petilia,    der    Bruttier    und    der  20  261].     Dadurch    sind    Kerberos'    Geschwister 

Lukaner,    Stephani ,    Compte   rendn    1872,  86  u.  a,  Orthros,  der  Hund  des  Geryon,  die  Hydra 

Anm.  4;  Goldmünze  des  Diocletian  ebenda  222.  und  der  nemei'sche  Löwe;  also  liegt  auch  bei 

Vgl.  Keraunios.     [Höfer.]  Hesiod    die    Beziehung    zum   Abenteuerkreise 

Kerberos  (KsQßfgog).     1)  Ein    mythischer  des  Herakles  zu  Grunde.    Ganz  allgemein  da- 

Honigdieb   in  Kreta,   der  in  einen  Vogel  ver-  gegen,  als  Ausstattungsstück  der  Hadesschilde- 

wandelt  wird.    Darnach  die  Vogelart  ■niQßsQoi.  rung,  als  Thorhüter  vor  dem  Hause  des  Hades 

Ant.  Ltb.  19  (nach  der  ürnitkogonie  der  Boio  und    der   Persephone,    erscheint    K.    in    einer 

oAevAQaBoios:,Yg\.Knnach,AnalLAl.Eom.\'S.).  anderen  Stelle    der   Tkeogonie,    und  hier  be- 

—  2)   Der  Hund  und  Thorhüter  des  Hades.  gegnet    der   berühmte    Zug    (769  1?.):    ig    ^isv 

Soph.  0.  C.  1572.    Eurip.  Herc.  1278.    Tkeokr.  30  Covtocg  Ealvfi    ofiäg    ovqjj    rs    kkI    ovccaiv    ayt,- 

29,  38.   Apd.  2,  5,  12,  8.   Sckol.  Hes.  tkeog.  311.  cpoTbQoiCLV ,  'E^slQ'siv   8'  ovv.   a-üri?    Ja  Tiäliv^ 

Tartareum  custodem:   Verg.  A.  6,  395;   vgl.  8,  dlla    do'nsvcov  'Ea&t8i,    Zv   xf   Xäßrjai  nvlscov 

296.     Tib.  1,  3,  72.    Stat.  Theb.  2,  53  (vgl.  8,  i:'y.roa&£v   iövxa.      Dies  liegt  auch  'zu   Grunde 

56).    Sil.  It.  3,  35.    Doch  scheint  der  lanitor  dem   scherzhaften   Orakel    bei  Aristopk.   Equ. 

Orci    nicht    immer    Kerberos    zu     sein;     vgl.  1030  ff.    (vgl.  1017fi'.),     doch    vermischt    mit 

Spiro,   De   Eurip.  Fkoen.    p.  55,    dessen  Be-  der  allgemeinen  Vorstellung  eines  tückischen 

merkung  gut  berichtigt  und  ergänzt  wird  von  Hundes:    accLvsig    öaKvovaa;   s,  Schol.  zu  1031 

Ettig,  Acheruntica,  Lpz.  Stud.  13,  407,  welcher  (vgl.  Luk.  de  luctu    4,     Quint.    6,  264.     Stat. 

feststellt,    dafs  jedenfalls   bei   Lucan.  Fkars.  Theb.  2,  28:    saevus   et   intranti  jiopulo ,    mit 

6,  702  der  lanitor  vom  Cerberus  unterschieden  40  ausdrücklicher  Abweichung.     Die  Vorstellung 

wird;  vgl.  Stat.  Silv.  3,  2,  112  (Hermanubis?).  modificiert  sich    später:    tacet  piis;   vgl.  Stat. 

Über  Kerberos  im  hom.  Epos  schol.  A  B  Silv.  5,  1,  258;  2,  184;  3,  3,  26;  5,  3,  279). 

Toivnl.  F  zu  0  368:    17   dntXrj    ....    ort  v,vva  Die   fremde    und    doch   wohl  jüngere  Her- 

(lovov  Isysi,  KsQßsQov  Ss  ovk  ovofiä^fi^  ag  oi  kunft  der  zweiten  Hesiod  -  Stelle  erhellt  schon 

v£c6z£Q0i.     olSs    ÖS    xov    %vva   -Aal    xriv    (pvGt-v  daraus ,   dafs  ovccglv  apbcpoTEQOiaiv   nicht  mehr 

KVTov  (vgl.  Fuus.  3,  25,  6).     Die  zwei  Stellen,  50  Köpfe,  sondern  1  Kopf  voraussetzt, 

auf  die   sich   dies   bezieht,    sind    beide   nicht  Vom    Kerberos    des    Stesichoros    steht    nur 

sehr   alt:    0  368   {kvvu   otvysQoii    'AtSao)    und  der  Titel  fest;  doch  enthielt  auch  dies  Gedicht 

1&23  {-nvva).    An  beiden  ist  Kerberos  erwähnt  wahrscheinlich    das  Herakles -Abenteuer    (vgl, 
innerhalb  der  ihn  betreffenden  Höllenfahrt  50 -ST/eme,   Stes.  fr.    p.  70).      Findar    verknüpfte 

des  Herakles  (vgl.  ify^m.  251  p.  139  jSc/^jh.).  das    Kerberos -Abenteuer    mit    dem   Acheloos- 

Diese  gehört  offenbar  zum  ältesten  Bestände  Kampf    und    nannte    K.    wahi-scheinlich     bei 

der  Herakles -Sagen  und  mufs  frühzeitig  poe-  dieser  Gelegenheit  100  köpfig,  wie  sp.  Horaz; 

tisch    fixiert    gewesen    sein    (in    Argos?     vgl.  vgl,  fr.  249  Be.*  (nach  der  von  Bergk  citierten 

V.    Wilamoivitz ,  Herakl.   1,  291.   301  ff.),    und  Stelle   aus  l'ert.  de  cor.  mil.  7  scheint  es,   als 

zwar,    wie   es   scheint,    ursprünglich  vor  den  ob   bei  Findar   auch  das   uiriov  der  Acherois 

Hesperidenäpfeln    (z.  B.    Soph.   Track.    1097),  [Olympia]    damit  in  Verbindung   stand;    vgl, 

später  als  letztes  Abenteuer  (z.B.  Eurip.  Herc.  Eratostk.   schol.  Theokr.   2,  121,     Faus.  5,  14, 

23    und   überwiegend  die  Mythographie) ,  vgl.  2 ff.    Et.  M.  v.  'AxsQcoig). 

V.  Wilamowitz  a.  a.  0.  304,  71,  sowie    ]\'elckcr,  60  Für  die  ältere  Zeit  ergiebt  sich  also,  mit 

Kl.  Sehr.  1,  88.     Das  Genauere  gehört  in  den  Ausnahme  der  für  jünger  anzusehenden  zweiten 

Artikel  Hernkies.  HesiodSteWe,  dafs  K.  durchweg  mit  Herakles' 

Der  Name    Kerberos   begegnet  zuerst  bei  Höllenfahrt    verbunden    erscheint.      Es    fragt 

Hesiod.  Tkeog.  311:   K.  cofirjatriv,  'j'iSsca  v.vva  sich  aber,    ob   er  auch  zu  diesem  Abenteuer 

%alv.io(fmvov ,   IlEVTrjyiovTayJtpaXov.     (Im  Scko-  von  jeher  gehörte.     Vgl.  Buttmann,  Myth.  1, 

lion  ist   zu  lesen:    6    ^Iv  UivSagog  atiazovta-  261.  Welcker,  Götterlckre  2,71*3.  Ahrens, Fhilol. 

■AEtpcclov  cprjOLv  slvaL  Toj'  KiqßsQOv  {codd.:  Tv-  19,  415  ff.     H.  D.  Müller,    Myth.   der  grieck. 

qpcaaa;   durch  Verwechslung  mit  Fyth.  1,  31),  Stämme   1,  156,     Cecil  Smith,   Journ.   of  hell. 


1121         Kerberos  (und  Herakles) 


Kerberos  (und  Herakles)  1122 


stud.  4,  107 iF.  Valentin,  Orpheus  u,  Herakles 
in  d.  Unterwelt.  Berlin  1865  und  besonders 
Älfr.  Emerson,  De  Hercule  Homerico  (Diss. 
Monach.  1881)  20ff.,  sowie  Ettig  a.  a.  0  391  ff. 
und  oben  Bd.  1  Sp.  1782.  Es  handelt  sich  um 
die  schon  im  Altertum  strittige  Auffassung 
von  £395ff. :  Kampf  des  Herakles  mit  Hades 
SV  nvXcp.  Aristarch,  der  sv  nvXo)  für  sv  nvhj 
verstand,  dachte  auch  bei  diesem  Kampfe  an 
das  Kerberos -Abenteuer.  Doch  ist  von  Ker-  lo 
beros  hier  gar  nicht  die  Rede.  Dagegen  hat 
Pindar  Ol.  9,  29  ff.  eine  von  dem  Aristarcheer 
Didymus  zu  v.  43  natürlich  als  Licenz  ent- 
schuldigte Sage  im  Auge,  die  Herakles  in 
einem  Götterkampf  bei  Pylos  in  Gegensatz 
zu  Hades  setzt,  ohne  dafs  K.  der  Kampfpreis 
Ist,  sondern  es  liegen  andere  Motive  zu 
Grunde  (vgl.  A  690 fl'.  mit  Schol.,  sowie  Schol. 
zu  E  392.  Apd.  2,  7,  3,  1;  1,  9,  9,  2.  Paus. 
6,  25,  2).  Diese  Sage  kannte  wohl  auch  20 
Panyassis  (vgl.  fr.  20.  21  Kink.;  die  sonsti- 
gen Herakleenreste  sind  für   uns    unergiebig; 


Dagegen  findet  sich  das  Kerberos- Aben- 
teuer (um  von  der  völlig  hysterogenen  Ver- 
schmelzung mit  der  Alkestis-Sage  beim  Myth. 
Vat.  1,  92  ganz  zu  schweigen)  schon  früh  in 
Verbindung  mit  der  Sage  von  der  Befreiung 
des  Theseus ,  dessen  Descensus  wenigstens 
schon  bei  Hesiod  vorkam  {Pauf.  9,  31,  4.  Ettig 
278).  Nach  Welcker  {Cykl  V,  237  ff.)  enthielt 
die  Befreiung  des  Theseus  durch  den  Kerberos- 
holenden  Herakles  auch  die  Minyas;  doch  vgl. 
0.  Müller,  Orch.-  12  {Welcker,  Cykh  2^  422 fl".). 
V.  Wilamowitz ,  Homer.  Untersuchungen  222ff. 
Rohde,  Psyche  1,  278.  Ettig  282ff.  Überhaupt 
scheint  die  Befreiung  des  Theseus  nie  von 
dem  Kerberos -Abenteuer  getrennt  gewesen 
zu  sein  (gegen  Zoega,  Bassiril.  2,  58ff. ;  über 
Plut.  Thes.  30  vgl.  Ettig  408).  Auch  Pa- 
nyassis wird  diesen  Zusammenhang  gehabt 
haben;  vgl.  fr.  9  Ki.  Die  Verbindung  mit  der 
vorausgehenden  Mysterienweihe  des  Herakles 
(vgl.bes  D/od.  4,25)  ist  wohl  attisch-eleusinischen 
Ursprunges.     Ein   Gedicht  des   Musaios    (und 


vgl.  Ettig  394),  und  sie  fand  sich  in  den  he- 
siodischen  Katalogen  {fr.  33  Hz.).  Sie  be- 
steht für  sich,  imd  est  ist  nicht  wahrschein- 
lich, dafs  das  Kerberos -Abenteuer  in  sie  erst 
später  hineingetragen  ward ,  sondern  auch 
dieses  bestand  für  sich.  Die  Auslegung  der 
Aristarcheer  aber  ist  eine  Hypothese  nach  be- 
kanntem Schema,  die  man  nicht  stützen  darf  50 
durch  die  hier  (Fig.  1)  wiederholte  Darstellung 
eines  schwarzfigurigen  Skyphos  aus  Argos,  auf 
der  allerdings  der  Kerbeios  holende  Herakles  den 
erschreckt  von  seinem  Thron  aufgesprungenen 
und  zurFluchtgewandten  Hades  mit  einem  Stein- 
wurf bedroht.  Denn  obwohl  die  mehrfach  be- 
zweifelte Echtheit  der  Darstellung  feststeht 
{Wieseler,  Abh.  d.  Gott.  Ges.  d.  W.  9,  49.  Klüg- 
mann, Bull.  1876,  116.  Jul.  Sehneider,  Die  zivölf 
Kämpfe  des  H.,  Diss.  Lips.  (ohne  Jahr),  24 ff.  60 
—  Conze,  Arch.  Ztg.  1880,  74.  0.  Rofsbach, 
Griecli.  Antiken  in  Breslau  16),  so  hat  sie 
doch  mit  der  genannten  Sage  von  Hades' 
Verwundung  durch  Herakles  deshalb  nichts 
zu  thun,  weil  diese  nach  E  399  durch  einen 
Pfeilschufs  erfolgte.  Die  Abweichung  wäre 
um  so  auffallender,  als  Herakles  auf  dem 
Bilde  in  der  Rechten  den  Bogen  hält. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II. 


Eugammon?)  wird  nach  Orph.  Arg.  24  angenom- 
men von  0.  Müller,  Dor.  1*,  423.  Auch  sonst 
kennt  die  orphische  Poesie  Herakles'  Höllen- 
fahrt, doch  ist  alles  Nähere  unsicher;  vgl. 
Serv.  A.  6,  392  (fr.  158  Abel)  und  Lobeck, 
Agl.  813.  Dafs  K.  eine  gewisse  Rolle  auch  in 
Orpheus'  Höllenfahrt  spielte,  dafür  scheint 
aufser  Verg.  G.  4,  483  auch  die  Darstellung 
der  J5Zacasschen  Vase  Arch.  Ztg.  1844  t.  14 
zu  sprechen,  auf  der  man  in  dem  Manne  mit 
Leier  und  Kranz,  der  Kerberos  hält,  Orpheus 
hat    erkennen    wollen.      Doch    vgl.    dagegen 

0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  1867,  43 ff.  A.  Winkler, 
Bresl.  philol.  Abh.  3,  5,  76  (Aiakos  u.  Adonis?). 
Von  den  Tragikern  gehört  hierher  Eurip. 
Herc.  613.  Soph.  Phaedra  fr.  625  N.^  {Ettig 
396).  Eurip.  (oder  Kritios)  Peirithus,  über 
den  zu  vgl.  N.''  546ff.  Ettig  293.  Endlich 
Sen^ca  Hipp.  841  f.  Weiterhin  ist  zu  vgl. 
Axioch.  371  E.  Lykophr.  1327  (nebst  Scholl,  u. 
Tzetz.).  Diod.  4, "251  Apd.  2,  5,  12,  2.  Schol. 
Ap.  Rh.  1,  101,  sowie  Furtwängler  ob.  Bd.  l 
Sp.  2185.  Gerhard  deutet  auch  die  Zweige 
neben  der  Gestalt  des  Herakles  auf  dem  Ker- 
berosbilde -4.  F.  2,  131  (==  Baumeister,  Denkm. 

1,  662.     Engelmann,  Ilias  t.  9,  48)   in  mysti- 

36 


1123          Keiberos  (und  Herakles)  Kerberos  (und  Herakles)          1124 

schem  Sinne  (vgl.  auch  Serv.  zu  A.  8,  276).  böotiscke  Lokalsage  (am  Laphystion)  nennt 
V.  Wilamowitz  hat  sogar  (zu  Eurip.  Herk.  612)  den  rückkehrenden  Herakles  Xägoip  {Paus.  9, 
angenommen,  dafs  zu  dieser  eleusinischen  34,  5),  nach  C  iV/üZ/er  (Z)or.  l^  423)  der  Freu- 
SagenversioD  die  eine  bequemere  Erfüllung  dige.  ö)  Auch  die  thesprotische  Hadesregion 
der  Aufgabe  bringende  Intervention  der  Perse-  scheint  die  Sage  an  sich  gezogen  zu  haben, 
phone  gehöre  (vgl.  Flut.  Mk.  1.  —  Dargestellt  ohne  dafs  es  sich  doch  hierbei  in  Lokal-  und 
auf  dem  von  Tischbein,  Peintures  des  vases  Inhaltsgestaltung  um  etwas  Altertümliches 
Etr.  d' Hamilton  4  pl.  25  gezeichneten  Vasen-  handeln  müfste,  wie  Otfr.  Müller  meinte 
bild?  Gehört  auch  Verg.  A.  6,  396  hierher?).  (a.  a.  0.).  Die  darüber  uns  vorliegende  Tra- 
Sonst  mufs  H.  den  Hund  bezwingen,  und  lo  dition  ist  durchweg  euhemeristisch,  vgl.  Ettiy 
zwar  nach  Apd.  unter  der  Bedingung,  %(OQig.  397.  Hier  ist  Aidoneus  ein  Molosserkönig 
av  slxiv  onXcov  y.Q(xrovvza,  nur  mit  Q-cäga^  und  Kerberos  sein  Hund  (K.  als  Hundename 
und  li^ovzri  (vgl  Scholl.  £305).  So  die  auch  sonst  bezeugt :  PoK.  5, 42),  dem  Peirithus, 
Vase  J.Zia»mrrt- Neapel  3222;  doch  vgl.  Wink-  der  des  Königs  Tochter  Köre  entführen  will, 
ler,  Bresl.  phil.  Abh.  3,  5,  26.  Bei  Seneca  E.  zum  Frafse  vorgeworfen  wird,  während  sein 
/:  800  (und  Quintus  6,  265?)  führt  er  da-  Helfer  Theseus  gefesselt  und  erst  von  He- 
gegen die  Keule,  die  auch  auf  den  alten  rakles  erlöst  wird.  So  erzählte  schon  Philo- 
Bildern  nicht  fehlt.  Doch  scheint  namentlich  choros  fr.  45  und  46  {F.  E.  G.  1  p.  391)  = 
das  Würgen  des  Tieres  ein  alter  Zug:  He-  Plut.  Thes.  31,  35  nebst  den  von  Müller  aus 
rakles  ist  Kvväyxrig  so  gut  wie  Hermes  {Ahrens,  20  dem  armenischen  Eusebius  und  Syncellus  an- 
Phil.  19,  405ff.,  412).  V^eun  bei  Aristoph.  geführten  Stellen,  sowie  Paus.  1,  17,  4.  Aelian. 
Ban.  465  ff.  wirklich  Aia-noq  spricht  (vgl.  V.  H.^.b.  loami.  Antioch.l,Z  {F.  E.  G.  i,b^^). 
Schol.  465),  so  hatte  nach  469  auch  dieser  mit  Tsetzes  Chil.  2,  36,  406.  Alleg.  Od.  11,  145 tf. 
dem  Abenteuer  des  H.  irgendwie  zu  schaffen.  (1,  288  Matr.)  und  an  anderen  bei  Nauck, 
Als  Helferin  des  Herakles  erscheint  schon  Fragm.  trag.'  p.  547  abgedruckten  Stellen. 
Hom.  0  359 ff.  Athene,  desgl.  auf  bildlichen  Weitere  Brechungen  der  Sage  in  derselben 
Darstellungen  (vgl.  Gerhard,  A.V.  t.  128 ff.  und  rationalistischen  Richtung:  Anonym,  p.  322, 
oben  Bd.  1  Sp.  2205).  Auf  einer  Relief- Vase  19  W.  (verb.  von  Ettig  p.  398).  Eeracl.  de 
aus  der  Nähe  von  Tenea  ist  sie  wenigstens  incred.  21  (p.  317  TF.).  Eustath.  ad  II.  717, 
durch  die  Eule  vertreten  {Samml.  Sab.  1  30  50  ff.  (der  das  Abenteuer  nach  Thrakien  ver- 
t.  24).  Um  so  sonderbarer  ist  Stat.  Th.  8,  legt).  Noch  sonderbarer  und  willkürlicher 
513  ff.,  wo  Herakles  von  der  Göttin  sagt:  Palaeph.  40  und  das  iVowiOsdiegema  bei 
Ipsa  heu  comes  invia  mecum  Tartara,  ni  Su-  Westermann,  Mythogr.  p.  375  (38).  Rationa- 
peros  Acheron  excluderet,  isses.  Dagegen  ist  listische  Erklärungen  der  Gestalt  des  K. 
A  626  Hermes  neben  Athene  Geleiter  des  seien  gleich  hier  mit  erwähnt.  Euseb.  pr.  ev. 
Herakles.  Die  bildlichen  Darstellungen  des  3,11:  der  3  köpfige  %vtov  bedeutet  die  Jtvrjcts 
verschiedensten  Ursprunges  zeigen  auch  Her-  räv  nagnav  nsLch-naraßoli],  VTiodoxri,  dvädoaig; 
mes  allein  (vgl.  Furtivängler  a.  a.  0.),  so  noch  alberner  üeracZ.  rfeincr.  33  (319  IF.).  Eine 
Canosa-Miinchtn  849.  Buvo  -  Karlsruhe  388.  rationalistische  Etymologie  {Schol.  Theog.  311) 
Santangelo  709,  vor  allem  auch  der  „homeri-  40  ist  weiter  unten  zu  erwähnen.  6)  Besonders 
sehe  Becher",  den  Bobert  im  Winckelmanns-  merkwürdig  ist  die  Lokalisierung  des  Auf- 
programm 1890  (über  hom.  Becher)  p.  86  ab-  stiegs  in  Herakleia  am  Pontos,  wo  die 
gebildet  und  besprochen  hat.  Hier  streckt  zugehörige  acherusische  Höhle  noch  heute 
Hermes  „die  Rechte  wie  beschwichtigend  oder  nachweisbar  ist.  Vgl.  neben  Meineke,  Anal. 
beschwörend  über  die  mit  offenem  Rachen  Alex.  64  besonders  ü.  Kümmel,  Eeracleotica. 
erhobenen  Köpfe  des  Kerberos".  Bobert  hätte  Progr.  Plauen  i.  V.  1869  p.  48 ff.  Mit  dieser 
auf  Stat.  Theb.  2,  30  verweisen  können,  wo  Sage  steht  in  Verbindung  das  ai'ziov  des  in 
Hermes  gleichfalls  den  Höllenhund  bändigt  der  Nähe  beim  Dorfe  'ÄKOvai  wachsenden 
und  zwar  einschläfert:  Lethaeo  vimine  mul-  Akonits  (aus  dem  Geifer  des  Kerberos),  mit 
cens.  Auf  den  ebengenannten  unterit.  Vasen  50  verschiedenen  Erklärungen  des  Namens  selbst, 
ist  auch  Hekate  anwesend,  drohend  oder  Lokalpatriotisch  Eerodor,  Schol.  Ap.  Bh.  2, 
warnend.  Vgl.  auch  Santangelo  11.  354  [= /r.  25  {F.  E.  G.  2  p.  35);  vgl.  Müller, 
Das  Lokal  des  Abstiegs  ist  Tainaron  l)or.  1\  423;  2\  450],  der  auch  die  Theseus- 
{Sophokles'  Satyrspiel  'HQanXrig  stcI  TaLvaQco,  Sage  änderte  {Plut.  30).  Ferner:  Xenoph. 
vgl.  Nauck,  Fragm.^  p.  178.  Eurip.  Eerk.  23;  Anab.  6,  2,  2.  Ap.  Bh.  2,  353 ff.  734ff.  743. 
aufserdem  Apd.  und  Paus.  3,  25,  5 ff.  Strabo  Euphorion  iv  reo  ^svicp  {fr.  28  Mein.\  doch 
363;  anderes  bei  Ettig  397).  Der  Aufstieg  vgl.  auch  Knaack,  Eerm.  25,  87ff.  u.  Beizen- 
wird 1)  von  Seneca  Eerc.  f.  813  u.  a.  auch  in  stein,  Ind.  lect.  Bostoch.  1890/91  p.  9).  Ni- 
Tainaron  gedacht.  Daneben  mannigfaltige  kander  Älexiph.  13  (Scholl.).  Andren  v.  Teos 
Lokallegenden:  2)  Troizen,  beim  Heiligtum  60  fr.  1  {=  F.  E.  G.  2  p.  348).  Nymphis  fr.  2 
der  Artemis  Soteira  {Paus.  2,  31,  2.  Apd.  2,  {ib.  3  p.  13).  Dion.  Per.  788ff.  mit  den  Scholl. 
5,  12,  9.  loann.  Pediasim.  p.  354  W.).  —  und  Eust.,  der  Diodor  (14,  31)  und  ^ma» 
3)  Im  nahen  Hermion  im  chthonischen  Be-  citiert.  Quintus  Smyrn.  6,  470 ff.  Ovid.  Met. 
zirk,  von  wo  der  Weg  zum  Hades  so  kurz  7,  406  ff'.  415  ff.  Val.  Flacc.  4,  595.  Pomp. 
ist,  dafs  sogar  das  vuilov  für  die  Toten  über-  Mela  1,  19,  7.  Plin.  n.  h.  27,  4  (vgl.  6,  4. 
flüssig  wird  {Strab.  373);  vgl.  Eurip.  Eerk.  Solin  45).  Avien  960ff.  Ammian  22,  8,  17. 
615  und  Paus.  2,  35, 10.  —  v.  Wilamowitz  2,  165  Servius  G.  2,  152.  Weiteres  über  das  Akonit 
hält  dies  Lokal  für  das  ursprüngliche;    4)  Eine  bei  Tlieop.  Ath.  3,  85  b.    Ste2)h.  Byz.  v.  'A-mövai. 


1125 


Kerberos  (Gestalt) 


Kerberos  (Gestalt) 


1126 


Auson.  technop.  9,  9 ff.  Ettig  315 ff.  Dazu  die 
von  Kämwel  p.  49  und  Hcad,  Hist.  numtn. 
443  genannten  Münzen  (auch  in  Kyzikos: 
Hend  452).  Auch  das  Weiligeschenk  der  He- 
rukleoten  in  Olympia  gehört  hierher:  Paus. 
5,  26,  6.  Soviel  vom  Aufstieg.  Der  Hund 
heult,  schäumt  oder  zittert  (vgl  Verg.  A.  6, 
397  und  Seneca  Herc.  f.  813ff.~).  Das  Licht 
blendet  ihn  {Ovid.  Met.  7,  41 1,  sowie  Seneca  l.  l. 


Auf  dem  argivischen  Napf  (Fig.  1)  hat  K. 
einen  Kopf  (altkorinthisch?);  altattisch  scheint 
die  zweiköpfige  Bildung  (schwarzfig.  Vasen, 
z.  B.  Petersb.  122;  München  153.406.  1206;  die 
Metope  ist  unsicher),  die  Dreiköpfigkeit  ist 
FitrtiüängJer  nach  Mon.  delV  Inst.  6,  36  geneigt, 
der  altionischen  Kunst  zuzusprechen.  Über 
ein  Mischwesen  (aus  Hund,  Wolf,  Löwe),  das 
den  Kerberos  des  Sarapis  darstellt,  vgl.  Löschcke, 


Schol.  Nik.  Alexiph.  13).    Dafs  sich  Eurystheus  lo  Aus  d.   Unterwelt  10,    der  auf  Journ.  of  hell. 


aus  Furcht  vor  ihm  ins  Fafs  verkriecht  (wie 
beim  erymanthischen  Eber),  ist  vereinzelt  auf 
der  Vase  Mon.  dell'  Inst.  6,  36  zu  sehen, 
scheint  aber  sonst  nicht  bezeugt;  vgl.  Jul. 
Schneider  p.  47/48.  Nur  bei  Apd.  (und  lo. 
Pediasimos)  bringt  Herakles  den  Hund  auch 
zurück.  Von  der  Flucht  des  Tieres  durch  die 
argivische  Kynadra  spricht  v.  Wüamowitz  1, 
301:  das  beruht  auf  Eust.  Od.  1747,  10  ver- 
bunden mit  Hesych.  v.  slfvQ'SQOv  vSwq. 

Von  der  Gestalt  des  K.  herrschen  keines- 
wegs einmütige  Vorstellungen. 
Über  den  Vorrat  an  Bildern,  die 
wohl  ausschliefslich  das  Herakles- 
Abenteuer  darstellen,  ist  neben 
Gerhard,  A.  V.  2,  152 ff.  (156) 
t.  129  —  131  und  Conze ,  Annali 
1859(31)404,  sowie  Jul.  Schneider 
p.  440".  namentlich  auf  Furtwäng- 
lers  Artikel  (Bd.  1  Sp.  2205.  2229), 
und  bezüglich  der  unteritalischen 
ünterweltsvasen  ( Wiener  Vorlege- 
blätter Ser.  E  t.  1 — 6)  auf  Aug. 
Winklers  Arbeit  zu  verweisen.  Die 
Darstellungen  der  Unttrwelt  auf 
unteritalischen  Vasen.  {Bresl.  philol. 
Abhdlgn.  5)  1888,  bes.  p.  42  f.  50  ff. 
Dazu  Robert,  Homer.  Becher  86. 
Über  einen  Berliner  Cameo  mit  der 
Fesselmig  des  K.  vgl.  Furtwängler 
im  Jahrb.   des  Inst.  3,  106  ff. 

Schon  der  Amykläische  Thron 
stellte  'Herakles  den  Kerberos 
führend'  dAv  {Paus.  3,  18,  9).  Des- 
gleichen fehlt  das  Abenteuer  nicht 
aufdenMetopenvon01ympia(J^t<s</r. 
4,  28)  und  am  sog.  Theseion-  in  Athen  Mon.  dell' 
Inst.  10  t.  59;  Vgl.  Julius,  Annali  1878  (50), 
193.     Hier   zerrt  der  Held  das  Tier  aus  einer 


stud.  6,  292  verweist.  Man  wird  auf  dies 
Schwanken  bei  emer  für  die  primitive  Kunst 
schwierigen  Bildung  nicht  ein  entscheidendes 
Gewicht  legen  dürfen  (vgl.  Klügmann,  Bull. 
1876,  116.  Conze,  Annali  31,  399).  Dafs  es 
indessen  nur  aus  technischen  Gründen  sich 
erkläre,  ist  unmöglich.  ,,Man  sieht,  das 
Phantasiebild  vom  K.  hat  keine  festen  Um- 
risse, sondern  ist  im  Flusse";  dieser  Satz 
20  löschckes  ist  wohl  zu  merken. 

Von   der   attischen  Tragödie  {Soph.  Trach. 


2)  Herakles  und  Kerberos,  von  einer  Vase  von  Canosa, 
wiederholt  aus  Bd.  1,  1326. 


101>8.    Eutip.  Herk.  24.   611.    1278)  ab  ist  die 
Dreiköpfigkeit  mit  wenig  Ausnahmen  in  Wort 
und  Bild  durchgedrungen.    Schon  Ahrens  war 
Höhle  (auch  auf  einem  Sarkophag  in  Florenz  50  von    der    Unursprünglichkeit    dieser    vulgären 
angedeutet;   3,  77  Dütschke),  die  man  für  eine       Vorstellung  so  überzeugt,  dafs  er  sie  durch  eine 


Andeutung  des  Hades  ansehen  kann  (doch  giebt 
es  auch  einen  besonderen  rowog  KsQßsgiog  im 
Hades  selbst  {Hesych.  v.  KsgßiQioi,  zu  lian. 
187),  den  sich  besonders  die  Späteren  als  eine 
Höhle  vorstellen:  Soph.  0.  C.  1572.  Verg.  A. 
6.  418;  8,  297.  Stat.  Th.  8,  97.  Sil.  13,  591  ff. 
K.  ist  dort  angekettet;  er  zerreifst  seine  Bande 
{Sil.  a.  a  0.)  und  ist  nachts  als  echter  Ketten- 


Vermischung  des  dreiköpfigen  Geryones  mit 
seinem  Hunde  Orthros  erklären  wollte  {Phil. 
19,411). 

Eine  hellenistische  Schilderung  giebt  z.  B. 
Hermesianax  fr.  2,  10  ff.  Be.  Die  Stellen 
der  Römer  sind  schon  angeführt.  Es  findet 
sich  sogar  der  Ausdruck  Tricerberus  {Mytli. 
Vat.  1,  92.    Serv.  A.  1,  133).     Auch   braucht 


hund  frei    {Prep.  5,  6,  90.     Sil.  2,  552).     Eineoman     Tgt-^KÜgrivog     schlechthin    für    Kerberos, 


Himdetorso,  wie  es  scheint  mit  Schlangen 
Schwanz,  ist  kürzlich  an  der  Akropolis  ge- 
funden und  liegt  mir  in  Photographie  vor; 
doch  ist  die  Beziehung  auf  K.  nicht  sicher. 
Praxiteles  mufs  das  Abenteuer  im  Giebel  des 
thebanischen  Herakleions  dargestellt  haben 
{Paus.  9 ,  11,  6) ,  in  Alyzia  Lysipp  nach 
Strabo  459. 


Luk.  Philop.  1  (vgl.  auch  Pseudol.  29). 

Auch  abgesehen  von  der  Kopfzahl  ist  das 
Bild  von  Kerberos  schwankend.  Bald  ent- 
fernt sich  die  Darstellung  nicht  allzusehr 
von  den  natürlichen  Formen  eines  Hundes, 
bald  wird  das  Ungetüm  durch  Löwentatzen 
ausgezeichnet  (z.  B.  Euvo  -  Karlsruhe  388). 
Häufig    sind    ihm    Schlangen    am    Leib    und 

36* 


1127 


Kerberos  (Gestalt) 


Kerberos  (Gestalt) 


1128 


besonders  am  Nacken  beigegeben  (vgl.  den 
OKvcpog  von  Arges. ij  Mon.  6,  36.  Gerhard  t.  129 
u.  a.  m. ;  in  der  Litt,  bei  Plat.  Bep.  9,  688  c 
[Zusammenhang!],  Apd.  und  besonders  bei  den 
Römern,  vgl.  namentlich  Vercf.  A.  6,  419.  Culex. 
221.  Ovid.  Met.  10,  21.  TibuU.  1,  3,  71 ;  3,  4,  87. 
Seneca  Herc.  f.  785.  Horaz  carm.  3,  11,  17 
[interpol.]  u.  a.).  Auf  der  Hadesstatue  in  Villa 
ßorgbese    (abgebildet   Bd.   1     Sp.    1803)    wird 


L.  die  beiden  Hunde  an  der  spart.  Statuette 
{Arch.  Ztg.  1881  t.  17,  3),  die  er  für  einen 
chthonischen  Zeus  hält.  So  sind  ihm  die 
zwei  Hündinnen  (weiblicher  Kerberos  auf  einem 
Scarab.  naehgewiesen  von  L.  p.  11  n.  29  u, 
p.  7)  die  Hüter  des  Unterweltspfades,  und  die 
zwei  Hähne  hält  der  Jüngling,  d.  h.  der  Ver- 
storbene selbst,  als  uTtOTgonatcc.  Hiermit 
würde  sich  die  hochaltertüuiliche  Vorstellung 


der  Leib    des   Hundes   nur    umwunden    von  lo  von  zwei  Totenhunden  ergeben  und  diese  sieh 


einer  Schlange,  die  nicht  mit  ihm  verwachsen 
ist.  Dies  ist  nach  Macroh.  Sat.  1,  20,  13  ff. 
bei  dem  Sarapiscerberus  der  Fall.  Auch  der 
Schwanz  eudigt  vielfach,  doch  nicht  immer, 
in  einen  Schlangenkopf  (vgl.  Apd.  und  Sil. 
13,  594.  Seneca  E.  f.  812).  Wie  bei  Apd. 
beifst  er  damit  den  Herakles  ins  Bein,  z.  B. 
auf  dem  vorstehenden 
Bilde  (Fig.  2),  sowie  auf 
den  Neapeler  Vasen 
AUamura  3222 
Santangelo  11. 

Diese    schwankende 
Gestalt,     der     ältesten 
Dichtung  v/ie  Bildnerei, 
soviel    wir    sehen,    mit 
einer      einzigen      Aus- 
nahme  nur  im  Zusam- 
menhang eines  bestimm- 
ten Abenteuers  geläufig, 
war    sie    wirklich    von 
Anfang  so,  wie  sie  das 
spätere  Altertnm  kennt, 
eine    echte    Schöpfung 
des  religiösen  Glaubens  ? 
Die  Frage  wird  zumeist 
bejaht. 
I.  Auf 
Grund 
einer  An- 
sicht, die 

K.    auf 

sprach- 
und    my- 

thenver- 
gleichen- 
dem 
Wege  als 
ein    uraltes    Erbstück    auch    der    griechischen 


3)  Ungedeutete  Scene.     Von  einem  Thonsarkophag  aus  Klazomenai  (nach 
Löschcke  „Aus  der  Unterwelt"). 


fast  decken  mit  der  von  L.  p.  6 ff.  behan- 
delten altindischen  Anschauung,  wonach  der 
Pfad  des  Yama  von  den  zwei  vieräugigen, 
bunten  Hunden  der  Sarama  belagert  ist,  die 
gelegentlich  auch  als  Boten  des  Todes  er- 
scheinen. Zum  Schutz  für  sie  erhalten  die 
Toten    anoTQOitaia   in    die    Hand,    die   Nieren 

des      Opfertieres, 
oder     auch    zwei 
Reisklumpen,  wo- 
mit sich    die   als- 
bald    zu     erwäh- 
nende griechische 
yitXixovTxa         für 
Kerberos    verglei- 
chen   liefse.      Auf 
dem     Napf     von 
Argos,   meint  L., 
sei  die   ursprüng- 
liche        Zweizahl 
schlechthin      ver- 
einfacht,   die   alt- 
attische        Zwei- 
köpfigkeit      ent- 
stamme  mechani- 
scher Addition,  die 
vulgäre 
Dreiköp- 
figkeit 
der     ge- 
heimnis- 
vollen 
Macht 
der 
Trias.  So 
anspre- 
chend 
diese 
Ansicht  ist,  so  entbehrt  sie  doch  alles  Haltes. 


Phantasie  erweisen  will.    Vgl.  besonders  J.  t"an  so  Vgl.DeneÄ-fwBd.  1  Sp.2586.  Bohde,  Psyche  1,2S1. 


den  Gheyn  S.  J.,  Le  mythe  de  Cerbere  =  Essais 
de  mythologie  et  de  philöl.  comp.  Bruxelles  et 
Paris  1885,  68flE". ,  wo  sich  p.  890".  auch  eine 
Interpretation  du  mytJte  findet. 

Vorerst  sei  bemerkt,  dafs  an  semitische 
Übertragung  in  diesem  Falle  schwerlich  zu 
denken  ist.  In  den  beiden  Descensus  der  Keil- 
schriftlitteratur  fehlt  ein  Kerberos.  Die  höchst 
unsichere   Spur  eines  Äquivalents   (auf  einem 


ÄrtJi.  Schneider,  Prolegomena  zu  einer  neuen 
Galerie  heroischer  BUdw.  (Lpzg.  1890)  25  ff.  Die 
Deutung  der  lakonischen  Statuette  ist  ungewifs, 
die  Zweizahl  der  Huude  kann  hier  der  Sym- 
metrie verdankt  werden.  Auf  dem  klazome- 
nischen  Bilde  scheint  ferner  der  Jüngling 
,,eher  spielend  als  drohend",  und  L.  selbst 
hat  p.  4  die  entscheidende  Beobachtung  ge- 
macht,   dafs    der  Gestus   nicht   der   des    Ent- 


in Palmyra  gekauften  assyrischen  Hadesrelief)  60  gegenhaltens,   sondern   der  des  Entziehens  ist 


hat  mir  A.  Jeremias  nachgewiesen;  vgl.  dessen 
„Bab.-assyr.  Vorstellungen  t'jom  Leben  nach  dem 
Tode"  (Lpzg.  1887)  S.  80.  Dagegen  hat  weit- 
greifende Kombinationen  nach  anderer  Rich- 
tung hin  Löschcke  angestellt,  „Aus  der  Unter- 
welt", Dorp.  Progr.  1888. 

Mit  dem  hier  wiederholten  Bilde  (Fig.  3)  eines 
klazomenischen    Thonsarkophags     kombiniert 


(was  .sich  namentlich  in  dem  unwillküi-lichen 
Höherhalten  der  nicht  zugleich  vom  Auge  be- 
herrschten linken  Hand  zeigt).  Also  kann  es 
sich  hier  gar  nicht  um  die  Hähne  als  licht- 
erweckende Vögel  handeln,  als  ccTtox^oTtaia, 
die  „die  finstern,  schädlichen  Dämonen  ver- 
scheuchen". Somit  versinkt  das  Bild  ins 
Rätselhafte   zurück,   und   damit   verschwinden 


1 1 29           Kerberos  (Bedeutung)  Kerberos  (Bedeutung)            1 1 30 

die  Spuren  eines  Urzusammenhangs  der  alt-  Das  Appellativum  ist  also  das  ursprüng- 
indischen mit  der  griechischen  Anschauung.  liehe,  das  N.  P.  nur  ein  Gebilde  der  isländi- 
Diesen  Zusammenhang  hat  auch  die  Etymo-  sehen  Dichtung,  der  Höllenhund  Garmr  fufst 
logie  nicht  herzustellen  vermocht,  worüber  zu  nur  auf  der  Fo^ws/ja- Stelle.  Trotz  dieses  un- 
vgl.  die  sorgfältige  Sammlung  und  Kritik  aller  günstigen  Thatbestandes  hat  Bwjge  {Studien 
dieser  Versuche  bei  0.  Gruppe,  Die  gruch.  über  die  Entstehung  der  nordischen  Göttersage 
Kulte  und  Mythen  l,  113  f.  {van  d.  Gheyn  p.  179^)  die  Behauptung  wiederholt,  Garmr 
82  if.).  Besonders  bekannt  ist  Kulms  Gleich-  sei  einfache  nordische  Wiedergabe  des  Wortes 
Setzung  von  KsQßsgog  mit  Qabala  (vgl.  prakr.  Gerberus ,  und  E.  H.  Meijer  {Volusp.  p.  181) 
gabbala  =  garbala  und  ved.  garcari),  der  lo  meint  sogar,  dem  FoZwspa-Dichter  habe  speziell 
„Bunte",  Name  des  einen  Sarameyahundes.  Verg.  A.  6,  417  vorgeschwebt.  Die  Kenntnis 
Dies  schien  besonders  passend,  weil  nach  dem  der  Aeneide  ist  aber  für  das  Alter  des  sicher 
Schol.  NiA\  Alexiph.  578  der  von  Nikander  noch  heidnischen  Dichters  fast  eine  ünmög- 
erwähnte  ,, stumme"  Frosch,  also  möglicher-  lichkeit.  Dazu  kommt  die  Übertragung-  *S'e/"- 
weise  die  scheckig  gefleckte  Kröte,  Kerberos  berus  in  der  Praef.  der  Sri.  E.  1,7.  Garmr 
hiefs  (vgl.  auch  die  unter  nr.  1  erwähnte  scheint  vielmehr  ein  echt  nordisches  Wort 
Vogelart).  M.  Müller  denkt  an  (jarvaras  und  läfst  sich  zu  garma  stellen,  das  in  norw. 
(perniciosus).  Doch  schwebt  all  dies  in  der  Dialekten  vom  Brüllen  der  Tiere  gebraucht 
Luft.  Das  eraniache  Äquivalent  {Zarlngösh,  wird  (vgl.  gael.  gairm  Geschrei,  bret.  welsch. 
„aux  oreilles  jaunes'',  Hüter  der  Brücke  Qin-  20  garm  Schrei)  und  also  ursprünglich  „Brüller 
vat;  vgl.  V.  d.  Gheyn  84)  ist  hysterogen  und  oder  Heuler"  heifst.  Das  Wort  ist  mithin  keine 
völlig  aufser  Rechnung  zu  setzen,  nach  Gruppe,  direkte  Übertragung  des  antiken ;  ob  die 
der  sich  dafür  a.ui. Casartelli,  Phil.  rel.  173  be-  Sache  von  Einflnfs  gewesen  ist,  scheint  zwar 
ruft.  Über  das  germanische  Analogon  hat  nicht  erwiesen,  doch  nicht  unmöglich, 
mir  mein  Kollege  E.  Mogk  etwa  folgendes  Für  uns  geht  hieraus  soviel  hervor,  dafs 
mitgeteilt:  Garmr  erscheint  in  den  nordi-  die  germanische  Mythologie  zwar  ein  Ana- 
schen  Quellen  als  Simplex  und  als  zweiter  Teil  logon  des  K.  kennt,  dafs  indessen  weder  für 
einiger  Composita.  1)  Simplex.  In  einer  Re-  eine  ursprüngliche  Hundsgestalt  des  Hades- 
frainstrophe  der  zeitlich  und  örtlich  noch  nicht  Wächters,  noch  überhaupt  für  die  Ursprüng- 
sicher fixierten  Vojuspa  (44.  49.  54.  58  Bugge):  30  lichkeit  dieser  Figur  eine  sichere  Gewähr 
,,Laut  bellt  Garmr  vor   der  Felsenhöhle."     G.  vorliegt. 

ist    hier    Wächter    des    ünterweltseinganges.  Die  Versuche,  dem  K.  auf  sagenvergleichen- 

Nicht   genannt,    doch   gemeint   ist    er  in  der  dem  Wege  näher  zu  kommen,   scheitern  aber 

jüngeren,  möglicherweise  von  der  ersten  Stelle  auch  daran,    dafs   keine    zuverlässige    Etymo- 

abhängigeu     Vegtamskvida     (2/3) ,     wo     Odin  logie  des  griechischen  Wortes  vorliegt.    Nach 

beim   Eingange    ins  Totenreich    einem  Hunde  Hesych.    v.    KsQßsQog    {yifQßsQoyiLvövvog    cod.) 

begegnet,  „der  war  blutig  vorn  auf  der  Brust,  bedeutet    es    co^gög,     wozu    M.    Schmidt    auf 

und   des   Zaubers  Vater  heulte   er  lange  an".  maked.  -nLßiQQog-    coxQog  verweist.    Das  würde 

luterpoliert  ist  die  erst  saec.  12  oder  13  ent-  zu    der    fahlen    Farbe    der    Kröte    oder    eines 
standene   Strophe  Grimnismäl  44,    wo   G.    als*40  Vogels   sehr  wohl   stimmen.     Doch  hat  diese 

„der  trefflichste  der  Hunde"  aufgezählt  wird;  Bedeutung  vielleicht   ihren   Ursprung   nur    in 

gleichwohl    die    einzige   poetische    Stelle,    wo  sprichwörtlichen  Redensarten,  wie  rptxapTjvov 

Garmr   Nom.   Propr.    seia    mufs.     Doch    hat  xtO'iaaaL  (von  Erschrockenen)  bei  Luk.  Philop. 

schon   die   FoZwsjja- Stelle  in  derselben  Weise  1;    vgl.    auch    K^gßsQiov   xi   vnox^öviov   iiav- 

der  Verfasser  der  pros.  Edda  aufgefafst,    der  rsiov,    Skymn.   239;    cerbereus  =-=  formidabilis 

beim    letzten    Götterkampfe    den    Garmr    mit  bei  Lucr.  4,  733  (und  die  alte  Konjektur  cer- 

Ti'/r  kämpfen  läfst,  so  dafs  jeder  den  anderen  berastris  bei  Cic.  ad  Att.  7,  3,  8).     Besonders 

tötet  (2,  291);   dies  ist  aber   ohne  mythischen  haben    sich    aber   die   alten  Grammatiker  um 

Boden,  erfunden  von  einem  Christen  um  1230.  die    KfgßsQioi    bei    Arist.   Fan.    187    bemüht. 

Dem   gegenüber   findet   sich   Garmr   öfter   als  50  In   den   Glossen   (Hesych.   Phot.   Et.  31.)    sind 

sicheres  Appellativum.      Innerhalb    der    eddi-  drei   Erklärungen   erkennbar:  1)    ==  aa^sveig., 

sehen   Dichtung    allerdings    nur    in    dem   erst  inferi,  Hesych.  (vgl.  auch  v.sQßa}.a),  wohl  das 

aus  saec.  17  erhaltenen  Fjqlsvinnsmdl  (13/14),  Richtige.  2)  totto?  sv'AiSov  KsgßsQi-og,  wohl  die 

wo  zwei  garniar,  Gifr  und  Geridic,  die  Burg  Höhle,  von  dercben  die  Rede  war.  Doch  begriffe 

der  Menglpä  bewachen,  doch  um  so  öfter  von  man  alsdann  den  Plural  nicht.    3)=  Ki^^sQiot,, 

ca.  900  ab  in  den  skaldischen  Umschreibungen,  denn  Ks q ßsQiot.,  glanhien  manche,  habe  Aristo- 

wie  .„Garmr  der  Gluten"  (=  Feuer),   „Garmr  phanes  und  Sophokles  {fr.  957  N.'^)  schon  bei 

der  Scheiden"  (=  Schwert)  u.  a. ,    wobei  die  Hom.  il  14  statt  Kiuimsqiol  gelesen.  Deshalb  las 

allgemeine  Bedeutuntj  ,, Schädiger"  zu  Grunde  Aristarch  an  dieser  Stelle  nicht  Kifi^fQi'mv,  son- 

liegt.     Ob  Hund   oder  Wolf  damit  geraeint  w  dem  Ks^ßsoicov  und  Krates  KfgßsQiwv  {Yg\.  die 

ist,    scheint  bei   der  nahen  Beziehung  beider  scholl,    zu    A  14,    sowie    zu    Ban.    187,    ferner 

Tiere    zu    einander   im    germanischen    Mythus  Hesych.    und    Et.  M.    513,   45).      Eine    Folge 

nicht  auszumachen.      Selbst  für   die    Vojuspa  dieser  Hypothesen  ist  KsQßsQicc  als  fabelhafter 

gilt  dies.    2)  Composita.   Auch  hier  ist  festar-  Stadtname    (vgl.   Plin.   n.  h.    6,    18.     Hesych. 

garmr    =    Kettenhund    Appellativ,     während  Phot.).     Abgesehen    von    diesen    Beziehungen 

Mäna-garmr   in    der    Sn.    Edda   (2,   259)    ein  des  Wortes  KsQßegog  zum  Namen  Kimmerien 

mythologisches  N.  P.  für  den  mondverfolgen-  liegen    aus    dem    Altertum    die    Etymologieen 

den  Wolf  darstellt.  vor:   K.  nagä  tö  tag  Krjgag  (=  ipvxäg)    i'x^i'V 


1131 


Kerberos  (Bedeutung) 


Kerberos  (Bedeutung) 


1132 


TiQog  ßogdv  {Euseb.  pr.  ey.  3,  11,  8  oder  xs'ap 
ßuQvvsiv,  Eust.  II.  717,  30,  oder  =  Mpfwßopos 
{Serv.  A.  6,  395;  8,  297.  Laur.  Lyd.  de  mens. 
3,  5;  vgl.  Benoist,  Virgile  1,  287).  Die  Ratio 
dieser  Erklärung  geht  aus  Schol.  Theog.  311 
{loann  Diak.  alleg.  565  Gaisf.,  sowie  Flachs 
Glossen  und  Schol.  391)  hervor:  K.  ds,  nccQO- 
Gov  Ol  vno  aeia/iov  xazanovri^öfisvoi  ßißgä- 
OKOVTca  tÖ  ksocq  TiTOl  ttt^v  ipv%riv  xal  bv  'AiSov 
v.axay'vvvTai  {ASy}  v.KTäyovtai  codd).  Wohl 
wegen  der  Abstammung  von  Typhos ;  vgl. 
Schoemann  Op.  2,  197.  Damit  in  Zusammen- 
hang steht  dann  die  Erklärung  bei  Servius: 
Cerberus  terra  est,  i.  e.  consumptrix  omnium 
corporum.  Daher  dann  das  Herakles -Aben- 
teuer den  Sinn  gewinnt, .  gwirt  omnes  cupidi- 
tates  et  cuncta  ritia  terrena  contewpsit  et 
domuit.  Deshalb  wirft  Virgil  bei  Dante  dem 
Cerberus  zur  Beschwichtigung  Ercle  zu  {Inf. 
6,  25  ft'.;  doch  vgl.  auch  1,  103).  Über  neuere 
Etymologieen  ist  dMi  Schoemann,  Op.  2,  197flF. 
und  Flach,  System  d.  hesiod.  Koswog  90  zu 
verweisen;  abgesehen  von  ägyptisch- semiti- 
schen Spielereien  seien  angeführt:  Hiscius, 
^QSfiBQÖs  G.  Hermann;  saTCBQoq  Völcker;  f'pf- 
ßeqoq  und  "Egsßog  Welcher,  Preller;  andere, 
wie  Göttling  zu  Hesiod.  theog.  311,  denken 
an  eine  onomatopoetische  Bildung  wie  ßäg 
ßagog,  ^aQßavog,  yiKQx<XQog  (was  bei  Itik.  de 
luctu  4  Beiwort  des  K.  ist)  u.  s.  w.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  Bezeichnungen  einer  Frosch- 
(Kröten?)-  und  einer  Vogelart  scheint  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  „fahl"  doch  noch  am 
meisten  wahrscheinlich.  Vielleicht  sind  N.  P., 
wie  KsßQr'jV,  KsßQiövrjg  verwandt.  Der  Flufs- 
name  wenigstens  heifst  in  Euböa  K^gßrjg. 
Auch  ist  wohl  zu  beachten,  dafs  es  die  Form 
KsQßelog  giebt;  vgl.  Kaihel ,  Inscr.  Graec.  It. 
1746,  4  {App.  epigr.  236,  4);  vgl.  -nsgßoXsiv  = 
loidoQfiv  aTtaräv,    Hesych. 

IL  Schlagen  also  die  Versuche,  Kerberos 
als  festausgebildetes  Stück  ursprünglicher 
Hadesvorstellungen  der  Griechen  zu  erweisen, 
nach  diesen  Richtungen  hin  fehl ,  so  mufs 
als  andere  Instanz  der  Einflufs  in  Frage 
gezogen  werden,  den  die  Figur  des  Ker- 
beros etwa  auf  den  griechischen  Ritus 
ausgeübt  hat.  Dafs  K.  den  Neugriechen, 
wenigstens  soweit  echtes  Volkstum  vorliegt, 
fehlt  (JS.  Schmidt,  Volkslehen  d.  Neugr.  245), 
verschlägt  nichts.  Hier  hat  ja  Charon  alle 
Schrecken  der  Unterwelt  anf  sich  vereinigt. 
Für  die  alte  Zeit  hat  aber  Löschcke  (a.  a.  0.  9) 
behauptet,  dafs  bei  Soph.  0.  C.  1568 ff.  nach 
der  Erwähnung  der  Erinyen  und  des  Kerberos 
mit  dem  rätselhaften  w  Fäg  nat  xori  Tdotäqov 
Hesychos  angerufen  wäre,  ein  Gott,  der 
neben  den  Semnai  am  Areopag  (am  Hades- 
eingang!) seinen  Kult  habe  und  der  in  der 
Vorstellung  wurzele,  der  Hölleuhund  ängstige 
die  einziehenden  Toten  und  könne  nur  durch 
Vermittelung  des  Hesychos  besänftigt  werden. 
Töpffer  {Att.  Genealogie  172)  hat  dann  ge- 
legentlich der  Hesychidenfamilie  diesen  Ge- 
danken Löschckes  weiter  ausgeführt.  Dafs  in- 
des auch  dieser  Teil  der  Ausführungen  Lösch- 
ckes unhaltbar  ist,  zeigt  Buhde,  Psyche  1,  280, 
der  die  Verse,  wie  der  Scholiast,  auf  Thana- 


tos  deutet.  Es  bleibt  also  als  rituelles  Ele- 
ment nur  die  ^fXitovTra,  die  man  den  zum 
Hades  eingehenden  Toten  mitgab;  vgl.  Aribtoph. 
Lysistr.  601.  Der  ausdrücklichen  Versicherung 
des  Scholiasten  (und  Said.  v.  fifAirotJTr«)  ag 
£ig  xbv  KsgßeQOv  mit  Bohde  zu  mifstrauen 
sehe  ich  keinen  Grund.  Denn  ihr  entsprechen 
offenbar  die  off'ae  bei  Vergil  {A.  6,  420:  7nelle 
soporatam    et    medicatis    frugibus    offam)    und 

10  Apidelus  {inet.  6,  18:  offas  polentae  mulso  con- 
cretas),  mit  denen  die  Sibylle  und  Psyche 
(beim  Eingang  und  Ausgang)  das  Untier  ein- 
schläfern. Vgl.  Lact.  Plac.  72,  28  Deuerl, 
sowie  Hermann,  Ant.  Priv.^  368  nr.  3.  Ettig 
359  und  besonders  Friedländer,  Sittengesch. 
1^,  488  und  501  (dänische  Parallele).  Darauf, 
dafs  es  sich  hier  um  in  den  Hades  eindrin- 
gende Lebende  handelt,  ist  trotz  Ap.  Met. 
6,  19  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen;  denn' 

20  es  ist  keineswegs  nur  eine  späte  Vorstellung, 
dafs  K.  zu  den  Schrecknissen  des  Hades 
gehört  und  die  Schatten  sowie  Menschen  von 
Fleisch  und  Blut  ohne  Unterschied,  auch  die 
Eintretenden,  bedroht  oder  gar  zerreifst 
und  verschlingt.  Den  Glauben  daran  setzt 
das  Herakles -Abenteuer  in  seiner  Gesamtheit, 
das  doch  auf  die  Überwindung  des  Todes- 
schreckens hinauswill,  setzt  dann  später  Phi- 
lochoros'  Version  über  Peirithoos'  Ende  voraus. 

30  Bei  Sophokles  knurrt  K.  wenigstens  (offenbar 
dem  Eintretenden  entgegen)  aus  seiner 
Höhle  hervor  (gegen  BoJide  1,  281).  Von. 
Aristophanes  (Pac.  313)  und  Piaton  {Schol  Pac.) 
wird  Kleon  Kerberos  genannt,  offenbar  Slo.  xb 
TaQa%ca8sg.  Vgl.  auch  Antipater  Thess.  A.  P. 
5,  30.  Er  gehört  zum  Inventar  des  Hades  an 
Schrecknissen;  vgl.  App.  epigr.  236,  4.  Lnk. 
Philops.  24.  Dial.  Mort.  21.  Lucr.  3,  1011. 
Gic.   Tusc.  1,  5,  10.     Einige  von  den  oben  ge- 

40  gebenen  Etymologieen  wurzeln  in  dieser  Vor- 
stellung. Dazu  kommt  K£QߣQOY.CvSvvog  = 
TägxuQog.,  Hesych.,  kommen  'Stellen  wie  Plut. 
ovdl  tfjv  Kxl.  27  =  Mor.  1106  A.  Luk.Katapl.  28; 
Menipp.  14.  Artemid.  On.  2,  55.  A.  P.  11, 
143,  2  Vergil.  A  6,  401;  G^.  4,  483.  Apuleius 
Met.  1,  15  fin.;  vgl.  Ettig  279.  Bei  Verg.  A. 
8,  297  ist  er  ossa  super  recubans  dargestellt 
(was  einige  nach  Servius  seltsamerweise  auf 
die  ossa  Amphiarai  bezogen). 

50  Der  vom  Aristophanesscholiasten  gegebenen 
Einbeziehung  der  attischen  naXixovxxa  in  den- 
selben Vorstellungskreis  (der  sich  eben  durch 
sie  als  sicher  alt  erwiese)  stehen  nur  zwei 
Bedenken  entgegen.  Erstens  würde  sich  ein 
Widerspruch  zu  der  zweiten  Hesiod -Stelle  er- 
geben, der  zufolge  die  Eintretenden  kein  Be- 
schwichtigungsmittel brauchten,  zweitens  pafst 
die  (ifXixovxxa  nicht  für  den  höllischen  Hund, 
sie  ist  das  feststehende  Opfer  für  chthonische 

HO  Schlangen.  Man  bedurfte  ihrer  z.  B.,  wenn 
man  zum  Trophonios  abstieg:  Nub.  507;  vgl. 
Schol.  und  Suid.  v.  (ihXixovxxcc.  Luk.  dial.  mort. 
3,  2.  Philostr.  v.  Ap.  8,  19  {(isiX^yfiaxa  sqjis- 
x(öv ,  a  TOig  y-axioiJGiv  syxQtnzsi);  vgl.  auch 
Bohde  a.  a.  0. 

Wir  beseitigen  die  zweite  Schwierigkeit 
zuerst  und  gewinnen  damit  zugleich  das 
richtige  Urteil  über  Kerberos  überhaupt. 


1133            Kerberos  ^Bedeutung)  Kerberos  ^auf  Münz.  ii.  in  Zaiiberpap.)    1134 

III.  Es  ist  auszugehen  von  der  bekannten  Opfergabe  stellt  also  einen  hochaltertüm- 
Erscheinung,  dafs  die  Schlangen  teils  als  Ver-  liehen  Rest  derjenigen  älteren  Anschau- 
körperung,  teils  als  Vertreter,  Boten,  Diener  ungen  dar,  die  auch  bei  Homer  (trotz  Ari- 
von  x^ovioL  aller  Art  (Göttern,  Heroen,  Toten)  starch)  selbst  in  den  verbältnismäfsig  jungen 
gedacht  werden;  vgl.  Denelcn  im  Art.  Heros  Partieen  erhalten  sind.  Erst  aus  einer  be- 
Bd.  1  Sp.  2466fF.  Rohde,  Psyche  1,223.  FMig  stimmten  Fassung  des  Herakles  -  Abenteuers 
377.  Dafs  vor  allem  Hades  selbst  eine  solche  stammt  der  bei  Hesiod  zuerst  begegnende 
Schlange  haben  mufste,  ist  von  vornherein  Name  des  Kerberos,  den  die  neugeschaffene 
anzunebmen.  Da  fiillt  es  denn  schwer  ins  Mischgestalt  übernahm  (wertlos  leider  Plut. 
Gewicht,  dafs  Helataios  nach  Paus.  3,  25,  5  lo  f luv.  16,  1:  K.,  ov  fvioi  -nalovai.  ^oßsgov). 
erzählte:  ocpiv  ini  Tccivagco  rQacprjvat  S^ivöv,  Die  Mehrköpfigkeit  könnte  schon  der  Schlangen- 
yiXr}&^vai  SsZlidov  Kvva,  ort  f'Ssi,  xov  Srjx^^vta  bildung  zu  eigen  gewesen  sein  (vgl.  z.  B.  He- 
ti&vävai,  Tt(XQccvTi-nK  vTto  Tov  lov.  Tial  tovrov  rodot  9,  81).  Leuchtet  das  Gesagte  ein,  so 
i(prj  xov  ocpiv  vno  'Hga^lsovg  ux&rivaL  nag'  wird  der  andere  oben  bezeichnete  Einwand, 
EvQvcd-£a,  emeBemerkung,  die  auch  die  Hesiod-  die  zweite  Hesiod  -  Ste]\e,  von  selbst  hin- 
scholien  zu  Theoq.  311 ,  wenn  auch  namenlos,  fällig.  Denn  hat  der  Aristophanesscholiast  mit 
aus  dem  alten  Kerne  ihrer  guten  Gelehrsam-  seiner  Deutung  der  attischen  ju.fAirovrr«  recht, 
keit  bewahrt  haben.  Hekataios  hat  zwar  sonst  so  ergiebt  sich  der  den  Eintretenden  an- 
rationalisiert {Diels,  Herrn.  22,  436ff.),  doch  wedelnde  und  nur  den  Austretenden  ver- 
kommt das  hier  nicht  in  Betracht,  da  er  ja  der  20  schlingende  Kerberos  ohne  weiteres  als  jün- 
ohnehin  zu  erwartenden  Volksvorstellung  ent-  geres  Autoschediasma,  wie  es  sich  denn  auch 
spricht.  Dazu  kommt,  dafs  der  Name  für  eine  bezüglich  der  Kopfzahl  in  Gegensatz  zur  ersten 
solche  Schlange,  Kvmv  "'Aidov ,  von  ihm  aus  Stelle  setzt  und  seine  ganze  Umgebung  schon 
Homer  entnommen  ist  mit  richtigem  Gefühl  vielfach  angefochten  worden  ist.  Der  Dichter 
für  seine  echt  archaische  Farbe.  ,.Hund"  hascht  nach  Effekt,  nicht  eben  glücklich; 
bezeichnet  nämlich  im  archaischen  Stile  den  denn  ein  wedelnder  Höllenhund  ist  etwas 
Diener  überhaupt.  Die  Beispiele  sind  ge-  ipvxgöv.  Lehrreich  ist  aber,  dafs  er  über- 
sammelt von  V.  Wilamoivitz ,  Heral'1.  2,  135  haupt  dies  Autoschediasma  wagen  konnte: 
(KvvfS  Jiög  oder  a^göcpoiroi  =  Greife,  Geier,  auch  das  beweist,  wie  wenig  fest  zu  seiner 
Adler;  kvcov  'P^a?  =  Pan;  ^eQaeq)6vrjg  (des  30  Zeit  die  überhaupt  nicht  im  Volksglauben 
Mondes)  Kvvsg  =  die  Planeten;  Kvvsg  Kcav.v-  wurzelnde  Gestalt  eines  höllischen  Hundes 
xov  {iLTjXQÖg)  =  Erinyen.  Vgl.  namentlich  Man.  war.  Zum  Schlufs  sei  noch  darauf  hinge- 
1287ff.  So  heilst  auch  die  Sphinx,  die  Hydra  wiesen,  dafs  mit  unseren  Ausführungen  die 
■nvcov,  bei  Kdllimachns  archaistisch  Iris.  Diese  M öglicbkeit,  Kerberos  mit  den  indischen  Hun- 
bildliche  Bezeichnungsweise  dringt  aber  durch  den  in  Verbindung  zu  setzen,  definitiv  abge- 
und  verwischt  die  ursprüngliche  Vorstellung.  schnitten  ist. 

Das  ist  deutlich  zu  verfolgen.  Es  stellt  sich  statt  Im  ganzen  vgl.  noch  Preller,  Griech.  Myih. 

der  Schlange  der  Hund  als  Symbol  des  Heros  2'\  222  f.     Baumeister    im    Artikel    UnteriveJt, 

auf    Bildwerken   ein;   \gl.    Furtivängler ,    Ath.  iJenJcm.   3,   1922    und   F.  A.  Voigt   bei  Ersch 
Mitteihmgen   7,    166    (der   die   Thatsache    gut  m  imd  Gruher  2,  35,  263. 

ermittelt,  doch  sie  nicht  richtig  erklärt  hat).  [Über  Kerberos  auf  Münzen  s.J?".  J5omj9ois, 

Wie    ein    Diener    erscheint    auch    Kerberos,  Drachme  inedite  frappee  dans  l'Etrurie,  Bev. 

friedlich   an  das  rechte  Knie   des  thronenden  arch.   n.  s.  38,    1879  p.   28  —  34.  —  Natürlich 

Hades  (aus  Villa  Borghese)  angeschmiegt,  der  erscheint   Kerberos    auch    auf  den   magischen 

Bd.  1  Sp.  1803  abgebildet  ist.    Es  ist  dieselbe  Gemmen,    Lippert ,    DaJctyl.    2,    1,    20    p.   3. 

Darstellung,    die  Hund   und   Schlange   un-  L.  Müller,  Musee  Thorvaldsen  p.  185  ur.  1693. 

verbunden  läfst,    und    also   noch   kräftig    auf  Mehrfach   wird  Kerberos  in  den   Zauber- 

die    ehemalige    Selbständigkeit    der   Schlange  papyri    erwähnt.      Im   grofsen   Pariser  Pap., 

hinweist.     Damit    gewinnt    die   bei   Paus,   im  Wessely ,    Griech.    Zauberpap.    aus  Paris   und 
Zusammenhang  mit   dem   Citat  aus  Hel-ataios  50  London  wird  von  vs.  1872  an  ein  Liebeszauber 

erhaltene   antike   Gelehrsamkeit  über   Homers  mit   einem  aus  Wachs  bossierten  Hunde  mit- 

Verhältnis   zu   Kerberos    einen  tiefen   und  be-  geteilt  und  vs.  1911  ff.  Kerberos   bei   den  Er- 

deutsamen    Sinn:     ovSsv    xt     uäXXov    'OiMrigov  benkten    und  Toten,    den    eines   gewaltsamen 

■Kvva   TM   dvd'gwTtw   evvxgorpov  sigrj'/.6xoc,/)]  si  Todes  Gestorbenen  und  dem   heiligen  Haupte 

Sgä^ovxu  ovxa  sKccXiaBv'^Aidov  Kvva.   Den  Über-  der    unterirdischen    Götter    beschworen,     die 

gang    von    der    Schlangen-    zur  Hundsgestalt  Geliebte  herbeizuführen.    Die  Beschwörung  an 

illustriert  das  wiederholt  betonte  Schwanken  Selene   vs.  2240  ff.  findet    statt   in   der  Nacht 

der  Vorstellung  bei   Dichtern   und   Künstlern.  ev  rj  ngolvaacc  Ksgßsgog  -nsgccvroriXog ,  2261  — 

Auch    wird    man   nunmehr    das   Unorganische  2262;    und   der  Beschwörende  erklärt:    rjvoi^a 

der   Verbindung,    mit    dem    die    M.iachgestaM  eo  xagxagovxov    -nXEt&gcc   Kegßsgov,    2293  —  2294. 

■/..  B.    auf   dem    argivischen  a-av(pog  sieb   dar-  In    einer     anderen    Beschwörung     an    Selene 

stellt,    nicht    ausschliefslich    dem   Ungeschick  vs.  2861  f.  Orphicn  ed.  Abel  p.  294  vs.  51  wird 

primitiver  Kunst  zuschreiben,  besonders  auch  Selene  angerufen:  Kigßsgov  iv  SBafioCaiv  i%iig 

im    Hinblick    auf    den    Kerberos    am    Hades  cfoXiSgaaL   Sgatiövxcov.     In    dem    Traktat    laig 

Borghese.     War    also    Kerberos    ursprünglich  ngocprixLg  xw  viä  avxfjg  heifst  es  in  der^'einen 

die  Hadesschlange,  so  pafste  für  ihn  die  ubXi-  Fassung,  Coli,  des  anc.  alchimistes  grecs  publ. 

xovxxtt  in  Attika  so   gut  wie  sie  in  Lebädeia  pur    M.   Berthelot.       Texte    grec.      Paris   1888 

für  niemand  anders  gedacht  sein  kann.    Diese  I,  XIII,  13,  5  p.  30:  'Ogni^co  es  dg  'Egfi^v,  xori 


1135                  Kerdemporos  Keres  d.  i.  Keren  (Litteratur)     1136 

"Avovßiv,  vlayiiu  xmv  Kbq-aöqov,  ögü-novra  xov  sicher  auf  Hermes).     Gornut.  de  not.  deor.   16 

q)vlaKa,  in  der  anderen,  I,  XIIT  bis,  5   p.  34:  p.  74    Osann    erklärt  Ksgömog  =    mcav   fiövog 

OQ-A.it,(a    08     ftg   'EgfiT/v    yial   "Jvovßiv    ticil    ilg  xmv    ccXri%iv(av    nsqSätv    xotg   avQ'Qwnoig    ai'zLog 

vXay^cc   xov   y.sQ'iiovQoßÖQov  ÖQÜKOvxog  xal  >iv-  äv.     [Anecdota  varia  Gr.   et  Lat.  edd.  ScJioell 

vog    xQiKtcpccXov    xov    KagßsQOv    xov    cpvXatiog  et  Studemund  1  p.  268.  279.   Drexler.]  [Höfer.] 

xoij  "AiSov.     In  der  Traduction   bemerkt  Ber-  Kerdylas  (KegSvlug).,  Beiname  des  Zeus  bei 

thelot  p.  32   Note  4   zu   Kerkoros:    ,,  Her -Hör  Lykophr.   1092  ixa^iv  rivovzsg  KagSvla  Auqvv- 

est  le  Premier  prophete  d'Ämmon;  c'est  le  nom  ^lo)),  wozu  Tsetzes  (vgl.  auch  d.  Schol.  z.  d.  St.) 

d'un  personnage  historique  de  la  XX^  dynastie  bemerkt:    KsQSvlag    -nal    AaQvv&iog   snmvviia 
(Dict.   d'Arch.   egypt.   de  Pierret).     Ici   il   est  lo  xov  Jiög.     [Röscher.] 

devcnu  un  personnage  infernal",    und   zu   dem  Kereatas  (KiQstixas),   Beiname  des  Apollon 

dguHcov  6  cpvXtt^  p.  33  Notel:  „C'est  le  serpent  in  Mantineia;  Paus.  8,  34,  3;    vgl.  de  Witte, 

Ouroboros.     Dans   L  on  lit:    „le  hurlement  de  Bcv.  num.  1864  p.  23  Anm.  2.     [Drexler.] 

Kerlcourohoros  le  serpent,  et  du  chien  tricephale,  Kerebia   (KrjQsßio)^    Gattin    des    Poseidon, 

Cerbere  gardien   de   VEnfer".   —    Kerkoros   et  Mutter  des  Diktys   und  Polydektes   von  Seri- 

Ourohoros  sont  ici  confondus  en  un  seul  mot,  phos,   Tzetzes  zu  Lykophron  v.  838  (=  Natal. 

par   l'erreur   du   copiste.     D'ailleurs  le  hurle-  Com.  7,  18  p.  814;   Eudokia:   KriQa(ii'cc).    Nach 

ment    du   serpent    n'a   pas    de    sens.      Cerbere  anderer   Sage   {Hesiod.   fr.   24   Ki.     Apollodor 

parait  avoir  ete   ajoute  cn  rai^oti  de  l'ancien  Cod.   Bibl.    1,   9.   6)   sind  D.   und  P.  vielmehr 
mot,gardien  (du  temple) ;  (vom*  Z 'orfic?e  I,  V,  5),  20  Söhne   des  Magnes,   und   also   von  dort  nach 

qui  n'etait  plus  compris  et  qui  a  ete  applique  Seriphos  offenbar  über  Euboia  verschlagen,  da 

ä   VEnfer  par   l'un   des   copistes  dont  L  pro-  das  dortige  Karystos-Aigaia  nach  dem  magne- 

cede."     Die  Deutung    von    Kerkoros    als    Her-  sischen  Aig(ai)on,  Genossen  der  Thetis   {II.  A 

Hör  wird  wohl  niemand  befriedigen.  Drexler.]  401),  hiek  {Bemerkungen  zur  Gr.  Beligionsgesch. 

[0.  Immisch.]  Progr.  Neustettiu  1887  S.  12 f.;  vgl.  Aithiopen- 

Kerdemporos   {Kigdäfinogog),    Beiname  des  länder  etc.  S.  201  u.  A.   188).     In  Euboia  aber 

Hermes  bei  Orph.  hymn.  28,  6  und  auf  einer  In-  findet  sich  auch  der  einzige  an  K.  anklingende 

schrift   aus   Tefeny   in   Phrygien  'Eqiiov   Ksq-  Name:  der  Flufs  KrjQevg  {Strab.  10  p.  449  C), 

dsvnoQov,    Bull,     de    corr.    hell.    8,    504   [=  b.  Ps.-Aristot.    Mirab.   ausc.   170   KsQßrjg  gab 
Sterrett,  An  epigraphical  journey  in  Asia  Minor  30  vfoh\     einer     Flufsnymphe     *Kr]QsJ^-icc     den 

p.  89  nr.  66 — 58.  C.  xx.];   vgl.  Bd.  1  Sp.  2381,  Namen;   er  ist  in  der  Nähe  von  Karystos  an- 

Z.  50.     [Höfer.]  zusetzen;   vgl.  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  2,    402. 

Kerdeon   (Kigdäcov),    Beiname   des   Hermes  [K.  Tümpel.] 

wie  Kerdie   Ksgdir]   der  Peitho  bei  Herondas  Kerenos.    Der  Apostel  Bartholomaeus  wird 

Mimiambi  7 ,  74  p.  53  Bücheier:  'EpfiiJ  xs  ■hsq-  auf  Grund   eines   von  ihm  in   der  Stadt  Elwa 

däcov    Mal    av ,    -nBQdir]    Uei&oi.      S.     Crusius,  vollzogenen  Wunders  von  den  Bewohnern  der 

Unters,  zu  den  Mimiamben  des  Herondas  S.  140.  Stadt  gefragt,    ob   er  Kerenos  sei ;   s.  Lipsius, 

[Drexler.]  Die   apokryphen  Apostelgeschichten  2,  2  p.  88, 

Kerdo    {Kegdcö),    Gemahlin    des   Phoroneus,  welcher  frageweise  annimmt,  dafs  mit  Kerenos 
die   am  Markte   zu  Argos   ein  Grabmal    hatte  40  Kronos  gemeint  sei.     [Drexler.] 

in    der    Nähe    eines    Tempels    des    Asklepios,  Keres  d.i. Keren (XJi^fs),  Dämonen.  —  Litte- 

Paus.  2,  21,  1.   Preller,  Gr.  M.  2,  37.    Gerhard,  ratur  (abgesehen   von   den  bekannten  Hand- 

Gr.  iH.  §  314,  4.  Panofka,  Asklep. -p.  ^^.  Stark,  büchern):    Nägelsbach,    Homerische    Theologie, 

Niobe  340.  341.     [StolL]  herausg.  von  Äutenrieth  S.  83.  197  (Originalaus- 

Kerdoios   {Kagdotog  =  Kegdowg),    Beiname  gäbe    1840   S.  62.   129).     Heffter,    Reh   d.    Gr. 

1)    des    Apollon    auf    einer    thessalischen    In-  S.359.    Welcker,  Gr.  Götterlehre  1,  768  f.  3,  100. 

Schrift,  Collitz,  Samml.  d.  griech.  Dial.-Inschr.  Crusius,  Allgem.  Encyklop.  2.  Sekt.  35  (1883) 

1,    345      p.    134,    22.     p.    135,    44:      iv    xo  265—267.    E.  H.  Meyer,  Indogermanische  My- 

Ugbv    xov  'AnXovvog    zol   KsgSot'ov     ebend.   1,  then   2.    Achilleis   (1887)   228.   232.   275  f.  299. 
372  =  C.  I.  G.  1766;    vgl.  Fick  bei  Bezzen-  50  L.  Laistner,  Das  Bätsei  der  Sphinx  (1889)  2, 

berger,    Beiträge    etc.     5,    19:    "AtzIowl    Ksg-  53.  430  f.    [E.  Bohde,  Psyche  (1890),  erst  nach 

Soi'ov  Zovainazgog  .  .   6  &vzag   ovs&slks    tspo-  der    Skizzierung    des    folgenden    Artikels    er- 

(iPUfioveiGag     Mal     aQxiSovxvcicpogfiaag'     [und  schienen    und    noch    unvollständig,    legt  zum 

in  einer  Inschrift  aus  dem  Tempel  des  Apollon  erstenmale     urkundlich    die    Zusammenhänge 

Ptoos,  Bull,  de  Corr.  Hell.  14  1890  p.  46  nr.  12  dar,  in   die  diese  Gestalt  einzureihen  ist,  vgl 

Z.  29  f.    xal    dvocQ'arvai   ccvxo    iv  xa>    legcäi.  xov  bes.  S.  218  f.] 

'An6Xlwvog  \  xoi  KigSwiov;  vgl.  daayon  Lolling,  .      ^.     fTV,Prli*^fPT.nTiD- 

Mitt.  d.  K.  D.  ArcK  Inst,  in  Athen  8  p.  23  ^'   ^^^  U  berlieterung. 

nr.  1  mitgeteilte  Epigramm  aus  Larissa  Z.  3.4:  '■■  Homer. 

.,     -         r-i     '    '         ir    &•      X  ,       (io      1.  In  den  meisten  Fällen  läfst  sich  das  Wort 

AI  XV   yao  w  k  octcog,   Kbqocos,  dauoyiguxst,av,  -     i    ■    tt              ^       •   r     t         a         h  x- 

"4. rQ.T.   rX   VT    '1.1      Ä^fc         '  T?"         'Ä^  "^^Q  t»ei  Homer   als  einfaches  AppelJativum  in 

Av[iT\8u,\a  2,i.\iivX£\(o  oBto  wat  Ev-ngariOK.  jüjj.            rnjmi         «.tiij           1.. 

L   j  ri.         jr      j         b                   s:-  (jej.  Bedeutung  „Tod,  Todesart,  Todesverhang- 

Drexler.]    Auch  bei  Lykophr.  208  u.  schol.  heifst  nis"    erklären.     Dabei    steckt    aber    in  vielen 

A.  yiegdmog.  —  2)  des  Hermes,  Lucian.  Tim.  il ;  Bildern  und  Wendungen  doch   schon   persön- 

vgl.  24.    Plut.  tranq.  an.    12     {xwv  &s()äv   .  .  .  liehe  Auffassung.     Die  Zeugnisse,   die  in  dem 

o    fifv   fvväXiog,   o  Ss  ficcvrcpog,   o  Sh  -negSroog  Homer- Lexikon  von  Ebeling-Capelle  znsa,vamen- 

inovofKx^ezai,.     Da  Apollon   hier  schon   durch  gestellt  sind,  brauchen  wir  hier  nicht  voUstän- 

jnavTcöog  bezeichnet  ist,  so  bezieht  sich  -negScoog  dig  mitzuteilen;  wir  beschränken  uns  auf  eine 


1137                  Keren  (Homer)  Keren  (Homer)                   1138 

Besprechung  der  bezeichnendsten  und  'leben-  Gestalt.    Sie  heifst  oXot^;  der  Mantel,  der  ihre 

digsten  Züge.  —  2.  Die  Ker  heifst  „schwarz"  Schultern   umflattert,    ist  von  Männerblut  ge- 

und  ist  allen  vevhafst,  wie  der  Tod  selbst:  77.  rötet;  in  drei  verschiedenen  Abstufungen  {aov- 

r  454    laov    yccg    acpiv    näaiv    dn^xd^sto    Krjgi  tov  —  vsovxaxov    —    rs^vrimxa.)    kommt    ihre 

fisXat'vr]  (Paris  den  Troern),   vgl.  A  228.  'F  78  grausige  Thätigkeit  zum  Ausdruck :  wobei  dem 

KfjQ  ctvysQ^.     Od.  Q  500  'Avxivoog  8\  fidliaza  Dichter  eine  Darstellung  vorgeschwebt  haben 

HfXaivjj  KtjqI  foiy.sv.  Sie  bezwingt  einen  jeden  mag,  wie  die  in  jeder  Klaue  ein  Opfer  davon- 

Sterblichen;  Od.  X  171.399:  rig  vv  as  Kr]Q  sdd-  schleppende  Harpyie  Bd.  1  Sp.  1847,  die  man 

fiaaas  TavrjXiysos  &avdtoio  (formelhaft);  nicht  wohl  auch  als  Ker  ansehen  könnte. 

einmal   der  Zeussohn  Herakles  vermochte   ihr  lo      6.    Soweit    erscheint   die  Ker   lediglich   als 

zu  entrinnen  {II.  Z  116ff.).    —   3.    Von  allen  raffende  Todesgöttin.   Es  finden  sich  aber 

Seiten  umlauern,  „umgähnen"  (^''78  Ktiq  dficp-  auch  hei  Homer  Spuren  einer  allgemeineren 

sxavs)   die   Keren    den    Menschen;    den    einen  Bedeutung.     Schon  bei  der  Geburt  wird  jeder 

treffen  sie  in  der  Schlacht,  den  andern  auf  dem  Sterbliche  seiner  Ker  zugeteilt.  So  klagt  die  ■t/jrjjTi 

Krankenlager,  den  dritten  auf  den  Fluten  des  ncxTQO-uXrjoQ  W  78  dXX'  i^l  [ilv  Ktjq  \  d^q>sxccvs 

Meeres  (A170.  397)  ffinri?  ydg  KrJQfs  icpsazccGLV  GxvyiQTq,  t]  nsg  Xdx^  ysivöfiBvöv  itsg.  Zwar 

&avdxoio  I  ^vgiciL,  dg  ovx  i'axi  cpvystv  ßgorov  spitzt  sich  auch  diese  Wendung  auf  den  Tod 

ovS'  vnaXv^Ki,  meint  Sarpedon  M325:  da  hat  zu:    aber  Mensch   und  Ker  gehören    doch  von 

es  keinen  Sinn,  sein  Leben  ängstlich  zu  hüten.  Anfang  an,  auch  während  des  Lebens,  zusam- 

Der  gehetzte  Hektor  {X  102)  Kfjgag  vnf^itpvyiv  20  men.    Deutlicher  tritt  das  hervor  I  410  {irixTig 

^■avdxoio,  da  Apollon  ihm  beisteht,  aber  nur,  imi  ydg   xs   (is    tprjot.  .  .  .  SixQ'aStag  Krjgccs   cpsgs- 

ihnen  wenige  Minuten   später  anheimzufallen.  (isv  9ccvdxoio  rsXogSs:    Aqhill    hat  die  Wahl: 

Die  Keren  sind  in  solchen  Fällen  als  verfolgende  die  eine  Ker  giebt  ihm  ein  langes,  ruhmloses 

Dämonenschareu_  gedacht,    wie    die    Erinyen  Leben  in  der  Heimat,    die  andere  ein  kurzes, 

und  Harpyien.     Ähnlich  heifst  es  B  302   ndv-  ruhmreiches    vor    Troja.      Die    Ker    bestimmt 

xfg..ovg   firi    Kfjgsg    fßav   ^cevaTOio  cpsgovaai,  nicht    nur    den  Todesmoment:    sie    führt    den 

vollständiger  |  207  xov  Krigsg  fßav  &avdxoio  Helden  auch  auf  der  Lebensbahn.  —  7.  Zwar 

(psgovcai   I    Big    JtSao    Söfiovg.     Scharenweise  läfst  sich  dieser  Gedanke  mit   Stellen   wie  A 

ziehen   die  Keren   über  die  Erde  und  nehmen  416  ff.    S  95.    440  S.    nicht    recht    vereinigen 

die  Geschiedenen  mit  sich  hinab  in  das  Reich  30  {Niese,  Entiv.  ä.  honi.  Poesie  S.  34>).   Aber  eine 

des    Hades,    wo    sie    selbst  zu  Hause  sind  [s.  ähnliche    Anschauung    findet    sich    vereinzelt 

Rohde,  Psyche  9j.  —   4.    Damit  löst  sich  das  auch   sonst.     So   scheint  auch   dem  Euchenor, 

alte   dnögriiia    0   525.     Hektor    ruft:    svxoiiai  dem  Sohn  des  Sehers  Polyidos,  die  Wahl  frei- 

sXnöfisvog  du  x'  dXXoiaiv  ts  Q-soiaiv  \  i^eXdav  gestellt:    aber   bv    Bidmg    yirig'    oXoTqv   zieht   er 

ivd-hSs  Kvvag  Krjgsaaicpogrixovg  (die  Griechen)  |  aus    {N  665).      Auch    A  330  ff.    tritt    die    Krjg 

[ovg  KiJQsg  cpogsovat  uBXatvdcov  snl  vrjäv].  Vs.  lange  vor  der  entscheidenden  Stunde  in  Thä- 

528,  von  Zenodot  weggelassen,  von  Aristarch  tigkeit.     Es  fallen  die  Söhne  des  Merops,  die 

athetiert,  ist  eine  Rhapsodenerklärung,  die  im  ihr  Vater  in  prophetischer  Ahnung  nicht  hatte 

Altertum  mafsgebend  geblieben  ist,  vgl.  Schol.  ausziehen  lassen  wollen:    reo  ds  ot  ovxi  \  nsi- 

Eustath.  Etym.  M.  Apollon.  Hesych.  xovg  vno  40  Q'ia^riv  Ktigeg  yctg  dyov  (in  den  Krieg)  fis- 

xrjg    sifiKgfisvTjg    fiBxivrjvi-yuivovg.       Für    eine  Xavog   &avdxoio   (daraus   B  833  f.),    wie    sonst 

solche   Thätigkeit    der  Keren  wird   man  aber  die   Moiga    (E  614.   TV  602)  fiüccvog  d-ccvdxoio 

kein  zweites    homerisches  Beispiel  beibringen  {g  326).    —    8.    Auch  sonst  berührt  sich  Ki^g 

können.     Die    Erklärung   ist   im    Geiste    einer  und  Moign.     Achill  antwortet  auf  die  Zumu- 

jüngeren  Zeit  gehalten,  in  der  die  Keren  wie-  tung  der  Thetis,    den  Hektor  zu  schonen,   da 

der  eine  selbständigere  und  bedeutendere  Stel-  sein  eigner  Tod  gleich  nach  dem  des  Feindes 

lung  gewonnen  hatten,  und  für  diese  von  Wert.  eintreten  werde,    2/  115  ff.   Krjga  8'  syd)   xöxs 

Dem  Richtigen  nahe  kam  der  zweite  Interpret  Sf^o[iai,  omtoxs  kbv  dr]  \  Zsvg  s&sXr]  xbXbgul  -qö' 

{dnwd^TjaoiiSvovg    bv&bvSb     vno    xäv    Moigäv),  d&dvccxoi  &Boi  dXXoi "    ovSs  ydg  ovSb  ßi'r}  Hga- 

nur   fafst   auch    er   den  Begriff  zu   allgemein.  50  -nXriog  cpvyB  Krigcc .  . ,   dXXd  s  Motg'  iSdfiocaas. 

KrigBGGicfögrixog  (eine  singulare  Bildung)  heifst  120  wg  v.ccl  iycov,  bI  di]  (loi  ofioi'r]  Mocga  xsxv- 

einfach  „von  den  Keren  entrafft";  Hektor  hofft  v.xaL  \  yiBtaofiai.  —   9.   Wie  hier  Zeus  und  die 

seine   Feinde  in   den  Tod  zu  jagen   {■ui^gBGai-  Götter  über  der  Ker  walten,   so  geschieht  es 

cpog^xovg  „proleptisch",  d.  h.  prädikativ).  auch  X  200  ff.      Apollon  verleiht  dem  Hektor 

5.  Solche  halb  erloschene  Züge  sind  es,  die  Kraft  und  weifs  sein  Todesstündlein  hinauszu- 

der  unter  die  jüngsten  Hände   zählende  Dich-  schieben.    Da  ergreift  Zeus  die  Schicksalswage 

ter    des    Schildes    Z  534  ff.  bei  der  Beschrei-  und  legt  die  KrjgB  hinein:^  X  209  yicci  x6xb  Sri 

bung  der  Schlacht  wiederbelebt  und  zu  einem  ;^pvc?K>:  naxrjg  sxCxaivB  xdXavxu,  \  iv  S'  Bxid'Si 

kräftigen   Gesamtbilde   zu   ergänzen    versteht:  ovo  x^p?  xavrjXByBog  &c(vdxoio,  |  xrjv  (ibv  'ApX- 

Bv  S'  "Egig,  iv  Sl  KvSoifiog  6(ilXbov,  bv  8'  oXoi]  60  Xi]og,  xrjv  8'  "'E^xogog  LTtnoSdfioio,    bXkb  8b  fisöGu 

Krig,  \  [535]    dXXov    i,a)ov    Bxovoa     VBOvxaxov,  Xaßwv  gBTtB  8' "E-nxogog  ai'ai^ov  ri^ag,  \  axsxo 

dXXov    dovxov,  \  äXXov    xs&viqäxa    y.axd    fioQ-ov  S'    Big    'AWao'     Xltibv    Ss    b    ^otßog    'AnöXXcov. 

bX-hb  no8ouv,  \  Blfia  8'  bx'  dficp'  wfioLGi  8acpoi-  Die  schwerere,  also  gewaltigere  Ker  {fatum  bei 

vBov   al'fiuzi  qjcoTcöv.    |   w^lXbvv   8"    wgxb    Jcoot  Vergil  12,  725  ff.)  bringt  ihr  Opfer  ins  Verder- 

ßgoxol  ri8'  B^dxovxo,  |  VByigovg  x' dXX^Xcov  Bgvov  ben:    das    ist  wohl  verständlich  (vgl.  Eustath. 

KaxKXf&vrjätag.    Unter  den  Dämonen,  die  wie  de  Thessal.  opusc.  p.  288,  4),    sobald  man  nur 

Geier  über  das  Schlachtfeld  schweifen,  ist  die  die  moderne,  aus  Daniel  6,  27  abgeleitete  An- 

Ker  die  bedeutendste,   persönlich -lebendigste  schauung  fernhält.    An  persönliche  Auffassung 


1139  Keren  (Homer,  Hesiod)  Keren  (Hesiod)  1140 

des  Begriffs   zu  denken,    sind  wir  hier  wenig  dern    Seite    wäre    als    Bedeutung    anzusetzen 

geneigt:  die  Alten  empfanden  anders,  wie  sich  „von   der   Ker   ernährt".     Es   giebt  eine   Kei-, 

unten  herausstellen  wird.  —    10.   Dies  Wägen  die  dem  Menschen  bei  der  Geburt  zufällt  und 

der  -nrjQE  ist  nämlich  ein  fast  sprichwörtliches  ihn   in  den  Tod   geleitet  (oben   nr.  6 f.):    von 

Bild,    das    immer    wieder    aufgenommen    und  da  bis  zu   dem  Gedanken,    dafs   die  Ker   des 

weitergebildet  ist.    Schon  in  der  Ilias  0  70  ff.  Menschen  pflegt,  wie  ein  Gott  oder  Genius,  ist 

taucht     eine    Dublette     auf.       Während    der  nur   ein  kleiner  Schritt.     Auch  bei  Semonides 

Schlacht,  um  Mittag,  ergreift  Zeus  die  goldne  ,, nährt"  eine  der  Keren,  die  slnii,   den  Men- 

Wage:  SV  ö'  ETL9fi  dvo  y,fiQE  ravrjXfysog  &cc-  sehen,  fr.l,G  unten  nr.  23. 
VKTOio  I  Tqcocov  &'  iTtnoSäiicov  v.al  'AxaicSv  x^^'  ^0       13.    In  das  theogonische  System  der  böoti- 

yioxiTfovwv,  ilKS  6s  (iegou  Xaßäv,  Qsns  8' ai'ai-  sehen  Sängerschule  wird  die  Todes -Ker  einge- 

fiov  rjfiag  'A%c(L(äv.  \  at  pisv  'y4j;o;icöv  v,riQ£?  snl  fügt  Theog.  211  sq.    Nv^  d'  ftstis  GtvysQov  ts 

X&ovi  novXvßorsigrj  \  s^sa&rjv,    Tgäcov  de  ngbg  Mogov    yial   Kijga   fifXccivciv   (homerisch)  |  yial 

ovgavov    evqvv    asgd'EV.      Die    beiden    letzten  Odvazov,     tev-e    8'    'Tnvov,     sriHTS    8h    cpvXov 

Verse    hat    bereits   Aristarch    {Ludwich,    A.s  'OvEi'gwv    ovTiviKOiixrj&ELaa  ^sa  texe  Nv^  igs- 

Texfkritih  1,  284)  athetiert;    der  Widerspruch  ßEvvri.     Der  schon   bei  Homer  lebendige    Ge- 

zwischen  %rigE  und  v-rigEs  läfst  sich  in  der  That  danke,   dafs  Schlaf  und  Tod  Brüder  seien  (C 

nicht  mit  den  Hausmitteln  der  Xvntioi  (Porph.)  Robert,  Thanatos  6  f.),  ist  hier  durch  Differen- 

wegschaffen.     Jede   Partei   (das   heben   auch  zierung  der   Begriffe   weiter   ausgeführt,    und 

die  Alten    gut    hervor)    hat  nach   v.  70   eine  20  sinnreich  genug  wird  die  Nacht  zu  ihrer  Mut- 

Ker:     6    8e    SiaayiEvaerrig    (der  Verfasser    von  ter  gemacht. —  14.  Neue  Züge  geben  v.217ff.: 

V.  73  f.)    E^sXaßs  noXXdg  (ScJwL  Ä  75  f.).    Und  -kkI  Moigc/g  -nal  Kijgag  iyEivEzo  vrjXsonoivovg' 

zwar    mit    gutem   Grunde:    es    giebt    keine  KXw&co  te  Akx^oi'v  te  -nal  "AtgoTiov,  ai'tE    ßgo- 

zweite     Stelle     bei     Homer,     wo     einer  toiai  |  ysi-vo^Evoiai   8i8ovGtv  e'x^iv    ixyu&öv   xe 

Mehrzahl    von    Personen  eine  Ker  zuge-  v.av,öv  t£"  |  [220]  cil't'  dvdgwv  te  &Ecäv  itagai- 

schrieben  wird.  Man  könnte  eine  falsche  Über-  ßaaiccg  scpEitovaai  |  ovStnots  Xriyovai  %^Eui  8si- 

tragung    aus    X    annehmen   (s.  B.  Niese  a.  0.  volo    xöXoio,   |    itgiv   y'  ano   reo    8cf>mai    v.ccy,riv 

S.66f.).    Bemerkenswert  bleibt  aber  auch  diese  oni,v   oozig   a^ägtr].     Man  pflegt  v.  218f.   als 

Erweiterung    des    Begriffs.       Der    Diaskeuast  Interjjolation   auszuscheiden,    da  später  905  f. 

kannte  die  vom  Einzelnen  losgelöste,  hyposta-  so  eine  andre  Genealogie  gegeben  wird.    Aber  die 

sierte    Ker,    die    in    andern     Überlieferungs-  ganze   Stelle  ist   eine   Dublette,   die   erst  der 

schichten  wirklich  nachweisbar  ist.  Redaktor  mit  dem  Vorhergehenden  verbunden 

haben  wird  {Köchly).  Dadurch  verliert  sie 
n.  Hesiod.  aber  nichts  an  Wert,  da  sie,  wie  verwandte 
11.  Bei  Hesiod  tritt  der  Ausdruck  ,,Ker"  Einlagen  in  den  homerischen  Epen  und  Hym- 
gegen  Synonyme,  wie  ^ävazog  und  fioiga,  auf-  neu,  aus  lebendiger  Rhapsodik  hervorgegangen 
fällig  zurück.  „Werke  und^  Tage"  93:  Einst  sein  mufs.  V.  211  ist  die  Ker  lediglich  die 
lebten  die  Menschen  ohne  Übel,  ohne  schwere  allgemeine  Todesgöttin:  hier  ist  sie  ein  Rache- 
Arbeit  und  lästige  Krankheiten,  vovccov  z'  äg-  dämon  geworden,  wie  die  eng  verwandte  Eri- 
yaXscov,  air'  ccvSgdai,  yirigccg  E8(aKav;  das  Weib  40  nys,  die  gleichfalls  die  TzagccißaCLag  bei  Men- 
liefs  die  Übel  (die  Keren?)  aus  dem  ni'&og  sehen  und  Göttern  ahndet  und  als  ,, zürnende" 
entschlüpfen,  in  den  sie  gebannt  waren,  wie  Gottheit  dargestellt  wird.  Dieaer  neue  Zug 
die  tpvxocC  auf  der  Nr.  32  erwähnten  Vase,  die  wird  durch  delphischen  Einflufs  kanonisiert 
Winddämouen  des  Aiolos  oder  die  bösen  Gei-  sein.  Er  begegnet  uns  bei  deu  Attikem,  wie 
ster  im  Märchen  {Tausend  und  Eine  Nacht,  bei  den  Hellenisten,  vor  allem  in  dem  alter- 
übers.  von  Habicht  11  S.  68,  22  S_  186).  Hier  tümlichen  Koroibosmärchen,  das  direkt  an 
ist  -arig  einfach  =  ,,Tod  ";  denn  an  Änderungen  Delphi  anknüpft,  s.  unten  nr.  41. 
wie  dg  .  .  KrjgEg  oder  dvSgag  Krjgai'v  ist  nicht  15.  Derbere  und  härtere  Züge  zeigt  die  Ker 
zu  denken.  Das  ist  der  einzige  Fall  der  Art  in  dem  jüngsten  ,,hesiodischen"  Gedichte,  der 
bei  Hesiod.  —  12.  Von  einer  ganz  neuen  Seite  50  Aspis.  Der  Dichter  des  Perseusschildes  kennt 
zeigt  sich  der  Begriff  ,,Ker"  in  dem  proble-  und  überbietet  die  späte  homerische  Darstel- 
matischen  KrigizQscprig .  in  einer  altertümlichen  lung  im  18.  Buche  der  Ilias.  Auch  bei  ihm 
Formel  der  (auch  nach  Kirchhoff)  echten  walten  die  Keren  auf  dem  Schlachtfelde  (J.sp^s 
Bauerni'egeln  "Epy«  417  f.  8r)  ydg  tote  ÜEigtog  Hes.  249  f.):  Kqgsg  Kvdvsai,  Xsvyiovg  dgocßEV- 
dazi^g  I  ßaiov  vn\g  v-EcpccXiig  tirigizgE q)E(ov  oai  oSövzag,  \  8Eivcoitol  ßXoavgot  ze,  Sacpoivoi 
dv&QWTtcov  I  EgxEzciL  r'ifidzLog  kzX.  Man  pflegt  t'  dnXTqxoi  te  |  8r]giv  e'x^'^  nsgl  ntnrovzcoV 
hier  „zum  Tode  bestimmt",  „dem  Tode  heim-  ndaeci  8'  dg'  l'evzo  \  aificc  (isXav  tcieeiv  ov 
fällig"  zu  deuten.  Das  pafst  aber  schlecht  in  8e  ngöäzöv  yE  (lEfidgnoi  \  KStfiEvov  r]  nmzövza 
den  Zusammenhang.  Die  zweite  alte  Stelle,  wo  vEovzatov  [27  535  sq.] ,  d^iq>l  (iev  avzä  \  ßdXX 
das  Wort  erscheint,  ist  das  oben  Sp.  834  be-  go  ovvxceg  fisydXovg,  ipvxf}  8'  'A'CS6g8E  kuz'^ev  \ 
handelte  Kadmosorakel:  eot'  dv  LKrjai  \  ßovnö-  [255]  Tdgzagov  sg  v.gvÖEV^'' .  ott  8e  qjgEvag 
Xov  riSs  ßoccg  y.rigizg((pEog  TlEXdyovxog.  Auch  evz'  dgEGavzo  \  ai'ficczog  dv8go(i,Eov,  xov  fiEV 
hier  pafst  die  gewöhnliche  Deutung  so  wenig,  ginzaa-Kov  onioom ,  |  dip  8'  o(iu8ov  Kai  fiäXov 
dafs  Unger  (Theban.  parad.  5)  dafür  den  Sinn  eQ'vveov  uvTig  lovaui.  \  RXco^a  v.ul  AdxEoi'g 
Girrhae  [in  Kirrha]  nutritus  forderte.  Nach  ofpiv  EcpEOxacav  ■  j^  fiEv  vcpriaacov  *  *  *  "Axgonos 
.\nalogie  von  KrjgEaatrpögrjxoQ  Krjgtcpazog  (Hes.  ov  xi  tteXev  tisydlri  '9'fog,  dXX'  dga  i^ys  \  [260] 
=  oaoi  vöow  zEd'vrjtiaat.)  auf  der  einen,  von  zcöv  ys  (iev  dXXdcov  ngocpEgt'jg  z' rjv  ngEoßvzdzrj 
JiorgsqjT^g  2liCxgs(pr}g  'EgiioxgE(prjg   auf  der  an-  xe.  \  näaai  8'  d^cp'  evl    q)coxl    fjbdxfiv    8qiiiEiav 


1141 


Keren  (Hesiod) 


fd'svto  ...  I    Bv   S'  ovvxc?   X^i-Q^S   ^^   Q'Qaesi'ag 
lacöaavTO.  |  nccQ  d'  'A%lvg  siarriyisi*)  STtia^vyfQr] 
TB  Kai  aivt]   (folgt  eine  fast  groteske  Schilde - 
runt»  dieses  Scheusals).     In  den  Versen  258 — 
260  stehen  wieder  die  Moiren  neben  den  Ke- 
ren,  wie    in  der  Theogonie  217  (nr.  14).     Das 
kann  kein  Zufall   sein;    es   spricht  sich   darin 
offenbar  der  Glaube  aus,  dafs  diese  Gestalten 
zusammen  gehören.  Stammen  die  (seit  G.  Her- 
mann ausgeschiedenen)    Verse   aus    einer  Du- 
blette, so  hat  der  redigierende  Dichter  diesem 
Glauben   gehuldigt,   dem   wir 
auch    im    späteren    Epos    be- 
gegnen   (unten    nr.    51).      Das 
Auftreten  der  Achlys  („Todes- 
dunkel", nicht  ,, Trübsal",  wie 
Bd.  l,  66  erklärt  wurde)  wird 
sich  aber  für  ihre   Ursprüng- 
lichkeit geltend  machen  lassen. 
16.  Mit  der  Darstellung  des 
Perseusschildes    berührt    sich 
der     inschriftlich     gesicherte 
Kerentypus  auf  der  Kypselos- 
lade,   Pausan.    5,  19,  6:    tc5v 
ÖS     OLÖLTioSog   naCdcav    IJoXv- 

VfLKSl  TtSTlTCOKOZl    Sg  yÖvV  fTlBl- 

Giv  'ETBOV.Xrig.  xov  JlolvvBi-Aovg  Se  oma^sv 
iazrjKBv  odövtag  xs  [rts?  vgl.  Schubart,  Epüt. 
crit.  p.XIX]  b'xovccc  ovöbv  fjfiBQcoTBoovg  &r}Qtov, 
■nal  OL  iial  xäv  jjfj^mv  siöiv 
Bniv-cc^iTifLg  Ol  ovvx^g-  sni- 
yga^iiia  [Subjekt]  ös  fV 
avf^  flvaC  (frfii  [nicht 
cfuaiv ,  wie  Overbeck  u.  a. 
lesen]  Kriga,  mg  xov  jihv 
vno  xov  TTBTtQmatvov ,  xov 
UolvveUri  [kaum  zu  tilgen], 
anaxQ^^vza ,  'ExsükIbl  öl 
ysvousvr^g  xat  gvv  xä  Svnaicp 
xfjg  TBXfvxrjg.  Das  unver- 
kennbare Zusammentreffen 
des  alten  Bildners  mit  dem 
Dichter  kann  erklärt  wer- 
den durch  Annahme  einer 
gemeinsamen  Quelle,  und 
diese  kann  die  Volksvor- 
stellung selbst  sein  oder 
ein  älteres  Epos,  etwa  eine 
0rißatg.  Ebenso  gut  ist 
aber  direkte  Abhängigkeit 
des  einen  vom  andern  mög- 
lich, wie  sie  Bercil:  annimmt. 
Vielleicht  ist  hier,  wie  so 
oft,  die  Phantasie  des 
Dichters  befruchtet  durch 
einen    Bildner,   der   grelle, 

greif  b<\re  Einzelheiten,  wie  die  Raubtier- 
zähne und  die  krummen  Krallen,  zum  ,, al- 
legorischen Ausdruck  einer  dem  dargestellten 
Wesen  innewohnenden  Eigenschaft"  gewisser-  60 
mafsen  als  Notbehelf  anwenden  mufste  {Mann- 
hardt,  Wald-  und  FeldJciilte  2,81).  Des  Künst- 
lers Bild  aber  pflegt  die  Volksanschauung  nicht 
zu  ignorieren,  sondern  sie  besonders  energisch 
zum  Ausdruck  zu  bringen.  Doch  würde  es 
verkehrt  sein,  diesen  grassen  Kerentypus  für 
den  allgemein  geltenden  zu  halten.  —  17.  In 

*)  Ähnlich  Herondas  1,  15  f.  von  rf^qa;  und  ay.tä. 


Keren  (Hesiod  und  andre  Epiker)    1142 

den  Worten  ag  xov  }i£V  vno  xov  nsTtQcoU'Bvov 
y.xl.  hat  man  wohl  Worte  des  Pausanias  oder 
seiner  Qnelle  zu  erkennen  vermeint.  Wahr- 
scheinlich sind  sie  aber  (wie  schon  qprjfft  ver- 
muten läfst)  Paraphrasen  von  Epigramm versen, 
die  auf  dem  vierten  Streifen  der  Lade  sonst 
nie  fehlen  (etwa  avxrj  ^sv  Ktjq  bgtiv  kxX). 
Aber  auch  in  diesem  Falle  hat  man  nicht 
das  Recht,  die  Ker  als  vqXtÖTioivog  zu  fassen, 
10  wie  vielfach  geschehn  ist.  Sie  lauert  beim 
Zweikampf     auf     ihre     Beute,     wie     in     der 


Abb.  1)  Wägen  der  ^^ij^f  ,   Lekythos  aus  Capua  {Brit.  Mm.)  (nach  Murray, 
Hht.  of  Gr.  sculpt.  2  p.  28). 


Schlacht.  Ähnliche  Typen  sind  auf  spä- 
teren Kunstwerken,  besonders  auf  etruskischen 
Spiegeln,  nachzuweisen;  für  die  Ker  treten  auf 


Abb.  2)  Achill  und  Memnon,  Kerostasie,    Nolaniache  Vase   bei  Miliin  1,  19 
=  Reinach  p   15  (verkleinert  nach  Overbeck,  G.  h.  B.  22,  7). 


ihnen  furienartige  Gestalten  ein,  wie  bei  Sta- 
tin,!^ Theb.  11,  136  ff.  S.  /.  Overbeck,  Galerie 
her.  Bildw.  Taf.  5,  Text  S.  135  ff. 

III.    Die  übrigen  alten  Epiker; 
Elegiker  und  Lyriker. 

18.  Die  Epikerfragmente  bieten  kaum  Zeug- 
nisse, die  uns  neue  Züge  kennen  lehrten.  Er- 
wähnt sei  Hom.  epigr.  4,  13  f.  =  Biogr.  Gr. 
p.  7  W.  (vor  der  Herrschaft  der  elegischen 
Form  entstanden,  wie  die  Epigramme  der  Ky- 
pseloslade):  -Ariqu  8'  iya,  xr^v  ftot  %sog  mnaös 


1143 


Keren  ("^Arktinos') 


ysivo(i8V(p  nSQ,  \  zXi^aoficci,  dyiQCiavTcc  q)£Qav  rs- 
xlrjöxi  &v(iä:  KTjp  deckt  sich  hier  vollkommen 
mit  not  (10  V  (v.  12)  und  ai'aTi  (v.  1).  —  19.  In 
der  Äethiopis  des  „Arktin,"*)  wurden  die  wjqe 


Abb.  3)  Wägen  der  ytjoe,  Vasenbild  des  Herzogs  von  Luynes  (nach  Overbeck,  G.  h.  B.  22,  0). 


Keren  (Elegiker  und  Meliker)     1144 

bei  Quintus  Smyrnaeus  2,  539  in  Bewegung 
gesetzt.  Auch  die  Vasenbilder  (aufgezählt  bei 
Hirsch,  De  anim.  imag.  19  f.)  sind,  wie  Eobert 
{Bild  tind  Lied  143  ff.)  wahrscheinlich  gemacht 

hat,    nicht  von  der 

Psychostasie    des 
Aeschylos  abhängig, 
sondern    von    einer 
epischen  Quelle  (vgl. 
auch    Ä.    Schneider, 

D.  tr.  Sagenkreis 
142f.).  Den  Aus- 
schlag giebt  die 
Sp.  1 142  abgebildete, 
voräschyleische  Le- 
kythos  aus  Capua 
Abb.  1).  Die  Keren 
werden  durchweg 
nach  Art  der  ipvxai 
oder  si'Swlu  darge- 
stellt, in  dem  ältesten 
Beispiele  (Abb.  1)  als 
nackte      (geflügelte) 

Fignrchen  später 
auch  bekleidet  oder 
bewaffnet  (s.  Abb. 
2.  3.  Miliin  1,  19. 
Bullet.  1865  p.  144 
=  Overbeck,  G.  h. 
Bto.  22,  7.  9.  Abb  4 
nach   Gerhard,   Etr. 


des  Memnon  und  Achilleus  beim  entscheiden- 
den Zweikampf  gewogen,  wie  in  der  Kerosta- 
sie  der  Ilias  (eine  Hypothese  von  Welcker,  Ep. 


Abb.  4)  AXJE  und   EFAS,  d.  h.  Achill  und  der  Eos 

Sohn,    von   Mercur   gewogen,  AVJV  [ApoUon]   als 

Zuschauer.     Etruskischer  Spiegel  (nach  Miliin,  PfAnt. 

d.  vases  I  Taf.  LXXII,  1). 

Cycl.  2,175,  die  sich  glänzend  bestätigt  hat).  "** 
Die  Schicksalswage  wird  in  dieser  Scene  noch 

*)  Es  ist  auch  heute  noch  nicht  überflüssig ,  darauf 
hinzuweisen,  wie  der  Name  Arktin  im  lebendigen  Ge- 
brauch kein  Gegenstück  findet ,  sich  dagegen  mit  vielen 
sagenhaften  Namen  des  Stammbaums  (Teles  Nautes)  so 
gut  zusammeureimt,  dafa  er  selbst  als  fingiert  angesehen 
werden  mufs.  Ähnlich  steht  es  mit  den  Namen  der 
meisten  andern  Epiker  der  ältesten  Zeit. 


Spiegel  2,  235,  1).  Dafs  bereits  Arktinos 
geradezu  die  ipvxal  habe  wägen  lassen  (Bobert 
145),  wird  sich  schwerlich  beweisen  lassen. 

20.  Auch  die  Elegiker  und  Meliker  arbeiten 
im  ganzen  mit  den  überkommenen  epischen 
Formeln,  vgl.  z.  B.  Tyrt.  11  p.  15  B.^:  sx&qccv 
fihv  ipvxrjv  &f(i8vog,  ^avärov  ds  n^Xcxivag  \  Ki]- 
Qcxg  ofiws  avyaig  rjeXt'oLo  cpiXag  (nach  einigen 
unter  nr.  2  f.  behandelten  Homerstellen).  Se- 
monides  fr.  94  (Epigramm  bei  Herodot,  s. 
Preger.  Inscr.  metr.  p.  16):  ßävriog,  og  tiÖxb 
K~iQag  STiSQXOfiivag  cdcpa  siSwg  |  ovk  i'rXrj 
ZnäQxr]g  riye^iövag  ngoXinsiv  (oben  nr.  7  f.).  — 
21.  Persönlich  zu  fassen  sind  die  Keren  in 
dem  Artemishymnus  bei  Theognis  13:  Haxäg 
S'  aito  KfiQag  ccXaXiiS ,  wohl  auch  in  dem  Ge- 
bet an  Zeus  xriXov  ds  Kccyiäg  äno  KrJQag  dfiv- 
vai  I  yrjQclg  t'  ovXofisvov  kccI  &avKX0Lo  rsXog. 
Die  Keren  sind  an  dieser  Stelle  der  all- 
gemeine Begriff,  Tod  und  Alter  die  Unterarten. 
Das  bestätigt  die  berühmte  MimnermossteWe, 
die  dem  Dichter  jener  Verse  vorgeschwebt 
haben  mag,  fr.  2,  5  ff.  p.  26  B.*:  . .  .  äv&faiv 
^ßrjg  I  xsgnoiMS&cc  .  .  .  KriQSg  ds  naQsaxr]v.(X6i 
(liXciiVcci,  J  rj  (ifv  f'xovGcc  xsXog  y^Quog  agya- 
Xiov,  I  17  8  sxfQY]  Q^ccvuxoio'  piLvvv9a  8f  yiyvs- 
xui  T]ßrjg  I  nagnog  —  ein  durch  den  Kontrast 
wirkendes,  visionär  lebendiges  Bild:  der  Mensch 
Blumen  und  Früchte  suchend  (vgl.  Xfniäva  1146, 
14)  aber  neben  ihm  lauernd  die  beiden  schwarzen 
Spukgestalten,  Greisenalter  und  Tod.  In  solchen 
Fällen  ist  die  Machtbefugnis  der  Keren  wie- 
der unverkennbar  erweitert.  —  22.  So  kann 
es  kein  Wunder  nehmen,  dafs  humoristisch  die 
bösen  Geister  des  Trunkes  Keren  genannt 
werden,  Tlieogn.  837:  Sioaai.  xoi  Ttödog  Kfj- 
Qeg'ötLXoiOL  ßgoxoCaiv  \  di'ipa  ts  XvaifisXrjg  xai 


1145                Keren  (Lyriker)  Keren  (attische  Zeit)            1146 

^£&vaig  xaXsnri.  Sehr  allgemein,  aber  wenig  avfiJtscpvQiiivrjv  -nal  äfirjxoivtyac.  Nach  solchen 
bezeichnend  heifst  es  auch  bei  Pindar  fr.  277  Stellen  auch  Ps.-Tim.  (ein  Hellenist?)  2  p.  547 
|246]  KiJQsg  olßo&Qsmiovsg  .  .  .  nsQiiivci^ciTcov  (39  M.)  rö  tc5  Jtavrog  aäfia  öcKriQCizov  röäv  sKtog 
älBystvcöv,  „die  im  Reichtum  genährten  Sor-  Hr]Qci)v.  10  p.  561  (44 iH.)  nollal  Sl  yiägsg  ^wäs. 
gengeister"  {Bergks  Konjektur  oXßod-Qiji^ö-  Hip2)-  Stob.  Flor.  lOS,  Sl  p.  98  M.  noXkal  KÜQtg 
vsGCi  ist  unnötig).  —  23.  ^e\  Semonides  1,20  v.a.Tä  nä.vT.uxov  ßiov  nsfpv-ncivxi  {9.nx.29).  Alles 
p.  444  £f/A\*  ovTco  %ci%ü)v  an'  ovdsv  dXlcc  (iv-  freilich  ohne  mythische  Färbung.  Wichtiger 
ptKi  ßgoToCai  TifjQ^g  ^dvsni'cpQocGtoi.  övcci  \  tial  ßm2Jedokks4cßOf.:  Die  Frommen  werden  schliefs- 
nrj^ccz'  ioTi'v  erscheint  der  Ausdruck  ziemlich  lieh  ■9'fot  xiyirjGi  cpBqLGxoL,  \  ccQ'civätoig  cclXoiGtv 
unpersönlich;  er  bezieht  sieh  auf  hnlg  yfjQag  lo  6fisaxLOi...an6tiriQOt  [frei  von  der  Ker]  dz^i- 
vüooi  "Aqrig  usw.  (6.  11.  12  ff.),  die  dem  Hades  gfig.  18  f.:  .  .  .axignia  xäqov,  \  ev&a  $6vog 
seine  Opfei'tiere  zuführen  (v.  4  sehr.  "Aiöjj  ßoxd  xs  Kotog  xs  %at  allwv  k'^vsa  Ktjqcöv  |  avx^rj- 
^cöovaiv,  vgl.  Pallad.  Anth.  Pal.  10,  85,  Plaut.  qccC  xs  Nogoi  v.ul  Zr^ipisg  "Egya  xs  QBvaxd  \ 
Cas.  2,1,12).  Auch  bei  Alkman  fr.  b6  A  p.  55  J5.  "Axrjg  dv  Xstfiävd  xs  -nai  anoxov  rildanovoiv. 
Gcpoig  dSslcpiösoig  \  Kccga  -nai  cpövov  ist  er  Die  Keren  sind  böse  Geister,  die  acharen- 
fast  appellativ  gebraucht;  interessant  ist  aber  weise  in  dem  irdischen  Jammerthale  umher- 
die  hier  und  öfter  überlieferte  Form  -ndgav  ziehn  (rjl.  doch  wohl  zu  i&vsa);  wichtig  ist 
für  HK^a,  wie  man  mit  Bast  und  Ähren s  {diah  es,  dafs  sie  zur  Ate  gestellt  werden.  Hier 
2  p.  140)  zu  korrigieren  pflegt,  s.  nr.  53.  59.  klingt  das  schon  bei  Hesiod  auftauchende  und 
—  24.  Weitaus  das  wichtigste  Zeugnis  dieser  20  wohl  in  Delphi  kanonisierte  Dogma  an,  dafs 
Gruppe  ist  Stesich.  fr.  93  p.  232  B.^  {Eustath.  die  Vollstreckerinnen  der  strafenden  Gereeh 
n-2,3  =  Äristoph.Byz.Suct,  cf.  Bliller,  Mel.  tigkeit  Keren  sind.  —  26.  Es  stimmt  dazu 
p.  417):  ZvrjGLxoQog  df  ,  cpcxai,  xdg  Krjgag  [yicd  aufs  beste,  dafs  diese  Vorstellung  ein  Haupt- 
xdg  oKoxdasig]  xi:l%i.vag  nQoarjyoQivas.  Die  ein-  artikel  in  der  Theologie  der  attischen  Tra- 
geklammerten Worte  sind,  wie  schon  das  späte  giker  ist.  In  den  Sieben  gegen  Theben  des 
ayiÖTCüOig  verrät,  ein  Glossem  (otoröw  byzant.  Äeschylus  1040  (1055)  klagt  der  Chor  über  die 
^  cpovtvco:  Du  Cange  1395),  und  zwar  des  Eu-  fiBydXccvxoinal  cp&sgaiysvBig  KfjQsg 'Eqivv  sg, 
stathios  (vgl.  de  Thess.  capta  27  Op.  p.  275,2  xarti  die  des  Oedipus  Geschlecht  vertilgt  hätten  mit 
ajrarr^i'CHOTcöcftös)*).  Weshalb  bezeichnete  »S'iesi-  Wurzel  und  Stamm.  Apollon  der  Delphier 
choros  die  Keren  als  Teichinen?  W.  Prell-  30  selbst  ist  der  Führer  der  Keren  bei  Sophokles 
witz  (Bezzenb.Beitr.  Ib,  150)  geht  irre:,  aber  auch  Oed.  B.  469  ff. :  k'vonXog  ydg  in'  ccvxov  insv- 
Welcker  {Aesch.  Tril.  185)  kommt  übers  Raten  Q'Qäov.si  |  tivqI  v.al  azegonccüg  6  zJibg  ysvizccg 
nicht  hinaus  („vielleicht  die  den  Freunden  das  (der  Herr  der  JsXcplg  Ttszga  v.  463)'  |  dsival  d' 
Leben  eines  Geliebten  mifsgönnenden  Keren").  d^'  snovxai  \  KrjQsg  dvanXdHrjzoL:  die  Keren 
Nach  einer  sehr  altertümlichen  und  volks-  sind  hier  unverkennbar  das  Erinyenheer. 
tümlichen  Vorstellung  pflegen  die  Teichinen  Wie  die  Keren  dort  den  Oedipus  als  Vater- 
mit  höllischen  Zaubermitteln  die  Saat  zu  ver-  mörder  hetzen,  so  verkünden  die  Dioskuren 
derben  {Pcut.  prov.  Alex.  1  p.  3  m.  A  :  tm  t^s  bei  Euripides  Elektr.  1252  dem  Orestes  8si- 
Exvyog  vdaxi  zrjv  yfjV  KaxaggaLvovxeg  uyovov  val  Ss  KfjQSg  ff',  «t  -nwcänLÖsg  &sal  (wie 
inoLOvv,  ähnlich  Strabo  14  p.  654.  Nonnos  14,  4D  sonst  die  Erinyen  heifsen),  |  xQOxriXaxr'iGova'  ifi- 
46;  vgl.  Fleckeisens  Jahrb.  135  [1887]  p.  242.  navfj  nXavwnsvov.  Auch  Euripides  Her akl.  810 
Zur  Quellenkunde  der  Paroemiographen  p.  301):  Ssivd  (ivHaxat,  ds  Krjgag  dva-HKXmv  xdg  Tag- 
insofern  hat  Laistner  (ßätsel  der  Sphinx  2  S.  zdgov  mag  hierher  gehören:  Herakles  ruft 
262)  gut  den  modernen  Bilwis-  oder  Bilmes-  durch  sein  rasendes  Beginnen  die  strafenden 
Schneider  verglichen.  Nun  vernichten  auch  Keren  aus  dem  Tartaros.  Ähnlich  heifst  bei 
die  Keren  die  Saat  nach  'Orpheus''  Lilh.  269  Aesch.  Sept.  760  oaov  zöz'  OiStnovv  zlov  xfjv 
Xvxvi,  6v  8'  SV.  nsdiov  go&iov  dnosgys  x^^^'  d  gna^dvägav  Kfjg'  dcpsXövxa  x^Q^'i  die  zur 
^uv  fifisxsgov,  Hcci  Krjgag  oaai,  axLxöavxai  Strafe  ins  Land  gesandte  Sphinx  die  „männer- 
sn'  dygovg-  \  v.aC  es  ydg  d%avdxcav  cpiXssi  raubende  Ker".  Eine  Kritik  dieser  Lehren  bei 
vöog  KxX.,  und  wie  ein  leiser  Nachhall  solchen  50  Eurip.  El.  1298  ff.  näg  ovxs  &£a)  .  . .  oyv. 
Glaubens  wirkt  es,  wenn  Theophrast  de  caus.  rjgnsqdzriv  Krjgag  [isXd&goig;  \  J I .  ^oigav  avdy- 
plant.  5,  10,  4  meint:  y,al  s-naazot  zäv  xönwv  xrjg  riysv  z6  XQ^^'^  I  ^oißov  z  aaocpot,  yXaioorjg 
iSiag  hiovGi  nfjgag ,  nämlich  für  die  Pflanzen.  svonai.  —  27.  So  wird  die  Ker  ganz  all- 
Wahrscheinlich  wufste  schon  Stesichorps  von  gemein  als  ünglücksdämon  gefafst,  wie 
bösem  Zauber,  den  die  Keren  auf  den  Äckern  schon  bei  Mimnermos.  Sie  steht  dann,  wie 
anrichten.  die  vriXsonoivog  bei  Hesiod,  im  Dienste  der 
TTT  rv;„  „++-„„v,  rr  -4.  Mächte,  die  der  sittlichen  Weltordnung  warten 
IV.    Die  attische  Zeit.  ^^^  f„;  Ausgleichung  von  Schuld   und  Strafe 

25.  Auch  bei  der  religiösen  Umwälzung,  die  Sorge  tragen:  denn  dafs  hierin  eine  Neu- 
sich im  sechsten  und  fünften  Jahrhundert  voll-  60  Schöpfung  der  Attiker  zu  erkennen  sei,  wie  Vf. 
zog,  behaupten  die  Keren  ihren  Platz.  Demokrit.  früher  mit  Anderen  angenommen  hat  (a.  0. 
Stob.  Flor.  1,  40  {Fr.  Ph.  Gr.  1  p.  341  M.)  ovy.  S.  266*^),  kann  nicht  mehr  als  wahrscheinlich 
oXiyag  v.rigag  sv  zä  ßia  dicöasai,  (p96vov  -nai  gelten.  In  Übereinstimmung  mit  solchen  Leh- 
^fiXov  -nai  dvoyi,svCriv  ...  noXXolai  Krjgai  zs  ren  bedeutet  xjjp  bei  den  Tragikernnicht  nur  Tod, 
^,   ^.     ,  .  ^_         o  ,.1  r  r  ,                  j.      c  ^  sondern  auch  Unglück  und  Krankheit,  Fehler 

*)    Die     kühnen     Schlufsfolgerungen,     die     Schwartz  , -r^       ■        7-,,             f,5V,       ',                   -    '     '_'    ;:'    ,,„^,„ 

,„  -.. ,          ,.        ,     „,    ,.      „1^f^         j.         TXT-    i  (Eunp.  P/toen.  9o0  ufAaivav  ying    sn    oaiiaaiv 

(Prahistor.-anthropol.    Studien   211f.)   an   dieses   Wort   ge-  \    ,   ,  ^     ,        ,       ^        J^ „      „      -      -AT  ■?   7  ^     jo    -.</>/. 

knüpft   hat   (nach   ihm   Laistner   a.  O.   265.    269),   hängen  ßctXcüV.   AeSCh.  Ag.   206.   Soph.   PlllloU.  42.  1166 

also  in  der  Luft.  %riga  xdv8    aTtocpsvysLV.     Trach.  133.  454). 


1147     Keren  (attische  Zeit;  Aristias) 

28.  Doch  lassen  diese  Zeugnisse  kaum  ahnen, 
welche  Stelle  die  Kei'en  im  attischen  Volks- 
glauben einnahmen.*)  Wichtiger  ist  die  That- 
sache,  dafs  Aristias  ein  Satyrdrama  KrjQsg 
schrieb.  Mit  einer  Mischung  von  Grauen  und 
Humor  müssen  die  Spukgestalten  von  ihm 
geschildert  sein**),  gleich  den "üpüjf g  bei  den 
Komikern.  Die  Satyrn  werden  sich  mit  den 
Unholdinnen  eingelassen  haben,  wie  mit  Sphin- 
gen {Aesch.  Sphinx)  und  Laraien  {M.  Mayer, 
Athm.  Mitt.  16,  300 f.).  Die  bei  Athenaeus  15 
p.  686  (fr.  3  p.  727  N.)  citierten  Verse  avv- 
dfmvog  rj  iniKconog  [^iniy.cofiog  Dindorf,   kaum 


Al)b.  5)  Totenklage, 'attische  Lekythos  (nach   Moniim.  8  T.  4.  5). 


richtig,  s.  Dion.  ChalJc.  fr.  5,  1  f.]  r)  nct^a- 
ygszae  \  'AlSov  TQontf^fvg,  aHQCiTECc  vrjdvv  ^%cov 
wird  man  freilich  eher  auf  Kerberos  oder 
Charon[vgl.  das  überlieferte  ?7rt'Kö);roc;]  beziehen 
müssen;  doch  könnten  auch  die  Krjgsg  zu  den 
■nvvsg  Tgan^^fjsg  ***)  des  Hades  gehören;  'A'C- 
öao  Kvvig  nennt  sie  ApoUonios  von  Bhodos  4, 
1666,  s.  unten  nr.  36.  Als  seine  Töchter  er- 
scheinen sie  in  einer  schönen,  altertümlichen 
Stelle   des  Euripides,  Herakl.  480  f.:    t/  Tvxri 

*)  Vgl.  von  Wilamowitz,  Eurip.  Her.  2,  147. 
**)  Dafs  Tragödie  und  Satyrdrama  von  Pestbräuclien 
des   Ahnenkultus    ausgegangen    sind,    meine    ich    nach- 
weisen zu  können. 

***)  Oder  waren  sie  gar  umgekehrt  als   ßoQu  gedaclit? 
Vgl.  l'orphyr.  Euseh.  Praep.  ev.  3,  11,  18,  unten  nr.  58. 


Keren  (attische  Zeit;  Kult)        1148 

vvficpcxg  (i£v  v^iv  KijQocg  dvziöwn'  i%£iv.  484 
"JiSrjv  voni^av  nev&egöv,  yirjdog  ni-ngöv  (vgl. 
von  Wilamowitz  S.  147).  —  29.  Auch  Plato  de 
leg.  11  p.  937  D,  wo  man  gewöhnlich  das  Ap- 
pellativum  erkennt,  ziehe  ich  hierher:  nolläv 
ÖS  oVTCOv  Kai  ■aixi.äv  sv  rä  zä)v  av&QcÖ7i(0V  ßCco 
r.oig  nlgiOTOig  avzcov  oiov  ArjQfg  enimcpvyici- 
OLV,  ort  ■narufitcciv  ova  L  t£  xat  KarccQQV- 
TtccivovCLV  ccvzä.  Hui  drj  kkI  Si'nr}  ev  av- 
10  d'QcÖTtoig  Ttcäg  ov  yiaXov  v.zX.  Parallelgestalten, 
wie  die  gespenstigen  Harpyien  und  Lamien, 
oder  die  Totenvögel  der  Aresinsel  {Apoll.  Bhod. 
189  fF.  Verg.  Aen.  3,  227.  Serv.  Aen.  8,  300) 
besudeln  in  der  That  zä  -^alä  mit  ihrem 
Kot:  eine  Vorstellung,  die  schwerlich 
so  jung  ist,  wie  Bd.  1,  1844,  60  mit 
Jacobi  und  Vofs  angenommen  wird. 
Etwas  Ahnliches  scheint  Plato,  doch 
wohl  aus  attischer  Überlieferung,  von 
den  Keren  gewufst  zu  haben. 

30.  Den  lebendigen  Glauben  des  atti- 
schen Volkes  lehrt  uns  aber  erst  der  Ku  1 1, 
die  Festsitte,  authentisch  kennen.  An 
das  attische  Anthesterienfest,  dessen 
letzten  Akt  ein  Opfer  für  den  chthoni- 
schen  Hermes  und  die  Seelen  der  Ver- 
storbenen bildete,  schlofs  sich,  gerade 
wie  an  die  Lemuralien  der  Römer  {Varro 
hei Non.  p.  135)  ein  „Seelenaustreiben" 
an  [s.  jetzt  E.  Rolide,  Psyche  219].  Bei 
dieser  Ceremonie  (vgl.  Hymn.  Orph.  12, 
15  f.)  rief  man  den  als  gegenwärtig  ge- 
dachten Geistern  die  sprichwörtliche 
Formel  zu:  Q^vgcc^e,  KrjgEg,  ovv.  sr' 
'Av&Eazr'jQia  [die  Kägig  in  der  Vulgata 
der  Paroemiographen  sind  von  Demon 
eingeschwärzt,  s.  meine  Anal.  crit.  ad 
Paroemiogr.  p.  48  sq.  146].  *)  Didymos 
erklärt  das  treffend  bei  Phot.  1  p.  286 
Nh.:  cog  iicita  xrjv  jioXiv  zotg  Av^ECzrj- 
QLOig  zä>v  ipvx<^v  TtsQLSQXOfiEvmv.  Un- 
verkennbar sind  die  K^QEghier  die ipvxcci, 
die  an  den  ^lagal  rifiEgai,  {Phot.)  des 
mundus  patens  umgehenden  Seelen  der 
Verstorbenen.  —  31.  Das  ist  wirklich 
herrschender  Glaube  in  Athen  ge- 
wesen, wie  sich  —  abgesehn  von  den 
unten  zu  besprechenden  Parallelgestal- 
ten der  Erinyen  —  aus  dem  unzwei- 
deutigen Zeugnis  des  berufensten  Ver- 
treters attischer  Anschauungen,  des 
Aeschylus,  ergiebt.  Im  Epos  —  wahr- 
scheinlich auch  noch  bei  „Arktin"  —  wer- 
den die  ■nfjgE  der  kämpfenden  Helden  ge- 
wogen; Aeschylus  in  der  ^pvxoazccaLa  (/r.  279f. 
p.  88  iV.^)  setzte  dafür  die  ipvxaC  Achills  und 
Memnons  ein,  nach  der  Ansicht  der  antiken 
Grammatiker  geradezu  durch  eine  falsche  Deu- 
tung einer  Homerstelle  verleitet,  mit  der  die 
«0  von  ihnen  grundsätzlich  beiseite  geschobene 
Aethiopis  in   diesem  Punkte   übereingestimmt 

*)  Meine  Ausführungen  in  der  A.  E. ,  die  im  ganzen 
wenig  Beachtung  gefunden  haben,  sind  angenommen  und 
weitergeführt  von  H.  Rohde  a.  O.  Th.  Kock  hat  die  Fassung 
Demons  unter  die  Komikerfragmente  (I)  eingereiht  (t.  3, 
/■>•.  548  p.  508)  und  polemisiert  p.754  gegen  Didymus,  ohne 
über  diese  Fragen  orientiert  v.w  sein;  sein  Einwand  ist 
oben  erledigt. 


1149  Keren  (attische  Vasen) 

haben    wird.     Vgl.  Schol.  A.  11.   (s>  70    sv    d' 

itl&Sl      Svo      XJjpf  •  •  •]      Otl      TUg     rd'aVUTTjCpÖQOVg 

txotQag  Xsysi'  b  de  AißivXog  vo(iioas  XsysaO'cii 
tag  Tpvxäs,  inoiTjas  trjv  Wvxocraoiav  ktX.,  ähn- 
lich Schol  BT.  zu  X204.  Eustath.  p.  1266,37. 
PJutarch  de  aud.  poet.  2  p.  17  A.  In  der  That 
wird  dem  Aeschylus  das  Sprachbewufstsein 
seiner  Zeit,  wie  es  in  dem  altattischen  Sprich- 
worte zu  Tage  tritt,  das  neue  wirksame  Bild 
des  Seelenwägens  an  die  Hand  gegeben  haben.*) 
32.  Wichtiger  noch  sind  die  lebendigen 
Zeugnisse,  die  uns  die  attische  Kleinkunst 
bietet.  Flatternde  kleine  Seelen-Keren  am  (im  ?) 
Grabhügel  neben  der  Schlange  des  dvSgbg 
uTtocpd^ifjiivoio  zeigt  eine  zuletzt  von  P.  Wol- 
ters,  Äth.  Mut.  16,  379  besprochene  Leky- 
thos  (Abb.  5);  man  hat  in  ihnen  wohl  mit 
Recht  die  Seelen  rerstorbener  Verwandten 
gesehn.  Der  Typus  entspricht  ziemlich  genau 
dem  auf  der  Kerostasie  archaischer  Vasen, 
s.  Abbildung  1.    Ähnliche  Lekythen  bei  Benn- 


Keven  (attische  Vasen)  1150 

Fhüoloijenvers.  zu  Gera  1879  S.  115)  beschrie- 
benen Lekythos  in  Jena  erkennen  dürfen : 
„Hermes  steht  vor  einem  Fafs;  aber  es  ist  kein 
Weinfafs,  denn  :t;eelen  flattern  an  der  Öffnung 
umhei*.  Sie  entströmen  derselben,  oder  stürzen 
sich  hinein  oder  klammern  sich  am  Rande  fest 
.  .  .  Das  Fafs  soll  wohl  den  Eingang  der  Unter- 
welt bedeuten.  Davor  steht  Hermes,  nicht  nur 
mit    dem    XTjpvxfror,    sondern     auch    mit    der 

10  Qcißdog  .  .  .  Ob  die  Darstellung  des  Einganges 
der  Unterwelt  durch  ein  Fafs  absichtlicher  Humor 
ist  oder  nicht,  bleibt  unklar."  Man  wird  viel- 
leicht an  die  Sitte  erinnern  dürfen,  Gefäfse, 
oft  ohne  Boden,  auf  den  Gräbern  anzubringen 
(s.  Abb.  5  und  dazu  P.  Wolters,  Ath.  Mut. 
16,  886 f  Crusim,  FJiiloJ.  51,  4,739);  auch  die 
grofsen  Dipylongefäfse  sind  Grabaufsätze  ge- 
wesen {Mtlchhöfer,  Ath.  Mttt.  5,  178,  Wolters 
a.  0.)*).  —   33.  Hiernach  haben  wir  das  Recht, 

20  manche  nackte,  meist  geflügelte  Figuren  auf  den 
Kampfscenen  der  attischen   Vasenmalerei   als 


Abb.'fi)  Prothesis,  attische  Lekythos  in  Wien  (nach  Benndorf,  gr.  u.  sie.    Vasenb.  33). 


dorf,  Gr.  u.  sie.  Vasenb.  Taf.  14.  33:  kleine 
Flügelgestalten  neben  dem  Grabmal,  und  neben 
dem  auf  der  Bahre  liegenden  Toten ,  s.  Abb.  6 
(B  33).  Für  die  Gebärde  der  Klage  vgl.  Tib.  1,  5, 
blhanc  volitent  animae  circum  sua  fata querentes. 
Das  Gegenstück  zum  Seelenaustreiben,  das 
^vxayoaysiv  durch  Hermes,  den  nQoyovog  der 
Wvxaycoyoi  {Aesch.  Psych.  273  p.  87)  und  sei- 
nen geistermächtigen  Zauberstab  **j  (attischer 
Glaube  nach  Aristoph.  Av.  1555,  Plato  de 
leg.  10,909,  vgl.  das  römische  manes  elicere), 
werden  wir  auf  der  von  Gaedechens  {Verh.  d. 

*)  Man  könnte  auch  eine  Stelle  der  Theognidea ,  die 
Härtung  (Eleg.  1,  91)  dem  Solon  zugewiesen  hat,  hierher 
ziehen,  v.  207  f.  üXXov  O'oü  y.aTff^iuQifJe  diy.iy  ^uvaTog  yu(i 
üvaidi^i  nQuaSsv  inl  jiXscpaQOi.;  i^ffo  xT^qü  tpfQov:  der 
Tod,  die  Seele  entführend,  ehe  die  Strafe  gekommen  ist. 
A.ber  die  gewöhnliche  Erklärung  (der  Tod,  Vernichtung 
bringend)  ist  möglich  und  deshalb  vorzuziehen.  Vgl. 
aber  Kaibel,  Epigr.  Gr.  ex  lap.  coli.  415,  unten  nr.  44. 

**)  Die  (läjido;  macht"  den  Hermes  nach  dem  Hymnus 
V.  530  uXrifJiüv;  man  ist  versucht  „fest  gegen  die  Ker"  zu 
übersetzen.  Hermes  ist  das  Prototyp  des  Opferpriesters 
und  Geisterbanuers. 


Keren  zu  bezeichnen.  Das  schönste  Beispiel  [ist 
wohl  das  zuletzt  von  P.  Hartwig ,  Journal  of 
üellenic  studies  12  1891  340  feinsinnig  be- 
sprochene  Vasenfragment   Abb.  7  Sp.  1151/52. 

50  Ein  Krieger,  gewifs  ein  Heros,  ist  in  die  Kniee 
gebrochen;  auf  ihn  zu  flattert  ein  kleiner, 
nackter  Dämon  mit  mächtigen  Schwingen;  die 
rechte  Hand  hält  er  vor  den  geöffneten  Mund 
des  Verscheidenden,  die  linke  drückt  nach 
Hartwig  sein  Haupt  nieder,  was  mir  nicht 
ganz  sicher  scheint.  Schon  Klein  hat  in  der 
ersten  Ausgabe  des  JEuphronios  S.  53  f.  das 
Richtige  geahnt,  ist  später  aber  durch  Ein- 
spruch von  archäologischer  Seite  {Kopp,  Arch. 

60  Zeitung  1884  31  fi'.)  daran  irre  geworden.  Die 
Seele  verläfst  durch  den  Mund  (wohl  auch 
durch  die  Augen)  den  menschlichen  Leib  (Bei- 
spiele bei  Crusius,  Unters,  zu  Herondas  S.  53  f. 
Mhein.  Mus.  46,519):  in  diesem  Moment  sucht 

*)  [Erst  während  der  Korrektur  wird  mir  ein  Auf- 
satz von  0.  Kern,  „Orphischer  Totenkuli"  {Aus  d.  Anomia  90  f.) 
zugänglich.  Die  Hypothese,  dafs  in  diesen  Vasengemälden 
orphische  Ideen   stecken,   will   mir   nicht  einleuchten.] 


1151 


Keren  (attisclie  Vasen) 


Keren  (die  Hellenisten ;  Apollonios  etc.)    1152 


sie  die  Flügelgestalt  zu  fassen.  Der  Maler 
hat  gewifs  die  epische  Ktjq  &avutoio  darstel- 
len wollen,  die  des  Helden  tpvxi]  mit  sich  fort- 
führt ins  Jenseits  (oben  nr.  3f.).  —  34.  Ebenso 
richtig  hat  Robert  {Thanatos^  17)  auf  einer 
späteren  Darstellung  des  von  Äthiopen  getra- 
genen Memnon  die  Ker  des  Epos  erkannt.  Die 
betreffende  Flügelögur  mag  männlich  sein: 
das  ist  aber  bei  der  in  der  Ä.  E.  und  hier 
(vgl.  auch  Philol.  50,  102 1«)  entwickelten  Auf- 
fassung kein  Gegengruud.  *)  Auch  auf  der 
Darstellung  vom  Tode  des  Priamos  und  Asty- 
anax  bei  Gerhard,  Auserl.  Vasenb.  Taf.  214  = 
Overheck,  Gal.  her.  Bildw.  25,  23  wird  man  in 
dem  nackten  Figürchen,  das  auf  der  Volute 
des  Altars  hinter  dem  Haupte  des  Priamos  ba- 
lanciert, die  Ker  erblicken  dürfen.  Neoptole- 
mos  würgt  Priamos  mit  der  Linken  und  holt 
eben  mit  der  Rechten  zu  dem  tötenden 
Schlage  aus;  dem  entsprechend  erhebt  das 
nackte  Figürchen  die  rechte  Hand  gegen  das 
Haupt  des  Pri- 
amos, als 
wollte  sie  es 
niederdrücken. 
—  35.  Früher 
meinte  Vf.  vor 
allem'die  kleine 
Flügelfigur,  die 
auf  einer  Dar- 
stellung des 
Kampfes  zwi- 
schen Hera- 
kles und  Al- 
kyoneus  auf  den 
Giganten  los- 
stürmt, wie  um 

ihn  vollends  hinabzudrücken  {Tischhein  3,  20. 
Miliin,  Gall.  Myth.  120,  459.  Ann.  d.  Inst.  5, 
tav.  D'  p.  310),  als  Ker  ansprechen  zu  sollen 
{A.  E.  266'^).  Kopp  hat  a.  0.  42  unter  grofsem 
Beifall  für  Hypnos  plädiert;  dafs  mindestens  in 
diesem  einen  Falle  die  lebhafte  Bewegung  der 
Figur  seine  Auffassung  nicht  begünstigt,  scheint 
er  selbst  zu  empfinden.  Ich  halte  es  auch 
jetzt  noch  (mit  Hartwig  345  f.)  für  sehr  wahr- 
scheinlich, dafs  der  attische  Künstler  die  Ker 
darstellen  wollte.**) 

*)  Kopp  meint,  die  Darstellung  einer  Ker  müsse  der 
Beschreibung  des  Pausanias  oben  nr.  16  entsprechen 
(Arch.  Z.  42  1884  S.  42).  Der  Typus  des  Perseusschildes  und 
Kypseloskastens  braucht  aber  nicht  der  einzige  ge- 
wesen zu  sein. 

**)  Ob  die  Forderung,  dafs  die  Flügelgestalt  auf 
allen  Alkyoneusdarstellungen  einheitlich  zu  deuten  sei, 
aufrecht  zu  halten  ist?  Die  Figur  auf  dem  Kopfe  des 
Riesen  (Petersburger  Vase,  s.  Kopp  Sp.  42  Anm.)  lässt 
sich  gleichfalls  gut  als  Ker  auffassen,  vgl.  Theognis 
keiu  Attiker?)  207  f.  ^ävatog  yäp  ävatdijg  nQ'a&sv 
inl  ßXitpdqoLi  iXtto  xti..  (s.  oben  nr.  31  *),  Eurip.  Phoen. 
150  xijo'  in  üfj/iiaai  xtX.  —  Manche  verwandte  Figuren  auf 
Vasen  anderer  Herkunft  (besonders  aus  Kyrene,  s.  Slitd- 
niczka,  Kyrene  24)  habe  ich  mit  Absicht  aus  dem  Spiele 
gelassen,  da  es  noch  nicht  gelungen  ist,  für  ihre  Be- 
nennung in  der  Überlieferung  ähnliche  Anhaltspunkte 
nachzuweisen.  Sicher  ist  nur,  dafs  in  den  männlichen 
und  weiblichen  Flügeldämonen,  welche  die  Göttin  Kyrene 
umflattern  (a.  O.  S.  18,  Fig.  10),  Harpyien  und  Boreaden 
nicht  erblickt  werden  dürfen,  s.  Verf.  Centralblatt  1890 
1142.     Untersuchungen   zu  Herondas   143*.     Bemerkenswert 


Abb.  7)  Ker  über  einem  fallenden 

Krieger  (aus  dem  Journ.  of  Hellen. 

stud.  12,  390). 


V.  Die  Hellenisten. 
36.  Von  den  hellenistischen  p]pikern  bietet 
Apollonios  von  Rhodos  den  interessantesten  Stoff. 
Die  Apostiophe  4,  1485  KävQ'B,  os  8'  ovlö^s- 
vuL  Aißvrj  tvL  KijQfg  slovro  zeigt  die  Keren 
unverkennbar  in  höchst  persönlicher  Auffas- 
sung. Das  bestätigt  sich  auch  sonst.  Die 
Hauptstelle    ist    4,  1665  ff. :    sv&a   ö'  ccoiörjaLv 

10  iisiUaaizo  [Medea  den  Talos],  yiiXns  8t  Kri- 
pag  I  'ö'Vftoßopo'üs,  'AiSao  Q'oaq  Kvvccg, 
(XL  nsQL  Tcäaav  \  ^squ  Slvsvovokl  snl 
^aoLaiv  äyovrai.  Die  lebeuzehrenden  Keren, 
'Hunde  des  Hades',  wie  die  Erinyen,  schwirren 
überall  in  der  Luft  umher  und  können  durch 
Zauber  auf  die  Menschen  gehetzt  werden  [so 
das  Schol.  richtig,  Merkels  Konjektur  ist  un- 
nütz]. Wie  ein  hellenistischer  Orpheotelest 
ruft    Medea    diese    Geister    tglg    nhv    doiSatg, 

20  TQig  dt  Xiraig,  fasciniert  Talos  ix&oSojtotaLv\ 
o^i^ccoi  .  .  .  ,  Bv,  8    dt8r]Xa  |  8£LHr}Xa  (==  KrJQCcg, 

als     Bldcola?)     TtQOLCcllBV.      

37.  Dafs  hinter  dieser  Scene 
wirklich  die  Übung  helle- 
nistischen Glaubens  oder 
Aberglaubens  steht,  be- 
stätigen dieorphischen 
Hymnen,  deren  Bedeu- 
tung für  die  Religions- 
gescbichte  jener  Zeit 
betont  zu  haben  das 
grofse  Verdienst  R. 
Schöll's  ist  (Sat.  Saup- 
piana  176  ff.). 
Einige  Stellen  blei- 
ben innerhalb 
der  Grenzen 
des  alten  Epos, 
wie  verwandte 
Verse  der  'or- 
phischen'  Ar- 
(jonautica  und 
Lithica,  vgl. 
Hymn.  66  [As- 
klep.J,  4  .  .  .  ^öloig  -naTccycnv  vyisiav  \  iial 
Ttavcov  vovGovg  %alETicig  ^avätoiö  tb  KrjQag', 
88  [Ares],  17  SvafisvEcav  TiQOcpvyövxa  (lö&ov 
KiJQÜg  TB  ßiaiovg.  'Orph.'  Lith.  536  [542]  ff. 
FoQyöva  yaQ  TlBQarji  .  .  .  Sufirjvai  \  jiuq&bvov 
^0  aQyaXBrjv,  sgißconiSa,  xjjpa  (iBlatvciv  \  av- 
&QoiTia)v,  oloiv  Y.BV  in'  dv8QOcp6vca  ßdXBv  oggb. 
Argon.  1032  [1029]  sx  8'  BtBXsLto  86Xog  azvyB- 
Qog  -nal  ■nrJQBg  di8vcil  \  Mrj88Lrig  vn  BQCoTog 
dyay.Xvtov  'AipvQtoio.  —  38.  Wie  man  sich 
die  Keren  in  diesen  Kreisen  wirklich  noch  als 
lebendige,  umgehende  Geister  dachte,  zeigt 
besonders  die  schon  oben  nr.  24  angeführte 
und  mit  einem  Stesichoros  -  Citsit  kombinierte 
Stelle  der  Lithica  272  (269):  Kfjgcig,  öaca  cri- 
60  ^ocovrai    in'    dyQovg.      Medea    hetzt    {indyBi) 

ist  die  Zahl:  Fünf  weibliche  Gestalten  links  hinter  der 
Kyrene  (eine  zu  ergänzen),  drei  männliche  rechts  vor 
ihr  {Studniczka  S  25);  ob  das  den  fünf  Städten  (der'Peuta- 
polis')  und  drei  Phylen  der  Kyrenaike  nur  zufällig  ent- 
spricht? Die  Flügeldämonen  strecken,  wie  bittend  oder 
empfangend,  ihre  Hände  aus:  sind  es  die  Gaben  der 
Landesmutter,  die  sie  ihren  Schutzbefohlenen  austeilen 
sollen? 


1153     Keren  (Ps.-Linos;  Apollonios')  Keren  (Hellenisten;  Koroiboslegende)      1154 

diese  Dämonen    auf  ihr   Opfer:    so    berichtet  sie  noch  zu  gut  bei  Kräften  ist    und  sie  be- 

Plutarch    [d.   h.    Ephoros    oder    Theopompos,  zwingen  könnte. 

vgl.  39j,  Z?ys.  17,  nach  helleDistischem  Glauben:  41.    In  derberer  Weise  verkörperte  diesen 

Ol  cpQOviiiäxaToi  xmv  I^TiciQtiarcöv  ..  disfiaQTv-  Gedanken    das    hochaltertümliche,    bei   Kalli- 

Qovro  roig  Bq)6Q0ig  ontodioTtoimsiGQ'cii.  Ttäv  machos    nachweisbare    Märchen    von   Koioibos 

t6    (XQyvQiov    .  .  .    coansQ    ÄfjQag    snccycoyi-  {Fausan.  1,  43,7),*)  der  eine   Ker  erlegte,  wie 

fiovg  [ein  Nachklang  bei  Syms.  Dion.  p.  38 P.,  Euthymos  einen  bösen  Heros  bezwang  [Bvhde, 

unten  nr.  46],  und  eine  solche  Ceremonie,  dem  Psyche    180  f].      Psamathe    gebiert    ein    Kind 

attischen  "'Seeleuaustreiben'  entsprechend,  von  ApoUon,  setzt  es  aber  aus- Furcht  vor 
hat    wirklich    vor    Augen    der   Verfasser    des  lo  ihrem  Vater    aus.      Der    Knabe    [^Linos    nach 

12.  orphischen   Hymnus  'Hga-aXsovg,    wenn   er  Kanon  19]  wird  von  Hunden  zerrissen  |,  Psa- 

den  Herakles    dls^Uu%ogY.15f.   bittet:    i^s-  mathe  nach  iiowow  zum  Tode  verurteilt],  '.^jrd^- 

Ikoov  öh  ■Kccy.ag  äzag  ■nXciöov  sv  x£qI  naXlcov,  '  Xcov    ös   Aqytioig    .  .  .   ntfiitti   UoLvriv    xavxriv 

nxrivotg  x'  io^öXoLg  KiiQK g  xaXsTtccg  anö -  xov g    naCS ag    uno    xco  v    (irix ^ qcov    q)aaiv 

jtsfins    (Terminus    technicus;     vgl.    die     alte  UQTta^siv,    ig   o   KÖQOißog   ig  x^f^'-'^  'AQyiioig 

Formel    i^xQtyy'  a7ro<^7ro^u7rft'r,    carm.  pop.  26  cpovevii    xijv    Iloivrjv.     cponvaag    dl    (ov    yag 

3  p.  664  Bgk.,  llesych.    anonointiiv    .  .  .    dno-  dvist   acpcig   dtvxsQK   sninscovaa    vöaog  loLficä- 

yia&rjQKa&cii;    vgl.    {xnöniiinxoi,    dnonöfini^of  ärjg)  Kögoißog   s-nmv    riX&iv    sg  zJ sXcpovg   vcp- 

at  (XTtocpQuäsg  tjfiiQoci,  wie  die  (iiuQai  in  Athen).  s^mv  di-K<xg  xä  &s(p  xov  cpövov  r^g  Iloivrjg. 
Der    zum    Austreiben    der    bösen    Geister    be-  20  S.  Ovid  Ib.  573:  inque  tuos  ea  Pestis  eat,  quam 

nutzte  -AläSog   entspricht  genau   den   gäßdoig,  dextra  Coroebi  \  Vicit,  upeni  mistris  Argo- 

mit   denen   der   Priester  der  Demeter  Kidaria  licisque    tulit    ( vgl.    Paus,    ig    %ccQiv    'A^ysiot-g 

Tovg    vnox&oviovg   ticcCbi    (Pausan.  8,  15,    1);        -ww ).     Ausführlicher    in    direktem    An- 

wenn    die    Keien    vom    'HQunXrjg    KrjQa(ivvxr]g  schlufs  an  Kallimachos:  Statins  Hieb.  1,  562 ff. ; 

{Lyl:oplir.  663  mit  Schol.)   mit  Pfeilen   verjagt  vgl.  G.  Knaack,  Anal.  Alex.- Rom.  14 ft'.   Höfer, 

werden  sollen,  denkt  sie  sich  der  Dichter  otien-  Konon  5  ff.     Dies  von  Apollon  gesandte  und 

bar  fliegend,  wie  die  stymphalischen  Vögel,  die  von   der  Hand   des  Koi'oibos   erlegte  Scheusal 

sich  auch  in   auderer  Hinsicht  mit  ihnen  be-  heifst  Ker   in   dem    bei  Pausanias   benutzten 

rühren  (s.  oben  nr.  29).*)  —  39.  Als  gegen-  Epigramme  des  den  Mord  darstellenden  (ivrifia 
wärtige  Geister,  die  durch  einen  ■na&UQ^ög  zu  .30  (vgl.  die  Worte   s'axi  de  MiyciQivai  .  .  .  tioivoc 

vertreiben    sind,    kennt   die    Keren    auch    der  o^cog  ovza   xoig  'Agysi'cov,   Mifsverständnis   von 

hellenistische  Theurg,    der  sich  Linos  nennt,  V.  1),  Anth.  Pal.  7,  154:    stjul   äs   KrjQ    tuju,- 

bei  Stobaeus  Floril.  5,  22  Krjgag  dncood ^is-  ßovx°S'**)  o  Ös  nxstvag  (ts  Kögoißog'  HSLzai 

vo?   7toXvTir]fiovag,    ai'  zs  ßsßr'jXaiv  \  oxXov  d'C-  S'  coÖ'  vn'  ifioig  nooal  8id  rptTro^«  (Anspielung 

aiovaai  dxaig  nsQlndvra  nsdcSai.,  navxoicug,  auf  die  Gründungslegende  von  Tripodiskos).  — 

(lOQcpwv  x^^i'^f^'"  dTi(xzr,fiax'  i'xovGcct.  .  .  .  ovzog  42.  Das  anonyme  Epigramm  verrät  sich  durch 
yÜQ  öS    ^a&a Qtiog    dKr]Qiog  av  boicäasi,  i  si      seine  Stilisierung  als  Produkt  der  Hellenisten- 

■Asv    dXji&tiri    (iiaiig    öXobv    ysvog    avxäv.     Be-  zeit  (vgl.  den  gesuchten  Gegensatz  xzsivag  — 

merkenswert  ist  die  sehr  allgemeine  Bedeu-  yisirai);  es  könnte  von  KanimacJios  oder  viel- 
tung  des  Wortes,  unter  das  der  moralisierende  4u  mehr  von  einem  Nachahmer  des  Kallimachos 

Poet  auch  die  vjjdvg  u.  ä.  einbegreift,  vgl.  oben  {Knaach  p.  26)  herrühren.    KalUmacJws  selbst 

nr.  25.  mag  den  Ausdruck  Ktjq  gebraucht  haben(/r.  534 

40.  Ein  ungelöstes  Problem  (s.  zuletzt  if.  de  etwa:    6  y.avd>v   SaonXrjxcc  Kögoißog  j  <[KrJQccy). 

la  ViUe,  Apollon.  p.  237)    bietet   eine    andere  Statins    nennt   es  y.  597  f.   monstrum   infandis 

Apollonios -'SiieWe.,    1,  689  f.:  »)  yi,lv   iycov  (Po-  Acheronte   sab    imo    \    conceptum    Eumenidum 

lyxo)   fi   KccL   ju,8   XU   vvv    txi  TtecpQtyiaaiv  \  Krj-  thalamis   (vgl.  615);    es  hat  viryinis  ora  pecto- 

Qsg,   insQXoiisvöv   nov   oio^cci    ttg    hog    i]är]    \  raque,  aber  aeternum  Stridens  a  vertice  surgit  j 

yuiuv    icpiaasad'ai..      Weshalb    'fürchten'    die  et  ferrugineam   frontem  discriminat  anguis;  es 

Keren  die  alte  Polyxo?  Dübner  (bei  H.  de  pflegt  anirnas  a  stirpe  recentes  \  abripere  altri- 
la  Ville  a.  a.  0.)   erklärte:    'horrentem   ob   for-  bo  cum   gremiis    morsuque  cruento  divesci   (vgl. 

mam  .  .  . ,  cf.  Plaut.  Epid.  Fastidium  Orci  .  .  .'  Kf^gag  .  .  &v(ioß6govg  oben  36).  Wie  er  sie  trifft. 

Aber   das   wäre   eine   sondei'bare  Selbstkritik:  latcri  duo  corporaparvum\dependent  .  .\Ferra- 

und  weshalb  sollte  es  im  nächsten  Jahre  anders  tuiue  ungues  tenero  sub  corde  tepescunt  (vgl.  die 

werden    (H.   de   la  Villejl      Be   la  Ville   hat   nur  *)  Dieser  zu  Megara  begrabene  Koroibos  ist  mitdim 

Verlegenheitsauskünfte     (SOit    ä    cause    du    re-  eleiachen  Olympioniken  (Paus.  .5,  S,  6.   8,  26,  3)  ursprüng- 

SpeCt    .   .   .  ,    SOit    danS    la    Crainte    de    depeupler  lieh  wohl  identisch:  der  Bezwinger  der  Unholdin  kommt 

LemnoSI,  die  sich  gegenseitig  aufheben.     Noch  a^^  *!"  Fremde,   wie  Oidipua,  und  ist  Olympionike,  wie 

wir  sprechen  vom  Todeskampf:    so  haben  auch  Euthymos^  vielleicht^  spricht   sich    das    in    den   Worten 

die    Alten    die     schlimme    Stunde    aufgefafst  '"  ^"/Eioe'IoicheT^  ^..«/Joö/oc  wird  auch  die  ««o- 

ThanatOS  und  Geras  müssen  im  Kampfe  mit  0O  <^',.^,  gewesen  sein,  die  auf  dem  Grabmal  des  Midas 
Herakles  das  Feld  räumen,  und  Thanatos  aiand  (s.  zulttzt  Preger,  Inscr.  Gr.  metr.  v- 1^8  i-).  Die  be- 
wird von  Sisyphos  gar  gefesselt  [Robert,  Tha-  kannten  Verse  waren  in  zwei  griechische  Volksbücher 
natOS  S.  28  f.  V.  WilamOlvitZ ,  Eurip.  Herakles  eingelegt,  in  die  Humerbioyraphie  und  (unter  dem  Namen 
2,  174.  Hartwig,  Piniol.  50,  189).  Die  Keren  Kteobuh)  in  den  Novellencyklus  von  den  Sieben  Welsen. 
fürchten    also    die    Polyxo    als   Gegnerin,     weil        Damit  erklären  sich  aneSchwi.rigkeiten   der  Überliefe^ 

•'                          °              '  ruag,  denen  noch  Ililier  (Rh.  M.  33,  524)  und  Pregcr  (p.  196) 
*)  Manche   Herakles -Mythen   sind   Prototypa   dieser        ratlos  gegenüberstehen.    In  dem  verdienstlichen  Aufsatz 
Bräuche  und  Anschauungen,   was  hier  nicht  weiter  ver-         von  Hitler  wird   manches   als  Schwindel  und  Fälschung 

folgt  werden  kann.  bezeichnet,  was  Dichtung  ist. 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  37 


1155  Keren  (d.  Hellenisten;  Epigrammatiker)  Keren  (Hellenisten;  nachchristl.  Epiker)    11 5ß 

'Harpyie'  mit  zwei  Opfern  Bd.  1  Sp.  1847).  nistischen  Prosa  liefein  keine  rechte  Ausbeute. 
Das  Bild,  dessen  einzelne  Züge  von  Statins  Erwähnt  sei  TAeopornj?. /^r.  77  (vol.  1  p.  '291  M.): 
vergröbert  sein  mögen,  entspricht  im  ganzen  toauvrcii  xijpf?  rro  ßi'co  naQanscpv-naatv ,  mats 
wirklich  der  Schilderung  in  der  'Aanig  (oben  tbv  sv  raig  (läxccig  ^ävatov  aiQsxäziQov  slvai 
nr.  15).  Die  Ker  ist  in  diesem  Märchen  ein  Sov.slv  (aus  der  Rede  des  Sileu):  «»j^fg  fast 
halbmenschliches  Wesen,  eine  ünholdin,  =  Trübsal,  Leiden,  im  Gegensatz  zum  gewalt- 
die  ein  rechter  Held  bezwingen  und  töten  samen  Tode  s  nr.  45.  Zur  Ergänzung  P/wi.  ii/s. 
kann,  wie  den  bösen  Heros  in  Temesa  oder  17,  oben  nr.  38  Philon.  F.  i)/.- 3  vol.  2  p.  158ilf. 
den  Pestbringer  bei  Philostratos,  Äpollon.  4,  10.  ottcoc:  firj  ngoad^aizo  (das  irdische  Feuer)  zov 
43.  Die  hellenistischen  Epiker  und  Elegiker,  lo  ßafiov,  öiu  x6  fiVQLag  i'acag  dvtxna^dx&ai  xij^ag, 
bis  herunter  zu  ihren  Nachahmern  in  nach-  worunter  hingemordete  Menschen  und  Tiere 
christlicher  Zeit,  verwenden  im  übrigen  eklek-  verstanden  werden;  vgl.  p.  167  -nrjQaLvovoi 
tisch  die  vorhandenen  Elemente;  solche  Stellen  -nal  dva&avutovai.  Dion.  Hai.  Ant.  B.  2, 
brauchen  hier  nicht  vollständig  aufgezählt  zu  2,  3  itgoasivui  Si  rivccs  syniczrj  (der  Staats- 
werden. Sehr  gewöhnlich  ist  der  appellativische  formen)  xrjpag  cvficpvtovg  (vgl.  ni*.25).  8,  Gl  : 
Gebrauch  = 'Tod',  ''Gift',  z.B.  Lykophr.  sy^v-  iv.£ivco  ravTccg  6  daLfiav  zag  ocQSzcig  lUQLad- 
-Kaaciv  x/Jpar  von  Kirke,  nuzgäg  zfjQa  ftaarBvcov  u,8vog  sxsqag  ovyf.  EvzvxBtg  %r\gäg  xs  ■nai  äzag 
q)6vov  1120,  ähnlich  909.  1294;  azevä^cov  KTJQag  TtQoarjxps.  Flut.  De  frat.  am.  12  p.  484D: 
807;  Vgl.  289.  Nikander  ther.  192  ocpiog  ktjql-  al  zv%ai  cp&ovovg  ^^noiovcai  -nai  ^rßozvniag, 
xQ6q)ov,  nach  dem  Schol.  =  &civazozQ6cpov,  20  aiaxiaza  voori(iccza  v.ai  x^^ag  ovyi  oi%Luig 
ocpiav  inilcoßsa  nriga,  ther.  35.  411.  Alex.  536,  ijlÖvov  aXXci  aal  itolsoiv  oXs&Qi'ovg.  Anton.  2 
vScczi  KriQug  ccXv^ag,  ther.  540.  699.  862  (nicht  'Avzwvico  (Jt  ...  xi]v  Kovqicavog  cpiliav  v-al 
bei  Kalliniaclios,  Theokrit,  Herondas,  was  be-  6vvr]Q-£iav,  äansq  ziva.  KfjQa,  ngoontosiv 
merkenswert  ist;  Schneiders  ■nrjQl  für  nvgi  Xsyovci  (persönlich  empfunden).  Synes.  Dion. 
Hymn.  4,  201,  ist  unnütz).  —  44.  Seltener  ist  p.  38  P.  zovg  an'  uvzatv  d^tovvzi  ndorig  tlav- 
die  Bedeutung  = 'Schicksal',  'Leben',  'Seele',  vsoQ^at,  yrjg  yiul  &aXäxzrjg,  cög  ovxag  Krjgag 
aber  sie  findet  sich  bei  wichtigen  Zeugen  nöXemv  htA.,  an  das  Austreiben  der  Keren  oben 
volkstümlicher  Sprache.  Inscript.  Graec.  ex  nr.  38  anklingend.  An  diesen  Stellen  tritt 
lap.  coli.  603  p.  244  Kaib.  Evxvxovg  ald^av  die  Beziehung  auf  den  (gewaltsamen)  Tod 
■uriqK  ^{.vvv&üöiov,  415  p.  165  sinoGi.  nal  ivl  30  ganz  zurück;  man  könnte  etwa  „böser  Geist" 
■/.Tjga  ^axcc^ßsa&sig  [=  ^vfiov  dnocp&L^Bvog  übersetzen, 
nach  Kaibelj  iVLavxü.    Die  Gegensätze  bleiben 

immer  lebendig  (s.  nr.  53)  und  müssen  irgend-  VL  Die  nachchristlichen  Epiker, 

wie  vermittelt  werden.  —  45.  Bemerkenswert  Quintus  von  Smyrna. 

ist    sonst    etwa    Theodor.   Anth.   Pal.   7,  439:  47.   Bei  Nonnos  und  seinen  Schülern  tritt 

otJto)  8ri  UvXlov  zov  'Ay^voQog,  cckqixs  Moiga  Name    und    Sache   wenig   hervor    (z.  B.  Dion. 

TiQcoiov    s^     rjßccg    i&Qiaag    AioXscov ,    |    K^q ag  32,  195  fdgafis  .  ..  KriQU  cpvyäv).    Nur  Quintus 

iniaasvaaacc  ßtov  ■Kvvug  [schwQrlich'Äidov  nach  von  Smyrna  macht    eine    Ausnahme.     Allego- 

Apoll.  Rh.  u.  A.,  s.  Sp.  1146,  4]:  die  Keren  als  rische  Figuren  und   niedere  Dämonen   spielen 

Meute  der  Moira,  wie  die  Erinyen,  s.  nr.  26.  40  in    seinen    barock,    fast    römisch    stilisierten 

Diod.  Anth.  Pal.  7,  700:  ovxt,  [i'  dv^Q,  o  Xs-  Schilderungen    überhaupt    eine    grofse    Rolle, 

yovai,  nuxsKzavsv  ...,   dXXd  ^s  KijQsg  äyovoL  keine   aber,   auch    die  Moiren  nicht,   eine  be- 

(le (MOQ^tvai:    die   vorbestimmten   Keren  ge-  deulendere,   als   die    Keren.     Diese  Thatsache 

radezu  im  Gegensatz  zum    gewaltsamen  ist  wenig  beachtet  und  verdient  hier  genauer 

Tode.  Archias  Mityl.  ebd.  9,  111  oaovg  atöövcc  behandelt  zu  werden.  —  48.  In  einigen  Fällen 

XiTtövxccg  I   dnQo'idrjg    KrjQmv    XdxQig    Sfiagips  kann  man  x/Jp  als  Appellativ  auffassen,   z.  B. 

Mögog:    der  Tod   als   Diener    der   Keren,  1,  307  cpövov  uat  %riq'  ixi&svxo.    10,  262  (logov 

die   wiederum  nicht  selbst  mit  ihm  identisch  xai  KrJQag  dXv^cn.    In  weitaus  den  meisten  ist 

sind,  sondern  als  Schicksalsgöttinnen  aufgefafst  das  Wort  aber  entschieden  persönlich  gedacht, 

werden  müssen.    Antip.  ebd.  9,  269  .  .  .  ov  vs-  50  Vgl,  1,  309  f.   nagi  öä  oqiioi  KijQsg  \  XivyaXiuL 

[learixov ,   \   i}v   yag    vtcsq  ipvxrjg'    dXX'   ifisXrjas  axQ(o(pcövxo,   (pövov  axovosvxa  cp^govoaL,  neben 

Jl'ujj.  I  vri%i&'  6   ^sv,   xov   S'  sLXs  kvwv  dXög'  Thanatos  und  Kydoimos.    11,  llf.  dficp'  avzfjat 

}]  navctXdaxag  |   Krjgäv   ovd'   vyQÜ  tkxvsxcci  iv  (den  Erinyen,  Eris  und  Enyo)  ds  KrJQsg  dvai,- 

nsXdysi:    hier   sind  die   Keren  wieder  Voll-  dia  &v[i6v  s%ovaai  \  dgyccXscog  (latvovxo;   hier 

streckerinnen    der    Strafe;    Dike    selbst  und  öfter,  z.  B.  5,  34 f,  wohl  unter  hesiodischem 

scheint,  wie  vii;lleicht  bei  Plato  (oben  nr.  14),  Einflufs.     6,  427:  aoi  dy%i  ■Ko.gl.Gzaza.i  ovXo(i£vr] 

zu  ihnen  gezählt  zu  werden.*)     In  den  Beginn  Ki/Q  .,  TqwCov  cc(i  ntSiov.    9,  190:    eXsv  öe  ^iv 

der   Hellenistenzeit    würde   endlich    wohl    die  ovXo^hr]  Krig.     11,  449:    ETtEtys  ydg   ovXoiiEvrj 

interessante    kyprische    Inschrift    D.-Coll.    68  Ki'iq  |  v.kI  Kvngig.     12,  473:  nsörjaB  ydg   ovXo- 

(=  Hoff  mann,   Dial.  1    p.  76  f)  gehören,   auf  60  lu.fv?;    Kf^Q  \  -auI  ^sog   (vgl.    Ps.-Linos   nr.  39). 

Aev  Ahrens  {kl.  Sehr.  1,  267.  272)  das  epische  Ärjp  10,  428:  cog  (i'  6(fiEXov  xÖxe  KfjQEg  dvrjQEitpavxo 

erkennen  wollte;  möglich  wäre  z.B.  dXX'  e'xvx'  fiiXaivai.     10,  304:    xaxäg    dno  KrjQag   eqvke, 

d  KriQ  I  ■9'fw  yivfiEQrjvai  Jidvxa  {K/jq  ^  Motga):  vgl.   13,   154.      1,   172:    Xvygal   ät  fiLV  cozgvvE- 

doch   bleibt  Lesung   und   Erklärung   unsicher.  okov  |  Krjgsg  (die  Penthesilea),  ähnlich  1,  651. 

46.    Die    spärlichen    Reste    der    frühhelle-  2,  483.    8,  73.  1,  193  f.:  xaxd:   noXXd  zEzXrjua  \ 

*)  Die  sonst  angestrebte  chronologische  Ordnung  iät  TZaidavoXlyfiEVCov,    ovg    (lOi  iiEgi  KrjgEg   Ei^ag- 

bei  diesen  Stellen  aufser  acht  gelassen,  da  ihre  Verfasser  l/jav ,     ähnlich   8 ,   1 92.     11,39.     1,204:     xai,    ro 

meist  mit  Keuüniscenzen  arbeiten.  (itV  COg  rj^sXXov    ..  Kr/gEg   VTtEyiXEXEElV.     13,   177: 


1157      Keren  (Quintus  von  Smyrna)  Keren  (christl.  Schriftsteller;  Byzantin.)  1158 

KriQeg  yäq  oi  nQOiTqnav  öls^QOv.    1,591:  ocpQcc  auch  eine  gute  tritt.     Achilleus  und  Meninon 

fff  KfjQSs  Di^iih%oL   u(i(pix£cüvzaL,    vgl.  5,  611  kämpfen  mit  einander;    die  Sympathieeu    der 

K.'ce.    d^icpi-xävcaaiv.     2,   13.    172:     KfiQSg    yciQ  Olympier  sind  geteilt,  2,  507 ft".:  xat  vv  ks   öri 

d(isiXix°'^  *^^'  '*<^''  ^l"^"*;  vgl.  14,  235.    7,  614f.:  (UajtäpföctJ'  d^Bilixog  ^fiit^os   dfjQig,  |  ei  [irj  vn' 

yfjQCtg  ..   Kijgeg  t'  iyyvg  eccaL  ...    7,  127:  Krj-  svvsanjai    diög    ^syaXoßQS^STUo    \    öoikI    uq' 

Qocg  (xXsvoiisvoi,  arvySQCcg;  vgl.  10,  37.    8,  139:  dficporsQoiai  Q'swv  i-nütSQ&s  JtaQsatov    610  Kfj- 

rj   as    niJog  "äcSu   Kfjgeg    dfisüki-nzoi    cpOQSOvoiv.  Qsg'    sqs [ivccir)  ^8v    ißr}  nozi  Msyivovog  ijzoQ 

10,  330:  -AiCvov  dito(p&iiihoi,o  Hat  uvzrj  \  K^Qsg  [vgl.  11,  105],  |  (paidQi]  d'  dficp'  'Axil^cc  8at- 
STtsoQ'ai  (der  Oinone).  6,  498 f.:  all'  ozs  drj  ipQOvu'  rot  o  iaiSövzsg  \  d&dvazot-  ^sy'  uv- 
^dla  nolloL  ivsnlrjaavzo  -nslaivdg  \  Krigag  dv  lO  Gav  .  .  .  |  "HQCosg  ö'  hiäxovzo  .  .  .,  |  515  .  .  ov 
aliiazösvza  .  .  v.vSoi,(iöv:  die  Gefallenen  als  8s  zl  Kfiqag  snoixo^evag  svöriaav.  Dadurch, 
Nahrung  der  Keren.  Besonders  glänzend  1,  335,  dafs  dem  Achill  eine  'lichte  Ker'  zur  Seite 
wo  die  losstürmende  Penthesilea  mit  der  steht  (vgl.  die  'EqCvvsg  iislaivca  und  Isv-nai, 
Ker  verglichen  wird:  335  ..'AQysioiatixsyttcpQO-  Paus.  8,  34,  1),  ist  die  Entscheidung  gegeben; 
vsova'  svÖQovas  \  Ki]qI  ßir]v  elnvia'  nolvv  wenn  später  (540 f.)  Eris  auch  noch  die  Schick- 
d'  vneöd}ivazo  laov  (vgl.  2,  266.  10,  251  dvrj-  salswage  zur  Hand  nimmt,  so  wirkt  ein  he- 
ilst Kr]Ql  dafisvzsg).  49.  Soweit  sind  alt-  rühmtes  altes  Vorbild  störend  nach  (oben 
bekannte  epische  Phrasen  gebraucht  oder  eiit-  nr.  19),  von  dem  sich  Quintus  nicht  ganz  frei 
wickelt.  Besonders  hervorzuheben  sind  folgende  gemacht  hatte.  Jedenfalls  sind  hier  die  Keren 
Stellen:  8,  109f  na-ndg  inl  Kfjgag  lalls  \  dva-  20  Schicksalsgöttinnen,  die  teils  freund- 
(isviüLv:  an  sTcnte^nstv,  sndyst-v  erinnernd,  lieh,  teils  feindlich  ins  Menschenleben 
oben  nr.  36f.  8,  324f.  ^sxdQovzo  8e  KfjQsg    nal  eingreifen,  wie  die  Moiren. 

MÖQog  (vgl.  das  nr.  45  angeführte  Epigramm  So  gewinnen   die    Keren   am  Ausgang    der 

des  Archias).    Ähnlich  9,  145.  11,  151.  13,  126:  antiken    Litteratur    eine   Bedeutung,    wie    sie 

Ivygcci  j  K^igeg  oi^vQäg  ineyrjd-sov  ollviihoiaiv.  kaum    ein    älterer    Gewährsmann     ihnen    zu- 

11,  105:  ovvs/.a  KriQsg  ofiag  cpoQsovzo  ßslsfiva  j  spricht.  Man  könnte  an  den  Einflufs  römischer 
KaiQiov  stg  -AQuöiriv.  Die  Keren  —  doch  wohl  Futa  und  Gtnii  denken.  Aber  es  wird  dem 
fliegend  vorgestellt,  wie  3,  43  —  dringen  mit  Leser  nicht  entgangen  sein,  dafs  alle  bei  Quin- 
dem  Geschofs  dem  Feinde  ins  Herz,  wie  tus  nachweisbaren  Eigenschaften  vereinzelt 
Eros  Anacreont.  12,  15.  Ähnlich  1,  273  dns-  30  schon  früher  auftreten.  Quintus  hat  sie  wie  in 
nldyx^n    yuQ   o'ißzhg   \   dllr] ,    onr]   ^lv  KfiQig  einem  Brenuspiegel  gesammelt. 

dasiUxoL  L&vvsa-aov.    sie  lenken  das  Geschofs  n.    .  x,-  ,.     o,  i,    .fx  x  .i 

vom  Ziele  ab.  -  50.   Doch  wirken  hier  die  VII.  Chnstliclie  Schriftsteller.    Byzantiner. 

Keren    immerhin    noch    in    der   gewöhnlichen  52,  Wenn  die  Apologeten  mit  den  übrigen 

epischen  Weise  auf  dem  Schlachtfelde.     Aber  heidnischen  Dämonenscharen   auch  die  Keren 

sie    greifen    weiter    aus;    sie   verblenden    den  entlarven,    so    beweist    das    noch    nichts    für 

Menschen  und    spotten    seiner,    wie   Ate    und  ein  wirkliches  Fortleben  des  Begritfes,  s.  z.  ß. 

Erinys,  wenn  die  Strafe  kommt.    Vgl.  3,  43 tf.  Clem.  Alex.  Protr.  64C   ovSa   ^rjv  Krjgag   ov8e 

6  8'  dg'  ovzL  &EOV  zgiosv  d^ßgozov  avöriV  EL(icig(isvr)v  ovdh  Moigccg  %'iccg  £v8Uag  igstzB. 
j]8ri  ydg  ot  Kjjgsg  dfiitlixoi   dficpsnozcövzo.  40  Ganz  lebendig  ist   der  Ausdruck  aber  an  den 

Die  Troer  gehn^  3,   14 f.  ins  Verderben,  ovven  andern  Stellen,   z.  B.   Clem.  Alex.  Protr.   62  0 

dgcc  acpi    I    Kqgig    snl  azigvoiai.  f&gdaog  ßdlov^  dyvoiu    aixia     r[8r\    y,ttzcca-x.£vaa&si6cc    zcö    zav 

und   nehmen    12,  523    den    Feind    auf,    Krjgsg  dv&gcoTiCüv  yivsi  Krjgäv  olt&gLiav  Hat  EiScölcov 

ydg  Tidvziov  vöov  f-ußalcv.   Böse  Keren  bringen  tnvoxvyäv    .  .    y.ijUöcc  zoig  snofisvoig  avrfj  sv- 

alles  Unheil,  5,  535f.  rd  8s  ndvta.  nanat  8id  ciiis^d\azQ  Q-avdzov    nixy.gov.   —    53.  Aber  das 

Ki]gsg  txsvccv.    5,  601  f.  cog   dga  Kfjgsg  dvrßsa  Wort  wurde  in  dieser  Spätzeit  auch  noch  formell 

d'Vfjiov  exovaai  \  tjhlv  ccixpa  ßdlovzo  Ivygä  stiI  weiter  entwickelt,  kann  also  nicht  anfser  Kurs 

TcsvdsC  Tzsv&og.     10,  386  f.  dyov   8s   jue  Kfjgsg  gesetzt  sein.    Y gl.  Theophil.  Cor ydall.  hei  Fabr. 

aqpuHTOt  I  £ts  'Elsvriv,  klagt  der  reuige  Paris  BibJ.  Gr.  13  p.  723  [lövog  av  Kr'igag  vnsgzsgog 
vor  Oinone.     8,   10 tf.  dXld  ot  slitagi]  ^sv  srjv  50  zcav    dllcov    dndvzwv    STti-Ar^gav    övxav    (nach- 

svsxlCyv.iog    avgy    \    fiaiptdtjy'     Krjgsg    ds    iidla  gewiesen  von  Buhnken,  zu  Tim.  Lexik,  p.  18). 

axi86v  sozrj-Avtai  \  nollov  Hayxccldccanov  szcÖGia  Nil.  Episc.  sent.  246  (=  Op.  sent.  p.  352   0/'.) 

(iTjziocovzi.    Kassandra  ruft  12,  546 f.:  dlld  ^oi  dnsiga  zd  v.azagvnaivovta  zi]v  rpvxriv  y,a-Ad  dnsg 

ov  TtSL&tad-'  .  .,  I  ovvs-n'  'Egivvv  sg  d-^gcc  yd-  tKVLipaa&ac    ...    navzsläg    ovyi    svsaziv    dno- 

fiou  yiSxolai^ivaL  alvov  \  d^icp  'El sviqg  Hat  Krj-  Isi'novzat    ydg    ...    navzl   d^vrjzoi   -üfigcci.'    l 


(O- 


gsg  dyisilixoi  di'aoovci,  \7tdvzrj  dvd  nzolCs^gov:  cpficai  (isv  ydg  sl-AÖg,  dvaigs&fivuL  8s    slg  ajra| 

sie   sieht  die  Geister  leibhaft  durch  die  Stadt  d^i^xoivov.    'Tim.''  lex.  Plat.  p.  18 i?.  d'Asgcaof 

schweben.    —    51.    Aber    auch    Eigenschaften  ot    s^a   v-rigug,   ähnlich   Suid.   Hesych.    yf.i\gag- 

der    Moira    werden    der   Ker   beigelegt:    Dem  äna'ö'apatas  (kaum  zu  ändern).  ylpo?/on.rfe  Prow. 
v7t£g(iogov  entspricht  vnsg  Kfjgug;  die  Keren  60  403,  oben  nr.  23.    Mit  vollem  Rechte  erkannte 

'spinnen'  selbst  das  Schicksal,   7,  289 f.  ov  ydg  also  Iluhnken  a.   0.    eine   jüngere   Form   -Arigcc 

VTtsg  Kfjgdg  zig  vn'  "Agsi  8dyivazai  dvfig-   \   si  =   v.rig    'Fehler',    'Tod',    die    Orelli,    Bindorf 

8s  ftot  cciOi^Qv  SOZI  8u^ii,svai;  vgl.  11,  296  (irj  u.  a.    bei  jüngeren  Schriftstellern  nicht  Latten 

Hat   vnsg  Afigdg   (iiv   tlrj  &s6g.     13,  234f.    to  beanstanden    dürfen;   in    das   Alkmanfragmtnt 

HSV  nov    Kfjgsg  instildaüfzo.  Vgl.  dazu  die  ver-  (oben  nr.  23)  mag  sie  durch  einen  Byzantiner 

wandten  Hesiodstellen  oben  nr.  14.  15.    Es  kann  eingesetzt   sein.    Die  Gegenprobe  ermöglichen 

also  nicht  wunder  nehmen,  dafs  neben  die  böse  folgende   Zeugnisse   (nach    JJu    Cange  p.  628): 

oder  finstere  {azvysgfj,   sgs^vfj,   (islaivcc)  Ker  Zachar.  Pap.,  Übersetzung  von  Greg.  M.  Dial. 

'dl' 


1159     Keren   (Deutung;   moderne  Ansichten)  Keren  (Deutung;  die  alten  Theologen)    1160 

3,  18  döel^ög  rij   .  .   yvriOLcos  fioi  ovvavaaxqs-  gang    ist    ohne    rechte    Nachfolge    geblieben, 

qpo'/xffos  ..,  oGziq  xriv  ififjv  ktjqccv  vnsQS-  Und    doch   führt   halbverschollene   alte  Über- 

ßccivev,    im    Urtext   des    Gregorius    M.:    qui  lieferuug  selbst  nach  dieser  Richtung,  freilich 

me    aetate    pracibat.     Ebenso    4,    49.     Arsen.  auf  ein  Ziel   zu,    das   Grimm   noch   nicht  im 

Synops.  p.  770.     Eine    itacistische  Nebenform  Auge  hatte. 

xfi'pa  citiert  Du  Cange  aus  einem  Cod.  Canon.  56.  Die  griechischen  Grammatiker  und 
eccl.  Äfric.  76:  ..  ot  snißnoTcoL  oltiveg  ovts  Lexikographen  pflegen  durchweg  t6  yirjQ  durch 
■KsiQU  (aetate)  ovri  cca&fvsi'a  ovzs  zivl  ßuQvz^Qa  ^vxr]  zu  erklären  (vgl.  Hes.  Suid.  Hellad.  JPhot. 
dväyKrj  ifinodi^ovzaL  (vgl.  Canon.  1-26.  131),  jBiW.  279  p.  532^  -29  u.  s.  w.);  nicht  ohne  Grund, 
auch  verzeichnet  sie  aus  byzantinischer  Quelle  lo  da  dies  Wort,  anders  als  TiaQÖici,  fast  durch- 
(vgl.  Cyrill.  63)  Hesych.  2  p.  455  (iibiQa,  Cyr.  weg  übertragen  gebraucht  wird  für  ''Sinn', 
richtiger  xftpa);  doch  ist  sie  weniger  gut  be-  'Gefühl',  'Seele';  doch  wird  auch  m^köV/j- 
legt.  Ofi'enbar  sind  diese  Zeugnisse  mit  jenen  TiaQÖta  vereinzelt  ebenso  verwandt,  vgl.  So- 
hellenistischen  zusammenzustellen,  wo  k^q  phokl.  Ant.  1105.  Eurip.  Htrakl  833  (dazu 
'Leben',  'Lebenszeit'  bedeutet  (lifjQa  (iivvv-  v.  Wilamowttz  2  p.  204)  und  besonders  Meleag. 
if'däuv  oben  nr.  44).  Auch  in  dieser  Spätzeit  Anth.  Pal.  12,  147  ßaivs  Jtdltv  .  .  .  -KQaäirj. 
also  hat  das  Wort,  so  völlig  es  seinen  mythi-  Anakr.  29  p.  314  Bgk.:  Hgaöirj  dh  Qivbg  d.xQis\ 
sehen  Gehalt  eingebüfst  hat,  noch  jene  rätsei-  dvBßcctve  (d.  h.  mihi  anima  in  naso  esse,  s. 
hatte  Doppelfunktion,  auf  die  wir  wiederholt  Wochenschr.  f.  kl.  Philol.  1891  432).  Man 
hingewiesen  haben  und  .die  unsere  Deutung  20  fafste  also  das  Wort  gern  abstrakt  auf,  ohne 
auch  erklären  mufs,  wenn  sie  befriedigen  soll.  die   physische  Bedeutung   mit   zu    empfinden: 

sehr  begreiflich,  da  ursprünglich  die  Bewegung, 

B.    Zur  Deutung.    ParaUelen  und  Ana-  das  zuckende  Leben   damit  bezeichnet  wurde, 

logieen.  (jas  man  in  dem  pochenden  Muskel  verspürte. 

54.  Die  bisherigen  Deutungen  zerfallen  in  Das  Heiz  gilt  als  Sitz  des  Geistes,  auch  des 
zwei  Gruppen.  Entweder  das  Appellativum  rjyefiovfuöv,  nicht  nur  bei  den  Römern,  sondern 
'Tod'  ist  das  prius  und  wird,  wie  Eris  und  auch  bei  den  Griechen,  beim  Volke  (Grusius, 
Kydoimos,  durch  poetische Pert^onifikation,  wohl  Fleck.  Jahrbb.  1889,  654),  wie  bei  den  Philo- 
erst  durch  den  Dichter  des  Achilleusschildes,  sophen  {Hirzel,  Unters,  z.  Cic.  2,  136.  152. 
zur  mythologischen  Figur  erhoben.  Hierher  30  Stein,  Psych,  d.  Stoa  1,  135).  —  57.  Die  herr- 
gehört vor  allem  Welcker's,  noch  von  Cur-  sehende,  an  Homer  gebildete  Grammatiker- 
tius,Grundz.d.  Etym.bSS.Hl  u.  Laistner,Bäts.  schule  pflegte  nun  freilich  tö  x^p  und  r}  Kj^q 
(2,  53.  431)  gebilligte  Herleitung  von  jcft'pw;  zu  trennen.  Vgl.  die  Polemik  gegen  Äschylus 
■Ai'iq  soll  ,,den  Akt,  sozusagen  den  Treff  des  oben  nr.  31.  Hesych.  KHP-  nsQLanä^svov  yial 
Todes",  bezeichnen  {Welcker ,  Gr.  Götterlehre  ovöszsQcog  Xsyo^svov  ij  ipvx'>]'  o^vzovoviisvov 
l,708f.)  Ahnlich  die  meisten  anderen,  wie  Ss  ■noci  Q'rj^vKcög  i-iicpiQOfisvov  i]  ^avatrjcpOQog 
Gerhard,  Mytliol  §  575,  NägelsbacJi  a.O.,  Niese,  (loi^Qa,  rj  &dvatog.  Etym.  M.  p.  511  Kt^q,  nsQi- 
zuletzt  ii'.  H.  Meyer  (S.  275 f.),  der  „Todes-  anco^svwg  arj^aivn  ziiv  ipvxt'iv,  yävovg  ovds- 
augenblick"  übersetzt  und  meint,  dafs  das  xsqov  yCvsxcci,  <^yuQy  nccQa  t6  %£aQ,'6  SrßoC  av- 
Wort  die  Entwickelung  vom  Appellativ  zmx  io  zrivxrivipvxqv  ...Kr]q,6^vz6va)g,yivovgd'rilvv.ov., 
allegorischen  Figur  in  den  von  ihm  glücklich  Hat  arjfiaivst,  zrjv  f&avccziqcpÖQOv  ^olquv.  Herod. 
geschiedenen  'Stilen'  „vor  unsern  Augen  II.  Pr.  zu  zJ  46  tisqI  ktjqi'  x6  htjql  ovSsxsqov 
durchmache".  Diese  auf  den  ersten  Blick  oxccv  rj,  TtQoirsQionäxat,'  sz  yaQ  xov  xsug 
sehr  einleuchtende  Autfassung  wird  den  Über-  awrjXnTczat,-  oxav  dh  &r}Xvii6v  ■^ ,  o^vvaxai. 
lieferuDgsthatsachen  nicht  gerecht;  sie  mufs  Die  Begründung  des  Accentes  beweist,  dals 
zahlreiche  Züge,  die  schon  im  alten  Epos  wir  es  nicht  mit  der  Aufnahme  einer  sprach- 
nachweisbar sind  und  später  immer  ener-  liehen  Thatsache,  sondern  mit  einer  Theorie 
gifCher  hervortreten,  als  sekundäre,  eigentlich  zu  thun  haben,  und  zwar  mit  einer  falschen, 
sinnlose  Interpolationen  beiseite  schieben.  da  die   alte  Form   yi.r,Q   sicher  nicht  aus  niaQ 

56.    Umgekehrt  ist  es  auch  denkbar,   dafs  50  entstanden   ist   (Curtius,  Grundz.   39  p.  143); 

die     Ker     eine    im    Volksglauben    wurzelnde  natürlicher  wäre   (nach  Analogieen  bei  Hero- 

mythische  Gestalt   ist,  die   erst  nachträg-  dia)i  1  p.  398  L.)  auch  hier  die  Oxytonierung. 

lieh,    durch    häufige    'metonymische'    Über-  58.    Es   gab   aber   auch  Gelehrte,   die  xrjv 

tragung,    zu    einem   Appellativum    herabsank  yiiJQcc,    wie  x6  y.fjQ,  mit  ipvxrj  erklärten.     Vgl. 

oder  nur  von  einem  solchen  den  Namen  ent-  z.  B.  Hesych.  s.  v.  y,fjQcc '  xpvxr'jv.  &dvuxov  (von 

lehnte.      Dahin    gehört    wohl    der    Vorschlag  Schmidt  ist  grundlos  der  Nominativ  eingesetzt, 

Leo     Meyers,     einen     angeblichen     indischen  mit  Änderung  an  drei  Stellen!).  K/j^fg'  ipvxai. 

Todesgott   Kala    mit    der   Ker    gleichzusetzen  av^tpoqai,  (iolquc  &avaxri(pöqoi.    Hellenistische 

[Kulms  Zeit  sehr.  5  S.  375),  oder  der  verwandte  Theologen  waren  es,  die,  wie  Äschylus,  Ki]q 

Versuch  Maurys  {Hist.  des  rel.  1  p.  285),  das  60  und  ■ii}vxri  ohne  weiteres  gleichsetzten,  s.  Por- 

Wort  von  saiiskr.  kal.  'zuteilen'  {Kr]q  =^  Mol^u)  phyr.  bei  Euseb.  praep.  evang.  3,  8,  11.  p.  110  A 

abzuleiten.     Solche  Sprünge  pflegen  wir  nicht  ov    yÜQ    rnxgd    z6   zdg   ■nrjgag   ex^i-v   ßogdv,    6 

mehr    zu    macheu.     Auch   Grimm    glaubte    an  Sriloi  zdg  ipvxdg,  xg'iii;;Tai  kvcoj' (verkürzt?), 

eine  mythisch -religiöse   Substanz  der  Gestalt,  dlld  nagd  z6  ■nvsiv,  7)  x^QIY^S  o  Tllovzcov  kxI. 

wenn   er    sie   mit    den  Valkyrien    gleichsetzte  Die  abenteuerliche  Etymologie  von  Kerberos 

(D.  Myth.  1,240.  *354).*)     Auch   dieser    Vor-  [s.    O.    Gruppe,    Die  gr.   Kulte    113.     Eohde, 

*)  Auf  don  nordischen 'Sturmriesen  Käriimdäiiuiiche  Psj/cZiß  280  Anm.J   wird  vcrworfen,   dieErklä- 

Auklange  wird  mau  hoffeutlich  nicht  zurückkommen.  l'ung   VOn  K^QUg    durch   Ipvxdg  dagegen  gilt  als 


1161                Keren  (=  Seelen"*  Keren  (und  Erinyen)             1162 

etwas  Selbstverständliches.  —  59.  Diese  For-  ofesuchte  Seele  als  wy-tsgig  {Xaigscpmv,  vgl. 
scher  konnten  sich  auf  den  Sprachgebrauch  Vs.  1296);  man  kannte  also  den  Glauben,  dafs 
der  Attiker  und  auch  hellenistischer  Dichter  die  umgehende  Seele,  der  „Nachzehrer ",  als 
berufen,  und  scheinen  das  in  der  That  gethan  Fledermaus  {vvhtbqi's,  ßv^a,  crgiy^,  vgl.  C. 
zu  haben.  Die  Zeugnisse  geben  ihnen  Recht.  Wachsmuth,  Das  alte  Grirchenland  im  neuen 
Die  ümdeutung  der  -nrjQsg  in  tpvxoii  bei  Äschy-  114f.)  erscheint,  den  vielleicht  auch  schon  die 
los  (nr.  31)  zeigt,  dafs  jene  Bedeutung  im  zweite  Nekyia  (w  6  ff.)  voraussetzt.  Das  wirft 
Sprachbewufstseiu  noch  lebendig  war;  der  at-  auf  die  eigentümliche  Darstellung  der  Seelen- 
tische Anthesterienvers 'ö-i'pf/J?  X^psg  [==  ipv-  Keren  auf  den  attischen  Lekythoi  ein  helles 
Xal  TtsQiBQxofisvai,  oben  nr.  30)  bietet  eine  to  Licht.*)  —  63.  Auch  sonst  entspricht  das 
Bestätigung,  die  um  so  weniger  angezweifelt  vorherrschend  finstere  Bild  der  Keren  dem, 
werden  darf,  als  Sprichwörter  und  religiöse  was  besonders  die  niederen  Kreise  des  Volkes 
Formeln  das  Ursprüngliche  auch  sonst  zu  be-  von  den  Verstorbenen  glaubten,  die  Ka-novv 
wahren  pflegen  (s.  Butherford,  Zur  Gesch.  des  srotfioi  fialXov  r)  svsqjbtelv  {Cnisius,  De 
Ätticismus  365.  389  f.).  Auch  in  einem  Grab-  Babr.  aet.  235  f.  Usener ,  Ehein.  Mus.  29, 
epigramm  der  Hellenisten  zeit  (oben  nr.  44)  ist  41'  [jetzt  DeneJcen  Bd.  1  Sp.  2478.  Bohde, 
die  alte  Bedeutung  zu  erkennen.  Wir  haben  P.^yclie  -225 ff.]).  Dafs  Mifswachs  und  Krank- 
also  die  Formxjypf?,  riv.riQ  (auch  x^por,  s.  oben  heit  von  einem  zürnenden  Heros,  einer  ge- 
rn-. 53.  Lobecl-,  Paralip.  p.  145.  DuCange  s.  y.)  kränkten  Seele  verhängt  wird,  erzählen  zahl- 
neben TO  xrjp  zu  stellen  und  als  Bereicherung  20  lose  Legenden,  vgl.  Bd.  1  Sp.2477f.  —  64.  Ganz 
unseres  Lexikons  zu  registrieren.  —  60.  Hier-  vereinzelt  liefsen  sich  neutrale,  ja  freundliche 
mit  ist  die  Sachlage  völlig  verändert.  Wir  Züge  nachweisen.  Die  Ker  nährt  den  Men- 
habeu  nun  zunächst  zu  fragen,  ob  mit  den  sehen  (nr.  11);  aufser  df-n  schwarzen  giebt  es 
■ATJQBg  in  dieser  Bedeutung  die  mythischen,  auch  weifse  Keren  (nr.  52).  Unter  der  Ker, 
ganz  namensgleichen  Kruges  nicht  auch  dem  die  den  Menschen  Xäx?  ysivofisvov  hsq,  scheint 
Wesen  nach  verwandt  sein  können.  Und  in  Homer  zwar  nur  die  Todesgöttin  zu  verstehen 
der  That  werden  die  Hauptzüge  der  Keren-  (nr.  6);  aber  hier  und  in  den  Six&ciSiai  KrjQsg 
Vorstellung  im  volkstümlichen  Glauben  oder  (nr.  7)  spürt  man  doch  noch  etwas  von  einer 
Aberglauben  der  Griechen  auch  den  Seelen  andern  Auffassung,  in  der  die  Ker  der  Hai- 
der Abgeschiedenen  beigelegt.  30  ^mv  des  Menschen  im  eigentlichsten  Sinne 
61.  DieKeren  werden  meist  als  unheimliche,  ist.  So  finden  sich  auch  in  dem  Seelenglauben 
finstere  Dämonen  gedacht,  die  dem  Menschen  freundlichere  Züge;  die  umgehenden  Seelen 
den  Tod  bringen  und  sich  wohl  gar  au  seinem  bringren  ihren  Freunden  Glück  ins  Haus,  und 
Blute  letzen  (nr.  15  u.  ö.).  Auch  Mifswachs  und  der  Heros  wird  zum  Schutzgeist  für  die  Stadt 
andere  Not  können  sie  über  den  Menschen  \Bohde  a  a.  0.  DeneJcen  Bd.  1  Sp.  2481].  Das 
verhängen  (nr. 24).  Nach  einer  über  den  ganzen  hesiodische  yirjQiTQSfprjg  wird  sich  kaum  besser 
Erdkreis  verbreiteten,  hochaltertfimlichen  An-  erläutern  lassen,  als  durch  HippoJcr.  nsgl  hv- 
schauung  sind  es  nun  wirklich  die  Seelen  der  nvCcav  2  p.  14  K.:  ano  yag  räv  dno&a- 
Verstorbenen  selbst,  welche  die  Überlebenden  vövrmv  al  rgotpccl  -Aal  av^riGeig:,  über  ähn- 
nach  sich  ziehen  in  das  freudlose  .Jenseits.  40  liehe  Gedanken  bei  Späteren  s.  J.  Burckhardf, 
Dieser  Gedanke  ist  bei  den  Römern  noch  Constantin  222  [E.  Bohde  226 f.]. 
ganz  lebendig  {Ovid.  Fast.  2,  545 ff.);  bei  den  65.  Erst  jetzt  wird  auch  eine  Reihe  ab- 
Griechen findet  er  sich  nicht  nur  im  späteren  geleiteter  Ausdrücke  recht  verständlich,  wie 
Aberglauben  (Bohde,  Born.  387 \  Bhein.  Mus.  der  Doppelgebrauch  von  y.rjQat'vm*'^)  (oben 
32,  329),  sondern  ist  schon  für  die  älteste  Zeit  Sp.  1156  v.Wilamowitz,  Eurip.  HeraM.2  -p.  152), 
zu  erschliefsen  aus  den  in  epischen  Iliaden  civ.T]QCixog  (Valckenaer  zu  Eurip.  Hippol.  1114), 
behandelten  Sagen  von  Protesilaos  und  von  ayurjoaGiog  äx^piog  (feige,  leblos,  frei  vom  Tode, 
Polyxena,  die  der  Schatten  des  Neoptolemos  Ps -Phocyl.  99.  Hom.  Hymn.  2  [3],  530,  72), 
als  Totenopfer  fordert,  sowie  aus  der  Pa-  Hesych.  sniv,rjQC(iviiv  iniSv6fisvsvsc&ai,  ini- 
trokleia  und  der  Totenbeschwörungs-Scene  der  50  v.riQog  =  S7tiyi,oLQiog,vTtö-nrjQog=^!iiccgög{Hippokr. 
Nekyia  ^45f.  Blutgierig,  wie  die  Keren,  drän-  tibqI  isgrig  vovaov  p.  303,  nicht  'mit  Wachs 
gen  sich  die  Schatten  zur  atuatioifQia  um  die  überzogen'  [PassowJ,  sondern  mit  der  Ker  be- 
Opfergrube,  und  erst  wenn  sie  daraus  ge-  haftet  und  dadurch  verunreinigt,  Gegensatz 
trunken  haben,  erhalten  sie  Leben  und  Bewufst-  ayvog)  Vor  allem  aber  bewährt  sich  unsere 
sein  wieder.  Hier  haben  wir  bereits  die  Grund-  Deutung  bei  einem  Vergleich  der  mythischen 
idee  des  Vampyrismus,  der  in  antiken  Ge-  Gestalten,  die  sich  mit  den  Keren  berühren.  — 
spenstergeschichten  (Phlegon,  3Iirab.l,  Goethes  66.  Obenan  stehen  die  Erinyen.  Wer  an- 
Braut  von  Korinth),  wie  im  neugriechischen  nimmt,  dafs  die  Erinyen  ursprünglich  Gewitter- 
Volksaberglauben  die  vornehmste  Rolle  spielt.  wölken  bedeutet  hätten,  legt  den  Nachdruck 
—  62.  In  Attika,  wo  die  Keren  mächtig  her-  eo  auf  die  verkehrte  Seite  und  verwechselt  die 
vortreten,    .sind    auch    diese    Gedanken    recht 

im   Schwange.       OedipUS    hofft   als    svdwv     ...  *)  [Die   obigen  Ausführungen    habe,  ich    im    wesent- 

VS-HVg    .    .    das     d-cgaov    CCiaa    der    Thebaner    zu  Uchon    schon  vor   zehn  Jahren  in  der   .i.  F.  267  gegeben. 

trinken    fSoph.    Oed.    Co/. '622);    in    der    Toten-  Während  der  Kevision  dieses  Artikels  sind  die   Arbeiten 

beschwörung  bei  Ärisfophanes  ÄV.  1555  f.  (wohl  ^'°°  '"""f"  ""^  besonders  die  Hauptkapitel  des  Buches 

.  1  ,                     i_,„F'i?/%fl>             T                  1         ■,  von  Ro/i  rlf  eiscmeaen,  woraus  man  noch  manches  weitere 

nicht  nur  nach  7.  35 f.,  w  6  ff.,  sondern  auch  mit  j,^^^^^  entlehnen  kann.; 

Rucksicht  auf  die  Wv xccy ay Ot  des  Aschylos;  vgl.  **)  K^^.^o,   wird  zu  y.,joiov  gehören,   obgleich  H,;sych. 

1555)   kommt   nqog  z6    Xv&qov  zfjg  xajl/Jlou   die  iy.y.ey.>]inu),ufv)j  mit  s^w  ri^srpu/t);  Y^yorwa  erklärt. 


1103 


Keren   (und  Erinyen) 


Form  mit  dem  Wesen,  über  das  schon  von  man- 
chem alten  Theologen  richtiger  beurteilt  wurde. 
Doch  ist  die  von  Bapp  1,  ISllfF  gegebene  um- 
sichtige Zusammenstellung  der  Hauptzüge  auch 
für  unsere  Zwecke  verwendbar.  Die  Erinyen 
sind  fisXaivai  s?  t6  näv  (l,  1311,  40),  sie 
raffen  (^wagnä^ovai)  den  Verfolgten  beflügelt 
durch  die  Lüfte  fort  (1311,  9.  59);  sie  sind 
Todesgöttinnen  (1328),  die  das  Blut  ihres 
Opfers  schlürfen  (1328,  s.  bes.  Äesch.  Ägam. 
1187);  sie  verursachen  Unfruchtbarkeit  im 
Hause,  wie  auf  den  Äckern,  gleich  den  Keren 
und  Telcbinen  (1311,  59.  1322);  sie  verhängen 
über  den  Menschen  Raserei  und  Verblendung 
(1315.  1323)  und  treten  als  strafende  Gewalten 
neben  Dike  und  Moira  (1321  f  13231.  Aber 
sie  sind  nicht  nur  böse  Dämonen:  nävtcc  xa 
■naT  avQ'Q(ö'jiovq  :'lci%ov  [vgl.  KriQ  . .  f  Aajjf ]  dtinBiv 
{Äesch.  Eum.  930).  Wer  sie  versöhnt  hat,  dem 
erscheinen  sie  als  Eumeniden  in  weifser Licht- 
gestalt (Paus.  8,  34,  3;  s,  Bd.  1  Sp.  1331),  wie 
es  eine  gute,  helle  Ker  giebt.  So  decken  sich 
die  Erinyen -Eumeniden  im  Umrisse  voU^äadig 
mit  den  Keren.  —  67.  Damit  ist  das  Rätsel 
der  KiiQfq  'Egivvsg  (nr.  26)  gelöst,  das  Bapj) 
Bd.  1  Sp.  1327,  42  f.  beiseite  gelassen  hat. 
KrjQsg  ist  das  Nomen,  'EQivve?  oder  EvfisviS^g, 
die  ,, Zürnenden"  und  ,, Holdgesinnten",  das 
Attribut.  Die  KfJQsg  'Eqivvbq  sind  die 
zürnenden  Seelen,  die  dem  Mörder,  der 
ihrem  Amte  vorgreift  und  vnsg  Moqov  oder 
vTteQ  KrjQag  (nr.  51)  eine  Psyche  ins  Jenseits 
befördert,  mit  schweren  Strafen  heimsuchen: 
Vorstellungen,  deren  klassische  Fixierung  nach- 
weislich die  Apollon- Religion  vollzogen  hat. 
Über  igirveiv  =  zürnen  vgl.  0.  Hoffmann,  Die 
gr.Dial.  1, 102,  der  das  Wort  zu  nü:rw  (lat.  rivi- 
nus,  rivalis)  stellt  und  eine  Urform  *£-qiJ--vvco 
konstruiert.  Was  man  Euphemismus  zu  nennen 
pflegte,  im  Widerspruch  mit  der  Oresteslfgende 
und  dem  religiösesten  griechischen  Dichter, 
Äschylos,  bezeichnet  in  der  That  etwas  wesent- 
lich anderes:  die  Eumeniden  sind  die  'ver- 
söhnten' Geister,  die  den  Menschen  nun  Segen 
spenden,  wie  früher  Fluch.*)  —  68.  Erst  jetzt 
sind  die  ältesten  Zeugnisse  über  die  Erinyen 
wirklich  verständlich  geworden.  Od.  l  279  f. 
TM  8  [OiSiTioSi^  alysa  •aäXXnt  OTCi'aaco  \  noXln 
fiäV,  oaacc  ZB  (i,rjTg6g  'Eqlvv  b  g  £v.xhXBOv~ 
Giv,  ähnlich  (3  135  btibI  fi^trjg  ozvyBQag  agrj- 
ast'  'Egivvg*)  \  oitiov  antgxoßivr].  Aesch. 
Sept.  887  ncezgog  .  .  nörvi'  'Eqivvg  Bitiv.gavBv. 
Soph.  Oed.  C.  1434  zoäv  zb  zovS'  'Egivvcov. 
Wie  kann  man  von  eines  Menschen  Erinyen 
sprechen?  Bd.  1  Sp.  1322  wird  keine  Antwort 
gegeben.  Es  sind  die  Ahnengeister,  die  Seelen 
der  abgeschiedenen  Blutsverwandten, 
denen  die  Blutrache  gerade  so  gut  obliegt, 
w-ie  den  Überlebenden.  Das  spricht  wiederum 
Aschylus  ganz  deutlich  aus  im  Agamemnon 
1187  f.  -nal  firjv  TiBna^wg  ...  |  ßgozBLOv  aifxa 
yiwfiog  BV  döfioig  (livBi  ...  ovyy  övwv  'Egi- 
vvcov. Überhaupt  ist  der  ■nwfiog  der  jagenden 
Erinyen  eine  Spiegelung  der  ipvxcov  TtBgiBQ%o- 
^iBvcov   (oben   nr.  30);    was   hier   nicht   weiter 

*)  Eine  Hawptkraft  in  diesem  Vorstellungakreise  ist 
der  zauberhaft  wirkende,  bcscliwöreiide  Fluch,  der  die 
Erinyen  entiesselt  (vgl.  Ares  als  Erinyengenossen). 


Keven  (u.  Teichinen,  Moiren,  Harpyien)    1164 

verfolgt  werden  soll,  obgleich  oder  weil  es 
in  die  Fragen  nach  dem  Ursprung  der  Tragö- 
die hineinführen  würde.  Auch  der  Opfer- 
ritus und  die  Art,  wie  die  Erinyen  durch  das 
%Ü6au  {Evrip.  El.  1221.  Aesch  Eum.)  aus 
der  Erde  aufsteigen  und  in  sie  zurückgehen, 
entspricht  genau  den  parallelen  Elementen 
im  Seelenkult.  Die  geflügelten  Dämonen  auf 
attischen  Lpkythen,  die  den  ögciKcov,  den  Ver- 
w  treter  des  Verstorbenen  (Bd.  1  Sp.  2467),  um- 
flattern, hat  man  richtig  als  Geister  der  Ver- 
wandten angesprochen  (nr.  32);  wenn  der  Tod 
des  dvSgog  dnocpü^i^Bvoio  widerrechtlich  er- 
folgte, würden  es  seine  KfjgBg  'EgivvBg  sein. 

69.  Die  K-^gBg  TBl^tpsg  bei  Stesichoros 
(oben  24)  sind  sprachlich  ebenso  aufzufassen. 
Es  sind  durch  Zauberliraft  schädigende  Seelen 
'Hexengeister'.  Von  hieraus  wird  man  den 
Telchinenlegenden   besser  beikommen,   als  es 

20  zuletzt  Prellwitz  gelungen  ist.  Fördernde  Ge- 
sichtspunkte bei  L.  Lnistner,  Bäfscl  d  Sphinx 
2  S.  262ff".,  dem  ich  aber  in  den  S  265  ff",  ge- 
gebenen _Etymologieen  nicht  folgen  kann. 

70.  Ähnliche  Bezüge  würden  sich  in  den 
Überlieferungen  von  den  Moiren  (und  Ne- 
m  es  eis)  nachweisen  lassen,  die,  ursprünglich 
Schutzgeister  —  Sai'^iovBg  in  eigentlichsten 
Sinne  —  des  einzelnen  Menschen*),  von  der 
Dichtung,  wie  die  Ker,  in  eine  höhere  Spare 

ao  neben  Dike  und  die  Götter  erhoben  werden; 
der  moderne  griechische  Glaube  kennt  die 
'Miren'  noch  ganz  in  der  ältesten  Weise,  an 
den  Einzelnen  gebunden  (s.  zuletzt  Thumh, 
Ztschr.  d.  V.  f.  Volkslamde  2,  286).  Die  Moira 
ist  im  Grunde  die  zugeteilte  Ker  selbst;  so 
erklärt  es  sich,  dafs  sich  im  Epos  die  beiden 
Ausdrücke  ablösen  (oben  nr.  8),  oder  wie  ein 
paar  zusammengehörige  Gestalten,  gleich  den 
Erinyen  und  Eumeniden,  nebeneinander  stehn 

40  (nr.  14f.)  —  71.  Einen  weitern  Synonymtypus 
bietet  die  griechische  Mythologie  in  den  Har- 
pyien, deren  eigentlichste  Aufgabe  es  ist,  die 
Seelen  in  die  Unterwelt  zu  entraff"en.  Es  sind 
die  in  den  &vbIX(^i  dahinfahrenden  ,, raubenden" 
Keren,  die  von  den  Dichtern  als  Töchter  oder 
Dienerinneu  zur  „zürnenden"  Ker  gestellt 
werden  (bereits  Od.  v6ß.  77 f.  [Bohde,  Psyche 
66]).  Charakteristische  Einzelheiten  sind  schon 
oben   nr.  29    nachgewiesen;    im    übrigen    vgl. 

50  Bd.  1  Sp.  1842  ff.  —  72.  Auch  die  Kinderseelen 
entführenden  Stringen  und  Gellen  (= '^yfX^co? 
Baunack,  Stud.  63*),  die  Sphingen,  Sirenen, 
Lamien,  Empusen  und  ähnliche  Gestalten  des 
Aberglaubens  stimmen  aus  dieser  Familie;  nur 
ist  bei  ihnen  ein  Zug  ganz  einseitig  ausgeprägt. 
Bemerkenswert  ist,  dafs  auch  Sphingen  und 
Sirenen  vereinzelt  in  männlicher  Bildung  dar- 
gestellt werden,  wie  die  Ker.  Die  jetzt  auf 
der  Hand  liegende  Lösung  ist  schon  im  Philo- 

GO  logus  50,  102'*^  gegeben.  —  73.  Schlicfslich  sei 
noch  auf  Herondns  1,  17  f.  hingewiesen:  zo 
yag  yrjgag  |  rjfiBag  ncc&BX'tiBL  XV  öHny  (=  der 
Todesdämon)  nagBcnriv.sv.    6v.iä  tritt  in  dieser 

*)  So  versteht  sich  auch  dio  enge,  auf  die  Einzel- 
person beschränkte  Bedeutung  von  ivöaifxwv  uXfiioöai^uiv 
dvadaif.(('iv  xay.oöaif.iu)v.  Die  Worte  evtu/i'i^  dvOTv/yJ? 
setzen  gleichfalls  eine  dämonische  Tij/i]  voraus:  Philein. 
fr.   10. 


1165  Keren  (italische  u.  moderne  Analogieen)  Kerkopen                       1166 

Redensart  für  das  sonst  übliche  x/jp  ein  (s.  oben  Nachtr.  3,  266 f.  Mannhardt,  Myth.  Forsch.  366. 
3.  21.  51  und  Unters,  zu  Her.  S.  5);  unverkenn-  II'.  F.  K.  1,  45.  52.  Ti/Ior,  Anfänge  der  Kultur 
bar  hat  der  Begriff  ^vxr]  vermittelt,  vgl.  das  2,  lllff.  192if.  200fF.  Die  Fylgja  wird  mitge- 
römische  nnibra.  Bei  den  modernen  Griechen  boren,  wie  Kiqg  dcci'fioav  Tvxrj  {Philem.  fr.  10. 
ist  ein  verwandter  Gebrauch  von  iamog  (=  Men.  fr.  205)  genius.  Dafs  ihr  Sitz  die  Sekun- 
cyiiä)  nachzuweisen,  s.  die  trefflichen  Aus-  dinen  sein  können,  weifs  der  moderne  Aber- 
führungen von  B.  Schmidt,  Das  Volksleben  der  glaube,  wie  der  antike  (Lamprid.  Anton.  Dia- 
Neugriechen  S.  181  {yiKlo'ta-tii.mrog  =  svSai'^o:iv  dum.  4.  Philol.  46,  627);  nach  vornehmeren 
u.  s.  w.).  Auch  für  die  Alten  ist  das  anzunehmen:  Anschauungen  ist  es  wohl  auch  ein  nea  auf- 
was  für  die  Beurteilung  von  Paus  8,  38,  6.  lo  tretender  Stern  (TJsener ,  Belig.  Unters.  76  f. 
Plut.  Qu.  Gr.  39  wichtig  ist  (der  vom  Menschen  Mannhardt.  Germ.  Mythen  S.  310^).  Bei  den 
geworfene  Schatten  als  Sitz  des  Schutzgeistes  Germanen  haben  diese  Vorstellungen  im 
[s.  jetzt  Röscher,  Fleck.  Jahrbb,  145  [1892],  ganzen  einen  freundlicheren  Charakter,  wäh- 
702  f.]  ~).  Nach  neuerem  Aberglauben  mufs  rend  bei  modernen  Orientalen  der  „mitgeborene 
der  Mensch,  der  seinen  'Doppelgänger'  sieht,  Begleiter  aus  dem  Geisterreich"  meist  als 
binnen  Jahresfrist  sterben  (TFwttÄ'e,  Volksabergl.  mifsgünstiger,  böser  Geist  gilt,  ganz  wie  die 
§322,  s.  Grimm,  K.H.M.  44,  177  u.  Anm.):  homerische  Ker.  ^.Mannhardt,  Myth.  Forsch. 
eine  ähnliche  Vorstellung  scheint  auch  durch  366.  Doch  kennt  auch  die  nordische  Über- 
die  Formel  bei  Herondas  durchzuschimmern.  lieferung  böse,  'schwarze'  Fylgjen,  die  die 
71.  Die  frappantesten  Parallelen  bietet  aber  20  Helden  in  den  Tod  locken.  Die  Nornen  und 
die  römische  Religion  und  Folklore,  in  der  Valkyrien  stehn  mit  ihnen  in  engster  Ver- 
gerade diese  primitivsten  Elemente  der  Mytlio-  wandtschaft.  S.  Mannhardt,  Germ.  Mythen  306. 
logie  besonders  gut  erhalten  sind.  Den  Keren  513  ff.  Grimm,  D.  M.*  339  ff.  So  bewährt 
und  ihren  Verwandten  entsprechen  ziemlich  sich  der  schöne  Gedanke  Grimms,  von  dem 
^GnSkwAie  DiManes,Lare!i,Lemures,  die  gleich-  wir  oben  ausgegangen  sind.  [0.  Crusius.] 
falls  die  Seelen  ins  Jenseits  hinüberführen  (Ur-  Kerkaphos  (Ä"f(»xaqpos),  1)  einer  der  sieben 
heber  des  Todes  unverkennbar  z.  B.  bei  Vergil.  Söhne  des  Helios  und  der  Rhode  oder  Rhodos, 
Catal.  11/14),  aber  auch  das  Gedeihn  oder  der  die  Kydippe,  Tochter  seines  Bruders  Ochi- 
Verkümmern  der  Acker  wie  der  Familie  mos,  heiratete  und  diesem  in  der  Herrschaft 
verursachen  (Tibiill.  1,  10,  15.  1,  1.  20  u.  ö.).  30  vdh  Rhodos  folgte.  Seine  Söhne  lalysos,  Lin- 
Der  besonders  in  Grabschriften  ständig  daneben  dos  und  Kameiros  teilten  sich  in  die  Herr- 
erscheinende Genius  ( luno)  ist  die  P.syche  schaft  der  Insel  und  gründeten  die  gleich- 
selbst  oder  die  Einzel-Moira  (vgl,  auch  die  naraigen  Städte,  Diod.  5,  56.  57.  Schol.  Pind. 
Ker.  die  dem  Menschen  ysivoiisvco  nsQ  zu-  Ol.  7,  131.  132.  136  (Hellanikos).  Eustath.  Rom. 
geteilt  wiril).  Das  griechische  cci  'EQivvsg  p.  315,  29.  Strab.  14,  654.  Steph.  B.  v.  Käfii- 
firjXQog,  OidtTcodog  findet  an  dem  römischen  gog  und  Ai'vSog.  Müller,  Aegin.  41  ff.  Nach 
di  Mnnes  matris,  Hermetis  u.  s.  w.  (in  beiden  Müller,  fr.  hist.  gr.  I.  prolegg.  p.  37  bedeutet 
Fällen  der  Genetiv)  sein  genaues  Gegenbild;  der  Name  den  Glänzenden  und  Strahlenden.  — 
die  Manen  wirken  auch  als  Furiae  {==  'Eql-  2)  Sohn  des  Aiolos  Vater  des  Ormenos,  des  Grün- 
rvsc),  s.  Horaz  Epod.  5,  92.  94.                           40  ders  von  Ormenion  in  Thessalien,  Strab.  9,  638, 

75.  Die  übrigen  italischen  Stämme  scheinen  wo  auch  Kerphios  (s.  d.)  gelesen  wird.    [StolL] 
diesen  Anschauungen  einen  ebenso  vornehmen  Kerke  s.  Kerthe. 

Platz  in  ihren  Religionen  eingeräumt  zu  haben;  Kerkeis    {KsQy.r]is),    Tochter    des    Okeanos 

nur  läfst  die  Überlieferung  meist  kein  zuver-  und  der  Tethys,  Hes.  Theog.  355.  —  Schümann, 

sichtliches  Urteil  zu.    Für  die  oskische  Formel  Opusc.  Acad.  149  übersetzt  Strepera;  C  Müller, 

j  Keri  Arentikfai  (in  einer  Devotionsinschrift  bei  Prolegg.    zu  fragm.   hist.   gr.    1    p.  37   Anm.  4 

I  Zvetaieß',Inscr.It.inf.Yi.A:3i.  Bücheier,  Bh.  M.  Radiosa  oder  Splendida;    Braun,  Gr.  Götterl. 

33,  6.  296.   Umbrica  p.  80)  hat  man  das  make-  §  155   erklärt  sie   mit   Rücksicht    auf  die   sie 

!  donische '.^paiTfffiv 'Epivvct  (ifes.j  verglichen;  umgebenden   Schwestern  Melobosis,   Polydore, 

man  könnte  dann  in  Keri  (meist  =  Cereri  er-  50  Pluto  als  die  fleifsige  Weberin  (zfpHt'p).  [Stoll.] 

kliirt'i  geradezu  KriQi  suchen  und  diese  Gestalt  Kerkestes  (KsQKsorrjg),   Sohn  des  Aigyptos, 

i  mit  der  KfiQ  'Egivvg  gleichsetzen  (oben  nr.  67);  vermählt  mit  der  Danaide  Dorion,  Apollod.  2, 

'  der    Ritus    der    unterit abseilen    SiiGidaitiovfg  1,  5.     [Stoll.] 

■  scheint    hellenistisch    zu    sein    (s.    nr.  38ff. ).  Kerkios  (Äg'pxios),  aus  Sparta,  Wagenlenker 

I  Schliefslich    soll    auch    die  Möglichkeit,    dafs  der    Dioskuren,    mit    Amphitos    Gründer    von 

'  Cerus  (Bd.  1  Sp.  869;  nachzutragen  Ritschi,  Op.  Dioskurias;  Amm.  Mareell.  22,  8.     [Lorentz.] 

'■  4,  282)  zum   griechischen  Kfig  {Kr'iga)  gehört,  Kerkope   {Kfg-Acänr}),   Mutter   der  Kerkopen 

i  wenigstens  frageweise  erwähnt  werden.     Ccrus  (s.  d.);  vgl.  Etym.  M.  s.  v.  Kig-Koamg  .  . .  ev.lri- 

I  inanu^',  duonus  c^t'vs  __wäre  „guter  Geist".*)  &T]Gav  dg   r]  öiä   ro    KsgSaXsov   ccvzmv  -neu  na- 

76.  Die    antike    Überlieferung   ist   in   sich  60  vovgyov  r]  ano  iirjtgog  Ksg-nanrig.     [Röscher.] 
'  so  klar  und  vollständig,   dafs  wir  den  Glauben  Kerkopen    (KsgKOjnsg,   die   „Schwänzlinge", 
,  der    modernen    Völker    zur    Ergänzung    kaum  von   xf'pwog).     Die   uns    nur   in   späterer  Über- 
heranzuziehen    brauchen;      mancherlei     Ver-  lieferung  vollständig  erhaltene  Erzählung  lautet: 
wandtes  bei  Grimm,  1).  Myth.  2*,  728  (830)  ff.  Zwei  Brüder,  Erzschelme,  Räuber  und  Betrüger, 

^     .        ,       T^,..    ,         ,        ^3       „    .          ,  wurden    von    ihrer    Mutter    vor    dem    Melam- 

*)    Aus    der    Flugelgestalt    auf    dem    Ken    pocolom  j.         o    ..j.                       i  j.             •        j 

(Rit^chi.  op.  4,  1.^2  Taf.9)  ist  kein  Schlufs  zu  ziehen,  da  P^^os    gewarnt       Spater  versuchten    sie    den 

solche  erotenartige  Figuren   auch  auf  den  verwandten  schlafenden  Helden  ZU  berauben,  wurden  aber 

Stücken  abgebUdet  aiud.  dabei   erwischt  und  mit  den  Beinen  an  einen 


1167 


Kerkopen 


Kerkopen 


1168 


Tragbalken  gebunden;  so  trug  sie  der  Held, 
die  Köpfe  nach  unten,  auf  den  Schultern 
fort.  In  dieser  Lage  hatten  sie  Mufse,  den 
nackten  Mann  zu  betrachten,  und  ei'kannten  in 
ihm  den  Melampygos,  Tor  dem  die  Mutter  sie 
gewarnt  hatte.  Ihre  spafshaften  Bemerkungen 
darüber  versetzten  jenen  in  so  gute  Laune,  dafs 

er    sie    laufen 
Hess  (vgl.  7^/«^. 


deadul.  et  aw.  lo 
13    MKi    yag   ö 
HQK-uXrjg  Ksq 
v.(oxpL  tiai  .  .  .  . 
STEQnsto).  Am 

besten  ist 
diese      Erzäh- 
lung   überlie- 
fert b.iV'oJiMOs, 
narr,  ad  Greg. 
■invect.     1,    39  20 
p  IM  {Wester- 
mann, Mytho- 
gr.   S    375  = 
Eudohia  p.47 ; 
während    hier 
der   Gewährs- 
mann  Dion 
genannt  wird, 
ist  bei  Nonngs 
Dios  überlie-  30 
fert;  für  die  letztere  Lesart  entscheidet   sich 
Westermann  im  Hinblick  auuf  Schol.  Hom.  1,  453, 
andere  für  Dion)  und  iu  Tzetz    Chil.  5,  74  ff., 
kürzer  bei  Zenob.  5, 1 0  und  im  Cod.  Coislin.  nr  177 


Abb.  1)  Herakles  und  die  Kerkopen, 
Selinuntisohe  Metope  (nacii  Seemann, 
Kunsthistor.    ßiUlerb.    1    Taf.  16  nr.  I). 


Abb.  2)  Herakles  und  die  Kerkopen;  anwesend  Hermes 
Amphora  (nach  Gerhard,  Auserl.    Vasenb. 

(die  Stelle  ist  abgedruckt  im  corp.  paroemiogr.  60 

I,  119),  an  letzterer  Stelle  mit  dem  auffallen 
den  Schlufs,  Herakles  habe  die  beiden  Schelme 
im    Zorn    getötet;    aufserdem    vgl.   Suid.  s.  v. 
Mslcifinvyov  tv%otg  (=  Photius  s.  v.  und  Apostol. 

II,  19)  und  Tzetz.  zu  Lyh.  91,  endlich  auch  die 
Anspielung  hei  Eunapius  vit.  Aedes,  p.  21  Boiss. 

Dafs    diese     Humoreske    aus    älterer    Zeit 
stammt,  beweisen  (Abb.  1)   die  bekannte  seli- 


nuntische  Metope  (um  600  v.  Chr.)  und  mehrere 
altertümliche  Vasen,  die  von  Furtwängler  im 
Artikel  Heroldes  Bd.  1  Sp.  2214  besprochen 
sind,  Darstellungen  nach  einem  feststehenden 
Typus  (s.  Abbild.  2):  der  ausschreitende  Held 
trägt  zwei  Zwerge  mit  den  Köpfen  nach  unten 
an  einer  Stange,  an  welche  die  Füfse  ge- 
bunden sind,  _auf  der  Schulter;  damit  steht 
in  völliger  Übereinstimmung  die  Schilde- 
rung z.  B.  in  Tzetz.  Chil.  v.  84  ff. :  og  ä^tpo} 
Tovrovg  ■nKTciGimv  ■nal  rmv  nodäv  Ssafirjoag 
dno  rov  a^oi^  t8  kvtov  ■nQSf.idaag  ccfMtporsQOvg, 
Tov  (ilv  [18QÖ3V  täv  i-'fiTtQoa&^v ,  rov  d'  SK  räv 
onicd'iaiv,  il'xsro  ovzw  rrjg  oSov  Mort  rrjg  avzov 
TtOQftag.  ovzoi  Ss  avzingoaoiTtoi.  ■nQsixdtfMSvoi 
aXXr^Xoig  .  .  Nun  existierte  unter  dem  Namen 
Homers  ein  Scherzgedicht  (naLyvtov)  K^QKCtynBg 
{Proki.  Chrestom  in  der  Bekkerschen  Ausgabe 
der  Iliasscholien  p.  1.  Pseudo  Herod.  vita  Ho- 
meri  24  in  Westermanns  Biogr.  ,S.  12.  Harpo- 
kration  s.  v.  Keg^rnnsg),  dem  durch  Kombi- 
nation der  Artikel  K^QHconBg  bei  Suidas  und 
Harpokration  mit  Recht  folgendes  die  Kerkopen 
schildernde  Bruch.stück  zugeschrieben  wird: 
ipsvazag  rjTifQonrjccg  afirixccva  z  f'py  dvvaavzag 
(überl.  iäaavzag)  i^anazrjtfjQccg'  nollrjv  S'  iizl 
yaiav  tövzsg  av&Qcönovg  aTZcizaaiiov  dläfisvot. 
riiiaxa  ndvtu.  Die  Monumente  beweisen,  dafs 
der  Ursprung  dieses  Gedichtes,  dessen  Inhalt 
unbedenklich  auf  die  Heraklessage  bezogen  wer- 
den darf,  über  das  7.  Jahrh.  hiiiaufreicht.    Der 

Kern  der  Erzählung 
besteht  in  der  sprich- 
wörtlich gewordenen 
mütterlichen  War- 
nung vor  dem  Melam- 
pygos   (firj  TtiQLZVX^lV 

asXcifiTcvya  b.  Notinos 
bez.  Eudokia  und  im 
cod.  Coisl.  a.  a.  0. ; 
JU.7J  cv  ys  (i8lci[i7cvyov 
rv%oig  bei  Zenob.  5, 
10;  (iTj  ^iXdfiTtvyot^ 
rvxjjg  bei  Diogen.  6, 
38.  Greg.Cgpr.Mosq. 
4,  33.  Leidens.  2,  7H; 
Milctfinvyov  rv^otg 
bei  Suid.  Phot.  s  v. 
Apostol.  U,  19;  Ms- 
lannvyco  avvzvxoihei 
Macar. 5,82;  ovnwfis- 
Iccfiiivycp  Tfrt;;|;>jxo;5 
bei  Zonaras  p.  1339; 
ovnco  MfXdfinvya}  tv- 
Tszvxi]%cczf  bei  Tzetz. 
Lyk.  91  ~  bei  Suid. 
Phot.  Apostol.  11,  19 
werden  die  Kerkopen 
selbst  als  (iB'käg,itvyoi 
bezeichnet,  wenn  nicht  ein  Fehler  der  Überliefe- 
rung vorliegt).  Diese  Warnung  ist  bereits  von 
dem  Dichter  Archilochos  fr.  110  aus  Schol.  Hom. 
Sl  315  in  der  Form  überliefert:  (i-^  zfv  ^fXafinv- 
yov  rvxrjg;  doch  bemerkt  der  Scholiast,  dafs 
der  Dichter  die  Warnung  auf  einen  Adler 
dieser  Färbung  bezogen  habe,  und  Lobeck 
(Aglaopham.  p.  1299)  will  dies  dahin  verstehen, 
dafs  ein  solcher  Adler  zu  den  Unglücksvögeln 


und  Athena.     ^A-rcbaische 
2  T.  llü). 


1169                      Kevkopen  Kerkopen                      1170 

orehöre.  Wie  dem  auch  sei,  wahrscheinlicher  wecbslung  mit  den  Poseidonsöhnen  Alebion 
ist  es,  dafs  die  sprichwöi-tlich  crewordene  und  Derkynos  {Apollod.  2,  5,  10,  vgl.  Diod. 
Warnung  der  Kerkopenmutter  von  Archilochns  4,  19,  3  und  die  Artikel  Alebion  und  Dcr- 
in  seinem  Sinne  verwendet  worden  ist,  als  dafs  li/nos)  liegt  im  Schol.  Aesch.  2,  40  vor,  wo 
umgekehrt  erst  das  Sprichwort  die  Erzählung  die  Kerkopen  nach  Ligurien  (Aiyvrj  statt 
veranlafst  habe.  Wie  eng  die  Kerkopen  mit  Aißvr,  schlägt  Lohecl-  a.  a.  0.  1.300  mit  Recht 
dem  Melampj^gos  zusammenhängen,  ergiebt  vor)  versetzt  werden.  Endlich  werden  sie 
sich  aus  einer  Stelle  des  Hcrodot  (7,  126),  wo  nach  den  Pithekusen,  den  Inseln  an  der  cam- 
am  Steige  Anopaia  bei  denThermopylen  neben  panischen  Küste  (Pith.  in  Libyen  bei  Diod.  20, 
dem  Felsen  des  Melampygos  die  f^pat  der  lo  58,  3,  dagegen  c.  44,  7;  vgl.  noch  Skylax  111 
Kerkopen  erwähnt  werden  (LofcccÄ- a.  a.  0.  1298  und  Steph.  Byz.  s.  v.),  in  einer  Überlieferung 
fafst  tdQcti  =  svsSgai  „Hinterhalt";  aber  es  versetzt,  nach  der  die  Kerkopen  (Schwänz- 
handelt sich  um  Felsgebilde,  die  die  Volks-  linge)  wegen  ihrer  Schlechtigkeit  iu  Aifcn 
phantasie  als  Kerkopensitze  oder  wohl  als  (TTid-rjHOi)  verwandelt  worden  sein  sollen: 
sitzende  Kerkopen  deutete).  Xenagoras  {Müller,  fr.  h.  4,  526)  bei  Harpokr. 
Nach  der  oben  besprochenen  Herodotstelle  s.  v.  Ksg-nonreg  {Suid.  und  Phot.  s.  v.).  Apostol. 
wäre  die  Kerkopensage  an  den  Therm  opylen  0,64.  Schol.  Aeschin.  2,40.  Eubtath.  1864,  66 
lokalisiert  gewesen,  einem  für  die  Sage  von  [vgl.  Keller  im  Ausland  1881  S.  261.  Röscher]. 
Wegelagerern  passenden  Orte.  Damit  läfst  Bei  Ovid  {Metanwrph.  14,  91)  wird  diese  Ver- 
sich die  Überlieferung  vereinigen,  die  die  Ker-  20  wandlung  dem  Zeus  zugeschrieben,  der  ihre 
kopen  aus  Oichalia  (auch  Euboia)  stammen  betrügerische  Gesinnung  gehafst  habe;  bei 
und  in  Boiotien  ihr  Wesen  treiben  läfst.  So  anderen  Schriftstellern  lesen  wir,  dafs  die 
dichtete  ein  uns  sonst  unbekannter  Diotimoft  Kerkopen  Zeus  zu  täuschen  versucht  hätten 
(noch  citiert  b.  J.//ien.  13,  eOS"*:  iv  rf] 'HQK-nXsi'a)  und  zur  Strafe  von  ihm_  in  Stein  verwandelt 
in  deri  "HQcc-nXfovg  ü^^Xol  (vgl.  Suid.  s.  v.  Evqv-  worden  seien.  Letztere  Überlieferung  wird  im 
ßato?  =  Äpostol.  8,  12,  der  dritte  Vers  in  Schol.  Luc.  Alex.  4  (cod.  Vindob.  123)  auf 
falscher  Überlieferung  bei  Schol.  Luk.  Alex.  Pherckydes  zurückgeführt;  die  Lesart  ist  sehr 
c.  4):  KfQ-Aa7tsg,  rot  TtolXa  xarä  rgiodovg  na-  zweifelhaft,  Jacohitz  (4,  139)  schlägt  <P?pf- 
zfovTsc;  BoLcoTwv  atvovTO-  ysvog  S'  eoav  Ol%a-  ngdrrjg  vor.  Vgl.  aufserdem  Suid.  s.  v.  Kbq- 
A(?jfc,  IßXdff  r'  Evgvßazos  rf,  dvco  ßaQvd(xii.iovi:g  30  xcoTTfg:  ovs  cpaaiv  dnoXi&co&fjvuL  3ia  to  syxfi- 
avSgsg.  In  Bezug  auf  den  Aufenthaltsort,  g^Cv  anarriaai  rov  Jia  (=  Eustath.  1864,  34) 
nicht  aber  auf  die  Namen  stimmt  mit  Biotinws  und  Zenob.  1,  5.  Die  Sage  kann  mit  der  Be- 
das  Scholion  zu  Luk.  Alex.  4  {Jacobitz  i,  139)  nennung  der  beiden  Felsen  an  den  Thermo- 
überein  (=  Bachmann,  Anecd.  2,  340  ohne  pylen  (s.  oben)  zusammenhängen;  jedenfalls 
Citate);  auch  Alkiphron  3,  20  nennt  Eurybatos  stammt  sowohl  sie  wie  die  von  den  Pithekusen 
einen  Oichalier;  sonst  weist  der  Name  Eury-  aus  späterer  Zeit;  nur  die Melampygosgeschichte 
bates,  wie  wir  sehen  werden,  nach  Ephe-  erscheint  alt  und  im  östlichen  Mittelgriechen- 
sos;  und  in  der  That  werden  die  Kerkopen  land  heimisch;  dort  und  nicht  in  Asien 
auch  Ephesier  genannt,  nämlich  bei  den  Par-  wird  wohl  auch  das  naCyvLov  entstanden  sein 
ömiographen  im  Artikel  ayoga  Ksgytcöitav  40  {I.obeck  a.  a.  0.  1297  spricht  die  Vermutung 
{Zenob.  1,  5.  Apostol.  1;.18.  Dior/en.  1,  3.  Greg.  aus,  dafs  dasselbe  den  Anhang  zu  dem  Epos 
Ct/pr.  1,  3).  Diese  Überlieferung  ist  aber  OixceXiag  uXmaig  gebildet  habe).  Anders  urteilt 
schlechter  bezeugt  als  die  von  Oichalia,  viel-  Preller ^  2,  230,  der  von  kleinasiatischen  Vor- 
leicht nur  durch  den  berüchtigten  Eurybates  bildern,  von  den  Handelsmärkten  zu  Sardes 
von  Ephesos  (s.  unten)  veranlafst;  sie  wird  und  Ephesos  redet,  ohne  dafs  die  Überlieferung 
auch  nicht  durch  Diodor  4,  3,  6  (=  Apollod.  genügenden  Anhalt  dazu  böte. 
2,  6,  3)  besonders  gestützt,  wo  erzählt  wird,  Wir  dürfen  annehmen,  dafs  schon  in  dem 
Herakles  habe  im  Dienste  der  Omphale  die  ,, homerischen"  Scherzgedicht  die  beiden  Brüder 
Räuber  der  Umgegend  bestraft.  Unter  anderen  Namen  gehabt  haben.  Wie  sie  dort  geheifsen, 
werden  auch  die  Kerkopen  genannt,  von  denen  50  läfst  sich  nicht  mehr  feststellen,  da  die  späte 
er  einige  getötet,  andere  der  Omphale  lebend  Überlieferung  zwischen  verschiedenen  Namen 
überbracht  habe  (vgl  Zenob.  4,  30  und  Diogen.  schwankt.  In  dem  oben  besprochenen  Bruch- 
2,  100  s.  V.  v.sgy.(OTri^siv);  hier  werden  also  stücke  des  Diotimos  heifsen  die  Brüder  Olos 
mehr  als  zwei  Kerkopen  angenommen,  und  die  nnd  Eurybatos;  Olos  könnte  an  den  Aloadeii 
Erzählung  ist  ihres  ursprünglichen  Charakters  (s.  d.)  Otos  erinnern;  die  Aloaden  Otos  und 
entkleidet.  (Die  Omphalesage  selbst  gehört  Ephialtes  sind  besonders  in  Thessalien  und 
vielleicht  ursprünglich  an  den  Oita.)  Auch  die  Boiotien  heimisch;  könnte  der  Name  Olos 
Bezeichnung  ayopa  ÄEpxcoTtcoj' gehört  nicht  nach  nicht  auch  falsch  überliefert  sein?  Eurybatos 
Ephesos,  sondern  nach  Athen,  wo  es  einen  oder  Eurybates _  sind  sprichwörtliche  Namen 
sog.  Spitzbubenmarkt  gah  (vgl.Wachsmuth,  Die  ßo  für  Diebe  und  Übelthäter,  diiher  wurde  auch 
Stadt  Athen  2,  1,  498):  Hesychius  s.  v.:  zonog  svgvßuTBVfa&ai  im  Sinne  von  novrjgFvsa&c/i 
TtXrjGiov'HXiaiag;  ebenso  Eusfath.  zu  Hom.  ß  7  gebraucht  {Diog.  4,  76.  Suid.  s.  v.  Zonarti'i 
S.  1430,  32  und  zu  x  552  S.  1669,  59;  vgl.  p.  921).  Alkiphron  3,  20  nennt  einen  Dieb 
noch  Galen,  zu  Hippokr.  Epidem.  bei  Kühn  aus  Oichalia  Eurybates;  Eurybatos  wird  neben 
{Medic.  graec.  op.)  17^  616  und  643;  Diog.  Phrynondas  oder  allein  sprichwörtlich  für 
Laert.  9,  114.  Wahrscheinlich  hat  erst  dieser  novrigög  gebraucht  bei  Plat.  Protag.  p.  327**, 
Ort  Veranlassung  zu  dem  sprichwörtlichen  Aus-  Demosth  18,24.  Aeschin.  3,  137;  Luk.  Alex,  i 
druck  (xyoQu   Riqv.<äit(ov  gegeben.     Eine   Ver-  nenne  aufs  er  den   Kerkopen   noch  Eurybatos 


1171  Kerkopen  Kerkopen  1172 

und  Phrynondas;    vgl.  -auch   Apiil.   Apol  81:  s.  v.  und  Apostol.  11,  19);  wertlos  ist  die  Notiz 

(juis    Palamedes,    quis  Sisijphus ,    quis   denique  des   Etym.  M.    v.   KBo-nansg:    FKlriQ-rjaccv  .... 

Eurybates  aut  Phrynondas  talem  excofiitavisset?  rj    «^^o    jiritgog   KsQKcoTirjg   (BeJcker,    Änecd.   1, 

Aristoteles     (fr.    73     der    Berliner    Ausg.     aus  271,  21   Ksp-KoaTiri:  ovofia  itaigag).     Der  Name 

Apostol.   8,  12    =    Suid.    v.    Evgvßarog;    Tgl.  Theia  scheint  von  den  angegebenen  am  besten 

Grcrjor.  Corinth.  zu  Hermagor.  bei  Walz,  JRhet.  bezeugt. 

yr.  7,  2,  1277  und  Eustath.  p.  1864,  12  ff)  hat  Die  Kerkopen  sind  mehrfach  in  der  griechi- 
von  einem  schlauen  Dieb  Namens  Eurybates  sehen  Komödie  verwertet  worden  (Bekker, 
erzählt,  der  seinen  Wächtern  auf  listige  Weise  Anecd.  1,  271,  14  KsqkcoiP  6  snl  TtnvrjQio:  xm- 
zu  entrinnen  wufste;  aufser  diesem  wird  be-  lo  ucpSovfitvog);  allerdings  ist  es  nicht  bei  allen 
sonders  noch  der  Ephesier  Eurybates  (oder  Stücken  sicher,  ob  sie  das  Heraklesabenteuer 
Eurybatos)  angeführt,  der  an  dem  König  dargestellt  oder  unter  dem  Namen  der  Ker- 
Kroisos  zum  Verräter  wurde  (Eplwros  fr.  100  kopen  Lug  und  Trug  gegeifselt  haben;  das  erstere 
aus  Harpokr.  s.  v.  EvQvßäzijg.  Apostol.  8,  12;  würde  wohl  mehr  der  Stoff  für  ein  Satyrdrama 
vgl.  Diod.  9  exe.  32.  Eustath.  und  Gregor.  gewesen  sein.  Am  häufigsten  citiert  werden 
a.  a.  0.  Schol.  Aesch.  3,  137  und  Hcsych.  s.  v.  die  KsQKoauBg  des  Eermippos  (vgl.  Meineke,  fr. 
J^Hoy.lBiSo!in.s,.St.).  —  Nikander  Qoe\  Apostol.  com.  1,  94.  2,  393);  Herakles  tritt  auf  in  den 
8,  12'i  bezeichnet  einen  Eurybatns  aus  Aigina  Kigv-rnnfg  des  Eulmlos  {Meineke  1,  363.  3,  229; 
(?  Überlieferung  unsicher)  als  Erzschurken.  vgl.  fr.  2  aus  Athen.  10,  417'^);  die  Süvtqicci 
Alles  dies  kann  die  Echtheit  des  Kerkopen-  20  des  Piaton  führen  auch  den  Titel  KigKWJtsg 
nameni  Eurybatos  nicht  stützen,  dürfte  sie  (Suid.  v.  niätcov  und  Eudokia  p.  358;  vgl. 
vielmehr  im  Gegenteil  verdächtigen.  \m  ScJwl.  Meineke  1,  176.  2,  646);  die  Ksg-nanfg  des 
Luk.  Alex.  4  (=  Bachmann,  Anecd.  2,  340;  Menippos  (Suid.  s.  v.  Eudokia  p.  302)  beruhen 
vgl.  auch  Gramer,  Anecd.  3,  413)  werden  die  vielleicht  nur  auf  Verwechslung  mit  Hermippos 
Brüder  Sillos  (Syllos)  und  Triballos  genannt  (Meineke  1,  494).  Endlich  hat  Kratinos  der 
(diese  Namen  sind  auch  in  den  daselbst  angeführ-  Ksg-nconig  in  seinen  'AqilXo%oi  Erwähnung  ge- 
ten  Vers  des  Dioiimos  geraten;  anders  urteilt  than  (fr.  14  Meineke  2,  24  aus  Schol.  Luk. 
Meineke,  fragm.  com.  6,  15);  Sillos  bedeutet  Alex.  4  cod.  Vindoh).  Bergk ,  comment.^  de 
den  Spötter,  Triballos  nach  Hcsych.  s.  v.  den  com.  antiqu.  24  vermutet,  dafs  sie  bei  ihm 
Sykophanten.  Drittens  werden  die  Namen  An-  30  Sillos  und  Triballos  geheifsen  haben, 
dulos  oder  Kandulos  und  Atlantos  (Atlas)  Die  Kerkopen  werden  allgemein  als  novr]- 
angeführt  und  als  Gewährsmann  dafür  J.isc7(.mes  goi,  il)BV6tcii,  ^^anarrirriQsg  und  -AÖlccMig  ge- 
aus  Sardes  (h  roig  iä^ißoig)  citiert  (Lobeck  schildert;  vgl.  aufser  dem  oben  citierten 
a.  a.  0.  p.  1302  schlägt  vor,  dafür  Aischrion  Homerfragment  Suidas,  Photius,  He.'^ychitis  s.\., 
zu  setzen,  wogegen  sich  Bernhardy ,  Gr.  L.^  Eustath.  Od.  1864,  32.  Im  Etym.  M.  s.  v. 
2,1,  546  ausspricht).  Andulos  und  Atlantos  wird  der  Name  deswegen  von  ^egSog  (öia  t6 
geben  Harpokr.  s.  v.  Kigv-atp.  Apostol.  9,  64.  v.fQ8aXsov)  abgeleitet;  vgl.  Festus  t^.  56:  cer- 
Photius  s.  V.  KBQv.mTiBg,  Kandulos  und  Atlas:  copa  Graeci  appellant  lucrari  undique  cupien- 
Suid.  s.  V.  KsQKwnfg.  Auf  Grund  von  Hesych.  tem,  quasi  -nFgöcova,  quem  nos  quoque  lucrionem 
V.  KävöaXog:  y.ay.ovgyog  Xrjßrrjg  möchte  man  40  vocamus.  Daher  wurde  ayoga  Ksgy-mncov  (s. 
Kandulos  für  die  richtigere  Form  halten.  Es  oben)  sprichwörtlich  von  den  Schelmen  ge 
bleiben  noch  die  Namen  Pas salos  (der  Nagel)  braucht  (Zenoh.  1,  5.  Biogen.  1,  5.  Apostol. 
und  Akmon  (der  Ambofs)  übrig,  welche  von  1,  18.  Gregor,  i^ypr.  Mosqu.  1,  3  Macar.  1,  4) 
Nonnos  (s.  0.  =  Etidokia)  und  Tzctz.  Chil.  5,  und  MfpitojTriJftv  für  ditaräv  gesagt;  man  er- 
74  (hier  statt  Akmon  wohl  irrtümlich  Aklemon)  klärte  dabei  den  Ausdruck  etymologisierend 
überliefert  werden ;  Akmon  ist  auch  der  Name  mit  xipxra  TTQooaaivfiv  (Zenoh.  4,  50.  Diogen. 
eines  der  idäischeu  Daktylen,  mit  denen  die  5,  51.  Apostol.  9,  64.  Gregor.  Cypr.  Leid.  2,  47. 
Kerkopen  ebenso  passend  zusammengestellt  wer-  Hesych.  s.  v.  Etym.  M.  s.  v.  Eustath.  Od. 
den  konnten,  wie  mit  den  Kyklopen  (Et.  M.  1864,  32).  Endlich  lautet  bei  Aesop.  prov.  4 
yisguamg-  ovra  TTgoz^gov  Halovvxo  01  Kv-nXm-  hQ  (Paroem.  2,  228)  ein  Sprichwort:  ^TjTför  'Ep- 
TTfs)  oder  den  Teichinen  (JeZ.  7ti.si.awM«.  6,  58:  (irivylv^ui  K^gKona  (sie)  f'yXvipa. 
Ziavfpov  Kai  K^gKcaTzcov  xai  TiliLvmv  ^rilmTal)  Über  die  Kerkopen  hat  am  besten  Loheck, 
oder  den  Mo^ioniden  (TzHz.  Chil.  5,  1&);  De  Cobalis  et  Cercopihiis,  vtiedevholi  im  Aglao- 
Lobeck  a.  a.  0.  1296  vergleicht  sie  mit  den  phamus  p.  1296flf.,  gehandelt.  Über  die  Künst- 
le obaloi  (s.  d.);  sie  alle  sind  Vertreter  der  darstellungen  sind  zu  vergleichen  0.  MüUer, 
niederen  Geisterwelt  in  der  griechischen  Sage.  Handbuch  d.  Arch.  §  411,  4  und  Darier^  1, 
Auch  der  Name  der  Mutter,  die  eine  so  460.  Wclcker,  Der  epische  Cyclus"^  1,  383 
bedeutsame  Rolle  in  der  Kerkopensage  spielt,  Anm.  675.  Gerhard,  Auserl.  Vascnh.  2,  86  ff., 
wird  verschieden  angegeben.  Theia,  Tochter  hesonäers  ahev Benndnrf,  Metopen  von  Selinunt 
desOkpanos,heifst  sieZeno?).  5, 10.  Tzetz.-MiL'yk.  60  S.  46  [s.  auch  Heydemann  im  Jahrb.  d.  Arch. 
91.  Eustath.  Hom.  1864,  34  und  in  der  oben  Inst.  1  S.  281.  R.]  und  Furtwängler  im  Artikel 
angeführten  Erzählung  des  cod.  Coislin.  nr.  177,  Herakles  in  der  Kunst  Bd  1  Sp.  2214f  und  2233, 
auch  im  Schol.  II.  m  315  nach  Lobecks  (p.  1299)  worauf  hier  verwiesen  werden  kann.  Mit  Un- 
Konjektur (©ft'a?  vfovg  für  ^t«(roi;s).  Memno-  recht  ist  früher  die  Darstellung  bei  Hancar- 
nis  heifst  ihr  Name  bei  Suid.  s.  v.  Ksg-nansc.  ville  3,  88  (Herakles  überbringt  dem  Eurystheus 
Tzetz.Chil.  5,  77  und  Nonnos  a.  a.  0.  (überl.  zwei  affenartige  Wesen  im  Käfig  =  Pygmäen?) 
Mi^ficavig).  Verdorben  ist  wohl  die  Lesart  yf.'Vvrjs  und  Millingen,  peint.  d.  vas.  pl.  35  (Satyrn 
vioi  bei  Suid.  s.  v.  MsXafxnvyov  zvxoig  (=  Phot.  entwenden  dem  Herakles  die  Waffen)  auf  die 


1173                    Kerkyaneus  Kerkyra                       1174 

Kerkopen   bezooren  worden;   zweifelhaft  bleibt  antichi  del  real  museo  Estense  del  Catajo  \^.9'2f. 

auch  die  Deutung  der  Berliner  Vase  2359  bei  nr.  1151  auch  ein  anderes  Relief  als  „Ippotoo 

Furticänqler  a.  a.  0.  (vgl.  0.  Jahn  im  Piniol.  27,  portato  dimianzi  a  Cercione  dai  pastori  di  lui, 

17  ff.)-    [^gh  auch  C.  D  HiVJmrinn,  De  Cercopi-  che  sembrano   fra  se  contendere",    findet  aber 

htis  atque  Ci/cJopihus.  Co\.  ad  Bhen.  18-26.    Guhl,  nicht  den  Beifall  Stephani's,  C.  r.  p.  l'a.  1864 

^pZimaca  Berlin  1843  p.  136— 138,  195.   Ahrens,  p.  159   Anm.  1.     Zum   Artikel   Hippothoon  sei 

Kleine  Schrift.  1  \:).38S  f.  F.  L.  Schwartz,  Sonne,  hier  nachgetragen,  dafs  die  Darstellung  einer 

Mond  und  Sterne  p.  249 fF.  Drexler.]  f Seeliger.]  Bleitessera:  ,,Eqiia  dm.  stans  puerum  lactans; 

Kerkyaneus  =  Kerkyon  (s.  d.  u.Kerkyoneus).  in  nrea  supcrne  noctua  dm.  stans;  ante  equrnii 
Kerkyon   {Ksgv.vmv    oder    K8py.vKvsvg,  d.   i.  lo  cnlathus"  von  Postolacca,  Ann.  d.  Inst.    1866 

Ksg^vov8vg\    s.    Werniclr.   Jnlirh.   d.    a.    I.    7,  p.  353   nr.  263,   p.  355   auf  diesen   Heros   be- 

208ff.),  l)Eleusinier,  Sohn  des  Poseidon  (oder  zogen   wird.     Ob  Sfephani ,  C.  r.  p.  l'a.   1864 

des  Hephaistos,  Hyg.  f.  38.  15S.  2381  und  einer  p.    142  —  171    mit    Recht   Kerkyon,    Theseus, 

Tochter  des  Amphiktyon,  Halbbruder  des  Tripto-  Alope    auf   einem    Gorytos    dargestellt    sieht, 

lemos,   dessen  Vater  Earos   war   (Choirilos  in  lasse  ich  dahingestellt  sein.   Drexler.]  —  2)Ar- 

ae'mer  Älope  h.  Paus.  1,  \'i,2\  Vater  der  Alope,  kader  aus  Stymphalos,   Sohn  des  Agamedes, 

der  Mutter  des  attischen  Hippothoon;  ein  be-  Enkel  des  Stymphalos,  Vater  des  Hippothoos, 

rüchtigter  Räuber,  der  die  Fremden  zwang  mit  Paus.  8,  5,  3.  8,  45,  4.    Hyg.  f.  173.  —  Gharax 

ihm  zu  ringen  und  sie  tötete,  bis  Theseus  (s.  d.)  b.  Sehol.  Aristoph.  Nub.  508  erzählt,  dafs  Aga- 
ihn  überwand  und  erschlug  (s.  auch  'Alope').  20  medes,  Herrscher  von  Stymphalos,  die  Epikaste 

Paifs.  1,  5,  2.  1,39,3.  Hyg.  f.S8. 187.  Plut.Thes.  heiratete,    die   ihm   den  Trophonios  als  Stief- 

11.  20.  Lul'inn.   lup.  trag.  21.    Ov.  Met.  7,  439.  söhn  zubrachte   und  in  der  Ehe  den  Kerkyon 

7Jm409.  Stat  Theb. 12, 577.  Hellan.h.  Harpohr.  gebar.     Als   Agamedes,   Trophonios   und  Ker- 

p.  13,  7.   Schal.  Arixtoph.  Av.  559.   Diod.  4,  59.  kyon  das  Schatzhau.s  des  Augeias  in  Elis  be- 

Suid.  s.  \.  Preller,  Myth.  2,  290.  — Antimnclios  stahlen,    wurde   Agamedes    in    einer   Schlinge 

(fr.  37  Stall,  20  Bübn.  bei  Schol.  Eurip.  Phoen.  gefangen    und    verlor  das  Leben.     Um    nicht 

150)    nennt  den  Kerkyon   Sohn   des  Poseidon,  entdeckt    zu    werden,    hieb    Trophonios    dem 

Vater  der  Lysimache,  der  Mutter  des  Parthe-  Agamedes  den  Kopf  ab  und  floh  mit  Kerkyon 

nopaios.      Nach    Suid.    v.    Movcuioi;     ist     er  nach  Orchomenos  in Böotien,  und  als  Augeias  sie 
Vater    des    Ekphantos,    Ahnherr    des    eleusi-  so  bis  hierher  verfolgen  liefs,  entwich  Trophonios 

nischen   Musaios.      Manche   identificieren    ihn  nach    Lebadeia,    Kerkyon    nach    Athen.      Die 

mit  nr.  2,  dem  Arkader,    wie  Pliit.    Thes.  11.  Flucht  des  Kerkyon  aus  Arkadien  nach  Attika 

[0.  Jahn  hält  es    (Ber.   d.   Sachs.   Ges.    1853  erwähnte  anch  Kallimachas  in  der  Helale,  in 

p.   139   Anm.  12)    nicht   för  unwahrscheinlich,  dem    von   Charnx    angeführten   fr.   143   Bentl. 

dafs    die    IJalciicxai,    des    Pratinas    denselben  Müller,  Orchom.  95.  Preller,    Gr.  Myth.  2,  499. 

Stoff  wie   der  Kerkyon   des  Aischylos  behau-  [StolL] 

delten.    („Der  Ort,   wo  Kerkyon  die   Fremden  Kerkyoneus    (KegKvovgvg),  1)  Beiname  des 

zu  ringen   zwang,   hiefs   Tralaiatoa  K^gyivovoc;  Apollon   auf  einer  Inschrift   isgsvQ  'JnöXlcovog 

[Paus.  1,  39,  3],  die  Satyrn,  die  in  seine  Hand  Ksg-nvovscog,   G.  I.  A.    3,  1203.   —  2)  =  Ksg- 
geraten  waren,  konnten  daher  wohl  nalaiazai  40  y.vavBvg.  d.  i.  Ksg%vaiv  (s.  d.).     [Höfer.] 

genannt  werden". ^    Von  Bildwerken    welche  Kerkyra  und  Korkyra  {Kigv.vga,  KÖQv.vgct), 

den   Kampf   des    Theseus    und    Kerkyon    dar-  Tochter    des    phliasischen  Flufsgottes  Asopos 

stellen,  ist  zu  nennen   eine  Metope  des  The-  und  der  Arkaderin  Metope,  von  Poseidon  auf 

seion,   Stuart,  Ant.  of  Athens  3,  1  PL  13,  12.  die   nach  ihr  benannte  Insel  entführt,    wo  sie 

Marlies   of  the   Brit.    Mus.     Tom.  9    PI.  21;  ihm  den  Pbaiax  gebar,  Paus.  2,  5,  2.  5,  22,  4. 

\Baumeifter ,    Dcnkm.    d.   kl.    Alt.    Fi?.    1864.  Schol.  Pind.  OZ.  6,  144.    Ap.  Eh   i,  bß8.   Diod. 

Röscher.];  ferner  eine  Anzahl  Vasen,   welche  4,  72.   Hellanikos  b.  Steph.  B.  v.  $o:t«|.   Schol. 

G^erhard,  Auserlesene  Vasenbilder  3  p.  33  Tfl.  234  Od.  13,  130.    [Das  Haupt  der  Korkyra  erkennt 

verzeichnet  [s.  auch  Arch.  Ztg.  41  S.  Uf.  43,  258.  Gardner  auf  dem  Obv.  von  Bronzemünzen  von 
Baumeister  a.  a.  0.  Fig.  1873.   Jahrb.  d.  a.  I.  7,  50  Kerkyra:  ,,KOPKTPMIead  af  Gorcyra  l.,ivearing 

208 f.];   [s.  ferner   O.   Wulff,  Zur  Tlieseussage.  torea'th  of  ivy  and  earring.  JRs.  Wreoth  of  ivy''\ 

Dorpat   1892:    2.     Die  Theseusathlen   auf  den  Gat.  ofGreeJcGoins  [inthe  Brit.  Mus.J  Tliessaly 

Metopen  des  sog.  Theseion  und   in  der  rotfig.  to  Aetolia  p.  132  nr.  290 — 294,  PI.  23,  15;  vgl. 

Vasenmalerei;   Heydemann,    Bhein.  Mus.  1881  (ohne  Beischrift)  TIoGtolä-Aag,  KaräX.  xäv  agx- 

p.   469    nr.  5.      Klein,    Die   griech.    Vafien    mit  vofiiaficcrcov    Ki:gy.vQccg,   ABv-nädog  '/^cv.r/g    .  .  . 

Meif'tersignaturen    p.  194    nr.   7;    die  Deutung  !>.  20  nr.  221    „KscpaXr]    Baxj;rjg   ßörgvat    nsgi- 

der  Darstellung  eines  Gefäfsdeckels  auf  die.«en  ßsßXrifiävrj  ng.  5.";  fprner  erkennt  es  deWitte, 

Kampf  durch   de  Witte,   Descr.   d'une  coli,   de  Got.  Greppn  p.  78  nr.  581  auf  dem  Obv.  einer 

vases  peints  etbronzes  ant.  pi-avenant  des  fouilles  kleinen  Silbermünze:  „Tete  de  la  nymphe  Cor- 
de  l'Efrurie.    Paris  1837    p.  66  f.    nr.    114   =  60  cyra,   avec   le  diademe,   ä  dr. ;   derriere  K.  Es. 

Gat.  Beugnot  p.  43  nr.  44  wird  von  Stephani,  Grand    astre" ;    vgl.    Goll.   Bompois  80,    1003: 

C.  r.  p.  l'a.  1867  p.  23  Anm.  4  verworfen.  „Tete  de   nymphe" ;  weiter  Gardner,   Bompois 

Ein  Sarkophagreliefder  Villa  Panfili  stellt  dar  und    Postohikas   in    einem    mit   der  Stephane 

den  kleinen  Hippothoon,  von  der  Amme  dem  Ker-  oder  dem  Epheukranz  gezierten  Hanpte  neben 

kyon  überbracht,  Stephnni,  C.  r.  p.  l'a.  1863  dem  des  jugendlichen  Herakles  auf  dem  Obv. 

p.  187  nr.  64,  mit  Litteraturnachweisen,   und  von  Bronzemünzen,   deren  Rs.    das  Vorderteil 

p.   l'a.   1864    p.  159  —  165.     Fragweise  deutet  eines    Schiffes    und    die    Beamtennamen    API- 

Gavedoni,  Indicazione  dei  principali  monuinenti  XTEAI     APilTQNOZ     oder     OlAßTAZ     zeigt, 


1175                    Kerkysera  Kestrinos                      1176 

C.  G.  C.  Brit.  Mns.  Thenft. -p.  ne  nr.  4.93-428;  Sp.    71  ff.    Röscher.]    [—    2)    dichterische    Be- 

p.  152  nr.  557 — 560;  Coli.  Bompois  p.  80  nr.  1010;  Zeichnung  der  Selene,  Manetho,  Apotelesmatica 

TTocToißxof?  p.  32  nr.  396— 399;  p.  85f.  nv.  449  j4'    282;    sowie     Beiwort    derselben,    Manetho 

—451,  während  L.  Müller,  Musee  Thorvaldsen  g'  138.  593.  640;  A'  271.    Nonnus,  Bionysiaca 

p.  252  nr.  43.  44  und  Cohen,  Cat.  Greau  p.  110  23,    309:    ruvQoq)vrig   -ufoosaaa    ßoäv   tXätsiQK 

nr.  1299   vielmehr  Omphale   erkennen   wollen.  Ssl^vrj;   vgl.    Boscher,   Selene  p.  20   Anm.  64, 

Abzuweisen  dürfte  de  Wittes,  L.  Müllers,  Rollin  p.  123   Anm.  525;    Mi^vrj    -K^Qo^cca,    Manetho 

et  Feuardents ,  Cohens  Beutnng  eines  belorbeer-  g'  44;  A'  26.  64.     Drexler.]     [Stoll.] 

ten  Hauptes  als  Korkyra  sein  für  den  Obv.  von  Kerphios (?)  {Kigcpiog?),  zweifelhafter  Name 

Bronzemünzen  mit  verschiedenen  Reverstypen:  lo  eines  Sohnes  des  Aiolos,  Vaters  des  Ormenos, 

Dreizack,   L.  Müller  p.   95   nr.  608;   Bollin  et  des    Gründers    von   Ormenion    in    Thessalien: 

Fniardent,  Cnt.  d'unc  coli,  de  med.  des  peuples  Demetr.   Sceps.   b.   Strab.   438.     Andere   lesen 

et  villes  de  la  Grcce  1  p.  214  nr.  3260;  Amphora,  statt  Ksgcptov  Ksg-näcpov.     [Röscher.] 

L.  Müller  p.  253   nr.  49;  ArPEYC,  L.  Müller  Kerthe  (Ksg&rj),  Thespiade,  von  Herakles 

p.  252  f.  nr.  47.  48;   Dionysos   auf  Panther,  L.  Mutter  des  lobes,  Äpollodor  2,   7,  8,    s.  oben 

Maller  p.  253  nr.  59;  ZEYC  KACIOC  (hier  mit  Bd.  2   Sp.  282.     Unwahrscheinlich  macht  Fr. 

der  Obv. -Aufschrift  KOPKTPA  und  einer  Leier  Lenormant,   Gaz.  urch.   2    p.    126  und  Lettres 

vor  dem  Haupte"),  L.  Müller -p.  252  nr.  45.  46;  assyriologiques   2   p.  190    zu    ihrem  Sohn   den 

de    Witte,    Cat.    Greppo   p.  79   nr.  588;    Cohen,  lolos    =    lolaos     und     bemerkt     über     ihren 

Cat.   Greau  p.  110  nr.  1300;   Bollin  et  Feuar-  20  Namen:    „On    en    fait    l'une    des    Thespiades, 

dent  I  p.  215  nr.  3261.    Hier  erkennt  Gardner  mais   il   est  impossible  de  ne  pas    etre  frappe 

wenigstens  für  den  zuletzt  angeführten  Typus  de    l'analoßie   de   son    noin    avec    le   phenicicn 

(p.  153 f.  nr.  570—577)  vielmehr  Apollon,  wäh-  Ulp  „la  ville" ,  elcment  esscntiel  du  nom  indi- 

rend    er    freilich    seinerseits    das    Haupt    der  gene  de  Carthage  Tco^n  rip  „la  ville  neuve" ; 

Korkyra  sehen  will  in  der  belorbeerten  Büste  Certha   est,  du  reste,   coinme  Carthada,  Je  nom 

des  Obv.  von  Bronzemünzen  mit  dem  Revers-  d'im  des  qunrtiers  de  Carthage,  ,,la  cite"  par 

typus    eines    Schiffes    mit    Ruderern    und    der  excellence  (n^p)    .  .  .  Le  lolos,  fils   d'Heraclls 

auf  Vorder-  und  Rückseite  erscheinenden  Auf-  et  de  Certha,   nie  parait  donc  avoir  du  etre  ä 

Schrift  KOPKYPAICON.    Mit  Unrecht  auch  sehen  l'origine    le  jeune   dieu    carthnginois ,    fils    de 

L.  Müller  p.  253    nr.   52   und   de  Witte,   Cat.  30  Khnmmon    et    de    Tanit ,    identifie    ä    la    cite 

Greppo    p.    79    nr.   591    Korkyra   in    der    von  qu'clle  protcge."     [Drexler.] 

noßToXänac;  (p.  37,  463.  4G7;   40,  489;  42,  501;  Kerillkos    (KsqovIkoc;)     =     Apollon;     Suid. 

49,  543),   Gardner  (p.  159,  635,  PI.  26,  2;  636;  s.  v.  K.  6  'AnöUcov.^  Vgl.    auch    Hesych.  s.  v. 

p.   160,  643—645;  649,  PI.  26,  5;  650;  p.  161,  *                          [Roscher.] 

653;   658;  p.  163,  674;   p.  165,   688,  PI.  26,  13;  KerilS  =  Cerus  (s.  d.). 

p.  166,  696.  697.  699)  und  Head,  H.  N.  n.  277  Kerynes  {KsQvvrjg),  Sohn  des  Temenos,  der 

als     Ares     erkannten     stehenden     Figur     auf  mit    seinem    Bruder    Phalkes    ihre    Schwester 

Münzen  verschiedener  Kaiser.    Drexler.]      [Die  Hyrnetho,  Gemahlin  des  De'iphontes,  Herrschers 

Tnsel     Korkyra     ist     ferner     dargestellt     auf  von  Epidauros,  rauben  wollte,  aber  von  diesem 

einem    Relief    {Corr.    hellen.    2    pl.    12):    vor  40  getötet  wurde,  Paus.  2,  28,  3;   s.  Deiphontes. 

einem  links  auf  einem  Felsen  sitzenden  bärti-  [Stoll.] 

gen  Mann,  in  dem  wir  wohl  eine  Personifika-  Keryx    {Ki]pv^),    der    Stammvater    der   im 

tion  des  Jrjfiog  xwv  'Ad'rjvaicov  zu  sehen  haben,  eleusinischen  Dienste  thätigen  Familie  der  Ke- 

steht  eine   Frauengestalt  im   Peplos,   die  mit  ryken,    nach    der    Behauptung    der    Keryken 

der  rechten  Hand  ihren   Schleier  hebt,   wäh-  selbst  ein  Sohn  des  Hermes  und  der  Kekrops- 

rend  sie  die  linke  auf  die  Hüfte  stützt;  weiter  tochter   Aglauros,    und    nicht    des    Eumolpos, 

nach  rechts  steht  Athena;  es  handelt  sich  um  wie  andere  sagten  (Paus.  1,38,  3.   Hesych.  und 

einen  Vertrag  zwischen  Athen  und    Kerkyra,  Sind.  v.  KriQvv.Bg),  Sohn   des   Eumolpos,  sowie 

Köhler  in  C.  I.  A.  2,  496   p.  398.     Dumont  in  auch  Vater   eines   zweiten  Eumolpos,    Andron 

Corr.  hellen,  a.  a.  0.  560.  562.  Höfer.]    [Stoll.]  50  b.  Schol.  Soph.  0.  C.  1051.  Pollux  8,  103.     Er 

Kerkysera   (REQ-nvaiga),    Name    des   Achil-  heifst  auch  Sohn  des  Hermes  und  der  Kekrops- 

leus,    als   er   verkleidet   unter  den  Jungfrauen  tochter  Pandrosos,  Androtion  b.   Phot.  p.  671, 

bei  Lykomedes  in  Skyros  lebte,  AristoniJcos  v.  16.     Schol.    II.   1,   334.     Lobeck   Agl.   1,   213. 

Tarent  b.  Ptol.  Hephaest.  Nov.  Bist.  1  p.  183  [Mehr  b.  Töpffer,  Att.  Geneal.  25.  SOff.    Ditten- 

Westermann.     [Stoll.]  herger  im    Hermes   20,  Iff.  Koscher]     \Bohde, 

Keroessa('7iCfp65(jffa,dieGehörnte),  l)Tochter  Psyche  p.  120  Anm.  2.     Drexler.]     [Stoll.] 

der  lo  und   des   Zeus,    zu   Byzantion   auf  der  Kessindra  (KEIANAPA^i  =  Kassandra  (s.  d.), 

Halbinsel  Keras  geboren  und  von  der  Nymphe  Amphora  in  Wien,   v.  Sachen  u.   Kenner,  Die 

Semestra  aufgezogen,  von  Poseidon  Mutter  des  Sammlungen    d.    K.    K.    Münz-    u.    AntiJcen- 

Byzas,   des  Gründers   und  Königs  von  Byzan-  eo  Kabinetts  p.  199  nr.  100.     [Drexler.] 

tion;  auch  Mutter  des  Strombos,  der  den  Byzas  Kestria  (Ksötqic/),  Tochter  des  epirotischen 

und  die  Byzantier  bekriegte,  Steph.  B.  v.  Bv-  Königs   Campus,   Gemahlin   des  Helenos,    der 

^ävTiov.    Eustafh.  zu  Dion.   Per    803.    Prohop.  die  Chaoner  nach  seinem  Schwiegervater  Campi 

de  aed.  1,  5     Hesych.  Mil.  b.  Müller,  fr.  hist.  nannte,  Serv.   Verg.  A.  3,  334.     [Stoll.] 

nr.  4  p.  148,  8.  0.  150,  20.  Müller,  Dor.  1,  120.  Kestrinos  (ÄTEfftpfvoe),  Sohn  des  Helenos  und 

Prolegg.  133.     [Vgl.  auch  die  schönen  Münzen  der  Andromache,  der  die  Landschaft  Kestrine  in 

von   Byzanz   mit    dem   Bilde    der    K.    in    der  Epirus  gewann  und  nach  sich  benannte.  Paus.  1, 

'Eqirjfi.   UQX.    1889   tclv.    1    nr.  7  —  9    und   Text  11,2.2,23,6.    Steph.  B.  v.  Kafifiavi'a.    [Stoll.] 


1177                      Kestros  Ketos                       1178 

Kestros  {KfCTQog),  1)  Trojaner,  von  Neopto-  von  Pergamon,  K.  und  Selinos,  erkennt  Robert 

lemos  vor  Troja  erlegt,  Qu.  Sm.  8,  293.  [StoU.J  {Jahrb.   cl.   euch.   Inst.   3  S.  94)   in  den  beiden 

—  [2)  Flulsgott,  dargestellt  auf  Münzen  des  Marc  gelagerten  Männergestalten  einer  die  Gründung 

Aurel    {Waddington,    Revue   num.  1852   p.  44  vonPergamondarstellendenPlattedespergamen. 

nr.  1)   und  Claudius  Gothicus   von  Sagalassos,  Telephosfrieses.  Röscher.]      [Ürexler.] 

(Pe/Zerm, -Rec.  o  p.  XX.    J/e7.  2  p.  368.    Eckhel,  Keteii(Ä5r/ii'), mythischer KönigvonÄgypten, 

D.  N.  V.  3  p.  25.  Mi.  3,  526,  133.   IJead,  H.  N.  von  den  Griechen  mit  Proteus  (s.  d.)  identi- 

p.  592)  mit   der  ßeischrift  K6CTPOC  gelagert,  ficiert,   weil    von   ihm    erzählt   wurde,    dafs  er 

lu   der  R.    ein   Rohrbüschel,   d.    1.   Ellenbogen  nvsvfxdTcov    'i%tLv    EfineiQiav    nal    xr^v    yLO^cpriv 

auf    der    Wasserurne.       Merkwürdig     ist    der  lO  [isroc^ülXsiv   oxs    (lav    si'g   ^acov   zvnovg  ozs  de 

Typus  einer  Münze  des  Gallienus  bei  Imhoof,  eig  d'evdgov  r]  nvQ  rj  xi  xmv  allcov.     Diod.  Sic. 

G-rtcch.  Münzen  p.  699   nr.  508:   „CAflAAAC-  1,  62.      Vgl.   Htrod.    2,   112    und   Wiedemann, 

CeßN.     Riesenhafte   (?)    männliche    Figur    in  Herod.  2.  Buch  S.  431  iF.     [Roscher.J 

langem    Chiton,    der    die   r.   Seite    des    Über-  Keteus  {Krjxsvg),  Arkader,  Sohn  des  Parthis 

körpers   entblöl'st  läfst,    r.  h.   schreitend,   die  und  der  Archiloche,  Bruder  des  Paros;  zeugte' 

R.,    wie    zum    Schlage    ausholend,    über    den  mit  Stilbe  die  Kallisto,  Schol.  Eur.  Or.  1642. 

Kopf  erhoben,    und  mit  der  L.   einen   neben  Phcrekydes  b.  Äxiollod.  3,  8,  2,    Oder  Sohn  des 

ihr  r.    h.    schreitenden    Stier    mit   erhobenem  Lykaon,  Vater  der  Megisto  (=  Kallisto),  unter 

Schweif     an     einem     der    Hörner     packend",  die  Sterne   versetzt,    Ariaithos  b.  Hyg.  F.  A. 

eine    Darstellung,    welche    mit   der  Beischrift  20  2,  1  u.  6.   Heyne,  Obss.  Apollod.  a.  a.  0.     [Vgl. 

KG  C|TP,OC   auf  einer  Münze   des  Volusianus,  auch   Wolters  in  der  Arch.  Ztg.   43  S.  266  u. 

Imhoof  p.  700  nr.  509  Tfl.  2,  11.    ISestini,  Lett.  267   Anm.  4.   Röscher.]     [Franz,  De  Callistus 

num.  cont.  8,  92   Til.  2,  11.    Mi.  8,  515,  129  fab.  p.  305.  345f.    Drexler.]     [Stoll.] 

(falsch    „Femme    assise    sur    un    Hon    courunt  Ketios  =  Keteios  (s.  d). 

rt  dr.")   wiederkehrt.     Imhoof  bemerkt  dazu:  Keto    {Krjxcö),    1)   Tochter   des   Pontes  und 

„Auf  den  Münzen  nr.  508  und  509  scheint  der  der    Gaia,    welche    mit    Phorkys    die    Graien, 

Stier    den   Flufs    darzustellen    und    von    einer  Gorgonen  und    den  Drachen  zeugte,    der   die 

Gottheit,    die   nicht  Herakles    ist,    in    seinem  goldnen    Äpfel    bewachte,    Hes.    Theog.    238. 

Laufe  angehalten  oder  bekämpft  zu  werden."  270  ff.   333.    Apollod.   1,   2,   6.    2,   4,   2.    Hyg. 

Head,  H.  N.   p.  585  erkennt  fragweise  (s.  Re- 30  praef.   p.  28  f.   Bunte.    Lucan.    Rhars.   9,  646; 

gister  p.  801)   den  Kestros   auch    auf   Münzen  vgl.  Rind.  Ryth.  12,  13.     Auch  gebar  sie  dem 

von  Perga  {3Ii.  3,  463,  95,  Septimius  Severus),  Phorkys    die    Hesperiden,    Schol.   Ap.    Rh.   4, 

sowie    zu  J^ufsen  der  Stadtgöttin  auf  Münzen  1399.   Gemahlin  des  Typhon  nannte  sie  Eupho- 

von    Sillyon,    p.   588    {Mi.   S.    7,   84  f.,  268.  rion    b.    Et.    M.    p.   396,    31.     Schömunn,    Dp. 

Sestini,    Lett.  num.   cont.    8    p.  89    nr.  9.    10,  Acad.   2,    176  ff.    I81  ff.     Braun,    Gr.    Götterl. 

Salonina).     Drexler.]  §  102  ff.    Rreller,  Gr.  Mylh.  1,  459.    Gerhard, 

Keteios   {Kr'ixsiog),   Flufsgott,   erscheint  zu-  Gr.  Myth.1%105.  Röscher,  Die  Gorgonen  2Bi. — 

sammen    mit    Seleinos,    beide    kenntlich    ge-  2)  Eine  Nereide,  Apollod.  1,  2,  7.  —  3)  Eine 

macht  durch  die  ßeischrift  CGA6INOC  KHT6IOC  Naiade,  vom  Geschlechte  des  Ukeanos,  Mutter 

auf  Münzen  des    Marc   Aurel   von   Pergamon,  40  des  Deriades,  Nonn.   Dion.  26,   355.     [Stoll.] 

gelagert,  nach  Spanhemius  mit  einem  Epjaich-  Keton  s.  Ketos  3. 

zweig  in  der  Hand ,  zu  Füfsen  der  Statue  des  Ketos  (KBTOM),   1)  Beischrift  des  Seeunge- 

Asklepios,  Spanhemius,  De  praest.  et  usu  num.  heuers    [welches   die  Andromeda  verschlingen 

ant.    1    p.  507  —  508    (Kabinett    der    Königin  sollte;  vgl.  diu  Stellen  hei  NaucJc,  Fr.  trag,  gr.^ 

Christine  von  Schweden).     Vaillant,  Num.  Gr.  S.  312  f.     Apollod.  2,  4,  3.  Rosöher.]    auf  einer 

p.  55    (Kab.    des    Grofsherzogs    von    Toscana,  Amphora  aus  Caere  mit  der  Darstellung  der  Be- 

CEAEINOC  KETIOC)  =  Eckhel,  D.  N.  V.  2  p.  472.  freiung  der  Andromeda  durch  Perseus,  Monum. 

Mi.  2,  602,  582.    Mi.  S.  5,  442,  1012  =  Sestini,  d.  Inst.    10    tav.   52.    Löschcke,  Ann.  d.  Inst. 

Descr.  N.  V.   p.  291   nr.  33  Tab.  7,  7    (CEAEI-  1878    p.   301-316.    Robert,  A.  Z.   1878  p.  16. 

NOTC  •  KHTEIÖC).    Sestini,  Mus.  Hedervar.  2,  (,0  Furlwängler,   Vasensammlung  im  Antiquariuin 

118,  51  (CEAEINOYC  •  KHTEIOC).  Num.  ühron.  nr.  1652.    Dumont  et  Chaplain,  Les  ceramiques 

1882    p.  37    PI.  2,3.      IT.    llroth,  Cat.  of  the  de  la  Grece  propre  p.  253 f.    nr.  14.     Das  tote 

greek  coinsofMysiu  Tp.  14:6  nv.  287  (C€A€INO[C]  Ungeheuer  glaubt  v.  Sallet,  Zeitschr.  f.  Num. 

KHT€10Cj.     Cat.   Ivunoff  24,   222;  ebenso  auf  13,   1885  p.  73 f.  auf  einer  Münze  des  Valeria- 

Münzen  des  Marc  Aurel  zu  Füfsen  der  Tyche,  nus   sen.   von   Koropisos   mit   der  Darstellung 

Pelkrin,  Suppl.  2  PI.  4,  2  p.  70ff,  Mi.  2,  602,  des  Perseus  und  der  Andromeda  uud   der  Re- 

583  (KHTIOC  •  CGAINOC).    Auf  einem  Medaillon  versaufschrift     KOFOneiCGOON     THC     KIHTCON 

des  Commodus  soll  dargestellt  sein:  „luppiter  NVTTPOTTO    zu    erkennen.     Er  vermutet,    dafs 

iuvenis  stans  inter  capita  Solls  et  Lunae,  dextra  das  mj^tos  das  gemeinsame  Abzeichen  der  Land- 

fulmen,  lueva  hastam  tenet:  in  imo  hinc  figura  60  schaft  Krjug  ist.     Vgl.  auch  d.  Art.  Kepheus, 

Seiini,  illinc  Cetii,  fluviorum,  intermedia  lovis  Kephenes,Kassiepeia,Iope,  Perseus,  Andromeda. 

aquila",  Morellms,  Spiecimen  univ.   rei  numm.  —   2)   Auf    einer    Vase    mit    der    Darstellung 

ant.  p.  33  Tab.  1,  3.    Spanhemius,  Epistola  IV  der  Flucht    des    Perseus    vor    den    Gorgonen, 

ad   Morellium  p.  209,   238  ff.     Gefsner,    Impp.  Ann.  d.  Inst.    1866   Tav.  R  p.  288  ff.     Brunn, 

Tab.  123, 10.  Eckhel  2  t^.  ^12.  iHi.  ^^  5,  446,  1041.  Bull.  d.  Inst.  1865  p.  148  erkennt  Heydemann, 

Allein   mit   der   ßeischrift  KKTGIOC    findet   er  Rhein.  Mus.  1881  p.  471  nr.  10   in   der   neben 

sich  auf  einer  Münze  des  Aelius  Caesar,  Wroth  der    Meduse    befindlichen    Beischrift    OETOC 

p.  144  nr.  277,    PI.  28,  18.     [Beide  Flufsgötter  „9ETOZ  (x/^ros)  als  Bezeichnung  der  schreck- 


1179                     Kav&fjvsg                     ,  Kewan                        1180 

liehen  Medusa,  welche  nach  Hesiods  Theogonie  erklärt  worden  ist.  Auch  auf  der  Münze  des 
(270  SS.)  ja  eine  Tochter  der  Keto  war  und  Antiochos  XII.  ist  wohl  Hadad  zu  sehen, 
daher  als  'x^rog'  sehr  wohl  bezeichnet  wer-  Bei  dieser  Gelegenheit  mögen  einige  Bildwerke 
den  konnte  (vgl.  dazu  ihre  Benennung  als  zu  Hadad  (luppiter  Heiiopolitanus)  nachgetragen 
SiLvov  nikcoQov  bei  Hom.  IL  5,  741  und  Od.  werden.  Auf  einem  1838  in  Marseille  gefun- 
11,  634.  Hes.  Scut.  233)".  —  [3)  Das  Meer-  denen  Marmor relief,  welches  ins  Musee  Galvet 
ungeheuer,  welches  in  der  Hesionesage  (s.  zu  Avignon  gelangt  ist,  Stark,  Arch.  Anz. 
Hesione)  eine  Rolle  spielte,  nach  der  euheme-  1853  p,  365,  wollte  H.  Bazin,  Rev.  Arch.  S^ser. 
ristischen  Auffassung  bei  Falaeph.  38  eigent-  8.  1886  p.  257  tf.  PI.  26  Artemis  Diktynna  dar- 
lieh ein  König  Krjxcov.  —  4)  S.  Sternbilder,  lo  gestellt  sehen,  während  Wolters,  American 
Roscher.J     [Drexler.]  Journ.   of  Arch.  6  1890  p.  65  ff.  Fig.  l4  Zsvg 

Kev^f^veg' oC  KccTax&öviot.  Sai'fjbovss  Suidas.  "^Hhonolitrjg    erkannte.     Eine    ßtonzestatuette 

Vgl.  Katachthonioi.     [Roscher.J  des   Gottes  im  Antiken-  und  Münzen-Kabinett 

Keuthoiiymos    {K8v9(ovv^og) ,     Vater     des  am  Joauneum  zu  Graz  hat  TF.  6rM/Zrt^,  ^.i!/'.  ilf. 

Menoitios    (s.    d.),    des   Wächters    der    Rinder  14.    1891   p.  120  —  125   bekannt  gemacht.     Zu 

des    Hades,   Apollod.  2,  5,  12;    vgl.    Wagntr,  der  oben  angeführten  Müuze  des  Antiochus  XII. 

Epit.    Vatic.  p.   33.      l'zetz.    Chiliad.    2,    397.  bemerkt  Imhoof,  Mann.  gr.   p.  437,   dafs   der 

[Höfer.]  Typus   durch   die  beiden  Ötiere   an  der  Basis 

Kewan,  der  Planet  Saturn,  assyrisch  Ka-ai-  an    die    Gottheiten    der   Münzen    von    Rhosos 

va-nu,    ir.  A.  I.  2,   32,   3   1.  25.    Lcnormant,  2ü  {Imhoof,  Mann.  gr.  p.  440  nr.  8.     Choix  PI.  7, 

Essaidecommentairedesfragments  cosinogoniques  22j),   Hierapolis   in   der   Cyrrhestika,   Dion   in 

de   Berose   p.  373  Anm.  1  zu   p.  370.     Oppert,  der  Üekapolis   {Mi.   5,  322,  18—20.  tSuppl.  8, 

t/own.  asiai/gwe  1871  p.  445.   Üchruder,  Monats-  226,7;   de  Saulcy,  Numismatique   de   la  Terre 

bericläe  d.  Berliner    Akad.    1880    p.    275    und  Samte  PI.  19,  9)  und  Neapolis  in  Samaria  {Mi. 

Die   Keilinschr.    u.   d.    A.    T.    2.  Auü.    p.  443.  5,  501,  79—81;  503,  95.  96;  Suppl.  8,  348,  66. 

Arnos  5,  26   erwähnt  ihn  als  Sternengott  der  Sanclemente  3  Tab.  38,  46)  erinnert.    Ich  habe 

Bewohner  des  Nordreichs.      Movers,  Phoen.  1  oben  gegen  Studniczkus   {A.  E.  M.   8   p.  61  f.) 

p.  289.     Lenormant  a.  a.  0.  p.  124.     Schrader,  Bezeichnung  des  Götterbildes  auf  den  Münzen 

Theol.   Stud.   u.   Krit.    1874  p.  827   und  K.  u.  von  Neapolis   und  Eleutheropolis    als  luppiter 

d.  A.  T.    2.  Aufl.  p.  442  f.     Baethgen,  Beitr.  z.  30  Heiiopolitanus  Bedenken  ausgesprochen.    Doch 

semit.    Mdigionsgesch.    p.   239.      Letzterer    be-  wirft  Gurlitt  a.  a.  0.  p.  122  Aum.  3  mit  Recht 

merkt:    „Sakkut    wie    Kevan    sind    assyrische  dagegen    ein,    dafs    wenn  Eckhel    den    Typus 

Gestirngottheiten,    welche   die    Israeliten    von  von  Neapolis  für  weiblich  gehalten  habe,  dies 

den  Assyrern  angenommen  hatten  und,  wie  es  nichts  gegen  Studniczkas  Deutung  beweise,  da 

scheint,   mit  ihrem  Moloch   (König)    und   der  auch  das  Lenormantschc  und  Bazinsche  Relief 

aramäischen    Gottesgestalt  Selem,    die    unter  und   die  Grazer  Statuette   früher  für  weiblich 

den  Israeliten  Anhänger  gehabt   haben  mufs,  angesehen  wurden.     Bei   einer  Durchsicht  der 

in    Verbindung    setzten,    sodafs    ein    Sakkut-  im  Berliner  Kabinett  befindlichen  Münzen  von 

Melek  und   ein   Kevan-Selem   entstand."     Bei  Neapolis    bemerke    ich ,    dafs    wenigstens    ein 

den  Ssabiern  wird  er  bezeugt  durch  Norberg,  40  Stück,    eine    Münze    des    Marc   Aurel,    sicher 

Cod.  Nas.  p.  54.    Movers  p.  290.    Den  ,, Kewan,  eine  männliche  Statue,  mit  Kalathos  auf  dem 

welcher   seine  Kinder  frifst"    kennt  als  Gott-  Haupt,   Geifsel  in   der  R.,   zwei  Ähren  in  der 

lieit  der  Syrer   der  h.   Ephraemius  11  p.  458.  L.,    unten    rechts    und   links    Vorderteil   eines 

Movers  a.  a.  0.     Lenormant  a.   a.   0.   p.  124.  Zebu,  darstellt.    Von  Gemmen  führt  Studniczka 

Die    arabischen    Lexika    verzeichnen    Keiwan  a  a.  0.  p.  62  Anm.  6  an  die  bei  Lajard,  Culle 

als  Namen  des  Saturn,  Movers  und  Lenormant  de  Venus  PI.  3B,  5;  5,  2;  14  A,  8  abgebildeten, 

a.   a.   0.      Den    Baal    Kevan     will     Babelon,  Es   dürften  hierher  aber  auch  noch   folgende 

Les  rois  de  Syrie,  d'Armenie  et  de  Conimagene  gehören:   Lajard,   Gülte  de   Venus  PI.  14  G,  5. 

p.CLXXIlI  erkennen  auf  folgender  Tetradrachme  Jaspe  rouge,üoll.  de  Montlezun:  Götterbild  mit 

des  Antiochos  XII  Dionysos  in  Dresden:  ,,Tete  50  Kalathos,    Strahlenkrone,   Geifsel    in    der  er- 

diade'mee  d'Antiochus  XII.  ä  dr.  Bs.  BAl-lAEQ!.  hobenen   R. ,    langer  Ahre(?)   in   der  L.,   zwei 

ANTiOXOT  EniOANOYI  OlAOnATOPOI  KAA-  Stiervorderteilen     zu     Pulsen;     A    Gatal.     of 

AINIKOY.     Divinite  barbue,  de  face,  entre  deux  engr.    gems   in    the   Brit.    Mus.    London    1888 

taureaux  couches,  sur  une  base  ä  deux  degres.  p.  109  nr.  772:  Artemis  of  Ephesus,  with  modius 

Le  dieu  est  coiffe  d'un  bonnet  pointu,  vetud'un  on  head,  ears  of  corii  %n  r.   liand;   flau  in  l. 

chiton  long,  avec  une  large  ceinture  nouce  autour  hand;  an  animal  at  each  side;  rüde  execution. 

du  Corps,  et  d'un  peplos  agrafe  sur  le  cou.    Ses  Sard.;  nr.  773:  Artemis  of  Ephesus  ivith  modius 

deux  mains  sont  etendues ;  dans  la  gauche  tl  tient  on  head;  ear  of  com  in  l.  hand,   whip   in  r. 

un  epi  avec  deux  feuilles.     Le  degre  superieur  hand;  at  her  feet,  two  diminutive  oxen.    Brown 

de  la  base  parait porter  une  inscription.    Dans  m  Jasper.     Tyre    (man    beachte    die    Herkunft!). 

le  chump  ä  gauche,  le  monogr.  nr.  14S;  ä  Vexergue,  Merkwürdigerweise  zeigt  ein  derartiges  Götter- 

la  date  A&KZ  (=  an.  227).  Couronne  de  laurier  bild  mit  zwei  Ähren  in  der  R.,  Geifsel  in  der 

au  2JOurlour"    ==    Imhoof,    Monnaies  grecques  L.,  zwei  Stieren  zu  Pulsen  auf  einem  Karneol 

p.  437.    Babelon  erkennt  in  der  Figur  dieselbe  bei  Caylus,  Uecueil.  d'ant.  6  PI.  45,  1  drei  Köpfe, 

Gestalt,  welche  auf  Münzen  von  Hierapolis  in  sodafs  es  kaum  anders  als  mit  Gerhard,  Ant. 

der  Cyrrhestica  erscheint  und  von  Six,  Num.  Bildiu.   307,   36   p.  91,  396  f.   Hekate   benannt 

Ghron.   N.   S.    18,    1878  p.  111,  120   für   Baal  werden  kann;    indessen   Petersen,    A.    E.   31. 

Kevan,  von  mir  oben  1  Sp.  1989f  für  Hadad  5  p.  74 f.,   ÜD,  f.    zweifelt    an    der    Echtheit 


1181                          Keyx  Kibyras                       1182 

des  Steines.  Vielleicht  beruht  auch  die  Drei-  Apollod.  2,  7,  7.  Auch  Hylas  heifst  ein  Sohn 
köpfigkeit  nur  auf  einem  Versehen  seitens  des  Keyx  bei  Ant.  Lib.  26.  Über  das  hesiodeische 
Caylus'  und  seines  Zeichners  infolge  schlechter  Gedicht  von  der  Hochzeit  des  Keyx,  welche 
Erhaltung  des  Steins.  Dafs  derselbe  that-  er  wohl  einem  Sohn  oder  einer  Tochter  aus- 
sächlich beschädigt  ist,  zeigt  die  am  oberen  richtete  und  zu  welcher  Herakles  als  Freund  und 
Teile  auf  der  Abbildung  sichtbare  Abschabung,  naher  Verwandterungeladenkam  (^i//tw.  5, 178), 
welche  Petersen  irrig  für  den  Mond  in  Wolken  s.  Müller,  Dor.  1,457.  2,481.  Preller,  Gr.  Myth. 
ansah.  Ferner  dürften  hierher  gehören  zwei  2,  247  u.  248,  1.  —  Müller,  Dor.  1,  416.  Preller 
Gemmen  der  Bibliotheque  imperiale  bei  Cha-  2,  246  ff.  —  2)  Sohn  des  Heosphoros  und  der 
feoMi/iei  p.  222  Dl*.  1616:  Ceres,  ou plutöt  Xoanon,  lo  Nymphe  Philonis,  Gemahl  der  Alkyone,  einer 
ou  simulaere  de  Ceres,  sur  une  hase.  La  deesse  Tochter  des  Windgottes  Aiolos.  Beide  Gatten 
est  representee  debout,  avec  le  modius,  eile  tient  nannten  einander  aus  Hochmut  Zeus  und  Hera 
d'une  main  un  fouet  et  de  l'autre  des  epis  et  und  wurden  deshalb  zur  Strafe  in  Vögel  ver- 
des  pavots.  Cornaline  brülee.  Bapportee  de  wandelt,  Keyx  in  einen  Taucher  (kt;v^,  -inqh,), 
Syrie  ['!■']  par  M.  Guys  und  nr.  1677.  Mime  Alkyone  in  einen  Meereisvogel  {aX-nvciv),  eine 
sujet.  Cornaline.  Das  Fehlen  der  Stiere  be-  aus  einem  alten  Naturmärchen  entstandene 
weist  nichts  gegen  unsere  Deutung;  bei  der  Geschichte,  -Hyg.  f.  66.  Schol.  H.  9,  562.  Sehol. 
Grazer  Statuette  fehlen  dieselben  gleichfalls.  Aristopli.  Av.  250.  Apollod.  1,  7,  4.  Ov.  Met. 
Der  von  Studniczlca  schon  richtig  nach  der  11,  410 — 750.  Sero.  Verg.  Ge.  1,  399.  Dieser 
Abbildung  bei  jLajard,  CwZfe  c/e  FeHMS  PI.  14 G,  15  20  Keyx  wird  öfter  mit  nr.  1  vermengt;  Ovid 
erkannte  Typus  des  Steins  der  Sammlung  z.  B.  und  Schol.  Aristopli.  nennen  ihn  König 
31ertens-Schaff'hausen  wird  im  Cat.  of  engr.  von  Trachis ,  Apollodor  nennt  seine  Gattin 
gems  in  the  Brit.  Mus.  p.  109  nr.  775  irrig  Alkyone,  Tochter  des  thessalischen  Aiolos, 
beschrieben  als:  Artemis  of  Ephesus,  between  Prdlcr ,  Myth.  2,  248  ff.;  s.  Alkyone  ur.  3. 
Aphrodite  and  Athene,  all  three  Standing  to  [Mehr  bei  De  Vit,  Onovi.  s.  v.  Ceyx.  ßoscher.] 
front.  Artemis  wears  modius,  liolds  flail  in  r.  [S.  auch  v.  Wilamowitz  -  Möllendorf,  Hermes 
hand,  and  ears  of  com  in  l.  hand;  ut  her  feet  18  (1883)  p.  417  Anm.  2.  Merkwürdig  ist  die 
two  animals  ...  Onyx.  Mertens  and  Castellani  von  Ahrens,  Kleine  Schriften  1  p.  504^505 
Colls;  cfr.  Haspe  p.  152  nr.  2057.  Soufre  de  gegebene  Zusammenstellung  von  Krjv^  ("^li? 
Stosch  =  Winckelmann,  Cat.  de  Stosch  p.  79.  so  viavri^,  Kuva^,  yiäßa^,  Kccvrjg,  ^ccßrjg)  aus  KaJ--a^ 
Ähnlich  scheint  zu  sein  ein  Diaspro  rosso  des  mit  'Aaos  und  Favag  d.  i.  Adonis ,  und  von 
Museo  Borgiano  3.  cl.  9  div.  nr.  32b.  Doc.  ^rjQvlog,  KsiQvlog,  KsiQog  mit  KtQig,  KiQQtg, 
ined.  3  p.  477:  Diana  Efesia  ...;  tiene  nelV  KvQig,  d.  i.  gleichfalls  Adonis,  sowie  die  Deu- 
abbassata  destra  una  torcia  breve  (wohl  eine  tung  desselben  als  Morgenstern.  „Die  Sym- 
Ähre)_,  neW  alzata  s.  im  flagro.  Intorno  al  sito  bolisieiung  des  'Aäog  durch  diese  Seevögel 
delle  ginocchia  souo  due  bovi  gibbosi  .  .  .  Alla  rührt  offenbar  daher,  dafs  man  sich  den  Mor- 
sua  destra  trovasi  Astarte,  alla  sinistra  Mer-  genstern  bei  seinem  Verschwinden  ins  Meer 
curio  ..."  stürzend  dachte  wie  einen  Tauchervogel." 
Wenigstens  erwähnt  sei  schliefslich  noch  Drexler.]  —  3)  Sohn  des  Hyllos  und  der  lole, 
der  im  Catalogue  des  ant.   gr.   rom.    . .  .   com-  40  Tzetz.  L.  804.     [Stoll.] 

posant  la  coli,  de  MM.  de  Feger vary  de  Pulsky  Eiauis  {KiavCg),  nach  J.  de  Witte,  Etudes 
Paris  1868  p.  47  nr.  752  verzeichnete  Stein:  sur  les  vases  peints.  Paris  1865  p.  45  und 
Les  trois  grands  Dieux  de  la  Syrie,  assis  sur  Dumont  et  Chaplain,  Les  ceramiques  de  la 
des  trönes  formes  de  lions.  Sardoine,  wenn-  Grece  propre  p.  251  f.  Name  eines  der  Pferde 
gleich  man  sich  aus  der  allzu  knappen  Be-  des  Hektor  auf  einer  Vase  von  Caere  mit  Dar- 
schreibung kein  rechtes  Bild  der  darauf  dar-  Stellung  des  Abschieds  des  Hektor  von  seinen 
gestellten  Gottheiten  machen  kann.  [Drexler.]  Eltern.  Im  C.  I.  Gr.  7379,  wo  der  Name 
Ke|X  {Kr'iv^),  1)  König  der  mit  den  Doriern  Kvuvig  gelesen  wird,  und  von  Luckenbach, 
verwandten  Malier  in  Trachis,  Freund  und  Das  Verhältnis  der  giiech.  Vasenbilder  zu  den 
Verwandter  des  Herakles  (Bruderssohn  des  so  Gedichten  des  epischen  Kyklos  p.  544,  welcher 
Amphitryon,  Schol.  Soph.  Trach.  39),  ein  treff-  richtig  Kianis  liest,  wird  das  Wort  als  Name 
lieber,  von  den  Göttern  geliebter  Fürst,  Hesiod.  einer  der  der  Scene  beigegebenen  Jungfrauen 
Scut.  354.  472  ff.     Trachis,    das   Herakles    ge-  gefafst.     [Drexler.] 

gründet    {Steph.    B.    v.    TQccxtg),    wurde    von  Kibyra  (CIBYRA),   beigeschriebener  Name 

diesem  öfter  besucht  und  war  längere  Zeit  der  einer  amazonenhaft  geschürzten  mit  Helm  und 

Wohnsitz   seiner  Familie,   Soph.  Trach.  Paus.  Lanze    ausgerüsteten    weiblichen    Figur,    der 

1,  32,  5.    Apollod.  2,  7,  6.   Diod.  4,  36.    Tzetz.  Personifikation  der  Stadt  Kibyra,  auf  der  sog. 

Lyk.   50.     Auch  des   Herakles  Kinder    fanden  puteolanischen   Basis;    vgl.    U.   Jahn,   Ber.   d. 

nach  dessen  Tod  Schutz  bei  Keyx;  doch  zwang  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1851  S,  119 ff.  u.  Taf.  I — ■ 

ihn   die   Macht  des  Eurystheus,   sie   von  sich  eo  IV;   Baumeister,  Denkm.   d.   kl.  Alt.  S.  1295 ff. 

zu  lassen,  Apollod.  2,  8,  1.   Diod.  4,  57.   Heka-  Fig.  1441.    [Röscher.].     [Das  Haupt  der  Stadt- 

tuios  bei  Longin.   de  subl.   c.  27;   s.  Herakles  göttin  mit  Mauerkrone  und   Schleier   und  der 

und   Herakliden.     Seine  Tochter  Themistonoe  Beischrift   KIBYPA    erscheint  auf  dem  Obvers 

war  mit  dem  Aressohn  Kykuos  vermählt,  und  autonomer   Münzen    der  Stadt   Kibyra,  Mi.  4, 

als  dieser  von  Herakles   im  Zweikampf  erlegt  258,   375.   S.   7,   533,   241.      Berliner   Cabinet 

worden  war,    begrub  Keyx  seine  Leiche,   lies.  aus  Sammlung   von  Prokesch  Osten.     Drexler.] 

Scut.  356.  472  ff.   Hippasos,  ein  Sohn  des  Keyx,  [Höfer.] 

zog    mit    Herakles    gegen    (Jichalia    und    fiel,  Kibyras    (^Kißvqccg),    Bruder    des    Marsyas, 


1183                      Kichyros  Kileus                        1184 

Gründer  der  Stadt  Kibyra  in  Lydien,  Steph.  B.  das   TtdXai    nsv    ruXlai-nr},    vvv    Öh    BqLavxt,Y.i'i 

V.  Tdßai.     [Stoll.]  genannte  Land   wird   ebd.    108    als    zu    ihrem 

Kichyros  (Ät^u^og),  Sohn  eines  Königs  der  Gebiet    gehörig    bezeichnet.      Auch    Zsqqsiov 

Chaonen,   welcher  auf  der  Jagd  bei  der  Ver-  soll  dazu  gehören  {Herod.  7,  59),  ebenso  Zcövrj 

folgung   eines   Pardels   durch   den  Wurf  eines  nach    Hekataios    {Steph.   Byz.    298,    8).       Vgl. 

Si^eers   in    das  Dickicht   eine  darin  rait  ihrem  noch   Eustath.  ad  Hom.    1096,  5    u.  1615,   11. 

Geliebten  versteckte  Jungfrau  Anthippe  tötlich  Nach    Plin.  n.  h.   6,  55    wohnen   sie   dagegen 

traf,  vor  Schreck  vom  Rosse  fiel  und  umkam.  nördlich  von  den  Skythen.    Sie  sind  Thraker, 

Den  Ort,  wo  er  gestorben,  umgaben  die  Chaonen  noLKillovrtg  tatg  xqoikls  'trjv  dficptaaiv.     Ihren 

mit    einer    Mauer    und    nannten    die    so    ent-  lo  Namen   haben    sie   erhalten  von  Kiiicov,    dem 

stehende  Stadt  Kichyros,  I'arthen.  32.  Kichyros  Sohn   des  ApoUon  und   der  Rhodope  {Et.  m. 

in  Epeiros  ist  das  alte  Ephyra.  [Stoll.]    [Sohn  513,  36).    Dessen  Sohn  ist  wieder  ßiston,  nach 

des    Mermeros ,    nach   dem   die   Stadt  Ephyra  Phüostephanos ,    von    dem    das   Land  Biotovirj 

in   Epeiros  Kichyros   benannt  sein   soll,   schoL  den  Namen  hat  (Schol.  Apoll.  Rh.  2,  704).    Bei 

Find.  Nem.  7,  53.     Phylarch.   bei  Parthen.  32.  ihnen  wohnt    Boreas    mit  Oreithyia  {Ov.  met. 

Höfer.]    .  6,   710),    vor   allem   aber    weilt   dort   Orpheus 

Kidaria   {KiSaQi'a),    Beiname    der    Demeter  {Ov.  met.  10,  2),  der  sogar  als  Herrscher  über 

(s.  d.)  zu  Pheneos  in  Arkadien,  Paus.  8,  15,  3.  das    Land    bezeichnet    wird    {Orph.    Arg.    77 

Vgl.  über  diesen  Kult  Immernalir,  Kulte  und  Bloxovlij    Kiv.övtaGL    nolvQQrjvotoiv    ccvdaaav). 

Mythen  Arkadiens  1,  126.     [Ro.scher.]                  20  Er  lehrt  dort  die  Mysterien  {Diod.  5,  77,  4), 

Kikou  {Kl-hcov),  Eponymos   der  thrakischen  und    wird    von  den   Frauen   derselben    {nurus 

Kikonen  (s.  d.),  Vater  des  Biston,  i-'/Ai'Zo.sie^'^iowos  Ciconum  Ov.  met.  11,  3)  zerrissen,  per  Liberi 

b.  Schol.  Ap.  Rh.  2,  704.  —  Kikon,   der  Sohn  sacra  simulata,   Serv.  ad   Verg.  Georg.  4,  520. 

des  Amythaon,   bei  Hesycli.  s.  v.   scheint  dem  Strab.  7    fr.  18    vno   ta  'Olvunco   nökig   Jiov, 

lambographen   Hipponax    anzugehören,    s.    fr.  ^x^'-    ^^    -ncofiriv    nXrjaiov   Ui^nlsiav    ivtav&a 

2  Bergk.     [Hinsichtlich    der   Kikonen    vgl.    0.  zov  'OQcpäa   diazQtipai  cpaoi    xhv   Kiv.ovoc.     Bei 

Crusius    in    Ei  seh    und    Grubers   Enc.     unter  den  Kikonen  soll  er  auch  begraben  sein,  nach 

Kikon  u.  d.  Art.  Kikonen.     R.]     [Stoll.]  dem   Epigramm    (Bergk,  Lyr.  Gr.    2    S.  352): 

Kikoiieu(ÄtHO»'fg),  ein  thrakisches  Volk,  wel-  ©(jt^ikk    xqvooIvqtiv    OläyQov    naiSa    ^avovxce 

ches  vor  Troja  im   Bunde  mit  Priamos   gegen  30  OQcpEcc    iv    xwqco    xcoS'   ir'&foccv   KiKovtg.      Seit 

die  Griechen  kämpft  (Hom.  B  846  Erxprjiiog  d'  Homer    (i  204)    hat    der  Wein    der    Kikonen 

cLQxbg  Ki-Kovcov  rjv   ainirixätav  vtog  Tgoi^rivoio  einen   vorzüglichen   Ruf,    vgl.   Said.    s.  v.  A't- 

öioxQScpEog   Kbädao),    ohne    irgendwie    hervor-  v.ovt'a  xcoQa  kkl  Kiv-öviog  oivos,  er  wird  später 

zutreten.     Hont.  P  73  nimmt  ApoUon,  um  mit  (nach  Et.  m.  443,  8)    für  thasischen  Wein  er- 

Hektor  zu   sprechen,   die  Gestalt  des  Mivxrjg,  klärt.     Im   Lande   der  Kikonen   ist  ein  Flufs, 

eines  ihrer    Führer,    an,    der    sonst   nicht  er-  qiiod  potum  saxea  reddit  Viscera,   quod   tactis 

wähnt    wird    (vgl.    den  Namen    des    Taphier-  mducit  marmora  rebus,  nach  Ov.  met.  15,  313; 

fürsten    in    Hom.   a  180).      Als    Odysseus    von  vgl.   Piin.  n.  h.  2,  226  in  Ciconum  flumine  — 

Troja    die    Heimfahrt    antritt,    landet    er    zu-  lignum  deieetum  lapideo  cortice  obducitur.    Vgl. 
nächst    im    Lande    der    Kikonen    und    plün-  lo  Abel,   Makedonien   vor   König    Philipp   (1847) 

dert  ihre  Stadt  Ismaros.     Während   die   Grie-  S.  70.   B.  Giseke,  Thrakisch- pelasgische  Stämme 

eben,    in    Mifsachtung    der    Warnungen     des  der  Balkanhalb insel    (1858)     S.   11.   109.     Vgl. 

Odysseus,    der    ihnen    geraten    mit    der    ge-  Kikon.     [Engelmann.] 

machten  Beute   sich   schleunigst  zu  entfernen,  Kilarios,  vielleicht  Bezeichnung  des  Helios, 

ein   Gelage   abhalten,  rufen  die  Kikonen  ihre  s.   Hesychios:  %iXäQiog   6  ^liog,  vgl.   de  Witte, 

Nachbarn,     die     auf    dem    Festland    wohnen  Rev.   num.    1864    p.  21.     M.  Schmidt    schlägt 

{r]TtsiQov    vaiovrsg)     zu    Hülfe    und     schlagen  allerdings   vor:   „Forte   ayitäXliog-    6   'JnöXXcov 

am    anderen    Tage    im    harten,    den    ganzen  Macrob.  Sat.  1,  17".     [Drexler.] 

Tag  währenden  Kampfe  die  Griechen,  so  dafs  £iU)is  {Ki'Xßig),   die  Stadtgöttin  der  Kilbis, 

von  jedem  Schiffe  sechs  getötet  werden  {Hom.  50  ist  abgebildet,   mit  einem  Turm  gekrönt,  auf 

1 39).      Aus    dem    Lande    der    Kikonen    führte  einem   Felsen    sitzend,    in    einer    Handschrift 

Odysseus  den  Wein,  vermöge  dessen  ihm  die  der  Theriaka  des  Nikandros  (zu  vs.  630 — 635), 

Betäubung    des    Polyphemos    gelang;     Maron,  Gaz.  arch.    2,   1876    p.  34  —  36   Tfl.  11. 

des  Euanthes  Sohn,  Priester  des  ApoUon,  hatte  [Drexler.] 

ihm    bei   der    Zerstörung  von   Ismaros   wegen  Kilbos  {Küßog),    Flufsgott,    dargestellt  auf 

der  ihm  und  seiner  Familie  zu  teil  gewordenen  einer  Münze   der  oberen  Kilbianer  (Antoninus 

Schonung    neben    anderen    Gaben    den    Wein  Pius),    mit  der  Beischrift   KIABOC,    gelagert, 

verehrt.     Vgl.    Hyg.  f.    125.     Nach    l'zetz.    in  im    1.    Ai-m    das    Füllhorn    und    darunter    den 

Lyc.  818   ist  "la^aQog    i]   vvv   Xsyofiivrj  Magä-  umgestürzten     Wasserkrug,      Imhuof ,     Num. 

vBLCi.     Vgl.    Steph.    Byz.    ed.    Mein.    372,   11.  60  Zeitschr.  20,  1888    p.  6   nr.  2.     Ein  Exemplar 

Eustath.  ad  Hom.  359,  13  KvüvQ'rig  d'  oi'yirjoav  dieser  Münze  befindet  sich  im  Berliner  Kcibinett. 

iv   KiKOviij    i'vcc   MwQcovsia    yiaXaexai.      Herod.  [Drexler.] 

techn.    2,   887,   37.     Schol.   Hom.   1 39.      Nach  Kileus    {KiXsvg),    Grofsvater    des    Laertes, 

Slrabo  7  fr.  58   liegt  das   Land   westlich  von  Vater  des  Arkeisios,  Sohn  des  Kephalos  (s.  d. 

Ainos;    vgl.    Plin.  n.  h.  4,  43   oppidum.  Aenos  Bd.  2  Sp.  1095),  Enkel  des  Hermes;  \g\.  Schol. 

liberum,  Ciconum  quondam  regio.    Die  Kikonen  zu  Hom.  II.   B   173:   ioxt   Ss  Aubqxov  xov  'Aq- 

werden  bei  Htrod.  7,   110   unter  den  Völkern  -aholov   xov   KiXtcog   xov   KacpäXov    xov   'Egfiov 

genannt,    durch    welche    Xerxes    zieht;    auch  und   Topffer,    Att.   Geneal.    S.  85.    —  Eustath. 


1185                        Kilissa  Kimmerier                     1186 

ad  II. i).  307,5  hieiet  Krjlsvg  st&iiKiXsvg.  Ist  hier  ist  anzunehmen,  dafs  Killas  bei  der  Heimkehr 

vielleicht  KilXsvs  zu  lesen?     (Vgl.  Ilesych.  u.  des  Pelops  von  Pisa  nach  Lydien  umgekommen 

Phot.ä.v.XaiBiau.SchoJ.  n.  B  631.)  [Koscher.]  ist;  s.  Preller,    Gr.  Myth.  2,  38ß.    Stark,  Mob e 

Kilissa  (Kt'Xiaoci),  Amme  des  Orestes,  Äesch.  401.416.  [Robert,  Bild  und  Lied -p.  IST  Anm.  35. 

Clioejjh.  713  (K.)  und  Schol. ;  hei  Pindar  [Pyth.  Knaack,     Quaestiunes    Phaethonteae    p.    57    u. 

11,  17  (25)]  heilst  sie  Arsinoe,  bei  Stesichuros  Anm,  6'2.    Drexler.]     [Dargestellt  ist  Killas  im 

im  Schol.  Aesch.  a.  a.  0.  ^=  fr.  41.    Bergk  3^  Ostgiebel  des  Zeustempels  von  Olympia:  i^ZascÄ 

p.  222  Laodameia.     [Höfer.]  b.  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Alt.  S.  1104  AA; 

Kiiix    (Ä/'Ai|),-  Sohn    des    Agenor    und    der  vgl.  Taf.  27  Fig.  1272  0.    Friederichs -Wolters, 

Telephassa  (Argiope,  Syg.),  Bruder  des  Kadmos  lo  Gipsabgüsse  S.  123.  Röscher.]     [StoU.] 

(s.  d.),  Phoinix,  Phiueus.   \Vie  seine  Brüder  zum  Eilleus  =  Kileus  (s.  d.). 

Aufsuchen  der  Schwester  Europa  ausgeschickt,  Eillos  =  Killas  (s.  d.). 

liefs  er  sich  in  Kilikien  nieder,  das  nach  ihm  Eiinmerier  (Ki^fisgioi).     Nach    Hom.   X  14 

benannt  ward,   [Eurip.  Phrixos  fr.  816  Nauck.  wohnen    sie    ganz    im    Westen    am    Okeanos, 

Röscher.]     Herodot   7,   91.    Apollod.  3,    1,  1.  dicht  beim  Eingang  zum  Hades  (oder  nach 

Hijg.    f.    178.     Eustath.   zu    Dion.     Per.    874.  Eustath.  ad  Hom.   1670,  49   im  Hades   selbst, 

JS^onn.  Dion.  2,  685.   Serv.    V.  Aen.  3,  88.    lo.  daher  der  Name  KsQßeQtoi,),   t^sqi,  -nai   vscpiXrj 

Antioch.  h.  Müller,  fr.  liist.  gr.  4  p.  544,  15,  ■as-aaXviJinsvoi,    so   dafs    sie    niemals    von    der 

der  die   Mutter  Tyro   nennt  und    den   Bruder  Sonue    beschienen  werden,    weder   beim   Auf- 

Syros  hinzufügt,  s.  Agenor.    Deimling,  Leleger  20  gang   noch    beim    Niedergang,    dXX'    snl    vv^ 

p.  14.    Oder  Enkel  des  Agenor,  Sohn  des  Phoi-  oXorj  zhcczai  SsiXoiat  ßQotot'ai,.    Plut.  de  superst. 

nix  und  der  Kassiepeia  (s.  d.),  Tochter  des  Ära-  10  (169  F)  Kifi^sgi'ovs  ö'  ovöslg  slnev  acsßstg, 

bos,  Bruder  des  Phineus  und  Doryklos,  Hesiod.  ort,  tov  7]Xiov  ovd'  slvai  tOTtaqüitav  voiii^ovai. 

Pherekyd.  u.  a.  b.  Schol.  Ap.  Rh.  2,  178.    Vater  Tzetz.  ad  Lyc.  695.  1427    i&vog  tisqI  xov  'ähe- 

des  Thasos,  Pherekyd.  b.  Apollod.  3,  1,  1 ;  vgl.  avov    ^öcpm    Ki-naXv^fisvov.      Anon.    de    Ulix. 

Steph.  B.  V.  &äacog.     Vater  der  Thebe,  Diod.  err.   6.     Schol.   Hom.    %  86.     Cic.   acad.    2,   61 

5,  49.    Gründer  der  Stadt  Rhosos  in  Kilikien,  Gimmerüs   quidem   quibus   aspectum    solis   sive 

Pausan.  Damasc.  h.  Müller,  hist.  gr.  4  p.  469.  deus  aliquis  sive  natura  ademerat  sive  eius  loci 

In   einem  Kriege   gegen   die    Lykier  war   Sar-  quem  incolebant  Situs,  ignes  tarnen  aderant  quo- 

pedon  sein  Bundesgenosse,  dem  er  einen  Teil  30  rum  Ulis  uti  lumine  licebat.    Vgl.  Nonn.  Dion. 

von  Lykien   überliefs,  Apollod.   3,  1,  2.    [Mehr  45,  269,   wo    ein   dunkles   Gemach   Klujmsqlcov 

h.  De  Vit,  Onomast.  s.  v.     Sein  Sohn   war  Py-  (ii'^rjjia   Svas-nßccTOv   genannt   wird.      Der   Um- 

rodes,   welcher  ignem   e   silice    invenit:   Plin.  stand,  dafs  üower  die  Kimmerier  nach  Westen 

71.  h.  7,  198.   Röscher.]    [S.  auch  Robert,  Bild  verpflanzt,  während   die   historischen  Kimme- 

und  Lied  p.  116  Anm.  49.  50.  Drexler.]  [StolL]  rier  im  Osten  nördlich  vom  Schwarzen  Meere 

Killa   (Äi'A/la),    Tochter   des  Laomedon   und  wohnen,   führt   dazu   die  einen  als  einen  vom 

tlerStrymo  oder  Plakia  oder  Leukippe,  Schwester  ganzen  Volk   losgesprengten   Teil    anzusehen; 

des  Priamos,  Apollod.  3,  12,  3.    Als  der  Seher  so  sagt  Plut.  Mar.  11  t6  tiXsigtov  avxäv  xat 

Aisakos  mit  Bezug  auf  einen  Traum  der  mit  fiaxciicÖTurov    in     ioxcczoig    ol-hovv    naQcc    xriv 

Paris   schwangeren  Hekabe   geweissagt    hatte,  40  f'^co  &ciXaoouv  yijv   fiav  vsfisad'ai   avGyiiov  v.äl 

Mutter  und  Kind  müfsten,   um  Verderben  ab-  vXcodr]    xat    dvai]Xiov    ndvrr]     dicc    ßd&og    naX 

zuwenden,  getötet  werden,  deutete  dies  Pria-  nvY.v6triTa.    öqo^cöv    nzX.     Diese    werden    dann 

mos   fälschlich   auf  Killa  und   ihren  heimlich  mit  den  Kimbern  gleichgesetzt,   deren   Auf- 

mit     Thymoites     gezeugten     Sohn     Munippos  treten  jedenfalls  erst  zu  der  Vermutung  Ver- 

(Munitos),   der  an   demselben  Tage  mit  Paris  anlassnng  gegeben  hat.     Auch  Diod.  5,  32,  4 

geboren  war,  und  tötete  sie,  Tzetz.  Lyk.  224.  314.  sieht  in  den  Kimbern  oder  Kelten  die  Nach- 

Vgl.  315,  wo  Killa  Schwester  der  Hekabe  heifst  kommen    der   Kimmerier,    ebenso    Poseidonios 

und  von  Priamos  Mutter  des  Munitos.    [StolL]  bei  Strab.  7,  2,  2.    Herod.  Techn.  rel.  1,  202, 

Eillaios   {KiXXatog),    Beiname   des   ApoUon  27.    Steph.  Byz.  ethn.  9,  5  s.  v.  "Aßgot,,  andere 

von  der  Ortschaft  Killa  in  der  Troas,   Strabo  50  {Diod.  5,  32,  4)  finden  sie  in  den  Iren  wieder. 

13  p.  612.  613.  618.  de  Witte,  Apollon  Citlaeus,  Auch   bei   Hesych.   lex.   s.  v.   werden   die  tvsqI 

Rev.  num.  1864  p.  16—33     [Drexler.]  rov  'ilnsaviv  wohnenden  von  den  zu  den  Z-kv- 

Eillas  {KiXlccg,   auch  KiXXog),  Wagenführer  Q-ai    gerechneten    unterschieden.      Vgl.    noch 

des  Pelops,  der  nach  troizenischer  Sage  Sphai-  Strab.  1,  2,  9.  3,  2,  12. 

res  hiefs.  Paus.  5,  10,  2.    Nach  Theopomp.  h.  Ganz  merkwürdig  und  wohl  nur  durch  die 

Schol.  II.  1,  38  fiel  Killos,   als   er  mit  Pelops  Nähe  anderer   Örtlichkeiten,    die   man  in  der 

aus  Lydien  nach  Pisa  zum  Wagenkampf  mit  Odyssee    erwähnt   glaubte,    hervorgerufen    ist 

Oinomaos  zog,  in  der  Gegend  von  Lesbos  ins  die  Überlieferung,    welche   die  Kimmerier  bei 

Meer  und  ertrank.    [Weitere  bedeutsame  Kom-  dem  lacus  Avernus  an.-etzt.     Dort  erwähnt 

binationen    bei    Tümpel,    Philologus    N.    F.    3  60  Plin.   n.   h.    3,   61    ein    Cimmerium    oppklum 

S.  96 ff.  besonders  Anm.  19.    Röscher.]    Pelops  quondam.    Strabon  5,  4,  5  (375)   erzählt  nach 

errichtete   ihm   in  Troas   ein  Grabmal,   baute  Ephoros,  dafs  sie  bei  Kyme  in  unterirdischen 

dabei  einen  Tempel  des  Apollon  Killaios  und  Häusern  wohnen,  die  sie  ccQyiXXocg  nennen,  und 

gründete  die  Stadt  Killa.     Vgl.  Strab.  13,  613,  die   durch   unterirdische   Gänge   untereinander 

der  bemerkt,  dafs  Killos  in  dieser  Gegend  ge-  verbunden    sind.      Die    Fremden    werden    von 

herrscht  habe.      Theopomp  meint,   dafs  Killos  ihnen    in    das    yiuvzBiov   tief   unter    der    Erde 

auch  nach  seinem  Tode  noch  dem  Pelops  imWett-  aufgenommen.      Zr,v    ds  dito     ^EzaXXs tag    ■nai 

kämpf  beigestanden  zu   haben   scheine;   doch  dnb  xäv  fiavzsvo^ävcov  xai  zov  ßuaiXfcog  dito- 

ROBCHEB,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  38 


1187                    Kimmerier  Kinaithos                     1188 

dsi^civtog   avTotg   avvtd^sig.     blvccl   äs   roig   ro  1,  40,    der   aus   einem  Lied   des  Kallinos   den 

XQTjatTJQLOv    i'&og    TcäzQLOv    (irjdiva    tov    r'jliov  Vers    anführt    vvv    d'   sitl   Ki^tisQioav   azQazog 

uQäv,    dXXä    rfjg    vvnzog    f^co   noQBvso&ai.    zäv  sq^stkl    oßQtnosQyav).     Aus   Bithynien  werden 

XaGfiäzcov ,    dadurch   sei  Homer  zu   seiner  Be-  sie    durch    die    nachrückenden    Thraker    ver- 

hauptung  gekomnaen,  dafs  die  Sonne  bei  ihnen  trieben    (nach    EustatJi.    ad   Dion.    322),     aus 

nicht  scheine.     Ein  König,   dem   das  ihm  er-  Lydien    durch    Alyattes,    Her.    1,   6.    15.    16. 

teilte    Orakel   mifsfallen,    habe    sie   in   seiner  Strab.    1,  3,  21.    13,  4.  8.     Suid.   s.  v.  Tvyiqg. 

Erbitterung  vernichtet.    Vgl.  Eustath.  ad  Hoin.  In  Svccaaüg^  einem  Flecken  Phrygiens,  finden 

1667,  41.    1670,  49  — 1671,  44.  sie  tv  aiQOig  zsQ'rjCavQLO^ivag  ^vQiääag  tivqwv, 

Von    den    historischen    Kimme riern,  lo  Steph.  Byz.  eihri.  588,  25.    In  Antandros  sollen 

welche  nördlich  vom  Pontos  Euxeinos  wohnten  sie  hundert  Jahre   lang  gewohnt  haben,    vgl. 

und  mit  den  Treres  (bei  (b'ira^.  1,3,21  wird  dieser  Steph.    Byz.    ethn.    97,    18     'AQiazozslrjg    cprjai 

Name    als    Nebenbezeichnung    der   Kimmerier  zavzrjv    covonda&ai    'RdcovCda    Slu    z6    Ogänug 

angegeben)  frühzeitig  Einfälle  in  Asien  machten  'HScovovg  övzccg  oUfjOccL  ■nal  Xi/Ltjttf  p/da  ÄLfifis- 

(nach  Strab.  12,  3,  8   nahmen   auch  die  'Evs-  Qtmv   svol-kgvvzcov   tnazov   iziq.     Flin.  n.  li.   5, 

Tot,  cpvXüv  ZI  zoCg  KannäSo^iv  o^oqov,  an  dem  123.      Wahrscheinlich    sind    sie    in    den    fort- 

Zug  mit  den  Kimmeriern  teil),   ist  zu  Homer  währenden    Kämpfen    allmählich    aufgerieben 

(trotz   Strab.  1,  2,  9)   offenbar  nur   eine   ganz  worden;  Eustath.  ad  Dion.  191  dagegen  erzählt 

dunkle    Kunde    gekommen.      Sie    werden    als  nach  J.ma»?,  bei  Herakleia  im  Gebiet  der  Marian- 

ßÖQSLOv   {Eustath.  ad  Hom.  1379,  29)  oder  als  2u  dynoi  hätten  sie   aus   Versehen  nöav  d-növLzov 

I^Mv&L-nov  8d'vog  vo^adiytöv  bezeichnet  [Eustath.  gegessen  und  seien  infolgedessen  gestorben. 

ad  Hom.    1670,  52.    Schol.  Apoll.  Bh.   2,  168.  Ihr  Name  haftet   noch  spät  am  KifintQiog 

Et.  m.  513,  44.    Herod.   Techn.  rel.  2,   534,  6;  -nolTtog    oder    Böanogog,    Steph.    Byz.    177,    7. 

nach  Flin.  n.  h.  6,  35  wohnen  sie  noch  hinter  278,  11;  eine  -Kcäfiri  KL(i^sQty.r)  r'jZLg  sazlv  dq)8- 

den   Skythen;    Kallim.   h.    3,   252    scheint    sie  zi]qlov    zoig    zi]v    Xi'^vrjv    nliovaiv ,    Strab.    11, 

wegen    des   Beiwortes    imii]iiolymv    gleichfalls  2,  4,   auch   eine   nölig  wird  erwähnt   snl  %sq- 

zu  den  Skythen  zu  rechnen),  während  an  an-  covriaov  uäQVfihrj,  zov    la&^ov  zdtpQco  xal.  ^oj- 

deren   Stellen    die  Zv.vQ'ai   als   diejenigen  ge-  yiaot  %lsLovau  bei  Strab.  11,  2,  5;    auch   das 

nannt    werden,    durch    welche    sie    aus    ihren  Cimmerium  oppidum  quod  ante  Cerberion  voca- 

ehemaligen    Sitzen     vertrieben    worden     sind  so  batur,  Flin.  n.  h.   4,  87.  6,  18.    Schol.  Apoll. 

{Her.  1,  15.   4,  1.    Suid.   s.  v.  rvyrig).     Nach  Rh.  2,  168  {Strab.  7,  3,  6  bezeichnet  die  Ätft- 

Orph.    Arg.    1122    wird    ihr    Sitz    durch    das  ^SQlg    itoXig     als    Erfindung     des    Helcataios). 

PiTiatov  oQog,  KdXniog  avxr]v,  ^XiyQrj  und  die  Dorthin  kommt  auch  lo  auf  ihrer  Wanderung, 

zccvar'iK8£g    "Alnsig    näher    bestimmt    und    die  Aesch.  Prom.  729.    Kallim.  h.  3,  252.    Apollod. 

Kunde,  dafs  sie  im  Dunkeln  leben,  durch  den  2,    1,   3.     Auch   ein  oQog  Ki^(isql-h6v  giebt  es 

Hinweis   auf  die  hohen  (Jebirge,    welche   die  bei  der  Maiotis,  Strab.  7,  4,  3;  aber  auch  der 

Sonnenstrahlen  von  ihnen  abhalten,  erläutert.  westlich   von   der  Krim  gelegenen  Nordküste 

^a,ch.  dem  nsQirjyrjzrjg  dtovvaiog  dagegen  (^Tzetz.  des  Pontos  Euxeinos    wird  der  Name  Kimme- 

schol.  Eye.  695)   wohnen  sie  vito  ipvxQco   noäl  risch  zuerteilt,    so  dafs  Ov.  ex  Pont.  4,  10,  1 

TavQOv,  nach  'Hga'ulBidrjg  6  IIovTiv.bg  vnoyidzco  40  von   dem  Cimmerium   litus,    das    er  bewohnen 

zov   növzov   {Et.  m.   513,   44.     Herod.    Techn.  mufs,  sprechen  kann. 

rel.  2,534,  6).     Sie  werden   bei  Sophokles  und  Äc/z-oZ.  J-^JoZ^.jB/i.  1,1126  wird  einHeros  Kim- 

Aristophanes  KsQßsQioi,  bei  anderen  Xsiii.^Qi,oi  merios   als   Vater  des  Mariandynos   genannt, 

oder    Ki^fiaQWL    {yJfiii^Qov    yuQ    Xtyovat    tI-jv  vgl.  zu  2,  140.  723  und  780,  wo  derselbe  auch 

o^LxXrjv)    genannt    (Et.  m.    513,  44.     Herod.  als  Sohn  des  Phineus  bezeichnet  wird.     Viel- 

Techn.  rel.  2,  534,  6.   Phot.  lex.  ed.  Pors.  156,  leicht    ist    derselbe    gemeint,    wenn    auf    der 

23.    Eustath.  ad  Hom.   1670,  49.     Plin.   n.  h.  Fran9oisvase  ein  Teilnehmer  an  der  kalydoni- 

6,  18).     Vgl.  Kerberos.  sehen    Jagd,    durch  Kostüm    und  WaflFen    als 

Als   die  Kimmerier   sich   von   den  Skythen  Barbar,    als    Skythe   bezeichnet,    inschriftlich 

bedroht  sahen,  erzählt  Her,  4,  11,   überlegen  50  Ätfififotog  genannt  wird,    Man.  Incd.  d.  Inst. 

sie,   wie   sie    sich   verhalten   sollen;    die    eine  4,  54.   Ann.  d.  Inst.  1848  S.  348. 

Partei    will    kämpfen,     die    andere    friedlich  Vgl.    Ed.    Meyer,     Gesch.    des    Altertums 

weichen;      ob     der     Meinungsverschiedenheit  Bd.  1  §  452  —  455.  463.  486.     [Engelmann.] 

kommt  es  zum  Kampfe  zwischen  beiden  Par-  Kimmerios   {KififiEQiog),  Vater  des  Marian- 

teien;    dann  räumen  sie   das   Land,   nachdem  dynos,    Bogenschütze    bei    der    kalydonischeu 

sie   die    Gefallenen   beim    Tyresflufs   bestattet  Jagd,  Schol.  Apoll.  Bhod.  2,  140.     C.  /.  G.  4 

haben.     Nach   ihnen  sind  (vgl.  Her.  4,  12.  45)  nr.  8185  a.    Archäol.  Ztg.  4,  1846  S.  327.    vgl. 

im    Lande    der   Skythen    die   Kifi^sQia    zslx'I,  5  S.  19*.     Vgl.  Kimmerier.     [Lorentz.] 

TioQ&^rfia  KififiiQLu,   eine  Stadt  Ki.(ifisQLrj  und  Ki/nfiS(fiq  ^sd'  i]  firjzrjQ  zwv  &scöv,  Hesycli. 

der   BoanoQog  Ki^^SQiog    genannt.     Sie   üohen  60  0.  v.     [Drexler.] 

vor  den   Skythen  längs   des  Meeres  hin,    so-  Kinados  {Kivaöog),   Steuermann   des  Meue- 

dafs  sie  von  Osten  her  in  Kleinasien  einfielen.  laos,  dessen  Grabmal  sich  an  der  lakonischen 

Das    ist    wohl    sicher    ein    Irrtum    Herodots.  Küste  auf  dem  Vorgebirge  Onugnathos,  Kythera 

Wann  der  erste  Einfall  der  Kimmerier  erfolgt  gegenüber,   befand.    Paus.  3,  22,  8.     Curtius, 

ist,  läfst  sich  nicht  mit  Sicherheit  ausmachen  Peloponn.  2,  295.     [Stoll.] 

(vgl.  Thraemer ,   Pergumos    319.    329,   1.    330.  Kiuaiihos    {KCvui&og),     ein    Gefährte    des 

332.  345).     Sie  durchziehen  einen  grofsen  Teil  Aineias,    der  während  der  Fahrt  an  der  lako- 

von  Kleinasien  und  erobern  Sardes  {Strab.  14,  nischen  Küste  starb  und  auf  einem  Vorgebirge 


1189                      Kindyas  Kinyras                      1190 

begraben  wurde,  das  nach  ihm  Kinaithion  be-  16,  755.  Eustath.  zu  Dionys.  Per.  912.  Lukian. 

nannt  wui-de,  Dionys.  A.  B.  1,  50.     [StoU.]  de   Bea   Syr.    c.    9.     In    der    Genealogie    bei 

Kiudyas  {Kivöväg),  Beiname  der  Artemis  Apollod.  3,  14,  3  werden  die  Vorfahren  des 
von  dem  Ort  Kivdvri  i^  <-ler  Nähe  der  kari-  Kinyras,  des  Gründers  vonPaphos,  nach 
sehen  Stadt  Bargylia,  Strabo  14  p.  658.  Ihr  Assyrien,  in  das  asiatische  Aithiopenland,  ver- 
Bild, das  unter  treieni  Himmel  stand,  sollte  setzt  und  zugleich  an  das  attische  Königshaus 
der  Sage  nach  nie  von  Schnee  oder  Regen  des  Kekrops  angeknüpft:  Kepbalos,  der  Sohn 
getroffen  werden ,  Po/i/ö.  16,  12,  3.  Artemis  des  Hermes  und  der  Herse,  einer /l'ochter  des 
Kmdyas  in  Bargylia,  ^\'addington,  Inscr.  d'Asie  Kekrops,  wurde  von  Eos  entführt  und  zeugte 
min.  496.  497.  Bull,  de  corr.  hellen.  13  (1889),  lo  mit  ihr  den  Phaethon;  dessen  Sohn  Astynoos 
191  nr.  14.  [Vgl.  die  Münzen  von  Bargylia,  zeugte  den  Sandakos,  der  von  Syrien  nach 
Head,  H.  N.  p.  522.  Imhoof,  Mon.  Gr.  p.  306.  Kilikien  zog  (wo  die  Bevölkerung  auch  semi- 
Jahrb.f.kl.  Fhil.  1892,  701.    Drexler.]    [Höfer.]  tisch  war)  und  dort  die  Stadt  Kelenderis  gründete. 

Kinypheios(Ä'iJ'i;qp£tog),  Beiname  des  Autaios  Dieser    heiratete   Pharnake,    die    Tochter    des 

vom  Flusse   Kmyphos  in   Nordafrika,  Hesych.  Megessaros,    Königs  der  Hyrieer,   welche  ihm 

s.  V.     [Drexler.]  den  Kinyras  gebar.     Kinyras  kam  mit  einem 

Kinjra  {Klvvqu),   eine  Mänade,    abgebildet  Haufen    Volks    nach    Kypros     und     gründete 

auf  einer  Trinkschale,   Heydemann,   Satyr-  u.  Paphos,  und  nachdem   er   sich  dort  mit  Me- 

Bakchennamcn  S.  32.     [Lorentz.]  tharme,    der  Tochter    des    kyprischen  Königs 

Kiuyras(Ä^^'^'9a:s),l)derersteKöniginKypros  20  Pygmalion,  vermählt,  zeugte  er  den  Oxyporos 
und  Stifter  des  dortigen  Aphroditedienstes,  die  und  Adonis  und  die  Töchter  Orsedike,  Laogore 
alte  phoinikische  Zeit  der  Insel  repräsentierend,  und  Braisia.  Diese  pflegten  (gleich  den  Buhl- 
aber  von  den  dortigen  Griechen  ganz  in  die  dirnen  im  Dienste  der  kyprischen  Aphrodite) 
griechischen  Mythen  hereingezogen.  Seine  infolge  des  Zorns  der  Aphrodite  Umgang  mit 
Person  ist  von  vielen  Sagen  umwoben.  „Gar  fremden  Männern,  starben  aber  in  Aigypten 
vieles  melden  die  Gesänge  und  Sagen  der  („denn  in  Aigypten  war  der  dorthin  vertragene 
Kyprier  von  Kinyras,  dem  Liebling  des  Apol-  Adonisdienst  nicht  mit  Unzucht  verbunden"), 
Ion,  dem  milden  Priester  der  Aphrodite",  pMi(Z.  Movers,  Phönizier  1,  239  ff.  Engel  2,  130  ff. 
Pyth.  2,  15  (27);  vgl.  Nem.  8,  18  ff.  Er  heifst  Des  Kinyras  Gemahlin  heifst  gewöhnlich  Ken- 
Sohn  des  Apollon,  Schol.  Theokr.  1,  109;  des  30  chreis,  deren  Name  an  das  attische  Salamis 
ApoUon  und  der  Pharnake,  ijfesj/c/j.  V.  Ätvüpag;  erinnert;  sie  gebar  ihm  die  Myrrha  oder 
des  Apollon  und  der  Paphos,  oder  des  Eury-  Smyrna,  Ov.  Met.  10,  435.  Hyg.  f.  58.  Engel 
medon  und  einer  paphischen  Nymphe,  Schol.  2,  126.  565.  —  Die  Sagen  von  der  hellenischen 
Pind.  P.  2,  27;  Sohn  des  Paphos,  Hyg.  f.  Kolonisation  in  Kypros,  welche  in  die  Zeit 
242.  270.  275;  des  Theias,  der  öfter  mit  ihm  des  trojanischen  Kriegs  verlegt  werden,  ziehen 
vermengt  wird,  Eustath.  u.  Schol.  zu  II.  11,  den  Kinyras,  den  Vertreter  der  phoinikischen 
20.  —  Plin.  E.  N.  7,  57  nennt  seine  Mutter  Vorzeit,  in  ihren  Bereich,  Engel  1,  205  ff. 
Agriope.  Er  war  König  von  ganz  Kypros,  Schon  Homer  {II.  11,  20)  kennt  den  Kinyras, 
Schol.  Pind.  P.  2,  27.  Schol.  IL  11,  20.  Arnob.  König  in  Kypros;  er  gab  dem  Agamemnon 
4,  25.  5,  19.  Engel,  Kypros  2,  104;  seine  und  40  einen  kostbaren  Panzer  als  Gastgeschenk,  als  die 
der  Aphrodite  Tochter  hiefs  Kypros,  Steph.  B.  Kunde  von  dem  Unternehmen  gegen  Troja  bis 
V.  KvuQog,  Istros  b.  Constantin.  Porphyrog.  de  nach  Kypros  gedrungen  war,  vgl.  Theodoros  h. 
themat.  1  p.  13  {Müller,  fr.  hist.  gr.  1  p.  423  Boissonade,  Anecd.  1,  263.  Die  spätere  Sage 
fr.  39).  Die  Stadt  Amathus  auf  Kypros  war  spricht  von  einem  Zerwürfnis  des  Agamemron 
benannt  nach  seiner  Mutter  Amathusa,  Steph.  und  Kinyras.  AlUdamas  in  der  Rede  gegen 
B.  V.  'Aaa^ovg,  die  kyprischen  Städte  Kurion  Palamedes  erzählt,  Palamedes  sei  zu  Kinyras 
und  Marion  nach  seinen  Söhnen  Kureus  und  geschickt  worden,  um  ihn  zur  Teilnahme  am 
Marieus,  Steph.  B.  v.  Kovqiov  und  Mä^iov,  trojanischen  Krieg  zu  bewegen,  habe  ihm  aber 
[er  selbst  wird  wohl  Eponymos  der  von  Plin.  geraten,  nicht  mitzuziehen.  Nach  seiner  Rück- 
n.  h.  5,  130  und  Nonn.  I).  13,  451  erwähn-  50  kehr  habe  er  den  Griechen  gemeldet,  Kinyras 
ten  Stadt  Kivvqsioc  gewesen  sein.  Koscher.]  werde  100  Schiffe  senden,  keins  jedoch  sei 
Sein  Wohnsitz  war  die  von  ihm  gegründete  davon  erschienen.  Nach  andern  Erzählungen 
Stadt  Paphos,  wo  er  den  Tempel  und  be-  nahmen  die  Griechen  bei  ihrem  Zuge  nach 
rühmten  Kultus  der  Aphrodite  gestiftet  hatte  Troja  ihren  Weg  über  Kypros  und  wurden  von 
und  wo  bis  in  die  späteste  Zeit  das  gemeinsame  Kinyras  herrlich  bewirtet,  der  sich  auch  ver- 
Heiligtum der  Kyprier  und  das  Hohepriester-  pflichtete,  ihnen  Lebensmittel  nach  Troja  zu 
tum  für  die  ganze  .Insel  war,  Tacit.  Hist.  2,  3.  schicken;  aber  er  hielt  sein  Wort  nicht  und 
Engel  1,  168  Ü.  2B4:fli.  4:71  S.  Gerhard,  Gr.  Myth.  wurde  deshalb  von  Agamemnon  verflucht. 
1  §  365.  Kinyras  war  nach  Kypros  aus  Syrien  Oder  Kinyras  versprach  dem  MeneJaos  zu 
gekommen,  wo  der  Dienst  der  Aphrodite  und  co  Paphos,  50  Schiffe  nach  Troja  zu  schicken; 
des    ihr    verbundenen    Adonis    in    besonderer  aber  es  kam  nur  eins,   die   übrigen  hatte   er 


'o^ 


Blüte  stand.     Darum  heifst  er  auch,   obgleich  aus    Thon   fertigen   lassen   und  mit  thönerner 

Sohn  des  Paphos,  König  von  Assyrien,  Hyg.  f.  Mannschaft  besetzt.     Dieser   Trug    und  Hohn 

58.  242.  270.     Sein  ältester  Königssitz  war  in  erregte  den  Zorn  des  Agamemnon;  nach  seinem 

Bybloa,  wo  Adonis  (s.d.)  vorzüglich  verehrt  ward.  Abzug   von  Troja    kam    er  nach   Kypros  und 

Nicht  weit  von  dieser  Stadt  im  Libanon  (wahr-  nahm  das  Reich  des  Kinyras  ein,  Eustath.  u. 

scheinlich   zu   Aphaka)    soll    er  einen   uralten  Schol.  zu  II.  11,  20.     Theopomp.  b.  Phot.  cod. 

Tempel  der  Aphrodite  gegründet  haben,  Strab.  176  p.  202   {fr.  111   b.  Müller,  fr.  hist.  gr.  1 

38* 


1191                      Kinyras  Kios                         1192 

p.  295).    JEngcl  1,  205  fF.  228.    2,  106.    Movers  liehe    Reichtum    der    Insel    Kypros    und    des 

2,  2,  236.  241.  Teukros  kam  nach  dem  Fall  Priestergeschlechts  der  Kinyraden).  Er  genofs 
Trojas,  von  dem  Vater  Telamon  aus  dem  sein  Lebensglück  bis  in  hohes  Alter;  er  ward 
attischen  Salamis  vertrieben,  nach  Kypros  und  160  Jahre  alt  {Anakreon  b.  Plin.  H.  N.  7,  49. 
gründete  das  kyprische  Salamis,  vermählte  Engel  2,  107)  und  wurde  begraben  in  dem 
sich  mit  Euue,  der  Tochter  des  Kinyras,  und  Tempel  der  Aphrodite  in  Paphos,  wie  alle 
seine  Nachkommen  blieben  Könige  in  Salamis  seine  Nachkommen,  Cltm.  Alex.  Protr.  3  p.  13 
bis  in  späte  Zeiten;  Euagoras,  der  Athener-  Sylb.  Arnob.  6,  4  {Müller,  fr.  last.  gr.  3  p.  66 
freund,  betrachtete  sich  als  Nachkommen  des  fr.  1).  ScJwl.  Gregor.  Nuz.  Carni.  p.  35.  Engel 
attischen  Teukros  und   des  Kinyras,  Paus.  1,  lo  2,  108.  —  Kinyras  war  Vater  des  Adouis,  den 

3,  1.   2,  29,  4.    Engel  1,  212  fF.  —  Als  Stifter  er  ohne  sein  Wissen  mit  der  eigenen  Tochter 
des  Aphroditedienstes  auf  Kypros  war   Kiny-  Myrrha   oder   Smyrna    zeugte,    s.   Adonis    und 
ras  auch    der  erste   Priester    der    Göttin    und  Smyrna,  Engel  2,  565.     Nach  der  Entdeckung- 
vererbte    dieses    Priestertum    über    die    ganze  der  Blutschande   gab   er  sich  selbst  den  Tod, 
Insel   an   seine  Nachkommen,    die  Kinyraden,  Hyg.  f-  242.     Die  von  ihm  gegründete  Stadt 
welche    ihren    Sitz    in    Paphos    und    auch    in  Smyrna    benannte    er    nach    dieser    Tochter, 
Amathus    hatten;    auch    übten    sie   die  Weis-  Hyg.  f.  275.     Seine   50  Töchter  sprangen  ins 
sagung,    und  Kinyras  selbst  heifst  Weissager,  Meer,  nachdem  Apollon  ihn  getötet,  Schol.  11. 
Schot    Pind.    P.    2,    27.     Hesych.    KivvQädm.  11,  20.     Nach  Ovid.  Met.  6,  98  (s.  d.  Erklärer 
Tacit.  Hid.  2,  3.    Clevi.  Alex.  Strom.  1  p.  333  20  z  d.  St.)  wurden  seine  Töchter,  weil  sie  es  gewagt, 
Sylb.   Engel  1,  169  f.  2,  95  flf.  100  flF.  477  flf.    Er  sich   über  Hera   zu   stellen,   von  dieser  in  die 
galt  namentlich  für  den  Urheber  der  in  diesem  Stufen  ihres  Tempels  verwandelt.   Eine  Tochter 
Kult    ausgebildeten    Festgesänge    und    Klage-  des  Kinyras,  Laodike,  gebar  dem  Elatos,  dem 
lieder    um    den    Tod    des   Adonis    und    wurde  Sohn  des  Arkas,  den  Stymphalos  und  Pereus, 
deshalb  unter  die  ältesten  Sänger  und  Musiker  Apollod.  3,  9,  1.     Der  Name   des   Kinyras  ist 
gezählt;  darum  war  er  Sohn  und  Liebling  des  in  diese  arkadische  Genealogie  durch  die  Ver- 
Apollon,  Pind.   P.   2,    15  (27)    und   Scliol.  27.  bindung  Arkadiens  mit  Kypros  gekommen;  denn 
31.    Schol.  Tlieokr.  1,  109.    Müller,   Darier  1,  Agapenor,   der  Führer  der  Arkader  vor  Ilion 
348.     [Genaueres   bei  Stark,   Arch.    Zeitg.   28  (7Z.  2,  609),  soll  sich  mit  seinem  Volke  in  Kypros 
S.  72  f.  Röscher.]     Sein  Name  Kinyras  ist  aus  30  niedergelassen     und     Neu -Paphos     gegründet 
dem    phoinikischen    Worte    kinnor,    das    ein  haben,  Lykophr.  478  ff.  u.  Tzets.   Paus.  8,  5,  2; 
Saiteninstrument,    aber    auch    eine    klagende  vgl.   Aristot.  Pepl.  30  Bergk.    Engel  1 ,  225  ff. 
Doppelfiöte    bezeichnete,     in    volksetymologi-  2, 125.  —  Meursius,  Cyprus  2,  9.  Engel,  Kypros 
schem  Anschlufs    an  v.ivvq6?   umgeformt;    die  1,    169  ff.    203  ff.    2,   94 — 136.    565  ff.    Movers, 
von  ihm  vertretene,  in  dem  asiatischen  Aphro-  Piiönisier  1,  239  ff.    2,  2,  236  ff.    Heyne,  Obss. 
dite-    und    Adonisdienst    übliche    Musik    war  ad  Apollod.  p.  325  f.    Boeckli  zu   Schol.    Pind. 
Flötenmusik  {Engel  2,  110 ff".     Movers  1,  243),  314  f.   Expl.  Pind.  p.  244.    Preller,  Gr.  Myth. 
welche   im  Gegensatz   zu  dem  Saitenspiel  des  1,  284.  287.  292.    Gerhard,  Gr.  Myth.  1  §  365. 
Apollon  stand;  und  darum  entstand  von  ihm,  [Greve,  De   Adonide.     Diss.   Lips.  1877  S.  7 f. 
wie  von  Marsyas,   die  Sage  von   einem  musi-  40  De  Vit,  On.  s.  v.  Cesnola- Stern,  Cypern  S.  22 f. 
kaiischen  Wettstreit  mit  Apollon,  der  ihn  be-  40 f.  Röscher.]     [Fr.  Lenormant,  Lettres  assy- 
siegte  und  tötete,  Eustath.  u.  Schol.  II.  20,  11.  riologiques  2  p.  255.     A.  Maury,  Hist.  des  rel. 
Kinyras  stiftete  die  Mysterien  und  nächtlichen  de  la   Grece  ant.   3   p.  202.     Bauche- Leclercq, 
Orgien    der    asiatischen  Aphrodite    mit    ihren  Hist.    de    la    divination    dans    l'ant.    2    p.   56. 
unzüchtigen  Hierodulen,  von  denen  die  Kirchen-  Baudissin,  Stud.  2  p.  200.    M.  B.  James,  Journ. 
schriftsteiler    in    ihrer   Weise    berichten,    lul.  of  hell.    Uud.    9.    1888   p.  175 ff.     A.  Enma)i, 
Firmicus  de  errore   prof.   religion.    p.    15    ed.  Krit.    Versuche   zur    ältesten    griech.   Gesch.   1. 
Ouzel.   Arnob.   4,   25;   vgl.   Clem.   Alex.  Protr.  Kypros  und  der  Ursprung  des  Aphroditekultes, 
c.  2  §  13  f.  p.  12.  13  Pott.  Engel  2,96.   Kinyras  Mem.   de  l'acad.    de  St.   Petersbourg.     7.  Ser. 
war  ein  milder  Priesterkönig  {Pind.  P.  2,  15),  50  Tom.  34  nr.  13  1886  bes.  p.  54.  56  und  gegen 
kein   kriegerischer  Heros.      Auf  ihn  übertrug  ihn  F.  Back,  Jahresher.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl. 
man  auch  die  Anfänge  aller  Kultur  und  Gesittung  A.  W.  Bd.  66  p.  330.  Drexler.]  [—  2)  Cinyras, 
von   Kypros;    er   eröffnete   die   für  Kypros    so  ein  Sklave  des  Akastos,  von  Neoptolemos  ge- 
wichtigen Metallgiuben,  lehrte  den  Erzbau  und  tötet,  Dictys  6,  8;  die  Handschriften  haben  Ty- 
die  Beai'beitung  des  Erzes  und  erfand  die  dazu  niras,Synira8;  s.7)ederic/(  z.d.  St.  Höfer. j  [Stoll.J 
nötigen     Werkzeuge,      Brecheisen,     Hammer,  Kinyros  (in  den  Handschr.  Cinyrus,  (Jinirus 
Zange  und  Ambos,  sogar  die  Dachziegel,  Plin.  b.  Servius  Cunarus,  wofür  manche  auch  Ciny- 
H.  N.  7,  57.   Engel  1,  204.    2,  105.    Movers  1,  ras  lesen  wollen),  Name  eines  Bundesgenos-sen 
242.     Als  Pflegling  und  Freund  und  Geliebter  des  Aerieas,  Bruder  des  Cupavo,  Anführer  der 
der    Aphrodite    (Schol.    Pind.    P.   2,    27)    war  tio  Ligmei  hei  Vergil  Aen.  10,  1S5  i;  {vgl.  Serv.  zn 
Kinyras   von   wunderbarer  Schönheit,   Hyg.  f.  d.  St.  und  die  erklärenden  und  kritischen  Aus- 
270.  Engel  2,  96,  und  sein  von  der  Göttin  ihm  gaben,  besonders  die  von  Ribbeck;  auch  Jahn 
geschenkter  Reichtum  war  sprichwörtlich,  wie  zu  Macrob.  S.  5,  15,  4  u.  9).     [Röscher.] 

der  des  Midas,  Tyrt.  12,  6  Bergk.    Pmd.  Nem.  Kios  (Kiog),  der  Gründer  von  Kios,  Aristoteles 

8,18(30).  Plat.legg.&GOe.  Deutsch  n.  Schneidew.,  in   der  noXiteta  Kiaväv   bei  Schol.  Apoll.  Bh. 

Paroemiogr.  1  p.  316.   Schol.  II.  11,  20.   Suid.  1,  1177;   vgl.   Schol.  1,  1346    {Et.  magn.  s.  v. 

v.  HccQÖavccTcaXoc;  n.  KazcfyrjQdaaig  u.  a.  St.  b.  ji.  512,   37.     Eustath.   zu  Dion.  Per.  806).     Er 

Engel  2,  99  (allbekannt  war  der  aufserordent-  soll   die   Stadt  als  Gefährte   des  Herakles  auf 


1193                          Kiris-  Kirke  (bei  Homer)              1194 

der  Rückfahrt  von  Kolcliis  gegründet  haben,  berühren  will,  mit  gezücktem  Schwert  auf  sie 
Strab.  1-2  p.  564.  Sohn  des  Olympos  heifst  er  ein,  so  dafs  sie  fufsfällig  den  Helden  bittet; 
Schol.  TJitokr.  13,  30.  [Auf  einem  attischen  denn  sie  hat  in  ihm  Odysseus  erkannt,  den 
Relief,  auf  welchem  Athenaeinem  vor  ihr  stehen-  ihr  Hermes  wiederholt  als  ihren  Bezwinger 
den  bärtigen  Mann  die  Rechte  reicht,  wodurch  verkündigt  hat  (v.  330  ff.).  Ihren  Liebes- 
der  Abschlufs  eines  Vertrags  zwischen  Athen  Werbungen  aber  folgt  er  nicht  eher,  als  bis 
und  einer  anderen  Stadt  zur  Darstellung  ge-  sie  ihm  geschworen,  keine  Hinterlist  mehr 
bracht  wird,  steht  über  dem  Kopfe  des  Mannes  üben  zu  wollen.  Vier  Mägde,  unsterbliche 
KIOI.  Doch  glaubt  Schöne,  Gricch.  Eeliefs  Nymphen  (Eustath.  z.  Od.  s  348;  vgl.  Apollon. 
'i'fl.  9  Sp.  27 — 28  nr.  53  in  dem  Rifs  vor  dem  lo  Rh.  4,  711  vryia^fS  itgönolov.  Lehrs,  Populäre 
Namen  ein  /  zu  erkennen,  so  dafs  "/xiog  zu  Aufs.-  S.  115.  Mannhardt,  ^]'ald-  und  Feld- 
lesen wäre.  Bedenken  für  die  Deutung  auf  Jculte  2,  33),  bedienen  das  Paar  beim  Mahl, 
Kios  erweckt  Schöne  aufserdem  der  umstand,  nachdem  die  Göttin  den  Wunsch  des  Helden 
dafs  der  Mann  in  der  Tracht  eines  gewöhn-  erfüllt  und  seine  Gefährten  durch  Bestreichung 
liehen  Sterbliihen  dargestellt  sei,  während  mit  einer  Zaubersalbe  (v. 392)  zurückverwandelt 
man  Kios,  den  Gründer  der  Stadt,  sich  nur  hat.  Nach  einjährigem  Aufenthalt  entläfst  K. 
in  Heroengestalt  denken  könne.  Freilich  sei  Odysseus  zu  der  Fahrt  in  die  Unterwelt,  wo 
auch  bei  der  Annahme,  es  habe  IKIOZ  auf  er  nach  ihrem  Rate  den  Teiresias  über  die 
dem  Relief  gestanden,  „eine  Analogie  für  eine  Rückkehr  in  die  Heimat  befragen  soll.  Von 
solche  Vertretung  von  Ikos  der  athenischen  20  dort  nach  Aiaie  (ju,  1  ff.)  zurückgekehrt,  um 
Stadtgöttin  gegenüber  durch  'einen  Ikier'  die  Leiche  des  hier  verunglückten  Elpenor  zu 
nicht  nachweisbar".  Diexler.]  [Auf  dem  Revers  bestatten,  sieht  er  noch  einmal  die  Göttin, 
einer  Münze  der  Orbiana  von  Kios  in  Bitbynien  die  ihm  die  bevorstehenden  Gefahren  voraus- 
erscheint nach  dem  Catal.  of  greelc  coins  in  sagt  und  ihn  darauf  mit  günstigem  Fahrwind 
the  Brit.  3Ius.  Pontus  etc.  S.  135:  „youthful  (v.  149  f)  entläfst.  [Eine  Hypothesis  der  ho- 
luale  figiire.  naked,  seated  r.  on  rock,  adjusting  vierischen  Dichtung  findet  sich  u.  a.  in  den 
S'indal"  mit  der  Beischrift  KIA  NßN;  vgl.  Schol.  Aristoph.  Plut.  303,  besonders  aber  in 
PI.  29,  3,  worin  Wartvick  Wroth  den  Gründer  den  fragment.  ApoUodori  Sabbaiticis  (Bhein. 
von  Kios  erkenut;  vgl.  auch  Eead,  Eist.  num.  Mus.  46,  161  ff.)  fr.  120^  S.  177,  31  ff.  mit  der 
S.  440.  Röscher.]  [Seeliger.]  30  Abweichung  von  Homer,  dafs  die  Gefährten 
Kiris  =  Adonis  (s.  d.).  in  Wölfe,  Schweine,  Esel  und  Löwen  verwan- 
Kirke  {KigKrj  dor.  Ät'pxa;  die  alten  Ety-  delt  werden  (s.  dazu  Dio  Chrysost.  8  p.  134 
uiologieen  =  KiQväacc  oder  von  xspxts  im  und  die  Bildwerke);  vgl.  auch  Hgg.  f.  125. 
Elym.  31.  und  bei  Suidas  sind  wertlos).  MytJi.  Vat.  1,  15;  aus  der  Bearbeitung  des 
1)  Kirke  in  der  Odyssee.  Bei  Hom.  s  Livius  Andronicus  ist  ein  auf  K.  sich  be- 
135 fT.  wird  erzählt,  dafs  Odysseus  von  den  Lai-  ziehender  Vers  bei  Fest.  352,  22  erhalten; 
strygoneii  auf  die  Insel  Aiaie  gekommen  sei,  wo  eine  Nacherzählung  bei  Ov.  Met.  14,  248  ff.]  — 
K.,  die  Schwester  des  Aietes,  die  Tochter  des  Kirchhoff',  Die  Homerische  Odyssee^  S.  287  ff., 
Helios  und  der  Okeanide  Perse  {Hes.  Theog.  der  die  Gesänge  h  —  fi  zum  gröfseren  Teil 
956  f.  'Sl-AEuvivri  Ui-QarjiQ),  wohnt.  Seine  vor- 40  einem  ,, jüngeren  Nostos"  zugewiesen  hat,  hält 
ausgeschickten    Gefährten    finden    die    Göttin  die   Gestalt    der  K.    nicht    für    eine   originale 


^o^ 


(v.  455  öi:<x  %iä(ov  u.  a.  St.;  nur  x  543  =  s  230  Schöpfung,  sondern  für  eine  Nachbildung  der 
vvyitpri)  in  ihrer  Wohnung  aus  behauenen  Medeia  aus  der  Argonautensage,  die  der  Ka- 
Steinen,  die  in  einem  Thale  auf  freiliegen-  lypso  (s.d.)  zur  Seite  gestellt  sei.  Dieser  Ansicht 
dem  Platze  liegt,  umwandelt  von  Löwen  tviii  nz,-meni\\ch.  Mütlenhoff  \>ei  {Deutsche  AUer- 
und  Wölfen,  die  durch  den  Zaubertrank  der  tumskunde  1,  52 ff.),  indem  er  noch  andere  Ent- 
Göttin verwandelt  worden  sind  (v.  213  xovg  lehnungen  aus  der  Argonautensage  und  die 
civxr]  -KCiti&iX^sv  insi  ^ana  (päguaii'  bScoiisv,  Lokalisierung  der  Kirkesage  im  westlichen 
vgl.  V.  434  —  daher  v.  276  nolvcpagficaiog).  Meer  für  den  „jüngeren  Nostos"  annimmt. 
Singend  (v.  136  avdi^Eaacc)  am  Wehstuhl  50  Auch  v.Wilamowitz  {Homerische  Unteisuchungen 
sitzend  (v.  221  f.)  empfängt  K.  die  Helden,  S.  115  ff.)  weist  die  erhaltene  Dichtung  einem 
die  aufser  Eurylochos  ihrer  Einladung  arglos  ,. jüngeren  Nostos"  zu,  doch  mit  der  Ein- 
tolgen  und  durch  einen  Mischtrank  von  pram-  schränkung,  dafs  dieser  auf  Grund  eines  älteren 
nischem  Wein  (vgl.  Ä  639.  Athen.  1  p.  10».  Kirkegedichts  verfafst  sei;  die  Zauberin  K. 
30*^)  und  Honig,  Mehl  und  Käse,  worin  sie  den  sei  eine  ursprüngliche  Schöjifung  der  griechi- 
Zaubersaft  geträufelt  hat,  der  die  Heimat  ver-  sehen  Sage.  Und  in  der  That,  man  mag  über 
gessen  läfst  (v.  236),  unter  Berührung  mit  dem  das  Alter  der  homerischen  Kirkeerzählung,  wie 
Zauberstab  (v.  238  gdßäqy  nsnlriyviu)  in  sie  vorliegt,  denken  wie  man  will,  die  Ui-- 
Schweine,  die  sich  ihres  Zustands  bewufst  sprünglich keit  des  Kirkemärchens  sollte  aufser 
bleiben  (v.  240  f.),  verwandelt  werden.  Von  60  Frage  stehen,  und  mag  Odysseus  von  Anfang 
Euiylochos  benachrichtigt  steigt  Odysseus,  an  in  dasselbe  verflochten  gein  oder  nicht, 
mit  Schwert  und  Bogen  bewaffnet,  vom  Strande  jedenfalls  steht  es  der  Odyssee  näher  als  der 
hinauf  und  empfängt  unterwegs  von  Hermes  Argonautensage  (s.  unter  4).  Kirke,  Agamede 
das  gegenwirkende  Kraut  Moly  (v.  305;  vgl.  (yl741;  bei  Theokr.  2,  15  f.  und  Propert.  2,  4,  8: 
Theophr.  Hist.  PL  9,  15,  7.  Plin.  N.  H.  25,  26.  Perimede)  und  Medeia  (s.  d.)  sind  die  Zau- 
Eiistath.z.Od.a.n.O.  Plut.  Mor.S&9^).  Sobleibt  berinnen  der  griechischen  Sage  (vgl.  Welcher, 
er  unempfindlich  gegen  die  Wirkungen  des  Kleine  Schriften  3,  20  ff.);  und  zwar  steht 
Tranks  und  dringt,  als  K.  ihn  mit  dem  Stabe  den   guten    Feen,    Agamede    und    Medeia    (s. 


1195 


Kirke  (bei  Homer) 


Kirke  (bei  Homer) 


1196 


das.  den  1.  und  8.  Abschnitt),  welche  über 
heilsame,  verjüngende  und  gegen  Wunden 
festmachende  Kräuter  verfügen,  die  arglistige 
Kirke  gegenüber,  die  mit  ihrem  Trank  Menschen 


MIJMBJHIHBB 


Abb.  1)   Kirke,  Vase  von  Nola  (nach  Arch.  Zeitf).  1865  Taf.  194). 


in  Tiere  zu  verwandeln  vermag.  Gerade  im 
Kirkemärchen  finden  wir  dieselben  Elemente, 
die  uns  aus  den  Zaubermärchen  anderer  Völker 
geläufig  sind:  den  einsamen  Palast,  den  Zauber- 


Abb.  2)  Bedrohung  der  Eirke  durch  Odysseus,  Vase  von  Vuloi 
(nach  Monum.  d.  Inat.  5  Taf.  41). 


Stab,  den  Zaubersaft,  die  Verwandlung,  die 
Rückverwandlun^;  es  fehlt  nur  die  Zauber- 
formel, als  welche  das  sq%so  vvv  avqyeovds 
(v.  320)  nicht  gelten  kann.  Man  vergleiche 
z.    B.    mit    den    Künsten    der    Kirke    die    der 


Königin  _  Laba  in  Tausend  und  Eine  Nacht 
(Erzählung  vom  König  Beder,  510.  Nacht  u.  fF.), 
und  man  wird  überraschende  Analogieen  finden. 
Nicht  zufällig  scheint  es,  dafs  Kirke  die  Tochter 
des  Helios  {Myth.  Vat.  1,  204:  des 
Apollon)  heifst,  wie  Agamede  und  Me- 
deia  seine  Enkelinnen;  mit  dem  Kult 
der  dem  Helios  verbundenen  Selene 
(K.  als  Priesterin  des  Helios  und  der 
Selene  bei  loh.  Antiochen.  fr.  24.  Müller, 
fr.  h.  4,  551)  steht  das  Zauberwesen 
im  engsten  Zusammenhang  (vgl.  Boscher, 
Seieneu.  Verwandtes  S.  84 ff'.  99.  144.  147). 
Vielleicht  ist  K.  erst  als  Heliostochter 
in  Aia  (vgl.  (i  3  f.  und  die  Artikel  Aia 
und  Argonauten  Bd.  1  Sp.  510,  47)  lo- 
kalisiert, wahrscheinlich  erst  dadurch 
mit  Aietes  verbunden  worden;  diese 
Verbindung  mag  auch  den  Dichter  von 
(i  69  ff",  veranlafst  haben,  der  allbekannten 
Argonautensage  zu  gedenken.  Es  lag 
daher  nahe,  die  genannten  Zauberinnen 
aus  Mondgöttinnen  abzuleiten,  wie  dies 
mehrfach  geschehen  ist;  vgl.  lies.  J.  F. 
Cerquand,  Etudes  de  Mythologh  grecque. 
Ulysse  et  Oirce.  Les  Sirenes.  Paris  1873; 
dieser  hält  wie  auch  Tümpel  im  Phüol. 
N.  F.  2,  123.  4,  619ff".  Kirke  (etymolog. 
mit  ■x.vKlog,  circus  „Kreis"  zu  verbin- 
den) für  eine  Mondgöttin,  Odysseus  für 
den  Sonnengott  (vgl.  v.Wilavunvüz,  Honi. 
Unters.  S.  114),  und  seinen  Aufenthalt 
bei  der  Zauberin  für  das  mythische  Bild 
der  Sonnenfinsternis,  S.  28ff.  67 ff.  71  ff.;  noch 
schwerer  läfst  sich  beweisen,  dafs  K.  ursprüng- 
lich eine  Unterweltsgöttin  gewesen  sei  (A.  Kuhn, 
Die  Herabkunft  des  Feuers  S.  32  und  besonders 
H.  D.  Müller,  Mythologie  der  griech. 
Stämme  1,  158  Anm.  2).  Als  Zauberin 
wird  K.  angerufen  im  14.  hom.  Epigr. 
Kdiiivog  rj  Kega^stg  v.  15  ff:  dsvgo  xat 
'HaXiOv  &vyaTriQ ,  noXvq)äQfiayiE  ÄiQ-nrj, 
äygia  cpagfiazs  ßäXle.  —  Theolcr.  2,  15. 
9,  36;  vgl.  K1QV.01LK  Qi^ci  Apollod.  3,  15, 
1  und  Nonn.  Dionys.  22,  77  ■nal  Kigyirjg 
Tivuswvoc  &f-onlrjtot.g  STtdoiSaig.  Die 
meisten  Anspielungen  bei  griechischen 
Schriftstellern  beziehen  sich  auf  das 
Odysseusabenteuer;  man  liebte  es  na- 
mentlich, dasselbe  allegorisch-ethisch 
zu  deuten,  wie  auch  der  Name  K.  für 
eine  verführerische  Dirne  in  Anwendung 
kam:  z.  B.  Xenoph.  Memor.  1,  3,  7; 
Deutung  der  Stoiker  bei  Athen.  1,  10", 
Heraclit.  alleg.  homer.  c.  72  u.  a.  (vgl. 
B.  Weber  in  Leipziger  Studien  11,  143 ff'.); 
Aristoph.  Flut.  302  ff.  Anthol.  Pal.  10, 
50.  16,  12.  Plaut.  Epidic.  4,  2,  34. 
Etym.  31.  und  Suid.  Eine  humoristi- 
sche Behandlung  des  Odysseusaben- 
teuers  haben  wir  in  dem  Satyrdrama 
des  Aischylos:  Kirke  (Nauck,  fr.  tr.  p.  27) 
anzunehmen.  [Zur  Litteratur  ist  noch 
hinzuzufügen:  B.  Brown,  The  myth  of  Kirke 
in  der  Academy  vom  19.  Jan.  1884.] 

Die  volkstümliche  Erzählung  hat  auch  in 
der  darstellenden  Kunst  Verwendung  ge- 
funden :  vgl.  0.  Jahn,  Archäol.  Beiträge  S.  401  ff". 


1197 


Kirke  (bei  Homer) 


Kirke  (bei  Homer) 


1198 


und    Archäol.    Zeit.    1865    S.  17  ff.     Ooerheck, 
Galerie  heroischer  BihhcerJce   S.  778  ff.    Schlie, 
Der  troische  Sagenkreis  anfetruskischen  Äschen- 
kisten S.  182  ff.  G.  Körte  in  der  Archäol.  Zeit. 
1876  (XXXIV)  S.  189  ff.     Encjelmann.  Bilder- 
atlas zur  Odyssee  T.  VlII  und"  IX).    Balte,  De 
monumentis    ad   Odysseam   pertinent.      Ber 
liner  Dissert.   1882.  S.  17 ff.     An  der  soge- 
nannten Kypseloslade  zu  Olympia  (Paus. 
5,  19.  7)  sah  man  in  einer  Höhle  gelagert 
ein  Paar,  welches  Pausanias  wegen  de 
Vierzahl  der  Dienerinnen  als  Odysseu 
und  Kirke   erklärt.     Die   älteste  von 
den   erhaltenen  Vasen  ist  eine  aus 
Sicilien  ins   Berliner  Museum  gt 
kommene  Lekythos  (n.  .2342)  mit 
schwarzen    Figuren    {Ärch.    Zt. 
1876   T.    14,    daraus    in   Bau- 
meisters   Denkmälern    d.    kl. 
Alt.     und     bei     Engelmann 
nv.  45):  Odysseus  nimmt  aus 
der  Hand  der  vor  ihm  sitzen- 
den Kirke    den  Becher,    das 
Schwert   zum    Angriff  bereit 
haltend.       Von     besonderem 
Interesse   sind  die   anwesen- 
den vier  Gefährten ,  die 
verschiedenen  Tierköp- 
fen das  Zeichen  ih 
Verwandlung      an 
sich  tragen,  übri 
gens     aber     in 
menschlicher 
Bildung    auch 
menschliche 
Teilnahme  an 
dem  Schick- 
sal  ihres 
Herrn    ver- 
raten.    Die 
freie        Be- 
handlung der 
Dichtung 
entspricht 
der  Gewohn- 
heit der  grie- 
chischen Male 
rei;     insbeson- 
dere ist  die  Ein 
förmigkeit       der 
Tiergpstalt  vermie 
den.  Die  Verwandlung  ^ 
eines     Gefährten    durch 
Kirke  stellt  eine  Amphora 
aus  Nola,  jetzt  im  Berliner  |i       ) 
Museum  (ri.  1960.  =  Ärch.   s^ 

Ztg.      1876     Taf.      13,      bei       Abb.  3)  Udysseus  u.  Kirke,  röm.  Lampe  (nach 

Engelmann  8,  44),  dar:  Die  Arch.  Ztg.  i865  Taf.  im  Fig.  4). 

Zauberin  sitzt  mit  Skyphos 

und  Stab  da,  den  sie  gegen  eineu  davoneilenden  60  kiste 


der  Kirke  mit   dem  Schwerte;   ein   am  Boden 
liegender  verwandelter  Gefährte  äufsert  in  der 
Haltung  seine  Teilnahme.    Die  Rückseite  stellt 
die  Ankunft  des  Odysseus  bei  Kirke  dar.    Eine 
schwarzfigurige   Vase    auf   Stift   Neuburg  bei 
Heidelberg,  die  auf  einer  Seite  die  Verwand- 
lung   von    Menschen    in    Tiere     durch    eine 
sitzende    Person    darstellt,    ist    von    Stark 
in  der  Arch.  Ztg.  1876   S.  191  ff",    als    ge- 
fälscht verdächtigt     Eine  Kirkevase  (Ver- 
-ndlung  der  Gefährten  und  Bedrohung 
er  Zauberin  durch  Odysseus)  in  Bologna 
findet  sich  beschrieben  im  Museo  ita- 
^iano    di    antichitä  classica    vol.    2 
(1888)  p.  26.     Ein  pompejanisches 
"Tandgemälde  nr.  1329  {Heibig; 
Zahn,  Wandgemälde  3,  44;  bei 
Üverbeck  Taf.  32,   11.     Engel- 
mann Taf.  9,  47)  zeigt  eben- 
falls die  Bedrohung  der  Zau- 
berin, die  durch  einen  Nim- 
bus   als    Heliostochter     ge- 
kennzeichnet ist,  durch  den 
das  Schwert  ziehenden  Hel- 
den. Dazukommtvonden  von 
J'Forwiaww  veröffentlichten  es- 
inischenWandgemäl- 
3n  das  Bild  auf  Taf.  5 
',(b.  Engelmann  Taf. 
8,43"),  anf  dem  sich 
zwei  Scenen  fin- 
den:    Empfang 
des     Odysseus 
durch    Kirke 
und  die  Be- 
drohung der- 
selben. Fer- 
ner mehrere 
Reliefdar- 
stellungen : 
Die   Bilder- 
tafel    aus 
dem  Palast 
Rondinini(6'. 


Mann  bewegt;  an  dessen  Kopf  und  Rücken  hat 
die  Verwandlung  bereits  begonnen.  Dengleichen 
Stoff  behandelt  eine  noianische  Vase  im  Besitz 
des  Fürsten  von  Wittgenstein  (Wiesbaden,  J.rcÄ. 
Ztg.  1865  Taf.  194,  1,  2h  hier  eilt  Kirke  dem 
fliehenden  Gefährten  nach.  Eine  Vase  von  Vulci 
{Mon.  d.  inst.  5,  41  Ücerheck  Taf.  32,  1.  2)  zeigt 
auf  der  einen  Seite  (s.  Abbild.  2)  die  Bedrohung 


/  Jahn,  Bilder 
I  Chronik.  Taf.  4 
■  H.  Enqelmann 
/Taf.   9,48)     mit 
/drei  Seeneu:  der 
Begegnung       des 
Odysseus    mit    Her- 
js ,    der    Bedrohung 
Kirke  und  der  Erlö- 
sung der  Gefährten.    Hier, 
wie  auf  dem  esquilinischen 
Bilde    sind    Namen   beige- 
schrieben {C.   I.  Gr.   6130. 
6130'').    Ein  anderes  Relief 
einer    etruskischen  Aschen- 
(Büchette,  Mon.  ined.  61,  2,  abgebildet 


auch  bei  Baumeister  nr.  782,  vgl.  Schlie 
nr.  2),  giebt  die  Haltung  der  drei  verwandel- 
ten Gefährten  (Schaf,  Ochs  und  Pferd  [?]), 
mit  gutem  Humor  wieder.  —  Schlie  ver- 
zeichnet noch  3  Reliefs  von  etruskischen 
Aschenkisten:  nr.  1  aus  Volterra'in  Flo- 
renz n.  427,  nr.  3  aus  Volterra,  tomba  Inghi- 
rami    (verstümmelt);    nr.  4   ist  das   von  Jahn 


1199  Kirke  (in  der  Telegonie) 


Kirke  (in  Italien) 


1200 


und  Overieck  zurückgewiesene,  von  Brunn 
und  Schlie  hierher  bezogene  Relief  bei 
Micali,  Mon.  incd.  49,  2  {Ann.  d.  inst.  1849 
tav.  D).  Ferner  ein  etruskischer  Spiegel 
{Ann.  dell.  Inst.  1852.  Tav.  d'agg.  H,  danach 
Enqelmann  Taf.  8,  46;  eine  genauere  Ab- 
bildung nach  dem  Oi'iginal  im  Louvre  bei 
Gerquand  a.  a.  0.  PI.  1):  Kirke  (Cerca), 
Odysseus  (Uthste)  und  Elpenor  (Felparun)  im 
Augenblick  der  Bedrohung;  zu  unterst  ein 
Schwein  mit  einem  menschlichen  Fufs;  das 
Relief  einer  römischen  Lampe  {Arcli.  Ztg.  1865, 
Taf.  194,  4);  Kirke  mit  Strahlenkrone,  Odys- 
seus den  Griff  des  Schwertes  fassend,  im 
Hintergrund  Tierköpfe;  eine  Kontorniatmünze 
(Fig.  4  =  Sabotier,  dcscr.  gen.  des  medaillons  con- 
torniates  Taf.  8,  13):  Kirke  mit  Strahlenkrone 
fufsfälliglvor  Odysseus,  im  Hintergrunde  Tier- 
gestalten;  endlich  (bei    Overheclc   nr.    58)  eine 

Gemme,   {Miliin, 
Gal.     Myth.    103, 
636):    Odysseus 
mit    dem    Kraute 
Moly. 

2)  Kirke  in 
der  Telegonie 
(vgl.  Welcher,  Die 
griechischen  Tra- 
gödien 1,  240.  V. 
WiJamoiüitz,  Ho- 
merische Unter- 
suchungen 192  ff. 
Artik.  Telegonos). 
Telegonos  gilt 
Dach  dergewöhn- 
lichen  Überliefe- 
rung als  Sohn  des  Odysseus  und  der  Kirke: 
Hypothesis  der  Telegonie  bei  Proclus,  Hyg. 
f.  127.  Schol.  Hom.  l  134.  Eustath.  zu  %  323 
p.  1660,  7.  Schol.  Ar.  Flut.  303.  fragm. 
Apollod.  Sabbait.  im  Rhein.  Mus.  46,  178, 
9  uxiAfr.  121b  s.  i8i,  iff.  (wo  mit  Bücheier 
ansXccvvsi.  für  unsXccßs  und  xQvyövog  für 
Trjlsyovog  zu  schreiben  ist).  Serv.  Verg. 
Aen.  2,  44  u.  a.  St.  (Fälschlich  wird  bei 
Eustath.  zu  n  118  p.  1796,  49  Telegonos  ein 
Sohn  der  Kalypso  genannt;  umgekehrt  wird 
Nausithoos,  nach  Hes.  Theog.  1017  Sohn  der 
Kalypso,  bei  Hyg.  f.  125  Sohn  der  Kirke 
genannt;  vgl.  über  die  Verwechslung  beider 
V.  Wilamoioitz  a.  a.  0.  115  Anm.  3  und  Gerquand 
a.  a.  0.  7  not.  1).  Nach  Üppiun,  Hai.  2,  497, 
hat  Kirke  ihrem  Sohn  die  verhängnisvolle,  von 
Hephaistos  gefertigte  (dies  nach  Eustath.  zu 
X  133  p.  1676,  44)  Lanze  mit  dem  Rochenstachel 
übergeben,  mit  der  er  nachher  den  eignen 
Vater  tötete.  Die  Darstellung  dieser  Scene 
wird  in  einem  Vasenfragment  {WelcTcer,  A.  D. 
3,  Tafel  30,  2)  gefunden.  Vielleicht  stammt 
dieses  Motiv  aus  Sophokles,  der  im  'OSva- 
csvg  d'Kdv&oTiXri^  die  Telegonie  behandelte. 
Dagegen  mag  der  Zug,  dafs  Kirke  Odysseus 
durch  ihre  Kunst  wieder  aufgeweckt  habe, 
eine  spätere  Erfindung  sein:  Tzets.  Lykophr. 
805.  —  _^An  den  Tod  des  Odysseus  knüpfte 
schon  da*s  Epos  neue  Verbindungen:  nach  der 
Telegonie  des  Kyrenäers  Eugamnion  {Proklos- 
exc.)  soll  Telegonos  die  Penelope,  Telemachos 


Abb.  4)  Odysseus  und  Kirke, 

Kontorniat  (nach  Arch.  Zeitg. 

1865  Taf.  194  Fig.  3). 


Kirke  geheiratet  haben  (dasselbe  bei  Eustath. 
zu  n,  118  p.  1796,  53  aus  den  Nosten).  —  Kirch- 
hoff, Philol.  15,  24  nimmt  Verwirrung  an  der 
Stelle  an ;  anders  urteilt  v.  Wilamowitz  a.  a.  0. 
S.  184  — ;  vgl.  noch  Tzetz.  Lyk.  805,  wo  die 
Verbindung  auf  die  Inseln  der  Seligen  ver- 
legt wird;  dasselbe  könnte  auch  aus  dem 
Proklosexcerpt  der  Telegonie  gefolgert  werden, 
wo   es   heifst:    fj    8l  [sc.  KiQnrj^    avzovg  d&a- 

w  vKTovg  noiii  (vgl.  fragin.  Apollod.  a.  a.  0.), 
■Acil  Gwom^L  xfj  HSV  TlrjvsXönr]  Trjliyovog, 
Kig-nTj  ÖE  Triliyt,Kxog).  Die  Sage  kennt  aber 
auch  •  eine  Tochter  des  Odysseus  und  der 
Kirke,  Namens  Kassiphone  (oder  richtiger 
Kasiphone  d.  h.  die  Brudermörderin?);  auf 
diese  beziehen  sich  nach  den  alten  Erklärern 
die  Verse  bei  Lykophr.  808  ff. :  Telemachos 
habe  seine  Gattin  (die  unsterbliche  Kirke!) 
getötet;   aber   den  Tod    der  Mutter  habe    an 

20  Telemachos  die  Schwester  gerächt;  vgl. 
Schol.  zu  V.  810:  tuig  atpayaLg  rfjg  ddsXcprjg 
Kccaaicpovrig.  (Wenn  beim  Schol.  zu  v.  807 
und  Tzetz.  zu  Lykophr.  805  Kassiphone  die 
[zweite]  Frau  des  Telemachos  genannt  wird, 
so  mag  dies  auf  später  Erfindung  oder  Mifs- 
verständnis  beruhen;  aus  Lgkophron  ist 
nur  auf  ein  geschwisterliches  Verhältnis  zu 
schliefsen.)  —  Telegonos,  der  Sohn  der  Kirke, 
ist    bekanntlich    für    die    italische    Sage    be- 

30  deutungsvoll  als  Gründer  von  Tusculum  {Dion. 
Hai.  4,  45.  Liv.  1,  49.  Hör.  Epod.  1,  29  f. 
Prop.  2,  32,  4:  Aeaei  moenia  Telegoni  u.  a.) 
oder  Praeneste  {Plut.  Parallel.  41  u.  a.);  dies 
führt  uns  zu  der  Kirkesage  in  Italien. 

3)  Kir^ke  in  Italien.  Eine  vereinzelte 
Überlieferung  verlegt  das  Grab  der  Kirke  nach 
Griechenland  in  die  Bucht  von  Eleusis  auf 
eine  der  Pharmakusen  {Strab.  9,  395;  vgl.  da- 
mit das  skylläische  Vorgebirge  bei  Troizene!). 

40  Der  erste,  der  Kirke  nach  Italien  versetzte, 
war  nach  Eratosthenes  (bei  Strab.  1  p.  23; 
vgl.  Schol.  Apoll  Bh.  3,  311)  Hesiodos  {fr.  89, 
90  Bzach).  Wenn  aber  in  den  Apollonios- 
scholien  (a.  a.  0.  fr.  91)  behauptet  wird,  dafs 
Apollonios,  ,,dem  Hesiodos  folgend",  Kirke  auf 
dem  Wagen  des  Helios  (vom  östlichen  Aia) 
nach  dem  tyrrhenischen  Meer  habe  gelangen 
lassen,  so  ist  die  Berufung  auf  Hesiodos  in 
diesem  Punkte  irrtümlich;   keine  Spur  deutet 

50  darauf  hin,  dafs  die  hesiodeische  Dichtung  Kirke 
mit  der  Argonautensage  verbunden  habe;  die 
Verbindung  der  Kirke  mit  Aietes  {Theog.  957) 
beruht  auf  den  homerischen  Andeutungen  (s. 
unter  1).  Dagegen  hat  die  hesiodeische  Dichtung, 
wenn  auch  jüngeren  Alters,  Kirke  bereits  mit 
den  italischen  Genealogieen  verknüpft  (Müllen- 
Jioff  a.  a.  0.  S.  54  scheint  das  Alter  der  Stelle 
zu  überschätzen).  Im  Frauenkatalog  der  Tlieoq. 
1011  ff',  {ciiieri  Schol.  Apoll.  Bh.^,  ^00.  Eustath. 

60  z.  //.  p.  1796.  Laur.  Lyd.  d§  mens.  1,  4  p.  7 
Bkk.,  vielleicht  auch  von  Eratosthenes  a.  a.  0. 
berücksichtigt)  wird  berichtet,  fvirke  habe 
dem  Odysseus  den  Agrios  (?)  und  Latinos  ge- 
boren. Während  Preller  {B.  M.^  2,  308)  und 
Müllenhoff  S.  54  in  Agrios  den  Faunus  er- 
kennen wollen  (Kirke  als  Mutter  des  Faunus 
von  Zeus  bei  Norm.  13,  330  ff'.),  haben  andere 
dafür  FQat^ov,  "JdQiov  und  zuletzt  Sittl  unter 


1201  Kirke  (in  Italien)  Kirke  (in  dei-  Amonautensasre)     1202 


o^ 


Zustimmung  von  Bzacli  "Axqiov  vermutet  (s.  aus  Plin.  N.  H.  3,  108  =  Faunus?).  Oder  an 
die  Ausgaben  von  Flach  und  Bzach  z.  d.  St.).  die  Stelle  der  Marica  von  Minturnae  an  der 
Latinus  als  Sobn  der  Kirke  und  des  Odysseus  Lirismündung,  vgl.  Lnctant.  1,  21,  23.  Scrv. 
wird  noch  bezeugt  durch  Ps.-Shjmn.  227.  Verg.  Aen.  12,  164.  Jedenfalls  genofs  Kirke 
Serv.  Verg.  Aen.  12,  164.  Steph.  Byz.  s.  v.  religiöse  Verehrung,  Cic.  de  nat.  deor.  3,  19, 
/IpafiVföro?,  während  iJ?///. /".  127  Latinus  einen  48:  Circen  coloni  nostri  Circcienses  religiöse 
Sohn  des  Telemachos  und  der  Kirke  nennt;  cohint.  Plin.  25,  10:  Itala  Circe  dis  adscripta. 
bei  Festus  p.  269  (aus  KUinias?  Müller,  fr.  h.  Vgl.  Inscript.  Orelli  n.  1849.  Über  Gebräuche 
4,  366)  heifst  Italus  Sohn  des  Telemachos  und  von  S.  Feiice  (Circei)  s.  Capponi^  II promontorio 
der  Kirke.  Anders  lautet  die  Genealogie  des  lo  Cirr.eio.  Velletri  1856  p.  356. 
Xenagoras  (Dion.  Hol.  1,  72,  fr.  6;  daraus  Den  Palast  der  Zauberin  auf  Circei  hat 
Euseb.  Chron.  p.  205  Mai.  Sgnc.  p.  193  A.  Ferf/i7  in  der  J.en.  7, 10 ff.  nach  dem  Vorbilde  der 
Steph.  Byz.  s.  v.  "Avxsiu):  Die  Söhne  des  Odyssee  geschildert:  Löwen,  Bären,  Wölfe  und 
Odysseus  und  der  Kirke  seieu  Romus,  Antias,  Schweiue  heulen  iu  der  Umgebung  {Ov.  Met. 
Ardeas;  Plut.  Born.  2  nennt  dagegen  Romulus.  14,  10:  atriavanarumplenaferarum);  im  fahlen 
(Vgl.  darüber  Stiehle  im  Piniol.  1849  S.  107  Mondlicht  leuchtet  das  Meer;  sie  selbst  sitzt 
und  1885  S.  167.  Schwegler ,  Böm.  Gesch.  1,  im  Palast,  der  von  duftendem  Cederholz  (üom.  f 
403.)  Endlich  galt  auch  Auson  (s.  d.)i  der  60  vom  Palast  der  Kalypso;  die  gleiche  Ver- 
Eponym  der  Ausonen,  durch  Verwechslung  mit  wechslnng  bei  Plin.  Nat.  II.  13,  100)  erleuchtet 
Kalypso  (s.  oben  unter  2)  für  einen  Sohn  der  20  wird ,  am  Webstuhl.  (In  der  Weissagung  des 
Kirke  und  des  Odysseus:  Eustath.  Od.  p.  1379,  Helenos  3,  386  heifst  ihr  Wohnsitz:  Aeaeae  in- 
30.  Schol.  Biou.  Per.  78  u.  a.  siila  Circae.)  Eine  neue  italische  Sage  be- 
Hesiodos  verlegte  den  Wohnsitz  der  Kirke  gegnet  uns  Aen.  7,  190  f.:  unter  den  Ahnen- 
in das  tyrrhenische  Meer (27<eor/.  1016.  /"r.  89.90);  bildern  im  Palaste  des  Latinus  zu  Laurentnm 
■wenn  Enripides  {Troad.  4:37  i.)  Kirke:  Aiyvatlg  wird  auch  das  des  Picus  angeführt,  den  seine 
7}  aväv  uogqxoTQia  nennt,  so  will  er  damit  Gemahlin  Kirke  (vgl.  Val.  Flacc.  7,  232)  in 
gewifs  nur  ihren  Aufenthalt  im  westlichen  den  Vogel  verwandelt  haben  soll.  Die  Ver- 
Meer andeuten  (vgl.  bei  Plin.  25,  10:  Circe  Wandlung  wird  ausführlich  von  Ov.  Met.  14, 
Itala).  Nach  Ps.-SJcymn.  225  hiefsen  drei  320  ff.  erzählt,  nur  dafs  hier  Kirke  in  ver- 
kleine Inseln  vor  Misenum  KiQ-urjg  vrjaoi.;  aber  30  botener  Liebe  zu  Picus  entbrannt  ist.  Aemilius 
volkstümlich  geworden  ist  ihr  Aufenthalt  auf  Macer  hat  die  Sage  im  ersten  Buch  seiner 
dem  Vorgebirge  Circei,  Kig-natov  (das  früher  Ornithogonie  behandelt,  s.  Non.  Marc.  p.  518 
eine  Insel  gewesen  sein  sollte:  Theophr.  Hist.  s.  v.  Picumnus;  vgl.  noch  Serv.  Verg.  Aen. 
plant,  b,  83.  Varro  bei  Serv.  Verg.  Aen.  3,386.  7,  190.  Sil.  Ital.  8,  440.  Myth.  Vat.'l,  102. 
Plin.  N.  H.  3,  57.  2,  201.  Solin.  2,  22).  Theo-  2,  213;  zur  Deutung  W.  Mannhardt,  WaU- 
phrastos  a.  a.  0.  ist  der  älteste  Gewährsmann  und  Feldkultc  2,  334  f.  —  Auch  sonst  wird 
dafür;  besonders  aber  Strab.  5  p.  232:  fisrä  Ss  Kirke  bei  römischen  Schriftstellern  häutig  ge- 
"Avtlov  xo  KiQy.al6v  sativ  ....  cpaal  8\  %al  nannt  (Ov.  iliei.  4,  205:  homerische  Genealogie, 
TtoXvQQi^ov  slvai  (noXvcpaQfiav.ov  Schol.  Apoll.  „Titanis"  Ov.'  Met.  13,  968.  14,  14.  376.  Martial. 
Bh.  3,  311;  von  einem  cpdQucc-nov  daselbst  40  ep^'^rr.  8,  36),  sei  es  in  Verbindung  mit  Odys- 
{Ps.-Aristot.  nsQi  &av!J,ttG.  d->iov6(i.  c.  78  p.  835^,  seus,  wie  Varro,  De  gente  pop.  rom.  fr.  17  aus 
33)  .  .  .  f'xei-  Ss  TtoXixviov  v.al  KiQv.rjg  lsqov  kuI  August,  de  civ.  d. 18, 16.  Verg.ecl.8,10{=G.I.L. 
'Ad-riväg  ßcofiöv,  SsLy.vvG&(XL  8s  ■aal  cpidXrjv  rivd  4,  1982).  Hör.  Od.  1,  17,20  {vitrea  Circe).  Epod. 
cpaßiv  'OSvaasag  (citiert  Eustath.  Dion.  Per.  17,  17.  Epist.  1,  2,  23.  Tib.  4,  1,  61.  Prop.  4, 
692);  vgl.  Philostephanos  fr.  23  aus  Tzetz.  Lyk.  12,  27.  Ov.  A.  am.  2,  103.  Bern.  Am.  263  ff. 
1276.  Dion.  Hai.  4,  63.  Am  Kigv-atov  wurde  Fast.  4,  70.  Stat.  Silv.  1,  3,  85  {vitrea  Circe), 
das  |U.j;7iua  des  Elpenor  gezeigt:  Theophr.  a..  a,.  0.  seltener  als  Zauberin:  Tib.  2,  4,  55.  Ov. 
Ps.-Skylax  §  8.  Deutet  man  den  Namen  etwa  Met.  14,  14;  als  Name  für  eine  Dirne  (vgl. 
mit  Pnpe-Benseler  s.  v.  als  Habicht-  oder  Plaut.  Epidic.  4,  2,  34):  Petron.  Sat.  127. 
Falkenstein,  den  die  Griechen  dem  Vorgebirge  50  129.  130. 

gegeben  hätten,  so  würde  die  Namensähnlich-  4)  Kirke  in  der  Argonautensage.  Im 
keit  den  Grund  zur  Lokalisation  der  Kirke  ge-  Gegensatz  zu  Müllenhoff  (Deutsche  Altertumslc. 
geben  haben;  oder  das  Vorgebirge  galt  von  1,  52 ff.),  welcher  geneigt  ist,  die  Argonauten- 
alters her  als  Sitz  einer  Zauberin  und  erhielt  sage  für  die  Vorlage  der  Odysseusabenteuer 
erst  von  der  mit  dieser  identifi eierten  Kirke  in  v.  zu  halten  (vgl.  Kirchhoff  a.  a.  0.  unter  1 
seinen  Namen  (die  Stadt  Circei  wird  von  Liv.  und  den  Art.  Argonauten  Bd.  1  Sp.  535, 
1,  66  in  der  Geschichte  des  Tarquinius  Superbus,  57  ff.),  ist  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dafs 
2, 39  in  der  des  Coriolanus  erwähnt).  Denn  mit  Kirke  in  dem  älteren  Teile  der  Argonauten- 
Recht  hat  Preller  {B.  M.  ^  1,  412)  behauptet,  sage  keinen  Platz  hat,  nur  eine  lästige  Wieder- 
dafs  Kirke  vielfach  an  die  Stelle  altitalischer  60  holung  der  Medeia  sein  würde;  auch  die  Hypo- 
Göttinnen getreten  ist,  wie  der  Angitia,  die  these,  dafs  die  „korinthische"  Medeia  Kirke 
besonders  am  Fuciner  See  im  Marserlande  ver-  aus  dieser  Sage  verdrängt  habe ,  könnte  sich 
ehrt  wurde  {Cn.  Gelliusfr.  9  aus  Solin.  2,  28);  auf  keinen  Beweis  stützen.  Bei  Pindaros, 
dadurch  mag  sich  die  Überlieferung  bei  Plin.  Sophokles,  Herodoros  (s.  Arg.  Bd.  1  Sp.  536, 
N.  H.  7,  15.  26,  11.  Gell.  N.  A.  16,  11,  1.  22  ff.)  ist  Kirke  aus  der  Argonautensage  aus- 
ßioZw.  2,  27  erklären,  dafs  die  Marser  behauptet  geschlossen;  auch  Hesiodos  fr.  91  darf  nach 
haben  sollen,  von  einem  Sohne  der  Kirke  ab-  dem  oben  (unter  3  zu  Anfang)  Gesagten  nicht 
zustammen  (etwa  von  Marsyas,  Cn.  Gellius  fr.  8  hierher  gezogen  werden.   Erst  in  der  alexandri- 


1203    Kirke   (in  der  Argonautensage)  Kisar  1204 

nischen  Zeit,  als  man  die  Argonauten  auch  in  opfer  reinigt.  Als  aber  Medeia  Schuld  und 
das  westliche  Meer  führte,  ist  die  Kirkesage  Schicksal  gebeichtet  hat,  werden  sie  sofort 
unter  Benutzung  der  homerischen  Andeutungen  von  der  Göttin  entlassen.  (Kurze  Hypothesis 
mit  der  Argonautensage  verbunden  worden;  dieser  Erzählung  bei  Apollod.  a.  a.  0.).  Der 
wie  äufserlich  dies  aber  geschehen  ist,  beweist  Dichter  der  Orphika  (v.  1212 — 1243"),  der  Kirke 
am  besten  die  Erzählung  des  ApoUonios  Wioä.  eine  Tochter  des  Helios  (Hyperion")  und  der 
4,  659  fiF.,  in  der  Kirke  zur  Entsühnung  des  Asterope  (v.  1222)  nennt  und  ihr  Haupt  mit 
flüchtigen  Paares  benutzt  wird,  um  sofort  einer  Strahlenkrone  schmückt  (v.  1224 f,  s.  die 
wieder  zu  verschwinden.  Auch  der  Name  bildlichen  Darstellungen  unter  1),  läfst  zwar 
Kigv-aiov  oder  jceSlov  Ki'Qy.rji;  in  Kolchis  darf  lo  auch  nach  dem  Vorgange  des  Apollonios  das 
nicht  zum  Beweis  einer  älteren  Verbindung  blutbefleckte  Paar  zu  Kirke  gelangen,  aber 
angeführt  werden;  dieselben  Schriftsteller,  die  seinem  Plane  gemäfs  diese  die  Sühnung  ver- 
aus  einer  Anzahl  zweifelhafter,  von  ihnen  künst-  weigern  und  dem  Orpheus  übertragen,  der 
lieh  zurechtgemachterLokalüberlieferungen  und  sie  bei  dem  Vorgebirge  Malea  vornimmt 
Namensdeutungen  die  Fahrt  der  Argo  ins  west-  (v.  1371  fF.).  Aus  dem  Gesagten  dürfte  sich 
liehe  Meer  zu  beweisen  versuchten,  haben  uns  ergeben,  dafs  die  Verflechtung  der  Kirke  in 
auch  diesen  Namen  überliefert:  Timaios  fr.  9  die  Argonautensage  keine  Spur  alter  Über- 
aus Schol.  Apoll.  JRh.  2,  399  (vg].  damit  fr.  6  lieferung  aufweist. 

aus   Diod.   4,  56),    wahrscheinlich    aber    auch  5)  Kirke  und  Glaukos.   Alexandrinischen 

Timagetos  und  Timonax  (s.  die  fragm.  aus  den  20  Charakter  trägt  auch  diese  Erzähluncr.    Skylla, 

ApolloniosschoUen  hei  Müller,  fr.  h.  4,  bl9.  522);  von  Glaukos   (s.  das.  Bd.  1   Sp.  1684)  geliebt, 

vgl.   Apoll.  Bh.  2,  400  und   ScJiol.  Eustath.  z.  weist    seine    Werbung    zurück;    dieser    bittet 

Dion.  Per.  692.   Etym.  M.   Suid.  s.  v.   Ph'nius  Kirke  um   ein  Zaubermittel,   welches  ihm  die 

6,  13;  nach  Apollonios  auch  Val.  Flacc.  5,  327.  Liebe  der  Verschmähenden  gewinnen  soll.    Die 

6,  426.   7,  544:    Circaetia  campus.     Am  eigen-  Zauberin,   die  ihrerseits  Glaukos  liebt,  mischt 

tümlichsten  handelte  von  Kirke  bei  den  Kolchern  aus  Eifersucht  in  das  Wasser,  worin  sich  Skylla 

(im  Taurenlande)  Dionysios  Skytohrachion,  des-  zu  baden  pflegt,  ihre  Gifte  und  verwandelt  sie 

sen  Erzählung  bei  Diod.  4,  45  (vgl.  Schol.  Ap.  in  das  Ungeheuer,  das  ihren  Namen  trägt.    So 

Eh.  3,  200)  voi'liegt;  nach  ihm  ist  Kirke  die  hatte  vielleicht  die  Athenerin  ifftZj/Ze  (3.  Jahrh.) 
Tochter  des  Aietes  und  der  Hekate,  Schwester  30  erzählt  {Athen.  7,  297^);  nach  alexandrinischer 

der  Medeia,    eine  berüchtigte   Zauberin   nach  Vorlage    dichtete    Ov.    Met.    14,    1 — 74;    vgl. 

dem  Beispiel  der  Mutter.    Mit  dem  König  der  Hyg.  f.  199  {Myfh.   Vat.  1,  3.   2,  169).     Serv. 

Sarmaten  verheiratet,  tötet  sie  diesen  und  be-  Y^'''9-   ■^^^-   ^1    '^^-    ^^**-  ^1  ^2^-      Nach    einer 

geht  so  viele   Verbrechen,   dafs   sie   aus   dem  Überlieferung  bei  Serv.  Verg.  Ed.  6.  74  (vgl. 

Lande  vertrieben  wird;   nach  einigen  soll  sie  Tzetz.  z.  Lyk.  754)  ist  Poseidon  an  die  Stelle 

sie  mit  ihren  Frauen  auf  einer  einsamen  Insel  des  Glaukos  zu  setzen. 

des    Ocean    gelebt    haben    (dem    homerischen  6)  Kirke  und  Kai  chos  (s.d.).    In  das  Ge- 

Aiaie?),   nach  anderen  nach  Circei  in"  Italien  biet  des  Romans  fällt  die  Erzählung  bei  Parth. 

gewandert  sein.  Auch  Apollonios  Bhod. ,  der  erot.  12:  Der  Daunierkönig  Kalchos  verliebt 
Kirke  nach  Homer  als  Tochter  des  Helios  und  40  sich  in  Kirke  und   darf  ihr  so  lange   dienen, 

derPerse  bezeichnet  (4,  591)  berichtet  (3,  308 ff.),  bis  Odysseus  kommt;   da  wehrt  sie   ihm   den 

dafs  Kirke  auf  dem  Wagen  ihres  Vaters  nach  Zutritt   zu   ihrer  Insel.     Als    er  in    seinen    zu- 

Tyrrhenien  gekommen   sei  (vgl.  4,  850  «jtrr/v  dringlichen  Werbungen  nicht  nachläfst,ladetsie 

Alairjv  TvQßrjVLdoc;  rinsLooio;   nach   Apollonios  ihn  hinterlistig  zum  Mahl,  um  ihn  durch  ihre 

auch  Apollod.  1,  9.  24,  5.   Val.  Flacc.  7,  217  ff.  Zauberkräuter  in  ein  Schwein  zu  verwandeln; 

120).*)  AlsIasonnndMedeiaandemWohnsitzder  er.st  die  drohende  Ankunft  der  Daunier  veran- 

Kirke  landen  (4,  661  ii,Qv  At<xtr]g  XiafvK  kIv-  lafst  sie,  den  König  freizulassen.     [Seeliger.] 
Tov,   vgl.    Lyk.   1273  f.    Tvgaiv   naasctvag  dficpi  Kirpheis  =  Kripheis  (s.d.). 

KiQ-natov  vccTiag  'Agyarx;  ts  yilsivov  ogfiov  Airj-  Kirrha  (KiQoa),  Nymphe,  nach  welcher  die 

TrjV  fisyav  und  Schol.),  treffen  sie  dieselbe  am  50  gleichnamige   Stadt    in   Phokis    benannt    war, 

Gestade,  wohin   sie   durch  nächtliche  Träume  Paus.  10,  37,  4.   [^G-erhard,  Arch.  Ztg.  23  S.  104 

erschreckt  gekommen  ist,  um  sich  Haupt  und  u.  117    vermutet  K.   in   einer  Figur  auf  einer 

Gewänder  in  den  Fluten  des  Meeres  zu  waschen;  Vase   des   Brit.  3Inseums,  welche  ApoUon  zu 

ihr    folgen    wilde    Gestalten,    aus    mancherlei  Delphi  mit  Nymphen  und  Thiasoten  darstellt, 

Leibern     verschieden    geformt,     Gebilde     der  während    andere    sie    als   Opora  deuten    (vgl. 

feuchten  Erde.     Sie  will  die  Gefährten  lasons  Taf:  202,  2).  [Roscher.l     [StoU.] 
in  ihren   Palast  locken;   aber  dieser   hält  sie  Kirris  {KiQQiii)  =  Kiris  fs.  Adonis). 

zurück    und    begiebt    sich    allein    mit  Medeia  Eisalandenos  {Kiaalavdrivo?),  Beiname  des 

dahin;  hier  werfen  sie  sich  als  Schutzflehende  Apollon  auf  einer  Inschrift  aus  Smyrna,  Kon- 
vor  den  Herd,  bis  Kirke  sie  durch  ein  Ferkel-  fio  toleon  in  Mitt.  d.  deutschen  arch.  Inst.   14,  96 

nr.  28.  Auf  einer  anderen  Inschrift  aus  Smyrna 

*)  [Nach  Tyrrheuiou  weist  wohl  auch  die  bisher  über-  heifst  der  Gott  Kl6C(vlo88riv6g,  KontoleOU  a.  a.  0. 

seliene  Notiz  beim  Sc/ml.  z.  T/ieokr.  id.  2,  Ih:  Iti  y.a\  vvr  97,  Beinach  in  Bevuc  arcMol.  15  (1890),  288. 
iv  'f(ä  2sXy]vaiij}    ij^ei   oX/:iovg  öeixvvouni   ttj;  Mrjötiac  fHöfer.! 

y.al  ja.r^r,?  iv  o[r^><o7ttovrh  ,pdo^,ay.a    yv-^hr^^^^  Kisar.      Nach    Da7nascius ,    Quaestiones   de 

ist  dieses  _t/f?i'0f(0i' ono;  identisch  mit  dem  axoov  _f/.»,rj;;  •      •  ....         ,     ._         -_,    '      ^„  »    ^  nc^n 

(Ptol.  3,  1,  4)  bei  der'etruskisohen  Stadt  Luna  (=  M'  P''''"'"  P^'^'^'^^P'''  ed.  los.Kopp.     Francof.  1826 

i»7,-  n6Xii  b.  strab.  222  u.  Steph.  Byz.  s.  v.).    Vgl.  Rosdier,  V-  384   cap.  125  treten  in  der  babylonischen 

Seiene  u.  Verwandtes  s.  15.  R.]]  Schöpfungssage  folgende  Wesen  auf: 


1205                       Kissa  Kissios                      1206 

1.  Tcev^F  Kttt  'jinceaäv.  Kisseus,  Hekabe,  Verg.  Aen.  7,  320.  10,  705  u. 
' '  Serv.  —  3)  Tochter  des  Kisses,  Theano,  TJ.  6. 

2.  ÄTtöv^i?.  299.     [Stoll.] 

3.  Aäxn^^ocl  Aaxo?.  ,      .,  ,     ^  ^     ^          .^.  Kisses    (Ktaa'^g,    aus   Xtdc.'as,    S^c^io?.  .-.    II 

,,  .f:  ^f ««9^?    [so    schreibt    Schröder,    Die  ^  ^  o.).  Vater  der  Theano,  der  Gemahlin  des 

Keihnschriftcn   u.  das  -A.  Test.    2   Aufl.    p.  12  ^^^^^^  Antenor.  Köni<?  in  Thrakien,  II  11,  22.S. 

den    bei    JJnmascius    im    Accusativ    Kiacagn  Stmh    7    330      fStoll  1 

lautenden  Namen]  -Kai  "AoacogoQ.  tt--'',.    /v         '  \      i\   -n--   •      ■      mi      i  • 

.   V.            ,  ,.,'      ,    .„«       "\  „.  Kissens    (Kica^vg),    1)  Koni^  m  Thrakien, 

5.  AvoQ  -nai   IlAivog  (?)  -neu  Joe.  tt.        j      -rriv       j-i-tt           mii.        i 

/.        -   i»  "^           i    ^    '           '•'      •    n~i  Vater  der  Hekabe.  die  bei  ffomer  Tochter  des 

r,      -4.      i.-        j.    •                  4.1 -i,         "U       •      j-  i'ymas    (77.    16,  718)    heilst,    Eiirin.    Hek.    3. 

Damit    stimmt    im    wesentlichen    iiberein    die  o        rr    a        ^    m,^  \n   e^-r     .«     7?   ?   o    .^    k 

ji    1.  1^   •  „1        T?                 j«       o  V"   e  Serv.  V.  Acn.  5,  535.  10,  507.   Apnllod.  3,  12,  5. 

Dordbabylomsche     l'asaunc'     der     bchontnnss-  rr       j-  n-,     iai    n.n    n^n    oe/.     th      ■        -r. 

sage,  wilche  FriL~  Hommel,  Deutsche  Bund-  ^^/.'Z-  f-  91_  Hl-  243^  249.  256.  Enmj^,  Pacu- 

„«r      fiA    cQ    1Q01    ,.   ^1^  o,^  ,-,-i,^    «t  4.  ''"**  ""d  Fe)-öz7  folgten  hierin  dem  Eunpides, 

schau  Bd.  68.  1891   p.  110  so  übersetzt:  ^        y  ^      ■    320     Die  Gemahlin  des  Kisseus 

„Damals     als  droben  der  Himmel  noch  mcht  ^^^^^^^  ^^^.  p^i^abe   war  Telekleia,   Schol.  II. 

bekannt  war                 ,     ^    -         ,t            ^  16,  718;  vgl.  Eustath.  II.  p.  1083,  1,  s.  Müller, 

Drunten  die  Flache  noch  keinen  Namen  trug  ^,    7^-,^_           4         347    2.      Mehr  bei  De  Vit, 

-  Der  Himmelsocean  (apsu)  aber,   der  Uran-  ^^^„,_    g    ,^_    _    3^   Sohn   des   Aigyptos,   xer- 

.TT  "TÄu^^'  i^\?'-^euger                           ^  j^^äljit    ,^it    der   Danaide    Antheleia,    Apollod. 

(Und)  Chaos  =•  Meergrund  (mummu-ti  amat),  20  2,  1,  5.   -   3)  Krieger  des  Turnus,   Sohn  des 

die  Gebarerm  ihrer  Aller,                          .  Melampus,  von   Aeneas  erlegt,   Verq.  Aen.  10, 

Strömten  mit  ihven  Wassern   (noch)  m  eines  g^^   _  ,-4^  Beiname  des  Dionysos,  Suidas  s.  v., 

zusammen^  und  Murr,  Die  Pfl an semuelt  in  der  griech.  Mythologie 

Noch    war    kein    Getreidehalm    abgeschnitten  ^43    _    5^  ßeinahme    des  Apollon,    Jf»rr 

worden,     la    nicht    einmal    ein    Schilfrohr  j^g    „     ^^^    j.    ^^•„^^•^^     q,.    ^5    p.  .'S86. 

hervorgewachsen  -                                     _  4^,^;,    ^,.,,    ^^  _  3^^^^^^,    ^„^    ^     J8      ^l^^^. 

Damals,    als    von    den    Gottern    noch    keiner  die  Beziehung  dps  Apollon  zu  Dionysos  s.  u.  a. 

erschatten,                                4.    1    •     ^      ,  •  ■,  -F/'.    Lemrmant,    Bev.    num.    1864    p.  13.      (7e 

Em  Name  noch  nicht  genannt,  kein  Geschick  ^y-^^^^    ^^^    ^,„,,g    ^^jj    ^^    ^.„^^,    ^,.^^^^^    ^^ 

noch  bestimmt  war,  ^<i  Etrurie    p.   68    Note  3    und     Ca&.    d'ant.    de 

Da   wurden    erst    erschaiTen    die    Gotter    (des  „^    ,     ■»*■**.•?:                 „        o-v  4.    <    di,   j-    i 

Chaos)  3f.  <ie  Jf^„',;„,„„„^j    p.  2nr.  2Notel.  Rhodische 

Lachmu  und  Lachämu  wurden  hervorgebracht,  Münzen    zeigen     das    Haupt    des    Helios    mit 

Bis  sie  aufwuchsen  in  Epheu   und   Trauben  geziert,    Cavedom.  Spic. 

Anschur  und  Kischur  wurden  geschaffen,  "J,""-  V-  \M.     BnJl.  d.  Inst.  1862  p  236:^  Dio 

Lang   wurden    (oder   machten    sie)    die   Tage  CJjrpsostnm.  BJmhnc.  v   212   ed.  Aid.:  ^(yl  tov 

asv  AnolAco    xwt   rov   Hliov    -acci  xov  Jiovv6ov  . 

Die  Götter  "Anu,   Inlilla  (Bei)  und  Ea  wurden  /^l«''   'f^'T    ^^"«^^  ^°^    «^^"'f  ^'^"Ll''",^'?   ^^ 

geschaffen  "  PoStoi]  ovrat  voiii^sts.     Drexler.J     [Stoll.] 

Bommel  a.  a.  0.   Anm.  2   erklärt  Anschnr  und  4o      Kissia  (.ff/ cce'«),  Mutter  des  Memnon,  .4?sc/i7/7os 

Kischur:  „wörtlich  die  Himmelsschar  und  die  b.  Stral.  15,  728.    Steph.  B.  v.  Zoiaa.     Wahr- 

Erdenschar,  das  sind  die  bösen  Geister  Himmels  scheinlich  hat  Aischylos  die  Landschaft  Kissia, 

und  der  Erde;  später,  bei  den  Assvrern,  wurde  "i  ^^^'  S"sa  {Mifivovo?  Kzißfia,  St.  B.)  lag,  die 

aus  Anschur  (d.  i.  Anu  und  seine  Heerscharen)  Mutter  des  Memnon  genannt.     [Stoll.] 

der  Gott  Aschur  oder  Assur".    Vgl.  zu  dieser  Kissios   (KICCIOC),   Name   des   Apollon   auf 

Kosmogonie   auch  Fr.  Lenormant,  Gm.  nrch.  einer  Münze  von    Alabanda,   welche   im  Obv. 

2  p.  61.    Lettres  assyrioloqiques  2  p.  194  Anm.  1,  das  epheubekränzte  Haupt  des  Dionysos  zeigt. 

Essai   de    Cnmmentaire    des    fraamen^s    cosmo-  Apollon  ist  hier   dargestellt,    ebenso  wie  auf 

qoniques  de  Bernse  p.  64  und  Die  Magie  und  einer    Münze    des    Britanniens    von    Alabanda 

Wahrsagel:  d.  Chaldäer.     Jena  1878  p.  114  ff.,  .50  (Mi.  S.  6,  439,  24  nach  Aless.  Visconti,  Med.  nnt. 

welcher  Sar  und  Kisar  als  „die  schaffende  Kraft  ified.  Tab.  3  nr.  5.     Ztschr.   f.   Ntim.    8,    1881 

in  der  Höhe  und  in  der  Tiefe"  erklärt.    Anders  p.   9    Tfl.  2    nr.  4,   vgl.   auch   die  Münze   des 

Jensen,  Kosmol.  d.  Bahyl.  S.  2  u.  268 ff.  Maximus,    EcJchel ,    Cat.    Mus.   Caes.    Vind.    1 

Eine   abweichende  sumerische  Schöpfungs-  p.  177.    Mi.  3.  310,  41),  als  Jüngling  mit  dem 

legende  teilt  Hommel  a.  a.  0.  ]>.  108ff.  mit.  Köcher    am    Rücken    und    dem   Bogen   in   der 

[Drexler.]  L.,  in  der  R.  einen  Vogel  haltend,  worin  Fried- 

Kissa  8.  Pieros.     [Stoll.]  länder  einen  Raben  vermutet,   neben  ihm  ein 

Kissaia  (Kicaat'a).  Beiname   der  Athena  in  Widder  als  Attribut  des  Herdengottes,  Fried- 

Epidauros,  Paus.  2,  29,  1.   Das  Fragment  einer  länder,   Ztschr.   f.   Num.   8   p.  9   Tfl.  2   nr.  5. 

Terracotta  (Panoffra,  Terracotten  Taf.  7)  zeigt  60  Cat.  d'une  coli,   de  med.  grecques  autonomes  et 

den  Helm    der   Göttin    mit    Epheu    bekränzt;  des    col.   vom.   formee  par   un   amateur   russe. 

offenbar  liegt  in  diesem  Namen  Beziehung  zu  Milan    1889   p.  137  nr.  1232.     (Obv.  angeblich 

dem  bakchischen  Kreis,  vgl.  Stephnni,  Compte  ..Büste  de  femme  a  dr.").  —  Sestini,  Lett.  Num. 

rendu  1872,  37  <s.  Kissos).     [Höfer.]  Cont.  6  p.  30  nr.  8  und  nach  ihm  Mi.  S.  6,  436,  11. 

Kisse'is  (KiaGrji?),  1)  eine  der  Hyaden  (Naia-  A.  Fahretti,  Begio  Museo  di  Torino.     Monete 

den),  der  Pflegerinnendes  Dionysos.  jff;?/i7.  f.  182.  Greche.      Torino    1883.     4*.    p.   292    nr.    4199 

Bödiger,  D.  Musen,  8.  Suppl.-B.  d.  Jahrhh.  f.  lasen  KICC60C  und  hielten  den  Gott,   ebenso 

lüass.    Philol.   p.  368,  1.   —    2)    Tochter    des  wie   Heydemaym,   Satyr-    und    Bakchennamcn 


1207 


Ki 


ISSO 


Kithairon 


1208 


p.  37,  irrig  für  Dionysos.  Den  Beinamen 
KiaasoxcctzT]?  erhält  Apollon  im  2.  Berliner 
Zaubtrpapyrus  vs.  98  a  p.  45  ed.  Parthey,  wie 
auch  Dionysos  das  Epitheton  Ktaao^aitrjg, 
Murr  p.  143  Anm.  4  führt.     [Drexler.] 

Kisso  (KiOGcö),  eine  Bakchantin  im  Gefolge 
des  Dionysos,  Heydemann,  Satyr-  und  BaJcchen- 
namen  S.  12.  40.  Furtivängler ,  Berl.  Vasen- 
mmml.  nr.  2471.     [Lorentz.] 

Kissos  (Kiocog),  1)  Beiname  des  Dionysos  (s.  lo 
d.)  in  Acharnai,  wo  zuerst  der  Epheu  (vgl. 
Dierhach,  flora  mytJiol.  64  ff.)  gewachsen  sein 
soll,  Paus.  1,  31,  6;  vgl.  C.  I.  Gr.  4,  7461; 
ähnlich  heifst  der  Gott  [ntaaLog,  Münze  von 
Alabanda,  ZeitscJir.  f.  Numism.  8,  2,  5  S.  9. 
Röscher.],  KiaaößQvog,  Orph.  hynin.  30,  4; 
KiaaoSttccg,  Pind.  fr.  75,  9.  Bergl*  p.  394, 
doch  schreibt  Bergk  dafür  jetzt  KiaaoHÖ (ii^g 
{Hom.  hymn.  25,  1.  Rofs,  Inscr.  ined.  2,  36 
nr.  135  =  Banqahe,  ant,  hell.  2,  1196  Jiovvccp  20 
Kiaaonöficc  Inschrift  aus  Arkesines  auf  Amorgos) ; 
niaaoaz scp Kvog,  Antli.  Pal. 9, 524,  1 1 ;  y,i6  0o- 
Xccirrjg,  Prntinas  b.  Athen.  14,  617  b  =  fr.  1,16. 
Bergl-^  S,  559.  El-phantides  fr.  3.  Cratin.  bei 
Hepliaest.  15,  96;  Y.iaco%ccQr]g,  Orph.  hymn. 
52,  12.  -niGaoiixav ,  Orph.  JLith.  261.  Dem 
Dionysos  war  der  Epheu,  der  ihn  bei  seiner  Ge- 
burt schützend  umrankt  hatte  {Eur.  Plioen.  651 ; 
vgl.  Arist.  Thesm.  999),  heilig  ( Chairemon  fr. 
5.  Eur.  fr.  202;  vgl.  fr.  89.  Soph.  Ant.  1131),  30 
und  seine  Verehrer  bekränzten  sich  mit  Epheu, 
Eur.  Bnlich.  82,  106.  205.  253.  323.  342.  1055. 
Hei.  1360;  vgl.  Analr.  108  p.  284  Bergl:  \ 
Anth.  Pal.  7,  707.  Ein  Satyr  in  seinem  Ge- 
folge führt  selbst  den  Beinamen  Kiaao-nofirjg, 
Anth.  Pal.  6,  56,  und  die  Bakchen  zäumen 
die  Löwen  yiioooSstoLg  XsTtäSvoig ,  Nonn. 
Dionys.  14,  262.     Vgl.  Kisseis.  Kisseus.  Kisso. 

—  [2)  Jüngling  oder  Satyr  im  Gefolge  des 
Dionysos,  s.  Murr,  Die  PfJanzemvelt  in  der  40 
griechlfichen  Mythologie.  Innsbruck  1890.  p.  144: 
,,Auf  den  Zügen  des  Dionysos  treffen  wir  den 
Jüngling  Kissos,  die  Personifikation  des  Epheus 
in  der  Begleitung  des  Gottes.  Derselbe  er- 
götzte alle  durch  seine  toUen  Sprünge  (wo- 
mit auf  die  sich  überallhin  ausbreitenden 
Ranken  der  Pflanze  hingewiesen  ist),  verletzte 
sich  dabei  aber  einmal  so,  dafs  er  starb,  wo- 
rauf er  vom  Dionysos  in  den  Epheu  verwan- 
delt wurde"  {Nonn.  10,  401.  405.  421.  430.  12,50 
97.  190.  Geopon.  11,  29);  vgl.  auch  de  Witte, 
Cab.  Durand  p.  38  nr.  111.  [Kiaaog  xoQSvzrjg 
Jiovvaov,  Bhet.  Graec  ed.  Walz,  1  p.  270.  Höfer.] 

—  3)  Satyrname:  a)  Kl$0$  dreimal  auf  einer  Vase 
in  Berlin :  Gerhard,  Trinlcschal.  u.  Gefäfse  Tf.  6.  7. 
C.  I.  G.  7461.  Heydemann,  Satyr-  u.  Balcchen- 
namen  p.  25  nr.  k.  FurHvängler,  Beschreibung 
der  Vasensammlung  im  Antiquarium  p.  712  f. 
nr.  2532.  Dumont  et  Chaplain,  Les  ccramiqucs 
de  la  Grece  propre  j).  374  Note  4;  b)  Kl$$0$,  60 
Trinkschale  der  Sammlung  Dsiaiinshj ,  de 
Longperier ,  Bev.  arch.  n.  s.  17  p.  350  nr.  11. 
Heydemann  a.  a.  0.  p.  32  nr.  X.  de  Witte, 
Descr.  des  coli,  d'ant.  conservees  ä  l'hötel  Lam- 
bert p.  93  —  94  PI.  28;  vgl.  auch  de  Witte, 
Oat.  d'une  coli,  de  montim.  ant.  fde  M.  Para- 
vey].  Paris  1879  p.  4  nr.  9:  Tasse  ä  deux 
anses.   Vulci.   („TJn  homme  nu  et  iarbu  tenant 


une  hranche  de  lierre  et  qui,  ä  cause  de  cet 
attribut,  peut  recevoir  le  nom  de  Gissos  (Kiaaög, 
lierre).  II  est  precede  d'une  jeune  fille  (Hebe) 
vetue  d'une  tunique  talaire  richement  brodee  et  qui 
tient  une  coupe  ä  deux  anses  et  une  couronne. 
Un  ephebe  (Cyathos)  vetu  d'une  chlamyde  et 
tenant  une  o'nochoe,  verse  le  vin  dans  la  coupe 
tenue  par  la  jeune  fille").  Im  Catal.  etrusque 
nr.  102  glaubten  de  Witte  und  Ch.  Lenormant 
in  dieser  Darstellung  eine  Scene  der  Kissotomoi 
(vgl.  Murr  a.  a.  0.  p.  147)  erkennen  zu  dürfen. 
Natürlich  berechtigt  das  unendlich  häufige 
Attribut  des  Epheus  noch  nicht,  eine  Person 
Kissos  zu  nennen.  In  der  Pompa  des  Ptole- 
maios  II.  trugen  40  Satyrn  goldene  Epheu- 
kränze,  Murr  p.  145;  vgl.  den  Epheukranz  auf 
dem  Haupt  eines  Satyrs  z.  B.  bei  de  ^Vitte,  Notice 
sur  quelques  vases  peints  de  la  coli,  de  M.  Aless. 
Cnstellani.  Paris  1865  p.  22  nr.  28.  Minervini, 
Descr.  di  alcuni  vasi  fittili  ant.  della  coli. 
Jatta.  1.  Divinitä  p.  39  nr.  9.  L.  Müller,  Descr. 
des  intailles  et  camees  ant.  du  Musee  Thor- 
valdsen  p.  49  nr.  361;  Epheugewinde  um  den 
Schenkel  eines  Satyrs,  de  Witte,  Not.  s.  qqes. 
vases  p.  de  la_^  call,  de  M.  Aless.  Castellani 
p.  29  f.  nr.  24  Über  die  Bedeutung  des  Epheus 
im  griechischen  Mythus  und  Kultus  überhaupt 
s.  Murr,  Die  Pflanzemvelt  in  der  griechischen 
Mythologie  p.  141—148.  —  i)  Fhifsgott  auf 
Münzen  von  Tomara  mit  der  ßeischrift  KICCOC, 
Head  p.  554.     Drexler.]     [Höfer.] 

Killiairou  (Kid-uigcov),  König  von  Plataia, 
nach  welchem  der  gleichnamige  Berg  benannt 
worden  war.  Paus.  9,  1,2.  [Nach  Lactant. 
inst.  1 ,  22  war  der  K.  benannt  nach  der 
Kithar  des  Orpheus,  die  dort  zu  Ehren  des 
Dionysos  erklang.  Röscher.]  Kithairon,  ein 
schöner  Jüngling,  wurde  von  Tisiphone,  einer 
der  Erinyen,  deren  Liebe  er  verschmähte, 
durch  eine  aus  ihrem  Haare  genommene 
Schlange,  während  er  in  dem  Gebirge  seine 
Herde  weidete,  getötet  und  gab  so  dem  Berge, 
der  früher  Asterion  geheifsen,  seinen  Namen, 
Leon  V.  Byzanz  (?)  b.  Plut.  de  fluv.  2, 2.  Kithairon 
und  Helikon  waren  Brüder  sehr  verschiedenen 
Charakters,  Helikon  mild  und  wohlwollend 
gegen  seine  Eltern,  Kithairon  habsüchtig  und 
begierig  nach  dem  Gute  der  Eltei-n,  weshalb 
er  den  Vater  tötete  und  den  Bruder  hinter- 
listig von  einem  Felsen  stürzte,  wobei  er  aber 
selbst  mit  hinabfiel.  Beide  wurden  zu  den 
gleichnamigen  Bergen,  der  Kithairon  wegen 
seiner  Gottlosigkeit  der  Aufenthalt  der  Erinyen, 
Helikon  der  Sitz  der  Musen  ,i/ermesi«wrtJ:;  v.  Kyp- 
ros (y)  h.  Plut.  de  fluv. 2,3.  Vgl.  Lokalgottheiten. 
[Ähnlich  heifst  es  bei  Tzetz.  Chiliad.  6,  918, 
der  den  Lysimachos  (Lysanias  von  Kyrene? 
vgl.  Müller  zu  Tzetz.  Lykophr.  3,  151)  als 
Quelle  anführt,  Kithairon  und  Helikon  hätten 
sich  gegenseitig  getötet.  Höfer.]  [Pinien- 
bekränzt, einen  Schilfstengel  in  der  Hand, 
erscheint  nach  Fröhner ,  Musee  du  Louvre, 
Notice  de  la  sculpt.  ant.  1  p.  129,  3  und 
Wieseler,  Gott.  Nachr.  1876  p.  71  f.  der  Berg- 
gott Kithairon  am  Pariser  Aktaionsarko- 
phag  in  der  Scene,  welche  die  Zerreifaung 
des  Aktaion  darstellt,  Clarac  2,  115,  68.  Eine 
gleichfalls    pinienbekränzte   Lokalgottheit   an 


1209                   Kithairoaia  Klaria                        1210 

demselben  Sarkophag  in  der  Scene,  iu  welcher  das  Füllhorn    in    der  L.   und    lehnt   sich   auf 

Aktaion  Artemis  im  Bade  belauscht  {Clarac  2,  eine  Urne.     [Drexler.] 

114,  67)  wird  von  Fröhncr  p.  128,  2  auf  Grund  Kladeos  {KldSsog),  Gott  des  Flusses  Kla- 
der  ihr  beigegebenen  Wasserurne  als  Gott  deos,  welcher  Bild  und  Altar  bei  Olympia 
des  Flusses  Parthenios,  von  ]]'iesehr  dagegen  hatte  und  nächst  dem  Alpheios  am  meisten 
p.  72  —  74  gleichfalls  als  Berggott  Kithairon  von  den  Eleern  verehrt  wurde,  Pawsan.  5,  10,  7. 
gefafst.  Auf  einem  von  Phüostr.  Imag.  1,  14  Er  war  im  Ostgiebel  des  olympischen  Zeus- 
beschriebenen Gemälde  mit  der  Darstellung  tempels  liegend  dargestellt,  Archäol.  Ztg.  34 
der  Geburt  des  Dionysos  erscheint  der  trauernde  (1876)  S.  168  f.  175  f.  188,  37  (1879)  S.  118. 
Kithairon  nebst  Megaira,  vgl.  Brunn,  Die  lo  [Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Ält.Fig. 1272  u.  121d. 
Phüostr.  Gemälde  gegen  K.  Friederichs  ver-  Friederichs- Wolters,  Gipsabg.  S.  123  ff.  u.  126. 
teidigt  p.  270  —  271.  Wie  das  Vorkommen  Koscher.]  Aufserdem  findet  sich  sein  Bild 
von  Berggottheiten  in  der  griechischen  Kunst  auch  auf  einem  römischen  Alabastersarkophage, 
überhaupt,  so  stellt  das  des  Kithairon  in  Ab-  Archäol.  Ztg.  11,  1853  S.  59.  [Lorentz.] 
rede  Gerber,  Die  Berge  in  der  Poesie  u.  Kunst  Kladon  {KXäÖwv).,  ein  Aithiope,  Begleiter  des 
der  Alten  p.  26.  28 f.  35.     Drexler.]     [Stoll.]  Memnon  im  trojanischen  Krieg,  Quint.  Sm.  2, 

Kithairouia(Äi'ö'atß(öj'to:),  Beiname  der  Hera,  365.     [Stoll.] 

Anonymi  Laurcntiani  XII deorum  e^ntheta  9,10  Klaia    {KXai:a),    eine  Nymphe,    welche    auf 

in  Anecdota   var.    Gr.   et  Lat.    edd.   Schoell  et  dem   Berge   Kalathion  im   Gebiet  des   lakoni- 

Studemund   1    p.  269.      Scliol.    Eurip.    Phoen.  20  nischen  Gerenia  ein  Heiligtum  und  eine  Grotte 

24  Bd.  1  p.  250  ed.  Schwarte:    ...   ozi  Kt&ca-  hatte,  Paus.  3,26,8.  üurtius,  Peloponn.  2,  286. 

gavi'ag  "'Hqag    iativ    iv    &rißaig   tSQOv.      Bethe,  [Stoll.] 

Theban.  Heldenlieder  p.  9.  10.    B.  Förster,  Die  Klaikorophos    (ÄXaixopdqpog),    Name    eines 

Hochzeit  des  Zeus  und  der  Heia  p.  17,  p.  25  Heros    auf    einer    Inschrift    aus    Messenien, 

Anm.  7;  vgl.  Paus.  9,  2,  3:  6  dt  Ki&cci.Qa>v  xo  Athen.  Mitteil.  16  (1891)  353.  —  Ad.  Wilhelm 

OQog  ^log  isQuv  Ki&aiQwviov  sgtlv,  Minervini,  a.  a.  0.  354  bemerkt  dazu  ,, einen  Heros  Klaiv-o- 

Bidl.  arch.  napol.  u.  s.  8  p.  Iff.     [Drexler.]  ^oqpog  nennt  eine  noch  unveröfientlichte  Inschrift, 

Kithairouides(Ä('9'a:/pcüvi(j£s),  weissagerische  welche  ich  im  Frühjahr  1890  im  Asklepiosheilig- 
Nymphen,  die  auf  dem  Kithairon  in  der  Nähe  tum  zu  Epidauros  gesehen  habe".  [Höfer.] 
von  Plataia  eine  heilige  Höhle  hatten,  Paus.  30  Klauius,  zweifelhafter  Name  eines  etruski- 
9,  3,  5.  Die  Höhle  hiefs  Sphragidion  und  die  sehen  Gottes,  von  C.  Pauli  in  der  Inschrift 
Nymj)hen  die  sphragitischen;  viele  der  An-  eines  bronzenen,  nackten,  bärtigen  Athleten 
wohner  hatten  einen  Wahrsagegeist,  und  man  von  Arezzo,  einst  beim  Vicomte  de  Jansee  ge- 
nannte sie  Begeisterte  der  Nymphen,  Flut.  funden:  mi  klaninsl  ,,dies  (ist)  des  klanins"; 
Aristid.  11.    Sympos.  1,  10,  3.     [Stoll]  s.    Conest.    Bull.    1862,   24;    Fabr.,    C.    I.    1. 

Kithara  s.  Sternbilder.  2608  bis.    Pauli,  Stud.  3,  83.  Altital.  St.  1,  68. 

Kitlioiiea  {Ki&mvia),  Beiname  der  Artemis,  Deecke,  Etr.  Fo.  5,  24,  nt.  89.     [Deecke.] 

Hesych.    Müller,    Dorier   1    p.  381.     Meineke,  Klanis   {Klävig),   1)    ein  Kentaur,    auf  der 

Exercit.  1,  45.     (Vgl.  Schreiber,  Arch.  Zeitung  Hochzeit    des   Peirithoos   von  Peleus    getötet, 

41   1883  Sp.  292  Anm.  46;   s.  oben  1  Sp.  572.  40  Ov.  Met.  12,  379.  —  2)  Genosse  des  Phineus, 

573.     Bröndsted,  Beisen  und    Untersuchungen  von  Perseus  erlegt,  üv.  Met.  5,  140.     [Stoll.] 

in    Griechenland    2    p.  260ff.     Preller -Bobert,  Klaria    (KXaQia),    Beiname   der  Artemis  in 

Gr.  M.  1*  p.  319.     Drexler.]     [Höfer.]  Kolophon,  dessen  Münzen   ihr  Bildnis  m  ähn- 

Eitios  {Kitiog),  Gründer  und  Heros  Epony-  lieber  Gestalt    wie    das    der  Artemis   Ephesia 

mos   von  Kition,   Eust.   ad  Hom.  II.  813,  49;  zeigen.     Eine    Münze     des    Trajan    im    Brit. 

vgl.  Kittia.     [Höfer.]  iJfws.  zeigt „KOAOOßNIßN  KAAPIA.  Cwifits-ma^e 

Kittia  (ÄitTta),  auch  Amyke  genannt,  Gattin  of  Artemis  Klaria,   her    head    surmounted   by 

des    Kasos,    Tochter    des    kyprischen    Königs  modius  and  a  fillet  hanging   from  euch  hand'\ 

Salaminos;    vgl.    Paus.    Damusc.   fr.   4  p.  469  Head,   Cat.   of  the  greek  coins   of  lonia  p.  42 

Müller:  b  Kdaog  ßaailivg  rjyäyszo  'AfivKijv  rrjv  50  nr.  44.     Ein  Exemplar  des  Trajan  im  Berliner 

itori  KizxCav  &vycixtQ{x  SaXa^ivov  xov  KvnQicov  Kabinett    und    bei   de  Longperier ,    Descr.   des 

ßaaiXtcog.    Äccl  tjX&ov  fisx'  ccvxfig  KvnQiot  xat  med.    du    cab.   de   31.    de  Magnoncour   p).  39  f. 

a-urjauv  xfjv  ocyigÖTtoXiv  {von  Antigonia.).   Kai  x£-  nr.*324  führt   die  Beischrift  APT6MIC  KAAPIA 

Xsvxä  rj'Afivy.rj'nalixäcprjixnooxaöicov  xrignoXswg  KOAO0fiNIA ,    eines    im    Brit.   31us.   APT6MIC 

Q,  öV  Tjv  iy.Xri&r]  fj   x^Q^  'A^vAt].     Das  Ganze  KAAPIA   KOAO  .  .,  Head,   lonia   p.  42  nr.  45; 

macht    einen   durchaus    mythischen   Eindruck,  eine     Münze     desselben    Kaisers     im    Pariser 

da  die  Namen  durchweg  Eponymen  bestimmter  Kabinett    bei   Mi.    3,    77,    121    hat    die    Bei- 

örtlichkeiten  zu  sein  scheinen.     [Koscher.]  schrift    APTCMIC  •  KAAPI  •  KOAOOßN.      Diese 

Klaaiiietis(AAaaft/-yTis),  Tochter  des  Thespios,  Münze  ist  im  Berliner  Kabinett  in  zwei  Exem- 

von  Herakles  Mutter  des  Astybies,  Apollod.  2,  60  plaren,   mit  dem  Gegenstempel   der  Biene  im 

7,  8.     Der  Name  ist  korrupt;    wahrscheinlich  Kev.,  mit  mangelhaft  erhaltenen  Aufschriften : 

=  Kalametis.     [Stoll.]  APTGMIC und    APT6MIC    KAAPI 

Kladeas  (Äiladf'ag),  Flufsgott  auf  Münzen  von  KOAO  ....  vertreten.      Vaillant,    Num.    Gr. 

Ephesos,  kenntlich   durch  die  Beischrift  KAA-  p.  28  ,.Dtic  Vernol",  wonach  3Ii.  S.  6,  100,  132 

AGAC,  Head,  H.  N.  p.  498.     Aber    Wadding-  las    KOAOOßNIßN    APTEMIC    KAAPI,    Sestini, 

ton,  Bev.  num.  1858  p.  166  beschreibt  ein  Ex.  Lett.  num.   cont.  8,  56,  1  =  3Ii.  S.  6,  100,  134 

des    Domitian    mit    der    Beischrift    KAACEAC.  auf    einem    Münchener    wohl    schlecht    erhal- 

Der  gelagerte  Flufsgott  hält  Ähren  in  der  li.,  tenen    Exemplar     nur    APT€  •  KOAO0ßNlßN. 


1211  Klaria  Klarios  1212 

Mionnet's  6'.  6,  100,  131  Lesung  KOAOOßNIßN  daselbst  veranstaltet,  Karl  Graf  LanckoronsM, 

KAAPIOC    eines    Stückes    in    Paris    flöfst    mir  Städte  Pamphyliens  ßd.  2  p.  131 — 133,  p.  225 

wenig  Vertrauen  ein.     Dasselbe  gilt  von  dem  nr.    194   Z.    12.    13;    nr.    195    Z.   3  —  5;  p.  226 

augeblichen  KOAOOßNIßN  .  KAAPIßN  auf  einer  nr.200;  p  227ur.201;  nr.202Z.8— 10.  [Drexler.] 
Münze  des  Gordianus  Pius,  die  Mi.  ti.  6,  105,  Klarios  {KluQiog),  Beiname  1)  des  Apollon 

159  nur  aus  Gefsner,  Impp.  177,  1  und  Tristan,  von  der  Stadt  Klaros  bei  Kolophon,  um  deren 

Comm.  liist.  2,  538  kennt.  Besitz    er    mit    den    anderen    Göttern    gelost 

Ein  Exemplar  des  Domitian,  welches  Mi.  8.  haben    soll ,     Eust.    zu    Dtonys.    Ftrieg.    444. 

G,  100,  130  aus  Vaillant  p.  298  citiert,  scheint  Schol.  JSHcand.  Hier.  958.   AlexipJiarm.  11.     Als 

in   der  That  die   Aufschrift  APTEMIC  •  KOAO-  lu  selbständiger    Name    findet    sich    Klarios    bei 

0ßNIA  zu  führen;  denn  auch  im  Cat.  del.  mus.  Kallim.    hymn.    2,    70.     Clem.    Alex,   protr.    2 

naz.  di  Napoli.  Medaglicre.  1.  Num.  Gr.  p.  178  p.  10  Fotter.   Eusch.  praep.  ev.  4,  2,  8.  5,  22,  1. 

nr.   8013    wird    als    Aufschrift    dieser    Münze  10,  4,  7.     Theodoret.  4  p.  263.     Maxim.  Tyr. 

KOAO(l)ßNIA  verzeichnet.  —   Ohne  auf  diss.  26.   Verg.  Aen.  3,  360;  Otters  mit  Apollon 

den  Typus  bezügliche  Beischrift  erscheint  das  verbunden,  Strubo  14,  642.    Anth.  l'al.  9,  525, 

Bildnis    der  Artemis   Klaria    auf  Münzen  der  11.  Euseb.  praep.  ev.  5,  21,6.  Tzetz.  Lyk.  14,64:. 

(Jtacilia,   Mi.    S.    6,    106,    lüö,     166.      Head,  Tacit.   ann.  12,  22.    Hin.  hist.   nat.  5,  29,  31. 

lonia    p.   43   nr.   53    PI.    8,    12    „Cultusimage  Auson.  eclog.  21  -p.  103  Peiper.     Vita  JSiicandri. 

of  Artemis  Klaria,   her   head    Hunnomited  hy  Auf  einer  Grabinschrift   aus  Klaros    heilst  er 

modius,  and  her  hands  supported  by  two  props  -m  Kld^iog    Ar^zoCörig,    Bull,    de    corr.    hellen.    10, 

Standing  each  in  an  um?-'   Die  Büste  der  Göttin  554.    Athen.  Mitt.  11,  428;   bei  Paus.  8,29,4 

mit    Stephane,    an    der    Schulter    Bogen    und  o  £v  Klägco  &s6g  oder  KläqLog  Q'BÖg,  Nikand. 

Köcher,  findet  sich   auf  dem   Obv.  autonomer  Alexiph.  11.     Ovid.  Met.  11,   413.     Ars  amat. 

Münzen  (Kev.Dioskureahüte),  jffead,  7oma p.  40  2,  80.     Klaros,    dessen   Fluren  er  vor  wilden 

nr.  40.  41  PI.  8,  9.    Eine  Münze  des  Caracalla  Tieren  schützt  {Nikand.  fr.  20),  ist  eine  seiner 

zeigt  „Apollo   Klarios  naked  to  waist,  seated  Lieblingsstätten  {Hom.  Jiymn.  1 ,  40.    Ananios 

l.,  holding   laurel  branch  and  resting  on  lyre;  fr.  1  Bergk*  p.  510.  Anakreont.  11  (13)  Bergk* 

before  him  Artemis,  Standing  l.,   looking  back,  p.  303.    JJionys.  Pcrieg.  445.    üvid.  Met.  1,  516), 

clad   in  chiton  with  diplois  and  holding  long  und    berühmt    war    sein    dortiges    Orakel    (ro 

torch;  behind  him  Nemesis,  standing  l.,  clad  in  30  Klüqiov^  Plut.  Pomp.  24),  s.  z.  T.  obige  Stellen 

long  chiton  and  peplos,   with  riyht   arm  beut,  und  Euc.  Alex.  8.  29.  43.  Eeor.  dial.  16,  1.  Bis 

plucking  chiton  at  breast,   and  holding  in  l.,  accus.  1.  schol.  Apoll.  Jtiltod.  1,  308.    Tac.  annal. 

cubit  rule",  Head,  lonia  p.  42  nr.  47,  PI.  8, 11.  2,  54.  Macrob.  ISat.  1,  18.  Plin.  hist.  nat.  2,  103. 

Auf  einem  Exemplar  des  Trajan  im  Münchner  106.     Stat.  Theb.    8,  199.     Pomp.  Mel.  1,  17, 

Kabinett  erscheint  folgender  Typus:  „KAAPIOC-  2.  Aristid.  1  p.  497  Dindorf.   Euseb.  praep.  ev. 

KOAO<t>ßNI  •  Apollo  seminudus,  capite  radiato,  5,  16,  1.  C.  I.  G.  2,  2342.  IScylax  p.  90  Gronov. 

ad  sin.  sedens,  dextra  extenta  lauri  ramum  et  Ihm  zu  Ehren  wurden  in  Kolophon  (vgl.  die 

sigillum  Dianae  Clariae  sustinet;  sinistra  lyrae,  Weihinschriften  aus   dieser  Stadt,   C.  I.  G.  2, 

sedae  impositae,  innititur,  ante  tripus''',  Streber,  3031.  Mitt.  d.  deutsch,  arch.  Inst.  14,  98  nr.  31, 

Numism.   nonnulla   Gr.   ex  Mus.   Begis  jBawa- 40  ebenso  ist  der  auf  einer  Inschrift  aus  N  ovo  selo 

riae  hactenus  minus  accurate  descripta   p.  213,  [Bulgarien]    erwähnte  'AtcöIIwv  KoXoopaviog 

Tab.  3,  9,    Sestini,  Lett.  Num.  Cunt.  8,  56,  2,  mit  dem  Apollon  Klarios  identisch,  Arch.  epigr. 

Mi.ß.  6,  100,   133  und  3,  77,  122.  Mitth.    aus    Oester.    10   (1886),    147    Anm.  13) 

Über    die     Darstellungen     des    auf    dieser  Spiele,  tu  Klägia,  gefeiert,  Dittenberger,  Syl- 

Münze     absolut     als     KAAPIOC     bezeichneten  löge  400    p.  589;    auch    in  Athen    wui-de    er 

Apollon  Klarios  s.  Eckhel,  D.N.  V.  2  p.  öllf.,  verehrt,  C.  I.  G.  1,  465  =  Ü.  I.  A.  3,  175  (auf 

Ml.  3    p.  95  fl'.     S.  6  p.  75  ff'.    Sestini  a.  a.  0.  einer   in   Athen   gefundenen  Inschrift  werden 

und    Mus.    Jledervar.   2    p.  159 — 161.     Streber  ebenfalls  Klä^ia  erwähnt  sq)r](i.  (XQxcit^ol.   1884 

a.  a.  0.     Panofka,  Arch.  Ztg.   3    1845  p.  59.  22;  vgl.  Epjigr.  Anth.  Pal.  ed.  Cougny -p.  603 r), 

Cavedoni,  Spicil.  num.  p.  163,  Note  155.     Cat.  50  und  in  Korinth  befand   sich  sein  Standbild, 

del  mus.  naz.  di  Napoli.     Medagliere  I.  Mon.  Paus.  2,  2,  8 ;  über  Münzen  mit  der  Darstellung 

Gr.    p.    178  f.      Mus.    Num.   Laoy    1    p.  205  f.  des   Apollon   Klarios   s.   Spanheim  zu   Kallim. 

Leake,  Ntim.  Hell.  As.  Gr.  p.  44f.  und  Suppi.,  hymn.  2,  70.     G.    Wolff,  De  novissima  oracu- 

Asia    p.   40.      Begio   Miiseo    di    Torino    ordi-  lorum  aetatep.  13.    Über  die  Stätte  des  A^jollon- 

nato    e    descritto  da  A.  Eabretti.     F.  Bossi  e  tempels  zu  Klaros  handelt  Schuchardt,  Athen, 

B.   V.  Lanzone.    Monele  Greche.    Torino  1883.  Mitt.    11,  429 f;    vgl.    A.    M.    Fontrier    nsQi 

4*  p.  272  f.    Imhoof- Blumer,  Monn.  Gr.  p.  284  f.  KIüqov,  KoXocpävog,  Noxlov  in  inova.  -auI  ßißX. 

(nur   Köpfe).     Head,   H.   N.    p.  493  1.       Head,  xrjg     svayy.      6xoh)g-      nsQtoöog     3     (1879/80). 

lonia  p.  36—46,  PI.  8.     Overbeck,  Apollon  p.  2  Smyrna     1890.     p.    187 ff".      Immisch,    Klaros 

nr.  9—12,    Tfl.  2,  7—10;    p.  154  nr.  41,  Tfl.  2,  6u  17.   Supplbd.    zu    Fleckeisens    Jahrb.   p.  1340'. 

53;  p.  302  nr.  68,  Tfl. 4,  23  u.  a.  m.;  über  Apollon  VgL  auch  Lactant.  de  fals.  relig.  7.    Solin.  53. 

Klarios  überhaupt  s.  Bouche-Lecltrcg,  Hist.  de  C.  1.  i.  3,  2880  {Corinium,  Dalmatien).   C.I.L. 

la  divinatiun  dans   l'ant.    3    p.  249  —  255  und  1,  633  {Britannien);  C.  I.  L.  8,  S3bl  {Numidien). 

Buresch,  Klaros.  Leipzig  1889.     Der  Gott  er-  S.  auch  Klaria. 

scheint  auch  auf  Münzen  des  bithynischen  Apa-  2)  des  Zeus,  Aesch.  Suppl.  346;  vom  Schol. 

meia  mit    der    Aufschrift    APOLLINI   CLARl,  erklärt  durch  navtänaai  xü/^^tav  yial  -nquCvcov 

Head,   H.   N.  p.  437.     in  Sagalassos   hatte  er  nach  Pape  -  Benseier  =  scpsattog;  vgl.  Hesych. 

einen    Tempel,   und   äywvsg  KXuQiioi    wurden  yilä^tg'    al  tnl   sdcccpovg   iaxÜQcci-.     In   Tegea 


o 


1213  Klares  Kleiduchos  1214 

war   ein  Altar   des   Zeus  Klarios    zur  Eriuue-  und  Kledon  zu,  üamill.  30  de  fort.  Boni.  318,  4=6. 

rung  an  die  Verlosung   des  Landes  uuter  die  Wyttenbach,  Epist.  crit.  p.  153  sq.    Vgl.  C.  Fr. 

Söhne   des  Arkas   {Patis.  8,  53,  9;   vgl.  Bd.  1  Hermann,  Gottesdienstl.  Altert.  §  38,  18.    S.  d. 

Sp.  553,   Z.  6),    und    sogar    in   Klaros    selbst  Art.  Theme'.     [J^^berg.] 

sollte  ein  Orakel  des  Zeus  Klarios  sein,  Eust.  Kledonios  {KlrßövLog),  Beiname  1)  des  Zeus, 

zu  JJionys.    Feriey.   444,    doch   liest    Immisch  Eust.  ad  Hom.  11.  169,28;  vgl.  Panomjjhaios. 

a.  a.  0.  p.  139  an  dieser  Stelle  mit  Pertz  Jio-  —  2)  des  Hermes  auf  einer  Weihinschritt,  die 

vvaov  KXagiov  (lavzstov  statt  diog  Klagiov  (i.  sich   auf  einer    phallischen  Hermesstatue    aus 

—  Den  Namen  Klaros   selbst  hält  Sehuchurdt  Pergamon  befindet,  'Egfirjg  KlsrjöovLog,    Wad- 

a.  a.  0.   433   für  ein  nichtgriechisches   Wort;  lo  dington,  Inscr.  d'Abie  min.  1724a.    Wadding- 

er  meint,    dafs    sowohl    der    Name    wie    der  ton  erklärt  den  Beinamen  als  'qui  presage  les 

Kultus    von   Klaros    in   vorgriechische    Zeiten  evenements,  ou   auquel  on  adresse  des  invoca- 

zurückreichen.     [Höfer.]  tions'' .     [In   Pharai  hielten  sich  die  Befrager 

Klaros  (ÄAapog),  Heros  eponymos  der  Stadt  des  Hermes  Agoraios  beim  Weggang  die  Ohren 

Klaros    bei   Kolophon,    Theopompos   im  IScJiol.  zu;   wenn   sie    die  Agora    hinter  sich  hatten, 

Apoll.  Bhod.  1,  308;  nüch  Euteknios,  Metaphras.  entfernten   sie   die  Hände  vom   Ohr,   und  die 

Nicand.  Alex.  11  ist  er  ein  Sohn  des  Apollon  erste     Stimme,    welche    an    dasselbe    schlug, 

und  der  Kreusa  und  Bruder  des  Rhachios  und  hielten  sie  für  die  Antwort  des  Gottes,  Paus. 

soll  der  Stadt,  die  ihm  als  Erbe  {tilrjQog)  zufiel,  7,  22.  2.  3.  —  Pouche- Leder cq ,  Hist.  de  la  div. 

den  Namen  Klaros  gegeben  haben.    [Höfer.  1     20  dans  l'ant.  2  p.  400   vermutet,   dafs  man  dem 

KliV/.ouiene{Äla^o^£vrj).  Das  Haupt  der  Stadt-  Hermes     allgemein     diese     kledonomantische 

göttiuKlazomene  mit  der  Mauerkrone  erscheint  Weissagungsart    zuschrieb    und   dafs   so   auch 

auf  dem  Obv.  autonomer  Münzen  der  Stadt  Kla-  der  Beiname  Klsridöviog  zu  erklären  ist.    Ziem- 

zomeuai  mit  der  Beischrift  KAAZOM6NH  (KAA-  lieh  kühn  vermutet  er  aufserdem:  „La  presence 

I0M6NH),  31i.  3,  69,  70.  71.     S.  6,  91,  69  —  71.  de  cet   Hermes   ä   Pitane   permet    de  supxwser 

74.    Mus.  num.  Lavy  1  p.  205  nr.  2254.   liollin  que  le  sanctuaire  des  cledones  {KXrjdovcov  iSQÖv) 

et   Feitardent,    Catal.   d'une    coli,  de  med.  des  a  Smyrne,  c'est-ü-dire  en  un   Heu  peii  distant 

rois  et  villes  de  Vanc.  Grece  2,  326,  5079.  Leake,  de  Pitane,   elait  un  temple  de  Hermes  considere 

Num.    Hell.   As.    Gr.  p.  43.      Museo    regio    di  principultment ,    comme    divinite     cledonoman- 

Torino.     Mon.    Greche    1883    p.  272    nr.  3921,  30  tique."     Über    die  Kledonomantik    s.  Bouche- 

Head,Cut.ofthegreekcoinsofIonia'p.30nv.lli,  Leclercq,  1  p.  154 — 160.     Drexler.]     [Höfer.] 
oder  QEA  •  KAAZ0M6NH,  Mi.  3,  69.  72.    ü.  6,  Kleeia  {Klhia),   eine  der  Hyaden,  Hesiod. 

90,   98;     vgl.    iSestini,    Mus.   Hed.  2,  159,  31  {fr.  67  Lehrs)  bei  iScJiol.  Arat.  Phaen.  172. 
,,06A  •  ixAAZOMG.    Caput  mulitbre  spicis  coro-  [StolL] 

natani   lAviue   ut   videtur  sub   Cereris   effigie.''  Kleia  =  Kleio  (s.  d.). 

In    ganzer    Gestalt    mit    der    Beischrift  GGA  •  Kleide   {KX^iöri),    eine   bakchische  Nymphe, 

KAAZ0M6NH   ist  sie  sitzend,    in   der  R.   eine  w^elche  auf  Naxos  zugleich  mit  den  Nymphen 

Statue  haltend,  dargestellt  auf  Münzen  Trajans,  Philia  und  Koronis  den  ihnen  von  Zeus  über- 

Mi.  3,  72,  89  und  des  Valerianus  Sen.,  31i.  3,  gebenen  kleinen  Dionysos  aufzog,  Diod.  5,  52. 

74,102.    i!;cZ;/(e/^  D.  i\'.  F.  2  p.  510  (vgl.  ieafce  40  [Vgl.    Koronides    und    Töpffer ,    Att.    Geneal. 

a.  a.  0.,  Note)  bemerkt:   „Haud  dubie  Amazon  S.  105.    R.]     [Stoll.J 

credita  fuerit,   et  'simul   urbis   uuctor ,  proinde  Kleiduchos  {ÄX£i,dovxog),  Beiname  vtrschie- 

divinos  honores  nacta.     Gerte  Myrhina,  Gyme,  dener   Gottheiten,  s.    Wesseling ,    Observationes 

Temnus,    Stnyrna    Amazones    eodem    modo    in  1,  3.    Ghr.  Gottlieb  Schwarz,  De  deis  clavigeris. 

numis  proponuntur ."     [Drexler.]  Altorfii  1728.  4"  und  Opuscula  p.  175  tf.  Böttiger, 

Kleadas  {KlEÜdag),  Sohn  des  Hyllos,  Vater  Ideen    zur    Kunstmythol.    1    p.   248.      Jacobi, 

des  Aristomachos,   Schol.  Pind.  Isthm.  7,  18;  Handwörterb.  p.  542.     Stephanus,  Tlies.  Gr.  L. 

gewöhnlich  heilst  er  Kleodaios  (s.  d.).    [Höfer.]  s.  v.   nXsiöovxog ,   KIsl^qov,  Klr]'ig.      Ü.  Jahn, 

Kleai'clios'?  {KXäagxog?)  =  Learchos  (s.  d.),  Ber.   üb.   d.    l'erh.   d.  Kijl.  Sachs.    Ges.   d.    W. 

Sohn  der  Ino  und   des  Athamas,   Bruder  des  ,50  1858  p.  llOf.   Tafel  u.  Hissen  zu  Pindar,  Pyth. 

MeHkertes,  von  seinem  Vater  gemordet;  Äc7(o/.  8,  4.      \\  olff  in  Porphyrius ,   Philos.   ex  orac. 

II.  7,  86  cod.  D   (die   andern  Hss.   haben    Le-  hatir.    rel.    j).   136   Anm.   1.     Den  Eros  nennt 

archos).    Et.  M.  24,  14.     Vgl.  Athamas,  Leu-  Eurip.  Hippol.  539 tf.   röv  rccg  'AcpQoöirag  cpiX- 

kothea,  Learchos.     [Röscher. J  xüxmv  Q^aldynov  •aXi]8ov%ov,  Orph.  hymn.  58,  4 ff. 

Kledou  (KXriöcöv,  ovog),  Göttin  weissagender  ,  1    -«.       " 

Vorbedeutung,  msoiern  diese  aus  einem  Laute,  ,„.  ,        ,  .  v».      -       '*'   '' 

Ci.-        „      „•„       Tj„  i„  u™i  „u     •  4.  aiirsQog  ovgavcov,   novxov,    virovog,   rio     oaa 

einer    Stimme,    einer   Rede    vernehmlich    ist.  «^  »       sr  ?  »   a         bj    i  ^^ 

Altäre    der   Kledon    erwähnt  Aristid.   40  t.    1  ,  -o.-,    'n-     ,3'     ''"^'^°'-^, 

p.  754  Lind.,  an  denen  die  Verehrer  wünschen  ^"^^f^«^^«  navzoy,ve&lcc  Pecc  ßoo^u  x^ooyiccg- 

toc  ivcDTiaÖTocT'  ukovelv.    In  Theben  weissagte  60       »v»    "'        m  -  .    ,       „  ,     ''     „, 

man  beim  Altar  des  Apollon  Spodios  aus  der-  '  ^^     <;■  »  '3  'ä 

artigen  Anzeichen  {dito  v.li^ö6v(ov),   besonders  "  '  ovnog. 

jedoch  in  Smyrna,  wo  sich  vor  der  Stadtmauer  Helios  wird  im  Hymnus  des  Proclus  1,  2 ff. 

ein  Heüigtum   der  Kledones   befand,    Pausan.  {Orph.    rec.    Abel    p.    276 f.)    angerufen    -aIv&i 

9,11,7.    Den  Tempel  des  Aius  Locutius  (s.d.),  cpäovg  tufiLu,  Jcua^xfog,  c6  üva,  nrjy^g  \  avzog 

den  Camillus  an  der  Stelle  errichten  liels,  wo  t'xcov  xXrjCda  ktX.,  vgl.  Papp  oben  1  Sp.  2023. 

vor  dem  Galliersturme   die   warnende  Stimme  Ein  vielnamiger  Sonnengott  wird   im  grofsen 

gehört  worden,   schreibt  Plutarch  der  Pheme  Pariser    Zauberpapyrus    v.    588  ff.,    Dieterich, 


1215                   Kleiduchos  Kleiduchos                    1216 

Ahraxas   p.  48   angeredet    -avqis    6    awStjacig  die   vsKtäQiai    nvlai    sind  wohl   die   Wolken, 

■Kvsvna.xi    xa    itvQiva    v.l-fjQ'qa    xov     qvqoivov.  vgl.  Röscher  oben  2  Sp.  45  Anm. *  und  Nektar 

Über  lanus  (und  Portunus)  vgl.  Schivarz  und  Ambrosia  p.  19  ff.), 

p.  3 — 5  (22—23).    Böttiger,  Ideen  1  p.  258—263.  Auch  die  ägyptische  Unterwelt  hatte  Thore. 

F.  L.  Schwartz,  Sonne,  Mond  u.  Sterne  p.  IdS  f.  Nach    dem    Buch    vom    Äm-Duat    („von   dem 

Rascher  oh.  2  Sp.  (24.  25),  29ff.,  35.  40-42.  44ff.  ^as   ist  in  der  Tiefe")   zerfiel   das  Duat,  wel- 

Den  KäßsiQog  der  Münzen  von  Thessalo-  ches  die  Nachtsonne  durchzog,  in  12  Teile,  in 

nike  führt  Schwarz  p.  19—22   nach   der  un-  welche    man    durch   je    eine    Thür    gelangte, 

genauen  Abbildung  bei  Seguin,  Nwn.  sei.  p.  16  Wiedemann,  Die  Religion  der  alten  Äg.  p.  47  ff. 

unter    den  Qsol   Kleiöobxot  mit  Unrecht    auf.  lo  EJne  zweite,  die  nächtliche  Sonnenfahrt  durch 

Nach  zahlreichen  Exemplaren  des  Brit.  Mus.,  die   Unterwelt  behandelnde  Schrift  führt  den 

Cat.  of  gr.  coins.  Macedonia  p.  113  ff.   ist  der  Titel    „das    Buch    von    den    Thoren",    Wiede- 

fragliche  Gegenstand   in   der  R.    des  Kabeiros  mann  p.  55  fi'. 

nicht  ein  Schlüssel,  sondern  ein  wie  ein  Capri-  Die  Thore  hatten  natürlich  Schlösser  (Orac. 

cornus  gestaltetes  Trinkhorn.  Sibyll   2,   227 f.   Bzach:  dfiuXiyixoio  ^al  aggr]- 

Essmdeme  Anzahl  löwenköpfiger  Ml thras-  ^^„^    adä^avxog  xIsC^qu   nilwga  nvläv    nay- 

figuren   erhalten,    welche  den  Gott  mit  einem  ;^«^h£Ütcoi/   'AiSao,    Pariser    Zauberpap.    2261 

oder     zwei     Schlüsseln     ausgestattet     zeigen,  yiUa&gov  TccqxÜqov.    Plato,  Axiochus  i>.  371  B: 

Lajarä,  Mem.  sur  un  has-relief  mithriaque  qui  t^  ^^  ngönvla  xrig  sig  THovxwvog  bSov  aiönQoig 

a  ete  decouvert  ä  Vienne  (Isere),  Mem.  de  l'Ac.  20  yiXsi'^Qoig  kkI  ■aXsi.olv  coxvqcotki).    Die  Schlüssel 

des  Inscr.  et  B.-L.   15,  2  1845  p.  201  ff.,  PI.  1,  fuhrt    Fluton,   der  nvldoxog,   Flut,   de   Is.   et 

1.  2.     Rech,  sur    Ic   culte    de    Mithra.      Atlas  Os.  c.  35,  nvlccQxrig  II.  8,  367.     Paus.  5,  20,  1 

PI.  70—73.     Hübner,  Denkmäler  des  Aleon  in  berichtet,  dafs  an  einer  Nebenseite  des  chrys- 

York    und    Bonn,    Bonner    Jahrbb.    58    1876.  elephantinen  Tisches   des  Kolotes   sich  befan- 

Ti.  8,  p.  147     154.        Lajard,  Rech.  p.  6201.,  den:    ülovxav,    kccI   diowoog,   TIsQoscpovr]  xs 

Mem.   sur  un  bas-relief  mithr.  p.  254 ff.   giebt  ^ßj^  NvfKpaL,  ocpmQav  avzmv  rj  ixsQa  cptQovacc, 

folgende  Deutung    der    Schlüssel:    „Emblemes  ,^  Ss  yiXeidcc-  f'xsi  yccQ  dii  6  niovxcov  ^iXslv  hui 

tres-expiicites  du  ciel,  ces    clefs  sont,  n  en  aou-  Xiyovoiv   in'    ccvxr/   xbv   kccXov^isvov   aSrjv    xs- 

tons  pas ,   l  une  la   cief  de  la  porte   du  soleil,  ■/.Isto&cn,  vnb  xov  Ulovxcovog,  xat  cos  etiÜveiglv 

l'autre  la  clef  de  la  porte  de  la  lune.     Mithra  30  oiSslq  avd-tg  i^  avxov,    vgl.  Brunn,  Gesch.  d. 

ineside  au^  mystere  de  la  descente  et  de  l'ascen-  g.,.,  Künstler  1  p.  243.     Bapp  oben  1  Sp.  1800. 

sion  des  ämes.     Selon   les  croyances  des  temps  Orpheus  Argon.  1370 ff.  heilst  es: 

anciens,   les    ämes   descendent  sur   la   terre   ou  ,    x   ^,   r   >          ^   ^    rn   >             ' 

dans  les  voies  de  la  qeneration  ,  par   la  porte  „           '      „          ^  V-c.      .       1        -    J      1   - 

j     7     7             77              ^  ,     .            .  ^'■             77     j  owga  -Asv  ivxoaa  ostoi  ayay.As ixoLg  paautvaiv, 

de  la  lune:  ellcs  remontent  au  ciel  par  celle  du  «  ^    ,               ,         ,    .v,     '  j-                '^                 ' 

soletl.     Les  solslices  sont  les  deux  epoques  fa-  ,     1    /...    m  •             t.  ,  ,     ti      ,        .,...,  a 

vorahles  de  l'annee  pour  le  premier  de  ces  mou-  (vgl  für  Tainaron  Rohde,  Psyche  p.  198  Anm  1. 

vements;  les  equinoxes,   pour   le  second";  vgl.  ^'[f."''   ^   P-  f^^   ^'^'^-  \     ^^"^-  ^^«^-  ^  ^f' 

über   diese  Thore   auch  die   ausführlichen  Be-  ^«'^*    spiraculum  Ditis    et   per   portas  hiantes 

merkungen   von   Lajard,  Mem.  sur  deux  bas-  40  ^nonstratur  iter  mvium,  cm  te  hmite  transmeato 

reliefs  mithriaques   qui    ont    ete    decouverts    en  ^.'"'''^  commiseris,  tarn  canale  directo  perges  ad 

Transylvanie.    Paris  1840  {Extr.  de  la  2^partie  'P'^-'^  ^'^J:  regiam  und  für  Eleusis  (Jrph.  hymn. 

du  tarne  XIV  des  Mem.   de  l'Acad.    des  I.  et  ]f^  l^  ,^°^^  '^^^  ^'^^'"'„f'f    Atdaa)     Wenn  aber 

B.-L.)  p.  49ff.,  besonders  p.  59  „Ces  deuxpartes  ^^''P^]-  ^'V'*]'^-  l^',*^-  P^'^^o^  anredet:^ 

[du  ciel  par    lesquelles  les  ämes  descendent  et  niovxcov  ög  xars'jjftg  yccirjg  yilrjCSag  ccnccorjg,^ 

ascendentj   furent  appelees   tantöt    la  porte   de  niovxodoxwv  ysvsijv  ßQoxirjv  Kagnoig  hiocvxäv, 

la  lune   et   la  porte  du,  soleil,   tantöt  la  porte  so  sind  hier  nicht  die  Schlüssel  des  Schatten- 

du  Cancer    et   la   porte    du   capricorne,    tantöt  reichs   gemeint,  sondern  der  Vers  bezeichnet 

enfin  la  parte  des  dieux  ou  la  voie  des  immor-  den   Pluton,    wie   der   Zusatz   zeigt,    als    Ver- 

tels,  et  la  parte    des   hoinmes    au    la  voie    des  50  walter  des  fruchtbaren  Erdbodens.  Wie  Pluton 

mortels.      Mais  ces  diverses  denominations  ex-  hütet   die  Thore  und  führt  die  Schlüssel  zum 

priment    une   meme  idee;  et,  dans   la   doctrine  Hades   auch   Persephone,   s.  OrpJi.  hymn.  29,  4 

j)articuliere   des   mysteres    de    Mithra,    elles    se  rj   ytax^x^i-S    'AiSao    nvlag    v%b    nsvO^Bo.    yaCrjg, 

rattachent   indubitablement  au  dogme  du  Zend-  Apul.  Met.  11,  2  nocturnis  ululatibus  Jiorrenda 

Avesta,    suioant     lequel    cette    divinite    reside  Proserpina,  trifarmi  facie  larvales  impetus  com- 

toujours  au  ciel  entre  le  saleil  et  la  lune  au  les  primens    terraeque    claustra    cohibens,    Pariser 

deuxpartes  du  monde".  Za^tberpap.    v.    1403:    v.lst8ovx£    Usgascpccaacc 

Mit  Thoren  versehen  war  auch  die  Unter-  nagO-iva.     Aufserdem  ist  nXsidovxog  (C.  I.  Gr. 

weit,  Schwarz  p.  8—10.    Preller,  Gr.  Myth.  1^  6298   =   Kaibel,   Inscr.   Gr.   Sic.  et   It.    1746) 

p.  633.     Rapp   oben    1    Sp.  1781    {Verg.  Aen.  eo  und    nvXcogbg    nliQ-gav    xäv    asiöCmv    {Pariser 

6,  552    Porta  adversa,   ingens,  solidoque  ada-  Zauberpap.    vs.    1464  f.)    Aiakos,    siehe    die 

mante    columnae;    Ham..    IL    8,    15    üt8rigsica  übrigen  Stellen  bei  Schwarz  p.  7 — 8.     Preller, 

nvXcci;   Hesiad,    Theog.   811  fiugficcgsai   nvlai;  Gr.  Myth.  1^  p.  663.  679  Anm.  3.    Warner  ob.  1 

schwerlich  richtig  aber  ist  vsQxsgiai  nvlai,  wie  Sp.  112  und  besonders  Rohde,  Psyche  p.  285f. 

Herwerden ,    Mnemasyne    16    p.   330    mit    Zu-  in  Anm.  3  zu  p.  284.     Auch   der  lanitor  sedis 

Stimmung  von  Dieterich,  Pap.  mag.  mus.  Lugd.  laxae,  qui  viscera  saeva  spargit  cani  bei  Lucan 

Bat.  p.  775  das  handschriftliche  vs-nxdgiai  des  6,  702 f.  ist  wohl  am  ersten  Aiakos  und  nicht 

grofsen  Pariser  Zauberpapyrus  vs.  2534  ändert;  Kerberos,  wie  Burmann  anmerkt  oder  Anubis 


1217  Kleiduchos  Kleiduchos  1218 

(Heimanubis)  viie  Ettig,  Acheruntica,  Leipziger  öovxos  iß  Eiirip.  Ipli.  in  Taur.  vs.  131  besser 

Slud.  z.  kl.  Philol.  13  1891  p.  407   vorschlägt.  mit  Klotz,   Wecldein,  Kvicala,  Sitztmgsher.  d. 

Doch    kommt    auch    Anubis    als    v.XsiSovxog  K.    K.  Akad.  d.    Wiss.   zu  Wien  Bd.  29   1858 

vor,  iru  großen  Pariser  Zauhcrpapyr.  vs.  340 ft'.  y>.  224  Iphigenia,  als  mit  Wesseling,  Markland,^ 

ccvovßiÖL   yiQccTctia}-   ipiQivd-'   rag  Klidag  b%ovxl  Seidler,  Meineke,  Anal.   Alex.   p.  108  Artemis 

Tcov  ■K.a&  adov;  1466 f.  ■uliöovxs  ts  avovßL  cpvXa^.  zu  verstehen  ist. 

Ganz    unbekannte    Thürhüter    lehren    uns  Hekate    nennt   Orjjh.   hymn.    1,  7    navzog 

auf  Kypros  gefundene  Defisionen  kennen,   so  ndcfiot;    v.lrjSovxov    ävaaaav,    Frothyraia   2,  5 

TOI'   £7zi    Tov   nvXavog   tov  ASovg   %s  rav  x^V'  yiXrjSovx'  fvävzrjxs.     In  der  Inschrift  G.  I,  Gr. 

&Qav  (KXri&Qcov)  zov  ovquvov  zEzayfisvov  atSQ-  lo  2720  liest  Waddingtonz\i.AsieMin.wc.h\^^iüXi 

|fp|  riQrii,a  {varr.  siqti^ci,  iQrj^a)  QTjaixQ'aiv  ag-  daSo<p6Qog  vielmehr    KlsLÖocpÖQog.     In  Lagina 

öau,ixx&ovQ  ngiGTSv  lafinaötv  ativKKra,  Procee-  fand  der  Hekate  zu  Ehren  eine  yilstdbg  dymyr'j 

dings  of  the  Soc.  of  Bihl.  Arch.  13  1891  p.  174  {Newton,  A  hist.   of  discov.   at  Halicarnassus, 

—190  nr.  1   Z.  19ff.    3,  9flf.    5,  12ff.    7,  13ff.  Cnidus  and  Branchidae  2,  2  p.  790  nr.  9G)  oder 

S,   lOff.    9,  13fF.     10,   13ff.    11,  lOff.    12,   12ff.  ^XsiSbg   itofiitr]    {Newton   2,  2   p.  792 f.   nr.  97. 

14,   13 ff.     15,    11  ff.    17,    11  ff.      Ebendaselbst  Bull,   de  Corr.  Hell    11    p.  146   nr.  46)   statt; 

wird  angeführt  o  (.leyag  otaoxcoQ  o  s^ocycov  zov  und    die   Inschriften  nennen  die   Namen   ver- 

Adovg  zag   nvlag  5,  16f.    7,  18.    8,  14.    9,  8f.  schiedener    Priesterinnen    (xilftdoqpopog,    Bull. 

10,  17.  11,  15.  12,  17.  14,  18.  15,  14f.  17,  16f.  de  Corr.  Hell.  11  p.  12  nr.  6;  p.  26  nr.  37; 
Der  Name  der  weiblichen  Gottheit,  welche  20  p.  28f.  nr.  41;  xX6t<Joqpopoüco;,  Z.'.  C.  if.  11  p.  31f. 
nach  diesen  Defixionen  die  Schlüssel  des  Hades  nr.  45;  ■tiXySovxog,  B.  C.  H.  11  p.  160f.  nr.  70), 
führt  {r]  rag  Klidag  zov  A[dov .  .)  5%  39.  8,  35.  welche  die  ^XsldocpoQia,  B.  C.  H.  11  p.  13  nr.  7 

11,  39.  15  %  8  ist  leider  auf  keinem  Exemplar  gehabt  haben.  Der  Schlüssel  wird  bei  Por- 
erhalten.  phyrius,  Philos.  ex  orac.  liaur.  Uhr.  rel.  ed.  G. 

Proteus    wird    Orph.    hymn.    25,    1    an-  Wolff  ^.  136  {atöXr]  zs  v.lüg  ouov)  unter  den 

gerufen  als  iiövzov  KXrjtdag   s'xovza.  av^ißoXa   der  Hekate    aufgezählt,  vgl.   in   der 

Sarapis  ist  nach  Aristides  Or.  8,  1  p.  92  Anrufung  der  Selene  im  ^;o/se«  Par/se)- Zaufeer- 

Dind.    yfjg   kul   &aXäzTr]g,    cpaiev    dv   Tcotrjzai!,  papyrus   vs.  2292 fl".:    zovzo   yccg    aov  ov^ßoXop 

y.Xijdag  ixcov.  t6  aävduXöv  cov   i%Qvipa  y.a\  ■nXeida  ^.QazcS  -ArX. 

Athena   ist    die   Schlüsselbewahrerin    der  30  und  vs.  2334ff. 

Stadt  Athen,  Aristoph.  Thesm.  1139  ff.:  ^       ^       ,    -      ,,  '-5., 

2jiniiSL0v  £Ofo  xaXv,£ov  zo  aavoaXov 

77  TioKiv  rifiszSQav  Bxsi,  zrjg   laQzagovxov  aze^^a  y.X8ig  KrjQVULOV 

■Aal  v.gazog  cpavsQov  [lövri  QOfißog  aiäriQOvg  Kai  -nvcov  Kvcivacg 

ytXjjdovxög  zs  naXsLzai.  yiXii%QOv  zqlxcoqov  sGxägu  TiVQOVfisvr} 

Von    Wesseling,    Observ.  1    p.  7   und    Meineke,  OH6zog  ßv^og  ^Xo^^^  zagzagov  ar,fiävzQta 

Analecta  Alexandrina  p.  107  f.     JEuphorio  68  '^"^'^^'^     ^^""""^  dacfiovag  r    aQaazcovg. 

wird  auch  der  Vers  des  Euphorion:  "Hzig  ^x^'-?  Hekatedarstellungen    mit    dem    Schlüssel   ver- 

KXr]i:dag  ini^icpvQoio    dvfiairjg  auf  Athena   ge-  zeichnet  E.  Petersen,  A.E.M.  5   1881  p.  65 ff. 

deutet,  da  Pa^is.  7,  18  ein  Heiligtum  und  Bild  40  Den  Beinamen  führt  die  Göttin  als  Wächterin 

dieser  Göttin  für  Dyme  bezeugt.  der  Thüren    überhaupt  (vgl.    Tliryllitius .    De 

Ferner  kennt  Athena  die  Schlüssel  zum  Ge-  Beastris  quos  Gentiles  ad  fores  statutre  colereque 

mache   der  Götter,  worin   der  Blitz  versiegelt  consuerunt.    Vitembergae  1711.   4**.   rufjua  iß'. 

ist,  Acsch.  Eum.  791:  Schwarz  p.  28.     Steuding   oben   1    Sp.' 1891), 

.,,'  „1-s^ „-«■     *      '  '       Q,    ~  besonders   auch   der  Pforten    des   Hades   (vgl. 

•/.ut  -/.Xydag  oioa  ooaazcov  aovri  &swv  i         tr  tj  1    i  ,■     ■         a\  ^> 

',   f    ,'„.,.  '     >      '     j        •       '  ,  den    Hymnus     an     Hekate     vs.    5    m    Abels 

SV  CO  KSgawog  saztv   samgayiausvog,  ,.     ,  •    -^        „„„       i-o,     ^     <.    '&  m  1 

^^    '     ^       "  Orpinca  p.  289:  v.Xv9l  oia^svgaaa  nvXag  v.lsi- 

vgl.  Sclnvarz  p.  24.  25.    Schwartz,  Sonne,  Mond  zov  ddäi.iavzog,  Steuding  oben  1  Sp.  1895.    E. 

und  Sterne  p.  198.    Wieseler,  Bonner  Jahrbb.  5  Petersen   a.  a.  0.   p.  80:   „es  sind  die  Pforten 

p.  351.  353.     Welcker,  Aeschyl.  Trilogie  p.  279  50  zwischen  Himmel  und   Unterwelt,  welche  sie 

Anm.   481.     Eückert,  Der  Dienst  der  Athena  aus-  und  eingehend  öffnet  und  schliefst"). 

p.  49  Anm.  57.     Die   von   Plin.   n.  h.   34,  54  In    figürlicher    Bedeutung    sagt    Aristoph. 

erwähnte  cliduchus  des  Phidias  wollen  Welcker  Thesm.  976  von  Hera:  ^Xfjdag  yu^ov  tpvXäzzsi, 

a.  a.  0.  und  Osann,  Arch.  Zeitung  8  p.  255  für  und  nennt  Pindar  Pyth.  8,  3f.  die  Hesychia 

eine  Athenastatue,  Petersen,   Observ.    in  Plin.  ßovXäv  zs  xai.  noXs^icov  s'xotoa  yiXai:dag  vnsgzcc- 

n.  h.  34,  19,  1    p.  6  und  Urlichs,  Chrest.  Plin.  zag,  vgl.  0.  Jahn  a.  a.  0.  p.  111. 

p.  317f.    sogar  für   die    berühmte   Promachos  Für   Kybele    ist    anzuführen    eine    kleine 

erklären,    während    Preller,    Arch.    Zeitung  4  asiatische  Terracotta,  welche   aus  der  Samm- 

p.  261  ff.     O.  Jahn,  Ber.  üb.   d.   Verh.  d.  Kgl.  lung    Greau,    Fröhner ,   Catal.   Greau  nr.  707. 

Sachs.  Ges.  d.  W.  1858  p.  109—112  u.  Brunn,  co  Terres  cuites  d'Asie  PI.  4  ins   Berliner  Anti- 

Gesch.   d.   gr.  Künstler  1    p.   186   vielmehr   an  quarium   {Arch.  Anz.  1892    p.  106,   2    nr.  14) 

die  Statue  einer  Priesterin  denken,  für  welche  gelangt  ist.    Frühner  deutet  den  Schlüssel  bei 

„der    Schlüssel    das    auszeichnende    Attribut"  Kybele   als   den  des  Tempels    oder  der  Stadt, 

war  (vgl.  für  den  Schlüssel  als  Abzeichen  von  welche    die  Göttin    besafs,    Furtwängler  legt 

^nesterinnen  Spianhemius  zu  Callimachus, hymn.  ihn  ihr  bei  als  Unterweltsgöttin.    Die  richtige 

in  Ger.  45,  vol.  2  p.  781  f.  ed.  Ernesti,  Schwarz  Erklärung   giebt   uns  Servius  ad  Aen.  10,  252 

p.  31 — 33,  wie  denn  z.  B.  lo  bei  Aesch.  Suppl.  an  die  Hand:  Terram  autem  constat  esse  matrem 

299  y.Xr]öovxog  "Hgag  heifst  und  unter  der  kXij-  deiim.      Unde    et    simulacrutn    eins    cum    clavi 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u    röm.  Mythol.   II.  39 


1219                      Kleinis  Kleitos                      1220 

pingitur.     Nam  terra  aperitur  verno,   hiemali  B.V.  xovzov  Klsiacävvfiov  ^tQSKv8r}g  Igxoqbv 

clauditur  tempore.  M.   D.  —  Bei  Apollod.  3,  13,  8    steht  in  den 

Die  Moiren  bezeichnet  Plutarch  de   gen.  meistenTiss.  KlvrcSwaoc,  in  einer  KXeLzcövv^og. 

Socr.  G.  22.    ilf oraZi'a  vol.  3  p.  528  f.  Beniardnh's  [Röscher.] 

als  yileidovxoi:    Tecaagsg    d'    iia'iv  ccqx<xI  Ttüv-  Kleisltliera    {KlsiGi&riQc;,)   Tohter   des    Ido- 

xav,  2;cö7js  iilv  7]  TTQoirr],  ■nivr'jGscog  d'  rj  dsvrsgo:,  meneus  und  der  Meda,    war  von  ihrem  Vater 

ysvsaiwg  o     rj   zQLzr],  (p&OQag  d'  t]  xslivtaiw  dessen  Pflegesohne,  dem  Leukos,    dem  Sohne 

avvSsi  Ss  zfi    (isv  dsvzsQK  zrjv  ttqcÖztiv  Movccg  des  Talos,  zur  Gemahlin  versprochen  worden; 

■>iaza   z6   dogazov ,  xrjv   de   ösvzegav  zfj    zqlz7j  aber   dieser  ermordete   sie   samt  ihrer  Mutter 

Novg  y.K&'  r'iXiov,  zrjv  ds  xgizrjv  ngog  xszdgzrjv  10  in     Abwesenheit     des     Idomeneus,     Lyl^oplir. 

^voie  K£vro;  ash'ivrjv.     Tcöv  Ss  avrSiancov  fxa-  1222.    Tsets.  l.ylopihr.  1218.   1222.    Chiliad.  3, 

Gzov  Moigcc  ^IfiSovxo?  'yiväyurjg  Q-vyüzrjg  HäQ'rj-  294.     [^Epitoma  Vaticana  ex  ÄpoUodori  Biblio- 

zcei  zov  118V  ngojzov  "AzgoTTog,  xov  ds  dsvzigov  tJicca    ed.   M.    Wagner  22,   5   p.   71,    wo   irrig 

Klw&co,  zov  ds  Ttgog  CBlr^vijv  Ä(x%EGig,  nsgl  tjv  KliiGiQ-vga    statt    K?,£iaL&r'jga  steht,  s.    p.  110. 

7]  yiixintrj  zrjg  yBvsosag.  Drexler.]     Höfer.] 

Von    der    Peitho   heifst    es    figürlich    bei  Kleite   {KIslxi]   oder  Klsizr],   Clite),   1)  Da- 

Pimlar  Fyth.  9,  39   vol.  2,  2   p.  323  BoecJch:  naide,  mit  dem  Aigyptiden  Kleitos  vermählt, 

■ngvnzal    Klcxidsg    ivzl    co(päg    Tlitd'ovg     isgäv  Apollod.  2,  1,  5.  —  2)  Tochter  des  Weissagers 

cpiXoTäzcov,  O.  Jahn  p.  111.  Merops  aus  Perkote  in  Mysien,  Gemahlin  des 

Die  Tetras  wird  von  iV/comac/ws  (xero'sewMS,  20  Kyzikos,     Königs    der    gleichnamigen    Stadt. 

Arithm.  theol.  bei  Photius,  Bibl.  p.  144  BeJcker  Als  Kyzikos  (s.  d.)  kurz  nach  ihrer  Vermählung 

als  ■ulsiSovxog  zrjg  cpvascog  bezeichnet,  s.  Hase  im  nächtlichen  Kampf  mit  den   befreundeten 

in  Stephanus  Thes.  s.  v.  yilstdovxog.   [Drexler.]  Argonauten  umkam,   erhängte    sie   sich    oder 

Kleinis  (KXsLvig),  Gemahl  der  Harpe,  Vater  starb    vor  Trauer.     Aus    ihren  Thränen    oder 

des  Lykios,  Ortygios,  Harpasos  und  der  Arte-  den  Thränen   der   sie    beweinenden   Nymphen 

miclie,   ein   an  Herden  reicher  Mann,   der  bei  entstand    die   Quelle  Kleite,   -4jj.   Bh.  1,  976. 

Babylon  wohnte,  von  den  Göttern,  besonders  1063  &.    nebst    Schol.   Val.   Place.   3,    11.   314. 

aber   von  Apollon    und    Artemis    geliebt.     Er  Orph.  Arg.  593  ff.    Parlhen.  28.    Kon.  41.    JEt. 

ging  öfter  mit  Apollon  zu   den  Hyperboreern,  M.  p.  518,  2.    Marquardt,  Cyzicus  u.  sein  Ge- 

und  da  er  gesehen,   dafs   diese   dem  Apollon  30  biet  p.  41.    —    [Kleite    und    Kyzikos    erkennt 

Esel  opferten,  so  wollte  er  in  Babylon  dasselbe  Cavedoiii,  S2)icil.num.\^.  139  ant  einer  Münze  des 

thun;    aber  Apollon  verwehrte  dies  unter  An-  Septimius  Severus  von  Kyzikos,  ilf?,'.  2,  545,  214, 

drohung  des  Todes  und  verlangte  die  landes-  aui  weicher  Sestini,  Mus.  Hed.  2,95,  18  ,,  Venus 

üblichen    Opfer    von    Schafen,    Rindern    und  seminuda  petrae  quadratae  insidens,  ante  quam 

Ziegen.    Aber  Lykios  und  Harpasos  gehorchten  stat  Mars  galeatus,  caetera  nudus"  dargestellt 

nicht.     Als  sie  die  Esel  zum  Altar  getrieben,  sieht.  Drexler.] — 3)  Gebar  von  Erylaos  am  Kai- 

um  das  Opfer  zu   vollziehen,  machte  Apollon  kosinMysien  den  vor  Troia gefallenen Meilanion, 

die  Tiere  rasend,    dafs  sie  den  Kleinis,   seine  den  Freund  des  Eurypylos,  des  Bundesgenossen 

Kinder  und  Diener  zu  zerfleischen  begannen.  der  Troer,  Quint.  Sm.  8,  121.  —  4)  Amazone, 

In  ihrer  Not  riefen   sie   die  Götter  um  Gnade  40  Mutter  des  Caulon,  Gründers  von  Caulonia  in 

an.    Poseidon  verwandelte  die  Harpe  und  den  Bruttium,    Serv.   V.   Aen.   3,  553.      Sie    selbst 

Harpasos    in   Falken,    Leto   und   Artemis    den  soll    nach    Italien    gekommen    sein    und    eine 

Kleinis   in   einen  Adler,   den  Lykios   in   einen  Stadt  Kleite  gegründet  haben,  Et.  M.  p.  517, 

Raben,  den  Ortygios  in  eine  Meise,  die  Arte-  54.   Suid.  s.  v.    Vgl.  Klete.    —  5)  Bakchantin, 

miche  in  eine  Tii'cpiy^,   einen  den  Göttern  und  Nonn.  Dion.  21,  77.     [Stoll,] 

Menschen   lieben   Vogel,    den   Hesychios  s.   v.  Kleito   {KXslxcö),    1)   Mutter   des  vor  Troia 

mit    Kogvdalög   (Haubenlerche)    erklärt,    Ant.  kämpfenden     und     von    Eurypylos     getöteten 

Lib.  20.     [Stoll.]  Helios,   den  sie    am  gygäischen  See   geboren, 

Kleio  1)  s.  Musen.  —  2)  Nereide  oder  Okea-  Quint.  Sm.  11,  69.    —   2)  Tochter  des  Euenos 
nide;  Hyg.  f.  p.  29 Bio.     Verg.  G.  4,  341.             50  und    der  Leukippe,   von  Poseidon  Mutter  des 

Kleiopatre  (Ä^sio:rKT9?j)  =  Kleopatra  (s.  d.).  Ampheres,    Herrschers    in    Atlantis    b.    Plat. 

Kleisulike  {KlsioidUri),  Tochter  des  Keleos,  Kritias  113h S.    [Stoll.] 

Königs   in  Eleusis,   und  der  Metaneira,   Rom.  Kleitonymos  =  Kleisonymos  (s.  d.). 

H.  in  Cer.  109;  s.  'Keleos'.     [Stoll.]  Kleitor   {Klsixmg),    Sohn   des   Azan,    Enkel 

Kl[e]isoi)ynios  (ÄA[£]iffcüj't>ftog),  jugendlicher  des   Arkas,    gründete   nach  Unterwerfung  von 

Sohn   des   Amphidamas   (s.  d.)   aus  Opus,  von  Kynosura  als  mächtigster  Fürst  des  arkadischen 

Patroklos  (s.  d.)  im  Streite   beim  Astralgalen-  Landes   die   Stadt  Kleitor  im    nordwestlichen 

spiel    aus    Versehen    {d'novaCoj   nzaia^iaxL)    ge-  Arkadien  als  Königssitz,  Paus.  8,  4,  3.  8,21,2. 

tötet.      Nach    Anderen    hiefs    er    Aias    (oder  Bei  Apollod.  3,  8,  1  und  Tzets.  L.  481    ist  er 
Aianes,  Hs.  D.);  Hellanikos  beim  Schol.  A.  1).  üo  einer  der  50  Söhne  des  Lykaon^  s.  Müller,  fr. 

zu  IL  M  1,  wo  Beliker  KXiawwiiog  liest;   vgl.  hist.  gr.  1  p.  31,  375.    Gurtius,  Peloponn.  1. 162. 

auch   Philosteph.    b.    Schol.    zu   II.   J7  14,    wo  Gerhard,  Gr.  Ähjth.  2  Stammtf.  ix  2351    |  Stoll] 

KXeiacavviiog   oder   ÄXrjc.    überliefert    ist,  und  Kleitos  (Ä^siro?  und  ÄilfiTO?,  Clitus),  1)  Sohn 

II.   W  86   nebst  Schol.    naida   yug   dvsiXsv   ov  des  Mantios,  wegen  seiner  Schönheit  von  Eos 

Ol  /Lifv  KXsiGotvviiov,  OL  ös  ALavfj,  Ol  de  Ävaccv-  geraubt,    damit    er    unter    den    Unsterblichen 

ÖQov   v.uXuaQ'cii    [qpaffiv].    dtTts-AXBivs    8e    ccvzov  wohne.     Od.    15,    250.    Eustath.    p.    1780,   50. 

Ticcg'    'O&QvovBt     TM     yganiiocxiaxfi     mg    cpriGiv  Athen.  13,  566  d.    Braun,  Gr.  Götterl.  §  204.  — 

'AXi^civSgog   6   AlxcoXog  iv    dczQoXoyiGzaig.  Pherelcydes  b.  Schol.  IL  13,  663  giebt  folgende 


1221                        Kleo  Kleola                       1222 

lleihe    des   Geschlechts:    Melampus,    Mantios,  [ScJiol.Eurip.Orest.990  Bd.  Ip. 196  ed.Schwartz. 

Kleitos,    Koiranos,    Polyidos.      [S.    auch    Th.  Drexler.]  —  5)  Gemahlin  des  Amyntor,  Mutter 

Panoßa,   Eos  et   Clitus,   Ann.   d.   Inat.    1847  des  Phomix  (vgl.  II.  9,  447  ff.),  Tsetz.  L.  421. 

p.  228 --230.    Drexler.]  —  2)  Sohn  des  Polyi-  —  6)  Sew.    V.  Aen.  3,  20i)  nennt  die  Gemahlin 

dos.  riierel-ydes  b.  Schol.  II.  a.  a.  0.  (vgl.  nr.  1)  des  Phineus,  die  Tochter  des  Boreas  und  der 

führt  fort:  dieser  Polyidos  zeugte  mit  Euryda-  Oreithyia,  Kleobnle  statt  Kleopatra.     [Stoll.] 

meia, Tochter  des  Phyleus,  Enkelin  des  Augeias,  Kleobulos    {Kltö^ovloq) ,    Troer,    von    dem 
den  Kleitos  und   Euchenor,    welche    mit    den       kleineren  Aias  getötet,  II.  16,  330.  i' [Stoll.] 

Epigonen    Theben    eroberten    und    dann    mit  Kleocliareia  {KIsoikqsiu)  .,   eine   lakonische 
Agamemnon  gen   Troia   zogen,   wo   Euchenor  lo  Naiade,  welche  mit  dem  Autocht  honen  Lei  ex 

von  Paris  getötet  ward.  —  3)  Sohn  des  Peisenor,  den  Eurotas  zeugte,  ApoUod.  3,  10,  3.     [Nach 

ein  Troer,  Gefährte  des  Polydamas,  von  Teukros  ScJiol.    Eurip.    Orest.    626    vol.    1    p.    161    ed. 

erlegt,    II.    15,   445;     vgl.    Ihjg.    f.    115.     —  Sclnvarts  gebar  sie  Eurotas   und    Pelias   dem 

4)  Aigyptide,  vermählt  mit  der  Danaide  Kleite,  Myles,  dem  Sohne  des  Lelex  und  der  Peridike. 

ApoUod.  2,  1,  5.    Vgl.  Hycj.  f.  170,  wo  Clytus  Drexler.]     [Stoll.] 

(Clitus?)  mit  Autodike  vermählt  ist.  —  5)  König  Kleoclios  {Klsoxog),  Kreter,  Vater  der  Areia, 

der  Sithonen  in  Thrakien,   der   seine  Tochter  mit  welcher  Apollon  den  Miletos  zeugte,  den 

Chrysonoe  (oder  Torone,  Philarg.  zu  Verg.  G.  die   Mutter    aussetzte,    Kleochos    aber   rettete 

4, 390  f. ~)  dem  aus  Aigypten  kommenden  Proteus  und  aufzog,   ApoUod.  3,  1,  2.    ScJiol.  Ap.  Rh. 

vermählte,  Kon.  35.    S.  Klitos.  —  6)  Geliebter  20  1,  185.    Er  lag  in  dem  milesisthen  Didymaion 

der  Pallene,  der  Tochter  des  Sithon,  Königs  im  begraben,  Arnob,   adv.  nat.   6    p.    706.    Giern. 

thrakischen    Chersoues.     Er   kämpfte    um    sie  AI.  Frotr.  3  p.  13  Sylb.   Euseb.  F.  E.  p.  71  D. 

auf  Veranlassung  ihres  Vaters  mit  Dryas  und  Mißler,  fr.  hist.  gr.  2  p.  336,  5.     [Stoll] 

siegte  mit  Hülfe  ihrer  List.     Als  jetzt  Sithon  Kleodaios   {KUoSaiog  und  KlsodaCog,   auch 

die  Tochter  strafen  wollte,  ward  sie  von  Aphro-  Äleccdaiog,  KXsoöag,  ÄXsäöccg),  Sohn  des  Hyllos 

dite   entrückt.     Nach  Sithons  Tode  vermählte  und  der  lole,    Vater  des  Aristomachos,   fand 

sie    sich   mit  Kleitos,    der   mit  ihr  die   Herr-  bei   einem  Einfall   in   den  Peloponnes    seinen 

Schaft  des  Landes  erhielt,  und  das  Land  wurde  Tod,  wie  sein  Vater  und   sein  Sohn,  Hcrodot 

nach  ihr  Pallene  genannt,  Kon.  10.  Farthen.  6.  6,  52.   7,  204.    Paus.  2,  7,  6.  ApoUod.  2,  8,  2. 

Steph.  B.  V.  IlaXlrivri.  —  7)  Sänger  des  Pria-  3ö  Diod.  7, 16.  Phleg.  TraU.,  Porphyr.  Tyr.,  Satyros 

mos,  Scliol.  IL  24,  720.   —   8)  Sohn  des  Aga-  b.  MüUer,  fr.  hist.  gr.  3  p.  165,  21.  603,  1.  690. 

mestor  und  einer  Nymphe,  Paphlagonier,  von  Schol.  Find.  I.  7,  18.  Ael.  N.  A.  12,  31.    Hesiod 

Podaleirios  vor  Troia  getötet,  Quint.  Sm.  6,  465.  b.  Schol.  Ap.  Fh.  1,  824.    Tsetz.  L.  804  nennt 

[Stoll.  1  Temenos  Sohn  des  Kleodaios  und  der  Peridea. 

Kleo  =  Kleio  (s.  Musen).  Nach  Schol.  Venet.  Eurip.  Androm.  24  und  33 

Kleoboia   (Klsoßoia),    1)   Mutter   der  Eury-  war  Kleodaios    Vater    der  Leouassa,    der   Ge- 

themis,  der  Gemahlin  des  Aitoliers   Thestios,  mahlin   des   Neoptolemos    {Müller,  hist.  gr.  3 

ApoUod.   1,    7,    10.    —    2)  Eine  Jungfrau   aus  p.  338,  13.    339,  14).     Zu  Sparta  hatte  er  ein 

Paros,  welche  von  da  die  Orgien  der  Demeter  Heroon,  Paus.  3,  15,  7.    Müller,  Doricr  1,  59. 

nach  Thasos  gebracht  haben   sollte.     In  dem  40  M'ide,  LaJcon.  Kulte  45.  354.     [Stoll.] 

Gemälde    der    Unterwelt    in    der    Lesche    zu  Kleodike  {Äksoötyirj),  eine  gefangene  Troerin 

Delphi  war  sie  dargestellt,  wie    sie   die  Kiste  auf    dem    Gemälde    des    Polygnotos    von    der 

der  Demeter  auf  den  Knieen  hält,    Paris.  10,  Eroberung  Troias    in    der  Lesche    zu  Delphi. 

28,  1.  —  3)  Tochter  des  Kriasos  (S.  des  Argos)  Paus.  10,  26,  1   hält  den  Namen  für  eine  Er- 

und   der    Melantho,    Schwester    des   Phorbas,  findung  des  Polygnot.     [Stoll.] 

Schol.  Eur.  Or.  920.  —  4)  Von  Heosphoros  im  Kleodora  [Kliodäga),  1)  Danaide,  vermählt 

attischen  Thorikos  Mutter  der  Philonis,  deren  mit  dem  Aigyptiden  Lixos,  ApoUod.  2,  1,  5.  — 

Sohn  Philammon  war,  Kon.  7.  —  5)  Gemahlin  2)  Nymphe,  Mutter  des  Parnasses  von  Poseidon 

des  milesischen  Neleiden  Phobios,  die  es  ver-  oder  Kleopompos,  Paus.  10,  6,  1.     [Stoll.] 

geblich    versuchte,    einen    Jüngling    Antheus,  50      Itleodoros    {Klsööcoqog).,    Sohn    des    Lernos 

der  im  Hause  des  Phobios  als  Geisel  war,  zu  und  der  Amphiale,  Rhodier,   vor  Troia  durch 

unerlaubter  Liebe   zu  verführen   und  ihn  des-  einen    Pfeil    des    Paris    getötet,    nachdem    er 

halb  tötete.     Sie  warf  ein  Rebhuhn  (oder  ein  durch  Polydamas  des  Schildes  beraubt  worden 

goldenes    Gefäfs,    Alexander   Aetol.)   in  einen  war,  Quint.  Sm.  15,  213  ff.     [Stoll.] 

ßrunnen  und  bat    den   Antheus    es  zu  holen;  Kleodoxe    {KUodö^if) ,    Tochter    der    Niobe 

als    er    hinabgestiegen    war,    warf    sie    einen  und  des  Amphion,  ApoUod.  3,  5,  6.    Lactant. 

grofsen  Stein  auf  ihn.    Aus  Reue  erhängte  sie  zu  Stat.  Theb.  3,  198.    Mythogr.   Vatic.  1,  156. 

sich,  Aristoteles  h.  Farthen.  14,  wo  ein  längeres  Tzetz.    Chil.    4,    141.    Hyg.    f.    11.    69.    Stark., 

Fragment  des  Alex.   Aetol   folgt,    Müller,  fr.  Kiobe  96.     [Stoll.] 

last.  gr.  2  p.  164,  199.     [Stoll.]  co      Kleola  {Klsöla,  Klsölla),  Tochter  des  Dias, 

Kleol)ule  {KXsoßovlrj),  1)  von  Apollon  Mutter  von  Atreus  Mutter  des  Pleisthenes,  Schol.  Eur. 

des  Euripides,   Hyg.  f.  161.    —   2)  Gattin  des  Or.  5.     Oder:   Kleola,  des  Dias  Tochter,  war 

Aleos,  Königs  in  Tegea  (sonst  Neaira),  Mutter  Gemahlin    des     l-'leisthenes    und    Mutter    des 

des  Amphidamas  und  Kepheus,  i/^/r/. /;  14  p.  42  Agamemnon,     Menelaos     und     der    Anaxibia, 

Bunte.  —  3)  Mutter  des  Böotiers  Leitos,   der  Hesiod    {fr.   77    Lchrs)    b.     Tzetz.    Exeges.    in 

vor  Troia  focht,  Hyg.  f.  97.  —  4)  Tochter  des  lliad.   p.   68,   20;    \g\.' Eustath.  H.  p.  21,  14. 

Aiolos   oder  Aipolos,   von  Hermes  Mutter  de.s  WelcJcer,Gr.  Trag.2,  618f.   Gerhard,  Gr.  Myth. 

Myrtilos,    Tzetz.    L.    156.    162.     Hyg.   f    224.  2  p.  243.    Prellcr,  Gr.  Myth.  2,  388.     [Stoll.] 

39* 


1223                      Kleolaos  .                           Kleopatra                    1224 

Kleolaos  {Klsölaog),   1)  Sohn  des  Herakles  Zetes  und  Kala'is  und  der  Chione,  aufgewachsen 

und  der  Thespiade  Argele,  Apollod.  2,  7,  8.  —  in  den  sturmumbrausten  sarpedonischen  Felsen, 

2)   Sohn   des  Herakles   und    einer  Sklavin  der  Geruahlin  des  Phineua  in  Salmydessos.     Nach 

Ümphale,    Diod.    4,    31.    —    3)    Gefährte    des  ihrem  Tode   oder   ihrer  Verstofsung  heiratete 

Meges   vor   Troia,    von  Paris    getötet,   Quint.  Phineus    eine    zweite    Frau,    die    gewöhnlich 

Sm.  6,  634.     [StolL]  Idaia,  Tochter  des  Dardanos,  Iieifst;  diese  be- 

Kleoinaclios  (Ä7£Öfiaj;og),  s. ''Kasos'.  [StolL]  wirkte   durch  Verleumdung,   dafs  Phineus  die 

Kleomede  {Kl{o^-i]Sr]),  von  Paion  Mutter  des  beiden  Söhne  der  Kleopatra  blendete;  oder  sie 

Laophon,    der,    ein   Genosse    des   Asteropaios  selbst    blendete    sie  und  liefs    sie   im    Kerker 

vor  Troja,  von  Meriones  getötet  ward,  Quint.  lo  schmachten,  Apollod.  3,  15,  2.  3.    Sopli.  Antig. 

Sm.  6,  549.     [StolL]  966  ff.   und   Schol.   zu  v.  970.  977.  980.    Schol. 

Kleomedes     (ÄAfofirjdrjs),     aus    Astypalaia,  Ap.  Rh.  1,  211.   2,  140.  178.  207.  238.    Schol. 

tötete     in     der    72.    Ol.    im    Faustkampf    zu  Od.  12,  69.    Nonn.  Dion.  2,  '689.    Serv.   Verg. 

Olympia  seinen   Gegner  Ikkos    aus  Epidauros,  Aen.  3,  209.     Ov.  Bern.  Am.  454.     Die   Söhne 

ward,     von    den    Kampfrichtern     des    Sieges  der  Kleopatra  heifsen  Plexippos  und  Pandion, 

verlustig   erklärt,    wahnsinnig,    rifs    in   seiner  ■    oder  Gerymbas  und  Aspondos,  oder  Parthenios 

Vaterstadt  eine   Schule   ein,    in  der  ungefähr  und  Krambos.    Ein  andrer  Name  ist  Oreithyios, 

60  Kinder  umkamen,  und  floh,  von  den  Bürgern  wie  bei  Schol.  Ap.  Eh.  2,  178   statt  Oryithos 

mit  Steinen  verfolgt,  in  den  Tempel  der  Athene,  zu  lesen.    Nach  iJiod.  4,  43  f.  wurde  Kleopatra 

in    welchem    er  verschwand.     Das   delphische  20  bei  Phineus  in  Haft  gehalten,  ihre  Kinder  in 

Orakel  erklärte  ihn  für  den  letzten  der  Heroen,  Fesseln    grausam    gequält,    aber    Mutter    und 

dem  man  zu  opfern  habe.  Paus.  6,  9,  3.  [s.  ßd.  1  Kinder  von   den  Argonauten  befreit;   Phineus 

Sp.  2526,  Z.  20 ff.,  wo  nachzutragen  ist  Euseh.  wurde  getötet,  die  Söhne  in  seine  Herrschaft 

praep.  ev.  5,  34,  2  ff.  Höfer.]     [Vgl.  A.  Maury,  eingesetzt,  und  als  sie  mm  die  Argonauten  auf 

Hist.   des  rel.    de  la  Grece  mit.  1  p.  555.  560.  ihrem    Zuge   begleiteten,    überliefsen   sie    die 

Bolide,  Psyche  p.  167 f.    Drexler.]     [StolL]  Herrschaft  der  Mutter  Kleopatra;    vgl.   Schol. 

Kleometra  (Kleo^rjZQa),    mit   fMelacharis  Ap.  Bh.  2,  207.    Welcker,  Gr.  Trag.  1,  329  ff'. 

(EM,   A:   Tov    fi£v   Xav,    übergeschrieben   xq)  Preller,  Gr.  Myth.  2,  149.  330.     Gerhard,  Gr. 

gesteinigt    und    wohl    mit    begraben    in    dem  Myth.  2   §  763   und  p.  231,    s.  'Phineus'    und 

Grabmal    des  M.   auf   dem   Pron    von  Argos:  30  'Boreaden'.    —    2)  Tochter  des  Idas  und   der 

Eeinias    von   Argos    frg.    3    aus    Schol.    AB  Marpessa,  einer  Tochter  des  Buenos,  von  den 

Eurip.  Orestes  872.     F.  H.  G.  3,  24,  wo  Mi-  Eltern   auch  Alkyone   genannt,  Gemahlin  des 

layxQoq  geschrieben  ist;   wohl   ein  Liebespaar  Meleagros,    II.  9,  556    und  Schol.  Apollod.  1, 

(aus  der  Aigyptiaden-Sage?   vgl.  den  einzigen  8,   2.    Paus.   4,  2,  5.      Nach    dem    Tode    des 

doppelt    aufgezählten    Danaidennamen    Klso-  Meleagros  erhängte  sie  sich,  Apollod.  1,  8,  3. 

TtäxQcc  in  Apollod.  Eibl.  2,  1,  5  und  die  Dunkel-  Preller  1,  219.    2,  304.  308.    Gerhard  2  p.  240, 

farbigkeit  der  Aigyptiaden:  Milay%Qoq  =  Ms-  s.  'Marpessa'  und  'Meleagros'.     [Nach.  Kelule's 

XäyxQOvg  Cobet).    [Bei  Dic^.s  4,  22  wird  Cleo-  Vermutung  (Arch.    Ztg.   20,    292)   ist   K.    dar- 

mestra  als  Tochter   des  Tros,  Schwester  des  gestellt    auf    einer    Bronzecista    im    Bei'liner 

Ilos  und  Ganymedes  und  als  Mutter  des  Assa-  40  Museum;  s.  a.  a. 0.  Taf.  164/5.  Yg\.  Friederichs, 

rakos   (s.  d.)   genannt;   bei   Apollod.   3,    12,   2  Berlins  ant.  Bildiv.  2  S.  128  nr.  540.     Gerhard 

heifst  sie   Kleopatra   (s.  d.   nr.  4),   aber  nicht  glaubt  sie  dargestellt  auf  einem  ,,den  Tod  des 

Mutter,  sondern  Schwester  des  Assarakos;  vgl.  Meleagros"   darstellenden  Relief  im  Vatikan: 

Dederich  ed.  Didijs  p.  460.  Höfer.]    [Tümpel.]  Arch.  Ztg.  8  S.  2l9fF.,  Taf.  20,  2.    Wahrschein- 

Kleou  {Klicov),  1)  von  der  Insel  Syme,  Ge-  lieh  findet  sie  sich  auch  auf  einer  rotfigurigen 

nosse   des  Nireus   vor  Troia,    von  Polydamas  Vase    der   Sammlang    Santaugelo    in    Neapel 

getötet,    Quint.   Sm.  11,  60.    —    2)    Sohn    des  (nr.  11  bei  Heydemann),   welche  den  Tod  des 

Pelops  und  der  Hippodameia,  Schol.  Eur.  Or.  5;  Meleagros  vor  Augen  führt.  Röscher.]-  3)  Zwei 

Kurzname   für  Kleonos,   ''Kleones'  und  'Kleo-  Töchter  des  Danaos,  die  eine  mit  Agenor,  die 

nymos'  (s.  d.).     [StolL]  50  andere  mit  Hermos  vermählt,  Apollod.  2,  1,  5,  4 

Kleoiie   {KlscövTj),   Tochter  des  Asopos  und  u.  7.    Bei  Hyg.  f.  170  ist  eine  Danaide  Kleo- 

der  Metope,  nach  welcher  die  Stadt  Kleonai  in  patra     mit     dem    Aigyptiden     Metalkes    ver- 

Argolis  benannt  sein  sollte,  Diocl.  4,  72.   Paus.  bunden.     —    4)    Tochter    des    Tros    und    der 

2^  15,  1.     [StolL]  Kalirrhoe  (T.  des  Skamandros),  Schwester  des 

Kleones  {Klswvrjg),  Sohn  des  Pelops,  nach  Ilos,    Assarakos    und   Ganymedes,  Apollod.  3, 

welchem  die  Stadt  Kleonai  in  Argolis  benannt  12,  2.  —  5)  Gemahlin  des  Kreters  Deukalion, 

sein  sollte,  Paus.  2,  15,  1.     [StolL]  Mutter    des    Idomeneus ,     Tzetz.    L.    431.    — 

Kleonos  {Klscovöq),  Sohn  des  Pelops,  Tzetz.  (>)    Schwester    des    Midas,    Tzetz.  L.  1397.   — 

Exeg.  in  Iliad.  p.  68,  26.  Vgl.  Kleon.  [Lorentz.]  7)  Kleopatra  und  Periboia    waren  die   ersten 

Kleonynios   {Klsävv^og),   Sohn  des  Pelops,  60  Jungfrauen,  welche  die  Lokrer  zur  Sühne  des 

sefshaft  zu  Kleonai  in  Argolis,  wo  Atreus  ihn  Frevels  ihres  Aias  gegen  Athene  und  Kassandra 

als  Herrscher  eingesetzt  hatte.    Sein  Sohn  war  nach  Troia  schickten,  T^'ei^'.  1141.  [^Epit.Vat.ex 

Anchises,   sein  Enkel  Echepolos    {II.  23,  296),  Apollod.   hihi.   ed.   B.  Wagner  23,  7.   Drexler.] 

Aliusilaos  u.   Pherekyd.   b.   Schol.   II.   a.   a.  0.  Infolge  einer  Pestilenz  und  Hungersnot  hatten 

Vgl.  Kleon,  Kleones,  Kleonos.     [StolL]  sie  auf  1000  Jahre  der  ilischen  Athene  jährlich  je 

Kleopatra  {KlsoTtäxQa ,   bei  A}).  Bh.  2,  239  zwei  Jungfrauen  zu  senden  gelobt,  welche,  wenn 

Klsionargcc),   1)  Tochter  des  Boreas  und   der  sie  bei  ihrer  Ankunft  von  den  Iliern  ergriffen' 

Erechtheustochtcr    Oreithyia,    Schwester    des  wurden,  den  Tod  erlitten,  im  andern  Fall  aber 


1225                  Kleophema  Klothes                      1226 

bis  in  ihr  hohes  Alter  die  niedrigsten  Dienste  bei  ApoUod.   KXvacövvfiog   oder  KXvrmvviiog), 

im    Tempel    der    ilischen    Athene    verrichten  Sohn  des  Amphidamas  in  Opus  (//.  23,  87),  als 

mufsten,  Folyi.  12,  5.  Schol.  11.  13,  06.  Strah.  Kuabe  von  dem  Knaben  Patroklos  beim  Würfel- 

13,   600.     Flut,    de   ser.    num.   vind.   12.    Ain.  f^piel  erschlagen,  weshalb  dieser  von  seinem  Vater 

Takt.  31.  —  [S)  Einer  der  hochzeitlichen  Da-  MenoitiosnachPhthiain  dasverwandteHaus  des 

monen,  der  personificierte  Adel,  um  den  edlen  Peleus  gebracht  wurde,  HeUaniicos  h.  Schol.  IL 

Stand  des  Brautpaares  anzudeuten,  mit  Peitho,  12,  1.    Fherekydes  b.  SclioJ.  II.  23,  87.  16,  14. 

Eiidaimonia,  Paidia  und  Eunomia  im  Gefolge  ApoUod.  3,  13,  8.   Andere  nannten  den  Knaben 

von  Aphrodite  und  Eros  auf  einem  Vasenbilde,  Aianes    oder  Lysandros,    ScJiol.    IL   23,   86. 

M'iesehr    2,    296  d.      Baumeister,    Denkmäler  lo                                                                    [Stoll.] 

1302  1.     r».  /.  G^.  8301.   Höfer.]     [Stoll]  Kleta  (Al/Jra),  1)  Naaie  einer  Charis  zu  Lake- 

Kleopheniti  {Ki.8oq>rjt.ia),  Tochter  des  Malos  daimon,  wo  man  nur  zwei  Chariten  (s.d.)  hatte, 

(s.    d.)    und    der    Muse    Erato,    Gemahlin    des  Kleta    und    Phaenna,    Schall    und    Schimmer. 

Phlegjas,  Mutter  der  Aigla  oder  Koronis,  J*2/Z/os  Ihr  Tempel  war  am  Bach  Tiasa,  Faus.  3,  18,  4. 

Faean  43.     [Höfer.]  Athen.   4,    139  b.     Curtins,   Fcloponn.   2,   244. 

Kleopliile   {Klsotpilrj),   Gemahlin   des   arka-  Wide,  Lak.  K.  211 S.   ['Nach  ScJioL  Earip.  Orest. 

dischen  Königs  Lykurgos,  Mutter  des  Ankaios,  623  ist  sie  Gemahlin  des  Eurotas  und  Mutter 

Epochos,  Amphidamas  und  lasos.   Nach  andern  der   Sparte.     Drexler.]  —  2)  Klrjxt],  Amazone, 

hiefs    sie    Eurynome   [Apollod.   3,  9,  2),    oder  Amme  der  Penthesileia.   Als  sie  hörte,  dafs  diese 

Antinoe,  SclwL  Ap.  Uli.  1,  164.     [Stoll.]  20  vor  Troia  gefallen,  machte  sie  sich  auf,  dieselbe 

Kleopompos   {KlbÖTcoanos) ,  Vater  des  Par-  zu  suchen,  wurde  aber  nach  Italien  verschlagen, 

nasses,  Fausan.  10,  6,  1.     [Lorentz.]  wo  sie  eine  Stadt  Klete   gründete.     Die  Köni- 

Kle[o]ptolome  (KI/EPTOUEME)  Name  einer  ginnen  dieser  später  von  den  Krotoniaten  zer- 
Amazone auf  einem  Dinos  der  Sammlung  störten  Stadt  wurde ü  in  der  Folge  alle  Klrizai 
Campana  mit  Darstellung  des  Kampfes  des  genannt,  Tzetz.  Lyk.  995.  10C2  f.  Vgl.  Kleite. 
Herakles  gegen  die  Amazonen,  Cat.  Campana  [Stoll.] 
Ser.  2  nr.  27.  Dumont  et  Chaplain,  Les  ccra-  Kletoria  (KXrjtoQi'a),  Tochter  des  Acheloos. 
miqucs  de  la  Grece  propre  p.  36.     [Drexler.]  Eine   apokryphe   Sage   bei    Fstudoplutarch  de 

Kleostratos  {KlsoaiQaroi),  ein  Jüngling  zu  fluv.   22,   1    lautet:    Axiläog    .  .  .    zr}   %vyaTQl 

Thespiai.     Als   ein   Drache,    dem  jährlich   ein  zo  Klrirogiu  ■aar'  uyvoiav  ovviQ%6yi,£vos-Aa.la^viJbCa 

Jüngling  als  Opfer  hingegeben  werden  mufste,  av6xh&s\g   iavzov  t^cclsv  sig  nozuahv  0saziov, 

seine  Vaterstadt  heimsuchte,  tötete  er,  durchs  og  an'  avzov  'A^.  fiszaro^dad-rj.     [Röscher.] 

Los  zum  Opfer  bestimmt,   das  Ungeheuer,  in-  Kilo  =  Kleio  (s.  d.);  vgl.  C.  I.  Gr.  8075. 

dem  er  sieh  in  einem  ehernen,  mit  Widerhaken  Klisouymos  =  Kleisonymos  (s   d.). 

besetzten  Panzer,  den  ihm  sein  Freund  Mene-  Klitos    {Klizog),    König    der    Sithonen    in 

Stratos   hatte   fertigen   lassen,  von  demselben  Thrakien,  C.  I.  Gr.  3  nr.  6125    =  Inscr.  Gr. 

verschlingen    liefs.      Davon    erhielt    bei    den  Sic.  et  It.  ed.  Kaihel  nr.  1284,  s.  Kleitos. 

Thespiern  Zeus  den  Beinamen  Saotes,  d.  i.  Retter,  [Lorentz.] 

Faus.  9,  26,  5.    [Stoll.]  Klodones  {KläSavsg,  oder  b.  Hesycli.:  Kla- 

Kleothei'a  (AP-soOrJ^a),  Tochter  des  Panda-  40  dävsg).,    makedonische   Bezeichnung  der   Bak- 

reos  und  der  Harmothoe,  Schwester  der  Aedon  chantinnen,  Flut.  Alex.  2.  Fohjaen.  4, 1.  Hesycli. 

und  Merope.    Früh  der  Eltern  beraubt,  wurden  s.  v.  Suidas  s.  v.     Vgl.  Etym.  Magn.  521,  48. 

die    drei  Schwestern   von  Aphrodite,    Athene  Freller,  Gr.  Mxjth.  1,  573.    [Vgl.  auch  Heu:ty 

und  Hera  erzogen,   dann   aber,   als  sie  Jung-  et  Daumet,  Mission  arcli.  de  Macc'doinc  p.  217 

frauen  geworden,  ward  Aedon,  die  älteste,  dem  PL  13,  1.  Drexler.]    [Lorentz.] 

Zethos    vermählt,  die   beiden    andern  wurden  Klouia  (KXovi'a),   1)  Nymphe,   die  dem  Hy- 

von  den   Harpyien  geraubt  und   den  Erinyen  rieus  den  Nykteus  und  Lykos  gebar,  ApoUod. 

als  Dienerinnen  übergeben,  Schol.  Od.  19,  518.  3,  10,  1.  Tsets.  L.  328.  —  2)  Amazone  im  Ge- 

20,  66.  Eustaih.  OcZ.  p.l875,  15. 1883,36.  Od.  20,  folge  der  Penthesileia,  fällt  vor  Troia,  Quint. 

66  ff.  —  Faus.  10,  30,  1  nennt  die  Töchter  des  50  Sm.  1,  42.  230.  235.     [Stoll.] 

Pandareos  Kameiro  und  Klytie.      [Stoll.]  Kloiiios   {KlovCog),    1)   Sohn    des   Alegenor, 

Kleros  {Klr^Qog),    als  Sohn   der  Tyche  bei  Führer  der  Boioter  vor  Troia,  von  Agenor  ge- 

Eurip.  fr.  979.     [Höfer.]  tötet,  IL  2,  495.  15,  340.    I)iod.  4,  67.   Ryy.  f. 

Klcso   (Klrjaä),  Tochter  des  Königs  Kleson  97.  113.    Mehr  bei  De  Vit,  on.  s.  v.    Unter  den 

(s.  d.)  zu  Megara,  welche  nacb  megarischer  Sage  Freiern    der   Helena    aufgezählt    von  Hyg.   f. 

mit  ihrer  Schwester  Tauropolis  die  Leiche  der  81.  —  2)  Sohn  des  Priamos,  ApoUod.  3,  12,  5. 

ins  Meer  gesprungenen  Ino  an  der  megarischen  —  3)  Zwei  Gefährten  des  Aeneas,  Verg.  Aen. 

Küste  auffand  und  bestattete,  Faus.  1,  42,  8.  9,  574.    10,  749.     [Stoll] 

Deimling ,  Leleger  p.  155.     [Stoll]  Kloster  (Khoazrio),   Sohn  der  Arachne,  Er- 

Kleson    (KXrjacov),    Sohn    des    aus  Aigypten  oo  fiuder  der  Spindel  (/tilwar/Jp)  zum  Spinnen  der 

nach  Megara    gekommenen   und  daselbst  zur  Wolle,  Flin.  N.  H.  7,  57.     [Stoll] 

Herrschalt  gelangten  Lelex,  Vater  des  Pylas,  Elothaie    (KlcaQ-ai'r]),    Beiwort    der    Moud- 

Grofsvater  des  Skiron,  Faus.  1,  39,  5.  1,  42,  8,  göttin     im     Grofsen     Pariser     Zauberpapyrus 

s.  'Kleso'.     Sein  Sohn   heifst   auch  Pylos  und  vs.  2280;   vgl    vs.   2796    KXa^a    yial  Ad%scig 

Pylou;    er  kam  von  Megara   nach  Messenien  i]8'  "Azqonog  sl,  zQinäqKvs.  Vgl.  Klothes. 

und  gründete  Pylos,  Faus.  4,  36,  1.    6,  22,  3.  [Drexler.] 

Deimling,  Leleger  p.  155.     [Stoll]  Klothes   {Klm&sg),   die  Spinnerinnen,  soviel 

Klesouymos  {Klfjacövvfiog  und  KXeioo'jvvnog;  wieMot(oat(s.  d.),  die  dämonischen  Gewalten,  die 


1227                      Klotho  Klymenos                    1228 

dem  Menschen  das  Schicksal  bereiten,    Hom.  thenopaios    den    Epigonen    Thesimenes    oder 

OfZ.  7,  197  und /S'c/toZ.  Preller,  Gr.  Myth.  1,  iSi.  Tlesimenes   zeugte,  Hyg.  f.  71.    —    [7)   Ama- 

[Lorentz.]  zone,  Hyg.  f.  163,  auch  auf  einer  rotfig.  Vase 

Klotho  s.  'Moiren'.  Fiorelli,  JRacc.  Cuwana  tav.  8.   Klügmann.]  — 

Kliitius  (=  KlvTios),  Beiname  des  Apollon  in  8)  Zu  Athen  gab  es  einen  heiligen  Bezirk  des 

Delphi    nach   Hcnzens    sehr    wahrscheinlicher  Perseus  und  einen  Altar  der  Klymene  und  des 

Vermutung,    dafs    in    der  von  Moroni,  Tnscr.  Diktys,  welche  die  Retter  des  Perseus  hiefsen, 

Cyriaci  Ancon.  nr.  208  =  Muratori  29,  9   und  Paus.  2,  18,  1.    —    9)   Dienerin    der    Helena, 

von  Lchas,  Inscr.  gr.  et  lat.  rec.  en  Grece  et  welche  mit  dieser  zugleich  mit  Aithra,  der 
en  Äsie   min.  2  nr.  891  Q  •  MINCIVS  •  Q  •  F  •  lo  Mutter  des  Theseus,  nach  Troia  entführt  worden 

RVFVS   i    L  •  E  •  C  •  APOALINEI  •  KIVTIO   i  war.     Nach  Eroberung  der   Stadt  fiel  sie   als 

MERITO  überlieferten  Inschrift  statt  KIVTIO  Beute    dem  Akamas,    Sohn   des  Theseus,   zu. 

vielmehr  KLVTIO  zu  lesen   sei,   Henzen,  Bh.  Polygnot   hatte   sie   in    der  Lesche  zu  Delphi 

Mus.  N.  F.  8  p.  465  und  Inscr.  Lat.   sei.  am-  unter  den  Gefangenen  gemalt,  IL  3,  144.  DiJd. 

plissima  coli  3  nr.  5700.     [Drexler.]  1,  3.    5,  13.    Paus.  10,  26,  1;  vgl.  Ov.  Her.  16 

Klydon    {KXv8cov,    Küchly:    KläScov),     ein  (17),  267.    Äntimachos  nannte  sie  eine  Tochter 

Diener  des  Memnon,  Quint.  Siiiyrn.  2,  365.  des  Hippalkes,   Scliol.    II.  3,  144.     [Vielleicht 

[Lorentz.]  ist    sie    dargestellt    auf    der    Vivenziovase    in 

Klymene  (Klvasvrj),  1)  Beiwort  der  Perse-  Neapel:  Baumeister,  Denhn.  S.  743  Fig.  795. 
phone;  vgl.  Dibbelt,  Quaest.  Coae  mytli.  Greifs-  20  \Bohert,  Bild  und  Lied  p.  73.]    Anders  Heyde- 

wald    1891.    S.   36ff. ,    wo    auch    die    meisten  mann,   Vasens.   in  Neapel  nr.  2422   mit  Litte- 

Heroinen    dieses     Namens     besprochen     sind.  raturangaben.     Röscher]    —    10)  Mutter   des 

[Röscher.]  —  2)  Tochter  des  Okeanos  und  der  Homer,     Paus.    10,    24,    3.    —    11)    Tochter 

Tethys,    Gemahlin    des    lapetos    und    Mutter  des  Phegeus,  von  Hesiod  Mutter  des  Dichters 

des  Atlas,  Menoitios,  Epimetheus  und  Prome-  Stesichoros,    Aristoteles    b.    Tzetz.    zu   Hesiod. 

theus  Hesiod.  Thcog.  351.  507  ff.    Hyg.  Praef.  prooem.  p.  7  Gaisf.    Das  handschriftliche  Kxr]- 

p.   29  Bunte.    Scliol.   Aesch.  Prom.   347.    Verg.  ixsvrj  hat  Wyttenb.  nach  Proll.  ad  Erg.  268  in 

G.    4,    345.      Oder     Gemahlin     des     Prome-  AAu/xtV^i  korrigiert.  — 12)  [Hetäre?  Vgl.  il«/(7e- 

theus,  Mutter  des  Hellen  und  Deukalion,  mann,  Vasensammlung  zu  Neapel  nr.  2296.  — 
Schol  Pind.  Ol.  9,  68.  72.  79.  Schol.  Od.  10,  2.  30  13)  Hetäre?     Vgl.  Heydemann  a.  a.  0.    vS.  705 

Dionys.  A.  B.  1,  17.    Sie  gebar  dem  Helios  den  nr.  311.  —  14)  Begleiterin  oder  Dienerin  der 

Phaethon   und   die  Heliaden  und  wurde  dann  Aphrodite  (vgl.   nr.  12   u.  13)   auf  einer  Vase 

mit  dem  Aithiopenkönig  Merops  vermählt,  Hyg.  in  Neapel;  Heydemann  a.  a.  0.  S.  708  nr.  316. 

/'.  152.  156.  250.  Eurip.  fr. 171  Nauck  h.  Strab.  G.   I.   Gr.  8362b   u.   die   daselbst    angegebene 

1,  33.    lAikian.  D.  H.  12.     Ov.   Met.  1,  756  ff.  Literatur.   —   15)   Vgl.   die   Petersburger  Vase 

2,  37  ff.  Serv.  V.  Aen.  10,  189.  Braun,  Gr.  nr.  1801  e.  —  16)  Rätselhafte  Göttin(?),  welche 
Götterl.  §  149.  Schomann,  Op.  Ac.  2,  148.  Sie  mit  Eutychia  dem  Parisurteil  beiwohnt  auf 
wird  auch  Eteoklymene  {Schol.  Apoll.  Bh.  1,  einer  Ruveser  Vase  in  Karlsruhe;  Winnefeld, 
230)  oder  Periklymene  genannt  {Hyg.  f.  14).  Beschr.  etc.  nr.  259  (mit  Litteraturangaben). 
[S.  auch  Wieseler,  Bull.  d.  Inst.  1847  p.  20.  40  OverbecJc,  Gal.  her.  Bildw.  S.  234ff.  C.  I.  Gr. 
DiUsclil-e,  Ant.  Bildio.  in  Oberit.  4  nr.  442.  nr,  8400.  Röscher.]  —  Vgl.  Klymenos,  Peri- 
Drexler.]   —   3)   Tochter  des  Nereus  und  der  klymenos.     [Stoll.] 

Doris,   Hom.   II.    18,   47.     Hyg.  praef.  p.   29  Klymenos  (Xilujitevos).  1) Beiwort  des  Hades 

B.  Braun,  Götterl.  §  99.    [Doch  will  Wölfßin,  {s.  (\.),  Athen.  14,  624:  e  KÖQCiv  Klvfihoio  äloxov, 

Bh.  Mus.  1865  p.  293  statt  Clymene  Eulimene  aus    einem  Hymnus    des  Lasos  von  Hermione 

geschrieben   wissen.     Drexler.]   —   4)  Tochter  {Bergk  fr.  lyr.S.  llOd).  Kallim.fr.il 8  Klv^svov 

des    Minyas,   Gattin    des    Phylakos    oder    des  jioXv^ilvoio  däficiQza;  Etym.  Flor.  ISd.   Hesych. 

Kephalos,  Mutter   des  Iphiklos   und  der  Alki-  3,  35.     Et.  m.  521,  4   erklärt  o  Ttccvxug  %almv 

mede,  der  Mutter  des  lasoTi,  Hom.  Od.  ngog  ecuwov  ij  6  vtcsq  nävtav  av.ov6^£voq. 
11,   326  und  Schol.  dazu.    Hesiod  fr.  162.    Ap.  50  Et.  Gud.  329,  37    6  dXitdvatog,   dito  tov  (irj- 

Bh.  1,  233.    Scliol.  Ap.  Bh.   1,  45.  230.    Hyg.  dsvog  -aIvsiv,  wo  wohl  dliTävsvrog  zu  schreiben 

f.  14.    Eiistath.   p.    1689,    1.     Paus.   10,  29,  3.  ist.     Suid.  s.  v.  r]  ori  ndvtag  TiQoanalsiTcci-  ei? 

Dem  Arkader  lasos,  Sohn  des  Lykurgos,  gebar  savrov,  Jj  6  vno  ndwcav  d-novoiisvog.    Vgl.  die 

siedle  Atalante,  J.poZ?or^.  3,  9, 2.  Auch  sie  wurde,  dort  angeführten  Epigramme,   oder  Anth.  gr. 

wie    die    Okeanide,    Mutter   des  Phaethon  ge-  2,  39  dusih'ntoio  —  Klv^hoio  und  2,  260  KXv- 

nannt,  Hesiod.  h.  Eustath.  1689,  4,  wo  sie  auch  fiBvov  Xst^avsg;  Ov.  fast.  6,  757  und  Heinsius 

Tochter  des  Iphis   heifst,  Schol.  Od.  11,  326.  zu    der    Stelle.       Corp.    Inscr.    Gr.    409    (vgl. 

Müller,   Orchom.   257.     Buttmann,   Mythol.   2,  Müller,    Borier    1,    399).     1197.     1199.    1220. 

215  f.  Dcimling,  Leleger  p.  134.  \_Töpßer,  Att.  Unter  diesem  Beiuamen  wurde  Pluto  besonders 
Geneal.  190,  256,  4.  258,  1.  R.]     [v.  Wilamo-  üo  in  Hermione  gemeinsam  mit  Demeter  und  Kora 

witz-Möllendorf,  Hermes  18  p.  423.     Drexler.]  verehrt,  vgl.  Preller,  Demeter  und  Persephonc 

—  5)  Tochter  des  Kreters  Katreus,  zeugte  mit  57,3.  Ar  eh.  Zeitg.4:l{1883\  225.  [Bohde,  Psyche 

Nauplios   den  Palamedes,  Oiax  und  Nausime  195,  2.  Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.  Gryphisw. 

don,  Apollod.  2,  1,  5.  3,  2,  1.  2.     [Epit.  Vat.  1891.  S.  38ff.     Wide,  De  sacris  Troezen.    Her- 

cx  Apollod.  bibl.  ed.  B.    Wagner  22,  3.     Schol.  mionensium  etc.     Upsaliae  1888.    S.  45ff.     R.] 

Eur.    Orest.    432    Bd.  1   p.  147   ed.   Schwartz.  [B^l,ll.   de   Corr.   Hell.   13    1889  p.  198   nr.  24, 

Drexler.]     Tzetz.   L.  384.    Preller,   Gr.   3Iyth.  wo    die   übrige    inschriftliche    Litteratur   ver- 

2,    128.    —    6)    Nymphe,    mit    welcher    Par-  zeichnet    ist.      Heydemann,    Bh.    Mus.    1881. 


1229 


Klymenos 


p.  465  f.     Drexler.]     Der  Tempel  daselbst  war 
uach  Paus.  2,  35,  4  von 

2)  KlvfiBvog,  dem  Sohn  des  Phoroneus, 
und  seiner  Schwester  Chtlionia  gegründet.  Schon 
Pausanias  erkennt  den  Znsammenhang  zwischen 
den  angeblichen  Gründern  des  Tempels  und 
den  darin  verehrten  Gottheiten,  er  sagt  ebd.  9 
KXvfisvov  ÖS  ov'/.  ccvSqci  'A^yttov  il^sCv  tycoys 
ig  ^EQfiLOva  riyovi.i,(xi.,  rov  &£ov  ds  tßzlv  sttC- 
•^Xr]Ctg  ovrivci  i-'x^i  Xöyog  ßcxailia  vno  yfjv 
slvat..  In  dem  Tempel  des  Klymenos  war  ein 
yrig  xäa^icx,  durch  welches  Herakles  den  Ker- 
beros heraufgeholt  haben  sollte,  vgl.  v.  Wila- 
moirits ,    Etorip.  Her.  2,  164.     S.  o.  Chthonia. 

3)  Sohn  des  Kar  dys,  vom  Herakles  Idaios 
abstammend;  er  kommt  fünfzig  Jahre  nach 
der  Deukalionischeii  Flut  aus  Kreta  nach 
Olympia,  wo  er  den  aycov  einrichtet  und  den 
Knieten  und  seinem  Vorfahren  Herakles  Al- 
täre baut,  letzterem  unter  dem  Beinamen 
TrapaörKr?;?,  Paus.  5,  8,  1.  Endyraiou  macht 
seiner  Herrschaft  ein  Ende.  Auch  der  ALtar 
der  "Hqu  Olv^nia  wird  als  eine  Stiftung  des 
Klymenos  bezeichnet;  Paus.  5,  14,  8.  Wegen 
seiner  Abstammung  aus  der  Stadt  Kydonia 
in  Kreta  wird  das  Heiligtum  der  'Ad-rjvä  Kv- 
öcovia  m  der  Stadt  Phrixa  (Pisatis)  gleichfalls 
auf  ihn  zurückgeführt,  Paus.  6,  21,  6. 

4)  S.  des  Orchomenos.  Dieser  hatte  drei 
Söhne,  'AanXrjöav  KXvßsvog  zs  xat  A^cpiöonog 
9sosidrig,  nach  Hcsiod.  fr.  190  oder  Kallim. 
fr.  an.  304.  Eustath.  ad  Hom.  272,  18.  Stevh. 
Bijs.  ctlin.  135,  13;  vgl.  TheoJcr.  16,  105  und 
Schol.  Klymenos,  König  von  Orchomenos, 
wird  You  einem  Thebaner  (Perieres,  der 
Wagenlenker  des  Menoikeus,  nach  Ajyollod.  2, 
4,  11)  in  Onchestos  im  Hain  des  Poseidon 
(1^  aq)OQßrjg  uiy.Qccg  ft'g  anuv  &vfioü  JtQoax&iv- 
Tsg,  Paus.  9,  37,  1)  durch  einen  Steinwurf 
getötet.  Dafür  nimmt  sein  Sohn  Erginos 
Rache  an  den  Thebanern  und  legt  ihnen 
Tribut  auf,  den  sie  zahlen,  bis  sie  endlich 
von  Herakles  befreit  werden.  S.  o.  Erginos 
und  Arch.  Zeit.  1875  S.  20.  Nach  Apollod. 
2,  4,  11  wird  Klymenos  nur  verwundet;  i^/nt- 
&vrig  Big  '0{i%6[iBvov  /.OfiiG'9'Ete  fjriff/iryjrrfi  t£- 
Xcvzäv  'Eqylvo)  zä  tiulöI  i%Siy.r]GccL  zov  &cc- 
varov  avzov.  Nach  Schol.  Apoll.  Rh.  1,  185  ist 
dieser  Klymenos  Sohn  desPresbon;  Paws. 9,37, 
1  vermittelt  zwischen  diesen  beiden  Überliefe- 
rungen, indem  er  erzählt,  dafs  Orchomenos 
ohne  Kinder  zu  hinterlassen  gestorben  sei, 
und  so  sei  die  Herrschaft  an  Klymenos,  S.  des 
Piesbon,  (der  von  Phrixos  abstammt)  über- 
gegangen. Seine  Gattin  heifst  nach  Schol. 
Apoll.  Mh.  1,  185  Bovt,vyri,  T.  des  Lykos,  oder 
Budeia,  Eustath.  ad  Rom.  1076,  26.  Schol.  II. 
16,  572;  vgl.  0.  Müller,  OrcJiomenos  S.  185. 
Seine  Söhne  heifsen  Erginos,  Stration,  Arrhon, 
Pyleos  und  Azeus,  nach  Paus.  9,  37,  1,  als 
Töchter  werden  genannt  Eurydike,  Nestors 
Gattin  (Hom.  y  452  nQiaßu  KXv^svoio  Q-vya- 
tQmv)  und  Axia  (nach  dieser  ist  eine  Stadt 
bei  den  ozolischen  Lokrern  genannt,  Stepli. 
Byz.  ethn.  102,  2  s.  v.  'Aiia).  Vgl.  noch  Pind. 
Ol.  4,  21  KXv(isvoio  naiöa;  Kallim.  fr.  197 
'Egyi^vog  KXvfiBvov  B^oxog  iv  cradico. 

5)  S.  des  Oineus  und  der  Althaia,  Apollod. 


Klytaim(n)estra  (Namensform)    1230 

1,  8,  1.  Anton.  Lib.  transform.  2.  [Boulez, 
Mel.  de  pliil.,  d'hist.  et  d'ant.  3.  Bruxelles 
1842.     Hercule  chez  Oenee  p.  7.     Drexler.] 

6)  S.  des  Schoineus  (Hyg.  f.  206)  oder  des 
Teleus  (Parthcn.  erot.  13),  König  von  Arka- 
dien, oder  Argos,  erzeugt  mit  der  Epikaste 
eine  Tochter  Harpalyke  (s.  d.);  er  verliebt  sich 
in  seine  Tochter,  und  durch  Überredung  der 
Amme    ovvigxszat    avzfj.       Nachdem    er    sie 

10  darauf  dem  Alastor,  einem  Sohne  des  Neleus, 
zur  Ehe  gegeben,  eilt  er,  von  Reue  ergriffen, 
ihm  nach ,  raubt  ihm  die  Harpalyke  und 
zwingt  sie,  ihm  weiter  zu  Willen  zu  sein. 
Von  Hafs  erfüllt  wegen  dieser  Behandlung 
tötet  sie  ihren  jüngeren  Bruder  (oder  ihren 
eigenen  mit  dem  Vater  erzeugten  Sohn,  Hyg. 
f.  206)  und  setzt  ihn  dem  Vater  vor;  als 
dieser  erkannte  was  er  gegessen  hat,  tötet  er 
seine    Tochter   {Hyg.   f.   206.    238.    246.    253), 

20  oder  diese  wird  in  einen  Vogel  verwandelt, 
ParÜien.  erot.  13.  Klymenos  tötet  sich  darauf 
selbst,  vgl.  Hyg.  f.  242  Glymenus  ipse  se  inter- 
fecit  qiiod  cum  fllia  concubuerat.  Ein  Ano- 
nymus {Myth.  gr.  S.  348.  Paradox,  ed.  Westerm. 
S.  222)  läfst  die  Tochter  vor  der  Verübung 
der  Blutschuld  verwandelt  werden  {(pBvyovaa 
rov  rov  TtazQOg  BQaza  y.ar  bXbov  A^rjvag  sig 
yXav-na  ߣrsßOQ(pc6&i]);  derselbe  versuchtauch, 
wie  es  scheint,  indem  er  Klymenos  König  von 

30  Phokis  sein  läfst,  eine  Verschmelzuug  zwischen 
Klymenos  nr.  6  und  4  herzustellen.  Vgl.  ob. 
Bd.  1  Sp.  1837. 

7)  S.  des  Herakles  und  der  Megara,  eins 
der  Kinder,  die  vom  Vater  im  Wahnsinn  ge- 
tötet werden;  Pherel'ydes  (bei  Schol.  Pind. 
Isthm.  4,  104)  nennt  Antimachos,  Klymenos, 
Glenos,  Therimachos,  Kreontiades. 

8)  S.  des  Helios,  Vater  des  Phaethon  (die 
Mutter  ist  Merope),  Hyg.  f.  154. 

40  9)  Gefährte  des  Phineus,  Ov.  Met.  5,  98; 
er  tötet  den  Hodites  im  Kampf. 

10)  Auf  der  Meidiasvase  ist  einer  der 
Jünglinge  Klymenos  benannt.  Nach  Arch. 
Zeit.  12  (1854)  S.  302  wird  dies  als  Appellativ 
des  Theseus  aufgefafst.  Die  Deutung  der  Vase 
ist  noch  nicht  mit  Sicherheit  gefunden. 

11)  Plin.  n.  h.  25,  70:  clymenus  a  rege 
herha  appellata  est,  es  wird  vielfach  zu  Hei- 
lungen benutzt,   z.  B.   um    suspiria  zu  heilen 

50  (ebd.  26,  41)  u.  a.  m.,  Plin.  n.  h.  26,  77. 
111.140.  -  12)  Argonaut;  Val.  Fl.  1,  369  (= 
Klytios  6;  s.  d.).  —  Vgl.  noch  Klymene  und 
Periklymenos ,  Dibbelt,  Quaest.  Coae  myth. 
Greifswald  1891  S.  36.     [Engelmann.] 

Klysonymos  oder  Klytonymos  s.  'Kleso- 
nymos'.     [Stell.] 

Klytainiestra  ==  Klytaimnestra  (s.  d.). 

Klytaiiii(n)estra  {KXvrai.{i[v]^arQa). 

1.    Die  Form  des  Namens. 

Die  Schreibweise  KXvzai^iriatQu  findet 
sich  nach  den  Untersuchungen  von  P.  N.  Papa- 
georgios,  Scholia  in  Soph.  trag.  vct.  p.  106 
durchgängig  im  codex  Laurerdianus,  sowohl  in 
den  Scholien  als  auch  im  Text  des  Sopholdes 
{El.  1368.  1473)  und  des  Aischylos  {Agam.SA. 
245.  251.  568.  Choeph.  875.  Eum.  lUK.). 
Auch  Wecklein  schreibt  so  in  seiner  Ausgabe 


GO 


1231         Klytaim(n)estra  (Name)  Klytaim(n)estra  (Eltern,  Gatten, Kinder)   1232 

des  Aischylos;  s.  ferner  C.  I.  G.  4,  7701  =  Furt-  praef.   ad  Hygin.  fdb.  51.     Die    altlateinische 

icängler,  Berliner   Vasenkatalog  2184;  G.  I.  G.  Form  ClitemiuisUa  inhrt  M.  Sdmifz,  Bhein. 

3,  6195  =  Kaihä,    Tnscr.    Graec.    Ital.   930;  Mus.  18  (1863),  130  aus  den  notae  Tironis  ac 

doch  giebt  letzterer  Klvts^riarga  an.     Auf  Senecae  au.     Die    etruskische   Form    ist  Clu- 

einem  Skyphos  aus  Boiotien,  abgebildet  icpr](i.  thumustha,    Glutumsta    oder    Clutmsta, 

aQx-  3  (1887),  2^i''^(^^  5.  1  'iest  man  vier-  resp.  Fabretti  2156.  305.     Eathgeber  bei  Ersch  und 

fünfmal     KXvTccL(iri6rQa ,     vgl.    Kmnanudes  Gruber  s.  y.  Orestes  p.  lli  und  Anm.  Qi.    Ger- 

a.  a.  0.  p.  73.     Auch  bei  Philodem,  de  rhetor.  liard,  Etruslc.  Spiegel  3,  221  Taf.  238.    Gesam- 

4  Col.  37  steht,  wie  Spengel,  Ablull.  d.  philos.-  melte  Abli.  1,  130  und  Anm.  168.  373,  6.    Over- 

philol.  Kl.   d.  K.  Bayr.  Ak..  d.  Wiss.  3  (1840),  lo  bcck  a.  a.  0.  703  f.     Corssen,  Über  die  Sprache 

294    bemerkt,   KXvraifiriatQa,   und  Spengel  der  Eirusker  1,  828  f.    2,  5.    56.  88.  103.  119. 

hätte    nicht    a.    a.    0.     p.   243    KXvxamvqoxQa  127.   205.    257.   312     330.    335.    359.   375.    377. 

schreiben  sollen;  ähnlich  Klvraifiicrga  Ger-  409.491.    S.  Bugge,  Beiträge  zur  Erforsch,  der 

hard,  Etrusk.  und  campan.  Vascnbilder  Taf.  24.  etrusk.  Sprache  23  ==  Etrusk.  Forsch,  u.  Stud., 

Overbeck,    Bildwerke    zum   Iheb.    und    troisch.  herausg.  v.  DeecÄ;e  4, 23.    Clntumita,  Fabretti 

IMdenkreis    695    nr.   24.      Monum.    inediti    8  2549.    Gerhard,  Etrusk.  Spiegel  3,  221  Taf.  237. 

taf.  15,  1.    Bu.Uc.tino  1865,   2 15.     Ferner  steht  Gesamm.  Abh.  1,  137.     Corssen  a.  a.  0.  1,  829. 

Klvxai^iatQoc   auf  der    1888   in   Capua   gefun-  2,  205. 

denen,  jetzt  in  der  Sammlung  van  Branteghem  -piiterTi      ae^ohwi^tPr     fi-Rtten     Kinder 

in  Brüssel  befindlichen  Vase    des    Xenotimos,  20  ^    -Eitern.    Geschwister.    Gatten.    Kinder. 

W.  Frühner,  Catal.  of  obj.  of  Greek  Cerani.  Klytaimestra  ist  Tochter  des  Tyndareos 
art.  exhibited  in  1888,  Printed  for  the  Bur-  —  daher  TvvSaQÜ;  Eur.  El.  60.  806.  Aristot. 
lington  fine  arts  Club  1888  nr.  10  =  Antike  pepl.2  (11)  p.  SU  Bergk*.  Ovid.  Trist.  2,  396. 
Denkm.,  herausg.  v.  Kais.  arch.  Instit.  1  (1891)  Ars.  am.  2,  408.  luvenal.  6,  657  (611).  Scnec. 
Taf.  59  ob.;  vgl.  ebenda  p.  51.  Daher  scheint  Ag.  162.  306.  897;  Twöaglg  rcatg,  Eur.  Hek. 
die  von  Papageorgios  in  seiner  Dissertation  1278.  TvvdccQig  koqtj,  Eur.  Iph.  Taur.  1319. 
KlvxaiybriOTQd  non  KlvxainvriGxga  (Berlin  1885)  El.  13;  Aä-aaiva  {nnv  Lacaena  heifst  sie  Senec. 
ausgesprochene  Ansicht,  dafs  erstere  die  alte  Ag.  736)  TvvdccQi'g,  Eur.  Iph.  Taur.  806. 
und  i'ichtige  Form  des  Namens  sei,  unzweifel-  Twäageia  naig,  Eur.  Iph.  Aul.  1532;  Tvv- 
haft  richtig;  der  Name  hängt  entschieden  mit  30  öagsCa  Q'vyäviqg,  Eiir.  Iph.  Taur.  5.  Or.  374, 
^fjSog,  ^iridof-ica  zusammen,  vgl.  Etym.  M.  vgl.  Hör.  sat.  1,  1,  100  fortissima  Tyndari- 
521,  17.  Etym.  Gud.  329,  15  naga  xo  nlvxov  darum;  im  Etym.  M.  282,  6  wird  man  unter  ai 
xat  zo  HTjSco  xo  cpgovxL^w  (vgl.  KXvxoiirjSrjg,  TvvdocgiSsg  Klytaimnestra  und  Helena  zu  ver- 
nolvi.ir}axcag).  Auch  die  Etymologieen  der  Dich-  stehen  haben  —  und  der  L  e  da;  vgl.  Ai]8cig  yävs- 
ter  weisen  daraufhin:  iiMrjGaxo  t'gyov  citiKtg,  &lov,  Aesch.  Ag.  878.  Eur.  Iph.  Taur.  686. 
Hom.  Od.  11,  429;  in'  avdgl  xovx'  Efir'iaaxo  1106  (vgl.  inclitum  Ledae  genus  Senec.  Ag.  125. 
axvyog,  Aesch.  Choeph.  988;  vgl.  das  Verbum  Ledä  sata  ebend.  234);  A^Sag  t'gvog,  Eur.  Iph. 
nXvxaifivriaai  Etym.  Gud.  390,  58.  Sonst  fin-  Aid.  116.  ArjSag  ko^jj,  Eur.  Iph.  Aul.  856. 
den  sich  noch  folgende  Formen:  Klvxsjx-  Iph.  Taur.  210.  A^dag  ^vy(ix7]g,  Eur.  iph. 
vsarga  C.  I.  G.  4,  8419.  Overbeck  a.  a.  0.  10  Aid.ldAb.  —  Hom.  Od.  24,  199.  Aesch.  Ag.SS. 
679  nr.2.  KXvxo^vtigxqcc  Etym.  Gud.  329,  16.  Eur.  Iph.  Aul.  50.  593.  827.  1031.  1155.  Or.  497. 
Etym.  M.  461,  30.'  Klvxoi.t,riarQc:  ebenda  521,  EL  116.  989.  Hcllanikos  im  schol  Eur.  Or.  1648. 
18.  Die  von  Papado^nilos-Kerame^is  ans  Apollod.  Apollod.  3,  i.0,  6.  Tsctz.Lyk.bll.  Bio  Chrysost. 
frgm.  Sabb.  f.  119.  Bhein.  Mus.  46  [1891]  or.  11  p.  .324.  Hygin.  fab.  11.  78.  80.  Auf 
17'5  notierte  Form  Klrjxaifiv^argcc  lautet  falscher  Überlieferung  oder  einem  Versehen 
nach  der  neuen  Kollation  von  Diels,  Rhein.  des  Hyginus  beruht  es,  wenn  er  sie  fab.  240 
Mus.  a.  a.  0.  618  KXvxaifivrjGxQa.  Auch  im  Thestii  ülia  nennt.  Ihre  Geschwister  waren 
Lateinischen  hat  man  die  Verbindung  von  aufser  den  Dioskuren  (s.d.)  und  der  Helena 
mn  gemieden;  Livius  Andronicus  v.  11  p.  2  (s.  d.)  Phoibe,  Eur.  Iph.  Aul.  60;  Timandra, 
Eibbeck  gebrauchte  Clu(y)temestra  mit  kurzer  50  die  Gemahlin  des  Echemos,  Hesiod  im  Schol. 
drittletzter  Silbe,  die  sich  sogar  noch  bei  Eur.  Or.  24:9  (fr.  111).  Apollod.  '6,  10,  6.  Paus. 
Auson.  epitaph.  her.  1  (218),  p.  73  Peiper  findet;  8,  5,  1.  Tzetz.  Lyk.  511.  Serv.  Verg.  Aen.  8, 
so  haben  auch  bei  Rhet.  ad  Herenn.  1,  10,  17.  130;  Phylonoe  (Philonoe),  Apollod.  a.  a.  0. 
16,  26.  Quintil.  2,  17,  4.  3,  11,  4  Cic.  de  Vase  des  Xenotimos;  vgl.  Robert,  Arch.  Am. 
off.  1,  31,  114  (vgl.  Heine  z.  d.  St.).  luvenal.  1889  143;  ferner  Athenag.  suppl.  pro  Christ.  1. 
6,  656  (611  Ribbeck).  Sergii  cxplan.  in  Donat.  Ihr  Gemahl  ist  Agamemnon,  Hom.  II.  1,  113. 
bei  Keil,  Gram.  Lat.  4,  490,  21.  Seneca  Agam.  Od.  3,266.  11,422.  Aesch.  Ag.  246.  578.  Eur. 
p.  212.  215.  220.  236  ed.  Leo  not.  crit.  die  Iph.  Aul.  50.  417.  820.  El.  1018.  Iph.  Taur.  22. 
besten  Handsthrifteu  das  n  nicht.  Meister  in  Or.  20.  71.  Andr.  884.  Apollod.  a.  a.  0.  Dio 
der  Ausgabe  des  Bictys  und  Tldlo  und  Hagen  go  Chrysost.  or.  11  p.  327.  or.  15  p.  466.  Hygin. 
in  der  des  Servius  {Verg.  Aen.  3,  331.  4,  471.  f.  78.  117;  ihm  gebiert  sie  die  Chrysothemis 
8,  130.  11,  267.  268)  schreiben  gleichfalls  (,s.  d.),  die  Elektra  (s.  d.),  den  Orestes  (s.  d.) 
Clytemestra,  s.  Ritschi,  Opusc. philol.  2,  i91  L  und  die  Iphianassa  und  Iphigeneia  (s.  d.) 
502.  Ribbeck  in  Fleckeisens  Jahrb.  11  (1858),  Wie  Iphigeneia  Tochter  des  Agamemnon  und 
195  =  Bitschi  a.  a.  0.  517:  „Vielleicht  ist  das  der  Chryseis  heifst  (Bd.  1  Sp.  902  Z.  18  fi")  oder 
n  nie  von  einem  römischen  Schriftsteller  ge-  als  Tochter  des  Theseus  und  der  Helena  be- 
braucht worden."  S.  Fleckeisen,  Fünfzig  Artikel  zeichnet  wird,  die  Klytaimestra  ihrem  Gemahl 
für  lat.  Bechtschreibung  \).  IS  n.ygl.  M.  Schmidt  untergeschoben    habe    (Bd.  1    Sp.  1935,  19  ff. 


1233       Klytaim(n)estra  (in  Aulis)  Klytaim(ii)estra  (in  der  Telephossage)    1234 

Bd.  2  Sp.  302,  1  ff.     Wilamoivitz  im  Hermes  18  Caere,  Gerhard,  Etrusk.  Spietj.  4,  6  p.  4  Taf.  385, 

[1883],  258  ff.),    so   berichtet  Servius  ad  Verg.  vgl.  Arch.  Anz.  18ß4,  287  mit  den  Inschriften 

Aen.  11,  268,   Orestes  sei  der  Solin  des  Mene-  Talmithe  (Palamedes),  Clumsta,  Uthste  (Odys- 

laos  und  der  Helena  gewesen.     Eine  offenbar  seus) ,    Menle    (Menelaos)    stellt  nach  Gerhard 

erst    von    Ewipides    {I]}h.  Aul.  1150  ff.    Eust.  a.  a.  0.  34  vielleicht  ,,die  um  das  Leben  ihrer 

ad  Ilom.  Od.  1693,12.    Schol.  llom.  Od.  11,  iSO)  Tochter    besorgte,   bei   dem    erfahrenen  Pala- 

erfundene   Sage  läfst  die  Klytaimestra  zuerst  medes  Rat  und  Hilfe    suchende    Klytaimestra 

mit  Tantalos,  dem  Sohne  des  Thyestes  oder  dar",    während   Odysseus    und   Menelaos    sich 

des    Broteas    {Gerhard,   Rhein.  Mus.  8  [1851],  über  das   Opfer   der  Iphigeneia  verständigen; 

130)  vermählt  sein.  Paus.  2,  22,  3;   aber  Aga-  lo  eine  Vase  aus  Caere  mit  denselben  vier  Figuren, 

memnon   tötete   den  Tantalos   und   entrifs  der  Brunn    im  Bulletino  1865,  243  f.     Auf   etrus- 

Klytaimestra  ihren  mit  jenem  gezeugten  Sohn,  kischen  Aschenkisten   (beschrieben  von  Schlie 

Eur.  a.  a.  0.     Paus.   2,    18,  2.    In  dem   neu-  a.  a.  0.  60  ff'.),    wo   das   Opfer  der  Iphigeneia 

gefundenen    Fragment     Sahh.    des    Apollodor  dargestellt  ist,   findet  sich  Klytaimestra  meist 

{Bhein.    Mus.   46,    166)  'Aya.iLsiivmv    ...   yafiti  knieend  und   die  Arme  flehend    ausstreckend, 

TvvdcxQEco  &vyKT£Qa  KlvTui^ivrjßZQav,  rov  ngö-  so  nr.  6  (vgl.  Braun,    II  sacrifizio    d' Ifigenia, 

T8Q0V  Kvrr'ig  ävÖQa  Tävrcclov  Qvißzov  avv  zcp  hassorilievo   d'urna  Etrusco   spiegato ,   Perugia 

naiSl  ■nzsLvavxog  wird  %z£ivag   zu  schreiben  1840.     0.  Jahn,    Das    Opfer    der    Iphigeneia, 

sein.   Von  denDioäkuren  bedrängt  (Bd.  1  Sp.  91  archäoL  Beiträge  392.     OverhecJc,  Bildiverke  des 

Z.  61  ff.    Sp.  1162   Z.  38  ff.)   wird  Agamemnon  20  thebischen  u.  troischen  Heldenbreises  323)  nr.  7, 

von  Tyndareos    geschützt.    Eur.    1155  f.;   und  10.  15.  16.  18.  19.  20.  21;  dagegen  ist  sie  auf 

dieser  giebt  ihm  die  Klytaimestra  wider  ihren  nr.  15  und  17  stehend  dargestellt. 
Willen  zum  Weibe,  Eur.  1149;    ähnlich  heifst  Über     die     Rolle     Klytaimestras     in     der 

es  bei  Dio  Chrys.  or.  11  p.  325.    or.  61  p.  316,  Telephossage  sind  die  litterarischen  Quellen 

Agamemnon  habe    die    Klytaimestra   nur    aus  höchst  dürftig.    Hygin.  fab.  101  erzählt,  Tele- 

Furcht  vor  den  Dioskureu  geheiratet  (s.  unten  phos,  von  Achilleus  in  der  Schlacht  am  Kaikos 

Sp.  1239  Z.  29ff.).  verwundet,  kommt  auf  die  Antwort  des  Orakels, 

^     —.,        .  .,.-„,.,  dafs  ihn    nur   derjenige,    der  ihn    verwundet, 

3.    Klytaimestra  mAiüis.     Rolle  m   der  ^^^^^^    könne,    zu    Agamemnon    und    ergreift 

Telephossage.  3^^  monitu  Clytemnestrae  den  kleinen  Orestes 

Nach    der   Entführung    der    Helena    durch  mit  der  Drohung,  ihn  zu  töten,  wenn  er  nicht 

Paris  schickte  sie  durch  Palamedes,  Menelaos  Heilung  erlange ;  offenbar  stammt  diese  Version 

und  Odysseus   dieser  einen  Brief,  um  sie  zur  der  Sage    aus    dem   Telephos    des  Euripides, 

Rückkehr    zu    bewegen,     Tzetz.   proleg.   Alleg.  s.  0.  Jahn,    Telephos   und    Troilos    21  f.;    die 

Riad.    405;    während    der    Abwesenheit    des  Schrift  von  C.  Pilling,  Quomodi  Telephi  fabu- 

Menelaos    und    der    Helena    nimmt    sie    sich  lam  et  scriptores  et  artifices  reteres  tractaverint, 

deren  Tochter  Hermione    an,    iVr.  Or.  1340.  Halle  1886,  habe  ich  nicht   einsehen  können. 

Als    die    Griechen   in  Aulis    durch    den   Zorn  Nach    Jahns  a.   a.   O. ,    von    Overbeck  a.  a.  0. 

der  Artemis  zui-ückgehalten  werden,  wird  sie  298,  Anm.  14.  301  gebilligter  Ansicht  ist  das 

durch    einen    Brief   Agamemnons    {Eur.    Iph.  40  Einverständnis  der  Klytaimestra  mit  Telephos 

Aul.  99.   361)    oder    durch     Odysseus    {Tzetz.  und  ihr  Rat    {üvaoaa  TtQuyovq  zovös  xat  ßov- 

Anteh.  194,  vgl.  Dictys  1,  20.    Eur.  Iph.  Taur.  lsvyi,tttoq  heifst  sie  bei  Eitv.  fr.  704)  aus  dem 

25)  oder  durch  Odysseus  und  Diomedes  {Hygin.  Schmerz    und    dem    Rachegefühl    wegen    der 

/'.  98)    oder    durch    Odysseus   und    Talthybios  Opferung    ihrer    Tochter    zu    erklären;    nach 

{Apollod.  epit.  Vat.  17,  8  =  frg77i.  Sabb.  Bhein.  Vater    {Untersuchungen    über    die    dramatische 

Mus.    46,    168)    aus    Argos    (^?*r.    Iph.    Aul.  Poesie  der  Griechen  54ff. ,    vgl.  Schlie  a.  a.  0. 

112.    328)    unter    dem    Vorwand,    Iphigeneia  58)   ist   diese  Verabredung  Klytaimestras   mit 

solle    an  Achilleus    verheiratet   werden   {Eur.  Telephos  daraus  zu   erklären,    dafs   das  Opfer 

Iph.   Aid.  100.    364.      Sophokles    bei    Photius  der  Iphigeneia  wohl  gefordert,  aber  nooh  nicht 

p.  410,  10    und   Suidos  s.  v.  TtsvQ-SQoc;,   Soph.  SO  vollstreckt   sei  und  Klytaimestra   hoffe,   Tele- 

El.  1020  ff.)  samt  der  Tochter  nach  Aulis  ge-  phos  werde  die  Griechen,  auch  ohne  dafs  das 

\oc'ki,  Eur.  Iph.  Aul.  411.^93.  Nach  einigen  der  Opfer    vollzogen    werde,    nach    Troia    führen, 

erwähnten  Stellen  {Apollod.  a.  a.  0.  Eur.  Iph.  Auf  Kunstwerken,    fast    durchgehends    etrus- 

25)  begleitet  sie  jedoch  die  Tochter  nicht.    Die  kischen    Aschenkisten    mit    Ausnahme    eines 

Ankunft  Klytaimestras  mit  Iphigeneia  und  dem  Vasenbildes    {Miliin,     Gal.    Myth.    163,    610. 

kleinen  Orestes  im  Griechenlager  nach  des  £^wri-  Overbeck  a.  a.  0.  299.    0.  Jahn,  Arch.  Zeit.  Ib 

pides  Iphigeneia  in  Aulis  sowie  spätere  Scenen  [1857],  93)    und    eines    silbernen   Trinkhornes 

aus  diesem  Drama  sind   dargestellt  auf  einem  aus  Kertsch   {Antiquitcs   du   Bosphore  Cimme- 

boiotischen  Skyphos  iqp/jft.  uqx-  3  (1887),  |jw.  rien\)\.  3&;  Arch.  Zeit.  Si.  a..  0.  Taf.  107,  1  n.  Jahn 

5,  1,  vgl.  Kumanudes  a.  a.  0.  70  ff.    Bobert  im  co  ebenda  p.  91  f.;  vgl.  Baumeister,  Denkm.  1726), 

Archäol.  Anz.  1889,  119.    Agamemnon  will  ihr  tritt  Klytaimestra  zwischen  Agamemnon  und 

alles  verheimlichen,  bis   das   Opfer  vollzogen  den   von    ihm    mit    dem    Schwerte    bedrohten 

sei  {Eur.  Iph.  Aul.  539),  und  sie    daher  nach  Telephos,  Schlie  a.  a.  0.  41  ff.  nr.  5.  6.  8.  13, 

Argos  zurücksenden,  ebend.  731.  743,  doch  sie  14.    11;    letzteres    Monument     ist    abgebildet 

weigert  sich  entschieden  732  ff.     Über  Klytai-  Bochette,  Mon.  ined.  pl.  67,  2.    Ocerbeck  a.  a.  0. 

mestra    in    Aulis    s.  Friedr.  Schlie,  Die  Dar-  Taf.  l.*?,  11.     Baumeister  p.  1726  nr.  1808;    in 

Stellungen  des  troischen  Sagenkreises  auf  eh'us-  ähnlicher  Weise    umschlingt    sie   den   anstür- 

kischen    Aschenkisten   78  ff.      Ein    Spiegel    aus  menden    Agamemnon   mit    beiden   Armen  auf 


1235    Klytaim(n)estra  (\\.  Aigisttos)  Klytaim(n)estra  (b.  Mord  d.  Agam.)     1236 

einer    späten    Vase    aus    Cumä;    Heydemann,  liefs  nur  seine  Entfernung  zu,  Eust.  ad  Hörn. 

Ncajüer  VasenJcatalog,  Baccolta  Cumana  nr.  141  Od.  1466,  62  —  gebracht,  folgte  sie  ihm  willig 

p.  852.    Ärch.   Zeit.  a.   a.  0.  Taf.  106.     Bau-  {eQ-eIovco)  in  sein  Haus,  Od.  3,  270ff.   Athen.  1, 

meister    p.  1725   nr.    1807;    abg.   Fiorelli,  Vasi  14^.  Auf  einem  Krater  (ob  echt?)  im  Museum  zu 
cumani  14.     Bull.  Nap.  N.  S.  5,  10,  18.     Auf      Neapel  ist  eine  Liebesscene  zwischen  Aigisthos 

manchen  Reliefs    ist   sie    sogar    in   die   Kniee  und Klytaimestra  dargestellt.  —  B^omer  entschul- 

gesunken   und   sucht    fufsfällig  ihren  Gemahl  digt  (vgl.  Z^oöeri  a.a.O.  163)  gewissermafsen  den 

zurückzuhalten,    Schlie    a.   a.   0.    nr.    12.    15.  Treubruch  der  Klytaimestra:  Zts  Siq  ^iiv  Moiqu 

16.    17;    letzteres    bei    Overhccl;     Taf.     13,    6.  &£cäv  tTisdrjas  da^fivcci,  Od.  3,  269,  vgl.  AiscJi. 
Auch  bei  der  Heilung  des  Telephos  erscheint  lo  ChoepJi.  903.  —  Hesiod  (fr.  117)  und  Stesichoros 

Klytaimestra,  ArcJi.  Zeit.  7  (1849),  Taf.  8.  Sdüie  fr.  26  Bergk*  216,  vgl.  Pmis.  3,  15,  11  erzählten, 

a.  a.  0.   p.  46  nr.  18.     OverbecJ:  a.  a.   0'.  307,  dafs  Aphrodite  aus  Zorn  über  ein  von  Tynda- 

vgl.  Jahn,    Die  Heilung    des   Telephos ,   Arch.  reos  vergessenes  Opfer  dessen  Töchtern  üblen 

Zeit.  a.  a.  0.  p.  83:  ,,Sie  erhebt  die  Hand  mit  Ruf  geschaffen  (vgl.  Eur.  Or.  249  f.  541)  und 

einer   deutenden   Gebärde,    als  wolle    sie   den  sie  Siyiiiiovs  te  zal  zQiya^iovg  -nal  lt,necävoQ(xg 
erzürnten  Gemahl    durch   die   Hinweisung  auf      gemacht  habe. 

das    glückliche    Ende    versöhnen,    das    durch  Auch  au  der  Ermordung  des  Agamemnon 

ihren  gefährlichen  Rat  nun  doch  erreicht  sei."  hat   sie,    wenigstens  in   der  ältesten  Fassung 

Höchst  wahrscheinlich  war  Klytaimestra  auch  des  Epos,  keinen  Anteil,  sie  ist  „Mitwisserin, 
auf  dem  pergamenischen  Telephosfries  als  bei  20  aber  nicht  Mitthäterin  des  Mordes",   Wilamo- 

der  Heilung   des  Telephos   (Fragment    abgeb.  witz,  Hom.  Unters.  154.    Böbert  163.    Aigisthos 

Jahrb.  d.  laiis.  deutsch.  Inst.  2  [1887],  251,  F)  tötet  den  Agamemnon,  Born.  Od.  3,  194.  303  f. 

anwesend  dargestellt,  vgl.  Bobert  a.  a.  0.  253.  4,  529  ff. ;  erst  in  der  NeTcyia  und  den  späteren 

,     .  .    .     ,  ,^      ,    ,  Teilen  des  Epos  erscheint  sie  als  Teilnehmerin 

4.    Verhältnis  zu  Aigisthos.     Mord  des  ^^^^  ^^^^^^  (Aigisthos  mordet  den  Agamemnon 


Agamemnon. 


6VV    ovXoiisvT]    dX6x(p,    Od.  11,  410,    vgl.  den 


liiiieYa,ti\v:Wilat7iowit2, Homerische  Unter-  [später  eingeschobenen]  Vers  4,  92:  döla  ov- 

sucliungen  löifi^.    Die  beiden  EleTctren,  Hermes  lofisvrjg    alöxoio.    11,  430:    KovQidüo   ztv^aaa 

18(1883),    214  ff.      Schneideivin  - Nauck ,    Ein-  nöasicpovov.  24:,  200:  -novQLdiov  ■azsivaoKnoatV 

Icitung   zu    Soph.  Elclctra.     Bobert,   Bild  und  30  24,  97:    AlyCaQ-ov    ino    xsqgI    wai    ovlo^svrjg 

Lied  163  ff.    Aug.  Mau,  Zu  Euripides  EleJctra  aXoxoio,  vgl.  Arist.  pepl.  1  (10)  p.  3H  BergJc*. 

in  Commentat.  philol.  in  honorem  Theod.  Momm-  Dio    Chrysost.  or.  66  p.  349.      Serv.   ad   Verg. 

senii  291  ff.    E.  Kahle,  Fabulae,  quae  de  caecle  Aen.  3,  331.   4,  471.    Vell.  Patcrc.  1,  1,  2.  Blut. 

Agamemnonis  et  vindicta  Orestis  feruntur  apud  jjar. 37.  KrU  wendet  (Wilamoicitz,  Hom.  Unters. 

Graecorum  pioetas,  quomodo   inter  sc  differant  157  f.)  sie  sich  von  dem  sterbenden  Gatten  ab 

(Progr.  Gymnas.  Allenstein  1880).     Lauczizlcy,  und  drückt  ihm   nicht   einmal  die  Augen  zu. 

Die   Sage  von  Agamemnons   Ermordung   und  Od.  11,  424  ff.     Dio    Chrysost.   or.  74   p.  401. 

dem  Bächer  Orestes   in.  der  griechischen  Boesie  Unrichtig  (vgl.  Ho7n.  Od.  4,  532)  heifst  es  bei 

(Progr.   Gymn.   Nikolsburg  1887/88).      Crusius  Serv.  ad   Verg.  Aen.  11,  267:  secundiim  Ho- 

hei  Erschu.  Gruber  s.\.  Klyt.    Glaser,  Klytaem- 4,0  ineruni    Clytemestra   Agamemnoni    occurrit 

nestra    in    der   griechischen    Dichtung    (Progr.  ad  litus  et  illic  cum  susceptum  cum  adultero 

Gymnas.  Büdingen  1890)  und  die  das.  p.  11  Anm.  inter  epulas   occurrit.     Über   Klytaimestra  als 

angeführte  Litteratur.   Wecklein,  Einleitung  zur  Mörderin  der  Kassandra    s.  ob.  Sp.  978,  20  ff. 

Orestcia.    Wide,  Lakon.  Kulte  333ff.  Auf  dem  Gemälde   des  Bhilostratos  2,  10,    wo 

Die  Schuld  der  Klytaimestra  ist  bei  Homer,  ausdrücklich  erwähnt  wird,  dafs  der  Mord  der 

wenigstens  in  den  ältesten   Teilen  des  Epos,  Kassandra  bei  Nacht    stattfand,    wird  Klytai- 

weit    geringer    als    im    Drama.     Agamemnon  mestra  folgendevraafsen  geschildert :  Icpsatri-Asv 

hatte    vor    seiner   Abfahrt    nach   Troia    einen  uvry  (Kassandra)  fifra    xov  TiiXs-ascog   (laviiiov 

Sänger  —  er   hiefs  Chariades    oder  Demo-  ßXsTtovoa  -/.al  ascoßrjUBvrj  zag  xai'tag  tialrQax^ia 

dokos    oder    Glaukos,    Eust.   ad  Hom.  Od.  50  rrjv  coXsvrjv. 

1466,  55.  Schol.  Hom.  Od.  3,  267  und  war  von  Ganz  anders  ist  der  Charakter  der  Klytai- 
Agamemnon  aus  Pytho  mitgebracht  worden,  mestra  bei  Aischylos  gezeichnet:  ,,die  von 
Demetrios  Bhalereus  a.  a.  0.;  nach  Timolaos  Natur  gutartige,  aber  schwache  und  den  Ver- 
ebenda  (vgl.  Schol.  Hom.  Od.  1,  325)  war  er  fnhrungskünsten  des  Aigisthos  nicht  gewachsene 
ein  Bruder  des  Phemios  —  an  die  Seite  Kly-  Frau,  die  bei  Homer  Klytaimnestra  ist,  wird 
taimestras  gestellt,  um  sie  zu  hüten  und  zu  umgewandelt  in  das  leidenschaftliche  von  Liebe 
Avahren,  Hom.  Od.  3,  267  f.  Vielleicht  ist  der  und  Hafs  und  Eifersucht  bis  ins  Innerste  be- 
Augenblick, wo  Agamemnon  in  Gegenwart  wegte,  listige  und  thatkräftige  Weib",  Bobert 
der  Klytaimestra  dem  Sänger  seine  Weisungen  164.  Wie  Bobert  170.  176  ff',  (vgl.  Wilamoivitz, 
erteilt,  auf  einem  Relief  im  Vatikan  (Bochette,  60  Hom.  Unters.  156.  Crusius  a.  a.  0.)  nach- 
Mon.  ined.  1,  118  pl.  29,  1.  Overbeck  a.  a.  0.  gewiesen  hat,  ist  diese  Umgestaltung  des 
678  f.)  zu  erkennen.  Lange  sträubt  sie  sich  Mythos  auf  des  Stesichoros  Oresteia  (über 
gegen  des  Aigisthos  Werben:  qppaöt  ytip -/CfjfP^jT'  die  Oresteia  des  Xanthos,  des  angeblichen 
oLyaQ-TjGLV,  Od.  3,  266,  vgl.  Seneca  Ag.  110  f.  Vorgängers  des  Stesichoros  [Aelian.  v.  h.  4, 
licuit  pudicos  coniugis  quondam  torcs  et  sceptra  26.  Athen.  12,  513  A.  Bergk'^  p.  204]  siehe 
casta  vidiia  tutari  fide.  Erst  als  Aigisthos  den  Bobert  p.  173  ff.)  zurückzuführen.  Bei  Ai- 
Sänger  nach  einer  wüsten  Insel  —  er  wollte  schylos  ist  nicht  {Ag.  1605  f.  1615)  Aigisthos, 
ihn  töten,  aber  Klytaimestra  verhinderte  es  und  sondern    Klytaimestra   die   Hauptthäterin   und 


.1237      Klytaim(ii)estra  (b.  Mord  ä.  Agam.)       Klytaim('n)estra  (b.   Mord  d.  Agam.)      1238 

Hauptschuldige:  sie  stellt  den  Wächter  aus,  dem  Beil  in  der  Hand  auf  die  Thür  des  Bade- 
um  rechtzeitig  Agamemnons  Ankunft  zu  er-  geiuachs,  in  dem  sich  Agamemnon  befindet, 
fahren,  Äg.  11.  26,  heuchelt  Freude  über  des 
Gatten  Rückkehr,  Ag.  565,  schickt  ihm  einen 
Boten  entgegen,  er  solle  in  die  Arme  seiner 
„treuen  Gattin"  (584),  eilen  (582  ff.),  begrüfst 
ihn  mit  verstellter  Herzlichkeit,  824  ff.  1182ff. 
1194,  lockt  ihn  ins  Bad  (ivvSqov  tbvxo?,  SoXoqic- 
vog  J.sßrjC;  1082f.)  1501  und  umstrickt  ihn  durch 
ein  unentwirrbares,  einem  Fischernetze  glei- 
chendes Gewand.  Vgl.  änstgov  ciiiq}ißXr]atQOv, 
waniQ  ix^vcov,  Ag.  1336.  tJfiqD/'ßX?]ffrpor,  CJwcpli. 
479.  (Xfirixo:vov  Ti%vriaa  v.a\  Svcb'aSvzov,  Aesch. 
im  ScJiol.  Eur.  Or.  25  =  fr.  365 ;  iv  nsnloiaiv 
Xctßovoa  (DixKvqaaTi.,  Ag.  1081.  v(fccvroLg  ev 
TTETtXoig,  Ag.  1551.  Ttoatv  aTtsigco  nsQißaXova 
v(pKGfi(XTi,  Eur.  Or.  25.  dxEQiiovi  SonSaXoj 
TTinXci},  Eum.  624  f.  noiKtXoLg  dygev^aCLV  ebend. 
456  und  Schal,  dgnxvrjg  ev  vqpKffaart,  Ag.  1454. 
1477.  SoXi'oig  ßgöxcov  Zqv.boiv,  Eur.  EI.  154. 
ßovXsvTOiOLV  SV  y.aX%'t(iuaaLV ,  CJioeph.  481. 
niSaig  dxaXtiSVTOig ,  ebend.  480  und  Schol.  rf] 
ccSif^oSsvrcp  sßO'iiTi'  TtodivSvxov  Sgoi'rrjg  "^ic^rcc- 
ay.rjvwna,  ciQKvg  Jtori  TtoSiGtiiQsg  nsTtXov,  CJioeph. 
995  ff.  svSvaaacc  roi'  aväga  ^trcoi'o;  navraxo&BV 
vcpaotisvov,  loh.  Antioch.  fr.  25  Miüler.,  fr.  hist. 
Gracc.  4,  551  jjitwvo;  axsiQd  Ttat  drQCiXilXov 
ApoUod.  epit.  Vat.  23,  10  p.  75  Wagner  = 
frgm.  Sabb.  f  119.  i?7tem.  3Ius.  46  (1891), 
175.  jjtTcövo:  KBcpaXijg  ■nal  ;^E(präv  (fi^'t:? 
X^igäv  nrjts  tgaxy'jXov,  Tzetz.  Lyk.  1099) 
ovy.  i'xovrci  f'^odov ,  Schol.  reo.  Soph.  El.  194, 
vgl.  Thomas  Mag.  hypotli.  Eur.  Or.  vestis 
clauso  capite,  Serv.  ad  Verg.  Aen.  11,  267,  vgl. 
Seneca  Ag.  888  ff.  —  Sie  versetzt  ihm  dann  mit 
dem  Beil  (dvSgo-nfirjg  nsXs-nvg  von  ihr  selbst 
genannt,  Choeph.  882,  vgl.  Find.  Pyth.  11,  20 
[30].  Arist.  Thesmoph.  560  und  Schol.  Soph. 
El.  99.  485.  Eur.  El.  160.  279.  1159  f.  Heh. 
1279.  LyJcophr.  1105.  Fhilostr.  a.  a.  0.  Horat. 
sat.  1,  1,  99.  Turenal.  6,  657.  Seneca  Ag.  iß. 
897.  i?o6ert  p.  177)  zwei  Schläge  auf  das  Haupt, 
Ag.  1338.  1297.  1458.  1482.  1490.  C/wrp/i.  304; 
dem  zu  Boden  gestürzten  giebt  sie  noch 
einen  dritten  Schlag,  rov  -/ar«  x^ovbg  "AiSov 
vExpräi'  acorrjgog  svy.rcciKv  x^giv,  Ag.  1340  f. 
Schon  Stesichoros  hatte  die  Kopfwunde  des 
Agamemnon  erwähnt,  fr.  42.  Bobert  p.  171; 
ebenso  Soph.  El.  99.  Eur.  Or.  497.  Dafs  Kly- 
taimestra  den  Agamemnon  im  Bade  ermoi'dete, 
sagt  Aischvlos  auch  Eiim.  457.  623.  Choeph. 
478.  1068.  Soph.  El.  445.  Eur.  Or.  367.  El.  157. 
1148.  Lyl-ophr.  1108  und  Tzct::  z.  d.  St.;  da- 
gegen tötet  sie  ihn  beim  Mahle  nach  Soph.  El. 
195  und  Nauclc  z.  d.  St.  203.  284.  Bio  Chrysost. 
or.  74  p.  401.  Titvenal.  8,217.  Serv.  ad  Verg. 
Ae)i.  11,  267,  vgl.  Scnec.  Ag.  885;  oder  beim 
Opfer,  Hyg.  f.  117,  vgl.  Dio  Chry^.  und  Serv. 
a.  a.  0.  Ausnahmsweise  wird  in  der  Tragödie 
Aigisthos  als  Mithelfer  beim  Morde  be- 
zeichnet, Eur.  El.  10.  87.  124.  165.  319.  599. 
763.  869.  885.  914  ff.  Soph.  El.  587  f.,  vgl.  34. 
358.  816.  955.  Sencc.  Ag.  884;  andere  Stellen, 
■wo  nur  Klytaimestra  als  Mörderin  bezeichnet 
wird,  sind:  Eur.  Andr.  1027.  Iph.  Tanr.  552. 
Soph. El.  125.  Eur.  ^Z.  1088.  Theodelfes  b.  Arist. 
Ehet.  2,  24  fr.  5  p.  624  NaucJc.  Dargestellt  ist 
Klytaimestra,  in  wilder  Hast  und  Aufregung  mit 


zueilend,  auf  einer  Kylix  im  Berliner  Museum, 
Eurhvängler,  Berliner  Vuscnlcatalog  2301.  Arch. 
Zeit.  1854  Taf.  66.  Jahn,  ebenda  233.  Bobert 
p.  150.  178.  Ob  das  Vasenbild  {MilUn,  Feint, 
de  vas.  1,  58),  das  einen  jugendlichen  mit 
Helm  und  Schild  bewaffneten  Krieger  darstellt, 
der  ins  Knie   gesunken   ist  und  auf  den  eine 

10  Frau  mit  einem  Beil  heranstürmt,  auf  Aga- 
memnon und  Klytaimestra  zu  deuten  sei,  ist 
ungewifs,  Overbech  a.  a.  0.  680  nr.  3.  Bau- 
meister, D.  22;  auf  einer  Amphora  (OverbecJc 
Taf.  28,  4),  die  wahrscheinlich  hierher  gehört, 
schwingt  Klj'taimestra  ein  Stuhlbein  [oder  eine 
Mörserkeule?  Röscher]  gegen  den  von  einem 
Jüngern  Manne  (nicht  Aigisthos)  niedergeworfe- 
nen und  mit  einem  Hackmesser  angegriffenen 
Agamemnon.      Overbeclc   a.    a.  0.  p.  681    will 

20  hierin  die  Version  der  Sage  erblicken,  nach 
der  Klytaimestra  sich  zum  Morde  Agamemnons 
der  Sklaven  oder  Gefangenen  bedient  habe, 
und  sieht  eine  Andeutung  hiervon  bei  Soph. 
El.  1351  f.  Ganz  sicher  ist  Klytaimestra  beim 
Gattenmord  nur  auf  etruskischen  Reliefs  nach- 
weisbar ;  auf  einer  Aschenkiste  in  Paris  (abgeb. 
Bochette,  3Ion.  ined.  1,  29.  Overbeclc  Taf.  28,  3, 
vgl.  p.  682.  Batimeibter  p.  21  nr.  22,  vgl.  Schlie 
a.    a.  0.  156   nr.  2)    ist    Klytaimestra    rechts 

30  durch  die  geöffnete  Saalthür  hereingestürzt 
und  schwingt  über  ihrem  Haupte  eine  Fufs- 
bank  gegen  Agamemnon,  der  in  das  netzartige 
Gewand  verstrickt  mit  einem  Beine  auf  einem 
Altar  kniet,  während  von  links  Aigisthos  mit 
dem  Schwerte  heranstürmt  und  ihn  bereits 
am  Haupte  ergriffen  hat;  eine  ähnliche  Dar- 
stellung auf  einer  Urne  aus  Chiusi,  Annali 
1868,  iav.  d'agg.  N.  Schlie,  ebend.  331  ff. 
Conestabile  im  Bulletino  1865,  257,  vgl.  Bau- 

40  meister,  D.  p.  21;  etwas  abweichend  die  zwei 
Reliefs  bei  Overbeck  p.  683.  Schlie,  Barstcll. 
d.  troischen  Sagenkr.  p.  155  nr.  1.  und  p.  156 
nr.  3,  wo  Klytaimestra  den  auf  einer  Kline 
beim  Festmahl  liegenden  und  von  Aigisthos 
mit  dem  Schwerte  bedrohten  Agamemnon 
gleichfalls  mit  einer  Fufsbank  angreift.  Auf 
dem  Gemälde  des  Fhilostratos  2,  10  ist  Aga- 
memnon von  Klytaimestra  bereits  getötet. 
Dem   toten   Gemahl  liefs    Klytaimestra   Arme 

50  und  Füfse  (oder  den  Kopf  Achill.  Tat.  1,  8) 
abschneiden,  um  ihn  an  der  Rückkehr  aus 
dem  Grabe  zu  hindern  und  ihm  die  Rache  un- 
möglich zu  machen,  Aesch.  Choeph.  427  und 
Schol  Soph.  El.  445  und  Nauck  z.  d.  St.;  vgl. 
Suchicr,  Über  d.  ethische  Bedeutung  d.  Sophokl. 
Traqödie  Elektra,  Progr.  Gyranas.  Rinteln 
(1885)  p.  9 f.;  nach  Schol.  AcscJt.  Eum.  457 
liefs  sie  seinen  nackten  Leichnam  den  Bürgern 
zeigen,    vgl.  die  Prophezeiung  der  Kassandra, 

60  Eur.  Troad.  446  f.,  Agamemnon  werde  schmäh- 
lich des  Nachts  bestattet  werden,  vgl.  Aesch. 
Ag.  1513.  Als  Motiv  zur  That,  deren  sie  sich 
so'aar  rühmt  {Aesch.  Ag.  1348.  1511  f.)  be- 
zeichnet Find.  Pyth.  11,  22  (35)  entweder 
Schmerz  über  die  Opferung  der  Iphigeneia 
oder  ihre  verbrecherische  Liebe  zu  Aigisthos 
(oder  Eifersucht  auf  Kassandra,  vgl.  Eur. 
El.   1032.     Athen.   13,  556  c).     Bei    Aischylos 


1239       Klytaim(n)estra  (ihr  Tod) 

tritt  der  Rachegedanke  vollständig  in  den 
Vordergrund,  Äijum.  1-186  ff.  1514,  vgl.  tiopli. 
El.  531  ff.  592;  die  ehebrecherische  Liebe 
wird  nur  gestreift,  Ghoepli.  579  ff.  887.  898 
vgl.  127 f.;  der  Wunsch,  sich  zu  rächen,  hat 
sie  mit  Aigisthos,  dessen  Hauptbeweggrund 
es  gleichfalls  ist,  Vergeltung  zu  üben,  Ag. 
1554 ff.  verbunden,  vgl.  Hypoth.  Äcsch.  Ag.: 
TztTtoirjiis  rs  Al'yia&ov  v.al  KXvratyiviqozQccv  gita- 
t£QOV  ÖU6%VQi'C,6^ivov  TtSQi  zijg  avaLQEascog 
£vl  'AicpaXaCa,  Trjv  fitv  zfi  avaiQiCii  Icpiys- 
veiag,  rov  ds  raig  rot;  naxQog  Gvsavov  t^ 
'JtQsmg  GVficpoQKig.  Bei  SophoUes,  der  über- 
haupt die  Klytaimestra  von  den  Tragikern  am 
ungünstigsten  gezeichnet  hat  —  vgl.  ihre  Härte 
gegen  Elektra,  So2Jh.  El.  289.  393.  452.  597. 
8141  1181  ff.  1194.  1289.  1427;  sie  will  ihre 
Tochter  sogar  in  ein  unterirdisches  Gewölbe 
einsperren  380  ff. ;  hat  den  kleinen  Orestes  er- 
morden wollen,  601t'.  1133,  vgl.  296  f.  und 
kann  bei  der  Kunde  von  seinem  Tode  nur 
mühsam  ihre  Freude  verhehlen  675.  766  f. 
803  ff.  1153.  1295;  da  sie  immer  seine  Rache 
gefürchtet  780  ff. ;  um  ihr  schuldbeladenes  Ge- 
wissen zu  beruhigen,  bringt  sie  allmonatlich 
im  Agamemnons  Todestage  Opfer  dar,  278  ff. 
—  erscheint  lediglich  ihre  verbrecherische 
Liebe  als  Beweggrund  97.  197.  272.  492  f.  562. 
587.  594.  652,  vgl.  Eur.  Or.  26,f.  558.  Saicc. 
fr.  66  vol.  3  p.  431  ed.  Harne.  Über  Klytaim- 
nestra  speciell  bei  Sophokles  vgl.  Braungarten, 
Die  sittliche  Anschauung  u.  d.  CJiarakterzeich- 
nung  nach  ihren  Motiven  und  Tendenzen  in 
Sopholdes  Elektra  (Progr.  Gymnas.  Mies  1884) 
8  ff.  Suchier  a.  a.  0.  lOff'. ;  über  die  Klytaim- 
nestra  bei  Sopholdes  und  Euripides,  Vahlen 
im  Hermes  1891,  352 ff.  —  Bei  Eur.  Or. 
576 ff.  ist  es  Furcht  vor  Strafe,  bei  Seneca  Ag. 
166  ff.  Zorn  über  die  Opferung  der  Iphige- 
neia,  Eifersucht  auf  Chryseis  und  Kassandra; 
noch  anders  Bio  Chrijs.  or.  61  p.  317  'Ayafis- 
livcüv  8iu  zriv  ^■QXV'^  snaigöfisvog  zjiv  KXvxai- 
(ivr',özQav  rizi^ccGBv ^  aaxs  Srjlov  7]v  ozs  ovv. 
clvt^oivzo  dlli]Xcov,  dXV  tcoizo  zoiavza  o%88ov 
hnoLU  avvsnsasv.  Auf  die  Tragödie  geht  wohl 
auch  die  Erzählung  zurück,  Oiax,  der  Sohn 
des  Nauplios,  habe,  um  den  Tod  seines  Bruders 
Palamedes  zu  rächen,  der  Klytaimestra  die 
erlogene  Nachricht  gebracht,  dafs  Agamemnon 
die  Kassandra  zum  Kebsweibe  genommen  und 
ihr  vorgezogen  habe  {Hygin.f.  117.  Dictys  6,  2, 
vgl.  lohann.  Antioch.  fr.  25.  Eur.  Or.  432. 
Paus.  1,  22,  6.  Bohert  182  ff.),  oder  Nauplios 
selbst  habe  die  Frauen  mehrerer  griechischer 
Helden,  darunter  auch  die  Klytaimestra,  ver- 
führt (wodurch,  ist  nicht  gesagt;  vielleicht 
durch  dasselbe  Mittel  wie  Oiax?),  mit  anderen 
Ehebruch  zu  treiben,  Tsetz.  Lyk.  384  p.  572. 
1093  p.  928.  Apollod.  epit.  Vat.  22,  4.  —  Bei 
Euripides  erscheint  Klytaimestra  in  besserem 
Lichte.  Obwohl  Agamemnon  ihr  schweres 
Unrecht  zugefügt  (ob.  Sp.  1232  Z.  61),  war  sie 
ihm  stets  eine  treue  gehorsame  Gattin,  Iph. 
Aul.  1158  ff".  726.  633;  fast  rührend  ist  ihre 
Liebe  zu  Iphigeneia  (ebend.  628.  728  ff.  886. 
902.  1434  ff.  1461)  und  zu  Orestes  (622  ff.  Iph. 
Taur.  234);  sie  hat  die  Elektra  vor  dem  ihr 
von     Aigisthos    zugedachten     Tode     gerettet 


Klytaim(n)estra  (ihr  Tod)        1240J 

(El.  28)  und  will  der  Tochter  bei  dem  von  ihi 
geheuchelten  Wochenbett  beistehen ,   El.  652j 
656.  964.  1123  ff'.    1132;    über    ihre   That    em^ 
pfindet  sie  Scham  und  Reue,  El.  1105  ff'.  642f.,J 
vgl.  3Iau  a.  a.  0.  294.     Wilamowitz,  Die  heiden^ 
Elektren  222.  230  ff. 

5.    Tod  der  Klytaimestra.     Ei6oyXov  etc. 

Kurz  nach  Agamemnons  Ermordung  {Dictysl 

10  6,  2)  gebiert  Klytaimestra  dem  Aigisthos  die] 
Erigone,  Apollod.  fr.  Sabb.  f.  119.  Bh.  Mus.\ 
46  (1891)  175.  Hygin.  f.  122.  Tzetz.  Lyk.  1374. 
Dictys  a.  a.  0.  und  6,  4.  lohann.  Antioch.  fr.  25.^ 
C.  LG.  2,  2374  (inarmor  Parium)  p.  301,  40.j 
Hesych.  s.  v.  AicoQa.  Etym.  M.  42,  4.  Ioh.\ 
Malal.  p.  168;  vgl.  Kinaithon  bei  Paus.  2J 
18,  6  [Apollod.  epit.  Vatic.  23,  14],  wo  sie  nui| 
Tochter  des  Aigisthos  heifst,  vgl.  Bobert  ISS.] 
E.  Maafs,  Analecta  Eratosthenica  132  ff.     Da- 

20  gegen  nennt  Ptolem.  Heph.  4  p.  189  Wester- 
mann die  Tochter  beider  Helena.  Ob  Klytai-j 
mestra  auch  Mutter  des  von  Hygin.  f.  122.  124 
nur  Aegisthi  fdius  genannten  Aletes  ist,  bleibt 
fraglich ;  doch  scheint  auf  mehrere  Kinder  hin-, 
zudeuten  Eur.  El.  62.  626.  Soph.  El.  589.' 
Über  sieben  Jahre  {Hom.  Od.  3,  305.  Vell. 
Paterc.  1,  1,  3)  hat  sie  an  der  Seite  des  Ai- 
gisthos gelebt,  als  Orestes  erscheint,  um  den 
Vater  zu  rächen  ijzot,  6  (Orestes)  zbv  (Aigisthos) 

ZO  nzEi'vag  dai'vv  zdcpov  'Aqjsloloiv  iirjzgög  ts 
ar  vy  SQfjg  kkl  dvä?.v.i8og  Ai'yi'a&oLO,  Od.  309 f. 
Während  Welcker  {Episch.  Oyklus  1 ,  298,  vgl. 
Kahle  a.  a.  0.  5)  aus  v.  310  schliefst,  dafs 
Homer  von  dem  Muttermorde  des  Orestes 
wufste,  und  Schlie  a.  a.  0.  166  meint,  der  Dichter 
habe  sich  gescheut,  nähere  Umstände  hiervon 
anzugeben,  glaubt  Bobert  163,  der  Muttermord 
h'ätte  von  Homer  unbedingt  erwähnt  werden 
müssen  (vgl.  Schöne,  Einleitung  zu  Eur.  Iph. 

40  Taur.  p.  HO),  und  nimmt  einen  Selbstmord 
(gebilligt  von  Crusius  a.  a.  0.  253  Anm.  3; 
vgl.  Baumeister  1112)  der  Klytaimestra  aus 
Scham  und  Verzweiflung  au.  v.  ^l'ilamowitz, 
Hom.  Unters.  154  f.  Anm.  15  streicht  v.  310, 
da  Klytaimestras  Erwähnung  der  Teleraachie 
widerspreche;  vgl.  auch  Schal.  Hom.  Od.  1,300 
ovY.  otdfv  b  noirjz!]g  zbv  KXvzai^vi^azQag  vnb 
zov  Ticcidog  n6(Jov.  Vielleicht  stellt  das  alter- 
tümliche Relief  aus  Aricia   (abg.   Arch.  Zeit. 

50  1849  Taf.  11,  1.  Overbeck  28,  8.  Baumeister 
p.  1112  nr.  1309;  vgl.  Jahrbuch  d.  K.  d.  arch. 
Inst.  3,  245)  diese  älteste  Auffassung  dar; 
Klytaimestra  sucht  den  Orestes,  der  dem  zu 
Boden  gesunkenen  Aigisthos  einen  zweiten 
Stofs  beizubringen  im  Begriffe  s^teht,  mit  der 
1.  Hand  zurückzuhalten;  freilich  erblickt  Over- 
beck p.  697  auch  hierin  schon  eine  verhüllte 
Andeutung  des  Muttermordes;  dagegen  Bau- 
meister a.  a.  0.     Vielleicht  war  auch  auf  der 

CO  jetzt  verschollenen  Trinkschale  des  Kachrylion 
(Welcker,  Annali  1853  278  Anm.  1.  Overbeck 
695.  Bobert  a.  a.  0.  149.  158f.)  eine  ähnliche 
Scene  dargestellt.  Die  Vasenbilder,  die  nur 
die  Tötung  des  Aigisthos  darstellen  und  den 
Muttermord  beiseite  lassen,  hat  zusammen- 
gestellt Schlie  a.  a.  0.  168  Anm.  1.  Ob  das 
verstümmelte  Marmorbasrelief  des  Museums 
zu    Konstantinox3el    (Gazette  arch.    11     [1886] 


1241        Klytaim(n')estra  (ilu-  Tod)  Klytaim(n)estra  (ibr  Tod)       1242 

pl.  1;  Vgl.  Sorlin  Borigny  a.  a.  0.  p.  Iff.)  hier-  2)  Kelebe  aus  Certosa  {Bulletino  1872   110 

her   gehört,    kann   nicht   entschieden  werden.  nr.  78);    fast    dieselbe    Darstellung;    nur    hat 

Bei   Stesidtoros   und    den    Tragikern   erscheint  Klytaimesti-a    das  Beil    zum    Schlag    erhoben, 

(mit    verschwindenden    Ausnahmen,    s.   unten  Brizio  a.  a.  0.  nennt  den  sie  am  Streiche  hin- 

Sp.  1243  Z.  32)    Orestes   als   Vollstrecker    der  dernden    Mann    Pylades;    doch    dürfte    dafür 

Rache    an    Klj'taimestra.      Diese    träumt    bei  nach    Analogie    von    nr.  1    Talthybios    einzu- 

Stesichoros  (fr.  42),  ihr  nahe  eine  Drache  mit  setzen  sein. 

blutigem  Haupte,    aber  plötzlich   stand   Aga-  3)    Vorderseite    einer    Amphora    in    Wien 

memnon  (auf  diesen,  nicht  auf  Orestes  [Schnei-  {Sacken- Kenner  5  nr.  240;  abg.  Miliin,  Peint. 

detvin  a.  a.  0.  16j   wird  mit  Bohert  171  ßaci-  lo  de  vas.  2,  24.   Gal.  Myth.  170,  614  [vgl.  Bobert 

Isi-g  nXHG&svtdas  zu  beziehen   sein)  vor  ihr;  150  Anm.  1].   Arch.  Zeit.  12  [1854]  Taf.  66,  1 

aus   seiner  Umarmung   (vgl.  die  schöne  Kom-  [von  Jahn,  Arch.  Zeit.  a.  a.  0.  231  ff.    früher 

bination  von  Bobert  171.  178)  gebiert  sie  einen  auf  Merope  und  Kresphontes  bezogen])   stellt 

Drachen,    Aesch.   CoepJf.   514.   921  f.,    der,    als  nur  die  Gruppe  Talthybios  und  Klytaimestra 

sie  ihm  die  Brust  reicht,   mit  der  Milch  Blut  dai-,  Bobert  p.  158.    Heydemann ,  Jahrb.  d.  K. 

sangt,   Coeph.   520.  533.     Auch   bei    Sophokles  B.  arch.  Instit.  1  (1886),  310,  31. 

träumt    sie    von    einer    zweiten    Vermählung  4)  Stamnos  im  Berliner  Museum  (C  I.  G. 

mit  Agamemnon;  dieser  habe  dann  sein  altes  4,  7701.     Furtivängler ,   Berliner   Vasenkatalog 

Scepter  auf  den  Herd  gepflanzt,    ein  frischer  2184.    Welcker,  Annali  1853  278ff.  Jahn,  Arch. 

Zweig    sei    daraus    hervorgesprofst    und    habe  20  Zeit.  1860  43 f.   Bobert  149 ff.;  abgeb.  Gerhard, 

das  ganze  Mykenerland  überschattet, -EZ.  417  ff.  Etrusk.  Vascnb.  24   p.  35ff.    Annali  1853  tav. 

Durch  diesen  Traum   erschreckt  {Ghoeph.  510.  d'agg.  H.    Overbeck  28,  10  p.  695 f.    Baumeister 

522.     Soph.    El.    410.    636.    644)    schickt    sie  p.  1113  nr.  1310).     Klytaimestra  schwingt  das 

Elektra  (bei  Sophokles    Chrysothemis,    El.  Doppelbeil   über   dem  Haupte   gegen  Orestes; 

326.  406)   mit   Spenden  zum'  Grabe   Agamem-  doch    fehlt    hier  der  eingreifende   Talthybios, 

nons,    Choeph.   80  ff.   502  ff".     Es  folgt  die  Er-  den  jedoch  die  Phantasie  des  Betrachters  sofort 

kennung    der    Geschwister     und    die    Verab-  ergänzen  konnte,  Bobert  156. 

redung    zur    Rache.      Bei    Aischylos    {Choeph.  5)    Amphora    (abg.    Monum.   ined.    5,   56. 

655 ff.;  vgl.  834)  bringt  Orestes  der  Klytaimestra  Welcker,  Alte  Denkm.  5  Taf  18,  der  die  Dar- 

die  Nachricht  von  seinem  Tode,  bei  Sophokles  30  Stellung  p.  287  f.    Annali  1854   274ff.   auf  die 

{El.  1113)    die   Urne    mit    seiner    angeblichen  den  Aigisthos  mit  dem  Beil  angreifende  Elek- 

Asche;    letztere   Scene    will    Overbeck    (693  f.  tra,   auf  Klytaimestras  Schatten   und   die  drei 

Taf.  29,  6;  vgl.  Baumeister  1112  1.)  auf  einem  Erinyen  bezog),   ähnliche  Darstellung  wie  die 

Krater  erkennen.     Während  Klytaimestra,  die  vorige,  nur  dafs  Klytaimestra   (vgl.  BuJletino 

allein  im  Hause  ist  {El.  1309.  1368),  bei  So-  1851  55)  rechts  hinter  Aigisthos  mit  dem  Beil 

phokles  vor  Aigisthos  fällt,  EJ.  1410ff.  Thomas  herbeieilt,  gegen  den  von  links  Orestes  heran- 

3Iag.  Eur.  Gr.  Hypoth.,  wird  sie  bei  Aischylos  stürmt,  Benndorf,  Aimali  1865  218 ff.    Bobert 

und  Euripidcs  (hier  von  Elektra  in  das  Haus  152  f. 

ihres    Gemahls,    des    mykenischen    Landedel-  Weit    zahlreicher    sind    die    Darstellungen 

mannes,  gelockt,  is7.  1139)  nach  jenem  getötet,  40  des   Muttermordes    selbst.     Theoros   malte   ab 

Choeph.  862.  870.  880ff.   Eur.  El.  763.  1165 ff. ;  Oreste    matrem    et    Aegisthnm    interfici,    Plin. 

vgl.   Eur.  Iph.   Taur.  79.  556.  715.  940.   1007.  35,   144;     Theon    eine    'Ogierov    (irjzgoyiToviK, 

1033.     Gr.  29.   74.   165.   285.   562.    1235.     Bio  Flut,  de  aud.  poet.  3,  wohl  dasselbe  Gemälde, 

Chrys.   or.   66    p.   349.      ApoJlod.    frgrn.   Sabb.  das  Plin.  a.  a.  0.  Orestis  insania  nennt;   viel- 

Bhein.  Mus.  46,  175.    Nach  Hygin.  f.  119  fand  leicht  sind  beide  Künstler  eine   und  dieselbe 

ihre  Ermordung  des  Nachts  statt;  wenigstens  Person,    Brutin,    Gesch,   d.   griech.   Künstler'^ 

auf  den  Abend  weist  auch  Aesch.  Choeph.  641  2,  171  f. 

hin.     Ein   etwas   früherer  Moment,    der   zwar  Die  um  ihr  Leben  flehende  und  dem  Sohne 

litterarisch  nicht  ausdrücklich  bezeugt  ist,  wo-  die   entblöfste  Brust  zeigende  {Aesch.  Choeph. 

rauf   aber  noch   der  Ausruf  der  Klytaimestra  50  889  ff.     Eur.  El.  1206  ff.    Or.  527.  568.  827  ff. 

doiT]  zig  avSQO'A.arita  nslitivv  mg  xccxog ,  Aesch.  841;    vgl.   Soph.   El.    1410)   Klytaimestra    fin- 

Choeph.  882  hinzudeuten  scheint,  ist  auf  meh-  det   sich   auf  dem  Wandgemälde   aus  casa  di 

reren  Vasenbildern,    denen    die    Sagenversion  Sirico    {Uelbig    nr.    1300)    dargestellt,    Arch. 

des  Stesichoros  zu  Grunde   liegt  {Bobert  180),  Zeit.  41  (188.3)  Taf.  9,  1.   Bobert  ebenda  259 f., 

dargestellt:  die  ihrem  Buhlen  mit  dem  Beil  gegen  der  es  auf  das  Original  des  Theon  zurückführt, 

Orestes  zu  Hülfe  eilende  Klytaimestra,  und  zwar  (ob  jedoch  nach  Bobert  a.  a.  0.   das  Gemälde 

1)  auf  einer  Vase  aus  Caere  (abgeb.  Monum.  auf  Aesch.  Choeph.   889  ff.   zurückgeht,   .«cheint 

ined.  8  tav.  15, 1.  Bohert -p.  154.  Baumeister,  B.  mir  fraglich;  mit  gleicher  Wahrscheinlichkeit 

p.  1114  nr.  1311.  0. Benndorf,  La  finedi  Egisto  e  läfst  sich  anEuripides;  s.  obigeStellen^  denken); 

Clitemnestra,  Annali  186Ö  212 ö'.  Bulletino  18Qb  GO  a.ni  einem    etrnskischen   Spiegel,    abgeb.  Gcr- 

215).     Klytaimestra  (alle  Personen  sind  durch  hard,  Etr.  Spicg.  2,  237  (nicht  137,  wie  Over- 

Beischrift  kenntlich)  eilt  mit  dem  Beil,    das  beck  p.  704  nr.  38  notiert)  und  Gerhard  ebenda 

sie  gesenkt  hält,  auf  den  durch  den  Warnungs-  3,  221 ;  knieend  und  den  rechten  Arm  flehend 

ruf  der  Chrysothemis   aufmerksa,m  gemachten  gegen  den  Sohn  ausstreckend,  der  mit  der  R. 

Orestes,  der  dem  Aigisthos  schon  zwei  Wunden  ihr  Haupt  gefafst  hat,   Braun,   Oreste,  stretto 

beigebracht  hat,  zu;   doch  Talthybios  hindert  al  parricidio   dal   Fato;    vgl.   Bulletino   1842 

sie  an  dem  beabsichtigten  Schlage,  indem  er  47ff.    Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  2,  238.  3,  221;   auf 

ihre  linke  Hand  und  das  Beil  ergreift.  beiden  Spiegeln  sind  die  Namen  beigeschrieben. 


1243        Kljtaim(n)estra  (ihr  Tod)  Klytaim(n)estra  (ihr  Eidolon)     1244 

Ähnliche  Darstellung  auf  einer  Trinkschale  aus  vor  Charon,  um  in  die  Unterwelt  einzugehen, 

Nola,    Catal.   of  tlie  Greek   Vases  in  the  Brit.  auf  einem  Sarkophag,  Bcnndorf,  Annali  1865 

Mus.   nr.  979   =   Arch.  Anz.    10    (1852),    184.  233.    Ihr  und  des  Aigisthos  Grab  befand  sich 

Klytaimestra  vor   Orestes   au   einen  Altar  ge-  aufserhalb  der  Mauer  vonMykenai,P(nts.  2,16, 7; 

flüchtet,    auf   drei   etruskischen  Aschenkisten,  vgl.  Eur.  Or.  94f.  114,  471.  611.  798  {^vrjiiu). 

Schlie  a.  a.  0.  161  f.  nr.  9.  159  nr.  1  (abg.  Overbeclc  1185.  1215.  1321.  1325.  1434  {xvii^oq)  Et.  31.  282, 

27,  7,  der  die  Darstellung  jedoch  p.  653f.  auf  6ff. ;  doch  spielt  der  Orestes  des  Eurijndes  in 

Kassandra  und  Aias  bezieht),  p.  160  nr.  2.    Auf  A\-gos,vg\.  ü,uchBelgey,Be)i.Philol.Wocltcnsc]ir. 

dem  Bd.  1    Sp.  153 f.   abgebildeten   Sarkophag  11  (1891),  1281  f.    Ein  Bild  oder  eine  Bildsäule 

(vgl.  aufser  den  Sp.  153  Z.  2  ff.  gegebenen  Be-  lo  (ftncuv)  der  Klytaimestra  zeigte  man  zu  Amy- 

legen    die    von    Stephani,   Cotnpte-rend.    1863  klai,  Paus.  3,  19,  6.   Beiger  a.  a.  0.  1316.    Das 

181  nr.  36   angeführte  Litteratur  und  3Ionuin.  Schattenbild     Klytaimestras ,     das     bei 

ified.  8  tav.  15,  2)   sucht  die  Amme   die  Kly-  Aesch.  Eum.    94  fl'.    die    schlafenden    Erinyeu 

taimestra    vor    dem    Streich    des    Orestes    zu  weckt,     ist    in    direktem    Anschlufs    an    die 

schützen,    vgl.    Overheck    p.  701.     Auf   etrus-  Dichtung  des  Aischylos  dargestellt  auf  einem 

kischen  Aschenkisten    zieht   Orestes    die    ste-  Oxybaphon   (abg.  Monum.  ined.   4,  48.     Ocer- 

hende  Klytaimestra  mit  einem  kräftigen  Ruck  heck  29,  7  p.  714.   Baumeister  p.  1117  nr.  1314), 

an   sich,    Schlie  160 f.  nr.  4  — 6,    oder    sie    ist  I?M//efmo  1844  84.  de  Witte,  Annali  l^il  ^\^&. 

schon  niedergestürzt,   nr.  7.  8;   auf  ur.  3  sitzt  Welcker  ebeud.  1853   275.     Stephani,  Compte- 

sie  auf  dem  Rücken  eines  unter  ihr  liegenden  20  rcnd.  1863  270.  W ernicke,  Arch.  Zeit.  42  (1884), 

männlichen    Leichnams;    oder    sie    wird    auf  207;    ebenso  erscheint  ihr  Schatten  auf  einer 

hohem   Ruhebett    liegend    von   Oi-estes    äuge-  Amphora     mit     der    Darstellung    von    Orests 

griffen,  ücerbeck  702 f.    Andere  Darstellungen,  Sühnung    (abg.    Ocerbeck    29,   9.      Baumeister 

i^wZ/ei.  1848,  74;  1849,  8;  auf  einem  etruskischen  p.  1118    nr.  1315),    Overbeck   712  ff.     Stephani 

Spiegel,  Gerhard  4,  5  p.  8.     ürioli  im  Bullet.  a.  a.  0.  1863   273.    Wernicke  a.  a.  0.  202;   auf 

1850   31  ff.     Orestes  stöfst  ihr  das  Schwert  in  dem  Vasenbild  Bd.  1  Sp.  1331/32  (=  Oocrbeck 

den  Nacken  (Namen  beigeschrieben),  Overbeck  29,  2.    Baumeister  1116  nr.  1313)   werden  wir 

703  nr.  37.    Schlie  162  nr.  10.    Die  geschehene  in  dem  im  Spiegel  erscheinenden  Gesicht  trotz 

That  zeigen,  ungefähr  wie  Lucian.  de  dorn.  23  Overbeck  (p.  706;    vgl.   Bd.  1  Sp.  1333   Z.  66) 

schildert  {KlvzaiiivrjazQa  ijörj  avyqrizai  v.ai  sn'  30  das  Antlitz  Klytaimestras  zu  erkennen  haben, 

fuv/Js  xLvoq  r]iiiyv(ivQg  7tQÖv.Etzcti  %.  t.  A..),  meh-  vgl.  Ileydemann,  Vasens.  d.  Mus.Naz.  z.  Neapel 

rere    römische    Sarkophage,     Overbeck    700  ff'.  nr.  1984  und  aufser  der  dort  angegebenen  Litte- 

nr.  27  —  34;   einer  davon,   der  im  Museo  Bio-  ratur   Wernicke  a.  a.  0.  199  Anm.  3.     In  ähn- 

Clementino  (5,  22),  abg.  Overbeck  29,  1  ==  Bau-  lieber  Weise  hat  bei  Eur.  Iph.  Taur.  289  der 

VHeisie?' p.  1115  nr.  1312,  Litteratur  bei  6'iep/iam,  wahnsinnige    Orestes    die    Vision,    dafs    eine 

Co>Hpfe-re«t?.  1863  181  nr.  35;  fast  genau  stimmt  Erinys  seine  Mutter  in  den  Armen  trage,  um 

damit  überein    die    Reliefdarstellung   auf  der  sie  auf  ihn  herabzuschmettern.    Von  sonstigen, 

Vorderseite  eines  Sarkophags  im  Dom  zu  Hu-  oben    nicht    eingereihteu    Darstellungen     der 

sillos,   Arch.  Zeit.   29,  167.    Stephani  a.  a.  0.  Klytaimestra   sind  noch   zu  erwähnen  die  auf 

1881    91.      Klytaimestra    tot    und    halbnackt  40  einer  Pyxis    im    brit.   Mus.:    "'Helena    sitzend 

auf  einem  hohen  Altar  liegend,  Schlie   p.  163  mit  ihrem  Arbeitskorbe,  dabei  stehen  Kassan- 

nr.  11  p.  170.  dra    und  Klytaimestra',    Arch.   Zeit.   32,  113. 

Abweichend  wird  Pylades  {TJi)lddr]g  ttqco-  Auf  der  schon  oben  erwähnten  Vase  des  Xeno- 
Tog  i-nQi&T]  inl  zco  KXvzccn.ivr'iazQag  cpova)  als  timos  (vgl.  Antike  Denkm.  etc.  a.  a.  0.  p.  51) 
Mörder  der  Klytaimestra  genannt,  Schol.  Arist.  ist  Klytaimestra  nebst  Tyndareos  und  Leda 
nub.  623;  vgl.  Luc.  am.  47  a(iq)'zeQot.  (Oi'est.  (alle  Personen  sind  durch  Beischrift  kenntlich) 
und  Pyl.)  Klvzaifivr'iazQav  dvVjgow,  und  Eur.  als  erwartungsvolle  Zuschauerin  bei  der  be- 
Or.  1235  sagt  Pylades  rjipäfxriv  d'  tyco  gt'qpovs.  vorstehenden  Eigeburt  der  Helena  dargestellt; 
Wenn  schliefslich  Serv.  ad  Vtrg.  Aen.  11,  268  neben  dem  auf  einem  Altar  liegenden  Ei  sitzt 
berichtet  quidam  dicunt  Clytemestram  non  50  der  Adler  des  Zeus;  Klytaimestra  selbst  trägt 
manu  filii,  sed  iudicum  sententia  j^^^'^'niptam,  einen  Armelchiton  und  Mantel,  das  Haar  um- 
so möchte  ich  hierin  eine  weitere  Ausführung  bunden  und  ^hinten  iu  einen  Schopf  gefafst' 
der  Worte  des  Tyndareos  Eur.  Or.  539  dlX'  und  erhebt  verwundert  die  rechte  Hand.  Sollten 
0'i;;Ki  TtQog  zov8'  ftxog  rjv  avzrjv  Q'avBiv  finden;  wir  hiernach  vielleicht  auf  dem  etruskischen 
möglich,  dafs  ein  Tragiker  nach  Euripides  aus  Spiegel,  welcher  ebenfalls  —  nur  in  Gegen- 
diesen  Worten  den  Anlafs  nahm,  eine  Gerichts-  wart  von  einer  gröfsereu  Anzahl  Personen  — 
Verhandlung  gegen  Klytaimestra  stattfinden  die  Geburt  der  Helena  behandelt  (abg.  Gaz. 
zu  lassen,  die  der  Verhandlung  gegen  Orestes  arch.  1877  Taf.  3.  Kekule,  Über  ein  griech. 
{Eur.  Or.  877  ff.)  nachgebildet  war.  Als  Blut-  Vasengemälde  im  akad.  Kunf^tmuseum  zu  Bonn 
rächer  für  Klytaimestra  trat  Tyndareos  auf  bei  co  p.  24  und  die  dort  angeführte  Litteratur)  in 
Eur.  Orestes.  Apollod.  frgm.  Sabb.  Ehein.  Mus.  der  zwischen  Turan  (Aphrodite)  und  Poltuce 
46,  175,  oder  ihre  Tochter  Erigone,  Apollod.  (Polydeukes)  stehenden  weiblichen  Figur,  der 
a.  a.  0.  Dictys  6,  4,  oder  ihr  Vetter  Perilaos,  einzigen  der  ganzen  Gruppe  ohne  Namens- 
Paus.  8,  34,  4;  näheres  unter  Orestes.  beischrift,  welche  die  mannigfachste  Deutung 

Bestattet  ward  Klytaimestra  von   Orestes,  (näheres  bei  Kekule  a.  a.  0.  25  f.)  erfahren  hat, 

Hom.  Od.  3,  310  (s.  aber  Sp.  1240  Z.  32).    Eur.  auch  Klytaimestra  zu   erblicken   haben?     Ein 

Or.   402;    vgl.   422,    oder    von    M^nelaos    und  Gemälde    Klytaimestra    von    Tauriskos    ohne 

Helena,  Eur.  El.  1278 ff'.    Sie   und   Aigisthos  nähere    Angabe    bei    Plin.    35,   141.     Brunn 


1245  Klyte  Klytia  1246 

a.  a.  0.  1-,  330.  '2-,  193.  200.  Klytaimestra  (?)  zeigte  sich  ihr  dann  [in  seiner  göttlichen  Ge- 
mit  Helena,  Menelaos  und  Aphrodite  auf  der  stalt,  und  Leukothea  konnte  ihm  nicht  wider- 
Insel  der  Seligen,  Gerhard,  Etrusk.  Sjiieg.  stehen.  Klytia,  die  alles  erführt,  entdeckt  aus 
3,  209;  abg.  2,  7  Taf.  218.  Zur  Darstellung  gekränkter  Liebe  und  glühender  Eifersucht 
der  Klytaimestra  im  allgemeinen  vgl.  E.  Brauv,  dem  Vater  den  Fehltritt  seiner  Tochter.  Dieser 
Grundrifs  der  Denkmalkunde  (=  H)jpcrhor.-  läfst  sie  lebendig  begraben  und  türmt  einen 
Böm.  Stud.  f.  Archäol.  2  =  Arch.  Nachlafs  Hügel  schweren  Sandes  über  die  Gruft;  zu 
aus  Born)  p.  69.  spät  öffnet  Helios  mit  seinen  Strahlen  das 
Als  Person  tritt  Klytaimestra  auf  in  des  Grab;  er  vermag  die  Geliebte  nicht  mehr  ins 
Aiscliißos  Agamemnon ,  GhoepJwren  und  (als  lo  Leben  zurückzurufeo,  aber  zum  Gedächtnis  an 
Schattenbild)  in  den  Eumeniden,  bei  Sophokles  sie  läfst  er  auf  ihrem  Grabhügel  die  Weihrauch- 
in der  jE/eWra  und //^/ii^enem  (=  Klytaimestra:  stände  emporwachsen.  Aber  der  Verrat  der 
Nauck  fr.  Trag.  Graec.  p.  IGl)  fr.  293a.  294.  Klytia  hatte  für  sie  nicht  den  gehofften  Er- 
310  Dindorf,  bei  Euripides  in  der  Ekktra  und  folg.  Helios  wendet  sich  von  ihr,  und  in  ver- 
Iphig.  Aul.,  in  dem  Aigisthus  des  Livius  schmähter  Liebe  welkt  sie  dahin;  unter  freiem 
Andronkus  Bibbcck  fr.  scen.  Rom.  poes.  243  ff.  Himmel  sitzt  sie  in  leichtem  Gewände  und 
und  iu  dem  gleichnamigen  Stücke  (=  Clytaem-  mit  aufgelösten  Haaren;  neun  Tage  lang  bringt 
nestra)  des  Attius,  Eibbeck  a.  a.  0.  117  ff.  298,  sie  nicht  Speise  noch  Trank  über  ihre  Lippen, 
bei  Seneca  im  Agamemnon.  Die  Ermordung  der  Tau  des  Feldes  und  ihre  Thränen  sind 
der  Klytaimestra,  von  Aristoteles  {ars  jwet.  14)  20  ihre  einzige  Nahrung,  aber  immer  schaut  sie 
als  echt  tragisches  Motiv  bezeichnet,  fand  sich  zu  Helios  empor  und  verfolgt  seinen  Lauf  mit 
auch  in  dem  Orestes  des  Karkinos  (Natick  ihren  Blicken.  Da  fühlt  sie  auf  einmal  ihre 
a.  a.  0.  620)  und  in  dem  Dulorestcs  oder  Chryscs  Glieder  an  den  Boden  gebannt,  ein  Teil  ihres 
des  Pacuvius,  Ribbeck  a.  a.  0.  283.  Ein  KXv-  Leibes  wird  in  ein  blalsgrünes,  der  andere  in 
Tdiuvr'iGTQag  ayy.cöiiLov  sollen  Isokrates,  Anonym.  rotes  Kraut  verwandelt,  und  eine  veilchen- 
vit.  Isoer.  ed.  Benseier  2,  275  und  der  Sophist  ähnliche  Blume  bedeckt  ihr  Antlitz  (Alpen- 
Polykrates,  Quintil.  2,  17,  4  geschrieben  haben  veilchen?  Wegewart?);  aber  auch  jetzt  noch 
\gl.  Philodem,  de  rhet.  a.  a.  0.;  und  lü.vTaiu-  wendet  sie  immer  dem  geliebten  Gotte  sich 
vr,GtQccg  TtfiwQia  wurde  in  Tänzen  dargestellt,  zu;  Ovid.  Met.  4,  206—270.  Dieses  schöne 
Luc.  de  Salt.  43.  —  Der  Plural  Klvtaiiivriotgai  so  Volksmärchen  ist  von  Mannhardt ,  Klytia 
dient  neben  'AsQonccL  und  Zd-£voßoLccb  zur  Be-  {Sammlung  gemeinverständl.  Vorträge,  herausg. 
Zeichnung  von  ehebrecherischen  Weibern,  Bio  von  Virchoio  und  ?'.  Holtzendorff;  vgl.  Crusius 
Ghrijs.  or.  74  p.  399;  vgl.  Clytaemestrae  und  bei  Erscli  und  Gruber  s.  v.  und  die  p.  255 
Medeae  bei  Serg.  explan,  in  Donat.-A,  490,  21,  Anm.  1  gegebene  Litteratnr)  folgendermafsen 
und  die  sittenlose  Clodia  heifst  quadrantaria  gedeutet  worden:  Klytia,  „die  gepriesene  Jung- 
(vgl.  Cic.  pro  Cael.  26,  62)  Clytaemestra;  frau",  die  Geliebte  des  Helios,  ist  die  Blumen- 
Caelius  h&i  Quint.  8,  6,  53.  Weshalb  der  Dich-  göttin  des  Frühlings;  aber  der  Gott  verläfst 
ter  Nikostratos  den  Beinamen  Klytaimestra  sie  um  Leukotheas  willen,  der  weifsschimmern- 
führte,  Diog.  Laert.  4,  3.  4,  18,  ist  unbekannt.  den    Mondgöttin,    der    Gebieterin    der    zwölf 

[Höfer.]       40  Monate  (vgl.  oben  die  zwölf  Dienerinnen).    In 

Klyte  {Klvzri),  Herodiani  Technici  Reliquiae  der  Gestalt   ihrer  Mutter,   der  Nacht,  kommt 

coli.  A.  Lentz  Tom.  2   p.  1   nr.  1.      Schol.  ad  er  Abends  zu  ihr,  aber  Leukothea  stirbt,  sobald 

Eurip.  Hippolyt.  408:  'HgaSiavbg  iv  rm  ^ovo-  sich  der  Gott  in   seiner  wahren  Gestalt  zeigt, 

ßi'ßhp  tisqI  Kvgicüv  Kai  iTti&äzav  ^tort  iiQoariyo-  d.  h.  sobald  der  Tag  anbricht.    Crusius  a.  a.  0. 

Qi%av    XsysL    ilvui    Tag    ngätov    'nogvivaccaag  billigt  diese  Auffassung  der  Leukothea,  möchte 

&vyaTiQag  EvqvtivXov,  ov  tov  Kcöov,  älla  allov  jedoch  die  Klytia  nicht  als  Blumengöttin  des 

zivög-  iozi   8\   xa   ovö^uxa   airäv  MoQcprj  nai  Frühlings  gedeutet  wissen,  sondern  neigt  mehr 

Klvzr}.     [Drexler.]  zu    der  Ansicht,   dafs    sie    im  ursprünglichen 

Klytemestra  (ÄÄvTSfirycr^a),  Inscr.  Gr.  Sic.  Volksmärchen  nur   eine  namenlose,  sterbliche 

et  Ital.  ed.   Kaibel  930   =   C.  I.  Gr.  6195  =  50  Jungfrau  gewesen,  und  dafs  erst  der  griechische 

Klytaimnestra(s.  d.}.    Dieses  ist  auch  die  älteste  Dichter,    der    die    Sage    von    Leukothea    und 

latinisierte    Form     des     Namens,     Fleckeisen,  Klytia   verband,   ihr  diesen  Namen,  vielleicht 

Fünfzig  Artikel.     Bei  den  Tragikern  kommt  mit  Beziehung  auf  die  gleichnamige  Okeanide 

die  Form  Klvxai^riGXQa  vor,  s.  Stolz,  Wiener  {Res.    Theog.   352)    gegeben.     Die   angebliche 

Stud.  12  1890  p.  31 — 35.     [Drexler.]  Büste  der  Klytia  im  Britischen  Museum  {Ellis, 

Klytia    {KXvxia,    Klvxiri),    1)    Tochter    des  Toicnley  Gallery   1,  9  f.   2,  20)  steht  in  keiner 

Pandareos,   mit  ihrer  Schwester  Kameiro  von  Beziehung    zu    unserem  Mythus,    sondern   ist 

Polygnot  in  der  Lesche  zu  Delphi  dargestellt,  das     Idealportrait     einer    jungen    vornehmen 

Paus.  10,  30,  1.    —    2)   Tochter  des  Okeanos  Römerin;  s.  6V!*.sir(s  a.  a.  0.  256 f.  [Höfer.]  —  4) 

und  der  Tethys,  Hes.  Theog.  352.  Hyg.  Praef.  60  Tochter  des  Merops,  Gemahlin  des  Eurypylos, 

p.  28  Bunte.  Schoemann,  Dp.  Ac.  2,  148.  Braun,  Königs  in  Kos,  der  von  Herakles  getötet  ward, 

Gr.  Göiterl.  §  151.   —  [3)  Geliebte   des  Helios  Mutter  des  Chalkon  und  Antagoras.     Sie  und 

(vielleicht   identisch    mit  nr.  2),    von    diesem  ihr  Gatte  sollen  die  Demeter  auf  ihren  Irren  in 

verlassen,    als  er  seine   Neigung    der  schönen  Kos  aufgenommen  haben,  Theokr.  Id.  7,  5  u. 

Leukothea  schenkte.     Diese  war   die  Tochter  Schol.  —  5)  Tochter  des  Amphidamas,  Gemahlin 

des  Königs  Orchamos  und  der  Eurynome;   in  des  Tantalos,  Mutter  des  Pelops,  Pherekyd.  b. 

der  Gestalt   der  Mutter  nahte  sich    der   Gott  Schol.  Eur.Or.W.   »S'torZ;,  i\'w&e  426.  —  6)  Toch- 

der  Jungfrau,  entfernte  ihre  zwölf  Dienerinnen,  ter  der  Niobe,  Phcrek.  b.  Schol.  Eur.  Phoen.  162. 


1247                       Klytides  Klyto                         1248 

Stark,  Niohe  96.  —  7)  Kebsweib  des  Amyntor,  b.   Scliol.   Soph.    Track.   263.    Ajj.    Sh.    1 ,    86 

des  Vaters  des  Phoinix,  Schol  II.  9,  448.  Tzetz.  (u.  Schol).  2,  117.      Hijg.  f.   14  p.  40  Bunte, 

i.  421.    [Näheres  Bd.  1  S.  2672  Z.  20 ff.  Höfer.]  von    Aietes    getötet,    Ht/g.    f.    14    p.    HB.; 

—  8)  Gemahlin  des  Kandaules,  Ftol.  Hepli.  b.  [statt  liuius  filius  Clytius  ah  Aeeta  interfectus 
Fhot.  cod.  190  p.  150  (p.  192  Westerm.,  est  wird  man  mit  Rohert ,  Jahrb.  d.  Kais.  D. 
MytJwgr.).     [Stoll.]  arch.  Inst.  3  [1888]  53   zu   lesen  haben  huiiis 

Klytides  (Ä;i'urtd'7]s'),  1)  Beiname  des  Peiraios  filius    Clytius,    ab    hoc  Aretus    interfectus 

(s.   d.)   als   Sohn   des  Klytios   oder.  Klytos   (s.  est;  vgl.  Apoll.  lUiod.  2,  114 ff.  und  schol.  Bd.  1 

Hesych.  s.  v.  KXvtlSt]-  Klvtov  nat);  Hom.  Od.  S.  495  Z.  54;  es  liegt  hier  ein  Fall  vor,  wo 
o  540.   —   2)   ein   JoXoip  MvriSr]g   wird  nach  lo  seltenere   Namen    durch     allgemein    bekannte 

II.  Ä  302  von  Hektor  getötet  (vgl.  die  Schol.  ersetzt    werden.      Über    die    Darstellung    des 

z.    d.    St.).    —    3)    KlvzC[ä]Sai,    Wahrsager-  Klytios  auf  der  Meidiasvase  (ob.  Bd.  1  Sp.  2602. 

geschlecht  in  Elis,  das  sich  von  Klytios  (s.  d.  C.  I.  Gr.  4,  8487.     Britischer  Vasenkatalog  2, 

nr.  4),   dem   Sohne    des  Alkmaion   und   Enkel  11   nr.  1264.     Arch.   Ztg.    16   [1858],    130)    s. 

des  Amphiaraos  und  weiterhin  von  Melainpus  Gerhard,  Abh.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.  1839 

ableitete;  Paws.  6, 17,  6;  vgl.  ^iJi5.J.w^/joZ.  Pa7.  295 ff".    Gesammelte  Abhandl.  1,  1881    "Th.  Fyl 

nr,  371:   TöSv   8'    iSQoylcöcGcov   MvtlSccv   ysvog  Arch.  Ztg.  12  (1854),  301.  Vgl.  nr.  14.  Höfer.] 

svxoiiai    shai,  fiävTig,  an    lao&smv  at^a  Ms-  Oder  er  kam  bei  der  Eroberung   von  Oichalia 

Iccanodiöäv.  Zu  diesen  Klytiaden  gehörte  durch  Herakles  um,  Diod.  4,  37.  Scliol.  Soph. 
nach  Herod.  9,  33  auch  der  Seher  Tisamenos.  20  Track.  3b2.    |Nach  dem  Bilde  der  Manch.  Vase 

—  4)  Geschlecht  auf  Chios,  deren  aQcci  er-  nr.  125  =  Gerhard,  Auserl.  V.  237  war  dieser 
■wähnt  werden;  IJittenberger,  Syll.  I.  Gr.  360.  Klytios  auch  Teilnehmer  an  der  kalydonischen 
Töpffer,  Att.  Gen.  S.  139,  3.     |  Röscher.]  Eberjagd.  Vgl.  nr.  15  u.  Klymenos  12.  Röscher.] 

Klytios  [KXvTiog,  KlvzCog,  Et.  M.  521,  12),  —  [Welcher,  Ercole  ospite  in  casa  di  Eurito  re 

1)  Gigant,  im  Kampf  der  Giganten  gegen  die  d'Oichalia.       Ann.     d.    Inst.     1859    p.    243ff. 

Olympier    von    Hekate    oder    Hephaistos    mit  Bumont   et    Chaplain,    Les    ceramiques   de    la 

glühenden  Eisenmassen  getötet,  Apollod.  1,  6,  2.  Grece  propre  p.    246.      Drexler.]    —    7)   Sohn 

Mehr  b.  Max.  Mayer,  Gig.  u.  Titanen  S.  185.  des  Agriopas,  Enkel  des  Kyklops  (s.  d.),  im  Heere 

203.  Gerhard,  Trinl:schalen  Tf.  10.  11.  Elite  des  Eumolpos  gegen  Eleusis;  fiel  zugleich 
ceram.  1  p.  160.  —  2)  Sohn  des  Laomedon,  30  mit  Immarados,  dem  Sohn  des  Eumolpos,  und 

Bruder   des   Priamos,  Vater   des    Kaietor  und  Egremos,  dem  Sohn  des  Eurynomos,  Schol.  II. 

der     Prokleia,     der     Gemahlin     des    Kyknos,  18,  483.    LobecJc,  Agl.  1,  209.    —   8)  Gefährte 

Königs  in  dem  troischen  Kolonai,  II.  20,  238.  des  Phineus,  von  Perseus  getötet,  Ov.  Met.  5, 

15,  419.     Apollod.  3,  12,  3.     Paus.  10,  14,  2.  140.  —  9)  Begleiter  des  Dionysos  nach  Indien, 

Pronoe,     Tochter    des    Klytios,     gebar     dem  JVonn.  Diow.  28,  66.  —  [10) Knappe  des  Tydeus, 

Panthoos   den  Polydamas,   Schol.   II.  12,   211.  bei  der  Ermordung   der  Ismeue  durch  Tydeus 

Die  Gemahlin  des  Klytios  hiefs  Laothoe,  Tzetz.  zugegen  auf  einer  korinthischen  Vase  Mon.  d. 

Jiom. 437.  Klytios  hiefsennochmehrere  Trojaner,  Inst.  6  tav.  14.      Wiener  Vorlegeblätter   Ser.  3 

J/..^,  147.  Verg.Aen.  9,  774.  10,  129.  325.  11,  666  T.  8.  1,  2.  Welcher,  Alte  Denkm.  5  T.  14  S.  253. 
[s.  unten!].  —  3)  Ein  Athener,  dessen  Tochter  40  Bobert,  Bild  und  Lied  20.  S.  Klytos 5.  Höfer.]  — 

Pheno  den  Lamedon,  König  in  Sikyon,  heiratete,  [ll)Barbar(Skythe?  Perser?),Teilnehmer  an  der 

Paus.  2,  6,  2.  —  4)  Sohn  des  Alkmaion  und  auf  der  Petersburger  Vase  nr.  1790  dargestell- 

einer  Tochter  des  Phegeus  in  Psophis,   Enkel  ten  (mythischen?)  Eberjagd.  —  12)  Vgl.  Verg. 

des  Amphiaraos,   zog  von  Psophis   nach  Elis,  A.  10,    129   und    325.    —   13)  S.  d.  Naubolos, 

wo   das   olympische   Sehergeschlecht   der  Kly-  Vater  des  Nauplios;  Schol.  Veron.  ad  Verg.  A. 

tiaden  sich  von  ihm  ableitete,  Paus.  6,  17,4.  2,    82.    Röscher.]    —   [14)   KAYTIOI   vor   der 

Müller,  Dorier  1,  253.    Eckermann,  Melampus  thronenden   YflEA    stehend   auf  der  Meidias- 

122.     [Vgl.   A.   Maimj,   Eist,    des  rel.  de  la  vase,  0.  Jahn,  Ber.  üb.  d.  Verk.  d.  K.  Sachs. 

Grece  ant.  2  p.  387  u.  Anm.  6.  p.  447  Anm.  1.  Ges.  d.  W.  ph.  h.  Kl.  6  1854  p.  265  Anm.  105. 
E.  Beule,  Archives  des  miss.  scientif.  18^1  \^.  566.  50  C.  I.  Gr.  8487.     W.  Klein,  iJie  griech.    Vasen 

Körte,  Der  Ostgiebel  des  Zeustcmpels  in  Olympia,  mit  Meistersignaturen,  Benkschr.  d.  K.  Ak.  d. 

Berliner  Philo}.   Wochenschr.    1892   nr.  30—33.  W.  ph.  h.  Kl.  32.  Bd.  2.  Abt.  1882  p.  197,  wo 

Arch.    Ans.    1892    p.    144.      Bouche- Jeder cq,  die  Litteratur  über   die  Meidiasvase  verzeich- 

Hist.  de  la  divination  dans  l'ant.  2  p.  69.  70.  net  ist.     Vgl.  ob.  nr.  6.  —  15)   9VVTIO?,  Be- 

Ob  mit  den  elischen  Klytiaden  in  Zusammen-  gleit  er  des  Peleus  auf  einer  Vase  in  München, 

hang  stehen   die  in  einer  Inschrift  von  Chios  auf  der  Peleus  und  Atalante  im  Begriff  mit 

erwähnten  KXvtiSai,  läfst  der  Herausgeber  der  einander  zu  lingen  dargestellt   sind,  Gerhard, 

Inschrift  Sourias,   Mitt.   d.   k.   B.  Arch.  Inst.  Auserl.Vasenb.  T. 237.  O.Jahn,Beschr.d.Vasens. 

wJ-i/iCOTSp. 203— 207,'unent8chieden,s. Klytides.  König  Liidwigs  {j.  38  m:  125.  C.  I.  Gr.  7382, 
Drexler.]  [Bull,  de  corr.  hell.  3,  54 ff".  Höfer.]  —  etv  Drexler.]  —  [16)  Beiname  Apollons;  s.  Klutiu.'^. 

r>)  Ithakesier,  Vater  des  Peiraios,  eines  Freun-  Roscher.]  —  17)  S.  Klytos  u.  Klytides.     [Stoll] 

des  des  Telemachos,  Od.  16,  327.  15,  540.    Eust.  Klytippe  {Klvzimiri),  Tochter  des  Thespios, 

ad  Hom.  Od.  1790,  55,    Der  von  Hektor  erlegte  die  dem  Herakles  den  Eurykapys  gebar,  Apol- 

Dolops    {II.   11,   302)    kann    ein    Sohn    dieses  lod.  2,  7,  8.     [Stoll.] 

Klytios  (Klytos?)  sein  (s.  Klytides).  —  6)  Sohn  Klyto  {Klvzo)),  eine  Bakchantin,  dargestellt 

des   Eurytoa    aus  Oichalia    und  der    Antiope  auf  einer  Amphora  tanzend,  mit  6  Satyrn  und 

(oder  Antioche),   Bruder  des   Iphitos,   Argo-  5  Bakchantinnen,  Ueydemann,  Satyr-  u.  Bak- 

naut,  Hesiod  (fr.  45  Lehrs)   und   Aristokrates  chennamen  8.28.  Ö.  J.  6^r.  4  nr.  7459.  [Lorentz.] 


1249                      Klytodora  Knuphis  (Namensformen  etc.)     1250 

Klytodora    {KkvTodwQa) ,   1)    Gemahlin    des  S.  120,  dafs  auch  Kvaysvg,  'der  Bocksmann', 

Minyas,  dem  sie  den  Presbon,  die  Periklymene  eine    Hypostase    des    Dionysos    sei,   dem  von 

und  Eteoklymene  gebar,  Schoh  Aj).  Rh.  1, 230.  —  Ziegenhirten  und  Weinbauern  Bocksopfer  dar- 

2)  Tochter  des  Laomedon,   welche  dem  Assa-  gebracht  wurden.     [Röscher.] 

rakos  den  Kapys  gebar,  Dionys.  A.  B.  1,  62.  Knemis  {Kvrjwtg),  Amazone,  Gefährtin  Pen- 

[Stoll.]  thesileias,  Tzetz.  Posth.  181.     [Klügmann.] 

Klytomedes  {KXvzo^i^drig),  Sohn  des  Enops,  Knepli  =  Knuphis  (s.  d.). 

Grieche,  von  dem  jugendlichen  Nestor  bei  den  Knopos  s.  Kodros. 

lyoichenspielen    des    Epeers    Amarynkeas    im  Knuphis.  Kvovcpig  {Cramer,  Anecd.  Oxon.  3 

Faustkampf  besiegt,  II.  23,  634.     [StoU.]  lo  p.  171  u.  Strabo  17,  817),  Xvov^ig   {C.  I.  Gr. 

Klytometis    {Klwöfiring),    Beiname    1)  des  4:893.  4862) ;  Xvovßm  {Proceedwgs  of  the  Society 

Mephaistos,  Ho7)i.  hymn.  19,  1.  —  2)  des  As-  of  Biblical  Archaeology  9  p.  204);  Xvovfiig  {Pa- 

klepios    auf    einer    Inschrift    aus    Epidauros,  pyri,    Wiedemann ,  Herodots  2.  Buch  p.  198), 

'AaKXrjniä    %lvtofiy]TiSL    'AcpQmavog     6     i£Q£vg,  Kvr]cp  (Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  22,  Euseb.  praep. 

Kabbadias    in    Ephem.    arch.    1883,   88;    vgl.  ev.  3,  11)   sind  die  griechischen  Schreibungen 

C.   I.  G.   5973  c    und    die    Weihinschrift    aus  des  ägyptischen  Gottesnamens  Chnum(Chnumu, 

Menschieh  (Ptolemais)   Uaiäva  yiXvT6fn]Tiv  . . .  Chnemu),   für  den  sich  in   einer  meroitischen 

Ar)toidriv   Hatov  Bcviie  archeol.  13  (1889),  71.  Inschrift  auch  Knufi  findet  {Lejjsius ,   Über  die 

Nach  Baunacl-,  Stiulien  a.  d.  Gebiete  d.  Griech.  Götter    der    vier    Elemente  p.  223  Anm.  6   zu 

1,  88    hat    Asklepios    diesen    Beinamen    von  20  p.  222;  vgl.  Wiedemann  a.  a.  0.  p.  197).     Rei- 

seinen  Wunderknren.      [S.   auch   DiWicy ,  R]i.  nisch,  Die  ägypt.  Bildwerke  in  Miramar  p.  214 

ilftt«.  N.  F.  27  1872  p.  390.    Drexler.]    [Höfer.]  Anm.  1  und   Wiedemann  a.  a.  0.  p.  198  halten 

Klytoneos   {KXvtövriog) ,   1)    Sohn   des  Alki-  auch  den  Kaiirjcprjg  des  Stobaeus  ecl.  1,  52,  Kaurj- 

noos,  Königs  der  Phaiaken,  siegt  im  Wettlauf,  qpi5(s.d.)des  Damascius  ip.SSQ  ed.  Kopp,  Wiede- 

Od.  8,  119 ff.    [Zur  Erklärung  des  Namens  vgl.  mann  aufserdem  den  'Hfiiicp  des  lambUchos  7,  3 

schol.   Hom.    Od.   8,   124  cpiqwv    to   ovofia   sk  für  identisch  mit  Kneph,  während  Ed.  Naville, 

xov    v.lvtov   Bivai   H«ra'  ras   vrjag.     Höfer.]   —  La  litanie  du  Soleil.   Leipzig  1875  4**  p.  18  in 

2)  Sohn  des  Naubolos,  Vater  des   Argonauten  'Hyiritp    eine     griechische     Umschreibung     des 

Nauplios,   Ap.   Rh.    1,    134    und    Schol.;    vgl.  ägyptischen  Wortes  Temt  „das  All"  vermutet. 

Intirpr.  Verg.  Äen.  2,  82.   [StoU.]  30        Chnum  ist  die  Lokalgottheit  des  Katar- 

Klytonyuios    (Klvrcowfjiog   =   Klvacowiiog),  rhaktengebietes,  des  1.  oberägyptischen  Gaues 

Sohn  des  Amphidamas,  getötet  von  Patroklos,  mit  der  Hauptstadt  Elephantine.     Maspero 

Apollod.  3,  13,  8.     [Lorentz.]  vermutet  in  ihm  eine  Nilgottheit  („un  dieu  du 

Klytos   {KXvtog),    1)  Gefährte  des  Phineus,  Nil"),  Revue  de  l'hist.   des  religions  19  p.  42; 

von  Perseus  erlegt,  Ov.  Met.  5,  87.  —  2)  Sohn  (vgl.  die  Abbildung  bei  Lanzonc,  Biz.  di  mitol. 

des  Atheners  Pallas,  Biuder  des  Butes;   beide  egizia  Tav.  337,  2:  Chnum  mit  beiden  Händen 

Brüder  wurden  von  den  Athenern  mit  Kepha-  Wasser  ausgiefsend).     Seine  nugiSgoi.  in  dem 

los    zu    Aiakos    geschickt,    um    Hülfe    gegen  erwähnten  Gebiet  waren  die   Göttinnen    Satis 

Minos  zu  erbitten,  Ov.  Met.  7,  500.  —  3)  Sohn  und  Anukis,   welche   die  Griechen    mit    Hera 

des  Aigyptos,  mit  der  Danaide  Autodike  ver-  40  und  Hestia  verglichen,  C.  I.  Gr.  4893,  C.  I.  L. 

mahlt,  Syg.  f.  170.    Ein  Aigyptide  Kleitos  b.  3,  75.    Wiedemann,  Die  Religion  der  alten  Äg. 

Apollod.   2,   1,  5.   —    4)  Sohn    des    Temenos,  p.  73.    Brugsch,  Religion  u.  Mythol.  der  alten 

König  von  Argos,  Eyg.  f.  124.    Vgl.  Eeisos.  —  Äg.  p.  299—303.  —  Maspero  a.  a.  0.  p.  42;  vgl. 

[5)  Klytos,  Knappe  des  Tydeus  auf  einer  Vase  Maspero,    Cat.    du    musee    cg.    de    Marseille. 

im   Louvre    mit    der    Ermordung    der    Ismene  Paris  1880  p.  128  giebt  von   ihnen  diese  Deu- 

dm-chTjAeus,  Man. d.  Inst.  G  Ta,v.  14.    Welcher,  tung:    „Elles   sont   deux   fees    des    eaux,   dont 

A.  D.  5   p.  253 ff.     Cataloghi   del  Museo  Garn-  l'une  Änouquit,  '^la  serreuse',  liante  les  rochers 

pana  2  nr.  49.    Dumont  et  CJiaplain,  Les  cera-  qui   resserrent  et   maitrisent   l'eau    de  Khnou- 

miques  de  la  Grece  propre  p.  249  nr.  1.  Robert,  mou,    dont  l'autre  Satit,   'l'archere\   lance  le 

Bild  und  Lied  p.  20,    der    ihn  aber   Klytios  50  courant  de  Khnoumou  ä  travers  les  rochers  avec 

nennt.  Drexler.]  —  Vgl.  Klytides  und  Klytios  10.  la  rapidite  de  la  fleche."  —  Brtigsch,  Ret  p.  302, 

[StolL]  Die  Ägyptologie  p.  175  sieht  in  ersterer  „das 

Klytotoxos  {KXvt6tol,og),  steht  absolut  für  die    Felder    umfangende,    nährende    und    be- 

Apollon  bei  Nonn.  Dionys.   1.   330.    12,   245.  fruchtende  Wasser  des  Nil",  in  letzterer  {Rel. 

248.    29,  115.    36,  110;    ■/.}.vz6ro'E,og   'JnöXlcav,  p.  300)    „die    Nilschwelle,    welche    nach    der 

Eom.  II.  4,  102.    Od.  17,  494.  21,  267.    Nonn.  Sonnenwende  (Chnum-Ra)  eintritt,  sobald  der 

Dionys.  33,  163.     [Höfer.]  Sirius,  d.  i.  die  Göttin  Sopdit,  Soptit,  Sothis, 

Kuageus  (Kvayevg),  Name   eines  Lakoniers,  in  der  Sonnennähe  am  ersten  Tage  des  sothi- 

der  in    der  Kultlegende   der  Artemis   Knagia  sehen  Kalenderjahres  aufgeht". 

eine  Rolle  spielte.    Nach  Paus.  3,  18,  4  wurde  00          Häufig  erhält  Chnum  in  den  hieroglyphi- 

Knageus  nach  Kreta  verkauft  und  verrichtete  sehen  Inschriften  den  Beinamen  'der  Herr  von 

dort  in   einem  Artemistempel   Sklavendienste,  Qehh',  Brugsch,  Dict.  geogr.Tp.  823  S.s.  v.  QeB, 

bis  es  ihm  gelang,  mit  der  Priesteric,  die  das  Rel.  p.  205;    Reinisch  p.  216;    E.   A.   Wallis 

Kultbild    mitnahm,   zu   entfliehen.      Da    diese  Budge,  Proceedings  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arch. 

Legende  der  Sage  von  Orestes,  Iphigeneia  und  1887/88  10  p.  26,  p.  28;  Maspero,  Rev.  de  Vhist. 

Artemis   Orthia  ähnlich  und   in  Orestes   viel-  des  relig.  19  1889  p.  42;  vgl.  18  1888  p.  269f. 

leicht  eine   dionysosähnliche  Göttergestalt  zu  Qebh  ist  nach  iJr^f^isc/i, -Be?.  p.  205  u.  p«wjc/ie»i, 

erblicken  ist,   so   vermutet   Wide,  Lah.  Kulte  Gesch.  Ägyptens  p.  32  Anm.  *  eine  Örtlichkeit 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  rüm.  Mythol.    II.  40 


1251     Knupbis  (Herr  von  Quebh,  Seti,  Senem)  Knupbis  (Latopolis,  Hypselites  etc.)     1252 

auf   Elephantine.     Ferner    führt    er    die   Titel  wurde,   Brugsch ,  Biet,  geogr.  p.  583  s.  v.  PI- 

Chmimu   neb    ib   {Lcpsius,   mm.  6,  69,    1G3),  liNUM;  vgl.  p.  584  s.  v.  ITa-Z/A' f/M,  p.  585  s.  v. 

Chnum  neb  ab  (Mm  4     24)  d    i.  Chnum  der  sA-j.-^  gA  (l,num).     /.  de  Eouge,  Monn.  des 

Herr  von   Elephantine    [Brugsch     Biet,  geogr  ^,^^^,^^^  ^^  ■^,^[    j^^^    ,,^^,^^    ^_  ^/^^       9  n,,  i 

p.  111  s.  V.    AB,   Ib    Lanzone,  Bmonario  dt  ^.   ^^^^^^^^  ^_  ^^  ^^^^^^^^  .^^^^  ^^,f  ^Iü^-l^^  des 

mitologm  egiziajx  ^b     medemmm,  Herodots  ^^^^^   Latopolites    in   einer   nackten   Gestalt 

?;  ^''taf.la^'   fn!f    onf  ^f''°''-^''7  S'^-'^^l  ^''^   Scepter  in    der  L.,   dem  Fisch  Latus  auf 

P/-OC    1886/87  9  p  202 -205    CTöW  Ee^^ze^^^  ^^^  ^    [^^^^  ^^^.  gon^enscheibe  zwischen  Hör- 

p  4    '^\ochensclir.f.ld.FMoh  5  1888  Sp  1178  f,  ^^^^  ^^^^^^^^  jj       ^^     g^.^^  Gemahlin  war  hier 

flicken  Jahrbd.  Rsl.  B.  Arch.  Inst,  i    Arch.  lo  ^-^  q..^^-^^  Nebuu  t,  „das  All",  eine  Form  der 

^^t  F-  ^^^~^  V-   ^^^'n/""  '^'^f  e,  P-  ^^\^''-  Neit,  wie  denn  Esne  auch  PaNeit  res  „die  Stadt 

wähnten  lempels  des  Chnum  auf  Elephantme  ^^^.  ^^-^   -^  Südreiche"   genannt  wurde;   und 

^'fjV^l  ''n^''?  angeführten  Inschrift  P/;oc.  9  ^^^^    ^-^^  ^^.^^^  ^^^  ^^^-   ^^^^.  g-.j^^     ^;... 

p.203  Z  23  als  des  Xvovßnov  gedacht.    Diener  ^^.^j^^^       ^       Brugsch,   Biet,   geogr.  p.  721  f., 

des  Gottes  Chnum  von   Elephantine  erwähnen  x^^^.^J      351  ff    i).  Mallet,  Le  culte  de  Neu 

bereits  Grabschriften  von  Syene  aus    der  Zeit  ^  ^^^..^  p.  133-135.     Auch   mehrere   Örtlich- 

?oo-?;oo-  !^-  P^T'^i^.'n       V  .f'\^     f/  keiten  im  Gebiet  von  Esne  hatten  Tempel  des 

1887/88  10    P.  4-40]  p.  16   25-37.    Maspero,  ^hnum,    darunter  die  von  Ptolemäus  4    5,  73 

Rapport  a  l  Institut   EgvpUen  sur  les  fomllcs  g^^ähnte  Stadt  Chnubis,  deren  Zusammenhang 

et  travaux  executes  en  hgypte  pendant  IM  er  20  ^-^  ^^^   q^^^^   Chnum   ich   {M„iJwl.  Beitr.  1 

de  1S85-18S6  {Extr.da  Bidl.de  l  Inst^  hg  de  g^  ^^^_  ^^    ^^^^^^^.  unrichtiger  Ansetzung  der 

l'anneelSSß)       Le   Caire^  1887  p.  33 ff.     Eine  ^         fälschlich  gegen  Steuding  (oben  1  Sp  897) 

Inschrift  auf  dem  unteren  Stuck  eines  Obelisken  -^  \^^.^^^^  gestellt  habe ,   s.  Bümichen  p   61  f.. 

auf  Elephantine  besagt:  „  .  .  _.  Thothmosis  HI.  ß          j     jf^^f       -              712  ff.  s.  v.  SMeN.  u. 

Er   hat    dies    gemacht    zu   seinem    Gedächtnis  „•<„    '        Sähet 

seinem  Vater,  dem  Gotte  Huum,  indem  er  ihm  ^"          ,'.'„/'        1     l          -,      ^r  j.        i     j 

ein   Obeliskenpaar    aus    Syenit  an   der    ersten  Auch  in  Seh as-hotep    der  Metropole  des 

Feier  des  dreifsigjährigen  Regierungsjubiläums  H;  oberägyptischen  Gaues,  des  Hypselites  der 

machen    liefs",    Brugsch,  Thcs.   Inser.  Aeg.  5,  griechisch-römischen  Periode,  wurde  er  verehrt. 

„   XXI    p   1220  30  ^^^'  beilige  Name  dieser  Stadt  war  Pi-chnumu 

Von  seiner  Verehrung  auf  der  Insel  Sohel,  "eb  schas-hotepu    „Wohnung  des  Chnum,    des 

Sehel,  dem  alten  Sati,  Seti,  wo  besonders  Anu-  Herrn  von  Schas-^otep"    Brugsch    Biet  geogr. 

kit    einen    Kult   hatte    (Brugsch,   Bei  p.  302,  P-  583      Er    wurde    dort    betrachtet    als    eme 

Biet,  geogr.  p.  1331,  Thcs.  Inscr.  Aeg.  5  p.  XIX,  f^^^^^J^^™  '^^^  9^^"!'  .^!^  ."^  ^""1"  • ;;  i^'"  hen- 

1216  nr.  i,  k,  m,  0,  r,  s,  p.  1216  nr.  bb ,  ee,  hche  Widder  des  Osiris  in  der  Stadt  Hypselis, 

p.  XX,  1216  nr.  gg),  heifst  er  zuweilen  „Chnum,  der  König  der  Götter  ',  Brugsch,  Bei  p.  292  f., 

Herr  der  Insel  Seti",  so  in  der  Inschrift  bei  ^«^f.  geogr.  p.  795     Lanzone  p   961.     Münzen 

Brugsch,  Thes.  Inser.  Aeg.  p.  XIX,  1214  nr.  aa,  des   Nomos   Hypselites   zeigen   diesen  Widder 

einem  „Proskynema  vor  dem  Gott  Huum,  Herrn  entweder  allem  (unter  Hadrian),  Toehon,  Rech. 

der  Insel  Seti  durch  die  Propheten  des  theba-  40  ^^r  les  med.  des  nomes  de  l  Egypie\x  100,  J  de 

nischen   Gottes    Moiitu:    Anmemes  und    Ame-  Rouge,    Monn.    des  nomes    de    l  hgypte ,    Rev. 

nemhet".     Die    von   den   GwäyovxEs  Iv  Zrixu,  num.lSU/n  n.  s    15  p.  20  nr.  3   oder   (unter 

T7j  xov  J10VV6OV  vr',aoy,ßcxaiXiaTaL  den  Gottheiten  Hadrian)  auf  der  Hand  einer  weiblichen  Gott- 

Xvovßei  ro5   xai  "Aßucavc,   Sdzst  rij    nccl  "H^a,  ^eit  (Isis^^oder  Hathor) ,   lochon  p.98t       Feu- 

'jvovTiSL  TV  Mal  'Eoxla,  nft^fntaaivxu  xch  ^cd  ardent    Eg.  anc.  2  p  302  nr.3516,  J.  de  Rouge 

Jiovv6(o,'n8ZBv6/ixsi  T«   ^al    KqÖvco ,  risTEv-  ^-  ^-  0-  P'  20  nr.  1.  2  u     ,Les  personnages  sur 

o7ivi\i]'xcö  Kccl  'Egasi,  »soig  a^ydloig  nai  xois  ^^^  »^onn.   des  nomes",  Annuaire  de  la  societe 

allois  xok  inl  xoi  Kaxaod^zov  daifiociv  dar-  frang.  de  numismattque  etdarcheologie  15  1891 

gebrachte  Stele  C.  L  Gr.  4893  wird  erläutert  P-  1Ö8  (gegen  Fröhner,  Le  nome  sur    es  mann. 

von  Brugsch,  Biet,  geogr.  p.  1331,  Thes.  Inser.  50  d'Eg.^'  ebenda   14    1890  p.  288)       über   seine 

^eo.  5   p.  XX.      nex8v-,    ptn    bedeutet    „der  sonstigen,  besonders  m  Oberagypten  und  Nubien 

welcher   in",  und  ist  eine  jüngere  Form   für  gelegenen  Verehrungsstatten  s.  Lanzone  p.  962 

das  gleichbedeutende  hnt,  hnti;  der  in  Amenti  -r^^^?;.      ,                •       •      t-i         t     ^t           i 

ö  yiccl  zJihvvaos  ist  Osiris  ,~'der   in   Seti  b  k«)  InMittelägyptenistemeFornides  Chnum  der 

KqÖvos  ist  Qeb,  der  in  Senem  6  naVEQiiijg  ist  }^  Herakleopolis  Magna  vereinte  Her-schef, 

rpj^Q|.  jQaacpr]g,  s.  oben  s.  v.  Mar  -  schüfet ,    Brugsch, 

Von   seinem   Kultus   auf  der  Insel   Senem,  ^^L  p.  303  —  308,   Biet,  geogr.  p  601,   Wiede- 

Senmut,    dem    heutigen   Begeh,    Bigeh    heifst  mann,  Herodots  2.  Buch  ^p.  206,  ßlasj^ero,  Rev. 

Chnnni  öfter  der  Herr  von  Senem,  Brugsch,  ^e  Vhist.  des  rel.  19  p.  41  Anm.  1. 

B.'ct.  geogr.  p.  727,  Lanzone  p.  962  f.,  Brugsch,  co        In  späterer  Zeit  verschmolz  Cnnum  mit  Ra 

Thes.  Inser.  Aeg.  5  p.  XX,  1217,  Bigeh,  nr.  a,  und  Amon,  Reinisch  ^.2HS.,Birch  in  Bonomi 

(e),  h;  vgl.  p.  XXI,  1218,  Konosso  nr.  a.  and    Arundale ,    Egyptian    antiquities    in    the 

Eine     zweite     Hauptverehrungsstätte     des  British  Museum  p.  9.  10,  Lepsius,   Zeitschr.  f. 

Chnum   war    die   im    3.   oberägyptischen   Gau  ä^r.  »Spr.  1877  p.  12  f.,   Grehaut,   Hymne  ä  Am- 

gelegene  Stadt  Sen,  Seni,   Latopolis,  jetzt  mon-Ra.    Paris  1874  p.  134ff.,   Pierret,  Le pan- 

Esne,  Brugsch,  Biet,  geogr.  p.  720  ff.  s.  v.  SeN,  theoneg.  p.  9,  Brugsch,  Rel.  290  ff.,  V.  v.  Straufs 

SeNI  Bämielien,  Gesch.  Ägyptens  p.  55  ff.,  die  u.  Torney ,   Ber  altäg.  Götterglauhe  1  p.  368  1'., 

auch  Pa-Chuum,  Wohnung  des  Chnum  genannt  Wiedcmann,  Die  Rel.  der  alten  Äg.  p.  72.    Im 


1253     Knujjhis  (vermischt  mit  Ra  u.  Amon) 

Kulizimmer  des  Setigrabes  sagt  Ra(Z.85)  „seine 
Seele  sei  die  Seele  des  Chnum",  v.  Struufs  1 
p.  369;  Chnnra  heilst  ba  n  rä  die  Seele  (oder 
der  Widder)  des  Ra,  Mariette,  Denderah  4,  83, 
oder  ba  än;^  n  rä  die  lebende  Seele  des  Ra, 
Brugsch ,  Biet,  geogr.  p.  480 ,  v.  Bergmann, 
Hierogl.  Insehriften  gesammelt  während  einer 
im  ]]^inter  1S77/78  unternommenen  Meise  in 
Ägypten.  Wien  1879.  4"  p.  30  f.  Häufig  nahm 
er  zu  seinen  wagerecht  vom  Kopfe  abstehenden 
Hörnern  die  nach  unten  gebogenen  des  Amon 
an  (s.  Fig.  2).  Eine  alexandrinische  Münze  des 
Antoniuus  Pius  {Zoega,  Numi  aeg.  Tab.  22  Fig.  2 
p.  394  nr.  446  b)  zeigt  das  Haupt  des  Savapis 
über  einem  bei  einem  Altar  stehenden  Widder, 
dessen  Kopf  die  Sonnenscheibe  über  den  Hör- 
nern des  Chnum  und  Amon  trägt;  eine  andere 
alexandrinische  Münze  des  AntoninnsPius(.^oe^a 
Tab.  Kt,  18,  p.  174  ur.  98,  Mionnet  6,  222, 1429, 
Feuardent,  Eg.  ang.  2,  107,    1608)   zeigt  das 


Knuphis  (als  Schöpfer) 


1254 


1)  Chnum  mit  der  Henkelvase,  welche  zur  Schreibung 

seines  Namens  dient,  auf  dem  Haupte  (nach  Lanzone, 

Diz.  di  initol.  egiz.  Tav.  337,  3). 

Haupt  des  Sarapis  ausgestattet  mit  Modius, 
Strahlenkranz  und  den  Hörnern  des  Chnum  und 
Amon,  also  eine  Vereinigung  der  Gottheiten 
Sarapis-Osiris,  Chnum  und  Amon. 

Über  die  Bedeutung  des  Wortes  Chnum 
sagt  Dümichen  a.  a.  0.  p.  55  (und  nach  ihm  Ober- 
ziner,  II  culto  del  Sole  presso  gli  antichi  orien- 
tali  Vol.  1  p.  72 f.):  ,,Das  mit  dem  Zeichen 
der  Henkelvase  geschriebene  Wort  chnum  hat 
in  den  Inschriften  folgende  Bedeutungen: 
^  mischen  —  durch  Mischung  die  Substanzen 
vereinigen  —  denselben  dui-ch  Zusammen- 
fügung Gestalt  verleihen,  formen,  bilden  — 
und  einen  Gegenstand  mit  etwas  erfüllen', 
von  der  Gottheit  gebraucht,  'mit  Lebensodem 
versehen'.  Diese  verschiedenen  Bedeutungen 
des  Wortes  enthüllen  uns  das  Wesen  des 
Gottes  Chnum.  Man  dachte  sich  ihn  als  die 
in  der  ewigen  Materie  wirkende  Kraft,  als  den 
dieselbe  mischenden,  sie  zu  Gestalten  formenden 
und  diesen  Gebilden  Leben  gebenden  Gott"; 
und    Brugsch,  Hierogl- Demot.    Wörterbuch  3 


p.  1099  verzeichnet  als  Bedeutung  vou  ;fnum, 
;(;num,  ;j;nemu  „der  Architekt,  der  Baumeister, 
par  Exe,  der  Weltbaumeister,  der  Bildner"; 
vgl.  Brugsch,  Bie  Ägyptologie  p.  175,  v.  Straufs  1 
p.  370. 

Diese  seine  schöpferische  Thätigkeit 
wird  sehr  oft  bezeugt.  Noch  Euseb.  depraep.  ev. 
3,  11  berichtet  von  dem  8rii.ii.ovQy6g,  ov  Kvri<p 
Ol    AlyvntioL    TiQoaccyogsvovoiv:    xov    ät    d'eov 

10  zovzov  fH  tov  azo^cctog  TtQoha&ai  cpaaiv 
(nach  Lepsius,  Über  die  Götter  der  4  Elemente 
bei  den  Äg.,  Abli.  d.  Berliner  Älrid.  1856  p.  191 
Anm.  1  ein  symbolischer  Ausdruck)  mop ,  £| 
oi)  ytvväa&ai  &86v,  6v  aurol.  TtgooayoQsvovai 
^Q-ä ,  of  dh '^'ElXrjv^g  "Hcpaiazüv,  ^Qi.irjv£V£iv  Ss 
zu  mov  xov  v.6g[iov;  Vgl.  dazu  E.  Lefebure, 
L'oeuf  dans  la  religion  egyptienne ,  Bev.  de 
l'hist.  des  religions  8^  annöe,  tome  16  1887  p.  18, 
Pierret,  Biet,  d'arch.  eg.  p.  374,  E.  de  Beuge, 

20  Notice  sommaire  des  monuments  eg.nouv.  ed.  1876 
p.  123,  Brugsch,  Bei.  p.  161.  291.  298.  Maspero, 
Gatal.  du  musee  eg.  de  Marseille  p.  129. 

Ein  Bild  des  Chnum  von  Elephantine  wird 
bei  Euseb.  depraep.  ev.  3,  12  so  beschrieben: 
v.ciza  8s  rrjv  EXscpuvzivrjv  itüXiv  zBTi^irjrai, 
uyal(ia,  TZSirXaafiivov  (itv,  dlX'  (xvöqslksXov  ■aal 
■KK&r'ifisvov ,  yivavovv  TS  zljv  iQOiav,  ^scpaXriv 
ds  -KgLOv  y.S'nzrjfiBvov,  -nal  ßaacXaiov,  ksqcctcc 
xqäysLa   (Sp.   1256*)    sx^'^i    olg  tnsGzi  Y.v%Xog 

30  8LGv.osi8rig,  ■ad&rjraL  8a  TtccQceyiBLfisvov  KSQccfisi'ov 
ayySLOV,  icp'  ov  av&goynov  dvccnXücosiv.  zJijXoi 
8s  ccno  [isv  zov  yiQiov  ttqocojtiov  s%siv  xat  aiyog 
■Ksgazcc,  zr}v  iv  v-giä  gvvo8ov  i]Xiov  Kai  asXi]- 
vrjg '  to  8s  eh  ■avavov  XQcöfia,  ozi  v8Qaycay6g  iv 
Gvv68cp  7]  GsXriviy,  vgl.  dazu  für  den  letzten  Satz 
Brugsch,  Bei.  p.  242  f.  p.  290  f.  An  der  Töpfer- 
scheibe aber  stellt  ihn  die  Abbildung  (=  Fig.  2) 
bei  Lanzone,  Tav.  336  fig.  3  dar.  Ferner  in  einer 
Darstellung    auf   Philae    bildet    er    auf  einer 

40  Töpferscheibe  die  Glieder  des  Osiris  mit  der 
Beischrift:  „Chnum  arbeitet  an  der  Töpfer- 
scheibe, er  baut  die  Glieder  des  Osiris",  Bo- 
sellini,  Monumenti  da  culto  22,  Beinisch  p.  217, 
Wiedemann,  Herodots  2.  Buch  p.  198.  In  einer 
Inschrift  aus  der  Zeit  des  Tiberius  wird  zu 
dem  bei  der  Töpferscheibe  sitzenden  Gott  ge- 
sagt: „Es  wird  zu  dir  gebracht  diese  Töpfer- 
scheibe da  auf  deinen  Wunsch.  Es  formt  darauf 
deine  Majestät  die  Götter  und  Menschen.    Das 

50  ist  das  Gleichnis  für  den  grofsen  Gott  als  den 
uranfänglichen  Bildner  dieser  Welt  mit  seinen 
Händen",  Brugsch,  Bei.  p.  113,  Thes.  Inscr. 
Aeg.  4  p.  732  f.,  v.  Straufs  1  p.  369  f.  Auf  der 
Stele  des  S'hot-pitri  in  Boulaq  sagt  der  Ver- 
storbene vom  König  Amenemhäit  IIb:  „Das  ist 
ein  Gott  Chnum,  welcher  formt  alle  Glieder, 
ein  Schöpfer,  welcher  hervorbringt  die  sinn- 
begabten Wesen",  Maspero,  Guide  du  visiteur 
au  musee  de  Boulag  p.  71  f.  nr.  127.     In  Beit- 

üo  el-Wally  heifst  Ramses  III.  „der  gute  Gott, 
der  Sohn  des  Chnum,  der  ihn  geformt  hat  mit 
seinen  eigeuen  Händen",  Lepsius,  Blcm.  177,  a, 
Beinisch,  p.  217,  Lautli,  Sitzungsber.d.  j)Jnlos.- 
philol.  u.  hist.  Kl.  d.  Je.  b.  AJc.  d.  W.  zu  München 
Jg.  1875.  Bd.  2  p.  98.  In  der  märchenhaften  Er- 
zählung von  den  beiden  Brüdern  (aus  der 
Zeit  der  19.  Dynastie)  verfertigt  Chnum  auf 
Befehl  des  Ra-Haimachis  dem  jüngeren  Bruder 

40* 


1255       Knuphis  (als  Schöpfer  etc.) 

eine  Frau,  G.  Maspero,  Les  contes  populaires 
de  VEfjypte  ancienne  p.  17.  Die  Inschrift  an  der 
Statue  des  Nesahor  im  Louvre  bezeichnet  Chnum 
als  „Schöpfer,  Verfertiger  der  Götter  und 
Menschen,  Herr  der  Gewässer'',  E.  de  Bouge, 
Notice  des  monuments  exposes  dans  la  galerie 
d'atitiquites  ccj.  1^  dd.  p.  44  nr.  90.  In  Dendera 
heifster„V6rfertiger  der  Menschen,  Urheber  der 
Götter,  Vater  des  Anfangs",  Marutle,  Dend.  2, 37, 
Fierret .  Essai  sur  la  mythol.  eg.  p.  26 ,  Lan-  lo 
Zone  p.  957;  in  Philae  „Urheber  dessen  was  da 
ist,  Schöpfer  der  Weseu,  Anfang  der  Formen, 
Vater  der  Väter,  Mutter  der  Mütter"  {Pierret, 
Essai  p.26,  Lanzone  p.  957),  oder  nach  Brugschs 
Übersetzung  (Thes.  Inscr.  Äeg.  4  p.  733)  „der 
Geist,  die  Urkraft,  der  Urheber  dessen,  was 
da  ist,  der  Schöpfer  dessen,  was  da  sein  wird. 


20 


30 


40 


2)  Chnum  an  der  Töpferscheibe    (nach  Lanzone, 
Diz.  di  mitol.  egiz.  Tav.  336,  3). 

der  Anfang  dessen,  was  da  war,  der  Urvater  .50 
und  die  Urmutter";  ebenda  „Chnum -lia  auf 
dem  Gebiete  von  Elephantine,  der  Vater  der 
Götter,  das  Seiende  er  selber,  der  Former  der 
Menschen,  der  Bildner  der  Götter",  Brugsch, 
Thes.  Inscr.  Aeg.  4  p.  733,  Pierret,  Essai  p-26, 
Lanzone  p.  957;  nach  Cliampolliov^  Jsiotices  1, 
682  „Vater  der  Väter  der  Götter  und  der 
Göttinnen,  Herr  des  Werdens  in  sich,  Urheber  • 
des  Himmels,  der  Erde,  der  Unterwelt,  des 
Wassers  und  der  Berge",  Pierret,  Essai  p.  26,  gu 
Panth.  eg.  p.  9,  Lanzone  p.  957 f.,  Mallet,  Le 
culfe  de  Neit  ä  Sa'is  p.  203.  Zahlreiche  der- 
artige Chnum  als  kosmogonische  Gottheit 
ftiiernde  Inschriften  hat  Brugsch,  Thes.  Inscr. 
Aeg.  4  p.  625—671  besonders  aus  Esne  zu- 
sammengestellt. U.  a.  heifst  Chnum  in  der  auf 
p.  626  mitgeteilten  Inschrift  D,  p.  649  „der, 
welcher  den  Himmel  gemacht  hat,   die  Erde 


Knuphis  (bildl.  Darstellung)       1256 

gegründet,  das  Wasser  hervorkommen  liefs, 
die  Berge  geschaffen  hat,  welcher  gemacht 
hat,  was  da  ist  und  entstehen  liefs,  was  sich 
zeigt",  in  Inschrift  A  auf  Seite  651  ,  p.  652 
„der  Bildner  der  Sterne ,  der  Schöpfer  der 
Götter,  das  Seiende  selber,  der  ungeborene, 
dessen  Wesen  niemand  erkennt,  dem  niemand 
voran  steht.  Das  ist  ihr  Vater,  der  ihren  Leib 
entstehen  liefs.  Er  Jiat  gebaut  die  Götter  und 
er  hat  gemodelt  die  Göttinnen,  er  hat  erschuflFen 
Mann  und  Frau,  die  Vögel,  Fische,  die  wilden 
Tiere,  die  zahme  Herde  und  allerlei  Gewürm, 
gleichwie  er  ihr  Vater  ist.  Er  schuf  sie  am 
Anfang  und  sie  gingen  in  ihrer  Gesamtheit 
aus  ihm  hervor,  denn  er  ist  die  Neunheit,  die 
das  All  geschaffen  hat  und  was  da  ist  erzeugt 
hat.  Er  hing  den  Himmel  auf,  gründete  die 
Erde,  machte  da  das  Wasser  und  schuf  die 
grofse  Wasserfläche  u.  s.  w."  Die  Architrav- 
Inschrift  linker  Hand  über  der  Fa9ade  des 
Tempels  von  Esne  (p.  628)  sagt  von  ihm:  „Ei 
hat  den  Himmel  gestützt  als  ein  Dach  für 
seine  Seele,  er  hat  die  Tiefe  entstehen  lassen 
um  seinen  Leib  zu  verbergen,  dieser  herliche 
Gott  Chnum-Rä  der  Herr  von  Esne,  der  grofse 
Gott,  der  Herr  der  Stadt  So^t."  Auf  der  Stele 
von  Neapel  (S.  632)  heifst  es  p.  669  f.:  „An- 
rufung an  den  Herrn  der  Götter  Xnum  rä,  den 
König  des  Südens  und  des  Nordens,  den  Ge- 
bieter der  Erde,  Sonnenaufgang  und  Erheller 
der  Welt,  an  das  rechte  Auge,  nämlich  die 
Sonnenscheibe,  und  an  das  linke  Auge,  näm- 
lich den  Mond,  an  ihn,  dessen  Geist  der  Sonnen- 
strahl ist  und  aus  dessen  Nase  der  Ldfthauch 
heryorkommt,  um  alles  zu  beleben." 

Über  seine  Rolle  im  Totenkult  s.  v.  Strauß 
1  p.  367  f.  Vgl.  auch  Deveria,  Bull,  de  la  soc. 
imp.  des  antiquaires  de  France  1857  p.  113 
und  Wiedemann,  Bonner  Jahrbb.  Heft  78,  1884 
p.  120.  Pierret,  Le  livre  des  morts.  Index 
analytique  s.  v.  Noum  p.  629. 

Dargestellt  wurde  er  gewöhnlich  als 
widderköpfiger  Mann  mit  horizontal  nach  beiden 
Seiten  vom  Kopfe  abstehenden  ''Bocks'-hörneru 
([vgl.  die  Identificierung  des  Widder-  oder 
Bocksgottes  Chnum  mit  dem  Allgott  Pan  der 
Orphiker  in  meinem  Aufsatze  Flecheisens 
Jahrb.  1892  S.  472  ff.  li.*)],  Lepsius,  Ztschr. 
f.  (ig.  Spr.  1877  p.  12,  Lanzone  Tav.  337,  1.  2.  4), 
worüber  sich  zuweilen  der  Krug  erhebt,  welcher 
dazu  dient,  seinen  Namen  zu  schreiben  (Lan- 
zone Tav.  337,  3),  zuweilen  die  Krone  Atef 
{Lanzone  Tav.  336, 1),  zuweilen  die  Krone,  welche 
gebildet  wird  aus  einem  Binseubündel  mit  zwei 
Straufsenfedern  zur  Seite  und  einem  Discus 
oben  {Bonomi  and  Arundale  PI.  5  Fig.  11,  Pier- 
ret, Panth.  eg.  p.  10),  oder  einem  Discus  oben 
und  unten,  Lanzone  Tav.  336,  3,  Brugsch,  Bei. 
p.  294,  Beinisch  p.  218  Fig.  26,  Dümichen,  Gesch. 
d.  alten  Äg.  p.  32 ,  Ebers ,  Cicerone  durch  das 
alte  u.  neue  Äg.  2  p.  319;  vgl.  die  Beschreibung 

*)  Dafs  die  beiden  Widder-  oder  Booksgötter  Mendes 
und  Chnum,  in  denen  die  Griechen  ihren  Pan  erblickten, 
von  den  Orphikern  und  Stoikern  zum  All-Pan  gemacht 
wurden,  habe  ich  auch  in  meiner  kleineu  Abhandlung 
über  Pan  als  Allgott,  die  demnächst  in  der  Festschrift 
zu  Ehren  Joli.  Ocerbecks  (Leipzig  1893)  erscheinen  wird,  zu 
erweisen  versucht.   Vgl.  auch  ob.  Sp.  I25'l,  29  ff.    [Boscher] 


1257       Knuphis  (bildl.  DarsteUung) 

bei  Euscb.,  Fraep.  ev.  3,  11:  rov  SrjfiiovQyov, 
ov  Kvr]cp  Ol  AlyvTtTioi  TCQOCccyoQSVOvatv ,  av- 
&Qcono8i8rj,  rrjv  8s  jjpofav  eh  ■kvccvov  ^sXavog 
i'xovTCi,   iiQUTOvvta   ^cövrjv  [ich   schlage  vor  zu 

i  lesen  ^co^v,  das  Zeichen  des  Lebens  änx  oder 
on;^  -f,  über  welches  vgl.  Wiedcmann,  Die 
Fd.  d.  a.  Äg.  p.  157 f.  und  Ebers,  Sinnbild- 
liches. Die  koptische  Kunst  und  ihre  Symbole. 
Leipzig  1892  p.  8;  s.  die  Abbildungen  des 
Chnum  bei  Lanzone  Tav.  336,  1.  2.  4.  837,  1. 
3.  4]  yial  c-niiitTQOV  snl  ds  xrig  v.S(pal7]q  tizbqov 
ßcxaiXeiov  Ttsomsi^itov  (s.  Fig.  3).  Widderköpfig 
zusammen  mit  dem  sperberköpfigen  Horos  zeigt 
ihn  eine  Bronze  der  griechischen  Periode  in 
Marseille,  G.  Maspero,  Catalogue  du  musee 
egyptien  de  Marseille  p.  142  nr.  646:  „Eor  ä 
tcte  d'epervier,  surmonte  du  pskhetit,  et  Khnou- 
niou  ä  tcte  de  belier,  surmontee  du  disque,  sont 
assis  entre  cleiix  uraeus  coiffees  l'une  du  diademe 
rougc,    l'autre   du    diademe   blanc.      Un  petit 

i  homme  agenouille  presente  wn  plat  Charge  de 
neuf  pains  quHl  porte  ä  deux  bras  sur  la  tele. 
Le  tout  pose  sur  un  chnpiteau  camp ani forme." 
Eine  merkwürdige  Bronzestatuette  beschreibt 
G.  Maspero,  Catalogue  du  mvsee  egyptien  de 
3Iarseille  p.  131  nr.  562:  .,Khnoumou-panthee. 
II  a  deux   tetes;    l'une    de  belier  par   dcvant, 

'.  l'autre  ä  tcte  de  chacal  par  derriere.    Le  phallus, 

'  erige  vigoureusement,  se  termine  par  unc  petite 
tete  de  belier;  une  qucue  d'epervier  pend  au  dos, 
deux  serpents  s'enroulent  aux  pieds.  Ce  joU 
personnage  bände  un  arc  et  seprepare  ä  decocher 

:  une  ßeche  contre  les  ennemis  de  soti  possesseur. 
—  Epoque  greco-romaine."  Dafs  Chnum  auch 
zur  Abwehr  gegen  die  schädlichen  Einwir- 
kungen böser  Mächte  verwendet  wurde,  lehrt 
die  Anrufung  an  ihn  im  Fanjrus  magique 
Harris,  Chabas,  Melanges  egyptologiques  ser.  3. 
2,  1873.  Kouv.  traduction  du  pap.  mag.  Harris 
p.  260  PL  7  ligne  4: 

Viens  ä  moi!   viens  ä  moi! 

0  image  des  millions  de  millions! 

0  Noum,  fils  unique, 

Congu  hier,  enfante  aujourd'hui! 

Celui  dont  je  sais  le  nom, 

Celui  qui  a  soixante-dix-sept  yeux, 

Celui  qui  a  soixante-dix-sept  oreilles, 

wozu  Chabas  die  Erklärung  giebt:  Noum  ou 
Chnumis  est  Ammon-Soleü  dans  son  röle  de 
\  createur  de  Veau.  Ses  77  yeux  correspondeiit 
i  aux  77  divinites  relatees  dans  l'une  des  ad- 
i  jurations  precidentes ;  il  est  congu  le  soir  et 
enfante  le  matin,  par  ce  qu'il  nest  autre  que 
Ba  ou  le  Soleil.  Seltsam  sind  auch  die  Ge- 
stalten zweier  Amulette,  wenn  anders  m 
ihnen  wirklich  Chnum  zu  erkennen  sein 
sollte:  Coli.  deM.dcMontigny.  Pierres gravees. 
Paris  1887  p.  44  nr.  576:  „Konm  (Chnouphis) 
ithyphallique  coiffe  de  plumes  et  dcbout  sur  un 
crocodile.  II  a  la  tete  et  les  jambes  d'un  belier, 
ses  bras  sont  reviplnccs  par  des  serpents  et 
portent,  Fun  un  flambcau,  T autre  unc  coiffure 
isiaque.  Es.  Leg.  magique  en  six  lignes,  lettres 
grecques  barbares.  Jaspe  rouge  et  noir"  und 
Coli.  Ä.  Eaife  p.  97  nr.  702:  „Jaspe  vert.  L'eon 
Chnouhis,  criocc'phale ,  en  gaine,  debout  sur  un 
serpcnt  ä  deux  tetes  qu'il  tient  de  chaquc  mainpar 


Knuphis  (als  Schlange)  1258 

le  col.  Le  champ  est  seme  d'etoiles  et  de  signes  ea- 
balistiques.  Sur  le  revers,  signes  cabalistiques." 
Mit  menschlichem  Haupte  ist  er  dargestellt  bei 
Lanzone  Tav.  336,  2,  sperberköpfig  mit  der 
Binsenkrone  ebenda  336,  4.  Sanchuniathon  bei 
Euseb.  Praep.  ei'.  1, 10  sagt  von  der  Schlange: 
^OLvt-KSs  Se  ccvzo  aya%ov  daifiovoc  KaXovGLV 
ofioi'cos  tai  Alyvnrioi.  Kvrjip  snovo^ä^ovGt, 
TtQOOxiQ'saGL  8s  civxä   iSQUiiog  xstpaXrjv,  xat  diä 

10  t6  TtQaKTiy.bv  rov  tsQaKog.  Darstellungen  einer 
Schlange  mit  Sperberkopf  kommen  unter  den 
ägyptischen  Denkmälern  vor.  Maspero,  Guide 
du  visiteur  au  musee  de  Boulaq  p.  1^  nr.  2627 
verzeichnet  eine  Bronze  „Uraeus  ä  tete  d'eper- 
vier, surmonte  du  disque  solaire",  indessen  er 
erklärt  diese  Gestalt  als  „un  des  genies  de  l'en- 
fer,  secourable  aux  bons,  terrible  aux  mediants", 
während  er  auf  Kneph  folgendes 
Denkmal    bezieht:    Cat.   du   musee 

20  eg.    de    Marseille   p.  188  nr.    1016 
„Calcaire  blanc.     Haut.   o.   m. 
14.  Tete  de  scrpent    barbu    et 
joufflu.     C'est  le  scrpent  qu'on 
voit  si  souvent   figure^  sur   les 
pierres  gnostiqucs  d'Egypte,  le 
serpcnt  de  Kneph'' 
Dieselbe     Erklä- 
rung wie  von  der 
sperberköpfigen 

30  Schlange  giebt  er 
für   Uräen    mit 

Löwinnen- 
kopf a.  a.  0. 
p.  184  nr.  2628, 
p.  186  nr.  2652. 
p.  32  f.  Pierret, 
Panth.  eg.  be- 
merkt hinsichtl. 
der  Abbild,  einer 

40     Schlange  mit 
Löwenkopf:  „La 
figure     ci-dessus, 
agrandissement 
d'un  amulette  en 
lopis      du 
Louvre,         T 
re'sume 
l'equatioH 
qu'il   y   a 

f)0  entre  le  symbolisme  des  uraeus  et  celui  de 
la  decsse  leontocephcde :  les  uraeus  sevissent 
et  brülent  comme  la  lumiere  dont  la  deessc 
le'ontocephale  personnifie  Vardeur  et  la  force." 
Eine  solche  aufgerichtete ,  löwenköpfige, 
meist  mit  Strahlen  um  das  Haupt  versehene 
Schlange  findet  sich  nun  mit  der  Beischrift: 
XNOYBIC,  XNOYcDlC,  XNOYMIC  u.  ä.  auf  zahl- 
reichen s.  g.  gnostischen  Gemmen.  loh  habe 
Mythol.   Beitr.  1  p.  61  ff.  Anm.  1    eine  grofse 

60  Anzahl  derselben  zusammengestellt.  Eine 
findet  man  bei  Äthanasius  Kircherus,  Arith- 
mologia  sive  de  abditis  numerorum  mysteriis. 
Romae  1665.  4^  p.  200  fig.  13;  eine  andere 
bei  Fabretti,  Inscr.  ant.  quae  in  aedibus 
paternis  asservantur  p.  535,  Mehrere  bildet 
ab  Hammer,  Mysterium  Baphometis  revela- 
tum,  Mines  de  VOrient.  Tom.  6.  Vienne  1818. 
2".  PI.  4,  1—4.     Eine  Gemme  aus  Cumae  mit 


3)  Chnum  sperberköpfig  (nach  Lanzone, 
Diz.  di  mitol.  egiz.  tav.  336,  4). 


1259      Knuphis  (als  löwenköpf.  ScUange) 

der  löwenköpfigen  Schlange  im  Obv.  und  der 
Aufschrift  XNOTMC  oder  nach  der  Abbildung 
XNOYMG  d.  i.  wohl  XN0YM6  im  Rev.  wird  be- 
handelt in  der  Schrift:  „Su  la  figura  e  l'iscri- 
zione  egiziand  incise  in  uno  smeraldo  antico 
lettera  dt  Bernardo  Quaranta  al  .  .  .  Teodoro 
Monticelli."  Napoli  1826  4",  und  der  Verfasser 
erwähnt  (p.  4  Note  1),  dafs  „infinite  gemme  di 
qiiesta  specie  si  trovano  dappertutto  e  iielle  pro- 
vincie  di  Napoli  cd  in  quelle  della  Sicilia". 
Eine  Gemme  aus  dem  Besitz  des  Viscount 
Strangford  (s.  Fig.  4)  teilt  mit  B.  Walsh,Än  essay 
on  ancitnt^oins,  medals,  andgcms,  as  illustrating 
the  progress  of  Christianity  in  the  early  aqes. 
London  1828  p.  38—45  Fig.  2.  Im  British  Mu- 
seum. A  guidc  to  the  first  and  second  egypiian 
rooms  1874  wird  verzeichnet  p.  115  G.  17: 
„Sard;  oval.  The  tion-headed,  radiated  serpent 
of  Ghnoumis,  toith  the  inscription  in  Hebreiv, 
'  I  am  Chnoumis,  the 
ettrnal  Sun ';  and  in 
Grcek,  'the  orerthro- 
wer  of  giants  or  de- 
mons ' ;  the  name  lao 
and  another  Gnostic 
loords"  und  p.  116, 
G.  260:  „Plasma; 
oval:  radiated  Hon 
headed  snake  of 
Chnoumis ,  and  in- 
scription, '  Chnumis, 
Nabis ,  Bicnnous, 
ewater  for  thirt-t, 
bread  for  hunger,  fire 
for  cold',  in  Greelt." 
Von  Fiedler,  Die 
Dahtyliothek  des  Herrn  Peter  Leven  in 
Köln,  Bonner  Jahrbb.  Heft  14  1849 
p.  22  nr.  35  wird  beschrieben  :  „Schwar- 
zer Jaspis,  Abraxas-Gemme.  Auf  der 
unteren  Seite  sieben  Sterne,  auf  der 
oberen  eine  Figur  mit  drei  Gesichtern 
und  sechs  ausgestreckten  Armen,  welche 
Fackeln  halten  [Hekate],  ihr  zur  Rech 


Knuphis  (Dekangottheit)         1260 

dalle  parti  di  Beggio  Vuna  ortodossa  e  l'altru 
gnostica.  Modena  1852  p.  9,  Stephani,  Nimbus 
und  Strahlenkranz  p.  88  f.  denken  an  Erzeug- 
nisse der  Gnostiker.  J.  Henry  Middleton,  The 
engraved  gems  of  classieal  times  ivith  a  cata- 
logue  of  the  gems  in  the  Fitzivilliam  Museum, 
Cambridge  1891  p.  XXli  nr.  106  sagt  über  eine 
von  ihm  so  beschriebene  derartige  Gemme: 
„Gnostic  scarabaeoid  on  green  plasma:  on  the 
10  front  the  late  Egyptian  sun-god  Chnubis,  repre- 
sented  as  a  serpent  with  lion's  heud  surrounded  by 
ruys  of  ligJit.  On  the  back  is  the  hicroghjplnc 
■Wr  surrounded  by  the  legend  XNDVBIC":  „The 
ivhole  is  a  common  type  of  Egyptian  gern  during 
the  Boman  Gnostic  period,  3''<'  and  #'«  centuries 
A.  D.  The  name  of  tliis  deity  is  ivritten  va- 
riously  as  XNOY0IZ,  XNOTMII  and  KNHO;  he 
appears  to  be  a  late  development  of  the  early 
Egyptian  deity  Chnemu,  the   World-Creator  or 

3Iouldcr.  .  .  .  witlk 
the  Gnostics  he  loas 
u  form  of  Hör- Apollo 
the  Demiurgos  or 
Spirit  ivhich  pervades 
the  universe. "  In 
Wirklichkeit  ist  der 
Chnumis  dieser  Gem- 
nicht   der   alte 


4)  Die  löwenköpflge 

ten  erhebt  sich  der  ägyptische  Chnuphi   Cbnuphis-Schiange, 

oder  die  Agathodämonschlange,  auf  der     Chrysopras  (nach 

linken   Seite    steht   der  kleine  Harpo-     "'«'■'''.  -^^  «^^«i'o« 

krates  mit  dem  Füllhorn,  den  Zeigefinger 

der  R.  an  den  Mund  haltend";  genau 

dieselbe  Darstellung  wird  verzeichnet  auf  einem  50  in  die  astrologischen  Schriften  der  Griechen  über, 

Hämatit  der  ehemaligen  Sammlung  des  Herrn       Begonnen  vom  Zeichen  des  Widders  als  der  Ht- 


ancient  coins  etc. 
PI.  2). 


men 

kosmogonische  Gott 
Chnum,  sondern  viel- 
mehr eine  ägyptische 
D  e  k  a  n  g  0 1 1  h  e  i  t. 
Nach  Brugsch,  Die 
Ägyptol.  p,  317,  399 
und  Wiedemann,  Die 
Bei.  d.  alt.  Äq.  p.  147 
nehmen  in  der  Astronomie  der  Ägypter 
vor  Einführung  des  griechischen  Zo- 
diacus  36  Dekansternbilder  die  Stelle 
desselben  ein.  Der  ägyptische  Monat 
zerfiel  in  drei  Reihen  von  je  10  Tagen 
und  jeder  dieser  Reihen  stand  nach 
Pierret,  Dict.  d'arch.  eg.  p.  171  s.  v. 
Decans;  vgl.  Tepsius,  Die  Chronol.  der 
Ag.  p.  97  ein  Dekan  vor.  Der  mensch- 
liche Körper  zerfiel  in  86  Teile  und 
jedem  dieser  Teile  stand  ein  Dekan- 
sternbild vor,  Wiedemann  p.  147.  Die 
Namen  der  ägyptischen  Dekane  gingen 


Magnan  de  la  Boquette  von  Lajard,  Mcm.  sur 
un  basrelief  mithriaque  qui  a  ete  decouvert  ä 
Vienne  (Iscre),  Mem.  de  l'Ac.  des  Inscr.  et  B.-L. 
tome  15,  2^  partie  1845  p.  256  Note  1.  Häufig 
erscheint  diese  löwenköpflge  Schlange  auch  auf 
den  oben  2  Sp.  465  ff.  besprochenen  Gemmen 
mit  der  Aufschrift  OP(OPIOY0;  über  das  Vor- 
kommen der  Schlange  mit  Strahlenkranz  oder 


cpcclrj  Tov  y.6<5fiov  finden  sie  sich  bei  Hephästion 
von  Iheben  nsQi  Haragxäv,  dessen  Text  vor 
kurzem  von  A.  Engelbrecht,  Hephästion  von 
Titeben  u.  sein  astrolog.  Compendium.  Wien  1887 
p.  63  ff.  herausgegeben  ist,  nachdem  schon  Sal- 
masius,  De  annis  climactericis  gelegentlich  Aus- 
züge daraus  gegeben  hatte,  sowie  in  dem  von 
Pitra    im    5.  Bande    seiner  Analecta  Sacra   d 


Nimbus  und  angeblichem  Löwenhaupt  auf  den  eo  classica    spicilegio    Solesmensi    parata   Abt 


Münzen  niedermösischer  und  thrakischer  Städte 
s.  Drexler,  Myth.  Beitr.  1  p.  61  ff.  —  Jablonski, 
Panth.  Aeg.  Lib.  1  c.  4  p.  89  sah  in  den  in  Rede 
stehenden  Gemmen  Denkmäler  der  Gnostiker 
und  meinte,  unter  der  Schlange  sei  Christus 
zu  verstehen.  Auch  Leemans  zu  Horapollo 
Hierogl.  1,  64  p.  293,  Quaranta,  Cavedoni,  Dichi- 
arazione  di  due  antiche  gemme  incise  provenienti 


p.  284  ff.  edierten  s.  g.  heiligen  Buche  des 
Hermes  an  Asklepios  zu  je  drei  an  die  12  Zeichen 
des  Zodiacus  verteilt.  Nach  Hephästion  p.  52 
sind  die  3  Dekane  des  vierten  Tierkreis-Zeichens, 
des. Krebses:  G(o&lq  6  TtQwros,  dz  6  äsvTBgog, 
Xvoviilg  0  xQirog,  die  3  Dekane  des  fünften 
Zeichens,  des  Löwen  (p.  54) :  x^9X^ov[i.i.g  o  ngä- 
xog,    rjTir]    b    SsvvsQog ,    cpov7ir}^6    tQitog;    nach 


1261         Knui^his  (Delcangottheit)  Kimphis  (Dekangottheit)          1262 

Pscudo- Hermes  Y>.  287  ist  dem  entsprechend  der  (iÖqlov,   otisq   sig  -nccgdiav  jtat   tu   nsgi   avrrjv 
10.  Dekan  Zco&siq,  der  11.  Ovtpiatz  (im  Vien-  Kcczccvoiirai,  fcziv  oiHog  "HXi'ov  .  ..,  p.  54:  oi  ds 
nensis  OvögiaLt),  der  12.  Ä'vovcp  (Vienn.  Kvov-  ösnccvol  txvzov  ZQStg'  %(XQXVoviii.g  o  ngäzog,  r'jnr] 
cpöß),  der  13.  Xvovfiog  (Vienn.  Xvov(iLTr]g ,  am  o  d^vzsQog,  cpovTtTf]  b  zgtzog'   ö  ysvvcöiifvog  ovv 
Ritnd  XvovfiLiiig),  der  14.  'int,  der  15.  #aTiri.  inl   zov   tcqcozov   vno    öilav   doQvcpogiLZcci   kccI 
Die    Namen    des     Doppeldekans    Kvovfis    und  d-Kovo^rjaszaL   vccl   sazca    6^vg    y.(xl    axorraqppo- 
t)QaKvov(i    lesen    wir    auf   einem     ägyptischen  vrjzog,  fvsQyszäv  zovg  vnozaaaofi^vovg  nal  nol- 
in  griechischer  Sprache  abgefafsten  Horoskop,  lovg  a)^s^läa£L  «ai  jtTrJatTat,  svsniipoyog  öh  Sicc 
welches   Goodwin  in    Chabas'   Mclanges  egyp-  yvvciiv.a-  zu  81  orj^iBtcc  uvzov  fvfirjxrjs  zrjv  rjXi- 
tologiques    Ser.     2     1864     p.     294  —  306     mit-  lo  v.l(xv^  z6  ngöaconov  cogaiog,  iQV&Qog,  ot  ocp&aX- 
geteilt   hat,    p.  303  —  304,   PI.  3  1.  35.      XPA-  (lol  ^^yccloi,  svQivog,  ai  -nvri^ai  Xstczcci,  növog 
XNOYBIC  finden  wir  auf  einer  Gemme  bei  ij^s/je  tazat  tisqI  zrjv  7i68a  -nal   ifinvsv^cizoyOLg  ccvzm 
ur.  556,  Kopp,   Pcdaeogr.  crit.  3  p.  257  §  213,  Haxai'  oi  8s  zov  d'sov  v.lii.Lay.trJQcg  szog  a,  la, 
p.  387  §  330.    In  den  ägyptischen  Denkmälern  -ny',  Iß',  fi<s',  v^\  ^Q-\  oß',  o8\  nri';  und  durch 
entsprechen  den  6  erwähnten  Dekannamen  die  Pseudo  -  Hermes  p.  287:    Llca8sv.cczog    8iv.av6q. 
6   Namen,     welche    Le^Jsius ,     Chronol.    p.   71  Ovzog  ovofia  i'xsi  Xvovcp,  nogcpr^v  8s  TcgöacoTtov 
(wonach  E.   de  JRouge ,    Pev.    arch.    6    1849/50  8v(iiv  ywoa-Aiäv  dnoazQa(i[isv(av  dXlißai-,  wv  zo 
p.  533)   liest:    Suti;    Sit;    Knemnt  und   Knem;  £v   ■JtsQiv.si^isvov  niXiov,   z6  8s  äXXo  ßaaiXsiov. 
Cher-Knemut  und  Cher-Knem;  He-tet;   Pehu-  'Eqp'    svog   TQa%riXov  nsQißsßlrizcct   8s   Kai  8qu- 
tet;  Brugscli,  Thes.  Inscr.  Aeg.  Abt.  1.    Astron.  20  -Aovzsg,  z6  8s  oXov  sozlv  6z)]9aQ6v,  snl  ßdasojg 
u.    astral.    Inschriften    der    altäg.    Denkmäler.  sniKsifisvov.  Kvqisvst  8s  zov  ßnXrivög.    rXvipov 
Leipzig  1883  4°  p.  156   (nach  jüngeren   ägyp-  ovv  zovzov  sv  Xl&co  dxdzrj  ^cd  vnod'slg  ßozävrjv 
tischen  Listen):  sopdet  oder  sati;  seta,  sei,  sit;  acpaigiziv,  tiazayiXsLaov  sv  co  ßovXst.,  ncxi  cpÖQsi 
knum;  ;(;ar-knum;   hä-t'et;  Brugsch,  Die  Agyp-  [layiccQiov  ßorid'tj^a.    Tqio8syf.azog  8sY,av6g,  Xsov- 
tologic.   p.  340:    Sopde    oder    Soti;    Sit;    Knum;  zog  TtQäzog.    Ovzog  ovo^a  s^si  Xvoviiog,  yi,OQ(:priv 
Har-Knum;  He'-det;  Phu-dct.  In  älteren  Dekan-  8s  XsovzongSaconov ,   ccKzivag  s'xorv  riXiccxäg,  z6 
listen  steht  an  Stelle  des  Sternbildes  sit,  se^u,  8s    oXov    gw(ik    ocpsag    nvgosiSovg,    avm    äva- 
siO^u  („die  Schildkröte,  die  beiden  Schildkröten")  zszga^fisvov.     Kvgisvsi  8s  zcov  ysvofisvcov  na- 
der  Dekan  Tpä  Kenmut,  Brtigsch,  Thes.  Inscr.  &äv  nsgl  zr^v  yiag8iav.     rXvipov  ovv  zovzov  sv 
Aeg.  1  p    113,  155,   172;   und  Knum  und  ^ar-  so  XiQ'co  dxcczr],  xat  hnoO-slg  ßozävrjv  XsovzoTtöSrjv, 
knum    führen    in    ihnen    den   Namen   Kenmut  yiazuyiXstaov  sv  ro  ßovXsi,  xai  (pögsi,  ccTtsxo^svog 
und  ;^r-;)'pd-kenmut;    auch  lassen  zwei  dieser  cöcov   czgov&äv.     Deutlich  wird  hier   Xvovfiog 
älteren    Listen    ;(;r  -  ;^pd  -  kenmut    vor    Kenmut  genau    entsprechend     der    Gestalt    der    zahl- 
vorangehen, £;-H(j(Sc/i,,  T/ies.  7«scr.  J.e^.  1  )).  155.  reichen  Gemmen  mit  Chnubis-Darstellungen 
Tpä  bedeutet   nach    Brugsch:    „Kopf,    Spitze,  beschrieben.     Es  kann    demnach  kein  Zweifel 
oberster  Teil,  im  Gegensatz  zu  dem  ;(;er-;(epö'  sein,     dafs    dieselben     nicht     als    Denkmäler 
genannten  Körperteil,  wahrscheinlich  die  Nabel-  gnostischer  Sekten,  sondern  einfach  als  (heid- 
gegend    des    Bauches    bezeichnend"^    Brugsch  niscbe)  Amulette  anzusehen  sind.  Aufserdem 
a.  a.  0.  p.  153.    Offenbar  bildeten  ursprünglich  nennt  Celsus  bei    Origenes  8  p.  416  unter  den 
Tpä  Kenmut,  ;fr  ;^pd-kenmut  und  Kenmut  zu-  40  Vorstehern  der  36   Teile  des  Körpers,  welche 
sammen  ein  Sternbild,  Brugi-ch  a.  a.  0.    Von  den  den  ihnen  untergeordneten  Körperteil  auf  An- 
Dekanen ^^voufttg  und  ;^orp;i;t'0'!;ft<gfi/^ej5Msf«owj^  rufung    hin    heilen,    den    x'^ov^iriv    und    %va- 
Xvovcp  und  Xvoviiog  (Pseudo- Hermes)  erfahren  %vovyiriv,  worin  wir  sofort  die  beiden  Dekan- 
wir   nun    durch    Hephästion    in    dem   Kapitel  namen  x^ov^ig  und  x'^QX''^^'^^'-?  wiedererkennen. 
Tcsgl  zrjg  xäv  8co8syi(xzrjixogicav  6vo(iaüiag  xs  v.ai  Ahnlich   wie   unter   dem    Namen   des    Hermes 
Svväiisfbg  p.  52   folgendes:    Tb    8s    xov    Kag-  ging  unter  dem  eines  ägyptischen  Königs  Ne- 
yiivov  6ca8s'ii(xzrjiiügiov,  0  stg  azrj&og  Kexl  nXsv-  chepso  eine  Schrift  über  die  Einflüsse  der  De- 
päff    [sc.    xov  Koofiov^    naQc.Xaiißävsxcci,    i'aziv  kane   auf  die   Krankheiten   des  Körpers,  JB^r- 
oi-Kog  EsXrivqg  .  .  .  ot  ds   xgsig  ccvzov   8sv.(xvol  micus  Mat.  1.  4  c.  16,  E.  Biefs,  Nechepsonis  et 
aw&ig  b  ngwzog,  r>iz  6  8svtsgog,  x'^'ovfilg  6  zgi-  50  Petosiridis  fragmenta ,   Philologus   Suppltbd.  6 
TOS,    und    von  dem   unter  ivovfiCg    geborenen  p.  379,  28:  Sic  et  Necepso,  Aegypti  iustissivms 
p.  53  6  8s  sni  zov  zgCzov  [sc.  8sY.civoii'\  ysvvw-  imperator,  optimus  quoque  astronomus  per  ipsos 
(isvog  sGxai  cpgöviuog  -accI  zgacpT^aszai  dysvväg  decanos  omnia  vitia  vaJetudines  collegit ,  Osten- 
■nKi  8iaGzri6si  zovg  yovsig  Q'avdza)  ■nal  usicoosi  dens ,  quam   valetudinem  quis  decanus  efficeret, 
zd  Tzazgma  v.kI  sazai  cpiX6q)iXog  -nai  %a%07cci&]^ßSL  quia  una  natura  ah  alia  vincitur  unusque  deus 
sni  x^g  vsözrjxog.     sv   Ss  xoig   v.uxcl    yvvcciv.a.g  ab  altero     Aus  dieser  Schrift  erwähnt  Galenus 
tpöyovg  s^SL  ticil  sv  üzgazicoziy-fj  ngd^si  8ia^r'iGsi,  nsgl  zrig  xmv   dnXwv  cpaQ^dy.mv  Kgaasoag  1.   10, 
■nal  Xr',ipsi  aidr'igov  ntigav  v.al  sG^dzov  dyccQ'ov  18,  tom.   12  p.  207  ed.   Kahn,  Biefs  a.  a.  0.  29 
zsv'^szai.-    zd    81    orjiisia    avxov    asar}    rjXLKia,  das  uns  beschäftigende  Amulett:  'Evxi.&scc6i  8s 
svzgcicpTqg,  Xmagög,  ^av%6g,  XsvKog,  at  ocpgvsg  60  xat  8anzvXia>  ccvzov  [sc.  xov  icc6niv~\    svioi  Kai 
(ifydXcci,   zd    crrjt^;]  nXctzsa,   ngoydazcog    tczai,  yXvcpovciv    sv    avzm    zov    xdg    dtixi^vag    s'xovza 
novovg  s^sl  nsgi  zd  anXdyxvw  siai  8s  ot  v,Xi-  SgdKOVza ,    Kcc&dnsg    Mal    ö    ßcißiXsvg   Nsxsipcog 
(laKzfjgsg   srog   8' ,    ^',    iß',   yi8',   Xy' ,   (i&' ,   ^y',  sygaiptv  sv  xfj  zsaaagsa-KaiSsyidzr]  ßißXco;  ebenso 
^9',  0(3',  TTs'.     fiTj  Xav^avszco  8s,  mg   slv.6z(og  Actius  Tetrab.  1  serm.  2  c.  36:  quidam  annulis 
slg   cpvXccnzrigLov    zoi    azofidxov    nccQcc8sxovz(xt.  iaspidem  viridem  ineludunt  et  draconem  radios 
zov  x^ov^iiv   (hg  kvqiov  uvza  zov  azij&ovg  zov  habentcm  in  ipsa  sculpunt  ex  praecepto  Nccejisi 
Koaiiov,  Moi'O'a)?  fj  8iciigr]CLg  zcov   ^mSiav  nsgi-  regis,  qui  prosit  ventriculo.    Anch  Marcellus  20, 
fj;fi;  und  p.  53:  Tb  8s  zov  Äsovzog  8a)Ssy.azr}-  98,  Ric.  Heim,  De  rebus  magicis  Marcelli  vie- 


1.263         Kmiphis  (als  Amulett)  Kobis  1264 

dici  in  Scheäae  pMlologae  Hermanno  Usener  a  cisme  PI.  2  B  Fig.  2  zeigt  auf  der  einen  Seite 
sodalibus    scminarii    regii    Bonnensis    oblatae.  das    Bild   des   Käfers  mit  der  Umschrift  0  CO 
Bonn  1891   p.  125  kennt   dieses   Amulett:   Ad  XNOY0I,    auf  der    anderen    die  löwenköpfige 
stomachi  dolorem  remediwn   pJiysicum    sie:    in  Schlange    mit    Strahlenkranz,    umgeben     von 
iaspide  exeulpe  draconem  radiuium,  ut  h%beat  7  Sternen.     Ferner,  unendlich  häufig  tritt  auf 
Septem  radios  et  claude  auro  et   utere  in  collo.  den  Chnubisgemmen  ein  Zeichen  auf,  welches 
Die  Aufschriften  verschiedener  Gemmen  mit  der  man    mit    3    lateinischen    S,    die    von    einer 
löwenköpflgen  Schlange  (wie  ct)YAAZON  YPEIH  Linie  in  der  Mitte  geschnitten  werden  —  trois 
CTOMAXON     TTPOKAOY  ;     rEirANTOTTAIKTA  •  S  barres  nennen  es  Fröhner,  Coli,  de  Montigny, 
BAPOIM'HACOPIOPMOiATTAAAEON  TOiTTEPI-  lo  Pierres  gravees.    Paris  1887  p.  42  nr.  665,  p.  43 
TO  •  CTOMAXON  TTAGOC- 1 TOY-  TTACXONTOC,  nr.  568.  571,  p.  44  nr.  577  und  Chahouillet,  Descr. 
Drexler,  Mytli.  Bcitr.  1  p.  64  Aum.  1  zu  p.  61)  be-  des  antiquites  et  objets  d'art  composant  le  cab.  de 
stätigen  die  Angaben  der  Autoren  über  die  medi-  M.  Louis  Fould.    Paris  1861  2"  p.  53  nr.  1120  — 
zinische  Kraft,  welche  man  diesem  Amulett  bei-  vergleichen  kann  (s.  Fig.  4).     Eic.  Heim,  In- 
legte.  Auch  die  Aufschriften  rElfANTOTTAIKTA,  cantamenta  magica  Graeca  Latina  p.  480 Anm.  3, 
rirANT0PHKTA,rirANT0A6TIPA  verschiedener  welcher  dieses   Zeichen    in   der  Beschreibung 
dieser  Steine    erklären  sich   leicht,   wenn  wir  des  Marcellus  24,  7:  in  lapide  iaspide  Phrygia 
uns  erinnern  an  den  nicht  auf  Ägypten  {Ebers,  aerizusa  si  nota  infra  scripta  insculpta  fuerit 
Ztschr.  f.  äg.  Spr.  1873  p.  45,  Maspero,  Gesch.  id  est   555 ,  et  collo   dolentis  latus  fuerit  sus- 
d.  morgenländ.    Völker  im  AUeitum  p.  81)  be-  20  pensus,  mire  proderit  erkennt,  schreibt  es  den 
schränkten,  sondern  über  die  ganze  Welt  ver-  Gnostikern    zu.      Dies    ist    weiter    nichts    als 
breiteten  Aberglauben,  welcher  die  Krankheiten  eine   den  Ägyptern  entlehnte  Darstellung  des 
den  Einflüssen  böser  Dämonen  zuschreibt;  vgl.  Chnubis.     In    Edfu  und   Dendera    ist  die   De- 
z.  B.  Eic.  Heim,  Incantamenta  magica  Graeca  kadengottheit  Knnm  dargestellt  als  eine  auf- 
Latina.     Lipsiae  1892  [=  Jahrbb.  f.  kl.  Phil.  recht  stehende  Schlange,  welche  von  3  wage- 
Suppltbd.  19   p.  465  —  492]  p.  476  ff.     Evoca-  recht  liegenden   Schlangen   geschnitten    wird, 
tiones  morborum.     Sorlin  Horigny ,  Phylactere  Brugsch,  Tlies.  Inscr.  Aeg.  1  p.  18  nr.  1,  p.  24 
alexandrin  contre  les  cpistaxis,  Eevue  des  etudes  nr.  1.    Letronne,  Oeuvres  choisies.  2^  ser.  tom.  2 
grecques  4,  1891  p.  287 — 296,  bes.  p.  295  und  PL  2.    Offenbar  auf  ägyptische  Einflüsse  geht 
Schlumberger,  Amulettes  byzantins  anciens  desti-  so  auch    die    Wahl    der    Steine,    auf   welche    die 
nes  ä  combattre  les  male/iccs  et  maladies,  Eev.  Dekane  zu  gravieren  sind,  zurück.    Von  Pscudo- 
des  etud.  gr.  5,  1892  p.  73—93,  bes.  p.  74  (der  Hermes    wird    genau    bei    jedem    Dekan    die 
Krankheitsdämon    als    niedergestreckte    Frau  Steinart    für    das    anzufertigende  Amulett  an- 
dargestellt).     V.    Fossel,     Volksmedicin     und  gegeben.     In  Dendera  werden    den   einzelnen 
medicinischer  Aberglaube  in  Steiermark  2.  Aufl.  Dekaden    bestimmte  Metall-    und  Mineralien- 
Graz  1886   p.  9.     M.  Hoefler,   Volksmedicin  u.  namen  beigeschrieben,  Brugsch,   Thes.  Inscr. 
Aberglaube  in  Oberbayerns  Gegenwart  u.   Ver-  Aeg.  1  p.  17  ff.     Für  die  Dekade  Knum  ist  es 
gnngenheit.      München    1888    p.   If.     Grimm,  das   Mineral  hemag,   was  Brugsch  p.  24  und 
Deutsche  Mythol.  2*  p.  965  ff.    Mannhardt,  Der  Lepsius,  Metalle  p.  57  Anm.  3  mit  roter  Jaspis 
Baumkultus   der    Germanen ,    Register    p.   632  4o  übersetzen,  während  Frederick  G.   H.  Wendel, 
s.  V.  Krankheiten,   Kuhn,  Indische  u.   germa-  Über  die  in  altägyptischen   Texten   erwähnten 
nische  Segensap rikhe,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprach-  Bau-    und    Edelsteine.      Leipzig    1888    p.  107 
forschung  13   p.  72,  p.  118  ff.     Fr.  S.  Kraufs,  — 109    darin   lieber    den   Amethyst    erkennen 
Volksglaube    u.    relig.    Brauch    der    Südslaven  möchte.    Grünen  Jaspis  fordert  Nechepso,  Jaspis 
p.  39,  41.     H.  V.   Mlislocki,  Aus  dem  inneren  ohne  nähere  Bezeichnung  der  Farbe  Marcellus, 
Lebender  Zigeuner.  Berlin  1892  p.  4 ff..  Bastian,  Achat  Psewdo-Jäemies  für  das  Chnubis-Auulett. 
Völkerstämme  am  Brahmaputra  p.73.    Bastian,  Vgl.  Kamephis.     [Drexler.] 
Die   Völker  des  östl.  Asiens  2  p.   103,  418;   3  Koalemos  (Kodlsfiog),  der  Gott  der  Dumm- 
p.  269  ff.     B.   Hagen,    Beiträge   zur   Kenntnis  heit,  Aristoph.  equ.  221;  a.  Kock  z.  d.  St. 
der    Battareligion ,    T ijdschrift    voor    indische  50  [Höfer.] 
taal-,   land-    en   volkenkunde    Bd.    28    p.  53L          KößaXoi ,     ungestaltete,     neckische    und 
541.     J.    Wellhausen,   Skizzen   u.    Vorarbeiten  possenhafte  Kobolde   oder  Dämonen   aus    der 
Heft 3.    Beste  arabisch.  Heidentums  p.  HO; AAS  späteren  bakchischen  Schar,   zu  der  Gattung 
Anm.  3.     TT'.  Schneider,  Die  Eeligion  d.  afrik.  der    Satyrn   gehörig,    Harpokrat.   s.  v.    Schol. 
Naturvölker  p.  116.  125.  131  ff.  137  f.  145.  148  f.  Aristoph.  Plut.  279.    Natal.  Com.  Myth.  5,  13 
158ff.    234.     Tylor,   Die   Anfänge   der  Kultur  p.   485.     Lobeck,    De    Cob.    et    Cercop.     1820. 
Sachregister    2   p.  459    s.  v.  Dämonen,  p.  464  Aglaoph.  2,  1296.  1308—1329.    Preller,  Griech. 
s.  V.    Krankheit.     Pettigrew,    On   superstitions  Myth.  1,  600,  1.     Vgl.  Kerkopen.     [Stoll.] 
connected  ivith  tlie  history  and  practice  of  tnedi-          Eobis    (Kaßig),    Sohn    des    Kyknos,    samt 
eine  and  surgery.     London  1854  p.  65  u.  a.  m.  go  seinem  Bruder  Korianos  und  seiner  Schwestei 
Manche    Einzelheiten    dieser    Gemmen    er-  Glauke  von  den  Griechen  als  Geisel  mitgeführt; 
klären  sich  durch  Vergleichung  mit  den  ägyp-  Dictys  2,  13.     Bei  Joh.  Malal.  p.  125  werden 
tischen  Denkmälern.     Beispielsweise   wird  das  als    Kinder    des    Kyknos    Kcößrjg,     äomk^ho?, 
Zodiakalzeichen  des  Krebses  bei  den  Ägyptern  Tlav-ar]  genannt;  vgl.  Dederich,  Dictys  p.  408; 
durch     das    Bild    eines    Käfers    ausgedrückt,  nach    Tzetz.  proleg.    alleg.   Iliad.   876    heifsen 
Brugsch,  Die  Ägyptologie  p.  346.     XvoviiCg  ist  sie    Kofiog    und    KÖKagrog    und    werden    von 
nach  Hephästion  der    3.  Dekan    des    Krebses.  Diomedes    getötet;     ihre     Schwester    Glauke 
Eine  Gemme  bei  Matter,  Hist.  crit.  du  gnosti-  heifst  nach  T^fei^;.  a.  a.  0.  auch  Laodike.  [Höfer.] 


1265                      Kodone  Koiranos                     1266 

Kodone  (KaScövrj),  1)  Arkaderin,  Tochter  des  710.  Ov.  Mit.  6, 185.  Unter  den  Giganten  wird  er 

Aineias,  Schwester  der  Anthemone,  Acjathyllos  aufgeführt  ifj/r/.^j-ae/".  p.  27  5.   Fov/.  (zc.  1,  279. 

b.    Dionys.   A.   B.  1,   49.    [Robert,  Arcli.  Ztg.  J.ew.  4,  179  u.  Serw.  z.  d.  St.  Serv.V.  Aen.\0,bi6b. 

37,  24  f.    R.]  —  2)  Eine  Mänade,  Nonn.  Bion.  Propert.   2,    1,   39.     Über  Ableitung  und   Be- 

30,  213.     [StolL]  deutung  des  Wortes  sind  die  Meinungen  sehr 

Kodros     (KoÖQog),     Sohn     des     Melanthos  verschieden:   Cornut.  c.  17  p.  176  Gale  (jroid- 

{l'ausan.    7 ,   25 ,   2) ,    der    letzte    König    von  t?js),  s.  ebend.  Osann  p.  294.  Et.  31.  s.  v.  {noi- 

Athen,  Vater  des  Audroklos,  dfs  Gründers  von  özrjg   od.   v.   kosiv  ==  vosiv).     Meineke,   Anal. 

Ephesos,  P/(«reÄi/(i.  b.  (SY>afe.  14,  632,  des  Neleus,  Alex.   p.  121  {y.oäv  =  ^Lsdsiv).     G.  Hermann, 

des  Gründers  von  Milet,  Herod.2,91.  Aelian.  v.  lo  De  tlieol.  Gr.  ant.  p.  174 ff.  (Turbulus  v.  Kft'w), 

liist.  8.  5.  Hellan.  b.  Harpocr.  s.  v.  'Egv&Qaioi,  später    de   Apoll,    et    Dian.   Opiisc.    7    p.   297 

des    Nauklos,    Strab.    14,  633,    des  Kydrelos,  (Conglobator,  Ktw,  nsiaO'ai,  v.oi'a).    Schoemanii, 

Straho  a.  a.  0.  und  des  Knopos,  Strabo  a.a.O.  Opusc.  Ac.  2,  101  ff.  (xßio)).     Ebenso   Welcher, 

Der  Ort,    -wo   er  von  den  Peloponne&iem  ge-  Griech.  Götterl.  1,  278  ff.    Müller,  Bor.  1,  310. 

tötet  worden  war,  wurde  noch  später  gezeigt.  Lauer,  System   159.   249.     Preller,    Gr.  Myth. 

Pausan.  1,   19,  5.    [Vgl.  auch  die  das  Heilig-  1,   41,   1    {■nca'ca   od.  zotlog  =  coelum).     Stoll, 

tum    des  Kodros,   des  Neleus  und   der  Basile  Antimach.  fr.  83  p.  91   und  Pott,   Zeitschr.  f. 

betreffende    Inschrift    v.   J.    418    v.   Chr.,    die  lergl.  Spr.  5,  299.  Stud.  z.  gr.  Myth,  in  Jahrb. 

Kumanudis  in  der  'EcfTfit.   veröffentlicht  hat:  f.  Jdass.  Phil.    1859    Suppl.    p.  323  f.    (xotlog). 

^rc7*.  Z^o.  1885  S.  162f.    E.  Curtius,  Sitzgsber.  20  Braun,    Gr.    Götterl.    §   219    (vgl.  Athen.    10, 

d.  Berl.^Ak.  1885    S.  4:37  W.     Koscher.]     Seine  455  d).  ö'er/mrt?,  Gr.  M.  1  §  196  („Besänftiger"). 

Statue  wird  bei  Pausan.  10, 10,  1  erwähnt.   Eine  [Stoll.]  —  K.  ist  einer  der  Titanen  in  der  von 

Grabinschrift  auf  Kodros  s.  in  der  Ar  eh.  Ztg.tk  Redod.  Theog.  134  zusammengestellten  Familie, 

1866  S.  183*.    I\  aibel  1G8B,  eine  Weihinschriit  welche  keine  Beziehung  zum  Titanenkampf  hat 

auf  einer   Granitschale    Arch.    Ztg.  4   S.  246.  —  mit  Ausnahme  des  Kronos  —  und  zum  Teil 

[Vgl.    auch     die    schöne   Abbildung    auf  der  alte    Götternamen  verwertet.'     Koios  steht  an 

Kodrosschale   in  Bologna  Baumeister,  Benlcm.  der  Spitze,  wie  es  scheint  als  Altester;  er  er- 

nr.   2148    p.    1999.      Höfer.]      [Weiteres    über  zeugt  (v.  404)  mit  seiner  Schwester  Phoibe  die 

Kodros,    namentlich    über   das    Sagenhafte    in  Leto  und  Asterie.     Anderwärts  scheint  er  mit 
seiner  Geschichte,  bei  Busolt,  Griech.  Gesch.  1|30  Kynnes  zusammen  ein  Bruderpaar  gebildet  zu 

S.  72,  3  u.  S.  400 f.     S.  auch  Töjpffer,  Att.  Gen.  haben;   s.  unter  Kynnes.     In   den  Namen  der 

229 ft".    Wilamowitz,  Aus  Kydathend9.  Röscher.]  kleinen  peloponnesischen  Nachbarflüsse  Koios 

[E.    Braun,    Bie    Schale    des    Kodros.     Gotha  und  Elektra  müssen  wir,  wie  in  dem  achäischen 

1843.  2".     Drexler.]     [Lorentz.]  Krios,  die  der  Titanen  wiedererkennen;  Elektra 

Kogamis,     Flufsgott,     kenntlich     gemacht  ist  Tochter   des    Atlas.     Koios  kommt  später 

durch  die  Beischrift  KOfAMIC,  auf  einer  auto-  auch   als  Mannesname   in   Elis   vor.     Zur  Er- 

nom^n  Münze  von  Philadelpheia  Lydiae,  Loeb-  klärung  des  Namens  erfanden  die  alten  Gramma- 

becJce,  Ztitschr.  f.  Kvm.lb  1887  p.  48.  [Drexler.]  tiker  {Etym.  M.  523,  50)   ein  Verbum    xoft>, 

Koia  {Koicc),  Amazone,    Steph.  Byz.  v.  0t-  welches  soviel  wie  voftV  sein  sollte.    Etwas  ge- 

ßcdg;  vgl.  Kynna.     [Klügmann.]  40  schickter    versuchten    Andere    es    mit    einem 

Koiantis  {Koiavtig) ,  d.  i.  Tochter  des  Koios,  Äolismus  und  dachten  an  noiog  als  die  Qualität, 

heifst    Leto    Orph.  hymn.    34  (35),   2.     Schol.  Auf  den   richtigen  Weg  leitet  die  antike  Er- 

Kallivi.  hymn.  4,   50;    sie  wird   auch   genannt  klärung  des  uTta^  Xey6fi£vov   v,oCa.    als  acpatqu 

Koie'is   (Koirjig)    Kallim.   hymn.   4,  150    und  und   die   Übeiigetzung  Po  Ins,  welche  die  La- 

schol.  oder  Koiogenes  (Äotoyfv/J?);  Pindar  bei  teiner  von  Koios  geben.   Dies  führt  auf  xoiilo?, 

Strabo  10,485  =  frgm.  88  (58),  2.     [Höfer.]  coelum    vermittelt     durch    *-Aoifog    und    luno 

Eoiuia   (Koivi'a),    Amazone,    Steph.  Byz.   v.  Covella,   welche   letztere  wie  luno  Coelestis 

©ißcci'g;  vgl.  Kynna.     [Klügmann.]  als    die   Himmlische   zu    verstehen  sein  wird, 

Koinos  Theos  (KoLvog  »säg),  eine  Inschrift  wenn  auch  immerhin  als  Mondgöttin  {Preller- 
aus Gasr  Mezuar  in  Nordafrika  ist  dem  Kol-  50  Jordan,  Böm.  Myth.  1,  272),  doch  gewifs  nicht 
va  Qiä  geweiht,  Enhem.  epiqr.  5  (1884),  463;  ^on  der  „ausgehöhlten"  Form  des  Halbmondes. 
(0  (0  ^  ,  ,  ^  ,  In  Rhodos  gab  es  neben  der  Elektra-Alektrona 
vgl.  den  Kotvog  &£og  UccrQcpog  AnölXcov  m  auch  eine  Artemis  sv  ÄSMom  und  ÄEKom  (s.  d.), 
Rhodiapolis,  Peterstn-Luschan,  Beisen  in  Ly-  gebildet  wie  'A-'na-KccUig;  'manche  der  Alten 
kien,  Mihjns  und  Kibtjratis  p.  103  nr.  2B;  brachten  auch  Kos  damit  zusammen.  Das 
p.  104  nr.  3  F.  Tbanatos  heifst  -noivog  daificov  Nähere  b.  Mayer,  Gig.  u.  Tit.  S.  57-62.  Über 
C.  I.  G.  3,  4137  ;  zu  Koivog  'EpfiTj?  s.  Bd.  1  (jie  Personifikationen  und  Träger  des  Himmels- 
Sp.  2381  Z.  20ff.  und  Arist.  rhet.  2,  26.  Biod.  gewölbes  s.  das.  S.  87-90.  [Maxim.  Mayer.] 
Sic.  5,  75  Lukian.  nav.  12.  Plut.  philos.  cum  Koiranos  (KoLQavog),  1)  Sohn  des  Abas, 
princ.  2.     [Höfer.]  go  Enkel    des    Melampus,    Vater     des    Polyidos, 

Koiogenes  (geneia)  =  Koiantis  (s.  d.).  Apollod.  3,  3,   1.    Paus.  1,  43,  5.    Pind.  Ol. 

Koios  (Xotos,lat.Coeus),  Sohn  des  Uranos  und  13,   75.    Soph.  fr.  358  Nauck.     Tzetz.  L.  811. 

der  Gaia,  einer  der  Titanen,  zeugte  mit  Phoibe  Hyg-  f  128.  136.  251.  —  Pherekyd.  b.  Schol.  II. 

die  Leto  und  Asteria,  Hes.  Theog.  134.  404  ff.  13,  663  giebt  folgende  Geschlechtsfolge:    Me- 

Apollod.  1,  1,  3.    Biod.  5,  66.  67.    Orph.  fr.  8,  lampus,  Mantios,  Kleitos,  Koiranos,  Polyidos. 

26  (Lob.  Agl.  1,  505).  Hyg.  praef.  p.  29  Bunte.  ~  2)  Sohn  des  Polyidos,  Vater  des  Euchenor, 

Schol.  II.    14,  274.     Tzetz.  L    1175.    Paus.   4,  Paus.   1,  43,  5.  -   3)  Wagenlenker  des  Meri- 

33,  6.    Hom.  H.   in  Ap.  Bei.  62.     Ap.  Bh.  2,  ones,    aus   Lyktos    in    Kreta,    vor   Troja    von 


1267                      Koiron  Kolchis                      1268 

Hektor  getötet,  II.  17,  611.  —  4)  Lykier,  vor  den  Acheron   sich  ergiefst,    Nüzsch,  Anm.  z. 

Troja  von  Odysseus  getötet,  II.  5,677.   Tzetz.  Odyss.    3    p.    156  ff.      Bei   Verg.   Äen.    6,   296 

Hom.   97;     Sohn   des    Hippasos,    Genosse    des  fiielst  der  Acheron  in  den  Kokytos,  einen  lang- 

Sarpedon,  Ov.  Met.  ld,261. —  5)  Ein  Milesier,  sam   fliefsenden    sumpfigen    Strom    {Veiri.  Ge. 

kaufte    von    Fischern    einen    gefangenen   Del-  4,  478.  Horat.  Carm.  2,  14,  18),  der,  die  Unter- 

phin  und  liefs  ihn  wieder  ins  Wasser.    Als  er  weit  umfliefsend,  mit  ihm  den  stygischen  See 

später  bei  Mykonos  Schiff'bruch  litt  und  alle  bildet,    Aen.    6,    134.    323;     vgl.    Liüdan.  de 

umkamen,  wurde  er  allein  von  einem  Delphin  ludu  3.     Sein    Name    bezeichnet  ihn   als   den 

gerettet,   und   als  er  hochbetagt  zu  Milet  ge-  Flufs    des    Weinens    und    Klagens    {v.cov.viiv)^ 

sterben  war  und  der  Leichenzug  in  der  Nähe  lo  Cornut.  c.  35  p.  235  Gale.    Suid.  v.  Ärjp.    Et. 

des  Hafens   vorbeikam,    erschien    eine   Menge  M.  v.  Koiv-vzös-,  Tzttz.  L.  705.    Schol.  Od.  10, 

Delphine  im  Hafen  und   nahm   gleichsam   teil  514.     Evstath.    p.    1667,   40.      Er    nimmt    die 

an  der  Bestattung,   Athen.    13,  606 e.     Ael.  de  Toten  auf  zur  Qual.    Während  der  Pyriphlege- 

nnt.  an.  8,  3.  Flut,  de  sollert.  anim.  p.  985  a.  —  thon  als  notafiog  Q-SQfjiOTazos  durch  seine  Hitze 

[0)  KoiQttvoQ  findet  sich  nicht  selten  als  Bei-  die  Sünder  quält,    thut  dies  Kokytos  als  not. 

name  von   Göttern,    so    des  Bolmarkoth  C.  ipvxQorarog  durch   seine  Kälte,  Suid.  v.  'HXv- 

I.  G.  3,  4536.     Kaibel  epigr.   835   (vgl.   Bd.  1  aiov  nsSiov;  vgl.  Plat.  Phaedon  113c  ff.  Lehrs, 

Sp.  749),   des  Hades   G.   I.    G.  3,  6201;  des  PopwL  Aufs.    308  f.     Wie   Acheron    und    Styx 

Osiris  {KoiQavog  d&avccrmv)  C.  I.  G.  2,  3724;  bezeichnet  er  überhaupt  die  Unterwelt,  Eurip. 

des  Thanatos  {y.oiQC(vog  daifiövcov)  Eur.  Alk.  20  yä/c.  458.  Horaz.  ?i.z..O.  Kokytos  war  ein  Neben- 

1140;  des  Asklepios  (xotpo;i;os  ;iacöv)  (7.  J.  G^.  flufs   des   Acheron   im   Lande   der  Thesproter, 

1,  511  =  C.  I.  A.  3,  171;  der  Musen  Orph.  und  manche  nehmen   an,   dafs   er  mit  diesem 

in    schol.    Apoll.    Rhod.    3,   1;   auch    für  Isis  in  die  Unterwelt  verlegt  worden  sei,  s.  Ache- 

wollte  Beinach,  Bevue   critique   1887,  2  p.  13  ron  und  Paus.  1,  17,  5.     [Stell.] 

den  Beinamen  Koiqccvog  in  Anspruch  nehmen;  Kolainis  {Kolccivig),    Beiname   der   Artemis 

dagegen   aber  Hotnolle,  Bull,  de  corr.  hell.  15  in  Myrrhinus  in  Attika,  Paws.  1,  31,  5.  Aristoph. 

(1891)  626.     Höfer.]     [Stoll.]  av.  873  und  schol;  ihr  Bild:    Paus.  1,  31,  4; 

Koiron    {Koigav),    Sohn    des    Triptolemos,  sie  ist  benannt  nach  Kolainos  {Paus.  1,  31,  5. 

Bruder  des  Krokon  (s.  d.),  BeJcker  An.  273,  7;  ifesyc/t.),  dem  Sohne  des  Hermes,  der  ihr  infolge 

nach  ihm  war  das   athenische  Geschlecht  der  30  Orakelspruches  ein  Heiligtum  errichtete.  Hei- 

KoiQwviSai   (bei   Suidas  KvQcovt'dca)    benannt,  lanikos  und  Phanodemos  im  schol.  A^ist.  a.  a.  0. 

Lykurg,  bei  Harpokrat.;  vgl.  jedoch  Bulinlten,  Nach  Euphronios  ebendas.  wurde  sie  in  Ama- 

Hist.  crit.  orat.  Graec.   339 f.    ed.  Friedemann.  rynthos  verehrt  und  hatte  ihren  Namen  davon, 

[Genaueres    b.     Töpffer ,    Att.     Geneal.    104 ff.  dafs  ihr  hier  Agamemnon  einen  Widder  ohne 

Röscher.]     [Höfer.]  Hörner  (zqiov  xo'^or)  opferte.    Bei  Theognost. 

Koitos  (KoLTog),   Beiname  des  Apollon,   ort  in  Gram,  anecd.  Oxon.  2,  66,  30  heifst  sie  Ko- 

OTtfQfioyovog   b  r^liog  kccI  avvovaiag  ahiog,   mg  laivCa    und    ist    ebenfalls    nach   Kolainos    be- 

■ACil  ^cooyovog  liysxui,  Tzetz.  Lykopjhr.  426.          "•  nannt.     Auch  inschriftlich  ist  die  A.   Kolainis 

[Höfer.]  bezeugt  C.  I.  A.  3,  360  p.  87;  ebenda  2,  575  ein 

Kokalos   {Kmv.cilog) ,   König   der   Sikaner  in  40  hqhv  'Agr^^idog  Ko^.aiviSog;   ebenda  216:  z/g'ff- 

der   sicilischen   Stadt   Kamikos,    der    späteren  noivcc  "Aqxs^i   KoXaivt.      Die   von   E.    Curtius, 

Burg  von  Agrigent,    welche  ihm  Daidalos  zu  Sitzungsher.   d.  K.  Preufs.  Ak.   d.   Wiss.   1887 

einer    uneinnehmbaren    Feste    machte.      Dai-  p.  1168  erwähnte  A.  ÄToilan'iS,  die  sich  C.I.A. 

dalos    hatte,    nachdem    er    dem    Minos    ent-  2,  571  finden  soll,  existiert  nicht.     [Vgl.  auch 

flohen,    bei    ihm    Aufnahme    und    Schutz    ge-  Töpffer,  Att.  Geneal.  S.  217,  der  Kolainos  mit 

funden,  und  als  Minos  mit  Heeresmacht  kam  Kelainos,  Vater  des  Kaukon,  identificiert.   R.] 

und  die  Auslieferung  desselben  forderte,  wurde  Vgl.  auch  Kolainos.     [Höfer.] 

er  von  Kokalos  oder  seinen  Töchtern  im  Bade  KoLiinos  {Kolaivog),    ein    alter    König    in 

durch  heifses  Wasser  getötet,  Diod.  4,. 76.  78.  Attika,   der  noch   vor  Kekrops   herrschte,  ein 

79.  5,  78.    Herodot  7,   170.     Paus.  1,  21,  6.  7,  50  Abkömmling  des  Hermes,  soll  in  dem  attischen 

4,  5.    Stral).  6,  273.  279.    Kallimach.  u.  Philo-  Demos  Myrrhinus    einen   Tempel   der  Artemis 

steph.  b.  Schol.  II.  2,  145.     Ephor.  u.  Philist.  Kolainis    gegründet    haben,     Paus.    1,   31,   3. 

b.  Theon  Progymn.   p.  16   Seins.     Konon  25.  Schol.  Aristoph.  Av.   873.    Phavorin.   u.   Suid. 

Schol.    Pind.    Nem.    4,   95.      Hyg.    f.    40.    44.  v.  Kolcavig.     Er  führte   eine   attische  Kolonie 

Athen.  1,  lOe.    Ov.  Met.  8,  261.    Steph.  Byz.  v.  nach  der  Stadt  Kolonides  in  Messenien,  Paus. 

KdiuKog.      Welcher,    Gr.    Tr.    1,    431.      Nach  4,34,5.     Vgl.  Kolainis.     [Stoll.] 

Eustath.   1817,    40    soll   auch  Daidalos   durch  Kolakeia    {Kolanaia) ,     die    personificierte 

die  Töchter  des  Kokalos   umgekommen  sein,  Schmeichelei,  das  Gegenteil  der  Philia  {^iXia), 

Preller,  Gr.  Myth.  2,  122.     [Stoll.]  Dia  Chrys.  or.  1  p.  71  JB.     Kebes  pinax  8. 

Kokarkos  (-artos)  s.  Kobis.                             60  [Höfer.] 

Kokkoka  {Ko-h-hcÖkk) ,  Beiname  der  Artemis  Kolaxes    (Kolä^rjg),     König    der    Bisalter, 

im  Haine  Altis  bei  Olympia,  Pausan.  5,5,4  den   Zeus    in    Skythien   mit   einer   Schlangen- 

(vgl.   Loheck,   Path.  scrm.  gr.  prol.  p.  323).  nymphe  zeugte,    Val.  Fl.  6,  48;   vgl.  Herodot 

[Lorentz.]  4,  5.  9.     [Stoll.] 

Kokytos  (KcoKvrög),  bei  Homer  nur  an  einer  Kolcliis    {KolxCg) ,   1)  absolut  =  Medeia, 

Stelle    späteren   Ursprungs    {Od.   10,  513)   als  Eurip.   Med.    133.     Lykophr.   887    und    Tzetz. 

Flufs   der    Unterwelt  erwähnt,    der,    ein  Aus-  z.  d.  St.  Anth.  9,346.  Anth.  Planud.  137.  188. 

flufs  der  Styx,  zugleich  mit  Pyriphlegethon  in  141;    vgl.   Simonides    im   schol.   Eur.  Med.   20 


1269 


Kolchos 


Kolias 


1270 


=  Bcrgh  3*  p.  411.  Hör.  epod.  16,  58.  luv. 
(5,  G43.  Frop.  2,  1,  54.  3,  14,  11.  32,  8. 
4,  10,  9  (Müller),  Mart.  epigr.  5,  53,  1.  10, 
35,  5;  vgl.  10,  4,  2.  Stat.silv.  2,  1,  141.  Äuson. 
epigr.  22  p.  429  ed.  Peiper;  vgl.  Schol.  Theoer. 
2,  16.  Slamon  bei  Clnn.  Alex.  Strom.  1,  76. 
—  [2)  Auf  einer  Silbermünze  des  von  Pom- 
pejus  eingesetzten  Dynasten  Aristarclios  von 
Kolcbis  erscheint  nach  Fox,  Engravings  of 
rare  greek  coins  2  p.  l  nr.  1  „Female  seated, 
loith  a  high  conical  cap,  her  right  hnnd  resting 
on  a  cltib,  in  her  left  the  tympamim"  oder 
nach  B.  de  Koehne,  Numisju.  Chron.  1877  p.  2 
„Ä  woman  seated  on  a  high-bacJud  throne 
turned  to  the  right,  on  her  head  the  Fhrygian 
cap.  Her  right  hand  reposes  on  an  object,  ivi- 
perfectly  defincd  (may  he  an  aar  or  a  rudder), 
tühile  her  left  hand  sustains  a  vase  which  is 
placed  on  her  knees."  —  Prolrsch- Osten ,  Arch. 
Ztg.  7  (1849)  Sp.  28  nr.  1  hält  diese  Gestalt 
ganz  unwahrscheinlich  für  den  Flufs  Phasis; 
Cavedoni,  Bull.  arch.  napol.  u.  s.  7  1858  p.  28  für 
Medeia;  v.  Sallet,  Ztschr.  f.  Nim.  3  1876 
p.  60;  vgl.  5  1878  p.  226  f.  frageweise  für  Ky- 
bele;  de  Koehne  a.  a.  0.  p.  9  und  Bescr.  du 
nmsr'e  de  feu  le  prince  Basile  Kotschoubey 
Vol.  1  p.  430  für  die  Personifikation  von  Kol- 
chis.     Drexler.]     [Höfer.] 

Kolchos  (XoA;j;oc),  Sohn  des  Phasis,  nach 
welchem  die  Kolchier  benannt  waren,  Mnaseas 
Patr.  b.  Schol.  Theolr.  13,  75.     [Stoll.] 

Koliades  {Koüiüö^is),  1)  =  Aphrodite  Ko- 
lias und  die  mit  ihr  zusammen  verehrten 
Genetyllides;  s.  Kolias.  —  2)  Kmhädsg  vv(.icpcii, 
vielleicht  die  Nymphen  des  Vorgebirges  Ko- 
lias in  Attika  (vgl.  Aristaenet.  epist.  3  vri  rag 
y.coXiädag  vv^(pag,  oder  sollte  hier  etwa  -noi- 
Xädag  zu  lesen  sein?  Vgl.  Hesych.  s.  v.  xot- 
läSsg-  Ttedta.  Xißädeg).     [Röscher.] 

Kolias  (KcoXidg),  eine  Göttin,  die  auf  dem 
gleichnamigen  Vorgebirge  (ä'^po:  Kioliäg,  Patis. 
1,  1,  5),  südlich  von  Phaleron,  in  iinmittelbarer 
Nähe  von  Halimus  und  dem  südlichsten  Teile 
des  Hymettos  (vgl.  über  die  Lage  Bursian, 
Geogr.  v.  Griechenl.  1  S.  361.  Gurtias-Kaupert, 
Karten  v.  Attika  Heft  2  S.  2f)  in  einem  be- 
sonderen, mit  einem  ayaXfia  {Paus.  1,  1,  5) 
geschmückten  Tempel  {vaog,  Schol.  Arist.  nub. 
52;  i8q6v  ,  Schol.  Aristoph.  Lys.  2),  der  nach 
Schal.  Arist.  nub.  a.  a.  0.,  wenn  die  Lesart 
richtig  ist,  ebenfalls  KcoXtäg  hiefs,  wie  es 
scheint,  ausschliefslich  von  Frauen  als  Vor- 
steherin der  Hochzeiten  und  Geburten  (s. 
unten!)  hoch  verehrt  wurde.  Der  Name  Ka- 
A.täs  wurde  von  den  Alten  verschieden  erklärt: 
entweder  aus  der  Ähnlichkeit  des  Vorgebirges 
mit  einem  KmXov  uv&qcÖtcov  {Eustath.  z.  Dion. 
Perieg.  591  u.  z.  II.  p.  324,  4.  Schol.  z.  Op- 
pian.  Hai.  1,  239;  vgl.  auch  Tsctz.  z.  Lyk. 
867  und  Hesych.  s.  v.  yiäXa'  noSsg,  aniXr]  h.t  X.) 
oder  aus  einer  Legende,  nach  der  ein  Habicht 
(Rabe)  dem  opfernden  Ion  eine  xoji^  entführt  und 
nach  dem  Vorgebirge  Kolias  getragen  haben 
sollte  (Schol.  Arist.  nub.  52  Suid.  u.  Et.  31. 
s.  V.  KcoXiäg;  Eustath.  z.  Dion.  Perieg.  591), 
oder  endlich  mittelst  folgender  von  Schol.  z. 
Aristoph.  nub.  52.  Suid.  u.  Et.  31.  s.  v.  Koa- 
Xiäg  (vgl.  auch  Tzetz.  z.  Lyk.  867,  wo  zvqccv- 


vov  offenbar  ein  Verderbnis  aus  TvQgrjvov  ist) 
überlieferter  aitiologischer  Gründungssage :  va- 
og SOTL  rrjg  'AcfQodi'rrjg  ovxco  ^aXov^svog  ano 
tov  avfißi'ßriy.OTog  zriv  TtQOGrjyoQLCcv  Xaßcov  va- 
Kvi'ag  yäg  rt?  'AzziKog  a?.ovg  vno  Tvqqtiv äv 
Kai  dsojicozTjg  SovXfvcov  Ttaqavza  £Qao&£iar]g 
avzov  zrjg  &vyazQ6g  zov  f'xovzog  yial  ano- 
Xvoäarig  riXQ^Bv  fig  trjv  OL-Kiiav  ovzcog  sXsv- 
&8Qa)d'Sig,    ■nal  bvxuqigztiqiov  rij  'Aq^godizr]  zrjg 


10  aaizriQiag  sni  zrjg  aKzrjg,  acp 


rjg 


rjQTtayr},  vaov 


30 


idQVGazo,  KmXiäda  S\  TtgoGrjyÖQSvas  zov  zönov 
aito  räv  hco^cov,  a.  sv  zoi^g  SBG(ioi^g  -nazs- 
TtovBLzo.  —  Bei  Aristophancs ,  dem  ältesten 
Zeugen  für  den  Kult,  und  bei  Dionysios  Perieg. 
V.  592  heilst  die  Göttin  einfach  KaXidg  (vgl. 
Arist.  nub.  52  Sandvi^g,  Xarpvyuov,  KcoXiaciog, 
FsvszvXXiSog  [seil,  ojouff«].  Lysistr.  1  dXX'  ft 
TIS  fi's  Bay-xstov  avzdg  bkÜIscbv],  t]  g  Ravog, 
JJVt   KcoXidd',    v'?   rsvszvXXiSog),    doch    er- 

20  fahren  wir  aus  zahlreichen  anderweitigen  Zeug- 
nissen, dafs  es  sich  in  diesem  Falle  um  eine 
Aphrodite  handelt,  oder  dafs  man  die  K. 
wenigstens  später  mit  dieser  identificierte 
(Schol.  z.  Arist.  nub.  52,  z.  Lysistr.  2.  Strab. 
398.  Eustath.  z.  Dion.  Per.  591.  Hesych.  Har- 
liokrat.  Suid.  Et.  31.  Phot.  s.  v.  KaXtäg.  C.  I. 
Att.  3,  339  'J(p9[o5]t'i;[7js]  KcoXiä8[og'].  Steph. 
Byz.  s.  V.  KaXiäg.  Schol.  z.  Lucian.  amor.  42, 
Paus.l,  1,  5).  Für  die  Beurteilung  des  Wesens 
dieser  Aphrodite  ist  besonders  ihre  stehende 
Verbindung  mit  der  Genetyllis  wichtig  (vgl. 
Aristoph.  nub.  52.  Lysistr.  2),  d.  h.  einer  den 
Eileithyien  oder  den  phokäischen  FswaCÖBg 
(Paus.  1,  1,  5)  entsprechenden  Entbindungs- 
göttin (vgl.  Schol.  Arist.  nub.  52  oi  (ibv  zäv 
Tisgi  zrjv  'AcpQOÖLzrjv  d^iovGi  d'Bäv  [iiav  uvai 
8id  z6  ysvsGScog  avzrjv  sivai  toig  av&gcoTtoLg 
alzCav  TtQol'Gzaaivrjv  zäv  ydficov  yial  zäv  inl 
xoiq  yd (10 ig  uvGzr]Qt(av.  Schol.  Arist.  Lysistr. 

40  2),  die  nach  Hesychius  (s.  v.  FsvBzvXXig)  auch 
der  Hekate  ähnlich  war  und  wie  diese  mit 
Hundeopfern  verehrt  wurde  (ioiKvi^a  zfj'Eiid- 
zTj.  ÖLO  x«t  zavzrj  Kvvag  ngoBzid'SGav.  bgzi 
Ss  '^sviKrj  &s6c:.  xat  EOQvrj  zäv  ywaitiäv). 
Wenn  hie  und  da  (vgl.  Aristoph.  Thesm.  130 
CO  Ttözviai  FsvfzvXXidsg  und  Schol.  z.  d.  St.: 
zivag  Ss  nsgi  zr]v  "Jozs fiiv  q)a6iv  avzag  zäv 
zoKBzäv  iqjOQOvg.  Alkiphr.  epist.  3,  11  -nuivovg 
STtsiadyaiv  d'iovg  —  KmXidSag  ?j  FavazvXXidag. 
Lucian.  amor.  42  KcoXiddag  kkI  FsvszvXXiSag. 
Paus.  1,1,5  KalidSog  ds  iaziv  hzavQ-a 
'AcpQoSizrig  äyaXfia  v.ai  FsvfzvXXidsg  ovofiato- 
ßavai  Q'aaL.  So-nä  ös  -aal  ^coy.aievGL  zaig  sv 
'icovLu  Q'sdg  dg  naXavOi  FsvvatSag  sivat  ratg 
tnl  KaXidSi  zag  avzdg.  Hesych.  s.  v.  ysvs- 
zvXXCSag-  Saifiovag)  von  mehreren  Genetylli- 
Koliades  die  Rede  ist,  so  fragt  es 
in  diesem  Falle  nach  Analogie  der 
pluralisch  auftretenden  Eileithyien 
und  Gennaides  mehrere  Begleiterinnen  der 
Aphrodite  Kolias  zu  verstehen  sind  oder  ob 
die  letztere  selbst  mitgemeint  ist.  Mir  ist  das 
letztere  wahrscheinlich,  und  zwar  nicht  blofs 
wegen  des  neben  FsvszvXXLÖsg  vorkommenden 
Ausdrucks  KaXtdSsg,  worunter  offenbar  die 
ganze  Gruppe  der  in  dem  Tempel  auf  Ko- 
lias verehrten  Göttinnen  zu  verstehen  ist, 
sondern  auch  wegen  des  ausdrücklichen  Zeug- 


50 


des  oder 
sich ,  ob 
ebenfalls 


60 


1271  Kolias  Kolias  1272 

nisses  des  Schol.  zu  Ärist.  nub.  52  r^vsTvlllQ  ist  aber  genau  dieselbe  aitiologische  Grün- 
17  TJÜs  yfVftTftoff  f'(poQog  'AcpgoSLtrj;  vgl.  auch  dungssage,  die  auch  von  dem  Tempel  der 
Schol.  z.  Litcian.  amor.  42  [^Kcaliädus  v-ccl  Kolias  berichtet  wird ,  so  dafs  wir ,  wenn 
rivBtvXXLÖcig]  int&sra  tavrcc  'JcpQoditrjg.  Fer-  Tzetzes  sich  nicht  geirrt  hat,  die  kyprische 
ner  ist  von  grofser  Bedeutung  für  das  Ver-  Kcalmrig  unbedenklich  mit  der  attischen  Ko- 
ständnis  der  Kolias  und  der  Genetyllis  die  lias  identificieren  dürfen,  eine  Annahme,  die 
Verbindung,  in  welcher  der  Kult  dieser  Göt-  auch  durch  die  von  Herodot  (7,  91;  vgl.  Solon 
tinnen  mit  der  in  dem  unmittelbar  benach-  fr.  IQB.  b.  Plut.  vit.  Sol.  26)  bezeugten  atti- 
barten  Demetertempel  abgehaltenen  Thesmo-  sehen  Kolonisten  auf  Kypros  gerechtfertigt 
phorienfeier  zu  Halimus  stand  (vgl.  Hesych.  10  wird.  Endlich  scheint  noch  hierher  zu  ge- 
8.  V.  Äcoliäg  ....  tun  Ös  iial  z/Tjju-rjTpog  lsqov  hören  die  Aphrodite  Kalias  ( A^POJITHI 
ccvtöQi,  TiolvGTvXov;  Bursian,  Geogr.  1,361,2  KAAIJdl)  einer  Inschrift,  welche  Gonze  auf 
und  s.  auch  den  Artikel  KaUigeneia).  Vgl.  Samothrake  gefunden  und  in  seinen  Beisen 
über  die  Mysterienfeier  zu  Halimus  aufser  an-  auf  d.  Inseln  des  thrak.  Meeres  S.  69  Taf.  16, 
liken  Zeugnissen  wie  Plutarch.  v.  Solonis  8.  10  veröflentlicht  hat.  Denn  da  a  und  a  öfters 
Polyaen.  20,  2  und  dem  Orakel  b.  Hcrod.  8,  im  Austausch  mit  einander  stehen  (vgl.  z.  B. 
96.  Strab.  391.  Änihol.  Pal.  9,509.  Eustath.  Käfiog  —  Km^og,  &ä7iog  —  d-(oyiog,viaX6ßa&QOV  — 
z.  Dion.  Per.  591  (wo  unter  den  KaXiädeg  yica?. oßa&Qov;  mehr  h.  Gust.  Meyer,  Gr.  Gr.  §  iQ), 
yvvcciKsg  höchst  wahrscheinlich  die  Thesmo-  so  könnte  die  samothrakische  Kalias  in  der 
phoriazusen  gemeint  sind),  auch  Prellcr,  Z)e- 20  That  mit  der  attischen  Kolias  identisch  sein.  Für 
meter  und  Persejihone  S.  340  Anm.  20  —  23.  diese  Gleichsetzung  sprechen  auch,  wie  nament- 
K.  Fr.  Hermann,  Gottcsd.  Alt.  %  56,  15.  lieh  Crusius,  Progr.  der  Leipziger  Tlwmasschulc 
A.  Mommsen,  Heortol.  298.  Was  das  Priester-  1886  S.  16ff.  dargelegt  hat,  bestimmte  histo- 
tum  der  Kolias  betrifft,  so  vermutet  Töpffcr,  rische  Gründe,  insofern  nicht  nur  am  Hymettos 
Att.  Genealogie  S.  301,  dafs  das  von  Hesychiiis  (wo  nach  einem  Zeugnisse  des  Kratinos  fr.  102 
erwähnte  Geschlecht  der  KaXisig  {yivog  L&a-  p.  64  Ä".  eine  Aphrodite  ^«Xia  *)  (KaXXia)  \er- 
yBvmv,  oTtEQ  [rjv]  s%  KaXiaöog)  das  erbliche  ehrt  wurde;  s.  Crwsms a.a.O.  S.  17,  1),  also  nicht 
Geutilpriestertum  der  Aphrodite  verwaltet  weit  von  Kolias,  sondern  auch  in  Samothrake 
habe,  deren  Priesterin  wir  durch  ihren  Ehren-  der  Stamm  der  tyrsenischen  Pelasger  an- 
sitz  im  Dionysostbeater  kennen  (C  I.  J..  3,  339  30  sässig  gewesen  ist,  zu  dessen  ältestem  Reli- 
'AcpQlodyTlrjgl  KaXiädlog]).  Vielleicht  war  gionsbesitz,  abgesehen  von  den  Kabiren  und 
der  Kult  der  Kolias  auch  weiter  verbreitet.  Hermes,  auch  Demeter  xmd  Aphrodite, 
So  ist  bei  dem  Heiligtum  der  Artemis  Aphaia  also  gerade  die  auf  Kolias  verehrten  Gott- 
auf der  dem  Vorgebirge  Kolias  gegenüber-  heiten,  gehörten.  Da  nun  in  der  oben  be- 
liegenden Insel  Aigin a  folgende  archaische  richteten  Gründungslegende  von  Kolias  die 
Inschrift  gefunden  worden  {Roehl ,  Inscr.  Gr.  Liebe  einer  tyrsenischen  Jungfrau  zn  einem 
antiq.  352):  \tä  &8ä  zä  iv']  KaXiäSaig  "AßXi-  attischen  Jüngling  eine  so  charakteristische 
ojv  iTcotrjGs  'AXzLßov,  und  bei  der  geringen  Rolle  sj^ielt  und  Hesychius  (s.  ob.)  die  Tsvs- 
Entfernung  der  Insel  vom  Vorgebirge  Kolias  xvXXig  ausdrücklich  als  ^sviKrj  &s6g  bezeich- 
wäre  in  der  That  eine  Identität  der  &£ä  sv  40  net,  so  werden  wir  in  der  That  kaum  umhin 
KcoXiddocig  (wo  KmXiäSai  =  KcöXioi  oder  Kco-  können,  Crusius'  H3'pothese  von  der  tyrseni- 
Xtstg  und  der  Name  der  Bewohner  wie  oft  sehen  Herkunft  der  Kolias  für  wohl  begründet 
statt  des  Ortsnamens  gesetzt  sein  könnte)  sehr  zu  halten.  Ist  aber  diese  Annahme  gerecht- 
wohl  möglich.  —  Ferner  scheinen  die  Worte  fertigt,  so  bleibt  es  natürlich  zweifelhaft,  ob 
Strabons  32S  nsQi  8i  'Ar  dcpXvar  6v  80X1  '^al  t6  der  Name  Kolias  griechischen  oder  barba- 
Ilavsioviialzo  zrig KcüXiüSog'AcpQoSLtrjgieQÖviixX.  rischen  Ursprungs  ist. 

dafür  zu  sprechen,  dafs  auch  bei  Anaphlystos  ein  Litteratur:    De  Witte,  Nouvelles  annales 

Koliasheiligtum  sich  befand,  doch  ist  in  diesem  de  V Institut  1  p.  75 ff.  [vgl.  das  daselbst  pl.  A  1 

Falle  auch  recht  wohl  ein  Irrtum  des  Strabon  (p.  82,  3)  mitgeteilte,  mit  Modius,  Bogen  und 
möglich,  zumal  da  er,  wie  die  folgenden  Worte  50  drei  Figürchen  (Genetyllides?)    auf  der  Hand 

lehren,   mindestens  den  Fehler  begangen  hat,  versehene    Bild    der    Kolias).      [Der    Deutung 

das  fragliche  Koliasheiligtum  bei  Anaphlystos  de   Mitte's    stimmt    zu    aufser    Gerhard    auch 

mit  dem   viel  weiter   nördlich    gelegenen    bei  Beule,   Les  tnonnaies  d'Athenes  p.  364  —  .'^68. 

Halimus,   das   in  der  Geschichte  der  Salamis-  Sie  ist  indessen  irrig.     Es  ist  Apollon  Delios 

Schlacht    eine  Rolle    spielte,    zu    verwechseln  mit     den     Chariten;     vgl.     C.    Combe ,    Mus. 

(vgl.  Bursian,  Geogr.  1,  357,  2).     Ferner  wird  Hunter  Tab.  11,  14.   Sestini,  Descr.  cVcäc.  med. 

die  von  I.ykophron  (v.  867)  erwähnte  Koiläxig,  dal  Musco  del  Prine.  di  Danimarca  p.  17  nr.  3. 

d   h.  nach  der  Erklärung  der  Schollen  Aphro-  Mi.  2,  127,  167.   S.  3,  559, 167;  Baoul-Bocliette, 

dite,  von  Tzetzes  z.  d.  St.  folgendermafsen  er-  Lettre    ä    Schorn.      Paris    1845    p.    198  —  203. 
klärt:    7]    'AcpQoSCxri   v.cä    zißäxai,    iv   Kvngcp.  60  Cavedoni,   Osservazioni  sopra  le  ant.   man.  di 

ÄaXwTig   Ss    iv.Xridri,   ozi   zig  vsaviccg  vno  Xrj-  Atene.     Modena   1836  p.  17  nr.  34  und  Niiovi 

CTÖJv  rj  V7tb  zvQÜvvov  [TvQQTjväv'}  s.  ob.]  Kccza-  stucli  intorno  alle  mon.  ant.  di  Atene.   Modena 

axEO^Eig  £H  xäv  ■ncoXcov  ....  iSi&rj.    rj  öl  &v-  1859  p.  36.  37.    Wieseler,  Der  Apullon  Stroga- 

ycctrjQ  7]  xoi)  (XQXLXrjaxov  ?j  zov  TVQcivvov  [Tvq-  -»off  und  der  Apollon  vom  Belvedere  p.  79 — 90. 

grjvov?!    igccG&si^aa    avxov    v.al    aiysLau    xovzco  *x  ir  ,    i,-       -^        ,,   j.       ^     ^   -u    .^^     ^  ^■ 

}     I.      ■'  ,    f         ',-,     c>x    '  .  vs  /  /•      >        Tr   '  )     »gl-   aiermit   auch    die    als   Aphrodite -Kalias   ge- 

ansXvGBV    avxov.      O    8t    AcpQOÖLZrjg    ugov    Kat-  j^^^ete    Kah/.    der    zu    Hiera    auf    LesboB    gefundenen 

Icoxidog    idgvaaxo^   8Lg^  tviagiaxiav    avxrjg,     ozl  Bresosinachrift :    Tümpel,  Philol.   N.  F.  3   1890  S.  735;  4 

8ad£(i£vov  ovxci  ty.  xäv  -nailcov  iqQvaazo.     Das  i89l  S.  567  Anm.  6. 


1273                    Koliorgon  Kolpoi                      1274 

Furttcängkr ,    Areh.  Ztg.    1882    Sp.   331  —  32.  Kolonos  (ÄoXmvo's) ,   1)  der  Heros  Eponymos 

Imlioof  and  Gardner,  Numism.  Commentary  on  des    gleichnamigen    Demos    und    Hügels    bei 

l-ausanias  p.  144  PL  CC,  11—14.   Head,  H.  N.  Athen,  Sojjh.  0.  C.  59.    C.  Fr.  Hermann,  De 

p.  321   und    Cat.   of  greek  coins  [in  the  Brit.  sacris  Coloni  etc.    Marb.  1837-  —  2)  Ein  tana- 

Mus.J  Attica  p.  72 — 73  nr.  496  —  498,  PI.  11,  8.  gräischer  Heros,  Vater  der  Ochna,  des  p]che- 

/.   de  Witte,    Tijpes  de   medailles  grecques   —  mo?,  Leon  und  Bukolos,  Plut.  Quaest.  gr.  40; 

Venus  Colias.    Bcvue  mim.  1838  p.  166.   Beule.,  s.  Eunostos.     [Stoll  ] 

Les  monnaies  d'Athencs  p.  365 — 368.   Stephani,  Kolontas  {Kolövrag),   ein  Argiver,    der  die 

Compte-rendu    p.  l'a.    1873  p.    10 — 16;    187.5  nach    Argos    gekommene    Demeter    ungeehrt 

p,  63;    1876  p.   204;    1880    p.   116.    117.     M.  lo  von  sich  wies  und  deshalb  mit  seinem  Hause 

Usener,  KaUone.  Bhcin.   Mus.   N.   F.  20,  1868  verbi-annte,  Paus.  2,  35,  3;   s.  Chthonia  nr.  1. 

p.  359.   Drexler.j.    Engel,  Kypros  2,  328 f.  482.  [Stoll.] 

Gerhard ,  Gr.  Mythol.    §363,2^.     C.   Lugelil,  Kolophonia,  1)  Tochter  des  Erechtheus,  !??/</. 

De  Venere  Coliade  GenetylUde,  Petersburg  1858.  f.  238,  hier  ist  indes   zu   schreiben  Chthonia. 

Welcher,    Götterl.   2,   714.  3,  206f.     Stephani,  — [2) 'l4p^fu^g  Ä'oAoqpcort'o;,  Legende  einer  Münze 

G.  B.  p.  l'a.  1875  S.  74  A.  3.     Preller  -  Bobert,  des  Domitian  von   Kolophon  EcTchel,   d.  n.  2, 

Gr.  M.  1,  349.  377,  4.    Crusius  a.  a.  0.  512;  dieser  Beiname  der  Artemis  ist  aus  ihrer 

[Eoscher.]  Kultusgemeinschaft    mit    Apollon,    der    Kolo- 

KoHorgon    {Koliogycov),    Beiname    der   Ar-  phonios  (s.  d.  u.  Art.  Klarios)heifst,  zu  erklären; 

temis  und  des  Apollon  auf  einer  Inschrift  aus  20  ebenso  findet  sich  auf  Kaisermünzen  von  Kolo- 

Stratonikeia '^oTf fit^i  iial'A7t6l.Xa)vi  KolioQyav,  phon  die  Legende  "Aqt^iiis   Klccgia;  Eckhel  a. 

Corr.  hell.  12  (1888),  266    nr.  50.    Deschamps-  a.  0.     Head,  Mst.  num.  494.     Höfer.]    [Stoll] 

Cousin  a.  a.  0.   erblicken  in   Koliorgon  nicht  Kolophouios,  Uaiav  KoXorpävis  ^otßB  wird 

einen  Genetiv,   sondern  ein  indeklinables,   lo-  Apollon    angerufen    im    2.    Berliner    Zauber- 

kales   Epitheton;    vgl.    das  Ethnikon    Koliog-  papyrus  vs.  132;    ebenda  vs.  82^  als   sv  Kolo- 

yfvs,   Corr.  hell.  15  (1891)   p.  208  nr.  148.  qpco[j']t    vaicov;    vgl.    vs.   139   Kläqis   "Anollov. 

[Höfer.]  In  einer  sehr  lückenhaften  Inschrift  von  Sliven, 

Kollos    {Köllog) ,    wahrscheinlich    Ahnherr  ergänzt  y.JJarieZ  Z.  6 — 1 :  -Aazu  xQri\i,iiovq  tov[^s 

des  attischen  Geschlechtes  der  KolliSai  {Hes.).  . .  .'AnölXjcovog  Kolocpco[viov,  A.  E.  M.  10,  1886 

Vgl.  Tüpffer,  Att.  Geneal.  310.     [Röscher,]  30  p.  147  f.    Anm.  13.     Über  KolocpcovCa  als  Bei- 

KoHytos  s.  Kolyttos.  wort  der  Artemis  s.  ob.  u.  s.  \.Klaria.    [Theo- 

Koloeue  [KoXorjvi]),  Beiname  der  Artemis  doret.  Graec.  affect.  cur.  10  p.  964  ed.  Schulz, 
von  dem  früher  Gygaia  (s.  oben  s.  v.  Gygaie),  vgl.  i?.  950.  Vgl.  Klarios.  Höfer.]  [Drexler.] 
später  Köloe  genannten,  40  Stadien  von  Sardeis  Kolossaeiis  {Koloaaaivgl) .,  vielleicht  Bei- 
entfernten See,  wo  ein  hochheiliger  Tempel  name  des  Zeus  auf  einer  Inschrift  aus  Kö- 
der Göttin    stand,    Strabon   p.  626.     Die    von  lossai,  Bull,  de  corr.  hell.  11  (1887),  354;   er- 

Strabon  mitgeteilte  Notiz,  dafs  an  den  Festen       halten  ist  nur  tov  Jiog  Ko geia; 

der  Göttin  die  ■Käla&oi  tanzten,  verteidigt  letzteres  Wort  hat  schon  Clerc  a.  a.  0.  zu 
GrosA'Mrrf  in  seiner  Übersetzung  2  p.  624  Anm. 6:  isgsia  ergänzt;  zur  Vervollständigung  des 
,,Es  sind  die  von  Jungfrauen  (-navricpoQoi)  bei  40  Beinamens  des  Zeus  schlage  ich,  da  die  In- 
feierlichen Aufzügen  auf  dem  Kopfe  getrage-  schrift  aus  Kolossai  stammt,  das  durch 
nen  Opfer-  oder  Fruchtkörbe  (vgl.  Kallim.  h.  Suidas  bezeugte  Koloacasvg  vor;  man  könnte 
in  Ccr.  1),  welche,  um  dem  Gaukelei  liebenden  allerdings  auch  au  KoXoao'qvög  {Strabo  12,  578. 
Aberglauben  Spiel  und  Nahrung  zu  geben,  an  C.  I.  G.  3,  4380  k  add.  p.  1168.  Waddington, 
diesem  Feste  der  Artemis  von  den  abgerich-  Inscr.  d'Asie  min.  1220.  Ecl'hel,  d.  n.  3,  147 f.) 
teten  Mädchen  leicht  in  eine  tanzähnliche  Be-  denken.  [Höfer.] 
wegung  gesetzt  werden  konnten,  welche  dann  Kolotis  {Kalcöng),  s.  Kolias. 
der  Göttin  zugeschrieben  wurde."  Ohne  hin-  Kolpias  {KolTtCag\  phoinikischer  Windgolt, 
reichenden  Grund  sieht  Cavedoni,  Spicil.  num.  Gemahl  der  Baau  (s.  d.)  oder  Baaut,  Vater 
p.  223  in  der  mit  Köcher  und  Bogen  versehe-  50  des  Aion  (s.  d.)  und  Protogonos,  Philo  Bybl. 
nen  Büste  der  Artemis  auf  Münzen  von  Sardeis  bei  Euseb.  praep.  cv.  1,  10,  7.  [S.  besonders 
{Echhel,  Cat.  ]\[us.  Caes.  Vindob.  1  T[>.  193  nv.  l;  Baudissin,  Studien  z.  semit.  Beligiqnsgesch. 
Sestini,  BIus.  Hed.  2  p.  316  nr.  1)  die  der  Ar-  1  p.  13,  der  den  Namen  KolnCa  in  Überein- 
temis  Koloene.  Derselbe  will  in  der  „Femme  Stimmung  mit  Böth,  Gesch.  uns.  abendl.  Philos. 
assise,  tenant  dans  la  m.  dr.  une  couronne  et  1  p.  251.  Delitzsch,  Genesis  4.  Aufl.  p.  69. 
dans  la  g.  un  roseau,  le  coude  g.  appuye  sur  Schröder,  Die  plioen.  Sprache  p.  86  u.  Bunsen, 
des  rochers"  einer  Münze  der  lulia  Maesa  von  BibelwerJc  5  p.  299  aus  n^E  p'lp  „lautbarer 
Sardeis  (3Ii.  4,  135,  770)  den  Genius  des  Sees  Hauch"  erklärt.  Drexler.]  [Vgl.  auch  Gruppe, 
KoXöt]  erkennen.  [Drexler.]  Griech.  Culte  u.  Mythen  1,  355.  Röscher.] 
g-Kolonatas  {Kolcavärag),  Beiname  des  Dio-  go  [Höfer.] 
nysos  von  dem  Ort  Kolona  in  Lakedaimon;  Kolpoi,  KOATTOI,  die  Personifikationen  der 
sein  Tempel  befand  sich  gegenüber  dem  Altar  Thäler  sind  dargestellt  auf  Münzen  des  Maxi- 
der  Dioskuren  ccupovltoi;  neben  dem  Tempel  mus  von  Magnesia  ad  Maeaudrum  als  drei 
lag  das  Ts^svog  eines  Heros,  der  dem  Diony-  Nymphen  mit  Wasserurnen,  die  eine  stehend, 
SOS  den  Weg  nach  Sparta  gezeigt  haben  sollte;  die  beiden  anderen  gelagert,  3Ii  S.  6,  250,  1102; 
ihm  und  dem  Gott  opferten  Jungfrauen,  die  3Ius.  TheupoU  p.  1039,  Read,  H.  N.  p.  502. 
Dionysiades  und  Leukippides,  Paus.  3,  13,  5.  Auf  einem  Exemplar  des  Philippus  sen.  bei 
Wide,  Lakon.  Kulte  160.  296.     [Höfer]  Leake,  Num.  Hell.  As.  Gr.  p.  79,  der  die  Münze 


1275                     Kolymbas  Kombe  (von  Chalkis)            1276 

dem  lydischen  Magnesia  zuweist   und  infolge  Heroine.      Nach  Diodoros  4,  72;    Steph.  Byz. 

dessen    die   Thäler  des   Sipylos    hier  personi-  Xalv-ig;    Eustath.  Homer  p.  279,  7  u.  a.  (vgl. 

ficiert  sieht,  sind  statt  3  vielmehr  4  Nymphen,  Artikel  Chalkis)  ward  sie  sonst  Chalkis  ge- 

davon  2  mit  Wasserurnen,  dargestellt.  [Drexler.]  nannt,     war     also     Heroine     der     euboischen 

Kolymbas   {Kolvii^äq) ,    eine    der   Pieriden,  Stadt  Chalkis:  Rekataios  frg.  105  aus  Steph. 

in  einen  Vogel  verwandelt,    Änt.   Lib.   9;    s.  Byz.  (vgl.  H.  Diels,  Hermes  22  S.  442)  XccXKig 

Pieros.     [Stoll.]  .   .   .    siilrjQ-r}    dh    ccito    Ko^ißrig    rrje  XalKtöog 

Kolyttos  {Kolvrtoe,  auch  KoXlvzog),  Heros  naloviiivrig  (s.  Studniczka,  Athen.  Mut.  2 
Eponymos  des  athenischen  Demos  gleichen  1887  S.  280  f.  und  vgl.  den  vielleicht  auch 
Namens,  Vater  des  Diomos,  des  Heros  Epo- lo  chalkidischen  Künstlernamen  <(Ä)>öj'Pos  auf  der 
nymos  des  benachbarten  Demos  Diomeia,  der  Basis  einer  Hermesstatue:  Athen.  Mitt.  13 
ein  Liebling  des  von  Kolyttos  gastlich  auf-  1888  S.  114f.).  —  Nach  ''euboischen  Schrift- 
genommenen Herakles  wurde,  Steph.  Byz.  v.  stellern'  und  Aristos  von  Salamis  {frg.  5. 
diöfisiK;  Hesych.  Jto^sig.     [Stoll]  Müller,    Script,    rer.    Alex.   Mag.    p.  154    bei 

Komaitho  {Ko^ixl&cö),  1)  Tochter  des  Ptere-  Zenob.  cent.  6,  50)  soll  Kombe  ihren  Namen  XaX- 
laos,  Königs  der  Taphier  oder  Teleboer,  der  yiig  (gleich  Kadmos  und  den  Kureten)  von  der 
von  Amphitryon  bekriegt  ward,  aber  unbe-  Anfertigung  eherner  Waffen  erhalten  haben, 
siegbar  war  durch  ein  goldenes  Haar,  das  er  auch  iiQcorrjv  awoiKrjcaeav  dvögi  t-natov  nai- 
durch  die  Gunst  des  Poseidon  auf  seinem  Sojv  yivia&at-  iirjtsQa.  Sie  war  also  eine 
Haupte  trug.  Komaitho  schnitt  aus  Liebe  zu  20  'erste  Menschenmutter'  in  lokaler  Stammsage. 
Amphitryon  oder  dessen  Bundesgenossen  Ke-  Den  Namen  des  hier  vermifsten  Stammvaters 
phalos  dem  Vater  dieses  Haar  ab  und  tötete  nennt  Nonnos  (13,  135  flf.):  Mit  UmKog  (s.  d.) 
ihn  dadurch,  worauf  Amphitryon  Herr  ward  habe  sie  die  7  KoQvßavzBg'  gezeugt  (=  Schol. 
über  alle  taphischen  Inseln.  Die  Komaitho  Vict.  II.  S291).  Mit  diesen  Sieben,  nämlich 
aber  tötete  er,  Apollod.  2,  4,  7.  Tzetz.  L.  932.  Prymneus,  Mimas,  Akmon,  Damneus,  Okythoos, 
934.  [Eine  Deutung  dieses  Mythus  hat  A.  Idaios,  Melisseus,  sei  die  ftryrijp  tTtratÖKog 
Schultz,  Jahrb.  f.  cl.  Phil.  1881  S.  305ff.  ver-  von  Sokos  aus  Euboia  (Chalkis)  nach  dem 
sucht.  Jedenfalls  ist  damit  zu  vergleichen  die  kretischen  Knosos  vertrieben.  Knosos  aber 
Sage  von  Nisos  und  Skylla  (s,  d.).  Röscher.]  gilt  als  Stadt  der  Kureten,  gleich  Chalkis, 
—  2)  Eine  schöne  jugendliche  Priesterin  30  und  soll  nach  Eusehios  {Chron.  p.  267)  auch 
der  Artemis  Triklaria  zu  Patrai  (Aroa)  in  von  einem  Kureten  gegründet  sein.  Sieben 
Achaia,  welche  sich  mit  einem  Jüngling  Me-  chalkidische  Kureten  verbergen  sich  also 
lanippos,  weil  die  beiderseitigen  Eltern  dem  unter  den  KoQvßccvzsg  des  Nonnos.  Nun 
Bunde  entgegen  waren,  in  dem  Tempel  der  liegt  aber  auf  Kreta  auch  jenes  Polyrrhenia, 
Göttin  vermählte.  Artemis  zürnte  und  schickte  wo  man  mit  %6fißr]  die  Vogelgattung  noQcovr] 
Pest  und  Mifswachs  über  das  Land.  Das  del-  bezeichnete  {Hesych.  Ko^iß)]).  Mithin  wird 
phische  Orakel  gab  als  die  Ursache  des  Un-  auch  die  chalkidische  Kombe  der  Verwand- 
heils das  Vergehen  des  Melanippos  und  der  lung  in  einen  krähenartigen  Vogel  ihren 
Komaitho  an;  auf  seine  Anordnung  wurden  Namen  verdanken  (so  auch  Studniczka  a. 
beide  der  Artemis  geopfert,  und  in  der  Folge  40  a.  0.).  Wirklich  flieht  auch  die  aitolische 
mufsten  jährlich  die  schönste  Jungfrau  und  Combe  bei  Ovid  (s.  u.  nr.  2)  trepidantibus 
der  schönste  Knabe  der  Gemeinde  der  Göttin  alis,  also  in  Vogelgestalt.  Nun  hat  Lobeck 
geopfert  werden.  Dies  Menschenopfer  fand  in  Kvfißrj  das  Stammwort  zu  columba,  xo- 
sein  Ende,  als  von  Eurypylos  das  Bild  und  Xviißig,  -og  erkannt  und  es  so  mit  ■nvfißr], 
der  Dienst  des  Dionysos  Aisymnetes  nach  Kvßr]  Kopf,  Kvßöcc  kopfüber,  -nvfißrjrLäv  ==  v.v- 
Patrai  gebracht  wurde.  Paus.  7,  19,  2 ff.;  s.  ßiaräv  'kopfüber  tauchen'  zusammengebracht 
Schultz  a.  a.  0.  und  die  Art.  Eurypylos  und  Äi-  (vgl.  den  Vogel  v-vfißr}).  So  ist  jene  ■koqcovt] 
symnetes.  —  3)  Tochter  des  Tydeus,  welche  =  7i6ii.ßr]  Hesychs  die  KOQcovrj  sivalir]  'Meer- 
dem  Aigialeus  den  Kyanippos  gebar,  Tryphiod.  krähe',  welche  nach  dem  Schol.  Homer.  «441 
159.  —  4)  s.  Kydnos.  —  [Bohde,  Her  griech.  50  identisch  ist  mit  der  Tauchermöve  Xdgog  und 
Boman  p.  94  Anm.  1.     Drexler.]     [Stoll.]  ai&vLa  und  auch  das  oqveov  laqoBiölg  %sitcpog 

Eomatas  {Koyuxrag).     Nach  einer  unteritali-  mit  umfafst    (ebd.;    vgl.    Tzetz.   Lyk.   76,  837 

sehen  Sage   (von  Thurioi;  s.  Schol.   z.  Theoer.  und  Schol.  Nikandr.  Alexiph.    p.  206    Dübn.). 

7,  78)  opferte  ein  Hirt,  dessen  Herr  in  Thurioi  In  dieser  Gestalt  erscheinen  bei  Homeros  ILer- 

wohnte,  häufig  den  Musen.     Sein  Herr  schlofs  mes   und  Leukothea,   jener  f  50,  253  {Xägog), 

ihn  in  einen  Sarg  von  Cedernholz  ein,  um  zu  diese  a  441  {uiQ-virj);  vgl.  Lesbiaka  111,  Philo- 

sehen,  ob  die  Musen  ihn  retten  würden.     Als  ZogrMsN.  F.  Hl  1890  S.  721f.    Diese  beiden  Gott- 

nach  zwei  Monaten   der  Sarg  geöffnet  wurde,  helfen    sind    eine    völlig    deckende    Parallele 

fand    man   den    K.    lebendig.     Bienen  hatten  zu    Sokos    und    Kombe.      Denn    zunächst    ist 

ihn  mit  Honig  gefüttert.     Theoer.  7,  78 ff.  und  60  der    Name    2:äv.og    T   72    ein    Beiname    des 

Schol.      Vgl.    Boscher,  Nektar   und  Ambrosia  Hermes    und   für    einen    anderen    Gott    über- 

5.  72.     [Röscher.]  haupt  nie  in  Gebrauch  gewesen;   er  begleitet 
Kombe  {Könßr]),  1)  Tochter  des  Asopos  und  ihn,  in  der  Form  Zdanog,  nach  der  Insel  des 

der    Ladontochter     Metope ,      Schwester     der  kabeirischen  Hermes,    Samothrake,    wo  nach 

.  Thebe  und  18  anderer  Schwestern,  sowie  des  ihm    das  Gebirge  Zam^nrj,   -tjs,   ja   die   ganze 

Ismenos    und  Pelagon    {Apollod.   Bibl.   3,    12,  Insel  ^cxco-nig  heilst.    Die  kürzere  Namensform 

6,  5):   also   eine  mit  den  thebaischen  Flüssen  des    Zoca%og-Uw%og    begegnet   in   jenem    üa- 
Ladou     und    Ismenos     verknüpfte     boiotische  cov,    -0?,    der   nicht  blofs  in  Samothrake   die 


1277             Kombe  (von  Chalkis)  Kombe  (von  Pleuron)            1278 

Kabeirenmysterieu    stiftete,    sondern    auch    in  und    diese   Schaumgeborene   ist   abermals    als 

deren   boiotischen  Heimat,    zu  Lebadeia,    des  eine  Doppelgängerin   der   schaumentstiegenen 

Trophonioskultes  erster  Myste  war.    Die  Iden-  Leukotbea  nach  (J.  ilfw/Zers  Vorgang  {Etrusl'er 

tität   beider   von   Thebai   abhängigen   Dienste  1-,  198.    2,  55.    Proll.  371;    vgl.   Preller  1'', 

hat  Crusius  im  Anschlufs  an  0.  Müller  {Orchr  378)  von  Crusius  erwiesen  (a.  a.  0.  S.  22.  23^; 

p.  152 f.)  aus  den  'Epftat  =  KadfiiXoi  und  der  vgl.  auch  Philosteiilian .  in  Schol.  Homer.  H86: 

TcoQcpvQii,  dem  Schleierlinnen  der  homerischen  Asvko&^cc    dia    zov    s%    Trjg    &K}.üaarjg    dcpQÖv, 

Leukothea  {6Q-6vr}),  das  in  beiden  Kulten  eine  und    Nonnos  9,  86).     Wie    die    Tauchermöve 

wichtige  Rolle  spielt,  erschlossen  (BeVim^re  etc.  dazu   kommen  konnte,    zum  Sitz   einer  Meer- 

S.  23',  23^,  26^).     Zäav  könnte   einfach  als  lo  schäum gottlieit  zu  dienen,  zeigt  eine  Schifier- 

Kurzform  mit  Säw^og  identisch  sein  {Preller,  erzählung  bei  Tzetzes  {Lyk.  76;  vgl.  837):  Die 

Gr.  3L/th.    1^,  322'^),    dann  wäre  die  Neben-  ;iapos  -  Art  xEjrqpos  läfst  sich  von  Fischerkindern 

form  Zcoxog  neben  Ucöyiog,  die  freilich  schlecht  mittels    hingeworfener    Flocken    Meerschaums 

■  bezeugt    ist,    aus    der    apostrophierten    Form  ganz  zahm  anlocken.    Von  den  lägoi  erzählen 

eines  Textes  wie  IL  A  450  {^^ai)  hergeleitet.  die   aus  guten   aristotelischen   Quellen   geflos- 

Doch    könnte   I^ä%og   auch    mittels   des    boio-  senen  Ixeiitika    des    s.  g.  Oppianos    (2,  4  der 

tischen    Diminutiv  -  Suffixes    -{i)xog    aus    Sc<og  Paraphrase,  Gramer,  Anecd.  Par.  1,  2   p.  86  f. 

ursprünglich   gebildet    sein    (nach  Apion  und  Ameis,  Poef.  Bucol.  1  p.  115ff.),  sie  seien  ur- 

Lohech  vielmehr  von  Zäoiv.og).  So  oder  so  sprünglich  Heroen  und  Erfinder  der  Q-alaoaCa 
aber     begleitet    Saos  -  Sokos     den    Eabeiren- 20  (Hermes?    Sokos?    Priapos?)  gewesen,    ja  die 

kult    von    Thebai    über    Lebadeia    und    wohl  gröfsere  Art   sei  noch  jetzt  'König'  über  die 

Chalkis  nach  Samothrake.     Thebai  steht  aber  anderen.     Die  Gewohnheit   des  Leichenfrafses 

auch  an  der  Spitze  der  Kombe-Genealogie,  in  erklärt,  wie   sie  Ahnen-   und   Heroen -Seelen- 

die  auch  Pelagon  aufgenommen  ist  (Sp.  1275, 66).  gehäuse  werden  konnten  (vgl.  Fleckeisens  Jahrb. 

Nun  sind  zwar  ohnehin  schon  die  Pelasger  genug-  1887,  Suppl.  16  S.  213);    der  Name  XccQog  ist, 

sam  als  Träger  des  kabeirischen  Hermeskultes  wie    AÜQiaa,    ldQi%og    pelasgisch  {Lesbiaka  3, 

mit  Leukothea    aus   Boiotieu   nach   den  thra-  722  f.). 

kischen  Inseln  bezeugt  und  erwiesen;  aber  es  2)  Kombe  von  Pleuron  in  Aitolien, 
ist  doch  wertvoll,  dafs  der  Name  des  nsXäycov  'Ocpiäg  genannt,  effugit  natorum  vulnera:  Ovid. 
dies  noch  extra  hier  für  Kombe  -  Leukothea  30  ilfei.  7,  382,  wo  sie  zusammen  genannt  wird 
bezeugt.  Er  ist  der  Eponymos  der  n^kayovsg  mit  der  Kyknosmutter  Hyrie  am  gleichnamigen 
=  J7fAa-ff-yoi  (= -yovot)  der  Pela- Geborenen  See.  Lobeck  {Agl.  1,  1135  Note)  und  Urlichs 
aus  der  thessalischen  Stadt  Pela  in  Pelas-  (Eeisen  S.  197^^^)  vermuteten  für  beide  Sagen 
giotis,  wie  Lesbiaka  3,  Philologus  N.  F.  III  Übertragung  aus  dem  bei  Aulis  gelegenen 
i890  S.  714f.  gezeigt  ist.  In  Chalkis  hat  sich  See  Hyria  und  der  euboiischen  Chalkis,  und 
bei  der  östlichen  Übertragung  des  pelasgisch-  zwar  durch  Ovid;  wahrscheinlich  aber  waren 
kabirischen  Kultkomplexes  der  Weg  verzweigt:  beide  Sagen  schon  in  der  hellenistischen  Vor- 
ein Teil  überträgt  die  Namen  Hermes -Sokos  läge  verbunden,  und  ganz  sicher  waren  sie 
und  Leukothea  nach  Samothrake,  der  Pelasger-  schon  weit  früher  mit  vielem  anderen  (Üdys- 
insel;  ein  anderer  den  Pelasgernamen  sowie  40  seus- Sage,  Namen  wie  Chalkis,  Halikarnau.  a.) 
den  der  Kombe  und  ihrer  '  korybantischen '  durch  die  westfahrenden  Chalkidier  nach  Ai- 
Söhne  nach  Kreta,  nämlich  Knosos,  welches  tollen  übertragen.  K.  flieht  trepidantibus  alis, 
bei  Hom.  z  177  gleichfalls  nach  den  düoi  Tis-  also  in  Vogelgestalt.  Die  nati  sind  die  Pleu- 
XaoyoC  genannt  ist,  und  nach  Polyrrhenia,  das  ronischen  Kureten.  Zu  der  Bedrohung  der 
eine  der  90  Pelasgerstädte  gewesen  sein  kann;  Mutter  'Seekrähe'  durch  Verwundung  vgl. 
ein  dritter  den  Namen  der  Kombe  und  ihrer  man  die  Verscheuchung  der  gefräfsigen  See- 
Söhne  nach  Aitolien  {Ovid;  s.  u.  nr.  2).  Auch  vögel  {nlcoCdsg)  des  Phineus  Ciiretum  more 
Samothrake  hatte  seine  '  Korybanten ' ,  die  chjpeorum  et  hastarum  sonitu  in  der  Argonau- 
ebenso  wie  die  knosischen  des  Nonnos  viel-  tik:  Hygin.  f.  20.  Setzt  man  Kombe  =  Leu- 
mehr Kureten  waren.  Dafs  diese  dreiver- 50  kothea  -  Aphrodite ,  so  hat  man  Analogieen 
zweigte  Übertragung  der  Kombe  bezw,  Leuko-  in  der  Aphrodite  Apaturia  zu  Phanagoria,  die 
thea  aus  Chalkis  keine  Täuschung  sein  kann,  durch  Giganten  (ihre  Söhne?)  verfolgt  wird 
geht  daraus  hervor,  dafs  alle  4  Stellen  wich-  {Strabon  11  p.  495)  —  sowie  in  der  aphrodi- 
tige Fundorte  für  die  Kureten- Sage  sind.  Aus  sischen  Halia- Leukothea  zu  Rhodos,  welche 
dieser  vermittelnden  Stellung  von  Chalkis  in  von  ihren  Söhnen,  den  "lyvrjrsg  itgog  tco  oder 
der  Pelasgerwanderung  ergiebt  sich  auch  die  TtQocrjoJoi  äaifiovsg,  vergewaltigt  wird  und  ins 
bis  jetzt  problematische  Herkunft  des  n^laa-  Meer  hinabtaucht,  aus  der  ihre  Beschützerin 
yiKov  {i'Q-vog),  das  Thukydides  (4,  109)  und  Aphrodite  im  gleichen  Mythos  auftaucht ;  P/ii7oZ. 
titrabon  (7  frg.  35)  auf  der  thrakisch  -  chalki-  N.  F.  IV  1891  S.^  43  fl".  Warum  die  aito- 
dischen  Akte  (Athos)  bezeugen:  es  stammt,  co  lische  Kombe  'Ocpiceg  heilst,  ist  unaufgeklärt, 
wie  die  athoische  Stadt  Chalkis  {Eudoxos  bei  Lobeck  dachte  an  eine  rein  poetische  Erklärung 
Steph.  Bys.  s.  v.)  aus  der  euboiischen  Stadt  (a.  a.  0.)  'glänzend  wie  eine  Schlange'.  Welcker 
Chalkis.  —  Nach  einer  anderen  Pelasger-  erklärte  sie  besser  als  'Drachengemahlin' 
kolonie,  der  hellespontischen,  ist  Hermes  zu-  {Tril.  S.  197^'').  Pape- Benseier  (Gr.  Eigen- 
sammen  mit  der  echt  kabeirischen  Aphrodite  namenj  hatten  s.  K6(.ißri  anfänglich  'Ocptdg  als 
übertragen  (als  Eltern  des  Priapos,  eines  'Tochter  des  Ophios'  erklärt,  fassen  aber 
phallischen  Pelasger-Hermes  mit  Verwandlung  später  dasselbe  Wort  s.  'Ocpiäg  als  Ethnikon 
wieder  in  Zagos;  vgl.  Orusius  a.  a.  0.  S.  24  f.),  vom  aitolischen  Volksstamm  der 'OgoiETs  {Stra- 


1279 


Kombe 


Komm  es 


1280 


bon  10  p.  451.  465)  oder  'Ocpiovfts  {Thul-.  3, 
100).  Damit  würde  WeJckers  Auffassung  sich 
vereinigen  lassen,  indem  man  dem  Eponymos 
derOpbieis,  -oneis  als  Autoclithonen  Schlangen- 
gestalt gäbe.  Wirklich  war  ja  auch  bei  den 
(pelasgischen)  Pai-iern  am  Hellespontos,  den 
'Oq)ioy£V8Lg,  der  Stammvater  ocpig  Gatte  einer 
Halle  (-Leukothea):  Strabon  13  p.  588  und 
AiUanos  N.A.  12,  39;  vgl.  Korais  u.  Schneider 
•/..  d.  St.  Auch  an  Ophion,  den  theba'ischen  Be- 
gleiter des  Kadmos  (=  Sparte  Echion?  i:%ic, 
=  oqpte),  könnte  man  bei  dieser  ursprünglich 
boiotisch  -  thebaischen  Sage  denken.  Die  Ent- 
scheidung wird  immer  von  der  Frage  ab- 
hängen, ob  hier  ein  pelasgisch- kabeirischer 
Hermes -Trophonios-Sokos,  oder  ein  thebaisch- 
thrakischer  Ares  zu  gewärtigen  sei;  denn 
beiden  eignet  die  mythische  Schlange.  Im 
letzteren  Falle  würde  eine  rätselhafte  Angabe 
Ovids  ihre  Lösung  finden:  largo  sali  Curetes 
ab  imbri  {Met.  4,  282).  Hinter  dem  imber 
wird  sich  ein  Gatte  der  Kombe  verbergen, 
Namens  'Trjs,  d.  h.  "TJ^rjg.  Das  wäre  ein  Epo- 
nymos der  aitolischen,  aus  Boiotien  eingewan- 
derten "Tfuvzsg  ('TavT^g),  der  Brüder  der 
"AßuvTsg  von  euboiisch  Chalkis  und  boiotisch 
"j^ßce,  sowie  der  boiotisch^n  "Aovsg  ("Jfovsg). 
Alle  drei  Stämme  sind  Träger  des  Aresdienstes 
(vgl.  zuletzt  Fleckeisen  Suppl.  16  1887  S.210f.); 
derareische  Eponymos  ""'T/js  also  wäre  geeignet, 
in  Drachengestalt  mit  Kombe  Öqpia?  die  Kureten 
zu  zeugen ,  wie  sonst  der  mövengestaltige 
Sokos- Hermes.  (Dann  ständen  die  wafFen- 
tanzenden  KoQvßccvteg  als  koqoi  "TJ-avt^g  viel- 
leicht nicht  nur  mit  den"Jßavtig  omOsv  -noiio- 
covTEg,  sondern  sogar  mit  den  Kovgrixss  oni- 
a&EV  -xofimvTsg  [von  kslqco,  yiovQÜ  Arche- 
machos  von  Euboia  frg.  8  bei  Strabon  10  p.  465. 
F.  H.  G.  4,  415  1  in  engerem  thatsächlichen  Zu- 
sammenhang?). —  Pelasger  sind  in  Aitolien 
nicht  direkt  bezeugt  (das  AlxcolCocv  in  der 
Notiz  des  Hieronymos  v.  Kardia  bei  Strabon 
5  p.  443  ist  längst  durch  das  richtige  hella- 
nikische  'iraliav  ersetzt.) 

Der  vogelgestaltigen  Eponyme  Combe-Chalkis 
entspricht  der  Vogel  mit  ausgebreiteten  Flügeln, 
der  auf  den  ältesten  Münzen  von  Chalkis  aus  dem 
5.  Jahrh.  (Anc.  coins  of  Brit.  Mus.,  Central 
Greece  pl.  20,  7  S.  109  nr.  26;  vgl.  Studniczlca, 
Athen.  Mitt.  1  1886  S.  93)  und  auf  den  Schil- 
den chalkidischer  Vasen  als  Wappenzeichen 
erscheint;  er  ist  nach  Studniczlca  vielleicht  ein 
redendes  Wappen  von  Chalkis,  also  eine  iccl%Cg 
(a.  a.  0.  S.  93).  Er  nennt  ihn  adlerähnlich 
und  identificiert  ihn  (wie  Athen.  Milt.  2,  280) 
mit  der  oqvi&l  liyvQrj  .  .  .  y]v  r'  iv  OQScaiv 
XcclKiSa  v.t,v,Xriav.ov6t.  Q'sol,  avÖQsg  ds  ■nvfiivdLv 
bei  Homeros  (S290f.).  Freilich  wird  diese 
von  den  Alten  nicht  als  v,0Qcovr]  erklärt,  son- 
dern bald  als  yXav'g  (so  Suidas  s.  ■j^^uX-nig)  oder 
wegen  des  Namens  v,viJbivdig  (den  Studniczlca 
für  urverwandt  mit  y-o^ßrj  halten  möchte)  als 
schlanker  Gebirgsvogel  {Aristot.  H.  A.  0,  12. 
Plin.  10,  8,  10:  nocturnus  accipiter),  den  Cuvier 
und  Lenz,  Zoologie  zu  Plin.  als  Habichtseule 
erklären,  bald  als  eine  Art  Adler  {Aristoteles 
H.  A.  9,  32.  Suidas  6  «ftog;  vgl.  überhaupt 
Ebeling-Capellt's  Homerlexikon  u.  ;j;o:A5it's  und 


%v(iLv8is).  Eigentümlich  ist  trotzdem,  dafs 
nicht  blofs  die  Kofißr]  von  Polyrrhenia  (= 
Kofißrj  von  XaX-^tg),  sondern  auch  die  nviiLvöig 
=  x^^'^'S  ihren  Namen  vom  '  Eintauchen ' 
erhalten  zu  haben  scheint:  nach  Eoscher, 
G.  Curtius  Stud.  3,  137  von  Kvß-,  htju-  (nach 
den  Homer  -  SchoHen  vom  «fl  xrjv  ■nicpa.Xr^v 
VTco  zovg  y.Xädovg  ■A.Qvntsiv).  [Karl  Tümpel.] 
Kombike  {Ko^ßi^rj) ,    Beiname   der  Artemis 

10  auf  einer  Inschrift  aus  Patara  oder  Myra  in 
Lj'kiep/jQTs^idi.  Koi-ißiKfj ,  Archäol.-ejngr.  Mitt. 
aus  Österr.  7  (1883),  124.  Loewy  a.  a.  0.  leitet 
das  Epitheton  von  der  lykischen  Stadt  Ko^ißa 
{Ptol  5,  3,  5)  ab.^   [Höfer.] 

Kometes  {Kourjti^g),  1)  Thessalier  aus  der 
magnetischen  Stadt  Peirasia,  Vater  des  Ar- 
gonauten Abterion,  Ap.  Rh.  1,  35.  Apollod.  1, 
9,  16.  Paus.  5,  17,  4  S.  nr.  5.  —  2)  Sohn  des  Sthe- 
nelos,    welchem    Diomedes    bei    seiner    Fahrt 

20  nach  Troja  die  Aufsicht  über  sein  Haus  über- 
tragen hatte.  Aber  durch  die  Einwirkung  der 
dem  Diomedes  zürnenden  Aphrodite  wird  er 
treulos  imd  buhlt  mit  der  Gemahlin  des  Dio- 
medes, Aigialeia.  Beide  treiben  den  zurück- 
gekehrten Diomedes  aus  dem  Lande,  Schal. 
II.  5,  412.  Eustath.  zu  ders.  Stelle  und  zu 
Dion.  Per.  483.  Tzetz.  L.  603.  1093.  Serv. 
zu  Aen.  8,  9.  11,  268.  Apollod.  epit.  Vat.  22,  4. 
Wagner,  Cur.  mylhogr.   268 f.  —  3)  Sohn  des 

30  Thestios,  Bruder  des  Prothoos  und  der  Althaia, 
Paus.  8,  45,  4.  [Er  war  von  Skopas  dar- 
gestellt im  Giebelfelde  des  Tempels  der  Athena 
Alea  in  Tegea  als  Teilnehmer  an  der  Kaly- 
donischen  Eberjagd;  Paus.  a.  a.  0.  Brunn, 
Künstler  gesell.  1,  323.  Röscher.]  —  4)  Ältester 
Sohn  des  Tisamenos,  der  nach  Kleinasien  aus- 
wanderte, Paus.  7,  6,  2.  Schal.  Vat.  Eur.  Blies. 
250.  —  5)  Einer  der  Lapithen  (s.  d.),  auf  der 
Hochzeit    des    Peirithoos    getötet,    vielleicht 

40  identisch  mit  nr.  1 ;  Ov.  Met.  12,  284.  [StoU.] 
Eominagene  {Kofifiayrjvrj),  die  Personifikation 
der  Landschaft  Kommageue  ist  dargestellt  an 
dem  Denkmal  von  Nemrud-dagh  bei  Kjaclita 
nördlich  von  Samosata,  welches  Antiochos  von 
Kommagene  errichtet  hat  als  Kultstätte  seiner 
Ahnen  und  der  Gottheiten  Zeus-Oromasdes, 
Apollon  -  Mithras  -  Helios  -  Hermes ,  Artagnes- 
Herakles-Ares  und  der  Landesgöttin  Komma- 
gene,   s.  Puchstein,  Ber.  üb.  e.  Beise  in  Kur- 

.50  distan,  Manatsber.  d.  Kgl.  Pr.  Ah.  d.  W.  zu 
Berlin  1883  [p.  29—64]  p.  50  f.,  Inschrift,  IIa 
Z.  9flf. :  JionsQ  \  mg  ogäg  Ji,6g  rs  SlQOfiäaöov 
Kcci  'AitöX  Xcovog  Mt&gov  'HXiov  'Eq[iov  «ort 
Aqtcc  yvov  ^Hqav.Xiovq  "Agsag  sfifjg  z£  nazQi'dog 
I  Ttavzqöcpov  Konfiayrjvrjg  &eotiqb  nrj  tavzcc 
dyäX^aza  ■na&iSQvaäfiriv  %.z.  X. ;  vgl.  p.  56  u.  61. 
Humannu.  Puchstein,  Beis.  i. Kleinas. u.Nordsyr. 
p.  258.  282.  295.  319  f.  336.  348.  372.  [Drexler.] 
Koinmes  (Kö^^rjg),  rätselhafter  Gott  in  einem 

Go  griechischen  Zauberpapyrus  in  Berlin,  heraus- 
gegeben von  Parthey  in  den  Ahhandl.  d.  Berl. 
Alc.phil.hist.  Kl.  1865  S.  153  Z.  118fl.,  der  (ab- 
gesehen von  dem  ägyptisch-magischen  Kauder- 
welsch) angerufen  wird  als  (liyiezs  &fE  Kö^firjg, 
zri'V  rjuEQav  cpcozi^av  ...  6  vrjmog  dvazEXXav 
.  .  .  oXov  TtöXov  §i[^od^£vcov  ...  6  EUVZCO  GVV- 
yivonEVog  ■nal  Svvafiov^svog  TtQoaav^rjzcc  yiai 
TtoXvq)(oziGza    .  . .    vädzcov    (pEQiazE  ^el   Köfiiir} 


1281         Komnaros  Kömos          1282 

Köfii-iri  ...  6  (.ityLOTog  xal  l<5%vqo?  ^iög  ...   Im  Gesang  und  Tanz  verbundene  und  in  schwär- 

Foigenden  scheint  er  mit  dem  IIccLav  KoXocpco-  mende    Umzüge    übergehende    Festgelage    re- 

viog  ^oißog,  dem 'Anöllcov  KlÜQio?,  identi&ciert  präsentierend,    besonders   auf  Vasengemälden 

zu    werden,    sodafs    er    im   wesentlichen    ein  dargestellt.     Auf  einem  Vasenbild  der  Hamil- 

Licht-    und   Sonnengott    gewesen    sein    dürfte  fonschen   Sammlung   {Tischbein,  Collect,  of  in- 

(vgl.    auch    die    vorhergehenden    Anrufungen).  gravings  etc.    t.  2    tab.  44.     Müller -Wieseler, 

Parthey   a.  a.  0.    S.  166  bemerkt   dazu:  „Zur  I).  Jl.  K  1  Tfl.  41  nr.  473)  Komos,  die  bakchische 

Erklärung  dieses  sonst  unbekannten  Ausdrucks  Thalia  keck  und  begehrlich  fassend.     Komos 

(ÄdjLiftTj?)   läfst  sich   nur  anführen,  dals  einer  mit  der  Lyra,  Mus.  Borb.   2,45.  —  Philostr. 
von  den  36  Dekanen,  welche  die  12  Zeichen  des  lo  Itnag.  1,  2  (vgl.  25)  beschreibt  ein  Gemälde,  auf 

Tierkreises  einnehmen,  der  dritte  im  Schützen,  welchem  er  trunken  und  müde  nach  dem  Fest- 

KofLni   heifst.     Sahn,  de  min.  clim.  p.  612 mahle  dargestellt  war,   mit  auf  die  Brust  ge- 

In  der  Dekanenliste  bei  Firmicus  (astron.  4,  16)  senktem  Haupte,  im  Stehen  schlummernd,  mit 

heifst   er  Chenen;   in    den    hieroglyphischen  gesenkter  Fackel  und  übergeschlagenen  Beinen, 

Texten  Ken emu.    Lepsius  Chron.  1  y>.  &S.  IV.  Müller,    Handb.    d.   Arch.    §385,   7.    392,   1. 

Die  Charakteristik  des  Kommes  als  Licht-  und  Welcher  zu  Philostr.  Imag.  p.  202  —  215.    Alte 

Sonnengott,  seine  Identificierung  mit  ApoUon,  Denlm.  3,  125  —  135.  StarJc,  Niobe  298.  Preller, 

endlich  die  Bezeichnung  als  vi]Tiiog  ccvarsXloov  Gr.  Myth.  1,  556.  592  f.  Gerhard,  Gr.  Myth.  1 

machen  es  mir  wahrscheinlich,  dafs  Kommes  §  464,  2  §  466.   [Stoll.]    [Vgl.  ferner  das  schöne 
im  Grunde   mit  Horos   (s.  d.)  gleichbedeutend  20  rotfig.  Vasenbild  bei  6^ef7tard,  J-wser/.  V.  Taf.  56 

ist.      [Über    jenen    Dekan    s.    auch    Brugsch,  ^  Baumeister,  Denkm.  S.lBOl  Fig.  lAiS;  mehr 

Thes.  inscr.   Aeg.  Abt.   1   p.  12.  148.  156.  162.  bei  Heydemann,  Satyr-  u.  Bakchemiamen  S.  15 

163.     Im    s.   g.   h.  Buche   des  Hermes   an  As-  (Dionysos    giebt    dem   als   S.atyrknabe   dar- 

klepios,  Pitra,  Anal.  sacr.  et  class.  5,  2  p.  290  gestellten     KOMOS      zu     trinken,      anwesend 

heifst   es  von    dem   33.  Dekan:    Ovtog   ovo^ia  Ariadne  und  Tragodia);  den  Aryballoa,  früher 

i'xsi-  Xovovpiog,   xat  ^'ativ  ccvQ-QcoTiog  nsgis^ma-  in  Athen,  jetzt  in  Berlin  (nr.  2471),  beschrie- 

lisvog  dno   xäv   (iccazcSv   icog  rwv  ccazQayälcov,  ben  von  Heydemann,  Satyr-  u.  Bakchennamen, 

STti  rT]g  ■KSipaIrjg    i%(ov   ßaoiXsiov,   jtaJ.   iv   (isv  5.  Hall.  Winckelmannsprogr.  1880  S.  12  (nebst 

xf]    Se^iä   x^'Qi-   y^azEioav    vSQia-urjv,    h   8s    rfj  Litteraturangaben),  wo    KOMOS   als  Satyr  im 
ivcovv^cp    6-AfinxQov.     KvQisvSL    8h   ovxog    xav  30  Thiasos    des  Dionysos    erscheint;    den   Krater 

7tQo8ril(o&£vx(ov.     rivipov   ovv  xovzov  SV  Xt&co  in  Neapel  (nr.  2369),  beschrieben  von  Heyde- 

(iriSi^ä,   xai   vnodslg   ßozävi]v   &vqolov,  -nazd-  mann  a.  a.  0.  S.  15    (KßMOS  leierspieiend  im 

kXsigÖv    SV    a>    ßovlst,    nal    (pögei.      Drexler.]  Gefolge   des   Dionysos);  den  Krater  in   Wien, 

Vgl.  Knuphis.     [Röscher.]  beschrieben  von   Heydemann  a.    a.    0.    S.  20 

Eoinuaros   (Kauvagog),    Beiname  des   Zeus  (bakchische    Liebesverfolgung,     in    der    zwei 

auf   einer    italischen    Inschrift    zä    dii    Kco-  Satyrn  Hedyoinos  und  KQMOZ  heifsen);   des- 

(ivaQcp    Kai   z/it  'EXev&SQicp    imsQ   avzov    Hcci  gleichen  in  Wien,  Heydemann  S.  20  (KQMOZ 

noXLzav  'Iqtcivcov,  C.  I.  G.-3,  5874.     [Höfer.]  mit  drei  andern  Satyrn  [darunter  Hedyoinos] 

Kouiodia  {Kmuadio:,  Comoedia),  die  personi-  im  Gefolge  des  Dionysos);  die  Amphora  in  der 
ficierte    -,iüjftrodYo;  '  (vgl    Komos),     dargestellt:  40  Sammlung  J.  de  Witte  zu  Paris,  Heydemann 

1)   auf  einem  Nolaner  Krater  der  Sammlung  a.  a.  0.  S.  21  (KOMOS  als  Satyr  flötenblasend, 

Coghill,   jetzt   im    Louvre,  als    Bakchantin  anwesend    eine    Bakchantin   und    ein   anderer 

und  Begleiterin   des  Dionysos,  welche  in  den  Satyr);  die  Coghillsche  Vase,  iJeyrfewann  a.  a,0. 

Händen  Kantharos  und  Thyrsos  trägt:  Heyde-  S.  21    (Dionysos    dem  Flötenspiel    des   Satyrs 

mann,   Satyr-   und  Bukchennamen,  Hallesches  KAMOZ    [sie!]  lauschend  etc.);  die  Hamilton- 

Winckelmannsprogr.  1880  S.  16  (nebst  Littera-  scheYase  hei  Heydemann  as.a..O.  S.  22  (KAMOZ 

turangaben);  C.  I.  Gr.  8356.  —  2)  in  einem  Ge-  mit  Oinos,  Eudia,  Thaleia  und  Fothos  schwär- 

mälde  des  Aetion,  Zeitgenossen  Alexanders  d.  Gr.,  mend   und  springend);  die  Amphora  im  Brit. 

nach  Plin.  n.  h.  35,  78:  [Aetjionis  sunt  nobiles  Museum  nr.  788,  Heydemann  S.  27  (der  Satyr 
picturae  Liber  pater,  item  Tragoedia  et  Comoedia  60  KOMog  die  Doppelüöte  blasend);    die    Trink- 

etc.     Brunn,  Künstlergesch.   2,    245.  —  3)  auf  schale    im    Brit.    Museum    nr.    811*   (Götter- 

einem  Relief  des  Archelaos  (Zeitgenossen  des  gelage,  darunter  Dionysos  und  Ariadne,  denen 

Tiberius),  sog.  'Apotheose  Homers' ;  vgl.  Bruym,  zur  Bedienung  der  Satyr  [K]QMOZ   zur  Seite 

Künstlergesch.   1,   584 ff.     Baumeister,  Denkm.  steht);   die    Trinkschale   in    Berlin    (nr.    2532; 

1,112  Fig.  118.    Kortegarn,  De  tabula  Archelai.  KOMOS  als  Silen  vor  einer  Nymphe  tanzend, 

Bonn    1862    (hier  ist    K.    im    Ärmelkleid    der  Heydemann  a.  a.  0.  S.  25).    Siehe  die  genaue- 

Bühne    hinter    der  Tragodia    einherschreitend  ren  Litteraturangaben  bei  Heydemann  an  den 

dargestellt:  vgl.  Friederichs -Wolters,  Gipsabg.  angeführten    Stellen    und    S.   37.      Zu    diesen 

nr.  1629  mit  Litteraturangaben).  —  4)  Weib-  schon  von  Heydemann  gesammeK;en  Beispielen 
liehe  Herme  von  Marmor  in  dem  Theater  der  60  kommt  noch  hinzu  die  Berliner  Vase  nr.  2658 

Villa  Hadrians  mit   einer   andern  Herme   (=  (Komos  von  Knaben,  von  denen  einer  Käfiog, 

Tragödie?)    gefunden   (künstliche  hohe  Frisur,  ein  anderer  IJctidv  benannt  ist),  das  Relief  in 

Bekränzung  mit  Weinlaub);  Friederic/is-TFoZfej-s  Villa  Albani  bei  Baumeister,  Denkm.   S.  701 

a.  a.  0.  nr.  1446  (mit  Litteraturangaben).  Vgl.  Fig.  759   =  Zoega,  Bassiril.  1,  52  (Komos  [?] 

auch  Müller,  Hdb.  d.  Arch.  §  388,  5.  [Röscher.]  mit  Fackel  und  Weinkanne  nebst   den  Hören 

Kömos  (Äcöfio?,  der.  Ä'äjtios),  bakchischer  Da-  und    andern  Gottheiten    einem    Hochzeitspaar 

mon,  zu  den  Satyrn  gehörig,   ein  Geselle  des  Gaben  darbringend).     Vgl,  Kamos.     Röscher.] 

bakchischen Thiasos,  das  fröhliche,  mit  Musik,  Könios  s.  Kobis. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   II.  41 


1283                      Komyros  Kora  u.  Demeter  (Namen)       1284 

Komyros   (KofivQog),   Beiname   des  Zeus  in       19,  1.     Pherekydes  nannte  ihn  Kynon,   Schol. 
Halikarnassos,  Tzetz.  Lyk.  459.    Auf  Inschriften       IL  19,  53.     [StolL] 

aus   dem  Tempel  des   Zeus  Panamaros  (s.  d.)  Kopeoii  s.  Kopeus. 

zu   Stratonikeia   wird    öfter   ein  KofivQLOv   er-  Kopeus  {Kwnsvg),  Sohn  des  Apataleus,  der 

wähnt,  Bull,  de  corr.  hell.  11  (1887),  380.  381.  ein  Sohn  des  Onchestos,   Enkel  des  Poseidon 

385.  389  nr.  6;    ferner  (ivatr'iQia  tov  Kofivgiov  war;  Gründer  der  boiotischen  Stadt  Kopai.  Nach 

p.  385;   vgl.  380;    15  (1891),  186.  188;    ebenso  Steph.  B.  v.  Känai,  bei  Athen.  7,  296  b  heifst 

h'vfiaTcc  Ko^vQia  p.  387;   das  Fest,  die  Ko^v-  er  Vater  des  Meerdämons  Glaukos.    Der  Heros 

Qicc,    dauerten   zwei   Tage,    p.  380.  385;     vgl.  Kopeon  heifst  Gründer  v.  Kopai   b.  Schol.  II. 
Dtschumps  -  Cousin   zu  p.  381    und    12  (1888),  lo  2,  502,    3Iüller,  Orchoin.  238.     [StolL] 

91;  ebenso  15  (1891),  202  nr.  143.  203,  nr.  144.  Kopreiis    (KoTCQSvg),     1)    Dienstmann    des 

204,    nr.    145;    Athen.     Mut.    16    (1891)    414.  Eurystheus    in  Mykenai,    welchem    dieser    die 

Da    die    Komyria    mit    Mysterien    verbunden  Aufträge    an  Herakles    inbetreff  der    Kämpfe 

waren   und   eine  Menge    von  Weihinschriften  zu  geben  pflegte,  weil  er  den  Gewaltigen  aus 

i^Corr.  hellen.  12,  487 ff.)  erhalten  sind,  welche  Furcht   nicht   in    die   Stadt   hereinliefs.     Sein 

bekunden,  dals    dem    Zeus    Panamaros  (s.  d.)  Sohn   Periphetes   begleitete    den  Agamemnon 

von    seinen   Verehrern    das    Haupthaar    dar-  nach    Troja    und    fiel    durch    die    Hand    des 

gebracht  worden  ist,  so  ist  es  nicht  undenkbar,  Hektor,  besser  an  jeglicher  Mannestugend  als 

dafs    unter    diesen    Mysterien    die    dem    Zeus  der  viel  schlechtere  Vater,  II.  15,  638 ff.     Er 
Panamaros      dargebrachten     Weihungen     des  20  war  Sohn  des  Pelops  und  floh  wegen  des  Mordes 

Haares    zu    verstehen    sind,    vgl.    Deschanips-  des  Iphitos  aus  Elis  nach  Mykenai,  wo  er  von 

Cousin  a.  a.  0.  12,  487.  15,  174  ff.     [Höfer.]  Eurystheus  entsühnt  ward  und  wohnen  blieb, 

Konabos  (Äoj'ßßog),  von  Kova/Jos  =  Gerassel,  Apollod.  2,  5,  1.  Schol.  II.  15,  639.  In  den 
Lärm:  eines  von  den  vier  Rossen  des  Ares:  Herakliden  des  JEuripides  ward  Kopreus  als 
Q.  Smyrn.  8,  242  f.  AlQ-av  xai  ^löyiog,  Köva-  Herold  an  die  Athener  geschickt,  um  die  Aus- 
ßos,  8'  inl  zoLGi  ^6ßog  xf,  ||  xovg  Boqstj  -nslä-  lieferung  der  Herakliden  zu  fordern,  und 
dovri  tsy.8  ßXoavQomig  'EQLvvvg  v.xX.  Vgl.  hin-  trat  übermütig  und  gewaltthätig  auf.  Nach 
sichtlich  der  Vaterschaft  des  Boreas  ob.  Bd.  1  Philostrat.  Vitae  Sophist.  2,1,  550  trugen  die 
Sp.  804 f.;  hinsichtlich  des  Rofsnamens  AtO'cov  attischen  Epheben  bei  öffentlichen  Aufzügen 
ob.  Bd.  1  Sp.  200.  <^löysog  heifst  nach  Stcsich.  30  eine  dunkle  Chlamys,  um  durch  dieses  Zeug- 
ZV.  1  Bergk  das  Rofs  des  Kastor  (vgl.  auch  nis  öffentlicher  Trauer  dem  Kopreus,  Herold 
das  Sonnenrofs  ^Isycov  ob.  Bd.  1  Sp.  2006).  des  Eurystheus,  der  von  den  Athenern  getötet 
^oßog  ist  auch  nach  Antiniach.  b.  Schol.  IL  worden  war,  Genugthuung  zu  leisten.  — 
13,  299  ein  Rofs  des  Ares,  während  der  Name  2)  Boioter,  Sohn  des  Haliartos,  König  in  der 
sonst  einen  Sohn  und  Begleiter  des  Ares  be-  Stadt  Haliartos;  er  erhielt  von  Poseidon  das 
zeichnet  (s.  Phobos).  [Röscher.]  in  dem  Gebiet  von  Haliartos  erzeugte  Rofs 
Kondyleatis  {KovSvlsäng),  Beiname  der  Areion  (s.  d.)  und  gab  es  später  dem  He- 
Artemis  in  dem  arkadischen  Ort  Kondylea  rakles,  Schol.  IL  15,  639.  23,  346.  —  [3)  Heros 
(s.  E.  Curtius,  Sitzungsher.  d.  K.  Preufs.  Ak.  auf  einer  Inschrift  von  Teos  C.  I.  G.  2,  3069 
d.  Wiss.  1887,  1170),  die  auch  'Anayxojxsvrj  40  p.  649.  Höfer.]  —  [Thraemer,  Pergatnos  p.  64. 
hiefs,  s.  d.  Erzählung  bei  Paus.  8,  23,  6 f.;  Drexler.]  [StolL] 
vgl.  Kallimachos  bei  Clem.  Alex,  protr.  11  Koptites  s.  Lokalgottheiten, 
p.  32  Potter;  doch  unterscheidet  C/ewi.  a.  a.  0.  Kora  {KoQa). 

hiervon  eine   andere  Artemis  KovdvXing,    die  Demeter  und  Kora  fPerser)lionel 

in  Met hymna  verehrt  wurde.  [S.a,\ich.  üsener,  ^          ^' 

Kallone,  Rh.  Mus.  N.  F.  23. 1868  p.  336  Anm.  56.  A.    Namen  und  Etymologie, 

Drexler.]  Iinmerivahr,  Ark. Kultel,lbd.  [Höfer.]  Demeter  (z/;jfi?2r7jp).  Neben  dieser  gewöhn- 

Koueides  =  Konnidas  (s.  d.).  liehen  Namensform  findet  sich  auch  z/r;  ftTjrpa,  am 

Kouisalos  {KovCaalog),  ein  attischer  Dämon,  sichersten  bezeugt  in  der  Grabschrift  des  Heros 
wie    Orthanes    und  Tychon,    im    Gefolge    des  50  Phytalos    bei    Paus.    1,  37,   6,    wo   metrische 

Priapos   und    mit    demselben    Abzeichen    ver-  Gründe  jeden  Zweifel  heben;   unsicher  ist  die 

sehen,    Aristoph.   Lys.    982    und    Schol.   Plat.  Lesart  Hdt.  2,  123.  Plat.  Cratyl.  404,  während 

Com.    b.    Athen.    10,   441  f.     Strab.     13,   588.  sie  fast  allgemein  angenommen  ist  iäv  Aristot. 

Hesych.   u.   Suid.   s.  v.  Gerhard,  Gr.  Mylh.   1  oec.  2,  1349, 15.  Biod.  1,13,4;  5,68,1.  Apollod. 

§501.    Vgl.  auch  Art.  Kotys  am  Ende.  [ÖtolL]  1,  1,  5,  1.   5,  2,  2.    Schol.  ApolL  Eh.  4,  998. 

Kounidas  (Kowiöag),  Pädagog  des  Theseus  Clem.  AI.  Protr.  2,  15.    Suid.  s.  v.  u.  a.;   vgl. 

in  Troizen,  welchem  die  Athener  am  Tage  vor  lobeck,  Paralip.  S.  142,  Erweiterung  zu  drjfirj- 

dem    Theseusfeste    einen    Widder    als    Toten-  rsiga,  Etym.  M.  281.     Cramer,  An.  gr.  2,  300. 

Opfer  darbrachten,  Flut.  Thes.  4.    Bei  Hesych,  —  AEMETPH  auf   der  Triptolemosschale  des 
heifst  er  Kovsiärjg,  Mommsen,  Heortolog.  280.  60  Hieron,  Mon.  d.  Inst.  9,  43,  ist  wohl  nur  ver- 

[Nach  Töpffer,  Att.  Geneal.  S.  310  (vgl.  172,  1)  schrieben;   JufxüzQcc  in  einer  boiotischen  In- 

ist   er   vielleicht    der    Ahnherr    des    attischen  schritt  bei  Collits,  D.  I.   nr.  560.  —  Dorische 

Geschlechts  der  Äo^fidai  {Hesych.).  R.]  [StolL]  Form  ist  JccfidrriQ  z.  B.  in  den  Inschriften  von 

Koou    {Köcov),    Troer,    Sohn    des    Antenor,  Hermione,  C.  I.  G.  1193ft".;  aus  Lakonien, 

Bruder   des   Iphidamas,    der  den   Agamemnon  1434.    1464;    Kreta,    2567.     2599;    Knidos. 

verwundete,    von    diesem    aber    erlegt    wurde,  Newton,    Hulicarn.   2    S.   715ff.;    auch    nicht- 

11.   11,  284.    19,  53.     Tzetz.  Hom.   194.     Dar-  dorische  Orte   bieten  diese  Form,   so  Manti- 

gestellt    am    Kasten    des   Kypselos,    Paus.    5,  neia,   Leake,   Trav.  i.  Mor.  1,  112;    Tegea, 


1285       Kora  u.  Demeter  (Namen)  Kora  u.  Demeter  (Namen)        128G 

C.    I.    G.  1518;    Ambrysos    in   Phokis    1727  3)  von  Saico  =  v.cci(o-,   dies  wurde   als  An- 

vmd  besonders  Boiotien;  s.  Dittenberger,  Inscr.  spielung    auf    das    Fackelattribut    angesehen, 

3Iegar.  Orop.  Boeot.  1670^71.  1810.  2876.  3213.  Ehjm.  M.  263  extr.  265,  53.    So  ist  wohl  auch 
Die  meist  für  attisch  gehaltene  Kadmoshydria       die  eleusiniscbe  Inschrift  /Irjoi  zu  verstehen. 

in  Berlin,  Furhvänghr  2634  (Gerhard,  EtrusTc.  Während  diese  Etymologieen  keinen  neuen 

wid  canipan.   Vasenb.  Taf.  C)  ist  aller  Wahr-  Verteidiger    gefunden    haben,     hatten   andere 

scheinlichkeit    nach  tarentinisch.     Lyriker  ein  besseres  Schicksal: 

und  Dramatiker  bevorzugen  die  dorische  Form,  Von    W.     da    geben;    äidovau    äg    ^^trjg, 

Find.  Ol.  6,  95.  Isthm.  1,  57.   6,  4.  Eur.  PJioen.  Nahrungspenderin,     Plat.    Oralyl.    404'';    vgl. 

685.    Ar.  Flut.  65b.  872.  —  Vereinzelt  steht  der  lo  Fott  in  Kuhns  Zeitschr.  6  S.  118; 

Gen.  JcöfiKTQog  in  einer  Inschrift  aus  Aigai  in  Die  Nebenform  Jrj^rjtfLQcc  erklärt  Etym.  M. 

der  Aiolis,  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  Suppl.  2  S.  42.  281,  9    als   Bändigerin.     Leo  Meyer,  Bemerk. 

Sehr    häufig,    besonders    im    eleusinischen  s.    alt.    Gesch.    d.    gr.   Myth.    S.  57    will    die 

Kulte,   war  die  Form  z/tjco,  für  die  eine  sehr  W.  yam,   djam,   dam  zum  Grunde   legen  und 

späte  Inschrift  aus  Eleusis  zJ-ißw  setzt,  C.  I.  G.  in    Demeter    die    dem    indischen    Totengotte 

4341,    wie   es   auch  in  dieser  Form  dreimal  in  Yama  entsprechende  griechische  Form  finden, 

dem  Orakel  bei  Paus.  8,  42,  6  vorkommt,  vgl.  Mit  Recht  bemerkt  Mannhardt  a.  a.  0.  S.  283 

Etym.  M.  264,  8.    —    ^rjna    bei  Suid.   a.  v.;  hierzu,    dafs  man  kaum  den  Namen  drjiii^TrjQ 

Zonar.  Lex.  501 ;   Etym.  M.  a.  a.  0.  —  Preller,  in  ein  so  hohes  Alter  hinaufrücken  dürfe  und 

Demeter  und  Persephone  S.  135  Anm.  16  hält  20  dafs  Demeter  gewifs  nicht  ursprünglich  Unter- 

dies  für  den  angenommenen  Namen  Demeters  weltgöttin  war. 

im   orphischen  Hymnus  entsprechend  der  z/cog  zJrjfn^trjQ   =  JrjiiofirjTrjQ   bieten   Etym.  M. 

des  homerischen.  265,53.  Etym.Gud.  140.  141.  Greg.  Cor.  752.— 

Die  Bedeutung  des  Namens  an  sich  hat  in  J.  Baunack,  Bh.  Mus.  1882  S.  475  hält  dexi^o- 
alter  wie  in  neuerer  Zeit  grofse  Meinungs-  fi-ryT/jp  für  die  ursprüngliche  Form  und  über- 
verschiedenheiten  hervorgerufen;  eine  Zu-  setzt:  'Mutter  des  Landes';  ihm  stimmt  mit 
sammenstellung  und  Kritik  der  Versuche  s.  bei  Vorbehalt  zu  Crusius,  Beitr.  z.  gr.  Myth.  S.  16 
Mannhardt ,  Mythol.  Forsch.  S.  281  ff.  Im  Anm.  1.  Mag  auch  sprachlich  diese  Ableitung 
Altertume  fand  am  meisten  Beifall  die  Gleich-  möglich  sein,  so  ist  es  doch  bedenklich,  auf 
Setzung  von  Jr}(n^zr,Q  und  J'/jfi.jjtjjp,  die  Mutter  30  Demeter  schon  in  ältester  Zeit  den  mit  drjiiog 
Erde,  vgl.  Pott,  Indog.  Spr.  2  S.  385.  Der  verbundenen  Begriff  der  Beschränktheit  zu 
Ausruf  da,  Aisch.  Prom.  560.  Ag.  1072.  Eum.  übertragen,  der  weder  zu  ihrem  historischen 
835.  Arist.  Lys.  198  u.  öfters  wurde  als  die  Ursprünge  als  der  alten  Hauptgöttin  der  vor- 
dorische Form  für  Erde  betrachtet,  was  Ahrens,  homerischen  Periode  noch  zu  ihrer  späteren 
Be  dial.  dar.  S.  80  unter  Zustimmung  von  Funktion  im  Götterstaate  der  griechischen 
G.  Curtius,  Etym.  2  S.  78  überzeugend  wider-  Vulgärmythologie  stimmt, 
legte.  Dafs  aber  eine  Nebenform  dSc  oder  Sri  Von  der  kretischen  Form  Sriai  für  v.QuQ'ai, 
existierte,  ob  dorisch  oder  nicht,  beweisen  Gerste,  stammte  der  Name  nach  Etym.  M. 
'EvvoGLÖug  für  'EwoGÜyaiog  bei  Find.  Pyth.  264,  9;  sprachlich  ist  es  als  ältere  dorische 
4,  58.  306  und  die  vvficp'ai  'EvdrjtSeg  bei  40  Form  für  ^sicci  sehr  wohl  erklärlich,  und  den 
Hesych.  s.v.,  die  Landesnymphen  in  Kypros,  die  soentstehendenBegritf 'Kornmutter' hat  Maw«- 
den  Inselnymphen  von  Lesbos,  den  'Evvr}aiüösg  hardt  a.  a.  0.  S.  293  ff.  sehr  scharfsinnig  abge- 
(Hesych.  s.  v.)  entsprechen.  Unter  den  Alten  leitet.  Schon  Preller,  Demeter  u.  Fers.  S.  368 
erklären  auf  diese  Weise  den  Namen  Demeter  hatte  an  die  Aufnahme  dieser  alten  Etymologie 
Cic.  de  nat.  d.  2,  67;  vgl.  1,  40.  Phil,  de  vit.  gedacht;  vgl.  Crusius  a.  a.  0.  Jedenfalls  ist 
contempl.  1.  Orph.  bei  Diod.  1,  12,  4.  3,  62,  7.  diese  neben  rrjfii^triQ  die  einzige,  welche  auf 
SchoL  Aesch.  Eum.  835.  Greg.  Cor.  p.  373  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen  kann. 
(Schäfer).  Sext.  Empir.  adv.  math.  9,  189.  Andere  moderne  Erklärungsversuche,  wie 
Suid.  s.  V.  drjßriTrjQ;  Tsetz.  zu  Hes.  op.  et  d.  den  von  Sonne,  Kuhns  Zeitschr.  10,  133  und 
32.  Eustath.  ad  Od.  1528,  16.  Etym.  M.  264,9.  50  Lehrs ,  Popul.  Aufs.  S.  97,  der  J.  von  dfifiog 
265,  53.  Etym.  Gud.  140.  141.  Gegen  neueren  mit  suff.  rrjg  ableitet,  von  Schümann,  Aesch. 
Skeptizismus  hat  diese  Ableitung  am  euer-  Prom.  S.  313  Jrj(i7]TriQ  =  zJscc  fnqrrjQ  =  &eä 
gischsten  Welcker,  Gr.  Götterl.  1  S.  385  ff.  (^VtriQ,  von  Max  Müller,  Vorles.  üb.  d.  Wiss. 
verteidigt;  ihm  schlofs  sich  Preller  -  Plew ,  d.  Spr.  2  S.  474;  Kuhns  Zeitschr.  19,  43  und 
Griech.  Mythol.^  1,  618  an;  dagegen  s.  be-  vou  Grafsmann,  Kuhns  Zeitschr.  16,  161:  J.  = 
sonders  Lehrs,  Popul.  Aufs.^  S.  279;  Mann-  Dyävä  mätar,  Himmelmutter,  erledigen  die 
hardt  a.  a.  0.  —  Andere  alte  Erklärungen  sind:  Widerlegungen  Mannhardts  a.  a.  0. 

1)  von  Sr'iai,  ich  werde  finden,  Etym.  M.  P  er sep hone  heifst  bei  Howier  stets  Hfpffs- 
263,  51.  265,  53.  Eustath.  ad  II.  760,  32;  ad  Od.  (pövsia,  vgl.  Eustath.  ad  II.  763,  59.  Als  ältere 
1675,  18,  was  auf  das  Suchen  der  Tochter  oder  eo  Form  nennt  Eustath.  a.  a.  0.  und  1665,  11 
die  Erfindung  der  Feldfrucht  bezogen   wurde;  ^sgas^pövri,  die  sich  auch  bei  Find.  Ol.  14,  21. 

2)  von  SaCtü  =  v.LnziaO'ai ,   was  Etym.  M.  Isthm.   7,  55.    Nem.    1,  14.    Pyth    12,  2,    bei 

263,  53    auf    das    Pflügen    bezieht,    während  Simonid.  frgm.  127  findet,   allerdings   dorisch 

264,  9    erklärt    wird    ort    noXlriv   ed^aas    yi]v  auf«  auslautend;  ebenso  Inschriften  aus  Kreta 

Tovziozi  Sibv.o'tpE  ^qrovacc  zi]v  ^vyazsQu. (C.    /.    G.   2599)  und  von   den    nichtdorischen 

7]  czi  XvTtovjMsvri  —  idai'sTo   zr\v  ipvxijv.     Von  Inseln  Chios  2237,  ferner  Melos  2439,  während 

demselben  Stamme  fj  ^s^igia^evr]  Trceaiv,  Tzetz.  ^sgOBcpövr}   C.  I.  G.  405.  538.  800b.  808  (Attika) 

in  Lyc.  621 ;  und  2347°  (Melos);  ^sgascpöviiav,  Orph.  h.  41,  5 

41* 


1287       Kora  u.  Demeter  (Namen)  Kora  u.  Demeter  (thessal.  Kulte)  1288 

bezeugtist.  —  Als  eigentlich  attische  Form  nennt  Flut.  Mor.  942  D  setzt  TT.  =  ^aacpÖQog.  — 
Moiris  ^SQQScpccttcc,  wie  die  Göttin  auch  in  Cornut.  28  leitet  es  von  q)£Qstv  und  novo?  ab. 
der  Sesselinschrift  des  Dionysostheaters  heifst,  Piaton,  Cratyl.  404  TJsQaifpaaaa  =  ^sQiTtacpa 
C.  I.  A.  3,  293;  die  Dichter  bieten  meist  ölu  zrjv  snarpriv  xov  cpSQO^ävov  ist  natürlich 
Persephatta,  Aescli.  Choeph.  483.  Soph.  Ant.  nur  witzige  Spielerei.  —  Ganz  abweichend  ist 
894  (hier  liest  man  auch  ^sgastparzK).  Eur.  die  zweite  Erklärung  des  Etym  Gud.  a.  a.  0.: 
Or.  964.  Phoen.  684.  Hei.  173.  Ar.  Thesm.  UeQoevg  Kul^tzai  6  "HXioq  ...  17  ccvädoGn;  xov 
287.  Ran.  671.  —  Die  von  Moiris  genannte  airov,  rj  dnb  xov  rjliov  yivoiievTq. 
Form  war  nach  Plat.  Cratyl.  404*=  als  Euphe-  Die  neuere  Etymologie  hat  fast  einstimmig 
mismus  beliebt;  das  kleine  Eleusinion  hiefs  10  wie  P/Mi.  a.  a.  0.  in  -cpövr],  -(paaaa  den  Stamm 
populär  0£QQ8cpcitxiov,  Dem.  in  Con.  1259,  5.  qpa  des  Verbums  cpaivco  erkannt;  Welcher,  Gr. 
Hesych.  s.  v.  —  Das  Korafest  in  Kyzikos  Götterl.  1,  894.  Ebel  in  Kuhns  Zeitschr.  1  S.  297 
heifst  bei  Plut.  Luc.  10  ^sQQscpuxxiK.  —  Am  weist  auf  die  ähnliche  Bildung  im  Participium 
schwankendsten  ist  die  Form  des  Namens  in  Buaaa  hin;  auch  Sonne  in  Kuhns  Zeitschr.  10 
den  Vasenbildern:  nsQoq)axcc,  München  nr.  340  S.  133  stimmt  dem  bei.  Weit  schwieriger  ist  es 
=  Müller  -  Wieseler  2,  111;  n8Qaaq)az<x,  Strube,  aber  für  die  beiden  ersten  Silben  eine  Erklärung 
Supplement  Taf.  3;  ^SQOcpazxa,  Man.  d.  Inst.  zu  finden.  Welcher  a.  a.  0.  denkt  an  (psqm 
9  Taf.  43;  ^sQ^cpaacc,  Overbeclc,  Atlas  zur  besonders  in  dem  „altertümlich  prägnanten 
K.  M.  Taf.  15,  24.  Bei  Gerhard,  Trinhsch.  u.  Sinne  des  Nährens"  (vgl.  (piq^sis,  Orph.  h. 
Gef.  Taf.  H  lesen  wir  EPPEOA,  das  zu  Usqqe-  20  29,  16),  doch  ist  er  selbst  durch  dieses  ,,aus 
cpaxxa  zu  ergänzen  (C.  I.  G.  8348.  Kretschmer  beiden  passenden  Begriffen  gebildete  Compo- 
in  Kuhns  Zeitschr.  29  S.  450)  kein  Grund  vor-  situm"  nicht  befriedigt.  In  der  That  ist  für 
liegt;  hier  ist  wohl  eher  an  ein  Femininum  diese  älteste  Bezeichnung  eine  solche  Ver- 
zu  "EQißog  zu  denken.  —  Als  lakonische  Form  quickung  der  Vegetations-  und  Lichtgottheit 
nennt  Hesych.  (s.  v.)  UrjQecpovsia;  n'\7iQicpova  unmöglich  anzunehmen.  Auch  zwingt  die 
auf  einem  Helme  aus  dem  von  Sparta  besiedelten  zweimal  bezeugte  dorische  Form  UrjQs-  bezw. 
Lokroi  Epizephyrioi,  Kaibel,  Insc.  gr.  Sic.  et  JJrjQL-  einen  stärkeren  Stamm  anzunehmen, 
Ital.  631;  vgl.  Solmsen  in  Kuhns  Zeitschr.  aus  dem  durch  Kompensation  diese  Form 
29  S.  357,  der  diese  Form  als  Ableitung  vom  entstanden  ist.  —  Ganz  unmöglich  ist  auch 
Aoriststamme  erklärt,  während  Ahrens,  De  30  die  Erklärung  Försters  (a.  a.  0.  S.  278)  als 
dial.  dor.  S.  112  iicoaa  =  yiövoci  in  Parallele  Lichtzerstörerin,  von  tcsqQ^o),  bei  der  ursprüng- 
stellt,  vgl.  Gott.  Gel.  Anz.  1883  S.  128  {Fiele).  liehen  Bedeutung  Persephones  als  Mondgöttin. 
Auch  für  diesen  Namen  liegen  die  ver-  —  Sonne  a.  a.  0.  nimmt  den  Gedanken  des 
schiedensten  Erklärungen  aus  dem  Altertume  Etym.  Gud.  wieder  auf  und  erkennt  in  Usqgs 
vor.  Vgl.  Förster,  Baub  u.  BücTck.  d.  Persephone  die  W.  pars  (prsh)  „strömendes  Licht",  woraus 
S.  277 ff.  Volksetymologisch  wurde  die  zweite  er  dann  die  „lichtglänzende  Mondgöttin"  er- 
Hälfte des  Wortes  -cpövr}  als  cpovsvovacc  mit  hält,  die  einzige  bisher  (wenigstens  sprachlich) 
der  Herrscherin  der  Unterwelt  in  Zusammenhang  befriedigende  Erklärung, 
gebracht,  und  das  Wort  hatte  dadurch  für  viele  t^  tj-  ix  j.-^j.  :,■,-,■,  ^  1  -^ 
etwas  Unheimliches,  Piaton.  Cratyl.  404^^.40  ^-  KultstattemmdLokalsagen  der  beiden 
Cleanth.  bei  Plut.  Is.  et  Os.  66.  Orph.  hymn.  üottmLen. 
29,  16  (Abel).  Etym.  M.  665,  47.  790,  52.  Zum  Ausgangspunkte  nehmen  wir  Thessa- 
Eustath.  ad  11.  763,  59;  ad  Od.  1665,  11.  lien,  wo  das  Dotische  Gefilde  Sitz  eines 
Etym.  Gud.  462,  58.  —  Orphica  und  Etym.  M.  alten  pelasgischen  Demeterkultes  ist.  Kallim. 
a.  a.  0.  leiten  die  erste  Hälfte  von  (pigco,  h.  in  Cer.  26  erwähnt  einen  heiligen  Hain  der 
cpsQßco  ab,  und  deuten  dann  Phersephone  als  Göttin  daselbst  und  lokalisiert  auch  dort  den 
die  Göttin,  die  alles  bringt,  d.  h.  hervorbringt  Erysichthonmythus ,  vgl.  Diod.  Sic.  5,  61. 
und  wieder  dahinrafft.  Porphyr,  de  abst.  4,  16  Palaeph.  incred.  24.  Preller,  D.  u.  P.  S.  329  ff. 
erklärt    den    Namen    jtuQcc    x6    cpegßsiv    xijv  Bd.  1   Sp.  1374. 

qxxxxcxv.    —    Auch    Cleanthes    a.    a.    0.    sieht  50        Pherai.     Die   Fackelträgerin  auf  Münzen 

das    Verbum    cpsQco    darin,    doch    ist    es     bei  hält  Eckhel,  D.  N.  2,  147  für  Demeter.     Vgl. 

ihm    x6    diä    ■nciQTiäv    cpsQo^svov    v.al    cpovsv-  Lobeck,  Aglaoph.  S.  1213. 

öjifvov    nvivficc.      Etym.   Gud.    a.   a.   0.    sagt  Pyrasos,  die  Weizenstadt  ((Siep/t.  J5?/^.  s.  v.) 

naQcc   x6  xovg  ccito&vi^onovxag  Tcgbg  ccizriv  cpi-  hat  nach  Homer  B  696   ein  di^fMrjzQog  xsfisvog. 

QsaQ-ai  T^zoL  xovg  cpovBv&evxag.    Eustath.  a.  a,.  0 .  Später    wurde    der    Ort    Demetrion    genannt, 

will  ein  &  einschieben  und  in  beiden  Bestand-  Strab.  9,  435.  Shyl.  64.  —  Strab.  a.  a.  0.   führt 

teilen    Synonyma   cpQ'BiQsiv    und    cpovBVBiv    er-  ein  zlr'j^rjxgog  äXaog  ■kkI  lsqov  ayiov  daselbst  an. 

blicken;    für   die    Form    nsgaicpaoaa   setzt   er  Inschrift  an  D.   und  K.   Bull,   de  corr.  hell.  15 

(pa^o)   =  cpovsva.    —    Wie   Cleanthes   denken  S.  562ff.,  wo  auch  Hagnaios  und  Megalar- 

an  cpovsvsad-cci  und  nicht  an  q>ovsv8Lv   Tzetz.  60  tios  für  P.  als  Monatsnamen  bezeugt  werden, 

zu  Hes.  op.  e.  d.   32.     Schol.  Hes.  Theog.   913  Thebai    (Thess.).     Münzen   bei   Mionnet, 

und  ebenso  loan.  Diac.   und  Exeg.   z.  d.  St.;  Suppl.  3  S.  528  nr.  100 ff.     Overbeck,  K.  M.  2 

die   erste  Hälfte   des  Namens   wird  durch  ns-  S.  450,  6. 

gicaäg    erklärt;    doch    denkt    Tzetz.    an    die  Halos    in  der  fruchtbaren  grofsscholligen 

TiEQiaaol    cpövoi    -Aal    noXsiioL    um    den    Besitz  Phthiotis    hat    einen    Monat   Dematros,   ferner 

von  Ackerland,   die  anderen  an  das  jährliche  einen  Monat  MsyaXäQxiog,  der  an  die  D.  [isycc- 

Absterben  der  Vegetation.  —  Hesych.  s.v.  ^eq-  Xagxog  von  Skolos  in  Boiotien  {Athen.  3,  109*; 

atcpovsia  sieht  darin  eine  cpsQOvaa  xo  cctpsvog.  10,  416'^)  erinnert,  um  so  mehr,  als  auch  ein 


1280  Kora  u.  Demeter  (thessal.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (boiot.  Kulte)  1290 

zweiter    Monatsname  'OfioXaCog    auf   die    ent-  Einen  Monat  Damatrios  bezeugt   für  0.   Bull. 

sprechenden    Kultformen    des    Zeus    und    der  de  corr.  hell.  4  S.  537;  9  S.  412.     Dittenberger 

Demeter  in  Theben  weist,  und  auch  ein  dritter  a.   a.   0.  3172,    141.     Ohne   einen  bestimmten 

Monat  Hagnaios  diesem  Kreise  seinen  Namen  Ort  namhaft  zu  machen  sagt  Plut.  de  Is.  et  Os. 

verdankt;     Sev.     archeol.     1876,     1    S.    253 ff.  69,  dafs  im  Monate  Damatrios,  dem  attischen 

(Hetisey);    Berl.    Sitzungsber.    1887     S.    557 ff.  Pyanepsion,  die  boiotischen  Weiber  ein  Trauer- 

(Lolling);   vgl.   Bull,  de  corr.  hell.   11   S.  371  fest  der  Demeter  Achaia  begingen. 
{Foucart)  und  Jahrbb.  f.  kl.  Phil.  1892  S.  483  c)  Kopai  besafs  nach  Paus.  9,4,3  Tempel 

{Bischoff).  der  Demeter,    des  Dionysos  und   Serapis.     In 
Antron,  Hom.  h.  in  Cer.   491.                       lo  der  Nähe    sollen    in  alten   Zeiten    ein    Athen 

Malis.     Anthela  hatte  nach  Hdt.  7,  200  und    ein    Eleusis    existiert    haben;    von    dort 

ein  Heiligtum  der  Demeter  Amphiktyonis,  die  stammt  die  Inschrift  JufiatQK  bei  GoUitz,  D.  I. 

diesen    Namen    sowie   ,,Pylaia"    als   Schutz-  1,  5B0. 

göttin  des  Amphiktyonenbundes  führte.    Akri-  d)  Lebadeia.     Hier    wurden    die    Götter- 

sios,  der  Heros  der  pyläisch- delphischen  Am-  paare  Trophonios  und  Herkyna,  Zeus  Hyetios 

phiktyonie  wird  als  Stifter  eines  Tempels  der  und   Demeter    Europe   nebeneinander  verehrt, 

D.  Pylaia  in  den Thermopylen  genannt,  CaKiffl.  Paus.  9,  39,  4;    D.  galt  als   Amme   des   Tro- 

epigr.  40  (Schneider).   Strab.  8,  420.  429.  Schol.  phonios.  —  Später  wurden  Demeter  und  Her- 

Hom.  n  174.    Erotian  s.v.  JJvXccg,  vgl.  Schol.  kyna    zu    einer    Gottheit    verschmolzen,    Ly- 

Eur.  Or.   1094.     Brö'ndsted,  Beisen  1    S.  112.  20  copJir.    AI.     153;     vgl.    Schol.    dazu.      Tzetzes 

Schömann,   Altert.    2    S.  32.     Gilbert,   Griech.  z.  d.  St.  schliefst  daraus,   dafs   Herkyna,    des 

Staatsalt.  2    S.  408.     Biirgel,    Die  pyl.-delph.  Trophonios    Tochter,    den    Demeterdienst    in 

Amphikt.  S.  4.   Amphiktyonenmünze  bei  Head,  Lebadeia    begründet    habe.     Ein    Demeterfest 

Coins  of  the  A.    Taf.  22,  25.  'Epxjji't.ar,  Hesych.  s.  v.,  ist  vielleicht  hierauf 

Lokris.    a)  Skarpheia  verehrte  eine  De-  zu  beziehen.     Vgl.  Tümpel,  Ares  und  Aphro- 

meter  Euryodeia,   Hesych.   s.  v.      Alter  Name  dite  in  Jahrb.  f.  kl.  Phil.  Suppl.  11  S.  717.   Kora 

der  Stadt  Eteonos  Strab.    9,   408.      In    einem  wird   unter  dem  Beinamen  Thera  neben  Zeus 

Demetertempel     daselbst    Grab    des    Oidipus,  Basileus  verehrt.    Erzählt  wurde,  dafs  Herkyna 

Schol.  Soph.  Oed.  Col.  91.  und    Kora    einst    zusammen    gespielt    hätten, 

b)  Opus.  Inschrift  im  i?/jem.  ilfws.  27  S.  614;  30  Avobei  erstere  eine  Gans  entkommen  liefs. 
Collitz,  Dial.  Insch.  2,  1507.  Münzbilder  bei  Diese  setzte  sich  unter  einen  Stein,  von  wo 
Eckhel,  D.  N.  2  S.  192.  Persephonekopf  bei  sie  Kora  hervorholte,  und  an  dieser  Stelle 
Head  a.   a.  0.  Taf.  22,  24.  brach  dann  der  Flufs  Herkynna  hervor,  Paus. 

c)  Alponos:    Thesmophorienfeier,    Strab.  9,  39. 

1,  60.  e)  Koroneia,    —    —   laQua^acu   ^a^axqi 

d)  Kolake.    Die  Inschrift  bei  Collitz,  D.  I.  ^iGnocpoQv,  Dittenberger  a.  a.  0.  2876. 

2,  1490  nennt  eine  Priesterin  beider  Göttinnen.  f)  Anthedon.      Tempel    und    Bilder    der 

Phokis.     a)   Drymaia;    altes    Heiligtum  Demeter  und  Kora  in  der  Nähe  des  dortigen 

der  Demeter  Thesmophoros    mit   archaischem  Kabirentempels,  Paus.  9,  22,  5. 
Kultbilde  von  Marmor  und  jährlicher  Thesmo-  40        g)  Mykalessos.     Am  Meere  Tempel    der 

phorienfeier,    Paiis.   10,  33,   12.     Steph.   Byx.  Demeter    Mykalessia,    der    jede    Nacht    ver- 

s.  V.  zlQvaia.  schlössen    und    wieder    geöffnet    wurde    vom 

b)  Ambrysos,  Weihinschrift,  C.  J.  G.  1727.  Idäischen    Daktylen    Herakles.      Früchte,    die 

c)  Delphoi.  Die  Demeter  fpjLiovjfogd.PoZe/».  man  dem  Bilde  zu  Fülsen  setzte,  blieben  das 
bei  Athen.  10,  416 '^  wollte  schon  Casaubonus,  ganze  Jahr  frisch,  Paus.  9,  19,  5.  27,  8.  — 
Yg].  Preller,  PolemonS. Hin  ansQuovxos  änäeni;  h)  Theben.  Demeter  Thesmophoros  ist 
ebenso  Lenormant  bei  Daremberg^  et  Saglio  die  uralte  Stadtgöttin  von  Theben,  deren 
S.  1024.  —  Preller,  D.  u.  P.  S.  321  erklärt  den  Heiligtum  auf  der  Burg  das  Haus  des  Kadmos 
Namen  weit  richtiger  durch  ein  attributives  war,  und  wo  deren  Kult  mit  entsprechenden 
kleines  Hermesidol  und  meint ,  dafs  beide  50  Festen  oft  bezeugt  wird,  Paus.  10,  6,  5.  16,  5. 
Gottheiten  ihrer  Beziehung  zur  Schafzucht  Xen.  Hell.  5,  2,  29.  Plut.  Pelopid.  5.  Biod. 
wegen  verbunden  seien;  jedenfalls  sind  in  Sic.  17,  10.  Ael.  v.  h.  12,  57.  —  H.  D.  Müller, 
ihnen  die  alten  pelasgisch- kabirischen  Gott-  Mythol.  d.  gr.  St.  2  S.  320  sieht  in  ihr  mit 
heiten  zu  erkennen,  vgl.  Crusius,  Beitr.  z.  gr.  Recht  die  alte  Gemahlin  des  Kadmos -Hermes, 
Myth.  S.  10 ff.  Münzen  von  Delphi  mit  D.  bei  wodurch  „pelasgischer"  Ursprung  erwiesen  ist. 
Mionnet  Taf.  32,  5.    Müller -Wieseler  2  nr.  93.  Aus   der  Vulgärmythologie  wurde    ihr  Perse- 

d)  Steiris.  Kult  der  Demeter  Steiritis  bei  phone  als  Tochter  beigegeben,  so  dafs  Eurip. 
PöMs.  10,  35,  10.  Die  Steiriten  wollten  Athener  Phoen.  683ff.  die  öiäwiiuL  &sccl  Demeter, 
sein.  Der  Tempel  war  aus  Luftziegeln  erbaut;  Persephone  und  auch  Ge  als  die  vornehmsten 
das  Kultbild  aus  pentelischem  Marmor  stellte  60  Gottheiten  Thebens  nennt.  Nach  Euphor.  im 
die  Göttin  fackelhaltend  dar.  Ein  altes  Xoa-  Schol.  zu  dieser  Stelle  (frgm.  48  bei  Meineke) 
non,  durch  Binden  zusammengehalten,  war  zu  ist  Theben  das  Brautgeschenk  des  Zeus  an 
Pausanias'  Zeit  noch  verbanden.  Persephone,  vgl.  K.  0.  Müller,  Proleg.  S.  155  f. 

Boiotien.     a)    Chaironeia.      Monat    Da-  Als    Hauptgöttin    wurde    Demeter    mit    Zeus 

matrios,  Dittenberger,  Inscr.  Mcg.  Orop.  Boeot.  Homoloios  als  Homoloia  verbunden,  Suid.  s.  v. 

3303  u.  a.  ofioXcoioc;.    Als  Stadtgöttin  hat  sie  auch  kriege- 

b)  Orchomenos.  Inschrift: Ja^ccxsgi  rischen  Charakter.   Find.  Isthm.  7,  3  nennt  sie 

ÄQiarjri  i'!ti-Scc[iv  —  Dittenberger  a.  a.  0.  3213.  ;i;aA>td7t§oTos,  und  ihr  werden  die  Schilde  von 


1291    Kora  u.  Demeter  (boiot.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (att.  Kulte)     1292 

Leuktra  (?)  geweiht,  Paus.  9,  16,  5.     Nur  auf  verhältnismäfsig   spät   von    aufsen    eingeführt 

sie    kann    sich    auch   das    Beiwort    ^icpr^cpÖQoq  worden,  so  dafs  er  auf  der  Burg  keine  Stätte 

beziehen,    Lycophr.  152;    vgl.   Tzetz.  z.  d.  St.  mehr  fand.    Demeters  Funktionen  waren  ehe- 

Dafs  Kora  hier  gleichfalls  den  Namen  %saiio-  dem    in    Athenas    Händen,    vgl.    den    Artikel 

qpopos  führte,  ist  eine  sehr  scharfsinnige  Kon-  Buzyges.     Dicht  an  der  Burg  lag  der  Tempel 

jektur  Boeckhs,  Find.  frgm.  8.  der  Demeter  Chloe   und   der  Ge  Kurotrophos, 

Dicht   bei  Theben   lagen    die    Ruinen   von  Paus.  1,  22,  3;    vgl.  Köhler  in  Mitt.   d.   ath. 

Potniai  mit  einem  Haine  der  beiden  Göttin-  Inst.   2    S.  177.   257.     C.   I.  A.    2,   375.    631. 

nen,  die  IToTj^^at  hiefsen;  die  Kultbilder  standen  3,   441;  z/s^t.  a^xaiol.  1889  S.  130  nr.  4.  5 

am  Flusse.     Der  Kult  war  chthonisch;  in  die  lo  (^i^firjTQi   XXoyj    -nal    KÖqt]    tjjv    KovgotQocpov 

sogen.  fifyctQU  wurden  Schweine  hinabgestofsen,  EiGiöorog  dvä&rjyiBv  kkt'  ovfiqov).    Am  6.  Thar- 

die  in  Dodona  wieder  hervorkommen  sollten,  gelion  wird    ihr  geopfert,  Philoch.   im  Schol. 

Paus.  9,  8,  1.  Ar.   Lys.   835,   nach  Eujjolis  im   Schol.   Soph. 

Vor  dem  Thore  Nei'stai  lag  ein  der  D.  Ka-  0.  C.  1600  ein  y.Qi6s,  wozu  der  SchoUast  &rjk£icc 

beiria  und   der  Köre   heiliger  Hain,    den  nur  bemerkt.    Dafs  dies  Opfer  nicht  identisch  mit 

Eingeweihte  betreten  durften.    Dem  alten  Ka-  den  Chloeia  {Gornut.  28;  Hesych.  s.  v.  ;f^o^'o;), 

beiren  Prometheus  und  seinem  Sohne  Aitnaios  einem  heiteren  Frühlingsfeste,  sein  kann  (ßawc^, 

soll   D.  sich  mystisch  offenbart  haben.    Paus.  Epikleidia    S.  22),   zeigt    Mommsen,    Heortol. 

9,  25,  ft.  6.  —  Preller,  D.  u.  P.  S.  362  macht  aus  S.  9.  36.  54.  416. 

den    Kabeiroi    Gephyraier;    vgl.    dagegen    be-  20        Auch  am  Asklepieion  hatten  Demeter  und    i 

sonders  K.  0.  Müller,  Proleg.  S.  151  f.    Orcho-  Köre  Anteil,  vgl.  Mitt.  d.  ath.  Inst.  2  S.  243 f. 

menos^  S.  435 f.    Crusius,  Beitr.  z.  gr.   Myth.  Taf.  18.     (Köhler).   Jahrb.   d.    Ver.  d.  Alt.  im 

S.  11.  Bheinl.  87  S.  1.  Taf.  1.  2.  {Urlichs). 

i)  Thespiai.    Weihinschriften  an  Demeter,  Einen  Demetertempel   innerhalb    der  Stadt 

Dittenberger  a.  a.  0.   1860;    an   Demeter  und  mit  Kultbildern  der  Demeter,    der  Kora   und 

Hermes,  Bull,  de  corr.  hell.  1890   S.  659.     De-  des    fackelhaltenden    lakchos    von    der    Hand 

meterpriesterin,  Z)iiiewfeer^cra.  a.  0.  1867,  2148;  des    älteren    Praxiteles    nennt    Paus.  1,  2,4. 

Mitt.    d.   Athen.   Inst.   4   S.  191.     Monat   Da-  Giern.  AI.  Protr.  62. 

matrios,  Dittenberger  a.  a.  0.  1739.  Das  städtische  Eleusinion  {Thucyd.  2,  17 ; 

k)  Plataiai.      In    der    Stadt    ein    Tempel  30  Paus.l,  14,  3.  Glem.  AI.  Protr.  3,  45.    Arnob. 

der  Demeter  Eleusinia,  Paus.  9,  4,  3.    In  der  6,  6.  G.  I.  A.  3,  5,  11.    'Ecp.  aQx.  1888  S.  116; 

Nähe  befand  sich  ein  zweites  altes  Heiligtum  vgl.  Curtius,  Stadtgesch.  v.  Ath.  S.  XXV f.)  lag 

der  D.  Eleusinia    und    der  Köre,    welches  in  unten  an  der  Burg  in  der  Nähe  eines  von  PaMsa- 

der   Schlacht   bei  Plataiai   eine  Rolle  spielte,  nias,  nach  Dörpfelds  neuester  Entdeckung  {Ath. 

Edt.  9,  57.   62.     Plut.  Arist.    11.     Die   Stätte  ikf^■<«.  17  S.  92  f.)  vielleicht  mit  Recht  für  dieEnnea- 

des   letzteren   ist   in   der   Nähe    des    heutigen  krunos   des   Peisistratos   gehaltenen   Brunnen- 

Krekuki  ermittelt,  wo  Weihinschriften  an  De-  hauses;  vgl  Lolling  in  Iio.  Müllers  Handbuch 

meter   gefunden   sind.    Bull,   de   corr.  hell.    2  3  S.  317.     Es  waren  zwei  Tempel,   einer  der 

S.    589    Taf.  26,   1.   3    S.   134  f.     Dittenberger  Demeter  und  Kora,    der  andere   enthielt  das 

a.  a.  0.  1670  ff.  40  Kultbild  des  Triptolemos.    Der  erstere  ist  wohl 

1)  Skolos.      Unvollendeter    Tempel    mit  identisch  mit  dem  Pherrephattion  bei  Z)e»«os</i. 

ebensolchen  Kultbildern  der  beiden  Göttinnen,  in  Gon.   1259,  5;  vgl.  Hesych.  s.  v.    Auch  ein 

Paus.   9,   4,   4.      Als    die   dort   üblichen  Bei-  Thesmophorion    hatte    Athen,    s.    Ar.   Thesm. 

namen  der  Demeter  nennt  Polemon  bei  Athen.  658  und    Schol.  Ar.    Thesm.   585;    seine  Lage 

3,  109^  10,  416^  iisyälccQzois  und  ^fy(xl6yiCii,o?.  ist  nicht  ganz  sicher.      Auf  der  Pnyx  nehmen 

m)  Tanagra,     Terrakotten,    Demeter  und  es  an  Preller,  D.  u.  P.  S.  341.    v.  Wilamowitz, 

Kora  darstellend,  in  der  Nähe  gefunden,  Mitt.  Kydathen  S.  161.    Lolling  a.  a.  0.  S.  334. 

d.  Ath.  Inst.  3   S.  389.     Die  aus  ihrer  Heimat  Eine     rriesterin     JijfirjTQog     KovQozQÖcpov 

vertriebenen    Tanagräer    sollen    von    Demeter  'Axaiccg  hatte   einen  Platz   im  Dionysostheater 

durch  einen  Traum  nach  Attika  gewiesen  wor-  50  G.  I.  A.  3,  373. 

den    sein    und    dort    zu    Aphidna    den    Kult  Aufserhalb  der  Stadt,  in  den  Demen,  sind 

der  Demeter  !4;f orten  begründet  haben,  Etym.  M.  zu  verzeichnen :_ 

180,  35;  vgl.  Preller,!).  %(,.  P.  S.  393;  Toepffer,  b)  Agrai.   Über  die  dort  gefeierten  kleinen 

Att.  Geneal.  S.  293  ff.  —  Tanagra  soll  Gephyra  Mysterien  siehe  unten  im  Abschnitte  E^ZeMsimm. 

geheifsen  und  Demeter  verehrt  haben,  Hecat.  c)  Halimus.     Auf  dem  Vorgebirge  Kolias 

bei   Steph.   Byz.    s.   v.   Ficpvga.      Inschrift  an  Tempel  der   Demeter  Thesmophoros  und   der 

Kora  Bidl.   d.   corr.  hell.   2   S.  589  Taf.  26,  2.  Kora,   Paus.   1,  31,  1;   Hesych.   s.  v.  Kcoltccg. 

Monat  Damatrios ,  Dittenberger  a.  a.  0.    505.  Über  das  daselbst  gefeierte  Fest  s,  unter  Thes- 

507.  523/24.  mophorien. 

Euboia.     In  Eretria  Thesmophorien,  an  60        d)  Prospalta.   Tempel  der  beiden  Göttin- 

denen  die  Weiber  das  Fleisch   in  der  Sonne  nen.  Paus.  1,  31,  1. 

braten    und    die    Kalligeneia    nicht    anrufen,  e)    Lakiadai.      Dort    hat    Demeter    dem 

Plut.    Quaest.    gr.    31.      Münze  bei  Mionnet  2  Heros    Phytalos    die    erste    Feige    geschenkt. 

S.  300  nr.  1  —  3.  Tempel  der  beiden  Göttinnen,  Paus.  1,  37,  2; 

Oropos.     Monat  Damatrios,   Dittenberger  vgl.  Preller.,  Ausgeiv.  Aufs.   S.  122.     Toepffer, 

a.  a.  0.  296.  340.  388.  Att.  Geneal.  S.  247  ff. 

Attika.    a)  Der  städtische  Demeterkult  ist  f)  Phlya.  Tempel  mit  Altären  der  Demeter 
trotz    des  Ansehens,    das    er   gewonnen,    erst       ,4nesidora,   des  Zeus  Ktesios,   der  Athene  Ti- 


1293     Kora  u.  Demeter  (att.  Kulte)  -    Kora  ii.  Demeter  (peloponn.  Kulte)    1294 

throne,  der  Kora  Protogeneia  und  der  Semnen,  Sikyon  ist  als  das  alte  Mekone,  die  Mohn- 

Paus.  1,  31,  4.    Ein  Telesterion  der  Lykomiden  stadt,   ein  früher  Sitz  des  Demeterkultes;  vgl. 

daselbst  wird  von  Themistokles   ausgestattet,  Schol.  Find.  Nem.    9,  123.     Preller,  D.  u.  P. 

Simonid.  bei  PJut.  Them.  1;   vgl.  Dittenberger  S.  113.    Ebert,   De  Cer.  Chth.   S.  33.     Sie  soll 

in  Hermes  20   S.  17f.      Toepffer ,  Att.   Geneal.  den    Orthopolis,    den    Sohn    des    sikyonischen 

S.  87,  209.  223.  Königs  Plemnaios  aufgezogen  haben,   der  ihr 

g)  Phaleron  hatte  einen  von  den  Persern  ein  Heiligtum  ei-richtete.  Paus.  2,  5,  8.  11,  2. 

eingeäscherten   Demetertempel ,    der    noch    zu  Eleusinischer  Einflufs  giebt  sich,  wie  in  dieser 

Pausanias'  Zeit  als  Ruine  stand.  Paus.  1,  1,  4;  Legende,  auch  in  ihrem  sikyonischen  Beiworte 

10,  35,  2.  10  inconig  {inonti'g?),  Hesycli.  s.  v.  kund,  das  frei- 

h)  Peiraieus.    Thesraophoriscben  Kult  be-  lieh    von    Grusius,    Beitr.   z.   gr.   Myth.    nach 

zeugen  C.  I.  A.  2,  573  b.  1059.    Weihung  einer  Baunacks  Vorgange   als    sm^alaaaia   erklärt 

d.  bfiövoici,  'Jd'T]vciciov  8  S.  296.  wird. 

i)   Erchia   war   ein    attischer  Demos    der  Zehn   Stadien  von   Sikyon  auf  dem  Wege 

Aigeischen  Phyle,  dessen  Eponym  Erchias  die  nach  Phlius  lag  ein  Hain  mit  dem  demetrischen 

Demeter    gastlich    aufgenommen    haben    soll,  Namen  Pyraia;  dort  wurden  in  einem  Tempel 

Steph.  Byz.  s.  v.  'Egxi'a.  der    D.   Prostasia    und    der   Kora   Sonderfeste 

k)  Aphidna.  Das  hier  ansässige  Geschlecht  der   Männer  und  Weiber  gefeiert,   letztere  im 

der  Gephyraier  verehrte   als   Gentilgöttin  die  Nv(iq)c6v,   wo   sich  Bilder  der  D. ,   der  K.  und 

D.  Achaia  s.   Hdt.  5,  61;   Etym.   31.   180,  35;  20  des  Dionysos  befanden,  PaMS.  2,  11,  3.  —  Münze: 

vgl.  Toepffer  a.  a.  0.  S.  296 ff.  D.  sitzend  mit  Ähren,    Imhoof-Bumer ,  Num. 

1)  Rarion;  nach  diesem  Demos  führte  Deme-  Comrn.   on  Paus.  S.  31  Taf.  H  20. 

ter  das  Beiwort  'Pagtäg,  Steph.  Byz.  s.  v.  'PaQiov.  Fiilins,  das  frühere  Araithyrea,  Hom.  B  571. 

m)  Skiros.     Fest  der  Demeter  und  Kora,  Strab.  8,  382.    In  einem  Tempel  auf  der  Burg 

Steph.  Byz.  s.  v.  Zyiigoc;  Schol.  Ar.  Eccl.  18;  befanden  sich  die  Agalmata  beider  Göttinnen 

Theffm.  384;  vgl.  Robert  im  Hermes  20  S.  360 ff.  und   ein  altes  Bronzebild  der  Artemis,  Paus. 

Über  Eleusis  s.  den  Ahschniit  Eleusinien.  2,  13,  5.  —   Ein   zweiter  Demetertempel   mit 

Megara.  Kar,  des  Phoroneus  Sohn,  gilt  dydXficcra.  aQxciLci  in  der  unteren  Stadt,  Paus. 
als  Stifter  des  megarischen  Demeterkultes,  a.  a.  0.  Der  Kult  der  Eleusinia  wurde  hier  an 
Paus.  1,  39,  5;  40,  6.  Demeter  ist  hier  alte  30  den  autochthonen  Aras,  welcher  durch  seinen 
Stadtgöttin,  deren  Heiligtum  auf  der  Burg  und  seiner  Kinder  Namen,  Aoros  und  Arai- 
(JrifirjtQog  xl  ■ncclovusvov  ^syagov)  der  Stadt  thyrea,  in  Beziehung  zu  Demeter  steht,  an- 
den  Namen  gegeben  haben  soll,  weshalb  die  geschlossen;  kcxI  nob  rrjg  tsX£r~ig,  rjv  rfj  dr]- 
Megarer  sich  den  ältesten  Demeterdienst  zu-  firjTQt  ayovGLv,"AQCivta  Kai  rovg  inxiöas -ncclovaiv 
schrieben,  Paus.  1,  40,  6.  —  Jünger  ist  das  in  snl  raj  onovSdg,  Paus.  2,  12,  5.  Dieser  Kult 
der  Unterstadt  liegende  Heiligtum  der  Thes-  wurde  ganz  nach  eleusinischem  Vorbilde  durch 
mophoros,  Paus.  1,  42,  7.  Im  Hafen  Nisaia  pentaeterische  Feste  in  Keleai  gefeiert  und 
wird  die  ganz  spezifisch  megainsche  Demeter  soll  von  Dysaules  nach  Phlius  gebracht  wor- 
Malophoros  (sonst  nur  noch  m  Byzanz  und  in  den  sein,  Paus.  2,  14,  2.  Orig.  Bef.  haer.  5,  20. 
Selinus  nachweisbar)  verehrt,  die  als  Göttin  40  Grab  des  Dysaules  und  des  Aras,  Paus.  2,  12,  5. 
der  Schafzucht  galt.  Paus.  1,  44,  4;  vgl.  Argos.  Auf  der  Burg  lag  der  Tempel  der 
Preller.  D.  u.  P.  S.  321  Anm.  14.  Hermann  Demeter  Pelasgis,  den  Pelasgos,  der  Sohn  des 
im  Pkilol.  2  S.  263.  —  Sauppe,  Gütt.  Nachr.  1871  Triopas,  begründet  haben  soll.  Paus.  2,  22,  2. 
S.  608  deutet  den  Beinamen  nach  Schol.  Hom.  Später  verquickte  man  den  eleusinischen  Mythus 
7  542  auf  die  Obstkultur.  damit,  indem  man  Demeter  bei  Pelasgos  Auf- 
Mysterienspiele der  megarischen  Frauen  nähme  finden  und  von  dessen  Tochter  Chry- 
am  Felsen  Anaklethra  oder  Anaklethris  sollten  santhis  den  Raub  der  Kora  erfahren  liels. 
an  Demeters  Ausrasten  an  dieser  Stelle  wäh-  Eubuleus  und  Triptolemos  wurden  zu  Söhnen 
rend  der  nldvr)  erinnern.  Paus.  1,  43,  2.  Me-  des  Trochilos  und  einer  Eleusinierin  gemacht. 
thod.  in  Etym.  M.  s.  v.  'Avccv.lri%QLg.  50  Trochilos  so)l  Hierophant  der  Demeter  gewesen 

Münzbilder    bei  Imhoof- Blumer ,  Numism.  und  von  Argos  nach  Eleusis  geflohen  sein,  Pa?«s. 

Comment.  on  Pausan.  S.  7  Taf.  A  12.  13.  1,  14,  2.    Brennende  Fackeln  werden  der  Köre 

zu  Ehren   in    eine  Grube    geworfen,    Paus.  2, 

Peloponnes.  22,  8.  —  Der  nach  der  Überlieferung  von  den 

Korinth.      Am    Abhänge    der    Burg    ein  Danaiden    aus  Ägypten   eingeführte   Kult   der 

Tempel  der  Demeter  und  Kora,  Paus.  2,  4,  6,  Thesmophoros  verfiel  unter  der  dorischen  Herr- 

ov    cpavsQo.    £%cov    dydlfiaxa.      Nach    Hesych  schaft,    Hdt.   2,    171;     vgl.    Plut.    de    Herod. 

führte  D.   in  Korinth    das  Beiwort  siioiv.iöCr}.  malign.  13. 

Die    Göttinnen    befehlen    ihren    Priesterinnen  Demeter    Libye    oder    Libyssa    hatte    ein 

dem  Timoleon   nach  ihrer  heiligen  Insel  Sici-  60  Heiligtum    bei    Charadra ,    Polem.    im    Schol. 

lien    zu    folgen,     Diod.    Sic.    16,    66.      Plut.  Arist.  Panath.  p.  88,  12.    Festus  s.  v.  Libycus 

Timol.  8.  —  Der  eleusinische  Kult  wurde  auch  (daher    Libycus    campus).      Argos    soll    den 

nach  Korinth   eingeführt;    P.  Licinius  Priscus  Weizensamen     aus     Libyen     haben    kommen 

iuventius    errichtet    einen   Peribolus    um    den  lassen,    vgl.    Tzetz.    zu    Hes.    Op.    et    d.    32. 

heiligen  Hain,  baut  einen  Tempel  für  Demeter,  Etym.  M.  s.  v.  Zev^idicc  (409,  28).     Ein  wei- 

Persephone,  Dionysos  und  Artemis  und  stellt  teres  Heiligtum   wurde   der  Demeter   auf  Be- 

das  durch  Erdbeben  zerstörte  Plutonion  wieder  fehl    des    delphischen    Orakels   dort   errichtet, 

her,  Maff'ei,  Mus.  Veron.  1,  39.  wo  Pyrrhos   im  Strafsenkampfe  gefallen  oder 


1295  Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)    1296 

von  Demeter  getötet  sein  sollte,  Patfs.  1,13,8.  Über    dryopisch  -  minyschen    Ursprung    dieses 

2,  21,  4.  Kultes  und  seine  Beziehungen  zum  Hyakinthos- 

Zwischen  Argos    und   Mykenai    ein    hypä-  mythus    vgl.  Wide,   De  sacr.   Troez.  Sermion. 

thrales  Heiligtum   der  Demeter  Mysia,   Paus.  Epidaur.    Upsala  1888. 

2,  18,  3;  vgl.  jLiuctav  =  xopsiff-ö-at  bei  Corwjii.  28.  Demeter  Thermasia  hatte  einen  Tempel  in 
Bei  Argos  ein  Dorf  M'ucfijs,  Hesych.  s.  v.  Gast-  der  Stadt  nach  Paus.  2,  34,  12,  einen  zweiten 
liehe  Aufnahme  der  Demeter  beim  Heros  auf  dem  Wege  nach  Troizen  am  Meere,  Paus. 
Mysos  s.  unter  Hermione^  und  Pellene.  —  2,  34,  6.  12;  jetzt  liegt  an  der  Stelle  der 
Münzen:  D.  mit  Scepter,  Ähren,  Mohnköpfen  Hafen  Thermesi,  0.  Müller,  Darier  2  S.  424. 
bei  Imh.-Blumer,  Num.  Comm.  on  Paus.  S.  38  lo  In  der  alten  verfallenen  Stadt  gab  es  einen 
Taf.  K  39.  GG  1.  von  Feldsteinen  eingefriedigten  Platz  zur  Feier 

Lerna.     Eleusinischer  Kult  mit  Mysterien  der    eleusinischen    Mysterienspiele,     Paus.   2, 

der  Demeter  und  des  Dionysos,  Paus.  2,  37,  3;  34,  10.     Leute   von  Hermione  sollen  Demeter 

als  Stifter  der  letzteren  galt  Philammon,  der  den  Raub  mitgeteilt  haben,  Apollod.  1,  5,  1. 

Polyhymnia  Sohn  nach  Pherekyd.  fr.  18  {Schol.  ScJwl.  Ar.  Equ.  384.    Zenob.  prov.  1,  7. 
Apoll.  Bh.  1,  23).  —   Lokalisierung  des  Kora-  Buporthmos,    Tempel    der    D,    und    K., 

raubes,  Paus.  2, 36, 7.  —  Auch  einen  Eingang  zur  Paus.  2,  34,  8. 

Untervsrelt nahm  man  hier  an,  T setz,  ad  Ly 0.212.  Eileoi,  desgleichen,  Paus.  2,  34,  6. 

Über  die  nahen  Beziehungen  dieses  Kultes  zu  Troizen    verehrte   in    der  Stadt    die    De- 

Eleusis    und    den   Zusammenhang    der  Hiero-  20  meter  und  Kora   ähnlichen  Gottheiten  Damia 

phantenfamilien   an  beiden    Orten   s.  C.  I.  A.  und  Auxesia  wie  Aigina;   s.    Bd.  1  Sp.  738  u. 

3,  718.  Preller,  D.  u.  P.  S.  211.  Toepffer,  943.  Demeter  Amaia  erwähnt  Ps.  Plut.  Prov. 
Att.  Geneal.  S.  69f.  Demeter  heifst  hier  Pro-  Alex.  41.  Vor  der  Stadt  ein  von  Althepos,  dem 
symna  nach  einer  früheren  Ortschaft,  wie  Sohne  des  Poseidon,  begründeter  Tempel  der 
auch    Hera    dort    einen    Kult    besafs,    Strab.  Demeter  Thesmophoros,  Paus.  2,  32,  8. 

8,  373.     Wahrscheinlicher   ist   die    Erklärung  Didymoi,  Demetertempel  mit  einem  ä'y«^- 

als    Proslimna    und    der    Zusammenhang    mit  /xk  6q&6v,  Paus.  2,  36,  2. 

einem  das  gleiche  Beiwort  führenden  Diony-  Epidauros.  Hier  tritt  Demeter  in  Ver- 
ses, Buttmann  in  den  AbJt.  d.  Berl.  Ak.  1840  bindung  mit  dem  ihr  auch  in  Hermione  be- 
S.  339.  Mythol.  2  S.  102.  Inschrift  bei  Gruter  30  freundeten  Asklepios  auf.  D.  Karpophoros 
1,309,3:  Sacratae  apud  Eleusinam  deo  Baccho,  'Ecpr]^.  dgxccioX.  1883  S.  153  nr.  50.  Inschrift 
Cereri  et  Corae,  sacratae  apud  Laernam  deo  a,us  dem  Ask\e\)ieion:'A6KXrjTtiä,'H7tL6vrj,'EXsv- 
Libero  et  Cereri  et  Corae.  Demeterkopf  von  Gtvtais  in  der 'Eqprjju..  ap;^ß:^oA.  1883  S.  227;  vgl. 
dort,  Mitt.  d.  Ath.  Inst.  4  S.  189,  abgebildet  Blinkenberg,  Asklepios  og  hans  fraender  S.  110. 
ebenda  8  Taf.  10,  vgl.  S.  195  ff.  (Furtivängler).  Bei  einer  Hungersnot  rät  das  delphische  Orakel 
Hermione  hatte  vor  allem  chthonischen  den  Ei>i(lauriern  dyält-iaza  LÖQvcao&ai  z/rj- 
Kult,  den  Klymenos  und  seine  Schwester  fiiqTQos  Kai  Kngrjg  z/afitag  tikI  Av^rjOiag  ScJiol. 
Chthonia,  die  Kinder  des  Phoroneus,  auf  dem  Aristid.  46,  187,  16.  {Dindorf  3  S.  598). 
Pron  begründet  haben  sollen;  daselbst  der  Aigina.  Tempel  der  Thesmophoros,  Hdt. 
sehr  sehenswerte  Tempel.  Die  Argeier  be-  40  6,  91.  Wie  in  Troizen  wurden  auch  hier 
haupteten,  dafs  von  ihnen  dieser  Kult  be-  Damia  und  Auxesia  verehrt, 
gründet  sei.  Als  Demeter  auf  der  nlävr}  von  Lakouien.  S.  jetzt  besonders  Wide,  Ldk. 
Atheras  und  Mysios  zu  Argos  gastlich  auf-  Kulte 'S).  lllS.  Trotz  der  feindseligen  Haltung 
genommen  wurde,  hätte  sie  Kolontas  gegen  der  Dorier  hielt  sich  hier  der  Demeterkult 
den  Willen  seiner  Tochter  Chthonia  zurück-  sehr  zähe,  wie  besonders  aus  zahlreichen  von 
gewiesen.  Kolontas  und  sein  Haus  seien  von  Hesych  überlieferten  auf  den  lakonischen  De- 
Demeter verbrannt  worden;  die  Chthonia  sei  meterdienst  bezüglichen  Ausdrücken  hervor- 
von  ihr  aber  nach  Hermione  gesandt  und  gQh.i;s.IIes.\.'EXsvaivici,'Eni%Qrivai.,'ETiinollä, 
habe  dort  ihr  Heiligtum  errichtet.  Jährlich  Tgirifisgog  (Thesmophorien),  Sxoi^  (Beinamen 
wird  im  Sommer  das  hohe  Fest  der  Chthonia 50  der  Kora);  auch  Tlgolöyia  gehört  wohl  hier- 
oder  Chthoneia  gefeiert  unter  Teilnahme  von  her.  Zu  Eninollä  vgl.  Crusius,  Beitr.  s.  gr. 
Männern,  Weibern   und   Kindern;    die  Opfer-  Myth.  S.  21  Anm.  3. 

kühe  werden  von  Weibern  getötet.    Im  Tempel  a)  Sparta.    Tempel   der  Kore-Soteira  von 

Kultbilder  der  Athena  und  Demeter,   Paus.  2,  Orpheus,  nach  anderen  vom  Hyperboreer  Abaris 

35,  4ff.;  (vgl.  Bötticher,  Tektonik  2  S.  387.  407.  gestiftet,  Paus.  3,  13,  2;  vgl.  8,  31,  1. 
Mannhardt,  Mythol.  Forsch.  S.  64 ff.)    Ael.  nat.  Die  Demeter  Chthonia  ward  gleichfalls  von 

an.  11,  4.    G.  I.  G.  1193  =  Dittenberger,  Syll.  Orpheus  hergeleitet,  nach  Paus.  3,  14,  5  aber 

389.    Gegenüber  von  diesem  Tempel  lag  der  stammt  sie  aus   Hermione;  vgl.  C.  I.  G.  1464. 

des    Klymenos,    hinter  demselben   die    Felder  Ihr    werden    die    Totenopfer    gebracht,    Plut. 

des  Klymenos  und  des  Pluton  sowie  der  Teich  60  Lyc.   27.     Hades  und  Persephone   oft  auf  ar- 

Acherusia,    wo    ein  Abstieg  zum   Hades    sein  chaischen  spartanischen  Grabreliefen,  Mitt.  d. 

sollte,    Paws.  1,  35,  9 f.    Strab.   8,   373.      Kora  ath.   Inst.   2   S.    303f.    Taf.  20— 25.     Overbeck, 

führt   in  diesem   Kulte  den  Namen  Meliboia,  Pl.^  1  S.  83;  abweichende  Erklärungen  s.  Bd.  1 

Lasos  bei  Athen.  14,  624^.   Inschriften  an  De-  Sp.  1795.    Mehr  b.   Wide,  Lak.  K.  S.  172. 
meter  Chthonia,  Klymenos  und  Kora  G.  I.  G.  b)  Amyklai.    Eine  Kora  des  Kallon  unter 

1194—1200;  ohne  Kora,  JBm/Z.  de  corr.hell.  1889  einem  Dreifufse  neben  der  Aphrodite  und  der 

S.  198,  24;   an  Demeter,   Zeus  und  Asklepios  Artemis  des   Gitiadas   erwähnt   Paus.  3,  18,  8. 

1198;  vgl.  K.  0.  Müller,  Dorier  1  S.  403.  —  4,  14,  2.    Am  „Throne"  stehen  Demeter,  Hades 


1297   Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)   1298 

und  Kora  bei  der  Herauf holung   des  Hyakin-  Nebenkulte:    Im  Heratempel  Demeter  und 

thos,  Paus.  3,  19,  4.     Weihinschriften  C.  I.  G.  Kora    einander    gegenüber,     aufserdem     Plu- 

1434/5.  1440.  ton,    Dionysos,    Persephone    und    Nymphen, 

c)  Hei  OS.  In  der  Nähe  der  Stadt,  in  den  Paus.  5,  17,  3.  20,  3.  —  Im  Weihgeschenke 
Ausläufern  des  Taygetos,  lag  ein  Eleusinion  des  Smikythos  sah  Paus.  5,  26,  2  noch  Kora. 
mit  einem  pelasgischen  Xoanon  des  Orpheus.  —  Im  alten  Gymnasion  von  Elis  Demeter 
Hier  soll  Asklepios  den  Herakles  geheilt  haben.  und  Kora  neben  Herakles,  Eros  und  Anteros, 
In  diesen  Tempel  wird  an  gewissen  Tagen  ein  Paus.  6,  23,  3. 

Korabild  aus  der  Stadt  getragen.  Paus.  3,  20,  Achaia.     a)  In  Aigion,   dem  Vororte  des 

5ff.    Ohne  Zweifel  hat  sich  hier  der  Kult  der  lo  achaiischen  Bundes  Tempel  der  Demeter  Pan- 

Eleusinia  mit  einem  anderen  peloponnesischen  achaia,   der  Schutzgöttin   des   Bundes,    Paus. 

(der  Despoina?)  vermischt.  7,  24,  3.     Koretempel,  Paus.  7,  24,  2.    Münzen 

d)  Kainepolis,  das  alte  Tainaron,  hatte  des  Bundes  bei  ImTioof-Blumer,  Num.  Comm.on 
ein  fisyagov  Jr'iurjtQog;  Abstieg  zum  Hades;  Paus.  S.  86  Taf.  Rl7,  18;  vgl.  Head,  Hist. 
Paus.  3,  25,  9;  vgl.  Claud.  de  rapt.  Pr.  1,  2.  —  Num.  S.  351.  Catal.  of  the  gr.  coins  of  the 
In  der  Nähe  Inschrift  an  Eleuthia,  Ath.  Mitt.  Brit.  Mus.  Pelopon.  Taf.  2,  15-20.  3,  1—14. 

1  S.  162.  b)  Patrai  wurde  früher  Aroe  genannt,  nach- 

e)  Aigila;  Demetertempel  mit  Sonderfesten  dem  Eumelos  den  Ackerbau  von  Triptolemos 
(thesmophorischen)  der  Weiber,  Paus.  4,  17,  1.  übernommen  (Etym.  M.  s.  v.'AQor]  lil,  3b).  Der 
Die  Priesterin  nimmt  an  dem  Mysterienfeste  20  Demetertempel  mufs  ursprünglich  der  Ge  ge- 
von  Andania  teil,  vgl.  die  Inschrift  von  Andania  hört  haben,  die  darin  den  bevorzugten  Platz 
bei  Dittenherger,  SyU.  388,  31.  zwischen  Demeter  und  Kora  innehatte;    auch 

f)  Gythion.  Demetertempel,  Paws.  3, 21,8.  eine  Quelle  mit  iatrischem  Orakel  weist 
Ein  Charisterion  an  die  chthonisch  aufgefafsten  darauf  hin  Paus.  7,  21,  11;  vgl.  Lenormant, 
Demeter  und  Köre  von  dort;  3Iitt.  d.  ath.  Inst.  Bevue  archeol.  1864    2   S.  386. 

2  S.  378.    Arch.  Zeit.   1883   S.  223  Taf.  13,  1.  c)  Antheia,    eine    Gründung    des    Tripto- 
Münze  im   Journ.  of  hell.  stud.  7   S.  66  nr.  6.  lemos.   Paus.  7,  18,  3,   hatte  einen  Kult  der 

Messenien.    In  Messene  Jr]ii7itQog   t^gov  Demeter  Poteriophoros   (Autocrates  bei  Athen. 

ayiov,  Paus.  4,  31,  9.  11,  460"^);    wohl  scherzhafte  Bezeichnung  der 

Oichalia  (Stenykleros).     Im    Haine  Kar-  30  Demeter  mit  Füllhorn, 
nasion  Bilder  des  Apollon  Kamasios  und   des  d)  Bura.    Demetertempel;  v.od  xfi  J^firjtQi 

Hermes  Kriopboros;    bei  einer  Quelle  das  der  iariv  ia&i^g,  Paus.  7,  25,  9.     Münze:  Archäol. 

Hagne   Köre,    Paus.  4,  33,  4.     Acht   Stadien  Zeitg.  1843  Taf.  9,  14;    1847    S.  138.    Imhoof- 

von  dort  entfernt  die  Trümmer  von  Blumer  a.  a.  0.  S.  88  Taf.  S.  1. 

Andania,    wo    die    nach    den    Eleusinien  e)  Pellene.   Sechzig  Stadien  von  der  Stadt 

bedeutendsten  Mysterien  der  grofsen  Göttinnen  Heiligtum    der    agrarischen    Demeter    Mysia. 

gefeiert  wurden.  Vgl.  Paws.  4,  1,  5  und  vor  allem  Siebentägiges  Fest;    am  dritten  Tage  werden 

die  Inschrift    von  Andania:   Sauppe,  Äbh.   d.  alle   Männer,   ja   selbst   täv   Kvväv  xh   uqqsv 

Gott.   Ges.   d.    Wiss.    1861    S.  219  ff;  Foucart-  entfernt;    am    vierten   Rückkehr    der    Männer 
Lehas  2,  326^;   Dittenherger,   Sylloge  388.  — 40  und   Neckereien  wie   am   Thesmophorienfeste, 

Über  die  Priesterfamilie  vgl.  LoiecJc,  Aglaoph.  Paus.  7,  27,  9.    Preller,  D.  u.  P.  S.  338. 
p.  982.    Preller,  D.  u.  P.    S.  148.    Bofsler,  De  Arkadien,  vgl.  besonders  Immenvahr,  Die 

gent.att..mcerd.S.  39.  Töpffer,  Att.Gen.S,.2Uff.  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1  S.  97ff-    Preller, 

Messenische  Münze  mit  Demeter  s.  im  Journ.  D.  u.  P.  S.  144ff.     Nach  Hdt.  2,  171  hat  sich 

of  hellen,  stud.   7    S.  70.     Head,  Coins   of  the  in  Arkadien  der  alte  peloponnesich-pelasgische 

Anc.  Taf.  23,  35.  Thesmophorosdienst  am  besten  erhalten.     Ein 

Elis.    Lepreon.    Demetertempel  aus  Luft-  agrarisches  Demeterfest  'jQ'ndSi.a  wurde  nach 

ziegeln  ohne  Kultbild,   das   einzige  Heiligtum  Apollod.   bei    Steph.   Byz.   s.   v.  'Aqv,a8iu  beim 

der  Stadt  nach  Paus.  5,  5,  6.  ersten  Sprossen  der  Saat  gefeiert.  —  Festspiele 

Pylos.  Chthonischer  hochahgesehener  Kult  50  zu  Ehren   der  Köre   erwähnt  Schol.   Pind.   Ol. 

der  Demeter,  der  Kora  und  des  Hades;  in  der  7,  153;  vgl.  Boeckh,  Pind.  2,  2  S.  470.    Natio- 

Nähe  der  Flufs  Acheron.    Zwischen  Pylos  und  naler  Kult  der  Despoina,  der  Tochter  der  De- 

Minthe   Haine    des    Hades   und   der    Demeter,  meter  und  des  Poseidon;  der  mystische  Name 

Strab.  7,  344.  dieser  Göttin  ist  unbekannt,  Paus.  8,  37,  9. 

Olympia.  Beim  Leonidaion  Altar  der  Des-  a)  Pheneos.    Heiligtum  der  D.  Eleusinia. 

poinai;  weinlose  Opfer;  Paus.  5,  15,  4.  10.  Eine    der   eleusinischen    entsprechende  Weihe 

Am   Hippodrom  Tempel    der   D.  Chamyne  soll   Naos,    ein   Urenkel    des  Eumolpos,    ein- 

mit  Kultbildern    beider    Göttinnen;    hier    soll  geführt  haben.     Bei  dem  Tempel  befand  sich 

nach  dem  Raube  Hades  wieder  hinabgestiegen  das  sogen.  Uhgcoiia,  zwei  aufeinandergelegte 
sein  (jjargtj/  und  ij,v£iv   der  Erde);    nach  an-  60  Steine,    aus  denen  jährlich  bei   einer  Nacht- 

deren  soll   dieses  Heiligtum  der  Demeter  aus  feier    die    Mysterienvorschrift    zur    Verlesung 

dem    Vermögen    eines    getöteten    pisatischen  herausgenommen  wird;   das  Petroma  war  das 

Aufrührers  Chamynos  gestiftet  sein.   Paus.  6,  gröfste    Heiligtum,    bei    dem    die    Pheneaten 

21,  1.     Die   Priesterin    der    D.   Chamyne    war  schworen.  Auf  diesem  ein  Aufsatz,  der  die  Maske 

das  einzige  Weib,  das  den  olympischen  Spielen  der  Demeter  Kidaria  enthielt,  von  mdaQig  Tur- 

zuschauen  durfte,  weshalb  das  Amt  wechselte,  ban,  Hesych.  Suid.  s.  v.   (rj  tÖ  atgöcpiov,  o  ot 

Paus.  6,  20,  9.     Mitt.   d.   ath.  Inst.  3   S.  227.  tspsi?  qpopovffO;     vgl.    den    arkadischen    Tanz 

Arch.  Zeitg.  1876  S.  226.  -niSaQig,  Athen.  14,  631<i.   Diese  nimmt  der  Prie- 


1299   Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (peloponn.  Kulte)   1300 

ster  bei  den  grofsen  Mysterien  vor  und  nuin  Der  malte  Mythus,  der  sich  ähnlich  schon 
gäßSoig  y.arcc  Xöyov  Sr'j  rivcc  tovg  vnox^ovi'ovg,  in  den  Veden  findet  (s.  Kuhn  a.  a.  0.),  hatte 
Paus.  8,  15,  1 — 3.  PrcUer  a.  a.  0.  S.  169.  mit  Demeter  nichts  zu  thun,  sondern  be- 
Fünfzehn Stadien  von  der  Stadt,  an  der  Kyl-  zog  sich  auf  das  Verhältnis  von  Erinys  zu 
lene,  Tempel  der  Demeter  Thesmia  mit  Myste-  Poseidon  bezw.  Ares  (in  der  analogen  boioti- 
rien.  Auf  der  nlävr]  soll  D.  in  Pheneos  von  sehen  Sage).  Erst  nach  Identificierung  der  Des- 
Damithales  und  Trisanles  aufgenommen  sein,  poina  mit  Persephone  wurde  gewaltsam  aus 
denen  sie  die  Hülsenfrüchte  aufser  den  Bohnen  Erinys  eine  Demeter  Erinys  gemacht.  —  Münze 
schenkte;  diese  waren  dann  die  Stifter  des  bei  I ml  wo  f- Blumer  a.  a.  0.  S.  102  Tat.  T  22. 
Dienstes,  Paus.  8,  15,  3.  4.  lo  d)  Phigalia.  Die  Kultlegende  der  dortigen 
Bei  Pheneos  Abstieg  des  Hades.  Die  Phe-  D.  Melaina  entspricht  ganz  der  thelpusischen. 
neaten  zeigen  Demeter  den  Raub  an.  Sie  er-  Tochter  der  Demeter  und  des  Poseidon  ist 
halten  dafür  die  üblichen  Demetergaben  und  daselbst  Despoina.  Auf  der  Irre  soll  D.  sich 
die  Zusicherung,  dafs  nie  mehr  als  hundert  in  eine  Höhle  bei  Ph.  (vgl.  Con^e  und  ilizc/i«eKs 
Pheneaten  im  Kriege  fallen  sollen,  Con.  narr.  in  Ann.  delV  Inst.  1861  S.  53  ff.)  zurückgezogen 
15  {Westerm.  S.  130).  und  ein  schwarzes  Gewand  angelegt  haben.  Pan 
Der  Styxflufs  bei  Pheneos  war  von  der  sieht  sie  dort  und  berichtet  das  dem  Zeus,  der 
grollenden  Demeter  schwarz  gefärbt  nach  Ptol.  sie  durch  die  Moiren  zurückholen  läfst.  Die 
iffp/^.  3  (TFestom.  S.186, 11);  vgl.^eZ.  w.a.  10,40.  Phigalenser  stellen  ihr  ein  Kultbild  von  Holz 
Münzbilder  bei  Mionnet  2  S.  252  nr.  60  ff.  20  in  der  Höhle  auf:  yvvaiyd  8s  soi-Asvai  xotXla 
Arch.  Zeug.  1849  S.  95.    1876  S.  112.  iiXriv    mcpaXrjv.    KScpaXtjV    8s    yial  yiofirjv   sl^sv 

b)  Kleitor.  Die  sehenswertesten  Tempel  l'miov  xal  8Qa%6vtmv  ts  v.ca  älXcov  &rjQL(ov 
waren  nach  Paus.  8,  21,  3  die  der  Demeter,  des  si-novsg  7iQoasitscpvv.sGav  xy  -uscpalfj  ■arX.  (Man 
Asklepios  und  der  Eileithyia.  Festspiele  zu  vgl.  die  Gorgo  des  Mus.  Borh.  13,  51.)  Paus. 
Koras  Ehren  vermutete  hier  Boeckh,  Pinä.  2,  2  8,  5,  8.  42,  1  ff.  Über  das  Kultbild  des  Onatas 
S.  470.  Münzen  bei  Imhoof- Blumer,  Num.  vgl.  Petersen,  Krit.  Bern.  z.  alt.  Gesch.  d.  gr.  K. 
Comm.  an  Paus.  S.  98  Taf  1,  9.  S.  34 ff.,  der  alle  anderen  Ansichten  überzeugend 

c)  Thelpusa.  Tempel  der  D.  Eleusinia mit  zurückweist.  —  Geweiht  werden  der  Göttia 
Kultbildern  der  beiden  Göttinnen  und  des  Diony-  Baumfrüchte,  Weintrauben,  Wachs  und  rohe 
SOS  am  LadoiJ,  Paus.  8,  25,  2;  vgl.  Leonardos,  30  Wolle,  worüber  Ol  gegossen  wird.  Paus.  8, 
JsXt.  aQxccLoX.  1891  S.  98ff.  42,  11.  Münzen  Imhoof  -  Blumer  a.  a.  0.  S.  107 

Demeter  Erinys  hat  ihr  Heiligtum  im  On-  Taf.  Vl5  — 18. 

keion.    Als  die  Göttin  sich  auf  der  nXävr],  ihre  e)  Trapezus.  Jährliche  Mysterienfeier  für 

Tochter  suchend,  befand,  so  erzählt  der  eleu-  die  &sal  ^sydlai.  Paus.  8,  29,  1. 

sinisch    gefärbte    Lokalmythus,    habe    Posei-  f)  Zoitia;    Tempel    (gemeinsamer?)    der 

don  ihr  nachgestellt.     Um   ihm   zu   entgehen,  Demeter  und  Artemis,  Paus.  8,  35,  7. 

habe  Demeter  sich  in  Rofsgestalt  den  Pferden  g)  Basilis.     In   der  verfallenen  Stadt  sah 

des  Landeskönigs  Onkeios,  eines  Apollonsohnes,  Paus.    8,   29,   5    einen    Tempel    der    Demeter 

zugesellt.      Doch    auch    Poseidon    verwandelt  Eleusinia.     Am    Feste    derselben    fanden  von 

sich  in  ein  Rofs  und  bespringt  Demeter.    Diese  40  Kypselos     eingesetzte     Schönheitswettkämpfe 

zürnt  zuerst,  dann  nimmt  sie  ein  Sühnbäd  im  statt,  Nicias  bei  Athen.  13,  609®. 

Ladon  und  wird  aus  der  grollenden  D.  Erinys  h)  Megalop  ol  is.     Im    Mittelpunkte  des 

(ort    TM   &v^ä    xQTja&ai    tialovaiv    sQtvvsiv   oi  künstlich    geschaffenen   Göttersystemes    dieser 

'JgyiäSsg)  die  D.  Lusia.    In  beiden  Formen  hat  Stadt  standen   Demeter  und   Kora   als    grofse 

sie  grofse  akrolithe  Kultbilder;  das  der  Erinys  Göttinnen,  am  ähnlichsten  denen  von  Andania. 

trägt    eiste    und    Fackel;    das    andere    wurde  An  sie  schlössen  sich  alle  anderen  an.   In  ihrem 

auch    für   Themis    gehalten.     Als   Kinder   Po-  mächtigen  Peribolos  Tempel  des  Zeus  Philios 

seidons    und    D.'s    gelten    eine    Tochter    mit  (Dionysos?),    der  Aphrodite   und   des   Hermes 

mystischem  Namen  und  das  Rofs  Areion  oder  und  Kultbilder  des  Hermes  Agetor,  des  Apol- 

Arion,  Paus.  8,  25,  4ff.    Callim.  frgm.  82  und  50  Ion,    der   Athena,    des    Poseidon,    des    Helios 

207    (Schneider).     Hesych.  s.  v.  v.  'AgCav    und  Soter  und   des  Herakles;   Mysterienfeier  nach 

ÄovaCa.   Apollod.  3,  6,  8,  4.  Tzetz.  ad  Lyc.  152.  Vorbild  der  eleusinischen  in  einem  grofsen  Te- 

Schol.   vet.   Lyc.    1040.    1225.     Ptol.    Heph.    3  lesterion.    Kora  führte  den  Beinamen  Soteira, 

{Westerm.  S.  188).  Schol.  Hom.  W UQ  (Lokali-  Paus.  8,  31,  Iff. 

sierung  in   Boiotien,  wo  auch  nur  von  Erinys  Besonderer  Tempel  der  Kora,  der  für  Weiber 

die  Rede  ist).     Vgl.  Preller,  D.  u.  P.  S.  149 ff.  immer,   für  Männer  nur  einmal  im  Jahre  ge- 

K.  0.  Müller,  Eumen.  S.  168.  Welclcer,  Ep.  Cyk-  öffnet  ist.  Paus.  8,  31,  8. 

Ins  S.  61;     Gölterl.   2  S.  490.    Kuhn,  Zeitschr.  Fünf   Stadien    nordöstlich    von    der    Stadt 

f.  vergl.  Spr.  1  S.  443 ff.   H.  D.  Mütter,  Myth.  Tempel  der  D.  sv  sXei,   nur  Weibern  zugäng- 

d.  gr.   St.  2   S.  414.     31.  Müller,  Vorles.  über  co  lieh,  wohl  thesmophorisch.  Paus.  8,  36,  6. 

Wiss.  d.  Spr.  2  S.  Ali.  Bosenberg,  Lrin.S.24:ß.  i)  Phaidrion.    Fünfzehn  Stadien   entfernt 

E.  Petersen,  De  Cerere  Phigal.  S.  Ift.    Tümpel,  an    der    messenischen    Grenze    Hermaion    mit 

Ares  und   Aphrodite   in    Jahrb.    f    kl.   Philol.  nicht  grofsen  Kultbildet n  der  D.  und  der  Des- 

Suppl.  11  S.  710.    F.  A.  Voigt,  Ares  u.  Athena  poina,  Paus.  8,  35,  2. 

in  Leipz.  Studien   1881  S.  287 ff.     Mannhardt,  k)  Lykosura  ist  die  Hauptstätte  für  den 

Myth.    Forsch.    S.   244 ff.      Kalkmann,    Paus.  altarkadischen    Despoinadienst,    an    den    erst 

S.  19.    Gurlitt,  Pausan.  S.  86.     Wentzel,  'Em-  der  Demeterdienst  angeschlossen  wurde,  Paus. 

■üX^asig  6  S.  19ff.     Immertvahra,.  a,.0.  S.  113ff.  8,  27,  6.    Aufserhalb  der  Stadt  lag  das  grofse, 


1301    Kora  u.  Demeter  (kret.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (östl.  Inselkulte)     1302 

wohl  zu  Epameinondas' Zeit  entstandene  Heilig-  Tzetz.   zu   Hes.   op.    et  d.  32;   vgl.   PrcUer,  D. 

tum  der  Despoina.    Der  Vortempel  gehörte  der  u.  P.  S.  27.    Höclc,  Kreta  2   S.  81.     Kretischer 

fackelhaltenden  Artemis  Hegemone.     Im  Peri-  Mythus  vom  Dionysos-Sabazios,  Diod.  5,  75,  4. 

bolos  der  Tempel;  vor  demselben  Altäre  der  De-  Clem.  Äl.  Protr.  15.    Nonn.  Dion.  6;  vgl.  Hock, 

meter,  der  Despoina  und  der  Megale  Meter.   Die  Kreta  3,  181. 

beiden   Sitzbilder  der  Demeter  und   der  Des-  _      a)  Knossos;  Weihen,  für  deren  Alter  ihre 

poina  aus  ein  em  Blocke  gearbeitet  von  Damo-  Öffentlichkeit  und  ihre  Allgemeinheit  im  Ge- 

phon.     Neben  Demeter  steht  Artemis,    neben  gensatze    zu  den  mj^stischen  Beschränkungen 

Despoina  Anytos.     Man  weiht  den  Göttinnen  der    eleusinischen    und    thrakisch  -  orphischen 

Baumfrüchte  aufser  der  Granate.    Inschriften:  lo  sprechen   soll,  Diod.  5,   77,   3.  —  Münzen  bei 

dslt.  uQxcitoL   1890  S.  43  f.  Mionnet  2  S.  266  nr.  62ff. 

Für   die   Mysterien  war  ein  unterirdisches  b)  Olus;  Göttin  Eleusinia  und  Monat  Eleu- 

Megaron     bestimmt.       Mysterienvorschrift    in  sinios,  C.  I.  G.  2554;    vgl.  Bull.  d.  corr.  hell. 

einer  Säulenhalle  am  Eingange  des  Peribolos.  3  S.  308  Taf.  6. 

Blutige  Opfer,  bei  denen  den   Tieren  ein  be-  c)  Hierapytna.    Inschrift,  C.  I.  G.  2567. 

liebiges    Glied    abgehauen    wird.      Über    dem  2568.  2599  (?). 

Megaron  Hain  der  Despoina  mit  den  Altären  Rhodos.     Die    Rhodier    bekränzten    Kora 

vieler  Götter,  darunter  des  Poseidon  Hippios,  und    Artemis    mit    Asphodelos,    der    heiligen 

Pa?(S.  8,  37, 1 — 10.    Vgl.  Cwrims,  Pe/op.  1  S.  296.  Pflanze   der  chthonischen   Götter,    Suid.  s.  v. 

1)  Pallantion.  Heiligtum  der  Demeter  und  20  äocpoSsXög.  —  Demetrisch  war  jedenfalls    das 

Kora,    Paus.   8,  44,  5.     Heiligtum  der  D.  mit  Fest  der Episkaphia,  Hesych.  s.v.;  vgl.  Heffter, 

weinlosen  Opfern  der  Weiber,  Dion.  Hai.  1,  33.  Bhodus    3   S.   154.    —    Monat    Thesmophorios 

m)  Tegea.     Tempel  beider  Göttinnen  als  C.  I.  G.  8518,  4.  15.   23b.  27   u.  a.;   Dumonf, 

Karpophoroi   und   besonderer  Altar  der  Kora,  Inscr.  ceram.  S.  79,  18;  87,  77;  88,  84  u.  s.  w. 

Paus.  8,  53,  7.  —  Hain  der  Demeter,  Paus.  8,  Nisyros.  Terrakottastatuette  der  D.  daher, 

54,  5.  —   Gemeinsame  Priesterin  der  Athena  ^eizt  im  Berl.  Antiquarium  nx.l&li-.,  vgl.  Arch- 

Alea  und    der  Demeter,    Lebas ■  Foucart  337i.  Zeit.  1879  S.  105. 

^  Chthonischen  Kult  beweist  ein  Weihrelief  Kos.    Der  Demeter  als  Ackergöttin  werden 

an  D.  K.  und  Hades,  Mut.  d.  ath.  Inst.  5,  69.  dort  die  Thalysien  gefeiert,  Theokr.  Id.  7.  — 

Arch.  Zeit.  1883  S.  225;  vgL  3Iitt.  d.  ath.  Inst.  30  Stadtteil  Sitea  mit  einem  Damatrion,  Bull.  d. 

4,  168.  173  (Milchhöfer).  Über  einen  dort  ge-  corr.  hell.  5  S.  479.  Journ.  of  hell.  stud.  9 
fundenen  Demeterkoj^f  s.  de  Witte,  Gaz.  d.  B.  S.  324.  Opfervorschrift  ebd.  S.  335;  s.  auch 
Arts  1866.  2  S.  109.  Paton-Hicks,  Inscr.   of  Cos  nr.  37,  60.     Über 

n)  Mantineia,  Tempel  der  Demeter  und  die Demeterpriesterinnen  s. Patow-ÄcÄ;s  nr. 386. 

Kora,  in  dem  ewiges  Feuer  unterhalten  wird.  Die   Hercnd.   Mimiamb.   1,  56   genannte   Pro- 

Paus.  8,  9,  2.    Ein  Priesterinnenkollegium  der  cession    der    Mise    galt    höchstwahrscheinlich 

Göttinnen    {Lebas- Foucart  352 i)    ist    höchst-  der  Kora;    s.   unten  ihren  Kult  in   Pergamon 

wahrscheinlich  diesem  Tempel  zuzuteilen;  ein  und  den  Art.  Mise.   —  Aufnahme  der  irren- 

Megaron  wird  in  derselben  Inschrift  erwähnt.  den  Demeter  bei  Eurypylos  und  Klytia,  Schol. 

Das  Koragion  war  einer  der  Göttinnen  ge-  40  Theokr  7,  5.     Vgl.  Dibbelt,  Quaest.  Coae  myth. 

weiht.      Die    Inschrift,    Lebas  -  Foucart  352h,  Greifswalder  Diss.  1891  S.  65f.  vgl.  21  u.  38ff. 

spricht    immer    nur    von    a   Q'tö?.      Der    Kult  Kalymna.    Inschrift  bei  Newton,  Anc.  gr. 

unterstand   einem  Priesterkollegium ;    die  Lei-  inscr.  300. 

turgie  war  aber  Sache  der  Weiber.     In  einer  Thera  hat  den  Monat  Eleusinios,  Boeckh, 

mystischen    nofiit^   wird    das  Bild    durch    die  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1836   S.  81.     C.  I.  G.  2448. 

Stadt  in  das  Haus  der  Frau  getragen,  welche  Ortschaft  Eleusis  daselbst,  Pio?.  G^eo^/r.  3, 15,  26. 

die  Leiturgie  zu  leisten  hat.  Iminerwahr  a.a.O.  Mykonos,    Opfervorschrift,    'A&rjvaiov    2 

5.  125  will  den  Kult  der  Hermionensischen  S.  237.  Dittenberger,  Syll.  373.  Am  12.  Posei- 
Chthonia  hier  wieder  erkennen.  Über  ÄopayftV  deon  sind  zu  opfern:  JrjurjtQi  Xkoj]  vsg  8vo 
und  KoQuyos  s.  Ebert,  Zi-aslimv  S.  36.  —  50  -nalXiax^vovaai  rj  srigcc  £yxvju,[a)]i'.  Am  10.  Le- 
Kleine  Demeterherme  mit  Weihinschrift  bei  naion:  vtteq  KaQTtov  ^fjui^rgi  vv  Ey>iv[iova 
Newton,  Anc.  gr.  inscr.  nr.  155.  —  Hain  der  D.,  ■jzqcozoxöv.ov ,  KvQrj  ^ängov  tsXsov,  zJi'C  Bovist 
Paus.  8,  10,  1.  —  In  der  nahen  Trümmerstadt  x^'-Q^'*'  ■  ■  •  ^^'?  ^^  ''^'5*'  £OQtrjv  d-vETca  Mvko- 
Nestane  feierten  die  Mantineer  Demeterfeste,  viäScov  j]  ßovXo[(i']f[vri'\  kuI  rmv  oUovcäv  ifi 
Paus.  8,  8,  1.  Mvyiova)  öcai  snl  Jr'j^rjrQa  rEXsXsarai,  vgl.  Mitt. 

o)  Kaphyai.     Münze  bei    Imhoof- Blumer  d.  ath.  Inst.    S.  8ff.  (Kern).    —    Münze:   deux 

a.  a.  0.  Taf  T  15.  epis  joints  ensemble,  Mionnet  2  S.  320  nr.  63. 

„  ,,      ,       T       1  Amorgos.     zJrtanxQi    Kögn    Ju    EvßovXst, 

Kulte  der  Inseln.  J^^.^^  ^  Jj^  ^^,^   l  S.  334;  16  S.  8ff.    ^ 

Kreta.  Den  kretischen  Demeterkult  kennt  60  Faros  soll  vordem  u.  a.  auch  Demetrias 
Homer,  wenn  er  den  Schauplatz  des  lasion-  und  Kabarnis  geheifsen  haben;  Kabarnos  er- 
mythus  dorthin  verlegt,  s  125;  vgl.  Hes.  theog.  zählte  D.  den  Raub,  Steph.  Byz.  s.  v.  Tlägog; 
969.  Diod.  5,  77,  nach  denen  Plutos,  der  Priesterfamilie  Kabamoi,  Hesych.  s.  v.;  vgl. 
Sohn  der  Demeter  und  des  lason  auf  Kreta  C.  I.  G.  2384.  Den  parischen  Demeterkult  er- 
geboren wird.  —  Nach  Hom.  hymn.  Cer.  123  wähnt  Hom.  hymn.  in  Ger.  492.  Den  mystischen 
giebt  Demeter  vor,  aus  Kreta  zu  kommen,  vgl.  Kult  soll  Kleoboia  drei  Generationen  vor  Archi- 
Diod.  5,  77,  4.  Lokalisierung  des  Koraraubes  lochos  von  Paros  nach  Thasos  übertragen  haben, 
daselbst,  Bacchyl.  in  Schol.    Hes.  Theog.  914.  Paus.  10,28,3.  Thesmophoroskult,  Hdt.  2,  134. 


1303     Kofä  u.  Demeter  (östl.  Inselkulte)  Kora  u.  Demeter  (aioL,  ion.,  dor.  K.)      1304 

Scliol.  Aristid.  244,  4.    C.  I.  G.  2557.    In  einem  erwähnt  eine   Inschrift,   Mut.   d.   ath.  Inst.   6 

parischen  Agon  besang  Archilochos  in  einem  S.  138.     Unter  demselben  Namen  Mise  ist  Kora 

Hymnos  den  Koraraub,    Schol.  Ar.  av.    1762.  mit  Dionysos  Thesmophoi'os  gepaart,  Ovp/t./ii/mw. 

Demeter  führt  auf  P.  den  Namen  Here,    mit  42.     Der    Name    scheint    dem    Meterkulte    zu 

Eore  Heraij    Inschrift  des  CyHacus  v.  Ancona  entstammen,  Hesych.  s.  v.  Miacctig.    Vgl.  Mise, 

iü   Butt   d.   corr.  hell.  1  S.  135;   'A&T^vaiov    5  Gambreion    hatte    ein    Thesmophorion, 

S.  15.    zJrnLiqxQoq  Kagnocpögov ,    C.   I.  G.  2384».  C.  I.  G.  3562. 

Münze  bei  Overheck,  K.  M.  3  Münztaf.  7,  1.  45.  Elaia.     Münzbilder    bei   Mionnet  3    S.  19 

Delos.     Megalartienfest  der  thesmophori-  nr.  89  —  91.  93.    Overbcch  a.  a.  0.  nr.  46. 

sehen  Gottheiten,  (Sewo.s  bei  vli/iew.  3, 109^.  Opfer  lo        Aigai.     Über  den  dortigen  Demeter-  und 

einer  vg  iyy.v^a)v.  Bull,  de  corr.  hell.  6  S.  125.  Koretempel    s.    Bohn-  Schuchardt ,    2.  Ergän- 

Keos.     Eine    Demeterpriesterin    wird    bei  zungsh.   des  Jahrh.   d.  arch.  Inst.   S.  41  ff.     D. 

Bechtel,  Inschr.  d.  ion.  Dial.  nr.  48  erwähnt.  und  K.  werden  mit  vier  &eot  avvvavoi  verehrt, 

Syros.     Ehrendekret   für    eine    Priesterin  denen    vergoldete    silberne    Masken    von    drei 

TcSr  ovgavtcov   d-säv  JrjfirirQOß  y.al  Kögag  räv  Mädchen  zu  weihen  sind.     Bemerkenswert  ist 

asfivotärcav,  C.  I.  G.  2347'.    Über  die  dortigen  in    der    betreffenden    Inschrift    die    aiolische 

Demeterfeste  mit  Fackelläufen  (C.  I.  G.  2347".  Namensform  [J]c6[(i\atQog. 

Bofs    in    Jahns  Jahrb.    Sttppl.   1    S.  216),  die  Kyme.     Demeter  mit  Fackeln,  Münze  bei 

aus    dem   Rheakulte    übernommen    sind,    vgl.  Mionnet  3  S.  9  nr.  54. 

Osann  in  Arch.  Zeit.  1850  S.  202.    Münze  bei  20        lonia. 

Overbeck  a*  a.  0.  28.  Smyrna.     Thesmophorischer  Kult:  17  avv- 

Sftmos.    Demeter  Enelyskis,  Hesych.  s.  v.;  080g  xmv   pivazcov   rfig   (leyaXrjg  d'süg   ngo   ito- 

dieKurotrophos(s.d.)  Fii.iiZom.  30  \iäXiWelcker,  lnag  &s6(iocp6gov  zJrjfirjtgog,  G.  I.  G.  3194.  — 

Zeitschr.    f.   Gesch.    u.   Ausl.   d.   a.   K.    S.  125  Mysterien   der  Köre    nach   Mitt.  d.   ath.  Inst. 

für    Demeter;    doch    sind   hier    ohne    Zweifel  14  S.  95  nr.  25.  —  Tr]v  agiav  nennt  Demeter 

attische  Einrichtungen  willkürlich  nach  Samos  eine  Münze  in  Sollet,  Zeitschr.  f.  Num.  4  S.  315; 

versetzt.  —  Im  Hause  der  Agoranomoi  Weih-  vgl.  Fränkel,  Arch.  Zeit.  1879  S.  30. 

bilder    der  Demeter  und   des   Dionysos,  Bull.  Erythrai.     Priesterin  der  Demeter  Thes- 

de  corr.  hell.  5,  479.  mophoros.    Bull,  de  corr.  hell.  4    S.  157.  160. 

Lesbos.      Demeter    dort    von    den    Land-  30  Kult  der  Demeter  und  Kora  und  einer  beson- 

leuten  verehrt,  Long.  4,  13.  deren  Demeter  iv  KoXcovaig,  Dittenberger,  Syll. 

a)  Mytilene.  Hier  werden  die  Göttinnen  als  370,  47.  63.  71.  89   (7Tr'9'o;tpr]ffrov).      Weihung 

yiccQTiocpÖQOL,    nolvKagnot,  imd  rsX^acpogoi  ver-  der    sibyllinischen    Quellgrotte   an    D.   Thesm. 

ehrt,    C.   I.   G.    2175.      Mysterien    derselben  Mitt.  d.  ath.  Inst.  11  S.  IS.    Münzen  hei  Mionnet 

C.  I.  G.  2177.  3  S.  132  nr.  536f. 

b)Eresos.   Münzen  mit  Demeter,  il/ionwei  3  Lebedos.     Münze   bei  Mionnet  3    S.  140 

S.  36  nr.  29ff.;  Melanges  de  Numism.  3  Taf.  15,  nr.  588. 

204 f.     Köre  bei  Blionnet  a.  a.  0.  nr.  38.  Ephesos.  Dem  eleusinischen  Kulte  standen 

c)  Nape,  Steph.  Bys.  s.Y.   Ob  dieses  gerade  hier  Kodriden  als  Basileis  vor,  Strab.  14,  633. 

als  der  Schauplatz  des  Raubes  zu  denken  ist,  4o  Nächtliche  Thesmophorion   der  Weiber,    Hdt. 

von   dem  Demad.   im  Schol.   Hes.    Theog.   914  6,    16.     Jährliche    Mysterien   und    Opfer    z/»j- 

spricht,  ist  unsicher.  fiTjrp.t   Kagnocpogco    x«i    @sa^o(p6gcp    ^al  ^soig 

Lemnos.     D.   hatte    hier   ihre    Stätte    im  ofßaaroig  vnö  räv  fivazcöv,Cyriacus  v.  Ancona; 

Kabirenkulte,  s.  den  Art.  Megaloi  Theoi.  Mit  s.  Bull,   de  corr.   hell.  1    S.  289   {Dittenberger, 

den  lemnischen  Nymphen  verbunden  erscheint  Syll.  390). 

Demeter  Schol.  Find.  Ol.  13,  73.  Magnesia.   Münzen  mit  Demeter,  Mionnet 

Samothrake.    lasion  ist  auf  Samothrake  3  S.  148  nr.  641f.;  mit  Darstellung  des  Kora- 

lokalisiert;  s.  den  Artikel  Jaszow  Sp.  60 f.    Hier  rauhes    3    S.   150    nr.  ßbOf.  ^uppl.   6    S.  240 

soll  Demeter  bei  der  Hochzeit  der  Harmonia  nr.  1050. 

das  Getreide  geschenkt  haben,  Diod.  5,  49,  1.  50        Panionion.     Münzen  mit  Koraraub,    Mi- 
Einsetzung    der    Demeter    in   die    kabirischen  onnet  3  S.  61  nr.  2.    Suppl.  6  S.  79  nr.  2f. 
Mysterien,  s.  Mnaseas  0.  Patrai  im  Schol.  Apoll.  Mykale.    Der  eleusinische  Kult  wird  hier 
J?/i.  1,  916f.    Mif/Zfr,  F.  i/.  G^.  3  S.  154.  Näheres  auf  Pasikles'    Sohn    Philistos,    der    mit    dem 
unter  Megaloi  Theoi.  Kodriden    Neileos    Milet    gründete,     zurück- 

Thasos    erhielt    seinen    thesmophorischen  geführt,  Hdt.  9,  97.  101.     Heiligtum  der  Pot- 

Kult  von  Faros,  Paus.  10,28,  3.    Wegen  seiner  niai,  Hdt.  a.  a.  0. 

Fruchtbarkeit  heifst  es  ^ri(irjtigog  ukt/j  Hion.  Priene.    Ein  gewisser  Philiskos  weiht  eine 

Perieg.  523 ;  vgl.  Eustath.  z.  d.  St.  {Müller.  Geogr.  Statue  des  ionischen  Kolonistenheros  Androklos 

gr.  min.  2  S.  316)  und  Etym.  M.  s.  v.  "Slyvyog.  (Slrab.  14,  632),  der  ihm  mit  den  thesmopho- 

60  rischen   Göttinnen   im  Traume   erschienen   ist, 

Ostküste  des  ägäischen  Meeres.  q  I.  G.  2907.    Münzen  bei  Mionnet  3  S.  108 

Aiolis.  nr.  301;  Imhoof- Blumer,  Mon.gr.  S.296.   Kora- 

Sigeion.    Anathem  an  Demeter  und  Köre,  raub  bei  Sestini,  Mus.  Fontana  2  Taf.  10,  16. 

C.  /.  G.  3636.  Milet.     Thesmophorisches    Weiberfest   in 

Kisthene,  von  Milesiern,  Erythraiern  und  einem   nahe   bei  der  Stadt  gelegenen   Heilig- 

Pariern  gegründet,  hat  Demetermünzen,    3Ii-  turne,  Parthen.  8.  —  Steph.  Byz.  s.  v.  Milrixog 

onnet  2  S.  526  nr.  72 f.  erzählte    wohl,    dafs   Demeter    dort    die  erste 

Pergamon.  Eine  Priesterin  der  Mise  Köre  Fichte  hervorgebracht.  —  Soldaten  Alexanders, 


1305  Kora  u.  Demetei*  (thrak.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (kleinasiat.  Kulte)      1306 

die  das  Kultbild  berauben  wollen,  werden  von  naimavtä   als  Göttin  der  Reife,    Hesijch.  s.  v. 

der  Göttin  durch  Feuer  geblendet,  Zac^ani.  div.  Preller,   D.  u.  P.    S.  324.      Den  Demeterkult 

imt.  2,  7.  bei  den  umwohnenden  Mariandynen  soll  Hierax 

Doris.                         __  gestiftet  haben,    Boios,  Ornith.  bei  An,t.  Lib. 

Halikarnassos.     Über  den  dortigen  De-  Transf.  3. 

metertempel     und    die     daselbst     gefundenen  Kyzikos.    Hier    trat   besonders    die    Kora- 

Terrakotten  und  Inschriften  s.  Neivton,  Halt-  Verehrung  hervor.    Kyzikos  als  sybT[QoCv.iQv  der 

carnass.  1  Taf.  45  —  47.  86,5.  2  S.  325  ff.  694.  Kora  von  Zeus  geschenkt,  wie  sonst  Theben  noch 

Münze    bei  Mionnet   3   S  347   nr.  260.      Eine  und  Akragas,  ^p^^ian.  fteZZ.  il/rt/i.  75;  vgl.  ü/ii/Ze?', 

Demeter  bv  ögöfico  oder  ivÖQOfiä  Hesych.  s.  v.  lo  Proleg.   S.  156  ff.    JEbert,   ZikbX.    S.  13.    Mar- 

Knidos  ist  das  alte  Triopion,  Schol.  Pind.  quardt,  Cyzikus  S.  121.   —    Ort    des   Raubes, 

Pyth.  2,  27;  über  die  Beziehungen  zu  Thessa-  Prop.   4,  22,  4  (Haupt -Vahlen).      Die    kleine 

lien,  Sicilien  und  den  dortigen  Demeterdiensten  Insel  Besbikos    gilt  als  Gründung   der  Perse- 

s.    K.   O.   Müller ,    Proleg.    S.   161  ff.     Preller,  phone,  Agathocl.  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  Bia§iv.og. 

D.  u.  P.    S.  330.     Temenos  der  Demeter  und  Fest  der  Pherrephattia,    Plut.   Luc.    10;    vgl. 

Köre,  reich  an  plastischen  und  inschriftlichen  Marquardt ,    Cyzikus    S.    119.     Köre  führt    im 

Denkmälern,   Neicton,   Halicarn.  1    Taf.  53  ff.  kyzikenischen  Kulte  den  Namen  Soteira,  s.  die 

2  S.  375  ff.    Die  Inschriften  bei  Neicton,  Trav.  Inschriften  des  Cyriacus  v.  Äncona  im  Bull,  de 

and  disc.   S.  713  —  719.  732  —  745.     Über  eine  corr.  hell.  4  S.  473.    3Iitt.  d.  ath.  Inst.  9  S.  17. 

derselben  (714)  ZcöazQatog  Jax^gtov  ^üficctgL  20  Die  Münzen  zeigenPersephone  mit  demetreischen 

KovQci  niovTcovi   'ETiLiiä.%03  'Egficc,    vgl.    auch  Attributen   und    der    Umschrift  ZcÖtsiqu   oder 

Preller,  Arch.  Zeit.  1861   S.  66;  Foucart,  Bull.  Kögr]  Zcöriiga,  Mionnet  3   S.   529 ff.   nr.   89 ff.; 

de   corr.    hell.    7  S.   402;    Overhech,    K.    M.   3  Demeter   ebenda  Suppl.   5   S.  308  ff.  nr.  159  ff. 

S.  695;  Athen.  Mitt.  16  S.  6  f.  {Kern).  Ooerheck,  K.  M.  3    Münztaf.   7  nr.  16.  48.  — 

Von  der  Landschaft  Phrygia  minor  hiefs  ein 

Der  JNOrQen.                         ^^  ggj^j.  fruchtbarer  Teil  Eiv-ägnsia.,  ort  driaritgi 

Makedoiiieu.    Amphipolis  hat  die  Ähre  v.ul  zjiovvvco  Zsvq  trjv  jjco^av  ttjv  xwv  EvKag- 

als  Münzzeichen,  Eckhel,  D.  N.  2,  66.  niav  öotrj,  Steph.  Byz.  s.  v. 

Stoboi.     Münzen  mit  Koraraub,  Mionnet,  Priapos,  Kolonie  der  Milesier  und  Kyzi- 

Suppl.  3  S.  111  nr.  690f.    S.  115  nr.  719.  30  kener  {Strab.  13,  587).    Demeter  auf  Münzen, 

Philip poi.     Die  Ebene  westlich  von  der  Mionnet  2  S.  629  nr.  729 f. 

Stadt  bis  zum  Strymon  galt  als  das  Lokal  des  Parion,  Gründung  der  Milesier,  Erythraier 

Koraraubes,  Appian.  bell.  civ.  4,  105.  und  Insel -Parier,  hat  Demetermünzen,  Mionnet 

Thrakien.     Abdera.     Dreitägiges    Thes-  2  S.  573  nr.  372 ff.  Overbeck  a.  a.  0.  nr.  11. 

mophorienfest.      Die    Weiber    verlassen     den  Lampsakos.     Anodos  der  Kora  auf  Mün- 

sterbenden  Demokrit  der  Feier  wegen,    Diog.  zen,  3Iillingen,  Ane.  eoins.  of  gr.  cit.  Taf.  5,  7 

Laert.  9,  43.    Athen.  2,  46«.  =  Müller- Wieseler  2  Taf.  9,  109.    Vgl.  Förster. 

Bisanthe,  Samische  Kolonie.    Münzen  mit  Baub  u.  R.  d.  Pers.  S.  263.     Ooerbeck,  K.  M. 

Demeter,  Eckhel,  D.  N.  2,  25.  3  S.  664. 

Perinthos.    Münzen  bei  Mionnet  1   S.  401  40        Lydien.     Alte    Demeteridole    auf  Münzen 

nr.  258ff.  von    Sardes,     Maionia,     Gordus     lulia, 

Byzantiou   hat  von  der  Mutterstadt  Me-  Aureliopolis  und  Silandos  s.  bei  Gerhard, 

gara   die    Malophoros    übernommen,    wie    aus  Ak.  Abhandl.  Taf.  59,  8.    Pinder,  Abh.  d.Berl. 

dem    Monatsnamen    Malophorios    hervorgeht,  Ak.  1855  Taf.  8,  4.     Imhoof-Blumcr ,  Mon.  gr. 

Papios'  Vocabular  im  Philologus  2  S.  240.  262  S.   386.    389.      Overbeck    a.  a.   0.    3    Münzt.  8, 

(Rermany}).  —  Tempel  der  Demeter  und  Kora  1 — 4,  vgl.  S.413.  Eevue  numism.  1884  Taf.  1,  1, 

mit    Gemälden    geschmückt;     Xoana     xi%vriq  Sardes    und    Tripolis    haben   Demeter. auf 

ayigi^ovg  ovSsv  x^Cgoa  xav  ayigcov,  Dionys.  Byz.  Münzen  römischer  Zeit,  il/«omief  3  S.  391  nr.  511; 

p.  7,  5  (Wescher).   —   Münzen  bei  Mionnet  1  4  S.  118  nr.  673.  676. 

S.  377  nr.  85  ff.  Ann.  d.  Inst.  1834  Taf.  G3.  4.  50        Münzea  der  Kaiserzeit  mit  Darstellung  des 

Head,  Coins  of  the  Anc.  Taf.  41,  3.  Koraraubes  haben  Hermokapelia,  Hermu- 

Kallatis.     Münzen  bei   3Iionnet  1  S.  354  polis,    Thyateira,    Mostene,    Hyrkania, 

nr.  6ff.  Gorduslulias.  Förster,  Baub  u.  Eückk.  d. 

Olbia.      Zwischen    den    Mündungen    des  Pers.   S.  112f,   Apollonis.     Münze   mit    der 

ßorysthenes  und   Hypanis   eine  Halbinsel  'in-  suchenden  Demeter  s.  ebd.  S.  254. 

■JioXrjg  ay.gr]  mit  Demeterheiligtum,  Hdt.  4,53.  Phrygien.  Hierapolis,  Münze  mit  Kora- 

Münzen,  Mionnet  1  S.  349,  1.  raub  bei  Overbeck,  K.  M.  3  Münzt.  9,  11. 

Pantikapaion.      Eine    Inschrift,    datiert  Kibyra.      Demeter    auf  Münze,    Ann.    d. 

ccQxovxog  27Z(xgx6%ov  toü  EvinqXov  (Ol.  119,  1  Inst.  1840  tav.  Q  7. 

— 124,  1;    vgl.    Grote,    Gesch.   Griechenlds.    6  GO        Pessinus.     &£ü    [Jiq(i]rixgi   Kagnoq>[6Qa)), 

S.  722),  nennt  Demeter  Thesmophoros,  C.  I.  G.  C.  I.  G.  4082. 

2106;  andere  Inschrift  an  Demeter  (7.7.  G.  2108.  Ankyra  hatte  Demeterkult  nach  C.  I.  G. 

Klein-AsienCaufser  der  Ostküste  des  äg.  Meeres)  Ikonion.     'Agxi^QHS  'Ax^iäg    S^(iov    x^Qis 

una  Ägypten.  .j.^^    Sstia^cc^ov    zBxgay.6grjg    xs   d'Eäg    ngönoloi 

Kerasus.     Münzen  bei   Mionnet  2   S.  348  Mal  Jiovvaov.  C.  I.  G.  4000. 

nr.  101  f.  Karien.  Tralles  führte  als  älteren  Namen 

Herakleia  Pont,   verehrte   eine  Demeter  Polyantheia,    Stejjh.    Byz.    s.    v.    TgäXlig.    — 


1307  Kora  u.  Demeter  (ägypt.  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (westl.  Kolonieen)    1308 

Münzen    bei   Mionnet  4    S.  192,    1115;    Over-  Apollonia.    Münze  mit  Demeterkopf,  Mi- 

beck  a.  a.  0.  Münztaf.  8,  36.  onnet  2  S.  53  nr.  59;  Ähre  S.  29  nr.  7. 

Nysa  galt  wegen  Identificierung  mit  dem  Epeiros    zeigt    auf  Münzen    des    Pyrrhos 

Nysa  des  Hymnos  als  Ort  des  Raubes.  Zwischen  den  Demeterkopf  mit  Ährenkranz  und  Mohn, 

Tralles  und  Nysa  bei  Acharaka  war  in  einem  Mionnet  2  S.  63  nr.  14.  16ff.  31flF.    Die  Kora- 

nysischen  Dorfe  ein  Plutonion,  Hain  und  Tempel  münzen  des  Pyrrhos  Overbeck  a.a.O.  Münzt.  7, 

des  Pluton  und  der  Köre.    Daselbst  auch  Hoble  40.  41  datieren  aus  seiner  sicilischen  Episode, 

des  Charon   mit  iatrischem  Inkubationsorakel  Kerkyra    soll   seinen    alten    Namen    Dre- 

und  jährlichen  Festen,  Strab.  14,  649.    Münzen  pane   der  Sichel   der  Demeter  verdanken,   die 
mit  Koraraub  und  Demeter-  oder  Persephone-  lo  sie   von  Hephaistos    erhielt,    um  die  Titanen 

köpf  oder  ihren  Symbolen,    Mionnet  3   S.  362  mähen    zu    lehren,    und    dann    dort    vergrub, 

nr.  342  ff.    Suppl.  6  S.  518   nr.  401.  403.    Over-  während   der   homerische    Name    Scheria   von 

beck    a.  a.  0.  nr.  7;  vgl.   Spanheim,  Callim.   2  dem   Zurückhalten  der  Flüsse   des  Festlandes 

S.  667.    In  der  Nähe  Inschrift:  6  äfjfiog  6  Zolo-  durch  Poseidon  herkommen  soll,  den  Demeter 

f'wv   KÖQif]   %al  nXovxcovL  &£OLg  nazQcpoig  uvs-  darum  gebeten,  Aristot.  bei  Schol.  Apoll.  Rh. 

Q'riv.sv  Bull.  corr.  hell.  7  S.  402.  4,  984.     Steph.  Byz.    s.  v.   ZifQia:,    Tzetzes  zu 

Aphrodisias.     Einen  Priester  des  Pluton  Lyc.  763.  869.    Etym.  M.  s.  v.  zJQsnavrj;   vgl. 

und  der  Kora  erwähnt  die  Inschrift  Mova.  rrjg  Preller,  D.  u.  P.  S.  359.  —  Münzen  s.  Mionnet 

Evayy.  exol.  1880  S.  180  vgl.  Bull,  de  corr.  hell.  2  S.  38.    Man.  d.  Inst.  4,  31  nr.  37. 
a.a.O.  Münze  bei  ÖwerftecÄ;  a.  a.O.  Münztaf.  7,  5.  20        Kephallenia.      Münze    bei    Mionnet    2 

Athymbra.     Ulovzwvi  kccI  Köqt]  zJtifirjzQi  S.  201  nr.  1. 

'Egfisi  "Avovßi,    in  Delos   gefunden,    Btill.   de  Unter  -  Italien.      Arpi    und    Butuntum. 

corr.  hell.  11  S.  274.  Münzen,  Eckhel,  B.  N.  1  S.  140flP.  Head,  Coins 

Antiocheia.  Münzen  bei  Mionnet  3  S.  315  of  the  Ana.   Taf.  44,  13. 

nr.  68  ff.  Tarent.     Kult  der  Demeter  sniXvaafisvr}, 

Orthosia.    Koraraub  auf  Münzen,  Eckhel,  wohl  als  Geburtshelferin  zu  verstehen,  Hesych. 

Cat.  Mus.  Vind.  1  Taf.  3,  18.  Slionnet  3  S.  374  s.  v.;  vgl.  Löschcke  in  d.  Arch.  Zeit.  1876  S.  111. 

nr.  415ff.    Suppl.  6  S.  530  nr.  461ff.    Overbeck,  Metapont     hatte    besonders    ergiebigen 

K.M.  3  S.  651.  Ackerbau  (5'<ra&.  6,  264).  Münzen  mit  Demeter- 
Lagina.    Inschrift  bei  Neivton,  Halicarn.  2  30  köpf  oder  Ähre  sehr  häufig,  z.  B.  Eckhel,  D.  N. 

S.  798.  1  S.  155.    Mon.  d.  Inst.  3  Taf.  35,  4.    Overbeck 

Sillyon     in     Pamphylien.      Inschrift    bei  a.  a.  0.  Münztaf.  7. 

Lanckoronski,  Pamjih.  u.  Pisid.  1  nr.  60.  Kroton.     Pythagoras'    Haus    wurde   nach 

Tarsos.     Antiocheia  und    Gordys    (an  des  Philosophen  Tode  in  einen  Demetertempel 

der  Mündung  des  Tigres)  galten  als  Stiftungen  umgewandelt,  Timaeus  bei  Porph.  Vit.  Pyth.  4. 

des  argivischen  Triptolemos  und  seines  Sohnes  Thurioi.     Münzen    bei    Eckhel,   D.   N.   1 

Gordys,    Strab.  14,  673.    16,  747.  750.    Steph.  S.  164. 

Byz.   s.  V.   roQävai'cc.     Dafs   man   schon   früh  Petelia.      Münze    bei    Overbeck,   K.    M. 

die  Reisen  des  Triptolemos  so  weit  ausdehnte,  Münzt.  7  nr.  4. 

erhellt    aus    Sopliocles  bei   Strab.    1,  27;    vgl.  40        Lokroi       Epizephyrioi ,       spartanische 

Preller,  D.  u.  P.  S.  300.  Kolonie    nach    Paus.   3,3,    1,    verehrte     vor- 

Kypros.      Demeter  Thesmophoi'os  nimmt  nehmlich  Persephone,  deren  prächtiger  Tem- 

für  Kypros  an  Ovid.  Met.  10,  434;  vgl.  Engel,  pel    mit    seinen    reichen    Schätzen    mehrfach 

Kypros  2  S.  653.     Eine  agyisQua.  der  Demeter  in    Kriegszeiten    die   Habsucht  reizte,    Livius 

nennt  G.  I.  G.   2640.     Tempel   und  Statuette  29,  18.     Cic.   de  nat.  d.  3,  83.     Diod.  Sic.  27, 

der  Demeter  Paralia  in  Kition,  Cesnola,  Cyprus  4,  2.    Dion.  Hol.  20,  9.    Suidas  s.  v.  TlvQQog; 

S.  50.  52.  Appian.  bell.  Samn.  12.    bell.  Mann.  55.    Lac- 

Ägypten.     Abgesehen  von  der  Identificie-  tant.  div.  inst.  2,  7.    —    Schönes   Terrakotta- 

rung  mit  Isis  (s.  d.)  trat  auch  der  griechische  relief:  Persephone  und  Hades  thronend,  Bull. 
Demeterdienst  sehr  stark  hervor.                          50  Nap.  5,  5.    Müller -Wieseler  2,  856.    Ann.  d. 

Alexandreia.    Eleusinien  in  Alexandreia,  Inst.   1847.    T.  d'a.  F;  vgl.  Mitt.  d.  ath.  Inst. 

Tacit.  hist.  4,  83.    Ortschaft    Eleusis    bei    A.,  2,  468.     Koraraub,  Bull.  Nap.  a.  a.  0.    Arch. 

Suid.  s.  V.  KccXUfiaxog.    Livius  45,  12.     Ptole-  Zeit.  1870   S.  77.     Overbeck,  Atlas  zur  K.  M. 

maios  Philadelphos  stiftete  den  Kalathosumzug  Taf.  18,  16.  17.     Münzbilder,  Mionnet  1  S.  197 

zu  Ehren  Demeters   als  Erntefeier  nach  athe-  nr.  926. 

nischem    Vorbilde,    Schol.   Callim.   in    Cer.   1;  Hipponion   (Vibo).      Hierher   soll    Kora 

vgl.  Eustath.  ad  Od.  1488,  60.  1627,  50.    Feier  aus   Sicilien   gekommen  sein,    um  Blumen    zu 

des  Koraraubes,  Schol.  Arat.  Ph.  150.  —  Thes-  suchen,    Strab.  6,  256.  —   Tempel    und  Kult- 

mophoreion  mit  jährlichen  Opferfesten,  Polyb.  bildet  erwähnt  die  Inschrift  Orelli- Sensen  1476; 
15,  29,  8.                                                                     60  vgl.  Förster,  Paub  u.  Eückk.  d.   Pers.  S.  276. 

Arsinoe   hatte   ein  Thesmophorion ,    Wil-  Elea  (Velia).     Griechischer  Demeterkult, 

cken   in    Zeitschr.   d.    Gesellsch.  f.   Erdk.   1887  der  vorbildlich   für   den   römischen  Cereskult 

S.   81;    ein  Eleusis   bei   Arsinoe,     Wilcken  in  wurde,    Cic.  pro  Balb.    55.     Val.  Max.    1,  1. 

Jahrb.  d.  arch.  Inst.  1889.    Anzeig.  S.  4.  Posidonia    (Paestum).      Verschiedene 

Terrakotten   bei   Gerhard,  A.  B.   W.   Taf.  36 

Der  Westen.  sollen  D.  ■novQozQdtpog  darstellen;  vgl.  Bull.  d. 

Epidamuoa.    Ähre  als  Münzzeichen,   Mi-  /ws«.  1829  S.  189f.  ^Vep//o;^^  C.B.  1859  S.  136  fr. 

onnet  2  S.  38  nr,  87;  S.  44  nr.  162.  Overbeck,  K.  M.  3  S.  488  ff. 


1309  Kora  u.  Demeter  (sicilische  Kulte)  Kora  u.  Demeter  (sicilisclie  Kulte)  1310 

Pomp  ei.  Wahrscheinlicli  stammt  von  hier  dessen  Bräuche,  Nachahmung  des  ÜQxccl^og  ßi'og 

die  Inschrift  einer  Priesterin  der  Thesmophoros,  und  aioxQoloyCai,  aus   der  Thesmophorieufeier 

C.  I.  G.  5865  =  Kaibcl,  Inscr.  gr.  Sic.  et  Ital.  von  Athen  und  Eretria  bekannt  sind;   s.  auch 

702.     Zu    dieser   gehört  ein   Relief,    Demeter  Heraclid.  bei  Athen,  a.  a.  0.  und  Ebert,  Si-asI. 

mit  Schale,  Messer  und  Kräutern  darstellend,  S.  19.    —   Als   sicilisches  Fest  der  Kora  nennt 

daneben    stehen    ein    Altar,    ein    Ferkel    und  FoU.    1,    37    Ssaycc^iu    und    'AvQ'BocpoQia;    die 

ein  Korb,  Rinck  im  Kunstblatt  1828  S.  161.  ersteren  nennt  Schol.  Find.   Ol.  6,  160     avoc- 

Neapolis.     Der  Kult   von  Neapel  genofs  ■iiaXv7txi]QLa.      Die    Anthesphoiien    sollen    der 

in   Rom    das    gleiche   Ansehen    wie    der    von  erste     Tag     der    Theogamien    gewesen     sein 

Velia,  Cic.  pro  Balb.  bb.     Attische  Mysterien  lo  nach    Ebert,  Zv-nfl.    a.   a.   0.    —   Den    Dienst 

erwähnt    Stnt.  silv.   4,   8,   50.     Eine   Inschrift  an    der    Quelle  Kyane,    wo   Hades    mit  Kora 

nennt  eine Thesmophorospriesterin,  C/.  G^.5799  hinabgefahren  sein  soll,  soll  Herakles  gestiftet 

=  Kaibel  a.  a.  0.  756"'.  haben  zum  Danke  für  seine  Entsühnung:  i&voE 

Sicilieu.      'AgiaravoLOav    svxapjrot)    x^^"^^?  ruig  &saig  (iiyccXoTtQfjiäg   xat    slg  rrjv  Kvdvriv 

nennt  Find.  Ntm.  1 ,  20  Sicilien.     Infolge  der  xov  y.uXXi.atsvovza  räv  ravQcov  na&ayiaag  %azs- 

üppigen   Fruchtbarkeit   der   Insel   wurden  De-  ösl^s   &v8iv   rovg   iyxcaQi'ovg  -/.kt'  iviuvtbv  xfj 

meter    und    Persephone     in    kurzer    Zeit    die  Koqt}   v.al   itgbg   rf]  Kvävtj   la^ngcög  äySLv  nu- 

Hauptgottheiten  derselben,    so   dafs  bald  die  v^yvglv  rs  •^(A^voiav,  Diod. 'i,  23,  4.  5,  4,  2.  4 

Herkunft  vergessen  und  die  Wiege  des  Kultes  (örj^oai'a   ös  zavgovg  ßv&i^ovaiv  iv  tj)  Xifivr]). 

hier    gesucht    wurde.      Auf    einem    attischen  20  —  Als  Ackergöttin  führt  Demeter  in  Syrakus 

Dekretrelief  von    Ol.  96,  4   wird  Demeter  als  die    Beinamen   Sito   und  Himalis,    Folem.   bei 

Vertreterin     Siciliens     der     attischen    Athena  Athen.  3,  109^.  10,416^.    Ael.  v.  h.  1,  27 ;  über 

gegenübergestellt,  Schöne,  Griech.  Mel.  Taf.  7,  'Eq^iÖvtj    als    Beinamen    sowohl    für  Demeter 

49;   vgl.  Kühler  in  Hermes  3  S.  157;    Mitt.  d.  wie    für    Kora   in    Syrakus   (Hesych.    s.  v.)    s. 

ath.  Inst.  1  S.  5;  Friederichs-Wolters  nr.  1159.  Crusius,  Beitr.  z.  gr.  Myth.  S.  14.   —  Münzen 

—  Sicilien  galt  als  das  Lieblingsland  beider  bei  Mionnet  1  S.  290  nr.  699  ff.  Head,  Coins  of 
Göttinnen,  Cic.  in  Verr.  4,  48;    Ovid.  Fast.  4,  Syrac.   Taf.  5,  4;  9,  1.  2;  11,  11. 

422;  Diod.  Sic.  5,  2,  3.  13,  30.    Die  Geburt  der  k)  Akrai  bestätigt  seinen   Demeterdienst, 

Göttinnen  hier  lokalisiert  bei  Aristot.  Mirab.  aufser    durch    Weihinschriften    an    die   'Ayval 

83;  Cic.  in  Verr.  48;  vgl.  Ebert,  2t.%sX.  S.  11.  30  08ai,  C.  I.  G.  5431,  und  au   die  thesmopho- 

Im  Streite    mit  Hephaistos    soll   Demeter   Si-  rische  Kalligeneia,  C.  I.  G.  5432,  durch  Münzen, 

cilien  gewonnen  haben,  Schol.  Theokr.  Id.  1,  65.  s.   Mionnet  1    S.  209   nr.  7.     Ein   Koreion  er- 

—  Besonders  verbreitet  war  die  Auffassung,  wähnt  C.  I.  G.  5430  =  Kaibel,  Inscr.  gr.  Sic. 
dafs  Zeus  das  Land  der  Persephone  geschenkt  et  Ital.  217. 

{Find.  Nein.  1,  16.    Schol.  Find.  Fyth.  12,  1),  1)  Kamarina.     Terrakotten,   Demeter  mit 

und   zwar    als    üva-uccXvTttga    zu    ihrer   Hoch-  Attributen  darstellend,  bei  Kekule,  Die  Terra- 

zeit  mit  Hades,  Diod.  Sic.  5,  2.  Flut.  Timol.  8.  kotten  von  Sicilien  S.  25  Taf.  4.  —  Münze  bei 

Schol.  Find.  Nein.   1,  16.    —    Als    Lokal    des  Eckhel,  D.  N.  1  S.  202. 

Koraraubes    nennt    im     allgemeinen    Sicilien  m)  Gela  empfing    chthonischen   Kult    von 

Flut.  Tim.  8.    Natürlich  ist  auch  den  Siciliern  40  Telos,  Hdt.  7,  153. 

zuerst    die    Gabe    des    Getreides    zu    teil    ge-  n)  Akragas,   Kolonie   von   Gela,    ist    bei 

worden,  ein  Anspruch,  der  mit  Rücksicht  auf  Find.  Fyth.  12,  1  ^sgcscpövag  adog.    Brautgabe 

die  ausgezeichneten  Bodenverhältnisse  —  bei  des  Zeus  an  Persephone.  Schol.  Find.  Ol.  2,  16. 

Leontinoi  und  anderwärts   sollte   der   Weizen  Folyain.   5,    1;     vgl.    K.   0.    Müller,    I'roleg. 

sogar  wild  wachsen  —  auch  von  Fremden  an-  S.  155.    Ebert,   Zi-asl.   S.  13.   —   Münzen  bei 

erkannt  wurde,  vgl.  Aristot.  Mirab.  83.    Diod.  Eckhel,  D.N.  1  S.  191.  Mionnet  1  S.  342  nr.  24. 

/Sic.  5,  2,  4.    Claudian,  De  raptu  Froserp.  1,  198.  o)  Selinua  hat   von  Megara  die   Demeter 

a — h)  Nur  durch  Münzen  ist  der  Demeter-  Malophoros  übernommen,  neben  welcher  Köre 

kult  nachweisbar  für  Leontinoi,  Torremuzza,  den    Namen    Pasikrateia    führt,    Inschr.    bei 

Sic.  num.  vet.  Taf.  41  nr.  4.  15  und  Mionnet  1  50  Benndorf,  Metop.  v.  Sei.   S.  27;    vgl.   Sauppe, 

S.  248  nr.  334ff.;  Menai,  Torremuzza  a.  a.  0.  Göttinger  Nachr.   1871  S.  607;   Kaibel  a.  a.  0. 

Taf.  44,  2;    Kentoripa,    Tyndaris,  Ther-  268. 

mai,    Panormos,    Neeton    und    Enteila,  p)  Drep  an  on  hat  den  Namen  von  der  Siche^ 

Mionnet  1  S.  231.  242.  263.  264.  328.  der  Demeter  nach  Serv.  ad  Verg.  Aen.  3,  707. 

i)  Syrakus.    Demeter  und  Persephone  wur-  q)  Tauromenion.  Inschrift,  C.  J.  G'.  5643: 

den   hier    besonders    als    ©^OfiocpOQco    verehrt.  0£<xtg  'Ayvaüg  ^apifftTj^tov. 

Im  nQouCTsi:ov    trjg    'AxQccäivr]g  {Diod.  14,  63)  r)Aitne.    Tempel  beider  Göttinnen,  welche 

—  nach  Cic.  in  Verr.  4,  119  in  der  Neapolis  —  von  Gelon  begonnen  werden,  aber  unvollendet 
lagen  die  von  Gelon  erbauten  {Diod.  11,  26)  blieben,  Diod.  11,  26,  7.  Die  Gegend  ist  viel- 
beiden  Tempel  der  Göttinnen  in  einem  xsiiavog,  60  fach  mit  dem  Raube  verknüpft  worden.  Am 
Flut.  Dion.  56,  vgl.  Diod.  14,  70;  19,  5.  Com.  gleichnamigen  Berge  lassen  ihn  geschehen 
Nep.  Dio.  8.  Cavallari-Holm,  Top.  Arch.  di  Moschos  3,  128.  Hyg.  fab.  146.  Schol.  Find. 
Sic.  183 f.;  Lupus,  Stadt  Syrakus  S.  101  f.  —  Nem.  1,  16.  Fhilargyr.  ad  Verg.  Ed.  3,  104. 
Thesmophorischen  Kult  bezeugen  Heraclid.  Demeter  zündet  ihre  Fackel  am  Aitna  an, 
bei  Athen.  14,  647».  Flut.  Dion.  56.  Fseud.-  Diod.  4,  4,  3.  Beiname  der  D.  Aizvaiu,  Ly- 
Flat.    epist.    7,  95.     —    Diod.   5,  4,   5.    6    er-  cophr.  153. 

zählt  von  einem  zehntägigen   mit  besonderem  s)  Katana.    Heiligtum  der  Demeter  Thes- 

Glanze  zu  Demeters  Ehren  gefeierten  Saatfeste,  mophoros     mit    sehr    altem    Kultbilde ,     den 


1311    Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)  Kova  (Raub  u.  Rückkelir  d.  K.)    1312 

Männern  streng  verschlossen,  Cic.  in  Vtrr.  4,  die  furchtbare  (inaivrj)  Herrscherin  der  Unter- 
99.  5,  187.  Laetant.  div.  inst.  2,  4.  G.  1.  G.  weit,  1457.  569;  5:491.  534.  Das  Verhältnis 
5675**.  —  Ein  zweites  Heiligtum  lag  aufser-  von  Demeter  zu  Persephone  als  Mutter  und 
halb  der  Stadt,  C.  I.  G.  5649 ";  Kaihd  a.  a.  0.  Tochter  kennen  nur  der  späte  interpolierte 
449.  Eine  Persephone  Basilis  von  dort  bei  Vers  ,^  326  und  die  gleichfalls  späten  Nekyia, 
Muratori,  Thesaur.  1,  40,  3  (C.  I.  G.  5,  wo  P.  v.  217  als  z/66s  ö'uyarrjp  bezeichnet  wird 
649  f.  Kaibel  a.  a.  0.  450).  und  die  milderen  Beiworte  ayo:t;r;(vv.  2 13  226.  635 
t)  Euna  hat  besonders  berühmten  Demeter-  oder  ayvri  v.  386)  führt;  v.  47  nennt  sie  snaivi], 
kult.  Hier  ,,eam  natam  esse  et  fruges  invenisse  ist  aber  wörtliche  Wiederholung  von  n  534. 
constat",  Cic.  Verr.  4,  108 ff.,  wo  auch  von  lo  Der  Mythus  setzt  die  Verschmelzung  zweier 
der  allgemeinen  Anerkennung  dieser  Präten-  alter  Gottheiten  Voraus,  der  alten  achäischen 
sion  die  Rede  ist.  Demeter  heifst  'Evvcci'u  bei  Landesgöttin  Demeter,  der  Gefährtin  des  Zeus 
Lycophr.  153.  Vor  dem  Demeter tempel,  den  (der  als '£/l£v0iVios  ihren  Namen  teilt,  s.  iZesi/c7». 
auch  Strab.  6,  272  erwähnt,  mehrere  Statuen,  s.  v.  'Elsvaiviog),  einer  der  Hera  vollkommen 
darunter  ein  hocharchaisches  Bronzebild,  ein  entsprechenden  Göttin  und  der  chthonischen 
Triptolemos  und  eine  Demeter  viyirjcpoQog,  was  Genossin  des  alten  Klymenos-Hades,  deren  ur- 
nach  Bütticher,  Arch.  Zeit.  1857  S.  69  auf  einen  alter  Kult  noch  verhältnismäfsig  rein  und  nur 
cerealischen  Agon  deuten  soll.  Männer  dürfen  ganz  äufserlich  mit  der  Vulgärmythologie  Ver- 
den Tempel  nicht  betreten,  Lact.  div.  inst.  2,  4.  bunden  in  Lebadeia  (Trophonios  —  Herkyna 
Dabei  auch  ein  Persephonetempel,  Cic  a.a.O.  20  neben  Zeus  Hyetios— Demeter  Europe),Lakonien 
—  Enna  die  heilige  Stadt  dieser  Göttin,  der  und  in  dem  von  Lakonien  aus  besiedelten  Lokroi 
die  dortigen  Wiesen  zufielen,  als  Athena  Hi-  Epizephyrioi  zu  erkennen  ist.  —  Wenn  i^örs^er 
mera  und  Artemis  Ortygia  in  Besitz  nahmen,  a.  a.  0.  für  das  hohe  Alter  des  Mythus  seine 
Diod.  5,  4,  1.  Von  diesen  Wiesen  am  See  allgemeine  Verbreitung  durch  die  ganze  grie- 
Pergus  raubt  sie  Hades  nach  Diod.  und  Cic.  chische  Welt  anführt,  so  waren  hierfür  doch  zwei 
a.  a.  0.  Ovid.  Met.  5,  385.  Fast.  4,  325.  Münz-  andere  Gesichtspunkte  entscheidend,  erstens  die 
bilder  bei  Mionnet  1  S.  233  nr.  207 if.  tiefe  innere,  edle  Wahrheit  und  Schönheit 
Melite  hatte  Demeterkult  nach  der  Münze,  desselben  und  zweitens  die  grofse  Bedeutung, 
Mionnet  1  S.  342  nr.  24.  welche  die  der  Göttin  homonyme  Hauptkult- 
Afrika.  Kyrene.  Demeter  Thesmophoros  30  statte  Eleusis,  für  Athen  und  die  ganze  grie- 
wurde  hier  verehrt,  wie  aus  der  Geschichte  chische  Welt  schon  in  früher  Zeit  gewann, 
des  Battos  hervorgeht,  Suid.  s.  vv.  &£a^o-  Hdt.8,e5.  Die  grofse  Verbreitung  des  Mythus 
(poQog  und  (Tqoaxrpiai.  ist  aber  eine  Thatsache  und  auch  dies,  dafs  man 
Karthago  führte  den  Kult  der  Göttinnen  allenthalben  die  Spuren  des  fremden  Importes 
ein,  als  es  während  des  Krieges  gegen  Dio-  zu  verwischen  suchte,  indem  man  lokale  Be- 
nysios  von  Syrakus,  Ol.  96,  3,  durch  einen  Ziehungen  in  ihn  verflocht.  Zu  beachten  ist 
Söldneraufstand  bedroht  war.  Die  Vornehmsten  aber  das  Fehlen  derartiger  Bestrebungen  in 
der  Karthagerund  der  dort  wohnenden  Griechen  ßoiotien  und  Thessalien,  während  der  Isthmos, 
versahen  den  Dienst  ganz  in  griechischer  Weise,  die  Peloponnes  und  die  Kolonieen  derartige 
Diod.  Sic.  14,  77,  5.  Münzen  mit  Demeter  oder  40  Lokaltraditionen  bieten.  Doch  immer  lassen 
Persephone,  Head,  Coins  of  the  Ana.  Taf.  26,  diese  Zusätze  das  Bestreben,  aus  dem  sie  her- 
37.  39;  47,41  —  43;  59,33 — 39.  vorgegangen  sind,  erkennen  und  wirken  un- 
organisch. Ebenso  wurde  in  der  weiteren  Aus- 
C.  Der  Mythus  vom  Raube  und  der  Rückkelir  bildung  des  Mythus  der  Zweck  verfolgt,  mög- 
der  Persephone.  liehst  alle  Eigenschaften  der  Gottheiten  darin 
Mehr  als  bei  irgend  einer  anderen  Gottheit  zum  Ausdrucke  kommen  zu  lassen,  alle  ihre 
steht  bei  Demeter  und  Persephone  ein  Mythus  Wesenheiten  darin  prototypisch  vorzubilden 
im  Mittelpunkte  ihrer  Religion.  Die  beiden  und  die  heiligen  Bräuche  des  Demeterkultes 
Göttinnen  gemeinsam  gezollte  Verehrung,  welche  ätiologisch  darzustellen.  Dafs  diese  späteren 
in  späterer,  d.  h.  hellenischer  Zeit  an  fast  allen  50  Bestrebungen  aber  dem  einfachen  echten  My- 
Kultstätten  der  Demeter  die  vorherrschende  thus  fremd  sind,  geht  aus  der  verhältnismäfsig 
ist,  findet  ihren  vorzüglichsten  Ausdruck  in  treuesten  Überlieferung,  dem /iomemc/ien  iZ^j/m- 
demselben.  Doch  ist  er  nicht  als  die  Ursprung-  nus  hervor,  in  dem  sie  zwar  auch  bemerkbar 
liehe  Grundlage  dieser  Religion  anzusehen,  und  sind,  aber  so  durchsichtig  und  klar,  dafs  man 
seine  Entstehung  in  so  frühe  Zeit  zu  verlegen,  sie  vielfach  unter  Verkennung  des  Zweckes  für 
wie  Förster,  Rauh  und  Bücjik.  d.  Fers.  S.  5  spätere  Zusätze  hielt.  Bezeichnend  ist  auch, 
annimmt,  „als  das  Griechenvolk  noch  in  den  dafs  das  sonst  so  stark  hervorgehobene  Moment 
Ebenen  von  Asien  safs".  Dafs  Homer  den  der  Ährenübergabe  hier  fehlt.  Wir  geben  die 
Mythus  schon  gekannt,  wie  Welcher,  Griech.  Erzählung  des  Mythus  nach  dem  Hymnus  und 
Götterl.  1  S.  395;  2  S.  474  (s.  auch  Zeitsclir.  f.  60  fügen  die  Varianten  der  Lokalsagen  und  dich- 
Gesch.  u.  Ausl.  d.   alt.  K.  S.  1.    K.  0.  Müller,  terischen  Zusätze  bei. 

Kl.  Sehr.  2,  Q\.   i?oMe,  Ps2/c/ie  S.  195 f.)  annahm,  Der  Raub  der  Persephone,  die  nach  orpM- 

und  wie  Preller,  Griech.  Myth.'^  1  S.  593  gegen  scher    Sage    von    Demeter    weltentrückt    auf- 

seine  frühere  Ansicht,  Demeter  und  Persephone  gezogen  wird,    von  Kureten  und   Korybanten 

S.  5  ff.,   zugab,   ist  abzuweisen   (vgl.  Plew,   in  bewacht  {Argon.  1190  fi".;  Procl.  Tlieol.Plat.  6, 
Preller,  Griech.  Myth.^  S.  623).    Bei  Homer  ist       371.  382;  in  Plat.  Crattjl.  62  =  Abel  frgm.  210) 

Demeter  nur  die  Göttin  des  Landbaues  (ß  696;  und  in    durchsichtiger  Allegorie   webend   ge- 
E  500;    iV322;    #76;   £  125)   und  Persephone       dacht  wurde  {Procl.   in  Plat.   Tim.  5,  307  d; 


1313   Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)  Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)    1314 

in  Cratyl.  53;  Porphyr,  de  antr.  Nymph.  14;  Achill.  1,  824;  Äuson.  ad  Theon.  4,  49;  Phi- 
Syrian  in  Ar.  Metaph.  850  b;  vgl.  die  Vulgari-  largyr.  ad  Verg.  Ed.  3,  104;  Myth.  Vat.  2,  93; 
sierung  dieser  Motive  in  der  sicilischen  Sage  3,  7,  2)  und  Haiesos,  CoZ^meZZa  10,  2G8.  Aufser- 
h.  Diod.  Sic.  b,  3,4:;  Clartdian.  de  rapt.  Pros.  1,  halb  Attikas  und  Siciliens  werden  genannt: 
247),  wird  von  Hades  im  Eiaverständnisse  mit  Kreta  von  Bacchylides  im  Schol.  Hes.  Theog. 
Zeus,  ohne  Demeters  Wissen  vollführt;  Ho7n.  914;  vgl.  Tzetz.  zu  Hes.  Opp.  33;  Ps.-Eudoc. 
hymn.  v.  2;  Hes.  Theog.  914;  Hyg.  fab.  146;  p.  lOQ  (Villoison) in  KQritrjgr](iälXoviiiI!i,y.sXLas; 
Claudian  a.  a.  0.  1,  216,  wo  allerdings  Zeus  Kyzikos  von  Prop.  4,  22,  4  ( Haupt- Vahlen), 
im  Banne  der  Moira  steht,  vgl.  Orph.  Argon.  Kr  eni des,  das  spätere  Philip poi,  von  ^jjpmn 
1195  (dai'aovog  aiarj) ;  Stat.  Theh.  8,  63  ff.  Durch  10  hell.  civ.  4, 105,  wohin  Gicseke  im  Philog.  Anzeig. 
thätiges  Eingreifen  mittels  des  Blitzes  trug  5,  245  das  Nysa  des  homerischen  Hymnus  ver- 
Zeus zum  Gelingen  des  Raubes  bei  nach  Eur.  legt,  vgl.  Förster  a.  a.  0.  S.  271. 
Hei.  1317;  vgl.  Apollod.  1,  5,  1.  Nur  poetische  Der  Raub  geht  vor  sich,  während  Persephone 
Umbildung  ist  es,  wenn  Ovid.  Metam.  5,  346  ff.  mit  den  Töchtern  des  Okeanos  Blumen  liest, 
die  Urheberschaft  des  Raubes  Aphrodite  zu-  und  Gaia  auf  Zeus'  Anstiften  einen  Nar- 
schreibt,  die  den  Hades  ihre  Macht  empfinden  kissos  von  wunderbarer  Pracht  hervorspriefsen 
lassen  will.  Mehr  oder  minder  ausgeschmückt  läfst.  Während  Persephone  staunend  in  den 
findet  sich  dies  Motiv  bei  Sil.  Ital.  14,  242;  Anblick  versunken  ist,  öffnet  sich  die  Erde; 
Seneca,  Herc.  Oet.  561;  Claudian  a.  a.  0.  1,  25;  auf  seinem  Gespanne  kommt  Aidoneus  auf  sie 
Myth.  Vat.  2,  95;  Lact.  Plac.  narr.  fab.  5,  6.  20  losgestürzt,  ergreift  und  entführt  sie,  Hom. 
Als  Ort  des  Raubes  werden  in  den  ältesten  hymn.  in  Cer.  1 — 20.  Die  Anthologie  ist  fast 
Quf'llen  geographisch  nachweisbare  Lokale  in  allen  Darstellungen  als  Gelegenheit  für  den 
nicht  genannt;  Hom.  hymn.  in  Ger.  v.  17  heifst  Raub  beibehalten,  Pamphos  bei  Paus.  9,  31,  9 
er  Nvaiov  naSiov,  worin  Förster  a.  a.  0.  S.  268  Orph.  Argon.  1190;  Nicand.  hei  Athen,  li,  683  a 
nach  Ruhnlens  Vorgange,  gestützt  auf  Strab.  Ovid.  Fast,  i,  437;  Metam.  5,  391;  /S<ra&  6,  256 
14,  650,  das  karische  Nysa,  Vofs,  Erläut.  zum  Plut.  Quaest.  nat.  917 e;  Clem.  AI.  Protr.  2,  17 
hom.  Hymn.  S.  12  die  gleichnamige  boiotische  Ps.-Arist.  Mir.  ausc.  836b;  Athen.  12,  554  b 
Ortschaft  am  Helikon  erkennen  will.  Richtiger  Schol.  Soph.  Oed.  Col.  674.  Aus  der  letzteren 
halten  es  für  ein  ideales  Lokal  Baumeister,  Stelle  geht  hervor,  dafs  die  Hervorhebung 
Hymn.Horn.S.283nndBergk,Griech.Litteraturg.  30  der  Narzisse  einem  alten  attischen  und  wohl 
1  S.  770  Anm.  70,  wenn  auch  die  Etymologie  auch  sonst  noch  verbreiteten  (vgl.  Hesych. 
NvoLOv  ==  vvxiov  ganz  unbegründet  ist.  —  In  s.  v.  ^afiärgiov  äv&og  oholov  vciQv,i66(p)  Kult- 
der  orphischen  Dichtung  wurde  nach  Schol.  gebrauche  entsprach,  während  die  von  der 
Hes.  Theog.  914  der  Okeanos  angegeben.  In  sicilischen  Version  abhängigen  Darstellungen 
den  Argonautica  v.  1189  ff.  wird  eine  Insel  öfters  den  Reichtum  an  Veilchen  hervorheben, 
hinter  lerne  genannt,  was  sehr  an  Artemid.  wenn  sie  diesen  auch  nicht  eine  solch  ent- 
bei  Strab.  4,  198  erinnert:  vrjaov  Trpog  rfj  Bqi-  scheidende  Rolle  anweisen.  Den  Okeaniden  des 
rcivviv.]]  -AuO-'  riv  oyioia  roig  iv  Zafio&Qa'nr]  tcsqI  Homeridenhymnus  entsprachen  in  der  orphi- 
trjv  zJri^rjtga  ttQonoL^Lxm.  —  Wenn  nach  De-  sehen  Fassung  die  Schwestern  {Argon,,  a.  a.  0.), 
mades  im  Schol.  Hes.  Theog.  914  der  Raub  iv  40  womit  Euripides,  der  Athena  und  Artemis 
vdnaig  stattgefunden  hat,  so  ist  mit  Prellcr,  nennt,  übereinstimmt,  und  wahrscheinlich  ist 
D.  u.  P.  S.  133  und  Förster  a,  a.  0.  S.  16  eher  das  Gleiche  aus  Diodor  für  die  sicilische  Ver- 
an  eine  allgemeine  Bezeichnung  zu  denken  als  sion  zu  folgern.  Für  die  Hinzufügung  der 
an  eine  bestimmte  Ortschaft  wie  etwa  das  les-  Aphrodite  ist  der  älteste  Beleg  auf  griechischem 
bische  Nape.  —  Attika  war  Lokal  des  Raubes  Boden,  in  dem  stark  orphisch  beeinflufsten  La- 
nach  Phanodemos  im  Schol.  Hes.  Theog.  914.  —  konien,  die  Heraufholung  des  Hyakinthos  am 
Die  alexandrinischen  Dichter  folgten  der  sici-  amykläischen  Throne,  wo  Aphrodite  mit  Athena 
lischen  Version,  welche  den  Raub  auf  ihrer  und  Artemis  neben  Hades  Kora  und  Demeter 
Insel  lokalisierte,  und  auf  sie  geht  der  gröfste  erschien;  Paus.  3,  19,  4.  —  Wenn  auch  Ovid 
Teil  der  Angaben  zurück,  welche  diesen  Zug  50  in  beiden  Fällen  {Fast.  4  und  Metam.  5)  davon 
überliefern.  Der  früheste  einigermafsen  sichere  abweicht,  so  spricht,  abgesehen  von  den  litte- 
Beleg  hierfür  ist  allerdings  schon  Karkinos  bei  rarischen  Zeugnissen  wie  Hyg.  fab.  147 ;  Valer. 
Biod.  5,  5;  wie  Förster  S.  66  f.  nachweist,  der  Flacc.  Argon.  5,  345;  Stat.  Achill.  2,  150;  Lact. 
jüngere  Tragiker  dieses  Namens.  Vielleicht  PL  Narr.  fab.  5,  6,  besonders  die  stehende 
ist  sogar  schon  Pind.  Ol.  6,  160  in  diesem  Anwesenheit  der  Göttinnen  in  den  römischen 
Sinne  zu  verstehen.  Allgemein  Sicilien  nennen  Sarkophagreliefen  hierfür,  s.  unten  über  die 
auch  Pliif.  Timol.  8,  Schol.  Her.  Theog.  914;  Kunstdarstellungen  des  Raubes.  Dafs  die  Göt- 
Stat.  Theb.  8,  61;  Schol.  Aristid.  Panath.  181b  tinnen  am  Raube  beteiligt  gewesen,  indem  sie 
(Frommcl).  Bestimmte  Angaben  sind  Enna  Kora  aus  dem  Hause  zur  Anthologie  hinaus- 
{Cic.  inVerr.  4,  106;  Ov.Met.  5,  385  (See  Pergus);  60  lockten,  erzählte  die  orphische  Fassung  {Procl. 
Fast.  4,  422;  Diod.  Sic.  5,  3;  Sil.  Ital.  7,  688;  in  PI.  Tim.  5,  307;  vgl.  Argon.  1197  f.);  nach 
14,242;  Claudian  a.  a.  0.  2,  112;  Pseud.-Arist.  Eurip.  Hel.  1316  ff.  scheinen  Athena  und  Arte- 
Mir.  ausc.  836  b;  Solin  5,  15;  Arnob.  adv.  nat.  mis  sich  dem  Raube  widersetzt  zu  haben,  was 
1,  37;  Lact.  Inst.  div.  2,  4,  28;  Firm.  Mat.  sie  auch  bei  Claudian  a.  a.  0.  2,  205  f.  thun, 
de  err.  prof.  rel.  7),  die  Gegend  am  Ätna  während  Aphrodite  bei  diesem  den  Raub  be- 
{Mosch.  3,  128;  Hyg.  fab.  146;  Plut.  Quaest.  günstigt;  vgl.  besonders  den  Sarkophag  Over- 
nat.  917  e;  Val.  Flacc.  Argon.  5,  344;  Schol.  heck,  Atlas  zur  Kunstmyth.  Taf.  18,  18  und  die 
Pind.  Nem.  1,  16;    Oppian.  Hai.  3,  489;  Stut.  Münze  von  Hyrkania  Oü.,K.-M.  3  Münztaf  9,9. 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  42 


1315  Kora  (Raub  u.  Rückkelir  d.  K.)  Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)    1316 

Nymphen  sind    Genossinnen  der  Kora  nach  geborenen  Sohn  ins  Haus  nehmen  wolle.    Hurtig 

Porphyr,  d.  antr.  N.  7 ;  Colum.  de  cult.  /iori.  263 ff.;  kehren  sie  wieder  zurück  und  führen  die  Göttin 

Stat.  a.  a.  0.;  vgl.  Paus.  5,   20,   3,   Seirenen  mit  sich  in  das  Haus  des  Keleos. 

nach  Hyg.  fah.  141;     Claudian  a.  a.  0.  3,  189.  Im   Hause   sitzt    Metaneira,    das   Kind  am 

Hades  enteilt  nun  mit  der  Geraubten  und  Busen    haltend;    beim    Eintritte    der    hehren, 

fährt  mit   ihr  zur   Unterwelt   hinab;    der   Ort  strahlenden  göttlichen  Gestalt  erfafst  sie  Ehr- 

des  Abstieges  ist  im  homerischen  Hymnus  nicht  furcht  und  Scheu,  ja  bleiche  Furcht.     Sie  er- 

erhalten.     Er  lag   in  Attika  nahe   bei  Eleusis  hebt  sich  von  ihrem  Sitze  und  bietet  ihn  De- 

(nach  Paus.  1,  38,  5;  Schol.  Soph.  Oed.  Col.  1592;  meter  au,  die  ihn  jedoch  ausschlägt  und  einen 

Orph.  hymn.  18,  12:  SriyLov'Elsvßivog,  xöQ'ltisq  lo  von    der    Magd    herbeigebrachten    Sessel  ein- 

■nvXcci  'Ai'Sao;    Clem.   AI.     Protr.  2,   17;   Schol.  nimmt.      Schweigend    sitzt    sie    so   und   denkt 

Luc.  Dial.  mer.  2,1  =  Bliein.  Mus.  1870  S.  549),  traurig  der  Tochter.    Da  unterbricht  die  Magd 

und    ein   Teil    der    Herde    des    eleusinischen  lambe  mit  ihren  Späfsen  die  ernste  Stille  und 

Sauhirten  Eubuleus  versank  mit,  vgl.  Lobeck,  bringt  die  Göttin  dazu   (v.  204) 

Aglaoph.  S.  829.    —   In  Sicilien   wird   der  Ab-  (iBiSriGai  ysXäaat,  zs  Kai  ilaov  axstv  ^vfiöv. 

stieg  an  der  Quelle  Kyane  lokalisiert,  die  nach  rj  dt]  oi  ■nccl  £7tst,xu  ^s&varsQov  Bvad'  iv  ogyaCg, 

Diod.  5,  3    erst    bei    dieser    Gelegenheit   ent-  vgl.  Nik.  Älexiph.  131  mit  Schol.;  Apollod.  1, 

standen  sein  soll,    während  nach  anderen  Ky-  5,  1,  3;  Schol.  Eur.  Or.-,   Hesych  s.  v. ;  Etym.. 

ane  eine  Najade  war,  die  den  letzten  Versuch  31.  s.  v. ;   Et.   Gud.   s.  v.   —    Nun   bietet    ihr 

machte,  sich  Hades  entgegenzustellen  und  dafür  20  Metaneira  Wein   an;    Demeter    verlangt    aber 

von  ihm  in  Wasser  aufgelöst  wurde  oder  auch  den  Kykeon   aus   Gerste,  Wasser  und   Polei, 

durch  den  Schmerz  in  Wasser  aufgelöst  wurde,  vgl.  Schol.  Eur.  Or.  a.  a.  0.    Röscher,  Jahrb. 

Ovid.  Metam.b,  410S.;  Claudian  a.a.O.  3, '2i6;  f.d.   Phüol.   1888   S.  522  ff.     Metaneira  reicht 

Myth.  Vat.  2,93;  Lact.  Plac-  Narr.  fub.b,6. —  ihr  diesen  und,  nachdem  sie  sie  begrüfst  und 

Lokaltraditionen   verlegten   den  Abstieg  nach  ihr  Unglück  beklagt,  nimmt  sie  sie  als  Pflegerin 

Lerna,  Pheneos,  Philippoi;  s. Lokalsagen.  ihres  Sohnes  an,   den  Demeter  treu  zu  hüten 

Demeter  hört  noch  die  verhallendeo  Hilfe-  und  gegen  Bann  und  verderbliche  Kräuter  zu 

rufe   der  Tochter;    verzweifelt  reifst  sie    sich  schützen   verspricht.     Der  Knabe,   Demophon, 

die  Binde  von  ihrem  Haupte,  hüllt  sich  in  ein  gedeiht  göttergleich ,  denn   sie   salbt  ihn  mit 

schwarzes  Gewand  (ifom. /*2/'«n.  i»^  Cer.  42 ;  vgl.  30  Ambrosia  und   läutert    ihn  nachts  im   Feuer; 

Paus.  8,  42,  1)  und  eilt  suchend  über  Land  und  sie  hätte  ihm  sogar  Unsterblichkeit  und  ewige 

Meer,  brennende,  nach  siciliscber  Überlieferung  Jugend   verliehen,    wenn    nicht    Metaneira    in 

am  Aetna  angezündete  Fackeln   in   der  Hand  mifstrauischer  Neugier  sie  belauscht  hätte  und 

(v.  48,-  Ovid.  Fast.  4,  495;  Apd.  1,  5,  1;    Biod.  bei  dem  Anblicke  ihres   Sohnes  im   Feuer  in 

5,  42;   Seneca,  Here.  für.  653;   Stat.  Tlieb.  12,  Klagen   ausgebrochen  wäre.     Demeter   erklärt 

270;  Serv.  ad.  Verg.  Aen.  4,  G09),  ohne  Speise  ihre  Absicht  für  vereitelt,  offenbart  sich, befiehlt 

und  Trank  zu  geniefsen  (v.  49  f.;  Kallim.  h.  in  ihr  einen  Tempel  und  Altar  zu  errichten:  v.  272 

Cer.  12;  Nik.  Alexiph.  130;  Schol.  Eur.  Or.  964).  KalXi%6Qov  ^ad-imsQ&sv  ini  7CQov%ovti  -noXcovä 

Am  zehnten  Tage  begegnet  ihr  Hekate  und  fragt  und  verspricht,  die  Weihen  dort  einzusetzen, 

sie ,  wer  Persephone  geraubt,  da  sie  wohl  die  40  Als  Göttin  verläfst  sie  das  Haus.     Die  Nacht 

Stimme  gehört,  den  Räuber  aber  nicht  gesehen  {navvvxLcxL)    verbringen    Metaneira    und    ihre 

habe.   Auf  ihren  Rat  steigt  Demeter  mit  ihr  zum  Töchter  mit  Sühnungen;    am   nächsten   Tage 

Helios  hinauf,   der  ihr  den   Sachverhalt   mit-  wird   der    Tempelbau    in    Angriff  genommen: 

teilt.     Obwohl  Helios  sie  tröstend  darauf  hin-  6  8'  d^^ccto   äccLfiovog  aiarj  (v.  300).     Demeter 

weist,   welch  grofser  Ehren  Persephone  jetzt  nimmt    ihn   in   Besitz   und   verharrt    hier  ge- 

als    Hades'     Gemahlin    teilhaftig     sei,     wird  sondert  von  den  anderen  Göttern  in  ihrem  Grolle: 

Demeters  Schmerz  durch  diese  Gewifsheit  doch  ovös  xi  yaicc  anig^'  avisi  (v.  306 f). 

noch  vergröfseit.  Sie  meidet  den  Olymp  und  zur  Die   ätiologische    Natur    dieser   Erzählung 

Unkenntlichkeit    entstellt    durchstreift    sie    in  liegt  auf  der  Hand;  die  Gründung  des  Tempels 

Gestalt    einer    alten    Frau    die    Erde,    v.   94;  50  und  die  Einsetzung  der  später  üblichen  Bräuche, 

Pamphos  bei  Paus.  1,  39,  1;   Agatharchid.  bei  der  alaxQoXoyiui  oder  yscpvQiCfioi,  des  hvuscÖv 

Müller,  Geogr.  min.  1  S.  116.     Sie  kommt  so  und  der  Trccvi/tJ^ijidEs  und  besonders  der  xeIszc/i 

nach  Eleusis  und  rastet  dort  nach   Pamphos  werden    mythologisch    umschrieben ,    aber    in 

am  Blumenbrunnen  zwischen  Eleusis  und  Me-  nichts  wird  die   Übergabe  der  Feldfrucht  an- 

gara,  am  Jungfrauen-  oder  Schönreigenbrunnen  gedeutet;  im  Gegenteile  wird  durch  v.  306  der 

nach  Hom.  hymn.  v.  99;  Nie.  Ther.  486;  Paus.  Ackerbau  vorausgesetzt  (vgl.  Eurip.  Hei.  1326; 

1,  38,  6;  39,  1;  Apd.  1,  5,  1,  2;  auf  dem  lach-  Karkinos  bei  Diod.  5,  5),  der  in  allen  anderen 

losen  Steine,  Apd.  a.  a.  0.;   Ovid.  Fast.  4,  504;  Versionen  den  Gipfelpunkt  des  Mythus  bildet. 

Schol.  Ar.  Equ.  785.     Die  Töchter  des  Keleos  Am  ähnlichsten  ist  der  Erzählung  des  Hym- 
und  der  Metaneira  nahen  und  fragen  sie  nach  eo  nus  die  Fassung  bei  Ovid.  Fast.  4,  420  ff.,  nur 

der    Ursache    ihrer    Einsamkeit.     Die    Göttin  ist  die  Reihenfolge  umgekehrt,  so  dafs  Demeter 

giebt  vor.  Dos  zu  heifsen  und  aus  Kreta  von  zuerst  auf  ihrem  Schlangenwagen  nach  Eleusis 

Räubern  entführt  zu  sein,   denen  sie  zu  Tho-  kommt  und  dort  von  Keleos,  einem  einfachen 

rikos  entronnen  sei.  Sie  bietet  sich  den  Mädchen  Landmanne,   und  seiner    Frau    Metaneira   auf- 

als  Dienerin  an,   da   sie  vielerlei  Künste  ver-  genommen  wird.    Den  kranken  Sohn  derselben, 

stehe.     Die   Mädchen  heifsen  sie  warten  und  Triptolemos,  hält  Demeter    nachts    über    die 

eilen  nach  Haus,  die  Mutter  zu  fragen,  ob  sie  Flamme  und  wird  durch  die  Dazwischenkunft 

die  Fremde  als  Wärterin  für  den  kleinen  spät-  der  Mutter  auch  hier  verhindert,  ihn  unsterb- 


1317   Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)  Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)    1318 

lieh  zu   machen;   sie  verspricht,   dafs   er  der-  durch  lykische  Bauern  (Serv.  ad   Verg.  Georg. 
einst   der  erste   Pflüger    und   Säer  sein    solle.  1,  378;  3ItjtJi.  Vat.  1,  10;  2,  95),   die  ihr  das 
Sie  eilt  dann  weiter  durch  die  Welt,  die  Tochter  Wasser  trüben;  indessen  handelt  es  sich  aufser 
zu  suchen,  und  bei  den  Parrhasischen  Steinen  beiKolontas  hier  nur  um  alexandrinische  Meta- 
rät  ihr  Helilie  (v.  581  fF.)  Helios  zu  fragen,  von  morphosendichtuug.    Kleinere  ätiologische  Lo- 
welchem  sie  auch  die  nötige  Auskunft  erhält.  kaisagen    behaupteten,    dafs    der    Flufs    Pan- 
—    Die  meisten    anderen  Berichte    lassen  sie  tagias  auf  Sicilieu  auf  Demeters  Geheifs  Ver- 
den Raub  in   Eleusis   erfahren*);   so   von  Ke-  stummt  wäre  {Serv.  ad  Verg.  Aen.  3,  689)  oder 
leos  Schol.  Aristid.  Panath.  181  b  (Frommel);  dafs  sie  bei  Drepauon  ihre  Sichel  habe  fallen 
Schol.Ar.Equ.&d8;  üfi/Z/i.  Faf.  2,  96;  von  Trip-  lo  lassen    {Serv.  a.  a.  0.  3,  307),    oder    dafs    am 
tolemos   Schol  Arist.  a.  a.  0.;  Faus.  1,  14,  3;  Felsen  Anaklethra  bei  Megara  sie  nach  ihrer 
Claudian.    3,    52;     Nonn.     bei    Westermann,  Tochter  gerufen, Patts.  1,  43,  2;  Jfei/iod.  in, Ei. ilf. 
Mythogr.  gr.  S.  367;   Tzttz.   ad  Hes.    Oj^p.  33.  s.  v.  —  Wie  man  in  allen  Zügen  der  Demeter  Be- 
Di'e  Aufnahme  bei  Keleos  berichten  aufserdem  Ziehungen   zum  Raube  suchte,   zeigt  auch  die 
noch  Pamph.  bei  Paus.  1,  39,  1;    Bacchyl.  im  später  sehr  beliebte  Herleitung  ihreshistorischea 
Schul.  Ar.  Ach.  47;  Nie.  Ther.  486;  Apollod.  1,  5,  Beinamens  'AxaCa  von  dem  axog  um  die  Tochter, 
If;  3,  14,  7,  1;   Hesych.  s.   v.   KsUo?\    Serv.  Plut.   Is.  et  Os.  69;  Hcsych.  s.  vv.  'Ax^ia  und 
und  Philargyr.  ad   Verg.  Georg.  1,163;  3Iyth.  'Jx^^^cc;  Etym.  M.  s.v.;  Cnons.  v. ;  Suid.  s.  v.; 
Vat.  1,  18.    Statt  Keleos  wird  Eleusinos  ge-  Schol.  Ar.  Ach.llO;  Schol.  Nie.  Ther.  484.    Die 
nannt  von  PaH2/a*i*  bei  ^^ti.  1,5,  2,  1;  Hyg.fab.  20  in  ihrem  Kulte  üblichen  Schweineopfer  geben 
147;   Serv.  ad   Verg.  Georg.  1,  19;  M%jth.  Vat.  OüjVZ.  Fasf.  zu  der  P_:rfindung  Veranlassung,  dafs 
2,  97;  Ikaros  bei  Serviusa,.  a.O.;  Hippothoon  Schweine  die  Spur  des  Räubers  vertilgt  hatten. 
\onNic.Alexiph.  131  u.  Schol.  znd.  St.,  Ygl.düs  Die    orplmche    Version    {LobecJc,    Aglaoph. 
YasenhWdh.  Overbeckim  Atlas  zur. K- SI.Tallb,  S.  8l8ff.)  bietet  ganz  abweichende  Züge.     Die 
23.   Den  Sohn  Demophon  kennt  nur  Apollodor  freundlichen  eleusinischen  Wirte  der  Demeter 
noch,  doch  läfst  er  ihn  in  der  Feuerläuterung  heifsenDysaules und Baubo,  PöZa/^/(.b.  Har/JoAr. 
umkommen,  während  nach  Hyg.  fab.  147  der  neu-  s.  v.  Jvaavlrig;  ihre  Söhne  sind  Triptolemos,  Eu- 
gierige  Vater  entseelt   wird.     In  den  meisten  buleus  und  Eumolpos  (?);  Paus.  1, 14, 3;  C/e»i.J.Z_. 
Fällen  wird  der  Sohn  Triptolemos  genannt,  P;oir.  2,  20;  Orph.hymn.^\,Q,;  nüch  Asklep.  hei 
wie  einer  der   eleusinischen  Fürsten  im  home-  3ö  JJar/JoAT.a. a.O.  haben  sie  zwei  Töchter  Protonoe 
Tischen    Hymnus    (vgl.    die     schwarzfigurigen  und  Nisa.  *)  Die  Feuerläuterung  fällt  ganz  fort. 
Vasenbilder)    und    wie    bei  Apd.  a.  a.  0.   der  In  den  Berichten  über  Demeter?  Verweilen  im 
ältere  Sohn  des  Keleos,  der  von  Demeter  mit  Hause,   die  uns  nur  von  Kirchenvätern  über- 
der  Feldfrucht  beschenkt  wird,    und   auf  ihn  mittelt  werden  (C/em.  J.?.  P/-ofr.  2,  20  =  jE^Mset. 
werden  sowohl  Feuerläuterung  wie  Aussendung  Praep.  ev.  2,  3,  3lfi.;  Arnoh.  adv.  nat.  5,26;  s.  fr. 
gehäuft.    Dafs  dieser  Glaube  zum  allgemeinen  215  bei  Abel),  wird  nur  von  dem  Anbieten  des 
in  Eleusis  wurde,  zeigt  auch  die  vom  fünften  Kykeon  und  von  den  zotigen  Späfsen  der  Baubo 
Jahrhundert  ab  stets  jugendliche,  fast  knaben-  erzählt,  mit  denen  diese   die  Göttin  so  heiter 
hafte    Erscheinung    des    Triptolemos    in    den  stimmt,  dafs  sie  schliefslich  den  Trank  nimmt. 
Kunstdarstellungen  (s.  unten).  —  Lokalpatriotis-  40  Über  die  Art  ihres   Spafses  vgl.   Ludwich  in 
mus  hat  sich   durch  mancherlei   Zusätze   und  Jalirbb.  f.  Mass.  Phil.  1890  S.  51  ff.    Den  Raub 
Veränderungen  geltend  gemacht;   so  behaup-  teilen  die  Söhne  des  Dysaules  der  Göttin  mit: 
teten,   dafs   Demeter  bei  ihnen  den  Raub  er-  Eubuleus  nach   Orph.   hymn.  41,  6,    Eubuleus 
fahren   habe,    die    Bewohner   von  Hermion e  und  Triptolemos  nach  PaMS.  a.  a.  0.,  die  dafür 
{Apd.  1,  5,    1;  Schol.   Ar.   Equ.   782),   Kreta  das  Geschenk  des  Ackerbaues  erhalten.  Demeter 
{Stcph.  Byz.  s.  V.  IJÜQog),  Argos  {Paus.  1,  14,  3)  steigt  nun  zur  Unterwelt  hinab  {Orph.  a.  a.  0.; 
und  P  h  e  n  e  0  s ;  Eonon,  Narr.  15.    Vielfach  be-  Ovid.  Met.  5, 533 ;  s.  Förster  S.  86 ;  Hyg.  fab.  251) 
hauptete  man  auch  nur,  dafs  Demeter  an  den  be-  oder  entsendet  die  Korybanten,  die  aber  nicht 
treffenden  Orten   freundlich  aufgenommen  sei,  einmal    zur    Oberwelt    zurückkehren   {Gramer, 
so  aufser  an  den  genannten  Orten  in  Kos,  Scliol.  50  Anecd.  Ox.  1,  255;  Et.  31.  53, 15;  Et.  Giid.  338, 
Theokr.  Id.  7,  5.  —  In  Sikyon  wurde,  wie  es  20),  oder  Hekate;  Schol.  Theoer.  Id.  2,  12.    Von 
scheint,  eine  der  Demophon-  bezw.  Triptolemos-  Episoden  aus  der  nldvr,  berichtet  die  orphische 
sage  ähnliche  Legende  von  Orthopolis,  dem  Dichtung  nur  ihren  Zornesausbruch  gegen  den 
Sohne  des  Königs  Plemnaios,  erzählt.  Paus.  Baum  Minthe,  der  ehedem  grofs  und fruchttra- 
2,  11,  2.  —  Doch  auch  von  Unfreundlichkeiten  gend   zu   einem   unfruchtbaren   Kraute  wurde, 
und    Zurückweisungen    der    Göttin    berichtete  Et.    Gud.  s.  v.  Miv&rj  {Orph.  frgm.  214:  Abel). 
man,   so  besonders   in  Argos  von  Kolontas^  Die  Rückkehr  der  Kora  und  die  Versöh- 
Paus.  2,  35,  4  (s.  Lokalsagen),    von   der  Ver-  nung  der  Demeter  ist  Zeus'  Werk.    Nach  dem 
höhnung  durch  Ambas,   einen  S.  des  Keleos  homerischen  Hymnus  entsendeter  erst  Iris,  äann 
und  der  Metaneira  {Schol.  Nie.  Ther.  484;  vgl.  60  alle    anderen   Götter;    aber   Demeter   weigert 
Förster  S.  81)  oder  den  Sohn  ihrer  freundlichen  sich,  eher  zurückzukehren  und  eher  Fruchtbar- 
Wirtin  Misme  Askalabos  oder  Steiles  {Nie.  keit  derErde  wieder  zu  verleihen,  als  bis  sie  ihre 
bei  Ant.  Lib.  24;    Ovid.   3Iet.  5,  446  0".;  Lact.  Tochter  zurückerhalten  habe;  v.  331  fi".  —  Zeus 

Narr.  fab.  5,   7,   vgl.  Bd.   1    Sp,  610),    oder   auch  *,   j^  j^i^a    sieht  ^mler,  frgm.   /„st.  gr.  2  S.339   den 

Korabeinamen  Mise  (s.  d.),  der  aufaer  durch  Orph.  h.  42,  3 

*)  Bedeutungslos   ist   natürlich   die  Fassung   bei  Or.  aus  Pergamon  und  Kos   bekannt  ist.     Es   ist  dies  um 

Mfl.b,  504 ff. ,    wonach   Arethusa,    die   bei  ihrem    Laufe  so   wahrscheinlicher,    als    auch    der   Name   der    anderen 

durch  die  Unterwelt  Persephone  bei  Hades  gesehen  hat,  Tochter   auffallend    an   einen  Korabeinamen,   Protogone 

den  Raub  mitteilt.  erinnert  {Paus.  1,  31,  4). 


42 


* 


1319    Kora  (Raub  u.  Rückkehr  d.  K.)  Kora  u.  Demeter  (Grött.  d.  Landbaues)     1320 

entsendet  nun  Hermes  zu  Hades  mit  der  Auf-  Über  die  euhemeristischen  Verunstaltungen 
forderung,  Persepbone  wieder  an  die  Oberwelt  des  Mythus  s.  Förster  a.  a.  0.  S.  59. 
zu  entlassen.  Hades  gehorcht,  reicht  ihr  aber  Die  Deutung  dieses  Mythus  ist  fraglos  agra- 
heimlich  noch  einen  Granatkern  (v.  372),  um  risch,  wenn  auch  Persepbone  in  früherer  Zeit 
sie  hierdurch  zur  Rückkehr  zu  ihm  zu  ver-  nichts  Agrarisches  an  sich  hatte ,  am  aller- 
pflichten. Auf  des  Hades'  Gespann  fährt  sie  wenigsten  bei  Homer,  und  ebensowenig  in  der 
mit  Hermes  zur  Mutter,  die  ihr  mitteilt,  dafs  ältesten  eleusinischen  Vorstellung;  s.  Preller, 
sie  infolge  des  Granatkernes  ein  Dritteil  des  Dem.  u.  Pers.S.8  f.;  Gr.  Myth.'l  S.  592.  Nach- 
Jahres bei  Hades  werde  zubringen  müssen.  Zu  dem  man  aber  zu  einer  gemeinsamen  Ver- 
ihnen  gesellt  sich  Hekate  (vgl.  Philodem  negl  lo  ehrung  der  beiden  chthonischen  Göttinnen, 
sv6sߣiag  in  Jahrbb.  f.  Tel.  Phil.  1865  S.  524),  der  Erdgöttin  und  der  Mondgöttin  gekommen 
und  kurz  darauf  kommt  Rhea,  von  Zeus  ge-  war,  erfand  man  auch  bald  diese  „einfache 
sandt,  um  die  Göttinnen  in  den  Olymp  zurück-  und  schöne,  allgemein  verständliche  Natur- 
zuführen. Demeter  lehrt  erst  noch  die  Fürsten  allegorie"  (Strube,  Bilderlcreis  von  Eleusis 
von  Eleusis,  Triptolemos,  Diokles,  Eumolpos  S.  57):  Kora- Persepbone  ist  das  Samenkorn, 
und  Keleos  die  heiligen  Bräuche  und  W^eihen  das  ein  Dritteil  des  Jahres,  d.  h.  den  kurzen 
(v.474fF.)*),  und  dann  steigenMutter  und  Tochter  Winter  des  Südens  über,  verborgen  bleibt, 
zum  Olymp  hinauf.  und    nur  Mifsverständnis   konnte    das  Jahr  in 

Dafs  Demeter  ohne  die  teilweise  Rückgabe  zwei  gleiche  Teile  zerlegen.    Die  richtige  Deu- 

der  Tochter  nicht  versöhnt   werden  kann,  ist  20  tung    vertreten    schon  im  Altertume   Cleanth. 

klar,  wenn  auch   einige   Versionen  von  ihrer  bei    Plut.    de  Is.    et    Os.    66;    Cic.  de  nat.  d. 

Rückkehr  in    den   Olymp    erzählen,    ohne   die  2,  66 f.;    Varro  bei  Augustin.  de  civ.  d.  7,  20; 

Tochter  zu  erwähnen,   so  Eiirip.   Hei.  1337  ff.,  Cornut.  28;  Schal.  Ar.  Vesp.  1438;  Schol.  Hes. 

wo  Chariten,  Musen  und  Aphrodite  die  Göttin  Theog.  912  u.  s.    auch  loan.  Diac.  und  AUeg. 

durch  Spiel  und  Tanz  umschmeicheln  und  um-  z.   d.   St.;    Tzetz.    ad    Hes.    Opp.  32,  während 

stimmen,  und  im  Mythus  von  Phigalia  {Paus.  von    aoderer  Seite   Persephones  Verschwinden 

8,  42),  wo  den  von  Zeus  gesandten  Moireu  die  mit  den  Mondphasen  verglichen  wird,  wie  die 

Rückführung    gelingt.    —    Später    behauptete  Göttin  ja  auch  mit  Artemis  und  Hekate  identifi- 

man   sogar,   dafs   Persepbone  gern   bei  ihrem  eiert  wurde,  Ennius  bei  Varro  de  l.  l.  5,  68; 

Gatten  habe  bleiben  wollen  {Verg.  Georg.  1,40;  30  Plut.  de  fac.  in  orb.  lun.  942,  35;  Porphyr,  d. 

Aen.  6,  402;  Colum.  10,  274),  und  dafs  Demeter  antr.  N.  18;  Serv.  ad  Verg.  Am.  3,  73.  4,  511; 

sich  mitMohn  betäubt  habe,  um  ihren  Schmerz  6,  118;  ad  Ed.  3,  26;  ad  Georg.  1,  39;  Fulgent. 

zu  vergessen,  Serv.  ad  Verg.  Georg. 1,  78.  212;  Myth.  2,  19;  Myth.   Vat.  1,  7;  2,  100;  3,  7,  2. 

Mijth.    Vat.    3,    71.     Nach  "iMcan.     Phars.    6,  Vgl.i^oVsiera.a.O.  S.24ff.  i?osc7ie?-,  SWene  119ff. 

698ff.   wollte  Demeter  sogar  die  Tochter  gar  Litteratur:  Welcher,  Zeitschr.  f.  Gesch.  u. 

nicht    wiederhaben.      Doch    handelte    es    sich  Ausl.  d.  alt.  K.  '&.l^.    Griecli.  Götterl.2  S.4:li. 

hier  natürlich    nur    um    mehr    oder    weniger  Preller,  Demeter  und  PersephoneS.  66  S.;  Griech 

geistreiche    Spielereien    ohne    mythologischen  Myth.^  S.  591  ff.     Förster,  Der  Baub  und  die 

Wert.   —   Selten  fehlt  das  Motiv,   dafs  Kora  Püclikehrd.  Persepjhone.  [Zimmermann,  De  Pros. 

durch  die  Annahme    des   Granatkernes    seihst  io  raptu  et  red.  Lingae.  1882.  Progr.  R.]  Vgl.  auch 

diese   Entscheidung  verschuldet,  und  die  An-  dieSchriftenüberd.homer.  Hymnus  auf  Demeter, 

zeige  durch  Askalaphos,  vgl.  Nie.  Ther.  484;  bes.    Vofs ,  Der  homer.  Hymnus  auf  Demeter, 

Apollod.  1,0,3  {Ygl  2,6,  12);  Ovid.  Met.  6,  536;  Mannhardt  in  Mythol    Forschungen  S.  202  ff. 

Serv.  ad   Verg.  Georg.  1,  39;  ad  Aen.  4,  462;  und  Gemoll,  Die  homer.  Hymnen  S.  276ff. ;  bei 

Lact.  PI.  Narr.  Fab.  5,  8;   vgl.  Bd.  1  Sp.  611.  letzterem  s.  die  Zusammenstellung  der  Litteratur. 

Das    Motiv,     dafs    Kora    zwei     Dritteile    des  ,     „..    . 

Jahres  an  der  Oberwelt,  eines  bei  Hades  zu-  "-  Demeter  nnd  Kora  als  Göttinnen 

bringen  sollte,  hat  sonst  nur  noch  Apollod.  1,  ^^s  Landbaues. 

5,  8.     In  der  sicilisch-alexandrinischen  Version  Preller,  Griech.  Myth.  1^  S.  630  nennt  den 

wurden    beiden    gleiche    Teile    zugesprochen,  50  Mythus    vom   Raube    und    der    Rückkehr    der 

Ovid.  Fast.  4,  614;  Met.  5,  567;  Hyg.fab.  146;  Persepbone  mit  Recht  die  „centrale  Thatsache 

Serv.  ad  Verg.  Georg.  1,  39;  Mytli.  Vat.  3,  72;  des  gesamten  Demeterdienstes".     Wie  die  Be- 

Die  A nodos  selbst  auf  weifsen  Rofsen  er-  deutung  des  Mythus  in    erster  Reihe   in   der 

wähnt  Pind.  Ol.  6,  160,  der  sie  bei  Syrakus  an-  Allegorie    von   dem    Entstehen   und  Vergehen 

nimmt;  Tsets.  ad  Hes.  Opp.  32  {Ps.-Eudoc.  p.  109)  des  vegetativen  Lebens,  insbesondere  der  Brot- 

läfst   sie  bei   Eleusis   geschehen.    Nach  Orph.  frucht,  bestanden  hat,  so  ist  auch  Demeter  in  der 

hymn.  43,  6  ff.  wird  Kora  von  Moiren  und  Clia-  Vulgärreligion  für   immer  das  in  erster  Reihe 

riten  den   Hören  zugeführt,    die  ja  auch  bei  geblieben,   als  was   wir  sie  schon  bei  Homer 

ihrer  Anodos  auf  dem  Sarkophage  von  Wilton-  (s.  oben  Sp.  1311)  und  bei   Hesiod,  Op.  et  d. 

house   {OverbecJc,  Atlas  zur  K.-M.  Taf.  17,  3  60  465  ff.    getroffen    haben,    die    Scbützerin    des 

vgl.  Förster  a.  a.  0.  S.  264)  sie  empfangen,  und  Ackerbaues,  die  Spenderin  der  Brotfrucht,  wel- 

mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  auch   in   dem  che  auch  in  vollkommen  prosaischer  Sprache 

Reliefe  Ludovisi  Bull.  Comunale  1887  Taf.  15  ;  oft  genug  driirjtQog  KciQnög  {Hdt.  1, 193;  4, 198), 

Bömische  Mitteil.  7  Taf.  2.  druirjVQiog  oder  zJrjiMrjXQia-Aog  -ntxQTcög  bezw.  Plur. 

^  ^Q  (C.  I.  G.  93,  19.    Ael.  Nat.  An.  17,  IC.    Porph. 

nßtog'ig  tdö'  Z7tc.n,v  imx»oviwv  iv»Q.\nwv  'L^'^fKn^^  ^-    ^^'^^phr.  Caus.  pl.  2,  4,  5.    Schal. 

0?  J'  atsX>ig  howv,  o;  *'  a'iL'f'OQo?,  ovno»'  o/iiolmg  ^*»?«-   Ol.  9,  150.     AJex.  Aphrod.   Probl.  2,  68. 

alaav  */«  (p9lfisv6g  nsq  vnu  !;ö(p<a  evQÜevtt.  Geopon.  1,  12,  36.    Paroem.  gr.  Append.  4,  20. 


1321      Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)  Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)     1322 

(S'jw'd.  und  ZoH.  s.v.)  heifsen  kann.  Poetischerer  doch  wuchs  es  wild  und  wurde  erst  von  D. 
Ausdruck  ist  Jrjovg  iiccQiiog  bei  Ar.  Plut.  515;  entdeckt  (vgl.  Diod.  5,  68.  Serv.  ad  Verg. 
Jrjfir'jxsQos  ä-nr^,  Hom.  iV321;  $76.  ifes.  Op.  Aen.  4,  58.  Ehjm.  M.  263,  55.  Etym.  Gud. 
d  rf.  32.  597.  805.  Scut.  Herc.  2W  Orph.  Arg.  181,  17)  und  zur  Kulturpflanze  d.h.  ruMSQOg 
325.  Archias  in  Anthöl.  graec.  2,  98  (Jacobs);  gemacht,  indem  sie  die  Verrichtungen  des 
vgl.  auch  Dionys.  Perieg.  523  und  Eustath.  Landbaues,  den  Stier  einspannen  und  den  Boden 
z.  d.  St.;  Jrjovg  cckti],  Apoll.  Bhod.  3,  413.  durchackern  lehrte,  Diod.  a.  a,  0.  Verg. 
Etym.  M.  266,  2.  —  Jr,^riTQog  cpiQ^aßiov  ox(k%yv  Georg.  1, 147.  Ovid.  Met.  5,  341.  Fast.  4,  403ff. 
sagt  Acschyl.  frgm.  300  (Nauclc^)  und  ähnlich  Hyg.  fah.  211.  Orph.  h.  40,  7.  Serv.  ad  Verg. 
Anth.  gr.  3,  15.  Demeter  bezw.  Ceres  voll-  lo  Georg.  1,  147.  163.  ad  Aen.  4,  402.  Philarg. 
kommen  metonj-misch  für  Getreide  oder  Brot  ad  Verg.  Georg.  1,165.  Myth.  Vat.  1,  8  u.a.m. 
kommt  schon  in  dem  von  JfftTOcZo<  7,141  citierten  Die  Titanen  lehrt  sie  mähen  mit  der  ihr 
Orakel  vor;  spätere  Beispiele  sind  Orph.  frgm.  von  Hephaistos  geschenkten  Sichel,  Aristot. 
160  (AM).  Antiph.  Byz.  in  Anth.  gr.  2,  171.  im  Schol.  Apoll.  Eh.  4,  984;  vgl.  Tzetz.  ad 
Plut.  de  Is.  et  Os.  66  Oppian.  Halieut.  3,  463.  Lyc.  869.  Als  Erfinderin  des  Pfluges  nennt 
Clem.  Alex.  Protr.  2,  26.  Serv.  ad  Verg.  Aen.  Serv.  ad  Aen.  a.  a.  0.,  wohl  nach  einer  stadt- 
1,  171.  Als  kyprischen  Ausdruck  für  ernten  athenischen  Lokaltradition,  allerdings  Athena. 
nennt  Hesych.  s.  v.  dafiazQi^siv,  und  nach  dem-  Sicilien  und  Attika  machten  einander  den  Ruhm 
selben  ist  SrjßrjtQiäg  eine  yiQL&ri  tia6xi%og.  streitig,  zuerst  das  Geschenk  der  Demeter  er- 
Schon  die  beiden  Etymologieen,  welche  allein  20  halten  zu  haben,  vgl.  besonders  Diod.  Sic.  5,  69, 
als  verhältnismäfsig  berechtigt  gelten  können  während  Samotljrakes  Anspruch  sich  keine  Gel- 
und  Demeter  als  Erdmutter  bezw.  Korn-  tung  verschaffte,  ebd.  5,  49.  Die  Verbreitung 
mutter  erklären,  weisen  auf  diesen  Kreis.  De-  der  Demetergaben  von  Athen  aus  ist  ein  von 
meter  ist  der  Gaia  verwandt,  aber  nur  skeptische  den  Panegyrikern  immer  aufs  neue  hervor- 
Spekulation  identificierte  sie  (wofür  das  älteste  gehobener  Ruhmestitel  ihrer  Stadt,  Xen.  Hell. 
Beispiel  Eurip.  Bacch.  274ff.);  in  Wahrheit  ist  6,  3,  6.  Isoer.  Paneg.  25;  weitere  Belege  bei 
sie,  lebendiger  und  persönlicher,  die  in  der  Preller ,  Dem-  u.  Pers.  1.  295.  —  Auch  die 
Erde  wohnende  treibende  Kraft,  wie  die  Stoiker  weitere  Verarbeitung  des  Getreides  wurde  auf 
sie  richtig  erkannt,  vgl.  bes.  Plut.  de  Is.  et  Demeter  zurückgeführt;  „Ceres  molere  docuit 
Os.  40.  Cornut.  28.  Am  treffendsten  präzisiert  30  et  panem  conficere,"  heifst  es  Plin.  h.  n.  7,  47. 
Ovid. Fast.  1,  674  das  Verhältnis:  ,,Haec  praehet  Unter  ihren  Beinamen  sprechen  dafür  besonders 
causam  frugihus,  illa  lociim."  Oifenbar  eine  'AlnrjQia,  wobei  ihr  ein  Zeus  'AlixriqiQg  zur 
Gegenüberstellung  und  keine  Gleichsetzung  ist  Seite  steht  {Etym.  M.  65,  40.  Et.  Gud.  35,  23), 
auchdero?7J7itsc7ieVer8beiZ)^0(/.  1,12, 4  =  J5Jt/se&.  und  der  in  Syrakus  übliche  Tuailtg,  Athen. 
Praep.  ev.  3,  3,  4:;  (frgm.  I60  hei  Abel):  rii  urixriQ  3,  109»;  10,  416^;  14,  618^.  Hesych.  u.  Phot. 
Jtdvrav,  JrjfirjxrjQ  itXovxodöxsiQoc.  Im  homerischen  s.  vv.  'liialCcc  und  'ifiäXiov.  In  Demeters  Dienste 
Hymnus  auf  Demeter  wird  von  D.  gesagt  v.  469:  standen  jedenfalls  auch  die  dXexQiSsg,  die  nach 
KccQTtovaB^s  cpsQseßiov  nndY.  All: ■KccQTiov  'vfjKs,  dem  Lexikographen  Pausanias  cct  xov  lsqov 
während  Mifswachs  als  Groll  der  Göttin  auf-  alBxov  aXovaai  sind,  die  das  Mehl  für  die 
gefafst  wird;  vv.  306.  452.  Sie  ist  die  Anesi-  40  Opferkuchen  bereiten,  Ps.-Eudocia  p.  35;  vgl. 
dora,  wie  sie  im  Kulte  des  attischen  Demos  Hesych.  s.v.  dlsxgiai.  —  Antip.  Thess.  in  Anth. 
Phlya  genannt  wird,  Paus.  1,  31,  4.  Den  Ähren  gr.  2,  119  läföt  die  mahlenden  Sklavinnen  da- 
giebt  sie  Fülle  und  Reife,  Hes.  Op.  et  d.  466  von  singen,  wie  die  Nymphen  für  Demeter 
als  icpoQog  xov  &£Qovg,  Suid.  s.  v.  by(iog,  in  hätten  das  Korn  mahlen  müssen.  Nach  dem 
welchem  Sinne  ihr  auch  ein  Dämon  Hadreus  fertigen  Brot  hiefs  sie  zu  Skolos  in  Boiotien  ftgya- 
beigegeben  ist,  Etym.  M.  18,  36,  und  die  Hören  Xagxog  und  (isyaXöficc^og,  Polem.  b.  Athen,  a.  a.  0. 
ihr  beigesellt  werden,  Orph.  hymn.  29,  9.  43,  6 ;  Neben  dem  Getreide  wurden  auch  die 
Diod.  Zon.  in  Anth.  gr.  2,80.  S.  oben  Sp.  1319 f.  Hülsenfrüchte  zur  ^rjQcc  xgocpri  gezählt  und 
Die  Gabe  der  Demeter  ist  die  ^Tjpä  TpoqprJ,  unter  Demeters  Schutz  gestellt.  Galen,  in 
während  die  vy^d,  d.  h.  Wein  und  Obst,  Dio-  50  Hippocr.  d.  morb.  ac  1  p.  li^  zählt  als  Jrjfii]- 
nysos  verdankt  wird;  beide  sind  die  grofsen  xgia  ansQfiaxcc  aui:  cpayiovg,  &£QHovg,  la&vQOvg, 
"Wohlthäter  der  Menschheit,  Eur.  Bacch.  277  ff.  sivfiov,  KiyxQov,  niaov,  SQsßivQ-ovg  Y.ai  oaa  dlla 
Plut.  Quaest.  d.  Ar.  sign.  frgm.  7.  Aspasios  in  Ar.  xotavxcc  (über  die  Bedeutung  s.  V.  Hehn,  Kullur- 
Eth.  Nicum.  1, 12 ;  Schol.  Pind. I&thm.  6, 3.  Nonn.  pflanzen  u.  Haust.'-'  S.  176 ff.);  dieses  Geschenkes 
Dionys.  1,S4,;  45,  101;  il,  50.  Sei'v.  ad  Verg.  Ed.  rühmten  sich  speziell  die  Pheneaten  {Paus.  8, 
5,  79.  In  erster  Reihe  gehören  zu  dieser  irjgci  15,  1);  nur  die  Bohne  war  aus  unbekannten 
xQotpT^  die  Getreidearten,  vor  allem  Weizen  und  Gründen  ausgenommen  und  ihr  Genufs  auch 
Gerste,  wie  besonders  aus  mehreren  Beinamen  den  eleusinischen  Mj'sten  verboten.  Paus.  1, 
der  Göttin  hervorgeht  (s.  unt.).  In  welcher  Form  37,  4.  Porph.  d.  abst.  4,  16;  vgl.  Hdt.  2,  37. 
Demeter  den  Menschen  ihr  Geschenk  hat  zu  teil  60  Diog.  Laert.  8,  19.  Lobeck,  Aglaoph.  S.  253ff'. ; 
werden  lassen,  wird  auf  verschiedene  Weise  an-  allerdings  fehlt  sie  in  dem  ausführlichen  Ver- 
gegeben. Sie  habe  es  selbst  angepflanzt,  heifst  zeichnisse  der  vei-botenen  Gerichte,  Schol.  Luk. 
es  im  Marm.  Par.  23.  Am  verbreitetsten  ist  die  Dial.  mer.  7,  4  im  Rhein.  Mus.  25  S.  558.  — 
Version,  dafs  sie  den  Samen  Triptolemos  ge-  Die  für  Demeter  charakteristischste  Fruchtneben 
geben  und  diesen  auf  ihrem  Drachenwagen  aus-  dem  Getreide  ist  aber  der  Mohn,  der  ja  auch 
gesandt  habe,  damit  er  allenthalben  das  Säen  auf  dem  Felde,  freilich  gewöhnlich  als  Un- 
lehren  solle,  s.  oben  und  den  Artikel  Tripto-  kraut,  neben  dem  Getreide  spriefst;  vgl.  Tre?cZ;er, 
lemos.     Das  Getreide  war  schon  vorher  da,  Tageb.  einer  griech.  Meise  2  S.  16.    Mannhardt, 


1323     Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)  Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)     1324 

Mytli.  'Forsch.  S.  235.  Er  ist  jhr  dann  in  den  den  Zeus  Chthonios  an  die  Seite  setzt,  so  gab  es 
Denkmälern  vielfach  mit  den  Ähren  zusammen  in  Athen  sogar  nach  C.  I.  A.  3,  77  einen  Zeus 
als  Attribut  gegeben,  s.  besonders  die  Demeter  Georges.  Mit  dem  Regengotte,  dem  Zeus  Hj'etios, 
Rondanini  (Sp.  1361)  und  vgl.  Callim.  h.  in  Cer.  45.  finden  wir  sie  nicht  nm-  in  Lebadeia  verbunden ; 
Theoer.  Id.  7,  157.  In  Mekone,  der  Mohnstadt,  ganzagrarischistauchdieZusammenstellungbei 
dem  späteren  Sikyon,  soll  ihn  die  Göttin  entdeckt  Plut.  Sept.  sap.  conv.  15  von  Demeter  Proerosia, 
haben,  Etym.  M.  583,  55;  vgl.  Callim.  frgm.  Zeus  Ombrios  und  Poseidon  Phytalmios.  Der 
195  (Schneider).  Cereale  papaver,  Verg.  Georg.  Kranich,  überdessenBedeutungfürWetterund 
1,  212.  —  Servius  z.  d.  St.  und  zu  Georg.  1,  78  Landbau  man  Hcs.  Op.  et  d.  448  und  TheoJcr.  10, 
läfst  Demeter  durch  Mohn  ihren  Schmerz  um  den  lo  32  nachsehe,  ist  ihr  Herold,  Porph.  de  abst.  3,  5; 
Raub  der  Tochter  betäuben;  Verwandlungeines  vgl.  das  Vasenbild  bei  Gerhard,  A.  V.  46  = 
vonDemetergeliebtenAtheners  Mykon  (Mekon)  Overheck,  Atlas  z.  K.-M.  Taf.  15,  19.  Als  länd- 
in Mohn  erzählt  Serv.  a.  a.  0.  —  Wenn  auch  die  liehe  Gottheit  wird  Demeter  genannt  von  Flut. 
Obstkultur,  und  sogar  ausdrücklich  die  Feige,  Quae&t.  conv.  9,  14,  4.  Long.  Pastor.  4,  13. 
gewöhnlich  Dionysos  unterstellt  ist  (Sosib.  bei  Serv.  ad  Verg.  Ed.  5,  79.  ad  Aen.  2,  713,  und 
Athen.3,7S'^.  Eust.  inOd.  1964,15.  Hesych.s.v.  von  dem  Schwüre  bei  Demeter  sagt  Schal.  Ar. 
Svnidtrjg),  ist  doch  die  Feige  nach  attischer  Plut.  64,  dafs  er  besonders  für  Landleute 
Überlieferung  auch  ein  Geschenk  Demeters  an  charakteristisch  sei.  Landleute,  welche  sich 
den  Heros  Phytalos  gewesen,  der  sie  im  Demos  arbeitsmüde  zur  Ruhe  setzen,  weihen  der  Göttin 
Lakiadai  aufgenommen,  Paus.  1,  37,  2;  siehe  20  ihre  Gerätschaften,  Antiph.  Byz.  in  Anth.  gr. 
Boßler,  De  gent.  Att.  sac.  S.*51f.  Bötticher,  2,  170.  Philipp.  Thessalon,  ebd.  2,217.  Wie 
Baumhultus  S.  437  und  im  Philol.  22  S.  271.  vor  der  Saat,  so  wird  ihrer  natürlich  auch 
Nach  Toepffer,  Att.  Geneal.  S.  247 fF.  ist  D.  hier  bei  der  Ernte  gedacht;  Korn  und  Hülsenfrüchte 
an  Stelle  der  alten  Landesgöttin  Athena  ge-  werden  ihr  geweiht,  Dio<^.  Zon.  in  ^n^/t.^r.  2,  80. 
treten,  während  Phytalos  der  Rest  des  mit  Unter  den  Festen,  welche  Demeter  in  Anlehnung 
dieser  verbundenen  Poseidon  Phytalmios  ist.  —  an  die  verschiedenen  Stadien  des  Landbaues  im 
Die  Weihung  von  Baumfrüchten  an  Demeter  Jahre  gefeiert  wurden,  sind  unsmehrere  niu-  dem 
wird  für  Phigalia,  Lykosura  und  Myka-  Namen  nach  bekannt,  ohne  dafs  wir  auch  nur 
lessos  bezeugt.*)  —  Auch  die  Bienenzucht  angeben  können,  ob  es  staatliche  oder  private 
wird  zu  den  Werken  der  Demeter  gerechnet.  30  Festlichkeiten  gewesen  sind.  Ganz  allgemeine 
Aus  dem  Leibe  einer  auf  dem  Isthmos  wohnen-  Namen  für  die  Erntefeste  sind  &alvaia  und 
den  Frau,  welche  von  den  anderen  Weibern  zer-  Gvyv.oiiLaTi]Qiu:,  s.  besonders  Schol.  Ven.  B. 
rissen  wurde,  weil  sie  die  ihr  von  Demeter  an-  Hom.  I  534  und  die  Belegstellen  bei  Stephanus 
vertrauten  Weihen  nicht  verraten  wollte,  sollen  s.  v.;  vgl.  Band,  De  Diipoliis  S.  35  ff. 
die  Bienen  entstanden  sein,  Serv.  od  Verg.  Aen.  Unter  den  lokal  bestimmbaren  Festen  sind 
1,430.    Melissai  war  ein  Name  von  Priesterinnen  uns  näher  bekannt  vor  allem  einige  athenische. 


'o^ 


und  Mysten  der  Göttin,  Ca?Zm.  7t.  m  u4poZ?.  110.  Vor  der  ersten  Aussaat  wurden  daselbst  die 
Porph.  Antr.  N.  18.  Schol.  Pind.  Pyth.  4,  104.  Proerosien,  auch  Proarkturien  {Hesych, 
Schol.  Theoer.  15,  94,  und  iislitäSriq  ein  Beiname  s.  v.  nQorjQoaia)  genannt,  gefeiert.  Hesych.  s.  vv. 
der  Kora,  Theoer.  Id.  15,  94.  Porph.  a.  a.  0.;  vgl,  40  jiQorjQoaia,  nQccraQoai'ai,  ngriQoaia;  Phot.  Suid. 
Boscher,  NeM.  u.  Ambr.  S.  57.  Maafs,  De  Acsch.  Harpocr.  s.  v.  Etym.  31.  688,  44.  BeMer,  An. 
Suppjl.  S.  37.  Wachs  wird  ihr  dargebracht  in  gr.  294.  Die  Kultlegende  derselben  besagt, 
Phigalia.  —  Endlich  wird  auch  Demeter  als  dafs  einst  bei  einer  ganz  Griechenland  {Schal. 
Herdenschützerin  angerufen,  Kallim.  H.  in  Aristid.  Panafh.  105,  18.  196,  12)  oder  gar  die 
Cer.  131  cpsgßs  ß6ag,q}8QS  iiäln,woheimanßäXK  ganze  Welt  {Schal.  Ar.  Plut.  1065.  Equ.  726. 
mit  weit  gröfserem  Rechte  für  Schafe  als  für  Äpfel  Suid.  s.v.  Elqogkovti;  Suid.  u.  Harpocr.  s.v. 
halten  wird,  ebenso  wie  die  Malophoros  von  "jßaQig)  heimsuchenden  Hungersnot  (so  Scholl. 
Megara,  Selinunt  und  Byzanz  sicher  eine  Göttin  Ar.  Plut.  u.  Equ.  ohne  Zweifel  richtig,  die 
des  Herdensegens  ist.  Ein  Epitheton  ßoTeigcc,  anderen  Quellen  machen  mifsverständlich  Aoi- 
Hirtin,  erwähnt  Niketas  bei  Westermann,  My-  50  fiog  aus  li(i6g)  das  delphische  Orakel  (nach 
thogr.  gr.  S.  356.  TcivgonöXog  heifst  sie  in  der  Phat.  a.  a.  0.  das  elische)  zur  Abwehr  des 
Inschrift  Dittenberger,  Inscr.  Meg.  Orop.  Boeot.  Übels  befohlen  habe,  von  allen  Orten  die  ditaQ- 
2793  und  auf  Münzen  von  Tralles.  Auch  das  xal  nach  Athen  zu  bringen  (vgl.  die  Inschriften 
ihr  geltende  Priestertum  der  IJoLiisviSai ,  das  Bull,  de  corr.  hell.  4  S.  226  und  'Ecprifi.  agy,. 
Toepffer,  Att.  Geneal.  S.  310f.  ganz  ohne  Be-  1883  S.  123),  die  von  den  Athenern  im  Namen 
rechtigung  in  Athen  lokalisiert,  deutet  darauf,  aller  als  Proerosien  der  Deo  zu  opfern  seien, 
Hesych.  s.  v.  —  Rohe  Schafwolle  wird  unter  ein  von  der  Rhetorik  mehrfach  berührtes 
den  Weihgaben  an  die  Demeter  von  Phigalia  Verdienst  Athens ,  Aristid.  Panath.  196. 
erwähnt.  Paus.  8,  42,  11.  Lihan.  Corinth.  4  p.  367  (Beiske).  Die  Ein- 
Demeter wurde  ihren  Gaben  gemäfs  natürlich  60  Setzung  des  Festes  wird  von  den  verschie- 
am  meisten  vom  Landvolke  verehrt.  Hes.  denen  Gewährsmännern  verschieden  datiert; 
Op.  et  d.  465ff.  weist  seinen  Bruder  Perses  an,  sie  schwankt  zwischen  Ol.  3,  21  und  53,  s.  Suid. 
Demeter  beim  Pflügen  schon  um  Gedeihen  der  und  Harpocr.  s.  v.  "Aßagig.  —  Mommsen, 
Saat  zu  bitten,  was  Arrian.  diss.  Epict.  3,  21, 12  Heortol.  S.  76  setzt  sie  nach  Sauppe,  Gr.  Att. 
als  allgemeinen  Brauch  hinstellt,  s.  auch  Nie-  2,  271  in  solonische  Zeit  (Ol.  56)  und  nimmt 
areh.  in  Anth.  gr.  2,  3bl.  Wenn  Hes.  a.  a.  0.  ihr  als  ihren  Stifter  Epimenides  an;  er  sieht  in 
*)  Die  Quellennachweise  für  die  lokalen  Kulte  und  f^en  Proerosien  den  Ersatz  für  die  ursprüng- 
Eräucbe  findet  man  im  Abschnitte  B  {Sp.  1288—1311).  liche     agrarische    Bedeutung    der    Eleusinien 


1325     Kora  u.  Demeter  (Gott.  cl.  Landbaues)  Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)     1326 

„nach  deren  Vergeistigung".  Das  genaue  Datum  116.  Beklcer,  An.  gr.  1,  384,  30),  war  auf  Weiber 
ist  nicht  überliefert.  Wahrscheinlichkeit  hatte  beschränkt  und  enthielt,  wie  die  Thesmophorien, 
die  Vermutung  Mommsens  a.  a.  0.  S.  219,  dafs  derbzotige  Elemente.  Ein  Festzug  zu  Ehren 
sie  vor  dem  7.  P3'auepsion,  d.h.  der  Eiresione,  Poseidons,  jedenfalls  des  Phytalmios,  gehörte  zu 
stattgefunden  haben,  während  seine  neuere  der  Feier  [Eust.  in  IL  772,25;  Bekker  a.  a.  0.). 
Annahme,  dafs  Proerosien  und  Eiresione  zu-  Die  Einführungin  die  Mysterien  lag  einer  Prieste- 
sammenfallen  (Bursians  Jahresb.  1889  3  S.  245)  rin  aus  der  Familie  der  Philleiden  ob,  s.  Foucart 
nicht  zu  billigen  ist.  Als  den  Hauptbestandteil  a.  a.  0.  Toepff'er,  Att.  Geneal.  S.  93;  auch  eine 
des  Festes  haben  nach  J/.  die  drei  heiligen  Pflü-  Lj'komidenpriesterin  fungierte  dabei,  C.  I.A. 
jungen  (Flut.  Praec.  conj.  42)  zu  gelten,  die  lo  3,895;  Yg\.  Toepffer  SL.a.O.  S.  213.  Die  Haupt- 
stadtathenische (buzygische)  vno  noliv,  die  feier  war  eine  grofse  Schmauserei:  Trapari'O'safft 
eleusinische  auf  dem  rarischen  Felde  und  die  Ss  ras  ZQaTcs^ag  oi  aQxovTss  v.oi.1  e'vöov  kktcc- 
als  Kompromifs  bei  der  Vereinigung  von  Athen  Xinovreg  zccig  yvvcci^lv,  ccvxol  xwqi^ovtav  e|co 
und  Eleusis  eingesetzte  dritte  bei  Skiros,  vgl.  dicciitvovxiq,  8Tiid£i,%vv(isvoi  roig  snidrjfiiovct 
darüber  Bossler,  De  gent.  att.  sacerdot.  S.  11.  näai  rag  rjfisgovg  TQoq)ag  tcccqcc  avtäv  svqs- 
Bütticher  im  Piniol.  22  S.  262  ff.  Bobert  im  &>'ivai,  xai  n&ci  KOivcovrj&rivai,  xoig  dv&gcÖTtoig 
Hennes20  S.  378.  Toepffer,  AU.  Geneal.  S.  137f.  nag'  avzäv.  ngöa-ASizui  de  zatg  zgane^aig  yial 
An  eine  dieser  Pflügungen  hat  sich  das  Fest  eh  Ttl(XY.ovt'zog  ■nazsay.svcca^svu  ccficpotSQcov  ys- 
wohl  sicher  angeschlossen,  vielleicht  an  die  vmv  aidoia  (Schal.  Luc.  a.  a.  0.).  —  In  der 
rarische,  die  K.  0.  Müller  l3ei  Erscli  u.  Gruber  20  Stadt    wurden    die    Haloen     als     ausgelassen 

1,  33  S.  291  in  die  Eleusinien  setzt.  Dafs  die  lustiges  Fest  mit  Schmausereien  und  Gaste- 
Feier  in  Eleusis  stattfand,  lehren  Eurip.  reien  begangen,  bei  denen  auch  die  Hetären 
Suppl.  38  und  die  Ephebeninschrift,    C.  I.  A.  es  sich  wohl  sein  liefsen,  Luc.  Dial.  mer.  1,  1; 

2,  467  {Dittenberger,  Syll.  347).  Vgl.  Preller,  7,  4.  Alciphr.  Epist.  1,33.  39;  2,3.  Im  übrigen 
Dem.  u.  Pers.  S.  295.  Binck,  Bei.  d.  Hell.  2,  80.  s.  Hesycli.  Suid.  Harp.  s.  v.  Etym.  M.  73  extr. 
Hermann- Stark,  Gottesd.  AU.  56,  28.  Stengel,  Bekker,  An.  gr.  208,22;  381,  14.  Eustath  ad  II. 
Kultusalt.  {Ito.  Müllers  Handb.  5,  3)  S.  173.  772,  25.  Himer.  Or.  8,  3.  Max.  Tyr.  33  und 
Bubensohn,  Mysterienheil igtümer  S.  119.  \g\.  Lobeck,  Aglaoph.^.^0.  Jacobs,  Verm. Sehr.  A, 

Im  Frühlinge,    beim    ersten   Sprossen    der  S.  504.   Preller,  D.  u.  P.  S.  328  und  bei  PauXy 
^&^t{ccQ%oiiho3vv.(XQTtävcpv£a%'aL,Xriyovzogri8riZQ'i,  1060;    3,   101.     3Iommsen  a.  a.  0.    S.   320f. 

zov  x^^fi(övog)  brachten  sämtliche  Beamten  {iv  Delphika  S.  272 f.    Hermann-Stark  a.  a.  0.  57,  5. 

ccQxrj  Ttävzsg)  das  Opfer  der  Procharisterien  Stengel  a.  a.  0.    S.  161.     Buhensohn  a.   a.   0. 

(fälschlich  auch  Proschaireterien  genannt)  dar.  S.  115  ff.  —  Nur  dem  Namen  nach  kennen  wir  das 

Es  trug  mystischen  Charakter,  bestand  in  Opfern  Epikleidienfest  {Hesycli.  s.v.),  nach  Preller, 

an  Athena,  Demeter  und  Kora  und  hatte  zur  Dem.  S.  326  gefeiert,   „wenn  die  Schlüssel  vor 

Kultlegende  die  Anodos  der  Kora,  Suid.  s.  vv.  das   granarium  gelegt  wurden".     Band,  Epi- 

TtQoaxcciQrjzrjQia  und  7tQ0xcxQiazT]Qi(x;    Harpocr.  kleidien  ist  wohl  geneigt  es  auf  den  15.  Meta- 

s.Y.  ngoaxcciQrjzi^gia;  Bekker,  An.  gr.  1,295,3.  geitnion   {C.   I.   A.   3,  77)   zu  verlegen,   doch 

Das  Fest  war  wohl  identisch  mit  dem  bei  CorwMi.  fehlt   bis  jetzt  noch  jeder  Nachweis   hierfür; 
28  beschriebenen:  Uegl  öe  zo  eag  zij  Xlö-rj  Jrj-  40  s.  auch  Stengel  a.  a.  0.  S.  173. 
^iTjzgi.  &V0V61  ^sza  TtaiSicig  xal  X'^'Q^^i  ^^^  ^il-  Demeter  als  Teilhaberin  an  Festen  anderer 

dete  eine  Vorfeier  oder  auch   den  ersten  Tag  Götter  finden  wir  bei   den  Thargelien;   als 

der  kleinen  Eleusinien;  jedenfalls  ist  der  An-  Chloe     erhält    sie     am    6.    Monatstage    einen 

thesterion  der  passendste  Monat  für  sie.    Vgl.  Widder,   s.   oben   Sp.  1292.     Auch  der  Anteil, 

Gerhard  im  Bhein.  Mus.  14  S.  148  u.  Ak.  Abh.  2  den  sie  mit  ihrer  Tochter  an  den  Skirophorien 

S.  211.  217.    Kiefsling,  Lyc.  frgm.  108.   Sauppe,  oder  Skiren  der  Athena  hat  iSteph.  Byz.  s.  v. 

Or.  Att.  2,  266.    Hermann- Stark  a.  a.  0.  62,  6.  Schol.  Ar.  Eccl.  18.  Thesm.  934),  ist  agrarischer 

Mommsen,  Heort.  S.  8.  44.  262.   Förster,  Baub  Art.    Dafs  in  der  Feier  auf  den  Koraraub  an- 

u.B.d.P.  S.  273.  Bobert  -  Preller,  Griech.  3Iytk.  gespielt  wurde,  sagen  Clem.  AI.  Protr.  2,  17. 
1  S.  207.    Band,  Epikleidien  S.  22.    Bobert  im  50  Schol.  Luc.  Dial.  mcr.  2,  1  im  Bhein.  WIus.  25 

Hermes  ^0  S.  375.    Toepffer  ^.2i.O.  S.  103.  119.  S.  549  (Bolide) ;    vgl.   dazu  Preller,  D.  u.   P. 

Wennwirnocheinstweilen  vonEleusinienund  S.  124.  Hermann- Stark  a.  a,.0.  61,  li.    Momm- 

Thesmophorien  absehen,  so  sind  als  das  dritte  sen,  Heort.   S.  492.     Bötticher  im    Piniol.   22 

attische  grofse  Demeterfest  die  Haloen,  das  im  S.  238.  262  ff.     Bobert  im  Hermes  20  S.  349fF. 

Poseideon  stattfindende  Kelter-  und  Dreschfest  Bolide  ebd.  21  S.  116  ff.  Toepffer  a,.  a.  0.  S.  119. 

zu  nennen;  für  den  Yon  Ahrens,  Bhein.  3Ius.  17  Stengel  a.  a.  0.    S.  170.    —    Ein    athenisches 

S.  332  und  Mommsen  a.  a.  0.  S.  320  angezwei-  Erntefest,  £vx<xgi-GZ'i]QL(x,  nennt  Schol.  Pind. 

feiten  Poseideon  sprechen  au^^ev  Harjwcr.  s.v.  Ol.  9,  150.     Von   Demeterfesten  anderer  Orte 

'Aläa  einige  Inschriften:  'Eqcrja.  dg^aioX.  1883  tragen  vorwiegend  agrarischen  Chai-akter  die 
S.  119,  47  und  Foucart  in  Bull,  de  corr.  hell.  7  60  beiden    in    Syrakus    mit   Anknüpfung    an    den 

S.  334.  515.     Die  Hauptqnelle  für  dieses  Fest  Koraraub    gefeierten    {Diod.  5,  4,   5  f.),     von 

ist  das  von  E.  Bolide  im  Bhein.  Mus.  25  S.  557  denen    das    zweite    thesmophorisch    war.      Im 

veröffentlichte  Schol.  Luc.  Dial.  mer.  7,  4;  da-  übrigen  s.  die  in  Lakonien,  Arkadien,  My- 

nach  sind   sie   ein  mit  Mysterien  verbundenes  konos,  Rhodos  und  Kos  gefeierten  Feste. 
Fest  für  Dionysos,  Demeter  und  Kora,  das  in  Mythischen  Ausdruck  fand,  nächst  dem  Kora- 

erster  Reihe  dem  Versuchen  des  jungen  Weines  raube,  die  Thätigkeit Demetersam  sprechendsten 

bestimmt  war.     Der  mystische  Teil  der  Feier  in  der  Erzählung  von  ihi-er  Liebe  zum  lasion 

fand  in  Eleusis  statt  (vgl.  Demosth.  in  Neaer.  und  der  Geburt  des  Plutos  (s.  oben  Sp.  59 ff.). 


1327  Kora  u.  Demeter  (Gott.  d.  Landbaues)  Kora  u.  Demeter  (Thesmophoros)      1328: 

ataxvoTQocpog,  Orph.  H.  40,  3;  fsxaxvrjKÖfiogJ 
Nonn.  1,  194,  heifst  sie  von  dem  Ährenkränze,! 
ebendarum  aucli  oxa%voiiXöv.cciio?  ■,  Orph.  LitliX 
242,  und  azaxvooxifpavoq.,  Flui.  Thess.  in  AnthJ 
gr.  2,  215;  vgl.  Hör.  ca.  saec.  30.  —  Von] 
der  grünenden  Saat  wird  sie  selbst  Chloel 
genannt  im  Kulte  von  Athen  und  MykonosJ 
vgl.  auch  Eustoth.  ad  II.  773,  2;  nach  ikfann-l 
Jiardt,    Mijth.    Forsch.    S.    227    ist    dies    nur' 


Auch  ihre  Rolle  im  Erysichthonmythos  (s.  Bd.  1 
Sp.  1373 ff.)  zeigt  sie  als  Spenderin  der  nähren- 
den Frucht. 

Demeters  Verhältnis  zur  Fruchtbarkeit  und 
zum  Landbaue  ist  in  allen  Einzelbeziehungen 
ganz  besonders  durch  eine  grofse  Anzahl  Bei- 
worte bezeichnet  worden,  die  ihr  in  Poesie 
und  Kult  beigelegt  wurden,  s.  Preller,  D.  u.  P. 
S.  317 ff.    Guicjniaut,  Hei.  de  l'Ant.  3  S.  636 ff. 


Welcher,  Gr.  Götterl.   2,  469,   am  vollständig- lo  hypokoristische    Form    für    x^orjcpÖQog,    Schal 


sten  bei  Band,  Epikleidien  S.  18  ff.  und 
Bruclmiann,  Epitheta  deorum  S.  73ff.;  190ff. 
Als  Mutter,  der  Gaia  am  nächsten  verwandt,  — 

(iTqxrjQ    Ttccvxcov     (pvxäv     xs     xat     ^cocov 

nennt  sie  Philo,  De  vit-.  contempl.  1  —  heifst 
sie  ncc^firixsiQcc,  Orph.  hymn.  40,  1;  ^lov  nccfi- 
firjTcap,  Nonn.  Dion.  19,  82,  von  dem  Leben, 
das  sie  spendet,  ^(üoSöxeiqu  und  cpvai^oog, 
Nicet.  bei  Westermann,  Mytli.  gr.  356.    Sie  ver 


Ar.  Lys.  835.  Euseb.  Praep.  ev.  3,  11.  Von 
der  Farbe  des  reifen  Getreides  heifst  sie  ^orvÖT/, 
Ho7)i.  E  500.  Hymn.  in  Ger.  302.  Eustath. 
a.  a.  0.;  ^av&ocpvi^g,  Nonn.  Dion.  6,  113; 
^nv&oy.6^r}g,  ebd.  11,  395  und  lateinisch  flava, 
Ooid.  Amor.  3,  10,  3.  Verq.  Georg.  1,  96;  vgl. 
Serv.  z.  d.  St.  und  Myth.  Vat.  3,  7,  1. 

Auf  das  Gedeihen  des  Getreides  bezieht  es 
sich  auch,  wenn  Demeter  sXriyrjQig,  ölcc  rb  vicb 


leiht  Reichtum,  Tiavdöxnga,  oXßtoSäxLg,  nlov-  20  rfys  xov  'HXlov  Urjg  yrjßäv  in  allerdings  zweifel- 


xoSoxsiQcc,  Orph.  hymn.  40  und  bei  Diod.  1, 
12,  4.  Sie  ist  als  die  Ernährerin  ßcoxidvsiQa, 
Nicet.  a.  a.  0.;  no2.v(p6Qßr],  Hes.  Theog.  912; 
TTO/lvTpdgjoff,  Callim.  Hymn.  6,  12;  cpiQ^aßiog, 
Antiph.  Agr.  frgm.  1 ;  oiitivlcc,  Scolion  bei  Athen. 
15,  694.  Schol.  Apoll.  Rh.  4,  998.  Nonn.  11, 
213.  Paroem.  gr.  Append.  4,  20.  Suid.  s.  v. 
ofiTCviog  f;  Etym.  M.  625,  46;  vgl.  788,  27 
Et.  Gud.  428,  27;  s.  dazu  G.  Curtius,  Grund 


los  falscher  Etymologie  genannt  wird  {Eustath. 
ad  n.  1197,  52.  Hesych.  s.  v.  'Axbiqw)  oder  auch 
■navaxig  und  aiKpUavcxig  {Hesych.  s.  vv.  Etym. 
M.  90,  32),  oder  wenn  die  am  Hermos  wohnen- 
den Gorgonier  sie  als  Abwehrerin  des  dem 
Getreide  gefährlichen  Mehltaues  'EgriaCßri 
nennen,  Etym.  Gud.  210,  25.  —  Eine  Gruppe 
von  Beinamen  ist  von  den  ländlichen  Ver- 
richtungen entlehnt.    Als  Lehrerin  der  Aussaat 


Züge  S.  464.  —  Als  Senderin  des  Wachs-  30  ist  sie  Znegfistr],  Orph.  Hymn.  40,  15;  für  die 
tumes  ist  sie  Anesidora,  Paus.  1,  31,  2.  Plut.  Ernte  ist  sie  die  Sichelträgerin  SQsnKvrjcpoQog, 
Quaest.  conv.  9,  14,  4;  vgl  Hesych.  s.  v.  'Ava^i-  Nonn.  Dion.  6,  104;  41,  23,  und  auch  die  troi- 
(5" ojpo;,  was  natürlich  nur  gekünstelte  Umformung  zenische  Amaia  kann  nur  als  Schnitterin  ver- 
ist,  und  Av^L&ttlr]g,  Orph.  Hymn.  40.  Das  Erst-  standen  werden.  ^  Nach  den  Garben  heifst 
lingsopfer  der'ö'aXvffta  empfängt  sie  als  ■9-aAv<T/as,  Demeter  a^iccXlocpögog,  Nonn.  Dion.  17,  153; 
Nonn.  Dion.  40,  347;  19,  86.  Als  Göttin  der  26,  244.  Eustath.  1162,  27,  und  ä^aXXoxoyiog, 
Reife  endlich  ist  sie  capto:  auf  einer  Münze  von  Nonn.  a.  a.  0.  31,  38;  45,  101;  48,  678;  auch 
Smyrna  und  (agrjcpÖQog  bei  Hom.  H.  in  Cer.  der  m.  E.  auf  Gerste  ovlcci  bezügliche  Name 
54.  192.  492.  Eustath.  ad  II.  1156,  60;  vgl.  'lovXä  wird  auf  „Garben"  bezogen.  Nach  den 
das  Scholion  bei  Ath.  15,  694  und  Diod.  Zon.  40  niovsg  oyfioL,  den  fetten  Schwaden  {Hom.  H. 
in  Anth.  gr.  2,80;  iei-nerTIaiinccvä,  Hesych.  s.  \.       in  Cer.  455),  nennt   sie    S7t6y^t-og   Addaios   in 


TtdfiTtuvov;  riXsacpÖQog,  C.  I.  G.  2175.    Vgl.  auch 
Bruchniann,  Epitheta  deorum  s.  v.  ^r](ii]Tr]Q. 

Mit  zusammenfassendem  Namen  heifsen  ihre 
Gaben  acxog  und  sie  selbst  in  Syrakus  Zixcö 
(in  Kos  lag  das  Damatrion  im  Stadtteile  Sitea). 
Vom  -uagnög  ist  sie  (und  auch  Kora)  kccqtio- 
cpÖQog,  Ar.  ran.  382.  Paus.  8,  53,  3,  und  in 
Inschriften  von  Faros,  Mytilene,  Ephesos  und 


Anth.  gr.  2,  241;  vgl.  Suid.  s.  v.  oyfiiog;  Orion. 
114,  32.  Eustath.  ad  II.  1161,  59.  —  Von  der 
Tenne  stammen  die  Namen  ciXaäg  und  äXcoig, 
Theokr.  7, 155  mit  Schol.  z.  d.  St.'  Nonn.  30,  68; 
BvaXcoaid,  Hesych.  s.  v.;  cclaairj,  Orph.  Hymn. 
40,  5;  iVQvdXag,  Nonn.  Dionys.  7,  82;  von  der 
Scheuer  aaguig,  Orph.  a.  a.  0.;  TtoXvawQog, 
Addaios  a.  a.  0.;    von   der    Getreideschwinge 


Pessinus;     noXvy.aQ7iog ,     Theoer.    Id.    10,   4:2.  60  XiHßuCr],  Diod.  Zon.  in  Anth.  gr.  2,  80;  \om  Ge- 

Aristocles  bei  Ael.  nat.  an.    11,  4;     sv-nagiiog, 

Philipp.  Thess.   in  Anth.  gr.  2,  233.     Nicarch. 

ebd.  2,  351.    Nonn.  13,  189;  yXQÖ-AaQnog,  Orph. 

H.  40,  5;  v.aQTtonoi6g.,  Eurip.Rhes.^fSA:;  v.c.qtio- 

TÖxog,  Strat.  Sard.  in  Anth.  gr.  2,  374;   dyXcc- 

ö-uccgnog,  Hom.  H.  in  Cer.  4.     Orp/t.  Evx-  ng. 

Mova.  6.    Porph.  bei  Euseb.  Praep.  ev.  5,  13; 

^sgsKoigTiog  heifst  Kora  Nonn.  31,   37.     Nach 

dem  Weizen,  der  hauptsächlich  für  Griechen- 


treidemafse  endlich  novXvn^dLfivog,  Kallim.  H. 
in  Cer.  2,  112.  —  Die  auf  die  Brotbereitung  ab- 
zielenden Beinamen  siad  bereits  oben  erwähnt. 

E.  Demeter  Thesmophoros  und  Thesmo- 
phorien. 

Von  den  Formen,  unter  welchen  uns  De- 
meter im  Kulte  entgegentritt,  ist  keine  andere 
so   häufig    als   die  der  Thesmophoros,   der    in 


land  in  Betracht  kommenden  Getreideart,   ist  GO  gleicher     Eigenschaft     Persephone     beigesellt 


Demeter  (pLXönvgog  Phil.  Thess.  in  Anth.  gr. 
2,  217  und  7tvgoq}6gog,  Eur.  Phoen.  694,  wäh- 
rend auf  die  Gerste  durch  ^eiScogog,  Nicet. 
a.  a.  0.  und  höchst  wahrscheinlich  auch  durch 
OvXw  bezw.  'lovXco  (Semos  bei  Athen.  14,  618^. 
Schol.  Apoll.  Bh.  1,  972),  angespielt  wird.  — 
Nach  den  Ähren  heifst  Demeter  noXvaxaxvg, 
Theokr.  10,  42;     cpigsoxaxvg,    Nonn.  27,  338; 


wird  {Ar.  Thesm.  83.  282;  Eccl.  442;  Pindar. 
frgm.  8  Boeckh;  Paus.  1,31,  1;  Athen.  3,  109f; 
C.  I.  G.  2907)  während  der  mit  (Kora)  Mise 
verbundene  Dionysos  Thesmophoros  {Orph. 
Hymn.  42,  1)  wohl  nur  ein  singulärer  Einfall  ist. 
In  Pheneos  wurde  Demeter  Thesmia  genannt  und 
bei  Cornut.  28  Thesmothetis,  bei  Vergil.  Aen. 
4,  58   legifera.   —   Aufser  für   Athen,    über 


1329   Kora  u.  Demeter  (Thesmophoros) 

dessen  Thesmophorien  wir  am  besten  unter- 
richtet sind,  tiüden  wir  solche  ausdrücklich 
bezeugt,  oder  auch  durch  analoge  charakte- 
ristische Kultgebräuche  angedeutet  in  Thessa- 
lien tür  Halos,  für  Alponos,  Drymaia; 
in  Boiotien  für  Theben,  Orchomenos  und 
Koroneia;  ferner  für  Eretria,  Megara,  Si- 
kyon,  Troizen,  Aigina,  Argos,  Lakonien 
(speziell  noch  für  Aigila),  Achaja,  Pellene, 
Pheneos,  Megalopolis,  Pallantion  und 
Mautineia.  Von  den  Inseln  kannten  diesen 
Kult  nach  unseren  Quellen  Delos,  Faros, 
Samos,  Rhodos  und  Kypros(?).  Aus  Klein- 
asien sind  hier  Gambreion,  Smyrna,  Ery- 
thrai,  Ephesos,  Priene  iind  Milet  zu 
nennen.  In  dem  hellenistischen  Ägypten  nahm 
Isis  (s.  d.)  auch  diese  Wesenseite  der  Demeter 
auf  {Diod.  Sic.  1,  14,  3),  neben  der  aber  die 
griechische  Demeter  Thesmophoros  ihre  Stätte 
in  Alexandreia  und  Arsinoe  hatte.  Im 
Nordtn  ist  dieselbe  für  Abdera  und  für 
Pantikapaion  bezeugt.  Im  Westen  be- 
gegnen wir  ihr  in  Tarent,  in  Pompei  und 
in  Neapolis;  der  römische  Kult  der  Bona 
Dea(s.d.)  enthält  hauptsächlich  thesmophorische 
Elemente,  die  auch  in  einem  ieiunium  Cereris, 
das  im  Oktober  zu  Amiternum  gefeiert 
wurde,  unverkennbar  sind,  Inscr.  regn.  Ntap. 
S.  309;  vgl.  Welcler,  Gr.  Götterl.  2  S.  510.  — 
Sehr  verbreitet  war  dieser  Kult  auch  in  Sicilien 
(Heraclid.  bei  Athen.  14,  647 ä),  so  in  Syrakus, 
Akrai,  Katana  und  Enna,  vgl.  Ehert  Zi%s- 
liäv,  und  schliefslich  müssen  wir  ihn  auch 
noch  für  Kyrene  annehmen. 

Im  Grunde  genommen  ist  Demeter  als 
Thesmophoros  ganz  dieselbe  Potenz  wie  die 
Spenderin  der  Brotfrucht,  das  empfangende 
und  gebärende  weibliche  Prinzip  im 
Gegensatze  zu  dem  befruchtenden  männlichen, 
d.  h.  die  Gemahlin  des  Himmelsgottes,  mit  dem 
vereint  sie  als  ältester  Kern  einer  vorhomeri- 
schen Religion  anzusehen  ist  zu  jener  Zeit, 
die  dem  durch  politische  Kompromisse  und 
poetische  Fiktionen  geschafienen  Götterstaate 
voraufging.  Es  ist  natürlich,  dafs  diese  Göttin 
in  ganz  hervorragendem  Mafse  als  Schützerin 
der  Frauen  und  ihrer  ehelichen  Rechte  galt, 
wie  diese  Rechte  ja  auch  verschiedent- 
lich als  -ö-ffffiot  bezeichnet  werden,  so  Hom. 
ip  296;  Soph.  Ant.  799;  Plut.  Conj.  praec.  1; 
Ael.  Var.  hist.  12,47;  Scliol.  Aristid.  22  {a^ioiiag 
ovyysvofi^vr});  Heliod.  1,  25.  —  'Cara  iugamt 
Corpora  connubns\  sagt  von  dieser  Demeter 
Calvus  bei  Serv.  ad  Verg.  Aen.  4,  58.  —  Die 
Priesterin  der  Demeter  vollzieht  die  Ehe- 
schliefsung  {Plut.  a.  a.  0.)  oder  in  der  späteren 
ägyptisierenden  Zeit  das  Kultpersonal  der  Isis, 
AchiU.  Tat.  5, 14;  Phot.  Bibl.  Vit.  Isid.  551;  vgl. 
Lobeck,  Aglaoph.  S.  650.  Dido  opfert  der  Ceres 
legifera  als  Hochzeitsgöttin  bei  Verg.  Aen.  4,  58; 
Demeter  soll  einer  Hetäre  einen  Mann  ver- 
schaffen bei  Alkiphr.  Ep.  2,  2;  vgl.  Prcller,  D. 
u.  P.  S.  353.  Eine  Hochzeit  der  Demeter 
selbst  scheint  ätiologisch  zu  Grunde  gelegt 
zu  sein,  Plaut.  Aulul.  2,  65,  vgl.  Serv.  ad 
Verg.  Georg.  1,  344;  Macrol.  Sat.  3,  12.  — 
Als  Göttin  der  Weiblichkeit  sorgt  Demeter 
Thesmophoros  natürlich  besonders  für  die  Er- 


Kora  u.  Demeter  (Thesmophoros)    1330 

zeugung  und  Aufziehung  der  Kinder.  Oft 
wird  die  Kindererzeugung  mit  der  Bestellung 
des  Feldes  verglichen;  ansLQsiv,  aQOvv,  arare 
werden  sehr  oft  für  die  menschliche  Begattung 
gebraucht;  eine  grofse  Anzahl  Beispiele  bei 
Preller,  Dem.  u.  Pers.  S.  354 £F.;  besonders  wich- 
tig Aeschyl.  Sept.  754;  Soph.  Oed.  Col.  149 
u.a.m.;  Eurip.  Phoen.  18;  Hom.  T303.  Gerade 
in  den  vordorischen  Kulten   spielen  diese  Be- 

10  Ziehungen  eine  bedeutende  Rolle.  Den  Zu- 
sammenhang ihres  alten,  besonders  in  dem 
Binnenlande  der  Peloponnes  üblichen  Namens 
'Elsv&icc,  'Elivaia,  'Elsv&cö,  'Elsvaivia  mit 
EiXai&ia  weist  zur  Evidenz  nach  Toepff'er,  Att. 
Geneal.  S.  221.  Die  Identität  dieser  Göttin 
mit  der  D.  Achaia  ist  nicht  zu  bezweifeln, 
und  merkwürdigerweise  uennt  uns  eine  Sessel- 
inschrift aus  dem  Dionysostheater  die  Priesterin 
der  drj(ii]zr}Q  KovQOTQ6ij)og'A%aicc,  C.  I.  A.  3,  373. 

20  Auch  in  Samos  soll  die  KovQozQocpos  (s.  d.) 
auf  thesmophorische  Art  verehrt  worden  sein, 
Ps.-Hdt.  Vit.  Hom.  30;  indessen  scheint  das 
nahe  Zusammenliegen  von  Apaturien  und 
Thesmophorien  nur  auf  willkürlicher  Über- 
tragung athenischer  Verhältnisse  zu  beruhen. 
Der  samische  Beiname  'EvsXvo'Kig  sowie  der 
tarentinische  'Enilvau^ivri  sind  ebenso  auf  die 
geburtshelfende  Thätigkeit  der  Göttin  zu  be- 
ziehen.    Im    Mythus    erscheint   D.   als    v.ovqo- 

30  xQÖcpoq  bei  Demophon,  Triptolemos  und  Ortho- 
polis ;  über  einige  Terrakotten,  in  welchen  man 
D.  mit  dem  lakchoskinde  als  xouporpdqpos  er- 
kennen wollte,  s.  unten. 

Erst  aus  dem  Beinamen  Thesmophoros  heraus 
wurde  Demeter  später  zur  Hüterin  der  Ge- 
setze schlechthin  gemacht  und  als  solche  beson- 
ders beimHeliasteneide  mit  Zeus  und  Apollon  an- 
gerufen, Demosth.  in  Callipp.  11 ;  in  Timocr.  151 ; 
Pollux,  On.  8,  122;  Binarch  in  Schol.  Aeschin. 

40  Or.  1,  114;  vgl.  Ar.  Vesp.  629.  1442.  Auch  in 
Kreta  (C.  /.  G.  2567)  und  in  Syrakus  (Diodor 
19,  5;  Plut.  Dion.  56)  finden  wir  sie  als  Schwur- 
göttin, sowie  auch  die  Erythraier  bei  ihr 
schwören,  C.  I.  A.  1,  9. 

An  der  späteren  Auffassung  der  Thesmo- 
phoros war  aber  nicht  nur  die  Ehegöttin  be- 
teiligt; auch  die  alte  grofse  Landesgöttin, 
welche  auf  den  Burgen  von  Theben  —  hier 
am  sichersten  als  Thesmophoros,  identisch  mit 

50  Harmonia,  vgl.  Preller,  D.  u.  P.  S.  359  if.  — , 
Megara,  Phlius  und  Argos  und  als  Schütze- 
rin der  Pyläischen  Amphiktyonie  (wie  auch  spä- 
ter des  achäischen  Bundes)  verehrt  wurde,  war 
hier  hinzugekommen.  Daraufberuht  dann  ebenso 
wie  auf  der  falschen  Auffassung  des  Wortes 
Thesmophoros  die  später  oft  wiederholte  Ver- 
sion, dafs  Demeter  überhaupt  zuerst  Gesetze 
gegeben  und  somit  als  Schöpferin  der  bürger- 
lichen Ordnung  anzusehen  sei,  Orph.  Arg.  27; 

60  Kallim.H.inCer.  19;  Plin.  H.N.  7, 191;  Cornut. 
28;  Diod.  Sic.  5,  5.  68;  Calvus  bei  Serv.  ad 
Verg.  Aen.  4,28.*)  Eine  Demeter  b^övoia  tov 
yioivov  kenneu  wir  aus  der  Inschrift  Süll,  de 
corr.  hell.  3  S.  510ff.  Auch  hier  wurde  als 
Vermittler  ihr  getreuer  Triptolemos,  der  spä- 
tere Unterweltsrichter,   genannt,  dessen    drei 

*)  Et  leges  sanctas  docuit  et  cara  jugavit  corporai 
coniiublis  et  magnas  condidit  urbea. 


1331   Kora  u.  Demeter  (Thesmophoros)  Kora  u.  Demeter  (Thesmophoros)   1332 

grundlegende  Satzungen  „yovsts  Ttfiäv",  „O-fovg  zeichnet;    auf  den   12.  fiel  er  nach  ScJiol.  Ar. 

KdQTtoig  dyällsLv''^  und  „^cöa  (lij  aivsa&ai''^  vor-  Thesm.   80;    Hesycli.   s.   v.   avodoq;    PJiot.  s.  v. 

schrieben,  Hermippos  und  Xenokrates  bei  Por-  &sano(poQt'av  rjp^BQcci.    Aristoph.  Thesm.  80  wird 

phyr.   de   ahst.  4,  22.   —   Auch   als  Göttin  des  dieser  Tag  rpir/j  und  zugleich  ^iarj  des  Festes 

richtigen  Mafses  verehrte  man  sie,  vgl.  C.  I.  G.  genannt;  letztere  Bezeichnung  auch  v.  375  und 

123;  in  Samos   stand  ihr  Bild  im  Hause  der  Athen. 7, 301^.  —  Mommsen, Heortol. S  2i3 nimmt 

dyogavö^oi  (Bull,  de  corr.  hell.  5  S.  479),  und  an,  dafs  T^tVjj  den  3.  Tag  der  attischen  Woche  be- 

als  Mutter  der   Rhamnusischen  Nemesis   galt  zeichnet,  und  will  die  iVT^arfm  auf  den  13.  legen, 

sie  nach  Schol.  Eur.  Wies.  342.  —   In   ursäch-  was  bei  dem  entschiedenen  Widerspruche  der 

liehen  Zusammenhang  mit  dem  Ackerbau  setzte  lo  Quellen  unzulässig  ist.     Als  sicher  können  wir 

man  die  Gabe  der  Q-ia^oC,   indem  man  durch  annehmen,   dafs   am    10.  Pyanopsion   auf  dem 

die    aus    der    neuen   Nahrung    entspringenden  Vorgebirge  Kolias  im  Demos  Halimus  ein  Fest 

neuen  Lebensbedingungen  die  friedliche  Ord-  der  athenischen  Weiber  gefeiert  wui-de,  an  das 

nung    der    Besitzverhältnisse    begründete,    s.  sich  die  avoSog  in  die  Stadt  am  11.  anschlofs. 

Isoer.  Panegyr.  28;    Gornut.  a.  a.  0.;    Serv.  ad  Der  folgende  (12.)  Tag  wird   (isar]   oder  auch 

Verg.  a.  a.  0.;  Schol.  Giern.  AI.  2,  19;  Porphyr.  NrjarBi'a  genannt  und  als  Schlufs  folgt  am  13. 

de  übst.  2,  12;   Schol.  Luc.  Dial.  mer.  2,  1  im  das    Kulliytvsia    genannte    Fest.     Durch    die 

Rh.  Mus.  25  S.  549;  vgl.  besonders  Preller,  D.  u,  Bezeichnung  fisarj  für  den  vorletzten  Tag  wer- 

P.  S.  350  f.;  K.  F. Hermann,   Priv.-Alt.'^  S.  100.  den  wir  auf  ein  dreitägiges  zu  Grunde  liegen- 

—  Schliefslich   galt  Demeter  als  Begründerin  20  des  Fest  geführt,  wie  es  u.  a.  auch  von  Abdera 

der  Civilisation  überhaupt,  der  die  Menschen  und  aus  Lakonien  bezeugt  ist.     Aus  der  Pro- 

sogar  erst   den    aufrechten   Gang   verdankten,  Zession  nach  Halimus  geht  aber  deutlich  her- 

Schol.  Pind.  Ol.  9,  150;  Etym.  M.  743,  25.  vor,  dafs   dieses  Fest   erst  durch  ein  Kompro- 

Die  weitverbreiteten  Feste  der  Demeter  mifs  d.h.  die  Zusammenlegungeines  städtischen 
Thesmophoros  haben  ihren  Charakter  am  rein-  und  eines  Demenfestes  entstanden  ist.  Die 
sten  bewahrt,  und  nur  durch  sie  sind  wir  alte  städtische  Feier  wird  nur  dreitägig  ge- 
auch  im  stände,  die  Grundbedeutung  ihres  wesen  sein,  und  ihr  Mitteltag  wird  die  Be- 
Wesens festzustellen.  Allgemein  sind  die  Thes-  Zeichnung  ^iari  im  Volksmunde  nicht  nur  in 
mophorien  ein  Weiberfest;  nach  Aristoph.  der  ältesten  Zeit  geführt,  sondern  auch  dann 
Eccl.  223  gehört  die  Thesmophorienfeier  zu  30  noch  beibehalten  haben,  als  dieses  Fest  um 
den  althergebrachten  Weiberbeschäftigungen  einen  Tag,  den  10.  des  Monates,  vermehrt  wurde, 
wie  „kochen,  backen  und  ehebrechen".  Mit  Nach  Oviä.  Met.  10,  434,  der  höchst  wahr- 
weicher Gefahr  für  einen  Mann  die  Belauschung  scheinlich  die  attische  Feier  oder  eine  dieser 
dieses  Weiberfestes  verbunden  war,  zeigen  am  nachgebildete  im  Auge  hat,  bereiten  sich  die 
drastischsten  die  Thesmophoriazusen  des  Aristo-  Frauen  durch  neuntägige  Enthaltsamkeit,  d.  h. 
phanes;  vgl.  auch  die  Geschichte  des  Battos  von  vom  1.  bis  zum  9.  Pyanopsion,  auf  das  Fest 
Kyrene,  derwegen  seiner  Neugier  von  den  Thes-  vor.  Als  antiorektisch  dienen  ihnen  hierzu 
mophoriazusen  entmannt  wurde,  Suidas  s.  vv.  verschiedene  Pflanzen;  P7m.  i?.  iV.  24,  59  nennt 
&8a jiocpö Qog  und  acpäyiTQicci.  Dafs  diese  Beschrän-  Keuschlamm,  vitex,  einen  der  Weide  ähnliehen 
kung  auf  die  Weiber  aber  nicht  nur  athenisch,  40  Baum,  d.  h.  griechisch  ayvo?,  Ael.  Nat.  an.  9,26; 
sondern  eine  allgemein  übliche  Besonderheit  des  v.6vv^a  nach  Schol.  Theoer.  4,  25  und  Schol.  Nie. 
Festes  war,  in  Boiotien  wie  in  der  Peloponnes,  in  Ther.  70;  v.vfcoQov  nach  Hesych.  s  v.  —  Am  Ver- 
den östlichen  Kolonieen  ebenso  wie  in  den  uörd-  abende  des  10.  Tages  —  Schol.  Ar.  Thesm.  834 
liehen  und  westlichen  wird  durch  eine  grofse  sagt  am  9.  —  begann  das  eigentliche  Fest  mit 
Anzahl  von  Zeugnissen  aller  Zeiten  bestätigt;  den  Stenia,  in  welchen  Scherz-  und  Schmäh- 
vgl.  Hdt.  6,  16;  Xen.  Hellen.  5,  2,  29;  Cic.  in  reden  ein  wesentliches  Element  bildeten,  J^Jm&mü. 
Verr.  4,  99;  5,  187;  Parthen.  Erot.  8;  Plut.  bei  Phot.  s.  v.  ZtrivLcc;  Hesych.  Suid.  s.  v.  Die 
Salon.  8.  Quaest.  graec.  31.  de  Is.  et  Os.  69;  Weiber  begeben  sich  noch  während  der  Nacht 
Paus.  1,  43,  2;  4,  17,  1;  8,  31,  8.  36,  6;  Diog.  in  den  Demos  Halimus,  wo  auf  dem  Vorge- 
Laert.  9,  43;  Epiphan.  1,  1092  =*;  Athen.  2,  46^;  50  birge  Kolias  (Hesych.  s.  v.  Kcohäg)  ein  Jrj^rjTQog 
Ps.-Plat.  Epist.  7,  94.  —  Aus  dieser  Beschrän-  isgov  TzoXvazvXov  lag.  Die  Feier  daselbst  fand 
kung  geht  aber  auch  am  klarsten  hervor,  dafs  am  10.  statt,  Schol.  Ar.  Thesm.  80;  Phot.  s.  v, 
das  Fest  nicht,  wie  man  früher  annahm,  der  d-safiocpogicov  rifisgai,,  welcher  diesen  Tag  als 
Gesetzgeberin  im  allgemeinen,  nicht  der  ffCftoqpopta  schlechthin  oder  auch  als  Q-sßfio- 
Schöpferin  und  Hüterin  der  bürgerlichen  Ord-  cpogia  bezeichnet;  vgl.  Bohde  im  Rhein.  Mus. 
nung  gegolten  haben  kann,  sondern  nur  der  25  S.  551;  Robert  im  Hermes  20  S.  374.  über 
Wahrerin  der  Weiberrechte  im  Staate,  d.  h.  der  die  Details  ist  naturgemäfs  nur  sehr  wenig 
Göttin  der  gesetzlichen  Ehe.  Am  meisten  bekannt;  dafs  auch  Reigentänze  dazu  gehörten, 
wissen  wir  von  der  attischen  Feier,  während  behauptet  P/wi.  äoZ.  8;  vgl.  Po^yöew.  »SYrai.  1,  20. 
nur  vereinzelte  Notizen  uns  ähnliche  Bräuche  60  Als  Halimusische  Mysterien  wird  das  Fest  von 
oder  auch  Abweichungen  von  anderen  Kult-  Glem.  AI.  Protr.  2,  34  und  Arnob.  5,  2  bezeich- 
stätten  berichten.  net;    ob   aber   eine   wirkliche   Einweihung   zur 

Die  Jahreszeit  war  die  der  Wintersaat,  der  Zulassung  erforderlich  war,  oder  die  Bezeich- 
Monat  Pyanopsion,  Plut.  vit.  Dem.  30;  de  Is.  nung  Mysterien  nur  vom  männlichen  Stand- 
et Os.  69.  Der  Monatstag  des  Hauptfestes  und  punkte  aus  gewählt  ist  (Hdt.  2,  171;  vgl.  Plut. 
vorletzten  Festtages  Nricrsia,  an  dem  auch  frgm.  ine.  84,  Dübner),  steht  dahin;  unbedingt 
die  aristophanische  Komödie  spielt,  wird  von  sicher  ist  eine  formelle  Weibe  nur  für  Smyrna 
Plut.  Vit.  Bern.  30  unrichtig  als    der   16.   be-  bezeugt,  G.  I.  G.  3194,  und  die  dortige  Thesmo- 


1333      Kora  u.  Demeter  (Unterweltgött.)  Kora  u.  Demeter  (Unterweltgött.)      1334 

phoros  scheint  bereits  Züge  der  Kybele  in  sich  dem  finsteren  Hades.  Die  doppelte  Funktion  der 
aufgenommen  zu  haben.  —  Der  ll.Pyanopsion,  chthonischen  Gottheiten  —  ,,den  Lebenden  seg- 
der  erste  Tag  des  städtischen  Festes,  heifst  nensieden  Anbau  des  Ackers,  die  Zucht  der  Feld- 
avoSog  (Scliol.  Ar.  Tliesm.  80;  Phot.  a.  a.  0.;  fruchte  und  nehmen  die  Seelen  der  Toten  auf  in 
Hesych.  s.  v.  ävoSog;  Älciphr.  Epist.  3,39)  ent-  ihre  Tiefe",  Bohde,  Psyche  S.  191  (s.  auch  be- 
weder  nach  dem  Zuge  der  Weiber  von  Halimus  sonders  K.  0.  Müller  in  Ersch  u.  Gruber,  Allg. 
in  die  Stadt  oder  von  der  Prozession  nach  Encyld.  1,33  S.  292 ff.)  —  haftete  ursprünglich 
dem  auf  der  Pnyx  belegenen  Thesmophorion;  nur  an  Demeter  und  Zeus  Chthonios,  während 
8.  oben  Sp.  1292.  Stengel,  Kultusaltert.  S.  159  noch  Persephone  und  Hades  einseitig  als  die 
nimmt  an,  dafs  an  diesem  Tage  das  von  Isaios  lO  furchtbaren  lebensfeindlichen  Herrscher  des 
3,  80  erwähnte  Festmahl  stattfand,  welches  Totenreiches  galten.  Es  kreuzten  sich  also 
wohlhabende  Ehemänner  den  feiernden  Weibern  hier  zwei  verschiedene  Auffassungen  der  Unter- 
zu  geben  verpflichtet  waren.  —  Der  folgende  weit;  nach  der  einen  wurden  die  Toten  von 
12.  ist  die  bei  Aristophanes  geschilderte  Miarj  den  freundlichen  Spendern  des  Erdensegens 
oder  NrjazsLa.  Dieser  Tag  wurde  als  Fasttag  aufgenommen,  nach  der  anderen  versanken 
begangen,  Ar.  Av.  1518;  Plut.  Dem.  30  (wo  sie  in  trost-  und  lichtlose  Nacht.  Man  setzte 
fälschlich  der  16.  genannt  ist);  Plut.  de  Is.  et  nunmehr  die  beiden  Unterweltgöttinnen  in  das 
Os.  69;  ScJiol.  Ar.  Thesm.  80;  Phot.  a.  a.  0.;  Verhältnis  von  Mutter  und  Tochter,  während 
Alciphr.  a.  a.  0.  —  Dafs  der  Koraraub  wirklich  in  wahrscheinlich  älterer  Genealogie  Persephone 
mimisch  bei  dieser  Gelegenheit  aufgeführt  20  eine  Tochter  der  Styx,  Apollod.  1,  3,  1,  oder 
wurde,  sagt  Clem.  AI.  Protr.  2,  17,  und  nach  als  Daeira  (s.  d.)  eine  Schwester  derselben 
der  Analogie  von  Megara  {Paus.  1,  43,  2)  ist  es  hiefs  (vgl.  Preller,  Dem.  u.Pers.  S.  7  ff),  und  ent- 
anch  für  Attika  sehr  wahrscheinlich,  s.  Pohdc,  wickelte  daraus,  indem  man  die  Funktion  als 
Hermes  21  S.  125.  —  Auf  diesen  Tag  ist  auch  Totenbeherrscherin  fast  ausschliefslich  auf  die 
die  Versenkung  von  Schweinen  durch  einen  Tochter  beschränkte,  den  Mythus  vom  Koraraube. 
Erdspalt  in  einen  unterirdischen  Raum  {y^^ya-  Demeter  trat  in  dieser  Beziehung  immer 
Qov)  zu  legen,  die  nach  Chm.  AI.  a.  a.  0.  an  mehr  zurück.  Es  ist  ein  gelehrter,  aber  ver- 
die  Versenkung  der  Schweine  des  Eubuleus  einzelter  Einfall  des  Dioscurides ,  wenn  er 
erinnern  sollte;  die  Reste  der  verwesten  Tiere  An'h.  graec.  1,499  statt  des  üblichen  iv"Aidov 
wurden  später  von  den  axrA^rptat  wieder  herauf-  30  einmal  iv  /Jrjovg  sagt.  In  Athen  nannte  man 
geholt  und  sollten  der  Saat  Fruchtbarkeit  ver-  die  Toten  zJrjurjZQEioi.  nach  Plut.  de  fac.  in 
leihen,  Schol.  Luc.  dial.  mer.  2,  1  {Bhein.  3Ius.  orh.  hin.  25.  In  Sparta  bildete  ein  Opfer  an 
25  S.  549).  Auch  wurden  aus  Teig  hergestellte  Demeter  den  Abschlufs  der  zwölftägigen  Trauer- 
HifiTjfiuTCi  dganovrcov  ■nccl  avSgav  o%rjiiäxcov  zeit,  Plut.  Lyc.  27.  —  Ein  nach  Rom  über- 
versenkt. —  Von  dem  letzten  Tage  endlich  tragener  attischer  Brauch  war  es,  nach  der 
wissen  wir  nur,  dafs  er  KaXliyivsia  hiefs,  s.  Beerdigung  das  zugeschüttete  Grab  mit  Korn 
ob.  Sp.  926;  die  Tänze,  welche  aufser  anderen  zu  besäen,  Cic.  de  leg.  2,  63.  Dafs  die  in 
noch  zuletzt  Stengel  a.  a.  0.  an  ihm  nach  Poll.  Rom  der  Ceres  dargebrachten  porca  praeci- 
On.  4,  100  stattfinden  läfst,  sind  weder  für  danea  und  praesentanea  (?),  Gellius,  Noct.  Att. 
diesen  Tag,  noch  überhaupt  für  die  Thesmo-  40  4,  6.  Festus  ]).  213.  330  (Theivrewli)  der  Unter- 
phorien  bezeugt.  Aus  dem  Namen  folgt  nur,  weltgöttin  galten,  hat  Preller,  D.  u.  P.  S.  200 
dafs  es  sich  um  die  Erzeugung  einer  guten  richtig  erkannt,  s.  Bd,  1  Sp.  864 ff.  Als 
Nachkommenschaft  handelte,  und  aus  diesem  Scbützerin  des  Grabes  finden  wir  Demeter 
Grunde  mag  an  ihm  auch  das  ^»jjin'o:  {Hesych.  neben  Kora  und  den  chthonischen  Göttern 
s.  V.)  genannte  Opfer,  vtiIq  zwv  yivofisvav,  (C.  I.  G.  26),  und  ein  anderes  Mal  neben  Plu- 
stattgefunden  haben;  so  wird  auch  Persephone  ton,  Persephone,  den  Erinyen  und  den  übrigen 
C.  I.  G.  2388  angerufen:  unterirdischen  Göttern  (C.  I.  G.  916).  Die  In- 
Ua&i  näai  ^äv-aiQu  nolvUiarrj  da  noXrji  schrift  ist  durch  die  bildliche  Darstellung  er- 
■aovQccig  kccI  yiovqoig  toig  kuI  enBaaofiEvotg.  &etzt  am  Denkmale  der  Haterier,  Benndorf- 
Von  Euboia  hebt  Plut.  Qu.  gr.  31  besonders  ^o /Sc/wne,  Lateran  nr.  359;  s.  Sp.  1341.  Als 
hervor,  dafs  die  KaUiyhsia  hier  nicht  an-  Unterweitgöttin  führt  Demeter  —  die  Genossin 
gerufen  wurde    ^^^  Zeus  Chthonios,  Hes.  op.  et  d.  465  —  den 

Die    neuere   Litteratur    über    das   Thesmo-  Beinamen  Chthonia  besonders  in  den   Kulten 

phorienfest  s.  bei  Stengel  a.  a.  0.  S.  158f.  von  Sparta  {Paus.  3,  14,  5)  und  Hermione  (s.  ob. 

Sp.l295);  auch  Chamyne,  ihr  Beiname  inOlym- 

F.  Demeter  und  Persephone  als  Göttinnen  der  pja,  gehört  hierher.    Ein  Relief  aus  Gythion, 

Unterwelt.  auf  welchem  Demeter  und  Persephone  im  Typus 

Die  Unterwelt  ist  das  Gebiet,  auf  welchem  des  eleusinischen  Kultbildes  dargestellt  sind, 
sich  die  Annäherung  und  Verbindung  der  beiden  giebt  ihnen  den  Kerberos  bei.  —  Oft  ist  De- 
Göttinnen, der  Erd-  und  der  Mondgöttin,  voll-  (lo  meter  mit  Unterweltgöttern  im  Kulte  gepaart, 
zogen  hat.  Demeter  verkörperte  die  im  Erd-  so  mit  Zeus  Buleus  oder  Eubuleus,  Tropho- 
inneren  wohnende  Triebkraft,  und  so  wurde  nios,  mit  Hades,  Hermes  und  dem  ursprünglich 
ihr  Sitz  dem  Totenreiche  benachbart  gedacht.  gleichfalls  chthonischen  Asklepios;  man  ver- 
In  ihr  erscheint  dieselbe  Wesensseite  der  chtho-  gleiche  die  Kulte  von  Lebadeia,  Eleusis, 
nischen  Götter,  welche  sich  in  dem  Namen  des  Korinth,  Hermione,  Epidauros,  Lako- 
UnterweltgottesPluton  ausspricht, während  Per-  nien,  Pylos,  Kleitor,  Mykonos,  Amor- 
sephone,  die  Mondgöttin,  auf  die  düstere  Seite  des  gos,  Knidos,  Athymbra  u.  a.  m.  —  Auch 
Totenreiches,  die  ewige  Nacht,  hinweist  gleich  unter  den  Kultgebräuchen  zu  Ehren  Demeters 


1335    Kora  ii.  Demeter  (Unterweltgöttin)  Kora  u.  Demeter  (Unterweltgöttin)     1336 

finden  sich  so  manche,  die  auf  die  chthonischen  Die  Herrscliaft  über  die  Toten  war  und 
Beziehungen  hinweisen.  Vorzüglich  wurde  die  blieb  in  der  Volksvorstellung  die  Hauptfunk- 
Göttin  an  Stätten  verehrt,  wo  ein  Eingang  in  tion  Persephones;  besonders  charakteristisch 
die  Unterwelt  gedacht  wurde,  so  in  Eleusis,  wird  sie  von  römischen  Dichtern  bezeichnet  als 
Tainaron,  Pheneos  und  zu  Syrakus  ander  Inno  inferna,  Verg.  Äen.  6,  138.  Stat.  Silv. 
Quelle  Kyane.  Die  Benutzung  unterirdischer  2,  1,  147.  CLL.  10,7576;  als  luno  Averna, 
Räume  (fif'ya^a)  an  ihren  Festen,  wie  wir  sie  Ov.  Met.  14,  114.  Sil.  Ltal.  13,  601,  oder  als 
aus  Potniai  in  Boiotien,  aus  Lykosura  luno  Stygia,  Stat.  Theb.  4,  526;  in  einer  ähn- 
ütid  von  dem  athenischen  Thesmophorienfeste  liehen  Übertragung  heifst  sie  Ceres  inferna, 
kennen,  läfst  ebenfalls  die  Unterweltgöttin  in  lo  Stat.  Theb.  5,  156,  und  Ceres  profunda, 
Demeter  erkennen.  ebda.  4,  460.  —  Der  Tod   des  Menschen  wird 

Schärfer  ausgebildet,  besonders  auch  durch  als   Persephones  Werk  angesehen,    Anth.   Gr. 

den  Mythus,  sind  diese  Beziehungen  bei  Perse-  2,  124   (Antip.   Thessal.).     Verg.  Äen.  4,  698. 

phone,  bei  welcher  aber  wiederum  der  Grund-  Stat.  Silv.  a.  a.  0.;    yiaxcc   -nBlfvaiv  dsanoivris 

begriff,   aus  dem  sich  jene   entwickelt  hatten,  steigen  die  Menschen  zum  Orcus  hinab,  G.  L.  G. 

vollständig  verblafste.    Abgesehen  vom  Namen  6657.  6653.  6685.    Als  Geleiter  der  abgeschie- 

zeigt  Persephoue  nur  noch  wenig  Spuren  der  denen  Seelen  ist  Hermes   der  Bote  der  Perse- 

Mondgöttin;  hei  Epicharmi^eiVarro  del.l.b,&?))  phone  in  dem  Epigramme  b.  Kaibel,  Lnscr.  gr. 

führte  sieden  Beinamen  Selene.   Jü a,ch  Aristocles  Sic.  et  Lt.   769.     IIccqcc  ^sgascpövriv  =   in  der 

(heiPorph.  V. Pyth.il,  vgl.  CJem.  AI. Strom.  5,51)  20  Unterwelt,  Anth.  gr.  2,  358  (Nicarch.);  3,  259. 

nannte  Pythagoras   die  Planeten  „Hunde    der  C /.  G^.  808.    Ä^at&d  a.  a.  0.  641.    Recht  häufig 

Persephone".   Die  anderen  Mondgöttinnen  wur-  werden    Grab    bezw.    Unterwelt    als    %'äXccyLoq, 

den  zu  Schwestern  der  Persephone  gemacht,  so  8myLu,  avXrj  der  Persephone  bezeichnet,  Pindar 

Artemis  von  Aeschyl.  bei  Hat.  2,  156,   Hekate  Ol.  14,  20.  Lsthm.  7,  55.    Anthol.  gr.  1,  145  (Si- 

von  Eurip.   Lon    1048.     Schol.  Theoer.   2,  12.  monides) ;  1,163  (EmpedocJesJ;  2,  313  (Lucian); 

Schol.  Ap.  Ehud.  3,  467;    vgl.  Boscher,  Seime  3,  291.  311.     C.  L.  G.  800^.  1653.  2237.  2439; 

S.  48;   über  den  orphischen  Synkretismus   von  vgl.  die  Wiesen,  Haine,  Gefilde  der  Persephone: 

Artemis,    Hekate   und    Persephone    {Procl.   in  Anth.  gr.  2, 2(j0  (AristodicusJ.  A'ai&e?  a.  a.  0. 642. 

Cratyl.  112.    Schol.  Theocr.  2,  12);  vgl.  Lobech,  Wenn    nun    auch   Persephone    als    strenge, 

^^Zaop/i.  S.  543ff.  —  Als  Unterweltkönigin  neben  30  finstere    Schattenkönigin    die    Strafen    in    der 

Hades  thronend  gewann   Persephones   Gestalt  Unterwelt  verhängt,    so  ist  sie   doch  andrer- 

wie  die  ihres  Gatten   mehr  im  Mythus  als  im  seits    wieder    die    leicht    zur   Milde    geneigte, 

Kulte  Bedeutung.    In  der  LUas  und  der  Odyssee  die    sie    besonders    in    den    Erzählungen    von 

ist   sie   die  furchtbare  Herrscherin  der  Unter-  Orpheus    und    Alkestis    bewährte;    siehe    die 

weit,    die  v.  509  äXaea  TlBQOscpovsCaq    genannt  Artikel  Admetos,  Alkestis,  Eurydike  und 

wird;  sie  verleiht  dem  Teiresias  das  Bewufst-  Orpheus. 

sein,  X  495,  i  635.    Dafs  sie  besonders  über  die  Von   Attributen,    welche   Persephone    in 

Seelen  der  Weiber  herrscht,  betont  l  386.    Als  dieser  Bedeutung  charakterisieren,  ist  zunächst 

Erfüllerin   der  Verwünschungen    erscheint    sie  des  Hahnes,  des  den  chthonischen  Göttern,  und 

mit  ihrem  Gemahle  und  ihren  Dienerinnen,  den  40  darum   auch   dem  Asklepios,    heiligen  Vogels 

Erinyen  (Bd.  1  Sp.  454 ff.  569  ff.),  welche  nach  zu    gedenken.     Er    wird  ihr  und    dem    Hades 

o^7)/^^sc7^er  Version  sogar  ihre  und  Hades' Töchter  bezw.  den  unter  dem  Bilde  dieses  Götterpaares 

sind  {Orph.  hymn.  29,  6;  68,  7;  69,  3.   Serv.  ad  Verstorbenen    von  Adoranten    dargebracht    in 

Verg.  Aen.  1,  82);  ihre  Anrufung  bei  VerwCin-  lakonischen  Reliefen  Athen.  Mitt.2  Taf.  20. 22; 

schungen  bezeugt  auch  C.  L.  G.  538.  —  Das  auf  dem  mehrfach  erwähnten  Relief  von  Lokroi 

Gorgonenhaupt  hütet  sie,  l  634.  Epizephyrioi  hält  Persephone  ihn  als  Attribut 

Schon  frühzeitig  wird  aber  die  Gestalt  der  in  der  r.  Hand,  ebenso  in  einer  von  dort  stam- 
Persephone,  wie  auch  die  des  Hades  (s.  Bd.  1  menden  Darstellung  des  Koraraubes,  Archäol. 
Sp.  1785fE".),  durch  die  Ankiodung  an  Demeter  Zeit.  1870  S.  77,  und  in  einigen  anderen  grofs- 
gemildert.  Auch  in  Darstellungen,  in  welchen  50  griechischen  Reliefen,  s.  Baethgen,  De  vi  ac 
sie  uns  als  Unterweltkönigin  entgegentritt,  signif.  galli  S.  19 ff.  Den  eleusinischen  Mysten 
wird  durch  das  Attribut  der  Ähren  schon  in  war  der  Genufs  seines  Fleisches  verboten.  Por- 
archaischer Zeit  die  segensreiche  Funktion  der  phyr.  de  abst.  4,  29.  —  Unter  den  Pflanzen 
chthonischen  Götter  angedeutet,  so  auf  dem  ist  der  Asphodelos  der  Persephone  heilig, 
Terrakottarelief  von  Lokroi  Epizephyrioi,  das  mit  welchem  die  Rhodier  ihr  und  der  Artemis 
sie  neben  Hades  thronend  zeigt  (s.  Bd.  1  (Hekate?)  Bild  bekränzten,  Suidas  s.  v.  aacpo- 
Sp.  1797),  und  auf  schwarzfigurigen  Vasen-  delug.  Die  Cypresse,  der  noch  heute  belieb- 
bildern  mit  der  Bestrafung  des  Sisyphos  teste  Gräberschmuck,  wird  als  ihr  Baum  be- 
{Gerhard,  A.  V.  B.  Taf.  40,  s.  unten  Sp.  1343)  zeichnet  von  Serv.  Verg.  Aen.  3,  681;  der 
und  dem  Kerberosabenteuer  des  Herakles,  Gar-  60  Zusatz  des  Interpolators  „propter  luctum  mo- 
giulo,  Coli,  of  the  Not.  Mus.  3  Taf.  30;  auch  rentium"  trifft  jedenfalls  das  Richtige,  vgl. 
ein  rotfig.  Vasenbild  des  Museo  Faina,  dem  Bötticher,  Baumhultus  S.  486  ff. 
letztgenannten  sehr  ähnlich,  ist  hier  zu  er-  Die  mannigfachen  Beinamen,  mit  welchen 
wähnen.  Dafs  diese  Milderung  besonders  die  griechischen  Dichter  die  Gestalt  der  Unter- 
durch  den  Kult  von  Eleusis  ausgebildet  wurde,  weltkönigin  ausstatteten,  sind  gesammelt  von 
ist  höchst  wahrscheinlich;  doch  ist  diese  Vor-  Bruchmann,  Epitheta  deorum  S.  190 ff. 
Stellung,  wie  das  Beispiel  von  Lokroi  beweist,  Besonders  wurden  die  Beziehungen  beider 
auch  unabhängig  von  diesem  nachweisbar  Göttinnen    zur    Unterwelt    in    den    Mysterien- 


1337  Kora  U.Demeter (Eleusiniau.Eleusinien)  Korau. Demeter  (Eleusiniau.Eleusinien)  1338 

kulten  und  -lehren  hervorgehoben;  s.  darüber  In  Eleusis  finden  -wir  die  naysteriöse  Form 

weiteres  im  Artikel  Mysterien.  dieses  Kultes  am  stärksten  ausgeprägt.    Auch 

in  der  Peloponnes  hatte  der  Demeterkult  diese 

G.  Demeter-Eleusmia  und  Eleusinien.  Form  annehmen  müssen,  und  hier  wie  dort  ist 

Noch  K.  0.  Müller,  Eleusinien  bei  Ersch  der  Ausgangspunkt  hiervon  darin  zu  suchen, 
u.  Gniher ,  Ällg.  Encylcl.  1,  33  S.  269  und  dafs  die  Demeterreligion  die  des  unterdrückten 
Welcker,  Gr.  Götterl.  2  S.  511  glaubten  an  die  Volksstammes  war.  Der  später  eintretende  Ver- 
alte Etymologie,  nach  welcher  Eleusis  seinen  fall  der  siegreichen,  eingeführten  Religion  hatte 
Namen  von  der  Ankunft  der  Demeter  an  diesem  zur  Folge,  dafs  man  sich  wieder  in  einem  meta- 
Orte erhalten  haben  sollte  {Aristid.  Panath.  lo  physischen  Bedürfnisse  nach  anderen  Göttern 
p.  267.  Etym.  31.  329,  35;  Etijm.  Gud.  p  181;  sehnte,  und  so  nahm  man  seine  Zuflucht  zu  den 
vgl.  auch  die  lokalpatriotische  Erklärung  von  den  Vorfahren  geknechteten.  Die  Heimlich- 
Diod.  5,  69  (XTib  zov  wap'  ttegcov  tX^iiv  xb  keit,  mit  welcher  sich  die  alte  Religion  in  den 
Gnigticc  ■Ko^iad'sv).  —  Weit  näher  kommt  dem  Jahren  der  Unterdrückung  notgediungen  hatte 
Richtigen  wohl  eine  zweite  von  K.  0.  Müller  umgeben  müssen,  all  die  Abschliefsungs-  und 
a.  a.  Ü.  aufgestellte  Hypothese,  dafs  Eleusis  Vorsichtsmafsregeln  gab  man  aber  auch  jetzt 
in  Zusammenhang^  mit  'HXvclov,  fvrjXvairj,  nicht  auf,  sondern  behielt  sie  als  religiöse  Formel 
EUet'&via  stehe.  Über  die  Bedeutung  dieses  bei,  ein  Beweis,  wie  allmählich  nur  diese  Religion 
Aj^pellativurns  an  sich  wage  ich  keine  Ver-  Fortschritte  machte.  Der  Inhalt  dieser  Reli- 
mutung.  Der  Name  Eleusinia  für  die  Göttin  20  gion,  den  sie  natürlich  auch  erst  nach  und 
ist  aber  schwerlich  von  der  Stadt  abzuleiten,  nach  gewann,  spricht  gleichfalls  dafür,  dafs 
vielmehr  scheint  das  Verhältnis  von  "Elsvotg  es  eine  Religion  der  Unterdrückten  war  (s. 
zn 'EXtvaivLcc  ein  gleiches  wie  das  yon'Ad'^vai  den  Artikel  Mysterien).  Charakteristisch 
zu  'A&r'jvr)  [vgl.  IStudniczka,  Kyrene  S.  143 f.:  hierfür  ist,  dafs  man  sich  in  Kreta  der  ÖfFent- 
„auch  die  Griechen  gaben  ihren  Städten  oft  lichkeit  der  eleusinischen  Lehre  rühmte, 
einfach  den  Namen  ihrer  Schutzgötter."  Eleusis  ist  erst  mit  Athen  vereint  worden, 
Röscher.]  Man  hat  nun  lange  Zeit  hindurch  als  der  Mysteriendienst  schon  in  verhältnis- 
die  an  vielen  Orten  vorkommenden  Kulte  der  mäfsig  hoher  Blüte  stand.  Das  vornehmste 
Demeter  Eleusinia  für  Filialen  des  attischen  Geschlecht,  die  Eumolpiden,  versah  das  oberste 
Eleusis  gehalten.  Wenn  auch  derartige  Filia-  30  Priesteramt.  Doch  auch  der  Volksstamm,  dem 
len  durch  das  späterhin  immer  mehr  wachsende  dieses  angehörte,  ist  nicht  als  der  ursprüng- 
Ansehen  dieses  Kultes  entstanden,  wie  in  liehe  Träger  dieses  Gottesdienstes  anzusehen, 
Alexandreia,  Arsinoe,  Neapolis,  und  sondern  der  vor  ihnen  in  diesem  Lande  an- 
auch  Bräuche  von  Eleusis  auf  ältere  Demeter-  sässige,  der  von  ihnen  unterdrückt  zu  dieser 
kulte  infolge  der  politischen  und  geistigen  Form  hatte  greifen  müssen. 
Hegemonie  Athens  aufgepfropft  wurden,  wie  Das  allgemeine  Ansehen  des  eleusinischen 
in  Megara,  Phlius,  Pheneos,  Lerna,  so  Dienstes,  der  aber  durchaus  nicht  einseitiger 
ist  doch  die  peloponnesische  Eleusinia  uralt;  Mysterienkult  war,  sondern  u.a.  auch  gymnische, 
sie  ist  die  vor  der  dorischen  Wanderung  in  hippische  und  musische  Wettkämpfe  —  nach 
der  Peloponnes  verehrte  Demeter,  deren  Kulte  40  Aristid.  Panath.  182.  329;  Eleus.  450  sogar  die 
von  den  Dorern  nach  Hdt.  2,  176  unterdrückt  ältesten  —  enthielt  {Pind.  Ol.  9,  150;  12,  157 
wurden,  deren  eine  Funktion  die  Thesmophoros  Istlim.  1,  81.  Marm.  Par.  30.  C.  J.  j..  1,  332; 
darstellte.  Toep/fer  {Alt.  Geneal.  S.  221)  er-  2,  402.  444.  446.  465.  467.  469.  470.  471.  479. 
kennt  unbestreitbar  richtig  die  Identität  der  481.  482;  'E(prjf.t.  ägxcaoX.  1883  Taf.  11;  Bull. 
Demeter  Achaia  (z.  B.  Plut.  Is.  et  Os.  69;  de  corr.  hell.  5  S.  231;  (vgl.  Mommsen,  Reortol. 
C.  I.  A.  3,  373),  der  alten  grofsen  Stammes-  S.  231.  264ff. ;  Beisch,  De  mus.  Gr.  cert.  S.  55; 
göttin  der  Achäer,  mit  der  an  verschiedenen  Nehe,  Demyst.  Elnis.temp.T)'\ss.^'ä\.S  S.  79ff. ; 
Orten  der  Peloponnes,  besonders  Lakoniens,  Crusius,  Myth.  Beitr.  S.  16;  Stengel,  SaJcralalt. 
unter  dem  Namen  EiXit'&via  (Paus.  3,  14,6,  S.  125)  mit  Gerste  als  Siegespreis  (J.mij(?.  jEZcms. 
'EXsv&ici  Ath.  Mitt.  1,  162,  'EXcv&co,  Hesych.  50  450;  Schol.  Pind.  Ol.  9,  150),  war  zur  Zeit  der 
8.  V.,  'EXivaia,  Lebas-Foucart  162,  Demeter  Schlacht  von  Salamis  schon  ein  recht  bedeu- 
Eleusinia,  Paus.  3,  20,  1;  8,  15,  1;  25,  2),  ver-  tendes;  vgl.  Hdt.  8,  65.  Kurz  vorher  jedoch 
ehrten  Göttin,  der  in  Lakonien  ein  aymv  hatte  noch  Kleomenes  rücksichtslos  die  heiligen 
•O'vafAfxo's  mit  Namen 'EZjvctVto:  gefeiert  wurde,  Bezirke  der  Göttinnen  verwüstet,  Hdt.  6,  75; 
Hesych.  s.  v.  Einen  hippischen  Sieg  in  den  Schol.  Ar.  Lys.  273.  Erst  mit  dem  Steigen  der 
'EXsvvviu  erwähnt  die  archaische  Inschrift  des  athenischenMachtgewann  auch  der  eleusinische 
Damonon,  Bohl,  Inscr.  gr.  ant.  79;  Ath.  Mitt.  Kult  an  Glanz  und  Ansehen;  über  das  Eleu- 
2    S.  318;    Wide,  Lakon.  Kulte  S.  174.  198.  sinion  in  der  Stadt  s.  oben  Sp.  1292. 

Wie  bei  diesen  alten  peloponuesischen  Kulten  Eleusinischen  Kult   in  Attika  kennen  wir 
jede  Abhängigkeit  von  dem  attischen  Eleusis  60  ferner   aus   der  Vorstadt  Agrai,    in    welcher 

ausgeschlossen  ist,    so  muls  man  das  gleiche  späterhin  die  kleinen  Mysterien   als  eine  Art 

für  den  Eleusiuiakult  von  Pia  taeae  annehmen,  Vorbereitung  auf  die  grofsen  gefeiert  wurden, 

ebenso  für  den   von  Kreta  und   Thera  mit  s.  besonders  Plut.  Dem.  26;   Schol.  Ar.   Plut. 

ihren  Monaten  Elensinios  und  den  der  olunti-  845.     Wenn  auch  später  die  Figuren  der  Kora 

sehen  Eleusinia.    Auch  die  Kulte  von  Ephe-  und    des  Dionysos    mehr  hervortreten   {Steph. 

SOS  und  Mykale  reichen  in  zu  hohe  Zeit  hinauf,  Byz.  s.  v.  "Aygcc),  so  zeigen  doch  die  Weihungs- 

als  dafs  man  etwa  einen  Einflufs  des  attischen  legenden   von    Herakles,    den   Dioskuren  und 

Eleusis  annehmen  könnte.  Asklepios  —    auch  die   Weihung  des  letztge- 


1339     Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)     1340 

nanntengehörtnachAgraiundnichtnacbEleusis,  des  Gymn.  von  Plön  1871)  S.  35ff.  weist  über- 
sowie  der  Epidaurientag,  Phüostr.  Vit.  Apoll.  zeugend  nach,  dafs  hier  die  Vorstellung  von 
4,  18.  Paus.  2,  26,  8  sicherlich  in  die  kleinen  der  Göttin  selbst  zu  der  Tradition  von  dem 
Mysterien  fiel  —  dafs  ursprünglich  diese  an  dem  Bilde  geführt  hat,  das  thatsächlich  niemals 
Kulte  in  Agrai  Anteil  hatten;  Xen.  Hell.  6,  3,  6;  existierte.  Es  liegt  diesem  fingierten  Bilde  aber 
Diod.  4,  14.  25;  Ariatid.  Eleus.  417;  Tzetz.  auch  keine  reine  Demetervorstellung  zu  Grunde, 
ad  Lyc.  1327;  Schal.  Ar.  Flut.  845.  1013.  sondern  eine  solche  von  der  Gorgo - Erinys, 
Ran.  501;  C.  I.  A.  3,  900;  über  Herakles  vgl.  die  erst  spät  durch  Demeter  aus  dem  dortigen 
besonders  Dettmer,  De  Hercule  Att.  S.  65 fl^.  Mythus  verdrängt  wurde;  eine  merkwürdige 
Wahrscheinlich  handelte  es  sich  hier  aber  ur-  lo  Übereinstimmung  in  den  charakteristischsten 
sprünglich  um  den  idäischen  Daktylen  Herakles  Teilen  zeigt  das  späte  unteritalische  Vasen- 
wie  in  Mykalessos  und  Megalopolis  (P«t(s.  8,  bild  Mus.  Borh.  13  Taf.  59,  während  die  phi- 
31,  1),  dessen  chthonisch-mystischer  Charakter  galische  Gemme  bei  OverbecJc,  Gr.  Kunstmyth. 
am  besten  durch  Diod.  5,  64  belegt  wird;  vgl.  3  S.  683,  3  (danach  Milchhöfer ,  Anf.  d.  Kunst  in 
Strube,  BilderJcr.  v.  Eleus.  S.  51.  Der  Zu-  Griech.  S.  55  Fig.  44^*)  höchst  unpassender- 
sammenhang  der  Diöskuren  mit  Demeter  und  weise  von  Gurlitt,  Pausanias  S.  177  hierher 
Kora  hat  seine  vorzüglichste  Analogie  im  bezogen  wurde.  —  Auch  das  Bild  des  Onatas, 
Kulte  von  Samothrake,  während  ihre  Ver-  welches  später  das  alte  Xoanon  ersetzt  haben 
bindung  mit  Asklepios  uns  in  Hermione,  Epi-  soll,  fristet  ein  prekäi'es  Dasein.  Pausanias, 
dauros  und  im  athenischen  Asklepieion  be-  20  der  von  ihm  gehört  hatte,  sah  es  nicht  mehr, 
gegnet  war,  so  dafs  sich  auch  der  Kult  von  Agrai  und  auch  in  der  Tradition  wufste  man  nur 
als  durchaus  gleichartig  mit  den  anderen  —  wenig  von  ihm;  nur  einer  der  ältesten  Leute 
mittelbar  oder  unmittelbar  —  in  höheres  Alter  hatte  einmal  gehört,  dafs  ungefähr  100  Jahre 
hinaufreichenden  Demeterkulten  erweist.  Über  vor  seiner  Zeit  die  Decke  eingefallen  wäre 
die  Lehren  nnd  die  Bräuche  des  Mysterien-  und  das  Bild  begraben  haben  mochte.  Wie 
kultes  s.  den  Artikel  Mysterien.  es  ausgesehen,  ist  aber  absolut  nicht  zu  mut- 
„  r^  ,  ,T,  1  -jTri  mafsen;  vgl.  Petersen  a.  a.  0.  und  de  Cerere 
H.  Demeter  und  Persephone  m  der  Kunst.  PhUjal,  wo  er  S.  1  die  ältere  Litteratur  giebt; 
1.  Archaische  Zeit.  Overbeck,  Plastik''  1  S.  114.  Deväelhe,  Kunstm. 
Es  ist  mit  unserem  Materiale  nicht  mög-  30  3,2  S.  409ff. ;  683  f.  Mannhardt,Mytliol.  Forsch. 
lieh,  sich  eine  auch  nur  einigermafsen  voll-  S.  249.  Kalkmann ,  Pausanias  S.  19 f.  Gurlitt, 
ständige  Vorstellung  von  der  historischen  Ent-  Pausanias  S.  176 f.  —  Wenn  es  von  anderen 
Wickelung  dieser  Göttertypen  bis  zur  Blütezeit  auch  nicht  ausdrücklich  hervorgehoben  wird, 
der  attischen  Kunst  zu  konstruieren.  Denn  dafs  es  Sitzbilder  gewesen  seien,  wird  es 
abgesehen  von  seiner  Spärlichkeit  ist  dieses  gleichwohl,  der  Natur  der  Erdgöttinnen  ent- 
Material auch  so  heterogen,  dafs  die  einzelnen  sprechend,  für  die  alten  Bilder  von  Mutter 
kleineren  Denkmälergruppen  durchaus  in  keinen  und  Tochter  im  Heiligtume  der  D.  Chamyne 
Zusammenhang  zu  bringen  sind.  Die  Unter-  zu  Olympia  (Paus.  6,  21,  1)  und  höchstwahr- 
drückung  des  vordorischeu  Demeterdienstes  an  scheinlich  auch  für  die  drei  chthonischen  Gott- 
fast  allen  Orten  der  Peloponnes,  abgesehen  40  heiten  im  Tempel  der  D.  Mysia  bei  Argos  an- 
von  dem  in  seinen  Kulten  wenig  Prunk  ent-  genommen  werden  müssen,  Paus.  2,  18,  3.  — 
faltenden  Arkadien,  sowie  die  durch  den  ho-  Ein  Standbild  hingegen  war  wenigstens  höchst 
merischen  Einflufs  bewirkte  Degradierung  der  wahrscheinlich  das  eherne  Kultbild  der  De- 
alten Stammesgottheit  zur  Schützerin  des  we-  meter  im  Tempel  von  Enna,  das  Cicero  Verr. 
niger  angesehenen  Landbanes,  hatten  den  Kult  4,  109  mit  den  Worten:  „modica  aviplitudine 
auf  möglichst  einfache  Formen  beschränkt,  aus  ac  singulari  opere,  cum  facibus,  perantiquuvi 
welchen  ihm  eigentlich  erst  der  Aufschwung  omnium  illorum  quae  sunt  in  fano  multo  anti- 
der  Mysterienkulte  wieder  heraushalf.  Darum  quissimum"  beschreibt,  vgl.  Förster,  Maub  u. 
überwiegen  in  der  archaischen  Kunst  die  Werke  Bückk.  d.  P.  S.  100.  Overbeck,  K.-M.  S.  413. 
der  Thonplastik  so  auffallend  über  die  der  50  685.  Die  Fackeln  beziehen  sich  natürlich  nicht 
grofsen  Kunst.  Von  der  letzteren  ist  schlecht-  auf  die  Ttlccvrj,  sondern  auf  ihre  Verwendung 
weg  nichts  erhalten,  was  einigermafsen  mit  im  Kulte.  —  Auch  über  die  sonst  noch  nach- 
Sicherheit Anspruch  auf  die  Benennung  De-  weisbaren  Statuen  der  Kora  {Paus.  3,  20,  7; 
meter  oder  Köre  machen  könnte.  Auchdie  litte-  4, 14,  2;  5, 26, 2)  läfst  sich  nichts  Näheres  sagen, 
rarische  Tradition  gewährt  nur  schwache  Ganz  altertümliche  Idole  einer  sitzenden 
Ausbeute.  Archaische  Sitzbilder  beider  Göt-  Göttin  auf  lydischen  Münzen,  die  an  die 
tinnen  befanden  sich  zu  Phlius,  Paus.  2,  13,  5;  Stelle  eines  älteren  anikonischen  von  der  Art 
solche  von  Goldelfenbein  im  Heraion  zu  Olym-  Gerhard,  Akad.  Abh.  Taf.  59, 12  traten,  erfordern 
pia,  Patts.  5, 17, 3.  Das  merkwürdigste  Demeter-  durch  die  demetreischen  Attribute,  Mohn  und 
bild,  von  dem  wir  Kunde  haben,  soll  das  alte,  go  Ähre  oder  auch  Ähre  allein  die  Benennung 
schon  in  sehr  früher  Zeit  untergegangene  der  als  Demeter  oder  Persephone,  vgl.  Pinder, 
Demeter  Melaina  zu  Phigalia  gewesen  sein.  Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1855  Taf.  8,  4.  Over- 
Pausanias  (8,  42,  4),  der  örtliche  Tradition  beck,  Kunstmyth.  3,  Münztaf.  8,  1 — 4;  sehr 
wiedergiebt,  schildert  die  Göttin  danach  als  ähnlich  sind  diesen  auch  die  Gemmenbilder 
auf  einem  Felsenrande  sitzend,  mit  Pferdekopf  bei  Gerhard,  A.  B.  W.  Taf.  308,  19.  Akad.  Abh. 
und  Mähne,  und  stattet  sie  mit  einer  ganzen  Taf.  59,  9.  10.  —  Nach  Eckhel ,  Doctr.  Num. 
Reihe  von  Tierattributen  aus.  Petersen,  Krit.  vet.3  S.  113.  117  ist  der  Kultverhältnisse  wegen 
Bemerk,  zur  alt.  Gesch.  d.  griech.  Kunst  {Progr.  der  Bezeichnung  Kora   der  Vorzug   zu  geben; 


1341     Kora  ii,  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)       Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)     1342 


bestätigt  wird  dies  durch  eine  Münze  von 
Aureliopolis  in  Lydien  {Revue  numism.  1884 
Taf.  1,  1),  wo  die  neben  dieser  Figur  stehende 
Frau  evident  Demeter  ist.  Die  ganze  Charak- 
terisierung dieser  Idole  liegt  in  den  Wahr- 
zeichen. Unter  den  Abweichungen,  welche  die 
verschiedenen  Vertreter  dieser  Alonumenten- 
klasse  auszeichnen,  sind  die  bemerkenswertesten 
die  auf  den  Kopfschmuck  bezüglichen;  so  haben 
den  Schleier  über  den  Kopf  gezogen  Overbeck 
a.  a.  0.  nr.  3  und  4  und  ebenso  das  Münzbild 
von  Aureliopolis;  ungewifs  ist  es  bei  Overbeck 
a.  a.  0.  nr.  2.  Einen  eigenartigen  kalathos- 
ähnlichen  Kopfschmuck  haben  nr.  3  und  4, 
während  nr.  2  eine  Mondsichel  und  das  Münz- 
bild von  Aureliopolis  ein  Diadem  trägt.  Ein 
stehendes  Idol  mit  cerealischen  Attributen  findet 
sich  auf  einer  Münze  des  Demetrios  III.  von 
Syrien  {Overbeck  a.  a.  0.  nr,  5,  besser  bei  Percy 
Gardner ,  Catal.  of  Greek  coins.  The  Seleueid 
kings  Taf.  26,  10).  In  dieser  gleichfalls  mit 
dem  Schleier  versehenen  Figur,  neben  der  r. 
und  1.  Ähren  sichtbar  sind,  handelt  es  sich  wohl 
sicher  um  Demeter.  Ein  ähnliches  Idol  auf  einer 
Münze  des  Königs  Antiochos  Sil.  bei  Imhoof- 
Bhimer ,  Monn.  gr.  Taf.  H  15  wird  von  dem 
Herausgeber  S.  437,  121  mit  Unrecht  für  männ- 
lich und  bärtig  gehalten ;  in  der  Abbildung 
erscheint  es  weiblich  und  als  Isis  bekleidet. 

In  der  Terracottaplastik  unterschied 
Demeter  sich  auch  nicht  sonderlich  von  den 
anderen  Göttinnen.  Dem  Fundorte  nach  wird 
man  für  gewisse  aus  Eleusis  und  Sicilien  stam- 
mende Figuren  am  ersten  zur  Bezeichnung 
Demeter  geneigt  sein.  Die  stehende  eleusi- 
nische  Figur  {Jahrbuch  des  archäol.  Inst.  3 
S.  343  Fig.  26)  ist  eines  der  primitivsten  Bei- 
spiele von  dem  Streben  nach  anthropomorpher 
Gestaltung;  der  Kalathos,  das  Erntesymbol 
als  Kopfbedeckung,  unterstützt  hierbei  wesent- 
lich die  Benennung  Demeter;  nahe  verwandt 
ist  die  in  Tanagra  gefundene  Figur,  Heuzey, 
Terr.  cuites  du  Louvre  Taf.  17,  1.  Einer  schon 
etwas  vorgeschrittneren  Kunstübung  gehört 
die  gleichfalls  durch  den  Kalathos  als  Demeter 
wahrscheinliche  Figur  von  Thisbe  an,  Jahrbuch 
a.  a.  0.  Fig.  27.   Eeuzey  a.  a.  0.  Taf.  17,  3. 

Demeter,  sitzend,  mit  Persephone  und  He- 
kate  (beide  stehend)  zu  ihren  Seiten  erkenne 
ich  in  einer  athenischen  Terracotta  bei  Stackel- 
berg,  Gräber  der  Hellenen  S.  43  =  Gerhard, 
Akad.  Abh.  Taf.  22,  1.  Demeter  thront  und 
trägt  um  das  Haupt  eine  reich  verzierte 
Stephane,  hinter  welcher  ein  Schleier  auf  ihre 
Schultern  herabfällt,  Details,  welche  sich  bei 
der  zu  ihrer  Rechten  stehenden  Köre  wieder- 
holen, während  Hekates  Tracht  einfacher  ist. 
Der  Demeterfigur  dieser  Gruppe  recht  ähnlich 
ist  Panofka,  Terrae,  d.  Berl.  Mus.  Taf.  2, 
gleichfalls  aus  Athen  stammend,  doch  wird 
die  Benennung  hier  weder  durch  die  Gestal- 
tung an  sich,  noch  durch  irgend  welche  Attri- 
bute gestützt. 

Die  entsprechenden  Figuren  aus  Sicilien, 
Sitzbilder  {Gerhard,  A.  B.  W.  Taf.  95  und  in 
gröfserer  Anzahl  bei  Kekule,  Die  Terracotten 
von  Sicilien  S.  17  f.),  sind  in  ihren  Beziehungen 
zum  Demeterdienste   der  Insel  problematisch, 


wiewohl  die  Benennung  nicht  unwahrschein- 
lich ist.  Das  einzige  Charakteristikum,  welches 
sie  zu  bieten  scheinen,  der  Kalathos,  ist  aber 
in  Sicilien  als  Kopfschmuck  auch  für  Aphro- 
dite nachweisbar,  vgl.  Kekule  a.  a.  0.  Taf.  2,  3. 
—  Auf  weit  sichererem  Boden  stehen  wir  da- 
gegen, wenn  wir  die  stehenden  archaischen 
Terracottafigürchen  von  Kamarina  für  Demeter 
in  Anspruch  nehmen.  Beispiele  hierfür  bei 
10  Caylus,  Eecueil  6  Taf.  37.  Kekule  a.  a.  0. 
S.  25ff.;  Taf.  4,  1—5.    Das  allen  diesen  Figuren 


20 


30 


40 


50 


1)    Terracotta  von  Kamarina  (nach  Kekule,  Die  Terrae. 
V.  Sic.  Taf.  4,  1). 

gemeinsame  Attribut  ist  das  Opferferkel,  das 
sie  teils  aus  einer  Hand  herunterhängen  lassen, 
teils  mit  beiden  Händen  vor  dem  Leibe  halten; 
ein  weiteres  Attribut,  Mohn  oder  Granate,  hält 
60  nur  Taf.  4  nr.  3.  Bekleidet  sind  sie  in_  der 
Mehrzahl  mit  dem  Chiton,  dessen  langer  Über- 
wurf bis  über  die  Kniee  hinabreicht;  um  den 
Rücken  ist  bei  einigen  noch  das  Himation 
geschlagen,  dessen  Enden  über  die  Schultern 
und  Arme  fallen.  Den  Kopfschmuck  bildet 
ein  niedriger  Kalathos,  unter  dem  das  lang 
herabfallende  Haar  bis  auf  die  Schultern  hinab- 
reicht.    Keine    dieser   Figuren   trägt   den   für 


1343    Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)       Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)     1344 


den  sitzenden  Typus  charakteristischen  Schleier. 
Der  Kopftypus  ist  TÖllig  bedeutungslos.  —  Eine 
Sonderstellung  in  dieser  Gruppe  nimmt  (Abb.  1) 
,-,-**""•--%.«-  durch  die  Gewandung  die  Figur 

*j£  nr.  1  bei  KekuU  n,.  a.  0.  Tat.  4 

-  jf  \  ein;  hier  ist  der  Überschlag  des 
^  -  ^l\  Chitons  so  kurz,  dafs  unter  ihm 
die  Gürtang  noch  zum  Vor- 
scheine komnit.  Hierdurch  ent- 
steht eine  Ähnlichkeit  in  der 
Gewandung  mit  einem  beson- 
ders wichtigen  statuarischen 
Typus  der  Demeter,  der,  wie 
wir  unten  sehen  werden,  seine 
Verbreitung,  wenigstens  höchst 
wahrscheinlich,  einem  in  Eleusis  befindlichen 
Vorbilde  verdankte.  —  Nichts  hat  mit  diesem 
Typus  die  archaische  kleine  Figur  aus  Calta- 


2)  Münze  von  Me- 
tapont  (nach  Over- 
beck,  K.  M.  3  Münzt. 
7,  7).  S.  Sp.  1344,5. 


3)  Persepiione  in  der  Unterwelt  (nach  Gerhard,  Auserl. 
Vasenhilder  Taf.  87).     S.  Sp.  1345,  15. 

girone  bei  KckuU  Taf.  3,  1  zu  schafien,  welche 
in  der  R.  einen  Mohnkopf  (eher  als  Granat- 
apfel) hält  und  deshalb  Demeter  oder  Perse- 
phone  benannt  werden  mufa. 

Während  wir  —  vielleicht  abgesehen  von 
der  einen  Kamariner  Terrakotte  —  das  Ver- 
hältnis dieser  Denkmälergruppe  zur  grofsen 
Plastik  in  keiner  Weise  bestimmen  können, 
gewähren  uns  unter  den  Münz  typen  einige 
wenigstens  für  den  Kopf  einen  gewissen  An- 


halt. Hier  ist  ohne  Zweifel  auf  statuarische 
Vorlage  zurückgegriffen  worden.  Wir  können 
uns  hier  ganz  auf  die  von  Ovcrbeck  auf  seiner 
Münztafel  7  getroffene  Auswahl  beschränken. 
Den  archaischsten  Eindruck  macht  nr.  7,  ein  Di- 
drachmon  von  Metapont  (Abb.  2).  Der  Revers 
enthält  die  auf  Metapontiner  Münzen  so  häufige 
Ähre,  während  die  neben  dem  Kopfe  sichtbare 
Fackel    mit    Querhölzern    für    diesen    die   Be- 

10  Zeichnung  Demeter  sichert.  Das  metapontische 
Kultbild  der  Göttin  wird,  wie  die  meisten 
litterarisch  übei'lieferten  Demeterbilder,  ein 
Sitzbild  gewesen  sein;  wenigstens  spricht  der 
Schleier  auf  der  Münze  dafür,  da  dieser  für 
den  sitzenden  Typus  besonders  charakteristisch 
ist.  Die  Ähren  im  Haare,  auf  den  übrigen 
Münzbildern  fast  ausnahmslos  vorhanden,  fehlen 
hier.  Die  Haartracht  —  eine  Lockenumrahmung 
der  Stirn  —  unterscheidet  diesen  Kopf  beson- 
ders von  allen  anderen,  bei  denen  das  Haar 
nach  hinten  zurückgestrichen  ist.  Die  nächst- 
älteste Münze  ist  wohl  die  von  Faros  (a.  a.  0. 
nr.  1);  sie  zeigt  schon  die  Haartracht,  wie 
sie  von  nun  an  für  den  Schleiertypus  charak- 
teristisch wn-d,  und  schliefst  aufserdem  noch 
durch  den  Ährenkranz  jeden  Zweifel  an  der 
Benennung  aus.  Besondere  typische  Merk- 
male sind  in  der  Gesichtsbildung  nicht  enthalten ; 
es  sind  Köpfe,  welche  bei  anderen  Attributen, 
wie  die  meisten  weiblichen  Köpfe  der  archaischen 
Zeit,  auch  jede  andere  Benennung  zulassen  wür- 
den. Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  die  chro- 
nologische Reihenfolge  der  Overbeckschen  Typen 
1—12  fixieren,  wobei  nur  auf  das  Alter  des 
Typus,  nicht  auf  die  zufällige  Prägungszeit 
der  Münze  Rücksicht  genommen  wird.  Sie 
ist:  7,  1,  6,  3,  2,  11,  9,  10,  12,  5.  Nr.  4  und 
nr.  8  sind  so  schlechte  Stempel,  dafs  sie  eine 
derartige  Bestimmung  nicht  zulassen  und 
auch  für  die  Geschichte  des  Typus  unwesent- 
lich sind. 

Die  seh  warzfigurige  Vasenmalerei 
ist  zu  keiner  anderen  Charakterisierung  der 
Göttinnen  als  zu  der  ganz  äufserlichen  durch 
Beischriften  oder  redende  Attribute  gelangt.  Die 
Demeter  der  Fran9oisvase  (beste  Publikation 
Wien.  Vorl.-Bl.  1888  Taf.  3),  durch  Beischrift 
kenntlich,  schreitet  neben  Hestia  und  Chariklo, 
nur  durchdas  ganz  bedeutungsloseGewandmuster 
von  ihnen  unterschieden.  Ihr  entspricht  genau 
die  inschriftlich  bezeichnete  Demeter  in  dem 
Vasenbilde  des  Sophilos,  Athen.  Mitt.  14 
Taf.  1.  Bei  der  Äussendung  des  Triptole- 
mos  erscheint  mir  die  Anwesenheit  der 
beiden  Göttinnen  gesichert  nur  auf  dem  sf. 
Vasenbilde,  3Ius.  Gregor.  2,  40,  2  =  Ocer- 
heck,  Kirnst- Myth.  Atlas  Taf.  15,  6,  und  auf 
der  unpublicierten  Vase  in  München  nr.  543. 
Im  ersteren  Bilde  sind  beide  Göttinnen  äufaer- 

üo  lieh  einander  vollkommen  gleich;  sie  tragen 
das  Scepter,  sind  schleierlos,  und  nur  durch 
eine  Blume  ist  die  Figur  1.  vor  der  anderen 
ausgezeichnet.  —  Demeter,  nur  durch  die  Bei- 
schrift kenntlich,  ist  auf  einer  Hydria  der  ehe- 
mals Feolischen  Sammlung  in  Würzburg  {Ger- 
hard, A.  V.  B.  1  Taf.  40  =  El.  ceram.  3,  41) 
im  Begriffe  auf  einen  Wagen  zu  steigen,  neben 
welchem  Apollon  und  eine  mit  dem  Diadem 


1345   Kora  u.  Demeter  (i.  d.  ältesten  Kunst)  Kora  u.  Demeter  (i.  cl.  Kunst  d.  Blütez.)    134G 

geschmückte    weibliche    Figur    stehen;     dem  schieden    jugendlich;     die     Anthologie     wird 

Wagen  vorauf  schreiten  Hermes  und  eine  in  der  hier   durch   den  Blumenkranz  im  Haare  ange- 

Tracht  der  Demeter  gleiche   weibliche   Figur.  deutet. 

Vermutungen  über  die  Bedeutung  des  Bildes  Aufserhalb  Lokroi  kommt  der  Raub  selbst 

s.  bei  Freiler,  Griccli.  Myth.^  S.  597.    Strube,  in    dieser    Periode    nur    auf    einer  streng  rot- 

Bilderkreis  von  Eleuns  S.  63.  figurigen  Amphora  aus  Nola  vor  (Museo  Na- 

Von  Demeter  getrennt  ist  Per sephone  als  zionale   nr.  3091;    abgeb.    bei    Förster,    Baut 

Unterweltgöttin   öfter  dargestellt   worden.  und  Rückkehr  der  Perseph.    Taf.  2.     Overheck 

Doch  hat  die  archaische  Kunst  hierbei  auch  das  a.a.O.   Taf.  18,  11).      Hier    ist    das    typische 

Verhältnis  zur  Mutter  insofern  betont,  als  sie  ihr  10  Schema    der    Liebesverfolgnng    wie    z.  B.   bei 

das  Ährenattribut  in  die  Hände  gab.    So  sitzt  Poseidon  und  Amymone   beibehalten,  und  nur 

sie,  allein  durch  dieses  Symbol  kenntlich,  ohne  durch   Scepter  und  Füllhorn  als   Plutons  At- 

jeden   königlichen  Schmuck  Hades   gegenüber  tribute    ist    die    individuelle    Benennung    der 

bei    der    Bestrafung    des    Sisyphos    in    einem  Figuren  ermöglicht.    —    Schliefslich    fällt    in 

schwarzfigurigen Bilde,  G^e?7iar(/,^ttse>/!.Fase/;&.  den    Kreis    des    Koraraubes    eine    archaische 

Taf.  87  =  Wiener  Vorl.-BI.  Ser.  E   Taf.  6,  G.  Silbermünze    von    Enna,    welche    die    fackel- 

—  In  den  sf.  Darstellungen  von  Herakles'  Hades-  haltende  Demeter  auf  einem  Viergespann  zeigt, 

fahrt  ist  sie  öfter  anwesend,  vgl.  J.  Schneider,  s.   E.  S.  Poole,   Catalogue  of  the  greek  coins. 

Der  Zivölfkampf  des  Herakles  S.  47.    Thronend  Sicily  S.  58. 

mit  Diadem  sitzt  sie  in  dem  Unterweltsjialaste,  20 

Mus.  Greg.  2,  52,  2»,    während   sie  mit  dem  'I-   ^^^    Denkmäler  der   Blüte-  und    der 

Diadem    geschmückt    herbeieilt    auf   dem  Ge-  Verfallzeit  der  griechischen  Kunst, 

mälde  am  Halse  einer  sf.  Hydria  bei  Gerhard,  Für  die  wenigen  Darstellungen  der  Demeter 

Asucrl.  Vasenh.  Taf.  40.     Im  Unterweltpalaste  und  Kora  von  der  Hand  bekannter  griechischer 

stehend,  ohne  Schmuck,  aber  durch  die  Ähren  Künstler  fehlen  uns   meist  die  monumentalen 

kenntlich  finden   wir  sie  auf  der  sf.  Amphora  Anknüpfungspunkte,  so  dafs  wir  uns  von  ihrer 

bei    Gargiulo,    Collection    of  the    Nat.  Mus.  3  Gestaltung  keine  Vorstellung  machen  können. 

Taf.  30  (fehlt  bei  Heydemann  und  im  Museum  Dies  ist  der  Fall  für   die  Werke   des  älteren 

von  mir  nicht  gefunden)  und   in   einem  ahn-  und  des  jüngeren  Praxiteles.    Für  die  Gruppe 

liehen  Vasenbilde    der    Sammlung    Faina    zu  30  des    ersteren,     Demeter,     Kora    und    lakchos 

Orvieto.  s.  Paus.  1,  2,  4.    Clem.  AI.  Protr.  62;   vgl.  dazu 

Chthonische  Beziehungen  hatte  eine  Reihe  Gott.  gel.  Am.  1871  S.  610  (Benndorf).  Archäol.- 

lakonischer  Reliefe,  die  Milchhüfer,  Athen.  epigr.  Mitt.  a.  Österr.  4  S.  Iff.  (Klein).  Sitzungs- 

Mitteil.  2  Taf.  20  ff",   (vgl.  Overheck,  Plastik*  1  her.  d.  Münch.  Ak.    1880    S.  435  ff'.    (Brunn). 

S.   128 ff.)    veröffentlicht    hat,    wobei    es    voll-  Overheck,  K.-M.  3  S.  425 f.    Plastik^  1  S.  379. 

kommen   unwesentlich   ist,  ob  das  Götterpaar  Kroker ,    Gleichnam.   griech.   K.    S.  45  f.      Die 

selbst   gemeint   ist,    oder  ob   die  Toten  unter  Gruppe    des    jüngeren    Praxiteles     hat    nach 

ihrem  Bilde  heroisiert  sind.    Persephone  thront  Plin.  n.  h.  36,  23  zu  seiner  Zeit  in  den  Servi- 

neben  Klymenos  -  Hades;  mit  der  einen  Hand  lianischen  Gärten  zu  Rom  gestanden  und  soll 

hält  sie  ihren  Schleier,   in  der  anderen  einen  40  von  Flora,    Triptolemus    und    Ceres    gebildet 

Granatapfel.    Eine  ähnliche  Darstellung  bietet  worden  sein,   wo  Flora  jedenfalls  durch  Kora 

ein  weit  reiferes,  aber  immer  noch  archaisches  zu  ersetzen   ist,    mag  nun  schon  Plinius^  sich 

Relief    von    Lokroi    Epizephyrioi    (abgebildet  geirrt  haben  oder  mag   eine  verderbte  Über- 

Bd.  1    Sp.  1797),    wo    für   Persephone    sich  ja  lieferung    anzunehmen     sein,     vgl.     Overheck, 

auch  die  Form  77ryptqpoj'[o;]   wie  in  Sparta  ge-  K.-M.  3    S.  565.    —    Im   Demetertempel  von 

funden  hat,  vgl.  ob.  Sp.  1287.    Die  Göttin  thront  Bura  war  nach  Paus.  7,  25,  9   eine  Marmor- 

zur  Rechten  des  Gottes,  dem  Beschauer  näher  statue  der  Göttin  von  dem  Bildhauer  Eukleides 

als    dieser,    während    sie    in    den    lakonischen  von  Athen;  der  Zusatz  MortrA/zJ/-;  ftj^rptf'crf.j' fo-S-r;? 

Reliefen  stets  von  diesem  verdeckt  wurde.    Sie  bezieht  sich  aber  nicht  auf  die  selbstverständ- 

trägt  den  Chiton,  den  als  Schleier  über  den  so  liehe  Gewandung,  wie  Overheck  a.  a.  0.  S.  432 

Kopf   gezogenen    Peplos    und    im    Haare    ein  meint,  sondern  wohl  auf  einen  Prunkpeplos,  mit 

Diadem.  Während  in  den  lakonischen  Reliefen  dem  die  Statue  bei  festlichen  Gelegenheiten  ge- 

die  Adoranten   einen  Hahn  darbrachten,    hält  schmückt  wurde.  —  Mehr  wird  man  in  kurzem 

ihn  Persephone  hier  in   der  R.  und  in  der  L.  von  den  Werken  des   messenischen  Künstlers 

die  Ähren.    Ist  hierdurch  schon  die  Auffassung  Damophon    sagen    können,    der   ungefähr   für 

der  Persephone  von  Lokroi  als  Demetertochter  Epameinondas  dasselbe  war,  was  Pheidias  für 

gewährleistet,  so  kommt  dies  auch  durch  da-  Perikles  gewesen.    Bruchstücke  seiner  Tempel- 

selbst  gefundene  Darstellungen  vom  Koraraube  bilder  für  die   Heiligtümer  der  Demeter  und 

zum  Ausdrucke.     In   einem  lokrischen  Reliefe  Despoina  von  Megalopolis  {Paus.  8,  31,  2)  und 

hält  der  unbärtige  Hades  die  durch  den  Hahn  60  Lykosura  {Paus.  8,  37,  3)   sind  aufgefunden, 

charakterisierte  Kora  umfafst  und   ist  im  Be-  vgL  Jtltiov  Dcqxaiol.  1889   S.  161  ff'.  170.  202; 

griffe   sie  auf  den  Wagen   zu  heben  {Archäol.  1890  S.  15.  113,  aber  leider  noch  nicht  bekannt 

I    Ztg.  1870   S.  77.      Overheck,  Atlas  zur  K.M.  gemacht*),    so    dafs  wir    sie   noch    unberück- 

Taf.  18,  17).     Während  in  diesem  Reliefe  der  sichtigt  lassen  müssen. 

I    Kopf  der  Göttin   zerstört  ist,    bietet  ihn   uns  „Die  Aufgabe,  einen  stehenden  Typus,  ein 

ein  zweites  desselben  Fundortes  {Bull.  Nap.  5  Ideal   festzustellen   war    eine    andere    bei   der 

Taf.  5,  4.    Overheck  a.  a.  0.  Taf.  18,  16);    Kora  Hera,  Athena,  Artemis  als  bei  der  ländlichen 

erscheint     hier     in     Formen      und     Tracht     ent-  *)  Auch  PLotographieeu  siud  nicbt  erreichbar. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  ii.  röm.  Mythol.  II.  43 


1347   Kora  u.  Demeter  (i,  d.  Kunst  d.  Blütez.)  Kora  u.  Demetei-  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)    1348 

Göttin,  die  sich  der  wirklichen  Haltung  und  bei  Brunn- BrucJcmann  nr.  7;  die  Litteratur 
Tracht  attischer  Bürgerinnen  noch  anschliefsen  bei  Kekule,  Theseion  nr.  67 ;  vgl.  Overbeck, 
durfte,  wie  sie  auch  noch  in  den  Werken  der  K.-M.  3  S. 426  f.:  Friederichs- Wolters  nr.  1182), 
jüngeren  attischen  Schule  thut."  In  diesen  welches,  obwohl  von  verschiedenen  Seiten 
Worten  hat  Welcker,  Alte  Denhn.  5  S.  118  die  Erklärung  der  Mittelfigur  als  lakchos  vor- 
aufs  treffendste  die  Kunstmythologie  der  De-  geschlagen  wurde  (so  von  Pervanocjlu,  Bull.  fl. 
meter  zusammengefafst ,  und  mit  demselben  Jnst.  1859  S.  200,  Brunn,  Bull.  d.  Inst.  1860 
Rechte  läfst  sich  dieser  Satz  auch  auf  Kora  S.  69,  Welcher,  Ann.  d.  Inst.  1860  S.  454  ff. ; 
anwenden,  wenn  man  von  den  Unterweltdar-  Alte  Denhn.  V  S.  104  ff. ;  Baumeister ,  Denkm. 
Stellungen  absieht.  Beiden  Göttinnen  fehlt  lo  d.  kl.  Alt.  1  S.  412),  doch  für  eine  sichere 
der  männliche  Zug,  durch  den  sich  Hera,  Darstellung  der  Aussendung  des  Triptolemos 
Athena  und  Artemis  von  ihrem  Geschlechte  gelten  darf.  Ein  Zweifel  darüber,  wie  sich 
emancipieren  und  welcher  ihrer  Erscheinung  die  Namen  hier  auf  die  beiden  weiblichen  Fi- 
einen  meist  unverkennbaren  Stempel  aufprägt.  guren  verteilen,  dürfte  jetzt  kaum  mehr  ob- 
Andererseits  boten  die  Ackergottheiten  auch  walten.  Die  Figur  links,  welche  in  der  Rechten 
kein  so  ausgesprochenes,  dankbares  Problem  einen  Gegenstand  hielt,  den  sie  dem  Knaben 
für  den  Künstler  wie  Aj^hrodite,  und  wenn  übergiebt,  kann  nur  Demeter  sein,  während 
auch  die  Ausbreitung  des  Demeterdienstes  die  die  Figur  rechts,  welche  mit  der  Rechten  dem 
künstlerischen  Kräfte  vielfach  in  Anspruch  Knaben  einen  Kranz  aufsetzt  —  wenigstens  ist 
nahm,  so  hat  doch  das  Hinarbeiten  nach  dem  20  diese  Auffassung  ihrer  Handlung  die  plau- 
Ausdrucke  einer  religiösen  erhabenen  Idee  hier  sibelste  —  Kora  zu  nennen  ist.  Demeter 
nicht  zu  dem  Resultate  eines  kanonischen  trägt  einen  langen  ärmellosen  Chiton,  der 
Ideales  oder  weniger  in  den  zahlreichen  Ab-  in  starken,  steilen  Falten  herunterfällt; 
Wandlungen  und  Abstufungen  immer  erkenn-  ein  kleines  Mäntfilchen,  dessen  Enden  auf 
barer  Typen  geführt.  Die  Zahl  der  heut  nach-  den  Schultern  aufliegen,  und  Sandalen  ver- 
weisbaren sicheren  Demeter- und  Koradenkmäler  vollständigen  die  Kleidung.  Das  Haupt  ist 
in  der  grofsen  Kunst  ist  recht  gering,  und  höchst  etwas  nach  der  Mittelfigur  hin  gesenkt.  Das 
charakteristisch  ist,  dafs  die  bei  anderen  Gott-  Haar  reicht  in  langen  regelmäfsig  gewellten 
heiten  so  wichtigen  Büsten  und  Köpfe  hier  Strähnen  bis  zur  Mitte  des  Halses  herab.  Die 
ganz  zurücktreten.  Es  is  sehr  wohl  möglich,  30  erhobene  linke  Hand  hält  ein  Scepter,  das  mit 
dafs  unter  den  unbestimmbaren  weiblichen  einer  stilisierten  Blüte  gekrönt  ist,  während 
Köpfen  unserer  Museen  sich  eine  ganze  Anzahl  die  Rechte  das  Ährenbüschel  gehalten  hat, 
solcher  befinden,  die  einst  auf  Demeterstatuen  welches  Triptolemos  in  Empfang  nehmen  soll, 
gesessen  haben,  aber  getrennt  von  den  Statuen,  Rechts  steht  Kora,  welche  durchaus  nicht  als 
der  Attribute  bar,  fehlt  ihnen  alles  Individuelle,  mädchenhaft  gegenüber  der  matronalen  De- 
was  uns  zu  dieser  Benennung  berechtigen  meter  charakterisiert  ist.  Augenfällige  ünter- 
könnte.  Versuchen  wir  es,  das  wenige  Sichere,  schiede,  wie  die  weichere  Fülle  des  Gesichtes 
was  wir  haben,  zu  vereinigen.  im  Gegensatze  zu  den  schrofferen,  trockneren 

Fast  allgemein  ist  anerkannt,  dafs  wir  im  Formen  der  Demeter,  und  der  gefällige  Flufs 
Parthenonostgiebel  in  den  Figuren  E  und  40  des  Gewandes  im  Gegensatze  zu  den  Steilfalten 
F  bei  Michaelis  (abgeb.  u.  a.  bei  Michaelis,  der  anderen,  sind  nur  stilistischer  und  nicht 
Parthenon  Taf.  6  E.  F.;  Overbeck,  Atlas  zur  typologischer  Natur ;  mit  Recht  hat  0«o  Ja7m^ 
K.-M.  Taf.  14,  18;  Murray,  Hist.  of  anc.  Fopul.  Aufs.  n.  d.  Alt.  S.  230  f.  auf  stilver- 
sculpt.  2  Taf.  4;  am  besten  bei  Ray  et,  Monum.  schiedene  statuarische  Vorbilder  geschlossen. 
d.  l'art  ant.  1  nr.  32  und  bei  Brunn-B ruckmann  Höchstens  können  in  dem  zarten  freien  Halse 
nr.  188)  das  eleusinische  Göttinnenpaar  zu  er-  uud  in  dem  weniger  festen  Schlüsse  des  Chi- 
kennen  haben,  vgl.  ilfz'c/iaefe,  Par/7/e«on S.  168;  tons  am  oberen  Rande  Hiudeutungen  auf  die 
Petersen,  Kunst  des  Phid.  S.  122 ff.;  Overbeck,  gröfsere  Jugendlichkeit  dieser  Figur  erblickt 
Kunstmyth.  3  S.  422,  Plastik^  1  S.  305;  Mar-  werden.  Sie  trägt  einen  langen  feinfaltigen 
ray  a,.a,.0.  S.  72;  Bayet  a,.  a.O.  Die  Göttinnen,  50  Chiton;  um  den  Unterleib  und  die  Beine  legt 
ganz  gleich  gekleidet,  sitzen  auf  viereckigen,  sich  das  Obergewand,  von  welchem  ein  lang 
lehnelosen  Stühlen;  die  eine,  von  allen  auiser  herabhängender  Zipfel  über  die  linke  Schulter 
Bayet  Kora  genannt,  legt  die  1.  Hand  auf  die  fällt;  besonders  beachtenswert  ist  aber_  der 
r.  Schulter  der  anderen.  In  diesem  Motive,  dreieckige  Himationzipfel,  welcher  als  Über- 
sowie  in  dem  Umstände,  dafs  man  die  Mutter  schlag  von  der  Gürtung  hinunterhängt.  Der 
der  Mitte  näher  setzte,  um  ihr  die  volleren,  Kopf  ist  noch  etwas  mehr  geneigt  als  der  De- 
mächtigeren Formen  verleihen  zu  können,  liegen  meters;  das  reiche  Haar  ist  im  Schöpfe  auf- 
die  jetzt  noch  allein  wahrnehmbaren  Merkmale  gebunden.  In  dem  1.  Arme  lehnt  eine  grofse 
einer  Unterscheidung;  früher  mögen  noch  solche  Fackel;  die  rechte  Hand  hält  sie  über  Tripto- 
durch  Attribute  hinzugekommen  sein.  Im  gan- go  lemos'  Haupt,  dem  sie,  nach  einem  Einsatz- 
zen  spricht  sich  aber  aus  dieser  Gruppe  die  Auf-  loche  zu  urteilen,  eben  einen  (bronzenen)  Kranz 
fassung  beider  Göttinnen  als  eines  Paares  aus,  aufgesetzt  hat.  Wie  die  Füfse  Demeters  so 
dessen  Elemente  völlig  gleichberechtigt  sind.  sind  auch  ihre  mit  Sandalen  bekleidet. 

Ungefähr  derselben  Zeit  wie  diese  Gruppe  Dafs  es  sich  hier  nicht  um  frei  für  dieses 

entstammt  (Abb.  4)  das  berühmte  Relief  von  Relief    erfundene    Typen,    sondern    um    Ver- 

Eleusis  (abg.  u.  a.  Man.  d.  Inst.  6.  7  Taf.  45;  wendung  schon  vorhandener  handelt,  ergiebt 

Ber.  d.  süchs.  Ges.  d.  M'iss.  1861  Taf.  5;  Over-  sich   aus   ihrem  Vorkommen  in  mehreren   an- 

beck,   Atlas  zur  K.-M.  Taf.  14,  8;   am  besten  deren  Reliefen,  Vasenbildern  und  Statuen. 


1349  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   1350 


Am  wenigsten  verkennbar  treten  beide 
Figuren  in  einem  athenischen  Reliefe,  Schöne, 
Gr.  Reliefs  Taf.  11  nr.  57,  auf,  das  von  Bruno 
Sauer  (nach  mündlicher  Mitteilung)  als  Tripto- 
lemosaussendung  richtig  erkannt  worden  ist. 
Demeter  (Rest  der  Beischrift  erhalten),  im  Chi- 
ton mit  Über- 
schlag,      steht 

neben  dem 
Wagen,  von 
dem  Reste  eines 
Rades  und  eines 
Flügels  erhal- 
ten sind.  Wäh- 
rend sie  die 
Rechte       nach 

Triptolemos 
ausstreckt,  ist 
die  Linke  wie 
scepterhaltend 
erhoben,  und 
auch  die  Stel- 
lung desFingers 

läTst    keinen 
Zweifel ,      dafs 
dies  Motiv  aum 
Grunde      liege, 

wenn     auch 
räumliche 
Schwierigkei- 
ten   dem     ent- 
gegen zu  stehen 
scheinen.   Kora 
ist  genau  so  ge- 
kleidet, wie  im 

eleusinischen 
Relief,  nur  ist 
das     Himation 
noch  einmal  um 
den  linken  Arm 

geschlagen; 
der  dreieckige 
Überschlag  fin- 
det sich  hier 
wie  dort.  Auch 
in  der  Kopfhal- 
tung stimmen 
beide  Figuren 
zu  denen  des 
anderenReliefs. 

Am    meisten 

weicht     die 
Haartracht  ab, 
die  bei   beiden 

Figuren  des 
athenischenRe- 
liefs  gleich  und 
bedeutungslos 
ist.     Auch  hier 

zeigt  Kora 
durchaus  keinen 
mädchenhaften 

Charakter;  sie  erscheint  nur  durch  die  weni- 
ger gebieterische  Stellung,  das  weitere  Senken 
des  Hauptes  als  die  zweite  des  Paares.  — 
Unsicherer  ist  die  Bedeutung  eines  Münchener 
Reliefes,  Brunn,  Glyptothek  nr.  85;  abgebildet 
bei  Lützow,  Münchener  Antiken  Taf.  34,  Lebas- 


Beinach,  Mon.  Fig.  Taf.  19;  daselbst  S.  58  die 
Litteratur.  Wenn  auch  eine  Ergänzung  als 
Triptolemosaussendung  auf  berechtigten  Wider- 
spruch stofsen  würde,  so  wird  man  doch 
bei  zwei  offenbar  zu  einander  gehörigen 
Göttinnen,     deren     intime    Beziehung     durch 


4)  Demeter,  Triptoletnos,  Kora,  Relief  von  Eleusia.     Nach  Photographie. 


das  Auflegen  der  Hand  der  einen  auf  die 
Schulter  der  anderen  sich  kundgiebt,  zu- 
nächst an  die  beiden  Eleusinierinnen  denken. 
Hierzu  kommt,  dafs  beide,  soweit  die  Publi- 
kationen erkennen  lassen,  in  der  Kleidung  mit 
den    Figuren    der    vorher    genannten    Reliefe 

43* 


1351  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)  1352 


übereinstimmen;  Demeter  trägt  hier  wieder 
das  Umschlagtuch  wie  in  Eleusis.  Unentschie- 
den mufs  bleiben,  ob  die  Göttinnen  Fackeln 
oder  Scepter  halten;  jede  hält  diesen  Gegen- 
stand im  linken  Arme,  in  derselben  Weise  wie 
Kora  im  eleusinischen  Relief.  Der  liebevoll 
gesenkte  Blick  Demeters  scheint  auf  Adoranten 
zu  deuten,  welche  sich  den  Göttinnen  nahen. 
Die  Bezeichnung  als  Friesrelief  {Müchlioefer, 


Koratypus  liegt  etwas  verwandelt,  aber  un- 
verkennbar, auch  in  der  Kora  des  Vasenbildea 
OverbecJc  a.  a.  0.  ur.  10  vor  und  noch  klarer 
in  der  neben  Pluton  stehenden  Figur  des  Vasen- 
bildes  Overbeck  a.  a.  0.  nr.  31,  wenn  man  auch 
diese,  trotz  der  beiden  Fackeln,  nicht  wird 
Kora  nennen  dürfen,  da  dieser  Name  schon 
von  der  Scepterträgerin  zur  Linken  des  Wagens 
in  Anspruch   genommen  wird.   —   Der  Typus 


Ath.  Mitt.  12  S.  316)  ist  abzulehnen.  Auch  lo  war  gerade  in  der  Zusammenstellung  der  beiden 
in  zwei  Asklepiosreliefen  (Ath.  Mitt.  4  Taf.  14. 
15;  s.  auch  Brunn-Bruckmann  nr.  62,  1)  sind 
die  hinter  Asklepios  stehenden  weiblichen  Fi- 
guren unverkennbare  Umbildungen  dieses  Ty- 
pus, und  man  braucht  nicht  das  mindeste  Be- 
denken zu  tragen,  ihnen  auch  wirklich  die 
Namen  Demeter  und  Kora  beizulegen.  In 
Athen  wurden  sie  mit  ihm  zusammen  verehrt, 
vgl.  Sp.  1292,  ebenso  wie  in  Epidauros,  dem 
Mutterkulte  des  athenischen  Asklepiosdienstes, 
vgl.  Sp.  1296. 

Auffallend  treu,  abgesehen  von  der  Haartracht 
ist  Demeters  Gestalt  in  einem  Votivreliefe 
des  Louvre  wiederholt  {Fröhner,  Not.  de 
sculpt.  nr.  63,  abgeb.  u.  a.  Panofka,  Gab.  Pour- 
tales  Taf.  18;  Overbeck,  Atlas  z.  K.-M.  Taf.  14,  2 ; 
Baumeister  a.  a.  0.  S.  416),  während  Kora  be- 
sonders in  der  Gewandung  stark  verändert  ist. 
Bemerkenswert  sind  hier  zwei  neue  Attribute, 
der  Kalathos  auf  dem  Haupte,  unter  weichem 
das  Haar  in  langen  bis  auf  die  Schultern 
herabreichenden  Locken  hervorquillt,  und  die 
Schale  in__der  rechten  Hand,  welche  hier  die 
Stelle  der  Ähren  des  eleusinischen  Reliefs  ein- 
nimmt. In  der  erhobenen  Linken  ist  das 
Scepter  zu  ergänzen.  —  Die  Koragestalt  des 
eleusinischen  Reliefs  wiederholt  das  athenische 
Hcydcmann,  Marmorbilder  in  Athen  nr.  96,  ab- 
gebildet bei  Lebas-Beinach,  Mon.  Fig.  Taf.  45, 1 ; 
Overbeck  a.  a.  0.  Taf.  14,  6.  Die  Gewandung 
stimmt  genau;  die  Arme  sind  gebeugt  und  in 
jeder  Hand  hält  sie  eine  Fackel.  —  Sehr  ähn- 
lich ist  ferner  das  Würzburger  Relieffragment, 
Jahrb.  d.  Altcrtumsfr.  im  Eheinl.  87  Taf.  2  a. 
Auch  einige  Vasenbilder,  welche  die  Aus- 
sendung des  Triptolemos  darstellen,  zeigen 
unverkennbare  Anlehnung  an  die  Typen  des 
Reliefs.  Besonders  ist  hier  Overbeck  a.  a.  0. 
Taf.  15,  28  zu  nennen.  Demeter  trägt  nur  den 
Chiton;  wenigstens  ist  von  dem  kleinen  Tuche, 
welches  sie  in  den  meistenWiederholungen  dieses 
Typus  trägt,  nichts  sichtbar;  mit  der  Rechten 
schenkt  sie  dem  Triptolemos  aus  einer  Oinochoe 
ein,  während  die  Linke  die  Ähren  hält.  Kora  ent- 
spricht in  Kleidung  und  Attributen  genau  dem 
letzterwähnten  Relief.  In  einem  anderen  Bilde 
{Overbeck  a.  a.  0.  nr.  24)  sind  die  Rollen  ver- 
tauscht. Demeter  ist  gekleidet,  wie  wir  es 
von    Kora    erwarten    würden;    nur    im    Haare 


5)  Statue  des  capitolinischeu  Musounis  (nach  Bautneister, 
Denkmäler  1  S.  414).     S.  Sp.  1345. 


Figuren  so  beliebt,   dafs   er  auch   auf  Gegen- 
stände anderen  Inhaltes    überging,  allerdings 
trägt  sie  ein  hohes  Diadem;  da  sie  die  Ähren  60  mit  gröfseren  oder  geringeren  Veränderungen; 


übergiebt,  kann  an  der  Benennung  kein  Zweifel 
sein.  Hinter  ihr  steht  Persephone  im  Chiton 
mit  einem  Umhange,  der,  etwas  gröfser  als  in 
dem  Relief,  auf  beiden  Seiten  sichtbar  ist, 
sowie  bei  der  Demeter  des  Münchener  Reliefs; 
am  nächsten  steht  dieser  die  gleichfalls  Kora 
zu  benennende  Figur  des  Triptolemosbildes 
lioulcz,  Choix  de  vases  Taf.  4.    Der  eigentliche 


so  vergleiche  man  das  Relief  der  Villa  Doria- 
Pamfili  bei  Winckelmann,  Mon.  Ant.  Ined.  1, 
50;  Gerhard,  A.  B.  W.  82,  2,  oder  das  der 
Villa  Albani,  Morcelli-Fea- Visconti  nr.  1020. 

Eine  solch  ausgiebige  Verwendung  dieser 
Typen  ist  natürlich  nur  durch  statuarische 
Vorbilder  erklärlich,  und  in  der  That  fehlt  es 
nicht  an  Statuen,   welche  diese  Annahme  be- 


lobo   Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)  1354 

stlUigen.    Der  Demeterfigur,  wie  sie  das  eleusi-  Fröhner,  Sculpt.  nr.  395,  Clarae  Taf.  321,  996. 

nischeRelicf'und  besonders  das  des  Lou  vre  bieten.  Keine  unter  diesen  ist  aber  von  irgendwelcher 

entspricht    am   meisten    eine  überlebensgrofse  Bedeutung  für  die  Rekonstruktion  des  Typus. 

Statue   im  Hauptsaale  des   capitolinischen  Sie  weichen  mehr  oder  weniger  von  der  capi- 

Museums,  die  im  Jahre  1750  aut  dem  Aventin  tplinischen  Statue   in   der  Gürtung    und    dem 

gefunden   wurde   und  wohl   deshalb   meist  für  Überschlage   des   Chitons    ab;    einige,    so   die 

eine  Hera,  d.  h.  die  Juno  Regina,  gehalten  wurde.  vatikanische    Statue   {Heibig,   Führer  nr.  297; 

S.  die   hauptsächlichste  Litteratur  bei  Helhi(j,  abgeb.  bei  Overheck,  Atlas  Taf.  14,  22 ,  besser 

Führer  d.  (h   üjl'cntl.   Samml.  nr.  503 ;  Clarae,  bei    Brunn- Bruchnann   nr.  172),  und   eine    in 

Taf.  423,  749  ;  neueste  Abbildungen  bei  Ocerheck  lo  Madrid  {Hübner,  1).  ant.  Bildw.  i.  Span.  nr.  42  ; 

a.   a.   0.  Taf.  14,   20;    Baumeister   a.   a.  0.    1  abgeb.  Chirac  Taf.  410  F,  749  C)  modificieren 

S.  414. —  OverhecJc,  Kunstmijth.  3  S.i&l  ff.  nahm  auch  noch  die  Stellung;  immer  bleibt  jedoch 

zuerst  die  Statue,  auf  jene  Reliefe  verweisend,  soviel  des  Gemeinsamen,  dafs  man  den  gleichen 

für  Demeter  in  Auspriich.     Die  Figur  stellt  un-  zum  Grunde  liegenden  Urtypus  herauserkennt, 

verkennbar   eine   grofse   Göttin    von    durchaus  Für  den  Kopftypus  kommt  lediglich  die  letzt- 

matronalen  Formen  dar,  so  dafs  nur  zwischen  erwähnte  vatikanische  Statue   in  Betracht,  da 

Hera,  Demeter  und  etwa  noch  Hestia  zu  wählen  nur  sie  noch  den  originalen  Kopf  in  wirklich 

war.     So  wie  ihr  zu  der  letzteren  das  Ältliche,  guter  Erhaltung  uud    auch  ohne  Entfremdung 

Resignierte  fehlt,  so  entschieden   fehlt  ihr  zu  durch  Porträtzüge  bietet.     Sie  wiederholt  den 

Hera  das  Strenge,  Majestätische.    Selbst  Heibig  20  Typus  der  capitolinischen,  ist  aber  weit  lang- 

a.  a.  0.,  der  für  die  Bezeichnung  Hera  eintritt,  weiliger  und   trockener;   doch   zeigt  auch   sie 

hebt  die  Weichheit  in  den  Formen  und  die  Milde  den  Bronzecharakter,  der  sich  vor  allem  in  der 

des  Gesichtsausdruckes  hervor.    Der  Hauptein-  Haarbehandlung  und  in  den  Augen  bekundet, 

druck,  welchen  diese  Statue  macht,  ist  der  der  Wie    die   capitolinische   Statue  im  ganzen,  so 

Milde,  Leutseligkeit  und  Einfachheit,  alles  Eigen-  macht  ganz  besonders  der  Kopf  mit  seiner  wei- 

schaften,    welche  weit  besser  für  Demeter  als  chen,vollen,  sogar  schon  schweren  Formengebung 

für  Hera  passen.    Wenn  auch  das  Louvrerelief  den  Eindruck  mütterlicher  Freundlichkeit  und 

in  Tracht  und  Stellung  am  nächsten  steht,  ist  Gutmütigkeit,  ein  Zug,  der  jedenfalls  weit  besser 

doch  das  lange  vom  Kalathos  gekrönte  Locken-  für  Demeter  als  für  Hera  pafst;    am  nächsten 

haar  desselben  in  der  Statue  durch  die  einfachere  .30  steht    die    attische    Münze    bei    R.   J.  Poole, 

TrachtdesschlichtaufgebundenenHaaresersetzt.  A  Catal.  0.  t.  gr.  coins  of  the  Br.  Mus.  Attika 

Aus   einigen   Einsatzlöchern   glaubte  Petersen,  Taf.  15,  11.     Von  Demeter  wurde   der  Typus 

JioOT.  Mi^i.  4  S.  36  ff.  auf  ein  Diadem  schliefsen  auch    auf   verwandte    Gottheiten    übertragen; 

zu  sollen,  und  hierauf,  sowie  auf  die  Ähnlich-  das    bekannteste    Beispiel    hierfür,    allerdings 

keit  einiger  attischer  Urkundenreliefe  (6'c/»y»2e,  mit  völlig  anderem   Kopfe   und  Vertauschung 

Gr.  Bei.  Taf.  X,  54  und  JbIz.  (xqx-  1888  S.  124;  von    rechts    und    links,    ist    die  „Eirene"  des 

beide   wiederholt   bei   Petersen  a.    a.    0.    und  Kephisodot,    wenn  diese  nicht,   wie   die  Ver- 

bei  Hclbig  a.  a    0.)  gestützt,  trat  er  für   die  bindung  mit  Plutos  wahrscheinlich  macht,  von 

alte  Benennung  Hera  ein.    Indessen  ist  keines  vornherein    als    Demeter    aufgefafst    war    und 

von  beiden  bindend.     Das  Diadem  findet  sich  <to  erst  später  zu   ihrer  jetzigen  Bezeichnung  ge- 

bei  Demeter  nicht  nur  in  einer  ganzen  Reihe  langte.  —  Die  Entstehung  dieses  Typus  setzt 

von  Vasenbildem,    sondern    auch    in    Statuen  Pttersen  a.  a.  0.  zu  spät  an,  wenn  er  ihn  dem 

und    Reliefen,    vgl.    die    Demeter    Rondanini  Alkamenes    zuschreibt;    Puchstein,    Jahrb.    d. 

unten  Sp.  1361  f.,  das  Relief  aus  Eleusis,  Athen.  Tust.  5   S.  92   bestreitet  das  gemeinsame  Vor- 

Mittcil.  16  S.  4,  ferner  den  Sarkophag  Wilton-  bild  für    diesen  Typus;    doch  handelt  es   sich 

house  Overbeck,  Atlas  z.  K.-M.  Taf.  16,  3.     Die  auch  nur  um  freie  Weiterbildung  und  nicht  um 

athenischen  Dekretreliefe  bestätigen  aber,  ob-  direkte  Kopieen.     Nach  der  Strenge  der  eleu- 

gleich  sie  unzweifelhaft  Hera  darstellen  wollen,  sinischen  Relieffigur  wird  man   die   Schaffung 

gerade  OreriiecÄ's  Annahme.  In  ihnen  stehen  sich  des  Typus   kaum   weiter  als  in  die  Mitte  des 


o 


Hera  und  Athena  gegenüber ,  und  für  Athena  m  fünften  Jahrhunderts  hinabrücken  dürfen, 
hat  schon  B.  v.  Schneider,   Jahrb.  d.   Kunst-  Auch  für  die  Korafigur  des  eleusinischen  Re-  ^ 

Sammlungen  d.  allerh.  Kaiserh.  12  S.  74  darauf  liefs   liegen   statuarische   Repliken  vor,    deren 

hingewiesen,  dafs  sie  in  der  Tracht  völlig  mit  wichtigste   die  früher  als  Sappho   bezeichnete 

der   Kora    des    eleusinischen    Reliefs    überein-  Statue  des  sg.  Cafehauses  der  Villa  Albani  ist 

stimmt.     Wie    Athena    der    Tochter,    so    ent-  {Fea- Älorcelli- Visconti  nv.  lid;  Heibig,  Führer 

spricht  nun  Hera  der  Mutter.    Dem  Verfertiger  nr.835;  abg.  Clarae  Taf.  936  F.  2264,  Overbeck, 

der  ürkundenreliefe  haben  also,  als  er  an  die  Atlas  14, 11)%  Gleich  nach  dem  Bekanntwerden 

Gewandung   seiner  Figur  ging,  bewufst  oder  des  eleusinischen  Reliefs,  wies  Bi-unn,  Bull,  de 

unbewufst,    dieselben    Statuen     vorgeschwebt.  Trist.    1860   S.  69   auf  die  Verwandtschaft  der 

welche  der  Künstler  des  eleusinischen  Reliefs  60  beiden    Figuren    hin    und    nannte    die    Statue 

wiedergegeben.    Ob  nun  die  rechte  Hand  Ähren  seiner  Auffassung  des  Reliefs  gemäfs  Demeter.     • 

gehalten  hat  oder  eine  Schale,  läfst  sich  nicht  Mit  Unrecht  behält  dies  Overbeck,  trotzdem  er 

entscheiden;    das  Louvrerelief  spricht  für  das  die  Relieffigur  Kora  nennt,    bei.     Wenn  auch 

letztere.     In  die    Linke   ist  ihr  ohne   Zweifel  die    Körperformen    nicht    direkt  jungfräulich 

das  Scepter  zu  geben.    —    Overbeck,  K.-M.  3  sind,    so   behauptet  Heibig  a.  a    0.  dies  doch 

S.  461  f.  nennt  noch  acht  Repliken  dieses  Ty-  mit  gutem  Grunde  von  dem  Kopfe.    Es  ist  ein 

pus,    deren   Zahl  sich    sicher   noch  wird   ver-  idealer  jugendlicher   Kopf,    welcher    sich    in 

mehren  lassen,  z.  B.  durch  die  Pariser  Statuette  Zügen  und  Ausdrucke   ganz    von    dem  Kopfe 


1355  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   1356 


des  Reliefs  entfernt.  Das  Haar  ist  in  eine 
Haube  gesteckt,  wie  es  oft  in  Werken  des 
fünften  Jahrhunderts  vorkommt;  auch  die 
diesem  Typus  besonders  nahestehende  Kora  des 
Triptolemosbildes  Overbeeh,  Atlas  Taf.  15,  23 
weist  diesen  Zug  auf.  Eine  Replik  dieses  Typus 
ist  die  mit  einem  Kopfe  der  Athena  oder  Roma 
ergänzte  capitolinische  Statue  Heibig  a.  a.  0. 
507,  abg.  bei  Schneider,  Jahrb.  d.  Kunsts.  d. 
allerh.  Kais.  12  S.  73.  Auch  hier  handelt  es 
sich  um  freie  Umbildung  eines  älteren  Typus, 
wie  aus  einer  reifarchaischen  Bronzestatuette  in 
Wien  (Abb.  6)  hervorgeht,  Sacken,  D.ant.  Bronz. 
Taf.  6,  2;  B.  t\  Schneider  im  Jahrb.  d.  Kunst- 

samml.  d.  allerh. 
/faiSfWi.  1891  Tf.  6. 
Diese  Figur,  deren 
Haltung  steifer  ist 
als  die  der  Kora 
Albani  und  der 
eleusinischen  Re- 
lieffigur, stimmt 
besonders  in  den 
Einzelheiten  der 
Gewandung  mit 
diesen  völlig  über- 
ein. Die  Deutung 
als  Kora  wird  durch 
eine  im  Haare  be- 
findliche Blüte 
wesentlich  unter- 
stützt. Den  statua- 
rischen Urtypus 
scheint  die  Bronze 
aber  viel  reiner 
wiederzugeben  als 
jene.  Die  anzu- 
setzenden Unter- 
arme hatten  die- 
selbe Haltung  wie 
die  der  atheoi- 
schen  Relieffigur 
Sp.  1351,37  und  der 
näcbststehenden 
Vasenbilder  und 
sind,  wie  B.  v. 
Schneider  a.  a.  0. 
S.  74  richtig  be- 
merkt hat,  mit  zwei 
Fackeln  zu  ergän- 
zen, wohl  im  Typus 
des  hochaltertüm- 
lichen Demeterbildes  von  Enna  {Cic.  in  Verr. 
4,  109),  während  bei  der  Statue  Albani  nur  in 
der  gesenkten  Linken,  entsprechend  der  Kora 
des  Triptolemosreliefs,  eine  Fackel  zu  ergänzen 
und  in  die  Rechte  ein  Büschel/ Ähren  oder 
Blumen  zu  geben  ist,  vgl.  Heibig  a.  a.  0. 

Ob  die  zwei  Statuen  des  Neapler  Museums, 
welche  im  Gewände  vollständig  mit  der  Statue 
Albani  übereinstimmen  (C/amc  Taf.  410  D,  742  C 
und  420  A,  727  B;  Overbeck,  K.-M.  3  S.  470 
nr.  22.  23),  auch  wirklich  Koradarstellungen 
gewesen  sind  oder  nur  in  diesem  Typus  ge- 
haltene Porträts,  wie  eine  Statue  aus  Kreta 
{Gaz.  areheol.  1876  Taf  12)  und  die  des  La- 
terans {Benndorf- Schöne  nr.  207;  Clarac 
Taf.  936  E,  2307  B),   ist   bei  dem  gänzlichen 


Fehlen  von  Köpfen  und  Attributen  nicht  zu 
entscheiden.  Auch  auf  der  Kora  verwandte 
Figuren  findet  sich  dieser  Typus  übertragen, 
u.  a.  in  zwei  Tutela  genannten  Figuren:  Gaz. 
areheol.  1879  Taf.  2  und  29. 

Ein  jüngerer  Typus,  der  aber  von  vorn- 
herein beide  Göttinnen  zu  einer  Gruppe  ver- 
einigt, ist  der  in  neuester  Zeit  von  Otto  Kern, 
Ath.  Mitteil.  17  S.  125  ff.   als   die   eleusinische 

10  Kultgruppe  nachgewiesene.  Den  Ausgangs- 
punkt bot  ein  in  Eleusis  gefundenes  Fragment 
einer  panathenäischen  Preisamphora,  auf  wel- 
chem die  Gruppe,  zweifellos  auf  einer  Säule 
stehend,  wiedergegeben  ist  (a.  a.  0.  S.  126 
Fig  1).  Unverkennbare  Nachahmungen  der- 
selben sind  mehrere  in  Eleusis  und  in  Athen 
gefundene  Votiv-  und  Urkundenreliefe ,  ferner 
eine  bis  auf  die  Köpfe  erhaltene  statuarische 
Gruppe,  s.  die  Abbildungen  bei  Kern  a.  a.  0. 

20  Fig.  2  —  9,    ferner  Athen.   Mitt.  2   Taf.  18;   4 


6)   Kora,    Statuette   in   Wien 

(nach  Jahrb.  d.  Kunstsamml.  d. 

allerh.  Kaiserh.  1891  Taf  6). 


7)  Kelief  aus  Eleusis  (nach  Athen.  Mitteil.  17  [1892] 
S.  129  Fig.  4). 

Taf.  20;  Archäol.  Zeit.  1883  Taf.  13,  1;  Ab- 
50  handl  der  Berl.  Ak.  1846  S.  234  Taf.  1,1  = 
Beschreib,  d.  Berl.  Skidpt.  nr.  709;  auszusondern 
ist  Athen.  Mitt.  16  S.  4.  Die  von  Kern  auf- 
gestellte Reihe  wird  sich,  wie  dieser  selbst 
sagt,  noch  vermehren  lassen;  so  ist  ein  weiteres 
Beispiel  das  Relief  in  Catajo,  Dütschke,  Ant. 
Bildio.  in  Ob.-Itah  5  nr.  673.  —  Auch  die 
Vasen  späteren  Stiles  mit  Mysterieudarstel- 
lungen  hat  Kern  mit  Recht  herangezogen  und 
zu  den  bisher  bekannten,  bei  Overbeck,  Atlas 
60  Tafel  18,  18—20  und  Mon.  d.  Inst.  12  Taf.  35 
=  Catal.  Castellani  Taf.  2  abgebildeten,  eine 
der  letzteren  nahestehende  Darstellung  grie- 
chischen Fundortes  hinzugefügt  (S.  133).  Am 
charakteristischsten  ist  die  Art  der  Gruppierung. 
Demeter  sitzt,  meist  auf  der  sogenannten  Cista 
mystica,  und  neben  ihr  steht  nach  den  zuver- 
lässigsten Exemplaren  zu  urteilen,  zwei  Fackeln 
haltend,    Kora,    und    zwar    zur    Rechten    der 


1857  Kora  ii.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)      Kora  u,  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)    1358 


Mutter,    sowohl   nach   dem  wichtigen]  Vasen- 
tVagmente     (Fig    1)     wie     nach    der     statua- 
rischen   Replik    (Fig.   9).     Die    Reliefe  wech- 
seln   darin    und    richten    sich    nach    äufseren 
Bedingungen;  vor  allem  beugen   sie    einer  et- 
waigen   Verdeckung    der    Demeter    durch    die 
Korafignr   vor,   indem   sie   in   nach   rechts  ge- 
richteten   Kompositionen     die     Figuren     um- 
stellen   (Figg.    2   und  4).      In    einigen    Fällen 
wird     auch    die    Gruppe    auseinandergezogen 
und   Kora   vor  oder  hinter  Demeter    gestellt, 
vgl.   Figg.  3.  5.    6;   Athen.  Mitteil.   2  Taf.  18; 
auch    zur    Handlung    werden    sie    verbunden, 
so   Figur  •  7   und    Athen.    3Iitteil.    4    Taf.    20. 
Die    Mysterienvasen    zeigen    Kora    stets 
zur   Liuken    der    Mutter.      Demeter    er- 
scheint in   den  Reliefen  fast  immer  im 
Chiton  und   mit   dem   um  Unterleib  und 
Beine   geschlagenen  Himation,  das  dann 
über  den  Rücken  hinaufgezogen  ist  und 
über    beide    Schultern    hinabfällt.      Das 
nicht     zu     üppige     Haar     zeigt    keinen 
erwähnenswerten    Schmuck;    es    scheint 
von  einem  dünnen  Reife  oder  Bande  zu- 
sammengehalten,   während    es     in     den 
Mysterienbildern  meist  reichen  Schmuck 
trägt.     Die  eine  Hand,  ob  1.  oder  r.    ist 
schwankend,  hielt  jedenfalls  das  Scepter, 
hochaufgestützt  nach  Figg.   1.  3.  5   und 
3Ion.   d.   Inst.   12   Taf.  35,  während  die 
anderen  Darstellungen,  in  denen  das  Scep- 
ter erhalten  oder  zu  ergänzen  ist,   den 
Oberarm  senken  und  den  Unterarm  heben. 
—    Die    Gestalt    der    Kora    weist    schon 
gröfsere    Variationen    auf;   nicht   einmal 
demselben  Typus  folgt  sie  in  allen  Fällen ; 
doch   darf  ihre   Gestalt  so,    wie   sie    in 
der   Mehrzahl  derselben  (Figg.  1.  2.  6.  7 ; 
Ath.Mitt.2  Taf.   18;  Berliner  Skulpturen 
nr.  709)  sich  findet,  als  die  dem  Kultbilde 
angehörige    gelten.      Dafs   dieser   Typus 
auch  mit  anderen  Demeterfiguren  gruppiert 
oder  auch  selbständig  verwertet  wurde, 
zeigen  mehrere  Reliefe,    Overbeck,  Atlas 
Taf.  14,  2—5;   besonders  das  letzte  Bei- 
spiel ist  überzeugend.    Für  das  Kultbild 
werden  wir  die  beiden  Fackeln  annehmen 
müssen,    wie   wir    sie    in    verschiedenen 
Exemplaren  sehen.  —  In  Fig.  3  erinnert 
Kora  sehr  an  die  Demeter,  in  Fig.  4  an 
die  Kora  des  Triptolemosreliefs.  —  Sehr 
verändert    liegt    diese    Gruppe    in    dem 
Relief  einer  Marmorvase  (Abb.  8)  und  in 
mehreren     Teriacottareliefen    italischen 
Fundortes  vor  {Bull,  comun.  7  Taf.  1 — 5; 
s.   auch    Arjinco%irt,  Fr  gm.  en   terrecuite 
Taf.  8,  4;  Campana,  Opere  in  Plast.  1,  Taf.  17; 
Overbeck,  Atlas  Taf.  16,  10).    Alle  diese  Reliefe 
stellen  oder  stellten  Scenen  des  eleusinischen 
Mysteriendienstes    dar;    die    heiligen     Hand- 
lungen gehen  in  Gegenwart  der  Göttinnen  vor 
sich,    denen    man    die    Form    ihres   heiligsten 
Kultbildes  verliehen  hat.     Auch  hier  sitzt  De- 
meter   auf    der    Ciste    und    Kora    steht    eine 
Fackel    haltend    hinter  ihr.      über    die    Ciste 
ist  ein  Fell  gebreitet,    und    um   sie  und   De- 
meter   windet    sich   jedesmal    eine    Schlange. 
Die  Kleidung  der  Göttinnen  stimmt  im  wesent- 


1359    Kora  ii.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)       Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   1360 


liehen  mit  der  Mehrheit  der  vorher  erwähn- 
ten Reliefe  überein,  nur  flattert  beiden 
Göttinnen  das  Ende  des  Himations  schleier- 
artig um  den  Kopf.  Vollständig  verändert 
ist  Demeters  Haartracht.  Das  Haar  ist  in 
der  Mitte  gescheitelt  und  an  den  Seiten 
nach  hinten  zurückgestrichen;  darunter  fallen 
aber  noch  lange,  bis  über  die  Schultern 
reichende  __  Locken  hinab;  in  der  Mitte  ziert 
es  ein  Ährenbündel.  Dafs  dieser  etwas 
jugendlich  erscheinende  Kopftypus  ein  in 
Unteritalien  für  Demeter  üblicher  gewesen  sei, 
geht  aus  dem  Kopfe  eines  schönen  Terracotta- 
reliefs  (Abb.  9)  hervor,  welcher  durch  die  in  den 
Händen  gehaltenen  Büschel  von  Ähren,  Blüten 
und  Mohn  und  durch  das  Schlangenpaar  in 
seiner  Bedeutung  sicher  ist,  wenn  auch  im 
Haare  das  Ährenbündel  fehlt  {Cam]}ana ,  Op. 
in  Plast.  1  Taf.  16;  Overbeck,  Atlas  Taf.  16,  8), 
und  ebenso  aus  einigen  metapontinischen  Münz- 


huuderts  zu.  Der  Kopf  zeigt  in  Wangen  und 
Kinn  dieselbe  weiche  Fülle  wie  die  capitoli- 
nische  Statue;  der  Ausdruck  des  Gesichtes 
ist  von  mütterlicher  Freundlichkeit.  Die  An- 
ordnung des  Haares  ist  ganz  singulär;  viel- 
leicht ist  sie  porträthaft  und  gehört  in  dieser 
Form  ebenso  dem  römischen  Kopisten  an  wie 
die  plastische  Angabe  von  Augenstern  und 
Pupille;    doch   gegen    die    von    Jacobsen ,  Ny 

10  Carhberg  Glyptothek  nr.  1223  ausgesprochene 
Auffassung  als  Porträtstatue  sprechen  aufser 
der  hierfür  unerhörten  reiugriechischen  Tracht 
des  ionischen  Chitons  mit  Überschlag  auch  die 
idealen  Formen  des  Gesichtes.  Eine  kleine 
Wiederholung  mit  nur  unbedeutenden  Modi- 
fikationen in  Stellung,  Gewand  und  Form  des 
Thrones  ist  eine  Statuette  des  capitolinischen 
Museums,  nr.  37,  abgebildet  bei  Bighetti 
Taf.  230;  der  kleine  Mafsstab  und  die  geringe 

20  Güte   der    Arbeit    verbieten    weitere    Schlüsse 


9)  TerracottareÜGf  (nach  Oucrbeck,  K.-M.  Atlas  Taf.  16,  8). 


bildern,  s.  Overbeck,  K.-M.  3  Münztaf.  7,  17.  18. 
30.  31. 

Der  Typus  der  sitzenden  Demeter,  unab- 
hängig von  der  eleusinischen  Kultgruppe,  liegt 
uns  nur  in  einer  verhältnismälsig  kleinen  Anzahl 
von  Monumenten  vor,  obgleich  die  litterarischen 
Notizen,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  ihn  als 
das  Regelmäfsige  hätten  vermuten  lassen.  Eine 
einzige  dieser  Statuen  hat  zu  gleicher  Zeit 
noch  sowohl  den  originalen  Kopf  wie  auch  antike 
Attribute,  die  ehemals  Rondaninische,  jetzt  in  der 
Jacobsenschen  Glyptothek  zu  Kopenhagen  be- 
findliche Statue  (Gwaitom,  Mon.  ined.  1787  Nov. 
Taf.  2,  «aracTaf.  433,  786;  Müller- Wieseler  2, 
Taf.  8,  87  ;  hier  (Abb.  10)  nach  Photographie  vom 
Originale  abgeb.).  Ergänzt  ist  von  wichtigeren 
Teilen  nur  der  rechte  Unterarm  mit  der  Fackel ; 
die  linke  Hand  mit  dem  Büschel  von  Ähren 
und  Mohn  war  gebrochen,  ist  aber  ohne 
Zweifel  antik  und  zugehörig,  vgl.  Winckelniann, 
Briefe  an  Bianconi  §  40.  Die  Einfachheit 
in  der  Gewandbehandlung  weist  das  Original 
dieser    Statue    dem    Ende    des    fünften    Jahr- 


aus diesem  Monumente.  Den  durch  das  Diadem 
und  den  Schleier  ausgezeichneten  Kopftypus 
hat  Heibig,  Führer  nr.  874  in  dem  meist  Hera 
genannten  Ludovisiscben  Kopfe  wiedererkannt 

50  {Schreiber ,  Villa  Ludovisi  nr.  78;  abgebildet 
bei  Overbeck,  Atlas  Taf.  9, 1 2 ,  in  diesem  Lexi- 
kon Bd.  1  Sp.  2126),  dessen  milder  Ausdruck 
selbst  allen  den  Gelehrten,  welche  ihn  Hera 
benannten,  aufgefallen  war,  vgl.  Schreiber  a.  a.  0. 
(der  die  ältere  Litteratnr  zusammenstellt)  und 
Friederichs-Wolters,  Gipsabgüsse  nr.  1515.  Auf 
griechischem  Boden  vertritt  diesen  Typus  der 
jüngst  von  Otto  Kern  in  der  'Ecprj^.  aQxt^i^oX. 
1892   Taf.  5    veröffentlichte,    inschriftlich    als 

60  Demeter  gesicherte  Kopf  aus  Eleusis.  Eine 
kleine  Wiederholung  dieses  Typus  ist  auch  das 
hübsche  Sp.  1363  nach  Kckule,  Die  Terracotten 
von  Sicilien  Taf.  21,  2  wiederholte  Köpfchen. 

Von  den  übrigen  auf  Demeter  gedeuteten 
sitzenden  Figuren  ist  diese  Bezeichnung  ganz 
sicher  nur  für  die  knidische  Statue  (abgeb. 
u.a.  bei  Netvfon,  HaUcarn.  1  Taf.  53;  Overbeck, 
Atlas  Taf.  14,  14;   Brunn- Br uckmann  nr.  65; 


1361   Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.Blütez.)       Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Bliitez.)   1362 


am  besten  bei  Fai/et,  3Ion.  de  l'art  ant.  2 
Tat".  49,  der  Kopf  bei  Brunn,  Griech.  Gütterid. 
Tat".  4),  die  an  künstlerischem  Werte  ohne 
alle  Frage  den  ersten  Platz  unter  den  er- 
haltenen Demeterstatueu  einnimmt.  In  der 
Auffassung  unterscheidet  sie  sich  insofern  von 
allen  anderen,  als  in  ihr  weniger  die  gütige 
göttliche  Spenderin  des  Getreides  als  die  dno 
zfig  avfi(poQäg   {Clan.  AI.   Protr.  4,  57)   kenot 


Demeter  in  dem  Reliefe  aus  Eleusis,  Athen. 
Wlüteil.  16  S.  4,  behaupten,  wiewohl  in  der  Ge- 
wandung der  Verfertiger  des  üeliefs  einem 
leichteren  Vorbilde  gefolgt  war.  Nach  der 
Abbildung  zu  urteilen  stimmen  die  beiden 
Köpfe  besonders  in  dem  hohen  Stirndreiecke, 
dem  weitgeöffneten  Auge  und  in  der  Haar- 
tracht überein;  man  beachte  besonders  die 
lang  herabreichenden  Locken;  eine  nur  kleine 


liehe   wehmütig  trauernde   Mutter  betont  ist,  lo  Änderung  ist  das  Diadem  der  Relieffigur.   Nach 


wie  sie  besonders   fein  Brunn   analysiert  hat. 
„Der  Künstler  schuf  einen  nicht  mehr  jugend 
liehen ,    aber    auch    vom   Alter 
noch  nicht   berührten    Frauen- 
kopf, ohne   äufaeren   Schmuck; 
denn    auch     ihr     Schleier     ist 
nicht   eigentlich  ein   Schmuck: 
einen    Witwenschleier    möchte 
ich  ihn  nennen.     In  den  Zügen 
des  Antlitzes  aber  mischt 
sich    mit    einer    unaus- 
sprechlichen Weichheit 
und    liebevollen    Milde 
der      Ausdruck      eines 
durch  die  Zeit  zwar  ge- 
milderten,   aber    nicht 
vertilgten      Schmerzes, 
einer     sehnsuchtsvollen 
Wehmut"  (Verhandl.  d. 
29.    Fliilol.    Versamml. 
zu     Innsbruck     S.    36, 
vgl.  Transact.  of  tJte  B. 


soc.    of  litt.  10    S.  soff 
Griechische     Götter- 
ideale    S.    45).     Die 
knidische     Demeter 
ist     ein    fast    voll- 
kommen frei  vonTra- 
dition     geschaffenes 
Kunstwerk,   welches 
von    dem  bestehen- 
den Typus   nur  den 
allgemein    mütter- 
lichen    Charakter, 
die     Verschleierung 
und  wohl   auch   die 
zu  ergänzenden  At- 
tribute   übernom- 
men    hat,     in     der 
Anordnung   des  Ge- 
wandes   und    des 
Haares  aber  und  vor 
allem  in  der  Durch- 


Kern,    Ath.    Mitteil.  17    S.  126f.    gehört    dies 
FragmentzumLakrateidesrelief  ('Eqprjfi.ap;fato/l. 
1886  Taf.  3).     Dem  Kopfe  des  Reliefs  ist  ver- 
wandt   der    etwas    jugendlicher    erscheinende 
von  Apollonia    {Mon.    grecs   de   l'assoc.    pour 
Vencourag.    1873    Taf.    1).     —    Die    knidische 
Statue    ist    ohne    Zweifel   der   jüngeren    atti- 
schen  Blütezeit    zuzuweisen,   vgl.  Overbeck  a. 
a.  0.   S.  447.  456;    Plastik  ^2  S.148;    Friede- 
richs-Wolters,    Abgüsse    nr.   1275.    —   Andere 
sitzende   Demeterfiguren,    die  ohne  Zweifel 
auf  statuarische  Vorbilder  zurückgehen,  fin- 
den   sich     auf    dem    Reliefe     der    üffizieu 
(Dütschke   nr.    418;    abgeb.    Mon.    Ann.    e 
Bull.  d.  Inst.  1854  Taf.  10,  danach  bei  Over- 
beck, Atlas   Taf.  14,   2),    dem   Sarkophage 
Wiltonhouse   (Overbeck  a. 
a.  0.  Taf.  16,  3)   und   der 
Silberschale  von  Aquileja 
[Arnetli,  Gold  u.  Silbervwn. 
Beil.  2  =  Ov.  a.  a.  0.   16, 
11);  besonders  die  letztere 
ähnelt  aufserordentlich  der 
als  „Terra    Mater"    be- 
zeichneten sitzenden  Sta- 
tuette des  Konservatoren- 
palastes,   Heibig,    Führer 
nr.  551 ,  abgeb.  bei  Ocer- 
beck  a.  a.  0.  Taf.  14,    17. 
Hier  sind  auch  Münztypen 
■    zu  beachten,  so  z.  B.  Over- 
beck, K.-M.   3  Münztafel 
8,  10,  und  besonders  ver- 
J  gleiche  man   die  Demeter 
',    vom    Sarkophag    Wilton- 
\  house    mit    Cohen,    Med. 
Inqyei'.  1  Taf.  8,  wo  sie  so- 
gar ,      entsprechend 
>.->,    dem      eleusinischen 
j  Kultbilde,    auf    der 
,,Cista  mystica"  sitzt. 
Unter    den  Kora 
genannten     Figuren 


bildung      des       Ant-      lO)  Demeter  Jacobsen  nach  Uriginalphotograpliie.    S.  Sp.  135t),  57.      hat    ein    TypUS     An- 


litzes  seinen  aller- 
eigensten  Weg  geht,  auf  dem  ihm,  soviel  wir 
zu  erkennen  vermögen,  niemand  vorange- 
gangen war  und  nur  wenige  gefolgt  sind. 
Von    den     Münzbildern,     welche    Demeter 


Spruch  auf  besondere 
Beachtung,  der  in  mehreren  Exemplaren  vorlie- 
gende, besonders  aber  durch  eine  Neajiler  Statue 
vertretene  Typus  der  jugendlichen  Göttin  in  ganz 
charakteristisch      mädchenhafter     Auffassung; 


sitzend     (s.    Beispiele    bei    Overbeck,     K.  -  M.  6o  abgeb.  bei  Overbeck,  Atlas  Taf.  15,26.    Die  mit 


3  Münztaf.  8)  oder  ihren  Kopf  mit  Schleier 
zeigen  (s.  ebda.  Münztaf.  7,  1  — 12),  giebt 
keines  den  Typus  der  knidischen  Statue  wieder. 
Nahe    steht    vielleicht    der   jetzt    nicht    mehr 


dem  Chiton  und  unterwärts  mit  dem  Himation 
bekleideten  Körperformen  sind  von  durchaus 
mädchenhaftem  Charakter,  und  in  noch  hervor- 
ragenderem   Mafse    offenbart    sich    dieser    in 


nachweisbare    aus    Rhodos    stammende    Kopf  dem  prächtigen  jugendfrischen  Kopfe,  der  die 

Cayhis ,   Becucil  6  Taf.  46;   eine   direkte   oder  Schönheit  der  Aphrodite  mit    der   Elasticität 

indirekte   Abhängigkeit   vom    Kopfe   der    Kni-  der  Artemis  vereint.    Augen  und  Mund  haben 

dierin  läfst  sich  auch  für  den  Kopf  der  sitzenden  sogar  einen  ziemlich  sinnlichen  Ausdruck,  der  zu 


1363  Kora  u.  Demeter  (i.  cl.  Kunst  d.  Blütez.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   1364 


der  bisher  wahrgenommenen  sanft  melancho- 
lischen Stimmung,  welche  in  den  Monumenten 
dieses  Kreises  vorherrscht,  im  Widerspruche 
steht.  Der  Ährenkranz  im  Haare  sichert  je- 
doch die  Benennung,  während  die  in  denHänden 
gehaltenen  Attribute  als  modern  nicht  ins  Ge- 
wicht fallen,  vgl.  Overbeck,  K.-3I.  3  S.  482. 
Hochwichtig  ist  diese  Statue  besonders  dadurch, 
dafs  in  ihrem  Kopfe  das  Vorbild  für  eine  grofse 
Anzahl  der  schönsten  Münzbilder  erhalten  lo 
ist*);  am  glänzendstenwerden  diese  durch(Abb.l3) 
ein  Tridrachmon  von  Syrakus  vertreten  (Cfer&ecÄ; 
a.a.O.  Münztaf.  7,  43),  dessen  ährenbekränzter 
Korakopf  sich  durch  seine  selbstbewufste,  ja  ge- 
radezu herausfordernde  Schönheit  auszeichnet. 
Dafs  dieser  Typus  sich  aber  langsam  stufenweise 
aus  einem  würdevolleren,  strengeren  entwickelt 
hat,  zeigen  die  am  gleichen  Orte  nr.  38—40 
publicierten  Münzen  des  Agathokles  und  des 
Pyrrhos;  andere  Beispiele  dieses  Typus  s.  bei  20 
Head,  Coins  of  Syr.  Taf.  5,  4;  9,  12;  10,  3,  4. 
—  Den  originalen  Kopf  hat  von  den  diesem  Ty- 
pus angehöri- 
gen  oder  nahe 
stehenden 
Denkmälern 
höchstens  noch 
die    marmorne 

Statuette  in 
Neapel,    Over-  so 

heck,    Atlas 
Taf.   15,  27    s. 
Test      S.     482 
nr.  15.     Der 
Kopfsteht  dem 
der    eben    be- 
sprochenen 
Statue    ent- 
schieden nahe, 
indessen     sind  40 
die     charakte- 
ristischen Züge 
bei  der  Klein- 
heit   der   Ver- 
hältnisse     arg 
vernachlässigt    worden,   und   auch  der  Ähren- 
kranz fehlt. 

Die  Nachbildung  eines  anderen  statuarischen 
Koratypus,  sogar  höchst  wahrscheinlich  eines 
Kultbildes,  liegt  in  einer  marmornen  Statuette  50 
aus  Knidos  vor,  Neictun,  Halicarn.  1  Taf.  57 
=  Overbeck,  Atlas  Taf.  15,  28,  vgl.  Text  S.  476. 
Von  den  beiden  Attributen  Kalathos  und  Blüte 
weist  das  letztere  auf  die  jüngere,  mädchenhafte 
Auffassung,  in  welcher  sie  als  Göttin  der  Blüte 
sich  von  ihrer  Mutter,  der  Göttin  der  Frucht, 
unterscheidet.      Bekleidet  ist    Kora    mit    dem 

*)  Während  der  Korrektur  teilt  mir  Paut  Arndt  mit, 
dafs  er  nach  genauer  Untersuchung  den  Kopf  für  modern 
hält.  Man  vergleiche  die  emphatischen  Versicherungen  60 
Ooerbecks  S.  482:  „Ganz  cntscliieden  antik  und  auch  nicht, 
■wie  Gerhard  meint,  gebrochen  oder  aufgesetzt,  sondern 
nie  getrennt  gewesen,  vielmehr  mit  dem  Körper  aus 
einem  Stücke  und  von  vollster  Echtheit  ist  der  Kopf, 
wie  die  genaueste  Untersuchung  in  unmittelbarer  Nähe 
mir  erwiesen  hat."  Trotz  dieser  Beteuerung  bin  ich  nun- 
mehr geneigt,  die  Ansicht  Arndts  für  die  wahrschein- 
lichere zu  halten.  Der  Ergänzer  hat  sich  dann  an  die 
^oraköpfe  der  sicilischen  Münzen  gehalten. 


11)  Demeter,    Terracottakopf   (nach 

Kekule,  Die  Terrae,  v.  Sic.  Taf.  21,  2). 

S.  Sp.  13(i0,  63. 


Chiton  und  einem  diesen  fast  völlig  verdecken- 
den Himation,  welches  schleierartig  über  Kopf 
und  Kalathos  gezogen  ist. 

Die  Demeter-  und  Korastatuen,  welche  Over- 
beck, K.-M.  3  S.  464  ff.  und  477  ff.  als  dritte 
bfezw.  zweite  Klasse  aufzählt,  sind  durchweg 
römische  Porträtstatuen,  in  welchen  römische 
Frauen  und  Jungfrauen  sich  in  der  gewöhn- 
lichsten Tracht  ihrer  Zeit  mit  den  cerealischen 
Attributen  darstellen  liefsen,  wie  ja  die  weib- 
lichen Mitglieder  der  kaiserlichen  Familien  sich 
als  JrjiMr'jrrjQ  via  oder  Ceres  nova  (s.  z.  B.  C.  I.  G. 
1073.  2815.  6280)  feiern  liefsen. 

Unter  den  Werken  der  Kleinkunst  sind 
wohl  die  Terracotten  am  ersten  als  Nach- 
bildungen der  grofsen  Plastik  zu  fassen.  Als 
unbedingt  sichere  Darstellungen  der  Göttinnen 
werden  allerdings  nur  wenige  gelten  können 
im  Vergleich  zu  der  grofsen  Anzahl,  welche 
man  schon  dafür  erklärt  hat.  Beide  Göttinnen 
vollkommen  gleichartig  neben  einander  thro- 
nend, meist  beide  verschleiert,  finden  wir  auf 
Terracotten  von  Praeneste,  Gerhard,  A.  B.  W. 
Taf.  2.  3.  Einen  Kaben,  den  sie  bei  sich  haben, 
niufs  man  für  lakchos  halten  und  danach  die 
Gruppen  für  Beweise  des  daselbst  eingedrun- 
genen eleusinischen  Kultes  halten.  Ohne  die 
lakchosfigur  sitzen  die  Göttinnen,  mit  Schleier 
und  Kalathos  auf  dem  Haupte,  neben  einander 
in  einer  Gruppe  aus  Cypern,  Heuzey,  Terres- 
cuües  du  Louvre  Taf.  16,  2.  —  Gruppen,  eine 
Göttin  mit  einem  Kinde  darstellend,  ausPaestum 
{Gerhard,  A.  B.  W.  Taf.  96)  gelten  wohl  gleich- 
falls m\i  Recht  für  Demeter;  vgl.  Overbeck 
a.  a.  0.  S.  488  f.  —  Weitere  unbezweifelbare 
Demeterdarstellungen  haben  wir  ausKamarina, 
wo  der  Typus  der  stehenden  D.  mit  dem  Ferkel- 
attribute, den  wir  schon  in  der  archaischen 
Zeit  gefunden  hatten,  in  freier  Weise  weiter 
gebildet  wird;  zu  dem  alten  Attribute  tritt  als 
neues  die  Fackel  hinzu;  auch  der  Kalathos  ist 
auffallender  geworden.  Beispiele  bei  Kekulc 
a.  a.  0.  Taf.  4,  6.  7.  8.  —  Eine  schöne  Terracotta 
strengen  Stiles  (Abb.  15),  sicher  noch  dem  5.  Jahr- 
hundert angehörig,  mit  denselben  Attributen  in 
der  Gewandung,  aber  ähnlicher  der  archaischen 
(s.  Sp.  1340)  soll  nach  Lenormant,  Archäol.  Zeit. 
1864  S.  196  f.  aus  Eleusis  stammen,  abg.  da- 
selbst Taf.  191;  Heuzey  a.  a.  0.  Taf.  18^'%  2.  -- 
Figuren,  denen  von  Kamarina  ähnlich,  aber  mi^ 
halb  entblöfstem  Oberkörper  {Gerhard  a.  a.  0, 
Taf.  99)  scheinen  nicht  die  Göttin  selbst ,  son- 
dern Dienerinnen  derselben  darzustellen. 

In  der  rotfigurigen  Vasenmalerei  ist 
kein  prinzipieller  Unterschied  in  den  Bildungen 
von  Mutter  und  Tochter  wahrzunehmen,  abge- 
sehen von  den  wenigen  Fällen,  die  wir  im  Banne 
der  statuarischen  Darstellungen  stehend  ge- 
funden hatten.  In  den  Triptolemosdarstellungen 
sind  beide  sehr  häufig,  vgl.  die  Zusammen- 
stellungen von  Gerhard,  Akad.  Abhandl.  2 
S.  453  ff.;  Stephani,  C.  B.  j^our  1S59  S.  83  fi". 
Strube ,  Bilderkreis  von  Eleusis  S.  9  ff.  und 
Overbeck  a.  a.  0.  S.  534  ff. ;  die  Abbildungen  s. 
bei  Lenormant  und  de  Witt",  El.  cer.  2  Taf.  47. 
50—64,  Overbeck,  Atlas  Taf.  15f. ;  eine  wei- 
tere Boulez,  Choix  de  vases  Taf.  4.  —  Wenn 
sich  auch  immer  aus  dem  Zusammenhange  er- 


1365  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst,  d.  Blütez.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   1366 

geben    wird,    wie    die    Benennungen    auf   die       andere  übertragen  liefsen.     Das  Verhältnis  ist 
beiden  Figuren  zu  verteilen  seien,  so  giebt  es      ein    relatives,    Ähren,    Fackel,    Scepter    und 


12)  Demeter  von  KniJos  (nach  Raijet,  Mon.  de  l'art.  ant.  2  Taf.  49).     S.  Sp.  1361. 

doch  auffallend  wenig   Züge,   welche  nur  der      Diadem    können    als    Attribut    ebensogut    der 
einen    eignen    und  sich   nicht   auch    auf   die      Mutter  wie  der  Tochter  verliehen  werden;  in 


1367   Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)       Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)   136H 


13)  Koia,  Münzo  von 
Syrakus  (nach  Ocer- 
beck,  K.-M.  3  Müuztaf. 
7,  43).    S.  Sp.  13C3,  12. 


gleicher  Weise  werden  beide  dem  Scheidenden 
einschenkend  dargestellt;  jedoch  eignen  Ähren 
und  Scepter  von  vornherein  der  Demeter, 
während  die  Fackel  und  das  Einschenken 
ursprünglich  Kennzeichen  Koras  sind.  Allein 
Demeter  eigentümlich  ist  die  Übergabe  der 
Ähren;  allein  Kora  eigentümlich  das  Attribut 
der  zwei  Fackeln  und  die 
Bekränzung  des  Triptole- 
nios  mit  Kranz  oder  Tänie. 
Vereinzelt  treten  als  De- 
meters  Attribute  der  Pflug 
und  der  Kranich  auf.  __  Eine 
Kombination  von  Ährea 
und  Scepter  sichert  die 
Benennung  Demeter,  eine 
solche  von  Fackel  und 
Einschenken  die  Deutung 
als  Kora.  Auf  diese  Weise 
wird  man  durch  die  Ab- 
wägung der  Kennzeichen 
beider  Figuren  gegen  einander  immer  das 
Kichtige  treifen.  Zu  vergleichen  ist  auch  das 
Berliner  Vasenbild  mit  Kadmos'  Drachenkampf 
(Furticängler  nr.  2634;  s.Gerliard,  Etriislc.-camp. 
VI).  Taf.  c,  Welcker,  Alte  Bcnhn.  3  Taf.  23). 
auf  andere  Art  suchten  die  Vasen- 
einzelnen Fällen  die  Mutter  auszu- 
zeichnen. Das  Diadem  ist 
bei  weitem  prächtiger  bei 
Demeter  (z.  B.  OverhecJc, 
Atlas  Taf.  15,  11.  22^  24. 
31),  oder  es  wird  dieser 
der  matronale  Schleier  ver- 
liehen (ebda.  nr.  19).  Ganz 
besonders  hob  der  Vasen- 
maler Hieron  die  Haupt- 
göttin dieses  Mythus  durch 
gröfsere  Pracht  der  Gewan- 
dung hervor,  indem  er  ihr 
einen  mit  jagenden  Vierge- 
spannen, Eroten  u.  s.  w. 
reich  bestickten  Peplos  gab. 
(Abb.  16).  —  Durch  gröfsere 
Zartheit  der  Form  bei  der 
Tochter  wird  nur  selten 
Unterscheidung 


reicht.  Das  Obergewand  ist  schleierartig  über 
den  Kopf  genommen  und  die  Übereinstimmung 
erstreckt  sich  sogar  auf  das  unten  in  dasselbi' 
eingestickte  Blattornament.  Kora  ist  in  beiden 
Darstellungen  unsicher,  doch  wird  in  dem  einen 
Falle  die  den  Kranz  haltende  Figur  am  wahr- 
scheinlichsten so  bezeichnet  werden  dürfen.  — 
In  den  beiden  anderen  Darstellungen  ist  De- 
meter nur  ein  reichgescbmücktes  Weib  mit 
10  Scepter  und  Diadem. 

Die  Darstellungen  des  Koraraubes  {Ovcr- 
beck  a.  a.  0.  Taf.  17,  25—27),  zu  denen  sich  die 
in  diesen  Kreis   gehörige   Seene   des   obersten 


20 


—   Auch 
maier 


in 


30 


40 


eine 


an- 


gestrebt; es  ist  versucht 
und  zum  gröfsten  Teile  er- 
reicht worden  in  den  besten 
Triptolemosbildern,  welche 
wir  haben  {Overbeck  a.  a.  0. 
nr.  11),  und  in  einem 
,;^v;  hier  zum  ersten  Male 
M:-  publicierten  Orvie- 
*~  taner  Vasenbilde  in 
Perugia  (Abb.  17). 

Aus  den  vier  Trip- 
tolemosbildern   des 
unter  italischen 
0.    Taf.    16,    13  —  16) 
aus,   das    die    Ähren- 


14)  Demeter,  Terracottastat. 
(nach  Kekiile,  D.  Terr.  v.  Sic. 
Taf.  4,  7).     S.  Sp.  1367,  44. 

Stiles    {Ovtrbeck  a.   a. 
sondert    sich   ein    Paar 

Übergabe  darstellt.  In  den  beiden  Exemplaren 
desselben  (nr.  14  und  15)  erscheint  Demeter, 
zweifelsohne  nach  demselben  Vorbilde  kopiert, 
nach  rechts  stehend  mit  zurückgesetztem  r. 
Spielbeine.  Die  1.  Hand  hält  eiDe__Fackel  mit 
Querhölzern,    während  die  r.   die  Ähren  über- 


50 

1,'))  Demeter,  Terracotta  von  Eleusis  (nach  Hfuzetj, 
Tcrresc.  d.  Lauere  Taf.  18bis).     S.  Sp.  1367,  3(;. 

Streifens  von  Mon.  d.  Inst.  2  Taf.  31  gesellt, 
folgen  einem  gemeinsamen  Typus.  Demeter 
erscheint  in  schwerer  Kleidung,  die  von  den 
Körperformen  wenig  erkennen  läfst,  während 
die  körperlichen  Reize  der  prächtig  gesclimück- 
60  ten  Kora  noch  durch  das  Gewand  erkennbar 
sind.  Als  Attribut  führt  Demeter  die  für  ihre 
Irrfahrt  charakteristische  Fackel  mit  Quer- 
hölzern. —  Über  die  Erscheinung  der  Göttinnen 
in  den  Mysterienbildern  s.  oben  Sp.  1356  f. 
~^  Besonders  zu  betrachten  sind  die  Mommiente, 
in  welchen  Persephones  Beziehungen  zur 
Unterwelt  betont  sind.  Soweit  wir  diese 
in  dem  Kreise  der  attischen  Kunst  linden,  er- 


1369  Kora  u.  Demeter  (i.  cl.  Kunst  d.  Blütcz.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst  d.  Blütez.)    1370 


scheint  Persepbone  hier  als  die  jugendliche 
Göttin,  das  geraubte  Mädchen.  Die  Gruppe  des 
Parthenonwestgiebels  (B  C  bei  Michaelis, 
Parthenon  Tf.  7.8;  a. Brunn-Bruckmann  nv.  192), 
welche  gewöhnlich  auf  Kekrops  und  Pandrosos 
gedeutet  wurde,  niufs  nacli  Wiederholungen 
derselben,  welche  in  Eleusis   in  der  Nähe  des 


den  Belierrschern  der  Unterwelt  eine  ruhig 
zuschauende,  trauliche  Gruppe.  Persephone, 
in  den  Formen  nahezu  mädchenhaft,  schlingt 
den  Arm  um  den  Nacken  des  Gemahls,  dem 
als  Erkennungszeichen,  wie  in  den  archaischen 
lakonischen  Reliefen,  die  Schlange  beigegeben 
ist.     Kopf  und   Attribute    Persephones   fehlen 


Iß)  Atissendung  des  Triptolemos  (anwesend:  Eleusis).     Vase  des  Hieron 
(uaoli  Oeerbeck,  K.-M.  Atlas  Taf.  15,  22a.)     S.  Sp.  1367,  26. 

Plutonion  zum  Vorscheine  kamen,  nunmehr  leider  sowohl  in  der  Giebelgruppe  wie  in  ihren 
für  Hades  und  Persephone  gelten.  Die  best-  eleusinischen  Repliken.  —  So  wie  hier  er- 
erhaltene derselben  (abgeb.  'Ecprju.  ägxcciol.  scheint  sie  auch  bei  den  Götterzusammenstel- 
1890  Taf.  12)   weicht  nur  in    der   Gewandnng  lungen   der  "Vasenbilder  als   jugendliche    Ge- 


17)  AuBsendung  des  Triptolemos  (anwesend:  Keleos  und  Hermes).     Vasonbild  in  Perugia. 

Unediert.     S.  Sp.  13G7,  55. 


und  durch  das  Fehlen  der  Schlange  etwas  von 
dem  Vorbilde  ab.  Bei  der  genrehaften  Dar- 
stellungsweise ,  welche  sich  in  den  Seiten- 
gruppen dieses  Giebelfeldes,  gemäfs  dem  dort 
befolgten  Kompositionsprinzipe  (vgl.  Sauer  in 
Ath.  Mitt.  16  S.  91  ff.),  geltend  macht,  und  der 
freundlicheren  Auffassung  der  Uuterwelts- 
götter  in  der  Religion  von  Eleusis  wurde  aus 


mahlin  des  alten  Hades,  zuweilen  durch  eine  Blüte 
ausgezeichnet  und  abstechend  gegen  die  könig- 
liche reife  Erscheinung  der  Hera;  s.  Mus. 
Greg.  2  Taf.  21,  1,  Mon.  d.  Inst.  5  Taf.  49; 
6  Taf.  58,  2.  —  Jugendlich  sind  auch  die  Formen 
einer  Marmorstatuette  des  Museo  Chiaramonti, 
abgeb.  bei  Overbeck,  Atlas  zur  K.-M.  Taf.  14,  16, 
vgl.  K.-M.  3  S.  473f.,  die  (JverbecJc  mit  Recht 


1371     Kora  u.  Demeter  (in  der  spät.  Kunst)       Kora  u.  Demeter  (in  der  spät.  Kunst)     1372 


wegen  des  Ährenattributes  und  des  als  Ker- 
beros zu  ergänzenden  Hundes  für  die  Unter- 
weltkönigin in  Anspruch  nahm.  Kopf  und 
Arme  sind  ergänzt;  ein  Teil  des  Ahrenbüschels 
jedoch  antik. 

Späterer  Zeit  gehört  das  Relief  der  best- 
erhaltenen columna  caelata  aus  Ephesos 
an  (abgeb.  u.  a.  Anh.  Zeit.  1873  Taf.  65.  66 
und  OverhccJc,  Plastik'^  2  S.  97),  in  wel- 
chem Roheit,  Thanatos  S.  36,  wie  es  scheint 
mit  Recht,  eine  Scene  des  Alkestisuiythos 
erkannte;  die  Bedenken  wenigstens,  mit  wel- 
chen Wolters,  Gipsahfjüsse  nr.  1242  diese 
Deutung  in  Frage  stellt,  waren  schon  im 
voraus  von  Bobert  zurückgewiesen;  jeder 
Basis  entbehrt  aber  die  Deutung  Benndorfs 
als  Parisurteil  [Bull,  comun.  14  S.  60 f.; 
vgl.  Bobert,  Arcliäol.  Märchen  S.  160  ff.). 
Die  Erscheinung  Persephones  erinnert  hier  am 
meisten  an  Hera;  sie  steht  1.  von  dem  thro- 
nenden Gatten.  Der  Gegenstand,  den  sie  in 
den  Händen  hält,  ist  nicht  mehr  kenntlich; 
höchstwahrscheinlich   war  es   ein  bedeutungs- 


das  Diadem ,  abgesehen  von  zwei  Bildern, 
Neapel  3222  {Mon.  d.  Inst.  8  Taf.  9  =  Wiener 
V.-B.  Ser.  E  Taf.  2)  und  Santangelo  709  (Ärch. 
Ztg.  1884  Taf.  18  =  W.  V.-B.  a.  a.  0.  Taf.  3,  2), 
in  welchen  auch  Hades  durch  die  Einfachheit 
der  Tracht  auffällt.  Ihr  gewöhnliches  Attribut 
ist  die  Fackel  mit  Querhölzern  ,  wie  wir  sie 
bei  Demeter  in  den  Darstellungen  des  Kora- 
raubes    gefunden    haben.      In    derselben    Er- 

10  scheinung  begegnet  sie  uns  auch  auf  der 
Adonisvase  Santangelo  (nr.  702;  s.  Bull.  Nap. 
N.  S.  7  Taf.  9  =  Baumeister  S.  16)  und  ohne 
Fackel  in  der  gleichen  Situation  Mon.  d.  Inst. 
6  Taf.  42  B.  Bei  der  Fesselung  des  Theseus 
und  des  Poirithoos  durch  die  Erinyen  steht 
sie  mit  zwei  Fackeln  in  den  Händen,  s.  Jatta 
nr.  1094  {Arch.  Zeit.  1844  Taf.  15;  Müller- 
Wieseler  2  Taf.  68,  862 ;  W.  V.-B.  Ser.  E  Taf. 
6,  4),   während   das   Scepter   ihr   in   zwei  Dai-- 

20  Stellungen  (Santangelo  709  und  auf  der  grofsen 
Karlsruher  Vase    Mon.   d.   Inst.  2   Taf.  49  == 
W.   V.-B.  Ser.  E  Taf.  3,  1)  verliehen  ist. 
Darstellungen  auf  römischen  Sarkophagen 


18)  Proaeriiina,  Pluto,  Oeres,  Relief  vom  Denkmale  der  Haterier.     Nach  Photographie. 


loser  Schmuckgegenstand.  Der  Kopf  fehlt  leider 
der  Figur. 

Die  späteren  Monumente  heben  vor  allem 
die  Eigenschaft  Persephones  als  Königin  her- 
vor, indem  sie  sie  entweder  thronend  in  der 
Unterwelt  darstellen  oder  sie  mit  reicher 
matronaler  königlicher  Tracht  ausstatten,  so 
dafs  sie  am  ähnlichsten  der  Hera  erscheint.  50 
Neben  dem  Reliefe  Albani  (abgeb.  Welcher, 
Alte  Denkm.  2  Taf.  4,  7;  Müller  -  Wieseler  2 
Taf.  7,  76),  dessen  Frauengestalten  grofse  Ähn- 
lichkeit, wenn  auch  nicht  völlige  Überein- 
stimmung, mit  den  Figuren  des  ephesischen 
Reliefs  zeigen,  sind  hier  eine  Reihe  Wand- 
gemälde aus  etruskischen  Gräbern  zu  ver- 
gleichen (s.  ßd.  1  Sp.  1804  ff.;  Müller- Wieseler  2 
Taf.  67  nr.  855)  und  besonders  die  grofse  An- 
zahl der  Unter weltvasen,  zusammengestellt  60 
von  A.  Winkler,  Die  Darstellungen  der  Untencelt 
auf  unteritalischen  Vasen;  die  meisten  der- 
selben sind  abgebildet  in  den  Wiener  Vor- 
legeblättern Ser.  E  Taf.  1 — 6;  eine  weitere  giebt 
Winkler  a.  a.  0.  Persephone  thront  entweder 
oder  steht  neben  dem  thronenden  Hades.  Sie 
ist  reich  gewaudet,  gewöhnlich  mit  schleier- 
artig heraufgezogenem  Obergewand,  und  trägt 


bieten  keine  neuen  Züge  (vgl.  Müller-Wieseler  2 
Taf.  68,  858 f.),  ebensowenig  das  Wandgemälde 
aus  dem  Grabe  der  Nasonen,  ebda.  nr.  860. 
Interessant  ist  aber  das  Relief  von  den  Ha- 
teriergräbern,  welches  die  Unterweltgötter 
darstellt  und  zu  Pluto  und  Proserpina  noch  Mercur 
und  Ceres  hinzufügt,  eine  Zusammenstellung, 
die  auf  griechischem  Boden  in  einer  Inschrift 
von  Knidos,  vgl.  Sp.  1305,  vorliegt.  Mutter  und 
Tochter  sind  fast  gleich;  Gewand,  Haartracht 
und  Schleier  stimmen  übereiu,  nur  sind  die 
Formen  der  Tochter  doch  etwas  zarter.  Auch 
die  Attribute  sind  verschieden;  Ceres  hält  die 
Ähren  und  die  in  römischen  Monumenten  ihr 
hauptsächlich  zukommende  Fackel,  während 
Proserpina  durch  Blüten  und  Früchte  aus- 
gezeichnet ist,  vielleicht  im  Anschlüsse  an  die 
Pi axitelische  Darstellung  der  Kora,  die  aus 
diesem  Grunde  bei  Plin.  36,  23  zu  einer  Flora 
wurde;  vgl.  über  dies  Relief  Benndorf-Schöne, 
Lateran  nr.  359;  Brunn  in  den  Ann.  d.  Inst. 
1849  S.  405 ff.;  abgeb.  Mon.  d.  Inst.  Y  T&ll,  2; 
Overbeck,  Atlas  Taf.  14,  15. 

Unter  den  Mythen  der  Göttinnen  haben  wir 
nur  die  auf  den  Raub  und  die  Rückkehr  der 
Persephone    bezüglichen    zu    betrachten    und 


1373  Kora  u.  Demeter  (i.d. Kunst: Raub d.K.)  Korau.  Demeter  (i.d. Kunst:  Raub  d.K.)   1374 

können  darin  uns  um  so  kürzer  fassen,  als  be-  Taf.   18,   14,    welches    den   Moment  des  Ver- 
senders für  die  Darstellungen  des  Raubes  in  Sinkens  darstellt. 

dem  Werke  von  B.  Förster,    Der    Raub  icnd  Denkmäler  des  grofsen  Kunstbetriebes  spie- 

die  liüclikehr  der   Pcrsephone    die   Monumente  geln   sich  in    den  Münzen    wieder.     Die   bei 

zusammengestellt  und  geordnet  sind;  als  lllu-  Overheck,  K.-  M.  3  Münztaf.  9,  8 — 13  reprodu- 

stration  kann  OrtT^ee/i',  ^i/as  Taf.  17.  18  dienen,  eierten    lassen    mit    alleiniger    Ausnahme  von 

während   der   Text  hierzu   K.-M.  3  S.  590  ff.  nr.  12    dasselbe    Vorbild    deutlich    erkennen; 

im  wesentlichen  die  Ergebnisse  i^öVs^ers  wieder-  übereinstimmend  sind  in  ihnen  die  sich  hoch- 


'o^ 


holt.  bäumenden  Rosse ,  das  nimbusartig  Hades' 
Auch  bei  der  Darstellung  des  Raubes  lo  Haupt  umgebende  Himation,  die  sich  nach 
fehlen  uns  alle  Anhaltspunkte  zur  Rekonstruktion  hinten  zurücklegende,  widerstrebende,  die 
der  Werke  der  grofsen  Künstler,  welche  ihn  dar-  Hände  ringende  Persephone,  zu  welchen  in  den 
gestellt,  Praxiteles  und  Nikomachos,  Plin  n.  h.  beiden  gröfsten  Exemplaren  der  über  den 
34,  G9;  35,  108;  vgl.  Förster  a.  a.  0.  S.  102ff  ;  Pferden  schwebende  Eros  hinzutritt.  Durch 
Overbeck  a.  a.  0.  S.  595 f.  Das  älteste  unter  letzteren,  sowie  auch  durch  die  kühne  Stellung 
den  erhaltenen  Monumenten  der  entwickelten  der  Pferde  scheint  mir  die  Malerei  als  Quelle 
griechischen  Kunst  ist  die  kleine  Giebelgruppe  gesichert.  In  der  hinter  dem  Wagen  sicht- 
eines  Sarkophages  von  Tanagra,  publiciert  von  baren  Figur  der  Münzen  von  Hyrkania  (a.  a.  0. 
Curtius,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1878  S.  28  ff.  nr.  9)  erkennt  Förster  S.  110  die  mit  ge- 
Taf.  1.  Die  Mitte  wird  von  Hades'  Gespanne  20  schwungener  Lanze  den  Räuber  verfolgende 
eingenommen,  das  der  Gott  gerade  zu  besteigen  Athena.  Bedeutend  ruhiger  stellt  sich  die 
im  Begriffe  ist.  Mit  dem  linken  Arme  hält  er  Scene  in  den  Münzen  von  Nysa  und  Kasa 
Persephone  umfafst,  die  sich  vergeblich  wehrt  dar  (a.  a.  0.  nr.  7  u.  12);  die  Pferde  laufen  und 
imd  die  Arme  flehend  nach  der  verfolgenden  springen  nicht  wie  in  den  vorigen ;  es  fehlt 
Mutter  ausstreckt.  Bekleidet  ist  sie  mit  dem  auch  das  wildflatternde  Gewand  des  Gottes, 
langen  ungegürteten  dorischen  Chiton,  dessen  während  Persephones  Stellung  unvei-ändert 
Spangung  auf  der  linken  Schulter  sich  bei  der  blieb.  Auf  der  Münze  von  Kasa  schreitet  Her- 
Heftigkeit  der  Bewegung  gelöst  hat,  ein  Mo-  mes  dem  Wagen  voran.  Für  diesen  Typus  ist 
tiv,  das  bei  einer  der  herbeieilenden  Ge-  eher  an  ein  plastisches  Vorbild  zu  denken; 
spielinnen  wiederholt  wird.  Demeter  ist  im  30  Förster  S.  111  erinnert  vorsichtig  an  Praxi- 
Gegensatze  zu  der  zarten  jungfräulichen  Kora  teles.  — 

durch  volle  matronale  Formen,  reiche  Ge-  Den  Münztypen  beider  Klassen  sind  sehr 
wandung  und  das  Diadem  ausgezeichnet.  Die  nahe  verwandt  die  Reliefe  mehrerer  römischer 
Figur  links  vom  Gespanne  ist  Athena,  welche  Grabsteine,  vgl.  i^örsier  a.  a.  0.  S.  113fl'.  und 
früher  einen  Helm,  wohl  aus  Bronze,  gehabt  Overbeck  a.  a.  U.  S.  643 fi".  Beispiele  sind  ab- 
haben mufs;  die  auf  sie  folgende  Figur  ist  gebildet  bei  Overbeck,  Atlas  Taf.  18,  1 — 3.  Zu 
vielleicht  Artemis  zu  benennen.  Die  linke  den  Hauptfiguren  Hades  und  Persephone  tritt 
Seite  des  Giebelfeldes  klang  in  ruhigen  Figuren  in  vereinzelten  Fällen  Hermes  bezw.  Eros, 
aus,  einer  Blumenleserin  und  einer  gelagerten  Dieselbe  Auffassung,  dafs  Persephone  sich 
Nymphe,  die  von  Curtius  a.  a.  0.  S.  46  für  die  40  in  lebhaftem  Kampfe  dem  Entführer  zu  entwin- 
Ortsnymphe,  vielleicht  Nysa,  gehalten  wird.  den  suche,  vertreten  auch  ein  Wandgemälde 
Der  entgegengesetzte  Giebel  enthält  als  Pen-  und  ein  Mosaik.  Ersteres,  aus  Kertsch,  ist  ab- 
dant  den  Leukippideuraub  (s.  a.  a.  0.  Taf.  2).  gebildet  bei  Förster  a.  a.  0.  Taf.  1  =  Overbeck, 
Die  Vasenbilder  des  späteren  Stiles,  Atlas  Taf.  18,  5.  Rechts  und  links  von  dem 
welche  den  Koraraub  darstellen,  sind  nicht  Hauptvorgange  sind  andere  Scenen  desselben 
zahlreich;  eines  derselben,  das  leider  arg  ver-  Mythus  dargestellt;  die  Überraschung  bei  der 
stümmelte,  Neapel  nr.  3256  (s.  M071.  d.  Inst.  2  Anthologie  (zweifigurig;  Kora  zwischen  zwei 
Taf.  31  und  ohne  Ergänzung  Overbeck,  Atlas  Blumenkörben  sucht  zu  entfliehen;  Hades  zu 
Taf.  17,  25)  stellt  den  Raub  in  der  Scenerie  der  Fufs)  und  die  irrende  Demeter.  Das  Mosaik 
Anthologie  dar.  Die  drei  anderen,  Overbeck  50  ist  das  bei  Rom  vor  Porta  Portese  1885  ent- 
a.  a.  0.  26  a.  b  und  27  (vielleicht  sind  aber  die  deckte,  jetzt  im  capitolinischen  Museum  befind- 
beiden  ersteren  identisch),  beschränken  die  Dar-  liehe  und  im  Bull,  coniun.  1885  S.  171  f.  be- 
stellung  auf  die  Hauptgruppe  zu  Wagen,  die  schriebene.  Die  Hauptgruppe  ähnelt  am  meisten 
vorauseilende  Hekate  und  die  verfolgende  De-  den  Münzen  von  Hyrkania;  von  einer  verfol- 
meter;  in  den  vollständig  erhaltenen  Exemplaren  genden  Figur  ist  nur  der  untere  Teil  erhalten; 
nr.  26  a  (s.  auch  Millingen,  Anc.  uned.  Mon.  1  die  Pferde  {X&ovioq,  'EQsßsvs,  Zocpiog  und 
Taf.  16  ;  Müller- Wteseler  1  nr.  213)  und  nr.  27  (s.  Avyatolg])  führt  der  vorausschreitende  Hermes, 
auch  Mon.  d.  Inkt.  6  Taf.  42  A)  erwartet  noch  Am  Boden  sieht  man  eine  blumenlesende 
Hermes  bezw.  der  sitzende  Apollon  den  Zug;  Nymphe  im  Momente  des  ersten  Aufschreckens. 
Sterne  und  schwebende  Eroten  füllen  den  Raum.  60  —  Nahe,  besonders  dem  letztgenannten  Monu- 
In  26  und  26  A  wendet  sich  Kora  (mit  Diadem,  mente,  steht  auch  die  bei  Overbeck  a.  a.  0. 
aber  ohne  Schleier)  flehend  nach  der  Mutter  um  S.  654  veröffentlichte  Pulszkysche  Gemme;  er- 
und  streckt  ihr  die  Hände  entgegen;  in  nr.  27  weitert  ist  die  Scene  hierdurch  die  verfolgende 
steht  sie  gelassen  neben  dem  Entführer,   und  Athena  und  Aphrodite. 

ihre  Ausstattung   ist  durch   den   Schleier  ver-  In  den  anderen  Wandgemälden  und  Mosaiken 

vollständigt.     Über    Demeters   Erscheinung   s.  liegt  Kora  meist  (vgl.  Förster  S.  223ff'. ;  Over- 

oben  Sp.  1368.     Ein  etruskisehes  Fabrikat  ist  bcck  S.  655 ff.)  gebrochen,  keines  Widerstandes 

Gerhard,  A.   V.  B.  Taf.  240  =  Overbeck,  Atlas  fähig  in  Hades'  Arm.  Die  Scene  ist  verschiedent- 


1375  Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst:  Raubd.K.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.Kunst: Raub d.K.)  1376 

lieh  durch  Hermes  bezw.  Eros  erweitert,  und  in 
einem  Falle  sehen  wir  hinter  dem  Wagen  noch 
die  Gefährtinnen  Koras  bei  der  Anthologie  {Over- 
heck,  Atlas  Taf.  18,  3).  Den  Raub  bei  der  Antho- 
logie stellt  aufser  dem  Kertscher  Bilde  noch 
ein  aus  Ostia  stammendes  Wandgemälde  des 
Lateran  Yov  {Benndorf- Schöne,  m\  591;  Mon.d. 
Inst.  8  Taf.  28;  Overbeck  a.  a.  0.  nr.6);  die  Dar- 
stellung beschränkt  sich  auf  Hades,  der  aus  einem 

10  Erdspalt  ohne  Gespann  aufgestiegen  ist,  und 
der  zu  entfliehen  suchenden  Kora.  Am  Boden 
liegen  grofse  Mohnköpfe  oder  Granatäpfel, 
gleichsam  zur  Erklärung  der  Darstellung.  — 
Die  etruskischen  Aschenkisten  erweitern  die 
verüaute  Hauptgruppe  mit  einer  ihrer  gewöhn- 
lichen Flügelgestalten,  auch  mit  Charon,  Her- 
mes oder  anderen  nicht  sicher  benennbaren 
Gestalten ,  vgl.  Förster  S.  129  ff. ;  Overbeck 
S.  645  ff.  —  Abbildungen  s.  bei  Overbeck,  Atlas 

20  Taf.  18,  9.  10;  Inghirami ,  Mon.  etr.  Ser.  1 
Taf.  9.  53. 

Am  ausführlichsten  erscheint  der  Mj'thus 
in  den  römischen  Sarkophagreliefen,  deren 
grofse  Anzahl  von  Förster  S.  131  ff.  in  Gruppen 
gesondert  ist,  dem  Overbeck,  K.-M.3  S.  608 ff. 
sich  anschliefst.  Nachzutragen  wären  jetzt  ver- 
schiedene bei  Matz  -  Buhn  2  nr.  3058  ff.  ver- 
zeichnete. 

Die  stärkste  Gruppe  dieser  Sarkophagreliefe 

30  —  ungefähr  der  dritte  Teil  von  allen  —  stellt 
Pluton  dar,  der  sich  eben  mit  Persephone  auf 
das  in  Bewegung  befindliche,  zuweilen  schon 
in  der  Tiefe  verschwindende  Gespann  schwingt. 
Um  sein  Haupt  wölbt  sich  der  Mantel  wie  in 
den  Münzbildern.  Persephone  liegt  gebrochen 
und  willenlos  in  seinem  Arme,  wie  in  den 
meisten  Wandbildern  und  Mosaiken.  Ihre  Ge- 
spielinnen sind  in  lebhafter  Bewegung;  Athena 
will  dem  Räuber  die  Beute  wieder  abnehmen, 

40  wird  aber  von  Aphrodite  am  Schildrande  er- 
fafst  und  zurückgehalten.  Dafs  die  Göttinnen 
Aphrodite  und  Artemis  zu  benennen  seien  und 
nicht  Okeaniden,  geht  aus  dem  Diadem  hervor, 
welches  eine  derselben  in  (Abb.  19)  dem  besten 
Sarkophage  dieses  Typus  {Ann.  d.  Inst.  1873  tav. 
d'agg.  E.  F  =  Overbeck,  Atlas  Taf.  17, 1)  trägt. 
Hermes  eilt,  die  Pferde  führend,  in  den  voll- 
ständigen Exemplaren  voran.  Unter  dem  Wagen 
ist,  wenn  dieser  nicht  gerade  versinkend  dar- 

50  gestellt  ist,  Gaia  gelagert.  Von  links  naht 
auf  einem  von  Schlangen  gezogenen  Wagen 
Demeter,  den  Schleier  nimbusartig  über  dem 
Haupte,  in  einer  Hand  eine  Fackel  (auch  das 
Füllhorn  Gal.  Giustiniani  2  Taf.  79  soll  wohl 
eine  Fackel  sein).  Neben  Demeters  Gespann 
ist  gewöhnlich  eine  geflügelte  weibliche  Figur 
sichtbar,  deren  Benennung"  nicht  festgestellt 
ist,  vgl.  Overbeck  a.  a.  0.  S.  613.  Abbildungen 
der  diesem  Typus    angehörigen  Sarkophage  s. 

CO  bei  Overbeck,  Atlas  Taf.  18,  1—3.  5.  6;  Gal. 
Giustin.  2  Taf.  79 ;  Bull,  de  l'Aead.  de  St.  Petersb. 
1868  S.  276,  2.  —  Bedeutendere  Abweichungen 
sind  in  ihnen  sehr  selten;  nur  Overbeck  a.  a.  0. 
nr.  6  (vgl.  daselbst  S.  614 ff;  s.  auch  Müller- 
Wieseler  2  nr.  104)  ist  zu  beachten. 

Eine  andere  Gruppe,  die  der  vorigen  aber 
in  vielen  Zügen  ähnelt,  schiebt  zwischen  die 
beiden  Hauptteile  der  Darstellung,  die  Wagen 


1377  Korau.  Demeter  (i.cl. Kunst:  Raub  d.E.)      Kora  u.  Demeter  (i.  d.  Kunst:  Anodos)   1378 


des  Hades  und  der  Demeter,  die  Überraschung 
bei  der  Anthologie,  in  der  natürlich  die  Ge- 
stalten des  Hades  und  der  Kora  wiederholt 
werden.  Beispiele  sind  bei  OcerhccJc  a.  a.  0. 
nr.  7  — 11.  19.  23.  24;  Alhinana ,  Tarragona 
Taf.  16;  Farina,  Antico  sarcofago ;  Mon.  Matth. 
3  Taf.  5;  Gal.  Giustin.  2,  118.  Während  bei 
Orerheclc  a.  a.  0.  nr.  7  Persephone  schon  fort- 
getragen wird,  kniet  sie  in  den  übrigen  Dar- 


welt  S.  65  fiF.  Hades  sitzt  im  TJnterweltspalaste 
auf  seinem  Throne,  Kora  steht  neben  ihm  und 
Hermes  richtet  einen  Auftrag  an  sie  aus.  Da 
andere  Figuren,  auf  welche  sich  dieser  be- 
ziehen könnte,  nicht  vorhanden  sind,  ist  diese 
sich  an  Hom.  hymn.  in  Ger.  v.  355  anlehnende 
Handlung  zu  erkennen.  Noch  zwei  andere 
Darstellungen,  von  denen  er  eine  in  Abbildung 
veröffentlicht,  bezieht  WinMer  a.  a.  0.  S.  69ff. 


Stellungen  am  Boden,  erschreckt  zu  dem  Räuber  lo  darauf;  doch  ist  in  ihnen  die  Handlung  nicht 


aufblickend,  der  eben  ihr  Spiel  unterbrochen 
hat.  Die  Hauptgruppe  hat  demgemäfs  einge- 
schränkt werden  müssen.  Meist  ist  von  den 
drei  Göttinnen  nur  Athena  übrig  geblieben,  die 
in  energischer  Anstrengung  die  Geraubte  zu 
befreien  sucht.  Persephone  sucht  in  der  aus 
den  Münzen  bekannten  Weise  sich  zu  befreien 
und  streckt  die  Arme  nach  hinten  aus,  aufser 
bei  OverhecJc  nr.  23;  in  nr.  23  scheint  sie  willig 


so  scharf  charakterisiert,  oder  es  fehlt  ihnen 
vielmehr  jede  Handlung,  um  diese  Situation 
erkennen  zu  lassen.  Dagegen  ist  sie  sicher  für 
eine  Schmalseite  des  Sarkophages  Rospigliosi, 
Ann.  d.  I.  1873  Taf.  E.  F  =  Overbeck,  Atlas 
Taf.  17,  3. 

Scbliefslich  sind  noch  die  Darstellungen 
der  Anodos  der  Kora  aufzuführen.  Das  erste 
sichere    unter    diesen  Monumenten    war   ohne 


dem  Entführer  zu  folgen.  Von  der  1.  Ecke  her  20  Frage  das  Vasenbild  del  Vasto,  abgeb.  bei 
kommt  wieder  Demeter  auf  ihrem  teils  von  Strube-Brunn,  Suppl.  z.  Bilderkreis  v.  Eleusis 
Schlangen,  teils  von  Pferden  gezogenen  Wagen.  Taf.  3,  danach  Overbeck,  Atlas  Taf,  18,  15  und 
—  Eigenartige  Züge  weist  auf  der  gleichfalls      Baumeister, Denkm.lS.i'23.  Persephone  (/Ifpffw- 

zu  dieser  Gruppe  gehörige  Sarkophag  Over- 

beck  nr.  17,  s.  auch  Zoega,  Bassirilievi  2  ^^=Sämi^^ 
Taf.  47.  Die  Anthologie  ist  durch  Kora 
allein  dargestellt,  während  Hades  zu  er- 
gänzen ist.  Bei  dem  Raube  wiederholt 
sich  das  Motiv  der  ersten  Gruppe,  d.  h. 
Athena  versucht  Kora  zu  befreien,  während 
Aphrodite  sie  am  Schilde  erfafst;  neu  ist 
aber,  dafs  Artemis  Aphrodites  Hand  zu  ent- 
fernen sucht. 

Eine  andere  Reihe  der  Sarkophage  macht 
Athena  zur  müfsigen  Zuschauerin  des  Raubes. 
In  einem  Exemplai-e  wird  der  Vorgang  so 
wie  in  der  oben  besprochenen  ersten  Gruppe 
als  eine  Scene  gefafst,  Overbeck  a.  a.  0. 
nr.  18.  Kora  kniet  blumenlesend;  im  Vor- 
beifahren ergreift  sie  Hades,  während  Arte- 
mis sie  festzuhalten  sucht.  Von  1.  naht 
Demeter  auf  ihrem  von  Pferden  gezogenen 
Wagen.  In  den  anderen  Exemplaren  sind 
wieder  die  drei  Scenen  neben  einander  ge- 
stellt :  Demeter ,  Anthologie  undEntführung. 
Die  Bewegung  der  Darstellung  geht  hier  immer 
von  r.  nach  1.,  bei  der  Anthologie  fehlt  Hades 
stets,  und  Athena  steht  am  1.  Ende  der  Dar- 
stellung.   Demeters  Wagen  ist  von  Schlangen 


20)  Anodos  der  Kora  (anwesend  Satyr,  Hermes, 

Hekate).     Vasenbild  in  Bologna   (nach  Museo  Italiano 

2  Taf.  1,  1). 


cpaxct)  steigt  reich  ge wandet  mit  Diadem  aus 
der  Tiefe  herauf,  staimend  das  Licht  begrüfsend. 
Neben  ibr  steht  Hermes  (Hgasg);  ihr  voran 
leuchtet,  das  Haupt  zurückwendend,  Hekate 
gezogen  und  in  ihrer  Erscheinung  kommt  50  (H-naTs)  mit  zwei  Fackeln.  Rechts  steht  die 
immer    die    wilde  Hast  zum   Ausdrucke;   vgl.       Tochter  erwartend  Demeter  (z/gftsTf 9),  mit  Scep 


Overbeck  Taf.  18,  20—22. 

Von  Einzelscenen  dieses  Mythus  ist  die 
suchende  Demeter  oftmals  auf  Münzen 
späterer  Zeit  dargestellt  worden,  gewöhnlich  zu 
Wagen,  der  teils  von  Schlangen,  teils  von  Pfer- 
den gezogen  wird.  Im  ersteren  Falle  ist,  beson- 
ders in  kleineren  Exemplaren,  die  Entscheidung 
schwer,  ob  Ti-iptolemos  oder  Demeter  gemeint 


ist.     Auch    die    zu    Fufs    mit    zwei    Fackeln  go  liehen  wird. 


ter,  aber  ohne  jeden  Schmuck.  —  Aufsteigend  in 
einer  Höhle,  vor  welcher  sie  Hermes  erwartet, 
finden  wir  Kora  auf  einem  Dresdener  Krater, 
Jahrb.  d.  Inst.  7.  Anzeiger  S.  166;  die  Korafigur 
ist  der  der  Vase  del  Vasto  sehr  ähnlich.  Drei 
Pane  begrüfsen  erstaunt  die  Aufsteigende.  — 
An  diese  Darstellung  reiht  sich  eng  eine  weitere, 
welche     Paul    Hartwig    demnächst    veröffent- 


Schon   völlig:    der  Tiefe   ent- 


schreitende Demeter  ist  mit  Recht  als  die 
suchende  bezeichnet  worden.  Beispiele  siehe 
bei  Overbeck,  K.  -  M.  2  Münztaf.  9,  14  ff. ,  vgl. 
K.-M.  3  S.  65Sff.;    Förster  a.  a.  0.  S.  250  ft. 

Die  Rückforderung  der  Kora  von  Hades 
durch  Hermes  stellt  ein  unteritalisches  Vasen- 
gemälde der  Ermitage  (nr.  424)  dar,  vgl.  Bloch, 
Die  zuschauenden  Götter  S.28f. ;  Winkler,  TJntcr- 

KoscHEK,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II. 


stiegen  ist  Kora  in  dem  Bologneser  Vasen- 
bilde (Abb.  20)  Museo  Italiano  2  Taf  1,1.  Sie 
ist  reich  gewandet,  trägt  Schleier  und  Diadem. 
Hermes,  bärtig,  führt  sie  an  der  Hand ;  Hekate 
leuchtet  wiederum  sich  umblickend  mit  zwei 
Fackeln.  Demeter  fehlt.  Hinter"  Kora  trägt  ein 
kleiner  Satvr  ihr  eine  Ciste  nach.  —  Unbezweifel- 
bar  ist  auch  die  Anodos  auf  Münzen  von  Lamp- 

44 


1379  Kora  n.  Demeter  (i,  d.  Kunst:  Anodos)  Koresos                       1380 

eakos  und  Elaia,  s.  Müller-Wieseler  2,  9,  109;  Sturz  von  einem  Felsen  um,  und  seine  Mutter 

vgl.  Förster  S.  263,  Overheclc  S.  665.   —   Über  erhängte    sich    aus    Trauer    an    einer    nahen 

die  zu  Wagen  auffahrende  Kora  auf  dem  Sarko-  Quelle.     Der  Fels  hiefs   seitdem  der  Fels  des 

phage    zu    Wiltonhouse    s,    besonders    Förster  Korax    {Od.   13,   408),    die    Quelle    Aretbusa, 

und  Ovcrheck  a.  a.  0.  Eustath.    u.    Scliöl.  Od.    18,   408.     Hesych.   v. 

Für  die  Anodos  der  Kora  möchte  ich  auch  K6QOiv.oq  nstgr].  —    [3)  Vielleicht  Name  eines 

trotz  vielfach  geäufserten  Widerspruches    (zu-  Satyrs  auf  einer  schwarzfigurigen  Vase  C.  I.  G. 

letzt  von  Robert,  Archüol.  Märchen   S.  179  ff.)  4,  7459.  HÖfer.]    [Indessen  Heydcmann,  Satyr- 

die    Darstellungen    in    Anspruch    nehmen,    in  m.  Bakcheiinamen  13.28  nr.  m  liest  den  Namen 

welchen  durch  Hackenschläge  die  Erde  geöff-  lo  Choro  ('POJJzi)  und  bemerkt  Anm.  149:  „Kirch- 

net  wird  und   eine   weibliche  Figur  mit  dem  hoff  [Stud.   z.  gr.   Alphab.^  S.  111  nr.  3]  liest 

Kopfe   oder  dem   Oberkörper  aus  ihr  hervor-  Xaga  (so  auch  z.  B.  Kramer,  Styl  u.  Herkunft 

steigt;  es  handelt  sich  um  eine  schwarzfigurige  S.  61  Anm.  2)  oder  Xoqcc  .  . . ;  aber  der  letzte 

Vase  Ravesteinschen  Besitzes  {WelcJcer,  A.  D.  3  Buchstabe  ist  hier  wie  in  Xantho  mehr  0  als  A. 

Taf.  15,  1;   Ann.  d.  Inst.  1830  Tav.  d'agg.  J;  Im   C.  I.  Gr.  'fortasse  subest  K6Qa[^Y  —  ge- 

Fröhner ,    Mus.  de  Fr.  Taf.  22),    eine  rf.   des  wifs  nicht."    Drexler.]  —  [4)  Nach  Aescliylus 

Louvre   {Fröhner  a.  a.  0.   Taf.  21    und    Ghoix  bei  Pollux  5,  47  Name  eines  Hundes  des  Ak- 

de  vascs  6)  und  eine  rf.  in  Stockholm  {Welcher,  taion,  s.  Baecker,  De  canum  noniinibus  Graecis 

A.  D.  3  Taf.  15,  2;  Ann.  d.  I.  1830  Taf.  K);  p.  42.     Derselbe  liest  mit  Munckcr  und  Bunte 
alle  drei  zusammen  bei  Robert,  Arcli.  Märcli.  20  im  2.  Verzeichnis  der  Hunde   des  Aktaion  bei 

Taf.  5  (s.  auch  d.  Art.  Kyklopen).     Bei  keinem  Hyginus  181  statt  des  handschriftlichen  Coran: 

Mythus     war     so     wie     bei     dem     von     dem  Corax,  während  Dindorf  mit  Zustimmung  von 

Raube  und    der  Rückkehr  der  Kora   stets  die  Jesclionnek,Denominibus  quae  Graecix>ecucl'ibus 

Naturbedeutung    in     der    Auffassung  lebendig  domesticis  indiderunt  \}.  20  ^i2t,i\,  Gox^n:  Chaxon 

geblieben.     Durch  die  Feldarbeit   kommt   die  lesen    will.     Andrerseits  wollen  Dindorf  und 

Frucht   aus   dem   dunkelen   Schofse  der   Erde  JescJionnek  Corax  lesen  statt  des  bei  Hyginus 

hervor,  und  diese  Frucht  ist    Kora.     Sie  be-  handschriftlich   überlieferten    Borax,    welches 

grüfst  mit  einem  ähnlichen  Gestus  wie  in  dem  letztere   Bergk,   Z.  f.  d.  A.-W.  8  1850  p.  404 

Vasenbilde  del  Vasto  das  Tageslicht,  zu  dem  nnd  Baecker  p.  52  verteidigen.  Drexler.]  —  [5) 
sie    hindurchgedrungen    ist.     In    der   ältesten  30  Name  eines  Hundes  auf  der  Fran9oisvase;  P. 

Darstellung  sind  es  auch  gewöhnliche  Menschen,  Kretzschmer ,  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprach- 

die  durch  ihre  Arbeit   das  Werk  vollbringen.  forschung  39    (1888),   405.    —   6)   Name   eines 

Die  späteren  Darstellungen  ersetzen  sie  durch  Pferdes    auf    einer    Vase    aus    Caere    mit  der 

Satyrn  bezw.  Pane,  wie  in  dem  Dresdener  und  Darstellung  vonHektors  Auszug,  C./.  (x.  4,  7379. 

dem  Hartwigschen  Vasenbilde;  die  hauptsäch-  Gerhard,  Arch.  Ztg.  4  (1846),  302.   Kretzschmer 

liebste    Litteratur    s.    bei    Robert  a.   a.   0.  —  a.  a.  0.  p.  168  nr.  27.  —  7)  Name  eines  anderen 

Schliefslich  will  ich  noch  der  Vermutung  Aus-  Pferdes  bei  einer  Eberjagd  auf  einer  Vase  im 

druck  geben,  dafs  das  Relief  Ludovisi;  Heibig,  Vatikan,  C.  I.  G^.4,  7374;5.   Stephani,  Compte- 

Führer   nr.    886,    (abgeb.    Bull,   comun.    1887  rendu  1867,   74  und   die  daselbst  angeführte 
Taf.  15  f.;  Rom.   Mitt.  7    Taf.   2)   die   Anodos  40  Litteratur.      Kretzschmer  a.  a.  0.    161   nr.  11, 

der    Kora    unter  Mitwirkung    der    Hören,    die  Höfer.]  •  [Stell.] 

auch  nach  Orph.  hymn.  43,  6  (vgl.  29,  9)  als  ihre  Korazon  (Ärapa^Mv) ,   Beiname   der  Artemis 

Gespielinnen  bei  der  Anodos   anwesend   sind,  auf  einer  Inschrift  aus  dem  Tempel  des  Zeus 

(vgl.  auch   den  Sarkophage   von  Wiltonhouse)  Panamaros  in  Stratonikeia  'AqxsyLiSi  Kcoga^cov 

in    leicht    verständlicher    Allegorie    darstellt.  xaJ.  Arjroi:  yial  'AitvlX(avL,  Corr.  hell.  12  (1888), 

Die  aus  dem  Meere    auftauchende   Aphrodite,  267  'AQxsfiiSi  Kagd^av  y,(xl  '/^gtffiidi  'EtpscCa. 

die    Petersen,  Rom.  Mitt.   7    S.   32  ff.  hier  zu  269.    Deschamps- Cousin  a.  a.  0.  267  sehen  in 

erkennen  vermeint,    erscheint  mir  unmöglich,  der  Artemis  Korazon    'la  deesse   patronale  du 

da  die  Figur  weder  aus  dem  Meere  emportaucht  bourg  de  Koraza',    vgl.    auch    Corr.   hell.    14 
noch  in  ihrer  ausgesprochenen  Keuschheit  für  50  (1890),  372.  375;    ein  Ethnikon  Kcoga^svg  und 

Aphrodite  pafst.  —  Wenig  sicher  ist  die  Deu-  Kagaiig  ebenda  15  (1891),  183.     [Höfer.] 

tung  einiger  selinuntischer  Münzen  auf  Koras  Kordalia  (Kogddtia) ,  Beiname   der  Artemis 

Begattung  durch  den  in  eine  Schlange  verwan-  in  Elis;  ihr  Tempel  war  ungefähr  ein  Stadion 

delten  Zeus,  s.  Tmhoof -Blumer  bei  Benndorf,  von    dem   Grab    der  Freier  der  Hippodameia 

Metopen   von    Sei.    S.    77;    Overbeck,    K.-M.  3  (Bd.  1  Sp.  2668,  Z.  50)  entfernt;  der  Name  K. 

S.  668  f.  Münztaf.  9,  27a. b.         [Leo  Bloch.]  stammt    daher,    weil    hier    die    Begleiter    des 

Korakoi  {Kögav-oi),  gemeinsamer  Name  der  Pelops  zur  Feier  des  Sieges  ihres  Herrn  ihren 

von   den   Skythen  verehrten  Freunde    Orestes  heimischen    Tanz    (den    v.ög8a^)    aufführten, 

und  Pylades.     Das  Nähere  s.  u.  Orestes.     Das  Paus.  6,  22,  1.     Stephani,  Compte-rendu   1865 
Wort   Koga'xoi    bedeutet    s.   v.   a.   cpClioi  Sai-  co  31  Anm.  4  vermutet,  dafs  sich  die  Worte  des 

fiovsq,  lAician.  Toxar.  7.     [Höfer.]  Pausanias  a.  a.  0.  und  des  Didymos  im  Schol. 

Koras   (Kogag?),    Bruder    des    Catillus    und  Pind.    Ol.  3,  54    %al  nag'  'Hlsioig  'Ogd'coaLag 

Tiburtus ,  Enkel  des  Amphiaraos ;  Verg.  Aen,  'Agt^fiidog  isgöv,  mg  cprjCi  JiSv^og  auf  einen  und 

7,  672.     S.  Näheres  unter  Catillus.     [Höfer.]  denselben  Kultus  beziehen.     [Höfer.] 

Korax  (Ädpct^),  1)  Sohn  des  Koronos,  Bruder  Köre  s.  Kora. 

des  Lamedon,  König  in  Sikyon,  Paus.  2,  5,  5.  Koresos,  1)  {Kogscog)  Priester  des  Dionysos 

—  2)  Ithakesier,  Sohn  der  Ärethusa.    Er  kam  zu  Kalydon,    gab   sich  als  Opfer  hin  für  die 

bei   der  Verfolgung    eines    Hasen    durch    den  Geliebte  Kalirrhoe,  s.  KaUirrhoe  nr,  7.    Paus. 


1381  Koretas  Kornopion  1382 

7,  21,  1.  —  2)  KüQ)]cos,  Autochthon  im  eplie-  sclilechte  des  Helios,   Paus.  2,  3,  8.   2,  1,  1. 

sischen  Lande,    gründete   mit  Ephesos,    dem  Im  Et.  M.  529,  47   heifst  er  Sohn  des  Mara- 

Soline  des  Flusses  Kaystros,   den  Tempel  der  thon  oder  des  Pelops.     Die  Korintliier  sagten, 

ephesischen  Artemis.     Die   Stadt  wurde  nach  er  sei  Sohn  des  Zeus  gewesen,  und  man  bezog 

Ephesos  benannt,  Paus.  7,  2,  4.    Koresos  oder  darauf  das  Sprichwort:   6  JLoq  Köqiv^oq   von 

Koressos  war  ein  Ort  und  Berg  im  ephesischen  solchen,    die   stets   dasselbe  sagen,    „das  alte 

Gebiet,  Heroäot.  5,  100.   Xenoph.  Hell.  1,  2,  7.  Einerlei",  Pind.  Nem.  7,  105  (155).    Aristoph. 

Stcph.  B.  V.  KoQrjGaög.     [Stoll.j    [Er  erscheint  Pan.  439.    Ecdes.  828.  fr.  434.    Plat.  Euthyd. 

auf  einer  Münze    des  Macrinus    von   Ephesos  p.  292  c.    Paus.  2,  1,  1.      Die  Sagen  von  der 
zusammen    mit    Androklos:    .,Rev.   GOGCIQN  •  lo  Entstehung   des    Sprichworts  b.    Schol.   Pind. 

KOPHCOC  •  ANAPOKAOC.     Deux  heros  dcbout  a.  a.  0.  u.  Aristoph.  Ban.  439.     Da  er  kinder- 

se    donnant    la    main,    Tun    d'eu.x    tient    une  los  starb,  so  beriefen  die  Korintliier  die  Medeia 

epc'e  sur  VcpauU  g.,  l'autre  Je  palUuvi  et  ä  ses  aus  lolkos  und  übergaben   ihr  die  Herrschaft, 

pieds  un   savgUer  couclic" ,   Mi.   3,    110,   370,  Paus.  2,  3,  8.     Nach  Nicöl.  Baniasc.  fr.  41   b. 

Head    p.   498;    Gulü,  Ephesiaca  p.  131.    139.  Müller,  Hist.  gr.  3  p.  378   wurde  er  von  den 

Viel  häufiger  als  Koresos  erscheint  Androklos,  Korinthiern  hinterlistig  getötet,   worauf  Sisy- 

des  Kodros   Sohn,    der  ■n.ziatr'ig   von  Ephesos,  phos  die  Mörder  bestrafte  und  an  seiner  Statt 

auf  den  Münzen  der  Stadt,  mit  Beischrift  des  König    ward.      Eine    Tochter    des    Korinthos, 

Namens  ANAPOKAOC,    z.  B.  Mi.  3,  110,  369;  Sylea,  war  mit  Sinis,  dem  Sohne  des  Polype- 
6'.  0,146,438;  168,587;  192,744;  Bcqio  Museo  20  mon,    vermählt,    Aj)'ollod.  3,  16,  2.     Gerhard, 

di  Torino.   Mon.  Gr.  p.  275   nr.  3965.     Head,  Gr.  Myth.  2   §  824  p.  237.  238.  —  [Stehend, 

Cat.  of  the  greek  coins  of  lonia  p.  78  nr.  232;  in  jeder  Hand   ein   Steuerruder    haltend,   mit 

p.  94  nr.  316.     Hist.  mim.  498.     Drexler.]  der  Beischrift  CORINTHVS  ist    er   zu    sehen 

Koretas  {KoQr'iTccg),  ein  Hirt,  der  zuerst  die  auf  einer  Münze  des  Marc  Aurel  von  Korintb, 

mantische   Höhle    zu   Delphi    entdeckt    haben  Locbhecke,  Zeitschr.    f.   Num.    10    1883    p.  75 

sollte,   Plut.  de  def.  or.  42.     [Stell.]  nr.  18.     Auf   einem    ßronzespiegel   sieht   man 

Korethon  (Koqe&cov),  ein  Sohn  des  Lykaon,  KOPIN0OZ    als    bärtige    zeusähnliche    Gestalt 

Apollod.  3,  8,  1.     [Stoll.]  sitzend   dargestellt,   die  R.    am   Scepter,    den 

Koria  (Kogia),  Beiname  1)  der  Athena;  ihr  Oberkörper    nackt,    bekränzt   von    der    hinter 
Tempel  und  ihre  Bildsäule   befanden  sich  auf  30  ihm  stehenden  jugendlichen  Frauengestalt  der 

einem  Berggipfel  in  der  Nähe  der  arkadischen  AEYKAZ,  A.  Dumont,  Bev.  arch.  1872  p.  297  f. 

Stadt  Kleitoria,  Paus.  8,  21,  4;  nach  Cic.  de  und  Monum.  grecs  puhl.  par  Vassoc.  pour  Ven- 

nat.   deor.   3,  23,   59   gilt  Athena  K.    für  die  couragement    des    etudes    grecques    en    France 

Erfinderin  des   Viergespannes.    Vgl.  Koryphe.  Nr.  2  1873  p.  23—50,   PI.  3;    Mylonas,  'EUr]- 

[Das  Haupt  der  Athena  erscheint  auf  den  Mün-  vlkcc  waroTTT^a.     Athen  1876.  4**  p.  17 — 21,   A' 

zen  von  Kleitor,  Imhoof- Blumer  and  Gardner,  nr.  3  und  'Aqx-  sqirj^i.  1873,   Taf.  64,  p.  440  ff., 

Num.   comm.   on   Pausanias  p.  98.     Drexler.]  Gardner,  Countries  and  eitles   in  ancient  art, 

—  2)  der  Artemis  in,  Arkadien;  Proitos  hatte  Journ.ofhell.sticd.9  1888p.  61— 63;  O.Schultz, 

der  Artemis  Koria  einen  Tempel  geweiht,  weil  Die  Ortsgottheiten  in  der  g riech,  und  röm.  Kunst 
sie  seine    wahnsinnigen    Töchter    (rag    xdpag)  40  p.  82.    Im  Festzug  des  Ptolemaios  IL  erschien 

hatte  genesen  lassen,  Kallim.  hymn.  3,  234  und  Korinthos  in  weiblicher  Gestalt,  ein  goldenes 

Schol.  .3,236;  vgl.  d.  Art.  Hemerasia.    [Höfer.]  Diadem  tragend,  neben  der  Statue  des  Königs, 

Korianoss.  Kobis,  wo  nachzutragen  Jba«wes  Athen.  5,  197,  Gardner -p.  64.  Drexler.]  —  [Des 

Sikeliota  ed.   Stary ,  Jahresber.   d.  k.  k.   ersten  Korinthos  Gemahlin  ist  Gorge,  die  Tochter  des 

Staats-Gymn.  Graz  1892  p.  6:  vtovg  rov  Kvnvov  Megareus,  die  sich  nach  der  Ermordung  ihrer 

Kcößrjv  (ms.  oßrjv)  yial  K6yiaQY.ov  (=  Koqlkvov?)  Kinder    in   den    See    Eschatiotis    stürzte,    der 

x«l  Trjv  &vyciztQ(x  avzov  rXavKrjv  (ms.  nlätiav).  von  nun  an  nach  ihr  Goi'gopis  hiefa,  Kratinos 

[Höfer.]  bei  Hesych.  s.  v.  yogyänig.   Etym.  M.  384,  39. 

Koriunos   {Köqiwog).,  epischer  Dichter  aus  Max.  Mayer,  Jahrb.  d.  Kais.  D.  arch.   Inst. 
Ilion,  der  vor  Homer  gelebt  haben  und  zuerst,  50  7  (1892)  201.  —  Wenn  es  Blythogr.  Lat.  2,  192 

schon  während  des  trojanischen  Krieges,  die/Zi'as  p.  138  Bade  heilst  luppitcr  cum  Electra,  Atlan- 

geschrieben  haben  soll,  und  zwar  in  den  von Pala-  tis  filia,   Corinthi   regis,  concubuit.     Sed  ex 

medes  erfundenen  dorischen  Buchstaben;  denn  lovis  semine  natus  est  Dardanus,  ex  Corinthi 

er    war    ein    Schüler    des    Palamedes.      Auch  lasius,   so  ist  an   beiden  Stellen  für  Corinthi 

schrieb  er  den  Krieg  des  Dardanos  gegen  die  zu  lesen   Corythi;  vgl.   ebenda  1,  135  p.  43: 

Paphlagonier.    Homer  soll  von  ihm  den  ganzen  Dardanus    de  love,  lasius  de  Corytho  pro- 

Inhalt  seiner  Poesie   genommen  haben,    Suid.  creatus  est.  —  2)  Sohn  der  Mystis  (s.  d.)  v.  1. 

V.  KÖQivvog.    Schol.  Nicand.  Ther.  15.    [Stoll.]  für  Korymbos   (a.  d.)    bei    Nonn.    Dionys.   13, 

Korinthios   (Kog/v^iog),    Sohn   des  Pelops  141.     Höfer.]     [Stoll.] 
und  der  Hippodameia,  (SWtoZ.  jEwr.  Or.  5.   [Tzetz.  eo      Korkyne    {Koqhvvtj),    Amme    der   Ariadne, 

Exeges.  II.  i^.  GS.   3Iantiss.p)roverb.2,Mp.n3.  welche   mit   dieser  und   Theseus  nach   Naxos 

Höfer.]     [Stoll]  kam,  wo  ihr  Grab  noch  in  später  Zeit  gezeigt 

Koriutlios  (Ädpiv'9'os),  1)  Gründer  und  König  wurde,    naxische   Schriftsteller  b.  Plut.  Thes. 

der  Stadt  Korinth,   die   von  ihm   den   Namen  20.     [Stoll.] 

erhielt,  von  den  Korinthiern  nach  seinem  Tode  Korkyra  {K6qy.vq(x)  ^=  Kerkyra   (s.  d.). 
verehrt,    Schol.   Aristoph.   Ban.   439.     Hcrakl.  Kornopion  (Äo^voTrt'coj^),  Beinamen  des  Hera- 
Po»??,  fr.  5  b.   Müller,  Fr.  hist.  gr.  2   p.  212.  kies  bei  den  Oitaiern  der  Gegend  von  Trachis, 
Er   heifst   Sohn   des  Marathon,    aus   dem  Ge-  s.  Strabo  p.  613:    „So  werde  bei  den  Oitaiern 


44 


* 


1383                   Kornopion  Korone                      1384 

ein    von    den    pornopes    oder    Heuschrecken,  Dieu   vous   rassasiera,   il   cntend,   ü  sait.   — 

welche  jene  Kornopes  nennen,  benannter  Hera-  Mettez   une   Opposition   entre  eux   et  ce  qu'ih 

Mes  Kornopion  verehrt  wegen  der   Befreiung  desirent.  —  Partes,  Dieu  a  degage  vos  coeurs. 

von  den  Heuschrecken;    Ipoktonos  aber,    d.  i.  —  Lorsque  Vordre  sera  donne,  dies  s'en  iront 

der  Wurmtöter  bei  den  am  Mimas  wohnenden  confuses.   —    On   les  reldclie  ensuite  au  milieu 

Erythraiern,    weil    er  die  den  Weinstock  an-  de  Vessaim  et  leur  armee  va  se  perdre  dans  une 

fressenden  Nagewürmer,  die  ipas  vernichtete;  autre  direction."    [Drexler.] 

und   wirklich   finde    sich  nur  bei  jenen  Ery-  lioroibos  {Koqoi^oi;),    1)  ein  edler  Jüngling 

thraiern  dieses  Tier  nicht.    Ferner  haben  die  aus  Argos.     Psamathe,    die  Tochter  des   argi- 

Rhodier,  welche  die  erysibe,  d.  i.  Weizenbrand,  lo  vischen  Königs,  hatte  von  Apollon  einen  Sohn 

erythibe  aussprechen,   in   ihrem  Gebiet   einen  (Linos)  geboren  und  aus  Furcht  vor  dem  Vater 

Tempel     des    Apollon    Erythibios.      Bei    den  ausgesetzt    oder    einem    Hirten    ihres    Vaters 

Aiolern    in  Asia   wird,    weil    die  Boioter  die  übergeben,   dafs   er  ihn  aufziehe.     Die  Hunde 

parnopes,  d.  i.  Heuschrecken^,  pornopes  nennen,  des  Hirten  aber  zerrissen  das  Kind,  und  auch 

ein  Monat  Pornopion  genannt  und  dem  Apollon  Psamathe  wurde  von  dem  Vater  getötet.    Des- 

Pornopion  ein  Opferfest  angestellt";  vgl.  Eu-  halb    schickte    Apollon   ein  Ungeheuer    Poine 

stath.  II.  34,  25.      Preller,    Gr.  M.  2^    p.  274  (eine  Pest),  welches  die  Kinder  hinraffte,   bis 

Anm.  4.     J.  Marshall,  Proceedings  of  tlie  soc.  Koroibos  es  tötete.    Da  aber  eine  zweite  Pest 

of    hihlical    archaeologTj    8   p.  76  f.     Ebenfalls  nicht    nachliefs,    so    ging  Koroibos    freiwillig 

wegen  der  Vertilguug  der  Heuschrecken  ver-  20  nach   Delphi ,    um    für    den    Mord    der    Poine 

ehrten  die  Athener  einen  Apollon  TlaQvoniog,  dem  Apollon  zu  büfsen.      Die    Pythia    befahl 

Paus.  1,  24,  8.     In   späterer  Zeit  übernehmen  ihm,  nicht  nach  Argos  zurückzukehren,  sondern 

Heilige   mit  Gebeten   und   anderen  geistlichen  einen  Dreifufs   aus   dem  Tempel  aufzunehmen 

Waffen  die  Vertilgung  des  gefräfsigen  Insekts.  uud  fortzutragen,  und  wo  dieser  ihm  entfalle, 

J.  B.  Friedreich,  Die  Symbolik   %md   Mytho-  da  solle  er  dem  Apollon  einen  Tempel  erbauen 

logie  der  Natur  p.  625  Anm.  1  nennt  als  Heu-  und  wohnen  bleiben.    Im  Gebiete  von  Megara 

schreckenvertreiber    den    heiligen    Stephanus,  am  Gebirge  Gerania  entfiel  ihm  der  Dreifufs; 

Benedictus  Abbas,  Gregorius,  Benno  von  Osna-  hier  gründete  er  den  Flecken  Tripodiskoi  (xqi- 

brück.     Sie  wurden  mit  dem  Kirchenbann  be-  novs).     Auf  dem  Markte   zu  Megara  war  das 

legt    „nach    kontradiktorischer   Verhandlung  30  Grab  des  Koroibos,  und  auf  dem  Grabstein  war 

zwischen   dem   Anwalt   der  Bevölkerung  uud  abgebildet,   wie   er  die  Poine  tötet.  Paus.  1, 

dem  Anwalt  der  angeklagten  Tiere.     Und  im  43,  7.   2,  19,  7.     Stat.   Theb.  1,  570 IF.;    [Schal. 

16.  Jahrhundert  war  dieses  Verfahren  gegen  Ovid.  in  Ibim  573.    Mythogr.  Lat.  1,  168  p.  52 

Heuschrecken  so  allgemein  geworden,  dafs  der  Bode.     Schol.    Stat.   Theb.    1   p.  51.  55.  79.   6 

Oberpräsident    des    Parlaments    der    Provence  p.  274  ed.  Cj-wcews.  Höfer.];  vgl. /low.  19.  yln</jo?. 

ihm  ein  eigenes  Gutachten  widmete,  und  erst  Pal.  7,  154.   Müller,  Dorier  1,  295.  Preller,  Gr. 

der  Benediktiner  D.  Leonhard  Vairus  hat  sich  Myth.    1,  879.     [Vgl.   oben  im  Artikel  Keren 

gegen  diese  Übung  ausgesprochen,   welche  er  Sp.  1154  die  lichtvolle  Erklärung  der  Legende 

für    abergläubisch,    gotteslästerlich    und    un-  von    Cnisius.     R.]     [Vgl.   auch  Max.    Mayer, 

gereimt  hielt."     Karl   Friedrichs,   Mensch  u.  40  Jahrb.  d.  Kais.  D.  arch.  Inst.   7  (1892),  201. 

Person,   Ausland    1891    p.   315.    316.      Frank  Höfer.]       [Knaack,      Analecta      Alexandrino- 

Cowan,  Curious  facts  in  the  history  of  insects.  romana    1.     De  Callimachi  Lino  p.  24  —  28. 

Philadelphia  1865  p.  116  citiert  aus  ^,PM?-c/«as's  Drexler.]   —   2)   Phrygier,  Sohn  des  Mygdon; 

Pilgrims":  „In  the  yeere  1603 ,  at  Fremona,  er  zog  dem  Priamos  zu  Hülfe,   um  die  Hand 

great  misery  happened  by  Grasse-hoppers ,  from  der  Kassandra  zu  erwerben,  fiel  aber  in  dem 

ivhich  Paez  freed  the   Catholikes ,    by  Letanies  nächtlichen   Kampf   bei  der   Erstürmung   von 

and  sprinkliny  the  Fiel ds  ivith  Uoly-rvater ;  when  Troja  durch  Diomedes  oder  Neoptolemos  oder 

as  the  Fields  of  Heretikes  seuered  only  by  a  Peneleos,  Paiis.  10,  27,  1.     Eurip.  Mha.  539. 

Ditch,  tvere  spoyled  by  them."     Derselbe  führt  Quint.  Sm.  13,  169.    Verg.    Aen.   2,  341.   407. 

an,  dafs  die  Tataren  der  Krim  zur  Vertreibung  50  424.     [Der  tote  Koroibos,  über  den  Aias,  der 

der  Heuschrecken  sich  Derwische  aus  Klein-  Sohn     des    Oileus,    wegschreitet,     dargestellt 

asien    kommen    liefsen;    „these  divines  prayed  auf  der  Vivenziovase;  Seydemann,  Neapler  V. 

around  the  mosques,  and,  as  a  charm,  ordered  nr.  2422.    Baumeister,  Denkm.  Taf.  14  nr.  795; 

water  to  be  hung  out  on  the  minarets ,  ivhich  vgl.  p.  742  r.    Höfer.]   —  3)  Ein  Athener,  der 

icith  the  prayers,  ivere  meant  to  entice  a  species  die  Töpferwerkstätten  erfunden  haben  sollte, 

of  black  bird  to  come  in  muUitudes  and  devour  Plin.  n.  h.  7,  57.     [Stell.] 

the  Locusts."   Bei  den  Arabern  dient  ein  Gebet  Koronai  s.  Koronides, 

des    Propheten     um    Vernichtung    der     Heu-  Korone.       Auf    einer    Vase     in     München 

schrecken,  auf  ein  Papierblatt  geschrieben  und  {Beserve  etr.   p.  9,  28.     de  Witte,  Descr.  d'une 

in    einem   Rohr  auf   dem  Felde   aufgepflanzt,  co  coli,   de   vases  peints   . .  provenant  des  fouilles 

zur  Abwehr  der  gefräfsigen  Tiere,  C.  deWarloy,  de  VEtrurie  p.  63.  64  nr.  110.    Gerhard,  Auserl. 

La  Tradition  2  1888  p.  278.     Als  ein  anderes  Vasenbilder  3,  168.    O.  Jahn,  Beschreibung  der 

unfehlbares  Mittel  der  Araber  gegen  die  Ein-  Vasensamml.  König  Ludwigs  2  p.  141  nr.  410) 

brüche  der  Heuschrecken  verzeichnen  Warloy  hat  Theseus  eine  mit  langem  Chiton  und  Man- 

a.  a.  0.  und  Eolland,  Faune  popul.  de  la  France  tel  bekleidete  Frauengestalt,  Korone  (KOPONE), 

3  p.  294  aus  Daumas,  Le  Grand  Desert:  „On  „die  ihren  r.  Arm  um  seinen  Nacken  legt  und 

prend  quatre  sauterelles  et  Von  ccrit  un  de  ces  seinen    Arm    zu    umfassen   sucht,    mit   beiden 

quatre  versets  du  Koran  sur  les  ailes  de  chacune:  Armen    um    den    Leib    gefafst    und    erhoben. 


1385  Koroneus  Koronides  1386 


Beide    sehen    auf   die    herbeieilende    Helena,  Ovid  der  Asche   entstiegene   geminos  iuvenes, 

welche  mit  der  R.   die  Chlamys  des  These'us,  quos  fama  Coronas,  nominat!    Man  erwartet 

luit   der   L.    den   r.    Arm    der   Korone    fafst".  'Cometas'  oder  doch  Coronos  (=  KoQtövovq); 

Hinter    ihr    sieht  man    Peirithoos.      Panofka,  aber  die  Überlieferung  ist  fest,  die  Konfusion 

Monatsher.   d.   Berl.  Älc.   1848  p.  90—99  hält  ursprünglich.  —  KoqcÖvt]  ist  ein  ausschliefslich 

die   Sceue  für  einen  Raub  Korones  als   einer  in   dem  Asklepiosmythus  festsitzender  Name, 

uns  zufällig  bezeugten  Theseusgeliebten.    Da-  wo  .ihn   stets   ein  Weib  trägt  (s.  oben    Bd.  1 

gegen  will   Pyl,  Arch.  Ztg.   9    1851    Sp.  331  f.  Sp.  616,  Z.  28—48).    Wie  die  berühmte  Mutter 

den  Raub  der  Helena  durch  Theseus  erkennen  des  Asklepios  schon  die  Frucht  unterm  Herzen 

und  vermutet,  „dafs  diese  Korone   durch   die  lo  trägt,  als   sie,   zugleich  mit  anderen  Frauen, 

Mythen    in    ein    Freundschaftsverhältnis    mit  getötet  wird,  und  wie  schon  der  Leichnam  auf 

Helena  gebracht  sein  könne"  und  „den  Raub  dem    Scbeiterhaufen    verbrannt    werden    soll, 

ihrer  Freundin  zu  hindern   sucht".     Pyl  will  als  mitten   aus  der  Glut  des  Feuers  und  dem 

ferner  diese  Korone  dargestellt  sehen  auf  der  toten  Mutterleibe  ApoUon  seinen  Sohn  rettet 

von    ihm    Taf.  XIX    abgebildeten,    Sp.  329 ff.  und  entführt  (s.  o.  Bd.  1  Sp.  618,  Z.  28 ff.),  so 

besprochenen    Vase    des    Berliner    Kabinetts,  schweben  hier,  genau  entsprechend,  2  (gemini) 

auf    welcher    indessen    Furttvängler    nr.  3143  Söhne  aus  der  'mütterlichen  Asche'.    Auch  die 

Scene  B  nur   eine   einfache    Frauenverfolgung  Seuche    fehlt    im   grofsen   Asklepios -Korouis- 

erkennt,   sowie  Korone,  Helena,  Theseus  und  Mythos  nicht,  nur  tritt  sie  dort  nicht  vorher 

Tyndareos   auf  einem   ihm   durch   eine  Zeich-  20  als  Anlafs   zum   Sühnopfer,    sondern  zugleich 

nang  in  Gerhards  Besitz  bekannt  gewordenen  mit  diesem  als  Strafe   auf  {Find.  Pyth.  3,  52 

Stamnos.     [Drexler.]  u.  Äc/ioL;  vgl.  überh.  zu  68,  66).   Abweichungen 

Koroueus   {KoQmvEvq),    Vater    der    Koronis  liegen  aufserdem  noch  darin,  dafs  Koronis  von 

(s.  d.)  Ov.  M.  2,  569.     [Stell.]  dem   Raben    des    Apollon   oder   diesem    Gotte 

Koronides   {kogwviSrjg),   Sohn   der  Koronis,  selbst  getötet  wird,  die  Koronides  sich  selbst 

Asklepios,    Ov.   Met.    15,    624,    Ibis    406    und  {naQO.  rrjv  %lnSa:  Ant.)  töten;  ferner  dafs  der 

Schol.  405.     Priscian.  Inst.  2,  34.    Grammatici  Koronissohn  Asklepios  auf  den  Pelion  zu  Chei- 

Lat.  ed.  Keil  2,  63.     [Höfer.]  ron  entrückt  wird,   der  ihn  erzieht, _  während 

Koronides  {KoQwvidsg)  oder  Koronai  (Coro-  bei  Antoninus  aus  den  sterblichen  Überresten 
nae  ==  Kogävai),  eine  nur  Boiotien  undAttika  30  (=  cinis?)  der  Koronides  zwei  Sterne  (=  Fun- 
eigene Doppelung  der  Koronis  (s.  d.),  dadurch  ken?)  als  Kometen  zum  Himmel  entschweben, 
merkwürdig,  dafs  sie,  ebenso  wie  das  Motiv  bei  Ovid:  jene  beiden  angeblich  'Coronae' 
von  der  Feuergeburt  eines  Gotteskindes,  zu-  genannten  'Zwillinge',  welche  der  mütter- 
gleich in  den  Asklepios-  und  in  den  Dionysos-  liehen  Asche  das  Totengeleit  geben.  Der 
Mythus  hinüberspielt.  —  1)  Zwei  Schwestern,  Hauptunterschied  freilich  ist  die  Zahl:_  Denn 
Töchter  des  Orion,  Namens  Metioche  und  Me-  im  Koronismythos  erscheinen  nicht  zwei  -noQat, 
nippe  (s.  d.),  waren  zu  Orchomenos  in  Boiotien  oder  zwei  köqoi,  sondern  nur  zwei  (SiSvfioi) 
durch  ein  Heiligtum  geehrt,  in  welchem  alljähr-  H  ügel,  als  Wohnort  der  Koronis  am  Dotischen 
lieh  Y.6Q01.  Kai  KOQai  iisdiyficcza  (psQOvaiv.  So  Gefilde:  diese  müfsten  also  geradezu  als  'die 
erzählt  (laut  Glosse  angeblich  nach  Eorinna's  40  beiden  Grabhügel  einer  Zweiheit  von  Koro- 
Heteroia  und  NiJcandros'  Heteroiumena)  Anto-  nides'  den  Mythos  angeregt  haben.  Endlich  ist 
ninus  Liberalis  (c.  25  p.  224  Westerm.)  von  Koronis  nie  'Oriontochter',  sondern  stets  T. 
den  Koronides,  während  Ovid  {Met.  13,  681  ff.)  des  Phlegyas  oder  Lapithes  (so  Eustath.  zu 
seine  Coronae  nach  Thebai,  der  ismenischen  II.  £729)  gewesen.  Auch  sind  die  Komet- 
Stadt,  versetzt.  Sie  sterben  als  Sühnopfer  für  sterne  in  der  alten  Koronis -Sage  unerhört, 
ihr  Volk,  und  zwar  von  eigener  Hand  durch  2)  Schwurgöttinnen  bei  Dionysios  Skym- 
eiuen  Stich  in  die  Brust  (xa^nt^t,  Ovid:  telo);  naios  bei  Scliol.  Lyk.  1247'):  (icc  zag  Ssoivov 
nach  Ant.  zur  Sühnung  an  die  IqiovviovgQ-Bovg  v.al  Kogcovidag  (Var.:  KogoviSag);  vgl.  Tüpffer, 
oder  %Q-ov{ovg  öatiiovag,  auf  Anraten  des  gor-  Att.  Geneal.  S.  105.  114 1),  der  sie  mit  Aischy- 
tynischen  Apollon,  den  man  wegen  Abwen-  50  Jos'  Theoinos- Mainaden  identificiert  (ebendas. 
düng  einer  grofsen  Seuche  um  Rat  gebeten  Nauck,  F.  T.  G.  397)  und  nicht  nur  mit  dem 
hatte  (wovon  Ovid,  überhaupt  sehr  kurz,  Geschlechterkult  (nicht  dem  Namen!)  der  atti- 
nichts  weifs).  Des  weiteren  erzählt  A.:  Die  sehen  Koironiden,  sondern  mit  den  the- 
beiden  Mädchen  sanken  (igne  cremaiae,  0.)  in  baisch*)-orchomenischen  K.  (1)  in  Zusammen- 
die  Erdentiefen  hinab  (d.h.  doch  wohl:  die  hang  bringt.  Wirklich  erscheint  unter  den 
vom  Scheiterhaufen  gesammelte  Asche  ward  drei  naxischen  Erzieherinnen  des  Dionysos- 
in einer  Urne  begraben).  Persephone  und  kindes  eine  KoQcovtg,  wie  auch  unter  den  sieben 
Hades  aber,  welche  die  Leiber  jener  ver-  hyadischen  Erzieherinnen  des  thebaischen  D. 
schwinden  liefsen  {^(pdviaav) ,  schickten  doch  "Trjg  bei  Pherekydes  {F.  H.  G.  1,  84,  46).  Noch 
aus  Mitleid  {oUtsiQKvrsg,  0.:  ne  genus  inter-  60  auffälliger  ist  der  zweite  Name  der  dreiNaxie- 
eat)  in  xrig  yfjg  (0.:  de  virginea  favilla)  dazs-  rinnen:  KXsiär]  (s.  d.);  er  erinnert  an  den  Stich 
qag  (0.:  iuvenes  gtminos!)   hervor  {dvr}V£yv.av 

—    exire),    die    zum    Himmel    hervorschweben  *)  »er  Künstler  Alcon,  welcher  bei  0«/d  auf  einem 

(und    nach    Ovid.    Cineri    materno    ducere    pom-  Becher  den  Coronae -Mythos  darsteUte     ist  ;^eU"cht  = 

^                      j         .         ,      \         >       .        V        5      /  dem   athenischen  Heros  Alkon   (s.  o.  Bd.  1  Sp.  249  nr.  4; 

pam).       avzov?  ^  {zovg    «^y«  <?«s),    avofiaaav  ^^^^^^  daselbst  zu  nr.  7),  welcher  als  aenosse  des  Askle- 

ccvd-Qconoi     KOlirizug.    ^  Die     Mädchen     abej:  pj^g  ^m  Pelion  erzogen  ward.     Dann  hätte  man  einen 

TiQoaayOQfVOVGt   S     avzccg  oi  AioXstg  a^qi  vvv  Anhaltspunkt    für    attischen    Ursprung   der    Oi;(cüschen 

KoQOividag    nuQ&evovg.     Statt  dessen  hat  Version. 


1387                     Koronios  Koronis                      1388 

jtKQcc  xi]v  kXsiSu  tfj  Mf^Ktöi  einer  Koronide  bei  Ästr.  tötet  er  auch  den  Ischys;  oder  Zeus  er- 
Äntoninus.  (Der  dritten  Naxierin  freilicli  mit  schlägt  ihn  mit  dem  Blitz,  Hi/cj.  f.  202.  Ko- 
ibrem  uncharakteristischen  Namen  $dto;  ent-  ronis  und  Ischys,  von  den  Pfeilen  des  ver- 
spricht keine  dritte  Koronide.)  Auf  die  Ahn-  folgenden  Apollon  getroffen,  Monum.  ined.  de 
liebkeit  zwischen  der  Feuergeburt  und  Rettung  l' Imt.  archcol.  Tom.  2  pl.  18.  Duc  de  Luyncs, 
des  Kindes  Asklepios  aus  Scheiterhaufen  und  Dcscript.  de  vas.  peints  pl.  6  u.  7.  Koronis 
verkohlendem  Mutterleichnam  mit  dem  gleichen  hatte  sich  dem  Ischys  ergeben,  weil  sie  be- 
Schicksal des  Dionysoskindes  in  der  ebenfalls  fürchtete ,  später  von  Apollon  verlassen  zu 
thebai'schen  Semele-Hye-Sage  macht  Voigt  werden,  Akusilaos  b.  Schol.  Pind.  Pi/th.  3,  24. 
aufmerksam  (s.  o.  Bd.  1  Sp.  1045,  Z.  14  ff.),  lo  Nach  PJ«(?ar  erfährt  Apollon  ihre  Schuld  durch 
Dazu  tritt  nun  hier  die  Doppelparallele  der  seinen  allerforschenden  Sinn,  während  schon 
beiden  Söhne  der  Koronides.  —  Die  Vermu-  von  Hesiod  (vgl.  Uijc/.  f.  202.  P.  A.  2,  40. 
tung,  die  sich  aus  dieser  Betrachtung  ergiebt,  Äpollod.  a.  a.  0.  u.  A.)  erzählt  wird,  dafs  der 
ist:  1.  Die  Koronides  waren  schwanger,  als  Eabe,  der  ihm  heilige  Vogel,  ihm  die  Nach- 
sie sich  selbst  den  Tod  gaben  und  opferten;  rieht  brachte,  weshalb  er  von  dem  erzürnten 
2.  vielleicht  war  ein  Fehltritt  die  Ursache  der  Gott  aus  einem  weifsen  in  einen  schwarzen 
Schwangerschaft  und   somit  auch  des  Zornes  Vogel    verwandelt    ward.      Als    Wohnort    der 


o^ 


der    Götter    und    also    auch    der    strafenden  Koronis  wird  von  Pindar  die  Stadt  Lakereia 

Seuche  gewesen;  3.  also  das  Selbstopfer  war  am  boibeischen  See  angegeben,  ein  Name,  der 
zugleich    als    eine    private   Bufse   in   der   ver-  20  entweder  auf  rauschende   Quellen,   oder,   wie 

lorenen    vollen    Form    des    Mythos    motiviert  auch    der    Name    Koronis,    auf   geschwätzige 

(damit    betrachte    ich    die    an    anderer    Stelle  Krähen  {lecKiQv'Qu  KoQcövri,  Hcs.  Erg.  747)  hin- 

von  mir  über  die  K.  gegebenen  Vermutungen  weist,    also    die    Krähenstadt    bedeutet.      Die 

als  erledigt).     [K.  Tümpel.]  Krähe  aber  war  durch  ihr  langes  Leben  oder 

Koi'onios.     Im  BuJl.  de   Corr.   Hell.  9  1885  auch  wegen  ihrer  Vorliebe  für  die  Höhen  und 

p.  426  nr.  39  (=  C.  I.  Gr.    Graeciae  septentr.  die  frische  ßergesluft  ein  Symbol  der  Gesund- 

Vol.  1  nr.  2873)  teilt  i^'oMCflrt  folgende  Inschrift  heit,  Preller,  Gr.  Mgth.  I,i23.   Über  Koronis  am 

von  Koroneia    mit:    'Hgäg   KaargiKilog  AvXov  boibeischen  See  s.  noch  Strab.  9,  442.  14,  647. 

xov  I  vocov  Kai  vcc  &v  I  Qco^ccra  dv^&rj  \  y.£v  KoQca-  Auch  in  dem  thessalischen  Trikka  am  Flusse 
vi'oai.     Foucart  glaubt   in  Koronios  die  wahre  30  Lethaios   soll  Asklepios   geboren   sein,    Slrah. 

Namensform  des  von  Paus.  9,  34,  7.  8.  KÖqco-  14,  647;   vgl.  Hyg.  f.  14  p.  43.     Von   der  epi- 

vog   genannten  Gründers  der   Stadt  erkennen  daurischen  Sage  wurde  die  Geburt  des  Askle- 

zu  sollen;    es    dürfte  aber  eher  der  Name  ab-  pios    in    die    Gegend    von   Epidauros    verlegt, 

solut  gebraucht  für  einen  in  Koroneia  Vorzugs-  wo  er  hochverehrt  ward;  Koronis  sollte  ihren 

weise  verehrten  Gott  sein.     [Drexler.]  Vater  Phlegyas    auf   einem  Raubzug    in    den 

Korouis  (KoQcovig),  1)  Tochter  des  Lapithen-  Peloponnes  begleitet  und  ihr  Kind  im  Gebiete 

königs  Phlegyas  (des  Lapithes,  Eiistath.  II.  2,  von  Epidauros  heimlich  geboren  und  ausgesetzt 

729),  Mutter  des  Heilgottes  Asklepios.    Pindar  haben.  Paus.  2,  26,  4.     [Nach  dem  neugefun- 

erzählt  nach  dem  Vorgang  des  Hesiod  in  den  denen  Hymnus  des  Epidauriers  Isyllos  {Epjliem. 
Eöen    {fr.   87    Lelirs    bei    Scliol.    Pind.    Pyth.  40  arch.  1885  S.  69  ff.    Blafs  in  Fleckeis.  Jahrh  f. 

3,  14),  dafs  Koronis,  die  Tochter  des  thessa-  Pliilol.  1885  S.  823 f.  Wilamoioitz ,  Isyllos 
lischen  Fürsten  Phlegyas,  wohnhaft  in  dem  von  Epida^iros)  hiefs  Koronis  eigentlich  Aigla 
dotischen  Gefilde  beim  boibeischen  See  am  und  war  die  Tochter  des  Phlegyas  und  der 
Fufse  des  Pelion,  mit  Apollon  den  Asklepios  Kleophema  (der  Tochter  des  Malos  und  der 
erzeugt  habe;  während  sie  aber  mit  dem  Muse  Erato);  Apollon  (Maleatas)  verliebte 
Götterkinde  noch  schwanger  ging,  gab  sie  sich  in  sie  im  Hause  des  Malos  {sv  Mälov 
sich  im  Hause  des  Vaters  heimlich  einem  S6(ioig  TccxQ&svtav  wquv  t'lvas).  Bei  der  Ge- 
Gastfreunde  aus  Arkadien,  Ischys  (Valens),  burt  des  Asklepios  (s.  d.)  waren  (als  göttliche 
Sohn  des  Elatos,  hin,  der  übrigens  auch  nach  Helfer)  anwesend  Apollon  und  die  Moireo, 
Thessalien  versetzt  wird.  Deshalb  liefs  Apol-  50  namentlich  Lachesis.  Isyllos  leitet  den  Namen 
Ion  erzürnt  sie  durch  Artemis  erschiefsen,  und  Asklepios  von  Aigla  ab  (vgl.  Aigle  u.  Hesych. 
mit  ihr  starb  auch  eine  Menge  anderer  Frauen  s.y.  AiyXäriQ).Roschev.]  [Eine  wunderliche  Deu- 
(von  einer  Pest  erzählte  auch  Pherekydes  bei  tung  des  Mythus  giebt  Ä.  Eschiveiler ,  Über 
Schol.  Pind.  Pyth.  3,  59.  64.  66).  Als  die  das  Wisen  und  den  Kamen  des  griechischen 
Leiche  der  Koronis  schon  auf  dem  Scheiter-  Heilgoltes.  Leipzig  1886.  i".  Back,  Jahresber. 
häufen  lag,  eilte  Apollon  (Hermes,  Paus.  2,  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  A.-W.  Bd.  66  p.  340 
26,  5)  herbei,  entrifs  sein  Kind  der  sich  vor  referiert  den  Inhalt  der  mir  nicht  zugänglichen 
ihm  teilenden  Flamme  und  brachte  es  zur  Er-  Schrift  mit  den  Worten:  „Die  hochgelegene 
Ziehung  dem  Kentauren  Cheiron  auf  dem  Pelion,  Berggegend  (Koronis)  wird  vom  Lichte  (Apollon) 
Pind.  Pyth.  3,  5  —  46  (10  —  81)  mit  Schol.  co  geschwängert,  heimlich  aber  auch  vom  Wachs- 
Hom.  Hymn.  16  (in  Aescul.).  2,  31  f.  Apollod.  3,  tumsgeist  (Ischys)  beschlichen  und  stirbt  des- 
10,  3.    Paus.  2,  26,  5.    Ap.  lih.  4,  617.    Diod.  halb  durch  das  Licht  oder  die  Wärme  (Arte- 

4,  71.  5,  74.  Ov.  Met.  2,  542 ff.  598ff.  Fast.  1,  mis).  Die  Frucht  (Asklepios)  würde  verdorren, 
291.  Serv.  V.  Aen.  6,  618.  Hyg.  f.  14  p.  43  käme  nicht  rettend  der  Regen  (Hermes,  Gott 
Bunte,  f.  161.202.224:.  P.  Astr.  2,  M.  Cic.N.D.  der  Verdunkelung)  dazwischen,  um  einen  ge- 
3,  22,  56.  Nach  Oo.  Met.  Serv.  V.  Aen.  7,  761  sunden  Zustand  der  Atmosphäre  hervorzu- 
tötete  Apollon  selbst  die  Koronis,  nach  Phere-  rufen."  Drexler.]  Auch  in  dem  arkadischen 
kydes  b.  >S'c/iO?.  Pind.  Pyth.  3,  59  und  Hyg.  P.  Thelpusa,  wo  sich  ein  Heiligtum  des  Askle- 


1389                       Koronis  Koronos                       1390 

pios  befand,  war  das  Kind  Asklepios  aus-  3, 171b  p.  489.  C /.  G^.  2,  3538 ;  auf  einer  Weih- 
gesetzt gefunden  worden,  Faus.  8,  25,  6.  Die  inschrift  an  Asklepios  KoQcövidi  rä  ^Isyvsia 
Arkader  scheinen  die  Koronis  auch  für  sich  (aus  Menschieh  [l'tolemais])  Revue  archeol.  13 
zu  beanspruchen;  in  Ilom.  Hymn.  2,  31  heifat  (1889)  71;  vgl.  ^Isyvov  ■novQr]  G.  I.  G.  3, 
sie  nach  der  wahrscheinlichsten  Lesart  kovqj}  5974  =  Kaibel,  epigr.  add.  805  =*  =  Inscr. 
'A^civi'g,  also  eine  Arkaderin,  s.  Baumeister  Graec.  Ital.  967.  ^Xsyvrjig  Paus.  2,  26,  7; 
z.  d.  St.  p.  147.  Die  Messenier  behaupteten,  s.  auch  F.  A.  Voigt  bei  Ersch  und  Gruber. 
dafs  Asklepios  bei  ihnen  in  dem  messenischen  Nach  0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  11  (1853),  165  er- 
Trikka  geboren  sei  von  Arsinoe,  Tochter  des  kennt  de  Witte,  Cat.  Dur.  nr.  2152  p.  440  auf 
Leukippos;  aber  das  delphische  Orakel,  um  lo  einer  archaischen  Vase  {Mon.  deW  Inst.  2,  18) 
die  Abkunft  des  Asklepios  befragt,  erklärte  den  Phlegyas  und  die  Koronis,  die  von 
nicht  Arsinoe  sondern  Koronis  für  seine  Mutter,  Keren  nach  Delphi  geschleppt  werden;  de 
l'aus.  2,  26,  6.  4,3,2.  AsTclepiades  b.  Schol.  Luijnes  (Deficript.  de  quelques  vases  pehiis  pl.  8 
Find.  Pyth.  3,  14.  Aristeides  (Schol.  Pind.  p.  4;  vgl.  Elite  cc'ram.  2  pl.  59  p.  173)  erkennt 
a.  a.  0.)  sagt,  als  Jungfrau  habe  die  Tochter  darin  die  Koronis  und  den  Ischys,  die  von 
des  Leukippos  Koronis  geheifsen,  später  aber  Daimonen  dem  Apollo  zugebi-acht  seiner  Rache 
Arsinoe,  und  SoJcrates  aus  Argos  (ibid.)  be-  entgegensehen.  Höfer.]  Vgl.  Koronides.  — 
hauptet,  Asklepios  sei  Sohn  der  Arsinoe,  aber  2)  Tochter  des  Koroneus  im  phokischen  Lande 
von  Koronis  als  Kind  angenommen.  Zu  Ti-  (Daulis),  von  ihrer  Schützerin  Athene  auf 
tane  in  Sikyonia,  wo  ein  Asklepieion  war,  20  ihren  Hülferuf  in  eine  Krähe  verwandelt,  als 
befand  sich  ein  Holzbild  der  Koronis,  wel-  Poseidon  sie  mit  seiner  Liebe  verfolgte,  Ov. 
ches  man,  wenn  dem  Asklepios  geopfert  werden  Met.  2,  551  ff.  Gerhard,  Gr.  Myth.l  §269, 
sollte,  in  den  Tempel  der  Athene  trug  und  2.  Preller.,  Gr.  Myth.  1,  424.  Schwende,  Sinn- 
dort  verehrte,  Pm^s.  2,  11,  7.  Panofka,  Askle-  bilder  der  a.  Völker  239  f.  Vgl.  nr.  1.  — 
pios  u.  die  Asklepiaden  p.  28.  Curt.  Peloponn.  3)  Eine  der  Hyaden  oder  nysischen  oder  do- 
2,  503.  Bei  Schal.  II.  4,  195  und  Hyg.  f.  97  donäischen  Nymphen,  der  Erzieherinnen  des 
p.  87  heifst  Machaon  Sohn  des  Asklepios  und  Dionysos,  Hesiod.  fr.  67.  Lelirs  b.  Schol.  Arat. 
der  (Arsiuoü  oder)  Koronis  aus  Trikka.  —  Phaen.  172.  Hyg.  f.  182.  192.  P.  Astr.  2,  21. 
S.  Asklepios.  Utync,  Obss.  ad  Apollod.  p.  2767.  Schol  IL  18,  486.  Pherekydes  (fr.  46.  Müller, 
Müller,  Orchom.  198ff.  Völcker,  lapet.  Geschl.  so  Fr.hist.gr.  Ip.Si).  [Schol.  German.Aratea]).75 
176.  179.  Panofka,  Asklepios  u.  d.  Asklepiaden.  ed.  Breysig.  Höfer.]  In  Naxos  heifst  sie  eine 
Hol.  Akad.  1845.  Lauer,  System  281.  Preller,  einheimische  Nymphe,  welche  dort  mit  ihren 
Gr.  Myth.  1,  423 f.  Gerhard,  Gr.  3Iyth.  1  Schwestern  Philia  und  Kleide  den  ihnen  von 
§  514.  [Auf  Münzen  der  Sabina  von  Pergamon  seinem  Vater  Zeus  übergebeneu  Dionysos  auf- 
ist Koronis  stehend  dargestellt,  kenntlich  durch  zog,  Diod.  5,  52.  Der  auf  Naxos  wohnende 
die  Beischrift  KOPßNIC,  il/j.  2,  598 f.,  563.  564;  Thraker  Butes,  Bruder  des  Lykurgos,  hatte 
Num.  Chron.  1882  p.  36,  PI.  1,  13.  ,,This  figiire  sie  in  dem  phthiotischen  Achaia,  als  sie  mit 
wears  a  long  garment  reaching  to  the  feet,  and  den  dionysischen  Nymphen  ein  Fest  des  Dio- 
hcr  head  is  veiled;  the  riglit  hand  is  raised  to  nysos  feierte,  geraubt  und  gezwungen  sich  ihm 
the  left  Shoulder,  her  left  being  laid  .sivae'^/ti  40  zu  vermählen,  weshalb  er  von  Dionysos  mitWahn- 
across  the  body  at  the  loaist."  Warwick  Wroth.,  ^inn  gestraft  wurde  und  sich  in  einen  Brunnen 
Cat.  of  the  greek  coins  of  Mysia  p.  144  nr.  274.  stürzte,  Diod.  5,  50.  Vgl.  Koronides.  — 
275  PI.  28,  16.  Gegen  Panofkas  (Asklepios  4)  Mutter  der  drei  Chariten  von  Dionysos, 
und ^die  Asklepiaden  p.  28)  Deutung  des  mit  Nonn.  Dion.  48,  555.  —  [5)  Begleiterin  des 
menschlichem  Haupte,  Helm,  Schild  und  zwei  Theseus  auf  seiner  Rückkehr  von  Kreta  C.  J.  G, 
Lanzen  oder  nach  Babelon  zwei  Flöten  ver-  4,  8185  b  p.  192.  —  0)  Name  einer  Begleiterin 
sehenen  Vogels  auf  Münzen  des  L.Valerius  Acis-  des  Dionysos  auf  einer  Vase  C.  I.  G.  4,  7476, 
culus  (.Bi'cc/o,  Monete  delle  ant.  famigliedi  Borna  vielleicht  identisch  mit  nr.  3.  Höfer.]  —  [Über 
tav.  47,  8)  als  Athena-Koronis  (vgl.  nr.  2)  s.  Ch.  die  verschiedenen  Koronides  s.  auch  J.  Boehlau, 
Lenormant,  Nouv.  gal.  myth.  p.  157.  de  Witte,  50  Butes  und  Koronis  in  Bonner  Studien.  Aiif- 
Le  gcant  Valens  (Extr.  de  la  Bev.  num.  1849)  sätze  aus  der  Altertums -Wissenschaft  B.  Kekidc 
p.  21.  Babelon,  Monn.  consul.  2  p.  516.  519.  .  .  .  gewidmet  von  seinen  Schülern.  Berlin 
520  nr.  18.  19,  welche  in  dem  Vogel  eine  1890  p.  126—138,  dessen  Ausführungen  Back 
Adleraii,  Valeria  (Plin.  h.  n.  10,  3,  3),  „l'aigle  im  Jahresber.  üb.  die  Fortschr.  d.  kl.  A.-W. 
Valeria  qui  figure  sur  la  mcdaille  sous  la  meta-  Bd.  66  p.  315  in  den  Satz  zusammenfafst:  „Die 
morphose  tnythologique  d'une  Sirene''  erkennen.  verschiedenen  ''Koronis'  sucht  B.,  wie  dem 
—  S.  über  Koronis  auch  de  Witte  a.  a.  0.  p.  8,  9.  Ref.  scheint,  zum  Teil  mit  guten  Gründen  als 
Gurlitt,  Über  Pausanias  p.  173  ff.  Drexler.]  Ausflufs  einer  alten  thessalischen,  vorzugsweise 
[Vgl.  noch  0.  MülUr,  Handb.  d.  J.rc/(."  394,  3  chthonischen  Göttin  Ai'ylri-KoQwvri  (Asklepios- 
p.  598.  Eckhel,d.n.2,iG6.  Head  hist.  num.  iöi;  go  muttei  Aigle-Koronis,  Aigle  und  Korone  in 
yg\.  ferner Lukian.Alex.li,38.  Tlieodoret.  (haec.  Phokis,  des  Theseus  Geliebte  Aigle  oder  Ko- 
affect.  cur.  8  p.  905  Schulz.  Schol.  Nikand.  ronis  u.  a.)  zu  erweisen,  wobei  er  den  Namen 
Ther.  685.  Oppian.  Ixeut.  1,  8.  Joh.  Lydus  Kogcovr]  als  Erweiterungsbildung  von  KÖQr]  = 
de  mens.  4,  89.  Mythogr.  Lat.  ed.  Bode  1,  46  'die  Jungfrau'  und  das  Attribut  der  Krähe  als 
p.  17,  115  p.  37,  204  p.  64,  205  p.  65,  2,  22  alte  Volksetymologie  fafst".  Dre.xler.]  [StolL] 
p.  81,  128  p.  118,  3,  8,  16  p.  209.  Schol.  Stat.  KoronOS  (KoQavog),  1)  einer  der  Lapithen 
Thcb.  3  p.  144  ed.  Cruceus  Schol.  Ovid.  Ib.  405.  (s.  d.),  Sohn  des  Kaineus,  Vater  des  Leonteus, 
C.  I.  G.  1,  511  =  C.  1.  A.  3,   171.     C.  I.  A.  Hom.  B  746  (Apollod.  3,  10,  8).    Sophokles  in 


1391                     Koropaios  Korykia                      1392 

den  Alluvial  bei  StepJi.  s.  v.  Jcütlov:  o  zlazuvg  Koros  (Koqos),  1)  der  persouificierte  KOQog, 

AaTti'&rjg  KoQcovog.  —  Bei  Steph.  s.  v.  ^ilatödL  d.  i.  Übermut,  Sohn  dos  Hybris  (s.  d.)  in  einem 

wird  eine  Tochter  von  ihm,  Namens  Lysidike  alten   Orakel  des    „Bakis"   bei  Herod.  8,  77: 

(Konj.  \.  Schubart  im  Avaidr])  angeführt.    [Vgl.  dicc  ziUri  cßsacixt  KQccregov  Kögov  "TßQiog' viöv 

Töptfer,   Attische   Genealogie  276.     ß.]  —  Er  ktX.  und  bei  Findar,  Ol.  13,  10:"TßQLv,  Köqov 

wurde  von  Herakles   getötet,    als    er   an   der  natsga  &Qaav(iv&ov   (vgl.   d.  Schol.   z.  d.  St.). 

Spitze  der  Lapithen   den  Dorer  Aigimios  mit  Anders  Solon  frgm.  S  Btrglc:   zC%xti  yuQ  jtdpog 

Krieg  überzog,   Biod.  4,  37.. (ebenso   Apollod.  [Äo^og?)    vßgiv    C'TßQiv?},    ötav    nolvg    olßog 

2,  7,  7.  [C.  I.  G.  3,  59840.    Über  den  Versuch,  inrixai  und  Tlieogn.  153  zUtsi  zoi  xo'^o?  vß^iv, 

den  Koronos   zum  Ahnherrn  der  eleusinischen  lo  ozav    v.civ.ä    olßog    s-rtrizcci,      Mehr    bei  Bergli 

Koroniden  =  Koironiden  zu  machen,  s.  Toepffer,  P.  L.  Gr.'  in    der    kritischen   Anmerkung   zu 

Attische  Genealogie  104  Anm.  1;  eine  Deutung  beiden  Stellen.  —  [2)  Coronia,  nomen  a  Coro 

des   Namens    Koronos    versucht  Fott,   Zahlen  Centauro  dictum,  a  quo  et  clvitas  dicta,  quam 

von  losmischer  Bedeutung,  Zeitschr.  f.  Völker-  (quem?)  reliqui  Geniauri  velut  palum  caedcntes 

Psychologie  u.  Sjyrachtvissenschaft  li  (1883),  18,  terrae  a f fixer unt ,  Schol.  Stat.   Theb.   7  p.  326 

der  in   Kögcovog    (vgl.    ^OQwvog,    ■nogcovig    von  Cruceus.       Die    Stelle    ist    dunkel.      Ist    statt 

krummhöruigem  Rindvieh  gebraucht)  als  dem  Coro  vielleicht  Corono  (s.  d.  nr.  3)  zu  lesen? 

Sohne  des  Kaineus  (=  sich  wandelnder  Mond)  Aber    wie    kommt    (koronos    zur    Bezeichnung 

eine  Anspielung  auf  die  cornua  lunae  erblickt;  Kentauros?      Oder    ist    zu    lesen:    a    Corono 

andevs  Pott  in  Kuhns  Zeitschr.  f.  ver gl.  Sprach-  20  Caenei  filio    quem    (seil,    den    Caeneus)"^ 

forschung  6  (1857),  407.  410.    Bei  Orph.  Argon.  Höfer.]     Vgl.  Kaineus.     [Röscher.] 

139   heifst  Koronos^  Sohn  des  Alektor,  'AUx-  Korse  (Äopffrj),  1)  Sklavin  eines  Rinderhirten, 

zoQiärjg.  Höfer.]).     Zu  den  Argonauten  wurde  nach  welcher  die  Insel  KoQOig  {KvQvog,  Cor- 

er  gezählt  von /b'02)/i0Ä;?es  in  den  J^fij/iat  a.  a.  0.  sica)    benannt    war,    Stcph.   Byz.    v.    Kogaig. 

Apoll.   Eh.   1,  57  ff.    {Orph.   139.     Hyg.    f.    14  Eustath.  Bion.  Per.   459.  —  [2)  In  dem  'Eni 

p.   45,    2    nach    Konjekt.),    er    fehlt  bei    Val.  Jrilnvlov  überschriebenen  Epigramm  {Aristot. 

Flacc.  und  Apollod.  1,   9,    16,   wo  dafür  Kai-  pepl.  40  [25]):    drjinvXov   wgorig  svsidiog  'Oq- 

vevg    KogävQv    (vgl.  Hyg.  f.    14  p.  48  Seh.  in  /levioio  nvr^ia  zöS'  siKlsivov  ysi'vazo    TXrjno- 

der  Note  zu  p.  47,  23)  steht,  vgl.  Schol.  Apoll  Xs(iog   schreibt  Schneidewin   (vgl.  Bcrgl-,  poet. 

Eh.   1,   57:    xivsg   ös  cpaci  Kaivsa  GvßTtXsvaaL  30  lyr.   2*,   351   JtjltivXov   KÖQarjg  ^vscdsog    Og- 

Toig  'Agyovavxccig,    ov   Kögcovov.    —    2)   König  (isvCov  xs  Mvrj^ia  xöSs  ■ulsivov  dsi'^azo  TXr]n6- 

von  Sikyon,   Sohn  des  Apollon  und  der  Chry-  Isfiog.     Höfer.]     [Stoll.] 

sorthe,  Vater   des  Korax   und    des  Lamedon,  Korsymos  {Kögov^og),  Flufsgott,  sonst  un- 

Paiis.  2,  5,  8.  6,  3.    [Pott  in  Kuhns  Zeitschr.  f.  bekannt,  erscheint  gelagert  auf  Münzen  von 

vergl   Sprachforschung  9  (1860)   352.     Höfer.]  dem  karischen  Aphrodisias  iJcWteZ,  J5.  h.  2,  576; 

—   3)   Der  Gründer  von  Koroneia,   Sohn  des  vgl.   4,  314.  318.     [Dies  ist  eine  der  wenigen 

Thersandros,  Bruder  des  Haliartos,  Paus.  9,  34,  irrigen  Lesungen  Eckhels.    Der  Flufs,  welcher 

7  {Schol.  II.  2,  503.  Steph.  Bys.  s.  v.  KogcövEia.  auch  auf  den  Münzen  von  Antiochia  ad  Mae- 

Nonn.  Bionys.  13,  79).  [Pott  in  Kuhns  Ztschr.  andrum   erscheint,  heifst  MOPCYNOC.     Head, 

f.   vergl   Sprachforschung  9   (1860),  345  Anm.  40  H.  N.  p.  520.    Pinder,  Monatsber.  d.  Berl.  Ah. 

Höfer.]  —4)  Vater  der  Anaxirhoe,  der  Gemahlin  1857  p.  476;  der  heutige  Name  dieses  Flusses 

des  Epeios  in  Elis,  Paus.  5,  1,  6.  —  5)  Vater  ist  Karasu,  G.  Hirschfeld,  Monatsber.  d.  Berl. 

der  Aateria,  der  Mutter  des  Idmon,  Pherekydes  Ak.  1879  p.  327.  Drexler.]     [Höfer.] 

bei   Schol.  Ap.  Eh.  1,  139.   —   [6)  Auf  einer  Korybanten  s.  Kureten. 

hispanischen  Inschrift  aus  der  Nähe  von  Crasto  Korybos   {Kogvßog),   ovds  yccg   oaiov   ol^nat 

erscheint  ein  Gott  Coronus  C.  I.  L.  2  Suppl  zrjv    alziav   igsiv,   Kivaüdnav   Jiovvaov   kuzcc- 

5562.  Höfer.]     [Seeliger.]  yogsvcov,  nag'  oaov  Kai  6  cpaUog  zov  nsnog- 

Koropaios  (Xopon;o;roff),  Beiname  des  Apollon  vsvKozog     Kogvßov     Jiövvaov     vn6[ivr](ia, 

vonderthessalischenStadtKorope,MÄ-and.I'7ter.  iiia&öv     zovzov     avxä     Aiövvaov     iy.z£xi%6za\ 
GVS  undhei Steph. Byz.  s.Y.Kogönr].  Nach T/ieo«,  50  Zs/isli^g  xi^g  firjxgog  (irjvvxga  Schol  Marc.  Luc. 

Plutarchos  und  Bemetrios  (Chloros?)  bei  Steph.  de   dea  Syr.  28    p.  258    Jacobitz.     Ist  dieser 

Byz.  a.  a,  0.   soll  jedoch  Apollon  nicht  Kogo-  Korybos  identisch  mit  Korymbos  (s.  d.)? 

naiog,    sondern    nach    der    euböischen    Stadt  [Höfer.] 

'OgoTtr]  (=  'Ogoßia,  vgl.  Strabo  10,  445)  'Ogo-  Korydon  {Kogvdwv),  Gigant,  Sohn  der  Erdo 

nai:og  heifsen,  vgl.  Schol  Nikand.   Ther.   614.  und  des  Tartaros,  Hyg.  praef.  p.  27  Bunte. 

Aber  eine  Inschrift  {Lolling  in  Mitteil  d.  deutsch.  [Stoll.] 

arch.   Inst.   7,   71,    10.   15.  73,   6.   20.   25;  vgl.  Korykia    {Kwgv^Ca),    eine   Nymphe,    nach 

285.  286    Anm.   und  Pomtow    in   d.    Jahrb.   f.  welcher    die    korykische    Höhle    am    Parnafs 

Mass.     Phil    29    [1883],  359  f.)    bestätigt    ein  benannt   war.      Sie    zeugte    mit   Apollon   den 

Orakel  des  Apollon  Koropaios  auf  der  Halbinsel  60  Lykoros    oder    Lykoreus ,     den    Gründer    der 

Magnesia;  vgl.  Lolling  a.  a.  0.  7,  70.  A.  Eeichl,  parnassischen  Stadt  Lykoreia,   Paus.  10,  6,  2. 

Ber  Bundesstaat  der  Magneten  und  das  Orakel  10,  32,  2.  Schol.  Ap.  Eh.  2,  711.  [Ygl.Boetticher, 

des  Apollon  KogonaVog,  Progr.  d.  k.  k.  deutsch.  Arch.  Ztg.  16  (1858),  220f.  Höfer.]    Korykische 

Obergymn.    d.    Kleinseite    in    Prag    1890/91;  Nymphen  (Xa39yH/(Jfs)  in  der  Mehrzahl,  Töchter 

vielleicht  hängt  auch  der  Monatsname  Kuro-  des  delphischen  Flusses  Pleistos,  bei  Ap    Eh 

pos  (C.   I.   G.    2,   1793)  mit  diesem    Apollon  2,  711.  Et  M   676,  5.    Ov.  3Iet.  1,  320.  Äesch. 

zusammen;  vgl.  Böckh  im  C.  I.  G.  2  p.  3.  Eum.  22.    Corp.  Inscr.  nr.  1728.    Strab.  9,  417. 

[Höfer.]  Preller,  Gr.  Myth.  1,  596,  5.  —  Nenn.  Bion.  9, 


1393                    Korykios  Koryphe                     1394 

287    spricht   von   KagvHidsg  Bdaxcci.     Bei  Ov.  Koryiietcs  {Kogw^rr}?),  1)  Gegner  des  The- 

Her.  19  (20),  221,  wo  korykische  Nymphen  auf  seus  (s.  d.),   gewöhulich  Periphetes  (s.  d.)  ge- 

Keos    erwähnt    werden,    wird   man  mit  Butt-  nannt.  —  2)  Beiname  des  Areithoos  (s.  d.). 

mann  {Mythol.  2,  120  f.)    statt    Coryeiis    nym-  [Röscher.] 

phis   schreiben  müssen   Carthaeis.     [K(OQvv.iat  Koryiietides    (KoQvvrjTiSrjg),    Patronymikon 

yufiqpKt  Soph.  Änt.  1127.    Paus.  10,  32,  7;  vgl.  zum  Vorigen,  Elijm.  31.  210,  5.    Priscian.  Inst. 

Antigon.  Karyst.  141.    Philoxenos  fr.  14  Bcryk  2,  36.     Grammalki  Lat.  ed.  Keil  2,  36. 

3^  p.  614.     Steph.  Byz.  s.  v,  Kcoqvao?.    Strab.  [Höfer.] 

9,  417.    Eur.Balcch.  559  vgl.  mit  306ff.  Höfer.]  Koryiitlios,    Beiname  des  ApoUon  im  mes- 

[Stoll.]  10  senischen   Korone,   Paus.  4,  34,  4.     Er    wurde 

Korykios  {Ko3qvv.ioi;) .,  1)  Beiname  des  Zeus  daselbst    als   Heilgott   verehrt;    vgl.  Gerhard, 

in  einer  Widmung  an  Zeus  Korykios  Epineikios  Gr.  M.  1  §  304,  3,  a,  p.  298  und  Kenner,  Die 

Tropaiouchos   Epikarpios  aus  Korykos,  Hicks,  3Iümsammlun«f  des  Stifts  St.  Florian  p.  125, 

Journ.  ofhcll.  stud.  1890  p.  242  nr.  26.   JReinacJi,  welcher  den  Namen  von  koqvvt],  Keule,  Knüttel 

Bcv.  arcJi.  3^  se'r.  14,  1892  p.  129  Note  8.  —  ableitet  und  (p.  124,  Taf.  4,  7)  eine  Münze  des 

[2)  des  Pan;  Opjnan  hal.  3,  15  und  Schal,  wo  Caracalla    von  Milet  publiciert,    auf  welcher 

statt  Kagw-Lcp  tm   iv   Ely.£Ilu  Tiixioßiva   zu  Apollon  mit  der  Keule  unter  dem  linken  Arm 

lesen    ist    KiU-nia.      Etym.    M.    551,  53;' vgl.  dargestellt  ist.     [Drexler.] 

Korykiotes.    Höfer.]      [Drexler.]  Korypliaios,    Beiname  des  Zeus  von  seiner 

Korykiotes  {KwQVAiwzriq),  Beiname  des  Her-  20  Verehrung  auf  Höhen,  Gerhard,  Gr.  M.  1  p.  168, 

mes;  Ör/Zt.  hymn.  28,  8;  er  ward  in  Korykos  §  199,  3.     Münzen    von  Philadelpheia  Lydiae 

in   Kilikien   und    der   dort   befindlichen   kory-  haben  im  Obv.   das  Haupt   des  Zeus    mit  der 

kischen  Grotte  verehrt;  'Egnfj  Kmgviiiav  vaCav  Beischrift    Z6TC    KOPTOAIOC,    Head,  II.  N. 

nöXiv   Archias    in  Anih.   Pal.  9,   91   und    das  p.  552.     3Ii.  4,  98,  533.     S.  7,  398,  370.  371. 

Leruma  ebenda   fi'e  'Egfiriv  xbv   iv   KcoQvm'a  LeaJce,  Kum.  Hell.  As.  Gr.  ]^.d9.    Ebendaselbst 

svxriv;  vgl.  Ponij).  Mel.  1, 13:  Specus .  .  Coryciiis  begegnet  er  in  einer  Inschrift:   Jit  Kogvcpain 

..augustus  et  vtre  sacer  habitarique  a  deis  Jiu  Uuovc'i^iov   Nsavl^urjv  \  Ulowiav  IIlov- 

et  diynus  et  creditus.    Schol.  Ojjpian.  Halieut.  Tiwvog  \  Maicov  £vxr]v,  Mova.  v.al  Bißl.  trjs  [sv 

K(OQvv.iov    iSQOv    Tov    'Egßov.      [Leakc,    Num.  Z^vgvr]]   svayy.  axoXrjg,  Ilsg.  1  p.  120.    Bayct, 

Hell.  As.  Grecce  p.  46.     Eine  metrische  Wid-  30  Bull,   'de    Gorr.   Hell.   1    1877    p.  307  f.     Vgl. 

mung   von   Statuen   des  Hermes   und  Pan   aus  Orjjh.  h.  17,  13  og  vccUig  Kogvcpaig  in    Ovlvfi- 

der  Höhle  von  Korykos  teilt  mit  Hicks.,  Journ.  noio   Kagrjvcov,   Murr,   Die  Gottheit  der   Grie- 

of  hell,  sttul.    12  p.  240  nr.  24;  vgl.  Beinach,  chen  als  Naturmacht  p.  40.   56,    sowie  Kogv- 

Eev.    arch.    3«  ser.  14,    1892    p.   129    Note   8.  cpai'a     als     Beinamen     der     Artemis     oben    1 

Drexler.]    Auf  autonomen  Münzen  von  Korykos  Sp.  563.     [Beiname  des  Zeus  in  Korinth,  dem 

erscheint  Hermes  stehend,  in  der  R.  eine  Schale,  römischen ÄaTrsrcoAtog entsprechend,  Pai6S.2,4,5. 

in  der  L.  ein  Füllhorn  haltend ;  auf  der  Vor-  Auf  einer  Inschrift  aus  Seleukia  Pieriae  finden 

derseite   ein  Frauenkopf  mit  Mauerkrone  und  sich  legai'g  ^log  'OIviitzlov  yial  Jiog  KogvtpaCov 

der  Umschrift  iLCöpuxtrarcöv ;  Eckhel,  Doctr.  num.  und  Jiog  'Olv^niov  kccI  tüv  Q-fcöv  tav  Go^ztjgcov 

3,53.      Bevue  numism.  1854.    13.   139.     Head,  io  kccI  Jiog  KogvcpaCov   C.   I.   G.  3,  4458;  nach 

Hist.  num.  602.^    [Höfer.]  Boeckh  a.  a.  0.  p.  216  stammt  die  letztere  Be- 

Korykos   {KagvKog).     Nach  Monaldi,  Atti  Zeichnung   von    dem   bei  Seleukia  gelegenem 

dcir  Accad.    Pont.  Born.  3,  70    (vgl.  Stephani,  Kogvcpaiov  {Polyb.   5,  59,  4);    Zsvg  Kogvcpatos 

Compte  rcndit  1861,  87)  repräsentiert  auf  einer  auch  Aristid.  or.  1  p.  11  Dindorf  Höfer.] 

unter  Maximus  in  Tarsos  geschlagenen  Münze,  [Drexler.] 

auf  der  Apollo  und  Hermes  einander  sich  die  Koryphasia     (Kogvcpaaia),     Beiname     der 

Hände    reichen,    der    erstere    Gott    die    Stadt  Athena,  die  auf  dem  Vorgebirge  Koryphasion 

Tarsos,  der  zweite  die  Stadt  Korykos.   [Höfer.]  (in  der  Nähe  von  Pylos)  verehrt  wurde.  Paus. 

Korylos  (Kogvlog),   ein  alter  König  in  Pa-  4,  36,  2.  Anth.  Pal  6,  129.     Vgl.  Koryphe. 

phlagonien,  nach  welchem  der  Flecken  Kory-  50                                                                    [Höfer.] 

leion  benannt  war,   /Sfe/;7t.  Byz.  v.  KogvXsiov.  Koryphe  {Kogvcpr]),   eine  Tochter  des  Oke- 

[Stoll.]  anos,    welche    dem    Zeus    die    vierte    Athene 

Koryml)asos  {Kogvfißaaog),  Inder,  Gefährte  gebar,    die   in    Arkadien   Athene   Koria   hiefs 

des  Deriades,  A'bwxos  DiOH.  28,  51  ff.  [Röscher.]  und  für  die  Erfinderin  der  Wagen  galt,   Cic. 

_  Korymbos  (Ä^6pu|a(3os),  höchstwahrscheinlich  d.  N.  D.  3,  23,  59,  eine  geistlose  Veränderung 

ein  Dämon  im  Gefolge  des  Dionysos  auf  einer  der  alten  Sage,  nach  welcher  Zeus  die  Athene 

Inschrift    aus    Ephesos,    Neicton  -  Hicks ,    Anc.  iv.  -nogvcpfjg  erzeugte,  Schoemann,  Opusc.  Ac.  2, 

Greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3,  600  p.  221  f.  163.     Bei  Kleitor   in  Arkadien   hatte   Athene 

Korymbos    als    Sohn    der    Mystis    bei    Nonn.  Koria  einen  Tempel  inl  ogovg  yiogvqjrig,  Paus. 

Dionys.  13,  141;  vgl.  12,  292.  9,  120.     S.  auch  60  8,   21,  3.      Die    auf   dem    messenischen  Vor- 

Korybos.     [Höfer.]  gebirge    Koryphasion    verehrte  Athene   Kory- 

Korynaios  (Corynaeus),  1)  Name  eines  Tro-  phasia,  wie  Koria  eine  ImtCcx,  war  nach  Giern. 

janers  im  Gefolge  des  Aeneas,  von  Asilas  ge-  AI.  Protr.  2,  28    Tochter    des    Zeus    und    der 

tötet  (Verg.  A.  6,  228.  9,  571).  —  2)  Bin  ande-  ükeanide   Koryphe.     Mnaseas  nannte    die   A. 

rer  Trojaner,   der  den  Ebusus  erlegte  (ib.  12,  innCa    eine    Tochter    des    Poseidon    und    der 

298  ff.).     Wahrscheinlich   sind   beide  als   Epo-  Okeanide  Koryphe,  Harpokr.  v.  'inni'a  'J&r}vä; 

nymoi  von   Coryna  {3Iela   1 ,  89.     Plin.   n.  h.  vgl.  Et.  M.  474,  30.      [Darnach  ist  Bekker  an. 

5,  117)  in  lonien  anzusehen.     [Röscher.]  350,  27  ag  Mraasag,  t]  Uoasiöwvog  zai  Kogrjg 


1395                      Korjs  Kos                        1396 

rrjg    'Hhskvov    d'vycctrjQ  'A&rivä    tb    agfia    täv  ffeschickt,    dafs    er    sie    auf    der    Fahrt    nach 

innav  it,i;vQSv  zu  lesen  Uoasidcovog  y.al  Kogv-  Troja  führe,  Tzetz.  L.  57.     Oder:  Als  Korythos 

(prjg    HxX.      Athena    Hii;ipia('?)    vielleicht    dar-  im  Krieg  den  Trojanern  zu  Hülfe  kam,  fafste 

gestellt  auf  Münzen  von  Athen,  Cutal.  of  Gree/c  Helena  zu   dem  Jüngling,    der  noch    schöner 

coins   in  the  Brit.  Mus.  Attilca  p.  98.    Höfer.]  war  als  sein  Vater,  Liebe  und  ward  wieder  von 

Gerhard,  Gr.  M.  1  %  249,  5.  8.     Vgl.    Cieuzer,  ihm  geliebt;  deshalb  tötete  ihn  Paris,  Hellani- 

Symh.    2,   782.      Völclcer,    lapet.    Gcsclil.   172  hos  b.  Parthen.  34.     Nach  Konon  23  schickte 

Anm.     Wclclar,   Gr.   Götterl.   2,   280.  291,  48.  ihn   Oinone   der  Helena  nach-  Troja,  um  den 

\ Immeruahr,  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,  67.  Paris  zur  Eifersucht  zu  reizen  und  der  Helena 

Roschei'.]     [Stoll.]                                                     lo  ein  Unglück  zu  bereiten;  Paris  tötete  ihn.    Er 

Korys  {Köqvs),  ein  Iberer,  nach  welchem  die  wird   auch  unter  den  Söhnen  der  Helena  und 

von  ihm   erfundenen  Helme   yioQv&eg  genannt  des  Paris  aufgezilhlt,  Tzetz.  L.  851.  Nikandros 

sein  sollen,  Schol.  Oppian.  Halieut.  2,  25.   Vgl.  b.  Parthen.  34.    Schol.  Od.  4,  11.  [Bull.  d.  Inst. 

Korythos.     [Höfer.]  1845   p.  39.   Drexler,]     [Dictys  5,  5  nennt  ihn 

Korytbaios  (KoQvd'aiog),  Sohn  des  Paris  und  gleichfalls    einen    Sohn    des    Paris    und    der 

der  Helena,   Bruder  des   ßunimos  und  Idaios,  Helena,  läfat   ihn   aber  samt   seinen  Brüdern 

Johannes  Sikeliota  ed.  Stary,  Juhresher.  d.  k.  k.  Bunomos  und  Idaios  durch  den  Einsturz  einer 

ersten  Staats -Gymnas.      Graz    1892    p.    9;    s.  Zimmerdecke    erschlagen    werden;    vgl.    auch 

Korythos  3.     [Höfer.]  Tzetz.    Homer.    441.      Joh.    Malalas    p.   140. 

Korythaleia   (KoQv&ccXsia),    1)   Amme   des  20  Cedrenus  p.  107  u.  d.  Art.  Korythaios.    Höfer.] 

Apollon   zugleich   mit   Aletheia,    Plut.  Syinp.  —  4)  Ein  Iberer,  Liebling  des  Herakles,  Er- 

3,  9,  2.   —    2)   KoQvQ'alLcc    oder  KoQvd-aUiK,  findcr  des    Helms,    PioL   Heph.    2   p.    311;   s. 

Beiname    der    Ai-temis    zu    Sparta,    als    einer  Korys.  —  5)  Krieger  aus  Marmarike  zwischen 

Pflegei'in  der  Kinder.     Am  Ammenfeste  Ti&rj-  Ägypten  und  Kyrene;  verwundete  auf  der  Hoch- 

vidia  trugen  die  Ammen  ihre  Knaben  zu  deren  zeit  des  Perseus  den  Libyer  Pelates,  Ov.  Met. 

Tempel,   Athen.  4,  139a.     Hermann,   Gottcsd.  5,  125.   —   0)  Lapithe,  auf  der  Hochzeit  des 

Altert.  §  53,  24.     31  aller.  Dar.  1,  379.    Lauer,  Peirithoos    von    dem    Kentauren   Rhoitos    ge- 

System  301.    Prellcr,  Gr.  Myth.  1,  243.     Ger-  tötet,  Ov.  Met.  12,  290.  [—  7)  Ein  Kyzikener, 

hard,  Gr.  Myth.  1  §  332,  5.     Welcker,  Griech.  Val.  Flacc.  Ära.   3,  99.     Höfer.]     [Stoll.] 

Götterl.  2,39*2.    Loheck,  Acjl.  1,  670.  2,  1086;  30  Kos  (Äci5e),l)  Tochter  des  erdgeborenenMerops 

s.  Attemis.    [Vgl.  Bd.  1  Sp.  2819,  Z.  18ff.  und  und   der   Echemeia,    nach   welcher    die    Insel 

aufserdem  Hesych.  yioQv&aliarQLcci  ai  xoQtvovaai  Kos  benannt  war,  Steph.  Byz.  v.  Käg.   Et.  M. 

xti  KoQV&alCa&tä;  \g\.  Q\}e\iA.v.vQtxxoL  Höfer.]  507,  56;   die  Insel  Kos  hiefs  MsQOTtig,  Steph. 

l  Wide,  Lakon.  Kulte  S.  123 ff.  deutet  die  K.  als  Byz.  Thuk.   8,  41.  —    Man  sprach  auch  von 

Artemis  natSoxQorfog.     Röscher.]     [Stoll.]  einem  Heros  Kos,  Et.  M.  741,  53.    [Vgl.  Steph. 

Korytlion    {KoQvbütv),    Sohn    des  Priamos,  Byz.  Aißovia.  Käg.    Auf  einer  von  Kontoleon, 

von  Idomeneus  getötet;   Dictys  4,  7;  die  Les-  Atlt.  Mitt.  16  (1891)  409  publicierten,  aus  Kos 

art  ist  nicht  ganz   sicher  s.  Hederich  z.  d.  St.  stammenden    Inschrift    findet    sich    die    öfters 

[Höfer.]  wiederkehrende  Opferbestimmung  &v6vx(x)v  . . 

Korythos  [KÖQv&og),  1)  Sohn  des  Zeus,  40  xio  IloxiiSuvi  v.al  K<ä  (resp.  Ko))  olv.  Zweimal 
Gemahl  der  Elektra,  der  Tochter  des  Atlas,  tritt  zu  den  genannten  Gottheiten  noch  (die 
Vater  des  lasios  und  Dardanos,  die  von  Ita-  Inselheroine)  Rhodos  hinzu;  es  istkein Zweifel, 
Hen  aus  der  eine  nach  Troas,  der  andere  nach  dafs  wir  hier  der  Nymphe  Kos  als  Eponyme 
Samothrake  gingen,  Königin  Tuskien,  Gründer  der  Insel  begegnen;  vgl.  Joh.  Tujjffer,  Koisches 
von  Kortona  (griech.  Korythos,  Vcrg.  Aen.  3,  Sakralgesetz,  athen.  Mitt.  a.  a.  0.  425ff.  und 
170),  Scrv.  Verg.  Aen.  3,  167.  170.  7,  207.  209.  Bull,  de  corr.  hellen.  1892,  162;  nicht  zugäng- 
10,  719;  vgl.  Very.  Aen.  3,  163  ff.  [und  den  lieh  war  mir  Hibbelt,  Quaestiones  Goae  mytho- 
Artikel  Korinthos  1  a.  E.  Höfer.]  Heyne,  Exe.  loyae.  Greifswald  1892 ;  vgl.  Bevue  archeol.  19 
zu  Very.  Aen.  3,  167—171.  Müller,  Etrusk.  2,  (1892)  414  Anm.  9.  Höfer.]  —  [2)  edomi- 
276 f.  Schwenck,  Andeutungen  162,  1.  Völcker,  50  tische  Gottheit,  deren  Namen  in  den  edo- 
lapet.  Geschl.  98.  172.  [Klausen,  Aeneas  u.  mitischen  Personennamen  Qausmalaka  (Kaus 
die  Penaten  1222  f.  Bohert  im  Jahrb.  d.  a.  I.  ist  König)  und  Qausgabri  (Kaus  ist  Held) 
3,  61,  16.  Koscher.]  —  2)  Ej^onymos  der  assyrischer  Inschriften  (Schrader,  Die  Keil- 
Korytheer,  einer  der  alten  Komen  von  Tegea  inschriften  u.d.  A.  T.  2.  Aufl.  p.  79.  Bacthgen, 
{Müller,  I)or.  2,  443).  Seine  Hirten  fanden  Beitr.  z.  semit.  Beligionsgesch.  p.  11)  in  dem 
am  Gebirge  Parthenion  den  von  Auge  aus-  "niOp  (Qos  hat  gegeben)  einer  nabatäischen 
gesetzten  Telephos,  den  er  aufzog,  Apollod.  Inschrift  SLUsHegr,  Euting ,Nabat.  Inschr.  12,1. 
3,  9,  1.  Diod.  4,  33.  Müller,  Etrusk.  2,  277.  Baethgen  a.  a.  0.,  in  den  Namen  KoadSaQog 
Völcker,  lapet.  Geschl.  172.  182.  [Schivedler,  (Qos  ist  herrlich  oder  mächtig),  Köaßavog 
De  rebus  Tegeaticis ,  Leipz.  Stud.  9  p.  266t.  60  (Qos  hat  erbaut),  KoayrjQog  (Qos  ist  Patron 
Drexler.]  [Vgl.  jetzt  namentlich  Bobert  im  oder  Freund),  Koaväxavog  {=  "jnaölp)  einer 
Jahrb.  d.  arch.  Inst.  3,  61  f.  87 f.,  der  ihn  in  Inschrift  von  Memphis,  Miller,  Bev.  arch.  1870 
einer  die  Tötung  der  Aleaden  durch  Telephos  1  p.  109  ff". ,  Kocßäga-nog  (Qos  blitzt)  einer  In- 
darstellenden Platte  des  Pergamenischen  Tele-  schritt  aus  Kyrene,  C.  I.  Gr.  5149,  Pacho, 
phosfrieses  wiedererkennt.  Röscher.]  —  3)  Voyage  äans  la  Marmarique  et  la  Cyrenaique 
Sohn  des  Paris  und  der  Nymphe  Oinone,  PI.  64,  enthalten  ist,  s.  Baethgen  a.  a.  0. 
von  dieser  in  ihrem  Zorn  gegen  den  treu-  und  Halc'vy ,  Journ.  asiat.  1882,  7<^  ser.  19 
losen  Paris    und    die   Trojaner    den  Griechen  p.  488 — 489.      Hinsichtlich    des    iSTamens    des 


1397                      Kosko  Kotys                      1398 

Idumäors  KoazoßaQog  aus  dorn  Geschlechte  der  ot  dt  AI'kXov  kkI  Ko&ov  adsltpöv  cpaaiv.  ib.  321: 

iSQdTSvOKVTcov    Tcö    Ko^s ,    Jos.   Atit.   15,  7,  9  KKt  dito  räv  ovofiätcov  öt  svCmv  xb  ß  ä  gßcxQOv 

scliwanken  die  Deutungen.     Tuch,ZDMG  1849  ificpaivExai.-  Kt-HQOip  ^al  KöSQog  -nal  Ai-nlog  ■nal 

p.  201.     Blau,  ZBMG  25  p.  566   Anm.  5  und  Ko&oq.     Flut.   q.   <jr.  22:.Tts  6  riaiöcov   räcpog 

]\[or(ltmann,  ZDMG  32  1878  p.  563  leiten  ihn  iiuqcc  Xcilv.i8£vai',  KöQ'og  v-al  "Agyilog  (sie!) 

von  Ko^s  {Mordtmann:  =  von  Ko^s  erschaften)  oi  Sovd'ov  naiäsg  sig  Evßoiav  rj-aov  oi-urjaovtfg, 

ab;    llahvi/  a.  a.  0.  p.  489  übersetzt   ihn  mit  itäcprjaocv  ö^n  nagä  rrjv  odov  K.  v.ul  'A.  ot  Sou- 

„vcrite  de  Baal".    Sclirader  a.  a.  0.  p.  613  da-  Q'ov  naLÖag,  y  ßadi^ouaiv   tv.  Tiolemg  inl  xov 

jregen  vermutet,  dafs  Kostobar  aus  Kosgobar,  Evqitcov  xai  6  zonog  Täcpog  naCSayv   KaltLtai. 

Kosgabar  in  der  Aussprache  verderbt  und  der  lo  Scymn.  v.  574 ff.:  xov  'EQsx^äag  Sicißävxu  Tlccv- 

Name    mit    dem    KauSgabri    der   Keilinschrift  dagov  nxCeca   [qpcvctV]  ||  nöXiv  (.ityiGziqv   xäv  Iv 

identisch    ist.     Das    Wesen    der    Gottheit    ist  kvz^  XaX-nida,  ||  Alv.lov  S'  'Eq^x^ikv,  ovx'  A^q- 

unbekannt.      llalevy  a.  a.  0.   p.  488    will    ihn  vaiov    ysvai,    ||    xov    d'     ivaliav    KrJQLv&ov 

mit    dem    in    dem   arabischen  Personennamen  aaavzag  KöQ'ov.    Thcopom,}).  (fr.  226)  b.  Steph. 

Imru'lqais   enthaltenen  Qais    zusammenstellen,  Sy^-  s.  v.  'Elevd'SQ'ig,  iiöXtg  BoLcoziag,  'Slganov 

über  welchen  vgl.  JBaethgen  p.  108.    Drexler.]  irXi^ci'ov,   K6&oi>   xat   Ai'nXov    ['Ey^Xeov    codd.] 

Vgl.  Ko^s.                                                [Stell.]  [-Kxiaiia]  kxX.    Mehr  bei  Unger,  Thchana  para- 

Kosko  (Koayiä),   eine  thebanische   Mainade  doxa    S.  300.     C.   Midier,    Geogr.  gr.   min.   2 

vom  Geschlechte  der  Kadmostochter  Ino  (yfvf/'^e  p.  219.    Vgl.  auch  Töpfj'cr,  Att.  Geneal.  S.  164 

Elvovg  ano  Kccöfirjsirjg),  welche  zusammen  mit  20  und    das    Geschlecht    der    Ko&cSai    in    Teos: 

Baubo  und  Thettale,  zwei  anderen  demselben  C.  I.  Gr.  2  nr.  3064,  27.     [Röscher.] 

Geschlechte  angehörenden  Mainaden,  auf  Grund  Kottos   s.  Aigaion  und  Hekatoncheiren,  wo 

eines  Orakels    des    delphischeu    Apollon  vom  Maxim.  Mayer.,  Giganten  u.  Titanen   S.  120 ft". 

Demos   der  Stadt  Magnesia  am  Maiander  aus  nachzutragen  ist.     [Röscher.] 

Theben    nach    Magnesia    geholt    wurden,    um  Kotyleus  {KozvXevg),  Beiname  des  Asklepios 

hier,  dem  Rat  des  Orakels  entsprechend,  bak-  in    Lakedaimon;    Herakles    hatte    ihm    einen 

chische  Orgien  und  Thiasoi  einzurichten  {aW'  Tempel   errichtet  und   dem   Gott   den  Namen 

v^siv  ödaovGi  aal  oQyia  -nal  vö^ii^'   [äX^Xa,  \  K.  gegeben,   weil  er  ihm  die   Hüftwunde   (t6 

nal  &idaovg  Bcc->ixoio  ■na&siÖQSvaovai.v  iv  aaxei),  XQavßcc  ig  xriv  KoxvXrjv),    die   er  bei   seinem 

als  man  in  einer  durch  den  Wind  gebrochenen  30  ersten  Zuge  gegen  Hippokoon  erhalten,  geheilt 

Platane    ein    Bild     des    Dionysos    (dcpiiSQv^a  hatte.  Paus.   3,   19,   7.     Nach   Pott  in  Kuhns 

JiovvGov)   gefunden  hatte.     Vgl.   die   von  S.  Zeitsclir.  f.  vergl.  Spracliforschung  9  (1860)  184 

Reinach  publicierte  Inschrift  in  der  Pevue  des  stammt    der    Name    wahrscheinlich    von    den 

Etudes   grecques    Paris    1890:    „Oracle   de    la  Fläschchen    (y.oxvXat)    mit   Heilsalben    oder 

Pylhie   . .    adresse  ä  la   rille  de  31agnesie  du  Arzneitränken.     [Höfer.] 

Meandre".     Kotitoleon,   3Iitt.   d.  aih.  Inst.   15  Kotylos  {KöxvXog),  Eponymos  des  KozvXaiov 

(1890)8.330.    Die  drei  Namen  Baiibo,  Thettale  ogog  in  Euboia;  Archemachos  bei   Harpolcrat. 

und  Kosko  sind  Belege  für  die  Thatsache,  dafs  177.     [Röscher.] 

in   den   orphisch-dionysischen  Kulten  si^äterer  Kotys,    Köxvg   oder   Koxvxä    (richtiger    als 

Zeit    mannigfacher    Zauber    getrieben    wurde  40  Koxvzzä,    s.  M.  Schmidt  zu   Hesych.  Koxvxä) 

(vgl.    zu  Baubo  pap.   Par.   2201.   2795.     pop.  —   beide  Formen  werden   z.  B.   von  Synesius 

Brit.   46,   493.     Orph.  frg.   216;  zu  Kosko  =  ep.  32   u.   44   neben   einander   gebraucht   und 

v.oamvö{icivzig  pap.  Par.  2303:  cnsvog  nuXaiov  von    Schol.   Synes.    ep.  32.      Schol.    ad  Annae 

v-ÖG-Aivöv  iiov  ai;fißoZov  von  Hekate;  zu  Thettale  Alex.  p.  85,  3  als  gleichbedeutend  bezeichnet, 

die  thessalischeu  Zauberinnen:  Röscher,  Selene  weshalb  auch  die  Handschriften  häufig  schwan- 

S.  88 f.).     S.  Dieterich,  Abraxas  S.  148 f.  ken,  s.  Krahinger  ad  Synes.  Calv.  Enc.  p.  85  c 

[Röscher.]  — ■   daneben    noch  Kozxcö    für  Koxvxco    {Schol. 

Kosuietas  {Koafirjxccg),    Beiname   des   Zeus,  Theolcr.  6,  40  Dübner),  war  1)  eine  Gottheit 

der  einen  Tempel  in  Lakedaimon  hatte,  Paus.  der  Thraker.     Nach  Aischylos  bei  Strabon 

3,  17,  4.     [Höfer.]  50  p.  470  {Kozvog  xrjg   iv   xotg  'Hdcovoig  Alaxvlog 

Kothonea,  Gemahlin  des  Eleusinos  (Eleusis),  jxs^vrjzat.)   gehört  sie  dem  thrakischen  Stamm 

Mutter  des  Triptolemos,  Hyg.  f.   147;  ebenso  der  Edonen  an,  S^rafto«  selbst  aber  bezeichnet 

bei  Schol.   Stat.  7 heb.  2,  382,   der  den  Hygin  ihren  Kultus  als  allgemein  thrakisch.     Indem 

ausgeschrieben.      Bei    Serv.    Verg.    Ge.    1,    19,  er  a.  a.  0.  von  der  Verbreitung  des  Orgiasmus 

der    fast    wörtlich    mit    Hyg.    übereinstimmt,  spricht,    bringt   er  mit  dem  griechischen  Dio- 

heifst  der  Name   Cyntinia,  bei  Myth.   Vat.  2,  nysosdienst  und  dem  der  phrygischen  Götter- 

96  Hionia.  Sämtliche  Namen  scheinen  korrupt.  mutter,    bei   welchen    dieselben   orgiastischen 

[StolL]  Gebräuche    und    Instrumente    in    Anwendung 

Kotto  s.  Kotys.  kämen,    die  Feste    der    thrakischen  Kotys  in 

Kotlios   (Köd-og),    Sohn  des  Xuthos    (s.  d.),  60  Zusammenhang:  xovzoig  (jenen  beiden  Kulten) 

Bruder   des  Aiklos  (und  Ellops),  Gründer  von  S'    ioi-ns    kccI  xd  Ttagd   xotg   &Qo:'E,i  xä   xs   Ko- 

Chalkis,    Kerinthos,    Elentheris;    vgl.    Strab.  xvxzia   kccI  td    BsvölSsicc.      Als   Beleg  hierfür 

p.  447:  d(i(p6z8gai  ds  (Chalcis  und  Eretria)  tzqo  führt   er  die  Stelle  aus  Aischylos'  Edonen  an, 

T(5i;  TQcoi-näv  vn   'A&rjvaiojv  EHXLO&at,  Xsyovxat  wo  der  Dichter  mit  der  Erwähnung  der  Kotys 

■nai  iiaxd  xd  Tgcoi-nd  AixXog  y.cil  Ko&og  i^  'Ad-rj-  und  ihrer  Diener  in  den  Worten:  asfivd  Köxvg, 

väv  OQ^rj&ävxsg,  0  (ihv  'Eoszqiocv   cÖy.ig£   K69og  ogsta  8'   ogyccvcc  t'xovxfg  „ehrwürdig  ist  Kotys 

ÖS    xrjv   XccX-AiS a.      ib.  445:    v.al  'EXXoni'a  d'  und   die  Inhaber   der  Instrumente  des  Höhen- 

wvofxdGd-rj  (Euboea)  dno'EXXonog  xoij  "lavog;  dienstes"  {Nauclc,  Trag.  fr.  AcscJt.  56  schreibt: 


1399                       Kotys  Kotjs                       1400 

Gsfivcc  KoTvtovg  ogyi'  k'xovtsg)  unmittelbar  die  nun    damit    jene    dritte    Namensform    Koxxca, 

Begleiter   des    Dionysos    verbinde:    ,,der   eine  oder,    wie    0.    Weise,    Philol.    Bundschau    3 

bläst    auf   der   Flöte    das    wahnsinnbringende  S.  981  lieber  will,   ein  lateinischer  Dativ  von 

Lied,  der  andere  lärmt  mit  den  Cymbeln,  dabei  Cotys  gemeint  sein.    Dem  orgiastischen  Kultus 

erschallt  das  Lied  zum  Saitenspiel,  dazwischen  der  makedonisch -taurischen  Artemis  (s.  Rapp 

schreckliches  Stiergebrüll  von  versteckten  Mi-  a.  a.  0.  30.  33)   entsprechen   die  orgiastischen 

men  und  des  Tympanons  Laut,  unterirdischem  Kotytien  bei  Strahon,  und  beide  Kulte  stimmen 

Donner    gleich."      Somit  waren   die  Kotytien  auch   in   ihrer  eigentümlichen  Verschmelzung 

ein  orgiastisches,    auf  Bergeshöhen   gefeiertes  mit  dem  orgiastischen  Dionysoskultus  infolge 

Fest,  dessen  Gebräuche  mit  dem  ekstatischen  lo  gemeinsamer  Gebräuche  und  Kultusdiener  über- 

Dionysoskult  so  vieles  gemein  hatten,  dafs  zu  ein  (ebendas.  S.  29.  35).    Hierauf  scheint  sich 

einer  Schilderung  des  Kotysfestes  die  wesent-  die  Dai-stellung  auf  einer  thrakischen  Münze 

liebsten   Züge    aus   jenem    verwendet   werden  bei    Liehe,    Gotha  num.    p.  202    zu    beziehen: 

konnten.     Aber  auch   die  Verwandtschaft  der  eine    Bakchantin    mit   Tympanon    und    Maske 

Kotytien  mit  phrygischen  Gebräuchen  betont  auf  der  einen,  ein  weiblicher  Kopf  mit  mauer- 

Strabon  und  findet  sie  bei   der  Herkunft  der  kronenartigem  Diadem  auf  der  anderen  Seite, 

Phryger  von  den  Thrakern  natürlich,   p.  471:  also  wohl  Kotys  unter  der  Gestalt  einer  Ky- 

TßtJTß:  (die  Kotytien)   yccg  toms  zols  ^Qvytoiq-  bele   (s.  unten).     Mit  Attributen  der  letzteren, 

v.ecl   ov%  cLTt£LY.ög  ys ,   aansQ   avtol   oi   ^Qvysg  Kopfaufsatz,  Schleier  und  Schale,  ist  auch  das 

(^QccKwv    anoi-üOi    sioiv ,     ovtco    Kai    xcc    liQcc  20  Götterbild  auf  der  Vase,  Mon.  d.  Inst.  4,  16  (s. 

£v.£L^Bv    ixstsvrjvixd-at,.      Aus    diesen    Worten  d.  Abbildung  unter  Lylairgos)   versehen,    das 

schliefst  Fick,  Sjirachehdieit  der  Indogermanen  wegen   der  bei  den  Edonen  spielenden  Hand- 

409,  dafs  Kotys  auch  von  derPhrygern  verehrt  luug  für  Kotys   angesehen  wird,   vgl.  Boulez, 

worden  sei.     Da  aber  Strahon  zuvor  die  Ko-  Annal.  d.  Inst.  1845  p.  117.     Welcher,  A.  D.  2, 

tytien   mit   dem    griechischen   Dionysoskultus  108.  Michaelis,  Annal.  1872  p.  251.  Wenn  somit 

und    dem     phrygischen    Kybeledienst     (nicht  Kotys    ohne  Zweifel    der    einheimische    Name 

Kotysdienst)    wegen   der  gemeinsamen  orgia-  der    von   den    Griechen    als   Artemis   bezeich- 

stischen  Gebräuche  zusammengestellt  hat,   so  neten  Kriegs-  und  Jagdgöttin  der  Thraker  ist, 

ist  unter  xcc  isqcx   doch  wohl  nur  der  Orgias-  so  fragt  es  sich,  in  welchem  Verhältnis  sie  zu 

mus  zu  verstehen.    Als  Männername  war  aller-  so  Bendis   steht.     Auch   diese  wird  (s.  d.  Artikel 

dings  Kotys  in  Phrygien  ebensowohl  wie   in  BencZis)  ausdrücklich  als  die  Artemis  der  Thraker 

Thrakien     gebräuchlich     ( s.     Pape  -  Benseier,  und  als  eine  Jagd-  und  Kriegsgöttin  bezeichnet 

Lex.   der  Eigennamen)    und  hat  dieselbe  Be-  und  ihr  derselbe  orgiastische  Kultus  von  Stra- 

deutung   wie   der   Name    der    Göttin.      Schon  hon  zugeschrieben,  der  die  Kotytien  und  Ben- 

das  Etym.  M.  396,  18.  599,  55   setzt  v.6xvg  =  dideen  so   zusammen  nennt,    dafs    alles  über 

noxog,   und  auf  Grund  der  Zugehörigkeit  der  jene   Gesagte,  wie   z.  B.    die  Ähnlichkeit  mit 

Thraker    und    Phryger    zu    den    europäischen  dem  phrygischen  Kybeledienst,  auch  für  diese 

Indogermanen    zieht    auch   Fiele  a.  a.  0.   422  gilt,   was  auch  dadurch   bestätigt  wird,   dafs 

das    griechische    viozico    zürnen    und   den   alt-  beide  Feiern  als  Nachtfeste  mit  Anwendung  von 

nordischen    Götternamen   Hödhr   bei,    der   =  40  Fackeln    geschildert    werden,    Juvenal   2,  91. 

ahd.  hadu,  das  in  Eigennamen  Krieg  bedeutet,  Plat.  rep.  1  p.  328.    Da  nun  Herodot  nur  eine 

wie   in  hadubrand,  haduwig  =  nhd.  Hedwig.  weibliche  Gottheit  kennt,  so  werden  wir  (mit 

Also  ist  Kotys  nach  I^icA;  „eine  Bellona,  Hadu-  Gerhard,    Gr.    Myth.     §   330,    3)     in    Kotys 

wig,  Kotvg   als  Mannesname  bedeutet:   Kam-  und  Bendis   nur   eine    Gottheit   zu   erkennen 

])fer,  Krieger".     Damit  stimmt  überein,   dafs  haben,   deren  verschiedene   Namen  höchstens 

die  Artemis  der  Thraker,  welche  Herodot  5,  7.  zwei  verschiedene  Seiten  ihres  Wesens  hervor- 

4,  33   als  die   einzige  weibliche  Gottheit  der-  heben,  die  Kotys  der  Edonen  die  Kriegsgöttin, 

selben  nennt,  besonders  als  Göttin  des  Krieges  Bendis  die  leuchtende  Mondgöttin. 

(Enyo  bei  Ammian.   27,  4)  und  der  Jagd  auf-  Die  Verpflanzung  des  Kotysdienstes 

gefafst  wurde.     Es  ist   die  Artemis   der  nörd-  50  auf  griechischen  Boden  hatte  inderßegel 

liehen  Länder,  die  auch  als  die  Taurische  oder  eine  Entstellung   desselben   zur  Folge.     Eine 

Pontische    bezeichnet    und    von    Strahon    12  gewifs  ursprüngliche,  in  den  einfachsten  Kul- 

p.   535     geradezu    'Evvco,     von    den    Römern  turverhältnissen  begründete   Seite    der  Göttin 

(Ilirtius,  Bell.  Alex.  66)  Bellona  genannt  wird.  lernen  wir  aber  aus   einem  sicilischen  Kotys- 

Zahlreiche  Reliefdarstellungen  in  Thrakien  aus  feste  kennen.     Plutarch,  Proverb.  78  erwähnt 

römischer  Zeit  (bei  Heuzty,  Slission  de  Mace-  eine  Kozvxlg  soQxri  auf  Sicilien,  bei  welcher 

doine  p.  80  f.)   sowie   thrakische  Münzen  (Mi-  an  Baumzweigen  Gebäck  und  Obst  aufgehängt 

onwei  I  von  Anchialus  nr.  58;  Deultum  nr.  130;  und    dann    dem  Volk    zur   Plünderung   preis- 

Cöla  nr.  15)  beweisen  ihre  Verehrung  und  zu-  gegeben  wurde,  woher  der  Name  des  Festes 

gleich  die  Auffassung  derselben  als  Jagdgöttin,  go  aguayd  Koxvxioig.    Dies  ist  der  weitverbreitete 

und   zwar  zuweilen  in  einem  Typus,   der  der  Gebrauch  der  Repräsentation  des  Wachstums- 

kleinasiatischen    Artemis     Elaphebolos     nahe  genius    durch    früchtebehangene    Zweige,    der 

kommt,  vgl.  Bapp,  Beziehungen  des  Dionysos-  sich    ebenso    in    Kleinasien    im    Kybele-    und 

kultus  zu  Thrakien  und  Kleinasien  p.  32.     Da  Attisdienst   wie    in    Griechenland    unter    dem 

nun  eines  jener  Artemisreliefs,  Heuzcy  a.  a.  0.  Namen  Eiresione  und  im  deutschen  Erntemai 

Taf  4,  2,   die  Beischrift  GOTO  trägt,   so   ist  oder  Maibaum   wiederfindet,    vgl.  Mannhardt, 

damit  die  Identität  der  thrakischen  Kotys  mit  Ant.   Wald-  u.   Feldkulte    256 f.      Das  Herab- 

der  Jägerin  Artemis  klar  ausgesprochen,  mag  holen   der   Früchte   bedeutet   Aneignung    des 


1401                       Kotys  Kotys                       1402 

Fruchtsegens.  Wenu  dies  darauf  hinweist,  3Ieineke  verneinen  es  und  halten  deshalb  den 
dafs  Kotys  auch  eine  Göttin  des  Erntesegens  Namen  BccnTut  nur  für  eine  Erdichtung  des 
war,  so  zeigen  die  im  eigentlichen  Griechen-  Eupolis.  Lobeck  hält  einen  Kotytokult  zu 
land  üblichen  Kotytien,  dafs  sie  überhaupt  als  EupoUs'  Zeit  für  ebenso  möglich  wie  die  Mt]^ 
Göttin  der  schaffenden  Naturkraft  und  der  xqcou.  Den  Namen  Bäntcci  führen  die  Ge- 
Zeugung zu  denken  ist,  wie  Kybele  auch  die  nannten  meist  auf  Waschungen  im  Sinn  von 
zeugende  mit  der  zerstörenden  Kraft  und  dem  Reinigungen  zurück.  Die  zweite  Frage,  welche 
orgiastischen  Kultus  verbindet  Eiresione  und  Rolle  Alkibiades  in  dem  Stück  gespielt  habe, 
Maibaum  wurden  begossen  im  Sinn  eines  wird  dadurch  unklar,  dafs  das  Stück  zugleich 
Regenzaubers,  um  die  Wachstumsfülle  auf  die  lo  gegen  den  Kotysdienst  in  Korinth  gerichtet 
Feldfrüchte  zu  übertragen,  zugleich  aber  auch  gewesen  sein  soll;  Eupolis  kann  aber  nicht 
die  Fruchtbarkeit  der  Menschen  zu  mehren.  zugleich  gegen  den  Kotysdienst  losgezogen 
Deshalb  findet  sich  die  Sitte  auch  bei  Hoch-  und  den  Alkibiades,  wie  man  meist  annimmt, 
Zeitsgebräuchen,  bei  Griechen  und  Germanen  wegen  Verhöhnung  ebendesselben  angegriffen 
{Mannliardt  a.  a.  0.  258),  woran  sich  die  sym-  haben.  Die  Kotysdiener  in  Athen  hat  man 
bolischen  Gebräuche  der  Mailehen  mit  Männern  sich  jedenfalls,  wie  schon  Loheck  a.  a.  0.  1013. 
in  Weiberkleidung  anschliefsen,  vgl.  Mann-  1019  ausgesprochen  hat,  als  eine  Privatgenossen- 
liardtjBaumkuUns  S).^l'^.  ^11.  4,\2.  Die  Grund-  schaft  zu  denken,  wenn  sich  auch  erst  um 
züge  dieser  Gebräuche  kehren  auch  in  den  400  n.  Chr.  bei  Si/nesius  die  Bezeichnung  &La- 
athenischen  Kotytien  wieder.  Auf  •  eine  20  ccörcci  Kozvog  findet.  An  diese  knüpft  sich 
Wassertauche  weist  deutlich  der  Name  Bäitzat  nun  allerdings  ein  so  schlimmer  Ruf,  dafs  die 
hin,  womit  die  Kotysdiener  zu  Athen  bezeich-  ursprünglich  nur  symbolisch  auf  das  Geschlecht- 
net werden;  aus  den  Cerimonien  aber,  mit  liehe  hindeutenden  Ceremonien  in  wirkliche 
welchen  der  für  Griechen  anstöfsige  Gebrauch  Zuchtlosigkeit  ausgeartet  zu  sein  scheinen, 
der  Weiberkleidung  verbunden  war,  entstanden  Unter  einem  &Laac6zr]s  Körvog  versteht  Syne- 
jene  üblen  Nachreden,  welche  die  Kotytien  sius,  Calv.  encom.  p.  856  einen  Menschen,  der 
zu  einem  Dienst  geschlechtlicher  Ausschwei-  rot'g 'l'9't;qpa,i;ioJs  copytaMsv,  und  einen  cinaedus; 
fung  stempelten.  Daher  die  Mifsverständnisse  aber  auch  hier  ist  der  Ursprung  erkennbar: 
in  den  Nachrichten  über  die  Kotytien  in  Athen.  es  ist  eigentlich  ein  Mensch,  welcher  der  un- 
Indem  Juvcnal  die  schmähliche  Unsitte  von  30  natürlichen  Lust  frönt,  die  auf  der  Verwechs- 
Römern  geifselt,  welche  bei  heimlichen  Zu-  lung  der  Geschlechter  beruht,  und  der  diese 
sammenkünften  der  Bona  Dea  zu  Ehren  in  Täuschung  durch  weibische  Pflege  (besonders 
Weiberkleidung  Orgien  feierten,  vergleicht  er  des  Haares)  herbeizuführen  sucht  (rö  ^r^Xv 
damit  die  Kotytofeier  der  Baptai  zu  Athen,  xov  yivovg  iKfit-^rjcä^isvoi,).  Daher  setzt  Sy- 
Sat.  2,  91 :  Talia  secreta  coluenmt  orgia  taeda  nesius  epist.  44  dafür  auch  geradezu  rjfii'yvvog, 
Cecropiam  soUti  Baptae  lassare  Cotytto.  Hier-  was  wiederum  an  die  auch  von  Lobeck,  Agl. 
zu  bemerkt  das  SchoUon:  Baptae  titulus  libri,  1015  f.  und  Welcher,  Gr.  Götterl.  2,  225  an- 
quo  impudici  describuntur  ab  Eupolide,  qui  genommene  Verwandtschaft  der  Kotys  mit 
mducit  viros  Athenienses  ad  imitationem  femi-  den  androgynen  Kybele  erinnert,  deren  Kultus 
narinn  saltantes  lassare  psaltriam  (bezieht  sich  40  aufser  dem  Orgiasmus  auch  den  Maibaum  und 
wohl  auf  die  orgiastischen  Instrumente  bei  die  Xaintdg  mit  dem  der  Kotys  gemein  hat, 
Strabon:  ^aXiiog  dlalä^fi).  Baptae  ergo  molles,  s.  Mannliardt  a.  a.  0.  259.  261.  Auch  die 
quo  titulo  Eupolis  comoediam  scripsit,  oh  quam  Bapten  des  Eupolis  (frg.  7  Meineke)  enthalten 
ab  Alcibiade,  quem  inprimis  perstrinxerat,  ne-  eine  Anspielung  auf  Kybele  in  den  Worten: 
catus  est.  In  betreff  des  Alkibiades  vgl.  auch  all'  sgolstg  fis  val  [icc  xriv  ccfivydaXrjv  (s.  ob. 
Platonius  tiiqI  SiucpoQag  -nw^cpS.  6.  Es  fanden  1  Sp.  719  Z.  43  u.  Schneideicin,  Piniol.  3,  258). 
also  bei  der  Kotysfeier  in  Athen  Aufführungen  Der  gegen  die  Diener  erhobene  Vorwurf  fiel  dann 
(saltantes)  von  Männern  in  Weiberkleidern  statt,  auch  schliefslich  auf  die  Göttin  zurück:  Kotys 
die  deshalb  molles  und impudicigenannt  werden;  wurde  zu  den 'Jm^oJ.  zovioaXoi,  den  Dämonen 
und  Eupolis  hat  dieselbe  in  seinen  Eäiixui  in  50  im  Gefolge  des  Pi'iapos,  gerechnet,  Synes. 
einer  Weise  auf  die  Bühne  gebracht,  dafs  da-  ep.  32,  wozu  das  Scliol.  hinzufügt:  Koxvxco 
bei  Alkibiades  verhöhnt  wurde.  Dafs  der  xat  ot  %ovLcaXot  &soi  rioav  alaxqäv  tcpoQoi, 
Kotysdienst  den  Inhalt  einer  Komödie  des  ebenso  Anecd.  Bekk.  p.  246  (=  Lex.  rliet. 
Eupolis  bildete,  bestätigt  auch  Hesychius,  p.  249,  19):  Eid'vcpaXXoi  xfXexri  rt?  mgl  xov 
nur  ist  nach  ihm  die  Spitze  derselben  gegen  /Jiövvoov  v.ai  xij  Kav.vxoi  (dieser  Schreibfehler 
die  Korinthier  gerichtet,  Hesych.  Koxvxco'  6  findet  sich  öfter)  ccyoiiivr].  Es  scheint,  dafs 
(itv  EvTvoXig  Kux'  t'xQ'og  x6  jiQog  xovg  Koqlv-  namentlich  der  Kotysdienst  zu  Korinth  (vgl. 
&iovg  cpoQxi-uöv  xLvcc  dcci^ova  ÖLart&sxai.  Die  Lobeck,  Agl.  1021  f.)  zu  solchem  Tadel  Anlafs 
hieraus  entstehenden  Fragen  in  betreff  der  gab,  wie  ihn  schon  Eupolis  nach  Hesych.  Ko- 
Baptai  des  Eupolis  wurden  erörtert  von  Butt-  60  xvxä  aussprach,  der  die  dort  verehrte  Göttin 
mann,  Über  die  Kotyttia  und  die  Baptä,  als  Sai^icov  cpoQxiKog  darstellte;  auch  Suidas 
Mythol.  2,  159  — 167.  Lobeck,  Agl.  p,  1007 —  (unter  Köxvg  und  0iaccoxrjg)  nennt  sie  Sai'ficov 
1038.  Fritzsclie,  Quaest.  Aristoph.  1  p.  202 f.  Ttaga  KoQivQ^Coig  xiiicöasvog,  tcpOQog  xäv  aia- 
Meineke,  Quaest.  scen.  1,  44  f.  und  Hist.  Grit.  %Qäv.  Welche  Bewandtnis  es  mit  der  Ko- 
Comic.  Gl'.  119  f.  Die  hier  in  Betracht  kom-  xvxa  JcoQi'a  Q-sög  b.  Scliol.  Theokr.  6,  40  (Düh- 
mende  Hauptfrage  ist,  ob  man  den  Kotys-  ner) ,  hat,  ist  schwer  zu  sagen.  Sie  wird 
dienst  als  schon  zu  Eupolis'  Zeit  in  Athen  daselbst  auch  rj  naQcc  JcoQi8vai  xificofiivr] 
eingedrungen  annehmen  darf.     Buttmann  und  Kotxco   genannt  und  mit  Kotto,    der  Tochter 


1403                    Kotyt[t]o  Kranaia                     1404 

des    Timandreus    von    Korinth ,     identificiert,  Kragos  (Ä'payos),  1)  Sohn  des  Tremiles  und 

welche  nach  Hip2)Ostratos  den  Herakliden  bei  der  Nymphe  Praxidike,  Steph.  Byz.  s.  v.  Kgä- 

der    Eroberung    von    Korinth   behülf  lieh    war  yog  und  Pamjasis  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  Tqi^lXt}, 

und  deshalb  von   ihnen  verehrt   wurde.     Das  der    aufserdem    als    seine    Brüder    den    Tloos, 

Schol.  Find.  Ol.  13,  56  nennt  auch  die  Tochter  Xanthos    und    Pinaros    nennt;     ein    Fragment 

des    Timandros    Kcozvrw.      Auf  Verehrung   in  einer  Inschrift  aus  dem  lykischen  Sidyma,  das 

Chics    weist    Synes.    Calv.    Enc.    p.   856    xrj  den  Polycharmos  als  seine  Quelle  bezeichnet, 

Xi'cov  &£cp  hin.    Die  Kotytien  in  Italien  end-  lautet  X]ov  uai  iTpalt^tKTjs,    e^  cov  TXaos  kki 

lieh   werden   nur   wegen   der  schamlosen  Aus-  Kgäyog  %(xl  UivccXog  (sie!)  ävfjyiov,    Benndorf- 

schweifungen    erwähnt,    Horat.  Epod.    17,  56  lo  Niemann,  Reisen  in  LyJcien  und  Karlen  p.  77 

Gotyttia,  saerum  liheri  Cupidinis;   Virg.  Cafal.  nr.   53  b;     seine    Gemahlin    war    Milye,     die 

5,  19:    Non   me   vocahis  pulchra  ^>er   Gotyttia  Schwester    und    frühere   Gattin    des    Solymop, 

Ad  feriatos  fascinos,   erscheinen  aber  hier  als  Steph.  Byz.   s.  v.   Mduort,    als    seine    Tochter 

Orgien   von  Frauen.      [ —  2)   Cotys,  ein  Kyzi-  wird  Chelidon  {Xslsi8(üv)  genannt,  Bcnndorf- 

kener,  Val.  Flacc.  Arg.  3,  112.  Höfer.]   [Rapp.]  Niemann  a.  a.  0.   77    nr.   53  c;    nach    Kragos 

Kotyt[t]o  s.  Kotys.  soll   der  gleichnamige  feuerspeiende   Berg   in 

KoC,e,  Gottheit  der  Idumäer  nach  losephus,  Lykien,  der  durch  die  Chimaira-Sage  bekannt 

Ant.  15,  7,  9,    nach  Blau,   ZDMG   25  p.  566  ist    {Benndorf- Niemann   a.   a.    0.    83.     Bd.  1 

Anm.  5  und  Mordtmann,  ZBMG  1878  p.  563  Sp.  765,    Z.  8 ff.),    und    auf  dem  Kragos    nach 

identisch    mit    dem    von  losephus  e.  Ap.  2,  9  20  seinem  Tode  verehrt  wurde,  benannt  sein.   — 

erwähnten  idumäischen  ApoUon.  Die  oben  s.  v.  2)   Beiname   des    in    Lykien    verehrten    Zeus, 

Kos  2   angeführten  Personennamen  KoaßÜQa-  Lylcoplir.  542  und  Tzetz.  z.  d.  St.     [Höfer.] 

■Kog  etc.  leiten  beide,   ebenso    wie  Fr.  Lenor-  Krambos  {Kgdfißog  oder  KQäfißig),  s.  Kleo- 

mant,  Gaz.  arch.  6    1880  p.  143  von  Ko^s  ab.  patra  nr.  1.     [Stoli.] 

Nach  Baethgen,  Beitr.  z.  semit.  Eeligionsgesch.  Kraiiipsenos  {KQaiiiprjvog),  Beiname  des  Zeus 

p.  11    sind  aber  Ko^s    und   Qos    verschiedene  auf    einer    Inschrift    aus    Mysien,    Kontoleon, 

Gottheiten.     Den  Ko^s  findet  Tuch,  ZBMG  3  Mitteil.    d.  deutsch,   arüi.   Inst.    14,  90    nr.  7. 

1849  p.  201;    vgl.  Schrader ,  Keilinschriften  u.  lieinach  in  Bevuc  archeol.  15  (1890),  288. 

Geschichtsforschung  p.  79.     P.  de  Lagarde,  Ges.  [Höfer.] 

Ahh.  1866,    p.   58,  178.     Baethgen    p.  11  —  12  30      Krauae    {KQaväri) .,    Tochter    des    Kranaos 

wieder  in  dem  arabischen  Gewittergott  Qozah,  (s.  d.),  Apollod.   3,   14,   5.     Vgl.  Arch.  Ztg.  7 

von   dem   noch  jetzt  der  Regenbogen  „Bogen  S.  52*.     [Stoll.] 

des    Qozah"    heifst,    wogegen    Ernst    Meier,  Kranaia   {K^avaCa),   Beiname   der  Athena, 

ZDMG  17,  1863  p.  578  Einspruch  erhebt,  in-  die    auf  einem    Berge   bei   Elateia   in   Phokis 

dem  er  das  Wort  Ko^i  vielmehr  einem  hebräi-  einen  Tempel  (ro  ifpor  tag  'AQ'o.väg  zäg  Kqcc- 

schen   riläp   Entscheider,  Richter  entsprechen  vai'ag,  Bull,  de  corr.  hell.  11  (1887),  338,  oder 

läfst.     Für  identisch  mit  Kasios,  Kasiu  halten  t6  isqov  rag  'AQ^aväg  sv  Kgavcxig,  ebend.  333. 

ihn  Baudissin,  Stud.  z.  semit.  Eeligionsgesch.  2  320)    hatte.    Paus.    10,   34,   7;    Weihinschrift 

p.  239,    der  den  Namen   des   letzteren  Gottes  'A&avä   K^avaa,    Bull.  a.  a.  0.    318;    in    den 

gleichfalls  als  "püp  Entscheider,  Richter  deutet,  40  Buchstaben  AK   auf  einem  geweihten    Diskos 

Scholz,  Götzendienst  und  Zauberwesen  hei  den  erblickt  P.  Paris,  Bull.  a.  a.  0.  416  eine  Ab- 

aZiew  J/e&räerw  p.  144  Anm.  1.  A.  Leiy,  ZDMG  kürzung  von  'J&ava  Kgavccia;  sonstige  Weih- 

18  p.  631.    Fr.  Lenormant  a.  a.  0.  p.  143,  der  Inschriften  bezeichnen   die  Göttin   einfach  als 

freilich  Kasiu    auch  für  identisch  mit    Qozah  &s6g.  Bull.  a.  a.  0.  61,  als  'AQ'avSc,    Bull,  de 

hält.  Ganz  unwahrscheinlich  identificiertÄ'fi;((7,  corr.  hell.  12  (1888),  38.  41  oder  Tiötvia  'A&a- 

Urgesch.  u.  Myth.   der    Philist.   p.  263  tf.  Ko'^s  vata,  a.  a.  O.  11,  345.    Gegen  Welcher,  Griech. 

mit  der  arabischen  Göttin  'Uzza.     [Drexler.]  Götterl.  2,  294  Anm.  67  und   Gerhard,  Mythol. 

Kragaleus  (Kgayalivg),   Sohn   des  Dryops  253,  3.    4,    welche    die    Athena    Kranaia    als 

in   dem   dryopischen    Lande    bei   den   Bädern  ''Helm-    oder  Hauptgöttin'    deuteu,    s.    Paris 

des    Herakles    wohnend.      Während    er    seine  .50  a.  a.  0.  11,  320,   der  den  Namen  auf  ■agaviov 

Rinder  weidete,  wurde  er,   ein  gerechter  und  =  Bergeshaupt  zurückführt  und  in  der  Athena 

kluger  Greis,  von  ApoUon,   Artemis   und  He-  KgavccCa   die   von  Bergeshöhe    aus    das   Land 

rakles  aufgefordert,  ihren  Streit  um  Ambrakia  schützende   Göttin  erblickt,   wie  ja  auch   die 

zu    entscheiden.      Er    sprach    die    Stadt    dem  Söhne  des  Polykles  die  Göttin  abwehrend  und 

Herakles  zu  und  wurde   deshalb  von  Apollon  kriegerisch  dargestellt  hatten.  Paus.  10,  34,  8; 

an   dem    Orte ,    wo    er    eben    stand ,    in   einen  vgl.  O.  Müller,  Archäol.  d.  Kunst  ^  539,  4.  Paris, 

Felsen  verwandelt.    Die  Ambrakioten  opferten  Letemple  d'AtJi,ena  Cranaia,  Corr.  hell.  11,  39 ff. 

ihm  jedesmal  nach   dem  Feste   des  Herakles,  Fouilles  au  temple  d' Athena  C.   ebend.  405 ff. 

Ant.  Lib.  4.     [Stoll.]  12,  37ff.     Vgl.  Kevue  archeol  20  (1892),   138f. 

Kragasos  {Kgäyaeog),  Vater  der  Phylonome  co  [Neuerdings     hat     Paris     seine    Studien     zu- 

(oder  Philonome),  der  Gemahlin  des  troischen  sammengefafst  in  dem  Werke   Elatee.   —  La 

Kyknos,    der   Stiefmutter   des   Tennes,    Paus.  ville,  le  temple  d' Athena  Cranaia.     Paris  1892 

10,  14,  2.    Tzetz.  L.  232.    [Apollod.  epit.   Vat.  =  Bibliotheque  des  ecoles  frang.   d'Athenes  et 

17,  10  p.  64  Wagner  heifst  er  Tgäyaeog  (bei  de  Borne.  Fase.  60,  worin   er  den  Tempel    der 

Tzetz.  a.  a.  0.  TQayävaaog);  Etym.  M.  763,  25  Athena  Kranaia  p.  71  —  206   bespricht  und  die 

nennt  ihn  gleichfalls  Tragasos,   seine  Tochter  Inschriften  von  Stadt  und  Heiligtum  in  App.  I 

^ilovo[Liu;  vgl.  den  Art.  Kyknos  nr.  3.  Höfer.]  p.  209—251,  die  im  Tempel  gefundenen  Archi- 

[StoU.]  tekturreste  von   Terracotta  in  App.  II  p.  253 


1405                   Kranaichme  Kranios                       140G 

—  258,    die  ex-voto    in  App.  III   p.  259  —  298  Kranaos  (Ktjccvaog),  Autocbthon  und  König 

verzeichnet.  von  Attika,  zu  dessen  Zeit  die  deukal ionische 

Die   Reste    der  Statue    des  Timokles    und  Flut  eintrat,  Nachfolger  des  Kekrops,  aus  der 

Tiniarchides  glaubt  Paris  p.  121  f.   in  einigen  Herrschaft  vertrieben  von   Amphiktyon,   dem 

im    Gemäuer    des    byzantinischen    Bauwerks,  Vorgänger  des  Erichthonios.     Nach  ihm  wur- 

welches  sich  an  der  Stätte  des  Tempels  erhob,  den   die  Einwohner  Attikas  Kranaer  genannt 

eingemauert    gefundenen    Bruchstücken    einer  {Aristoph.  Av.  123;   TtctiSig  Kquvccov,  Aeschyl. 

überlebensgrolsen  Bildsäule  gefunden  zu  haben:  Eiim.  993),    das   Land    und    die    Stadt   Athen 

„Voici  l'aspect  que pre'sentent  les  trois  tnorceaux  Kranae    {Aristoph.    Ach.    16     Kgccvaa    nohg; 

raccordes:  sur  une  plaque  de  marhre  mal  de-  lo  Lysistr.   481    Kgavccd    die    Burg;     Find.   Ol. 

grossie,  qui  dcvait  etre  rccoicverte  de  metal  et  7,   82    'AQ'rivai    Kgavaai).      Mit    Pedias,    der 

tngayce  dans  une  eavitc  du  piedestal,  s'elevent  Tochter   des    Menys    (od.  Mynes)    aus    Lake- 

les  p/is  infeiieurs  d'une  robe  de  femme,  tailles  daimon ,    zeugte   er   die   Kranae ,    Kranaichme 

dans  le  mcme  bloc.    On  voit  que  l'etoff'e  se  gonfle  und  Attbis,  nach  welcher  er  das  Land  Atthis 

sous  l'effet  du  vent  ou  d'une  marclie  rapide,  et  oder  Attika  nannte,  Apollod.  3,  14,  5.  6.  1,7,2. 

ce  imquct  de  draperics  rejete  en  arricre  comme  Paus.  1,  2,  5.    Herodot  8,  44.    Strah.  9,  397. 

dans  les  Victoircs  scrvaithabilement  ä  equilibrer  Stepli.  JB.    v.    Kgccvccrj;    Syncell.    p.   284.    297. 

VincUnaison  de  la  figure  penchee  en  avant.    Le  Mann.  Par.  ep.  4.   Suid.  v.  Kqccvaäv.    Er  war 

fragment    a   cnviron   im    mctre    de  haiiteur   et  die  Personifikation  des  rauhen  felsigen  Bodens 

s'arrcte  au-dessous  des  genoux.   Nous  n'hcsitons  20  Yon    Attika,     während    seine    Gattin    Pedias 

j)«s  ä  reconnaitre,  dans  ces  dehris'  st  Immbles,  {nsSCov)    die    Ebene    vertrat.     Nach    manchen 

les  restes  de  VAtliena  Cranaia,  oeiivre  des  fds  sollte  er  als  Schiedsrichter  zwischen  Poseidon 

de  Polycles,  systematiquement  brisee  pour  servir  und  Athene   der   letzteren  das   attische  Land 

rt  des  constructions  barbares."  zugesprochen  haben,  Apollod.  3,  14,  1.     Sein 

Eine    Abbildung    dieser    Statue    erblicken  Grab    befand   sich   in    dem    attischen    Demos 

Prol'csch  V.   Osten,  Abh.  d.  Kgl.  Preufs.  Ah.  a.  Lamptrai,  Paus.  1,  31,  2.    Er  wurde  zu  Athen 

d.  I.  1845  Taf.  1,24.    Müller- Wieseler,  DenJcm.  als  Heros  verehrt;    seine  Priester  nahm  man 

d.  a.  K.  2,  1,  20,  214^.     Head,  H.  N.  p.  290.  aus  dem  Geschlechte  der  XagiSai,  Hesych.  v. 

Paris   p.  122 ff.  und,    mit    einigen    Bedenken,  XaQiSai.     Ein  Sohn  des   Kranaos   war  ßaros, 

auch    Overbeck,    Gesch.  d.  gr.  Plast.   2^  p.  374  30  Hesych.  v.  Kgccvaov  vLog.    Biittmann,  Mytliol. 

in  der  Athena  einer  Bronzemünze  von  Elateia  2,  322.    Preller,  Gr.  Mytli.   2,  139.    Gerhard, 

{Cat.  of  greek  coins  in   the  Brit.  Mus.  Central  Griech.  Myth.  2   §  752,  2.    753.     Stammtf.   IL 

Greece  p.  31  nr.  1  PI.  4,  26),  welche  Paris  p.  123  p.  231.     [Toepffer,  Alt.  Geneal.  162.  3071.   R.] 

(Abbildung  p.  122  Fig.  9)  so  beschreibt:  „Dr.  [Lust,  ad  Dionys.  Perieg.  423.    Gramer,  Anecd. 

Biicrane  decore  de  bandelettes  tombant  ä  droite  Paris.  2,  189.    Schol.  Arist.  Acharn.  75.   Schol. 

et  ä  gauche;  entre  les  cornes,  les  lettres  EA.  Arist.  av.  123.    Diogen.  Ijaert.  2,  6,  14.  Iiislin. 

Es.    Athena  combaitant,  vue   de   trois   quarts,  2,  6,  8,     Kranaos   und  Amphiktyon  am  Par- 

marchant  vers  la  droite,  la  jambe  gaiiche  en  thenonfries,  Welclcer,  Arch.  Ztg.  10  (1852),  494 

arriere.    La  tete  est  casque'e,  la  poitrine  couverte  nr.  6.    Schon  Eust.  a.  a.  0.  sagt  Kqavari  ^livtoi 

de  l'egide.     Le  bras  gauche  porte  en  avant  du  40  rj  'Azn-nri   ov   (lovov    aTto    tov  Kgavctov,   txXlä 

Corps  un  bouclier  rond  dont  an  apereoit  Vombo  v-al   Siön  rgax^tcc  kccI  xo  nX^tov  avtrig  oqsciv 

saillant.    Le  bras  droit,  rejete  en  arriere,  j)orte  vTioTtinxcoKs ;  vgl.  Stein  zu  Herod.  8,  44.    Aus- 

une   lance  oblique,  prete  ä  frapper.     La  taille  führlich  handelt  über  die  Namen  und  die  Be- 

est  mince  et  serree;  une  tunique  courte  tombe  deutung     des    Kranaos     und    seiner    Töchter 

jusqu'ä  mi  cuisses;   les  plis  d'une  longue  robe  Kranae  und  Kranaichme  Pott,  Kuhns  Zeitschr. 

talaire  flottent  en  arriere  et  autour  des  jamhes.  f.  vergl.  Sprachforschung  9  (1860),  401 — 404. 

Freilich  erklären  Imhoof-Blumer  and  Gardner,  Höfer.]     [StoU.] 

Num.   comm.  on  Paus.    p.   124,    dafs,    in    An-  Kraueia  (KQuvEta,  Hartriegel),  eine  Hama- 

betracht  dessen,  dafs  aufser  dieser  von  ihnen  dryade,  welche  nach  einer  Dichtung  des  Phe- 

Pl.  Y  nr.  XV   abgebildeten  Athenadarstellung  50  renikos  aus  Heraklea  bei  Athen.  3,  78  Oxylos 

aucheineAthenainPalladionform(Pl.Ynr.XVI)  {"0-^vXog,    Lignosus),    der    Sohn    des    Orios 

auf  Münzen  von  Elateia  vorkommt,  es  unmög-  (Montanus),   mit  seiner  Schwester  Hamadryas 

lieh  sei,   zu    entscheiden,   welche  von  beiden  (Arborina)  gezeugt  hatte ;  s.  Balanos  und  Karya. 

Darstellungen  näher  an  das  Werk  der  Söhne  Schoemann ,  Opusc.  Ac.  2,  133.     [Stoll.] 

des  Polykles  herankomme.    Aufserdem  halten  Kranides  (=  Krenides)  s.  Krenai. 

sie  die  Münzen  für  älter  als   diese  Künstler.  Kranios    {Kgäviog),  1)  einer  der  Söhne  des 

Doch  setzt  Head  diese  von  Imhoof  u.  Gardner  Kephalos,    des  Epouymos    der    Insel    Kephal- 

dem  3.  vorchristl.   Jahrhundert  zugewiesenen  lenia.    Die  vier  Städte  auf  Kephallenia:  Krane, 

Münzen  ins  2te.     Drexler.]     [Höfer. J  Same,  Pronnoi  und  Pale  (Thuk.  2,  30.     Tzetz. 

Kranaichme  (KgavccCxiiri),  Tochter  des  Kra-  60  L.  791.    Bursian,  Geogr.  2,  373)   hatten  ihre 

naos  (s.  d.),  Apollod.  3,  14,  5.     Gerhard,  Gr.  Namen    von    den   vier   Söhnen   des   Kephalos 

Myth.  2  §  753,  2.     [Stoll.]  und  der  Lysippe:  Pronesos  (Pronos?),    Samos 

Kranaios,  Beiname  des  Hermes  auf  Kreta,  (Samaios,  Et.  M.),   Peleus  (Palaios)  und  Kra- 

s.  Salbherr,  Scoperte  nel  santuario  dt  Hermes  nios  (Kraneos),   Steph.  B.  v.  Kgävioi;    Et.  M. 

Oraneo,  Museo  ital.  di  ant.  class.  2  Sp.  913 —  507,  27  ff.   und  Sylburg  z.  d.  St.     [—  2)  Nach 

916  Tav.  14.    Sein  Heiligtum  befand  sich  beim  Paus.  3,20,9  befand  sich  am  Wege  von  Sparta 

jetzigen  Dorfe  Patsö,  Provinz  Amari,  westlich  nach  Arkadien  ein  Kgaviov  rsfiavog   .  .  .  int- 

vom  Ida.     [Drexler.]  kItjgiv  2Jz£(iiiaTtov  hocI  Mvciag  .  .  ifQov  'Aqtb- 


1407  Kranomegalene  Krataiis  1408 


■'ö 


fiiSog.     Nach   Wide,  LaJcon.  Kulte  S.  78 f.  und  ein  Buchstabe  zu  fehlen   scheint?     Haben  wir 

256  wäre  Kgdviog  mit  Apollon  Karneios  iclen-  hier  eine  koische  Heroine   oder   die  sonst  un- 

tisch.     Röscher.]     [Stoll.]  bekannten  lokalen  Beiwörter  einer  Gottheit?" 

Kraiiomogaleiie  {KQavo^s^yalrjvi]),  Beiname  [Die naheliegende  Änderung: 'EJjcarort  ^Jrpartai 

der  Kybele  auf  einer  Inschrift  aus  Bukareler  der  Epigraphiker  Rayet,  Inseriptions  de  Vile  de 

h\Gülü,i\Qrv MiqxQi KQavon^yciXrivfi  ivxr]v,  C.  I.  G.  Kos,  Annuaire  de  l'assoc.  pour  V encouragement 

3,  4121.  Grutcr  (vgl.  Boeckli  a.a.O.)  las  MrjtQL  des  c'tudes  grecques  en  France  9,  1875  p.  290 

\tQi,^KQ(ivcp    iifyäXrj.      Auf   einer  Inschrift  aus  — 292  und  Faton  and  HicJcs,  The  inseriptions 

Eskischehr  {Archaeol.  epigr.  Mitt.  aus   Osterr.  o/"  Cos  p.  279— 280  nr.  388  wird  bestätigt  durch 

7,   177  fi'.    nr.  23)    findet    sich    die    Widmung  lo  eine    andere    koische    der  'EMara[t]    ZxQuxlai 

MrjTQl  &smv  KPA  02  MEFÄAOT.    v.  Borna-  (Eayet  p.  288 ff.  nr.  9.    Paton  and  HicJcs  p.  261. 

szejcski  a.  a.  0.   liest   firjXQi   &iäv   xpa[T]o(u)5  262  ur.  370)  dargebrachte  Widmung.   Drexler.] 

fisyciXov,  dagegen  erblickt  Mordtmann,  Athen.  [Höfer.] 

3Iitt.  10  (1885),  14  in  dieser  Gottheit  dieselbe  Krataia    {Kqaxaia)    =   Krataiis    (s.  d.)  im 

wie  C.  I.  G.  a.  a.  0.  und   ergänzt  KQot.\y"[o  fis-  Schol.  Fiat,  de  repuhl.  9  p.  419  ed.  BelJcer,  wo 

yaXov  ,    findet    es    allerdings    selbst    auffällig,  es  heikt  ZzvXXa  di  KQaxtxiceg  Kai  Tv^qt)- 

dafs  bei  seiner  Deutung  dann  MEVAAOT  für  vov  r)  C&o'pxov,  TtQÖgwnov  üxovaa  »tat  0T8Qva 

MEFAAHS  steht.     [Höfer.]  ywaiy-oq,  ix  Xayövwv  Ss  -nvväv  KsqxxXccg  t^  nal 

Kranoii  (Kgavcov),  Sohn  des  Pelasgos,  nach  noSag  dcöSsxa.  Diese  Stelle  stimmt  fast  wört- 
weichem die  Stadt  Eranon  (Krannon)  in  Thes-  20  lieh  übereia  mit  Apollod.  frgm.  Saht).  1201j 
salia  Pelasgiotis  benannt  war,  Steph.  B.  v.  {Rhein.  Mus.  40  [1891],  p.  178):  Z%vlla  Kqcc- 
Kgävcav.  Die  Stadt  soll  früher  Ej^hyra  ge-  tanSog  &vyäxrjQ  yial  Tqltjvov ,  7}  cpÖQKov 
heifsen  haben;  als  aber  Kranon,  der  Fürst  Ttgögconov  i^ovaa  yial  gxiqvu  yvvaitiog,  sy.  Xa- 
derselben,  bei  der  Werbung  um  die  Hand  yövav  8s  ■iif<paXag  'f^  ■nal  öcodsyiu  nööag -nwcäv. 
der  Hippodameia  zu  Pisa  das  Leben  verlor.  Darnach  ist  bei  Apollod.  a.  a.  0.  zu  lesen  Kai 
nannten  die  Thessaler  ihm  zu  Ehren  ihre  Tvqqtjvov  t]  ^öqkov,  jigögcanov  i%ovGa  %xX. 
Stadt  Kranon,  Kineas  aus  Thessalien  b.  Schol.  Dafs  die  Lesart  Tvggrivov  die  richtige  ist. 
Find.  Fylh.  10,  85;  s.  Bd.  1  Sp.  2668,  Z.  42.  beweisen  Falaeph.  de  incred.  21.     Apostol.  16, 

[Stoll.]  49:   XiyovGL  tibqI  2JKvXXr]g   ag   jjv    Tvqqriv ia 

Kranto  {Kgavxä),  Tochter  des  Nereus  und  30  {sv  TvQQrjvi'a  Falaeph.),  yvvr]  fisv  y.ixgi  xov 
der  Doris,  Apollod.  1,  2,  7.  Man  hat  ihren  oiicpaXov,  Kvväv  ds  tvx£vd-sv  avxfj  nQognsqjv- 
Namen  in  dem  Katalog  der  Nereiden  des  Kuat  -uscpaXat,  weiter  wird  dann  in  euheme- 
Hesiod  {Tlieog.  243 If.)  für  das  daselbst  zwei-  ristischer  Weise  erzählt,  dafs  Skylla  ein  See- 
mal vorkommende  Tlgtoxca,  entweder  V.  243  räuberschifF  der  Tyrrhener  gewesen  sei. 
oder  V.  248,  einsetzen  wollen,  Schoemann,  Tyrrhenos,  der  Sohn  des  Atys,  führte  be- 
Opusc.  Ac.  2,173.     [Stoll.]  kanntlich  die  Tyrrhener  aus  Lydien  nach  Italien 

Krantor  {KgävtaQ),  Wattenträger  des  Peleus,  {Herod.  1,  94.    Strabo  5  p.  219.  221.    Bionys. 

in  dem  Kampfe  der  Lapithen  (s.  d.)  und  Kentau-  Hai.  1,  27.  28.     Eust.   ad.  Bionys.   Fer.   347. 

ren  durch  einen  von  Demoleon  gegen  Theseus  Tac.  annal.  4,  55)  und  kam  so  auf  seiner  Fahrt 

geschleuderten  Fichtenstamm  getötet.    Amyn-  40  auch  nach  Sicilien,  den  Schauplatz  des  Skylla- 

tor,  der  Vater  des  Phönix,  Fürst  der  Doloper,  mythus.     [Höfer.] 

hatte  ihn,  im  Kriege  besiegt,  dem  Peleus  als  Krataibates    s.    Kataibates;    vgl.    auch    die 

Pfand  und  Bürgschaft  übergeben,  Ov.  Met.  12,  Kaisermünzen  von  Kyrrhos  in  Syrien  mit  der 

361  ff.     [Stoll.]  Legende  Jiog  Kaxaißdxov  oder  Kaxsßdxov,  auf 

Kraon  {Kqücov)  =  Kreon  (s.  d.)  auf  einer  denen  Zeus   dargestellt  ist  sitzend,  in  der  R. 

Vase  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo,  Arch.  Zeit.  den  Blitz,  in  der  L.   eine  Lanze    haltend,    zu 

28  (1871)  Taf.  40,  2.    Annali  1876  176.    Mon.  seinen  Füfsen  ein  Adler  Eckhel,  B.  n.  3,  260. 

ined.  10  Taf.  27.     [Höfer.]  Head,  Hist.  num.  654;   Zsvg  Kuxaißäxrjg  auch 

Krarios,  einheimische  Form  des  Beinamens  Aristid.  or.  1  p.  1 1  Bindorf.     [Höfer.] 

des  Zeus  Klarios  in  Tegea  (s.  ob.  2  Sp.  1212),  r)0      KvAtaigonoü  (KQaxaiyövog),  Sohn  des  Psyllos 

wie  sich  aus  der  Form  Kgagiäxai  für  die  An-  und    der  Anchiroe,    begleitete   an    der   Spitze 

gehörigen   der  von   Faus.  8,  53,  6  KXaqewxig  libyscher  Völker  den  Dionysos  auf  dem  Zuge 

genannten  tegeatischen  Phyle  in  der  Inschrift  nach  Indien,  Nonn.  Bion.  13,  379.     [Stoll.] 

C.  I.  Gr.  1513.     Lehas   2,  338^.     Cauer,  Bei.  Krataiis  {KQÜxaug),  die  Mutter  der  Skylla, 

454  ergiebt,  s.  Schwedler,  Be  rebus  Tegeaticis,  Hom.  Od.  12,  124.     üv.  Met.  13,  749.     Nach 

Leipz.  Stud.  z.  Tel.  Fhil.   9    p.  277  —  284.     Den  Akusilaos    waren    Hekate    und    Phorkys    die 

von  Faus.  8,  53,  9  erwähnten  Hügel  {xb  xtogiov  Eltern  der  Skylla;    Ap.  Rh.  4,  828  vereinigt 

xo  vxprilöv)  mit  der  Mehrzahl   der  Altäre  der  Akusilaos  und  Homer,  indem  er  Krataiis  nur 

Tegeaten,  der  nach  Zeus  Krarios  benannt  war  für    einen    anderen    Namen    der    Hekate    an- 

{■naXsLxai    jliev    Jiog  KXaQiov),  hält   Schwedler  go  nimmt,    Schol.  Ap.  Rh.   a.  a.  0.;    vgl.    Verg. 

für  den  heutigen  Hagios  Sostis.     [Drexler.]  Cir.  66  und  das.  Heyne.     Semos  aus  Belos  b. 

KPATA.    Auf  einer  Inschrift  aus  Kos  findet  Schol.   Od.   12,   124    {Miüler ,    Fr.  hist.  gr.    4 

sich  nach  vorausgehendem  Namensverzeichnis  p.  495,  18  a)  nennt  sie  eine  Tochter  der  He- 

von  Weihenden  die  Widmung  Kgäxa  Stqaxia,  kate  und  des  Triton,  welche   mit  Deimos  die 

Rofs,  Hellenika  1,  2  p.  95  nr.  18,   wozu  Bofs  Skylla    erzeugte.      Krataiis,    die    Mutter    der 

a.  a.  0.  bemerkt:  „Was  für  ein  Wesen  steckt  Skylla,    helfet    ein    Flufs    in    der    Nähe    des 

...    in  dem    KPATAI    ZTPATIAI,   wofür  man  Skyllafelsen,  iI)/(/." /"•  199-    Flin.  n.  h.  3,  10,  13. 

auch  AKPATAI   lesen   könnte,    da  vor  dem  K  Solin.  2,  22.     Auch  Od.  11,  597   wurde   Kqu- 


1409  Krateanos  Krathis  1410 

xciuq  von  maucheu  alten  Erklärern  persönlich  sowie  zu  Dionysos -Phanes-Protogonos  bildet: 

genommen,  als    ein    gewaltiger    Daimon,    ein  „überall  die  Beziehung  zu  der  Entstehung  des 

Daimon  der  Übergewalt,  der    den  Stein   des  Menschengeschlechts".    Vgl.  0.  Kerrij  Hermes 

Sisyphos  wieder  zum  Rollen  brachte,  Eustath.  25  (1890)  S.  7  und  Kaihel  ebenda  S.  99. 
p.  1702,  37.     Nitzsch,  ErJcl.  Anm.  z.  Odyssee  [Röscher.] 

•6  p.  323—326.  384.   Freller,  Gr.  Myth.  1,  506f.  Krater  s.  Sternbilder. 

[Im  frgm.  Sabbait.  Apollocl.  f.   120  b.    Bhein.  Krates  (XparTjg).  Nach  iM^mn.  or.  6  p.  200b 

Ahis.  46   (1891),    178    2%vlla   KQdTccitöog  standen    an    manchen   Häusern    in    Athen    als 

Q'vydrrjQ  Kai  Tqit^vov  i]  cpoQnov  nQoqaiiov  Überschrift  die  Worte:  Ei'aoSog  K^ätrixi  'Aycc- 

Bxovaa    Kai    Gxiqva    yvvaiv.6q    schlägt    Papa-  10  Q'm  Saiybovi.    Julian  und  mit  ihm  die  meisten 

dopulos-Kerameus    a.   a.   O.    vor  zu    schreiben  Ausleger  beziehen  diese  Inschrift  auf  den  Philo- 

entweder    Kga-caiCSog   &vydtr]Q    iial    Tv-  sophen  Krates,    den  man  dadurch  habe  ehren 

q}(övog  >;  ^oqhov  ktX.  oder  -nat  Tgiai'vov  v.tl.  wollen.  J)a.gQgenQr\A\cki  Alex.Enmann,K.ypros 

Es  ist  aber  zu  schreiben  Ilv.vlXa   KQccxuuSog  u.  der  Ursprung  des  AphroditeJcultus  S.  55  und 

&vydtrjQ  v.al  Tvqqtjvov  ?)  ^oqkov,  ngoaconov  Anm.  1  hier  die  Verwechslung  eines  obskuren 

'^lovaa  v.xl.  •  s.  Krataia;  vgl.  ferner  Alkiphron.  Lokalheros   mit  einer  berühmten  historischen 

ep.  1,  18,  3.    Nach  Mythogr.  hat.  1,  3  p.  2  ed.  Person;    Krates  sei  ein  guter  Hausgeist,   ent- 

Bode  2,  169  p.  133  gebiert  Krataiis  von  Phor-  entsprechend  dem  deutschen  skrato,   skrat, 

kos  die  Skylla.    S.  auch  Pott  in  Kuhns  Ztschr.  slavisch  skr  et,  finnisch  kr  atti  (G^m«»«,  Dtec/ie. 

/'.  vergl.  Sprachforschung  6  (1857),  269.  Höfer.]  20  Myth.  p.  396  tf.),  der  noch  heute  bei  den  Esthen 

[Stoll.]  als  glückbringender  Hausgeist  gelte;  auch  bei 
Krateanos  {Kgazsavög),  Beiname  des  Apollon  den  Slovenen  findet  sich  dieselbe  Anschauung 
auf  Weihreliefs    aus    Mysien,    Mordtmann  in  \oxxi^'kra,i\  Yg\.Rud.  Baumbach,  Zlatorog  ^bi.\ 
Arch.  Zeit.  32,  162f. :   „Apollon  ist  als  Kitha-  dasselbe  Wesen  sei  demnach  auch  unter  dem 
rode    dargestellt    mit    der    Schale    auf    einen  &vQ£TtavoLKTr]g  bei  Pliit.  quaest.   conv.  9,  1,  6 
j^ltar   libierend,    hinter    dem   ein   Baum    sich  und  Diog.  L.  6,  5  nr.  2,  86  zu  verstehen. 
Erhebt;    dem  Altar  naht  ein   Opferknabe   mit  [Höfer.] 
zwei  Widdern",  Benndorf- Niemann,  Beisen  in          Kratesis  (Ä'ßarjjcig),  Personifikation  der  Herr- 
Lykien  u.  Karicn  p.  154  Fig.  89  nr.  128;   vgl.  schaft,  dargestellt  als  Frau,  die  eine  Trophäe  und 
jPetersen-Ltischan,  Beisen  in  Lylden,  ilfiZy/as  30  eine  Siegesgöttin  auf  der  Hand  trägt,  auf  einer 
tind  Kibyratis  p.  9  nr.  18.    Zur  Erklärung  des  alexandrinischen  Münze  des  Galba  bei  Miliin, 
►Beinamens  vgl.  Mordtmann  a.  a.  0.  und  Pleio,  G.  31.  91,  356.    Baumeister,  Denkmäler  13041. 
\Arch.  Zeit.  33,  113.  34,  43,  der  Kqccxsavög  von  [DiesenaufBillonmünzendesGalba(Zoe^a,iVMm. 
.einer    Stadt    Kqäzna,    vielleicht    von    der    in  .4er/.  Jhj^.  p.  33  nr.  2;  p.  34  nr.  17  Tab.  HI,  5;  i^f^■. 
Bithynien    gelegenen    {Ptolem.  5,  1,  14),    ab-  6,    74,   257;   75,  265.    Feuardent,  L'Eg.  anc. 
leitet.     Gegen  JJethier,  der  den  Aj)ollon  Kra-  2,  33,   742,    751.      Poole,  Cat.   of  the  coins  of 
teanos  als  gehörnt  auffafst  (vgl.  Furtwängler  Alexandria  and  tJie  nomes.    London  1892  p.  23 
in  Bd.  1  Sp.  468,  Z.  7  ff.),  s.  Benndorf »..  a.  0.  nr.  194,  195,  PI.  8,  196)  und  Otho  {Zoega  p.  39 
p.  154,  der  diese  Annahme  als  aus  einer  Ver-  nr.  8.     Mi.   6,  77,  279.      Feuardent  34  f.,   765. 
kennung  des  noQvußog  des  Apollon  entstanden  40  Poole  p.  25  nr.  210)  vorkommenden  Typus  be- 
bezeichnet.     [S.    auch    E.   Michon,    Basrelief  zeichnen    Mionnet    und    Feuardent    als    „Le 
votif  ä  Apollon  {Kgazsavög)  {Musee  du  Louvre),  genie  de  la  Victoire",  Head,  H.  N.  p.  722  als 
Bulletin  des  Musees  Tom.  2  1891  p.  322—324.  „Potestas  or  Virtus".    Eckhcl,  D.  N.  V.  4  p.  35 
Drexler.]     Vgl.  Arch.  Anz.  7  (1892)  25.  bemerkt:    „Nova    epigraphe,    eaque    in    unis 

[Höfer.]  Alexandrinis,   quo  vocabulo  intelligendam  Bo- 

Krateia  (KRATEIA),  beigeschriebener  Name  mnnorum  '  Virtutem^  facile  mihi  convenit  cum 

einer  Frau,  wohl  einer  Göttin,   auf  einem  im  Spanliemio  (T.  I  p.  146)."     Auch  Poole  p.  LIV 

tbebaniscben  Kabirion  gefundenen  Vasenfrag-  beschliefst  seine  Besprechung  der  Darstellung 

ment  (vgl.    Winnefeld  in   d.  Mitteil.  d.  athen.  mit  den  Worten:   „It  seems  therefore  that  the 

Inst.  13   S.  421   u.   Taf.  9.     Beinacli  in  Bevue  50  Alexandrian  type  Kratesis  ratJier  corresponds 

archeol.    15     [1890]    278),    das    eine    Liebes-  tg  Virtus  than  represents  a  new  personification" . 

scene  zwischen  MITOZ  und  Krateia  darstellt,  Über    eine  von  ihm  p.  21   nr.  179,   180   ver- 

„denen  der  kleine    TTRATOI^AOZ    die    Hände  zeichnete    Bronzemünze    des    Nero    mit    dem 

zusammenschlagend  zuschaut".    „Die  Deutung  Datum  XiZ"  bemerkt  Poole  p.  LIV:  „Among  the 

der  Krateia  kann  keine  Schwierigkeiten  machen,  types  of  Nero  is  a  female  figure,   armed  ivith 

die  Personifikation  weiblicher  Kraft  wird  mit  keimet  and   spear ,  holding  patera  and  shield, 

Mitos  verbunden,    für  dessen  Erklärung  eine  wlio  is  probably  Virtus,  and  therefore  Kratesis 

Tabelle  orphischer  Allegorieen  zu  benutzen  or  Arete".     Drexlei'.]     [Höfer.] 
ist,  die  uns  Clemens  Alex.  Strom.  5,  49  p.  676  Krathia  {Kga&i^r]),  Beiname  der  Athena  von 

P.  (3,  39  Bind.),    Abel  fr.  253   aus  Epigenes'  60  dem  Flusse  Krathis,  an  dem,  in  der  Nähe  von 

Buch   TTfpt   xrjg  'Ogcpscog   7ioir]aacog    überliefert  Sybaris,   ein  ihr  von  Dorieus,   dem  Sohne  des 

hat."      Nach    Eingenes    soll    Orpheud    [lixog  Anaxandrides,  geweihter  Temenos  und  Tempel 

allegorisch    für    OTtiQfia    gesagt    haben    (vgl.  lag;  Herod.  5,  45.    Das  Haupt  der  Athena  auf 

Lobeck,  Aglaoph.  2,  837).    ,,Von  diesem  Paar  Münzen    von    Sybaris    Brit.    Mus.    Cat.    Ital. 

.  .  .   stammt  das   erste   Menschenkind  Prato-  p.  286.     Head,  Hist.  num.  p.  71.     [Höfer.] 
laos",  der  demnach  eine  Parallele  zu  Proteus,  Krathis  {KQÜO-Lg).    Der  Flufsgott  Krathis  ist 

dem  Vater   der   samothrakischen   Kabira,    zu  dargestellt  auf  der  Rückseite  einer  Münze  von 

den   Tritopatreis   Protokles    und    Protogonos,  Pandosia;    auf  der   Vorderseite   befindet   sich 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  rOm,  Mythol.  II.  45 


1411.                      Kratieus  Krenos                       1412 

das   Bild   der   Stadtgöttin   von    Pandosia,    ein  z6v  Ovqccvov  xal  Tjpcoag  xat  rjQmdaaccs  Hat  Kqu- 

weiblicher    Kopf   mit    einem    Diadem;    beide  vag  yial  UoTaiiovg  tiai  &£ovg  navtag^-uccl  Ttccaocg. 

sind    durch    Beischrift    kenntlich;    das    Haupt  liangabe,  Äntiqu.  hellen.  2,  2in  -p.  1029;  ebenso 

des   Flussgottes    ist    als    gehörnter  Jünglings-  Soph.  Oid.  Kol.  1333:  ngög  vvv  os  ■)iQr]V(av  kuI 

köpf  dargestellt.    Mionnet  1  nr.  927  (^  pl.  32  .Q-imv  ofioyviav  atrcj  xind  Seit ol.  das.  Sopli.Aiax 

nr.   56).     Head,   Eist.    num.    p.  90.     v.  Sollet,  862.  J.ni.844.  Man  kann  vergleichen  die  A^vfiqpat 

Zeitschr.  f.  Nuniism.  1,  216.     0.  Hofj'mann  bei  zgrivaiat  bei  Hom.  Od.  17,  240  und  auf  einer 

Collitz,  Samml.  der  griech.  Dial.-Inschr.  2,  Ißil.  römischen    Grabschrift,   C.   I.   G.   3,   6293  = 

Arch.Ztg.  43  (1885),  12  Anm.  10.   [ACat.ofthc  Anth.  Pal.  Append.  2,  271  (Cougny),  die  Kqu- 

greek  coins  in  the  Brit.  Mus.  Italy  p.  370  nr.  1  lo  vatcii  bei   Theokr.   1,   22    {Nviicpag  KQTjvai'ag, 

„Biver    Krathis,    naked,   facing ,    head   turned  ScJiol.    TheoJcr.    a.  a.  0.)    und    die    KgccviS^g, 

towards  l.,   [ Standing ] ,  holding  in  extended  r.  MoschosS,29.  KQr]viSBgAnth.Pal.7,b5.  [Höfer.] 

patera,andinl.olive-branch,  loliicli  leans  against  Krenaia  (Ä'^^jvam),  1)  Beiname  der  Artemis 

his  Shoulder;  at  his  feet  a  fish,  leaping  towards  in   einer  Beschwörungsformel,   nach    M'elcl'ers 

the  patera?  infieldl.,  KPA0$M".    Head,  Num.  Deutung  der  lateinischen  Buchstaben  KRNE; 

Chron.   181S  p.  98   nr.  12,    PI.  3,  8.     Gardner,  neben    Artemis    wird    der    Christengott    und 

Types  of  greek  coins  PI.  1,  17.     Garrucci,  Le  Christos  selbst  angerufen,  ein  Beweis  für  das 

inonete   deW    Italia   antica.     Roma    1885.    2".  Fortdauern    des    Artemiskultus    auch    in    die 

p.  154  Tav.  111,  5.    Auf  dem  Obv.  von  Bronze-  christliche   Zeit  hinein,   Arch.  Zeit.   4   (1846), 

münzen  von  Consentia    erscheint  ein  jugend-  20  260;  über  Artemis  als  Göttin  der  Quellen  etc. 

liches   männliches  Haupt,  bekränzt  mit  Rohr,  s.   Bd.  1    Sp.  560   Z.  6fr.  —   2)  Personifikation 

mit  einem  kleinen  Hom  auf  der  Stirn,  A  Cat.  des   Thores  Krenaiai  (nach  Brunn,   Gesch.  d. 

of  the    greeh    coins  in  the   Brit.    Mus.   Italy  griech.  Künstler  2,  6£2  ==  2*,  451  Quellnymphe) 

p.  341  nr.  3.     Coli.  Santangelo  p.  58  nr.  6179.  in  Theben  auf   der  Vase   des   Asteas,    kennt- 

Millingen,  Consid.  sur  la  num.  de  l'anc.  Italic  lieh    durch    die    Beischrift    KPHNAIH,    neben 

p.  85  nr.  2.     Garrucci,  Le  monete  delV  Italia  Thebe  und  dem  Flufsgott  Ismenos  Zuschauerin 

ant.  p.  170,  Tav.  117,  35.    Dieses  Haupt  erklärt  bei  dem  Kampfe  des  Kadmos  mit  dem  Drachen. 

Fiorelli,  Mon.  ined.  p.  15  nr.  14  u.   Garrucci,  Sie  trägt  breite   Stirnbinde,    ist  aber  nur  in 

Bull.  arch.  nap.  n.  1  p.  19  für  das  des  Krathis.  halber  Figur  dargestellt.    Heydemann  in  Arch. 

Head,  H.  N.  p.  79  für  das  des  Krathis  oder,  30  Zeit.  29   (1872),  36   Neapler  Vasen  3226  (vgl. 

auf  Grund  des  Taschenkrebses  der  Rückseite,  ebenda  Taf   9,  3226.     C.   I.  G.  4,  8481),  abg. 

für  das  des  Karkines.     Auch  in  dem  stofsen-  Millingen    Uned.   Anc.   Monum.    1,  27.      Mus. 

den,  verschieden  gedeuteten  Stier  der  Münzen  Borh.  14,  28;  vgl.  Welcher,  A.  D.  3,  387.    Per- 

von  Thurium  ist  Head,  H.  N.  p.  72  nicht  ab-  vanoglu,  Annali  1859,  153;  zu  den  nvlai  Kgr}- 

geneigt  den  Krathis   zu   erkennen.     Drexler.]  vataL  {KQtjvüösg,  Apollod.  3,  6,  6)  s.  Eur.  Phoen. 

Vgl.  Flussgötter.     [Höfer.]  1123.  Aristodemos  im  Schol.  zu  1156.  Paus.  9, 

Kratieus   {Kqutisvs),    Vater  der  Anaxibia.,  8,  5.     Vielleicht  hat  das  Thor  seinen  Namen 

der    Gemahlin    des    Nestoi',    Apollod.   1,   9,   9.  davon ^  weil  es  nahe  bei  der    Quelle  Dirke 

[Pott  in  Kuhns  Zeitschr.   f.  vergl.   Sprachfor-  lag,   vgl.  Schol.   Kur.  Phoen.   1123.      Ulrichs, 

schung  9  (1860),  184.    Höfer.]     [Stoll.]  40  Topographie  von  Theben,  Abh.  d.  philos.  philol. 

Kratistos  Theos  {KQccxicTog  ■9'fos),  auf  einer  Classe  d.  K.  Bayr.  Akad.  d.  W.  d.  W.  3  (1840), 

Inschrift  aus  Ephesos   ist  nach  Newton- HicJcs,  328.     Wilamowits ,  Die  sieben  Thore  Thebens, 

Ancicnt  ins'cr.  Greek  in  the  Brit.  Mus.  3,  500  Hermes  1891,  217.  221  f.     [Höfer.] 

p.  221  f.    zu   lesen    @]sov.   KQcc{rtatov?).     Viel-  Krenaios  (Kgi^vaiog),  1)  Dolione,  von  Idmon 

leicht  entspricht  dieser   Gott   dem  &£bg  vtpi-  getötet.    Vol.   Flacc.   3,  178.  [—  2)  Sohn  des 

ßxog  (s.  Hypsistos).     [Höfer.]  Faunus  und  der  Nymphe  Ismenis  (oder  einer 

KQccTog  und  Bia,  Macht  und  Gewalt,  zwei  der  ismenischen  Nymphen),  von  Hippomedon 

kosmische  Potenzen,    Kinder   des    Pallas    und  erlegt,  ;5'i5«i.  T/teö.  9,  320 ff.,  356,  388;  der  Name 

der    Styx,    Geschwister    des    ZtjXog    und    der  ist    recht    bezeichnend    für    den    Sohn    einer 

Ni'yirj,   stets   in  der  Nähe  und  im  Dienste  des  50  Naiade.     Höfer.]     [ —  3)  Einer  der  Kentauren 

Zeus,  dem  sie  mit  ihrer  Mutter  zum  Beistand  (s.  d.),  Ov.  Met.  12,  313.    Röscher.]    [Schultz.] 

kamen   gegen   die  Titanen,    Hesiod.  Th.    385.  Kreneis    {KQtjvrjLg),    vielleicht    Nauie    einer 

391.    Apollod.  1,2,  A.  —  Hyg.  praef. -p.  SO  Bunte  Okeanide    bei  Hes.  Theog.  359;    andere  lesen 

nennt    sie  Potestas  und  Vis.     Im  Auftrag  des  XQvari'ig  oder  Kgiaariig.     Vgl.  Krenis.    [Höfer.] 

Zeus    fesseln    sie    den    Prometheus,    Aeschyl.  Kreiiis  {Kgrjvi'g),  eine  Nereide,  Hyg.  praef. 

Prom.  in.;    vgl.  Aeschyl.  Choeph.  241.    Braun,  p.   29    Bunte.      Der    Name    scheint    korrupt. 

Gr.  Götterl.  §  214.     Preller,  Gr.  Myth.  1,  48.  [Wölfßin,  Bhein.  Mus.  1865  p.  293   liest  statt 

3.,   Gerhard,  Gr.   Myth.   1   §  607.      [Be  Witte,  der    3  Namen    Crenis,    Euridice,    Leucothoe: 

Lc  geant  Valens  -p.  n .  18.     ^.  ■a.wch.  Minervini,  Thetis,   Eunice,    Glaucothoe.     Drexler.]     Eine 

Bull.    arch.    napolet.    n.   s.  2,   1854  p.  71.  72.  go  Okeanide  Kgi^vt^tg  (Hermann:  XgvarjLg)  in  Hes. 

Drexler.]     [Vater   des  lasion,  den  er  mit  der  TJieog.   359.      [Ich  halte    bei  Hygin.   a.  a.  0. 

Nymi^he  Phronia  zeugte,  Grenzer,  Anecd.  Gracc.  den  Namen  Krenis  nicht  für  korrupt  und  vei-- 

p.  52  und  Anm.  21.     Höfer.]     [Stoll.]  weise    auf  Priscian.    Inst.    7,  46.      Grammat. 

Kraug'asos  =  Kragasos  (s.  d.).  Lat.  ed.  Keil  2,  325.     Crenis,  nomen  propritim 

Kreios  =  Krios  (s.  Titanen).  nymphae,  Crenidis.  Höfer.]  Vgl. Kreneis.  [Stoll.] 

Kreuai  (Kq^vuC),  die  Quellen  als  Gottheiten  Krcnos  (KQrjvog),  einer  der  Herakliden,  be- 

in  einer  Eidesformel  auf  einer  Inschrift  von  rühmter  Seher,   Clem.    Alex.    Stromat.   1,  399 

Dreros:  ouvvco  rav  'Eariav  .  .  .  -nai  xav  Fäv  kkI  Potter.     [Höfer.] 


1413                   Kreniiclios  Kreon                        1414 

Kreuuchos  {Kqi^v'ovxos),  Beiname   des  Po-  Inschrift  Kqsövzsia  {wohl  zn  ergänzen  dväntogu 

seidon  {Cornut.  de  nat.  deor.  22  p.  129  Osann,  oder  dcoiiaxK)  trägt,  auf  einem  Thronsessel  zu- 

[Schol.  TJieocr.  17,  69.     3£urr,  die  Gottheit  der  sammengesunken ;  zu  ihrer  Linken  steht  Kreon 

Griechen     als    Naturmacht.      Innsbruck    1892  (nur     die    Buchstaben     . .  SIN    erhalten)    mit 

p.  50  Anm.  7.    Drexler.]\  von   Welcler,  JRhein.  weifsem    Haar    und   Bart,    „in    theatralischer 

3£us.  1  (1833),  324  auf  die  Inschrift  KPENOXEI  Herrschertracht,  einem  langen  gestickten  Unter- 

=  ■nQTjvovxsi'  einer  Volcenter  Vase  mit  der  Dar-  gewand    mit    Kreuzbändern   über    der    Brust, 

Stellung  des  Poseidon  bezogen ;  vgl.  auch  Ännali  weitem    Mantel    und    Schuhen"    (vgl.    Heibig, 

1831    p.  80,    188   nr.   788.      Osann   zu  Cornut.  Untersuch,  über  die  Cam2oan.  Wandmalerei  HS); 

p.  314  f.     [Höfer.]                                                      lo  er  umfafst  die  Tochter  mit  dem  linken  Arm, 

Kreon    (Kqscov),    1)    Sohn    des    Lykaithos  während  er  die  rechte  Hand,  der  das  mit  einem 

(fälschlich  des  Menoeceus  bei  Hijcjin  fab.  25),  Adler  gezierte   Scepter  entsunken  ist,  in  Ver- 

König     von     Korinth,     Vater     des     Hippotes  zweiflung  an  das  Haupt  legt;  hinter  ihm  eilt 

(Diorf.  4,  55;  vgl.  Schal.  Eurip.  Med.  20.   Hyg.  Merope  jammernd  mit   ausgestrecktem   linken 

fab.  27)   und    der  Kreusa  oder  Glauke  (s.  d.).  Arm,  die  Eechte  an  den  Kopf  gelegt,  herbei, 

Zur    Erziehung    hatte    ihm    Alkmeon    (s.    d.)  während   von   rechts   Hippotes    hefzueilt,    um 

seine    mit    Manto    erzeugten    Kinder    Amphi-  der  Schwester  den  todbringenden  Kopfschmuck 

lochos  und  Tisiphone  übergeben.     Aus  Eifer-  abzureifsen.     Ein  ähnliches  Motiv  findet  sich 

sucht   wurde    letztere    von    Kreons    Gemahlin  auf    einer    Vase    der    Sammlung    Santangelo, 

verkauft  und  gelangte  zufällig,    ohne   erkannt  20  Heydeinann    a.    a.    0.    nr.    526    p.    752    (abg. 

zu  werden,  in  d«n  Besitz  des  Vaters,  Apollod.  Bochette,    Choix   de  peint.  p.   261    Vigu.    14). 

3,  7,  7.     Diese  Sage  ist  von  Euripides  in  der  0.   Jahn,    Arch.    Ztg.   25   (1867),    59:    Kreusa 

Tragödie  'Jl-nfiscav   6  ölcc  KoQtvd^ov   behandelt  sinkt  zur  Erde  nieder,  mit  beiden  Händen  an 

worden,  wahrscheinlich   auch   von  Astydamas  den    Schleier    greifend;    neben    ihr    steht  ein 

in    seinem    'JXy-iitwv.      WelcTier   vermutet    {die  Thron,  unten  ein  offenes  Kästchen;  sie  schaut 

griecli.  Tragödien  2,  581),  "Kreon    habe    sich,  sich  um  nach  einem  Mann  mit  weifsen  Haaren, 

als    Alkmeon     seine     Kinder     zurückforderte,  in    Schuhen    und    Mantel    —    Kreon    — ,    der 

hochmütig    und    trotzig    benommen    und    sei  herbeieilt  und  die  R.  voll  Trauer  nach  ihr  aus- 

dann  von  ihm  vertrieben  worden.  —  Zu  Kreon  streckt.      Der    Untergang    Kreusas    in   Gegen- 
kommen lason  und  Medeia  (s.  d.),  wofür  unsere  30  wart  Kreons  ist  öfters  auch  auf  Sarkophagreliefs 

älteste  Quelle   die  Olialiag  aXcooig  des  Kreo-  dargestellt,     Dilthey,    Sarcofaghi    di    Medea, 

phylos    ist.     Nach    den    daraus    von  Didymos  Annali  1869   p.  5lf.  Tav.  d'agg.  A.  B.,  KaTk- 

vermittelten    Angaben   {Schal.  Eur.  Med.  273)  mann,   Arch.   Ztg.   41    (1883),    p.    112.      Bau- 

ermordete  Medeia    den  Kreon    durch  Zauber-  meister  a.  a,  0.  906;  so  auf  dem  Medea-Sarko- 

mittel  und    floh  darauf  nach  Athen,  nachdem  phag     Lancelotti,     abg.    Winckehnann,     Alte 

sie  ihre  Kinder  an  den  Altar  der  Hera  Akraia  Denkmäler    der    Kunst,    übers,    von   Brunn  2 

gesetzt.   £'M?'i2;/rfes  und  seine  Nachahmer  lassen  Ta£ -91  p.  13.     Ganze,  Vorlegebl.  Sev.2,T.2.  3; 

sie  von  Kreon    des  Landes  verwiesen  weiden,  mit  diesem  Sarkophag  stimmt  ziemlich  genau 

worauf  sie  an  ihrer  Nebenbuhlerin  durch  Über-  überein  die  Darstellung  auf  einem  Sarkophag 
Sendung   von  vergifteten   Gewändern,    welche  40  im  Louvre  {Bouillan  3  basrel.   18,  2,     Clarac, 

nach  dem  Anlegen  in  Brand  geraten,    Rache  Musee    de  Sculpture  2  p.   504 ff.   pl.  204,  478. 

nimmt.     Kreon  geht  bei  der  Hilfeleistung  zu  Baumeister  a.  a.  0.  nr.  982    p.  907 f.):   Kreusa 

Grunde,  Eur.  Med.  1156  ff.    Senec.  Med.  879  ff.  im  Begriff,  sich  in  ihrem  Brautgemach  nieder- 

Einer    anderen    Darstellung     zufolge    werden  zulegen,  schnellt  unter  der  Wirkung  des  Giftes 

Vater    und    Tochter    dadurch    getötet,     dafs  mit    hochgestreckten  Armen  wnd   hintiiberge- 

Medeia    nächtlicher    "Weile    den    Königspalast  worfenem  Haupte  jäh  empor,  neben  ihr  steht 

in    Brand   steckt,    Diod.   4,    54;    [vgl.  ferner  Kreon,  der  die  linke  Hand  nach  dem  Haupte 

Apollod.    1,    9,   28.      Diodor.   4,   53.    Mythogr.  seiner  unglücklichen  Tochter  ausstreckt,  wäh- 

Graeci  ed.  Westermann  p.  345.     Blut,  -de  amic.  rend    er    mit    der   Rechten    verzweiflungsvoll 
mult.  7.     Eor.  epod.  5,  64.     Ovid.  Heraid.  12,  50  ins    Haar  greift;    auf  manchen   Darstellungen 

53.    Mythogr.  Lat.  2,  138  p.  122  ed.  Bade.  Schal.  schlägt  sogar  schon  die  lohende  Flamme  über 

in   Ibim   603.     Falsch  ist  Schol.   Stat.   Achill.  das  Haupt  der  Kreusa  empor,   s.  Heydemann, 

1  p.  560  ed.   Cruceus:  ad  (vellus)  auferendum  Mitteilungen   aus   den   Antikensammlungen  in 

lason  missus  a  Cfeante  est;  das  Schicksal  des  Ober-  u.  Mittelitalien,    3.   Hallisches  Winckel- 

Kreon  und   der  Glauke  ward  in  Tänzen  dar-  mannspragr.  8  nr.  9  und  Anm,  12.    Matz-Duhn, 

gestellt,  Imc.  'de  salt.   42.     Kreons   Gemahlin  Antike  Biläwerke  in  Born  2,  nr.  3161.  3162  ^d. 

heifst  Merope  auf  der  Prachtvase  von  Canosa,  364  ff.    und     die    dort    angeführte    Litteratur. 

auf  welcher  auch  beider  Sohn  Hippotes,  durch  Dtitschke,  Antike  Bilderwerke  in  Turin,  Brescia, 

Beischrift  kenntlich,  erscheint  (abg.  Miliin,  Tom-  Verona  m.  Mantua  =  Antike  Bildioerke  in  Ober- 
beaux  de  Canose  Taf.  7.     Arch.   Ztg.  5  (1847),  60  italien  4,  nr.  688  p.  310  ff.  und  die  daselbst  an- 

Taf.  3.    i?aM7nmier,  Den^'Wi.  nr.  980  p.  903;  vgl.  gegebene    Litteratur.     (Ganze),    Beschreibung 

C.  I..G.  4,  8424.     0.  Jahn,  Beschreibung  der  d.  antiken   Skulpturen  im   K.  Mus.  zu  Berlin 

Vasensammlung  in  d.  Pinakothek  in  3Iünchen  nr.  843b    p.  531.  ^    G.   Bobeit,    Die    antiken 

nr.  810  p.  261;  ebenders.,  Arch.  Ztg.  5  (1847),  Sarkophagreliefs  2  S.  713  ff.  Taf.  64,  200.    Bau- 

p.  33 ff.;   25   (1867),   58.     Heydemann, -Vascns.  meister  sl.  a,.  0.  907.  Eur.  Med.  1190.  Eine  Auf- 

d.  Mus.  Naz.  Neapel  p.  753  Anm.  2  zu  nr.  526.  Zählung    aller   bekannten  Medea -Sarkophage, 

Baumeister  a.  a.  0.  p.  904):  Kreusa  ist  inner-  auf   deren    Vorderseite    die    Darbringung    der 

halb    eines  tempelartigen  Gebäudes,  das   die  Brautgeschenke  an  Kreusa  durch  die  Kinder 

45* 


1415  Kreon  Kreon  1416 

• 

Medeas  und    der   Tod  Kreusas  in  Gegenwart      ^^ifZes  in  den  i/«Ä;efi(^ew  ausführt,  den  gefallenen 

Kreons  dargestellt  ist,  giebt  L.  v.  Urlichs,  Ein  Führern    das    Begräbnis    (in    den    Fhoinissen 

Medea  -  Sarkophag ,    21,    Programm    des     von  giebt  er  ein  derartiges   Gebot  nur  bezüglich 

Wagnerschen  Kunstinstituts   (Würzburg  1888)  des    Polyneikes    1628  ff.)     und     forderte    von 

p.  4 ff.;  ebenda  ist  die  Vorderseite  eines  1887  Theseus,  den  Adrastos  nicht  in  seinem  Lande 

in  Rom  gefundenen  Sarkophages  mit  gleicher  zu  dulden  (467  ff.).    Doch  Theseus  zieht  gegen 

Darstellung    abgebildet    p.    9  ff.      Höfer.]    —  ihn  und  erzwingt  die  Auslieferung  der  Leichen. 

2)    Sohn     des     Menoikeus,     übernahm     nach  Vgl.  Pausan.  1,  39,  2,    der   übrigens   angiebt, 

des  Laios  Tode   die  Herrschaft   über  Theben,  Kreon  habe  nach   des  Eteokles  Tode   nur  als 
Apollod.  3,  8,  1.    Hyg.  fäb.  67.    Nachdem  viele  lo  Vormund    von     dessen    Sohn    Laodamas     die 

Thebaner     der    Sphinx    zum    Opfer    'gefallen  Herrschaft  geführt  (s.  ebend.  9,  5,  13.    10,  3). 

waren    und    diese   auch  seinen   Sohn  Haimon  Die  Fabel  der  euripideischen  FJwinissen  findet 

getötet  hatte,  verhiefs  er  demjenigen,  welcher  sich  in  der  Thebais  des  Statins  wieder.    Dort 

das    Sphinxrätsel    lösen    würde,    den   Königs-  wird  Kreon   durch  Theseus   getötet,    der  von 

thron  und  die  Hand  der  Königswitwe,    seiner  Antigene    zu    Hilfe    gerufen    ist    (12,  767 ff.), 

Schwester  lokaste,  Eurip.  Phoeniss.  45  ff.  und  während  er  nach  des  Euripidcs  'HgauXrig  (icci- 

Hypoth.  2.    Apollod.  3,  8,  6.     Beides  gewährte  vö/isvog  (31  fi'.  546)    durch   Lykos  von  Euboia 

er    dem  Oidipus,    wie    gleich    den    Tragikern  fällt,  der  nach  ihm  die  Herrschaft  übernimmt, 

PhereJcydes  im  5.  Buche  berichtete,  F.  H.  G.  1,  85.  vgl.  Senec.  Hercul.  Für.  372.    (Nikolaos  Danias- 
Von    diesem    wurde    er    später   nach  Delphoi  20  A'cnos  /r.  20  [F.H.G.  3,  369]  läfst  den  Kreon 

gesandt,  um  den  Grund  der  thebanischen  Pest  nach  des  Herakles  Wahnsinn  'noch  am  Leben 

zu  erforachen,  Soph.Oed.B.  99?^.  Sen.Oed.  202  K  sein).  —  Henioche  und  Pyrrha  nennt  Paus.  9, 

Nach    der    Entdeckung    des    Frevels    vertraut  10,  3  als  Töchter  des  Kreon,  deren  Steinbilder 

Oidipus     seine     Töchter     Kreons    Obhut     an,  beim  Tempel  des  Apollon  Ismenios  in  Theben 

welcher    auch    als    Vormund    der   Söhne    die  standen.     Schon  von  Homer  wird  die  Kreons- 

Herrschaft    übernimmt,    Soph.    0.  M.  1462  ff.  tochter  Megara  erwähnt,   eine  Gemahlin    des 

1424  ff.      Nachdem    der    unglückliche    König  Herakles    {l  269  mit   den   Schol.  u.  EustatJi.), 

später  das  Land  verlassen  und  in  Attika  Zu-  dieselbe  nennt  Pindar  Kreiontis,  Isthtn.  3,  82 

flucht  gefunden  hatte,   suchte  ihn  Kreon,  der  (vgl.  d.  Schal.),  sie  tritt  in  des  Euripides  und 
ihn  erst  verbannt,    mit  Gewalt  nach  Theben  30  Seneca  Hercules  Furens  auf,  Eur.  Herc.  Für.  9, 

zurückzuführen,    da    der  delphische  Gott  ge-  vgl.  die  Hypoth.,  Hyg.  fab.  32.  241.    Herakles 

weissagt,  auf  ihm  beruhe  Thebens  Heil,  SopJi.  erhält  die  Megara  von  Kreon,  nachdem  er  für 

0.  C.  728  ff.     Theseus    vereitelte    sein    über-  Haimon    um    Gnade    gebeten    {Hyg.  fab.  72. 

mutiges  Beginnen,  ebend.  887  ff.    Beim  Kampfe  Welcher,  Die  griech.  Tragöd.  2,  571.  696),    als 

der  Sieben  gegen  Theben  opferte  Kreon,   um  Preis  für  seinen  Beistand   gegen   die  Minyer, 

Ares   zu   versöhnen  und   die  Stadt   zu  retten,  Apollod.  2,  4,  11.    Seine  jüngste  Tochter  giebt 

auf  des  Teiresias  Kat   seinen  Sohn  Megareus,  Ki-eon    eben    deshalb   dem    Iphikles,    ebd.  — 

Soph.  Antig.  1302  f.  995.    Kraft  der  von  neuem  Während  Ki-eons  Herrschaft  kam  Amphitryon 

ihm    zugefallenen   Königswürde    verhängt    er  (s.  d.)  nach  Theben  und  wurde  von  ihm  ent- 
Grablosigkeit  über  den  Polyneikes  und  verur-  40  sühnt.     Er  forderte  von  Kreon  Unterstützung 

teilt    die    Antigene,    verliert   jedoch    dadurch  gegen  die  Taphier  oder  Teleboer,  worauf  der 

seinen    zweiten   Sohn  Haimon  und  seine    Ge-  König  in  Person   mit  auszog,  [nachdem  Am- 

mahlin    Eurydike.     Wie    Sophokles    die    Sage  phitryon     vorher     den     teumessischen    Fuchs 

überhaupt  und  Kreons  Charakter  je  nach  den  erlegt  hatte;  Apollod.  2,  4,  6.    Tzetz.  Lykophr. 

Anforderungen  des  einzelnen  Stückes  poetisch  932  p.  885.     Nach  Timagoras  im  Schol.  Eur. 

frei  gestaltete,  ihn  im  König  Oidipus  mafsvoll  Phoeniss.  670  =  frg.  1  war  Kreon  neben  Pelor, 

und  selbstlos,  im  Oidipus  auf  Kolonos  tückisch  Echion,  Udaios,  Chthonios  und  Hyperenor  einer 

und  gewaltthätig,  in  der  Antigone  verblendet,  der  Sparten,  vgl.  Schol.  Stat.  Theb.  10  p.  468 

aber  imposant    schilderte,    so   hat    sich   auch  iidi.  Crucens  (^?ix\s  1^1%)  Greon,  Menoecei  pater, 
Euripides    erhebliche   Abweichungen    erlaubt,  50  a  serpentibus  duxit  originem,  nach  Schol.  Hom. 

von    früherer  Version    sowohl,    als    auch  von  Od  3,  267  ein  Zeitgenosse  des  Menelaos.    Sohn 

seiner  eigenen  Darstellung.    In  den  Phoinissen  des  Menoikeus  heifst  Kreon  ferner  Diod.  4,  67; 

verhelfst   Teiresias    ebenfalls    den   Thebanern  Schol.   Eur.    Phoeniss.    942^   seine    Schwester 

Sieg,    wenn  Kreon    den    einen    seiner    Söhne,  lokaste  Schol.  Eur.  Phoeniss.  10.  24,2.  BeiHiod. 

hier    Menoikeus    genannt,    dem    Ares     opfere  4,  64   AaCog   ..   yrjficcg  'Iokccgxtjv  rijv  KQSovTog 

(511  ff.),  der  Vater  sucht  ihn  jedocli  in  Sicher-  scheint   lokaste    als    Tochter   des    Kreon    auf- 

heit    zu    bringen,    und    Menoikeus    tötet    sich  gefafst    zu    sein.      Des    Kreons    Gemahlin    ist 

selbst.  Erst  nach  dem  darauffolgenden  Wechsel-  Henioche,  Hesiod.  scut.  83.    Schol.  Hom.  U.  14, 

morde  der  Brüder  wird  sodann  Oidipus,   der  323 ;  sein  Sohn  Megareus  erscheint  schon  ^esc7?. 
bis    dahin    in  Theben    verweilt   hatte,    durch  go  Sej9L  457  A'.,  Haimon  bei  Pmandros  und  üwai- 

Kreon   vertrieben    und  verläfst   mit  Antigone  thon  im  Schol.  Eur.  Phoeniss.  1760.    Sein  Sohn 

das    Land.      Die    in    diesem    Stücke    hervor-  Menoikeus   opfert  sich  selbst  {Flut*  Pelop.  21. 

gehobene  Vaterliebe   des  Kreon  scheint   auch  Etym.  M.  67,  45.    Schol.  Aristid.  p.  113  Din- 

in  der  Antigone  des  Euripides  betont  gewesen  dorf.    Stat.  Theb.  10,  774ff'.  Schol.  Stat.  'Theb.  7 

zu   sein.     Dort  verzieh    der  König,  der  Jung-  p.  324) y   oder    er    wird    von    Kreon    geopfert; 

frau    imd    gestattete     ihre    Vermählung    mit  Schol.    Aristid.    a.   a.   0.      Verderbt    ist   wohl 

Haimon  (s.  d.  Art.  Antigone).     Nach  dem  Ab-  Herodian.  ns qI  KKVQo^.oy.  hei  Boissonade,Anecd. 

Kug^  (1er  Feinde  verweigerte  Kreon,  'vfie  Etiri-  3,26d  Msvofusvg  ^alliq^cov  savtovs  (xniztsivccv. 


1417                        Kreou  Kreoutiades                  1418 

—  Nach  Biodor  4,  10  wollte  Kreon  zuerst  den  [1884],  Tat".  19b,  vgl.  p.  267  und  A^cli.  Ztg. 
Herakles,  welcher  die  Boten  des  Erginos  (s.  d.)  43  [1885],  71  dargestellt  war,,  ist  zweifelhaft), 
beschimpft  und  verstümmelt  hatte,  an  diesen  ganz  im  Hintergrunde  ICMHNH ,  links  von 
ausliefern;  nach  dem  Sieg  des  Herakles  aber  Kreon  steht  unter  einem  tempelartigen  Ge- 
über die  Minyer  gab  er  ihm  seine  Tochter  bände  HPAKAHZ,  der  mit  gegen  den  König 
Megara  (vgl.  ApoXlod.  2,  7,  8.  Scliol.  Bind.  ausgestreckter  Hand  zu  vermitteln  versucht 
Isthin.  3,  104..  Argum.  Em:  Here.  für.  Tzetz.  für  die  links  von  ihm  stehende  gefesselte  und 
Lißophr.  38.  Myihogr.  Lat.  2,  158,  p.  129  ed.  von  einem  Wächter  geführte  ANTITONH;  hinter 
JSo(?(;)  zur  Frau  und  überliefs  ihm  die  ßegierung  Antigone  steht  ratlos  und  trauernd  AIMQN; 
Thebens.  Zu  der  von  ihm  verhängten  Ver-  lo  vgl.  auch  C.  I.  G'.  4,  8428.  Das  Vasenbild 
baunungdesOidipuss..S'c7;o?.  J-r/sficZ.  p.77.  Schol.  bei  Mülingen,  Feint,  de  vases  p.  54  deutet 
Stat.  Tlieh.  p.  529;  sein  Verbot  der  Bestattung  Hirzel,  Arcli.  Ztg.  1863,  70  auf  Antigone,  die 
des  Polyneikes  bez.  der  Siebens.  b.P/tt^.DewiOS^/*.  vor  Kreon  geführt  wird.  Eine  Parodie  auf 
29.  Demosth.  60,  8  p.  1391.    Über  Kreon  in  der  letztere  Scene  ist  abgebildet  und  besprochen 

,  Tragödie  vgl.  Aristot.  poet.   14.     Demosth.  18,  hei  Gerhard,  Ant.  Bildw.  IZ  ^.Zlli.    FanofJca, 

'  180  p.  288.    Plato  ep.  2  p.  493  Hercher.    Plato,  Annali  1847  Tav.  K  p.  216ff.     WelcJcer,  Arch. 

AlJcib.  p.  151b.     Luc.  Menipp.   16.     De  vierc.  Ztg.   1848,    333  =  A.   D.   3,    35,    1   S.   504 fi". 

cond.  5.     Symons,  Die  Sage  vom  thebanischen  Wieseler,    Theaterg.    9,   7   S.   55  f.     Schreiber, 

Kreon  in  der  griech.  Poesie,  Inaug.-Diss.  Berlin  Kunsthist.  Bilderati.  4,  8.    Baumeister  a.  a.  0. 

0.  J.  F.  A.  Voigt  bei  Ersch  it.  Gruber  s.  v.  —  20  nr.    87.      Heydemann ,    PhlyaJcendarstellungen, 

Neben    der  Form    Kqscov    findet    sich    Kgsi'cov  Jahrb.  d.  Kais.  D.  arch.  Inst.  1  {IS86),  303  t:  yov 

(vgl.  Etym.  M.  537,  6ff.)  Rom.  Od.  11,  269.  II.  den  durch  Stephane  und  Scepterstab  als  Fürsten 

9,  84  vgl.  19,  240.  Hesiod.  scut.  83;  vgl.  Pind.  gekennzeichneten  Kreon  ist  Antigone  (hier  ein 

Isthm.  3,  82  (109).  Kinaithon  in  der  Oidipodeia  verkleideter  Greis)  geschleppt  worden.  Höfer.] 

(fr.  2)  im  Scliol.  Eur.  Phoen.  1760;  Kgäcav  auf  —  3)  Sohn  des  Herakles  von  einer  Tochter  d*es 

der  unten  zu  erwähnenden  Vase  der  Sammlung  Thespios,  Apollod.  2,  7,  8,  1.   —  4)  Vater  des 

Jatta  (vgl.  P.  Kretschmcr  in  Kuhns  Ztschrft.  Lykomedes,  eines  Kriegers  vor  Ilios,  II.  I  84. 

f.  vgl.  Sprachforsch.  29  [1888],  416 f.);  der  Plural  Paus.  10,  25,  6.    [Tzetz.  arg.  et  alleg.  II.  9,  41 

Kqsovzss  Lue.  Menipp. 16.  Bavstellungen  in  in  Anecd.  Matranga  1,  S6.   Höfer.]    [J.  Ilberg.] 

der  Kunst:   Auf  einer   etruskischen  Aschen- 30  Kreouteia    {KQBÖvxsta).      Auf    der     unter 

kiste  im  Museum  zu  Volterra  (Overbeck,  Heroen-  Kreon  1  beschriebenen  Vase  aus  Canosa  wollen 

galerie  Taf.  6,  2  p.  134)  sucht  Kreon  in   dem  einige  Interpreten  in   der  Inschrift  KQsövtsia 

Augenblick,  als  der  auf  einem  Altar  knieende  den  Namen   der  Kreonstochter  erkennen,   die 

Menoikeus  sich  das  Schwert  in  die  Brust  stofsen  im  Gegensatz  zu  den  anderen  Hauptpersonen 

will,   sich  von  seiner  Umgebung  loszumachen  nicht    durch   Beischrift    bezeichnet   ist,    Bau- 

und  auf  den  Altar  hinzueilen;  an  seinen  Schild  meister,  Denkmäler  p.  903.     [Höfer.] 

lehnt  sich  lokaste. — Kreon  (?  oder  Teiresias?  Kreontiades    (KgEovriäöris).,    1)    Sohn    des 

oder  Oidipus?)  die  Sphinx  befragend  auf  einer  Herakles    und   der  Megara,    der  Tochter   des 

Lekythos  aus  ünteritalien  Brit.  Mus.  nr."  626.  Kreon;  Apollod.  2,  7,  8.  2,  4,  11.     Schol.  Hom. 

—  Vielleicht  ist  auf  dem  campanischen  Wand-  4:0  Od.  11,  269.  Schol.  Pind.  Isthm.  3,  104.  Wie 
gemälde  im  Museum  zu  Palermo  nach  Wie-  die  Angaben  über  die  Zahl  und  die  Namen 
seiers  Vermutung,  Theatergeb.  9,  1  p.  52  (vgl.  der  von  Herakles  mit  Megara  gezeugten  Knaben 
Heibig,  Wandgemälde  ni:  li67 ,  p.  351  f.)  das  auseinandergehen,  so  verschieden  sind  auch  die 
Ende  der  Scene  zwischen  Kreon  und  dem  Wach-  Erzählungen  über  ihr  Ende.  Asklepiades  im 
ter  in  derAntigone  des  Sophokles  zu  erblicken.^-  Schol.  Hom.  Od.  a.  a.  0.  nennt  nur  den  Theri- 
Nach  einer  nacheuripideischen  Tragödie,  deren  machos  und  Kreontiades,  Dionysios  iv  TtQtäzco 
Inhalt  Hy^in.  fab.  72  wiedergiebt,  ist  Kreon  Kv-aIo3v  den  Therimachos  und  Deikoon,  s.  Schol. 
(KPAßN)  dargestellt  auf  einem  jungem  Vasen-  Pind.  a.  a.  0.;  Euripides  Herc.  f.  474  er- 
bilde  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo,  abgeb.  wähnt  drei,  aber  nicht  mit  Namen;  doch  hiefsen 
Monum.  ined.  10  Taf.  27.  Arch.  Ztg.  27  (1870)  50  sie  nach  Schol.  Pind.  a.  a.  0.  Therimachos, 
Taf.  40,  2.  Batimeister,  Denkmäler. -ar.  88  p.  84;  Deikoon  und  Aristodemos;  bei  Apollod.  2,  4, 11 
vgl.  Heydemann,  Über  eine  nacheuripideische  werden  Therimachos,  Kreontiades,  Deikoon  er- 
Antigone,  Berlin  1868  und  Arch.  Ztg.  a.  a.  0.  wähnt;  zu  diesen  dreien  trirt  ebenda  2,  7,  8  noch 
p.  108  ff.  Klügmann,  Annali  1876,  176fi'.;  —  Deion  hinzu;  mit  letzterer  Überlieferung  stimmt 
eine  ganz  ähnliche  Darstellung  —  jedoch  ohne  Deinias  aus  Argos  im  Schol.  Pind.  a.  a.  0. 
Namensbeischriften  —  findet  sich  auch  auf  überein.  Tsetz.  Lyk.  38  und  Schol.  Luc.  p.  58 
dem  oberen  Bilde  einer  Amphora  aus  dem  Jacobitz  führen  den  Onites  (Onytes),  Theri- 
apulischen  Ceglie,  Furticängler,  Berl.  Vasen-  machos,  Demokoon  (=  Deikoon?)  und  Kreon- 
kataloq  3240;  abgeb.  Gerhard,  Apid.  Vascnb.  tiades  auf,  Pherekydes  endlich  im  Schol. 
Taf.  liS.  15ff.  .4rc/<.  Z^f/.  28  (1870),  Taf.  40,  1.  60  Pmd.  a.  a.  0.  nennt  den  Antimachos  (nach 
Heydemann,  ebenda  lio'ff.,  Heibig,  Untersuch.  Apjollod.  2,  7,  8  Sohn  der  Thespiade  Nikippe), 
'über   die   Campanische    Wandmalerei   178    und  den  Klymenos,  Glenos   (sonst  Sohn  der  Deia- 

anm.  2):   er  trägt  reiche  Gewandung  und  ein  neira,  Apollod.  2,  7,  8.    Schol.  vet.  Soph.  Trach. 

mit  einem  Adler  gekröntes  Scepter -und  steht  53.      Paus.  4,  30,  1),    den    Therimachos    und 

in  gebückter  Haltung  da,   rechts  von  ihm  ein  Kreontiades;  Baton  ebenda  zählt  sieben  auf, 

Knabe  (Maion?)  und  seine  Gemahlin  Eurjxlike  den     Polydoros,     Aniketos,     Mekistophonos, 

(ob  des   Kreon   Gemahlin   Eurydike   auch   auf  Patrokleus,     Toxokleitos,     Menebrontes     und 

der  Karlsruher  Unterweltsvase   Arch.  Ztg.  42  Chersibios.    Mythogr.  Lat.  2,  158,  p.  129  Bade 


1419                      Kreontias  Kresphontes                   1420 

nennt  den  Areas  (?)  uud  den  Kreontiades,  Äc/to/.  Kresia    {ÄQrjaia,    Beiname    1)   der  Artemis, 

Stat.  Theb.  4,  p,  194  ed.  Cruceus  (Paris  1618)  Biod.  Sic.  5,  77;  vgl.  den  Trimeter  C.I.G.B, 

den  Oxeus  undLeontiades  (Kreontiades?),  iSc/ioZ.  6797  avcccaav  'Ecpsaov  KQTjaiav  q)a£acpoQOv.  — 

Stat.  Theb.  10,  p.  471    den  Oxeas  und  Kreon-  2)  der  Aphrodite  (Kypris)  nach  MeineJces  Kon- 

tiades.  —  Find.  Isthm.  3,  81  (107)  giebt  ihre  jektur  in  Anth.  Pal.  6,  211,  wo  früher  yvrjaia 

Zahl  —  ohne   Namen  —   sogar  auf  acht  an.  stand    und    BruncJc   Kttjolu    lesen    wollte;    s. 

Bei  Enripides  Herc.  f.  977ff.;  (vgl.  Seneca  Ktesios  6.  —  3)  heifst  Phaidra  hei  Eur.  Hipp. 

989  ff.)  tötet  Herakles  in  der  Raserei  seine  und  372    naig  KQtjaicc.     [Höfer.] 

der  Megara  Söhne    durch  Pfeilschüsse,   nach  Kresios  (KQiqdiog),  Beiname  1)  des  Dionysos 

Pherel-ydes  bei   Schol.  Find.  a.  a.  0.  wirft  lo  in  Argos,  Paus.  2,  23,  7.  8.     Welcher ,  Griech. 

er  sie   ins  Feuer   (bildliche  Darstellung  dieser  Gütterl.  2,  608.    Milchhöfer,  Die  Anfänge  der 

Szene  s.  Bd.  1  Sp.  2235  Z.  15 ff.  und   Melida,  Kunst  in  Griechenland  205  Anm.  1,  —  2)  des 

Sohre  los  vasos  griegos  del  Miiseo  Arqiieolögico  Minos,  Suidas  s.  v.  Kgi^aiog.  —  3)  Auf  einem 

Nacional  p.  39).  Lysimachos  im  Schol.  Find.  Sardonyx  in   der  Gemmensammlung  der  Flo- 

a.  a.  0,  erzählte,   nicht  Herakles  habe  sie  ge-  rentiner  Gallerie  {Gori  2,  tav.  14,  3)   mit  der 

tötet,  sondern  Fremde ; /S'oÄ;ra  i  es  ebenda  nannte  Darstellung    eines    stehenden    Flügeljfinglings 

den   Augeias,    noch    andere    den    Lykos   (vgl.  und  der  Umschrift  K6ICITAAOC  liest  Fanofka, 

Schol.  Stat.  Theb.  4,  p.  194)  als  ihren  Mörder;  Talos,  der  Sohn  des  Eres,  Arch.  Zeit.  13  (1855), 

auch  Stesichoros  und  Fanyasis  hatten  den  16  KgeianaXog  =  KQrjaLTaXois  (Kq^lts  =  Kgi^tr] 

Tod  der  Heraklessöhne  erzählt;  Faus.  9,  11,  2.  20  Inschrift,  Revue  archeol.  20  [1892],  49)  und  er- 

Die   Thebaner   zeigten   in    ihren   Mauern    das  klärt    dies    Wort  ==  ÄgrioL^og)    TäXog  =  der 

Grabmal  der  letzteren  {Faus.  a.  a.  0.)  und  er-  Kretide  Talos.     [Höfer.] 

wiesen  ihnen  Heroenehren,  Pmti.  Jsi/tw.  a.  a.  0.  Krespliontes  (KQsa(p6vT7]g) ,  1)  Heraklide, 
Megara  und  zwei  ihrer  Söhne,  die  zum  Zeichen,  Sohn  des  Aristomachos,  eroberte  an  der  Spitze 
dafs  sie  durch  gewaltsamen  Tod  umgekommen  der  Dorier  mit  seinen  Brüdern  Temenos  und 
sind,  mit  Blutstropfen  besprengt  sind,  in  der  Aristodemos  (oder  dessen  Söhnen  Prokies  und 
Unterwelt  befindlich  dargestellt  auf  der  Am-  Eurysthenes)  den  Peloponnes  und  erhielt  bei 
phora  Canosa- München  849  (A.  WinJcler,  Die  der  Teilung  des  eroberten  Landes  durchs  Los 
Darstellungen  der  Unterwelt  auf  unteritalischen  Messenien,  Apollod.  2,  8,  4.  Faus.  2,  18,  6. 
Vasen  =  Breslauer  philolog.  Abhandl.  3,  5;  p.  4  30  4,  3,  3.  4,  31,  9.  5,  3,  5.  Müller,  Dor.  1,  63. 
und  die  Anm.  1  gegebene  Litteratur  p.  12)  und  Freller,  Gr.  Myth.  2,  282  f.  Er  erhielt  dieses 
auf  der  Amphora  Altamura-Neapel  3222,  hier  beste  Land  durch  eine  List;  da  nämlich  Mes- 
durch  die  Beischriften  MEFAPA  und  FHPA-  senien  für  das  dritte  Los  bestimmt  war,  so 
KAEIAAI  bezeichnet,  Winlder  a.  a.  0.  p.  18  und  legte  Kresphontes  in  die  mit  Wasser  gefüllte 
anm.  2  p.  21  f.;  ebenso  auf  der  Amphora  Ruvo-  Losurne,  während  Temenos  und  die  Aristode- 
Karlsruhe  388,  WinMer  a.  a.  0.  13  und  Anm.  miden  für  sich  Steinchen  hineinwarfen,  eine 
2.  15;  vgl.  auch  38;  ebendas.  Anm.  3,  p.  22 f.  weiche  Erdscholle,  die  im  Wasser  sich  auf- 
eine Sammlung  der  Stellen  über  den  Tod  der  löste,  so  dafs  zuerst  die  Steine  herausgegriffen 
Heraklessöhne,  deren  Namen  offenbar  meist  den  wurden  für  Argos  und  Lakedaimon.  Apollod. 
Epithetis  des  Vaters  entlehnt  sind.. —  2)  (Kqsl-  40  a.  a.  0.  Faus.  4,  5, 1.  [Auf  diese  List  des  Kres- 
ovriddrig),  Sohn  des  Kreon,  Lykomedes,  Honi.  phontes  spielt  an  Soph.  Aiax  1285;  vgl.  Schol. 
II.  19,  240.     [Höfer.]  vet.  Soph.  a.  a.  0.     Polyaen.  1,  6;    Suidas  s.  v. 

Kreontias  {Kgeovriäg),  Beiname  der  Kreon-  dQccnsxrig   ^IfJQog;    s.    auch    Stepli.   Byz.    s.  v. 

tochter  Glauke  (Kreusa),  Paulus  Silentiarius  in  'AvdavCcc.   Sokrat.  Epist.  30,  6  p.  630  Ilercher. 

Anth.  Pal.  5,  288.     [Höfer,]  Skymn.  Perieg.  530.    Vell.  Paterc.  1,  2;   über 

Kres  (KQtjg),  Sohn  des  Zeus  und  einer  idä-  Darstellung  des  Kresphontes  in  der  Tragödie 

ischen  Nymphe,   oder  ein  Autochthon,   König  s.  Dem.  de  cor.  (18),  180.  —  Nach  Poii  in  Kuhns 

der  Eteokreter  auf  der  Insel  Kreta,   die  nach  Ztschrft.  f.  vgl.  Sprachforschung  6  (1857),  111 

ihm    benannt   ward,    Steph.  B.  v.  Kqrjxr]  und  bedeutet  der  Name  Kresphontes  den,  der  selbst 

JcÖqiov.  Diod.  5,  64.    Ephoros  [vgl.  Ephori  frg.  50  bessere  {y-Qsoaovsg)  besiegt  und  umbringt;  nach 

nr.  61  b.  Müller,  F. H.  Gr.  I,  249.  R.]  b.  Skymn.  Bugge,  ebenda  19  (1870)  soll  KQsa-cpovrrjg  aus 

546;  Vater  des  Talos,  Paws.  8,  53,  2.  Er  barg  den  KQrjG-cpovtrjg,  Kgrit-qjovtrjg  entstanden  sein. — 

von  Krönos  verfolgten  Zeus  in  dem  diktäischen  Über  den  Tod  des  Kresphontes  und  die  Flucht 

Gebirg,   Arrian  b.   Eustath.   Dion.  Per.    498.  seiner  Söhne  zu  den  Lakedaimoniern  s.  JsoÄrai. 

[Giern.  Alex.  Stromat.  1  p.  380.  iOl  Potter;  er  6,  22.  23.  31.    Höfer.]     Oder  Temenos  wandte 

soll  den  Kretern  vor  Minos  Gesetze  gegeben  durch  eine  List  bei  der  Verlosung  dem  Kres- 

haben,  Schol.  Aristid.  p.  33 1  Dindorf;  vgl.  Etym.  phontes  Messenien  zu,  welches  ihm  Theras,  der 

M.  538,  2;  nach  Georg.  Synkellos  1  p.  196,  236  Vormund  der  Aristodemiden,   streitig  machte, 

(vgl.  Ftolem.  p.  185  Westermann),  der  wohl  aus  Faus.  4,  3,  3.     Auf   dem  Altar,    auf  welchem 

Arrian  (vgl.  Eust.  ad  Dionys.  Perieg.  a.  a.  0.)  go  die  Brüder  dem  Ahnherrn  Zeus  opferten,  fand 

schöpfte,    war    er    einer    der    Kureten    (nach  sich    für  Argos    eine  Kröte,    für   Sparta    eine 

Anaximander  bei  Solin.  11,  5  p.  81  Mommsen,  Schlange,  für  Messenien  ein  Fuchs,   wodurch 

vgl.  Flin.  h.  n.  4,  58,  König  der  Kureten),  ver-  der    Charakter    der    Völker    bezeichnet    war, 

barg   den  Zeus   und   zog   ihn   auf;    vgl,    auch  Apollod. 2, 8, 5.  ilftiHer  a.  a.  0.  Kresphontes  teilte 

Tibull.  4,  1 ,  9  und  Kresios  nr.  3.  —  Der  homo  die    Landschaft    in   5  Bezirke    und  bestimmte 

Cres  bei  Auson.   Technopaign.   10,  20  p.  164  Stenyklaros    zum   Königssitz,    indem   er   über 

Feiper   ist  Daidalos:   vgl.    Icarus   Cres    Solin.  die    übrigen    Städte    Unterkönige    setzte;    zu- 

11,  30  p.  86.    Höfer.]     [StoU.]  gleich    gab     er     den    Einheimischen    gleiche 


1421  Kressa  Kretaffenes  1422 


ö' 


Rechte  mit  den  Doriern.    Als  aber  die  Dorier  Krestoue    {KQr}0z(6vrj) ,    Tochter    des    Ares 

damit  imzufrieden  waren,  stiefs  er  diese  Ein-  und  der  Kyrene  (also  Schwester  des  Thrakers 

richtung    wieder    um    und    liefs    Stenyklaros  Diomedes,    ApaUod.  2,  5,  8),     nach    welcher 

allein    als   Stadt   gelten    und    als    ausschliefs-  Thrakien  Krestone  benannt  war,  Tzetz.  L.  499, 

liehen    Wohnsitz    der    Dorier.  .  Das    verdrofs  [vielleicht  identisch  mit  der  Schol.  IL  2,  520 

wieder  die   Reichen    der  Landeinwohner,   die  erwähnten  Gattin  des  Tj'rannos  [=  Tyrrhenos? 

auch    unwillig    waren    über    die   Bevorzugung  Vgl.  Kolias.  Röscher],  der  Mutter  des  Daulieus 

des    niederen    Volks.      Sie    ermordeten   daher  und   des  Krisos  (s.  d.).   Höfer,].     Ares  war  der 

den  König    mit    zweien    seiner  Söhne.     Poly-  Gott  von  Krestone,  i&.  930.  937.    [Stoll.] 

phontes  kam  zur  Herrschaft  und  nahm  Merope,  lo       Kreta.      Auf    einer     kreisförmigen    Platte 

die    Witwe    des     Kresphontes,     wider    ihren  im   brit.  Museum  (abg.  Arcli.  Zeit.  42  (1884), 

Willen  zum  Weibe.     Diese,   eine  Tochter  des  Taf.  2,  2,  beschrieben  von  Engelmann  n.  a.  0. 

Kyi^selos,    Königs    der  Arkader,    hatte    ihren  25 f.),    auf  der    ein  Meergott  nebst    drei    auf 

unmündigen    dritten    Sohn    Aipytos    gerettet  Delphinen  sitzenden  weiblichen  Seegottheiten 

und  ihrem  Vater  nach  Arkadien  zur  Erziehung  dargestellt  ist,  erblickt  Engdmann  a.  a.  0.  212 

gegeben.    Als  er  herangewachsen  war,  kehrte  in  den  drei  letzteren  die  Personifikationen  von 

er  nach  Messenien  zurück,    tötete   den  Poly-  Hellas,   von  der  Peloponnes  und   von  Kreta; 

phontes  und  nahm   die  väterliche  Herrschaft  früher  (a.  a.  0.  26)  hatte  er  sie  als  Nereiden, 

wieder  in  Besitz.    Apollocl.2,  8,  5.    Ephoros  b.  Robert  a.  a.  0.  137  ff.  als  Personifikationen  der 

Strab.  8,  361.    Nikol.  DamasJc.  fr.  39  {3Iüller  fr.  2o  drei  Erdteile,  Libye,  Asia  und  Europe  gedeutet. 

last.  gr.  3  p.  376).    Paus.  4,  3,  3.  4.  5.    8,  5,  4.  Vgl.  auch  den  Vers  des  Alexis  im  Scliol.  Plat. 

8,  29,  4.    Hyg.  /".  137.  184.    Müller,  Dor.  1,  99.  p.  362,  BelUr  rj  zJiog  KQ^rrj  iQÖtpos.    Auf  dem- 

Curtius,  Pelop.  2,  124  f.    [Toepffer,  AU.  Geneal.  Relief   der    dritten   Seite    der    ara    Capitolina 

232,  2.     Ph.  2Ius.  42,  98.    Röscher.]    Ein  Bild  (abg.  Mus.  Capitol.  4,  7.    Weitere  Litteratur  s. 

des  Kresphontes  von  Omphalion  in  der  Stadt  bei  Overbeck,  Kunstmythologie ,  Zeus  328  und 

Messene  im  Tempel  der  Messene,  Paus.  4,  31,  9.  Anm.  f.)  wollte  Braun,   Vorschule  der  Kimst- 

\ Brunn,  Kiinstkrgesch.   2,  201  f.     Roscher.J  —  mythologie  p.  4.    Euinen   und    Museen   Borns 

Den  Inhalt  der  Tragödie  Kresphontes  von  Euri-  p.  187  in  der  Frauengestalt  mit  einer  Mauer- 

pides    [vgl.  C.  I.  Gr.  6047.    Röscher.]    liefert  kröne,    die   auf  einem  Throne  sitzt,  während 

Hyg.  f.   184:    Als   Polyphontes    nach  Ermor-  so  der  kleine  Zeus,   von  zwei  Kureten  umgeben, 

düng    des   Kresphontes    dessen  Weib    Merope  nach  dem  Euter  der  Ziege  Amaltheia   greift, 

zur  Ehe  gezwungen,    schickte   diese  heimlich  die  personifizierte  Insel  Kreta  sehen,  während 

ihren    unmündigen   Sohn    Telephontes    einem  andere  (s.  Overbeck  a.  a.  0.  328  f.)  sie  als  Rhea- 

Gastfreunde  in  Atollen  und  rettete  ihn  so  vor  Kybele    oder    Adrasteia  -  Nemesis    deuten.     S. 

den    Nachstellungen     des     Polyphontes.      Als  Krete  nr.  8.     [Höfer.] 

Jüngling  kam  Telephontes  unerkannt  nach  Kretagenes  {KQrjTaysv^g),  Beiname  des  Zeus, 
Messenien  zurück,  um  den  Mord  des  Vaters  eine  Übersetzung  von  Marnas  (s.  d.),  unter 
und  seiner  Brüder  zu  rächen.  Von  Poly-  welchem  Namen  Zeus  in  Gaza  verehrt  wurde, 
phontes  als  Gast,  der  den  Telephontes  getötet  Steph.  Byz.  s.  v.  Fä^a:  xov  KQrjxaiov  Jiog  .  . 
habe,  freundlich  aufgenommen,  wurde  er  von  40  ov  .  .  .  h.cclovv  Magväv,  aQfirjvsvofisvov  Kgr}- 
der  ihm  nach  dem  Leben  strebenden  Merope  raysvi]-  Marcus  Diaconus  vita  S.  Porphyrü 
noch  zur  rechten  Zeit  erkannt  und  erschlug  {Acta  Sanct.  Bolland.  5,  655):  Marnion,  quod 
nun,  von  dieser  unterstützt,  den  Polyphontes  [templum]  dicebatur  Cretagenis  lovis;  nach 
beim  Opfer,  worauf  er  die  väterliche  Herr-  letzterer  Stelle  soll  Marnas  den  Herrn  des 
Schaft  wieder  gewann.  Nuuck,  Trag.  gr.  fragm.  Regens  bedeuten  s.  Eckliel,  Doctr.  num.  3,  450 
p.  395—398.  Welcker,  Gr.  Trag.  2,  828 — 840.  und  aufser  den  daselbst  angeführten  Stellen 
Müller,  Bor.  1,  99,  1.  Lessing,  Dramaturgie  und  Münzen  mit  der  Legende  Maqva.  Fa^a 
36—50  (1,  289  —  400).  Bibbeck,  Böm.  Trag.  Epiphanius  Ancor.  p.  109  c:  MaQväg  Sovlog 
186  flP.  Scenen  aus  dieser  vortrefflichen  Tra-  'Aoteql'ov  xov  KQrjtog  naga  Fa^aioig  {Marin. 
gödie  auf  Vasen  und  in  anderen  Bildwerken,  5o  vit.  Prodi  19  p.  47  [p.  16  Boissonade]  MaQväg 
Welcker  a.  a.  0.  835,  10.  0.  Jahn  b.  Ger-  Fa^aLog)  auch  die  Inschrift  aus  dem  syrischen 
hard,  D.  u.  Forsch.  1854  n.  66.  Auch  Kanathaz/tiMagj'«  reo -/.ve(«,Trrtf^f7üt^fo« 2412  g. 
Ennius  schrieb  einen  Kresphontes;  s.  Vahlen,  —  Kaisermünzen  von  Pol^-rrhenion  (Kreta), 
Enniun.  poes.  rd.  p.  108  ff.  Bibbeck,  Trag.  lat.  auf  denen  unter  dem  lorbeerumkränzten  Haupte 
p.  25  ff.  Böm.  Trag.  186  ff.  —  2)  Der  Sohn  des  Zeus  ein  Blitz  dargestellt  ist,  tragen  die 
des  Kresphontes  nr.  1,  der  bei  Apollod.  u.  Paus.  Legende  TAN  (=  ZAN)  KPHTArENHI  TTOAYP 
Aipytos,  bei  Hyg.  f.  184  Telephontes  genannt  Eckhel  2,  301.  Head.  403;  dieselbe  Darstellung 
wird,  hiefs  in  der  erwähnten  Tragödie  des  Euri-  mit  der  Legende  TAN  KPETAFENHI  lEPA  auf 
pides  Kresphontes,  was  schon  der  Titel  des  Kaisermünzen  von  Hierapytna,  Eckhel  2,  301. 
Stückes  bekundet,  Schol.  Aristot.  Etil.  Nie.  60  Head  p.  397.  Eine  kretische  Münze  des  Titas 
fol.  40b  (vgl.  Anecd.  Paris.  Vol.  1  p.  191,  3).  mit  der.  Legende  Zsvg  KQrjtaysvrjg  stellt 
Epigr.  Ci/zic.  in  Anthol.  Pal.  3,  5.  Müller,  Fr.  den  Gott  nackt  zwischen  sieben  Sternen  stehend 
hist.  gr.  3  p.  377,  7.  Kauck  a.  a.  0.  p.  395.  [Stoll.]  (vgl.  Bd.  1  Asterion)  und  den  Blitz  schleudernd 
Kressa  (Ä^^ffffa),  1)  eine  Danaide,  mit  wel-  dar,  jBcMeZ  2,  301f.  jHeadp.  384.  382;  vgl.  auch 
eher  Apollon  die  Kureten  (s.  d.)  gezeugt  haben  Spanheim,  epist.  ad  Morell.  4  p.  239.  Zeus  Kreta- 
soll, Schol.  Tzetz.  Lyk.  11  i>.  3Qd  3Iüller.  —  genes  auf  Münzen  voYi  Kydonia  s.  bei  6voro«os, 
2)  Beiname  der  Aerope  (s.  d.)  Eur.  Ür.  18.  'jEtp/ju.  ap^^atoil.  1889  p.  203f.  Auf  zwei  Insdnri^ 
1009.     Soph.  Aias  12db.     [Höfer.]  ten  aus  Mylasa  wird  ein  Priester  z:/t6s  X^TjrayE- 


1423  Kretaios  Kretlieus  1424 

vovg Kai  KovQiqvaiv  eTcwähnt (Waddington,  Inscr.  fiemälde  nr.  1214,  p.  254),  das  den  Theseus  als 
d'Asie  min.  394.  406),  und  auf  einer  anderen  Erleger  des  Minotauros  inmitten  der  geretteten 
aus  dem  kretischen  Eydonia  liest  man  Ziiva  und  dankenden  athenischen  Jugend  darstellt, 
xbv  KQriToyivLcc  (zur  Form  s.  Schmidt  in  Kuhns  ist  die  auf  einer  Erhöhung  sitzende  weibliche  . 
Ztschrft.  f.  vc/l.  Sprachforschung  12  [1865]  221).  Göttergestalt  mit  Bogen,  Pfeil  und  Köcher, 
C.  I.  G.  2,  2554;  vgl.  auch  3Iitt.  d.  deutsch.  deren  Kopf  leider  nicht  erhalten  ist,  mit  Jahn 
athen.  Inst.  14,  395,  s.  Kretaios.  [Höfer.]  a.  a.  0.;  vgl.  Baumeister  a.  a.  0.  1791  f.  gleich- 
Kretaios  {KQrjxaiog),  Beiname'  des  Zeus  falls  als  Ortsgottheit  von  Kreta  aufzufassen. 
Steph.  Byz.  s.  v.  rü^a;  vgl.  luppiter  Cretensis  Ferner  ist  Krete  dargestellt  kurzbekleidet,  vor 
Cic.  de  nat.  deor.  3,  21,  53.  Schol.  öermamc.  lO  der  auf  einem  Altar  sitzenden  Pasiphae  stehend, 
Ar ateaTp.  69.  115  ed.  Breysig;  vielleicht  gehören  auf  dem  Relief  einer  etruskischen  Totenkiste, 
auch  hierher  die  Münzen  von  Aigion  in  Achaia  JRochette,  Mon.  ined.  67,  1.  Jahn  a.  a.  0.  —  Auf 
mit  der  Legende  KPHTAIOZ,  die  den  Zeus  einem  Sarkophagfragment  im  Palazzo  Albani 
nackt,  aufrecht  stehend  und  den  Blitz  schleu-  mit  der  Darstellung  der  Arbeiten  des  Herakles 
dernd  darstellen;  Näheres  bei  Echhel,  Doctr.  (Zoega,  Bassir. -1,  75.  2,  53,  38.  Matz-Huhn, 
num.  2,  236.  302;  vgl.  auch  Henry chowsJci,  Antike  Bildwerke  in  Born  p.  248,  nr.  2879)  ist 
De  love  Cretico  Gymnas.-Progr.  Inowrazlaw  bei  der  Bändigung  des  kretischen  Stieres  in 
1879  (wertlos);  J.  Ehni,  Zeus  Dodoneen,  Zeus  der  am  Boden  liegenden  weiblichen  Gestalt 
Cretois  etc.  Genf  1880;  vgl.  Kretagenes.  —  (Eine  vielleicht  mit  Zoega  die  Heroine  Krete  zu  er- 
Münze des  Postunius  trägt  die  Legende  Herculi  20  kennen.  Vgl.  Kreta.  Höfer.]  [StolL] 
Cretensi  Echhel,  Doct.  num.  7,  443.)  [Höfer.]  Kretheides  {Kgri^ ddrig),  1)  Aison,  Ajwll. 
■  Krete  (Xp^'ryj),  1)  eine  hesperidische  Nymphe,  Bhod.  3,  357.  —  2)  Jason,  Val.  Flacc.  6,  609. 
nach  welcher  Kreta  benannt  war,  Siep/i.  B.  —  3)  (Kgri&nSag)  Neleus  (oder  Aison),  Find. 
s.  V.  Plin.  H.  N.  4,  12,  20.  [Des  Plinius  Ge-  Pyth.  4,  152  (270).  [Höfer.] 
währsmann  ist  Dosiades,  derselbe  auch  bei  Solin.  Kretheis  (KQrj&rj'tg).  1)  Hippolyte,  Tochter  des 
11,  5  p.  81  Mommsen.  Höfer.]  —  2)  Tochter  des  Kretheus  (s.  d.),  die  Gemahlin  des  Akastos  {Kqt}- 
Asterios,  Gemahlin  des  Minos,  AsJclepiades  b.  &8ig,  Find.  Nem.  6,26),  nennt  Schol.  Find.  New. 
Apollod.  3,  1,  2.  —  3)  Tochter  des  Deukalion,  4,  88  und  5,  (26)  46  Kretheis,  Tochter  des  Hippo- 
Schwester  des  Idomeneus,  Apollod.  3,  3,  1.  —  lytos;  vgl.  Schol.  Ap.  Bh.  1,  224:  Kretheis  oder, 

4)  Von  Helios  Mutter  der  Pasiphae,    der  Ge-  30  wie  manche   sagen,  Hippolyte,   Gemahlin  des 
mahlin    des    zweiten    Minos,    JDiod.  4,  60.  —  Akastos  (s.  d.).  —  2)  iiym^he,  Suid.Y.  KQri&svg. 

5)  Tochter  eines  Kureten,  heiratete   den  nach  S.  Kritheis  u.  Kritheus.     [StolL] 

Kreta  geflüchteten  Ammon,  der  sich  hier  eine  Kretheus  (KQrj&svg),    1)   Sohn   des    thessa- 

Herrschaft  gründete  und  der  bisher  Idaia  ge-  lischen  Aiolos  und  der  Enarete  (oder  der  Lao- 

nannten  Insel  nach  ihr  den  Namen  Kreta  gab,  dike,  Schol.  Od.  11,  237),  Bruder  des  Sisyphos, 

Diod.3,  71.  —  6)  Nymphe,  Schwester  der  Aia,  Athamas,    Salmoneus,     Dei'on,    Magnes    und 

Et.  M.  27,  24.  —  7)  Mutter  des  Kar  von  Zeus,  Perieres,    zeugte  mit  Tyro,    der  Tochter  des 

Ael.  H.  a.  12,  30.  [ —  8)  Die  Heroine  der  Insel  Salmoneus,  den  Aison,  Pheres  und  Amythaon, 

Krete,    durch  Beischrift    {Bulletino   1868,  35)  Hom.  Od.  11,  235  ff.  258.     Apollod.  1,  7,3.    1, 
bezeichnet,  ist  auf  der  Talosvase  (Bull.  Nüp.  4o  9,  11.    Ap.  Eh.  3,  358  ff.    Schol.  Ap.  Bh.  1,  49. 

3,  2,  6;   4,  6.      Arch.   Ztg.   1846   Taf.  44.  45.  1,  121.  143.    2,  1162.  p.  532,  34  7ie«7.    Baus.  5, 

Baumeister ,    DenJcmäler    nr.    1804    p.   1722  f.)  8,  1.     Hesiod  (fr.  23  Lehrs)  b.  Tzetz.  L.  284  u. 

„epheubekränzt  im  wallenden  Gürtelkleide  mit  Schol.   Find.  Pyth.  4,  252.      Schol.   Od.  10,  2. 

gesticktem    Überwurfe    dargestellt",    wie    sie  Neleus  und  Pelias,    welche  Tyro    vorher  von 

fliehend  in  höchster  Erregung  nach  dem  ster-  Poseidon    geboren,    waren    seine    Stiefsöhne, 

benden  Talos  zurückschaut,  Heydeinann,  Arch.  Od.  11,  235  fl'.     Paiis.  4,  2,  3.    9,  36,  4.     Hyg. 

Ztg.  26  (1868),  65.    Dieselbe  Göttin  haben  wir  /:  12.     Tzetz.  L.  175.  872.    Biod.  4,  68.    Schol. 

auf  einer  rotfigurigen  Vase  des  Mus.  Naz.  zu  Od  12,  69.  Auch  Talaos,  der  Vater  des  Adrastos, 

Neapel   (Heydemann   nr.  1767)    in  der  hinter  heifst  sein  Sohn,  Antimachos  b.  Paus.  8,  25,  5. 

Daidalos    (der    dem  Ikaros    —   neben   diesem  50  Eine    Tochter     des     Kretheus     ist    Hippolyte 

steht  Athene  —  eben  die  Flügel  angelegt  hat)  (Kretheis),  Gemahlin  des  Akastos,  Find.  Nem. 

sitzenden  Frauengestalt  in   Schuhen,   Chiton,  5,  26.    4,  57;  Myrina,  die  Gemahlin  des  Lem- 

Kopftuch  und  Schmuck  zu  erblicken,  die  in  niers  Thoas,  Schol.  Ap.  Bh.  1,  601.     Seine  Ge- 

der  vorgestreckten  Rechten  eine  Schale  hält,  mahlin  heifst  Demodike  oder  Biadike  b.  Hyg. 

während   sie  mit  der  Linken  den  Zipfel  ihres  P.  Astr.  2,  20.     Er  war  Stammvater  der  th'es- 

Mantels  über  die  linke  Schulter  zieht;  dagegen  salischen  Minyer,  Gründer  von  lolkos,  Apollod. 

wollte    Fanofka,   Zufluchtsgottheiten    284,    in  1,  9,  11.     Tzetz.  L.  175,    oder   er  setzte  sich 

dieser  Gestalt  Artemis  Ikaria  erkennen.   Ferner  dort    fest     nach    Vertreibung     der    Pelasger, 

ist  die  Heroine  Krete  gleichfalls  bei  der  Be-  Schol.  II.  2,  591.    Müller,  Orchom.  254.   Preller, 
flügelung   des  Ikaros    neben  Daidalos    gegen- go  (rr.  i%f/i.2,314  f.    Gerhard,  Gr.  Myth.  2  %  653. 

wärtig  auf  einer  Gemme  (JfMS.  JBorö..  2,  28,  1)  Beimling,    Beleg.    133.    227.     [Toepffer,    Att. 

sitzend,   in  leichter  Jägertracht  mit  Stiefeln,  Geneal.  187 f.    Röscher.]    [Vgl.  ferner  Findar. 

phrygischer    Mütze,    Bogen    und    Köcher,    0.  Pyth.  i,  liS  (251).  Ettripides  hei  Dicaearch.  de 

Müller,  Handbuch  d.  Archäol.^  418,  1  p.  664.  statu  Graec.  22  (fr.  14).    Schol.  Apoll.  Bhod.  3, 

0.  Jahn,  Arch.  Aufs.  240  Anm.  9.     Auf  dem  359.  4,  1781.    Schol.  Theokrit.  3,  43.  45.     Val. 

campanischen  Wandgemälde  (Pitt,  di  Erc.  1,  5  Flacc.  Arg.  1,  42.  740.  2,  612.  5.  477.  8,  112. 

p.  25  Mus.  Borb.  10,  50.  Baumeister,  Denkmäler  Mythogr.  Bat.  2,  134,  p.  120  ed.  Bode.    Steph. 

nr.  1876  p.  1792.   Litteratur  bei  Heibig,  Wand-  Byz.  s.  v.  ^sQai.    Bhianos  bei  Steph.  Byz.  s.  v. 


1425                   KretMades  Kreusa                      1426 

'Aiiv9aovici.    Pott  in  Kuhns  ZtscJirft.  f.  verfjl.  verheifsen,  Doros  und  Achaios  geboren,  Eurip. 

Sprachforsch.  8  (1859),  174.  Höfer.]  —  2)  Ein  a.a.O.  1590  fF.  Apollod.  3, 16,  1,3  {hei  Äpollod. 

Kreter,   mit  dessen  Tochter  der  in  Kreta  ein-  1,  7,  3    wie  Paus.  7,  1,  2    wird    Ion    ungenau 

gewanderte   Tektamos,   Sohn  des   Doros,   den  als  Sohn  des  Xuthos  und  der  Kreusa  bezeichnet). 

Asterios  zeugte,  Diod.  4,  60.  —  3)  Ein  Genosse  Jlatdss   sv^i^Xoio  KQBovarjg  heifsen  die  lonier, 

des  Aeneas,  Freund   der  Musen,   von  Turnus  Nikand.    Alexiph.  9,   vgl.    d.   Schal.*   S.    auch 

erlegt,  Verg.  Aen.  9,  774.  —  4)   Ein  tapferer  Welcher,  Die  griech.  Tragödien  1,391  S.  2,  725 ff. 

Arkader    auf   Seiten    des    Aeneas    im  Kampfe  —  Hermes   zeugte  mit  Kreusa  den  Kephalos 

gegen  Turnus,  von  diesem  getötet,    Verg.  Aen.  nach  Hyriin  fah.  160.    [Vgl.  Toepffer,  AU.  Gen. 

12,  538.     [Stoll.]     Vgl.  Kritheus.  lO  257  und  Bd.  1  Sp.  2590  Z.  12f.   Curtius,  Griech. 

Krelhiades   (Kgrid'iccdrig),    Talaos   als   Sohn  GescJi.  1^  288.    Zur  Kreusa  in  des  Euripides 

des  Kretheus,  Dichter  der  Thebais  bei  Pcms.  Ion  vgl.  Bohert,  Jahrb.  d.  Kais.  I).  arch.  Inst. 

8,  24,  9.     [Höfer.]  2  (1887),  248.   Toepffer  a.  a.  0.  268;  zur  Kreusa 
Kretho  (Xprj'ö'co),  eine  der  melischexx  (Hesiod.  des  Sophokles  s.  Welcher,  Griech.  Tr«^.  1,391  fi". 

Theog.    187)    Nymphen.      Tzetz.     Theog.    102.  Toepffer  a.  a.  0.  268,  Anm.  1.     Kreusa  heifst 

Anecd.  Matranga  2,  580.     [Höfer.]  Tochter  des  Erechtheus  ferner  bei  lanibl.  vit. 

Krethoii  (Kq^&wv),   Sohn   des   Diokles    aus  Pythag.  34,  243  p.  1&%  Nauclc;   Schol.  Aristid. 

dem  messenischen  Phere,  Zwillingsbruder  des  p.  28  Dindorf;  Tochter  des  Erechtheus,  Gattin 

Orsilochos  (Ortilochos),   mit  diesem  vor  Troja  des  Xuthos,  Mutter  des  Ion  und  Achaios;  Schol. 

von  Aineias  erschlagen,  IL  5,  542  ff.    Paus,  i,  20  Hom.  II.  1,  2.    Conon.  narr.  27.    Dafs  sie  von 

30,   2.     Tzetz.,    Homeric.    80.     [Tzetz.   arg.   et  Apollon  den  Ion  gebar,  sagen  ferner  Steph.  Byz. 

alleg.  Iliad.  5,  77  in  Anecd.  Matranga  1,  68.  s.  v.  'lavia.  p.  343;  Schol.   Plat.  Euthyd.   453, 

Höfer.]     [Stoll.]  1 5  p.  369  Bekker.  Schol.  Nikand.  Alexipharm.  9. 

Kretis  (Kgrjn'g).    Gorgones filiae  Phorci  Schol.  Arist.  Av.  1527.    Schol.  Arist.  Nub.  1468. 

et    Cretidis    Nymphae,    uno    invicem    ooulo  Schol.  Aristid.  p.  28.  86  Dindorf;   vgl.  Vitruv. 

utentes,    Mythogr.  Lat.  2,   112,  p.  112  Bode.  4,1,4.  Aur.  Victor  de  orig.  gent.  Born.  2.   Merk- 

Wie   man   sieht,    sind   Gorgonen    und    Graien  würdig  ist  Schol.  Hom.  11.  2,  107  {Anecd.  Ma- 

vermengt    worden.     Ist    statt    Cretidis    viel-  tranga  2  p.  461)  'Jtgsvg  —  s'xoüv   1%  'Psovarig 

leicht  Cratae idis'  zu  Scheiben?  -;-  Nymphae  {Rgsovarj?)  rrjg  'Egsx&scög  Q-vyargog,  7]  cögrivsg 

Cretides  bei  Ovid.  Fast.  3,  444.     [Höfer.]  30  T£XiaTogog,'rj'Jsg67irjg  xrig  'Azgstiicog  (Kargscog?) 

Kreusa  {Kg^ovea),  1)  Tochter  der  Ge,  eine  'Ayuiisiivova   xat  Msvilaov.     Über  die   Kgsov- 

thessalische  Nai's,  welche  dem  Flufsgotte  Pe-  ar^g  nmdsg  'PäxLog  -nal  KXägog  bei  Euteknios 

neios    im    Pindosgebirge    den    Lapithenkönig  Paraphr.  Nikand.  Alexipharm.  11  s.  0.  Immisch, 

Hypsens    und    die    Stilbe    gebar,    Pind.  Pytii.  Klaros,  Fleckeisens  Jahrbücher  17  {1890),  137. 

9,  15  f.  u.  d.  Schol.,  Diod.  4l,  69.  Auf  eine  sonst  —  Nach  dem  Mythographen  bei  Westermann 
nicht  bezeugte  Sage,  nach  welcher  Peneios  p.  345  (vgl.  Paradox,  ed.  Westermann  p.  219) 
die  Kreusa  vor  Xanthos  (Xuthos  Heinsius),  töteten  sich  Ki-eusa  und  Chthonia  (vgl.  Photius 
dem  sie  versprochen  gewesen,  in  Phthia  ver-  397,  7.  Apostol.  14,  7)  aus  Schmerz  über  die 
boreren  habe,  spielt  Ovid  Amor.  3,  6,  31  an.  —  Opferung  der  Prokris  selbst.  —  Über  die  Dar- 
2)  Tochter  des  Erechtheus  und  der  Praxithea,  40  Stellung  der  Kreusa  neben  Erechtheus,  Erich- 
Apollod.  3,  15,  1  (Kekropstochter  nach  Schol.  thonios  und  Praxithea  am  Parthenonfriese  s. 
Apoll.  Bhod.  1,  211).  Beim  Opfertode  der  TFeZcÄer,  ^rc7t.  Zf(/.  10  (1852),  493;  vgl.  jedoch 
übrigen  Erechtheustöchter  im  eleusinischen  auch  Bd.  1  Sp.  1300  Z.  27  ff.  —  Auf  einer 
Kriege  gegen  Eumolpos  wurde  sie  geschont,  rotfigurigen  attischen  Lekythos  (abgeb.  Elite 
da  sie  sich  noch  im  zartesten  Kindesalter  be-  ceram.  2,  pl.  19  p.  47  f)  ist  vielleicht  die  dem 
fand,  Eurip.  Ion  277  ff.  Phanodemos  nannte  Apollo  kredenzende  Kreusa  dargestellt;  doch 
sie  unter  den  sechs  von  ihm  aufgezählten  deutet  Heifdeinann,  Mittheilungen  aus  d.  An- 
Erechtheiden  an  vierter  Stelle  (Suid.  s.  v.  tikensammlungen  in  Ober-  u.  Mittelitalien,  3., 
nag&svoL,  F.H,  (r.  1,  366),  ApoUodor^^a,.  a.  0.  HallischesWinkelmannprogr.  p.  57,  nr.  1396  die 
weist  ihr  unter  vier  die  zweite  an.  Über  den  50  Frauengestalt  nicht  als  Kreusa,  sondern  als 
Tod  ihrer  Schwestern  s.  Schoemann ,  Scholia  Artemis;  vgl.  auch  Elite  ceram.  a.  a.  0.  pl.  13 
in  Eurip.  Tonern  part.  4  (Opusc.  academ.  4, 110 f.)  (=  Gerhard,  Vasenb.  Taf.  24),  p.  18.  112  f.  116). 
u.  d.  Artikel  Erechtheus.  Nachdem  Kreusa  zur  Kreusa,  das  Orakel  nach  dem  Schicksal  ihres 
Jungfrau  herangewachsen  war,  erlitt  sie  in  ausgesetzten  Sohnes,  des  Ion,  befragend  ist 
einer  Höhle  an  der  Nordseite  der  Akropolis  nach  lenormant-de  Witte,  Elite  ceram.  a.  a.  0. 
Gewalt  von  Apollon  und  gebar  den  Ion,  p.  142  f.  vielleicht-  auf  dem  a.  a.  0.  pl.  46  ab- 
Eurip.  Ion  10  ff.  283  ff.  und  die  Hypothesis.  gebildeten  Vasengemälde  zu  erkennen.  Eine 
Das  Kind  setzte  sie  an  derselben  Stelle  in  wohl  auf  Eur.  Ion  1255  ff.  zurückgehende 
einem  Korbe  aus  (später  befand  sich  da-  Darstellung  auf  einer  Oinochoe  aus  Nola 
selbst  ein  Heiligtum  des  Apollon,  Paus.  1,  60  zeigt  Kreusa  langbekleidet  und  langgelockt 
28,  4),  Hermes  Ijrachte  es  auf  Apollons  Be-  auf  einem  Altar  sitzend ;  ihre  beiden  entblöfs- 
fehl  nach  Delphi,  wo  es  von  der  Priesterin  ten  Arme  streckt  sie  gegen  den  mit  dem 
erzogen  wurde.  S.  d.  Art.  Ion.  Kreusa  heiratete  Schwert  auf  sie  einstürmenden  Jüngling  (Ion) 
den  Xuthos,  der  ihre  Hand  zum  Lohne  für  aus;  dazwischen  steht  der  lorbeerbekränzte, 
Kriegsdienste  gregen  Euboia  erhielt.  Anfang-  grelockte  Apollon  im  Mantel,  J.>-c7t.  Z<^.  10  (1852) 
lieh  blieb  die  Ehe  kinderlos,  nach  einer  Wall-  Taf.  37,  1.  2  und  Gerhard,  ebenda  p.  401  ff', 
fahrt  nach  Delphi,  woselbst  Kreusa  ihren  Sohn  Höfer.]  —  3)  Tochter  des  korinthischen  Königs 
wiederfand,    wurden  dem  Paare,    wie  Athena  Kreon.     S.  Glauke  nr.  4.    Mit  ihr   ist  Schol. 


1427                       Kreusa  Kreusa                      1428 

Etirip.   Med.   19   die    athenische    Kreusa "  ver-  zurückgeführte  Ktisis  der  Stadt  und  den  dort 

wechselt.     Vgl.  F.  H.G.  1,  361.     [Vgl.  ferner  erfolgten  Tod  des  Anchises  im  •  unmittelbaren 

Flut,  de  amic.  mult.  7.  Paulus  Silentiar.  Antli.  Anschlufs    mitteilt.     [Vgl.    ferner    Dion.   Hai. 

Pal.  5,  288.    Gaeüüicus  ebenda  11,  411.  7,  354.  3,  31.    Liv.  1,3,  2.    AeJian.  nat.  an.  11,   16. 

Philippos   in  Anth.  PJanud.  137.     ßchol.  Eur.  Appian.   reg.  1.     Tzetz.    Tlieog.   407.  464.  515. 

Med.   405#    Seneca   Med.   495.   508.   817.   922.  Anecd.    Matranga  2   p.  591.  593.  595.    Georg. 

Prop.  3,  8  (16),   30.    14  (21),  12.     Hör.   epod.  Ccdren.  1  p.  238  ed.  Bonn,    Johannes  Sileliota 

5,  64.    Ovid.  Heroid.  12,  53  f.  Schol.  Stat.  Theh.  ed.   Stary,    Jahresher.   d.   Je.   Je.   ersten   Staats- 

5  p.  234.  237  ed.  Cruceus.    Ihr  Schicksal  ward  Gymnas.    Graz  1892,  p.  11.     Mythogr.  Lat.  1, 

in  Tänzen  dargestellt,  Luc.  sali.  42;  vgl.  80.    In  lo  204,  p.  63  Bode;  nach  Conon  narr.  41  zeugte 

betreff   der    Bildwerke,    die    ihren  Untergang  Apollon  mit  der  Kreusa   den  Anios  (s.  d.).  — 

darstellten,   ist  zu  verweisen  auf  Kreon  nr.  1.  Pohert,  Arcli.  Ztg.  37  (1879),  23  findet  es  mehr 

Auf  den  dort  erwähnten  Sarkophagen  ist  auch  als  unwahrscheinlich,  dafs  Polygnotos  mit  der 

die   Überreichung  der  Hochzeitsgeschenke   an  Kreusa,  welche  er  auf  der  Iliupersis  in  Delphi 

"Kreusa  durch  die  Kinder  der  Medeia  dargestellt,  unter  den  gefangenen  Troerinnen  malte,    die 

Näheres  bei  v.  Urlichs  a.  a.  0.  [s.  Kreon  nr.  1]  Gemahlin  des  Aineias,  wie  Paus.  10,  26,  1  an- 

p.  9 f.    DiJtJiey,  Annali  1869,  5 ff.    Matz-Duhn,  nimmt,   gemeint  habe;    denn  für  das  ionische 

AntiJce  BildwerJce  in  Rom  2,  nr.  3163,  p.  367.  Epos  ist  die  Benennung  Kreusas  nirgends  be- 

Baumeister,  DenJcmäler  ■p-^06.    Auf  drei  Sarko-  zeugt;    vgl.  auch  BetJie,  Vergilstudien ,  Rliein. 

phagen,    unter     diesen     auf    dem    gleichfalls  20  Mus.  46  (1891),  518  Anm.  1.    Auch  Ennius  fr. 

oben  erwähnten  Medea-Sarkophag  Lancelotti,  34    Vahlen  (Cic.  de   div.  1,  20,  40  v.  3  nennt 

ist   die  Vermählung   lasons    mit  Kreusa   dar-  die  Gattin  des  Aineias  Eurydike.     Dargestellt 

gestellt.     Dafs  auf  diesen  Darstellungen  nicht  ist    Kreusa    auf    einer    altertümlichen    Münze 

Medea,  wie ■  SteiJiani ,  Compte  rendu   1861,  90  (Tetradrachmon)    von  Aineia    in    Makedonien 

Anm.  1  wollte,  als   Braut  zu  denken   ist,   er-  (Friedländer,  Ilonatsber.  d.  Berl.  AJcad.   1878, 

hellt  daraus,    dafs   sie    auf  einem  Relief  mit  759 ff.     E.   Curtius,   Sitzungsher.    d.   Akad.   d. 

ihren   Kindern    selbst    zugegen    ist,    um   Ein^  Wiss.   1882,  947.     ZeitscJirift  für  Numism.   7, 

Spruch    gegen    die    Vermählung    zu    erheben,  221.    ImJioof- Blumer ,  Monn.  grecqu.  p.  62  nr.  6. 

Baumeister  a.  a.  0.  —  Auf  dem  bei  MilUngen,  Baumeister ,    DenJcmäler  nr.  1015  p.  937):   sie 

Vases    grecs    pl.    41  i=  Lenormant-de     Witte,  30  schreitet  vor  dem  den  kahlköpfigen  Anchises 

Elite  des  Monuments  ceramogr.  4,  pl.  87    ab-  tragenden  Aineias  in  hastiger  Flucht  mit  em- 

gebildeten     Vasengemälde     wollte     PanofJca,  porgerafftem  Gewände  einher  und  wendet  den 

Neapels  antike  Bildw.  nr.  59,  p.  353 f.  in  der  Kopf  zu  der  ihr  folgenden  Gruppe  zurück;  auf 

auf  einem  reich  verzierten   Throne   sitzenden  ihrer    linken    Schulter    trägt    sie    ein   kleines 

Frau  in  Schuhen,  Chiton  und  Kopfschleier,  die  Kind,    das    aber   höchst    wahrscheinlich,    wie 

traurig  den  Kopf  senkt,  Kreusa  erkennen,  da-  Bohert ,  ArcJi.   Ztg.   S7   (1879),   24  nachweist, 

gegen    ist    es    nach    Heydcmann ,    Die   Vasen-  wegen  des  langen  Chitons,  womit  es  bekleidet 

samml.  d.  Museo  Nazion.  zu  Neapel  no.  2900,  ist,  nicht  ihr  Sohn  Askanios  ist,  sondern  eine 

p.  435  Aphrodite.    Höfer.]   —   4)  Tochter  des  der  Töchter  des  Aineias,    als  welche  Anthe- 

Priamos  und   der   Hekabe   (Apollod.  3,  12,  5.  40  mone  (s.  d.),  Etias   (s.  d.)   und  Kodone  (s.  d.) 

Hygin  fdb.  90),  Gemahlin    des    Aineias.     Als  genannt  werden.     Auf  einer  schwarzfigurigen 

solche   wurde   von  Lesches   und  den  Kyprien  Vase  von  Nola  (i?Ziie  cer«m.  1  p.. 184,  2.   Annali 

Eurydike  bezeichnet;  in  der  Beschreibung  der  1865,  374.    Bulletino  1869,  145,  1.    ArcJi.  Ztg. 

polygnotischen    Gemälde    in    der   delphischen  1879,  24  Anm.  3.    Furtwängler,  Berl.  VasenJcat.- 

Lesche  nennt  sie  Pausanias  10,  26,  1  Kreusa.  1862)  schreitet   Kreusa  vor   dem  kleinen  As- 

Daselbst  war  sie  unter  den  gefangenen  Troerin-  kanios    —    nach    Heydemann,    Iliupersis    31 

nen  dargestellt.     Wie   sie   auf  der  Flucht  aus  Anm.  1  ist  diese  Fignr  nicht  Askanios,  sondern 

dem  brennenden  Troja  von  depi  Gemahle  ge-  Personifikation    der    mit    Aineias    flüchtenden 

trennt  wurde,  beschreibt  Vergil  Aen.  2,  736  ff.  Troermenge    — ,    der   dem    Vater   vorausgeht. 

Als  er  nach   der  Stadt  zurückgeeilt  war,   um  50  einher  im  Chiton   ohne  Ärmel,  den  Kopf  um- 

sie  zu  suchen,  erschien  ihm  ihr  Schatten  und  wendend,    die   Linke    erhebend   und   mit   der 

verkündete,   dafs  die  grofse  Göttermutter  sie  Rechten  einen  langen  Stab  haltend;  doch  ist 

ihni    entrissen    habe,    788.      Auch    Aphrodite  auf  dieser  Vase  nur  ihr  Oberkörper,  bis   zur 

wurde  hieran  beteiligt  gedacht,  Paus.  a.  a.  0.  Taille  sowie  ihre   Füfse   antik;   eine  ähnliche 

S.    d.    Art.    Aineias.    —    Eine    andere  Version  Darstellung  auf  einer  Amphora  aus  Vulci,  Brit. 

der  Sage  ist  bei  Lylcophrorr,  Alex.  1263 ff.  er-  Mus.  nr.  595.    Auf  anderen  Darstellungen  (vgl. 

wähnt  (vgl.   die  Scliol.   und    Tzetzes  z.   d.    St.  OvcrhecJc,  Heroengal.  656  ff.    Heydemann,  Iliu- 

Aelian  Vur.  Hist.  3,  22),  nach  welcher  Aineias,  persis  31  f.)  folgt  sie  dem  Aineias;   vgl.  Bau- 

dem  von  den  Siegern   die  Wahl  gelassen  ist,  meister  a.  a.  0.  p.  31;  auf  einer  schwarzfiguri- 

sein  Liebstes  mit  sich  zu  nehmen,  Weib  und  eo  gen  Vase  {GerJiard,  Auserl.  Vas.   Taf.  231,  1. 

Kinder    im    Stich    läfst    und    die    väterlichen  Baumeister  a.  a.  0.  nr.  32)  steht  sie  noch  still 

Heiligtümer  sowie  seinen  greisen  Vater  rettet.  hinter  dem  ausschreitenden  Gatten,  ihr  gegen- 

Askanios  und  Euryleon  werden  in  den  Scholien  über  steht  Aphrodite  und  scheint  ihr  Mut  ein- 

a.  a.  0.  seine  und  der  Kreusa  Söhne  genannt.  zusprechen.    Über  Kreusa  auf  der  Tabula  Iliaca 

Der  in  dieser  Weise  berichtete  Hergang  wurde  s.  Mus.  Capit.  Tom.  4  P.  2  p.  354..  Baumeister 

wohl  so  in  der  Gründungssage  von  Ainea  auf  a.  a.  0.  nr.  775  Taf.  13,  102  p.  719;  auch  hier 

der  Chalkidike    überliefert,    einer  Kolonie  der  folgt  Kreusa  dem  Aineias,    während  Hermes 

Korinther,  da  Tzetzes  a.  a.  0.  die  auf  Aineias  als  Begleiter  vorausgeht.     Noch  andere  Dar- 


1429                     Kriasos  Krinis                       1430 

stellnngen'der  flüchtenden Kreiisas. bei /Sfep/im»^  Krieg,  d.  i.  die  Personifikation  des  Krieges, 

Compte  rendu  1861,  73  und  die  dort  angegebene  s.  Bellum. 

Litteratur:  Gerhard,  Auserl.  Vascn'bild.Tü.t'2,11.  Krimisa  {Kgifuaa,  Kqi'(iig6cc),  Nymphe,  nach 

Overbeck.  Heroengall.  Taf.  27,  12 ;  ferner  Lenor-  welcher  die  Stadt  Krimisa  in  Unteritalien  be- 

vumt-de  Witte,  Elite  des  Monuments  ceramogr.  nannt  war,  Stepli.  B.  v.  Kgifiiaa.     [Stell.] 

1  p.  184  ur.  2  (Amphora  der  Sammlung  Torrusio  Krimisos  (Ä'p/ftioo's,  Kgiixiaoög),  1)  Flufsgott 
in  Neapel).  O.  Jahn,  Beschreib,  d.  Vasens.  in  Sicilien,  der  in  der  Gestalt  eines  Bären 
König  Ludwigs  nr.  903  p.  290f.  nr.  1118  p.  325.  oder  Hundes  mit  der  nach  Sicilien  gelangten 
Kreusa  den  nach  ihr  den  Kopf  zurückwenden-  Troerin  Egesta  oder  Segesta  den  Akestes 
den  flüchtigen  Aineias  anflehend,  in  Troia  zu  lo  (Aigestes,  Egestos)  zeugte,  den  Gastfreund  des 
bleiben,  auf  einem  Relief  im  Museum  zu  Catajo,  Aeneas,  Verg.  Aen.  5,  38.  Serv.  Verg.  Äen.  1, 
Heydemann,  Mitteil.  a.  d.  Äntikensamml.  in  550.  5,  30.  Tzetz.  L.  471.  953.  Syg.  f-  273 
Ober-  u.  Miitelitalien ,  3.  Hallisehes  WincJcel-  p.  170  Bunte.  Vergil  und  Hygin  schreiben 
«««««spro/jfj*.  p.20  zu  nr.  111.  Y)ie\on. dir istodor.  Crinisus;  [vgl.  Bd.  1  S.  143  Z.  336".  S.  2692 
ecpliras.  147  beschriebene  Statue  der  Kreusa,  Z.  33 ff.  und  ferner:  Mythogr.  Lat.  1,  137  p.  44 
welche,  den  Untergang  Trojas  beweinend,  ihr  ed. Bode2, 1^3^.138.  Alysaratoi  ..rov  IlÖQnayicc 
Haupt  verhüllte,  war  vielleicht  in  Erinnerung  «ort  rov  KgifiiOGov  ticil  xhv  Tsl^ieaov  ccvSgäv 
an  die  Erzählung  Vergils  gebildet,  Bmimeister  SLd£Lxi(iwaiv,AeJ.v.h.2, 33.  Höchst  wahrschein- 
a.  a.  0.  31 ,  r.  u.  Nicht  zugänglich  war  mir  lieh  ist  der  Flufsgott  Krimissos  dargestellt  auf 
M.  Ihm,  Die  Flucht  des  Aineias,  Jahrb.  des  20  Münzen  von  Segesta,  deren  Vorderseite  das 
Ver.  f.  Altertumsfretcnde  im  Blieinl.  Heft  93.  —  Haupt  der  Segesta  tragen;  er  ist  gebildet  als 
5)  Gemahlin  des  Kassandros,  eines  Bundes-  jugendlicher,  unbekleideter  Jäger,  von  zwei 
genossen  der  Troer  aus  Karlen,  und  Mutter  Hunden  begleitet,  trägt  zwei  Wurfspiefse  in 
des  von  Neoptolemos  getöteten  Menes,  Quint.  der  Linken  und  stellt  den  linken  Fufs  auf 
Smyrn.  8,  22.  —  6)  Auf  einer  Vase  der  Baccolta  einen  Felsblock,  Uead,  Eist.  num.  p.  145  nr.  89  ; 
Cumana  nr.  239  {Heydemann,  Die  Vasensamm-  vgl.  auch  Eckhel,  Doctr.  num.  1,  208.  234. 
hingen  des  Museo  JSazion.  zu  Neapel  p.  884),  Wolters,  Böm.  Mitteil.  A.  {\%8Q),  31  Knm.  3. _  Sehr 
auf  welcher  der  Kampf  der  Amazonen  gegen  oft  erscheint  er  auf  Münzen  von  Segesta  in  der 
die  Griechen  unter  Theseus  dargestellt  ist,  ist  Gestalt  eines  Hundes  (Vorderseite:  das  Haupt 
der  einen  Amazone  der  Name  KPEOSA  bei-  30  der  Segesta),  Head  a.  a.  0.  p.  144  nr.  88p.  145  f. 
geschrieben ;  sie  trägt  Chiton,  Panzer,  Wehr-  Cutal.  of  the  GreeJc  coins  in  the  Brit.  Mus.  Sicily 
gehänge  und  Helm,  in  der  Rechten  die  Lanze;  p.  130 f.  Höfer.]  —  2)  Ein  Begleiter  des  Dio- 
auf  der  Flucht  hingestürzt  blickt  sie  um  und  nysos,  Nonn.  Dionys.  32,  234.  [StolL] 
erhebt  gegen  den  sie  verfolgenden  Phylakos  Kriiiakos  (iCpiVaxos,  wohl  =  Ä^TJ^attog ;  vgl. 
(vgl.  Toepffer,  Ätt.  Geneal.  256)  zum  Schutze  Krinis,  Krinoeis),  Sohn  des  Zeus,  Vater  des 
den  Schild;  s.  auch  G.  I.G.  4  praef.  p.  XVIII;  nach  Lesbos  gewanderten  Makareus  von  Olenos 
Klügmann,  Amazonen  51  imd  die  von  Hey  de-  in  der  las,  dem  späteren  Achaia:  iZesiOfZ. /j'^r.  95 
mann  a.  a.  0.  885  angegebene  Litteratur.  Ki.  aus  Diodor.  b,  81.  Da  Lesbos  die  eigentliche 
Dümmlcr,  Jahrb.  d.  Kais.  Deutsch,  arch.  Inst.  MccHaQog  nöhg  ist  {II.  Sl  544),  wird  man  dort 

2  (1887),  173  Anm.  17  hebt  hervor,  dafs  die  40  die  Lokalisierung  versuchen  dürfen.  Dem  aus 
Namen  von  drei  der  Amazonen  —  Kreusa,  der  messenischen  Makarie  über  die  arkadische 
Klymene  ■  und  Aristomache  —  auf  Polygnots  (über  die  las)  und  über  Boiotien,  wo  an  Thebai 
Iliupersis  {Paus.  10,  26,  1)  Priamostöchtern  (s.  der  Name  MaKagcov  vrjßot  haftet,  nach  Lesbos 
aber  oben  den  Nachtrag  zu  Kreusa  4)  bei-  einwandernden  Makareus  (s.  d.  und  Philol. 
ge]Ggtwaren.  — 1)  Etym.  31.  211,  2Q  Bv^ävTiov  N.  F.  2  1889  p.  122  fl^'.;  vgl.  Armenidas  bei 
.  .  hXr,d-r}  ccno  Bv^avxog  rov  KgsovGrig,  trjg  Suidas,  F.  H.  G.  4:,  339,  3)  würde  ganz  korrekt 
'lovg  ^■vyarQog  Kai  TloasiSävog,  ist  statt  Kgs-  ein  lesbischer  Eponymos  K.  als  Vater  vor- 
orörjs  zu  lesen  X?pofö<T?je;  vgl.  Bd.  1  Sp.  841  gesetzt  sein.  An  die  boiotische  Zwischen- 
Z.  15  und  den  Artikel  Keroessa.    Höfer.]  Station  erinnert  eine  andere  Genealogie, /Sc/ioZ.  T 

[J.  Ilberg.]  50  zu  II.  ß  544:  K.  Vater  des   Makar,  Sohn  der 

Kriasos  {KgCaeog),  1)  Sohn  des  Argos,  dessen  Alkyone,   vom  Poseidonsohn  Hyrieus  (Epony- 

Eltern  Zeus  und  Niobe  waren,  und  der  Euadne  mos   der  boiotischen  Seestadt).     Daraus,   dafs 

(T.    des  Strymon);    er  erhielt  von  dem  Vater  hier  zugleich  Mitylene  als  Mutter  des  Makar, 

die  Herrschaft   über  Argos.     Apollod.  2,  1,  2.  und  Gattin  des  Krinakos  genannt  ist,  geht  die 

Hyg.f.lib.  Er  zeugte  mit  Melantho  den  Phorbas  Zugehörigkeit  des  Krinakos  zu  Mytilene,  und 

imd    die    Kleoboia,    Schol.    Eur.    Orest.    920.  somit    zu    Krinis    (Kurzform?)    und    Krinoeis 

Nach   Schol.  Eur.  Phoen.  1116   zeugte    Argos,  (s.  oben)  mit  Sicherheit  hervor.    Der  mysische 

des  Zeus  Sohn,  mit  der  Okeanide  Peitho  den  KQtvav.iSrig    (sein    Sohn?)    auf   der   mysischen 

Kriasos,  dieser  den  Eurythalion  und  Phorbas ;  Münze  bei  Mion.  2,  525  ist  unerklärt.   [Tümpel.] 

des  Phorbas  Sohn  war  Arestor,  der  Vater  des  gö      Krinis  {Kgcvig),  nach  Polemon  {frg.  31  aus 

Argos   Panoptes.     [Vgl.   auch  Aristid.   or.   45  Schol.  AD  zu  //.  .4  39.    F.  H  G.  1.  124;  vgl. 

p.  3  Dindorf.  Euseb.  Chronic.  1  p.  177f.  Schoene,  auch  Eustath.  z.  d.  St.  p.  34,  13  ff.)  Stifter  und 

ebenda    Appendix    p.   214f.      Tatian.    or.    39.  Priester  des  Apollon-Smintheus -Heiligtums  £v 

Euseb.  praep.   ev.    10,  11,  16.     Schol.   Aristid.  Xgvor]    nöUi   xüig  Mvaiag    {Euhtath.:    wo  das 

p.  361.    Georg  SynJcell.  1,  282  ed.  Bonn.  Eöfer.]  Holzbild    von    der   Hand    des    Skopas    stand). 

—  2)  Sohn  des  Argasos,  Begleiter  des  Dionysos  Nach  der  Stiftungslegende  hatte  K.  einst  den 

nach    Indien,    in    der    Schlacht  von  Dpriades  Zorn    des   Gottes    erregt,    so    dafs  dieser   die 

getötet,   Nonn.  Dion.  32,  187.     [Stoll.]  Ländereien  desselben    durch  Mäuse   {g(iCv^oi) 


1431                         Krino  Kriophoros                    1432 

verwüsten  liefs.    Der  versöhnte  Gott  besuchte  'Egfiov  cpiqovTu  -ngiov  snl  räv  wfioav  (über  das 

schliefslich  den  Oberhirten  des  K.,  Ordes,  und  Tragen desWidderss'^rUcöi'Wfitui'S. Bd. lSp.2395 

versprach,  von  diesem  gastfrei  aufgenommen,  Z. llff.;  vgl,  Studniczla,  Mut.  d.  D.arch.  Inst., 

Erlösung  von  der  Plage,    erschofs   selbst  mit  vom.  Abteil^  6  [1891],  255)  geschaffen.    Paus. 

seinen  Pfeilen  die  Mäuse  und  trug  dann  dem  9,  22,  1.     Über    die    Statue    des   Hermes    von 

Ordes  auf,  rrjv  sTticpttvfiav  avxov  drjXööoai.  rä  Kaiamis   s.  Bd.  1  Sp.  2396  Z.  28fF.,   wo  Scherer 

KQtvt-di,  worauf  die  Stiftung  und  Weihe  durch  für  die  Bartlosigkeit  des  Kalamideischen  Hermes 

K.  erfolgte.    Andere  setzten  das  Ereignis  nach  eintritt;  ebenso  FriedericJis -Wolters,  Die  Gips- 

der  hellespontischen  Stadt  Sminthia  (nach  Eu-  ohgüsse  antik.  JBildiuerTie  im  K.  Museum  zu  Berlin 

siai/wos  stellte  Chry SOS  sich  freundlich  zu  Krinis,  10  nr.  418.  419  p.  164f.     Dagegen  hält  OverbecJc 

da  dieser  sein  GvviEQsvg  war).  —  "OgSrjg  kann  auch  in  der  neuesten  Auflage  seiner  Geschichte 

nur  Eponymos  des  lesbischen  Berges  "Opdvfiros  der qriechischen Plastikl* (IS93)  p.SOlf.  Anm.227 

sein;   und  wie  das  älteste  Chryse,  das  home-  (vgl.  p.  280)  an  der  Ansicht  fest,  dafs  der  Hermes 

rische,  mit  dem  ältesten  Smintheion  am  Binnen-  des  Kaiamis  bärtig  gewesen  sei.    Am  nächsten 

strande  von  Lesbos,  bei  Arisba,  zu  suchen  ist  scheint  das  Original  des  Kaiamis   eine  Münze 

(Philologus  N.  F.  3  1890   S.  89  —  120,  speziell  von  Tanagra  wiederzugeben,  s.  Bd.  1  Sp.  239(3 

S.  lOS),  so  dürfte  K.  ein  ursprünglich  lesbischer  Z.  SeflF.,  wo  nachzutragen  ist  Arch. Zeit.l  (1849) 

Lokalheros  sein,  dessen  Name  auf  den  Quellen-  Taf.  9  nr.  12.    Monumenfi  inediti  11,  6,  5  links; 

reichtum  des  daselbst  fiiefsenden  Baches  (sieben  vgl.  v.  Duhn,  Annali  1879  p.  122  nr.  5.  Stephani, 

gröfsere,  ein  Dutzend  kleinere  Quellen)  geht:  20  CoDijjte-rendu  18&9, 97.  Lnngl,  Griechische  Götter 

denn  ÄQivtg  =  Korjvig,  wie  KgiriSsg  =  Xprj-  und  Heldengestalten  p.  75.    Collignon,  Histoire 

vi'dsg  {Steph.  Byz.  Wvl)^)  und  KgiO-icog  =  Kgt]-  de  la  sculpture  grecque  fig.  206,  p.  400;  doch  er- 

&scog.    Vgl.  (aufser  dein  Namen  des  lesbischen  scheint  nach  Overbeck  a.  a.  0.  die  Bartlosigkeit 

Dichters  KQLvayogag)  den  'idäischen  Daktylen'  des  Hermes  hier  zweifelhaft.    Dagegen  ist  nach 

KgivoBig  (s.  d.)  in  der  Legende  seines  anoyovog,  Stark,  Ber.  d.  K.  S.  Gesell,  d.  Wissensch.   12 

des   Lesbiers   Terpaudros,    und  den  KgCva-Aog  (1860),  16  der  Gott  auf  dieser  Münze  ganz  nackt 

als  Vater  des  (olenisch-)  lesbischen  Makareus,  und  jugendlich  dargestellt,  ohne  Flügelschuhe 

nach  welchem  Lesbos  homerisch  Maitorpog  nölig  und  den  nach  hinten  herabhängenden  Mantel, 

heifst.     [Tümpel.]  Eine   Nachbildung    des    Hermes    des    Kaiamis 

Krino  {Kgirä),  1)  eine  der  Frauen  des  Da-  30  finden  wir  auch  noch  auf  anderen  Münzen  von 

naos,  Apollod.  2,  1,  5.  —  2)  Tochter  des  Troers  Tanagra  (ßlonumenti  inediti  11,  6,  5  rechts  und 

Antenor,    auf  dem  polygnotischen   Bilde    der  von  Duhn  a.  a.  0.    Catal.  of  Greek  coins  in  the 

Zerstörung    Trqjas   in   der  Lesche    zu    Delphi  Brit.  Mus.,   Central  Greece   p.  64    nr.  51    und 

neben    ihrem    Vater    dargestellt    mit     einem  ]>1. 10  nr.  12.  de  Chanot,  Gazette  archeol.  4  (1878), 

kleinen  Kinde  im  Arm,  Paus.  10,  27,  2.  101  Anm.  6.     Head,  Hist.  num.  295.     Imhoof- 

[Stol  1.]  Blumer,  Zur  Münzkunde  Boiotiens  und  des  pelop. 

Krinoeis  {KQivosig),  nach  dem  Schol.  V  zu  Argos,WienerNumismat. Zeitschrift 9,29.  Lewis, 
II.  X391  einer  der  idäischen  Daktylen,  wel-  Journal ofphilolog.  i,  69).  P.Wolters,  Arch. Zeit. 
eher  zuerst  den  Musen  opferte,  Vorfahr  des  43  (1885),  265  macht  darauf  aufmerksam,  dafs 
Lesbiers  Terpaudros.  Die  Musen  werden  kaum  40  ein  gutes  Teil  von  dem  unbeholfen  steifen  Ein- 
die  helikonischen  sein  können,  die  sonst  in  druck,  den  die  Figur  des  Hermes  auf  diesen 
Asien  den  ersten  Kult  erhalten  haben  würden,  Münzen  macht,  der  aufserordentlichen  Ver- 
sondern die  7  lesbischen  Musen,  Dienerinnen  kleinerung  zuzuschreiben  ist.  In  ähnlicher 
des  (Krinakos- Sohnes)  Makareus,  und  auf  Les-  Bildung  zeigt  den  Hermes  eine  Münze  von 
bos  in  ehernen  Standbildern  dvä  Ttarza  tcc  Aigina  {Monumenti  inediti  11,  6,  6  rechts;  vgl. 
uga.  Tiiico^evai  (3Iyrsilos  frg.  4  aus  Clemens  vowDit/m  a.a.O.  122,6,  Stephani,  Compte-rendu 
Alex.  Protr.  p.  9,  24  Sifb.  F.  II.  G.  4,  457;  1869,  98  Anm.  1  =  Mionnet,  Suppl.  3,  603,  61. 
vgl.,  daselbst  fehlend,  Myrsilos  hei  Arnohius  Eckhel,  Doctr.  num.  2,  226.  Head  a.  a.  0.  334), 
adv.  gentes  3,  16  p.  121  Gal.).  Unter  die  Dak-  während  er  auf  einer  anderen  aiginetischen 
tylen  wird  er  wohl  erst  infolge  Übertragung  50  Münze  (MomMHewii  iwet^i^i  11,  6,  6  links)  schrei- 
lesbischer  Kolonisten  aufs  Festland  gekommen  tend  dargestellt  ist.  In  einer  kleinen  Marmor- 
sein.    [Tümpel.]  statue   der  Pembrokischen  Sammlung  in  Lon- 

Kriopliagos  (Kgiocpäyog),  Name  einer  Gott-  don  (abg.  Clorac,  Mus.  de  sculpt.  4,  177  pl.  658 

beit,  der  Widder  geopfert  wurden,  Hesych.  —  nr.  1545  b.    Müller -Wieseler ,  D.  d.  a.  K.  2,  29 

Ähnlich     heifst    Artemis    von    den    ihr    dar-  nr.  324.    Panofka,  Die  Heilgötter  der  Griechen, 

gebrachten  Eberopfern  in  Samos  Kccngocpdyog,  Abhandl.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin 

Hesych.,  und  Zeus  von  den  Ziegenopfern  Myo-  1843  Taf.  1,8  und  p.  267.    Langl  a.  a.  0.  p.  75. 

qxxyog;  Nikander  im  Etym.  M.  27,  61.   Stephani,  Revue  archeol.  nouv.   serie  5    [1862]    pl.  8,  2. 

Compte  rendu  1869,  116.     [Höfer.]  Overbeck  a.  a.  0.  p.  278  Fig.  75)  hatte  Overbeck, 

Kriophoros  (Ä'pioqpo'pos),  Beiname  des  Hermes  go  Arch.  Zeit.  11  (1853),  4.6  t  womöglich  das  Original 

in  Tanagra,  wo  er  einen  Tempel  besafs.     Zur  des  Kaiamis  zu  erblicken  geglaubt;  Gesch.  d.  gr. 

Zeit  einer  Pest  hatte  er  einen  Widder  um  die  Plastik  a,.a,.0.  gesteht  er  zwar  zu,  hierin  zu  weit 

Mauern   von  Tanagra   getragen    und   dadurch  gegangen  zu  sein,  hält  aber  immer  noch  an  der 

die    Seuche    gebannt;    zur   Erinnerung    hieran  Beziehung  der  Marmorstatne  auf  des  Kaiamis 

trug  an  dem  Feste  des  Hermes   der  schönste  Hermes  fest.    Ahnlich  bat  Conze,  Arch.  Anzeig. 

Ephebe  Tanagras  ein  Lamm  um   die  Mauern  21  (1864),  209   dieses  Werk  für  oberflächliche 

der  Stadt  (vgl.  aber  auch  unten  am  Ende  dieses  Arbeit  (ebenso  Michaelis,  Ancient  Marhles  in 

Abschnittes),  und  Kaiamis  hatte  ein   ayalficc  Grcat  Britain   p.  702  nr.  144;    vgl.  Collignon 


1433                   Kriophoros  Krioplioros                   1434 

a.  a.  0.  p.  400)  eines  spiiteren  Kopisten  eiklikt,  und  üpfertier  die  Opfeihandlung  angedeutet 
in  der  aber  trotzdem  als  Eigentümlichkeiten  werden  soll.  S.  214  stellt  Mtlchhüfer  sodann 
des  Originals  die  starke  Angabe  der  kräftigen  die  Ansicht  auf,  dal's  sich  in  Tanagra  die 
Armmuskeln  und  der  Kniefornien  durchscheine;  Legende  von  der  Pest  (s.  oben)  und  der 
der  Kopf  gleiche  mit  der  dreifachen  schema-  Typus  des  widdertragenden  Hermes  erst  aus 
tischen  Abteilung  des  Bartes  und  der  auf  jede  jenem  Kultusbrauch  der  Prozession  des  widder- 
Schulter  herabfallenden  langen  Locke  den  alter-  tragenden  Epheben  entwickelt  habe.  Ebeu- 
tümlich  gearbeiteten  bärtigen  Köpfen.  Ebenso  sowenig  erkennt  Milchhöfer  {Annali  1880,214; 
will  Overbeck,  Gesch.  d.  griech.  Plastik  280.  301  vgl.  Anfänge  der  Kunst  216)  in  der  antiken 
das  Relief  eines  kleinen  Opferaltars  in  Athen  lo  Bronze  von  Kreta  (jetzt  in  Berlin,  abgeb.  Annali 
(abg.  Annali  1869  [nicht  1879,  wie  Overbeck  301  a.  a.  0.  Tav.  d'agg.  S)  den  Hermes  v.Qiocpöqoq 
angiebt],  Tav.  d'agg.  JK;  vgl.  Lützoio  ebenda  oder  eine  sonstige  widdertragende  Gottheit, 
p.  254 ff.  Klein,  Annali  1875,  298.  v.  Sybel,  sondern  einen  gewöhnlichen  Menschen,  der 
Katalog  der  Skulpturen  zu  Athen  nr.  20  p.  5.  das  Tier  zam  Opfer  trage  (vgl.  auch  Overbeck, 
Milchhöfer ,  Die  Museen  Athens  p.  5  nr.  13.  Kunstmythologie  a.  a.  0.  367),  während  Treu, 
Baumeister,  Denkmäler  nr.  825  p.  773.  Langt  Jirc/i.ZeJi.  39  (1881),  251  die  Statuette  wiederum 
a.  a.  0.  p.  75.  Collignon  a.  a.  0.  tig.  207  p.  401.  als  die  des  Hermes  Kriophoros  bezeichnet;  vgl. 
Overbeck  a.  a.  0.  p.  279  Pig.  76a)  auf  das  Werk  auch  Löschcke,  Arch.  Zeit.  39  (1881),  52  Anm.52. 
des  Kaiamis  zurückführen;  dagegen I'^nedeWc/iS-  Sicher  *ist  die  Darstellung  des  Hermes 
Wolters  a,  a.  0.  und  Scherer  a.  a.  0.  Z.  60  ff.  20  Kriophoros  aber  auf  folgenden  Denkmälern 
Vielleicht  ist  Hermes  Kriophoros  auch  in  der  —  nichts  Näheres  wissen  wir  über  den  Hermes 
von  Lützoic,  Annali  41  (1869),  262  erwähnten  Kriophoros  im  Haine  Karnasion  in  Messenien; 
archaisierenden  Statuette  von  Bai-gello  zu  er-  Paus.  4,  33,  4  berichtet  nur  d-eäv  de  dyälacctu 
hlicken,  Ste2)hani,Compte-rendu  18G9,  98  Anm.l.  ^Anöllcovög  iazt  Kaqvsiov  v.al  Egfi^g  q)SQcov 
31.  A.  Veyries,  Les  figures  criophores  clans  l'art  kqlov  beachtenswert  ist  jedoch  die  Verbindung 
grec,  V art  greco  -  romain  et  l'art  ehr etien  {Biblio-  des  widdertragenden  Hermes  mit  ApoUon  Kar- 
theque  des  ecoles  frangaises  d'Athenes  et  de  Borne  neios,  worüber  Stark,  Arch.  Zeit.  26  (1868),  55 
fasc.  39)  5,2  note.  Das  Werk  von  Veyries  giebt  und  unten  — ,  wiewohl  es  fraglich  ist,  ob  wir 
das  relativ  Vollständigsteverzeichnis  der  Widder-  berechtigt  sind,  sie  auf  das  Werk  des  Kaiamis 
tragenden  Figuren,  die  bis  ca.  1880  bekannt  30  zurückzuführen:  1)  Innenbild  einer  Kylix  aus 
geworden  sind,  ist  aber  in  seinen  Citaten  öfters  Volci  (abgeb.  Museo  Chiusino  Tav.  35  =  Lenor- 
nicht  zuverlässig.  Der  Typus  des  Kalamideischen  mant-de  Witte,  Elite  des  Monuments  ceramogr. 
Hermes  {Collignon  a.  a.  0.  p.  399  meint,  dafs  3  pl.  87  ==  Panofka,  Die  Heilgötter  der  Griechen 
Kaiamis  diesen  Typus  nicht  selbständig  ge-  Taf.  1,7  =  Eigennamen  mit  v.Dcl6g  Taf.  2  = 
schaffen,  sondern  ihn  den  widdertragenden  Conze,  Heroen-  u.  Göttergestalten  Taf.  70,  1): 
Figuren  der  phoinikischen  und  kyprischen  Hermes,  bärtig,  mit  Hvvfi  und  Kerykeion,  trägt 
Kunst  entlehnt  habe)  kehrt  oft  wieder,  be-  im  raschen  Lauf  den  Widder  auf  seinen 
sonders  häufig  als  Schmuck  auf  campanischen  Schultern.  Lenormant- de  Witte  a.  a.  O.  p.  253 
Urnen:  1)  Berliner  Museum,  abgeb.  Monumenti  schliefst  aus  dieser  Bewegung  des  Oottes,  dafs 
inediti  11,6,3;  der  Widderträger  allein  ebenda  40  er  den  Widder  gestohlen  habe,  während  Ste- 
ll, 6,  3a;  vgl.  Heibig,  Bulletino  1871,  117,  1.  phani,  Compte-rendu  1876,  142  meint,  der 
fon  DiJi»  a.a.O.  121,3;  vgl.136,16.  —  2)  Samm-  Künstler  habe  diese  Stellung  nur  gewählt,  um 
lung  Bourgignon,  abgeb.  Monumenti  11,  6,  2;  den  Raum  der  kreisrunden  Fläche  durch  Aus- 
der  Widderträger  allein  ebenda  11,  6,  2a;  vgl.  einanderspreizung  der  Beine  besser  zu  füllen. 
Helhig  a.  a.  0.  118,  2.  von  Duhn  a.  a.  0.  120,  2;  Die  Umschrift  lautet  EPIVAO  KALOS.  Lenor- 
vgl.  136,15.  —  3)  Sammlung  Castelläni,  abgeb.  mant -de  Witte  Si.vi.O.  liest  dies  als  EPlViSOS 
il/o*!tt»ifnii  11,6,4;  \g\.  von  Duhn  a.a.O.  121,4;  (zu  Hermes  sqiovviog  vgl.  Röscher,  Hermes  der 
vgl.  137,  22.  —  4)  Museum  Dresden,  Hettner,  Windgott  80),  während  Panofka,  Heilgötter 
Die  Bildiverke  der  Königl.  Antikensammlung  zu  p.  267  in  Egdog  —  so  liest  er  —  den  Namen 
Dresden*  nr.  109  p.  Ad;  vgl.  Heibig  a.  a.O.  118,3.  so  des  Besitzers  sieht,  der  mit  i'Qiov  Wolle  zu- 
von  Duhn  a.  a.  O.  136,  14).  Während  aber  sammenhänge.  —  2)  Schale  des  Sosias  aus 
von  Duhn  a.  a.  0.  143  ff.  in  diesem  Widder-  Volci  (abgeb.  Monumenti  inediti  1,  24.  Ger- 
träger  den  Hermes  -nQtocpvQog  (ebenso  Overbeck,  hard,  Griech.  u.  Etrusk.  Trinkschalen  d.  K.  Mu- 
Kunstmythologie ,  Apollon  366  f.)  erkennt  und  scums  zu  Berlin  Ta,L  6.7 -p.  10.  Müller -Wieseler 
für  ihn  auf  diesen  Aschenkisten  die  Bedeutung  a,  a.  0.  1  Taf.  45,  210a;  vgl.  0.  Müller,  Annali 
des  Hermes  xQ'oviog  in  Anspruch  nimmt,  er-  4,  39.  Lenormant- de  Witte  a.  a.  0.  2  p.  305): 
klärt  sich  Milchhöfer,  Die  Anfänge  der  Kunst  Hermes  ($3MA3H)  neben  Amphitrite,  Hestia, 
in  Griechenland  214ff.  entschieden  gegen  diese  Artemis  und  anderen  Göttern  trägt  den  Widder 
Ansicht.  Nach  ihm  ist  die  Verwendung  von  auf  beiden  Händen  gegen  seine  Brust  gelehnt, 
Götterfiguren  als  Deckelgriff  an  sich  unwahr-  co  während  er  zugleich  zwischen  den  Fingern  der 
scheinlich  und  findet  auch  in  dem  übrigen  Linken  das  Kerykeion  hält;  in  ähnlicher  Weise 
Bronzeschmuck  ähnlicher  Gefäfse  keine  Ana-  trägt  auf  einem  campanischen  Wandgemälde 
logie;  dieser  Schmuck  hat  nur  eine  dekorative  (abgeb.  Heibig,  23  Tafeln  z.  d.  M'erke  Wand- 
Bedeutung.  Dafs  man  als  solchen  gerade  einen  gemälde  Taf.  19  nr.  1261b;  vgl.  Heibig,  Wand- 
■>iQioq)6Qog  wählte,  hat  seinen  äufseren  Grund  gemälde  nr.  1261b  p.  270)  eine  der  Töchter  des 
in  der  Form,  deren  T-artiges  Schema  sich  zu  Pelias  den  Widder,  an  welchem  das  Probe- 
einem  Deckelgriff  besonders  eignete,  während  stück  der  Kunst  der  Medeia  gemacht  werden 
inhaltlich  durch  die  Verbindung  von  Mensch  soll.  —  3)  Schwarzfigurige  etruskische  Amphora 


1435                  Krioplioros  Krioplioros                   143G 

späteren  Stils,  vielleicht  mit  der  Darstellung  tlbe  bronze  room,  Brit.  Mus.  (1871)  p.  6,  nur: 
des  Zuges  zum  Parisurteil:  Hermes,  der  sich  Hermes  Kriopkoros.  Eine  kleine  Bronzestatue, 
nach  den  drei  Göttinnen  umschaut,  schreitet  darstellend  un  Mercurio  pastore  con  un'  artete 
voran  im  Mantel,  der  die  rechte  Brust  frei  in  spalla,  finde  ich  erwähnt  in  den  Osservazioni 
läfst,  und  in  Stiefeln;  in  der  Linken  trägt  er  istoriche  sopra  alcuni  medaglioni  antichi  di 
das  Kerykeion  vorgestreckt,  in  der  Rechten  Cosimo  III  (Rom  1698),  Proemio  p.  12.  Eine 
hält  er  den  Strick,  mit  welchem  dem  auf  kyprische  Bronze  ist  abgebildet  bei  Cesnola, 
seinen  Schultern  liegenden  Widder  die  Füfse  Üalaminia  pl.  10,  5;  vgl.  p.  107.  Vielleicht 
zusammengebunden  sind  Furtwängler ,  Berliner  gehört  hierher  auch  die  Bronze  im  Museum 
Vasenkatalog  2154a.  —  Von  Terracotten  lo  zu  Cagliari,  de  la  Marmora,  Voyage  en  Sar- 
sind  folgende  anzuführen:  1  und  2)  Zwei  Terra-  daigne  2,  .327 ff.  pl.  30,  143,  sowie  die  Bronze 
cotten  aus  Tanagra,  fast  übereinstimmend  (die  von  Turin,  de  la  Marmora  a.  a.  O.  2,  327,  und 
eine  abgeb.  Gazette  archeol.  4  [1878],  101):  die  ebend.  p.  328  abgebildete  Bronze  des  Louvre, 
Hermes  nackt,  mit  v-wq  und  Chlamys,  die  von  wenn  wir  in  ihnen  nicht  vielleicht  eine  Dar- 
beiden Schultern  herabfällt,  de  Ghanot,  Gazette  Stellung  des  Aristaios  (s.  unten)  zu  suchen 
archeol.  a.a.O.  —  3  u.  4)  ebenfalls  aus  Tanagra,  haben;  zweifelhaft  ist  es,  ob  auf  der  Gemme 
altertümlicher  Typus,  der  Gott  ist  unbärtig;  {Arch.  Anz.  9  [1851],  109)  Hermes  Kriophoros 
ein  Ma^atel  fällt  von  beiden  Schultern  herab,  oder  der  pastor  bonus  dargestellt  ist. 
Fröhner,  Sammlung  Greau,  Catal.  nr.  303  (jetzt  Über  den  Hermes  Kriophoros  des  Onatas 
in  Berlin),  Arch.  Anzeig.  7  (1892),  108  nr.  32.  20  ist  Bd.  1  Sp.  2395  Z.  51  — Sp.  2396  Z.  27  ge- 
Wohl nicht  identisch  mit  der  Bd.  1  S.  2397  sprochen.  Ich  trage  folgendes  nach:  Die  Terra- 
Z.  24  erwähnten?  —  5)  aus  Beyrüt,  jetzt  im  cotte  Annali  1858  tav.  d'agg.  0  ist  ai^ch  ab- 
Brit.  Mus.:  Statuette  des  Hermes  Kriophoro?',  gebildet  lievue  archeol.  5  pl.  8,  3  und  Ganze, 
Jahrb.  d.  K.  D.  arch.  7«.si.  3  (1888),  243.  —  6)  Heroen-  und  Göttergestalten  Taf.  70,  2;  vgl. 
Fragment  unbekannter  Herkunft,  Mart/i«,  Cafa-  Martha  a.  a,  0.  nr.  264.  Overbeck,  Plastik  1*, 
logue  des  figurincs  en  terre  cuite  du  musce  de  150.  291  Anm.  80.  Beule,  Gazette  des  Beaux- 
la  Soeiete  archeol.  d'Athenes  nr.  265  (Museums-  Arts  16  (1864),  541.  Eine  andere  sehr  schöne 
nummer  27);  nach  Milclihöfer ,  Die  Museen  Terracotte  aus  Thespiai,  die  der  erwähnten  in 
Athens,  Sammlung  d.  arch.  Gesellsch.  im  Var-  Gestalt  und  Gewandung  sehr  nahe  steht,  ist 
vakion  p.  821  ,,  widdertragender  Hermes  im  30  abgebildet  Gazette  des  Beaux-Arts  21  (1866), 
strengen  Typus"  aus  Boiotien.  Eine  Kari-  113;  vgl.  de  Witte,  ebend.  112.  Was  die  R. 
katur  des  Hermes  Kriophoros,  eine  ko-  hielt,  ist  weder  aus  Abbildung  noch  Beschrei- 
mische  Person,  die,  den  Kopf  mit  einer  Maske  bung  zu  ersehen.  Bei  den  im  Kabirenheilig- 
vermummt,  auf  den  Schultern  einen  Widder  tum  bei  Theben  veranstalteten  Ausgrabungen 
trägt,  erwähnt  Martha  a.  a.  0.  923  (589).  —  ist  nach  dem  Bericht  von  Wolters,  Ath.  Mitt. 
7)  aus  Terranova  (Geta),  Brit.  Mus.,  A  Guide  15  (1890),  359  ein  stark  verletztes  Figürchen 
to  the  second  vase  room  (1869)  p.  26  nr.  13  =  gefunden  worden,  einen  nackten  stehenden 
^.  G^MzVZe  cic.  [1878]  p.  18  nr.  144;  vgl.  (^eC/iawof  Jüngling  mit  einem  Lamm  unter  dem  Arm 
a.a.O.  163,  Typus  des  Kaiamis.  —  8)  aus  Lokris  darstellend,  von  grofser  Ähnlichkeit  mit  dem 
in  Uuteritalien ,  Brit.  Mus.,  A.  Guide  to  f/te  40  bekannten  von  Gonze,  Annuli  1858  Taf.  0  zu- 
second  etc.  p.  41  nr.  9  =  ^  Guide  etc.  [187-8]  erst  bekannt  gemachten  Hermestypus.  'Von 
2  p.  78  nr.  172.  de  Ghanot  a.  a.  0.  Bd.  1  Sp.  2397  diesem,  fährt  Wolters  a.  a.  0.  fort,  sind  mehrere 
Z.29fi'.  —  9)  Terracotte  aus  Süditalien  (rfeTP^äiWe,  Exemplare  von  bedeutender  Gröfse  und  be- 
Ghoix  de  terre  -  cuites  antiques  du  cabinet  de  sonderer  Schönheit  gefunden  worden,  nament- 
M.  de  Janze  pl.  3  nr.  2)  weicht  insofern  ab,  als  lieh  einige  Köpfe  zeichnen  sich  durch  feine, 
Hermes,  uubärtig,  blol'sen  Hauptes,  in  weiter,  strenge  Arbeit  und  gute  Erhaltung  aus.  Die- 
bis  zu  den  Füfsen  reichender  und  den  Vorder-  selben  gestatten  mit  gröfserer  Sicherheit,  als 
körper  offen  lassender  Chlaina  die  Füfse  des  dies  bisher  rnöglich  war,  die  Datierung  des 
Widders  nicht  wie  gewöhnlich  mit  den  Händen  Typus  in  die  erste  Hälfte  des  fünften  Jahr- 
gefafst  hält,  sondern  er  trügt  in  der  Linken  50  hunderts.  Hier  möchte  ich  nur  hervorheben, 
die  Börse   und   streckt   die  Rechte  mit  einer  dafs  ich  weder  bei  diesen  noch  bei  den  länger 


^o^ 


Redebewegung  aus,  während  der  Widder,  dessen  bekannten  Exemplaren  eine  Stlengis  erkennen 

Füfse  durch   einen  über  die  Brust  des  Gottes  kann,    vielmehr    glaube,    dafs    die    gesenkte 

hängenden   Strick    gefesselt    sind,    auf  seinen  Rechte  einen  Zipfel  der  Chlamys  fafst.     Eine 

Schultern  liegt,  de  Ghanot  a,.  a.  0.     Stepliani,  besondere  Beziehung  zu  dem  Hermes  Promachos 

Compte-rendu  1869  98.  —  10)  Eine  andere  Terra-  von  Tanagra  ist  also  nicht  vorhanden,  und  die 

cotte  im  Besitz  des  H.  Piot  führt  an  Murray,  Übereinstimmung    mit    dem    von    Onatas    für 

Histor.  of  Greek  Sculpture  1,  187  Anm.  1   zu  seine  Statue  verwendeten  Typus   ist  eine  fast 

p.  186.  —  11)  Terracotte,  bei  den  Ausgrabungen  vollständige,  allerdings  ohne  dafs  damit  auch 
im    Kabirenheiligtum    bei    Theben    gefunden,  co  die    Sicherheit    einer    stilistischen    Verwandt- 

Athen.   Mitt.   15  (1890),  359;  nach   Wolters  a.  schaft    beider    Werke    erreicht    wäre'.      Vgl. 

a,  0.   ist    in    diesem    Falle    die    Unbärtigkeit  auch   Wolters  a.  a.  0.  361. 

sicher.  —  Fraglich  erscheint  es  Gerhard,  Arch.  Ferner  erscheint  Hermes  nicht  nur  als  Träger 

Anz.  11  (1853),  384,  ob  der  Metallspiegel,  dar-  eines  Widders,  sondern  er  trägt  zwei  Widder 

stellend  einen  Hermes  Kriophoros  im  Stile  des  auf  folgenden   Monumenten:   1)   Spiegelhalter 

Kaiamis, -echt  ist. — Keine  nähere  Angabe  über  von  Bronze   im  Museum  Meermanno  - Westree- 

die    Art    des  Widdertragens   findet    sich   ver-  nianum  (abgeb.  Bericht  d.  K.  S.  Gesellsch.  d. 

merkt  bei  der  etruskischen  Bronze,  A  Guide  to  Wissensch.  12  [1860]  Taf.  1):    Hermes,  nackt, 


1437  Krioplioros  Krioplioros  1438 

im  Ephebenalter,    mit  lang  auf  die   Schulter  38  (1880),  38,  auf  welchem  aufser  Hermes  mit 

herabfallender    Haarmasse,     steht    auf    einem  dem    Kerykeion    in    der    rechten    und    einem 

Widderkopf  und  trägt  mit  beiden  Armen  einen  Widderkopf  {Garahella,  Bevue  arclieol.  a.  a.  0. 

Tragbalken,    auf  dem   zwei   sich   den  Rücken  207  hatte   den  Gegenstand    für  eine  Muschel 

zukehrende  Widder  mit  gewundenen  Hörnern  oder    Börse    gehalten)    auf   der    linken    Hand 

liegen.  Stark  a.  a.  0.  p.  7fF. ,   der  p.  17  sogar  noch  der  stiertragende  Herakles,  Dionysos  und 

meint,  dafs  man,  was  die  ganze  Körperbildung  die  Jagdbeute  tragende  Herbst-Hore  dargestellt 

des  Gottes  betreffe,  hier  vielleicht  mit  mehr  sind.      Von    Gemmen    sind    folgende    zu   er- 

Recht  an  jene  Ephebengestalt  des  Hermes  von  wähnen-  1)  Karneol  mit  der  Künstlerinschrift 

Kaiamis  erinnern  dürfe,  als  bei  der  Pembroke-  lo  DIOCKOYPIDOY    —    von    Stephani,    Govipte 

sehen   Statue.    —    2)  Etruskische  Opferschale,  rendu  1869  92  allerdings  für  unecht  erklärt  — 

Gerhard,  Etrusk.  Spiegel  Taf.  30  nr.  2.  3  (Vorder-  (abgeb.  Bevue  arclieol.  5  [1862]  pl.  8,  4.    Beule 

und  Hinteransicht)  p.  95:    über  einer  Flügel-  ebend.  p.  364  Anm.  3  und  die  dort  angeführte 

gestalt  (Sieges-  oder  Schicksalsgöttin?   Seirene  Litteratur,    sowie    die    Kopie    der    Sammlung 

mit  Vogelleibe?)  steht  Hermes,  der  zwei  Widder  Carlisle):  Hermes  trägt  in  der  R.  den  Herolds- 

mit  je  einer  unter  und  an  ihnen  sich  haltenden  stab,  in  derL.  denWidderkopf  auf  einer  Schale. 

Gestalt  (vgl.   den  Polyphemosmythos)   stützt;  —  2)  Der  Gott,   auf  einen  Krug  tretend,   hat 

über  den  Widdern  erhebt  sich  ein  an  jedem  in  der  L.  das  Kerykeion,  in  .der  ausgestreckten 

Ende    mit    einem    bärtigen    Kopfe    verziei-ter  R.  denWidderkopf,  jRet'we  «rcTieo/.  a.a.O.  pl. 8, 5. 

Querstab.  —  3)  Etruskische  Opferschale,  Ger-  20  Beule  ebenda  p.  364.    Monges,  Gal.  de  Flor.  1 

hard  a.  a.  0.  Taf.  60,  2.  3  (Hinter-  und  Vorder-  pl.  35.  —   3)  Hermes  trägt  nach  verrichtetem 

ansieht)    p.  61:     Die   Gestalt    des    unbärtigen  Opfer  den  Widderkopf  auf  einer  Schale   mit 

Hermes,    die   den  Griff  der  mit  einem  geflü-  der  L.  fort,   Müller  -  Wieseler  2,  29,  321  p.  30. 

gelten  Heroldsstab  verzierten  Opferschale  bildet,  Unbegreiflicherweise   sagt  Veyries  a.  a.O.   52 

steht  auf  einem  Widderkopf  und  hält  mit  jedem  nr.  14,    der   Gott    trage    in    der   Rechten    ein 

Arm    einen   Opferwidder.   —    4)  Vielleicht  ist  Messer;  das  Kerykeion  ist  ganz  deutlich;  vgl. 

Hermes   Kriophoros    auch    in    der  Gestalt    zu  jedoch  auch   Bd.  1    Sp.  2429   Z.  41.   —    4  und 

erblicken,    die   mit   emporgehobenen    Händen  5)  Zwei  Amethysten:  Hermes,  gegen  eine  Säule 

zwei  gegeneinanderliegende  Widder  als  Träger  gelehnt,   hält  in  der  R.  einen  einfachen  Stab, 

einer  metallenen  Opferschale  hält,   Verzeichnis  30  in  der  L.  den  Widderkopf,   WincJcelmann,  De- 

der  antiken  Münzen,  Bronzen,  Bleie,   Terra-  scription  des  pierres  gravees  dürfen  baron  de 

cotten  u.  s.  w.  im  Besitze  des  Geheinirats  Creuzer  Stosch  nr.  400.    401   p.  92.   —   6)  Ein  anderer 

in  Heidelberg  p.  18  f.  nr.  17.  —    5)  Terracotte,  Stein    (Amethyst)    bildet    insofern    eine    Aus- 

F.röhner,  Die  griech.  Vasen  und  ferracotten  der  nähme,  als   er  den  Gott  nicht,  wie  sonst  alle 

Grofsherzogl.  Kunsthalle  zu  Karlsruhe  nr.  348  Kunstwerke,    aufrecht  stehend  darstellt,  son- 

p.  74:  Archaisches  Bild  des  Hermes  Kriophoros,  dern  auf  einem  Felsen  sitzend,  in  der  r.  Hand 

nackt    und    mit    beiden  ■  Armen    ein    oblonges  das  Kerykeion,  in  der  1.  Hand  den  Widderkopf 

Architekturstück  tragend,    auf  dem  zwei  sich  haltend,  Winckelmann  a.  a.O.  nr.  402  p.  92.  — 

abgewandte  lagernde  Widder  sichtbar  sind.  —  7,8,9)Hermes,  inPetasos,  ChlamysundSchuhen, 

6)  Bronze  im  Louvre,  Veyries  a.  a.  0,  20  p.  9  f.  4o  hält  den  Widderkopf  in  einer  Opferschale,  in 

=  De  Longperier ,  Notice  sur  les  bronzes  du  der  R.  einen  Stab,  mit  dem  er  auf  die  Schale 

Louvre  nr.  312  (mir  nicht  zur  Hand):   Mercure  zeigt  (Amethyste),   L.  Müller,  Description  des 

criophore,  debout, . .  nu  . .  ses  pieds  reposent  sur  intailles  et    camces   antiques  du   Musee   Thor- 

une  palmette.     De   ses   deux   mains   elevees   le  valdsen  nr.  296.  297.  298  p.  42;  vgl.  auch  Bd.  1 

dieu  soutient,  au  dessus  de  sa  tete,  deux  beliers  Sp.  2429  Z.  39.  —  10)  Hermes  trägt  den  Mantel 

couches  et  tournes  en  sens  oppose.  —  7)  Etrus-  auf  der  1.  Schulter,  in  der  L.  den  Widderkopf, 

kischer    BronzegrifF,    auf    Majorka    gefunden,  in   der  R.   das  Kerykeion,   L.  Müller  a.  a.  0. 

nr.  1  sehr  ähnlich,  de  la  Marmora,  Voyage  en  nr.295. —  11)  Ohne  nähere  Angabe  des  Tragens: 

Sardaigne  2,  536,  10   pl.  39,  10.   —    An   Stelle  Mercure  debout,   appuye  sur  un  cippe,  tenant 

der    vollständigen    Widder    treten    auch    nur  50  une  tete  de  belier.  AmeÜiyste.   Chabouillet,  Catal. 

Widderköpfe,    so    auf   dem   Bronzegriff   eines  gener al  des  camees  de  la  biblioth.  imper.  p.  221 

Kasserols,  Stephani,  Compte  rendu  1877   p.  17  nr.  1605.    —    12)   Der  von  Beule   a,.  a.  0.  363 

Taf.  1,  9:    Hermes,  nackt,   steht  mit  steif  zu-  Anm.  6  erwähnte  geschnittene  Stein  du  cabinet 

sammengehaltenen  Beinen  auf  einem  Widder-  de  VAcademie  de  Crotone,  Flangini,  Argon  di 

'  köpf  und  hält  mit  jedem  der  emporgestreckten  Apoll.  Prod.  1,  434.   —  Derselbe  Typus   findet 

Arme  einen  gelagerten  Widderkopf.    Viel  hau-  sich    auf   Münzen    von  Pergamon,    so    auf 

figer    findet    sich    Hermes    als    Träger    eines  einer  Kupfermünze  des  Hadrian,  Jj«/iOo/"-5iM»!er, 

Widderkopfes.    Zunächst  zu  erwähnen  ist  eine  Griechische  Münzen,  Abhandl.  d.  philos.  -pliilol. 

archaische    Bronze    aus  Arkadien,    gefunden  Klasse  d.  K.  Bayr.  Akad.  d.  Wiss.   18   (1890) 

an  den  Ufern  des  Ladon  (abgeb.  Bevue  arclieol.  co  p.617  nr.l78:  'Hermes?  nackt,  linkshin  stehend, 

5   [1862]    pl.  8,  1;    vgl.    Beule    a.   a.  0.   361.  auf  der  Rechten  einen  Widderkopf  haltend,  im 

Arcli.    Zeit.    15    (1863),    25*.    49):    Hermes,  1.  Arm  das  Gewand.     Fox,  Greek  coins  2,  37 

bärtig,    trägt    in    der   Linken    einen    Widder-  hielt  das  Attribut  der  r.  Hand  für  eine  Schlange, 

köpf;    die    erhobene    Rechte    hielt    wohl    das  Die  Figur  mit  dem  Widderkopf  auf  der  Hand 

Kerykeion,    wie    wir   ihm    in    gleicher    Dar-  kommt  auf  pergamenischem  Kupfer  noch  öfters 

Stellung  begegnen  auf  einem  bei  Kyzikos  ge-  vor,  z.B.  Mionnet,  Siippl.  5,  469,  1137,  wo  das 

fundenen  Glasgefäfs  (jetzt  in  Berlin),  abgeb.  Attribut  als  cone  beschrieben  ist,  474,  1168.' 

Bevue  arclieol.  37  (1879)  pl.  7;  vgl.  Ärch.  Zeit.  Da  mir  der  betreffende  Band  y on  3Iionnet  mcht 


1439  Kriophoros  Ki-iopboros  1440 

vorliegt,  kann  ich  auch  nur  auf  Suppl.  5,  472,  möchte  Friederichs,  Berl.  ant.  Bildw.  1  nr.  739 
1159  verweisen,  citiavi  \ovl  Panofka,  Die  Heil-  p.  453    die  Figur    des  Hermes   nur   ruhig   re- 
götter  der  Griechen  267;  vgl.  Stepliani,  Compte-  präsentierend  auffassen;   die  trauliche  Verbin- 
rendu  1869  92.    ^ Mercure  Oriophore  dehout  por-  düng  des-  Gottes   mit   seinem  Tiere   sei   ganz 
tant  sur  la  main  dr.  une  Ute  de  belier  et  tenant  im  Charakter  der  altertümlichen  Kunst,  vgl. 
de  la  g.  son  caducee  et  la  penula;  en  face  Es-  auch  Friederichs  a.  a.  0.  2  nr.  1823  p.  384  f.  und 
culape  debout  avec  ses  attributs.'    S.  ferner  Cat.  die    ähnliche    Gruppe    des    Hermes    mit    dem 
of  greek  coins  in  the  Brit.  Mus.,  Mysia  143,  Ziegenbock  (abgeb.  Mus.  Capit.  4,  22.  Winckel- 
271.  158,  334  und  Anm.  2  pl.  32,  3.   162,  346.  mann,   Monum.  ined.  nr.  5.     Gerhard,  Abbild. 
347  pl.  32,  8.     Ähnlich   sieht   Fanofka,   Arch.  lo  zu  d.  gesammelt.  Abhandl.  Taf.  16,  1.     Müller- 
Zeit.  10  (1852),  510  auf  einer  von  Friedländer  Wieseler  2,  18,  197  p.  21),  Friederichs  a.  a.  0. 
in  Finders  Beiträgen  zur  Münzkunde  Taf.  5,  2  1  nr.  69   p.  84  ff..     Auf  emem  Medaillon    des 
l^ublicierten   Erzmünze    von  Same    (vgl.    auch  Antoninus  Pius  hält  der  Gott  in  der  L.   das 
Friedländer,  Arch.  Zeit.  11    [1853],  45  f.)   und  Kerykeion,  mit  der  R.  das  Hörn  des  springen- 
einer    anderen    Münze    von    Same    {Mionnet,  den  Widders,  Numism.   Cimelii  Caes.    Vmdob. 
Sux>pl.  5,  194,  71)  in  dem  schreitenden  Widder  2,  35,  1;  vgl.  Vaillant,  Fraestant.  num.  3,  130. 
bez.  in  dem  Widder  auf  einem  Heroldsstab  das  Auf    einem    Oxybaphon    {Millin,    Vus.   peints 
Symbol  des  Hermes  Kriophoros  (s.  auch  unten).  1  pl.  51.   Galer.  myth.  pl.  50,  212.   Lenormant- 
Im  Anschlufs  hieran  seien  auch  die  anderen  de   M'ttte,    Elite    ceram.    3,  254  pl.  88)    trägt 
Monumente  erwähnt,  auf  denen  Hermes,  wenn  20  Hermes  in  der  1.  Hand  eine  Schale,  unter  dem 
auch  nicht  als  Widderträger,  so  doch  in  enger  1.  Arm   das  Kerykeion,    während    er   mit   der 
Verbindung  mit  dem  Widder  dargestellt  ist:  Rechten  einen  Bock  an  den  Hörnern  zu  einem 
auf  einem  gelagerten  Widder  liegend,  Monu-  Altar  zieht.     Eine. Münze   des  Commodus  von 
menti'inediti  6,  67,  Gemälde  auf  einer  schwarz-  Pergamon  mit  ähnlicher  Darstellung  beschreibt 
ügurigen  Lekythos  aus  Ruggieri,  Bum.  Mitteil.  Imhoof  -  Blumer ,  Griechische  Münzen  a.  a.  0. 
7  (1892),  184,  28  oder   sitzend  in  einer  Statue  Taf.  7,  9  p.  617  nr.  180:    Hermes,  nackt,  mit 
des  Grafen  Potocki,  Müller-Wieseler  2,  29,  322  fliegender  Chlamys,  rechtshin  schreitend,  mit 
p.  30  =  Clarac  a.  a.  0.  4,  171,  1529;   pl.  656  der  R.  einen  Widder  an  den  Vorderfüfsen  nach- 
nr.  1529;' nach  Lauer,  Arch.  Zeit.  7  (1849),  24  ziehend,  in  der  L.  den  Stab.    Vor  ihm  Widder- 
sind   diese    Darstellungen    nur    der    äufseren  30  köpf  auf  einer  Stele.    Ganz  entschieden  haben 
Gruppierung,  nicht  aber  dem  Sinne  nach  ver-  wir  darnach  auch  in  der  flgure  nue,  marchant, 
schieden  von  der  des  Hermes  Kriophoros,  vgl.  et  tenant  de  la  maine  gauche  un  caducee,  tan- 
auch  Heydemann,  Böm.  Mitteil.  4  (1889),  312;  disque  de  la  maine  droite  eile  traine  un  belier 
oder    auf   dem   Widder  reitend  {'Eq(iov  vsv6-  einer  Münze  äes  lydischen  Philadelphia,  Hist. 
fiioroci  Bivai  o%ri^ici  seil.  6  v.Qi6q,  Artemidor  2,  abregee  du  cab.  des  medaill.  et  ant.  de  la  bi- 
12  p.  154  Beiff')  auf  einem  Stamnos  aus  Caere,  blioth.  nationale  p.  135,  wo  auf  Villes  de  Fellerin 
Arch.  Zeit.  4  (1846),  286  nr.  22;   auf  Münzen,  1,  115  pl.  64,  69  verwiesen  wird,  den  Hermes  zu 
Osservazioniistoriche  etc.  -p.  4:1.    Imhoof- Blumer  erkennen.  —  In  Korinth  war  eine  Statue  des 
und  0.  Keller,  Thier-  und  Fflanzenbilder  auf  sitzenden  Hermes,  neben  dem  ein  Widder  stand 
Münzen  und   Gemmen  20,  26;  vielleicht   auch  40  (^ailnous  Ka^rj^svos    taziv  'EQfifjg,    TtaQsazrjKS 
auf  einer  etruskischen  Thonschale  (abgebildet  ds  01  v.qi6g\  Paus.  2,  3,  4.     Die  gleiche  Dar- 
Gerhard,    Gesammelte    Abh.    Taf.   81),    Furt-  Stellung  findet   sich  auf  Münzen  von  Korinth. 
wängler,  Beschreib,  der   Vasensamml.  im  Anti-  Catal.  of  greek  coins  in  the  Brit.  Mus.,  Gorintk 
quar.  2121  p.  81,  während  Gerhard  Sb.^.O.bOlt  11,  607  pl.  20,  6,   von   Patrai,   Gatal.   of  greek 
512  in  dem  Reiter  den  Phrixos  erblicken  wollte;  coins  etc.,  Feloponnesus  29,  46.  50  pl.  6,  7.8, 
auf  einer  Lampe  im  Museum  zu  Leyden  (nr.  514):  von  Philadelphia  Lydiae,  Imhoof-Blumer,  Choix 
Hermes,  mit  Kerykeion,    in  der  L.  mit  einem  pl.  5,  84.     Monn.  grecqu.  387.     Interessant  ist 
Beutel,  von  einem  Widder  über  Wellen  getragen,  die    Münze    des    Gallienus    mit    der    Legende 
J.rc7t.  .^e«i.  7  (1849),  85*;  ferner  auf  geschnitte-  Mercurio    Cons.    Aug.,    auf    der    ein    Widder 
nen  Steinen,  Müller-Wieseler  2,  29,  323  p.  30.  50  dargestellt  ist,  dessen  Hinterleib  in  einen  Fisch 
Millin,Gal.  Myth.  48,  213;  vgl.   Sauer  a.  a.  O.  endigt,   Eckhel,   Doctr.   num.  7,  398.     Hierher 
iVinckelmann,  Description  .  .  .  de  Stosch   396  gehören  auch  die  Münzen  mit  der  Darstellung 
— 398  p.  92 ;  mehr  bei  Gerhard,  Auserl.  griech.  eines  Widders  oder  des  Vorderteiles  eines  sol- 
Vasenb.   1,   70  Anm.  27;    auf  einem  mit  vier  chen  und  dem  Kerykeion  auf  der  einen,  dem 
Widdern  bespannten  Wagen  fahrend,  ebd.  399.  Hermeskopf   auf    der    anderen    Seite,    so    auf 
Hermes    mit    Hut,    Chlamys,    Kerykeion    und  Münzen  von  Pheneos,  Imhoof-Blumer,  Monn. 
Flügelschuhen  vier   Widder  vor  sich  hertrei-  grecqu.   205  nr.  255;    206  nr.  258;  vgl.  Osser- 
bend    auf    einer    schwarzfigurigen    Lekythos,  vazioni  istoriche  ete.  p.  41 ;  ähnliche  Darstellung 
Gerhard  a.  a.  0.  1,  70  Taf.  19,2.     Die  Hand  auf    einer    Gemme,     Urlichs,   Verzeichnis    der 
auf  den  Kopf  des  neben  ihm  stehenden  Thieres  60  Antikensamml.    der    Universität    Würzburg    2, 
legend,  Terracotte  aus  Tanagra,  abgeb.  Bd.  1  13,  128.     Ein  Widder  springt  an  Hermes  hin- 
S.  2431,  vgl.  2394  Z.  51  flF.  Einen  Widder  an  den  auf,    Marmorstatue    der    Sammlung    Blundell, 
Hörnern  fassend:  auf  dem  Marmorrelief  der  Bar-  Clarac  4,  172    pl.  661,  1529  a;    Hermes    sitzt 
berinischen  Kandelaberbasis  (abgeb.  Jf MS.  Pio-  auf   einem    Felsen,    zu  seiner    R.    lagert    ein 
Cle77t.  4,  4:  =  Müller-Wieseler2,29,320);  Wieseler  Widder,  1.  steht  ein  Hahn,  Statue  im  Vatikan, 
a.  a.  0.  30  fafste  hier  den  Hermes  als  Gott  des  Clarac  4, 162  pl.  655, 1508;  ähnliche  Darstellung 
Kultus,  der  eine  Schale  zur  Spende  und  einen  auf   einer  Spiegelkapsel,  Friederichs ,  Berlins 
Widder    zum    Opfer    herbeibringe.      Dagegen  antike  Bildw.   2,  570  p.  137,  auf  einer  Lampe, 


1441                   Kriophoros  Krioplioros                    1442 

Beger,  Thcsaur.  Brandenburg.  3,448,  auf  ge-  Lenormant-deWitte,Eliteeeram.  3  ^1.85  iß. 261  f. 
scbnittenen  Steinen,  Winckelmann,  Descrip-  vgl.  221  steht  Hermes  der  Maia  gegenüber; 
tlon  .  .  dubaron  de  Stoscli  392  p.  91  (hier  aufser  hinter  Hermes  ein  Widder,  hinter  Maia  eine 
Hahn  und  Widder  noch  Skorpion  und  Schild-  Ziege.  Eine  Terracotte  aus  Tanagra  zeigt  den 
kröte)  und  die  von  iSif^/iam",  Com^jie-rerü/it  1869  Hermes  unbärtig,  mit  Chlamys  und  Hut,  ein 
95,  8  angeführten  Gemmen;  ferner  Chabonillct  Widder  unten  neben  ihm,  Arch.  Zeit.  41  (1883), 
a.a.O.  ur.  1C04  p.  221  (abgeb.  Mariette,  Traite  272.  Eine  Thonfignr  aus  Uuteritalien,  Hermes 
des  pierres  gravees  2  pl.  29);  Urlicli'i  a.  a.  0.  2,  mit  Opferschale  und  einem  hinter  ihm  stehen- 
10,  83;  vgl.  9,  81.  82;  vgl.  auch  die  Münze  den  Widder,  Arch.  Anz.  23  (1865),  22  Anm.  41. 
Cohens-  p.54  nr.  634.  535.  Widder  allein  neben  lo  An  die  Stelle  des  Widders  tritt  auch  hier  der 
Hermes  auf  einem  Wandgemälde,  i/eZ&jy/,irß«(^-  Widderkopf,  z.  B.  auf  einem  geschnittenen 
gemäldc  nr.  357  p.  91f.  und  dortige  Litteratur,  Stein  (ChabouiUet  a.a,.  0.  1596  p.  219.  Mariette 
auf  Münzen  von  Mamertinoi,  Gatal.  of  greelc  a.a.O.  2  pl.  30),  oder  nur  das  Widderfell,  das 
coins  in  tlie  Brit.  Mus.,  Sicily  113,  .'7.  Hermes  z.  B.  bei  einer  Marmorstatue  aus  Florenz  über 
,mit  Caduceus,  Börse  und  Widder  (ohne  nähere  einem  Stamm  hängt,  auf  den  sich  Hermes 
Angabe),  Statuette  aus  Megalopolis,  Athen.  stützt,  Friederichs,  Berlins  antile  Bildw.  1^661 
3Iitteil.  i  [IST 9),  130.  Eine  Marmorstatuette  p.  391;  ja  Hermes,  neben  dem  ein  Bock  und  ein 
der  Hadrianischen  Zeit,  in  Kurtatsch  an  der  Hahn  dargestellt  sind,  trägt  selbst  Widder- 
Etsch  gefunden ,  zeigt  den  Gott  mit  Flügeln  hörner  auf  einer  Silberarbeit  aus  dem  römischen 
an  den  Knöcheln,  die  Chlamys  ist  um  den  1.  20  Kastell  bei  Neuwied,  Dorotv,  Denkinäler  germ. 
Arm  geschlagen,  die  abgebrochene  L.  hielt  und  röm.  Zeit  2  TäS.  1^  =  Müller -Wieseler  2, 
das  Kerykeion,  die  R.  den  Beutel;  am  1.  Fufse  29,  325  p.  30  =  Bleyer,  Lexikon^  8,  431. 
steht  ein  zu  dem  Gott  emporsehender  Widder,  Auf  die  Statue  des  Hermes  Moschophoros 
Kenner,  Archiv  f.  österr.  Gesch.  38  (1867),  224  (Damalephoros,  de  Chunot,  Guz.  archeol.  4, 102 \ 
nr.  81.  Conestabile,  Annali  1863,  452  ff.  Tav.  der,  bärtig  und  am  Oberkörper  nackt,  das  Kalb 
d'agg.  Q.  1.  Ähnlich  ist  die  von  Schreiber,  in  ebenderselben  Weise  trägt,  wie  nach  dem 
Die  antilen  BildwerTce  der  Villa  Liidovisi  in  Typus  des  Kaiamis  den  Widder,  ist  Bd.  1 
Born  148f.  nr.  135  beschriebene  Statuette:  Der  Sp.  2397  Z.  53ff.  schon  hingewiesen;  ich  trage 
erhobene  r.  Arm  hielt  wohl  den  Beutel,  die  folgendes'  nach:  abgeb.  Arch.  Zeit.  22  (1864) 
L.  schulterte  vielleicht  das  Kerykeion;  zur  R.  30  Taf.  187;  vgl.  Gonze  ebend.  169  ff.;  voUstän- 
sitzt  ein  zu  dem  Gott  aufschauender  Widder.  diger  Murray,  Eist,  of  Gr eck  sculpture  1  nr.  31 
Wahrscheinlich  ist  nach  Schreiber  a.  a.  0.  p.  188.  Athen.  Mitteil.  13  (1888j  p.  113;  vgl. 
149  Anm.  diese  Statuette  identisch  mit  der  von  Winter  ebend.  113  ff.  Gazette  archeol.  13  (1888) 
Flalner,  Beschreib.  Borns  3,  2  p.  590  im  Jahre  pl.8  (vorzüglich!);  vgl.  Theoxenou  ebend.  29.  39. 
1836  auf  der  Treppe  des  Belvedere  bemerkten  Overbeck,  Gesch.  der  griech.  Plast.  1*  p.  188 
'kleinen  Statue  Merkurs,  bei  der  man  einen  Fig.  38,  der  sich  jedoch  p.  187  der  Ansicht  an- 
bei den  Bildsäulen  dieses  Gottes  nicht  häufig  schliefst,  dafs  eine  Beziehung  auf  Hermes,  wie 
vorkommenden  Widder  bemerkt'.  Eine  Bronze-  sie  z.  B.  Stephani,  Compte  rendu  1869  97  f.  an- 
statuette  aus  Ruvo  stellt  den  Hermes  mit  dem  genommen  hatte,  nicht  vorliegt;  vgl.  auch  ferner 
Kerykeion  in  der  L.  dar,  die  abgebrochene  40  Bijtticher,  Erklärendes  Verzeichnis  der  Abgüsse 
R.  hielt  die  Börse;  zu  seiner  R.  steht  ein  kleiner  d.  Berl.  Mus.^  (1872)  nr.  85.  Milchhöfer,  iJie 
Widder,  Heydemann,  Rom.  Mitteil.  4  (1889),  Museen  Athens  p.  55.  A.  Schneider ,  Die 
312  f.  Taf.  11.  Die  schöne  Wiener  Bronze  archaisch.  Marmor  Skulpturen  auf  der  Akropülis 
{v.  Sacken,  Die  antiken  Bronzen  des  k.  h.  Münz-  zu  Athen,  Vcrhandl.  der  40.  Pliilol.  -  Versamml. 
und  Antiken- Kabinetts  in  Wien  Taf.  20  p.  49)  in  Görlitz  (1890)  349  ff".  Nach  v.Sybel,  Katalog 
zeigt  den  Hermes  sitzend  auf  einem  Felsstück,  der  Skul2}turen  zu  Athen  nv.  6005  1^.34:0  erkennen 
in  der  R.  wohl  das  gesenkte  Kerykeion  hal-  einige  in  der  Statue  nicht  den  Hermes,  sondern 
tend,  die  1.  Hand  auf  den  Beutel  gestützt,  wel-  den  Apollon  Nomios.  Noch  fraglicher  ist  es, 
chen  er  neben  sich  auf  den  Felsen  gelegt  hat;  ob  wir  die  archaische  Bronzestatuette  (abgeb. 
zu  seiner  R,  steht  ein  Widder,  zur  L.  ein  60  Friederichs,  Apollo  7nit  dein  Lamm, 'il.Winckel- 
Ziegenbock;  auf  beiden  Tieren  ritt  je  ein  mannsprogr.  der  arch.  Gesellsch.  zu  Berlin  1861. 
Genius,  vgl.  den  von  einem  Widder  in  vollem  Overbeck,  Gesch.  der  griech.  Plast.  1^  Fig.  65,  1 
Lauf  getragenen  geflügelten  Eros,  Athen.  Mitt.  p.  245),  die  den  Gott  bartlos  als  Widderträger 
2,  421  nr.  262.  In  einer  Marmorstatuette  im  darstellt,  mit  „breiten,  aber  tief  hängenden 
Landesmuseum  zu  Agram  hält  der  nackte  Gott,  Schultern ,  schmächtigem  Leibe ,  schmalem 
der  in  der  L.  das  Kerykeion  trägt,  in  der  ge-  Becken,  symmetrisch  gestellten  und  gehal- 
senkten  R.  den  Beutel  zwischen  den  Hörnern  tenen  Beinen  und  Armen  und  ausdruckslosem 
des  zu  seinen  Füfseu  kauernden  Bockes,  Kopfe  mit  seiner  konventionellen  Perücke" 
Archäol.  epigr.  Mitt.  aus  Österr.  3  (1879),  {Overbeck  a.  a.  0.  244),  als  die  des  Apollon  — 
166  nr.  7.  Interessant  ist  die  Verbindung  des  60  so  Overbeck  a.  a.  0.  Veyries  a.  a.  0.  15.  deChanut 
Hermes  mit  Hygieia  auf  einem  römischen  Denk-  a  a.  0.  102.  Friederichs  a.  a.  0.  und  Berlins  an- 
stein  —  ein  monumentaler  Beleg  für  die  Bd.  1  tilie  Bildiverke  2  nr.  1823  p.  3841,  der  sich  vor 
Sp.  2379  Z.  42  angeführte  Stelle  aus  Cornutus  allen  Dingen  auf  die  Bartlosigkeit  beruft  — 
—  wo  wir  neben  Hermes  den  Widder  und  zu  erklären  haben  oder  als  die  des  Hermes 
Hahn  finden,  Hatig,  Die  römischen  Denksteine  Krioiphovoa,  wie  Stephani,Cotnpte-rendulS6^  97. 
des  Grofsherzogl.  Antiquariums  in  Mannheim  Heibig,  Bulletino  1871  119.  von  Duhn,  Annali 
(Progr.Mannheiml875/77)p.47nr.  65;vgl.  p.  19  1879  138  nr.  22  a,  vgl.  143 ff.,  und  früher  auch 
nr.  11.  Auf  einer  Hydria  (G^erZtard,  Vasenb.  19,  1.  Overbeck,  Kunstmythologie,  Apollon  366. 

BoscHEB,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II.  46 


1443                    Kriophoros  Kriophoros                    1444 

Warum  gerade  der  Widder  so  eng  ver-  Kugeln  (Blitzen!)  aufglühende  Kegel  schiebt; 
bunden  mit  Hermes  erscheint,  sagt  Paws.  2, 3, 4  nach  einem  furchtbaren  Krach  verschwindet 
nuQsatTjKS  ds  ol  (dem  Hermes)  Mpto'g,  ort  alles.  'Eine  naturwahre  Beschreibung  des  Ge- 
'EQ(ifjg  (ICC X lata  öo'nat  &säv  iqtoQÜv  y.al  witters,  in  welcher  der  Vorgang,  trotz  my- 
av^siv  Ttoifivag,  na&a  dij  xal  '"'Of.irjQog  sv  thischer  Ausschmückung,  deutlich  genug  her- 
'lliäÖL  iiiocr]6sv  (14,  489)"  vtov  ^oQßavrog  no-  vortritt.  In  dem  Bock  erkenne  ich  die  heftigen 
Iviir'iXov,  züv  QU  (jbäXiazcc  \  'EQ(i£iccg  Tqcocov  Zusammenstöfse,  eine  wahre  arietatio,  von 
fcpüsi  Kdl  %xtiaiv  OTiaaae  (vgl.  Bd.  1  Sp.  2377).  Wind  und  Wetter,  vgl.  den  mythischen 
xov  ÖS  SV  xslszfi  MrjzQog  snVEQi^f]  Isyo^isvov  KQtog.''  Vgl.  Lauer  a.  a.  0.  27,  der  auf  den 
■KCil  TCO  ■KQiä  Xöyov  s7ti,aTä[isvog  ov  Isyco.  Also  lo  gleichen  Wortstamm  in  KSQavvog,  KSQag  und 
es  ist  zunächst  Hermes  als  Schutzgott  der  jt^tog  hinweist.  Schivarts,  Die  poetischen  J^atur- 
Herden  (Bd.  1  Sp.  2378),  der  'das  Tier,  das  er  anschauungen  d.  Griechen,  Römer  u.  Deutschen 
schützt  und  hegt,  traulich  auf  die  Schulter  2,  159 f.  bringt  den  Hermes  Kriophoros,  der 
legt,  ganz  wie  im  Leben  der  Hirt  mit  seinem  den  Ort  umwandelt,  den  er  schützen  will, 
Schäfchen  verfährt',  Friederichs,  Berlins  ant.  mit  dem  herumziehenden  Gewitter  in  Zu- 
Bildio.  2  nr,  1823;  vgl.  Stark,  Ber.  d.  K.  S.  sammenhang.  Hermes  trägt  den  Widder  als 
Gesellsch.  d.  Wissefisch.  12  {18Q0),  16.  Ärch.  Zeit.  eine  Art  Aigis  (Widder-Fell)  herum,  und 
26  (1868),  55;  darauf  weist  auch  der  schon  die  Menschen  ahmten  es  äufserlich  in  dem 
oben  erwähnte  Kultverein  des  Hermes  Krio-  Wahne  nach,  desselben  Nutzens  in  der  Not 
phoros  mit  Apollon  Karueios  im  Haine  Kar-  20  teilhaftig  zu  werden.  Nach  Conze,  Heroen-^ 
nasion  hin  (Paus.  4,  33,  4)  und  die  Bestimmung  und  Göttergestalten  34  mag  bei  der  Zuteilung 
der  Mysterieninschrift  von  Andania,  zu  des  Widders  zum  Hermes  aufser  der  Be- 
dessen  Gebiete  jener  Hain  gehörte,  Q-vaüvra  ziehung  auf  ihn  als  Herdengott  noch  eine 
zä  [isv  d äfiaxQi,  ovv  sncroyia,'EQiJiuv i  KQiov,  zweite  Beziehung  mitgewirkt  haben.  'Wir 
Msyäloig  &£oig  ddfiaXiv  avv,  'An6Xl(ovi  Kccq-  sprechen  den  Kindern  von  Schäfchen  am 
vsLcp  KccTtQov,  Ahhandl.  der  Götting.  Gesellsch.  Himmel,  und  im  weifs wolligen  Fell  die 
f/.  II /SS.  8,233.  239.  Auch  hier  erscheint  Hermes  Wolke  zu  sehen,  entspricht  auch  altgriechi- 
wiederum  im  engen  Verein  mit  Apollon  Kar-  scher  Anschauung.  Wolken  und  Regen  zu 
neios  und  ist,  wie  bei  Paus.  2,  3,  4  mit  den  erflehen,  gingen  Männer  mit  Schaffellen 
Mysterien  der  Göttermutter,  so  hier  mit  denen  30  zum  Peliongebirge  hinauf.  So  mageinNatur- 
der  Demeter  verbunden.  Welche  Rolle  der  symbol  für  himmlische  Erscheinung  im 
Widder  bei  der  Mysterienfeier  spielte,  darüber  Widder  des  Hermes  wie  im  Bogen  der  Artemis 
sind  wir  nur  auf  Vermutungen  angewiesen.  verborgen  liegen,  wenn  man  bei  der  Bildform 
Steht  vielleicht  die  Erzählung  der  Tanagraier  auch  bald  nur  .  .  beim  Widder  des  Hermes  an  den 
bei  Paus.  9,  22, 1  damit  im  Zusammenhang?  —  guten  Hirten  dachte.'  — Hermes  ist,  wieEoscher, 
Stark  a.a.O.  16  bezeichnet  den  Widder  als  ifermes  d.  IFtw^o/i,  überzeugend  nachgewiesen 
Symbol  der  Herde  überhaupt  und  des  Weide-  hat,  der  Wind- und  Luftgott,  und  als  solcher 
lebens,  der  Zeugung,  des  Reichtums,  des  strö-  schnell  gedacht  (Bd.  1  Sp.  2360  Z.  56  ö.; 
menden  Regens  und  Segens,  des  Sühneopfers;  Sp.  2367  Z.40fi'.);  daher  sind  ihm  der  schnelle 
ähnlich  sagt  Gerhard,  Phrixos  der  Herold,  io  Widder  («al  yuQ  xa%v  xb  ^aov,  Artemid. 
Ges.  Ahhandl.  2,  bO^:  Hermes,  dem  Schöpfimgs-  2,  12)  und  die  diesem  nahestehenden  Ziegen 
gott,  ist  der  Widder  beigeordnet  als  Ausdruck  {alysg  heifsen  die  vom  Winde  aufgetürmten 
der  derben  Schöpfungskraft  früher  Natur-  und  hohen  Wogen,  Artemid.  a.  a.  0.,  snavyi^siv 
Bildungszustände,  ein  Ausdruck,  vondemastro-  wird  vom  Daherfahren  des  Windes  gebraucht; 
nomische,  atmosphärische  oder  etwaige  andere  vgl.  auch  Schol.  Lycophr.  135)  heilig;  wir  haben 
BegritTe,  der  Widder  im  Tierkreis  oder  die  in  dem  Widder  das  Sinnbild  des  Windes  und 
Widderwolke  im  Dunstkreis,  wie  jPofc/i/tajwmer,  Wetters  —  ist  lautlich  im  Deutschen  ein 
Hellenika  1,  201  annimmt,  erst  abgeleitet  sein  Zusammenhang  zwischen  Widder  und  Wetter 
können  . . .  der  Widder  des  Hermes  ist . .  Symbol  (Gewitter)  anzunehmen?  —  zu  erblicken,  den 
der  Sonne  sowohl  als  des  Regens;  ....  er  war  50  der  Windgott  selbst  auf  seine  Schultern 
auch,  von  Hermes  im  Kreislauf  bewegt,  ein  nahm,  um  Tanagra  von  der  wohl  durch  ver- 
Pest und  Unheil  abwendendes  Sinnbild  pestete  Luft  entstandenen  Seuche  zu  be- 
des  kreisenden  Jahres.  Lauer,  Arch.  Zeit.  7  freien,  vgl.  Bd.  1  Sp. 2379;  zu  den  von  ii'osc/«er 
(1849),  25  sagt:  Dafs  aber  namentlich  der  a.  a.  0.  791.  gesammelten  Steilen  über  die  luft- 
Hermes  Kriophoros  ein  Regen  bringen-  reinigende  Kraft  der  Winde  lüge  ich  die  schla- 
der,  folglich  der  Widder  ein  Symbol  der  gende  Inschrift  aus  Delos  hinzu '.^i'fju-ots  a wm- 
Wolke  sei,  zeigt  der  Gebrauch  der  Tanagraier,  ciKaxotg,  Neivton,  Anc.  greek  inscr.  in  the 
die  zur  Abwehr  der  Pest  an   dem  Feste  des  Brit.  Mus.  2,  370. 

Hermes  einen  Widder  um  ihre  Mauern  trugen;  Andere  widdertragende  Gottheiten: 

StephanifCompte-rendu  1869  105  weist  auf  den  co  1)  Apollon  (s.  oben).    —    2)  Den  Aristaios 

engen  Zusammenhang  hin,  den  man  zwischen  erkennt    K.   Blondel    bei    Daremberg  -  Saglio, 

Ziegen  und  Widdern  einerseits  und  Stürmen  Dictionnaire  des  antiquites  greeciues  et  romaines 

und    Gewitterwolken    andererseits    zu    be-  p.  425    s.  v.    Aristaeus   in    zwei    Bronzen    des 

merken  glaubte.     Pott,  Zahlen  von  kosmischer  Louvre,  de  Longperier,  Notice  des  bronses  ant. 

Bedeutung,    Zeitschrift   für    Völkerpsych.    und  du  Musee  de  Louvre  499.  450  (abgeb.  Darem- 

Sprachwiss.  14  (1883),  146  teilt  eine  Sage  aus  berg  a.  a.  0.  p.  424  nr.  519),  wo  er  in  der  Klei- 

Drübeck  mit,  in  der  ein  Ziegenbocksreiter  auf  düng  eines  jungen  Hirten  den  Widder  auf  der 

einer  Kegelbahn  erscheint  und  mit  glühenden  Schulter  trägt;  de  Chanot  a.  a.  0.  102  läfst  nur 


1445                        Krios  luriseis                       1446 

die   Bronze  499   als   Aristaios    gelten,    nr.  500  beim   Schal,   zu   IL  Ä  677:    näwa  zcc   stg  -ig 

ist  nach   ihm   a.  a.  0.   Anm.  2    der   christliche  lijyovta  .  . .  Q'rjXviiu  6^vv8a&ai.  &^l£i  olov  Kql- 

bon  pasteur;  vgl.  auch  Veyries  a.  a.  Ü.  57  f.  —  qp/yi's,  BQi.aritg,  Scctg,  Äatg  nrX.   Loheclc,  Farall. 

Welcher,  Griech.  Gütteii.   1,  489    und   Blondel  197  will  statt  Kgicpifig  KLQcprjtg  lesen.    Noch 

a.  a.  0.  glaubten  den  Aristaios  auch  auf  einem  näher  scheint    mir  KQL&t]ig  (s.  d.)  oder  K^ri- 

Gemälde  —  nicht  Relief,  wie  beide  irrtümlich  ^rjCg  (s.  d.)  zu  liegen.     [Roscher.J 

(vgl.  auch  Bd.  1    Sp.  550  Z.  55lf.)  angeben  —  Kris(s)a    {KQi6{a)u).      Auf    einer    schwarz- 

aus   Kyrene   zu  erkennen    (abgeb.  Facho,  Be-  figurigen  Hydria  der  Sammlung  Pourtales  (abg. 

lation   d'un   voyage  dans   la   Marmarique,    la  Lenormant-de    Witte,    Elite    des    Monuments 

C^mmJ2!<e  etc.  p.  376  Atlas  pl.  51);  doch  scheint  10  Ceramo^r.    2   pl.  36C)    will    der    Herausgeber 

es,  wie  Pacho  a.  a.  ü.    de  Ühanot  a.  a.  0.  103  a.  a.  0.  p.  112  in  der  zwischen  ApoUon   und 

Anm.  5  bemerken,  den  christlichen  guten  Hirten  Hermes  stehenden  Göttin  die  Stadtgöttin  von 

darzustellen;  darauf  weisen  wohl  auch  die  Fische,  Krissa  erkennen    und  ebenso   auf  einer   Vase 

die  es   im  Umkreise  umgeben.   —  3)  Widder-  der  Sammlung  Hamilton  (abg.  a.  a.  0.  pl.  74a, 

tragende   Seileue    a)  Bronze  aus   dem   alten  p.  225).     [Höfer.] 

Vieaua,  abgeb.  Gas.  archcol.  4  (1878)  pl.  6;  Krisamis  {KQiaa^ig,  hie  und  da  auch  ÄQi'a- 
vgl.  de  Chanot  ebend.  17  ff.;  die  Brust  des  öafiig  und  Atacafttg).  »Srndas  sagt  s.  v.  Äpt'cfa/Litg. 
Trägers  wird  vom  Obergewand  freigelassen,  Ka>og.  ovxog  r]v  noXv&gs^^iarog.  xovtcp  (paalv 
vgl.  J..  ib'c/t«e/c?er  a.  a.  0.  349  Anm.  2. —  b)  Ganz  hy%slvv  ■ö^ftv  [(f)ccvi]vca  Hesych.]  yial  z6  -Kcil- 
ähnliche  Darstellung,  nur  ist  die  Brust  bedeckt,  20  Atöroi^  xav  ngoßätcov  ägucc^siv,  v.at  zbv  KqC- 
Bronze  im  Museum  zu  Florenz,  ö^ori,  iU MS. -Kfritsc.  ou^ilv  dvslsiv  avt/jv.  q^aivo^svrjv  8'  uvtä  ovccq 
pl.  65,  1.  2;  vgl.  de  Chanot  a.  a.  0.  100.  —  -KfÄfvffat  %azcc%ä-^cci  avzi]v.  zbv  8h  [irj  tpgovti- 
c)  Bronze  im  Cabinet  des  medailles,  Clarac  ffai'Ta  7rayyfj;£i  aTro/lfö-ö-ai.  Dieselbe  Geschichte 
pl.  726h,  1791  d;  von  Clarac  4,  374  als  Hirt  steht  auch  bei  Fhotios  p.  179,  10;  Hesych.  s.  v. 
bezeichnet;  es  ist  aber  entschieden  ein  Silen.  und  .Zewo&tos  (4,  64  p.  102).  Der  Mythos  scheint 
—  d)  Bronze  der  Sammlung  Aug.  Dutuit,  Le-  eine  Parallele  zu  sein  zu  der  Sage  vom  Kampf 
normant,  Antiquites  de  la  coli.  Dutuit  nr.  13  zwischen  dem  eingeborenen  Koer  Polybote« 
(abgeb.  Gas.  archeol.  5  (1879)  pl.  29;  vgl.  (s.  d.)  und  Poseidon.  Auch  Polybotes  wird 
de  Chanot  ebend.  210).  —  4)  Jugendlicher  vernichtet  (wie  Krisamis),  und  seine  Gegnerin, 
Pan,  ein  Böcklein  auf  den  Schultern  tragend,  so  die  i'yxslvg,  ist  Repräsentantin  des  Poseidon 
Friederichs ,  Berlins  antike  Bildw.  nr.  1968  und  mit  dessen  Kult  zugleich  über  Chalkis 
p.  420.  —  5)  Jugendliche  Gottheit,  a)  Bronze  aus  Boiotien  eingeführt  {Tümpel,  Fhilologus 
aus  dem  alten  Sidon  {Memoir.  de  VAcad.  des  N.  F.  4  S.  628  mit  A.  56.  Fhein.  Mus.  46 
inscr.  20  2^  part.  pl.  4,  1;  —  b)  Altarrelief,  S.  548f.).  Als  Mitkämpferin  des  Poseidon  gegen 
Mus.  Capit.  4  p.  77.  Memoir.  de  VAcad.  des  Polybotes  erkennt  Tümpel  die  £y%slvg  auf 
inscr.  a.  a.  0.  pl.  1,  2.  —  c)  Bronze  aus  Myrina,  zwei  Reliefdarstellungen  der  bei  Jekaterinoslaw 
abgeb.  Veyries  a.  a.  0.  60.  —  Lajard,  Arch.  gefundenen,  jetzt  in  Petersburg  befindlichen 
Anzeig.  9  (1851),  51  f.  nannte  das  widder-  ^hsiXktrÄ,  {Comptc Uendu p.  l.' a.  ISU 5  T.  5.  Over- 
trageude  Kind  aus  Sidon  Eros  Kriophoros;  heck,  Kunstmyth.  Poseidon.  Text  S.  333  nr.  28), 
de  Chanot,  Gaz.  archeol.  4,  103  sah  darin  eine  40  wo  eine  unter  den  Vorderfüfsen  des  Poseidon- 
jugendliche mystische  Gottheit,  und  Lenor-  rosses  sich  hoch  aufbäumende  Wasser- 
mant,  Gaz.  archeol.  4,  164ff.,  dem  sich  Veyries  schlänge  den  als  ganz  gerüsteten   Held  ge- 

a.  a.  0.  61  anschliefst,  den  Adonis.  Eine  bildeten  Giganten  in  das  Bein  zu  beifsen  oder 
andere  jugendliche  widdertragende  Figur  —  sich  um  dasselbe  zu  schlingen  im  Begriff  ist 
ob  mythologisch? — ist  abgebildet  (?«£;. arc/ie'oL  (a.  0.  622f.  627).  Die  l'yxt^'"?  ist  hier  wie 
10  (1885)  pl.  25;  vgl.  JUeinach  ebend.  214ff.  auf  einigen  von  M.  Mayer,  Gigant,  u.  Titan. 

[Höfer.]  190,  104  zusammengestellten  Denkmälern  und 
Krios  (Äpidg),  1)  ein  alter  König  in  Euböa,  vom  Lucan-ScJioliasten  3,  189  als  draco  auf- 
dessen  Sohn  der  von  Apollon  getötete  über-  gefafst.  Vgl.  a.uch.  Dibbelt,  Quaest.  Coaemythol. 
mutige  Räuber  Python  war,  Paus.  10,  6,  3.  —  5o  Dissert.  v.  Greifswald  1891  S.  14f.  [Ist  dieser 
2)  Sohn  des  Theokies,  Seher  zu  Sparta  zur  Krisamis  vielleicht  identisch  mit  Krisamis,  dem 
Zeit  der  Achäerherrschaft,  in  dessen  Hause  Könige  von  Kos,  dessen  Ahnherr  Asklepios 
der  Gott  Karneios  -  Oiketas  verehrt  ward.  war  und  von  welchem  der  berühmte  Arzt 
Er  verhalf  den  Doriem  zur  Erbauung  von  Hippokrates  sein  Geschlecht  ableitete?  Hippo- 
Sparta,  Paus.  3,  13,  2.  3.  [Wide,  Lakon.  krat.  ep.  2  epistologr.  ed.  Hercher  ^.2S9.  E.öieT.\ 
Kulte  84.  356.  R.]  —  3)  Heros  Eponymos  [Röscher  u.  Tümpel.] 
des  attischen  Demos  Krioa,  Polemon  b.  Schol.  Ki'isea  Epidaiuos,  Beiname  der  Demeter  in 
Aristoph.  Av.  645.  —  4)  Pädagog  des  Phrixos,  einer  Inschrift  aus  dem  Dorfe  Degle  bei  Or- 
der diesen  vor  den  Nachstellungen  der  Stief-  chomenos,  C.  J.  G'r.  (?raectae  sepiewir.  1  nr.  3213: 
mutter  nach   Kolchis   rettete,    Dionys.    Wlityl.  eo  Zlavfisila  Ilov&cavog  zJafi<xT£Qi.\KQiarirj  e71£8üiiv 

b.  Schol.  Ap.  Eh.  1,  256.  2,  1144.  4,  119.  177;  ccvi&si-ns.     [Drexler.] 

vgl.  DtocZ.  4, 47.  Palaiphat.  Incredih.'dl.  Müller,  Kriseis  {KgiasCg)  =  Chryseis,  auf  einer  Vase 

Ürch.   172.     IHeraclit.  de  incredibil.  24.    Schol.  aus   Suessula,    abg.    Gazette  archeol.   6    (1880) 

Lucianp.  188  Jacobitz.    Georg.  Synkell.  1  p.  304  pl.  7;  vgl.  Bulletino  1879  152;  hinter  ihr  steht 

ed.  Bonn.;  vgl.  auch.  Jahrb.  d.K.D.  arch.  Inst.  ihr  Vater  Kriseus   (ÄpicstSg),    der  auf  der  ta- 

3  (1888),  232.     Höfer.]    —  '»)  ^  Kreios,   einer  bula  Iliaca  ähnlich  KQvoiqg  heifst,  Inghirami, 

der  Titanen  (s.  d.).    Mayer,  Gigant.  58  f.  [Stell.]  Gall.  Omer.  1  pl.  5.  J.  de  Witte,  Gazette  archeol. 

Kriplieis?    (Ä^t^Tji'g),    zweifelhafter   Name  a.  a.  0.  63  und  Anm.  3.     Lenormant,  Gazette 

46* 


1447                        Kriseus  Kritbe'is                       1448 

des  Beaux-Arts  21  (1880),  111.    P.  KretscJimer  die  von  Ulrichs,  Abh.  Münch  Ak.  PMlos.-Philol. 

in  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.   Sprachforsch.  29  EI.   3,   1   (1840)  S,  75 ff.;   sowie  Reisen  u.  F. 

(1888),  433  Anm.  2;  447  und  Anm.    Den  Raub  1  S.  19  nachgewiesen  ist:  Kirrha  war  die  Hafen- 

der  Chryseis  will  Fröhner  {Terres  cuites  d'Asie  stadt   von   Kiisa.  —   Natürlich  ist  der  Name 

de    la    collection   Greau    pl.  119;   vgl.   Gazette  des  Krisos  nach  der  Stadt  Krisa  gebildet,  als 

arch.    11   (1886),   296.     Revue  arch.  19  (1892),  deren  Stammheros  er  gedacht  war;  in  diesem 

153  Anm.)  auf  einer  Terracotte  erkennen.     Zur  Sinne  heilst  er  auch  ein  Sohn  des  Landesheros 

Etymologie  von  Chryseis  und  Chryses  s.   Pott  Phokos,  gerade  wie  sein  Bruder  Panopeus.    Der 

in    Kuhns   Zeitschr.    f.    vergl.   Sprachforsch.   9  Streit  mit  diesem   deutet  auf  die  alte  Feind- 
(1860),  178.     [Höfer.]                                               lo  Schaft  zwischen  den  Krisäern  und  den  Phlegyern 

Kriseus  (Kqlos  'g)  =  Chryses,  s.  Bd.  1  Sp.  902  von  Panopeus,  vgl.  Paus.  10,  4,  1.  7,  1.  9,  36, 
Z.  42;  vgl.  auch  Gaz.  arch.  6  (1880)  pl.  7.  De  2.  0.  Müller,  Orchomenos  S.  184.  PreJler,  Be- 
Witte, Gaz.  arch.  a.  a.  0.  p.  63  Anm.  3  ver-  richte  der  Sachs.  Ges.  d.  W.  1854  S.  119  ff. 
weist  auf  Inghirami,  Gull.  Omer.  1  pl.  5,  wo  (Vgl.  unter  Phakos,  Strophios,  Panopeus). 
ev  KQvarjg  (?)  genannt  wird;  seine  Tochter  trägt  [Im  Schol.  Für.  Troad.  9  Schwartz  (vgl.  Tzetz. 
auf  obigem  Vasengemälde  die  Beischrift  .ffpucetg  Lyh.  1070)  heifst  er  gleichfalls  Sohn  des  Phokos 
(sie!).     [Höfer.]  und  der  Asterodia,  Bruder  des  Panopeus  und 

Krisitha  (Crisitha).      Auf  einem  Praenesti-  Gründer  von  Krisa;  im  Schol.  Für.  Or.   1233 

sehen   Spiegel   (abg.  Gerhard,  Etrusk.  Spiegel  wird  als  seine  Gemahlin  Kydragora,  die  Tochter 

331;    vgl    BuUeiino    1859,    37  f.      Arch.   Anz.  20  des     Areus,     genannt.      Vgl.     auch     Meineke, 

1860,  86f.     Gerhard,    Über    die  Metulispiegel  Scgmni    Periegesis    p.  70f.      Gemoll   zu    Hom. 

der  Ftrusker,  Berl.   Akad.   1859,  474  =   Ge-  Hymn.  in  Apoll.  269.     Höfer.]    [Weniger.] 

sammelte  akad.   Ahhandl.    2,   301   nr.  331)  im  Ki'itliei's    {KQiQ-Tjtg,    auch    KQri&rjig),     eine 

Palast  Barberini  finden   sich   die  Beischriften  Nymphe,    welche   bei  Smyroa  mit  dem  Flufs- 

Turan  (Venus),  Menle  (Menelaos),  Crisitha,  gott  Meles  den  Dichter  Homeros  zeugte,  wes- 

Eris,    Irisis,    Tebcrum    (Teuthun?    Tefcrun?).  halb   dieser  Melesigenes  heifst,   Cert.  Hesiodi 

Gerhard,  Ftrusk.  Spiegel  4,  5  (Troischer  Sagen-  et  Hom.   1  u.  2   (p.  34,  10   Wcsterm.).     Genus 

kreis)  p.  25    erkennt    in    der  Darstellung  die  Hom.   27,  3    Westerm.     Tzetz.   in  Hiad.    p.  8. 

beabsichtigte  Abreise  des  Menelaos  nach  Kreta,  Suid.  Y."O{iriQ0g.  Eine  Dryade  nennt  sie  Lukian 

von  der  ihm  Helena  abzuhalten  suche.    Denn  30  Demosth.   enc.   9.     Oder:   der  Kymäer  Apelles 

nach  Gerhard  a.  a.  0.  verbirgt  sich  unter  dem  gab  bei  seinem  Tode  die  Tochter  Krithe'is  in 

Namen    Crisitha    eben    nur    Helena:    „In    der  die    Obhut    seines    Bruders   Maion;    der    aber 

That  dürfte  es  wenig  Bedenken  haben,  im  Namen  schwächte    sie    und    gab    sie    dem    Smyrnäer 

Crisitha  das  Prädikat  einer  ^goldigen'  Helena,  Phemios  in  die  Ehe.     Sie  gebar,   als   sie  zum 

dem  bekannten  Beinamen  ihrer  Schutzgöttiu,  Flusse    Meles    waschen    ging,    den    Homeros 

der '■goldigen' Aphrodite,  und  allem  Gold  hoch-  (Melesigenes),    Fphoros   bei    Phit.   de    vit.    et 

zeitlicher  Feier  nachgebildet,  zu  erkennen."  poesi  Hom.  c.  2.    Oder  Krithe'is  war  eine  Jung- 

[Höfer.]  frau  aus  los,   welche,   von   einem  Dämon  aus 

Krisos  (Kgiaog),  Sohn  des  Aiakiden  Phokos  der    Umgebung    der    Musen    schwanger,    von 

nach  dem  Ependichter  Asios  bei  Paus.  2 ,  29,  4o  Räubern  nach  Smyrna  gebracht  und  von  dem 

4  {Kinkel,    Epic.    Gr.    Fr.  1   p.  204);    Steph.  Lyderkönig     Maion     zum    Weibe     genommen 

B.  Kgiau.  Schol.  Für.    Or.   33.     Seine  Mutter  wurde.     Sie  gebar  den  Homer  am  Meles,  und 

heifst  Asteria   nach    Tzetzes    zu   Lykophr.    53,  da   sie    sogleich   nach    der    Geburt    starb,    so 

Asterodia  ebd.  zu  939.    iS'c/toZ.  J/.  2,  520;  sie  ist  zog  Maion   den   Homer   wie   seinen  Sohn  auf, 

die  Tochter  des  Deioneus  (s.  oben  s.  v.  Asterodia  Aristoteles   b.   Plat.   Vit.   Hom.    c.  3.    —    Ein 

und  Deion),  offenbar  dieselbe,  welche  bei  Apd.  Bild,  die  Liebe  der  Nymphe  Krithe'is  und  des 

1,  9,  4    Asteropeia    genannt   und    als    T.    des  Meles  darstellend,  bei  PhiJostr.  2,  8.   Welcker, 

Phokerkönigs  De'ion  und  der  Diomede,  T.  des  Ep.   Cykl.    1,   147  ff.      Lobeck,    Agl.    1,   322  f. 

Xuthos,  bezeichnet  wird.     Bei  schol.  B.  2,  520  Preller,  Gr.  Myth.  2,  494.    Gerhard  2  §  641,  4.  — 

heifst    sein  Vater  Tyrannos.     Sein  Zwillings-  50  [Nach  Pseudo-Herodot.   vit.   Hom.    Iff.   zeugte 

bruder  war  Panopeus   (s.  d.)  {Paus.  2,  29,  4.  Melanopos    (vgl.    Hellanikos,    Damastes    und 

Schol.  Für.  Or.  33),  mit  dem  er  sich  schon  im  Pherekydes  bei  Proclus  vit.  Hom.  p.  25  Westcr- 

Mutterleibe   gestritten  haben  soll    {Tzetzes  zu  mann),   der  von  Magnesia  nach  Kyme  ausge- 

Lykophr.  939).     Bei  schol.  II.  2,  520  wird  Dau-  wandert  war  —  Melampus  nennt  ihn  Pott  in 

Heus  ein  Sohn  des  Tyrannos  und  der  Chrestone  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  9  (1860) 

genannt.      Danach    w'äre    derselbe    ein    Halb-  182    —    mit    einer    Tochter    des    Omyres    die 

bruder  des  Krisos.     Gemahlin  des  Krisos  war  Kritheis;   sterbend  empfiehlt  er  dieselbe  dem 

Antiphateia,  die  Tochter  des  Naubolos  {Schol.  Argiver  Kleanax.    Da  aber  Kritheis  von  einem 

Für.  Or.  33),  beider  Sohn  Strophios,  der  Vater  (nicht  näher  bezeichneten)  Manne  schwanger 

des  Pylades  {Paus.  2,  29,  4.  Schol.  Für.  Or.  33).  co  wird,   übergiebt   sie  Kleanax   seinem  Freunde, 

Krisos    erbaute    die   an   dem   Südabhange   des  dem  Boioter  Ismenias,  um  sie  nach  dem  eben 

Parnassos    über   einer   fruchtbaren  Ebene   ge-  von    Kymaiern    gegründeten    Smyrna    mitzu- 

legene  phokische  Stadt  Kvisa  {Schol.  Für.  Or.  nehmen.     Hier  gebiert  Kritheis   bei  der  Feier 

33),  welche  von  ihm  den  Namen  hat  {Steph.  B.  eines  Festes   am  Ufer  des   Flusses  Meles   den 

s.  V.  Schol.   II.  2,  520).     Die    Bemerkung    des  Homex-os   und    nennt   ihn    daher   Melesigenes. 

schol.  Für.  Or.  33,    dafs    er   Kirrha  gründete,  Bald  darauf  verläfst  sie  den  Ismenias  und  er- 

welches  früher  Krisa  geheifsen  habe,   beruht  nährt  sich  und  ihren  Sohn  durch  ihrer  Hände 

auf  einer  öfter  vorkommenden  Verwechselung,  Arbeit.     Der    Smyrnaier   Phemios   (vgl.   Phit. 


1449                     Kritheus  Krommyo(n)                  1450 

de  viia  et  poesi   Honieri   1,  2)   nimmt  sie   als  Reden  schrieben,  Paus.  1,  :-s8,  2.  Beiher,  Änecd. 

Arbeiterin  in  sein  Haus  auf,  heiratet  sie  später  Lex.  Bliet.    p.  273.     HarpoJcr.   v.    KoiQavidai. 

und  adoptiert  ihren  Sohn.  —  Eine  Münze  von  ,'^uid.   KvqaviSai.     Eine  Tochter   des  Krokon 

Kynie    mit    der    Legende   "Of.irjQog.      Kv^cciav  Meganeira  [statt  ilfErorvfipas  wird  mit  iZerc/ier 

stellt  Kritheis   mit  Chiton   und  Himation  be-  METaviigag   zu  lesen  sein.     Höfer]  war  mit 

kleidet  dar;  das  letztere  hebt  sie  mit  der  R.,  Arkas  vermählt.    Apollod.   3,    9,   1.     Bofsler, 

in  der  L.  hält  sie  ein  Scepter;  ImJwof-Bl inner,  De  gent.  et  fam.  Att.  sac.  p.  44.  IlüUer,  Eleu- 

Mon.    grec.    p.   273    nr.   224a;    eine    ähnliche  dnien    §  7    {Ersch   u.   Gruber   1,   33    p.   273). 

MünzemitgleicherDarstellungundderümschrift  Gerhard,   Gr.  M.   1    §  432,  2.     Vofs  zu  Som. 

Kgrid-fig  bei  Miomiet,  Suppl.  6,  15,  199.  ItnJioof  lO  H.   in  Cer.    153.    474.      [Vgl.   besonders   über 

a.  a.  0.    Head,  Hist.  num.  479.    Höfer.]  [Stoll.]  Krokon  und   die  Krokoniden  Toepffer  a.  a.  0. 

Krithens  {koi^ivq),  Sohn   des  Aiolos,  ^onst  101  ff.   139   Anm.  1,    der  nachzuweisen  sucht, 

Kretheus  (s.  d.)  genannt  ScTiol.  Hom.  IJ.  2,  591;  dafs  Krokon  nur  in  Eleusis  als  Sohn  des  Trip- 

auch    Schöl.    Hom.   II.   10,   2    findet    sich   die  tolemos  galt,  anderswo  nicht;   aufser  zu  dem 

Lesart  KQi&ivg;  ähnlich  kommt  KQL&r/i'g  (s.  d.)  Demeterkult  hatten  die  Krokoniden  auch  nahe 

neben  Äorj&rJ'g   (s.  d.),  vor,  und   auf  einer  In-  Berührungspunkte    zum   Kultus    des    Dionysos 

schritt  (7. 1.  G^.  1,  1120  findet  sich  der  Personen-  und   der   Hestia,   Toepffer  a.a.O.  105  f.    107  f. 

name  Kgri&^vg  neben  KgiO-^vg.     [Höfer.]  Höfer.]     [Stoll.] 

Krithon    {Kgi&ayv),    Vater    des    Ithagenes,  Krokos  (Kgo-Aog),  ein  Jüngling,   der  wegen 

Grofsvater  des  Melanopos  (s  Kritheis);  Pseiido-  20  seiner  unglücklichen  Liebe  zur  Smilax  in  eine 

Herod.  vita  Hom.  1.     [Höfei.]  Safranstaude  verwandelt  wurde;  Smilax  wurde 

Kritobulc  (XptTojSorATj),  Mutter  des  Thrakers  die    gleichnamige    Pflanze,    Ov.   Met.    4,   283. 

Pangaios  von  Ares,  Plut.  de  fluv.  3,  2.    [Stoll.]  Serv.   Verg.  Ge.  4,  182.     Nonn.  Bion.  12,  86. 

Kritolaos  {Kgirölaog),   Sohn  des   Hiketaon,  Galen  t.  13  p.  608.    [Crvcus  auricomans,  Auson. 

Gemahl  der  Aristomache,    einer  Tochter  des  Cupid.  cruc.  11  p.  110  Peiper.     Plin.  n.  h.  16, 

Priamos,    StesicJwros  in  den  Nöaxoi  bei  Paus.  154.    Dierhach,  Flora  Mytliologica  130f. ;  vgl. 

10,  26,  1  =  /^r.  33   J5er^A-  3^  p.  219.     [Höfer.]  201.     Höfer.]    [Stoll.] 

Kritomedeia    {Kgiro^riSsicc) ,    Tochter    des  Kronimyou,  -0?  {KQoybiivuiv,  -cö?).     Auf  der 

Danaos,  vermählt  mit  Antipaphos,  Hyg.  f.  170.  Durisschale  (ßrit.  Mus.   824  abgeb.   Gerhard, 

[Stell.]      30  Aitserl,  Vaseni.  3  Taf.  234  =  Baumeister,  DenJcm. 

Kroismos  (KgoiG^og),  ein  Troer,  von  Meges  nr.  1873  p.  1789)  erkennt  P.  J.  Meyer,  Duris- 

erlegt,  //.  15,  523.    [fzetz.  arg.  et  alleg.  11.  9,  schalen,  Arch.  Ztg.  41  (1883),   19   Anm.  41   in 

41  in  Anecd.  Matranga  1,  86.     Höfer.]  [Stoll.]  der  ältlichen  Frau,  die  mit  lebhafter  Bewegung 

Krokale    {Kgov-älri),    Tochter    des    Flusses  der  Hände  und  dem  Ausdruck  des  Schreckens 

Ismenos,  Nymphe  und   Dienerin  der  Artemis,  die  von  Theseus  bereits  mit  dem  Speere  dnrch- 

Oc.  3Iet.  3,  169;  [s.  Pütt  in  Kuhns  Zeitschr.  f.  bohrte  und  von  dem  Helden  mit  dem  Schwerte 

vcrgl.Sjjrachforsch.  6{18öl),4:ll.  Höfer.]  [Stoll.]  angegrifi"ene  krommyonische   Sau  zu  schützen 

Krokalos  s.  Krotalos.  sucht,  die  Vertreterin  von  Krommyon;  ähnlich 

Krokeates  (Kgo-rieärag),  Beiname  des  Zeus  hatte  schon  Gerhard  a.  a.  0.,  (vgl.  Peinofka, 
von  dem  bei  Gytheion  in  Lakonien  gelegenen  40  Arch.  Zeitg.  15,  87.    Baumeister  a.  a.  0.  p.  1787) 

Flecken  Krokeai,  wo  eine  steinerne  Statue  des  sie  als  Ortsnymphe  von  Krommyon  bezeichnet 

Gottes  stand.  Paus.  3,  21,  4.     [Höfer.]  und  sie  Phaia  genannt,  indem  er  meinte,  dafs 

Krokodike    {KQoy.odUri) ,     eine    thrakische  von  dem   Wildschwein    —    denn   ^atd   {^ata 

Jungfrau,  in  Zauber  und  Beschwörung  erfahren  Steph.   Byz.   s.  v.    Fr])   Plut.    Thes.   9.     Steph. 

wie  Medeia  und  Agamede,  Arrian  bei  Eustatli.  Byz.  s.  v.  Kgsfifivav  war  der  eigentliche  Name 

Dionys.   Per.  322.     Eustath.  Hom.   p.  881,  60.  der  krommyonischen  Sau  —  der  Name  Phaia 

1493,  48.  1657,  53.     [Stoll.]  auch  auf   die   Ortsnymphe  übergegangen   sei. 

Krokon  {KQÖv.uiv),   ein  alter  König  im  Ge-  Gegen  diese  Auffassung  erhebt   M.  Lehnerdt, 

biet  von  Eleusis,  der  an  der  Grenze  des  athe-  Arch.  Ztg.  43   (1885),   116  f.   lebhaften  Wider- 

nischen    Gebietes    seinen    Sitz    an    der    Stelle  50  sprach;   er  sagt:  „Man  hat  diese  Frau  Phaia 

hatte,  welche   noch   zu  Pausemias'   Zeit  Kqö-  genannt  und   in  ihr  die  Nymphe   der  Gegend 

xravog    ßaatXbiu   hiefs.     Er    hatte    zum  Weibe  um  Krommyon  gesehen,   welche  ihr  Tier  vor 

Saisara,    die  Tochter   des   Keleos,    war  Sohn  dem  Helden  zu   schützen   suche.     Das   erstere 

des   Triptolemos   und   hatte    den  Koiron   zum  ganz    ohne    Grund    ....     Die    ungewöhnliche 

unehelichen  Bruder.     Diese  Brüder  waren  die  Darstellung  einer  Nymphe  als  einer  alten  Frau 

Ahnherren  der  athenischen,    mit  dem  eleusi-  könnte  mit  dem  Namen  des  Tieres  ^atd  „die 

nischen  Demeterkult  in  Beziehung  stehenden  Graue'-   [darauf  hatte  schon  Panofka  a.  a.  0. 

Priestergeschlechter    KgoKcaviöat    und    Kolqco-  aufmerksam  gemacht]    zusammenhängen,    ob- 

vidai,  von  denen  die  Krokoniden  in  gröfserer  wohl  es  wahrscheinlicher  ist,  dafs  wir  hier  eine 
Ehre    standen.      Der    Name   Krokon    ist    her-  60  Lücke    in    unserer  Überlieferung  anzunehmen 

genommen  vom  Umbinden  priesterlicher  Wolle.  haben."      Diese    Lücke    ist    glücklicherweise 

[Ot  iivazai  KQÖy.jj  ■Aatadovvzav  xriv  d£'e,iav  i^iga  jetzt  ausgefüllt  durch  die  von  B.  Wagner  her- 

■Acci    zov    aQiaz8Quv   nöda ,    xat   rovzo    Isybzai  ausgegebene   Epit.   Vat.   Ajiollod.    1,  1    p.  54: 

v.Qov.ovv;   BeMer,   an.    1,  273.     Photius  s.  v.  tqcxtjv   s-uzslvsv  (Theseus)   sv  KQOfLfj-vmvi  avv 

v.QOY.ovv\  vgl.   Toepffer,  Att.  Geneul.  103.  25.  zrtv  y.aXovfisvrjv  ^ulccv   vtco  {dno    Wagner, 

Höfer.]    Beide  Geschlechter  hatten  über  irgend  Comm.  Bihh.  p.  144)  xrig  &Q8ipci6rjg  ygaog 

eine  priesterliche  Funktion  einen  Rechtsstreit,  ccvzriv.    Also  die  Amme  der  krommyonischen 

iiiv  vf eichen  Lykurg  {oder  Philinos)  und  Dinarch  Sau  haben  wir  auf  obiger  Darstellung  sowie 


1451                   Krommyo(n)  Kronos  (bei  Homer)             1452 

auf  den  folgenden  zu  erblicken:  1)  rotfigurige  weis  auf  diesen  Bericht  äea  Plutarch,  gewisser- 
Trinkscliale  im  Museo  civico  zu  Verona,  abg.  mafsen  eine  Vereinigung  der  tierischen  und 
Arch.  Ztg.  43  Taf  7,  Ib  [hier  ist  die  Sau  noch  menschlichen  Natur,  finden;  aber  mit  Recht 
unverletzt;  die  Amme  streckt  die  Rechte  zur  hat  Lehnerdt  a.  a.  0.  117  Anm.  24  darauf 
Abwehr  vor,  während  sie  sich  mit  der  Linken  hingewiesen,  dafs  diese  Annahme  schon  des- 
auf einen  langen  Stab  stützt;  ihr  Nacken  ist  halb  unstatthaft  ist,  weil  wir  es  bei  Plutarch 
gebeugt] ;  —  2)  rotfigurige  attische  Vase  Brit.  nicht  mit  einem  wirklichen  Mythos,  sondern 
Mus.  824*  abg.  Journ.  of  hell.  stud.  2  (1880)  nur  mit  einer  späteren  pragmatischen  Um- 
pl.  10;  —  3)  ebensolche  Brit.  Mus.  825.  Cat.  deutuug  zu  thun  haben.  Vgl.  Kromos.  [Höfer.] 
Dur.  348;  vgl.  Conze,  Nuove  Memoire  deW  lo  Kromna  (Ä'pwfti'o;),  1)  Auf  Münzen  der  Stadt 
Instit.  418;  —  4)  Sammhing  Canino  (1845)  75;  Kromna  in  Paphlagonien  erscheint  ein  weib- 
—  5)  Brit.  Mus.  826.  De  Witte,  Description  lieber  Kopf,  geschmückt  mit  Mauerkrone,  Ohr- 
d'une  Colledion  de  Vases  Peints  et  Bronzes  gehenke  und  Halsband,  durch  die  Legende 
Antiques  provenant  des  FouiJles  de  VEtrurie  KPQMNA  bezeichnet,  Catal.  of  Greek  coins.  Brit. 
nr.  111  p.  65;  vgl.  0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  23,  23  Mus.  Pontus  etc.  p.  90.  91  pl.  21  nr.  1.  2.  3.  4 
Anm.  3.  W.  Gurlitt,  Das  Alter  der  Bildwerhe  und  als  the  Tyche  of  the  city  gedeutet;  da- 
und  die  Bauzeit  des  sog.  Theseion  in  Athen  gegen  nennt  Head,  Hist.  num.  433  Kromna 
42 ff.  52 f.  und  die  dort  angeführte  Litteratur.  eine  Amazone  und  Gründerin  der  obigen 
Lehnerdt,  Arch.  Ztg.  ^iA'^^  ^''^'^.'i'^-  M.Mayer,  Stadt;  s.  auch  Eckhel,  Doctr.  num.  3,  368. 
ebd.  125).  —  6)  Brit.  Mus.,  A  Guide  to  the  first  20  Imhoof-Blumer ,  Mon.  grecques  p.  230  nr.  12.  — 
vase  room  (1879)  p.  22  nr.  125  und  als  solche  2)  Kgö^ivr],  eine  der  melischen  (Hesiod.  Theog. 
mufste  sie  natürlich  als  ältliche  Frau  gezeichnet  187)  Nymphen,  Tzetz.  Theog.  102  in  Anecd. 
werden.*)  Richtig  ist  daher  auch  offenbar  trotz  Matranga  2,  580.  [Höfer.] 
Jahns  Widerspruch  Arch.  Ztg.  23,  19  die  von  Kromnos  (KQäfivog),  Sohn  des  Lykaon, 
PanofJca  gegebene  Deutung  der  in  Nocera  ausge  -  Heros  Eponymos  der  arkadischen  Stadt  Kromna, 
grabenen,  von  Minervini,  Bull.  arch.  Nap.  5  die  auch  Kromnos  oder  Kromnai  hiefs.  Steph. 
Taf  5,  2  publiciertenLekythos  mit  roten  Figuren,  Byz.  s.  v.  Kgcoiiva  p.  388.  Bei  Paus.  8,  3,4 
aufdem  eine  Frau  einemherbeieilenden  Schweine  heifst  er  Kromos  (Kgäfiog).  [Höfer.] 
aus  einer  Schale  Futter  streut:  es  ist,  wenn  Kromos  1)  s.  Kromnos.  —  2)  Kgöfiog,  Sohn 
auch  nicht  die  Ortsnymphe  von  Krommyon,  30  des  Poseidon,  von  welchem  der  korinthische 
wie  Panofka  wollte  —  Phaia,  die  Amme  der  Ort  Kromyon  den  Namen  hatte,  Paus.  2,  1,  3. 
krommyouischen  Sau.  —  Der  Kampf  des  [Stoll.] 
Theseus  mit  letzterer  war  auch  dargestellt  auf  Kronicles,  Kronion,  -ios,  s.  Kronos 
den  Metopen    des   sog.   Theseions;   die  leider  Sp.  1461  ff. 

nur   verstümmelt    erhaltene    Reliefdarstellung  Kronios  {Kgöviog),    1)  Sohn  des    Zeus  und 

(abg.  Stuart,   Ant.   of  Athens  3,    1    pl.  13,  4.  der  rhodischen  Nymphe  Himalia,   Bruder  des 

Müller- Wiesel  er,  D.  d.  a.  K.  1,  20.  108.     Bau-  Spartaios  und   Kvtos,    Diod.  5,  55.     Himalia 

meister  a.  a.  0.  nr.  1866  p.  1781;  vgl.  p.  1791.  die  Müllerin,  Göttin  des  Erdesegens,  Spartaios 

Gurlitt  a.  a.  0.  34.  53  und  Anm.  1)  zeigt  das  der  Säer,  Kronios  der  Reifer,  Kytos  der  Bäcker 

Ungetüm  sich  gegendenHeldenauftäumend  und  40  oder  der  Speicherer,  Heffter,  Götterdienste  auf 

seine  Vorderfüfse   auf  dessen    Hüfte    setzend;  Rhodos  3,  25 ff.    Preller,  Gr.  Myth.  1,498.  — 

weiteres  ist  nicht  zu  erkennen.  Die  Sau  selbstwar  2)  Freier  der  Hippodameia,  von  Oinomaos  ge- 

von  Echidna,  die  ia  als  Mutter  vieler  mythischer  tötet.  Paus.  6,  21,  7.    Schol.  Pind.  Ol.  1,  127. 

Tiere  (Bd.  1  Sp.  1212  Z.  46 ff.)  gilt,  und  Typhon  [—  3)  =  KgovCSri?  (Zeus)  Pindar.  Nem.  6,  61 

gezeugt,  Apollod.  a.  a.  0.;  nach  Strdbo  8,  380  (105).    Höfer.]     [Stoll.] 

(daraus  z.  T.  Steph.  Byz.  s.  v.  KQSfi^ivcov)  war  Kronos  (Kgövog).'^) 

sie  die  Mutter  des  kalydonischen  Ebers,  nach  j,  u^j^^j.^     Titanomachie.    Hesiod.    Inseln 

Favonnus  \f\Steph   Byz.  a.  a.  0.   aufserdem  ^^^  Seligen.     Goldenes  Zeitalter. 

auch  noch  Mutter  des  eryuianthischen  Ebers.  1      t     j      t7  •       i    -p  j.  tt             j-    tt       -i 

tp«  4-     „  uAr.      -1,^     ;„i„  ir        x,^              ri  e  1.  „in  der  Jhas  heilst  Hypnos  die  Here  ihm 

Erst  nachdem  ihr  viele  Menschen  zum  Opfer  ,50      1     ..         i,  •    1        ox            -z  j        •         -a     j 

r.f  u^       „  ^    /T^-^i   Q-     A   KfW          1      •  schworen  bei  dem  Styx,  mit  der  einen  Hand 

geiallen  waren  {Diocl.  btc.  4,  59),  wurde  sie  von  ^    ' 

Theseus  erlegt,  s.  aufser  den  bereits  angeführten  *)  Inhaltsübersicht.        „    .  ,    ^     .    ,     „  ,.^ 

-,,       ,                  1     Vi          o         t       ..            -I-.T           T      T  I-  Homer.    Titan  omachie.  Hesiod.   Inseln  der  Seligen. 

Stellen    noch   Eur.   Suppl.   316.       PlatO  Ladies  Goldenes  Zeitalter. 

26.       Plut.    Gryll.    (brut.    rat.)    4.       Ov.    Met.    7,  H-  Von  Kronos  Entsprossene. 

435.      AuSOn.    epist.    14,   40    p.    246    Peiper;    bei  ™-  Tl'^i*"''  Entwickelung   in  Litteratnr  nnd  Legende. 

Faus.   2,  1,  3   Kqoiivcov   .  .  .   svxccv&cc   ZQacprjVat  IV.  Kronos  als   umoris  ei  frifforis  deus;  als  Planet,  mit 

cpaai  v.al  räv  X^yoiisvav  ©rjascog  v.xl.  schreibt  Geburtsgöttin. 

Panofha   a.  a.  0.    XQUCp^ivai    ^aiccv    avv,   ahn-  ^-  ^/^«vV  ^vfTu""^   Legenden,     Höhlenschlaf  und 

,.   ,      '             1     •     ,-(  T     7  ^                 ,.           „              -n,    ,  -Orakel.     Verhältnis  zum  Heroenkult. 

ach    Mase   bei    hclmoart    praef.    p.   9.    —    Plut.  vi.  Herakles  und  Kronos. 

TlieS.  9   erwähnt   die  euhemeristische   Deutung,  60     ^^I-  ^^^    orientalische    Kronos.      1.    Diverse    Gottheiten. 

Phaia  sei  nicht  ein  Tier,  sondern  ein  raube-  vttt  or.fjm^a<.J^^'''f<!\-,.4.        in/       •    d7  ^     d-  ,• 

,                    ..     1      .      ,                '    ,                   1         •/.       1  Vlll.  Griechische  Kultstatten.     1.  Olijmpia-Rhodos-Bootien. 

riSCheS,      mörderisches      und      aUSSChweitendeS  2.    Kyrene.      3.    Athen   (Exkurs:    Meilichos).     4.    Der 

Weib  in  Krommyon  gewesen  und  habe  daher  delphische  stein. 

den     Namen     Zvg    erhalten;     daher    wollte     C.  IX.  Herkunft  des  Kronos.    1.^%.™««.*.    i.  Der  phry- 

„     .            j.                   j'    1    n              1                    /-\                ■  ijische  Kronos.     3.  Pelasgischer  Kronos" 

bmtth,    Journ.     of    hell.    stud.    a.    a.    O.    62     m  X.  Erklärung    des    Mythus.      1.    Das   Verschlingen   der 

der  Nebeneiuanderstellung   von  Weib  und  Tier  Kinder.     2.  Verstümmelung  des  Uranos.    Trennung  con 

auf  den   oben  angeführten  Vasen   einen  Hin-  ^i.  ETymo^ogie^'  ^"  ^'"'^"' 

*)  Vgl.  auch  Bethe,  Arch.  Am.  1893  S.S.     [Koscher.]  Xll.  Bildwerke. 


1453      Kronos  (Dias,  Titanomachie)  Kronos  (bei  Hesiod)              1454 

die  Erde  mit  der  anderen  das  Meer  umfassend,  dem  Buche  über  Gig.  n.  Tit.  gegebenen  Nach- 
damit  ihnen  Zeugen  seien  alle  die  Götter  weise  kurz  verwiesen  werden, 
unten,  die  um  den  Kronos  sind;  und  sie  Wenn  irgendwo  die  Volkssage  gegen  die 
schwur  bei  allen  den  untertartarischen  Götteru,  Kunstdichtung  angerufen  werden  mufs,  so  ist 
welche  Titanen  genannt  werden  (14,  271 — 274.  es  hier.  Das  Volk  hat  zwischen  Riesen  und 
278).  Zeus  aber  sagt  zu  Poseidon,  er  habe  Titanen  eigentlich  nie  unterschieden.  [Wie 
für  sich  wohl  gethan,  dafs  er  sich  ins  Meer  die  bei  Homer  überwiegende  Auffassung  der 
zurückgezogen  vor  seinem  Zorn  und  seinen  Titanen  als  Vorfahren  der  Olympier  zu  ver- 
Armen;  denn  des  Kampfs  mit  ihm  {adxr]q)  stehen  sei,  und  was  es  mit  dem  Eid  bei  ihnen 
seien  auch  andere  inne  geworden,  welche  die  lo  und  der  Styx  für  eine  Bewandtnis  habe,  darüber 
unterirdischen  Götter  seien  (svbqtsqoi),  die  um  glaubt  Verf.  jetzt  einige  zur  Ergänzung  des 
Kronos  (15,  221 — 228).  Dem  Ares,  der  ihm  Früheren  unentbehrliche  Aufschlüsse  gewonnen 
Vorwürfe  macht,  antwortet  er,  wäre  er  nicht  zu  haben:  s.  Kap.  IX,  1  und  §  28,  28a.] 
sein  eigner  Sohn,  so  würde  er  längst  tiefer  Schon  Hesiod,  der  zum  Teil  über  viel 
,  drunten  sein  als  die  Uranionen  (5,  896  — 898).  ältere  Traditionen  verfügt,  aber  ohne  seinen 
Uranionen,  obgleich  der  Ausdruck  sonst  die  Stoff  immer  zu  bemeistern  und  geistig  zu 
himmlischen  Götter  bedeutet,  sind  hier  ....  durchdringen,  beging  die  sinnwidrige  Ver- 
die  Titanen,  Kronos  und  die  nm  ihn,  genannt,  Schiebung  der  Parteien  (wohl  durch  die  Homer- 
ais Söhne  des  üranos,  üraniden,  wie  auch  ein  stelle  A  401  verleitet),  dafs  er  die  wüsten  Gewal- 
Scholiast  bemerkt  (15,  225),  und  wie  die  Theo-  20  ten  der  Hekatoncheiren  und  Kyklopen  nicht 
fionie  sie  sowohl  als  die  anderen  Kinder  von  gegen,  sondern  für  den  Olymp  kämpfen  liefs 
Uranos  und  Gaia  .  .  nennt  (644.  502).  Der  Here  und  zwar  gegen  so  harmlose  Titanen  wie 
sagt  Zeus,  nach  ihrem  Zorn  frage  er  nicht,  Okeanos,  Tethys,  Rhea,  Koios,  Kreios,  Mne- 
auch  uicht  wenn  sie  zu  den  letzten  Grenzen  mosyne,  Themis:  eine  Verschiebung,  welche 
der  Erde  und  des  Pontos  gehe  (nämlich  wenn  erst  in  späteren  Epochen  auf  Grund  besserer 
sie  dort  sich  Hülfsgenossen  suchen  wollte),  Überlieferung  oder  gesünderen  Menschenver- 
wo  lapetos  zumal  und  Kronos  sitzen  und  weder  standes  wieder  ausgeglichen  wurde.  Nicht 
im  Sonnenlichte  noch  in  Lüften  sich  ergötzen,  blofs  die  Hundertarme,  denen  die  kyklische 
umher  aber  der  tiefe  Tartaros  ist  [sie  in  Titanomachie  zuerst  wieder  den  richtigen  Platz 
seine  tiefen  Wände  wie  in  einen  Kerker  ein-  30  anwies,  sondern  auch  die  Kyklopen  (s.  d.)  sind 
schliefst"  (8,  477 — 481  nach  Welcher,  Götter!.  Titanen,  wie  aus  solchen  Überlieferungen  her- 
1,  262)].  vorleuchtet,  die  sich  von  dem  Odysseemärchen 
Das  ist  alles  was  wir  erfahren.  Es  genügt  mit  ihren  gutmütigen  Menschenfressern  un- 
gerade in  eine  mäfsig  ausgebildete  Titanen-  abhängig  erhielten  und  die  Sturmdämonen 
fabel  hineinzublicken,  wo  heftig  gekämpft  und  des  Donners  und  Blitzes  rein  erkennen  lassen 
der  unterliegende  Teil  in  unabsehbare  Tiefen  (Gig.  104.  113 — 120).  Die  Titanen,  _  welche  auf 
an  den  Grenzen  der  Welt  verbannt  wurde.  Euboia  wohnten,  nach  anderer  Überlieferung 
Bei  dieser  Gelegenheit  wird  es  doch  wohl  ge-  Kyklopen  geheifsen,  sind  keine  anderen  als 
wesen  sein,  wo  dem  Riesen  Briareos-Aigaion  jene  Riesen,  die  von  jener  Insel  nach  der 
jene  Fesseln  angelegt  wurden,  die  ihm  A  401  40  Argolis  kamen,  die  gewaltigen  Mauern  zu 
Thetis  zu  einem  speziellen  Zwecke  vorüber-  türmen  {ib.  125  ff.).  Auch  dafs  die  Riesen 
gehend  löst;  man  müfste  denn  in  nccrgog  8'  unter  feuerspeienden  Bergen  oder  unter  dem 
ov  T^sv  dfiBi'vcov  eine  Andeutung  sehen,  dafs  Meeresgrunde  gefesselt  liegen,  unfähig  sich 
der  Vater  Uranos  ihn  in  die  Tiefe  gestofsen,  wiederum  zu  empören,  war  eine  Vorstellung, 
wie  bei  Hesiod.  Es  ist  das  wahrscheinlich  ein  deren  Alter  wir  nicht  nach  den  sehr  dispa- 
wertvoller  Rest  der  Titanomachie  und  giebt  raten  litterarischen  Quellen  bemessen  dürfen 
uns  über  manches  was  Homer  verschweigt  zu  {Gig.  207  ff.). 

denken:  zugleich  ein  Wink,  wie  die  Wesen  Aufser  den  phantastischen  Vorstellungen 
wohl  ausgesehen  haben  mögen,  die  kurz  als  von  Meeres-  und  Gewitterriesen,  die  sich 
Genossen  des  Kronos  erwähnt  werden.  Das  50  manchmal  vermischen  {Gig.  u.  Tit.  1261;  vgl. 
mufsten  in  den  Augen  des  aufhorchenden  Volkes  Kuhnert,  Gott.  gel.  Anz.  1888  p.  414),  giebt  es 
schlechte  Götter  sein,  deren  Gegner  auch  nur  noch  eine  dritte  Art  Titanen,  diejenigen,  an 
gleichen  Kalibers  waren  wie  sie  selbst:  un-  welchen  der  Namen  am  unbedingtesten  und 
geheure  Gewalten,  Riesen  der  Vorzeit  sind  es,  festesten  gehaftet  hat;  das  sind  die  Sonnen- 
mit  denen  in  den  Sagen  anderer  Völker  die  und  Gestirngötter.  Dieser  Teil  der  Titanen- 
herrschenden Götter  einst  gerungen  und  die  mythologie  war  am  leichtesten  zu  durch- 
sie  bezwungen.  So  ungefähr  müssen  auch  die  schauen  und  ist  A.  Mommsen  Delpli.  36  nicht 
griechischen  Fabeln  gelautet  haben,  deren  entgangen.*)  Aus  diesem  Element  hat  Hesiod 
disiecta  membra  uns  überall  entgegentreten;  einen  grofsen  Teil  seiner  Titanenfamilien  ent- 
iu  der  thessalischen  Bergtürmung  durch  die  60  lehnt;  doch  liegen  auch  der  ersten  Gruppe 
Aloaden,  in  den  vielarmigen  Riesen  von  Ky-  alte  Naturgötter  zu  Grunde  {Gig.  107 — 114. 
zikos  und  Besbikos,  die  etwas  vermenschlicht  120.  138). 

in    der    Odyssee    als    Lästrygonen    wiederauf-  In   der  kyklischen  Titanomachie   des 

tauchen  {Gig.u.  Tit.l2Q),  in  den  x^'QoyccaroQsg  £^?widos  oder  J.rÄ;^mos  war  von  dem  elementaren 

oder  Kyklopen  Lykiens  und  der  Argolis  (^■&.  125)  Charakter    solcher    Kämpfe    nichts    mehr    zu 

"^^,.    .^""^f^^,.  Einzelsagen,      deren     Elemente  ,^  ^afs   seine   Folgerungen    irrig   sind,   orgiebt   sich 

SChheisllch     die     Glgantomachie     zusammenzu-  hoffentlich   aus   m.  Buche    'Giganten   und   Titanen.     Vgl. 

fassen  strebte.     Es  kann  hier  nur  auf  die  in  übrigens  unten  Sp.  1528. 


1455 


Kronos  (bei  Hesiod) 


Kronos  (b.  d.  OrpHkern  u.  Pindar)    1456 


spüren:  nur  dafs  Briareos  an  seiner  richtigen 
Stelle,  d.  h.  gegen  die  Götter,  stand.  Sonst 
bewegte  sie  sich,  den  Rüstungen  nach  zu  ur- 
teilen, ganz  in  den  üblich  gewordenen  Formen 
der  Heroenkämpie.  Dem  entspricht  es,  dafs 
bei  Äischylos  der  Titanenkampf  nicht  mehr 
in  dem  Aufeinanderplatzen  vor  weltlicher  Kräfte, 
dem  Ringen  der  Stärksten  gegen  noch  Stärkere, 
begründet  ist  {Homer  und  Hesiod  geben  über- 
haupt nicht  an,  wie  der  Kampf  entstand),  lo 
sondern  in  einem  politischen  Zwist,  einer 
aräcig,  worin  ein  Teil  der  Götter  weit  sich 
gegen  die  Herrschaft  des  Kronos  auflehnt  und 
den  Zeus  auf  den  Schild  erhebt.  Wie  sich 
damit  der  Giganteukampf  und  die  Teilnahme 
des  Herakles  verband,  Momente,  die  der  mit 
jenem  Epos  gutbekannte  Euripides  und  lauge 
zuvor  die  Bildwerke  bezeugen,  ist  eine  noch 
unerledigte  Frage. 

Soviel    über    die    Titanomachie ,    die    über  20 
Natur  und  Person  des  Kronos  selber  so   gut 
wie  gar  nichts  lehrt;    ^isyccg  und  äy-Kvloiirixriq 
sind  seine  einzigen  homerischen  Beiworte. 

2.  In  dessen  Mythen  führt  uns  Hesiod  und 
damit  in  eine  ganz  fremdartige  Welt.  Kronos, 
der  jüngste  unter  seinen  Geschwistern  und 
wie  es  scheint  mehr  an  die  Mutter  attachiert, 
hafst  seinen  Vater  ürauos,  der  seine  ältesten 
Kinder,  die  Riesen,  in  den  Schofs  der  Mutter 
Gaia  zurückstiefs ,  aus  Furcht,  sie  möchten  30 
stärker  werden  als  er  selbst.  Von  Gaia  er- 
mutigt, die  zu  diesem  Zwecke  eine  grofse 
Sichel  geschaffen,  lauert  Kronos  —  die  anderen 
Titanen  beben  vor  dem  Frevel  zurück  —  dem 
Vater  auf,  und  als  dieser  sich  nächtlicher 
Weile  wieder  der  Ehegattin  nähern  will, 
schneidet  er  ihm  die  Zeugungsteile  ab  und 
wirft  sie  hinterrücks  ins  Meer.  Dafs  die  nun- 
mehr zu  erwartende  Befreiung  der  Riesen 
unterbleibt,  ist  eine  der  vielen  Schiefheiten  40 
des  Gedichtes,  auf  dessen  kritische  Analyse 
an  dieser  Stelle  nicht  eingegangen  werden 
kann.  „Kronos  hinwiederum"  (ich  benutze  auch 
hier  Welclcers  vortreffliche  Paraphrasen)  „hat 
von  Gaia  und  dem  sternigen  Himmel  erfahren, 
dafs  ihm  bestimmt  sei,  von  einem  Sohn  unter- 
drückt zu  werden:  darum  verschlingt  er  die 
Söhne,  so  wie  einer  geboren  wird,  damit  kein 
anderer  der  edlen  Uranionen  die  königliche 
Würde  unter  den  Unsterblichen  habe.  Rhea  50 
berät  sich  mit  ihren  Eltern,  der  Erde  uod 
dem  sternigen  Himmel,  wie  sie  den  jüngsten 
Sohn  vor  ihrem  Gatten  Kronos  retten  und  die 
Rache  der  verschlungenen  Kinder  an  ihrem 
Vater  nehmen  möchte.  Die  Eltern  sandten 
sie,  als  sie  den  Zeus  gebären  sollte,  nach 
Lyktos,  einer  fetten  Ortschaft  Kretas,  wo  sie 
den  Zeus  gebiert  und  in  einer  hohen  Grotte 
des  waldigen  Aigaion  verbirgt.  Dem  Kronos 
aber  übergiebt  sie  zum  Verschlingen  einen  in  eo 
Windeln  gewickelten  Stein,  den  dieser  ahnungs- 
los in  seinen  Bauch  niederläfst.  Rasch  wuchsen 
Kraft  und  Glieder  des  Zeus,  Kronos  aber,  nach 
der  Gaia  sinnreichen  Eingebungen  überlistet, 
gab  seine  Erzeugten  wieder  zurück,  besiegt 
durch  Künste  und  Gewalt  des  Sohnes.  Zuerst 
spie  er  aus  den  Stein,  den  zuletzt  verschlunge- 
nen,   welchen  Zeus   auf  der  weiten  Erde   im 


göttlichen    Pytho    befestigte,    unter    des  Par- 
nasses  Gründen,    ein  Zeichen    zu   sein  hinfür^f 
ein  Wunder  den   sterblichen  Menschen  (459- 
509)."  —  Si)äter  führt  das  Gedicht  den.   mar 
weifs  nicht  wie,  entstandenen  Kampf  des  Krouoal 
und    der    Seinigen    mit    den    Olympiern   vorJ 
der  damit  endet,    dafs  jene  in  den  unendlicl 
tiefen  Tartaros  gesperrt,  gefesselt  und  von  dei 
Hekatoncheiren  bewacht  werden.     Hesiod  isl 
unsere    einzige    Quelle    für    die    sehr    eigenl 
tümliche   Krouos-Mythologie,    und  Apollodorl 
Bibliotlielc    in     ihren    Eingangskapiteln    giebf 
davon,   wie  von  der  ganzen  Theogonie,    nni 
eine  Überarbeitung,  die  in  Gig.  u.  Tit.  229  ff| 
näher    geprüft    ist.      (Die   Beziehung    auf   die 
Or^ihiker  ist  aufzugeben). 

3.  Seitdem,  bis  ins  3.  Jahrhundert  hinein,  hör^ 
man  wenig  von  Kronos  und  der  TitanenweltJ 
zumal  die  Gigantomachie  der  Phantasie  des" 
Volkes  und  der  Künstler  eine  dankbarere  Form 
der  Götterkämpfe  darbot.  Nur  die  inzwischen 
aufgekommenen  orphischen  Sekten,  deren 
Litteratur  eine  mehr  parallele  Strömung  zu  Ht- 
siods  Theogonie  als  eine  Fortsetzung  derselben 
darstellen,  erinnerten  sich  des  alten  Götterherr- 
schers und  brachten  ihn  wieder  zu  Ehren. 
Er  wurde  als  der  ewig  junge,  nie  ergrauende 
{Fr.  43,  dies  wohl  erst  später  aus  Widerspruch 
gegen  den  volkstümlichen  senilen  Kronos) 
Herrscher  jener  Gefilde  angenommen,  wohin 
nach  der  Lehre  dieser  Kreise  das  fromme 
Menschenkind  nach  dem  Tode  wandert,  um 
mit  den  dort  fortlebenden  Heroen,  wie  Hesiod 
Erga  165  ff.  (169  ist  Interpolation),  oder  den 
Resten  des  goldenen  Zeitalters,  wie  andere 
sagten  {Komiker,  Horaz  Epod.  16,  63;  vgl. 
Varro  B.  E.  3,  1,  5),  vereint  zu  werden:  oaoi 
ö'  szöl^iaaccv  igtgig  \  tv.axsQcoQ'i,  jjbSLvccvtsg  ano 
Ttcc^nav  ci8iv.(ov  ixuv  \  ipv%üv ,  ttsLlav  diog 
bdov  TtciQCC  KqÖvov  tvQOiV  i'v&K  iiaiiciQcov  I 
väaov  d-KSccvLÖBg  \  avQai  nSQiTtvsoLOLV  %tl.  oq- 
fiOLOi  zcSv  x^Q'^S  avajiXsyiovti  Kai  KecpaXdg  \ 
ßovXaig  iv  OQ&oii^ai  'Pada^idv&vog'  ov  ncczrjQ 
2%SL  KQOvog  irot^ov  avxä  TtaQsSgov  \  TToaig  6 
Ttävtcov  'Pe'ag  VTtsQxazov  sxoCoccg  9q6vov.  \ 
ürjXsvg  xs  nal  Kddfiog  iv  xotoiv  dXsyovxaf  \ 
'A%tXXici  x'  svsiy.'  insl  Zijvog  rjzoQ  \  Xizatg  ensias 
(i^zTjQ.  So  Find.  Ol.  2,124;  vgl.  Böckh,  Expl. 
p.  130.  Zeus  hiefs  es,  hatte  den  Titanen,  Kronos 
voran,  ihrer  Ketten  gelöst,  wie  dies  Pindar 
P.  4,  291  ausspricht  und  Aeschyl.  fr.  190  N.^ 
im  gelösten  Prometheus,  wo  der  Chor  der 
Titanen  auftritt,  voraussetzt.  So  wollte  es 
das  geläuterte,  dem  Volksglauben  abholde 
religiöse  Bedürfnis  jener  Kreise;  wenn  ihre 
Seele  Frieden  finden  wollte  in  und  mit  der 
Gottheit,  mufste  zuerst  aus  deren  eigenen 
Regionen  jeder  Zwist  verbannt  sein,  vor 
allem  das  anstöfsige  Mifsverhältnis  zwi- 
schen Vater  und  Sohn.  Hätte  diese  Lehre 
in  weiteren  Kreisen  Geltung  gewonnen,  so 
würde  es  dem  Sokrates  bei  Piaton  nicht  mög- 
lich sein  mit  dem  hesiodisch  -  homerischen 
Familienzwist  zu  polemischen  Zwecken  zu  ope- 
rieren. Wären  sie  andererseits  ein  wirklicher 
Bestandteil  der  Mysterien  und  nicht  blofs  ein 
litterarisches  Produkt  gewesen,  so  hätten  nicht 
die  Komödiendichter  sich  der  Sache   be- 


1457         Kronos  (b.  d.  Komikern)  Kronos  (König  d.  gold.  Zeit)      1458 

mächtigen  können,  um  das  Leben  des  goldenen  selber  niclit  entging,  als  aus  solchen  scheinbar 
Geschlechts  oder  Zeitalters  (welches  im  6.  Jahrh.  unbedeutenden  Umständen,  wie  z.B.  dafs  Kronos 
wohl  mehr  nach  dem  Epos  noch  ganz  ernst  niemals  in  seiner  Götterherrschaft  geschildert 
genommen  wurde,  s.  unt.  §  6)  ins  Schlaraffeii-  wird,  was  man  ja  auch  im  alten  Epos  ver- 
mäfsige,  den  Charakter  des  uralten  Krouos  in  mifst,  sondern  wie  eine  Art  irdischer  König, 
den  eines  altmodischen  apathischen  Jammer-  Die  Bezeichnung  ßaaiXsvg,  die,  wenn  sie  Zeus 
greises  zu  verzerren.  —  4.  Allerdings  trug  dazu  einmal  erhält,  einen  ganz  anderen  Klang  hat, 
das  Fest  der  Kronien  nicht  wenig  bei,  ein  je  scheint  bei  Kronos  stereotyp  zu  sein.  Ich  be- 
länger je  mehr  mit  Fastnachtsfreuden  aus-  ginne  mit  späten  Stellen,  die  nur  als  Nachhall 
gestattetes  Fest,  von  welchem  wir  erst  seit  lo  Bedeutung  haben.  Michael.  Glyc.  Annal.  2, 
diesen  Zeiten  hören,  und  dessen  Ursprung  noch  129  C  p.  243  ed.  Bonn,  der  Script.  Byz.  Kgövog 
genauer  betrachtet  sein  will.  Homer  und  —  TtQatog  kutsösl^s  to  ßaailsvsiv;  ebenso 
Hesiod  waren  damit  aber  nicht  beseitigt,  und  Anonym,  in  Script.  Byz.  loh.  Mulal.  p.  17. 
beiderlei  Vorstellungen,  die  vom  gestürzten  Julian  Conviv.  Sil  B  slra  yavofihrjg  ciooTtrjg  b 
Weltherrscher  im  Tartaros  und  die  von  dem  ßccodsvg  Kgövog  —  Q'av^ü^siv  tcpr}  %rX.  ib.SllD 
glücklichen  Leben  unter  Kronos,  welches  fast  m  ßaodsv  Kgcvs  -hkI  Zsv  TtüzEQ.  Sihyll.  3, 
sprichwörtlich  wurde,  gingen  unvermittelt  HO  xat  ßocoilsvcs  KQÖvog  ml.  Dion.  Hai. 
neben  einander  her;  ein  Gegensatz,  den  sich  1,  3G  satt  de  tig  yial  sxsQog  Aoyoc,  vno  räv 
der  Komiker  PhereJirates  nicht  hat  entgehen  stzixcoql'wv  (iv&oloyovfisvog,  äg  ngo  tr^g  Jibg 
lassen:  MetalJes  fr.  1.  Dort  bricht  auf  eine  20  oLQxfic  0  Kgvvog  iv  zfj  yf]  ravzT]  §vvixaTsv6eis 
jener  Schilderungen  die  zuhörende  Person  los:  (von  Zeus  wird  dergleichen  Erdenresideuz  nicht 
was  machst  du  mir  den  Mund  wäfsrig,  oi'fi'  berichtet)  xat  6  Xsyöfievog  vit'  skelvov  ßtog 
eng  anolsig  fi  BvxuvQa  SiccrgLßova'  Ett,  nagov  aitaev  8axl)ilrjg  nzX.  Nach  Charax  fr.  16.  17 
v.olvußäv  ag  's%£z'  slg  xov  Tügzccgov  (über  die  {Müller,  Fr.  Hist.  Gr.  III)  gründet  er  als  ßccai- 
Lesart  Kaibel  z.  Athen.  6,  269a,  Meineke,  Fr.  Isvg  Städte,  sein  Eeich  erstreckt  sich  von 
Com.2,  1  p.303).  Dazu  bemerkt  Mmie/ce  a.  a.  0."  Libyen  bis  an  die  Säulen  von  Gades  etc.;  vgl. 
303:  insolens  —  Tartari  nomine  appellari  bea-  Diod.  5,  66  xov  (isv  ovv  Kgovov  ovzcc  ngscßv- 
tain  illam  omnibusque  bonis  af/luentem  jno-  xaxov  (unter  den  Geschwistern)  ßaaiXäcc  ysvi- 
rum  sedem.  Dem  gelehrten  Kritiker  entging,  oQ-ki..  Diod.  3,  61  dvvaezyvaai  ds  cpccat  zov 
dafs  im  Kontrast  die  Seele  des  Witzes  liegt.  30  Kgövov  >iciza  Zt-nsliav  v.al  Aißvr,v,  s'xi  Ss  xriv 
Auch  die  gute  Darstellung  E.  Grafs,  Ad  aureae  'ixuXiav  Kai  xb  gvvöXov  iv  rotg  ngog  sansgav 
aetatis  fabulam  symb.  62 ff.  {Leipz.  Stud.S)  läfst  xonoig  avaz^ßccüQ-oci  xr]v  ßaadstav.  Diese  An- 
diesen  Punkt  nicht  recht  erkennen.  v.oXvaßäv,  schauuug  hat  ihre  Wurzeln  nicht  blofs  in  dem 
woran  MeineJce  gleichfalls  Anstofs  nimmt,  Rationalismus,  der  z.  B.  Kronos  als  König  von 
bezieht  sich  einfach  darauf,  dafs  der  tiefe  Kreta  darstellte.  Wie  alt  sie  sei,  ersieht  man 
Tartaros  an  den  Rändern  der  vom  Okeanos  aus  Tertulliun  de  coron.  7:  Saturnum  Phtre- 
umflossenen  Erde  liegt,  ebenso  wie  die  Inseln  cydes  ante  omnes  refert  corouatum  (vgl.  Bild- 
der  Seligen  selbst.  —  Vorwiegend  durch  die  we»Ä:e  2  a.  E.);  sie  hängt  eng  mit  den  Lehren  vom 
Komiker  also  erlangte  damals  Kronos  eine  goldenen  Geschlecht  zusammen,  Varro  de 
Popularität,  die  er  im  Ernste  nie  besessen:  40  re  rust.  3,  1,  5  nee  sine  causa  Terram  eandem 
derart,  dafs  für  allerhand  Altmodisches,  Alt-  appellabant  matrem  et  Cerercm  [d.  i.  drj- 
väterisches  Ä'poj'i-,{6v  gesagt  wurde*)  {Aristoph.  ii^zrjg],  et  qui  eam  colerent  pium  et  utilem 
Plut.  581.  Athen.  3,  113a;  Alexis  fr.  62KocJi;  agere  vitam  crcdebant  atque  eos  solos  reliqnos 
vgl.  ^4 i/;e%.  9,  403  f),  und  noch  in  späteren  Zeiten  esse  ex  stirpc  Sahir ni  regis;  worauf  wir  so- 
sehr alte  Leute  wie  der  Philosoph  Diodor  den  gleich  noch  zurückkommen.  Plato  legg.  4,  713 
Beinanym Kronos fühi-ten.  S. besonders  ylm^o/;7i.  findet  einen  Vorzug  des  goldenen  Zeitalters 
"B-TF^S;."  929.  Wesp.  1480  Plat.  Eidhyd.  287  darin,  dafs  die  Könige  der  damaligen  Mensch- 
b.  Hyperid.  fr.  252  =  :279  (Blass),  dieLexica  und  heit  nicht  dieser  gleichartig,  sondern  höheren 
Parömiogr.  v.  Kgovoi  und  Kgövov  nvyrj.  Anth.  Schlages,  Götter  gewesen  seien.  Vgl.  Plat. 
P.  16,  i37.  Sehr  selten  findet  man  Kronos  als  50  Politic.269A  zriv  ys  ßaciXiiav  fjv  ^p§s  Kgövog 
wirklichen  Gott  erwähnt:  Aristoph.  Vögel  noXXwv  d-/,riy.6cia£v,  vgl.  276A.  Nach  Pindar, 
586  rji'  rjycövxai  as  ^abv,  0£  f  ßiov,  as  Se  haben  wir  gesehen,  steigen  die  Frommen  zur 
P^v,  as  Kgovov,  08  IIoaEcömv,  wobei  die  Burg  des  Kronos  hinan.  Wann  hat  man  je 
Zusammenstellung  mit  Fr,  durch  den  Kult  am  von  Zeus  gehört,  dafs  dieser  in  einer  xvgaig, 
Olyrapicion  inspiriert  sein  könnte,  vgl.  jedoch  einem  Turm  oder  Schlosse  wohne;  die  olym- 
ib.  479;  oder  etwas  später  bei  dem  Pytha-  pischen  Götter  wohnen  in  den  Wolken  oder 
goreer  Philolaos,  welcher  zriv  zov  rgiyövov  den  luftigen  Scöfiaz'  'OXvfinov.  Hier  ist  das 
yioviav  xszxccgaiv  dvi&rjKE  &eoLg,  Kgövco  -nal  Terrain  bedeutend  niedriger  genommen;  wie 
"AiÖTj  y.c(l"Ag£i  nai  diovvacp  (MullacJi,  Fr.  phil.2  ein  irdischer  König  wohnt  Kronos  hinter 
p.  5).  Ygl.  avLchFmpedoJcl.  Y.ilG  3Iull.  60  Mauern  und  Zinnen.  Dafs  dies  alles  auf 
5.  Wie  wenig  ernst  man  es  mit  dem  Glauben  orphische  Lehre  zurückgeht,  auch  wenn  jener 
nahm,  dafs  Kronos  einstmals  höchster  Gott  ge-  Pherekydes  nicht  der  Orphiker,  sondern  der 
Wesen  sei**i,  ist  nicht  sowohl  aus  den  Frivoli-  Logograph  sein  sollte,  ersieht  man  aus  iacto«*. 
täten  der  Komödie  zu  ersehen,  denen  auch  Zeus  Inst.  1,  13,  11.     Orph.  fr.  24:H  Abel:    Orpheus 

(qui  temporibus  eins  recentior  fuit)  aperte  Sa- 


*)  Anders    bei    dem    späten   Nihet.  Euqenian.    2,    365  .  •       ,  .  i   i  ■     „ 

,rr    \      ,.   ,.       ■  ,  oA  ,--,  7/-        '        '    "a         o'  turmim  in  terra  et  apud  homznes  rennasse 

{Hercher,  hrotic,  Script.  T)  Lonn  JiQOviyov  y.at  suS-v/uov  ßiov.  w.  .  w     ■/    w^  <-  j 

**)  Die    Alexandriner   geben    sich    manchmal    diesen  Jipoll.  Tthod.  Arg.  2,  135.     Vgl.  Oiyant.  u.    Tit.   103.     Mehr 

Anschein,  aber  mehr  aus  gelehrter  Konsequenz :  Arat.  16.  scherzhaft  Lukian  deor.  concil.  15. 


1450      Kronos  (König  d.  gold.  Zeit)  Kronos  (b.  Hesiod  sQycc  169)      1460 

comniemorat :    itgcötiatog   (ilv   civaoasv   smx&o-  der  in  vielen  Hdschrr.  fehlende  und  schon  von 

vicov  Kqovo?  avSQOiv,  iy.  Sh  Kqövov  kzI.     Der  den  Alten  verworfene  Vers  169  der  Erga  trjlov 

Sinn  war,    dafs   die  Götter   damals   auf  Erden  an'  a^avärav  roiciv  Kgövog  ifißaaiXsvsL  nicht 

lebten  und  erst  mit  der  Verschlechterung  der  echt  sein  kann.*)    Für  den,  -welcher  Theogonie 

Menschheit  sich  allmählich  wie  die  Ji'^cog  und  des  und    Erga    überhaupt    für    Werke    desselben 

Hesiod  und  Ärat  oAev  die  FaAicitia,  des  Juvenal  Dichters    hält,    bedarf   es    dieses    Nachweises 

in  den  Himmel  zurückzogen.  Vgl.  PaMS.  5,7,4(6).  eigentlich   kaum.     Denn   die  Anschauung  von 

Darum  werden  uns  ja  auch  bei  Pindar  Peleus  jenem    seligen    Zustande,    dem  Kronos    präsi- 

und  Kadmos   als  Prototype   der  Seligen  nam-  dieren  sollte,  lälst  sich  mit  dem  furchtbaren 

haft  gemacht,    d.  h.  also  dieselben,   in  deren  lo  Titanensturz    und    der    Einkerkerung,    worauf 

Hause  die  Götter  einkehrten  und  schmausten,  die  ganze  Theogonie  hinstrebt,  schlechterdings 

während  Hesiod  in  den  Erga,  bei   dem  diese  nicht    vereinigen.     Aber    auch    innerhalb    der 

Lehre  noch  nicht  ausgebildet,  nur  die  Heroen-  Erga   selbst   würde   dadurch  ein  Widerspruch 

weit  im   allgemeinen,    die  Helden  der  beiden  geschaffen,     den    nur    diejenigen    beseitigen, 

gröfsten  Kriege,  des  thebanischen  und  troischen,  welche    den    in    allen    Hdschrr.    vorhandenen 

im  Auge  hat.  V.   111    hinauszuwerfen    wagen,    was    absolut 

Es  ist  übrigens  anzunehmen,  dafs  die  frisch  nicht    angeht.      Dort    wird    gesagt,    dafs    das 

einsetzende  religiöse  Lehre  und  Dichtung  sich  erste,    das    goldene  Geschlecht    unter   Kronos 

nicht  an  Hesiods  künstliches  System  der  fünf  lebte,    oi   /xfv   etti   Kqövov   r,üciv  —    und  den 

Geschlechter  band,    sondern    das    Heroenzeit-  20  hesiodischen     Ausdruck     erkennt     nicht     nur 

alter,  wo  nach   einem   'hesiodischen'    Helden-  Plato    Gorg.   523    an     (vgl.    Hipparch.   229  B. 

gedieht    {fr.    204     Kinkel.    218    Marhseheffel)  PoUtic.  269  A;    vgl.   271  C.    276  A),    von    den 

die    Götter    mit    den    Menschen    verkehrten,  Späteren  zu  geschweigen  {ßiod.  5,  66.    Dion. 

einfach     als     das     goldene     schlechtweg     be-  Hai.   1,   36,  s.  oben  §  5.     Philo' s  Sanchonia- 

trachtete,    wo    sie    ein    solches    kannte    oder  thon  fr.  2,  23.     Fr.  G.  H.  3  p.  568.     Iiilian. 

bedurfte.     Als   dann   die  Orphiker  selber  ihre  Ep.  ad  Themist.  259  D),  sondern  er  mufs  schon 

Systeme  aufbauten,  erhielt  Kronos  seinen  Platz  im  sechsten  Jahrhundert  bekannt  gewesen  sein, 

im  silbernen  Zeitalter,   indem  der  erste  Platz  di\,  iwioXge  dev -aewen  aristotelischen  Ath.  Politeia 

für  Phanes,    das  Urprinzip,    reserviert  wurde.  16,  7  p.  17  Kaihel-Wilam.   das  Volk  sich  von 

Aber    das  war  erst    in   späteren  Zeiten;    vgl.  30  Peisistratos  goldne  Zeiten  versprach  und  eine 

Fr.  244    und    ein    bei   Abel   noch    nicht    vor-  Regierung    wie  unter   Kronos;   ein   Ausdruck, 

handenes    Fragment:    Anecd.    gr.   et    lat.    ed.  der  mit  Bezug  auf  das  peisistrateische  Zeitalter 

B.  Scholl  et  G.  Studemund  1886  vol.  2,  38.  schon    aus    Piatons  Hipparch  229  B    bekannt 

Aus  der  gleichen  Sektenlitteratur  stammt  war**)  und  seinerseits  wiederum  von  dem 
die  Meinung,  deren  Spur  wir  bereits  einmal  Verdacht  des  Anachronismus  durch  Philodem. 
bei  Varro  begegneten,  dafs  unter  Kronos  die  de  piet.  p.  51  G  geschützt  wird,  wonach  schon 
Menschen  Vegetarianer  gewesen  seien.  Dafs  die  Alkmäonis  jene  Lehre  vertrat  oder  aus 
das  Kriegshandwerk  damals  fehlte,  auch  der  Hesiod  wiederholte:  xa[i  ttjs  STt\i  Kqovov 
Kaufmann  noch  nicht  seine  Strafse  zog,  weil  ^«[ijs  sv']dciiiJi,ovEaröc]z7ig  ovffjrjs,  ws  f'ypai/)[o;v 
es  Schiffe  und  Pahrstrafsen  noch  nicht  gab  40  HcL]o8og  v.od  0  rijv  ['AXy<.fi]ciiovi!da  noirilaag],  . 
(Tibull  1,  3,  35)  und  der  Ackerbau  das  einzige  Kinkel,  ep.  fr.  p.  313.  Es  kann  nun  in  einer  so 
Geschäft  der  unschuldsvollen  Zeit  war,  in  geschlossenen  und  zum  System  ausgedachten 
welcher  womöglich  nicht  einmal  gepflügt  ward  Partie  nicht  60  Verse  darauf  wieder  von  einer 
und  die  jugendliche  Erde  unverwundet  ihre  Herrschaft  des  Kronos  die  Rede  sein,  ohne  dafs 
üppigen  Gaben  spendete:  dies  waren  sehr  dieses  Wiederauftauchen  mit  einem  Worte  be- 
einfache Gedanken.  {Plut.  de  nobü.  20.  Manm.  gründet  würde:  Wer  diesen  Vers  einschob,  setzte 
Tgr.  or.  27,  5.  36,  2).  Die  Römer  fügen  noch  eben  ein  theologisch  so  einschneidendesMoment 
hinzu,  dafs  Saturn  den  Ackerbau  (Macrob.  1,  wie  die  Befreiung  der  Titanen  voraus.  Übrigens 
7,  51)  oder  auch  den  Weinbau  gelehrt;  Serv.  beginnt  die  Schilderung  des  Zustandes  i^der 
z.  Aen.  8,  319.  Etwas  Besonderes  ist  es  aber,  50  Seligen  so  deutlich  erst  mit  170  kccI  toI  fisv, 
wenn  hervorgehoben  wird,  dafs  man  damals  dafs  die  Vorwegnahme  einiger  -gichtigen  Mo- 
auch  kein  Vieh  geschlachtet  und  sich  jeder  mente  sich  nicht  aus  irgend  welcher  Ungeschick- 
Fleischnahrung  streng  enthalten  habe;  wie  lichkeit  erklären  liefse,  wohl  aber  mit  anderen 
dies  bekanntlich  Dikaia roh  der  Peripatetiker  Interpolationen  (z.  B.  Theog.  780  —  782;  vgl. 
im  ßiog'EUädog  fr.  1  eingehend  schildert  und  oben  Sp.  322)  im  Charakter  merkwürdig  überein- 
Vergil  Georg.  2,  536  ff.  wiederholt.  Dies  geht  stimmt.  —  Ich  halte  mich  bei  all  dem  nur  an  die 
direkt  zurück  auf  die  Lehre  der  orphischen  La.  iiißaailsvBi  mit  dem  von  Buttmann  am 
Sekten,  speziell  der  Pythagoreer,  mit  denen  Schlüsse  zugefügten  Jota,  welches  indirekt 
hierin  auch  Empedokles  {Mullach  1  p.  13)  über-  durch  die  Grabschrift  der  Regilla  {Kaibel, 
einstimmt,  wenn  er  sich  auch  auf  Mythologie  co  epigramm.  ex  lap.  c.  1046,  9)  bezeugt  wird, 
nicht  einläfst  und  sagt  (Vers  417),  damals  habe  Wie  der  neueste  Herausgeber,  Sittl,  das  über- 
weder  Ares  noch  Kydoimos,  weder  Zeus  noch  lieferte  Imperfektum  rechtfertigen  will ,  ver- 
Kronos  noch  Poseidon,  sondern  einzig  Kypris 
geherrscht.    So  wie  die  Sache  bei  Varro  klingt,  *)  ^'«''^-  ^''^  ^"''^0  «■  ^«•'"'  '*•  ■^«■'•'  ^f^ioi^er  p.  ci.  xm 

liefs     sie     sich     sogar     aus     dem     eleusinischen  dies  ebenfaUs  begründen  soll,  ist  mir  nicht  zugänglich. 


Demeter-Kult  herleiten 
6.  Es  mufs  hier  noc 
weshalb,    wenigstens    unserer   Meinung    nach,       'A^ijvaioi  woneQ  inl  Kqirou  ßaodeuuvto?. 


.  ravta  fiüvov  tä  ett]   (die  3  unter  Hippias)  tvyarvlg  f/f- 

6,  Es  mufs  hier  noch  kurz  erörtert  werden,       ,„<,  iv  'A»,]vaii,  tov  ö'  äXXov  xQ^^ov  iyyö;  n  i>v 


1461        Kronos  (Kinder:  Zeus  etc.) 

mag  ich  niclit  zu  ergründen;  am  wenigsten, 
wenn  nach  seiner  Interpunktation  zoiaiv  ein 
Relativum  sein  soll.  Dasselbe  müfste  die  Be- 
deutung eines  Plusquamperfektum  annehmen, 
und  die  Erinnerung  an  früher  Gewesenes 
würde,  nachdem  soeben  Zeus  Kronide  genannt 
war,  unerträglich  störend  und  unmotiviert 
sein,  mag  man  roiaiv  drei  Verse  rückwärts 
auf    die    Menschen    beziehen,    oder    auf    die 


Kronos  (Kinder:  Cheiron)         1462 

Carm.  1,  12,  50  orte  Saturno  (luppiter);  pater 
SaUtrnius,  Saturnius,  Ov.  Met.  1,  163.  8,  705; 
Saturnia  (Inno),  ib.  2,  435.  1,  612.  616.  3,  271. 
5,  330.  9,  176;  bei  den  Töchtern  ist  sie  über- 
haupt selten,  z.  B.  KqÖvov  Q'-uyatsQ  im  orphi- 
schen  He stia- Hymnus  (84,  1). 

b.  c)  Unter  den  Sagen,  die  sich  an  den 
liomerisch-hesiodischen  Kronos  angesetzt  haben, 
ragt  nur  eine  durch  ein,  wie  es  scheint,  hohes 


näher  stehenden  d^ävatoi.  Man  wird  bei  dieser  lo  Alter  hervor:  die  Liebe  zur  Philyra  oder  viel- 


letzteren Erwägung  recht  inne,  wie  ungeschickt 
das  xrjXov  dn'  ä&avät(ov  überhaupt  erfunden 
ist,  nachdem  schon  vorher  in  dix'  dvQ'QcoTtcov 
etwas  Ähnliches  bereits  angedeutet  war. 

Die  hier  nach  einer  Zeichnung*)  des  röm. 
Instituts  abgebildete  Doppelbüste  in  römischem 
Privatbesitz  stellt  den  Saturn  und  einen  römi- 
schen Kaiser  dar  (man  glaubt  Carus);  vgl. 
3Iatz-TJiihn,   Änt.   Bildw.    1,   1945,    von   dem 


mehr  die  Erzeugung  des  Cheiron  (s.  oben 
Bd.  1  Sp.  889  und  2  Sp.  1032);  eine  Sage, 
die  schon  in  mehreren  der  alten  Epen  vor- 
kam. Solche  Verknüpfung  des  vorweltlichen 
Kronos  mit  Gestalten,  die  tief  in  die  Heroen- 
geschichte hineinreichen,  brachte  natürlich 
chronologische  Schwierigkeiten  mit  sich.  Da- 
her betont  die  Akribie  der  Alexandriner,  denen 
dergleichen    nicht    leicht    entging,    dafs    Zeus 


denn  Mit-  oder  Nachwelt  in  ähnlichen  Aus-  20  selber  damals  noch  ein  Kind  war  {Apoll.  Bh. 
drücken  gesprochen  haben  müfste  wie  einst  2,  1232).  Aber  die  Lebensdauer  des  Cheiron 
von  Peisistratos.    Dem  Saturn  liegt  ein  griechi-       konnte   sich  unmöglich  bis  zu  den  Zeiten  des 


scher  Typus 

zu  Grunde. 
Peisistratos 
selbst    kann 
nach  Athen. 

XII,  533  c 
nicht  kahl- 
köpfig ge- 
wesen sein; 
vgl.  3Iitt.  d. 
Athen.  Inst. 
1892  p.  269. 

II.  Von 
Kronos  Ent- 
sprossene. 

7.  a)  Kro- 
nion undKro- 

nide  heifst 

anfänglich 

nur  Zeus, 
nicht      auch 

Poseidon, 
Pluton,  Hera 
und    Hestia , 
Reihenfolge   übrigens  bei  Homer  und  Hesiod 


ITig.  1)  Doppelbüste  (nach  Original-Zeichnung):  Saturn  iind  ein  Kaiser (?); 
vermutlich  nach  dem  Vorbild  einer  Kronos-  und  Peisistratos-Büste. 


Geschwister,    deren    Alter'  und 


trojanischen 
Krieges     er- 
strecken. 

Dies    mufs 
schon  der  alte 
Dichter    der 

Titanoma- 
chie  einge- 
sehen haben. 
Er  erzählt  da- 
her, der  Ken- 
taur konnte 
nicht  ster- 
ben, ob  er 
gleich  wollte, 
da  er  von 
einer  unheil- 
baren Wunde 
gequält  war. 
Wie  er 

schliefslich 
doch  zu  Tode 
kam,    haben 

Welclcers  von 


V.  Wilamowitz    gebilligte    Kombinationen    ge- 
lehrt, im  Ep.  GyTcl..     Man    darf    also    anneh- 
verschieden  ist.      Erst    mit    der    Zeit    finden       men,    dafs    die   Vaterschaft  des   Kronos    fest- 
jene  Patronymika  auch  auf  Poseidon  Anwen-  50  stand    schon    vor    diesem    Dichter,    der    sich 


düng,  aber  selten;  Kronide  nennt  ihn  Korinna 
fr.  1  Berglc.  Orph.  Argon.  347.  Nonn.  6,  350. 
41,  12.  Anth.  6,  164.  14,  52.  Kronios  Find. 
OL  6,  49  (der  Nem.  6,  105  den  Zeus  so  bezeich- 
net); Sohn  des  Kronos  z.  B.  SophoJdes,  des 
Chronos  (sie)  eine  lokrische  Inschrift  aus 
dem  5.  Jahrhundert  (s.  Etymologie).  All- 
gemein KqÖvov  naidsg  Find.  P.  3,  86  (152). 
Zu   dem  Titel   Kronion  hat  es  freilich  keiner 


nicht  freiwillig  in  solche  Schwierigkeiten  be- 
geben haben  würde.  Über  den  Mythus  selbst 
bemerkt  Buttmann,  3Iythol.  2,  39:  „Diese  Er- 
zählung ist  ganz  den  hundert  und  hundert 
Liebesgeschichten  des  Zeus  und  anderer  Götter 
ähnlich,  und  da  sie  durchaus  in  keiner  son- 
stigen Verbindung  mit  dem  Mythus  und  den 
Attributen  des  Kronos  steht,  so  gehört  sie 
nicht   zu   seiner,   sondern  zu  des  Cheiron  My- 


der  Brüder  bringen   können,    während    selbst  60  thologie."  Esistangesichts  einer  gewissen  aller 


Pluton  gelegentlich  als  Kronide  bezeichnet  wird, 
{Dion.  Perieg.  789),  oder  als  Saturnius  {Ovid 
Met.  5,  420),  und  das  Orakel  aus  Varro  bei 
Macroh.  1,  7,  28  sagt  'Alöt)  ■aal  xä  natgi.  Die 
Lateiner  geben  diese  genealogische  Beziehung 
in    verschiedener    Weise    wieder,     z.  B.    Hör. 

*)  Bei  der  Umzeichnung   derselben  für  Zink  hat  das 
Charakteristische  ein  wenig  gelitten. 


neuesten,  bes.  in  England  grassierenden  Rich- 
tung der  Mythologie,  welche  alle  Sagen,  wo  Tiere 
vorkommen,  nach  demselben  Schema  (des  'Tote- 
mismus',  s.  Kap.  X)  behandelt,  nicht  überflüssig, 
Buttmanns  weitere  Worte  herzusetzen:  „Dafs 
der  Gott  sich  bei  dieser  Gelegenheit  in  ein 
Pferd  verwandelt,  dient  offenbar  nur  zur  my- 
thischen Begründung  von  Cheirons  Kentauren- 


1463  Kronos  (Kinder:  Pan,  Hephaist)  Kronos  (Kinder:  Koryb.,  Aphrodite  ei c.)   1464 

gestalt."  Für  diese  mufs  also  auf  die  Ken-  lieferungen  die  Korybanten  von  Kronos  ab- 
tauren  verwiesen  werden.  Lykophrons  Orakel-  stammen,  d.  h.  „entweder  von  Kr.  oder  von 
spräche,  die  von  dem  Kinder  verschlingenden  Zeus  und  Kalliope",  wobei  nicht  genau  zu 
Kronos,  um  den  Namen  nicht  zu  nennen,  als  erkennen  ist,  ob  dieselbe  Mutter  auch  für  den 
„dem  Kentauren"  spricht  (v.  1200),  wird  nie-  erstgenannten  Vater  gelte;  eng  daran  schliefst 
raand  für  Mythologie  halten.  Ich  bekenne,  sich  die  Gleichsetzung  mit  den  Kabiren.  — 
eine  Schwierigkeit  nicht  sowohl  in  der  Vater-  Beim  Hephaist  wird  als  Mutter  die  Hera  ge- 
schaft  des  Kronos  zu  finden,  —  denn  Ken-  nannt  {Lyd.).  Dies  erklärt  sich  eigentlich 
tauren,  Erdgeborne  und  Giganten  wurden  mit  ganz  natürlich  aus  der  alten  Genealogie. 
Vorliebe  aus  Steinen  oder  Bäumen  bezügl.  lo  Jedoch  verlangt  bei  einer  so  späten  Quelle, 
Baumnymphen  hergeleitet  und  an  Titanen  die  auch  über  den  Kronos  Römisches  ein- 
angeknüpft — -  als  vielmehr  darin,  dafs  das  mischt  (s.  Etymologie),  die  karthagische  Ver- 
Prototyp dieser  Horde  ein  Weiser  ist,  was  bindung  von  Saturn  und  luno  einige  Beach- 
denn  wiederum  nicht  Kr.,  sondern  die  Ken-  txmg  {Plaut.  Cist.2,  1.  Verg.  Äen.b,6S0.  Myth. 
tauren  angeht.  Unter  dem  ersteren  Gesichts-  Vat.  1,"  215)  zumal  in  Karthago  drei  Hügel 
punkt  hat  man  auch  Hygin.  fab.  praef.  zu  erwähnt  werden,  von  denen  nach  Pohjb.  10, 
betrachten,  wo  Cheiron  und  Dolops,  d.  i.  als  10,  11  einer  dem  Hephaist  und  einer  dem 
magnesische  Autochthouen,  Kinder  von  Kronos  Kronos  geweiht  war. 
und  Philyra  sind.  Ein    Irrtum   ist   es  ,  den    Eros   unter   den 

d)    Wirklich  auf  die  halbtierische  und  so-  20  von  Kronos  Erzeugten  aufzuzählen,  da  an  der 

zusagen  vorweltliche  Gestalt  könnte  sich  bei  betreffenden  Stelle  {Apoll.  Bli.  3,  26),   %QÖvoq 

Pan  (s.  d.)  die  Vaterschaft  des  Kronos  gründen,  überliefert  ist  und  die  zugehörigen  orphischen 

wenn  darin  nicht  zugleich  ein  Hinweis   läge  Stellen  keinen  Zweifel  an  der  Richtigkeit  dieser 

auf  die   ganz   hervorragende  und  zugleich  in-  La.  aufkommen  lassen;  s.  Otto  Kern,  De  Or- 

kommensurable   Stellung,    die  der  arkadische  plici,  Pherccydis,  Epimenidis  Theogoniis.  Berol. 

Urgott  neben  allen  anderen  Gottheiten  zu  be;  *  1888    p.  97. 

ansprachen  hat  (s.  Ps.-Eurip).  Bhes.  36  all'  ?}  g)    Wohl  aber  haben  die  OrpMJcer  Aphro- 

Kqqvlov   Tlavog   rpofifpä   ^dottyL   (poßij).     Das  dite  von  Kronos  abgeleitet.    Mit  der  Euonyme 

schwierige   und    mehrfach    verderbte    Scholion  oder  Eurynome  (s.  unt.  §  30  Anmerkung)  zeugt 

dazu  lautet  nach  E.  Schwartz,  Schol.  in  Eur.  30  dieser  die  Aphrodite,  die  Moiren  und  die  Erinyen, 

2  p.  828  Tov  näva  oi  (isv  nriveXoTtrjg  cpaal  **  wie  aus  Epimenides  bei  Tzetz.  zu  LylcOphr.  406 

[KalhaxQvs    v.al    Jiog    nai:8c(g    yivoasvovg    **  berichtet  wird  mit  falscher  Berufung  auf  ITesiod. 

dcp'   7jg    oQog   KvHrivT]g]    aXloi    ös   Anöllavog  Dies  ist  eine  der  wichtigeren  Personen-Gruppen 

%ai   nr]vs?.6nrjg   (so   z.B.  Pindar)   **   ag   v.(xl  in  der  Nähe  des  Kronos,  wenn  wir  die  Erinyen, 

EvtpoQLcov    [frg.  164]    **  ov   sd-Q^ipav  vvficpat,-  als  durch  Hes.  Iheog.  186   veranlafst,  beiseite 

öib  -if-cct  vvficpayivfi  ctvzov  q)ri6t,  xQcccpivza  nag'  lassen.      Aphrodite    an    dieser    Stelle    besagt 

s-Asivaig-   "AQai%og  §£    b  Ttysarrig   [frg.  5]  Jt-  nicht  viel   weniger   als    bei   Hesiod  ihre   Ent- 

9sQog    avxov    «ort   vv^Kprjg    Olvorjg    ysveaXoyei.  stehung  aus  dem  Blute  des  üranos,  oder  ihre 

i'vioi.   ds  'Ogaivorig   vvf.icprig  nal  'Eq^lov.     'Etil-  Erhebung    zum    kosmogonischen    Weltprinzip 

(isvidrig  [frg.  12]  S's  KalUGxovg  nal  /Jibg  nut-  40  bei  Empedolües  (oben  §  5  am  Schlüsse).      Ähn- 

Sng  yeysvfja&ai.  IJüva  yial  'AQ-nä8a  SiSvyiovg  **  lieh   wird   noch  bei   dem   späten   NiJcetas  Eu- 

Mva6sag   [frg.  7]   Ss   ^svi-a(Ötsqov   dwrjysirai  genian.  3,  114  {Hercher,  Erot.  Script.  2)  gesagt 

ra   7t8Qt  llavu   ^*    ri   ort,   Kqovov  naig  rj,    ort.  hgo^g,   o  7CQ£cpvt7]g  Ticag,   to  icqo  tov   Aguvov 

Ttalcciog    iativ,    Ai&SQog    yavsaXoyovfiivog,  ßgicpog  (nach  Plato  Sympos.  195  ß).     Mehr  als 

Kqovovg    Ss    v.ai   KqovCovg    rovg    nccvv  wenn   man    sie    genealogisch    an    Kronos    an- 

(XQxaiOvg  sXsyov.    t]  7tc(7t7i(ovv^i-nbv  ort  ^log  knüpfte,    konnte    auch    nicht    gesagt   werden, 

(dies  sehr  schwach!)  mg  xov  'A%ilX£a  ALav.i8i]v.  wenn    man    übertreibend    eine    Person    älter 

Aia%vlQg  [frg.  35]   8s   8vo   Tlävtxg,    xov   ^sv  als   Kr.    nannte.      Ölen,    der    als    Mutter    des 

Jiog    [öv    ■aal    8i8viiOv    d.   i.    mischgestaltig],  Eros  Eileithyia  betrachtete,  nannte  diese  älter 

xov    8h    Kqovov.     Bildsäulen    des    Pan    und  so  als  Kronos,  indem  er  sie,  wie  Paus.  8,  21,  2 

Kronos   auf  einem  Berg   in  Epirus,    Anonym.  angiebt,    mit  JJsTtQcoiJbsvri  gleichsetzte.     Diese 

fr.  de  rebus  Epir.  (Scriptt.  Byz.)  269.  Ygl.  Fan.  Auffassung    der    Geburtsgöttin    als    Schicksal 

e.  f)  Nach  loh.  Lyd.  de  mens.  4,  54  p.  91  B.  spricht  sich  an  unserer  Epimenides -Stelle  aus; 
ist  Hephaist,  und  zwar  der  lemnische  —  er  sie  ist  attisch,  zufolge  der  bekannten  Pau- 
unterscheidet,  wie  Cicero,  N.  D.  1,  30,  84,  sam«s- Stelle  1,  19,  2,  wonach  Aphrodite  dort 
deren  mehrere  —  Sohn  des  Kronos;  eine  Über-  die  älteste  der  Moiren  hiefs.  Auch  Eurip. 
lieferung,  die  mit  denen  über  die  Kabiren  zu-  Heraclid.  892  hat  etwas  derartiges  im  Auge, 
sammenhängen  mag,  da  Ilesych  von  diesen  wenn  er  die  Anrufung  der  Aphrodite  fortsetzt: 
sagt:  iiai  de  'Hcpaiaxov  J)  Ti-rävsg  und  die  tioXXcc  yocQ  xCv.xei  Moioa  T£X£oai8(at8iQ'  AtcSv 
bekannte  Kabiren -Inschrift  von  Imbros  eine  6o  ts  Kqovov  nai^g  (schlechtere  Lesart  jjpoi'oi'). 
Reihe  von  Titanen  anruft.  Wir  lassen  uns  Über  Eileithyia  und  Kronos  s.  §  19.  20.  Die  Ver- 
nichtnäher darauf  ein,  wie  auch  nicht  auf  Ande-  bindung  von  Kronos  mit  Aphrodite  ist  im 
res,  um  nicht  in  das  Gewirr  von  Korybanten,  Ku-  Westen  mehrfach  bezeugt;  ihre  Geburt  aus  den 
reten  (s.  d.),  Daktylen  hineingerissen  zu  werden,  firj8?a  des  Kronos  selbst  {loh.  Lyd.  de  mens. 
die  alle  in  der  Kronos-Mythologie  vorkommen.  78,  13  BeJcJ.-.)  würde,  wenn  nicht  ein  Versehen 
Das  Genealogische,  worauf  wir  uns  hier  be-  vorliegt,  auf  die  Orphiker  zurückgehen,  bei 
schränken,  ist  dies,  dafs  nach  einer  der  an  klassi-  deneu  fvr.  wie  üranos  verstümmelt  wurde 
schem  Orte  {Strab.  472)  aufgespeicherten  Über-  (unten  §  13). 


1465  Kronos  (Kinder:  Ares,  Makris,  Nil  etc.)  Kronos  (b.  Euhemeros)            1466 

h)  Wenn  bei  Eustath.  in  Iliad.  4,  519  ficcasv  soll  offenbar  lauten  6  8.  v,.  avzov  A.  t. 
p.  944  ed.  Rom.  in  der  auaführliclien  Stelle  o.  ini&rj-nsv  oder  snäßuXsv.  (Vgl.  Gig.  u.  Tit. 
über  Ares  auch  diese  Gottheit,    den  naXcaoi      besonders  215 IF.,  wo  diese  bekannte  Erzählung, 

zufolge,    dort    unter    dem    Namen    Enjalios,  die  schon  S.  129  [viertletzte  Zeile]  vorschwebte, 
Sohn  des  Kronos  und  der  Rhea  heifst,  so  ist       durch  Versehen  ausgefallen  ist.) 

dafür  wohl  die  ifojner- Stelle  E 898  mafsgebend  p)  Pelops   als   Kgöviog  {Find.  Ol.  3,  41), 

gewesen,  wo  Zeus  dem  Ares  droht,  ihn  ebenso  Sohn  des  Kronos,  mufs,  da  diese  Verbindung 

zu  behandeln  wie  den  Kronos,  d.  h.  ihn  in  den  in  den  Kult  des  Kronos  eingreift  und  von  einer 

Tartaros   zu   werfen;    man   sieht  dies  deutlich  der    wichtigsten    Stätten    des.?elben    ausging, 

an  der  Zusammenstellung  der  beiden  bei  Phi-  lo  besonders  behandelt  werden.    Dafs  Pindar  Kqo- 

Jostrat.  V.  AjmU.  7,  26,  5.     Darum  wurden  ja  viog  nur  von  Söhnen  des  Kr.  gebraucht  neq;ne 

auch  später  von   der  Astronomie    die   beiden  cogitandum  esse  de  Cronio  colle,  betont  Boeckh 

für  schädlich  geltenden  Planeten   mit  diesen  cxpUc.  {Pind.  tom.  2,  2)  p.  124.  —  q)  Ebenso  die 

Namen  bezeichnet.  Vielleicht  leitete  ein  solcher  Abkunft  verschiedener Eponymenan der Propon- 

Gedankengang  selbst  den  Philolaos  bei  der  Be-  tis,inBithynienundamPontos(§22).  —  r)  Auf  den 

uennung  der  Winkel  (Sp.  1457,58).  römischen  Saturn  bezieht  sich  eine  nach  der  i?ra- 

i)  Wenn  Makris,   die    homerische    Amme  tosthenischen  Erigone   zurechtgemachte    Fabel 

der  Hera,    von   Nonn.  21,  190  Kgovirj,    d.  h.  bei  Plutarch,  Parall.min.  9  ed.  Ditftner  1  p.  379, 

doch  wohl  Kronos -Tochter  genannt  wird,  dort  wo  statt  des  Zeus  Kronos,  statt  Erigone  Entoria 

in  ihrer  Eigenschaft  als  Amme  des  Dionysos,  20  gesetzt  und  noch  anderes  geändert  ist.    Kronos 
so  liefse   sich   das  gleichfalls   mit  Bezug   auf      vergewaltigt  Entoria,  die  Tochter  eines  Land- 

Homer  verstehen,  wenn  nicht  das  so  benannte  mannes  (der  Name  Ikarios  ist  als  Interpolation 

Kerkyra    {Wclclcer ,  Kl.  Sehr.   2,  39,  70)    mit  erkannt),  und  zeugt  mit  ihr  die  Söhne  lanus, 

seiner    Kronos -Fabel    (unten    §  13)    sich    da-  Hymnus,  Faustus,  Picus.    Bei  einer  Pest  stiftet 

zwischen  drängte.  Lutatius    Catnlus    auf    Anregung    des   Orakels 

k)    In    anderem    Sinne    wird    der    Nil    als  zur  Sühne  den  lanus-Kult,    6  dl  Kqovog  näv- 

Kronide  bezeichnet  {Pind.  P.  4,  99),   nämlich  xag  KarBarrjQtcs.     Alles  Nähere  bei  E.  Maafs, 

indem   er  dem  Zeus  gleichgestellt  wird,    wie  Anal.  Eratodli.  p.  95    {Kiefsling  u.  v.  Wilanio- 

uns   der  ScJwIiast  in  einer  guten  Anmerkung  loitz,  Piniol.  Untersuchungen  Q,  1883).    Gewöhn- 

z.    Vers    97    belehrt :     KgoviSrjv     xov    Nsilöv  30  lieh  gilt  lanus  (s.  d.)  für  den  gastlichen  König, 

cpriaiv    as    «at     6    UaQ^svcov     AlyvTitis     Zsv  welcher  den  Saturn  in  seinem  Lande  aufnimmt. 

NslIe    {Athenaeus  5,   203  e    citiert    dieselben  Nach    anderen    war   es   Picus,    der   in   wieder 

Worte  des  Byzantiers):  dvaloysi  yccQ  toiq  xov  anderer  Tradition  als  Sohn  des  Saturnus  galt. 

ZSioq  ojxßqoig  xb  xov  NsiXov  vdcoQ-    k#:1  oiansQ  __,    ,„   .,          w,    ^     .  1    1           •      x -i^       * 

dvxioxQo\p6v  xLva   (d.  i.  eine  Hypostase   oder  "J-  Weitere  Eutwickelung  m  Litteratur 

ein   Gegenbild)   xovxov   xä  Ju    slvai.      ümge-  '*'^"  Legende. 

kehrt  wurde  von  den  Chorizonten  ein  Itqjjnter  Euhemeros.     Orphiker. 

Isilo    natus    angenommen    {Cic.   deor.    nat.    3,  8.  Die  Hauptzüge  des  hesiodischen  Mythus 

16,  42  aus  Phrygiae  litterae).  werden   oft  nacherzählt,   am  liebsten  von  den 

l)  Etwas  prätensiös  wird  die  Isis,  deren  40  Kirchenvätern,  die  an  der  anstöfsigen  Ge- 
Kult in  der  Kaiserzeit  vieles  Alte  überwucherte,  schichte  eine  gewisse  Schadenfreude  bekunden. 
als  Tochter  des  Kronos  gefeiert  in  dem  Isis-  Dabei  stellen  sich  gelegentliche  Varianten 
Hymnus  der  Inschr.  aus  Andros  Vers  15,  bei  ein,  die  ich  hervorhebe,  um  ihrer  mytholo- 
Abel,  Orphica  p.  296;  vgl.  Biod.  1,  27,  3.  gischen    Verwertung    vorzubeugen.      So    wird 

m)    In  diese  Kategorie  gehört  auch  Saba-  die    ünthat    an    Uranos    öfter    statt    als   Ver- 

zios,    Orph.   hymn.    48    %Xv&i.   näxsQ,   Kqovov  stümmeluug  als  blofse  Kastrierung  hingestellt, 

vii,  Zaßa^is,  yivdi^s  öcct^ov.     Doch  ist  dieser  wie    auch   in   neueren   Büchern    bisweilen    zu 

Kronos  ein  besonderer  Dämon  der  gnostischen  lesen  ist.  Augustin,  C.  D.  1,  19.     Tertullian  ad 

und  magischen  Litteratur  und  nicht  ganz  iden-  nat.    2,   12     p.    601    Migne.      Preller    Robert, 

tisch  mit  dem  alten;  Sp.  1467,  50.  50  Griech.   Mijthol    1,   56,  3,   ebenso    0.  Gruppe. 

n.  0)  Plutarch  Is.  u.  Osir.  12  meint  wohl  wie-  Er  bekommt  von  Rhea  nicht  einen  Stein,  son- 
der den  alten,  wenn  er  Typhon  undNephthys  dern  eine  Scholle  nach  Aug.  C.  JD.  7,  19,  der 
des  Kronos  Kinder  nennt,  in  dem  Bestreben,  dies  noch  mehrmals  wiederholt.  Er  setzt  seine 
Ägyptisches  und  Hellenisches  auszugleichen.  Kinder  aus,  Minne.  Fei.  57,  was  in  den  Be- 
Doch  giebt  es  auch  im  Griechischen  eine  Sage,  schwörungen  der  Bleitäfelchen  aus  Cj'pern  das 
welche  Typhoeus,  den  furchtbaren  Gegner  der  Gewöhnliche  ist:  t'^opu/'^co -ufias  xovg  dno  Kqö- 
Götter,  speziell  des  Zeus,  wenigstens  indirekt  vov  sKxs&svxag  &£ovg  ....  oder  er  tötet  sie, 
aus  Kronos  entstehen  läfst.  Schal.  Hom.  ß  783.  Sext.  Evip.  hijpotyp.  3,  208—210,  auch  dies  ist 
Ge  zürnend  über  den  Tod  der  Giganten  reizt  vielleicht  keine  Ungenauigkeit,  obwohl  der- 
Hera  gegen  Zeus  auf.  Diese  begiebt  sich  zu  60  selbe  Schriftsteller  1,  154  (vgl.  147?)  den 
(dem  gefesselten?)  Kionoa  und  erhält  von  ihm  richtigen  Sachverhalt  giebt,  sondern  auch  bei 
zwei  mit  seinem  Samen  bestrichene  Eier,  die  den  Orpliikern  fr.  41  bezeugt.  Lactant.  B.  I. 
in  der  Erde  verborgen  einen  Dämon  hervor-  1,  13:  natos  sibi  fdios  non  utique  deoorabat, 
bringen  sollen,  welcher  den  Zeus  stürzt.  Es  «i  fericnt  fabulae,  sed  ner.abat,  qioamqiiam 
entsteht  daraus  im  Arimon-  (sie)  Gebirge  der  scriptum  sit  in  historia  sacia  (des  Ennianischen 
Riese  Typhoeus,  welchen  dann  Zeus  nieder-  Euhemerus,  fr.  10  Enn.  p.  109 f.  Vahl.)  Satur- 
schmettert  und  unter  dem  Ätna  begräbt.  Der  nuvi  et  Opern  ceterosque  iune  homines  Immanam 
Schlufs  o  Ss  nBqavväaag  Al'xvrjV  xb  oQog  f  coro-  carneni  soUtos  esitarc.    Die  Rationalisten  sagten 


1467  Kronos  (b.  Euhemeros)  Kronos  (b.  Euliemeros)  1468 

auch,  Kronos  sei  nicbt  gewaltsam  beseitigt  auf  Erden  (sie).  Er  leitete  und  ordnete  es 
worden,  sondern  habe  freiwillig  die  Herrschaft  gemeinsam  mit  seinen  Brüdern  (wer  diese 
abgetreten  {Diod.  5,  70  nsgi  ds  tfjg  rov  diog  seien,  wird  nicht  gesagt).  Ihm  folgt  in  der 
ysvsaEcög  rs  Kai  ßcioilsiag  Siacpavsitaf  v.ai  Herrschaft  der  mit  Rhea  (Ops)  vermählte 
xLvtg  [isv  cpaoiv  ccvzov  ftsro:  zrjv  i^  ccv&Qcöncov  Kronos  (Saturn),  obwohl  er  einen  älteren 
Tov  Kqövov  fistüataciv  ftg  &£ovg  ÖLuds^ao&aL  Bruder  Namens  Titan  hat,  der  seine  An- 
rijv  ßaaiXsLccv  ov  ßta  yiKTioxvaavTa  röv  nuz^Qa,  Sprüche  geltend  macht.  Kronos  wird  von  der 
vofiificog  8s  xat  diyiaicog  di^Lto&evTa  xavrrjg  Tr]g  Mutter  Vesta  (die  hier  also  gleich  Tellus  ge- 
xififjg),  und  Lucian  Saturn.  6  f.  greift  dies  auf  setzt  ist)  und  den  Schwestern  Ceres  und  Ups 
und  läfst  seinen  Kronos,  der  ganz  der  Gott  lo  (d.  i.  seiner  Gattin)  bestärkt  gegen  Titan, 
der  römischen  Saturnalien  ist,  in  jovialer  welcher  häfslicher  ist,  und  dieser  tritt  zurück 
Weise  seine  Abdankung  mit  seinem  hohen  unter  der  Bedingung,  dafs  Kronos  die  männ- 
Alter  begründen,  mit  der  Bemerkung,  er  habe  liehen  Spröfslinge,  die  ihm  geboren  werden 
sich  nur  die  acht  Fastnachtstage  als  Herr-  würden,  nicht  auferziehe,  so  dafs  die  Herr- 
schaft vorbehalten.  An  einer  anderen  Stelle,  schaff  später  an  Titans  Kinder  fallen  werde, 
wo  sich  Lucian  gleichfalls  das  Ansehen  eines  Wirklich  wurden  Kronos'  erste  Kinder  ge- 
Gläubigen  giebt,  der  nur  die  überlieferten  tötet.  Die  nächsten  aber,  die  Zwillinge  Zeus 
Schreckensmythen  negiert  (Ästrol.  23)  wird  und  Hera,  liefs  Kronos  vor  sich  bringen  und 
—  wie  bei  Fulgentius  3,  1,  8  —  die  Fesselung  gab  den  ersteren  der  Vesta,  um  ihn  heimlich 
des  Titanen  astronomisch  umgedeutet  mit  Be-  20  aufzuziehen;  ähnlich  wurden  die  anderen  Kinder 
zug  auf  die  grofse  Entfernung  und  lange  Um-  gerettet,  Poseidon,  Pluton  und  Glauca,  welche 
laufszeit  des  Planeten,  welche  man  gewisser-  letztere  aber  früh  starb.  Als  Titan  von  dem 
mafsen  als  ünbeweglichkeit  aufgefafst  habe.  Bruch  des  Paktes  erfährt,  sammelt  er  seine 
9.  Das  Moment  der  Fesselung,  welches  in  der  Söhne,  die  sogenannten  Titanen,  um  sich, 
älteren  Zeit  nur  wenig  hervortritt  (z.  B.  nimmt  Kronos  und  seine  Gattin  gefangen  und 
Aescliyl.  Eum.  630  avzog  8'  i8rj6s  Ttatiqu  schliefst  sie  hinter  einer  Mauer  ein,  die  er 
ngsaßvtrjv  Kqovov),  wird  später  öfter  in  einer  bewachen  läfst.  Inzwischen  ist  Zeus  in  der 
Weise  betont,  dafs  mau  deutlich  sieht,  es  ist  diktäischen  Grotte  zu  Kreta  aufgewachsen, 
der  römische  Saturn  gemeint,  dessen  Woll-  anfangs  unter  der  Pflege  der  schönen  Melissa 
binden  an  den  Füfsen  man  so  aus  dem  grie-  30  (so  scheint  Euhemeros  die  Geschichte  von  den 
chischen  Mythus  erklärte.  August,  contr.  iiienen  umgeformt  zu  haben).  Ein  Adler  hatte 
Faust.  Manich.  20,  13  ita  patres  nostri  longe  ihm,  indem  er  sich  auf  sein  Haupt  setzte,  die 
fuerunt  a  Saturniacis  catenis.  Arnob.  adv.  gent.  künftige  Herrschaft  verkündet.  Als  er  die 
4:,2i  Saturnum  —  suis  diebus  tantum  vinculorum  Not  seiner  Eltern  hört,  sammelt  er  eine  grofse 
ponderibus  (!  also  deutliche  Vermischung  des  Schar  Kreter,  besiegt  die  Partei  des  Titan 
griechischen  und  römischen)  relevari.  Tatian.  (wo?)  und  kehrt  nach  Befreiung  und  Wieder- 
ad  Graec.  9  6  7tE8ri&ilg  Kqövog.  Luc.  Sat.  6.  einsetzung  des  Vaters  wieder  nach  Kreta  zu- 
Astrol.  a.  a.  0.  nensSri^ivog.  Sat.  10:  TZsSrjtrig;  rück.  Aber  dieser  stellt  ihm  nach  dem  Leben, 
ferner  Lucian  Sat.  5:  situ  slg  tov  Tüqzccqov  weil  ihn  das  Orakel  vor  dessen  Usurpation 
(psQcov  (nur  hier!)  svißuls,  nrj8rj6ag  avtbv  8s  40  gewarnt.  Zeus  erfährt  davon  und  vertreibt 
•Utk.]  vgl.  OrpJt.  fr.  41  Ab.  Zsvg  8s  oti  tov  ihn,  qui  cum  iactatus  esset  per  omnes  terras 
(isv  TcutsQcc  Sricag  ■natstaQzccQcoos.  Lact.  1,  14  persequentibus  armatis,  quos  ad  eum  compre- 
Lupiter  —  quod  patrem  vinxisse  compedibus  per-  hendcndum  vel  necandum  luppiter  miserat,  vix 
hibttur.  Senec.  Merc.  Oet.  1146  vincla  excutiet  in  Italia  locum  in  quo  lateret  invenit  {fr.  6). 
patri  caelumque  reddet.  Artemid.  oneirocr.  1,  5  Letzteres  mit  der  bekannten  italischen  Wen- 
s8o^s  tig  (im  Traum)  avv  rä  Kgova  8siitvstV  düng  und  der  üblichen  Etymologie:  Latium 
(is&'  rjfisQCiv  sig  8sa[iwzr'iQLov  y.ad-sLQx^r}.  Vgl.  vom  latere  Saturns.  Die  Beschreibung  der 
ebendort  1,  39.  Dies  hat  dann,  wie  es  scheint,  weiteren  Regententhätigkeit  des  Zeus  in  Kreta 
auf  die  spät-orphische  und  magische  Redeweise  und  auf  dem  Olymp  sowie  seines  Todes  und 
zurückgewirkt,  wo  die  Fesseln  magische  ße-  50  Grabes  in  Kreta  interessiert  uns  hier  nicht, 
deutung  erhalten  {Orph.  hyinn.  8,  3  Ssaiiovg  Wie  weit  die  Lokalisierung  auf  Kreta  wichtig 
ccQQTjKtovg  ög  s'xEig  TKxt'  antLQOva  v.6aiiov  und  nicht  blofs  etwa  durch  die  hesiodische 
aicövog,  KqÖvs  nayysvstog),  so  in  einer  Be-  Zeus -Geburt  veranlafst  sei,  wird  später,  bei 
schwörung  der  Hekate  s8rica  8so^otg  toig  Kq6-  den  Lokalsagen,  untersucht  werden.  Einen 
vov  tov  cbv  nölov  (ein  Paris.  Zauber -Papyr.  regelrechten  Angriflskrieg  der  Olympier  hatten 
bei  Dieterich,  Abraxas  p.  77).  In  einer  Be-  schon  frühere  Mythistoriker  der  Kgr]ziv.u  an- 
schwörung  des  Kronos  (ebend.  p.  79)  wird  das  genommen:  Fs.-Eratosthen.  cataster.  39  p.  182 
Erscheinen  des  gefesselten  Gottes  beschrieben:  Mob.  Q-vzr'iQiov  xovto  soxiv ,  sv  w  tiqcozov  gl 
6  &s6g  SQXstcci,  dXvasGt.  nstfQOVQrjfxsvog  dqnriv  Q'sol  zrjv  avvw^oaiccv  {■^■svto  ozs  im  Kqovov  0 
yiQatäv,  in  der  Anrufung  heifst  es  dann  u.  a.  00  Zsvg  satgätsvasv.  Die  Flucht  von  Kreta  wird 
ov  6  "Hkiog  dSaiiavzivoig  natsdrjGs  dsG^oig,  Iva  öfter  nacherzählt,  Tacit.  hist.  5,  2.  Serv.  Aen. 
(irj  z6  Tiäv  ovYX''^^V  dgosvo&^lv,  ßgovroKsgccv-  8,  319.  Minuc.  Fei.  21,  5,  teilweise  manchmal 
vonäzaQ  v.tl.  auch  unter  Fallenlassen  des  Euhemerismus  zn 
10.  ich  teile  nun  die  schon  berührte  Euhe-  einer  Vertreibung  von  der  Himmelsherrschaft 
meros-Geschichte  mit,  sowohl  um  ihrer  Eigen-  zurückgestaltet:  Verg.  Aen.  8,  320,  danach 
tümlichkeit  willen,  als  weil  sie  einige  sich  Aurcl.  Vict.  orig.  g.  M.  1,  1  —  3.  Augustin 
später  als  wertvoll  erweisende  Züge  enthält.  cons.  evang.  1,  23,  34;  vgl.  22,  30.  Myth.  Vat. 
Anfangs   hatte   Caelus   das   höchste   Regiment  1,215  Saturnus  amissa  possessione  Caeli,  cum 


1469    Kronos  (b.  Euhemeros  etc.:  Irrfahrt)  Kronos  (b.  d.  OrpMkern)         1470 

per  terms  profugus  erraret.  Diese  Irrfahrt  sucht,  weshalb  Saturn  Sohn  des  Pollux  heifse. 
scheint  dann  noch  weiter  ausgestaltet  worden  Diese  Genealogie  hat  er  aber  aus  lateinischen 
zu  sein;  TertuU.  apol.  adi\  gent.  10  -p.  330.  Mythographen ,  wo  sie  noch  als  einfacher 
Italia  in  qua  Saturnus  post  multas  expedi-  Schreibfehler  zu  erkennen  ist:  statt  Saturnus 
tiones  postque  Attica  hospitia  (vgl.  §  33b  Caeli  et  Telluris  filiiis  haben  einige  et  Pol- 
gegen  Ende)  consedit.  lul.  Firmicus  p.  21  W.  Iuris;  Mythogr.  Vatic.  2,  1;  vgl.  1,  102. 
{Lob.,  Agl.  1147):  Saturnus  Greta  fugiens  in  13.  Hier  unter  den  Weiterbildungen  müfste 
Italia  aSpartis  {vulgo:  Spartanis)  abscondi-  nun  eigentlich  von  den  orphischen  Ge- 
/?(r;  ähnlich  ders.  fol.  12b  ohne  Erwähnung  der  dichten  eingehend  die  Rede  sein,  wenn  dies 
'Sparten',  unter  welchen  man  sich  irgend-  lo  möglich  wäre,  ohne  in  die  Diskussion  ein- 
weiche yrjysviig  vorzustellen  haben  wird,  sei  zugreifen,  welche  seit  der  neuen  und  Zugang- 
es Titanen  oder  Giganten,  oder  auch  Kureten,  liehen  Sammlung  der  Fragmente  durch  Eugen 
die'^manchmal  seine  Söhne  heifsen  (oben  §  7f ,  Abel  (1885)  sich  zwischen  Otto  Kern,  De  Orph. 
vgl.  §  57).  Von  den  weiten  Reisen,  die  Ter-  ceit.  theogoniis;  Otto  Gruppe,  Gr.  Kulte  1,  612; 
tullian  erwähnt,  weifs  in  anderm  Sinne  auch  Jahrb.  f.  Fhil.,  Suppl.  17,  689;  Susemihl,  Ind. 
Diod.  5,  55:  nach  den  'kretischen'  Quellen  lect.  aest.  Grypliisiv.  1890  und  anderen  erhoben 
d.  i.  den  oben  erwähnten  Mythographen  (näheres  hat,  nachdem  seit  Lobeck  und  G.  Hermann zuev&t 
hei^'Bethe,  Hermes  1889  p.  414),  schildert  er  Schuster,  De  vet.  Orph.  theog.  1869  das  Thema 
den' iKr.,yals  weisen  Erzieher  des  Menschen-  wieder  aufgenommen  hatte.  Noch  ist  keine  Ein- 
geschlechts,  der  öia  rovxo  a.nodo%r]q  (liydlrjg  20  helligkeit  abzusehen  darüber,  wie  sich  die  ver- 
tvxüvza  noXXovg  insl&Siv  r^g  oixovfAfV/jS  t6-  schiedenen  theogonischen  Dichtungen  ihrem 
Ttove.  Welche  Theorieen  Neuere  darauf  gebaut,  Inhalt  und  Alter  nach  gegen  einander  ab- 
s.  unten  §  22.  grenzen.  Dafs  die  Anfänge  über  das  sechste 
11.  Einen  Titan  als  Bruder  des  Kronos  und  Jahrhundert  v.  Chr.  hinaufreichen,  ist  un- 
den  Krieg  beider  unter  einander  kennt  eine  bestreitbar.  Hier  können  nur  die  mytholo- 
mehrfach  verzweigte  Überlieferung  (s.O.Grwppe,  gischen  Momente  herausgehoben  und  auf  ihren 
Die griech.  Kulte  u.  3IytJi.l,&18),yfe\c]ie  zuerst  eigenen  Charakter  hin  angesehen  werden. 
Alexander  der  Polyhistor  aus  einer  Sibylle  Ein  hervorstechender  Zug  ist  es  zunächst,  dafs 
berichtet.  Sie  referiert  die  jüdische  Erzählung  das  hesiodische  Motiv  der  Verstümmelung 
vom  Turmbau  zu  Babel  und  knüpft  daran  so  wiederholt  ist,  und  dem  Kronos  von  seinem 
die  gegenseitige  Selbstvernichtung  (denn  das  Sohne  Zeus  dasselbe  widerfährt,  was  er 
ist  offenbar  der  Sinn  des  'Krieges')  der  Ti-  seinem  Vater  Uranos  angethan:  fr.  114.  Abel*) 
tanen.  Neben  den  zwei  genannten  wird  dort  und  Schol.  Ovid  Ibis  275:  Saturnus  ...  parte 
auch  Prometheus,  manchmal  auch  lapetos  an-  est  laesus  eadem  poenamque  a  nato  quam  dedit 
geführt:  s.  O.Gruppe  2l.  Vi,.  0.  680  f.— 699,  wo  die  ipjse  tulit.  zifivcov  kuI  ri^ivöfiivog  cog  cpfjaiv   b 


o 


Frage  nach  dem  Verhältnis  der  verschiedenen  iiv9og.  Nicht  ohne  eine  gewisse  Absichtlichkeit 
lateinischen  und  griechischen  Quellen  aber  wird  Kronos  mit  dem  gestraft,  was  er  gesündigt, 
nicht  zum  Abschlufs  gebracht  scheint.  Von  ohne  Rücksicht  darauf,  wie  des  Zeus  Charakter 
Euhemeros,  an  den  ich  Gig.  u.  Tit.  72,  47  dabei  fährt.  Auf  Anraten  der  Nacht,  der- 
dachte ,  brauchen  dieselben  nicht  angeregt  zu  40  selben,  die  einst  gegen  Uranos  Hülfe  geleistet, 
sein;  denn  es  wurden  auch  anderwärts  Per-  wird  Kronos  mit  süfsem  Met  trunken  ge- 
sonen  des  Namens  Titan  legendarisch  ange-  macht,  im  Schlafe  gebunden  und  so  über- 
nommen, s.  ebenda  S.  69  —  72.  wältigt.  Die  wenig  sinnreiche  und  zweck- 
12.  Unter  dem  Einflufs  der  jüdischen  Litte-  mäfsige  Nachahmung  des  alten  kosmogonischen 
ratur  steht  auch  {Hygin  fab.  220)  die  philo-  Motivs,  welche  sich  nicht  aus  dem  Fluche  des 
sophische  Fabel  von  der  Sorge,  welche  den  Uranos  rechtfertigen  läfst  (denn  Hesiod  hatte 
Menschen  geschaffen,  während  luppiter  ihm  nur  den  Titanensturz . im  Auge),  hat  gleich- 
Leben  einhaucht.  Bei  der  Namengebung  erhebt  wohl  bei  späteren  Schriftstellern  eine  gewisse 
sich  Tellus  und  will,  dafs  er  nach  ihr  heifse,  weil  Verbreitung  gefunden  und  bisweilen  das  Ori- 
er  von  ihr  genommen  sei.  Saturn,  als  Schieds-  50  ginal  verdrängt.  Lykophr.  761  vrjaov  d'  sig 
richter  angerufen,  entscheidet  ähnlich:  hoino  KqÖvoj  ozvyovp^ivrjv  uQnrjv  TcsQaaag  ^s^iav 
ex  huvio.  —  Eine  andere,  für  die  Mythologie  (d.  i.  cclöolcov)  kqskvÖiiov,  wozu  die  Koramen- 
nicht  wichtigere  Neuigkeit  erfahren  wir  aus  tare  sagen,  auf  Kerkyra  liege  die  Sichel  ver- 
Fab.  iO  (\esse\hen  Hygin.  Hera,  über  die  Er-  graben,  a>  6  Zsvg  xöv  KqÖvov  i^hsfis.  Auch 
zeugung  des  Epaphus  erzürnt,  beabsichtigt  zu  8G2  mit  aQurjg  ÄQÖvovTD'jSrjfia,  wo  Lykophron 
nichts  lieringeres  als  die  Wiedereinsetzung  wohl  nur  die  alte  hesiodische  Version  meinte 
des  Kronos  und  reizt  deshalb  die  Titaneu  (den  Sprung  oder  „Wurf  von  Kr.'s  Sichel  s. 
gegen  Zeus  auf.  Diese  ganz  späten  Fabeln  unt.  §  25),  bemerken  die  Scholien:  zfig  ÖQsnd- 
haben,  wie  sich  öfter  beobachten  läfst  (Gig.  vrjg  ^v  6  Zfi)?  zcx^ov  zcc  aldoicc  Kqovov  iv 
u.  Tit.  150.  224;  vgl.  36.  165),  ganz  vergessen,  fio  Zl-ksUu  s'yiQvipsv,  und  Tzetses  "Aqu^  fj  Jqe- 
dafs  die  Titanen  eingesperrt  und  ohnmächtig  ndvrj  Kai  ij  ^aiccma  r]  Ksqkvqk  Kai  xcüqlov  iv 
sind,  und  lassen  dieselben  gleich  bösen  Geistern  Eiv-sUa.  ^  Kai  ij  filv  äsqkvqu  Uyszui  zlQsncc- 
frei  bald  da  bald  dort  herumspuken,  indem  -pov  ozi  ^vi^n^L -nEKQv^^ivov  z6  ÖQtnavov,  ftf-ö-' 
sie  sich  darin  allerdings  mit  ältesten  Sagen-  ov  6  Zfvs  tbv  Kqovov  s^irsiiBv,  r]  z6 
resten,  wohl  unbewufst,  begegnen.  —  Eine  SqaTiavov  onsQ  rj  JrjiitjzrjQ  ilaßs  naq'  'Hcpai- 
WUnderliche  Fabel  hat  sich  FulgentiuS  2,  1,  9,  *^  Dazu  würde  es,  die  Kichtigkeit  der  Nachricht 
der  sich  auch  hier  als  eine  sehr  trübe  Quelle  vorausgesetzt,  gehören,  dafs  Aphrodite  aus  den  /xijdea 
erweist,   zurechtgemacht,   indem  er  zu  erklären  des  Kronos   geboren  wird,  loh.  Li/U.  de  mens.  78,  13  Bekk. 


1471  Krorios(l).cl.Orpbikern: Verstümmelung)  Kronos  (umoris  et  frigoris  deus)    1472 

azov  {erg-dLKTo)  rs^ivsLv  rove  Gi:ccxvccs' to  S'  SV  Clem.  Alex.  Strom.  5,  8  p.  676  P.  244  Sylh. 
Zittsli'cc  ort  sy.sC  rjv  to  ÖQsnavov  (j,s&'  ov  xov  Toiavxa  (wie  die  Orpliiker)  -/at  ot  IIvQayÖQSioi 
OvQDCVÖv  0  Kgövog  s^hsfisv  v.uvnSQ  h  Av'AÖtpqcov  fiviCGOvto,  0SQascp6vrig  (itv  ■Kvvag  rovg  nlavi]- 
q)aLvrjtca  vvv  to  KqovotÖ ^ov  äQsnccvov  Isysiv  rag,  Kgövov  dh  Scckqvov  (nicht  etwa  nach 
(durchaus  nicht!).  Tb  ös  ägsnavov  iragcc  Zi-  Mafsgabe  von  oben  Sp.  335,  23  in  8ä%Qva  zu 
v-sloig  t^y-nlov  ■aalsuaL.  Ms^vrjTcct  ds  kccI  verbessern)  rrjv  d'dluaGav  allrjyoQovvTsg  = 
Kallificcxog  sv  B'  Älticov.  Was  Tzetzes  hier  Phit.  Is.  et  Osir.  32  dö^st,  ös  ■nal  t6  vno  xwv 
ausschreibt,  bezüglich  verarbeitet,  liegt  reiner  nv^ciyoQiv.äv  Isyofisvov,  mg  r]  ^ülatza  KqÖvov 
und  ausführlicher  in  den  Apollonios- Scholien  4,  Süaqvöv  sozlv.  Die  mannweibliche  Urjjotenz 
98'2 — 984  vor,  wo  für  die  Demeter-Geschichte  lo  einer  chaldäischen  Theogonie  s-Ali^&rj  Q-dlaoca 
als  letzte  Quelle  nicht  Kallim.  (983)  sondern  (eigentlich  @aXdz&  nach  Berossos  fr.  4  oder 
Aristoteles  Polüien  erscheinen  (vgl.  Schneider,  @oXix&[r]],  nicht  verstanden  von  Ed.  Meyer  oben 
Call.  2  p.  689).  Speziell  für  den  uns  inter-  Bd.  1,  1  v.  El,  Sp.  1227,  3),  tavzrjv  zrjv  ävvaniv 
essierenden  Punkt  jedoch  wird  dort  Timaios  rj  dyvcoai'cc  hdlsas  Kqovov,  s.  §  33b.  —  Lyd.  de 
citiert,  dem  jetzt  auch  das  Aristotelescitat  mens.  p.  117  B.  iiv%ovzo  Uoasidävi.  zal  'J(pQO- 
zufällt  (Geff'cJcen,  Tim.'s  Geographie  d.^  Westens  dizrj  v.al  'A^cpizgizT],  ngoaszi  ds  at  Svvä^isig  (?) 
24,  1):  Tiiiatog  sv,  xov  dgsnävov.,  m  i^szsfis  reo  Kgövco  vttsq  zov  saofisvov  xsLfiwvog.  Vgl. 
rov  OvQocvov  rd  alSoia  r]  b  Zsvg  zd  tov  P- 43,  10  und  66,  \Q  Kgöva  rJ  TLoosiSiövi.  Dafs 
Kqövov.  Auch  das  Dichtercitat  Stepli.  B.  die  Illyrier  Pferde  ins  Meer  versenkten  zu 
./JqsTtdvri  (s.  Schneider,  CaVimachea  2  p.  764  f.  20  Ehren  des  Kronos,  was  aus  der  Poseidon- 
und  639;  s.  unten  §  22b)  läfst  beiderlei  Auf-  Mythologie  motiviert  wird  (s.  unten  §  22d), 
fassungen  zu:  Eisen  des  Kronos  und  Eisen  des  würde  nichts  beweisen,  da  Pferde  sonst  auch 
Kronideu.  Die  ältere,  Kr.  und  Uranos  be-  dem  Sonnengotte  geopfert  werden.  Das  Ver- 
treffende Sagenform  wurde  vielmehr  aa  Zanlde  schlingen  des  Steines  statt  des  Zeus-Kindes 
angeknüpft.  Sonst  findet  sich  die  orphische  und  Verborgenwerden  des  letzteren  deutet 
Neuerung  noch  3l7/i/toi/r.  Faijc.  1,  105:  JMjj^jito',  Porphyrios  geradezu  im  Sinne  eines  Natur- 
cum  Saturnus  quodam  die  ad  usum  corporis  mytlius:  sTtsiSriitsQ  17  [israßolrj  rwv  vygäv  stg 
exiret{?),  illato  cultro  amputavit  naturalia  eins,  arsgqörrira  n^yvvxui,  v.QvnrsGQ'cx.i  ds  xhv  Aia 
wo  die  nachfolgende  Venus-Geburt  an  dieser  8id  x6  xb  'Qi'jV  snt-nQaxsiv  xa>  rä  xsi^ävi  rovg 
Stelle  eine  Ungenauigkeit  ist.  Umgekehrt  30  yiaQ7ioi:g  dq)avi'^sa9'Dci,  Tclsova^ovrwv  xäv  vyqmv. 
erkennt  man  den  Einflufs  der  orphischen  Wenn  derselbe  Porphyrios  bei  Euseb.  praep. 
Version  bei  Teriullian  ad  nat.  2,  12  p.  601  ev.  5,  14  ein  Orakel  anführt,  mit  Anrufung  an 
Migne,  wo  Uranos  irrig  als  der  während  Hermes,  Sonne  imd  Mond,  ri8s  KqÖvov  iqd' 
des  Schlafes  Überfallene  bezeichnet  wird:  s'E,sü]i,  'A(pQoöirr]v,  so  läfst  sich  dazu  das  viel 
Nam  Saturnus  quidem  Caelum  castravit  dor-  frühere  Zeugnis  des  Theopom}}  fr.  2Q3  stellen: 
mientem;  mindestens  ist  das  eine  Verwechse-  Plut.  Is.  et  üs.  69  p.  378E:  xovg  ds  ngog  sans- 
lung  von  Uranos'  Beilager  mit  dem  orphischen  gav  ol-aovvzag  tcco^ft  ©sonojinog  riysicQ'ai  v.al 
Kronos-Motiv.  Fragt  man,  woher  dieses  letztere  v.C)cIslv  rbv  fisv  %snid>va  Kgovov,  zb  ds  ^sgog 
überhaupt  entstand,  so  lassen  sich  zwei  Ant-  'Acpgodizrjv,  zb  ds  sag  Usgascpovriy'  sy.  ds 
werten  geben,  die  übrigens  einander  nicht  io  Kgövov  -nal  'Aqjgodizrjg  ysi'vda&ai  navza.  Mit 
gänzlich  ausschliefsen.  Entweder  macht  sich  dem  Westen  ist  Siciiien  und  Unteritalien  ge- 
bier die  Sage  von  dem  in  ewigen  Schlaf  meint.  Vielleicht  spielt  die  namentlich  aus 
versunkenen  Kronos  geltend,  die  wir  im  Korinth  bekannte  Kultverbindung  von  Posei- 
V.  Kapitel  (§  24. 25)  näher  kennenlernen  werden,  don  und  Aphrodite  herein.  —  15.  Jedenfalls 
oder  wir  haben  eine  ähnliche  Sagenerschei-  stellt  sich  hier  deutlich  die  in  dem  orphi- 
nung  vor  uns  wie  in  dem  schlafend  über-  sehen  Mythus  latent  bleibende  Idee  des  win- 
wältigten  Riesen  Alkyoaeus,  dem  winterlichen  terlichen  Gottes  heraus,  die  manche  Mytho- 
Dämon,  der  mit  Briareos  und  Poseidon  selber  logen  auch  sonst  schon  in  Kronos  erkennen 
nahe  zusammenfällt  {Gig.  u.  Tit.  120  ff.);  und  wollten;  z.  B.  Preller  in  sehr  unklarer  Weise; 
das  ist  aus  mehr  als  einem  Grunde  das  Wahr-  50  besser  Robert,  welcher  das  Suchen  des  Kronos 
scheinliche.  nach   dem  verborgenen   Zeus-Kinde    mit    dem 

Suchen  der  Demeter  nach  ihrem  Kinde  ver- 
IV.  Kronos  als  umoris  et  frigoris  deits;  gleicht,  Hyg.  fah.  138  Saturnus  lovem  cum 
als  Planet;  mit  Gebiirtsgottiu.  quaereret  per  terras.  Dies  ist  die  einzige  Stelle 
14.  Charakteristisch  ist  schon,  dafs  in  diesem  wo  das  merkwürdige  Motiv  sicherhalten  hat; 
Mythus  Kronos  ausnahmsweise  als  Riese  ge-  sonst  heilst  es,  wie  wir  gesehen  haben,  immer 
dacht  ist;  die  Verse  sind  teilweise  wörtlich  nur,  dafs  Saturn  durch  Zeus  aus  Kreta  vor- 
aus der  PolyphemScene  der  Odyssee  genom-  trieben  die  Länder  durchirrt  oder  durchzieht 
men  {fr.  45,  von  Abel  nicht  an  die  richtige  (§10).  Von  jener  Auffassung  unzertrennlich  ist 
Stelle  gesetzt):  -nstz'  dnodoi^mccig  %a%vv  av-  (;o  die  bei  demselben  Hygin  f.  139  erhaltene  Ge- 
Xsva,  %dd  ds  fiiv  vnvog  \  ygsi  navdafidrcog  schichte,  die  auch  das  Suchen  andeutet  nnd  zu- 
nach  i  372;  ähnlich  fr.  115  'sv&a  Kgövog  [isv  gleich  das  Zeus-Kind  als  Vegetatious-Gottheit 
l'itsixa  (puycov  dolösaaav  sdwdfjv  -Asixo  (isya  zeigt:  luno  (sie)  entführt  das  Kind  (von  wo?) 
gsy-Acov,  vgl.  t  29ofP.  Die  Beziehung  auf  Meer  nach  Kreta.  Amaltheia,  die  Amme,  hängt  es  in 
und  Winter  —  quod  Saturnus  umoris  totius  et  den  Windeln  an  einem  Baume  auf,  in  arborcsus- 
frigoris  deus  sit,  Scliol.  Verg.  Georg.  1,  12  —  pendit,  ut  neque  coelo,  neque  ferro  neque  terra, 
die  zusammengehören,  spricht  sich  mehr  oder  neq^le  mari  inveniretur :  alhevne  Auslegung  eines 
weniger  deutlich  an  verschiedenen  Stellen  aus.  unverstandenen  Motivs,  welche  aber  zeigt,  dafs 


1473           Kronos  (Mgoris  deus)  Kronos  (Gott  d.  Feuchtigkeit)     1474 

auch    hier    Kronos    das    Kind    überall    suchen  vyqäv  aßsaiv.     Auch  der  Zauberpapyrus  Brit. 

sollte;  et  ne  pueri  vagitus  exaudiretur ,   impu-  Mus.  46,  155    (bei  Dieterich,   Ahraxas  p.  25) 

beres  convocavit  eisque  clipeola  aenea  et  hastas  bringt  den  Regen  mit  Kronos  in  Verbindung: 

dedit,  et  iussit  eos  circum  arhorem  euntes  cre-  ov   soziv   6    lÖQcog   ojißQog   sTtminzcov    inl  zrjv 

pare;  das  seien  die  Kureten,  Korybanten,  Laren.  yfjv,  i'va  oxsvrj.    Aber  schon  Plato  Cratyl.  402 

Übrigens,  fügen  wir  hinzu,   befand  sich  nach  hatte  die  Meinung  ausgesprochen,    dafs  'Psav 

Tlieophr.  hist.  pl.  3,  4  in  der  Öffnung  der  Ida-  xb    -kccI  Kqövov  nichts    anderes    als    Qsvfiäzcov 

Grotte  ein  wie    es   scheint  berühmter  Baum,  ovö^ata  seien,  und  er  thut  dies  in  einer  Weise, 

eine  fruchttragende  Schwarzpappel.     Das  Auf-  als  ob  diese  Erklärung  etwas  bereits  Bekanntes 

hängen  des  Gottes,  für  welches  im  Sinne  der  lo  und  Selbstverständliches   sei.     Es  würde   irrig 

Inkarnation    im    Baume    Eohert    treffend    auf  sein,    mit    älteren    und    neueren    Interpreten 

Europa  verweist,  kehrt  mifs verstanden  wieder  aus  seinen  Worten   herauszulesen,   dafs  schon 

bei  der  Helena  Dendritis  von  Rhodos  (Paws.  3,  HeraJcUt    solches  gelehrt  habe;    er  sagt    nur, 

19,  10),   der   Artemis   Kondyleatis    vom    arka-  HeraJdits  Lebre    von    dem    ewigen   Flufs    der 

dischen  Kaphyai    {Paus.  8,  23,    6),    vielleicht  Dinge  scheine  geradezu  darauf  abzuzielen;  zov 

auch  bei  der  Erigone.     Nirgends  malt  sich  der  'Hq.  —  ^aO'OQäv  —  dzsxvmg  zu  inl  Kqövov  v.al 

bezeichnete  Charakter  des   Kronos    gegenüber  'Pictg,  und  (umgekehrt)  die  alten  Theogonieen 

dem  Sommer  und  Wachstum  bringenden  Kinde  deuteten  das  an,   was    später  jener  als  Philo- 

besser  als  in  der  kretisch-naxischen  Erzählung  sophem  aussprach:    ravz'  ovv  —  nqog  za  zov 

des  Äglaosthenes  {Eratosth.  Catast.  p.  62  Roh.),  20  'Hgccv-lsirov    itdvzcc    zslvbi.      Auch   sollte   man 

wo,  als  Kronos  gegen  das  Kind  herankommt,  von  heraklitischer   Seite   alles   andere   als   ein 

dieses    sich    selbst    in    eine    Schlange,    seine  feuchtes    Urprinzip     erwarten.      Ich    erwähne 

Ammen    in    Bären   verwandelt,    beides   Tiere,  deshalb  Dieterich,  Ahraxas   78,  wo  in  einem 

die   sich  gegen   den  herankommenden  Winter  Zauberpapyrus  Kronos  die  cpQ-oqä  repräsentiert, 

in  ihre  Schlupfwmkel  und  Höhlen  verkriechen.  die  Heraklit  mit  vdcoQ  gleichsetzte;  doch  kann 

16.  Doch  ist  bei  allem  diesem  zu  beachten,  sich  dies  auch,  wie  der  Verf.  selber  bemerkt, 
dafs  es  sich  um  verhältnismäfsig  späte  Zeiten  auf  den  schädlichen  Einflufs  des  Planeten 
handelt,  dieselben  welche  das  von  Amaltheia  als  Saturn  beziehen,  was  dem  Wortlaut  der  Stelle 
Ziege  und  Amme  genährte  kretische  Götterkind  nach  (s.  unten  §  19)  hier  wohl  das  Rich- 
mit  Spitzohren  und  Weinlaub  darstellen;  ihre  30  tigere  sein  wird.  Als  das  zerstörende  und 
Vorstellungen  können  vielleicht  in  Alexandria  zersetzende  Element  schildert  den  Kronos  der 
bestimmend,  in  Rom  umbildend  gewirkt  haben,  Neuplatoniker  ProJclos  bei  loh.  Lyd.  de  mens. 
gestatten  aber  keinen  Rückschlufs  auf  die  p.  116  Bekk.,  wobei  die  Berufung  auf  Plato 
ursprüngliche  Natur  des  Gottes.  Nur  in  diesem  aber  nur  die  TizavL%q  ^laxöfffirjcts,  d.  h.  legg. 
Sinne  sei  hier  nebenbei  bemerkt,  dafs  auch  3,701c  angeht,  eine  Stelle,  wo  PJato  nicht  an 
an  dem  römischen  Saturnus-Kult  viel  mehr  auf  die  Titanengötter  dachte ,  sondern  mit  den 
einen  winterlichen  Gott  als  auf  irgend  etwas  Titanen  die  aufrührerischen,  die  Giganten, 
anderes  deutet:  im  Dezember,  wo  die  Tage  meinte.  Der  Anfang  des  Proklos  Citates  o  Srj 
am  kürzesten,  feiert  man  kein  Erntefest,  wohl  KQÖvog  tezccQzog  mv  nimmt  auf  eine  der  orphi- 
aber  Fastnachtsfreuden,  d.  i.  Saturnalien;  das  40  sehen  Theogonieen  Bezug. 

ist  die  Jahreszeit  für  die  vielen  Wachslichter,  Da  Plato,  wie  die  meisten  der  alten  Philo- 

für  das  lucein  facere,  was  vielleicht  symbolisch  sophen,   wo   sie  auf  Mythologisches  kommen, 

umgedeutet  wurde,  und  für  das  Wollespinnen,  sehr  verschiedene  Versionen  und  Erklärungen 

den  winterlichen  Haussegen,  den  man  ans  Haus  je  nach  Bedürfnis  hereinzieht  (vgl.  im  Cratyl. 

zu  ketten  sucht,  wie  andere  gute  Gaben  durch  selber  396  eine  andere  Etymologie  von  K^övog, 

Fesselung    der   entsprechenden   Götterbilder.  auf  die  er  noch  401  am  Schlüsse  Bezug  nimmt, 

17.  Die,  wie  gesagt,  im  orphischen  Mythus  um  sie  durch  die  mitgeteilte  zu  ersetzen),  so 
latent  bleibende,  namentlich  im  Westen  herr-  möchte  ich  noch  die  Frage  aufwerfen,  ob  er 
sehende  Meinung,  dafs  Kronos  das  feuchte  nicht  gleich  darauf  (402),  wo  er  von  Poseidon 
Element  bedeute,  steht  in  engem  Zusam- 50  spricht  und  diesen  als  noaiösauov,  den  an 
menhang  mit  einer  anderen  Theorie,  welche  den  Füfsen  Gefesselten  erklärt,  eigentlich  den 
den   Namen    des  Gottes    selber    von    ^Qovvög,  Kronos  im  Auge  habe. 

den  seiner  Gattin  Rhea   von    F^    oder    selber  18.  Ausgeschlossen  habe  ich  bisher  eine  An- 

von  Qatv  herleitete.    In  mehreren  Brechungen  zahl    Zeugnisse    mit    gleicher    Charakteristik, 

liegt    dieselbe    bei    den    Stoikern    vor.      Kai  weil  dort  nicht  der  Gott  gemeint  ist,  sondern 

Kqovov  [isv  zov  zov   Qsviictxog  QÖov,  'Peuv  d£  der   Planet    Kronos    (Saturn),    den    ich    am 

rrjv    yfiv,   Jia    8\    zov   al&BQa   {Philodem.    de  besten   hier  unter  der   spekulativen  Dichtung 

piet.  12  nach  einem   Chrysippeer;  Diels,  Dox.  und    den    Philosophen    bespreche.     Ursprüng- 

Gr.  546^).     XQVGiniiog  öe  tprieiv  oti.  ^ad-uyQcav  lieh  nannten  die  Griechen  ihn  ^atvcov,  Hygin. 

ovxav    xwv  olcov    xat   biißgov    naxacpBQO^Evcov  60  astr.   1,  42.     Achill.   Tat.    Augustin  de  genes. 

noXläv,    xrjv   iK-nQLGiv  xovzwv  Kqovov   covofiä-  lib.  impet.  7,  8,  38  u.  andere,  seltener  Aäfinav, 

aO-at,    wo    sich    bereits    etwas    anderes    (siehe  und   zur   Zeit  Piatons  {Plut.  plac.  phil.  2,  15) 

unten   §  52)  damit  vermischt.     Deutlicher  bei  und    des     Ps.- Aristoteles    de   mund.    3928'    23 

Porphyr,    in   Schol.    Hom.  O  21    kuI   'HaioSog  (danach  Apuleius  de   mund.   37,  ähnlich   lul. 

OvQuvbv  jXEV  UysL  xrjv  sktivqwgiv,   Kqovov  öh  Finnic.  11,  2)  war  die  mythologische  Bezeich- 

Tov  ava&iv  -KQovvrjdov  intipsQÖiisvov  '6(i§Qov,  nung  noch  nicht  die  allgemein  angenommene, 

'Piav   da   zr}v   iniQQfo^ävrjv  vdaaiv  (seil,  yr^v),  obwohl    ihn    schon    die  Pythagoreer    bei  loh. 

SKzo^riv    Sa    Ovquvov    xrjv    zov    nvQcodovg    s^  Lyd.de  mens.  2,  2   p.  14:  Bekk.    so    benennen, 

Röscher,  Lexikou  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  47 


1475                 Kronos  (Planet)  Kronos  (sendet  Unfruchtbarkeit)   1476 

sondern  nur  von  manchen  aufgebracht,  indem  rigentis  esse  naturae.     Verg.  G.  1,  336  frigida 
sie  übrigens  occrrjQ  Kqövov  {Plat,  Tim.  Locr.  Saturni  scse  quo  Stella  receptet.     Lucan.  1,  646 
de  anim.  etc.  97  B.     Flut.  plac.  phil.  2,  32,  1),  summo   si   frigida    coelo  \  Stella   nocens   nigros 
nicht  Kgövog  lautete.     Zu  Grunde   lag  diesem  Saturni  accenderet  ignes.    Fers.  sat.  6,  569  quid 
Gedanken  wohl  nur  die  unabsehbare  zeitliche  sidus  triste  minetur  Saturni.    Augustin  de  gen. 
Entrücktheit  des  Urgottes,   die  man  nur  mit  ad  liter.  2,  5,  9;  de  gen.  imperf.  8,  29:   tardus 
der  unermefslichen  räumlichen  Ferne  des  Pia-  frigidus;  vgl.  Arnob.  4,  26.    Andere  Spielereien 
neteu     von     gröfster    Umlaufsbahn     verglich.  b.  io&.  J.(yL  925ff.  Vgl. im  allgemeinen  7o/i. i^/*^. 
Fs.-Flato    Epinomis    987    sagt,    der    Phainon  dewens.  4, 10. 2,11  u.  Cewsorm/r^. 3,3 ed. i/ttZ^sc/j; 
werde  von  manchen  wegen  seiner  Langsamkeit  lo  Saturni  Stella  frigida  et  sterilis  infecunda 
Kr.   genannt;    eine   öfter  wiederkehrende  Mei-  terris,    nascentibus   non   salutaris    facit 
nung,  die  also  von  der  Greisenhaftigkeit  ausgeht;  adversa  diuturna  nee  subita.    Speziell  die   Ge- 
s.  z.B.  Lukian  Astrol.  22.  Seine  sonstigen  Eigen-  burt  von  Knaben  hindert  er:  Gic.  N.  D.  2,  20. 
Schäften,  d.  h.  seine  Wirkungen  auf  die  Erde  19.   Daneben  finden   sich  aber  auch,    was 
und  ihre  Bewohner,   die  ihm  nicht  angesehen  die  Unfruchtbarkeit  betrifft,  Spuren   eines 
werden    konnten,    sondern    nur  auf   abergläu-  von  Sterndeuterei  noch  unberührten  Glaubens, 
bischer  Meinung  beruhten,  ergaben  sich  wohl  der  tiefer  in  das   griechisch-italische   Götter- 
erst  daraus  und  knüpften  an  jene  Bezeichnung  wesen  eingreift.     Das  erste  dieser  sehr  dispa- 
an.    Also  ich  denke  mir:  weil  er  nach  Kronos  raten  Zeugnisse  wurde  schon  berührt.  Dieterich, 
hiefs,    mufste   dieser   Stern    es    sein,    der   die  20  Abrax.  78;  vgl.  0.  Gruppe,  Kulte  516:  rov  Kq. 
Kälte    brachte     und     gleich     dem    des    Ares  ovSng  täv  iv  yävei  Ka&EGzecÖTcov  Siaq)vysiv  dv- 
Schaden  stiftete.     Denn  die   meteorologischen  vuzai'  näctj  yccQ  ysvsasi  TtQog  xb  vnoTcsastv  tf] 
und  astrologischen  Theorieen  bei  den  Griechen  q}&OQä  cchiog  icpiazrjHSv  b  Kgövog  Kai  ov-a  av 
sind   nicht   so   alt,    und    die   Zeugnisse   selber  ysvoizo    yävscig    iv    fj    Kgövog    ovm    i^nodi^rj. 
deuten    ihrer    Epoche     nach    mehr     auf    den  Noch    mehr    tritt    die    Astrologie    zurück  bei 
römischen    Saturn.      Aber    gesetzt,    das    Yer-  Serv.  Aen.  3,  139:  quidam  dicunt  diversis  nu- 
hältnis  wäre  umgekehrt,    so    würde    dies    für  minibus  vel  bene  vel  male  faciendi  potestatem 
keine  viel  höhere  Epoche  als  das  vierte  Jahr-  dicatam,  ut    Veneri  coniugia,   Cereri   divortia, 
hundert  die  Voraussetzung    eines  winterlichen  lunoni  procreationem  liberorum,  sterilitatem 
und  tötlichen  Charakters   ergeben  —  die  wir  30  hör  um  tarn  Saturno  quam  Lunae;hanc  enimsicut 
für  jene   Zeit  auch  ohnehin  im  Westen  fest-  Saturnum  orbandi  potestatem  habere.    Da  die 
gestellt.     Es   kommt  viel  darauf  an,    wie  alt  hier  daneben  genannte  Mondgöttin  (die  also  auf 
die  Quelle   des  Diodor  2,  30  sei,    welche    die  den  Planeten  deutet)    auch   bei   den   Griechen 
Benennung   Kr.    direkt    aus    der    chaldäischen  von  dieser  Seite  her  bekannt  und  gefürchtet  ist, 
Religion  zu  erklären  sucht;  vgl.  P/iiZo'S/S'awc/mn-  auf    dem    unfruchtbaren    Maultier    reitet    und 
jathon  fr.  4,  16.  7  (11).  den  Frauen  überhaupt  zur  Eileithyia  und  Ge- 
Ich  stelle  nun  kurz  die  Zeugnisse  zusammen,  burtsgöttin  wird,  die  durch  ihr  blofses  Hände- 
diemir begegnet  sind.    Tod:  Serv.  Aen.  4,  610  falten   die  Entbindung  hindert,    so   halte  ich 
aut  arte  dvcciQin-Kovg  dioit  i.  e.  Martern  et  Sa-  es  mit  Jordan  bei  Preller,  Hörn.  Myth.  2,  22,  3 
turnum  qui  intereidunt    vitae    rationem:  40  für  bedenklich,  jenes  Lunae  in  Luae  zu  ändern, 
si    radiis    suis     ortum    geniturae    pulsaverint  d.  h.  jene   Lua  Saturni  oder  Lua  Mater   ein- 
(d.    i.    in    dem    Horoskop).      Horatius    (c.    2,  zusetzen,    die    unter    den    ältesten    römischen 
17,  22)  te  lovis  impio  ,  tutela  Saturno  reful-  Göttern    begegnet,    ihrem    Wesen    nach    aber 
gens  \  eripuit    volucresque   fati    tardavit    alas.  völlig  dunkel  ist  (s.  Eöm.  Myth.  a.  a.  0.);  so 
Vgl.  Serv.  Georg.  1,  335.     Sext.  Emp.  ad  math.  Entlegenes    darf  man,  das  hat    schon  Jordan 
5,  29.     Anth.  Fal.  11,  183  (Lucilius)  Tr]v  ys-  gesagt,  in  der  Notiz  nicht  suchen,  so  wunder- 
es cij'   Xvnovvxa   jia&av  Kgövov   'HXiödwQog  \  liehe  Kombinationen  sie  sonst  enthält.    Es  ge- 
vvKzoag   sk  vaov    xgvotov   tjqs    Kqovov.    Anth.  hört  hierher  vor  allem  folgendes,  schon  durch 
Jacobs  append.  40  II  p.  768  in  Dübners  Ausg.  seinen  Autor  wichtiges  Zeugnis:  Apollodor  von 
fehlend:    Charakteristik    der    sieben   Planeten  50  Athen    bei    Macrob.  1,  8,  5    bezog    die   Fufs- 
azvyvbg    Kgövog.    —  JccTigv    [liv    iazi   Kgövog.  binden  des  römischen  Saturn  und  ihre  Lösung 
Zevs  d'    T]  yivsGig,   löyog  'Eg^fjg  kzX.     Heliod.  im  Dezember  auf  Geburt   und  Entbindung  im 
Aethiop.  2,  24  kccI  b^ficc  Kgöviov  sig  rov  olv.ov  zehnten  Monat  (wobei  nur  der  wollene   Stoff 
ivioKrjips,   zrjv    inl    zö     %E£gov     inccyov    (isza-  der  Binden  ziemlich  gezwungen  aus  demselben 
ßolr'jV,  i]v  £(iol  oocpLcc  [i8v  Ttgoicpjjvs,  diudgävca  Motiv,    mit  mollibus  naturae   vinculis,   erklärt 
da  ovK  £d(aY.s.    August,  cons.  Evang.  1,  23,  36  wird).    In  dem  allem  liegen  ohne  Zweifel  reli- 
Saturnum    maleßcum    deum   inter   alia    sidera  gionsgeschichtliche  Momente.     Gerade  auf  die 
constituerunt.  Erstarren:  lamblich.  de  Myster.  neun  Monate  des  Apollodor  würde  ich  dabei  am 
1,    18  Tj  zov  Kgövov    dnöggoioc   sGzi  ovv£nziv,ri,  wenigsten    Gewicht    legen,    wenn    nicht    die 
7]    Se    zov  "Agsog    v.ivr]zi%ri.      Hagel:     Theod.  60  Neunzahl  noch  mehrmals  bei   diesem  Gotte 
Prodr.  8,  103.    lolt,.  Lyd.  de  mens.  4,  11  p.  58  begegnete,  ohne  dafs  ich  eine  Erklärung  dafür 
Beide.     Mifs wachs:    v-ugncäv    £TciG%iG8ig  rizoi  wüfste.     Die  lUyrier  bringen  ihrem  Kronos  die 
GJiävBig  bedeutet  es,  wenn  ein  Komet  mit  dem  Pferdeopfer  alle  neun  Jahr;  neunjährig  ist  das 
Kr.  zugewendeten  Schweif  erscheint:  loh.  Lyd.  ''grofse  Jahr'  der  Alten,  und   dem  Kronos   ist 
de  ostent.  10.    Kälte:    Vitruv.  6,  1  lovis  Stella  das  Jahr  geweiht.    Flut.  plac.  phil.  2,  32,  1*); 
inter  Martis  ferventissimam  et  Saturni  frigidis-  vgl.  (Ji'og  IJv&ayögov  Phot.  bibl.  440^^. 

Simam    media    CUrrenS    temper atur ;    vgl.    11,   4.  *^    in    dem    scherzhaften    zum    Teil    verbesserungs- 

Flin.   N.    H.    2,    8     Saturni     sidus     gelidae     aC  bedürftigen  Epigramm  yl«i/(.  Pa/.  11,  lU  jedoch  (dieselbe 


1477           Kronos  (und  Eileitliyia)  Kronos  (Sage  v.  Arne,  Methydrion)   1478 

20.  Wir  werden  nicht  umhin  können,  davon  urteilen  kann.  Damit  verbinde  ich  eine  andere. 
Notiz  zu  nehmen,  dafs  Kronos  auffallend  oft  Beim  Heiligtum  des  Poseidon  Hippios  bei  Me- 
mit  der  Geburtsgöttin  verbunden  auftritt.  thydrion  wurde  nach  Paus.  8,  36,  2  bekannt- 
Es  kann  dies  nicht  blofs,  wie  es  die  sicilischen  lieh  von  gewissen  Giganten  unter  Führung 
Legenden  (§  25)  andeuten  und  sogar  aus-  eines  Hopladamos  erzählt,  welche  der  Rhea 
sprechen,  auf  der  örtlichen  Nachbarschaft  mit  gegen  Kronos  beistanden;  in  späten  Zeiten 
der  erycinischen  Göttin  beruhen.  Schon  das  verwechselte  man  nämlich  die  waffentragen- 
Zeugnis  des  Epimenides  (oben  §  7  g)  und  das  so-  den  Kureten  [vgl.  Paus.  8, 37, 3  (6)]  mit  Giganten 
eben  (§  14)  vernommene  des  Tlieopomp  Toa?ihnQn  oder  Titanen  {Gig.  u.  Tit.  S.  150  ff.).  Zugleich 
dazu,  die  Sache  ernsthafter  zunehmen.  InAchaja  lo  wird  dort  das  Lykaion  als  unverrückbare  und 
ist  zwischen  der  alten,  verschleierten  Eileithyia  allgemein  anerkannte  Stelle  der  Zeusgeburt 
von  Aigion,  trotzdem  beide  bei  Paus.  6,23,4.5  zugegeben,  indem  man  nur  die  Täuschungs- 
nebeneiuander  stehen,  und  der  Kronos- Sage  von  scene  für  Methydrion  in  Anspruch  zu  nehmen 
Bolina  die  örtliche  Entfernung  zu  beträchtlich.  sich  begnügt.  So  spät  und  gekünstelt  dies 
Aber  in  Olympia  findet  sich  am  Kronos-Hügel  alles  aussieht  und  auch  wohl  ist,  scheint  doch 
ein  Eileithyia-Heiligtum,  mit  welchem  es  zu-  die  Pointe  noch  gar  nicht  ausgesprochen,  son- 
dem  eine  ganz  besondere  Bewandtnis  hat.  dern  dem  Pausanias  oder  seinem  Gewährsmann 
Es  war  ein  Doppelgemach,  in  welchem  ihr  verloren  gegangen  zu  sein.  Von  Methydrion 
und  einem  {Pausanias  6,  20,  3)  nicht  näher  nicht  weit  lag  nämlich,  nur  durch  den  Mai- 
bekannten  Dämon  Sosipolis  geopfert  wurde,  20  nalos  vom  mantineischen  Gebiet  getrennt,  das 
dem  letzteren  ohne  allen  Wein,  also  nach  UcöXov  tcsölov  und  eine  Quelle  des  Namens 
dem  Ritus  der  chthonischen  Kulte,  worauf  Kqovvoi  {Paus.  8,  35,  7  u.  8).  Unzweifelhaft 
auch  andre  Umstände  deuten:  die  strengen  Eide,  geht  hiervon  das  Erste  den  dortigen  Poseidon 
die  hier  geschworen  wurden  (vgl.  unten  §  28)  Hippioa  (36,  2)  an;  das  würde  man  in  Arka- 
sowie  die  Schlangengestalt.  Die  Legende  er-  dien  en-aten,  wenn  es  nicht  aus  jener  Füllen- 
zählte, um  doch  etwas  von  dem  fremdartigen  Geschichte  hervorginge;  diese  letztere  pafst 
Wesen  zu  sagen,  dafs  bei  einem  Kriege  zwischen  auf  die  Lämmer -Stätte  wie  die  Faust  aufs 
Eleern  und  ihren  Nachbarn  eine  Frau  mit  Auge,  da  man  dort  mindestens  eine  simulierte 
einem  neugeborenen  Kinde  erschienen  sei,  Lammes -Geburt  erwartet;  die  Geschichte  ge- 
weiche geträumt  hatte ,  dafs  das  Kind  die  30  hört  vielmehr  hierher  oder  hat  doch  hier 
Stadt  retten  werde;  das  Kind  wird  vor  die  ihren  Ursprung.  Aufserdem  ist  die  Herleitung 
Front  gesetzt  und  verwandelt  sich,  als  der  des  Äpdvo s-Namens  von  Kqovvoi  seit  dem 
Feind  herankommt,  in  eine  Schlange.  Es  4.  Jabrh.  mehrfach  überliefert  (§17),  sodafs  dieses 
kann  kein  Zweifel  sein,  wer  mit  der  Gebärerin  Motiv  auch  wohl  in  den  dortigen  Fabeleien 
gemeint  ist,  und  ebenso  dafs  jener  Dämon  ein  stecken  wird.  In  diesem  Verdacht  bestärkt 
Götterkind  ist,  wie  es  sonst  Rhea  zu  tragen  mich  die  eigentümliche  Betrachtung,  die  Pau- 
pflegt,  während  Eileithyia  auf  archaischen  Bild-  sanias  dem  Mythus  von  der  Verschlingung  des 
werken  mit  Kindern  auf  dem  Arme  erscheint.  Zeus  und  Poseidon  hinzufügt.  Früher  sagt  er, 
Der  Name  Sosipolis  ist  rätselhaft;  das  Ganze  hätte  er  bei  seiner  schriftstellerischen  Arbeit 
erinnert  an  die  kretisch-naxische  Geschichte  40  solche  Erzählungen  für  Albernheiten  gehalten, 
von  Kronos  und  dem  Zeus-Kind  (§  15).  Vgl.  den  seit  er  aber  an  die  Arkadika  gekommen,  habe 
Zeus  Sosipolis  in  Magnesia  a/M.  Strab.  648.  er  eine  ganz  andere  Meinung  davon  gewonnen : 
_^  ;;.,.,  ,,  ,  _  -  die  Weisen  der  Vorzeit  sprächen  offenbar  in 
.T".^*  ^i'H'f^^  ^^^®"  "V^,^«i«"^<:?i:  .  Gleichnissen,  und  so  sei  der  Kronos -Mythus 
Hohlen-Sclilaf  und  -Orakel.     Verhältnis  ^i^ht  wörtlich  zu  nehmen   (vgl.   ov^  U  zov 


zum  Ueroenkult. 


gv'9'fcog),     sondern    enthalte    eine    bestimmte 


21.  Vorausgeschickt  seien,  da  sie  weniger  Theorie.  Obwohl  er  nun  doch  wieder,  wie  er 
den  Kronos  als  den  Poseidon  angehen,  drei  pelo-  es  liebt,  mit  einem  geheimnisvollen  sapienti 
ponnesische  Legenden  ungefähr  gleichen  Schla-  sat  schliefst,  liegt  hier  doch  einer  der  Fälle 
ges,  wie  die  verschiedenen  dortigen  Zeusgeburts- 50  vor,  wo  er  —  beinahe  ganz  ehrlich  —  uns 
Sagen,  deren  geringen  Wert  gegenüber  der  einen  Einblick  in  seine  Schriftstellerei  ge- 
kretischen Welcher,  Götterl.  1,  237  erkannt  hat;  währt  und  fast  auf  das  vor  ihm  liegende 
wie  sie  denn  z.  T.  sogar  eingestandenermafsen  Buch  hindeutet,  indem  er  nur  die  neuen  An- 
an  ein  dortiges  Kretea  anknüpfen.  Paus.  8,  38.  schauungen,  die  ihm  dasselbe  eingiebt,  sich 
Der  Name  der  Quelle  Arne  bei  Mantinea  wird  mit  der  Raschheit  eines  unkritischen  Kopfes 
von  Lämmern  und  einem  Schafhirt  hergeleitet,  aneignet  und  dieselben  sofort  für  die  seinigen 
bei  welchem  Rhea  den  neugeborenen  Poseidon  hält.  Wir  haben  die  Wahl,  welche  der  im 
vor  Kronos  verbarg,  indem  sie  diesem  angab^  Altertum  üblichen  Auslegungen  des  Kronos- 
ein  junges  Pferd  geboren  zu  haben,  und  ihm  Mythus  wir  bei  Paus.  d.  h.  seiner  Quelle, 
ein  solches  {nälov  innov)  zu  verschlingen  gab,  60  suchen  wollen;  es  werden  wohl  mehrere  ge- 
„wie  später  statt  des  Zeus  einen  in  Windeln  wesen  sein,  und  das  Wasser  darin  nicht  ge- 
gehüllten Stein",  Paus.  8,  8,  2.  Dies  schlägt  fehlt  haben.  Die  Arniten  konnten  also  höch- 
in  die  Mythen  der  Demeter  Erinys  ein,  deren  stens  von  dem  Verbergen  des  neugeborenen 
Verwechselung  mit  Rhea  man  verschieden  be-  Kindes  im  Stall  (das  Melanippe  -  Motiv)  er- 
„     ^.  ,      ,              „,           .         ,               .       ,  zählt    und  das    übrige    von    den   Methydriern 

•jeacmchte  kurzer  257).    wo  jemandem    vom  Astrologen  flciVirit  VitiVip 

noch  neun  Monat  Lebenszeit  gegeben  werden,  ist  Kronos  -kt-j.-      i     j.^   *       •       t        i                 i       a 

nur  eingeführt  als  derjenige  Stern,  von  dem  alles  Unheil  Notlg   hatten   Sie   dies   kaum,    da  Arne   eine 

kommt,  soweit  es  Geburt  und  Tod  betrifft.  eigene  Legende  besafs,  die  gut  von  G.  Wentzel, 

47* 


1479    Kronos  (Lokalsagen:  Kaukasus)  Kronos  (Lokalsagen  a.  d.  Propontis)   1480 

Philol.  1891,  385  behandelt  ist.  Auch  diese  Notiz,  da  ihre  Angaben  bezüglich  der  übri- 
(im  Etym.  Magn,  p.  145,  47  vorliegend  und  gen  Götter  alle  den  wirklichen  Kult-  und 
daraus  abgeschrieben  von  Tzetzes  z.  Lykophr.  Mythen -Vei-hältnissen  entsprechen,  wohl  Be- 
644  mit  willkürlicher  Einmischung  des  böo-  achtung  schenken,  wenn  wir  gleich  keine 
tischen  Arne  aus  Etym.  M.  145,  53)  knüpft  Erklärung  dafür  zur  Hand  haben,  was  Kro- 
an  Kronos  an,  wie  dies  natürlich,  aber  auch  nos  am  Kaukasus  zu  schaffen  habe.  Das 
nichtssagend  ist,  wo  es  sich  lediglich  um  Auftreten  der  Titanen  bei  Aischylos,  wo  sie 
IloosiSävoq  yovai  handelte.  Der  Autor,  The-  den  am  Kaukasus  gefesselten  Bruder  be- 
seus  im  3.  Buche  seiner  Korinthiaka,  erzählte  suchen,  kann  damit  nichts  zu  thuu  haben, 
einfach,  dafs  die  Nymphe  Arne,  die  eigentlich  lo  da  sie  selber  aus  weiter  Ferne  herzukommen 
Sinoessa  geheifsen,  ihren  Zunamen  deshalb  er-  scheinen.  Man  mufs  vielmehr  für  die  Fesse- 
hielt, weil  sie  sich  geweigert  (ccTtrjQvi^aaTo),  lung  des  Prometheus  selber  die  Frage  stellen, 
dem  Kronos  das  Kind  herauszugeben.  Wir  warum  gerade  jene  Lokalität  gewählt  sei,  und 
hören  noch  aus  anderen  Quellen,  dafs  Kro-  Kronos  und  Prometheus  auf  gleicher  Basis  be- 
nos  statt  des  Poseidon  ein  Füllen  zu  ver-  handeln.  Die  Sibyllinische  Turmbau  -  Sage 
schlucken  bekommen  habe  {Sehol.  Verg.  Georg.  des  Alexander  Polyhistor  thut  dies  (s.  ob.  §  11), 
1,  12.  Paulus  Diacon.  p.  101  Müller,  dazu  und  da  sie  sowohl  wie  die  chaldäische  {Be- 
Wentzel  S.  388  f.),  aber  auch  da  wird  aus-  rossos)  diese  Titanengeneration  und  ihren  Krieg 
drücklich  auf  den  Poseidon  "irniiog  Bezug  ge-  an  die  Sündüut  anknüpft,  so  könnte  die  Kau- 
nommen,  den  Arne  nicht  besafs.  Also  eine  20  kasus-Sage  sich  —  in  beiden  Fällen  —  darauf 
an  den  Ortsnamen  gebundene  Legende,  welche  beziehen.  Ein  unabhängiges,  auf  die  jüdische 
die  andere,  die  von  der  Täuschung,  völlig  Litteratur  nur  weuig  oder  gar  nicht  Rücksicht 
ausschliefst.  nehmendes  Durchbrechen  heiduischer  Tradition 

22.  Legendarische  Bezugnahme  auf  Kronos  ist  ja,   auch    nach  Gruppes  Darlegung,   nicht 

kommt  an  so   vielen   Örtlichkeiten  vor,    dafs  ausgeschlossen.     —     Der     orphische     Hymnus 

i'mawMeZ  i/o/wawn  in  einem  auch  sonst  wunder-  13,  7   ruft  sogar  den  Kronos  selber  an  öEfti'f 

liehen  Buche:  Mythen  aus  der  Wanderzeit  der  IJQOfirid'sv. 

gräko- italischen  Stämme,  1.  Teil  Kronos  und  b)  Auffallend  häufig  begegnet  die  Erwäh- 
Zeus,  Leipzig  1876  es  unternommen  hat,  einen  nung  des  Kronos  zu  beiden  Seiten  der  Pro- 
Zusammenhang zwischen  diesen  allen  herzu-  30  pontis.  Bithynien  soll  ursprünglich  Kronia 
stellen  und  an  jenen  Punkten  überall  Stacionen  geheifsen  haben  {Plin.  n.  h.  5,  143);  Dolonkos 
einer  Art  Eroberungszuges  sehen  will,  einer  ist  Sohn  des  Kronos  und  der  Titanin  Thrake, 
Völkerwanderung,  deren  Repräsentant  Kronos  Bithynos  Sohn  des  Zeus  von  derselben  Mutter, 
sei.  Er  stützt  sich  dabei  auf  einige  der  oben  Steph.  Byz.  s.  vv.  Bi&vvia,  Joloyaoi,  Qqänri. 
§  10  gegebenen  Nachrichten,  welche  sich  doch  Gegenüber  wird  Chalkedon,  der  Eponym  der 
eigentlich  in  letzter  Linie  auf  die  Flucht  von  Stadt,  als  Entsprossener  des  Kronos  in  An- 
Kreta reducieren,  wenngleich  das  Motiv  seiner  sprach  genommen,  Arrian  b.  Eust.  z.  Dien. 
Irrfahrt  als  Naturmythus  (§  15)  wiederzukehren  Perieg.  803.  Wiederum  auf  bithynischer 
scheint.  Die  gelegentliche  Identifikation  mit  Seite,  auf  der  Insel  Prokonnesos,  wird  von 
fremden  Gottheiten  hat  er  nicht  beachtet.  40  AgathoTdes  b.  Schol.  Res.  Theog.  485  {Fr. 
Das  Positive,  was  wir  über  Kronos  wissen  H.  G.  i,  290)  die  Täuschungsscene  angesetzt, 
können  und  weiter  unten  vorbringen,  wird  wenigstens  soll  Rhea  von  dort  den  Stein  ge- 
uns  einer  Widerlegung  solcher  Theorieen  nommen  haben;  und  in  Bezug  auf  das  dortige 
überheben,  zu  denen  vom  orientalisierenden  Drepane  an  der  Bucht  von  Astakos  citiert 
Standpunkt  aus  schon  Böttiger  {Ideen  zur  Steph.  Byz.  s.  v.  den  Vers  [rjv]  jQtTtavrjv 
Kunst- Mythol.  1,221  f.)  einen  Anlauf  genom  tilsLovaiv  ünb  KqoviSao  6l8)]qov.  (Über  die 
men.  Inzwischen  mag  man  selber  urteilen,  ob  Sagenform  s.  ob.  §  13.)  Dafs  die  Bithynier 
die  Überlieferungen  selbst  irgend  welchen  An-  aus  Thrakien  einwanderten,  wufste  man;  die 
halt   oder  Anlafs   dazu  darbieten.  Herleitung  von  Kronos  aber  mufs  ihre  beson- 

a)  Bei  Bursians  Pseudo- Clemens  abgedruckt  50  deren  Gründe  haben,  imd  die  Absicht,  ein 
mit  Firmicus  Maternus  fol.  36a  p.  55  finde  möglichst  hohes  Alter  auszusprechen,  reicht 
ich  ein  Grab  des  Kronos  im  Kaukasus  er-  dazu  nicht  aus.  Wenn  Arrian  {Steph.  Byz. 
wähnt:  (eorumj  qui  apud  cos  dii  putantur  se-  s.  v.  TQifjQsg)  die  Treren,  von  denen  Reste  in 
pulchra  singulis  quibusqiie  in  locis  manifestis-  Bithynien  safsen,  als  Söhne  von  Briareos  und 
sime  demonstrantur :  Mercurii  apud  Hermu-  Thrake  darstellt,  so  mochte  dafür  ihr  seit 
polin,  Cypriae  Veneria  apud  Cyprum,  Martis  KalUnos  traditioneller  Giganten  -  Charakter 
in  Thracia,  Saturni  in  Caucasis  montibus,  mafsgebend  sein  {vvv  8'  av  yrjyevsäv  azQarög 
Liberi  apud  Thebas,  ubi  discerptus  traditur,  sQxstccL  6ßQt.(iotQycov,  fr.  3  Bergk^  und  TQrjQsas 
Herculis  apud  Tyrum,  ubi  igne  crematus  est,  uvÖQag  uywv,  fr.  4).  Auf  Chalkedon  aber  und 
in  Epidauro  Aesculapii.  —  Em.  Hofmann  S.  29  60  seine  Bevölkerung  würde  dies  nicht  zutreffen, 
erwähnt  nur  aus  Pseudo  -  Plutarch  de  fluv.  5,  3,  Auch  die  Riesensagen  von  Kyzikos  (mitsamt 
dafs  Kronos  vor  Zeus  nach  dem  Kaukasus  ge-  der  theogonischen,  Sehol.  Aj)oll.  Rh.  1,  936) 
flohen  sein  soll.  Angaben  dieses  Fälschers  be-  und  vom  Rhyndakos  haben  jede  für  sich  ander- 
dürfen stets  der  Bestätigung  von  glaubwürdiger  weitigen  Ursprung,  Gig.  u.  Tit.  126  ff.  Es  ist 
Seite.  Eine  solche  liegt  vor  und  zwar  in  mehr-  keine  Flüchtigkeit,  dafs  Hygin.  fab.  138  sagt 
fachen  Wiederholungen  und  Variationen  (s.  Saturnus  lovem  cum  quaereret  per  terras,  in 
besonders  Clem..  Born.),  die  bei  Lobeck,  Agl.  Thracia  cum  Philyra  —  concubuit;  schon 
575  zu  finden  sind,  und  man  mufs  der  obigen  das  Suchen  nach  dem  Kinde  und  die  schliefs- 


1481    Kronos  (Sagen  V.  Aretias,  lUyr.,  Gallien)  Kronos  (Sagen  v.  Britannien)      1482 

liehe  Metamorphose  bekundet  eine  Quelle,  die  gehört  durchaus  in  die  klassische  Mythologie, 

wohl  den  Pelion  und  Thrakien  zu  unterscheiden  Er   erzählt   dort   von    einer  glücklichen  Insel 

gewufst  haben  wird.    Dafs  man  in  der  That  im  fünf  Tage  westwärts  von  Britannien,  offenbar 

östlichen  Thrakien  eine  dem  Kronos  verwandte  dem   mythischen  Thule,   wo  Kronos  gefesselt 

Gottheit  fand  oder  zu  finden  glaubte,  wenigstens  liege  von  Zeus,    xov  Sh   f  ag   f  vlov   i'xovza 

in  den  Zeiten,  woraus  alle  angeführten  Zeugnisse  cpgovgov,   zäv   ts   vrjocov   insivcov   -nal  rrjg  &u- 

stammen,    bezeugt   Mnaseas  bei    PJiot.  lex.  v.  läxTrjg,  rjv  KqÖviov  nslayog   ovofiä^ovai  itsgav 

Zäyioli,ig'   Mvaasag   Ss  tiuqoc  Ftraig  zov  Kq6-  y.arcpy.taO'cct,    worin    äg  vlov   verderbt   und   in 

vov    xiaäcQ^ai    tial   v.aXstaö'cii   ZccuoX^iv.     Vgl.  ßgiägscov    zu  ändern   ist,    nach  Mafsgabe    der 

Etym.  Blagn.  s.  v.    Worauf  sich  diese  Identi-  lo  Parallelstelle    def.   or.    18    Kqovov    KarsiQx^cct 

fikation   gründete,    soll   bald  erörtert  werden.  (pgovQOVfisvov    vno   xov   Bgiägsco,    wie   jeden- 

c)  Zwischen  diesen  Gegenden  und  dem  fernen  falls  schon  längst  bemerkt  sein  wird.  Das 
Kaukasus  existiert  nur  scheinbar  eine  Zwischen-  Meer  wird  als  Eismeer  beschrieben,  schwer 
Station;  nämlich  in  der  kleinen  Insel  Aretias,  zu  befahren  und  auf  ein  Land  hinführend,  das 
an  der  Küste,  wo  Apollonios  Bhodius  Arg.  2,  von  Griechen  bewohnt  sei,  Verehrern  des  He- 
1231  die  Liebschaft  des  Kronos  und  der  Phi-  rakles  und  Kronos.  Alle  dreifsig  Jahre,  wenn 
lyra  spielen  läfst  (danach  Steph.  B.  ^iXvgsg  der  Planet  des  Saturn  in  das  Bild  des  Stieres 
.  .  .  dno  ^iXvgag  xrjg  nrjrgog  [Xsi'gavog,  yv-  trete,  schickten  die  Britannen  eine  erloste 
vctLKog  Ss  so  Meinel-c]  Kgövov).  Er  thut  dies  Anzahl  Leute  mit  Opfern  und  Lebensmitteln 
zwar  in  ängstlichem  Anschlufs  an  die  alt-  20  dorthin.  Die ,  welche  glücklich  anlangten, 
überlieferte  Lokalität,  indem  er  sagt,  die  ver-  mufsten  13  (soll  heifsen  30,  vgl.  a.  a.  0.  §  15) 
führte  Nymphe  sei  dann  aus  Furcht  vor  Rhea  Jahre  dort  bleiben  und  dem  Kronos  dienen, 
nach  Thessalien  geflohen,  wo  sie  den  Cheiron  Wenn  sie  aber  nach  Ablauf  dieser  Periode 
gebar.  Aber  es  bedürfte  dieser  Vorsicht  gar  heimkehren  dürften,  zögen  sie  es  gewöhnlich 
nicht  für  unser  urteil.  Das  Ganze  beruht  wohl  vor  dort  zu  bleiben,  und  es  werden  nun  die 
nur  darauf,  dafs  auf  jener  von  den  Argonauten  wunderbaren  Eigenschaften  des  Landes  be- 
passierten Insel  eine  Völkerschaft  des  Namens  schrieben:  die  Sonne  gehe  30  Tage  lang  kaum 
Philyrer  wohnte;  dies  genügte,  die  Baum-  für  eine  Stunde  unter,  während  deren  eine 
nymphe  und  ihre  Fabel  herbeizuziehen.  leichte   Dämmerung   herrsche.      Opferjichmaus 

d)  Unter  den  Balkan -Ländern  fallt  noch  30  und  Chorgesänge  wechseln  mit  Gesprächen 
Illyrien  als  einer  der  Punkte  auf,  wo  die  und  Philosophie.  Die  sanften  Lüfte  sind  von 
Alten  ihren  Kronos  wiederfanden  oder  zu  Geistern  erfüllt,  welche  den  zur  Heimkehr  sich 
finden  glaubten.  Dabei  bezog  man  die  Pferde-  Anschickenden  durch  „Träume  und  Zeichen", 
Opfer,  welche  die  lUyrier  jährlich  oder  nach  oder  auch  mit  vernehmlicher  Stimme  zu  fesseln 
anderer  Version  alle  neun  Jahre  ins  Meer  wissen.  In  einer  tiefen  Berggrotte  zwischen 
versenkten,  auf  die  arkadische  Sage  von  der  goldenen  Felsen  ruhe  Kronos,  den  der  Schlaf 
Täuschung  des  Kronos,  welchem  statt  des  statt  der  Fesseln  des  Zeus  gebannt  halte, 
jungen  Poseidon  ein  Füllen  zu  verschlingen  während  den  Gipfel  Ambrosia  bringende  Vögel 
gegeben  wurde  (ob.  §  21).  Saturno,  cum  suos  umkreisen.  Jene  Dämonen,  einst  Gefährten 
filios  devoraret,  pro  Neptuno  eqimm  öblatum  40  des  Kronos  zur  Zeit  seiner  Herrschaft,  seien 
devorandum  tradunt,  unde  Ilhjrico  quotannis  nunmehr  seine  dienenden  Geister  und  verkün- 
ritu  sacrorum  equum  solere  aquis  immergere;  deten  den  Willen  des  Zeus,  wie  er  sich  in 
hoc  autem  ideo,  quod  Saturno  umoris  totius  et  Kronos'  Träumen  offenbare;  sivca  S'  Kvdora- 
frigoris  deus  sit  (Schol.  Verg.  Georg.  1,  12);  aiv  tu  xixuvi%cc  nüQ-r]  v-Ki  v.ivr\{i,cixa  xrjg  'ipvxfjg 
quod  equuleus,  ut  puta.nt ,  loco  eius  suppositus  £v  avxcä  navxänaaiv  0  vnvog ^. .  .']  -akI  yivrjtai 
Saturno  fuerit,  cui  ob  hoc  in  lUyrico  quater-  x6  ßceoiXi-nov  kuI  &£tov  ctvxo  iiaQ''  nccvxo  -na- 
nos  equos  iacicbant  nono  quoque  anno  in  mare  Q'ccgu  v,cu  anrigaxov.  Mit  diesen  rätselhaften 
(Paul.  Biacon.  p.  101  Müller,  verbessert  von  Worten,  deren  erste  auf  krampfhafte  Ver- 
G.  Wentzel,  Philol.  1891,  389).  Andere  Kro-  zückungen  des  halberwachenden  Propheten 
nos-Sagen  am  Adriatischen  Meer  §  26.  27.  50  deuten    (anders    tcc    Xsyö^svcc    Tixavt-na    nad-r] 

e)  Von  den  Kelten,  namentlich  denen  in  desselben  Plutarch,  Vit.  Galh.  1*))  schliefst 
Gallien,  hören  wir  oft,  dafs  sie  den  Kronos  die  Legende,  ein  seltsames  Gemisch  nordischer 
verehrten  und  ihm  noch  in  römischen  Zeiten  und  klassischer  Elemente,  geographischer  und 
Menschenopfer  brachten;  s.  unten  Kap.  VII,  2.  märchenhafter  Vorstellungen.  (Das  Eismeer 
Und  Yossius,  de  diis  gentil.  p.  481  führt  aus  G.  wurde  übrigens  von  manchen  Kgöviov  nsXayog 
Fabricius,  Origines  Saxorum  1  p.  61  einen  genannt;  Plin.  n.  h.  4,  94.  104.  Dion.  Perieg. 
Götzen  Crodus  an,  den  er  aus  Cronus  entstellt  32.  48  nach  dem  Planeten  Saturn,  dessen  Ein- 
glaubt, wie  Irmes  aus  Hermes,  und  der  fol-  flusse  man  die  Kälte  zuschrieb.")  In  Kürze 
gendermafsen  beschrieben  wird :  Messoris  specie,  nimmt  darauf  einmal  der  Schol.  Cruq.  z.  Ror. 
auf  einem  Tisch  stehend,  cinctum  lineum  ge-  60  Epod.  16,  41  Bezug.  J.  Grimm,  D.  Myth.*  69i 
stat,  dextera  ferens  vasculuvi  rosis  repletum,  wollte  darin  eine  durchaus  britische  Sage  sehen, 
sinistra  creeta  rotam  cursus ,  also  eine  jener  doch  hat  schon  E.  Bohde,  der  sie  Rh.  Mus.  35 
barocken  Gestalten,  wie  sie  mit  Hülfe  spät-  (1880),  160  flüchtig  berührt,  „die  noch  viel  deut- 
römischer Provinzialkunst  zu  stände  kamen.  liebere  Anlehnung   an  eigentlich  griechischen 

23.    Was  freilich  Plutarch  de  fac.  hin.   26  Glauben  nicht  zu  verkennen"  vermocht.    Schon 

und     defect.     orac.     18     von     einem     Kronos     in  *)  Dort  ist  Tielmehr  das  Prinzip  der  Zersetzung,  der 

Britannien    ausführlich    berichtet,    ist    zum  Dekompoaitlon   gemeint,    die   Titanxrj  äiaxöafujaig  des 

gröfsten   Teile  alles   andere    als  keltisch   und  prokios,  s.  oben  §  17. 


1483     Kronos  (Höhlensclilaf  u.  Orakel)  Kronos  (HöUenschlaf  u.  Orakel)     1484 

die  Einkleidung  verhehlt  ja  kaum  ihren  grie-  2,  501.  4,  281),  Kronos  sei  dem  Xisuthros  im 
chischen  Charakter;  so  die  Beschreibung  des  Schlafe  erschienen,  um  die  grofse  Flut  zu 
Zustandes  der  Seligen.  Das  Kronos-Land  ist  prophezeien,  wofür  diese  gräcisierende  Fabel 
von  Griechen  bewohnt,  die  von  Barbaren  be-  als  Termin  den  15.  des  Monats  Daisios  an- 
drückt wurden,  bis  Herakles  dorthin  kam  und  giebt;  vgl.  unten  §  41  am  Ende.  Ich  erwähne 
zu  ihrem  Schutze  eine  Truppe  seiner  eigenen  daher  schon  hier,  dafs  das  delphische  Orakel 
Leute  dort  liefs,  daher  jene  den  Herakles  und  vor  Apollon  dem  Kr.  gehört  haben  soll  (§  45). 
Kronos  verehren.  Dem  entspricht,  meine  ich,  In  Lebadeia  findet  sich  wirklich  ein  Kronos-Kult 
durchaus,  was  bei  Macroh.  1,  7,  27  von  Italien  in  Verbindung  mit  dem  dortigen  Trophonios  und 
erzählt  wird.  lO  dessen  Höhlen-Inkubation.  Aufserdem  läfst  sich 
24.  Aber  auch  in  dem  Kern  des  Mythus  in  Kreta  eine  alte  Höhle  nachweisen  (§  54), 
steckt  mehr  als  das  KyfFhäus  er -Motiv  (Ana-  welche  dem  Kronos  gehörte  und  derjenigen 
logieen  bei  E.  Bohde  a.a.O.  159)  und  die  nor-  des  Zeus  entschieden  Konkurrenz  macht:  An- 
dische  Sage  von  den  Totenschiffern  [Welcher,  Sprüche,  die  sich  auch  auf  das  Kureten-Orakel 
70.  Sc/ir.  2,  24);  wenigstens  finden  wir  in  klassi-  erstrecken,  welches  Minos  befragt,  wenn  es 
schem  Bereiche  so  viel  Ähnliches,  und  gerade  nicht  geradezu  heifst,  dafs  er  in  der  Höhle 
bei  Kronos,  dafs  wir  davon  ausgehen  und  bei  auf  einige  Zeit  verschwindet.  Unter  solchem 
Flutarch  mehr  eine  Assimilation,  ein  Kom-  Gesichtspunkt  ist  denn  auch  die  kretische 
promifs  mit  dem  nordischen  Element  sehen  Legende  vom  Höhlenschlaf  des  Propheten 
dürfen.  Von  dem  schlafenden  Kronos  und  20  Epimenides  zu  betrachten.  Wo  wir  uns  nach 
seinen  Träumen  weifs  schon  Aristoteles;  vgl.  Analogieen  zu  diesen  Motiven  umsehen,  tritt 
Tertullian  de  anima  46 :  rideho  qui  se  existimavit  uns  überall  der  Name  des  Kronos  entgegen. 
persuasurum,  quod  prior  omnihus  Saturnus  Der  Geten-  oder  Thraker- Gott  Zamolxis,  wel- 
somniarit;  nisi  si  et  prior  omnihus  vixit  Aristo-  chen  man  dem  Kronos  gleichsetzte  {Etym,  M. 
teles,  ignosce  ridenti  (womit  der  Kirchenvater  und  Suid.  v.  Zajti.  HelJanic.  fr.  173  Fr.  H.  G. 
den  Glauben  an  das  einstige  Dasein  eines  1,  69),  empfängt  ursprünglich  Menschenopfer, 
Saturn  bespötteln  will).  Derselbe  Aristoteles  indem  man  sagte,  dafs  die  schwebend  aufge- 
{pliys.  ausc.  4,  11  p.  218  b  21)  spricht  von  ge-  spiefsten  zu  ihm  'hingesandt'  würden;  Herod. 
wissen  Heroen  in  Sardinien,  bei  welchen  4,  93 ff.)  (vgl.  die  Sendung  in  der  britischen 
Inkubation  stattfand,  und  zwar,  wie  ein  Kom-  30  Erzählung).  In  der  Legende  wird  er  zu  einem 
mentator  {Philoponus;  a.  bei  Bohde,  Bh.  M.  Gesetzgeber,  der  in  einem  imterirdischen  Ge- 
a.  a.  0.  157)  berichtet,  von  Kranken,  die  dort  in  mache  (Herod.  a.  0.)  oder  einer  Höhle  {Strah. 
mehrtägigem  Schlafe  Heilung  suchten  und  7,  3,  5:  C298)  mehrere  Tage  verweilt  und 
fanden.  Wie  die  Namen  dieser  Heroen  ver-  zurückkehrend  ein  seliges  Fortleben  nach  dem 
schieden  angegeben  werden,  von  einigen  als  Tode  verkündet,  weshalb  er  für  einen  Sklaven 
Herakles'  (in  diesem  Falle  neun)  Söhne  von  und  Jünger  des  Pythagoras  erkärt  wurde.  Da, 
Thespios'  oder  Thestios'  Töchtern  (Alexander  wo  Herodot  dies  hörte,  bei  den  Griechen  des 
V.  ApJirodisias  bei  E.  Bohde,  Bhein.  Mus.  35  Hellespont  und  am  Pontus,  bestand  das  Orakel 
(1880),  158),  während  andere  dabei  den  lolaos  des  Protesilaos,  der  selbst  in  die  Unterwelt 
in  den  Vordergrund  stellen  (Paus.  9,  23,  1.  4o  hinabstieg,  anderwärts  aber  mit  lolaos  ver- 
Scliol.  Find.  N.  4,  32.  Solin.  p.  19,  Iff.  Monims.;  wechselt  wurde.  (Hyg.  fr.  103.  Hermes  Bd.  20 
vgl.  Diod.5,  15),  der  aus  der  Unterwelt  wieder-  (1885)  p.  134,  1).  Ein  ähnlicher  Unsterblich- 
kehrte, oder  unbestimmt  heroem  quendam  Sar-  keitsglaube  findet  sich  bei  den  Druiden,  wo 
diniae  anführen  incuhatores  fani  sui  visionihus  wir  denn  auch  von  Kronos  und  seinen  Men- 
privantem  (Tertull.  de  an.  49  wahrscheinlich  schenopfern  hören  (s.  Zeller,  Philos.  d.  Gr.  l* 
nach  Soranus,  E.  Bohde,  Bhein.  Mus.  37  (1882),  58,  1  u.  247).  Da  das  sardinische  Inkubations- 
465  ff.),  so  könnte  auch  die  Kronos -Notiz  —  Orakel  des  lolaos  wie  der  Herakliden  von 
woran  man  in  Sardinien  leicht  denkt  —  sich  Theben  hergeleitet  wird,  so  sei  hier  noch  an 
darauf  beziehen  und  eine  dritte  Version  der-  die  nicht  näher  bekannten  KqÖviu  erinnert, 
selben  Sache  geben.  Dafs,  wie  Aristoteles  an  50  ein  dortiges  Fest  mit  musischen  Agonen  (Vit. 
der  zweiten  Stelle  angiebt,  die  Inkubanten  Hom.  2,  Ah.  Westermann,  Biogr.  gr-^).  23),  sowie 
von  dem,  was  während  ihres  Tempelschlafes  an  eine  Legende  des  thebanischen  Herakles - 
vorgeht,  nichts  wissen,  d.  h.  nicht  geträumt  Heiligtums,  Diod.  15,  53:  löyoc;  iv  zais  Orißaig 
haben  —  was  er  übrigens  auch  nur  als  'My-  dia^Ldoxai  ag  xäv  rjQcöav  agiaCoav  dvfLlrjcpuzcov 
thus'  mitteilt  — ,  enthält  keinen  Widerspruch  avza  (die  Waffen  aus  dem  Herakles- Tempel) 
gegen  die  ersterwähnte  Notiz.  Beide  Momente  yiccl  ßorjdsiv  zotg  Boicorotg  unslrjlv^örcov. 
können  zusammengehören,  und  Kronos,  wie  25.  In  Sicilien,  wohin  wir  uns  jetzt  wen- 
jener  angeblich  britannische,  der  Kultgeuosse  den,  gehen  sehr  verschiedene  Einflüsse  durch- 
des  Herakles,  von  dienenden  Heroen  umgeben  einander,  und  man  kann  von  vornherein  bei 
sein,  welche  seine  Träume  empfangen  und  da-  60  Erwähnung  des  Kronos  nicht  wissen,  ob  der 
nach  mit  den  Kranken,  ohne  dafs  diese  es  phönizische  Moloch  oder  Melkart,  der  römische 
merken,  verfahren.  Dafs  es  sich  um  ein  Saturn  oder  einer  der  niedergeworfenen  Titanen 
Kranken -Orakel  handelte,  ist  mir  nach  dem,  gemeint  sei,  die  man  nach  dem  Vorbild  des 
was  O.  Gruppe,  Kulte  379  —  382  über  den  Typhon  früh  unter  die  Vulkane  gebannt 
phönizischen  'lolaos' auseinandersetzt  (auch  G.  dachte.  Keines  von  allem  giebt  sich  in  unseren 
erinnert  dabei  an  den  sardinischen),  kaum  Nachrichten  zu  erkennen;  wohl  aber  etwas, 
zweifelhaft.  Andrerseits  lesen  wir  bei  Berosos  das  sich  mit  den  soeben  betrachteten  Vor- 
fr.  7    (entsprechend  Ahyden.  fr.   3.   Fr.  H.  G.  Stellungen    zu   berühren    scheint.  —  Zunächst 


1485    Kronos  (sicil.  u.  kerkyr.  Sagen)  Kronos  (sicil.  Sagen)             1486 

einiges  IndiiFerente.  Wenn  im  5.  Jahrh.  die  Elements  denWeg zu wicbtigerenBeobachtungen 
Himeräer  den  Kopf  des  Kronos  auf  ihre  bahnen.  Wenn  OjceroiV.D.S,  17, 44  sagt  (Saiwr^^m 
Münzen  prägten ,  ebenso  wie  den  Wagen  des  vulgo  maxime  ad  Occidentem  colunt,  so  denkt  er 
Pelops,  so  geschah  dies  ersichtlich  mit  Hin-  weniger  an  Gallien,  als  an  Gades  und  Libyen, 
blick  auf  Olympia.  Schon  die  Mutterstadt  wo  sich  den  ]3ragmatisierenden  Schriftstellern 
Zankle  hatte  ^  (vielleicht  nach  HeJiataios  bei  zufolge  seine  Herrschaft  bis  an  die  Säulen  des 
Stepli.  B.  s.  V.)  eine  Kronos-Legende;  dieselbe  Herakles  mit  ihrem  Gaditanischen  Kronos- 
bezog  sich  aber  gleich  denen  vom  dortigen  Dre-  Tempel  erstreckte,  wie  jene  Säulen  selbst 
panon,  von  Drepane  inBithynien(/S'ifp/;.  jB.  s.  V.)  auch  die  des  Kronos  heifsen.  Clmrax  fr.  16, 
und  Achaia  (Paus.  7,  23,  4)  lediglich  auf  den  lo  F.  H.  G.  3,  640.  Biod.  3,  61  dvvaazsvaui  8s 
Ortsnamen,  der  von  der  sichelförmigen  Gestalt  cpaei  rov  Kgovov  ^arä  SiKsXiav  ■nai  Aißvrjv  sxi 
der  Küste  oder  Ortschaften  hergenommen  war.  8s  trjv  'irccXiav,  y.al  ro  avvoXov  sv  zotq  ngog 
So  fabelte  man,  Kronos  habe  dort  die  blutige  sansgccv  tonoig  övaty^acea&ai  xijv  ßaadsiav, 
Sichel  ins  Meer  geworfen  oder  aufs  Land  dabei  ist,  wie  die  Parallelstelle  5,  66  zeigt, 
i  fallen  lassen  oder  sie  dort  vergraben.  Die  an  Karthago  und  seinen  Kult  gedacht,  o  Ss 
Spielerei  mit  dem  Ortsnamen  'Sichel'  ging  bis  Kgätrig  rov  Kgövov  q)rjal  ZiyisXiag  ywl  'iraXtaq 
zu  der  Kühnheit,  auf  Sicilien  den  ganzen  kkI  rov  nlsiorov  [iSQOvg  t^s  Aißvrjg  ßaailsvaai 
Mythus  von  der  Verstümmelung  des  Uranos  {loh.  Lyd.  de  mens.  4,  48  p.  83).  Eng  dazu 
zu  lokalisieren,  dessen  Blut  nun  die  Insel  zu  gehört  —  eine  der  Verbesserung  sehr  bedürf- 
befruchten dient  {Macroh.  1,  8,  12),  und  damit  20  tige  Stelle  —  loh.  L^jd.  de  mens.  p.  116 
wiederum  die  Erycinische  Venus,  als  die  bei  {Charax  fr.  17.  Äcschyl.  fr.  11):  Jtccl  ßaaiXsv- 
jener  Gelegenheit  geborene,  zu  verknüpfen  aai  8s  avrov  rj  igtoqCcc  naQCcSiScoaiv ,  ag  s(i- 
{Serv.  Aen.  3,  707)  —  Kombinationen,  die  man  tiqoc^'sv  ccq}7]yri6afir}v,  xara  ts  rrjv  Aißviqv  v.ccl 

in  ihrer  ganzen  Nichtigkeit  blofsstellen  mufs,       Siv-slCav xöynovg   v.a.1  (^nöyXiv 

da   Em.  Hofmann  aus  Sicilien  und  einer  my-  -utiaai,  ag  6  Xagci^  cprici,  x(^riv  xöxs  (ihv  Isyo- 

thischen  Vertauschung  eines  Volksnamens  mit  fisvr]v  KqovCccv,    vvv  8s  'Isquv   noXiv,    co  .  .  . 

sicilis   Sichel    den   ganzen    Kgövog    dyavXo^rj-  aiyov  ....  {nAÄ)iyiäv  Q-säv  zal  Uols^wv  ■nal 

xrjg  Homers  und  Hesiods  herleiten  zu    können  Ala%vlog    sv    xfj    Aixvrj    n(^ccQa8i,86a6ivy.     Die 

glaubte.  —  26.  Bei  dem  kerkyräischen  Dre-  erste  Hälfte  ergänzt  sich  mit  fr.  16  desselben 

pane    schwankte    die    Beziehung    der    Sichel  30  Charax,    wonach    das    Herrschaftsgebiet    des 

zwischen    Kronos    (s.    oben  §  13)    und    einer  Kronos  bis  Gibraltar  reichte.    In  dem  Weiteren, 

harmloseren    Fabel,     welche     von    Aristoteles  wenn  es  überhaupt  noch  demselben  Autor  ge- 

und    Kallimachos    berichtet    wird,    die     aber  hört,   erregt  die  Bezeichnung  Hierapolis   An- 

auch    die    Titanen    hereinzieht;    danach    soll  stofs   und  hätte,   da  eine   solche  Stadt  weder 

Demeter    dort    mit  einer   von  Hephaistos   ge-  in  Sicilien,  wovon  hier  die  Rede  ist,  noch  in 

lieferten  Sichel  die  Titanen  gelehrt  haben  das  Libyen   existiert,    nicht  in  manchen  Büchern 

Getreide  zu  mähen.     Es  kann  sich  das,    ganz  als     geographische     Thatsache     angenommen 

abgesehen    von    Demeter    (s.  Gig.  u.  Tit.  150  werden    sollen.      Da    am    Schlufs    Aescliylos' 

zu  Unterst),  einfach  durch  Verwechselung  mit  Aetna   (so   wird   öfter  statt   Aetnaerinnen  un- 

den  Gigauten  erklären,  die  man  als  Verwandte  40  genau    citiert,    vgl.  Macroh.  5,  19,  24,    es    ist 

der    Phäaken    dort   zu  lokalisieren    versuchte  also    im   Text   nicht    zu    ändern!)    angeführt 

{Schol.  Apoll,  i:,  992).     Nur  fällt   es  auf,   dafs  wird,   ein  Stück,    welches   die    Gründung  der 

Apollonios  das  ganze  adriatische  Meer  Kronos-  gleichnamigen    Stadt     durch     Hieron     feierte 

Meer  nennt,  angeblich  {Eust.  z.  Dion.  Per.  32)  {Nauclc,  Trag,  fragm.^  ^.  4),  so  liegtes^nahe, 

nach  einer  Insel  Kronia  daselbst;    ferner  dafs  etwas  derartiges  (wie  'isQcovog  noliv)  in  'Isquv 

man  bei   deu   Illyriern  den  Kronos   fand   und  zu    suchen    (womit    übrigens    der    Text    noch 

in   Epirus  'Axixävsg  wohnen  {Gig.  u.  Tit.  100).  lange   nicht    in   Ordnung    ist)   uiid   hier   mehr 

Da    schon  Aeschylos  Prom.  838    das    ionische  als  gesagt  wird   aus  der  äschyleischen  Hypo- 

oder  das  ganze  adriatische  Meer  'Psccg  Kölnov  thesis,  wovon  alle   Schriftsteller  bei   Macroh. 

nennt,  so  scheint  die  Demeter-Sage  damit  zu-  50  ausgingen,    herzuleiten.      Die  ....  mol    &sol, 

sammenzuhängen  und    bereits  die  Verwechse-  deren  Mythus  dort  behandelt  wurde  und  wo- 

luug    dieser  Göttin    mit  Rhea    zu  Grunde   zu  für    den  Späteren   Polemon    eine   Hauptquelle 

liegen.     Doch  sieht  man  nicht  recht,  von  wel-  war  (s.  Macroh.),  sind  die  Paliken,  und  diese 

chem  Punkte   dies   und  die  Meinuug  ausging  habe  ich  statt  der  unhaltbaren  hergebrachten 

svxavQ-cc  xhv  Kgovov  v.ax(pv.7]v.sva.i  {Schol.   Ap.  Ergänzungen    in    den    Text   gesetzt.     Welche 

Eh.   4,  327).     Die    ganze '  Sache    bedarf   noch  Rolle    Kronos,    um    dessentwillen    Lydus    die 

sehr    der   Klärung  —   die    man  übrigens   bei  Stelle  anführt,  hier  spiele,  ist  erst  aus  anderen 

B.  Walther,  De  Apoll.  Eh.  Argonauticor.  rehus  Quellen  zu  erschliefsen.     Diodor  (3,^61)  fährt 

geographieis,  Halle  1891  p.  88,  ebenso  vergeh-  an  der  oben  benutzten  Stelle  fort:  aqo'  ov  8ri 

lieh  sucht,  wie  etwaige  neue  Aufschlüsse  _über  60  {j^^xQi-  '^^'^   *''^^    %q6vov    yiarä   xs   xrjv  ZiKsliav 

das  nördliche  Kronos-Meer  (ob.  §  23).  —  Übri-  -Kai   xa   ngog    scnsgav    vsvovxa    fisgri    nollovg 

gens  finde  ich  auf  einer  andern  der  jonischen  xäv  vtpriXäv  xoncov  ccn'  skslvov  Kgovia   ngoa- 

Inseln,  auf  Zakynthos   CKonslot  KqÖviol  er-  uyoQSvsa^^ai.     Ähnlich  Dionys.  Hai.  1,  34  am 

wähnt:  P.  Chiotis,  'lazoQina  Ano^vrjfiovsviiaxcc  Schlüsse  des  Kapitels,  in  welchem.   Ev^svogb 

1849  tom.  I  p.  15.  noLrizrjg  dgxaLog  xat  ccXXol  xivsg  xäv  'ixaXitiäv 

27.  Wir  wenden  uns  hierauf  nach  Sicilien  fiv&oyQcccpcov   citiert  werden:    x'^Q"'-  ^^  noXlol 

zurück  und  stofsen  da  auf  einige  Nachrichten,  rov  8aifj.ovog  (Kronos)   sncövvfioi,  «at  (iccXiaxa 

welche  uns  nach  Ausscheidung  des  punischeu  ot  ov,6n.sXoi  y-cX  xa  ^sxsaQcc.   Bei  einem  Kronion 


1487               Kronos  (sein  Grab)  Kronos  (Verhältn.  z.  Heroenkult)    1488 

in  Sicilien  fand  die  Schlacht  zwischen  Dionys  und  rechte  Name    sein,    der   frei    von  jedem 

und     den    Karthagern     statt,     JDiod.   15,    16;  appellativen    Beigeschmack     an    Volksnamen 

Polyacn.  5,  10,  5.     Möglich    dafs    schon    dem  wie    die    der  UsXloi,   der    Orakelpriester    von 

Pindar  bei  seiner  Burg  des  Kronos  (s.  ob,  §  3.  5)  Dodona    erinnert.     Wenn  nun    in   eben  jener 

etwas  derartiges  aus  sicilischen  Verhältnissen  Tragödie  fr.  10   gesagt    würde  —  wir    haben 

vorschwebte.   Nach  einer  anderen,  ebenso  wohl  dies  noch  näher  zu  prüfen  — ,  man  habe  oder 

bezeugten  Auffassung  der   Siculer   handelt  es  pflege    schweigend    an  _  einem_    gewissen    Orte 

sich  dabei  nicht  um  einen  Höhenkultus,  sondern  vorüberzugehen,   um  nicht  die  Heroen  zu  er- 

um  Grabhügel   des  Kronos.     Noster  ille   ei^t  zürnen,  so  könnte  sich  dies  nur  auf  eben  jene 
auctor    qui   Patrocies    Thurius    scriptorum    in  lo  chthonischen  verderblichen  Wesen  beziehen    Es 

tituKs  indicatur,    qui  tumulos  memorat  reli-  ist  nötig  die  einschlägigen  Stellen,  die  oben  s.  v. 

quiasque   Saturnias  tellure  in  Sicula  con-  Heros  (Bd.  1,  2,  2478)  zwar  zum  Teil  angeführt, 

tineri  {Arnoh.  adv.  gent.  4,  25).     Dies  bestätigt  aber    noch    nicht  genügend    beleuchtet  ^  sind, 

bis  zu  einem  gewissen  Grade  Philochoros  fr.  184  herzusetzen.  Hesych  s.  v.  xpff'rroi'aff'  tovg  i]Qcocig 

{Fr.  Hist.  Gr.)  bei  CJcm.  Alex,  coliort.  ad  gent.  ovxm  Xiyovaiv.    SoHovaiv  8'e  ■na-ncotLy.oC  riv^g  ft- 

p.  18  D  SyTbg:    Kqovov   8s   sni-niic&aL  Zi-Aslia  vcci,'  Sta  rovto  wal  oi  nagiävTsg  tu  ijQäu  ai.y7]v 

■hkI    svrav&a   avtbv    rBtdcpd-ai,,   wo  infusta&ai  sxovai,  (irj  ri  ßXcißcöat.     yicil  oi  &eol  Ss'  AtaxvJ'Og 

nicht    ganz    in    Ordnung    und    vielleicht    vrro-  AizvaCaig.     Pliot.  Lex.  p.  177,  8  B.  jHpftrroi'fs" 

■asLcd-ai    zu    schreiben    ist,    oder    in    dem    snl  of  ?j'pcaas.     8ov.ovai  8s  v.ccv.oitiv.01    slvai'    St'    o 
ein  übergeschriebenes  und  verschobenes  sv  ttj  20  iial  oirarjQäcc  TtaQLÖvTsg  aLcoTtäaiv.  Zenob.b,QO 

(zu  Zi-n.)  stecken  mag    (Lobeol-,  AgJ.  576  liest  01  yocg  i]Qcosg  Kay.ovv  stoiimol  (lällov  rj  svsgys- 

aito-nsia&ai  sv  — ).     Kronos  ist   also   in  jenen  tstv.,  wg  (piqGi.  MsvarSgog  sv  Zvvscpiqßoig.   Sehol. 

Bergen    begraben,    wie    am    Kaukasus.     Und  Aristoph.   Vög.  1498    ot    ^owfs    8s    Svaägyr^Ta 

dies  ist,  wie  die  Bezeichnung  der  Kgovia  über-  xort  xaXsnol  xotg  Sfmsld^ovai  yi'vovzai.  (wieder 

haupt,  kein  Pragmatismus  mehr,  sondern  wirk-  mit     Berufung     auf     Menanders     Synepheben 

lieber'    Mythus    und    Glaube.      Erwin    BoJide       \fr.  Ab9  Koclc,  Com.  Att.fr.3  y>AS1]), ov8' 

(Psyc/ie)  hat  gezeigt,  welche  Bewandtnis  es  mit  rJQCüOiv  sig  xovxo  (den  guten  Gaben)  8vvai.ii.v, 
den  mannigfachen  göttlichen  und  halbgött-  cell'  dnoTil^-nxovg  ^sv  noisi^v  8vvccvxai  xo  8s 
liehen  Personen  hat,  deren  Gräber  gezeigt  c6<psXsg  ov  ks-uxtjvxcci  (dies  übertrieben  und  in 
wurden  und  die  im  Kultus  lebten.  Kronos  steht  30  Mifsdeutung  des  Arist.  Textes,  wie  schon  vor- 
dort,  wenn  nicht  alles  trügt,  in  Zusammenhang  her).  81.6  xorl  8oyiov6i  [x«t]  01  xd  rigäa  nccgi- 
mit  den  gleichfalls  dort  begrabenen,  aber  als  övxsg  ßLyrjv  s'xsiv  (mit  Citieruug  von  Myrtilos' 
Dämonen  fortlebenden  und  Orakel  erteilenden  Komödie  Titanopanes,  Kode  1  p.  253);  wozu 
Heroen,  die  man  Pivliken  nannte:  Wesen,  über  im  allgemeinen  der  Aristoph. -Text  1482  ff.  zu 
die  Welcher,  Alte  Denkm.  2  mit  sehr  verfehlter  vergleichen.  Chamaeleon  v.  Heraklea  bei  Athen. 
Interpretation  der  Denkmäler  wie  der  Schrift-  11,  461  C  (der  wie  Aristophanes  von  dem  auf 
Zeugnisse  gehandelt  hat.  Läfst  man  die  genea-  vielen  Weihreliefs  dargestellten  Heroen-Mahl 
logische  Ausspinnung  zu  einem  Zeus-Roman  spricht  (vgl  Furtivängler ,  Sammig.  Saburoff 
und  die  Verknüpfung  mit  dem  an  jenen  vul-  1  p.  33,  6),  fährt  dann  fort:  did  xrjv  o^vxrjxa 
kanischen  Stätten  hausenden  Hephaistos*)  bei-  40  t%  snicpavsLag  xäv  Sai^iövcav  -naxuSsix^rivai 
Seite,  so  bleibt  als  Kern  der  Glaube  an  ge-  xovxo.  jjßifTrovff  ydg  %ci\  nXiq%xug  xovg  ^gaag 
wisse  chthonische  Personen,  'autochthone'  vo^ii^ovot.  yial  (idXXov  vv-tixcog  tJ  iisd''  rjiisQccv 
Heroen  als  Dämonen,  die  bei  den  'Krateres'  (vgl.  Aristoph.).  Alkiphron  3,  58,  3  xgsiis  (es 
genannten  Schwefelsprudeln  von  Katania  ihr  wird  vermutet  xgsx^)  Su-acov  x6  x^^^f^Si  <^S  "'■ 
Wesen  trieben.  Man  schwor  bei  ihnen  die  xov  Utyrßov  7]go:  nccgiovxsg,  ftTj  y.a'növ  xi  ngoa- 
heiligsten  Eide,  indem  das  Wasser  als  Gottes-  Xdßrjg.  Ps  -Hippokr.  de  morb.  sacr.  4 'OKocro:  8s 
gericht  diente  und  im  Zweifelsfalle  die  Wahr-  SsCyiavu  ^^vMrcg  nccgt'axuxai  xat  (poßot  iial  nagd- 
heit  ans  Licht  brachte;  auch  anderweitig  voiaitixX.,'Eyidxr]g  cpaal  slvaiinißoXdg-nalrigcöcov 
sehen  wir  dies  Heiligtum  als  Orakel  thätig.  s(p68ovg.  Vgl.  noch  die  Bd.  1,  2,  2478  abge- 
J.fsc7t2/'os  erklärte  ihren  Namen  als  die  Wieder-  50  druckte  ^afcnMS-Stelle.  Endlich  in  Bezug  auf  die 
kommer:  ndXiv  ydg  i'^ova'  5x  o-noxovg  xoS'  sig  Heiligkeit  der  bei  den  Toten  als  Heroen  geschwo-  J 
ipdog  (iy.ova'  wird  in  i^-nova'  oder  ri^ovß'  ver-  reuen  Eide  Aristoteles  bei  Plut.  cons.  ad  Apollon.  ■ 
bessert,  mit  zweifelhaftem  Recht).  Das  er-  27  p.  llbC  cprjal  8ri  sv  xä  EvSrjficpsnLygacponsvcp 
innert  so  sehr  an  die  revenants,  wie  man  im  tJ  Ilsgl  ipvx'^is  tavxd.  'Stönsg,  ä  Kgdricxs  ndv- 
Französischen  die  Gespenster,  d.  h.  die  aus  xcov  xai  (laKccgicxöxaxs ,  ngog  xä  fia-nagiovg 
dem  Grabe  wiederaufstehenden  Toten,  nennt,  v.al  £v8cci(iovag  sivai  xovg  rsxsXsvxrjytoxccg  vo- 
dafs  wir  das  sonstige  Mifstrauen  gegen  Ety-  ixi^siv  »tat  x6  il^svaaa&ai  xi  >tar'  avxäv  -nal  xo. 
mologieen,  die  sich  glatt  dem  Wortlaute  Silbe  ßXaacprjusiv  ovx  oaiov  rjyovusd'a  wg  ■naxd  ßsX- 
für  Silbe  anpassen,  unterdrücken  müssen.  rcövcov  xat  y.gsi.xx6vcov  r]87]  ysyovöxwv.  Ich 
Da  jedoch  so  durchsichtige  Namen  nur  Ex-  60  habe  diese  Stellen  hergesetzt,  weil  die  darin 
plikationen  anderer,  verloren  gegangener,  zu  enthaltenen  Motive  nirgends  im  Kult  so 
sein  pflegen,  so  könnte  hier  dsXXoi  wie  die  klar  hervortreten,  wie  bei  jenen  *■  Wieder- 
Überlieferung die  Krateres  selber,  'die  Brüder  kommern'  vom  Kronion  bei  Katania.  Ob  sie 
der  Paliken'  nennt  {Macrob.  a.  a.  0.),  der  alte  gerade  in  dem  äschyleischen  Stücke  erwähnt 
^ ,  .  ^.  wurden,  hängt  davon  ab,  wie  man  die  Hesych- 

*)   Auf    das    Paliken-Orakel    bezieht    sich    vielleicnt  ^,             '       cc   r  ^         t\                ^         '•Q.>i''„™ 

r ,    l  .,  j            .   r-,     '           "u             <         ,  -  Glosse    auffaist.      Das    v.cci    ov    Q'soi    os    am 

luh.  Lyd.  de  mens.  4,  54  tttatnoi  Hwaiatog  o   uavtwoi,  r,   ■,  ■,              •   ^  ,     -,-,       ■,-                            ^       t      a       77 

l  2cy.,Xtwt,i?.  Hephäst  maiitisch  auch  bei  Philo  BybL  Fr.  Schlüsse  Sieht  allerdings  SO  aus,  als  ob  Aeschylos 

H.  G.  3,  566b.  ausnahmsweise   die  Götter  ngsixxovsg  genannt 


I 


1489  Kronos  (Verhältn.  z.  Heroenkult)  Kronos  (Verhältn.  z.  Heroenkult)   1490 

habe;  und  darauf  könnte  man  den  Anteil  des  Zusammenhang  mit  Böotien  ist  noch  Steph. 
Tragikers  um  so  eher  beschränken  wollen,  als  B.  vv.  'Slyvyi'cc  und  Tigiisga  heranzuziehen, 
die  zusammengestellten  Grammatikerzeugnisse  Dort  finden  sich  auch  viele  der  hier  auftreten- 
unter sich  wesentlich  den  gleichen  Zuschnitt  den  Höblenkulte:  Amphiaraos,  Trephonios  mit 
zeigen  und  einem  Komödienkommentar  zu  dem  Nebenkult  des  Kronos,  Minyas;  auch 
entstammen  scheinen.  Wenn  man  aber  andrer-  Tityos  wird  dort  von  der  Erde  verschlungen, 
seits  Fälle  beobachtet  wie  Schol.  Hes.  Theog.  139  Von  grofser  Wichtigkeit  wird  es  nun  sein, 
(vgl.  144  Gaisford,  wo  aus  Hellanilos  angeführt  wenn  mit  den  unterirdischen  Dämonen-  oder 
wird,  es  gebe  dreierlei  Art  Kyklopen,  die  Bau-  Heroengruppen  auch  Kronos  selbst  verbunden 
leute  von  Mykene,  die  der  Odyssee  und  —  lo  auftritt.  Und  das  ist  gerade  in  jenem  lykischen 
ycil  ccvrol  ot  &soi,  d.  h.  die  als  Götter  ge-  Kulte  der  Fall,  vgl.  Plut.  de  def.  orac.  21:  iml 
schilderten  des  Hesiod-Textes ,  mit  dem  dies  ^cxl  UoXviiovg  nw&ccvofiai  tovg  ÄvuCcov  ngoa- 
erst  in  Zusammenhang  zu  setzen  ist),  so  kann  oiyiovg  iv  xotg  yiäXiGzcc  rifiüv  xov  Kqovov 
man  wohl  zu  der  Annahme  kommen,  dafs  sitBt  88  dnoKrfivKg  zovg  ccQxovTccg  avzcöv  "Aq- 
Aescliißos  nicht  sowohl  die  Götter  insgemein  aalov  xat  zJqvov  (Jqvuv?)  y-dcI  Tgoccoßiov, 
KQfiTTOvsg  genannt  habe,  als  eine  spezielle  (entstellt  sind  die  Namen  bei  Euseb.  praep. 
Gruppe,  d.  h.  die  Paliken  (die  bald  Heroen  ev.  5,  5,  188  und  Suid.)  Bcpvys  xat  figrEjjojprjcEy 
bald  Götter  heifsen)  und  dafs  sich  auf  ihn  die  onoiSr^nors  {tovto  yag  ovv.  ej^ouch;  stit^iv).  sksi- 
ganze  Glosse  ursprünglich  bezog.  Doch  für  vov  filv  aiisltjd'rivccL  (?),  tovg  Ss  nsgl  "AgaciXov 
welches  von  beiden  man  sich  entscheide,  es  20  eyiXrjgovg  Q-sovg  ngoGayogsvia9(xi,  -nul  to;? 
ist  jedenfalls  ein  merkwürdiger  Zufall,  dafs  yiardgixg  inl  rovzcov  Tcoisia&aL  Srj^oaia  -nal 
diese  Glossen  an  ein  für  den  Heroenkult  so  lSloc  Äv-ni'ovg.  Der  Bericht  in  sich  ist  wider- 
wichtiges Stück  wie  die  Äetnäerinnen  an-  spruchsvoll  genug.  Doch  ist  so  viel  klar,  dafs 
knüpfen.  Wir  werden  später  bestimmteren  Be-  man  hier  nicht  mit  Loheck,  Aqlaoph.  2,  1186 
legen  für  des  Kronos  Zusammenhang  mit  dem  Kgövov  in  Kgdyov  ändern  darf.  Von  Flucht 
Tütenkult  begegnen  (§  41.  42).  und  Irrfahrt  des   Kronos   wissen  auch  andere 

28.  Diese  Heroenkulte  nun,  scheint  es,  sind  Sagen  (§  15).  Kragos  —  auf  den  dies  schlecht 
gar  nicht  selten  mit  dem  irgend  einer  Gott-  passen  würde  —  hat  hier  so  wenig  Anrecht, 
heit  verknüpft,  die  ihrer  Natur  nach  nichts  wie  es  oben  etwa  der  hier  genannte  Ar- 
damit  zu  thun  zu  haben  braucht,  manchmal  30  salos  haben  würde;  das  Wichtige  ist  gerade, 
freilich  auch  chthonischen  Charakter  zeigt  dafs  keine  dieser  schemenhaften  Personen 
oder  angenommen  hat.  So  wurde  im  arka-  mit  ihrer  Bedeutung  über  eine  bestimmte 
dischen  Pheneos  {Paus.  8,  15)  Demeter,  die  hier  Gegend  binausreicht,  dafs  sie  nur  Stammes-  oder 
offenbar  die  Demeter-Erinys  ist,  zusammen  mit  Familienhäupter  bezeichnen,  um  die  sich  jene 
den  vnoxQ'övioi  unter  den  altertümlichsten  gefürchteten  Dämonen  gruppieren  mit  ihrem 
Ceremonieen  verehrt  und  bei  den  wichtigsten  Höhlenkult  und  den  Eidschwüren  und  Ver- 
Eiden angerufen;  der  Priester  nahm  die  wünschungen,  wie  sie  eben  den  heroisierten 
schreckliche  Maske,  welche  die  Göttin  vor-  Ahnen  gelten.  Es  kommt  schliefslich  noch 
stellte,  aus  ihrem  Behälter  und  vor  sein  Ge-  ein  Moment  hinzu,  um  an  der  Lesung  Kronos 
sieht,  dabei  schlug  man  auf  die  Erde,  wie  es  40  festzuhalten;  Hesych  erklärt  die  dygioi  &£ot 
Althaia  thut,  um  die  Erinyen  heraufzube-  als  of  Titävsg.  (Auch  das  unerklärte  Sprich- 
schwören, und  wie  bei  dem  'audisne  haec  wort  Titüvag  ßoccv  mag  sich  auf  'Gespenster' 
Amphiarae  sub  terram  abdite'  der  Sprecher  beziehen;  ähnlich  Gig.  152;  eine  andere  Er- 
auf  die  Erde  stampft  (E.  FoMe,  Psyche  1,  klärung  hat  Crusius  in  petto,  Lit.  Central-Bl. 
111,  2).    Denselben  oder  einen  ganz  ähnlichen  1889  p.  126.) 

Knlt  erkenne  ich  in  demjenigen  der  Tlga^i-  28  a.  Ich  habe  früher  (Gj_(7.m.  r?i.)  die  Verhält- 
diTirj,  der  Rechtsvollstreckerin,  die  als  Kopf  nisse  der  Heroen  nicht  in  Berechnung  gezogen*), 
oder  Maske  (nicht  dem  Reste  eines  alten  doch  aber  einen  Punkt  offen  gehalten  {Tit. 
Idols!  vgl.  Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  1892  p.  201)  Kap.  7  p.  134),  der  sich  nun  als  fruchtbar  er- 
dargestellt {Phot.  lex.  Suid.)  und  mit  einer  50  weist:  nämlich  dals  Heras  Schwur  bei  der 
Gruppe  unterirdischer  Wesen  zusammen  verehrt  Styx  und  den  unterirdischen  Titanen  realen 
wurde,  ursprünglich  wohl  mit  Menschenopfern,  Verhältnissen  nachgebildet  sein  möge.  Wie 
wie  das  Abschlagen  von  Köpfen  in  ihrem  die  Menschen  bei  einer  Gottheit  und  den 
Dienste  zeigt,  die  man  wohl  erst  allmählich  eignen  Todten  (Heroen),  so  schwören  die 
durch  Tierköpfe  ersetzte  (vgl.  Ovid  Fast.  3,  Götter  bei  ihren  Vorfahren  und  der  Styx.  Die 
339  ff.).  Während  diese  uralte  Göttin  in  Böotien  letztere  liefert  zugleich  den  Olympiern  das 
zu  einer  Dreiheit  vervielfältigt  wurde,  deren  Zauberwasser  und  Gottesgericht  gegen  des 
Namen  Alalkomenia,  Thelxinia,  Aulis  nur  Meineids  Verdächtige  (Hes.  Theog.  775\  wie 
Nebenmomente  zur  Kenntnis  bringen,  hat  sich  es  z.  B.  den  Siciliern  von  Catania  die  Paliken 
in  Lykien  ein  Rest  des  ursprünglichen  Ver  co  thun;  ursprünglich  mnfs  die  Styx-Quelle,  wie 
hältnisses  erhalten,  StepTi.  B.  v.  Kgdyog.  Kgäyog  dies  schon  aus  ihrer  Lage  bei  Pheneos  her- 
ogog  ÄVAiag  —  ocno  Kgdyov  xov  Tg^y^ilov  firjtgog 

8s    nga^L8L^rig  vvatprjg   (vgl.    Panyasis  ebend.  *)  ^^^  aus  Dio  Ghnjs.  or.  33  ist  dort  p.  22  angeführt 

V.   Tgsaari)-   htcci^cc   8'    slvoci   M«l   xd    inovo-  '^'i- ^^P^"^!  J>*.  (die  Tarsier)   w<»a,  xa.  ^/u.W, 

,  r    ^      "    .         ,         ,            w                    '       a.  iiäUov  öf  Tctara;.     Aber   die  Beziehung  ist  unklar,    da 

ficc^ousva     xcov     aygiwv     ccvtga'    ana^avccn-  ;,.^  ^^^^^^   beiden  Bezeichnungen   dio   vorher   genannten 

ad'rjvai  yag   cpaai   xovg   nsgi  xov  Kguyov.     Eust.  Kultheroen  Perseus    und  Herakles    angehen;    Dio    selber 

Z.  Dion.  Perieg. 8i7  iv  xovxm  8  E  cpaGlV  OL  Ttalaiol  bewegt    sich    in     sehr    widerspruchsvollen    Ausdrücken; 

TM  Kgdym  Q'täv  aygt'av  dvxga  iivai.    Für  den  s.  a.  a.  O.  21  f. 


1491         Kronos  (und  Pediokrates)  Kronos  (und  Herakles)            1492 

vorgeht,  zum  wirklichen  Kultkreise  der  furcht-  geglaubt !  Erwin  Bolide  in  der  Psyche  ver- 
baren Eidgöttin  daselbst  gehört  haben;  ein  spricht,  im  Anhang  14  seines  2.  Teils  nach- 
Umstand,  wovon  Herod.  6,  74  noch  eine  Spur  zuweisen,  wie  der  Glaube  an  schlafende 
enthält.  So  nehmen  Dinge,  die  an  einem  Orte  Höhlengötter,  den  wir  hier  auf  einem  eige- 
in  aller  Wirklichkeit  existieren,  fernab  davon  nen  Gebiete  antrafen,  sich  mit  semiti- 
mythischen  Charakter  an.  —  Was  nun  Kronos  sehen  Anschauungen  begegne.  Bei  deiaa 
anbetrifft,  so  liegt  ja  wohl  in  den  in  diesem  Kapi-  sardinischen  lolaos-  oder  Herakliden-Orakel 
tel  beigebrachten  Umständen,  die  in  unerwarte-  können  solche  sogar  eingewirkt  haben.  Han- 
ter Weise  von  scheinbar  Allerjüngstem  auf  Aller-  dele  es  sich  auch  nur  um  eine  Begegnung 
ältestes  hinausführten,  ein  Zusammenhang  mit  lo  d.  i.  eine  Verdrängung  des  wirklichen  Kronos 
den  Stätten  alter  Heroenkulte  angedeutet.  Die  durch  einen  der  dafür  gehaltenen  Orientgötter: 
Traumorakel  des  schlafenden  Kronos  und  der  für  uns  liegt  in  all  dem  ein  unabweislicher 
Heroen  im  fernen  Thule  wie  in  Sardinien  rücken  Anlafs,  das  Verhältnis  von  Kronos  und  Herakles, 
näher  in  den  klassischen  Bereich,  dessen  Peri-  welche  beiden  Gestalten  nach  Auffassung  der 
pherie  wir  in  Sicilien  und  Lykien  betreten.  Alten  dem  Moloch  und  Melkarth  entsprechen, 
Dafür  freilich,  dafs  diese  Verbindung  eine  näher  ins  Auge  zu  fassen.  Wie  sich  diese 
mehr  als  legendarische  sei,  fehlt  —  nament-  Wechselbeziehungen  im  Westen  bewegen,  so 
lieh  infolge  der  leidigen  Unklarheit  der  zweiten  kann  dabei  auch  der  römische  S  aturn,  der  hier 
lykischen  Erzählung  —  bis  jetzt  der  letzte  mitten  dazwischen  steht,  nicht  ganz  umgangen 
Beweis.  Erst  die  historisch  greifbaren  Kult-  20  werden.  All  dies  schicken  wir  den  wenigen 
und  Opferstätten  des  Kronos  werden  uns  sicheren  Spuren  des  Kronos-Kultus  (die  sich 
darauf  zurückführen.  alle     im     eigentlichen     Griechenland     finden) 

29.  Die  bei  Macrohitis  zusammengetragenen  vorauf,  statt  wie  man  vielleicht  erwartet  haben 
Berichte  über  die  Paliken  erwähnen  nicht  den  wird,  von  diesen  auszugehen.  Wir  halten  in 
Kronos,  auf  dessen  Gebiet  die  Sache  bei  unserm  Falle  die  aufsteigende  Methode  für 
Aeschylos  spielt.  Wohl  aber  wird  dort  ein  ebenso  berechtigt.  Denn  beide  Gebiete  sondern 
gewisser  Heros  Pediokrates  genannt,  der  sich  lokal  ziemlich  genau;  und  gerade  wenn  man 
doch  wohl  einen  zu  Zeiten  in  Vergessen-  die  Reste  auf  griechischem  Boden  für  die  ältesten 
heit  geratenen,  aber  ortseinheimischen  Anver-  und  letzt-mafsgeblichen  erkennt,  die  zugleich 
wandten  dieser  Kultstätte  darstellen  wird.  30  das  Verständnis  der  hesiodischenKronos-Mythen 
Xenocrates,  heifst  es  dort  §  30,  in  tertia  histo-  erschliefsen  helfen,  erwächst  daraus  ein  Rechte 
ria  sua  de  loci  dioinatione  ita  scribit:  nal  01  das  phönizische  Element,  welches  im  Westen 
E1V.EI0I  zfjg  yrjg  acpoQOvaiqg  t'&vaav  Usdioyigdrsi,  seinen  Einüufs  so  viel  länger,  sogar  bis  ins 
rtvl  rjQcoi,  TtQoarix^avTog  avzoi^g  tov  Jz  IJcch-  5.  Jahrhundert  behauptet,  im  voraus  festzu- 
■näv  iQiqoxriQiov ,  v.al  ^sra  rrjv  inävoSov  Trjg  stellen,  auch  wenn  dasselbe  in  sehr  alte  Ver- 
svcpoQi'ccg  TtoXXoig  doigoig  xov  ßcafiov  Tcav  IJaXi-  hältnisse ,  wie  es  z.  B.  beim  Heroenkult  schien, 
y.äv  ivinlrjGav.  Dieselbe  Geschichte  wird  vor-  eingreifen  sollte, 
her  von  Macrobius  lateinisch  berichtet,  ohne  vt  w  ti  a  ir 
dafs  dort  dem  heroi  cuidam  sein  Name  ge-  ^^'  Herakles  und  Krouos. 
geben  wird.  Stände  auch  der  Pediokrates  40  30.  Es  wird  schon  öfter,  auch  bei  dem  bisher 
mit  den  Paliken  in  gar  keinem  so  engen  Mitgeteilten  aufgefallen  sein,  wie  sich  diese 
inneren  Zusammenhang:  wenn  die  Orakel-  beiden  Personen  nebeneinander  schieben.  In 
priester  jenen  Kult  empfahlen,  so  ist  das  einer  der  nach  Thule  verschlagenen  Legende,  ebenso 
der  Wege,  auf  dem  Kultverbindungen  über-  in  der  bei  iHacroöms  (s.  ob.  §  23  am  Ende)  läfst 
haupt  zustande  zu  kommen  pflegten.  Wenn  Herakles  einige  seiner  Leute  zurück  gegen 
aber  —  die  Untersuchung  über  ähnlich  ge-  die  Barbaren  und  stiftet  den  Saturn-  bezügl. 
staltete  Heroennamen  ist  noch  zu  machen  —  Kronos -Kult  neben  dem  seinigen;  des  Her- 
so  durchsichtige  Sprachgebilde  wie  Pediokrates  cules  Ära  Maxima  befand  sich  in  Rom  beim 
keinen  Anspruch  auf  Ursprünglichkeit  in  Ritus  Saturntempel  am  Capitol  und  jenem  wird  die 
oder  Mythus  erheben,  sondern  entweder  _Um-  50  Ausbildung  der  Saturnalien  zugeschrieben,  die 
Schreibungen  eines  verlorenen  oder  Über-  Milderung  der  Sitten,  Abschaffung  der  Menschen- 
setzungen eines  fremdsprachlichen  Götter-  opfer  im  Dienste  des  Saturn,  Ersatz  durch  Cere- 
namens  sind,  so  kann  der  'Herr  des  Feldes'  monieen  etc.  Man  versichert,  dafs  all  dergleichen 
{dsonöxrig  und  v.oiQavog  eignen  sich  nicht  zu  späte  Fiktion  sei  (s.  Peter  oben  Bd.  1,  2,  2297; 
Zusammensetzungen)  auf  sicilischem  Boden  vgl.  2928  Hercules  s.  v.).  Das  mag  bis  zu  einem 
sehr  möglicher  Weise  der  phönizische  Melkarth  gewissen  Grade  zugegeben  werden  und  ist  z.  ß. 
sein,  d.  i.  der  Melek-arzäh  (von  erez).*)  dem  griechischen  aus  Farro  berichteten  Orakel 
Wir  würden  hiermit  also  dennoch  in  die  (Macrob.  1,  7,  28)  leicht  anzusehen.  Wenn  da- 
phönizische  Sphäre  hineingeraten,  deren  Ele-  bei  nur  nicht  feineie  Verbindungsfäden  zwischen 
mente  wir  bis  dahin    eliminieren    zu  können  60  den  beiden  Kulten  durchschnitten  würden!   Zu 

ihrer  örtlichen  Nachbarschaft  in  Rom  gesellt 

*)  Alle  andern  Etymoiogieen  von  Melkartii   sind  sich  die  Ähnlichkeit  des  Rituals;  beiden,  die 

verfehlt.     Eine    ähnliche    wie    die    oben    gegebene    teilt  deshalb    Scrv.    Z.    Aen.    3,   407    zusammenstellt, 

Munter,  Rei.  d.  Phon.  40,  22  mit,  wie  es  scheint  durch  opferte  man,   entgegen  römischem   Gebrauch, 

einen  Druckfehler  pntstellt.     J/ÜBier.«  Gewährsmann   ver-  '•+    „„U.^^l«„1.4-„,  ,    tT^„„.|-„        !?„„,,«„    -r,,;,.   „,,«,.„<- 

,t  1^  t:--    •     1     /           ,  T.  1                 .    .     „.        ,  mit  unbedecktem  Haupte,     fassen  wir  zuerst 

steht  Konig  der  (ganzen)  Erde,  was  wenig  im  Sinne  der  .          i      t               t,      t  .      •           .                  ht   l-    ■     l 

heidnisch-phönizischen  Kulte  ist,  wo  die  meisten  Gott-  einmal    diesen    Punkt    ins    Auge.      Motiviert 

heiten  nach  ihren  Städten  heifsen  und  sich  als  Lokal-  Wird   der   Gebrauch   m   beiden   Fällen   damit, 

herrscher  darstellen;  dem  entspricht  .Landes-König'.  dafs    man    vermeiden   wollte,    das    Aussehen 


1493             Kronos  (u.  Herakles)  Kronos  (u.  Herakles)             1494 

dieser  Götter  nachzuahmen,    was  ja  nach  rö-  caprina  pelle  amictum  est  (lustin.  43,  1).    (Vgl. 

raischem   Aberglauben  ganz  plausibel   klingt.  noch  die  sonderbare  Vase  Ger/tartZ^^.  F.  .B.  127.) 

Jedenfalls    zeigt    dies    doch,    ebenso    wie    der  Gerade  dafs  man  bei  diesen  anderen  Gottheiten 

altertümliche    Auedruck    für    die    Ceremonie,  die  ceremoniöse  Rücksicht  auf  deren  vom  Fell 

lucem  facere  Saturno,  dafs  Saturn,  der  zu  den  bedecktes   Haupt  nicht  nahm,    deutet  wieder 

ältesten   römischen  Gottheiten    zählte.    Etwas  auf  nähere  Verwandtschaft  des  Hercules-  und 

über   den  Kopf  gezogen  trug,    lange  ehe   der  Saturnus-Kult.     Diese    läfst    sich    auch    sonst 

aus  reif  griechischer  Kunst  stammende  statua-  noch  nachweisen.     Plinius  berichtet,  dafs  der 

rische  Typus  aufkam  mit  dem  Gewand  über  dem  ava  maxima  des  Hercules  sich  kein  Hund  und 

Hinterhaupt  (s.  Bildiverke  Kap.  2  u.  3).  Welcher  lo  keine  Fliege   nähere.      Eben   dies    oder    ganz 

Art   diese  Bedeckung   war,    würde    sich   viel-  Ahnliches  wird  von  dem  Heiligtum  des  Kronos 

leicht    mit    Hülfe    der    einheimisch -italischen  berichtet,  Phijlurch.fr.  11  Fr.  H.  G.  sv  toj  tikt' 

Monumente  eruieren  lassen,  wenn  eine  Durch-       uvtov  (Kr.)  iSQä,  (og  qir^at  ^vXagxog xal  Ms- 

forschung  der  Bronze -Idole  und  des  einschlä-       vavdgog otSts   yvvrj    o(^vts  -nvcov  ovrys  fivia 

gigen  Materials  auf  diesen  Punkt  hin  statt-  eia^si  {loh.  Lyd.de  mens. 'p.  116  BeJck.).  Lobech, 
gefunden  hätte.  Von  anderer  als  kunstarchäo-  Ägl.  1096  war  von  dieser  Übereinstimmung  so 
logischer  Seite  her  scheint  hier  einiges  Licht  frappiert,  dafs  er  an  eine  Verwechselung  dachte, 
auf  diesen  in  seinen  älteren  Phasen  so  proble-  Offenbar  handelt  es  sich  im  zweiten  Falle  gar 
matischen  Gott  und  seine  Erscheinung  zu  fallen.  nicht  um  ein  römisches  Heiligtum,  sondern. 
Bekanntlich  ist  die  Erklärung  des  Namens  von  20  wie  von  griechischen  Autoren  des  4.  Jahrh. 
satum  Saat  ebenso  oft  aufgestellt  wie  zurück-  zu  erwarten,  um  eines  der  wenigen  Kronos- 
gewiesen  worden,  letzteres,  weil  das  a  in  Sa-  Heiligtümer  auf  griechischem  Boden,  wobei 
turnus  lang  und  die  älteste  Form  Saeturnus  man  immer  zuerst  an  Olympia  denken  wird, 
sei  (vgl.  Cacus  von  Caecus,  Caeculus,  Bd.  1,  2,  Dadurch  würde  die  Vergleichung  der  beiden 
2272).  Die  Kontroverse  scheint  mir  darum  über-  Kulte  noch  an  Tragweite  gewinnen  und  die 
flüssig,  weil  er  ja  auch  Stercus,  Sterculus,  Ster-  Herleitung  des  römischen  Saturn- Dienstes 
cutius  vom  Dünger  oder  Mist  geheifsen  war,  aus  Elis  {Dion.  Hai.  1,  34)  oder  von  den  zer- 
und  uns  nichts  nötigt,  die  religionsgeschicht-  streuten  Pelasgern  {Varro  hei  Macr ob.  1,  7,  28) 
liehe  Analogie  sogar  widerrät,  in  dem  einen  wieder  interessanter  werden.  In  der  That 
Namen  des  Gottes  das  Gleiche  zu  suchen  wie  so  finden  sich  alle  drei  Momente,  Kronos,  He- 
in dem  anderen.  Wie  das  symbolische  lucem  rakles  und  die  beiden  gemeinsame  Fliegen- 
facere,  wie  die  Lichter- Ceremonie,  wie  end-  Abwehr  in  Olympia  beisammen ;  Herakles  stiftet 
lieh  die  Nachbarsgöttin,  die  Lua  Saturni  (s.  dort  den  Kult  des  Zeus '^woftiuos,  infolge  dessen 
JVe7Zer,  J?.  Jiyi/;.^  2,  22)  auf  ganz  andere  Macht-  die  Fliegen  dem  grofsen  Altar  fern  bleiben 
gebiete  deutet,  so  will  auch  der  Name  Saeturnus  und  sich  nicht  über  den  Alpheios  herüber- 
selbständig erklärt  sein.  Trägt  man  dem  Volks-  wagen  (Paus.  5,  14,  1).*)  Dazu  gehört 
tümlichen  Stile  Rechnung,  der  bisweilen  die  weiter  flufsaufwärts  bei  Heraia  der  Kult  des 
Götter  nach  gewissen  Äufserlichkeiten  ihrer  MvLaygog,  Paus.  8,  26,  7  (vielleicht  zu  dem 
anthropomorphen  Erscheinung  benennt,  wie  dort  und  14,  9  erwähnten  Buphagos  und  Hera- 
#or(3os  der  Lockige, '^luprog  dasselbe  (s.  PAereL  40  kies  in  Beziehung  stehend),  sowie  in  Elis  selbst 
bei  Schol.  Eur.  Med.  167),  ein  Moment,  welches 
in  der  derb  bäurischen  Art,  die  aus  Sterculus  *)  ^on  dem 'Gott  der  Fliegen',    Bei-Zehui"  (s.  oben 

spricht,    seine    besondere   Berechtigung   findet:  ^^■'^    Sp.2868,  55),    den   man   von   jeher  verglichen  hat 

1              .                      p   j             ^7    i-i.-          u         •  (s.  De  Witte,  Archäologie  S  232h),  werden  die  Kenner  phö- 

so  kommt  man  auf  den  „Zottigen",  wie  sae-  \  .    ,      „',.  .        ■^,..,^  .■'',.           ,      •     j- 

.                          ,     ,          ,          n/r           1                        L        ■    ^  uizischer  Eeligionsverhaltmsse  mehr  wissen,  als  wir,  die 

tosus     von    behaarten    Menschen    gesagt    wird,  ^jr  uns  benügen  müssen,   aus  griechischem  Bereich  fol- 

Ovid.    Met.    13,    850.      Mai't.    6,    56.      CelS.    2,    8;  gende   Umstände    zu   markieren.     Ein   vom   phönizischeu 

Vgl.    vom    Riesen    Cacus    {Verg.    Aen.    8,    266; :  Kolonialland  stammender  Künstler,  Polygnot  der  Thasler, 

villosaque    Setis    pectora    Setniferi.      O.    GriippeS  hatte    einen    zähnefletschenden   Dämon   auf   einem   toten 

gelehrtes   Buch   Die  griech.   Kulte    p.   107    lehrt  Aasgeier   gemalt,   von  welcher   Eurynomos   genannten 

nun    zwar    in    Bezug     auf    die    Bildung     Satur-  £0  ^^g^"^     Famanias-    gediegenste    Quellen    nur    anzugeben 

j„       o    fii„     ^„„«     ^r.^.Ar^     V,,,,.     ^■^~«l,^5„^+  wuPstcn ,    dafs   ihre   Hautfarbe    derjenigen   der  Sohmeifs- 

m<S      das     Suffix     emO     werde     nur     angehängt  ^             'nachgeahmt    sei.       Bei   Megalopolis   wurde    von 

an  Adverbien  {hodie-  (-e/rao)  oder  adverbialisch  ^^^  dortigen  Artemis,  Eurynome,  offenbar  einer  Ver- 
gebrauchte Kasusformen  und  werde  zu  U  kon-  wandten  der  kretischen  Diktynna,  gefabelt,  dafs  sie 
trahiert  nur  in  Verbindung  mit  einem  anlau-  unterwärts  fischleibig  sei  (also  ähnlich  der  phönizischen 
tenden  O  oder  U\  doch  führt  Gr.  selbst  An-  Derketo),  wobei  nur  das  nie  siohtbaie,  aber  augeblich 
merkung  14  so  zahlreiche  ganz  dunkele  Namen  so  gebildete  Götterbild,  das  durch  goldene  Ketten  fest- 
auf -wnuS  an,  dafs  wir  vorläufig  in  dieser  gehalten  wurde,  problematisch  bleibt.  Eurynome,  die 
TT-      •   T-j.    i?     •      TT       j    1-    u             XT    i  •■   1  •    \.        ••    J„  Okeanide,    bildet    zusammen    mit   dem   Dagon-ähnlicheu 

Hmsicht  freie  Hand  haben.     Natürlich  wurde  X            ',.        -.r,!,-            ■       ifi,             t, 

,.                    ,  T      1  i      T-i-              ^     LL       •   1,      X  Urwesen  Ophion  oder  Ophioneus  eines  der  theogomschen 

die    so    entdeckte   Eigenschaft    nicht   etwa   von  xJrpaare   bei   den   älteren  Orphikern,    Orph.fr.  357;    vgl. 

dem    SeneX   SaturnUS    iamduduill    obsituS    CamS,  CO  pherekydes   von    Sijros    (s.    Gig.  u.   Tit.   234);    und   in   dem- 

Amob.   4,  26    zu   verstehen   sein,    sondern,    wie  selben  Kreise,  bei  Eplmenides,  ist  Kronos  selbst  mit  einer 

der    Kronos- (Jai'rviloff    d.   i.    (kretisch)    „der   mit  Eurynome  vermählt,    wie  statt  des  unhaltbaren  £(5ov(V»; 

Ziegenfell  bedeckte"  (S.  unt.  §  46 1  nahe  legt  und  längst    von    Düntzer    und    Schoemann    korrigiert    worden 

neben  dem  ins  Fell  gehüllten  Hercules  kaum  (»•  ^**°  -^'^'■"-  -^^  ^''P''-  ""■  t''«°oonü.^  p.  63  u.  73;  Elw- 

•  r-  1,     f.,         •      T                          1      •       •           TT"       1.    •  vvtn],  wie  die  Form  sprachlich  mindestens  lauten  müfste, 

zweifelhaft  sein  kann,  von  denemgen  Erschei-  '  j     ,:.     ^     ■           <••       •      tt  *        i*      ^^^,  •♦   „  •« 

-.                        .    .                   ,•-...,  wurde    Euphemismus    für    eine    Unterweltsgottheit    sein, 

nung ,    die    auch    einigen    anderen    romischen  ^^j  Ktv»oivv^,oi,  ApoUo<i.  bibi.  2,  .5, 12,  7,  während  es  sich 

Gottheiten  eigen  war,   Z.  B.  der  Inno  Lanuvina,  hier   um    ein  Wasserwesen   handelt;    80   heifst  Poseidon 

oder  dem  Lupercus,  dessen  simulacrum  nudum  Evc^v/^tsöuir). 


1495  Kronos  (=  Chronos  b.  d.  Orphikern)  Kronos  (=  Chronos  b.  d.  Orphikern)    1496 

der  offenbar  gleichnamige  Heros;  Plin.  N.  H.  die  Wahl  des  Namens  Xgovog  für  eine  Sache, 

10,  75;  s.  oben  Bd.  1,  2,  2902.  die  sich  metrisch  bequemer  durch  Alcöv  geben 

31.  Dieser  Herakles  mufs  nun  aber  derselbe  liefs,  nur  dadurch,  dafs  man  eine  bewufste 
sein  wie  der  Stifter  des  grofsen  Aschenaltars  sei-  Ausdeutung  vornahm,  dafs  man  sich  von  dem 
ber,  also  der  von  Kreta  gekommene  Idäische  epischen  Volksdogma  emancipierte  und  dem- 
(Paus.  5,  13,  5),  nicht  der  gemeingriechische  selben  mit  Hülfe  eines  eigenen  Sj'stems,  wie  alle 
Heros,  den  die  auch  sonst  sehr  ungeschickte,  alten  Naturphilosophen,  Konkurrenz  machte, 
doppelschichtige  Überlieferung  von  14  §  1  ein-  Ganz  klar  dünkt  mich  dies  bei  dem  alten 
mischt.  Es  war  der  durch  Onomakritos  ver-  Pherehydes  von  Syros,  der  als  Urpotenzen  Z«s, 
tretene  Zweig  der  Orphiker,  welcher  die  Theo-  lo  Xgövog  und  X&ovir}  annahm  (wobei  das  genea- 
rie  von  dem  idäisch- kretischen  Daktylen  He-  logische  Prinzip  der  Zweiheit  durchbrochen 
rakles  Olympia's  in  Schwung  gebracht.  Er  wird),  genau  nach  demselben  Denkprozefs,  den 
begegnete  sich  darin  mit  der  Phoronis,  wo  Welcker  bei  Homer  suchte,  d.  h.  durch  Auf- 
jener  Herakles  nur  andere  Genossen  hatte  imd  lösung  des  Z8ve  Kqovlcov  in  zwei  Personen, 
mehr  der  Rhea  und  dem  phrygischen  ßeli-  durch  ein  '^v  8iDi  Svoiv,  welches  in  dieser 
gionskreise  attachiert  war  als  dem  samo-  Form  nicht  möglich  oder  nicht  wahrscheinlich 
thrakischen  Kabiren -Kult,  wohin  bei  dem  gewesen  wäre,  ohne  dafs  der  philosophische 
Orphiker  der  Name  des  Daktylen  lasios ,  der  Theolog  Kgovog  für  dasselbe  wie  Xgövog  nahm 
einzige  charakteristische  unter  den  vieren,  deu-  oder  diese  Verwechselung  bei  dem  Dichter 
tet:  ein  Schwanken,  welches  sich  bei  all  den  20  voraussetzte.  So  einfach  müssen  die  ersten 
verwandten  von  Strabo  476  behandelten  Da-  selbständigen  Lehren  dieser  Sektendichtung 
monengruppen  wiederholt  (vgl.  Diod.  5,  64),  gelautet  haben;  vgl.  den  Pythagoreer  ^^(/(mos 
und  sogar  durch  einschlägige  Monumente,  {Mullach  2,  113)  Xgovog  iati  vaxuxov  Y.a.\  ngä- 
peloponnesische  Denkmäler  illustriert  zu  werden  rov  itdvriov  xai  f'x^t-  ^v  scovzcp  nävxa  -aocI  ton 
scheint  (§  58).  Weit  scharfsichtiger  als  die,  fi'g  ahi  (dies  mit  Anklang  an  Pherekydes)  v.xl. 
welche  gleich  i/^erodor/'y.  24  (bei  CZem.J.Z.Äirom.  oder  Dion.  Hol.  1,31  Xgövov  (den  er  nicht 
1,15  p.  360)jenen  Herakles  als  phrygischen  Seher  von  Kronos  unterscheidet)  —  —  näaciv  8s 
und  Weisen  ausgaben,  hatte  schon  Stesich.  fr.  5  Ttsgisdrjcpoxa  xrjv  rov  kÖghov  (pvaiv,  onoxsgov  ccv 
(Strai.  48)  auf  den  phönizischen  Herakles  xig  ovofidaoi.  (Vgl.  Pind.  Ol.  2,  17  fr.  33  [133]. 
hingewiesen,  indem  er  das  Geryoneus- Land  bei  30  Eur.  Suppl.  791  fr.  303.  Xgövog  und  nö&og 
Gadeira  suchte;  andere  haben  dies  dann  mit  als  Urprinzipien  einer  angeblich  Sidonischen 
der  kretisierenden  Auffassung  kombiniert  und  Theogonie  bei  Damascius.)  Nur  aus  solcher 
den  Herakles  rationalistisch  von  Kreta  aus  Selbständigkeit  konnten  die  neuen  Lehren 
nach  Iberien  ziehen  lassen  gegen  Chrysaor,  ihre  Kraft  und  Berechtigung  schöpfen;  erst 
den  goldreichen  Sohn  des  Geryones  (Diod.  allmählich  können  jene  Kompromisse  zu- 
4,  17).  stände    gekommen    sein,    wo  denn  das  hesio- 

32.  Auch  die  orientscheueate  Forschung  kann  dische  System  fast  unverändert  an  das  spe- 
nicht  umhin,  solche  Gesichtspunkte  einzu-  kulative  angeknüpft  wird.  Ich  halte  diese 
nehmen,  wenn  wir  so  weit  ab  von  griechischem  Entwickelung  für  wahrscheinlicher  als  die  An- 
Volksglauben geführt  werden,  wie  es  in  der  40  nähme  einer  blofsen  Differenzierung,  die  den 
orphischen  Dichtung  geschieht  die  —  schon  Kronos  bestehen  liefs  und  darüber  den  Chro- 
in  einer  alten  Theogonie  (nach  0.  Kern  ge-  nos  setzte.  Wir  müssen  also  darauf  vor- 
hört sie  noch  nicht  den  Rhapsodieen,  d.  h.  der  bereitet  sein,  dafs  das,  was  von  jenem  Chronos 
frühesten  orphischen  Theogonie  an)  —  Hera-  ausgesagt  wird,  teilweise  den  Kronos  treffe, 
kies  gleich  Chronos  setzt,  fr.  36.  39.  Die  um  so  mehr,  wenn  dessen  eigene  Mythologie 
Vorstellung  von  diesem  Chronos  selbst  (den  ähnliche  Merkmale  aufweist.  Von  späten,  or- 
sie  auch  Her.  nennt),  einem  Drachen  mit  Stier-  phischen  Zeugnissen,  wie  der  Anrufung  des 
und  Löwenköpfen  an  den  Hüften,  ist  durch  Kronos  als  nayysvixog  (Orph.  hymn.  13,  5),  der 
alles  andere  als  griechische  Phantasie  inspiriert.  alles  verschlingt  und  alles  mehrt,  der  Bezeich- 
Freilich  wenn  diese  Spekulation,  seltsam  genug,  so  nung  als  ysviascog  atxiog  {loh.  Lyd.  de  ostent. 
naturphilosophische  Momente,  wie  Schlamm  22  p.  300  Bekk.)  als  eines  der  Urprinzipien, 
und  Wasseroder  die  Eigestaltdesembryonischen  penes  quem  sationum  omnium  origo  {So- 
Weltkörpers  mit  krafs  grotesken  Mythenbildern  ran.  b.  Aug.  C.  D.  7,  3)  wird  besser  abgesehen, 
verband,  so  konnte  sie  letztere  nicht  besser  Kronos  ist  dort  wohl  noch  mehr  der  Zeit- 
wählen, als  indem  sie  sich  möglichst  weit  von  gott  als  der  Sonnengott,  mit  dem  ihn  Julian 
der  griechischen  Gestaltenwelt  flüchtete.  Aber  er.  4  p.  156  B  zusammenstellt,  und  in  dessen 
weshalb  benannte  sie  dann  eine  dieser  Ur-  Charakter  ihn  ein  Relief  aus  Nord -Afrika 
)iotenzen  in  einer  Weise,  die  so  nahe  an  zeigen  soll,  auf  dem  Löwen  (und  von  Strahlen 
Kronos,  den  Ahn  der  Olympier  anklang,  dem  umgeben?),  Exped.  scientif.  en  Algerie  t.  90,  1, 
sie  doch  mitsamt  der  ganzen  dogmatisch  ge-  GO  wie  ihn  ein  Orakel  (TFeZcÄ;er,  Gr.  Götterl.  1,  145) 
wordenen  Theogonie  zu  entgehen  trachtete?  'HsUov  nccgsSgov  nennt.  Halten  wir  uns  an 
Konnte  sie  sich  der  Kollision  mit  diesem  die  älteren  Zeugnisse,  so  haben  wir  auf  der 
aussetzen,  wenn  sie  dieselbe  nicht  geradezu  einen  Seite  den  Drachen  Chronos  (^  Herakles), 
wünschte?  Mit  anderen  Worten,  im  Sinne  auf  der  anderen  den  Kronos,  welcher  den  Vater 
der  Alten,  die  schon  im  5.  Jahrhundert,  selbst  verstümmelte  Kcii  yiaxäggiipsv  avxov  ccno  xov 
inschriftlich,  die  Kroniden  Söhne  des  Xgövog  agfiatog,  Orph.  fr.  41.  Beides  verbindet  sich 
nannten  und  unmöglich  mit  kritischer  Schärfe  bei  Euripides,  der  so  oft  auf  die  Orphiker 
beides  auseinanderhalten  konnten,  erklärt  sich  Bezug  nimmt,  fr.  943:   Macrob.  1,  17,  53  natu 


1497    Kronos  (=  Chronos  b.  d.  Orphikern)  Kronos  (=  El  und  Bei)           1498 

soUs  meatus iter  suum  velut  flexum  dra-  Phönizier    haben   Kronos    und    Herakles    am 

conis   involvit;    unde   Euripides   Tivqtysvrig    ds  längsten  verwandte  Züge  behalten;    da  finden 

dQccHcov  oSov  fjystzai  [ratg]  z^TQaiioQcpaie  coQcct-g  wir  Kronos  mit  einem  Löwen  dargestellt;   da 

^ivyvvg  uqyioviu  nolvKagnov  o^rjua.    Ahnliche  erscheinen   in  Gades,    wo  beide  ihre  Tempel 

Nachwirkungen  bekundet  ^OWHOS  2,  422,  wenn  nebeneinander    hatten   {Strab.  169),    den   An- 

er  Zeus,   den   Kroniden,    auf  dem  geflügelten  greifern  des  Herakles -Heiligtums  Löwen,  von 

Wagen  des  Chronos  einherfahren  läfst;  vgl.  36,  deren    Häuptern    versengende    Strahlen    aus- 

4:22  TSTQaTioQoio  XqÖvov  azQocpüXiyya  -nvlCvScov.  gehen,  quales  in  SoUs  capite  pinguntur  {Ma- 

Es    ist    schwer,    sich    den    Drachen    auf   dem  croi.  1,  20,  12). 

Wagen  zu  denken,  und  noch  schwerer  zu  sagen,  lo  Dem  nachbarlichen  Verhältnis  von  Kronos 
wie  sich  diese  Vorstellungen  auf  die  verschie-  und  Herakles  im  Westen  entspricht  also  in 
denen  Gedichte  verteilten,  in  denen  übrigens  der  orphischen  Litteratur  die  Gleichung  Chro- 
nicht  ganz  die  strenge  Sonderung  und  plasti-  nos  =  Herakles,  und  diese  gründet  sich  in 
sehe  Ausprägung  der  Bilder  geherrscht  haben  letzter  Linie  auf  die  Auffassung  des  Kronos 
mag,  die  wir  von  dem  lebendigen  und  volks-  als  Sonne,  die,  wie  wir  verraten  wollen,  auch 
tümlichen  Mythus  gewohnt  sind.  Jedenfalls  im  Kultus  überall  durchblickt.  Wie  diese 
ist  an  dem  angeführten  Zeugnis,  wo  man  den  Gottheit  anderwärts  (vgl.  Kap.  IV)  das  feuchte 
Namen  des  Euripides  grundlos  angreift,  und  und  winterliche  Element  vorstellen  konnte, 
an  der  orphischen  Herkunft  seines  Inhalts  wofern  sie  wirklich  dieselbe  war,  ist  schwer 
nicht  zu  zweifeln:  hat  doch  auch  derselbe  20  ^u  ei'klären.  Aber  wir  mafsen  uns  auch  nicht 
Euripides  im  Herakles  776  dem  Chronos  die  an,  alles  erklären  zu  wollen.  Wenn  das  Ver- 
Keule, die  Herakleswaflfe,  gegeben,  um  den  schiedenartigste  in  den  gleichen  Personen  zu- 
Wagen des  Glücks,  wie  er  sagt,  umzuwerfen  sammengefafst  wird,  und  selbst  Feuer  und 
oder  zu  zertrümmern;  s.  v.  Wilamowitz,  Anal.  Wasser  sich  mischen  (vgl.  das  Rofs  Pegasos  in 
Eurip.  p.  230 f.  und  dessen  Herakl.  z.  d.  Stelle.  Korinth  und  am  Helikon,  oder  Aigaion  6  i'jhog, 
Jenes  phantastische  Bild  nun  versteht  der  Etym.  M.  28),  öo  ist  das  die  Art  und  Weise 
Tragiker  als  die  Sonne,  die  den  Jahres-  und  des  Mythus,  nicht  Schuld  der  Mythologie,  die 
Zeitenlauf  vollführt.  In  diesem  Sinne  äufsert  nur  den  verschiedenen  Fäden  des  Gewebes 
sich  —  nach  unbekannter  Quelle  —  Maero-  nachzugehen  und  sie  zu  entwirren  hat.  (Die 
Mus  1,  22,  8  (indem  er  zwischen  XQovog  und  30  Mytliogr.  Faiic.  registrieren  wirklich  beides  bei 
Kronos  nach  Art  der  späten  Schriftsteller  nicht  Saturn  frigus  und  aestus;  s.  Sp.  1471  ff.)  Es  mufs 
unterscheidet):  Saturnus  ipse  qui  auctor  est  jetzt  unsere  Aufgabe  sein,  alle  orientalischen 
temporum  et  ideo  a  Graecis  immiitata  littera  Elemente,  die  hier  eingreifen,  zu  erledigen 
Kqövoq  quasi  XQO'''os  vocatur ,  quid  aliud  nisi  und  nach  Entfernung  dieser  zu  dem  griechi- 
sol  intelligendus  est  cum  tradatur  ordo  elcmen-  sehen  Kronos,  seinen  Mythen  und  etwaigen 
torum  temporum  numerositate  distinctus,  luce  Kulten  durchzudringen. 
patefactus,  nexus  aeternitate  conductus,  visione 

diseretus,    quae  omnia  actum   solis  ostendunt.  VII.  Der  orientalische  Erouos. 

Diejenigen  also,  welche  in  Olympia  dem  Kronos  1     r»'              p    +  +  1     •  + 

und  Helios   einen  gemeinsamen  Altar  setzten  40                         Diverse  Gottheiten. 

{Etym.  M.   426,    16),    konnten    sich    auf    den  33.   Mit    Kronos    identificierten    die    Alten 

Jahresgott  beziehen,  wenn  sie  nicht  eine  alte  verschiedene  Götter  der  semitischen  Welt. 

Naturgottheit  meinten.    Doch  sollen  nach  der  a)  El:  Damascius,  Servius;  ausgeschrieben 

dort  mitgeteilten  Sage  beide  Götter  einst  die  ob.  Bd.  1,  1227,  dazu  Serv.  A.  1,  729  und  JDiod. 

Landesherrschaft  unter  sich  geteilt  haben,  und  2,  30;  nach  letzteren  gilt  den  Chaldäern  der 

man  kann  nicht  wissen,  welche  'Weisen'  So-  Kronos-Stern,  den  sie  Helios  nennen  (d.  i.  El, 

phokles  im  Auge   hatte,    wenn   er  nach  deren  s.  oben  Sp.  1226),  als  der  mächtigste. 

Theorie   Helios   als  ürprinzip    yswrjxrjv  &8äv  b)  Bei:  Alexand.  Polyliist.  fr.  3  nach  Eu- 

V.CU  TiuzBQcc  ndvzcov  {fr.  1017".  875^)  bezeichnet,  polemos  oben  a.  a.  0.     Gewöhnlicher  pflegt  er, 

ähnlich  wie  Pindar  den  xQovog.  50  bemerkt  Ed.  Meyer  (oben),  mit  Zeus  gleich- 

Wir  glauben  nach  all  dem  besser  zu  ver-  gesetzt  zu  werden.     Die  meisten  verwechseln 

stehen,    was    die    Ori)hiker    mit  Chronos -He-  o)  und  b)  mit  Helios.     Bei  Damascius:    ^oC- 

rakles  beabsichtigten.     Durch  Einführung  des  nxEs  xal  Hvqoi  xqv  Kq.  ^'Hi.  Kai  Bril  %cii  Bo- 

Chronos    gewannen    sie    ein    neues    ürprinzip,  Xä&rjv  ovo^icc^ovai    ist    der  letzte  Name,   den 

welches  sich  zwar  nicht  in  der   volksgenössi-  schon   oben  Sp.  1227   Ed.  Meyer  anzweifelte, 

sehen,  aber  in  exotischen  Mythologieen  wieder-  in   OoläO'riv    zu    ändern;    vgl.    Berossos   fr.  4 

fand  und  eine  mythologische  Darstellungsform  Fr.  H.  G.  2,  497  von  dem  weiblichen  ürprinzip 

zuliefs,    wie    sie    das   Altertum,    auch    wo    es  Onioxkä,:  slvcci  8s  xovzo  XalSaCozl  iisv  QalüzQ'., 

spekulierte,  stets  geliebt  hat.     Schon  die  Be-  ^EXlriviaxl    ds   (is&SQfirjvsvsq^ai   ^älacaa   und 

Zeichnung  Herakles  deutet  auf  eine  Religions-  60  die   von  0.  Gruppe  (ohne  Änderung  des  Da- 

sphäre,  wo  Herakles  nicht  Heros,  sondern  eine  mascms-Textes )  angeführte   Stelle    {Gr.   Kulte 

der  höchsten  Gottheiten  war.  p.  516):  i)ilrj&ri  d-älaaaa-  xavzrjv  zrjv  övra/xiv 

Ich  würde  den  Ursprung  der  hier  ge-  r;  ayvaaicc  iy.äXs6s  KqÖvov.  Am  ausführlich- 
wählten Form  da  suchen,  wo  es  einen  dem  sten  ist  bekanntlich  Philo  von  Byblos  in  seiner 
Herakles  verwandten  Kronos  gab,  also  im  vorgeblich  dem  Phönizier  Sanchun-Iathön 
Westen,  in  der  phönizischen  Einflufssphäre,  entnommenen  Theogonie,  die  abwechselnd 
wo  auch  Pythagoreer  und  Orphiker  ihren  Stütz-  Griechisches  und  Orientalisches  verwendet  und 
punkt  hatten.      Im    Bereich    der    westlichsten  beides  durch  krassen  Euhemerismus  verschmilzt 


1499                 Kronos  (=  Bei)  Kronos  (=  Baal-Qarnam)         1500 

Fr.  H.  G.  3,  563  ff.  Es  lassen  sich  bis  zu  einem  Kronos  noch  manches  Unbeachtete  oder  Ver- 
gewissen Grade  Traditionen  von  Sidon,  Tyrus,  kannte  darzubieten.  So  würde  z.  B.  das  meines 
Berytos,  Byblos,  Peräa,  vielleicht  auch  Asdod  Wissens  nur  hier  erwähnte  Rindshaupt  der 
(vulgo  "ASmdog)  unterscheiden,  die  (nicht  frei  Astarte,  nicht  minder  der  eigenartig  gestaltete 
von  Parallelen  und  Wiederholungen)  alle  in  El- Kronos  aus  den  Monumenten  nachzuweisen 
fortlaufender  Reihe  mehr  oder  weniger  ge-  bleiben.  Den  letzteren  beschreibt  Philo  mit 
schickt  genealogisch  verbunden  sind.  Für  zwei  ausgebreiteten  und  zwei  herabhängenden 
Kronos,  den  er  in  Byblos  ansetzt,  als  Gründer  Flügeln,  p.  569  (26),  daher  man  in  früheren 
der  ältesten  phönizisphen  Stadt,  lagen  dem  P/tz7o  Zeiten  den  Boreas  der  Münzen  von  Mallos 
zwei  verschiedene  Überlieferungen  vor,  daher  lo  (oben  Sp.,353)  in  diesem  Sinne  zu  deuten  ver- 
er  nach  einem  aus  griechischen  Genealogieen  suchte.  Über  die  Menschenopfer  des  El-Kronos 
nicht  unbekannten  Verfahren  zwei  Kronos  an-  s.  Ed.  Meyer  oben  Bd.  2  Sp.  1228  und  den 
nimmt.  Der  erste.  Nachkomme  des  höchsten  nächstfolgenden  Abschnitt  (2). 
Gottes  von  Byblos  und  Berytos  {'JBeriUh''),  von  c)  In  Nord-Afrika,  speziell  in  Karthago, 
dessen  Kindern  üranos  und  Ge  erzeugt,  ist  kommen  mehrere  punische  Kulte  in  Be- 
El,  mit  den  Brüdern  Baitylos,  Dagon  und  tracht:  ein  nicht  näher  lokalisiertes  Heiligtum 
Atlas  (letzteren  kennt  als  Bruder  des  Kronos  (Bd.  1,  2  Sp.  2875,  21);  ein  anderes  wonach  das 
auch  Diodor.  3,  60,  auch  wird  er  p.  568,  17  Promontorium  Saturni  benannt  war,  ib.  2871. 
lebendig  unter  einen  Erdhaufen  von  Kronos  Den  des  Baal-Chammän,  einen  der  wichtig- 
vergraben, erleidet  also  einen  echten  Titanen-  20  sten  dort,  glaubt  Ed.  Meyer  ausschliefsen  zu 
tod;  vgl.  Gig.  u.  Tit.  88).  Für  den  zweiten,  müssen.  Dafür  ist  aber  neuerdings  das  Heilig- 
den  von  Peräa  (568b,  21),  den  er  einfach  für  tum  des  Saturn us  Balcaranensis  ent- 
den  Sohn  des  ersten  erklärt,  hat  er  keinen  deckt  worden,  dessen  Name  wie  der  des  Ortes 
phönizischen  Namen,  wohl  aber  die  Brüder  (Bu-Kournein)  sich  leicht  als  Baal-Qarna'in 
Zeus-Belos  und  Apollo,  worin  sich  auszusprechen  d.  i.  'Herr  der  Hörner'  erklärt,  wonach  ein  Ort  in 
scheint,  dafs  man  in  der  Identifikation  des  Palästma,  henunnt  war:  s.  Mclanges  d'arch.  Rom 
Bei  zwischen  Kronos  und  Zeus,  ja  auch  Apollo,  1892  p.  103.  Die  Weihreliefs,  gleich  den  In- 
schwankte. Von  beiden  Kronos  werden  ver-  schriften  aus  röm.  Zeit  {Mel.  pl.  1 — 4)  zeigen  die 
wickelte  Zwiste  und  Kriege,  vielleicht  nicht  verschleierte  Saturnusbüste,  zur  Seite  Helios 
fehlerlos,  berichtet,  die  zuletzt  O.  G^rM;^^^'^,  30  und  Selene,  unterwärts  immer  ein  Rind  als 
Einleitung  Kap.  2  §  37  zu  entwirren  gesucht  Opfertier  (zwei  Rinder  pl.  3,  1,  Relief  ans  dem- 
hat.  Die  aus  Hesiod  entlehnten  Motive  er-  selben  Gebiete)  seltener  einen  Widder  dabei, 
wähne  ich  nicht.  Bemerkenswert  ist,  dafs  der  Auf  dem  soeben  genannten  Relief —  der  Fund- 
erste  Kronos  mit  der  Sichel  seine  Tochter  ort  ist  p.  89  nicht  angegeben  —  ist  der  Gott 
Persephone  enthauptet,  nicht  die  Athena,  wie  mit  einem  Kranz  von  Früchten  (vielleicht 
0.  Gruppe  (362—405)  meint,  die  vielmehr  mit  Granaten  oder  Feigen,  schwerlich  Mohn)  ge- 
Hermes als  Beistand  dargestellt  ist  (vgl.  zu  schmückt,  über  seinem  Haupte  erscheint  eine 
dieser  perseusähnlichen  That  unten  §  52  und  Scheibe,  entweder  eine  blofse  Rosette  oder  die 
zu  dem  Haupt  der  Persephone  Jahrb.  d.  Inst.  Sonne  bezügl.  ein  Stern,  mit  zwei  Tieren,  an- 
1892  S.  201).  Als  seine  Töchter  erscheinen  sieben  40  scheinend  Tauben  zur  Seite.  Da  BaalChammän 
'Artemisse  oder  Titaniden'.  Seine  sonstige  mit  einer  weiblichen  Göttin  der  Tanit  (Tnt) 
Sippe  aber,  die  Elohim,  übersetzt  er  als  Kq6-  zusammen  verehrt  wird  (s,  oben  2871,  20),  so 
vioi  (genauer  wäre  Kqovol),  während  für  uns  scheint  das  Relief  von  Lambesa  (pl.  3,  2;  vgl. 
die  Vergleichung  mit  Zuvsg,  hier  speziell  mit  p.  90)  wie  auch  nach  dem  Aussehen  der  dar- 
Titävsg,  niihev  liegen  würde.  Den  letzteren  gestellten  Gottheit  und  dem  Fehlen  des  Rindes 
Ausdruck  vermeidet  Philo  schon  deshalb,  weil  zu  urteilen  ist,  ein  weibliches  Korrelat  des  Baal- 
er ihn  früher  (p.  567,  10)  für  die  Landbauer  Qarnai'n  darzustellen.  Auffallenderweise  er- 
verbraucht hat,  die  er  übrigens  nur  oberfläch-  scheint  die  Gottheit  nie  in  ganzer  Figur,  son- 
lich  von  den  erdgebornen  Mauerbauern  scheidet ;  dern  als  Büste  in  ein  Giebeldreieck  einge- 
diese  heifsen  mit  einem  Gesamtnamen  'AXfjtai,  50  schlössen,  welches  wiederum  nicht  frei  heraus- 
oder  'Titanen'.  Übrigens  geht  dieser  mehrfach  ragt,  sondern  eine  Einrahmung  hat;  s.  das 
verzweigten  Gruppe  in  der  Genealogie  der  man-  Schema  Mel.  p.  89.  Dies  erklärt  sich  offenbar 
tische  Hephaist  voraus  (vgl.  §  27  Anm.),  und  wir  auf  folgende  Weise.  Viele  der  Baals  wurden 
erinnern  an  die  drei  karthagischen  Hügel,  die  in  Gestalt  eines  spitzen  Steines  verehrt;  s. 
nach  Aletes,  Hephaistos  und  Kronos  hiefsen  Ed.  Meyer  oben  s.  v.  2870  und  unsern  §  42. 
(§  7e).  Was  Aletes  bedeuten  solle  und  ob  Es  läfst  sich  nun  beobachten,  wie  in  den  grie- 
überhaupt  ein  griechisches  Wort  zu  Grunde  chischen  und  römischen  Darstellungen  dieser 
liege,  ist  schwer  zu  sagen.  Em.  Hofmann  'Baetylus'  mit  einer  Aedicula  umgeben,  oder 
ist  auch  hier  mit  seinem  herumreisenden  das  Bild  der  Gottheit  selbst  in  den  als  Dreieck 
Kronos  bei  der  Hand,  während  es  sich  doch  go  gestalteten  Stein  oder  die  Pyramide  hinein- 
ersichtlich um  ganz  verschiedene  Personen  gesetzt  wird;  man  vergleiche  nach  der  Reihe 
handelt.  Übrigens  scheint  die  auch  von  Philo  folgende  Beispiele,  wobei  als  Ausgangspunkt 
berichtete  Rundreise  des  Kronos  mit  der  Haupt-  die  Münzen  des  Zeus  Pyramos  von  Mallos 
Station  Attika  (p.  569)  seit  Euliemeros  gang  dienen  mögen  (vgl.  §  46):  Gerhard,  d.  Metroon 
und  gäbe  zu  sein.  —  Wir  haben  nur  die  für  Taf.  1  nr.  13  u.  14,  dann  die  Münze  des  be- 
griechische Mythologie  interessanten  Punkte  nachbarten  Seleukia  mit  dem  Zeus  Kassios, 
herausgehoben.  Aber  auch  die  viel  reichhalti-  abg.  oben  Bd.  1 ,  1  Sp.  747,  dann  im  Gebiet 
geren  orientalischen  Bestandteile  scheinen  für  des  Baal  Tars  den  in  Pyramidenform  verehr- 


1501   Krouos  (=  Molocli;  MenschenoiDfer)  Kronos  (=  Moloch;   Menschenopfer)    1502 

ten   (Bd.   1    Sp.   1193,    51)    Zeus   Dolichenos  sicut  a  Poenis  et  a  quihusdam  etiam  maiores 

der  Tarsischen  Münzen  Gerhard  nr.  15.   Babe-  sicut  a  Gallis.     Tertull.  Apol.  9  mfantes  penes 

Ion,  liois  de  Syrie,  d'Arme'nie  et  de  Commagene  Africanos    (vulg.   Africam)    Saturno    immola- 

1890  pl.   25,  5.    26,  12.*)     Daneben  bemerkt  hantur  palam  usque  ad  proconsulatum  Tiherii. 

man,   wie   das   omphalosartige   Kultmal  weib-  Minuc.  Fei.  30  merito  ci  in  nonnullis  Africae 

lieber  Gottheiten  allmählich  einer   Büste   an-  partibus   infuntes    immolabantur.      Unter    den 

geähnelt  wird :  Münzen  von  Cbalkis,  Head  hist.  Afrikanern    werden    von    Plut.    parall.    min. 

num.   p.  305,  z.  B.  Athen.  Münzkab.  nr.  4693,  351  D  speziell  noch  die  Massyler  namhaft  ge- 

nicht  abgebildet,  wie  es  scheint;  dann  G^eWmrd  macht  unter  dem  Datum  des  Regulus.  All- 
nr.  2.  3.  4.  5  und  Mclanges  pl.  3,  2  im  Giebel,  lo  gemein  drückt  sich  Sext.  Empir.  aus,  hypotyp. 

So  entstand,  dünkt  mich,  die  Giebelbüste,  3,  208  t«  Kgöva  9vov0iv  avQ'qconöv  xivsg,  und 
während   die  Aedicula  darunter   als  irrelevant       221  tm  Kq.  &.  a.  6  xotg  nlsiczoig  da^ßsg  slvui 

dem_  Dedikanten  eingeräumt  wurde.  voyLL^sxcci.      Während    bei    den    Römern    dem 

Über  die   mit  Kr.   identificierten  ägyj)ti-  Saturn   erwachsene   Männer   geopfert  wurden, 

sehen  Gottheiten  s.  §  66;  noch  andre  §  58a.  waren  es  hier,  wie  man  sieht,  Knaben,  impu- 

.      nT    1      1  beres;  JustinlB,  &,  12.   Sonst  erfahren  wir  über 

2.  Der  sogenannte  Moloch.     ^^  ^^^^  j^^dus  Näheres  durch  Plutarch  de  super  st. 

Wir    wenden    uns    nun    denjenigen    Über-  12  von  Galliern  und  Skythen:  &8ovg  slvcci  vo- 

lieferungen  der  klassischen  Völker  zu,  welche  fiit^iv  xaCQovxag  av^qäitoiv  acpuzxofi^vcov  at- 
gewöhnlich  auf  den  Moloch   oder  Milcom  des  20  (iccat,,    wat   xslscoxäxrjv  d'vatav   xai   LSQovQyLav 

A.  T.,  von  Neueren  z.  T.  auf  andere  semitische  xccvTrjv    voiii^ovxag;    xC   ös    ÄaQxrjöovioig    ovx 

Götter  bezogen  werden  {Ed.  Meyer  oben  Bd.  1  ilvaixsXst  —   fir/rf   xivoc  &£äv   iitjxs   daifiovav 

Sp.  1226  f.  2869  f);  Unterscheidungen,  auf  die  vofii^eiv,  rj  xoiavxa  Q^vslv  olcc  xa  Kgövco  h&vov; 

es   aber  hier  nicht  ankommt.      Die   Zeugnisse  —    atdözsg    tial    yLvcoaKOvzsg    ocvxol    xa    ccvxcov 

(ziemlich  vollständig  bei  Munter ,  Meligion  der  xskvu    yia&iäQSVov     oi    ös    cixfKvoi    nccgä    xmv 

Karthager)  sind  darum  so  zahlreich,  weil  dieser  nspy^xcov   covov(isvoi  iiaiSCa  v.ax£6q>a^ov  v.aQ-ä- 

Kult  den   entwickelteren  Nachbarvölkern   das  nag   ägvccg  rj  veooGovg.     Die  Mutter,  heifst  es 

Schauspiel  der  Menschenopfer  bot,  welche  weiter,    steht   dabei   und    darf  nicht    klagen; 

bei  ihnen  selbst,  bis  auf  einige  ganz  entlegene  thut  sie  es,  so  verliert  sie  ihre  Ehre  und  das 
Ausnahmen,  längst  abgeschafft  waren.  —  34a.  30  Kind  wird  dennoch  geopfert.     Das  Übertönen 

Die  früheste  Erwähnung  findet  sich  bei  *So^/(OÄ;/es  ihres   Geschreis   durch  Tanz   und   Paukenlärm 

Andromed.  fr.  122  vo^og  yaQ  iazt  xolai  ßaQßa-  s.  hei  Plut.  am  Schlüsse,  und  unten  §56  am  Ende. 

QOi.g  Kqovoj  I  ßgöxfiov  aQxfi^sv  yigag  ^vrinoXsiv  Auch   das  Opfer  darf  nicht  klagen  oder  seine 

(nur  so  ist  zu  lesen  mit  Vertauschung  beider  Stimme  wenigstens  nicht  vernommen  werden, 

Versschlüsse;  die  anderen  Vorschläge  bei  iVöMcZ;-  ne  flebilis  hostia  immolttur ,  Min.  Fei.,  Tertull. 

p.  157).    Es  folgt  Plato  Minos  315  C  r/fAtv  fifv  apol.  9.     Die  Opfer  mufsten   nicht  nur  völlig 

ov  rofiog  iaxlv  dv&Qcinovg  &veiv  all'  dvÖGiov,  gesund  sein  {Orosiiis  adv.  pag.  hist.  4,  6),  son- 

KaQxrjöovioi.  ds  &vovaiv  cog  oaiov  6v  kccI  voiiifiov  dern  man  nahm  auch  mit  Vorliebe  die  kräf- 

avxoig,  xat  xavxa  i'viot  avxäv  Kul  xovg  avxäv  tigsten  und  schönsten  Knaben  {zovg  ■nqa.xCexovg, 


avxovg   {KaQxrjdoviovg)    FeXavog   ngoaxä^avxog  besten  genommen,  sondern  sich  gewöhnt,  statt 

(dazu  Bernays,  Th.'s  Schrift  über  Frömmigkeit  der    erlosten    solche  ^  von    armen    Leuten    zu 

189).     Auch   Plut.  ser.  num.  find.  6   berichtet  kaufen   {vaxsgov   covovfisvoi    la&ga  natSag  -nal 

diese  Friedensbedingung  Gelons  oxi  navaovxai  Q-giipuvxsg   Bnsintov    snl  xijv    &voiccv).      Auch 

td  xiyivu  xa  Kgövm  v.axa^vovxBg.     Auf  dieses  in  jenem  Falle   ergab  die  Untersuchung,   dafs 

Ereignis  mufs   sich   auch  Porx>liyr.   p.  118,  12  letzthin    wieder    'Untergeschobene'    geopfert 

(Nauck)   beziehen:    ot    kv  ÄißvTj   Kagxrjöövioi  worden  waren. 

ETCoiovv   xijv  &voiav  r)v  f  'icpiKgdxrjg   i'nav6sv.  50        34b.  Dargebracht  wurden  diese  Opfer  in  den 

Der  Kontrakt    ist  übrigens  nicht  lange  inne-  hier  beleuchteten  Zeiten  nur  noch  bei  beson- 

gehalten  worden;  sonst  könnten  nicht  so  viele  deren  Gelegenheiten;  Klitarch  bei  Üchol.  Plat. 

spätere   Schriftsteller  nachfolgender   Perioden  de  rep.   337  A:^  KlsCxagxog  öä   cprjai  xovg   ^ol- 

von   den   dortigen   Kinder -Opfern  im  Präsens  i'txag    xov   Kgövov    xi^iüvxag    indv    xivog    (is- 

sprechen,   oder   gar   genaue  Einzelheiten  über  ydlov    -naxcixvxBi^v    cmvöcoaiv ,    svxsa&cci   yia&' 

diesen   Gebrauch   mitteilen,    der   erst   mit  der  8v6g  xwv   Ttaüöcov,    si  nagayävoivxo    xmv    sni- 

Stadt  selber  auf  hörte.  jBwmMS^ln«.  278,  8 /V.  4:  ^viiri^ävxwv .,   -Au^ayi^Biv  ccvxov   xm  d^Bcö-    vgl. 

Poeni  suos  divis  mos  sacrificare  puellos.   Dien.  Schal,  zu  Plat.   Min.      (Beide    Stellen   fehlen 

Hai.  1,  3S    leyovoL   8h   kuI  xdg  d-vciag   sni-  bei    C.  Müller,    Fr.    scriptor.    Alexandr.     M. 
xbIuv  xn  Kgövco  Tovg  nalcciovg  (d.  h.  in  Rom),  GO  p.  74—85.)    Als  solche  Anlässe  werden  Kriegs 


i&väv,   dvdgocpovovg.      August.  C.  D.   7,  19  xäxtov    xivd    sniiprjcpLGcevxeg    Kgövco.       In     der 

o  quibusdum  pueros  ei  (Sat.)  solitos  immolari,  phönizischen  Theogonie  des  Philonischen  San- 

^,  ^        ,^      ,       *     /r  ,    ,    ,        ,Kox        .      •  i,f  c/mmai/ion  opfert  bei  einer  Pest  Kronos  selber 

*)  Demselben    konnte    (Introduct.    p.   159)    noch    nicht  ■            n    i                  i    t                           '                  i            • 

KoiLweys  Entdeckung  bekannt  sein;  s.  Archäoi.  Beitr.  seinen  Sohn,   nachden3   man  scuon  vorher  ein 

c.  ßoftert  dar4,e6racA<,  Berlin  1890  p.  178  ff.  Kriegsopfer  an  Kronos ,  aber  ein  fehlerhaftes 


1503  Kronos  (=  Moloch;  Menschenopfer)  Kronos  (Menschenopfer  i.  Kreta  u.  Sard.)  1504 

dargebracht.  Mehrere  solcher  Fälle  sind  aus  der  fachen    Lokalbestimmung    h    oder    nuQcc    — ) 

Geschichte  bekannt;  so  aus  der  von  Karthago  und  ohne  das  Störende,  was  in  nsQLodov  liegt, 

nach  der  erwähnten  Niederlage  durch  Agatho-  zu  beseitigen, 

kies,  wo  man  den  Zorn  des  Kronos  durch  massen-  35.  Etwas  anders  lauten  die  Nachrichten 
hafte  Menschenopfer,  den  des  Herakles  durch  über  den  Kult  in  Kreta  und  Sardinien. 
Sendung  kostbarer  Gaben  nach  Tyrus  be-  1)  Die  Opfer  sind  Kriegsgefangene  oder  alte 
seh  wichtigen  zu  müssen  glaubte  {Biod.  20,  14.  Leute  über  siebzig  Jahre,  2)  dieselben  werden 
Fescenn.  Fest,  bei  Lactant.  1,  21).  Himilcas  lebendig  verbrannt,  was  in  Karthago  nicht 
opfert  nach  einer  Niederlage  in  Siciiien  einen  hervortritt,  3)  der  Name  des  Götzen  schwankt 
Knaben  {Diod.  13,  86);  die  Tyrier  wollten,  lo  zwischen  Kronos  und  Tal os.  —  Die  Zeugnisse, 
durch  Alexander  belagert,  die  Menschenopfer,  auf  identische  Quellen  zurückgehend,  stehen 
doch  wohl  im  Kult  des  Herakles,  ihres  Stadt-  beiden  Faroemiographen  1,  Ibi  Leutschu.  Sehn. 
gottes  wieder  einführen,wurden  aber  dara,ngehin-  {Zenob.  v.  ZaQÖoviog  ysXcog).  Klitarch  b.  Schol. 
dert  {Curtius  4,  14).  Eusebius  or.  pro  Const.  13  Fiat.  rep.  337  A.  Schol.  Hom.  v  (nicht  ip)  302. 
freilich  berichtet  K^öva  yaq  ^oivi-nBg  v.a^'  Phot.  Lex.  IJaQÖ.  y.  'fzetz.  Lyli.  796.  Diese  alle 
£y.aGzov  txog  i&vov  ta  dyccTtrjTä  yial  ^ovocpvfi  knüpfen  an  das  sardonische  Lachen  an, 
Tcöv  TtTivcav.  'ündDracontiusG.b,14:S(^vonDuhn)  welches  an  der  Od^/ssee- Stelle  Todesgrinsen  be- 
sagt Garthago  duorum  |  annua  nobüium  prae-  zeichnet,  später  aber  in  verschiedener  Weise  ver- 
stabat  funera  templis  Saturnoque  seni  pueros  standen  wurde :  entweder  von  den  krampfhaften 
mactabat  ad  aras  tristia  plangentum  foedabant  20  Gesichtsverzerrungen  der  brennenden  Opfer 
ora  parentum.  Von  dem  späten  Dichter  dürfen  (Klitarchj,  oder  von  deren  freiwilligem  und 
wir  absehen;  er  wird  ohnehin  in  einem  cha-  heiterem  Tode,  oder  endlich  von  dem  zähne- 
rakteristischen  Punkte,  der  Klage  der  Eltern,  fletschenden  Talos  {Schol.  u  302  p.  693,  6  Din- 
durch  Flutarch  widerlegt.  Was  aber  Eusebius  dorf),  welche  letztere  Erklärung,  etwa  auf  ein 
betrifl't,  so  kann  dessen  Angabe  den  vorigen  altesldolmitmedusenhaftem  Ausdruck  bezogen, 
gegenüber  keinen  Wert  beanspruchen,  wenn  noch  am  meisten  für  sich  hätte,  namentlich 
sie  sich  überhaupt  auf  die  Karthager  bezieht.  im  Hinblick  auf  den  zähnefletschenden,  phöni- 
Die  Darstellung  ist  pathetisch,  auf  das  Ein-  kisierenden  Eurynomos  (§  30  Anm.),  wenn  jenes 
drucksvolle  augelegt  und  zudem  auf  Kosten  Idol  überhaupt  einen  menschlichen  Kopf  ge- 
der  Genauigkeit  durch  den  biblischen  Aus-  30  habt  hätte.  Darauf,  dafs  die  Opfer  in  eme 
druck  beim  Isaaks- Opfer  („deinen  Sohn,  deinen  feurige  Grube  hineingestofsen  wurden,  wie 
einzigen,  den  du  liebst")  beeinflufst,  speziell  anjenen  Stellen  berichtet  wird,  spielt  jBwnjpit/es, 
mit  Erinnerung  an  eine  von  ihm  (dem  Euse-  Iph.  Taur.  613  an,  indem  er  den  Orest 
bius)  erwähnte  Geschichte  aus  P/«'Zons  Äaric/tttw-  fragen  läfst:  xätpog  ds  noiog  dsi,ezcii  fi',  orav 
iathon,  die  jeden  Leser  an  Abraham  erinnern  Q'ävco;  und  ihm  die  Antwort  erteilen  läfst: 
mufste,  Müller,  Fr.  H.  G.  3,  569  §  24.  570  tivq  lsqov  svöov  %äoyia  z'  svQconov  x^o''^og. 
fr.  4.  5.  —  Ähnlich  widersprechende  Nachrich-  Er  überträgt  also  die  Gebräuche  des  phöni- 
ten  bestehen  bezüglich  der  Menschenopfer  an  zischen  Kronosdienstes  auf  die  Verhältnisse 
Herakles.  Nach  Flin.  n.  h.  36,  5  fanden  die-  der  Skythen,  wohl  weil  deren  Zamolxis  mit 
selben  jährlich  statt,  bevor  Karthago  ein-  40  Kronos,  wahrscheinlich  dem  griechischen,  ver- 
genommen und  die  Statue  nach  Rom  gebracht  wechselt  wurde  (s.  Kap.  V  §  22  b).  Diodor  20, 
ward;  und  auch  Curtius  4,  14  sagt,  die  Kar-  14,  welcher  die  Euripides-Steüe  anführt,  giebt 
thager,  im  Unterschied  von  den  Tyriern  hätten  eine  Beschreibung  von  dem  Götterbild,  aber 
diesen  Gebrauch  immer  beibehalten  (ähnlich  bei  Gelegenheit  von  Karthago ,  und  leitet 
von  den  Gaditanern,  Äppian  de  bell,  liisp.  2  p.  49  schliefslich  den  hesiodischen  Mythus  vom 
BeJck.)  Dennoch  hören  wir  in  dem  sehr  detail-  Kinder  verschlingenden  Kronos  daraus  her. 
Herten  Bericht  über  die  Agathokles-Belagerung  Man  mufs  sich  wundern,  dafs  die  oben  ge- 
Karthagos nichts  von  solchen  Opfern,  sondern  nannten  Quellen,  die  ausdrücklich  die  Sar- 
nur  von  Geschenken,  die  nach  Tyrus  abgehen.  dinier  'Kolonisten  der  Karthager'  nennen,  die 
Eine  verderbte  Stelle,  die  hier  leicht  Ver- 50  Verbrennung  nicht  von  Karthago,  sondern 
wirrung  stiften  kann,  ist  die  bei  Forph.  de  immer  nur  von  Sardinien  und  Kreta  berichten, 
abst.  2,  27,  wo  er  den  Ursprung  der  Menschen-  wie  sie  auch  kein  Kinderopfer  anführen.  Da 
Opfer  erörtert:  'Acp'  ov  (iexqi  to-ü  vvv  ovk  iv  indessen  Flutarch  sowohl  wie  eine  andere  so- 
'jQ-AccÖLa  [lovov  rotg  AvKKioig,  ovd'  sv  KaQxr]-  gleich  anzuführende  Quelle  von  dem  Pauken- 
öövt.  TM  KqÖvco  -Koivfi  TiävTsg  (vgl.  palam  oben  lärm  vor  dem  Götterbilde  spricht,  welcher  das 
bei  Tertull.)  uv^qcÖtio&vzovgiv ,  ällä  f  Karo:  Wehklagen  der  Opfer  übertönen  sollte,  und 
■\  nsQLodov.,  T^g  zov  vofil(iov  xÜQiv  ybvriiirig,  i[i-  dies  nicht  auf  Schlachten,  das  Werk  eines 
(pvlcov  alfia  QLxivovai  ngög  rovg  ßco^ovg  v.tl.  Augenblicks,  pafst,  so  müssen  wir  auch  wohl 
Der  Gegensatz  betrifit  lediglich  die  Örtlichkeiten,  hier  für  Karthago  die  langsamere,  qualvollere 
von  denen  die  bekannten  voranstehen,  nicht  60  Todesart  annehmen  und  in  dem  Ausdruck  des 
den  Zeitpunkt;  im  ersten  Teile  des  Satzes  sind  zuvor  citiertenDmconf  ms  eine  Einmischung  des 
solche  genannt,  welche  die  grausamen  Opfer  römischen  Saturn  sehen  (vgl.  mactare  virum, 
wirklich  noch  üben,  im  zweiten,  mit  «Ha  be-  Macrob.  1,  7,  31),  desselben,  von  dem  der 
ginnenden  solche,  die  nur  eine  daran  __er-  Dichter  SaiwnogMesewi  sagt,  und  nach  dem  die 
innernde  Ceremonie  vollführen.  Bcrnays'  An-  Karthager  selber,  d.  h.  nach  der  römischen  Er- 
derung,  d.  h.  Zusatz,  %ccl  ulloi  trifft  wohl  oberung,  den  heiligen  Bezirk  vicum  senis  ge- 
ungefähr den  Sinn,  aber  mit  lästiger  Ein-  nannt  haben  sollen,  Aug.  cons.  evang.  1,23,36 
mischung  eines  neues  Subjekts  (statt  der  ein-  {vicus  Saturni  daselbst:  Munter  S.  9,  22).    Da- 


1505      ICrouos  (Molocli;  Mensclicnopfev)  Kvonos  (Moloch;  Menschenopfer)       1506 

nach  erledigt  sich  auch  das  freiwillige  Schhxchten  Götze    sei    von    sieben    Gemächern    umgeben 

der  Königssöhne,  welches  Fhilo  fr.  4.  5.    Fr.  gewesen     zur     Aufnahme     der     verschieden- 

if.  ff.  3,  570  allgemein  für  einen  alten  Gebrauch  artigen   Opfer;    wobei  man  leicht  an  das   Be- 

zur    Abwendung     öffentlicher    Gefahren    hält,  reithalten   und   Grofsfüttern   der   Opfer  (Diocl. 

als  blofse  Ungenauigkeit;  um  so  mehr,  als  der  20,  14  Q-glipccvt^g)  denkt.    Doch  ist  dies  natür- 

spezielle  Fall,  auf  den  er  dann  übergeht,  viel-  lieh    ein    nebensächliches  Moment,    und    dem 

mehr  Verbrennung  zeigt  {fr.  2   §  24  p.  569  a);  Labyrinth  (s.  d.)    der  knossischen  Münztypen 

wie  ja  auch  die  Angabe,  dafs  diese  Menschen-  liegt  eine  andere  Idee  zu  Grunde. 

Opfer    heimlich   geschahen,    durch    die   Praxis  Den  Baal-Qarnain,  d.  h.  den  gehörnten  Baal, 
widerlegt  wurde.                                                       lo  der  in  Nord- Afrika   Saturn   hiefs,   haben  wir 

36.   Die    Beschreibung    des    Götzen    selber  kennen  gelernt;  und  noch  ein  römischer  Altar 

lautet    nun    folgendermafsen ;   bei  Diodor:   rjv  aus  Gallien  zeigt  den  Saturn  mit  einem  Stier- 

dh  Ttccg'  Kvrois   ccrSgiccg    Kqovov    xulv.ovq,    in-  köpf  in  der  Hand:  abg.  Ch.  Robert,  Epigr.  de 

x£xav.ag     rag     %SiQag     imtiag,     iyxfxXjfif'i'ag  /alfose??cpl.2.3,weniger  deutlich  bei Dare/n&er^ 

inl   r)]v   yrjv,    äars    xov   smzs&ivTa  xcöv   nai-  u.  Saglio,I)ictionn.  s.  v.  Dies  p.  172  Fig.  2403. 

8(av    a.Ttov.vUsG9 ai    v.ai  tiCtixsiv    ii'g    rt    %äayia  Auch    sonst    hat    der    stierköpfige    Metall- 

TiXiiQfg  TiVQÖg.  \]vi(\.  hei  Klitarch:  xov  ö\  Kqovov  Götze   seine   Spuren   in    den   von   Kreta   aus- 

laiv-ov  itaq"  uvxoCg  sGxcözog  xccg  ;fS/"9«?  vTixiccg  gehenden   Mythen   hinterlassen.      Die  eherne 

BKxsxaKÖxog  vnig  -/.Qißüvov  j;k;Ixoü.    Die  Figur,  Kuh   der  Pasiphae,   obwohl  in  Verbindung 
die  man  sich  kolossal  denken  mufs,  stand  oder  20  stehend  mit  der  Minotaur-Geburt,  enthält  doch 

safs  also  gänzlich  in  der  Grube,  höchstens  mit  in  der  Einführung  des  Metalls  ein  neues,  selb- 

demKopf  herausragend,  indem  die  schräg  empor  ständig  gültiges   Moment.     Auf  Rhodos,  und 

und  vorwärts  gestreckten  Arme  mit  den  Enden  zwar  auf  dem  Berge  Atabyris  (Tabor),  kannte 

den  Erdboden  berührten,   zwischen  und  unter  die  Sage  eherne  Kühe,  die,  w^enn  dem  Lande 

ihnen  aber  das  Feuer  loderte,  sei  es,  dafs  sich  Unheil  bevorstand,    zu  brüllen    anfingen;  die 

dafür  in  der  Grube  eine  besondere  Vorrichtung  Zeugnisse,  von  denen  eines  nur  von  einem  Stier 

befand,  oder  (wie  wir  sehen  werden)  der  un-  spricht(vgl.dieBronzefundeb.  (7.  Torr, -R/wfZ.  76), 

sichtbare    und   plastisch  wohl  gar   nicht  aus-  bei  Heffter,  GiMerdienste  v.  Ehodus  3,  17.    Auch 

geführte  Unterkörper  in  einen  'feurigen  Ofen'  nach  der  anderen  Weltgegend,  nach  Sicilien, 
überging.      Hiermit    stimmt    so    genau,    was  30  wo   wieder  Minos   seine  Rolle   spielt,  hat  die 

mythisch  gewendet  uns   aus  SophoJdes  Daidal.  Sache    hingewirkt,  wenn  man   recht  hat,  die 

/r.  163^  Simonid. fr. 202 ABgk.^YondemehevTaen  Geschichte    von    dem    glühenden    Stiere    des 

Riesen  Talos   erzählt  wird,   nämlich,    dafs  er  Phalaris  in  diesem  Sinne  mythisch  aufzulösen, 

mit  den  Ankömmlingen  in  eine  feurige  Grube  Zwar  lehren  die  Funde  der  mykenischen  Epoche 

sprang    und    sie    gegen    seine    erhitzte    Brust  neben  dem  Rindshaupt  als  ebenbürtiges  Symbol 

haltend  verbrennen  liefs,  dafs  beides  sich  auf  das  Doppelbeil  kennen,   das  Zeichen  des  von 

denselben  Kult    beziehen    und    Talos   —    den  Karern  und  den  meisten  Kleinasiaten  verehr- 

Hesych  als  rßiog  interpretiert  —  ein  anderer,  ten    Labrandischen    Zeus,    d.  h.    die    Xdßgvg, 

vielleicht    kretischer    Name    desselben    semi-  welche  dem  Namen  XaßvgivQ'og  zu  Grunde  liegt 
tischen  Götzen  sein   mufs.     Seine    stete  V er- 40  wie  den  Kulten  des  Zeus  Lahr ios  (überliefert 

bindung  mit  Minos   würde  hiernach   als   eine  ist    Laprios)    und    Labandrios,   die,    wie    es 

grobe  Willkür    des    grofse   Zeitspannen  über-  scheint,    auf   Kreta    neben    einander    genannt 

springenden  Mythus  erscheinen  müssen,  gäbe  werden    {Euhem.    Ennii  fr.    11  F«7tZ.);    sodafs 

es  nicht   andere,    vom  Klassischen   ganz   un-  also    Kreta   sehr  wohl  auch    auf  dem   Gebiet 

abhängige    Quellen ,    welche    die    Figur    mit  der  Religionen  die  Rolle  eines  grofsen  Misch- 

einem  Rindshaupt  darstellen.    Es  sind  dies  kesseis  gespielt  und   den   Zusammenflufs  ver- 

die    altrabbinischen   Beschreibungen    des   Mo-  schiedener    Kulturen    befördert    haben    mag. 

lochs,  welche  in  Übersetzung  bei  Joh.  Seiden,  Doch    hat    dieses    Kultelement    in     der    hier 

De  diis  Syriis  (1617)  p.  78  und  Thom.  God-  zu  betrachtenden  Mythologie  nicht  merklich 
xcin,  Moses  etc.  (London  1641)  4  p.  145  stehen.  50  nachgewirkt. 

Fuit  autem  Moloch  imago  concava  —  facies  huius  37.  Je  deutlicher  sich  nun  der  Eindruck  des 
idoli  erat  ut  facies  vituli.  Manus  plane  dispo-  phönizischen  Kultes  hier  im  griechischen  My- 
sitae  ad  recipiendum  ab  astantibus.  Et  salta-  thus  ausspricht,  um  so  weniger  Grund  liegt 
bant  interim  quo  pueri  in  idolo  suecenso  igne  vor,  auch  den  Kronos- Mythus  von  dort  her- 
cremabantur ,  percutientes  tympana  ne  pueri  zuleiten,  wie  dies  noch  in  der  neuesten  Auf- 
eiulatus  audiretur  {Seiden  p.  78).  Da  diese  läge  von  Prellers  Gr.  Mytli.  geschieht.  Nicht 
Beschreibung  neue  Züge  enthält,  welche  sich  nur  sind  die  Menschenopfer  —  die  auch  bei 
mit  denen  der  klassischen  ergänzen  (die  Hohl-  den  klassischen  Völkern  nicht  fehlen  —  speziell 
heit  mit  dem  Material  [Erz],  die  Handhaltung  bei  Kronos  ganz  anderer  Art;  auch  der- 
mit  der  Armhaltung,  das  Verschwinden  des  go  jenige  Punkt,  auf  den  sich  die  Vergleichung 
Opfers  im  Leibe  der  Figur  mit  dem  Versenken  hauptsächlich  stützt,  das  Verschlingen  der 
in  die  Feuergrube),  so  liegt  auch  bezüglich  Kinder,  trifft  nicht  zu  und  wird  sich  weit  un- 
des  Stierkopfes  nicht  der  geringste  Grund  zu  gezwungener  aus  dem  Griechischen  selbst  er- 
Zweifeln vor.  Man  könnte  sogar  finden,  dafs  klären.  Wenn  es  heilst  {Istr.  fr.  47)^  "icxQog 
die  Ähnlichkeit  mit  dem  Minotaur  und  seinem  iv  xij  Gvvaycoyij  xäv  KgrjxiHäv  &vai(öv  (p^ai, 
geräumigen  Haus  noch  durch  die  weitere  An-  xovg  KovQrjxccg  xo  naluiov  xco  Kgovcp  9veiv 
gäbe  der  Rabbiner  erhöht  wird  (diese  sind  besser  nuLÖag,  oder  {Athanas.  adv.  gent.  p.  21 C) 
bei  Godtvin  nachzusehen   als  bei  Seiden),  der  ^oCviKsg  xai  Äpijrfs  xov  KqÖvov  iv  xccig  xskvo- 

RosCHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  4o 


1507        Kronos  (Kult  zu  Olympia)  Kronos  (Kult  zu  Olympia)        1508 

&vai'aig  e&qt^oy.svov),  so  liegt  darin  eine  Ver-  Und  gewifs  braucht  der  Altar  kein  massiver 

wechselung,    die    wir   uns   anzueignen   keinen  gewesen  zu  sein,  das  einmalige  Jahresopfer,  an 

Grund  haben;    Kureten  sind  keine  Phönizier,  welchem  das  Volk  keinerlei  Anteil  nahm,  keines 

und  die    ^olvikss  ^ccl  KQrjxsg  keine  Kureten.  Thon-   oder    anderweitigen   Geschirrs    bedurft 

Die  Vermischung   hat   allerdings  ihren  guten  zu  haben,  wenn  es  nämlich  eine  Q-vaia  äanovdog 

Grund,  denn  auch  der  griechische  Kronos  hat  war,  wie  das  Opfer  an  den  chthonischenSosipolis 

auf  Kreta   alte,    wenn   auch   wenig   bekannte  am  Abhang  dieses  Hügels  (i'.  6,  20,  2).  Nehmen 

Stätten  §  54.  55.  wir  nicht  gerade   den    sehr   verschwommenen 

Eine  weitere  Reducierung  der  phönizischen  und  schwer  fafsbaren  athenischen  Kronos-Kult 

Momente    s.    in    dem    Exkurs   §  43   und  §  56  jo  zum  Mafsstabe,  so  müssen  wir  uns   das  Opfer 

am  Ende.  denken  entweder  als   oX6y,avtov   oder   als  ein 


VIII.  Griecüische  Kultstätten. 


blutiges  und  dann  das  Fehlen  von  Tierkuochen 
in  der  vorerwähnten  Weise  erklären.     Maero- 


Nach  vorläufiger   Ablehnung    der    Moloch-  hius  (1,  7,  15)  berichtet  nun,  dem  Kronos  und 

Theorie  müfste  nun  eigentlich  von  derjenigen  Serapis,  deren  Dienst  die  Ptolemäer  in  Alexan- 

die  Rede  sein,  welche  dem  Kronos  jede  eigene  drien   einführten,    hostiae  erant  ex  more  mae- 

Persönlichkeit    abspricht    und    in    ihm ,     der  tandae,  und  die  Ägypter,  die  an  dem  Schlachten 

Sprachforschung  zum  Trotz,  nichts  als  xqövog  Anstofs    nahmen,    hätten    die    Tempel    dieser 

die  Zeit  oder  Ewigkeit   erblickt.     Da    dieser  Götter  aufserhalb   der  Stadt  angelegt,   ut  Uli 

Punkt  aber  schon  oft  und  weitläufig,  nament-  20  sacrificii  sollemnis  sibi  (d.  h.  des   gewohnten) 

lieh   von   OverbecJc,  Äbh.  d.  sächs.  Ges.  1865,  cruore  colerentur  etc.     Dies   mag   auch   wohl 

diskutiert    worden    ist,    so    ziehe   ich   es   vor,  für  Olympia  gelten.     Es   würde   schwer   sein, 

zuvörderst  die  historischen  Thatsachen  selber  einen    Höhenkult    ausfindig    zu    machen,    auf 

sprechen  zu  lassen,  welchem  kein  Blut  geflossen.  — ■  39.  Was  nun 

.    ^ ,           .      „ ,      ,        r>.     ,-  die  ßaaikcii  betrifft,  so  könnten  die  Opferpriester 

1.  Olympia-Rhodos-Bootien.      ^   ^  ^^^  ^^^^  Funktionen  auch  den  Titel  derjenigen, 

38.  Olympia.    Dion.  Hai.  1,  34  kuI  avtov  denen   dieselben   einst   oblagen,    übernommen 

(rov  XQ(pov)  iBQOv  Tov  KqÖvov  voiLLi,ovtsq'Hliioi  haben;    etwa  wie  in  Athen   der  Archon  ßasi- 

&vaiat.g  Kai   äXXaig  tifiaig  cvviövxsg  ysQaCqov-  leus  und  die  Basilinna.     Wahrscheinlicher  ist 

6iv  SV  aQiafisvoig  xQovoi-g.    Es  ist  vom  Kronos-  30  es,  dafs  der  Name  religiöser  Art  war  und  die 

Hügel,   dem   KqÖviov   {Find.,  Paus.,   Xenoph.  Priester  die  Gottheit  nur  hypostasierten:  das 

Hell.  7,  4,  14.     Diod.  15,  77)  die  Rede,    wel-  genaue  Korrelat  zu  Olympia  bietet  Athens  ßaöil?^, 

eher  auch  mit  der  irgendwo  genannten  KQovi'a  die  ausdrücklich  als  Rhea  oder  ^sycclrj  ^ritTqq  be- 

nsTQa     in    Elis*)    gemeint    sein    mufs,    und  zeichnet  wird   {Dionys.   SJcytobr.   bei  JJiod.  3, 

woran    der    Fälscher   Fs.-Plut.   de  fltiv.  19,  3  57).*)     Wenn  bei  dem  hier  genannten  Autor 

dachte,     als     er     angeblich     aus     DieucJiidas  Basile   den   Hyperion   heiratet,    so    läfst    sich 

einen    Berg    dieses    Namens    am    Alpheios    in  kritisch    dagegen    gar    nichts    einwenden,    da 

Arkadien  erwähnte.    Eine  Anhöhe  Kqovlov  in  wir  nicht  wissen,    welcher   Art   die    Gottheit 

Lakonien    nennt  Ptolem.   3,   16,  14,    und    wir  Kronos  war.    Auch  die  Verbindung  von  Basile 

begegneten    oben    §  27    der    Behauptung  bei  40  mit  Nrjlsvg  in  Athen,  wo  Kodros  nur  attischer 

einigen    Alten,     dafs    dem    Kronos    ganz    be-  Zusatz  ist,  kann  eine  alte  und  ursprüngliche  sein, 

sonders    01    cuoTrfAot    »tat    tcc    ^sziaQa    heilig  iV^jj/lgüg  und 'T^rs^tcov  würden  dann  nur  verschie- 

gewesen  seien;  doch  war  das  vorwiegend  mit  dene  Seiten  derselben  Gottheit  darstellen,  eben 

Beziehung  auf  Italien  gesagt.     Für  Griechen-  derjenigen,  die  wir  in  Olympia  als  Helios  mit 

land  liefse  es  sich  schwer  beweisen.    In  Olym-  Kronos  alternierend  gefunden.   Auf  der  anderen 

pia  selbst  befand  sich  noch  ein  gemeinsamer  Seite  kollidiert  Kronos  hier,  wie  in  Lebadeia, 

Altar  des  Kronos  und  des  Helios,  welche  beide  mit  Zeus,  mit  dem  er  dort  sogar  gerungen  haben 

Götter  einst  die  Herrschaft   über  Elis  unter-  soll  (Paus.  8,  2,  2).    Und  zwar  mufs  der  Kronos- 

einander  geteilt  haben   sollten  —   wie   schon  Kult  auf  dem  Hügel  nicht  nur  dem  des  Zeus 

früher  (§  32)  erwähnt  wurde  —  sowie  endlich  50  ebenbürtig,  sondern  älter  gewesen  sein.    Denn 

unter  der  Reihe  von  Doppelaltären,   die  He-  nach  dem  von  Dörpfeld   beobachteten   Gesetz 

rodor  fr.    29    dort  erwähnt,    einer  für  Kronos  werden  die  jüngeren  Tempel -Anlagen  südlich 

und  Rhea.     Von   dem  Kult  auf  dem  Kronion  an    die    älteren    parallel    angeschlossen;    und 

erfährt   man  durch   Paus.  6,  20,  1,    dafs  dort  diesen  Anschlufs  findet  der  Zeus -Tempel  erst 

oben  alljährlich  zur  Zeit  der  Frühlings -Tag-  an    das    (am   Südfufse    des   Hügels    belegene) 

und    Nachtgleiche     im    Monat    Elaphios    ein  Heraion    und    das    Pelops-Grab,    Fundstätten 

Opfer    dargebracht    wurde,    und    zwar    durch  alter  und  ältester  Idole  und  Votivgaben,  wie 

die    sogenannten    Bccailat.      Schon    allein    der  sie    dem    Zeus  -  Tempel    vollkommen    fehlen. 

Name   der  Priester   kann  für   das   hohe  Alter  Wie  zu  Argos,  wie  in  Arkadien,  dominiert  auch 

des  Kultes   bürgen,    wenn  die  sonstigen    Um-  eo  hier   die  weibliche  Göttin.     So  seltsam  es  ist, 

stände    es    nicht    thun:    der    Höhenkult,    der  Olympia  ohne  Zeus  zu  denken,  mufs  doch  dieser 

Mangel  jeglichen  Bau-  oder  Bildwerks.     Dafs  Kult    entweder    nachträglich    eingeführt    oder 

sich   auf  dem   Hügel   keinerlei   kleine   Reste,  Kronos  selber  etwas  wie  ein  älterer  Zeus   ge- 
nicht  einmal  Scherben  gefunden  haben,  sucht 

sich  Dörpfeld   dadurch  zu  erklären,    dafs  solche  *'>  ^'^  B«<^'^««  ia  Lebadeia,  eine  andere  Bezeicimung 

kuppenförmigen  Hügel  an  der  Spitze  durch  den  'l''  Trephonia,  wurden   dort   dem  Zeus  Trephonios   und 

Tj                              -iv               11            '^     1           '^     ,  ^  Zeua  BuaiXev;  gefeiert,  daneben  aber  auch   dem  Kronos, 

Kegen    angegritten    und    abgewaschen    würden.  ^er  hier  eine  seiner  wenigen  Kultstätten  bat.     Auf  wen 

*)  Das  Citat  ist  mir  abhanden  gekommen.  sich  die  BaaiXtia  in  Euboia  bezogen,  weifa  man  nicht. 


1509    Kronos  (Kult  von'  OljTnpia  u.  Rhodos)  Ki'onos  (Kult  von  Lebadeia)       1510 

wesen  sein;  sagen  wir  ein  inkommensurables  bei  den  Urmenschen  Einkehr  halten  und  diese 
Mittelding  zwischen  ihm  und  Helios- Apollon.  ihr  eignes  Kind  schlachten,  ein  Opfer,  das 
Die  Münzen  Siciliens,  welches  doch  am  nächsten  jene  dann,  mehr  gütig  als  allwissend,  als  sie 
Fühlung  mit  Olj^mpia  hatte,  zeigen  noch  im  es  merken,  mit  Abscheu  verwerfen,  wo  nicht 
5.  Jahrh.  Kronos  (inschr.)  und  Pelops  (desgl),  ahnden.  Dies  ist  der  Vorgang  am  Lykaion,  so 
das  ist  Vater  und  Sohn  nach  pindarisclier  bei  Tantalos,  der  auch  dem  Peloponnes  an- 
Überlieferung  Ol.  3,  41,  welche  offenbar  die  gehört  {Ipli.  A.  1150,  de  Ear.  mythop.  31), 
olympische  war.  Man  mufs  nur  einmal  den  ähnlich  auch  bei  Thyestes.  Hinter  den  Heroen 
Pelopsmythus  daraufhin  ansehen ,  ob  nicht  wieder  verbergen  sich  dabei  bisweilen  die 
vieles,  das  eigentlich  dem  Kronos  oder  der  lo  Gottheiten  dieser  Kulte,  also  z.  ß.  Zeus  Lykaios, 
weiblichen  Gottheit  oder  beiden  gehörte,  auf  bei  dem  dies  am  deutlichsten  ist;  die  Kult- 
den  alles  überschattenden  Olympier  überge-  formen  werfen  ihre  düsteren  Schatten  auf  die 
gangen.  Wir  kennen,  die  Wettfahrt  der  Freier  Gestalten  der  Götter  zurück.  Warum  ist  es 
und  das  Opfer  des  Oinomaos  nur  mit  dem  nun  bei  dem  Götterraahle  im  Tantalos-Hause 
Zeus-Altar  als  Mittelpunkt;  eine  Überlieferung,  Demeter-  oder  Themis-Ga,ia,  (schwerlich  Thetis, 
die  auf  Verhältnissen  des  5.  Jahrhunderts  wie  in  den  Handschriften  steht),  die  von  dem 
oder  wenig  älteren  fufst.  Aber  zunächst  gel-  geschlachteten  Knaben  Pelops  bereits  gegessen, 
ten  doch  die  menschlichen  Opfer,  welche  als  man  den  Greuel  merkt,  und  warum  wird 
unter  dem  Lanzenstich  des  Königs  fallen,  der  gerade  Rhea  bei  dieser  Gelegenheit  genannt? 
Hippodameia,  also  einer  weiblichen  Göttin;  20  (*S'c/(oL  Find.  Ol.  1,  37)*).  Offenbar  aus  dem- 
imd  es  liegt  auch  hier  nur  zu  nahe,  den  Kult  selben  Grunde,  weshalb  Pelops  der  Sohn  des 
von  Lebadeia  zu  vergleichen:  Q'vsi  0  natuov  Kronos  ist.  Es  läfst  sich  aus  ziemlich  ent- 
aul'ser  dem  Trophonios  und  dessen  Söhnen  legener  Quelle  noch  eine  Sage  nachweisen, 
'AjtoXXavi  TB  Kai  Kgövco  Kai  Ju  sTtiv.lri6iv  wo  Kronos  selber  seinen  Sohn  opfei-t.  Es  ist 
^aoikfC  v.al  "Hq(x  te  'Hviöxy,  endlich  der  De-  dies  in  der  euhemerisierenden  Theogonie  des 
meter  Europa,  Paus.  9,  39,  3  (4) :  also  Kronos,  l^Jiüo  von  Byblos,  die  zwar  als  eine  phöni- 
Zeus  Basileus  und  die  rosselenkende  Hera  bei-  kische  gemeint  ist,  aber  eine  Reihe  wertvoller 
sammen.  Einen  genaueren  Einblick  in  diese  alte-  griechischer  Züge  enthält  (§  33  b)  darunter  auch 
sten  Verhältnisse  vermittelt  uns  der  Kronos-Kult  den  Atlas-Tantalos  als  Bruder  des  Kr.  (Sp.  1499, 
von  Rhodos.  Dort  wurden  nach  Porphyr,  de  30  20).  Ist  es  somit  eigentlich  des  Kronos 
übst.  2,  54  (wonach  Euseb.  de  laud.  Constantini)  Bruder,  welcher  den  Pelops  erzeugt  und 
im  Metageitnion,  also  dem  Monat,  welcher  mit  schlachtet,  anderwärts  aber  (wir  vermuteten  in 
dem  olympischen  Elaphios  ungefähr  zusammen-  Olympia)  Kronos  selbst  der  Vater  des  Pelops, 
fällt  (vgl.  Bischoff',  De  fast.  gr.  383),  am  sechsten  so  ergiebt  sich  das  Weitere  von  selbst. 
Tage  des  zweiten  Monatsdrittels,  die  Kronieu  Dabei  ist  nur  eine  Gottheit  übersehen, 
gefeiert  und  dabei  ein  Mensch  in  der  Weise  welche  mit  dem  Krouoshügel  aufj  engste  zu- 
geopfert, dafs  er  um  den  Altar  herumlaufen  sammenhängt:  die  alte  Eileithyia  mit  dem 
mufste,  bis  ihn  der  Priester  mit  einer  Lanze  chthonischen  Sosipolis- Kinde  (§  20),  die  wir 
durchstach.  Dal's  ihm  dabei  die  Augen  ver-  (§  15  am  Ende)  mit  der  kretisch -naxischen  Sage 
bunden  sind ,  ist  eine  natürliche  Rücksicht  40  von  dem  Zeuskinde  als  Vegetationsgott  vor- 
der Menschlichkeit,  und  dafs  ihn  beim  Lauf  glichen.  Trügt  nicht  alles,  so  findet  auch  diese 
zwei  Knaben  an  der  Hand  führen  müssen,  in  Lebadeia  ihre  Doppelgängerin.  Zu  dem 
eine  weitere  Folge  davon.  So  scharf  sich  dortigen  Kult  gehört  auch  ein  Heiligtum  der 
dieser  Kult  z.  B.  von  dem  phönizischen  unter-  Demeter,  die  hier  den  seltenen  auf  Kreta  hin- 
scheidet, mit  dem  ihn  noch  0 verbeck,  Abh.  d.  deutenden  Beinamen  Europa  führt.  Das  ge- 
sächs.  Ges.  1865,  47  zusammenbringt,  so  nahe  meinsame  Opfer  der  vorerwähnten  Götter  gilt 
steht  er  innerlich  demjenigen,  der  in  Olympia  auch  J^firjzQi  rjv  inovofiä^ovrig  EvQwitrjv  tov 
geherrscht  haben  mufs,  ehe  man  an  Stelle  des  Tgocpcoviov  cpaolv  slvai  rgocpov.  Es  ist  also 
auch   in   anderen   Kulten  üblichen  Wettlaufes  eine    Kinder   nährende    Göttin.      Wir    würden 


von  Opfer  und  Priester  (mit  gegebener  Distanz)  50  damit  folgende  Vergleichs-Tabelle  erhalten 

Lebadeia. 
Apollon 

Trephonios  u.  Sohne 
Kronos 


die    unblutigeren  Wettrennen   einsetzte.      Das  Olympia. 

Apollon 

BaolXiia 


Motiv  der  Brautwerbung  und   des  grausamen       ^  iii     ■;    ) 

Schwiegervaters,   der  nachsetzt  und  am  Ufer         "^"""^  (fsaoi.aq 


Zeus  Basileus 

Kora  Jägerin* 

Hera  Henioche 


sein  Grab  findet  (Paus.  6,  21,  3),  ebenso  wie  die       Zeus 
Poseidonischen  Flügelrosse  des  Entführers  war       „  •    •    :    •    •    •  .• 

1  Y  i    1  •      1  , 1    -1      i  • ,       -    ,      T  Hera  Hippodameia 

aus  dem  Atolischen  entlehnt,   soweit  sich  die       Peiops 

Wagenfahrt   nicht   aus   dem   Namen   der  Göttin        Eüelthyia  mit  Sosipolis  '      Demeter-Europe-rroof/)-;,-. 

Hippodameia- Henioche     ergab.      Im    Anfang  Natürlich    stellen    sich    einige    überschüssige 

mag  das  Opfer  auch  nicht  der  Göttin,  sondern  Figuren    heraus,    wie    sie    die    verschiedenen 
mit  einfachem  Lauf  dem  Kronos  gegolten  haben,  GO  Orts  -     und    Namens  -  Verhältnisse    mit     sich 

oder    beiden    zugleich    wie    in    Rhodos    dem  bringen;    dort    der    „Phryger"    Pelops,    hier 

Kronos  und    der  Artemis   Aristobule.     Es   ist  Kora  mit  ihrer  Jagd,    vielleicht  zur  Demeter 

dabei   ein   Moment   zu    berücksichtigen,    wel-  gehörig,    wie   in   Arkadien   Despoina  und  die 

ches   zwar  dem   Kronos  keinen  Eintrag  thut.  Jägerin  Artemis  mit  Demeter  (denen  aber  wieder 

aber  doch  wieder  die  weibliche  Göttin,  unter  der  'Titan'  Anytos  zur  Seite  stand).    Der  Apol- 

)    Beides,    die    Zerstückelung    und    die    Feuertaufe 

di 
1  ( 

48* 


verschiedenen    Namen,  mit    hereinzieht.      Die 

uralten    Menschenopfer    der   Peloponnesier    ge-        scheinen    hier  Parallelen  zu  sein,   und   die  Sage   vergriff 
stalten    sich    im    Mythus     so,     dafs     die    Götter        sich  nur  in  den  Namen  der  verwandten  Göttinnen. 


1511         Kronos  (Kult  zu  Kyrene)  Kronos  (Kronienfest  zu  Athen)     1512 

Ion  wird   der  delphische  sein,   dessen  Tempel  opferte,  auch  frische  Trauben,  wohl  zu  unter- 

Trophonios  baute,   und  der  die   Stiftung  des  scheiden    von    dem    berauschenden    Getränk. 

Kultes  in  Lebadeia  veranlafste;  den  Zeus  'Tt-  Wenn  der  Apollosohn  „Aristaios,  obschon  früh- 

TLog,  der  an  dem  Kult  keinen  Teil  hat,  lasse  zeitig,  wohl  im  Gefolge  seiner  Mutter  (Kyrene), 

ich  beiseite.  zum    vergötterten    Menschen    gemacht,    doch 

Ich  habe  noch  zu  erwähnen,  dafs  einer  der  unstreitig  zu  den  gröfsten  Göttern  des  alten 
Freier  in  Olympia  KQoviog  heilst  {Paus.  G,  bäuerlichen  Hellas  gehört"  {Studniczka ,  l\y- 
21,  11),  und  die  rhodische  Sage  kurz  zu  be-  rene  133),  so  mufs  man  von  Kronos  urteilen, 
rühren,  in  welcher  eine  Pei'son  gleichen  Na-  dafs  er  nicht  sowohl  mit  jenem  identificiert 
mens  vorkommt.  Mit  der  Himalia,  d.  i.  Mül-  lo  wurde,  wie  sich  Preller  leichthin  ausdrückt, 
lerin,  welche  uns  dort  als  Demeter  erklärt  als  die  verwischten  Spuren  einer  verwandten 
wird,  erzeugt  Zeus  die  drei  Söhne  Spartaios,  oder  in  ähnlich  primitiven  Verhältnissen  auf- 
Kronios,  Kytos,  die,  da  sich  dort  alles  um  genommenen  Gottheit  gesondert  zur  An- 
Mühlengötter  dreht,  sich  wirklich  auf  Saat,  schauung  bringt.  Aber  diese  ländlich  einfältige 
Reife  und  Ernte  beziehen  könnten,  ÄQOviog  Autfassung  wird  dem  wirklichen  Range  keines 
mit  der  Herleitung  von  ■hqccivco.  Doch  macht  der  beiden  gerecht.  Heilige  Rinderherden 
diese  Namenreihe  mit  ihrer  künstlichen  Ab-  weideten  dem  Aristaios  auf  Keos,  wo  er  den 
stufung  keinen  Anspruch  auf  hohes  Alter;  Zeus-Titel  führte,  und  ein  Löwe  bezeichnet 
es  wäre  sogar  möglich,  Spartaios  auf  Erd-  seine  Spur.  Welcher,  der  mit  Sonnengöttern 
geburt,  Kytos  auf  das  Sonnenland  Kyteia  zu  20  sparsam  ist  wie  wenige,  sagt  Gr.  G'oYiecZ.  1,  489: 
beziehen,  so  dafs  Kronios  nur  den  Namen  des  ,,Wir  sehen  im  Aristaios  eine  der  Gestaltungen, 
ursprünglichen  Erzeugers  wiederspiegeln  würde;  in  welche  der  einfachste  ländliche  Heliosdienst 
jene  Mühlengötter  gruppieren  sich  bald  um  übergegangen  ist,  erhalten  unter  diesem  be- 
Zeus, bald,  wie  eine  neuere  Inschrift  lehrt,  um  sonderen  Namen  als  der  Gott  eines  auch  auf 
Apollon  (s.  Heffter,  Ehod.  3,  25.    Gig.  u.  Tit.  46).  seinen    Wanderungen    ihm    treu    gebliebenen 

Kronos  begegnet  in  Böotien  noch  an  einigen  Volksstammes,  in  so  weit  ähnlich  dem  Pan, 

Orten,    aber    die    Nachrichten    reichen    nicht  dem  Apollon,    während    andere    ähnliche   ört- 

aus,  um  irgend  etwas  daraus  zu  folgern.    Ganz  liehe  aus  Helios   entsprungene  Götter  in  dem 

aus   dem   Spiel    bleibt   natürlich  Nonn.  5,  85.  Samtnamen  Apollon  früh   untergegangen  sein 

Das  Fest  der  Kqovicc  mit  musischen  Agonen  so  möchten."    Dies  auch  auf  Kronos  anzuwenden, 

wurde    oben    erwähnt    (§   24    am    Ende).      In  wird  nach  dem    was   Olympia  gelehrt,    nicht 

Chaironeia,    also    nahe    Lebadeia,    leitete   die  schwer    fallen. 

Legende   den   Namen   einer  steilen  Höhe  Pe-  3.    Athen, 

trachos    von    dem    Verschlucken    des    Steines  41.  Verwickelter  liegen  die  Dinge  unstreitig 

her,  prätendierte  also   eine  Kronos-Tradition,  in    Athen,   und    vergeblich    sieht    man    sich 

während  auf  dem  Berggipfel  ein  kleines  Zeus-  nach    einer    neueren     kritischen    Behandlung 

Idol  stand.  des   dortigen  Kronos-Festes   um.     Wir  wollen 

2.    Kyrene.  versuchen,    nach    dem,    was    gegen    Welcher 

40.  Von  einer  ganz  neuen  Seite  lernen  wir  Overhech  {Ahh.  d.  Sachs.  Ges.  1869}  mit  bestän- 
den Kronos  kennen  in  Kyrene;  vgl.  Macroh.  40  diger  Vermischung  von  Mythologie  und  Kult- 
1,  7,  25:  Cyrenenses  —  cum  rem  divinam  ei  geschieh te,  und  kürzer  und  fruchtbarer  Aug. 
(seil.  Saturno)  faciunt,  ficis  recentibus  coro-  Mommsen  iu  der  Heortologie  dargelegt,  aus 
nantur  placentasqii,e  mutuo  missitant,  mellis  eigenem  Gesichtspunkt  die  Frage  wieder  auf- 
et  fructuum  repertorem  Saturnum  aestimantes.  zunehmen.  Die  Opfervorschrift  C.  I.  G.  523 
Ein  unerwartet  freundliches  Bild  in  diesem  aus  "ömischer  Epoche  ordnet  unter  anderm 
Kreise!  Man  sollte  fast  glauben  in  die  Sphäre  auch  für  Kronos  ein  Opfer  an,  und  zwar  ein 
des  römischen  Saturnaliengottes  zu  treten.  Als  Kuchenopfer  am  15.  Elaphebolion ;  ein  öcoSe- 
Lehrer  des  Weinbaus,  Serv.  Aen.  8,  319,  als  y.6ji,cpcclov  nöitavov.  Also  mit  deutlicher  Be- 
vitisator,  Arnob.  3,  117  {cc^nsXocpvttjg  C.  I.  G.  ziehung  auf  den  Gott  des  Jahres  und  der  Zeit, 
5877c  ist  nach  Mommsen,  Inscr.  Nap.  eine  50  als  der  er  in  diesen  Zeiten  längst  allgemein 
Fälschung),  kennen  den  Saturn  einige  römischen  verstanden  wird.  Die  winzige  Aufmerksamkeit 
Traditionen,  die  mit  dem  Sterculius  offenbar  gegen  den  alten  Gott  ist  ziemlich  äufserlich 
nichts  zu  thun  haben,  als  frugifer  die  Weih-  in  den  Festkalender  hineingetragen,  und  zwar, 
Inschriften  Nord-Afrikas,  C.  I.  L.  8,  2666.  4581,  wie  mir  wenigstens  unverkennbar  scheint,  im 
wo  andrerseits  zugleich  einer  der  punischen  Hinblick  auf  Olympia.  Da  das  dortige  Opfer- 
mit  Saturn  identiticierten  Baals  mit  einem  datum,  die  Frühlings-Tag-  und  Nachtgleiche 
Fruchtkranz  ums  Haupt  erscheint:  Melanges  im  Elaphios,  schwankend  war,  setzte  man 
d'arch.  12  1892  pl.  3,  1  p.  89.  Allein  die  rund  die  Mitte  des  entsprechenden  attischen 
genauere  Parallele  bietet  vielmehr  Kyrene  Monats  dafür  fest.  Von  dieser  Bagatelle  kann 
selbst,  in  Aristaios,  dem  vor  allem  der  Gewinn  eo  füglich  abgesehen  werden.  Das  eigentliche 
des  Honigs  verdankt  wird,  daneben  auch  dör  attische  Fest  sind  die  Kqövicc  am  12.  Heka- 
Segen  der  Schafherde,  der  Wolle  und  Weberei  tombaion.  Dieses  Datum  bezeugt  Demosthenes 
{Paus.  4,  1  'Ad^Lota,  längst  verbessert  in  adv.  Timocr.  708,  13  als  einen  Tag,  wo  die 
'AQiaraiov).  Es  kann  also  auch  nicht  von  einer  Ratssitzung  ausfiel.  Ausführlicher  spricht  davon 
Verwechselung  mit  Amnion  die  Rede  sein.  Accius  (bei  Macrobius  17),  indem  er^  seinem 
Vergleichenliefsensichhöchstens  so  uralte  Kulte  momentanen  Zweck  zuliebe,  übertreibend  das 
wie  der  der  arkadischen  Despoine,  der  man  mit  Fest  zu  einem  gesamt- hellenischen  stem- 
01  übergossene  Honigwaben   und  rohe  Wolle  pelt:  Maxima  pars  Graium  Saturno,  et  maxime 


1513     Kronos  (Kronienfest  zu  Athen)  Krouos  (Kronienfest  zu  Athen)     1514 

Athenae    Gonflciunt    sacra    quae    Cronia    esse  (oben    §  40)    übereinstimmte.      Man    versteht 
iterantur  ab  Ulis:    Cumque  diem  celebrant,  per  vollkommen,    dafs   der  Mittsommermonat  ge- 
agros  urbcsque  per  omnes  Exercent  ejnilas  laeti  meint  ist,  wo  im  Süden  die  Ernte  stattfindet 
fannilosque  procurant  Quisque  suos.    nostrisque  und   doch   schon  zugleich  Feigen  und   andere 
itidem  est  mos  traditus  illinc  Iste,  ut  cum  do~  Früchte  reif  sind,    während   die  Weinlese  (im 
minis  famuli    epulentur   ibidem.    Naturgemäfs  Herbst)  sozusagen  ein  Kultur-   und  Religions- 
nahm  ein  Fest,  an  welchem  die  Sklaven  ihren  gebiet  für  sich  bildet.    Die  kleine  Ungenauig- 
guten  Tag  hatten,  mit  der  Zeit  einen  lärmen-  keit  in   coactis,    das    summarisch    für    beides, 
den  Charakter  an,  in  dem  Mafse  wie  sich  die  Korn   und   Baumfrucht,   gesagt  ist,    schreiben 
Anzahl  der  Sklaven  und  ihre  Licenz  steigerte,  lo  wir  mit  A.  Mommsen  js.  111  unbedenklich  auf 
Zu  PhdarcJis  Zeit  war  dies  bereits  unerträg-  Rechnung  des  lateinischen,  wohl  gar  erst  aus 
lieh    geworden;    adv.  Epicur.  16    x«i    yccq    oi  zweiterHandschöpfenden  Bearbeiters.  Ci^.ifer- 
^SQÜnovzis  ozav  Ägövia  ösinvcöaiv  rj  zJiovvaia  m.anns  {Monatskunde  67)  Anschauung,    als  ob 
x«t'   ccygov   äycoci  nsgiiovzsg,    ovv.    av    avrav  die   Ernte    wie    bei   uns    in    den   Herbst  falle 
rov  oXolvyuov   vTtojxsivag.     Es  ist  auch  wohl  und    die   Saturnalienzeit    (d.  h.  noch   mehrere 
anzunehmen,    dafs  in  der  Zeit  der  römischen  Monate    später)    sich    besser    zum    Erntefest 
Weltherrschaft  das  eintägige  griechische  Fest  eigne,  würde  ich  als  eine  doppelte  Kuriosität 
sich    mit    den    acht   Tage    währenden    Satur-  kaum   notieren,    wenn  nicht  clie   zweite   auch 
ualien    ziemlich    ausglich    und    einen    ebenso  bei  A.  Mommsen  begegnete,  mit  der  im  Munde 
intensiv  ausgelassenen  Charakter  annahm,  wie  20  des   nordischen  Gelehrten  verzeihlichen  Moti- 
er    in    Griechenland    der    hier    passend    ver-  vierung,  im  Sommer  sei  es  im  Süden  zu  heifs 
glichenen  Weinlese  von  jeher  eigen  war.    Die  (p.  79).  —  Es    war    wirklich    ein   Sommerfest, 
Römer  freilich  meinten,  und  sie  finden  bei  den  so  gut  wie  das  kurz  voraufgehende  ApoUonfest, 
Neueren  damit  Glauben,  auch  dieser  Teil  ihres  das  zugleich  der  glühenden  Sonne,  dem  Q^ag- 
Kultes  sei  ihnen,  wie  so  vieles  von  den  östlichen,  yriXiäv  galt.    Daher  denn  da,  wo  Kgovmv  als 
früher    entwickelten    Nachbarn    zugekommen,  Monatsname    vorkommt,    also    in   Samos  und 
und  wurden  darin  durch  den  Umstand  bestärkt,  seiner  Kolonie  Perinth  {Bischoff  de  fast.  Gr.  400), 
dafs  man    dem    Saturn   unbedeckten  Hauptes,  dieser  genau  in  jene  Jahreszeit,  zur  Hälfte  mit 
i  also  wie  es  schien    'nach  griechischer  Weise'  dem     Hekatombaion,     zusammenfällt.       (Dafs 
'  opferte.     Wie  der  letztere  Gebrauch  sich  aus  30  dieser  selber  einst  nach  Kgövog  geheifsen  habe, 
ganz    anderen  Ursachen    erklärt    (oben   §30),  wird  bezweifelt;  s.  Bischoff  390.  A.  3Iommsen, 
;  so  sind  in  Wirklichkeit  die  Saturnalien  schon  Belph.    p.    141.       Ad.    Schmidt,     Chronologie 
i  durch  die  Jahreszeit  von  den  Kronien  grund-  130  f.,  vgl.  den  fingierten  /JrjiirjZQiwv   Philoch. 
verschieden.    Die  alten  Gebräuche  dabei  deuten  fr.    176.    Plut.   Dem.  12.     Köhler  zu   C.  I.  A. 
selber  auf  ein  Winterfest  (oben  §  16).     Wenn  2,  302.)     Das  Fest  brauchte  nicht  ausschliefs- 
manche  Gelehrte  angenommen  haben  {Spalding,  lieh    die    ländliche    Bevölkerung    anzugehen, 
Abh.  d.  Berl.  Alcad.  1804 — 1811  hist.-phil.  Kl.  wie  Overbeck  meint,  indem  er  Kgovog,  wo    es 
p.  79.   A.  Mommsen,  Heort.  80.  90),  die  Kronien  höhnisch    zur    Charakteristik    von    einfältigen 
,  hätten  bei  irgend  einer  Gelegenheit  ihre  Jahres-  Menschen  dient,  irrig  als  'bäurisch'  versteht; 
j  zeit  gewechselt,  so  gründete  sich  diese  schon  40  vgl.  Mommsen  a.  a.  0.     Wenn  das  Fest  wirk- 
damals  unbeweisbare  These  auf  die  Meinung,  lieh  sehr  alt  war  —  wir  wissen  das  noch  nicht 
dafs   das    attische  Jahr    einstmals    im  Winter  —    und    aus    bäuerlichen    Verhältnissen    ent- 
mit  dem   Gamelion    begonnen   habe   und    der  sprungen  war,  so  ergab  sich  dieser  Charakter 
Beginn  mit  dem   sommerlichen  Hekatombaion  von  selbst.    Es  bedurfte  auch  nicht,  so  wenig 
erst  aus   der  Zeit  des  Peisistratos   oder  einer  wie  die  Erntefeste  anderer  Völker,  am  wenigsten 
sonstigen  Reform  herrühre:   eine  Ansicht  die  bei  Südländern,  des  Schlachtens  und  Fleisch- 
[  von  Ad.  Schmidt,  Handb.  d.  Chronologie  (1888)  genusses,  welches    A.   Mommsen  p.  80**  ver- 
!  p.  387  fF.  ausführlich  widerlegt  worden  ist.  Zur  mifst.     Im  antiken  Sinne  liefse  sich  der  Um- 
j  richtigen    Beurteilung    des    Festes    hat    hier-  stand,    dafs  nicht  geschlachtet  wird  (es  fehlt 
gegen  schon  Buitmann,  Mythologus  2,  67  die  50  C.I.G.  157  ;s.  Stengel  in  Itv.  Müllers  Handb.  5,3 
i  Autorität    des    Philochoros    angerufen:    Philo-  §  113),   sogar   auf   agrarischen  Charakter    des 
j  chorus  Saturno  et  Dpi  (d.  i.  Kronos  und  Rhea)  Festes   oder  der  Gottheit  beziehen.     Und   die 
I  primum    in    Attica    statuisse    aram    Cecropem  Philosophen    konnten  mit  gutem  Fug  sagen, 
dicit,  eosque  deos  pro  love  Terraque  (d.  i.  Ge)  dafs  zur  Zeit  des  Königs  Kronos  überhaupt  kein 
coluisse,   insiituisseque  ut  patres  familiarum  et  Blut,   auch  nicht   das  von  Tieren,  vergossen 
frugibus  et  fructibus  iam   coactis  passim  cum  wurde.     Aber    es    ist    eben   strittig,    ein    wie 
mrvis  vescerentur,  cum  quibus  patientiam  labo-  hohes  oder  geringes  Alter  der  ganzen  Kronien- 
ris   in    colendo    sure    toleraverant.      Delectari  Einrichtung  zukomme.    Schol.  Dem.  p.  113,  10 
Olim  deiim  Jionore  servorum  contemplatulaboris.  Kgöviu-  togTii   dyouBvi^  Kg.   v..  (irirgl  r.  &£cöv 
illinc  est  quod  ex  instituto  peregrino  huic  deo  60  hilft  uns  wenig,  und  die  einzige  Notiz,^  welche 
sacrum   aperto    capite  facimus.),^  Macrobius   1,  von  einem  Opfer  spricht  (nicht  minder  einsilbig) 
10.    Es  liefse  sich  ja  allenfalls  auch  diese  auf  Et.  M.  'E-nato^ß.-.  cctio  Trjg  ysvojiBvrjg  reo   Kg. 
ein  Erntefest  hinauskommende   Charakteristik  %v6iag  knüpft    an   die   ganz    zweifelhafte  Be- 
kritisch aufechten  und  auf  die  etwa  im  5.  Jahr-  hauptung  Plui.  Thes.  12  an,   der  Monat  habe 
hundert  herrschende   Anschauung    reducieren,  einst  Kronios  geheifsen  (es   sollte  mindestens 
wenn  nicht    die    ausdrückliche   Betonung   der  lauten  Kgoviäv;  s.  oben).     Mit  solchen  Nach- 
Baumfrüchte     (et  —   et)    zu    nahe    mit    dem  richten    hatten    die    Leugner   jedes    Kr.-Kults 
altertümlich -naiven    kyrenäischen    Gebrauche  leichtes  Spiel,  so  TFeZc/jer  157, 8.  —  Buttmannxxndi 


1515    Kronos  {Kronienfest  zu  Athen)  Kronos  (Kronienfest  zu  Athen)    1516 

Welcher  wollten  bekanntlich  auf  das  goldene  gebrauch  zu  plädieren;  er  berief  sich  auf  den 
Zeitalter  hinaus,  welches  in  jenem  Feste  der  ganz  unpersönlichen  Charakter  des  Julfestes. 
Gleichheit  von  Herr  und  Knecht  sich  spiegele  Velcler  von  seinem  sonst  ganz  verschiedenen 
und  gewissermafsen  darin  nachgeahmt  werde.  religionsgeschichtlichen  Standjiunkte  stimmte 
Sogar  ^.  ilfowiwisen  sagt  80**:  „die  Stiftung  des  in  diesem  Falle  bei;  galt  es  doch  dem  Kon- 
Kr.nahm  den  Standpnnkt  einer  idealen  Eeligiosi-  kurrenten  seines  Zeus  den  Boden  zu  entziehen, 
tat."  In  diesem  Falle  könnte  es  in  kein  hohes  Dem  gegenüber  hat  Overbeck  das  Verdienst, 
Altertum  hinaufgehen.  Die  Idee  von  einer  vor  mehr  als  35  Jahren,  als  dergleichen  noch 
glücklicheren  Ur-  und  Vorzeit  der  Gesamt-  nicht  Zeit-  und  Streitfrage  war,  das  ganz  ab- 
Menschheit (sehr  zu  unterscheiden  von  der  per- lo  sichtslose  Zeugnis  eines  Germanisten  provo- 
sönlichen,  senilen  laudatio  temporis  acti)  hat  eiert  zu  haben,  welches  zeigt,  wie  ein  an- 
nichts  Volkstümliches  ,  wie  A.  Mommsen  78  scheinend  ganz  unpersönliches  Fest,  das  Jnlfest, 
selbst  eingesehen  hat,  und  kann,  wie  sie  in  durchaus  religiöser  Natur  war;  ich  verweise 
der  Dichtung  erst  aus  dem  hesiodischen  Pessi-  auf  dessen  ausführliche  Mitteilung  a.  a.  0. 
mismus  entspringt,  in  dem  praktischen  Fest-  p.  79.  Dafs  sich  der  Gebrauch  anderwärts 
gebrauch  um  so  weniger  eine  ursprüngliche  wiederholt,  kann  gegen  die  Zugehörigkeit 
Stelle  gehabt  haben,  je  weniger  der  Kultus  zum  Kr.-Kulte  nichts  beweisen,  und  wir  wer- 
überhaupt  von  der  Litteratur  abhängig  zu  den  sehen,  wie  die  Beteiligung  oder  Bevor- 
sein  pflegt.  Allenfalls  hätten  die  Lehren  der  zugung  der  Sklaven  bei  ihm  sowohl  als  bei 
praktisch  wirkenden  Orphiker  im  6.  Jahr-  20  gewissen  anderen  Göttern  eine  gemeinsame 
hundert  etwas  derartiges  zuwege  bringen  Erklärung  zuläfst,  wenn  es  einer  solchen 
können,  namentlich  unter  Peisistratos'  Protek-  überhaupt  bedarf.  —  Ich  erwähne  übrigens 
tion.  Allein  wir  haben  das  Zeugnis  des  Philo-  dafs  es  ungewifs  ist  ob  ein  Staatsopfer  dar- 
rlioros,  welches  die  Stiftung  kekropischen  gebracht  wurde,  wenn  man  auch  keinen  be- 
Zeiten zuschreibt.  Und  wenn  man  dies  nur  stimmten  Anhalt  hat,  es  mit  Welcl:er  zu 
für  die  Stiftung  des  Altars,  nicht  des  satur-  leugnen  {Mommsen  a.  a.  0.  110*):  Allerdings 
nalischen  Festgebrauchs,  gelten  lassen  will,  kein  Kult  ist  so  wenig  exklusiv,  und  wie 
spricht  doch  immer  noch  eine  Reihe  anderer  sich  in  Kyrene  alle  am  Kronosfest  gegenseitig 
Umstände  zu  Gunsten  eines  höheren  Alters.  beschenkten  und  man  in  Athen  {Ällciplir.  3,  57) 
Ich  meine  besonders  die  analogen  Gebräuche,  30  einen  Armen  an  diesem  Tage  nicht  leer  aus- 
weiche Äthenaeus  aus  anderen  griechischen  gehen  liefs,  so  wurden  später  selbst  in  Alexan- 
Landscliaften  und  Religionssphären  anführt.  dria,  wo  Kronos  mit  dem  düstern  Serapis  zu- 
Es  handelt  sich  da  (s.  unten  §  60)  durch-  sammen,  also  von  einer  höchst  unfreundlichen 
weg  um  uralte  Kulte  oder  vielmehr  um  deren  Seite,  verehrt  wurde,  in  seinem  Tempel  Brote 
versprengte  Reste;  und  es  würde  sehr  ge-  oder  Kuchen  ausgelegt,  von  denen  jeder  ohne 
zwungen  sein,  die  Athener  hier  zu  Nach-  Unterschied  essen  durfte,  Athen.  3,  110b. 
ahmern  zu  stempeln.  Ich  würde  sogar  die  römi-  Bei  diesem  Resultat,  das,  wenn  auch  auf 
sehen  Saturnalien  selber,  wenn  deren  Verhältnis  holprigen  Wegen,  doch  auf  eine  sommerliche 
zu  den  Kronien  nicht  strittig  wäre,  zu  diesen  Erntegottheit  hinführt,  wird  mancher  am  lieb- 
unabhängigen Parallel-Erscheinungen  rechnen,  40  sten  stehen  bleiben.  Wem  aber  der  Glaube  an 
nnd  damit  nach  Buttmanns  Vorgang  das  hellenische  Dorfheilige,  an  Maibäume,  Korn- 
nordische Julfest,  den  heidnischen  Vorläufer  mütter,  Kornwülfe  und  anderes  Koboldvolk 
des  Weihnachtsfestes,  vergleichen.  Überall  nicht  gegeben  und  die  Empfindung  noch  nicht 
bildet,  wenigstens  bei  den  klassischen  Völkern,  abgestumpft  ist  um  Nordisches  und  Griechisches 
den  Grundzug  das  fröhliche  Zusammen-Schmau-  zu  unterscheiden  (vgl.  W.  v.  Humboldts  Briefe 
sen  von  Herren  und  Knechten,  wobei  die  Be-  an  Welcher  S.  101),  der  wird  hinter  dem  zu 
dienung  (wenn  es  keine  andere  giebt)  ganz  Tage  Geförderten  etwas  mehr  sehen  als  einen 
von  selbst  den  Herren  zufällt.  Anderer  Art  heiligen  Strohwisch ,  welcher  seine  Carriere 
ist,  wie  schon  zu  Anfang  bemerkt,  die  Aus-  von  der  Vogelscheuche  aufwärts  allenfalls  als 
gelassenheit  der  Weinlese,  und  die  Freiheit  50  Garten-Priap  oder  Silvan  beschliefsen  konnte, 
der  Pithoigia,  wo  man  den  Knechten  den  Wein-  aber  nimmermehr  als  der  düstere,  tiefverhüllte 
genufs  nicht  verwehren  soll  {Mommsen,  Heort.  Götter-Urvater  in  der  Nacht  des  Tartarus,  als 
349),  ungefähr  nach  demselben  Grundsatz,  wie  Besiegter  im  Kampfe  um  die  Herrschaft  der 
jenem,  dem  dreschenden  Rind  nicht  das  Maul  Welt.  Wir  erinnern  hier  an  das  bei  Aristaios 
zu  verbinden.  Die  Sitte  der  Kronien,  auf  (oben  §  40)  Gesagte  und  des  Weiteren  an 
deren  Sinn  wir  noch  iu  anderem  Zusammenhang  alles  was  sich  einem  alten  unzweifelhaft  solaren 
zurückkommen,  kann  also  unbedingt  als  alt  Naturgotte  nachsagen  läfst,  als  der  uns  Kronos 
gelten  und  hat  mit  den  Theorieon  vom  gol-  in  Olympia,  auf  der  rhodischen  Helios-Insel 
denen  Geschlecht  nichts  zu  schaffen.  Alsdann  und  —  wie  wir  uns  überzeugen  werden  (§  45) 
erwächst  aber  für  den  alten  Gott  eine  neue  üo  —  in  Delphi  entgegentritt.  Hades  und  Dio- 
Gefahr.  Ist,  sagt  man,  die  Sitte  auch  in  nysos  sind  Eins,  hatte  Empedohlcs  gesagt, 
anderen  Kulten  zu  finden,  was  beweist  sie  vielleicht  ohne  an  die  Anthesterien  zu  denken, 
noch  für  Kronos?  Der  treffliche  Buttmann  Und  die  meisten  Sonnengötter  haben  ihre 
war  deshalb  sofort  bereit,  den  inneren  Zu-  Nachtseite,  wenn  sie  nicht  schon  mit  einer 
sammenhang  zwischen  Gott  und  Festgebrauch  chthonischen  weiblichen  Gottheit  oder  zweien 
aufzuheben  und,  seinem  Jahrhundert  um  vieles  verbunden  sind;  vgl.  dazu  die  Theorie  Foucarts, 
voraneilend,  für  den  unabhängigen,  an  keine  Bull.  hell.  7,  403.  Loeschche,  Dorpat.  Progr. 
bestimmte   Persönlichkeit   gebundenen   Volks-  1883,  16  und  Gig.  u.  Tit.  46. 


1517     Kronos  (Kronienfest  zu  Athen)  Kronos  (Kronienfest.  zu  Athen)    1518 

42.  Über  diese  Seite  des  Kronos,  welche  in  Verschlungenen ,  dargebracht  wurden.  Nur 
Athenhiszur  Unkenntlichkeit  verwischt  ist,  hat  eine  ganz  vei'altete  Wassertheorie  kanu  die 
A.  Mommsen,  Hcort.  p.  370  n.  ö.  eine  Vermutung  hier  lokalisierte  Flut  als  Frühlingsregen  um- 
voi-getragen,  welche  in  jeder  HinsichtBeachtung  zudeuten  vei'sucheu;  an  solche  Erdspalte  hef- 
verdient, obwohl  seine  wichtigsten  Argumente  teten  sich  von  jeher  die  benachbarten  chtho- 
nicht  mehr  Stich  halten  und  die  Begründung  nischen  Kulte.  Dort  nun,  wo  Deukalioo  ge- 
überhaupt  anders  angefalst  werden  mufs.  Er  wohnt,  einen  Altar  gestiftet  haben  und  in  der 
nimmt  an,  dafs  die  Anthesterien  im  Frühling,  Nähe  begraben  sein  soll,  wo  überhaupt  eine 
vor  dem  Eindringen  des  Bakchos,  als  Diasien,  der  ältesten  Ansiedelungen  lag,  ist  der  Punkt, 
d.  h.  dem  Zeus  Meilichios,  gefeiert  wurden,  lo  wo  wir  ein  Kronos-Heiligtum,  bis  jetzt  das 
und  verquickt  damit,  für  den  Chytren-  und  einzige  in  Athen,  finden,  Paus.  1,  18,  7  fozi  dt 
Choen-Tag,  einen  Kult  des  Kronos  (19  ff.  80.  aQxccia  iv  rm  nsQißöXo)  Zsvg  ;^«^xovg  kkI  vaos 
370),  dessen  Person  er  aber  unter  dem  Banne  Kgovov  kccI  "Ptag  kccI  rBfiivog  Frig  snLv.lriGiv 
der  TT>?cA-e/-'schen  Kronion-Theorie  nicht  recht  'Olvirniag.  Wie  schon  die  glatte  Vereinigung 
von  Zeus  zu  trennen  wagt.  Seine  Kriterien  mit  Ehea  in  einem  Tempel  imd  die  Abwesen- 
'  dabei  sind:  1)  das  Totenfest  an  den  Anthe-  heit  eines  Altars  davor  vermuten  läfst,  wird 
sterien,  2)  ein  gleichzeitig  angenommenes  hier  nicht  der  gesuchte  Kult  selbst  in  ur- 
Sklavenfest.  Das  zweite  ist  entschieden  irrig.  sprünglichster  Form  vorliegen.  Der  Olym- 
Zunächst  würde  die  Berufung  auf  Spaldittq,  pieion-Bezirk  hat  manches  Alte  neugestaltet, 
Abhandl.  d.  Berl.  ÄJcad.  1804—11  p.  79  wohl  20  vor  allem  den  athenischen  Zeus-Kult  selbst, 
besser  unterblieben  sein,  da  dieser  noch  von  Bekanntlich  war  vor  Solons  Zeiten  der  wich- 
dem  Zeit-  und  Jahresgott  Chronos  ausging  tigste  der  des  Zeus  Meilich ios  mit  dem  Fest 
und  mit  dem  Prinzip  des  Jahresanfangs  als  der  Jidcia  im  Anthesterion  (I7m7i.  1,  126;  s.  d. 
Festzeit  operierte,  welchen  er  nach  der  apo-  Zeugnisse  über  dies  Fest  bei  0.  Band,  Die  att. 
kryphen  Nachricht  im  Winter  suchte.  Was  Diasien.  Berlin  1883,  Progr.  d.  Viktoriaschule), 
die  von  beiden  vertretene  Annahme  des  Sklaven-  Der  Meilichios,  wie  wir  sehen  werden  unter 
festes  betrifft,  so  stützt  sich  dieselbe  darauf,  den  altertümlichsten  Formen  verehrt,  trägt 
dafs  man  (lediglich  nach  dem  oben  Sp.  1515,  54  alle  Zeichen  eines  grauen  Altertumes  an 
gekennzeichneten  Prinzip)  am  ersten  Fest-  sich.  Seinen  Namen  führt  er  durchaus  eu- 
tage,  den  Pithoigien,  den  Arbeitern  den  Mit-  30  phemistisch,  wie  Ä.  Mommsen  gegen  Welcker 
genufs  des  Weines  nicht  verwehrte  (7ffor/o/.  349)  bemerkt;  und  die  etvyvüxrig  und  CMvO'pcoTror/ys, 
und  bei  Plutarch  oben  Sp.  1513,  12,  auch  die  welche  an  diesem  Kulte  oft  hervorgehoben 
'Dionjsien'  genannt  werden  als  ein  lustiger  wird,  bezog  sich  gewifs  nicht  blofs  darauf, 
Tag  für  die  Dienerschaft:  Umstände,  die  dafs  es  nichts  zu  schmausen  gab  (J..  ilfowimsew), 
meines Erachtensnichtausreichen.  ein  'Sklaven-  was  wegen  Aristopli.  Nuh.  407  nicht  einmal  zu- 
fest' und  gar  ein  älteres  als  die  Kronien  zu  trifft.  Das  Opfer  bildeten  ganz  verbrannte  Tiere, 
charakterisieren.  Entscheidend  ist  für  den  Vf.  welche,  da  alles  Volk  sich  beteiligte,  früh 
der  Heortolofjie  aber  der  Ruf  &vQa^8  Kägig,  durch  wohlfeile  Tierfiguren  von  Kuchen  (Ttifi- 
ovv.h'  'AvQ-86ti]Qia  (p.  350),  und  gerade  dieser,  ixata)  ersetzt  wurden,  mit  Vermeidung  der 
den  schon  das  Altertum  auf  Sklaven  bezog,  40  Weinspende :  also  alles  berechnet  für  eine 
beruht  auf  falscher  Lesart; 'ö'vpof^g  xjjpf?,  hinaus  Gottheit  düsteren,  chthonischen  Charakters, 
ihr  Seelen!  ist  das  Richtige,  wie  0.  Crusius  in  Bezüglich  des  Ortes,  welcher  f|co  tov  tsi'xovg 
Ersehn.  Grubers EncyklEeren 2,36  ■p.26r,—2G1  lag,  hat  man  sich  dahin  geeinigt,  dafs  nicht 
gezeigt  hat  (vgl.  E.  EoMe,  Psyche  1,  219,  2  der  in  der  Theseussage  vorkommende  Altar 
und  d.  Art.  Keren).  Es  handelt  sich  um  die  am  Kephissos  zu  verstehen  sei,  sondern  der 
Wiederkehr  (s.  §  27  Sp.  1487,  10),  das  Herbei-  am  Ilissos,  also  zwischen  Mauer  und  Flufs. 
schwärmen  der  Toten,  aus  Anlafs  der  ihnen  Sieht  man  sich  in  diesem  schmalen  Bezirk 
geweihten  Opferspenden;  Anschauungen  und  näher  um,  so  stöfst  man  vor  allem  auf 
Gebräuche,  wofür  jetzt  auf  E.  Bohdes  meister-  ein  bis  vor  wenig  Jahren  nicht  näher  be- 
hafte  Darstellung  verwiesen  werden  kann;  5o  kanntes  Heiligtum,  das  der  Baailr]  und  des 
speziell  für  die  Anthesterien  auf  p.  216—219.  Neleus,  über  das  wir  schon  bei  Olympia  ge- 
Ihr  eigentlicher  Tag  war  das  ''Kannenfest',  die  sprochen.  Diese  derRhea  ganz  nah  verwandte 
XvrQai,X6uL  oder  Hydrophoria,  wofür  man  auch  Gottheit  hatte  also,  ehe  die  phrygische  Götter- 
Choephoria  hätte  sagen  können,  offenbar  mit  mutter  ihrer  Einzug  in  Athen  hielt.  Jahr- 
ursprünglicher Beziehung  auf  die  Grabesspende;  hunderte  lang  dort  unerkannt  gestanden,  ein 
diese  bildeten  den  Beschlufs  des  Festes.  greifljares  Korrelat  des  Baailrig  vom  Kronion. 
Hferbei  stellt  sich  nun  ein  eigentümlicher  So  haben  hundertmal^  dieselben  Gestalten 
Umstand  heraus,  der  noch  nicht  in  das  richtige  unter  verschiedenen  Namen  die  Götterwelt 
Licht  gerückt  worden  ist:  diebeständige  Bezug-  und  ihre  Kultstätten  bevölkert.  Als  Gatte  der 
nähme  auf  Deukalion  und  die  Flut;  das  Toten-  co  Rhea  wurde  uns  Hyperion,  der  Sonnengott 
fest  gelte  den  damals  Umgekommenen,  hiefs  genannt.  Wenn  wir  uns  hier  eines  früher 
es  {Heortol.  366)  oder  es  sollte  gar  von  den  (Gig.  u.  Tit.  69flF.),  umständlich  gewonnenen 
damals  Überlebenden  selber  gestiftet  sein  (365).  Resultates  bedienen  dürfen,  so  wird  der  Sonnen- 
Dies  weist  auf  eine  ganz  bestimmte  örtlich-  gott  nicht  erst  in  hellenistisch-römischer  Litte- 
keit  hin,  den  deukalionischen  Erdspalt  am  ratur,  sondern  schon  aufserordentlich  früh  Ttrav 
Olympieion,  in  welchen  jährlich,  wahrschein-  genannt;  der  Titan  xar'  f'^oxrjv  ist  Kronos. 
lieh  an  eben  diesem  Feste  (s.  Eohde  218,  3),  In  der  Nähe  der  so  gekennzeichneten  Götter 
Totenopfer,  angeblich  wegen  der  von  der  Flut  am  Ilissos  war   es,   wo  man   die  Diasien  und 


1519       Kronos  (u.  Zeus  Meilichios)  Kronos  (u.  Zeus  Meilicliios)        152n 

den  Zeus  Meilicliios  (ich  sage  absichtlich  Bericlitete  hinaus.  Dafs,  wie  dort  behauptet 
^und')  feierte.  Seltsamerweise  hat  nun  niemand  wird,  der  Name  wirklich  solche  Veränderung 
versucht,  zwei  Notizen  zu  verwerten,  welche  erfahren  habe,  ist  nicht  zu  glauben  und  jeden- 
geeignet  sind,  weiteres  Licht  auf  diese  ältesten  falls  nicht  so  wahrscheinlich  wie  die  euphe- 
Kulte  zu  werfen,  z/tag  ist  'ein'  Titan  zufolge  mistische  Gestaltung  von  vornherein,  der  ein 
Etym.  M.  s.  v.  =  EudoMa  396,  d.  h.  eine  ganz  fremdes  Wort  zu  Grunde  liegen  mochte. 
Gottheit,  die  unter  diesem  mythisch  geworde-  In  Patras  gilt  die  Beziehung,  die  schliefslich 
nen  Namen  einst  bekauntwar.  Ferner  lernen  wir  an  dem  Flusse  haften  geblieben  (wie  die 
aus  Schol.  GucJf.  z.  Eur.  Or.  89  und  Theodor.  Titanen-Namen  Krios,  Koios  an  anderen  pelo- 
(jramm.  p.  69  Güttliny  ein  Fest  Tixävta  kennen,  lo  ponnesischen  Flüssen),  einem  mysischenDionysos 
welches  mit  den  z/taffm  zusammen  genannt  und  (s.  besonders  20,  1  und  19,  3  [6]).*)  Ander- 
ausdrücklich hergeleitet  wird  von  einer  Singular-  wärts  ist  nun  gezeigt  worden  {JaUrh.  d.  Inst. 
form,  d.  h.  Fest  des  Dias,  Fest  des  Titan.  1892,  Myk.  Beitr.  2  p.  202),  dafs  das  grausige, 
Ob  die  Titania  hierher  gehören,  oder  blofs  Wahnsinn  en-egende  Dionysos-Idol  von  Patras 
zufällig  in  der  Aufzählung  ähnlicher  Formen  eine  Kultmaske  (ähnlich  der  pheneatischen 
neben  die  Diasien  zu  stehen  gekommen  {Schol.  Demeter**)  war,  deren  Behälter  auf  Münzen 
Eur.),  ist  nicht  unbedingt  zu  entscheiden.  der  Stadt  erscheint,  wo  ein  jugendlicher  Gott 
Doch  kannten  Philochoros  und  Istros  einen  oder  Heros  die  Hand  auf  den  Deckel  legt. 
Titanios  in  Marathon  und  bezogen  darauf  die  Während  aber  im  Numism.  commentary  an 
irgendwo  vorgefundene  Bezeichnung  Attikas  20  Paus.  p.  75  von  Imhoof- Blumer  u.  P.  Gardner 
als  TizuvCSk  yrjv  {Gig.  u.  Tit.  68  f.).  Gehören  dieser  Behälter  richtig  auf  Taf.  Q  nr.  2,  1  u.  3 
nun  Diasia  und  Titania  zusammen  etwa  wie  Tro-  erkannt  worden***),  hat  man,  glaube  ich, 
phonia  und  Basileia,  die  obwohl  promiscue  minderes  Recht,  diese  Deutung  auch  auf  jene 
gebraucht,  das  gemeinsame  Fest  von  zweierlei  Münzen  der  Stadt  auszudehnen,  wo  statt  jener 
Personen  bezeichnen,  so  würden  Dias  und  Darstellung  einfach  ein  grofser  unförmlicher 
Titan  nicht  identisch  sein,  sondern  nur  im  Gegenstand, einem  rauhen  Omphalos-Steinnicht 
Kult  der  eine  sich  an  den  anderen  angesetzt  unähnlich,  erscheint  (so  Q  3).  Dieser  sieht 
haben;  das  heifst:  Apollonius  von  Acharnä  vielmehr  aus  wie  eines  jener  primitiven  Kult- 
{Schol.  Äristoph.  Niib.  407;  vgl.  Band  p.  5)  male,  von  denen  der  nächste  Abschnitt  handelt, 
würde  recht  haben  zwischen  Diasien  und  30  Man  erinnere  sich,  dafs  wo  ein  alter  Meili- 
Zeus  Meilichios  zu  unterscheiden;  der  Name  chios  sonst  noch  vorkommt,  in  Sikyon  {Paus. 
Titan  fiele  dann  auf  den  Meilichios,  der  also  2,  9,  6),  dort  unter  dem  Zeus-Namen,  er  in  so 
den  Zeus-Namen  nur  uneigentlich  führte.  Alles  primitiver  Gestalt,  als  pyramidenartiger  Stein 
dies,  sowie  der  düstere  Charakter  des  Festes  auftritt.  Diese  durchaus  exotische  Form  lenkt 
scheint  mir  nicht  übel  auf  Kronos  zu  passen.  unsere  Blicke  abermals  in  die  Fremde.  Ich 
'Ol6v.avT<x,  wie  sie  der  Meilichios  heischt,  opfert  habe  daran  gedacht,  ob  sie  nicht  dreiseitigf) 
bei  Philo  {fr.  2  §  24  p.  569  Müller)  Kronos  sei  und  dann  einfach  als  Vorläufer  der  Heka- 
selbstin Gestalt  seines  Sohnes:  Tov  savTov  fiovo-  teia  an  den  Scheidewegen  zu  erklären  sein 
ysvi]  vVov  Kgövog  OvQuvm  za»  tiuxqI  oXo-navror  könne.  Allein  in  diesem  Falle  müfste  der  Apollo 
damit  könnte  es  zusammenhängen,  dafs  an  40  Agyieus  diese  Form  und  nicht  die  typische 
den  Kronien  keine  Tierfelle  C. /.(?.  157  erwähnt  der  runden  Spitzsäule,  die  auch  sonst  die 
werden;  doch  hat  der  Kronos  dieses  Sommer-  häufigere  ist,  aufweisen.  Auch  ist  es  wohl  nicht 
festes  eine  ganz  eigene  Entwickelung  ge-  ganz  dem  Zufall  zuzuschreiben,  dafs  der  einzige 
nommen,  und  steht  schliefslich  jenem  so  fern  Apollo,  welcher  in  Pyramidenform  erscheint, 
wie  etwa  die  Demeter-Chloe  der  von  Pheneos.  der  'karische',  von  Megara  ist:  Paus.  1,  44,3. 

Wer  mit  neuem  Material   einmal   den  Be-  Diese  Gestalt  hatte  im  kilikischen  Mallos  der 

weis   von    der   Kronos-Feier   im    Anthesterion  kretische   Zeus   (s.  unten),   in  Tarsos   der  mit 

unternehmen  sollte,  der  wird  nicht  übersehen  dem    Baal    Tars    verwandte    Zeus    Dolichenos 

dürfen,   dafs    die   armenische  Plutsage  in  der  (Sp.  1501, 1),  in  Seleukia  der  dem  kretischen  ver- 

gräcisierten  Form  wie   sie  uns  vorliegt  (§  24)  50  wandte  Zeus   Kasios  (s.  §  46),  bei  den  Phöni- 

berichtet,  Kronos  habe  für  den  Monat  Daisios  ziern,  wie  oben  dargelegt  wurde  (Kap.  VII,  Ic), 

die  Flut    prophezeit,    d.    i.    derjenige  Monat,  derBaal-Qarnain, d.i.derSaturnusBalcaranensis 

welcher  in  Sikyon  und  anderwärts   dem  atti-  der  Römer.  —  Wenn  dem  so  gestalteten  Götter- 

schen  Anthesterion  entspricht.  stein   von  Sikyon,  gerade  wie  in  Patras,  eine 

„                TV/r    •  1  •    V,  •  Artemis  zur  Seite   steht,  und  diese  den  ioni- 

i^xkurs:  Meilichios.  g^^l^g^  Namen  Patroa  führt,  so  scheint  dies  nur 

43.   Es   hängt  bei  Beurteilung  dieser  sehr 

dunkeln  Urzustände  viel   davon  ab,  wie  man  ,     *>.^"  ^''l  vergleicht  röp^f«-,  Att   Geneai   250,  ^ 

.   ,              T          r,           Ti/r     -T  •     1   •            j_  ^^J_      t         •   i  "Oü   clioiiysosartigen   Z.    rhilios,    der  mit  Demeter    und 

Sich    zu   dem  Zeus   Meilichios    stellt,   den   ich  ^^^^   in   Megalopolis    verehrt    ^ird.     Vgl.    m    Lykosiira 

für  eine  ursprünghch  barbarische  Gottheit  zu  üo  aen  Titau  Anytos  und  die  beiden  Göttinnen. 

halten   geneigt  bin.      Mit    wie    wenig   Recht   er  **>  Hn-  Beiname  Ktdafjia  erklärt  sich  aus  einem  orien- 

den   Schmeichelnamen   führt,   ist   kein  Geheim-  talischen   Kopfputz;   Preller,    Demeter  u.   I'ers.   16iJ;  viel- 

nis    und    geht    indirekt    ziemlich    deutlich    aus  leicht  war  sie  der  Demeter  Mysia  von  Argos  {Paus.  2,  18) 

den  düsteren  Kult-Legenden  von  Patras  her-  ""^«^  Peiiene  (ib.  7,  27)  verwandt. 

vor,  wo  offen  gesagt  wird,  der  damit  verbun-  ^12J^  ^"^  ^''««^^'^-^i^^'^s  «^^^  dort  Q  2  und  Q  4  ver. 

denen  Menschenopfer    halber    hätte   der   Meili-  """^/L' haben  sie  sich  auch  andre   vorgestellt,    freilic: 

Chos  eigentlich  Ameilichos  heilsen  sollen;  denn  ^^^   Gründen   die   man   sich   heute   schwerlich   aneigne) 

darauf  kommt  doch  das  bei  Paus.  7,  19,  2  (4)  wird;  s.  Overöeck,  Der.  d.  .?.  g.  i864,  158,  17. 


I 


\ 


1521       Kronos  (u.  Zeus  MeilicHos)  Kronos  (u.  d.  delph.  Stein)       1522 

darauf  yai  deuten,  dafs  die  loniev  hier  die  Ver-  mann  (s.  Litteratur)  p.  11  ff.  über  die  Gladia- 

mittler  spielten,    wie   ja  auch    in   Athen   der  torenspiele  sagt,  die  er  als  ursprüngliche  Men- 

Meilichios- Altar    am  Kephisos   mit    dem    ein-  schenopfer  an  Saturn  auffafst,  scheint  auf  Mifs- 

wandernden  die  Wegelagerer  tötenden  Theseus  Verständnis  der  Schriftsteller  zu  beruhen, 

in  Verbindung  gebracht  wird  (Paus.).  AufdasVerhältnisderDeukalions-Trauerzum 

Meilich- ios,  auf  Andros  Msl^xiog  geschrie-  Kronos  kommen  wir  unten  zurück  (Kap.  IX,  3). 

ben    (Inschr.    etwa  des   4.  Jahrh.,   Atli.    Mut.  ,     t\        i    i    i  •      i      ol    ■ 

189.^,10  E.  Pernice),  für  einen  primitiven  Kult  ^;   ^^'-  ^^elphische  Stein, 

allzu  durchsichtig,  ist  einer  der  wenigen  grie-  44.  Wir  kommen  nun  zu  Delphi.    Ohne  dafs 

chischen  Götternamen,  die  wenn  sie  einmal  aus  lo  dort  gerade  ein  Kult  des  Kronos  in  historischen 

einem  Fremdwort  herzuleiten  sind,  auf  semi-  Zeiten  bestanden  hätte,  weist  doch  eines  der 

tischen  Ursprung  hinweisen  würden.    Täuscht  wichtigsten    Momente    in    der    Kronos-Mytho- 

dieser  Eindruck  nicht,  so  kann  man  natürlich  logie  nach  jenem  Punkte  hin.    Wird  hier  doch 

nicht  auf  miUach    'Schiffer'    (vgl.    0.  Gruppe,  der  heilige  Stein  verehrt,  den  Kronos  statt  des 

Gr.  Kulte  p.  398  zu  Philo  p.  566),  sondern  nur  Zeus-Kindes  verschlungen  und  wieder  von  sich 

auf  melech,  moloch,  malik  d.  i.  ^aailsvq  hinaus-  gegeben    haben    soll.      Ein    solches    Denkmal 

kommen.    Das  Kronos-Meer  im  Norden  nannte  müfste  zu  einem  Eckstein  der  religionsgeschicht- 

HeJcataios  (Plin.  N.  H.  i,  di)  Ä-makhium,  was  liehen   Betrachtung    werden,    wenn   wir  auch 

man  mit  dem  gleichen  Stamm  in  Verbindung  nur   die   Angabe  Hesiods  besäfsen,   dafs   Zeus 

bringt,  also  phönizischen  Schiffern  zuschreibt.  20  ihn  in  Pytho  aufgestellt,  nicht  auch  ein  histo- 

Die  Wort-Erklärung  ist  unwesentlich  für  risches  Zeugnis  über  die  Thatsache  und  Art 
die  geforderte  Unterscheidung  der  Diasien  und  seiner  Verehrung:  ÄiO'o?  satlv  ov  (isyccg-  tov~ 
des  Meilichios.  Aber  träfe  sie  auch  das  rov  v.al  t'laiov  oGrjfxsQai,  ■accxaxsovGL  v.ccl  v-axa 
Richtige,  so  würde  eine  allzu  ausgedehnte  ioQtfiv  s-Kdazrjv  f'pto;  iniri&iccai,  xa  aQycc 
Anwendung  auf  Kgövog  ßaaiXsvg  (§  5),  d.  h.  {Paus.  10,  24,  6).  Wie  derselbe  aussah  und  auf- 
ein Rückfall  in  die  Moloch-Theorie,  kaum  zu  gestellt  war,  wissen  wir  nicht,  da  die  Vasen- 
befnrchten  sein.  Die  bisher  entwickelten  und  bilder,  welche  man  früher  darauf  bezog  (s. 
weiter  unten  darzulegenden  Umstände  sichern  Daremberg  u.  Saglio ,  Dictionn.  v.  Baetylus 
dem  Kronos  seine  eigne  Natur  und  begrenzen  Fig.  742),  etwas  ganz  anderes  vorstellen  (Keliule, 
sein  Herrschaftsgebiet  gegen  das  der  Orient-  so  Ei  der  Leda;  Festschrift  f.  d.  Arch.  Inst.  1879), 
götter,  die  immerhin  seine  nächsten  Kon-  und  das  späte,  unten  Fig.  17  abgebildete  Bild- 
kurrenten gewesen  sein  mögen.  Wie  das  werk,  wo  offenbar  dieses  Attribut  auf  der 
Vorderasiatische  sich  mit  der  Mykenischen  Säule  gemeint  ist,  nicht  mafsgebend  sein  kann. 
Kunst,  worin  es  sich  so  stark  geltend  macht,  Solche  heiligen  Steine,  nach  einer  beliebten, 
bei  weitem  nicht  deckt,  so  kann  auch  Glaube  aber  nicht  ganz  einwandsfreien  Auffassung 
und  Mythus  der  Griechen  sich  von  dorther  ,, Reste  ältesten  Natur-  und  Fetischdienstes" 
das  eine  oder  andre  angeeignet  oder  angepafst  (Ulrichs,  Beisen  1,  105,  vgl.  dagegen  Welcher, 
haben,  ohne  dafs  darin  ein  Präjudiz  für  die  vor-  Götterl.  1,  218 ff.)*),  bald  rohe  Aerolithen  oder 
homerische  Götterwelt  im  allgemeinen  läge.  Feldsteine,  bald  regelmäfsiger,  dann  meist 
Der  Schwerpunkt  dieser  Fragen  fällt  auf  eine  40  konisch  gestaltet,  begegnen  bekanntlich  in  den 
ganz  andere  Seite  als  auf  die  semitische,  mit  verschiedensten  Kultbereichen  der  antiken 
welcher  die  vorgriechische  Epoche  nur  mehr  Welt,  sowohl  im  Orient,  wofür  Lenormants 
Berührung  hatte  als  alle  späteren.  Artikel  bei  Daremberg  u.  Saglio,  v.  Baetylus 

43  a.  In  diesem  Sinne  behalten  wir  auch  die  eine  gute  Vorarbeit  bietet  (vgl.  auch  ob.  Bd  1,  2 

italischen  Verhältnisse  nach  wie  vor  im  Auge.  Sp.  2870  Ed.  Meyer),  als  auch  in  Griechenland, 

Vgl.  §  16.  30.  Es  ist  hier  wohl  am  Orte  an  Phit.  wofür  OverbecJc,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  1864,  157 

quncst.rom.Si.  il/or.  p.  272  E  zu  erinnern.  Wes-  die   vollständigste,   hier   nur  wenig  zu  ergän- 

halb,  fragt  er,  finden  die  Totenopfer  im  Dezember  zende  Zusammenstellung  gegeben  hat.    Aufser 

statt?    Etwa  weil    da  die    Saat    in    der  Erde  den  vielfach  als  Altar   dienenden   Spitzsäulen 

aufbricht  und  man  die  Saat   mit  den  Unter-  50  des  Apollo  Agyieus  (die  nach  dem  Urteil  man- 

irdischen    in   Verbindung    bringt?    Oder   weil  eher  Alten  dem  Dionysos  galten),  sowie  denen 

dieser  Monat    dem  Kronos    geweiht  ist,    den  des    Helios-Apollo   in    den   korinthisch-korky- 

man  dann  zu  den  unterirdischen,  nicht  zu  den  räischen    Kolonieen    (ApoUonia,   Orikos),  von 

oberen    Göttern    rechnen    würde?    Oder    will  Ambrakia,    dem    kretischen    Aptera,    Byzanz, 

man  von  der  Freude  der  Saturnalien  auch  den  (anders  in  Megara),  woneben  in  Ost  und  West 

Toten    etwas    weihen?    Plutarch    spricht  hier  eine   Reihe   von  gleichartigen   Artemis-Kulten 

allerdings  von  dem  römischen  Saturn,    dessen  zum  Teil  selbständig  auftreten  (Perge,  Trözen 

Beziehungen  zum   ältesten  Totenknlt    Jordan  [Paus.    2,  31,  4],   Sikyon),    sind  folgende    zu 

(z.  Preller,  R.  31.  2,  10)  nach  den  Grabfunden  nennen:    der  Eros   von   Thespiä,    der    Hermes 

(ich  habe    das    nicht  geprüft)   wahrscheinlich  60 

findet.      Auch   handelt   es    sich    in   Athen  nicht  *)  PhUo  v.  ByU.  Fr.  ff.  G.  3,  568,  19  meint,  wenn  er 

um  den   Dezember,    sondern    um  den  Anthe-  aio  ßattvXoi  a,U(fixfJuxoi  ^ISot  hezeichnet,  oSenhai  jaue, 

sterion.  Immerhin  können  wir  uns  den  Hin-  denen  die  Fabel  im  Orient  selbständige  Bewegimg  zu- 
weis auf  die  Totenverehrung  aneignen,  sei  es  sd^rieb:  Lenormant  p.  «44,  .59,  ^^■o  hinzuzufügen  Mytl.oyr. 
dafci     dpT     Autor     an     p-riechisrhe     Verhältnisse  ^"''''-    ^'   ^^^-      ^'^    semitische    Bezeichnung    dafür    war 

dais    aei    Autor    an    gnecniscne    vernaitnisse  ^^^^  Abu-Addir  d.  i.  mächtiger  stein,  nicht  Ab-Addir, 

dachte  oder  nur  unversehens  einen  beiden  ge-  ^   ^    mächtiger  Vater,  wie  in  unseren  Quellen  steht. 

meinsamen    Punkt    berührte.     Was  hingegen  warum  übrigens  Saturn  .Vi/üAo^r.  Fa^ic.  3,  1  T ex  heifst, 

Lipsius  {Saturnal.  1  Kap.  5)  und  danach  Zimmer-  errate  ich  nicht. 


1523       Kronos  (u.  d.  delpla.  Stein)  Kronos  (u.  d.  delph.  Stein)       1524 

von    Kyllene    (dieser    angeblich    in    Phallos-  Die  Lesart  Kgövov  ist  durch  vrjTrtcov  yiQ^avöfiov 

Gestalt),    die   Kybele   von   Pessinus,   die  Hera  geschützt  und  läfst  sich  sachlich  ebensowenig 

von   Chalkis    (unpubliciert,    z.  B.  Ath.    Münz-  anfechten,   wie    die  bekanntere   Überlieferung 

Knh.  4693;    vgl.   Ilead,   Hist.  mim.   305    und  von  der  dort  einst  herrschenden  Gaia-Themis, 

unten   §  57),   die  Aphrodite    von   Paphos,   so-  die   beim   attischen  Kronos  wiederkehrt  (wäh- 

dann   der  Herakles    von    Hyettos   in   Böotien,  rend  die  Aeschyleische  Phoibe  und  der  Anteil 

vielleicht  auch  das  Daktylen-Monument,  Paus.  Poseidons  [Paus.  10,  24,  4]  schon  zweifelhafter 

8,  34,  2  funten  §  58);  ferner  der  Zeus  Kappotas  erscheint).    Für  die  mantische  Rolle  des  Kronos, 

von    Gythion    (Kap.  X,    1  §  63)    und    die    im  an    der    A.  Mommsen  p.  284   Anstofs  nimmt, 

vorigen  Abschnitt  genannten  pyramidenförmi-  lo  fehlt  es  nicht  an  Belegen  (§  24).    Ich  dächte,  wir 

gen.*)     In  Italien  war  der  Tnppiter  Lapis  ein  werden  auch  hier  auf  eine  alte  Helios-ähnliche 

roher    Feldstein,   etwas    Ahnliches    d*^i-    Lapis  Gottheit   geführt  und   dürfen   dabei  anführen, 

Manalis  des  Mars  vor  Porta  Capena.    Übrigens  dafs  in  Rhodos  auf  den  Monat  des  Kronos-Festes 

scheint  ein   Exemplar  auf  uns  gekommen  zu  der  'AQTafiirioc  folgt:  ja  dafs  ebendaselbst  das 

sein:  aus  Mykenä,  nr.  650  der  Samml.  d.  Arch.  oben  beschriebene  Menschenopfer    an  Kronos 

Ges.  in  Athen.*'*)  vor  dem  Tempel  der  Artemis  Aristobule  statt- 

45.  Wem   dieses   Kult-Mal  also  in   Delphi  fand;    wie  ja  auch  bei  Philo   die  Titaninnen 

galt,  ist  ohne  weiteres  durchaus  nicht  so  klar,  als    Artemisse    {sma    TiravlSsQ    r)   'Agzffiidsg) 

wie    z.   B.    A.   Mommsen,    Del/pTiica    annimmt,  bezeichnet  werden,  als  Korrelat  also  Titan  = 

welcher  darauf  eine  ganze  Theorie  von   doi--  20  Apollon  voraussetzen. 

tigern  Kronos-  und  'Titanen'- Kult  baut.     Die  46.  Genaueres  ergiebt  eine  Betrachtung  des 

Beziehung  auf  Rhea  (GerJuird)  hat  Mommsen  Begriffes  ßccizvlog.    Man  hat  sich  vielfach  ge- 

selbst    zurückgewiesen.      Hesinds   Darstellung  wohnt,  alle  Arten  Göttersteine  unterschiedslos 

würde    es    nahe    legen,    an    ein    altes    Zeus-  mit  diesem  Wort  zu  bezeichnen,  welches  doch 

Symbol    (mit    Schoemann    u.    a.)    zu    denken,  die  Alten  nur  bei   dem  Stein  des  Kronos  ge- 

wenn  Delphi  überhaupt  einen  alten  Zeus-Kult  brauchen.  Die  P7w^ms-Stelle  wurde  schon  ange- 

besessen  hätte.     Dieses  Bedenken    scheint  mir  führt.  Dazukommt  Hesych.  ßat'r.  ovrcog  s-naXfito 

berechtigter  als  A.  Mommsens  sehr  rationali-  h  SoQ-ilg  li'&oiTrv  Kqovco  y.zl.    Yg}.  Bell-.  Anecd. 

stischer  Einwand,   das  Zeuskind  habe  sich  ja  1,  84  und  1,  222,  sowie  Etym..  M.  193.    Paroe- 

damals  auf  Kreta  in  Pflege  befunden  und  dort  30  mioyr.  2,  468   v.al  ßnLxvXov  av  y.ccT^TTisg,  also 

habe  der  Betrug  der  Rhea  gespielt.    Anderer-  mit  Beziehung  auf  Kronos.     Sonst  kommt  das 

seits    steht    nirgends,    was    derselbe   Gelehrte  Wort  noch  zur  Bezeichnung  einer  besonderen 

behauptet,   dafs   diese  Reliquie  von  den  Epi-  Stein-Gattung    vor,    die    sich   namentlich    bei 

gonen   auf  Zeus  und  Kronos  bezogen   wurde,  Heliopolis  finden   sollte;  es  bedarf  aber  wohl 

ursprüngrlich  aber  den  letzteren  allein  anging.  keines  Beweises,   dafs  der  Mythus  sich  nichts 

Wenn    ich    sie    dennoch    zu   Kronos    in    nahe  von    der    Mineralogie    aneignet,    sondern    die 

Beziehung  setze,    so   geschieht  dies   aus  ganz  Entlehnung  aufseiten der  letzteren  ist.  Zwpierlei 

anderen,    als    den    dort  angeführten  Gründen.  Erklärungen    des  Wortes    stehen   zu    Gebote. 

Beachtung  verdient  schon,  dafs  Phih  F.  H.  G.  Die  eine  operiert  mit  dem  alttestamentlichen 

3,  567  die  Baixvloi  in  die  Generation  vor  Zeus-  40  Beth-El,  d.  h.  Gotteshaus,  der  Stätte,  wo  .lakob 

Bei  und   Apollon   setzt  und   den    Baitylos  als  den  Stein  aufrichtete  und  ölte  (am  verständig- 

Bruder    des    El -Kronos    und    Atlas    aufführt.  sten  Lenormant  a.  0.  p.  643),   und   diese  Ver- 

Photius  hiil  cod.  2i2  (Pnmosc^  vif a  Isid.)i:>.fi4:S  wechslung   mag    schon   bei   denjenigen   Alten 

Beide,   sagt,    zwv   ßccizvlcav    äUov    allw   ccvk-  vorliegen,   welche  den  Berg  Libanon  Baitylos 

v,Bl6%-aL    &8f5,    KqÖvoj,   Jil,  'HXiw    kccI   roig  nennen   (Etym.  M.  s.  v.),  falls  nicht   ein  ein- 

(illoig.    Zudem  sieht  der  delphische  Stein,  der  facher  Irrtum  vorliegt   (s.  Renr.   Steph.   s.  v.) 

geölt  und  mit  roher  Wolle  bedeckt  wird,  ganz  welchen    Baudissin,    Stud.    z.    sem.     Bei.     2, 

aus  wie  ein  roherer  Vorläufer   des   Omphalos  232 ff.  beseitigt;,  die  andere,  welche   von   den 

mit  seinem  ayQtjvov,  wie  ein  Rudiment  alters-  alten  Grammatikern  herrührt  (Hesych.;  BeJcl:, 

grauer  Zeit,  das  man  nach  der  gewöhnlichen  50  Anecd.),  verweist  auf  das  kretische   ßKi'zr]   = 

Sitte    und  Scheu    neben    der  jüngeren  kunst-  ßaL-nr]   (wie   Avyizog,   Avrzog),   d.  i.   Ziege  und 

volleren    Form    unangetastet  '  bestehen  Jiefs.  Ziegenfell  (vgl.  ßcci'zrj  Pelz  Herod.  4,64),  und 

Andererseits  besagt  eine  wenig  bpachtete  Über-  verdient  offenbar  sprachlich  den  Vorzug,  den 

lieferung  bei    LyJcophr.    202    Schol,    dafs    vor  ihr  Svoronos,   Zeitschr.   f.   Nnm.    1888    p.  222 

Apollon  das   dortige  Orakel    dem  Kronos   ge-  erteilt;   sie   erweckt  auch  insofern  Vertrauen, 

hörte:    ein    Verhältnis    das    nicht    willkürlich  als  sie  in  der  landläufigen  Mythologie  keinerlei 

erfunden  werden  konnte,  da  es  nicht  Apollon  wohlfeilen  Anhaltsj^unkt  findet  und  die  dabei 

ist,  welcher  jenen  in  der  Weltherrschaft  ablöst.  vorgetragene  Meinung,   das  Götterkind   sei  in 

^,  .^^       '  ,   .        ,.,....       ,.  ein  Fell    gewickelt    gewesen,    wie    die   ganze 

*)  Etwas   anderes  scheinen  die  dreifsig  viereckigen  -«rj.ii       ■      j        n  -rr-    j         •       i         i-,- 

Steine,  welche  bei  dem  Hermes-Bild  von  Phnrä  [Penn.  7,  60  Mythologie   des   Zeus-Kindes    m   den   DlOnysOS- 

23,  3  (4))   standen,  gewesen   zu  sein.     Man   ^vird   an   die  kreiS    hinubersjnelt.      Mpgeu    nun    MallOS,   VOn 

nordischen  stonehengs  erinnert.  dessen  Baetylus  die  numismatische  Betrachtung 

**)  Zwei  irrtümliche  Angaben  sind  zu  beseitigen:  Ein  ausgeht   Und    die   krctische    Muttcrstadt    Molla 

aQYo?  xis^o;  des  Apollo  in  Deios  ist  nicht  bezeugt  und  jj^j-g  Namen  aus  einem  derartigen  zJiog  -ncoSiov 

noch  weniger  gefunden  worden,  wie  Jndr.  Lavg,  Myth.  jjerleiten  oder  nicht:  jedenfalls  handelt  es  sich 

RH>,ai  and  Reiüjhn  1    27.5  behauptet.    Auch  die  Spitz-  ^^  ^j^  zottiges  Fell  und  einen  bald  rohen,  bald 

saulen    von  Zeus   und   Hera  auf  Keos   (Ooerbeck  a.  a.  O.)  .,        ....   .  '^j         oj    •         tt-        i     i.  ci 

müssen,    was    die    Münzen    betrifft,    auf    einem    Irrtum  ^Plt^^  stilisierten  Stein.     Hier   hat  nun  SvorOnOS, 

Quatremire  de  Quincijs  hernhen.  ohne    die  Folgerungen   ZU   ziehen,    den    Zeus 


1525       Kronos  (u.  d.  delpli.  Stein)  Kronos  (Herkunft:  Allgemeines)   1526 

Kassios  verglichen,  der  auf  Münzen  korintlii-  klilrt  (s.  daselbst).    Anderseits  ist  es  auch  antike 

scher   Kolouieen  (inschriftlich)  dargestellt    ist  Anschaunnij,    dafs    Steine    (Meteore)    aus    der 

als  ein  von  einem  weiblichen  Tier*)  gesäugtes  Sonne     fallen.      Über    das    Ineinandergreifen 

Kind;    denselben    Gott,    der    in    Seleukia    als  der    Sonnen-    und    Hiranielsfunktionen    siehe 

spitzer  Stein  verehrt  wird  und,   wie  hinzuzu-  Kap.  IX,  1 .   Die  ältesten  Götter  lassen  sich  eben 

fügen  ist,   mit  Kreta   zweifach   in  Zusammen-  nicht  so   streng   individualisieren.     Bei    Rhea 

hang  gebracht  wird:  1)  durch  Serv.  Aen.  3,  680,  trifft  die  gegebene  Erklärung  des  Motivs  schon 

wo  Kyparissos   sich  zu  ihm  flüchtet,  um  dem  nicht  mehr  recht  zu,  man  müfste   denn  eine 

Apoll    auf  Kreta  zu   entgehen;   2)   durch  den  Beziehung    zum    Himmel    annehmen,    welche 
Ennianischen  Euhemeros,  der  ihn  mit  Molion,  lo  nicht  sowohl  die  phrygische  Erdgöttin  als  die 

Labrios  (§  36  am  Ende),  Labrandios,  Atabarios  Astarte  anging:   eine  Verwechselung,  die  vor- 

zusammen    als    Stiftungen    seines    kretischen  auszusetzen   allerdings  nahe  liegen  würde,  da 

Gott-Königs  anführt.    Küaiog  nun  erklärt  man  das    leuchtende    Meteor,    der   fliegende   Stern 

aus  den  verwandten  Worten,  welche  die  Lexika  sich  eigentlich  nur  auf  Astarte  beziehen  kann, 

darbieten,    wieder  als   den   fiffiaXXojiisvov ,   in  als   deren   stetes   Symbol  der  Stern   aus    der 

ein  zottiges  Fell  Gehüllten  (Svoronos).  Andrer-  vorderasiatischen  Kunst  genügend  bekannt  ist. 

seits   heifst  derselbe  in  Seleukia  abwechselnd  Über  die  anderen  Verschlingungs-MythenKaij.X. 

KsQcivviog  und  Kdaiog  (Lenortnant  644;  Head,  Hiernach  kann  es  nur  ein  Zufall  sein,  wie 

Hist.  mtm,  661),  indem  das  letztere  Wort  sich  er  so  viele  Dialektworte  betroffen,    wenn  der 
zugleich    als   ein  aramäisches  ergiebt,  welches  20  Ausdruck     Baitylos     uns     erst      aus     späten 

soviel   als   Donnerstein  bedeutet  (s.  Lenor-  Schriftstellern    bekannt    wird.      Die    meisten 

mant  a.a.  0.).    Die  Ksgawiai  ithgcd-  und  haeiyli  Göttersteine  ging  er  nicht  an,  der  delishische 

sind  auch  bei  PHn.  N.  H.  37,  133  uuverkenn-  Stein  wie  seine  kretischen  Verwandten  waren 

bar  dasselbe.     Der  mythische  Weise,  welcher  längst  in  den   Schatten    getreten   gegen    den 

auf  Kreta    die   idäische  Höhle    besucht,  wird  dogmatisch  gewordenen  Mythus  von  der  Ver- 

von  idäischen  Daktylen  mit  der  v.£qc(vvicc  XiO'oc:  schlingung  der  Kinder,  und   man  fragte  nicht 

geweiht  (vgl.  unten  §55),  die  alsohierdasselbeist  viel  nach   dem  Wo  und  Wie  jenes   Objektes, 

wie  der  heilige  süex,  den  Claudian  rapt.  Pros.  das  nur  als  Mittel   zur  Rettung   des  Zeus  ge- 

1,  201  als  Kybele-Bild  auf  dem  Ida  annimmt.  dient.      Das    der    letzte    xmd    wie    es    schien, 

Aus   all   dem   ergiebt  sich  unabweislich,  dafs  30  nebensächlichste  Punkt  des  Mythus,  die  schliefs- 

mit  der  Ziege  nichts  anderes  gemeint  ist,  als  liehe  Aufbewahrung  in  Pytho,  in  Wirklichkeit 

die  ai|  oder  cctyig,  d.  h.  die  Wetterwolke,  der  den  Keim  des  Ganzen  oder  wenigstens   eines 

Sturm   oder    wie  man    nun  die  Manifestation  grolsen    Teiles    des  Mythus    enthielt,    konnte 

des  Himmelsgottes  nennen  mag,  die  mit  dem  man  nicht  wissen;  man  wird  ungefähr  so  ge- 

Schleudem   solcher  'Donnersteine'    verbunden  urteilt  haben  wie  Overhecli  a.  a.  U.  p.  146. 
gedacht    wurde;    woher    ja    auch    die    Ziege 

Amaltheia  erklärt  wird.  5.    Alexandria. 

47.  Es  müssen  sogleich  die  weiteren  Folge-  48.  Dort  ging  der  unter  den  ersten  Ptole- 
rungen  gezogen  werden,  welche  sich  für  Kronos  mäern  eingerichtete  Kronos-Kult  mit  dem  des 
selbst  ergeben:  nämlich  dafs  (wie  schon  andere  40  Serapis  Hand  in  Hand:  Sp.  1508, 14,  Sp.  1516,31. 
bemerkt  haben)  es  der  Himmel  ist,  welcher  BihhverJce  3.  Minne.  Fei.  27  ipse  Saturnus  et 
den  Donnei'stein  verschluckt ,  um  ihn  dann  Seropis  et  Jupiter  et  quidquid  daemonvm  Colitis 
ausspeien  zu  können,  ein  Umstand  übrigens,  c<c.  C. /.(?.  add.  3  p.  1232  aus  Philae  in  Ägypten: 
womit  das  Verschlingen  der  andern  Kinder  gar  xoilqb  ävaaaa  ^iXäv  (d.  i.  Isis)  xaigoig  &'  aua 
nicht  oder  nur  oberflächlich  zusammenhängt  v.al  av  Uagccm  yaiav  ivavzLTCsga  vauüv,"Aßarov 
(vgl.  Kap.  X,  1).  Den  Beleg  dafür  entnehmen  noXvcsfivov,  KKln^f.iipsis  ri^äg  acoovg  eg  Kqovov 
wir  einem  verwandten  Kultkreise,  dem  der  l finögiov  {d.  i.  rjlvaiov'?).  (Le^?'OH«c hätte  für 
Rhea.  Wie  aus  der  Pindargeschichte  bei  diese  Erklärung  Vitruv.  1,7  Is.  et  Serap.  in 
Aristodcm  (Schol.  Pind.  P.  3,  137)  bekannt,  emporio  anführen  können;  aber  awovg7) 
waren  herabfliegende  Meteorsteine  der  Rhea  50  ,_  ,,  ■,  „,  ,  -tr 
heilig  und  galten  geradezu  für  deren  Abbilder ;  IX.  Herkunft  des  Kronos. 
in  Pessinus  wurde  ein  schwärzlicher  Meteor-  1-  Allgemeines, 
stein  als  die  grofse  Mutter  verehrt.  Wenn  49.  So,  aus  realen  Kultzuständen  heraus,  wird 
nun  der  pessinuntische  Stein,  als  er  später  es  nun  auch  möglich  sein,  an  die  schwierigen 
nach  Rom  kam,  dort  der  Statue  der  Magna  Fragen  nach  dem  Verhältnis  von  Kronos  und 
mater  gerade  in  den  Mund  gesteckt  wurde  Zeus,  Vater  und  Sohn,  hoffnungsvoller  heran- 
{Arnoh.  7,  49),  so  liegt  doch  die  Idee  des  Ver-  zutreten.  Vom  Standpunkt  derjenigen  Götter- 
schlingens  zu  Grunde,  als  die  mythische  Vor-  weit,  die  wir  mit  Homer  betreten,  ist  es 
aussetzung  des  Hervorbringens  und  der  Selbst-  aufserordentlich  schwer  über  dem  anerkannt 
manifestation.  Vermutlich  verschlang  doch  60  Höchsten  einen  anderen  Höchsten  als  Vor- 
auch  Zeus  die  Metis,  Athenens  Mutter,  nur  ganger  zu  denken,  viel  schwerer  z.  B.  als  in 
deshalb,  weil  die  vom  Himmel  gefallenen  Palla-  der  indischen,  wo  Dyaus  als  Supremat  gegen- 
dien ursprünglich  etwas  derartiges  bedeuteten.  über  Indra  nicht  so  ausgeprägt  ist;  oder  man 
Kronos  ist  hier  also  der  Himmel,  wie  der  Titan  gerät  an  eine  Stufenleiter,  die  sich  aufwärts 
Koios,  der  sich  sprachlich  in  diesem  Sinne  er-  beständig    fortsetzen    läfst,    wie    dies    Eesiod 

,,  ^    .  ,  ^.       .      „  ,        ^-rr   .    ■  .       ^  lA    ■  "nd    andere    gethan.     Schon  Buttmann   hatte 

*)  Es  ist  hier  eine  Kuh:  auf  Kreta  ist   es  bald  eine  ■,      ^     ■,^       t                               l  l      t>        ••    t„i  i,„:4.    : 

Ziege;  bald  eine  Kuh,  bald  eine  Wöifi.i  oder  Hündin,  doshalb.  die  vorausgesetzte  Persönlichkeit  in 

bald  ein  Schwein;  s.  Svoronos,  NumUm.  de  la  cWte.  XQovog  aufgelöst,    den   er   als  goldene    Urzeit 


1527     Kronos  (Herkunft:  Allgemeines)  Kronos  (Herkunft:  Allgemeines)     1528 

verstand.  Auf  diese  Worterklärung  waren  Zeus  der  llias  nach  den  Ausgrabungen  in 
auch  die  Alten  selbst  verfallen,  aber  v^eniger  Dodona!  Läfst  man  überhaupt  eine  Supre- 
aus  innerem  Bedürfnis  denn  aus  blofsem  Raten  matie  in  der  griechischen  Götterwelt  zu,  so 
und  mit  dem  alleinigen  Ende,  dafs  nunmehr  findet  sich,  dafs  dieser  Olymp  nicht  eine, 
statt  der  einen  Person  eine  andere,  die  perso-  sondern  zwei  Spitzen  hat.  Welcher  selbst  hat 
nificierte  Zeit,  an  der  Spitze  stand.  Die  mono-  dies  vorübergehend  empfunden,  Gr.  Götterl. 
theistischen  Schmerzen  eines  Welclier  fühlten  1,  224:  „Haben  also  wohl  einzelne  Griechen- 
sie nicht.  Erst  dieser,  trotz  seines  Fakultäts-  stamme,  birtliche,  da  Helios,  Pan,  Apollo  Kar- 
wechsels stets  Theologe,  konnte  aus  seiner  neios,  Aristäos  u.  s.  w.  Hirtengötter  waren 
grandiosen  Auffassung  des  Zeus  Kronion,  die  lo  und  die  bedeutendsten  Tiersymbole,  Stier, 
den  Zeitgenossen  wie  eine  Offenbarung  und  Bock,  Wolf  [vor  allem  doch  die  Schafe !  MI] 
Erlösung  vorkam,  den  ;(;pot'oe  als  Zeit  und  Ewig-  aus  dem  Hirtenleben  stammen  [und]  nicht  den 
keit  in  einer  Weise  entwickeln,  welche,  da  Ackerbau  oder  Zeus  und  die  Erdgöttin  an- 
es  sich  jetzt  nur  noch  um  eine  Potenz  des  gehen,  [vielmehr]  den  Helios  anstatt  des 
Zeus  handelte,  mit  einem  Schlage  die  genea-  Zeus  als  höchsten  Gott  verehrt?"  Welcher 
logische  Schwierigkeit  aus  der  Welt  schaffte.  mit  seiner  Autorität  hätte  dies  durchführen 
Es  war  dies  ohne  Zweifel  einer  der  tiefst  ge-  sollen  statt  Späteren  die  fluchbeladene  Auf- 
schöpften und  zugleich  wirkungsvollsten  Ge-  gäbe  zu  hinterlassen,  eine  Unzahl  verkannter 
danken  des  Zeitalters,  geeignet  den  Glauben  Sonnengötter  nachweisen  zu  müssen.  Die- 
an  einen  ursprünglichen  Monotheismus  der  20  selben  verbergen  sich  oft  hinter  Apollon,  oft 
Griechen  in  weite  Kreise  zu  tragen  und  dort  aber  auch  hinter  Zeus,  welcher  letztere  Name 
bis  auf  den  heutigen  Tag  lebendig  zu  erhalten.  fast  wie  ein  Titel  verliehen  wird  (vgl.  z.  B. 
Max  Müller  hat  sich  stets  gefallen  lassen,  Aristaios,  Agamemnon).  An  diesem  Element 
als  Vater  dieser  theologisch  wertvollen  Ent-  aber  haftete  der  Name  Titan,  wie  auch  Hesiods 
deckung  zu  gelten  und  gefeiert  zu  werden,  Titanenfamilie  durchweg  aus  solaren  oder 
die  er  vor  30  Jahren  in  seinen  CJnjJs  direkt  astralen  Potenzen  besteht;  den  früher  von 
aus  Welcher  übernommen;  noch  heute  pole-  mir  beigebrachten  Belegen  ist  aus  Philo  mroc 
misiert  Andrew  Lang,  einer  der  belesensten  Titavidsg  J)  'Agrä^iSsg  hinzuzufügen.  Kein 
englischen  Mythologen,  stets  nur  gegen  Max  Teil  der  Naturverehrung  ist  so  früh  und  so 
Müller  und  ist  erst  nach  vieljähriger  littera-  30  vollständig  zurückgedrängt  worden  wie  der 
rischer  Thätigkeit  in  einer  Anmerkung  auf  Heliosdienst  durch  Apollon  und  seine  hundert 
seinen  und  aller  Welt  Irrtum  aufmerksam  ge-  andersnamigen  Parallelfiguren  ;  wohingegen 
worden.  —  50.  Die  Herleitung  des  Kqovc'wv  Zeus  seine  Blitze  und  Wolken  ungeschmälert 
oder  des  Kgövog  von  xQÖfog  ist  heute  in  der  behalten  hat  und  das  Volk  in  manchen 
deutschen  Wissenschaft  allgemein  aufgegeben,  Teilen  Griechenlands  bis  auf  den  heutigen 
aus  rein  sprachlichen  Gründen;  (die  Kreter,  die  Tag  sagt  6  &£6g  ßgizsi.  Manchmal  scheinen 
ich  in  einer  Anmerkung  anführte,  Gig.  u.  Tit.  sich  beiderlei  Kulte  begegnet  und  verschmolzen 
51,  1,  schreiben  ^govog  und  Kgruiara  nur,  weil  zu  haben,  oft  aber  auch  sind  die  beiden 
sie  kein  Schriftzeichen  für  die  Aspirata  haben).  Funktionen  ursprünglich  überhaupt  nicht  ge- 
Nach  und  nach  hat  sich  gezeigt,  dafs  auch  40  trennt  gewesen,  d.  h.  der  Sonnengott  verfügte 
die  hergebrachte  Vergleichung  des  Kronos-  über  Donner  und  Blitz,  so  bei  Eumelos  und 
Mythus  mit  der  schaffenden  und  wieder  zer-  in  Rom  als  Veiovis;  während  der  Tccv,  in 
störenden  Zeit  ebenso  viele  Schiefheiten  wie  Kreta  Tzäv ,  woraus  TItcxv  entstand  —  wie 
Anpassungspunkte  aufweist:  1)  Kronos  ver-  Elavcpog  aus  aocpög,  aiavtpog  fHesycTi),  wie  tiI- 
schlingt  seine  Kinder  nicht  nur,  sondern  speit  q)c(vayico  und  xitatvco,  Hes.  TJteog.  209  —  nach 
sie  auch  wieder  aus;  aber  Urne  brings  never  tJie  der  solaren  Seite  hin  gravitierte  (Gig.  u.  Tit. 81). 
past  buch  again  (A.  Lang,  Myth.,  BiHial  u.  Bei.  Noch  wieder  anders  ist  die  krasse  Natur- 
1,  304).  —  2)  Angenommen,  cJyMviofiryT?;?,  aufser  anbetung  der  Blitze,  Donner,  Winde  ohne  be- 
fisyag  das  einzige  homerische  Beiwort  des  K.,  stimmte  Namen  in  Arkadien  (Gig.  u.  Tit. 
pafste  darauf,  so  würde  doch  das  wesentliche  50  107),  wo  aber  doch  der  Wetterschein  dem 
mythische  Merkmal  bei  Homer,  die  Verbannung  Pan  gehört,  der  mit  Kronos  bisweilen,  scheint 
im  Tartarus,  widersprechen.  3)  Wir  wissen  es,  alterniert  (Kap.  II  §  7,  d).  In  der  Haupt- 
nicht,  welcher  von  den  beiden  Hauptzügen  bei  sache  sind  es  die  solaren  Gestalten ,  welche 
Hesiod,  das  Kinderfressen  oder  die  Unthat  am  als  das  zurückgedrängte  Element  empfunden 
Vater,  der  wichtigere  ist;  auf  den  zweiten  werden:  ein  Charakter,  der  gerade  aus  den 
würde  die  Erklärung  nicht  anwendbar  sein,  Kultresten  des  Kronos  doch  wohl  deutlich 
während  es  eine  Lösung  giebt  (s.  unt.  Kap.  X),  genug  hervorleuchtet.  Dies  geht  so  weit,  dafs 
die  beidem  genügt.  4)  Endlich  existierte,  selbst  die  verschiedenen  Gestalten,  unter  denen 
wie  namentlich  Overbech  a.  a.  0.  hervorgehoben  Uranos  auftritt,  Atlas-Tantalos,  Akmon,  Koios- 
hat,  Kronos  wirklich  im  alten  Kultus,  eine  60  Coelus,  leicht  mit  der  Sonne  in  Verbindung 
Thatsache,  die  Welcher  vergebens  abzuschwä-  gesetzt  werden,  wie  dies  an  der  erstgenannten 
eben  sucht.  Weichers  Hauptirrtum  war,  dafs  Gruppe  besonders  greifbar  zu  Tage  tritt 
er  den  homerischen  Zeus  für  den  ältesten,  ur-  (Gig.  u.  Tit.  88  ff.);  bei  Kronos  selbst  haben 
griechischen  nahm  und  Kultus,  Eidformeln  etc.,  wir  dies  gesehen.  Dieses  Element,  welches 
wo  Zeus  so  vielfach  fehlt,  nicht  genügend  als  Varuna  (Uranos)  in  ausgeprägter  Perso- 
berücksichtigte  gegenüber  den  Aufserungen  auf-  nificierung  aus  der  indogermanischen  Vorzeit 
geklärter  Denker  und  Dichter ;  wi#  einge-  mitgebracht  war,  durchbricht  auch  wieder  die 
schränkt    erscheint    schon    der    'pelasgische'  Einheit     der     von     Welcher     vorausgesetzten 


1529     Kronos  (Titanen  u.  Olympier)  Kronos  (Kr.  u.  d.  plirygische  Akrisios)    1530 

Götter-Suprematie.    Doch  können  andererseits  hältnisses  ist  der  von  Titanen  und  Olympiern, 

auch  nicht  die  Veden  allein,  wo  Kronos  fehlt,  Machen   wir    die  Probe,    so    ist   die  Titanen - 

mit    Max    Müller    zum    Ausgangspunkt    ge-  königiu  Rhea  wirklich  eine  Göttin  der  thrako- 

nommen   werden,    eben  wegen  des   einst  ver-  phrygischen    Stämme,    die    einst  grofse    Teile 

breiteten  stark  solaren  Kultus,  von  dem  Kronos  des    nördlichen    Griechenlands     inne     hatten. 

ein,  nicht  der  einzige  Vertreter  ist:  denn  auch  Warum    sollte    es    nicht    möglich    sein,    dals 

Homers  Standpunkt  ist  lokal    beschränkt  und  Ähnliches    bei    Kronos    stattlinde;    dafs    also 

die  Bevorzugung  des  Kronos  kann  uns  hoch-  z.  B.  der  Phryger  Pelops  mit  Recht  als  Sohn 

stens  die  Richtung  angeben,  von  wo  er  seine  des   Kronos    bezeichnet   würde,    wie    er   nach 
Anschauung    schöpfte.     Keinesfalls  genügt  es,  lo  anderen    wohl    der    der    Rhea   war,    die    ihn 

wie  H.  D.  MüUer  wollte,    in  Kronos  nur  die  wenigstens  in  die  Feuertaufe  hielt  (Sp.  1510,  20)? 

düstere  Seite  des  Zeus  zu  sehen;  die  im  vorigen  52.  Wirklich  ist  Kronos  als  eine  Gottheit  der 

Kapitel  dargelegten  Verhältnisse  widersprechen  Phryger  bezeugt,    wenn  auch  zunächst   unter 

dem  ganz  und  gar.     Ein  Mittelding  zwischen  anderem  Namen.  Hesych: 'AngLaLag-  6  Kqüvog 

Helios    und  Zeus   ist  das  Äufserste,    was   wir  tcccqcc    toig   (^qv^iv.     Dieser  Name    liegt,    wie 

zugeben    können;     aber    er    bedurfte    dessen  allgemein  übersehen  zu  werden  scheint,    den- 

kaum ,   um   sich  nach  beiden  Seiten  hin  ent-  jenigen  antiken  Erklärungen  zu  Grunde,  welche 

wickeln  zu  können.  Kronos  von  ngioig   herleiten.     Etym.  M.  s.  v. 

51.  Gehörte  die  Idee  eines  Vaters  der  Götter  —  älloi  8s  cpaciv  avzov  Kqovov  siQfja&ai,  oxi 
und  Menschen,  eines  obersten  Weltherrschers  20  nQarog  Qswv  slg  v.qlglv  snsßaXs.  Vgl.  die 
nicht  der  wirklichen  Religion  an,  sondern  dort  vorangehende  Erklärung;  es  soll  un- 
denjenigen  „welche  den  Griechen  ihre  Götter  gefähr  heifsen  KqÖvov  ?)  (oder  mkI)  'A-a^Colov 
geschaffen",  so  fällt  damit  auch  die  Annahme  6ip;^ö'9'atKTil.;  sonst  hätte  dieEtymologie  keinen 
eines  früheren  Herrschers  und  einer  früheren  Sinn.  Die  Abschreiber,  welche  den  zweiten 
Götterwelt.  Ein  ganzes  Volk  ändert  überhaupt  Namen  und  damit  die  Pointe  tilgten,  stutzten 
nicht  seine  Religion;  wenigstens  nicht  im  Alter-  offenbar  über  einen  Namen,  den  sie  so  oder 
tum.  Und  aus  dem  Fortschritt  von  rohen  Natur-  in  ähnlicher  Form  nur  als  Vater  des  Perseus 
göttern  zu  den  olympischen  Abstraktionen  kannten.  Hätten  sie  sich  weiter  umgesehen, 
konnte  sich  im  Volksbewufstsein  nie  ein  so  würden  sie  gefunden  haben,  dafs  der  Faden 
Gegensatz  zweier  verschiedener  Götterwelten  30  zwischen  den  zweierlei  Akrisioi  niemals  ganz 
entwickeln.  Selbst  den  erleuchtetsten  Geistern  abgerissen  ist.  Der  charakteristische  Punkt 
der  homerischen  Zeit  ist  dieser  Welcker's,ch.Q  zwischen  dem  Alten  von  Larisa  und  seinem  Sohne 
Gedanke  nicht  zuzutrauen.  Was  aber  zum  System  ist  doch  der  Diskus,  dessen  tötliche  Kraft,  näm- 
erweitert,  unter  Aufnahme  der  volkstümlichen  lieh  als  Sonnenscheibe,  in  der  Hand  des  hya- 
ßiesenkämpfe,  zu  Unmöglichkeiten  führte,  die  kinthischen  Apollon  —  einem  echten  Natur- 
Ausbildung  der  Kronos-Sippe  zu  einer  mit  Ge-  mythus  —  sichtbar  wird.  (In  Tarsos  ist  Per- 
walt  niedergeworfenen,  ins  Dunkel  verbannten  seus  noch  selber  dem  Apollon  verwandt.)  Nun 
Dynastie,  das  konnte  im  Einzelmythus,  z.  B.  liest  man  bei  Lykophron  399:  Jigkov  fisyiatov 
blofs  Zeus  und  Kronos  betreffend,  seine  gute  xaQQo^og  (d.  i.  ßorjd'og)  ■Kvvai.&sag,  und  in  den 
Berechtigung  haben.  40  Schollen  zu  di6v.Qv:  xov  Jiog'  ÖCa-nog  yäg  6 
^  ,  .  ^  -^^  Xi&og  6  (Jo'9'ets  rm  KqÖvoj,  o&sv  Kai  zliay-og 
2.  Der  phrygische  Kronos.  ^  Zstig-    yivvai&sk   Ös   iv  'AQ^adicc  ziiiäxai   6 

Gewöhnlich  beruhen  die  Feindseligkeiten,  avxög  und  in  anderen:  äia^HOV :  xov  avxl  Jiog 
denen  die  griechischen  Götter  begegnen  (ich  vno  KqÖvov  -naxuTto&ivxa  -axI.  Das  Schwanken 
rede  nicht  von  den  Eifersüchteleien  der  ein-  alter  Sonnenpotenzen  zwischen  Apoll  und  Zeus 
zelnen  Götter  unter  einander) ,  auf  dem  kennen  wir  schon.  Da  eine  runde  Scheibe 
Zusammenstofsen  sehr  verschiedener  Volks-  mit  einem  eingewindelten  Kinde  doch  wenig 
elemente.  Hinter  den  autochthonen  Unholden  Ähnlichkeit  hat,  so  ist  die  Beziehung  des 
und  Bestien,  die  überwunden  werden  müssen,  Diskos  auf  Kronos  äufserst  wertvoll  und 
verbergen  sich  oft  genug  (nicht  regelmäfsig)  50  würde  in  der  Sage  nicht  festgehalten  worden 
göttliche  Personen  von  repräsentativer  Bedeu-  sein,  wenn  das  Attribut  nicht  bald  ihm,  bald 
tung.  Es  liegt  nahe  genug  und  ist  z.  B.  von  dem  verwandten  Akrisios.  gehört  hätte,  auf 
F.I)ürmnler,Berl.phil.  \Vochensehr. X,87  bereits  den  die  Wirkung  der  eigenen  Macht  zurück- 
angeregt worden,  die  Gröfse  des  olympischen  prallt  (während  dem  Perseus  vielmehr  ein 
Kampfes  zum  Malsstab  der  irdischen  Ver-  anderes  Attribut,  das  Schwert  oder  die  Sichel, 
hältnisse     zu    nehmen     und     danach     Stärke  gehört). 

und  Umfang   eines  Gegensatzes   zu  bemessen,  53.  Hier  greift  nun  eine  andere  Beobachtung 

in    welchem     die    Nation    selber     sich    einst  ein,  über   die  man  verschieden  denken  kann, 

zu  einem  anderen  Volkstum  befand.  Die  frühe-  Ich  habe  früher  gezeigt,  dals  es  neben  Tixdv 

sten    Erlebnisse     des    Volkes    gestalten    sich  eo  eine  Form  Tixcov  gab,  nach  welcher  z.  ß.  der 

alle  mythisch,    seine  Kämpfe   zu   solchen    der  Gemahl  der  Eos-Hemera,  der  Vater  des  'üftoc- 

Götter    und   Heroen.      Dafs     sie    nicht    Auto-  d'icov,  <^u£&wv  und  Sandakos,  Ti&wvog  hiefs; 

chthoneu  in  ihrem  Lande  seien  und  Jahrhunderte  wobei  übrigens  übersehen  war,  dafs  schon  die 

lange    Wanderungen    voraus   gingen,    wufsten  alexandrinischen  Gelehrten  ohne  umständliche 

die    Griechen    allerwärts.      Aber    es    dauerte  Voruntersuchungen     das     Gleiche     behauptet 

lange,     bis    sie  hierfür   den  historischen  Aus-  hatten:   Schol.   Hom.   A  1.     Aus  dessen  Lager 

druck  fanden.     Der    allgemeinst   und  weitest  also  —  was  sonst  gar  nicht  zu  verstehen  war 

gefafste    mythische  Niederschlag   dieses   Ver-  —  erhebt  sich  allmorgendlich  Eos,  dem  Gatten 


1531     Kronos  (Akrisios  und  Tithonos)  Kronos  (Kr.  und  der  phrygische  Morgos)   1532 

vorauseileüd.  Wie  kam  man  auf  die  seltsame  logische  Beziehungen  zum  inneren  Kleinasien 
Idee,  ihn  den  schönsten  neben  Orion,  Phaethon,  Hermes  27,  Mythistorica  505  zu  vergleichen  ist, 
Memnon,  lauter  Gestirn-  oder  Sonnengöttern,  begegnet  in  der  Odysseusfamilie  Arkkios  als 
zu  einem  dürren  Greise  zu  machen,  der  nur  Vater  des  Laertes.  Und  auf  phrygischen 
noch  wie  eine  Grille  oder  Heuschrecke  zirpte.  Grabschriften  begegnet  man  demselben  Namen; 
Ich  will  sogleich  die  zweite  Frage  stellen:  die  Inschrift  des  Midas- Grabes  lautet  (nach 
warum  weiden  die  troischen  Greise  mit  Grillen  Ramsuy):  Ates  ArkieJ-ais:  Akenanolai^os  . 
oder  Heuschrecken  verglichen?  Ist  das  nicht  Midai  LaJ^altaei  .  J^avä->iz8i  sdasg,  d.  h.,  wie 
äufserst  gesucht?  Gesetzt,  solche  Hyperbel  sich  aus  den  anderen  Schriftdenkmälern  er- 
hätte wirklich  etwas  Charakteristisches  für  lo  giebt:  Ates  der  Sohn  der  ArkieJ-a  —  folgt 
die  Fleischlosigkeit,  die  aber  gar  nicht  aus-  ein  in  dieser  Gräbergi'uppe  häufiger  Stammes- 
gesprochen  wird,  würde  sie  überhaupt  ver-  oder  Familienname  —  hat  es  dem  Herren 
standen  werden  ohne  den  Mythus  von  Tithonos,  dem  Midas  errichtet;  der  Beiname  Laj-altes 
bei  dem  dies  mit  seiner  Unsterblichkeit  moti-  ist  in  seiner  Beziehung  zu  M.  nicht  völlig 
viert  wird?  Von  anderen,  die  unsterblich  ge-  erklärt,  aber  sprachlich  längst  als  Verwandter 
macht  werden ,  hören  wir  Ähnliches  nicht.  des  Laertes  in  Anspruch  genommen  worden. 
Man  begreift  nach  dem  Gig.  u.  Tit.  87  tf.  Es  kann  also  gar  kein  Zweifel  über  das  'AqM,sC- 
Entwickelten,  dafs  Tithonos  wie  andere,  die  6iqv  uvzqov  obwalten,  und  die  Überlieferung, 
aus  dem  Range  von  Urgöttex'n  zu  ^Titanen'  dafs  Akrisios  phrygisch  sei  (§  52),  bestätigt 
herabgesunken    waren,    einem    Zustande    des  20  sich  vollauf. 

Nichtleben-  und  Nichtsterben-Könnens  ver-  55.  Hierzu  gesellt  sich  eine  weitere  Überliefe- 
fällt.  Allein  die  spezielle  Form  bedarf  zu  rung,  die  wir  I'orphijr.  vit.  Pijthag.  17  (p.  25 
ihrer  Begründung  und  ihrem  Verständnis  Nauck)  verdanken.  Dort  heifst  es  von  dem 
eines  weiteren  Momentes,  welches  verloren  halbmythischen  Weisen:  ÄQrjtrjg  d'  snii^uq 
gegangen  ist.  Und  dieses  glaube  ich  in  dem  rots  Möqyov  (ivaraig  nQoayei  svog  zciv 
Namen  'Av.QL6iog  zu  finden,  der  uns  aus  Phry-  'iSaCoiv  d aKxvXav,  vcp'  wv  kuI  iHa&ÜQd^rj 
gien  (als  Kronos)  bezeugt  wird.  Dieser  Name  xrj  -Ksgawia  liQ'a),  tco&ev  ^sv  Trorpo;  ^alcitTTj 
gab  zu  dem  Wortsj)iel  mit  «xptg  oder  xsxxih,  An-  nQrivijg  eKTa&sig,  vvkzo^q  Öl  TtccQcc  nozdficö 
lafs,  und  liegt  sowohl  dem  Mythus  wie  dem  ccqv8iov  fisXavog  ^ßHots  iazBcpavca^ivog-  slg 
homerischen  Vergleich  zu  Grunde.  Weniger  30  8s  zb  'iSaiov  y.cclovii£vov  ävzgov  Kuraßccg  bQia 
dafs  der  Mythus  sein  Subjekt  gewechselt  t'xcov  nsXavu  zag  vo^b'^ofisvag  zQig  ivvsurji.iSQag 
hätte,  als  dafs  man  sich  in  der  Benennung  s-nst  öiszQiiltsv  hzI.  Der  Weise  wird  also  in 
der  mehrnamigen  aber  identischen  Person  ver-  .  die  Weihen  einer  mythischen  Person  auf- 
griff. So  wurden  als  blolse  Mirabilien  hundert  genommen,  und  zwar  mit  Hülfe  eines  jener 
Geschichten  nacherzählt,  deren  Pointe  ver-  magischen  Donnersteiue,  die  wir  als  nahezu 
loren  gegangen  —  wie  wir  dies  soeben  im  gleichbedeutendmiti^aei7//jkennen,Sp.  1525,22. 
Etyin.  M.  bei  einem  ähnlichen  Fall  urkund-  Der  Erwartuug,  dafs  der  idäische  Daktyl  auf 
lieh  vor  Augen  hatten.  dem  Ida  hause,  wo  ein  solcher  Baityios  auch 
54.  Was  das  Wort  Akrisios  bedeutet  (die  Alten  von  anderen,  angeblich  als  Sakrament  der 
leiteten  es  bequemerweise  von  ol-aqcc  her,  40  Rhea,  erwähnt  oder  angenommen  wird,  ent- 
Hesych.)^  braucht  uns  wenig  zu  kümmern,  wenn  spricht  die  Erzählung  nicht :  sie  findet  es 
wir  eine  Form  Arkisios  nachweisen  können,  wirkungsvoller,  alle  Elemente,  Blitz,  Erde,  Meer 
welche  allen  Anspruch  darauf  hat,  die  ge-  und  Flufs  aufzubieten,  um  den  Weisen  damit 
treuere  zu  sein.  Und  zwar  berührt  die  be-  in  magische  Berührung  zu  bringen.  Auch  die 
treffende  Überlieferung,  welche  sich  auf  Kreta  heilige  Höhle,  wo  man  nicht  unbillig  die 
findet,  einen  der  Angelpunkte,  worin  örtlich  idäischen  Mysterien  erwarten  würde,  kann  der 
wie  inhaltlich  der  Mythus  von  Kronos  und  Erzähler  nicht  gebrauchen,  da  man  sich  dort 
der  Zeusgeburt  hängt.  Es  handelt  sich  um  nach  der  herrschenden  Meinung  nur  dem  Zeus 
nichts  Geringeres  als  eine  heilige  Höhle  auf  naht,  dessen  Grabschrift  er  mitteilt.  Jener 
dem  Idagebirge,  allem  Anscheine  nach  um  die  50  Heilige  mufs  also  irgendwo  anders  sein  Wesen 
berühmte  selber,  wie  auch  Loheck,  Agl.  1118  treiben;  wo,  wird  nicht  gesagt,  keine  Stadt, 
annimmt.  JEtym.  M-  'A^tisCaiov  ävzQov  zrjg  kein  Küstenname  verlautet.  —  Für  uns  kann 
KQrjztnfig  "idrjg  cpaelv  vtio  Kovqr,z(i3v  ovofia-  diese  Trennung  nicht  ernstlich  bestehen; 
ai)'Fjvai  ort  zov  Kqovov  avzotg  cpBvyovai  nal  Morgos  gehört  untrennbar  zum  Arkesion;  das 
tig  avzo  ■Kcczaövstaiv  snriQ-masv  ovzco  Ssvicov  lernen  wir  aus  der  Cj'klade  Amorgos,  die  in 
£v  xoCg  tcbqI  KQrjztjg.  Die  kindliche  Etymo-  der  heutigen  Volkssprache  ihr  Vorschlags-« 
logie,  'A^-AiCaiov  von  UQ-Asiv ,  wird  niemanden  längst  wieder  abgeworfen  hat:  von  den  dortigen 
ernstlich  beschäftigen.  Sie  ist  nicht  besser  drei  Städten  sind  die  beiden  ältesten  Minoa 
und  nicht  schlechter  als  jene  Fabel  von  den  und  'AQv.seCvri  {Bursian,  Geogr.  2,  514.  BuU. 
in  Bären  aQv.zoi  verwandelten  Zeus-Ammen,  60  de  corr.  hell.  8,  23  u.  ö.).  Sonst  kehrt  der 
welche  an  diesen  Namen  anknüpft;  wie  man  fragliche  Name  noch  auf  der  Insel  Karpathos 
daran  sieht,  dafs  dieselbe  Etymologie  sich  bei  wieder,  in  der  Stadt  Arkes(s)eia  {Köhler,  Ur- 
deni  andern  Arkeisios  ii't^/»«.  ilf.  s.  V.  wiederholt.  künden  z.  Gesch.  d.  del.-att.  Bundes  p.  184). 
Sie  entspringt  einer  Verlegenheit,  in  der  wir  Morgos  begegnet  im  westlichen  Herrschafts- 
uns  glücklicherweise  nicht  befinden.  Ark-  ist  gebiet  des  Minos  als  Stadtgründer  in  Sicilien, 
ein  uralter  Stamm  phrygischer  Herkunft,  so  Morges  auch  anderwärts  in  Italien.  Auch 
gut  wie  nur  etwa  auf  Kreta  Berekynthos.  Auf  er  ist  wahrscheinlich  phrygisch.  Denn  da  die 
den  westgriechischen  Inseln,  über  deren  ethno-  Phrygier     unterschiedslos     iSasg     und     iyafg 


1533    Kronos  (in  d.  Idäischen  Grotte)  Kronos  (Kureten;  Orestes-Steine)    1534 

schreiben,  so  wird  das  Mord-iacum  (ApoUonia)  grofse  Altar  und  Vorplatz  diente.    Die  älteren 

an  der  phrygisch-pisidischen  Grenze  dem  glei-  und   ältesten  Fundgegenotände,   abgebildet   in 

eben  Wortstamui  angehören.  Cumpurettis  Museo  ItaUuno  2  (1888)    p.  690  0'. 

56.  Diese  Grotte,  die  Idäische,  gehörte  —  und  im  Atlas,   haben   für  den  Kult  wenig  Be- 

trotz  Welcker,  Götterl.  2,  224  —  dem  Arkisios-  zeichnendes  und  zeigen  nichts,    das   in  jener 

Kronos,  nicht  dem  Zeus!  Epoche  nicht  auch  anderen  Gottheiten   hätte 

Das  Ergebnis  ist  überraschend,  aber  wohl-  dargebracht  weideu  können;  die  VVeihegaben 
begründet.  Die  älteren  Zeugnisse  von  Hesiod  phönizischer  Fabrik,  keineswegs  die  ältesten, 
an  (s.  jfc'.  Rohdc,  Psyche  1,  120,  2)  lokalisieren  konnten  von  jedermann  eingekauft  und  dar- 
den  Zeus  nicht  hier,  sondern  im  Osten  der  lo  gebracht  werden.  In  der  That  könnte  der 
Insel,  in  Lyktos,  dem  Dikte-Gebirge,  wo  man  Unterschied  nicht  gröfser  sein  zwischen  dem 
zuvor  eine  heilige  Höhle  örtlich  nachweisen  Kult  des  lärmend  umtanzten  Molochofens  und 
müföte,  oder  dem  Aigaion-Gebirge ,  dessen  der  weihevollen  Stille  der  kühlen,  hoch- 
Lage  schon  den  Alten  nicht  klar  war.  Dabei  gelegenen  Berggrotte,  die  der  Geweihte  und 
kann  von  der  Geburtshöhle  gänzlich  abgesehen  für  diese  Zeit  der  Welt  Entsagende  aufsucht, 
werden.  Denn  wie  die  ganze  Idee  von  der  wie  um  der  Empfindung  ''ins  Innere  der  Natur 
Zeus-Geburt  nur  dem  Mythus,  nicht  dem  Kultus  dringt  kein  erschaüener  Geist'  zu  trotzen  und 
.angehörte  und  auf  einer  Verquickuug  des  die  Gottheit,  die  sonst  kein  Sterblicher  er- 
Rhea-,  des  Zeus-  und  eines  dritten,  sagen  schaut,  dennoch  in  ihren  eigensten,  innersten 
wir  dionysischen  ßeligionskreises  beruhte,  (s.  üo  Gemächern  aufzusuchen.  Aus  dem  Moloch- 
Welcker,  Gr.  Götterl.  2,  216;  vgl.  Sp.  1524,  60),  Dienst  hätte  sich  dergleichen  nie  entwickeln 
so  deuten  die  historischen  Notizen  auf  alles  können.  Nur  darin  ist  das  Semitentum  nicht 
andere  als  einen  Kinderkult:  Antikleides  bei  ganz  ohne  Einwirkung  geblieben,  dafs  die 
Clem.  AI.  protr.  c.  3  p.  12,  34  Sylh.  1,  36  Kl.  nachhesiodische  Sage  das  Motiv  des  Pauken- 
(nicht  bei  Porphyr.,  wie  Loh.,  Ayluoph.  1119  g  lärms,  welches  dort  das  Wehklagen  der  ge- 
angiebt):  Ävnziovg  yaQ  {Kqiqxwv  ycoi  ^'&vog  opferten  Kinder  übertönen  sollte,  übernahm 
sialv  ovxoi)  'Avzi-ülsiörig  sv  Noctoig  dnocpaivs-  und  in  veränderter  Weise  auf  das  gefährdete 
Tcci  uvQ'QcoTtovg  dnoacpüztstv  xa  JiC  (danach  Zeus-Kind  und  die  lärmend  herumtanzenden 
Euseb.  praeb.  ev.  ]3.  157).  Man  begreift  danach  Kureten  übertrug.  Dies  mufs  uns  genügen, 
zugleich,  wie  Istros  (oben  §  37)  die  kure-  so  57.  übrigens  scheint  diese  spätere  Sage  mit 
tischen  Menschenopfer  dem  Kronos  zuschreiben  Unrecht  die  Kureten  feindlich  dem  Kronos 
konnte;  derselbe  kollidiert  überall  mit  Zeus,  gegenüber  zu  stellen.  Jul.  Firmicus  Maternus 
und  die  Verwechselung  des  phönizischen  Kultes  de  err.  prot.  rel.  p.  17  (d.  holländ.  Ausg.  1652) 
mit  dem  nunmehr  nachgewiesenen  phrygischen  berichtet  (indem  er  dies  nur  verkehrter  Weise 
Kronos  that  das  übrige,  wenn  es  dessen  be-  nach  Italien,  dem  Zufluchtsort  des  euhemeri- 
durfte.  Nachdem  aber  der  Geburtsmythus  sehen  Königs  verlegt,  vgl.  Kap.  III,  1),  dafs 
einmal  aufgekommen,  mufate  —  in  Konse-  Kronos  von  Zeus  bedrängt,  durch  die  'Sparten' 
quenz  jener  Verwechselung  —  auch  die  Arkei-  geschützt  wird.  Mit  den  Spartis  (überliefert 
sische  Grotte  auf  dem  Ida  unvermeidlicher-  ist  Spartanis)  sind  die  bäum-  oder  erd- 
weise hineingezogen  werden.  Dabei  ist  es  4u  geborenen  Kureten  gemeint,  wie  sich  oben 
jedoch  bezeichnend,  dafs  der  eigentliche  Höhlen-  Kap.  II,  f.  (§7)  die  Korybauten  als  Söhne  des 
kult  und  das  Höhlenorakel  dieser,  nicht  der  Kronos  bezeichnet  fanden.  Die  Versuche  der 
östlichen,  Stätte  nachgesagt  wird.  Wir  haben  Alten,  die  Kureten  als  ein  altes  Bevölkerungs- 
oben  die  Fälle  kennen  gelernt,  wo  Kronos  in  dement  aufzufassen,  haben  zu  nichts  geführt, 
einer  Berghöhle  begraben  ist,  schläft,  oder  Mythisch  sind  sie  allerwärts,  auch  in  Atollen 
Inkubationsorakel  erteilt  (§24).  So  begeben  sich  und  Euböa;  in  Kreta  sogar  mantische  Dämonen. 
Minos,  Epimenides,  Pythagoras  alle  zu  länge-  Aber  niemand  scheint  beobachtet  zu  haben,  dafs 
rem  Aufenthalt  in  die  Idäische  Grotte ;  dort  sie  selbst  in  Euböa  als  Umgebung  der  kleinasia- 
ist  das  Kureten-Orakel  (s.  Lob.,  Acjl.  1118),  und  tischen  Göttermutter  auftreten,  die  der  Skepsier 
selbst  in  der  entstellten  Arkeision-Legende  50  in  Kreta  nicht  gelten  lassen  wollte :  denn  ihre 
fahren  die  Kureten  in  diese  Höhle  ein,  wenn  dortige  Mutter  Kombe  {Loh.  A(jl.  209.  1134) 
auch  aus  falsch  angegebenem  Motiv.  Was  läfst  sich  nicht  trennen  von  dem  Kombahos 
Bohde  fein  und  richtig  bemerkt,  dafs  Euhe-  (d.  i.  Agdistis)  der  grofsen  pessinuntischen 
meros  das  Grab  des  Zeus  nicht  erfand,  sondern  Mutter,  von  Kybebe,  Kybele  (vgl.  formell  etwa 
nur  eine  vorhandene  Religionsanschauung  aus-  puyi^ccXov  phrygisch  =  alöoCov  {Fick,  Spruch- 
nutzte  (die  R.  wie  schon  Welcker,  Götterl.  1,  einh.  d.  Lndog.  412)  mit  §av^(äv,  Bavßcö). 
225  mit  dem  Dionysos-Grab  in  Delphi  ver-  Da  diese  Kombe  auf  Chalkis  lokalisiert  wird, 
gleicht),  findet  verstärkte  Anwendung,  wenn  so  mag  der  Omphalos,  welchen  die  dortigen 
jene  Höhle  eigentlich  die  Grabeswohnung  des  Münzen  bald  allein,  bald  in  Verbindung  mit 
Kronos  war,  des  Gottes,  dem  man  dort  durch  eo  Hera  zeigen  (§  44),  eigentlich  jener  gehört 
anhaltendes  Warten,   Beten  und  Entsagen  zu  haben. 

begegnen  hoffte  (vgl.  KovQrjxav  ^syuQOv  Paus.  58.  Dies  führt  auf  eine  letzte  Bemerkung. 

4,  31,  7?).    Das  geräumige  Innere,  welches  die  Sowohl  den  Kappotas-Stein  in  Gythion  (§63), 

Ausgrabungen  freigelegt  haben,  war  wie  man  wie  den  der  Artemis  Lykeia  in  Troizen  bringt 

annimmt,   nur   den  Priestern  und  Mysten  zu-  die  Legende  mit  Orestes*)  in  Verbindung;  dazu 

gänglich  und   ist,  den   Fundgegenständen  nach  «^  Hängt  mit   dea   entwickelten   Verhältnissen   etwa 

zu    urteilen,     erst    in    römischer    Zeit   von     den  ir^^. /.  261  zusammen?     OresUs  vero  ossa  de  Aricia  Romam 

Opfernden  betreten  worden,  denen  ehedem  der  tranUata  sunt  ec  coiuuta  ante  tempium  Satumi. 


1535    Kronos  (Verliältn.  z.  Flutsage)  Kronos  (pelasgiscli?)             1536 

gesellt  sich  der  auf  Orestes  bezogene  Stein  solut  nichta  gemein  hat,  und  von  Welcher 
des  daKTvlov  (ivfifiu  Paus.  8,  34,  2,  welcher,  a.  a.  0.  sowohl  wie  von  Em.  Hofmann,  Mythen 
indem  mau  das  einigermafsen  benachbarte  aus  d.  Wanderzeit  1,  131,  1  nur  gezwungen  in 
KovQrjTcov-Monument  Paus.  4,  31  übersah,  in  Vergleich  gezogen  wird.  Die  Redensart  xcc 
alter  und  neuer  Zeit  als  ''Finger',  buchstäb-  {inl)  Navvä-nov  nlccüiv,  von  den  Farömio- 
lich  oder  in  obscönem  Sinne  müsverstanden  graphen,  die  Herondas  eitleren,  nicht  mehr 
worden  (s.  Jahrb.  d.  Inst.  1893,  Anz.  p.  63).  recht  verstanden,  bezog  sich  —  soviel  sieht 
Wenn  nun  auch  zwei  andere  solcher  Kult-  man  aus  den  dürftigen  Erklärungen,  besonders 
male  im  Peloponnes  dem  Orestes  zuge-  Macar.  8,  4  —  auf  Uraltes,  längst  Vergangenes 
schrieben  werden,  so  kann  dies,  dünkt  mich,  lo  (vgl.  Ogygisch);  sie  besagte  wohl  soviel  als 
mangels  jeder  anderen  Beziehung  nur  ethno-  ein  Weineu  um  Gleichgültiges,  einen  'Schmerz 
logisch  aufgefafst  werden,  d.  h.  Orestes  re-  um  nichts'  (so  richtig  Hofmann)  und  läl'st 
präsentiert  dabei  dasselbe  Volkselement,  wel-  sich  etwa  mit  unserem  '  Streit  um  Kaisers 
ches  sich  an  die  Spuren  der  Rhea  heftete,  Bart'  vergleichen.  Der  Name  lautet  bald 
der  'OqeCcc,  fQsia  (nach  ü.  Crusius'  glänzender  Annakos,  bald  Nannakos,  kommt  aber  in 
Erklärung,  in  den  Mijth.  Beitr.),  welche  auch  Babylon  als  Personenname  auch  in  der  Form 
liriTTiQ  OQSGXiQcc  EJica  Silvia  ist;  wie  der  ent-  Annaros  (^^/i.  12,  330  D),  und  Nan[n]aros  (iV^icoZ. 
sprechend  gestaltete  kyllenische  Ur-Hermes  Dawi. /r.  10.  i^r.  i/.  G^.  3,  359f.)  vor,  ein  Beweis, 
zur  Mutter  die  Maia  und  zu  Schwestern  die  dafs  (was  O.  Jahn,  Arch.  Beitr.  376  übersah) 
oQsatiQag  llleiüdag  hat,  an  denen  ganz  wider-  20  durchweg  nur  Weiterbildungen  von  Nanas  vor- 
sinnig das  alte  Muttermal  haften  geblieben.  liegen  (BMWmaw)«,  ilfi/i/i.  zieht  sogar  Ninos  hier- 
„  Ti  1  -1  Tr  c.  hei),  devnsich.  Hellanik.h.Dion.  Hai.  1,28  König; 
3.  Pelasgischer  Kronos?  ^^^^.  tyrrhenischen  Pelasger  war  und  Sohn  des 
58  a.  Es  mufs  sich  nun  zeigen,  ob  das,  was  Teutamides,  des  homerischen  Pelasgerfürsten 
sich  über  den  idäischen  Morgos  vermuten,  aus  (dem  kleinasiatischen)  Larisa.  Em.  Hof- 
über  Arkisios  erweisen  liefs,  der  aber  in  Kreta  mann  führt  noch  aus  Lyhophr.  1244  vüvoq  an, 
und  Phrygien  sicher  als  Kronos  verstanden  welches  den  alten  Kommentaren  zufolge  im 
wm-de,  auch  unter  Kronos'  eigenem  Namen  Tyrrhenischen  (d.  i.  dort  wohl  Etruskischen) 
zutrifft,  nämlich  seine  Zugehörigkeit  zu  vor-  den  Herumirrenden  bezeichnen  soll.  Jeden- 
griechischen  Bevölkerungs -Verhältnissen.  Es  30  falls  bedarf  es  nicht  der  Hereinziehung  von 
ist  der  attische  Kult,  der  uns  hierzu  den  Weg  Anax,  dem  milesischen  Riesen  {Gig.  u.  Tit. 
weist.  Wir  glaubten  zu  finden,  dafs  dort  eine  143),  wovon  Osann,  Midas  67  eine  heterokli- 
nahe  Verbindung  besteht  zwischen  dem  Kronos-  tische  Form  in  Anakös  sieht,  wie  cpvXa^,  cpv- 
Kult  und  dem  beständig  an  Deukalion  an-  Xay.6g,  um  es  nach  Vorgang  anderer  mit  den 
knüpfenden  Totenfest  im  Anthesterion.  Wie  Söhnen  Enaks  (hebr.  änäk)  zu  vergleichen.  *) 
Deukalion  dort  hineinkommt,  scheint  niemals  Die  angeführten  einfacheren  Formen,  welche 
untersucht  worden  zu  sein.  Ich  will  keinen  mit  v  beginnen,  stehen  dem  entgegen;  es 
Nachdruck  darauf  legen,  dafs  Deukalion  so-  würde  uns  auch  wenig  fördern.  Man  sieht 
wohl  wie  Kronos  in  Olympia,  Delphi,  Attika  nur  ungefähr,  wie  die  armenische  Sage  mit 
auftreten,  sondern  lieber  fragen,  welches  der  40  der  phrygischen  zusammenhängt,  d.  h.  durch 
springende  Punkt  an  der  attischen  Kultlegende  lose  Identifikationen,  etwa  wie  Plutareh,  Is. 
war,  die  Flut  oder  die  Deukalionen?  Erwägen  u.  Osir.  Kap.  32  einen  Kronos-&Qfjvog  in  Ägyp- 
wir  die  erstere  Möglichkeit,  so  stellt  sich  uns  ten  kennt.  Vgl.  66  am  Ende, 
der  merkwürdige  Umstand  dar,  dafs  in  den  59.  Ich  halte  also  diesen  Weg  für  unfrucht- 
armenischen  Quellen  {Berossos  fr.  7.  Aby-  bar  und  glaube,  dafs  es  weniger  die  Flut  als  das 
denos  fr.  3,  Fr.  H.  G.  2,  501.  4,  281)  'Kronos',  Deukalions- Geschlecht  war,  mit  welchem  die 
d.  h.  eine  dafür  gehaltene  Person  (vgl.  aber  attische  Feier  zusammenhing.  Waren  also  die 
§  22a),  es  ist,  welche  dem  Xisuthros  die  grofse  Deukalionen  Vorfahren  der  Athener?  Das  ist 
Flut  voraussagt.  Wir  befinden  uns  da  nahe  nicht  nötig,  obwohl  die  hesiodische  Genealogie 
den  Quellen  der  ganzen  Flutsage  und  der  von  50  sie  zu  Ahnen  der  Griechenstämme  überhaupt 
dem  überlebenden  Weinbauer  (denn  das  ist  macht.  Der  Ahnenkult  geht  ins  Unbestimmte, 
bekanntermafsen  ^iv-naXog,  zJavuaXiav  ur-  Namenlose  zurück  und  kann,  ohne  den  geraden 
sprünglich),  und  ich  mufs,  damit  die  Er-  historischen  Weg  zu  führen,  den  Namen  an 
klärung  nicht  in  falscher  Richtung  gesucht  irgend  einem  Scheidewege  aufgegriffen  haben, 
werde,  sogleich  die  phrygische  Sage  {Welcker,  mit  Beziehung  auf  irgend  einen  benachbarten 
Gr.  G.  1,  774  nennt  sie  armenisch- phrygisch)  Kult.  Ich  habe  erst  kürzlich  an  zwei  attisch- 
von  Annakos  oder  Nannakos  danebenstellen.  megarischen  und  einem  attischen  Heroen  ge- 
Es  war  dies  ein  phrygischer  König,  welcher  zeigt  (iferw.  27,  487 fl.),  wie  vieles  Fremde  oder 
dreihundert  Jahre  alt  wurde,  und  da  er,  gleich-  Vorgriechische  sich  im  Kultus  erhalten  hat. 
sam  der  einzige  Fromme  in  seiner  Generation,  go  Vollends  der  hesiodische  Stammbaum ,  der 
den  Weltuntergang  durch  die  Flut  voraus-  schon  Äoler,  lonier  und  Dorer  unterscheidet, 
wufste  (der  mit  seinem  Ableben  erfolgen  würde), 
alle  in  den  Tempeln  versammelte  zu  gemein-  *)  ich  iiabe  a.  a.  o.   diesen  Vergleich  absichtlich 

samem    Beten    und   Weinen   {Steph    B.    'Ikovlov  "uterdrückt,    so   sehr    auch   nach   den    bei   Herodoi   vor- 

Und  dieParÖmiographen:  Zenob.  6,  10.    ApOStol.  l''S<^'''^^n  ^''^    das  Eindringen    griechisch -mythischer 

•1  r     ^  r\n\        •              ii.-j.i'i                      -li  Namen  m  den  Orient  möglich  wäre.  —   Eine  andere  Be- 

15,  100),  eine  echt  orientalische,  wo  nicht  se-  ,          ]■■>-,    x    ■..              t.           . »    1  ^  •«* 

.'  .      1  ^'    ci                 T            -i      1            7!-      .           ri,    .  merkung,  die  ich  dort  nicht  aussprechen  mochte,  betrifft 

mitlSChe    Sage,     die    mit    der    attischen    loten-  die  Kephäim,   weiche  in  den  LXX  bald   im  Sinne  von 

feier,    einem   der  griechischen   Ahnenkulte,    ab-  Kiesen,    bald    als   Schatten    der   Unterwelt   vorkommen. 


1537       Kronos  (d.  att.  Kronieufest)  Kronos  (d.  Verschlingen  d.  Kinder)    1538 

hat  keinerlei  Anspruch  auf  Alter  und  Gewähr.  abergläubischen  Respekt    bezeugte.      Es    sind 
Was  der  E'öen-Dichter  nicht  erfinden  konnte,  aber  in  der  That  durchweg  sehr   alte  Feste, 
war   die  Thatsache,    dafs   die  Deukalionen  in  die    Athenaens    anführt;    sie    gehören    zu    den 
Delphi   und   Lokris  Leleger   waren.     Dies    ist  ältesten  überhaupt.   Zunächst  die  thessalischen 
mindestens    ebensowohl    begründet,    wie    die  Peloria    &vaias    tioiv^g    zotg    Uildayoi?    yivo- 
Behauptung  der  Historiker,  dafs  Deukalion  in  fiivrjg,    eingesetzt    angeblich    aus    Anlafs    der 
Thessalien     (dem     damals     acceptierten     Ur-  Sprengung  des  Tempe- Thaies   durch   die  Ge- 
sitze  jener    drei    Stämme)    herrschte   und    die  wässer,  wovon  ein  Mann  Namens  Peloros  die 
Pelasger  vertrieb.    Es  findet  seine  Stütze  und  Kunde    brachte    —    dies    mit    ziemlich    kurz- 
Ergänzung  darin,  dafs  Deukalion  {Paus.  5,  7,  5)  to  sichtigem    Euhemerismus,    da    gleich    darauf 
von  Kreta  her  (in  den  Peloponnes)  einwandert  berichtet  wird,  das  Fest  gelte  dem  Zeus  Pe- 
uud  dafs   er  bei   Homer  Sohn  des  Minos  und  loros.     Da  in  den  Zeiten,  aus  denen  diese  Be- 
Vater des  Idomeneus  ist.     In   die  athenische  richte    mit    ihrer  Beschreibung    des    Sklaven- 
Genealogie,  wo  seine  Stellung  übrigens  nicht  festes  stammen,  die  Herren  keine  Pelasger  mehr 
klar  ist,  ist  er,  nach  seiner  Verbindung  mit  Am-  waren,  das  Pelasgertum  vielmehr  zersprengt  oder 
phiktyon  zu  scbliefsen,    erst  über  Delphi  ge-  unterworfen  war,  so  kann  ich  das  Hervortreten 
kommen.     Die    Deukalionen- Feier   am   Ilissos  der  Sklaven  dabei  nur  in  dem  bezeichneten  Sinne 
ist  gewifs   davon   unabhängig  und   viel   älter.  verstehen.     Nicht  anders  ist  es  bei  der  Pane- 
Es  wäre  nicht  zu   verwundern,   wenn  sie  sich  gyris  iv  TQOL^rjvi  (ifivL  FsQuiatLcp.    Auch  wenn 
vielmehr  auf  die  sogenannten  Pelasger  bezog,  20  es  nicht   ein  Karystier  wäre,    dem  Atlienaeus 
die  am   Ilissos  safseu,   bevor  sie  auf  den  Hy-  dies  nacherzählt,   würde    man  sofort    erraten, 
mettos  zurückgedrängt   wurden.     Dort  fanden  es    handele    sich    um    den    uralten    rsQaiazog 
wir  Basile  und  den  Titan  (=  Meilichios?),  der  von  Euböa,    unter  welchem  Namen   dort  ab- 
in  den  Diasien  aufging  und  dann,  ins  Olympieion  wechselnd  mit  Briareos-Aigaion  noch  Poseidon 
versetzt,    als   Kronos   an   der   Seite   der  Rhea  selber  als    Meeres -Riese  verehrt  wurde  {Gig. 
thronte.  u.  Tit.  123  f.),  wie  man  in  Amphissa  und  Tri- 
60.  Wir  betrachten  diese  Vermutung  nur  als  tea  (nicht  Delphi,  wie  ich  a.  a.  0.  132  Anmkg. 
einen  Vorschlag,   sehen  uns  darin  aber  durch  schrieb)   einen  Monat   riyävti.os    offenbar  da- 
eine   andere  Erwägung  bestärkt,    welche   aus  nach    benannte.      Es    sind    dies    zugleich    die 
der  bekannteren   Seite    des   attischen  Kronos-  30  wenigen  Fälle,  wo  die  Götter  schon  im  Kultus 
Kultes,  nämlich  den  Kronien,  entspringt.    Dafs  den  Charakter  von  Riesen  angenommen  haben, 
der  Gebrauch,    die   Sklaven   zu   bewirten,    so  sei   es,    dafs    die    Titanisierung    älterer  Gott- 
gut   er    für    ein   Erntefest   pafst,    doch    darin  heiten  hier  nicht  mit  ihrer  Ausschliefsung  vom 
uicht    seinen    Ursprung    haben    kann,    ersieht  Kult  verbunden  war,   oder  dafs  jener  thessa- 
man   aus   der  Wiederkehr   desselben  Zuges  in  lische  Gott  nach  der  Seite  des  Poseidon  gravi- 
anderen  von  Athen.  14,  639  verglichenen  Kulten,  tierte,  der  persönlich  wie  in  seinen  Entspros- 
die   durchaus   nichts  mit  Acker  und  Ernte  zu  senen  leicht  jenen  Charakter  annimmt.     Eine 
thun  haben.    Auch  pflegt  man  bei  Beurteilung  weitere  Analogie  wird   uns  von  dem  Hermes- 
dieser    Sitte    sich    den    Unterschied    zwischen  Fest  aus  Kreta  angeführt,  wo  der  Maia-Sohn 
antiken    und    modernen    Besitz-    und    Dienst- 40  sich  mit  dem  milesischen  Kylleneus,  dem  Sohne 
Verhältnissen    nicht     ganz     klar    zu    machen.  der  Rhea,  begegnet,   dessen  Bruder  in  Klein- 
Zwar  steht  Overbeck  {Abh.  d.  S.  Ges.  1865,  93)  asien  noch  ganz  mit  phrygischem  &Qrjvog  ge- 
wohl  allein  mit  seiner  ziemlich  uuhistorischen  feiert  wird  {Gig.  u.  Tit.  11). 
Anschauung,  die  aus  den  Sklaven  Landbauern  61.  Es  ist  nach  all  dem  wohl  der  Erwägung 
macht  und   das    höhnende  Wort  'Kronos'  als  wert,  ob  sich  der  Brauch  in  Attika  nicht  aus 
'Bauer'  versteht,  als  ob  in  Alt -Griechenland,  ähnlichen  Bedingungen  erkläre  und  der  Kronos- 
speziell  in  Attika  die  Landbauern  die  dienende  Kult  an    die    dort  durch  ihren   Ackerbau  be- 
Klasse vorstellten  und  nicht  vielmehr  als  Kern  rühmten  Pelasger- Zeiten  anknüpfe,  mag  der- 
der  Bevölkerung,    ein  freies  Volk  auf  freiem  selbe  mit  Deukalion  zusammenhängen  oder  nicht. 
Grunde  stünde.    Aber  Sklaven  sind  auch  nicht  50  ^    ti  1  i«             i       tw  ^ 
einmal  dasselbe  wie  Knechte  in  unserem  und  X*  Erklärung  des  Mythus. 
spätgriechischem    Sinne.     Ihre    Stellung    zum  Die  mythischen  Merkmale  des  Kronos  sind 
Geschlecht,    zum   Kult,    zum    Staat    ist    eine  folgende:    ayMuAoju.r;T?jg   bei  Homer,    der    ihm 
andere.      Sie    sind    von    Hause    aus    Besiegte^  sonst  nur   noch   das   Beiwort   (i^yug   giebt  — 
Reste  unterworfener  Völkerschaften,  und  haben  er  ist  in  den  Tartaros  gebannt  (d.i.  bei  Homer 
keinen  Anspruch   auf  die  menschlichen  Rück-  tief  unter  dem  Meere)  — ;    dazu  kommt  bei 
sichten,  welche  der  feingebildete  Litterat  des  Hesiod:  gewaltsame  Trennung  der  Eltern,  Ver- 
4.    Jahrhunderts    dem     Festgebrauche     unter-  stümmelung  des  Vaters  —  die  Harpe  —  das 
schiebt.     Wenn   man    also   in    alter  Zeit,    wo  Verschlingen  der  Kinder;  —  der  Stein,  welcher 
die  durch  blofsen  Kauf  erworbenen  Sklaven  noch  60  nicht  dem  Mythus,  sondern  dem  Kult  angehört, 
in  der  Minderzahl  waren,  bei  gewissen  Gelegen-  ist  schon  besprochen  worden, 
heiten  den  Sklaven  Gleichheit  oder  den  Vorrang  ^      t->        -n-          t-i-               ^        rr-     ^ 
einräumte -was  z.B.  der  Europäer  in  Ägypten  ^-    ^as  Verschlingen  der  Kinder. 
nicht  einmal  mit  seinen  arabischen    oder  nu-  62.   Nachdem  die  Auffassung  des  Kr,    als 
bischen  Dienern  und  Arbeitern  thun  würde  — ,  Mie  Zeit'  hinfällig  geworden,  hat  man  es  mit 
so  ist  das,   dünkt  mich,   daraus  zu  verstehen,  natursymbolischen  Erklärungen  versucht.   Bald 
dafs  das  Fest  urspünglich   den  Unterworfenen  ist    er   nun   der    düstere    Sturm,    welcher   die 
gehörte,  deren  Göttern  man  damit  einen  letzten  Wolken  verschlingt  {Schicartz,  JJrspr.  d.  Mytlioh 
RoscnER,  Lexikon  der  gr.  u,  röm.  Mythol.  11.  49 


1539     Kronos  (verschlingt  s.  Kinder")  ■  Kronos  (verschlingt  s.  Kinder)     1540 

133  — 149),  bald  eine  Macht  der  Tiefe,  welche  das  Orakel  sagte,  ein  ihm  selbst  an  Stärke  über- 

die  leuchtenden  Gestirne  (?  —  Hestia,  Posei-  legenes  Wesen  gebäre,  und  wie  er  dann  selbstän- 

don,  Hera  —  ?)  in  ihrem  Abgrund  verschwinden  dig  die  Tochter  zur  Welt  brachte.  Hierin  spricht 

läfst  (Tiele  und  Ploix,  s.  Litteratur  Sp.  1549).  sich  zwar  im  allgemeinen  nur  etwas  Ähnliches 

Die  Satire,  zu  welcher  solche  Deutungen  heraus-  aus,  wie  wenn  Zeus  das  ungeborene  Bacchus-Kind 

fordern,  hat  Andreiv  Lang  geliefert,    Custom  in  seine  Hüfte  aufnimmt  (der  phallische  Gott 

and  Mytli.  3Iyth,  Ritual  and  Heh'cjion  1,  30SS.,  wird  aus   der  Weiche,    wie   Athena  aus  dem 

aber  der   Weg,    den  er  einschlägt,   ist    auch  Haupte  geboren),  oder  wie  wenn  die  Erde  die 

nicht  viel  besser.     Es  ist  hier  nicht  der  Ort  schwangere  Elara  aufnehmen  mufs,  damit  der 

Ä.  Längs  auf  Tylors  primitive  culture  fufsen-  lo  Riese    Tityos    aus    dieser    direkt    hervorgehe, 

des     System,     das     'anthropologische',     wel-  Da  es   sich  aber  speziell   um    eine   KccruTiocLg 

ches    neben    dem    Ilannhardtschen    jetzt    das  {'-nccmtisv')    handelt,    so    bleiben    wir    dabei 

herrschende  in  England  geworden  ist,  näher  zu  stehen.      Das  Prinzip  ist  überall  das  gleiche: 

charakterisieren  und  zu  kritisieren,  zumal  dies  das  Verbergen   dient  nur  dazu,    die   Art    des 

hereits  duvch.  0.  Gruppe,  Gr.  Kulte  etc,  l,206ü.  Hervorgehens    und    Entstehens    vorzubereiten 

geschehen  ist.     In  Bezug  auf  die  griechischen  und  zu  erklären.    Weil  die  Palladien  als  vom 

Mythen    scheint   sie    mir    hauptsächlich    darin  Himmel    gefallene   Bilder    der   Pallas    galten, 

verfehlt,  was  0.  Gruppe  nicht  ausspricht,  dafs  darum  mufste  Zeus  die  Göttin  zuvor  im  Keime 

die   Griechen    lange  Jahrhunderte  vor  Homer  verschlungen  haben.    So  wird  der  Meteor-Stein, 

und  Hesiod  sich  nicht  mehr  im  Zustande  der  20  welcher    die    Rhea    und    Astarte    verkörpert, 

Indianer  und  Südsee -Insulaner  befanden,   wo  nachmals  der  Statue  der  Göttin  in  den  Mund 

iaw(/ die  rohesten  Züge  der  antiken  Mythen  noch  gegeben.     War   hier  ein  zur  Erde  geflogener 

in  Wirklichkeit  wiederfindet,  sondern  schon  da-  Stern  gemeint,   so   stellte  sich  anderwärts  un- 

mals,  gleichviel  welches  ihre  Sitze  waren,  sich  in  widerleglich   heraus  (§46),  dafs  der  ßaüvlog, 

einer  ganz  anderen  Umgebung  als  jene  wilden  den    Kronos    verschluckt,     einen  Donnerstein 

Völker  befanden,  einer  Umgebung,  die  durch-  bedeutete. 

weg  geschwängert  war  mit  den  Einflüssen  63.  Wie  sich  aber  im  Griechischen  so  oft 
vorder- asiatischer  und  ägyptischer  Hochkultur.  verschiedene  Motive  begegnen  und  verquicken. 
Dieser  Unterschied  wird  sich  im  nächsten  Ab-  so  hat  das  Verschlingen  der  anderen  Kinder 
schnitt  (2)  geltend  machen.  Ein  anderer  Fehler  30  seine  besonderen  Gründe  und  ist  wenigstens 
jenes  Systems,  der  gerade  im  vorliegenden  nicht  durch  den  Naturmythus  allein  bedingt. 
Falle  hervortritt,  ist  der,  dafs  dabei  die  Er-  Es  ist  nämlich  allgemein  mit  Ausnahme  H.  D. 
klärung  des  Griechischen  aus  sich  selbst  oft  3IüUers  übersehen  worden,  dafs  in  Gythion  ein 
vernachlässigt  wird  zu  Gunsten  der  entfern-  roher  Stein  existierte,  ein  dgyog  Xi&og,  welcher 
teren  Analogieen.  So  führt  Lang  einen  Mythus  covo^do&rj  Zsiig  Kamtmxag.  Fausanias  (3,  22,  1) 
der  Australier  an,  wo  der  Adler  als  Welt-  bezügl.  sein  Gewährsmann  erklärt  diesen  Stein 
Schöpfer  auftritt  und  von  dem  mächtigen  und  Kurd  yläcaav  rrjv  dcjQida,  als  Y.atK7tavrrjg. 
schädlichenMondgotte  verschlungen  und  wieder  Orest  soll  dort  sitzend  von  seinem  Wahnsinn 
ausgespien  wird;  ferner  den  'Mantis'  gewisser  abgelassen  haben  {nccranavaccGd-ai  tfjg  (laviccg), 
afrikanischer  Stämme,  einen  heuschrecken-  40  was  Preller,  OverbeeJc  u.  a.  ernsthaft  acceptiert 
förmigen  Dämon,  welcher  von  einem  Unge-  haben.  Die  Erklärung  ist  ebenso  lächerlich 
heuer  verschluckt  und  wieder  ausgespieen  wird  wie  etwa  die  von  dcc-nTvkov  Grj(icc,  Paus.  (8,  34,  2), 
(s.  besonders  La  Mythologie  p.  94  f. ,  franzö-  einem  Denkmal  mit  aufgerichtetem  Stein,  als 
sische  Bearbeitung  von  Längs  gleichnamigem  die  Stelle,  wo  Orest  gesessen  und  sich  im 
Artikel  in  der  Britannia).  Das  zweite  Beispiel  Wahnsinn  den  Finger  abgebissen  habe,  und 
will  schon  an  sich  wenig  besagen ,  erstens  es  bedarf  wohl  keines  umständlichen  Beweises, 
weil  es  vielmehr  in  die  Reihe  der  Herakles-,  dafs  ein  uralter  Kult  wie  der  eines  rohen 
lason-  und  Jonas- Motive  gehört  (d.  h.  der  von  Steines  nicht  von  einer  ganz  anderen  Person 
einem  nrjzog  Verschlungenen),  sodann  weil  seine  Benennung  hatte  und  gar  von  einer 
jenes  Untier  nicht  den  kosmogonischen  Mantis  50  Eigenschaft,  die  sie  nicht  mehr  hatte:  ein 
allein,  sondern  auch  allerhand  andere  Per-  aus  so  speziellem  Anlafs  gestifteter  Kult  würde 
sonen  verschlungen  hatte  und  wieder  von  sich  höchstens  Namen  wie  dno^aiviag  oder  aus- 
gab. Der  Adlermythus,  von  dem  man  aber  ^t'xaxos  haben  hervorbringen  können.  Wenn 
auch  mehr  Details  kennen  müfste,  scheint  "die  Stiftung  jener  alten  Kultmale  mit  Orest 
besser  gewählt.  Überhaupt  fehlt  es  für  dieses  nicht  willkürlich  verknüpft  wurde  —  und  eine 
Motiv  nicht  an  Analogieen  kosmologischer  Art,  Handhabe  zu  solcher  Erfindung  bietet  ja  der 
z.  B.  dem  Vergleich  der  Sonnenfinsternis  mit  Mythus  nicht;  der  spitze  Stein  in  Trözen  wird 
dem  Verschlungenwerden  durch  ein  gröfseres  ebenfalls  dem  Orest  zugeschrieben  — ,  so  war 
Monstrum.  Nur  sind  sie  alle  zu  weit  her-  dies  allenfalls  der  Heros  des  arkadischen 
geholt  und  tragen  der  Besonderheit  des  grie-  60  Oresthasion  oder  noch  etwas  anderes  (wo- 
chischen Mythus  keine  Rechnung.  Wenn  der-  rüber  wir  uns  §  58  eine  Vermutung  gestattet 
selbe  gar  innerhalb  des  Klassischen  eine  nicht  haben),  aber  nicht  der  der  Tragödie,  dessen 
nur  ausreichende,  sondern  bessere  Erklärung  Hereinziehung  auf  alle  Fälle  abzuweisen  war. 
findet ,  so  wäre  es  unmethodisch ,  darüber  Dafs  er  eigentlich  "nccmtözag  hiefs  und  was 
hinauszugehen.  Bekanntlich  erzählt  die  alte  damit  gemeint  war,  kann  keinen  Augenblick 
Sage  (s.  Eohert- Preller.  Gr.  M.  1,  189,  2),  wie  zweifelhaft  sein,  nämlich  der  Verschlinger, 
Zeus  die  Metis,  als  sie  von  ihm  mit  Athena  entweder  mit  Bezug  auf  den  Baitylos  oder, 
schwanger  ging,  verschlang,  damit  sie  nicht,  wie  was     ebenso     möglich,     in    ähnlichem    Sinne 


1541     Kronos  (verschlingt  s.  Kinder)  KroüOS  (Verstümmelung  cl.  Uranos)     1542 

wie   Zeus   im    minyschen    Orchomenos    Acccpv-  liehen  Auffassung  aber  —  nach  ausdrücklicher 
atio?   hiefs.     Das  letztere   erklärt  sich    durch  Überlieferung  eigen  war  und  sogar  durch  Bild- 
Stellen    wie    Lylcophr.    215    odovzi  xai.   Xaqiv-  werke  bestätigt  wird:   Österr.  arch.  epigr.  Mut. 
GxCaiq    yväQ-oiq,    oder    790    Kttjctv   rs    &oivoi.g  1  p.  S5  Taf.  b  {Michaelis).  Athen.  Mut.  S  {ISS3) 
llQcovi'av    Xacpvart'av.      Otfr.  Müller,  Orch.  u.  p.  79  (Puchstein).   —    Dieser    Vergleich    mufs 
3Ii7i.-  159,  welcher  selbst  diese  Stellen  anführt,  noch  nicht  auf  einen  uralten  phallischen  Kult 
brachte     es     nicht    über    sich,    die    einfache  führen,   oder  in    die  Sphäre  des  phrygischen, 
Konse:iuenz    zu    ziehen,    dafs    der    Gott    des  doppelgeschlechtigen,  verstümmelten  Agdistis. 
Athamas  und   Phrixos   'Verschlinger'    heifse,  Obwohl  nun  beide  Kreise,  der  des  Phanes  wie 
sondern    deutelte    an    dem    Worte    lacpvaasLv  lo  der  des  Kronos,  der  Kosmogonie  das  Motiv  der 
unnötigerweise    herum,    indem  er  in   Hesychs  Götter -Verschlingung  geliefert  haben,  so  findet 
ganz  einfache  und  richtige  Erklärung  'gierig,  doch  das  Sexuelle   keinen  Anhalt  bei  Kronos, 
schnell  essen'   ein   ensvdsLv,   cpsvyeiv   hinein-  dessen  Baityloi    eben  keine  Phallen,  sondern 
eskamotierte   (wovon  nur  das   erste  Wort  im  etwas  ganz  anderes  waren.     Auch  die  kosmo- 
Text  steht),  um  so  eine  Beziehung  auf  Phrixos'  gonische    Verstümmelung   des    Vaters   Ura- 
Flucht   zu   gewinnen;    als    ob    das    Entfliehen  nos  erklärt  sich  von  einer  ganz  anderen  Seite, 
in  den  Kulten  mit  Menschenopfern  nicht  eine  „     -rr        ^ ..  i  j        tt 
gewöhnliche,    mildernde  Form  wäre.     Warum              2.    Verstümmelung  des  Uranos; 
eine  so  blutdürstige  Gottheit  gerade  der  Ver-                     Trennung    von    der    Erde, 
schlinger    hiefs ,    darüber    zu    grübeln    würde  20        65.  Gaia  fühlt  sich  beschwert,  weil  Uranos 
ebensowenig    einen   Zweck    haben,    wie    etwa  die  furchtbaren  Riesen- Geborten  in  ihren  Schofs 
unser   Ausdruck   'reifsendes  Tier'    heute  noch  zurückgestofsen;  Kronos  halst  den  Vater  wegen 
eine  lexikalische   Analyse  verträgt.     Er  hätte  seiner  endlosen  Fruchtbarkeit;    ein   sehr  ein- 
auch  (bn,r\GxriQ  (oder  -rjg)  heifsen  können,   wie  faches  ökonomisches  Motiv,  welches  man  unter 
Dionysos  und  wie  bei  Notinos  und  späten  Or-  den   Söhnen  mancher  Bauernfamilie   antreffen 
phikcrn{Lith.6'kb)Kronos  seihst.  Der  ^amtcotag  kann;    nur   würde   man   als   dessen   Vertreter 
jedenfalls  steht  damit  ziemlich  gleich  luid  hätte  nicht  gerade  den  Jüngsten  erwarten.    A.  Lang 
zur  Illustrierung  des  Kronos-Mythus  als  einer  hat  deshalb   die   Sitte   des  Jüngstenrechts  zu 
rohen  alten  Kultform  nicht  in  erwünschterer  Grunde  legen  wollen,  was  aber  etwas  zu  fein 
Weise  auftreten  können,  als  in  Gestalt  eines  ßat- 80  und   in   griechischen  Verhältnissen   nicht  be- 
TvXog.  —  64.   Dies  wäre   die  eine  methodisch  gründet  ist.    Hesiocl  hat  nicht  so  genau  nach- 
vorgeschriebene Art  den  Kappotas  zu  erklären,  gedacht  und  gegenüber  Homer,    der  sich  auf 
mit  dem  Kronos  auf  gleicher  Linie  steht.    Die  die  theogonischen  Familienvorgänge  nicht  ein- 
andere, ebenfalls   beide   angehend,   würde  von  liefs,    Zeus  sowohl  wie  Kronos   zum  Jüngsten 
dem  Baetylns  ausgehen,  und  der  Naturmythus,^;^©  gemacht,   weil  das  letzte  das  Beste  und  Ent- 
nur  der  Donnerstein  im  Munde  des  Gottes  ist,  scheidende    im  Mythus    ist    und    alles   darauf 
sich  in  den  Kindern  zur  Theo- und  Kosmogonie  hinstrebt.     Jedenfalls    versteht   man   so,    dafs 
erweitern.    Es  liegt  nämlich  auf  der  Hand,  dafs  dieser  Sohn  besonders  an  die  Mutter  attachiert 
auch   der    orphische  Fha,neä-EQL-A.an(xi:og    oder  ist   und  beide  sich  gegen  Uranos  verbünden. 
'HgiKccTicciog,    dem    nur    durch     Unverständnis  40  Die    blutige    That    selbst,    welche    auf  diese 
manche  in  der  dritten  Silbe  ein  s  geben  (diese  Weise  instruiert  wird,   ist  aber  mehr  als  ein 
Etymologie  ist  nicht  erst  von  Di'eZs  bei  O.  iCern,  Familienereignis,    sie    ist    durchaus    für    kos- 
de  Orph.  cett.  iheog.  p.  21f.  gefunden  worden),  mogouisch,  d.h.  einen  Schöpfungsakt,  zu  halten; 
in   diese  Kategorie    gehört,    und    obwohl    der  darüber  läfst  das  gerade  hier  sehr  lehrreiche 
Name   so   aussieht,   als  ob   er  eher  den  Ver-  Vergleichsmaterial,  welches  die  Anthropologen 
schlungenen  als  den  Verschlinger  bezeichne,  so  liefern ,   keinen  Zweifel.     Ändr.  Lang  {Myth. 
deuten  doch  wohl  Formen  wie  IJavTL-iiänaLov  Bit.  a.  Bei.  1,  302,  vgl.  193,  wie  schon  früher 
nach   entgegengesetzter    Richtung,    d.   h.     auf  in  Ciistom   and  Myth)    berichtet   aus    Taylor, 
ein    Intensitäts- Präfix,    welches    die    Aktion,  New-Zealand  119  eine  Geschichte  des  Maori- 
nicht  die  Passion  eines  Gottes  angeht;  so  hat  50  Stammes,   die  Himmel   und  Erde   (Rangi  und 
ihn  auch  der  Mythus  verstanden:  als  denjenigen,  Papa)    als    Personen    in    endloser    Umarmung 
der  alle  Götter    verschlingt,   d.  h.    die  Keime  zeigt,    worunter  ihre  Kinder  erdrückt  werden, 
aller  Wesen  in  sich  birgt.  Es    wurde    nötig    sie    zu   trennen,    was    nicht 
Dieser  Phanes  hatte  übrigens  nicht  immer  ohne  Mühe  von  statten  ging.     „Da  jammerte 
die   komplicierte   Drachengestalt,  welche  ihm  der  Himmel  und  schrie  die  Erde,  warum  dieser 
die  Orphiker    geben,    wie    ich  schon   Gig.  u.  Mord?    warum    diese    grofse    Sünde?     warum 
Tit.   235  andeutete.      Die  Beweise,  die  Kern  uns  trennen?  Aber  was  kehrte  sich  Tane  daran 
p.  27 f.  vermifst*),  stehen  bei  Lobeck,  Agl.  491.  (Tane  Mahuta  heifst  der  Sohn,  der  die  Tren- 
Aus  denselben  geht  hervor,    dafs  der  doppel-  nung  vollzieht  mit  Hülfe   eines  anderen    {La 
geschlechtige  Phanes -Erikapaios  ursprünglich  60  Mythol.  109);  er  oder  sein  Bruder  gelten  ab- 
die    männlichen    Geschlechtsteile    am    Gesäfs  wechselnd    für    die    Schöpfer    des    Menschen- 
hatte,  also  diejenige  Gestalt  besafs,  welche  dem  geschlechts,  der  Bäume  und  der  Vögel).    Auf- 
Priapos   —   zwar   nicht   nach    der   später   üb-  wärts    schickte    er    den    einen,    abwärts    die 

andere.     Grausam   trennte   er  die    Sehnen  ab 

*)   Von    Chronos   hingegen    ist    eine    andere    als   die  .      -j.      „q^q^      (Jie      englische      Ausdrucksweise 

orphische    Gestalt   nicht    nachzuweisen.     Kern   hat   mich  ^j   ^j^^^     ^^j^l^e  Himmel  und  Erde   verbanden, 
offenbar   mifsverstanden.     Ich   habe   nicht  von    der  Knt-  '      -    i     i      i.  ^„^  r^ -n       nr  ±i         e 

stehung  des  Phanes  überhaupt,  sondern  von  seiner  äufse-  Ferner    Wird    dort    p.  195    auS    Glll ,     Blytks  of 

ren  Gestalt  gesprochen.  South  Facißc  p.  59   die   Mangaische  Vorstel- 

49* 


1543   Kronos  (Verstümmelung  d.  Uranos  etc.)  Kvonos  (Harpe)                   1544 

lung  angeführt,  dafs  der  Himmel  als  solides  auch  die  Selbstverstümmelung  des  Ra  und  die 
blaues  Steingewölbe  auf  der  Erde  lastete,  bis  Göttergeburt  aus  seinen  herabfallenden  Bluts- 
der  Gott  Ru  sie  beide  trennte,  oder  vielmehr  tropfen (s.Di'efmc/ia.O.)  —  nicht  die  nähere  Ana- 
bis  Ru  mitsamt  dem  Himmel  von  einem  logie  darbieten  und  zugleich  die  Quellen  oder 
dritten  (Maki)  so  hoch  hinaufgestofsen  wurde,  eine  der  Quellen,  woraus  der  Mythus  jene  dem 
dafs  sie  nie  wieder  herunterkamen.  Ru  gilt  griechischen  Genius  so  heterogenen  Vorstel- 
jetzt  als  Himmelsträger  (vgl.  Gi^.  M.  T^l  88 flP.).  lungen  schöpfte?  Natürlich  kann  sich,  wie 
Wie  es  nach  der  umschreibenden,  stets  auf  kaum  wiederholt  zu  werden  braucht,  solche 
das  Damen- Publikum  Rücksicht  nehmenden  Übereinstimmung  nur  auf  den  Inhalt  beziehen, 
englischen  Schreibweise  scheint,  fielen  bei  lo  nicht  auf  die  Götternamen  und  Personen;  es 
dieser  Trennung  die  Schamteile  des  Himmels  beruht  auf  mehr  oder  weniger  grundloser, 
ab  und  wurden  zu  Bimsstein.  Aus  Samoa  er-  willkürlicher  Identifikation ,  wenn  bei  Plut. 
zählt  man,  dafs  anfangs  der  Himmel  auf  der  Is.  et  Osir.  12  Seb,  „der  Vater  der  Götter" 
Erde  lag  und  von  dem  Gotte  Ti-iti  —  nach  {s.  Partheys  ku^g.  p.  190),  ein  ander  Mal  (ib.  44) 
anderer  Version  von  hochschiefsenden  Pflanzen  Anubis  als  Kronos  betrachtet  wird,  oder  dieser 
—  in  die  Höhe  getrieben  ward  mit  solcher  letztere  gleich  anderen  griechischen  Gottheiten 
Anstrengung,  dafs  die  Füfse  des  Gottes  ein  in  die  dortige  Götterdynastie  eingereiht  wird; 
sechs  Fufs  tiefes  Loch  in  den  Felsen  machten.  Manetho,  F.  H.  G.  2,  526a;  531,  3;  534. 
66.  In  all  dem  spricht  sich  eine  der  einfach-  Diod.  1,  13.  Sein  Krieg  gegen  Ammon,  der 
sten  Ideen  krasser  und  kunstloser  aus  als  im  20  sich  von  Libyen  nach  Kreta  hinüberzieht 
griechischen  Mythus.  Man  sieht  aber  nicht  ein,  {Dionys.  Skytobrach.  bei  Diod.  3,  71),  gehört 
weshalb  nun  Lang  301  dem  letzteren  Sinn  wieder  in  eine  andere ,  mythologisch  nicht 
und  Verständnis  überhaupt  abspricht.  Als  wertvollere  Kategorie, 
eine  Weltkrisis  hatten  nicht  nur  die  Philo-  an-  tt 
sophen  die  That  des  Kronos  verstanden,  ^-  ^^^  Marpe. 
und  dies  sogar  etymologisch  mit  Zuhülfe-  67.  Endlich  die  Harpe,  welche  Gaia  zum 
nähme  eines  anderen  Namens  dieses  Gottes  Zweck  jener  Umhat  erschafft!  Es  ist  noch 
zu  begründen  gesucht  (§  52),  sondern  auch  nicht  so  lange  her,  dafs  man  dieses  Instru- 
Hesiods  System  ist  ja  lediglich  darauf  be-  ment  für  den  Blitz  erklärte  {Lauer,  System 
rechnet,  die  Phasen  der  Kosmogonie,  die  sich  30  der  Mythologie)  oder  für  den  Mond,  der  abends 
zur  Theogonie  gestaltet,  zu  enthüllen.  Wenn  in  den  Himmel  einschneidet  {A.  Mornmsen, 
Hesiod  selbst  Schiefheiten  begeht,  so  fallen  Delphica  -p.  Sit),  Von  anderem,  minder  halt- 
dieselben,  soweit  nicht  die  Kritik  des  Textes  losen  Standpunkt  aus  wurde  es  für  das  alte, 
Ordnung  schafft,  seinem  tardum  Ingenium  zur  dem  Kronos  ureigene  Attribut  erklärt,  welches, 
Last,  nicht  den  Musen  des  Helikon,  die  es  wie  der  römische  Saturn  es  immer  behielt, 
verstanden  haben,  selbst  den  rohesten  Bar-  schon  existierte,  ehe  Hesiod  ihm  jene  Anwen- 
baren- Mythus  ins  Freundliche  zu  wenden,  düng  gab;  nur  darüber,  ob  es  den  Gott  der 
durch  Züge,  wie  die  Geburt  der  holdseligen  Zeit  (Buttmann)  oder  der  Saat  und  Ernte 
Aphrodite.  Fragt  man,  woher  die  Griechen  bezeichne  (üverbeck),  gingen  die  betreffenden 
diese  Barbareien  hatten,  so  wird  von  jener  40  Meinungen  auseinandei*.  Die  Buttmannsche 
Seite  geantwortet  werden:  aus  der  Zeit  ihrer  Auffassung  hat  nur  noch  historisches  Inter- 
eigenen Wildheit.  Wir  haben  gegen  dieses  esse;  nur  in  späten  Zeiten  des  Altertums,  als 
Prinzip,  namentlich  in  der  Ausdehnung,  die  die  Idee  von  dem  Gott  der  Zeit  längst  die 
Lang  ihm  giebt,  schon  oben  begründete  Ein-  herrschende  geworden  (s.  besonders  Plut.  de 
Wendungen  erhoben,  und  finden  diesmal,  nach-  rotn.  11,  12.  Buttm.  p.  32  Anm.  Böttiger, 
dem  wir  es  in  extenso  haben  zu  Worte  kommen  Ideen  z.  Kunstin.  1,  226),  wurde  auch  das  Attri- 
lassen,  abermals  Grund,  uns  nur  sein  Material,  but  der  Sichel,  welches  der  römische  Saturn 
nicht  seine  Schlufsfolgerungen  anzueignen.  Die  führte,  diesem  Sinne  angepafst.  Macroh.  1,  8,  9. 
Archäologie  weist  mit  jedem  Tage  schärfer  Anth.  Pal.  7,  225  ^rjxsi  xßt  nsvQrjv  6  noXvg 
auf  Ägypten  hin  als  denjenigen  Kultur-Be-  50  xQÖvog  (nach  Simonid.  fr.  176  ['36]),  ovds 
reich,  welcher  durch  Vermittelung  von  Karern  aiSqQov  cpsiStTai,  alla  (iifi  näw'  oXsksl  Sqs- 
und  Kretern  dem  vorhistorischen  Griechen-  Ttävy.  Der  'Zahn  der  Zeit',  den  schon  Simo- 
land  von  seinen  Erzeugnissen  mehr  mitteilte  nidcs  kennt,  wird  nun  curvus  Saturni  dens, 
und  dadurch  gröfseren  Einflufs  übte  als  irgend  Verg.  G.  2,  406.  (Über  Chronos  im  allgemeinen 
ein  anderes  Land.  ,, Götter",  sagt  man  zwar,  s.  oben  §  32.)  Höchstens  könnte  der  zweite  Er- 
,, wandern  nicht  wie  Handelswaren."  Allein  klärungsversuch  in  Betracht  kommen,  d.  i.  die 
der  hesiodische  Mythus  von  der  Zeusgeburt  Buttmannsche  Idee  in  Overbeckschev  Variierung. 
giebt  sich  doch  selber  als  kretisch,  und  die  Man  würde  alsdann  darauf  gefafst  sein  müssen, 
Fabeln  wandern  wirklich  und  wechseln  nach  worauf  das  oben  §  30  Gesagte  gewissermafsen 
dem  Ort  ihi-e  Personen.  Wenn  im  ägyptischen  60  vorbereiten  könnte ,  einem  Verwandten  des 
Totenbuch  Osiris  von  dem  grofsen  Tage  der  Priapus  —  von  dessen  Anfängen  ist  ja  wenig 
Verstümmelung  spricht,  wo  er  seine  Eltern  bekannt  —  zu  begegnen;  eine  Verwandtschaft, 
emschloi's  {s.  Dieterich,  Abrax. 16, i),  und  wirhei  die  dem  alten  Sterculius  Saeturnus  vielleicht 
Euhemeros,  einem  dem  Ersten,  welche  Kronos  nicht  so  übel  anstehen  würde.  Allein  es 
auf  Kreta  lokalisieren,  wirklich  finden,  dafs  müfste  doch  eine  Spur  im  Griechischen  sich 
dieser  seineu  Vater  und  seine  Mutter  ein-  erhalten  haben  oder  gelegentlich  wieder  auf- 
schlofs  (§  10  Sp.  1468, 26),  was  nirgends  sonst  im  tauchen.  Die  sehr  schwache  Entwickelung  des 
Griechischen  vorkommt,  sollte  all  dies  —  wie  Kronos  in  der  Kunst  zeigt  sich  gänzlich  vom 


1545                 Kvonos  (Harpe)  Kronos  (Etymologie)             1546 

Mythus  abhiiiicpig.  Die  Lokallegenden,  welche  die  Wahrscheinlichkeit,  dafs  sie  auch  bei 
an  die  Namen  ZayxZrj,  jQsnävrj  etc.  anknüpfen,  Kronos  mit  Absicht  gewählt  sei. 
beweisen  natürlich  nichts.  Ohne  dafs  ich  also  69.  Ein.  Ho/fmann  hat  die  Frage  nach  der 
jenen  Gedanken  gänzlich  abweise  und  etwa  das  Harpe  in  Verbindung  gesetzt  mit  dem  Beiwort 
Verlangen  stelle,  jenes  Detail  solle  sich  dem  ayuvXofir'jzrjs,  dem.  einzigen  (aufser  fisya?),  wel- 
kosmogonischen  Mythus  unterordnen,  mnfs  ches  i/o??ier  und  danach  IfmocZ  von  ihm  wufste. 
noch  ein  anderer  Weg  versucht  werden.  —  68.  ,,Als  göttlicher  Herrscher  der  Sikeler  (man  lese 
An  und  für  sich  wäre  die  Handlung  des  Kronos  dort  §  23 — 26  S.  55ff. ,  und  wird  eine  Wider- 
sehr  geeignet,  die  Wahl  solcher  Waffe  aus-  legungüberflüssig  finden)  hat  Saturn  die  Sichel, 
reichend  zu  erklären.  Vgl.  Hör.  sat.  1 ,  2 ,  45  lo  sicilis,  zum  Attribut,  und  aus  gleichem  Grunde 
accidit  ut  quidam  testes  caiidamque  salacem  war  ohne  Zweifel  Kronos  mit  der  sichelförmigen 
detneter et  ferro  (v.l. demeterenf).  Arnob.ndv.g.  Harpe  oder  ^ay>ilr]  bewehrt  und  führte  das  in 
p.  5,  163  qui  sibi  demessuerint  has  partes  ayxu^o-jüTjTTjs  abgeänderte  Prädikat  !(4yxt;;io-(U.rJ- 
(scil.  genitales).  Die  Sichel  dient  zum  Abhauen  5rjg"  (S.  63  f.).  Die  Idee  wäre,  wenn  die  Vor- 
länglicher Gegenstände,  nicht  zum  Köpfen,  wie  aussetzung  nicht  jeglichen  Halts  entbehrte, 
Robert,  Arcli.  Ztg.  1878,  16  annimmt.  Herakles  keine  der  unverständigsten,  die  sich  in  dem 
führt  sie,  und  zwar  die  gezahnte,  auf  zahl-  Buche  finden;  wenigstens  könnte  die  Sichel 
reichen  Vasenbildern  der  archaischen  Kunst,  aus  dem  Begriff  äyvLvXog.,  mit  dem  man  nichts 
wo  er  die  Köpfe  der  Hydra  abmäht  (vgl.  anzufangen  wufste,  allenfalls  hergeleitet  sein. 
Eiirip.  Ion  191);  den  Pygmäen  dient  sie,  20  Ich  halte  diese  Hypothese  indessen  nach  dem 
um  den  Kranichen  die  langen  Hälse  abzu-  zuvor  Gesagten  für  eine  überflüssige  Kühnheit 
schneiden;  Zeus  führt  diese  Waffe  {ApoJIod.  und  stelle,  bis  sich  eine  bessere  Erklärung 
bibl.  1,  6,  3,  7)  gegen  Typhon  mit  seinen  findet,  jene  Eigenschaft  zusammen  mit  der 
vielen  Schlangenköpfen  (vgl.  Gig.  u.  Tit.  235 f.  Schlauheit  oder  Klugheit  anderer  Titanen,  wie 
275).  Zum  Köpfen  der  Meduse  hingegen  hat  der  des  Zi'avcpog,  welches  bekanntlich  cocpög 
Perseus  ursprünglich  das  gerade  Schwert  und  bedeutet,  des  IlQoiirjQ'svg,  des  weisen  Atlas, 
bekommt  das  komplicierte  Sichelschwert  erst  vielleicht  auch  des  Kentauren  Cheiron,  des 
seit  dem  5.  Jahrhundert  (vgl.  Benndorf,  Text  Titanensohnes,  den  ich  Gig.  u.  Tit.  86  ff.  nicht 
z.  Giöl-Baschi  p.  3).  Aus  dessen  zahlreichen  erwähnte.  Hinzuzufügen  ist  den  dortigen  Aus- 
Darstellungen scheint  die  Waffe  erst  später  30  führungen,  die  Dümmlers  und  Kuhnerts  Bei- 
bei  Hermes  und  Argos  eingedrungen,  vereinzelt  stimmucg  gefunden,  die  Gleichstellung  des 
auch  bei  Theseus  und  Minotaur.  So  würde  also  Kronos  und  Prometheus  in  den  §  11  und  22b 
in  der  Waffe,  die  Kronos  bei  jener  blutigen  That  erwähnten  Quellen,  die  soweit  geht,  dafs  der 
benutzt,  nicht  notwendig  etwas  mythisch  Bedeut-  orphisclie  Hymnus  den  Kronos  selber  TLqo^ri- 
sames  zu  liesen  brauchen.  Nur  war  dieses  Waffen-  9sv  anruft. 


XI.  Etymologie. 


stück  überhaupt  etwas  Ungriechisches  oder  doch 
zeitlich  oder  örtlich  so  Fernliegendes,  dafs  es 

mythischen  Charakter  angenommen  hatte  und  Eine  Inschrift  aus  Elateia  (Bull,  de  corresp. 

darum  zu  dem  bedeutsamen  Akt  gewählt  wird,  hell.  1886, 368),  welche  noch  ins  5.  Jahrhundert  zu 

wo  allenfalls  auch  ein  einfaches  Schwert  oder  40  gehören  scheint,  redet  den  Poseidon  Xpovoi;  Trat 

Messer  genügt  hätte   (wie   z.  B.    beim   Myth.  an.   Kratin  fr.  24:0 KocJc.  1,86;  2,  1  ]).  I4t7 3Iein. 

Vat.  1,  105  ungenauerweise  zu  lesen  ist:  illato  nennt  denPerikles,  den  die  Komiker  auch  sonst 

cuUro  amputavit  naturalia  eius).    Im  Gebrauch  mit  dem  Kr oniden  vergleichen,  Sohn  der  Revolu- 

finden  wir  die  Waffe  noch  bei  manchen  klein-  tion  und  des  XQovog,  was  ebenso  unzutreffend  in 

asiatischen  Völkerschaften,    den  Karern  nach  Kqövog  geändert  wie  (durch  OverbecJc,  Abh.  d. 

Herodot,    den    Lykiern    auf   den    Reliefs    von  S.  Ges.  1865  S.  70)  von  Kronos  unterschieden 

Giöl-Baschi  (s.  Benndorf  im  Text  dazu  a.  a.  0.).  wird.     Andererseits  sagt  Euripides  Suppl.  791 

Weiter  im  Innern   trifft  man  die  Sichel  noch  (vgl.  §  7  g)    Aimv  KqÖvov  nccig  (v.  1.  %q6vov). 

auf  einer  bekannten  Kriegerstele   aus  Ikonion  Und  wir  haben  gesehen,  wie  schon  Pkerekydes 

in  Lykaonien.     Dafs    sich   gerade   in  Ikonion  50  der    Orphiker    den    Zeus -Vater    als    die    Zeit 

sowohl  ein  Perseus -Mythus  findet  wie  der  des  verstand  (§  32).    Es  läfst  sich  also  heute  nicht 

Annakos,  den  man  mit  Kronos  verglich  (oben  mehr  behaupten,  wie  noch  jüngst  geschehen  ist 

§  58a),    darauf  gebe    ich    ebensowenig,    wie,  (Dieterich,  Abraxas  S2),  dafs  dies  eine  Idee  der 

wenigstens    für   diesen   Zweck,    auf   die  that-  Stoikersei.  Diese  haben höchstensdenGedanken 

sächliche  Verwandtschaft    des  Perseus -Vaters  mit  Hülfe  des  Mythus  zu  vertiefen  und  physi- 

mit  dem  phryg.  Kronos  (§  54).  Entscheidend  ist  kaiisch    zu    begründen    gesucht.     Vgl.   Flach, 

mir,  dafs  Perseus  selber  mit  seinen  Kyklopen  aus  Glossen  u.   Schol.   z.   Hesiod.   —   Schol.   Apoll. 

Lykien  kommt,  dafs  die  Gorgonen  von  Anfang  an  Bh.  1,  1098  -xai  cpvaitiäg  tavtrjg  (P£(xg  =  yfjg) 

nahe  der  dortigen  Küste  hausen  (wo  der  Mythus  avdQa  rbv  Kqövov  (paaiv ,    oiovsi  tov   xqÖi'ov, 

sich  bis  ins  Mittelalter  lebendig  erhalten  hat;  s.  ßo  (isrußoly  räv  ccvtiotoi'xcov.     ovvsazt  ds  tij  xa>v 

m.  Vortrag,  40.  Philologen-Versaminl.  Görlitz);  oxoixsCav  TÜ'gBi  ih,  dväy-urjg  o  xQO'^'og.    Vgl.  lo. 

endlich  dafs   auf  sehr  alten  Monumenten  von  Lyd.  m.  Cornnt.  6  6  Kgövog  HysTcn  v.azanCvfiv 

Rhodos    und    Kypros  Perseus    und   Gorgo   mit  ta  —  tf'xj'a  insiSrj  oaa  dv  ytVryrat   xaro:  tov 

ganz  eigenartigen  Zügen  vorkommen;  worüber  flqiquivov   zfjg  -nivriascog  Xoyov  nccliv  kcczk  zov 

an  anderer  Stelle.     Da   diese  charakteristische  avrov  iv  nsgiöScp  dcpavi^szai.    Dann  einfacher: 

Waffe    hier,    trotzdem    sie    für    den  Perseus-  x«t   6   xQÖ'^'og  Ss  zoiovzov  zi  iozf    danccvcczai 

Mythus,   wie   gezeigt,    entbehrlich  war,  einen  yctQ  vn' ccizoH  za  yivöpuva  iv  avzto.  Serv.Atn. 

ethnologischen  Fingerzeig  enthält,  so  überwiegt  3,  104  q^na  dicitur  (Sat.)  deus  esse  aeternitatis  et 


1547             Kronos  (Etymologie)  Kronos  (Litteratur)              1548 

saecuJorum.  saecula  autem  annos  ex  se  natos  in  Journ.  de  suv.  1834  p.  430  Kogwvog,  während 
se  revolvunt;  vgl.  Mythogr.  Vat.  3,  1,  8  u.  5.  derselbe  Kommentator  an  anderer  Stelle  (0?ym- 
—  Anders  bei  Etym.  M.  Kq.  —  —  vo^i^stul  piod.  Scliol.  Plat.  Pliaed.  ed.  Finckh  p.  3,  22) 
jtcttg  OvQccvov  y.al  yrjg  ort  i%  zrjs  STtLToXrjg  zäv  KoQOvovg  hat.  —  lo.  Lydus  verquickt  mit 
V7t6  yriv  v.kI  vnsQ  yriv  aaxQoov  6  xQovog  yiva-  diayiOQtj  vovv  eine  andere  Erklärung  oiovsl 
tat.  v.xl.  Über  die  in  diesem  Lemma  voran-  itXr]Qri  v.al  (i^atov  Ixäv  dvtl  xov  Mk-hquicovo. 
gehende  Beziehung  auf  kqivco  und  xpiffic;  siehe  und  vergifst,  dafs  diese  im  Griechischen  sinn- 
oben  §  52.  —  Plato,  haben  wir  §  17  gesehen,  lose  Etymologie  erst  durch  die  Lateiner  ver- 
bringt eine  neue  Erklärung  vor,  oder  vielmehr  mittelt  war,  Cic.  N.  D.  2,  25,  64:  Sahtrnus 
zwei,  von  denen  er  die  eine  fallen  läfst.  Er  lo  autem  est  appelJatus  quod  saturaretur  annis; 
denkt  an  -nQovvögy  was  dann  öfter  verwendet  danach  Augustin  a.  a.  0.  34.  Lactant.  de  fäls. 
wird  (§  17.  21),  wie  ein  Chrysippeer  an  q6ov  relig.  1,  12.  Myth.  Vat.  3,  1,  8;  2,  1. 
(Diels,  Doxogr.  gr.  546  b),  andererseits  —  Wichtiger  als  diese  spielenden  Deuteleien  ist 
dies  aber  mehr  scherzhaft  —  an  -noQog  Besen  Cornut.  Kap.  7  (nach  den  Stoikern  ?) :  xäv  olmv 
und  rovs,  als  den  Reiniger  des  Verstandes,  yEviasfog  xat,ig,  r]v  e'(pa^£v  ano  xov  %qaCveiv 
ohne  Beziehung  auf  den  Charakter  der  Person.  K^övov  hiQriaQ-ai  (vgl.  cap.  3).  Dabei  konnte 
Letzteres  haben  die  Neuplatoniker  aufgegriffen,  man  sich  auf  Homer  und  andere  Dichter  be- 
indem  ihnen  ayv.vloiirixr]g  darauf  zu  passen  rufen.  Hom.  B419  kitsv-qaCccivs  Kqoviojv.  Soph. 
schien  (Lobeck,  Agl.  506;  vgl.  Orpli.  fr.  98.  99.  Track.  126  ö  nävza  v.QaCvmv  ßaaiXsvg  ÄQoviSag. 
Procl.  z.  Parmeiiid.  2,  96).  In  dem  verän-  20  Dies  ist  diejenige  Erklärung,  zu  welcher  sich 
derten  Sinne  von  y-ogog  Sättigung,  Fülle  kehrt  heute  auch  die  Sprachforschung  zu  bekennen 
die  gleiche  Etymologie  des  Kronos -Namens  scheint,  Pott  in  Kuhns  Zeitschr.  1883  193. 
anderwärts  wieder:  8iav.0Qri  vovv  {loh.  Lyd.  G.  Curtius,  Gr.  Etym.*  154,  der  ■KQtt'cov  damit 
de  mens.  2,  11  p.  24  B.),  a  satietate  intellectus  zusammeni3ringt  (vgl.  Hom.  «45.  co  473  Kqo- 
{Äugustin.  cons.  evang.  1,  23,  35  mit  Berufung  viSiq  vnaxs  -hqiziuvxcov).  0.  Grup2)e,  Gr.  Kulte 
auf  die  Neuplatoniker);  hiemach  ist  Dion.  Hai.  624:  von  -ugaivoi  „also  Fürst".  —  IScJiöinnnn,  Op. 
1,  38  zu  verstehen  bezügl.  zu  verbessern:  ovdhv  acad.  2,  112  und  G.  Hermann,  welcher  die 
ovv  &av(iaGx6v  xovg  TiaXaiovg  isqav  vnoXaßaiv  Übersetzung  Perficus  gab,  dachten  im  Sinne 
xov  Kqovov  xrjv  xwqixv  xavxiqv  (Italien)  xov  der  erwälmten  Philosophen  an  Vollendung  der 
ftav  öaifiova  xovzov  oiOfisvovg  slvai  ttkctj?  30  Weltschöpfung.  Dazulassen sichjetzt,  wenn  man 
svdcci^oviag  doxfjQu  Kcci  nXrjQcoxrjv  dv&Qcönoig,  will,  die  anthropologischen  Parallel-Mythen 
sl'xs  Xqovov  avxbv  dst  KaXsLV,  ag  '''EX-  (oben  §  65f.  Kap.  X,  2)  vergleichen,  während 
Xrjvsg  d^iovaiv,  slxe  KqÖvov,  ag  ^Pca-  andererseits,  die  Richtigkeit  der  Etymologie 
^ccioi,  ndcav  8s  nsQisiXrjcpöza  x))v  rov  angenommen,  sich  auch  an  'Reifen'  denken 
y-oofiov  (pvoLv ,  OTtozsQov  äv  xig  ovofiday.  lälst,  aus  den  vom  Unterzeichneten  Gig.  u.  Tit. 
Buttmann,  Mythol.  2,32  bemerkt  dazu:  „Die  71  ff.  entwickelten  Gründen.  Sehr  vag  redet  über 
ausgezeichneten  Worte  liefsen  sich  vielleicht  XQ°''^og  und  kquivco  Gerhard;  widerspruchsvoll 
so  erklären:  die  Griechen  deuten  ihren  Saturn  Preller  in  den  alten  Auflagen.  Andere  Her- 
oder Kronos  und  sagen,  er  sei  die  Zeit;  die  leitungen  sind  die  von  ■kscqco,  die  H.  J).  Müller 
Römer  lassen  sich  auf  keine  solche  Deutung  40  teils  im  Sinne  des  Erntens,  teils  des  Schnitters 
ein,  sondern  erkennen  in  dem  Saturnus  blofs  Tod  geltend  macht;  sowie  diejenige  ieo -Meye?'s 
die  Person,  ihren  Gott  und  ehemaligen  König  von  skr.  kala,  welches  „schwarz,  schwarze 
des  Landes.  Mit  gröfserem  Rechte  scheint  Farbe,  Zeit(?),  Tod  und  Todesgott"  bedeute, 
man  jedoch  die  Stelle  für  verdorben  zu  halten.  —  Für  uns  geht  aus  Kap.  IX  hervor,  dafs 
Und  zwar  wollen  Stephanus  und  Casaubonus  Kronos  wahrscheinlich  ebensowenig  wie  Morgos 
lesen:  si'xs  Kqövov  (oder  %q6vov)  —  — ,  sixs  vmd  Arkisios  aus  dem  Griechischen  zu  er- 
Köqov  (oder  Köqiov)  mg  'P.  Vielleicht  ist  dies  klären  sei,  obwohl  dies  bei  Rhea  möglich  ge- 
im  wesentlichen  der  Wahrheit  sehr  nahe.    Ich  wesen  ist. 

möchte  nämlich  alles  unangerührt  lassen  und  Litteratur  (aufser  den  Handbüchern): 

nur  zuletzt  statt  Äpdi^ov  schreiben  Äo^ofov  (vgl.  50        Spalding,  Abh.  d.  Berlin.  Akad.  1804 — 1811 

Koronos  6).  Dann  wären  hier  wirklich  zwei  Deu-  p.  77. 

tungen  des  Namens.    Bei  den  Griechen  ist  die  Buttmann,  Mythologus  2,  28 ff. 

durch  XQO'vog  die  gangbare.     Bei  den  Römern  Böttiger,  Kunst  -  Mythol.  1,  222.  372. 

heifst  er  Saturnus :  dies  erklärt  sich  Dionysios  Schwartz,     Urspr.    d.    Myth.    129  f.     156  f. 

nach  Giceros  Vorgang   [NB.  bezüglich   dessen  Prähistorisch-mythol.  Studien. 

griechischen  Quellen]  aus  saiMr  und  findet  darin  Heffter,  Allgem.  Schulzeitimg    1833    Abt.  2 

eine    Übersetzung    des    Namens    Kgovog    statt  nr.  29  S.  228  (dem  Verf.  nicht  zugänglich). 

KÖQovog  von  v,6Qog  saturatio.^''    Buttmann  hätte  F.   G.   Zimmermann,    De  Graecor.   veterib. 

diesen  sehr  treffenden  Bemerkungen  vielleicht  diis  (1.   de  Saturno),   Dissert.    Halle  1834. 

noch  hinzufügen  können,  dafs  erst  so  der  Zu-  eo        II.  D.  Müller,  Mythologie  der  griech.  Stämme 

satz    Tcäauv  —  q)vaiv    seine    Beziehung    findet;  2,  128.  137.    Phüolog.  12,   1857   S.  554 ff. 

er  gebt  auf  %q6vov   (vgl.   Sp.  1496),    wie  das  Sippel,  De  culiu  Saturni,  Dissert.  Marburg 

voranstehende  svdatiioviag  doxrjQa  «kI  nXrjQco-  1848  (im  Text  nicht  benutzt). 

xrjv  (vgl.  'jiXriqr]  unten)   auf  Koqov  oder  Koqo-  E.  Braun,  Gr.  Gutterl.  213 ff. 

vov,    so   dafs  beide  Attribute  kreuzweise   an-  Härtung,  Fei.  u.  Mythol.  d.  Gr.  2,  45  ff", 

geordnet  sind.     Das   hier  vermutete  Kogovog  Laistner,  Rätsel  der  Sphinx  1,  310. 

scheint   wirklich   in  Olympiodors  Plato- Kom-  Lauer,  Syntem  d.  Myth.  164ff. 

mentar   zu  stehen;    wenigstens   giebt  Cousin,  Lobeck,  Aglaophamus,  passim. 


1549 


Kronos  (Bildwerke) 


Kronos  (älteste  Bildwerke)        1550 


Gottfr.  Hermann,  De  tJieoIogia  Graec.   17G. 

Schoemann,  Op.  acad.  2,  112. 

Welcl-er,  Gr.  Göttcrl.  1,  140  ff.  265.  272  If. 

Ders.    Bhein.  Mus.  N.  F.  13  1858  S.  624  fi. 

Max  Müller,  Chips  from  a  German  Workshop 
2,  151. 

Leo  Meyer,  Bemerkungen  z.  alt  est.  Gesch. 
d.  (jricch.  Mythol.  59. 

Breal,  Hercule  et  Cacus  60. 

Overbeck,  Ahhandl.  d.  Sachs.  Ges.  1865,  64 ff.  lo 

Emanuel  Hoff  mann,  Mythen  ans  d.  Wander- 
seit  der  indog.  Stämme;  1.  Kronos.    Wien  1873. 

Kuhn,  Entwickeluv gsstufen,  Ahh.  d.  Berl. 
Akad.  1874. 

Elard  Hugo  Meyer,  Indogerm.  Mythen  2, 
270.   280  ff. 

Pott,  Etymol.  Forsch.  2-,  143;  ders.,  Kuhns 
Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  1883    193. 

Sayce,  Contempor.  Beview,  Sept.  1883. 

Tiele,    Ter    toetsing    eencr    nicinve    mytho-  20 
logische  methode.    Theol.  Tijdschr.  20. 

Gh.  Ploix,  Bcvue  des  religions  13  1886,  11 
—  46. 

Krische,  Theol.  Lehren  der  griech.  Denker 
398. 

Andreiv  Lang,  myth,  ritual  and  religion; 
vgl.  desselben  Custom  and  myth.  und  la  my- 
thologic  1,  304. 

Mayer,  Die  Giganten  und  Titanen   p.  71  ff. 

Immerieahr,  Bheakult  in  Arkadien  (Bonner  30 
Studien  188—813).     Arkadische  Kulte  1,  216  f. 

Kerbaker,  Bendiconto  della  societä  reale  d. 
Xa2Wli  1890    p.  60.  93. 

XII.    Bildwerke. 

Vorbemerkung. 

Da  Kronos  nicht  nur  theoretisch  von  der 
homerischen  Götterwelt  ausgeschlossen  war, 
sondern  auch  faktisch  nur  vereinzelte  Reste  40 
seines  Kultes  hinterlassen  hat,  so  mangrelt  der 
Archäologie,  wenigstens  für  die  klassische 
Epoche,  einer  der  wichtigsten  Anhaltspunkte, 
wovon  die  Entwickelung  der  Göttertypen  aus- 
zugehen pflegt,  und  sie  hat  genügend  Gelegen- 
heit darüber  nachzudenken,  was  wohl  von  der 
sogenannten  Kunst -Mythologie  übrig  bleibt, 
wenn,  wie  in  diesem  Falle,  die  Mythologie  ihre 
Geschäfte  selber  besorgt  und  die  religiöse 
Kunst  beinahe  versagt.  Wenn  man  in  50 
einer  plastischen  Darstellung  „das  Verhaltene, 
Schlaue,  Lauernde  und  Harte  oder  Leiden- 
schaftliche des  Kronos -Charakters"  erkennt 
oder  vermifst  {Overbeck,  K.  M.,  Zeus  1  S.  2.ö2), 
so  ist  das  mehr  als  irgend  einer  der  Alten 
oder  ihre  Gesamtheit  von  diesem  wufsten. 
Wer  sich  an  den  historischen  Sachverhalt  hält, 
wird  nicht  finden  können,  dafs  die  ganz  dis- 
paraten und  widersprechenden  Eigenschaften 
und  Sagen- Rudimente ,  die  sich  über  diese  60 
schwer  fafsbare  Gestalt  zusammentragen  liefsen, 
sich  jemals  im  Geist  eines  Griechen  oder 
Römers  zu  einem  einzigen  Bilde  zusammen- 
geschlossen hätten.  Nicht  einmal  in  dem 
äufseren  Umstand  der  Greisenhaftigkeit  be- 
kunden die  griechischen  Kunstwerke  Einhellig- 
keit. 

Um     also     von     den     wenigen     Tempel- 


bildern, wovon  wir  Nachricht  haben,  aus- 
zugehen —  von  den  'Bätylien'  (§  44 ff.)  hier  zu 
schweigen  —  so  befand  sich  in  Athen,  im 
Olympieion- Bezirk,  ein  Heiligtum  mit  den 
nach  Pausanias'  Urteil  altertümlichen  Erz- 
bildern des  Kronos  und  der  Rhea  (Sp.  1518).  In 
Lebadeia  war  Kronos  nicht  Hauptperson,  und 
seine  Bildsäule  (Paus.  9,  39,  3  (4))  ist  jedenfalls 
erst  nachträglich  aufgestellt  worden.  Wo  wir 
sonst  noch  Tempelbilder  erwähnt  finden,  handelt 
es  sich  immer  um  den  römischen  Saturn. 
Lucian  führt  sein  Gespräch  mit  dem  Gott  der 
Saturnalien  in  dessen  Tempel.  Ein  Heliodor 
(in  dem  scherzhaften  Epigramme  des  Lucillius, 
Anth.  Pal.  11,  114,  kürzer  dasselbe  257),  dem 
das  Horoskop  die  Ungunst  des  Planeten  Kronos 
verkündet,  schleppt  dessen  goldene  Statue,  um 
ihn  unschädlich  zu  machen,  aus  dem  Tempel 
hinweg.  In  Syrien  bei  Abila  errichtet  jemand 
in  der  Kaiserzeit  einen  Tempel  mit  Anpflan- 
zungen Kqovo)  •AVQica  v,ai C.L.G.  4521  Add., 

womit  natürlich  Saturn  gemeint  ist  wie  in  der 
Erwähnung  des  Baues  am  Forum  im  Monu- 
mentum  Ancyranum.  Eine  Ausnahme  macht 
nur  Alexandria,  wo  der  Kronos-Kult,  vielleicht 
unter  Aufnahme  fremder  Elemente,  eine  Nach- 
blüte feierte  und  mit 
Serapis  zugleich  einge- 
richtet wurde  (§48).  — 
Eine  Fiktion  ist  der  Kro- 
nos-Tempel,  in  welchem 
Kehes  seinen  Pinax  an- 
setzt. 

In  der  Darstellung  des 
Mythus  beschränkt  sich 
die  Kunst  wesentlich  auf 
die  Täuschung,  welche 
Rhea  dem  Kinder  ver- 
schlingenden Gatten  mit 
dem  Stein  bereitet.  Am 
argivischen  Heraion  —  ob 

in  den  Giebeln  oder  Metopen  bleibt  unklar  —  war 
einerseits  der  Gigantenkampf  dargestellt,  ander- 
seits die  Scenen  der  Zeus- Geburt,  als  deren 
Typen  wir  die  liegende  Rhea,  die  Übergabe 
des  Steines,  den  Kuretentanz  und  die  Pflege  des 
Kindes  durch  Amaltheia  kennen.  Der  Fries 
des  Tempels  von  Lagina  in  Karien  scheint 
hierzu  noch  ein  neues  Moment  zu  fügen,  Kronos' 
Verwandlung  in  ein  Pferd.  (Die  Publikation  wird 
durch  die  athenische  Ecole  frangaise  erfolgen.) 

1.   Älteste  Darstellungen. 

Die  Reihe  der  erhaltenen  Monumente  be- 
ginne ich  mit  einem  in  diesem  Punkte  noch 
unerklärten,  welches,  wenn  meine  Deutung 
zutrifft,  weitaus  das  älteste  sein  würde.  Auf 
den  Scherben  eines  auf  beiden  Seiten  be- 
malten Pinax  aus  Eleusis,  wovon  die  eine  Seite, 
Ephim.  arcli.  1885  Taf.  9,  12.  12  a  abgebildet, 
die  andere  von  Studniczka,  Jahrb.  d.  Inst.  1886 
S.  92  Anm.  beschrieben  ist,  hat  einer  der 
Giganten  —  es  ist  eine  Gigantomachie  —  als 
Schildzeichen  den  Kopf  eines  Greises,  übrigens 
in  einer  gegen  die  Figuren  recht  vorgeschrit- 
tenen, realistischen  Zeichnung,  die  ich  hier 
nach  der  Paufse  wiedergebe  (Fig.  2.)  Gewöhnlich 
werden  in  der  Vasenmalerei  bis  ca.  zur  Mitte 


Fig.  2.     Von  einem  ar- 

chaisclien    Thon-Pinax 

in  Eleusis. 


1551        Kronos  (älteste  Bildwerke) 


Kronos  (älteste  Bildwerke)        1552 


des  5.  Jahrhunderts  bejahrten  Personen  des 
Mythus  die  gewöhnlichen,  die  Ideal-  oder 
Durchschnittszüge  gegeben,  nur  mit  kahler 
Stirn  und  weifsem  Haar  oder  Bartstoppeln,  die 
häfslichen  formenentstellenden  Züge  des  Alters 
aber  unterdrückt.  Nur  auf  das  Alter  (Geras) 
selber,  oder  hin  und  wieder  auf  eine  häfsliche 
alte  Frau  wird  jene  realistische  Manier  an- 
gewendet (vgl.  die  gute  aber  nicht  erschöpfende 


Fig.  3.     Vasenbild,  auf  Kronos  und  Rliea  bezogen  (nach  Gazette  arch. 
1875,  9  und  1877,  18). 


Darlegung  von  P.  Hartwig,  Piniol  N.  F.  4, 1891, 
185  fi".).  Und  so  könnte  hier  einer  der  Titanen 
—  man  unterschied  diese  nicht  streng  von  den 
Giganten  —  den  alten  Kronos  im  Schilde 
führen,  wie  sonst  einen  anderen  Hauptgegner 
der  Götter,  den  Typhon  {Gig.  u.  Tit.  275;  be- 
stätigt durch  weitere  Funde,  Athen.  Mitt.  1889 
S.  72,  A.  Brückner). 

Von  Vasenbildern  ist  sonst  nur  ein  einziges 
zu  verzeichnen  (Fig.  3).  Es  stellt  die  Täuschungs- 
scene  dar  und  gehört  dem  noch  unfreien  rotfig. 


attischen  Stil  an.  Die  Hauptseite  dieses  Ge- 
fäfses  publicierte  De  Witte,  Gazette  arch.  1875 
pl.  9  (vgl.  seine  Erwähnung  Elite  1  p.  315, 
Ann.  d.  I.  1845,  404),  der  es  (p.  31)  als  eine 
'amphoreKelebe'  charakterisiert;  die  Rückseite 
folgte  ebenda  1877  pl.  18  nach,  mit  kürzerem 
Text  von  E.  de  Chanot,  p.  116.  Dargestellt 
sind  drei  Frauen  und  ein  alter  Mann,  der  bis 
an  den  Hals  in  seinen  Mantel  gehüllt  ist  und 

nur  die  linke  Hand 
frei  hat,  womit  er 
ein  Scepter  hält.  Auf 
ihn  zu  kommt  von 
rechts  eine  junge 
Frau,  die  in  dem 
Bausch  ihres  Gewan- 
des einen  einge- 
wickelten Gegen- 
stand wie  ein  Kind 
trägt  und  es  dem 
Alten  präsentiert.  Ist 
diese  Person  Rhea, 
so  werden  sich  auch 
für  die  zwei  Mädchen 
neben  ihr ,  welche 
lebhaft  dem  Vorgang 
folgen,  passende  Na- 
men finden ;  De  Witte 
nennt  Ida  und  Adra- 
steia;  auf  dem  Fries 
von  Lagina  sind  bei 
dieser  Scene  minde- 
stens ein  halbes  Dutzend  Mäd- 
chen anwesend.  Die  Rückseite 
der  Vase  hat  nur  drei  Figuren, 
denselben  Alten  mit  geringen 
Variationen,  die  eingehüllte 
junge  Frau,  und  eine  geflügelte 
Botin  oder  Dienerin,  welche, 
sich  umblickend,  davon  eilt, 
da  jene,  deren  gezwungene 
Haltung  auffällt,  ihr  einen  Auf- 
trag mit  vielsagendem  Blick  zu 
erteilen  scheint.  Über  den 
Namen  dieser  Botin,  die  gewifs 
nicht  den  Sieg  des  nahenden 
Zeus  verkündet  (de  Chanot), 
sondern  höchstens  das  falsche 
Kind  holen  soll,  würde  man 
sich  wohl  auch  einigen  können. 
Nur  stöfst  die  Verwendbarkeit 
lieser  ganzen  Gefäfshälfte,  die 
De  Witte  vielleicht  mit  Bedacht 
fortliefs,  auf  stilistische  Beden- 
ken. Der  Greis  ist  Strich  um 
Strich  nach  dem  der  Vorder- 
seite kopiert,  in  einer  Weise, 
welche  die  moderne  Hand  aufs  fragloseste 
dokumentiert:  die  Gesichts-,  Ohren-  und 
60  Augenbildung,  sowie  die  Zeichnung  von  Hand 
und  Arm  (man  vergleiche  das  andere  Bild) 
widersprechen  dem  Stil  der  Vase,  die  Ge- 
wandlinien am  Halse  sind  bis  in  den  Spitz- 
bart hineingezogen,  welcher  —  was  auf  unserer 
kleinen  Reproduktion  schlecht  geraten  ist  — 
durch  zwei  flottgeschwungene  scharfe  Striche 
(ohne  Angabe  der  inneren  Grenze  an  der 
Wange)  gebildet  wird.    Zwar  verrät  sich  nun 


1553        Kronos  (älteste  Bildwerke) 


Kronos  (älteste  Bildwerke)        1554 


auch  der  Krückstock,  der  hier  die  Stelle  des 
Scepters  vertritt,  ;ils  Zuthat  des  Restauratora. 
Aber  der  Gewinn  bleibt  prekär,  solange  wir 
nicht  wissen ,  wie  die  weggebrocbene  oder 
übermalte  Person  aussah.  Gerade  diese  Ver- 
gleichung  der  beiden  Seiten  lehrt,  dafs  die 
Hauptseite  im  wesentlichen  antik  und  intakt 
ist,  obwohl  auch  dort  einiges  nicht  ganz  seine 
Richtigkeit  hat:  ich  meine  weniger  die  selt- 
same Bekleidung  des  Alten,  die  ein  ungewöhn-  lo 
lieber,  warmer  Rock  als  Mantel  sein  wird,  als 
die  unorganischen  Gewandzipfel,  welche  das 
mittelste  Mädchen  mit  sonst  durchaus  stil- 
gerechter Bewegung  hochhebt.  Von  dem  Haar 
uud  Bart  des  Greises  ist  vermutlich  nur  die 
weifse  Deckfarbe  abgegangen;  De  Wittes  Auf- 
fassung der  Thonfarbe  als  rote  Hautfarbe  und 
deren  symbolische  Erklärung  macht  heute 
einen  ebenso  komischen  Eindruck  wie  das  was 
er  über  die  Füfse  des  Alten  sagt.  20 

Ungefähr  der  gleichen  Epoche  gehören  die 
Bildwerke  an,  denen  wir  uns  zunächst  zu- 
wenden. Vielleicht  noch  etwas  älter  ist  die 
seltene  Münze  von  Himera  in  Sicilien,  welche 
von  Imlwof-Blumer  in  den 
Berl.  Blättern  für  Münz- 
hunde 5,  1870  S.  46  nr.  5 
erwähnt  wird  und  bei  Torre- 
muzza  2,  3,  8  abgebildet  ist. 
Sie  zeigt  einen  männlichen  30 
langbärtigeu ,  mit  Tänie 
oder      Reif     geschmückten 

Fig.  4.  Silber-  Kopf  nach  rechtshin  ge- 
raunte Ton  Mallos.  wandt,  und  auf  dem  Revers 
einen  Helm  mit  der  alter- 
tümlichen Umschrift  HIMERA  (linksläufig). 
Wen  dieser  Kopf  darstellt,  schliefst  Imhoof 
mit  voller  Sicherheit  aus  einer  jüngeren,  dem 
5.  Jahvh.  angehörigen  Münze, 
welche  a.  a.  0.  und  besser  Im-  40 
Jioof,  3Ionnaies  grecques  pl.  B  4 
abgebildet  und  nach  ImJwofs 
eigenem  Exemplar  hier  Fig.  5 
wiederholt  ist.  Der  in  jeder 
Hinsicht  stilistisch  weiter  ent- 
wickelte Kopf  ist  hier  als  KPO- 
NO — Z  gekennzeichnet;  der  Revers  zeigt 
in  entsprechend  gegen  die  frühere  vorge- 
schrittenerer Schrift  IMEPAIßN  (linksläufig\ 
den  Blitz  und  zwei  Gerstenkörner.  Dieser  50 
sicilische  Kronos  ist  nicht  der  uralte  Götter- 
vater, sondern  eine  Gottheit  wie  andere  mehr; 
[nach  Imhoofs  jetziger  Meinung  der  Erntegott]. 
Vgl.  Sp.  1572.  Karthagischen  Einflüssen,  die 
man  früher  geltend  gemacht  hat,  hielten  die 
von  Olympia  ausgehenden  jedenfalls  das 
Gleichgewicht  an  einem  Orte,  der  wie  Hi- 
mera den  Pelops  auf  seine  Münzen  prägte 
(z.  B.  Monnaies  grecques  B  3).  Wo  noch 
Reste  seines  Kultes  existierten,  war  er  kein  60 
abgelebter  Greis,  oder  brauchte  es  nicht 
unbedingt  zu  sein.  Ich  fürchte,  es  ist  hier 
kaum  am  Platze,  an  die  oi'phische  Lehre  zu 
erinnern:  rov  Kqovov  ccal  (ifXaivag  ^xsiv  rccg 
£7rt  ysvBLOv  rgi^ug  (prjalv  'Ogcpsvg,  Procl.  Schol. 
z.  Hes.  Opp.  113  (ausführlicher  Orph.  fr.  245 
Abel)  oder  an  Fiat.  Phileh.  270  D  rovg  f-nl  rrjg 
ÄQOvLag    TiSQioSov    dnoßälXsiv    cpr^at z6 


Fig.  5. 
Silbermünze 
von  Himera. 


yriQag  yial  ccsi  ysvsa&ai  vEcoraQovg.  Etwas 
anderes  ist  es,  wo  er  den  Platz  mit  Zeus 
teilen  mufs  und  das  homerische  Alters- Ver- 
hältnis der  beiden  in  seine  Rechte  tritt.  Dieses 
ist  im  Folgenden  der  Fall. 

Dafs  unter  den  Göttern  der  östlichen 
Giebel gruppe  des  grofsen  Zeus -Tempels 
von  Olympia  Kronos  vorhanden  sei,  ist 
eine  alte,  aber  bis  heute  wenig  beachtete 
These,  die  näher  zu  prüfen  uns  nichts  über- 
heben kann.  Ungeachtet  der  Hitze  und 
Ausdehnung  des  um  diese  Komposition  ge- 
führten und  noch  immer  andauernden  Strei- 
tes lassen  sich,  dünkt  mich,  die  entscheiden- 
den Momente  heute  kurz  zusammenfassen. 
Ich  bediene  mich  natürlich  der  Taf.  8  u.  9 
des  Arck.  Jahrb.  1889  und  der  S.  77  des 
Jahrb.  1891,  wo  man  die  verschiedenen 
vorgeschlagenen  Aufstellungen  beisammen 
findet.  Als  fester  Ausgangspunkt  mufs  nach 
Curtius  die  Thatsache  gelten,  dafs  die  Kör- 
per der  drei  rechten  Eckfiguren  w,  0,  p  an 
dieser  Stelle  des  Tempels  (d.  h.  nah  davor 
verbaut)  gefunden  wurden  und  nicht  wie  die 
übrigen  stückweise  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  und  Entfernungen  verschleppt 
waren  (s.  Jahrb.  1889  S.  266  mit  Plan).  Es 
sind  dies  der  Kladeos,  der  hockende  Knabe  (0) 
und  der  sinnende  Greis*);  von  denen  die  erste 
und  dritte  Figur  auch  niemand  an  einer  andern 
Giebelstelle  einzuordnen  gewünscht  hat.**)  Die 
Mitte  mit  den  beiden  Gespannen  können  wir 
zunächst  als  eine  unverrückbare  Masse  be- 
trachten. Was  die  sitzenden  Füllfiguren  darin 
betrifft,  so  läfst  sich  eine  fast  mit  Sicherheit 
bestimmen:  aus  der  Korrosion,  welche  man  am 
Nacken  des  hockenden  Mädchens  beobachtet 
(vgl.  Ath.  Mitt.  1888  p.  402),  zieht  BörpfeU 
jetzt  den  sicheren  Schlufs,  dafs  diese  Figur 
nicht  zu  der  rechten  Eckgruppe  gehörte, 
sondern  an  einer  Stelle  stand,  wo  der  Giebel 
offener  und  höher  und  ihr  Rücken  dem  Wetter 
ausgesetzt  war;  dafs  sie  mit  anderen  Worten 
zu  den  Füfsen  der  einen  Frau,  um  sie  zu 
schmücken,  kniete,  wie  dies  KeTcule  längst 
aus  anderen  Gründen  angenommen  hatte.  Über 
ihr  Pendant  vor  dem  linken  Gespann  läfst 
sich  nur  soviel  sagen ,  dafs  die  betreffende 
Figur  nicht  die  Pferde  hielt,  da  nach  den 
Spuren,  welche  man  neuerdings  zwischen  den 
Pferdehälsen  bemerkt  hat,  die  Zügel  von  hinten 
gehalten  wurden  oder  dort  befestigt  waren. 
Mag  dies  nun  bei  dem  Wagen  der  rechten 
Seite  ebenso  gewesen  sein  oder  nicht,  jeden- 
falls kann  der  sinnende  Greis  in  der  an  den 
Mund  geführten  Hand  (obwohl  Sauer  dies  selt- 
samerweise angenommen  hat)  nicht  die  Zügel 
gehalten  haben,  so  wenig  wie  seine  Linke 
nach  unten  ging;  vgl.  Jahrb.  1891  S.  71,  9. 
An   der  letztgenannten  Stelle  findet  man  die 

*)  Einigermafsen  getreue  Keproduktionen  im  l.Baud 
der  alten  Ausgabe  der  Ausgrab.  v.  Olymp.  (Curiiits, 
Adler  etc.),  besonders  Taf.  17;  die  Stellung,  für  welche  die 
Figur  berechnet  ist,  besser  bei  Colliynon,  ffist.  d.  la  sculpt. 
gr.  1  (1892)  Fig.  229  p.  412,  vgl.  Fig.  228. 

**)  Aus  letzterem  Grunde  scheint  Treus  jüngste  Aus- 
einandersetzvmg,  Berl.  Phil.  Wochensciir.  1892  nr.  38  ihren 
Zweck  zu  verfehlen. 


1555       Kronos  (älteste  Bildwerke)  Kronos  (älteste  Bildwerke)        1556 

vollständigste  Abbildung  der  Figur,  die  sich,  präges  hatte.  Dafs  der  Alte  in  der  rechten 
wie  jetzt  deutlich  wahrzunehmen  ist,  mit  der  Hand  die  Harpe  hielt,  ähnlich  wie  die  ältere 
früher  fehlenden  Linken  auf  ein  Scepter  oder  Peliade  auf  dem  lateranischen  Medea-Relief 
einen  Stab  stützte.  Diese  Figur  kann  dem-  das  Schwert,  ist  nicht  unmöglich,  da  die 
nach  nicht  wohl  ein  Wagenlenker  gewesen  Finger  der  Hand  nicht  festgeschlossen  sind; 
sein.  Sollte  also  nicht  etwa  mit  dem  Räder-  aber  auch  ohne  dieses  Attribut  scheint  mir 
wagen  eine  Figur  verloren  gegangen  sein  —  Kronos  unverkennbar  und  meisterhaft  charak- 
was  dann  auch  für  die  Gegenseite  anzunehmen  terisiert.  [Von  den  bisher  bekannten  Kronos- 
wäre  — ,  so  bliebe  diese  Seite  überhaupt  ohne  Bildern  weicht  die  Gestalt  allerdings  weit 
Wagenlenker.  Dem  steht  nur  eines  entgegen,  lo  genug  ab.  Aber  deren  Erfindung  gehört  ohne 
die  allgemein  adoptierte  Auffassung  der  rechten  Ausnahme  der  römischen  oder  frühestens 
Seite  als  der  des  üinomaos  und  Myrtilos.  hellenistischen  Zeit  an,  sie  können  also  ur- 
Allein  —  ich  darf  hier  StudniczJcas  mündlich  kundlichen  Aufschlufs  darüber,  wie  man  sich 
geäufsertem  Gedankengang  folgen  —  nichts  Kronos  im  5.  Jahrhundert  dachte,  nicht  bieten.]" 
hindert  uns,  die  beiden  Nachbarn  des  Zeus  zu  Diese  Worte,  von  denen  nur  der  eingeklam- 
vertauschen:  Pelops,  der  dann  rechtshin  kommt,  merte  Schlufs  eine  Modificierung  erfahren  wird, 
bedarf  überhaupt  keines  Wagenlenkers,  sondern  treten  heute  nach  dem  Scheitern  so  mancher 
wird  die  jetzt  noch  angebundenen  Rosse  selber  Experimente  wieder  in  ihre  volle  Kraft.  Wenn 
lenken.  Man  nehme  nunmehr  die  Photographie  sie  bei  den  Erklärern  des  Olympia- Giebels 
zur  Hand,  um  sich  zu  überzeugen,  wie  Un-  20  nicht  die  gebührende  Beachtung  gefunden 
recht  der  fraglichen  Figur  geschah,  als  man  haben,  so  lag  dies  zum  Teil  auch  an  der 
sie  für  Myrtilos  hielt,  der  als  weichlicher,  unausgesprochenen  Vorstellung,  dafs  Kronos 
etwas  verlebter  Lebemann  gekennzeichnet  sei.  neben  Zeus  nicht  auftreten  könne,  als  ein 
Aus  den  würdigen  Zügen  s^Dricht  ein  tiefer,  gestürzter  Titanenherrscher  im  Tartarus,  den 
wenn  nicht  grofsartiger  Ernst;  die  Charakte-  Blicken  vmd  Gedanken  von  Menschen  und 
ristik,  einschliefslich  der  Schuhe,  ist  die  eines  Göttern  gleichweit  entrückt.  Und  doch  führt 
Greises,  und  die  Bezeichnung  als  Seher,  die  Pindur,  wenn  er  Olympia  verherrlicht,  stets 
man  (nach  Curtius)  hier  und  da  gewählt,  den  Kronos  im  Munde,  Si,a  to  TtQovndQxsiv 
würde  ihr  vollkommen  gerecht  werden,  wenig-  t'xfT  Kqovov  ifQov  {Schol.  Find.  Ol.  6,  116), 
stens  im  Sinne  ihrer  Urheber;  mancher  wird  30  wie  er  den  Pelops  selber  Kgöviog  nennt  {Ol. 
freilich  dem  griechischen  Seher  minderes  3,  41).  Mit  Bezug  auf  die  äufsere  Gestaltung 
geistiges  und  geistliches  Gewicht  beilegen  der  Figur  finde  ich  die  Annahme  der  Harpe 
und  sich  ihn  ebensogut  (man  denke  z.  B.  in  der  (thatsächlich  durchbohrten)  Rechten 
an  die  Priesterin  auf  dem  Relief  von  Man-  und  den  Vergleich  mit  der  Peliade  geradezu 
tinea)  mit  irgend  einem  prosaischen  Ab-  glänzend.  Bildliche  Analogieen  fehlen;  Fig.  3 
zeichen  seines  Interpreten -Berufs  vorstellen  die  Zösc/(cZ;e  entgangene  Vase  aus  dem  5.  Jahrh. 
können.  Den  richtigen  Weg  haben  diejenigen  ist  indifierent.  Doch  stelle  ich  hier  einige  spät- 
gewiesen, welche  hier  eine  Lokalgottheit  griechische  Kronos -Darstellungen  zusammen, 
suchten.  Ich  kann  nicht  umhin,  die  bedeuten-  welche  jener  Auffassung  wenigstens  nicht 
den  Worte,  welche  Loeschcke  in  dem  Dorpater  4o  widersprechen. 

Programm  v.  1885  S.  8  schrieb,  ziemlich  voll-  Aus  der  gegebenen  Deutung  erwächst  uns 

ständig  hierherzusetzen.     „Er   (der  Greis)  hat  die  Pflicht,   den  hockenden  Knaben  zwischen 

seinen   Sitz    nahe    dem  Kladeos,    imd    sobald  Kronos  und  Kladeos  zu  erklären.    Selbst  solche 

man  hier  Umschau  hält  unter  den  Kultstätten,  Erklärer,    die    in   dem   sinnenden   Greise   nur 

haftet  der  Blick  an  einer  der  ältesten  und  ehr-  einen  Seher  erkennen  wollen ,  bezeichnen  den 

würdigsten,  die  Olympia  umschlofs —  amKro-  Knaben    als    eine  Lokalgottheit  {Körte,  Berl. 

nion.  —  Hier  thronte  Kronos,  der  Vertreter  Phil.    Wochenschr.    1892    Sp.   1050);    um    wie 

einer    vergangenen    Zeit,    eines    vergangenen  viel  mehr  sind  wir  dazu  gedrängt.  Ich  glaube, 

Göttergeschlechts  und  als  solcher,  namentlich  dafs   auch   in  diesem  Punkte  bereits  LiJschclce 

in  Gegenwart  seines  Sohnes  Zeus,  nicht  anders  50  das   Richtige    und    allein   Mögliche    getroffen 

darstellbar,  als  mit  den  Spuren  höchsten  Alters.  hat.     Mag    auch    die    Ähnlichkeit    der    Figur 

Als   Kqovog    dyKvXoiMrjtrjs   lebte    der    halbver-  mit    den    trauernden    Knaben    auf    attischen 

gessene    in    den    epischen    Formeln    fort,    an  Grabreliefs  gering  angeschlagen,  von  manchem 

dieses  Beiwort  mufste  jede  weitere  Charakte-  der   Sinn   der  Trauer  in  jener  Haltung  über- 

ristik    anknüpfen.      Während    dies    aber    die  haupt   bestritten  werden:  unleugbar  pafst  die 

hellenistische  Kunst  in  mehr  äufserlicher  Weise  Figur  für  einen  jung  verstorbenen  Heros  oder 

that,  indem  sie  durch  Verhüllung  des  Hauptes  chthonischen  jugendlichen  Gott,  wie  es  Sosi- 

auf  den  versteckten  Sinn  des  Gottes  anspielte  polis  ist,   der   am  Fufse    des  Kronos-Hügels 

und  nur  noch  aufserdem,  tautologisch  und  ohne  mit  Eileithyia   zusammen,    an    einer    anderen 

rechtes  Verständnis    für    das   Motiv,    ihn    die  60  Stelle  Olympias  {Paus.  6,  25,  4)  mit  einer  sehr 

Hand    ans  Haupt  legen    liefs,    führt    uns   der  vag  als  Tyche  bezeichneten  Göttin  zusammen 

Meister  des  Olympiagiebels   gleichsam  in  die  verehrt  wurde.     An    der   zweiten   Stelle    wird 

Werkstatt    des   Ränkeschmieds.     Mit    eigenen  er  ausdrücklich   als   ein   selbständig  stehender 

Augen  sehen  wir,   wie  er   in  finsteres  Brüten  Knabe  (mit  Füllhorn  in  der  Hand)  beschrie- 

versunken  dasitzt,  wobei  man  nicht  vergessen  ben,    der    eine    mit    Sternen    besäte   Chlamys 

darf,  dafs  der  ausdrucksvolle  Gestus  des  Nach-  trug,  während  an  der  ersten  nur   seine  ganz 

Sinnens    damals    noch  nicht    abgegriffen   war,  ätiologische  (ioscZtcÄ-e  S.  9)  Geburtslegeude  und 

sondern    die    volle   Schärfe    eines    neuen    Ge-  seine  Verwandlung  in  eine  Schlange,  d.  i.  sein 


1557 


Kronos  (unversclileiert) 


Kronos  (unversclileiert) 


1558 


Fig.  6. 


Fortleben  unter  dieser  Gestalt,  berichtet  wird. 
Vgl.  oben  §  20. 

2.    Kronos  unverschleiert. 

Indem     wir     Olympia     verlassen,      haben 
wir    noch   kurz  über  die   unter  nr.  6 — 8  mit- 
geteilten Stücke  Rechenschaft  zu  geben.  Fig.  6 
ist  dem  Rande   einer  hellenistischen  —  übri- 
gens   nicht    ganz    unverdächtigen  —   Kupfer- 
schale aus  Makedonien*)  entnommen,  weichein  lo 
der  Mitte  Helios  und  ringsum 
in    Medaillons    die    Planeten- 
götter   zeigt    und    an    einem 
anderen  Orte  von  mir  veröffent- 
licht wird.  Kronos  sitzend,  ganz 
nackt  und  nichts  weniger  als 
greisenhaft,  hält  in  der  zurück- 
gezogenen Rechten  die  Sichel 
und    legt   die   Linke    auf  den 
ominösen    Stein.      Fig.   7    ist 
eine  korinthische    Münze    der 
Kaiserzeit,  abg.  nach  Imlioof- 
Blumer   and  P.  Gardner,  Nu- 
mismatic  Covimentary  on  Paus. 
(=  Journ.   of  hell.  stud.    1885  —  1887)    pl.  G 
nr.    135:    der  Gott,   ohne   erkennbare  Zeichen 
des  Alters,  steht  ruhig  da  nach  r.  umblickend, 
den  Unterkörper  bis  zu  den  Knieen  von  einem 
Gewandstück  bedeckt,  welches  mit  dem  einen 
Zipfel  über  den  linken,  die  Harpe  haltenden  Arm  so 
fällt;  die  r.  Hand  ist,  wie  es  scheint,  unthätig, 
etwas  vorgestreckt.     Das  dritte  Stück,  Fig.  8, 
bisher  nicht  erkannt  und  auf  Peiseus  bezogen, 
ist  eine  kilikische  Münze  (v.  Tarsos)  Valerians 
des    Älteren,     deren    Kenntnis    ich    Svoronos 
verdanke.       Der     hier     deutlich     kahlköpfige 
Gott,    den    Unterkörper    mit    einem    von    der 
Schulter  fallenden  Mantel  bekleidet,   scheint, 
wenn  ich  die  ungeschickte  Darstellung  recht 
verstehe,   in  schreitender  Bewegung    und  er-  40 
hebt  in  der  Linken  das   Sichelschwert,   wäh- 
rend   die  geöffnete    Rechte,    ähnlich    wie    auf 
der   vorigen  Münze,   empfangend   vorgehalten 
ist.     Die   Umschrift   lautet   TAPCOY   MHTPO- 
TTOAGfiC;  im  Grunde  zu  den  Seiten  der  Figur 
vertikal    die   Buchstaben   AMK   und    TB.     Die 
Hauptseite  zeigt  die  Kaiserbüste,  vom  Strahlen- 
kranz umgeben,  mit  der  Umschrift  AY  •  KAI  • 

n  •  AI PIANON  •  CG.      Weder    Head, 

Hist.  Num.  noch  Imlioof,  3Iomr.  gr.  365  ff.  so 
führen  diese  seltene  Münze  auf,  welche  sich  im 
athenischen  Münzkabinet  befindet.  Offenbar 
gehört  hierher  Mionnet,  Supplem.  7  p.  289 
nr.  539:  Valerian  d.  Ä.  wie  zuvor.  Rev.  mit 
gleicher  Umschrift  und  Grundschrift;  „Perseus 
aufrecht  nach  1.,  mit  toZonmers  (Flügelschuhen?), 
mit  Harpe  in  der  L.,  auf  der  r.  Hand  zwei 
kleine  Figuren  auf  einem  Schiffsvorderteil 
tragend";  die  letzteren  Attribute,  die  man 
allerdings  erst  sehen  müfste,  weifs  ich  nicht  60 
zu  erklären. 

*)  Dort  sah  sie  Dr.  P.  Weigand  (Leipzig),  dem  die 
Photographie  verdankt  -wird.  Ein  Gipsabgurs  soll  sich 
seit  langen  Jahren  in  Deutschland  befinden.  "Wenn  der 
Verdacht,  der  sich  namentlich  gegen  gewisse  stilistische 
Eigentümlichkeiten  richtet,  begründet  ist,  so  müfste  man 
dennoch  annehmen,  dafs  antike  Vorbilder,  z.  B.  Gemmen, 
zu  Grunde  liegen. 


Aus  diesen  wie  den  früher  erwähnten  Stücken 
ersieht  man,  wie  unter  den  Griechen  der  Typus  mit 
verhülltem  Kopfe  keineswegs  allgemein 
verbreitet  war.  Die  schöne  Florentiner  Bronze- 
statuette, abg.  z.  B.  Müller -Wieselcr  2,  62,  801, 
neu  nach  Photographie  in  den7?ü«i.  MiU.d.  Inst. 
1892  p.  166,  würde  hier  gleichfalls  zu  erwähnen 
sein,  wenn  die  Figur  nicht,  wie  ich  an  letzterem 
Orte  gezeigt,  fälschlich  als  Kronos  ergänzt 
wäre;   der  Ergänzer   konnte   sich  übrigens  für 


Fig.  8. 


die  kappenartige  Kopfbedeckung  auf  das  Pom- 
pejaner  Medaillon- Gemälde,  Heibig  1005,  be- 
rufen. Das  beste  Beispiel  des  unverhüllten 
Kronos  aus  griechischer  Zeit 
wird  jedenfalls  der  schon  er- 
wähnte Frie-s  von  Lagina 
bieten  dort  sitzt  er  mit  bedeck- 
tem Unterkörper,  in- 
dem über  der  1.  Schul- 
ter ein  Zipfel  des 
über  den  Rücken  ge- 
zogenen Gewandes 
sichtbar  zu  werden  scheint. 
Die  1.  Hand  ist  wohl  nicht, 
wie  bei  mehreren  der  ihn 
umgebenden  Nymphen,  er- 
hoben, um  das  Gewand  über 
den  Ko]Df  zu  ziehen  oder 
zurückzuschlagen,  sondern 
sie  hielt  jedenfalls  das 
Scepter  des  damaligen 
Götterkönigs,  während  die 
Rechte  sich  vorstreckte, 
um  das  Kind  zu  empfangen, 
welches  (bezüglich  dessen 
eingewickeltes  Surrogat) 
ihm  von  links  her  durch  eine 
eilende  Frau  gebracht  wird. 
Das  Gesicht,  welches  auf- 
merksam dorthin  blickt, 
zeigt  durchfurchte,  welke 
Züge,  der  Kopf  (man  wird  an  Lukian  Kron.^ 
10  erinnert  uvmov  itl^ojg,  oiov  avtov  oi 
^(üyQÜcpoi—  eni8£iv.vvvxai)  über  die  Stirn  fallen- 
des, hinten  langlockiges  Haar  und  darauf  in 
Form  eines  geschlungenen  Bandwulstes  die 
Corona,  welche  wir  aus  Phcrelcydcs  kennen 
(Sp.  1458,37),  und  die,  als  Königsbinde  gestaltet, 
auf  dem  Relief  (mit  Weihinschrift)  bei  Clarac 
pl.  161,  9  gemeint  sein  wird. 

3.    Kronos-Büsteu. 
AVann  und  wo  Kronos  zuerst  mit  verhülltem 
Hinterhaupt  vorgestellt  wurde,  ist  nicht  ohne 


Fig.  9. 
Pompejan.  Gemälde. 


1559 


Kronos  (Büsten) 


Kvonos  (Büsten) 


1560 


weiteres  zu  erkennen.  Die  Römer  konnten 
für  ihren  Saturn  nur  einen  solchen  Typus 
gebrauchen,  da  mit  seinem  Kult  gerade  dieses 
Moment  —  wir  haben  es  oben  zu  erklären  ver- 
sucht (§.  30)  —  innerlich  zusammenhing.  Wir 
hören  dort  niemals  von  einer  anderen  Auffassung 
als  dem  sichelführenden  senex  obvoluto  capite 
iServ.  Äen.  3,  407.  Myth.  Vatic.  2,  1.  Augustin. 
consol.  evang.  1,  23,  34).  Am  schönsten,  d.  h. 
am  charakteristischsten  ist  er  wohl  in  dem  lo 
pompejanischen  Gemälde  bei  Heibig  nr.  96,  zur 
Erscheinung  gekommen,  welches  hier  Fig.  9 
nach  3Iüncr- Wiesehr  2,  62,  800  wiederholt  ist; 


Fig.  10.     Büste  im  Vatikau  (nach  Photographie). 

die  Gewandung,  hier  von  gelber  Farbe,  nicht  so 
wie  der  Myth.  Vat.  3,  1  ganz  allgemein  be- 
hauptet (glauco  amictu),  hüllt  seine  ganze 
Gestalt  ein,  und  erinnert  lebhaft  an  gewisse 
i-ömische  Porträtstatuen.  Doch  ist  eine  so 
weit  gehende  Verhüllung  erst  allmählich  er-  GO 
reicht  worden,  und  wenn  Jacobi,  Handwörter- 
buch d.  Myth.  867  Anmkg.  sich  den  Durch- 
schnittstypus mit  nacktem  Oberkörper  denkt, 
so  hat  er  unbewufst  das  Ursprüngliche  ge- 
troffen. Wie  das  Gewand  dabei  hinten  empor 
und  über  den  Kopf  gezogen  war,  werden  wir 
noch  an  einer  Reihe  plastischer  Werke  beob- 
achten,  die   den  Gott  aber  sitzend  und  dabei 


nachsinnend  mit  aufgestütztem  Haupte  zeigen. 
Älter  als  alle  diese  ist  dasjenige,  von  welchem  die 
vatikanische  Büste  (Fig.  10)  eine  allerdings  flaue 
und  unerfreuliche  Nachbildung  giebt  (nr.  307 
im  Büstenzimmer,  Heibig,  Die  off  mtl.  Samm- 
lungen Borns  1,  237;  abgeb.,  aufser  in  alten 
schlechten  Zeichnungen,  nach  Photographie, 
aber  auch  nicht  gut,  bei  Overbeck,  Kunst- M. 
Zeus,  Atlas  Taf.  3,  2;  am  besten  jetzt  bei 
Brunn-Bruckmann  245).  Hieran  ist  (aufser  der 
Nase)  die  ganze  Büste  ergänzt,  ebenso  der  lose 
Gewandzipfel,  dessen  Bruch  man  in  der  ver- 
längerten Mundlinie  sieht,  natürlich  mit  der 
Büste  auch  ein  grofser  Teil  des  Gewandes  an 
der  anderen  Seite.  Dieser  gerade  stehende 
Kopf  würde  eine  ebenso  aufrecht  stehende  oder 
thronende  Gesamtfigur  voraussetzen,  deren  in 
der  Ergänzung  mifsverstandene  Verhüllung 
von  einem  langen  Mantel  herrührte,  welcher 
allein  oder  in  Verbindung  mit  einem  ande- 
ren Gewandstück  den  Unterkörper  bedeckte. 
Wir  dürfen  uns  diesen  rekonstruierenden  Ge- 
danken um  so  eher  überlassen,  als  in  den 
Zeiten,  wo  dieser  Typus  entstand,  Götter- 
typen noch  nicht  für  blofse  Büsten  erfunden 
zu  werden  pflegten.  Denn  Bartbehandlung 
und  Gesichtsformen  sind  die  des  ausgehen- 
den 5.  Jahrhunderts  oder  einer  wenig  spä- 
teren Zeit.  Dies  hat  sich  Overbeck,  K.-M.  1. 
Zeus  wohl  nicht  klar  gemacht,  als  er  in  der 
Büste  keinen  Kronos,  sondern  den  Zeus  er- 
kennen wollte,  und  zwar  mit  solcher  Be- 
stimmtheit, dafs  sich  Heibig  zu  dieser  Auf- 
fassung mit  fortreifsen  liefs.  Die  Abbildung 
in  Overbecks  Atlas  hat  dieser  Auffassung  noch 
durch  eine  Neigung  des  Kopfes  nachgeholfeu, 
wie  sie  den  sitzenden  Zeus -Kolossen  und  daher 
auch  dessen  Büsten  eigen  war,  aber  nicht  den 
Unterweltsgöttern,  zu  denen  der  Kronos  in  der 
Kunst  gehört.  Die  Beispiele  eines  verschlei- 
erten Zeus,  welche  Overbeck  S.  251  ff.  anführt, 
lassen  sich,  näher  betrachtet,  gar  nicht  darauf 
anwenden.  Nr.  2,  die  nackte  Gesamtfigur  mit 
dem  herkulischen,  kurzstirnigen  Kopf,  hat  gar 
keine  Ähnlichkeit;  nr.  4  (Dubois,  Ant.  Pourtal. 
p.  109,  540,  nicht  102,  523)  ist  eine  auf  dem 
Adler  schwebende  Büste,  ebenso  wie  auf  nr.  7, 
während  bei  nr.  5  die  Verhüllung  nach  O.'s 
eigener  Darlegung  durch  die  besondere  Situa- 
tion begründet  ist.  Von  der  archaischen  Terra- 
cotta  ni".  1  kann  hier  abgesehen  werden,  nicht 
minder  von  der  Gemme  nr.  8,  die  eine  Ab- 
kürzung von  Darstellungen  wie  4  und  5  giebt; 
was  dagegen  ni*.  6  anbetriff't  {Atlas  3,  22), 
so  wird  man  vielmehr  fragen  müssen,  ob  dieser 
Zeus  nicht  aus  dem  sinnenden  Kronos  abgeleitet 
sei,  gleichwie  später  in  Zeiten  des  aussterben- 
den Heidentums  der  Typus  des  Deus  Aeternus 
{ArcTteografo  Triestino  ed.  p.  c.  d.  societä  del  gabi- 
netto  di  Minerva  N.  S.  13  1887  p.  207;  s.  dort 
die  Weibinschriften)  aus  den  sakralen  Saturns- 
Büsten  (vgl.  Clarac  pl.  161  B,  11.  161  C,  9) 
entstanden  ist;  letzteres  ein  Übergang,  dessen 
religionsgeschichtliche  Ursachen  {Sat.  deus 
aeternitaiis,  Serv.  Aen.  3,  104)  und  Konse- 
quenzen hier  nicht  näher  zu  erörtern  sind 
Leider  läfst  sich  die  Frage  nach  dem  Ur- 
sprung  des   vatikanischen    Büsten -Typus    mit 


1561 


Kronos  (Büsten) 


Kronos  (Büsten) 


1562 


dem  hier  (in  Athen)  vorhandenen  Material 
nicht  zum  völligen  Abschlufs  bringen;  nament- 
lich müfsten  wegen  des  vornüber  fallenden 
Haares  die  Plntou-  und  verwandten  Bildungen 
in  Vergleich  gezogen  werden.  Bei  der  starken 
Verbreitung  des  römischen  Saturnkultes  ist 
dies   gewifs    nur    ein  Typus   von   vielen.     Die 

Berliner  Büste  z.  B. 
(nr.  256,  im  illu- 
strierten Katalog 
1891  leider  nicht  gut 
gelungen)  läfst  das 
Haar  in  Lockenrin- 
geln auf  die  Stirn 
fallen,  und  erinnert 
damit  mehr  an  den 
Serapis;  die  oben 
Sp.  1460  abgebil- 
dete Doppelbüste 
in  Rom  hingegen, 
{Matz-Duhn,  A.  B. 
i.  Rom  1945),  hat 
wieder  mehr  l^luto- 

nisches.  Wahr- 
scheinlich würde 
sich  die  Aufgabe 
dazu  erweitern,  das  Verhältnis  aller  drei  ünter- 
weltsgottheiten  untereinander,  d.h.  ihrer  Typen 
in  der  Kunst,  zu  untersuchen.  Für  Kronos  haben 
wir  dabei,  wenigstens  nach  rückwärts  hin,  den 


leise  umgemodelt  werden  konnten  (ich  denke 
an  das  Haar  der  vatikanischen  Büste),  aber 
von  demjenigen  Stil,  den  wir  z.  B.  an  dem 
Nil  oder  den  schönsten  Serapis -Bildungen, 
namentlich  der  grün-basaltnen  in  Villa  Albani 
{OverbecTc,  Atlas  3,  14)  beobachten,  noch 
alle  gleichweit  entfernt  sind.  Ist  dies  rich- 
tig —  und  wie  will  man  den  mitgeteil- 
ten Werken  andere  als  solche  des  5.  und 
10  4.  Jahrhunderts  an  die  Seite  stellen?  —  so 
mufs  auch  die  Verhüllung  des  Hinterhauptes 
schon  damals,  wenn  nicht  früher,  vorgenommen 
worden  sein.  Um  den  Sinn  des  Motivs  zu  ver- 
stehen, bedarf  es,  da  man  im  5.  Jahrh.  bei'eits 
vielfach  Kronos  als  xQÖi'oq  zu  verstehen  und 
das  ayuvlo^rjtrjg  danach  auszulegen  gewohnt 


20 


Fig.  11.    Kleiner  Marmorkopf 

in   Konstantinopel   (nach  der 

Photographie  gezeichnet  von 

GiUieron). 


30 


■'.'fe. 


Fig.  12.     Kalkstein-Fragment  im  Vatikan 
(nach  Photographie). 

Anhalt,  zu  wissen,  dafa  sein  Kult  in  Alexandria 
zugleich  mit  dem  des  Serapis  von  den  ersten 
Ptolemäern  eingeführt  wurde  {Macroh.  1,  7, 14), 
womit  uns  denn  ein  bestimmter  stilistischer 
Mafsstab  gegeben  ist,  dem  keiner  der  hier 
aufgeführten  Kronos-Köpfe  entspricht.  Diesen 
letzteren  liegen  durchweg  bärtige  Köpfe  einer 
älteren    Zeit    zu    Grunde,    Typen,    die    wohl 


V 


Fig.  13.     Brouze-Statuetto  im  Jluseo  Gregor,  (nach 
Original-Photographie). 

war  (vgl.  Sp.  1546),  nicht  vieler  Diskussion; 
LoesclicJces  Auffassung  (Sp.  1555)  läfst  sich  in 
diesem  Punkte  etwas  schärfer  präcisieren. 
Wohl  aber  ist  es  für  die  richtige  Erkenntnis 
und  Beurteilung  der  Kunsttypen  nötig,  sich 
die  Konsequenzen  oder  äufseren  Bedingungen 
dieser  Erscheinungsform  zu  vergegenwärtigen. 
CO  Ich  bin  der  Meinung,  dafa  das  vorn  herab- 
fallende Haar  damit  in  innerem  Zusammen- 
hange steht,  so  gut  dies  übrigens  dem  unter- 
weltlichen Gotte  oder  dem  so  verstandenen 
anstehen  mochte.  Die  Darstellung  als  kahl- 
köpfiger Greis  läfst  sich  mit  der  Verhüllung 
nicht  vereinigen.  Bei  einzelnen  Porträts  rö- 
mischer Individuen  in  priesterlicher  Tracht 
mochte  dergleichen  vorkommen  (z.  B.  im  Vati- 


1563     Kronos  (sinnend;  auf  d.  Thron) 


Kronos  (sinnend;  auf  d.  Thron)     1564 


Ican  612.  Helhig  329.  Visconti,  Mus.-Pio-Clem. 
3,  19).  Bei  einem  Göttertypus  jedoch  würde 
das  Anliegen  des  Gewandes  an  den  kahlen 
Schädel  unerträglich  geworden  und  sogar  die 
einfache  Idee  des  Zurücktretens  der  Person 
ins  Unbestimmte,  Dunkle  verloren  gegangen 
sein.  Dieser  Kontrast  liefs  sich  nur  durch 
üppiges,  vorwallendes  Haupthaar  erzielen,  auf 
Kosten  der  Greisenhaftigkeit.  Man  mache  die 
Gegenprobe  und  wird  finden,  soweit  es  die  lo 
beschränkten  Vergleichsmittel  erlauben,  dafs 
da,  wo  der  Kahlkopf  erscheint,  also  an  der 
Büste  Glarac   pl.  161 C  9,  in  Lagina,  in  Olym- 


im  Ostgiebel  von  Olympia  zutrifft,  würde  hier- 
mit bereits  der  erste  Ansatz  zu  einer  Dar- 
stellungsweise gegeben  sein ,  die  aus  weit 
späteren  Jahrhunderten  in  einer  Reihe  von 
Skulpturen  übereinstimmend  vorliegt,  Werken, 
die  übrigens  bereits  das  Motiv  des  verhüllten 
Hinterhauptes  verwerten.     Es  sind  dies: 

a)  ein  0,07  m  hoher  Marmorkopf,  bei  Herrn 
von  Nelidow,  russischem  Botschafter  in  Kon- 
stantinopel, und  dort  erworben.  Photographie 
von  Dr.  P.  Arndt,  mitgeteilt  von  Dr.  TK  Amehmg; 
danach  hier  unter  Fig.  11. 

b)  Kalkstein -Fragment  im  Vatikan,  Helhig, 


rig.  14.     Ehea  imd  Kronos  von  der  capitolinischen  Ära  (nach  ÖBerbecl;  Kunst-Mi/t/i.  Atlas  3,  24). 


pia  (nach  unserer  Deutung),  auf  der  tarsischen 
Münze,  die  Verschleierung  fehlt.  —  Die  Kaiser- 
münzen von  Alexandria  mit  der  kleinen  ver- 
schleierten Büste  des  Kronos  (des  Planeten 
§  18)  und  je  einem  Sternbild,  lassen  sich  schon 
des  winzigen  Mafsstabs  wegen  nicht  wohl  ver- 
werten. Auf  ägyptischen  Trajans-Münzen  syn- 
kretistisch  behandelte  Gottheiten  kronosähn- 
licher  Erscheinung:  Feuardent,  Coli.  Demetriu 
3506.    Langlois,  Num.  des  nomes  d'JEg.  pl.  2,  7. 

4.    Kronos  sinnend  (auf  dem  Thron). 
Wenn  die  LöschcJi'eache  Deutung  des  Alten 


Führer  durch  d.   Mus.  Borns  nr.  374.     Nach 
Photographie  hier  unter  Fig.  12. 

c)  Bronze  -  Statuette  des  Museo  Gregoriano, 
bei  Helhig- Beisch  in  der  summarischen  Behand- 

GO  lung  der  Bronzen  nicht  besonders  erwähnt;  Ab- 
bildung Fig.  13  nach  einer  hierzu  angefertigten 
Photographie. 

d)  halblebensgrofse  Marmor -Figur  in  den 
Magazinen  des  Vatikans  abg.  Clarac  pl.  395 
Fig.  660;  vgl.  Text. 

e)  Seiten -Relief  der  capitolinischen  Ära, 
Helhig  511;  hier  nach  Overheclc,  Atlas  3,  24 
wiedergegeben,     da    sich    bei     der    jetzigen 


1565     Kronos  (sinnend;  auf  d.  Thron) 


Kronos  (sinnend;  auf  d.  Thron)      1566 


Aufstellung   eine   Photographie  nicht   nehmen 
läfst  (Fig.  14). 

Schon  aus  dem  vorigen  Paragraphen  er- 
giebt  sich  wohl  soviel,  dafs  die  Meinung, 
b  sei  „die  einzige  statuarische  Bildung,  welche 
sich  von  jenem  Gotte  erhalten  hat"  (Helbig), 
sich  nicht  aufrecht  erhalten  läfst  oder  wenigstens 
eine  unrichtige  Vorstellung  von  dem  wahren 
Verhältuis  geben  würde.  Hier  sind  wir  nun 
in  der  Lage,  einen  anderen,  jüngeren  plasti-  lo 
sehen  Typus  im  ganzen  oder  in  Fragmenten 
zu  studieren.  Kronos  mit  robusten,  Zeus-ähn- 
lichen Körperformen,  mit  kräftigem  Bartwuchs 
und  wirrem,  vornüberfallendem  Haar  sitzt  da, 
das  den  Unterkörper  bedeckende  Gewand  übers 
Hinterhaupt  gezogen,  und  stützt  das  geneigte 
Haupt  in  die  auf  der  Thronlehne  ruhende  Hand. 
Dies  das  Grundmotiv,  dessen  Variation  haupt- 
sächlich in  der  höheren  oder  niederen  Armlage 
sowie  in  der  Richtung  der  Kopfneigung  besteht.  20 
Der  aufgestützte  Arm  ist  immer  der  linke;  das 


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30 


40 


Fig.  15.     Kalkstein-Kopf  aus  C'les  (Tyrol) 
nach  Zeichnung. 

ist  auch  für  a  anzunehmen,  wo  die  rechte  Kopf- 
seite fast  intakt  ist,  die  linke  Wange  dagegen 
starke  Bruchspuren  zeigt;  nur  geht  alsdann 
bei  diesem  vorzüglichen  Stück  die  Kopfneigung 
nicht  nach  dei'selben  Seite,  sondern  nach  der  :>o 
entgegengesetzten.  Aufserordentlich  tief,  anf 
der  Seitenlehne,  ruht  der  Arm  bei  (d),  wenn 
der  Abbildung  bezügl.  Ergänzung  irgend  zu 
trauen  ist.  Es  erhellt  ferner  ohne  weiteres,  dafs 
der  Verfertiger  der  kleinen  Bronze  (c),  welcher 
statt  des  Lehnensitzes  einen  Felsblock  beliebt, 
das  Motiv  des  ausruhenden  Armes  entweder 
nicht  ganz  begriffen,  oder,  da  ihm  die  Her- 
stellung einer  Lehne  zu  subtil  war,  es  vor- 
gezogen hat,  das  Motiv  in  einer  Weise  um-  60 
zumodeln,  als^^  ob  Kronos  an  dem  Schleier 
rückte:  eine  Änderung,  die  jedenfalls  nicht 
zum  Vorteil  der  Figur  war,  da  hiermit  auch 
die  ausdrucksvolle  Kopfneigung  verloren  ging 
und  die  Bewegung  um  so  steifer  ausfiel,  als 
das  Zurücklehnen  des  Körpers  beibehalten 
wurde.  Dafür  ist  die  Gestalt  aber  vollständig 
und  mit  eiuem    Attribut  ausgestattet,  welches 


KPOMOC 


HA  IOC 


an    der   Identität   der   Person   keinen   Zweifel 
läfst;    die   r.   Hand  legt  sich  an  den  auf  dem 
r.  Knie   ruhenden  eingewickelten   Stein.     Für 
die  künstlerisch  höher  stehenden  Marmorwerke 
würden  wir  lieber  die  Harpe  in  der  im  Schofs 
ruhenden  Hand  voraussetzen,  wie  dies  auf  der 
(allerdings  stark  ergänzten)  Nr.  d  wirklich  der 
Fall  gewesen  zu  sein  scheint;  nach  dem  Stein, 
welcher  kein   ständiges  Attribut  bilden  kann, 
greift  Kronos   erst  in  dem  Moment,    da  sich 
Rhea  naht  und  denselben  überbringt;  auf  der 
problematischen  Reliefschale   aus  Makedonien 
(Fig.  6)  liegt  der  Stein  vor  ihm  auf  dem  Fels, 
und  danach  greift  er,  während  die  gesenkte  R. 
die  ihm  zukommende  Waffe  hält. 
So  wenig  Zweifel  über  diesen  Punkt 
der  Typus   als   Einzelfigur    übrig 
läfst,  so  stark  verschiebt  sich  doch 
die   Fi-age  in    dem  Moment,   wo 
man  die  isolierte  Bedeutung  dieses 
ganzen     Statuenmotivs     aufgiebt 
und    den    durch    das   Relief  dar- 
gebotenen    Zusammenhang     mit 
Rhea  ins  Auge  fafst.    Die  Frage, 
wie  sich  der  statuarische  Typus 
zu  der  mythologischenRelief-Scene 
verhält,    ist  von    einer    gewissen 
Wichtigkeit,  da  schon  Praxiteles 
die  Übergabe  des  Steines  an  Kronos 
im  Hera-Tempel  zu  Platää,  wahr- 
scheinlich doch  im  Relief,    dar- 
gestellt hatte:  icsX&ovat  (isv  'Psa 
zbv  nixQOV  v.axBLl.r][i£vov  Gnccgycc- 
voig,   ola   8r]   xov  TtaiScc  ov  i'tsy.8 
Kqövco  KO(ii^ovaä   iazi.    Paus.  9, 
2,   5  (7);    worin   nur   Sophisterei 
oder  Unkenntnis  der  Manier  des 
Pausanias    eine    einzelne    Figur, 
die   Rhea,    erblicken    kann,    die 
übrigens  niemals  in  dieser  Scene 
für  sich  allein  vorkommt,  schon 
weil  die  Täuschung  an   sich  für 
ihre  Person  gar  nichts  Charakte- 
ristisches hat.    Leider  wissen  wir 
bis  jetzt  von  dem  Reliefstil  des 
Praxiteles  zu  wenig,   um  darauf-    ^o^gg  Hg.*' 
hin  die  Probe  mit  dem  geringen,     ^gg  seiene 
handwerksmäfsig       ausgeführten     von  einem 
capitolinischen  Relief  austeilen  zu  Armbande  aus 
können*);   auch  die   Musenreliefs    Syrien  (nach 
von  Mantinea  reichen  dazu  noch      ^^'-  "■'''^^• 
nicht  ganz  aus,  wie  man  sich  auch     ^     '    '  ^' 
ihr  Verhältnis  zur  Praxitelischen 
Kunst  vorstellen  mag;  vgl.  Mitt.  d.  Ath.  Inst.  17 
1892  ]).  261.     Die  Ära,  an  deren  einer  Seite  sich 
unser  Relief  befindet,  operiert  ja  durchweg  mit 
griechischen  Tyj^en,   die  unter   sich  übrigens 
ganz  verschiedenen  Kunstgebieten  angehören: 
die  Götterversammlung  enthält  halbarchaische 
Elemente;    die    halb    aufgerichtete    Rhea    auf 
dem  Kindbett  ist  in  etwas  anderer  Kleidung 
in  Lagina  zum  Vorschein  gekommen,  noch  ähn- 
licher das  tanzende  Kuretenpaar ;  die  Kronos- 
Scene  vollends   scheint   sich  an  Vorbilder  der 
besten  Zeit  anzulehnen.      Doch  gesetzt  auch, 

*)  Oeerbecks  Enthusiasmus  (Kunst -M.  1.  Zeus  S.  326) 
dürfte  von  ebenso  -wenigen  geteilt  werden,  wie  neuer- 
dings  seine  Geringschätzung   der  Reliefs   von  Mantinea. 


CeAHWH 


1567    Kronos  (sinnend;  auf  d.  Thron) 


der    grölste 
Künstler 
hätte  die- 
selbe ge- 
schaffen, ein 
direkter  Zu- 
sammen- 
hang zwi- 
schen       ihr 
und  den  hier  lo 
in    Rede 
stehenden 
Rundwer- 
ken läfst  sich 
nicht      her- 
stellen.    Es 
fehlt  der  er- 
steren      die 
charakteri- 
stische seit-  20 
liehe    Kopf- 
neigung, 
welche    nur 
in  der  Rund-, 
speziell      in 
der  Vorder- 
Ansicht 
wirksam 
wird.  Diesen 

Mangel      bO 
würde    kein 
Relief     des 
4.    Jahrh. 
überwunden 
haben;    wo- 
hingegen, 
sobald   man 
nur  von  die- 
sem    Punkt 
absieht,  das  4o 
ganze    Hal- 
tungsmotiv 
sich  auf  ver- 
schiedenen 
Reliefs     be- 
obachten 
und  in  seiner 
Entwicke- 
lung     rück- 
wärts bis  tief  50 
ins  5.  Jahrh. 

verfolgen 
läfst;  vgl.  z. 
B.  den  Eury- 
stheus  der 
früher  Alba- 
nischenMar- 
morschale 

{Zoega, 
Bassir.  61,  go 
u.  Overbeck, 
Atlas  3,  24. 
22.  16;  1,7). 
Wohl  aber 
begegnet  der 

also  thro- 
nende   Gott 
mitdemaus- 


Kronos  (spät.  Bildw.  verschied.  Charakt.)    1 568 

drucksvoll  schwermütigen  Motiv  des  gegen  die 
hochruhende  Hand  geneigten  Hauptes  aufser- 
halb  des  Reliefstils  und  von  vorn  gesehen  auf 
einem  so  wichtigen  Monument  wie  der  Peters- 
burger Vase  Compte-Iiendu  1860  Taf.  2.  Wien. 
Vorl.- Blatt.  Ser.  A  Tf.  9.  Robert,  Arcli.  Mürch. 
Taf.  3.  Hier  ist  der  Dargestellte  Zeus,  welcher 
in  Sorgen  um  das  Schicksal  der  Welt  Rat  pflegt 
mit  der  delphischen  Göttin.  Niemand  hat  sich 
dem  grofsartigen  Eindruck  dieser  Gestalt  ent- 
ziehen können,  obwohl  auf  der  Vase  die  Berüh- 
rung von  Hand  und  Wange  nicht  ganz  heraus- 
gekommen ist.  Welchen  Sinn  das  Motiv  in  seiner 
ursprünglichen  oder  in  seiner  ausschlagenden 
monumentalen  Gestaltung  auch  gehabt  haben 
möge,  unverkennbar  ist  dies  der  Punkt,  auf 
den  die  Betrachtung  unseres  statuarischen 
Kronos  -  Typus  zurückzusteuern  hat.  —  Im 
einzelnen  ist  zu  a  noch  folgendes  zu  bemerken: 
die  seitliche  Neigung  wird  durch  mehrere  Um- 
stände indiciert;  durch  den  nach  unten  zu- 
nehmenden Abstand  zwischen  dem  Gesicht  und 
dem  herabfallenden  Gewand;  durch  die  Schief- 
heit des  Mundes,  welche  bei  vertikaler  Auf- 
stellung zu  sehr  hervorgetreten  sein  würde 
und  eher  vermieden  worden  wäre,  während 
schräg  gestellte  Köpfe  öfter  asymmetrisch  aus- 
fallen. 

5.   Spätere  Bildwerke  verschiedenen 
Charakters. 

Es  erübrigt  noch,  einen  Blick  auf  die  ge- 
ringeren und  die  minder  sicheren  Darstellungen 
des  Kronos  zu  werfen.  Voransteheu  die  neuen 
Relief-Funde  aus  dem  römischen  Nord-Afrika, 
besonders  Melanges  d'Ärch.  1892  pl.  1.  Der 
kleine  Kalkstein  aus  Cles  in  Süd-Tirol,  welcher 
Fig.  15  nach  einer  B.  v.  Schneider  verdankten 
Zeichnung  abgebildet  ist,  jetzt  im  Privatbesitz, 
wurde  an  gleichem  Orte  mit  mehreren  Saturn- 
Inschriften  (C.  I.  L.  5,  5067  fi'.)  gefunden  und 
scheint  trotz  der  untergeordneten  Arbeit  den 
mürrischen,  ältlichen  Mann  noch  erkennbar  zu 
charakterisieren.  [Vgl.  jetzt  die  Publikation 
in  den  Ärch.-epigr.  Mitteil,  aus  Osterreich 
16,  1  S.  74.]  Eine  vollständige  Marmor- 
statuette in  einem  römischen  Hause  beschreiben 
MatZ'Duhn,  Ant.  Bildw.  in  Born  1  nr.  48. 
Die  Figur  ist  stehend  gebildet,  in  der  Ge- 
wandung und  im  übrigen  ohne  merkliche 
Besonderheit  und  Bedeutung;  nur  wird  das 
Magere  und  Ältliche  des  nackten  Oberkörpers 
hervorgehoben;  in  dem  vorgehenden  1.  Unter- 
arm liegt  die  Harpe.  Eine  Thoulampe  habe 
ich  mir  aus  Passeri,  Luc.  1,  9,  Böttiger,  Ideen 
z.  Kunstm.  1,  224  notiert.  Von  Gemmen  er- 
wähne ich  aufser  den  bei  Müller -Wieseler  2, 
798  und  802  abgebildeten  zwei  im  British 
Museum  befindliche ,  Murray  -  A.  H.  Smith, 
Catalogue  of  engraved  gems  1205  und  1206, 
deren  ich  mich  nicht  entsinne;  die  Figur  hält 
hier  aufser  der  Harpe  einen  Zweig,  woran 
ein  Bock  knabbert  (1205);  das  andere  Mal 
liegt  der  Bock  zu  den  Füfsen  der  Figur.  Das 
wäre  also  —  falls  Saturn  gemeint  ist  — 
der  vitisator  der  Römer  (§  40).  Einen  ähn- 
lichen Sinn  mag  der  seltsame  Zweig  in  der 
Linken  des   Gottes   haben,  welchen  man  auf 


•» 

1569  Krouos  (spät.  Bildw.  verschied.  Cbarakt.)       Krouos  (spät.  Bildw.  verschied.  Charakt.)  1570 


dem  Wettinger  Metallgefäfs  mit  der  Dar- 
stellung der  sieben  Planeten  als  Wochengötter 
sieht,  Fig.  17  ..nach  Gazette  arch.  1879  pl.  1 
(de  Witte).  [Über  die  neben  ihm  sichtbare 
Säule  s.  oben  Sp.  1522,  31.]  Ob  auf  der  vorer- 
wähnten Gemme,  Müller  -  Wieseler  802  = 
Cades,  Centur.  2  nr.  2,  eine  Blätter-  (vgl. 
Zoeya,  Bassirel.  20)  oder  eine  Strahlenkrone 
das  Haupt  des  Gottes  ziert,  ist  nicht  ohne 
weiteres  zu  entscheiden. 

Das  letzterwähnte  kleine  Bildwerk  ist  von 
einer  gewissen  Wichtigkeit,  da  es  den  aufrecht 
stehenden  Gott  mit  einem  Scepter  in  der  L.  und 
seltenerweise  nicht  blofs  mit  dem  Mantel, 
sondern  auch  mit  einem  laugen,  bis  an  den 
Hals  gehenden  Chiton  (wie  den  Serapis)  be- 
kleidet zeigt.  So  voll  bekleidet  erscheint  er 
auch  auf  einem  Armband  aus  Syrien,  dessen 
eine  Hälfte  (Fig.  16)  nach  Gaz.arch.  1877  pl.  8,  5 
wiederholt  ist;   der  Bogen,   den   er  über  dem 


conti,  Ann.  d.  Inst.  1866  p.  312,  auf  Kronos 
bezogen.  Diese  Deutung  scheint  jetzt  all- 
gemein aufgegeben,  teils  weil  der  sitzende 
Slann  einen  Onkos  auf  dem  Haupt  habe  (Ber. 
d.  Stichs.  Ges.  1878  p.  124),  teils  wegen  an- 
derer Schwierigkeiten,  welche  die  Vorstellung 
darbietet.  Man  hat  sich  für  die  Scene  einer 
Tragödie  entschieden,  in  welcher  etwa  ein 
für   unecht  gehaltenes   Kind    von   dem   König 

10  getötet  werden  soll  und  im  letzten  Moment 
durch  irgend  ein  Erkennungszeichen,  welches 
die  Amme  herbeibriugt,  gerettet  wird;  der 
Alte  im  Hintergrunde  würde  der  Pädagog 
sein.  Wenn  ich  dem  gegenüber  geneigt  bin, 
an  der  alten  Deutung  festzuhalten,  so  geschieht 
dies  aus  folgenden  Gründen.  Der  Onkos  allein, 
ohne  Kothurn,  und  nur  bei  einer  Person  würde 
auffallend  und  mifslich  sein.  Könnte  dieser 
allein  die  Beziehung  auf  die  Bühne  begründen, 

20  so  müfdte  man  zunächst  fragen,   ob  nicht  die 


Fig.  18.    Wandgemälde  aus  Ostia  (nach  Mon.  d.  Inst.  Vin  28,  3). 


Kopf  hält,  soll  nicht  etwa  die  Sichel  sein, 
sondern  die  zu  einem  Bausch  gestaltete  Ver- 
schleierung. —  Blofs  dieses  Untergewand  trägt 
er  auf  dem  Wettinger  Relief-Gefäfs;  während  50 
ein  um  viele  Jahrhunderte  älteres,  rein  grie- 
chisches Bildwerk,  die  oben  abg.  Vase,  dem 
alten  Manne  einen  warmen  Rock  zu  geben 
scheint.  Die  vielen  spätrömischen  Bildwerke 
mit  Wochengöttern  bieten  nichts  Besonderes 
in  der  Büste  oder  Gestalt  des  Kronos  oder 
Saturn;  mythologisch  wichtig  ist  darunter  eins, 
das  römisch-gallische  Altarrelief,  welches  bei 
Baremherg  u.  Saglio,  Bictionn.  12.  Heft  p.  172 
Fig.  2403  abgebildet  ist;  dort  hält  Kronos,  ob-  GO 
wohl  dies  in  der  Beschreibung  nicht  ausdrück- 
lich gesagt  wird,  in  der  Linken  einen  Stier- 
kopf; vgl.  oben  §  36. 

Das  unter  nr.  18  nach  Monum.  d.  Inst.  8, 
28,  3  abgebildete  Wandgemälde  aus  einem 
Grabe  bei  Ostia  (jetzt  im  Lateran,  Benndorf 
u.  Schöne  589.  Ilelbig ,  Mus.  Eoms  1,  697) 
wurde  früher,  nach  dem  Herausgeber  C.L.Vis- 

RoscHER,  Lexikon  d.  gr.  u.  rOm.  Mytliol.    II. 


Pantomime  vorschwebte,  in  welcher  die 
Kronos-Scene  so  gut  wie  die  anderen  Teile  der 
Theogonie  thatsächlich  zur  Darstellung  kamen 
(vgh  Luc.  de  Salt.  21.  79).  Es  ist  aber  schwer  zu 
glauben,  dafs  es  mit  dem  Onkos  seine  Rich- 
tigkeit haben  sollte  und  nicht  das  hervor- 
quellende Haar,  welches  auch  in  der  vatikani- 
schen Büste  Anlafs  zu  übertrieben  hoher  Kopf- 
bildung gegeben,  diesen  Eindruck  hervorbringt. 
Die  Barfüfsigkeit  aller  Personen  deutet  auf 
eine  mythologische  Scene.  Da  das  Pendant 
in  diesem  Grabe  wie  auch  das  Gemälde  des 
nächsten  Grabes  —  man  sehe  die  Tafel  in  den 
Monumenti  —  eine  ünterweltsscene  zeigt,  so 
hat  ein  Familiendrama  hier  keinen  Anspi-uch 
auf  Wahrscheinlichkeit;  denn  Kronos  ist  in 
dieser  Epoche,  wie  übrigens  auch  schon  früher, 
oft  genug  als  unterweltliche  Gottheit  gedacht. 
(§  9  gegen  Ende).  (Dafs  dieser  freilich  auch  in 
dem  Grab  der  Nasonen  —  P.  S.  und  F.  Bartoli, 
sep.  d.  Nas.  tav.  8  —  gemeint  sei,  ist  ein  Irr- 
tum von  Visconti,  M%is.  P.  C.  6,  39.)     Zudem 

50 


1571  Kronos  (spät.  Bilclw.  verschied.  Charakt.)  Kronos   (auf  Münzen)  1572 

pflegt    in    den    Familiendramen    der    Gebieter  bat,  um,   wo   es  eine  Repräsentation  der  Zeit 

wohl  die  Aussetzung  oder  Tötung  des  Kindes  galt,   etwa  die    Gestalt  des   Götter- Vor vaters 

zu    befeblen,     aber    nicht    sich    selbst    daran  einzuführen.    Diese  Konsequenz  hat  man  nicht 

je   zu  vergreifen;    der  Mann  hier  setzt  seinen  zu   ziehen  gewagt.     Auf    dem   Relief  mit  der 

Fufs  auf  den  Schenkel   des  Kindes  und  packt  Apothese  Homers  ist  für  XqÖvoi;   eine  eigene, 

es    zugleich    an    den    Haaren;    sieht    so    eine  übrigens  nicht  weiter  bedeutsame  Gestalt  gc- 

Tragödienscene  aus?   Es  kann  also  nur  der  Un-  schaffen.    Daneben  hat  der  Kccigöq  (s.  d.)  seine 

beholfenheit  des  Malers  zugeschrieben  werden,  bestimmte  Domäne  und  Entwickelung  gehabt, 
dafs  in  dem  Moment,  wo  der  Gott  einen  seiner  Nachzutragen  finde  ich  die  Theatermarke 

Söhne  verschlingen  und  dazu    zuvor  zerreifsen  lo  aus  Ephesos,  Benndorf,  Beitr.  z.  grieeh.  Theat. 

will,    bereits  ein  anderes   Kind  in  effigie  ge-  Taf.  1.   Schreiber,  Kulturhist.  Atl.  1,  13*;  ferner 

bracht  wird;    der  Maler  wollte   die   Gier   des  zu  Kap.  TI:  Athena  Tochter  des  Kronos,  Clem. 

unmenschlichen  Vaters  —  wie  er  auch  in  der  Alex,  protr.    24  P.    8  S. 

Zeichnung  des  Mundes  beabsichtigt  hat  —  [Den  Stater  der  kilikischen  Stadt  Mallos, 
möglichst  krafs  kennzeichnen  und  ist  dabei  dessen  Vorderseite  auf  Sp.  1553  Fig.  4  abge- 
selber  zu  hastig  verfahren;  er  fällt  in  den  Fehler  bildet  ist,  haben  zuerst  Löbbecle,  A.  von  Seil iet, 
der  primitiven  Kunst  zurück,  die  verschiedenen  Gardner  und  Wroth  bekannt  gemacht  {ZeitscJir. 
Momente  zusammenzudrängen  und  zuviel  auf  /'.  Nmu.  12,  333,  2  Taf.  13,  13;  14,  13  Taf.  1,G. 
einmal  sagen  zu  wollen.  Bei  all  dem  hat  Num.  Chron.  1886  S.  263  Taf  11,19;  1889 
es,  wenn  man  dem  Myth.  Vatic.  3,  1  glauben  20  S.  265,  46  Taf.  12,  21).  Die  Deutung  des 
kann,  den  Anschein,  als  ob  solche  Malereien  Kopfes  auf  Herakles,  die  Wroth  als  eine 
in  Rom  nichts  Vereinzeltes  gewesen  seien;  wegen  Mangels  an  charakteristischen  Merk- 
der  Mythograph,  dessen  Worte  sogleich  weiter  malen  zweifelhafte  bezeichnet,  ist  aus  diesem 
unten  zu  finden  sind,  spricht  von  der  Farbe  Grunde  und  angesichts  sicherer  Heraklesköpfe 
des  Gewandes,  welches  der  Kinder  verschlin-  auf  mallotischen  Münzen  der  nämlichen  Epoche 
gend  dargestellte  Saturn  trage;  vielleicht  mit  Bestimmtheit  abzuweisen.  Ebensowenig 
dachte  er  auch  nur  an  den  Stein.  Mit  der  ist  der  Kopf  etwa  auf  Zeus  oder  Poseidon  oder 
Überbringerin,  die,  wie  auf  dem  Fries  von  Dionysos  zu  beziehen.  Dagegen  qualificieren  ihn 
Lagina,  eiligen  Schrittes  von  links  her  kommt,  der  harte  Ausdruck,  das  struppige  Haar  und  der 
müfste  die  Amme  gemeint  sein.  Dafs  Rhea  30  eigentümliche  Kopfschmuck  —  hier  ein  ver- 
nicht  im  Wochenbett  liegt,  sondern  anwesend  zierterMetallreif— als  den  Gott,  der  ganz  ähnlich 
ist  —  sie  spielt  ungeduldig  oder  unruhig  mit  auf  einer  Silberlitra  von  Himera  (Fig.  5)  dar- 
den  Fingern  — ,  würde  sich  mit  ihrer  Charakte-  gestellt  und  durch  seine  Beischrift  als  Kronos 
ristik  auf  der  Vase  (Fig.  3)  vergleichen  lassen;  gesichert  ist.  Gegen  diese  Identificierung  kann 
der  alte  üranos  —  für  einen  Pädagogen  wäre  die  die  örtliche  Entfernung  der  beiden  Orte  ein 
Gestalt  doch  zu  krumm  —  scheint  gleichsam  von  Bedenken  nicht  erregen,  da  bekanntlich  im 
oben  der  neuen  Unthat  der  Sohnes  zuzuschauen;  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  die  Nachahmung  West- 
es könnte  auch  ein  Berggott  oder  ein  sonstiger  griechischer  Münztypen  seitens  kleinasiatischer 
Orts-Repräsentant  gemeint  sein,  bei  dem  dann  und  insbesondere  kilikischer  Städte  keine  sei- 
der Gegenstand  in  seiner  Linken  (als  Lago-  40  tene  Erscheinung  ist  {A.  v.  Sollet,  Zeitschr.  f. 
bolon)  sich  sogar  besser  erklären  würde,  als  Nutn.  2,  120tf.;  10,  154ff.).  Für  Kilikien  ist 
bei  Uranos,  wo  Viscontis  Erklärung  aus  rö-  der  Kult  des  Kronos  speziell  bezeugt  durch 
mischem  Kultgebrauch  (p.  315)  mir  nicht  in  Steph.  Byz.  (s.  v.  "Aöava)  und  durch  spätere 
den  Sinn  will.  Prägungen  von  Tarsos  und  Flaviopolis.  Vor 
Mythogr.  Vatic.  3,  1,  1  heifst  es:  (1)  Prinmm  dem  4.  Jahrhundert  scheint  in  Mallös  der  Gott 
deorum  Saturnum  ponunt.  Himc  maesium,  se-  in  phönikischer  Gestaltung,  mit  Doppelkopf 
ne^n,  Caput  glauco  aniictu  coopertum  habentem,  und  vier  Flügeln,  verehrt  worden  zu  sein  (Im- 
filiorum  suorum  voratorem,  falcemque  tenentem  hoof,  Annuaire  de  la  Soc.  de  Num.  1883  S.  124 
(2)  draconem  etiani  pammivomum,  qui  caudae  Taf.  5;  vgl.  Svoronos,  Zeitschr.  für  Num.  16 
suae  ultima  devorat,  in  dextra  tenentem  indu-  UQ  S.  219 — 232  Taf.  10,  12 — 15,  dessen  anziehen- 
cunt.  Damit  ist  zu  vgl.  1,  6  und  1,  8,  an  den,  aber  allzu  subtilen,  vornehmlich  der  Poesie 
welcher  letzteren  Stelle  die  groteske,  unter  entlehnten  Erklärungen  nicht  beizustimmen  ist). 
2)  gegebene  Beschreibung  in  folgender  Weise  Sowohl  für  Sicilien,  wo  dem  Gotte  an  ver- 
wiederkehrt: Fingitur  etiam  —  modo  faciem  ha-  schiedenen  Orten  Heiligtümer  (Kronia)  errichtet 
bere  draconis  (propter  frigoris  nimietatem  [vgl.  waren,  als  für  das  ebene  Kilikien  ist  Kronos 
ob.  Kap.  IV  §  18]J,  iiunc  etiam  rictus  leoninos  ohne  Zweifel  als  Erntegott  aufzufassen 
propter  nimium,  caloris  aestum  [vgl.  oben  (Preller- Robert,  Grieeh.  Myth.  1  S.  51 — -54). 
Kap.  IV  §  32],  nunc  etiam  cum  aprinis  dentibus.  Daraufhin  weist  die  aufserordentliche  Frucht- 
cristas  [seil,  habere']  propter  frequentem  elemen-  barkeit  der  beiden  Gegenden,  die  auf  den 
toruni  intemperantiam.  All  dies  beruht  natür-  co  Rückseiten  der  himeräischen  Litra  und  des 
lieh  auf  Verwechslung  mit  Aion  (vgl.  z.  B.  Staters  von  Mallos  durch  Darstellung  von  Ge- 
Mon.  d.  Inst.  3,  36,  3;  Visconti,  Mus.  Pio-C.  treidekörnern  und  auf  der  letztei-en  aufserdem 
1,  19.  Zocga,  Bassir.  59).  Dabei  will  ich  nicht  durch  diejenige  der  Tochter  des  Kronos,  De- 
unteiiassen  zu  bemerken,  dafs  die  Idee  der  Zeit  meter  mit  Ahrenbüschel  und  Fackel,  ange- 
wohl  in  die  Mythen  und  die  Person  des  Kronos-  deutet  ist. 

Saturn  erst  schüchterner,  dann  immer  bestimm-  In  vorrömischer  Zeit  erscheint,   soviel  bis- 

ter  hineingelegt  wurde,  dafs  diese  Auffassung  her  bekannt,   Kronos  blofs  noch  auf  Münzen 

aber  nicht  soweit  auf  die  Kunst  übergegriffen  von  Byblos,  und  zwar  in  phönikischer  Gestalt 


157o                     Krotalos  Krotopos                     1574 

mit    Rochs    Flügeln  {Tmhoof,   Movn.    precqncs  Anm.  30  in  dem  behelmten  Haupt  mit  darüber- 

S.  442,   13  —  19.     Babelon,    Cot.   Achcmenides  stehender   Aufschrift   KPOTß    der   Münze   des 

Taf.  27,  4 — 7).     Aus   römischer  Zeit  sind   den  Mus.    Hedeivariano    P.   I    Tav.   1,   14    sehen, 

auf   Sp.  1557/58   und  1563  verzeichneten  Bei-  Drexler.]    Auf  seinem  Grabe  gründete  in  histo- 

spielen  folgende  beizufügen:  Kopf  des  Kronos  rischer    Zeit   Myskellos    (Myskelos)    die    Stadt 

ohne  Verhüllung,  mit  Harpe,  auf  einer  Kolonial-  Kroton,    Ov.    Met.    15,    15.    55.      Krotou  und 

münze  von  Korinth  {Inihoof  a.  Gardner,  Niim.  Alkinoos    waren    Söhne    des    Phaiax;    [in   der 

Comm.  on  Pausanias  S.  20);   Brustbild  mit  Ver-  mir     vorliegenden    Ausgabe     der    Scholia    in 

hüllung  und  Harpe  auf  einer  Bronzemünze  von  Theocritum  von   Ducbner   steht  4,  32  "JX-nifiog 

Flaviopolis   mit  Doniitian  (LöbbccJce,  Zcitschr.  lo  ytctl  KqÖtcov  Aia.v.ov  vioi.    Höfer.]     Lakinos 

f'.Num.  12,  332  Taf.  14,  1);  Brustbild  mit  hoher  (Lakinios)    nahm    den    flüchtigen    Kroton    bei 

Kopfbedeckung,    2  Ähren    in    der  Hand,    auf  sich    auf,    Schol.    Theokr.    4,   33.      Laure,    des 

einer   Bronzemünze  von  Hadrumetum  {MüUer,  Lakinios    Tochter,    ward    die    Gemahlin    des 

Num.  de  l'anc.  Afrique  2,  52,  29  Abb.),  womit  Kroton,    Tzetz.    L.    1006;    s.    Krotos.      [Nach 

der  sitzende  „dens  frugifer"  eines  Medaillons  lamhlich.  vit.Pytha(j.^.,hO-^.^b  fiA.Nauch  ^voWie 

uud  eines  Aureus  des  Kaisers  Albinas  zu  iden-  Kroton  dem  von  Lakinos  angegriftenen  Herakles 

tificieren  ist  {Frvhner,  Medaillons  S.  151  Abb.  beistehen;  dieser  verkannte  ihn  aber  im  Dunkel 

A.  V.  Scdlet,  Zeitschr.  f.  Nuni.  10  S.  167.    Cohen  der  Nacht  und  tötete  ihn;  um  das  von  Herakles 

3-,  422   nr.  68  u.  69.     Cat.  Ponton  d' Ameco^irt  dem  Kroton  errichtete  fiv^fia  ward  die  gleich- 

1887  Taf.  14,  376).    Darstellungen  des  Saturnus  20  namige  Stadt  gegründet.     Höfer.]     [Stoll.] 

geben  ferner   römische   Münzen    der  Familien  Erotonike  (Kqotcovlkjj),  Gemahlin  des  Königs 

Calpurnia,  Cornelia,   Marcia,  Memmia,  Neria,  Kassandros  in  Thrakien,  der  mit  ihr  den  Hebros 

Nonia    und   Appuleia    (letztere    in   Quadriga),  zeugte,  sie  aber  später  verstiefs,  um  die  Da- 

und    schliefslich    (stehend,    verhüllt   und   mit  masippe   (s.  d.)  zu  heiraten.     Timothcos  (?)  bei 

Harpe)  einige  Billonmünzen   der  Kaiser  Vale-  Pseudo-Phit.  de  fluv.  3,  1.     [Höfer.] 

rianus  und  Gallienus.  Krotopiades  (KgoToanLccSrig),  Linos  als  Enkel 

Zu  der  Sp.  1557  nach   Mionnet,  Supiiil.  7,  {(Jon.    narr.   19)    des    Krotopos    (s.  d.),  Kalli- 

289,  539  citierten  Tarsermünze  ist  zu  bemerken,  maclios  frgm.   315  p.  534  Schneider.      Ovid.   in 

dafs  der  Typus,  nach  einer  ähnlichen   Münze  J6m  482.     Schneider  a.  a.  0.     [Höfer.] 

meiner   Sammlung  zu  urteilen,    nicht  Kronos,  30      Krotopos    (KQÖzconog),    Sohn    des    Agenor, 

sondern    Perseus   als   Stadtgott  darstellt,  in  König  in  Argos,  Vater  des  Sthenelas  und  der 

der  Linken   die   Harpe,    auf  der  Rechten  das  Psamathe,  der  Mutter  des  Linos.   Sein  Grab  war 

Kultbild  des  tarsischen  Apollon  mit  den  beiden  in  Argos,  Paus.  1,  43,  7.   2,  16,  1.   2,  19,  7. 

Wölfen  haltend    (vgl.  das   Kultbild  bei  Over-  2,  23,  7.     Aristid.  or.   45   p,  6.    Preller,   Gr. 

heck,    Grieth.   Kunst -Myth.   3    Apollon  S.  29  Myth.  2,48.     Gerhard,  Gr.  Myth.  2  §  792,4. 

Münztaf.  1,  30  u.  31).     Imhoof-Blumer.]  [Auch   bei  Photius ,  Lex.   Äivov.   sysvovzo  81 

[Maximilian  Mayer.]  xQSig   ^'pcofg   Ahoi.,  KaXliöntig   0    Ss  'AlynÖTtrjg 

Krotalos  {KQOtalog),   Freier   der   Hippoda-  xal  'JnöHcovog ,   TQLzog  di  WanäQ-rig  trjg  Kqo- 

meia,   von  Oinomaos  getötet.  Paus.  6,  21,  7.  riov    -nal   'Anöllavog    ändert    Haupt,    Opusc. 

Scliol.  Find.  Ol.   1,  114.  127   (wo   er  KgoxaXog  io  3,  2  p.  542/43  Kqoxlov  in  KqoxcÖtiov.    Drexler.] 

heifst).     [Stoll.]  [Clem.  Alex.  Stromat.  1  p.  380.    Georg.  Synkellos 

Kroton  {Kqözcov),  mythischer  Gründer  und  1  p.  287  ed.  Bonn.  Eusch.  Chronic,  ed.  Schoene 
Eponymos  der  italischen  Stadt  Kroton.  He-  p.  180f;  append.  p,  214.  Tatian.or.3d.  Euseh. 
rakles  wurde  bei  seiner  Rückkehr  aus  Erytheia  praep.  ev.  10,  11,  16.  Schol.  Aristid.  p.  371  Din- 
gastlich  von  ihm  aufgenommen;  aber  Herakles  dorf.  Nach  Conon  Narr.  19  (vgl.  Paus.  1,  43,  7) 
tötete  ihn  wider  Willen.  Er  begrub  ihn  feier-  hatte  Krotopos  seine  Tochter  Psamathe,  welche 
lieh  und  errichtete  ihm  ein  Grab,  indem  er  ihren  von  Apollon  empfangenen  Sohn  Linos 
den  Einwohnern  voraussagte,  dafs  auch  in  ausgesetzt  hatte,  getötet;  den  Linos  zerrissen 
späterer  Zeit  da  eine  berühmte,  nach  Kroton  die  Hunde  eines  Hirten,  der  den  Knaben  ge- 
benannte Stadt  sein  werde,  Herakleid,  de  reb.  50  fanden  und  als  sein  eigenes  Kind  aufzog. 
jmhl.  fr.  36.  Müller,  Fr.  hist.  gr.  2  p.  223.  Daher  suchte  ApoUons  Zorn  das  Land  schwer 
Et.  M.  541,  13.  Diod.  4,  24.  [Vgl.  eine  rot-  heim;  kein  Mittel  —  u,  a.  feierte  man  auch 
figurige  Vase  der  Coli,  d'unt.  de  feu  M.  Ad.  dem  Linos  zu  Ehren  unter  Opfern  ein  Fest, 
N.  des  Vergers.  Paris  1867  p.  37  nr.  139  „Her-  an  dem  man  jeden  Hund,  den  man  antraf, 
cule  autombeaudePholus,de  Crotonoud'Icare".  tötete  —  konnte  den  Gott  besänftigen,  bis 
Den  Typus  des  Herakles  Oikistas,  welcher  sich  endlich  Krotopos  zur  Auswanderung  nach 
auf  einer  Silbermünze  von  Kroton  einen  Lor-  Megaris  entschlofs,  wo  er  Tripodiskion  grün- 
beerzweig  über  einen  flammenden  Altar  haltend  dete.  Die  Ankunft  des  Krotopos  erkennt  de 
dargestellt  ist  {Mem.  de  VAc.  des  I.  et  B.-L.  Witte,  Le  sacrifice  de  chien,  womit  im  wesent- 
14,  2  PI.  3,  19)  fafst  der  Duc  de  Luynes  als  60  liehen  Th.  Panofka,  Arch.  Zeit.  U  (1856),  215  f. 
„Hercule  fondateur  expiant  le  nieurtre  de  Croton,  übereinstimmt,  auf  einem  clusinischen  Krater: 
oupeut-etreceluideLaciniu>>",s.Baoul-Pochette,  eine  Nike  (oder  Asylgöttin)  reicht  einem 
Mem.  de  VAc.  14,  2  p.  222  Anm.  3,  während  herbeieilenden  Manne  mit  Wanderstab  —  eben 
letzterer  a.  a.  0.  p.  218—223  den  Typus  all-  dem  Krotopos  —  zum  Lohne  für  seine  Auf- 
gemeiner auf  eine  unter  der  Leitung  des  Hera-  Opferung  einen  Myrtenkranz ,  während  hinter 
kies  vollzogene  Lustration  der  Stadt  deutet.  ihr  ein  Ephebe  einen  fortlaufenden  Hund  an 
Das  Haupt  des  Kroton  will  Cavedoni,  Lett.  al  den  Hinterbeinen  packt.  Zur  Etymologie  von 
Sestini  S.  23   Not.  28    und    Spie.  mim.   p.  21  Krotopos   s.    Pott    in    Kuhns   Zeitschr.  f.  vgl. 

50* 


1575                      Krotos  Kteatos                     1576 

Sprachforschung  9  (1860),  412 f.    Die  Stelle  bei  Krytidas  {K^vtiSag),   ein  sikelischer  Heros, 

Ampelius    Uh.   memor.    2    Sagittarius,    Crotopi  der  mit  mehreren   anderen   Führern   in  einer 

filius,  nutricius  Musarum  ist  entschieden  ver-  Schlacht    von    Herakles    besiegt    und    getötet 

derbt;    vielleicht    ist   mit    Muncker    zu    lesen  ward,  Diod.  4,  23.     [Stoll.J 

Sagittarius  Groton  (oder  Crotus)  Euphemes  nu-  Ktaros    (Kzägog),    Beiname    des    Hermes, 

tricis  Musarum  (vgl.  KrotosJ.  —  Nach  Ovid  in  Lylophr.   679   und   Tzetz.  und  Schol.  z.  d.  St. 

Ibim  574 f.   scheint  es,  als   habe  Apollon   den  Im  Namen  Ktaros   sieht  Stark,  Arch.  Zeit.  26 

Krotopos,   weil    er  die   Psamathe  getötet,   in  (1868),    56    eine    Beziehung    auf   Hermes    als 

den  Tartarus  geschleudert,  vgl.  Schol.  in  Ibim  Herdengott     [Anders  Secchi,  Ann.  d.  Inst.  1836 

573;    bei  schol.   Ovid   a.  a.  0.   480  heilst  es:  lo  p.  88.     Drexler.]     [Höfer.] 

Apollo  venit  ad  domum  Crotopi  ad  filiam  no-  Kteatos  (Ärsarog),  Sohn  des  Aktor  (s.d.  nr. 3), 

mine  Salmacem  (Psamathen?) ;  vgl.  feraer  My-  daher  'AnroQiwv  {Rom.  II.  2,  621  und  Schol.  z. 

thogr.  lat.  1,  168  p.  52  Bode.    Nach  Schol.  Stat.  Hom.  II.  13,  185.  23,  638.  11,  750.    Apollod.  2, 

Theb.  1  p.  51    ed.  Cruceus  entsühnte   Krotopos  7,  2.    Pherekydes  im  Schol.  s.  Hom.  IL  11,  709. 

den  Apollo,    der    den  Typhon  getötet  hatte;  laus.  6,  20,  16)   oder  des  Poseidon  {Find.  Ol. 

vgl.  aucb  Schol.  Stat.  a.  a.  O.  p.  54.  60.     Viel-  10  (11),    27  (33).     Pherekydes  und  Apollod.  a. 

leicht    ist    Krotopos    den    Apollo    entsühnend  a.  00.     Tzetz.  Alleg.  Iliad.  13,  84.  90,   Anecd. 

dargestellt  auf  einem  Vasengemälde;  s.  Lenor-  Matranga  1,  110)  und   der  Molione   {Moliöva., 

mant- de  Witte,  Elite  des  Monuments  ceramogr. '•2  lbyk.fr.  16.   Bergk,  Poet.  lyr.  3^242,  Phere- 

pl.  16  p.  40  und  Anm.  7.    Höfer.]     [Stoll.]  20  kydes  a.  a.  0.),  die  auch  MoUvri  heifst,  Paus.  5, 

Krotos  {KQÖtoq),  1)  Sohn  des  Pan  und  der  2,  2.  8,  14,  9,  Bruder  des  Eurytos  (s.d.  nr.  3). 
Eupheme,  Milchbruder  der  Musen;  denn  Eu-  Mit  der  Tochter  des  Dexamenos,  der  Thero- 
pheme  war  die  Amme  der  Musen.  Er  wohnte  nike  (Therodike)  zeugte  er  den  Amphimachos; 
auf  dem  Helikon,  wo  er  freundlich  mit  den  Paws. 5,3,3.  i7o»i.  JZ.  2,621  xxnASchol.  Hom.  II. 
Musen  verkehrte  und  die  Jagd  übte.  Auf  Bitten  13,185.  Aristot.  pep)l.  31  (17).  Apollod.  3, 10,  8; 
der  Musen  wurde  er  von  Zeus  als  Schütze  vgl.  frgvi.  Sabb.  Wicin.  Mus.  46  (1891),  166. 
unter  die  Sterne  versetzt,  Hyg.  f.  224  (wo  er  Nach  Tzetz.  Prooem.  II.  570  hiefs  die  Gemahlin 
Kroton heifst).  Hyg. P.Astr. 2,27.  Eratosth.c.28.  des  Kteatos  Kleobule,  vgl.  auch  Tzetz.  Alleg. 
[Nach  Sositlieus  \m  schol.  zu  Germanic.  Aratea  7Zia(^.  13,  69.  89.  Ihn  und  seinen  Bruder  Eurytos 
p.  90.  159  ed.  Breysig  war  Krotos  der  Sohn  der  so  fafst  man  gewöhnlicli  unter  den  Namen  Akto- 
Euschemo  und  gab  den  Musen  zu  ihren  Ge-  rionen  oder  Molionen  (Molionides)  zusammen, 
sängen  den  Takt  an;  ähnlich  berichtet  Nigi-  Ibylcos  a.  a.  0.  nennt  sie  zovg  Xsvninnovg  .  . 
diusiraSchoLzViGermanic. a.a.O.;  dagegenheifst  tiÖqovc;  xev.va  MoUövag  .  .  .,  alfnag  iaQv.£(pälovg 
des  Krotos  Mutter  wieder  Eupheme  bei  Sosi-  {laonäXovg  Meineke),  ^viyviovg,  uiicpot^Qovg 
theus  im  Schol.  Cic.  Arat.  ed.  Vogels  (Gymnas.-  yeyaäzccg  iv  aea  aQyvgsco.  Das  Nähere  über 
Progr.  Crefeld  1884),  18;  über  clie  Stelle  bei  sie  s.  Bd.  1  Sp.  219ff.  Über  ihren  Kampf  mit 
Ampelius  Hb.  memor.  2  s.  u.  Krotopos.  Vgl.  Herakles  ist  folgendes  nachzutragen:  Eche- 
auch  Columella  10,  5  u.  d.  Art.  Sternbilder.  phyllidas,  Pherekydes,  Komarchos  und  Istros 
Höfer.]  —  2)  Als  Satyr  im  dionysischen  Thiasos  im  Schol.  Plat.  Phaid.  69,  14  p.  380  Bekker  er- 
kommt Krotos  auf  Vasenbildern  vor,  Gerhard,  40  zählen,  dafs  Kteatos  und  Eurytos  den  Herakles 
Gr.  Myth.  1  §  466,  2.    [Stoll]  auf  seinem  Feldzug  gegen  Augeias  besiegt  und 

Krusis(Ä'9otJ(>ts),  Sohn  des  Mygdon,  Heros  Epo-  bis    Buprasis   (Buprasia)    verfolgt    hätten;    in 

nymos  der mydonischeu  Landschaft Krusis(Ä'90u-  diesem  Kampfe  tötete  Kteatos  auch   den  Da- 

at's)  Steph.  Byz.  s.  v.  KQOvaig,  p.  387.    [Höfer.]  meon  (s.  d.).  Paus.  6,  20, 16.    Von  dieser  Flucht 

Kryassos  {KQvacaog),  Sohn  des  Kares,  nach  des  Herakles  wird  das  Sprichwort  ovds  {ovShv) 

welchem  die  karische  Stadt  Kryassos  benannt  HQixv.lrig  TtQog  dvo  hergeleitet,  Apostol.  13,26; 

war,    Steph.  B.   v.   ÄQvtxaaog.     [Vielleicht  ist  vgl.  11,  34e.    Suid.   s.v.   ovöh  'HQa-ulfig;    vgl. 

mit   Meineke  statt  KqväaGov   tov  KaQrjrog  zu  Schal.  Plat.  a.  a.  0.    Biogen.  7,  2.    Nach  Zenob. 

lesen    xov    Kaqbg    oder   Kovgrirog.     S.    Kures.  5,  49    versuchte    Herakles    im   Vertrauen    auf 

Höfer.]     [Stoll.]  50  seine  Kraft   den  Faustkampf   zugleich    gegen 

Krypliios(Ä9V(ptos),  1)  Beiname  des  Dionysos,  zwei,    ward   aber    besiegt;    diese    zwei   waren 

Orpjh.   h.   30,  3.   52,  5,  von  Immerwahr,  Ark.  Kteatos  und  Eurytos,  nach  anderen  Laios  und 

Culte  p.  189,  ebenso  wie  KQvxpi'yovog  {Orpli.  h.  Pherandros  (nach  Buris  im  Schol.  Plato  a.  a.  0. 

50,3)   auf  die   Geburt  des  Dionysos   aus  dem  wurde  Herakles  besiegt  vtto 'E/larof  [zwei  Codd. 

Schenkel  des    Zeus   bezogen;   —   2)   des  Eros  haben  'EXoclov]   kui   ^SQcivSQOv;    ist  vielleicht 

Pap.    Paris,   vs.  1801    wpvqptt    Y.al  TtQsaßvrars  nach  Zenob.  a.a.O.  vtcö  AuCov  zu  schreiben?); 

a%aTta-   aSavaiB  y.tI.,    vgl.   vs.  1780  •AQvcpiaiv  s.  auch  Hiogen.cod.Vindob.  3,4:4:.   Paroemiogr.2 

Ttccvrav  ava'g,   sowie  vs.  1762  6  v.QV(piiiog  von  p.  43.  —  Der  Tod  des  Kteatos  und  seines  Bruders 

Eros.     3)   des  Protogonos   (Erikapaios) ,   Orph.  war  am  amyklaiischen  Thron  dargestellt,  Patis. 
h.   0,  5.     Vgl.    auch     Kryphie,    Beiname    dercoS,  18,  15;    vielleicht   auch   ihr  Kampf   gegen 

Aphrodite  Orph.  h.  55,9.    [Drexler.]  Herakles  auf  einem  Metallrelief  (s.  Bd.  1  Sp.  2206 

Krysas  (Crysas)  s.  Chrysas  und  Hcad,  Hist.  Z.  52ff.)  und  auf  einer  Amphora,  Melida,  Sobre 

num.  111.     [Höfer.]  los  vasos  griegos  del  Museo  Arqueolögico  Na- 

Krysotliemis  (Ä^vöro'S'ffijg)  =  Chrysothemis  cionalp.2b.   Ihr  Grabmal  befand  sich  zu  Kleonai, 

(s.  d.)  auf  einer  rotfigurigen  Pelike   in  Wien,  Paus.  2,  15,  1.    Nach  Schol.  Aristid.  p.  687  i>m- 

WienerVorlegebl.\,\.nx.2;  mQhxhbiP. Kreisch-  dorf   sollen    sie    zuerst    die    Kämpfer    haben 

mer,  Kuhns  Zeitschr.  für  vergl.  Sprachforschung  schwören  lassen,  sich  einander  in  der  Schlacht 

29  (1888),  447.     [Höfer.)  nicht  zu  verlassen.     Nach  Mnaseas  im  Schol. 


1577 


Kteatos 


Ktesios 


1578 


Apoll.  Bhod.  2,  1052  wurden  die  Molionen  von 
den  Stynipbaliden,  den  Töchtern  des  Heros 
Styaipbalos  und  der  Ornis,  gastlich  aufge- 
nommen, während  Herakles  von  ihnen  zurück- 
gewiesen wurde;  daher  tötete  Herakles  die 
Stymphalides.  — 

Über  die  Deutung  des  Mythos  von  den 
Molionen  s.  Bd.  1  Sp.220  Z.60ff.;  ferner  Pau/T/^' 
Eeahiicyklopädie  s.  v.  Molionen;  vgl.  auch 
Preuner  in  Bursians  Jahresbericht  25  (1891), 
312.  —  Fott  in  Kuhns  Ztkchrft.  f.  vcrgl.  Sprach- 
forschung 9  (18C0),  201  f.  leitet  den  Namen 
ihres  Vaters  Aktor  nicht  von  aystv  (=  dux), 
sondern  von  aywiii  (^  fractor)  her;  nach  ihm 
bezeichet  Aktor  entweder  die  tosende  Bran- 
dung, oder  (wahrscheinlicher)  fulmina  et 
coelestis  fragor.  Die  Namen  seiner  Söhne 
Kziarog  und  Eurytos  weisen  auf  reichen 
Besitz  hin,  der  aus  genügendem  Regen 
(Eurytos:  Gutströmer)  entspringe;  daher  werde 
auch  Poseidon,  der  Gott  aller  Feuchtigkeit 
und  daher  auch  der  Fruchtbarkeit  (vgl.  Uo- 
aeidiüv  cpvzäX^iog),  ihr  Vater  genannt.  Wenn 
Herakles  ihnen  weichen  müsse,  so  heifse 
dies  nur,  dafs  zur  Regenzeit  die  Herrschaft 
der  Sonne  beschränkt  sei.  Den  Namen  Mo- 
XLovsg  leitet  Pott  nicht  Yon  MoXtövr]  ab,  sondern 
von  einem  statt  piöalog  angenommenen  fioXog 
(Kriegsarbeit,  oder  vielleicht  hier  bildlich: 
der  mühseligeKampf  um  das  liebe  Brot) ;  die 
Molionen  stellen  nach  ihm,  „wie  in  feindlichem 
Aufeinanderrennen  kämpfendes  Getümmel,  den 
Aufruhr  der  Natur  bei  stürmischem  Regenwetter 
vor".  Etwas  anders  deutet  Pott  den  Mythos  in  der 
Zeitschr.  für  Völker psychologie  uttd  Sprachwissen- 
schaft 14  (1882),  20:  Durch  die  Angabe,  dafs 
Kteatos  und  Eurytos  doppelgliederig  sind, 
aber  nur  einen  Leib  besitzen,  wird  das  innige 
Verwachsen  des  Erwerbes  (vgl.  xTsarr/p,  tctt)- 
zatq)  mit  wohlthätigem  Regen  angedeutet; 
A'ktor  soll  den  Wind  als  Führer  oder 
Brecher,  und  Molione  (vgl.  fiolsiv)  die 
wandernde  Wolke  darstellen;  vgl.  auch 
Lenormant  -  de  Witte,  Elite  des  Monuments 
ceramogr.  2  p.  327.  —  [Auf  Münzen  des  Septi- 
miits  Severus  von  Baris  erscheint  eine  Figur, 
welche  Loehbecle,  Griech.  dlünzen  aus  meiner 
Sammlung  4  (S.-A.  aus  Zeitschr.  f.  Numism. 
Bd.  17)  p.  13  Taf.  n,  3  so  beschreibt:  „Doppel- 
köpfige männliche  Figur  r.  schreitend,  in  der 
Rechten  eine  Keule,  in  der  Linken  einen  Bogen, 
auf  welchem  ein  Vogel  zu  sitzen  scheint.  Um 
ihre  Schultern  ist  ein  Löwenfell  geworfen." 
Als  fMercule  bicepJiale  tenant  arc  et  massue; 
un  oiseau  de  Stymphale  sur  l'arc"  wird  sie 
verzeichnet  in  Rollin  et  Feuardent,  Coli,  de 
med.  des  rois  et  des  vilhs  de  Vanc.  Grece  2 
1863  p.  373  nr.  5832.  Mit  zwei  Köpfen  und 
vier  Armen  ist  die  Figur  ausgestattet  auf  den 
von  Sestini,  Mus.  Hedrrvar.  2  p.  268  nr.  1 
Tab.  22,  5  uud  von  Friedländer,  Zeitschr. 
f.  Nitm.  1879  p.  17  f.  unter  den  Erwerbungen 
des  Berliner  Cabinets  beschriebenen  Exempla- 
ren. Fricdländer  sagt:  ., Unser  Exemplar  zeigt 
einen  Mann  mit  zwei  Köpfen  (nicht  Hercules 
und  Vulcanus,  wie  Sestini  sie  a.  a.  0.  nennt) 
und  vier  Armen;  mit  dem  einen  Paar  Arme 
spannt  er  den  Bogen,  der  zweite  rechte  Arm 


schwingt  die  Keule,  am  Rücken  hängt  ein 
Mantel.  Der  Vogel,  welchen  Sestini  abbilden 
liefs,  ist  auf  unserm  wohl  aus  dem  nämlichen 
Stempel  geprägten  Exemplar  nicht  vorhanden, 
sodafs  Sestini  hier  wohl  von  zufälligen  Strichen 
getäuscht  ward.  .  .  .  Man  möchte  diese  Dar- 
stellung für  einen  gedoppelten  Herakles  halten 
u.  s.  w."  Head,  Hist.  num.  p.  590  beschreibt 
den  Typus   als  ,,Nal-ed  rimniny  divinity  with 

10  tico  heads  and  four  nrms  holding  sivord,  torch, 
and  bow."  Ist  es  zu  kühn,  Kteatos  und  Eurytos 
zu  erkennen '?     Drexler.]     [Höfer.] 

Ktemene  iKrr](i8vrf),  Gemahlin  des  Pbyleus, 
Mutter  des  Meges;  andere  nennen  sie  Agnete 
oder  Symmache;  Tzetz.  Prooim.  Iliad.  bll  f. 
Anecd.  3Iatranga  1,  20.     [Höfer.] 

Ktesios  (Kzr'jGiog),  1)  Sohn  des  Ürmenos, 
Vater  des  Eumaios  (s.  d.),  König  der  Insel 
Syria,   Ho)n.   Od.    15,  414.     Dio  Chrys.  or.  15 

20  p.  450.  —  2)  s.  Arcte  Bd.  1  Sp.  494  Z.  25  ff. 
und  Uomonoia  Bd.  1  Sp.  2701  Z.  36.  —  3)  Bei- 
name des  Zeus,  Aesch.  Suppl.  428;  \^\.  Agam. 
991.  Menand.xm^  Hyperid.  (=frA3Blafs)  bei 
HarpoJcr.  Cornut.  de  nat.  deor.  9  p.  29  Osann 
und  ebenda  p.  255  Suidas  s.  v,  Ktr'iaiog.  Den 
Zeus  Ktesios,  den  Schützer  des  Besitztums  (vgl. 
Etym.  M.  153,  41.  156,  12.  635,  44)  flehte  man 
an  um  vyisicc  und  xr^cig  «ya-ö"^,  Isaios  8,  16, 
oder  fwi.  zoiaiv  dyci&oiciv ,    Hippocrat.  de  in- 

30  somn.  4  {mcdici  Graeci  ed.  Kühn  22  p.  10),  er 
ist  SozriQ  nlovzov  -Aal  -nzriGsag,  Dio  Chrys. 
or.  1  p.  57.  or.  12  p.  413,  oder  nXovroöötrig 
Suidas  s.  V.  Zfig  Kzi^aiog,  dessen  Bilder  {zovg 
KzrjGLOvg  z/mg  iynci&iSQvovaiv  Antikleidcs  bei 
Athen.  11,  473b  =  fr.  13  Müller,  vgl.  Panofka, 
Fecherches  sur  les  noms  des  v/ses  grecques  9. 
10.  45.  Lenormant- de  Witte,  Elite  des  Monu- 
ments ceramogr.  1,  89.  91  f.  2,  327  f.)  man  iv 
zoi^g  zafiisioig  aufstellte,  Harpokr.  und  Suidas 

40  s.  V.  Kzjioiov  Jiog,  Gerhard,  Prodromus  37 
Anm.  93.  39  Aum.  95,  daher  wird  er  auf  einer 
Inschrift  aus  Stratonikeia  neben  Asklepios 
und  Tyche  zu  den  ■9-foi.  svol-aiSloi  gerechnet, 
Corr.  hell.  12  (1888),  269.  Bezeugt  ist  der 
Kultus  {Antikleides  a.  a.  0.  Apostol.-6,  10;  vgl. 
Suidas  zJiog  Kcodiov.  Loheck  Aglaoph.  185  tf.) 
des  Zeus  Ktesios  ferner  für  Athen,  C.  I.  A. 
3,  3854.  Demosth.  21,  15,  53  p.  531  f.  (ihm 
wird    ein  weifses  Rind   geopfert),    speziell  für 

50  den  Demos  Phlyeis,  svo  sein  Altar  stand 
(Paus.  1,31,4.  Toepffer,  Attische  Genealogie  208), 
und  für  den  Peiraieus  (Antiphon  1,  16.  18);  für 
Anaphe  {C.  I.  G.  2,  2477  und  add.  p.  1091; 
vgl.  Boss,  Abh.  d.  Münchner  Akademie  2,417, 
Anm.  7.  Collitz ,  Dialekt- Inschriften  3,  3430 
p.  201.  203);  für  Teos,  C.  I.  G.  2,  3074;  für 
Phrygien  (Tefeny),  Corr.  hell.  8,  503  [Koula, 
Wagener,  Inscriptions  recueillies  en  Asie  Min. 
(Extr.  du  tome  30  des  viem.   cour.   et  des  sav. 

60  etr.  de  l'acad.  roy.  de  Belgique)  p.  19  nr.  2,  von 
Wagener  diccKz/jCiov  gelesen  und  für  einen 
Frauennamen  gehalten,  aber  schon  von  de  Witte 
in  der  Vorrede  zu  Wageners  Abliandlung  p.  8 
und  von  Wuddington,  Asie  min.  zu  nr.  668  in 
di(x  Kzriaiov  abgeteilt  Drexler.]  Eine  In- 
schrift aus  dem  paphlagonischen  Ama- 
stris  ist  sogar  dem  Jil  Ilttvnzrjauo  geweiht, 
Hirschfeld,   Inschriften  aus  d.  Norden  Klein- 


1579                    Ktesippos  Ktistes                      1580 

asiens,  Sitsungsher.  d.  K.  Preufs.  Akad.  d.  Wiss.  Ktimeiie  {Krifisvrf),  Schwester  des  Oclysseus, 
1888  878  nr.  31.  Auf  Münzen  von  Nysa  in  Lydieu  von  der  Mutter  Antikleia  zugleich  mit  dem 
{EcJchd  2,  587.  Uend,  Rist.  mim.  552)  ist  Zeus  Sklaven  Eumaios  aufgezogen,  nach  Same  ver- 
dargestellt sitzend  in  der  R.  eine  Siegesgöttin,  beiratet,  Od.  15,  362 ff.  Struh.  10,  453.  Als  ihr 
in  der  L.  eine  Lanze  haltend;  die  Münzlegeude  Gemahl  wird  Eurylochos,  der  Gefährte  des 
lautet  riAOYTOAOPHZ  NYZAEQN.  Mit  Recht  Odysseus  auf  seinen  Irrfahrten,  angenommen, 
identificiert  Eckhel  a.  a.  ü.  588  diesen  Zeus  Od.  10,  441  und  Scliol.  dazu.  Eustath.  p.  16G4, 
niovToXoyrjg  {'^)  von  Nysa,  das  als  Kolonie  von  32.  1784,29.     [Stoll.] 

Lakonien    {Strcibo   14    p.    650)    galt,    wo    ein  Ktimeuos   (KtL^isvog),    1)  Vater  des  Argo- 

Tempel  des  Zeus  Ulovaiog  stand  (Paus.  3, 19,  7),  lo  nauten  Eurydamas,  Eponym  der  Doloperstadt 

mit  dem  Zeus  KzrjOiog;  aber  für  niovxo  AOPHI  Ktiraene  in  Thessalien,  Ap.  lih.  1,  67.   Hytj.  f.  14 

ist  meiner  Ansicht  nach  sicher  JTAot'to  AOTHZ  p    40  Bunte.     [Cafcd.  Argonaut,  scliol.  Apoll. 

zu  lesen;  s.  obige  Stelleu  und  Orph.  liymn.  73,4  EJiod.  p.   535    Keil.     Höfer.]    —  2)    Sohn  des 

Zriva  ^iyav  ....  TtlovzoSörriv.  Aristid.  or.  1  p.  11.  Ganyktor  in  Naupaktos,  der  mit  seinem  Bruder 

Dindorf  öozrjQ  änccvrcov;  vgl.  den  Artikel  Epi-  Antiphos  den  Dichter  Hesiod  ermordete,  weil 

dotes.  —  4r)  Unter    dem   ^sog   6    Kzriat,og    bei  er   ihre   Schwester    entehrt  haben    sollte;    sie 

Phit.   de   vit.   aer.   alten.   2  versteht   man    ge-  flüchteten  deshalb  nach  Molykria  in  Aitolien, 

wohnlich    deu    Hermes.    —    5)    Athene    heifst  Paus.  9,  31,  5.    Oder  sie  wurden  wegen  ihrer 

Kzrjaia  bei  Hippohr.  a.  a.  0.   Eine  von  Ulrichs,  Schuld  von  dem  Seher  Eurykles  getötet,  Era- 

Abhandl.   d.  philos.-pliil.   Classe  der  K.  Bai/r.  üü  tostJienes  in  Hes.  et  Hom.  cert.  c.  16,  wo  auch 

Akad.  d.  IRss.  3  (1840),  96  publicierte  Inschrift  Ganyktor   und   Amphiphanes,    die   Söhne    des 

von    einem    Altar    in   Krissa    lautet  "jQLOzog  Phegeus,  als  die  Mörder  des  Hesiod  bezeichnet 

i'&rj-ns,   'Hqoc   TS   ßäg   zal    Kzaai'a  'J&ava   iixqcc  werden.     [Stoll.] 

J^icc  Gcpäys.     Ulrichs  a.  a.  0.  97  meint,  Athene  Ktistes  {KzLazrig).     Über  die   Sitte,    Götter 

führe   hier  diesen  Beinamen  vielleicht  in  Be-  und  Heroen  als  Städtegrüuder  zu  bezeichnen, 

zug  auf  kriegerischen  Erwerb,  wie  sie  bei  vgl. Bd. 1  Sp.440  Z.4ff.  i'cA/icZ,  D.  «.v.  4,  342ff. 

Homer  'Ayilsirj  und  ArjCzig  heisst.  —  6)  Anth.  de  heroibtis,  heroidihus ,  conditorihus  etc.  Bd.  1 

Pal.  6,  211,   wo  yvrjai'a  Kv-jiqi  überliefert  ist,  Sp.  2486  Z.  29  ff.  und  die  dort  angeführte  Lit- 

schreiben   Toup   (ed   Lips.  1,244)   und  Brunck  teratur.     Ohlert,  Beiträge  zur  Heroenlehre  der 

Kz/jOicc  KvTiQL    {Kzrjaia    als    Beschützerin    der  3o  öri'ec/tew,  Lauban  1876  p.25f.  Besonders  führen 

Hetairen),     während     Meineke     KQrjOia     vor-  folgende   Götter    und   Heroen    den    Beinamen 

schlägt.    —    7)  &Eol   ■nzriOLOL    bei    Dion.    Hai.  Kztatrjg:    1)  Apollon,   C.  I.  G.  3,  5141;   vgl. 

8,  41;    ebenda  1,  67  werden  mit  ■9'Eot  Y.zr'iai.oi  Bd.   1    Sp.  440   Z.  56;  ^oi^og  yccQ  ad  noUsoot 

die  Penaten  bezeichnet,  die  auch  #fot  nazQcpoi  qptilr;5ft  y.zi^o^£V(xig,  avzog  ös  &8fiBiliK  ^oi:ßog 

oder  ysväd-lioi   heifsen.  —  8)  Ktrjaiog,   Freier  vtpccLvst.  Kallim.  liymn.  1,56    —  2)  Dionysos 

der  Penelope  aus  Dulichion,  J^o/Zod. /j-^m.  Saii.  in  Nikaia  (Bithynieu),  Eckhel  2,424.     Heaä, 

Eliein.  il/ws.  46,  179;  vgl.  Wagner,  ebenda  419.  Hist.  Num.  443;  in  Tion  (Bithynien),  Eckhel2, 

[Höfer.]  438.  Heaä  444.     Catal.  of   Grcek   coins  in  the 

Ktesippos  {Krrfimnog) ,    1)  Söhne  des  He-  Z>ni.  ikfws.  Ponfws  p.  202  nr.  3.  —  3)  Herakles 
rakles:  a)  Sohn  der  Deianeira,  Vater  des  Thra- 40  in    Herakleia    (Bithynien),    Eckhel    2,    416. 

syanor.  Ahn  des  Deiphontes,    Paus.  2,  19,  1.  Head  4:i2;  Imhoof- Blumer,  Abh.  d.k.bayr.Akcrd. 

3,  16,  5.    Apollod.  2,  7,  8,  8  und  Heyne,  Obss.  d.    Wiss.   1890   p.   600;   in  Kios    (=  Prusias), 

z.  d.  St.    Nikol.  Damask.  fr.  38  b.  Müller,  Fr.  Head  439.     Eckhel  2,    436.    437.     Head  440; 

hist.  gr.  3  p.  376.    [schol.  vet.  Soph.  Trach.  53  Catal.  of  Greek  etc.   Pontus  p.  133   nr.  22;   in 

Höfer].    —  b)   Ein   anderer   hatte  zur  Mutter  Kyzikos,  ü'cA^eZ  2,  455.  ifeatZ 454;  in  Teme- 

Astydameia,    Tochter  des   Amyntor,    Apollod.  nothyrai  (Lydien),  Eckhel  3,  119;  in  Priene, 

2,  7,  8,  10,  oder  Astydameia,  Tochter  des  Or-  Eckhel  2,  536;  in  Kallatis  (Moesia  inferior), 

menios,  Königs  in  Pelasgiotis,  IHod.  4,  37.  —  Eckhel  2,  13;    in   Nikaia  Eckhel  2,425   Catal. 

c)  Ein  anderer  war  gezeugt  mit  einer  Tochter  of  Greek  etc.   Pontus  p.  155  nr.  19.  20  p.  156 

[sie  heifst  Meda  C.  I.  G.  S,  5984C  p.  809  =  50  nr.  26   pr.  157  nr.  35;  in  Perinthos,  Eckhel 

Kaibcl,  Imcr.  Graec.   Sicil.  1293A  75,  p.  346  2,39.  Gardner,  Samos  and  Samian  coins  p.  34. 

und   ist   identisch   mit   der  von  Paus.  1,  5,  2.  85  pl.  5,  13.  Head  232;  Romae  Conditor  heifst 

10,  10,  1  erwähnten  Meda,  die  dem  Herakles  den  er   auf  Müuzen  des   Commodus,   EcÄ/ieZ  4,349. 

Antiochos  gebar.     Höfer.]  des  Phylas,  Königs  —    4)    Kyzikos    (s.    d.),   Eckhel   2,    455.    — 

der  Dryoper,  Tabul.  Farnes.  Z.  66.  Heyne,  Obss.  5)  Midas  auf  Münzen  von  Midaion,  Eckhel 

ad  Apollod.  2,  7,  6;  vgl.  IHod.  4,  37.  —  2)  Sohn  3,   168.     Head  567.  —  6)  Menestheus  (s.  d.) 

des  Polytherses  aus  Same,  Freier  derPenelope,  auf  Münzen  von  Elaia  (Aiolis),  Eckhel  2,494. 

der  in  frechem  Übermut  den  Bettler  Odysseus  Head  480.  —  7)  T  o  m  o  s  (s.  d.)  auf  Münzen  von 

mit  einem  Kuhfufs   warf  und  später  von  dem  Tomoi,    Eckhel  2,   18.    Head  235.     Catal.  of 

Rinderhirten  Philoitios   erlegt  ward.    Od.  20,  m  Greek   etc.  Thrace   p.  55    nr.  7.  8.  —    8)  Vgl. 

288 ä.  22, 286i\'.  Tsetz.  L.  m  f.  [Apollod.  frgm.  auf  einer  Münze  von  Amaseia  (Pontes) 
Sabb.  Bhein.  Mus.  46,  179.  —  3)   ein  anderer      'Epfi^?    Kziaug    zrjv    nöhv ,    Eckhel    2,    344. 

Freier  der  Penelope  aus  Ithaka,  J^joo?/od.  a.  a.  0.  Head  424.    —    9)   Vgl.    Pario    Conditfori, 

p.  180;  vgl.  Wagner  a.  a.  0.  p.  419.    Höfer,]  Münze  von  Parion  in  Mysien,   Eckhel  2,  460. 

[Stoll. J  —     10)     Romulo     Conditori    Münze     des 

Ktesylla  s.  Hermochares.  Hadrian,  Eckhel  4,   350.    —    11)  Pergamos 

Ktilos  (KtiXog),  ein  Sohn  des  Zeus,  Porphy-       Kziozrjg  auf  Münzen  von  Pergamon,   Eckhel 

rios  bei  Eust.  II.  403,  39.     [Höfer.]  2,  463.     Head    464.    —    12)   Temenos   Kzi- 


1581                       Ktistcs  Ktistes                      1582 

CTrjg   Münze  von  Temenothy  riii,  Head  569.  Über   die  Bronze  Statuette   eines   Heros  Ktistes 

—  13)  las  OS  auf  Münxen  von.Iasos  in  mit  Schlangeustab  und  Turuikrono  des  Cabinet 
Karien,  Head  528.  —  14)  ot  Kziozai  Nrniat-  de  Janze  im  Cabinet  des  mudailles  zu  Paris 
i(ov,  heissen  Dionysos  (s.  oben  nr.  2)  und  s.  Arch.  Anzekj.  6  (1889),  141.  [Höfer.] 
Artemis  auf  einer  Münze  des  Gallienus  von  [Siehe  a,\.ich  Spa)iliemiiis,  De  »sie  et praestantia 
Nikaia  (Bithyuien),  Catal.  of  GreeJc  etc.  Fon-  num.  ant.  1,1717  p.  5ü0 — 568.  Raoul-Bochdte, 
tus  p.  175  nr.  146.  —  15)  Neleus  und  die  Mem.  de  l'Ac.  des  Inscr.  et  B.-L.  14,  2  S.  200 
Neleiden,  Tocpffcr,  Attische  Genealogie  2'S6ü'.  Anm.  1,  welcher  hier  noch  auf  seine  Odysseide 

—  IG)  Tralleua,  der  Heros  Eponymos  von  p.  242—246  verweist,  S.  221  Anm.  1,  sowie 
Tralleis,  Imhoof-Bhimcr,  Abk.  d.  K.  hayr.  Alceid.  lo  Hist.  crit.  de  l'etablissement  des  col.  grecq.  1  S.  57. 
d.  Wiss.  1890  p.  727.  —  17)  als  Ktistai  werden  K.  Keil,  Analecta  epigr.  et  onomatologica 
ferner  genannt  Kamikos,  Troizen,  Kolo-  S.  54ff.;  über  die  Darstelhmg  der  Stadt  in 
phon,  Koriuthos,  Kos  {Steph.  Bijz.  s.  v.  Gestalt  ihres  y.rLazr]g  Gardner,  Countries  and 
Äcog),  Sikyon,  Kyrnos,  Le3bos,Dardauos  cities  in  anc.  art,  Journ.  ufhell.  stud.  9  S.  53  ff. 
Steph.  Byz.  s.  v.  Aii.iovic(.  —  Statt  Xrt'ffTryg  findet  Asklepios  wird  als  ^riezris  bezeichnet  auf 
'sich  öfters  auch  OiHt'ffr/jg;  so  steht  auf  Münzen  Münzen  von  Nikaia,  Itollin  et  Feuardent,  Coli. 
von  K  VC  ton  mit  dtr  Darstellung  des  Herakles  de  med.  des  ruis  et  des  villes  de  l'anc.  Grece  2 
die  Legende  OUt'azag  {EcJchel  1,  172.  Read  1863  S.  291  nr.  4504.  Wroth,  Cat.  of  Gr.  C. 
p.  81  nr.  56  p.  83),  und  neben  dem  Tq^svog  in  the  Brit.  Mus.  Pontus  etc.  S.  156  nr.  27. 
Kziazrjg  ündet  sich  auf  Münzen  von  Temeno- 20  Diony  so  s  ist  Kvgiog  Kziazr]g  von  Soada, 
thyrai  ein  T.  Olv.iazrig  {Head  569.  Imhoof-  Waddington,  Syrie  2H09  =  C.  T.  Gr.  4617, 
Blumer ,  Ahh.  d.  Bayr.  Akad.  1890  p.  726).  welches  Waddington  für  identisch  mit  Diony- 
über  den  Kultus  der  Kziozai  s.  Diod.  Sic.  sias  hält.  Herakles  bekommt  den  Titel 
20.,\0-2  Q'VGiag  öl  -Aal  navr]yvQSig,  'f^ziÖE  äyävccg  KZiozrjg  auch  auf  Münzen  von  Hadriauopolis 
sip)jcptoc(vzo  evvzsliiv  ixvzw  (dem  Demetrios  Po-  in  Thrakien,  JMionnet,  Suppl.  2  S.  301  nr.  604. 
liorketes  die  Sikyonier)  xar'  iviavzöv,  yial  zäg  v.  Scdlct,  Beschr.  d.  ant.  Münzen  [des  Kgl. 
ulXag  ocTTovs^Eiv  ziaag  ag  Tizioztj.  Auch  als  Münzlcib.  in  Berlin]  1  S.  166  nr.  1.  Ferner 
Ehrenname  von  Königen  und  Kaisern  findet  werden  auf  den  Münzen  mit  diesem  Titel  ver- 
sieh Kzi'ozrjg,  so  des  Königs  Archelaos  von  sehen:  Androklos  in  Ephesos,  3Iionnet, 
Kappadokien  BccaiXecog  'AqxsIixqv  (DilondzQidog  30  Suppl.  6  S.  146  nr.  438  (dargestellt  in  ganzer 
zov  KzLOzov,  Eckhel  3,201;  Alexanders  d.  G.  Gestalt);  Erythros  (vgl.  rj  öiaarj^iotdzrj  'Egv- 
'JX^^avdgog  Kzicirig  Ano7.XwvLaz.  Münze  von  &qov  itölig,  Waddington,  As.  Min.  hb.  Kaibcl, 
Apollonia-Mordiaion,  Eckliel  2,  578.  Head  Epigr.  Gr.  904)  in  Erythrai,  Friedlünder,  Arclt. 
58-;  des  Kaisers  Augustus  Z^ßaozog  Kziazrjg,  Zeit.  1869  S.  103.  Coli.  Phil.  Margaritis,  Btvue 
Münzen  von  Nikopolis  in  Epeiros,  das  2s-  num.  1886  S.  21  nr.  24  PI.  3,7.  Head,  Ccd.  of 
ßaazov  Kziai.ia  hiefs,  Ecldiel  2,  166.  Head  272;  the  greeJc  coins  of  lonia  S.  142  nr.  228  (stehend, 
von  Klazomenai,  Eckhel  2,  511.  Imhoof-  mit  der  Lanze,  den  rechten  Fufs  auf  einem 
Blumer.  Monn.  Grecq.  p.  284.  Abh.  d.  Bayr.  Schiifsvor  der  teil);  Miletos  (M6IAHT0C)  in 
Alcad.  1890  p.  635;  von  Teos,  Eckhel  2,  564.  Milet,  Mionnet,  Suppl.  6  S.  275  nr.  1264; 
Nero  auf  Münzen  von  ApoUonia  in  Dlyrien  40  S.  276  nr.  1267  =  31us.  Sanclement.  num.  sei.  1 
Neqcüvl  'j7c6lXiovi,{vg\.  oben  nr.  1)  KzCairi,  Head  S.  247  Tab.  22, 174.  Bollin  et  Feuardent  a.  a.  0. 
266;  Germanicus  Kziczrig  Münze  von  Kai-  2  S.  337  nr.  5266.  Head  a.  a.  0.  S.  199  nr.  157 
sareia-Germanika,  ifeacZ  438.  Imhoof-Blu-  PL  22, 12  (immer  in  ganzer  Gestalt);  Triopas 
vier,  Abh.  d.  Bayr.  Akad.  1890  p.  599.  Ha-  in  Knidos,  wenn  anders  Gavedoni,  Spnc.  num. 
drianos  Kziazrjg  Münze  von  Argos,  Eckliel  S.  188  und  Duehcdais,  3Icm.  de  la  soc.  des 
2,  288;  vgl.  Paus.  6,  16,  4.  Münze  von  Stra-  antiq.  de  France  20  S.  422  —  426  PL  8,  7  die 
tonikeia  (Karieu)  J>M/too/-jB/»me/- a.  a.  0.  316.  Buchstaben  T.  K.  T.  der  Umschrift  des  mit 
Abh.  d.  Bayr.  Akad.  1890  p.  724.  Couditori  einem  bärtigen  Haupte  versehenen  Obv.  einer 
Coloniae  Äeliae  Capitolinae,  Eckhel  4,  348.  Münze  von  Kuidos  (Rev.  Flammender  Altar) 
Tiberius Ä^aerög ÄTtaT/;s Münze vonMagne- 50  mit  Recht  zu  Tov  Kzi'azav  Tgiönccv  ergänzen, 
sia  ad  Sipylum,  Eckhel  3,  107.  Bccadiag  Baai-  Von  anderen  Heroen  will  ich  nur  den 
Iscav  Mfydlov  'Agaüv-ov  Kai  Kziazov  Arch.  Perseus  als  Kziazrjg  von  Tarsos  {Antipater 
Zeit.  24  (1866),  '211.  Eine  Säule  aus  Melos  Sidonius,  Anth.  Gr.  2  S.  16  nr.  39  vs.  9  Heg- 
mit  der  Reliefdarstellung  einer  weiblichen  aia,  oov  -/.ziozijv,  Tagoi  KiliGoa  nöXi)  er- 
Figur, der  Tyche  von  Melos,  die  auf  dem  wähnen  und  daran  die  Bemerkung  knüpfen, 
linken  Arm  einen  nackten  Knaben  trägt,  dafs  die  oben  s.  v.  Korykos  angezogene  Münze 
zeigt  die  Inschrift  'Aya&i]  Tvxi]  Mrilov  tl'kEwg  des  Maximinus  (nicht  Maximus)  von  Tai'^os, 
'Als^dvdgoj  KT ißTT]  stsgdiv  (ivczäv ,  Bulletino  welche  Tidlio  Monaldi  auch  in  seiner  Lettera 
1865,  135'.  Athen'  Mitted.  15  (1890),  246;  vgl.  sopra  cdcune  medaglie  inedite.  Articolo  del 
ferner  die  Inschriften  von  Anaphe  svigyizav  60  Giornale  Arcudico  nel  vol.  40  Ottobre  1822 
v.ai  -nzCazav  rag  nazgiSog,  Abh.  d.  JSlünch.  S.  14 — 16  auf  Apollon  als  Vertreter  von  Tarsos 
Akad.  2,  430,  7.  8.  —  Auf  allen  den  angeführ-  und  Hermes  als  Repräsentant  von  Korykos 
ten  Münzen  ist  das  Haupt  des  betreffenden  deutet ,  trotz  des  deutlichen  Hermes  der 
Gottes  etc.  dargestellt,  und  darum  steht  die  schlechten  Abbildung  Fig.  4  und  trotz  Mi- 
Legende  Kziazrjg  (Kziaztjv)  entweder  absolut  onnets  3,  639,  504  mit  Monaldi  übereinstim- 
oder  neben  dem  Namen  des  Gottes;  oft  ist  meuder  Beschreibung,  wohl  eher  statt  des 
auch  der  Name  der  Stadt  oder  des  Volkes  im  Hermes  mit  dem  Kerykeion  den  Perseus  mit 
Genetiv  (z.  B.  NiKaiag,  Kiavwv)  hinzugefügt.  —  der    Harpe    zeigt,    vgl.   die    Münze    Hadrians, 


1583                       Ktistes  Kure  Persephone  Erescliigal     1584 

Zeitschr.  f.   Nuin.   3    S.  333    nr.  1    Taf.  9,  3.  cccqovoiv,  Pap.  Paris.  1709f.;  es  naXa  zov  a-ns- 

Vermutlich  hat  die  dem  Hermes  und  Perseus  cpalov  zovKTt'aavtK  yfjv  Kai  ovQavbv  xov  Kti- 

gemeinsame    Beflügelung    der    Füfse    zu    der  accvza  fVTirci  zal  rjfisQccv,  ol  xov  v.xiauvza  g)röj 

irrigeu  Beschreibung  geführt.  -nal  ajtoTOg-  ov  Et'Oöopovi'coqp^iS  (Osiris  Unnefer) 

Was  die  Herrscher  betriift,  so  erhält  Pru-  ov  ovSui;  siSe  ncönoxi,  Pap.  Anastasy  v.  99 fF.; 

sias  den  Titel  Kxiazrjg  auf  Münzen  von  Prusa  es  -naXa  xov  jxsyav  ccyiov  xbvHXiaixvta  xfiv  ai^f.i7cci- 

am  Olympos,  Mionntt  2  S.  481  nr.  385.  Suppl.  5  aav  oiv.oviihi]v  (in  einer  Anrufung  an  Kronos), 

S.  226  nr.  1335  =  Sestini,  Lett.  Nuvi.  Cont.  7  Pap.  Paris,   vs.  3098.     [Drexler.] 

S.  62    nr.  3    tav.  2,  18.      Die   Arsakidenmünze  Kuerios  (Aovf'pios),  Beiname  des  Poseidon 

mit  der  Aufschrift   BAIIAEßZ  BAIIAEßN  ME-  lo  auf  einer  thessalischen  Weihinschrift  aus  Me- 

TAAoY  APIAKoY  KAI  KTIZToY  teilen  Gardner,  tropolis,  Collitz,  Samml.  d.  cjriech.  Dial.-Insclir. 

Purthian  Coinage  S.  39f.  nr.  15—18  PI.  3,  15.  19  1,  333  nooEtöwvi  Kovbqlwl  Kstpdlwv  Bvnivov. 

und  Imhoof-Bhimer,  Porträtköpfe  auf  antiken  Bechtel  z.  d.  St.   vergleicht  den   thessalischen 

Münzen   hellenischer   und    hellenisierter    Völker  Flufs  Kovägiog;    Curtius,  Etymologie^  p.  471 

S.  55   dem  Arsakes  H.,   Orodes  I.   zu.     Die  führt    aus    Journal  des  Savants    1829    p.  515 

Aufschrift    FVNDATOR    auf   dem    Obv.   einer  Kovägiog   als  Beinamen   des   Poseidon   in  der 

merkwürdigen    Münze    von    Korinth    {Sestini,  Gegend  von  UiiQiov  an.     [Höfer.] 

Lttt.  Num.  4  S.  99)  bezieht  Eckhel,  D.  N.  V.  2  Eukue  (kukne),  etruskischer  Name  des  Kyk- 

S.  240  auf  Cäsar.    Derselbe  heifst  auf  Münzen  nos   (s.d.)   auf  einem   Carneol-Scarabäus   der 

von  Korinth  CREATOR,  Cat.  of  the  Gr.  C.  in  20  Sammlung  Blacas,  unbekannter  Herkunft.    Er 

the  Brit.  Mus.  Corinth  S.  92  ur.  689  PI.  23,10;  ist  im  Kampfe  mit  herkle  (Herakles)  bereits 

nr.  690.    Für  Augustus  ist  der  Titel  v,ziazr^q  zurückgesunken,  und  dieser  ist  im  Begriff,  ihm 

auch  auf  Münzen  von  Ilion  {Mionnet,  Suppl.  5  mit   der  Keule  den  Todesstreich  zu  geben;   s. 

S.  559  nr.  410   =  Sestini,  Lett.  num.  Cont.   8  Micali,  Stör.  t.  116,  1.     0.  Müller,  Benkm.  1 

S.  43  nr.  19)undvonEphesos(M«OMwei,  Sm/jjj?.  G  t.  63  nr.  322.    Fabr.,  Gl.  583.     C.  I.  I.  2530; 

S.  124  ur.  306)  nachweisbar.    Am  häufigsten  von  und  vgl.  Corssen,  Etr.  1,  835.    Deecke,  Bczz. 

allen  Kaisern  erhält  den  Titel  Hadrian.     Im  Beitr.  2,  168  nr.  67.     [Deecke.] 

cpigraphiscben  Anhang  zu   Dürr,  Die  Beisen  Kuraphrodite    {KovgacpQoSCzri),    die    jung- 

des  Kaisers  Hadrian  findet  man  ihn  bezeichnet  frauliche  Göttin  Aphrodite,  besonders  in  Lykien 

als   conditor  ur.  5.  6.  70,    als   oUiazi]s  nr.  18.  30  verehrt,  Proclus  hymn.  5;  ihr  Bild  ebendas. 

19.  67,  als  -nxiaxrjg  (häufig  neben  anderen  Ehren-  [Höfer.] 

titeln  wie  svsQytxrjg  und  acaxr'iQ,  zuweilen  auch  Eure  Persoplione  Eresclligal  {Kovqt]  IIsqcs- 

als   acozrjQ   -nal  %ziazr}g  xrjg  oiv.ovii,ivrjg)  nr.  22.  cpövri  'Egsaxi-ydX)  wird   augerufen  mit   anderen 

26.   27.   31.    36.    38.    40  —  46.    52.    69.    72.    73.  ■9-foi  ;j;'^•6^'^0(,  wie  Hyesemmigadon,  Adonis  Bar- 

75—78.  91.  98.  99.  107.  112.  baritha,   einem  Hermes   und  einem  Anubis  in 

Aber   auch  abgesehen  von  den  Herrschern  dem  schon  Bd.  1  Sp.  2313  u.  2771  angezogenen 

war  man  in  der  Kaiserzeit  mit  der  Verleihung  Liebeszauber    mit    Bleiplättchen    des    grofsen 

von  Titeln  wie  Ktistes,  Euergetes,  Soter  u.  ä.  Pariser  Zauhcr2mp.  vs.  335  ff.     Als  Ädp/j  'Eqs- 

an  um  das  Geraeinwohl  verdiente  Männer  sehr  oxi-yccl    ZaßuQßaQ-ovx    fanden    wir    sie    Bd.  1 

freigebig,  s.  z.  B.  Arch.  Ans.  12  1854  Sp.  516.  40  Sp.  2771  zusammen   mit  Pluton  Hyesemmiga- 

B.  C.  H.  1  S.  120.     A.  E.  M.  9    1885    S.  117  don  Maarchama  und  Phersephone  Zaudachthu- 

nr.  72.    Stcrrett,  The  Wolfe  Expedition   S.  212  mar  auf  der  im  Bhein.  ÄIus.  1854  S.  370  ff.  u. 

nr.  339;  S.  284  ur.  403.    Journ.  of  hell.  stud.  8  1864    S.  483  ff.    mitgeteilten    alexandrinischen 

S.  254  nr.  35;  S.  478;  11  S.  246  nr.  16  u.a.m.  Devotionstafel.    Auf  dieser  wird  sie  angerufen 

Auch  im  Totenkult  kommt  der  Titel  vor.  Z.  lOff.:  'Eniv-aloviiaC  as   xrjv   nävtcov  dv&gcä- 

Ein  Grab   in  Demetrias  (Volo),  dessen  Reliefs  jimv  dvvdaxsiQtxv   nafi[(poßs]QDc,    gri'£,ix&(i)v,   rj 

3  Schlangen  und   3  Pferdeköpfe  zeigen,   trägt  wai    ävsvsy%aiiivi]    xa    tov    yiiliov{xov^    i.ifXq 

die  Aufschrift  B  HPQIQN  HPßllCQN  KTICTßN,  ^ccl  avxhv  xov   fisUoixov,  'Egsoxtyctl  NT-EY- 

welche  S.  Beinach,  Bcv.  arch.  3«  ser.  14   1889  0  •  COY  AAH0EC  SQ^ßtw/j,  worin  NY-  EY-0- 

S.    111    'Hgcöcov    riQcoiaaäv   ■axiazcov   liest;    vgl.  50  COY  AAH0   nach   anderen  Denkmälern  zu  vi- 

G.  I.  Gr.  1134.  ßovzoaovccl7]&  zu  emendieren  ist,  sowie  Z.27ff.: 

Häufig  wird   endlich  in   den  Zauberpapyri  navÖvvdaxsiQu  ävaaaa   .  .  .    AEKEAAß   ENOY- 

die  Gottheit  als  ■nziazr]g  bezeichnet,  s.  die  An-  KENTAP  •  Q    (lies   nach   Pap.  Paris,  vs.  3176 

vufungen:  Pap.  Mimant  vs.2i3  navxog  ■Kziaia;  ficcantXlco  (pvovngvxaßaco)  OQioßa^ci,   Qrii,i%Qiov, 

dieselbe  an  Eros  Pap.  Paris,  vs.  1757;  ö[»tat]-  imiöxQ'mv  {xmäx^wv)  nvQinriya[vv^,   so  zu  er- 

(üGvvrig   yiziaxK,   Pap.  Mimaut   vs.  157;    cpcoxog  gänzeu  nach  Pap.  Paris,  vs.  3177)   nözviu  Fi] 

■azCgzcc,  Pap.  Paris,  vs.  591;   v.ÖGiiov  ■nzioxa  xa  x^ovia   MEYHPI  MOP  •  0AP  •  •  •  .     Im  Leidener 

nävxa  ■axiaza  ■hvqie  ^ts  &iwv  Mugfiagio)  'law,  Pap.W  p.  21  vs.  21 — 23  (Leemans)   =  DietC" 

ebenda  vs.  1200.     'Eycö    slyn   @a)v&   cpagfiä-ncov  rieh,  Ahraxas  S.  201  vs.  18—20  kehrt  'Egsoxt- 

Mßi  yga[.t,^i,<xxcov  svQ£x?]g  Jtal  Hxi'axrjg   sagt  Pajy.  GO  ydl  (offenbar  ist  0  verlesen  aus  C)   wieder  in 

Anastasy   vs.  240  —  242    der    sich    mit    Thoth  Gesellschaft  von 'TsasiKoiyäcov  {statt  'Tta^iifii- 

identificierende   Beschwörer.     Vgl.   ferner    die  yadcüx-),  und  die  dort  verzeichneten  Namen  von 

Wendungen   imzdaaei   oot   6   fisyag    '^av    &E6g  vsasfxcoiyacov  unhis  sgsoxiyaX  ünden  sich,  wieder 

...    6  näaav  iptJxfjv  nai   yiveGLV  y-xiaag,    Pap.  mit  Zusatz  von  cavaiazrj  ■  dia8sv,av.ißzn  ■  ayigov- 

Paris.  1038  —  1040;    6    Kri'aag  &io'vg    y.ai    dg-  goßogs  {oh  dcogoßägs'^)  im  Pap.  Parthey  2  \s.3'i 

XayytXlovg    (sie)    -nal    ös-uavovg,    Pap.   Paris.  — 34   {vBOOiiiizaScov    [T  verlesen   für   f]     und 

1202    und    ähnlich   I'ap.  Parthey  1    vs.  207f.;  i-gsaxtyaX),    wo   die  Worte  auf  die    einzelnen 

ogni^co    .  .  .    zbv  ndvza   Kztßavxa  ^aov   (isyav  Blätter    eines    zur    Zauberhandlung    benutzten 


1585     Kure  Persephone  Ereschigal  Kure  Persephone  Ereschigal      1586 

Lorbeerzweigs  zu  schreiben  sind,  wie  wir  einen  hras  ainsi  qu'une  partie  de  Ja  Ute  manqiicnt. 

ähnliclien  Zwei^,  aber  mit  anderen  Nameu  auf      Au  -  dessus    on  lit  0A ,    sotis   le   bras 

den  einzelnen  Blättern,   auf  einem  Jadeitbeil  droit  ABI>AHA,  soiis  le   hras  (jauche  AABIEIOY. 

bei  Kim;,  Early  Christian  Numismatics  Tafel       Au  rcvers  l'inscr. (H)W<t>l  |  —  —  ECXI- 

zu   S.  253  und   Tafel  vor    dem   Titelblatt  der  TAA,  (W)EBOYTO   |  COYAAH0."      Natürlich 

2.  Ausgabe  der  Gnostics  and  thcir  remains  ab-  haben   wir   auch  hier  a-Aziü>cpi  'EQfo%iyal  vs- 

gebildet  sehen.     Und  wieder  dieselben  Worte,  ßovtoGovaXrj&.     Wieder,    nur    etwas    entstellt 

hier  auch  mit  dem  auvKiarrj  Sads-nuKiatt]  ukqov-  oder    vom   Herausgeber  nicht  richtig  gelesen 

QoßoQs  des  Pap.  Farthcy  nebst  zahlreichen  wei-  erscheint  die  Formel  auf  der  Rückseite  einer 

teren    Nameu    erscheinen    im    Pap.    Anastasij  lo  Gemme  bei  Kinr/,   The  Gnostics  2^  ed.  S.  318, 

vs.  437  ff.   (vBG^vviyadcov  und   SQ^axiyaX).      In  deren   Vorderseite   einen    Halbmond,   7  Sterne 

demselben  Pap.  Ana stasy  wird  in  einen  Zauber-  (die  7  Planeten)  und  zwischen  ihnen  die  7  Vo- 

kreis  (vs,  344  — 347)  geschrieben  aQoixva&Qa  ■  kale   zeigt      Hier   steht,  bei  King  von  rechts 

fQfCxi-ycXx  ■   ^S^vza  ■  ictßovvr]  •  aar]  •  ikco  ■  öcc-  nach  links  geschrieben:  AXPIOOl  |  EPEXIFAA  | 

QvvKw  ■  ^luvtril  oder  (siehe  die  Abbildung  bei  NEBOVnO  |  OYAAH0.    Auch  bei  TiMen  1,  2, 

Wessely   S.  136    vs.  364  —  371)     ii^aqocciiadQa  \       82  -ist  BOYB C vielleicht  [vf]- 

,,„'■,:                  Q.        o     1          I  l^s  ist   klar,   dals   wir    es   m   allen    diesen 

ri  A  (dJva)  J^g  rov  \  cc^avra  xQovov.    In  einer  f "™t"°^f "  .™^t    der   vielnamigen  Mond-   und 

Beschwörung  von  Abgeschiedenen  (f/pco^c),  Gla-  ''  Unterweltsgottm  zu    thun   haben    über  deren 

diatoren    und    Selbstmördern    behufs    Liebes-  y^chüge  Benennung   die  Alten  selbst  zuweilen 

Zaubers  im  grofsen  Pariser  Papyrus  vs.  1415flF.  '^  Unklaren  waren,  vgl.  das  Epigramm  von  Kili- 

t,^-p„4-  ^„       >     '          '     o                   o  Kien,   Journ.   of  hell.  stud.    11  o.  252  nr.  27: 

heust  es  v.cci  av  Kvgia  ßoQCpOQOcpoppa-  avvaxga  t-.,    '^.t  ,         /    '     -,  >  v.    ""'•    '      f,        -T'  \   t 

jc^                r    »TT    s     T    ^r                       's  hLTS  2j\slr]VClir]V  SLT     AQtsiit[v\  Site  6\£,    datfiov 

KKßißavßaqag  'svqtvovv  ^ogna  egsaxi-ya  vißov-  Tlvgtpogov  [sv  TgL~\\6dcp  rrjv  Ciß6iis6&"'Eyi[äTrjv. 
roGovalqO'  nefiipov  Ss  igLvvv  ogyoyogyovCcxgiav  Welche  Gottheit  ist  aber  die  offenbar  mit  der 
ipvxag  xct^cvTcov  ^^sysigovGav  nvgi  k.  t.  X.;  in  griechischen  Hekate  verschmolzene  Ereschigal? 
einer  anderen  Liebeszauberbeschwörung  an  die  Zündel  hält  (Bhein.  Mus.  1864  S.  484)  das 
Mondgöttin  vs.  2484  ff.  oiv.xiwcf)i  (wohl  =  av-xi-  Wort  nebst  dem  gewöhnlich  damit  verbun- 
i'cöTTt,  strahlenäugige)  f()fff;i;tyo:^  refJoiToöowir/'ö' •  30  denen  nebuthosualeth  für  ägyptisch,  sieht  in 
Xoigit,Lv  ■  aagy.oßögcc  ßccöioov  ngog  xqv  dsLva  Mal  dem  Meliuchos  den  in  Honig  einbalsamierten 
ßdaxa^ov  avxrig  xov  vnvov  Kai  dog  avxfj  Kuvaiv  Osiris  (S.  493),  in  MEYHPl  einen  Namen  der 
tpvxtig  KoXaoiv  cpgsväv  Kai  Ttagoi'axQrjaiv  KCil  in-  Hathor  (S.  492)  und  erklärt  daraufhin  S.  494: 
Si(6^ciaa_  avxr]v  ano  Ttuvxog  xönov  x«i  Tiäarjg  ,,So  wäre  es  also  Hathor  in  Gestalt  der  Kuh 
OL-Ki'ag  d^ov  avxrjv  mds  ngog  ifis  xov  SsCva.  M^Li^gi,  welche  den  Osiris  wiedergebiert;  die 
In  einer  gleichen  Beschwörung  finden  wir  Göttin  des  Berges  im  Westen  und  der  Unter- 
vs.  2749  unter  den  unzähligen  Beiworten,  mit  weit,  sie  wäre  es,  welche  die  Erde  spaltend 
welchen  Hekate  (vs.  2745  'Ev.ccxri  nolvcovvus  die  balsamierten  Glieder  des  balsamierten  Gottes 
Ttagd-tvs  Kovga)  angerufen  wird,  wieder  kxti-  herauf  bringt  grj^i'x&cov  Kai  dvBvsyna^svr]  xov 
äcpi  igsaxi-yccX  vsßovxoaovaXi^& ;  und  nochmals  lo  ßsXiovxov,  auf  sie  passen  auch  alle  anderen 
in  einer  dycoyrj  ngog  xov  daxtga  xrjg  'AcpgoSnrjg  Epitheta:  navSvvdaxSLga  dvacaa,  ogsößa^a, 
behufs  Liebeszaubers  vs.  2912ff.  6gy,i^co  ydg  es  v7t6x&cov,  nöxvia  Vi]  x^ovi'a.^'-  Ich  glaube  in- 
KvQ'r'jgri  ■  vovynXXov  ßionßdXov  •  aKxiäcpi  sgs-  dessen,  wir  haben  den  Ursprung  der  Kovgr] 
6xi-ydX  ■  vißovxoaovaXr^&  v..  x.  X.  Auch  auf  Ufgascpovi^  'Eg£6%iydX  nicht  am  Nil,  sondern 
Gemmen  finden  wir  die  kahelmii 'EgtaxiydX  am  Euphrat  zu  suchen.  ludenTcllEl-Amarna 
oder  die  vollere  Anrede  axTtcoqpt  'EgaaxiydX  Tahlets  in  the  British  Museum.  London  1892 
vsßovxoaovaXriQ-;  so  auf  einem  „Amidct,  on  4"  PI.  17  S.  LXXX,  140.  141  nr.  82  wird  eine 
ichich  is  engraved  on  one  side  a  triform  goddess  Göttin  Irishkigal,  oder  wie  J.  Arthur  Strotig, 
(offenbar  Hekate)  and  under  her  (apparently)  Academy  1892  June  11  nr.  1049  S.  569  schreibt, 
the  three  letters  fPY.  On  the  reverse  are  the  50  Eriskigal  erwähnt,  welche  auch  in  drei  nach 
GreeJc  letters  MArNHTAP  -  IN  ...  CXir  -  AA.  Berlin  gelangten  Fragmenten  dieser  Tafeln 
Hacmatite"  bei  Gatty ,  Catal.  of  the  engraved  (nrs.  234.  239  a.  ß)  vorkommt.  Das  Londoner 
gems  and  rings  in  the  coli,  of  Jos.  Mayer  S.  51  Fragment  erzählt  (nach  Strong),  wie  Eriskigal 
nr.  316.  Ein  bei  Baudelot  de  Dairval ,  De  von  den  Göttern  aufgefordert  wird,  zu  einem 
l'uHUtc  des  voyages.  Nouv.  ed.  Bd.  1  aus  der  Fest,  dessen  Besuch  sie  selbst  vermutlich  ab- 
Sammlung des  Herrn  Bonnet  (S.  404)  PI.  20,  1  gelehnt  hat,  einen  Stellvertreter  zu  senden, 
abgebildeter  Stein  zeigt  auf  der  Vorderseite  worauf  sie  ihren  Diener  Namtäru  schickt. 
Hekate  mit  der  im  Anfang  nur  teilweise  er-  Nach  einer  Lücke  werden  die  14  Wächter  der 
haltenen ,  aber  jetzt  leicht  zu  ergänzenden  Thore  eines  Hauses  aufgezählt,  in  welchem 
Umschrift  'J[xri]fflqp[/]  ['E]gsaxiydX,  auf  der  co  Strong  die  ,, weiten  Hallen"  der  Unterwelt  zu 
Rückseite  Nißov  xoaovu  IrjO"  cpvXa^ov.  Sehr  erkennen  glaubt.  Dann  folgt  eine  dunkle 
interessant  wegen  der  kuhköpfigen  Darstellung  Stelle,  in  welcher  wieder  von  Namtäru  die 
der  Hekate  ist  der  „Aimant  (fcr  oxydulc)"  bei  Rede^  ist,  und  darauf  folgt  die  Schilderung, 
L.  Müller,  Descr.  des  intailles  et  camees  ant.  wie  Eriskigal  von  Nergal  mifshandelt  und  mit 
du  Musec  Thorvaldsen  S.  183 f.  nr.  1685:  .,Di-  dem  Tode  bedroht  wird,  aber  auf  ihre  Bitten 
•vinite  feminine  ätete  de  vache,  vettie  d'un  double  vollständige  Verzeihung  erlangt.  In  dieser 
Chiton,  tenant  un  jlambeau  allumc  ä  l'un  des  Eriskigal  erkennt  nun  Strong  die  Ninkigal 
bras  ctcndus;   la  partie   inferieure  de   l'autre  .  (,,Even  in  the  absence  of  any  more  direct  evi- 


1587                        Kureos  Kureten  u.  Korybanten  (Litteratur  etc.)  1588 

dence   it  would  not  liave  hcen  vcry  hazardous  32,  285  ff.    mit    Gacde,    Demetrii  Scepsii  quae 

to  guess  that  in  Kriskigal  we  have  tlie  syllahi-  swpers.  diss.  Gryph.  1880,  sowie  Siisemihl,  Alex, 

cally  expressed  pronounciation  of  Ninkigcd  the  Litt.  1,  682),  der  auch  die  Litteratur  der  Lokal- 

goddes  ivJio  in  a  familiär  passage  employs  lier  antiquare  heranzog  (vgl.  466,  7  of  'uaqaSövzs'i 

servant  Namtar  to  plague  Istar  in  hell;    but,  za  KQTqxiyia  v.al  xä  <l>Qvyia).    Die  Homerexegese 

as  a  matter  of  fact,  such  direct  evidcnce  exists  hängt  vielfach  von  dieser  Arbeit  ab  (vgl.  z.  B. 

in    a   text  puhlished  in  1887").     Ninkigal  ist  Scholl.  A.  B.  T.  Eust.   zu  J529,    llerodian  an 

aber  die  Göttin  der  Unterwelt,  Sayce  Lcctures  d.  gen.  St.,    sowie  Stcpli.  Byz.   v.  'A-aaQvavtu 

an  the  origin  and  grotvth  of  religion  as  ilhista-  und    sonst).      Trotz   mancher    Schwierigkeiten 

ted  by  the  religion  of  the  ancioit  Babylonians.  lo  im    einzelnen,   die   zum  Teil  wohl   dem  Kora- 

3'^  ed.    1891    S.  147  ff.     Die  Namensähnlichkeit  pilator  oder  auch  der  Überlieferung  zur  Last 

zwischen  Eriskigal  und  Ereschigal  könnte  allen-  fallen,   ist  dies    Stück    antiker  Gelehrsamkeit 

falls  auf  einem  Zufall  beruhen.    Da  aber  auch  die   einzig   sichere  Grundlage   der  Forschung, 

das  Wesen  beider  Göttinnen  gleich  ist,  dürfte  Da  sich  daraus  aber  ersehen  läfst,  dafs  schon 

die  Vermutung,  dafs  sie  identisch  sind,  wohl  den  Fachgelehrten  des  Altertums  eine  sichere 

einen  ziemlichen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  Scheidung  zwischen  Kureten,  Korybanten  und 

haben.     [Drexler.]  verwandten  Wesen   nicht  mehr   möglich  war, 

Kureos  {Kovqsos),  Beiname  des  Apollon  auf  so  ist  die  von  Loheck  (1110.  1139  u.   sonst) 

einer  Inschrift    aus   Tcos,    Corr.  hell.   4,  168  geforderte    Zurückhaltung    in    Kombinationen 

nr.  22.     [Höfer.]  20  und   Deutungsversuchen   hier   mehr  angezeigt 

Kuros  {Kovgris),  1)  Sohn  des  Pleuron,  Bruder  als  irgendwo  sonst.    Man  vgl.  auch,  wie  Paus. 

des  Kalydon,  Daimachos  aus  Platää  bei  Schol.  8,  37,  6  einer  mythol.  Auseinandersetzung  über 

LI.  13,  218.    Vgl.  Kureus  nr.  2.  [Vielleicht  ist  den  Gegenstand  absichtlich  ausweicht.    Neben 

bei  Slcph.  Byz.  s.  v.  KQvaaaög  für  ccno  Kqvccö-  Strahon   tritt   als    zweite  Hauptquelle   Diodor 

aov   zov   KÜQtizoq    mit   MeineJcc   zov   KovQrjzog  (namentlich  5,  49.   65 ff.   70),    zum   Teil    ratio- 

zu  lesen.    Höfer.]  —  2)   KovQrjg,   Kreter,   der  ualistisch    gefärbt,    und    zum    guten   Teil    in 

zuerst  das  Bogenschiefsen  und  den  Waffentanz  dem    Abschnitt    über    Kreta    gleichfalls    von 

lehrte, *S'^ra&.  10, 480.  S. Kureten Sp.  1599.  [Stell.]  Apollodor   abhängig,    mit   allerhand   fragwür- 

Kurcteu  und  Korybanten  sind  aus  Gründen,  digem  Aufputz  (5,  80,  4  die  freilich  recht  alte 

die    aus    der    folgenden    Darstellung    erhellen  30  pseudoepimenideische   Theogonie);    vgl.   auch 

werden,  in  einem  Artikel  zu  behandeln.    Die  Kern,  IJe  Otyhei  Epim.  Pherecyd.  Theog.  78  ff", 

antiken    Namensformen    sind:     gemeingriech.  Bähe,  Herrn.  24,  402 ff.    Tümpel,  Fh.  50,  43  ff. 

KovQi]zsg    (doch   schrieb   man  zur  Unterschei-  Maafs,  Aratea   341  ff".    —    Die  KovQrjzav    kccI 

düng  vom  Appellativum  KovQrjzig  =  vsoi  auch  KoQvl^ävzav  ysvsaig,  ein  Gedicht  des  Epimeni- 

KovgfjZEg;  vgl.  die  Lexikogr.  s.v.,  sowie  Scholl.  des  bei  Diog.  Laert.  1,  111   ist  natürlich  eine 

zu/529.  ri93,  und  Lentz'  Herod.  1,  63,  26ff.;  Schvfinäelei  Lohons;  vgl.  Hillcr,  Eh.  M. '6:^, b26S. 

2,  47,  11;  67,  18;  614,  8;  640,  22;  680, 18  u.  28.  Aus  dem  Wirrwarr  der  Tradition  löst  sich 

Die  Handscbr.  und  Ausg.  schwanken,  weshalb  verhältnismäfsig    reinlicher    als    der    theolo- 

auch  im  folgenden  nicht  einheitlich  verfahren  gische  der  mythistorische  Stoff  heraus, 

werden  wird),    kret.    KQPHTEZ,    lat.  Curetes  40        .,     .^       .^       ^                    ,       .         , 

-  KoQvßavzsg  und  KiQßavzeg,  Corybantes.  ^-    ^^^  Kuretenname  als  ein  etbno- 

Litteratur:  Heyne,  De  sacris  mm  furore  graphischer  Begriff. 

per  actis  6  ff.     Spanheim,    zu    Callim.  hymn.   in  1)    Die    Kureten    Aitoliens.      Nur    sie 

lov.   52.     Hocch,    Greta    1,  155  ff.,    bes.    197  ff.  kennt   Homer,    und   zwar   in   der  von  Phoinix . 

Zoega,   Bassiril.  1  t.  13.  14  p.  45  ff'.     WelcJcer,  erzählten  Geschichte  von  der  Menis  Meleagers 

Die  acs'hyl.  Trilogie  Prom.  u.  s.  w.  174ff'.,  bes.  im  Kampfe  der  Kureten  und  Aitolier  um  Ka- 

190 ff.,   sowie  Griech.  Gütterl.  2,  230  ff.    Lobecl;  lydon    (7529  —  599).      Von    den    hieratischen 

Aglaoph.  2,  1109  ff'.     Schümann,   De  lotris  in-  Kureten  der  Zeussage  wird  dieser  Volksstamm 

cunabidis  op.  2,  250 ff'.    Gerhard,  Griech.  Mythol.  schon  bei  Strahon  scharf  geschieden,  und  es  ist 

§  171.  172.   Preller- Pkw,  Griech.  Mythol.  1,  106.  50  kein  Grund,  mit  Mayer  ob.  Sp  1534  den  ethni- 

539ff'.  {Prclkr-Eobert  1,  1,  134).     Ed.  Meyer,  scheu  Kureten  überhaupt  zu  mifstrauen.  Wenn 

Gesch.   der   Troas  30  ff".     Voigt   in    Ersch  und  nach  466,  8  (vgl.  462,  26)  einige  dennoch  eine 

Gruhers  Encyld.  2,  39,  122.  Beziehung  zwischen  beiden  aufstellten,  so  war 

Die  antike  Gelehrsamkeit  über  den  Gegen-  das    eine    vage   Kombination    und    blieb    auch 

stand  ist  für   uns   hauptsächlich   repräsentiert  vereinzelt   (vgl.  Et.  Gud.  342,  3:    KovQrjteg  äs 

durch    einen    ausführlichen    historisch  -  theolo-  ot  'jKUQvävsg  (a-nQavävsg  Sf.)  ot  xov  jdi'a  &qs- 

gischen  Exkurs   bei  Strahon  10,  462  fin.  —  474.  tpavzsg.     Umgekehrt:    Knossos    besiedelt    aus 

(Verwandte  Ausführungen  fanden  sich  im  7.  Buch,  der   akarn.  Kuretis,    Synlc.  150  (Afr.)).     Viel- 

im  Anschlufs  an  Samothrake;   vgl.  331  fr.  51.)  verhandelt    war    dagegen    die   Frage,    ob    die 

Er  knüpft  an    das   Vorkommen    des  Kureten-  co  Kureten  den  Akarnaniern  oder  den  Aitoliern 

namens  bei  Homer  an  und  behandelt  (sv  nagu-  beizuzählen    seien    (462,  26).      Sie    ward    ent- 

ßäasL)    alle    damit    in   Verbindung    stehenden  schieden  durch  Homer -Interpretation  (über  die 

ethnographischen     und     mythologischen    Pro-  Darstellung  des  Kuretenkampfes  iu  den  Ehoien 

bleme    (zu    aTtcoxtQa    rryg    'OfirjQiKrjg    lazoQiag  und  in  der  Minyas  ist  nichts  zu  wissen,  Paus. 

465,  6.   466,  7).     Die  Hauptquelle  war   gewifs  10,  31,  3).     Bei  Homer  ist  Pleuron  so  gut  wie 

Demetrios  der  Skepsier  (über  die   direkte  Be-  Kalydon  aitolisch,  S'116,  B  Cj38S.  (vgl.  iV 2 18). 

nutzung   oder   die    indirekte   durch  Apollodor s  Nun   sagt  zwar  Phoinix  nicht,   dafs  seine  Ku- 

Werk   über    die    Boiotie    vgl.    Niese,    Eh.  M.  .    reten  in  Pleuron  wohnten   (vgl.  aber  Schol.  A 


1589             Kureten  (in  Aitolien)  Kureten  (in  Aitolien)            1590 

zu  529),    da  aber  namentlich  nach  567  (^aai-  Rücksicht  auf  eben  diese  chalk.  Knieten   die 

yvrjtoio  (fovoio)  der  Schlufs  geboten  war,    die  aitolischen  aus  Euboia  ableitete.     Bei  Strahon 

Thestiaden  zu  den  Kureten  zu  rechnen  (vgl.  A  465,  6  und  in  der  abhängigen  Litteratur  (vgl. 

zu  534.  Ant.lJb.  2.  Apd.\,S/6),  und  die  Sage  Toivnl.   und   Eust.  zu  /  525,   p.  289,  22  Lips.) 

die  Thestiaden    nach    Pleuron    setzte    (Scholl.  ist    ihr   Gewährsmann    der'    euböische'   Lokal- 

zu  534.  Str.  466,  6),  so  lag  es  nahe,  die  Kureten  antiquar  Archemachos  {F.  H.  G.  4,  314  ft'.).     Im 

für  Pleuronier  und  mithin  Aitolier  zu  halten  Kampfe  um  das  lelantische  Feld  (sie!)  hätten 

(vgl.  429,  18;    vgl.  auch  Dion.  Hai.  ant.  liom.  die  Kureten  Chalkis  verlassen  müssen,  nach- 

1,  17,    wo    Kureten    und    Leleger    zusammen-  dem   sie  im  Kampfe   vorn  die  Haare  verloren 

genannt   sind,   ot  vvv  AlxcoXol  -Kcd  Ao%qoi  v.u-  lo  und  ojrtcO'aj' KOftoüJVTfg  geworden.   Daher  wären 

lovvtcii).     'E%SLvoi  8b   (die  Gegner  dieser    An-  sie  ccno  -novQciq  Kureten  genannt  worden  und 

sieht)   Xsyixmaav,   Trcög  av  ^irj  b[lOE^^vsls  ovvag  hätten   selbst   im  Gegensatz  zu   sich  die  nicht 

Hrj3'  Alxmlovq    rovg   UlBVQcoviovg   iv    trotg   Ai-  so   geschornen  Leute   am  Acheloos  Akarnanen 

Tcolots  ■aavileysv.    Anstofs  nahmen  diese  Gegner  genannt;     vgl.    StepJi.   Byz.   'AHcegravia,    x^qu 

gewifs  daran,   dafs  auf  diese  Weise  ein  i^cpv-  KSxtoQiafi^vr]  rmv  Äoi'Q)]ra>v  .  .  .  dio  -hkXovvtoil 

iLog   7i6l£(iog   {A  zu  529)    herauskam.      Daher  ot   (isv   -nsigöfisvoi,  KovQt'jzeg,    ot  öh   ciyioQSvroi 

machten  sie,  wie  aus  Strahons  Worten  hervor-  A%ciQva.vsg  (nach  Eust.  wären  die  Kureten  in 

geht,   die  Kureten  zu  Akarnaniern;    vgl.  auch  Akarnanien  selbst  (isivavrsg  a-Kovgoi  Akarna- 

Ste2)Ji.  Byz.  v.  KovQi^g   (der  auch   die   Formen  nier   genannt   worden,    was    auf  Vermischung 

Kovgtvg,   KovgfjTig,   Kovgsiog,   Kovgsia,   Kov-  20  mit  der  Ansicht  beruht,  nach  der  die  Kureten 

p/ffff«  zusammenstellt)  im  Gegensatz  zu  v.'Jxap-  Akarnanier  waren\      Der    ganze  Aufputz   der 

vccvi'a.    In  anderer  Weise  unterscheidet  die  Geschichte  zeigt,  wie  wenig  ernsthaft  sie   zu 

Kureten  von  den  Aitoliern   die  mjthistorische  nehmen  ist.    Der  lokalpatriotische  Archemachos 

Ti'aditiou  über  die  Schicksale  des  Stammes  bei  ergeht  sich  auch  sonst  in  etymolog.  Spielereien 

Ephoros  Str.  463,2  (F.  H.  G.  2,  240,  29).     Dar-  (vgl.  nsvsazai,  ==  (lavsatai.  fr.  1),    und   nichts 

nach  besafsen  die  Kureten  überhaupt  das  Ache-  als  ein  etym.  Argument  bringt  er  vor,  um  die 

loosland    (nach    Aristot.    Acarn.    ijoI.    fr.  474  aitolischen   Kureten    den   euböischen  Abanten 

Böse  min.  mit  den  Akarnanen  zusammen,  die  zu  nähern  {pniaQ'Ev  v.oii6(avxig,  ß542;   vgl.  die 

im  Westen    wohnten;   vgl.  Pa«s.  8,  24,  9,   wo-  altertümliche  Scherbe  bei  DwrmjtZer,  Jö.  (/. /«s^. 

nach  die  Kureten  ursprünglich  auch  in  Akar-  30  2,20  t.  2,3).    Ein  scheinbarer  Anhalt  für  diese 

nanien  safsen),  bis  Aitolos  aus  Elis  gekommen  Kombination  wird  neben  dem  faktischen  Vor- 

gei  und  mit  Epeiern  (zu  denen  sp.  noch  andere  handensein  chalkidischer  Kureten   (vgl.  unten) 

Volkssplitter  kamen)  die  Kureten  nach  Akar-  der  Umstand  gewesen  sein,  dafs  es  an  S])uren 

nanien  gedrängt  hätte  (vgl.  Konon  14.    A2)d.  altchalkidischer  Kolonisation  im  Achelooslande 

1,  7,  6.     Anders  Schal.  A  zu  A'^218  nach   dem  nicht  fehlte  (vgl.  die  Stadt  Chalkis  unter  den 
höchst   unzuverlässigen  Deimachos    {F.  H.  G.  aitol.  Städten,  jB638tf.,  den  Berg  Chalkis,  Str. 

2,  442),  der  Aitolos  in  Phoroneus'  Zeit  setzt  451,  4).  Doch  genügt  das  alles  längst  nicht, 
und  ihm  einen  Sohn  Pleuron,  diesem  wieder  die  um  mit  Tümpel  (s.  0.  Art.  Kombe)  der  Tradi- 
Söhne  Kures  (vgl.  Sp.  1587)  und  Kalydon  giebt).  tion  des  Archemachos  ein  entscheidendes  Ge- 
Im  zehnten  Geschlecht  darnach  habe  wiederum  40  wicht  beizulegen,  selbst  nicht  unter  Hinzu- 
der  Aitolier  Oxylos  Elis  besiedelt  (vgl.  O.  Ho/f-  nähme  des  Umstandes,  dafs  die  chalkidische 
mann,  Die  qriecli.  Dialekte  1,5).  Für  diese  Kuretenmutter  Kombe  (vgl.  unten)  in  Aitolien 
Darstellung  berief  sich  Ephoros  auf  zwei  me-  wiederzukehren  scheint  in  einer  von  Ooicl  Met. 
trische  Inschriften,  in  Aitolien  und  in  Elis,  in  7,  382  leider  nur  flüchtig  berührten,  uns  völlig 
deren  zweiter  ausdrücklich  gesagt  ist,  Aitolos  dunklen  Sage:  adiacet  Ms  Pleuren,  in  quo 
habe  die  Kovgfjtig  yfj  erobert  (d.  h.  die  Pleu-  trepidantibus  alis  Üphias  effuyit  natorum  vid- 
ronia,  nach  Str.  465,  6;  vgl.  auch  die  Ausdrücke  nera  Combe.  Ob  diese  Übertragung  der  Kombe 
KovgrjZLH^,  Str.  451,  5;  Kovgfitig  xQ'föv,  Ap.  nach  Pleuron  als  ein  Autoschediasma  Ovids 
Bh.  4,  1229.  Orakel  bei  Diod.  8,  17,  3.  Anon.  (vgl.  LobecJc  1135;  doch  vgl.  auch  210),  oder 
Westerm.  322,  13.  Silius  15,  308  u.  a.  bei  50  schon  als  hellenistischer  Zeit  geläufig  zu  be- 
Lobecl-,  Agl.  1132  N..  Kovgrjtig  soviel  als  trachten  ist,  steht  dahin.  Als  archaische  Sage 
Akarnanien,  Steph.  Byz.  'A&rivai  p.  35,  3  M.).  kann  sie  bis  auf  weiteres  in  keinem  der  beiden 

Von  welcher  Herkunft  aber   diese  Ache-  Fälle  gelten.    Dazu  kommt,  dafs  es  überhaupt 

lo'ischeu    Kureten    waren,     blieb     kontrovers.  nicht  völlig  sicher  ist,   dafs  die  bei  Ovid  er- 

Ephoros  scheint  sie  für   autochthon    gehalten  scheinende    Kombe    die    chalkidische    Heroine 

zu   haben    (f^   ^QX^l^  anaoav  zrjv   x^Q^''^  Kov-  sei.      Denn    erstens    ist    der   Chalkidierin    der 

QtjtKg  v.Ktci6xsiv).     Dahin  zielen  auch  die  Ab-  Name  Kombe,  wie  es  scheint,  erst  durch  spä- 

leitungen   von    einem  Heros   eponymos    Kures  tere  Übertragung  zugewiesen  worden,  zweitens 

oder   von   der    Stadt  (Steph   Byz.),    oder   vom  scheint  das  Beiwort  Ophias  auf  eine  im  Ache- 

Berge    Kurion    über    Pleuron;  vgl.  Str.  451,  4.  60  looslande    einheimische    Heroine    hinzuweisen 

ißb,  6  (Yg\.  Et.  Gud.3i2,i.    Ähnlich  die  Koryb.  (vgl.  'Oqitsig,    Str.  465,  6  und   Tümpel   selbst 

Kureten  vom  kypr.  Kurion,  Serv.  ad  J..  3,  111).  a.  a.  0.).     Gar  aber  mit  dieser  Kuretenmutter 

Auf  die  vereinzelte  Meinung,  dafs  sie  aus  Kreta  Kombe   zu   kombinieren  Ovid  Met.  4,  282,  wo, 

stammten,   geht  Strabon  gar  nicht  näher  ein;  gleichfalls  in  dunkler  und  flüchtiger  Anspielung, 

aus  472,  19  geht  hervor,  dafs  er  diese  Meinung  die  (hieratischen)  Kureten  sati  ab  imbri  heifsen, 

vielleicht  nur  von  den  chalkidischen  Kureten  und  daraus  einen  Vaternamen  '''Trjg  zur  Mutter 

(vgl.  unten)  ausgesprochen   fand;    vgl.  LobecJc  Kö^ßr^  zu  erschliefsen,  als  P^ponymos  der  aio- 

1135  fl".     Wichtiger   ist   die  Ansicht,    die    mit  lisch -boiotischen    Zuwanderer   Aitoliens    (Hy- 


1591 


Kiireten  (in  Chalkis") 


Kiireten  (in  Chalkis) 


1592 


anten),  nncl  weiter  über  zoqoi  "TJ-avt^g  zu 
KoQvßavtsg- KovQrjzsg  zu  steigen,  ist  eine 
Hypothese ,  der  jeder  sichere  Untergrund 
mangelt.  Namentlich,  wenn  man  erwägt,  dafs 
weder  in  den  Namen  noch  in  den  Schicksalen 
des  kuretischen  Thestiadengeschlechtes  irgend 
wo  die  geringste  Spur  von  der  in  dieser  Hypo- 
these angenommenen  Herkunft  vorkommt.  — 
Sollte  übrigens  bei  Ovid  wirklich  die  chalki- 
dische  Kombe  gemeint  sein,  so  wäre  das  nur 
der  Beweis  dafür,  dafs  die  spätere  Dichtung 
ganz  ebenso  wie  Arcliemachos  der  Lockung 
nicht  zu  widerstehen  vermocht  hat,  die  Ku- 
reten  Aitoliens  mit  den  chalkidischeu  zu  ver- 
knüpfen, ein  Verfahren,  zu  dem  auch  noch 
andere  Parallelen  vorliegen.  Verführerisch  war 
vor  allem  die  Namensgleichheit,  die  nach  an- 
tiker Etymologie  bei  beiden  Völkern  auf  die 
gleiche  Sitte  jugendlichen,  insonderheit  weib- 
lichen Kopf-  und  Haar-  und  sonstigen  Putzes  hin- 
zudeuten schien  (so  schon  Aiscliylos  fr.  313  N^ 
xXiSüiv  TS  TiXov.a^ioq  ojgxs  itaQ&svoig  aßgaig,  oQ'iv 
■nalsiv  KovQriTulaov  fjvfGav \  vgl.  Ägathonfr.3,4:, 
beide  augeführt  von  Phylarcli  heiÄth.  12,528  c; 
vgl.  auch  -nöqovg.,  -noQai  neben  KovQrjtsg.,  <diog- 
■nögoi,  Kögr]  bei  Plat.  Ges.  7,  796  c.  &rjXv6zo- 
lovvxsg  ag  ai  -nögai,  Strabon  4G6,  8;  vgl. 
j]&£oi,  Kccl  HÖdoi,  Demetr.  Skeps.  h.  Str.  473,21, 
auch  468,  11  (472,  19).  Dion.  Hai.  2,70  (yioÜQoi). 
Lucr.  2,636  (prieri).  Hyg.fah.  139  (impuberes)). 
Dies  war  um  so  nichtssagender,  als  dadurch 
thatsächlich,  wie  auch  aus  Str.  hervorgeht,  die 
hieratischen  Kureten  Kretas  mit  einbezogen 
wurden.  Einen  greifbareren  Versuch  der  Ver- 
knüpfung zeigt  die  von  LobecJc  207  ff.  behan- 
delte Mythopoiie.  Darnach  war  der  Kureten- 
könig  Phorbas  im  eleusinischen  Kriege  von 
Erechtheus  getötet  worden,  Andron  Iv  f]  xiov 
ovyyevsLcöv  bei  JSarp.  v.  (^OQßavreiov  (F.  H.  G. 
2,  351,  10).  Dieser  Phorbas  ist  offenbar  der- 
selbe, den  eine  Schülerin  des  Arist.  Byz.,  die 
Korkyräerin  AcjalUs,  aus  Akarnanien  kommen 
liefs  (die  übr.  Überlieferung  ersetzt  jetzt  Town. 
zu  2^483;  vgl.  auch  Susemihl,  Alex.  lAtt.  1,  450). 
HellaniJws  Atthis  fr.  66  {F.  H.  G.  1,  54)  nannte 
ihn  einen  Poseidonsohn,  und  es  ist  kaum  frag- 
lich, dafs  der  von  Lobeck  209  citierte  Sturz 
damit  Recht  behalten  wird,  wenn  er  diesen 
Phorbas  für  einen  König  der  chalkidischeu 
Kureten  ansieht,  deren  Beziehungen  zu  Attika 
aufser  Zweifel  stehen  (vgl.  unten).  Mithin  sieht 
man  auch  hier,  wie  spät  und  ungenügend  be- 
gründet die  Verknüpfung  zwischen  den  Kureten 
am  Acheloos  und  denen  von  Chalkis  thatsäch- 
lich ist.  Vgl.  auch  Welcl-er,  Tril.  194 ff.  Doch 
es  wird  Zeit,  diese  schon  mehrfach  erwähnten 
Chalkidier  näher  ins  Auge  zu  fassen. 

2)  Die  Kureten  von  Chalkis.  Die 
Untersuchung  wird  hier  sofort  unsicher,  weil 
die  Hauptquelle  bei  Strabon  so  gut  wie  ganz 
versagt  und  wir  vornehmlich  auf  die  tief  in 
Mythokrasie  verquickte  Darstellung  des  Nonnos 
angewiesen  sind  {Dion.  13,  135ff.;  vgl.  36,278 
und  Welcher,  Tril.  203).  Doch  geht  aus  Strabon 
immerhin  soviel  hervor,  dafs  auch  die  chalki- 
discheu Kureten  ethnisch  zu  verstehen  sind 
(467,  8).  Er  setzt  sie  den  XaXKtditg  gleich 
(472,  19).    Bei  Nonnos  ist  vor  allem  damit  zu 


rechnen,  dafs  für  ihn  zwischen  Korybanten  und 
Kureten  kein  Unterschied  mehr  besteht.  Auf 
die  Kureten  also  ist  es  zu  beziehen,  wenn  es 
a.  a.  0.  in  der  Heerschau  des  Dionysos  heifst, 
die  Euboier  würden  von  7  Koi-ybanten  geführt 
(Prymneus,  Mimas,  Akmon,  Damneus,  Oky- 
thoos,  Idaios,  Melisseus).  Ihre  avargaTcöiisvot, 
sind  die  Abanten  und  die  Ellopieer  v.  Chalkis 
(158).    Diese  Kureten  waren  inPhrygien  Finder 

10  und  Pfleger  des  Dionysos  (137),  wo  sie  wohnten, 
mit  ihrer  Mutter,  der  inzarö-nog  Kombe,  ver- 
trieben von  ihrem  Vater  Sokos,  der,  ähnlich 
wie  Lykurgos,  bewaffnet  war  acpQovi  ksvtqo}. 
Auf  der  Flucht  kamen  sie  ins  knossische  Ge- 
biet, von  da  nach  Phrygien,  von  da  nach 
Attika  (Marathon  153),  bis  Kekrops  diese  seine 
o^sazioi  an  Sokos  blutig  rächte,  und  sie  heim- 
kehrten (154)  ig  LgQov  ovSag  'jßdvzcov ,  Kov- 
QrjTcov   TCQOzsQmv   (d.  h.   wohl  der   hierat.   oder 

20  göttl.  Kureten,  von  denen  ?,\&  Nonnos  abzuleiten 
scheint;  vgl.  auch  Gruppe,  Kulte  u.  Mythen 
644.  Oder  durch  Diod.  3,  61,  2  zu  erklären?) 
X&öviov  yivog,  olg  ^liXog  uvXäv ,  o'ig  ßiog 
sv-nsXadcov  ^ttpscov  y-rvTiog ,  oig  zivi  qv&^uö 
nuM/l«  TtoScöv  ^SfisXrjzo  %cil  daTCiSosaaoc  %OQSLri. 
Mehrere  der  genannten  Namen,  die  —  nament- 
lich in  dem  phryg.  Abenteuer  hervortretende  — 
Vermischung  mit  den  Korybanten,  vor  allem 
aber  der  angedeutete  Ursprung  dieser  Kureten, 

3u  ihre  Fahrt  nach  Kreta  und  die  ihnen  beigelegte 
Sitte  des  W^affentanzes  beweisen,  dafs  hier  eine 
völlige  Verdunkelung  des  ethnographischen 
Problems  durch  Vermischung  mit  dem  theo- 
logischen eingetreten  ist,  eine  Vermischung, 
die  namentlich  in  ihrem  letzten  Momente  durch 
die  gleichzeitige  Pflege  von  Musik  und  Ritter- 
tum im  alten  Chalkis  besonders  nahegelegt 
war  (vgl.  Zenoh.  6,  50.  Carm.  pop.  44  Be.*). 
Scheidet  man  das  ursprünglich  gewifs  fremde 

40  Element  aus,  so  bleibt  ein  den  Abanten  gleich- 
stehender Volksstamm  übrig,  und  die  Sage 
war  wohl  die,  dafs  Kombe  mit  ihren  Kindern 
aus  Chalkis  direkt  nach  Marathon  floh,  von 
wo  aus  unter  attischer  Hülfe  die  gewaltsame 
Heimkehr  erfolgte.  —  Zu  den  an  dieses  Ge- 
schlecht sich  anknüpfenden  Traditionen,  die 
z.  T.  schon  ob.  unter  I.  1  erwähnt  sind,  ist 
hier  noch  nachzutragen,  dafs  Kombe  auch  bei 
Hesycli.  als   die  Mutter   der  Kureten  erscheint 

50  (von  ümxog  vgl.  Zcoyiog,  Zon.  1202.  Weit- 
tragende Hypothesen  knüpft  daran  Tümpel, 
oben  V.  Kofißrj).  Wichtig  ist,  dafs  die  euböi- 
ischen  Lokalhistoriker  wufsten,  sie  sei  eigent- 
lich die  Heroine  Chalkis,  so  benannt,  sTtsidr] 
onXoc  xa^Mä  snoir'iocczo.  Das  Sprichwort  coansQ 
XuX-AiSiy.}]  zEzo-Asv  rjfiiv  r]  yvvri  ward  durch 
sie  erklärt,  ngcöziiv  {itQmzovl)  avvoiv.iiGKoav 
olvSqX  tv.ci.z6v  [iTiza?)  nai'dav  yfveo^oiL  nt]zfQa. 
Ygl.Schol.T  zu  S  291.  Zeuob.  6,  50).   Es  ist  nicht 

•50  zweifelhaft,  dafs  der  Name  Chalkis  hierbei  der 
ursprüngliche  ist.  Kö^ißr]  hat  Welclcer,  Tril. 
197  (vgl.  ob.  Sp.  1534)  mit  Recht  zusammen- 
gestellt mit  Kvßrj,  Kvßr'jßr},  KvßsXr]  (vgl.  KVfi- 
ßaXov  und  ■nößc^Xog),  so  dafs  der  Name  Ko/xßr] 
bereits  auf  die  bei  Nonnos  durchgeführte  Ver- 
mischung der  chalkidischeu  Stammheroine  und 
ihres  Geschlechtes  mit  den  hieratischen  Kureten- 
Korybanten  hinweisen,    also   durchaus   sekun- 


1593  Kureten  u.  Koryb.  (in  Mythus  u.  Kultus)       Kureten  u.  Koryb.  (in  Mythus  u.  Kultus)   1594 


dar  sein  würde.  Die  etymologische  Beziehung 
der  Chalkidier  zum  ;i;aAxöj,  zu  ehernen  Waffen 
insbesondere,  mul's  diese  Vermischung  mit  den 
wati'enfrohen  kret.  Tänzern  frühzeitig  begünstigt 
haben;  vgl.  JEjiajAroditos  bei  Steph.  Byz.  v. 
Jidrjipog.      'Eitucpg.    df    ^aQXVQBt    £v.ti    ;^a/lHoi' 

TtqÜiZOV      SVQf&fjVKl      Hat      TCQCJTOV      X^XtiOV      £Hft 

ivsdvaavTo  ol  KovQtjteg  (vgl.  St7'.  472,  19  iyisi- 
vovg  dh  (sc.  rovg  KovQijrag)  KQr,tag,  Ti8QiQ'8a9(xi. 
ä'  otvXk  x^^'^^  TtQcöxovg  sv  Evßot'a,  Sib  Kai  lO 
Xalniöeag  avzovg  y.Xrj&ijvaL)  ol  fifr«  diög  sl- 
&6vr£g  (wohl  ex  Äpi;r;;g,  nach  iStr.),  ot^g  qpv- 
Xanag  rrjg  vi^aov  kc^I  tov  isqov  t^s  'Psag  {"Hgag, 
Welcher,  G.-L.  1,  365)  v.aT£Xi,Tt£v.  d(p'  ov  XaX- 
yndeig  (avonäa&rjaav.  Mit  dieser  euböischen 
Tradition  ist,  wie  Lobeck  1131  sah,  zu  ver- 
binden, was  Apollodor  fälschlich  nach  Ägypten 
verlegt  (2,  1,3):  xovzov  Ö\  (den  eben  gebornen 
Epaphos) 'Hpo:  dtcrca  Kovqi'^zo^v  cccpavfj  noirjcai. 
Ol  dh  rjtfäviaav  avzov.  Kai  Zsvg  filv  aia&ö-  20 
^iivog  V.ZSLVSI  KovQr]zag.  Da  diese  Erzählung 
sich  der  im  Aigimios  erzählten  euböischen 
Version  des  lomythus  anschliefst,  und  ins- 
.besondere  die  Tradition  ApoUoclors  auf  die 
hesiodischen  Kataloge  zurückgeht  (vgl.  E.Maafs, 
De  Aeschyli  Suppl.  ind.  lect.  Gryph.  1890/91 
p.  XXIV ff'.),  so  scheint  es  allerdings,  als  ob  die 
Vermischung  der  chalk.  mit  den  hieratischen 
Kureten  eine  recht  alte  sei.  Dennoch  ist  kein 
Anlais,  sie  für  ursprünglich  und  die  chalk.  30 
Kureten  mit  Welcher  {Trü.  194)  für  ein  Priester- 
kolleg zu  halten.  Aufser  der  vorhin  (unter  1.  1) 
erwähnten  Geschichte  von  Phorbas  spricht  auch 
noch  die  Bezeichnung  Euboias  als  Kov^fixig  für 
die  ethnische  Auffassung  des  Namens  {Schal. 
Eurip.  Or.  953.  Die  Kyklopen,  offenbar  als 
Erzschmiede,  lassen  sich  da  nieder;  vgl.  Maxim. 
Mayer,  Gig.  n.  Tit.  115,  der  auch  Nik.  bei 
Attt.  Lib.  8  hieiherzieht),  nur  dafs  diese  offen- 
bar früh  und  in  weit  höherem  Mafse  verdunkelt  40 
ward  als  in  Aitolien.  Die  Etymologie  des 
Namens  steht  der  Annahme  nicht  im  Wege. 
Deim  so  unsicher  sie  ist  (vgl.  Schulze,  Quaest. 
epicae  84  n.  4),  und  so  sehr  sie  namentlich  im 
Altertum  auf  blofser  Spielerei  beruhte  —  jju 
dem  schon  erwähnten  kommen  vielleicht  noch 
andere  Versuche,   wie  Anon.  Stud.  anccd.  rar. 

I,  224.  Orph,  fr.  112  Ab.  Vgl.  auch  Schol.  A 
zu  J529  und  Lobeck  515  —  so  scheint  doch 
ein  Kern  von  Wahrheit  in  der  Annahme  einer  50 
Beziehung  des  Wortes  zu  KovQog  u.  s.  w.  zu 
stecken.  Dafür  spricht  das  hom.  Appellativum 
KOVQrjzig  (=  vsoi  Bzi  MOfimirfg,  7' 193.  248; 
vgl.  Schol.  und  Suid.).  Der  Name  enthält  also 
an  sich  nichts  Hieratisches,  er  kann  recht 
wohl  z.  B.  ein  Priesterkolleg  bezeichnen,  mufs 

es  aber  nicht,  sondern  ist  von  Haus  aus 
passend  als  Bezeichnung  eines  ritterlichen 
Volksstammes,  und  konnte  deshalb  auch  un- 
abhängig von  einander  an  mehreren  Orten  00 
gleichzeitig  gewählt  werden;  vgl.  auch  Bil- 
dungen, wie  den  Phylennamen  "'OnXrjrsg. 

II.  Der  Kuretenname  als  ein  der  Götter- 
sage und  dem  Kultus  zugehöriger  Begriff 

wird  von  Strabon  scharf  von  dem  ethnischen 
gesondert,  steht  aber  in  der  Tradition  in  den 
engsten  Beziehungen  zum  Namen  der  K  0  r  y  - 


bauten  und  anderer  dämonischer  Wesen.  Stra- 
bon stellt  466,  7  diese  Kureten  ihrem  Wesen 
nach  mit  den  Satyrn,  Silenen,  Bakchen  u.  dergl. 
zusammen  und  bezeichnet  sie  als  öai^iovsg  tj 
ngönoXci  &tmv.  Aber  schon  das  Altertum  war 
sich  darüber  nicht  klar,  ob  das  Verhältnis  der 
Kureten  zu  Korybanten,  Kabeiren,  Daktylen, 
Teichinen  das  der  Wesensidentität  bei  blofser 
Namensverschiedenheit  sei,  oder  ob  nur  eine 
Wesensverwandtschaft  vorliege,  begründet  vor 
allem  in  dem  wie  es  schien  völlig  gleichen  Anteil 
aller  dieser  Wesen  an  Waffentänzen  und  an- 
deren rauschenden  und  enthusiastischen,  den 
dionysischen  (vgl.  Plut.  Erat.  758 f.)  ähnlichen 
Kulthandlungen;  vgl.  Strab.iQl,  9.  468, 10.  Flut, 
de  fac.  in  orb.  lun.  30.  Ferner  hat  auch  an 
der  Vermischung  teil  das  lokale  Moment  der 
opftjSacta,  der  Berggeist-Charakter  eines 
Teiles  dieser  mythischen  Wesen.  Daneben  gab  es 
im  einzelnen  noch  manche  andere  Anlässe  zur 
Vermischung,  die  sich  aus  dem  folgenden  er- 
geben werden.  Diese  Vermischung  blieb  aber 
im  Altertum  nicht  nur  der  theoretischen  Spe- 
kulation eigen,  sondern  sie  ist  auch  wirksam 
gewesen  in  der  Sagenbildung  und  im  Kult. 
Das  hat  eine  Durcheiuanderwirrung  dieser 
mythologischen  Gebilde  zur  Folge  gehabt,  die 
schon  dem  Altertum  unlösbar  war.  Doch  hatten 
gewifs  diejenigen  recht,  die  eine  schärfere 
Auseinanderhaltung  namentlich  des  Kureten- 
und  Korybantennamens  vertraten.  Ihr  Stand- 
punkt ist  von  den  Neueren  besonders  durch 
L.obeck  überzeugend  verteidigt  worden.  So  wird 
es  möglich,  die  folgenden  Thesen  voran  zu 
stellen:  Kureten  wie  Korybanten  sind 
von  Haus  aus  halbgöttlich-dämonische 
Wesen,  nicht  nur  menschliche  Priester 
oder  deren  mythische  Vertreter.  Die 
Kureten  unterscheiden  sich  von  den 
Korybanten  so,  dafs  diese  ursprüng- 
lich nach  Asien,  jene  nach  Kreta,  diese 
zu  Kybele,  jene  zu  Rhea  und  Zeus 
gehören,  bei  diesen  endlich  gemäfs 
ihrer  barbarischen  Herkunft  das  orche- 
stisch-enthusiastische^  zugleich  aber 
auch  mystische  Element  des  Kultus  von 
Anfang  an  mit  weniger  Mafs  und  Zu- 
rückhaltung vorwaltet  als  bei  jenen. 

Bei  der  näheren  Betrachtung  sind  voran- 
zustellen 

1)  Die  chronol.  Hauptthatsachen  der 
überlieferten  Mythokrasie  der  beiden 
N  amen.  Homer  ex-wähnt  weder  die  mythischen 
Kureten  Kretas,  noch  die  Korybanten,  doch 
deutet  er  auf  Kreta  als  das  Land  solcher 
Tänze  hin,  wie  sie  den  Kureten  zugeschrieben 
werden  (Meriones  oQxrjaz^g,  TT  617  (Scholl.); 
vgl.  2:591,  sowie  Schol.  Find.  Fyth.  2,  127. 
Dio  Chrys.  or.  2  p.  93  R  und  Luk.  n.  6qx-  8). 
Die  hesiodische  Theogonic  kennt  zwar  die 
Sage  von  der  kretischen  Zeusgeburt  (Lyktos), 
doch  ohne  der  Kureten  dabei  Erwähnung  zu 
thun  (477 ff.;  vgl.  Hoeck  1,  174.  Schümann,  Op. 
2,  250  ff.  Funtoni,  La  nascita  di  Zeus  secondo 
la  Teog.  Esiod.,  studii  Ital.  di  filol.  class.  1 
(1893),  41  ff.).  Auch  von  Korybanten  weifs  die 
Theogonie  nichts.  Dagegen  sahen  wir  bereits, 
dafs  die  genealogische  Poesie,   die  unter  Hc- 


1595  Kureten  u.  Koryb.  (in  Mythus  n.  Kultus)  Kureten  u.  Korjb.  (in  Mythus  u.  Kultus)    1596 

siods  Namen  ging,  die  Kureten  kennt,  und  den  Kybelekult  aus  Ki'eta  ableitet,  liegt  bei 
dafs  bereits  hier  die  Verwirrung  beginnt,  in-  Vcrc/.  A.  3, 111  vor.  Doch  sind  dies  alles  eben 
dem  die  hieratischen  Kureten  des  kretischen  nur  Hypothesen.  Wir  verfolgen  die  Thatsachen 
Zeusdienstes  und  der  euböische  Volksstamm  weiter.  Zunächst  zeigt  es  sich,  dafs  auch  in 
gleichen  Namens  nicht  auseinandergehalten  Kreta  selbst  die  Korybanten  mit  den  Kureten, 
wurden.  Genannt  sind  die  Kureten  auch  in  sei  es  nahe  verbunden,  sei  es  ideutificiert  or- 
dern von  Strabon  471,  19  leider  nicht  ausfuhr-  scheinen.  So  inschr.  in  Schwurformeln:  Cauer, 
lieh  und  genau  genug  angeführten  Hesiodfr.  Del."  117  nach  den  olymp.  Göttern  (Z.  15)  Kai 
129  Guttl.'^  {=  44  Hz. ;  wohl  aus  dem  Katalog) :  KtoQr'jrag  Kai  Nvficpag  kuI  &£bg  nävtag  v.ui  ndaag 
'Hai'oäog  (.ilv  yag  'Ekkxsqov  (?  vgl.  Welcher,  lo  (vgl.  Z.  21),  ein  Passus,  dem  in  nr.  116  Z.  15  ent- 
G.-L.  3,  144ff.  Freller-Pleiv  1,  540^)  -nal  rf;?  spricht:  xai  Kcogritag  iial  Nvfi(pag  %(xi  Ävg- 
^OQwvicog  &vyarQÖg  itivts  y^vio^ai  Q'vyoczSQag  ßävrag  wai  &i6g  nävtag  xai  ndaag;  vgl.  G.  I.G. 
cprjalv,  I  f|  wv  ovQfiuL  Nvficpca  &fal  i^syt-  2554,130.184.  Mus.  Ital.  1,  lib,60.  16.  Sonst 
vovTO  I  Ma^  yivog  ovzidaväv  Suzvqoiv  v-kI  in  ähnlicher  Stellung  als  Schwurgötter  die 
dfirixavoEQymv  \  KovQTjTsg  xs  &£ol  q)iXonaLy-  Heroen  und  Flufsgötter;  vgl.  Cauer'''  121a,  84. 
fiov^g  OQXV^^^IQ^S-  Di'^zu  ist  noch  an  archa-  Diesen  inschriftlichen  Thatsachen  entspricht 
ischen Zeugnissen  zustellen  die P/iorom's/r. 3 /li.  die  litterarische  Tradition  über  Kreta.  In 
(=  Str.  471;  vgl.  Welcher,  Tril.  202.  Metjer,  Euripides'  Kretern  (vgl.  Beitzcmtein,  Epigr. 
Forsch,  s.  alt.  Gesch.  68.  90),  in  der  die  Kureten  u.  Skolion  208.  v.  Wilamowitz,  Ind.  Gotting. 
als  avXrjrat  und  <I>Qvysg  bezeichnet  sind,  wozu  20  1893,  17),  traten  als  Chor  Priester  (iiQocpriTtxi, 
stimmt  Danais  fr.  3  bei  Kinkel  p.  313,  ferner  Porph.  de  ahst.  4,  19)  auf,  die  sich  {fr. 
das  Bruchstück  eines  alten  Lyrikers  (/7\  afZcs^).  84.  472  N.^)  als  Mysten  des  idäischen  Zeus, 
P.L. Gr.  3^,713.  Pindar?):  shs  KovQrjzsg  i'aav  aber  zugleich  auch  des  Dionysos  Zagreus  und 
(seil,  die  Urmenschen)  yfVoff'/^aroi  •9'Ewj' (jBer^A;;  tler  ^ir'jzrjQ  OQBia  bezeichnen,  von  ihrem  dyvbg 
KovQVjtsg  t}  cciviSai  oi  &stov  ysvog  Orig.:  K.  ßiog  reden  (weifses  Gewand,  Vermeidung  einer 
foaccv  ^siov  'iSaLot  ysvog  Schneideio.)  rj  ^qvyioi  Berührung  mit  Geburt  und  Leichenbestattung, 
KoQvßocvzsg,  ovg  aXiog  TiQcözovg  snstösv  ösv-  Vegetarianismus)  und  dabei  bezeichnender- 
SgocpvsLg  dvaßXaazovzag.  weise  sagen:  Kai  novQrizcov  ßäyixog  iKXi^&rjv 
Aus  diesen  ältesten  Zeugnissen  ist  zu  ent-  oaioi&stg  (v.  14).  Sie  nennen  sich  also  nicht 
nehmen,  dafs  erst  die  jüngeren  Schichten  des  so  selbst  Kureten ,  nur  heilige  Schwärmer  der 
archaischen  Epos  von  diesen  Gestalten  des  Kureten,  deren  Name  mithin,  in  Kreta  wenig- 
Mythos  Kenntnis  haben,  und  dafs  dieselben  stens,  nicht  auf  Priester  übertragen  scheint, 
schon  bei  ihrem  ersten  Auftreten  in  der  litte-  Wichtiger  aber  als  diese  Thatsache  ist  die 
rarischen  Tradition  nicht  scharfe  Umrisse  haben.  durch  Euripides  für  Kreta  selbst  bezeugte  Ver- 
Denn  während  bei  Hesiod  die  dämonische  Natur  mischung  der  Kureten  des  Zeusdienstes  mit 
der  Kureten  klar  ausgesprochen  ist,  hat  der  dem  Kreise  der  Kybele  und  des  Dionysos. 
Dichter  der  PJioronis  offenbar  sterbliche  Träger  Mag  man  hierbei  der  dichterischen  Freiheit 
des  mythischen  Namens  vor  Augen  und  hält  des  Euripides  mit  Lobeck  noch  so  viel  Spiel- 
sie, wie  auch  der  Verfasser  der  Danais,  für  räum  gönnen,  sein  Zeugnis  mufs  in  diesem 
identisch  mit  den  phryg.  Korybanten  {^rjzgog  40  Punkte  doch  als  wirklich  dem  kret.  Kultus 
Tcöi'0'fwj"9'f()a7rovT£s),  die  der  Lyriker  wiederum  im  5.  Jahrb.  entsprechend  gelten.  Denn  ein- 
als  wunderbar  entsprossene  Urmenschen  auf-  mal  sind  die  Angaben  viel  zu  sehr  ins  ein- 
fafst  (vgl.  unten),  und  als  solche  gelten  diesem  zelne  gehend  und  bestimmt,  um  erfunden  zu 
Dichter  trotz  des  Ausdrucks  d^ciov  yivog,  wie  sein,  sodann  ist  wohl  zu  beachten,  dafs  es 
der  Zusammenhang  lehrt,  auch  die  Kureten.  sich  für  Euripides  bei  diesen  Worten  nicht 
Andrerseits  deutet  die  Genealogie  Hesiods  schon  um  eine  gelegentliche  mythologische  Hindeu- 
auf  eine  bedenkliche  Annäherung  der  Kureten  tung,  sondern  um  richtige  Charakterisierung 
an  den  bakchischen  Kreis.  Bei  diesem  Zustand  seines  Chors  und  um  die  rechte  Lokalfarbe 
der  ältesten  Überlieferung  scheint  es  mehr  als  für  die  kretische  Scene  des  Stückes  handelte 
gewagt,  Hypothesen  über  die  Entstehung  dieses  50  (vgl.  über  die  mögliche  Quelle  für  Euripides' 
Verhältnisses  auszusprechen.  So  haben  phryg.  kretische  Stücke  v.  Wilamowitz ,  Hippol.  p.  224). 
Abkunft  der  kretischen  Kureten  angenommen  Den  aus  diesem  Stücke  gefolgerten  Thatsachen 
Hocck  u.  Otfr.  Müller  (Dor.  1^,  200),  während  entspricht  nun  auch  die  sonstige  litterarische 
Lobeck  (1126)  und  Schümann  die  Vermischung  Überlieferung,  von  der  hier  zunächst  nur  be- 
erst nach  Gleichsetzung  der  Rhea  mit  der  sonders  bezeichnende  Stellen  ausgehoben  werden 
Kybele  eingetreten  sein  liefsen,  welcher  Mei-  sollen.  Nach  den  ifpTjttxot  Zöyot  bei  »S'iraö.  472, 
nung  auch  Welcker  beitritt  unter  Betonung  19  sind  die  Kureten  als  z/iogTpoqpgtg  und  qpvZ^Mfs 
der  von  jeher  vorhandenen  und  zur  Mytho-  von  Rhea  aus  Phrygien  nach  Kreta  geschickt, 
krasie  anreizenden  Analoga  in  beiden  Kulten.  Kogvßag,  ein  Genosse  der  Kureten,  hat  seine 
Vgl.  G.-L.  2,  219  und  Tril.  190  ff.,  sowie  no  Stelle  in  der  Stiftungslegende  von  Kvgßa- 
Papps  Kybeleartikel.  Schon  im  Altertum  'isgänvzvcc  (vgl.  Str.  a.  a.  0.  und  Steph.  Pyz.  v. 
gab  es  solche  Hypothesen.  Demctrios  von  'Isgan.).  Kres,  autochthon  und  den  Kureten 
Ske20sis  suchte  gemäfs  der  ganzen  Tendenz  zugehörig,  erster  König  von  Kreta,  stiftet  nicht 
seiner  Studien  die  einheitliche  und  gemeinsame  nur  Knossos,  sondern  auch  einen  Kybeletempel 
Quelle  der  beiden  Mythengebilde  im  asiatischen  {Plin.  nat.  liist.  4,  12,  58.  Euseb.  Hieron.  2  p.  13 
Göttermutterkulte  (vgl. /Sira&.  469,12;  zu  billigen  Schöne).  Es  gab  in  Kreta  einen  ApoUon  als 
scheint  diese  Ansicht  Schwartz,  Deutsche  Litt.-  Sohn  eines  Korybanten,  Aristot.  ('0  f>'-  2^3 
Ztg.  1893,  746);  die  umgekehrte  Ansicht,  welche  {F.  H.  G.  2,  190.    Mose,  Ar.  pseud.  617,  6).    Gic 


1597   Knreten  u.  Koryb.  (Geneal.  u.  Namen)  Kureten  n.  Koryb.  (Geneal.  u.  Namen')   1598 

deor.  nnt.  3,  23,  57  (cuius  de  iUa  histda  cum  Ennius,  Euh.  fr.  l'iVahl;  vgl.  Eiih.fr.  21  u.  29 
luve  ipso  ccrtamni  fuisse  traditur).  Ampelius  9  der  Sammig.  von  Ge^/^rt  iVe'jHff%  Budapest  1889). 
p.  10,  12  Wulff  l.  Tzetz.  zu  Hcsiod.  op.  1  p.  25;  Der  vorhin  (II  1)  erwährte  Kurete  Eres  ist  ein 
vgl.  Lohecli  994.  Kreta  heifst  sowohl  Kuretis  Sohn  des  Zeus  und  der  Nymphe  des  Ida,  Idaia 
{Flin.  nat.  /(/sf.  4,  12,  58.  SoUn.  11,3)  wie  Kory-  {Stepli.JBijz.Y.  KQi]vrj  [vgl.  auch  die  10  Kureten 
bantis  (Konn.  Dion.  35,381;  vgl.  2,695.  3,235.  als  Söhne  des  Zeus  etSQog,  döslcpbg  OvQavov, 
8,  114.  28,270);  vgl.  auch  PMlostr.  vit.  Ap.  4,  uud  der  Idaia,  BioA.  3,  61,  2];  nach  anderen 
34,79.  Die  Vermischung  von  Kureten  und  autochthon,  Dtorf. 5,G4, 1 ;  vgl.  auch  7v7»«?'<Äon  b. 
Korybanten  ist  deshalb  auch  mit  spezieller  Be-  Paus.  8,  53,  5.  Steph.  Byz.  v.  Jcoqlov  p.  254,  8 
Ziehung  auf  die  kretischen  Sagen,  und  auch  lo  xmchÄndron,  sowie  Skymn.bil  u.Euat.zn  Dion. 
bei  gelehrten  und  sachkundigen  Autoren  und  Per.  498).  Söhne  des  Apollon  und  der  Nymphe 
Dichtern  eine  fast  durchgehende,  offenbar  eben  Dana'is  sind  sie  bei  Tzetzcs  zu  Lylcophr.  77 
weil  sie  auch  in  Sage  und  Kult  recipiert  war.  (xoi'^rjrs?  of  Äfpi  tov  naiäva,  indigites  Cory- 
Man  vgl.  die  theoretische  Begründung  der  baH<es,  Glosse,  von  io&ec/j  1116  hierhergestellt). 
Gleichsetzung  der  Daktylen,  Kureten,  Kory-  Bei  Üvid  Met.  4,  282  sind  sie  largo  sali  ab 
bauten  beim  Anon.  Stud.  anecd.  vor.  1,224.  Zur  imhri  (dunkel.  Ob  Beziehung  der  Berggeister 
Voraussetzung  haben  eine  solche  Anschauung  zu  den  Regenwolken?  Ger/tard  §  171.  An  Imbros 
die  ÄufseruDgen  des  Theophr.  bei  Porph.  abst.  denkt  Welcher,  Tril.  193;  vgl.  OMch  Preller-Plctv 
2,21  und  Phot.  v.  y.vQß8ig.  KallimacJtos  hymn.  1,529.  Vielleicht  eine  Sündflutsage:  die  Kory- 
1,  52  vgl.  mit  46.  Während  Arat.  Phaen.  35  20  bauten  bei  Diod.  5,  49,  2  zeitlich  nach  Dar- 
JiHTCiLoi  KovQr^tsg  sagt,  hat  Germanicus  in  danos,  der  (48,  3.  iy/iOp/»'.  73ff.)  bei  der  Sünd- 
der  Übersetzung  (38)  Ditt.  Corybantes.  Ferner  üut  von  Samothrake  nach  derTroas  fuhr).  9  oder 
Pidymos  iv  vnofiv.  I\hvüvSQov,  Et. Gud.  338,23.  10  Kureten  als  Söhne  der  Rhea  nennt  Suid.  v. 
Lu/,-.  71.  OQX-  8  (der  zwar  die  Kureten  in  Kreta,  KoQvßavrsg  (sie!);  vgl.  Scholl,  zu  Aristopih.  Lys. 
die  Korybanten  in  Phrygien,  aber  beide  zu  558,  Fes^?.  9,  P/ai.  S^wyx  215 e,  wonach  sie  auch 
Zeus'  Schutz  tanzen  läfst;  vgl.  Trag.  38,  wo  «tto  tcöj' toü  z/tos  (des  gefährdeten  Zeuskindes) 
die  Korybanten  xpjjri  Qvd-^ico  tanzen).  Schol.  dnKQvcov  entstanden  sein  sollten.  Bei  Diod. 
Plat.  Symp.  215  e  und  Suid.  v.  KoQvßavteg.  5,  65,  1  ff .  Strab.  473,  22  erscheinen  sie  in  der 
Oppian  Kyneg.  3, 7  ff.  (der  von  Kureten  erzählt,  Neunzahl  als  Abkömmlinge  der  Daktylen  (einer 
was  ursprünglich  nur  auf  Korybanten  gehen  so  davon  nach  einigen  bei  Diod.  5,  66,  2  mit  Ti- 
kann,  Verwandlung  durch  den  Zorn  des  be-  taia Vater  der  kret.  Titanen).  ^)  Korybanten. 
trogenen  Kronos  in  Löwen,  das  Tier  der  Ky-  Söhne  des  Kronos,  Sir.  472,  19;  ebda,  des  Zeus 
bele).  Von  Römern  sei  noch  hingewiesen  auf  und  der  Kalliope  (in  Vermischung  mit  Kabeiren). 
Ovid  fast.  4, 180ff.  210.  Sctieca,  Herc.  Ott.  1877.  Vgl.  M.  Maxjer,  ob.  Sp.  1463  f.  Söhne  der  Rhea, 
Statins  Theb.  4, 782  ff.  (qualis  Berecyntia  mater  \  in  Vermischung  mit  Daktylen  und  Kureten  bei 
dum  circa  parvum  iubet  exsuHare  Totiantem  |  Suid.v.KoQvß.  Scholl.  Ar istoph.  Plat.  n. s.w.  (s. 
Curetas  trepidos:  tili  certantia  plauduut  \  Or-  ob.).  In  Vermischung  mit  Daktylen  und  Kureten, 
gia,  sed  magnis  resonat  vagitibus  Ide);  vgl.  aus  der  wrtjmifm  iwi^/essio  der  gebärenden  Ops, 
auch  anderes  bei  Lobeck  1124,  bes.  Claudian  Diomedes  3  p.  478,  13  ff.  {Gr.  Lat.  1;  vgl.  Ste- 
in Eutr.  2,  279ff,  —  Mit  Lucr.  2,  629ff.  steht  40  simbr.  fr.  13  {F.  H.  G.  2,  57).  Ap.  Bh.  1, 1129. 
es  etwas  anders,  da  er  nach  griech.  Theologen  Anon.  Studem.  anecd.  var.  1,224.  Nonn.  14,  24ff. 
eine  gelehrte  Auseinandersetzung  des  Problems  Serv.  Verg.  G.  4,  150).  Söhne  der  Göttermutter 
geben  will  (vgl.  unten).  und  eines  Vaters,   dessen  Name   mystisch  ist. 

Diese  Zusammenstellung,  die  namentlich  in  bei  Diodor  3,  bb,  9;  dagegen  5,  49,  2  Korybas, 

ihrem  letzten  Teil  nicht  erschöijfend  sein  wollte,  Sohn   der  Kybele   und  des  lasion;    diese  Tra- 

zeigt  deutlich,  dafs  und  warum  wir  gezwungen  dition  kennt  auch  Serv.  Leid,  zu  Verg.  A.  3, 111, 

sind,  in  den  folgenden  Abschnitten  Kureten  und  mit  dem  Zusatz:  quidam  äito  rfjg  KÖQrjg.    Cory- 

Korybanten  stets  parallel  zu  behandeln.  bas  cnim  Proserpina,  quae  Köqt]  dicitur  graece, 

2)  Genealogische  Verhältnisse  und  sine  patre  natus.  (Bei  Diodor  b,  i9,  3  heiratet 
Namen.  Die  Kureten  wie  die  Korybanten  .oo  jener  Kor3'bas  Thebe,  Tochter  des  Kilix.)  Söhne 
erscheinen  a)  als  ,, elementare  Urwesen"  des  Apollon  und  der  Thalia  (als  Musiker?)  nach 
(Gerhard).  Der  Ausdruck  des  JPr.Zi/^'-^'JC.  84,  5  ff.  Apd.  1,  3,4  und  Tzetz.  Lyk.  77,  des  Apollon 
ösvSQoq)V£rg,  der  dies  zunächst  von  den  Koi-y-  und  der  Rhetia  oder  Rhytia  (weist  auf  die 
banten  besagt  (vgl.  t  164.  Plat.  apol.  34  d  und  Troas,  vgl.  Welcker,  Tril.  195.  Lobeck  1141  f. 
die  Erklärer  zu  Hesiods  Theog.  35  sowie  auch  Deswegen  wohl  auch  Skamander  als  Kory- 
Mannhardt,  Baumkult.  7),  bezieht  sich  gewifs  bantensohn  bei  Ps.-Plut.  {luv.  13)  nach  Phere- 
auch  auf  die  Kureten.  Frjysvaig  sind  sie  nach  kydes  bei  Str.  472,  11  (fr.  6.  F.  H.  G.  1,71),  und 
der  Meinung  einiger  bei  Strab.  472,  19  (hki  zwar  in  Neunzabl  {KvgßccvTsg)  und  nach  Samo- 
Xul-AciantSug  [wie  die  Sparten],  von  einigen  zur  thrake  verwiesen  (doch  ohne  direkte  Ver- 
Herbeiziehung  der  chalkid.  Kureten  benutzt).  60  mischung  mit  den  Kabeii'en).  Umgekehrt 
Auch  der  oben  (II  1)  erwähnte  Kurete  Kres  Apollon  in  Kreta  Sohn  des  Korybas,  sog. 
ist  autochthon;  vgl.  auch  Diod.  5,  64,  1  und  Aristot.  bei  Clemens  protr.  28,  8  S.  24  P.  (und 
Nonn.  14,  25.  b)  Göttliche  Abkunft.  a)Ku-  andre  Stellen,  s.  ob.  II  1).  In  der  Gleichsetzung 
reten.  Sie  setzt  der  Ausdruck  Q^soi  bei  Ilesiod  mit  den  Teichinen  stammen  sie  von  Athena  und 
voraus,  der  sie  mütterlicherseits  von  einer  Helios  in  Rhodos  (Str.  472,  19).  —  c)  Was  die 
Tochter  des  Phoroneus  abstammen  läfst,  in  Zahlen  anlangt,  in  denen  Kur.  und  Koryb.  auf- 
unbestimmter Zahl.  Söhne  des  Zeus  und  der  treten,  so  ist  das  Schwanken  und  die  Unklarheit 
Hera  heifsen  sie  bei  Euhemeros  (Diod.  6,  1,  9.  über  Entstehung    und   Tendenz    der   Angaben 


1599   Kureten  u.  Koryb.  (Geneal.  u.  Namen)  Kureten  u.  Korybanten   (Lokalsagen)     1600 

ebenso  grofs,  wie  in  den  vorstehenden  Notizen  Phoronis  fr.  2  KL  Sir.  473,22),  Damneu s  (vgl. 
die  Genealogie,  und  so  verbieten  sich  in  beiden  den  Daktylen  Damnameneus  a.  d.  gen.  Stellen 
Punkten  irgendwelche  sichere  Deutungen  und  u.  sonst;  Teichin,  Nonn.  14,  39),  Okythoos 
Schlüsse.  Meist  ist  die  Zahl  unbestimmt,  in  (beim  Wettlauf  37,  665  Korybant),  Idaios, 
den  Bildwerken  scheint  eine  bestimmte  Wahl  Melisseus.  Davon  ist  Melisseus  offenbar  (vgl. 
übervviegend  durch  künstlerische  und  nicht  in  den  Artikel  Melisseus)  ursprünglich  der  hiera- 
der  Überlieferung  des  dargestellten  Mythus  tische  König  von  Kreta  und  Vater  der  Araal- 
liegende  Motive  beeinflufst  (Schwanken  von  thea  (diese  ruft  bei  Hi/g.  139  die  Kureten  zur 
2  an  aufwärts;  vgl.  unten  nr.  6).  Kureten  Kurotrophie  des  Zeus  herbei)  und  der  Melissa, 
werden  2  genannt  (mit  Vermischung  der  Dios-  lo  die  beide  zugleich  in  der  kretischen  Zeus- 
kuren und  samothrakischen  avccKrsg)  im  Hymn.  kindheitssage  und  im  Kreise  der  asiatischen 
Orph.  38,  32.  9  erscheinen  sie  als  Daktylen-  Göttermutter  erscheinen  (jEfoecÄ;  1,192.  Das  Ur- 
abkömmlinge,  und  in  orphisch- pythagoreischer  sprüngliche  sind  wohl  die  tiilLCGai,  als  Nahrungs- 
Mystik  heifst  die  Neunzahl  Kovqtitis,  Orp1i.fr.  Spenderinnen  des  Kindes;  daher  das  Verhältnis 
149  Ah.-.!  vgl.  NiJcom.  bei  Phot.  hibl.  143b,  42  der  Bienen  zu  den  Kureten  imd  der  korybant. 
BeliTc.  9  oder  10  in  der  Vermischung  mit  den  Musik,  Verg.  Georg.  4,  65.  150  nebst  Mytli.  Vat. 
Korybanten  im  Schol.  Plat.  symp.  u.  s.w.  (s.  o.),  2,  16;  vgl.  Diod.  5,  65,  2;  ob.  Sp.  1468.  Durch 
wie  denn  9  Korybanten  auch  die  Genealogie  Vermischung  mit  den  diKTaLcci  MsXi'ai,  die 
des  Pherehydes  giebt.  Eine  Trias  von  Kory-  bei  Kallim.  hymn.  1,  46  KvQßävrwv  stccQai 
bauten  setzen  die  unten  (Abschn.  5  c)  zu  be-  20  heifsen,  entstehen  dann  die  Miliaacci  und  die 
sprechenden  mystischen  Mythen  und  scheint  MsXiaaa),  wie  denn  auch  Adrasteia- Nemesis 
Julian  vorauszusetzen  (Or.  5,  168  B),  während  selbst  eine  Schwester  der  Kureten  heifst;  vgl. 
er  167  B  von  einem  Äopvliojg  spricht,  als  fisyas  Schol.  Kallim.  1,  47  {Posnanshy ,  Bresl.  pliil. 
'''Hliog  und  avv&Qovog  rf]  MrjZQi.  Ein  Repräsen-  Ahlidlgn.  5,  2  (1890)  68ff.).  Die  genannten 
tant,  Kyrbas  oder  Korybas,  begegnet  bei  den  Kureten-Korybanten  des  Nonnos  treten  noch 
Korybanten  überhaupt  öfter,  wie  die  genea-  28,  269  ff.  (319!)  als  oQxrjorfjQsg  'Evvovg  auf 
logischen  Notizen  beweisen  (vgl.  auch  LuJc.  (vgl.  auch  13,  155),  doch  wird  von  ihnen 
deor.  conc.  9);  anders  bei  den  Kureten.  Die  ebenda  293  als  derjenige,  der  durch  seinen 
Zehnzahl  beruht  auf  Gleichsetzung  mit  den  Waffentanz  Zeus  schützte,  Pyrrhichos  unter- 
idäischen  Daktylen  und  ist  natürlich  die  Finger-  30  schieden,  der  auch  14,  34  als  kret.  Idaier  neben 
zahl;  vgl.  Anon.  Studem.  anccd.  vor.  1,  224;  dem  Knossier  Kyrbas  erscheint,  als  Führer  der 
doch  vgl.  auch  Diod.  3,  61,  2.  d)  Namen  xoQonlsv.süiv  KoQvßävtcov,  die  aber  v.  24  mit 
sind  nur  wenige  überliefert.  Kur  es  als  Epo-  den  Daktylen  identificiert  waren  (vgl.  auch 
nymos,  Ephor.  bei  Strab.  480,  16.  Der  Kurete  29,  215ff.  222).  Diesen  Pyrrhichos  kennt  auch 
und  König  Kres  ist  schon  genannt  (II  1  Paus.  3,  25,  2;  vgl.  auch  Eust.  zu  J/.  p.  289, 42 
und  2  b  a).  Nach  ihm  sollte  Kreta  benannt  JAps.  —  Was  schliefslich  die  Namen  der 
sein  {Plin.  4,12,58;  vgl.  KovQi]g,  Kovgi^rj],  Korybanten  angeht,  so  ist  aufser  denen,  die 
Kqiqxr]  bei  Steph.  Byz.  v.  KQrjrrj  und  Eust.  zu  in  den  soeben  genannten  Vermischungen  auf- 
Dion.  Per.  4QS.  Über  die  Annahme  Äo^Tjrfg  =  tauchen,  nur  der  schon  mehrfach  erwähnte 
ÄQrJTsg  vgl.  auch  WelcJcer,  Tril.  194).  Als  epo-  40  Kyrbas-Korybas  zu  nennen  (auch  Personen- 
nyme  riQcosg  v.riaxai  erscheinen  ferner  in  Kreta  name,  Plin.  Nat.  hist.  35,  11,  146),  und  dazu 
die  folgenden  Kureten:  Biennos,  Eleuther,  noch  der  Name  Satrapes,  von  dem  man  in 
Itanos  (die  Nachweise  weiter  unten).  Fünf  Ku-  Patrai  und  Elis  etwas  wissen  wollte  (Paus. 
reten  haben   nach  Diod.  5,  60,  2 ff.   von  Kreta  6,  25,  6). 

aus  die  karische  Chersones  besetzt  und  sind  3)  Die  an  die  Kureten  und  Korybanten 
Stifter  von  5  Städten  (zwischen  der  karischen  sich  anschliefsende  Sagenbildung  mit 
Urzeitund der argiv. Kolonisation).  Thatsäcblich  besonderer  Berücksichtigung  der  lo- 
ist  die  Zeusgeburt  mit  Kuretentanz  vielfach  auch  kaleil  Ausbreitung  und  Verschieden- 
auf asiatischen  Münzen  dargestellt  (vgl.  unten  6).  heiten.  a)  Die  Kureten.  or)  Der  bekann- 
Steph.Byz.:  KovQonoXig-  nöXig  KaQi'ccg.  'Anollä-  50  teste  Teil  der  Kuretensage  bezieht  sich  auf  die 
rioq  KaQi-näv  tcqcJto)  {F.H.Cr.  4,310);  vgl.  Hcro-  Kurotrophie  des  Zeuskindes;  vgl.  nebst  den  von 
diani, 93, 36 L. —  Kovqicgcc?  Herodian\,2ß8, 26).  Preuner ,  Burs.  Jahrcsb.  1887  Suppl.  \3b  auf- 
Die  Namen  von  3  dieser  Kureten  stehen  Et.M.  geführten  Schriften  ilfaa/s.^raiea  346  ff. ;  ilfa?/er 
V.  Ev8(ovog,  Flnfs  bei  Tralles,  an  dessen  Ufern  ob.  Sp.  1533  ff.  Dieser  Sage  sind  die  Kureten 
nachts  die  xorra  xqr]Giiov  nach  Karlen  gezogenen  Jiog  xqoq)Big  v-al  diSä6%aXoi  v-al  zrjg  Fsag  ona- 
Knveten  AccßQavöog,navcci.iOQog,nciXcc^og  doi  {Suid.  v.  KoQvß.l).  Maafs  legt  Gewicht 
(jjZ7railo;|og)geschlafen(EW(J>jffo;f)haben  sollen.  auf  die  beim  Anon.  Stud.  anecd.  var.  1,224 
In  Olympia  erscheinen  gleichfalls  fünf  Kureten-  hervortretende  Maientik  der  Kureten -Daktylen 
naraen  (in  Vermischung  mit  Daktylen):  Hera-  (Ja-nTvXoycvoi)  und  scheint  somit  die  Kureten 
kles(vgl.(S7r.  473, 22;  ob.  Sp.  1495),  Paionaios,  00  für  Heilgötter  zu  halten;  vgl.  die  Namen  in 
Epimedes,  lasios,  Idas,  Paus.  5,  7,  6  (vgl.  Elis,  Paus.  5,  7,  6.  Doch  tritt  in  der  Über- 
über  die  Heilbedeutung  der  Namen  Maafs,  Ära-  lieferung  vor  allem  hervor  der  klirrende  Waffen- 
teaSid).  iVonwo-s  endlich,  Dton.  13, 135  ff.,  führt  tanz  um  den  Aufenthaltsort  (die  Grotte)  des 
als  Namen  der  Führer  seiner  euböischen,  eth-  Kindes,  durch  den  sie  sein  Geschrei  übertönen 
nisch- hieratischen  Kureten-Korybanten  (vgl.  und  es  vor  den  Nachstellungen  des  Kronos 
I2  und  Nonn.  13,  155.  136,  sowie  32,270)  in  schützen;  vgl.  die  nebenstehenden  Abbildungen, 
bunter  Mythokrasie  die  folgenden  7  auf  (143 ff.):  Eigentümlich  ist  die  Auffassung  bei  Dion.  JJal. 
Prymueus,  Mimas,  Akmon  (Daktyle;  vgl.  7,72   p.  1488ii'.:     ovs    tov    Jiu   ri&rjvov^svoi 


IGOl    Kureten  (kretisclie  Lokalsagen) 

&iXy8iv  ißovlovTO  v.xv7ccp  ts  onlcav  v.a.1  zivr'jOSL 
fifilo3v  Kul  QV&ßcö,  Ka&dnfQ  6  (.iv&og  f'jjfi,  was 
an  die  Kobaloi  und  das  Dionysoskind  erinnert. 
So  erscheinen  sie  denn  als  TtQÖTtoloi  des  Zeus, 
in  einem  ähnlichen  Verhältnis,  wie  die  Satyrn 
zu  Dionysos,  Str.  468,  11.      (Vereinzelt  ist  die 


Kureten  (kretisclie  Lokalsagen)    1602 

wie  Hesyclis  KovQrjzsaai,  KQrjac'v  und  Kovqt'jtcov 
B&vog  KQrjtmv,  haben  diese  Angaben  nicht  den 
geringsten  historisch  -  ethnographischen  Wert 
(gegen  Hoeclc  1,  256  ff.),  und  man  würde  irren, 
wollte  man  in  ihrem  Inhalt  den  Ausgangspunkt 
der  Sagenbildung  erblicken  (göttlich  gewordene 


Sage  bei  üpp.  Kijn.  3,  7fF.,  wonach  sie  von  Altvordern).  Dahin  gehört  der  mehrfach  er- 
Kronos  zur  Strafe  für  den  Trug  in  Löwen  ver-  wähnte  Kuretenkönig  Kres,  sowie  der  gleich- 
wandelt wären,  aber  von  Zeus  zum  Lohne  die  falls  erwähnte  Name  Kuretis  für  Kreta  (vgl. 
Herrschaft    in    der  Tierwelt    erhielten,    wobei  lo  noch  Ovid.  Met.  8,  153).     Kureteu  als  Ktisten 


kommen  vor  in  den  Stiftungslegenden  von 
(S)aoros-Eleuthera  {Stcph.  Byz.  v.  "AaQog 
und  'EXsv&eQac),  Bisvvog  (neben  Zeus  ver- 
ehrt, Steph.  Byz.),  'Itavog  (Steph.  Byz.)  und 
unter  Vermischung  mit  den  Korybanten  Hiera- 
pytna  (früher  KvQ^a;  vgl.  Str.  472,  19.  Steph. 
Byz.  Herodian  1,  252,  7),  sowie  Knossos;  (vgl. 


an     die     Löwen     der     Kybele     gedacht     ist.) 
Schon    Euripides   weifs    von     dieser    Hinein- 
ziehung   der    Kureten   in    die    Zeuskindheits- 
sage; vgl.  JioyEvivoQsg  ivavXoi,  Bacch.  120  ff. 
Demnächst    scheint    Kallimachos  der  früheste 
Zeuge,  Hymn.  1,  52 ff.  (vgl.  3Iaafs,  Hermes  25, 
400 ff.):    ovXa  ds  KovQrjXBg  es   nsQi.   tzqvXlv  wq- 
XrißavTO  I  revx^ci  nSTtXi^yovzig,  Iva  Kqo- 
vog    ovaaiv  rj%riv  \  aoniSog   sIgcliol  %ai 
liri    6£0    yiovQi^ovzog.     Das   Lokal    der 
Sage  in  Kreta  ist  keineswegs  einheit- 
lich überliefert.     Um  von  der  Meinung 
des   Skepsiers   abzusehen,  der  die  Ur- 
sprünglichkeit  der    Rheaverehrung   in 
Kreta  überhaupt  leugnete  und  mit  Zu- 
hilfenahme von  geographischen  Homo- 
nymieen,  wie  Ide,  Dikte  etc.,  sie  nach 
seiner  asiatischen  Heimat  verlegte,  so 
ist  doch  auch  bei  solchen,  die  an  dem 
kretischen  Lokale  festhalten,  die  Scene 
schwankend,  vgl.  Bohde,  Psyche  1,  120. 
Allgemein  sprechen  von  Kreta  Etirip. 
Bacch.120.  ^Yr. 468,11.  J)tod.5,65,lu.ö. 
Vom  Berge   Dikte,   auf  den  auch  die 
kretische  Inschrift  mit  Tävcc  Ji-nraiov 
verweist    {Cauer ,    Bei.'     116,    12/13), 
sprechen  Arat.  Phain.  35  (vgl.  Maafs, 
Aratea  262;  342).  Dion.  Hai.  ant.  Born. 
2,  61.  Äpd.  1,  1,  6.  Lucr.  2,  663.  Verg. 
Georg.  4,152.  Von  Späteren  seien  aus  der 
grofsen  Zahl  hervorgehoben  Ägathokles 
Bah.  b.  Äth.  9,  375  f.    {F.  H.  G.  4,  289). 
Max.   Tyr.  diss.  16  p.  284  i?.    Nonnos 
Dion.  46,  15  (aber  Koryb.).    Myth.Vat. 
1,104.2,16.  Die  Grotte  am  Ida  (vgl.  PZai5. 
legg.  1,  625  b  u.  Porph.  antr.  Nymph.  20 ; 
neuerdings  aufgefunden;  \gl.  Fabricius, 
Mut.  d.  ath.  Inst.  10,  59  ff.  u.  Halbherr, 
Mus.  Ital.  2,  690ff.  Ob.  Sp.  1531.  1553ff.)  nennen       Euseh.  Hieron.  2  p.  13  Seh.  Schal  Soph.  Äi.  699 
Apoll.  Bhod.  2,  12M.  3,134.   Xenion  sv  xoig  nsgl  ^0  Nonn.  14,  35.  3,  63).  —  ^\Q  KovQrixav  r]liv.ia 


1)  (Acliasteia?)  und  zwei  Kureten,  das  Zeuskind  umtauzeud, 
Kelief  der  Ära  Capitolina  (nach  Baumeister,  Denkmäler  S.  2134). 


KQrJTTjg  {Ft.  M.v.  'Agtieaiov),  AglaosOmies,  Naxiac 
fr.  1  {F.  H.  G.  4,  293).  Anon.  Siudem.  anecd. 
var.  1,  224.  Pomp.  Mela  2,  7,  12,  sowie  Nonn.  14, 
27 ff.  (Koryb.)  28,  293,  mithin  inkonsequent,  was 
sich  aber  schon  in  guter  Zeit  findet,  bei  Kall, 
hymn.  1,  4,  47.  6  (vgl.  über  die  Motive  bei  Kall. 
Maafs,  Aratea  341  ff.)  sowie  mit  den  obigen 
Stellen  verglichen  Ap.  Rh.  1,  1130.  Biodor  5, 
70,  2.  4.  6.    Über  Steph.  Byz.  v.  Zv.vlliov,  iv&cc 


soll  aber  auch  direkt  eine  bestimmte  Phase  der 
Kulturentwicklung  darstellen.  Noch  brachten  sie 
dem  Kronos  Menschenopfer  und  zwar  TtcciSag 
{Istros  avvay.  räv  Kq^t.  Q^vciäv  b.  Forph.  abst. 
2,  56  und  daraus  Fuseb.  praep.  evang.  4, 16, 156  A 
=  F.  H.  G.  1,  424,  47;  vgl.  andre  Stellen  oben 
Sp.  1501.  1506.  1633,  sowie  unten  Sp.  1615),  doch 
wohl  eine  sakralantiquarische  Ausdeutung  des 
Waffentanzes  um  ein  Kind,  wobei  man  sich  wohl 


(paalv    u7to&£G&(XL    Tox)s    KovQrizag    (isroc    tcov  60  dachte,  dafs  auf  Rheas  Bitten  die  Kureten  beim 


ZnaQTLKzäv  (sie!)  rbv  Ji'a;   vgl.  Lobeck  1147, 
sowie  oben  Sp.  1469  u.  1534. 

ß)  Eine  besondere  Gruppe  von  Sagen  fafst  die 
Kureten  als  menschliche  Bewohner  Kretas  im 
saturnischen  und  folgenden  Zeitalter,  offenbar 
mit  unter  dem  Einflüsse  der  Thatsache,  dafs  man 
von  wirklichen  Volksstämmen  des  Namens 
wufste.    Trotz  solcher  Nachrichten  und  Glossen, 

RoscnER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II. 


Zeuskind  eine  Ausnahme  machten,  und  für  das 
rationalistische  Bedürfnis  den  Vorteil  gewann, 
dafs  der  Betrug  des  Kronos  glaublicher  und  ver- 
ständlicher wurde.  Ans  einem  näheren  Ver- 
hältnisse der  Kureten  zu  Kronos  ist  wohl  auch 
der  rationalistische  Deutungsversuch  bei  Euseh. 
jn:  ev.  3,  11,  114  A  hervorgegangen,  der  die 
Kureten    als    aviißolu   xmv    v.cciq(Öv  fafst,    xov 

51 


1603    Knreten  (kretische  Lokalsagen) 


Kureten  (peloponn.  Lokalsagen)    1604 


XQOvot  {XQOVog  —  Kgövog)  ßovyiolovvrsg,  oti 
dia  räv  naigäv  6  xQovog  TtccQodsvsi.  Jenem 
ersten  Znge  des  rohen  Archaismus  treten  gegen- 
über die  Kulturanfänge,  die  Diod.  5, 65  ihnen  zu- 
weist: Bergbewohner,  zwar  noch  ohne  künstlich 
hergestellte  Wohnungen,  aber  Erfinder  der 
Herden-  und  Bienenzucht  {Yg;l.Verg.  Georg.  4, 65. 
150),  ro^iKT]  (vgl.  Eplior.  b.  Strah.  480)  und  xuv/j- 
yia  (bei  Luk.  Nigr.  79  geradezu  gleich  den 
berühmten  kret.  Bogenschützen),  ferner  o:qx^' 
yoi  einer  gewissen  vioivri  o(iilLa  und  ovfxßiwaic, 
i'ri  ö'  ofiovoiag  v.ai  xivog  s vra^t'aj ,  was  wohl 
auf  die  rhythmische  zvxui,ia  des  WafFentanzes 
zurückzuführen  ist,  dessen  Erfinder  sie  alsbald 
genannt  werden  (vgl.  unten),  wie  auch  der 
^icpy\  und  yiQiivrj.  Bei  Strab.  474,  23  wird  dies 
auch  spekulativ  begründet:  xfj  fi8v  ovv  oqsl- 
ßaaia  xo  fisxallsvxiyiov  yiai  xo  &riQSVXiy{.ov  xal 
^rjxr]Xfii6v  xcöv   TiQog  xbv  ßiov   xQtjoifioiv  £q)ävri 


2)  Drei  Kureteu,  das  Zeuskind  umtanzend,  Terracottarelief  (nach  A/mali 
d.  I.  XII  (1840)  Tav.  d'agg.  K). 

cvyysveg.  Solche  philosophisch -rationalistische 
Theorieen  über  die  Entwicklung  der  mensch- 
lichen Kultur  sind  schon  den  älteren  Perioden 
der  Philosophie  eigen  (vgl.  u.  a.  Dümmler,  Aka- 
clemika  2 16  ff.  Norden,  Beitr.  zur  Gesch.  d.  griech. 
Fhüosophie,  Jahrb.  Suppl.  19,  412  ff. ;  vgl.  auch 
Lucr.  5,  925 ff.  Usener,  Uli.  M.  47,  440ff.).  Nach 
der  theoretisch  -  methodischen  Erörterung  bei 
Strabon  (474  zu  Beginn)  wird  man  in  diesem 
ganzen  Ideenkreis  die  durch  Apollodor  vei*- 
mittelte  stoische  Mythenexegese  nicht  ver- 
kennen wollen.  Verschieden  von  dieser  philo- 
sophischen ist  die  völlig  platte  Rationalisie- 
rung, die  dem  Euhemerismus  vorbehalten 
blieb,  der  Zeus  zu  einem  irdischen  König 
und  die  Kureten  zu  seinen  Söhnen  machte 
{Biod.  3,  61,  2  sowie  Enh.  fr.  21  Nem.  =  Euseb. 
pr.  ev.  2,  2,  59 ff.,  aus  Diod.  6  (1,  9  Vogel)). 
Aus  Ennius  Euh.  fr.  12  VaM.  (=  Euh.  fr.  29 
Nem.)  ist  zu  ersehen,  dafs  die  sacra  historia 
weiter  berichtete:  eumque  (lovem  in  Greta  mor- 


tuuni)  filii  sui  curaverunt  decoraveruntque  cum 
et  sepulcrum  eius  est  in  Greta  etc.,  ein  Bericht, 
der  von  christlichen  Eiferern  so  begierig  auf- 
gegriffen ward,  dafs  noch  die  Neugriechen  als 
ungläubigen  Ausruf  cö  &££  t//S  A'pryr/jg  oder 
yia  xo  Q'so  T^g  Kgrixrjg  gebrauchen  {B.  Schmidt. 
Volksleben  28;  vgl.  über  die  ganze  Tradition 
noch  Bolide,  Psyche  1,  122  ff.  v.  Wilamoicitz, 
Eurip.  Hipp.  p.  224.  Maafs,  Aratea  343  ff.).  — 
:o  Nach  einer  anderen  Richtung  entwickelte  man, 
gewifs  nicht  ohne  Anhaltspunkte  in  der  echten 
Sage,  das  in  der  Kuretensage  gesuchte  geistige 
Element  in  der  Annahme  einer  besonderen 
Weisheit,  die  ihnen  eigen  gewesen  sein  sollte. 
Als  weise  Seher  erscheinen  sie  in  der  Minos- 
ülaukossage  {Apd.  3,  3,  1),  und  ihre  Mantik 
bezeugt  das  Sprichwort  KovQr'ixmv  6x6^a{Zenob. 
4,  61  u.  sonst,  auch  Hesych.  Said.;  vgl.  Nauck, 
Trag.''  fr.  adesp.  580).  Eben  dahin  führt  auch 
die  unter  ba  zu  bespre- 
chende Idee  Theophrasts, 
die  kretischen  Korybanten 
(sie)  zu  Erfindern  der  kvq- 
ßsig  zu  machen.  Deshalb 
hiefs  auch  Epimenidcs  vsog 
KovQT^g  {Flut.  vit.  Solon. 
12  u.  Myronianos  bei  Diog. 
1,  115=^i^.  if.  G.  4,454,1; 
vgl.  Maafs,  Aratea  348. 
Bohde,  Psyche  1,  120^). 
Auch  ist  hier  zu  vgl.  der 
Hirte  KoQr'jxag,  der  Ent- 
deckerderenthusiastischen 
Kraft  in  Delphi  {Plut.  de  f. 
or.  42.  46).  Die  bei  Diod. 
aufgezählten  Erfindungen 
machten  dieKureten  gleich- 
falls     dlBV^y-AÖxBg      6VV£6£l 

(5,  65,  2).   Ihre  civBcig  tritt 
auch  in   dem  Betrüge  des 
Kronos    hervor     und    hat 
neben  ihrer  Beziehung  zur 
Metallurgie      wohl       den 
Hauptanstofs      zur      Ver- 
mischung   mit    den    Dak- 
tylen gegeben  (vgl.  unten). 
Die   stoische    Doktrin    bei 
Sirabon  tühit  (an  der  vorhin  genannten  Stelle 
474,  23)  den  Zug  der  yorjxsia  auf  den  Enthusias- 
50  mus  und  die  Mantik  zurück,  wobei  er  freilich, 
wie  das  ne.ben  yorjxBia  gebrauchte  dyvQxmov 
beweist,  vornehmlich  die  Korybanten  im  Auge 
hat.     Im    euhemeristischen  Lichte    zeigt    sich 
uns    diese   Seite   des    kuretischen  Wesens   bei 
Sallust,  Hist.  fr.  3,  67:  Curetes,  quia  principes 
intellegendi  divina  fuerimt,  vetustatem  uti  cetera 
in  mains  componentem  altores  lovis  celebravisse 
(ähnl.  Myih.  Vat.  2,  16). 

y)  Wir  stellen  nunmehr  lokale  Sondertradi- 
co  tionen  über  die  Kureten  aufs  er  halb  Kretas 
zusammen,  soweit  sie  wegen  besonderer  Mytho- 
krasie  nicht  weiter  unten  selbständig  aufzu- 
führen sind.  Voran  steht  die  Aufnahme  der 
Kureten  in  die  Zeusgeburtssage  nichtkretischer 
Orte;  vgl.  Schümann,  Op.  2,  254ff.  {TLävtag  {.dv 
ovv  KaxciQi&n.rjaacd'ut,  Kai  jiQO&viirjQ'Bvti  unogor, 
hnöaoL  Q'iT.ovoi  ysvsa&ui  -nccl  xqcccprivai  nctQU 
acpiei  Jia,  Paus.  4,  23,  1).  Für  die  arkadische 


1G05  Kureten  (Lotals.  v.  Trojfi,  Euboia) 


Kureten  (Lokals,  v.  Ephesos  etc.)   1606 


Sage  bat  sie  Loheck  1138  ans  den  dunklen  und 
verwirrten  Sdiolien  zu  Stat.  Hieb.  4,  292  er- 
schlossen; vgl.  über  den  arkadischen  E.liea- 
kult  Immer ivalir ,  Bonner  Stud.  188ft'.  Die 
Messenier  verlegten  die  Geburt  des  Zeus 
auf  den  Berg  Ithome  und  nannten  die  dortige 
KXsipvSQa  änu  twv  KovQrjrcov  rrjs  y.lo7trig. 
In  Messeue  erscheint  daivun  auch  ein  Kovqtjtwv 
^iyccQov  (unweit  eines  Eileithj-iatenipels), 
iv&a  ^cpcc  rcc  nävxa  oi.ioicog  ■y.a&ayL^ovCLV 
UQ^ä^svoi  yocQ  ctnb  ßowv  t?  vai  atycov 
Kcczaßaivovaiv  sig  Tovg  OQViQ'ag  dqjisvrsg  ig 
xijv  cplöya,  Paus.  4,  31,  9  (doch  ist  auch  6  zu 
beachten,  Kult  der  (irjrrjQ  &£cov).  Auch  in 
Olympia  gab  es  gewifs  ein  'ISaiov  avzQOV.,  vgl. 
Robert,  Mitt.  d.  ath.  Imt.  18,  40 ff.,  sowie  Mayer 
oben  Sp.  1477.  Auf  die  dortige  Zeusgeburts- 
sage {Paus.  5,  7,  6)  scheint  Demeirios  v.  SkeiJsis 
{Gacde  p.  47)  nach  Scliol.  Pind.  Ol.  5,  42  die 
Worte  Ul.  5,  18  bezogen  zu  haben;  6cot))q 
vipiv8q>eg  Zfu,  Kqovluv  zs  vkicov  Xocpov  \  rifiäv 
z'  'Jlcpsov  ^i'qv  qbovz'  'iSaiöv  Z8  CBfivov  av- 
Toov,  während  Theon  an  Kreta  oder  die  Troas 
dachte,  denn  natürlich  hatte  auch  der  troi  sehe 
I  d  a  die  Sage  angezogen  {Demetr.  Skeps.  Scliol. 
Ap.  Uli.  3,  134).  Die  cpQovgoc  zJiog  haben  in 
Olympia  idäische  Daktylen  inne,  die  aber  von 
Paus.  a.  a.  0.  ausdrücklich  den  Kureten  gleich- 
gesetzt werden  (vgl.  5,  14,  7  und  9.  Robert 
a.  a.  0.  44)  und  die  aus  Kreta  stammen 
sollten.  Die  von  ihm  aufgeführten  Namen 
sind  schon  früher  genannt;  einer  von  ihnen 
ist  nach  dieser  Sage  jener  Herakles,  der  die 
olympische  ayulla  öoö^iov  mit  dem  ^XaSog 
Kozivov  als  Preis  stiftete  (vgl.  Paus.  8,  2,  2. 
Euseb.  chron.  p.  191,  10  Seh.  Hoeck  1,  339). 
Diese  peloponnesischen  Kureten  wird  man  aber 
sicherlich  als  sekundäre  Übertragungen  be- 
zeichnen dürfen,  trotz  der  hesiodischen  An- 
knüpfung des  Kuretengeschlechtes  an  das  des 
argivischen  Urmenschen  Phoroneus;  denn,  um 
davon  abzusehen,  dafs  nur  die  mütterliche 
Abkunft  an  Phoroneus  anknüpft  und  die  Kureten 
zudem  nach  den  Jiesiod.  Versen  keine  anderen 
näheren  Beziehungen  zu  Argos  haben,  als  die 
mit  ihnen  zusammengenannten  Bergnymphen 
und  Satyrn,  so  war  noch  insbesondere,  wie  wir 
sahen,  die  hesiodische  genealogische  Dichtung 
nicht  frei  von  der  Vermischung  der  hieratischen 
mit  den  ethnischen  Kureten  von  Euboia, 
was  bei  den  mythischen  Beziehungen  zwischen 
Argos  und  Euboia,  die  in  eben  dieser  Poesie 
hervortreten,  schwer  iris  Gewicht  fällt.  Durch 
jene  sekundäre  Übertragung  nach  dem  Pelo- 
ponnes  wird  sich  auch  das  Auftauchen  des 
Kureten  Pyrrhichos  als  Eponymos  der  gleich- 
namigen lakonischen  Staclt  erklären  [Paus.  3, 
25,  2,  auch  für  Seilen  gehalten),  sowie  die 
vereinzelte  Ableitung  der  Acheloos -Kureten  aus 
Kreta  {Et.  Gud.  342,3).  Begünstigt  mochte 
die  fragliche  Übertragung  noch  dadurch  sein, 
dafs  sich  an  verschiedenen  Orten  ähnliche 
Kultverhältnisse  und  Gruppierungen  mythischer 
Figuren  bereits  vorfanden;  Ngl.Paus.  8,  36,  2fF. : 
in  Methydrion  leisten  die  Giganten  der  Rhea 
den  gleichen  Dienst;  8,  37,  5:  neben  der  Des- 
poina  steht  der  Titan  Anytos  axrj^a  mitliafisvov 
7ra9P;fOfiEvos  (vgl.  auch  Strab.  472,  19,  wonach 


der"  Rhea  die  Korybanten  von  den  Titanen 
gegeben  waren,  aus  dem  fernsten  Orient 
stammend),  und  in  demselben  Despoinaheilig- 
tum  fanden  sich  Korybanten-  und  Kuretenreliefs 
(8,  37,  6).  —  Ebenso  scheint  die  Kuretensage 
aufserhalb  des  griechischen  Mutterlandes  von 
derselben  sekundären  Natur  zu  sein,  aber  eigen- 
artig entwickelt.  Von  Samothrake  wird  weiter 
unten  besonders   zu  reden   sein.     Die  Troas, 

10  schon  erwähnt,  kann  übergangen  werden,  ebenso 
die  vereinzelte  Verknüpfung  der  Kureten  mit 
dem  kypr.  Kurion  {Serv.  Leid,  zu  A.  3,  111 
nach  der  Lesung  des  Meursius.  Die  Verwechse- 
lung ergiebt  sich  aus  Steph.  Pyz.  v.  Kovoiov). 
Wichtig  ist  die  Sage  in  Asien.  Über  die  Kureten- 
(Korybanten-)Münzbilder  der  späteren  Zeit  aus 
Apameia,  Laodikeia,  Magnesia,  Maionia  u.  s.  w. 
vgl.  unten.  (Dazu  kommt  jetzt  der  Tempelfries 
von  Lagina;  vgl.  vorläufig  Mayer  ob.  Sp.  1566. 

20  1550.)  Sie  stammen  freilich  aus  der  Zeit  der 
Vermischung  (wie  in  Phrygien  die  Kureten- 
Korybanten  Dionysospfleger  sind  bei  Nonnos 
13,  135  ff.).  Aber  die  ältere  litterarische  und 
Inschriftentradition  setzt  hier  mit  guten  Nach- 
richten ein.  Zunächst  haben  die  karischen 
Kureten  gute  Gewähr,  da  nicht  nur  der  Kureten- 
uame  überhaupt  mit  karischen  Stadtnamen  in 
Beziehung  steht,  sondern  auch  die  Eigennamen 
AäßQa.vSog  mit  Acißgavöu  und  Zsvg  ÄaßQccvSsvg, 

30  TlavänoQog  mit  Zsvg  TJavänaQog  und  was  damit 
zusammenhängt  (vgl.  EuJi.  fr.  11  Kern.).  Vgl.  die 
inschriftlichen  Belege  für  Zsvg  Kgrjzciysvi^g  und 
Kureten  inMylasa,  Olymos,  Bargylia  bei  Preller- 
Plao  1,  541.  Ferner  kommt  in  Asien  besonders 
Smyrna  in  Betracht,  wo  man  nach  JmfwZ.  15, 
229  (1  p.  372  Dind.)  zovg  KovQiqzow  %OQ0vg  ti^qI 
zr]v  zov  Jibg  fir}zdQa  auf  den  Sipylos  verlegte; 
vgl.  20,  260  (1  p.  425  1).).  22,  270  (1  p.  440). 
Ganz  besonders  merkwürdig  aber  ist  Ephesos, 

40  worüber  Strab.  14,  640,  20.  Darnach  ward  dort 
die  ganze  Ausstattung  der  Rhea- Zeussage  auf 
Leto- Artemis  übertragen,  auf  dem  Berge  Sol- 
missos,  OTtov  azävzag  (paal  zovg  KovQrjzag  zco 
ipocpa  xäv  onlav  ty.7tX?i^ai,  xriv  Hqkv  '^rjXo- 
xvncog  icpeÖQSvoveav  ncci  Xcc9bcv  avjinQd'^avzccg 
xr^v  Xo%ELav  xfj  Ar]xoi'  ....  HavriyvQtg  8  iv- 
xav&K  avvxflsLxat  xccx'  £zog,  i&sl  Sb  xivl  oi 
vsoi  cpiXoMcclovGi  fiäXiOza  nsgl  xccg  £vzav&a 
ivcoxi'ccg  laiiTTQVvöpiBvoL.    zozs  ÖS  tiai  ^xoy  zav 

5oKovQiqzwv  aQxstov  cvväysi  av^inöaia  nat' 
zivag  nvaxL'uocg  Q'vaiag  snixslsL.  Vgl.  Guhl, 
Ephesiaca  (Berl.lSi'i)  135ff.  Thatsächlich  sind 
auf  ephesischen  Inschriften  diese  MovQrjzEg  neben 
vscoTtoiac  nachweisbar,  Dittenbergers  Syllogc  1 
n.  134,  1,  wo  in  der  Note  auf  1  Foods  Diso,  at 
Eph.  verwiesen  wird,  bei  dem  app.  6  p.  73 
nr.  22  ein  nqcozo-AOVQrig  erscheint.  Vgl.  jetzt 
auch  Hicks  in  der  Coli,  of  ancient  greek  inscr. 
in  the  Brit.  Mus.  3,  2  nr.  449.  596  b  (p.  80.  85). 

CO  Diese  ephesischen  Kureten  sind,  soviel  ich 
sehe,  der  einzige  Fall,  wo  es  sich  nicht  um 
Priester  der  Kureten,  sondern  um  eine  Über- 
tragung des  göttlichen  Namens  auf  die  Priester 
selbst  handelt.  Lobeck  1136  (vgl.  auch  Welcker, 
Tril.  195.  200)  vergleicht  sie  mit  den  römischen 
Saliern.  In  der  That  hat  schon  Bion.  Hai. 
2,  70  ähnlich  geurteilt,  wenn  auch  nicht  mit 
besonderer  Beziehung  auf  diese   ephesischen, 

51* 


1607  Korybanten  (Name)  Korybanten  (in  Asien)        "   1608 

sondern  auf  die  Knieten -Korybanten  überhaupt  nr.  3   sowie    Tsets.   Chil.    12,   349  ff. ;    vgl.   F. 

(bes.  wegen  des  Schildes  und  der  eigentümlichen  R.  G.  2, 109,  11),  sowie  die  KVQßata  ^ä^<x  (vgl. 

Kopfbedeckung,  xveßaffm).    Nur  von  (orchesti-  österr.  Kipfel,^  d.  i._ Köpfchen,  Curtius,  Grds.-' 

sehen)  Darstellungen  der  Titanen,  Koryban-  528),  schliefslich  mit  Vokalentfaltung  KOQvcprj, 

ten,  Satyrn  und  Bukoloi  (vgl.  Dieterich,  Uymn.  -^oQv^ßog  u.  s.  w.  (vgl.  G.  3Ieyer,  Gr.  Gramm.'^ 

Orpli.  3  ff.)    durch    ot   svysviataroi    imd    Ttga-  p.   112).      Unser    Wortpaar    (das    sich    mithin 

TSvovTsg  in    lonien  und  Pontos  redet  Luk.  in   seiner   Bildung   nicht   mit   Xvndßag,   %iXXl- 

n.  oQx.  79.     Bei  der  völligen  Isolierung  dieser  ßag,    OY-Qißug     vergleicht),     wird    sich     wohl 

ephesischen  Priester-Kureten  und  bei  derThat-  unter  sich  so  verhalten,  dafs  v.vQßccg  die  asia- 
sache,  dafs    es    sich    hier    notorisch    um    eine  lo  tische  und   altertümlichere,   gleichsam  die  li- 

Übertragung  der  ursprünglichen  Sage  auf  Leto  turgische  Form  des  Namens  darstellt,  während 

handelt,    scheinen  mir    die   Andeutungen  von  v.ogvßecg   eine    gemeingriechische   Angleichung 

Sdmarts  (Deutsche  Litt.- Ztg.  1893,  746,    Re-  an    eben   die    genannten  Wörter    KOQycpr'i   etc. 

cension  der  Jfaa/s'schen  Aratea)  über  die  Ur-  sein    wird.      In    welchem    Sinne    freilich    der 

sprünglichkeit  des  Kuretenmythus  in  Asien  und  Korybantenname  an  der  genannten  Wortgruppe 

die  Notwendigkeit  zwischen,  einem  mythischen  Anteil  hat,  bleibt  ganz  hypothetisch.    An  den 

und  historischen   Kreta    zu   unterscheiden,    in  po'iußog  und  ffrpocpos  des  Korybantentanzes  denkt 

hohem  Mafse   skeptisch   aufgenommen  werden  wie   Pott    auch    Furchliammer,  Arch.  Ztg.    15 

zu  müssen;  nähere  Begründungen  fehlen  wenig-  (1857),  15.     Doch  liefse   sich  auch  mit  Rück- 
stens  für  jetzt  durchaus.                                          20  sieht  auf  den  wilden  Orgiasmus  dieses  Tanzes 

b)  Die    Korybanten.     a.)   Hier,  hat  man  die    v.vqrißaGCci    der    Böcke    heranziehen;    vgl. 

geglaubt,  spreche  sich  vielleicht  ein  Stück  des  den     Satyrnamen    TvQßa{g)     bei     Lenormant- 

Sageninhalts  schon  im  Etymon  des  Namens  de  Witte,  Elite  des  mon.  ccraniogr.  2,  230  (ohne 

aus.    Zunächst  kann  es  nicht  zweifelhalt  sein,  dafs    man    doch   diesen   Satyrn  wirklich    zum 

dafs   die  beiden  Formen  ■KvgßaTvsg  und  koqv-  Korybanten  machen  dürfte;  vgl.  aiynvvovvgßri, 

ßavzig  ursprünglich  eins  sind;  vgl.  auch  Hero-  Ath.  14,  618c.    Auch  ist  keineswegs  die  schon 

dian  1,  53,  13;  "2,  650,  36.  651,  1;  dazu  Hestjch,  von  den  Alten    vermutete   Beziehung    auf  die 

KvQßccvTsg  =  KoQvßuvTsg.    Dunkel  aber  bleibt  Kopfbedeckung    der    Korybanten    ganz    abzu- 

ihr  Verhältnis    zu    einander   und   ihre   Grund-  weiten,   sei   es  nun   die  ■nvQßaaicc  selbst,  oder 
bedeutung.    Die  antiken  Worterklärungen  för- 30  ein  flatternder  Helmbusch  facono  (7aZeae;,  Diom.); 

dern  natürlich  nicht;  vg\.  Demetr.  Ske2)S.  hei  Str.  vgl.  Lucr.  2,  632:  terrificas  capitum  quatientcs 

473,21:    ccTio   zov    v.oQvnzovzag   ßccivsiv   oqx^-  moinine  cristas  und  schon  JEurip.  BaJcch.  123ii\'. 

ati-näg,    ovg   nal  ßritägfiovag   Isyai   b   7iOirjz7]g;  zgi-nÖQV&sg   KoQvßavzBg.     Vgl.    nachträglich  v. 

vgl.  ■9-250.  383  =Pyrrhichisten,  ylp.jR/j.  1,1134  Wilamoioitz ,   Arist.   u.  Ath.  1,  45.     Wie   dem 

und  Scholl.   —   Didymos   {Et.  Gud.  338,  20 fi'.  auch  sei,   die  etymologische  Deutung  ist,  wie 

Orion  85,  29.  90,  5):     ^gvßavztg  zivBg  uno  zov  man  sieht,  viel  zu  unsicher,  um   als  Kriterien 

■AQVTtzsLv  xbv  Jiu   (sic!).     Vgl.  auch  Herodian  der  Sagenüberlieferung  verwendbar  zu  sein. 
2,  386,  3  (540,  17),   der  auch  in   der    namens-  ß)  Überlieferungen  über  die  Korybanten 

verwandten     KVQßaaiu     die     Grundbedeutung  aus  der  archaischen  Zeit  fehlen  so  gut  wie  ganz. 
„Hülle"   sucht.  — -  Von  TtsQLßai'vsiv  xä  -Aovgcp  4o  Wenn  die  Fhoronis  die  Kureten  als  phrygische 

Anonym.  Stud.  anecd.  var.  1,  224;    von  Koq't]  Auleten  nanunte,  hat  der  Dichter,  wie  es  scheint, 

und  ßaivsiv,  im  Zusammenhange  einer  inner-  allerdings  von  den  Korybanten  Kunde  gehabt, 

halb  der  Orphik  auftretenden  Sage;  vgl.  unten  wie  wir  denn  eine  genauere  bereits  finden  bei 

und  Lohccli  515.  —  Zstllg.  mit  Kvßslrj,   nvßi-  dem  anon.  Lyriker  (//•.  84),  der  auch  die  Kory- 

oiDcv  Serv.  zu  Verg.A.  3,  111.  —  ano  räv  -nogav  bauten  zu  Urmenschen  macht,  vgl.  Julian,  Or. 

i.  e.  a  formosis  oculis,  Diom.  3,  478,  26   {vel  a  5,  168  B.     Mit  der  Verdrängung  oder  Durch- 

cono  galeae).  —  Name  eines  Steines  Ps.-Plut.  setzung  der  westlichen  Kultanaloga  durch  den 

de  fluv.  1161  e.    Von  den  Modernen  haben  Ger-  asiatischen  Naturmutterkultus  {yg\.Bapp,Ey- 

hard  (§  172)  und  Welcher  {Tril.  190ff.  205)  die  hele)  ist  dann  die  Bekanntschaft  mit  den  Kory- 
Korybanten  als  „kräftige  Männer"  dem  Namen  50  banten,   aber  zugleich   auch  die  Vermischung 

nach  mit  den  Kureten  identificiert,  besser  da-  derselben  mit  den  Kureten  in  vollem  Schwange, 

gegen  hat  Pott,  Kuhns  Zeitschr.  7,  241  ff.  das  Doch  findet  sich  auch  später  hin  und  wieder 

Wort  mit  KOQvqjr]  (Wirbel,  Vertex)  zusammen-  das    deutliche    Bewußtsein    der  Unterschiede; 

gestellt  und  demnach  mit ,, Kreistänzer"  erklärt.  vgl.  Paus.  8,  37,  6  {ytvog  81   ol'Ss   aUotov  ■nai 

Die  Zusammenstellung   ist   zweifellos    richtig;  ov  KovQrjzsg);   Luk.  n.  6qx-  8.    Greg.  Naz.  Or. 

vgl.  KVQßaa^'a,   orientalischer  Herrscherturban,  39,4  {Migne  36,  337  A,   während   der  Exeget 

gewunden  und  spitz;  vgl.  Perrot- Chipiez  ^,13^.  Nonnos  ibid.  1066  B  beide  in  Kreta  zusammen- 

—    Aristoph.   av.   487   nebst  Scholl,   und  Poll.  bringt);  Sy^ies.  ep.  122.  —  Von  Haus  aus  also 

10,  36;  vgl.  auch  Suid.  y.^-nvgßccai'av  (=  Hahnen-  gehören  die  Korybanten  durchaus  nach  Asien 
kämm)  und  Tivgßccaig.    Über  KvgßaGia  als  Kopf-  60  (Strab.  472,  10.^    Tzetz.  Lykophr.  77.    Diod.  5, 

bedeckung     der     Kureten  -  Korybanten  -  Salier  49,  2.    Luk.  n.  bg%.  8.    Arrian  fr.  47  M.    Suid. 

Dion.Hal.  2,70.     In  Glossen  findet  sich  yiogv-  v.  Kvgßag).    Ein  verlassenes  KoQvßavzEtov  (zur 

ßävziov  =  -KVQßccaia,   Tttlog ,   ziäga   etc.;    vgl.  Form   Herodian   1,  375,  15)    im    Gebiet    von 

Steph.Thes.s.y.    Ferner  sind  zu  vergleichen  die  Alexandreia-Troas    und   ebenso  KoQvßiaoa   h 

spitzen,  drehbaren  >ii;'p(3£ig,  die  sogar  als  svprjfto:  zi]  Z-urjipia,   Demetr.  Skeps.  bei  Strab.  473,  21. 

der  (kretischen !)  Korybanten  bezeichnet  werden  Kvgßri  ■  nöXig  TJa^cpvliag,  nach  Hekataios,  Steph. 

{Tlieuphr.  Porph.  abst.  2,  21.    Schol.  Av.  1354.  Byz.  s.  v.  {Herodian  1,  307,  23)   und  KvQßaca, 

Phot.   V.  Kvgß.,    korrupt   auch   Suid.   v.    Kvgß.  nölig  Kagiag,  Steph.  Byz.  {Herodian  2,  389,28) ; 


1609    Korybanteu  (in  Samotlirake  u.  EUs) 

vgl.  Loheclc  1140.  Besonders  merkwürdig  siud 
die  Korybanten  von  Erj^thrai,  die  auf  der  In- 
schrift hei  Beeilte!,  Ion.  Inschr.  ■206  b  (=  Dittb., 
SijU.  2,  370;  vgl.  p.  539  und  Bayct,  Eevuc  arcli. 
33,  128,  nach  Foucart)  nach  den  Personen  be- 
nannt sind,  die  sich  um  ihren  Kult  verdient 
gemacht  haben,  z.  B.  KoQvßdvrcov  EvcpQovisi'cov 
KCil  QaXiCav  (46),  tcov  'AvSqsuov  (48;  vgl.  56). 
Wir  befinden  uns  hier  überall  im  Bereich  des 
asiatischen  Kybele-Attiskultus  {doQvcpoQOc  des 
Attis  bei  Julian,  Or.  5  178  -B.;  vgl.  Clem.  protr. 
15.  Sie  nehmen  auch  an  der  orgiastischen 
Trauer  um  Attis  teil,  LuJ:.  deor.  ilial.  12,  1; 
vgl.  Bapp  6.  Preller- Pletü  1,  535).  Sie  sind  die 
OTtaSoL  und  vnovQyot  der  vielnamigen  Götter- 
mutter, für  die  später  so  häufig  Rhea  eintritt 
(der  sie  nach  Str.  472,  19  [vgl.  469,  12]  als 
TTQonoXoi  von  den  Titanen  gegeben  sind, 
aus  dem  fernsten  Orient  stammend;  vgl. 
auch  Konn.  13,14).  Julian,  Or.  5,  167  .B. 
bezeichnet  einen  (wohl  den  Kyrbas)  sogar 
als  ovv&QOvog  T-fj  MrjTQi  und  setzt  ihn  gleich 
Helios.  Nach  der  mehrfach  erwähnten 
Stelle  des  Oppian  {Kyn.  3,  7  ff.)  scheint 
man  auch  die  Löwen  der  Kybele  für  ver- 
wandelte Kureten-Korybanten  gehalten  zu 
haben.  — Alt  ist  das  Verhältnis  dieses  Natur- 
gottesdienstes zum  Ki'eise  des  Dionysos; 
vgl.  ob.  ßd,  1  Sp.  1085,  sowie  Bapp,  Kyhelc 
1,  6tin.  Dionysos  empfing  ja  die  Weihen  der 
Kybele  {Schol  A  zu  Z  131.  Äpd.  3,  5,  3). 
Demnach  schon  in  Find,  dithyr.  {Strab. 
469,  13  =  fr.  79  AB  Bcrrß);  vgl.  Soph.  fr. 
778  N.-  {Kvgß.),  Eurip.  Bal'ch.  55  ff.,  eine 
Stelle,  die  schon  Strab.  469,  13  anführt,  der 
auch  an? Eurip.  Palam.  fr.  586  N.'  hinweist. 
Natürlich  mischt  Euripides  in  die  Diony- 
sien  nicht  nur  die  Korybanten  (79),  son- 
dern auch  die  Kureten  (120);  vgl.  Carvi. 
de  vir.  Jierh.  79  bei  Haupt  op.  2,  480;  vgl. 
auch  Konn.  9,  160ff.  13,  135ff.  (Dionysos- 
pfleger in  Phrygien);  14,  247.  260;  37,  45. 
^däviQTjToi.  heifsen  sie  29,  48;  vgl.  Phalai- 
kos,  Ardh.  Bah  6,  165.  Die  das  Zagx'eus- 
kind  umspielenden  Kobalen  vergleicht 
Welcker,  Tril  196_;  vgl.  G.-L.  2,  226,  und 
in  der  That  erscheinen  Kureten,  d.h.  Kory- 
banten, das  Zagreuskind  umtanzend  bei 
Clemens  protr.  17.  Orpheus  fr.  196  Ab.  (194);  vgl. 
auch  das  im  ath.  Dionysostheater  befindliche 
Relief  bei  Muts,  Annali  42  (1870)  97  ff.  und 
Mon.  9,  16,  ferner  Hclbig ,  Führer  2,  93,  847, 
Relieffragment  in  Villa  Albani.  (Über  das  Her- 
vortreten dieser  Beziehungen  im  Kult  s.  unten.) 
Vielleicht  gehört  hierher  auch  die  dunkle 
Notiz  über  Korybos  (?);  vgl.  Eöfer  ob.  Sp.  1392. 
Aufserhalb  Asiens  finden  wir  die  Korybanteu 
in  Samothrake  (vgl.  unt.  5),  in  Elis,  wo  man 
nach  Paus.  6,  25,  5  eine  Statne  (vgl.  den  Attis- 
doryphoros  bei  Julian,  Lobeck  1152),  die  man 
in  ein  Gewand  hüllte,  und  die  früher  im  tri- 
phylischen  Samikon  als  Poseidon  verehrt  ward, 
für  den  Korybanten  Satrapes  ansah,  auf  Ver- 
anlassung von  Siedlern  aus  Patrai  (vgl.  Kybele- 
Attis  in  Dyme,  Paus.  7,  17,  9  und  20,  3).  In 
Brasiai  standen  nach  Paus.  3,  24,  5  auf  einer 
cctiQU  %ciXv.OL  TtoSiaiwv  ov  ^si^ovsg,  ni'lovg  inl 
T(xtg  y,S(paXai^g  t'xovzsg,  ovk  oIök,  et  JtoGv.ovQOvg 


Korybanten  (in  Arkad.  u.  Attika)     1610 

acpag  ]]  KoQvßccvvag  vo^iC^ovaiv,  was  wohl  nur  den 
für  KVQßccGÜiL  angesehenen  niloi  seinen  Ursprung 
verdankt.  Die  Kureten-  und  Korybantendarstel- 
lungen  im  arkadischen  Despoiuaheiligtum 
{Paus.  8,  37,  6)  sind  schon  erwähnt.  Desgleichen 
Schol.  Stat.  Theb.  4,  292  {Lobeck  1138).  Es  geht 
aus  allen  diesen  Zeugnissen  zugleich  hervor, 
dafs  auch  die  Korybanten,  so  gut  wie  die  Kureten, 
da  sie  eine  Kultverehrung  geniefsen,  für  gött- 
10  lich-dämonisch  zu  halten  sind  {aiuvoi,  Eurip. 
Hipp.  143),  freilich  als  ^iitoiv.oi  und  aixcfLßoXoi 
Q-soi  (vgl.  Luk.  Ikaromenipp.  27).  Darum  ist  es 
auch  nicht  wahrscheinlich,  dafs  man  sie  mit 
Gerhard  §  172  als  einen  wehrhaften  Priester- 
stand, oder  auch  nur  mit  Voigt  als  die  mythischen 
Vertreter  des  Kybelekultes  anzusehen  hat.  Von 
dem  Kultpersoual  der  Metragyrten  und  Gallen 


3)  Kybele,  Priesterin,  Attis  nebst  zwei  Korybanteo, 

gravierte  Marmorplatte  in  Paris  (nach  Daremberg-Saglio ., 

Dict.  I,  1.Ö41  Fig.  2021). 

sind  sie  scharf  zu  unterscheiden  (vgl.  Bapp  6), 
50  und  nur  Spätlinge  verwechseln  sie  mit  diesen 
(so  sind  die  semiviri  chori  der  gilli  zusammen- 
geworfen mit  Korybanten  und  Kureten  bei  Si- 
Uus,  Pun.  17,  20ff.;  vgl.  auch  Martial  9,  20,  7). 
Auch  in  Attika,  wo  —  namentlich  im  Pei- 
raieus  —  in  Aristophanes  und  Piatons  Zeit 
(vgl.  die  Stellen  unten)  mit  den  phrygischen 
Sabazien  und  thrakischen  Bendideen  auch  die 
Metroa  {Strab.  471,  18)  sich  reichlich  aus- 
breiteten (vgl.  Bapp,  Kybele  5  Dieterich, 
GO  Bh.  Mus.  48,  275  0;  I'hilol.  52,1),  erscheinen 
die  Korybanten  gleichwohl  nicht  als  Priester. 
Man  ruft  sie  an  (vgl.  vorläufig  Ar  ist.  Ekld. 
1069),  und  die  Weihen  heifsen  nach  ihrem 
Namen  als  den  darüber  waltenden  Schutz- 
patronen. Von  was  für  Art  und  Ansehen  da- 
gegen die  Priester  waren,  die  diese  diony- 
sisch-metroischen  Winkelmysterien  vollzogen, 
dafs   auch  Frauen   sich  daran   beteiligten,  ist 


I 


1611                  Kureten  (Kult)  Kureten  (Waffentanz)             1612 

aus  Demo.stJicnes  18,  259;  19,  199.  249.  281  (auf      =    ns'Col    bnUxm    und    den    sprichw.   äeg^ios 

den  sich  auch  Strab.  471,  18  bezieht)  genugsam  nQvhg,  '^Egfiov  natg  Kai  ^ävrig,  Prov.  Alex.  42. 

bekannt.    Zu  der  iirjrrjQ  xslovaa  und  den  yqa-  Lykophr.  219  SdioU.).    Die  Heurematographie, 

Si'ci    bei    Demosthenes   kommt  Piaton,  Ges.  7,  welche  auf  die  Kureten  hinzielt,  verstreut  bei 

790  D,   wo   die  Rede  ist  von  ai  tisqI  tk  täv  Schol.  Pind.  Pyih.  2,  127   (wo  statt  nccqa  Kv- 

KoQvßdvTcov  Lcifiata  tsXovaoii.    Dies  Femininum  ngioig  der  JBoecA/i'schen  ^usgabe   Ttaga   KgrjaC 

ist  entscheidend.   Ich  glaube  nicht,  dafs  man  mit  zu  lesen  ist,  trotz  0.  Hoffmann,  Griccli.  Bial. 

Eapp  anzunehmen  hat,   die  Korybanten  seien  1,  123).    SclioJ.  Aristoph.  Nuh.  651.    Aristoteles 

früher   allerdings    die    Weihepriester   gewesen  fr.  519  Bose'^  (mit  Parallelstellen).    Strab.  480. 

und    von    den    Gallen    und    Metragyrten    \\m  m)  Prold.  Clirest.  MO,  \Q  Westpli.    Plin.  Nat.  Hist. 

überflügelt  und  zurückgedrängt  worden:    viel-  7,  56,  204;    vgl.   E.  Meyer,   Forschungen  216. 

mehr    ist    die    Stellung    und    Bedeutung    der  Die  gemeingriechische  P'yrrhiche,  als  der  kret. 

Korybanten    im    Kybelekreise    durchaus    eine  Prylis   entsprechend,    komplicierte  das  heure- 

mythisch- dämonische,  analog  dem  Attis,  und  matographischeProblem,  daher  auch  die  Zurück- 

die  Vorstellung  von  ihnen  als  Priestern  wohl  nur  führung    auf  Pyrrhos    und   Pyrrhichos,    welch 

dadurch  entstanden,  dafs  sie  mit  ihren  Tänzen  letzterer  aber  auch  als  Kuret  bezeichnet  worden 

bei    den  Mysterien    wie    auch    bei    den    Pro-  ist  (s.  ob.  Sp.  1600).     Nahe  lag  es,    das  Hyp- 

zessionen  von  Priestern  dargestellt  wurden;  orchem  als  Lied  gleichfalls  mit  den  Kureten 

vgl.  Lticr.  2,  629  flf.  und  den  schon  genannten  in  Verbindung  zu  setzen:    Calpurn.  4,  95  vgl. 

Lulcian  n.  uqx-  79  (in  lonien  und  am  Pontos).  20  LuJc.  Trag.  36ff.,  sowie  yiovQrizi-nög  =  Kjtiqpt'ftor- 

4)  Der  Kult,    a)  Die  Kureten.    Die  götfc-  zgog    (ivönliog),    Schol.    Aristoph.   Nub.    651 

liehe    Natur    der   Kureten ,    die    sie    befähigt,  (Suiä.  s.  v.  Kaz'  hönXiov).    Dagegen  als  dritter 

Kultempfänger    zu    sein,    ist    schon   mehrfach  Paion  Schol.   Meph.   p.  173  Lips.     Infolge   der 

erwähnt  (J?es{o(Z/r.  44  J^.j.   Lyr.  anon.  fr.  8i  B.*.  Vermischung  mit  den  Daktylen  wird  auch  der 

Eurip.  Kret.  fr.  472,  14  JV.^.    Paus.  3,  25,  2).  Daktylos  mit  den  Kureten  in  Verbindung  ge- 

Dazu  stimmt  das   schon  erwähnte  regelrechte  setzt:   JDiom.   und   xinecd.   Stud.   a.   a.  0.   und 

Opfer   für   die  Kureten  in  Messene,    Paus.  4,  Schol.  Heph.  p    111  Lips.  —  Die  Prylis  scheint 

31,  9.     In  Kreta  kommt  vor  allen  Dingen  der  etwas  altertümliches  Strenges  gehabt  zu  haben 

dem  idäischen  Höhlen-Zeus  gewidmete  mystische  (Dien.    Hai.    ontiqu.    Mom.  7,  72    p.  1488  B.). 

Kult  in  Betracht;  vgl.  Hoeclc  1,  243ff.    LobecJc  30  Begleitet  wurde  sie  fisrä  TVfinüvcov  -aal  xoiov- 

1121,   jetzt  vor  allem  Bohde,  Psyche  1,  120  ft".  xav  äXXcov  tpocpav,  Strab.  408,11;  vgl.  Hymn. 

Die  Einzelheiten  dieses  Kultus  (vgl.  Agathoki.  Orph.    38,    1.    9  fl:'.      Von    der    Flöte    spricht 

Bah.  b.  Aih.  9,  375  F   [=  F.  H.  G.  4,  289,  2,  Nonnos  13,  155  flP.     Die  Hauptsache  wird  das 

allerdings  vom  Dikte],  Scholl.  Plat.  Legg.  praef.  rhythmische    Zusammenschlagen    der   Waffen 

und  62513,  sowie  allgemeiner  Sallust.  hist.  3,  66.  gewesen  sein.    Lucr.  2,  635:  cum  pueri  {v.ovqoi) 

Strab.  468,  11.   Hiod.  5,  77,  3.    Dion.  Hai.  ant.  circmn  puerum  (loveni)  pernice  chorea  Armatei 

Born.  2,  70.   Hör.  Carm.  1,  28,  9.  Biog.  8,  3  u.  a.)  in  numerum  pulsarent  acribus  aera.     Apd.  1, 

gehören  unter  den  Artikel  Zeus.     Hier  sei  nur  1,7:     xoi:g    öoQccai.    to:?    aaniSag    ovvskqovov. 

wiederholt  hervorgehoben,  dafs  aus  der  genann-  Peltae    sagt    Stat.   Theb.   7,    174;     vgl.    Lulc. 

ten  Euripides- Stelle  mit  Sicherheit  folgt,  da[ä  io  salt.  8.     Die   ursprüngliche  Prylis  war  gewifs 

nicht  etwa  mit  Kureten  auch  die  Priester  dieses  durchaus  mafsvoll  und  jedesfalls  nicht  (trotz- 

Kultes  bezeichnet  sind,  denn  der  Priesterchor  dem  auch  Strabon  468,  11   sich   so  ausdrückt) 

nennt  sich  selbst    neben  ^ivazrjg   zlihg  'idaCov  so    orgiastisch   und  voll  verzückten  Taumels, 

(sowie    Diener    des    Zagreus    und    der    ^r'jxrjQ  wie     der    Korybantentanz;     vgl.     namentlich 

oQsiog)  auch  ßä-nxog  Kovq^xcov.    Damit  stimmt  WelcJcer,  Tril.  204.    G.-L.  2,  225.  231.    Lobeck 

Schol.  Plat.  Legg.  1,  625  b.      Bei   Porpih.   vit.  1126  (falsch  K.  F.  Hermann- Stark  Ud).     Erst 

Pyth.  17   ist  von    einem    axoQvvfisvog  xco   du  durch  das  Eindringen  des  lärmenden  Dienstes 

nccx'  txog    &g6vog    die  ßede.     Bohde  hat   das  der  phrygischen  Mutter  mit  seiner  rauschenden, 

mit  Recht  von  dem  (unten  zu  besprechenden)  barbarischen  Musik  und  seiner  Verschmelzung 

korybantischen  &Qovi,a(i6g  scharf  gesondert  und  50  mit   den   dionysischen   Orgien   wird    auch   der 

an  ein  Theoxenion  gedacht.    Von  Kultmählern  Rheadienst  geräuschvoll  geworden  sein  (ohne 

spricht  Strabon  bei   der  Imitation  des  Kultes  dafs  deshalb  Martial  9,  20,  7  ein  Recht  hätte, 

in   Ephesos   (640,  20):    nccvriyvQig  ö'  ivxav&a  die   Kureten   mit   den   phryg.  semiviri  zu   ver- 

ßvvxElsiTai    v,ax'  Exog,    E&ei,    Ss    xivi    ot   vioi  mischen).      So   erscheint   er  freilich   schon  bei 

cpiXoTialovai  ndlLOxa  nsgi  ras  ivxccv&a  £va%iag  Furip.  Bakch.  120tf. :    cö  ^alä^sviiu  KovQqxav 

Xa^ntQvvo^svot.      xöxs    ds    yial    xäv    KovQJjxav  ^dd'soi   xs   Kgr^xag  dioysvixogsg  ivctvXoi,    t'vQ'a 

aQ%BLOv   Gvvaysi   cv^Ttöaia   %ai  xivag  fivaxLKctg  xQiKOQV&sg    avxgoig   ßvgaöxovov   y.v-AXco(icc   töSs 

Q-vaiag  tnixsXfL.    Dafs  es  bei  diesem  Kulte  an  [loi  Kogvßavxsg  tjvqov  ■hxX.  (vgl.  auch  die  Nvaia 

einer   Nachbildung    des    Kuretentanzes    durch  Ävcöai'  oQX'ifio^xa  hei  Soph.  Ai.  69d  nch&t  Scholl, 

Waffentänzer  nicht   gefehlt  haben  wird,    darf  co  sowie  den  Pyrrhichos- Seilen,  Prtits.o,  25,  2;  vgl. 

man  zuversichtlich  annehmen,  obwohl  es  direkt  Lobeck    1121.  1138).      Später    ist  deshalb    die 

nicht  bezeugt  wird.    Doch  bietet  der  idäische  Vorstellung    eines    tosenden    bakchischen   Or- 

und  weiterhin  der  kretische  und  überhaupt  der  giasmus     auch    vom    Knretentanz     allgemein. 

Zeus-  und  Rheadienst  doch  wohl  die  natürliche  Curetum  more  werden  die  Harpyien  vertrieben 

Gelegenheit  für  die  Ausübung  des  Waffentanzes.  bei  Hygin.  fab.  20.    Von  orgia,  vagitus,   Idaci 

Der  epichorisch- kretische  Name  desselben  war  ululatus    spricht    Statins  Theb.   4,  782  ff.   292. 

TtQvXig  (Kallim.  in  Jov.  52  [mit  Spanh.\;    vgl.  Mit  besonderer  Vorliebe  ergeht  sich  in  dieser 

auch  in  Dian.  240,  sowie  das  hom.  ot  ngvXsfg  Vorstellung    eines    ekstatisch     tobenden    und 


1613            Kureten  (Waffentanz)  Korybanten  (Waffentanz)         1614 

klirrenden  AVaffentanzes  {cpdoafiÜQayoi,  öogv-  thrakiscben  [sie!]  Digiti,  Ärnoh.  3,  41;  vgl. 
Q-Quahg  etc.;  vgl.  3,  62.  77;  29,  284;  32,  270;  Diom.  3,  478,  13  ff.  K.  Hygin.  fab.  139  [nach 
44,  30)  die  alles  bunt  durcheinander  wirbelnde,  dem  es  scheinen  könnte,  als  seien  bei  dieser 
dionysisch  rauschende  Poesie  des  Nonnos,  deren  Gleichsetzung  die  Korybanten  gemeint]  ScJiol. 
Musen  nicht  umsonst  ÄoeußarTi^??  sind  (13,46).  Stat.Tlieb.  i,  4=1S  und  Hesych.  Aägsig.  Xägaß^g. 
Vgl.  noch  die  Stellen  9,  162;  13,  155  (36,  278);  roüs  Kvguag  [=  CaretaaJ  'Pco^klol  ovzcag;  vgl. 
14,  27  ff'.  30.  387;  15,  66  ff.  (31,248);  27,  118;  Loheck  1178  [der  auch  indigdes  =  KovgriTeg 
28,309;  29,222;  40,  244ft\;  44,  38 ff.  Meist  ist  nachweist]  und  Immisch,  De  gJossis  lexici  Ile- 
bei  ihm  von  Korybanten  die  Rede,  der  Kureten-  syclnani  Italicis,  Lpz.  Stud.  8,  355f.). 
uame  steht  überwiegend  uneigentlich.  Aber  lo  b)  Korybanten.  Die  frühe  und  häufige 
eben  dieser  Wortgebrauch  zeigt,  dafa  selbst  Vermischung  mit  den  Kureten  bewirkt  es,  dafs 
für  Nonnos  es  noch  näher  lag,  den  Begriff  eines  manches  Hierhergehörige  schon  in  dem  vor- 
geräuschvollen Orgiasmus  mit  den  Koryban-  stehenden  Abschnitt  zu  erwähnen  war.  Be- 
ten zu  verbinden.    Vgl.  auch  Hymn.  Orph.  31.  sonders  wertvoll  ist  hier  der  aus  epikureischer 

Der  Tanz   der  Kureten   ist   in  dem   Malse  Theologie  stammende  Abschnitt  über  die  Ky- 

der   Hauptbestandteil   und    Kern    der    auf   sie  bele   bei  ittcr.  2,  600 ff',  (es   scheinen  übrigens 

bezüglichen     Mythopoie ,     dafs     alles     andere  in  der  römischen  Zeit  die  Korybanten  aus  dem 

gegen  ihn  zurücktritt.    Sie  sind  in  erster  Linie,  Kulte  mehr  und  mehr  verschwunden  zu  sein, 

was   sie   das  älteste   Zeugnis   sein  läfst,    &sol  Göliler,  De  matris  magnae  apud  Romanos  cuUu, 
q)iXoncciyyiQv(g  oQxrjatrjQsg.  Von  diesem  Moment  20  Diss.  Lips.  1886;  doch  vgl.  auch  Norden,  Herrn. 

ihres  Wesens  hat  auch  jedwede  Deutung  des-  28,618).     Scharf  werden   hier   von  den  GaUi 

selben  auszugehen.  Weder  die  natursymbolische  (614)  die  als  phrygische  Kureten  bezeichneten 

Auffassung   (Donnergewölk,  Lauer),  noch  die  Korybanten  in  der  comitum  caterva  (629)  uuter- 

bei  Welcher  und  Gerhard  (vgl.  auch  Hoeck  1,  schieden.     Bemerkenswert  ist  es  ferner,    dafs 

230)  hervortretende  Vorstellung  eines  priester-  ihr  Tanz  als  eine  Nachbildung  des  Tanzes  der 

liehen   Adels    kann    befriedigen.      Das    Sach-  diktäischen  Kureten  bezeichnet  wird   (633  ff.), 

gemäfteste     bleibt    die    P/eKfr'sche    Ansicht,  Der   ekstatische   Charakter   zeigt   sich   in  der 

welche    den    Tanz    mit    seinem  Waffenklirren  Selbstverwundung  (sanf/wmoZeni«  631;  vgl.  iwX". 

ursprünglich  als  ein  anoxQÖnaiov  fafst,  wofür  deor.  dial.    12,  1   und   Synes.  epist.  122).     Die 
1,  1,  134  ('i?o?^erO  auch  Analogieen  beigebracht  30  (gewifs   stoische;    doch  vgl.   schon  Plat.  Ges. 

sind,    denen  hinzugefügt  werden  kann  Tzcts.  7, 796c)  Ausdeutung  der  Ceremonie  des Waffen- 

zu  Lylophr.  1,  368  31.:    %cilY.og  v.QOTri%ilg  Xvsl  tanzesalseinesSinnbildesthatkräftigenSchutzes, 

tu  cpaGuara  (vgl.  auch  Hoeck  3,  302  ff.).    Diese  den  wir  Eltern  und  Vaterland  schulden,  lehnt 

Bedeutung  bewährt  die  BvönXiog  oqxbi'o:  in  der  der  Epikureer  natürlich  ab  (640ff. ;   doch  vgl. 

Zeusgeburtssage,   wobei  die  eigentliche  Kuro-  Serv.  zu  A.  3,  IIB.  MytJi.Vat.  l,Sd.  2,  i6.  3,2,  B). 

trophie  freilich  sekundär  scheint,  wie  die  Ana-  Bei    den  Korybanten    gehen   wir   demnach 

loga  mit  Artemis  und  Dionysos.    Das  Primäre  jedenfalls  durchaus  sicher,  wenn  wir  behaupten, 

ist  gewifs  das  Verhältnis  zu  Rhea,  wie  das  der  dafs    ihre  Tänze    von  priesterlichen  Ver- 

Korybanten  zu  Kybele  (vgl.  Hoeck  1  [164],  200.  tretern  dargestelltwurden(vgl.-Lid-.7r.opj;.79). 
Lobeck  1118).     Sie  sind  die  guten  Berggeister  40  Es  veranlafst  aber  auch  hier  nichts,  diese  Dar- 

(opft^acta),  mit  den  Nymphen  wesensverwandt  steller  selbst  für  die  eigentlichen  Korybanten 

hei  Hesiod  nnd  auf  den  kretischen  Inschriften,  zu  halten,    deren    dämonisch -göttliche  Natur 

auf  denen   sie    als    Schwurgötter    erscheinen),  feststeht.    Die  menschlichen  Tänzer  sind  -nogv- 

welche  die  Berg-  und  Göttermutter  (denn  'Psir]  ßavtiävzfg,  nicht  die  Kogvßavzsc  cxvvoL    Eine 

ist  doch  wohl  =  oqbIt]  <^fii]TrjQy ;  vgl.  Crusius,  Glosse,  wie  Hesychs  KoQvßag-  'Pf'ag  isg^vg  ist 

Beitr.    zur    Myth.    26)    schützend    umgeben:  für   sich   allein   nicht  entscheidend.     Es  geht 

KovQTjTCov,   dl    fiargl   Jiog  'Firj    htl  TtäqiÖQOL  mithin  nicht  an,  die  ganze  Sagenüberlieferung 

{Stob.   ecl.   1,  31a    p.  38  TF.);   ganz    wie    Des-  über  die  Korybanten  nach  Beiskes  von  Lobeck 

poina  neben  sich  den  Titanen  Anytos  hat,  (jxr,aa  (1153)  befolgter  Auffassung  auf  das  Vorhanden- 
omliaaivov,  Laus.  8,  37,  5  (vgl.  ob.  Sp.  1478).  50  sein  einer  den  tanzenden  Derwischen  ähnlichen 

Aus  dem  Begriffe  des  ccnoxQÖnaiov  entwickelte  Priesterschaft  zu  reducieren,  von  der  die  Kory- 

sich  wohl,  in  der  Anwendung  auf  den  beson-  bauten    der   Sage    nur    eine   mythische  Rück- 

dern  Fall,  die  von  Maafs,  Aratea  349  betonte  Spiegelung  wären. 

Maieutik,    besonders    da    die   ^iol   uWgty,aY.oi  Was  zunächst  die  Art  dieses  Tanzes  betrifft, 

auch  sonst  leicht  zu  lutqoC  werden,  und  daraus  so   gehören    auch    hier    die   Waffen    durchaus 

wieder,  unter  dem  Einflufs  zugleich  des  mystisch  dazu    (vgl.    Aristoph.    Lys.    558).      Der   Tanz 

ausgestalteten  Kultes   des  kretischen  Höhlen-  unterschied  sich   von  der  ursprünglichen  und 

Zeus,  die  oben  (Sp.  1604)  berührte  Vorstellung  noch   unverfälschten  Kuretenprylis   durch  den 

kuretischer  Weisheit  und  Mantik,  nebst  dem  ihm  zweifellos  von  Haus  aus  eigenen  wilden 
ganzen  Anhang  rationalisierender  Ausdeutung  co  Orgiasmus;  vgLlFeZc/rer,  2Vi7.  254.  Die  Kory- 

der  Kureten  als  Träger  einer  bestimmten  Phase  bauten  sind  sttI  roig  rrjg  (nqzQog  tsgoig  svd-ov- 

der  Kulturentwicklung.    Doch  bleibt  dies  alles  aiaoavzsg,    Diod.  5,  49,  3;    vgl.   Ps.-Long.  n. 

natürlich  rein  hypothetisch.  vip.  39,  2.     Aufser  der  Selbstverwundung  und 

Hinzugefügt  mag  noch  werden,  dafs,  während  dem    drohenden  Schwingen  von  Waffen  unter 

Dion.  Hai.  2,  70  die  Salier  mit  den  Kureten  rasenden    Gebärden    {Lucr.    2,    621)    kommt 

vergleicht,   Nigidiiis  sie  mit   den  Laren    zu-  in    Betracht    die    hier    niemals    fehlende   rau- 

sammeubrachte  (bdld  tectorum  domuimque  cu-  sehende  Musik.    Ap.  lih.  1,  1134  ff.  führt   das 

stodes,  bald  als  Kureten,  bald  als  die  5  samo-  aiziov    dieses    lärmenden    ßr^zagiibg    hönliog 


1615     Korybauten  (noQvßciVvi,c(6ii6g)  Koiybanten  {KOQvßavrtaöfiog)     1616 

auf  die  Argonautenzeit  zurück.  Die  Koryban-  Zustand  benutzt  worden  zu  sein  {orav  ds  »ta- 
ten sind  Erfinder  des  rvfinavov,  Eurip.  Bakcli.  zaaxfl  ccvtovg  zo  &siov,  blavvöfxsvoi  -aal  ^iycc 
120;  vgl.  auch  Aristoph.  vesp.  119.  Strah.  ßoävxsg  kkI  üqxoi'^svol  7iQoQ'£6ni'C,ovaL  xu  iisl- 
470,  15  {(xvlög,  Y.xv7toq  iiqoxäXav  XE  y.cci  »ti'ji'^"  lovxa,  &ioq)OQOV[i£voi  ■nai  ^aivöjisvoi,  Ärrian 
ßäXcov  y.al  tvimävcov,  inißa/jaiig,  svaa^ioi,  ttoö'o-  fr.  47  31.;  vgl.  Luk.  lupp.  trag.  30).  Die  eigent- 
■nQovaxiai).  Die  Flöte  nennt  auch  Plat.  Kritun  liehen  Korybantenweihen  aber  {Hesych  v.  koqv- 
54  d;  vgl.  Poseidipp  4,  521  31.  (=  Atli.  9,  376 e,  ßavrtcc),  Winkelmysterien,  die  in  Aristophanes' 
22);  ty)npana,cijmhala,cornua,i'ibia,  Lucr.  2, 61S.  und  Platons  Zeit  aufserordentlich  florierten 
Kai  -KOQiißKvxEicov  laxr'ifxaxa  ;^«iit5o:  qÖtitqcov,  (vgl.  oben  Sp.  1610),  hatten  einen  anderen  als 
l'halaik.  Anth.  Pal.  6,  165,  3.  'Pöfißog  (oder  lo  den  mantischen  Zweck,  nilmlich  die  Heilung  von 
Qv^ßog,  d.  i.  nach  den  Scholl,  ein  xQoxianog,  ov  und  sicherlich  auch  die  Prophylaxe  für  alleiiei 
ozQtcpovatv  tfiäoi  xvnxovxEg  v.al  ovzo^g  mvnov  Erschütterung  oder  Beklemmung  der  Seele,  ins- 
ocnoxslovaiv)  h^iAp.  Bit.  1,  1139  Aus  ihm  folgt  besondere  für  Besessenheit  (weshalb  Bdely- 
auch,  dafs  der  ursprüngliche  Sinn  des  kleon  i^esp.  119  gegen  die  bis  zur  Besessenheit 
Korybantentanzes  gleichfalls  ein  apo-  gesteigerte  Passion  des  Vaters  das  y-OQvßav- 
tropäischer  war.  Der  Lärm  soll  die  Unheil-  xi^^etv  anwendet,  inl  Ka&aQiiä  zrig  navb'ag, 
volle  Wehklage  übertönen.  Vgl.  die  Analoga  ScJiol.  und  Hesych.  v.  noQvßavxia^og).  In  Auf- 
des  Molochdienstes  bei  Mayer  oben  Sp.  1502.  regung  und  Schreck  ruft  man  die  Korybanten 
1505.  1534,  Stellen,  die  mit  Rücksicht  auf  das  an:  Aristoph.  Eccl.  1068  {lo  'llQccKXELg,  a  IJccvEg, 
Sp.  1602  erwähnte  Kronosopfer  auch  für  die  20  co  KoQvßavtsg,  ca  Jloo%6qco);  Yg\.  Lulc.  Thn.  il. 
Kureten  Bedeutung  haben.  Bei  dem  wilden  Hymn.  Orph.  39,  sowie  Loheclc  641.  Wie  ihre 
Trauerorgiasmus,  der  dem  asiatischen  Naturkult  Herrin  Kybele  Wahnsinn  erzeugen  {nrjXQoXr]- 
in  allen  seinen  Brechungen,  in  der  Form  tttoi)  und  davon  befreien  kann  (a^fög  vuvwäbg 
Kybele- Attis  nicht  zum  wenigsten,  eigentüm-  laxgög  &'  cificc,  Diog.  trag.  NaucJc'^  p.  776),  so 
lieh  wai',  scheint  diese  Erklärung  eine  vortreff-  sind  auch  die  Korybanten  (laviyioc  {Lulc.  deor. 
liehe,  von  dem  Dichter  noch  aus  lebendigem  dial.  12,1;  \g\.  Nonnos,  der  30,59  einen  wahn- 
Verständnis  der  Kultformen  geschöpfte;  vgl.  sinnigen  Schrei  v.0Qvßa.vxLSa  cpavr'iv  nennt)  und 
Schol.  zu  1,  1134:  aQyovvxo  zoig  ^icpsat.  xdg  zugleich  vermöge  ihrer  dvvccfiLg  q)QovQrixi-iii] 
aoitCdixg  no^novvxsg  8ia  xo  xhv  Kv^iyiov  Q'Qr]-  Träger  heilender  Weihen  {Kogvßuvxcov  Idiiaxa, 
vsLG&cci  vnb  xcöv  JoXiovcov,  tva  firj  rtjg  30  Plat.  Ges.  7^  190 d;  cpoßäv  oiTtOTcavaxoQcc  dsiväv, 
^vaCag  ovGrjg  dvacprjfiog  cpcovr}  dvacpi-  cpccvxaciäiv  iTtaQcoyov,  Hymn.  Orpli.  39,3  und 
Q7]xai.  o&av  ■aal  ^QvyEg  -avfißäXoig  Kai  xv^-  ebd.  v.  9:  xccXsuriv  8'  ditoitE^nEO  fir^viv,  Tlavcov 
Ttdvoig  zrjv  Fiav.  iXäay,ovxcii  (vgl.  auch  Coryhas  cpavxciOiag  ipv%fig  8K7tXrjKxov  dvccyKrjg.  Vgl.  auch 
aereeanoro  lustravit,  Claud.  IV  cotis.  Hojj.  liS).  das,  freilich  fragwürdige  Zeugnis  App.  Prov. 
Eine  besondere  Entwickelung  hat  der  diesem  2,23  {ei'g  KoQvßdvxiov,  Paroemiogr.  1,398,3). 
rauschenden  Tanz  eigene  Taumel  dem  Kultus  JvvafiLg EnizsXEaxi-n-^,  lainbl.myst. 3, 10).  Lobeck 
gegeben.  Mit  dem  'ö'o^vlJos  verbindet  sich  die  641  erklärt  diese  Eigenschaft  der  Bergdämonen 
ekstatische  iiavia.  Vgl.  Aristojjh.  Vesp.  8  nebst  aus  dem  horror,  quem  vasti  montes  silvaeque 
Scholl.]  Plat.  Ion  534:0,  cootisq  01  KOQvßavxicövxeg  impenetrabiles  et  soUtudo  ipsa  errantibus  offim- 
ovK  E^cpQovsg  ovxEg  6Qxovvxcii,{Yg\..  Eurip.  Hipp,  io  dere  solent ,  kaum  mit  Recht,  trotz  des  Bei- 
143).  Das  Getöse  und  heftige  Drehen  verursacht  wortes  sgri^iOTcXavog,  Hymn.  ürpli.  39,  4.  Ge- 
dem,  der  es  ausübt,  aber  auch  dem  in  der  Mitte  nauer  unterrichten  über  diese  xsXexyi  xäv  Ko- 
sitzenden  (vgl. unten)  Zuschauer  Schwindel  und  gvßdvxcov  {01  <[>Qvysg  zEXCav-ovaiv  AxxiSi  v.kI 
zugleich  lebhafte  Ekstase  (vgl.  das  Beiwort  KvßäXri  xai,  KoQvßuaiv ,  Clem.  protr.  15)  vor 
KHoiftTjTog  Nonn.  13,  400).  Das  ist  der  v.oqv-  allem  zwei  wertvolle  Stellen  Piatons,  deinen 
ßavxiao^ög,  ein  nervös -gereizter  Zustand;  vgl.  eine  mehr  den  äufseren  Vorgang  beschreibt, 
Plat.  Krit.  5i([{Tim.  s.v.),  wonach  es  scheint,  während  die  andere  auf  das  psychologische 
als  ob  schon  die  Erinnerung  an  die  wilden  Agens  eingeht,  das  dabei  zur  Verwendung 
Flötenklänge  genüge,  bei  Personen,  die  für  kommt.  Aus  Euthydem  211  d  geht  hervor, 
diesen  Reiz  empfänglich  sind,  den  Zustand  üo  dafs  eine  sogenannte  Q-QÖvacig  vorgenommen 
hervorzurufen  (von  einer  bestimmten  Kult-  ward.  Der  Einzuweihende  safs  auf  einem 
melodie  mit  zugehörigen  ^ijfiaxa,  d.  i.  Aus-  &Q6vog  und  wurde  umtauzt  (ebenso  Dio  Chrys. 
rufimgen,  und  ö;i;)7fiarD:  des  Tanzes  ist  Jow  536c  or.  12,  388  i?.;  vgl.  die  interpolierten  ev9qo- 
die  Rede).  Die  heftige,  innere  Bewegung,  der  viOfioL  bei  Suid.  v.  JltvdaQog,  Hiller,  Herm.  21, 
adXog  tpvxrjg  {Plut.  Erot.  758  e;  vgl.  Hör.  curtn.  363 ff. ;  sowie  Dieterich,  Bh.  Mus.  48,  276).  Der 
1,  16,  8)  kann  einen  Thränenausbruch  erzeugen  apotropäische  Sinn  dieser  Tänze  ist  hier  be- 
(r'i  x£  yiagdLa  Ttrjdä  Kai  SdKQva  EKxsixai ,  Plat.  sonders  deutlich.  Bei  diesem  Vorgang  ist  der 
SyiH}).  215 e,  als  Vergleich  mit  der  fascinieren-  zu  Weihende  Hypostase  des  Gottes,  den  die 
den  Wirkung  der  sokratischen  Xvyoi,  wie  auch  mythischen  Korybanten,  deren  Hypostase  wie- 
iJion.  Hai.  n.  x.  Xekx.  öeiv.  xov  Jr^i.  1022  B.  60  derum  die  weihenden  Tanzpriester  sind,  als 
für  den  Zauber  der  demosthenischen  Bered-  Kind  gerettet  haben.  Bei  der  Durchsetzung  der 
samkeit  das  gleiche  Bild  braucht.  Tov  zrig  Metroa  mit  dionysischen  Elementen  und  bei 
noLrjxinfjg  KOQvßavxa,  Luk.  Timg  Sei  laz.  45,48).  der  Herrschaft  des  orphischen  Dionysos  über 
Von  Späteren  vgl.  Strab.  473,  21.  Luk.  Lexiph.  alle  mystischen  Weihen  ist  es  dabei  selbstver- 
16.  Julian,  Or.  3,  119 d.  Suid.  v.  yioQvßDivxiä.  ständlich,  dafs  dieses  Kind  das  Dionysoskind 
Die  Schwärmerei  kommt  der  Trunkenheit  nahe:  ist;  vgl.  ob.  Sp.  1609.  Das  mythologische  Vor- 
Poscidipp  a.  a.  0.  und  Juven.  5,  25.  Auch  für  bild  solcher  Weihe  stellt  das  Relief  einer 
mantische   Zwecke    scheint  dieser   ekstatische  Mailänder  Elfenbeinpyxis   dar,    von    dem    die 


1G17     Korybanten  {%0Qvßavtia6^i6g) 

Mittel^a-upp3  hier  abgebildet  ist  {Gerhard, 
Arch.Ztg.  4  (1846),  218  t.  38;  auch  bei  Barem- 
herg-Saglio,  Biet,  des  antiqu.  1,  1626,  2197. 
Zur  Erklärung  K.  F.  Hermann,  ArcJi.  Ztg.  5 
(1847),  78ff. ,  während  Forchliammer  ibid.  15 
(1857),  9  ft'.  alles  durcheinanderwirft).  Die  Lehne 
des  d-QÖvog  ist  wie  eine  Grotte  gebildet.  Der 
von  der  kauernden  Person  eniporgehaltene 
Spiegel  dient  vielleicht  der  Hypnose.  Vgl.  auch 
Sp.  162G.  Das  ümtanzen  des  Mysten  unter  sinn- 
verwirrender Musik  geschieht  mit  Berechnung 
einer  psychischen  Wirkung.  Darüber  Fiat.  Ges. 
7,  790 d,  der  die  weihenden  Priesterinnen  (sie!) 
mit  Wärterinnen  vergleicht,  die  nicht  durch  Ruhe, 
sondern  durch  Bewegung  und  Gesang  die  Kinder 
beschwichtigen,  kccI  äxsx^'^S  olov  KccravlovaL 
(vgl.  Celsus  bei  Orig.  c.  Cels.  3  p.  120  Sp.)  täv 
Tiaidicov,  na&äirsQ  cct  zäv  stKpQovcov  ßccy.xsLa)v 
tdofig,  xuvxyj  rjj  rrjg  wtvjffffcop,  äfia  xoQiCi]  xat 
liovar}  xQw^svKi.  Die  Folge  ist:  ^  xäv  'fgcaQ-sv 
KQCctBi  -Kivrjaig  TtQoacpSQOfih'r]  xijv  svxbg  (poßsqäv 
ovociv  yial  fioiViiir;v  ■nCvrjaiv,  KQax^atxoix  ds  ya- 
XrjvrjV  Tjovxtoiv  xs  iv  xij 
ipvxfl  (pai'vsxai  ansQ-ya- 
aafifvr]  xfjg  tzsqI  xa  x^g 
■KagSLag  ;j;orif7r/5s  y£vo(XS- 
vrjg  Exaffrwv  nr]3r'jaEcog 
{•vgl.  Sgmp.  215  e),  navTcc- 
naoiv  ayamqxov  xi,  xovg 
filv  V71V0V  layxdvsiv  noist 
(die  kleinen  Kinder),  xovg 
d' (die  Mysten)  syQrjyoQo- 
xag  OQXOVusvovg  xs  ■nal 
avlovfisvovg  fisxa  Q'säv, 
oig  (XV  KalXi8Qovvxsg  i'xa- 
oxoL  &vaai,  HatEipya'ffaro 
KVXL  fiavmäv  rj^tv  dia- 
&easav  e^sig  i^cpQovccg 
i'xsiv.      Also    neben    der 

natürlich  -  psychischen 
Wirkung  ist  auch  noch  der 
geheimnisvoll  heilende 
Einflufs  der  Gottheit  thä- 
tig,  in  deren  Namen  die 
Weihen    geschehen,  hier 

der  Korybanten.  Jene  natürliche  Wirkung  aber 
ist  eine  einfache  Übertäubung  (nicht  kathartisch- 
sollicitierend  im^erwa^/sschen Sinne;  vgl.  dessen 
2  Ahh.  z.  arist.  Theoried.  Brama-p.SS ff.  Doch 
geht  er  wohl  zu  weit,  wenn  er  unter  ■noQvßavxicc- 
c^ög  ,,alle  nervösen,  oder  wie  man  jetzt  sagt,  som- 
nambulistischen  und  magnetischen  Symptome" 
versteht.  Dachte  er  etwa  an  Plin.  Nat.  hist. 
11,  37,  54  (nach  Sahn.),  wo  das  Schlafen  mit 
oifnen  Augen  mit  zum  Kogvßavxiccv  gerechnet 
wird?  Er  verweist  übrigens  auf  Scaliger  zu 
Catull  p.  42  ed.  sec.  und  zu  Euseb.  nr.  471).  — 
Übrigens  geht  aus  der  genannten  Euthgdem- 
Stelle  noch  hervor,  dafs  auf  die  &Q6v{oaig  erst 
die  eigentliche  Einweihung  in  den  UQog  Xoyng 
folgte,  den  man  sich  natürlich  nach  Art  der 
von  Piaton  {Staat  2 ,  364  e)  charakterisierten 
liturgischen  Litteratur  der  Sektierer  zu  denken 
hat;  vgl.  auch  die  ßt'ßlot.  bei  Bern.  18,  259  u. 
19,  199.  Zu  diesen  klassischen  Zeugnissen 
kommt  die  fachmännische  Schilderung  eines 
Mediziners  Aretaios  n.  alz.  v.cu  Grjix.  XQ^v.  na&. 
1,  6  fin.      Hier  ist  zwar  nur  im   allgemeinen 


Kureten  (u.  Daktylen) 


1618 


von  einem  fiavLrjg  siSog  txsQov  die  lieJe;  es 
kann  aber  kein  Zweifel  darüber  obwalten, 
dafs  die  hier  besprochene  Psychose  gemeint 
ist.  Ts^vovxciC  xLvsg  xa  ^iXsa,  '9'fors  idioig 
cog  anaLxovGi  x<^Qi^^öii£vot  svasßsi  cpavxaaLrj. 
KccL  i'axi  xrjg  VTioXr'jipiog  tj  ^locvir]  iiovvov,  xa 
ds  äXXa  aaxpQovsovoi.  sysiQovzai  ös  avXco  v.ai 
^vinqSiT]  Y]  ^it&)],  zäv  tcccqsovxcov  nQOZQOTtrj. 
i'v&Eog    ^Ss    II  fiavir].  Ht]v  anoiisvooGL,  svd-vfiot, 

10  K-urjShg,  tag  xsXsa&evxsg  xco  &s(a,  axQOOi  dh  Mal 
laxi'ol  ■nal  sg  ^aKQov  da9Evhg  nüvoig  xcov 
XQCü^dxcov. 

Von  der  Popularität  dieser  Korybantiasmen 
zeugt  übrigens  auch  der  Sprachgebrauch,  der 
mit  dem  Korybantennamen  oder  seinen  Deri- 
vaten allerhand  unklare  Schwärmerei  nnd 
Leidenschaftlichkeit  bezeichnet,  m  ^OQvßavzsg, 
apostrophiert  FhiJodem  seine  Gegner,  IT.  noiri^. 
p.  228  Hausr. ;  vgl.  71.  Q^z.  p.  60, 30  Sudh.  Ähnlich 

20  Luk.  Herod.  7.  Aristid.  or.  49,390  (2,  527  Bind.). 
5)  Mythokrasie.    Abgesehen  von  der  Ver- 
mischung   zwischen   Kureten   und  Korybanten 


4)     Korybantenweihe  des  Dionysoskindes,  Mailänder  Elfenbeinrelief    (nach 

Ärch.  Ztg.  184G    T.  38). 


ist  unsere  Erkenntnis  noch  durch  andere 
Kreuzungen  der  Überlieferung  getrübt.  Diese 
Kreuzungen  sind  hier  übersichtlich  zusammen- 
zustellen, wenn  auch  manches  schon  im  Vorher- 

50  gehenden  verstreut  zu  erwähnen  war. 

a)  Vermengung  der  Kureten  mit  den  idäi- 
schen  Daktylen;  vgl.  v.  Sybel  oben  Bd.  1 
Sp.  940  f.  und  ^Preller-Plew  1,  539  ff.  So  nament- 
lich in  Olympia  nach  Paus.  5,7,  4;  vgl.  8,2,  2  (ob. 
Sp.  1605)  und  ferner  Strab.  406,7.  Scrv.Verg.G. 
4,  153.  Lobeck  1146,  sowie  oben  Sp.  1612.  Die 
Sage  von  den  durch  die  Finger  der  gebärenden 
Rhea-Ops  entstehenden  Helfern  und  Pflegern 
(s.  oben  Sp.  1598  und  HcUanikos,  Schol.  Aj).  lih. 

60  1,  1129)  war  gewifs  ein  Anlafs  zu  der  Ver- 
mischung. Dazu  kommen  die  Beziehungen  der 
Waffentänzer  zur  Erzbearbeitung  und  der  Zug 
von  yorjxsia,  welcher  im  Betrug  des  Kronos 
hervortritt.  So  entstand  wohl  zunächst  die 
genealogische  Verknüpfung  {Strab.  473,  22. 
Biod.  5,  64,  3.  65,  1  fi'.),  schliefslich  die  Gleich- 
setzung, besonders  da  nach  der  Identifikation 
mit  den  Korybanten  die  Beziehungen  der  Dak- 


1619        Korybanten  (u.  Teleliinen)  Korybanten  (u.  Kabeiron)          1620 

tylen  zu  Asien  solchen  Vorstellungen  nur  för-  Träger  von  nqd^sig  (ivatL-nai  (Strab.  472,  19). 

derlich  waren.    Korybanten  finden  wir,  aufser  ot    os,     heilst     es    dann     weiter     472,  20*), 

in  den  soeben  angeführten    Stellen,  mit   Dak-  'EKdrrjg  itQonöXovg  vofii'^ovat   xovg  KovgrjTccg 

lylen  vermischt  iW»}(.  14,  24 fP.  iii.  ilf.  246,  20.  rovg   avzovg   roig   KoQißaaiv    ovrccg.     Ob   sich 

Auch  Paus.  3,  24,  5  gehört  wohl  hierher  (wegen  dies  noch  auf  Samothrake  bezieht,  ob  es  über- 

der  Kleinheit  der  ;^aA>iot).    Über  das  Ja-nzvlov  haupt  richtig  überliefert  ist,  ist  bei  der  Isoliert- 

[.Lvrifia  Paus.  8,  34,  2  vgl.  Mayer  ob.  Sp.  1535.  heit    der    Notiz    völlig    unentscheidbar.      Das 

b)  Teichinen.  Diese  Vermischung  wird  erstere  wird  durch  die  Verbindung  wahr- 
schon durch  die  vorausgehende  nahegelegt,  scheinlich,  in  der  bei  Lylophr.  77  das  Zr'iQvv- 
nach  den  nahen  Beziehungen  zwischen  Dak-  lo  &ov  dvxQov  xrjg  y.vvoacpciyQvg  d'iäs  mit  dem 
tylen  und  Teichinen  (vgl.  HoecJc  1,  345  ff.  y.Tiafia  KvQßävrcov  Zdov  steht  {\g\.  Schol.  Marc. 
Lobeclc  1148.  1199,  sowie  Prellwitz,  Bezzh.  und  Tzetzes  1,368  31.:  xo  Züov  anr'ilaiQv  &qcc- 
Beür.  15,  148  ff.).  Hauptstelle  ist  Strab.  klkov  xrjg 'Piccg  rj  xrjg 'E%äxr}g  yixX.  Auch  Etist. 
472,  19:  Von  den  9  rhodischen  Teichinen  ad  Dion.  Per.b2i  und  Scliol.  Äristoph.  Pac.  277 
wurden  die,  welche  Rhea  nach  Kreta  gelei-  nebst  Suid.  v.  Zccfio^Qa-nrj  beziehen  sich  auf 
teten  und  die  Kurotrophie  des  Zeus  über-  '  die  Lykophron- Stelle.  Saos  hängt  wohl  mit 
nahmen  (bei  OCT(i,  i)/ei.  7,  365  meidet  luppiter  Zäcov,  Sa'ier  zusammen;  vgl.  Diod.  5,48,1. 
den  bösen  Blick  der  Teichinen!),  Kureten  Gerhard  §  172).  Von  Zerynthos  bestätigt  die 
genannt;  KvQßavxa  ös  xovtcov  excclqov  'Isqk-  Überlieferung  Nonnos  13,  400,  der  aber  natür- 
Ttvrvrjg  ovxcc  kxloxtjv  nccQci  xoig  ^PoÖLoig  nuQa-  20  lieh  wieder  alles  durcheinanderwirft  (vgl.  4, 
Gif  IV  TTQOcpaGiv  xotg  TJQOiGioig  (in  irgend  einer  183  ff.:  dvxQu  KaßsLQCov,  %aiQ£xs ,  v.cd  Gv-onial 
mythistorischen  Kombination  [vgl.  Beloch,  EJi.  KoQvßavxiSsg'  ovksxl  IkvGGco  firjxQcörjg  'EkÜ- 
il/«s.  45,  563fl'.j,  einem  diplomatischen  Mytho-  ttjs  [!]  vv%n]v  ^laGadtcc  Ttsvnrjv.  43,311ff.: 
logem  oder  öi-Kccicofiu;  vgl.  Welcher,  Tril.  202.  eine  Bassaris  von  der  samothrakischen  Kabeiren- 
Nissen,  Mh.  Mus.  47,  168)  cüGxs  Isyav,  mg  bIsv  grotte  ßdgßaQOv  £vä^ovGa  (liXog  KoQvßavxtdog 
KoQvßavzsg  dai'ixovEg  xivsg  'A&rjväg  ■nal  ^HXiov  rjxovg).  Schliefslich  Dion.  Per.  524:  @Qrj'CiiLrj 
TtuLÖ^g  (vgl.  auch  Gerhard  §  250,  8).  Im  Zu-  xs  Zäfiog  KvQßävxiov  aaxv  (so,  nicht  KoQvß. 
sammenhange  damit  stehen  die  rhodischen  las  Eustath.  im  Text).  Diese  Überlieferung 
Namen  Kyrbe,  Kydippe-Kyrbia,  von  denen  ist  ausreichend,  um  das  Vorhandensein  der 
Zenon  (rhodischer  Lokalantiquar,  Zeitgenosse  so  Korybanten  auf  Samothrake  zu  sichern.  Ge- 
des  Pclybios)  bei  Diod.  5,  57,  7  handelt,  sowie  naueres  scheint  Diodor  zu  bieten.  3,  55,  9: 
die  Thatsacbe,  dafs  bei  Aglaosthencs,  Naxiaca  die  Göttermutter  siedelt  die  Korybanten,  ihre 
fr.  2  (F.  H.  G.  4,  293)  die  eine  Überlieferung  Söhne,  in  Samothrake  an.  Jg  ov  ö'  sIgI  naxQog, 
{Hygin,  Poet.  astr.  2,2  p.  32,  4  jB.)  die  idäische  iv  dnoQQrjXcp  -naxcc  xr]v  xslsxriv  nccQaSCSoG^ai. 
Nymphe  Kynosura  mit  den  Kureten  in  Ver-  v.axaS£Li,ai  8s  nal  xd  vvv  sv  avxf]  gvv- 
bindung  setzt,  während  die  andere  {Scholl.  xsXovfisva  fivGx^gia  kcxI  ro  xsfisvog 
Germ.  p.  59.  115  JBr.)  sagt:  haec  Gynosura  fuit  davXov  vofio&szriGcci.  Nach  Diodor  5, 49,  2 
cum  Telchiniis,  qui  dicuntur  Curetes  Idaei.  (vgl.  Serv.  Leid.  A  3,  111)  wären  Kybele  und 

c)  Kabeiren  und  Verwandtes;  vgl.  lasion  das  Elternpaar  des  Eponymos  Korybas 
Welcher,  Tril.  254  und  den  Artikel  Megaloi  40  und  nach  lasions  Tode  Kybelekult  und  Kory- 
Theoi.  Hier  ist  davon  auszugehen,  dafs  bereits  bantenenthusiasmus  von  Samothrake  nach  Asien 
Phcrekydes  bei  Strab.  472,  21  {F.  H.  G.  1,  gebracht  worden.  Hier  ist  wichtig  die  Beziehung 
71,  6)  in  Samothrake  9  Korybanten  (Söhne  zum  Demeterliebling  lasion,  der  nachweislich 
Apolls  und  der  Rhetia  -  Rhytia)  kennt,  aber  schon  in  der  hellenistischen  Zeit  im  Geheim- 
un vermischt  mit  den  Kabeiren,  die  er  neben  kult  von  Samothrake  eine  Rolle  spielte,  vgl. 
ihnen  aufführt.  Der  Muttername  weist  auf  die  Seeliger  oben  Sp.  59  ff.  Damit  ist  wohl  die  Stelle 
Troas  (s.  oben  Sp.  1598),  und  das  stimmt  zu  bezeichnet,  an  der  die  verschiedenen  Bruch- 
anderen Beziehungen  der  in  Trojas  Horizont  stücke  einer  mystischen  Relation  zu  vereinigen 
liegenden  Inseln  (vgl.  Dewieir.  (S'/te^w.  bei  67ra&.  sind,  die  die  Kureten -Korybanten  mit  dem 
472,  20.  Ganze,  Samothr.  2,  108).  Die  Haupt-  50  Kreise  der  Demeter  in  Beziehung  bringt  (vgl. 
göttin  in  Samothrake  war  sicherlich  der  asia-  auch  Glaitd.  de  rapt.  1,  208).  Die  sogleich  auf- 
tischen Göttermutter  nahe  verwandt,  und  so  zuführenden  Fundstellen  beweisen,  dafs  diese 
kann  es  nicht  wunder  nehmen,  wenn  deren  Mythenbildung  mit  einer  Beeinflussung  der  sa- 
Gefolge  auch  dort  angesiedelt  wurde,  so  wenig  mothrakischen  Mysterien  durch  die  attische 
auch  Sicheres  und  Klares  darüberaus  der  litte-  ürphik  im  Zusammenhang  steht,  wie  sie  für 
rarischen  Tradition  feststeht;  vgl.  0.  Buben-  das  4.  Jahrhundert  anzunehmen  viele  Gründe 
sahn.  Die  Mysterienheiligtümer  in  Eleusis  u.  di-ingend  nahe  legen  (vgl.  Bubensohn  139.  146. 
*S'«??io/7tr.  (1892)  127.  Der  Mysterientempel  lair  215;  auch  Beinach,  Über  das  delif^clie  Kabei- 
in  wilder  Berglandschaft  (ÄMfcenso/m  132),  und  renheiligtum,  Bidl.  de  corresp.  hell.  7,  334  0". 
„kuretische"  Tänze  als  Bestandteil  des  mysti-  oo  Doch  sieh   auch  Kern,  D.  L.  Z.  1893,  858  ff.)- 

sehen  Dienstes  sind  bezeugt  durch  Stat.  Achill.  *)  Der  eingeschobene  Satz  von  des  S kepsiers  Ansidbt 

2,157,    womit    Bubensohn    Diod.   5,   49,    1    und  aber  dio  Heimat  der  Kabeiren  in  Asien  ist  rein  als  Paren- 

das     Relief    Ganze  2    t.  9    zusammenstellt    (vgl.  thtse,  d.  h.  als  beiläufige  Note  zu  verstehen,  ohne  .allou 


auch  GrusiuS  S.  V.  Kadmos,  ob.  Sp.  854)      Andere  Einflufs  auf  den  Haupttext.  §  lO:  'in  di  K(,6rou  nvi;,  cM.ui 

setzten  diese  bei  PhereJcydes  von  den  Kabeiren  l^"  "I '.''^"T",:  'IT  M"'  '"'  ''     ""  """"^  '''  """'"' 

„«li.  TT-         1        J.1         T7-T-  1-1  Ot/r.  Mutler,  Proll.  150  woUti 

gesonderten  Korybanten   den  Kabeiren   gleich  k      ;,^,  ;tatt  n.  K«8.u,u, 

und  helsen   sie  Söhne  des  Zeus  nnd  der  Kai-  nid^t  zutreffend)  die  Ausies 

liope   sein,    Einwanderer   in   Samothrake    und  mit  Wemer,  Trii.  235.  233. 


1621         Korybanten  (u.  Kabeiren) 

Natürlich  ist  dabei  der  Sj'iikretismus  in  voller 
Arbeit;  doch  bleiben  die  Korybanten,  als  die 
orgiastischeren  und  populäreren,  im  Vorder- 
grund (vgl.  auch  Üjjyh.  Arg.  25).  Sie  werden 
deshalb  zuerst  behandelt.  Serv.  Leid,  zu  Vcrg. 
A.  3,  111  (nach  Erwähnung  der  Corybantcs, 
lasionis  filii,  als  Zeushüter):  quidam  dno  tJ]q 
KoQTjg  (mifsverstanden  dno  xäv  yiogwv,  i.  e. 
a  formosis  oculis  bei  Diom.  3,  478,  26).  Cory- 
bns  enim  Proserpina,  quae  Kogi]  dicitur  Graecc,  lo 
sine  patre  natus.  (Hängt  hiermit  irgendwie 
zusammen  die  Überlieferung  Mytlt.  Vut.  2,  IG: 
pro  qua  re  (die  Kurotrophie  des  Zeus)  eis 
postea  praestitit  luppiter ,  ut  haberent  liberos 
\  sine  ullo  concubitu'r).  In  anderer  Weise  ge- 
hört hierher  wohl  auch:  ot  xriv  kÖqtjv  (St.: 
KoQTjv?)  ■naraßcivtsg  dvayccystv  "nai  fir]  vno- 
atgscpsiv,  Et.  M.  und  Gud.  338,  20  (339,  59); 
^g\.  Orph.fr.  210  Ab.:  rj  xcov  KogvßdvTmv  xd'^i.g 
TtQoßaivovoa  avv  zjj  Kögri  v-ccl  cpQOVQOvaa  nav-  20 
Ta%6Q-sv  avxr]v  (unter  Vermischung  mit  den 
Kureten  fr.  210  fin.  und  fr.  194);  vgl.  Lobccl» 
546.  1139  £F.  Besonders  wichtig  ist  der  kle- 
tische  Korybantenhymnos  Orph.  39,  wo  v.  7 
der  Kyrbas  —  von  einem  ist  die  Rede  — 
in  ein  ähnliches  Verhältnis  zur  Erdmutter  Deo 
gebracht  wird,  wie  sonst  zur  phrygischen  oder 
griechischen  Göttermutter.  Dabei  ist  die  Sage 
angedeutet,  dafs  er  sich  auf  Deos  Geheifs  in 
eine  Schlange  verwandelt  habe,  weshalb  er  auch  so 
aioXöyiOQCpoq ,  dicpvijg ,  noXvfiOQcpog  heikt  (5). 
Zugleich  geht  (im  seltsamen  Gegensatz  zu  dem 
[neuplatonischen?]  Korybas  als  avvQ-govog  und 
avvdr]f.iiovQyäv  xf]  MrjxQÜ,  der  bei  Julian,  Or. 
5,  167  b  als  i.isyag  "HXiog  erscheint,  wohl  nach 
der  Deutung  liOQvßag  als  Ivnäßag)  die  chtho- 
nirche  Geltung  des  Dämonen  deutlich  daraus 
hervor,  dafs  er  x^ovog  dsvdov  ßaailsvg  (1), 
dnQocoQuxog  (2),  vvKxsgivog  heifst.  Auf  die 
Freude  am  Waffengeklirr  zielt  wohl  'Jgr'fiog  (2).  40 
Die  Erregung  und  Stilluug  des  Wahnsinns  ist 
auch  hier  beibehalten  (3  ff.  9  f.).  Es  erübrigt 
die  Anspielung  v.  6:  cpoi'viov,  aiiiax&^vxix  kcc- 
aiyvTjxäv  vnb  diaaäv.  Dies  erläutert  Clemens, 
Protr.  c.  19  p.  6  S.  16  P.  (=  Euseb.  praep. 
ewmr/.  2,  3,  165  c  ff.):  der  isgog  löyog  der  kory- 
bantischeu  ogyicc  hat  den  Inhalt,  dafs  zwei  Kory- 
banten ihren  dritten  Bruder  töten,  sein  Haupt 
in  eine  cpoivi%ig  hüllen  und  in  der  Gegend 
des  Olympos  beisetzen  (in  Macedonien,  ins-  50 
besondere  in  Thessalonice,  mit  blutbeuetzten 
Händen  als  Kabeire  verehrt,  nach  Firm.  3Iat.,De 
errore  pro  f.  rel.  23h.  LobecJcl2b7 .  Stehtdamit  die 
Selbstverwundung  der  Korybanten  in  Zusammen- 
hang? vgl.  Liicr.  2,  631.  LiiJc.  deor.  diul.  12,  1. 
Synes.  ep.  122.  Aretaios  a.  a.  0.).  Die  Priester 
heifsen  dva-AxoTslfOxai,  mit  Beziehung  auf  die 
samothrakischen  uvccv.zBg,  denen  nach  Clemens 
diese  Korybanten  gleichgesetzt  waren.  Die- 
selbenKorybanten-Brudermörder  seien  es  auch  60 
gewesen,  die  die  mystische  Kiste  mit  den  alöoia 
des  metroischen  Dionysos -Attis  nach  Etrurien 
gebracht  hätten.  Daran  schliefst  sioh  Dion. 
HaJ.  ant.  Rom.  2,  22:  oaa  8s  nagd  Tvggrj- 
votg  Kai  txL  Ttgöxsgov  nagd  JJsXaayotg  tzsXovv 
BnC  xs  Kovgjjxcov  «at  MsydXcav  Osäv  ogyiaciLoig 
OL  Y.aXov[isvoL  ngbg  avxüiv  KdöcoXoi  {zaöjxtXoi 
Voss.),   xavxa   Kaxd  xbv   avxbv  xgönov  vnrigi- 


Km-eten  (b.  d.  Orphikern)         1622 

xovv  xoLg  tsgsvatv  oi  Xsyö^svoi  vvv  nagd  'Fca- 
Hai'cov  y.d^LXXoi,  sowie  Sefv.  zu  Verg.  A.  7,  796, 
der  einen  Korybanten  in  der  Gegend  von  Rom 
sich  ansiedeln  läfst,  als  Stammvater  der  *S'o- 
crani.  Kam  Sacruni  sunt  Matris  deum  Cory- 
bantcs. Ebenhierher  gehört  wohl  schlicfslich 
auch  Val.  Max.  2,  4,  4,  der  die  decora  perni- 
citas  der  etruskischen  Ludionen  vetusto  ex  morc 
Guretum  (sie!)  Lydorumqiie  ableitet. 

Was  sodann  die  Stellung  der  Kureten  in 
dieser  orphischen  Mystik  angeht,  so  ist  aus- 
zugeben von  den  beiden  Hymnen  31  und  38 
(vgl.  jetzt  über  deren  Kultbedeutung  Dieierich, 
De  hymn.  Orph.  Marb.  1891).  Das  zu  Erwar- 
tende ist  die  Einreihung  auch  der  Kureten  als 
^irjxgog  Sgsinavsog  cvvondovsg,  ogyiocpdvxoi 
(31,  5).  Sie  heifsen  geradezu  Kovgrjxeg  Kogv- 
ßavxsg  (38,  20).  Für  die  Korybanten  treten 
sie  daher  gelegentlich  auch  in  der  Beziehung 
zu  Köre  ein;  vgl.  fr.  194  (210)  Ab.  Verwandt, 
aber  ihnen  eigen  ist  ihr  Verhältnis  zu  Athene. 
Schon  Piaton  stellt  Ges.  7,  796  b  zusammen 
die  Kuretentänze  in  Kreta,  die  der  Dioskureu 
in  Sparta,  r;  ös  av  nov  nag'  riiuv  (d.  h.  in 
Athen)  Kogr;  Kai  dianoiva,  evcpgav&BLOa  tf/ 
xfjg  jjopftas  natSid,  Ksvai^g  %£galv  ov%  cor'iQ'r] 
dsiv  dQ'vgsiv,  navonXCa  8b  navxsXft  ■nocfirj- 
&siaa  ovxco  xfjv  ogxrjoiv  SiansgaLVSiv.  Vgl. 
dazu  Orph.  fr.  133.  134,  wo  Athene  ihre  Füh- 
rerin und  die  Urheberin  der  Bvgv&^og  xogst'a 
ist,  der  zu  Ehren  sie  sich  mit  Olive  bekränzen 
(zugleich  gcöiMrjg  noirjxfnov);  vgl.  Lobeclc  541; 
auch  Böse,  Arist.  p>seud.  616,  3.  Das  diony- 
sische (vgl.  Ev%ri  34,  Diettrich  20)  Element 
spricht  sich  z.  B.  im  Beiwort  hvacxrig^g  aus 
(31,2);  ferner  in  31,7  ßovv.6Xoi  fvävx)]X0L;  vgl. 
über  die  dionysischen  ßovHoXoi,  Dieterich  3  ff', 
sowie  Beitsenstein,  Epigramm  und  Skolion  203  ff. 
(über  svdvzrixog  Dieterich  14ä".  u.  Philol.  52, 1  ff.). 
Der  Waffentanz,  der  in  beiden  Hymnen  ge- 
schildert ist,  bildet  auch  hier  den  Kern  des 
Mythologems.  Nur  hat  ihn  diese  theologische 
Spekulation  so  ausgedeutet,  dafs  die  beiden 
Elemente  der  heftigen,  rauschenden  Bewegung 
einerseits  und  andrerseits  das  jedem  Tanze 
innewohnende  ordnende,  gleichsam  gute  und 
seh öpferisch-form ende  Prinzip  vereinigt  wurden 
zum  Symbol  der  i,cooyövoi  nvoiai  (38,  3).  So 
sind  die  orphischen  Kureten  Windgötter 
(nvoial  dsvaoi,  ipvxoxgocpoi  22),  das  Weltall  als 
KOOfiov  acoxrjgsg  dyavoi  durchdringend  (3;  vgl. 
Kooiirixogsg  31,4),  xgocpäsg  xs  Kai  avx'  oXsxrjgsg 
(14),  je  nachdem  sie  zürnen  und  zerstören 
(15  ff.)  oder  befruchtend  wehen  (13;  vgl.  25: 
cogozgöcpoL,  (psgsaagnoi);  das  Ganze  so  deut- 
lich eine  Spekulation  rationalisierender  Theo- 
logie, dafs  es  unbegreiflich  ist,  wie  man  sie 
zur  Grundlage  einer  Deutung  des  ursprüng- 
lichen Mythus  hat  nehmen  können  {Forch- 
hammer, Arch.  Ztg.  15  [1857],  12).  Auf  das- 
selbe Theorem  läuft  auch  Orph.  fr.  112  Abel 
hinaus  (vgl.  fr.  194):  3  Kureten  (sonst  9;  vgl. 
fr.  149  und  Phot.  bibl.  143  b  42  Belclc.)  als 
Zeushüter,  Sinnbilder  der  -na^agd  {nögog.,  jung- 
fräulich? vgl.  oben  die  Parthenogenesie  der 
Korybanten  nach  Servius)  »tai.  d%gavtog  ^mrj 
xai  ivsgysta.  Sie  gehören  zu  den  vosgol  ^•sol 
(38,   14:     daiuovsg    d&dvaxoi),    umtanzen   den 


I 


1623  Kureten  u.  Koiybanten  (=  Dioskuren)      Kureten  und  Korybanten  (i.  d.  Kunst)    1624 


Deuiiurgen  des  Weltalls  und  sind  dno  'Psag 
uvacpavsvTsg.  Die  ■KOVQrjriy.r)  rä^ig  bedeutet 
die  q)oovQcc  zäv  olcov,  und  so  sind  sie  be- 
teiligt an  olrjg  t<^prjg  ^(ooyovia,  womit  wir 
wieder  bei  den  ^cooyövoi  TtvoiocC  angelangt 
sind.  In  ihrem  Wesen  als  Windgötter  liegt 
ihre  Scliutzherrschaft  über  die  Seefahrer  (38,5; 
vgl.  24:  svnvQOi,  svSioi,  acorrjQioi.  Auch  beim 
Kureten  Prymneus  des  Nonnos  liegt  die  mari- 
time Beziehung  zu  Tage  [vgl.  28,  273.  276.  3191.  lO 
Dazu  kommt  PJiilon  Bybl.  fr.  2,  11  [F.  H.  G. 
3,  567],  demzufolge  von  Sydj'k  abstammen 
diöayiovQOi  t)  KäßsiQOL  i]  KoQvßavrsg  rj  Zlafio- 
&Qa->isg.  ovTOLTtQcoToinloiov svQov).  Diesem ari- 
time  Wii'ksamkeit  führt  zur  Gleichsetzung 
mit  den  samothrakischen  avamsg  {Iv  Uafio- 
^gfltir]  ava->iTsg  38,  4.  21.  25;  vgl.  die  oben  er- 
wähnten dva-ntoTslsoTaL.  Erfinder  aller  xsXfTr'i 
heifsen  sie  38,  6)  und  gleichzeitig,  wie  schon 
aus  Pliilon  ersichtlich,  mit  den  Dioskuren  20 
{Zrjvog  KOQOi  38,  21;  ovQavioi  didvfioi  ibid.  23). 

Vgl.  auch  Bvx-  'JtQ. 
Mova.   20:  Kovqt]- 
rag      z'     svonXovg 
KoQvßavräg  %    rjdh 
KaßsiQovg  Kctl  fis- 
yaXovg       IJcorriQcig 
6p.ov  (vgl.  die  deli- 
schen    Inschriften, 
Bull,    de  corr.  7,  334  ff.,    sowie  so 
Anoii.  b.  Stob.  ed.  1,  31a  p.  38 
Wachsm.   und   Lobcclc   1229  ff.). 
Die  Verschmelzung  mit  den  Dios- 
kuren   lag    aber    nicht   nur    in 
diesem  maritimen  Moment  des 
Wesens  begründet;   zu  ihr  for- 
derte auch  die  Etymologie  auf, 
der  zufolge  die  Kureten  im  be- 
sonderen   Sinne   ja   auch    z/iög 
■novQOL  waren,  und  das  bedeutet  40 
wohl   das  avxoC   im  Hymn.  38, 
21:    Zr]v6g    yiogoi    ccvzoC    (oftov 
y.ovQoi    diog    avTOi,     Dieterich 

Marmorvase  im    p.  27),_d.    h.     soviel  _  wie     recM 

Louvre  (ciarac  eigentlich.  Zu  gleicher  Zeit 
2,  126,  332).  wird  noch  mitgewirkt  haben 
die  Beteiligung  der  Dioskuren 
am  ai'rtov  der  svoTtliog  oQxrjoig,  wegen  des  Kasto- 
reion  (vgl.  Phit.  Ges.  7,  796  b:  %azoc  fisv  xov 
xönov  xÖvSe  [d.  h.  in  Kreta]  Kovq/jxcov  svönlia  50 
naiyviu,  naxa  8s  Aa-a^öaCfiova  JioaHOQCOv; 
Scliol.  Find.  Pyth.  2,  127).  Die  so  er- 
klärte Vermischung  mit  den  Dioskuren  (vgl. 
auch  Aristoph.  eccl.  1069:  a  IJccvBg,  co  Koqv- 
ßavxfg,  CO  dioa-noQCxi;  denn  natürlich  ist  auch 
hier  von  einer  strengen  Scheidung  zwischen 
Kureten  und  Korybanten  keine  Rede)  hat 
aber  auch  noch  weitere  Spuren  hinterlassen. 
Paus.  3,  24,  5  weifs  nicht,  ob  er  die  rätselhaften 
Xal-not  mit  nikoi  in  Brasiai  Korybanten  oder  üü 
Dioskuren  nennen  soll.  10,  38,  7  berichtet  er 
von  einer  soqxyj  in  Araphissa  für  die  sogenannten 
ava-Kxsg  naiSsg,  d.  h.  wohl  allgemeine  dämo- 
nische Nebengottheiten  (vgl.  Lobech  1233  ff. 
Marx,  Jahrb.  d.  Inst.  4,  125):  man  hielt  sie 
für  Dioskuren  oder  Kureten,  of  ^5  nliov  xl 
iniarccaQ^ocL  voni^ovxsg  Ktxßaigovg  Xsyovoiv. 
6)  Bildliche   Darstellungen.    Merk- 


5)  Pyrrhichibt 
aus  dem  Bac- 
chanal einer 


würdig  ist  der  von  Lenormant-de  Witte  1,  19 
hervorgehobene  und,  soviel  mir  bekannt,  be- 
stätigte Ausfall  der  Vasenbilder,  auffällig  auch 
das  Fehlen  der  Korybanten  auf  den  attischen 
Kybeleweihreliefs;  vgl.  Conze,  Arcli.  Ztg.  38 
(1880),  Iff.  (t.  1—4),  sowie  Furtwängler,  Samml. 
Salur.  137.  Ferner  ist  vorweg  zu  bemerken, 
dafs  es  höchst  bedenklich  ist,  Bildwerke  hier- 
her zu  ziehen,  wo  Pyrrhichisten  oder  sonst 
den  Kureten  ähnliche  Gestalten  für  sich  allein 
oder  innerhalb  eines  Bacchanale  oder  in  ähn- 
licher Umgebung  erscheinen.  Nicht  einmal 
das  möchte  zu  behaupten  sein,  dafs  sich  Ku- 
reten wenigstens  dem  Bacchuszuge  in  sekun- 
därer Art  als  wesensverwandte  Figuren  an- 
geschlossen hätten  {Friederichs-  Wolters  p.361); 
die  Möglichkeit  bleibt,  dafs  es  sich  einfach 
um  dekorativ  verwendete  Pyrrhichisten  handelt, 
wie  der  hierbei  abgebildete  Waffentänzer  aus 
dem  Bacchanal  einer  Marmorreliefvase  des 
Louvre  (322),  nach  Ciarac,  Musce  de  seulpt. 
fi,  126,  332.  Unsere  Bemerkung  bezieht  sich 
vornehmlich  auf  Stücke,  wie  das  Relief  mit 
6  Pyrrhichisten  3Ius.  Gap.  4  t.  9 ;  vgl.  Welclers 
Zeihehr.  f.  alte  Kunst  1,  360,  sowie  MiÜler- 
Wieseler  2,  78,  602.  Ferner  Mus.  Gap.  4,  2,  224 
(vor  dem  Wagen  des  Dionysos);  Krater  im  Louvre 
bei  Lenormant  -  de  Witte  3, 384  (vor  dem  Sonnen- 
wagen); Friederichs -Wolters  2122. 

Die  Darstellungen  stammen  natürlich 
alle  aus  Zeiten,  da  die  Mythokrasie  von  Kureten 
und  Korybanten  so  gut  wie  absolut  herrscht. 
(Doch  unterscheidet  Kureten-  neben  Korybanten- 
darstellungen  im  Despoinaheiligtum  Paus.  8, 
37,  6.)  Eine  ausi-eichend  sichere  Trennung  der 
Benennungen  düi'fte  mithin  unmöglich  sein. 
Einigermafsen  berechtigt  ist  man,  von  Kory- 
banten zu  reden  bei  dem  Relief  in  Villa  Me- 
dici,  einen  Tempel  der  Magna  Mater  darstellend, 
der  statt  der  Akroterien  mit  2  Korybantenfiguren 
mit  Schwert  und  Schild  geschmückt  ist  {Annali 
24  1852  tav. d'agg. S  =  Matz-  v. Duhn 3, 31, 3512; 
vgl.  auch  das  von  Martial  1,  70,  10  erwähnte 
Korybantenbild  in  einem  Kybeleheiligtum),  des- 
gleichen bei  dem  oben  Sp.  1610  reproducierten 
Bild  einer  gravierten  Marmorj)latte  der  Bibl. 
nat.  in  Paris  (nach  Darcmberg-  Saglio  1,  1541, 
2021).  Ein  Relief  in  Sorrent  {Heydemann, 
Ar  eh.  Ztg.  1867,  111*.  Overbeck,  Gr.  Kunstmyth. 
2,  338)  ist  zu  unsicher  (Kybele,  Korybant  [?], 
Frauengestalt).  Dagegen  sind  wohl  sicher  den 
Korybanten  zuzuweisen  die  Stücke  dionysischen 
Charakters,  die  xQocprj  Jiovvaov  im  ath.  Theater, 
die  Sp.  1618  abgebildete  Mailänder  Pyxis  und 
das  Relief  in  Villa  Albani  {3Iatz,  Annali  1870, 100. 
Ilelbig,  Führer  2,  93,  847).    Vgl.  auch  Sp.  1626. 

Die  Hauj^tdenkmälor  sind  die  auf  die  Jiog 
yfVffftg  bezüglichen,  über  die  zu  vergl.  Overbeck, 
Griech.  Kunstmyth.  2,  322  ff.  Nicht  überall  ver- 
lautet etwas  von  Kureten  (Heraion  bei  Argos, 
Paus.  2,  17,  3.  Overbeck  322 ff.;  Athena  Alea  in 
Tegea,  Paus.  8, 47,  3.  Overbeck  327 ;  vgl.  Megalo- 
polis,  Paws.  8, 31, 4  und  die  Münze  von  Aigion  bei 
Overbeck  Münzt.  5,  1,  sowie  p.  329  nr.  11  u.  12). 
Der  erste  Platz  gebührt  unter  den  erhaltenen 
Denkmälern  (nächst  dem  Fries  aus  Lagina,  über 
den  ob.  Sp.  1566.  1550.  160G)  dem  ob.  Sp.  1602 
abgebildeten    Feld    der    wohl    vom    luppiter- 


1625  Kin-eten  und  Korybanten  (auf  Münzen)      Kureten  und  Korybanten  (auf  Münzen)   1626 

tempel  auf  Monte  Cavo  stammenden  Ära  Capi- 
tolina  {]\ü(S.  Gap.  4  t.  7,  sowie  die  andere  Litte- 
ratur  bei  üverbech  325;  vgl.  auch  Berl.  Abg. 
nr.  2142.  Heilig,  Führer  1  n.  511.  Von  Ab- 
bildungen seien  genannt  Ovcrhcck,  Atlas  der 
griech.  Kumtmythologie  1  (1872)  t.  4,  1.  MülUr- 
M'ieseJcr  2  t. 62, 805.  Baumeister  3, 2134.  Barem- 
berg-Saglio  1,  1626,  2195).  Die  Frauenfigur 
neben  den  2  Kureten  ist  wohl  Adrasteia,  die 
Schwester  der  Kureten  (vgl.  auch  Posnansky 
a.  a.  0.  173 ö'.).  Hieran  reiben  sich  mehrere 
Terracottareliefs:  2  Kureten,  Mon.  Inst.  3,  17 
=  Overbecl:  331;  Atlas  t.  4,  2.  Daremberg- 
Saglio  1,  220,  246.  —  3  Kureten  (aber  keine 
Pflegerin)  weisen  dagegen  die  von  Üverbech  336 

aufgeführten 


G)  Zwei  Kureten  neben  dem  Zeuskind 

und  seiner  Pflegerin  (Khea?).  Münze 

von  Apameia  (nach  Müller-  Wieseler 

2,  3,  33);   3.  Sp.  1625,  40. 


Repliken 
eines  anderen 
Terracotta- 
reliefs auf; 
vgl.  Matz- 
v.I)uhnd,\M, 

3734   und 
Braun,   Ann. 

12  (1840), 
141ff.  t.  K  = 
Üverbech,  Atl. 
t.  4,  4  (abge- 
bildet     oben 

Sp.  1603). 
Dazu  kommt 
die  Darstel- 
lung auf  dem 
Panzer  einer 
Herculaner  Marmorstatue  in  Neapel,  Overbech 
337;  Atl.  t.  4,  5. 

Von  den  Münzen,  über  welche  zu  vergleichen 
ist  Spanheim  zu  Kall.  1,  52.  Hoech  1,  217. 
Overbech  332  ff.   und    Posnanshy  175  ff.,  zeigen 

2  Kureten  die  kretische  bei  Overbech  332 
(Münzt.  5,  4),  die  von  Apameia  Phryg.  p.  335 
(T.  5,  6),  Magnesia  p.  337  (T.  5,  7 ;  vgl.  Head, 
Rist.  num.  502,  doch  auch  Drexler  unt.  Sp.  1626) ; 

3  Kureten  dagegen  Apameia  Phryg.  p.  335 
Daremberg  Saglio  1,  1626,  2196),  Seleukia  und 
Maionia  p.  337  ff.  (t.  5,  8);  endlich  3  und  4  Ku- 
reten in  Laodikeia  Phryg.  Overbech  336;  vgl. 
Imlioof-Blumcr,  Jahrb.  d.  Inst.  3,  289  t.  9,  19, 

[Hinsichtlich  der  Münzen  sei  noch  folgendes 
bemerkt.  Zwei  Kureten  allein  („deux  Curetes, 
couverts  chacund'un  bonnet,enface  l'un  de  l'autre, 
tenant  chacun  iin  glaive  leve")  sieht  man  auf 
von  Sestini,  Lctt.  num.  cont.  3  S.  51  nr.  19  und 
nach  ihm  von  Mionnet,  Suppl.  4,  347,  322  nach 
Kreta  gewiesenen,  mit  keinem  Ethnikon  ver- 
sehenen Münzen  Domitians.  Auf  der  kretischen 
Münze  Trajans  mit  der  Reversaufschrift  Al- 
KTTNNA  sieht,  abweichend  von  den  früheren 
Deutungen  auf  Artemis  Diktynna  als  Pflegerin 
des  Zeuskindes  Svoronos,  Eev.  num.  3^  ser.  7 
1889  S.  186  —  189  PI.  4,  1  (Litteratur  S.  186 
Anm.  1)  „une  nymplie  de  la  montagnc  Dictaion 
{di-nTccia  uiXia)".  Zu  den  sonst  von  Overbech 
j  auf  die  Geburt  des  Zeus  bezogenen  Münzen 
'  von  Apameia,  Laodikeia  (wo  Zeus  unter  dem 
Beinamen  AC6IC  verehrt  wurde,  s.  Waddington, 
liev.  num.  1851  S.  173  nr.  1.  Z6YC  ■  ACGIC. 
.  Haupt  des  Zeus.    Rev.  AAOAlKeQN.    Stehende 


Ziege;  S.  174  nr.  3.  Aelius  Caesar.  Rev.  AC€IC 
AAOAlKeßN.  Zeus  stehend,  die  R.  auf  den 
Höruern  der  zu  seinen  Füfsen  stehenden  Ziege, 
vgl.  auch  Cavedoni,  Bidl.  arch.  napol.  n.  s.  4 
S.  25),  Maionia  und  Seleukeia  (abgebildet  bei 
Pellerin,  Lettres  PI.  1,  6;  entgegen  Echhcls 
D.  N.  V.  3  S.  326  und  Mionnets  5,  280,  911 
Zuteilung  nach  S.  Pieriae,  vom  Verfasser  des 
Catalogue  NortJnvich  1  S.  118  nr.  1192  u.  A. 
10  V.  Bauch,  Inedita  der  v.  Bauchschen  Sammlunq 
(S.-A.  aus  Berliner  Bl.  f.  M.-S.  W. -Kunde  S.  12 
nr.  31  Taf.  56  nr.  31,  beschreibt,  nach  S.  am 
Kalykadnos  gewiesen)  kommen:  ein  Medaillon 
des  Gordianus  von  Akmonia,  Ernest  Muret, 
Monn.  rares  ou  ined.  du  Gab.  de  France,  Bev.  num. 
3<^  ser.  1  1883  S.  66.  67  nr.  8  PL  2  (Rev.  „AKMON- 
6ßN.  Bhea  tenant  Jupiter  enfant,  entoure  des 
Guretes,  au  nombre  de  trois  qui  frappent  des  epees 
sur  leurs  boucliers") ;  eine  Grofsbronze  des  Tre- 

20  bonianus  Gallus  von  derselben  Stadt,  Cat.  Iva- 
noff S.  66  nr.  567.  Gat.  d'Ennecy  S.  503  nr.  3168 
=  Tanini  S.  31  und  Baschc,  Suppl.  1  Sp.  128 
(die  Kureten  gleichfalls  in  der  Dreizahl);  end- 
lich eine  Grofsbronze  des  Antoninus  Pius  von 
Tralleis,  Hmjm,  Thes.  Brit.  2  Tab.  34,  6 
S.  28  nr.  3.  Mi.  S.  6,  472,  722  („Nymphe  assise 
sc  cachant  sous  une  voile  enflee  par  les  vents 
pour  soustraire  aux  yeux  de  Saturne  Jupiter 
enfant  qxi'on  allaite;  derriere  trois  Corybantes 

30  faisant  du  bruit  sur  leur  bouclier" ).  Fälschlich 
wird  von  Overbech  (S.  337  nr.  22  Münztafel  5,7) 
auf  Zeus  bezogen  die  Darstellung  auf  Münzen 
des  Caracalla  von  Magnesia  am  Maiander. 
Hier  ist,  wie  zuerst  Sestini,  Mus.  Uedervar.  2 
S.  180  nr.  10,  dann  Imhoof,  Griech.  Münzen 
S.  644f.  nr.  314.  315  erkannte,  der  kleine  Dio- 
nysos auf  der  cista  mystica  dargestellt.  Nr.  314 
Taf.  8,  34  zeigt  „das  Dionysoskind  mit  erho- 
benen Armen  linkshin  auf  der  mystischen  Cista 

40  sitzend,  und  von  zwei  Korybanten  umgeben, 
die  mit  ihren  Schwertern  auf  ihre  Schilder 
schlagen";  nr.  315  Taf.  8,  33:  ,,Das  Dionysos- 
kind mit  erhobenen  Armen  nach  vorn  auf 
einem  Sessel  sitzend,  unter  welchem  die 
mystische  Cista  mit  der  Schlange  steht.  Um 
das  Kind  herum  drei  lärmende  Korybanten." 
Eine  dritte  interessante  Münze  Caracallas  von 
Magnesia  soll  nach  Head,  Gat.  of  gr.  c.  of  lonia 
S.  166   nr.  62   PI.  19,  11    einen   einzigen   Kory- 

oo  bauten  bei  dem  Dionysoskind  zeigen:  „Infant 
Dionysos  seated  on  cista  ivithin  adistyle  temple: 
to  l.  of  temple  a  flaming  altar,  in  front  of  tvliich 
dances  one  of  the  Korybantes."  Da  die  Attribute 
dieser  Figur  nach  der  Tafel  verwischt  sind, 
lasse  ich  es  dahingestellt  sein,  ob  Head  mit 
seiner  Bezeichnung  das  Richtige  trifft.  Im 
übrigen  vgl.  man  für  das  Auftreten  der  Kory- 
banten bei  Dionysos  Stephani,  G.  r.  p.  l'a.  ISGl 
S.  28  Anm.  1  und  p.  l'a.  1SG7  S.  166.  167. 

GO  Sehr  anziehend  ist  die  Darstellung  eines 
römischen  Medaillons  der  Faustina  iunior. 
Gohen,  Med.  imp.  3^  S.  162  nr.  289  beschreibt 
den  Typus  als  „Junon  enfant  assise  sur  un 
paon  ä  dr.,  entre  deux  Guretes  qui  dansent  et 
frappent  leurs  boucliers  avec  de  baguettes", 
Froehner ,  Les  medaiUons  de  Vempire  S.  107 
zieht  es  vor,  in  dem  Kind  einen  Sohn  der 
Faustina  zu  erkennen.    Cohen  dürfte  mit  seiner 


1627  Kureten  und  Korybauten  (auf  Münzen)  Kurotroplios                   1628 

Bezeichnung  im  Rechte   sein;    es   mag    einen  de  Quincy,  Mcm.   sur  la  course   armee,  Mem. 

Mythus  gegeben  haben,   welcher  die  Kindheit  de    l'Ac.    des    Inscr.   et  B.-L.   4    S.  171.    172. 

der  Hera  ähnlich   wie   die   des  Zeus   von  den  Bouclie-Leclercq,  Hist.  de  la  divination  2  S.  23. 

Kureten    beschirmt    werden    liefs.     Vgl.   auch  Drexler.]      S.  Kronos,  Kybele,  Rhea,  Zeus. 

Sp.  1593.  [Immisch.] 

Im  Gefolge  der  Kybele  sind  die  Korybanten  Kiireus    (Kovgsvg),    1)   Sohn    des    Kinyras, 

nachweisbar  auf  einem  Medaillon  des  Commo-  nach  welchem  die  kyprische  Stadt  Kuriou  be- 

dus    von  Kyzikos,    Gorius,    Num.   max.   mod.  nannt  war,    Steph.  B.   v.   Kovqiov.   —   2)  Ein 

Mt(S.   Florent.    vol.  2    Tab.  48,  8.      Vaillant,  Heros,  nach  welchem  die  Kureten  in  Pleuron 

JSfum.   Gr.    S.  70.      Sestini,   Mus.  Hedervar.   2  lo  benannt  waren,  Schol.  II.  9,  529.     Vgl.  Kures 

S.  93   nr.  11    ( „Cyhele  leone   vccta   cum   tribus  nr.  1  und  Kureten.     [Stoll.] 

Cori/bantibus").      Auf   Denaren    des    M(arcus)  Knridios    (KovgiSiog),    Beiname    des    vier- 

Volteius  M(arci)  f(ilius)  erscheint  im  Obv.  ein  händigen  Apollon  in  Sparta,  Hesych.  s.  v.  mov- 

jugendliches     Haupt    mit     lorbeerbekränztem  giSiov.     Wide,  Lakon.  Kulte  p.  95  vermutet, 

Helm ,     auf    dem    Rev.    Kybele    ihr    Löwen-  dafs  Apollon  rfZQcix^iQ  ,,der  mit  Ajjollon  ver- 

gespann    lenkend.      Mlommsen,    Gescliichte  des  einteHyakinthos  war";  vgl.  auch  ikfcra/s^i/ermcs 

römischen  Münzioesens  (nr.  259)  sieht  in    dem  25  p.  406.     [Drexler.] 

Haupt  das  des  Attis  (ähnlich  einem  Kory-  Kurotroplios  {KovQozQÖcpoq),  Epitheton  ver- 
bauten), dagegen  Cavedoni,  Nuovi  studi  sopra  schiedener,  namentlich  weiblicher  Gottheiten, 
le  ant.  monete  consolari  e  di  famiglie  romane  20  das  mehrfach  zum  Kultnamen  geworden  ist. 
(Estr.  dal  Tomo  X  degli  OpuscoU  Beligiosi,  Die  Bedeutung  ergiebt  sich  einerseits  aus  dem 
Letterari  e  Morali)  S.  28  und  in  der  Anzeige  SynonymonjraiöoT^oqDos  (Kultname  der  Artemis 
von  Cohens  Med.  consul.  im  Bull.  arch.  napol.  zu  Korone  in  Messenien  nach  Baus.  4,  34,  6; 
n.  s.  5'  S.  131,  sowie  ihm  folgend  Babelon,  vgl.  auch  Hesych.  und  Suid.  s.  v.  ■A.ovQoxqöcpoq), 
Med.  consul.  2  S.  564.  566  f.  nr.  4  das  eines  andererseits  aus  Erklärungen  wie  bei  JDiod. 
Korybanten,  speziell  das  des  Korybas;  in  den  5,  73:  "Agrsfiiv  Sä  cpaOLV  evqslv  ttjv  xäv  vr]- 
Nuovi  studi  denkt  er  an  den  Korybas,  den  jtLcov  TiaCSav  ^aguTisiav  xai  rgocpccg  rivag 
Sohn  des  lasiou  und  der  Kybele  {Diod.  5,  49),  ag^o^ovaag  rij  cpvaai,  rmv  ßg8q)cjv,  acp'  ijg  al- 
im  Bull.  nap.  citiert  er  Serv.  ad  Aen.  7,  796  xiag  ^ovgoTQÖcpov  ccvrtjv  ovo^ä^ea&ai.  (Im 
(dicunt  quendam  Corybantem  venisse  ad  Italiam  30  Lateinischen  dürften  einigermafsen  Ausdrücke 
et  tenuisse  loca,  quae  urbi  vicina  sunt)  und  wie  almus,  pater ,  mater  entsprochen,  Preller- 
Martial  1,  70,  10  (qua  ....  Cybeles  picto  stat  Jordan,  B.-M.^  1,  66,  2.)  Von  Gottheiten  mit 
Corybante  torus).  Endlich  glaubt  Cavedoni,  dem  Epitheton  ■)iovQ0tg6q}og  sind  zu  nennen: 
Bidl.  d.  Inst.  1853  S.  141  zu  erkennen  „due  1)  Ge,  welche  als  v.QVQOTgöcpog  zu  Athen  neben 
Coribanti  anche  in  sugli  acroterii  del  tempio  der  Demeter  in  einem  besonderen  iigöv  ver- 
csastilo  della  diva  Faustina  {Mus.  Caes.  n.  15;  ehrt  wurde;  Paus.  1,  22,  3;  vgl.  Arist.  Thesm. 
vgl.  Tresor  de  nmn.  Icon.  des  Fmper.  Pl.S4:,4:)."  299:  svxaß&s  xaiv  &so(io(p6g(jLv,  xij  ^ruirixgi 
Ahev  Cohen,  3Ied.  inip.  2^  S.  414nr.  1  beschreibt  y.ai  tfj  Kog^]  Kai  xä  niovxco  ««l  X7j  KalXiys- 
diesen  Typus  so:  AED.  DIV.  FAVSTINAE.  vata  v,ci\  xfj  Kovgorgöcpcp  [xf]  rjß  -ncei  reo  'Egiiij 
Temple  asix  colonnes;  aumilieula  Statue  de  Fall- i\)  "Aou  XägiGLv,  wozu  Aqx  Schol.  bemerkt:  elks  xfj 
stine  assise;  dechaquecute,audevantdes  colonnes,  Ff]  £Lxa  'Eazi'a,  o(ioicog  ngb  xov  Jiog  &vovaiv 
une  figure  tenant  une  haste;  sur  le  fronton,  irois  ciixfj.  Vgl.  auch  Suid.  s.  v.  Kovg.  naiSoxgücpog. 
figures  indistinctes ;  au-dessus  du  fronton,  un  tiovg.  Ff],  xavxrj  öh  &vaat  (paßi  itgäxov  'Egi- 
quadrige  au  milieu;  une  statue  ä  chaque  coin."  %&6viov  iv  a-ngonöXst  kccI  ßmnov  tögvaua&cct, 
Vgl.  Sp.  1624.  %ägiv  änoSiduvxcc  xfj   Ffj  xäv  xgotpsi'cov.    xara- 

Von    Litteratur  über  Kureten  und  Kory-  oxiiaat    dh    vö^iifiov    xovg   &vovxcig    xivi    »fä 

bauten  im  allgemeinen  oder  über  Einzelheiten  ^«^^??  ■^QoQ-vnv.    Et.  M.  529,  50.   Of^.  t27,  wo 

vgl.   noch   Bccherches  sur  Vhist.   des   Cyelopes,  ^^^  Insel  Ithaka  aya&ri   Kovgoxgocpog  genannt 

des  Dactylcs,   des  TelcMnes,    des   Curäes,   des  wird,  ebenso  wie  Delos  bei  Kalltm.  hy.  m  Dd. 

Corybantes  et  des   Cahires,    Rist,  de  l'Ac.  des  •'<>  2  u.  276  ATtollavog   Kovgoxgocpog  heifst;    vgl. 

Inscr.   et  B.-L.   23   (der  1.  Serie)   S.  27  —  50.  ^uch   Philostr.  v.  Ap.  Ty.   333   (1    p.  307  K.): 

P.N.  Bolle,  Eecherches  sur  le  culte  de  Bacchus.  YV?  Kovgoxgocpovcrjg.  —  2)  Artemis;  vgl.  die 

1.   Paris  1824.   Ghap.  3   §  11   S.  226—234  „Cu-  oben    angeführte    Stelle    aus    Diodor    (5,  73). 

retes";  %US.2iG—2b2  „Coryba^ites".  A.Maury,  ^«"S.  4,  43,  6  {nuiSoxgocpog).    Orph.  hy.  36,  8. 

Hist.  des  rcligions  de  la  Grece  1    S.  29.  80.  197  ^^hol.  Od.  v  71  (vgl.  auch  A.  cpilofisiga^,  Paus. 

—  200.  2  S.  89.  392.  3  S.  85,  sowie  Mem.  sur  6,  23,  8.  Anth.  Pal.  6,  271).  —  3)  Hekate, 
lecorybantiasme,  Annales mcdico-psycliologiques  Hes.  Iheog.  450  u.  452.  4)  Brimo  (=  He- 
du  Systeme  nervLUX  10  S.  55ff.  Haupt,  De  reli-  kate),  Ap.  Bh.  3,  861.  —  5)  Leto,  Theoer. 
qionc  Cabiriaca  S.  10—13.  Teohari  Antonescu,  18,  50:  Aaxco  ^ev  öolt],  Aaxw  Kovgoxgocpog, 
CmZ^m?  Ca^m7or  m  D«c«a.  Bucuresci  1889  S.  95  CO  vft^tv    Evxs%v^av.    —    6)  Demeter,    Orph. 

—  IQl  „AnalogiaCabirilorcuCorybantü.Dacty-  %'«»^-  ^0,  2  u.  13.  Hesych.  s.  v.  hov?.  — 
,..  .  ''  ..  ^,  ^  ,  J.  '  \  7)  Hestia  (?);  vgl.  d.  Schol.  zu  Ar.  Thesm. 
hl  st  Curetu.   Ch.  Lenormant,  Mem.  sur  les  re-  299.  —  8)  Aphrodite,  Anthol.  6,  318:    Kv- 

presentations  qui  avaient  Heu  dans  les  mysteres      Tigidt,    Kovgorgöcpcp    Sä^iaXiv    gä^avxag    acprjßoi 

d'Eleusis.  Paris  1861.  4"  S.  36ff.  Oberhummer,  xaCgovxsg  vv/icpag  s-n  Q-aXdficov  äyoiisv.  Vgl. 
Akarnanien  S.  60.  61.  Thraemer,  Pergamos  Mhen.  p.  592  a.  Plat.  Com.  b.  Ath.  441  f. 
S.  266—268  (vgl.  Fränkel,  Die  Inschriften  (=  Mein.  Com.  2,  674).  Lucian,  Dial.  mer.  5,  1. 
von  Pergamon  1  S.  53  f.   nr.  68).      Quatremcre       Ohnefalsch-Eichter,  D.   ant.   Kultusstätten   auf 


1G29 


Kiirotropbos 


Kurotropbos 


1630 


Kypros.  Berlin  1891.  S.  19  (Temenos  der  Apbr. 
K.  auf  Kypros).  —  9)  Eirene,  Eurip.  Bacch. 
420:  ol^iodöxfiQav  EiQrjvav  KOVQOZQÖcpov  &£dv; 
vgl.  den  Artikel  Eirene  und  Eesioil  Op.  226  (228). 
Orph.  hymn.  12,  8  u,  65,  9.  —  10)  Minerva 
(=Atliena),  Annali  d.  I.  1872  S.  216 ff.  — 
11)  Auch  Apollon  und  die  Flüsse  (s.  d.) 
sind  Y,ovQoxQ6cpoL  nach  Eustatli.  ad  II.  1293,  3: 

V.OVQOZQÖ(pOl      .    .    .      tVOUl'^OVTO     ot    TCOtCCfiol     8iu 

xr^v  vyQorrjza,  -na&a  nal  6  r'iXiog  jTtolXcov  8icc 
•9"fpfidrr/Tor.  KOvgoTQOcpovg  Ss  qpKfifr  rovc;  tr^v 
veörriza  ZQicpovzag  (vgl.  ib.  1150,  47.  1850,  34. 
,'^rhol.  Od.  i;  71  und  iSchol.  zu  Hesiod.  Theog. 
347.  Prelhr-Bobcrf  1,  273,  2.  —  12)  Aus 
demselben  Grunde  wie  die  Flüsse  beifsen  aucb 
die  Nympben  Curotropbae,  Serv.  V.  Ed.  10, 
62 :  l^iimphae  .  .  .  ab  alimonia  infantum  Curo- 
Irophae  nominantur.  —  13)  "Wo  der  Name 
Äouporpdqpos  absolut  gebraucbt  wird,  ist 
entweder  Hekate  oder  Ge  oder  Apbrodite  ge- 
meint. Vgl.  (Hercd.)  Vita  Hom.  30  =  Wester- 
mann, Bioyg.  p.  15.  Epigr.  Hom.  12  (s.  aucb 
Ath.  592  a.  Siiid.  s.  v.  "O^i  rjQog.  Eust.  p.  1968, 
41;  anders  WelcJ^er,  Gütterl.  2,  504),  wo  eine 
samiscbe  Kurotropbos  (Hekate  oder  Hera?  s. 
ob.  Bd.  1  Sp.  1892.  2093;  s.  aucb  die  im  ioniscben 
Milet  spielende  Gescbicbte  von  den  Töcbtern 
des  Pandareos  beim  Schol.  Od.  v  66)  erwäbnt 
ist.  In  betreff  der  Ge  s.  Ar.  Thesm.  299  und 
Schol.  Said.  s.  v.  ■hovq.;  in  betreff  der  Apbro- 
dite vgl.  Plat.  Com.  h.  Ath.  441  f.  [Soph.?]  b. 
Ath.  592  a.  [—  14)  Rumina  (s.  d.),  Flut, 
quaest.  Born,  bl :  rj  'Pov [itva  &rjX(6  tig  ovaa 
Kai  xiQ'rivT]  -nai  ^ovQOZQOcpog.  —  15)  Penia 
(s.  d.),  Phit.  de  genio  Socrat.  14  p.  583 d:  tiqole- 
fiE^cc  ZTjv  nsviav  zoig  jip^juacrti';  H-aioz  ,  f'qpjjv 
i:y(ö,  rr}v  (pLlrjv  kccI  dya&rjv  ■novQOZQÖcpov 
entscbieden  ist  bier  bei  jisvlu  an  die  personi- 
ficierte  Armut  zu  denken.  —  16)  Vgl.  Pi^id. 
frgm.  109  (228):  rö  Koivöv  zig  dazäv  iv  evdi'a 
ri'9'fls  igswaacczco  (leyccXuvoQog  'Aovvi'ocg  z6 
cpciiSgov  (püog,  ozäoiv  dno  nganidog  sttikozov 
ccvsloiv,  Tisvtag  Sozstgav,  s^^Qd-v  kovqoxqÖ- 
(fov.  —  17)  Vielleicbt  Elpis  (s.  d.),  Pind. 
frgm.  214  (233):  ylvyi£id  ot  ■aagdiciv  dzdllotaa 
yrjQozQocpog  (aber  Synes.  de  insomn.  p.  147a 
ed.  Pttavius  [vgl.  Nikephor.  Greg.  Schol.  in 
Synes.  p.  408]  bat  KovgozQÖtpog)  cvvaogst 
slnCg  (Einig?).  —  Zu  1)  Ge  vgL  Choricius 
p.  107  ed.  Boissonade:  yri  iisv  ydg  xoig  ivoi- 
xovciv  iniaxaxat,  cp^gsiv  oca  xl%xovolv  cogai, 
vitxia  xz  Tiüau  kcu  '/.a9fL(i£vr] ,  nal  xo  xov 
UoXcovog  {frg.  43),  Intagi)  Kovgoxgocpog. 
Eust.  ad  Hom.  Od.  1613,  51  erklärt  Kovgo- 
rgöcpog  dyad'r]  durcb  vsovg  dyu&ovg  qps- 
Qovca.  Vgl.  Artemidor.  2,  12  p.  144  lieiff 
Mal  atyt'ßoxov  xaAft  {Hom.  Od.  13,  246)  zrjv 
dya&Tjv  KovgozQocpov.  Demoben  erwähn- 
ten zlrilog  Kovgozgöcpog  entspricht  bei 
Claudian  in  Olyb.  et  Prob,  consul.  185  nutrix 
Delus.  Alle,  sagt  Lucian.  encom.  patr.  10, 
lieben  ihr  Vaterland,  mag  es  auch  klein,  rauh 
und  unfruchtbar  sein  und  wenn  sie  sehen, 
wie  andere  stolz  sind  auf  ihre  fruchtbaren 
Gefilde,  vergessen  auch  sie  nicht  das  Vater- 
land zu  preisen,  zr]v  .  .  .  Imtozgö^fov  vtvsq- 
ogävx  s  g  xrjv  y.ov  gozgöcpov  snccivovßi; 
vgl.  'EXXdg  y.ovgoxg6cpog   Eur.   Troad.  566. 


—  Proclus  in  Plat.  Tim.  4  p.  283 e  (p.  686  ed. 
Schneider):  Svvd^iBig  ix^i  Ttoi-niXag  {fj  yi]),  kuI 
dig  (lEV  zgocpog  xfjv  zsXsCLOvgyov  (.Liiistzcci  zd^iv, 
y.ad'  TjV  -nal  Tcüzgiov  'A&t]vciLOLg  Kovgo-' 
zgöcpov  avzrjv  v^veiv  Kai  dvrjcidcogccv,  cog 
Kai  avi£ tG av  xd  cpvxd  Kai  za  ^äa  Kai 
xgecpovGav;  vgl.  Eur.  Phoeii iss.  680 :  ndvzcov 
Kvaaoa,  ndvxcov  ös  Fu  xgocpög.  Über  das 
Heiligtum  der  Ge  Kurotropbos  auf  der  Akro- 
10  polis  am  Ende  der  westlichen  Terrasse  bandelt 
Köhler,  Ath.  31itt.  2  (1877),  177.  240  Anm.  257; 
sie  hatte  nicbt  ein  gemeinsames  Heiligtum  mit 
Demeter  Chloe  zusammen,  wie  man  aus  Paus. 

1,  22,  3  i'azi  8e  Kai  Frig  Kovgozgöcpov  Kai 
^yi^nqzgog  isgov  XXörjg  geschlossen  bat,  son- 
dern einen  besonderen,  eingefriedigten  Raum; 
auf  einer  Inschrift  lesen  wir  Ei'aodog  Tigog 
arjKov  Blavzrjg  (über  Blaute  s.  Töp)ffer,  Ait. 
Geneal.    144   und   Anm.)    xai    Kov qoz götpov 

20  dvEiuävrj  x(p  8r](ia>'  wahrscheinlich  bat  nach 
Köhler  a.  a.  0.  177  bei  diesem  arj-abg  ein  jetzt 
unter  den  Propylaien  befindlicher  Grenzstein 
gestanden,  auf  welchem  Kovgozgöcpov  in  alter- 
tümlichen Schriftzügen  zu  lesen  ist.  Das 
Heiligtum  selbst  hiefs  Kovgozgöcpiov,  wie  auf « 
zwei  Marmorblöcken  geschrieben  ist,  Kuma- 
nudes,  'A&t'ivaiov  6  (1878),  147  nr.  28:  K]ovqo- 
zg6q)Lov,  und  höchstwabrscheinlich  ist  auch 
die    Aufschrift    des    anderen    Steines    YPOTP 

30  hierzu  (oder  zu  Kovgozgöcpov)  zu  ergänzen, 
Kumanudes  a.  a.  0.  148;  vgl.  C.  I.  A.  4,  555c. 
Eine  Opferbestimmung  für  Ge  Kurotropbos 
enthält  die  von  Bangaie,  Aniiqii.  hellen.  2,  2252 
früher  falsch  zu  [zJrjfirjzgi  XXorj  Kai  Ff]  Kov- 
g]ozg6(pcp  ergänzte  Inschrift  C.  I.  A.  1,  4  [o]Tg 
yaXa&r]v\^bg  .  .  Ff]  Kovg^oxgocpco  fjfiL  .  .  [j;ot]pos' 
vgl.  auch  Gerhard,  Gesamm.  Abhandl.  2,  339 
Anm.  27  ;  349  Anm.  80  und  die  Epbebeninscbrift 
G.  I.  A.  2,  481,  59  p.  296  i^voav  Kai  zd  s^Lzrj- 

40  zrigia  iv  dKgonöXsL  zf]  zs  'A&r]vd  zy  TLoXidöi, 
Kai  zrj  Kovgl^ozgö^cpat  Kai  xrj  IIav8gÖG\cp\. 
Weihinschrift  von  der  Akropolis  KaXXCag  'Aya- 
&dgxov   Ffi   Kovgox gocpco   Rangabe   a.  a.  0. 

2,  1083.  Ein  Votivbild  der  Ge  Kurotropbos 
erwähnt  eine  gleichfalls  von  der  Akropolis 
stammende  Inschrift  ztrjtirjxgi  XXoj]  Kai  Kögy 
zrjv  Kov gozgöcpov  EioiSozog  avä&rjKiv  xat' 
ovEigov,  dsXzLOV  5  (1889),  130  nr.  5.  Im 
Lateinischen  dürfen  wir  wohl  die  Tellus  Gene- 
so trix  C.  I.  L.  8,  8309  vergleichen.  Über  Dar- 
stellungen der  Ge  Kurotropbos  s.  Bd.  1  Sp.  1575 
Z.  60ft'.;  vgl.  aucb  die  Gaz.  archeol.  11  (1880), 
23  auf  Rhea  und  Dionysos  bezogene  Dar- 
stellung; ebenda  p.  24  weitere  Litteraturan- 
gaben.  —  2)  Artemis  K.  s.  Bd.  1  Sp.  569 
Z.  46 ff.  In  dem  sogenannten  Telephos-Relief 
der  Villa  Borghese  (Litteratur  s.  Rom.  Mitt. 
6  [1891],  177  Anm.  1),  auf  dem  einer  sitzen- 
den Frau,   unter   deren  Stuhle   ein  Hirschkalb 

60  liegt,  von  einer  zweiten  Frau  ein  Wickelkind 
überreicht  wird,  erkennt  Weifshaeupl  a.  a.  0. 
180 f.  in  der  ersteren  die  Artemis  Kovgozgöcpog, 
deren  Schutze  eine  irdische  Frau  ihr  Kind  an- 
vertraut; vgl.  die  Artikel  Korythaleia,  Kory- 
thalia  und  die  Weibungen  von  Kinderbild- 
nissen in  den  Tempel  der  aithiopiscben  Arte- 
mis, Anth.  Palat.  6,  269.  356.  —  3)  Hekate. 
Schol.    Aristoph.    Vcsp.   804:  'EKazaiov.    isgov 


1631 


Kurotroplios 


Kurotrophos 


1632 


'EKatrig,  mg  xäv  'AQ-i^vcctcov  Tcavtaxov  iSqvo- 
fisvcov  avtrjv  ag  ^'cpoQOV  tcuvtcov  Kai  -hovqo- 
TQÖcpov  (nachzutragen  Bd.  1  Sp.  1887  Z.  32 ff'.); 
Ygl  feiner  M.  1  Sp.  1892  Z.  28ff'.  Sp.  2378  Z.  9f. 
—  5)  Leto.  Hier  läfst  sich  sehr  passend  die 
Erzählung  des  Nikander  bei  Änton.  Liber.  17 
von  Galateia  (s.  d.  2)  und  der  Leto  Phytia 
vergleichen.  —  6)  Demeter.  Sesselinschrift 
im     Dionysostheater     zu     Athen     Jr'i^jrjZQog 


kleine  nackte  Gestalten  stehen,  deren  äufserste 
sie  mit  den  ausgebreiteten  Armen  umfafst; 
wir  haben  überall  in  der  weiblichen  Gestalt 
eine  Göttin  der  Zeugung  und  weiblichen  Frucht- 
barkeit in  Ausübung  ihres  schützenden 
Wesens  Kindern  und  Frauen  gegenüber 
zu  erblicken,  Löivi  a.  a.  0.  186.  Eine  kj'prische 
Terracotte  stellt  ein  weibliches  Idol  dar,  thro- 
nend mit  Kind  im  Schofs,    Studniczlca,  Arcli. 


KovQOTQOcpov  'Axaiag,  C.  I.  A.  3,  373.  Töpffer,  lo  epigr.  Mut.  ans  Ost.  8  (1884),  44.  —  8)  Aphro- 
■"■    ^        ■■    """      ''^  '  'f- '^---1 -.-'-         dite  Äovpor^dqpo?,  den  Eros  säugend,  ^ni/>. 

TaJ.   9,  585.      Stephani,    Compte   rendu    1864, 
183 ff'.  Taf.  6;  vgl.  1859,  129.  133  pl.  43.  1877, 


Att.  Gciical.  296.  KovgotQocpov  f|  Ayluv- 
Qov  zJ-^firjrQog,  C.  I.  A.  3,  372,  wozu 
DUtenherger  a.  a.  0.  87  bemerkt,  dafs  natür- 
lich ■novQOTQÖqjov  zu  /irnir]Tqog  zu  beziehen  sei; 
£^  'AylavQov  ist  dann  s.  v.  a.  iv  'AylavQov,  und 
man  mufs  annehmen,  dafs  der  Altar  der  De- 
meter Kurotr.  im  Heiligtum  der  Aglauros  stand. 
Von  dem  Priesterpersonal  bei  den  attischen 
Mysterien  sagt  Pollnx  1,  35  la-nxaycoyog  .  .  yiccl 


136  Anm.  3.  Gruppe  der  A.  K.  mit  zwei  Kin- 
dern, davon  das  eine  ein  Wickelkind  ist. 
Ohne  falsch- Richter,  Die  antik.  KuUusstüttcn  a. 
Kypros  18.  —  9)  Eirene.  Darstellungen: 
Bd.  1  Sp.  1221  Z.  58 €  und  Milani,  Böm.  Mitt. 
5  (1890),   102fF.,  tav.  4;   ebend.  p.  108ff.  Auf- 


v.ovQOZQOcpog  v-al  dasiQirrjg,  wat  oaa  xoiavxcc,  20  Zählung   der  Denkmäler,   auf  denen   Nemesis- 
~        "'  Tyche-Eirene  als  tiovQOTQocpog  des  Plutos  dar- 

gestellt ist;  vgl.   auch  Bd.  1    Sp.  1577   Z.  Iff. 
und  die  Votivsäule  aus  Melos,  Tycho  von  Melos 


i'diu  tav  AvviTimv.  Entschieden  klingt  dieser 
■aovQOTQOcpog  an  die  Demeter  yiovQorQoqjog  an, 
wie  LaKxaycoyög  an  lakchos  und  dcc£iQiTi]g  an 
Daeira  =  Persephone.  Crcuscr,  Symbol.  4,  331 
sieht  in  ihm  amen  Priester,  der  die  Jugend 
in  den  heiligen  Gebräuchen  der  Demeter  unter- 
richtete und  sie  zu  dem  Ritual  der  Mysterien 
vorbereitete.  Über  Darstellungen  der  De- 
meter K.  s.  Gerhard,  I'rodromus  48.   Gcsamm. 


mit  dem  kleinen  Plutos,  Milchhöfer,  Die  Museen 
Athens  29.  —  10)  Athene  s.  Bd.  1  Sp.  1576 
Z.  16  ff.  Sp.  1306  Z.  5  ff.  Stephani,  Compte  rendu 
1872,  22.  1874,  9.  1875,  78.  Baumeister,  Denk- 
mäler 494 r.  Marx,  Arch.  Zeit.  43  (1885),  178 
Anm.  10.  —  11)  Apollon  s.  Gerhard,  Auserl. 
Abhandl.  2,347  Anm.  70.    Gerhard,  Ant.  Bildiv.  so  (/riech.  Vasenb.  3,  12:  „Apollon,    ...    der  aller 


Taf.  3,  1.  2,  Taf.  96.  Stephani,  Compte  rendu 
1859,135;  vgl.  40  Anm.  4.  1864,  189  ff.  Müllev- 
Wieseler  2,  35  nr.  408,  wo  die  Darstellung  als 
Ino-Leukothea,  das  Dionysoskind  stillend  be- 
zeichnet wird.  L.  Müller,  Descript.  des  intailles 
et  camees  ant.  du  Musee  Thorvaldsen  p.  28 
nr.  162,  163.  164.  Lcnormant,  Gaz.  des  Beaux- 
Arts  21  (1880),  117.  119.  219.  222f.  Dar- 
stellungen der  Persephone  Kurotrophos, 
Gerhard,  Gesamm.  Abhandl.  2,  237  Anm 
Prodromus  48.  72  Anm.  20.  Abbild,  zu  den 
Gesamm.  Abhandl.  Taf.  80,  1.  2.  Lenormant 
a.  a.  0.  119.  Urlichs,  Verzeichnis  d.  Antiken- 
samml.  d.  Universität  Würzburg  1,  28  nr.  119. 
29  nr.  122;  vgl.  26  nr.  82.  83.  Ist  schon  bei 
den  eben  erwähnten  Darstellungen  nicht  immer 
die  Beziehung  auf  Demeter  bez.  Persephone 
über  jeden  Zweifel  erhaben,  so  läfst  sich  noch 
weniger  eine  solche  auf  eine  bestimmte  Göttin 
feststellen  bei  folgenden  Monumenten:  zwei 
Terracotten  in  Salzburg,  drei  in  München, 
darstellend  eine  thronende  weibliche  bekleidete 
Gestalt  mit  zwei  Säuglingen  an  den  Brüsten, 
Löxoi,  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Österr.  5  (1880), 
183,  der  auf  gleiche  und  ähnliche  (mit  einem 
Säugling)  Darstellungen  verweist  bei  Tudot, 
Collect,  de  figurines  en  argile  Oeuvres  ptremieres 
de  l'art  Gaulois  pl.  25  —  28.  32  —  35.  Gais- 
beryer,  Lauriacum  u.  seine  röm.  Altert.,  Beitr. 
z.  Landeskunde  für  Österr.  ob  d.  Enns  und 
Salzburg  1846  Taf.  4,  5.  6.  Doroio,  Opfer  statt, 
u.  Grabhügel  d.  Germanen  u.  Bömer  a.  Rhein 
2.  Heft  Taf.  7,  3.  Montfaucon,  Ant.  explic.  5 
pl.  136  p.  190.  192.  Freudenberg,  Thonfigurcn 
aus  Uelmen,  Rhein.  Jahrbb.  18,  97  ff.  Taf.  4,  1  —  5. 
Caylus,  Suppl.  pl.  87,  3.  4;  ähnlich  ist  die 
Terracotta  bei  Löivi  a.  a.  0.  185  nr.  17:  eine  auf- 
recht stehende  Göttin,  zu  deren  beiden  Seiten 


Jugendkraft,  der  Jünglinge  wie  der  Jungfrauen, 
Beschützer  war"  und  ebend.  Anm.  28.  —  Wenn 
auch  nicht  litterarisch  Hermes  als  kovqo- 
Tpoqpog  bezeichnet  wird,  so  ist  er  es  in  Wahr- 
heit doch,  „wie  alle  Schutz  und  Segen  spen- 
dende Götter  es  sind  oder  sein  können", 
Benndorf,  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Österr.  2 
(1878),  3:  „Während  diese  Beziehung  zur  Jugend 
aber  bei  den  meisten  derselben  nur  in  jenem 
71.  40  weiten,  menschlich  allgemeinen  Sinne  auftritt, 
als  eine  Sache  des  xjersönlichen  Glaubens 
nutzbar  jedem  einzelnen  Bedürfnisfalle  sich 
anbequemend,  hat  sie  bei  ihm  .  .  mit  Vorliebe 
eine  dichterische  Einkleidung  erhalten  und 
sich  in  dieser  zu  einer  bestimmten  mytholo- 
gischen Formel  ausgebildet,  in  der  sich  ihr 
ursprünglicher  Sinn  verflüchtigte.  Als  Bote 
und  Diener  der  Unsterblichen  ist  er  überall 
zur  Hand,  wo  ein  geborener  junger  Göttersohn 

50  Not  leidet.  Er  hat  im  Olymp,  wie  nicht  un- 
zutreffend gesagt  worden  ist,  das  Amt  eines 
Kind  er  Wärters  erhalten.  Nicht  blofs  dem 
eigenen  Sohn,  dem  mifsgestalteten  Pan,  den 
die  erschrocken  fliehende  Mutter  verleugnet, 
gewährt  er  Schutz,  indem  er  ihn  in  den  Arm 
aufnimmt,  um  ihn  den  Unsterblichen  zuzu- 
führen; den  ausgesetzten  Ion  trägt  er  auf 
Geheifs  des  Apollon  von  Athen  nach  Delphi, 
die  jungen  Dioskuren  von  Pephnos  nach  Pellana; 

CO  den  kleinen  Asklepios  entrafl't  er  dem  brennen- 
den Scheiterhaufen  seiner  Mutter  Koronis; 
Aristaios,  den  Sohn  der  Kyrene,  überbringt  er 
nach  der  Geburt  den  Hören  zur  Erziehung, 
wie  auf  Münzen  von  Pheneos  den  Arkas  der 
Maia;  den  Säugling  Herakles  legt  er  vorsorg- 
lich der  schlafenden  Hera  an  die  Brust.  Vor 
allem  grofs  und  oft  gepriesen  aber  ist  sein 
Verdienst  um  Dionysos,  den  er  aus  dem  Feuer- 


1633 


Kustiel 


Kyaiie 


1634 


tode  der  Semele  errettet  und  den  Nymphen 
zur  Pflege  übergiebt  oder  dem  er  nach  der 
Geburt  aus  dem  Schenkel  des  Zeus  beisteht 
und  die  Pflege  der  Ino  sichert.  In  allen 
diesen  Beziehungen,  wie  gewifs  in  noch  man- 
cher andern,  hatte  ihn  die  Dichtung  als  einen 
allezeit  zu  rascher,  entscheidender  Hülfe  bereiten 
Gott,  als  eine  freundlich  vermittelnde 
Vorsehung  der  Kinder  geschildert."  Vgl. 
ferner  Ileydemann,  Mitteilungen  a.  d.  Antiken-  lo 
sammlungin  in  Ober-  %(,.  Mittelltalien.  3.  Hall. 
Winclclmcoinsprogr.  98 f.  Dionysos'  Geburt  u. 
KindJteit.  10.  Hall.  Winckelinannsprogr.  20  ff. 
33.  Haug,  Die  röm.  Denksteine  des  Grofsli. 
Antiquariums  in  Mannlieim  (Gymnasialprogr. 
Mannheiiu  1875/77)  19  nr.  11.  Fr.  Marx,  Arch. 
Ztg.  43  (1885),  176.  K.  Wernicke,  ebend.  230 f. 
Welckcr,  Zeitschr.  f.  Geschichte  u.  Auslegung 
d.  alten  Kunst  1,  500  ff.  besonders  502  und 
Anm.  5.  516  ff.  Auf  einer  Münze  des  Kaisers  20 
Saloninus,  auf  der  loppiter  dargestellt  ist,  in 
der  linken  Hand  die  Lanze  haltend,  mit  der 
rechten  dem  neben  ihm  stehenden  Kaiser  eine 
Siegesgöttin  hinstreckend,  findet  sich  die 
Legende  Dii  Nutritores,  Eckhel,  Doctr.  num. 
vct.  7,  421  =  Cat.  Mus.  Caes.  Vindob.  2,  381. 
Also  scheint  auch  luppiter  (Zeus)  als  nutri- 
tor  {-novgozQocpos)  gedacht  zu  sein;  zur  Hera 
KovQOTQÖcpog  vgl.  Dütschkc,  Arch.  epigr.  Milt. 
aus  Österr.  7  .(1883),  165  und  Boscher  oben  so 
R.  V.  Inno  Sp.  585  Z.  20  S.  Sp.  586  Z.  44.  60. 
Zur  Knrotrophie  der  Kureten-Korybanten  s.  d. 
Sp.  1600  Z.  50ff.,  des  Seilenos  M elckcr  a.  a.  0 . 
520  f.  Lenormant,  Gazette  des  Beaux-Arts  33 
(1886),  273.  277;  vgl.  noch  die  Mystis  ncci- 
äoHOfiog  Welcker  a.  a.  0.  508.  Ein  Monat 
KovQOTQOTtog  bei  den  Akarnanen,  P.  Kretzschmer 
in  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  31 
(1892),  443;  vgl.  Bulletino  1873  186,  11.  Nur 
der  Vollständigkeit  wegen  sei  die  dürftige  40 
Abhandlung  von  Freytag,  DU  deaeqiie  kovqo- 
xQÖcpoi,  Naumburg  1743,  genannt.  Höfer.] 

[Röscher.] 

Kustiel  {Kovartt'ß),  Engelname,  zusammen 
mit  Mixar'iX,  rußQirjl,  ' Pacparil  vorkommend 
auf  dem  Revers  einer  Gemme  bei  Macarius, 
Abraxas  Tab.  6,  24.  —  Baudissin,  Studien  1 
p.  196  Anm.  1  billigt  Bellermanns  (3  p.  31) 
Erklärung  des  Namens  als  =  bx  uirp  ,, Bogen 
Gottes"  oder  bx  rai^p  „Wahrheit  Gottes".  50 

[Drexler.j 

Kyalos  (KvaXos),  Sohn  des  Zeus,  Gründer 
der  Stadt  Kyalos  in  Lydien,  Steph.  Byz.  s.  v. 
Kvalng  p.  389;  in  den  Handschriften  steht  nur 
KvKlog  .  .  KTia&siaa  vno  diög.  Doch  ist  ent- 
schieden mit  Berkel  und  M^estermann  zu  lesen 
V7c6  [KvciXov  Tov]  zitd?.      [Höfer.] 

Kyauiites  {Kvafii'trjg),  Bohnenheros,  der  in 
der  Nähe  von  Athen  an  der  heiligen  Strafse 
nach  Eleusiö  einen  kleinen  Tempel  hatte.  Die  60 
dortige  Gegend  am  Kephissos  war  für  Garten- 
bau vorzüglich  geeignet  und  hatte  wahrschein- 
lich viele  Bohnenpflanzungen.  Der  Bohnen- 
markt lag  in  der  Nähe  der  heiligen  Strafse, 
Paus.  1,  37,  3.  Phot.  Lex.  s.  v.  Lobeck,  Agl. 
1,253.  Prcller,  Demeter  u.Pcrs.  Sld.  [Fritzsche, 
De  Cyamita.  Rostock  1840.  4*.  Fr.  Lenormant, 
Monographie    de    la    voie    sacree    eleusinienne 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   II. 


p.  337  ff.  chap.  VI.  „Le  tcmple  d'Iacchus  Cya- 
mites.  Murr,  Die  Pflanzenwelt  in  der  griech. 
Mythol.  p.  166.  167.  Schoemann,  Gr.  Altert. 
2  p.  345.  Creuzer,  Symb.  2^  p.  336.  Dierbach, 
Flora  myth.  p.  115.  Drexler.]  [Bekker,  An. 
274,  14;  bei  Hcsych.  Kvafiizrig  6  ndy-nog  -na- 
Xav^isvog  schreiben  Soping.  und  Salmas.  in 
Solin.  p.  258  6  "laKxog  xrX.  vgl.  Bd.  2  Sp.  6 
Z.  51  ff.;  Toup,  Opusc.  crit.  2,  45  (ed.  Lips.  1781) 
6  ■Jiüyv.oivog  htA.,  weil  an  seinem  beim 
Bohnenmarkte  {■KvafiL'Tig  Plut.  dec.  orat.  vit. 
Lsokr.  10)  gelegenen  Tempel  gemeinsame  Zu- 
sammenkünfte stattgefunden  hätten.  Eine 
Gottheit  der  Feld-  und  Gartenfruchtbarkeit 
nennt  den  Kyamites  ToejJffer,  Att.  Gen.  248 
Anm,  1 ;  vgl.  auch  Gazette  des  Beaux-Arts  19, 
281.     Höfer.]     [Stoll] 

Kyaiiaigis  (Kvavaiyig),  Beiname  der  Athene, 
die  K.  naQ&^vog  heilst,  Pind.  Ol.  13,  70  (100). 
Schol. :   7]  fiilaivav  ixovoa  alyCSa.     [Höfer.] 

Kyaue  {Kvavri  oder  Kvüvrj),  1)  Tochter  des 
Liparos,  des  Königs  der  Ausoner,  der,  aus 
Italien  vertrieben,  auf  den  äolischen  Inseln 
sich  eine  Herrschaft  gegründet  hatte  und  seine 
Tochter  dem  Aiolos,  Sohn  des  Hippotes,  zur 
Ehe  gab  mit  einem  Teil  der  Herrschaft,  Diod. 
5,  7.  Plat.  Theag.  125  b.  Serv.  V.  Aen.  1,  52.  — 
2)  Nymphe  der  gleichnamigen  Quelle  bei  Syra- 
kus,  Gespielin  der  Persephone,  in  die  Quelle 
verwandelt,  als  diese  hier  von  Hades  in  die 
Unterwelt  entführt  ward ,  Ov.  Met,  5 ,  409  ff. 
Diod.  5,  4;  vgl.  4,  23.  Claudian.  2,  Ol.  JSonn. 
Dion.  6,  128.  Ein  Heiligtum  der  Kyane  bei 
Syrakus,  Diod.  14,  72.  Die  Nymphe  war  ver- 
mählt mit  dem  Flufsgott  Anapos,  mit  welchem 
sich  das  Flüfschen  kurz  vor  dem  Ausflufs  in 
den  Hafen  von  Syrakus  vereinigt,  Üv.  Met. 
5,  417.  Aelian.  V.  H.  2,  33.  [Auf  die  besonders 
blaue  Färbung  des  Wassers  der  jetzt  Pisma 
genannten  Quelle  macht  aufmerksam  Greverus, 
Zur  Würdigung  Theokrits  p.  17,  s.  Holm, 
Gesch.  Sic.  i.  A.  1  p.  341.  Die  Nymphe  Kyane 
glaubt  (nach  E.  Gerhard,  Arch.  Anz.  1857 
Sp.  92*.  93*)  Fiorelli,  Notizia  dei  vasi  dipinti 
rinvenuti  a  Cuma  nel  MDCCCLVI  possed%iti 
da  sua  Altczza  Reale  il  Conte  di  Siracusa. 
Nap.  1856.  Tav.  4  zu  erkennen  auf  der  Vorder- 
seite einer  Pelike  (,,Hydrophore,  welche  in 
grofser  Hast  nach  einem  Brunnen  eilt,  unter 
welchem  ihr  Wasserkrug  bemerkt  wird;  hinter 
ihr  steht,  zuschauend  und  auf  seinen  Stab  ge- 
stützt, ein  b3,rtiger  Mann,  der  hier  nicht  wie 
in  ähnlichen  Scenen  den  Eindruck  mutwilliger 
Zuneigung  macht").  Auf  dem  Mosaik  der  Villa 
Corsini  {Bartoli,  GH  unt.  sepolcri  tav.  17.  Mont- 
faucon,  L'ant.  expl.  5,  13,  2)  mit  der  Dar- 
stellung des  Koraraubes  will  sie  Garrucci,  Les 
mystcres  du  syncrctisme  pltrygien  dans  les  cata- 
combes  romaines  de  Pretextat.  Paris  1854, 
S.  21  entdecken.  Doch  erhebt  dagegen  Ein- 
spruch Foerster,  Der  Raub  und  die  Rückkehr 
der  Persephone  S.  227  f.  und  erklärt  die  in  Frage 
stehende  Figur  für  Hymenaios,  während  Ovcr- 
beck,  Demeter  u.  Kora  S.  657  der  von  Foerster 
gleichfalls  erwogenen  Deutung  auf  Aphrodite 
den  Vorzug  giebt.  Auf  Münzen  von  Syrakus 
wollen  ihr  Haupt  erkennen  Eckhel,  D.  N.  V. 
1   S.  244f ;   vgl.   Kenner,  Die  Münzsammlung 

b2 


1635  Kyane  Kyanochaites  163G 

des  Stifts  St.  Florian  S.  93.  Head,  Coinage  hauteur  d'une  abstraction  poetique."  Hinsicht- 
of  Sijracuse  S.  29,  PI.  6,  nr.  10—12;  S.  31  lieh  des  Namens  Hydne  sagt  Hauvette  S.  141 
nr.  13,  S.  33.  Cat.  of  the  Gr.  C.  in  the  Brit.  mit  Bezug  auf  Vinets  Erklärung:  „MaisTautre 
Mus.  Sicily  S.  185  nr.  273— 275;  S.  186  nr.  279;  hypothcse  elle-meme  se  prete  ä  une  interpreta- 
S.  188  nr.  305.  306  sowie  Head,  liist.  num.  S.  157.  tion  dti  meme  genre:  sans  comparer  le  viot  "Tövr} 
Loehhecke,  Ztschr.  f.  Num.  17,  1890  p.  171  au  terme  homerique  aXoavdvrj,  dont  l'etymologie 
nr.  18.  Drexler.]  [Bei  Aeliati  a.  a.  0.  heifst  est  incertaine,  ne  doit-on  pas  rcmarquer  la  res- 
es  ZvQciKovoioL  .  .  .  xbv  "Avanov  ccvSqI  si'ticcaav,  semhlance  de  ce  nom  avec  le  mot  vSag,  et  n'est-il 
rrjv  8s  Kvävrjv  mqyriv  ywaiKog  eIhovl  sxLinqaav.  pas  surprenant  que  le  nom  ptorte  par  la  fille 
Vgl.  auch  Schol.  Stat.  Theh.  5  p.  231  ed.  Cruccus  lo  duplongeur  alt  lui-meme  quelque  rapport  avec  la 
und  Mytlwgr.  Lat.  2,  93  p.  106  f.  ed.  Bode.  mer.?"— 5)  Vgl.  (7.  J.  G^r  8036,  wo  der  Name  einer 
Der  Flufsgott  Anapos  und  die  Quellnymphe  Sterblichen  beigelegt  ist.  Drexler.]  [Stoll.] 
Kyane  auf  Bronzemünzen  von  Syrakus,  Head,  Kyauee  [Kvavfr]),  Tochter  des  Maiandros, 
Hist.  num.  157;  auf  der  Vorderseite  einer  ande-  von  Miletos  Mutter  des  Kaunos  und  der  Byblis, 
ren  Münze  vielleicht  das  Haupt  der  Kyane  Ov.  Met.  9,  451.  Nach  J.wfow.  ii'ö.  c.  30 -heifst 
allein,  Head  a.  a.  0.;  vgl.  Eckliel,  Boctr.  num.  die  Mutter  der  Zwillingskinder  Kaunos  und 
1,  245.  261.  Catal.  of  the  GrecJc  coins  in  the  Byblis  Eidothea,  Tochter  des  karischen  Königs 
Brit.  Mus.  Sicily  p.  185  nr.  273.  p.  186  nr.  279.  Eurytos  (d.  Schönströmende,  d.  i.  Maiandros), 
Auf  einer  archaischen  Pelike  aus  Kyme,  auf  nach  Schul.  Theokr.  7,  115  Areia.  [Die  zahl- 
deren  Kehrseite  der  Raub  der  Köre  durch  20  reichen  Versionen  der  Sage  von  Byblis  s.  ge- 
Hades dargestellt  ist,  haben  wir  wahrschein-  sondert  bei  Mohde,  Der  griecJi.  Roman  p.  95 
lieh  in  der  Hydrophore,  welche  in  grofser  Anm.  1.  —  2)  Beiname  der  Hekate  im  grofsen 
Hast  nach  einem  Brunnen  eilt,  unter  weichem  Pariser  Zauherpap.  vs.  2863.  —  3)  Beiname  der 
ihr  Wasserkrug  steht,  die  Nymphe  Kyane  zu  Nyx,  iVoww.D.  31, 133.  —  4)  Beiname  der  Thetis, 
erblicken,  Arcli.  Ans.  15  (1857),  93*;  vgl.  auch  Philostr.  h.  in  Thetin  v.  1.  2  bei  Bergk,  Foetae 
(7.J.  6r.4, 8036.  Höfer.]  —  3)  Syrakusische  Jung-  J^yr.  Gr.  3*  S.  687;  vgl.  -nvävsog  Beiname 
frau,  Tochter  des  Kyanippos,  der  sie  im  Rausche  des  Hades,  C.  I.  Gr.  6280  A  und  des  Kerberos, 
beschlief,  ohne  sie  im  Dunkeln  zu  erkeanen;  Pap.  Paris,  v.  2336  {-nvwv  y.väv[£]og).  Drexler.] 
Kyane  aber  erkannte  danach  den  Thäter  durch  [Mythogr.  Lat.  1, 204  p.  65  Bode.  Höfer.]  [StoU.J 
einen  Ring,  den  sie  ihm  bei  der  Gewaltthat  30  Kyanippos  (Kvävinnog),  1)  Sohn  des  Ar- 
abgezogen.  Als  nun  eine  Pest  über  Syrakus  givers  Adrastos  (des  Besitzers  des  Areion  nva- 
kam  und  das  Orakel  erklärte,  dafs  zur  Ab-  roxccLrrjg),  Bruder  des  Aigialeus,  Apollod.^^l, 
wehr  des  Übels  ein  blutschänderischer  Mensch  9,  13,  wo  Heyne,  Obss.  p.  68  ihn  durch  Än- 
geopfert  werden  müfste,  erstach  sie  den  Vater  derung  der  Lesart  {ov  für  kccl)  zum  Sohn  des 
und  sich  selbst,  Dositheos  bei  Plut.  Parall.  Aigialeus  machen  möchte.  —  2)  Sohn  des 
c.  19.  [Vgl.  dazu  die  Bemerkungen  von  Holm,  Aigialeus  (und  der  Komaitho,  T.  des  Tydeus, 
Gesch.  Sic.  i.  A.  1  p.  81.  82,  der  auf  deu  orien-  Tryphiod.),  Enkel  des  Adrastos,  Fürst  von 
talischen  Charakter  der  Erzählung  aufmerk-  Argos,  aus  dem  Geschlechte  der  Biantiden. 
sam  macht,  ebenso  wie  Baudissin,  Stud.  z.  lu  seiner  Minderjährigkeit  waren  Diomedes 
semitischen  lieligionsgeschichte  2  p.  156.  —  4)  40  und  Euryalos  seine  Vormünder,  Paus.  2,  18,  4. 
S.  oben  Bd.  1  Sp.  2769 f.  s.  v.  Hydne.  Bei  2,  30,  9.  Er  nahm  teil  am  trojanischen  Krieg 
Paus.  10,  19,  1  heifst  in  den  Handschriften  die  und  befand  sich  im  hölzernen  Pferd,  Tryphiod. 
Tochter  des  Skyllis  Kyane.  Hydne  ist  erst  159.  Tzetzes,  Posth.  643.  —  3)  Ein  Thessaler, 
nach  Athen.  7,  48  p.  296  in  den  Text  aufge-  Sohn  des  Pharax,  vermählt  mit  der  schönen 
nommen  worden.  Am.  Hauvette,  Un  episode  Leukone.  Da  er,  die  Gattin  vernachlässigend, 
de  la  seconde  guerre  medique,  Le  plongeur  stets  jagend  sich  in  deu  Wäldern  umhertrieb, 
Scyllias  de  Scione  d'apres  Herodote  et  Pausanias  so  folgte  ihm  diese  einst  aus  Eifersucht  heim- 
(iiVü.  rfep7«7. 10,1886S.  132-142)läfst(S.140f.)  lieh  nach  und  wurde  im  Dickicht  von  seinen 
zwei  Möglichkeiten  offen:  Ein  Abschreiber  hat  Hunden  zerrissen.  Er  verbrannte  ihre  Leiche, 
im  Pausanias  statt  -ncil  (abgekürzt  k)  "Tdvccv  50  nachdem  er  zuvor  alle  seine  Hunde  auf  dem 
geschrieben  Kvävav,  da  Kyane  ihm  bekannter  Scheiterhaufen  geschlachtet,  und  tötete  dann 
war  als  Hydne;  während  für  das  seltene "'Td'j'jj  sich  selbst,  Parthen.  10.  Plut.  Parall.  21. 
bei  Athenaios  nicht  anzunehmen  ist,  dafs  es  Stob,  floril.  66,  34.  Apostol.  Prov.  11,  83. 
aus  Fahrlässigkeit  der  Abschreiber  statt  Kvävrj  [Anonymos  bei  Westermann,  Mythogr.  348. 
entstanden  sei.  Oder  dieselbe  Person  führt  flöfer.]  —  4)  s.  Kyane  nr.  3.  [StolL] 
zwei  Namen,  bei  Athenaios  Hydne,  bei  Pau-  Kyanis  {Kvccvig),  Name  einer  Troerin  auf 
sanias  Kyane.  Beide  Namen  sind  legendär.  einem  Vasenbilde  aus  Gäre,  welches  deu  Ab- 
Über  Kyane  bemerkt  V inet,  Becher ches  et  con-  schied  Hektors  darstellt  C.  L.  Gr.  4,  7379. 
jectures  sur  le  mythe  de  Glaucus  et  de  Scylla  Gerhard,  Arch.  Ztg. 4:{IS4:&),  303.  P.  Kretzschmcr 
(Extr.  du  Tome  15  des  Ann.  de  l'Inst.  arch.)  go  in  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  39 
S.  10  Anm.  1:  „Nous  n'hesitons  pis  ä  la  faire  (1888),  168  nr.  27.  [Höfer.] 
rentrer  dans  le  domaine  de  la  mythologie.  L)ejä  Kyanochaites  {Kvavoxai'rrjg),  Beiname  1)  des 
son  nom  rappelle  celui  de  la  femme  d'Eole.  Hades,  Hom.  hymn.  4,  348,  der  ähnlich  hv- 
Diodor.  5,  7.  Mais  quand  on  considere  que  les  ävsog,  G.  I.  G.  3,  6280a  oder  lislayxaitag 
Ljcxicographes  traduisent  ylavKog  par  %vavog.  ■9'föff,  Eur.  Ale.  438  heifst;  vgl.  Weise,  Die 
{Zonar.,  sub  vcrb.),  on  est  amene  ä  reconnaitre  Farbenbezeichnungen  der  Indogermanen  in 
datis  la  reunion  de  Glaucus  et  de  Cyane  un  Bezzenbergers  Beitr.  2,  289.  Milchhöfer,  Die 
simple   rapprochement  grammatical   eleve  ä  la  Anfänge   der  Kunst  in  Griechenland  235.   — 


1637 


Kyantbos 


2)  des  Rosses  Areion,  Dichter  der  Thehais  bei 
Faus.  8,  25,  8.  Hesiod.  scnt.  120  (s.  Bd.  1  Sp  475 
Z.  62).  —  3)  des  Poseidon,  II  13,  563.  14, 
390.  15,  174  (vgl.  Tryplion  in  Anccd.  Gracc. 
Boissonade  3,  280).  201  (=  Gregor.  Korinth. 
bei  Spengel,  Elict.  Gracc.  3,  223).  20,  144.    Od. 

3,  6  (=  Kokondrios  bei  Spengel  a.  a.  0.  234 
=  Boissonade  a.  a.  0.  3,  294).  9,  528.  536. 
Hesiod  theog.  278.  Antim.  bei  Bekk.  Anecd.  1187. 
OrpJi.  hy)iui.  17, 1.  Argon.  1279.  Quint.  Smyrn. 
7,  354.  9,  309.  AgatJiias  in  Anth.  Pal  9,  665,  5. 
6,  246.  Konn.  JJionys.  1,  60.  6,  373.  9,  91. 
10,  122.  37,  132.  39,  374.  40,  210.494.  42,  407. 
43,  19.  144.  418.  Lucian  de  sacrif.  11.  loan. 
Pediasinios  de  Herculis  labor.  7  p.  351b  Wester- 
mann.  Schal,  vit.  Soph.  Ant.  587.  Zu  Kvavo- 
XatTTjg  treten  folgende  Epitheta:  (XQ£icov,Nonn. 
40,  549;  yvjivofiavecov ,  ebendas.  8,  235;  vgl. 
42,  117;  svQvaxBQvog,  C/iristodor  in  Anth.  Pal. 
2,  65;  iTtTtiog,  Nonn.  5,  129;  rvxTfptrdff,  OrpJt. 
fr.  2,47  Abel;  nlayKtoavvrjg  ccQr,y(6v,  Nonn.  13, 
52;  a8tGix&o>v,  Orph.fr.  2,2;  Anth.  Pal.  append. 

4,  47  Cougny;  rivä'HTWQ  x^ovog,  Nonn.  21,  153; 
vSazosig,  ebend.  36,  8;  cptlörsavog,  ebend.  39, 
265.  Dem  Namen  KvavoiaCzrig  entspricht  bei 
Christodor.  a.  a.  0.  64  M£lccyxcitrr]g;  vgl. 
Kvavo%ccLxr]g'  ^islccvoQ'Qi^.  Iloast-däv  Hesych.; 
ebenso  Suidas,  der  noch  TtoQcpvQÖd'Qi^  hinzu- 
fügt; zur  Erklärung  des  Wortes  s.  Cornut.  de 
nat.  deor.  22  ^vovciv  avrco  tavQOvg  nauiis- 
Ittvag,  dia  rrjv  XQOiav  xov  nslüyovg,  yiai  insi 
allcog  To  vScoQ  fislav  sivai  XeyovGiv,  Bvlöycog 
tjör}  Kvavoxai'rrjv  ccvzov  tiQ/j-Accai,  v.c(\  iv 
sa&riZL  ilcäyovGL  xolocvzt};  vgl.  Lucian  a.  a.  0. 
Schol.  Hom.  Od.  3,  5.  Curtius,  Etym.^  546  Anm. 
Furtivängler,  Athen.  Mitteil.  7,  165  f.  Lenor- 
mant-dc  Witte,  Elite  des  3Ionuments  ceramogr. 
3  p.  86.     [Höfer.] 

Kyanthos  {Kvav&og)  =  Kyathos  (s.  d.)  Etist. 
ad  Hom.  Od.  1900,  26,  der  aus  Athen.  9,  411a 
schöpfte.     [Höfer.] 

Kyardos  (KvuQÖog),  ein  König  der  Karer, 
Sohn  des  Bargasos,  nach  welchem  die  karische 
Stadt  Kyarda  benannt  war,  Steph.  Bys.  v. 
KvaQÖa.     [Stoll] 

Kyare  {Kvägr}),  Beiname  der  Athene  Hesych., 
wofür  Bruno  bei  Schmidt  p.  545  ■Kvdg-q  vor- 
schlägt; auch  meint  Schmidt  a.  a.  0.,  dafs 
man  diesen  Götternamen  weder  mit  Prya  (s.  d.) 
noch  mit  KvQQCCvrj '  ovouu  yvvKLV.Biccg  Q'säg 
Hesych.  oder  Kvqqkvvi]  (=  KvQavr])  ovofio: 
d'sov  ywuinfiag  KiXikiov  Menandros  bei  Phot. 
p.  191,  25  zusammenbringen  dürfe.     [Höfer.] 

Kyathos  {Kva&og,  Becher),  ein  Knabe  aus 
Kalydon,  Sohn  des  Ar-chiteles,  Mundschenk 
des  Oineus.  Als  er  bei  einem  Gastmahl  im 
Hause  des  Oineus  den  Herakles  ungeschickt 
bediente,  gab  ihm  dieser  mit  einem  Finger 
eine  Ohrfeige;  aber  die  schwere  Hand  des 
Helden  fiel  gegen  seinen  Willen  so  wuchtig 
auf  das  Haupt  des  Knaben,  dafs  er  tot  zu 
Boden  sank,  Schol.  Ap.  Eh.  1,  1212.  Hellani- 
kos  nannte  den  Knaben  Archias  und  Cherias, 
Hcrodoros  nannte  ihn  Eunomos  (ebenso  Apollod. 
2,  7,  6;  Eurynomos,  Biod.  4,  36),  Nikandros: 
Kyathos,  Sohn  des  Pyles,  BruJer  des  Anti- 
machos.  Herakles  weihte  ihm  in  der  ätolischen 
Stadt  Proschion  einen  Hain,  der  noch  spät  der 


Kybele  (Wesen  d.  asiat.  Göttermutter)    1638 

Hain  des  Oinochoos  hiefs,  Athen.  9,  410  f  uncl 
4:11  a.  Prelle r,  Gr.  Myth.  2,  245,  3.  Die  Phlia- 
sier  eigneten  sich  den  Kyathos  an.  Herakles 
sollte  hier  mit  seinem  Schwiegervater  Oineus, 
der  ihn  besuchte,  ein  Festmahl  gehalten  haben, 
bei  dem  er  den  Kyathos  totschlug.  Man  zeigte 
noch  zu  des  Pausanias  Zeit  zum  Gedächtnis 
dessen  neben  dem  Tempel  des  Apollon  ein 
heiliges  Gebäude  mit  einer  Marmorgruppe, 
10  welche  den  Herakles  und  den  ihm  den  Becher 
reichenden  Kyathos  darstellte,  Paus.  2,  13,  8. 
Curtius,  Pelop.  2,  475.  [Knaack,  Hermes  23 
S.  130  ä.  Drexler.]  [Vgl.  Pott  in  Kuhns 
Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  6  (1857),  96. 
—  Kyathos  und  Herakles  auf  einer  tyrrheni- 
schen  Amphora,  de  Witte,  Fouill.es  d'Etrurie 
nr.  48  p.  24.  0.  Jahn,  Beschreib,  d.  Vasens. 
König  Ludwigs  nr.  388  p.  129.  Stephani, 
üompte  rendu  1860,  23  Anm.  1,  der  zugleich 
20  die  Beziehung  eines  Marmorreliefs  auf  Kyathos 
{Visconti,  Mus.  Pio-Clem.  5,  14)  in  Abrede 
stellt.  Vgl.  auch  de  Witte  a.  a.  0.  nr.  102 
p.  56.     S.  Kyanthos.     Höfer.]     [Stoll.] 

Kybabos  {Kv^a^og  &B6g  Hes>/ch).  Es  ist 
Kombabos  gemeint,  über  dessen  Verehrung  bei 
den  Assyriern  man  Luc.  de  dea  Syria  26.  27 
vergleiche.     [Höfer.] 

Kybdasos  {Kv^Suaog),  ein  erdichteter  Dämon 
der  Unzucht,  Komiker  Plafon  bei  Athen.  10, 
30  442  a.  LobecJc,  Phryn.  p.  436.  Gerhard,  Gr. 
Myth.  1  §  501,  3.     [Stoll.] 

Kybebe  =  Kybele  (s.  d.). 

Kybele  {Kvßslri,  Kvßi^ßri;  Cybele,  Cybebe); 
Götter mutter.  Vgl.  auch  den  Art.  Bhea  und 
hinsichtlich  der  Epitheta  beider  Göttinnen  bei 
den  griechischen  Dichtern  Bruchmann,  Epitheta 
deor.  etc.  unter  Kvßilrj  und  'Pia. 

I.  Die  asiatische  Göttermutter. 

40  1.  Bezeichnungen  und  Wesen.  Auf 
dem  Hochland  Kleiuasiens ,  vornehmlich  in 
Phrygien  und  Lyclien,  aber  auch  in  den  an- 
grenzenden Landschaften  und  in  den  griechi- 
schen Küstenstädten  wurde  die  ewigschaffende, 
lebenerzeugende  Kraft  der  Natur  unter  dem 
Bild  einer  mütterlichen  Göttin  vorgestellt, 
deren  Verehrung  während  des  ganzen  Alter- 
tums eine  aufserordentliche  Macht  über  die 
Gemüter  ausübte.    Kein  Eigennamen  l)estimmte 

,50  ursprünglich  ihr  allumfassendes  Wesen;  sie 
hiefs  schlechthin  die  ,,Grofse  Göttin",  die 
,,Grofse  Mutter"  oder  auch  nur  die  „Mutter" 
{Strab.  469.  Polyacn.  7,  5.  Plut.  Mar.  17; 
Them.  31.  Anth.  P.  6, 218  [vgl.  d.  Art.  Ma!  K]); 
besonders  aber  drückte  sich  die  hohe  Würde, 
die  ihr  als  Urquell  des  Höchsten  und  Er- 
habensten zukommt ,  in  der  Bezeichnnng 
„Göttermutter"  aus,  welche  weitaus  die  üb- 
lichste geworden   ist.     In  Dichterstellen   wird 

(jO  sie  als  Allernährerin  {nccaßcözig,  Soph.  Phil.  391) 
und  Allgebärende  (MrjzrjQ  narzotsiivog,  Kaibcl 
Epigr.  44)  gefeiert,  die  Kunst  stellt  sie  als 
Gebieterin  der  Tiere  und  mit  den  Attributen 
des  Wachstums  dar,  die  spätere  Philosophie 
fafst  sie  als  das  Prinzixj  alles  Lebens  {Cornut.  6), 
als  ^cooyövog  9^£cc  {Sallust.  de  diis  4.  Julian, 
or.  5  p.  179).  Dies  alles  wird  schliefslich  in 
dem  Ausdruck  Ailmutter  Tta^i^/jxcoQ  (C.  I.  Gr. 

■o2* 


1639    Kybele  (Wesen  d.  asiat.  Göttermutter)  Kybele  (Erzeugerin  alles  Lebens)    1640 

6012  c)  und  mater  omnium  {Aug.  civ.  dci  2,  4)  Kybele  nicht  blofs  Mutter  der  Götter,  sondern 

zusammengefafst    und    die    pbrygische   Göttin  auch  der  Menschen  und  der  Tiere   {Aristoph. 

zu  den  Gestalten  gerechnet,  welche    bei  ver-  av.  875.      Lucret.  2,  598.  606.      Julian,  or.  5 

schiedenen  Völkern  unter  verschiedenen  Namen  p.  179D).     Sie  pflegt  und  heilt  Menschen  und 

die    eine    grofse   Naturgöttin    darstellen,    vgl.  Herden    {Diod.  3,  58),    hegt   und   ernährt  die 

Apulei.  Met.  11,  5.     Theodor,  therap.  1,  22.  wilden  Tiere    als   ^QvyCcov  Q-QmxsLQa  l^övtcov 

Unter    den    einheimischen    Bezeichnungen,  {Anth.  P.  6,  51)  und  Isowoßorog,  Nenn.  9,  147. 

welche  meist  den  Hauptstätten  der  Verehrung  Darum    dienen    sie    ihr    und   reichen    der  als 

entnommen  wurden,  wie  Jivdvfirjvr],  Zlntvlrjvrj  Kind  ausgesetzten  Göttin  die  Brust  {Diod.  3,  58). 
u.  a.,   gelangte   schliefslich   KvßaXr]   zu   allge-  lo  Besonders  erscheint  der  Löwe  als  ihr  bestän- 

meiner  Geltung.    Auch  dieses  ei'scheint  zuerst,  diger  Begleiter:    als   höchste  Darstellung    der 

im  6.  Jahrh.  bei  Hipponax  (fr.  121  Bergk,  bei  in  der  Natur  pulsierenden  Lebenskräfte  ist  er 

Tzetz.Lyc.WlO),  in  diQx  k.di]ekiiviovm  Kvßr]Xig,  ein  Beweis    ihrer  Macht;    als   das    königliche 

oder  KvßsUg  bei  Stepli.  B.  s.  v.  KvßsXeia,  von  Tier    und    Herrschersymbol     der     asiatischen 

ihm  durch  ÄvßsXriysviqg  erklärt.    KvßsXr}  findet  Könige    vergegenwärtigt    er    ihre    Herrschaft 

sich  zuerst  Find.  fr.  80  Bergk,  dann  Aristoph.  über    die    ganze    Natur    (vgl.    die  Bildwerke). 

Av.^ll.  ü'wnjj.  5acc7<.  78  und  von  da  an  immer  Auf  Münzen   dient  er  auch  allein   als  Symbol 

häufiger.    Strahon  (469.470.567)  und  die  Lexi-  ihres  Kults  {Pellerin,  Bec.   de.  med.  2,  58.  48. 

kographen  führen   den  Namen   auf  einen  Ort  45,  47.    Mitteil.  d.  Inst,  in  Athen  7,  152;  vgl. 
KvßiXu  oder  KvßiXov  {Tzetz.  a.  a.  0.  KvniXXa)  20  Zoega  a.  a.  0.  p.  58.  97).     In  voller  Majestät 

in  Phrygien    zurück,    der   auch  als   Berg   be-  erscheint  sie  auf  ihrem  Löwenwagen,  als  xav- 

zeichnet  wird  {Diod.  3,  58.    Hesych.  Etym.  M.  Qo-nzövoiv    X^övrcov    t'qjeSgog,    Soph.    Phil.  400. 

s.  V.),  aber  nirgends  nachzuweisen  ist.    Deshalb  Lucret.  2,  600.     Anth.  P.  6,  94  u.  a.     Es  gab 

ist  das  Wort  nach  Hesych.  -AvßsXa-  v.al  ävzqa  sogar    eigene    Verwandlungssagen     über    die 

^{ai.'ö'aPwßfiOt  wohl  als  Appellativ  =  Berghöhle  zu  Löwen   an  ihrem  Wagen,    Ovid  Met.  10,  686. 

verstehen,  vgl.  Zoega,  Bassiril.  1   p.  81.     Da-  Oppian  Kyn.  3,  12.    Ebenso  aberzeigt  sich  ihre 

neben  erscheint  aber  auch  die  Form  Kvßrjßrj  Macht  in  der  Pflanzenwelt:  von  ihr  kommt 

(von  Kvßrjßog?)  schon   bei   Charon  von  Lamp-  alles  Wachstum  und  Gedeihen.     Die  Anfänge 

saJios  {Phot.  y.vßrjßog;  Hesych.  s.  Y.;  vg\.  Philol.  des  Ackerbaus,    der,   wie    auch   der  Weinbau 
7,  741)  und  Hcrod.  5, 102.    Anacreont.  11.  Luc.  30  (F  187),  in  Phrygien  in  hohem  Ansehen  stand, 

Pseud.   11.      Catidl   63,   9    u.    a.    lateinischen  wurden  mit    ihrem   Kultus    in  Beziehung  ge- 

Dichtei'n.    Endlich  auch  Kvß^-nr],  Hesych.  s.v.;  setzt  {Lucret.  2,  613)   und  ihr,  wie  dem  Dio- 

vgl.  Berglc,  P.  L.  Gr.*  2,  497.     Die    Griechen  nysos,    ans   Rebenholz    geschnitzte  Kultbilder 

gebrauchen    zur  Bezeichnung    der   asiatischen  geweiht,  nach  Apollon.  Arg.  1,  1117  und  Eu- 

Göttermutter    vorzugsweise    ihre    Rhea    ['Psiri  phorion  bei  d.  Schol.  z.  d.  St.  (vgl.   Schreiber, 

vielleicht   =  'qsCrj   d.   i.    opsi'Tj],    sofern    auch  ^rc/i.  Z^r/.  41,  289).    Auch  im  römischen  Kultus 

diese  durch  die  Geburt  des  Zeus  und  der  Zeus-  wurde  ihr  die  Fruchtbarkeit  der  Felder  und 

geschwister  eine   Göttermutter  war  (s.  Rhea).  Weinberge  zugeschrieben  {Plin.  N.  H.  18,  16. 

Doch    ist    die    Vertauschung    beider    Namen  Gregor.  Tur.  in  glor.  confess.  77).    Als  Symbol 
keineswegs    das    Ursprüngliche:    in    der    vor-  40  nie    versiegender    Lebenskraft     war    ihr    der 

christlichen    Zeit    findet    sich    nur    eine    Art  immergrüne    Baum    heilig,    die    Fichte    oder 

Gleichsetzung,    und    nur    bei    Dichterstellen,  Pinie  (von  den  Alten  nicht  unterschieden,   s. 

welchen    wenigstens    anfangs    eine    bewufste  Baudissin,  Stud.   zur  semit.  Bei.  2,  203,    der 

und  absichtliche  Theokrasie   zu  Grunde  liegt.  sich  für  die  Pinie  entscheidet),  vgl.  Ovid  Met. 

[Die  Vermischung    der    zu    Kybele    gehörigen  10,  104.    Serv.  ad  Aen.  9,  85.    Martial  13,  25. 

Korybanten  mit   den  zu  Rhea   gehörigen  Ku-  Prudent.   Peristepih.  10,  196.      Über    ihre    Be- 

reten,    die    schon    frühe    eintrat,    vgl.    oben  deutung  im  Attiskultus  s.  Attis  Bd.  1  Sp.  721. 

Sp.    1595,     wirkte     hierzu    mit.]      So    zuerst  Die  Wundermacht  der  (idäischen)  Göttermutter 

bei    Soph..  Phil.   391    und   Eurip.    Bacch.  58.  auf  dem  ganzen  Gebiet  der  Natur  zeigt  sich 
120  f.;  dann  Nikandr.  Alex.  7.  217.     Anth.  P.  so  in  der  schönen  Schilderung  Apollon.  1,  1140, 

6,    217.   218.    219.      Ovid    Fast.    4,    194.    Sil.  wie  sie  ihre  Gnade  zu  erkennen  giebt:    „eine 

Ital.  17,  37,    und    auf   dem    Gebiet    der    My-  Fülle     von    Früchten     ergofs    sich     von    den 

thendichtung,    Apollod.    3,    5,    3.     Auch    die  Bäumen  hernieder,    die  Erde  liefs   vor  ihren 

Orphiker  setzten  mit  beabsichtigter  Theokrasie  Füfsen    Blumen    emporspriefsen,    die    wilden 

Rhea  für  Kybele,    wie   die  Vergleichung  von  Tiere  verliefsen  ihre  Schlupfwinkel  und  kamen 

Orph.  Arg.  618  mit  der  offenbar  nachgeahmten  schweifwedelnd    heran,    und    aus    dem    sonst 

Stelle  (vgl.   Schwartz ,  De  Dionysio   Scytobra-  dürren  Dindymongebirge  quollen  reiche  Wasser- 

chione  p.  25)  Apollon.  Bhod.  1,  1225  zeigt,  wo  ströme  hervor."     Das  feuchte  Element  ge- 

M7]rrjQ   Jivdv^iT}   steht.     Von  Prosaikern   ge-  hörtalsBedingung  der  Fruchtbarkeit  zum  Wesen 
braucht    erst    Strabon  469    beide    Namen    als  60  der  Göttermutter.    Daher  ihre  Verbindung  mit 

völlig  gleichbedeutend,  nach  ihm  IvMAiaw  ((?ia^.  dem  Flufsgott  Sangarios,   dem  sie  die  Flufs- 

deor.  12.  Sacr.l.  Salt.  8) ;  sodann  Anth.  P.  6,  94.  nymphe  Nikaia  gebar  (nach  Memnon  bei  Phot. 

9,  645.    Eaibel  Epigr.  822.  823;  in  besonders  ed.  BekJcer  224,  383)    und  als   dessen  Tochter 

ausgedehntem  Malse   aber  die  Lexikographen  sie    auch    erscheint    (s.   Agdistis);    sowie    mit 

und  Scholiasten,  welche   häufig  ein  richtiges  Marsyas   (s.  d.)    und    dem    als    bärtiger   Kopf 

KvßsXrj   im  Text  der  Schriftsteller  durch  'Psa  dargestellten  Wasserdämon,  s.  Michaelis,  Ann. 

erläutern.  d.   Inst.  1863,    329.      So    vrarde    sie    in    den 

a)   Als    Erzeugerin    alles    Lebens    ist  Küstengegenden    am    Ida    und    von    Kyzikos 


1641    Kybele  (Erzeugerin  alles  Lebens)  Kybele  (Erdmutter)              1642 

auch  als  Gebieterin  des  Meeres  verehrt,  welche  ter  aufzufassen.   In  der  Poesie  wird  sie  geradezu 

die  Winde  sendet  oder  abhält,  Apollon.  1,  1098.  F/J  genannt  {Sopli.  Phil.  391.    Anth.  P.  G,  51. 

1133;  vgl.  auch  das  Votivrelief  eines  Seefahrers  Liieret.    2,   598),    während    die   Prosaiker   das 

für    die   Göttin    bei    Conze,   3Iitteil.   des  arcli.  Wesen  der  Göttin  nur  durch  die  Vergleichung  mit 

Instituts,  Ath.   Abt.   Bd.  16  S.  191  f.     Danach  dev  Eväe  zu  crklliven  suchen  (Varro  hei  August. 

ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  auch  in  Rom  civ.  de.  7,  24.  6,  8.  Firm.  Matern,  de  err.  prof.  3. 

die  Navisalvia  bei    Müller-Wies.,   Denkm.   2,  Macroh.  Sat.  1,  21,  8.     Serv.   Verg.  Ge.  4,  64). 

816  (C.  I.  L.  6,  492 — 494)  auf  Kybele  zu  be-  Dafs  man  sich  die  Göttin  aucb  in  den  Tiefen 

ziehen  sei;  vgl.  Jordan  zu  PreJler,  B.  M.  2,  58.  der  Erde  wirksam  dachte,  beweisen  die  Heilig- 

Zusammenfassend  feiert  sie  daher  Apollonios  lo  tümer     an     gasausströmenden     Erdschlünden, 

a.  a.  0.  als  die  Allmutter,  welche  Luft,  Meer  aus   welchen  verborgene   Kräfte   emporzudrin- 

und  Erde  geschaffen,  als  Grund  alles  Daseins.  gen  schienen,    so   zu  Hierapolis  in  Phrygien, 

b)  als    Bergniutter.      Vorzugsweise    übt  Strab.   630.     PUn.   N.  H.  2,  208;  bei   Tibur, 
sie  auf  Bergen  und  in  Wäldern, -wo  das  Natur-  Orelli  nr.  1897;  vgl.  Phot.  s.v.  MtjXQowv.    Auch 

.  leben  frei  waltet,  ihre  Herrschaft  und  heifst  erscheint  sie  als  Beschützerin  der  Gräber,  s.  u. 
deshalb,  wie  schon  bei  Diod.  3,  58  und  Etym.  Abschn.  5.  Daher  das  Attribut  des  Schlüssels, 
M.  542,  54  angeführt  wird,  oQsCa  fi^TrjQ,  Sopli.  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7,  Anz.  p.  106.  Anderer- 
Phil.  391.  Apollon.  1,  1119.  Anth.  P.  6,  173.  237.  seits  versetzte  man  in  Grotten  und  Felshöh- 
Cornut.  6.  Orpli.  hymn.li,  6.  Sie  erscheint  fast  len  das  innerste  Leben  und  Weben  der  Natur, 
als  Personifikation  des  Bergwaldes,  wie  aus  20  besonders  der  Tierwelt,  wie  das  Kybelei-elief 
dem  homerischen  "iSrjv  fii^zfQcc  &s<öv  {@  47)  von  Paros  und  manche  Orpheusdarstelluugen 
hervorgewachsen ,  bes.  verglichen  mit  Schol.  zeigen.  Die  bedeutendsten  Kultorte  der  Kybele 
Pind.  Pyth.  3,  139  dicc  xo  iv  "iStj  oUiiv  und  scheinen  Höhlenlieiligtümer  gewesen  zu  sein, 
Schol.  Nicandr.  Alex.  220  sowie  mit  den  Münzen  so  auf  dem  Lobrinonberg  bei  Kyzikos  die 
Jahrb.  des  Archäol.  Inst.  3  p.  295.  Auf  Bergen  d-alduai  'Peürjg  AoßQLvrjg  (Nicandr.  AI.  8), 
wird  sie  vorzugsweise  verehrt,  hier  hat  sie  welche  das  Schol.  durch  tottoi  lsqoI  vnöysioi, 
ihre  Heiligtümer  (Strab.  575.  589.  619),  ihre  üva-Asiiisvoi  xfi  '^Psa  erklärt,  unterirdische 
heiligen  Haine  (Catull  63,  3.  20.  Verg.  Aen.  Kammern,  wie  sie  in  Phrygien  in  grofser  Zahl 
9,  86.  Prob,  ad  Georg.  2,  84)  und  ihren  orgia-  gefunden  werden;  vgl.  Abel  in  Paulys  Bealen- 
stischen  Kultus  [Aristid.  Smyrn.  pol.  p.  229).  so  c%jTil.  5  p.  1570.  In  diesen  Kybelegrotten  (vgl. 
Mit  ihrem  Gefolge,  den  Korybanten,  den  my-  Hesych.  KvßaXa.  Strab.  614),  die  auch  im 
thischen  Vertretern  des  orgiastischen  Dienstes,  Mythus  und  Kultus  des  Attis  eine  Rolle  spielen 
durchzieht  sie  die  Höhen  des  Ida,  dafs  von  (s.  Attis  Bd.  1  Sp.  716.  722),  stand  ein  Bild  der 
dem  tollen  Treiben  und  der  orgiastischen  Göttin  (Paus.  10,  32,  3.  Arch.  Ztg.  42,  71). 
Musik  ihrer  Begleiter  das  Waldgebirge  wider-  Diese  Felsenhöhle  liegt  wohl  auch  den  zahl- 
hallt (.^nacreon^.  11.  Luc.  dial.  deor.  12),  eine  reichen  Reliefdarstellungen  der  asiatischen  und 
wilde  Jagd,  vgl.  'lSutr]g  vXayfiog,  Nicandr.  griechischen  Göttermutter  zu  Grunde,  auf 
AI.  220  und  den  Artikel  Kureten-Korybanten.  welchen  dieselbe  in  einer  natürlichen  Felsen- 
Sie  erscheint  oft  in  wunderbarer  Weise  höhle  oder  in  einem  Tempelchen  mit  oft  stark 
den  Menschen  (Mann.  Par.  Ep.  10.  Et.  40  vertieftem  Grunde  thront.  Die  von  Conze 
M.  'Jvxai'a,  wie  Hekate;  auch  Schol.  Pind.  (^rc/i.  Zif/.  38  Taf.  1—4)  veröffentlichten  Weih- 
Pyth.  3,  137?);  im  Brausen  des  Waldes,  in  reliefe  aus  Griechenland  und  Kleinasien  zeigen 
den  Schauern  der  Wildnis  thut  sie  ihre  Nähe  beide  Arten,  die  Höhle  (Taf.  4,  1.  2.  4)  wie 
kund  und  versetzt,  wie  andere  Gottheiten  der  die  Tempelchen  (Taf.  2.  3.  4);  die  architek- 
Fluren,  die  Begegnenden  als  MrjxQolrjnxoi.  tonische  Regelmäfsigkeit  der  Höhle,  Taf.  3,  1.  3 
(ITermias  in  Phaedr.  p.  105)  in  Wahnsinn  stelltdenÜbergang  von  dem  einem  zum  anderen 
(Eurip.  Hipp.  144.  A.  P.  6,  219.  Bio  Cass.  dar.  Doch  gehören  beide  Arten,  z.  B.  Taf.' 2,  3 
68,  43.  Amol).  5,  7),  der  in  den  Mythen  auch  und  4,  1.  2.  4  (vgl.  Schreiber ,  Arch.  Ztg.  38, 
auf  sie  selbst  übertragen  wird  (Diod.  3,  57.  157)  ungefähr  derselben  Zeit  an  (4. — 3.  Jahrh. 
Eurip.  u.  Luc.  a.  a.  0.).  Ebenso  befreit  sie  50  v.  Chr.).  Das  Vorkommen  dieser  Darstellung 
aber  auch  vom  Wahnsinn  (Apollod.  3,  5,  3.  auch  in  Asien  und  auf  den  Inseln  (vgl.  die 
Schol.  IL  6,  131.  A.  P.  6,  51)  und  anderen  Münzen  von  Magnesia  a.  S. ,  PeUcrin,  Bec.  2, 
Krankheiten  (Diod.  3,  58),  als  laxgCvr]  (Annal.  62,  29,  das  Relief /SaftoMro/fTaf.  137  und  Conze, 
d.  Inst.  1862,  27  nr.  4.  5)  und  verleiht  auch  Imbros  Taf.  15,  8)  läfst  asiatischen  Ursprung 
ihren  Kultdienerinnen  eine  geheimnisvolle  Heil-  vermuten.    Aber  auch  die  Schätze,  welche  die 

.  kraft,  Athen,  p.  553  C.    Philostr.  v.  Apoll.  B,  4,3.  Erde  in  ihrem  Innern  birgt,    sind  die  Gaben 

131;  vgl.  Knapp,  Jahrb.  f.  Jclass.  Phil.  1881,  227.  der  Grofsen  Mutter.    Das  Gold,  das  die  Flüsse 

Ebenso  übt  sie  selbst  Mantik  durch  ihr  Orakel  Phrygiens  führten,  machte  Midas  (s.  d.),  ihren 

zu  Pessinus  (Plut.  Mar.  17.    Polyb.  22,  20)  und  Sohn   und  Begründer  ihres   Kults,    dem   auch 

durch  Traumerscheinungen   (Plut.   Them.   30),  60  die  Gewinnung  anderer  Metalle  zugeschrieben 

und  verleiht  sie  ihren  Dienern  (^;)oZ?ot/or.  3, 12,  6.  wurde,    zum  reichsten  Mann  der  Sage.     Noch 

Orelli,  Inscr.  2325).    Aus  derselben  Wurzel  wie  deutlicher    sprechen    dies    die    Daktylen    aus, 

gottgesandter  Wahnsinn  und  Mantik  entsprang  ,,die    kunstfertigen    Diener     der    phrygischen 

der  orgiastische  Kultus  (vgl.  Strab.  467),  auch  Bergmutter" (»%«&. 473.  Schol. Ajwllon.  I,il2d), 

als  eine  Art  Geisteserfüllung.  die  das  Eisen  erfunden  hatten  und  es  in  den 

c)  als  Erdmutter.     Die  lebenerzeugende  Bergschluchten   des  phrygischen  Ida    schmie- 
Kraft    der  Göttin    in    Tier-    und  Pflanzenwelt  deten,  vgl.  Lobeclc,  Agl.  1156 f. 

konnte  ebensowohldaraufführen,  sie  als  Erdmut-  d)    als    Städtebeschirmerin.      In    der 


1643       Kybele  (Städtebesebirmerin) 

Eigenscbaft  einer  Erdgöttin  galt  sie  sodann 
auch  als  Gründerin  und  Beschützerin  der 
Städte,  die  sie  auf  ihrem  Rücken  trägt,  vgl. 
Lucret.  2,  607.  Varro  bei  August.  7,  24.  Verg. 
Aen.  10,  253.  Ovid  Fast.  4,  219.  Cornut.  6, 
überall  hier  mit  Berufung  auf  ihr  Attribut 
der  Turm-  oder  Mauerkrone  (s.  unten),  die 
man  auf  befestigte  Städte  bezog.  Segenbringend 
hält  sie  ihren  Umzug  in  den  Städteu  Phrygiens 
{Lucret.  2,  624.  Verg.  Acn.  6,  784);  diejenigen 
mit  dem  Namen  MrjTQonolLg  führten  ihre 
Gründung  auf  die  Göttermutter  zurück  {Stepli. 
B.  MrjtQonolig),  in  Suiyrna  wurde  sie  als  die 
eigentliche  Stadtgöttin  verehrt  {Zoega,  Bass.  1, 
83),  und  als  Göttin  bürgerlicherOrdnung erscheint 
sie  auch  auf  einer  Augustus-Camee,  Mülin, 
G.  M.  181,  676.  Der  Einflufs  ihres  Dienstes 
auf  die  Kulturentwickelung  zeigt  sich  sodann 
darin,  dafs  ihre  Priesterschaft  die  ersten 
Münzen  prägte  (nach  Curtius,  Über  den  reli- 
giösen CharaJder  der  griech.  Münzen,  Monat^h. 
d.  Bcrl.  AI:.  1869  p.  476),  und  dafs  zu  Pessinus 
ein  Priesterstaat  bestand  {Strcih.  567).  Auch 
die  ,,phrygische"  Musik  mit  ihrer  hinreifsen- 
den  Gewalt  wurde  in  ihrem  Dienste  (?.  unten) 
und  von  ihren  Begleitern,  den  Korybanten 
{Earip.  BaccJi.  120),  und  Marsyas  (s.  d.)  er- 
funden (s.  Kureten). 

e)  als  Göttin  der  Fruchtbarkeit  und 
des  weiblichen  Geschlechts.  Als  matro- 
nale  Göttin  der  Fruchtbarkeit  wuide  sie  auch 
von  den  Griechen  aufgefafst,  wie  die  Ver- 
gleichung  mit  Demeter,  Aphrodite  und  Artemis- 
Hekate  (Rhea  und  Gaia  s.  oben)  zeigt,  vgl. 
Apidei.  Met.  11,  5.  Zu  der  Gleichsetzung  mit 
Demeter  {Eurip.  Hd.  1301.  Orpli.  Arg.  22. 
Lulian.  or.  5  p.  159  A.  Suid.  ßÜQaQ-Qov.,  auf 
einer  Inschrift  ans  Artaki  in  Kleinasien  hat 
Demeter  den  Beinamen  Jwd'vLLsvr],  Biäl.  de 
corr.  hell.  1888  S.  187^^  gab  aufser  der  Wesens- 
verwandtschaft die  Ähnlichkeit  der  verlore- 
nen und  gesuchten  Tochter  mit  der  Attis- 
sage  {Schol.  Find.  Isthm.  6,  3)  Veranlassung. 
Nahe  lag  sodann  die  Vergleichung  mit 
Aphrodite  als  der  Göttin  der  animalischen 
und  vegetativen  Fruchtbarkeit  (s.  d.  Bd.  1 
Sp. 397  und  vgl.  die  übereinstimmende  Schilde- 
rung hymn.  in  Ven.  68  mit  ApoUon.  1,  1 140), 
bezeugt  von  C/iaron  von  Lainpscdcos  (Lhot.  v.v- 
ßrjßog;  HisycJt.  Kvßt'jßj])  wie  durch  die  Inschrift 
Annul.  d.  Inst.  1862  p.  42  nr.  11,  und  voraus- 
gesetzt bei  der  Gleichsetzung  von  Adonis  und 
Attis,  vgl.  Visconti,  Annal.  1809,  223.  Mit 
Artemis- Hekate  berührte  sich  die  asiatische 
Göttermutter  teils  im  Kultus  von  Samothrake 
(nach  Lycophr.  11  und  Schol.  Tzetz.,  vgl.  Usencr, 
Bhein.  Mus.  1868,  323.  363  und  d.  Art.  Selene), 
teils  durch  die  inschriftlich  bezeugte  Artemis 
Nana  (s.  d.  u.  Annal.  d.  Inst.  1862  p.  38),  welche 
wiederum  die  kleinasiatische  Naturgöttin  be- 
deutet, wie  auch  die  ephesische  Artemis  viel- 
fach im  Kultus  mit  ihr  übereinstimmt,  s.  Curtius, 
Berl.  Akad.  1872  p.  8.  Wie  diese  Göttinneu 
bei  den  Griechen  auch  der  weiblichen  Frucht 
barkeit  und  der  Geburt  vorstanden  und  des- 
halb für  Göttinnen  des  weiblichen  Geschlechts 
galten,  so  weist  auch  bei  der  asiatischen 
Göttermutter  manches   auf  ein  ähnliches  Ver- 


Kybele  (Gott.  d.  Fruchtbarkeit  etc.)    1644 

hältnis  hin.  Nach  lamblich.  de  myst.  3,  10 
war  sie  vorzugsweise  von  den  Frauen  verehrt, 
Plutarch  {Caes.  9)  setzt  sie  der  Bona  Dea  oder 
FwcciKsia  gleich,  Lucian  {Pseud.  11)  stellt 
sie  mit  den  rivstvXXiSsg  (vgl.  Art.  Kolias) 
zusammen.  Dagegen  finden  sich  von  der  bei 
jenen  Göttinnen  gewöhnlichen  Beziehung  auf 
den  Mond  bei  Kybele  nur  wenige  Spuren 
{Boscher.,  Selene  u.  Venvandt.  S.  94.  96  Anm.379. 
10  S.  126.  Dieterich,  Abraxas  S.  82.  101  ff.  Tzetz. 
Ghil.  13,  262),  und  zwar,  wie  es  scheint,  des- 
halb, weil  der  Mond  von  den  Phrygern  als 
männliche  Gottheit  verehrt  wurde  (s.  d.  Art. 
Men  und  vgl.  Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.  1  §  254). 
Deutlicher  tritt  ihre 

f)  kosmische  (und  Schicksals-)Be- 
deutung  hervor  in  der  Sage  bei  Diodor  (3,  57), 
nach  welcher  sie  unter  dem  Namen  Basileia 
mit  Hyperion  Helios  und  Selene  erzeugte,  und 

20  auf  Gemmen  und  Münzen,  wo  sie,  der  kartha- 
gischen Virgo  caelestis  (vgl.  d.  Art.  luno  cae- 
lestis)  ähnlich,  mit  Sonne  und  Mond  {Müller- 
Wies.  2,  808.  8u9)  oder  mit  einer  Himmels- 
kugel {Zoega  a.  a.  0.  p.  96  Anm.  73.  78)  dar- 
gestellt ist,  also  als  HimmeLskönigin  (daher 
bei  IJiod.  a.  a.  0.  Basileia  genannt).  Daran 
knüpft  sich  auch,  wie  bei  der  karthagischen 
Göttin  (s.  Aphrodite  Bd.  1  Sp.  393)  eine  Be- 
ziehung  zu  fruchtbarem  Regen  und   Gewitter 

30  {Diodor  3,  57.  Cornut.  6),  zugleich  aber  auch, 
wie  bei  Wettergottheiten,  auf  das  Schicksal; 
daher  ihre  Verbindung  mit  Nemesis,  Miliin, 
G.  M.  83,  351.  Anyial.  d.  Inst.  1868,  390.  Bei 
der  Ermordung  der  Klytaimnestra  ruft  der 
Phryger,  Eurip.  Orest.  1453,  'iSai'a  (läisQ, 
^äxEQ  oßpifta!  Die  ebenfalls  in  Kleinasien 
verehrte  und  häufig  mit  Nemesis  verwechselte 
Ad  rast  ei  a  (s.  d.)  scheint  nur  eine  besondere 
Form  der  (idäischen)  Göttermutter  gewesen  zu 

40  sein  (vgl.  Fosnansky,  Nemesis  und  Adrasteia, 
Breslau  1890  p.  68  ff.). 

g)  Über  den  androgynen  und  kriegerischen 
Charakter  der  Göttin  s.  unter  3. 

2)  Unter  den  bildlichen  Darstel- 
lungen vertritt  das  uralte  Kultbild  zu  Pes- 
sinus, ciä  ayal^ta  önitexsg  {Herodian  1,11),  das 
als  unförmlicher  schwarzer  Stein  beschrieben, 
wird  {Arnob.  6,  11.  7,  49.  Frudent.  Mart. 
2i07u.  206),  jene   ganz  rohe  Form  der  Götter- 

50  steine  (s.  d.  Art.  Baitylos),  aus  welchen  durch 
allmähliche  Vervollkommnung  ein  menschen- 
ähnliches Bild  hervorgegangen  ist,  \g\.  Gerhard, 
Über  Metroon  und  Göttermnttcr,  Ges.  Abh.  2,  99 
Taf.  59  nr.  1  —  10.  20  [vgl.  Ferrot  et  Chipiez, 
Bist,  de  l'art  5,  151.  157.  158  u.  oft  R.J. 
Doch  war  in  Pessinus  auch  die  später  übliche 
Form  der  Darstellung  vertreten,  Diod.  3,  59. 
Die  ältesten  erhaltenen  Darstellungen  der  Göttin 
sind    Sitzbilder    nach    Art    der    .Statuen    vom 

i!o  heiligen  Weg  des  didymäischen  ApoUon  bei 
Milet,  welche  meist  durch  Löwen  zu  beiden 
Seiten  des  Throns  oder  durch  einen  Löwen 
auf  dem  Schofs  als  Kybelebilder  sich  kennt- 
lich machen.  Solche  Bilder  wurden  in  alter 
Zeit  in  die  Felsen  gehauen,  wie  das  Felsen- 
bild am  Sipylos  (s.  unten  nr.  5)  und  dasjenige 
auf  Chios  {Conze,  Fhilolog.  14,  156.  Studniczka, 
Mitt.  d.  circh.  Inst,  in  Athen  13,  163).    Hieran 


1645    Kjbele  (bildliche  Darstellungen) 

schliefsen  sich  ganz  die  archaischen  Darstel- 
lungen, eine  Statue  und  zwei  Relieffiguren  von 
Kyme  an,  sowie  die  in  Marseille  gefundenen,  die 
ohne  Zweifel  aus  Phokaia  stammen,  s.S.Eeinach, 
Bull,  de  corr.  hell.  13  p.  543 f.;  Furttvängler, 
Bcrl.  pMol.  WocJmischr.  1888  nr.  48.^  Die 
meisten  uns  erhaltenen  Darstellungen  der  Kybele 
gehen  jedoch  nicht  über  das  Ende  des 
5.  Jahrh.  zurück;  weitaus  die  Mehr- 
zahl stammt  aus  hellenistischer  oder 
römischer  Zeit,  in  welcher  auch  die 
Städte  des  inneren  Kleinasiens  von  grie- 
chischer Kultur  durchdrungen  waren. 
So  zeigen  sie  den  Typus  der  griechi- 
schen Kunst,  aber  einen  Typus,  der 
unter  asiatischen  Einflüssen  an 
Westküste  Kleinasiens  entstanden 
sein  scheint  und  somit  der  phrygi- 
schenundgriechischenGöttermut- 
ter  gemeinsam  ist.  Auch  Reliefbil- 
der, die  mit ,,  Agdistis"  bezeichnet 
sind  oder  aus  Bithynien  stammen, 
sowie  Münzen  aus  dem  inneren 
Phrygien  (s.  sogleich  nachher) 
zeigen  durchaus  denselben  Typus. 
Gewöhnlich  sitzt  die  Göttin,  eine 
anmutige  Frauengestalt  (tiaXt] 
Anacreont.  11.  Diod.  3,  58)  mit 
vollen,  kräftigen  Formen  und 
freundlich  mildem  Ausdruck,  auf 
einem  Thronsessel,  mit  Unter- 
imd  Obergewand  bekleidet,  auf 
dem  Haupt  einen  Kopfaufsatz 
(Modius  oder  Mauei- 
krone),  von  dem  mei^t 
ein  Schleier  oder  dei 
heraufgezogene  Man- 
tel über  das  Hinter- 
haupt hin  abfällt,  wäb 
rend  nach  vorn  zwei 
Locken  vom  welligen 
Haar  herabfallen;  dei 
linke  Arm  ruht  auf 
einem  Tympanon,  in 
der  R.  hält  sie  eine 
Schale,  oder  die  Hand 
ruht  auf  der  Armlehne 
des  Thronsessels; 
ihren  Füfsen  in  der 
Regel  die  Löwen.  So 
auf  unzähligen  Denk- 
mälern, vgl.  besonders 
das  Votivrelief  aus 
Bithynien  mit  der 

Inschrift  (irjXQl 
KvßsXj]  vom  Jahr 
119   vor   Chr.   bei 
Conze,  Leshos,  Taf. 
19;   ein  ähnliches 

Müller-  Wieseler 

2,  810;  die  anmutige  Statue  Mus.  Pio-Clem. 
1,  40  (s.  d.  Abbildung);  Clarac  pl.  396, 
664  B.  C;  Münzen  bei  Zoega,  Bass.  1  p.  95. 
Seltener  erscheint  Kybele  stehend,  auf  Münzen 
von  Magnesia  a.  S.  {Müller -Wies.  2,  806; 
Pellerin,  Bec.  2,  62,  29),  Laodicea,  Phokäa  u.  a. 
(Zoega  a.  a.  0.),  von  Dokimion  {Jahrb.  d.  urch. 
Inst.  3,   Taf.  9  nr.  28;  vgl.  die    Statue  Clarac 


1)  Kybelestatue  des  Mus.  Pio-Clement.  (nach  Mus.  Pio-Clem.  I  Taf.  40) 


Kybele  (bildliche  Darstellungen)    1646 

pl.  395,  661),  das  Relief  in  Venedig  (s.  mit.  Attis). 
In  der  Behandlung  des  Löwen  zeigt  sich  vor- 
nehmlich der  Einflufs  Asiens.  Wie  die  grofse 
asiatische  Naturgöttin  mit  Löwen  auf  dem 
Schofs  dargestellt  wurde  (s.  unten  nr.  4),  so 
auch  Kybele,  Curtius,  Ahh.  d.  Berl.  Akad.  1879 
Taf.  3,  1;  vgl.  Friederichs,  Berl.  ant.  Bildw.  2 
nr.  2005  b.  Müller-  Wies.  2,  814.  Conze, 
Leshos  p.  10.  Diese  Darstellungsweise 
drang  mit  dem  Kultus  der  phrygischen 
Göttermutter  schon  im  4.  oder  3.  Jahrh. 
auch  in  den  Peiraieus  ein  (vgl.  dasVotiv- 
relief  bei  Conze,  Arch.  Ztg.  38  Taf.  2,  3) 
und  von  da  wohl  auch  in  Attika,  ebenda 
Taf.  2,  4.  Ein  asiatisches  Motiv  ist  es 
ferner  (s.  Furttvängler,  Sammlung  Sa- 
houroff  zviTai.  137;  vgl.  Astarte 
Bd.  1  Sp.  653),  wenn  sie  die 
Füfse  dem  Löwen  auf  den  Rücken 
setzt  {Conze  ebend.  Taf.  3, 2). 
Öfter  halten  die  Löwen 
ruhig  neben  der  Gebieterin 
sitzend  Wache,  wie  auf  der 
römischen  Münze ,  Miliin, 
G.  M.  4,  13  (a.  Abbil- 
dung 2),  auf  welcher 
Attis  mit  griechischem 
Gewand  und  phrygi- 
scher  Mütze  hinter  der 
Göttin  steht.  Eine 
höchst  lebenswahre  und 
anmutige,  den  sonstigen 
steifen  Typus  abstrei- 
fende Darstellung  der 
in  ihrem  Tempel  thro- 
nenden Göttin  mit  dem 
Löwen,  den  sie  lieb- 
kost, zeigt  das  Thon- 
relief  bei  Furtivängler, 
Samml.  Sahouroff',  Taf. 
137  (s.  Abbildung  3,  Sp. 
1650)  aus  der  Gegend 
von  Smyrna  oder  My- 
rina  (2.  Jahrh.  vor  Chr.). 
In  der  geistvollen  Ver- 
einigung der  dem  Dienst 
der  grofsen  Göttin  hul- 
digenden Wesen,  des 
flötenspielenden  Mar- 
syas,  des  weineinschen- 
kenden  Begleiters  (von 
Furtivängler  für  Attis, 
von  Conze  für  Kad- 
milos  gehalten  (s.  unt. 
Gr.  Göttermutter 
nr.  3),  der  in  or- 
giastischem  Tanze 
begrifi'enen  Jung- 
frauen und  der 
stiertötenden    Lö- 


wen, darf  man  wohl  die  starken  Impulse  erkennen, 
welche  die  kleinasiatische  Kunst  von  dem  orgia- 
stischen  Kulte  der  Phryger  empfing,  und  dies 
unterscheidet  diese  aufgeregte  Darstellung 
wesentlich  von  der  klassischen  Ruhe  der  griechi- 
schen Göttermutter.  [Vgl.  auch  die  Marmorplatte 
der  Bibl.  nat.  in  Paris  bei  Daremherg  Sagllo,  Biet. 
Fig.  2021;    abgebildet   oben    in    dem  Artikel 


1647     Kybele  (bildliche  Darstellungen) 

Kureten-Korybanten.]  Und  doch  wird  unsere 
Darstellung  an  wilder  Grofsartigkeit  weit 
übertroffen  durch  das  im  Innern  Phrygiens 
gefundene  8'  hohe  Bild  der  Kybele  zwischen 
zwei  aufrechtätehenden  Löwen,  die  ihre  Vorder- 
tatzen der  Göttin  auf  die  Schulter  legen,  Ar  eh. 
Ztg.  42,  71.  Bull,  de  corr.  hell.  13  p.  556.  Asia- 
tisch ist  ferner  der  in  der  Poesie  vielgefeierte 
Löwenwagen;  derselbe  ist  auf  ßeliefdarstel- 
lungen  {Zoega,  JBass.  1  Taf.  13  anten  abgeb.)  lo 
und  Münzen  zu  sehen,  vgl.  Miliin,  G.  M.  4,  9. 
Havercamp,  Alex.  num.  7,  18  (s.  Abb.  4:  Contor- 
niatmünze,  Sp.  1651),  11,  29,  auf  welchen  vier 
hochaufspringende  Löwen  ihren  Wagen  ziehen. 
Die  pergamenische  Kunst  endlich  hat,  wiederum 
nach  asiatischem  Vorbild  (s.  oben  Astarte 
Sp.  563),  in  der  Gigantomachie  von  Pergamon 
imd  von  Priene  (vgl.  Jahrb.  d.  Inst.  1,  63)  die 
Gebieterin  der  Tiere  des  Waldes  gebildet,  wie 
sie  auf  dem  Löwen  sitzend  dahersprengt  (in  20 
der  Malerei  Nikomachos,  Plin.  N.  H.  35,  109); 
darnach  auch  in  Griechenland,  Mitteil.  d.  Inst. 

i7i  Ath.  2,  S29  nv.  il ; 
in     der     römischen 

Kunst,  Clarac 
pl.  396,  664  A;  auf 
Münzen  und  Gem- 
men, Zoega  a.  a.  0. 
p.  49.  53;  Müller- 
Wies.  2,  808.  —  Die  30 

Mauerkrone   bei 
Kybele  ist  auch  auf 
Münzen  des  inneren 

Phrygiens  nach- 
weisbar (Pellerin, 
Bec.  2,42,4.  45,  51. 
46,  48)  und  für  Ly- 
dien  bezeugt  {Luc. 
dea  Sgr.  15).  Sie  scheint  aus  dem  hohen 
Kopfaufsatz  (Polos  oder  Modius)  hervorge-  10 
gangen  zu  sein,  der  den  Göttinnen  der 
Fruchtbarkeit,  wie  der  ephesischen  Artemis, 
der  kyprischen  Aphrodite  zukommt.  Da  der 
Polos  zum  hochzeitlichen  Schmuck  der  sa- 
mischen  Hera  gehörte  {Schreiber,  Ar  eh.  Ztg. 
41,294),  und  dieTurmkrone  als  Schmuck  der 
Braiat  am  Hochzeittage  {nvQyocpÖQog  v.ciQ-äTiBQ 
tj  Kv^slri,  Synes.  epist.  3)  erwähnt  wird,  so 
dürfte  die  Bedeutung  des  Polos  eine  matronale 
sein.  Auch  die  sonstigen  Attribute  bezeichnen  50 
die  Göttin  der  Fruchtbarkeit:  Ähren  und  Mohn, 
Müller -Wies.  2,  807  (wo  noch  andere,  auch 
phrygische  Denkmäler  angeführt  sind),  Jahrb. 
d.  Archäol.  Inst.  3,  Taf.  9  nr.  28 ;  Friederichs, 
Berl.  ant.  Bildw.  2  nr.  2005b;  Blumen  und 
Früchte:  Clarac  pl.  396 A,  664 D.  E;  ein  Zweig 
(auf  Münzen  römischen  Gepräges  vorherr- 
schend): Miliin,  G.  M.  4,  13.  Zoega  a.  a.  0. 
1. 13;  Füllhorn:  DütscMe, Bildw.  Oberital .  5,59i. 
Clarac  pl.  396  B,  664  G.  Der  ihr  zu  Ehren  mit  co 
den  Geräten  ihres  Dienstes  oder  mit  kleinen 
Tieren  geschmückte  Baum  {Miliin  und  Zoega 
a.  a.  0.  Arch.  Ztg.  1863  Taf.  176.  177)  hat 
denselben  Sinn  wie  der  Mai-  und  Lebensbaum 
europäischer  Gebräuche  (s.  Attis  Bd.  1  Sp.  721). 
Ein  zusammenfassendes  Bild  der  Tier-  und 
Püanzenleben  beherrschenden  Allmutter  giebt 
eine     zwischen     Früchten     und    Blumenorna- 


2)  Kybele  mit  Attis,  Müuze 

d.  ä.  Eaustina  (nach  ilUlin, 

üal.  Myth.  i,  13). 


Kybele  (Bedeutung  ihrer  Mythen)   1648 

menten    auf    einem    Löwen    reitende    Kybele, 
Arch.  Ztg.  38  S.  10. 

3)  Bedeutung  der  Mythen.    Die  Mythen 
der  Kybele   sind  in  dem  von  Pausanias  und 
Arnobius  überlieferten    pessinuntischen  Attis- 
mythus    enthalten,    in  welchem  Kybele  unter 
dem  Namen  Agdistis  auftritt  (s.  Agdistis  Bd.  1 
Sp.  100  f.).    Zu  den  (ebendas.)  angeführten  Be- 
weisen ihrer  Identität  kommt  das  mit  der  la- 
schrift  MrjtQL  98cäv  'Ayyiatei-  etc.  (C.  I.Gr.  6837) 
versehene  Votivrelief,  auf  welchem  diese  Göttin 
durchaus  in  dem  bekannten  Kybeletypus  dar- 
gestellt ist,    abgeb.    bei   Pococke,  Beschr.  des 
Morgenlandes  3,  Taf.  98  (deutsche  Ausg.).    Die 
einzelnen    Züge    jenes    Mythus    erklären    sich 
folgendermafsen.    Die  Entstehung  der  Agdistis 
aus   der  Erde    oder   dem  Felsen  bedeutet  die 
Erdmutter.    Um  alles  Leben  in  der  Natur  aus 
eigener  Kraftfülle    hervorbringen    zu   können, 
vereinigt    sie    die    Zeugungskraft    beider    Ge- 
schlechter,   die    sich    jedoch    alsbald    wieder 
differenzieren :    Agdistis   wird  weiblich    durch 
Beraubung    der    männlichen    Geschlechtsteile; 
dagegen  erwächst  aus  diesen  der  Granatbaum, 
von    dessen  Frucht  die   Sangariostochter  den 
Attis  gebar.     So  veranschaulicht   der  Mythus, 
wie    aus     der    Einheit    der    Lebenskraft    als 
Mutter    (Kybele)    das     vegetative    Leben    als 
Sohn  (Attis)  hervorgeht.     Die  Entstehung  des 
Granatbaumes    aus    den  Geschlechtsteilen  be- 
deutet  den  Übergang   vom   animalischen   zum 
Pflanzenleben;  der  Eingang  der  Frucht  in  die 
Sangariostochter  ermöglicht  wiederum  die  Ge- 
burt des  die  V^egetation  darstellenden  schönen 
Jünglings.    Die  Sangariostochter  Nana  ist  nur 
eine  andere  Form  für  Kybele,  denn  auch  Nana 
(s.  d.)  ist  die  kleinasiatische  Naturgöttin  {Com- 
paretti,  Annal.  d.  Inst.  34,  38).    Aber  da  Attis 
ohne  Zeugung  geboren  ist,  so  ist  die  Mutter  keine 
wirkliche  Mutter,  die  (iritriQ  &säv  ist  zugleich 
eine    Ttagd'Evog    d^^taQ  {lulian.   or.  5    p.  166). 
Kybele  ist  Mutter  und  Jungfrau  zugleich  und 
hat   deshalb    einen    nuQQ-svwv    (in  d.  Inschrift 
3Iitteil.  d.  Inst,  in  Athen  7, 158).    So  geschieht 
es,  dafs  das  Verhältnis  von  Mutter  und  Sohn 
in    ein    anderes    übergeht:    Kybele    liebt    den 
schönen  Jüngling,  d.  h.  die  Mütter  .Erde  liebt 
den  aus   ihrem  Schofs   entsprungenen  Blüten- 
fior.    Deshalb  geben  die  späteren  Schriftsteller 
als  Inhalt    der    Kybelemysterien    das    Liebes- 
verhältnis des  Zeus  (=  Attis-Papas,  s.  Attis  Bd.  1 
Sp.  723)    zu  seiner  Mutter  Demeter  (=  Rhea, 
s.  d.)  an  {Clemens  Alex.  Protr.  2.    Hippol.  ref. 
haeres.  5,  9;    vgl.  Schneidewin ,  Pliilol.  3,  247. 
lulian.  a.  a.  0.  ri  •neu  zBnoioa  yial  awoinovoa 
TM  (isyälo)  dii).    Daher  auch  die  Einmischung 
lupiters  bei  Arnobius.     Aber  die  anfangs  un- 
begrenzte   Zeugungskraft    erfährt    eine    plötz- 
liche Hemmung  im  Absterben  der  Vegetation, 
wofür  der  Mythus  wiederum   das  dem   anima- 
lischen  Leben    entnommene  Bild   setzt:    Attis 
entmannt  sich.     Um  dies  zu  motivieren,    wird 
das  Schicksal    des   schönen  Jünglings  mit  der 
sagenhaften  Landesgeschichte   Phrygiens  ver- 
flochten:   Attis    soll   die   Tochter    des   Königs 
von    Pessinus    heiraten,    aber    aus    Eifersucht 
versetzt   ihn   Agdistis   in  Wahnsinn    (ein   dem 
Kultus  entnommener  Zug),  in  welchem  er  sieb 


1649  Kybele  (Bedeutnng  ihrer  Mythen) 

entmannt  und  stirbt.  Nun  folgt  die  auch  im 
Kultus  (s.  AttisBd.  1  Sp.721)  dargestellte  Trauer 
der  Göttermutter  um  den  Verstorbenen;  es  ist 
die  im  Winter  trauernde  Erde.  Aber  Attis  ist 
nicht  gestorben,  er  lebt  fort  in  der  immer- 
grünen Fichte —  so  hat  man  die  Verwandlung  in 
dieselbe  bei  Ocid  Md.  10,  103  (vgl.  Baudissin 


Kybele  (Bedeutung  ihrer  Mythen)    1650 

zu  ihrem  Anfang  zurück.  Diese  eigentümliche 
Bildersprache  erklärt  sich  in  ihrer  Form  aus 
dem  phantastisch-sinnlichen  Wesen  derPhryger 
(vgl.  Milchhüfer ,  Auf.  der  Kunst  S.  28),  in 
ihrem  Inhalt  aus  der  Lebeussphäre  dieses 
Volkes,  dessen  Gedanken  ganz  auf  die  Frucht- 
barkeit   der   Felder    und    die   Züchtung    der 


3)  Kybele  mit  den  ihr  dienenden  Wesen,  Eelief  von  Smyina  (nach  Furtwängler,  Samml.  Sabouroß'  Tai.  137);  vgl.  Si).  1646. 


a.  a.  0.  2,  204  f.)  zu  verstehen,  was  zu  Attis  Bd.  1 
Sp.  722  nachzutragen  ist  —  und  jedes  Frühjahr 
kehrt  er  zurück.  Damit,  dafs  der  entmannte 
Attis  wieder  weibliche  Körperbildung  annimmt 
(Sp.727),  kehrt  diese  von  einer  üppig  wuchern- 
den Phantasie  erdichtete  Metamorphose ,  in 
welcher  sich  die  der  animalischen  und  vege- 
tativen LebenserzeuguDg  entnommenen  An- 
schauungen fortwährend  durchkreuzen,  wieder 


60  Herden  .(vgl.  den  Hirten  Attis)  gerichtet 
waren.  Über  den  theogonischen  Zweck  und 
den  märchenhaften  Charakter  dieser  Erzäh- 
lung, sowie  ihren  Zusammenhang  mit  phöni- 
kischen  Sagen  vgl.  Gruppe,  Die  griech.  Kulte 
und  Mythen  1,  510.  —  Hieraus  ergiebt  sich 
auch  für  Kybele  der  (wiewohl  nicht  fest- 
gehaltene) androgyne  Charakter,  der  auch 
der   kyprischen  Aphrodite   und    den  verschie- 


I 


1651    Kybele  (und  d.  semit.  Natiirgöttin)  Kybele  (Ausdehnung  des  asiat.  Kultus)  1652 


denen  Formen  der  kleinasiatischen  Naturgöttin 
beigelegt  wurde,  vgl.  Streber,  Abh.  der  Bayr. 
Akad.  1,  182  f.  Ebendieselben  von  den  Griechen 
meist  Artemis  oder  Aphrodite  genannten  Göt- 
tinnen verbinden  den  mütterlichen  und  jung- 
fräulichen Charakter  und  mit  letzterem  zu- 
gleich die  Eigenschaft  einer  Kriegsgöttin.  So 
galt  auch  die  Göttin  von  Pessinus  als  sieg- 
verleihend, und  die  römischen  Feldherren 
reisten  dorthin,  um  ihr  Gelübde  darzubringen 
{Cic.  liar.  resp.  13.  Liv.  38,  18.  Flut.  Mar. 
17.  31.  Valcr.  Max.  1,1,1.  Orpli.  hymn.  14,8 
und  das  Relief  in  Sorrent,  Ärch.  Ztg.  1867, 112*). 
Auf  dem  Altarbau  von  Pcrgamon  sprengt  sie 
bewaffnet  in  den  Kampf. 

4)  Beziehung  zur  semitischen  Natur- 
göttin. Haben  wir  in  dem  androgynen 
Charakter,  in  der  Verbindung  von  Sinnlich- 
keit und  Grausamkeit,  im  Höhenkultus  und 
in  manchem  Einzelnen  Züge  der  semitischen 
Religionen  zu  erkennen  (vgl.  auch  Baudissin, 
Stud.  z.  semit.  Rcl.  2,  203),  so  fehlt  es  auch  nicht 
iin  direkten  Zeugnissen  für  die  Anlehnung  des 

Kultus      der 
phrygischen 
Göttermut- 
ter    an     die 
Hauptgöttin 
der  Semiten. 
In     Babylon 
sah  man  das 
Bild   einer 
thronenden 
Göttin  mit 
zwei    Löwen 
auf  den 
Knieen, 
welche     den 
Griechen  als 

Rhea  er- 
schien [Dioä. 
2,  9.  Cedren. 
ed.  pr.  p.  12).  Eine  Göttin  von  einer  der  Götter- 
mutter genau  entsprechenden  Bildung  sahÄrrian 
(Pcripl.  p.  9)  am  Phasis.  In  Berytus  in  Phönizien 
erzählte  man  von  einer  Göttermutter  Astronoe 
ein  Liebesverhältnis,  das  dem  zu  Attis  ganz 
analog  war  {Damaac.  Vit.  Isid.  242,  573,  Fhot. 
ed.  Bekker;  vgl.  Gruppe,  Kulte  und  Mythen 
1,  379).  Zu  Hierapolis  in  Syrien  wurde  eine 
Löwengöttin  mit  Tympanon  und  Turmkrone 
verelirt,  in  deren  Kultus  die  Hauptmerkmale 
des  Kybeledienstes  wiederkehren:  die  Galloi, 
die  wilden  Tiere,  die  orgiastischen  Instrumente 
und  Fackeln,  die  Selbstentmannung  und  die 
mit  Tieren  behangemn  Bäume  {[Luc]  dea  Syr. 
15.  22.  27.  41.  43.  49.  50.  51);  auch  sie  war 
eine  aus  dem  feuchten  Elemente  Leben  er- 
zeugende Göttin  (P/wf.  Grass.  17.  Baudissin  a.  a. 
0.  180).  Sie  wird  als  die  „Syrische  Göttin" 
bezeichnet  und  vornehmlich  Atargatis  ge- 
nannt (Baudissin  a.  a.  0.  165;  s.  Astarte  Bd.  1 
Sp.  654),  Kybele  aber  wird  ihr  gleichgesetzt 
{Cornut.  6.  Äpulei.  Met.  8,  24.  25.  Luc.  Asin.  35. 
Zoega  a.  a.  0.  p.  86  A.  16)  und  gleicht  ihr  auch 
auf  Münzen  (vgh  Zocga  p.  91 A.  43.  p.  96  A.  71). 
Im  Peiraieus  scheint  der  Kultus  der  'A<pQOÖLzr] 
ZvqCcc  mit  dem  der  Göttermutter  verschmolzen 


4)  Kybele  mit  Attis  auf  dem  Löwen- 

wageu,  Contorniatmünze  (nacli  llaver- 

camp,  Alex,  nitin.  Taf.  7,  18). 


gewesen  zu  sein  (Comparetti  a.  a.  0.  nr.  11. 
Foucart,  Assoc.  relig.  98  f.).  Andererseits  wird 
Kybele  mit  der  ebenfalls  in  diesen  Kreis  gehörigen 
kappadokischen  Göttin  Mä  (s.  d.)  oder  Ammas, 
die  in  den  beiden  Komana,  wie  sie  selbst, 
einen  Priesterstaat  hatte  und  kriegerischer 
Natur  war,  identificiert  (Stepli.  B.  MdaravQcc. 
Hesycli.  'J^fidg),  was  bestätigt  wird  durch  die 
Inschrift  M/jrpi   &smv    Mä    auf    einem  Votiv- 

10  relief ,  dessen  Bildnis  durchaus  die  übliche  Dar- 
stellung der  Göttermutter  wiedergiebt,  Mordt- 
mnnn  u.  DetJiier,  Epigraphik  von  Byzantion 
Taf.  6,  8.  Über  diesen  Zusammenhang  einer 
Verehrung  der  grofsen  Naturgöttin,  die  sich 
von  Babylon  über  Vorderasien  bis  nach  Pes- 
sinus und  Sardes  erstreckte,  vgl.  auch  Curtius, 
Monaisb.  d.  Berl  Akad.  1869,  465.  S.  Beinach, 
Bullet,  de  corr.  Jiell.  J8SQ  p.  555 f.  Besonders, 
auffallend    ist    die    Übereinstimmung    in    den 

20  Mythen  des  Attis  und  Adonis,  welche  nach 
Baudissin  a.  a.  0.  207  „wenigstens  auf  eine 
Vermengung  der  beiden  Mythenkreise,  weun 
nicht  auf  einen  ursprünglichen  Zusammenhang 
hinweist".  Der  Kybelekultus  ist,  nach  seinen 
Hauptstätten  zu  schliefsen ,  aus  einer  Ver- 
schmelzung phrygischer  und  lydischer  Reli- 
gionsanschauungen hervorgegangen,  die  sich 
auch  sonst  kulturgeschichtlich  folgenreich  er- 
weist (vgl.  Curtius,  Arch.  Ztg.  1853,  148.   BapjJ, 

30  Beziclmngcn  des  JDionysoskultus  zu  Thrakien 
u.  Kleinasicn  S.  23.  37).  Da  nun  die  Phryger 
mit  Armeniern  und  Griechen  nahe  verwandt 
und  die  Haujjtvertreter  der  arischen  Bevölke- 
rung in  Kleinasien  [Kiepert,  Lehrb.  d.  alten 
Geogr.  S.  73.  SO.  Fick,  Spracheinheit  der  Indo- 
germanen  408),  die  Lyder  dagegen  wahrschein- 
lich semitischen  Ursprungs  und  jedeuialla 
durch  Geschichte,  Sprache  und  Sitte  mit  dem 
assyrischen  Reich  eng  verknüpft  waren  {Kiepert 

40  a.  a.  0.  90.  112.  Curtius,  Gr.  Gesch.  1,  63), 
so  erscheinen  die  Lyder  als  die  Vermittler 
jenes  Zusammenhangs  des  Kybelekultus  mit 
dem  Dienst  der  semitischen  Naturgöttin. __ 

5)  Ausdehnung  des  Kultus.  Zur  Über- 
sicht über  die  Hauptstätten  des  Kybelekultus 
sollen  hier  die  wichtigsten  Belege,  nament- 
lich solche,  die  im  Bisherigen  noch  nicht  ge- 
nannt worden  sind,  zusammengestellt  werden. 
Übereinstimmend    wird    Phrygien     als     das 

50  Heimatland  dieses  Kultus  seit  den  ältesten 
Zeiten,  die  Göttin  als  ^Qvyi'a  &£6g  bezeichnet 
{Apollon.  Arg.  1,  1139.  Schal,  z.  1,  985  cu/la- 
■jraaa  7]  i^Qvyia  uqcc  rfj  &scp.  Strab.  469.  Catull 
63,  20.)  Noch  zu  Augustus'  Zeit  wurden  die 
Feste  der  Göttin  in  ganz  Phrygien  gefeiert 
{Bion.  Hai.  A.  B.  1,  61).  Der  religiöse  Mittel- 
punkt des  Landes  war  die  alte  Priesterstadt 
Pessinus,  woher  sie ^neacivovvzig  genannt 
wurde    {Strab.  469).      Über    die    grofsartigen 

00  Tempelbauten  daselbst  vgl.  Diod.  3,  59. 
Strab.  567.  Auch  nach  der  Eroberung  durch 
die  Gallier  und  der  Entführung  des  Kult- 
bildes durch  die  Römer  blühte  daselbst  noch 
ihr  Kultus  {Flut.  Mar.  17),  sogar  noch  zu 
Julians  Zeiten  {Lul.  ep.  21.  Ammian.  22,  9,  5). 
Die  ganze  Umgebung  von  Pessinus  war  der 
Schauplatz  ihres  Kultus  und  ihrer  Mythen, 
der    Sangarios    {rj    nugu    Eayyafiim    Mijttjq, 


1G53    Kybele  (Ansdehmmg  d.  asiat.  Kultus)  Kybele  (Ausdehnung  d.  asiat.  Kultus)  1654 


Anth.  P.  6,  234)  und  der  Pessinus  durch- 
strömende Gallos,  der  Zeuge  ihrer  Liebe  zu 
Attis  (s.  d.),  an  dem  schon  vor  alters  die 
Phryger  ihre  Feste  feierten  {Firm.  Mat.  de 
err,.'6.  Herodian  1,  11);  sodann  die  Berge 
Agdos  und  Dindymon.  Von  diesem  hatte 
(nach  Strab.  567)  die  Göttin  den  Beinamen 
JivSvfii^v)],  richtiger  wohl  (nach  Hcrodot  1,  80) 
von  dem  groi'sen  Dindymongebirge,  an  dem 
der  Hermos  entsprang,  einer  ihrer  berühmte- 
sten Kultstätten  {Anth.  P.  6,51.  Luc.  Tragod.  30. 
Verg.  Aen.  9,  618.  Ovid  F.  4,  249).  Von  ihrer 
Verehrung  bei  dem  phrygischen,  später  ver- 
schwundenen Stamm  der  Berekynter  {Strab. 
469),  hiefssieBerecyntia  (s.d.).  Beweise  der  Ver- 
breitung ihres  Kultus  in  den  Städten  Phry- 
giens  sind:  für  Hierapolis  Strab.  630;  Eumenia 
und  Ikonion  C.  I.  Gr.  3886  add.  3393 ;  Aizanoi, 
Kibyra,  Kotiaion,  Sala:  PeUexin,  Bcc.  de  med. 

2,  42,  4.  45,  47.  51.  46,  68;  Synnada  und 
Dokimion:  Jahrb.  d.  archäol.  Iii^t.  3  S.  295. 
Unter  den  Vorländern  Phrygiens  war  Ky  z i k  o  s 
ein  glänzender  Sitz  des  Kybeledienstes.  Es 
vereinigte  drei  Kulte,  den  angeblich  von  den 
Argonauten  gegründeten  der  Jivdvfii'cc  (auch 
hier  war  ein  Dindymon):  Apollon.  Arg.  1,  1092 
—  1146  c.  schoJ.  vgl.  Herod.  4,  76.  Strab.  575. 
Cedren.  p.  98;  den  der  TlXa-niccv^  aus  der  Nach- 
barstadt Plakia:  C.  I.  Gr.  3657.  Lolling,  Glit- 
ten, d.  Inst,  in  Athen  7,  151  f.;  den  der  AoßgLvr]: 
Nicandr.  ALS.  Scliol.  z.  d.  St. ;  vgl.  Marquardt, 
Gijzicus  95—  103.  Zudem  entführten  die  Kyzi- 
kener  noch  von  Prokonnesos  ein  altertüm- 
liches Bild  der  Dindymene  {Paus.  8,  46,  4). 
Der  einüufsreichste,  bis  an  das  Agäische  Meer 
vorgeschobene  Posten  ihrer  Verehrung  war 
der  Kult  der  M/jtriQ  'iSaia  (zuerst  bei  Eurip. 
Gr.  1453),  der  trotz  mancher  Eigentümlich- 
keiten doch  mit  dem  der  phrygischen  Götter- 
mutter durchaus  identisch  war,  vgl.  Apollon. 
1,  1125  f.  Strab.  466.  469.  Aufserdem  wurde  sie 
noch  in  Troas  als  Trigsir]  verehrt  (*S'fra&. 589),  in 
Mysien  als  ^rjzrjQ  &£äv  'AvSnQrjvr'i  (Strab.  614. 
C.  I.  Gr.  6836.  Steph.  B.  "Avösigu),  AanoQÖrjvr] 
{Strab.  619)  und  n^gyccfirivi]  {0.  I.  Gr.  6835. 
Dütschlce,  liil'hv.  Oberital.  5,  806);  ihr  Heilig- 
tum zu  Pergamon  hiefs  Megalesion  {Varro 
l.  l.  6,  15).  Das  zweite  Hauptland  des  Kybele- 
kultus  war  Lydien,  auch  hier  war  die  Attis- 
sage  zu  Hause  (s.  Attis  Bd.  iSp.  717f.),  und  zur  Be- 
zeichnung des  gemeinsamen  Anteils  der  beiden 
Länder  scheint  die  phrygische  Sage  (bei  Biodor 

3,  58)  der  Kybele  zum  Vater  den  M/jodv 
(Maionia  =  Lydien),  König  von  Phrygien  und 
Lydien,  zur  Mutter  Dindymene  zu  geben. 
Ihr  altberühmtes  Heiligtum  zu  Sardes  {Herod. 
5,  102.  Soph.  Phil.  392.  Plut.  Theni.  31;^  vgl. 
Curtius,  Beitr.  zur  Gesch.  u.  Topogr.  Klein- 
asiens, Ahh.  Berl.  AJcad.  1872  S.  85  Taf.  6)  war 
kulturgeschichtlich  von  gröl'ster  Bedeutung 
(vgl.  Curtius,  Monatsb.  d.  Berl.  AJcad.  1809,  477). 
Auch  hier  waren  die  Berge  Hauptstätten  des 
orgiastischen  Kultes,  der  Tmolos  {Anth.P.  6, 
234.  Luc.  Tragod.  30),  an  dessen  Fufs  die  Göttin 
als  'laoögöiirj  verehrt  wurde  {Strab.  440),  und 
der  Sipylos  {Aristid.  Sinyrn.  pol.  p.  229),  an 
dessen  Nordabhang  sie  (als  ZtnvXr'ivrj,  vgl. 
Strab.  469)  in  einem  in  den  Felsen  gemeifsel- 


ten  Bild  {Paus.  3,  22,  4;  s.  Humann,  Mitt. 
d.  arch.  Inst,  in  Athen  13  Taf.  1,  2),  sowie 
in  einem  nahe  dabei  gelegenen  Heiligtum 
{Paus.  5,  13,  7;  3.  den  Ausgrabungsbericht 
3Iitt.  d.  arch.  Inst,  in  Athen  12,  253.  271  f.; 
vgl.  auch  Bevue  archeol.  1890  S.  390  f.)  unter  dem 
Namen  fJ-rizrig  nkaotr'ivr}  verehrt  war.  Als  Sipy- 
lene  hatte  sie  im  nahen  Magnesia  ein  Metroon 
(C.   /.    Gr.  3137.    Liebe,   Gotha  mm.  p.  186), 

10  ebenso  in  Smyrna  {Plin.  n.  h.  14,  4,  54,  vgl. 
C.  I.  Gr.  3137.  3193).  Auf  Grabinschriften  von 
Smyrna  {ib.  3260.  3286.  3385  f.)  werden  die 
Gräber  unter  den  Schutz  der  Göttin  gestellt 
mittelst  einer  im  Übertretungsfall  an  sie  zu 
bezahlenden  Strafe.  Sodann  die  anderen  Städte 
loniens,  Klazomenai,  Erythrai,  Phokaia,  wie  die 
äolischen  Kyme  und  Myrina;  vgl.  die  Münzen 
bei  Zoe'ga,  Bass.  1  p.  93  A.  60.  Dittenberger, 
Sylt.  I.  Gr.  nr.  370.     Furtwängler,  Berl.  philol. 

20  Wochenschr.  1888  nr.  48.  S.  Beinach,  Nccropole 
de  Myrina  p.  26.  In  weiterem  Kreis  verbreitete 
sich  der  Kybelekultus  von  Phrygien  und  Lydien 
aus  nach  Lykaonien,  wo  sie  in  Laodicea  Kata- 
kekaumene  als  firirrig  Zi^i^irjvt]  (=  JLvöi^irivr'i) 
verehrt  war  {Mitt.  des  arch.  Inst,  in  Athen 
13  S.237);  Pisidien  {Bull,  de  corr.  hell.  3  S.  339 
nr.  13);  Lykien  {Gerhard,  Ges.  Abh.  Taf.  60 
nr.  8);  Karlen  {Plut.  Them.  30.  Strab.  647); 
sodann  nach  ßithynien  {Ganze,  Lesbos  Taf.  29. 

30  C.  I.  Gr.  3727.  Liebe,  Goth.  num.  p.  237); 
[Kappadokien,  s.  Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt. 
1  §  249  und  253.  Perrot  et  Chipiez,  Hist.  de 
l'art  4,  650  f.  721.  5,  32  ff.  151  u.  öfter  E.] 
Pantikapaion  (C.  /.  Gr.  2107  b  add.;  vgl. 
Hesych.  Kifii.Lsglg  ^sd),  Byzanz  (s.  oben). 
Sodann  auf  die  Inseln:  Die  Mysterien  von 
Samothrake  werden  von Diod.  3,  48 f.  Strab. 
Exe.  7,  50.  Luc.  d.  Syr.  15.  Schol.  Ar  ist. 
p.  106  auf  Kybele  bezogen;  die  Neueren  nehmen 

40  wenigstens  phrygische  Einflüsse  an  {Lobeck, 
Agl.  1223  f.)  und  halten  die  Hauptgöttin  von 
Samothrake  für  nahe  verwandt  oder  identisch 
mit  der  phrygischen  Göttermutter  (so  Ganze, 
Mouatsber.  Berl.  Akad.  1878  S.  867.  Usener, 
Bh.  Mus.  1868  S.  321  f.  363),  wie  dieselbe  auch 
auf  samothrakischen  Münzen  ganz  in  Kybele- 
gestalt  dargestellt  wurde,  s.  Conze ,  Archäol. 
Untersuchungen  auf  Samothrcdce  S.  11  Anm.  1 
nr.  1—8;    ders.  Neue   Unters.  S.  108.  114;  vgl. 

50  dagegen  Furtwängler ,  Samml.  Sabouroff  zu 
Taf.  137.  Ferner  Imljros  {Conze,  Tlirakische 
Inseln  Taf.  15,  8)  und  Lesbos  {Conze,  Lesb. 
S.  10).  Das  Votivrelief  von  Faros  bei  Müller- 
Wies.  2,  814  scheint,  wenn  der  Jüngling  neben 
Kybele  für  Attis  zu  nehmen  ist  {Furticänglcr 
a.  a.  0.),  durch  die  Mischung  der  asiatischen 
und  griechischen  (s.  unten  II,  2)  Begleitung 
der  Göttin  auch  in  Beziehung  auf  den  Kybele- 
kult  eine   Mittelstellung    der   Inseln  zwischen 

00  Asien  und  Griechenland  zu  erweisen.  Un- 
zweifelhaft asiatisch  aber,  weil  mit  dem  Attis- 
kult  verbunden,  war  der  Kultus  der  Jivdvfi^vr] 
M^TTjg  in  den  achäischen  Städten  Dyme  und 
Patrai  {Paus.  7, 17,  9.  20,  3).  Ebenso  beweisen 
die  im  Peiraieus  gefundenen  Inschriften  (K. 
Fr.  Hermann,  Philol.  10,293.  Comparetii,Annal. 
d.  Inst.  34,  23  nebst  Kaibel,  Epigr.  nr.  44; 
vgl.  auch  die  Statuetten  Athenacum  1889  nr.  3203 


1655                 Kybele  (Kultus)  Kybele  (Kultus)                 1656 

S.  353),  dafs  hier  seit  Ausgang  des  4.  Jahrh.  ein  teil.  d.  Inst,  in  Athen  7,  151,  beide  Inschriften 

Privatkultus  von  Orgeonen  bestand,  bei  welchem  aus  dem  1.  Jahrh.  vor  Chr.  nach  Mordtmann, 

Kybele    unter    Beobachtung    der    phrygischen  ikZtVi.  ebend.  257).    Aufserdem  wird  von  Kyzikos 

Festgebräuche  verehrt  wurde,  vgl.  C.  Curtius,  ein    prächtiges    Fest     der    Göttermutter    mit 

Bas   Metroon  in  Athen   1868  S.  9/.    Foucart,  Opfer  und  Nachtfeier  schon  vom  6.  Jahrh.  be- 

Associations  rclig.  p.  86  f.  97  f.     Über  Athen  richtet  (Herod.  4,  76),    wobei    man    Tympana 

und  Theben  s.  unten  die  griech.  Göttermutter.  in  der  Hand  hielt  und  sich  Bilder  (des  Attis?) 

Der  attische  Taurobolienaltar  mit  Kybele  und  umhängte.     Eine  Priesterin   der  Kybele  unter 

Attis  {Arch.  Ztg.  1863  Taf.  176)  gehört  zu  den  Flötenspiel  opfernd  auf  einem  Relief  bei  Cow^e, 

Kultformen,    welche   sich  von  Rom  aus   über  lo  Leshos  Taf.  19.     Ferner   werden  Priesterinnen 

das    römische    Reich    verbreiteten,    s.    unten  erwähnt  von  Smyrna  (C  J.  6rJ-.  3193),  Magnesia 

Römischer  Kultus.  in    Karlen    (Flut.   Them.  30.    Strab.  647),    im 

G)  Kultus.     Das   jährliche    Hauptfest   der  Peiraieus    (Comparetti  a.  a.  0,  nr.  8.  9.    C.  I. 

Kybele,  welches   den  Mythos   von    der  Trauer  Att.  2,  624).     Ein  anderes  Personal  diente  der 

der  Göttin  um  den  verschwundenen  Attis  und  Form    der    Verehrung,    in    welcher    sich    am 

ihrer  Freude  über  den  wiedererschienenen  zur  meisten    die    wunderbare    Macht    der    Göttin 

Anschauung  bringend   unter  Äufserungen   des  über  die  Gemüter   zeigte,    dem    Orgiasmus. 


^ö 


tiefsten    Schmerzes    und    dann    unter    wildem  Derselbe  ging  hervor   aus  dem  Streben,   sich 

Jubel  von  ihren  Priestern   und  Verehrern  be-  mit  dem  Wesen  der  Gottheit  zu  erfüllen  und 

sonders  zu  Pessinus  begangen  wurde,  und  die  20  sich  ganz  in  ihren  Dienst  zu  stellen.    Als  die 

dabei  üblichen  Kultgebräuche  sind  Bd.  1  unter  Mutter   alles  Lebens  und   allmächtige  Beherr- 

Attis  nr.  3  dargestellt.    Da  in  dem  lärmenden  scherin   der  Natur    ergreift  sie  mit  unwider- 

Treiben  der  mythischen  Kultträger,  der  Korybau-  stehlicher  Gewalt  auch  den  Geist  des  Menschen, 

ten  (s.  d.),  welche  die  durch  die  Wälder  ziehende  und    dieses  Erfülltsein  von  der  Gottheit    {sv- 

und  deu  Attis   rufeude  Göttin  begleiten  (Luc.  &ovcia6(i6g)     und     Aufsersichsein     (?itcracis), 

dial.  de.  12;  vgl.  auch  das  Votivrelief,  Mitteil.  dieser    Zustand    des    %txrsx6ii£vog    rfj    MrjXQi, 

des   arch.    Inst,    in   Athen    1891    S.  192),    nur  ^foqpoprjrog   und    Kno^onog,    der  geradezu  als 

das    Thun    der    festfeiernden    Menschen    sich  nKVi'cc   und    Ivaaa  (Anth.  P.  6,  51)    bezeichnet 

widerspiegelt,    so    haben    die    vielerwähuten  wird,  erscheint  als  der  höhere,    wahrhaft  be- 

Rufe    der   Kybelediener    bei    dem    Frühlings-  30  seligende.      Unter    wahnsinnigem    Lauf    und 

fest    ebenfalls    den    Zweck,    den    verschwun-  rasenden    Tänzen,    in    grausamer    Qual    und 

denen  oder  schlafenden  Gott,  d.  h.  das  schlum-  wildem,    von    rauschender  Musik  begleitetem 

mernde  Leben  der  Vegetation,  den  Genius  des  Jauchzen    den   Schmerz    und    die  Freude    der 

Wachstums  zu  wecken,  wie  bei  der  Erweckung  Göttin  zu  teilen  und  ihre  Wiedervereinigung 

des  Dionysoskindes  und  beim  deutschen  Früh-  mit   dem  Geraubten,    dem' Blütenschmuck,  zu 

liugswecken.     Eine  Erinnerung  daran  ist  der  bewirken    ist    die    Pflicht    und    Wonne    ihrer 

lärmende  Umzug    mit    dem   Bild    der   Göttin,  Verehrer.     Hierzu   dienten  insbesondere   zahl- 

dem  man  noch  spät   eine  Einwirkung  auf  die  reiche     Scharen     von     Kultusdieneru    und 

Fruchtbarkeit  der  Felder  zuschrieb,  vgl.  (rrer/or.  Tempeldienerinnen.    Beide  sind  für  Phry- 

Tur.  in  glor.  confess.  77.    Den  Abschlufs  jener  40  gien,  die  männlichen  auch  für  Pessinus,  unter 

phrygischen  Feier  bildete  wohl,   wie  in  Rom,  dem    Namen    &KXaiJbrjTt6loL    bezeugt   (Anth.  P. 

das"Bad  der  Göttermutter,  das  als  phrygischer  6,  173.  220;  3.  Jahrh.  vor  Chr.).    Sie  bedienten 

Brauch   von  Arrian  {Tact.  33,  4)   bezeugt  ist  die    Göttin    in    ihren    unterirdischen    Felsen- 

und  wahrscheinlich  zu  den  orgiastischen  Feier-  gemächern,  den  &ccl(x^ai,   wie    der  mythische 

lichkeiten  am  Gallosflufs   bei  Pessinus  (Hero-  Erfinder  der  Flöte,  Hyagnis,  als  'idairjg  a^cpC- 

dian  1,  11)  gehört.     Über  seine  Bedeutung  s.  nolog  d'aXäixiqg  Anth.  P.  9,  340.    In  dem  ersten 

unten    Rom.    Kultus.      Aufserdem    sind    keine  der   genannten  Epigramme  weiht    eine    phry- 

Kulthandlungen  mit  bestimmter  Festzeit  über-  gische  Tempeldienerin  ihre  Haare,  die  sie  oft 

liefert.     Ein  in  Lydien  übliches  Stieropfer  er-  in  rasendem  Tanz  unter  dumpftönenden  Rufen 

wähnt  Steph.  s.  v.MccatavgK.    Zahlreicher  sind  50  geschüttelt,  der  Berggöttin.^    Eine  andere  Be- 

die  Nachrichten  über  die  Priestertümer  der  Zeichnung  ist  Janopos  (der  isQsia  imtergeordnet 

Kybele.     Auf  den  Oberpriester  zu  Pessinus  C.  I.  .4.2,624)  bei  Nicandr.  J.Z.  217  verbunden 

ist  zu  beziehen  Pohjb.  22,  20.    Plut.  Mar.  17,  mit    ßcofitarpfa,    auch    hier  unter   Erwähnung 

vielleicht    auch    Arnob.  5,  7    und    der    Name  des     den     Wanderer     schreckenden     vXayfiog 

Archigallus    bei    Serv.    ad   Aen.  9,  116.     Ein  'iSaLtjg  von  einer  Tänzerin,  die  sich  unter  dem 

Priester    der    Agdistis    C.  I.   Gr.  3886.      Viel  Klang  der  Krotala  und  der  Flöte  unermüdlich 

häufiger     werden    Priesterinnen     erwähnt.  dem   Dienst  der   Göttin  ergab  (A.  P.  7,  223). 

Die  lulian.  ep.  21  genannte  Hauptpriesterin  zu  Schon  der  Tragiker  Diogenes  aus  dem  5.  Jahrh. 

Pessinus    ist    sicher    auch   für    frühere   Zeiten  schildert    dieselben  folgendermafsen:    ■kki    rot 

anzunehmen.     In  Kyzikos    bestanden   für    den  130  yilvco   ^tv  'AaiäSog  (iiTQricpÖQOvg  \  Kvß^lccg  yv- 

Dienst  der  Mrjtrjg  nia%iavri  aufser  einer  Ober-  vat-nug,  naiSag  oXßiav  ^gvywv  \  tvna.voi6iv.al 

priesterin    drei    Kollegien    von    Priesterinnen,  ßo^ßoLai.  val  x^Xyio-ntvitav  |  pöfißots  ßQ^tovcccg 

die  ,.mit  der  Ausschmückung  ihres  Heiligtums  avti%SQai    v.vfißo.Xcav  \  ipocpsiv    &8(äv    v^vadov 

beauftragten",  sodann  die  &ocXccoaLC(i,  genannten  iazQÖv  &'  afia  (so  nach  Furtivängler  zu  Samml. 

(wahrscheinlich    für    Waschung    des    Götter-  Sahouroff  137).    Ein  solcher  ekstatischer  Tanz 

bildes,  8.  Lobeck,  Agl.  1011.    Marqiiardt,  Cyzi-  ist  auf  unserer  Abbildung  des  Reliefs   Sabou- 

CMslOl),    und    „die    mit    ihnen    verbundenen  ro^' 137  (Fig.  3)  zu  sehen.    Doch  sind  unter  den 

Priesterinnen"  (C.  I.  Gr.  3657  u.  Lolling,  Mit-  Tanzenden  wohl  eher  die  mythologischen  Vor- 


1657                  Kybele  (Kultus)  Kybele   (Kultus)                  1658 

bilder   der   Tempeldienerinnen,    die  Nymphen  FaXlal,    [irjTQog    OQSLrjg    cptXö&vQGoi    SgofiüSsg, 

der  Kybele  zu  verstehen,   die  onadol   rfys  Kv-  nachgeahmt  iu  dem  Gallenlied:  Ägite  —  Gallae 

ßilr]5  Nv^cpai,    deren    eine,    2JtKivvig,    einem  etc.    bei    Catitll  63,  12.     Sie    trugen   Weiber- 

phrygischen  Tanz  den  Namen  gegeben  haben  kleidung    und    lange,     salbenduftende,    nach 

soll  {Arrian  bei  Eustath.  II.  16  p.  1078).    Ein  Frauenart  aufgebundene  Haare  {A.  P.  6,  219. 

Hierodulendienst     mit     Prostitution,     wie    in  234.  237.   Suid.  rüllog.    August,  civ.  äei  7,  26), 

anderen  kleinasiatischen,  besonders  semitischen  wie   auch  auf  dem    capitolinischen   Reliefbild 

Kulten,    ist   für   den    phrygischen  Kybelekult  des  Archigallus  {Müller-Wies.  2,  817)  zu  sehen 

nicht    anzunehmen.      Die    beideu    Epigramme  ist.      Die    ganze    Sitte    entspricht    der    Rück- 

A.  P.  7,  222.  223  sind  hiefür  nicht  beweisend,  lo  bildung  des  Attis  in  weibliche  Natur.    Deshalb 

ebensowenig  die  mit   dem  Kybelekultus  nicht  galten  sie   auch   für  Weichlinge  und  v.Lvai8oi 

in  Beziehung  stehende  Nachricht  bei   Hcrod.  {Schol.  Aristoph.  av.  877.      Aug.  civ.  dei  6,  8. 

1.  93.  94,  dafs  die  Töchter  der  Lyder  sich  7,  26.  Synes.  calv.  enc.  p.  86 B).  Die  Metra- 
preisgaben, gyrten  (nach  Phot.  Kvßrjßov   der   griechische 

Die    männlichen  Tempeldiener    erscheinen  Ausdruck    für    Kvßrjßog,    wofür    später   yccXlog 

in     unseren    Quellen,     die     nicht     über     das  gesagt  worden  sei,  zuerst  erwähnt  im  4.  Jahrh. 

zweite     vorchristliche     Jahrhundert     zurück-  v.  Chr.  bei  Antiplianes,  Athen,  p.  553  c)  führten 

gehen,  mit  rällot  und  MrjTQayvQzaL  vermengt  ein    Bild     der    Kybele     in    einem     tragbaren 

(vgl.  A.  P.  6,  218.  220.    Sabr.  f.  126,  vgl.  mit  Tempelchen  (abgebildet  ie5as,  Voyage  archeo- 

Tzetz.    Chil.  13,  257.      Phaedr.   f.  4,  1).     Die  20  logique  pl.  43)  mit  sich  und  zogen  unter  orgia- 

rälloL    finden    sich    seit    dem    Anfang    des  stischer  Musik  und  Absingung  der  ([irjrprao;  fif'Ary 

2.  Jahrh.  in  der  Litteratur  (vgl.  auch  LobecJc,  Gaben  sammelnd  durch  Dörfer  und'  Städte 
Agl.  660*),  eingeführt  durch  die  alexandri-  {Dion.  Hai.  1  p.  275  Reisice.  Bahr.  f.  126. 
nische  Epigrammenpoesie,  worin  sie  als  Ent-  Aelian.  V.  H.  9,  8).  Sie  befafsten  sich  mit 
mannte  bezeichnet  werden,  welche  durch  Wahrsagen  und  allerlei  Geheimmitteln  (vgl. 
fanatische  Tänze,  schreckliches  Geheul  und  i'^owcarf^J^ssocreZ/^f-p.  166 f.),  gehörten  übrigens 
den  Lärmen  der  orgiastischen  Instrumente  die  ebenso  der  syrischen  Göttin  an  {Luc.  Asin.  35. 
Göttermutter  feiern.     Namentlich  wurde    eine  ApuJei.^Met.  8,  24). 

zur  Verherrlichung  dieses  Kultus  ins  Wunder-  Die  Handlungen  und  Instrumente  des  Orgi- 
hafte  ausgeschmückte  Erzählung  in  dieser  30  asmus,  deren  mosaikartige  Schilderungen  seit 
Dichtungsgattung  beliebt  und  mannigfach  der  alexandrinischen  Poesie  als  Kabinetts- 
variiert (J.»if/t.  P.  6,  217 — 220.  237;  vgl.  Bergk,  stücke  verwendet  wurden  und  auch  in  die 
Poet.  Lyr.  3%  509):  Ein  Entmannter  der  Ky-  römische  Poesie  übergingen  {Lucret.  2,  598. 
bele  kommt  in  eine  Höhle,  wo  er  sich  plötz-  {Catull  63  u.  a.),  dienten  als  olarQr'jiiDczcc  Xvaarjg 
lieh  einem  Löwen  gegenüber  sieht;  in  der  {A.  P.  6,  51)  wiederum  dazu,  die  Ekstase 
Angst  greift  er  zu  seinem  Tympanon,  dessen  immer  aufs  neue  zu  entflammen.  Besonders 
Töne  den  Löwen  zur  Flucht  oder  aber  zum  wird  bei  dem  ekstatischen  Tanz  das  Hin-  und 
Tanz  bewegen,  und  zum  Dank  für  die  Rettung  Herwerfen  des  Kopfes  (was  nach  JEtym.  M 
durch  das  Instrument  der  Göttin  macht  er  Kvßrjßog  bedeuten  soll)  und  das  Schütteln  des 
dieser  eine  Stiftung.  Die  Entmannung  im  40  aufgelösten  Haares  hervorgehoben  (vgl.  auch 
Dienst  der  Astarte  und  verwandter  Göttinnen  Luc.  Alex.  13.  Ovid  F.  4,  243).  Auch  das 
{Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  §  208),  der  Eunuchen-  blutige  Dolchmesser  zur  Selbstverwundung, 
dienst  zu  Hierapolis  oder  Mabbug  {[Luc]  d.  eigentlich  Selbstentmannung,  wird  nicht  ver- 
Syr.  15.  51)  und  die  Galloi  im  Gefolge  der  gessen.  unter  den  orgiastischen  Instrumenten 
syrischen  Göttin  {Luc.  Asin.  35.  Apulei.  8,29)  nimmt  das  Tympanon,  die  dumpftönende 
weisen  auf  semitischen  Ursprung  dieser  Sitte  Handpauke  {Kvß^lrig  isgog  ßgofiog)  die  erste 
hin.  Dieselbe  scheint  erst  später  als  höchste  Stelle  ein  (schon  bei  Herod.  4,  76).  JEuripides 
Steigerung  der  orgiastischen  Raserei  und  Bacch.  58  nennt  „das  in  Phrygien  heimische" 
blutigen  Kasteiung  (Geifselung  A.  P.  6,  234.  Tympanon  die  Erfindung  der  Kybele  oder 
Plut.  adv.  Colot.  33)  in  Phrygien  Aufnahme  50  (v.  125)  der  Korybanten,  welche  damit  die 
gefunden  zu  haben;  Herodot  kennt  sie  noch  Klänge  der  ,,phr3^gischen"  Flöte  verbanden, 
nicht  und  die  mythische  Erzählung  Arnob.  5,  7  Erfunden  war  auch  diese  für  den  Dienst  der 
nennt  noch  eine  filia  Galli.  Dafs  dieselbe  im  Göttermutter  von  Hyagnis  {A.  P.  9,  340.  Marm. 
Kybelekultus  viel  beschränkter  war,  zeigt  Par.  10)  oder  Marsyas.  Selten  und  spät  wird 
(aufser  Mythogr.  gr.  ed.  JVestermann  p.  388  das  Hörn  erwähnt  {Lucr.  2,  619.  Hör.  c.  1, 
nr.  80  und  Attis  Bd.  1  Sp.  722)  die  Vergleichung  8,  13.  Cornut.  6).  Von  aufregender  Wirkung 
dessen,  was  Luc.  d.  Syr.bl  über  die  Weihung  war  auch  der  Klang  der  Schallbecken,  Kym- 
neuer  Galloi  zu  Hierapolis  erzählt,  mit  Schol.  bala  (abgeb.  A^'ch.  Ztg.  34  Taf.  5),  woher  die 
Nicandr.  AI.  8.  Die  verschiedenen  Ansichten  Göttin  den  Beinamen  xal-nö-AQotog  hatte  Orph. 
über  die  Herleitung  des  Namens  Fälloi  s.  bei  co  Hymn.  41.  Die  Krotala,  Handklappern, 
Baumstark,  Paulys  Mealencykl.  3,  638  f.  Her-  werden  bei  den  ekstatischen  Tänzen  erwähnt, 
vorzuheben  sind  noch  die  in  jenen  Epigrammen  die  auch  bei  Fackelschein  (J..P.  6,173.  7,223. 
für  die  Verschnittenen  gebrauchten  Ausdrücke,  Ovid  F.  4,  235)  stattfanden  (beides  auch  Pind. 
die  sie  als  ganz  oder  halbweiblich  bezeichnen,  frgm.  bei  Strab.  469);  Nachtfeste  finden  sich 
^fiXvg,  riiiLyvvcciv.cc,  darnach  Catull  63,  26  Attis  Herod.  4,  76.  A.  P.  7,  223.  Gornut.  6. 
notha  mulier.  In  einem  Fragment  bei  i/ejj/iaesl  Verwandtschaft  mit  dem  Dionysos- 
12,  das  V.  Wilamowitz-MöUendorf  {Hermes  14,  knltus.  Hieraus  ergiebt  sich  eine  auffallende 
196)  auf  Kallimachos  zurückführt,   heifsen  sie  Übereinstimmung    des    orgiastischen    Kybele- 


1659      Kybele  (und  d.  Dionysoskult)  Kybele  (d.  griech.  Göttermutter)     1660 

kultus    mit    der    aus    Kleinasien    stammenden  regelmäfsig   Rhea   genannt   wird   (m  Vcn.  42. 
Form    des    Dionysoskultus.     Auch    hier    steht  Cer.    60.    75.    hymn.  12,  1),  eine  Göttermutter 
der  Gottheit  ein  Thiasos  von  männlichen  und  ohne    Namen,     die    ganz    wie     die    idäische 
weiblichen  Begleitern  zu  Seite,  der  mit  eksta-  geschildert  wird  Qiynm.  14).    Ebenso  heifst  bei 
tischen!   Lauf  und  Tanz,    jauchzend  und  den  Pi«(Zar  die  mit  Kronos  verbundene  Zeusmutter 
Kopf  in    den  Nacken  werfend,   und    mit    dem  lihea  (Ol.  2,  12.  77.    Ni7n.  11,  1);  die  mit  an- 
rauschenden Lärm  derselben  orgiastischen  In-  deren  Naturgottheiten,  Pan  und  den  Nymphen, 
struraente  seine  Verehrung  darbringt.    Bis  auf  verbundene  Göttin  (Pyth.  3 ,  78.    frg.  63  u.  48 
einzelnes  erstreckt  sich  die  Übereinstimmung:  Böcl'h)   ist  bei  Pindar   selbst  nur  als  3Ir'irriQ 
das  Durchstreifen  der  Berghöhen,   die  Nacht-  lo  fi^yälrj  bezeichnet;  erst  die  ScJioUasten  2.  d.  St. 
feier    bei    Fackelschein,    die   Anwendung    des  und  die  späteren  darauf  Bezug  nehmenden,  wie 
Thyrsos    und    des    Epheus    (vgl.    Kallimachos'  Philostr.  im.   2,  12,  nennen  auch   diese  Rhea. 
FaUal  —  (pdöQ-vQOoi   Sgof-idSsg  und   Catull  63,  Die    Gleichsetzung    der    griechischen    Götter- 
23 :  im  Hain  der  Kybele  Maenades  hederigerae  mutter  mit  Rhea  scheint  zuerst  bei  Euripides 
capita    iaciunt).      In    der    That   sind    die    der  fr.  475  vorzukommen.    Um  so  deutlicher  tritt 
Kybele   zu  Ehren  tanzenden  Frauen   auf  dem  dagegen    der   Unterschied    im  Kultus    hervor. 
Relief  Sabouroff  (s.  d.   Abbildung  oben  nr.  3)  Pausanias  gebraucht,  wo  von  der  Verbindung 
von    Mänaden   nicht    zu    unterscheiden.     Der  mit  Krouos  und  von  der  Geburt  des  Zeus  oder 
kleinasiatischen     Herkunft     dieses     Denkmals  Poseidon  die  Rede    ist,    ohne   alle  Ausnahme 
entspricht    die    Heimat    der  asiatischen    Mai-  20  den   Namen  Rhea  (s.  d.),    wo    er   den    Kultus 
naden     in    Euripides'    Bakchen,    welche    zu-  der  griechischen,  mit  Kybele  zusammenhängen- 
gleich   diejenige    des  Kybelekultus    ist:    vom  den  (3,  22,  4)  Göttermutter  meint  (die  Stellen 
Tmolos   und    von   Phrygien   kommend   preisen  s.  unten),  konsequent  (ii]rr]Q  &S(äv  oder  ^^ydlrj 
nie   den    Dionysoskultus   auf   den    phrygischen  MtrjQ.      In   Arkadien    bestanden    beide   Kulte 
und  lydischen  Bergen  {Bacch.  55.  65.  86.  140),  ohne  irgend  welche  Verbindung  nebeneinander, 
mit    welchem    sie    zugleich    die    „Orgien    der  ebenso  in  Athen  und  Olympia.    In  Athen  stand 
Grofsen    Mutter   Kybele    feiern"    (v.  79);    vgl.  der  alte  Tempel  der  Rhea  und  des  Kronos  im 
auch  Find.  fr.  79  Bergl;.    titrah.  469.    Eurip.  SO.   der  Burg   ohne   Zusammenhang  mit  dem 
fr.  589.    Dafs  das  Tympanon  aus  dem  Kybele-  Metroon    (Paus.   1,  18,  7),    dessen   Göttin    in 
kultus  in  den  des  Dionysos  überging  (i^Mr.JBocc/t.  30  allen,    auch  den  spätesten  Nachrichten  (siehe 
130:  die  Satyrn   erbaten   es  sich  von  Kybele),  unten)  nur  als    (ir'jviqQ  &8äv   bezeichnet  wird, 
bestätigen  die  Vasenbilder;  erst  auf  einzelnen  In  der  Altis  zu  Olympia  hatte  die  Göttermutter 
bakchischen  Darstellungen   des    schönen    Stils  {Paus.  5,  14,  9)   und  Rhea  mit  Kronos  (nach 
findet  sich  dasselbe  etwa  vom  Ende  des  5.  Jahr-  Herodoros   Schal.   Pind.    Ol.    5,    10)    je    einen 
hunderts  an,   dann   aber  immer  regelmäfsiger  eigenen  Altar,  und  im  Metroon  daselbst  wurde 
(vgl.   Bapp,  Bh.  Mus.   27,  571.     Ftirticängler,  nicht  Rhea    verehrt.     Hierauf   sowie   auf   die 
Samml.    Sabouroff  Taf.    55.    137).      Das   nahe  Verschiedenheit    der    Kunsttypen    der    beiden 
Verhältnis  der  Göttermutter  zu  Dionysos  (vgl.  Göttinnen  hat  schon  Zoega,  Bass.  1  p.  45  hin- 
auch    Plut.    Amat.    16,     13    rci    ^irjtQaa    -noi-  gewiesen.    Dagegen  besteht  zwischen  der  grie- 
vmvti  Tor?  ßav.%iyioig.     Antli.  P.  7,  222.     Hör.  40  chischen  und  asiatischen  Göttermutter  eine  so 
c.  1,  18,  13;    in    späteren   Bildwerken   Conzc,  wesentliche   Übereinstimmung,    in   dieser    ge- 
iJenkschr.  der  Wiener  Akad.  1876  S.  66)  findet  meinsamen    Bezeichnung,    in    einzelnen    über- 
in   der  Identificierung  des  Attis   mit  Dionysos  lieferten   Zügen,    besonders   aber  in   der  Dar- 
Ausdruck,   wie  die  Wesensverwandtschaft  der  stellungsweise  der  Kunst,  dafs  es  nötig  erscheint, 
beiden  die  zeugende  und  schaffende  Naturkraft  die  Berechtigung  einer  Trennung  beider  nach- 
darstellenden Gottheiten  in  der  Erfindung,  dafs  zuweisen.    Ebenso  bestimmt  wie  Rhea  scheidet 
Dionysos  von  Kybele  in  Phrygien  vom  Wahnsinn  Pausanias  (7,  17,  9.  20,  3)  von  der  griechischen 
geheilt,  in  ihre  Mysterien  eingeweiht  und  für  Göttermutter  auch  die  phrygische,  in  Griechen- 
seinen  Zug  durch  die  Länder  ausgerüstet  worden  land  eingedrungene  Kybele,  indem  er  die  letz- 
sei. Schal.  II.  Z  131  und  Apollod.  3,  5,  3  (nach  50  tere     1)   als   JLVöv^r'ivrj    bezeichnet,    während 
gemeinsamer  Quelle,  wofür  aber  nicht  Eumelos  die  griechische  Göttermutter  solche  Ortsadjek- 
anzusehen    ist,    wie    bei    Marckscheffel  fr.   9).  tive  nicht  zu  sich  nimmt,    2)  durch  die  Ver- 
Weiteres  s.  Bd.  1  Sp.  1085.  bindung  mit  Attis  charakterisiert,  durch  welche 
.     ,  .     ,      „  sich   auch    der   Kultus    im    Peiraieus    als    der 
II.    Die  griechische  Gottermutter.  phrygische  zu  erkennen  giebt.    Die  griechische 
1.    Verhältnis    zu  Rhea   und    Kybele.  Göttermutter   dagegen    ist  mit  Pan    und    den 
Gegenüber  der  aus  dem  späteren  Altertum  in  Nymphen    (auch    Hermes?)    verbunden,    ihre 
die  Auffassung  der  Neueren  (bes.  Preller,  Gr.  Persönlichkeit  weit  weniger   ausgebildet   und 
3Iyth."  I,b02i.  Curtitis,  Attische  Studien  2,174:)  durch  keine  Mythen  belebt,  und  ihr  Kult  weit 
übergegangenen  Identificierung  der  griechischen  co  einfacher  als   der  asiatische.     Das  letztere  ist 
Göttermutter  mit  Rhea  ist  an  Folgendem  fest-  schon    mehrfach    bemerkt    und     deshalb    für 
zuhalten.     Homer    und    Hesiod    kennen    Rhea  Attika  „eine  einfachere  und  ältere  Kultusform 
nur  als  Kronosgemahlin  und  Mutter  des  Zeus  der  Göttermutter"  angenommen  worden,    vgl. 
und   der  Zeusgeschwister  (s.  Rhea);  von  einer  Zoega  a.a.O.  p.  55.    Gerhard,  Über  Metroon  u. 
allgemeinen  Göttermutter  findet  sich  bei  ihnen  Gottermutter,  Ges.  Abh.  2,  99  (dieser  will  einen 
keine    Spur.      In    den    homerischen    Hymnen  Kultus  „der  Erdgöttin  u.  Gottermutter  Athene" 
erscheint     neben     der     Kronosgemahlin     und  darin  finden);  C.  Curtius,  Metroon  S.  8.  Conzc, 
Mutter    der    Zeusgeschwister,    die    auch    hier  A^'ch.  Ztg.  38    S.  9,  und  Monatsbcr.  der  Berl. 


1G61    Kybele   (d.  griecli.  Göttermutter)  Kybele  (d.  griecli.  Göttermutter)     1662 

AJcad.  1879  S.  785  (diese  Göttin  „ist  uiclit  ohne  tgog  Q'siäv  bezeichnet).  Als  Erdmutter  wird 
weiteres  mit  der  pessinuntischen  Kybele  zu  sie  0)j)h.  hymn.  42,  5  geschildert  und  durch 
identificieren").  Da  nun  die  angeführten  Kulte  die  Vertauschung  mit  Ge  (s.  oben)  bezeichnet. 
z.  B.  zu  Athen  und  Olj-mpia  entschieden  älter  Ein  Höhlenkultus  ergiebt  sich  aus  den  Dar- 
waren, als  die  angebliche,  gewöhnlich  ins  Stellungen  der  Göttin  in  Felsgrotten  (s.__unten); 
5.  Jahrhundert  gesetzte  Einführung  der  Götter-  vgl.  auch  Ovid  Met.  10,  691.  Die  Überein- 
mutter  aus  Phrygien,  und  die  Griechen  gar  Stimmung  in  diesen  wesentlichen  Zügen  macht 
nicht  nötig  hatten,  eine  fremde  Götterinutter  gelegentliche Aufserungen  über  phrygischeHer- 
von  auswärts  zu  holen,  weil  der  Begriff  einer  kunft  der  griechischen  Göttermutter  begreif- 
solchen  bei  ihnen  heimisch  war,  so  ist  bei  der  lo  üch,  wie  Biog.  Laert.  6,  1.  Pollicx  3,  11. 
nahen  Verwandtschaft  der  Griechen  und  Phryger  Unabhängig  vom  Kybelekultus  erscheint 
die  Verehrung  einer  Göttermutter  zu  dem  dagegen  die  griechische  Göttermutter  in  ihrer 
gemeinsamen  Besitz  religiöser  Vorstellungen  Verbindung  mit  griechischen  Gott- 
beider  Völker  zu  rechnen,  vgl.  Eapp,  Bczie-  heiten,  Pan  und  den  Nymphen,  die  schon  in 
Imngen  des  Dionijsoskultes  S.  22  (ähnlich,  aber  der  1.  Hälfte  des  5.  Jahrh.  bestand.  Pindar  ruft 
mit  Rhea  vermischend,  E.  Curtius,  Ätt.  Stud.  {Pyth.  3,  78)  die  „Göttermutter  an,  welche  am 
2,174.  C.  Curtius,  Metroon  1).  Bei  den  Phry-  Vorhof  seines  Hauses  die  Nymphen  (Äoüport)  mit 
gern  entfaltete  sich  durch  ihren  eigentüm-  Pan  oft  in  nächtlichem  Tanze  feiern",  und  nennt 
liehen  Ideenkreis  und  unter  semitischem  Ein-  {fr.  63  Bückli)  den  in  Arkadien  waltenden  Pan 
flufs  daraus  der  glänzende  Hauptkultus  des  20  den  Begleiter  (oTradog)  der  Grofsen  Mutter,  den 
Landes.  Bei  den  Griechen  prägte  sich  die  Liebling  der  Chariten  (die  statt  der  Nymphen 
Idee  der  Göttermutter  in  noch  anderen  weib-  eintreten).  Das  Schol.  zu  Pxjlh.  3,  139  erklärt 
liehen  Gottheiten  aus,  abgesehen  von  Rhea  in  richtig:  Uav  mg  ogsioq  cor,  und  die  Kovqui 
Demeter,  Dione,  Ge  u.  a.,  so  dafs  die  alte  als  vvuqpat,  vgl.  Philoatr.  im.  2,  12  ilsyovzo 
Göttermutter  ohne  Namen  und  Individualität  xai  ai  Nv(icpaL  xoQ^vaai  01  (Psa)  yiccl  dvccayug- 
nur  in  zwar  altheiligen  aber  einförmigen  Kulten  TijffKt  rov  IJävcc,  und  WeJcker  z.  d.  St.  sowie 
ein  wenig  beachtetes  Dasein  führte,  und  Poesie  Gr.  Götterl.  2,  656;  ebenso  fassen  die  Kovqcci 
und  Kunst  ihre  Farben  oft  lieber  von  der  asia-  als  Nymphen  Schneidewin ,  Michaelis,  Milch- 
tischen  Schwester  entlehnten.  Die  Dichter  höfer,  Gurlitt  (s.  unten).  Sodann  berichten  die 
sprechen  höchst  selten  von  ihr,  und  nicht  30  Sc/ioZim,  Pmdar  selbst  habe  infolge  einer  wun- 
ohne  entweder  direkt  von  ihr  auf  die  asia-  derbaren  Erscheinung  der  Göttermutter  nahe 
tische  Göttermutter  überzugehen,  wie  Pindar  an  seinem  Haus  MrjtQog  ^säv  -nai  Tlavog  ccyal- 
(s.  unten)  und  ürph.  hymn.  27,  oder  indem  sie  (icc  oder  itQov  gegründet,  und  noch  dem  Pau- 
die  oQSLu  fir'iTrjQ  &8cov,  die  sie  besingen  wollen,  sanias  (9,  25,  3)  wurde  dasselbe  gezeigt.  Ferner 
Demeter  {Pind.  Isth.  6,  3?  Eurii).  Hei.  301)  entstand  aus  derselben  Pmrfar- Stelle  die  Dich- 
oder  rü  {Aesch.  Siippl.  892.  Soph.  Phil.  391)  tung  von  den  wunderbaren  Begebenheiten  bei 
nennen.  Pindars  Geburt,  worunter  das  Erklingen  der 
2.  Wesen  und  Bedeutung.  Die  fol-  Cymbeln  und  Tympana  der  Göttermutter,  P/a'- 
gende  Zusammenstellung,  welche  sich  an  die  lostr.  im.  2,  12.  Pmdar  scheint  also  den  ihm 
betreifenden  Abschnitte  von  Kybele  anschliefst,  40  ehrwürdigen  Kult  {as(iva  &fä)  neu  belebt  zu 
wird  das  der  letzteren  gegenüber  unselbstän-  haben,  und  zwar,  wie  auch  andere  Dichter 
dige  und  dürftige  Bild  zeigen,  das  uns  die  thaten,  durch  Beiziehung  des  kleinasiatischen 
Nachrichten  gewähren.  Als  Erzeugerin  alles  Kultes.  Pausanias  gebraucht  von  seiner  Stif- 
Lebens  wird  die  griechische  Göttermutter  tung  den  Ausdruck  firjXQog  Jivdv^rjvfjg  i8q6v, 
ebenso  wie  Kybele  bezeichnet  durch  den  Aus-  und  giebt  an,  dasselbe  werde  nur  an  einem 
druck  Mi^TTiQ  Jidvrcov  rs  ^säv  ndvtav  t'  ccv-  Tag  im  Jahre  geöffnet,  wie  der  Orgeonen- 
d-Qc6ncov{hymn.Hom.l4:.  Orph.  hymn.  27,7);  sie  tempel  im  Peiraieus  auch  nur  an  gewissen 
ist  die  Herrin  der  wilden  Tiere  {hymn.  H.  ib.;  Tagen  {Comparetti,  Inschr.  Annal.  d.  Inst.  34 
vgl.  Eurip.  Hei.  1310)  und  wurde  mit  Löwen  nr.  8).  Auch  im  frg.  48  Böckh  scheint  Pindar 
dargestellt  (Paws.  8,  44,  3;  vgl.  unten  die  Bild-  50  aufdiephrygische  Göttermutter  übergegangen  zu 
werke)  und  mit  sonstigen  Tieren,  Arch.  Ztg.  38  sein;  vgl.  Strab.  469,  ebenso  frg.  80  Bergk,  wie 
Taf.  4,  2.  4.  Als  Lebensspenderin  {rQocps  ndv-  er  auch  sonst  ausländischen  Kulten  (Ammon) 
xcov;  ßLoQ-Q^TtzsiQCi)  herrscht  sie  über  Flüsse,  zuneigte.  Es  mag  also  hier  eine  Kombination 
Meer  {(Jrjyh.  hymn.  27,  1.  8. 13)  und  Quellen  (vgl,  vorliegen,  ähnlich  wie  auf  dem  Votivrelief  von 
Michaelis,  Annal.  d  Inst.  1863,  315f.  Arch.  Ztg.  Parosausdem4.  Jahrh.beiilfrtZ/e/--(F?eseZer  2,814, 
38  Taf.  4,  1).  Als  Bergmutter  (opsta,  i?Mr?i).  welches  neben  Pan  und  den  Nymphen  auch 
iftppo?.  144.  Äc/ioZ.  Püirf.  Pi/^/i.  3,  139)  liebt  sie  den  Attis  (wahrscheinlich),  also  eine  Verei- 
„die  brausenden  Berge  und  Waldschluchten"  nigung  griechischen  und  asiatischen  Dienstes 
{hymn.  H.U,5.  Schol.  Pind.  Pyth.  3,137.  Ovid.  zeigt,  in  Stil  und  Charakter  aber  attisch  ist, 
Mit.  10,  087),  erscheint  sie  auf  vfunderhare  GO  3Iichaelis,  Ämial.  1863  S.  329.  In  rein  griechi- 
Weise  {Schol.  Pind.  ib.  Philostr.  im.  2,  12),  scher  Auffassimg  aber,  wie  bei  Pind.  Pyth. 
bewirkt  Wahnsinn  {Eurip.  a.  a.  0.)  und  heilt  3,  78  selbst,  erscheint  die  Verbindung  der 
ihn  {Schol.  Pind  Pyth.  3,  139)  sowie  andere  Göttermutter  mit  Pan  und  den  Nymphen  in 
Krankheiten  {ib.  zu  v.  137);  auch  wurden  auf  dem  Votivrelief  von  Tanagra  aus  dem  5.  Jahrh. 
sie  Geheimmittel  und  Sprüche  zurückgeführt,  {Arch.  Ztg.  38  Taf.  18),  besprochen  von  Gurlitt 
welche  die  Hirten  und  Bauern  in  Elis  für  die  ebend.  mit  Angabe  der  Litteratur;  Pau  über 
Fruchtbarkeit  der  Herden  und  Felder  an-  einer  Felsgrotte  der  Göttermutter  auch  Arch. 
wandten  {Dio  or.  1  p.  61  als  fiavti-nri  Ix  Mi^-  Ztg.  38  Taf.  4,  4. 


1G63  Kybele  (d.  griecli.  Göttermutter  i.  d.  K.)       Kybele  (d.  griecli.  G-öttermutter  i.  d.  K.)  16G4 


3.  Die  bildlichen  Darstellungen  der 
griechischen  Göttermutter  schliefsen  sich,  wenn 
auch  unter  Bewahrung  des  griechischen  Cha- 
rakters, an  den  in  Kleinasien  unter  Mitwirkung 
der  griechischen  Kunst  entstandenen  Typus 
der  Kybele  an.  Eine  gewisse  Ähnlichkeit  der 
ältesten  Steinbilder  der  ^Göttin  in  Griechenland 
mit  dem  Kybelebild  an  dei  Felswand  des  Si- 
pylos  {3hU  d  (ucJi  'Inst  tii'AtJien  13  Taf  1 

2,  vgl    oben  Sp    1654)   Lifst 
der  Vergleichung  dei  selben  bei 

3,  22,4  schliefsen     Jenem  Kybel 
bild  entspiicht^  sodann  in  alle 
Wesentlichen    eine   sitzende 
weibliche     Gestalt     aus 
Goldblech,      offenbar 
ein  Idol,  von  My- 
kenai    (  Schhe 
mann,  My- 


sei  sitzend  dargestellt,  mit  einem  Tym- 
panon  (so  korrigiert  schon  Zoega  a.  a.  0. 
p.  94  A.  64)  in  der  Hand  und  Löwen  am  Thron, 
wie  das  Bild  der  Göttevmutter  von  Pheidias  im 
Metroon  zu  Athen".  Mit  zwei  Löwen  war  sie 
auch  dargestellt  in  Arkadien  {Paus.  8,  44,  3) 
und  sitzend  {Philostr.  a.  a.  0.).    Mit  der  Schil- 

deiung  von  d^r  Statue 
des  Pheidias  imMetroon 
stimmen    die    erhalte- 
nen Denkmäler  über- 
ein   Eines  der  älteren 
(um  400  V.  Chr.)  und 
duich  seine  Ausfüh- 
lung    hervorragend 
ist  das  attische  Vo - 
ti  vi  elief,  J-rc/j.  Ztg. 
38  Taf.  1  (darnach 
Abbildung    5), 
welches  die  Göt- 
t^rmutter      mit 
Tvmpanou  und 
Schale,  niedri- 
ger   Stephane 
und       davon 
herabfallen- 
dem Oberge- 
wand     und 
mit    einem 
Löwen     zu 
ihren 
Füfsen 
darstellt. 
Vor    ihr 


eine 

weib- 
liche 


5)  Die  griecliische  Göttermutter,  'Weihrelief  aus  Athen  (nach 
Arch.  Ztg.  38  Taf.  1). 


kenä   nr.    273);    ob   dieselbe    deshalb    für    ein  go  Gestalt  (He- 
Bild    der    griechischen    Göttermutter    zu  hal-       kate?)     mit 
ten    ist    (vgl.    Scliuchardt ,    Schliemanns    Aus- 
grabungen  S.  231),    ist   bei    dem  Mangel  von 
Attributen    nicht    sicher.     Jedenfalls    ist  aber 
die    Übereinstimmung    zwischen   den  Darstel- 


lungen 


der      kleinasiatischen     und      griechi- 


schen Göttermutter  ausgesprochen  bei  Arrian. 
Peripl.  Pont.  Eux.   p.   9:    ,,die   ^aciKvr]   &i6g 


Fackel,  dann  ein  Jüngling  mit  einer  Kanne, 
welcher  häufig  auf  ähnlichen  Denkmälern  mit 
der  Göttin  verbunden  erscheint,  s.  Conze,  Arch. 
Ztg.  38  Taf  2  —  4;  39  S.  59;  Mitt.  d.  arch. 
Inst,  in  Athen  13  S.  202  f  Conze  sieht  in  dem 
Jüngling  Hermes  Kadmilos,  während  Furt- 
tvängler     zu    Sammlung     Sabouroff'    Taf.    137 


1GG5     Kybele  (griech.  Göttin:  Kulte)  Kybele  (griech.  Göttin:  Kulte)    1666 

lieber  an  Attis  denken  möchte.  Die  Göttin  Kultes  in  Athen  zu  feiern,  darf  nicht  wunder 
thront  meist  dem  Beschauer  zugekehrt  unter  nehmen.  Die  in  Athen  eingedrungenen  phry- 
einem  Tempelcheu  (oder  Felsgrotte,  s.  oben  gischen  „Mysterien"  sind  jedoch  nach  dem 
Sp.  1G42),  v(x'L6y.o?.  Zahlreiche  Darstellungen  Zeugnis  Strabons  (p.  741)  die  zum  Sabazios- 
der  Art  finden  sich  in  Attika,  in  den  Samui-  kultus  gehörigen  Gebräuche  {Demosth.  cor. 
lungen  in  Athen,  vgl.  Stcphani,  Ausruhcruhr  §  259.  260).  Nachdem  man  früher  das  Er- 
Herahks  S.  67  f.  und  die  Kataloge  der  Bild-  oignis  mit  dem  Metragyrten  an  den  Anfang 
werke  zu  Athen  von  Kehiüc  und  Hcydemann ;  des  peloponnesischen  Krieges  {Gerhard,  Me- 
in Sparta,  vgl.  Dresse!  u.  JMüchhöfer ,  Mitteil.  troon  u.  GöttermiUter  459.  Schömann,  Opusc. 
d.  Inst,  in  Athen  2,  329 f.  Heydemann  a.  a.  0.  lo  3,  435),  dann  in  die  Pisistratidenzeit  versetzt 
nr.  762;  in  Böotien,  Körte,  Blitteil.  a.  a.  ü.  hatte  {Prelkr,  Gr.  M."  1,  512  u.  Anra.),  ist  die 
S.  392 f.  897.  Gewöhnlich  trägt  die  Göttin  Einsicht  durchgedrungen,  dafs  ein  fremder, 
einen  niedrigen  Modius,  nicht  die  asiatische  eben  erst  eingeführter  Kultus  nicht  diese  wich- 
Turmkrone  {().  Jahn,  Arch.  Ztg.  1864  174).  tige  Stellung  in  Athen  hätte  erlangen  können, 
4.  Kultus  und  Ausbreitung  desselben.  und  dafs  das  Metroon  (also  auch  der  Kult  der 
Dem  einfachen  altgriechischen  Kultus  gehört  Göttermutter)  schon  seit  alter  Zeit  bestand, 
noch  der  Tempel  ohne  Dach  in  Arkadien  als  man  es  zum  Staatsarchiv  machte  {E.  Cur- 
{Faus.  8,  44,  3)  und  in  Athen  das  Fest  Fa-  iiws  a.  a.  0.  175.  C.Curtius,  3Ietroonl).  Schliefs- 
Icc^ia  an,  an  welchem  der  Göttermutter  von  lieh  hat  v.  Wilamoioitz  -  BlöUendorf  {Hermes 
Staatswegen  ein  Milchbrei  dargebracht  (i/esi/c7i.  20  14,  195)  nachgewiesen,  dafs  die  Erzählung  von 
Talä^ia.  Anecä.  Beide,  p.  229.  Schümann,  dem  Metragyrten  in  die  Lexika  durch  spätere 
Altert.-  2,  218.  504)  und  von  den  Epheben  Znsätze  eingedrungen  und  auf  Julian  zurück- 
eine silberne  Schale  gestiftet  wurde  (Epheben-  zuführen  ist.  Der  Altar  und  der  heilige  Be- 
inschrift,  C.  I.  A.  2,  466  f.  470.  C.  Gurtius,  zirk  der  Göttermutter  sind  noch  im  4.  Jahrh. 
Metroon  8).  Die  orgiastischen  Instrumente,  bezeugt,  Aesch.  c.  Tim.  84.  Diog.  Lacrt.  6,  23; 
Tympana,  Krotala,  Flöten,  werden  zuweilen  vgl.  auch  C.  I.  A.  3,  67.  Über  die  vataKoi 
in  der  Poesie  erwähnt  (%Hiw.  Hom.  14.  Find.  s.  ob.  I,  1,  c;  JI,  3.  —  Vom  übrigen  Attika 
fr.  48  Böclh.  Fhilostr.  im.  2,  12.  Orph.  hymn.  werden  Heiligtümer  erwähnt  in  Anagyrus, 
27,  11),  und  in  der  Altis  von  Olympia  wurden  FauR.  1,  31,  1;  in  Agrai  nach  Kleitodemos  fr.  1 
beim  Metroon  in  der  tiefsten  Aschenschicht  30  Müller  {C.  I.  A.  1,  201.  273  MrjzrjQ  iv  "JyQug; 
Kymbala  gefunden,  Furtwängler,  Bronzefunde  von  Wachsmuth,  Bhein.  Mus.  23,  17  mit  De- 
aus  Olympia,  Ahh.  Berl.  Akad.  1879  S.  33.  meter  identificiert).  Über  die  Göttermutter 
Nachtfest  mit  Fackeln,  Find.  Fytli.  3,  79  im  Peiraieus  s.. Kybele  ob.  I,  2.  5.  Über  die 
mit  Schol.  frg.  48.  Vgl.  hierfür  auch  die  Funde  in  Böotien  vgl.  Kürte,  Mitt.  d.  arch. 
Bildwerke.  Arch.  Ztg.  38  Taf.  1—4.  Über  Inst,  in  Athen  2,  392.  397.'  Der  Kult  in 
das  Personal  dieses  orgiastischen  Dienstes  fehlt  Theben  wird  von  Schol.  Find.  Fyth.  3,  137 
jede  Nachricht.  Nur  ein  Priester  der  Götter-  an  den  des  Pindar,  von  Ovid  Met.  10,  686 
mutter  wird  auf  einer  Inschrift  von  Patissia  an  Echion  angeknüpft,  von  Diodor  5,  66 
erwähnt,  Heydemann,  Bildic.  zu  Athen  nr.  823.  an  das  Haus  des  Kadmos ,  wobei  aber  die 
Dagegen  ist  die  Ausbreitung  des  Kultus  über  40  Heirat  der  Kybele  mit  lasion  und  mit  Olympos 
ganz  Griechenland  bezeugt.  In  Athen  nahm  die  griechische  Göttermutter  nicht  zu  betreffen 
die  Göttermutter  eine  hervorragende  Stellung  scheint.  Auf  Akrokorinthos  {Fans.  2,  4,  7),  in 
ein.  Ihr  Heiligtum,  das  Metroon  mit  dem  Arkadien  (8,  44,  3)  bes.  Megalopolis  (8,30,4. 
Bild  von  Pheidias  {Faus.  1,  3,  5.  8,  37,  2.  37,2).  In  Olympia  der  oben  erwähnte  Altar 
Arrian,  s.  ob.  nr.  3),  lag  neben  dem  ebenfalls  und  das  Metroon  {Fans.  5,  14,  9.  20,  9),  letz- 
im  heiligen  Bezirk  der  Göttin  erbauten  Buleu-  teres  aus  dem  4.  oder  3.  Jahrb.;  vgl.  J.ms- 
terion  au  der  Agora  des  Kerameikos  {Gurtius,  grahungen  von  Olympia  4,33;  die  viel  älteren 
Att.  Stnd.  2,  175.  Wachsmuth,  Stadt  Athen  163  f.  Kymbala  sind  zu  Anfang  des  Abschnitts  erwähnt. 
Löscheice,  Vermutungen  zur  griech.  Kunst-  In  Messene,  Fa^is.  4,  31,  6.  In  Lakonien 
geschicltte  1884  S.  14)  und  diente  als  Staats-  50  war  sie  zu  Sparta  hoch  verehrt,  Fans.  3,  12,  9, 
archiv  {C.  Gurtius,  Metroon  15 f.).  Die  Göttin  wie  auch  die  Bildwerke  beweisen,  Mitteil.  d. 
selbst  galt  als  Wächterin  der  Gesetze  {Dei-  Inst,  in  Athen  2,  32di'.,  und  zu  Akriai  am  Meer, 
narch.  1,86)  und  wurde  als  Zeugin  aufgerufen  wo  das  älteste  Bild  der  Peloponnes  stehen  sollte, 
{Demosth.  [25],  97);  die  Prytanen  opferten  ihr  Paus.  3,  22,  4.  Zu  Phaistos  auf  Kreta  hatte  sie 
{Frooem.  Demosth.  p.  14G0).  Die  Erbauung  des  einen  Tempel  (vgl.  die  Inschrift  N.  Jahrb.  f. 
Metroon  und  die  Einführung  des  Kults  wird  Fhilol.  1891  S.  1).  Die  Inseln  Thera,  wo  die 
auf  die  Erzählung  zuriäckgeführt,  dafs  die  Göttin  ein  Grundstück  und  Opfer  hatte  (Z>;7iew- 
Athener  einen  Metragyrten,  der  die  Orgien  berger,  Sijll.  nr.  377),  und  Delos  {Bull,  de  corr. 
der  Göttermutter  in  Athen  habe  verbreiten  hell.  6  S.  500  nr.  22)  führen  uns  nach  Faros  (s. 
wollen,  vertrieben  oder  ins  Barathron  gestürzt,  eo  ob.  I,  5)  zurück,  wo  sie  mit  Kybele  verschmolz, 
aber  auf  Weisung  von  Delphi  diese  That  durch  .  .  ,  ir  i+ 
Erbauung  des  Metroon  gesühnt  hätten  {Julian.  ^^-  -Komisener  Jimtus. 
or.  5  p.  159  A;  unklarer:  Phot.  ^irjtQÜov  und  1)  In  republikanischer  Zeit.  Im 
Suid.  (irjTQCi)'v()rrjg;  in  etwas  anderer  Fassung  Jahre  204  v.  Chr.  wurden  die  Römer  durch 
Schol.  Aristoph.  Flut.  4:31.  Suid.ßäga&Qov).  Dal's  den  Spruch  der  aus  Kleinasien  stammenden 
der  für  den  „mystischen"  Kybelekultus  von  sibyllinischen  Bücher,  dafs  die  Vertreibung 
Pessinus  schwärmende  Julian  diese  Erzählung  Hannibals  nur  nach  Herbeiholung  der  idä- 
benützt,  um  die  Einführung  des  „phrygischeu"  ischen  Göttermutter  aus  Pessinus  möglich  sei, 

EoscuEK,  Lexikon  der  gr.  u.  rüm.  Mythol.  II.       ^  53 


1667               Kybele  (röm.  Kult)  Kybele  (röm.  Kult)               1668 

veranlafst,  den  heiligen  Stein  von  Pessinus  (wie  die  Statue  Matz  u.  Dulin,  A.  Bildic. 
nach  Rom  überzuführen.  Demgemäfs  war  ihr  nr.  902.  Mus.  P.  Gl.  5,  43)  zu  dem  Schmuck 
offizieller  Name  in  Rom  Mater  Deum  Magna  der  Spina  des  Circns,  vgl.  die  Reliefe,  Ännal. 
Idaea  oder  blofs  Mater  Idaea,  und  ihre  Über-  1863  135  f.  1870  tav.  L.  M  und  die  Contorniat- 
führung  nach  Rom  wurde  als  eine  Vervoll-  münzen,  Havercamp ,  Nitm.  cont.  nr.  1.  8.  35. 
ständigung  der  Übersiedelung  Troias  nach  Auch  die  Gastmähler  der  sodalitates,  womit 
Italien  angesehen  (Ovid  F.  4,  251.  274),  wie  die  Einführung  des  Kults  gefeiert  ward  {Cic. 
überhaupt  der  phrygische  Ursprung  des  rö-  Cat.  m.  13),  wurden  unter  dem  Namen  muti- 
mischen  Kultus  überall  hervorgehoben  wird.  tationes  zur  bleibenden  Einrichtung  {fast. 
Deshalb  hiefs  sie  auch  in  Italien  Berecyntia  lo  Praen.  4.  Apr.  Ovid  F.  4,  353.  Gell.  2,  24,  2. 
(s.  d.)  und  Minerva  Berecintia  {Orelli  2328),  18,  2,  11).  Aufserdem  wird  ein  jährliches 
woraus  Paracentia  wurde  {ib.  2329).  Über  die  Opfer  von  Staats  wegen  {Dion.  Hai.  2,  19)  und 
Einholung  des  Bildes  nach  Rom  bestehen  ein  von  Privaten  dargebrachtes,  das  moretum 
zwei  auseinandergehende  Berichte.  Bei  Livius  {Ovid.  F.  4,  367),  erwähnt.  Die  übrigen  Kult- 
(29,  11.  14)  holen  die  römischen  Matronen  gebrauche,  an  welchen  teilzunehmen  den  Ein- 
unter Führung  des  Scipio  Nasica  das  Bild  aus  wohnern  Roms  durch  Senatsbeschlufs  unter- 
dem  Schiff  in  Ostia  ab,  tragen  es  abwechselnd  sagt  war,  wurden  durch  phrygisches  Personal 
in  den  Händen  in  die  Stadt  und  bringen  es  ausgeübt,  durch  einen  Priester  im  Purpur- 
unter Gebeten  und  Opfern  des  eutgegenströ-  gewand,  eine  Priesterin  und  Galli  in  bunten 
menden  Volks  auf  den  Palatin.  Bei  Ovid  20  Gewändern,  die  zugleich  mit  dem  Kybelebild, 
{Fast.  4,  291  —  348)  wird  das  Schiff  mit  dem  wie  auch  späterhin ,.  aus  Phrygien  kamen 
Bild  durch  das  wunderbare  Eingreifen  der  {Ovid  F.  4,  183.  243.  339.  342.  361.  Bionys. 
Claudia  Quinta  den  Tiber  heraufgezogen.  Am  a.  a.  0.  Silius  17,  20f.  Plut.  Mar.  17).  Zu 
Einflufs  des  Almo  in  den  Tiber  angelangt  ihren  Aufgaben  gehörte  ein  feierlicher  Umzug, 
wird  das  Bild  nebst  den  heiligen  Geräten  von  bei  welchem  die  Galli  mit  Bildern  um  die 
dem  phrygischen  Priester  unter  Flöten-  und  Brust,  wie  in  ihrer  Heimat  {Polyh.  22,  20), 
Tympanonklang  und  dem  Jauchzen  der  Galli  unter  lautem  Geheul  und  dem  Klang  der 
im  Almo  gebadet,  worauf  die  Göttin  auf  stier-  phrygischen  Flöte,  der  Cymbeln  und  Tympana 
bespanntem  Wagen  zur  Porta  Capena  herein-  das  Bild  der  Göttermutter  durch  die  Strafsen 
fährt  und  hier  erst  von  Scipio  Nasica  in  Em-  30  der  Stadt  trugen.  Gaben  sammelnd  und  Lieder 
pfang  genommen  wird.  Der  Bericht  des  Li-  zu  ihrem  Ruhm  (die  ^rjzgäa  ^sXrj,  jedoch  nur 
vius  ist  bemüht,  alles  Unrömische  und  Un-  in  griechischer  Sprache)  singend  {Ovid.  F.  4, 
gewöhnliche  zu  beseitigen,  während  Ovid  nsich.  181  — 186.  350  f.  Dionys.  2,  19.  Serv.  Georg. 
dem  Vorbild  der  alexandrinischen  Dichter  von  2 ,  394).  Dafs  den  famuli  Idaeae  matris  das 
Anfang  an  seine  Erzählung  durch  wunderhafte  Gabensammeln  an  bestimmten  Tagen  gestattet 
Züge  (v.  267.  304.  325)  würzt  und  den  orgia-  war,  sagt  auch  Cicero  {de  leg.  2,  9.  16).  Ver- 
stischen Kultus  von  Kleinasien  in  seine  Dar-  schieden  von  diesem  Umzug  war  die  feierliche 
Stellung  hereinzieht  (v.  183  f.  212.  243.  341).  Einfahrt  der  Göttin  nach  dem  Bad  im  Almo, 
In  beidem  folgt  ihm  Silius  It.  17,  1 — 43,  wie  welche  beiden  zu  seiner  Zeit  bestehenden  Ge- 
überhaupt die  späteren  Berichte,  besonders  in  40  brauche  (vgl.  auch  Dio  Cass.  48,  43)  Ovid 
betreff  der  Claudia,  mit  Ovid  übereinstimmen,  unter  die  Einzugsfeierli'chkeiten  am  4.  April 
Suet.  Tib.  2.  Plin  n.  h.  7,  35,  12.  Appian  204  versetzt,  während  das  menologium  Busti- 
Hann.  56.  Herodian  1,  11.  Ladant.  2,  7,  12.  cum  (C  I.  L.  1,  58.  359)  die  lavatio  im  März 
Aurel.  Vict.  vir.  ill.  46.  lulian.  or.  5  p.  159  D.  aufführt  und  dieselbe  auch  einen  Teil  der 
Ebenso  die  bildlichen  Darstellungen,  Müller-  Gebräuche  des  Märzfestes  der  Göttermutter 
Wieseler  2,  816.  Jordan  zu  PreUer,  R.  M.  2,  58.  in  der  Kaiserzeit  bildete.  Endlich  lernen  wir 
Der  Tag  des  Einzugs,  der  4.  April  (vgl.  Jfo»H??isen,  auch  einen  ausgebildeten  Tempeldienst  in  re- 
C.I.L.  1  p.  390.  Appian  ?>,.  a.  0.)  wurde  nach  publikanischer  Zeit  durch  Varro  {Sat.  Me- 
imus  durch  ein  Lectisternium  und  durch  Spiele  nipp.  p.  131  frg.  33  —  42  Biese)  kennen.  Vor 
gefeiert, die M.egalesien{quodeadeaMegaleappel-  50  dem  Tempel  der  Göttermutter  konnte  man 
latur  fast.  Pracn.  4.  April.  Cic.  hartisp.  12,  nach  Cymbelnklaug  vernehmen  und  Gesänge  zahl- 
Varro  ling.  lat.  6,  15  vom  Megalesion  zu  Perga-  reicher  Galli  (eine  Probe  fr.  35,  in  Galliamben 
mon).  Dieselben  wurden  später  durch  Hinzu-  zu  Ehren  der  Göttermutter);  die  Galli  in  langer 
fügung  voncircensesbiszum  10.  April  ausgedehnt  Weiberkleidung,  jugendlich  zartiind  schön,  „wie 
(vgl.  fast.  Maff.  Praen.  Phil.  4. — 10.  Apr.),  dem  Najaden",  der  Archigallus  {fr.  4=2)  in  purpurnem 
Einweihungstag  des  Tempels  der  Göttermutter  langem  Gewand,  mit  einer  von  Gold  und  Edel- 
auf  dem  Palatin  (s. /osf.  Praen.  und  Cic.  a.a.O.  Dio  steinen  strahlenden  Krone  (vgl.  Orelli  2322  und 
Cass.  46,  33),  von  welchem  sie  auch  Palatina  Müller -Wieseler  2,  817).  Zu  den  Galliamben  in 
genannt  wurde  {Orelli  1896).  Das  Götterbild  der  römischen  Poesie  vgl.  v .Wilamowitz ,  Hermes 
auf  dem  Palatin  zeigte,  nach  römischen  Münzen  go  14,  197  und  Maecenas,  Anth.  Lat.  nr.  81. 
zu  schliefsen,  den  bekannten  Kybeletypus(.Z^ocVjfa,  2)  In  der  Kaiser  zeit.  Die  in  der  Re- 
Bass.  1  p.  89.  90  A.  40.  42).  Die  Beziehung  publik  bestehenden  Gebräuche  erscheinen  in 
der  Göttin  zu  den  Spielen  zeigen  römische  der  Kaiserzeit  durch  Aufnahme  weiterer  aus 
Münzen  der  Republik,  auf  welchen  die  Göttin  dem  phrygischen  Kultus  entlehnter  Ceremo- 
mit  dem  Löwen  oder  auf  dem  Löwenwagen  nien  zu  einem  reicher  gegliederten  Fest- 
dargestellt ist,  vgl.  Mommsen,  Gesch.  d.  röm.  cyklus  vervollständigt.  Da  jedoch  in  der 
Münzw.  nr.  237.  259.  260;  besonders  aber  ge-  republikanischen  Zeit  schon  der  ganze  Apparat 
hörte    eine    auf   dem   Löwen   sitzende  Kybele  des  phrygischen  Dienstes  vorhanden  war  und 


1669             Kybele  (röm.  Kult)  Kybele  (röm.  Kult)              1670 

z.  B.  die  lavatio,  wenn  auch  von  den  fasti  bes.  J.m»)taw  23,  3,  7).  Bei  diesem  Umzug  wur- 
des  Julianischen  KüXen^exs,  nicht  erwähnt,  zur  den  ausgelassene  (d.  h.  auf  Fruchtbarkeit  bezüg- 
Zeit  der  Republik  ebenso  wohl  wie  in  der  liehe)  Lieder  gesungen  (^Awj.  ciü.  d.  2,  4), 
Kaiserzeit  den  Abschlufs  eines  vorangegangenen  Kostbarkeiten  aller  Art  vor  dem  Bild  her- 
Trauerfestes  gebildet  haben  wird,  so  ist  unter  getragen,  und  es  herrschte  die  ungebundenste 
der  dem  Kaiser  Claudius  zugeschriebenen  {Lyd.  Fröhlichkeit  und  Maskenscherz  {Hcrodian  1, 10). 
de  mens.  4,  41)  Einführung  des  Märzfestes  wohl  üiesen  aus  Phrygien  stammenden  (s.  oben  I 
mehr  nur  eine  Aufnahme  der  vorher  schon  nr.  6,  Kultus)  Ritus  fafsten  die  Alten  als  eine 
von  den  phrygischen  Priestern  geübten,  von  Reinigung  der  Göttin  nach  Ablegung  der 
den  Römern  aber  ängstlich  gemiedenen  Cere-  lo  Trauer  {Val.  Flace.  Arg.  8,  239.  btat.  Silv. 
monien  unter  die  ööentlich  anerkannten  Feste  5,  1,  222.  Arrian.  Tact.  33,  4);  Mannhardt 
zu  verstehen.  Vielleicht  vollzog  sich  dieselbe  {Ant.  Wald-  u.  Feldkulte  291  f.)  als  Regen- 
dnrch  Unterstellung  des  ganzen  Kults  der  zauber.  Beziehung  zu  den  römischen  Fest- 
Magna  Mater  samt  seinen  Priestern  unter  die  gebrauchen  zeigen  auch  die  Darstellungen  des 
Quindecimviri,  die  auch  erst  in  der  Kaiserzeit  Kybele-  und  Attis -Mythus  auf  den  Contorniat- 
nachweiahstv  ist,  s.  Marquardt-Mommsen,  M.  A.  münzen,  vgl.  F.  Ch.  Robert,  Les  phases  du 
6,  378.  Das  erst  von  den  fasti  Fhilocali  und  mythe  de  Cybele  et  d'Atys,  rappelees  par  les 
Silvii  (354  ü.  448  n.  Chr.)  erwähnte,  aber  seit  medaillons  contorniates,  Bevue  numismatique 
der  Mitte  des  1.  Jahrb.  bestehende  Frühlings-  1885  p.  84—48  pl.  8—5.  Die  Beteiligung  der 
fest  feierte,  wie  bei  den  Phvygern  (s.  d.  Art.  20  Römer  tritt  nun  nicht  blofs  bei  dem  Fest, 
Attis),  in  dem  wiedererwachenden  Leben  der  sondern  auch  in  der  Bekleidung  der  Priester- 
Natur  die  Wirksamkeit  der  grofsen  Natur-  tum  er  hervor.  Der  phrygische  Priester  wurde 
göttin  und  ihre  Wiedervereinigung  mit  Attis,  zwar  bis  in  die  späteste  Zeit  beibehalten  (ein 
dem  Genius  des  Wachstums.  Deshalb  begann  sacerdos  Phryx  maximus  im  Jahr  319  bei 
das  Fest  mit  Frühlings -Tag- und  Nachtgleiche  Bossi,  Iscrizioni  Christ.  1,  35),  aber  bei  der 
{lulian.  or.  5  p.  168  C.  Macroh.  1,  21,  7),  und  steigenden  Anziehungskraft  der  geheimnis- 
auch  die  erste  Vorbereitung  dazu  am  15.  März  vollen  orientalischen  Kulte  finden  sich  schon 
wurde  durch  ein  für  die  Feldfrüchte  dar-  vom  2.  Jahrb.  an  nicht  blofs  Freigelassene,  son- 
gebrachtes  Stieropfer  eingeleitet  {Lyd.  mens.  dern  angesehene  Männer  und  Frauen  als  Priester 
4,  36).  Dieser  Tag  wird  in  den  fasti  Philocali  30  undPriesterinnen  der  Kybele  (ZoeV/a  a.a.O.  p.51. 
durch  Canna  intrut  bezeichnet,  ein  vom  Kol-  92.  Orelli- Benzen,  Inschr.  n.  1902 f.  2199.  2263. 
legium  der  Cannophoren  (s.  Murquardt-Momm-  2319  f  2403.  2505.  6037  u.  a.  im  Index).  Sämt- 
sen,  B.  A.  6,  355)  ausgeführter  Ritus,  der  sich  liehe  Sacerdotes  Matris  Deum  in  ganz  Italien 
auf  die  Auffindung  des  Attis  (s.  d.  Bd.  1  Sp.  723)  standen  unter  den  Quindecimviri  {Moinrnsen, 
bezog.  Die  eigentlichen  Festtage  werden  in  1.  N.  2558),  über  deren  Beteiligung  bei  den 
den  fasti  Philoc.  {Mommsen,  C.  I.  L.  1,  389 f.)  Ceremonien  der  Göttermutter  s.  Maiquardt, 
folgendermalsen  bezeichnet:  am  22.  März  Arbor  B.  A.  6,  378.  Selbst  der  Archigallus  (in  seinem 
intrat:  nach  phrygischem  Brauch  wurde  die  phrygischen  Ornat,  Müller -Wieseler  2,  817, 
heilige  Fichte  (s.  Attis  nr,  8)  von  dem  Kol-  erläutert  Marquardt  a.  a  0.  354)  trug  einen 
legium  der  Dendrophoren  (s.  J/ar^Mardi  a.  a.  0.  40  römischen  Namen,  in  Rom.  {Orelli  2320),  in 
356.  Annal.  1868  363)  in  das  palatinische  Ostia  {Annal.  1869  244),  in  Gallien  und  Bei- 
Heiligtum der  Göttermutter  gebracht  {Lyd.  gien  {Orelli  2321.  2325.  6031).  Über  seinen 
4,  41).  Der  24.  März  war  der  grofse  Trauer-  Titel  Attis  popuH  B.  s.  Attis  Bd.  1  Sp.  724. 
tag,  Sanyucm  (Phil.)  oder  dies  sanguinis  {Tre-  Die  Oberpriesterin  hiefs  sacerdos  maxima  Ma- 
bell.  Pull.  fit.  Claud.  4),  an  welchem  das  Ver-  tris  deorum  magnae  Idaeae  {C.  I.  L.  6,  502), 
schwinden  der  Vegetation  beklagt  wurde  und  die  cymbalistria  {Orelli  2328.  2449.  2450) 
{Arrian.  Tact.  33,  4)  und,  als  Darstellung  der  beweist  auch  noch  für  die  spätere  Zeit  den 
Entmannung  des  Attis,  die  Galli  und  an  ihrer  orgiastischen  Charakter  des  Dienstes. 
Spitze  der  Archigallus  sich  blutig  zerfleischten  Zugleich  mit  dem  Zudrang  zu  diesen  Priester- 
{Tertull.Apol2b;  die  übrigen  Belege  s.  unt.  Attis  50  tümern  kam  auch  die  Sitte  des  Taurobolien- 
Bd.lSp.722;  von  eigentlicher  Entmannung  ist  opfers  in  Aufnahme,  welches  mittelst  der  reini- 
im  römischen  Kultus  nicht  die  Rede).  Hierauf  genden  Kraft  der  Bluttaufe  den  Eingeweihten 
folgt  unmittelbar  der  Freudentag,  Hiluria,  am  den  Charakter  von  „Wiedergeborenen"  verlieh 
25.  März,  dem  ersten  Tag,  der  wieder  länger  ist  und  für.eine  Art  von  Mysterien  galt(s.  Attis  Bd.  1 
als  die  Nacht  (Macroh.  1,  21,  7),  auf  dem  Palatin  Sp.  725;  vgl.  Aelius  Lampr.  Heliog.  7.  Kaibel, 
begangen  {Vopisc.  Aurcl.  1)  und  unter  die  hoch-  Epigr.  588.  823).  Die  ältesten  der  immer  genau 
sten  Festtage  der  Kaiserzeit  gezählt  {Lamprid.  datierten  Denkmäler  desselben  führen  zwar  nur 
Alex.  See.  37).  Er  bezog  sich  auf  das  VViederer-  nach  Italien  und  nicht  über  das  Jahr  133 n.Chr. 
scheinen  des  Attis  (s.  d.).  Zu  der  Freudenfeier  zurück  {Mommsen,  I.  N.  2602),  doch  weist  die 
gehörte  aber  noch  die  requietio  am '26. undals  Ah-  go  diesem  Ritus  zu  Grunde  liegende  Idee  (s.  Attis 
schlufs  am  27.  März  das  schon  früher  bestehende  a.  a.  0.)  und  das  oben  (I  nr.  6)  erwähnte 
Bad  im  Almo,  lavatio  {fast.  Phil).  Das  Bild  der  Stieropfer  auf  kleinasiatischen  Ursprung  hin. 
Göttin  wurde  auf  einem  Wagen,  der  ebenfalls  Auch  die  Tauroboliendenkmäler  fordern  dazu 
im  Almo  gewaschen  wurde,  in  feierlicher  Prozes-  auf,  denselben  aus  dem  Mittelpunkt  der  Kybele- 
sion,  wobei  vornehme  Römer  barfufs  gingen,  Mythen,  der  Vereinigung  derselben  mit  Attis 
dahin  gebracht  und  wieder  zurückgeführt  {Sil.  und  dessen  Rückkehr  zu  neuem  Leben  zu  er- 
8,363.  3Iartial.  3,  il.  i«ca%.  1,  599.  Serv.  klären.  Wie  die  Inschriften  regelmäfsig  beide 
Georg.  1,  1&3.  Prudent.  nsQi  OTBcpüvoyv  10,  153;  Gottheiten    nennen,     so    stellen    die    hervor- 

53* 


1671 


Kybele  (röm.   Kult) 


Kychreus 


1672 


ragendsten  Bildwerke  das  Liebesverhältnis  der 
Göttin  zu  dem  zu  neuem  Leben  erwachenden 
Jüngling  dar.  Auf  dem  Altar  (Villa  Albani) 
mit  der  Inschrift  {G.  I.  L.  6,  505)  Matris  Deuni 
Magnae  Idaeae  et  Attinis,  welchen  L.  Cornelius 
Scipio  Oreitus  295  n.  Chr.  zum  Andenken  an 
das  von  ihm  dargebrachte  taurobolium  und 
criobolium  gestiftet  hat  {Zoega,  Bass.  1  t.  13. 
14,   s.  Abbildung  6),    sehen    wir  Kybele    mit 


or.  5),  und  von  den  Neuplatonikern,  besonders 
von  Proldos,  wurden  die  auf  Attis  und  Kybele 
bezüglichen  Mythen  und  Kultgebräuche  philo- 
sophisch gedeutet  (vgl.  Mar inus  vita  Prodi  33). 
Die  Masse  der  Tauroboliendenkmäler  (bei  Orelli 
1899  f.  2319 f.  2352.  Henzen  6031  f.  6041;  vgl. 
Marquardt,  R.  A.  6,  87.  Prellcr,  B.  M.^'2,  390) 
giebt  auch  einen  Begriff  von  der  weiten  Aus- 
breitung des   Kultus  im  römischen  Reich. 


Mauerkrone,  Schleier  und  Tympanon  auf  dem  lo  In  Rom  hatte   die  Göttin  aufser  dem  Palatin 
Löwenwagen  fahren,  um  den  Attis  zu  suchen,         '  '  tt._i_   .l^__.    ^ ._    m.i, ,  tj^ 

der  sich  lauschend  hinter  einer  Pinie  birgt. 
Derselbe  Baum  (Pinie  oder  Fichte)  ist  auf 
der  Rückseite  des  Altars  [Zoega  t.  13b)  mit 
den  Gerätschaften  des  phrygischen  Dienstes 
geschmückt  dargestellt  (s.  Attis  Bd.  1  Sp.  721), 
und  unter  ihm  stehen  im  Opferschmuck  der  für 
Kybele  bestimmte  Stier  und  der  Widder  des  Attis. 
Auch  die  Nebenseiten  des  Altars  {Zoega  t.  14) 
zeigen  die  Symbole  des  vereinigten  Kultus,  Cym-  20  in   ünteritalien  verbreitet,  in  Puteoli  {üreUi- 


noch  ein  Heiligtum  trans  Tiberim  {Henzen 
5962),  vgl.  auch  die  Abbildung  eines  Tempels, 
Annal.  d.  Inst.  1852  338.  Ein  Heiligtum  bei 
Tibur,  Or.  1897.  Ein  vollständiges  Metroou 
mit  ausgedehnten  Gebäuden  haben  die  Aus- 
grabungen von  Ostia  ergeben  {Visconti,  Annal. 
d.  Inst.  1868  362.  1869  208.  3Ion.  8,  60.  9,  8), 
woraus  im  obigen  mancher  neue  Aufschlufs  zu 
verzeichnen  war.  Besonders  stark  war  der  Kultus 


beln  und  Fackeln,  und  die  dem  Attis  gehörenden 


6)  Taurobolienaltarrelief  mit  der  Göttermutter  und  Attis  (nach 
Zoega,  Bass.  1  Tav.  13). 

Instrumente,  Flöien  und  Syrinx.  Anders  wieder- 
um ist  der  Liebesbund  von  Kybele  und  Attis  auf 
dem  Taurobolienaltar  aus  der  Umgegend  von 
Athen  {Arch.  Ztg.  1863  Taf.  176 ;  Inschrift,  Kaibel, 
Epigr.  822)  dargestellt,  aus  dem  2. — 3.  Jahrli. 
nach  Chr.     Der    Stifter  Archeleos    bezeichnet 

sich   als  den  ersten,   der  hier  zu  Lande  diese  so  ganzen  Kybele-  und   Attis -Kultus   zu  Grunde 
Weihe  vollzogen  hat.     Ähnlich  der  Altar  des       liegende  Idee  der  Erneuerung  des  Lebens.  —  Im 


Henzen  6035),  Bajä  (2263.    C.  I.  Gr.  5856  0fä 

AlvvSvjirjva),  Herculaneum 
{Cr.  6122) ;'  ferner  in  Bene- 
vent   (2326  f.     Mommsen, 
I.  N.  1389  f.)  und  in  ande- 
ren Städten  Mittel-  und 
ünteritaliens,    Mommsen, 
I.  N.  2602  f.  4078  u  s.w., 
meist  in  Verbindung  mit 
dem    Taurobolium.      So- 
dann  zog   sich    die   Ver- 
breitung des  Kultus  be- 
sonders in  der  Richtung 
nach   Gallien;    es   finden 
sich    Denkmäler    in    der 
Gegend  von  Massilia  {Or. 
H.  1896),  zu  Narbo  (6033), 
Lyon   (2325.    6031.   Bois- 
sieii,  Inscr.  de  lyon  p.  22) 
bis  nach  Tournay  (2321). 
Andererseits     erstrecken 
sich     die     oberitalischen 
Denkmäler  (vgl.  Attis  Bd.  1 
Sp.  727)  bis  nach  Brixen 
{Or.  2198),  woran  sich  die  auf  den  Kybelekultus 
bezüglichen   Denkmäler  in   Österreich    {Gonze, 
Benlcschr.  d.  Wien.  Ale.  24  S.  65)  und  die  Attis- 
darstellungen  in  den  Rheinlauden  (s.  Attis  a.  a.  0.) 
anschliefsen.    Die  sepulkrale  Bedeutung  dieser 
Denkmälergattungen  gründet  sich  auf  die  dem 


Musonios  vom  Jahr  387  bei  Heydemann,  Bildw. 
in  Athen  nr.  380.  Da  somit  das  Taurobolien- 
opfer  in  Italien  von  133,  in  Gallien  von  160 
an,  in  Griechenland  noch  später  auftritt,  so 
folgt,  dafs  es  sich  nicht  direkt  von  Phrygien, 
sondern  von  Rom  aus  über  das  Reich  ver- 
breitete. Dasselbe  ergiebt  sich  aus  der  In- 
schrift  des   Taurobolienaltars   vom  Jahre  160 


übrigen  vgl.  auch  dieZusammenstellung  derTexte 
und  Denkmäler  bei  Gölüer,  De  3Iatris  Magnae 
apud  Bomanos  cultu.     Meifsen  1886.     [Rapp.] 

Kybelis  {Kvßrjlig)  =  Kybele  (s.d.).  Hipponax 
bei  Tzetz.  lykophr.  1170:  nagcc  x'o  iv  Kvß^la, 
TiSXst.  ^QvyLag,  ZLnäa&ixi.     [Höfer.] 

Kybelos  {KvßiXog?),  ein  Phryger,  der  zuerst 
der  Göttermutter  geopfert  haben    soll;    nach 


n.Chr.  in  Lyon  (Or.  2322);  vgl.  Henzen,  Annal.  60  ihm   soll   diese   Kybele   genannt  worden  sein, 


d.  Inst.  1856  111.  In  Rom  wurde  das  Taurobo- 
lium besonders  auf  dem  Vatikan  vorgenommen 
{G.  I.  L.  6,  497  —  504);  ob  im  Anschlufs  an 
das  Märzfest,  ist  nicht  sicher  {Mommsen, 
G.  I.  L.  1,  390).  Einen  neuen  Aufschwung 
nahm  der  Kult  durch  lulianus,  den  begeisterten 
Verehrer  der  pessinuntischen  Göttin  (vgl.  seine 


Serv.  ad   Verg.  Aen.  3,  111.    10,  220.     [Höfer.] 
Kychreides   Ophis   {Kvxqslötjs  ocpig)   siehe 
Kychreus. 

Kyclireus  {KvxQ^vg),  Sohn  des  Poseidon  und 
der  Salamis,  Tochter  des  Asopos,  autochtho- 
ner  König  der  Insel  Salamis  [{KvxQ^ici,  zu- 
gleich Name   einer  alten   Stadt  auf  Salamis; 


1()73                    Kydaliou  Kydon                      1674 

'Ecp.  'Jqx-   188-4  169;   vgl.      rab.  393;    Töpffer,  Kydiios  {KvSvoi)^  Sohn  der  Anchiale,  einer 

Ätt.Gcn.  273).  Röscher.],  die  er  von  einem  vor-  Tochter  des  hipetos,   nach  welchem   der  iiili- 

heerenden  Drachen  befreite.    Da  er  ohne  Söhne  kische  Fhifs  Kydnos  benannt  war.    Von  seinem 

war,    übergab    er   bei    seinem  Tode    dem    aus  Sohne   Parti: enios   hatte    die    am   Kj'dnos    ge- 

Aigina    zu    ihm    geflüchteten    Tehimon,    der  legene  Stadt  Tarsos  den  Namen  PartheniajSiejj/?. 

seine    Tochter    Glauke    geheiratet,    die    Herr-  B.  w'Ayxiülri.  Eiistatk.  zu  Dion.  Slli.  Vermählt 

Schaft,  ApoUo'J.  3,  12,  7.  Diod.  4,  72.   Tzetz.  L.  mit  Komnitho,  Konn.  Bionys.  40,  143.    [Eohde, 

110.  175  (p.  444  Miükr).  451.   Et.  31.  p.  707,  41  Ber  gricch.  Boman  p.  94  u.  Anm.  1.    Drexler.] 

(er  tötete   den  König  Ophis).     Phcreki/des  bei  [Autonome  Münzen  der  Kaiserzeit  von  Tarsos 
Apollod.  3,  12,  6  nannte  Glauke,  die  Tochter  lo  bei  Imlwof-Blmner,  Gr.  Münz.  S.  714 f.  zeigen 

des    Kychreus,    Mutter    des    Telamon.      Nach  auf  dem  Rev.    die  Inschrift  OPTY|rO0H|PA 

Flut.  Thef'.  10  war  Skiron  in  Megaris  Eidam  und    aufserdem    Tyche    mit    Turmkrone    und 

des  Kychreus,  der  bei  den  Athenern  göttliche  Schleier  auf  einem  Sessel  sitzend,  in  der  vor- 

Ehre   genofs,   vgl.  Flut.  SoJ.  9.     Auf  Salamis  gestreckten  Rechten  Ähren  haltend;  zu  ihren 

hatte  er  ein  Heiligtum,  Paus.  1,  36,  1.    In  der  Füfsen  der  rechtshin   schwimmende  Kydnos, 

Schlacht  bei   Salamis    hatte    sich    ein  Drache  dessen  Kopf  mit  Schilf  bekränzt  ist  (vgl.  Flufs- 

auf  den  Schiffen  gezeigt,    den  das  delphische  götter).    Röscher.]      [Kydnos    zu    Füfsen    der 

Orakel  für  den  Heikos  Kychreus  erklärte,  Fans.  Stadtgöttin  von  Tarsos  s    bei  3Ii.  3,  623,    414 

ibid.     [Mit  Bezug  hierauf  will  Ecl^liel,  d.  n.  v.  —416.  624,  420.  629,  447.    630,  451.  453.  454. 
2,  218  in  dem  Heros,  der  auf  einer  attischen  20  631,   458.    641,   515.   650,   573.     Suppl.  7,  256, 

Münze   erscheint,   über  ein  Schiff,  auf  dessen  393.    257,  394.    258,  399.    258,  401—403.  259, 

Vorderteil  eine  Eule   und   eine   Schlange   sich  404.    408.    260,  409.    261,  413—415.    265,  429. 

befinden,   schreitend,    in   der  R.    einen  Kranz,  275,   477;    Kydnos    allein    mit   der  Beischrift 

in  der  L.  ein  Tropaion  tragend,  den  Kychreus  KTANOC  bei  3Ii.  3,  625,  427.   428     635,  483; 

erkennen.  Höfer.]    Nach  Hcsioä  b.  Strab.  9,  393  de  Lamjlois,  Rcv.  niim.  1854  p.  98  nr.  50.    Cut. 

war  der  salaminische  Drache  {KvxQSLSiqg  oopii)  Whittal  1858  p..51  nr.  602;  [Hcad,  Hist.num. 

yon  Kychreus  aufgenährt,  von  Eurylochos  ver-  618  vgl.  617.  Höfer.].  Die  ältere  numismatische 

triebenundvonDemeterinEleusisals Dienerauf-  Litteratur  giebt    Fasche ,    Lex.   1,  2   Sp.  1132 

genommen  worden.   Oder  Kychreus  selbst  hiefs  — 33,  Suppl.  2  Sp.  317.    Drexler.]     [Stoll.] 
wegen  seiner  Wildheit  der  Drache  und  wurde,  30      Kydoime   {Kvöoi'fH]),     Amazone    auf    einer 

da  er  die  Insel  verheerte,  von  Eurylochos  ver-  rotfig.  Vase  in  Arezzo,  3Ionum.  8,  6.    [Abgeb. 

trieben;    Demeter   machte    ihn   in    Eleusis    zu  ]\Ionum.  dell'  Int-t.  8,&;  vgl.  Jahn,  Annalil8ß4: 

ihrem    Tempeldiener,    Stepli.   B.    v.    KvxQ^iog  240 ff.    Heydemann,  Mitteilungen  a.  d.  Antiken- 

Ttdyog.     Eii^tath.   Bionys.    506   u.   507.      [Vgl.  Sammlungen  in  Über-  und  3littelitalien.  3.  Hall. 

den  Art.  Kekrops  Sp.  1024,  3.    Ar  eh.  Z.  8,  188  WincJcclmannsprogr.  104,  Arezzo  nr.  1.  Höfer.  J 

und  dagegen  Fobert,  Bild  u.  Lied  88f.    Töpffer,  [Klügmann.] 

Att.Geneal.  272S.Uoscher.']   [S.  ?iuch. L.  Urlichs,  Kydoimos   (KvSoinoc:),   Personifikation    des 

Ber  Vasenmaler  Brygos  p.  3.     Fr.  Lenormant,  Schlachtgetümmels,  mit  Enyo  und  Ker  Geselle 

3Ionographic    de    la    voie    sacree    eleusinienne  des  Ares;  //.  5,  593.  18,535.  Hesiod.  Scut.  löG. 
p.   531  f.    und    La    legende   de    Cadmus    et   les  io  Quint.  Smyrn.   1,308.    0 .  Müller ,  Kl .  deutsche 

ctablissements  pheniciens  en  Grcce.    Paris  1867.  iSchriften  2,  618.    Freller,  Gr.  3Iyth.  1,  266,  3. 

p.  46—47.  Beule,  Lesmonnaiesd'Athenes  1^.305.  Gerhard,  Gr.  3Iyth.  1  §575.  602.    [Mit  Deimos, 

306.    Cat.  of  gr.  coins  in  the  Brit.  3Ius.  Attica  Enyo  und  den  Keren  zusammen  bei  Themistios 

p.  108  nr.  785.  786  PI.  19,  1.     J.  SIcMly,  Bie  or.^  15    in    Theodos.    p.    194a  (p.   238  Bind.); 

Schlange    im   3Iiithus  u.  Kultus  d.  M.   Völker  vgl.  Quint.  Smyrn.  6,  350.    Krokcr  im  Jahrb.  d. 

p.  25 f.,  p.  43  Änm.  118.     A.   3Iarx,   Griech.  K  B.  Arch.  Inst.  1  (ISSß),  123.    Bei  Ari st.  Fax 

3lürchen  v.  dankbar.  Tieren  p.  112  u.  Anm.  3.  255  ist  er  Sohn  des  Polemos  und  tritt  vs.  255 

Sclncartz,    Ber    Ursprung    der    Mythol.   p.  90.  — 284  als  Person  auf;  vgl.  auch  Schol.  275.  279. 

Drexler.]     [Stoll.]  Forphyr.  de  abstin.  2,  22.     Höfer.]     [Stoll.] 

KydaHou    {KvöaXi'mv)    =    Kedalion    (s.   d.)  50  Kydou  (KvScov),  1)  Gründer  der  kretischen 

Schol.  Arat.  322  p.  80  Bekker.     [Höfer.]  Stadt   Kydonia,    Sohn    des    Hermes    und    der 

Kydauos  (Kvöavog),   Athener,    dessen  Sohn  Akakallis,   einer  Tochter  des  Minos,  Paus.  8, 

Demoleon  mit  anderen  athenischen  Jünglingen  53,  2.    Schol.  Ap.  Bh.  4,  1492.    Schol.  Theokr. 

und   Jungfrauen    von    dem    Tode    durch    den  7 ,  12.     Oder  Sohn  des  Apollon  und  der  Aka- 

Minotauros  von  Theseus  (s.  d.)   befreit  wurde,  kallis,  Stcph.  B.  v.  Kvdcovia.  Schol.  Od.  19,  176. 

Serv.  Aen.  6,  21.     [Stephani,  Ber  Kampf  zwi-  Die  Tegeaten  erklären   ihn.  für  den  Sohn  des 

sehen  Theseus  und  3Iinotauros  p.  39  hält  den  Tegeates  und  lassen  ihn  von  Arkadien  nach 

Namen     für     sicher    verdorben.       Er    schlägt  Kreta  ziehen.  Paus.  8,  53,  2.    Hock,  Kreta  1, 

vermutungsweise    vor    Kydamos    oder    Kydas.  149.  343.     Vater  der  Eulimene,    Farthen.  35; 

Drexler.]    [Jahn,  Arch.  Beitr.  453.  R.]    [Stoll.]  00  s.  Eulimene  und  Lykastos.     [Münzen  von  Ky- 

Kydas  (Kvöag),  Name  des  auch  Aletes  ge--  donia    auf   Kreta    mit    der  Inschrift    KYAQN 

nannten    Sehers   Bakis   aus   Kaphye    in    Arka-  zeigen   Kydon    entweder  als    nackten    Bogen- 

üieu,  Fhiletas  im  Schol.  Arist.  Fax  1011.  [Höfer.]  schützen,  begleitet  von  einem  Hunde,  oder  als 

Kydippe  (Kvöt'mir]),  1)  s.  Akontios  u.  Auson.  kleines  Kind  von  einer  Hündin  gesäugt  {Head, 

cp.    38.   16 f.    p.   283    I'eiper.    —    2)   Nymphe;  Hist.  num.  S.  391  f.    Catal.  of  greek  coins  in  the 

Verg.  Geo.  4,  339.  —  3)  Tochter  des  Ochimos  Brit.  3Ius.  Crete  etc.  S.XXXIII  u.  28f.  PL  7,  IflP.), 

(s.  d.),   Gemahlin  des  Kerkaphos  (s.  d.).     Vgl.  was  auf  einen  Mythus  wie  den  von  Miletos  (s.  d.), 

auch  lalysos  u.  Kyrbia.     [Röscher.]  Romulus  u.  s.  w.  schliefsen  läfst.    Vgl.  Boscher, 


1675                       Kydonia  Kyklopen  (Gewitterdämonen  b.  Hesiod)   1676 

Apollon    u.   Mars   S.  79 f.     Bauer,  Kyrossage  Kydrelos  {KvdQrjlog),  unehelicher  Sohn  des 

5.  55ff.  Röscher.]  [J.  N.  Svoronos,  Numis-  Kodros  (s.  d.);  vgl.  Töpffer,  Att.  Geneal.  234. 
matique  de  la  Crite  anc.  1.  Macon  1890.  4".  [Röscher.] 
p.  96—119;  vgl.  auch  die  braune  Paste  bei  Kydrolaos  {Kvö^ölaog),  Sohn  des  lesbischen 
L.  Müller,  Descr.  des  intaüles  et  camees  ant.  Königs  Makareus,  von  diesem  nach  Samos 
du  Musee-llwrvaldsen  Y).  115  nr,  94:6  ,,un  enfant  geschickt,  wo  er  sich  niederliefs  und  König 
allaite  d'un  ani'mal,d'unelaure  äcequ'il  parait,  ward,  Diod.  5,  81.     [Stoll.] 

est  entoure  de  trois  hommes  vetus  de  courtes  Kjdros  (Kv§Qoq),  Dolione,  von  Pollux  ge- 
tuiiiques  serrees  de  ccintures,  et  couverts  de  man-  tötet,  Val.  Flacc.  3,  192.  [Schultz.] 
teaux.  Representation  de  quelque  tradition  lo  Kykais  {KvAatg),  Nymphe,  zusammen  mit 
locale  italienne  ou  qrecque'-  und  dazu  Müllers  drei  andern  Nymphen  (Ismene,  Eranno,  Te- 
Anm.  3.  Drexler.]  [Eclhel,  Catal.  Mus.  Caesar.  lonnesos)  und  den  drei  Chariten  auf  einem 
Vindob.Num.  Vet.  1  p.l26  nr.  1  —  3.  5 — 8.  Doctr.  Relief  in  Neapel  (Gerhard  u.  Panofha,  Neapels 
Num.  2  p.  309 f.  Höfer.]  --  2)  Ein  Korinthier,  ant.  Bildtv.  1  S.  82 f.  nr.  275.  C.  I.  Gr.  6854e) 
von  dem  es  wegen  seiner  Gastfreundschaft  dargestellt.  [Ismene,  Kykais  und  Eranno  be- 
sprichwörtlich hiefs:  afirtg  £v  Ävdcoi^o?,  Macar.  zeichnet  G.  G.  Richards,  Two  Greek  Reliefs, 
1,  32.  Zen.  2,  42.  Flut.  prov.  129.  Suid.  v.  Journ.  of  hell.  stud.  11  p.  284  als  ,,apparent 
'Ast  rig  und  Ti'g.  Biegen.  8,  42.  Apost.  16,  fancy  names".  Drexler.]  [Ro.'^cher.] 
59.  —  Eustaih.  p.  1468,  27  und  1861,  10  ist  Kyklaios  {KvAlmog),  ein  Heros,  dem  die 
im  Zweifel,  ob  dieser  der  Gründer  von  Ky-  20  Plataier  vor  der  Schlacht  bei  Plataiai  Opfer 
donia  sei.  —  3)  Einer  von  den  Thebanern,  darbrachten  Clem.  Alex.  coli,  ad  gent.  p.  35 
welche  dem  aus  Theben  ztirückkehrenden  Ty-  Putter;  aufser  ihm  werden  uoch  genannt  Andi-o- 
deus  einen  Hinterhalt  legten,  Stat.  Theb.  2,  krates  (s.  d.),  Damokrates  (s.  d.),  Leukon; 
623.  —  4)  Rutuler  im  Heere  des  Turnus,  Lieb-  letzterer  wird  auch  von  Plut.  Arist.  11  erwähnt, 
haber  des  jugendlichen  Clytius,  Verg.  Aen.  der  aufserdem  noch  die  Heroen  Peisandros, 
10,  325  und  Si:r».  —  [5)  Pferdename,  Stat.  Theb.  Hypsion,  Aktaion  und  Polyidos  nennt.  [Höfer.] 

6,  465  nach  Cod.  Puteanus;   nach    Cod.  Bam-  Kyklopen   {Kvy.lco7ifg). 

berg.    dagegen  Calydon;   Jesclionneh,   De  nom.  Schon  die  Alten  unterschieden  drei  Arten 

quae   Graeci  peaidibus   dorn,  indiderunt  p.  47.  von   Kyklopen;    vgl.   Hellanikos    {fr.   176)   bei 
Drexler.]     [Stoll]                                                      so  Schol.  Hes.   Tlieog.   v.  139:  ''TLllccviv.og  8s  rovg 

Kydonia  {KvÖmvCa.)  Beiname  der  Athena  in  Kvy,Xconcig  ovo^ä^sa&cci  ano  Kv-nlanog*)  viov 

Elis;  ihr  Tempel,  der  zur  Zeit  des  Pausanias  Ovqccvov    (ou   tcsq!  xmv   naq'  '  Ofirjgoj   Kvyiloa- 

srerfallen  war  —  nur  ein  Altar  war  noch  vor-  Ttwv  Ityst.).      Kv-ulcÖTtav   yag   ysvr]   xgCa'    Kv- 

handen  — ,    lag   auf   einem    Hügel    neben    der  ■nlconsg   ot  zrjv    Mvyir'ivrjv   reixLaavzsg ,   oi   itSQl 

Stadt  Phrixa  und   war  von  Klymenos,   einem  t'ov  noXvcprjfiov,  wat  avrol  ot  &8  0i  (vgl.  auch 

Sprofs  des  idaiischen  Herakles,    der  aus   dem  Schol.   z.  v.  144  und  Schal .  Aristid.  52,  10  = 

kretischen  Kydonia  gekommen  war,  errichtet.  Aristid.    ed.    Bind.   3   p.    408:   rgta   yciQ   ysvr] 

Nach   der   Sage  der   Eleier    hatte    Pelops    vor  qjaalv  sivai  Kvv.Xän(av  xovg -nazaTov' OSvacscc, 

seiner   Wettfahrt    mit    Oinomaos    der    Athena  ELv.slovg   ovrag,   rovg   %siQoya.Gzoqccg    v.cx.1  rovg 

Kydonia  geopfert,  Paus.  6,  21,  6.  Bykophr.  936  40  Kalovuevovg  OvQavLovg). 

und  Tzetz.  z.  d.  St.  —  Gerhard,  Griech.  Mytli.  Isi)  Die  K.  als  Gewitterdämonen  (ursprüng- 

249,  9c    vermutet,    dafs    die    einer    eleischen  lichsteBedeutung)beiiIeMOfZ,  TAco*;.  139ff.  öOlff. 

Athena    geweihten    Schönheitspreise     {Athen.  u.  a.     Sie  sind  nach  Hesiod  Söhne  des  Uranos 

13,  609f.    Pano/Jca,  Archäol.  Zeit.  1849  76ff.)  {Oigavitai,  Hes.  Theog.  502)  und  der  Gaia**) 

dieser  Kydonia  galten.     [Ihr  Haupt  erscheint  {TJicog.  139;  vgl,  Apollod.  1,1,2;  yr;yfv££c,  Ap. 

auf  Silbermünzen    von   Kydonia,   Head,   H.    N.  *>  Die  nicht  unwichtige  Frage,  wer  eigentlich   unter 

p.  392.      Drexler.]      [Höter.]  diesem  KöxXuiip  vllg  Oü^avoö  bei  Hellanikos  zu  verstehen 

KydoniaS   {KvScovidi;),    Beiname     1)    der   Ar-  sei,  hat  in  scharfsinniger  "Weise   Max.  Player,   Die  Gigan- 

temis,    ürph.  liymn.    36,  12.    —    2)    der   Ariadne,  '««  "■  ^''-  S-  m^-  ^^  lösen  unternommen.     Er   ist  nacli 

die    Kvdaviag    vvticpn    heifst.    Kann.   Dionys.  5o  ^^"'J'^''  identisch  mit  dem  kykiopisch,  d.  h.  mit  drei 

Ar,    ono        ~i     ir    i          '     '/<       'i>          T\T„         „    „  'n  Augen,  gebildeten,  uralten   Zeus    Herkeios    auf   der 

47,  298;  vgl.  Kvdcovcciri  Aomovri.  Isonn.  a.  a.  0.  ^     ■                *        \d       »  »,   a     o  ,  ,    t^       ^      1e^ 

QQ     QiA        rui"f    •  ~\             '       ^             "  liarissa   von   Arges    (Paus.  2,  24,  4.     Sc/tol.  Kur.    Tro.  16), 

j         L*^^    ^  'J              ,  der  wiederum  einerseits  dem  aiis  der  Heraklidensage  be- 

KydragOra  {KvSQOCyoqa),  Schwester  des  Aga-  kannten  Z^h;  r(>L6(pdaXßo;,  dessen   Führung   sich   anzu- 

memnon,      Gemahlin     des     Strophios     und     von  vertrauen  das  Orakel  den   in    die    Peloponnes   einziehen- 

diesem  Mutter   der  Astydameia  (s.  d.  nr.  3)  und  den  Fremdlingen  empfahl  (Apollod.  2,  8,  3.     Paus.  5,  3,  5), 

des  Pylades,  Schol.  Elir.  Or.  33.    Bei  Schol.  Eur.  anderseits   dem    TQioip    oder    T^iiina;,   dem    Bruder   des 

Or.    1233    heifst    sie   Tochter    des    Atreus,    aber  I^popeus  und  Aloeus,  zweier  Titanen,  gleichzusetzen   ist. 

Gattin    des   KrisOS,    des    Vaters    des    Strophios.  **)  Die  Abstammung  der  Gewitterkyklopen  von  Uranos 

-rrr              ,         T               1        i.ii'vi'              '  A       i  n '  \ma    Gaia    hangt    wohl    mit    der    Thatsacne    zusammen. 

Wenn   ebenda   auch   steht    ZzQOCpiOg    Ava^lßiav  ^afs  die  Blitze  bald  von  oben  nach   unten,  bald  von  der 

KvÖQfxyOQag   tyrnlE    zrjV   AyciflSflVOVog    aSslcpiqv,  CO  Erde  nach  oben  fahren;  vgl.  die  Belege  bei  RoscUer,  Gor- 

SO     wird     man    wohl     mit     SclllVartZ     {Schol.    in  gonen    S.  22    und   bei    Mayer,    Giganten    S.  109    Anm.  133. 

J5/Mr.  1  p.  211)    KvÖqayÖQag    zu   streichen  haben.  Ebenso    wie    ihre   Abstammung    von    Gaia    erklärt    sich 

Auch    sonst   heifst   die  Gemahlin    des   Strophios  wahrscheinlich   auch    der  Sitz    der  Gewitterkyklopen   im 

gewöhnlich  Anaxibia,    S.  Bd.   1  Sp.  335  Z.  65  ff.  T'-^^taros   und   äufsersten  Westen;  Rascher  a.  a.  O.    S.  35. 

„^,1    ^.,r„^..;i c  T,„7     TT"         ri      nnn           1             1  Mauer  a.   a.   O.   S.  105  u.   109.     Vgl.   auch   den   Kult  der 

und  aulserdem  Schol.  Eur.  Or.  765:  vgl.  auch  ,,"     ^  .  t>     ^  •      ^  ,,'  i-,          ^  ^u      •     a  i    j- 

-r^.   .       ^    .,  n       A    ,         1      /•!,        ■     -i-,  1      "r,          ^^  ^-latnajtat,  Bpovtai  und  fvöcMUL  zu  Bathos  m  Arkadien, 

Bictys  1,  13;   Astyoche  (nicht,  wie  Bd.  1   Sp.   336  ^„^  ^j,  ^^f  l^^  Mosychlos  auf  Lemnos,  ein  Erdfeuer 

Z.   2    angegeben,    Antioche)    nennt     sie    Hygm.  hT^nnte;  Paus.  S,  29,  l.  Mehr  hei  Neumann-Partsch,  Physik. 

f.  117.      [Höfer.]  Geogr.  v.  Gr.  31G,  1. 


1677  Kyklopen(Gewitterdämoii.b.Hesiodetc.)  Kyklopen  (vulkauisclie  Dämonen)    1678 

ÜJi.  1,  510.    Nonn.  2,  341.     x^'övioi,  ib.  2,  600.  oa'    ovQavog   ivrog   ssgysi.  ib.  fr.  93).     Später 

27,  89),  trotzigen,  gewaltthätigen  Sinnes  (T/(eor/.  tötete  Apollon  die  Kyklopen  (nach  PhereJcydes 

139 f.    vniQßiov    rjTOQ    i'xovtsg,   oußQi^o&vfioi),  bei  ScJiol.  Eur.  Ale-,  1   die  [sterbl.]  Söhne  der 

Verfertiger    des  Blitzes  und  des  Donners,   im  [-O'foi"?]  K. ;  vgl.  Mayer,  Gig.  S.  107)  aus  Zorn 

ganzen  den  Göttern  ähnlich,  aber  von  diesen  über    den    Tod    seines    Sohnes    Asklepios    (s. 

durch    ein    einziges,    kreisrundes    Stirnauge  d.),    den    Zeus    mit    dem    von    den    Kyklopen 

unterschieden    {Tlieog.    144 f.     v.vAXox£Qri?    oqp-  gefertigten    Blitze    erschlagen    hatte    {Hesiod 

9(xlu6q-y    daher   \iovo8£Qv.tuL,    Eur.   Kyld.    79;  und  AsJclep.   h.   Schol.  Eur.  Alle.   1;   vgl.  Hes. 

^ovcans?,  ib.  21;  (lovoylrivoi,  Kallim.  in  Dian.  Eöen  fr.  47  (Göttling).    Eur.  Alk.  3.    Apollod. 

53.    Lyk.  659;    Antip.   Sidon.  51.   (iov6(inazoi,  lo  3,  10,  4.    Ap.  Bh.  4,  611  u.  Schol.    Diod.  4,  71. 

Strab.  21;  vgl.  Verg.  Aen.  3,  636  und  Serv.  z.  Luc.  Sacrif.  4.     Schol.   ad  Luc.   Lov.   Conf.  8. 

d.  St.  u.  zu  8,  649.     Ov.  Met.  13,  772),  durch  Orph.  Arg.   178.     Hyg.  fab.  49.     Hyg.  P.  A. 

Kraft  und  Kunstfertigkeit  ausgezeichnet  (r/(eo(/.  2,    15.     Myth.    Vat.    1,    46.   2,    128.     Serv.  V. 

146  laxvg  x  r;de  ßir[  v.a\  ^r}%ava.\  r\oav  In  ^'gyoig).  Aen.  6,  398.  7,  761.    Geo.  3,  2;  s.  auch  Val.  FL 

Ihre  Namen  sind  BQÖvzrjg,  ZtSQÖnrjg  {'Aars-  1,  445f.    Prob.  z.  V.  Geo.  3,  1.    Tac.  ann.  3,  61: 

QÖTtrjg,  Pherekyd.  b.  Schol.  Eur.  Alk.  1;  'Acts-  ephesische  Lokalsage).   Nach  späteren  Dich- 

Qonaiog,    Euphorion   b.   Schol.  Nik.  Th.   288),  tern  soll  der  Pfeil,  dessen  sich  Apollon  bei  der 

Aqyrig  {'AQyCXmog,  Nonn. '2,^,11^),  A.i.Dowo.Qr:,  Tötung    der    Kyklopen    bediente,    unter    die 

Blitz  und  Donnerkeil,  da  die  Alten  beim  Ge-  Sterne  versetzt  sein  {Erat.  Cat.  29;  vgl.  Arat. 

witter  drei  Erscheinungen    {ßgavtri,    azsQoniq  20  Phaen.   311.    Hyg.  p.   astr.   2,   15,   3.      Schol. 

oder  dorgdTti]  und   KEgawög;    vgl.  das  home-  Germ.  Arat.  ^.  All  Eyss.). — Nach  JVbwnos  Z)ion. 

rische  Kgyrjg  -n^gawog;  mehr  hei  Itoscher,  Gor-  14,  52 ff.  und  28,  172  ff.  folgten  die  Kyklopen 

gonen  S.  34  u.  104)   zu  unterscheiden  pflegten  dem  Dionysos  auf  seinem  Zuge  nach  Indien  und 

{Hes.    Th.   139  ff.   Apollod.  1,  1,  2.     Orph.   fr.  kämpften  wie  die  Kentauren  (s.  d.)  mit  Felsen, 

39  ^&eZ).    Den '^pyrjs  nennen  Fe/'^f.  A  8,  425.  Fichten  (28,  240)  und  Feuerbränden  (=  Blitzen? 

Glaud.   Cons.   Hon.  3,  195.   Bapt.  Pros.  1,  238  vgl.  28,  175  ff.).     Ihre   Namen   sind:    Bgövrrig, 

Pyracmon;    Ov.  Fast.   4,   288   Acmonides,  UrBgönrjg,  Evgvalog/'Jgy rjg  {'AgyLUnog, '28,114:), 

•was    wohl    auf  guter    alter   Tradition   beruht,  Tgdxtog,  'Elatgevs,  "AXifirjSrjg,  IloXvcprjfiog.    Der 

da  KMficöv  ursprünglich  den  steinernen,  himm-  letztgenannte   allein  bleibt  nach   Nonnos   aus 

lischen  Donnerkeil  bezeichnete  {Curtius,  Grdz.^  30  Liebe  zur  Galateia  zu  Hause.  —  Einen  alten  Kult 

131 ;  vgl.  auch  ob.  Bd.  1  Akmon  u.  unt.  Sp.  1680).  (Altar)  hatten  die  Kyklopen  zu  Kori  nth  {Paus. 

Nach   dem    von    vielen   für   eingeschoben    er-  2,  2,  2),  was  Schümann,  Dp.  aca§.  4,  331  (vgl. 

klärten  Verse  Hes.  Th.  144,  den  Jiraies  jedoch  Welcker ,  Götterl.   3,   74.    Mayer,  Gig.  S.  107) 

mit  Rücksicht  auf  eine  Stelle  der  Eoien,  wo  von  wohl    mit    Recht    auf    den    für  Arkadien    be- 

der  Tötung  der  Kyklopen    durch  Apollon  die  zeugten  Kult  der  'Aarganai,  @vslla.i  und  Bgov- 

Rede  vfSiv  {Göttling  fr.  4:1),  stsiti  v.  142  las,  waren  rai  (Paus.  8,  29,  1)  deutet.  —  Vereinzelt  steht 

diese    Kyklopen    sterblich    (Mayer,    Gig.  u.  die   Notiz   des  Philosteph.   b.    Steph.   B.   s.   v. 

Tit.  S.  107).     Da  Uranos  die  Kyklopen  ebenso  'Arg-^vr]  dafs  der  Kyklop  Arges  mit  einer  phrj^- 

wie  die  Hekatoncheiren  hafste,  so  warf  er  sie  in  gischen  Nymphe  den  Atron,  den  Deusos  (s.  d.) 

denTa,rtsLVOs  (rairjg  iv -iiEv&fiävi  cc7io-nQvntciGv.8,  iO  und    die   Atrene    gezeugt   habe,   von   der    die 

Hes.  Th.  157f.;  vgl.  617ff.  ö^aag  ft's  Tägraga  Stadt  Atrene  (in  Phrygien?)  benannt  war. 

eggiipe,  Apollod.  1,  1,  2).    Die  darüber  erzürnte  1'»)  Die  Kyklopen  als  Tulkaniscbe  Dämo- 

Gaia  beredete   nun  die  übi-igen  Titanen,   sich  nen  (Schmiedegesellen  des  Hephaistos).  Als 

gegen    ihren  Vater  Uranos   zu    empören,    und  solche  erscheinen  sie  erst  verhältnismäfsig  spät, 

jab  dem  Kronos  eine  stählerne  Sichel,  womit  d.i.  erst  bei  den  alexandrinischen und  römischen 


o 


er  seinen  Vater  entmannte.  Darauf  befreiten  Dichtern*),  wie  denn  auch  Hephaistos  (s.  d.) 
die\Titanen  ihre  in  dem  Tartaros  gefangenen  erst  bei  diesen  vulkanischen  Charakter  an- 
Brüder und  übertrugen  dem  Kronos  (s.  d.)  die  genommen  hat.  Gleichwohl  darf  man  die 
Herrschaft.  Dieser  fesselte  die  Kyklopen  aber-  Beziehungen  der  Kyklopen  zu  den  Vulkanen 
mals  und  sperrte  sie  in  den  Tartaros,  wo  das  50  des  Mittelmeeres  (namentlich  des  westlichen) 
Ungeheuer  Kä^Ttrj  (s.  d.)  sie  bewachte  {Apollod.  unbedenklich  auf  ihre  ursprüngliche  Gewitter- 
1,  1,  4f.  1,  2,  1).  Zum  zweiten  Male  be-  bedeutung,  d.  h.  auf  die  hesiodischen  Gewitter- 
freite sie  Zeus  im  elften  Jahre  seines  Kamj^fes  Kyklopen,  zurückführen,  da  die  vulkanischen 
mit  Kronos  und  den  übrigen  Titanen,  da  ihm  Phänomene,  sobald  sie  von  den  Griechen  be- 
Gaia  den  Sieg  verhiefs ,  wenn  er  die  im  Tar-  obachtet  wurden,  von  selbst  einerseits  auf  die 
taros  Eingekerkerten  befreie.  So  tötete  nun  Idee  des  Gewitters,  andererseits  einer  Schmiede- 
Zeus  die  Kampe  und  befreite  die  Kyklopen,  Werkstatt  (die  Blitze  galten  von  jeher  als 
welche  darauf  zum  Danke  dem  Zeus  Donner,  metallene  Waffen;  vgl.  i?o.sc/je»',  Gojy/owc^iS.  66 f.) 
Blitz  und  Donnerkeil,  dem  Poseidon  einen  führenmufsteu  (s.ob.unt.HephaistoslSp.2070ff. 
Dreizack,  dem  Pluton  eine  -awr)  schenkten,  fio  vgl.  2050).  Denn  bekanntlich  bilden  sich  wäh- 
mit  Hilfe  welcher  Waffen  die  Titanen  end-  rend  der  vulkanischen  Eruptionen  in  der  Regel 
gültig  besiegt  wurden  {Apollod.  1,  2,  1;  vgl.  heftige,  sogen,  vulkanische  Gewitter,  deren 
Hes.  Th.  501  ff.  Eur.  Ale.  5.  Ap.  Bh.  I,  510.  Blitze,  Donnerschläge  und  Regengüsse  sich 
730.  Diod.  4,  71.  Ov.  Met.  1,  259.  3,  305.  mit  dem  Getöse  des  Bergs  und  mit  der  Rauch- 
Q.  Smyrn.  14,  445  f.  Vgl.  auch  Orph.  Theog.  und  Aschensäule  mischen  {vgl.  z.  B.  Brockhaus' 
fr.  92  Abel:  oi  Zrjvl  ßgovr^v^  rs  nogov  rsi^dv  ^^  Heiianikos  a.  a.  O.  (s.  oben  Sp.  1676  z.  30 fl.)  z.  B. 
Tf  -üEgawöv,  II  TtgcotOL  tSKTOVOXfigSf,  oi  Hcpai-  scheint  die  K.  noch  nicht  als  SchmiedegeseUen  des 
6Z0V   ■nal    'A&rivrjv   \\   dcciäala    nccvz'    iöida^av,  Hephaistos  zu  kennen. 


1670     Kyklopen  (vulkanische  Dämonen) 

Konvers.-Lex.  unt.  „Vulkane").  Den  eisten  An- 
satz zu  dieser  Vorstellung  von  den  Kyklopen  be- 
merken wir  bei  Eur.  KyM.  297  (y/]g  yaQ'^ElläSos 
^vxovg  otHftg  V7t'  AiTVtj,  rfj  TtvQLatdnzcp  itixQa), 
welclier  deutlich  den  Wohnsitz  des  Kyklopen 
Polyphemos  an  den  feuerspeienden  Ätna  ver- 
legt (s.  auch  V.  328,  wo  der  Kyklop  sich 
selbst  als  Jibg  ßgovraiOLV  8ig  }'qlv  ktvtiwv 
bezeichnet;  v.  327  ist  wohl  nizgav  oder  niSov 
"AQOvco  ZU  lesen;  vgl.  v.  599,  wo  Hephaistos 
Nachbar  des  Kyklopen  genannt  wird).  Ganz 
deutlich  aber  fafst  erst  KaUi)nachos  Qnjmn.  in 
Dian.  46  ff.  und  SchoL;  vgl.  v.  9  f.)  die  Kyklopen 
als     Schmiedegesellen    des    Hephaistos,     und 


Kyklopen  (vulkanische   Dämonen)     1680 

Thuk.  6,  2.^  Ewphor.  b.  Schol.  z.  Nik.  Th.  288 
Ahviqv  ipoXoEaanv, svavXiov 'AaxsQOTCciiov.  Luc. 
Tim.  19).  Val.  Fl.  1, 583,  welcher  einen  Kyklopen 
Acamas,  einen  anderen  Pyracmon  nennt, 
j&.  4, 104.287.7,647.  Claud.Fapt.Pros.  I,2i0.  ib. 
dein  Cons. Hon. l'dbS;  vgl.  Sp.l599f.  So  gelten 
die  K.  als  Erfinder  des  Erzschmiedens;  vgl.  Plin. 
h.  n.  7, 197  :  aerariam  fabricam  alii  Cliahjbas  nlii 
Cijclop  as  [monstrasse ptitaiit J .  HesycJi.s.v.Kv- 
10  TilcoTtcav  ■  ;(;ailotf  cov.  Mehr  bei  Kremmer,  De  catalo- 
gisheurematum.  (Leipz.  Diss.  1890)  S.  8. 13.44.  92. 
95.  Zu  diesen  Kyklopen  gehört  wohl  auch  Bria- 
reos,  der  Vater  des  Sikanos  und  der  Aitne 
{Demetr.  Galat.   bei  Scliol.  Theokr.  1 ,  65 ;  vgl. 


'iiMiiiittiii 


iliillllKlI^ 


1)  Die  Kyklopen  als  Schmiedegesellen  des  Hephaistos,  Sarkophagrelief  (nach  Mus.  Capitol.  4,  25; 

s.  oben  Bd.  1  Sp.  2070  ff.). 


zwar  verlegt  er  ihre  Werkstatt  auf  die  Insel 
Lipara*)  (ebenso  Claudian  7,  196.  35,  174,  wo 
jedoch  auch  Siciliens  gedacht  wird),  während 
Vercjil  {A.  8,  418  u.  425)  die  Blitze  schmiedenden 
Kyklopen  Brontes,  Steropes,  Pyracmon  (s.  ob.) 
und  andere  (vgl.  v.  449)  auf  der  Insel  Hiera  oder 
'Hcpcciaxiäg  (Volcania)  wohnen  läfst  und  nach  dem 
Vorgange  des  Kallimachos  {in  Dian,.  46  ff.)  ein 
farbenreiches  Bild  ihrer  Werkstatt  malt.  Vgl. 
aufser  Hör.  ca.  1,  4,  7  auch  Cic.  de  divin.  2,  19,  4''. 
und  Verg.  Geo.  4,  170ff.,  wo  der  Ätna  als  Werk- 
statt genannt  ist,    Ov.  fast.   4,  287  ff.   (s.  auch 

*)  Vgl.  die  Münzen  von  Lipara  im  Catal.  of  yreek 
coins  in  the  ßrit.  Mus.  Sicil.  S.  263  ff.,  die  auf  dem  Olivers 
den  Kopf  des  Hephaistos,  auf  dem  Kevers  vielleicht  einen 
nackten  Kyklopen  mit  Hammer  und  Zange  zeigen. 


3Iayer,  Gig.  u.  Tit.  124 ff.  2 10  ff.).  Vielleicht  liegt 
hier  eine  Verwechselung  mit  dem  Titanen  oder 
Giganten  Briareos  vor,  der  von  Kallim.  in  Dd. 
111  ff.  unter  den  Ätna  versetzt  wird.  Nach 
Erat.  Kat.  39.  Hyg.  p.  astr.  2,  39  (p.  75  Bunte). 
ScJiol.  Germ.  Arat.  418  Eyss.  galten  diese 
Kyklopen  auch  für  die  Verfertiger  des  Altars 
CO  (O-urryptov),  auf  dem  die  Götter  vor  der  Titanen- 
schlacht opferten  (vgl.  auch  Lucan.  7,  146 ff. 
150).  —  In  betreff  der  Bildwerke,  welche 
die  Kyklopen  als  Gesellen  des  Hephaistos  dar- 
stellen, s.  MüUer,  Hdb.  d.  Arch."'  §  367.  Bau- 
meister, Denkm.  Fig.  820.  Arch.  Ztg.  30,  4  f. 
Vase  des  Brit.  Mus.  nr.  668[?].  Blümner,  Tech- 
nolugie  4,  366 ff.  Bullettino  d.  commiss.  arch.  di 
Borna  1878  pl.    10.     Chirac,  Mus.  pl.  216,  31. 


t()Sl      Ivyklopen  (vulkanische  Dämonen) 

Daremhcvg-SSaglio,  Biet.  2  p.  1694  Fig.  2258, 
Anm.  12.  Müller -Wieseler,  DeitJcmälcr  d.  a.  K. 
1  Taf.  72  nr.  405.  2  Taf.  05  nr.  808^*  u.  839. 
Helhiij ,  WiDulgemälde  Campaniens  nv.  259. 
Atlas  Taf.  4  nr.  1316.  O.  Jahn,  Ber.  d.  Sachs. 
Ges.  d.  Wiss.  1861  S.  309.  Da  öfters  (vgl. 
den  „satyravtigen"  Kyklopenkopf  in  Turin  bei 
Heydemann,  3.  Hall.  Winclcelmanns- 
progr.  S.  40  nr.  16;  den  Polyphem  der 
L'am|ian.  Wandbilder  bei  Heibig  nr. 
1042  ff.  1050.  1053;  die  satyrartigen 
Schmiedegesellen  des  Hephaistos  auf 
dem  echt  antiken  Relief  des  Louvre  *) 
bei  Mülltr-  Wies.,  D.  a.  K.  2,  18,  194  = 
O.  Jahn  a.  a.  0.  Taf.  9  nr.  8;  vgl. 
S.  310  ff.  Furtwängler,  J. d. «.  J.  S.  1 19  f.) 
den  Kyklopeu  die  Gestalt  von  S  i  1  e  n  e  n 
oder  Satyrn  (vgl.  Eur.  Kgld.  442.' 
602  ^riQ)  beigelegt  wird,  so  hat  Furt- 
ivänghr  a.  a.  0.  S.  112  ff',  nicht  nur 
die  ,,kyklopenhaften  Wesen  in  der  Ge- 
stalt von  Satyrn  oder  Silenen''  (nachge- 
wiesen von  Ftohert,  Arcli.  Märchen 
S.  198  ff',  auf  Vasen),  die  einen  kolos- 
salen aus  der  Erde  emportauchenden 
Kopf  mit  Hämmern  bearbeiten,  auf 
■■die  im  Frühjahr  die  Erdgöttin  mit 
Blitzschlägen  (=  Beilen  und  Häm- 
mern) aus  ihrer  winterlichen  Erstar- 
rung befreienden  Kyklopeu'  (a.  a.  0. 
S.  117 ff".)  bezogen,  sondern  erblickt 
auch  in  gewissen  von  Conze,  Jcdirb.  d. 
m-ch.  Inst.  1890  S.  118  ff".  138  behandel- 
ten ^hephaistischen  Dämonen'  (oft  mit  spitzem 
Pilos,  Satyroliren,  von  wildem  Aufdruck  und 
mit  gesträubtem  Haare,  von  silenartigem  oder 
satyreskera  Typus),  welche  an  Kohlenbecken 


Kyklopdn  (vulkanische  Dämonen)     1682 

werden,  Kyklopen  (s.  Fig.  4  u.  5).  Weiteres 
unten  Sp.  1685.  —  Ganz  vereinzelt  steht  die 
\om.  3Iythogr.  Vat.  2,  185  berichtete  Sage,  dass 
die  Teichinen  (s.  d.),  welche  mancherlei  Cha- 
rakterzüge mit  den  Kyklopen  gemein  haben 
(sie  sind  wie  diese  Schmiede,  werden  wie  die 
Kyklopen  von  Apollon  getötet,  haben  Beziehun- 


2)  Die 
gemä 


Kyklopen  als  Schmiedegesellen  des  Hephaistos,  Waud- 
Ide  (nach  Blümner,  Technol.  etc.  4,  3GS  Fig.  55  =  Uelbl'j, 
n'andoemälde  Atlas  Taf.  -1  nr.  2,59). 

gen  zu  den  Kureten  u.  s.  w.)  und  auf' Rhodos 
hausen,  in  dessen  Nähe  eine  Kyklopeninsel  liegt 
(s.  unten),  zu  den  Kyklopen  geflohen  seien. 
(Vgl.  auch  den  Art.  Kerkopen  ob.  Sp.  1171.) 


3)  Satyrartige  Schmiedegesellen  des  Hephaistos  (=  Kyklopen?),  Kelief  des  Louvre  (nach 

Blümner,  Technol.  etc.  4,  3G6  Fig.  54). 


aus   hellenistischer  Zeit  angebracht  sind,  und 
denen  als  Attribute  öfters  Blitze  beigegeben 

*)  Vgl.  zum  Verständnis  dieses  Reliefs  auch  Anihol. 
rianud.  1,  15:  O  Ttolv  uü  Boo/^iiov  /ns/ueü^ua/uhog  olvädi 
Ttrjyf],  II  avvtooqxj;  tvdotaig,  ar/ijtöötig  ^ätvQoc:  \\  äi/- 
S'üdwv  xatu  y.wXuv  lt?.vy.to7tid]iai  Xvyuj&tlg,  '|  evtea  naiöl 
■9'eäi  yaXxotoQ  il  Qitiöog,  \\  ov  a6(pov  ix  tiyrag  itaxSiv 
ni'jior ,    uXlu    neit/Qctv  ||   iqyutiv    ix    fi6/9^wv    (wö/.iivog 


2)  Die  lioiuerischeu  Kyklopen.  Sic  sind 
wahrscheinlich  späteren  Ursprungs  als  die 
hesiodischen,  da  sich  bei  ihnen  nicht  mehr 
direkte  Beziehungen  zu  bestimmten  Natur- 
erscheinungen,    insbesondere     zu    Blitz     und 

tiiotav.  Ähnlich  ebenda  ur.  15*  hei  Jacobs,  Anihol.  Gr. 
2  p.  629.  Vielleicht  stammt  diese  Vorstellung  aus  einem 
Satyrspiele;  Jahn  a.  a.  0.  S.  311  f. 


4)  Bärtiger  silenartiger  Dämou 

(=  Kyklop?)  mit  Blitzattri- 

biit  von  eiuem  Kohlenbecken 

(nach  Jahrb.  d.  a.  Inst.  18t)0  S.  129). 


1683  Kyklopen  (bei  Home») 

Donner,  nachweisen  lassen.  Dennoch  scheinen 
einige  Züge  auch  bei  ihnen  von  den  Gewitter- 
Kyklopen  entlehnt,  namentlich  gilt  dies  von 
ihrer  zwar  bei  Homer  nicht  ausdrücklich  be- 
zeichneten, wohl  aber  auch  bei  ihm  voraus- 
zusetzenden Rund-  und  Einängigkeit  (vgl.  Od. 
1,  69.  9,  383.  387.  394.  397.  416)  und  von  ihrem 
übermütigen,  gesetzlosen  und  gewaltthätigen 
Charakter  (vgl.  Hes.  Tli.  139  fr.).  Völlig  verschie- 
|--^r== V  den  sind  sie  aber 


von  den  Kyklo- 
pen de  sifesjod  in- 
sofern, als  sie  ein 
reines  Hirten - 
leben  führen 
{Horcher,  Selene 
u.  Verw.  S.  150), 
zum  Teil  Söhne 
des  Erderschüt- 
terers  Poseidon 
und  der  Thoosa 
(Od.  1,  71;  vgl. 
Eur.  Eykl.  21  ff. 
Gell.15,21-  Eust. 
z.  Od.  1622,  41) 
sind,  Menschen 
(ävSQsg)  heifsen 
(f  5),  also  für 
sterblich  gelten 
{Od.  9,  301  ff. 
Galen,  ed.  K.  3, 
313),  und  den 
Zeus,  dem  bei  Hesiod  die  Kyklopen  dienen,  ver- 
achten (vgl.  Od.  9,  275f.;  s.  jedoch  v.  411).  Ihr 
Wohnsitz  ist  bei  Homer  eine  später  mit  Sici- 
lien  identificierte  Insel  im  westlichen  Meere, 
nahe  dem  ursprünglichen  Sitze  der  Giganten  und 

Phäaken, 
welche  un- 
ter Nausi- 
thoos  sich 
vor       den 

Räube- 

i-eien    der 

Kyklopen 

(der  av- 

dgeg  vne- 

QTjVOQBOV- 

r^S  ^5) 
nachSche- 
ria  flüch- 
teten {Od. 
6,  4flF.  7, 
59  ff.  206; 
mehr  bei 
Völcler, 
Hom. 
Geogr.  §  58);  vgl.  Ew:  Kyld.  297.  599.  TlmTi.  6, 
2.  Strab.  20.  Pomp.  Md.  2,  119.  Cyclopia 
saxa,  Verg.  A.  1,  201  und  Serv.  z.  d.  St.  3,  569. 
Tib.  4, 1,56.  lustin.  4,  2,  2.  —  Straho20  und  Eust. 
p.  1618,  2  u.  1644,  42  nennen  die  Gegend  von 
Leontinoi  als  Sitz  der  Kyklopen  und  Laistry- 
gonen  (s.  d.),  welche  dagegen  von  Cicero  {ad 
AU.  2,  13.  —  Verr.  2,  5,  146  wird  der  Aetna 
als  Wohnsitz  des  Kyklojjen  bezeichnet,  ebenso 
Tib.  4,  1,  56.  Ov.  Met.  14,  160.  13,  770.  ex  P.  2, 
2,  115)  und  Horaz   {ca.  3,  16,  34  u.  Scliol.  3, 


5)  Bärtiger  Dämon  mit  Pilos  und 

Blitzattribut  {=  Kyklop?)  von  einem 

Kohlenbecken  (nach  Jahrb.  d.  arch.  Inst. 

1890  S.  121). 


Kyklopen  (bei  Homer)  1684 

17,  6  u.  Kiefsling  z.  d.  St.)  in  die  ebenfalls 
vulkanische  Gegend  {Nissen,  Ital.  Landeskunde 
1,  264)  von  Formiae  versetzt  werden;  wei- 
teres bei  Klausen,  Aen.  S.  1047  Anm.  2089 
und  S.  1153  u.  s.  w.  —  Mit  lebhaften  Farben 
wird  uns  im  9.  Buche  der  Odyssee  (v.  106  ff. - 
Charakter,  Aussehen  und  Lebensweise  der  Ky( 
klopen,  namentlich  des  berühmtesten  unter 
ihnen,  des  Polyphemos  (s.  d.),  geschildert  (s. 
10  auch  Luc.  Dial.  mar.  1  u.  2): 

„Und   zum  Lande   der  wilden,    gesetzelosen 

Kyklopen 
Kamen  wir  jetzt,    der  Riesen,    die  im  Ver- 

traun  auf  die  Götter 
Nimmer  pflanzen  noch  sä'n  und  nimmer  die 

Erde  beackern. 
Ohne  Samen  und  Pfleg'  entkeimen  alle  Ge- 

■  wachse, 
Weizen  und   Gerste   dem  Boden,    und  edle 
20  Reben,  die  tragen 

Wein  in  geschwollenen  Trauben,  und  Gottes 

Regen  ernährt  ihn. 
Dort  ist  weder  Gesetz  noch  öffentliche  Ver- 
sammlung, 
Sondern  sie   wohnen   all'  auf  den  Häuptern 

hoher  Gebirge 
In  gehöhleten  Felsen,  und  jeder  richtet  nach 

Willkür 
Seine    Kinder    und   Weiber,    und    kümmert 
30  sich  nicht  um  den  andern" 

(vgl.  Arist.  Etil.  Nik.  10,  9,  13).  Schiffsbau 
kennen  sie  nicht  (v.  125).  Ihre  eigentliche  Be- 
schäftigung ist  die  Zucht  von  Schafen  und 
Ziegen  (v.  167.  217  u.  ö.).  Sie  hausen  wie 
Pan  und  die  antiken  Schaf-  und  Ziegenhirten 
(vgl.  Poscher,  Selene  u.  Verwandtes  S.  150  und 
Solin  p.  55,  16:  gentem  Cyclopum  testantur  vasti 
specus)  in  Felsenhöhlen  (v.  182).  Vgl.  v.  187 ff. : 
„Allda  wohnt'  auch  ein  Mann  von  Riesen- 
40  gröfse,  der  einsam 

Stets   auf  entlegene  Weiden  sie  trieb,   und 

nimmer  mit  andern 
Umging,    sondern  für  sich  auf  arge  Tücke 

bedacht  war. 
Gräfslich  gestaltet  war  das  Ungeheuer,  wie 

keiner, 
Welchen  der  Halm   ernährt;    er  glich  dem 

waldichten  Gipfel 
Hoher  Kettengebirge,   der  einsam  vor  allen 
50  emporsteigt." 

Im  folgenden  schildert  Homer  die  Begegnung 
des  Odysseus  mit  dem  menschenfressenden, 
furchtbar  starken  Ungeheuer  (-ör/p  bei  Eur. 
Kykl.  441.  602.  659;  ebenda  v.  624  heifsen 
auch  die  Satyrn  O-^^e?),  das  gewaltige  Felsen 
zu  heben  und  zu  schleudern  vermag  (v.  243. 
481),  seine  Trinklust  und  Blendung  (mehr  s.  u. 
Polyphemos).  Vgl.  auch  die  Schilderungen  von 
Tyrtaios  fr.  12,  3B.,  von  Euripides  (Kyklops), 
60  der  sich  im  ganzen  an  Homer  angeschlossen  hat 
und  nur  noch  Seilen  und  Satyrn  aufser  den 
in  der  Odyssee  erwähnten  Personen  auftreten 
läfst,  von  Vcrgil  (Aen.  3,  617fl\  Ov.  Met.  13, 
760 ff.)  u.  s.  w..  Sprichwörtlich  war  mit  Bezug 
auf  Od.  9,  106  u.  108ff.  der  Ausdruck  Kv%Xconog 
oder  Kw-länsioq  ßiog  geworden  (s.  Strab.  502. 
592  [anders  Apost.  4,  92^].  Bio.  Chrys.  or.  64 
p.  593.    3Iax.  Tyr.  diss.  21,  l.'Philostr.  im.  1, 


1685  Kyklopen  (bei  Homer) 

83  f.),  ebenso  mit  Bezug  auf  Od.  9,  369  f.  Kv- 
v.Xanog  {-sioq)  8 wQsä.{Apo&t.  10,^2,0^ .  Luc.  catapl. 
14  u.  ScJiol  Phtt.  q.  conv.  8,  8.  3.  Eu.'^t.  z.  Od. 
1634,  35.  1926.  641  Eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  dem  Kyklopen  der  Odyssee  hat  übrigens 
Orion  (s.  d.\  der  ebenso  wie  jener  ein  Sohn  des 
Poseidon  und  von  riesiger  Gröfse  und  Stärke 
ist,  wie  jener  von  Oinopion  im  trunkenen  Zustande 
geblendet  wird  und  gewaltige  Felsen  hebt  und 


Kyklopen  (bei  Homer) 


1686 


ä  la  chevelure  herissee  ä  la  harhe  touffue;  ü  est 
comme  encadrc  par  les  hras  et  les  mains  gui 
tiennent  une  pierre  mi-dessus  de  la  tcte.  Un 
oeil  unique  est  place  au  milieu  du  front.  D'au- 
tres  existent  ä  Florrnce  et  au  musee  de  Turin 
{Tischhein,  Hom.  Odyss.  7.  Scliorn,  AmaUhea 
p.  467).  Une  petite  tcte  en  terre  cuite,  de  Smyrne, 
au  Musee  du  Louvre,  d'un  caractire  grotesque, 
a  l'oeil  au  milieu  du  front"  (Anm.  34).    Weiteres 


trägt,  auch  Beziehungen   zu   Sicilien   {ZanHc,  lo  unter  Galateia  und  Polyphemos.    Dramen  oder 


Peloron)  und  zum  x^'^'^^t^ov  des  Hephaistos  auf 
Lemnos  besitzt  u.  s.  w.  (vgl.  namentlich  ApoVnd. 
1,  4,  3.  Serv.  V.  A.  10,  763  und  Myfliogr.  Vat. 
1,  33,  wo  Kedalion  (s.  d.)  ein  Cyklop  genannt 
wird).     Vgl.  auch  den  Artikel  Eurymos. 

Kunst  dar  Stellungen.     Servius  zu  Verq. 
Aen.  3,  636    bemerkt,    dafs  Polyphemos    mit 
einem,    mit    zwei    oder  mit   drei  Augen   dar- 
gestellt werde  (vgl.  auch  r7ifocr.ll,31ff.  Philostr. 
im.  2,  18.   Antliol.    Gr.  14,  132.     Artemid.  an.  20 
p.   28,   23 f.    Eercher.     Eust.   z.    Od.    p.  1622, 
47.    1392,   35).      Dem    entsprechen   die  erhal- 
tenen  Darstellungen,   welche   den    Sagen  von 
Odysseus    und    von    Galateia    (s.    d.)     ange- 
hören, insofern  als  in  Bild- 
werken des  Galateia-Mythus 
meist*)  das  Stii'uauge  gegen- 
über   den    beiden    anderen 
nicht  übermäfsig  aiisgebildet 
ist  (die  beiden  anderen  sind 
nicht  weggelassen,  aber  et- 
was zugekniffen,  s.  oben  unter 
Galateia;  vgl.  auch  das  inter- 
essante Relief  im  Konserva- 
torenpalast in  Rom,  welches 
die  K.  als  Schmiedegesellen 
des  Hephaistos  darstellt  und 

0.  Jahn,  Archäologische  Bei- 
träge 415),  während  in   den 
die  Odysseus-Sage  betreffen- 
den Werken  der  Kyklop  in 
der  That  bald  ein-,  bald  zwei-, 
bald  dreiäugig  erscheint;  s.  Müller,  Hdb.d.  Arch. 
§'416, 1 .  Overbeck,  Bildw.  z.  theb.  tt.  tro.  Heldenlr. 
p.  760flP.  Taf.  31  nr.  4ff.  Milchhvfer,  Die  Anfänge 
d.  Kunst  179  u.  195.  Bolte,  De  monum.  ad  Odys- 
seam  pertinent.  S.8ff.    Bobert,  Bild  u.  Lied  19  f. 
Schneider,  Der  tro.  Sagenkr.  in  d.  ült.  gr.  Kunst 

1.  Leipz.  1885  (Diss.)  S.  60  ff.  u.  64.     Catal.  of 


Gedichte  Namens  Kyklops  gab  es  aufser  von 
Euripides  noch  von  Epicharnws,  Aristias,  Ti- 
motheos,  Philoxenos,  Antiphanes,  Theolcritos 
(s.  Pape-Benseler,  Gr.  Eigenn.  unter  Kv-ulcüip 
und  Holland,  De  Polyphemo  et  Galntea.  Leipz. 
Stud.  7,  149  ff.).  Von  einem  Pantomimus 
Namens  Gyclops  redet  Hör.  sat.  1,  5,  63  und 
epist.  2,  2,  125,  mehr  bei  Heindorf  zu  der 
ersten  Stelle  (vgl.  Athen.  1,  20»). 

Deutung.  Die  umfassendste  Deutung  der 
Kyklopen -Sage,  insbesondei-e  der  homerischen, 
hat  Mannhardt  {Ant.  IVald-  und  Feldkulte 
S.  103  — 112)  gegeben,  wo  auch  fast  die  ganze 
bisherige    Liiteratur    über    diese    Frage    ver- 


G)  Der  Kyklop  der  Odyssee  mit  grofsem  Stirnauge,  etrusk.  Wandgemälde 
(nach  Dai-embcrg-Saglio,  Dict.  d.  ant.  2  S.  1695  Fig.  2259). 


zeichnet  ist  (vgl.  noch  Schoemann,  Op.  4,  333  f. 
Boscher,  Gorgonen  S.  34.  36.  67.  73.  109  und 
Laistner,  Nehelsagen  271.  Derselbe,  Das  Bätsei 
der  Sphinx  2,  49  ff.).  Mannhardt  will  die 
homerischen  Kyklopen  den  Wald-  und  Berg- 
geistern der  griechischen  Sage  einreihen  und 
zugleich  den  ,, wilden  Leuten"  der  nordeuropä- 
engrav. gemsinthe Brit.  Mus. nr. IUI.  Plin.h.n.  50  ischen  Volksüberlieferuug  sowie  den  Kentauren 


35,  74.  Vgl.  auch  die  Votivstele  des  3.  Jahrb., 
gefunden  auf  dem  Helikon,  Bull,  de  corr.  hell. 
1890  pl.  9.  10.  Furticängler,  Jahrb.  d.  Arch. 
Inst.  6  (1891)  S.  111  („wüder  struppiger  Un- 
hold, der  aus  einer  Felsgrotte  hervorschaut; 
die  Augen  sind  als  vertrocknete  Höhlen  ge- 
bildet, während  ein  drittes  Auge  auf  der  Stirn 
leicht  angedeutet  ist;  Spitzohren"?),  ferner 
die  von  Bonchaud  bei  Daremberg-Saglio,  Dict. 


des  thessalischen  Mythus  an  die  Seite  stellen.  In 
der  That  finden  sich  mehrere  für  die  homerischen 
Kyklopen  eigentümliche  Züge,  Einäugigkeit, 
ihr  Wohnen  in  Höhlen,  Werfen  mit  Felsen, 
sowie  die  Sage  von  ,, Niemand"  (Ovrig,  Od.  9, 
366.  408)  in  ähnlichen  nordeuropäischen  Über- 
lieferungen wieder  (vgl.  auch  die  slavischen 
Sagen  bei  Krck,  Einleitg.  in  d.  slav.  Litteratur- 
geschichte  2.  Aufl.   1886   und  die   german.   bei 


rf.nwi.  2  S.  1695  erwähnten  Kyklopenmasken  und  60  iai.^^Her,  D.  Bätsei  d.  Sphinx  2,  49ff.).      Mir 

erscheint  es  daher  nicht  undenkbar,  dafs  die 
homerische  Auffassung  der  Kyklopen  aus  einer 
Vermischung  der  Gewitter -Kyklopen  mit  Dä- 
monen ähnlicher  Art,  _wie  sie  Mannhardt  aus 
n  0  r  d  e  u r  0  p  ä  i  s  c  h  e  r  Überlieferung  nachgewie- 
sen hat,  hervorgegangen  sein  könnte.  Vielleicht 
lernten  die  Griechen  Sagen  von  derartigen 
Dämonen  (schon  Strabon  21   u.  Gellius,  N.  A. 


Köpfe :    masque  en  terre  cuite,   au   Musee   du 
Louvre,  assez  semblable  ä  une  masqxie  iragique 

*)  Eine  Ausnalime  bildet  die  Berliner  Gemme  (Tölken, 
Beschr.  S.  302,  385)  bei  Ja/m,  Arch.  Beitr.  Taf.  2, 2 :  „Polyphem, 
in  grotesker  Mifsgestalt,  von  ungeheuerer  Dicke,  mit 
einem  grofsen  Auge  auf  der  Stirn  und  einem  Tierfell 
um  die  Schultern,  singt  stehend  zur  Lyra."  Vgl.  l^heocr. 
11,  31  ff. 


1687      Kykloj)en  (mytli.  Baumeister)  Kyklopen  (lyk.  od.  tlirak.  Baumeister)  1688 

8,  4,  6  denken  an  die  einäugigen  Arimaspen  Volke  herrührten  (vgl.  Milchliöfer,  Anfänge  d. 
Skythiens)  schon  frühzeitig  durch  eigene  See-  Kunst  in  Gricch.  140f.),  und  so  entstand  wohl 
fahrten  oder  durch  die  Phönizier  kennen  und  der  Mythus  von  einem  lykischen  oder  thra- 
identificierten  dieselben  wegen  einer  gewissen  kischen  Kyklopenvolke,  welches  dem  Proitos 
Übereinstimmung  in  manchen  Zügen  mit  ihren  oder  Persans  die  Mauern  von  Tir^yns,  Mykenai, 
eigenen  altheimischen  Gewitter-Kyklopen.  Für  Argos  u.  s.  w.  (Find.  fr.  151,  7  (B.)  Soph.  fr. 
den  nordischen  Ursprung  der  homerischen  208  (N.))  errichtet  hätte  (vgl.  Aristot.  bei 
Kyklopen  scheint  in  der  That  auch  die  home-  Plin.  lt.  n.  7,  195.  Apollod.  2,  2,  1.  Strah.  369. 
rische  Schilderung  der  in  mehreren  Punkten  372.  Pherel'ydes  fr.  26  h.  Schol.  Ap.  Bh.  i,  10dl. 
den  Kykloijen  nahe  verwandten  Laistry-  lo  Schol.II.2,5b9.  Schol.Eur.Or.d6b.  Paus. 2, 16, b. 
gonen  (s.d.)  zu  sprechen,  in  deren  Mythus  20,7.25,8.7,25,6.  JBra«cÄ:_,J.iiaZ. 2, 20,51.  130,8. 
sich  eine  ganz  deutliche  Reminiscenz  an  die  173, 16.  Kaihel,  Epigr.  gr.  ex  lap.  coli.  nr.  1053. 
kurzen  Nächte  des  hohen  Nordens  (Od.  Ben.  Herc.  f.  1002.  Thyest.  406.  Stat.  Theh.  1, 
V.  82 ff.  Krates  b.  Schol.  z.  d.  St.;  mehr  unter  252  u.  Schol.  630.  Sciwemann,  Op.  acad.  4,  327 
Laistrygonen)  erhalten  hat.  Doch  kann  dies  u.  s.  w.).  So  erklären  sich  die  namentlich  bei 
selbstverständlich  einstweilen  nur  als  eine  nicht  Euripides  häutigen  Benennungen  xBi%ri  KvkXcö- 
unwahrscheinliche  Vermutung  angesehen  wer-  nia,  Kv-nlania  Tcoliq,  Mvu^vai  Kvnimxiai,  yä 
den.  Mayer,  Gig.  115  betrachtet  die  Parallel-  Kv^XanLa,  KvnXcoTtcov  tdog,  KvnXcoiricov  novog 
sagen,  welche  sich  bis  in  die  Mongolei  ver-  xi^Q(^v,  lat.  Cyclopia  saxa  [Mycenarum] ,  Gyclo- 
folgen  lassen  ( J.  Grimm,  Ahli.  d.  Berl.  AJcad.  20  pum  sacrae  turres  u.  s.  w.  (Pind.  fr.  151 
1857  3  bei  il/a^c;'),  als  sekundär  und  entwickelt  Boeclh.  Snpli.  fr.  208 N.  Eur.  I.  A.  26b.  b3i. 
diese  Dämonen  aus  einer  alten,  stirnäugig  vor-  1500.  /.  T.  845.  Or.  965  u.  Schol.  Herc.  f.  Ib. 
gestellten  Gottheit,  der  die  elementaren  Funk-  9dS.  El.  llbS.  Tro.  1088  u.  s.w.  Sen.  Herc. 
tionen  angehören;  vgl.  oben  Sp.  1676  Anm.*.  /'.  1002.  Thyest.  406.  Hesych.  Tiqvv&lov  tzXl'v- 
Einen  (euhemeristischen)  Versuch,  die  K.  für  ^sv/ia  und  KvyiXmnwv  sSog.  Alph.  Mityl.  8. 
ein  historisches  Volk  (Sikuler)  zu  erklären,  C.  1.  Gr.  7046'^).  Die  lykische  Herkunft 
hat  neuerdings  A.  Boltz,  Die  Kyld.  ein  histor.  dieser  Kyklopen  vertreten  Apollod.  2,  2,1 
Voll-.    Berl.  1885    gemacht.  und  Strah.  372  a.  E.  (vgl.  auch  Eust.  z.  Hom.. 

3)    Die    Kyklopen     als     mythische     Bau-  286,  20.  1622,    53),  die  offenbar  aus  derselben 
meister.    Die  ältesten  (prähistorischen)  Bauten  30  Quelle  schöpfen,  da  sie  dieselben  mit  Proitos 

in    Hellas,    Kleinasien    und    Italien    sind    be-  nach   Tiryns    kommen   lassen.      Helcataios  (fr. 

kanntlich    gewaltige    Mauern,    aus    imbehau-  359  b.  Pull.  1,  5,  50)  und  Strabon  a.  a.  0.  legen 

enen,   meist  polygonen  Steinen  errichtet.     Zu  ihnen  zugleich  das  Epitheton  ;t;ftpoyaGrop5ff  oder 

den  bedeutendsten  Werken  dieser  Art  gehören  yaargöxs'Qfg  bei  {Schol.  Eur.  Or.  965  £y%siQo- 

die  Mauern  von  Tiryns,  25  Fufs  dick  und  aus  ydazoQBg),    und    letzterer    erklärt    dieses    mit 

so  ungeheuren  Blöcken  erbaut,  dafs  nachPotw.  zQscpö^LEvoi  f'n  xfjg  Ttxvr\g,   zugleich  behauptet 

2,  25,  8  ein  Paar  Maulesel  auch  den  kleinsten  er,   dafs  ihrer  sieben  gewesen  seien.     Mayer, 

nicht    von    der    Stelle    bewegen    konnten    (s.  Gig.  125  ff.  meint,  dafs  hiermit  nur  Riesen  mit 

Brunn  in  Paulys  Bealenc.-  1,  2,  1454.  Blümner,  vielen  Armen  am  Leibe  gemeint  sind  und  dafs 
Technologie  und   Terminologie  3,  94  f     Be^^cr,  4o  nahe  Berührungen  mit  denHekatoncheirenstatt- 

Progr.    d.    Fricdrichs-Gymn.    zu   Berlin    1893  finden.  Nach /S'c/io/.  J?;«".  Or.  965  dagegen  waren 

S.  15  — 17).     Diese   Mauern  erregten  selbstver-  die    Kyklopen    ein    thrakischer   Stamm    {K. 

ständlich  in  späterer  Zeit,    die   sich  bei  ihren  @qccki,%6v  ed-vog   ktio  KvnXconog  ßaciX^cog;  vgl. 

Bauten  kleinerer  Werkstücke  bediente,  das  all-  Aristot.   mir.    aiosc.   121:    iv   Ss   roi^g   Kv-AloaipL 

gemeine  Erstaunen,  man  schrieb  sie  derThätig-  roig  ©qk^l  v.Qrividiöv  iavi  k.  r.  X.),  nach  einem 

keitübermenschlicherWesenzuundidentificierte  Könige   Kv-nXa^  benannt,   welche,   aus   ihrem 

diese   mit  den  homerischen  und  hesiodischeu  Lande  vertrieben,  sich  an  verschiedenen  Orten 

Kyklopen,  welche  sich  nicht  blofs  durch  Kunst-  niederliefsen,  namentlich  aber  in  Kuretis  (wohl 

fertigkeit  auszeichneten,  sondern  auch  nach  0(i.  Euböa;    vgl.  Sclioemann,  Op.  4,  328.     Loheclc, 

9,  2410".  u.  481  ähnliche  Blöcke  mit  Leichtigkeit  50  J.f//«op/(.  1132  <i.  Maafs  im  Hermes  1889 
zu  heben  uud  zu  schleudern  vermochten*)  (vgl.  S.  644f.*).    Diese  Kyklopen  waren  ausgezeich- 

Schol.  Stat.   Theh     1,  25L  630:    ^Uidquid   magni-  *)  ^^^,^  ^j^^.^  ^  ^   q    ^i^^t  ^^.^^^  Beziehungen  der 

tudliie    Slia    nobüe   est,    Cyclopum   manu   dlCltur  Kyklopen  zu  Euboia  (vgl.  Mayer,  Gig.    S.  115  Anm.  47) 

fahricntum.      Antip.    Sid.     51.      Antiphil.     ByS.  und  Thrakien  an.     Seine  Gründe  dafür  sind  folgende: 

16).       [Anders    Sclioemann,    Opusc.    4,    326    und  Nach   Od.   a  69 ff.   ist  Polyphem   ein   Sohn   des   Poseidon 

335,     der     die    homerischen     und     hesiodischen  "ud  der  Thoosa.     Diese  ist   nach   cod.  Munti  der  Schol. 

Kyklopen  zusammen  von  den  mythischen  Bau-  ""«•   ""'^^  Parisinus  (nr.  2766)   zu  T  250  (vgl.  Cramer, 

meistern  ableiten  will]     Gleichzeitig  scheint  i^^'t  ^^'"^  ^  »•  '^^'  ^^  ^^""/  ^tl  ^'^f^'  71^,?^''' 

1  1  1         .  r-T-i-imii  des    ieukros    (nach   Skamon   fr.    6).      ö  ojffor    halt    11.   fiir 

aber  auch   noch    e^ne    auf  historischen  That-  ^.^  ^,^^^.^   ^'^  f^,^,  _  LJSJcoj,  also  für  eine  Nymphe 

Sachen  beruhende  Tradition  lebendig  gewesen  co  ^es  Athos,  wo  auch  Proteus  haust.    Phorkyn  aber,  der 

zu  sein,  dafs  jene  Bauten  von  einem  fremden,  aus  Vatcr  Thoosas    (nach  «  69ff.),  hat   seinen  Sitz  nach  Lyk. 

Lj'kien  oder  Thrakien  (Euboia)  eingewanderten  376   au   der   Küste   von   Euboia   oder  im  chalkidischen 

Westen  (ichol.  2  134).     Ebenso    sind  Kyklopen    Bewohner 

*)   „Die    Kyklopen    als    Erbauer    von    Tiryns    kennt  Euboias  und  der  thrakisohen  Küsfe   nach  Schol.  Kur.  Or. 

ITomer  noch  nicht,  wohl  aber  die  Mauern  selbst.      Mithin  965,  wo  unter  Kuretis  Euboia  zu  verstehen  ist;  vgl.  auch 

ist  deren  Aiiffassung  als  Werke  der  Kyklopen  erst  nach  Kyklops  als  Vater  des  Goraistos  (.ipollod.  3,  15   8,  3.  htros  b. 

Honifr  entstanden.    Sie  gehört  zu  den  Erklärungen  nicht  Schol.   Ven.  A.  zu  A'd3i);  ob.  Sp.  1592  f.).    Demnach  scheint, 

mehr   verstaudeuer   Denkmäler."      (Beiger   brieflich;   vgl.  sagt  jl/.,  die  Kyklopssage  durch  die  ChalkiJier  von  Euboia 

dessen  oben  citiertes  Programm.)  nach    der    Chalkidike    gebracht    und    hier    Thoosa,    des 


1689   Kyklopen  (mytli.  Baumeister  a.  Euboia) 

nete  rfi^yrrat  und  erbauten  die  Mauern  der 
Städte  in  Argos  (vgl.  ScJiol.  Aristid.  52,  10  = 
3  p.  408  ed.  IHndurf).  Auf  dieselben  Kyklopen 
von  Euböa  scheint  sich  auch  ein  Fragment 
des  Istros  {Schol.  zu  II.  A'439;  vgl.  Plin.  h.  n. 
7,  197.  LobecJc  a.  a.  0.)  zu  beziehen,  wonach 
diese  die  Waffen  erfunden  haben  sollten;  ebenso 
deutet  auf  Euböa  der  Name  des  Kyklopen  (od. 
Xyklopssohues?)  Geraistos  (s.  d.),  auf  dessen 
Grabe  bei  oder  in  Athen  die  Hyakinthiden  ge- 
schlachtet wurden  {ApoUod.  3,  15,  8.  Schocmann 
a.  a.  0.  330).  Möglicherweise  gehören  auch  die 
noch  nicht  erwähnten  Kyklopennamen  A  ort  es 
(von  äoQ  Waffe?  l'herekydcs  b.  Poll.  10,  139) 
uud  Agriopes  (Sdiol.  11.  18,  483:  Klvtiog  6 
'AyQLuJtov  tov  KvyiXconog;  s.  jedoch  auch  den 
Artikel  Kyklops  2)  hierher,  von  denen  letz- 
terer ebenfalls  thrakischen  Ursprung  zu  ver- 
raten scheint,  da  er  mit  Immarados,  dem 
Sohne  des  Eumolpos,  zusammen  von  den  Eleu- 
siniern  getötet  wurde  (s.  ob.  Sp.  1591).  Allerlei 
Vermutungen  über  den  Zusammenhang  dieser 
Kyklopen  mit  den  hesiodischen  und  homeri- 
schen s.  bei  Preller,  Griech.  Mytli.'^  1,  490. 
Mannhardt,  Wald-  u.  Feldk.  109.  Laistner, 
Nebelsagen  27lfl'.  344  ff. ;  vgl.  auch  Schoemann, 
De  Cyclop.  Opusc.  4,5.  325 ff.  und  JRoscher, 
Gorfjonen  34.  36.  67.  73.  89.  109.  Hinsichtlich 
der  verschiedenen  Erklärungen  des  Namens 
siehe  Schoemann,  Opusc.  4,  333  f.  —  Crusius  im 
Progr.  d.  Leipz.  Thomassclmle  1886  S.  14  Anm.  5 
erklärt  die  burgbauenden  Kyklopen  als  'King- 
bauer' (von  -Av-Aloq  =  Mauerring  [vgl.  den 
Namen  Kvv.lo§6QO(i\  und  Wurzel  op  =  arbeiten, 
bauen).*) 

Phorkyn  Tochter,  zur  Mutter  des  Kyklops  geworden  zu 
seiu.  Vgl.  auch  M.  Mayer  a.  a.  O.  —  Hängt  vielleicht  die 
euböische  Kyklopensage  mit  den  uralten  Erzbergwerken 
von  Chalkis  und  mit  der  Sage  zusammen,  dafs  die  Chal- 
kidier  oder  Kureten  (s.  d.),  wie  sonst  die  Kyklopen,  die  Er- 
finder der  ehernen  Waffen  gewesen  seien?  Vgl.  Blümner, 
Technol.  4,  62,  3.  Krerumer,  De  catal.  heurematum.  Leipz. 
Dias.  1890.  S.  7  Anm.  1.  Hesijch.  s.  v.  Xa).y.idty.b; 
}.it/ndiv  ol  fiiv  t'i^v  Kv/.X(07tLav  y.w/j.7jV  ol  öh  KvyJ.wm 
.  .  ?.ifj.vtj  —  Kirchner,  Attica  et  Feloponn.  Greifswald  1890 
S.  25,  5.  Beachtenswert  ist  die  Thatsache,  dafs  aucli 
die  chalkidischen  Kolonien  Siciliens,  Naxos  und  Leon- 
tinoi ,  als  eigentliche  Heimat  der  sicüischen  Kyklopen 
gelten  {Strab.  -2.^.     Eustath.  p.  1618,  2.  1644,  42). 

*)  Ähnlich  Schoemann,  Op.  ac.  3341  (vgl.  Furiwängler, 
Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  1891  118,4  und  Laistner^  D.  Rätsel  d. 
Sphinx  2,  149 f.).  Ganz  originell  deutet  Keller,  Lateinische 
Volksetymologie  S.  190 f.  die  Kv/loim:  (von  "Wz.  klap 
klop  =  klopfen)  als  „klopfende  Bergleute  mit  den  run- 
den Stirnlaternen",  (vgl.  Blümner,  Technol.  4,  127,  1),  die 
später  volksetymologisoh  als  Kundaugeu  gefafst  wurden 
(vgl.  übrigens  auch  Schoemann,  Op.  ac.  4,  333,  40).  — 
Ebenda  S.  273  f.  identificiert  Keller  lat.  cocles  mit  y.vy.?.wqj 
in  der  Bedeutung '  einäugig'.  (  Varro  l.  l.  7,  71.  Serv.  z.  Verg. 
A.  8,  G49.  Flut.  Popl.  16;  vgl.  Diog.  L.  9,  12,  3.  Ael.  V.  II.  12, 
43).  Viel  näher  scheint  es  mir  zu  liegen,  das  von  Odysseus 
ausgebrannte  glühende  Stirnauge  (vgl.  Kallim.  hy.  in  Dian. 
.54  ()f£iov  hnoylavoaor-ra.  Verg.  A.  3,  637  Phoebeae 
lampadis  instar)  des  schon  von  den  Alten  mit  einem  mov 
vXijiv  (Od.  9,  191)  oder  den  nnijore;  'Oaaaioi  {Kallim.  in 
Dian.  52;  vgl.  Verg.  A.  3,  678;  vgl.  auch  die  mit  gewissen 
Bergen  verbundenen  Giganten;  Max.  Mayer,  Gig.  195 f.) 
verglichenen  Kyklopen  auf  die  vulkanischen  Krateröff- 
nungen des  Aetna  zu  beziehen,  die  zuerst  die  chalki- 
dischen Seefahrer  kennen  lernten,  in  deren  Heimat  die 
Kyklopensage  altheimisch  war  (s.  oben). 


Kyknos  (Sohn  des  Ares)         1690 

Weitere  Beziehungen  der  K.  zu 
bestimmten  Lokalen. 

Drei  Ci/clopum  scopuli  an  der  Ostküste  Sici- 
liens erwähnt  Plin.  h.  n.  3,  89;  vgl.  Stat.  Silv. 
5,  3,  49.  Serv.  V.  A.  1,  201.  Über  eine  Kyklo- 
peninsel  bei  Rhodos  s.  Plin.  h.  n.  5,  133  (vgl. 
über  die  Giganten-  und  Telcbinensage  von 
Rhodos,  dem  Sitze   des  Triopas,  Mayer,   Gig, 

10  u.  Tit.  S.  44;  Tümpel,  Ailhiopenländer  S.  160). 
Ein  Kyklopengebirge  in  Libyen  erwähnen  Et. 
i\I.  u.  Suid.  s.  V.  Kvy.l(o7t£g;  kyklopische  Höhlen 
bei  Nauplia  Strab.  369.  373.  Eust.  z.  Od.  1G22, 
56.  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  2,  60.  Eine  Strafse 
am  Caelius  in  Rom  hiefs  [von  einer  daselbst 
aufgestellten  Statue?]  vicus  ab  Cyclopis:  C.  I. 
L.  6,  2226.  Gilbert,  Topogr.  3,  347,  3.  In  der- 
selben Gegend  gab  es  nach  der  Notit.  Urbis 
und  dem  Curios.  Urb.  ein  antrum  oder  otrium 

20  Cyclopis. 

Weitere  Litteratur.  [Beclierclies  pour 
servir  ä  Vhistoire  des  Cyclopes,  des  Dactyles, 
des  Teichines,  des  Curctes,  des  Corybantes  et 
des  Cabires,  Hist.  de  VAc.  des  Inscr.  et  B.-L. 
23  p.  2 7 ff.  C.  D.  Hüllmann,  De  Cercopibus 
atque  Cyclopibus.  Col.  ad  Rh.  1826.  4".  W. 
Grimm,  Die  Sage  von  Polyphem  (aus  Abh.  d. 
Berliner  Ak.)  Holm,  Gesch.  Siciliens  im  Alter- 
tum 1  p.  50.  51.  353.    Nyrop,  Sagnet  om  Odysseus 

30  og  Polyphem,  Nords  tijdskriß  for  filologi  5,  3. 
G.  W.  Cox,  Tales  from  greek  mylhology.  London 
1861  (darin:  Odysseus  and  Polyphemus).  F. 
L.  W.  Schioartz,  Der  Ursprung  der  Mythologie. 
Berlin  1860  p.  15ff.  18.  23.  106.  107.  123,  127ff. 
263  und  Indogermanischer  Volksglaube  p.  172. 
201.  210  f.  J.  E.  Harrison,  The  myihs  of  the 
Odyssey  p.  1 — 44  „The  myth  of  the  Cyclopes". 
Vgl.  auch  Gustav  Meyer,  Essays  u.  Studien 
z.  Sprachgeschichte  u.  Volkskunde.    Berlin  1885 

40  p.  218—13.  E.  Köhler,  Orient  u.  Occident  2 
p.  122  und  in  Weimarische  Beiträge  zur  Lit. 
u.  Kunst.  Weimar  1865  p.  187.  Mariannes, 
zJslttov  T/js  tax.  y.ul  i&vol.  äzcciQiag  trjg  'EIItivl- 
■Hrjg  Fase.  1.2.  Athen  1883  nr.  2  ,,6  noXvcpovtxsa- 
[livog  z/panos",  H.  C.  Coote,  Folk-Lore  Journal 
2  p.  256.  Fr.  S.  Kraufs,  Volksglaube  u.  relig. 
Brauch  d.  Südslaven  p.  132.  Tradizioni  popol. 
abruzzesi  raccolte  da  Gennaro  Finamore.  1.  No- 
velle. Lanciano  1882  p.  190  —  191  nr.  38.    „Lu 

50  fatte  deir  uocclüe-'n-frönde",  wo  die  übrigen  italie- 
nischen Versionen  verzeichnet  sind.  Jeremiah 
Curtin,  Myths  and.  folk-lore  of  Ireland.  London 
(1889)  [p.  204—220  „Birtli  of  3Iaccumhail'] 
p.  210—213.  Poestion,  Lappländische  Märchen 
p.  122—126  nr.  29  „Der  betrogetie  liiese". 
Globus  1891  p.  160  „Die  kaukasischen  Volks- 
sagen von  den  Cyklopen".  Drexler.]  [Röscher.] 
Kyklops  {KvA).(otp),  1)  =  Polyphemos  (s.  d. 
u.  vgl.  Tim.  frgm.  37).    —  2)  Vater  des  Agri- 

60  opes  (s.  d.),  Schol.  11.  2^483  (oder  ist  hier 
Agriopes  als  Kyklop  zu  fassen?).  —  3)  s.  Ky- 
klopen Sp.  1676,  Z,.31f.  —  4)  Sohn  des  Tanta- 
los,  Königs  von  Ägypten,  Vater  des  Neilos 
(Triton),  Hermipp.  b.  Schol.  Ap.  Bh.i,  2G9.  — -  5) 
s.  Kyklopen  Sp.  1688  Z.  43  u.  Anm.*.  [Röscher.] 
Kyknos  (Kvy.vog),  1  a  und  h)  Sohn  des  Ares 
und  der  Pelopeia,  der  T.  des  Pelias  {Apollod. 
2,  7,  7.  Nicol.  Damasc.  fr.  55.  Müller,  Fr.  hist. 


1691  Kyknos  (Sohn  des  Ares) 

3,  389)  oder  der  Pyrene  {Apollod.  2,  5,  11;  um 
keine  der  beiden  Angaben  verwerfen  zu  müssen, 
nimmt  der  Mythograph  zwei  Aressöhne  gleichen 
Namens  an,  die  beide  von  Herakles  besiegt 
werden),  ist  ein  wilder,  grausamer  Held,  welcher 
an  der  Völkerstrafse  haust,  die  von  Tempe  nach 
Thermopylai  führt,  und  den  Wanderern  auf- 
lauert {Ew.  Her.  391  h,EvoSat-ATccc,  'J fiep ava tag 
oinrjtcoQ  äfiLKTog),  um  aus  den  Schädeln  der- 
selben seinem  Vater  einen  Tempel  zu  erbauen, 
Schol.  Find.  Ol.  2,  147.  11,  19.  Bei  den  Leichen- 
spielen des  Pelias  tötete  er  nach  Uyg.  f.  273 
f  Filuin  f  Diodoti  filium.  Vielleicht  ist  Lycuni 
zu  schreiben,  nach  Paus.  1,  27,  6  zovtov  xhv 
Kvnvov  ipaaiv  älXovg  tb  cpovsvaat  y.al  ävkov 
&qav.u.i  TiQOZB&svTcov  GcpCoL  ^ovo^cixicig  a&lcov. 
Lycus  hat  nach  Hyg.  f.  18  als  König  einer 
Insel  der  Propontis  die  Argonauten  freundlich 
aufgenommen  und  konnte  also  wohl  von  Akastos 
mit  zu  den  Leichenspielen  zu  Ehren  des  Pelias 
eingeladen  werden.  Als  Herakles  vorüberzieht, 
greift  K.  diesen  an,  wird  aber  besiegt  und  ge- 
tötet. Herakles  weicht  wegen  des  Beistandes, 
den  Ares  seinem  Sohne  leistet,  zuerst  zurück, 
tötet  aber  dann  nach  Entfernung  des  Ares  den 
Kyknos.  So  Stesichoros  nach  »Schol.  Find.  Ol. 
11,  19  und  Pindar  selbst  a.  a.  0.  Anders  He- 
siod  im  aaii.  'Hq.  Hier  ist  er  der  Schwieger- 
sohn des  Keyx  ( Themistonoe  heifst  seine 
Gattin);  mit  seinem  Vater  Ares  zusammen 
tritt  er  dem  Herakles,  dessen  Wagenlenker 
lolaos  ist  (Arion  ist  eines  der  Pferde,  vgl. 
Schol.  Hom.  WSiG),  entgegen.  Nachdem  He- 
rakles sich  mit  den  von  den  Göttern  ihm  ver- 
liehenen Waffen  gerüstet  und  den  Köcher  mit 
Pfeilen  über  die  Schulter  geworfen  hat,  springen 
beide  zur  Erde  und  kämpfen.  Kyknos  wird 
getötet,  Ares  verwundet  und,  nachdem  dieser 
mit  Hülfe  von  Phobos  und  Deimos  zum  Olym- 
pos  entkommen  ist,  Kyknos  der  Waffen  beraubt. 
Keyx  bestattet  ihn  darauf  mit  Hülfe  der  um- 
wohnenden Völkerschaften,  welche,  um  den 
Keyx  zu  ehren,  an  der  Bestattung  sich  be- 
teiligen. Doch  sein  Grabmal  wird  vom  Anauros- 
üufs  weggeschwemmt,  auf  Befehl  des  Apollon, 
otL  QU  tilBtTccg  s'naTO^ßag  oartg  äyoi  UvU'oidB 
ßi'y  avXaOHS  Sokbvcov.  Vgl.  Schol.  Aristoph. 
rän.  972.  Hyg.  f.  159.  Plut  Thes.  11.  Diud. 
Sic.  4,  37,  4.  Die  Söhne  des  Ares  werden  im 
allgemeinen  von  Herakles  bekämpft,  vgl.  Ew. 
Alk.  503  Tiqmxu  (isv  AvAäovi,  ccvQ'ig  dl  Kvnvcp, 
zovÖE  S'  BQxoiiai  xQLXov  jtt/l.  Hyg.  f.  269  Cycnus 
alter  Martis  filius  quem  idcm  Hercules  occidit. 
Nach  Paus.  1,  27,  6  findet  der  Zweikampf  TtsQt 
xöv  UrjVBiöv  statt,  genauer  im  Hain  des  pa- 
gasäischen  Apollon  (nach  Schol.  Hom.  ?P"346); 
nach  Thessalien  verlegt  wohl  auch  Sophokles 
den  Kampf,  insofern  er  (nach  Meineke)  Kyknos 
König  von  einem  Teile  dieses  Landes  sein  läfst, 
vgl.  Steph.  Byz.  392,  5  ßori  Kvnvuig  {xcoQcc 
©saaaXiag  addi  iubet  Meineke)  rjg  o  Kviivog 
ißaailsvas.  Z^o(po%Xrjg  iv  IJrjXEi.  Doch  kann 
dies  auch  auf  Kyknos  2  gehen.  Nach  Nicol. 
Damasc.  exe.  de  ins.  dagegen  findet  der  Kampf 
Ev  'Ircövca  rrjg  'A%atag  statt,  ebenso  bei  Apoll. 
2,  7,  7,  wo  zwei  Aressöhne  gleichen  Namens 
unterschieden  werden,  während  2,  5,  11  die 
Scene  nach  Macedonien  an  den  Flufs  'Exiöco^og 


Kyknos  (Sohn  des  Ares)  1692 

verlegt  zu  werden  scheint.  Als  nach  dem'Tode 
des  Kyknos  Ares  gegen  Heiakles  kämpft,  werden 
beide  durch  einen  Blitz  des  Zeus  geschieden: 
ßlri&Elg  "AEQUvvög  fiEaog  dficpoxEQCov  öialvEi.  xrjv 
(läzrjv,  vgl.  Hyg.  f.  31  quo  cum  Mars  venisset 
et  armis  propter  filium  cuntendere  vellet  cum  eo, 
lovis  inter  eos  fulmen  misit  atque  ita  eos  dis- 
traxit.  Die  Tötung  des  Kyknos  durch  He- 
rakles ist  auch  an   einer  leider  sehr  fragmen- 

10  tierten  Stelle  im  Maimor  Albanum  (0.  Jahn, 
Bilderchron.  S.  75,  359)  erwähnt.  Auch  bei 
Senec.  Herc.  f.  486  wird  auf  die  Tötung  des 
Kyknos  durch  Herakles  hingewiesen;  durch 
Vermischung  mit  nr.  2  wird  ebenda  auch  dem 
Kyknos  nr.  1  Unverwundbarkeit  zugesprochen, 
ipsius  opus  est  vulneri  et  ferro  invius  mortem 
coactus  integer  Cycnus  pati.  Herakles  tötet 
den  Kyknos  gewöhnlich  mit  dem  Speer,  bei 
Euripides  dagegen  mit  den  Pfeilen  {Herakl.  391 

20  Kvv.vov  'E,EvoÖaty(,xav  x6E,oig  coilfffEi'),  weil  an 
jener  Stelle,  wohl  aus  politischen  Gründen, 
der  Dichter  besonders  den  Wert  der  Bogen- 
schützen hervorheben  will  (vgl.  v.  Wilamowitz, 
Ew.  2,  127).  Doch  ist  nicht  zu  übersehen, 
dafs  auch  bei  Hesiodos  der  Held  den  Köcher 
über  den  Panzer 
legt,  also  auf  den 
Gebrauch  der  Pfeile 
nicht  zu  verzichten 

30  gedenkt.  Nach 
Athen.  9,  393  e  er- 
zählte Boiog  oder 
BOLÜ)  £V  'OQvi&oyo- 
vi'a,  wie  Philochoros 
berichtet,  vno'ÄQEcog 

xöv       Kv%VOV       OQVL- 

&a&fjvai,  'uai  nagcc- 

yEVO^SVOV      ETll      XüV 

ZivßaQLV       Tiozafibv 

40  TtXriauioai     yEqocva, 

vgl.  Eustath.  ad  Hom.  254,  42  Kv-nvog  ov  o 
[iv&og  (prjaiv  vnb  'Agscog  oqvl&co&ijvixi.  Das 
kann   natürlich   nur  Kyknos  1  sein. 

Die  älteste  antike  Darstellung  des  Kampfes 
zwischen  Herakles  und  Kyknos  war  auf  dem 
Thron  des  amykläischen  Apollon  angebracht, 
Paus.  3,  18,  10  HgaKXEovg  (lovouaxta  TtQog 
KvKvov;  auch  in  Athen  auf  der  Akropolis  war 
dargestellt    Kv-Kvog    xcö    'Hgay-Xst^    ^(xx6(ievog, 

50  Paus.  1,  27,  6,  doch  von  wem  und  in  welcher 
Weise,  ist  nicht  überlielert.  Wahrscheinlich 
ist  jedoch,  dafs  beide  Male  nur  die  beiden 
Helden  ohne  den  Zusatz  weiterer  Figuren  ver- 
wendet waren.  Zahlreich,  besonders  auf  Vasen, 
sind  die  auf  uns  gekommenen  Darstellungen, 
vgl.  das  Verzeichnis  der8elben,  welches  ich 
.  in  Arch.  Zeit.  1879  S.  185  gegeben  habe  und 
welches  von  H.  Hcydemann  in  Ann.  d.  Inst. 
1880  S.  80  vervollständigt  ist.     Mit  Rücksicht 

GO  auf  diese  Zusammenstellung  kann  ich  mich 
jetzt  auf  die  hier  abgebildeten  Denkmäler  be- 
schränken. 

a)  Die  einfachste  Darstellung,  vertreten  durch 
einen  Scarabaeus  des  Brit.  Mus.,  hier  (Fig.  1) 
wiederholt  aus  Ann.  d.  Inst.  1880  tav.  d'agg. 
M.  nr.  1,  begnügt  sich  mit  den  beiden  Figuren 
der  Kämpfenden:  Herakles  (Herkle),  mit  Löwen- 
fell und  Bogen,  schlägt  mit  der  Keule  auf  den 


1)  Heikle  und  Kukne,  Scara- 
baeus des  Brit.  Mus.  (nach 
Annaii  d.  Inst.  1880  Tav.  d'agg. 
M.  nr.  1);  vgl.  Cat.  of  engr. 
fjems  Br.  M.  276. 


1693 


Kyknos  (Sohn  des  Ares) 


zu  Boden  gesunkenen  Kjknos  (Kukne)  ein, 
der  mit  Helm  und  Schild  bewaffnet  ist.  Beide 
Helden  sind  unbärtig  (vgl.  Kukne). 

b)  Die  zweite  Reihe  zeigt  eine  Erweiterung 
durch  die  Figur  des  Ares,  der  seinem  Sohn 
zu  Hülfe  kommt;  ihm  gegenüber  tritt  Athena 
dem  Herakles  zur  Seite.  Dieser  Typus  wird 
am  besten  durch  eine  Schale  aus  Kameiros  im 
Brit.  Mus.  (abgeb.  Journ.  of  phü.  7  T.  B 
S.  215)  erläutert  (Fig.  2).  Herakles  {HQay.lsos) 
in  Chiton  und  Löwenfell,  mit  Schild  und  Lanze 
bewaffnet,  stürzt  auf  den  zu  Boden  gesunkenen 
voll  bewaffneten  Kyknos  {KvKvog)  ein;  zu 
seiner  Hülfe  ist  Ares  (Agriog)  herbeigeeilt  und 
zückt  die  Lanze  gegen  den  Sieger;  hinter 
diesem  ist  noch  ein  Rest  der  ruhig  stehenden 
Athena  sichtbar. 

c)  Zu  den  erwähnten  Figuren  tritt  noch 
Zeus  hinzu,  der  in  der  Mitte  zwischen  Ares 
und    Herakles    stehend    die    beiden    Kämpfer 


Kyknos  (Sohn  des  Ares)  1694 

während  di,6vvaog  und  "Aliog  ysQoav  als  ruhige 
Zuschauer  dabei  stehen. 

d)  Eine  aus  den  bisher  beschriebenen  heraus- 
fallende Darstellung  findet  sich  auf  einem 
römischen Terracottamedailloü  von  Orange,  hier 
(Fig.  4)  abgebildet  nach  Gaz.  arch.  3  Taf.  12,  1 
S.  67.  Auf  einem  erhabenen  Balkon  sitzt  Zeus 
zwischen  Athena  und  Nike  als  Zuschauer  der 
vor  ihnen  sich  abspielenden  Scene.    Ares  tritt 

10  herausfordernd  vor  Herakles  hin,  welcher  mit 
erhobenem  Arme,  als  ob  er  die  Drohung  des 
Gegners  zurückweise,  sich  zum  Weggang 
rüstet.  Dem  Ares  ist  beigeschrieben:  adesse 
ultorevi  nati  vi(e)  credas  mci,  worauf  Herakles 
antwortet:  virtus  nunquam  terreri  potest. 

Die  Ähnlichkeit,  welche  dies  Relief  in  ge- 
wissen Punkten  mit  der  bekannten  und  viel- 
fach veröffentlichten  Vase  Jutta  hat  (abg.  Bull. 
Nap.  N.  S.  1,  6.    Arch.  Zeit.  1856  Tfl.  88  u.  a.), 

20  könnte   dazu  verleiten,    die  von  Jutta   aufge- 


durch  seinen  Blitzstrahl  (vgl.  Äpollod.  2,  5,  11 
und  Hyg.  f.  31)  zu  trennen  versucht;  hinter 
diesen  sind  häufig  noch  die  Wagen,  auf  denen 
sie  herbeigekommen  sind,  mit  den  Wagen- 
lenkei-n,  in  ziemlich  genauem  Anschlufs  an 
Hesiod.  aon.  'Hq.  sichtbar.  Die  vollständigste 
Darstellung  dieser  Art  ist  das  Gefäfs  des  Kol- 
chos, jetzt  in  Berlin,  hier  (Fig.  3)  wiederholt  nach 
Gerhard,  Aiiserl  gr.  V.  Taf.  122  u.  123.  Herakles 
{HsQav.Xig)  und  Ares  {A[Q\sg)  mit  Schild  und 
Lanze  bewaffnet  kämpfen J mit  einander  über 
dem  Leichnam  des  völlig  *  gerüsteten  Kyknos. 
Zwischen  die  Kämpfer  tritt  Zeus  mit  Blitz, 
um  zwischen  beiden  zu  vermitteln;  hinter 
Herakles  steht  Athena,  zur  Hülfe  bereit.  Darauf 
folgen  beiderseits  die  Gespanne;  für  Herakles 
dient  lolaos  (IoA[fos]),  für  Ares  Phobos 
($o[ß]o5)  als  Wagenlenker;  die  Pferde  des 
Ares  werden  als  'Oxi-iiog  und  'AQcoyög  benannt. 
Auch  Poseidon  und  ApoUon  eilen  von  beiden 
Seiten   herbei,    um    die   Kämpfer  zu  trennen,. 


stellte  und  von  Heydemunn ,  Ann.  d.  1.  1880 
S.  93  warm  verteidigte  Erklärung  auf  Kyknos' 

50  Kampf  mit  Herakles  für  richtig  zu  halten. 
Ich  kann  trotz  allen  von  Heydemann  ins  Feld 
geführten  Gründen  nur  an  der  von  mir,  Arch. 
Zeit.  1879  S.  186,  aufgestellten  Erklärung  auf 
den  Kampf  des  Herakles  mit  Erginos  fest- 
halten. Das  einzige,  was  mit  einigem  Rechte 
gegen  die  Deutung  vorgebracht  werden  konnte, 
dafs  nämlich  die  Vasenmaler  spezifisch  attische, 
nicht  entlegene  lokale  thebanische  und  andere 
Mythen  zur  Verzierung  der  Gefäfse  verwendet 

60  haben,  hat  nach  Auffindung  der  Kabirenvasen 
jede  Bedeutung  verloren;  wie  sehr  der  Kampf 
des  Herakles  gegen  Erginos  als  nationale  That 
bis  in  die  spätesten  Zeiten  empfunden  worden 
ist,  davon  giebt  eine  Vorstellung  die  von 
Xenoph.  Hell.  6,  4,  7  berichtete  Thatsache,  dafs 
vor  der  Schlacht  bei  Leuktra  die  Waffen  aus 
dem  Heiligtum  des  Herakles  verschwunden 
waren,  als  ob  Herakles  zum  Kampfe  ausgezogen 


1695      Kyknos  (Sohn  des  Poseidon) 


sei  (fM  dl  rov 
HqkkXsi'ov  yial 
rti  ottXoc  tqpftr- 
aciv  dtpavrj  ii- 
vai  (agrov'HQCC- 
■Hliot^g   stg  TTjv 

fif'rou).  Vgl. 
nr.  2. 

2)  '  Schol  10 
Ärist.  ran.  972 
dri  ävo  KvKvoi 
sysvovTO,  l)  filv 
"jQSog  VLog  b 
vcp'  'HgK-nliovg 
q)0vsv9'£lg  ag 
SV  zfj  aOTtiSi 
^HaioSog,  b  de 
IJoaELÖävog 
b  vn  'AxiXlimg,  20 
oSg     ■ncil     TLlv- 

dciQOg      IGtOQSl. 

Vgl.  Find.  Ol. 
2,  147  und 
ISclioh  Dieser 
Poseidonsohn 
kam  schon  in 
den      Kyprien 

vor:  tTiiiza 
'AxilXeiig  ccv-  30 
Tovg  TQSTterccL 
dvi-lmv  Kvtivov 
xov  noasiScct- 
vog  ( Cyd.  fr. 
582,  6  cd.  Par. 
Kinld  fr.  ep. 
S.    19).     Auch 

Piiidar    er- 
wähnt ihn   Ol. 
2,  145  'AviUta  40 
—    og     Jbj-nroQ 
f'acpals,  TQcpag 
ä^axov  dargoi- 
ßrj  yiiova,  Kvv.- 
vov  TS  Q'ctvazm 
TtÖQivnndIttJt. 
5  (4),  49    liys 
xCvEg    Kvnvov, 

TLVS'g      "E-HTOQd 

Tiicpvov.        Ob  .50 
AiscJiylos,  dem 
Eurij)ides    bei 
Aristoph.   ran. 
972      Kv-Avovg 
TtouövnalMsLi- 
vovccg  y.aSci)vo- 
(paXdQonwXovg 
vorhält,  diesen 
Sohn    des   Po- 
seidon, oder  Gü 
nr.  1  den  Sohn 
des    Ares     er- 
wähnt hat, 
läfst  sich  nicht 

ausmachen, 
eine    Tragödie 
Kvv.vog  ist  we- 
der  im  Index 


Kyknos  (Sohn  des  Poseidon)      1696 

falmlarum  erwähnt  noch  ist  von  einer  solchen 
irgend  ein  Fragment  erhalten.  Ebensowenig  ist 
sicher,  auf  welchen  der  beiden  Kv-avoi  A\e  ßor; 
KvKVLTig  bei  Z'ocpox/lf/s  iv  IJrjXsiund  iv  IIoi^i.ioi,v 
{fr.  455  und  459,  Steph.  Byz.  392,  5)  zurück- 
geht, wenngleich  es  wegen  der  noip,ivsg,  deren 
Argument,  wie  es  scheint,  auf  der  troischen 
Sage  beruht,  wahrscheinlicher  ist,  dafs  nr.  2, 
der  Sohn  Poseidons  gemeint  ist,  vgl.  Hcsych. 
3,  437.  Soph.  fr.  460  6  Kv^vog  liyti'  xat  ^riv 
vßQL^atv  avTL%'  £K  ßd&Q(av  slco  QvrfiQi  tiQOvmv 
ylovzbv  VTizCov  iioäög.  Dasselbe  scheint  mir 
von  dem  KvHvog  des  'Jx^^i-ög  zu  gelten  {fr. 
trag.  24.  25  S.  752),  obgleich  Hcydemann,  Ann. 
ä.  Ins^t.  1880  S.  90  geneigt  ist,  das  Argument 
aus  der  Sage  von  Kyknos  nr.  1  abzuleiten. 
Kyknos,  der  Sohn  Poseidons,  hat  wohl  zu  dem 


4)  Herakles  und  Ares,  oben  Zeus  zwischen  Nike  und 

Athena,  Terracottamedaillon  von  Orange  (nach 

Gaz.  arch.  3  Taf.  12,  1). 

ständigen  Personal  der  troischen  Sage  gehört, 
so  schon  bei  Hellanikos  (Schol.  Thcokr.  16,  49 
Kvv.vov  Xsysi  zbv  TloGBidävog  v,ai  KrjVKog,  xov 
dvrjQTiiiivov  vno  '^xt-Xlecog.  Aev^og  ydg  rjv  xrjV 
XQOLCiv  £x  ysvBzrjg,  wg  (prjaLV  'ElldviKog,  wo 
die  Hereinziehung  des  Krjv^  wohl  auf  einer  Ver- 
mischung von  nr.  1  u.  2  beruht)  und  bei  Isokrat. 
laud.  Hd.  53.  Nach  Athen.  9,  393  e  sagt 
Hegesianax  zbv  'AxiXXeI  ^ovo^axfjaavzcc  Kv%vov 
XQacprivaL  sv  Asvnoq)Qv'C  Ttgbg  xov  ofiwvvfiov 
OQVL&og  ,  wo  durch  die  Erwähnung  von  Aevuo- 
q)Qvg  schon  der  Übergang  zu  nr.  3  angedeutet 
ist.  Er  war,  der  Farbe  des  Schwans  ent- 
sprechend, von  heller,  Aveiblicher  Farbe  {Theolcr. 
16,  49  xig'  &riXvv  dno  XQOiäg  Kv%vov  syvco, 
vgl.  Sencc.  Troad.  183.  Ag.  215.  Eustatli.  ad 
Hom.  1968,  45),  Sohn  der  Kalyke  {Sdwl.  zu 
Thcolr.  16,  49.  Ilyg.  f.  157),  welche  von  Hekaton 
abstammte  oder  nach  Sdiol.  Find.  Ol.  2,  147 


1697      Kykuos  (Sohn  des  Poseidon)  Kyknos  (König  v.  Kolonai;  v.  Ligurien)  1698 

der  ZyitxixavSQoSi-nrj  oder  dev 'jQTtäXrj.  Er  be-  3)K.lir,  wohl  ursprünglich  mit  nr.  2  identisch 
teiligt  sich  an  den  Leichenspielen,  welche  zu  (vgl.  oben  Sp.  1695 f.).  Er  ist  Sohn  des  Posei- 
Ehien  des  angeblich  gestorbenen  Paris  veran-  don  {Paus.  10,  14,  1)  und  König  von  Kolwvai, 
staltet  werden^  Hyg.  f.  273;  bei  der  Landung  welches  140  Stadien  von  Troja  entfernt  ist 
der  Griechen  zeigt  er  sich  besonders  tapfer  (Strab.  13,  1,  19),  Gatte  der  IlQOKlsia,  T.  des 
{Sdfwl.  Find.  Ol.  2,  147  vavg  i%cov  v.cil  avjx-  Klvtiog  [Paus.  10,14:,  1).  l^ach.  Tzetz.  Schal.  Lylc, 
fiaxaiv  TOig  T^aolv  Cotd^svog  iv  ottvca  r/yg  232  heifst  seine  Mutter  Z'nce^avÖQodL-Krj  (vgl. 
SKsC  d-aläacrjg  kccI  ovk  iwv  rovg  ''Elh]vag  uno-  Schol.  Find.  Ol.  2,  147);  sie  setzt  den  heim- 
ßiivai.  Üv.  mtt.  12,  72  iam  Mo  proks  Neptu-  lieh  geborenen  Sohn  nahe  dem  Meere  aus,  wo 
nia  Cygnus  viiUe  viros  dederat),  da  tritt  ihm  lo  er  von  einem  Schwan  genährt  wird.  Er 
Achilleus  entgegen,  v.  76,  doch  umsonst  müht  heiratet  die  Uqü-uXi-lcc,  des  Laomedon  Tochter 
sich  dieser,  mit  seinen  Wallen  den  unver-  (nach  Paus.  10,  14,  1  ist  sie  T.  des  Klytios). 
wundbaren  Jüngling  zu  töten;  als  aber  Kyknos  Von  dieser  hat  er  zwei  Kinder,  Tenes  und 
strauchelt,  da  würgt  ihn  Achilleus  und  er-  Hemithea.  Als  er  nach  dem  Tode  seiner  ersten 
stickt  ihn,  sein  Köiper  wird  in  den  gleich-  Gattin  die  Philonome,  die  Tochter  des  Traga- 
namigen  Vogel,  den  Schwan  verwandelt.  Auch  nasos  (des  Kragasos  [s.  d.J  nach  Patts.  10, 14, 1) 
Seneca  erwähnt  den  Kampf  des  Achilleus  mit  heiratet,  entbrennt  diese  in  Liebe  zu  Tenes; 
Kyknos  Troad.  183:  iam,  Troia,  fatis  stravit  weil  es  ihr  nicht  gelingt  inn  zu  überreden, 
aut  Neptuniuni  cana  nitentcm  xjerculit  iuvenem  verklagt  sie  ihn  bei  ihrem  Gatten,  als  ob  er 
coma.  Ebd.  Äg.  215  non  nicea  proles  Cycnus  20  ihr  nachgestellt  habe.  Von  der  Schuld  seines 
uecßiorei  dei.  Jiustath.  ad  Hom.  116,  26.  167,  "Sohnes  überzeugt,  setzt  Kyknos  ihn  nebst  der 
23.  1968,  45  Kvyivcp  reo  sk  yei'fT/Js  Xfyo(iävcp  Schwester  Hemithea  in  eine  Kiste  und  wirft 
71  ^nolLma&at,.  Palaepli.  de  incred.  12  KvKvog  tv  diese  ins  Meer;  von  den  Wogen  nach  Leuko- 
KoXwvaig  (s.  nr.  3)  ccTqaxog,  cäx^irjzrjg  v.al  im-  phrys  getragen,  wird  die  Kiste  geöffnet,  Tenes 
ozr'i^cov  fidxrjg,  clni&avs  8'  £v  Tqoia  vn'  'A%il-  und  Hemithea  gerettet  und  die  Insel  nach 
Xiwg  Xl&co  pXriQ-£ig,  -hccI  ovöe  tote  sxQoy&rj.  Tenes  anstatt  Leukophrys  Tenedos  genannt, 
Nach  Quint.  Smyrn.  4,  153.  468  werden  die  über  welche  Tenes  als  König  herrscht.  Nach- 
Waffen des  Kyknos  bei  den  Leichenspielen  des  dem  Kyknos  endlich  sein  Unrecht  eingesehen, 
Achilleus  als  Kampfpreis  ausgesetzt  zov  yccQ  kommt  er  nach  Tenedos,  um  sich  mit  seinen 
QU  cpövcp  87ti  IlQcoTsaiXciov  TtoXXcov  &v^i6v  sXövza  30  Kindern  zu  versöhnen,  aber  Tenes  haut  mit 
MttTf'xrßi'f  IlriXiog  viog  tiqcözov  (xqiozi'jCüv.  Vgl.  einem  Beile  das  Tau  ab,  mit  welchem  das 
14,  131.  Tzetz.  Antehom.  257  Kv-nvog  d'  i-n  Boot  des  Kyknos  an  der  Insel  festgelegt  war. 
Tividoio  (vgl.  nr.  3)  (läcco  bvi  vvKzbg  afioXyä  Weil  ein  avXrjzr'jg  durch  sein  falsches  Zeugnis 
TqcüoI  YdQi^üHivog  TjyBiQS  (lax^iv  si'  'Jx^'^^^S,  die  Verdächtigung  der  Philonome  bekräftigt 
x6v  d'  AxiXsvg  ■HKzinecpvii  kkI  ccvtQcng  oi'  oi  hatte  {Steph.  Byz.  etJm.  615,  20  xov  yccQ  ccvXr}- 
STtovTO.  Nach  dem  Ä/io/.  zu  dieser  Stelle  war  auf  zrjv  ri  ^vXovöfir]  ngog  Kvkvov  i'jyccye  ficcQzv- 
seinem  Grabe  folgendes  Epigramm  angebracht:  Qovvra  ort  Tivrjg  civzrjv  ri&sXs  ßLciaao&ai),  wurde 
Q,  '  ^.v  x-/  ,  c  ,,  ,  ,  auf  Tenedos  keinem  Flötenbläser  der  Zugang 
^jQ.'  1  >  "  -  ^^  i\  '  r,  r,^'  gestattet*  ferner  erliels  lenes  ein  Gesetz,  zoig 
'  ^  Air-  r-r  *  40  la  opivor}  Y.(xzrjyoQOVGiv  oniGirsv  zov  oriynov 
Nach  V.  Wilamoioüz  (Eur.  2  S.  73  u.  127)  TtaQiozävaL  nils-nw  snrjijfiivov,  ag  sXeyx&ivzag 
ist  die  Sage  von  Kyknos,  welcher  von  Achil-  naQaxQij^K  dvaiQita&ai;  ISuid.  s.  v.  l'sviöiog 
leus  erschlagen  wird,  die  ältere,  aus  welcher  uv&QaTiog.  Pliot.  lex.  ed.  Pors.  blb,  23.  Paus. 
sich  erst  die  Sage  vom  Aressohn  Kyknos,  der  10,  14, 1.  Biod.  Sic.  5,  83,  1  u.  4.  Nach  Tzetz. 
duich  Herakles  seinen  Tod  findet,  entwickelt  Scliol.  Lyk.  232  zieht  Kyknos,  nachdem  er  die 
hat.  „Der  Schwan,  Apollons  Diener,  war  früher  Philonome  wegen  ihrer  falschen  Beschuldigung 
ein  böser  König  und  Feind  Apollons,  den  in  getötet  bat,  nach  Tenedos  und  wird  dort,  wie 
seinem  Dienste  der  äolische  (später  der  dorische)  nr.  2,  von  Achilleus  getötet.  Auch  Tenes  und 
Held  erschlagen  hat."  Dafür  spricht  allerdings  Hemithea  finden  gewöhnlich  durch  Achilleus 
der  Umstand,  dafs  Kyknos  1  gerade  in  der  50  ihren  Untergang.  Nach  Strab.  13,  1,  46  ist 
Gegend  sein  Wesen  treibt,  aus  welcher  Achil-  Kyknos  eigentlich  ein  Thraker,  vgl.  ebd.  13, 
leus  mit  seinem  Volke  stammt,  aber  es  läfst  1,  19.  Auch  die  Bewohner  von  Teaea  im 
sich  auch  mancherlei  dagegen  anführen,  nament-  Peloponnes  sollen  von  Tenes  dem  Sonn  des 
lieh  dafs  die  Unverwundbaikeit  (vgl.  Kaineus)  Kykuos  genannt  sein,  Strab.  8,  6,  22  (nach 
an  dem  Poseidonsohne,  der  vor  Troja  fällt,  Aristoteles).  Steph.  Byz.  G15,  d  s.v.  Teve«  und 
haftet  (nur  Seneca  Herc.  f.  486  teilt  diese  dem  TsvaÖog.  Vgl.  Conon.  narr.  28.  Schol.  Lyk. 
Gegner  des  Herakles  zu).     Auf  jeden  Fall  ist  Alex.  232. 

klar  (wie  auch  v.    Wilamoxvitz  annimmt),  dafs  4)  Hyg.  f.  154   Cygnus   rex  Liguriae,    qui 

eine  derartige  Vorsage  längst  ihre  Bedeutung  fuü  Phacthonti  propmiiuus ,  dum  dejlet  pro- 
verloren   hatte,    als   die  Aoler   und  Dorer   diQ  w  pinqimm,   in   Cygnum    concersus    est.     Is  quo- 

uns    bekannten    Sagen    dichteten.      Wie    sehr  que   moriens    fleöile    canit.      Vgl.   Lactant.  PI. 

Kyknos    nr.  2    gegen   nr.  1    zurücktritt,    geht  narr.   fab.  2,  111   und   Paus.  1,  30,  3   Aiyvcov 

auch   daraus   hervor,    dafs  Kunstdarstellungen  zav   'HQt.ö(xvov    niqav   vtisq   yrjg   zrjg  KsXxinrig 

von  Kyknos  nr.  2    sich   nicht    erwähnt  finden.  Kvkvov  ccvöqk  fiovaiyidv  yfvioii'ai  ßaoLXicc  (paalv. 

Denn  ob  die  im  Bull,  de  VAtheneum  frung.  xsXavxrjoavza  dt  'AnöXXcovog  yvcö^t-yj  (israßaXtiv 
2,  1  S.  1  auf  Kyknos  bezogene  Statuette  (der  Xeyovoiv  avxbv  ig  xov  OQvt&u.  Pausunias 
Kopf  derselben   ist   mit  einem   Schwanenkopf       selbst  will    nicht    recht   an   die  Verwandlung 

bedeckt)richtiggedeutetist,  ist  sehr  zweifelhaft.  glauben.      Auch   Vcrg.  Aen.  10;  189   berichtet 

RoscnER,  Lexikou  d.  gr.  u.  röm.  Mythol.    11.  54 


1699                      Kylabras  Kyllaros                      1700 

von    der    Verwandlung    des    Cycnus:    namque  der  Sohn  des  Agamemnon,  hier  die  Herrschaft 

ferunt  htctu  Cycnum  PhaetJwntis  amati,  j  canen-  erhielt,    Paus.  2,  18,  4.  5.     In  Arges   war   ein 

tem  molH  jüuma  duxisse  senectam,  \  linquentem  nach  ihm  benanntes  Gymnasion  (KvX[l]ciQccßig 

terras  et  sidera  voce  petentem.    'Nach.Myth.gr.  oder    KvUaQccßtov   Flut.   Oleom.   17;    vgl.    '26. 

S.  347    {Anon.    misc.   6)    ist    dieser    Kyknos,  P^/*"'"^*- 32.  jLWü  opoZ.  11),  in  dem  er  selbst  sowie 

welcher  wegen  des  Untergangs  seines  Freundes  sein  Vater  begraben  lag,  Paus.  2,  22,  8.  9."lO. 

Phaethon  verwandelt  wurde,    der    Sohn    des  Phot.  v.  Kvlagaßig.    Curtius,  PeJoponn.  2,  359. 

Sthenelos,  vgl.  Üy.  met.  2,  367  proles  Sthene-  562,  15.    Nach  Serv.   V.  Aen.  8,  9  n.  11,  269 

le'ia  Cycnus,  Xönig  der  Ligurer.    Paradox,  ed.  hatte  er  ehebrecherischen  Umgang  mit  Aigialeia, 

Westerm.  S.  222.     Claudian  de  VI.  cons.  Hon.  lo  der  Gattin  des  Diomedes,  s.  Diomedes.  [Stoll.] 

173  Cycnique  sodalis  lacteus   extentas  aspergit  Kylia  {KvUcc),  Beiname   der   Aphrodite,   s. 

circulus    alas.     id.  ep.   ad    Serenam  12.     Seri).  Immencahr,  Ark.  Kulte  S.  91.     [Droxler.] 

Vcrg.  Aen.  10,  182  Ligiir,  Cycnus  nomine,  dul-  Kylix    {Kvli^),    ein    Lyder,    Begleiter    und 

ccdine    cantus    ab    Apolline    donatur,    amator  Krieg.sgenosse  des  Herakles,  nach  welchem  die 

Phaetliontis .    qui    cum    eum    fleret    extinctum,  Kylikraner  am   Oeta    benannt   waren,    Athen, 

longo  luctu  in  avem  sui  nominis  conversus  est,  11,  461  f.     [Stoll.] 

qui  postea  ab  Apolline  inter  sidera  conlocatus  est.  Kyllaros  {KvlXaQog),  1)  ein  junger  schöner 

In  den  Darstellungen  vom  Sturz  des  Phae-  Kentaur,  in  zärtlicher  Liebe  mit  der  Kentaurin 

thon,    welche    auf   Sarkophagen    sich    finden,  Hylonome  verbunden,   wird   auf  der  Hochzeit 

pflegt  dieser  Kyknos  als  über  den  Stürzenden  20  des   Peirithoos   getötet,    und    mit    ihm    stirbt 

trauernd   mitdargestellt  zu   sein;  ein  daneben  freiwillig    Hylonome,    Ov.   Met.   12,  393  ft'.  — 

gesetzter  Schwan  deutet  auf  die  Verwandlung  2)  Rofs   des   Kastor   (gewöhnlich  abgeleitet  v. 

hin;  vgl.  z.  B.  Ann.  d.  Inst.  18m  ¥.      B.Engel-  xsllej-v,  also  =  ö  taxvs),    Verg.   Ge.  3,   90  u. 

mann,    Bilderatlas   zu    Ovid  Tfl.  3,  15.     Wie  Serv.  Fa/.  I'l.  1,  426.    Stat.  Theb.  &,3S7.    Suid. 

nr.  2  wird  er  gewöhnlich  als  Greis  dargestellt.  s.  v.  Et.  M.  544,  54.     Crainer,    Anecd.  Ox.  2, 

Nach  V.  Wilamowitz,  Her.  2  S.  73  ist  Kyknos,  456,  15.     Prob.  Verg.  Ge.  1,  12.  3,  90.    Berg!:, 

der    König    der    Ligurer,    der    um    Phaethon  Lyr.  gr.  Stesich.   fr.  1.     Preller,  Gr.  Myth.  2, 

klagt,  der  Singschwan  in  seiner  Heimat.  101,  4.     [Vgl.  BiosMren  Bd.  1    Sp.  1156  und 

5)  Müller  fr.  hist.  i  S.  549,  20  i]  zoivvv  das  ebenda  Sp.  1173/4  abgebildete  Vasenbild 
AriSa  ^oixsv&siaa  vn6  rtvog  dvÖQog  Imcpavovg  30  mit  Beischrift.  Röscher.]  [Auf  Bronzemünzen 
Kv-Avov  i-uvriasv  afia  Ttaidag  rgsi:?.  Vgl.  Tsetz.  des  Seleukos  II.  Kallinikos  erscheint  ein  den 
Scliol.  lyk.  506 ,  wo  dieser  Kyknos  Sohn  des  linken  Vorderfufs  aufhebendes  Pferd  und 
achäischen  Königs  'EqsSi'cov  genannt  wird.  darüber   die    Sterne    der  Dioskuren,  Babelon, 

6)  Nach  [Eratosth.J  cataster.  25  ist  K.  das  Les  rois  de  Syrie,  d'Armenie  et  de  Commagene 
Sternbild  des  Schwans,  in  welchen  sich  Zeus  S.  37  nr.  27,  PI.  7,  13;  ur.  277.  —  Babelon, 
verwandelt,  um  sich  iu  Rhamnus  der  Nemesis  Introduction  S.  LXVI  erklärt  dieses  Pferd 
(s.  d.)  zu  nahen,  vgl.  Append.  narr,  in  Myth.  gr.  wegen  der  Sterne  für  den  Kyllaros  imd  führt 
S.  363,  35.  weitere  Beispiele  dieses  Typus  an.  Auf  römischen 

7)  Anton.  Liber.^  transform.  12,  hach  Ni-  Müuzen  erscheint  Kastor  nicht  selten  neben 
Icandros  und  Areus  6  Aäv.cov  sv  ccauccTi.  Kv-avco:  do  seinem  den  einen  Vorderfufs  erhebenden  Rosse, 
Von  Apollon  und  Thyria,  der  T.  des  Amphi-  in  der  einen  Hand  die  Lanze,  mit  der  anderen 
nomos,  wird  Kyknos  geboren,  welcher  zwischen  das  Pferd  am  Zügel  fassend,  so  auf  Medaillons 
Pleuron  und  Kalydon  wohnt.  Seiner  Schön-  des  Marcus  Aurelius  Caesar,  Cohen,  Med.  imp. 
heit  wegen  wird  er  von  Liebhabern  umdrängt,  3"  S.  68  nr.  682.  Fröhner,  Les  medaillons  de 
aber  er  will  von  Liebe  nichts  wissen  und  l'emp.  rom.  S.  83.  Grueher,  Boman  medallions 
giebt  dem  Phylios,  der  ihm  am  hartnäckigsten  in  the  Brit.  Mus.  S.  14  nr.  5  PI.  19.  2  und 
zusetzt,  drei  schwere  Aufgaben.  Phylios  löst  mit  der  Beischrift  CASTOR  auf  Münzen  des 
sie,  vernachlässigt  aber  dann  den  Kyknos.  Geta,  Co/ic»  4-',  254,  11- 16  und  des  Postumus, 
Aus  Sphmerz  über  die^  Zurücksetzung  stürzt  Cohen  6^  16,  8—10.  de  Witte,  Bech.  sur  les 
sich  dieser  in  die  Kavconr]  Uiivri,  wohin  ihm  50  emp.  qtii  ont  regne  dans  les  Gaules  au  III^ 
seine  Mutter  Thyria  folgt.  Durch  Apollons  siede  de  Vere  chretienne  S.  8  nr.  14  PI.  1,  14. 
Willen  werden  beide  in  Vögel  verwandelt.  Auf  Medaillons   des  Commodus   steht  er,   hier 

[Engelmann.]  mit    einem   Stern    über   dem  Haupte,    ebenso 

KyLlbras    (KvXäßgag),     ein     Schafhirte    in  neben  seinem  Rosse  vor  einer  sitzenden  Figur, 

Lykien,    welchem    Lakios,    der    Gründer    von  in  welcher  Fröhner  a.  a.  0.  S.  129  und  Cohen 

Phaseiis,  das  Gebiet,  wo  er  die  Stadt  gründen  3-,  296,   511.    800,  525   den  Kaiser  erkennen, 

wollte,    mit    Salzfischen    abkaufte.      Deshalb  Auf  einem  Contorniat  mit  der  Büste  des  Julius 

opferten   die  Phaseliten   dem  Kylabras  in  der  Caesar  im  Obv.  verzeichnet  Cohen  8^  285,  85 

Folge  Salzfische,  J.<7im.  7  p.  297  e.  f.     Photius  =    Sabatier,    Medaillons    contorn.    PI.    11,1 

lex.  V.  ^aarjXig  nennt  ihn  KöXaßQog.,   Suid.  v.  60  „luppiter  assis  et  Castor  avec  son  cheval";  auf 

^aarilig  XalaßQog.    Zenob.  6,  36  sagt,  dafs  die  einem  Karneol   Chabouillet,  Cat.  gen.  des  cam. 

Phaseliten  den  Göttern  Salzfiache  opferten.  et  p.  gr.  de  la  bihl.  imp.  p.  240  nr.  1789  „Castor: 

[Stoll.]  dressant  un  cheval".     Der  Name  Kyllaros,  wel- 

Kylantlios  (üTiUar-ö'oe),    Sohn   des  Atheners  eher  auch  für  andere  Pferde  vorkommt,  J5M?»owf 

Leos,  Enkel  des  Orpheus,  Suid.  u.  Phot.  v.  Asa-  et  Chaplain,  Les  ceram.  de  la  Grece  propre  S. 

WQiov.  A2JOSt.  10,  bS.  Schol.  Dem.  bi,  7.   [Stoll]  236  nr.  9,  S.  253  nr.  11,  wird  von  Jeschonnel; 

^^^^^^y^^^^  {KvltxQaßrjg),  Sohn  des  Sthenelos,  De  nom.  quae  Graeci  pecudibus  domesticis  indi- 

KöniginArgos;  starb  kinderlos,  worauf  Orestes,  derunt   S.  48   von  KvUög  {„hoc  nomine'^igitur 


1701                        Kyllen  Kyme                         1702 

equus  significatuy,  cttius  Spina  est  inflexa")  ab-  Kyllo  {KvXlu);  vgl.  KvllccQoq  u.  KvXlonödri?), 

geleitet.     Drexler.]      Mehr   hei  De  Vit,   Ono-  einer  der  Hunde  des  Aktaion  (vgl.  Kyllopodes): 

VKist.  s.  V.  Ciilhivus.  —  3)   Sohn   des   Brongos  HyH-  f.  181.     [Röscher.] 

Führer  des  indischen  Volks  der  Sibae,  Bundes-  Kyllopodfs    {Hyg.     Cyllopotes) ,    Hund    des 

genösse   des   Deriades,    Nonu.  Dion.   26,   220.  Aktaion  (vgl.  Kylie):  Hiji).  f.  181.     [Röscher.] 

Der  36,  281  genannte  König  der  Karminer  ist  Kyiloyoiliou  =  Hephaistos  (s.  d.). 

wahrscheinlich  derselbe,  Meu*/i:e,  De /;ai/"oni/OTiS  Kyiuata    {Kv^iaza),    Personifikationen     der 

gr.  comm.  1  (Elbing  1846)  p.  14.     [Stell.]  Wogen,  als  Götter  bei  Artemid.  2,34.    [Höfer.] 

Kyllen   {Kvlliqv),    Sohn    des  Elatos,    Enkel  Kyiuathea  {Kvaccd'soc)  =  Kymothoe,  Nereide 

des  Arkas,  nach  welchem  das  arkadische  Ge-  lo  auf  einer  aus  Kameiros  stammenden  nur  lücken- 

birge   Kyllene   benannt  war,   Paus.  8,  4,  3.  8,  haft  erhaltenen  Schale,  deren  eine  Darstellung 

17,  1.    ^'ülcl^er,  Japet.  Gesclil.  175  f.  180.    Auch  zeigt:    ,,(Peleus    und)   Thetis  (©^yr/e);   ringsum 

Kyllene,  die  Hafenstadt  von  Elis,   hatte  ihren  Nrjgsvg  (thronend;  in  den  Händen  Scepter  und 

Namen  von   diesem   Kyllen   nach   den  Worten  Delphin);  Kviia&tcc;  Tqltcüv  (in  Fischsrhwanz 

des  Paus,  ß, 26,  S:  ccno  dvÖQog  'Agyicidog.  [Stoll.j  endend;  in  den  Händen  Scepter  und  Delphin); 

Kyllene  (ÄvilArJ^■^;),  1)  vi]ig  vv^cpri,  dcp'  ryg  D^vurj  (d.  i.  wohl  rk[cc]vy.rj);  Kvfi(o;  [J jxa \i)^ £ a ; 
x6  oQog  Ij  KvlXrjvr}  viixlsLTaL  (vgl.  Steph.  Byz.  \r^aXsvrj  und  noch  eine  sechste  namenlose 
s.  V.  Eiist.  p.  3U0,  37.  1951),  Gattin  des  Lykaon,  Nereide,  die  auf  Nereus  zueilt  und  ihm  Be- 
Mutter des  Oinotros  und  Peuketios.  Pherekyd.  fr.  rieht  giebt  über  den  Raub  der  Thetis",  so 
85  bei  Dion.  Hai.  A)xh.  1,  13.  Nach  Apollod.  20  Heydtmann ,  Comm.  phiL  in  hon.  Moinmseni 
3,  8,  1  Gattin  des  Pelasgos,  Mutter  des  Lykaon,  S.  171  Anm.  30,  s.  auch  Winter,  Die  jüngeren 
ebenso  Scltol.  z.  J£nr.  Or.  1647  [vgl.  z.  Plies.  attischen  Vasen  S.  51  nr.  7  nach  Journ.  of  pJäl. 
36].  Tzetz.  ad  Lyc.  vs.  481;  vgl.  Hecat.  [?]  7,  1877  Taf.  A.  Die  Namen  für  Kymothoe 
frgm.  375  ed.  Müller.  Nach  Philosteph.  fr-  *J  wechseln  sehr  in  der  Schreibung.  Auf  der 
(b.  Sclwl.  l'ind.  Ol.  6,  144)  und  Fest.  b.  Paul.  Neaplcr  Vase  3352  steht  Kv(ia&08;  auf  der 
Diac.  p.  52  Müll,  war  K.  Erzieherin  des  Her-  Würzburger  nach  Mon.  d.  Innt.  1 ,  38  und 
mes  (Mercurius).  —  2)  „Menephron  cum  Cyllene  OverbtcJc,  Gall.  her.  Bildw.  8,  7  Kv^aO'ori,  nach 
filia  in  Arcadia  et  cum  Bliade  [?]  matre  sua  Campanari ,  Ant.  vasi  dip.  della  coli.  Feoli 
concubuit"  Hygin.  f.  253.  Ebenso  Ovid.  Met.  nr.  100  Kvfiuzor],  dagegen  nach  Urlichs,  Veiz. 
7,386.  Vielleicht  identisch  mit  nr.  1.  \ß.o?,c]iey:.^  zq  der  AntikeiDiamml.  d.  Univ.  M'ürzhurg  '6  ^.\01 

Kyllouios  (Ävnrjvtos),   1)  Beiname   des  auf  nr.  397  ÄvfiaTO'9-o»j;  auf  der  il/ttric/tenfr  nr.  331 

dem  Gebirge  Kyllene  geborenen  und  verehrten  =  C.  I.  Gr.  7398  und  der  Ann.  d.  Inst.  1864 

Hermes,  s.  aufser  den  Bd.  1  Sp.  2342  Z.  51ff.  an-  tav.  0.  P  abgebildeten  nach  Kretschmer,  Z.  f. 

geführten  Stellen:  Hom.hymn.  in  Merc.  304:.  31H.  vergl.  Sprachf.  29  p.  170  nr.  30  Äv[icci&6cc  oder 

387.  408.     Oiph.  fr.  244  Abel.    Hippon.  fr.  21  a  Kv^iax6?ta;  auf  der  Ann.  d.  Inst.  1850  Tav.  H 

(14).   LuJ:.  Ikaroin.  3i.    Dial.  deor.  22,  1.  Xonn.  abgeb.  (C. /.  G/'.  8158)  Zuf^O'S-fo:;  auf  einer  Pyxis 

Dionys.  48,  710.    Anth.  Pal.  6,  92.  96.  11,  274.  des  Brit.  Mus.  mit   Darstellung  einer  Genre- 

Anth.  Plan.  193.  Suid.  Paus.  8,  17,  1.    Creuser,  scene,  in   welcher   die  Frauen  Nereidennamen 

Anecd.  Gruec.  p.  32.    Orid.  Met.  14,291.    Verg.  tragen,  Kv^oSaa,  Heydemann  a.  a.  0.  S.  171. 

Aen.  4,  252.  276;  vgl.  258.     Auson.  ed.  Peiper  io  Über  die  Darstellung  der  Kymothoe   auf  der 

p.  405.     Bei  Hippon.  fr.  1  heifst  er  Kvllr^vrig  Neapeler   Vase  3352   und   der   C.   I.  Gr.  8158 

näliivg,  vgl.  Alkaios  fr.  b  (22)  Bergk  3*  p.  148:  verzeichneten,   vgl.  Stephani,  C.  r.p.  l'a.  1873 

XctiQS    Kvlluvag    0   [liSiig.     Orph.  Argon.  131 :  S.  141  Anm.  1;  S.  166.   167.    Heydemann  a.  a..  0. 

KvlXrivrig    p-tösav.      I\onn.   Dionys.     13,   277:  S.  176;  vgl.  über  K.  auch  Gaedechens,  Glaukos 

hdiog  'Egnstao    KvXXr'iviog    tögrj   und    Callim.  der  Meergott  S.  88  u.  Anm.  6.     [Drexler.] 

hymn.  4,  272:  TreqpiXrjffETai  .  .  näyog  'Egfisi!;]  Kvl-  Kymatlioe  (KYMA0OE)  =  Kv(io&6r]  (s.d.)  auf 

X)'jVLog;  vgl.  ferner  Ovid.  Met.    11,  304.    Auch  einer  Neapeler  Vase  beiife)/(Ze?Howi,  Fasen.»?,  m 

findet  sich  die  Form  KvXXrivaiog  b.  Hippon.  fr.  Neapel  nr.  3352.      Vgl.  Kymathea.     [Röscher.] 

16  (10),  so  mit  Meinekc  und  Bergk;    Welcker  Kymatoleg'e    {Kv^aToXrjyr]),    Nereide,    Hes. 

schreibt  KvXXi]V£iog.     KvXXr^vüo  xat  zotg  ccXXoig  50  Th.  253,  auf  einem  Vasenbild,  Annal.  d.  Inst. 

&£otg,  Jnschr.  aus  Notion,  Barth,  Bliein.  Mus.  arch.   4  p.  124.     [=   C.  I.  Gr.  8354,  jetzt  in 

1850,  259  =  Waddington ,   Inscr.  d'Asie  min.  Würzburg,   Urlichs,   Verz.  d.  Antikensammlung 

1564.     Vgl.  Kyllios.  —  [2)  Beiname  des  Pan,  d.   Univ.   Würzh.   3   S.  101  nr.  397.     Drexler.] 

Anth.  Pal.  6,  96,  3.     Immerwahr ,   Ark.   Kulte  Schoemann,    Op.    Ac.    2,    167    (Fluctisterna). 

S.  192.  206.    Drexler.]     [Höfer.]  Braun,  Gr.  Götterl.  §  83.   [StolL] 

Kylleuos  (Ät^AArjvog),  zugleich  mit  Titias  der  Kymatothoe?  =  (KYMATO0AI   von  rechts) 

vornehmste  unter  den  idäischen  Daktylen  und  =   Kymothoe   (s.  d.).      Vgl.    C.    I.   Gr.   7398. 

Begleiter  {nägiSgog)   der  Rhea;   diesen   dreien  0.   Jahn,  Münchener  Vasens.  nr.  331.     S.  Ky- 

opferten   die   Argonauten    in  Mysien    um  Ab-  mathea.     [Röscher] 

wehr  der  Stürme,  Ap.  Bh.  1,  1126,   dem  Me-  go      Kyme  {Kv^ri),   1)  Amazone,    Eponyme    der 

nandros  folgend,  nach. welchem   die  Milesier,  Stadt  in  Aeolis,   Strabo  11,  505.  13,  623  nach 

wenn  sie  der  Rhea  opferten,  vorher  dem  Kyl-  Ephoros.  Diodor  3,   55.     Mela    1,   90.     [Klüg- 

lenos  und  Titias  opferten,  Schol.  Ap.  Bh.  a.  a.  0.  mann.]  —  2)  Personifikation  der  Stadt  Kyme, 

Lobeck,  Agl.  2,  1166.     Süiwenck,  Andeutungen  bildlich   (mit   Unterschrift   CYME)   dargestellt 

98.    Hock,  Kreta  1,  306  f.     [StolL]  auf  der  sog.  Puteolauischen  Basis  (vgl.  0.  Jahn, 

Kyllios  {RvXXiog)  =  KvXXiqviog  (s.  d.).  Vgl.  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.   Wiss.   1851  Taf.  H,  5  u. 

Stepli.  Byz.  s.  v.  KvXXr'ivrj:  xal  KvXXiog  Xäyszui  S.  135.    Baumeister,  Denkm.  S.  1297)  „als  eine 

"EQjifjg  Y.cizcc  6vyy.07tiiv  zoi  KvXXr'iviog.  [Röscher.]  Frau  mit  der  Turmkrone   in  einem  langen  .  . 

54* 


1703                      Kymelos  Kynetia                       1704 

gegürteten   Chiton   .   .    in   der  Hand  hält  sie  Kymothou    {Kvfio&cav),    Sohn    des    Oiagros 

einen    nicht    mehr    deutlich    zu    erkennenden  und  der  Muse  Kalliope,    Bruder  des  Orpheus, 

runden  Gegenstand,  der  aber  eher  einer  Scheibe  Tsetz.  L.  831.     [StoU.] 

als  einem  Gefäfs  gleicht  .  ."    „Auf  Münzen  von  Kynadas ,   Beiname   des  Herakles    in   einer 

Kyme  erscheint  sie  als  amazonenartige  Figur  von  Heuzcy,  Le  mont   Olympe  et   VAcarnanie 

(s.  nr.  1)  mit  einem  Modius,  der  sie  als  Stadt-  S.  483  nr.  44  mitgeteilten  Inschrift,  vgl. /Sc/^mtcZi, 

göttin  charakterisiert,  einen  Dreizack  mit  der  Philol.  17  S.  549.     [Drexler.] 

L.   aufstützend,    einen  ruuden   Gegenstand   in  Kynades    {Kvvädrjg'    TLoanSäv     'Ad'rjvrjaiv 

der   R."    {Mionnet,  Suppl.  6,  15,  117.  22,  157.  -cipLarai.     Hesycli).     Vgl.  Töpfftr,  Att.  Gcneal. 

Sireher,  Numism.  gr.  Tat".  3,  8  p.  2C8fl'.  Panofka,  lo  302  f.     [Röscher.] 

V.  d.  Einfl.  d.  Gotth.  1  Taf.  1,  21.     Vgl.  auch  Kyiiagia   {Kwayia).     Eine^am"  Peneios'ge- 

den  Kopf  der  Kyme,  ,,ceinte  d'un  bandeau  a  fundene   Inschrift    trägt    die    Worte    Kvvayia 

dr."  auf  der  Münze  bei  Itiihoof- Blumer,  Monn.  6vi&eiv8,  Fick  in  Bezzenbergers  Beüräjen  5,18. 

gr.  p.  272.    Head,  Rist.  num.  p.  479).    Andere  Man  wird  wohl   mit  Fick  a.  a.  0.  an  Artemis 

Münzen  von  Kyme  {Jahn  a.  a.  0.  S.  136.    Cab.  {nvvuyög,  Soph.  El.  563.    Kvvrjy£ti.g,  Cornut.  de 

d'AlUer  13,  27.     Müller -Wieseler,  D.  2,  7,  85.  nat.  deor.  34.    Poll.  5,  13.    Triklinios  in  ScJiol. 

Panofka  a.  a.  0.  1  Taf.  1,  15.     Imhoof  a..  a.  0.  Sop)li.  Oed.  B.  203:  ■Awiqysxiv.ri  Q-sog;  vgl.  Bd.  1 

S.  273   stellen  dagegen  Poseidon   dar,   wie  er  Sp.  581  Z.  33  ff.)  denken  müssen.     [Höfer.] 

auf  einem  von  Hippokampen  gezogenen  Wagen  Kyiiaitlieus  {KvvaiQ-svg),  Beiname  des  Zeus 

eine    Jungfrau    (wohl    Kyme)    entführt    {Jahn  20  zu  Kynaitba  in  Arkadien,  Lykophr.  400;  nach 

S.  136.    Overbeck,  Kunstm.  Poseidon  Taf.  6,  31  Tzetz.  z.  d.  St.  heilst   er  so,   weil   die  Arkader 

S.  341  f.     [Vgl.  auch   Cavedoni,  Ann.  d.  Inst.  ihn  verehrten  ev  taig  KvvriXaai'aig  -nai  ^v  &£v- 

1861   S.  145   und   Wieseler,  Gott.  Nachr.  1877  csai   {&riQ8vas6i)  täv  Kvväv;  aber  Gerhard, 

S.  33—39.    Drexler.]     [Röscher.]  Gr.  Myth.  199,  12  deutet  den  Namen  als  Glut- 

Kymelos,  einer  der  Lapithen  (s.  d.),  auf  der  gott,  vgl.  Paus.    5,   22,  5;    s.    auch    Paus.    5, 

Hochzeit  des  Peiiithoos  von  Nessos  getötet,  Ov.  22,  1.   8  ,19,  1.     Immerwahr,  Kulte  u.  Mythen 

Met.  12,  454.      [Stoll.]  Ark.  1,  25.     [Höfer.] 

Kymni.sseiis     {Kvyiviaosvg),     Beiname     des  Kynaithos    {Kvvaid-og),    Sohn    des  Lykaon, 

Apollon  auf  einer  Inschrift  aus  Myndos:  ano-  Gründer  der  arkadischen  Stadt  Kynaitha,  Steph. 

&iaQ-ccL    xä    &S(p    i^fiäv    Kv^vicost   'AnöXlcovi,  30  B.  v.  Kvvai9a.    ApoJlod.  3,  8,  1.     [Stoll.] 

Bull,  de  corr.  hell.  12  (1888)  p.  280.     [Höfer.]  Kyuanches  {Kvväyxrjg),  IBeiname  des  Hermes 

Kyiiio  {Kv^cö),  eine  Nereide,  Hes.  Theog.  255,  bei    IIipj)onax  fr.    1   Bergk:    'EQufj    Kvväyxa, 

Ap)oUod.  1,  2,   7.     Schoemann,    Op.  Ac.  2,    167  Mrjovioxl  Kccvöavla,  \\  tpcogäv  sxaiQS  v.xl.     Da 

(Undina).     Braun,  Gr.  Götterl.  §  84.     [Stoll.]  man  uAch.  Hesy eh.  b.\.  Kvväyxrj  {t^^X^Vi  MX^'^^I' 

Kyinodoke  {Kvfxoö6v.ri),   ein;  Nereide,  Hes.  ivioi  xov  Sta.  xBigäv  ösciiov.  ot  öl  x6  xvvdyxcc 

Theog.  2b2.   II.  18,  39.    Hyg. prae f.  Tp.2S  Bunte.  dvxl  xov  v.XbTtxa  %xl.)  unter  %vvDcyxri  ein  In- 

Verg.  Aen.  5,  826.     Georg.  4,  338.    Schoemann,  strument  verstand,  mittelst  dessen  man  wach- 

0/).  J.C.  2,  167  (Flucticonda).  Braun,  Gr.  Götterl.  same  Hunde   unschädlich  zu  machen  und  am 

§  83.  97.    [Stat.  Silo.  2,  2.  19.  20.    Heydemann,  Bellen  zu  hindern  wufste,   so   bezeichnet  der 

Comm.  phil.  in  hon.  Mommscni  S.  171:  „Vasen-  40  Beiname  wohl  den  diebischen  Charakter  des 

bild  bei  Millingen,  Uned.  Mon.  I,  A  =  OverbeCk,  Hermes ,    wie    denn    schon    alte    Erklärer    (s. 

Sagenkr.    8,    1:    Kv(icü[S]oxrj^'-.       Den    Namen  Tzcizes  bei  Bergk  a.  a.  0.)   ihn  auf  den  yivav 

KYMOAßKE  führt  auch    eine   der  Frauen  auf  Argos  (vgl.  Argos  als  Hundenamen),  den  Wäch- 

dem  heroisierten  Genrebild   einer  rotfigurigen  ter  der  von  Hermes  entführten  lokub,  bezogen 

Pyxis    im    Brit.    Mus.,   Heydemann    a.  a.   0.  {vg\.  ü,\xch.  Tzetzcs  hei  Gramer,  An.  Ox.  3,  3b\.,l 

Drexler.]     [Stoll.]  x6  Ss  KavSuvXrig  Äv8iv.aig  cov  G%vXXonvCy{.xriv 

Kyinodokeia(iCt)fi.o5o)tfto:),  eine  der  Nymphen,  Xiysi,  aonsQ'lnncövcc^  SsC-nwai  v.xX.,  wozu  auch 

in  welche  die  Schiöe  des  Aineias  von  Kybele  Hesycli.   s.  v.   Kuvöavlug-   'Epji^g  r]  'HgccuXrjg 

verwaiidelt  worden  waren,   Verg.  Aen.  10,  225.  zu  vergleichen  ist.    Der  'HgaKXrjg  K.  geht  wohl 

[Stoll.]  50  auf denEntführerdes  Kerberos).  Q.a,nch.  Curtius, 

Kymopoleia  {KvfionoXsia),  Tochter  des  Po-  Grdz.  d.  gr.  EtJ'  S.  159.     [Ahrens,  Kl.   Sehr. 

seidon,  die  er  dem  Briareos  zur  Ehe  gab,  Hes.  1    S.  371.     Usener,  Bh.  Mus.  1868  S.  336.    de 

Theog.  819.    Preller,  Gr.  Myth.  1,  42,  2.    [Stoll.]  Lagarde,  Ges.  Abh.  p.  275.  Drexler.]    [Röscher.] 

Kymorios  {Kv^näQiog),  Beiname  des  Zeus  in  Kynetia  {Kvvsxia),  Tochter  des  Ares,  Hesych. 

der  karischen  Stadt  Bargylia,    Cousin-Diehl  in  v.  Äwart'av,  der  hinzufügt:  ri'AQ-riv&v,'^  Ilii&ä. 

Bull,  de  corr.  hellen.  13  (1889)  p.  39  (vgl.  Pole-  [Die    richtige    Erklärung    dieser    Glosse    hat 

marios).     [Höfer.]  Dilthey,  Arch.  Ztg.  1874   S.  83  Anm.  3  gefun- 

Kymothea  (Ä'-üjU-o-ö-fß)  =:  Kymothoe  auf  einer  den:  „Kvvstiav  rjxoi"AQ£cag  yiögrjv  rj  'A&rivciv 

Vase;   C.  I.  Gr.    nr.  8158   mit   weiteren   Litte-  rj  nsid-cö.     Das  Wort   -nogr]  scheint   in  solcher 

raturau gaben.     Vgl.  Kymathea.     [Röscher.]  60  Verbindung  ein  sakraler  Ausdruck  für  Götter- 

Kymothoe    {Kv[io&6r]),    eine    Nereide,    Hes.  paarung  zu  sein.  Hesych. 'Adyirixovyi6Qri''Ey.äxr]. 

Theog.  245.    II.  18,  41.    Apollod.  1,  2,  7.    Hyg.  Auf   einer   Vase    von   Cervetri   ist   der   neben 

praef.  p.  28  Bunte.   Verg.  Aen.  1,  144.    Val.  Fl.  Herakles     stehenden    Athene     beigeschrieben: 

2,  606.    Quint.  Sm.  5,  341.     Vasenbild:  Ann.  d.  .  .PAKVEOY$  KO.  E,  was  Hclbig  unzweifelhaft 

Inst.  arch.   4   p.  124   (KvficiQ-cöri).     Schoemann,  richtig  {Bullett.  delV  Inst.  1866  S.  181)  '7/po;- 

Op.  Ac.  2,  167  (Undicita).    Braun,  Gr.  Götterl.  nXiovg  v.Öqt]    las.     Dies  Paarungsverhältnis  ist 

§   77.    97.     Preller,    Gr.   Myth.   1,   455.     Vgl.  nachgebildet    worden    in    der   Beziehung    der 

Kymathoe,  Kymatothoe,  Kymothea.      [Stoll.]  Priesterin  zum  Gott.     So  erklärt  sich  die  viel 


1705                      Kjnides  Kynosuros                    1706 

besprochene  attische  Inschrift  (vgl,  besonders /f.  Kyuopolites  s.  Lokalgottheiten. 

Keil,  Arcli.  Ztg.  1851  S.  334ff.):   Srjua.   ^Qaai-  Kyuortas  {KvvÖqtccs,  KvvÖQtrjg),  1)  Sohn  des 

yiXsiag'  ■novQT]  KSKCQ8Vfiai."AQrii,  dvri  yciiiov  nugcc  Amyklas  und  der  Dioraede,  einer  Tochter  des 

&Bäv  xovTO  Xccxovo'  bvo^ci.^^    Drexler.]  [StolL]  Jjapithes,    Bruder  des  Hyakinthos,    nach   dem 

Kynides  s.  Kynos  2.  Tode   seines   ältesten    Bruders   Argalos   König 

Kynueios  s.  Kynnes.  von  Sparta,  Vater  des  Oibalos,   Paus.  3,  1,  3. 

Kyiioa   (Kvvta),   Amazone,   Eponyme    einer  Apollod.  3,  10,  3.    Viele  nannten  den  Perieres 

Ortschaft    bei    Heraclea    Pontica   nach    Steph.  nicht  Sohn  des  Aiolos,  sondern  des  Kynortas, 

Byz.  s.  V.     [Klügmann.]  Apollod.  1,  9,  5.   3,  10,  3.     Tzetz.  L.  511,    und 

Kyiiues  (Ä'i;j'j'>js).  DiesemythischePerson  hat  lO  Perieres  ist  dacn  Vater  des  Oibalos,  Apollod. 
zuerst  derUnterzeichnete  aus  dem  Dunkel  hervor-  3,  10,  4.  Schol.  Eur.  Or.  447.  Bei  Tzetz.  L. 
gezogen,  Gig.  u.  Tit.  55.  62  ff.  Es  haben  sich  1125  heifst  Tyndareos  der  Sohn  des  Kynortas 
dann  eingehender  Tüpffer,  Ait.  G^f«.  290.  301fF.  und  der  Gorgophone.  Das  Grab  des  Kynortas 
und  besonders  G.  Kirchner,  Attica  d  Pelopon-  befand  sich  zu  Sparta  in  der  Nähe  der  Skias, 
nesiaca,  Diss.  Gryphisw.  1890  S.  49  damit  be-  Paus.  3,  13,  1.  Curtius,  Peloponn.  2,  232. 
schäftigt,  denen  auch  die  richtige  Lesung  (statt  Welclrr,  Gr.  Göttcrl.  1,  474.  Ahrens,  Philol.  19, 
Kynnos)  verdankt  wird.  Es  handelt  sich  um  411.  Preller,  Gr.  Myth.  1,  204.  Gerhard,  Gr. 
den  Heros  des  attischen  Kynniden-Geschlechts,  Myih.  2  §  836.  Stammtafel  p.  239.  Deimling, 
bei  dem  der  Kult  des  ApoUon  Kynneios  oder  Leleger  118.  [Meist  gilt  K.  als  Repräsentant 
Kynnios  erblich  war.  Dieser  Kult  ist  durch  eine  20  der  heifsen  Hundsternzeit,  während  deren  die 
Inschrift  von  Korinth  C.  I.  G.  1102  und  durch  Tollwut  der  Hunde  auszubrechen  pflegt  (so 
Polyb.  32,  27  im  aiolischen  Temnos  bezeugt,  Wtlcker  a.  a.  0.  A.  Mommsen,  Heortol.  103. 
während  in  Attika  selbst  die  Legende  ihn  bald  E.  Maaß,  Analfcta  Eratosth.  122.  MilchJiöfer, 
am  Parnes,  bald  am  Hymettos  (hier  am  häufig-  Üb.  d.  att.  Apollon  59.  'Boscher ,  Apollon  u. 
sten)  bald  an  der  Ostküste  in  Halai  ansetzt;  Mars  58).  — Bobtrt  bei  Preller,  Gr.  M.  1,  248. 
wohl  ein  Zeichen,  dafs  er  an  allen  drei  Orten  272  fafst  ihn  ebenso  wie  den  Apollon  Kynneios 
existierte.  Nach  Analogie  von  Ms-xot'a  und  als  „Beschützer  der  Hundezucht".  Die  Be- 
anderen Reduplikativ-BilduBgeu  {Gig.  u.  Tit.  ziehung  des  K.  zum  Hunde  macht  wahrschein- 
62,  23)  zieht  Kirchner  mit  vollem  Recht  den  lieh  Töpffer ,  Ait.  Geiieal.  .SOI  f.  Vgl.  auch 
attischen  Demos  Kikynna  mit  seinem  Apollo-  30  Kynoi'tas  2.  —  2)  Beigeschriebener  Name  eines 
kult  hierher,  dessen  Lage  er  aber  schwer-  Kalydonischen  Jägers  auf  der  Fran9oisvase 
lieh  richtig  an  der  Ostküste,  gegenüber  Euboia  (C.  Z.Crr.  8185  *etc.),  der  wahrscheinlich  „Hunde- 
sucht; vgl.  JMilchhöfer ,  Untirsuchungen  über  hetzer"  bedeutet;  vgl.  v.  Wilamoicitz,  Isyllos 
die  Bemenordnnng  d.  Kliisth.  p.  26;  am  besten  87.  Töpffer  a.  a.  0.  302.  Röscher.]  [Bau- 
B.  Löper,  Mitteil.  d.  Athen.  Instit.  17,  396 f.  meisier,  Bh.  3IvsAS'n  S.5i.  Beiehel,  A.E.M.O. 
Die  Legende  versucht  den  Namen  Kynnes  12  S.  48  nennt  ihn  Kymortes  (Druckfehler?) 
von    Hunden    herzuleiten,    welche     das    aus-  Drexler.]     [Stoll.] 

gesetzte   Götterkind    witterten;    (im    einzelnen  Kynos  {Kvvog),  1)  Sohn  des  Opu?,  Vater  des 

ist  diese  Überlieferung  verderbt  und  wird  ver-  Hodoidokos  und  der  Larymna,  nach  welchem 

schieden  verbessert).     Doch  ist  an  einen  wirk-  40  die  Stadt  Kynos  in  Lokris  benannt  war,  Paus. 

liehen  Zusammenhang  damit  nicht  zu  denken,  9,  23,  4.    Eustath.  p.  277,  18.    ticliol.  II.  2,  531. 

auch  nicht  mit  Kynortes,  wenn  dies  von  yivav  [ —  2)  Stammvater  der  athenischen   Kvvvidcci, 

herkommen    sollte;    und    zwar    nicht    nur  aus  eines  ysvog  hgov  ano  Kvvov  /)  KvviSov  riqmog. 

sprachlichen    Gründen,    auf   die    Töpffer    und  Et.  M.  s.  v.  KvvvCScci.     Weiteres  bei   Töpffer, 

Bobeit  (z.    Preller,   Gr.  Myth.  1,  248,  2;  vgl.  Att.    Gen.   S.  301  ff.     Vgl.   Kynnes.     Röscher.] 

272,  1,    widerlegt    durch    Maafs,   Hermes  25,  ...        [Stoll.] 

405,  2)   sich  stützen.     Denn  nach  Steph.  Byz.  Kyiio sura(ÄtJX'0(Tov9o;),  eine  idäische Nymphe, 

V.  Kvvva   leitete    die    Ortschaft    Kynna    beim  mit  Helike  Erzieherin  des  Zeus  in  Kreta.    Beide 

Pontischen  Heraklea    sich    von    einer    gleich-  wurden  von  Zeus,  als  Kronos  ihnen  nachstellte, 

namigen    Amazone    oder    von    'Kynnes    dem  50  in   die  Sternbilder  der  beiden  Bären  verwan- 

ßruder  des  Koios'  her.    Dies  und  der  Umstand,  delt,    während    Zeus    selbst    die    Gestalt    des 

dafs   der  kynnische   Apoll  in  dem  lelegischen  Drachen   annahm.     Ein   Ort  in  Kreta  bei  der 

Temnos  auftritt,   deutet  auf  ein  fremdes  oder  Stadt  'lazoi  wurde  nach  ihr  Kynosura  genannt, 

halbgriechisches  Wort,  vielleichteinenStammes-  Hyg.  P.  A.  2,  2.    Eratotth.  c.  2  u.  30.     Arat. 

namen,    wie   er   sich  jetzt    sogar    in   Pandion  Phaen.  35.    German.   ad  Arat.   24  {Müller,  fr. 

hat  nachweisen  lassen  {vgl.  Slytlmtorica  1,  2  im  /(.  gr.  4  p.  293,  1).    Serv.  V.  Aen.  1,  744.  3,516. 

ifen« es  27  Heft  4).    Auf  so  fremdartigem  Unter-  Ge.  1,  138.   246.    Schol.  Od.  5,  272.     Eustath. 

grund  erwuchsen  leicht  Titanensagen;  s.  oben  p.  1535,  11.   Schol.  II.  18,  487 f.   £^.  ilf.  332,  11. 

Kronos.     [Maxim.  Mayer.]  Die  Verwandlung  in  Bären  wurde  auch  in  die 

Kynuios  s.  Kynnes.  eo  Nähe  von  Kyzikos  verlegt  {"Aqkzcov  ögog,    'Jq- 

g  Kynuis  {Kvwig),  S.  des  Apollon  und  TlaQ-  ^zovvrjaog),   Schol.  Ap.  Bh.  1,  936.    Schoemarm, 

vr,9i'ag  vvficprig^   Socr.  b.  Suid.  s.  V.  Kvvri^tog.,  Op.  Ac.  2,  135.  262.     [Stoll.] 

Stifter  eines  Apollokultes  in  Athen.  S.  Kynnes  Kynosuros  {KwccovQog),   1)  Sohn  des  Her- 

und  Töpffer,  Att.  Gen.  S.  301  ff.     [Röscher]  mes,    nach    welchem    eine   Höhe    in   Arkadien 

Kynnos  s.  Kynnes.  Kynosura  benannt  war,  Steph.  B.  v.  KvvoaovQa. 

Kynon  {Kvvav),   so   nannte   Pherekydes  den  —  2)  Sohn  des  Pelops  und  der  Hippodameia, 

Koon,    Sohn    des    Antenor,    Schol.   II.   19,   53.  Schol.  Eur.  Or.  5.    Mant.  prov.  2,  94.    Tzetz. 

[Stoll.]  Exeg.  in  II.  p.  67  ed.  Herrn.     [Stoll.] 


1707                      Kynthia  Kyon                        1708 

Kyiithia  (Kw&ia),   Beiname  1)   der  Athena  'EnKr^g  äyalfia.    Beider,   Anecd.    S.  336,  31; 

auf  einer  in  Delos  <jefundenen  Inschrift,  Diiten-  JEustath.  ad  Od.  S.  1467,  37;  vgl.  Bosclier,  Selcne 

berger  249,  p    370:     z/tl'   KvvQ-iai   vai  'AQ-rivü  S.    107   u.   Aniu.  447)   wurde   Hekate   hunds- 

KvvQ'la.    —    2)   der  Artemis,  Hör.   ca.    3,   28,  köp6g  v.vvov.i(falo?,  y.vvongöawnog  dargestellt. 

^12.    Lucan.   1,  219;    vgl.    Jiur.   Iph.   T.    1098  Orph.  Argon.  977 flP.  Abel  beschreibt  ihre  drei 

"jQTBfiiv  .  .   K  ncxQU  KvvQ'iov  ox^ov    oiMfr.  Häupter    so:    Aatov    <J'    cig'     insaavxo    äfiov   \ 

[Höfer.]  i'mtog   %ULxr'iiLg    -AaToc   Ssi,ia    S'    rjsv   d&griGai  \ 

Kyntliios   {Kvv&iog),   Beiname  1)   des  Zeus,  Xvcaamig    cyivläiir],    neaarj    Sh    GimyQio^iÖQfpog. 

s.  Kynthia  1.    [S.   Lebcgue,  JRech.  sur  Dclos.  Die    von    Abel    aufgenommene    Änderung    ds 

Paris  1876.    Chap.  3  ,,Temple  de  lupjjüer  Gyn-  lo  GvayQiönoQq)og    für     das    überlieferte    d'    i'cpv 

tliien  et  de  Blinerve  Cynthiennt"  S.  130  ff.,  die  aygioiioQcpog    stammt    von    Wiel.      Gesncr    im 

Inschriften  (worunter  S.  156  nr.  5  =  DiUenb.  Iudex    seiner    Ausgabe    erklärte    dygiöfiogcpog, 

249)   von   S.  139    an.      Widmung   an   Zeus   K.  indem  er  sich  auf  Porph.  de  abst.  3,  17  bezog 

und  Athena  K.  auch  B.  G.  H.  6  S.  343  nr.  58;  als  löwenköpfig.     Ein   löwenköpfiges  Bild  der 

an  Zeus  K.,  Sarapis  und  Isis   ebenda   S.  328  f.  Hekate    haben    wir    vielleicht    auf   dem    bei 

nr.  23.     Priester  des   Zeus    K.   Meier,   Gomm.  Wiescler,  GöUingtr  AntiVen  unter  nr.  35a  ab- 

epigr.  1  nr.  43  Z.  14;  2  nr.  24  Z.  8.    Drexler.]  gebildeten  geschnittenen  Stein,  bei  dessen  Er- 

—  2)  des  Apollon  {Gallim.  h.  4,  10.  Stcph.  Bys.  kläruug  Wieseler  an  kühnen  Vermutungen  das 

s.  V.  drjlog.    Hör.  ca.  1,  21,  2.      Verg.  EM.  6,  3.  Menschenmögliche    geleistet    hat.     Wir   sehen 

Georg.  3,  36)   nach   seiner   Geburtsstätte,   dem  20  auf  der  Abbildung  auf  einem  über  ein  Gerippe 

Berge  Kynthos  (daher  Kvv&oysvr]g,  Dosith.  ara  dahineilenden      Löwen       eine      löwenköpfige 

Anth.   Pal.  15,   25,  9)  auf  Delos,    vgl.    Hom.  schlangenumwundene    Figur    (vgl.    Porph.    de 

hymii.  1, 17,  26;  sein  Tempel  lag  auf  dem  Kyn-  pliü.  ex  orac.  haur.  S.  135  vs.  112f.  -nal  dgänav 

thos,  Hom.  liymn   1,  141  und  Gemoll  z.   d.  St.;  TtsQiaraXrjg  \  diiaaaiv  nog-qv  -ugatäv),  welche  in 

vgl.  auch  Arist.  Nub.  596  KvvQ-iav  sicov  vipi-  der   L.   eine  Fackel  (vgl.  ebd.   vs.  110  Idixitäg 

Ksgcixa  Ttstgav.     [Vgl.  auch   Usener,  Wi.  Mus.  ^'ctco  Ttgog  x^QC(g),  in  der  ß.  den  Schlüssel  (ebd. 

1868    S.   338  und   S.  348   Anm.  96.      Drexler.]  S.  136   vs.  115    aiolrj   xb    yilBlg  ofiov)   und  den 

[Höfer.]  sich    kreisförmig    (sodafs   der   Schein   erweckt 

Kynthos  {Kvv&og),  Sohn  des  Okeanos,  nach  wird,  als  hielte  sie  einen  Kranz)  bauschenden 
welchem  der  Berg  Kynthos  auf  Delos  benannt  so  Schleierhält;  vor  ihr  erblickt  man  zwei  Sterne, 

sein  sollte,  Stepli.  B.  v.  JrjXog.     [Stoll.]  hinter  ihr  das  Medusenhaupt;   vgl.  eine  äbn- 

Kynnros  (Kvvovgog),  Sohn  des  Perseus,  der  liehe   auf  einem  Löwen   stehende,   schlangen- 

von  Argos   aus   in   Kynuria,    einer   Landschaft  umwundene  Figur  mit   nicht  näher  bestimm 
zwischen     Argolis     und    Lakonien,     die    An- 
siedelung der  Kynureer  gegründet  haben  sollte. 

Paus.  3,  2,  2.    Stcph  B.  v.  Jivvovgci.    Gurtius,  PI.  II,  C,  1,  sowie  die  auf  dem  Löwen  stehende 

Pelnponn.  2,  375.     [Stoll.]  Schale  und  Fackel  haltende  Göttin  der  Münzen 

Kyon  (A'tJffli').    Aufser  dem  Kerberos  (s.d.)  von  Philadelphia  in  Lydien,   welche   Imhoof- 

und  dem  Siriushund,  bei  denen  die  Bezeichnung  Blumer,  Gr.  Münz.  S.  720  nr.  605,  Taf.  11,  20 

als  Hund  selbstverständlich  ist,  ferner  der  oben  40  für  Hekate   erklärt.     Abweichend  von   Gesner 

(1    Sp.    1882f.,    vgl.    Usener,    Bh.    Mus.    1868  deutet    der    Duc    de    Luynes,    Etudes   numis- 

S.  335  u.  Anm.  35  und  Dilthcy,  Arcli.  Ztg.  1874  mntiques  sur  quelques  types  relatives  au  culte 

S.  84  Anm.  1)  ausführlich  besprochenen  in  eine  d'Hcnte.     Paris   1835.    4".    S.  80   dygiöiiogrfiog 

Hündin  verwandelten  Hekabe,  deren  Grabmal,  als  gorgonenhäuptig,  indem  ev  Liician,  Pldlo- 

das    Kvvog    xaXaivag    a^'j/xa,    vavxilotg    xf-nfiag  p)seudes   22    zu   Hülfe    nimmt,    wo   Hekate    als 

{Eurip.  Hcc.  1273)   in  Gestalt   eines  sitzenden  rieseagrofses  (vgl.  yiyäsaaa  Pap.  Paris.  2714) 

Hundes   auf  den  Münzen  von  Madytos  (Head,  Weib  mit  Drachenfüfsen  (vgl,  Montfaucon  2,  2 

H.  N.  S.  224)  zu  sehen  ist,  kommt  der  Name  PI.  163,  10  u.  Supj)!.  2  PI.  55,  3)  und  Gorgonen- 

nvcov   besonders  der  Hekate  zu,  nach  Usener,  haupt  geschildert  wird.  Gaedechens,  Glaukos  der 

Bh.  Mus.   1868  S.  335,   weil  sie  ursprünglich  50  Meergott   S.  90    Anm.  8   schliefst    sich    dieser 

selbst  als  Hündin  gedacht  war.    Es  ist  dessen  Erklärung  au.    Vielleicht  ist  aber  herzustellen 

kurz  schon  oben   1   Sp.  1894   gedacht   worden,  d'     i'q)v    Ttag&svöaogcpog     nach    dem     grofsen 

vgl.     DiVliey.,    Analecta    Callimacliea    p.    8  ff .  Par/scr  Pap.  v.  2122,  wo  von  2117  ein  Zauber- 

Porphyr.   de  abst.   bemerkt  3,  17:  r;  d'  'Enccxri  bild   der   Hekate    so   beschrieben   wird:   x6  Ss 

xavgog.1   ■avcov,    Xiaiva   avtovovacc   (läXXov   vita-  ft's  cpvXXov  xfig   naXnÜGov    iaxlv  ^cSSiov  xovzo' 

■Hovsi     und    4,     16:     xrjv     S       E-Hdxrjv    i'mtov,  'E-ndrrj  XQUigöcconog   t^ccxBtg   -ngcixovGK  ev  xai^g 

ravgov ,    Xfaivciv,    yivvcc    (sc.     -JtgoorjyögBVßav).  xfgalv    XafntciSag,    Si^tcov    [lEgcZv    xrjg    oipscag 

So  wird   auch   im   grofsen  Pariser  Zuuberpap.  k'xovGa    ßoog    v.£cpaXy]v,    sk    Se   xcöv   dgißXBgöiv 

vs.  2250f.    die    Mondgöttin   angerufen:    Tigiv   rj  ^wog,  t)  dt  fisar]  Tiag&Bvov  odvdala  vTTodsds- 

ds  I  Xvaarjg    laov   nagO'Bvog  kvwv  {Bruclnnann,  co  (livrj.    In  demselben  Papyrus  wird  sie  vs.  2614 

Epitheta    deor.    S.    207    LConag&Bvog    kvov)   xo  sogar   als    innoyivwv    bezeichnet.     Bruchmann, 

diva   TioLrjGBig,   und   die   vom    Beschwörer   bei  Epith.   deor.  S,  18  s.  v.  'AKtiäcpig  ändert  hier 

Lucian,  Philopseudes  14  vom  Himmel  gezogene  in  InTtog,  v.6grj,   wovon  man  sich  i'mtog  schon 

Selene   wird    beschrieben    als    TiQXv^iogq)öv   xs  gefallen  lassen    könnte,   da  der  Ausfall  des  g 

Q'BKfia,  zal   dXXoxE    dXXoiöv   xi   cpavxu^öi-iBvov  a/m    Ende    der   Wörter   in    diesen    Papyri    oft 

x6   (i£v  ydg  Ttgmxov  yvvKiv.Biav  (iog(prjv  EnsSei-  genug  vorkommt.     So  gut  wie  aber  kurz  vor- 

livvxo,  Eixci  ßovg  iyiVExo  ndytioiXog,  eha  oKvXa^  her  die  Zusammensetzung  xavgoSgdnaivcc  vor- 

EffccivExo.    Nach  anderen  Notizen  {Hesych.  s.  v.  kommt,   die    auch  Bruchmann  unbeanstandet 


o  —     ^ 

baren  Tierkopfe,  Schwert  in  der  R.,  Fackel  in  ■ 
der  L.    bei  Matter.,   Hist.   crit.   du  gnosticisme 


1709                         Kyon  Kyparissia                     1710 

läfst,  ebensogut  dürfte  ein  tmioyivav   möglich  Verg.  Aen.  3,  209;  vgl.  Bosclier,  Hermes  S.  19; 

sein.     Wie  wir  uns  eine   solche  Hekate   Inno-  Hydra  von  Lerua,  Äegvcxq  kvcov,  Eurip.  Herc. 

%vcov   zn  denken  haben,   lehrt  vielleicht  eine  für.    120;    Keren,    KfJQ£s    ^v^Loßägoi,    'AiSov 

bei  King,  The  Gnostics^  PI.  G,  3  abgebildete,  d'oal  Kvvsg,  Apoll.  Bh.  4,  1665 f.;    ßCov   v.vv£g, 

wohl  aus    der  Sammlung  der  Frau   Hertens-  Theodoridas,_Anth.  Pal.  7,  439,  3;  das  Ke tos, 

Schaaffliausen    (s.    Cat.    des    coli,  laissces  par  welches  Hesione  bedrohte,  T^irtoros  —  KccQxaQog 

feu    Viadame   viertens  -  Schaaffhausen    2    S.   67  kvcov,  Lißoplir.  34  (bei  Bruchmann   wird  die 

ur.    1629    „Figure   ä  double   face    de    Typhon  Stelle    s.   v.    Shjlla    als    verba   corriipta    Com. 

avec  deux  flambeaux  et  deiix  poignards  en  quaU-e  anon.  fr.  62^  Kode  angeführt);   yluvv.bg  it^cav, 

mains  ...  Pierre  de  fer.")  stammende  Gemme,  lo  Lykophr.A.ll\M.ii\^Sid.en,  Ävcarig  v.vvtg.,  Eiirip. 

welche  eine  vierarmige,  zwei  Fackeln  und  zwei  Bacch.   977;    vgl.   ebd.    731    co    6'po,u«^fS    iiial 

Schwerter    haltende   Doppelfigur  zeigt,    deren  mui'es  Anrede  der  Agaue  an  ihre  Gefährtinneu ; 

zwei    Häupter,    bei   der    rohen    Arbeit    dieser  Fan, MiyälagGsov-KvwvnavzoSccnögPind. fr. d6; 

Steine,  vielleicht  statt  wie  King,  der   (S.  441)  Skylla,  'Egivvg  (ii^onaQ&svog  kvcov,  Lißophr. 

an  Seth  und  Anubis  denkt,  annimmt,  der  eines  669    nach  Bruchmann,    nach    Diltheg  ist    die 

Esels    und    Schakals,    die    eines    Pferdes   und  Sirene    gemeint;    rgi-ngavog    Z-nvllä,   novria 

Hundes    darstellen    sollen.     Die    Fackeln   und  -Avav,  Anaxil.  fr.  22,  4  Koch;  vgl.  ri  &ccX(iaarjg 

Schwerter  dürften  sicher  für  Hekate  sprechen.  AvaovizLSog  {ivxovg   czsvovg  oninsvovaa  dygioc 

Wenn   mau  bei  dieser   Figur  ebenso    wie  bei  v.vcov ,    Lykophr.     44f.:     Sphinx,    dvaaiiSQia 

der  oben  erwähnten  von  mir  als  löwenköpfige  20  ng-vtavig  kvodv,   Aesch.  Sphinx  fr.  232  Nauck; 

Hekate    gedeuteten    über    das    Geschlecht    in  QatpaSog    v.vmv ,    Soph.    Oed.    B.    391.     Selbst 

Zweifel  sein  konnte,  so  würde  dies  kein  Grund  eigentlich  unbeseelte  Wesen  werden  als  Kvvsg 

sein,  die  vorgeschlagene  Deutung  zu  verwerfen,  bezeichnet,   so  die  Feuerfunken   als  nvnvol 

da  der  Pariser  Pap.  vs.  2609  f.  die  Mondgöttin  'Hcpat'atov  Kvvsg,  Alexis,  MiX^aicc  bei  Athen.  9 

als'EQ^r^v  TB  yial'Eucctrjv  bfiov  aQO^vö&T^Xvd^vy  p.  379c    =    Frg.   com.    Gr.   3,  451  ff.  Meineke; 

B'QVO<^vyg  bezeichnet.  vgl.  Eubiüos  Frg.  com.  3,  242  Qinlg  8'  sysiQSi 

Einmal  tritt  auch  der  ägyptische  Sonnen-  cpvXccKccg^HcpaLazov  xv^ag;  Hesych.  s.  v.  -avcov  • 

gott  als  Hund  auf:  in    der   -nazoc    ndvzav    rs-  6  S'  iX(xvvo[.isvov  tov  cl3)]qov  zov  ccQyov  £t,aXX6- 

XsTTj  ngog  i]Xiov  des   grofsen  Pariser  Papyrus  (isvog  anivd^^g;  sowie  (von  den  Pythagoreern) 

(vs.  1596ff.)  werden  von  vs.  1648  an  die  Wand-  so  die    Planeten    als    ^sgastpövris   yivvsg,    Clem. 

lungen  des   Sonnengottes    in  den   12  Stunden  Alex.  Strom.  5,  8  §  51;   vgl.  Dilthey  a.  a.  0. 

des  Tages  beschrieben.    Er  erscheint  hier  nach  S.  83  Anm.  3,   der  wie    üsener  {Bhein.   Mus. 

einander  als  Kater,  Hund  (1651  f.),   Schlange,  1868   S.  334 — 338)   hier  .in  -nvcov  eine  Wurzel 

Käfer,    Esel,  Löwe,   Widder,    Stier,   Sperber,  mit  der  Bedeutung  des  Lichts  enthalten  sein 

Kynokephalos,  Ibis  und  Krokodil.  läfst. 

In  der  feierlichen  Sprache  der  Dichter  wer-  Auf  die  sonstige  Bedeutung  des  Hundes 
den  metaphorisch  eine  ganze  Anzahl  von  im  Mythus  und  Kultus  will  ich  hier  nicht  ein- 
Wesen als  Hund  und  zwar  meist  als  Hund  einer  gehen.  Vieles  dahin  Gehörige  findet  mau  bei 
Gottheit,  bezeichnet.  Letzteres  soll,  wie  i?o,<tc/ter,  De  Witte,  Le  sacrifice  du  einen.  Bull.  arch.  de 
Hermes  S.  19  bemerkt,  ,,ihre  Unterwürfigkeit  40  VAtheneum  frang.  1,  1855  S.  1 — 5.  [Drexler.] 
und  Dienstwilligkeit"  gegen  die  Gottheit  „recht  Kyparissa,  Tochter  des  Boreas,  Königs  der 
drastisch"  ausdrücken,  wie  es  denu  bei  Callim.  Kelten,  Als  sie  gestorben,  pflanzte  der  Vater 
/(.  in  Del.  vs.  228  (vgl.  dazu  Spanhcmius  2  auf  ihren  Grabhügel  zum  erstenmal  eine  Cy- 
S.  521)  von  der  Iris  heilst,  dafs  sie  sich  nach  presse,  und  diese  ward  nun  ein  Trauerbaum, 
Ausrichtung  ihrer  Botschaft  unter  den  Sitz  der  Prob.  Verg.  Georg.  2,  84  {Müller,  fr.  hist.  gr.  3 
Hera  setzt,  wie  ein  Jagdhund  der  Artemis,  der  p.  306,  28).  [Vgl.  Murr,  Die  Pflanzenwelt  in 
nach  Vollendung  der  Jagd  zu  den  Füfsen  der  der  gritch.  Myth.  S.  126.  Drexler.]  [Stoll.] 
Herrin  sitzt,  mit  erhobenen  Ohren,  des  Be-  Kyparissia  (KvnaQiaoi'a),  Beiname  1)  der 
fehles  der  Gebieterin  gewärtig.  Ich  entnehme  Athene  in  der  messenischen  Stadt  Kyparissiai, 
Stephanis  (Compte  -  rendu  p.  l'a.  1864  S.  56  50  Paus.  4,  36,  7  (Athene  auf  Münzen  dieser  Stadt 
Anm.  4)  und  Diltheys  {Arch.  Ztg.  1874  S.  83  bei  Read,  Hist.  num.  362),  und  im  lakonischen 
Anm.  3)  Sammlungen  mit  Zuziehung  von  £rwc/(-  Asopos,  Paus.  3,  22,  9.  Münzen  von  Kypa- 
manns  Epitheta  deorum  die  Bezeichnung  als  rissiai  mit  Athena  sind  abgebildet  im  Cat.  of  gr. 
Kvcov  für  folgende  Wesen:  Adler  Jiog  xvcov,  c.  in  the Brit.  Mus.  Peloponnesus  S.  115  nr.  3.  5 
Aesch.  I'rom.  1022,  Jiog  nrrjvog  xvcov,  Aesch.  PI. 23, 10. 12\i.'b.Ii)dioof-Gardner, Num. Commen- 
Agam.  136;  Boreas  al'&wv  @Qaav.Cag  hvcov,  tary  on  Pausanias  S.  70  PI.  P,  18.  Daraufist 
Lykoplir.  925;  Erinyen,  die  auch  unter  dem  dargestellt  „Athene  Standing,  holds  patera  and 
verwandten  Bilde  von  Jägerinnen  gedacht  spear,  against  ivhich,  sometimes,  leans  a  shield'''. 
wurden  {Dilthey  a.  a.  0.  S.  81  ff.),  Hesych.  s.v.  Diese  Athena  wird  aber  von  Kenner,  Die 
v.v(ov  —  Ol  8s  zTjv  'Eqivvv;  Kvvsg  Eurip.  El.  60  Münzsammlung  des  Stift  St.  Florian  S.  64.  66 
1342.  Aesch.  Ch.  917  (924);  firjzgbg  t'ynozot.  nicht  für  A.  Ky^jarissia,  sondern  für  A.  Pana- 
y.vvEg  (als  Rächerinnen  der  Klytaimnestra),  chaiis  erklärt.  Auf  einer  schlecht  erhaltenen 
Aesch.  Ch.  1051  (1054);  acpvKrot  -KvvBg,  Soph.  Münze  des  Septimius  Severus  von  Asopos  bei 
El.  1388 ;  KoiHvzov  —  n8QL8Qonoizvv£g,Aristoph.  Imhoof-Gardner,  Num.  Comm.  on  Paus.  S.  63 
ran.  472  (in  Persiflierung  eines  Tragikers);  PI.  0,  10  erscheint  „Athene  Standing,  left,  hel- 
Greife,  Aesch.  Prom.  803  Zrjvbg  d-aXayysLg  metcd?  clad  in  long  chiton;  holds  in  raised 
Kvvsg  o^voTouoi;  E^avpjien,  Jibgy.vvsg,  Apoll.  right,  spear ,  in  left,  cypress-branclv'.  Für 
Bli.  Arg.   2,  289.      Hygin.  fab.  19;    Serv.   ad  semitisch,  nur  griechisch  umgedeutet,  halten 


1711  Kyparissoi  Kypris  1712 

die  Atliena  K.  Murr,  Die  Pflanzemoelt  in  der  HelhUj,  Wandgemälde  S.  59  f.  nr.  218.  219;  vgl.  i 

griech.  Mytli.   S.  123  f.   und  Lajard,  Mein,  sur  HeJbig,   Über  die  campan.   Wandmalerei  S.  84. 

le  culte  du  ojprcs  pyramidal   cJtez  les  ptuples  230  u.  Anm.  4.  248.  260.     Sogliani,  Le  pitture 

civilises  de  V antiquite ,  Me'm.  de  l'Inst.,  Äc.  des  murali  camp,  scoverti  negli  anni  1867  —  79  S.  28 

ivscr.  et  b.-l.  20,  2  S.  205;  den  Minyern  spi'icht  nr.   109.  110.    —    Statue    eines   Jünglings   im 

sie  zu   Wide,  LaJcon.  luilte  S.  50.    Drexler]  —  Vatikan,  von  Heibig,  Führer  durch  die  öff'entl.  ^ 

2)  der  Artemis  in  Lakedaimon   auf  dortigen  Sammlungen  klass.  Altert,   in  Bom.  1  S.  183f.  I|| 

Münzen ;  die  Göttin  ist  stehend  dargestellt  und  nr.   255    fragweise     als    Kyparissos    gedeutet, 

durch    Beischrift  bezeichnet:   Koi[v6v]   Ac(nt[-  — Bronzener  Spiegelgriff  der  Sammlung  O^ü^er- 

d(xi(iovtcov]TiI(v7iKQiaai'a,  Zeitschr.f.Num.7,n.  lo  mann,  ArcJi.  Anz.  1866  Sp.  295.    Fröhner,  Les 

Head  a.  a.  0.  364  f.  [abgeb.  Imhoof-BJumer  and  musces  de  France  PL  19,  1  und  dazu  Wieseler, 

Gardner,  Num.  Comm.  on  Pnua.  PL  N,  4  p.  55  GöH.  gel.   Ans.    1876   S.   1506.    —    Gegen    die 

und   Cat;   of  gr.   c.   in  the  Brit.    Mus.    Pelop.  Deutung  Cavedovis  {Bull.  d.  Inst.  1843,  Giugno) 

PL  25,  9   S.  128  nr.  68.     Vgl.  auch  Wieseler,  der  ob.  2  Sp.  1005  unter  Kaulos  besprochenen 

Göft.  Nachr.  1880   8.  32.      Dresler.]      [Höfer.]  Figuren  der  Münzen  von  Kaulonia  auf  ApoUon 

Kyparissoi  {KvntxQiaaoi)  wurden  die  Töchter  und  Kyparissos  erhebt  begründeten  Einspruch 

des  Eteokles  in  Orchomenos  genannt,  nachdem  S.  Birch,   Notes  on  types   of  Caidonia  {Extr. 

sie  bei  einem  zu  Ehren  der  Demeter  und  Kora  from.  tJie  Num.  Gliron.  nr.  30)  S.  4f.    Drexler.] 
aufgeführten  Tanz  in   einen  Brunnen  gefallen,  [StoU  ] 

von    Gaia    aber    aus    Erbarmen    in    Cypressen  20      Kypeiis  (Ät>7rfi's),  Beiname  des  Apollon:  Kv- 

verwandelt  worden  waren,  Geoponika  S.  11,4.  niag,    tov   di'yiriv    luuziov    svSvovzog,    6   avzog 

Bötticher,  Der  Baumktdtus  der  Hellenen  S.  263.  yccg  icxi  tc5  7]}.i'cp-  Kvrtag  yag  zo  laäziov  Xeys- 

490,    3Iicrr,  Die  Pflanzcmvclt  i.d.gr.  M.S.  126.  zai,  Tzetz.'Lylophr.  426.     [Höfer.]' 
Lajard,  Becli.  sur  le  culte  du  cypres  pyramidal  Kyphos  {Kvcpog).,  Sohn  des  Perrhaibos,  nach 

S.  2;-i4f.     Auch  dem  Namen  YlagO-hoi  der  um  welchem    die    perrhaibische   Stadt  Kyphos   in 

das  Grabmal  des  Alkmaion  zu  Psophis  stehen-  Thessalien   benannt   war,   Sleph.  B.  v.  Kvcpog. 
den    Cypressen    (Bötticher    S.   289.    490)    läfst  [StolL] 

Cartius,  Peloponnesos  1  S.  400   und  nach  ihm  Kypra  {Kimga)  =  Cupra  (s.  d.). 

Murr   S.  125,   dieser,    ebenso   wie   Bnudissin,  Kyprios  (KvnQiog),  1)  Beiname  des  Zeus  auf 

Stud.  z.  semit.  Beligionsgesch.   2    S.  197  unter  30  Kypros,  dem  Menschenopfer  dargebracht  wur- 

Annahme    phönikischer    Einflüsse,    eine    Ver-  den,   eine   Einrichtung,   die  man  auf  Teukros 

wandlungssage  zu  Grunde  liegen.     [Drexler.]  (s.  d.)  zurückführte,  Lactant.  epit.  div.inft.  23; 

,  Kyparissos (ÄVTrapKHTos),  1) Sohn  des  Minyas,  vgl.  de  fals.  rel.  21.  —   [2)  Gyprius,   Beiname 

Bruder    des    Orchomenos,    nach    welchem    die  des  Mars,  Orelli,  Inscr.  Lat.  sei.  coli.  4950  = 

Stadt  Kyparissos   auf  dem   Parnafs,    zwischen  Hcnzen   5669,   welcher  auf  Varro,  l.  l.  5,  159 

Daulis  und  Delphi,   den  Namen  haben  sollte,  und  Mommsen,   Unterit.  Dial.  S.  350  verweist. 

Eustath.  p.  274,  6.    Schol.  II.  2,  519.    Steph.  B.  Drexler.]     [Höfer.] 

s.  V.  Nonn.  Dion.  13, 123.    Müller,  Orchom.  190;  Kypris  (KvnQig),  poetischer  Name  der  Aphro- 

[vgl.    die    Widmung    $Acov    zol     KvnKQLOGoi,  dite,  Etym.  M.  546,  17,   bei  Homer  nur  5,  330 

Diltenberger,  C.  I.  Gr.  Sejjt.  I,  3205.   Drexler.]  10  (vgl.    Cohith.  rapt.  Hei  90).   422.   458;    Etym. 

—  2)  Sohn  desTelephos  (des  vom  Hirsch  gesäug-  M.  676,  37).  760.  883.  hymn.  3,  2.    Gewöhnlich 

ten),  ein  schöner  Knabe  auf  Keos,  von  Apollon  leitet  man   den  Namen  von   der  Insel  Kypros 

oder  Silvanus  oder  Zephyros  geliebt  und  wegen  her,  Eust.  zu  Dionys.  Per.  508.  Etym.  ili.  547,  22. 

seiner  untröstlichen  Trauer  um  einen  von  ihm  Schol.  IL   5,   3oO;    denn    hier    sollte    sie  nach 

selbst    (oder    von    Silvanus)    durch    Zufall    in  Hcs.    Theog.    199  (vgl.  Schol.  Hom.  II.  5,  422. 

heifser   Sommerzeit    getöteten   Lieblingshirsch  Etym.  M.  546,  21)  geboren  sein;   daher  heifst 

in  einen  Cypressenbaum  verwandelt.    So  ward  sie   Kv-nQoyBvr'ig,    Hes.  a.  a.  0,    Hom.  hymn. 

die  Cypresse  ein  den  Toten  geweihter  Trauer-  9,  1.    Pind.  Ol.  10  (11),  105.    Solan  fr.  26  (11). 

bäum,    Ovid.  Met.  10,  106  ff.    Serv.  Verg.  Aen.  Poet,  bei  Aristot.   Eth.   Nie.  7,  7  =  fr.  adesp. 

3,  64.  3,  680.    Georg.  1,  20.    Ed.  10,  26.    Prob.  50  129   BergJcK     Thcogn.    1304.   1308.  1323.  1332. 

Verg.  Ge.  2,8i.   Nonn.  Dion.  11,  364:.    Er  heifst  1383.    1385f.     Straho    in    Anth.   Pal.    12,   195. 

auch  ein  Kreter,   floh   aber  vor   der  Liebe  des  Hesych.    oder    KvnQoy svi^a    Sappho   fr.    87. 

Apollon    oder    des    Zephyros    von    Kreta    zum  Alkaeos  fr.   60;    vgl.    Etym.  M.  666,  51    oder 

Flufs  Orontes  und  dem  Berg  Kasios,  wo  er  in  Kvngoy  svf  la  Pind.  Pyth.  4,  216.    Panyasis 

eine  Cypresse   verwandelt  ward,  Serv.  V.  Aen.  bei   Athen.  2,  36  d.    Arist.  Lys.  551.     Tluolr. 

3,  680.     Marmorgruppe:  Kyparissos,  den  toten  30,  31.     Bion   13   (17),    1.     Anth.   Pal.    9,    475. 

Lieblingshirsch  in  den  Armen  haltend,  zu  Rom,  Quint.  Smyrn.  2,  139.  Nonn.  Dionys.  5,  138.  611. 

Welckcr,  A.  D.  3,  531.    Wandgemälde  zu  Pom-  15,   393.    33,   91.^  97.    34,  65.  40,   179.   42,  277. 

peji,    Overbeck,   Pomp.  278.     [jP.   M.  .Avellino,  48,509.   Statt  Xt'Trptg  findet  sich  auch  XvTrpia, 

II  mito  di   Ciparisko.     Napoli    1841.    40.      F.  go  Pind.  Ol.  1,  16.    Nem.8,1;  \g].  Tibull  3,  3,34:. 

Lajard,  Beck,  sur  le  culte  du  cypres  pyramidal.  Die    Insel    Kypros    galt    für    einen    Lieblings- 

Mem.  de  VAc.  des  inscr.  et  b.-l.  20,  2  S.  199—210.  aufenthalt  der  Aphrodite,  Hom.  Od.  8,  362  = 

C.   Bötticher ,   D.  Baumkultus  d.    Gr.  u.  Böm.  Schd.  Hom.  II.  5,  422.    Hom.  hymn.  3,  58.  66. 

S.  486f.     Mannhardt,  Ant.  Wald-  u.  Feldkiüle  293.  5,  2,   9,  5.    Alcman  fr.  21.^  Sappho  fr.  6. 

S.  123  f.    Gubernatis,  Mythol.  des  pl.  2  S.  118.  Aritt.  Lys.  833.    Anth.  Pal.  12,  31;  vgl.  Nonn. 

Dierbach,   Flora  myth.   S.  50.     J.  Murr,   Die  Dionys.  13,  460.  41,  97.  118.    Daher  heifst  die 

Pflanzenwelt  i.  d.  gr.  Myth.  S.  122.  124.    Bau-  Göttin  Kvngov  SsoTtoiva  (Pind.  fr.  122  [S7\,  14), 

diisiii,  Stiid.   2    S.  214.   241.     Wandgemälde:  und  Kypros  selbst  wird  vccaog   zäg  'Acpgoöüias 


1713 


Kypris 


Kypris 


1714 


{Eur.  Bacch.  403)  oder  snr'iQatov  a.6zv  'A.  ge- 
nannt, Dionys.  Per.  509.  Alte  VerehrunjT  der 
Aphrodite  auf  Kypros  bezeugt  Hcrodot  1,  105, 
vgl.  Paus.  1,  14,  7.  SchoJ.  Hom.  P.  5,  330. 
Etym.  M.  547,  22.  Antiph.  bei  Athen.  3,  95  f; 
daher  näTQiog  KvTtgicov  &86g,  XcnopJi.  E])li(S. 
5  p.  317  ed.  Mitscherlich.  Eine  andere  Ety- 
mologie des  Namens  KvrrQtg  findet  sich  bei 
Suidas,  Schol  Hom.  5,  422.  Etym.  31.  546,  32: 
er  soll  entstanden  sein  aus  v.vönoQig  =  r]  rb  lo 
Kvfiv  noQiiiovaa  tovTsari  7taQf%ovc(x.,  also  die 
Göttin  als  Förderin  der  weiblichen  Fruchtbar- 
keit bezeichnen.  Neuerdings  hat  Alex.  Ein- 
mann, Krüif'che  Versuche  zur  äUesten  griechi- 
schen GescJiichte.  I.  Kypros  und  der  Ursprung 
des  ApJirnd'tekultus ,  Memoires  de  VAcaä.  de 
Päersb.  34  (1886)  Nr.  13  ausführlich  über  den 
Namen  Kypris  gehandelt.  Entgegen  der  all- 
gemeinen Ansicht  (Belege  bei  Enmann  a.  a.  0. 
S.  2  f.  Anm.),  dafs  Aphrodite  semitischen  Ur-  20 
Sprungs,  und  der  Kult  dieser  'phönizischen 
Koloniegöttin'  (S.  13.  17)  über  Kypros  nach 
Hellas  verbreitet  sei,  erklärt  er  den  Aphrodite- 
kult auf  Kypros  als  eine  Pflanzung  hellenischer 
Kolonisten  (S.  42  f.  57.  84)  und  stellt  die  Ab- 
leitung des  Namens  Kvngig  von  der  Insel 
Kypros  in  Abrede  (S.  24  ff.  G2);  er  hält  viel- 
mehr KvTiQig  lautlich  mit  der  umbrisch- itali- 
schen Göttin  Cupra  (s.  d.)  für  identisch  (S.  22) 
und  erklärt  (S.  62  ff.)  beide  Namen  als  aus  30 
der  Sanskritwurzel  kap)  (vgl.  Hcsych.  ■adnog- 
ipvxi],  Tivsvua)  und  rar  (=  bedecken,  um- 
schliefsen,  wahren)  entstanden;  Kypris  würde 
daher  bedeuten  die  Hüterin  oder  Bewah- 
rerin  der  Toten,  vgl.  Soph.  fr.  678:  oi  Ttai- 
dfg,  7]  roi  KvTtQig  ov  KvuQig  j.i6vov.  äXl'  satl 
noX}.(ov  ovoadrcüv  sncövvfiog.  iGziv  (isv  AiSrjg, 
l'oTi  6'  drpQ-LTog  ßi'og  (S.  65);  denn  Aphrodite 
habe  nach  dem  Glauben  der  ältesten  Griechen 
sowohl  die  Seelen,  welche  das  Licht  verlassen,  40 
zu  sich  genommen,  als  auch  dieselben  als 
Kinder  wieder  zurückgesandt  (vgl.  bei  den 
Italikern  die  Doppelrolle  der  Venus  als  Liebes- 
und als  Todesgöttin  [Libitina];  ebenso  ist 
Hekate  Geburts-  und  Unterweltsgöttin  (S.  73), 
freilich  sei  ihre  Beziehung  auf  Zeugung  xmd 
Neugeburt  der  Seelen  überwiegend  betont 
worden  und  schliefslich,  alles  verdrängend,  in 
den  Vordergrund  getreten  (S.  76).  Die  Richtig- 
keit dieser  höchst  ansprechenden  Vermutung  50 
Enmanns  vorausgesetzt,  würden  wir  einen 
weiteren  Beleg  für  die  Bd.  1  Sp.  402  Z.  51  ff. 
erwähnten  Beziehungen  Aphrodites  zum  Toten- 
reich erhalten. 

Wenn  übrigens  Enmann  S.  21  f.  vermutet, 
der  Name  KvTtgig  sei  uralt,  älter  als  KvriQog, 
und  brauche  nicht  erst  das  Ethnikon  von  Kvngog 
zu  sein,  so  könnte  man  einen  Hinweis  hierauf 
bei  Nonnos  (13,  435  f.)  finden,  der  den  Namen 
der  Insel  KvuQog  von  der  Göttin  Kvngig  her-  60 
leitet  (KvTCQog  .  .  Kv7iQi.Sog  avtoyovoto  qpf^co- 
vvuog). 

Die  überlieferten  Stellen  -:-  es  seien  wegen 
der  grofsen  Zahl  derselben  nur  die  bei  den 
älteren  Dichtern  vorkommenden  angeführt  — 
bezeichnen  die  Göttin  fast  ausschliefslich  (Aus- 
nahmen unten  Sp.  1715)  als  Liebesgöttin, 
Alcjnan  fr.  36.    Sappho  fr.  5,    Pind.  fr.   217. 


Ibykos  fr.  1,  9.  2,  3.  fr.  5.  Bacchyl.  fr.  27,  3. 
frgm.  adesp.  79a.  AescJi.  Sept.  127  (hier  wird 
sie  als  Stamm-Mutter  der  Thebaner  bezeichnet, 
vgl.  Eur.  Phocn.  7);  Eum.  213.  Suppl.  968. 
1001.  Pro7n.  862.  Eur.  Hei.  25.  28.  680.  883  f. 
1006.  Hipp.  359.  553.  725.  1304.  1327.  1403. 
1461.  Iph.  A.  1305.  Ion  897.  1093.  3Ied.  527. 
Troad.  927.  983.  1083.  fr.  342.  534.  Arist. 
Ekldes.  965.  Dies  geht  auch  aus  ihren  Bei- 
namen hervor:  als  mächtige  Göttin  und  Herr- 
scherin über  die  Menschen  heifst  sie  Q'sä, 
Eur.  Hipp.  2.  1417.  Troad.  932.  fr.  1094,  7. 
Arist.  Lys.  1290.  Theogn.  1320.  Theokr.  18,  51. 
3Ius.  126.  Apoll.  Bhod.  3,  549.  Quint.  Smyrn. 
13,  401.  Nonn.  31,  229;  vgl.  Ardh.  Pal.  6,  229 
(auch  Kyprogeneia  wird  Q'Bd  genannt,  Panyasis 
a.  a.  0.);  8 iaTtoivu,  Eur.  Hipp.  117.  522. 
Med.  632;  Ssaitörig,  Anth.  Pal  5,  207.  10,21, 
vgl.  5,  17;  dvaaaa,  3Ius.  33;  Sczifiovia , 
Simonid.  fr.  137;  ^änaiga,  Anth.  Pal.  6,  17; 
Tiöxvia,  ebendas.  6,  293.  9,  601;  iisyccXr], 
Theokr.  11,  16.    Bion  9  (3),  1. 

Als  Helferin  zu  der  Ehe  und  in  derselben 
führt  sie  die  Beinamen  afiqptTroZog,  Soph. 
Trach.  861;  yauooroXog,  Anth.  Pal.  6,  207, 
vgl.  viisvaCovg  v.gorov<sa,  Anakreont.  4,  12; 
svlBY-tgog.,  Soph.  Trach.  515,  vgl.  Anth.  Pal. 
5,  245;  8vls%rig,  Anth.  Planud.  182;  igco- 
rotgötpog,  Orph.  Arg.  480 ;  Q'alKiirinölog., 
Anth.  Planud.  177;  (pilovvi.Lq)iog,  Anth.  Pcü. 
10,  21;  cpiXs g  äßxgia,  ebend.  10,  18;  v.ovgo- 
zg6(pog,  ebend.  6,  318.  —  Als  Liebesglück 
spendende  Göttin  ist  sie  cptXr],  Anth.  Pal. 
5,  153.  202.  6,  162;  cpiXitj,  ebend.  5,  11;  fi?t- 
Xi%ir],  ebend.  5,  226;  i^dsia,  Theokr.  1,  95, 
vgl.  Eiir.  fr.  8G7;  rgoTtaiocpögog,  Anth.  Pal. 
5,  294,  24;  r]Tti.68mgog,  Stesich.  fr.  26.  Als 
Liebesqual  verursachende:  ßagsia, 
Theokr.  1,  100;  fiox^rjgd,  Eur.  fr.  867; 
XaXsTtr'],  Anth.  Pal.  12,50;  ösiviq,  Eur.  3Ied. 
640;  Ttavovgyog,  Eur.  Hijp.  1400,  vgl.  no- 
XvKtövog,  Eur.  Hei.  238.  Der  Kvitgig  nsgi- 
cpQcov  (Antagoras  bei  Diog.  Laert.  4,  5,  XIH, 
27)  steht  gegenüber  die  K,  doXiöcpgojv, 
Eur.  Iph.  Aul.  1301;  doXiog,  Eur.  Hei  238; 
doXo  arjTig,  Coluth.  Bapt.  Hei.  80;  vgl.  Kv- 
TTQoysvrjg  doXoTtXoy.og,  fr.  adesp.  129  Bcrgk 
und  KvTtgoysv^g  Kv^sgsiK  doXonXö^og, 
Theogn.  1386.  —  Auf  die  anmutige  Schön- 
heit und  den  Liebreiz  der  Göttin  beziehen 
sich  die  Epitheta:  -/.aX-q,  Arist.  Acharn. 
989,  vgl.  Eur.  Hei  1348.  C.  I.  G.  4924,  12; 
ygvaer],  Anth.  Pal  5,  121.  Planud.  79,  vgl. 
0.  I.  G.  6268;  X SV-Uli,  Anakreontea  55,  5; 
dnaXä,  ebend.  Anth.  Pal.  7,  218;  loaxstpa- 
vog,  Sohn  fr.  19,  vgl.  Theogn.  1304.  1332. 
1383;  ivazscpavog,  Quint.  Smyrn.  1,667.  5,71. 
Anth.  Pal  9,  325;  go86xQ(og,  Nonn.  12,  111; 
go8o8ciy.zvXog,  Coluth.  Bapt.  Hei  97;  sv- 
■KoXnog,  Anth.  Pal.  2,  104;  cpiXoiiusi8r'jg, 
Anth.  Plan.  177;  ysXäaa,  Theokr.  1,  95.  Nonn. 
48,  268.  Ap)pend.  Anakr.  4,  23;  vgl.  Ai'ystor, 
Ephem.  arch.  1869,  336.  Daher  nannte  man 
eine  schöne  Frau  Kvngig.,  Anth.  Pal.  5,  137, 
vgl.  5,  73.  Planud.  68.  79.  Append.  Anth.  (ed. 
Cougny)  1,  116.  3,  81.  3Ius.  135  oder  dXXr} 
Kvitgig,  Anth.  Pal.  9,  386.  Konn.  7,  232.  3Ius. 
33  oder  vir^  Kvngig,  ebend.  68,  vgl.  Anth.  Pal 


1715 


Kypris 


Kyrbia 


1716 


5,  70  oder  KvnQiSog  aßgov  äyaXfia  Noiin.  34, 
293;  KvnQiSog  s'gvog,  Arist.  Lys.  973;  ein 
schöner  Knabe  heifst  Sohn  der  Kypris,  Anth. 
Pal.  12,  64.  —  Während  Kypris  gewöhnlich 
für  eine  zarte  {yi,aXciv.ri,  Anth.  Pal.  5,  238),  un- 
kriegerische (dnzöXffiog,  Nonn.  35,  168)  Göttin 
gilt,  erscheint  sie  J.«</t.  PJanud.  176. 177  (vgl.  174) 
bewaffnet;  eine  Schilderung  ihrer  Macht  giebt 
Eur.  Hipp.  359.  1268,  vgl.  447 ff.  Quint.Smijrn. 
13,  402.  —  Auf  ihre  Beziehungen  zum  Meere 
deuten  die  Beinamen :  novricc,  Eur.  Hipp.  522 ; 
Elvalta,  Anth.  Pal.  9,  333;  yalrjvatr]  und 
cpiloQuiazBLQa,  ebend.  10,  21;  dvaSvo- 
fjisvrj,  ebend.  11,  174.  Planud.  178;  dcpQO- 
yivsicc,  Kaibel  epigr.  810.  —  Als  Tochter  der 
IDione  heifst  Kypris  JicovaCa,  TJieoJcr.  15,  106, 
vgl.  Eur.  Hei.  1098  (ko^tj  Jtävrig  KvnQi),  wegen 
ihres  Verhältnisses  zu  Adonis  'ASaviäg,  Nonn. 
33,  25;  als  itoliriöxog  der  Stadt  Beroe  wird 
sie  angerufen  Anth,  Pal.  9,  426.  —  Eine  KvTiQig 
OvQdvi'a  erscheint  Anth.  Pal.  6,  340;  UävSrjfiog, 
ebd.  u.  12,  161.  Plamid.  20t;  vgl.  K.  Squorsgr], 
Pal.  9,  415.  Bei  Hesych.  findet  sich  die  Glosse: 
KvTiQig-  TtoQvr],  vgl.  den  Tempel  der  Aphrodite 
Porne  in  Äbydos,  Athen.  13,  572f;  anders 
Enmann  a.  a.  0.  83,  der  TIÖqvti  mit  UqÖvccldc, 
einem  Beinamen  der  Atliena  vergleicht  oder 
für  dieses  Wort  die  ursprüngliche  Bedeutung 
TttxQ&ivog  in  Anspruch  nimmt.  Als  Schutz- 
göttin  der  Hetairen,  der  diese  Weihgeschenke 
darbringen,  wird  Kypris  genannt  Anth.  Pal. 
5,  159.  199.  203.  205.  6,  191.  248.  285;  die 
Hetairen  selbst  heifsen  -ntöloi  KvnQtdog,  Euhul. 
bei  Athen.  13,  598  d  oder  Egyazidsg  K.,  Anih. 
Pal.  5,  245. 

Als  der  Kypris  heilig  werden  angeführt  die 
Nachtigall,  Kaibel  epigr.  628,  ferner  die  Rosen, 
Eur.  Med.  836  ff.  Nonn.  12,  111,  vgl.  uv&o- 
cpÖQOL  KvTCQidog,  Anth.  Pal.  12, 165;  ihr  werden 
d'cilvaia  dargebracht,  Nonn.  42,  300  oder  vrj- 
cpälici,  Anth.  Pal.  5,  226.  Als  der  Stifterin  des 
Ehebundes  wird  ihr  eine  junge  Kuh  geschlachtet, 
Anth.  Pal.  6,  318,  und  durch  Gesang  und  Opfer- 
gaben bittet  man  (besonders  die  Frauen,  Apoll. 
Bhod.  3,  559.  Anth.  Pal.  9,  602)  um  ihre  Gunst, 
A2)oll.  Phod.  1,  860.  Ein  Fest  zu  ihren  Ehren 
heifst  KvnQidiog  sogriq,  Mufs.  43,  sie  selbst  (pi- 
lögyia,  Anth.  Pal.  10,  21.  Der  Planet  Venus 
führt  den  Namen  KvnQig,  Nonn.  6,  238.  38,  384 
oder  KvTiQLSog  {KvrcQoyBvsirjg,  Nonn.  6,  82.  7, 
306)  K6zr]Q,  Nonn.  38,  1.S7.  —  Zahllos  sind  die 
Weihgeschenke,  die  ihr  dargebracht  werden, 
Anth.  Pal.  5,  191.  201  f.  6,  207 ff.,  besondors 
oft  von  Hetairen,  s.  o.  —  Tempel  der  Kypris: 
Eur.  Hipp.  31.  TJieoJcr.  28,  4  (v7t6  ■xaXcifico). 
Nonn.  48,  690.  Afith.  Pal.  6,  210f.  9,  144,  333. 
Statuen  und  Bilder:  Eur.  Hipp.  101.  116. 
Anth.  Pal.  2,  78  ff.  9,  143.  601.  11.  174.  Plamid. 
159.  162.  164.  167.  172.  176  f.  178-182.  Man 
schwur  oft  bei  der  Kypris:  vccl  zdv  Kvtcqiv, 
Anth.  Pal.  5,  154.  179.  12,  132.  141.  154;  vul 
(ICC  cpilriv  KvTtQiv  14,  117;  ov  fia  Kvnqiv  9,  260. 
12,  173,  vgl.  5,  188. 

Oft  wird  auch  Kypris  übertragen  für  Liebe 
und  Liebesgenufs  gebraucht,  so  spricht  man 
von  KvTiQidog  f-'gyo:,  Anth.  Pal.  6,  47.  48.  7,  221. 
9,  416.  437;  KvnQiSog  ogyia,  Nonn.  42,  373. 
Anth.  Pal.  7,  222;  zeg-rcva  KvngtSog,  Anth.  Pal. 


5,  85;  KvitQidog  svvr] ,  Anth.  Pal.  5,  77;  so 
sagte  man  Kvngiv  ovvcxi'gsa&ccL,  Aesch.  Prom, 
649  oder  Gwin-nofii^^iv,  Eur.  Hipp.  465;  man  M 
unterscheidet  Kviigig  ayvi],  Anth.  Append.  6,  ~ 
113;  ocia,  Kaibel  89;  ovx  ogltj,  Anth.  Pal. 
11,261;  Koiviq,  das.  11,328;  Tcaidoyovog.,  ebend. 
5,  54;  Xa&gciLa,  Eubul.  bei  Athen.  13,  569  a, 
vgl.  Nonn.  34,  268:  Xä&gLa  K.  egya;  Kgvnzä, 
Eur.  Iph.  Aul.  570;  ngvTtzaStrj,  Nonn.  34,  33; 

10  GKozia,  Anth.  Pal.  7,  51,  vgl.  Eur.  fr.  528.  — 
Interessant  ist  Eur.  Troad.  988;  hier  antwortet 
Hekabe  der  Helena  auf  ihre  Entschuldigung, 
dafs  Kypris  zugleich  mit  Paris  nach  Sparta 
gekommen  sei  und  sie  zur  Flucht  mit  jenem  be- 
stimmt habe:  tjv  ov^iog  viog  yiccXXog  stingens- 
özazog,  0  g6$  d'  iSäv  vlv  vovg  iitoirj&r]  Kvngig. 

[Höfer.] 
Kyprogeneia  s.  unter  Kypris.    [S.  auch  den 
Grofsen    Pariser    Zauherpap.    vs.   2927.    2938. 

20  Vgl.  die  der  Venus  auf  dem  Bocke  beigegebene 
Inschrift  einer  in  Olbia  gefundenen  Lampe 
CVPRIGENIA  C.  I.  L.  3  Suppl.  fasc.  2  nr.  7623, 2. 

Drexler.] 
Kypros  {Kvitgog),  1)  Tochter  des  Kinyras 
oder  des  Biblos  und  der  Aphrodite,  nach 
welcher  die  Insel  Kypros  benannt  war,  Steph. 
B.  V.  Kvngoc.  Istros  u.  Philostephanos  bei 
Constantin.  Porphyrog.  de  themat.  1  p.  40,  1 
cd.  Bonn.  (Müller,  fr.  hist.   gr.  1   p.  423,  39). 

30  Oder  die  Insel  hatte  ihren  Namen  von:  —  2)  Ky- 
pros, dem  Sohne  des  Kinyras.  Seine  Tochter 
Eune  heiratete  den  Teukros,  Gründer  der  kypri- 
schen  Stadt  Salamis  und  gebar  ihm  die  Asteria, 
Eustath.  Dion.  P.  508.  Tzetz.  L.  450.  Engel, 
Kypros  1,  14.     [Stoll.] 

Kypselos  (KvipeXog),  Sohn  des  Aipytos,  König 
in  Arkadien  zur  Zeit  der  dorischen  Einwande- 
rung in  den  Peloponnes,  der  dem  Kresphontes 
(s.  d.)  seine  Tochter  Merope  zur  Ehe  gab  und 

40  dadurch  seine  Herrschaft  behielt.  Er  wohnte 
in  der  Stadt  Basilis  im  parrhasischen  Lande, 
die  er  selbst  gegründet  hatte,  und  errichtete 
dort  einen  Tempel  und  Altar  der  Demeter 
Eleusinia,  an  deren  Fest  er  für  die  Frauen 
einen  Wettstreit  der  Schönheit  stiftete,  der 
lange  Zeit  bestand;  es  siegte  zuerst  seine  eigene 
Gattin  Herodike.  Sein  Sohn  und  Nachfolger 
war  Holaias  [?],  Paus.  4, 3,  3.  5.  8, 5, 4.  5.  8,  29, 4. 
Athen.  13  p.  609 e.  Polyacn.  1,  7.  Nil>:ol.  Damask. 

50  fr.  39  bei  Müller,  fr.  hist.  gr.  3  p.  377,  wo  sein 
Sitz  das  arkadische  Trapezus  ist,  Müller,  Bor. 

1,  63,  99.   2,  445.     Curtius,    Peloponn.  1,  304. 
Bursian,  Geogr.  2,  240.     [Stoll.] 

Kyran,a  =  Kyrene  (s.  d.). 

Kyrbantes  =  Korybanten  (s.  Jiureten). 

Kyrbas  =  Korybas  (s.  Kureten). 

Kyrbia  (KvgßiK),  Tochter  des  rhodischen 
Königs  Ochimos,  Sohnes  des  Helios  und  einer 
einbeimischen  Nymphe  Hegetoria;  sie  hiefs 
CO  anfangs  Kydippe,  wurde  aber  in  Kyrbia  um- 
genannt; iCerkaphos,  der  Bruder  des  Ochimos, 
heiratete  sie  und  folgte  dem  0.  in  der  Herrschaft, 
wiederum  dem  K.  seine  drei  Söhne  Lindos, 
lalysos  und  Kameiros,  die  sich,  nachdem  eine 
grofse  Meeresflut  Kyrbe  verödet  hatte,  in  das 
Land  teilten,  Diod.  5,  57.   Buttmann  {Mytholog. 

2,  136—140)   nimmt  an,   dafs  Kyrbe   der  alte 
Name  des  rhodischen  Gesamtstaates   oder  der 


1717     Kyrene  (Litteratnr;  b.  Pinclar)  Kyrene  (in  il.  Ehoien  u.  s.  w.)     1718 

Hauptstadt  «gewesen,  benannt  nach  einer  alten  wäliren.     Dort  wird   sie   einen   Sohn   gebären, 

Nationalgöttin     Kyrbia     oder     Kyrbe,     deren  welchen    Hermes    der    Pflege    Gaias    und    der 

asiatischer  Name  auch  in  den  der  griechischen  Hören  übergeben  wird,  bei  denen  er,  mit  Nektar 

Dichtersprache   noch    besser    angepafsten  Ky-  und  Ambrosia  genährt,  zu  dem  grofsen  Natur- 

dippe  übergegangen  sei.  S.  Sp.  1619,  29.    [Stell. ]  gott  Aristaios  aufwachsen  soll.    Diese  für  einen 

Kyrene  {KvQ>'ivr],  KvqÜvu  ;  über  das  Schwan-  Kyreuäer  gedichtete  Darstellung  stimmt  gewifs 

ken  der  Quantität  der  ersten  Silbe  vgl.  §  22).  mit  dem  überein,  was   damals   in  Kyrene  von 

1)  Die  eponyme  ,, Nymphe"  der  gleichnami-  der  Eponyme  geglaubt  wurde, 

gen  Kolonie  in   Libyen,   von    Apollon  Mutter  §  3.  Die  Ehoie  und  Zugehöriges.  Doch 

des  Aristaios  (vgl.  Bd.  1  Sp._  547  ff.).  lo  lag  dem  Lyriker  bereits  eine  in  allem  Wesent- 

§  1.    Litteratur.     Die  Überlieferung  fixst      liehen  übereinstimmende  Gestaltung  der  Sage 

lückenlos   zusammengestellt    und   die   Sage   in  vor    in  der    hesiodischen  Ehoie  Fr.  149  Bs., 

grofsem  historischen  Zusammenhange  betrach-  nach  Seh.  Find.  F.  9,  6:  anb  'Hotag  'Hat'dov 

tet  zu  haben,  ist  das  Vordienst  von  Jv.  O.  Jlf«7?er,  t/jv    latOQiuv    tXaßs    6    IlivSagog,    ^g    rj   aQXV' 

Orchom/'  340  ff.,  vgl.  dess.  Froleg.  142  ff.     Ihm  ,^'H  ol'ri  ^Q^lv,  XagCrav  äno  -nccXXo?  s'xovßcc  Tli]- 

schliefsen   sich   an  u.  a.  Tlirige,  Bes  Ct/rcncn-  vsiov  nag'  vSag  -naXii  vatsa-KS  Kvgr'jvri'-K  Diesem 
sium  55  ff.  H.  D.  Müller,  Myth.  d.  gr.  Stämme       Zeugnis  gegenüber  geht  es  nicht  an,   aus  der 

1,  23  ff'.     Vorliegende  wesentlich   abweichende  Ehoie  einen  so  wesentlichen  Zug  wie  die  Ent- 

Darstelluug    beruht     hauptsächlich     auf    dem  rückung  K.s  nach  Libyen   auszuschliefsen  imd 

Buche  des  Verf.:  Shulniczlai,  Kyrene  eine  alt-  20  ihr    damit    eine    sonst  spurlos   verschwundene 

griechische  Göttin,  Leipzig  1890,  wo  auch  das  Sagenform  zuzuschreiben  (Lühbert,  Bonn.  ind. 

monumentale  Material  über  02;e?-fcec/,;,  (rr.J?M«sf-  schol.  1881/82,7   im  Anschlnfs   an  BergJc,    Gr. 

myth.  5,  494  ff.   hinaus  vermehrt   ist.     Die   Be-  iz^.  1,  1005).   Die  Chronologie  der  hedodischen 

sprechungen  dieses  Buches  haben  das  K.  selbst  Gedichte  giebt  hierzu  keinen  Anlal's,  zumal  da 

betreffende    Hauptergebnis   kaum  angefochten  auch  die  Ehoie  auf  Mekionike,  die  Mutter  des 

und    sich    mehr    gegen    die    Behandlung    der  Battiaden- Ahnherrn  und  Argonauten  Euphemos, 

Gründungssagen    gewendet,    vgl.   bes.    Maafs,  beträchtlich  jünger  sein  mufs,  als  die  Gründung 

Gvtting.  gel.  Anz.  1890  337 — 384  (auch  Hermes  von  Kyrene  um  630;  vgl.  §  29.    Wie  eng  sich 

1890  403  ff.).   0.  Gruppe,  Berl.phil.  Woch.  1890  Pindar  &n  seine  Vorlage  anschlofs,  geht  daraus 

824  ff.    Crfusius),  Lit.  C.-Bl.  1890  1141  ff.    Bach  30  hervor,  dafs  ihm  selbst  die  für  ihn  unwesent- 

in    I.  V.    Müllers   Jahresher.    1891    64,    306  ft'.,  liehe  EinführungCheirons  vorlag(Z/rt5&e)-ia.a.O. 

zuletzt  StudniczTia,  Hermes  1893  1  ft".  Studniczlca  41).     Das  zeigt  die  Zwecklosigkeit 

T        .     .j:y,      -.   „  dieses  Motivs  und  die  Polemik,  mit  der  er  es 

I.    Die  Überlieferung.  einführt,  V.  29  ff.    Apollon  fragt  nach  den  Per- 

Leichterer  Übersicht  wegen  betrachten  wir  sonalien  der   Löwentöteiin,   der  Kentaur  ver- 
Litteratur    und    Denkmäler    gesondert.      Ihre  weigert  neckend  dem  Allwissenden  diese  Aus- 
gpgenseitigen   Beziehungen  lassen   sich    durch  kunft,   wodurch   sich  der  Dichter  wieder  ein- 
einige Verweisungen  herstellen.  mal    seiner    geläuterten    Vorstellung  von    der 
,     T)V  T 'ftp  •if    •  Würde  der  Gottheit  berühmt  (vgl.  v.  M'ilamo- 
'        *  m  witz ,   Isyll.   58  f.),    weissagt    aber    dann    doch 
\.  Aus  ai'cliaischei'  Zeit.  alles  Weitere.    In  der  Ehoie  mufs  Cheiron  eine 

§  2.    Pin  dar  giebt  die  älteste  zusanipien-  wesentliche  Rolle  gespielt  haben,  gewifs  keine 

hängende  Erzählung  des  Mythos  in  dem  Epi-  andere,  als  die  gerade  dem  hesiodischen  Epos 

nikion  auf  den  Ol.  75  oder  76  errungenen  Sieg  geläufige    des    Götterkinderpflegers  (vgl.  Bd.  1 

des    kyrenäischen  Waffenläufers    Telesikrates,  Sp.  890  f.  und  v.  Wilamou-itz' s  Herstellung  der 

Fgth.  9,5  —  70.    K.,  Tochter  des  Lapithenkönigs  Asklepios-Ehoie  Isyll.  b^^.,  63),  wir  dürfen  ihr 

Hypseus,  den  die  Nais  Kreusa,  T.  d.  Okeanos  also  den  bei  Apollonios  ^r//.  2,  512  (vgl.  §8) 

und  der  Gaia,  dem  FlufsgottePeneios  am  Abhänge  überlieferten  Zug  zuschreiben,  dafs  ihm  Apollon 

des  Pindos  geboren  hatte,  lebte  als  jungfräuliche  den    neugeborenen    Aristaios    übergiebt,    was 

Jägerin  in  den  Wäldern  des  Pelion  und  schützte  50  Findar  nicht  brauchen  konnte,  da  er  ihn,  wohl 

die  Herden  ihres  Vaters  vor   den   Raubtieren.  nach   kyrenäischer   Lokalsage,    bei    Gaia    und 

Als    sie    hier    einst    waffenlos    ringend    einen  den  Hören  aufwachsen  läfst.  —  Auf  die  Ehoie 

Löwen  bezwang,  erblickte  sie  Apollon  und  ent-  dürfte  auch  zurückgehen,  was  aus  Pherekydes 

brannte    in  Liebe.     Er    rief   den   Cheiron   aus  erhalten  ist.    Nach  Schol,  Find.  F.  9,  27  nannte 

seiner  Höhle,   um  ihm  das  Wunder  zu  zeigen  er  Hypseus' Mutter  Nais  (als  Personenname  auch 

und  Auskunft  zu  verlangen,  wem  das  Helden-  Theokr.  8,  95).      Ihm    wird    auch    K.s    Mutter 

mädchen   angehöre  und   ob  es  ihm  frei  stehe,  Chlidanope  und  Schwester  Alkaia  ebda.  31  ge- 

sichmitihr  zu  vereinigen.  Der  Kentaur  weissagte,  hören,   beide   im   1.  Bd.   nachzutragen.     Nach 

Apollon  werde  die  Jungfrau  übers  Meer  nach  Fhercjcydcs   und   dem  hellenistischen   Äraithos 

dem  Gottesgarten   Libyen    entführen   (dafs   es  60  {Suscmihl,  Alex.  Lilt.  1  644)  wurde   ferner  K. 

auf  goldenem  Wagen  geschah  und  Aphrodite  snl    KVHvav    oxti^sLaa    nach    Libyen    entführt 

dem  Paare  das  Lager  bereitete,  ist  V.  6 ff.  vor-  (Schol.  Apoll.  Arg.  2,  498.    Fr.  h.  Gr.  1,  72,  9. 

ausgeschickt)  und  dort  später  zur  Beherrscherin  4,  319,  4),  also  auf  dem  bekannten  apollinischen 

der  blühenden  Griechenstadt  machen.    Gegen-  Schwanenwagen  (AlJcaios  Fr.  2  Bgk.     Freller, 

wärtig  .werde    sie    Libya    in    ihrem    goldenen  Gr.  Alyth.  1*,  243;  oben  Bd.  1  Sp.  444),  wie 

Hause  (in  dessen  Q-äXa^io?  V.  68  das  Beilager  Maafs,  Hermes  1890  403 '  richtig  gegen  Stud- 

stattfindet)    beherbergen    und    ihr    allsogleich  niczJca  164  bemerkt,  vgl.  §  12.     Darauf  spielt 

einen   Anteil    an    dem    herrlichen    Lande    ge-  auch  Nonnos  Dion.  24,  82 ff.  an,  der  überhaupt 


1719    Kyrene  (b.  d.  hellenist.  Historikern)  Kyrene  (bei  Kallimacbos)         1720 

mit  dieser  alten  Fassung  übereinstimmt,  vgl.  Wesentlich  älter  kann  er  nicht  sein,   da  die 

bes.  25,  180  ff.  5,  216.  13,  300.    24,  85.   29,  184.  neue  Version  erst  damals  entstanden  ist: 

Nur   16,  85  f.   weist    auf    ein   alexandrinisches  §  6.    Entstehung    der    neuen  Version 

Vorbild  hin,  vgl.  Sp.  1720  Z.  54.  zur   Zeit  des   Kallimachos    {Hermes   1893 

§  4.    Kyrenäisches    Orakel.      Dafs    die  2f.  12fF.).     Der  Kyrenäer  berührt  unsere  Sage 

hesiodisch-pindarische    Sage    schon   im  6.  Jh.  zweimal,  if.  3,  206 ff.  erscheint  K.  als  Gefährtin 

in  Kyrene  selbst  galt,  beweist  für  den  Löwen-  der  Artemis,  von  der  sie  2  Jagdhunde  erhalten 
kämpf  das  Relief  §  10.  Auf  die  Entführung  hat,  toig  ^'vi  ■iiovQr]'Trl)rilg  Ttctga  xvußov'läXKiov 
K.s  nach  Libyen  spielt  das  zweite  von  den  in       f^fi^og'  ks&Xov.    Der  Tymbos  ist  nach  d.  Schol. 

Herodots  Gründungsgeschichte  der  Stadt  äuge-  lo  das  Grabmal  des  Pelias,  der  aO'Xog  aber  dennoch 

führten  Orakeln  an  (4,  157),  richtig  gedeutet  nicht,    wie    Meineke    wollte,    ein    (unerhörter) 

von  31iiller,  Orchom.'^  3SSi.    Da  die  theräischen  Jagdagon  bei   den  Leichenspielen   des    Pelias, 

Auswanderer  '2  Jahre  statt  auf  dem  libyschen  sondern,   wie   allgemein   anerkannt,   eben  nur 

Festland  auf  der  ihm  vorliegenden  Insel  Platea  der  Löwenkampf,   auf  den  auch  die  Löwinnen 

wohnen,  ohne  zu  dem  verheifsenen  Wohlstande  des    Pelion    {H.   4,    120),    ampielen    {Müller, 

zu  gelangen,  erhalten  sie  auf  erneute  Anfrage  Orchom.^  341,  5).     Fraglich  ist  nur,  ob    seine 

in    Delphi  die  Antwort:     AI  rv   s^sv   Aißviqv  Lokalisierung  an  dem  Orte,  wo  der  Battiaden- 

f.t.r]XorQ6(pov  oidag  äyLSivov,  firj  iXd'cov  sl9cvTog,  ahn  bei  jenen    Leichenspielen    gesiegt    hatte, 

dyav  äya(iaL  corpirjv  csv.    Dafs  dieses,  wie  die  ein  mythistorischer  Zug  ist  {Maafs,  Göit.  Anz. 

anderen,    offenbar    gefälschten     Orakel    nicht  20  1890  342),   oder  nur  einer  von  den  Anachro- 

delphischer  Dichtung   oder  gar  der  Ehoie  an-  nismen  gelehrter  alexandrinischer  Ortsbestim- 

gehört,  sondern  in   Kyrene    selbst   entstanden  mung  {Hermes  1893  S.  3).    Finden  wir  also  hier 

ist,   bezeugen  die   Spuren   dorischen  Dialekts,  nur  interessante  Details  zu  der  alten  Fassung, 

vgl.  §  32.  so   wird  H.  2,  90ff.   die  neue    als    allbekannt 

rt     i       1    n     •  1-    1,    •■    •    1.       w  .j.  vorausgesetzt.     Apoll  zeigt  K.  das  Karneenfest 

2.  Ans  hellemstiscli-roinisclier  Zeit.  .^^r  noch  in  Azilis  (bei  Herodot  4,  157  Aziris, 

Reichlicher    und   mannigfaltiger  fiiefst   die  gegenüber  der  Insel  Platea)  wohnenden  Theräer, 

Überlieferung  erst  wieder  in  der  Zeit,  als  die  stehend    auf   dem    Felshügel    Myrtusa,    wahr- 

StadtK.s  schon  durch  ihr  wechsehrdes  Verhält-  scheinlich  dem  höchsten  Punkte  des  nachmali- 

nis   zu   den   Lagiden   die  Aufmerksamkeit  der  30  gen  kyrenäischen  Stadtgebietes  (§  16),  da  wo 

Alexandriner  auf  sich  zog,  zumal  da  eines  ihrer  die  Hypseustochter  (vomGotte  hierher  entführt 

Häupter  dorther  stammte.  V.  95)   den  Löwen  erschlagen  hatte,   der   die 

"    §  5.    Eine   neue  Version  bei  helleni-  Rinderherden    des   Eurypylos   verheerte.     Aus 

stischen  Historikern  berichtet  ausführlich  diesen    beiden    Stellen    ergiebt    sich    zunächst 

unsere  Hauptquelle  für  diese  Zeit,  Iheons  Seh.  eine     relative     Zeitbestimmung.      KallimacJios 

Apoll.  Arg.  2,  498  (dazu  4,  156t.  Seh.  Find.  P.  kann  von    K.  nur    das    in    seiner  Heimat  Ge- 

4,  57.   9,  27)    aus    Akesandros  tcsqI  Kvgrivrjg  glaubte   singen,    selbstverständlich    im   2.   H, 

1 .  B.  {Fr.  h.  Gr.  4, 285, 2—6,  vgl.  ob.  Bd  1  Sp.  1429,  der  ausdrücklich  die  kyrenäischen  Sagen  besingt, 

6).  Eurypylos,  S.  d.  Poseidon,  König  von  Libyen,  doch   auch  in   dem   auf  Artemis,    obwohl   die 

derselbe,    in    dessen   Gestalt  nach   alter  Sage  40  Ansicht  von  Maafs,  Hermes  1890  407 f.,  auch 

Triton  (oder  ein  anderer  Gott)  dem  Argonauten  er  sei  für  Kyrene  bestimmt,  u.  E.  schon  durch 

Euphemos    die  Scholle    darreicht,    die   seinem  die  i)escheidene   Rolle,  welche  hier  K.  neben 

üeschlechte   den  Anspruch   auf  die  Kyrenaika  Britomartis    spielt,    widerlegt  wird.     Ist   also 

verleiht  (§  30),    setzt  für   die  Erlegung   eines  beides  kyrenäische  Sage,  dann  haben  wir  das 

Löwen,  der  das  Land  verheert,  die  Herrschaft  Nebeneinander  in  einNacheinander  umzusetzen: 

zum  Preise,    den  K. ,    von  Apoll  nach   Libyen  die  neue   Fassung,    welche    nach    dem  Relief 

gebracht,  gewinnt.    Ihre  Söhne  sind  Autuchos  §  11  fortan  in  Geltung  blieb,  ist  zwischen  dem 

und  Aristaios,  ihr  Vater  Hypseus,  hier  Sohn  des  (auch  aus  anderen  Gründen  älteren)  3.  und  dem 

Peneios  von  Philyra,  die,  obwohl  Asopostochter  2.  H.  entstanden,   dessen   Entstehungszeit  §  7 

(vgl.  Bd.  1  Sp.  643),  doch  mit  Cheirons  Mutter  50  genauer   zu  bestimmen  versucht.     Ihre   Kano- 

(Bd.  1  Sp.  889)  uridentisch  sein  wird,  welcher  nisierung    vollzog    gewifs    ein    Litteraturwerk, 

Kallim.  H.  1, 36  {nachMaafs,  Hermes  \S20  400 flF.  wofür  Keülimaclios  selbst  zunächst  in  Betracht 

für  Kyrene  gedichtet?)  den  hohen  Rang  gleich  kommt,    z.   B.   Ai'ticc    oder    titiasig    {Susemihl, 

nach  der  Styx  anweist.  —  Wesentlich  dasselbe  Alex.  Litt.  1,  354.  366).     Auf  eine  ausführliche 

berichtetenachdems.ScholionPhylarchos  B.7  alexandrinisch-erotische  Behandlung  der  Sage 

{Fr.h.  Gr.  1,  337,  14.  15),  nur  dafs  er  Eurypylos  bezieht   sich  Nonnos  Dion.  16,   85:    ov  mxgcc 

mit  Eurytos  verwechselte  (was  gegenüber  der  Xüxiit]    8iv.tvci     Kvgrjvrig     dvsnovqjiasv     ccvrog 

Einstimmigkeit    der    sonstigen    Überlieferung  y^wo^icof;,  also  Apoll  als  Jagdgenosse  und- diener 

nicht  mit  Maafs,  Gm.  Anz.  1S20  ;U4  als  ernst-  der  Geliebten,  vgl.  z.  B.  Sulpicia  3,  12:    ipsa 

hafte  Variante  zu  nehmen  ist),  und  dafs  er  K.  go  ego  per  montes  retia  torta  feram. 

lUfTK  Tr^ftdrcov  kommen  liefs,  also  die  mythische  §  7.    Die  Ursache  der  Umgestaltung. 

Entführung  in   eine  historische  Einwanderung  Die  späte  Umbildung  hat  die  Konzinnität  der 

euhemerisierte,  vgl.  §  8.     Man  erhält  den  Ein-  alten  Sage  gestört.     K.  kämpft  jetzt  mit  dem 

druck,  der  Tagesschriftsteller  habe  willkürlich  Löwen     nach    ihrer    Entführung,     also    auch 

ändernd  den  Lokalantiquar  benützt,   wodurch  ,, Schwächung",  statt  wie  bei  Pindeir  ipi  gast- 

Akesander  vor  Phylarch  rücken  würde,  dessen  liehen  Hause  Libyas  der  Entbindung  entgegen- 

Wevk  bis  220  v.  Chr.  reichte  {Susemihl,  Alex.  zuharren.      Diesen    Widersinn    können    weder 

Litt.  1,  631.   2,  383;    vgl.  Hermes   1893    1  ff.).  die  Löwen  Libyens,    welche    in    die  Legende 


1721         Kyrene  (bei  Kallimachos)  Kyrene  (in  tl.  rationalist.  Sage)     1722 

des  Stadtgründers  Battos  hineinspielen  {Find.  schönen    Demetrios,    welcher   nach    dem  Tode 

P.  5,  57.  Seh.  Kall.  2,  65.  Paus.  10,  15,  7),  noch  ihres    Vaters    Magas    258    nach    Kyrene    kam, 

der  Lokalpatriotismus  {Stuclniczl'a  43)  befriedi-  um  dem  Eiben  des  Philadelphos  mit  der  Ver- 

gend   erklären:    warum  sollen   diese  Elemente  lobten  das  Land  zu   entreifsen   {Justin  26,  3. 

erst  so   spät  Einflufs    gewonnen    haben?     Ein  Uruysen,  G.  d.  Hellen.   3^  1,  345 f.    Susemihl 

scheinbarer  Grund  wäre  es,  wenn  Maafs,  Galt.  2,669).     ,,Berenike,  die  neue  Kyrene",  dieser 

Anz.  1890,  342  tf.  nachgewiesen  hätte,   dafs  K.  für  die  Lobredner  der  Befreiungsthat  fast  un- 

und    Eurypylos    nicht    nur    beide    thessalische  ausweichliche  Vergleich  erscheint  uns  als  das 

Sagengestalten   sind  (§  30),   sondern   schon  in  gesuchte  äufsere  Motiv,  welches  die  Verlegung 

der   ältesten   thessalischen  Sage    in    derselben  lo  des  Löwenkampfes   auf  den  Schauplatz  seines 

Verbindung  standen.    Dann  könnte  z.  B.  Kolli-  modernen  Gegenbildes   nach    sich  zog.     Diese 

macJtos   die  verschollene  Fassung   aufgestöbert  echt  alexandnnische   Neugestaltung  der   Sage 

und   sich    mittels  jener  Inkonzinnität  mit  der,  wird  nun  mit  gröfster  Wahrscheinlichkeit  dem 

durch  die  Argonautensage  vollzogenen  Lokali-  Verf.  des  Tilönccaos  zuzuschreiben  sein,  der  die 

sierung  des  Eurypylos  in  der  Kyrenaika  abge-  Königin  auch  als  vierte  Cbaris  leiert  {Ep.  51); 

fundeu    haben.      Aber    Maafs    hat    u.    E.   nur  dank   seiner  Autorität  scheint  das    uyLäqxvQov 

gezeigt,   dafs   K.  und   E.  aufser  in  Thessalien  die  alte  Fassung  so  rasch  verdrängt  zu  haben, 

auch    anderwärts    in    denselben    Landschaften  natürlich  mit  Hülfe  des  persönlichen  Ansehens 

bekannt    waren,    nicht    dafs    sie    dort    in    der  der    neuen    Eponyme    von    Hesperis-Berenike 

Verbindung    standen,   welche   nur  für  Kyrene  20  (-^-^^o^/sew  3°,  2,  329ö'.\ 

und  erst   seit  Kallimachos  bezeugt  ist;   er  ist  §  8.    Rationalistische    Umbildungen, 

vor    allem   Antwort    auf    die   Frage    schuldig  Die   weiteren   Umformungen   der  Sage    stehen 

geblieben,  weshalb  geradein  der  ältesten  Über-  alle  mehr  oder  weniger  im  Zeichen  des  Euhe- 

lieferung    das    Gebiet   des    Hypseus    das    des  merismus.      Schon    bei   Apollouios   der  das 

Eurypylos  verdrängt  hätte  {Find.  F.  9,  20  ff.).  Wunderbare  nicht  liebt  {GercJiC,  Bh.  3Ius.  1889 

Liegt  also  nicht  Neubelebung   alter  Tradition  245,  ylr^.  2,  500 fl'.)  ist  K.  nur  eine  jungfräuliche 

vor,    dann   müssen    zwingende  äufsere   Motive  Hirtin,   die  am  Peneios  Schafe  weidet,   dann, 

für   die    Versetzung    des   Löwenkampfes    nach  von  ApoUon  zu  den  Landesnymphen  am  Myr- 

Kyrene  gesucht  werden,  und  solche  glaubt  jetzt  tusafels   gebracht   und   selbst  zur  langlebigen 

ßtudniczha,  Hermes  1S93   6  ff.    10  f.  (z.  T.  nach  30  Nymphe  erhoben,  den  Aristaios  gebiert,  welchen 

dem  Vorgang  0.  Richters,  Frocjr.  Guben  1871,  der  Gott  dem  Cheiron  übergiebt  (§  3).    Nichts 

14  f.)  in  der  Zeitgeschichte  gefunden  zu  haben.  mehr  von   der   übermenschlichen  Jägerin  und 

Des  Kallimachos  2.  H.  ist  zwar  gewifs  nicht,  wie  ihrer That!  Der  Dichter  folgt  hierin,  vielleicht  in 

man  allgemein  annimmt  {Susemihl,  Alex.  Litt.  Opposition  gegen  Kallimachos,  demTimaios, 

1,  361)  für  die  kyrenäischen  Kameen  bestimmt,  wenn  die  Zurückführung  von  Diodor  4,  81  auf 

sondern  nach  dem  klaren  Zeugnis  des  Eingangs,  diesen  Stich  hält  {Susemihl,  Alex.  Litt.  1,  583  ^^^. 

welches   Maafs,   Hermes   1890   403    hervorge-  Geffcken,T.Geogr.d.M'estens,Fhil.Unt.l2,blS.). 

hoben,   aber  mit  Unrecht  angetastet  hat,  für  Wie  diesem,  so  ist  auch  dem  Trogus-Justin 

Delos    bestimmt,    wie   auch    der    4.  H.,   beide  13,  7  K.  nur  ein  schönes  Mädchen,  doch  geht  er 

wahrscheinlich    für    den   musischen   Agon   der  40  darin   .über    Diodor  hinaus,   dafs    er   aus    den 

Ptolemaia  daselbst  (iferwjcs  1893  S.  11).  Dennoch  alten  Beinamen   des   (Apollon   und)  Aristaios, 

geht  aus   seiner  eingehenden  und   liebevollen  die  Diodor  noch  als  solche  kennt,  zwei  weitere 

Darstellung  der  heimatlichen  Sagen,  die  gegen  ■    Söhne  K.s,  Agreus  und  Nomios,  macht  (Bd.  1 

die  kurze  und  kühle  Behandlung  K.s  im  3.  H.  Sp.  549)    und   dafs    er    hierin   (aber   auch   nur 

auffallend  absticht,   hervor,   dafs  er  einer  Zeit  hierin,    vgl.  Susemihl  1,  632  ^'^0    au  Fhijlarch 

angehört,  als  Kyrene  zu  den  Lagiden  in  guten  (§  5)   erinnernd,    gleich    eine    älteste    Kolonie 

Beziehungen   stand,    d.  i.  um  260,   als   Magas  anschliefst  in  Gestalt  der  Sendlinge  ihres  Vaters 

und  Philadelphos  Frieden   schlössen   und   ihre  Hypseus,  welche   sie  zu   suchen  kamen,   aber 

Kinder  verlobten,  oder  um  247,  als  durch  die  von  der  Schönheit  des  Ortes  festgehalten  wur- 

Heirat  des  Euergetes  mit  Berenike  Kyrene  an  50  den.     Hierher  gehört  wohl  auch  das  erste  von 

Ägypten  zurückfiel   {Susemihl  1,  361  f.  2,  669).  den  drei  Daten,  unter  welchen  Eusebios  die 

Für  letzteren  Ansatz  scheint   uns  zu  entschei-  Gründung    der    Stadt    anführt,     686    n.   Abr., 

den,    dafs  V.   26    der    herrschende    Ptolemäer  1331  v.  Chr.;    Fr.   Marx    bei  Studniczlca   119 

ijLios  ^ccGiXtvg,  68  die  alten  Battiaden  ruistiQoi  vermutet  ansprechend,  dafs  der  Ansatz  irgend- 

^ccailfisq  genannt  werden,    d.  h.   dafs   Kyrene  wie  mit  Themisto  zusammenhängt,  einer  ande- 

unmittelbar  dem  ersteren  unterthan  ist.  Stellen  ren  Tochter   des   Hypseus,    die   als   2.  oder  3. 

wie  25  fF.  36  ff.  und  die  Phthonosepisode  zeigen,  Frau  des  Athamas  (Bd.  1  Sp.  671)  in  verschie- 

dafs  Apollon  den  König  bedeutet,  dieser  kann  denen  Beziehungen  zu  Phrixos  erscheint,  dessen 

also  nicht  Philadelphos  sein,  der  den  Heimfall  Flucht  Hieronymus- Eusebios  669  n.  Abr.  setzt, 

von   Kyrene,    wenn  überhaupt,    nur  als   alter  60  —  Den    letzten   Schritt   in    der  Historisierung 

Mann  erlebte,  den  ein  Dichter  von  Geschmack  der  Sage  hatte  der  „euhemeristische  Skribent'- 

nicht    als    Phoibos   darstellen    kann,    sondern,  Mnaseas  (Sc/io?.  J./30//. -dLr^.  2,  498.    Fr.h.Gr. 

wie  der  Sclwl.  26  angiebt,  der  junge  Euergetes.  3,  156,  39;  vgl.  Susemihl,  Alex.  Litt.  1,  679)  ge- 

Somit  ist  Apollons  vvyiq)r]  K.  die  neuvermählte  macht,  indem  er  K.  nicht  von  Apollon  entführt, 

Berenike,  ihre   auf  Myrtusa,  d.  h.  der  Burg  sondern  freiwillig  nach  Libyen  einwandern  liefs. 

der  Ptolemäer  in  Kyrene   (§  16),    vollbrachte  §  9.  Vereinzelte  Varianten.  Agroitas 

That  keine   andere,   als  die  von  Kallimachos-  Aißv^a  1.  B.  {Seh.  Apoll.  Arg.  2,  498.    Fr.  h. 

Cattdl    Coma   27    gepriesene    Ermordung    des  &r.  4,  294,  2;  vgl.  ÄMsm/W  2,  355)  bereicherte 


1723     Kyrene  (b.  Servius,  Vergil  u.  s.  w.) 

seinen  sonst  unbekannten  Bericht  um  den  merk- 
wüudifjen  Zug,  dafs  K.  von  Apollon  über  Kreta 
nach  Libyen  gebracht  wurde,  was  mit  dem 
Anteile  der  Insel  an  der  Gründung  Kyrenes 
zusammenhängt  (§  31),  und  gab  ihr  Larisa 
zur  Schwester.  —  Vereinzelt  steht  die  Angabe 
Servius  Äe.  4,  377  unter  den  verschiedenen  Er- 
klärungen von  Apollons  Beinamen  Lyceus: 
„sive  quod  transfiguratus  in  lupum  cum  Cyrena 
concubuit" ;  der  einzige  Anknüpfungspunkt  hier-  lo 
für  ist  der  Kultus  des  arkadischen  Lykaios  in 
Kyrene,  Stiidn.  15;  vgl.  §  37.  —  Wie  die  Her- 
kunft aus  Thessalien,  so  steht  in  der  bisher 
betrachteten  Überlieferung  auch  der  Vaters- 
name Hypseus  fest.  Nur  tj-i/es  in  Seh.  Apoll. 
Arg.  2,  498  (vgl.  500.  Hggin.  f.  161  p.  15  ScJim. 
Myih.  Vat.  2,  44)  setzten  an  seine  Stelle  den 
Flufsgott  Peneios,  sonst  des  Hypseus  Vater 
Die  Polemik  des  Schol.:  nuyiwg,  ti'si^s  yäg  tckq' 
avT(p  &QS(.L^ciza,  ovK  tzt  öt  Kai  &vyciTr]Q  avrov  20 
rjv,  macht  den  Eindruck,  als  wäre  diese  Genea- 
logie nur  aus  falscher  Erklärung  der  ApolJonios- 
verse    entsprungen,    die    zufällig    den    echten 


1)  Kyrene  im  Löwenkann^fe 
{Kalkrelief  vom  Kyrenäerscbatzhrtus  zu  Olympia; 

vgl.  Sp.  1724  §  10). 

Vatersnamen  verschweigen  und  nur  den  Auf- 
enthalt am  Peneios  erwähnen.  Die  Frage  ist 
wichtig  für  die  Beurteilung  von  Vergil  G.  4, 
317  ff.,  wo  die  neue  Genealogie  einer  singu- 
lären  Darstellung  der  K.  zu  Grunde  liegt  (vgl.  50 
Bd.  1  Sp.  548).  Der  junge  Hirt  Aristaios,  für 
seinen  Frevel  an  Eurydike  durch  das  Aussterben 
seiner  Bienen  gestraft,  eilt  aus  Arkadien  hülfe- 
suchend an  die  Quellen  des  Peneios,  in  dessen 
Tiefe  seine  Mutter  K.,  des  Flufsgottes  Tochter, 
mit  zahlreichen  anderen  Flufsnymphen  (vgl. 
die  Nv(icpcci  GiaaaXidsg,  Peneios'  Töchter, 
Kallim.  H.  4,  109  ff.)  haust.  Er  erhält  von 
ihr  den  Rat,  der  ihm  zur  Erzeugung  neuer 
Schwärme  verhilft.  Diese  Erzählung  wäre  eo 
äufserst  wichtig  für  das  selbständige  Weiter- 
bestehen der  Kyrenesage  in  ihrer  thessalischen 
Heimat  und  für  das  mythische  Wesen  der 
Nymphe,  wenn  nicht  ihre  Vereinzelung  den 
Verdacht  rein  poetischer  Erfindung  nahe  legte, 
welcher  nur  dem  Nachweis  einer  guten  Quelle 
Vergils  weichen  müfste.  Den  Gedanken  an 
Nikanders  M£lia6ovQyiy.(i    schliefst    wohl    Fr. 


Kyrene  (in  der  Kunst:  Olympia)     1724 

94  Schneider  S.  123  aus  (vgl.  Teuffei,  Böin.  Litt. 
1^,  §  2271  Susemihl,  Alex.  Litt.  1,  o06  i^^). 
Der  Anwandlung  aber,  hier  die  Sp.  1718  Z.  16ff. 
abgelehnte  Vorstellung,  dafs  K.  in  der  Ehoie 
zu  Hause  blieb,  bestätigt  zu  sehen,  beugt 
hoffentlich  schou  der  Vatersname  vor. 

Zum  Schlüsse  sei  nochmals  daran  erinnert, 
dafs  der  späteste  Zeuge  Nonnos  auf  die  hesio- 
disch-pindarische  Erzählung  zurückgreift  (§  3). 
Diese  ist,  u_m  das  kritische  Ergebnis  der  voran- 
gehenden Übersicht  zusammenzufassen,  abge- 
sehen von  brauchbaren  Einzelheiten  bei  anderen 
Schriftstellern,  die  einzige  echt  mythische 
Überlieferuug,  auf  der  die  Deutung  der  Sage 
fufsen  mufs.    Um  so  gröfsere  Wichtigkeit  haben 

B.  Die  üeukmäler. 

1.  Darstellnngeu  au.s  dem  Mythos. 

§  10.  Der  Löwenkampf  im  Giebel  des 
Ky renäer Schatzhauses  in  Oly  mpia, nach- 
gewiesen von  Studniczka  28ff. ;  vgl.  Dörp/eld, 
Olympia  Text  2,  1,  48 f.  zu  Tafelb.  1,  32  und  Treu 
ebda  3  zu  Tafelb.  3,  4  (noch  nicht  erschienen). 
Das  Sp.l723  (Fig.  1)  nach  Studniczka  29  ab- 
geb.  Bruchstück  aus  kreideartigem  Mer- 
gelkalk ist  28  cm  br.  22  h.  21,5  d.,  wovon 
9,5  Relieferbebung.  Der  Grund  war  blau, 
am  Gewände  Spuren  von  Kot.  Die  ur- 
sprüngliche Lage  ergiebt  der  Rest  einer 
senkrechten  Stofsfläche  links.  Eine  Frau 
in  dorischem,  die  kräftigen  Arme  blofs 
lassenden  Peplos  mit  kurzem  bortenum- 
säumten  Apoptygma,  packt  mit  der  L. 
die  Vordertatzen  eines  kleinen  Löwen, 
dem  sich  ihr  Oberleib  entgegenneigt.  Eine 
entsprechende  Wendung  des  Kopfes  läfst 
die  Verschiebung  des  Haarschopfes  von 
der  r.  Schulter  auf  den  Rücken  erraten. 
Der  r.  Arm,  vermutlich  dem  Bruch  entlang 
gesenkt,  unterstützte  wohl  die  Bändigung. 
Die  Kleinheit  und  Bewegung  des  Tieres 
legt  die  Annahme  nahe,  dafs  seine  Geg- 
nerin kniete,  wie  nicht  selten  Herakles  im 
Löwenkampfe  (Bd.  1  Sp.  2196,  Z.  59.  2223, 
Z.  67).  Jedoch  bietet  die  entsprechende 
Ergänzung  des  Unterteiles  Schwierigkeiten, 
die  l'reu  veranlassen,  sie  vielmehr  schreitend 
und  den  Löwen  an  ihre  Brost  emporziehend 
zu  denken,  vgl  den  assyrischen  Typus  oben 
Sp.  776.  Dennoch  ist  nicht  zu  bezweifeln, 
dafs  hier  wie  in  den  römischen  Werken 
(§  11)  dargestellt  sei  avcolsvog  .  .  Kvqäva  .. 
XioVTi .  .  ofißQi'^a»  iiovva  Ttalcctoiaa  ävsQ  iyxäcov 
{Find.  P.  9,  17.  26f.),  und  dafs  diese  Gruppe 
dem  Giebelschmucke  des  Kyrenäerthesauros, 
Paus.  6,  19,  10,  des  8.  von  Westen  gerechnet, 
entstammt.  Sie  wird  r.  von  der  Mittelfuge  des 
von  Dörpfcld  auf  0,60  mH.  4,50  Br.  geschätzten 
Feldes  anzusetzen  sein.  Von  seinem  sonstigen 
Inhalt  ist  ein  sehr  grofser  Hahn  übrig,  dessen 
Zugehörigkeit  das  Gestein  und  die  Stilgleich- 
heit mit  den  ganz  eigenartigen  Hähnen  der 
kyrenäischen  Vasen  (§  14)  erweist  (Studniczka 
36).  Sein  nach  1.  gesenkter  Kopf  weist  ihm 
den  Platz  nahe  der  1.  Giebelecke  an.  Es  be- 
darf wohl  keiner  Bemerkung,  dafs  der  Halm 
nur  dekoratives  Füllstück  ohne  Beziehung  zu 
dem  Gegenstande  war.    Neben  K.,  wahrschein- 


1725    Kyrene  (auf  röm.  Bildw.  aus  Kyrene) 

lieh  1.,  müssen  wir  uns  nach  der  Sage  not- 
wendig ApoUon  denken.  Doch  reicht  der  verfüg- 
bare Raum  schwerlich  aus,  um  auch  sein  Gespann 
unterzubringen,  wie  Studn.  unter  Hinweis  auf 
Find.  §  2  und  das  Vasenbild  Ganze,  Mel.  Tongef. 
4  {Sludn.  35)  vorschlug.  Der  kyrenäische  Ur- 
sprung des  Bildwerkes  steht  durch  den  Hahn 
fest.  Sein  Stil  zeigt  in  der 
Derbheit  der  Körperformen, 
der  Haar-  und  Gewandbe- 
handlung viel  Verwandt- 
schaft mit  der  altattischen 
Porosplastik  (vgl.  ColUqnon, 
Hist.  d.  l.  sculpt.  Gr.  1,204  ff. 
Overhtch,  Gesch.  d.  gr.  Plast. 
1*,  179ff.),was  aber  nur  auf 
gemeinsamer  Abhängigkeit 
von  bedeutenderen  Kunst- 
centren,  wie  Kreta  und  der 
Peloponnes,  beruht.  Einen 
Fingerzeig  giebt  vielleicht 
auch  die  Form  des  unteren 
Überschlagsaumes,  die  ähn- 
lich auf  melischen  und  rho- 
dischen  Vasen  vorkommt 
(Bühlau,  Jahrb.  d.  Inst.  2, 
214).  Die  Blüte  der  kyrenäi- 
schen  Vasenmalerei  datiert 
das  Bild  Arkesilas'  II.  gegen 
Mitte  des  6.  Jh.  Mit  dem 
Relief  noch  etwas  höher 
hinaufzugehen,  empfiehlt 
die  Feststellung  DürpfeJds, 
dafs  der  Thesauros  wie  der 
kleinste  so  auch  der  älteste 
war.  Seine  Erbauung  mag 
somit  durch  die  pelopon- 
nesische  Zuwanderung  ver- 
anlafst8ein,welche  dieLand- 
verteilung  Battos'  11.  nach 
Kyrene  zog  (Sp.  1746  Z.  60). 
§  11.  Der  Löwen- 
kampf in  römischen 
Bildwerken  aus  Ky- 
rene. Denselben  Gegen- 
stand zeigen  zwei  Marmor- 
werke späterer  Kaiserzeit 
im  Brit.  Mus.,  ein  Relief 
aus  dem  Aphrodite-  und 
eine  statuarische  Gruppe 
aus  dem  Apolloheiligtum  in 
Kyrene,  beide  ca.  halb- 
lebensgrofs ,  ersteres  hier 
(Fig.2)  n.  Smith  and Porclier , 
Discov.  at  Cyr.  Tf.  76  (Inschr. 
Tf.  83,  19,  vgl.  S.  77.  98. 
102,  48.  114,  zu  der  Gruppe 
S.  43.  99,  6)  beide  abgebil 


Kyrene  (auf  röm.  Bildw.  aus  Kyrene)     1726 

dem  Löwen  verbunden,  welcher,  gleich^  einem 
Pudel  aufrechtsitzend  und  von  dem  Ringergriflf 
ihrer  Hände  gewürgt,  kaum  noch  widersteht. 
Dieser  Gruppe  stellt  das  Relief,  in  dekorativer 
Umrahmung  mit  Weinreben  (für  welche  an 
angeblich  kyrenäische  Münztypen  erinnert  HearZ, 
Num.  chron.  1891  p.  11;  vgl.  Wroth  ebda.  1892 


2)  Kyrene  im  Loweiikaiiipie,  von  Libya  bekrau/it, 

Marmorrelief  aus  Kyrene  im   Brit.  Mus. 

(nach  Smith-Porclier,  LUcov.  at  Cyr.  Tf.  76;  vgl.  Sp.  1725  §  11). 


det    Ocerhecl; ,    Kunstmyth. 

5  Tf.  26,  16.  21  (Text  5,  496)   und  Studniczka  60  p.  20),  die  Libya  zur  Seite,  welche  die  Siegerin 

31.  30;  vgl.  noch  Synopsis  Brit.  3Ius.  Gr.-rom.-       bekränzt  und   so  ihre  Aufnahme  in  den  Mit- 


antiq.  nr.  129.  7,  Friederichs -Wolters  nr.  1916. 
Beide  Werke  zeigen  in  genauer  Übereinstim- 
mung, die  ein  bedeutendes  Original  voraussetzt, 
K.  in  dem  geläufigen  hellenistischen  Typus 
der  Artemis  (Bd.  1  Sp.  603)  in  kurzem  Doppel- 
chiton  und  um  die  Brust  geschlungenen  Mäntel- 
chen   ausschreitend,    nur    sehr    äufserlich    mit 


besitz  des  Landes  andeutet.  Libya  ist  durch 
epichorische  Tracht  gekennzeichnet.  Der  Mantel 
gleicht  der  Aegis  phidiasischer  Zeit  (Bd.  1 
Sp.  696.  698),  welche  Herod.  4,  189  von  einer 
libyschen  Tracht  herleitet.  Zur  Haartracht 
vgl.  schon  die  Libyer  altägyptischer  Wand- 
gemälde {W'iUcinson,  Manners  a.  cust.  of  anc. 


1 


1727    Kyrene  (in  der  Kunst:  Entführung)  Kyrene  (auf  kyren.  Münz.  u.  Schalen)     1728 


Ae{j.  1-,  246,  4)  und  die  „Libya"  im  Catal  of 
coins,  Brit.  Mus.  Flolem.  K(js./Ii\  G,  7—10. 
18,  4—6.  19,  4  {Furttcänglcr,  Jahrb.  d.  Tust. 
4,  83).  Die  Deutung  verbürgt  das  distichische 
Epigramm  {Kaibel,  Epigr.  nr.  842  a),  dessen 
Schriftformen  nicht  üUlh-  sein  dürften,  als  die 
Antonineuzeit:  Kvgrjvriv  noliav  ^i-jzqÖtioIlv,  tjv 
CTicpsi  avzT]  rjTcsLQcov  Aißvr]  TQiaoov  t'iovaa 
■kXsos,  £v&ää'  vnlg  ^sXä&QOLO  Ifovxofpovov 
&STO  KaQnog,  sv^äfisvog  (i^yäli^s  arj^cx  cpiXo-  10 
h,iVLr]q.  So  reiht  sich  das  lielief  jener  helle- 
nistischen Fassung  der  Sage  an,  die  den  Löwen- 
kampf nach  Kyrene  versetzt,  §5—7.  Das  freund- 
liche Verhältnis  zur  Landeseponyme  kennt 
schon  Pinclar  (§2).  Unverständlich  ist  in  der  In- 
schrift die  Anbringung  des  Reliefs  vnsQ  nsld- 
&Q010.  Einer  Metope  gleicht  es  nicht,  und  eine 
solche  vi'äre  kaum  von  einem  Einzelneu  geweiht. 
§  12.  Die  Entführung  auf  einer 
Gemme  (römischem  Smaras^d),  hier  (Fig.  3)  nach  20 
üverheck,  Kunstmytli.  5,  495,  24,  in  der  Ermi- 
tage zu  Petersburg,  eine  nach  Stepltani,  Compte- 
rendu  für  1863,  80  moderne  Glaspaste  davon 
bei    Stosch,    Winckelmann   nr.   36ü.      Apollou, 

kenntlich 
am  Köcher 

(in  der 
Abb.  nicht 
deutlich), 
hebt     mit  30 
der  R.  eine 
heftig 
wider- 
strebende 
Frau  in 
flattern- 
den Üe- 
wändern 
auf       den 
Wagen,    40 
den  ein 
Schwanen- 
paar in  die 
Lüfte  tragen  wird.   Im  ganzen  ist  das  der  Typus 
des  Leukippidenraubes,  vgl.  d.  Art.  Das  Gespann, 
welches  nur  in  unserer  Entführuugssage  vor- 
kommt (Sp.  1718    Z.  61),    hat   schon    Visconti 
auf  die  richtige  Deutung  geführt,  welche  0.  Jahn, 
Htydemann  u.  Overheck  a.  a.  0.  (wo  die  Litter.) 
bestätigten.  —   Mit   Unrecht  wurden   auf  den  50 
Gegenstand  Vasenbilder  und  Terracotten   be- 
zogen, welche  eine  Frau,  in  einigen  Fällen  sicher 
Aphrodite,  auf  dem  Rücken    eines   Schwanes 
zeigen  (vgl.  Bd.  1  Sp.  419.  Kalkmann,  Jb.  d.  I. 
1,  259  f.    L.  V.  uchröder,  Aphrud.  45  ff.  Overbeck 
a.  a.  0.  496  f.).    Auch  die  ,, persische  Artemis" 
mit    zwei    mächtig  flatternden    Schwänen   auf 
dem  mykenischen-,, Inselstein",  Milchhöfer,  Anf. 
d.  K.  86,   55  a,    konnte    Studn.    164    nur    auf 
Grund  des  Sp.  1718  Z.  66  berührten    Mifsver-  co 
ständnisses  direkt  hierher  ziehen,  vgl.  §  35. 

2.  Kyrene  als  Landesherriii. 

§  13.  Kyrenäische  Münzen.  Aus  Sclidl. 
Aristopli.  1^1.  925  mit  HesycJi.  u.  Suidas  s.  v. 
BdzTov  GLlcpiov  haben  Studniczka  24  u.  Maafs, 
Gott.  Am.  1890  340  die  Beschreibung  einer 
Münze  {ISchol.  Aristoph.  spricht  irrig  von  einem 


3)  Kyrene  von  ApoUon  entTührt, 

Gemme   iu  St.  Petersburg   (nach  Overbeck, 

Kunslinythol.  5,  495;  vgl.  §  12). 


Siegelring)  bei  Aristoteles,  KvQrjv.  noXiz.  (Fr.  528 
Mose  1886)  hergestellt:  der  Oikist  Battos  von 
der  UoIls  das  Silphion  entgegennehmend, 
anderseits  der  übliche  Ammon.  Mit  Recht 
hat  Maafs  auch  Studn.'s  Zweifel  au  der  Rich- 
tigkeit dieser  Beschreibung  abgewiesen  und 
für  den  Typus  die  fragmentierte  Sehale 
Sp.  1729  Z.  11  ff',  verglichen.  Nächstverwandt  sind 
2  kürzlich  gefundene  kyrenäische  Silbermünzen 
hocharchaischen  Stils,  die  beide,  nur  in  ver- 
schiedener Richtung,  eine  königliche  Frau 
neben  dem  Silphion  thronend  und  es  mit  der 
Hand  berührend  darstellen:  a)  liev.  num.  1885 
Tf.  12,5  p.  398,  besser  btucin.  20, 16,  R.  Ammons- 
kopf,  b)  Aum.  Chron.  1886  Tf.  1,  6  p.  9,  danach 
titudn.  20, 17  und  hier  Fig.  4,  R.  Pegasosprotome. 
Die  drei  Münzen  stellen  K.  dar,  wie  sie  Find. 
P.  9,  51  ft'.  schildert,  als  Besitzerin  des  ihr  von 
Libya  eingeräumten,  ausgesucht  reichen  Gottes- 
gartens, als  rechte  Mutter  des  Aristaios,  dem 
die  „Erfindung"  auch  des  Silphion  zugeschrieben 
wurde  {Seh.  Aristopli.  ii!i.894),  der  Hauptquelle  des 
kyrenäischcn  Reichtums,  weshalb  es,  wie  zu  der 
Münze  des  Aristoteles  bemerkt  wird,  ein  i'6,aC- 
Qszov  der  Battiaden  und  auch  später  noch  eine 
Art  Monopol  war,  Strabo  17,  836. 

§14.  Kyrenäische  Schalenbilder.  Die 
Münzen  ermöglichten  Studniczka  auch  die  Deu- 
tung desSchaienbildesaus  Naukratis(Fig.5  nach 
seiner  revidierten  Abb.  S.  18, 
die  Head,  Num.  Chron.  1891 
p.  5  wiederholt,  früher  Pctrie, 
Naukr.  1  Tf.  8.  9  p.  53),  das 
zu  der  Vasenkiasse  gehört, 
für  welche  Puchstein,  Arch. 
Ztg.  1880  185f.  1881  2150'. 
und  Studn.  Kap.  1,  ausgehend 
von  der  Darstellung  Arkesi- 
las'  II.  als  Silphionhändler, 
kyrenäische  Herkunft  erwie- 
sen haben,  trotz  allen  noch  Tf.i,6;  vgi.ob.z.  i5). 
nicht  verstummten  Zweifeln 
(zuletzt  Milliet,Etud.  s.  l.  ceram.  gr.  120 ff.  Max. 
Mayer,  D.  L.-Z.  1890  Sp.l581  *),  zustimmend  E. 
Gardner,  Naukr.  2,  44.  51  f.  Journ.  hell.  stud. 
1889,  113).  In  der  Mitte  erkennt  man  den  Unter- 
teil einer Gestaltmitäufserst  langem  Haarschopf, 
welche  das  Schleppkleid  als  weiblich  erweist. 
Es  ist  K. ,  denn  sie  hielt,  wahrscheinlich 
in  der  gehobenen  R.,  das  Silphion,  unverkenn- 
bar, auch  nach  dem  Urteile  eines  Numismatikers 
wie  Head  a.  a.  0.,  obgleich  es  der  Vasenmaler, 
seiner  Technik  gemäfs,  schematischer,  schlanker 
und  zierlicher  stilisiert  hat,  als  die  Masse  der 
sehr  derben,  naturalistischen  Münzbilder  {Studn. 
17  ff'.).  Die  andere  gesenkte  Hand  mufs  den 
ebenfalls  stark  stilisierten  Granatzweig  gehalten 
haben.    Es  ist  wahrscheinlich  ein  Hinweis  auf 

*)  Während  des  Druckes  kommt  hinzu:  Brunn,  Gr. 
Kunsiijesch.  1,  161  f.,  der  sich  auf  Gruud  unserer  Schale, 
deren  Abbildung  er  wiederholt,  für  Naukratis  entscheidet, 
ohne  die  Gründe  für  Kyrene  irgend  zu  erschüttern.  Denn 
seine  schöne  Bemerkung,  dafs  die  Arkesilasschale  den 
König  auf  einem  Schiffe  darstellt,  wo  er  die  Aufnahme 
einer  Silphionladung  überwacht ,  ist  nur  eine  willkom- 
mene Bestätigung  dafür,  dafs  der  Ort  der  Handlung  im 
Ursprtingslaude  dieses  Gewächses  liegt;  wäre  es  wie  Br. 
will,  ein  auswärtiger  Hafen,  dann  müssten  die  Ballen 
vielmehr  ausgeladen  werden. 


4)  Kyrene  neben 

dem  Silphion, 

Kyrenäische  Münze 

a.  Naukratis  (nach 

Num.  Chron.  Iä86 


1729    Kyrene  (auf  kyi-en.  Münz.  u.  Schalen) 

den  Hesperidengarten,  wo  nach  Plin.  n.  h.  19,  41 
(vgl.  5,  31.  Theophr.  hist.  pl.  6,  33)  auch  das 
Silphion  entstanden  war,  weil  die  Kyreuäer 
dieses  Wunderland  in  ihrem  gesegneten  Ge- 
biete wiederfanden,  namentlich  dort,  wo  sie 
die  Stadt  Hesperis  (Berenike)  gründeten  (vgl. 
Bd.  1  Sp.  2601  und  v.  Wilamoioitz,  Eur.  Herald. 
2,  131).  Hierauf  bezieht  sich  das  archaische 
Münzbild:  Herakles  mit  der  Hesperide  am 
Apfelbaum  {Baumeister ,  DeiiJcm.  2,  937,  1017. 
Studn.  20,  15),  und  vermutlich  das  fragmen- 
tierte Schalenbild  aus  Naukratis,  Studn.  23 
(vgl.  3Iaa/s,  Gütt.  Anz.  1890  340f.):  eine  Frau, 
die  einem  Thronenden  eine  Granate  reicht, 
vielleicht  K.  und  Battos,  wie  auf  der  Münze 
bei  Aristoteles  §  13,  wogegen 
das  Sitzen  des  Sterblichen 
nicht  anzuführen  war  (vgl 
z.  B.  Friedcrichs-Wol- 
ters  nr.  117).  Mit  der 
Örtliphkeit  wird 
auch  irgendwie 
das  Dämonen- 
völkchen zu- 
sammenhän 
gen,  das  auf 
uns.  Schale 
(Fig.5)K 


Kyrene  (auf  kyren.  Schalen)      1730 

deren  Fünfzahl  in  ^er  Gruppe  des  Theokies 
im  Heraion  {Paus.  6,  19,  8  Weihgeschenk  der 
Kyrenäer?)  mit  der  zu  ergänzenden  unserer 
Flügelmädchen  stimmen  würde.  Hieraus  fol- 
gerte Studn.  für  die  männlichen  Dämonen  den 
Namen  Boreaden  (vgl.  die  ältesten  Bilder  Bd.  1 
Sp.  2724.  1843)  und  fafste  die  beiderlei  Wesen, 
welche  an  verschiedenen  Orten  lokalisiert  waren 
{Maafs,  Gott.  Anz.  1890  341),'  noch  in  un- 
10  bestimmter  Vielheit  als  Repräsentanten  der  das 
Klima  des  Küstenlandes  bestimmenden  Haupt- 
winde —  etwa  der  den  Pflanzen  zuträglichen 
nördlichen  Seeluft  {Plin.  n.  h.  18,  328.  Aristot. 
Prohl.  26,  56)  und  des  Notos,  der  den  Silphiou- 
samen  ausstreute  {Theophr.  h.  pl.  6,  3,  4)  — , 
welche  mit  vorgehaltenen  Hän- 
den den  Segen  der  Landes- 
herrin auffangen  und  wei- 
ter tragen  wollen.  Er 
konnte  für  diese  Auf- 
■-.  fassung  noch  anfüh- 
ren, dafs  K.'s 
\  Sohn  als  Urhe- 
\  ber  der  segens- 
reichen Ete- 
sien  (Bd.  1 
\  Sp.  549).  — 
\  Head  a.  a. 
0.  und 


5)  Kyrene  mit 
Kyren.  Schale  aus 


umflattert. 
Solche  Flü- 
gelwesen 
sind  auf  ky- 
renäischen 
Vasen    häufi 
Areh.  Ztg.  1881 
Tf.l3,  2.  3S.  217 
nr.  5 — 7  fliegen  ein- 
zelne, wie  Nike,  auf 
Reiter  zu ;  zwei  wohnen, 
wie    später  Eroten,  dem 
Männergelage  a.  a.  0.  nr.loC 
bei,   ein  bärtiges  allein  zeigt 
nr.  14.    Männliche  und  weib- 
liche zieren  für  Kyrene  in  An- 
spruch genommene  Münzen  {Babelon,  Eev.  Nutn. 
1885.  Tf.  15,  3.  4  p.  395f.    1892  Tf.  4,  6  p.  113f. 
Head,  Num.  Chron.   1891   Tf.  1,  1  —  3  p.  3  ff. 
Wroih  ebda.  1892  p.  19  f.).    Solche  Verschieden- 
artigkeit   der  Funktion    scheint    der  Deutung 
grofseu  Spielraum  zu  gewähren.    Studn.  dachte 
an  der  Pflanzenwelt  förderliche  Luftgeister.  Die 
von  C.  Smith  beobachtete  Teilung  in  bartlose  1. 
und    bärtige    (mit  Fufsflügeln)    r.    mufs    wohl 
verschiedenes    Geschlecht    bedeuten.      In    den 
weiblichen  erkannte  M.  Mayer  b.  Studn.  (der 
jedoch  D.  L.-Z.  1890  1581  wieder  zweifelt)  die 
Harpyien,  welche  nach  Al^usilaos  bei  Philod.  it. 
svasß.  43  Gmp.  (Bd.  1  Sp.  2595)  die  Hesperiden- 
äpfel  bewachen,    nach  Epimenides  ebda,  mit 
den  Hesperiden  identisch  sind  (Bd.  1  Sp.2227  u.), 
Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  II, 


Silphion  iind  Granalenzweig,  von  Dämonea  umflattert, 
Naukratis  (nach  Studnicika,  Kyrene  S.  18,  vgl.  Sp.  1728  §  14). 

C.  Smith,  Journ.  hell.  stud.  1892/93,  13,  103 fl:: 
wollen  auch  hier  die  Gegnerschaft  der  Boreaden 
und  Harpyien  wiederfinden  und  unter  letzteren 
den  verderblichenWüsten  wind  verstehen  {Herod. 
4,  173;  vgl.  Plin.  2,  115  über  den  Auster).  Da- 
gegen wollten  Löschcke,  Jahrb.  d.  Inst.  2,277^  und 
Hirsch,  De  anim.  imag.  Jen.  Diss.  1889  1 1  \  bevor 
60  noch  die  Hauptfigur  unserer  Schale  erka,nnt 
war,  die  kyrenäischen  Flügelwesen  für  Eidola 
halten,  die  ganz  ähnlich  auf  der  altattischen 
Unterweltsvase  erscheinen  (Bd.  1  Sp.  950. 
Studn.  25.  Crusius,  Philo!.  46,  615).  Dafür 
liefse  sich  die  Bedeutung  des  Ahnenkults  _  in 
Kyrene  anführen,  welche  beredter  als  schrift- 
liche Zeugnisse  (Bd.  1  Sp.  2459;  vgl.  §28Anf.) 
die  prachtvollen  Felsnekropolen  bezeugen  (die 

55 


1731   Kyrene  (in  d.  Gruppe  zu  Delphi) 

Litt.  Studn.  5  ^*,  6 '").  lu  unserem  Falle  liefse 
sich  diese  Auffassung  mit  der  des  Hesperiden- 
garteus  als  eines  zweiten  Elysions  (v?.  Wilamo- 
witz,  Eur.  HeraJcl.  2,  129 ff.)  oder  Hades  kom- 
binieren: die  Hesperiden  sind  Töchter  der 
Nacht  (Bd.  1  Sp.  2597),  der  Flufs  Lethon  beim 
kyrenäischen  Hespeiis  (Theophr.  c.  pl.  1,  5,  1. 
Plin.  n.  h.  5,  31)  ist  offenbar  der  Lethe  gleich- 
zusetzen.    So"  liefse   sich  vielleicht  die   natur- 


Kyrene  (Tempel  d.  K.  zu  Kyrene)   1732 

sie  mit  ibrem  Eigennamen  genannt  bei  Kall.  H. 
2,  91,  wo  Apollon  mit  K.  cxag  inl  MvQzovarjg 
KfQcccoösog  zur  Meeresküste  herabsieht  (§  6), 
und  nach  Apoll.  Arg.  2,  507  hat  der  Gott 
der  Nymphe  ihren  Wohnsitz  nagal  MvQzcöatov 
alnog  angewiesen  (§  8).  In  dieser  Gegend  ist 
also  K.'s  Tempel  zu  suchen.  Auf  dem  Hügel 
selbst  liegt  der  gröfste  Tempel  der  Stadt 
{Smith- Por eher,  Discov.  at  Cyr.  Tf.  55  S.  71  ft"., 


symbolische    mit    der    animistischen    Deutung  lo  mehr  bei  Studn.  168^^^).     Nach  der  hier  ge- 


vereimgeu.  Doch  scheint  gegenüber  der  letz- 
teren Skepsis  geboten,  weil  die  nächstver- 
wandten Gestalten  auf  den  Caeretaner  Hydrien 
dieser  Deutung  spotten  {Düinmler,  Rom.  Mitt. 
d.  Inst.  3,  167,  6.  172;  C.  Smith  a.  a.  0.  112  f. 
erkennt  auch  hier  eine  Harpyie;  vgl.  auch 
Journ.  hell.  sind.  11,  179).  Endlich  hat  Grusius 
oben  Sp.  1151**  (wie  d.  Red.  bemerkt)  die  Deu- 
tung auf  Windgötter  ab-  und  daraufhingewiesen, 
dafs  die  Anzahl  der  weiblichen  Flügelwesen  20  Kyrene,  (Aq 
mit  der  der  Städte  der  Pentapolis,  die  der  rtfiLria),  galt 
männlichen  mit  den  drei  Phylen  des  Landes 
(Sp.  1746  Z.  65ff)  übereinstimmt. 

§  15.  Das  Weihgeschenk  der  Kyre- 
näer  zu  Delphi  {Paus.  10,  15,  6),  eine  Bronze- 
gruppe, stellte  K. dar  alsWagenlenkerin  Battos' 1., 
welchen  Libya,  mit  auf  dem  Wagen  stehend, 
bekränzte.  Die  Kichtigkeit  der  überlieferten 
Namen  vorausgesetzt  hatte  die  Gruppe  einen 
ähnlichen  Sinn,  wie  die  Münze  des  Aristoteles  30  „früher  Zeit" 
(§  13;  vgl.  Maafs,  Gott.  Anz.  1890  341).  Wie  zugeschrie- 
Athena  den  Herakles  (Bd.  1  Sp.  2218 f.)  oder 
in  der  bekannten  Anekdote  den  Peisistratos, 
so  führt  hier  K.  den  Stadtgründer  in  ihr  Ge- 
biet ein,  mit  Zustimmung  Libyas,  von  der  sie 
es  zu  Lehen  trägt  (§  2),  und  die  auf  dem  Re- 
lief §  11  in  ähnlichem  Sinne  die  Löwenwürgerin 
bekränzt.  Der  Künstler,  Amphion,  S.  d.  Akestor, 
von  Knosos,  wird  nach  seiner  Stellung  in  der 
angeblichen  Schulfolge  des  Ktitios  um  Ol.  88,  40  Stelle  ihres 
428  angesetzt  {Brunn,  Gr.  Kii.-G.  1,  105).  Palastes  trat. 

§  16.  Der  Kyrenetempel  in  Kyrene.  üagal  Mvq- 
Mit  den  Scofiaai  xQvasoig,  worin  Libya  bei 
Pind.  P.  9,  56  die  aqxinoXig  K.  beherbergt, 
kann  nur  ein  Tempel  gemeint  sein,  dessen 
Kultbild  nach  Pind.  P.  4,  260  xqvaü&Qovog  Kv- 
QÜva  und  den  Münzen  (§  13)  demselben  Typus 
angehörte,  welcher  im  6.  Jahrb.  vielfach,  auch 
in  Athen,  für  die  Polias  üblich  war  (Bd.  1 
Sp.  687f.,  dazu  Z.  f.  öst.  Gymn.  1886  682  f.).  50  rifs  {Smith - 
Reste  desselben  hat,  freilich  ohne  Autopsie,  PorcherTi.bG 
Studnicska  166ff.  nachzuweisen  versucht,  auf 
Grund  folgender  Erwägungen.  Der  Stadtboden 
von  Kyrene  ist  ein  Hochplateau,  xQ^ns^osiSsg 
n£Öiov,  Strah.  17,  837,  das  ein  Quereinschnitt 
in  zwei  Teile  zerlegt.  Der  südliche  ist,  weil 
er  die  Mehrzahl  der  Ruinen  hellenistisch- 
römischer Zeit  trägt,  die  Neustadt,  Znov  vvv 
7]  TToAtg,  Theophr.  h.  pl.  5,  3,  7,  demnach   der 


z' 


fundenen   Inschrift   {Smith -Por eher   Tf.  80,   8 
S.  112),   worin   die  Artemispriestei-in  Antonia 
Mego  die  Frauen   des  Landes   zum  Frühstück 
ladet,  gehörte 
er  der  Arte- 
mis, der  nach 
Ptolemaios 
VII.  das 
Hauptfest  von 


{Athen.  12, 
549  e  f.  Fr.  h. 
Gr.  3,  187,  6). 

Die  leider 
nicht  abgebil- 
dete dorische 
Architektur 
wird     relativ 


ben,  was   die 

Vermutung 
gestattet,  dafs 
der  Bau  bei 
Vertreibung 
der  Könige 
um  die  Mitte 
5.   Jahrh.    an 


rcociov  cciTCoc 
aber,  weiter 
nach  Norden, 

liegt  der 
zweiteTempel 
der    Altstadt, 
dessen  Grund- 


S.  75.   Studn. 


6)  Kyrene,  Marmorstatuette  aus 

Kyrene  (nach  Smit/i-Porcher, 

Discov.  at  Cyr.  Taf.  67,  2). 


170)  und 

ägyptisie- 
rende    Kapitelle    auf    archaische    Zeit    hinzu- 
weisen   scheinen.      Dafs   es    der  gesachte    K.- 
Tempel   ist,     bestätigt     die    hier     gefundene 


Marmor  Statuette  hübscher  römischer  Arbeit, 
beistehend  aus  5'^M(^«.  171  Jia,Gh.  Smith- Porcher 

kleinere  nördliche  die  Altstadt.    Der  in  seiner  go  Tf.  67,  2   S.  94   (auch   bei  v.  Schneider,  Jb.  d. 

Mitte  aufragende  Kalksteinhügel  ist  also    der       Jcunsth.  Samml.  d.  öst.  Kaiserh  12,82).  Der  Chiton, 


agyivosig  ficiGtog  oder  ox^og  d^irpinsSog  {Pind. 
P.  4,  8.  9,  55),  der  Mittelpunkt  der  ältesten 
Ansiedelung;  er  wird  den  Königspalast  ge- 
tragen haben.  Später  diente  diese  ä-nga, 
aufserhalb  der  Neustadt  gelegen,  den  Ptole- 
inäcrn  als  Zwingburg,  Diod.  19,  79.  Als  solche 
und   als  höchster  Punkt   des   Stadtbodens   ist 


welcher  vorne  mit  einer  Spange  zusammen- 
gefafst  beide  Brüste  entblölst,  schliefst  nach 
unserer  Typenkenntnis  Artemis  aus,  also  ist 
es  K.  Das  kolossale  Kultbild  war  nach  einem 
Bruchstück  des  Kopfes  wenigstens  sicher  weib- 
lich {Synopsis  Brit.  Mus.  gr.-rom.  ant.  115. 
Murray  bei  Studn.  171).    Dafs  der  Tempel  der 


1733  Kyrene  (Deutung)  Kyrene(Verbreitg.u,Bcdcutg.d.Namcns)  1734 

alten  Polias  nicht  auf  der  Burghölie  selbst  lag,  C.  Welcher  Art   war  dieses   ursprüngliche 

wird  darin  seinen  Grund  gehabt  haben,  dafs  ihr  Wesen  und  auf  welchem  Wege  hat  es_  die  üm- 

knapper  Raum  nur  für  das  Königshaus  reichte.  bildung  erfahren,  in  der  es  in   der  Überliefe- 

XT     r7       -i-v     i  rung  erscheint? 
H.    Zur  Deutung. 

§  17.  Fragestellung.    In  der  betrachteten  ^-   Verbreitung  und  Bedeutung  des  Namens 

Überlieferung,  abgesehen  von  Vergil  (Sp.  1723),  Kyrene. 

A-scheint    K.    vor    allem    als    Eponyme    ihrer  §  18.  Kyrene  als  Stadtname.    Wäre  K. 

Stadt.    Schon  Pt»(Z.  P.  9,  1  ff.  spricht  in  einem  nichts    als    die    Eponyme    ihrer    Stadt,    dann 

Satze  von  der  Stadt  und  der  Nymphe  als  einer  lo  dürfte   ihr   Name   ursprünglich   ein  Ortsname 

Person:    id-slca  .  .  TEliCLY.Qa.Tri  .  .  yeycovfiv  .  .  gewesen    sein.      Steph.  Byz.    s.  v.   nennt  noch 

öico^iTznov  arscpävcoiia  KvQavag,  Tav  ö  .  .  Aa-  zwei  gleichnamige  Städte,   in  Massaliotis  und 

totdag  agnaoE,  ebenso  die  Inschr.  Sp.  1727  Z.  6,  in  Iberien.      Doch   bei   diesen    ist   wenigstens 

vgl.  die  Darstellungen  §  13-15.  Die  Grundfrage  die    Möglichkeit    zu    erwägen,    dafs    sie    ver- 

für  die  Ermittelung  ihres  mythischen  Wesens  Schollene  Kolonieen   der  libyschen   Stadt    ge- 

mufs  demnach  lauten:    ist,   wie  die  Sage  an-  wesen   seien.     Ihre  Handelstnacht  im   tyrrhe- 

nimmt,   die  Stadt  nach  der  Nymphe  oder  die  nischen  Meere  verrät  schon  der  beträchtliche 

Nymphe  nach  der  Stadt  benannt;?  Für  beides  Export  ihrer  Thonware  nach  Etrurien  (Sp.  1728 

giebt  es   Analogieen  in  Fülle.     Die    moderne  Z.  36;  vgl.  Herodot  i,  1G3.  StudmcsJca  13).    Als 

Forschung  vor  Studniczka  hat  sich  (abgesehen  20  Spur  ihrer    kolonisatorischen  Thätigkeit   fafst 

von    der    falschen  Rekonstruktion    der    Ehoie  Studn.  136  die  Sage  von  der  Einwanderung  des 

durch   Bercß  und  Lubbert   Sp.  1718  Z.  18  für  Aristaios  in  Sardinien  auf,   die  nach  Diod.  4, 

die   letztere  Ansicht    entschieden,    wie  sie   0.  82,  4    (vgl.  §  8)    direkt    aus    Libyen    erfolgt 

Müller  begründet  hat,  s.  bes.  Proleg.  63:  „Die  Somit   dürfte    man    den   Stadtnamen   von    der 

griechische    Stadt    Kyrene    in    Libyen    wurde  libyschen  Örtlichkeit  herleiten.  Moderne  etymo- 

gegen  Ol.  37  gegründet;   das  herrschende  Ge-  logische  Versuche  dieser  Art  sind  aber  wenig 

schlecht    leitete    sich    von    Minyern    her,    die  glücklich.     Curtius,  Grundz.  d.  gr.  Etym.'"  158 

besonders    in  lolkos  im    südlichen   Thessalien  denkt   an   das   gekrümmte   [v.vQt6g)  Ufer   der 

herrschten;    die    Gründung    der   Kolonie    war  Syrte,  an  dem  die  Stadt  gar  nicht  lag,  andere, 

hauptsächlich  das  Werk   des  Apollon- Orakels  30  angef.  bei  Studn.  134  ^  an  noch  Unwahrschein- 

zu  Pytho.     Dies  stellt  ein  Mythus  so  dar:  Die  lieberes.    Mehr  Beachtung  verdient  ein  antiker 

heroische  Jungfrau  K.,  in  Thessalien  wohnhaft.  Versuch  dieser  Art. 

wird  von  Apollon  geliebt  und  nach  Libyen  §  19.  Der  Ortsname  Kyra.  Nach  Steph. 
entführt  .  .  .  Das  wird  nun  aber  nicht  so  dar-  Byz.  s.  v.  (aus  Herodian)  hiefse  die  libysche 
gestellt,  als  ob  es  sich  in  der  37.  Ol.  begeben  Stadt  dno  KvQiqvrjg  zrjs  'Tiptoig  jj  KvQi]g  ntjyrjg 
hätte,  sondern  es  wird,  damit  überhaupt  daraus  iyxcoQiov  (vgl.  BeJcker,  Anecd.  1173.  EustaÜi. 
ein  Mythus  werde,  in  jene  heroische  Vorzeit  ver-  z.  Bion.  Per.  213.  Lenz,  Herod.  1,  261,  5). 
setzt  und  die  K.  mit  den  alten  Helden  des  thes-  Nach  Kall.  H.  2,  88  (vgl.  Seh.  Pind.  P.  4, 
salischen  Stammes  verknüpft,  denen  sich  das  523.  Sehneider,  Call.  1,  185)  wo  von  den  noch 
königliche  Geschlecht  verwandt  glaubte."  Vgl.  40  nicht  in  Kyrene,  sondern  in  Azilis  wohnenden 
die  ausführliche  Darstellung  in  Orchom.  und  Dorern  gesagt  wird:  ovnco  rnqy^oi  KvQiqg  sdv- 
was  sonst  §  1  angeführt  ist.  Richtig  sind  hier,  vavzo  nsldaaat,  ist  Kyre  ein  Bach  auf  dem 
wenigstens  in  der  Hauptsache,  die  geschieht-  kyren.  Stadtboden  (zum  Plural  mqyai.  vgl. 
liehen  Voraussetzungen  der  relativ  späten  Ge-  v.  Wüamoiüüz,  Eur.  HeraM.  2,  128,  auch 
stalt,  in  der  der  Mythus  vorliegt,  erkannt.  nrjycti  'ünsavoi,  Kall.  H.  5,  10)  vermutlich 
Aber  die  Verknüpfung  der  Geschichte  K.'s  der  Abflufs,  xprJvTjg  dnÖQQovg  {Eurip.  Antiope 
mit  ihnen  hat  M.  übertrieben;  er  hat  ver-  im  Petrie- Pupyr.  V.  41  Mali.).,  der  bekannten 
kannt,  dafs  das  unabhängige  Auftreten  ihres  Apollonquelle  {Pind.  P.  4,  294.  Herodot  4,  158. 
Namens  an  anderen  Orten  seiner  Auffassung  Plin.  n.  h.  5,  31.  Studn.  135).  Wenn  dagegen 
die  Grundlage  entzieht;  endlich  hat  er  die  50  lustin  13,  7  die  Kolonisten  montem  Cyram  et 
echt  mythischen  und  religiösen  Züge  der  Über-  propter  amoenitatem  loci  et  x>'>'opter  fontis  ubcr- 
lieferung  nicht  gewürdigt:  den  Löwenkampf,  tatein  besetzen  läfst,  so  kann  das  nur  eine 
die  Geburt  des  Aristaios  und  namentlich  K.'s  Konfusion  sein,  wie  wenn  er  ebda,  den  Kolonie- 
Rolle  im  Glauben  und  Kultus  ihrer  Stadt,  gründer  Battos  (§  31)  statt  Aristoteles  Aristaeus 
welche  freilich  nachdrücklicher  als  Pindar  nennt,  worin  Cr(usius),  L.  C.-Bl.  1890  1142 
seither  bekannt  gewordene  Denkmäler  be-  mit  Unrecht  einen  Kurznamen  erkennt.  [Nur 
zeugen  (§  13.  14.  16).  Um  diese  Fehler  zu  einer  auf  lustin  gegründeten  Konjektur  zu 
vermeiden,  gliedern  wir  unsere  Darstellung  Ovid,  Ibis  537  verdankt  dev  conditor  ..  tardae, 
nach  den  folgenden  drei  Hauptfragen:  Blaesus  (d.  h.  Bätzog)  cognomine,  Cyrae  seine 

A.  Ist  K.  ausschliefslich  die  Eponyme  der  60  Existenz,  welche  schon  damitfällt,  dafs  sich V.  538 
libyschen  Stadt,  oder  ist  sie  m  von  dieser  un-  orbis  in  innumeris  inveniare  locis  schlechter- 
abhängiger  Geltung  anderweitig  nachzuweisen?  dings  nicht  auf  die  kurzen  Irrfahrten  des  Battos 

B.  Erklärt  sich  die  vorliegende  echte  Über-  beziehen  läfst.  Es  bleibt  dabei,  was  die  Schal. 
liefernng  ganz  aus  der  ihrer  Festsetzung  vor-  lehren,  dafs  von  Cinyras  und  Myrrha  die  Rede 
ausgehenden  Geschichte  ihrer  Träger,  oder  ist,  vgl.  Ausg.  v.  Ellis  92 f.  153,  der  früher 
bleiben  Züge  übrig,  welche  auf  ein  dieser  Ge-  richtiger  urteilte  als  jetzt.]  Der  antiken,  von 
schichte  vorausliegendes  religiös -mythisches  O.  3Iüller,  Proleg.  142  u.  a.  vertretenen  Mei- 
Wesen    schliefsen   lassen?  nung,    der  Bachname   Kyre    sei    das    Etymon 

55* 


1735     Kyrene  (mythisclie  Homonymen)  Kyrene  (u.  Kyrrhane)             1736 

für  Kyreue,    die  „kyrische"  Stadt,   hat  Stud-  thessalische  Homonyme  mit  Recht  dem  miny- 

niczka  143  die  Ansicht  gegenübergestellt,  Kyre  sehen  Grundbestande  der  kyrenäischen  Bevöl- 

sei  einfach  Kurzform  zu  Kyrene,  wie  Messa  zu  kerung  zuschreiben,  (§  33),  dann  ist  zu  erinnern, 

Messene,   Alkime  zu  Alkmene  u.  s.  w. ,   wobei  dafs  Teos  zuerst  von  orchomenischen  Minyern 

schon  jetzt  an  die  Quelhiymphe  K.  bei  Vergil  unter  Atharaas  gegründet  ist,  Bd.  1  Sp.  675,  2. 

Sp.  1723  erinnert  sei.   Diese  Auffassung  bestätigt  Doch    sind    auch    andere    Wege    denkbar.    — 

die    treffliche    Bemerkung    von    Maafs,    Gott.  3)  Als  Gattin  des  thrakischen  Ares  ist  K.  nach 

Anz.  1890  344  f.,  dafs  die  3  Orte  Antikyra,  am  Tzetz.  Lyh.  499  auch  Mutter  der  Krestone,  d?i- 

malischen  Busen  und  der  Südküste  von  Lokris  Eponyme  von  Kreston,   welches   nach  Herodut 
und  Phokis,  jeder  ein   Kyra   als   sein  Gegen-  lo  1,  57   von  thessalischen   Pelasgern  gegründet 

über  voraussetzen,  von  denen  jedoch  die  letztere  war,  wenn  hier  nicht  die  von  Dion.  Hai.  1,  29 

nicht    ganz    verschollen    ist,    wenn    Kvgaisvg  bezeugte  Lesart /iporcoi'o:  (Cortona)  vorzuziehen 

{Wcscher-Foucart,  Inscr.  d.  Delph.  177.    Gollitz,  ist,  s.  Ed.  Meyer,  Piniol.  48,  482  f.  =  Forsch. 

Dial.-Insclir.   nr.  1842)    im    Ind.   zu    Bursians  z.  a.  Gesch.  1,  24ff. ;    dagg.  Fd.  Schwartz,  Qu. 

Geogr.  Grld's  mit  Eecht  als  Ethnikon  zu  Kyra  Herod.,  ind.  Icct.   Rost.   1890,   5fl'.;    vgl.  oben 

gefafst  worden   ist.      Vgl.   die  Insel  Kvga  im  Sp.  1422.     Anzuschliefsen  ist  hier  auch,   dafs 

persischen  Busen,  Steph.  Byz.  s.  v.  aus  Helm-  Aristaios  nach  Diod.  4,  82    {Timaios  Sp.  1722 

taios,    und    Themiskyra,    die    Amazonenstadt  Z.  34 ff.)  am  Ende  seiner  Wanderungen  auf  dem 

am    pontischen    Thermodon  ,     Maafs,   Hermes  thrakischen  Haimos  zu  den  Göttern  entrückt  wird. 
1890  408';  vgl.  Sp.  1755  Z.  4ft".    Ist  Kyra  wirk-  20  —  Von  den  beiden  letzten  Homonymen  darf 

lieh  Kurzform  zu  Kyrene,  dann  beweist  schon  wohl  mit  Zuversicht  behauptet  werden,   dafs 

diese  ihre  Verbreitung,  dafs  letzterer  Name  nicht  sie    unmöglich    mit    der    libyschen    Stadt    zu- 

in     Libyen     wurzelte,     sondern     bis     an    die  sammenhängen,  also  die  Existenz  K.'s  als  von 

Grenzen  Thessaliens  hinaufreichte,  woher  die  dieser    unabhängiger    Sagengestalt    vollgültig 

Sage  unsere  Eponyme  kommen  läfst.  bezeugen. 

§  20.     Die    mythischen    Homonymen.  §  21.  Die  Göttin  Kyrrhane.    Den  Homo- 

Die   einzige  historische  K.,   die   Hetäre,   Ari-  nymen  hat/SYwrfwi'c^/^a  142  die  kilikischeFrauen- 

stoph.  Th.  98  u.  Fr.  1328,  kommt  nicht  in  Be-  göttin  angereiht,  die  beim  Komiker  Menandros 

tracht,    da   sie  nach   der  Stadt   benannt   sein  (etwa  als  heimatliche  Schwurgöttin   einer  Ki- 
wird,    wie    Antikyra,    Sinope,    Skione,    wohl  30  lissa?)  vorkam:  Photios  KvQQaviq'  ovo^a  9'so'i 

auch  Lamia  und  andere  ihresgleichen  (Ind.  zu  yvvaLKsiag  KiIiklcov,  ovtco  MsvavÖQog,  Hesycli. 

Athen.).    Weiter  führen  die  mythischen  Homo-  KvQ^ävri'    ovo^ia   ywat-nsiag  &fov    (vgl.   Mei- 

nymen,  Studniczlca  136  ff.     —     1)   Hyg.   f.   14  neke,  Fr.  c.  Gr.  4,  310,  364,    Kock,  Fr.  c.  Att. 

S.  46  Schm.    nennt    K.    als  Mutter    des   Argo-  3,  255,  102  ^    Loheck,  Aglaoph.   630i^).      Die 

nauten  Idmon  von  Apollon   oder  dem  Argiver  Möglichkeit einesZusammenhanges zugestanden, 

Abas.     Das  wäre  merkwürdig  wegen  der  son-  wird  man  doch  besser  thun,  vorerst  mit  Maafs, 

stigen  Verbindung  kyrenäischer  Sagen  mit  den  Hermes  1890  408'  auf  die  Verwertung  so  un- 

Argonautica    (§  28  —  30).     Doch  ist    die    An-  bekannter    Gröfse    zu    verzichten.     Gegen    die 

gäbe  nicht  unverdächtig.    Sie  gehört  dem  aus  Identität  des  Namens  spricht,  stärker  als  das 
Apoll.  Argon,  und  deren  Erklärern  geschöpften  40  qq,    das   a,    welches    aus    dem    Schlufs-?;    zu 

Teile     der     hyginischen    Argonautenliste     an,  folgern  ist,  da  der  Attiker  sonst  KvQQrjvr]  ge- 

0.  Jessen,  Prolcg.  catal.  Arg.    Diss.  Berl.  I889  schrieben  hätte.    Freilich  kann  das  rj  ein  Fehler 

18  ff.    Die  Mutter,  welche  Apollonios  selbst  ver-  der  Überlieferung  sein,  was  sogar  sicher  wäre, 

schweigt,  nennt  Seh.  1,  139   nach   Pherekydes  wenn   die   Göttin  mit  Gewifsheit   den  (nicht- 

{Fr.  h.   Gr.  1,  88,  70)  Asterie  T.  d.  Koronos,  ionischen)  Griechen  Kilikiens  zu-,  den  Barbaren 

sie  kann  also  im  Epos  (schon  Naupaktia  und  daselbst     abzusprechen    wäre     (vgl.    Back    a. 

Eumelos  kannten   den  Idmon,  ob.   Sp.  105.,  1)  Sp.  1717  Z.  31  a.  0.  309).    Sollte  das  gelingen 

patronymisch  Kogavig   genannt  und   dies  mit  und  die  Namensidentität  erwiesen  werden,  dann 

K.  verwechselt  worden  sein,  vgl.  jedoch  Sp.  1737  wäre  auch  hier  eine  Beziehung  zu  Thessalien 
Z.  34.   —  2)  Dagegen   ist   K.   als   Mutter    des  50  leicht  hergestellt,  durch  den  mythischen  üikisteu 

thrakischen  Uiomedes  von  Ares, /^.jpoZ/oiZ.y  Bibl.  kilikischer    Städte,    den    thessalischen    Argo- 

2,  5,  8,  1,  ebenso    unverdächtig   als   wichtig.  nautenseher  Mopsos,   der  auch  zum  libyschen 

Ohne  Zweifel  ist  der  Bistonenkönig   mit  dem  Kyrene  in  Beziehung  tritt  {Studn.  143.  100). 

ätolisch- argivischen  Heros  uridentisch,  wovon  §  22.  Etymologische  Versuche.    Unter 

noch  namentlich   das   beiden  gemeinsame  At-  der  bes.  §  20   erwiesenen  Voraussetzung,   dafs 

tribut    wunderbarer    Rosse,    auch    die    genea-  K.  von  Haus  aus  eine  mythische  Gestalt  war, 

logische   Verbindung    des    letzteren    mit   Ares  sind     zwei     Etymologieen     versucht     worden, 

zeugt,  Lühhert,  De  Hiom.  Ind.  Icct.   Bonn  1889  Studiiiczka  151  f.  stellt  KvQccva  und  Kvqu  (§  19) 

— 1890  10.    titudniczka  137  ff.    v.  Wilamowitz,  zu  %vg-L-og,   kvq-ö-co   und  fafst   es  als   eine 

Für.  HeraM.  1,  303.     Da  Abdera,  wo  unsere  go  der  zahlreichen  Benennungen  einer  Göttin  als 

Überlieferung  den  Thraker  durchaus  lokalisiert  Herrin,  vgl.  v.vQi(x"AQtsyiig  und  andere  Göttinnen 

(Bd.  1    Sp.  1022  ff.),  nacheinander  von  Klazo-  unten  Sp.  1756 ff.,  ferner  ßasile,  Basileia,  Des- 

menai  und  Teos  begründet  ist,  so  werden  diese  poina,   Eurynome,   Kreusa,  Medusa,  Tyrannos 

ionischen  Kolonieen  den  D.  als  Repräsentanten  (weiblich,  Herodas  5,  77  mit  Anm.  Büchehrs), 

feindlicher    (,,äolischer"?)    Stämme    hinüber-  Vanassa    u.   s.   f.      Dagegen    wendet    Bechtel, 

gebracht    und    ihren    dortigen    Gegnern,    den  Gütt.  Nachr.  1890  37  (mit  v.  Wilamoioitz)  ein, 

Thrakern    zugeeignet    haben.      Dasselbe    wird  dafs  nigiog  mit  Kvqüvcc   nicht  zu  vermitteln 

für   seine  Mutter  K.  gelten.     Wenn  wir  ihre  ist  [vgl.  noch  Busolt,  Griechische  Geschichte  1- 


1737  Kyrene  (Etymologie)  Kyrene  (bist.  Grundlage  d.  Mytbos)    1738 

481'].    Er  scheint  dabei  zu  übersehen,  dafs  die  Tyndaris,  Phalantbos,  Priapos  (vgl.  Usencr,  Bh. 

Quantität  des  v  im  Götternamen  nicht  feststeht.  3Ius.  1869  23,  325  ff.    Studniczlca  143  f.  149). 

Zwar  der  hesiodische  Vers,  Sp.  1718  Z.  16,  und  „    i^-  i  •  i  ^t  ,      /,        h  -,      t.  j, 

mit  ihm  das  epische  Orakel,  Biod.  8,  29  (vgl.  ^-  ^^"^  gescluclitliche  (.nindlage  des  Mythos. 
§  32),  haben  v,  beide  im  Versschlufs,  ebenso  Wir  gehen  nun  zu  der  zweiten   §  17   auf- 

Pindar  P.  4.  5.  9  durchweg.     Anders  die  Spä-  geworfeneu  Frage  übei",  inwiefern  erklärt  sich 

teren.     Die   attischen   Komiker   haben  nur  v,  der  Mythos  K.'s  aus  der  geschichtlichen  Grund- 

Arist.  Th.  98,  Fr.  1328,    Hermipp.    Koch,  Fr.  läge,  auf  der  er  erwachsen  ist,  den  Anfängen 

c.  Att.  1,  243.     Kallimachos,  der  hier  als  Kyre-  und  der  Vorgeschichte  ihrer  Stadt? 
uäer   und    strenger   Metriker    entschieden  ße-  lo        §  24.  Einleitung  und  Litteraturüber- 

achtung    verdient,    giebt    v    immer    im  Vers-  sieht.     Kyrene  wurde  nach    im   wesentlichen 

schlufs  {II.  2,  73.  94.    i^j.  20,  5),  sonst  öfter  v  gesicherter  Überlieferung  um  Ol.  37,  630  v.  Chr., 

(H.  3,  206.    jB/j.  13)  als  v  (Ep.  21).    Ihm  folgt  von  Thera  aus  gegründet   {BmoU,  Gr.  Gesch. 

iVbn«os  J)iO«.,  im  Versschlufs  t;  (5,216.  24,85.  1,    344*   [2.  Auflage   482^]),    und    diese    Insel 

25, 181),  sonst  ü  (13,  300.  16,  86.  29,  185).    Letz-  gilt  allgemein   als   dorische,   weil   von  Sparta 

teres  auch  bei  Apoll.  Arg.  2,  502.    Anthol.  Pal.  aus  besiedelte  Gemeinde,  Busolt  1,  198^  [2.  Auf- 

7,  499.   IMonys.  Perieg.  213;  auch  bei  den  La-  läge  353'].       In    auffallendem    Widerspruche 

teinern  herrscht  v  vor,  z.  B.  Verg.  G.  317.  354.  hierzu    steht    als    Heimat    der    Eponyme    K. 

Sil.  8,  158.  3,  252.     Die  Kurzform  Kyra  (§  19)  in    der  ganzen  Überlieferung  Thessalien  fest, 

hat  bei   Kall.  77.  2,  88  v,   so   auch   Antikyra  20  Daraufhin    vor    allem    sind    die    Gründungs- 

bei    den    Lateinern,    dagegen    @s(.iLaY.vQa    bei  geschichten  beider  Orte  zu  analysieren.     Aus- 

Orph.  Arg.  742.    Nach  diesem  Sachverhalt  be-  führlich  erzählt  sie  Heroäot  4  und  zwar  a)  145 

darf  der   Einwand   Bechtels   mindestens    einer  — 149  die  Gründung  von  Thera  nach  überein- 


^o 


metrischen  Nachprüfung.  Denn  von  vorn-  stimmender  Überlieferung  der  Lakedämonier 
herein  kann  es  nicht^als  selbstverständlich  und  Theräer,  b)  150  — 153  die  von  Kyrene 
gelten,  dafs  v  überall  auf  späterer  Willkür  nach  theräischer,  c)  154  — 156  nach  kyrenä- 
beruht,  vielmehr  scheint  es  ebenso  denkbar,  ischei',  dann  d)  nach  übereinstimmender  Über- 
dafs  das  Schwanken  in  der  Wirklichkeit  und  lieferung  die  Anfänge  der  neuen  Stadt  bis 
vielleicht  schon  im  alteli  Epos  vorkam;  dann  auf  Arkesilas  III.  Diese  Scheidung  scheint  für 
wäre  erst  zu  fragen,  welcher  Form  die  Prio-  30  die  Besiedelung  Theras  eine  von  Uerodot  ver- 
rität  zusteht.  Bis  dies  entschieden  ist,  mufs  schwiegene  kyrenäische,  für  die  von  Kyrene 
freilich  Studn.''s  sachlich  annehmbare  Etymo-  eine  lakonische  Version  vorauszusetzen.  Er- 
logie  als  sprachlich  unsicher  gelten.  Bechtel  gänzend  treten  hinzu  die  beiden  Epinikien 
Aveist  nach,  dah  Kvqccvu  lautlich  mit  KoQcövct,  Pt^cZa/'S  auf  Arkesilas' IV.  Wagensieg  462  v.Chr., 
KoQav ig  identisch  sein  kann,  so  dafs  die  beiden  P.  4,  3  —  64,  252—260  und  P.  5,  72  —  81,  (in 
,,lapithischen"  Geliebten  Apollons  uridentisch  denen  wir  wieder  kyrenäische  Überlieferung, 
wären,  vgl.  oben  Sp.  1385  tf.  und  was  §20,  1  wenigstens  als  Grundlage,  voraussetzen  müssen), 
über  die  Mutter  Idmons  bemerkt  ist.  Ist  es  aber  namentlich  das  erstere,  welches  den  Ahnherrn 
wahrscheinlich,  dafs  ein  und  derselbe  Name  der  Battiaden  Euphemos  als  Argonauten  feiert, 
bei  demselben  Volksstamm  in  so  verschie-  40  wahrscheinlich,  wie  P.  9  (vgl.  §2.3),  auf  Grund 
denen  Formen  umlief?  einer  Ehoie  gedichtet,  s.  bes.  Kirchhoff,  Hom. 
%  23.  Ergebnis.  Der  Ortsname  K.  ist  nicht  Od.  321fF.;  dann  Apollonios,  Arg.  1,  179 — 184.  4, 
auf  Libyen  beschränkt.  In  der  Kurzform  Kyra  1549  —  1561,1729  —  1762.  Ein  kurzes  Resume  der 
findet  er  sich  in  Mittel-  und  Nordgrieclicmland  ganzen  Überlieferung  giebt  K/illiviachos  H.  2, 
wieder  bis  an  die  Grenze  der  thessalischen  65  —  79.  Die  Scholien,  hes.  zn  Pind.  und  Apoll., 
Heimat  unserer  Nymphe  (§19).  Diese  selbst  sowie  die  Historiker  verzeichnen  wertvolle  Reste 
kehrt  als  unabhängige  mythische  Persönlich-  verlorener  Geschichtswerke.  Das  Verständnis 
keit  in  Thrakien  wieder  (§  20),  wohin  sie  doch  dieser  reichen  Überlieferang  haben  0.  3IüUer, 
wohl  sicher  nicht  aus  Libyen,  vielleicht  aus  (irchom.-3\& — db3  \xndButtmmm,Myth.'2,,21'2,^. 
lonien  gelangt  ist;  von  dort  aus  könnten  auch  50  angebahnt,  vgl.  Thrige  ob.  Sp.  1717  Z.  6  und  die 
die  gleichnamigen  Städte  in  der  Massaliotis  Gr.  Gesch.  von  Grate,  Cnrthis,  Busolt  u.  a. 
und  Iberien  (§  18),  begründet  sein.  Aus  alle  Neuerdings  hat  Studniczlca  45  — 131  (wt)  die 
dem  geht  hervor,  dafs  K.  ein  echtes  altes  frühere  Litt.)  die  Untersuchung  zu  fördern  ge- 
mythisches Wesen  ist,  welches,  aus  seiner  im  stiebt.  Seine  Darstellung  hat  von  den  §  1 
Mythus  der  libyschen  Stadt  nie  vergessenen  angef.  Rezensenten  namentlich  Maafs,  Gott, 
Urheimat  Thessalien  in  verschiedene  Gegenden  Anz.  1890  342  —  384  berichtigt  und  weiter- 
des  Festlands  und  der  griechischen  Küsten-  geführt,  daneben  freilich  u.  E.  auch  Rück- 
länder getragen,  verschiedene  Umwandlungen  schritte  gemacht  Wichtige  Bemerkungen  macht 
und  Verbindungen  erfahren  hat.  Ein  solches  aucli  Gruppe,  Berl.  ph.  Woch.  1890  825—830, 
Wesen  kann  nur  eine  alte  Gottheit  sein.  Die  6ü  nur  von  dem  bekannten  gegen  0.  Müllers  Ge- 
Antwort auf  die  §  17  aufgeworfene  Frage  lautet  sichtspunkte  grundsätzlich  ablehnenden  Stand- 
also:  die  Stadt  Kyrene  ist  nach  ihrer  gött-  punkt.  Die  Gründungsgeschichte  von  Kyrene 
liehen  Eponyme  benannt,  wie  viele  andere  hat  gleichzeitig  und  mehrfach  übereinstimmend 
Städte  und  Länder  einfach  die  Namen  ihrer  vaiiStHdn.nnie\?,uch.i  Mollmann,  Ber.  d.Kneip- 
Götter,  bei  uns  der  Heiligen,  tragen,  z.  B.  höfschen  Ggmn.  Königab.  i.  P.  1889.  Vom  dia- 
Alea  (3fejsier,  Ä'.- Per.  c?.  säc/ts.  öes.  1889  83  f.),  lektologischen,  Standpunkte  hat  diese  Fragen 
Atalante,  Athene,  -ai,  Chryse,  Helena,  Kallone,  in  ähnlichem  Sinne  zuletzt  0.  Roffmann,  Be 
Kailiste,  Sp.  1751  Z.  16,  Leukoi^hrys,  Sosandra,  mixtis  Gr.  lirig.  dial.    Diss.  59  —  66.     Gr.  JDial. 


1739    Kyreue  („Pbönik.  u.  Spartan."  in  Thera)  Kyrene  (u.  d.  Aigiden)  1740 

1,  llf.    berührt    [varl.   jetzt    bes.    BiisoU,    Gr.  aber  schon  der  Zeitpunkt  der  Besiedelung  gleich 
Gesch.  1^  352 f.  479ff.].     Das  Folgende  will  die  nach  der  dorischen  Besetzung  Lakoniens,  man 
Ergebnisse    für    den    vorliegenden  Zweck    zu-  nähme  denn  mit  w.  WiJamoicitz,  Eur.  HeraJd.  1, 
sammenfassen  und  dabei  Unsicheres  möglichst  267  an,  dafs  die  dorischen  Inseln  bis  Kreta  früher 
vermeiden.    Die  relative  Kürze  der  Darstellung  als  die  Peloponnes  von  den  seescheuen  Dorern 
und    Sparsamkeit   der   Nachweise    rechtfertigt  in    Besitz    genommen  wären.     Vielmehr  wird 
sich  dadurch,   dafs   die  mythischen  Elemente  die  Okkupation   später  erfolgt  sein,  wie  denn 
dieser  Überlieferung    in    anderen    Artikeln    d.  die   ganz    analoge  von  Melos    und  kretischen 
Lex.  behandelt  sind  (jedoch  nicht  immer  ge-  Städten  nach  Flut.  mul.  virt.   8.    Qu.   Gr.   21 
niigend)  oder  noch  werden.                                    w  {Arisiot.  Politien?    vgl.  Studn.   47ff. ,    wo   die 
§25.  Die  „phönikische"  Besiedelung  Litt.)    erst    während    des    Helotenkriegs    ge- 
von  Thera.    Nach  spart. -ther.  Überlieferung,  schehen   sein  soll.  —  Wichtig  ist,  dafs  diese 
Herocl.  4,  147,  waren  die  ersten  Kolonisten  in  lakonische   Überlieferung    eine    ältere   kadme- 
Thera,    damals    Kalliste    genannt,    Phönikier,  ische  Bevölkerung  anerkennt  und  dieser  sogar 
welche  Kadmos,   auf  der  Suche  nach  Europa,  das  lakonische  Herrseherhaus  von  Thera  ver- 
unter   seinem    Verwandten    Membliaros     dort  wandt    sein    läfst.      Sein  Ahnherr   Theras    ist 
zurückliefs.    Dieser  erste  "Oikist  mufs  auch  auf  offenbar  aus  dem  appellativen  Namen  der  Insel, 
benachbarten  Inseln  gegolten  haben,   da  z.  B.  ,, Jagdrevier",  Sp.  1750  Z.  2  ff.,  fingiert,  nicht  dem 
Anaphe  Membliaros,  Melos  Memblis  geheilsen  lakonischen  Ares   &r]QSircig  gleichzusetzen  {H. 
haben  soll;    es  mag  sein,   dafs   er  auf  Thera  20  D.  Müller,  Ares  88 f.;  vgl.  Studn.  67),  oder  als 
erst  sekundär  ist,  ob.  Sp.  867**.   Auf  semitische  Kurzform   des   Namens   seines   Ahns   Thersan- 
Ilerknnft  deutet  bei  ihm  nichts  hin.    Der  Name  dros  aufzufassen  (0.  Hoffmann,  Gr.  Dial.  1, 11). 
ist  offenbar  griechisch,  Studniczka  53.   Gruppe,  um    den    historischen   Namen    der   Insel    erst 
De  Cudmi  fab.   23.      Sein  Vater    Poikiles    re-  von    dem    lakonischen    Oikisten     herzuleiten, 
präsentiert  wohl  die  theräische   Buutwirkerei  mufste   ein  älterer  erfanden  werden,   Kalliste, 
(anders  Sp.  867),  die  aber,  auch  wenn  sie  auf  dessen  Bedeutung  Sp.  1750  Z.  8 ff.  klar  wird, 
phönikischen     Einflufs     zurückgegangen     sein  §  27.    Die  Aigiden.     Das  Geschlecht  des 
sollte,  für  phönikische  Kolonisation  nichts  be-  Theras  scheint  uns,  wie  0.  Müller.,  BücJclt,  und 
weist,  obwohl  das  selbst  Müller,  Orchom.^  tiiQt.  vielen  anderen,  kein  anderes  gewesen  zu  sein, 
zugab.    Die  ältesten  Funde  auf  Thera  und  den  so  als   das   der  Aigiden   (Bd.  1   Sp.  146  f.,   unzu- 
Nachbarinseln  gehören  der  ,, Inselkultur"  und  reichend),    obschon   Herodot   deren   eponymen 
der    „mykenischen"    an   (vgl.    Bummler,    Atli.  Ahn  erst  als  Enkel  des  Theras  ansetzt,  woraus 
Mitteil.   d.   Inst.  11,  15  ff.    12,  Iff.),    sind   also  Lübhcrf,  Ind.  schol.   Bonn  1883  9.  19.    Gruppe, 
alles  eher  wie  phönikisch.     Somit  ist  die  Ko-  Berl.  pli.  Woch.  1890  828  und  bes.  Maafs,  Gott. 
lonie  des  Membliaros' vielmehr  eine  kadmeische,  Anz.  1890  351.  360ff.   schliefsen,    dafs  sie  ur- 
wohl  direkt  aus  Böotien  herrührende,  was  auf  sprünglich  nicht  mit  nach  Thera  kamen.    Aber 
seine  Weise   auch   der  Bericht  über  die  spar-  wie  hiefs  dann    das  Geschlecht    des    Theras? 
tanische    Kolonie   zugesteht,   Sp.  1740  Z.  12  ff.  Nach  Maafs  Kaö^sfyi,   das   ist  aber  hier  wie 
Dem   entspricht,   dafs   auch    die   Kadmossage,  sonst  bei  Herod.  der  Name  des  ganzen Volks- 
doch    wohl    durch    kyrenäische    Vermittelung,  40  stamms,    nicht   einer  Gens.      Überdies    nötigt 
nach  Libyen  verpflanzt  wurde,  ob.  Sp.  858  f.  diese  Auffassung  zu  der   mifslichen  Annahme, 
§26.    Die   spartanische   Kolonie    des  dafs    die  Aigiden   später   einmal   nach   Thera 
Theras.      Zu    der    8.   Generation    der    Nach-  nachgewandert    seien.      Denn    dort   kennt   sie 
kommen   des  Membliaros  kam  nach  Herod.  4,  nicht  nur  der  etwas  dunkle  Schlufs  des  herodot. 
147  — 149    aus   Lakedämon    eine    echt   sparta-  Berichtes,  von  den  Erinyen  des  Laios  Sp.  1739 
nische  Kolonie,  ano  xmv  cpvlscov,  vermehrt  durch  Z.  62,  sondern  unzweideutig  Find.  F.  5,  72 — 81, 
einenTeil  der  rebellischen  Minyer  (vgh  §  28),  ge-  der  sie  den  Karneioskult  von  Sparta  über  Thera 
führt  von  Theras,  S.  d.  Autesion  S.  d.  Tisamenos  nach  Kyrene  verpflanzen  läfst,  vgl.  Kall.  H  2, 
S. d.  Thersandros  S.d.  Polyneikes  (soweit  ist  das  71—74,  ob.  Sp.  961.  966.     Nur  Maafs  a.  a.  0. 
Stemma  dem  der  Herakliden  von  Herakles  bis  50  367  f.  verkennt  diese  klare  Filiation,  indem  er 
Aristodemos  parallel,  Maafs,  Gott.  Ans.  1890  bei  Find.  V.  78  ivd'sv  nicht   auf  das   vorher- 
361)',     der    also    im    9.   Gliede    von    Kadmos  gehende  Thera,    sondern   auf  Sparta  bezieht, 
stammte.     Dieser  zog   zu   seinen   Verwandten  Dafs   die  Aigiden  für  Kadmeer    galten,    geht 
auf  der  fortan  nach  ihm  benannten  Insel,  weil  hervor   aus    den   nach   Herod.  von   ihnen   ge- 
cr  als  abgedankter  Vormund  und  Landpfleger  gründeten   Heroa    des   Kadmos    Oiolykos    und 
seiner  Schwestersöhne  Prokies  und  Eurysthenes  Aigeus  in   Sparta,    vgl.   ob.   Sp.  866.     Gruppe 
die   gewohnte  Herrscherrolle   nicht  entbehren  a.  a.  0.  828.     Eine   andere   Sage  liefs   sie   als 
mochte.    Von  dem  Sohne  seines  in  Sparta^  ver-  Helfer  der  Herakliden  bei  der  Einnahme  des 
bliebenen  Sohnes  Oiolykos,  Aigeus,  stammten  Peloponnes    direkt    aus    Theben    einwandern, 
die  Aigiden,  eine  grofse  Phyle  in  Sparta  (§27).  co  Hauptzeugen:    Find.  I.  7  (6),  12  ff.     Ephoros, 
Diese  mufsten,  um  der  Knabensterblichkeit  in  Fr.  h.  Gr.  1,  236f,  11,  13.   Aristoteles,  Aav..Ttol. 
Sparta  ein  Ende  zu  machen,  den  Erinyen  des  Fr.  532  Rose  1886.     Es  fragt  sich  nur,  ob  ihre 
Laios  ein  Heiligtum  stiften,  worauf  das  Unheil  kadmeisch-thebanische  Abkunft  geschichtlich 
auch  in  Thera  aufhörte.  —  Der  geschichtliche  oder   wegen   ihrer   Anknüpfung    an    die    kad- 
Kern  dieses  Berichtes  ist  die  spartanische  Be-  meische  Urbevölkerung  Theras   erdichtet   ist, 
siedelung  von  Thera,    weichender   Insel   und  wie  Studn.  QdS.  zu  zeigen  versucht  hat.    Ein 
ihrer  libyschen  Pflanzstadt  den  ausgesprochen  entscheidendes   Zeugnis  für  das  erstere   wäre 
dorischen  Charakter  gab.    Wenig  glaublich  ist  das  Weiterbestehen    der   Aigiden    zu    Theben 


1741            Kyrene  (u.  die  Minyer)  Kyrene  (u.  d.  Minyer)            1742 

in  historischer  Zeit.  Dieses  gründet  sich  aber  Alccsandros ,  nannten  als  Führer  der  Minyer 
u.  E.  ausschliefslich  auf  die  falsche  Auffassung  Sesamos  oder  Samos,  des  Euphemos  Abkömm- 
von  Find.  F.  5,  72  ff.,  wo  in  Wahrheit  nicht  ling,  Seh.  Apoll.  Arg.  4,  1750.  Seh.  Find.  F.  4, 
der  Dichter,  sondern  der  Festchor  des  Kar-  88.  455.  Fr.  h.  Gr.  4,  286,  6.  Ihr  Weg  aber  ist 
neios,  des  Stammgottes  der  Aigiden,  spricht  überall  derselbe  wie  bei  JfowZ.,  auch  bei  Piwd. 
(vgl.  Studn.  73 ff.,  z.  T.  nach  G.  Gilberts  Vor-  Aa^sSaifioviav  f.uxQ'svxtg  dvÖQtäv  r^d'Baiv  av 
gang,  ]\Ia(ifs  a.  a.  0.  363  ff.,  dagg.  v.  Wilanio-  tcots  KccllLoxav  ancpy.riaav  XQÖvn  väaov  tv&8v 
toits,  Eur.  Herald.  1,  720'.  Melim,  Comm.  phil.  d'  va(ii,  AccxoCSaq  i'noQsv  Aißvccs  nsdCov  avv 
d.  Münch.  Semin.  f.  d.  Fhil.-  Vers.  1891  &stp  tt^iaig  ocpsXXsiv,  „nachdem  sie  sich  in  den 
14G  ft".  u.  a.).  Alle  anderen  Zeugnisse,  zuletzt  :o  Wohnsitzen  lakonischer  Männer  niedergelassen, 
bei  Blaafs  370 f.  (vgl.  ob.  Sp.  845 f.),  sind  ent-  besiedelten  sie  später  Thera  und  v.'u  da  aus 
weder  zweifelhaft,  wie  Schal.  Find.  F.  4,  467,  hat  euch,  dem  kyr.  Königshause,  ApoUon  Li- 
eder bezeugen  thebanische  Aigiden  blofs  für  byen  gegeben."  Das  ist  hervorzuheben,  weil 
mythische  Zeiten.  Halsbrecherisch  dünkt  uns  3Inaß,  Crütt.  Anz.  1890  358  auch  hier  wieder 
die  Vermutung  von  Maafs  372 ff. ,  der  sparta-  (vgl.  Sp.  1740  Z.  49  ff.),  die  klare  Beziehung  des 
nische  Aigeus  sei  mit  Aigimios  (Bd.  1  Sp.  148,  fV-ö'fi' auf  Thera  leugnet.  —  Die  Kritik  dieser  son- 
Herodots  AiysCSai,  cpvXrj  iisyälrj  iv  ZnäQzrj)  derbaren  Wanderungen,  die  noch  Ü.  Müller  als 
mit  den  von  ihm  abstammenden  Pamphyloi  Geschichte  hinnahm,  hat  Bultmann,  Myth.  2, 
identisch.  Ist  der.  Ausdruck  korrekt,  dann  2 12 ff.  erfolgreich  begonnen.  Zu  streichen  ist 
niufs  er  sich  wohl  auf  eine  andere  Art  von  ^o  zunächst  die  lemnische  Herkunft  der  Minyer, 
Phylen  beziehen  als  die  drei  dorischen,  vgl.  weil  sie  nur  der  Anknüpfung  an  die  Argo- 
z.  B.  Gilbeit,  Gr.  St.- AU.  1'^,  44"-^.  Ob  nun  nautensage  in  relativ  junger  Fassung  dient, 
Kadmeier  oder  nicht,  waren  die  Aigiden  ein  deren  man  eben  Kyrenes  wegen  bedurfte, 
ursprünglich  nichtdorisches  Geschlecht,  aber  Maafs  a.  a.  0.  352  f.,  §  29.  Also  sind  die 
als  spartanische  Vollbürgerin  Thera  und  Kyrene  Minj^er  direkt  aus  ihren  thessalisch-böotischen 
doch  wohl  Repräsentanten  der  spartanischen  Stammsitzen  herzuleiten,  wo  auch  Euphemos 
Okkupation.  (und  Eurypylos)  zu  Hause  ist,  §  29.  30.  Fi-ag- 
§28.  Die  Minyer.  Scharf  geschieden  von  lieh  bleibt  nur,  ob  der  Umweg  über  Sparta, 
den  Spartiaten  und  dem  Geschlechte  des  Theras  der  auch  bei  Euphemos  wiederkehrt,  Geschichte 
(den  Aigiden),  obwohl  mit  letzteren  vom  spä-  30  oder  Dichtung  ist.  Verschiedenartige  Spuren 
teren  Altertum  und  den  Neueren  (z.  B.  Bd.  1  mittel-  und  nordgriechischer,  darunter  auch 
Sp.  2459  Z.  59)  öfter  konfandiert,  ist  das  dritte  minyscher  und  „lapithiseher"  Einwanderung 
Element  der  lakonischen  Kolonisation  von  sind  im  Peloponnes  reichlich  vorhanden  (vgl. 
Thera  im  spart. -ther.  Bericht  {Herod.  4,  145.  z.  B.  Schubring,  De  Cypselo,  Diss.  Gott.  1862 
146.  148),  die  Minyer.  Aus  der  Gemeinschaft  7  ff'.  3Iaaß  a.  a.  0.  353  ff".  Immerwahr,  Kulte 
der  Argonauten  mit  den  Frauen  auf  Lemnos  u.  Myth.  Arie.  1,  286  ,,Lapithen"),  und  Kyrene 
entstammt  werden  sie  von  dort  durch  die  aus  finden  wir  noch  in  historischer  Zeit  in  engen 
Attika  vertriebenen  Pelasger  verdrängt  und  Beziehungen  mit  Mantinea,  Sp.  1746  Z.  65.  Aber 
flüchten  auf  den  Taygetos.  Unter  Berufung  gerade  unserer  Überlieferung  gegenüber  scheint 
auf  die  Teilnahme  der  Dioskuren  an  der  Argo-  40  Mifstrauen  begründet,  Studn.  64  ff'.  Eine  feste 
fahrt  erlangen  sie  von  den  Spartanern  Grund-  Niederlassung  von  Minyern  in  Sparta,  die  ja 
besitz  und  Epigamie.  Bald  aber  foi'dern  sie  auch  nur  in  vordorischer  Zeit  geschehen  sein 
Anteil  am  Königtum  und  stiften  anderen  Uu-  könnte,  kennt  sie  nicht.  Auch  die  triphy- 
fug,  so  dafs  ihnen  nur  eine  List  ihrer  sparta-  lischen  Minyer  läfst  sie  dorther  kommen,'  die 
nischen  Weiber  den  Abzug  auf  den  Taygetos  doch  nach  weitaus  glaubwürdigerer  Sage  mit 
ermöglicht.  Die  Mehrzahl  wendet  sich  nach  Chloris,  der  Gattin  des  i^ylischen  Neleus,  aus 
Triphylien,  wenige  gehen  mit  Theras.  Zu  ihnen  Orchomenos  kamen,  Strab.  8,  347  aus  Apollod. 
gehört  das  Geschlecht  der  Euphemiden,  welchem  So  ist  wenigstens  zu  erwägen,  ob  sie  nicht  auch 
der  Gründer  von  Kyrene  entstammt.  Auszu-  nach  Thera,  wie  nach  Kleinasien  (z.  B.  Sp.  1736 
scheiden  ist  hier  zunächst  als  ganz  junger  so  Z.  4),  direkt  aus  ihren  Stammsitzen  kamen, 
Zug  die  Vertreibung  der  Pelasger  aus  Athen,  wie  §  25  für  die  Kadmeier  angenommen  wurde, 
ein  Reflex  der  attischen  Okkupation  von  Lemnos  Dann  wäre  der  Umweg  über  Sparta  ein  Reflex 
in  peisistratischer  Zeit,  I\iese,  Hermes  1888  mehr  von  der  nachmaligen  lakonischen  Okku- 
84'.  Ed.  Meyer,  Fhilol.  1889  466 ff.  =  Forsch.  pation  von  Thera  und  Kyrene,  wie  denn  die 
z.  a.  Gesch.  1,  12  ff.  Dabei  ist  zu  erwähnen,  schlechte  Aufführung,  durch  die  sich  nach 
dafs  in  der  nächstverwandten  Gründungssage  dem  lakon.-ther.  Bericht  (Sp.  1741  Z.  42)  die  Mi- 
von  Melos  und  Kreta  (Sp.  1740  Z.  8),  die  Pelasger  nyer  von  den  folgsamen  Kadmeiern  unterschei- 
vielmehr  die  Rolle  unserer  Minyer  spielen.  den,  dem  Zwist  entspricht,  in  dem  sie  zu  den  la- 
Apoll.  Arg.  4,  1758  nennt  die  Verdränger  Tyr-  konischen  Herren  der  Insel  standen  und  wahr- 
sener.  Sein  kurzer  Bericht  erwähnt  nichts  60  scheinlich  nach  Libyen  auswanderten,  Sp.  1746 
von  der  Unbotmäfsigkeit  der  Minyer  in  Sparta.  Z.  35ff.  Sie  werden  zu  den  Periöken  gehört 
Ebenso  die  ausführlichere  Erz'ählung  Find.  F.  haben,  die  auch  in  Thera  den  Vollbürgern 
4,  2ö3ff.,  natürlich  im  Interesse  des  minyschen  zur  Seite  standen,  Herod.  4,  161.  Das  rein 
Königshauses,  dem  es  auch  entspricht,  dafs  mythische  Spiegelbild  dieser  halbhistorischen 
die  Minyer  hier,  wie  bei  Apoll.,  nur  von  Eu-  Überlieferung  ist  die  Sage  von  dem  Heros  der 
phemoä   stammen,   während  Herod.  die  Argo-  Miuyer,  Euphemos. 

nauten  überhaupt,   auch  die  Dioskuren  nennt.  §29.    Der  Argonaut    Euphemos.     Der 

Spätere   kyren.  Historiker,     Theochrestos    und  Begründer   und   das    Königshaus    von    Kyrene 


1743    Kyrene  (d.  Argonaut  Euphemos)  Kyrene  (Eurypylos  K.  v.  Libyen)    1744 

gehörte  zu  dem  minyschen  Gescblechte  der  sale  der  Scholle  werden  verschieden  berichtet. 
Euphemiden,  Herod.  4,  150  u.  a.  Der  Name  Am  einfachsten  von  ^poZZ.  Arg.  4,  1730ff.;  vgl. 
des  eponymen  Ahns,  der  aus  Lesbos  als  Bei-  1549 ff.:  E.  versenkt  die  Scholle,  einem  von 
name  des  Zeus  bezeugt  ist  (Hesych.  s.  v.),  ist  lason  gedeuteten  Traume  folgend,  bei  Anaphe, 
gewifs  eine  von  den  euphemistischen  Bezeich-  s.  Sp.  1739  Z.  19,  ins  Meer,  sie  taucht  als  Insel 
nungen  des  Unterweltgottes  {Studniczka  116.  Kalliste  auf,  von  der  aus  seine  Nachkommen,  nach 
Maafs,  Gott.  Anz.  1890  354  3),  dessen  Hypo-  der  Irrfahrt  (§  28),  Libyen  besiedeln.  Damit 
stasen  gerade  in  den  Minyersagen  häufig  sind,  erscheint  auch  Thera  als  rechtmäfsiger  Besitz 
H.  D.Müller,  Myth.  gr.  St.  1,  140  ff.;  vgl.  Bd.  1  der  Euphemiden.  Von  dieser  einfachen  und 
Sp.  1782  ff.  Spuren  dieses  Wesens  bietet  auch  lo  klaren  Fassung,  die  man  als  die  ursprüngliche 
der  Mythos,  dessen  deutlicher  Hauptzweck  ist,  des  kyren.  Herrscherhauses  ansetzen  möchte, 
dem  Geschlechte  durch  Einreihung  seines  Ahns  weicht  Pindars  seltsam  gewundene,  weil  kon- 
unter die  Aigonauten  den  üblichen  mythi-  taminierende  Erzählung  P.  4,  Off.  bes.  38 ff.  ab. 
storischen  Rechtstitel  auf  das  libysche  Gebiet  E.  bewahrt  die  Scholle,  aber  durch  Unacht- 
zu  verleihen,  vgl.  Bd.  1  Sp.  1407  f.  Nach  der  samkeit  der  Diener  geht  sie  bei  Thera  ver- 
Überlieferung der  Battiaden  {Find.  P.  4,  45  f.;  loren,  weshalb  sein  Geschlecht  erst  im  17.  Glied, 
vgl.  Apoll:  Arg.  1),  180,  gebar  ihn  dem  Po-  wie  bei  Herodot,  §  31,  nach  Libyen  gelangen 
seidon  Europa  des  Tityos  Tochter,  am  Ufer  kann;  hätte  sie  E.  zu  Hause  bei  Tainaron  ins 
des  Kephisos,  d.  h.  eher  als  in  Panopeus,  wo  Meer  gesenkt,  so  wäre  es  schon  im  4.  Glied, 
ihr  Vater  haust  (iJft^Z?e>v  0)c7iow.^  258),  in  Leba-  20  d.  h.  zur  Zeit  des  Theras  {Maafs,  Gott.  Anz. 
deia,  wo  sie,  als  chthonische  Demeter-Europa,  1890  365.  378)  mit  den  aus  Lakedaimon  und 
Amme  des  wesensverwandten  Trophonios  war,  Argos  auswandernden  Danaern  nach  dem  neuen 
Bd.  1  Sp.  1409,  1.  2,  ob.  Sp.  859.  886 f.,  wo  auch  Erdteile  gelangt.  In  dieser  von  Piridar  gewifs 
der  Heros  Arkesiias  (abermals  Hades?  vgl.  Age-  nicht  müfsig  erfundenen  Möglichkeit  hat  Studn. 
silaos),  dessen  Namen  vier  Könige  von  Kyrene  109 ff.  (vgl.  Maafs  a.  a.  0.  357.  378.  381)  eine 
tragen,  einen  Kultus  hatte,  Bd.l  Sp.554.  Nach  dritte  Version  erkannt,  nach  der  Kyrene  schon 
den  Ehoien  {AsMepiades,  Schol.  Find.  P.  4,  35  so  früh  direkt  vom  Peloponnes  aus  begründet 
Fr.  152  Bz.),  für  welche  Europa,  im  Epos  be-  wurde,  wovon  sich  auch  andere  Spuren  er- 
reits  als  kinetische  Zeusgeliebte  und  Tochter  halten  haben,  Studn.  112  ff.  Er  hat  ferner 
des  Phoinix  fest  bestimmt,  nicht  mehr  dispo-  30  vermutet,  dafs  diese  am  stärksten  peloponne- 
nibel  war,  gebar  ihn  in  Hyria  von  demselben  sisch  gefärbte  Gründung.«geschichte  die  von 
Vater  Mekionike,  diesem  auf  (tiijxos  zurück-  Herod.  verschwiegene  lakonische  Versfon  ist, 
gehenden  Namen  nach  die  rechte  Tochter  eines  s.  Sp.  1738  Z.  32,  und  dafs  sie  der  Ehoie,  Sp.  1743 
anderen  böotischen  Riesen,  Orion  {Tzetz.  Chil.  Z.  46,  zu  Grunde  lag,  für  die  zwar  nicht  direkt 
2,43;  vgl.  Hyg.  f.  14  S.  46  iS'c7j»i.)._  ein  Finger-  dieÜberreichungder  Scholle,  aber  doch  der  Weg 
zeig,  dafs  „Hesiod"  nicht  der  Überlieferung  über  Libyen  höchst  wahrscheinlich  bezeugt  ist, 
der  kyrenäischen  Euphemiden  folgte.  Trotz  Schol.  Apoll.  Arg.  4,  259  Fr.  84  Kin\.  KircJi- 
seiner  stark  betonten  böotischen  Heimat  wohnt  hoff  a.  a.  0.  324.  Eine  Bestätigung  wäre  es, 
E.  auch  bei  Find,  und  Apoll,  am  Hadeseingang  wenn  AsJclepiades,  Scliol.  Find.  4,  61  den  (noch 
bei  Tainaron.  Nach  späteren  Zeugnissen  er-  40  von  Apoll.  Arg.  1,  182  aufgenommenen)  Zug, 
hält  er  des  Herakles  Schwester  Laonome  zur  dafs  E.,  gleich  seinem  hesiodischen  Groisvater 
Gattin,  schliefslich  gar  Doris,  des  Eurotas  Orion,  auf  dem  Wasser  wandelte,  auch  aus 
Tochter  zur  Mutter  (Bd.  1  Sp.  1407  Z.  57),  womit  der  Ehoie  geschöpft  hätte.  —  Das  Geschlecht 
die  successive  Annexion  des  Minyers  für  das  des  E,,  an  dem  sich  die  Verheifsung  erfüllt, 
lakonische  Dorertum  vollzogen  ist.  Von  dort  s.  Sp.  1742  Z.  2,  stammt  von  seinem  lemnischen 
aus  beteiligt  er  sich  an  der  Argofahrt,dei-en  Zieszo-  Weibe,  das  nach.  3Icnckles  von  JBarka  b.  Tzetz. 
dische  Darstellung  Kirchlioff,  Hom.  Od.  321  ff".  i?/^.  885  Lamache  (nicht,  wie  in  einer  Variante 
überzeugend  gerade  für  die  Euphemosehoie  in  zu  Seh.  Find.  F.  4,  455,  Malache)  hiefs,  worin 
Anspruch  nimmt.  Seine  Einreihung  unter  die  Maafs  a.a.O.  353  (vgl.  347 f)  ansprechend  die 
Argonauten  war,  vielleicht  durch  dieses  Ge-  50  Langform  zu  Lamia  vermutet,  der  Eponymo 
dicht,  bald  nach  Gründung  von  Kyrene  kanoni-  der  Stadt  am  malischen  Meerbusen  im  Gebiete 
sieit,  da  er  auf  der  Kypsele  in  Olympia,  dem  des  Eurypylos,  Sp.  1745  Z.  28,  welche  erst  als 
Weihgeschenke  Perianders,  und  der  mit  ihr  schöne  Königin,  dann  als  Gespenst  in  Libyen  hei- 
zasammengehenden  korinthischen  Vase  als  misch  war  (iJ/.  ilfrt?/er,  J.rc/t.  Zi//.  1885  126  f.). — 
Wagensieger  —  wohl  das  älteste  Zeugnis  für  Eine  Variante  der  Euphemossage  ist  die  von 
den  hippischen  Ruf  Kyrenes,  Find.  F.  4,  2.  7.  lason  ob.  Sp.  858f.,  vgl.  Studn.  116f. 
Xen.  Kyr.  6,  1,  27  —  bei  den  Leichenspielen  §  30.  Eurypylos  der  Urkönig  von 
des  Pelias  erscheint.  Paus.  5,  17,  9.  Berlin  Libyen.  Bei  Find.  F.  4,  20 ff.  überreicht  an 
nr.  1655  Fio.  Studniczka  107,  wo  die  Litt.  der  Tritonis  dem  Euphemos  die  libysche  Scholle 
Sonst  tritt  er  nur  bei  der  einen  Gelegenheit  60  ein  ungenannter  Gott  in  Gestalt  des  Landes- 
hervor,  die  seine  Einreihung  in  diesen  Sagen-  königs  Eurypylos  S.  d.  Poseidon,  vgl.  Bd.  1 
kreis  bezweckt.  Als  die  Argonauten  durch  Sp.  1429,  6.  Alte  und  neue  Erklärer  sehen  in 
den  libyschen  Tritonsee  fahren,  begrüfst  sie  ihm  meist  den  Triton  selbst,  übereinstimmend 
König  Eurypylos  oder  ein  Gott  in  seiner  Ge-  mit  Apoll.  Arg.  4,  1550.  1739  und  der  eben  er- 
stalt, (§  30),  und  reicht  ihnen  als  rasch  bereites  wähnten  analogen  Sage  von  lason.  Das  ist 
Gastgeschenk  eine  Erdscholle  dar,  die  E.  in  nur  dann  möglich,  wenn  sein  Epitheton,  olo- 
Empfang  nimmt,  wodurch  sein  Geschlecht  das  nöloq  datficov  V.  26,  einsam,  alleinwohnend 
Anrecht  auf  Libyen  erhält.  Die  weiteren  Schick-  bedeuten    kann,    wie    es    bei  Homer  nur  von 


1745       TCyrene  (Gründmig  v.  Kyr.)  Kyrene  (alt.  Gesch.  v.  Kyr.)       1746 

Orten  gebraucht  wird.    Bezeichnet  es  dagegen,  aller  Vorsorge  ausgesandteKolonie  darzustellen, 
wie  Eymn.  Herrn.  317.    Kohtth.  302  den  Gott  Studniczka  96.  107.     Ganz  anders   der  kyre- 
als  Schafhirten,  vgl.  «('tto^os,  dann  hätten  wir  näische    Bericht,    Herod.  15i  — 156.      Nicht 
mit  StudniczJcalOß  Avistaios,ayxi-Grov oTtdovcc  der    König    von  Thera,    sondern    Battos,    der 
^r'ihov.  Find. P.  9.  M,  zu  eY]<^ennen;\^].ScJmartz,  halbbürtige    Sohn    des    Minyers    Polymnestos 
Qu.  Hemd.  ind.  lect.    Rost.  1890  12;   dagegen  von   seiner  Kebse  Phronime,   einer  wunderbar 
Kocher,  Trünn  7 i'\  Christ,  S.-JBcr.  bayr.  Al-ad.  geretteten     kretischen    Königstochter    {Studn. 
1890  217\     Die  ganze   Einführung   eines  ver-  127ff.),  befragt  das  Orakel,  um  Heilung  eines 
wandelten  Gottes  war  aber  nach  Seh.  Find.  P.  Sprachfehlers  {ßciTtaQi^Hv),  und  wird  deshalb 
4,37  eine  Neuerung  des  Lyrikers,  somitursprüng-  lo  mich  Libyen  geschickt.   Das  ist  natürlich  ebenso 
lieh,  wohl  auch  in  derEhoie,  Sp.  1744  Z.  34  ff.,  fabelhaft,  wie  die  zugehörige  Heilung  des  Stamm- 
E.  selbst  der  Geber  der  Scholle.    Um  so  wich-  lers  durch  den  Schreck  über  die  libyschen  Löwen 
tiger,  dafs  dieser  älteste  Landesherr,  den  die  Paus.  10,  15,  7,  Seh.  Kall.  2,  66,  die  anch  Find. 
Sage  kennt  und  den  sie  seit  Kallimaehos  auch  F.  5,  57  f.  (mit  4,  4  ff.)  vorauszusetzen  scheint, 
mit  K.  eng  verbunden  hat  (§  5—7),  von  Haus  Maaß,  Gott.  Ans.  1S90  379  f.  380".   Esistfabel- 
aus  ihr  thessalischer  Landsmann  ist,  in  dessen  haft  auch  dann,  wenn  die  Behauptung  Herod.  4, 
verschiedenen  Gebieten  auch  K.'s  Name  in  der  155,  Battos  sei  ursprünglich  libyscher  Königs- 
Kurzform  Kyra,  Antikyra,   §  19,  wiederkehrte  titel,    nach    dem    Beispiel    von    Caesar-Kaiser 
{Müller,  Orehom.°  341.   Maafs,  Gott.  Anz.  1890  umzukehren  ist,  wofür  das  Abwechseln  dieses 
342  —  347).      Nach    Lykophr.   895  ff.    strandet  20  Namens  mit  Arkesilas  in  der  kyr.  Dynastie  und 
geradezu  der  aus  der  J7ios  als  König  von  Or-  der  altmythische  Battos  der  Hermessage  spricht, 
menion    bekannte   E.  (Bd.  1  Sp.  1427,  1),  S.  d.  Bd.  1  Sp.  752;  vgl.  Fick,  Bezz.  Beitr.  1890  28. 
Euaimou  (von  Aii.iovia,  Maafs  a.  a.  0.  345),  mit  .  Dann    wäre    der    andere  Name    des    Oikisten, 
Guneus    und   Prothoos    auf   der  Heimreise    in  Aristoteles  [Find.  F.   5,  87.     Aristot.  Fr.  528 
Libyen.   In  seinem  thessalischen  Reiche,  wie  es  Pose  1886.     Kallim.  H.  2,  76)    vielmehr    sein 
Maafs  nach  den  Andeutungen  des  Dichters  ab-  signifikanter  Heroenname,   Benedict,   De  orac. 
zugrenzen  versucht,  lägen  die  Thermopylai,  ab  Herod.  comm.   Diss.  Bonn.  1871  40f.,  anders 
ein  Antikyra  und  Lamia,  vgl.  Sp.l744  Z.  50.  Dem  noch  Mollmann  s.  Sp.  1738  Z.  64  und  Studn.  96, 
lokrischen  Antikyra  gegenüber,  im  achäischen  wo  die  ältere  Litt.  —  Auch  Battos  wird  erst 
Patrai  (und  Olenos),  wird   E.  als  Bringer  des  so  durch  über  Thera  gekommenes  Unheil  von  dem 
Dionysoskults   verehrt,     Bd.  1    Sp.  1428,   2.  3.  Gotte   zur  Ausführung  der  Fahrt  gezwungen. 
Durch  weitere  Kombinationen  sucht  Maafs  346  Als    die    zwei   ins    Unbekannte    ausgesandten 
den  E.  auch  für  das  westpeloponnesischeMinyer-  Schiffe  verzweifelnd  heimkehren  wollen,  werden 
land  bis  zur  Hadespforte  Pylos  {H.  D.  Müller,  sie   mit  Wurfgeschossen   zurückgetrieben   und 
3fyth.  ffr. St. 1,14:7  ff.  v.Wilamoivitz,  Ew.  Herald.  segeln  nach  Libyen.     Hier  klingt,  wie  oft  be- 
2,  131'')  nachzuweisen,  was  zu  der  sehr  glaub-  merkt  wurde,   echt  historische  Erinnerung  an 
haften  Vermutung  führt,  dafs  auch  sein  Name,  Bürgerkämpfe  nach,  welche  Menekles  von  Barka 
wie  Euphemos  und  vielleicht  Arkesilas,  Sp.  1743  auf  Grund  eines  von  den   übrigen,  §32,  ab- 
Z.  6.  24,  ein  Hadesname  ist.     Aus  Thessalien  weichenden    Orakels    als    wahre    Ursache    der 
stammt  E.  auch  in  Kos,  wo  er,   wie  zu  Kyr.,  40  Koloniegründung  angab.   Seh.  Find.  F.  4,  10. 
S.  d.  Poseidon  ist,  Bd.  1  Sp.  1428,  4,  v.  Wila-  Fr.  h.  Gr.  4,  449,  1;   vgl.  Studn.  101  ff.    MoU- 
moicitz,  Isyll.  53.    Der  Einflufs  der  Peloponnes  7)ieinn  9.    Der  minysche  Euphemide  war  offen- 
macht sich  aber  auch  bei  diesem  thessalischen  bar  der  Führer  eines  Teils  der  durch  die  nach- 
König von  Kyrene  geltend  in  einem  Teile  der  gewanderten     Spartaner     bedrückten     älteren 
Sipjjschaft,    die    ihm   Akesandros    gab,    Bd.  1  Bevölkerung,  die  im  7.  Jahrh.  auch  anderwärts, 
Sp.  1429,  6,  vgl.  Studn.  119  f.).                             "  z.  B.  in  Korinth  und  Sikyon,  unter  der  Führung 
§  31.     Die   Gründung  _und  ältere   Ge-  ihrer  Adeligen  emporstrebte,  in  Thera  unterlag 
schichte   von  Kyrene.     Über  die  muimafs-  und    auswanderte.      Daher    die    Empörerrolle, 
liehe    lakonische    Gründungssage    von    Kyrene  welche  die  Minyer  im  lakon. -ther.  Gründungs- 
s.  Sp.  1744  Z.  32.     Nach    dem   theräischen  50  bericht  der  Insel  spielen,  Sp.l742  Z.  56.   Daher 
Bericht.  Herod.  4,  150 — 153,  trug  die  Pythia  auch  viele   Spuren   eines    schlechten   Verhält- 
dem  König  Grinos,   Abkömmling   des  Theras,  nisses  der  Apoikie,   namentlich  ihrer  Fürsten, 
s.  §  26.  27,   ungefragt  auf,   eine  Kolonie  nach  zur   Metropolis,    obsohon   sie  diese  anerkannt 
Libyen  zu  führen,  Avas  er.  Alters  wegen,   auf  haben  müssen,  da  nach  Find.  F.  5,  90f.  schon 
einen  seiner  Begleiter,  den  minyschen  Euphe-  Battos  T.  den  Kult  des  Karneios  und  mit  ihm 
miden    Battos    abwälzte.      Da   man   aber    von  einen  Teil  der  Aigiden  hinüberführte,  Sp.  1740 
Libyen  gar  nichts  wufste,   wurde  der  Auftrag  Z.  46.      Erst  allmählich  vollzog  sich  engerer 
erst    ausgeführt,    als    dm-    Gott    durch    mehr-  Anschlufs  der  Kolonie  an  Thera  und  besonders 
jährigen  Mifswachs  daran  erinnerte.    Nach  einer  an  die  dorische  Centralmacht,  namentlich  durch 
mit    dem    kretischen    Purpurfischer    Korobios  60  die  vorwiegend   peloponnesische   Zuwan- 
(über  dessen  mythisches  Wesen  Studn.  127  und  derung  unter  Battos  IL,  Herod.  4,  159,  welche 
besonders  Knapp,  Fhilol.  48.  498 ff. ;   der  Art.  auf  die  Kultur  und  die  Mythen  von  Kyr.  starken 
ist  oben   nachzutragpn)   als  Wegweiser  unter-  Einflufs  geübt  hat,  Studn.  9  ff.  119  ff.  Sp.  1743 
nommenen  Kundschaftsfahrt  wurde  die  Kolonie  Z.39ff.,  Sp.  1745Z.42.  Wie  sie  die  Urkolonie  über- 
unter Battos  als  Führer  und  König  ausgesandt.  Avucherte,  zeigen  die   von  Demonax,  dem  aus 
Diese  in  mehreren  Punkten  ganz  unglaubhafte  Mantinea  berufenen  Schiedsrichter  zwischen  dem 
Darstellung   hat    offenbar    die    Tendenz,    Kyr.  Volk  und  Battos  IIL,  eingerichteten  drei  ftot^a/, 
als  eine  von'der  Muttergemeinde  rite  und  mit  Herod.  4,  161:    1)  Theräer  und  Periöken,  d.  h. 


1747      Kyrene  (u.  d.  delph.  Orakel)  Kyrene  (Ergebnis  f.  d.  Sage  v.  Kyr.)      1748 

wohl  die  Nichtspartaner,  2)  Peloponnesier  und  mit  dem  Uesperidengarten  identificierte  Libyen, 
Kreter,  3)  andere  Nesioten.  Wie  Demonax  die  Sp.  1729  Z.l,  ebensogut  pafst,  vgl.  ^«r.  I/i^vp.  742 
Königsmacht  einschränkte,  so  vollzog  sich  offen-  iiaXöaTtoQog  'EoniQiöcov  a^td  und  zur  Wortform 
bar  dieser  ganze  Prozefs  im  Gegensatze  zu  den  naQTCOzQotpog,  OLVorgocpog.  —  Spät  in  Kyr.  nach- 
Battiaden  und  führte  um  Mitte  des  5.  Jahrh.  gewachsen  können  also  diese  Orakel  nicht  be- 
nach  dem  Tod  Arkesilas'  IV.  zum  Regifugium,  weisen,  was  mit  Müller,  Sp.  1733  Z.  30,  viele 
Busolt,  Gr.  Gesch.  2,21  —  24.  angenommen  haben,  dafs  die  Stadt  wirklich 
§32.  Das  Eingreifen  des  delphischen  unter  Leitung  des  delphischen  Orakels  ge- 
Orakels durchzieht  den  ganzen  hcrodoteischen,  gründet  wurde,  dessen  Einflufs  auf  die  grie- 
namentlich  den  kyrenäischen  Gründungsbericht,  to  chische  Kolonisation  überhaupt  sehr  überschätzt 
4,  155  — 1G4.  Die  metrischen  Sprüche  und  die  worden  ist,  vgl.  bes.  Holm,  Gr.  Ge^ch.  1,  278 f. 
alt.  Litt,  bei  llende/'s,  Or.  Gr.  IJiss.  Hai.  4,  54 ff. ;  Wohl  aber  hat  Delphi  später  auch  diese  Grün- 
vgl.  J/oZ??«cmn  a.Sp.  1738  Z.  64  a.  0. 14  ff.  Sltul-  düng  annektiert,  wie  namentlich  PmfZar  a.  a.  0. 
niczka  87  ff.  Maa/s>  Gott.  Anz.  1890  379  ff.  bezeugt,  vgl.  Maafs  382.  Den  Anhalt  dafür 
llcrocht  hat  5  Orakel:  1)  die  Aufforderung  an  bot  die  Thatsache,  dafs  Apollon  als  Karneioa 
Battos,  zur  Heilung  seines  Sprachfehlers  Libyen  der  Schutzherr  von  Kyr.  war,  Sp.  1740  Z.  47.  Sein 
zu  kolonisieren,  Sp.l746  Z.8.  —  2)  die  Erklärung,  Tempel  an  der  ApoUonquelle,  Sp.  1734  Z.  48,  zu 
dafs  die  Insel  PJatea  nicht  das  dem  Gotte  von  dem  die  von  Battos  L  gegründete  Feststrafse 
der  Entführung  K.'s  her  wohlbekannte  Libyen  führte  (Shcdn.  168),  war  ein  Haupttempel  der 
sei,  §  4.  —  3)  die  Aufforderung  an  alle  Hei-  20  Stadt,  die  ihn  auch  unter  dem  bezeichnenden" 
lenen,  zur  Landverteilung  Battos' IL  nach  Libyen  Beinamen  'JnoßaTi^Qiog  verehrte,  Inschr.  bei 
zu  eilen,  Sp.  1746  Z.  60,  diese  drei  in  Versen,  Smith  -  Pordier ,  Diso,  at  Cyr.  S.  113,  2.  Er 
weiterhin  in  prosaischer  Umschreibung,  welche,  flog  in  Gestalt  eines  Raben  dem  ßattos  nach 
aber  die  metrische  Form  noch  durchschimmern  Libyen  voran,  Kall.  H.  2,  65 ff. 
IMst  {3iollmann  22.  Studn.  dli).  —  4)  den  Auf-  §33.  Ergebnisse  für  die  Kyrenesage. 
trag,  zur  Ordnung  des  Verfassungsstreits  unter  Vorder  lakonisch -dorischen  Okkupation  safsen 
Battos  111.  einen  Schiedsrichter  aus  Mantinea  auf  Thera  böotische  Kadmeer  (§  25),  vielleicht 
zu  berufen,  Sp.  1746  Z.  65.  —  5)  die  rätselhafte  auch  schon  die  angeblich  erst  mit  den  Spar- 
Warnung  an  Arkesilas  IH. ,  sich  im  Partei-  tanern  gekommeueu  Minyer  (§  28),  deren  chtho- 
kampfe  der  Grausamkeiten  zu  enthalten,  mit  30  nische  Heroen  Euphemos  in  Böotien,  Eurypylos 
der  Voraussage,  dafs  sein  Haus  nach  dem  in  Thessalien  heimisch  sind,  §  29.  30.  Dem- 
8.  König,  Arkesilas  IV.,  die  Herrschaft  ver-  gemäfs  weist  auch  der  Dialekt  von  Thera  und 
lieren  werde,  oben  Z.  6.  —  Das  Or.  1  giebt  der  mit  ihm  durch  ähnliche  Gründungssagen, 
Diod.  8,  29,  1  in  weit  längerer  Fassung,  die  Sp.  1740  Z.  9,  verbundenen  Inseln  Melos  und 
deshalb  noch  keine  spätere  Erweiterung  zu  Kreta  deutliche  Spuren  äolischer  Sprache  auf, 
sein  braucht.  Unverträglich  ist  damit  das  aus  s.  0.  Hoff'mann  a.  Sp.  1738  Z.  67  a.  0.  Gerade 
ilfewe/^-Zes  überlieferte  Or.  Sp.  1746  Z.  37,  welches  diesem  Teile  der  theräischen  Bevölkerung  ent- 
Parteikämpfe  voraussetzt.  —  Dafs  jene  5  Or.  stammte  das  Herrscherhaus  und  der  Grund- 
sämtlich ex  eventu  gefälscht  sind,  braucht  hier  bestand  der  Ansiedler  von  Kyrene,  §31.  Daraus 
nicht  im  einzelnen  nachgewiesen  zu  werden.  40  erklärt  sich,  im  Sinne  von  0.  Müller,  (§  17), 
Den  Gedanken  Bauers,  Entst.  d.  herod.  Gesch.  die  thessalische  Herkunft  der  eponymen  Stadt- 
154  if.,  Herodot  habe  sie  einem  delphischen  göttin  und  ihre  Entführung  durch  Apollon, 
Gründungsbericht  entnommen,  hat  Molhnann  freilich  ursprünglich  nicht  den  pythischen, 
a.a.O.  ausführlich  widerlegt.  Mit  Recht  folgert  sondern  den  lakonisch  -  theräischen  Karneios, 
er  20  aus  der  dorischen  Mundart,  wie  sie  den  Hauptgott  von  Kyrene,  oben  Z.  15.  Dafs  die 
auch  unser  llerodot-Texi  nicht  ganz  verwischt  Entführung  die  Zwischenstationen,  also  Böotien, 
hat,  dafs  sie  in  Kyr.  selbst  entstanden  sind,  vielleicht  die  Peloponnes  (für  die  K.  durch  die 
zusammentreffend  mit  Studn.,  der  jedoch,  hierin  Homonyme  1  im  §  20  nur  unsicher  bezeugt  ist) 
gleich  Ä.  Scholl,  Fhilol.  1855  45  ff.,  an  ein  zu-  und  namentlich  Thera  überspringt,  bedarf  kaum 
sammenhängendes  chresmologisches  Gedicht  50  einer  Erklärung,  s.  bes.  H.  D.  Müller,  Myth. 
denkt,  das  z.T.  aus  älteren  Sprüchen  zusammen-  qr.  St.  1,  23ff.  Doch  könnte  für  das  Ignorieren 
gefügt  wäre,  und  zwar  nach  dem  Fall  der  Theras  auch  das  schlechte  Verhältnis  der 
Battiaden,  den  Or.  5  voraussetzt.  S.  100  ver-  Tochter- zur  Muttergemeinde  mitgewirkt  haben, 
mutet  er  diese  Sammlung  in  den  nach  dem.  Sp.  1746  Z.  51,  wie  umgekehrt  die  Erwähnung 
Str.  1, 12,  133  von  Battos,  gewifs  dem  Oikisten,  Kretas  als  Station  bei  der  Entführung,  Sp.  1723 
geordneten  Sprüchen  des  (nach  Apoll.  Arg.  Z.  3,  der  Teilnahme  dieser  Insel  an  der 
4,  1500  f.  bei  Kyr.  begrabenen  Argonauten-  Gründung  entspricht,  welche  der  theräische 
sehers)  Mopsos.  Dagegen  schreibt  Maafs  a.  a.  0.,  und  kyrenäische  Bericht  in  verschiedener  Weise 
weil  Or.  1  von  Find.  P.  4,  6  im  J.  462  citiert  einräumt,  Sp.  17J5  Z.  60,  1746,  7.  Die  späte  Ver- 
sei,  die  metrischen  Sprüche  bei  Herodot  dem  go  bindung  K.'s  mit  Eurypylos  (§  5 — 8),  lehnt  sich 
6.  Jahrh.  und  damit  der  Ehoie  zu,  was  ihn  an  die  alte  kyrenäische  Episode  der  Argonauten- 
nötigt,  epischen  Dialekt  herzustellen.  Sein  sage  an,  §  30.  Damit  sind  aber  auch  alle  Züge 
einziger  Grund,  die  Spuren  der  Doris  für  später  ihres  Mythos  erschöpft,  welche  sich  aus  der 
hineingeti-agen  zu  halten,  ist  der  angebliche  Gründungsgeschichte  und  -sage  ihrer  Stadt 
Pseudodorismus  Aißva  fia^orpogpog  im  Or.  2  erklären  lassen.  Unerklärt  bleibt  ihre  bedeut- 
bei  Plut.  Pyth.  or.  27,  der  aber  keiner  ist,  wenn  same  Verbindung  mit  dem  alten  Gott  Aristaios, 
man  nicht  (mit  Studn.  106  u.A.)  schafenährend,  der,  wenn  überhaupt,  nur  relativ  spät  und  in 
sondern  äpfeltragend  übersetzt,   was  auf  das  untergeordneter  Weise   in   die  Gründungssage 


1740     Kyrene  (a.  relig.  Gehalt  (1.  Sao-e)  Kyrene  (und  Artemis)            1750 

verflochten  ist,  Sp.  1745  Z.  4.  Unerklärt  auch  der  gemeinde  herrschte,  beweist  der  historische  und 
Löwenkampf;  wenn  er  nämlich  erst  in  Kyrene  der  mythische  Name  der  Insel,  StudniczkaUbl 
gedichtet  wäre,  dessen  Löwen  auch  ia  die  149.  Thera  bedeutet  ihr  Jagdrevier,  wie  es 
Battoslegende  hineinspielen,  Sp.  174(5  Z.  12,  -/..  B.  im  Taygetos  ein  GiiQai  gab,'  wo  Leto 
dann  müfste  sein  Schauplatz  wohl  von  Anbeginn  dem  Jagdvergnügen  ihrer  Tochter  zusah  {Paus. 
Libyen  sein,  wohin  er  erst  zur  Zeit  des  KuUi-  3,  20,  5),  und  in  Lebadea,  nahe  dem  Tempel 
'mncJios  übertragen  wurde,  §  6.  7.  Auch  hieraus  der  Demeter-Europa,  Sp.  1743  Z.  18,  eine  KoQijg 
würde,  wenn  es  dessen  noch  nach  §  23  be-  &7]qc(,  Paus.  9,  39,  4.  Kalliste  aber,  wie  die 
dürfte,  hervorgehen,  dafs  K.  nicht  erst  als  Insel  vor  der  Ankunft  des  Theras  geheifsen 
Eponyme  ihrer  Stadt  entstanden,  sondern  als  lo  haben  soll  (§  26),  ist  der  bekannte  Beiname 
echte  alte  Göttin  von  den  thessalisch-böotischeii  der  Artemis,  der  besonders  in  Arkadien  hei- 
Theräern  mitgebracht  und  neben  ihrem  Gatten  misch  war  (oben  Sp.  934),  und  dort  wirklich 
Apollon  zur  Stadtherrin  gemacht  wurde.  Ihr  einem  Orte  den  Namen  gab.  Weil,  Zf.  f.  Num. 
rasches  Herabsinken  zur  Heroiue  begreifen  wir  1882  258  ff.  In  der  verwandten  Gründungssage 
schon  jetzt  als  ein  weiteres  Symptom  des  von  i\Ielos  und  Kreta,  Sp.  1740  Z.  8,  führen  die 
Zurücktretens  der  minyschen  Begründer  und  den  theräischen  Minyern  entsprechenden  Pelas- 
Beherrscher  von  Kyr.  gegenüber  dem  dorisch-  ger  die  Artemis  Brauronia  mit  sich.  So  kam 
peloponnesischen  Einflufs,  dessen  wichtigste  auch  die  thessalische,  minysche  K.  gleichsam 
Marksteine  die  Landverteilung  Battos'  IL,  die  als  Artemis  Hegemone  der  Battiadenkolonie 
Neuordnung  der  Verfassung  unter  Battos  III.  20  nach  Libyen.  Der  augenfällige  Hauptunter- 
und endlich  die  Verdrängung  des  Königshauses  schied  zwischen  K.  und  Artemis,  die  Mutter- 
sind, §  31.  Es  ist  bezeichnend,  dafs  nach  ^nsfof.  schaft  der  ersteren,  schwindet,  wenn  wir  in 
Pol.  6,  4  die  kyr.  Demokratie  die  alten  Ge-  tiefere  Schichten  der  Überlieferung  herabstei- 
schlechtskulte  zurückdrängte.  Ganz  verstehen  gen,  in  denen  Art.,  die  Schutzgöttin  des  weib- 
läfst  sich  aber  diese  Degradation  K. 's  erst  aus  liehen  Geschlechtslebens  (Bd.  1  Sp.  571  f), 
der  Konkurrenz,  die  sie  mit  einer  verwandten  auchselbstin  Liebesverbindungen  und  als  Mutter 
panhellenischen    Gottheit    zu    bestehen    hatte.  erscheint,  vgl.  bes.  Claus,  Be  Bian.  ant.  ap.  Gr. 

^     T^           T    •••       /-1   1    1.U  j       ■««-  xT  riai.  Diss.  Bresl.  1886, 25 tf.   Wolters, 'Ewriti.  aoy. 

C.    Der  religiöse  Gehalt  des  Mythos.  jggs  Tf.  9  S.  230.     Diese  Eigenart,  welche  K. 

Die  letzte  von  den  §  17  aufgestellten  Fragen  30  gegenüber  der /jowemcÄm  Jungfrau  Art.  bewahrt 

gilt  denjenigen  Zügen  des  überlieferten  Mythos,  hatte,    mufste    sie    immer  mehr  als   ein  selb- 

welche  sich  aus   seiner   eben  dargelegten   ge-  ständiges  Wesen  erscheinen  lassen,  sie  mufste 

schichtlichen   Grundlage   nicht  erklären,    also  gleich  Atalante  und  Kallisto  (Bd.  1  Sp.  664 ff., 

dem  ursprünglichen  religiösen  Wesen  K.'s  und  ob.  Sp.  934),  neben  jener  zur  Heroine   herab- 

ihren  früher   entwickelten    mythischen  Bezie-  sinken,  besonders  als  die  Landverteiiung  Bat- 

hungen  angehören  müssen.                    __  tos' IL,  Sp.  1746  Z.  60,  Griechen  aus  allen  Ländern 

§  34.  Kyrene  und  Artemis.  Über  das  herbeigezogen  hatte,  die  sich  eher  als  auf  die 
Wesen  der  wiedergewonnenen  alten  Göttin  altminysche  Sondergöttin  auf  die  panhellenische 
läfst  uns  die  Überlieferung  von  der  Heroine  Form  der  Art.  vereinigen  konnten.  Das  Er- 
nicht  im  Zweifel.  Pind.  P.  9,  6.  20  schildert  40  gebnis  dieses  Prozesses  schien  uns  schon  im 
sie  als  7iccQ9ivov  KyQoregav,  die  nicht  still  Schatzhausgiebel  (§  10),  vorzuliegen.  Es  mag 
geschäftig  zu  Hause  sitzt,  sondern  mit  Spiefs  auchinheimischerDichtungniedergelegtworden 
und  Schwert  dem  Wild  nachstellt.  Kall.  II.  sein,  bevor  es  im  genealogischen  Epos  des 
3,  206 ff.  stellt  sie  mit  Britomartis,  Upis  und  Mutterlandes  gebucht  wurde,  §  3.  Die  Ver- 
anderen Lieblingsgefährtinnen  der  Artemis  zu-  drängung  K.'s  aus  dem  Range  der  Stadtgöttiu, 
sammen,  und  N^onnos  Dion.  13,  300  nennt  sie  den  noch  Pindar  unangetastet  läfst,  wird  erst 
schlechtweg  -n^iiocdoaaoog  "jQrsfiig  äXlr],  ent-  der  Sturz  des  Königshauses  durch  die  Demo- 
sprechend ihrer  Erscheinung  in  den  helle-  kratie  besiegelt  haben,  (§33  Ende),  mit  dem  wir 
nistisch- römischen  Bildwerken,  §  11.  Noch  die  Erbauung  des  grofsen  Artemistempels  an 
wichtiger  ist  es,  dafs  K.  in  ihrer  Würde  als  50  der  mutmafslichen  Stelle  der  Königsburg  in 
Polias  {ägx?noXig,  Find.  P.  9,  54)  von  Artemis  Verbindung  setzten,  §  16. 

abgelöst  worden   ist;    denn  ihr  galt  in  helle-  §  35.   Der  Löwen  kämpf,  dieser  unhisto- 

nistischer   Zeit    das   Hauptfest   von    Kyr.,    die  rische   Hauptzug   der    Sage,    erklärt   sich    aus 

'AgtsfiiTtce,  bei  denen  dem  Apollonpriester  eine  K.'s  Artemisnatur  von  selbst.    Es  ist  ein  proto- 

namhafte  Rolle  zufiel,  und  ihr  war  der  gröfste  typischer  Mythos,  der  bei  der  Heroine  das  als 

Tempel    der   Stadt    auf  Myrtusa    unfern    dem  einmaliges  Ereignis  auffafst,  was  bei  der  Göttin 

alten  Kyrenetempel  erbaut,  §  16.    Ihren  Namen  der  Ausdruck  für  ihre  ständige  Herrschaft  über 

führte  überdies,  gleich  wie  die  Hauptstadt  den  die  Tierwelt  war,  nämlich  den  bekannten  Bild- 

der  K.,  eine  Ortschaft  der  Kyrenaika:  Artamis,  typus    der    norvia  &i]Qäv   {Studniczka  153  ff.), 

Ptol.  4,  4,  11,   vgl.  Svoronos,  Bev.  num.  1892  co  welcher  Artemis  und  verwandte  Göttinnen  dar- 

212 f.    K.  war  also  ursprünglich  Artemis  selbst  stellt,    wie   sie  die  wildesten  und  flüchtigsten 

oder  eine  gleichartige  Gottheit,   was   bei  der  Tiere,  Löwen,  Panther,  Hirsche,  Rehe,  Vögel 

Vielseitigkeit    der    grofsen    griechischen    Göt-  und  Schlangen,  eines  oder  zwei,  spielend  leicht 

tinnen    nicht   leicht   zu    entscheiden   ist.      Es  packen  und  bändigen.    Beispiele:  Artemis  Bd.  1 

leuchtet  ein,   dafs   auf  ein  solches  Wesen  der  Sp.  504.   Lecliat,  Bull.de  corr.  hell.  1891  Tf.  Ift'. 

Name  „Herrin"  besonders  gut  passen  würde,  S.  23ff.  TroZto-s/£qpr;ju.Ko;j.  1893  Tf.  10, 1,  Neme- 

vgl.   die  §  22    angeführten   Analogieen.     Dafs  sis:  die  iVixat  xal  t'Aaqpot  am  Diadem  der  Statue 

eine  artemisartige  Göttin  schon  über  die  Mutter-  zu  Rhamnus,  Bummler  h.  Sludn.  159  f.,  Medusa, 


1751 


Kyrene  (und  Artemis) 


Kyrene  (cl.  Löwenkampf)         1752 

wie  K.,  aber  mit  einem  Hirsch,  zeigt  sie  die 
Amphora  Conze,  Melische  Tongef.  Tf.  4.  Eayet- 
Collignon,  Hist.  d.  la  ceram.  Gr.  Tf.  3,  dem 
Gespann  Apollons  entgegentretend,  eine  Kom- 
position, aus  d^r  mit  leichten  Änderungen  die 
stärkste  Raubtier  entschied,  scheint  uns  keiner  von  Finilar  (§  2)  geschilderte  Entführung  der 
Erklärung  zu  bedürfen    (wie    Bade   Sp.   1717       Tierbändigerin  durch  den  Gott  abzuleiten  wäre, 


Bd.  1  Sp.  1707.  1711,  Studn.  152  f.  Die  attribu- 
tive Bedeutung  des  Löwen  wirkt  noch  nach 
in  der  I\leinheit  des  Tieres  in  der  ältesten 
Darstellung  des  Löwenkampfes,  §  10.  Dafs 
sich    der     Mythos    ausschliefslich    für    dieses 


Z.  31); die  neue  libysche 
Heimat     hätte     dafür 
entschieden ,     wenn 
nicht    schon  in  der 
alten  der  Löwe  von 
alters  her  inKunst     / 
und    Sage   eines     / 
der      beliebte-    /'*  *  ■ 
sten  Tiere  ge-    /*  i^% 
wesen    wäre      /**»  ■«■« 
Furtwäng- 
ler,  Ar  eh. 
Ztg.  1883 
159.     V. 
Wila- 
moio., 
Eur. 


7)  Tldtvia  -9  tj^wv,  Bruclislück  einer  melisclien  Amphora  aus  Thera  (?)  in  Berlin 
(nach  Arc/t.  Ztg.  1854  Tf.  (51). 

HeraJä.  1,  290*^.  So  finden  wir  denn  den 
Typus  in  genau  entsprechender  Form,  mit 
nur  einem  Löwen  gerade  in  dem  örtlichen 
und  zeitlichen  Bereiche  des  Ursprungs  der  kyr. 
Kolonie,  auf  dem  vielleicht  in  Thera  selbst 
gefundenen  Bruchstück  einer  melischen  Am- 
phora, Berl.  nr.  301  Furtivävgler  (Fig.7)  nach  ähnlichen  doch  wohl phönikischen,  ägyptisieren- 
Arch.  Ztg.  1854  Tf  Gl  aus  Studn.  1G2.    Flügellos       den  Arbeiten  gleichen  Fundorts  anschliefst,  Bd,  1 


Studn.  35  mit  der 
Berichtigung  §  10. 
—  Bei  solcher 
Bedeutung  dieses 
Bildtypus  für  das 
Wesen  K.'s  ist  es 

notwendig,  die 
immer  noch  ver- 
breitete Vorstel- 
lung abzuweisen, 
als  stelle  er  nicht 
die      griechische, 

sondern  eine 
„asiatische",  etwa 
gar  die ,, persische 
Artemis",  Anahita 
dar;  letzteres  ist 
schon  Bd.  iSp.  333 
erledigt.  Dafs  der 
Typus  in  allen 
Stücken,  auch  in 
der  (nicht  obliga- 
ten) Beflügelung 
den  altgriechi- 
schen Vorstellun- 
gen von  Artemis 
entspricht ,  hat 
Studn.  153  fF.  dar- 
gethan.  Doch  ging 
er  wahrscheinlich 
darin  zu  weit,  ihn 
für  eine  selbstän- 
dige, nur  eiozelne 
orientalische  Mo- 
tive verarbeitende 
Schöpfung  helle- 
nischer Kunst  zu 
halten.  Zu  den 
,,mykenischen" 
Darstellungen 
{Milchliöfer,  Anf. 
d.K.  86  f.  Cat.  of 
gems  Brit.  Mus. 
nr.  83.  Furtwchig- 
hr-Lösclidcc,Miilc. 
Vas.  Tf.  E  34; 
vgl.  ebenda  S.  53 
über  das  Relief 
'  Ardi.  Zeitg.  1866 
Tf.  A.  Tsuntns, 
'Eqpijft.  ccQX.  1891 
S.  34  f.),  deren 
griechische  Her- 
kunft bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der  For- 
schung mindestens  zweifelhaft  ist,  kommt  näm- 
lich das  hier  (Fig.  8)  zum  erstenmal,  in  Original- 
gröfse,  nach  A.  S.  Murray  verdankter  Zeichnung 
abgebildete  Elfenbeinrelief  des  Brit.  Mus. 
ans  dem  S.-O. -Palast  in  Nimrud  hinzu,  das  sich 


S)  nörna  d-ijoät,  Elfeu- 
beinrelief  aus  Nimrud  im 

ßrit.  Mus.  (unediert), 

nach  Originalzeiohnung. 

S.  Sp.  1752  unten. 


1753  Kyrene  (als  Erdmutter") 

Sp.  1755,  mul  bereits  den  wappenartigen  Typus 
mit  zwei  Raubtieren  zeigt,  wie  er  in  Griechen- 
land wohl  erst  im  7.  und  Anfang  6.  Jahrh. 
auftritt,  Bd.  1  Sp.  563 f.  Wolters  a.  a.  0.  Er- 
wähnt sei  (nach  Mittei- 
lung Murray's)  auch  ein 
geprägtes  Gloldgehänge 
des  Brit.  Mus.  von 
einer  griechischen  Insel, 

wahrscheinlich   aus 
einem     ,,mykenischen" 
Grabe,    eine    Gottheit, 
die    symmetrisch    zwei 

Wasservögel  gefafst 
hält,  in  dekorativer  Um- 
rahmung. Es  soll  an 
anderem  Orte  veröä'ent- 
licht  werden,  da  seine 
Besprechung  hier  zu  viel 

Kaum  beanspruchen 
würde. 

§  36.  Kyrene  als 
E  r  d  m  u tt  e  r.  Nicht  nur 
die  Herrschaft  über  das 
Wild,  auch  die  über  das 
ganze  Leben  der  Natur 
hatte  K.  mit  Artemis 
und  verwandten  Göt- 
tinnen gemein ;  auch 
sie  erscheint  als  „Naturgöttin  von  ähnlichem, 
nur  allgemeinerem  Wesen  wie  die  Nym- 
phen der  Berge,  Flüsse  und  Bäche",  BJ.  1 
Sp.  559  tf.  (vgl.  E.  Gtirtius,  Studien  zur  Ge- 
schichte d.  Ariern.  Öitzungsber.  _d.  pr.  Akad. 
1888),  denen  sie  nach  späterer  Überlieferung 
Apollon  beigesellt,  vgl.  bes.  Apoll.  Arg.  2,  206. 
Vind.  P.  9,  56  ff,  sagt  von  der  alten  Landes- 
herrin Libya,  dafs  sie  ihrem  Gaste  x^ovog 
alaav  .  .  avvTsXt&sLv  ivvoiiov  öw^t'iasxcci,  ovzs 
TZCcyKccQTtcüv  q)vtüv  vrjnoLvov,  ovzs  dyväza 
^rjQÖJv.  Vgl.  auch  K.'s  Schwester  Themisto 
§  37.  Wie  eng  K.  mit  ihrem  Boden  verwuchs, 
zeigt  namentlich  die  Thatsache,  dafs  sie,  wieder 
an  Artemis  erinnernd  (Bd.  1  Sp.  559;,  unter 
dem  Kurznamen  Kyra  auch  die  Quellgöttiu 
des  seine  Fruchtbarkeit  mitbedingenden  Baches 
wurde,  §  19.  Deshalb  kann  es  sehr  wohl  auf 
echter  Überlieferung  beruhen,  dafs  sie  bei 
Vergil  als  thessalische  Quellnymphe  erscheint, 
§  9.  Kein  Wunder,  dafs  sie  als  Beschützerin 
der  Pflanzen,  namentlich  des  reichtumspen- 
denden Silphion  dargestellt  wurde,  §  13.  14. 
Dem  entspricht  auch  ihr  §  34  hervorgehobenes 
mütterliches  Wesen  und,  wenn  die  Identifika- 
tion mit  der  kilikischen  Kyrrhane  Stich  halten 
sollte,  die  Bezeichnung  dieser  als  ywuivsCa 
'ö'Eos,  §  21.  Dafs  diese  Naturbedeutung  auch 
ihre  chthonische  Seite  hatte,  wie  sie  be- 
kanntlich auch  bei  Artemis  vielfach  hervortritt, 
wäre  von  vornherein  glaublich,  sicher  freilich 
nur  dann,  wenn  die  Deutung  der  Flügelwesen  auf 
der  Schale  §  14  als  Eidola  Sp.  1730  Z.  61  fest- 
stände. Dabei  darf  auch  an  die  grofse  KoUe  er- 
innert werden,  welche  Hadesheroen  wie  Euphe- 
mos  und  Eurypylos  in  den  Gründungssageu  von 
Kyr.  spielen,  Sp.  1743  Z.  6,  1745,  37.  Wenn  wir 
nicht  genötigt  wären,  die  Verbindung  des  letz- 


Kyrene  (myth.  Sippschaft)        1754 

nischen  Zeit  zuzuweisen  (§  6.  7),  dann  wäre  es 
verlockend,  attch  den  Ursprung  dieses  Motivs 
Bv  Uvlcp  SV  vitivsaaiv  zu  suchen  und  es  den 
zahlreichen  Mythen  zuzurechnen,  welche  die 
Überwindung  utiterweltlicher  Mächte  durch 
eine  Gottheit  darstellen. 

§  37.  Kyrenes  mythische  Sippschaft. 
Auch  K.'s  Verbindungen  mit  anderen  mythischen 
Wesen    lassen    sich,    abgesehen   von   der    nur 

10  historisch  bedeutsamen  Schwester  Larisa  (§  9), 
auf  ihre  ursprüngliche  göttliche  Natur  und 
Urheimat  zurückführen.  Ihr  mütterliches  Ver- 
hältnis zu  dem  wesensverwandten  Aristaios 
scheint  weit  über  den  Bereich  von  Kyrene 
hinaus  kanonische  Geltung  erreicht  zu  haben, 
trotz  der  Varianten  Bd.  1  Sp.  550  Z.  39  ff. 
Vielleicht  liegt  die  Filiation  sogar  seinem 
Namen  zu  Grunde,  der  sich  am  leichtesten 
als   äolisches  Patronym  oder  vielmehr  Metro- 

20  nym  von  'AQtazr},  dem  (allerdings  nur  aus  Athen 
überlieferten,  Paus.  1,  29,  4)  Beinamen  der  Ar- 
temis verstehen  liefse;  er  wäre  dann  den  Spuren 
des  ,, Matriarchats"  bei  äolischen  Stämmen  zu- 
zurechnen, vgl.  Töpffer,  Att.  Geneal.  187  ff.  Für 
das  Alter  dieser  Verbindung  spricht  besonders, 
dafs  auch  Aristaios  in  Nord-  und  Mittelgriechen- 
land heimisch  ist:  erwächst  im  athamanischen 
Gefilde  auf,  Apoll.  Arg.  2,  516,  und  erscheint 
in  der  ältesten  Überlieferung  {Hes.  Theog.  977) 

30  als  Gatte  der  Autonoe  und  Vater  des  Aktaion, 
vgl.  Bd.  1  Sp.  548 f.  Studniczla  133 f.  Unglaub- 
lich scheint  uns  demgegenüber  der  Versuch 
von  Immer ivahr,  Kulte  u.  Myth.  Arie.  1,  251  ff., 
die  Filiation  aus  Arkadien  herzuleiten;  vollends 
die  damit  zusammenhängende  Behauptung,  dafs 
des  Aristaios  Vater  ursprünglich  nicht  Apollon, 
sondern  Zeus  war.  Denn  die  Liebesverbindung 
des  ersteren  mit  einer  ,, Hypostase  der  Artemis" 
könnte   nur  dann   dem  Verdachte   späten   Ur- 

40  Sprungs  unterliegen,  wenn  das  ihrer  Jung- 
fräulichkeit entsprechende  geschwisterliche 
Verhältnis  ohne  Ausnahme  geherrscht  hätte, 
während  doch  Artemis,  gemäfs  ihrer  alten  mütter- 
lichen Natur,  Sp.  1750  Z.25ff.,  selbst  mit  Apollon 
in  Liebesverbindung  vorkommt,  Eust.  II.  1197, 
39;  vgl.  Claus  a.  a.  0.  31.  Das  Alter  der  Verbin- 
dung mit  K.  bestätigt  die  ganz  analoge,  eben- 
falls altthessalische  mit  Koronis  -  Aigle,  der 
Mutter   des    Asklepios,    auch   wenn   sie    nicht 

50  mit  K.  etymologisch  identisch  ist,  Sp.  1737  Z.  34. 
Erwähnt  sei  immerhin  auch  der  Versuch  Studn. 
148  f.,  die  ganze  Familie  in  Chäronea,  nahe  der 
Heimat  des  kyren.  Euphemos,  Sp.  1743  Z.  20 
wiederzufinden:  nach  der  Ehoie  Fr.  154  Bz.  aus 
Paus.  9,  40,  6  ist  Thero,  ihrem  Namen  nach 
auch  eine  Jägerin  und,  nach  dem  Epitheton 
Luslr]  cpausaoi  aslrjvrjg  wohl  eine  Mondgöttin 
{Usener,  Eh.  Mus.  1869  326),  von  Apollon 
Mutter   des  Eponymen  Chairon,   dessen  Name 

(50  gleichbedeutend  ist  mit  Charmos,  dem  Sohn 
des  Aristaios  {Diod.  4,  82,  4),  welchen  Pind.  P. 
9,  61  drÖQÜci  x^Q^cc  cpiloig  nennt.  —  Die  Verbin- 
dung mit  Apollon  und  Aristaios  ist  in  Thrakien 
durch  die  mit  Ares,  Diomedes  und  Krestone 
ersetzt,  §  20,  2.  3.  —  K.'s  einzig  echter  Vater 
Hypseus,  an  dessen  Stelle  erst  spät  und 
vereinzelt  sein  Vater  Peneios  tritt,    (§  9),    ist 


teren  mit  dem  Löwenkampfe  erst  der  alexaudri-       offenbar    eine    Umbildung    des    Zeus   "Tnatos 


1755                         Kyreta  Kyria  (Artemis)                 1756 

"Tipiazog^StudnA^l^  Jfaa/i,  CröW.yln^.  1890  344f.  zu  Eigennamen  geworden  waren,  wurden  auch 
(Vgl^Lapithen).  Erst  als  Heros  erhielt  er  den  sie  in  den  Widmungen  mit  dem.  Titel  „der 
Landesflufs  zum  Vater  und  eine  Nais  Kreusa  zur  Herr"  versehen.  In  den  karthagischen  Weih- 
Mutter,  §  2.  3.  Als  Vater  der  Themisto,  Atha-  inschriften  lautet  die  regelmäfsige  Formel: 
mas'  Gattin  (§  8),  wurde  er  in  den  Stammbaum  „Der  Herrin  Tanit,  dem  Angesichte  des  Baal 
der  Aioliden  eingereiht,  Bd.  1  Sp.  2853.  Doch  und  dem  Herrn  Baal  Chamman,  was  gelobt 
blieb  er  bezeichnenderweise  ein  König  ohne  hat  der  vmd  der",  Baethgen  p.  26.  C.  I.  Sem. 
Stadt  und  ist  bei  Pindar  P.  9,  15  TLivdov  1  p.  288  nr.  180  und  ur.  182ff.  Eine  Widmung 
v.lsBvvaig  sv  nzviuig,  also  im  Hochgebirge  zu  an  Baalschamem  (den  „Herrn  des  Hirn- 
Hause.  Jene  zweite  Tochter  Themisto  kehrt  lo  mels")  beginnt:  „Dem  Herrn,  dem  Himmels- 
wiederais T.  des  Inachos  und  Mutter  des  Arkas  baal  auf  der  Habichtsinsel",  BaetJigen  p.  24. 
von  Zeus  Lykaios,  Istros  d.  KalUmacheer,  Fr.  Die  Stele  des  Jehavmilk  nennt  die  ßaalat 
h.  Gr.  1,  426,  57  aus  Steph.  B.  'Aqkciö.  Clein.  („Notre  Dame")  von  Byblos:  „Die  Herrin, 
Born.  Becogn.  10,  21;  vgl.  Prcller-Bobert,  Gr.  die  Baalat  von  Gebal",  Baethgen  p.  30.  In 
Myth.  1^,  304^  Immerivahr  a.  a.  0.  116ft'.  So  Ägypten  wird  in  den  hieroglyphischen  In- 
wird sie  der  Kallisto  gleichgesetzt,  an  die  Sp.  1750  Schriften  das  Beiwort  neb  ,,Herr"  {Brugsch, 
Z.  11  der  mythische  Name  von  Thera  erinnerte,  Hierogl.  Demot.  Lex.  3  p.745)  unendlich  häufig 
und  aus  deren  Sagenkreis  auch  die  Verwand-  den  Götternamen  beigesetzt  (vgl.  Pierret,  Le 
lung  Apollons  in  einen  Wolf  bei  Servius  (§  9),  Pantheon  eg.  p.  96  ö'.),  doch  tritt  dazu,  soviel 
in  unsere  Sage  eingedrungen  sein  mag.  Der  20  ich  weifs,  immer  der  Name  eines  Ortes  oder 
Name,  eine  Langform  zu  dem  der  Erdgöttin  Gegenstandes,  als  dessen  Eigentümer  die  Gott- 
Themis  {Robert  a.  a.  0.) ,  deutet  auf  ein  ahn-  heit  bezeichnet  wird,  oder  ein  eine  Eigenschaft, 
liebes  Wesen,  wie  es  §  36  für  K.  nachgewiesen  welche  dieselbe  besitzt  oder  verleiht,  angebendes 
wurde.  Die  Verschwisterung  gründete  sich  also  Substantivum,  so  heifst  z.  B.  Osiris  bei  Pierret 
wohl  auf  Wesensgleichheit  und,  da  Themisto  a.  a.  0,  p.  106  — 108  der  Herr  der  Herren,  der 
als  Gattin  des  Athamas  dem  minysehen  Norden  Herr  der  Ewigkeit,  der  Herr  von  Tatu,  der 
angehört,  auch  wieder  auf  Landsmannschaft.  Herr  der  Freude,  der  Herr  des  Werdens  in 
2 — 4)  die  Homonymen  der  Eponyme  von  sich  u.  s.  w.  So  gebildete  Namen  bezeichnen 
Kyrene  sind  ob.  Sp.  1735f.  §  20  abgehandelt.  nicht    selten    eine    von   der   Hauptgottheit   zu 

[Fr.  Studniczka.]  30  einer   gewissen   Selbständigkeit    abgesonderte, 

Kyi'eta  (KvQrjva):  Tiaqu  KviÖLoig  rj  JrjurjzrjQ-  in   einer   besonderen  Lokalität   oder   in  einer 

naQÜ  xo  ■A.VQia  slvai   tov  ^ijv.   'ßpoj.     Et.  M.  besonderen  Eigenschaft  verehrte  Teilgottheit, 

s.  V.    KvQYixa.     Vgl.   Lyhophron  vs.  1392  Q-^a  wie  Lanzone,  Dizionario   di  mitologia  egizia 

KvQira  TiaiiTtav  hzvyrjiisvov,  wo  nach  dem  ScJiol.  p.  348fl".  deren  ein  stattliches  Verzeichnis  giebt, 

u.  Tzetzes  Demeter  gemeint  ist.     [Röscher.]  beispielsweise    die   Hathorformen    Neb  'Amun, 

Kyreteios  (ZvpjjTfios),  Beiname  des  Poseidon  Neb-Am,  Neb-aper,   Neb  ämt  (vgl.  über  die 

in  Kameiros,  Corr.  hell.  5,  337.     Papadopulos-  Bildung  von  Teilgottheiten  durch  lokale  oder 

Keramcus  bemerkt  zu  diesem  Epitheton  a.  a.  0.  qualitative    Differenzierung    bei    den    Semiten 

338:  Lc  culte  de  Poseidon  avcc  l'epithete  Kvqi]-  Baethgen  p.  260 f.). 

TEios   sc   renconfre  ici  pour    la  premiere  fois;  40        Aufser    in    den  Inschriften   werden   Götter 

nous  ne  connaissons  pas  de  legende  oü  se  dieu  und  Göttinnen  auch  in  den   auf  ägyptischem 

soit  associc  aux  Curetes.     [Höfer.]  Boden  entstandenen  Zauberpapyri  sehr  häufig 

Kyria  und  Kyrios.  Den  Titel  v.vQia  und  als  xv^iog  und  v.v^ia  bezeichnet  (s.  Wessely, 
V.VQ10S,  Herrin  und  Herr  erhalten  zahlreiche  Griech.  Zauberpap.  von  Paris  u.  London,  Re- 
Gottheiten. Doch  scheint  diese  Benennung  gister  p.  182),  doch  werde  ich  die  meisten  der 
im  eigentlichen  Griechenland  selten  gewesen  zu  mystischen  und  unerklärten  Götternamen  dieser 
sein,  da  epigraphische  Belege  hier  ganz  fehlen.  Papyri  in  die  folgende  Liste  nicht  aufnehmen. 
Vorzugsweisesindes  vielmehr  ungriechische,  Den  Titel  v.v^icc  nun  erhalten  folgende 
oder  den  griechischen  nur  assimilierte  Gott-  Göttinnen: 
heiten,  welche  so  bezeichnet  werden.     Beson-  50        1)  Artemis. 

ders   vier  Gebiete  lassen   sich  nachweisen,   in  a)  Tibur,  C.  I.  Gr.  5942  =  Kaibel,  Imcr. 

welchen  der  Titel  auftritt:  Thrakien,  Klein-  Gr.  Sic.  et  Ital.  1124.  —  b)  Rom,  Kaibel  a.  a.  0. 

asien,_ßyrien  und  angrenzende  Landschaften,  964:    rijv   kvqiccv   Mal   ivsQystiv  &£av  iniqKoov 

sowie  Ägypten.     Hinsichtlich  Thrakiens  be-  7i:ccQd-£[v]ov  ["AQr£ß]iv 'Eq)B[aLav.  —  c)  Philippo- 

merkt  Dumont,  Ärch.  des  miss.  scient.  et  litt.  -poUs,  Dumont,  Inscr.  et  mormm.fig.  de  la  Thrace 

3^  ser.  t.  3  1876 -p.lSi:  „L'usage  etaitgeneral  en  (zuerst  erschienen   in   den  Archivcs  des  miss. 

Thrace  d'appeler  les  dieux  et  les  deesses  Kvgiog  scientif.  et  litt.   3®  ser.   t.  3   1876  p.  117 — 200, 

et   KVQia."     Vereinzelter  kommt  der  Titel  in  daraus    wieder    abgedruckt    und    mit    Berück- 

Kleinasien  vor.     In  Bezug  auf  Syrien  ist  zu  sichtigung  der  gesamten  seitdem  erschienenen 

bemerken,   dafs   bei  den  Semiten  der  Brauch,  eo  Litteratur   zu  einem   Corpus   der  griechischen 

die  Gottheit  als  Herr  za  bezeichnen,  allgemein  Inschriften  von  Thrakien  erweitert)  in  Melanges 

verbreitet  war.    Eine  ganze  Anzahl  semitischer  d'archeol.   et  d'epigraphie.     Paris  1892    p.  334 

Gottheiten  erhalten  in  den  Inschriften  den  Titel  nr.  35.  —  d)  Ephesos,  in  der  immer  gleichen 

'pi<,  Baethgen,  Beitr.z.  semit.Beligionsgeschichte  Formel  EvxaQLOtä   cot  KVQia  "AQT8f.u,  The  coli. 

p.  41.    Die  Götternamen  Baal  {Baethgen  p.  144),  of  anc.  greelc  inscr.  in  the  Brit.  Mus.    Part.  3 

Adon  (7>ad7tf/m  p.  41),  Marnas  (i;ae/%enp.  65f.;  Sect.   2.      Ephesos   by  Hicks    p.  207    nr.  578c 

vgl,  p.  263)  bedeuten  ursprünglich  nichts  als  =  Wood,  Discovcries  at  Ephesus.  Inscr.  fr om  the 

„Herr";    nachdem  sie   aber  aus   Appellativen  .^Mr/Msfew?»  nr.  2;  p.  210  nr.  580;  p.  211  ur. ö82a 


1757      Kyria  (Atargatis,  Athena  etc.)  •  Kyria  u.  Kyrios  (Nemesis  etc.)    1758. 

(ergänzt);  ji.  212  nr.  586a;  p.  213  nr.  588  =  von  C.  I.  Gr.  5115  zu  v.v[Q]ia  'PoöoaztQvco  und 
Wood  a.  a.  0.,  Awj.  nr.  3;  p.  215  nr.  590;  die  Deutung  auf  Isis  ganz  hintällig  ist.  —  b)  Mi- 
Wood,  Aug.  nr.  8;  vgl.  HlcJcs  p.  213  nr.  587b  tylone,  Alilt.  d.  D.  A.  Inst,  in  Athen  11  1886 
=  Wood,' Inscr.  fromthe  Theatre  ar.  4:  Z.  2fF.  p.  265  nr.  3  und  American  Journ.  of  Arch.  1 
£vXaQiGTä\t](a  &scö  %cti  tri  KVQLa  ZcotEC\Qa]  v.cii  p.  804  nr.  2:  /:/]tt  'HXt'co  fiiycclco  Zaganidi  \ 
[t]  [0  [0  [']  [']  yi]cci  ti]  y.vQK  "laiSi  k.  t.  X.  —  c)  Rom,  Haus- 
irr/  Tvxi  r?iS  y8Qov\aiag  ^zX.,  wo  Hiclcs  unter  aulschrift,  Brizio,  Bull  d.  Inst.  1873  p.  36  = 
y«  '•'•'  -j.  TT-  •  1-  ,n.^  ■  ^^.■  \  Kaihel,  Inser.  Gr.  Sic.  et  It.  zu  nr.  2413,  3:  ng 
2-«r.t()a,  mit  Hmweis  auf  nr.  483  nchtig  Ar-  z,^g^^  ^„.g.  ,^;l^J^,g^^^p,'„._cl)Gemmen- 
temls  versteht ,  wahrend  II  00^  offenbar  ^^  ^^^  ^^.^^.i^^  Nov  Thes.  gemm.  vet.  1  tb.  19  und 
Hmbhck  auf  die  A&r,va  Ztorstga  der  Inschrift  ^.  ^^^  ßnostics'  p.  438  PI.  E,  1:  ^  ycvQ^a 
nr.  600  Z.  18  p.  221  der  ificfeschen  Samm-  k~  '  ^ 
lung,   au  Athena  denkt.  —  e)  Umgegend  von  "^g^.  l/emesis 

Osman-Kalfalar  in  der  Milyas    K  Petersen  u-  >  vermutlich  Smyrna,   C.  I.  G.  3163  Z.  5: 

I\v.  Liischan     Reisen  m  Lylcien    Mihjas  u  ^    ^f^,^^  ,^  .     ~  ^-^  ^^  ^^^  Nea^a^cov  t6  oAox'. 

Kibgraüs   IX   171    nr.  210.   -   f)  Laodicea  ad  _  b)  Halikarnafs,  O.  J.  f?r.  2663  Z.  S.  i:  ,vx<^Qi- 

'^f^u\?^  \f^^t?v  ul\      '       "\       T      1     f^'  ^^<^^  "^^^«'5  Nef^saela.v  sixvv.  -  c)  Caesarea 

DOMN A  ARTEMLV  KP  beginnenden  Inschiuft  p^^^^^     ^,  j  ^^.  J^g^i  ^  ^^^^^  Waddington  1893 

eines  Zaubemagels  (Litt,  s^  bei  Heim,  Inoanta-  ^^^^^^^^;^^y_  ^<^  ^vglaiv^]  N[iii]^Civ.  -  d)  Kar- 

menta  magica  p.  541   m:J^&)    vermutet  Wil-  ^^  ^^^^  -^  ^^-^^^  ^  j   ^,.J_  7036,  c  =  v.  Sacken  n. 

manns    Ex.  Inscr.  Lat.  27ol    den  Titel  ^vQta.  j^.g,„^^,.^  j)^^  ^  j^  j^^^^,^,  ^.  Ant.-Kah.  p.  439 

2)  Atargatis.  nr.  b^4.:  ^vqCcc  N^yi^ai  iUriaov. 
Kefr  Haouar,    Ann.    d.   Inst.   1859   p.   280.  gs  ]S[yi^piiai 

Waddington,   Sijrie  1890:  ^fftqp^8![?]  -^tto  rr;s  Ulpia  Pautalia,  Bumont  p.  319,  A':  Xt;Q.i'ars 

Kvpi^S  ^]T«9yarr,[s.  iVi^'ucpatg. 

3)  Athena,  d.  i.  Allat,  s,  Badhgen  p.  97f.  \q^  Sophrosyne,  s.  Bruchmann,  Epitheta 
Wellhaiiscn,  Skizzen  u.  Vorarhcitcn  3  p.  28,  welche  deorum  quae  apud  poetas  Graecos  Icguntur  p.  2 1 2 
auch  von  den  Thagif  „die  Herrin"  genannt  ^^us  Meliteniotes  {ed.  Miller,  Not.  et  Extr.  19,  2) 
wurde,  Wellhausen  3  p.  27.  29.  185.  jgg    4J3_  g3g    1744, 

a)  Tharba   in   der   Batanaia,    Waddington,  ^^        H)  S ruptic bis,  im  Kommentar  zu  (7.  J. Cr. 

Syrie  2203a  =  Wetzstein,  Ausgeiiühlte  griech.  4930  grundlos  mit  Isis  identificierte  äthiopische 

u.  lat.  Inschr.  ges.  auf  Reisen  in  den  Trachonen  Gottheit,  s.  Brugsch,  Zeitschr.  f.  äg.  Sprache  u. 

u.   dem  llaurängehirge,   Abh.  d.  Kgl.  Fr.  Ak.  Altertumskunde  1887  p.  28. 

d.  W.  1863  [p.  255-368]  p.  268  nr.  16.   Wad-  Khardassy,  C.  I.  Gr.  5032. 

dington  2203b  =  Wetzstein  nr.  17.  —  b)  Nelain  Auch  die  Patris  wird  als  yivqia  bezeichnet, 

der  Batanaia,   Waddiiigton  nr.  2216  =  Wetz-  und  Waddington  hat  jedenfalls   Recht,   wenn 

stein  p.  271  nr.  28.  —  c)  Kanatha  in  der  Bata-  er  im  Gegensatz  zu  Franz,  welcher  (zu  G.  I.  Gr. 

naia,    Wuddington  2345    =    Wetzstein    P-  321  3673)  erklärt:  „Kvqloc  natglg  videtm  esse,  ubi 

nr.  191:  T/J  >t[vjQio;'j['9']^i'a  roJ;«««'?].  —  d)  Damä  natus  est'-'-    (nämlich    ein   Mann,    welcher    als 

in  der  Trachonitis,  Waddington  'i^b^  =  Wetz-  40  .Bürger  verschiedener  Städte   bezeichnet  wird) 

stein  p.  299  nr.  119.  —  e)  Harrän  in  der  Tracho-  den  Ausdruck  als  „presgue  l'eqxmalent  de  &£ci 

nitis,  Waddington  nr.  2461  =  Wetzstein  p.  296  naxQLg"  deutet, 

nr.  108.                                                          *  a)  Kyzikos,  G.  I.  Gr.  3673  Z.  5.  —  b)  Tsaura, 

4)  Echo.  C.  I.  Gr.  4385.  —  c)  Termessos,  C.  I.  Gr.  4366  i-> 
Caesarea  Paulas,    C.  I.  Gr.  4539^=  Wad-  in  Add.  p.  1165  =K.  Keil,  Philol.  5  S.  673  und 

dington,  Syrie  1894:    t[j2Ji'  kIvqlkv] 'Hxcä.  Waddington,  Asie MinA20i.  —  d)ln\mGoidns, 

5)  Hekate.  Sull.  de  corr.  hell  8,  1884  p.  389  nr.  8.  —  e) 
Großer  Pariser  Zauberpapyrus  vs.  1432  p.80  Bostra,  Waddington  1924;  vgl.  Baetligen  p.  104. 

ed.  Wessdy:  v.\iqicc  sv-cctt]  cpogßa  cpogßa  \  ßaQ-  Zum  Nomen  proprium   ist  Cyria  geworden 

ßaga  (pcoQq)coQ  qpojpßai'  |  tivodia  kvcov  (islaiva,  5Q  i^    zwei    afrikanischen   Inschriften  C.  I.  L.  8, 

vgl.  vs.  1415:  v.ai  av  kvqlk  ßoQcpOQoq)OQßtx.  Q020,wona,ch.  PliUo  Cyria  et  Ceres  dii  sanctissitni 

6)  Hera.  und    9021,    wonach   Pluto  et   Cyria   Ceres  dii 
a)  Dessapara,  Bumont  p.  328  nr.  23.  —  b)  Phi-  sancti  zusammen  verehrt    wurden.     Da  dieses 

lippopolis,  Bumont  p.  333  nr.  33:  [KvQi]a{i)  eh thonische  Gottheiten  sind  und  da  in  Griechen- 
"HQa{i)  'AQza)irjvr]{i)  ivxiqv.  land  für  Persephone  das  mit  Kyria  gleichbe- 
Die  mehrfach  in  lateinischen  Inschriften  deutende  ebenfalls  zum  Nomen  proprium  ge- 
vorkommende Aere-Cura  erklärt  Gaidoz,  Bis-  wordene  Despoina  vorkommt,  dürfte  unter  Cyria 
Pater  et  Aere-Cura,  Rev.  arch.  3^  ser.  20  1892  hier  Proserpina  zu  verstehen  sein.  Dies  ist 
p.  198  —  214  für  „une  transformation  popiulaire  auch  die  Ansicht  Henzens,  Ann.  d.  Inst.  1860 
du  grec  "Hqu  kvqloc,  correspondant  pour  le  sens  go  p.  84,  der  allerdings  auch  noch  die  Deutimg 
au  latin  Juno  Regina"  (p.  205).  auf  die  Dea  Caelestis  in  Erwägung  giebt.^ 

7)  Isis.  Mit  Angabe  des  Objekts,  worüber  die  Gott- 
a)  Ägypten,  besonders  Philae,  sehr  häufig,  heit Herrin  ist,  wird  genannt  die  Mondgöttin 

vgl.  Register  zu  C.  I.  Gr.  s.  v. 'löig  und  Wescher,  v-vgCa  rwv  iivazt'iqcov,  Pariser  Zauberpap.  vs.  2499 

Comptcs   rendus    de  l'acad.    des  inscr.   et  b.-l.  und  Kybele  »5  nciarjg  Mu^t'a;  Jwr^?,  Julian,  Gr.  5 

1871    p.  285.    287/8.    290,    wozu    kommt   ^lag  p.  166  ed.  Si)anh. 

'PsGÜY-riyng    in    Debbabiyeh,    Rtv.    des    etudes  Der  Titel  nvQiog  kommt  vor  für  folgende 

grecquKS  4  p.  46 f.  nr.  1,  während  die  Ergänzung  Götter: 


.  1759  Kyrios  (Ammon  etc.)  Kyrios  (Damnameneus  etc.)       1760 

1)  Ammon  ('?).  et  ks  nairts  de  VAfrique  equatoriah,  Bev.  hist. 
Latopolis,  C.I.Gr.  4832  nach  fieilicb  sehr  47,  1891  [p.  1— 64j  p.  18 ff.    Cat  des  monnaies 

5;weifelhafter  Herstellung  von  KYPIG)I  MyO)AI  '     (jrecqucs  de  la  bibkot/ieque  nationale:  E.  Babe- 

zu  ■nvQico  "A^ficovi.  Ion,   Les   Perses  Adiemenides  etc.     Paris  189a 

2)  Anubis.  p.  LXV,   LXVl,   51,  52,   CLVI,  127,  128,  230, 
Debbabiyeh  gegenüber  von  Djebelen  in  Ober-  Max  Olmefalsch- Richter,  Kypros  die  Bibel  und 

ägypten,  Sayce,  Eevue  des  etudes  grecq.  4  1891  Homer.    Berlin  1893,  passim,  s.  Sachlicher  In- 

p.  47    nr.  2    Z.  3.  4:     TtaQcc    \    t{o)vs    nvQi{o)vg  dex  p.  524  s.  v.  Bes). 

Avio)vßi.g   &i{o)vg  rt.  z.  L     Zur    Zweizahl    der  Abydos,  Graffiti,  Ä.  H.  Sayce,  The  greeJc 

Anubis  vgl.  Brugsch,  Bei.  u.  Myth.  d.  a.  Äg.  iü  grafßi   of  Abydos,  Proceedings  of  ihe  society 

p.  671, _  welcher  als  Anubisformen  nennt:   Up-  of  biblical   archaeology    11,    1888/9   p.   318.  19 

uatu-ris  Sochem-tau  „der  die  Wege  des  Südens  nr.  3  (beginnend:  zov  v.v^lov  Br'ioav,  schliel'send 

öffnet,  der  Mächtige  der  Erde"   („die  personi-  Tcagä  reo  ■kvqi'co  ■9'fco  Brjaa);  ur.  4,  nr.  5. 
ficierte  Vorstellung  der  Winterwende,  in  welcher  7)  Damnameneus. 

die  Sonne  die  südliche  Richtung  ihres  Laufes  Silberplättchen,  Fröhner,  Sur  une  amulette 

einschlägt")  und  Up-uatu-mehit  Sochem-em  basilidienne   inedite   du    Musce   Napoleon  III. 

(oderen)-pit  „der  die  Wege  des  Nordens  öffnet.  Caen  1867   Z.  2  p.  7;    vgl.  Lex.  Bd.  1  Sp.  946: 

Der  Mächtige  im  (oder  am)  Himmel"  („der  zur  snl  xov  fisyccXov  Kai  ayCov  ovöfiazog  zov   'iwv\ 

Sommerwende  gehörige  Anubis").  zog   kvqlov   &ioi}   ^a^vavaiov   xori  'Aöcovaiov  | 

3)  Apoll on.  20  "iiccl  'Idco  ^ai  Zapaa^'. 

a)  Bessapara(Tatar-Bazarjik),Z)M»iowfp.323  8)  Dionysos,  d.i.  Dusares,  s.  Wellhausen, 

nr.  4.  —  b)Philippoi5olis,  I>w»iow^p.  343nr.  07*^:  Skizzen  u.  Vorarbeiten  'd   p.  47    und  Baethgen 

KvQi'a){i)   &sm{i)    inrj-Koco^L)   'JnölXcovi    ;|;o;^t<7rr;-  p.  92  ff. 

ptof.  — c)TraianaAugusta(Eski-Zagra),X'M»ioni  Soa'da  in  der  Batauaia,   C.  I.  Gr.  4617  = 

p.  351f.  nr.  6ie  Z.  2.  3:   }iVQi(ü{i)  'Anöllmvi  Zt-  Waddington,  Syrie  2309,  am  Schlafs:   nqovoia 

■n8Qr}vä,{i)  Kcci  vlv]^cpciig  %.  z.  2,.  —  d)  Comana  v.vqiov  v-zCctov  Jiovvaov.   Eine  Tempelinschritt 

(Jappadociae,    Bamsay ,  Journ.  of  pUlology  \1  ebendaselbst  ( UaddMJY/ton  2315)    lautet    xat^s 

1882  p.  146 f.  nr.  1  =  Bull,  de  corr.  hell.  7  1883  xt^'^tf.    Ein  Priester  des  Dusares  wird  dort  er- 

p.  132  nr.  8,  von  dem  Herausgeber  für  den  asia-  wähnt  Waddington  2312. 
tischen  Sonnengott  erklärt.  —  e)  Ortakeui,  Eo-  30        9)  Dioskuren. 

garth,  Apollo  Lermcnus,  Journ.  of  hell.  stud.  8  Grammata  in  den  Akrokeraunischen  Bergen, 
p.  388  nr.l7  Z.  2;  vgl.  i^amsa^  ebenda  10  1889  Beuzey  et  Baumet,  Mias.  arch.   de  Maccdoinc 
■   p.  228:    (f)Ti>?jöü:?   zov   %\v(jiov ,   nämlich   den  p.  407  nr.  185:  7ro:]|9ä[Tjorff  xvpt'Lotg  z/iol  [cKOvJ- 
ApoUon  Loirbenos  oder  Lyrbenos.  —  i)  Berliner  Qoig    Env[vrio&\ri  |  IJcozrjQLxos  k.  r.  L 
Zauberpap.  1  vs.  297  =  Abel,  Urpliiea:  Hymn.  lOj  Glykon? 
mag.  1  Z.4:  Apollon  wird  angeredet:   kvqis.               Kom,  CLL.  6,1,112  =■  Kaibel,  Inscr.  Gr. 

4)  Asklepios.  ^^{c.  et  lt.  959,  nach  Mommsens  ungesicherter 
a)  Apulum,    Ifew^en,    Bull.   d.   Inst.    1848  auf  Vergleichung  von   CLL.  3,  1021.   1022 

p.  179  =  C./.l/.  3.  Äwp^j/.  Fase.  2,7740a:  Kv^iw  beruhender   Vermutung:    KYPI  |  XAIPE  |  DEU 

A6^lri\Ttiio  xai  'TyCri  \  ^ioig  inqnöoig  {Henzen:-io  AMABILl  |  SAGÜ  |  AELIA  EHUliTE  |  PECIT. 

sni-novQtoig)  yi.z.X.  —  b)  Philippopolis,  Z)Mmon*  11)  Hades. 

p.  342   nr.  57 ^    —    c)  Ischiklü  m    Phrygien,  S.  Bruchmann  ^.3:  Sosiphan.fr.  3,  bNaucJc, 

Mordtmann,  O  tv  Kcovazavzivovnölsi  tll.  cpilol.  Tr.  Gr.  Fr.'^. 

Gvlloyog    15    1881,    TtaQUQzrj^a    p.    65    nr.   12:  12)  Helios. 

Kvqi'co  'Aanlrinim   Zcozfiqi  \  v.al  "TysCa   &soig    \  a)  Madytos   (Maito),   Diimont  nr.  111b  = 

snrjKooig  %.  z.  l.  c.  I.  Gr.  2016 1.  —  b)  Kara  Hodscha  bei  My- 

5)  Bai  mark  od.  rikion    in  Galatien,    Bamsay,   Journ.    of  hell. 
Der-el-qaPa  bei  Beirut,  J.  A.  Mordtmann,  stud.  5,  1884  p.  263  nr.  4  zusammen  mit  Hosios 

Mitt.  d.  D.  A.  Inst,  in  Athen  10  1885  p.  168 f.  Dikaios   zur  Rache   augcrufeu  ('Oglov  JChsov, 
m.l  =^Glermont-Ganneau,Bec.  d'archeol. Orient.  'oü^Hlis  Kvqls,  vfiug  £K[Ö\i^^accvE  zrjv  vsagav  ^al 

läse.  2  1886  p.  95  =  C. /.  i.  3.  Suppl.  Fa.sc.  1  rä    zUvu   ^avz\(x\    —   c)   Pariser   Zauberpap. 

zu  nr.  6668:  Äju^t«  \r\E\y\vai(a  Bul\iiKQyiäöi,.  |  vs.  639 f.  hvqls  ^^at^E  ^syakoävvcc^s  nsyKlonQcc- 

Tco  ■x.ul  MriyQLv  k.z.X.  ^oiq   ßcceilsv   ^syiczs   &£wv   ■^^Xis   6    zvQtog  xov 

6)  Besä  (über  welchen  von  Litteratur  zu  ovQavov  ^ai  zF^g  yfjg  v..  z.  l.  —  d)  Berliner  A 
oben  1  Sp.  784.  2880—2898  nachzutragen  ist:  Zauberpap.  1,  230  =  M'essely,  Eph.  Gr.  p.  15  " 
A.  \Uedemann,  Die  Bei.  d.  alt.  Ag.  p.  85—88.  nr.  40:    kvqls  rfku  asco  coarj  nrj  riaco  k.z.X.  — 

J.  Krall,    Über  den  ägyptischen   Gott  Bes  in  e)  Leidener  Pap.  W.  2^  Z.  21 S.  32  ff.  36  f.  (vol.  2 

0.  Benndorf,DasHeroonvonGjülbaschi-Trysa,  p.  87  ed.  Leemans)  =   Wcssely,  Eph.  Gr.  i\l^ 

Jahrb.  d.  hmisthistor.  Samml.  d.  Allerh.  Kaiser-  nr   125:  imKccXovticci  aslHvois 

hauses  Bd.  9   S.  72—95.     Maspero,   Gatalogue  co        13)  Herakles  (?) 

du  7nusee    egyptien  de  Marseille.     Paris   1889  a)    Kalotina    bei    Caribrod    in    Bulgarien, 

IrA    L^^rf^'^fj   *'•  i^^*-    "'•  ^55-560..  AEM.  15  1892  p.  91  nr.  1  nach  Skorpils  Auf- 

1079;  p.  197  nr.  1084;  p.  200  nr.  1099.  ii^ive/e-  ,~         1^T      i       «     i^i         KKK     \         1 

bure,  Bites  egyptiens.     Construction  et  protec-  ''^"'  -^)^  ^^^n  Buchstaben  ^^ä  unter   dem 

tion  des  edifices  (=  Public,  de  l'ecole  des  letircs  Bild  des  den  Löwen  würgenden  Herakles  auf 

d' Alger.  Bidl.  de  corr.   afric.  IV)   Paris  1890  einem  geschnittenen  Stein  in  iiennes  will  ^ndre, 

p.  74 f.    P.  Monceaux,  La  legende  des  pygmees  Catal.  rais.  du  musec  d'archeol.  et  de  ccram.  de 


1761                     Kyrios  Kyrios                     1762 

Eennes.   2^^  t^d.    1876   p.  42  f.   nr.  77   eine   Ab-  Kirche  Nebi- Abel  zwischeu  Damaskos  und 

kürzung  für  die  Anrufung  Kvqis,  KvQie,  Kvqis  Heliopolis    an    der    Stätte    des    alten    Abila, 

erkennen.     Indessen   Ch.  Lenormant,  Lettre  a  C.  1.  Gr.  4521. 

M.  A.  de  Longperier  (Extr.  de  la  Bev.arch.  du  18)  Labaplinesker,  Pap.  Mimatit.  vs.  151. 
15  nov.  184:6)  p.  3  erklärt  die  3  K  auf  einer  19)  Mandulis,  der  äthiopische  Sonnen- 
anderen Gemme  mit  derselben  Darstellung  und  gott  —  sein  Name,  in  ägyptischer  Schreibung 
der  Umschrift  ANAXlOPI  KOAG  TO  0ION  C6  Mn-tu-1,  bedeutet  nach  Brugsch  „  grofser 
AI0K6I  für  den  Anfangsbuchstaben  des  Wortes  Löwe"  — ,  verehrten  Kalapsche,  dem  alten 
McaP.tKTj,  gegen  welche  Krankheit  Steine  mit  Talmis,  vgl. .Kommentar  zu  C.I.Gr.  5039  und 
der  in  Rede  stehenden  Darstellung  nach  Ale-  lo  Brugsch,  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  u.  AltertumsJcunde 
xander  Trall.  2   p.  377   als  Amulette   dienten.  25  1887  p.  28  u.  p.78f. 

Ebenso  deutet  Macarüts,  'Abraxas  p.  127  die  Talmis,  C.  I.  Gr.  5046.  5047  (wo  der  Name 

3  K  auf  dem  Rev.  einer  Gemme,  deren  Obv.  des  Gottes  auf  Ergänzung  beruht).  5053.  5057. 

gleichfalls  Herakles  mit  dem  Löwen  einnimmt  5060.   5070   (nach  sehr  fraglicher  Ergänzung). 

(Tab.  22,  89),    während    Heim,  Incantamenta  20)  Mamas. 

■magica  13.481   nr.  60   der  mir  nicht  sehr  ein-  Kanata  (Kerak)  in  der  Auranitis,  TFafZ(Ziw(7fow, 

leuchtenden  Erklärung  von  Kopp,  Pol.  crit.  4  Syrie  2412  g  =  Wetzstein  nr.  183:    "Avvril[o\i 

§728 — 732  folgt,  wonach  Ä  für  gleichbedeutend  Kafiaaävov  inorjat  du  MccQvor  zcö  -nvQicp. 

mit  p  und  als  Anfangsbuchstaben  von  d'ip  =  21)  Osiris. 

äyiog,  ayiog,  ayiog  zu  fassen  wäre.     Ich  hege  20  Grofser  Pariser  Zauberpapyrus   vs.  2355 f.: 

zu   keiner  dieser  Deutungcu   Vertrauen.     Die  rm  %v^icp  'Oaigidi. 

3  X  werden  eine  mystische  Bedeutung  gehabt  22)  Pan    d.'i.    der   ägyptische   Min,    vgl. 

haben,     ähnlich     wie     in     der    interpolierten  Brugsch,  Bei.  p.  674ff. 

{HarnacJc,  Texte  u.  Unters.  7,  2  p.  89  Anm.  1)  Tal  Hamamat  zwischen  Koptos  und  Kosseir 

Stelle  der  Pistis  Sophia  p.  125  die  Verbindungen  (vgl.  Brugsch  p.  677),  C.  I.  Gr.  4716  d  ^-  ^^-  ^^• 

von  3  gleichen  Buchstaben  von  Jesus  mystisch  23)  Piuton. 

gedeutet  werden.  *    Relief  aus  Nevrekop  (Nikopolis  ad  Nestum), 

£14)  Hermes  d.  i.  Thoth.  jetzt    in    Serres,    darstellend  ■  den   thronenden 

a)  Thebai  in  Ägypten,  C.  7.  Gr.  4767  Z.  Iff.,  Piuton  mit  Nimbus  um  das  Haupt,  Scepter 
freilich  nur  auf  Ergänzung  beruhend:    -nalQcc]  30  in  der  L.,   die  R.  auf  dem  Kerberos,  inmitten 

Töj  kvql'co  ['Eqi.1-^  I  Q-sä  tQiGUByiarco]  ovn  oocpä  der    gleichfalls    thronenden    Persephone    mit 

y.o;[i]   nQ[o}6\ai\cf{^ilovvxi  \  Tot\ß  u\gv.ovgi  Trat-  Scepter  und  Spiögel  und  des  Hermes,  hinter 

SbCuv  k.  t.  l.  --  l)  Sicherer  ist  die  Herstellung  welchem   ein  bärtiger  Mann    auf    einen    Stab 

des    Naiuens    Hermes   in   den  Inschriften  von  gestützt.    Über  der&  Relief  eingeschlossen  von 

Pselkis  (Dakkeh)  in  Nubien,   wo  er  den  Titel  zwei  ♦  (Sternen?)  dife  Inschrift  Ävp/'«  ^;lo1;TOJv^, 

Hv'otog  erhält,   G.  I.  Gr.  5080.  5082.  5088.  5092.  ,             ,  ,       ,         -i,,.  t     r,..  .       "^'l  o^    1.1 

5093.  5095.  5101.  5105.  5108  c.  d.    Dieser  Thoth  »^e^en  welcher  1.  weibliche  Büste  mit  Strahlen- 

von  Pselkis  .heifst  i*i  den  hieroglyphischen  In-  ^"".^^f^  \  '^'^   eines  Kindes    unter  dem  Relief 

Schriften  „der  von  der  Stadt  Pi-nubl"  {Plin.:  ^le  Inschrift  Avq.  M80TiHBv&og  ke  Avq.  FrinB- 
Nups,  Ptolem.:  Pnups),  „Thoth  von  Pnubs,  der  40  '?^?i«    E^ß^vsog  yvvrj   MovHiavov,   tovg^  -^.o^S 

grofse   Gott,    der   Herr  der  Stadt  Pselk»  etc.  c^ve&n^av    Petras  N.  Papageorgios,  Eaya  1893 

{Brugsch,  Bei.  v.^SAt  Lonzone,  Diz.  v- 1271 S.),  ^,^-  1%^.  I08    wonach  ^ochensehr.  f.  kl.  Phil 

wie   ihn    denn    auch    mehrere   griechische   In-  Iff   Sp    392   und   M^H.  d.   Ksl.   D.   A.  Inst. 

Schriften  von  Pselkis  navTvovcpig  oder  iTaor-  ^"*-  ^^*-  ^^  ^^^^  ^-  '"• 

vovcpig  {C.  I.  Gr.  5073.  5087.  5096.  5097.  5100)  24)  Priotos,  s.  Horegebthis. 

nennen;  den  Titel  -AVQiog  führt  letzterer,  nach  25)  Sabazios. 

Ergänzung,  in  5087,  nach  Korrektur  in  5096.  a)  Serdica  (Sophia),    Dumont  p.  315,  L  = 

15)  Heros.  v.  Domaszeioski,  AEM.  1886  p.  329.  —  Dumont 
Vgl.    im    allgemeinen    Dumont,     Comptes-  p.  561,  Add.  G^  =  AE3I.  1891   p.  150  nr.  25 

rendus  de  l'acad.  des  inscr.  tt  b.-l.  1868  S.  417.  so  Z.1.2:  Äu9t'cö(i)  Z'af  ortico(i)   'A&vTtaQrivä{i)v..r.l. 

a)  Bessapara,  Dumont  p.  329  nr.  24.  —  b)  Phi-  -  b)  Jeni-Nikup,  v.  Domaszeioski,  AEM.  1886 

lippopolis,  Dumont  p.  332  f.  nr.  32  und  p.  335  p.  241  nr.  6:  0aä?]  'iSdccg  ^lEyülrjg  j  ^;jrp]6[g] 

nr.  39.  —  c)  Bobaiaci  bei  Radomir,   Dumont  Ju'Hlico  iisyallco    ■nvQi]co  Ufßa^ico  ay[io}it.T.X. 

p.  563,  add.  Q^  ==  AEM.  1891  p.  153  nr.  35:  26)  Sarapis. 

'Jyccd-fjL  Tvxrjt\KvQLcoi.'''HQ(oi   SovrrjXT^väi.  UctQ-  a)  Alexandreia,  C.  I.  Gr.  4684.  —  b)  unbe- 

öä  lag  Aovnov  \  svxt]v.  stimmter  Herkunft,  vielleicht  aus  Abydos,  C.  I. 

16)  Horegebthis  (51psyf(30'tc),  worin  5aj/ce  (rr.  4710  Z.  5  — 7:  Kvqi\s  Zagam,  dog  ayzmi 
wohl  mit  Recht  eine  Eorusform  vermutet  —  Trjv  -/.ats^ovoiav  |  -nazcc  xäv  i\J^^%QViv  avzov.  — 
in  einer  hieroglyphischen  Inschrift  {Lepsius,  c)  unbestimmter  Herkunft,  vielleicht  aus  dem 
Dkm.  3.  Philae  4,  25.  Lanzone  p.  573)  heifst  60  Nomos  Antaiopolites:  avTila[f\ov,  v.vqis  Zu- 
Horos  „Horos,  Herr  von  Geb,  der  grofse  Gott,  gam.  —  d)  ad  Hieran  Sykaminon  (Meharrakah), 
der  Herr  von  Abda"  — ,  sowie  Priotos  und  C.I.Gr.  5110  u.  5115,  wo  aus  dem  sehr  lücken- 
Isis  Resakemis  werden  als  yivgini  Q-bol  he-  haft  erhaltenen  Text  ohne  Sicherheit  dort 
zeichnet  in  der  schon  erwähnten  Inschrift  von  TtgoGBv.v[vriaa]  xhv  iv  tB[g]ä  [ZuxauiV]« 
Debbabiyeh,  jRßjj.  rfes  e'l  f/r.  4  p.  46  nr.  1.  [■A]vgi[oy    Z[ägamv    .  .  .,    hier    7T[a]ga    [t^] 

17)  Kronos  (s.  d.).  vermutlich  eine  semi-  xi;[p]ta  Podogvegvlo)]  x[ai]  tov  zvgiov  Z[a]Qd- 
tische,  mit  dem  griechischen  Gott  identificierte  TtiSog  4!v[v8vv'\ov  hergestellt  wird.  —  e)  Smyraa, 
Gottheit,  vgl.  Baethgen  p.  276f.  C.  I.  Gr.  3163.    —   f)   Kreta,  Arch  Anz.  1855 

BosoHER,  Lexikou  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    II.  .                                                   56 


1763  Kyrios  Kyrios  1764 

p.  45*    nr.  2    und  1864   p.   169*.  —  g)  Athen,  reo    v.vqlw    KauK(io(g)    MttX%ctCov    m.  r.  X.    und 

V.  Syhel,  Kat.  d.  Skulpt.  Z.Athen  S.  aOO  nr.  4091  =  /.  H.  Mordtwann,  AEM.  1 884  8  p.  1 89,  welcher 

C  7.  ^/f.  3, 145a. — h) Rom,  ViojDa  Codini,  Gold-  in  Zeus   eine  syrische  Gottheit  vermutet:    ^lil 

plättchen:    AIßNEPnETA  KYPIE   CAPAni  AOC  ■AVQito  (am  Schlufsy  —  i)  Maad  im  Gebiet  von 

NGIKHN  KATA  TTAIN  YTTOTTETPAN,  worin  Padre  Byblos,  nach  Renarts  {Mission de Phenicie  p. 242) 

Secchi,  Bull.  d.  Inst.  1852   p.  151  f.  eine  Bitte  allerdings  ganz   willkürlicher  Herstellung  der 

um  Sieg  „contro  Ja  virtü  naturale  d'una  fan-  äufserst  entstellt  und  lückenhaft  überlieferten 

ciulla  innocente"  sehen  will,  während  Fröhner,  Inschrift:  ra  -avqlco  Ja  iis  yiv[Qi'](o  'Oaov  j  [Zs- 

Une  amulette  hasilidienne  ined.  du  miis.  NafO-  }.]sv)iog\[d's]ov  SaTQ(i[nov]  i8QBvg\  inoirjae.  — 

leon  III.  Caen  1867  p.  9  xaro;  näv  (statt  nä-  lO  k)  Pajp.  XLVI  Mus.  Brit.  vs.  483ff. :  £nLv.ciXov-\ 

cav)   vTcoTCStQKv   „conttc  toute   tentation"   ver-  faxt  as  tov  öwaaTr^v  zäv  &ecöv    vtpißQsniza  Zsv 

bessert.     Unrichtig  erklärte  Harduinus,  Pop.  Zfv  xvgavvs  'J  daival  -n-ügis  iamovr\?. 
Num.  p.  368.     Oper.  sei.  p.  127,  mit  Billigung  Auch  die  den  Göttern  gleichgestellteu  Herr- 

Eckhels,    B.  N.  V.   2    p.  36  f.    das    KYPIA  in  scher  der  hellenistischen  Zeit,  wie  die  Ptole- 

der     Aufschrift     0EOY     MEfAAOY     KYPIA  maier  {C.  I.  Gr.  4717  Z.  29)  &vnv  rot?  Kvgi'oig 

OAHZlTßN    auf   Tetradrachmen   von    Odessos  &soig,    vgl.   dazu   C.  I.  Gr.  4697    Z.  46  —  50), 

für    eine   Abkürzung    von    v.vqlov    ZagäTiidoQ.  sowie  die  römischen  Kaiser  werden  v.vqioi  be- 

Man    hat    längst    darin   einen   Beamtennamen  titelt.     Für  letztere  will  ich,   die   zahlreichen 

erkannt,  s.  Drexler,  Mythol.  Beitr.  1  p.  78  und  epigraphischen    Belege    beiseite    lassend,    nur 

Picl-,    Wiener  num.    Zeitschr.    23  p.  56.      Ob  20  anführen  eine  auf  den  Tod  des  Septiniius  Se- 

Padre  Sicchi,  Bull.  d.  Inst.  1852   p.  151  (vgl.  verus  bezügliche  Münze  von  Kaisareia  in  Kappa- 

Pleui,   De   Sarapide  p.  32)  die  hievoglyphische  dokien    mit    der   Aufschrift    EIZ    0ANATOYZ 

Inschrift  eines  ägyptischen  Intaglio  mit  Recht  KYPIOY  (IIead,II.N.-p.  633.  Z.f.N.  11  PI.  1,5), 

Sarape  Neb  „Sarapide  Signore,  padione"  liest,  sowie  eine  unter  Gallienus  in  Tarsos  geprägte 

scheint  mir  zweifelhaft,  da,  wie  oben  bemerkt,  Münze  der  Sammlung  Waddington,  auf  welcher 

im  Ägyptischen  neb  nicht  ohne  einen  näheren  Nike  einen  Schild  hält  mit  der  Aufschrift  6IC 

Zusatz  zu  dem  Namen  der  Gottheit  tritt.       '  K\ÜHkJOY(iKX?\OXQ.(}Vaddington,  Asie  Min., 

27)  Soknopaios  d.  i.  Sbk  n  pa  a  ,,Sobk  Kommentar  zu  nr.  851,  Sabotier,  Bev.  num. 
der  Insel",  der  Krokodilgott  Eovxog,  die  Lokal-  1859  p.  292  PL  11,  3),  wozu  die  Inschrift  eines 
gottheit  des  Faijum.                                                30  Altars    in    Ankyra:    Elg    atwva    xov    v.vqiqv, 

Inschrift   im  Museum    von   Gizeh,   vermut-  Perrot,  Exploration  archcol.    de  la  Galatie  et 

lieh   aus   Dime   am  Moirissee:  'Tn£Q   KaCcaQog  de  la  Bithynie  p.  237  nr.  127   das  Seitenstück 

Avtov.QäroQog   @£ov    sk    Osov   t]    ot-nodo^i]   rov  bietet;  endlich   eine  Münze  des  Gallienus  von 

niQißolov  Tcö(()  ■ö'ECQi  Kai  KVQi'co{i)   Zo-AvonaCwi  Alexandreia     mit     der     auf    das    zehnjährige 

nocQu  za[i>'\   sv.  Nsi'lov  nöXsag    nQoßcizo%zr\vo-  Regier uugsjubiläum    des   Kaiser    bezüglichen, 

zQOcpriv  [sie!]  ■aal  zäv  ywuLKav  ^al  zäv  xi-avcov  von   einem   Lorbeerkranz   umschlossenen   Auf- 

svxr)v    L<5    KaiauQog    ^a  .  .  .  .,    Krebs,   Gott.  schritt  A6KA;eTHPIiCKV  PIOV,  Poole,  Cat.  of 

Gel.  Nachr.  1892  S.  536.  Eine  andere  Inschrift  the  coins  of  Alexandria  p.-291  nr.  2240  pl.  31. 
aus   Dime  ist  gewidmet  Eo-Avonaiai  %dcI  Nb-  Mit  Angabe  des  Objekts,   als   dessen  Herr 

(psQ6r]i  9soig  fisyiazoig,  Krebs  a.  a.  0.  S.  533  10  oder  Verleiher  die  Gottheit  gedacht  ist,  wird 

nr.  2.    In  der  zweiten  Gottheit  erkennt  Krebs  Dionysos  "Ti]g  genannt    ag    Hvgiog  zrjg  vyQccg 

die   in    einer    Tempelrechnung  {Äg.    Url'.  aus  cpiascog,  Plut.  de  Is.  c.  34.  Lobeelc,  Agl.  p.  104(i, 

d.  Tcgl.  Mus.   zu  Berlin.     Gricch.    Urk.   Bd.    1  heifst  Helios  im  grofsenPöns.Zaw&erpajj.vs.  639. 

Heft   1   nr.   1  Z.   26)   genannte    laig    NscpBQafjg  640    6    Kvgiog   zov    ovg(xvov   nal  zfjg   yt'ig,    der 

d.  i.    „Isis    mit  dem    schönen    Throne"  (nfr-s  löwenköpfige   Sonnengott  vou  Heliopolis   yvö- 

=   sv^^govog).      In   derselben  Urkunde,  sowie  (pov    -nal   avenmv    v,vgiog    {Fröhner,   Melanges 

in    nr.  16.   28.   76.   80.    149.    162.    183    kommt  d'epigraphie  et  d'archeol.  1  p.  1  nr.  Iff.),  offen- 

auch  der  Soknopaios  vor.  bar  derselbe,   und  nicht,  wie  im  JsXtlov   zrjg 

28)  Zeus.  'Eaii'ag,   1889,   Nov.  26,    s.  Wochenschr.   f.  kl. 
a)  Serdica,  Dumont  p.  316,  P.  b.  —  b)  Bessa-  50  Phil.    1890    Sp.    185    fälschlich    angenommen 

para,  Dumont  p.  324  nr.  9  u.  p.  324.  325  nr.  10.  wird,  König  Amasis,  in  dem  Fragment  einer 

—  c)  Philippopolis,  Dumont  p.  333.  334  nr.  34.  Inschrift  von  Salamis   auf  Kypros  &Bi)g  iityag 

—  d)  „Stele  apporte'e  de  Mcnneh",  Waddington,  v.vgiog  ^HliovnolBcog  fcooJoTr^g  aläviog,  Zeus 
Asie  Min.  667  =  C.  I.  Gr.  3438  =  Bosclier,  bei  Plndar,  Is.  5,  67  6  nävzcov  v.vgiog\  eine 
Ber.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  W.  Phil.-hist.  Kl.  unbekannte  Gottheit  wird  auf  einem  in  Rom 
1891  p.  125,  d:  tsgä  cvvßLcoatg  vB(ozBga  %uz'  gefundenen  Amulett  angerufen  xvpif  dö^rig 
BTiLzccyrjv  zov  yioLgcov  (denn  dies  i^t  natürlich  m««.  xgrjGticöv,  Kaibel,  Inscr.  Gr.  Sic.  et  It. 
=  ■Kvgiov)  zvgoLVvov  z/iog  ßldctpaXazrjvov  yial  2413,16,0.  Hinsichtlich  des  Gottes  der  Christen 
M)]rlTicci.iov Bvxriv.  —  e)Da,müskos, Waddington,  will  ich  nur  erwähnen  die  Verwünschung  bei 
Syrie  1879  =  Ü.  I.  Gr.  4513,  Schlufs:  5h  zäv  fiO  Hirschfeld,  Epigr.  Nachlese  z.  C.  I.  L.  vol.  3 
zov  yivgCov  diog  [Tigoaoöcov.  —  f )  Hebrän  in  der  p.  44  beginnend  iTtiyKxXovfiat,  Kai  c?|tc5  zov 
Batanaia,  Wuddmgton  2288  =  C.  I.  Gr.  4625:  Sbov  zov  vipLazov  xov  v.vgiov  xäv  TivBviiäzcov 
xo{v)  vaov  v.vgCov  ^log  BKOvirjoa,  und  Wad-  %al  ndarjg  cagnög  m.  x.  X.,  vgl.  Z.  9  Kvgis  6 
dington  2290  =  Wetzsttin  nr.  198:   Jil  'tivgia  ndvxa  Icpogäv. 

[(]vxriv  V..  X.  X.  —  g)  Aqrabä  in  der  Auranitis,  Hinsichtlich    der   verwandten   Beziehungen 

H  aci!(/*»(/fon  2413b  =Tref^&iem  nr.l79,  Schlufs:  Stonoiva,    ÖBcnoxig   und    dsGnöxrjg   ist   zu    be- 

JlI  v.vgi(a. — h)  Aera (Es- Sanamein)  in  der-Aura-  merken,    dafs   sie  in  der  griechischen   Poesie 

nitis,  Waddington  2413  j  =  C.  I.  Gr.  4588:  JCl  viel  häufiger,  bei  den  Prosaschriftstellern  ver- 


1765         Kyria  {öißTtoiva,  ösönorrig)  Kyria  u.  Kyrios  {ösöTtozn^g,  dominus,  -a)   1766 

einzelt,  in  den  epigraphischen  Widmungen  weit  p.  63  Bind.;   Auraos  oder  richtiger  Aumu,  der 

seltener  als  KVQia  und  yivgiog  gebraucht  werden.  nabatäische  Sonnengott  (vgl.  Waddington,  Syrie 

Den   Titel    Sicnoiva    verzeichnet    Bruch-  zu  nr.  '2392.    Batthgen  p.  101.    de  Vogüe,  Syrie 

mann,    welcher     die    Prosaschriftsteller    aus-  Centrale  y>.  lOd.    Wellhauscn,  Skizzen  u.  Vorarb. 

schliefst,  für  Aphrodite  p.  56,   Artemis  p.  44.  3  p.  5.  61),   Wuddinglon  2393    Z.  3:    6[^g]   zov 

45,  Athena  p.  7,  für  welche  ihn  noch  Aristid.  ösanÖTViV   [«et]    dvcHrjTov  "llltov  &i6v  Avfiov; 

Or.  2  vol.l  p.  12  Dind.  anwendet;  vgl.  Sicnoivu  Balmarkod,   C.  I.  Gr.  4536.    MiU.  d.  K.  D.  A. 

IlccXlag  C.  I.  Att.  3,  217,  Demeter  p.  74,  sowie  Imt.  in  Atli.  10  1885  p.  167;  Dionysos,  Bruch- 

Sainml.d.gr.Dial.-Tnschr. 3.  Bd.,  4:.Rit.,l.B'ä\ite  mann  p.  83;  Hades,  Bruchmann  p.  2;   Helios, 

p.  235  nr.  3537,  b  =  Ntwton.  Diso,  at  Cnidus  JO  Bruchm.  p.  145    und   in   den  Anrufungen   bei 

etc.  732  nr.  82,  Eirene  p.  9.^,  Euhemeriap.  118,  Porphyr,  de  ahst.    lib.  4  p.  329  Bho(r  (Gebet 

Eutelia  p.  119,  Hekate  p.  96,  Isis  p.  161,   vgl.  der  ägyptischen  Imbalsamatoren,   also  ist  Ra 

die  Prosainschrift  von  Philae,  C.  /.  Gr.  4945;  gemeint);    Heliodor  10  p.  518  Bekh.     Hippia- 

Kybele  p.  167,   Leto  p.  168,   Nemesis  p.  179,  trica  ed.  Miller  p.  100,  c.  692  =  Heim,   In- 

Nike  p.  181,  Peitho  p.  190,   Persepbone  p.  191,  cantamenta  mag.   p.  499   nr.  113.     P<ip.  Paris. 

Philia  p.  217,   Podagra  p.  193,  Selene  ]).  205;  1948;    sowie   in  dem  Schwur  ov  (lä  xov  ijiov 

vgl.  in  Prosa  Heliodor,  Aeth.  10,  41,  Sophrosyne  dsanözriv  riXtov,  Iid.  Or.l  p.  222;  Heros,  Bruüi- 

p.  212,   Tyche  p.  214.  mann  p.  155;  Kabeiros,  Bruchm.  p.l62;  Kronos, 

Zum    Nomen    proprium    ist    Despoina    für  Bruchm.  p.  166;    Mandnlis,    Fuchstein,  Epigr. 

Persephone  geworden,  besonders  für  die  im  20  Gr.  in  Aeg.  rep.  nr.  XXXIV.  B  u.  C  p.  71  —  73; 

Lykaiongebiet  von  Arkadien  verehrte,  s.PreZ/er-  Oserapis  d.i.  Osiri-Hapi  =  Sarapis,  F.  Blaß, 

Bobert  1  p.  306  und  Anm.  1.    Wide,  Lakonische  Ein  griech.  Pap.  in  Wien,  Philologus  41  1882 

Ä'tyZiep.  111  f.  Anm.  2  p.  373.    Immencahr,  Kulte  p.  746  — 751  =  Petrettini,   Papiri  greco-egizi 

u.  Mythai  Arkadiens  1  p.  39.  88.  98.  100.  121;  ed  altri  greci  monumenti  deW  I.  B.  Museo  di 

vgl.  in  Italien  Kaibel,  Inscr.  Gr.  Sic.  et  H.  641  Corte  tradoiti  ed  illustrati.    Vienna  1824.     4° 

Z.  7.    SIg.  d.  gr.Dial.-Inschr.  2,  2,  1654  Z.  lOf. :  p.  Iff. :  'ß  dscnox'  'Oaegani  Ka(t)  &£ol  ot  fifrä 

zlsanoivag    (dsaanoivac)   öe   vno    v.öXnov    i'Svv  zov  'Oosg[cc7no]?  «aJÖTjfiSvot;   Osiris,  C.  I.  Gr. 

X&ovi'ag  ßaadsiag,  so-wie  Slg.  d.gr.Dinl.-Inschr.  4945,  s.  Kegister  =  Brugsch,  Z.  f.  äg.  Spr.  26 

3,  4,  Hälfte  1  p.  239  nr.  3545  =  Neicton  742  1888  p.  68;    Pluton,    Heuzey ,   Miss.   arch.   de 

nr.  91,  wo  mit  Jianoiva  Demeter  oder  Peise-  30  Macedoine  p.  288  nr.  120:  Oiä  dsanoTr]  \  IIlov- 

phone  gemeint  ist      Fälschlich  wird  im  Kom-  zo^vt,  v.cci  zri  noXn  'Eavt^ ;  Polemos,  Bmchmann 

mentar   zu   den   römischen  Grabinschriften   C.  p.  194;    Poseidon,  Bruchmann  p.  195;    Zeus, 

I.  G^r.  6657  u.  J.d(/.  p.  1270.  6663.  6685,  sowie  Bruchmann  p.  124.   126.   127;    wohl    auch    in 

im    Register    die   Jsanoiva   der  Formel  Kcczä  der  Inschrift    aus    Anchialos   Arch.    ep.    MM. 

yiiXivaiv   r/js  Ssanoivr^g  für  Persephone  gehaL  a.  Öd.  10  S.  173  nr.  3:  AHYnZIIAEZ///;  TH, 

ten.     Hier    ist    die    Herrin    des    verstorbenen  was  Benndorf  a.  a.  0.   Anm.  2   allerdings  zu 

Sklaven  gemeint.    In  einer  Inschrift  von  Misträ  da  vi\}ic\z(p]  B[Ttön\zri  ergänzt, 

in  Lakonien  (C  I.  Gr.  1464.     Lebas-Foucart,  Ammon  wird  angerufen 'Oiuftjrou  dsajtoza, 

Pelop.   1464.     Wide  V.  171.   242.  260)  werden  Pind.  fr.  36  Bergk.   Bruchmann  i:>.  18;  Apollon 

neben   einander    genannt   Demeter,    tiespoma,,  ao  öianoza  Mov6(a[v],  Berliner  Zaiiberpa2}.  2,  IGi; 

Persephone,  Pluton,  Tyche.    Hier  scheint  Des-  vgl,   Loxias:    zävös   Ssanozrj   dößcav,    Aeschyl. 

poina  eine  besondere  Form  der  Persephone  zu  fr.  86  Nauck^.    Bruchmann  p.  26;    Eros  heifst 

sein,  vielleicht  die  oben  erwähnte  arkadische  6  noXXäv  Ssanözrig,  Com.  anon.  fr.  169.  Bruch- 

Despoina,  welche  sich  nahe  mit  Artemis  berührt.  mann  p.  113;  Hades  &?6g  0  ndvzav  Ssanözrjg, 

Zonaras  p.  448  verzeichnet  roQyädsg,  at  „Philemonis  (aut  JDiphiliJ  fr. '2i6  Kock",  Briich- 

diGTtoLvuL,    wo    Wieseler,    Gült.    Nachr.    1888  maym  p.  2;    Helios    wird    angerufen    dionoza 

p,  417  ai  JicTtoLvat  schreiben  will.  ^toffftov,  Bruchmann  p.  145;  Tornyris  ruft  zum 

Als  däanoivcc  xoqü>v,  Sianoiva.  yccucov  wird  Schwur  an  ^Xiov   zov  Maaaaygzsav   dsanözriv, 

Eirene  bezeichnet,  J.Wsi02j/i.  Pc(A' 976.  Bruch-  Herod.  1    c.  212;    vgl.  dazu  Wesseling  p.  100; 

mami  p.  95,  als  dsanoiva  ncvzrjyiovzcc  NrigyScov  50  lao   wird   angeredet  ngöizs   öscTtoza  ^aväzov, 

^oQäv  Thetis,  Aeschyl.  fr.  mNauck-.  Bruch-  Orig.  contr.   Gels.   4  p.  296   ed.  Spencer,  vgl. 

mann  p.  159.  Stickel,  De  gemma  abraxea  nondum  edita  p.  7; 

Der  Titel   Ssanozig  kommt  vor  für  Hera,  Pluton  wird  angeredet  Sianoza  IIXovzcov   (is- 

Bruchmann  p.  152.    ,,Tb  yovv  iivaziKov  ^Ev.äzri  XuvonzSQvyav  ovslqcov,  Lyr.  an.  fr.  126  Bergk. 

^sgascpövBia  v.aXsizai  zäv  vnox^ovCcov  Ssanö-  Bruchmann  p.  2;    Poseidon   'la&nov    dsanoza, 

Ttg",  Crusius,   Anal.  crit.   ad  paroemiographos  Pind.  Is.  6,  7  (5).  Bruchmann  p.  195;  vgl.  Pind. 

Gr.  p.  13.     Moira  heifst  Xivov.XciiGTov  decnözLg  Py/h.4r,369)  (201)  dBanözav  —  vaäv,  Bruchmann 

■^Xa-Kcczrjg,  A.  P.  7,  12,  4.    Bruchmann  p.  172;  p.  195;   Zeus  'OXvfinov   dscTtozag,  Find.  Ncm. 

Podagra  ÖBanözig  novav,  Lue.  tr.  137 f.  Bruch-  1,  17  (13),  Bruchmann  p.  126. 

mann  p.  193.  GO        Auch  die  römischen  Kaiser  werden,  wie 

Die    Götter   werden   als    ot   dsanozai   dsoC  die-persiechenGvo[skömge{s.Spanhemitis,Observ. 

bezeichnet  von  Julian,  Or.  5  p.  174.  ad  Liiliani  Or.  1  p.  80 f.),  oft  als  Ssanözrig  oder, 

Den  Titel  Ssonözrjg  erhalten:  mit  einem  Zusatz,   als   yfjg  xort  &aXücr,rig  ös- 

{AriQ,  Bruchmann  p.  5);    Apollon,  Bruchm.  cnözrjg,  Perrot  et  Delbet,  Miss.  arch.  en  Bithynie 

p.  20.  22,  die  von  ihm  citierte  Inschrift  (Kaibel,  et  Galatie  p.  124  nr.  87;   yag  Kcel  9(xXuaßo:g  ös- 

Epigr.  Gr.  1040  =  C.L.  Gr.  4479,  0)  jetzt  rieh-  onözag,  C.  I.  Gr.  2181;   yng  xat  iltixXuaarig  v.clI 

iigev  hei  Sterrett,  The  Wolfe  Ex2)edition -p.  311  ff.  navzbg  KvO^gänav  yivovg  dean6zr,g,   C.  L.  Gr. 

nr.  437;  Asklepios,  5n/c/r?rt.  p.  51.  52.  Aristid.  1  3710,  bezeichnet. 

56* 


1767      Kyria  u.  Kyrios  (domma,  -us)  Kyria  u.  Kyrios                 1768 

Das     entsprechende     lateinische     domina  zweifelhaft  ob  d(eus)  oder  d(ominus)  in  nr.  56. 

(domna)  und  dominus  (domnus)  wird  sowohl  für  173.  197;  dominus  auf  Ergänzung  beruhend  in 

einheimisch  römische  als  für  ausländische  Gott-  nr.  2.   99.  167.   191.  270.     (Der  Titel  dominus 

heiten  häufig  gebraucht,  vgl.  Heinsius  zu  Ovid,  entspricht  bei  Saturnus   in  Afrika  dem   Titel 

Her.  4,  12  in  Burmann's  Ausg.  1  p.  40.  adön   des  Baal  in  den  punischen  Widmungen 

Es  findet  sich  domina  bei:  Adaegina  ('(iomma  von  Karthago    und  Maktar  {Toutain  p.  102), 

[T]uribri[g(ensis)]  Adaegina),   CLL.  2,605;  denn  Saturnus  ist  hier  der  karthagische  Baal 

Arteaiis(doi)ina  Artemix),Wilmanns  27 öi;  Bona.  (p.    103),    Saturnus    Balcaranensis    ist    Baal- 

Dea  Agrestis,  G.  I.  L.  6,  68  (bineficio  dominaes  Quarnaim   d.  i.  der  Baal  des  Berges  der  zwei 
medicinis  sanatus  I ;  Dea  Caelestis,  C.  I.L.&,11\  lo  Hörner  [Spitzen]  [p,  103  f.]);  Silvanus,  CLL. 

Dea  Syria  (dea  d(omina)  L)asijr(ia)) ,   C  I.  L.  6,   597.    607;    9,   2164;    Sol,   C.  L  L.  5,  8970 

10,2,1554;    Diana,  ilfar«.  12, 18  vs.  3;   Haera,  (dOMINo  SS,  zweifelhaft);  6\ /.  L.  6,699.    Ohne 

C.I.X.  5,8200;  Isis,  C.  2.  i.  2,  33.  981.  10,6303;  Angabe  des  Namens  des  Gottes:  DüMN  REg| 

A.  E.  M.  0.  3  S.  177  nr.  1;  vgl.  luv.  6,  530:  ET  DOMNO  ET  |  BONO  EVENTO,  C  L  L.  3, 

Credit  enim  ipsius  dominae  favore  moveri ;  Apul.  Suppl.  2,  8249;   domnus  et  domna,  C  L  L.  3, 

met.  11  c.  21:  iuhenfe  domina;    Inno,  Prop.  2,  iS'mj^^jL  2,7749  (fraglich);  7833.  Unendlich  häufig 

5,  17;   vgl.  Ovid,   Am.   3,  13,  18:    Invisa  est  ist  die  Bezeichnung  des  Kaisers  als  dominus, 

dominae  sola  capella  Deae;   Verg.  Aen.  3,  438:  s.  d.  Register  zum  CLL.,  Beurlier,  Essai  sur 

Lunoni  cane  vota  libens,  dominamque  potentem  Je  culte  rendu  aux  emp.  rom.  p.  51.  Spanhemius, 

Supplicibus  superadonis;  Lima  (Domina  Luna ,  20  Observ.  ad  lul.  Lmp.  Or.  1  p.  81.     Indem  die 

Lovis  filia),  „Medicina  Plinii"  im  Cod.  St.  Call.  Christen    sich     weigerten,    diesen    nach    ihrer 

751    p.  227    bei  Heim,   Incant.    mag.   p.  558;  Meinung   nur    Gott   zukommenden    Titel    dem 

(Mater  Magna,     Val.  Flacc.   3,  23:     adsuetus  Kaiser  zu   geben,  gerieten  sie  in  Konflikt  mit 

Phrygius  dominam  vectare  per  urbem;    Verg.  der  Staatsgewalt,  Edmond  Je  Plant,  Les  actes 

J.e«.  3, 113:  Et  iuncti  currum  dominae  subiere  des  martyrs,  Mem.  de  l'ae.  des  inscr.  et  b.-l. 

?eowes);Nymphae,  ai.i.  2, 1164;  Venus,  a/.i.  30,  2  p.  125— 6,  §22. 

2,  1638.  1639.    Pctron.  sat.  c.  85.    Apid.  Met.  8  Noch  sei  bemerkt,   dafs  der  Nordwind  bei 

c.  25.  Prop.  4,  2  (3,  3),  31.  Oi'id,  Ars.  am.  1,  148.  den  Neugriechen  noch  heute  Kvq  BoQjccg  heilst 

Domina  (domna)  ohne  Angabe,  welche  Göttin  {noXkrjg,  JrjfidSsie (ifzscoQoXoyLKoi  (ivQ'oly).34:S. 
gemeint  ist:   C  I.  L.  3,  1004;  5,  3307;  6,  809;  30  Bent,  The  Cyclades  p.  265),  dafs  bei  denselben 

10,  "5652.    6076;     dominae:    C  I.  L.  3,   1005;  die   Neraiden    die   Namen    r}   naXalg    KVQccSsg, 

5,774,  vgl.  8246:   DOM -TR,  aufgelöst  zu  do-  oder  einfach  f;   -nvQddsg   oder  in  Koseform   fi 

minis  vel  dominabus  tribus  vel  triviis;  12,  2446.  Mvparcatg,    und    ihre   Gebieterin    den  Titel  ry 

Die  AOMNA  IßTlPA  einer  Münze  von  Kyzikos  fi^yälrj  kvqÜ,  führen,  B.  Schmidt,  Das   Volks- 

{Mi.  2,  538,  168)    erklärt   Marquardt ,  Cyzicus  leben  der  Neugriechen  p.  100.    101.   107;   vgl. 

u.  sein  Gebiet  p.  124  nach  Pellerin's  Vorgang  I>j7</jC2/,J-rc/t.  Zi^.  1874  p.  91  Anm.  4,  sowie  dafs 

für  Persephone   und   erkennt  in   AOMNA    das  Sonne  und  Mond  im   Mittelalter,   letzterer  in 

lateinische  domina,  während  Eckhel,  D.  N.  2  einigen  Gegenden   sogar  noch  in  der  Neuzeit, 

p.  432  das  Wort  für  syrisch  hält.  als  „Herren"  bezeichnet  werden.  Derb.  Eligius 

Dominus    (domnus)    erscheint    inschriftlich  40  verbietet    den    Gläubigen:     „Nullus    dominos 

bei:    Aesculapius,  C  I.  L.  6,  17.  18;   8,  1267;  Solem  aut  Lunam  vocet",  Vita  8.  Eligii  auctore 

ApoUon,   C  I.  L.   6,  2798   =   Dumont  p.  480  Audoeno,  D'Achery,  Spicil.  ed.  4^  t.  V  p.  216, 

nr.  117*^    (Deo  Domino  Apollini   Verfgjulesi);  s.  Deloche,  Eevue  celt.  9   1888    p.  433.     Fritz 

Balmarcod,  Mitt.  d.  D.  A.  Inst.  i.  Ath.  10  p.  167  Schultse,  Der  Fetischismus  p  245.  Grimm,  D.M. 

nr.  3  =  C  J.  L.  3.  Suppl.  1  nr.  6673  (Gen(naeo)  2*  p.  587.  Im  Anjou  hiefs  ,,Ie  soleil  seigneur  et  la 

dofmino  \  Baimarc [odi);  Cusuneneoecus,  CLL.  lune  dame",  Bodin,  Pech,  sur  l' Anjou  1,  86  bei 

2,  2375  =    Suppl.  5552    (deo  domeno   Cusune  Grimm  3*  p.  205.  —  Nicolaus  Magnus  de  Gaive,  De 

neoeco) ;  Fatus  (fraglich),  C I.  L.  2,  1276;  Fidus  super sticionibus  10,  v.  b  bei  Grimm  3*,  Abergl.  E 

(DOMNO- FI®!  M-NAEVIRIVS!  FELIX.  PRo-  p.  414  sagt:    „Sicut  unam  vetulam  novi,  que 

PRo  !  SE  •  ET  •  SVOS  -V-L-M),  CLL.  3,  1289-  50  credidit  Solem  esse  deam,  vocans  eam  sanctam 

luppiter,   C  I.  L.  2,  4442;  4501    (fraglich,  da  dominam.^'    In  der  Oberpfalz  heifst  der  Mond 

Mommsen  statt  d(omino)  v(ohim)  s(oloit)  auf-  noch  heutzutage  Herr  Mann,   v.  Schoemverth, 

löst  d(edit)  v(oto)  s(oluto);  C.  I.L.Q, 82h;  Mars,  Aus  der  Überpfalz  2  p.  61.     SimrocTc,  Handb. 

CLL.  2,  3618;    Mercur,  Clermont-Ganneau,  d.  deutschen  3Iythol.  3.  A. -p.  BM.   Ans  L.  Lloyd, 

Bev.  arch.  3^  ser.  4,  1884  p.  279  nr  44  (Msq-  Svenska  Allmogcns  Plägseder.    Stockholm  1871 

%ovQia   zJcofiivca    xcofi>j?    Xanäv{og),    Ham    in  revzeichnet  M.  di  Martino,  Archivio  delle  tradiz. 

Syrien;  Mithras,    C   I.    L.    2,    196.6    (domino  pop.  7  1888  p.  58,    dafs   bis   vor   kurzem  das 

invicto);  C  I.  L.  6,  82  a.    C  I.  L.  7,  579  (frag-  schwedische  Landvolk  zum  Beginn  des  Jahres 

lieh);    Osiris,  Academy  1883  March  31  p.  228;  den    Neumond    mit    einem    Liede    begrüfste, 

Sarapis,  C   I.   L.rB,  4817  (fraglich);    Saturn,  oo  welches  in   der  italienischen  Übersetzung  be- 

C  I.  L.   5,  4013.    5000.    5021,    5068;  8,  2670.  ginnt: 

6353,  8246.  8247.  8308.  8434.  8452.  8461.  9329.  „Benvenuto,  nuovo  re, 

Eph.  Epigr.  4,  526;  5,  1186;  7,  513;  J.  Toutain,  Benvenuto,  signore". 

LesanctuairedeSaturnusBalcaranensisauDjebel  In  einer  russischen  Zauberformel  bei  PaJston, 

Bou-Kourne'in   (Tunisie) ,    Ecole  fr.   de  Pome.  Songs  of  the  russian  people.  Second.  ed.  p.  367 

Melanges  d'arch.  et  d'hist.  12,  1892  p.  3 — 124,  wird   der  Mond   angerufen:   „Grant,  o  Lord, 

sicher  in  nr.  4.  17  (Saturno  domino  Balcara-  that  the  teeth  of  nie,  the  servant  of  God,  may 

nensi  Aurj(uRto)).  73.  296,  zweifelhaft  in  nr.  365;  become  mute,  may  never  ache." 


1769                   Kyrianassa  Kythereia                     1770 

Die   soeben  erschienenen  Greelc  Papyri  in  288.  9,  1 ;   später  bäuüg,  Hes.  Theog.  196.  934. 

thc  Brit.  Mus.     Catalogue  ivith  texts  editcd  by  lOOS.  Aesch.Suppl.ddd.  Änaheont. 19,4:.  TheoJcr. 

F.  Kenyon.     London  1893.  4"  geben  das   Bei-  23,  16.  Apoll.  Ehod.  3,  108.  553.  Quint.  Smyrn. 

woit  Kvgi'u  der  Isis,  p.  100  nr.  121  Z.  492.  502 f.  8,  98.  14,  69.    Coluth.  254.  289.  317.   Mus.  43. 

{kvqi'k    7cts     Niiieaig    'ASQÜatHa     nolvcövvfis  83.  146.    Anth.  Pal  5,  135.  278.  6,  18.  ö,  385,  5. 

Ttolv^OQcps)    und 'der    Selene    p.    112    nr.    121  608.  619.791.   A«</i.  P/a».  171.  173  f.  206.  337. 

Z.  866;    das    Beiwort    v.vQiog    dem    Asklepios,  357.   Notm.  Dionys.  1,4:10.  2,665.  3,444.4,60. 

p.  104  nr.  121  Z.  640,  d.  i.  nach  Z.  630  (tov  iv  82.  5,  140.   188.   8,  418.    11.  500.    13,  348.  409. 

MsficpsL  'Ao-Alnniöv)  Imhotep;  dem  Bainchooch,  15,  272.  285.  390.   16,  209.  331.  20,  245.  24,  297. 

p.  120  nr.  123  Z.  1;  dem  Helios,  p.  101  nr.  121  lo  300.  29,  135.  341.  31,  120.  243.  32,216.  33,  110. 

Z.  529.   537;   dem  Hermes,  d.  i.  Thoth,  p.  116  149.  307.   41,  6.  309.    42,  492.   47,  268.   48,  21. 

nr.  122  Z.  2.  3.  4.  15.     Von  Verbindungen  mit  228.  276;  daneben  findet  sich  die  Form  Kv&s- 

v.vQLoq  werden  erwähnt:  p.  69  nr.  46  Z.  134ff.  Qi]ci,    Sapplio  fr.  62.    Bion  Epit.   Ad.  15.  26. 

u(o%.  aßacüd'.    ßaov^   ioaK  GaßctaQ-  |  laco   ovzög  55.  59.  63.  81.  93,  besonders  (=  Cytherea)  bei 

sazLv  ö  -KVQios  zäv  &Eäv  I  ovvög  sativ  6  %vQLog  lateinischen  Dichtern,   Hör.  Od.  3,  12,  4,  vgl. 

T/)?  OLKOV[isvr]g,   vgl.  Z.  139  navraTivQLS;  p.  80  1,  4,  5.    Tihull.  4,  7,  3.    Prop.  3,  6  (14),  25.    Ov. 

nr.  46    Z.  467  f.    b    v.vQioq   xäv    nvsvficczwv    6  Met.  10,  717.  14,  487.  15,  816.     3Iart.  9,  13,  4. 

a\7tXävr}rog  aiav  iüoa  ovrji;  p  117  nr.  122  Z.  30f.  11,  81,  6.  Auson.  p.  214  (Peiper)  oder  Kv&bqt}, 

der  äthiopische  Kynokephalos  des  Hermes  als  Poet,  bei  Luc.  conv.  41.    Manetlw  apot.  2,  460 

v.vQiog    zcöv   xiövcov;   p.    107   nr.  121    Z.   713ff.  20  oder  Kv&SQTjig  (Cythereis),  ManiL  2,  33.   Ov. 

werden    angerufen    -avqioi    Sö^rig    xqrnicLZißcizs  Met.  4,  2%%  oAgy  KvQ-SQr]'Cäg,  Manetlw  4,  Zb'd 

(101,  nsgl  zov    ÖBivog   ngäyfiu  zog   sv   ruvzr]  zf/  oder  Kv&siqtj,  Anth.  Pal.  9,  606.  762;   Kv- 

vvAzl  &aiv%'   cpsvßrj   ;^o;pqp9a^'^^  qppg.     Das  Bei-  &r]Qidg,    ebend.    6,    190.    206    und   besonders 

wort  Äfff^rdtTjs  erhält  Osiris  p.  98  nr.  121  Z.  449.  häufig    Kv&r'iQr},    AnaJcreont.  14,  11.    27  a,  1. 

[Drexler.]  36,  6.  42,  9.  58,  23.   Anth.  Pal  4,  3,  129.  6,  19. 

Kyrianassa  {KvQLÜvacaa),  eine  der  Proitos-  Planud.  173.  210.   Nonn.  42,  383,  vgl.  Auson. 

töchter,  welche  Melampus  vom  Wahnsinn  heilte  p.  333.  337.  349.    Letztere  Schreibweise  hängt 

und    zur  Ehe    erhielt,    Serv.  Verg.  Ed.  6,  48.  offenbar  mit  der  schon  im  Altertume  weit  ver- 

[Stoll.]  breiteten   Ansicht  zusammen,   dafs   der  Name 

Kyrianon  {KvQiävav),  einer  von  den  Freiern  30  Kv&sQSia  von  der  Insel  Kythera  {Kv&riQa)  ab- 

der  Hippodameia,  von  Oinomaos  getötet,  ScJiol  zuleiten   sei.     Nach  Hesiod.    Theog.    198    (vgl. 

Pind.  Ol  1,  127.     [Stoll.]  Ety77i.  M.  179,  8.  543,  44.  Eust.  ad  Diomjs.  Per. 

Kyrinos  =  Quirinus  (s.d.).  698)  trieb  die  abgeschnittene  Scham  des  Uranos, 

Kyrios  s.  Kyria.  aus  der  Aphrodite  entstanden  sein  soll,  zuerst 

Kyris  =  Adonis  (s.  d.).  an  die  Insel  Kythera  —  daher  der  Name  Ky- 

Kyrnos  (Kvgvog),  1)  Sohn  des  Herakles,  nach  thereia  — ,  von  da  nach  Kypros,  wo  die  Göttin 

welchem    die  Insel  Kyrnos  (Korsika)  benannt  geboren    w^ard    —    daher    der    Name    Kypris 

sein  sollte,  Serv.  Verg.  Ecl.  9,  30,  vgl.  Herodot  (s.  d.)  — ;    dementsprechend    läfst    Diod.    Sic. 

1^  167.  —  2)  Ein  Heerführer,  welchen  Inachos  5,  55    die    Aphrodite    und    ihren    Kultus    von 

aussandte,  die  lo  zu  suchen,   und  der  sich  in  40  Kythera  nach  iv'ypros  wandern;  vgl.  Eiist.  ad 

Karlen  niederliefs,  wo  er  die  Stadt  Kyrnos  er-  Hom.    Od.   1598,   51   ad   II   433,  21.  804,  36. 

baute,  Diod.  5,  60.     [Stoll]  1024,  49 f.     AlUphr.  3,  60.     Festus,  de  verb. 

Kyron  {Kvqcov)  =  KoCqav,  Siiid.  v.  Kvqco-  signif.  p.  52;  vgl.   auch  Sticotti,  Arch.  epigr. 

vCScci,  s.  Krokon.     [Stoll.]  Mut.   aus  Österreich   16  (1893),  38,  der  hierin 

Kyropalates  {KvQonaXäzrjs).    In  dem  durch-  eine  hellenistische  Sage  vermutet.  Wie  Kythera 

aus  sonst  mythologischen  Katalog  bei  Gramer,  selbst  für  eine  Pflanzstätte  der  Phoinikier  galt 

Anecd.  Oxon.  4,  400  (vgl.  M.  Kremer,  De  cata-  —  denn  Kytheros,  der  Sohn  des  Phoinix,  sollte 

logis  heurematum  (Leipzig  1890)  110)  heifst  es  hier  eingewandert  sein,  Sfeph.  Byz.  Kv&i]qcc  — , 

ETti   rrjg    ßacdsCag    KvQonaXcczov    -nal   Etg^vrig  so  führte  man  auch  die  Einführung  des  Aphro- 

evQB&r]aav  yQ^ufiaza  ^BKolafiahu.     [Höfer.]  50  ditekultus  auf  die  Phoinikier  zurück,    Herod. 

Kyrrhaue  (kvQgävrj   Hesych.),    ovoaa    &sov  1,  105.    Paus.  1,  14,  7.     Letzterer  bezeichnet 

ywainBLagKaLKiov,  ovz(o  MsvavdQog  {Phot.y,  (3,23,   1)     das    Heiligtum    der    kythenschen 

vgl.    Menander   fr.    364    p.   310  Mein.  u.   ob.  Aphrodite    Urania,    von    dem   jetzt    noch    der 

Studniczkas  Art.  Kyrene  Sp.  1736.     [Röscher.]  Unterbau  und  einige  Säulenreste  erhalten  sind 

Kyrrhestis    (KvgoietLg),    Beiname    der   im  {Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl  2,  142),  als  den 

syrischen  Kyrrhos  verehrten  Athene  Steph.  Byz.  heiligsten     und     ältesten     aller     hellenischen 

s.  V.  Kv^Qog  vgl.  Bd.  1  Cyristis.     [Höfer.]  Aphroditetempel.    Von  hier  aus  soll  die  Göttin 

Kytais  {Kvzatg),  Beiname  der  Medeia  (s.  d.)  'als  Aphrodite   Urania    oder  Kythereia   ihren 

von  ihrer  Vaterstadt  Kytaia  (oder  Kyta  Steph.  Triumphzug    durch   Hellas'    gehalten    haben, 

Byz.  s.v.  Kixa),   Schol   Apoll   Bhod.  2,  5m.  ZQ  Bursian  a.  a.  0.    140.     Gegen   diese    fast   all- 

E'ym.  M.  77,  48.    Propert.  2,  4,  17;  vgl.  Eust.  gemein  verbreitete  Ansicht  von  dem  phoiniki- 

ad  Hom.  Od.  1493,41;  sie  heikt  auch  KvzaUri  sehen    Ursprung    der    kytherischen    Aphrodite 

LyJiophr.  174  oder  Cytaine   Propert.  1,  1,  24,  erhebt  Alex.  Eninann,  Kypros  u.  der  Ursprung 

ihr  Vater  Aietes  Kvzccisvg  Apoll.  Rhod.  2,  403  des    Aphroditekultus    S.    65  ff.    beachtenswerte 

=  Steph.  Bijz.  a.  a.  0.     [Höfer.]  Einwände,    die    dann    gipfeln,    dafs    die  Ver- 

Kytliereia  (KvO-igsia),  Beiname  der  Aphro-  ehrung  der  Aphrodite  auf  Kythera  nicht  phoi- 

dite  (daher  Kv&sgsia  'Jcfgoditr],  Musae.  38),  bei  nikischen  Ursprungs,  sondern  auf  das.benach- 

Rovier  nur  Od.  8,  288.  18,  193.  hymn.  3,  176.  harte  Lakonien  zurückzuführen  sei.    Übrigens 


1771 


Kythereia 


Kyzikos 


1772 


bezeichnet  —  im  Widerspruch  mit  Stepli.Byz. — 
Dio  Clirys.  or.  300  p.  556  ausdrücklich  Kythera 
als  lakonische  Kolonie:  Aa^isdainövioi  Kv- 
&r}Qtovg  ,t6  Ttalaihv  .  .  .  cp-niaav.  —  Mit  Recht 
macht  Enmanii  a.  a.  0.  darauf  aufmerksam, 
dafs  die  Ableitung  des  Namens  Kv&igBia 
von  Kv&r]Qa  schon  wegen  der  verschiedenen 
Quantität  der  zweiten  Silbe  unstatthaft  ist;  er 
selbst  nimmt  als  Grundform  KvO^uga-  oder 
Kv&EQO-  an,  ohne  sich  jedoch  über  die  Be- 
deutung des  Namens  zu  äufsern.  Leo  Meyer, 
Bemerkungen  zur  ältesten  Geschichte  der  griech. 
Mythöl.  S.  37,  bringt  KvO^sgeia  mit  skr.  9udh 
(9uadh)  ''hell  sein,  rein  sein,  leuchten'  und 
v.ccQ'ciQog,  %aQaiQ(o,  v.ccQ'ciQCiq  in  Zusammenhang. 
Suidas  s.  v.  KvTtgig  und  Kv&sQi-ia  und  Etym. 
M.  543,  40,  vgl.  Schol.  Hom.  II.  5,  422. 
Eust.  ad  Hom.  Od.  1598,  51.  Hesych.  s.  v. 
Kv&eQiia  =  Etym.  31.  546,  48  if.  leiten 
es  ab  von  y.£v&£i.v  rovg  iQcozccg  (daher  =  ■x.Qv^tC- 
710%'oq,  Etym.  M.  543,  48)  oder  17  v,£vQ-6yiEvov 
i%ovaa  SV  skvzji  xov  näarjg  tfjg  igcoriKrig  cpt- 
liag  i^rjQTrjusvov  {zhv  kfotov)  i^ävzix;  noch 
andere  Ableitungen  Etym.  M.  543,  41  ff.  Cornut. 
de  nat.  deor.  24  p.  135  Osann;  vgl.  auch  Fott 
in  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.  10,  419. 
Die  Epitheta  der  Kythereia  beziehen  sich 
entweder  auf  die  Orte  ihrer  Verehrung,  so 
'JacvQtrj  (in  Byblos),  Nenn.  3,  111;  Uucpiri, 
Anth.  Fol.  5,  209.  Planud.  \&Q;  Kvidia, 
Planud.  170;  vgl.  KvTiQoyevrjg,  Hom.  Hymn. 
9,  1.  Theogn.  1386  (s.  Kypris)  oder  ihre  Be- 
r.iehung  zum  Monde:  TcaaLtpäsacu,  Aristol. 
mirab.  auscult.  133  =  Anth.  app.  1,  13  (Cougny), 
zum  Meere:  slvalCri,  Nonn.  240,  456.  Sie 
ist,  obwohl  zart  und  unkriegerisch  (cctckX')], 
Nonn.  24,  285;  anzolsfiog,  ebend.  286; 
äne  iQOTtovog,  ebend.  276;  ans  tgofioyog 
ebend.  294),  die  unbesiegbare  (dvL-n7]zog, 
Nonn.  35,  181)  Göttin  (^sd,  Nonn.  24,  317: 
8  i  an  0  IV  a  ,  Anth.  Pal.  5,  73;  srdrvta, 
ebend.  5,  133.  6,  19);  als  wohlwollende  {dgi- 
azQvoog,  Mus.  273,  vgl.  aocpri,  Anonym. 
Append.  Anakr.  p.  363,  9  Bergk*)  Liebes- 
göttin heifst  sie  iQcozozQÖcpog,  Orph.  Arg. 
868;  lqcozoxöv.og,  Procl.  hymn.  2,  13;  rs- 
Xaaaiya^og,  Nonn.  36,  77.  48,  693;  rpvzo- 
anoQog,  ebend.  41,  315;  tcvqÖs aaa,  ebend. 
42,  383;  ßaablsicc  ydfiav,  Coluth.  306;  ra[ii'ri 
&aXcc(iwv ,  Nonn.  24,  285;  tid'rivi]T  s  iga 
{■KvßsQvrjzsLQci  cbeud.  41,  156)  dvägofiErig 
y evs&Xrjg,  ebend.  24,  324;  als  Göttin  der 
Schönheit  führt  sie  die  Epitheta  yiccliQ, 
Theokr.  3,  46.  Anakreont.  16,  15.  33,  7.  41,  14. 
Append.  Anakr.  3,  38.  Munetho  2,  319.  328. 
3,  329.  6,  465.  513;  ivazscpavog,  Hom.  Od. 
8,  288.  18,  193.  hymn.  3,  176.  288.  Hes.  Theog. 
196.  1008.  Orph.  hymn.  42,  7.  Theogn.  1339. 
Anth.  Pal.  5,  87;  anaXöxQoog,  Append. 
Anakr.  5,  25;  XsvnaXivog,  fr.  adesp.  71 
Bergk^;  ßccd-vnXoKccfio;,  Apoll.  Eliod.  1,742; 
£VTiX6%aiiog,  Manetho  1,  58;  KaXXi>io(iog, 
ebend.  3,  387;  ä^^oxofi?;?,  Nonn.  48,  356; 
yaXöiaa,  Anakreont.  3,  19;  vgl.  ihr  vygov 
ßXifi^a  ebend.  15,  21.  Daher  nannte  man  eine 
schöne  Frau  ^vrixri  Kv^egnoc,  Anth.  Pal.  7, 
218  =  Suid.  3.  V.  Kv&sgfia  oder  via  K.,  App. 
Anakr, 3,5.  Aphrodite  hei^ätKvd-i^gajv ixFÖeovaa, 


Arist.  Lys.  833,  vgl.  Anth.  Pal.  12,  131.  Nonn. 
29,  371,  Aeneas  als  ihr  Sohn  Cythereius  heros, 
Ov.  Met.  13,  625.  14,  584.  Fast.  3,  611,  ihr 
Stern  Cythereius  Vesper  oder  selbst  Kv&ägsia 
oder  Kv&rigr],  Manetho  (sehr  oft,  s.  den  Index 
bei  Rigler). 

Nach  Stoh.  ecl.  phys.  5,  14  p.  176  ist  Kv- 
&fg8ia  =  og^^ig,  und  so  gebraucht  man  K.  für 
Liebe  und  Liebesgenufs,  Nonn.  15, 172.  48,  686. 

10  Mus.  289  {■ngvTizadüi).  Anth.  Pal.  5,  232 
{dcpveir'j).  Manetho  3,  198  {^dxXog)  und  spricht 
von  Kv&£Q£iccg  ogyia,  frgm.  adesp.  71  Bergk^. 

[Höfer.] 
Kj'tkeros  {Kv&riQog),  Sohn  des  Phoinix,  nach 
welchem  die  Insel  Kythera  benannt  war,  Steph. 
B.  V.  Kv&rjga.  Eustath.  Dion.  P.  498.  Movers, 
Phönizier  2,  2,  270.  [Eust.  ed.  Hom.  II.  804, 
35;  vgl.  Kytherei.     Höfer.]     [Stoll.] 

Kythuos  (Äv-ö^i^og),  Gründer  der  Stadt  Kythnos 

20  auf  der  gleichnamigen  kykladischen  Insel,  Steph. 
B.  s.  V.     [Stell.] 

Kytissoros(Ät)Tiff(Ta)90i?,  Kvziacogog ;  vgl.  yivzog, 
das  Sühnfell),  Sohn  des  Phrixos  und  der  Chal- 
kiope  oder  lophossa,  einer  Tochter  des  Aietes, 
Enkel  des  Mmyerkönigs  Athamas,  Ap.  Bh.  2, 
1155.  Schol.  Ap.  Bh.  2,  388.  1122.  1149  p.  534 
Keil.  ApoVod.  1,  9,  1.  Val.  Fl.  5,  463.  Hyg.  F. 
3.  14  (p.  44  Bunte).  21.  Er  kam  aus  dem  Lande 
des  Aietes  in  die  Heimat  seines  Geschlechtes, 

30  nach  Alos  im  thessalischen  Achaia,  zurück,  als 
eben  sein  Grofsvater  Athamas  zur  Sühne  des 
Landes  dem  Zeus  Laphystios  geopfert  werden 
sollte,  und  befreite  ihn  vom  Opfertode.  Des- 
halb ruhte  der  Fluch  des  Gottes  auf  seinen 
Nachkommen;  jedesmal  der  Älteste  des  Ge- 
schlechtes mufste  das  Gemeindehaus  der  Stadt 
meiden,  und  wenn  er  darin  betroffen  wurde, 
mufste  er  dem  Gotte  geopfert  werden  (s.  Atha- 
mas), Herodot  7,  197.     Plat.  Minos  p.  315  C. 

40  Sophokles  in  seinem  Athamas  arecpavrjcpogäv 
setzte  für  Kytissoros  als  Befreier  den  Herakles. 
Schol.  Aristoph.  nub.  257.  Welcker,  Gr.  Trag. 
1  p.  322.  Nauck,  Trag.  gr.  fr.  p.  103.  Müller, 
Orch.  162  ff.  Preller,  Gr.  Myth.  2,  311.  313, 
Gerhard,  Gr.  Myth.  2  §  687,  4.  688,  4.  Vgl. 
Kytoros.  [Pott,  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergleich. 
Sprachforsch.  9  (1860),  413 f.;  vgl.  auch  Bd.  1 
S.  672  Z.  55 ff.  Höfer.]     [Stoll.] 

Kytoros  {KvzcoQog),  =  Kytissoros  (s.  d.).  der 

50  Sohn  des  Phrixos,  als  Gründer  der  Stadt 
Kytoros  in  Paphlagonien ,  Ephoros  bei  Strah. 
12  p.  544.  Steph.  B.  s.  v.  Mela  1,  20.  [Stoll.] 
Kytos  (Kvzog),  6.  Kronios  nr.  1  u.  Himalia. 
Pott,  Kulms  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung 
9  (1860),  414.     [Höfer.] 

Kyzikenos  {Kv^izijvog),  Beiname  des  Apollon, 
dem  die  Argonauten  zum  Dank  für  ihre  glück- 
liche Laudung  bei  Kyzikos  einen  Altar  er- 
richteten, Sokrates  in  den  'EmnXrjGsig  im  Schol. 

60  Apoll.  Bhod.  1,  966;  nach  Deilochos  a.  a.  0. 
soll  der  Altar  dem  Apollon  'laaöviog  errichtet 
sein,  während  Apioll.  Bhod.  1,  966.  1186  den 
Gott  Etißdaiog  {ktio  zrjg  i^ßdoscog  zrjg  vscog, 
Schol.  a.  a.  0.)  nennt;  vgl.  zu  letzterer  Bezeich- 
nung Bd.  1  Sp.  430  Z.  4  ff.    [Höfer.] 

Kyzikos  {Kv^i-nog),  Sohn  des  Aineus  und  der 
Ainete,  Tochter  des  Thrakerkönigs  Eusoros, 
jugendlicher  König  der  Dolionen   zu  Kyzikos 


1773                     Kyzikos  Kyzikos                      1774 

an  der  Propontis,  Apoll.  Rhod.  1,  949  u.  Schol.  Sohn  Kyzikos  gehabt,    und  Hyg.  f.  16  spricht 
1,  948 f.     Vol.  Fl.  3,  4  (Aenides).    Parthen.  28  von  Söhnen  des  Kyzikos.    Bei  Farth.  28  heifst 
(o    Alviov).     Bei    Hyg.  f.    16    heifst    er    Sohn  es,  Kyzikos  sei  im  Kampfe  gefallen,  nachdem 
des  Ensoros  (Lücke  anzunehmen?).    Bei  Orpli.  er  sich   mit  Larisa,    der   Tochter  des   Piasos, 
Arg.   502   ist  Ainippe,    Tochter   des  Eudoros,  vermählt,  welche  der  Vater  vor  der  Ehe  ent- 
nach  jlp.  i>7j.  a.  a.  0.  zu  korrigieren.  Aineus  war  ehrt  habe,   und  Euphorion  bei  Schal.  Ap.  Rh. 
Sohn   des   Apollon   und   der   Stilbe  und   hatte  1,  1063    sagt,    die   Gemahlin   des   Kyzikos   sei 
mit    Euantheia   den    Kyzikos    gezeugt.     Schol.  nicht  Kleite,    des  Merops  Tochter,    gewesen, 
Ap.  Rh.  1,  948  (doch  s.d.  Note  vonKeiT).  Kon.  sondern  Larisa,  Tochter  des  Piasos,  und  es  sei 
41  nennt  Kyzikos  Sohn  des  Apollon.    Kyzikos  lo  ihr  nichts  geschehen,  sondern  der  Vater  habe 
(oder    schon    sein   Vater   Aineus),    König    der  sie  fortgebracht;  s.  Keils  Note  z.  d.  Stelle  und 
Pelasger  in  Thessalien,  soll,  von  Aioliern  ver-  MeincJce  zu  Euphorion  p.  60.  180.  Anall.  Alex. 
trieben,    sich  in    der    Gegend   des  Hellespont  p.    42.     Marquardt  p.  41.     Kyzikos    ist    einer 
niedergelassen  und  die  Stadt  Kyzikos  gegrün-  jener  vielen  Jünglinge,    die  in  der  Blüte    des 
det  haben,  Kon.  41.    Schol.  Ap.  Rh.  1,  948.  —  Lebens  ihren  Tod  fanden  und  von  dem  Volke 
Als  die  Argonauten  auf  ihrer  Fahrt  nach  Aia  zu  in  jährlichen  Festen  beklagt  wurden,  ein  Bild 
Kyzikos  landeten,  nahm  sie  Kyzikos  nit  seinen  der  Vergänglichkeit  irdischer  Schöne.    Vasen- 
Dolionen,  die  ja  selbst  aus  Thessalien  stammten  bild  bei  Gerhard,  D.  u.  F.  1851  nr.  27  t.  27, 
{Schol.  Ap.  Rh.  1,    961),    freundlich    auf   und  von  Ranofka   auf  den  Tod  des  Kyzikos  durch 
bewirtete    sie    aufs    beste;    denn   es   war  ihm  20  Herakles  bezogen;  vgl.  auch  üverbeck,  Kunst- 
ein    Orakel    geworden:     wenn    eine    göttliche  myth.   d.  Zeus  S.  260 ff.     [Das    Haupt    des   K. 
Schar  von  Heroen  in  sein  Land  komme,  solle  erscheint   bartlos    und    mit   Diadem    versehen 
er   ihnen  freundlich   begegnen   und    sie   nicht  auf    Münzen     von    Kyzikos;     vgl.     Catal.    of 
bekriegen  {Ap.   Rh.   1,   970).     Als    die  Argo-  greek  coins  in  the  Brit.   Mus.   Mysia  S.  42 ff. 
nauten  aber,    nach   ihrer  Abfahrt  von  ungün-  Head,  Hist.num.  454.  ^2kch  Robert  {Die  antiken 
stigen  Winden  zurückgetrieben,    in  der  Nacht  Sarkophagreliefs  2    S.   213 ff.    Taf.  LXIV,  200; 
abermals  bei  Kyzikos  landeten,  wurden  sie  von  vgl.  auch  Beschreibung  d.  ant.  Skulpt.   in  der 
den  Dolionen  für  die  benachbarten  feindlichen  Kgl.   Mus.    zu  Berlin    nr.   843'>   S.  531  ff.)    er- 
Makrieer  oder  Makrones   (oder  für  feindliche  scheint  er  auch  neben  lason  auf  einer  Neben- 
Pelasger)  gehalten  und  bekämpft,  wobei  Kyzi-  30  seite  des  Berliner  Medeasarkopihags.  Röscher.] 
kos  von  lason  (oder  Herakles  oder  den  Dios-  —  3Iüller,  Orch.  287.  445.  Klausen,  Aen.  lOOff'. 
kuren,  Schol.  Ap.  Rh.   1,   1040)   getötet  ward,  139 ft\    Preller,   Gr.   Myth.  2,   327.    Gerhard  2 
^p.^Ä.  1,948 ff.   Val.Fl.2,miW.S,lS.  Apollod.  §693.     [Sil.    Ital.    12,    399.     Pomp).    Mela   1, 
1,  9,  18.     Hrjg.   f.    16.      Oder    die    Dolionen,  19,98.  Aristid.  or.  11  p.  131  Dindorf.  Gramer, 
Pelasger,  griffen  die  aus  Thessalien  kommenden  Anecd.  Paris.  2,  194.  10.  30.  32.    Eckhel,  Cat. 
Argonauten    schon   bei    ihrer   ersten    Landung  Mus.  Caesar.   Vindob.  num.  vet.  1  p.  156  nr.  7. 
in  der  Nacht  feindlich  an,  weil  sie  aus  Thes-  Höfer.]     [Siehe  auch  Panofka,    Ann.   d.  Inst. 
salien  vertrieben  worden  waren,    und  Kyzikos  5,  1833  p.  284.  G.  Knaack,  De  fabulis  nonnullis 
fiel  durch  Jason,  als  er  die  Kämpfenden  trennen  Cyzicenis,  Commentationes  philol.  in  hon.  soda- 
wollte,  Kon.  41.    Ephoros  bei  Schol.  Ap.  Rh.  40  litii  philologorum  Gryphisicaldensis.  Berlin  1887 
1,  1037.    Oder  Kyzikos  wurde,  als  die  benach-  p.  33  —  41.     W.  Greenwell,  The  electrum  coinage 
harten  erdgeborenen  Riesen    die    von    ihm    in  of  Cyzicus.     London   1887  p.  4.   5.    12.     Letz- 
der  Nacht  gastlich  bewirteten  Argonauten  an-  terer  erklärt  vermutungsweise  (p.  26.  92  nr.  80 
griffen  und  Herakles   sie   bekämpfte,    zufällig  PI.  4,  1)  in  Übereinstimmung  mit  Head,  Num. 
durch  einen  Pfeil  des  Herakles  getötet,  Orph.  Chron.  N.  S.  16  p.  28  ein  jugendliches  männ- 
Arg.  510  S.  {y.  521  ist  mit  Pierson  Aiv sog  natdcc  liches    Haupt    auf    einem    Elektronstater    von 
Kv^iKOv  zu  lesen).    Die  Argonauten  beklagten  Kyzikos    für    das    des    gleichnamigen    Heros, 
den    in    seiner  Jugend    dahingerafften   König,  Stehend  1.  h.  als  nackter  Krieger,  die  Chlamys 
begruben  ihn  feierlich   und  ehrten   ihn  durch  auf  dem  1.  Arm,  die  R.  an  der  Lanze  erscheint 
Leichenspiele,  Ap.  Rh.  1 ,  1055  ff.    Orph.  Arg.  50  Kyzikos   auf  zahlreichen  Münzen  von  Kyzikos 
566  ff.    Hyg.  f.  273;    die   späteren  milesischen  aus  der  Kaiserzeit,  so  unter  Domitian,    Mi.  S. 
Einwohner  von  Kyzikos  feierten  zum  Andenken  5,  315,  208.     Trajan,  Mi.  S.  5,  317,  219.  220. 
an  ihren  Eponymos  und  die  anderen  Gefallenen  Leake,    Num.   Hell.   Suppl.   p.   45.     Autoninus 
ein  jährliches  Trauerfest,  Ap.  Rh.  1, 1075.  Sein  Pius,  3Ii.  S.  5,  320,  238.     W.    Wroth,    Cat.  of 
Grab   war  auf  dem    leimonischen   Gefilde   bei  the  gr.   c.   of  Mysia  p.  47  nr.  217  PI.  12,  13. 
Kyzikos,  Ap.  Rh.  1,  1061  und  Schol.  Marquardt,  Faustina  iun.,  Mi.  S.  5,  325,  275—277.  L.  Verus, 
Cyzikus  und  sein  Gebiet  p.  135.  —  Am  meisten  Mi.  S.  5,  328,  297.  329,  300.  Commodus,   3Ius. 
wurde    Kyzikos    betrauert    von    seiner  jungen  Pisan.  Tb.  29,  1.  Mi.  S.  5,  333,  328.   Babelon, 
Gattin  Kleite  (s.  d.),  Tochter  des  Sehers  Merops  Reo.  num.  3®  ser.  9,  1891  p,  31—35  PL  4,  2.  — 
aus  Perkote;  sie  starb  aus  Trauer  oder  erhängte  GO  i?a&eZow    vermutet,    dafs    wir    in    dieser    Dar- 
sich;  aus  ihren  Thränen  oder  den  Thränen  der  Stellung    die    Wiedergabe     einer    Statue    des 
sie  beweinenden  Nymphen  entstand  die  Quelle  Ktistes  Kyzikos,  wie  deren  eine  C.  I.  Gr.  3667 
Kleite,  Ap.  Rh.  1,  1063  u.  Schol.  1,  974.  1063.  erwähnt  wird,  zu  sehen  haben.    Auf  Homonoia- 
1065.  1068.   Parth.  28.   Kleite  war  erst  jüngst  Münzen  von  Kyzikos  und   Ephesos   unter  An- 
vermählt, oder  sie  war  noch  Braut;    sie  starb  toninus  Pius,  3Ii.  S.  5,  320,  243.     Wroth  p.  60 
ohne  Kinder,    Ap.  Rh.  1,  974.    Schol.  1,  1063.  nr.  290,  ist  er  dargestellt,    mit  der  Beischrift 
Val.  Fl.  3,  316.    Kon.  41.     Neanthes  dagegen  KYZIKOC,  stehend,   1.  hin  schauend,  in  der  L. 
bei  Schol.  Ap.  Rh.  1,  1063  sagt,  dafs  sie  einen  Chlamys  und  Speer,    dem  stehenden  €0€COC 


1775 


Kyzikos 


Kyzikos 


1776 


die  B.  reichend;  desgleichen  auf  Homonoia- 
münzen  von  Kyzikos  und  Smyrna  unter  Com- 
modus,  Mi.  S.  5,  336,  350,  ebenfalls  mit  der 
Beischrift  KYZIKOC,  ZMYPNA  die  Hand  gebend. 
Sitzend  r.  h.,  mit  dem  Pallium  bekleidet,  die 
R.  erhoben  an  der  Lanze,  die  L.  ausgestreckt, 
mit  der  Beischrift  KYIKOC,  zeigt  ihn  eine 
Münze  des  Antoninus  Pius,  Sestini,  Mus.  Hed. 
2,  87,  32,  wonach  Mi.  S.  5,  319,  232.  —  Cavedoni, 
Spicil.  num.  p.  139  und  Wroth  p.  51  nr.  238 
PI.  13,  11  wollen  ihn  auch  erkennen  auf  einem 
Medaillon  des  Commodus,  auf  welchem  eine 
jugendliche  Gestalt  mit  Chlamys  und  Lanze 
in  der  L.,  die  R.  auf  das  Haupt  eines  neben 
ihr  stehenden  Rosses  legt.  Richtiger  dürften 
indessen  Scstini,  Mus.  Hed.  2,  95,  17  Tav.  17,  5 
und  Mi.  2,  544,  208  in  dieser  Figur  den  Kastor 
erkennen,   da  auch  beide  Dioskuren  mit  ihren 


Rossen  auf  einem  Medaillon  von  Kyzikos  {Mus. 
Fisan.  24,  1  =  Mi.  ,S'.  5,  326,  281)  vorkommen. 
Gavedonis  {Spie.  num.  p.  139)  Deutung  des  von 
Sestini,  Mus.  Hed.  2,  95,  18  als  „Venus  semi- 
nuda  petrae  quadratae  insidens,  ante  quam  stat 
Mars  galeatus,  caetera  niidus"  erklärten  Typus 
einer  Münze  des  Septimius  Severus  im  Pariser 
Kabinett  {Mi.  2,  545,  214)  als  „V  eroe  Cizico 
che  ragiona  con  la  noveÜa  sua  sposa  Clite" 
10  bleibt,  bis  die  Münze  nicht  genauer  untersucht 
ist,  fraglich,  zumal,  da  sowohl  Ares  (z.  B. 
Wroth  p.  42  nr.  183)  als  auch  Aphrodite  Areia 
( Waddinqton,  Rev.  num.  1852  p.  87  nr.  6  PI.  4,  4. 
Kenner,  Die  Münzsammlung  des  Stifts  St.  Florian 
p.  114 f.  Taf.  4,  2.  V.  Rauch,  Z.  f.  Münz-, 
Siegel-  und  Wappenkunde  2  p.  12  Taf.  2,  6) 
auf  den  Münzen  von  Kyzikos  vorkommt. 
Drexler.]     [Stoll] 


BL  71b  . K/  löa4  2: 1 

Röscher,  Wilhelm  Heinrich, 
1845-1923, 


Auef  uhrliches  Lexikon  der 
griechischen  und  r  ornischen 


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