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AUSFÜHRLICHES LEXIKON
DER
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
IM VEREIN MIT
TH. BIRT, 0. CRUSIUS, F. CUMONT, W. DEECKE (f), F. DENEKEN, W. DREXLER,
R. ENGELMANN, A. FÜRTWÄNGLER, 0. HÖFER, J. ILBERG, 0. IMMISCH,
A. JEREMIAS, MAX. MAYER, 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER,
K. PURGOLD, A. RAPP, B. SAUER, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING,
H.W. STOLL(t), L. V. SYBEL, E. THRÄMER, K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCKER,
L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÖRNER U. A
HERAUSGEGEBEN VON
W. H. RÖSCHER.
ZWEITER BAND.
MIT 456 ABBILDUNGEN IM TEXT.
• »»» ■
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER.
1890—1897.
4^^4V
BL
7fr
S. EXC. HEßßN Dß. lUß. HON. C. PAUL VON SEYDEWITZ,
KGL. SACHS. STAATSMINISTER,
SOWIE DER
j; KGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
5 ZU LEIPZIG
0 UND DEM
\ PHILOLOGIKOS SYLLOGOS PAßMSSOS
" IN ATHEN
IN DANKBARER VEREHRUNG ZUGEEIGNET
VOM HERAUSGEBER.
'O Tov Jtu? neu? xaXXiviyog 'Hoay.XT]?
'Ey9döe xatoixfi' ^o/rftv ilairtu y.ay.öv!
Vorrede.
Die Bearbeitung und Herausgabe des zweiten, nunmehr — Gott sei Dank! —
alücklicb vollendeten Bandes unseres Ausführlichen Lexikons der griechischen und rönii-
sehen Mythologie hat ungefähr dieselbe Zeit (7 — 8 Jahre) in Anspruch genommen wie
die des ersten Bandes: daher die Hoffnung gerechtfertigt erscheint, die Vollendung des
letzten Drittels unseres grofsen Werkes werde, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse
eintreten, ebenfalls in etwa sieben bis acht Jahren erfolgen können. Hinsichtlich des
Planes und der erstrebten Ziele des Lexikons hat sich nichts geändert, sodafs die Vorrede
des ersten Bandes in dieser Beziehung auch für den zweiten gelten darf. Im übrigen kann
es, glaube ich, keinem aufmerksamen Leser und Benutzer unseres Werkes verborgen
bleiben, dafs wir unserem Hauptziele, eine möglichst objektive, knappe und doch voll-
ständige, stets auf die Quellen gegründete Darstellung der litterarisch überlieferten
Mythen unter gehöriger Berücksichtigung der Kulte und der Monumente der bildenden
Kunst zu geben, im zweiten Bande noch etwas näher gekommen sind als in dem ersten,
indem wir alle, teils durch die eigene fortschreitende Arbeit, teils durch gegenseitige
Belehning, gar mancherlei gelernt haben, was dem gemeinsamen Werke zu Gute kommen
mufste. Aufserdem mufs von selten der Redaktion dankbar anerkannt werden erstens
der grofse Eifer und die Pünktlichkeit, mit der fast alle Mitarbeiter den von ihnen
übernommenen Verpflichtungen nachgekommen sind, sodafs kein einziger gröfserer Artikel
des zweiten Bandes (wie in Bd. I der Mythus und Kultus des Herakles) in die Supple-
mente verwiesen zu werden brauchte, zweitens die rühmenswerte Opferwilligkeit der
hochgeehrten Verlagshandlung, welche die bedeutenden Kosten einer erheblichen Ver-
mehrung der Abbildungen nicht gescheut hat*), um den inneren und äufseren Wert des
*) Die Artikel der ersten 8 Buchstaben (A — H) erhielten etwas über 500, die Artikel der
darauf folgenden 4 Buchstaben (I^M) 456 Abbildungen.
VI Vorrede.
Lexikons zu erhöhen. Als ein hocherfreuliches Zeugnis für das Wachsen des Interesses
an mythologischen und religionsgeschichtlichen Studien ist ferner die Thatsache zu
betrachten, dafs die Zahl der Freunde und Abonnenten unseres Werkes in den letzten
Jahren nicht unwesentlich zugenommen hat, sodafs wir auch in dieser Beziehung ohne
Sorgen in die Zukunft blicken können. Wir dürfen uns dessen um so mehr freuen,
als ja sonst — leider! — das Interesse weiterer Kreise für die Antike während des
letzten Jahrzehnts nicht unerheblich zurückgegangen ist, eine Thatsache, die notorisch
den buchhändlerischen Absatz der dem Gebiete der klassischen Philologie angehörigen
streng wissenschaftlichen Werke bedeutend eingeschränkt hat. Zum Schlufs habe ich
noch mitzuteilen, dafs zu den in der Vorrede zu Bd. I S. VI erwähnten früheren Mit-
arbeitern noch eine Anzahl neuer hinzugekommen ist, die teils aixi zweiten Bande schon
mitgearbeitet, teils ihre Beteiligung an der Arbeit des dritten Bandes in sichere Aus-
sicht gestellt haben. Es sind dies folgende Herren:
Dr. E. Aust (Frankfurt a. M.): luppiter, Luna etc.
Privatdocent Dr. 0. Bie (Berlin): Musen etc.
Dr. Heinr. Bulle (München): Nike etc.
Prof. Dr. Fr. Cumont (Brüssel): Mithras etc.
Dr. Theod. Eisele (Tübingen): Plutos etc.
Dr. Reinhold Franz (Annaberg): Kallisto etc.
Prof. Dr. 0. Gruppe (Berlin): Orpheus, Geschichte der neueren mythologischen
Theorieen (für den Supplementband).
Oberlehrer Dr. Rieh. Holland (Leipzig): Memnon etc.
Dr. Alfr. Jeremias (Leipzig): Izdubar, Nebo, Nergal etc.
Dr. 0. Jessen (München): Lykos, Marsyas, Megara etc.
Dr. H. Küentzle (Rastatt): Orion etc.
Dr. Heinr. Lewy (Mülhausen i. E.): Mania, Tyche etc.
Prof. Dr. Mackrodt (Eisenberg): Olympos (Götterberg).
Prof. Di\ Elard Hugo Meyer (Freiburg i. Br.): Poseidon (mythologisch) etc.
Prof. Dr. C. Pauli (Lugano): Etruskisches.
Dr. Pilling (Naumburg): Herakleiden.
Museumsassistent Dr. F. Quill in g (Frankfurt a. M.): Nessos.
Prof. Dr. 0. Rossbach (Königsberg): Nemesis.
Dr. Rubensohn (Berlin): Unterwelt etc.
Oberlehrer Dr. Job. Schmidt (Grimma): Odysseus.
Prof. Dr. E. Schwartz (Strafsburg): Geschichte der mythographischen und
mythologischen Litteratur der Alten (für den Supplementband).
Oberlehrer Dr. Rieh. Wagner (Dresden): N- u. 0-Artikel.
Dr. G. Weicker (Zwickau): Seirenen.
Privatdocent Dr. Wer nicke (Berlin): Pau (kunstmythologisch).
Prof. Dr. Sam Wide (Upsala): Karneios.
Würzen im Juni 1897.
Kgl. Grymnasialrektor Dr. W. H. ßoscher,
o. Mitgl. (1. Kgl, Ges. d. Wiaa. zu Leipzig,
c. Mitgl. d. Philologikos Syllogos Parnassos in Athen.
AUSFÜHRLICHES LEXIKON
DER
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
IM VEREIN iMIT
TH. BIRT, 0. CRUSIUS, F. CÜMONT, W. DEECKE (f), F. DENEKEN, W. DREXLER,
R. ENGELMANN, A. FURTWÄNGLER, 0. HÖFER, J. ILBERG, 0. IMMISCH,
A. JEREMIAS, MAX. MAYER, 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER,
K. PURGOLD, A. RAPP, B. SAUER, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING,
H. W. STOLL(t), L. V. SYBEL, E. THRÄMER, K. TÜMPEL, P. WEIZSÄCKER,
L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÜRNER U. A.
HERAUSGEGEBEN VON
W. H. RÖSCHER.
ZWEITER BAND, ERSTE ABTEILUNTi.
lACHE — KYZIKOS.
MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN.
LEIPZIO,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1890-1894.
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lache {'fccxri), Tochter des Okeanos, Ge- besten zeigt, wie das Schaffen der Phantasie
apielin der Persephone, Hom. liymn. in Cer. 419. auf mj^stischem Boden es vielfach nicht zu
Braun, Gr. Gütterl. § 172. 176. [Stell.] festen Gebilden bringt" {Hagcjenmaclier , Die
lacor s. d. Nachträge. eleusinisclien Mysterien p. 7 [öffentliche Vor-
laino (laiviö) verdächtiger Name einer träge gehalten in der Schweiz 5, 1880]), gilt:
der Graien (= /i£Lv6'>) bei Pherel-ydes im 1) als Sohn der Demeter; schol. Ari-
schol. Ap. Bh. 4, 1515 (s. Bd. 1 Sp. 1730 Z. 49), stiel 3, 648. Diod. 3, 64, 1. S^uid. u. Fhot. s. v."iaM-
■ Der Name 'luivä findet vielleicht seine Er- x^S' ^^öwaog inlxca fiaatoj{Lol)eck,Aglaoph.822
klärung durch die Glosse luCvstuf xolovxai. Anm. h will für snl reo yMozä lesen 8ni zov
ni-nQuiverai. Hesych. [Höfer.] lO hvotl-hov seil. Jiovvaov xo övoiia Af'yfTat);
laira ("[aiga). 1) Nereide, II. 18, 42. Hyg. Lucret. 4, 1160: tumida et mammosa Ceres est
f. praef. p. 28 Bunte. Braun, Götterl. § 98. — ipsa ab laccho; vgl. Arnob. adv. nat. 3, 10;
■ 2) Waldnj^mphe, welche die gewaltigen Zwil- daher heifst lakchos im orphischen Hymnus
lingssöhne des Alkanor, Pandaros und Bitias, 52, 11 inoKÖlTnos. Zweifelhaft ist So2j1i.
Gelahrten des Aeneas, im idäischen Haine Antig. 1120 Jr}ovg iv Kolnoig, wobei die einen
des Zeus aufzog, Verg. Aen. 9, 673. [Stoll.] {Gerhard, Mythol. 1, 419. 3 a. WelcJ;er, Göiter-
lakclios ('lav-ioc,; auf einer Volcenter Vase lehre 2, 542) an den Meerbusen von Eleusis
C. I. G. 7633 und auf einer tyrrhenischen Am- als den Hauptort der nächtlichen lakchos-
phora ArcMol. Anz. 10, 238 Htccxog; hinsieht- feier, andere {Bolle a. a. 0. 16, Petersen a. a. 0.
lieh der Form "laxxog s. Boscher in Curtius' 20 266 Anm. 9) an Demeter denken {koItioi. würde
Stud. z. gr. u. lat. Gramm. 1, 2 S. 89). dann nicht ''Busen', sondern 'Schofs' bedeuten;
"*•- Litterat ur: Bolle, recherches sur le culte vgl. Foerster, Der Baub und die BücJcJcehr der
de Bacchus 1, 16 ff. Taylor, on the Eleusinian Persephone 286 Anm. 3); auch in dem Festruf
> and Bacchic mysteria 135 ff". Ouvaroff, essai des Hierophanten zu Eleusis isqov ixBY.s nözvia
<. sur Ics mystires d' Eleusis 82 fi". 135 ff. Lobecl;, v.ovqov Bgifim Bgifiov {Hippolyt. ref. haeret. 8
Aglaophamus 821 fi".; de morte Bacchi 2, 2 f. p. 164 Schneidcivin) bedeutet nach Petersen a.
Preller, Demeter und Persephone 135. 389 f. a. 0. 263 a Brimo die Demeter und Brimos
Gricch. Mythologie 1*, 614 0". und in der Stutt- ihren Sohn lakchos ; anders Carl Strube, Stu-
garter Bealencyklopädie 3, 97 fi", 4, 1021 fi". dien über den Bilderkreis von Eleusis 81. Die
Gerhard, Griech. Mythologie 1, 452 ff. Prodromus 30 bei Clemens Alex, protrept. 21 und Euseb. praep.
49 ff., 73 ff., über die Anthesterien und das Ver- ev. 2, 3 (vgl. Arnob. adv. nat. 5, 25) erhaltenen
hältnis des attischen Dionysos zum Koradienst, orphischen Verse lassen den kleinen lakchos
Akadem. Ahhandl. 2, 148 ff., über den Bilderkreis seine Mutter auf ihren Irrfahrten begleiten und
von Eleusis ebendas. 322 ff. 344 ff. Hermann, die unzüchtigen Scherze der Baubo (s. d.) be-
Gottcsdiemtliche Altertümer'^ 368 ff. 0. Bibbeck, lachen (vgl. Lobeck, Aglaoph. 818, Foerster a.
Anfänge und Eativickelung des DionysoskiiUus a. 0. 282 ff.); doch bietet die Anwesenheit des
in Attika. A. Mommsen, Heortol. 226 ff. P. E. lakchos bei dieser Scene mehrfache Schwierig-
Neuber, lakchos und seine Bedeutiing besonders keiten dar; vgl. Petersen a. a. 0. 264 Anm. 5.
in den Eleusinischen Geheimnissen, Progr. Ko- Als Kind der Demeter ist lakchos vielleicht
»notof 1868, p. 21 — 35. K. O.Müller, Eleusinien i.Q (\.^xges,iQ\\i auf den Sitzbildern der Demeter
hei Ersch und Gruier 225. Bichter ehendas. s.v. Kurotrophos (?) ; vgl. Gerhard, Abhandl. 2, 399
Dionysos S18t Petersen ebendas. Griechische Anm. 11 4:t Preller, Demeter SSO; 4:13, Anm. 219.
Mythologie 6, 9 p. 259 ff. vgl. B. H. Klausen Overbeck, Kunstm.2 S. 488 ff. Als Erzeuger des
ebendas. unter Orpheus 23 a. 39 b. Lenormant lakchos nimmt Gerhard, Mythologie 1, 453, 3 c.
im Dictionitairc des antiqiiites von Daremberg den lasion oder den Dionysos (unt. Sp. 3 Z. 58)
und Saglio s. v. Bacchus 595. 634 f. s. v. oder mit io&ecÄ-^J.(7Zao;;/(. 824 auch d. Keleos an.
Ceres 1061 f. F. Back, Zur Geschichte grie- 2) ist lakchos ein Sohn der Persephone
cMscher Göttertypen: 1) Hermes und Dionysos (s. d. Kunstdenkmäler bei Gerhard, Abh. 2,
mit besonderer Bücksicht auf die Darstellung 413; scliol. Aristoph. ran. 324 cpccal UsQoscpövrjg
des Phidias, Fleckeisens Jahrbücher 57 (1887), 50 avtbv slvut, schol. Eur. Troad. 1230, scliol.
445. 454. Ludwich, ebda. 1890 S. 51 ff. Eur. Orest. 964) und ward von Orphikern wie
lakchos, eine Hauptgottheit der eleusinischen Onomakritos {Paus. 8, 37, 5. Wclcker a. a. 0.
Mysterien, den man gewöhnlich den mysti- Bibbeck a. a. 0. 19 f.) als solcher dem thra-
schen Dionysos nennt und an dessen „unbe- kischen Zagreus (s. d.) oder auch dem phry-
stimmten schwankenden Umrissen sich am gischen Sah azios {ygl. Bap2), Die Beziehungen
RoscHEE, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 1
3 lakchos (S. d. PcrsepL. u. Gemahl d. Demet.) lakclios (S. d. Dionysos u. = Dion3'sos) 4
des DionysosJcuUus zu Thrakien und Klein- (im orpMschen Hymmis 49 ist Hippa seine
asien 22 ff) gleichgesetzt, schol Find. Istlm. Amme) und überbringt ihn den eleusinischen
7, 3: 6 ix nsQascpövTjg ysyovug Zaypftig Jiovv- Bacchen, die den jugendlichen Gott bei nächt-
aog [Flut, de sl Delph. 9: diövv6ov ös Kai lichem Reigen und Fackeltanz feiern. Nonnos
ZayQfa . . ovoucc^ovaiv], b %uxä zivag "lay.xo?, nennt a. a. 0. diesen lakchos den dritten Dio-
schoJ. Aristoph. ran. 398 Zaygsvg "la^xog, nysos (der erste ist nach ihm Zagreus, der Sohn
Diod. 3, 64, 1. Ärr. cxped. Alex. 2, 16, 3. He- der Persephone, der zweite der thebanische,
sijch. Snidas. Etym. Magn. 406, 47: doxft ycrp der Sohn der Semele); doch steht diese Stelle
6 Zsvg fiiyrivai tj; UBgcscpöv-rj i^ rjg x&oviog des i\^o«TCOS im Widerspruch mit 31, 66 ff., wo —
JiovvGog, Athenag. leg. pro Christ. 2^(3 0,. 309 a. lo vor der Geburt des eben erwähnten lakchos —
Tatian. orat. adv. Graee. 6 p. 251; vgl. schol. ein 'EXsvaiviog zltövvaog und ein TtQotSQog
Aristoph. av. 814:. Lys. aSS; oh. Bq\.1 Sp. 10H7. "layixog genannt werden. — Em. Braun, ü
Dieser Zagreus wird von den durch die eifer- nascimmito di lacco ann. d. instit. archeol. 14,
süchtige Hera angestachelten Titanen beim 2{ K Mon. delV instit. 3 tav. '69 will aui einem
Spiel überfallen; vergebens versucht er durch Marmorrelief, auf dem der thebanische Dio-
mannigfache Verwandlungen sich seinen Ver- nysos einen eben aus seinem linken Schenkel
folgern zu entziehen; in der Gestalt eines ans Licht getretenes Knaben liebkosend dar-
Stieres wird er von ihnen überwältigt und gestellt ist, die Geburt des lakchos erkennen,
seiu zerstückelter Körper in einem Kessel über der aus dem Schenkel des Dionysos in glei-
einem Dreifuls gekocht. Zeus, der zu spät 20 eher Weise hervorgegar.gen sei, wie dieser aus
zur Ptettung seines Lieblings erscheint, tötet der Hüfte des Zeus; dagegen sieht Panofka,
die Titanen mit seinem Blitz, läfst die Glieder Archäol. Zeit. 9, 342 f. in dem Knaben nicht
des (lemordeten von Apollon am Parnasses den lakchos, sondern den Maron (s. d.), imd
beisetzen und verschluckt das ihm von Athena WelcJier (ebendas. 10, 503 ff. 'angeblicher lak-
gebrachtc, noch zuckende Herz, worauf die chos') erklärt ihn für einen dem Dionysos dar-
Palingenesie des Zagreus, der jetzt lakchoa gebrachten Hierodulen.
genannt wird (llihbecJc a. a. 0. 20. Frellcr in 5) wird lakchos, — während er an manchen
der Stuttg. Realencyld. 4, 1021 f.), erfolgt; Stellen ausdrücklich vom Dionysos geschieden
Clemens Alex, protr. 5. Arnoh. ado. nat. 5, wird; vgl. schol. Aristoph. ran. 324 aXIoL Se
19; Frocl. in Fiat. Tim. 3, 200 d; hymn. in za tzsgov zJiovvaov slvai xov "layixov. Arrian. a.
Minerv. 7, llff. ; Macroh. iv somn. 6'c/p. 1, a. 0. 6 "JctKxog 6 (ivoTL-nbg tovtco tm diorvaa),
12; Tzetzes zu Lykophr. v. 355; vgl. Lobeck, ovxi tm &rjßccLa iitädsrai. Cic. de nat. deor. 2,
Äglaoph. hhb ff. Klausen a. a. 0. 38 b. 3Iax. 24, 62 Liberum Semele natum, non cum quem
Mayer, T>. Giganten u. Titanen S. 236 ff. nostri maiores auguste sanctcqiie cum Gerere et
Ebenso wird uns auch von einer Zerfleischung Libcra consccraverunt: quod quäle sit, ex my-
des Sabuzios {Terpandcr bei Lyd. de mens. 4, .'iteriisintellegipotest; auch Arist02Jhuncs scheidet
38 zJiövvaov xov vjiö xivcov Uaßcc^iov 6vo[ia- in den Fröschen beide von einander — , dem
^öiisvov [daher auch diovvoov StaaiiccGfiog Dionysos gleichgesetzt bei sc/joL -dmfo^)/*.
Frocl. in Fiat. Tim. 1, 53 c], tK Jihg v,al und. Aristid. &. 2i.O. {wg\. schol. Arist, ran. 404:
llBQOScpovrjg ysvofisvov, Bira vnb x(äv Ttxavav 40 si'Qrjxai yag o avxog "lav-xog reo Jiovvaai xara
cnccQCix^ivxa) und von einer solchen des lak- xivag), Eust. ad II. 962, 60. Jlesych. Said. Et.
chos {Luc. de salt. 39 'lunxov onagayfidg) be- M. 462, 49. Strabo 10, 3,10 p.468: "lay.xov xs
richtet. Der Tod und das Wiedererscheinen v-al xov JiÖvvgov v-ulovai:, \g\. Sopli.hei Strabo
des Zagreus-lakchos entspricht dem Mythos 15 p. 687 Nvcav, f]v 6 ßova^Qcog "lav.xog avxcö
von Adonis {Gerhard, Abhandl. 2, 543), der ymav rjSiaxrjv vsfisi und bei Dionys. Halic.
im orphischen Hymnus 56 Sohn der Perse- de comp. verb. 11 "lav-xs did'VQafißa , vgl. Ger-
phone heifst. hard, Abhandl. 2, 183. 218. Fr eller , Demeter
3) wird lakchos auch Gemahl der De- 54; daher findet sich oft lakchos für Dionysos
meter genannt: schol. Aristoph. ran. 324 opaal gesetzt und umgekehrt; so hätte Flato Fhaedr.
avxov xfi ^riiirixQL avyysvsc&ai; auch Find. t>Q 265 h, wo er von der Ininvoia xslsaxini] zJio-
Isthm. 7, 5 scheint ihn als solchen aufzufassen, vvcov spricht, dieselbe genauer dem lakchos
wenn er den Dionysos naQfÖQog der Demeter zuweisen sollen, vgl. schol. rct. Boph. Ant.
nennt, vgl. schol. Aristoph. a. a. 0. avvidqvxcci 1115: v-oiva xa ^vaxriQia Jri(i.rjXQog kkI Jio-
T^ ^r'KirjxQL 6 Ji6vv6og und Orph. Hymn. 40, vvoov (== 'ld%xov). Umgekehrt wird lakchos
10, wo die eleusinische Demeter BgofiioLO für Dionysos, ja sogar metonymisch für die
GvviaxLog heifst {Rgofiiog = "lanxog; vgl. Eitr. Gabe des Dionysos, den Wein, gesetzt; Anthol
Bacch. 12h:"lav.xog Bgöfiiog). Falat. 9, 82. 11, 59. 11, 64. Cot, 64, 251,
4) ist lakchos Sohn des Dionysos; schol. Verg. ed. 6, 15; vgl. Ov. Met. 4, 15. Stat. Th. 2,85.
Oxon. Aristid.3, 648, vgl. Hesych. s.v. Za- Kultus des lakchos.
^«^10? (der, wie wir oben sahen, mit lakchos co Schon aus der Überlieferung, die den lak-
identificiert wurde)' incävvfiov ^lovvcov. 01 dh chos bald den Sohn oder Gemahl der Demeter,
viov Jiovvaov. [Vgl. auch 0. Kern, Hermes 25 bald den Sprofs der Persephone nennt, ergiebt
(1890) S. 1 ff. u. d. Artikel Pais. R.] Bei Nonn. sich der innige Zusammenhang, in dem" die
Dionys. 48, 951 ff. gebiert die von Dionysos Person des lakchos mit den beiden grofsen
schwangere Nymphe Aura (s. d.) Zwillinge; das Göttinnen von Eleusis und ihrem Mysterien-
eine Kind zerreifst sie, das andere, eben den kultus stehen mufs; so wird lakchos, der Gott
lakchos, rettet Dionysos und übergiebt es der der eleusinischen Mysterien (daher bei Nonn.
Athena; diese reicht dem Säugling ihre Brust Dionys. 13, 140 [vgl. 9, 98] Mvaxig und TeXsTr]
5 lakchos (eleusin. Kult) lakchos (cleusin. Kult) 6
Ammen des Dlonysos-Iakchos sind), im Chor- zeigt der Bericht des PJutarch (Ale. 34; vgl.
gesang b. ylv/s^Ojj/i. rftH. 377 ff. neben der Kora- Xen. Hell. 1, 4, 20), wonach die Athener seit
Soteiraund der Demeter angerufen (vgl. ^r<e?m(i. der Besetzung Dekeleias durch die Spartaner
Oncirokr. 2, 39: Jr]a7]TrjQ xai. Koq)] xal. 6 X^yo- den Pestzug, um ihn nur zu ermöglichen,
(lEvog "lav.%og und ebendas. 2, 34; vgl. Eustulh. übers Meer abgehen liefsen; im Notfall ging
z. IL 752, 21), so sehen wir diese Gottheiten der Zug unter militärischer Bedeckung der
in der praxitelischen Gruppe Paus. 1, 2, 4 Epheben nach Eleusis {Plut. a. a. 0. vgl. C.
(vgl. Clcm. Alex, protr. 54 dri^irirga Koqtjv huI 1. A. 2, 467. Inschr. im Philistor 2 p. 238 f.
Tov "lanxov zov yLvaxi-AÖv) vereinigt und finden bei Mommscn, Heortologie 227); über den Weg,
.sie wieder in der italischen Dreiheit von lo den die Prozession nahm, und die unterwegs
Ceres, Liber {Mijthocjr. Vat. 3, 12, 2; Servius 'stattfindenden Kultushandlungen s. Preller, de
7A\ V. EcJogen 6, 15) und Libera {Gerhard, Pro- via sacra Elcusinia 1. 2 = ausgewühlte Auf-
rfrowH<s 114 if); bo heifst lakchos bei ^Sim^o 468 sätse 117 ff. und in der l{ealenci/klox>ädie 3,
aQxriyirri? tcöv iivozT]Qi(av (vgl. schol. Ari- 97 ff. Mommsen a. a. 0. 226 ff. 253 ff. Preller
stoph. ran. 343 fivaTiJQLcc av rrjg TfAsrf;? ov läfst den Zug vom Eleusinion, das er nord-
[lovov xoQSVzr'is, alla v.ai s^uqxos riv 6 Jtö- westlich unter der Burg nach dem Markte und
vvaog) und xfig Ji^iirjrQog öai^cov imd ist Theseion zu und nahe bei dem Altar der
als solcher den Mysten leuchtender Führer zwölf Götter sucht, ausgehen, von da über den
(lakchos mit Fackel in der schon erwähnten Markt nach dem 'lay.x^iov {Plut. Arist. 27, 6.
Grruppe des Praxiteles und bei Aristoph. ran. 20 Alciphr. ep. 3, 59; in der Nähe dieses Tempels
340; die Fackel ist Symbol der läuternden safsen Geldwechsler und Traumdeuter) am
Reinigung Ilom. Hym. Ger. 234 fF. oder der peiräischen Thore [vgl. jedoch Müchluifer b.
Lebenszeugung Plat. de leg. 6, 776 b; vgl. Baumeister, D. d.U. Alt. 'i:i. \Q\. II.] \xn^ meint ,
Neuber a. a. 0. 28) durch Nacht und Finsternis nachdem er sich in dem in der Nähe befind-
zum Licht (als Helfer in den Gefahren der liehen Uo^miov {Paus. 1, 2, 4) gerüstet, sei er
Unterwelt heifst lakchos-Dionysos nach Preller, durch den Kerameikos (d. h. durch das thria-
Aufsätse 291 = Archäol. Zeit. 1861, 166 Epi- sische, heilige oder kerameikische Thor) hin-
machos auf einer zu Knidos gefundenen Basis ausgezogen; dagegen nimmt Wei^termann {Zeit-
mit der Inschrift JufiuTQL, Kovqu, niovzcovi, Schrift f. d. Altertuntswi^senscliaß 1843, 665 ff.)
'Eni^äxcp, EQfiä; die Stellung zwischen Pluton 30 an, das Eleusinion habe beim lakcheion ge-
und Hermes d'. h. dem Psychopompos deutet legen oder sei mit ihm verbunden gewesen,
darauf hin) und Geleiter zum Sitze der Seligen und verlegt das Eleusinion entfernt vom Markt
und zur Unsterblichkeit; daher nennen ihn die an das östliche Ende der Burg ebenso wie
Mysten qpwffqpdpos «Gt/Jp; Aristoph. ran. 342; LeaJce, Top. 214, 4 (vgl. Zeitschr. f. d. Alter-
vgl. Sojih. Ant. 1147 xoQo^Y^S koxqwv und den tumswissenscJi. 18ilTl\b7\ Gerhard, JRhein. Mus.
Vers des Emnolpos bei Diod. 1, 11 dazQocpKvrj 18, 300 ff. Ahhandl. 2, 354. Mommsen a. a. 0.
Jiovvöov iv d-Kzivsaoi nvQcozöv. Es kann hier 249; nach letzterem a. a. 0. 251 f. ist der von
nicht der Ort sein, näher auf die eleusinischen Pausanias 1, 2, 4 in der Nähe des peiräischen
Mysterien, denen die Person des lakchos den Thores erwähnte Demetertempel (mit den Bild-
Stempel einer höheren geistigen Weihe auf- 10 säulen der drei eleusinischen Gottheiten) eben
drückt, und deren Feier einzugehen; es sei das lakcheion {Büclh, C. I. p. 471; Milchhöfer
hier nur kurz gedacht des den lakchos aus- a. a. 0.); Sainte-Croix bei Rolle a. a. 0. 1, 128
schliefslich angehenden lakchostages , der auf hält das Eleusinion für gleichbedeutend mit dem
den 20. Boedromion {Preller, Zeit der attischen lakcheion, nndLohecJc, Aglaoph. 253 schlofs aus
Eleusinien Ztschrft. f. d. Altertamsicissensch . Paus. 1, 37, 4, dafs das lakcheion auf der eleu-
1835, 1001 ff. , Mommsen, Heortologie 226 ff.) sinischen Strafse jenseits der Kephissos beim
fiel und alljährlich {dvd nävza ixfo. Herod. Denkmal des Mnesitheos zu suchen sei. Dieser
8, 65 [beiläufig die älteste Belegstelle für den Mnesitheos nämlich, ein Arzt, hatte aufser
Namen des lakchos]) gefeiert wurde. Bekannt anderen Bildsäulen auch eine des lakchos
ist, dafs der Seesieg von Salamis auf diesen r>o {Paus. a. a. 0.) geweiht, in der Nähe seines
Tag fiel {Herod. a. a. 0. Plut. Them. 19. Ari- Denkmals befand sich ein Tempel des Kya-
stid. or. 19 vol. 1, 418. or. 42 vol. 2, 282 und mites, der nach dem Bericht des Pausanias
schol. 3, 648), und dieser glückliche Zufall wird in engem Zusammenhang mit den eleusinischen
ohne Zweifel dem lakchostag für die Zukunft Mysterien stehen mufs. Man hat diesen Kya-
ein höheres Ansehen verschafft haben. Dieser mites für identisch mit lakchos erklärt, indem
Tag hiefs selbst lakchos (iTesi/cZt. (S'm«Z. 7ax;(0s* man in der Glosse des Hesych. Kva^izrjg' 6
7] rjufQK, nK&' r]v sig avzbv rj navrjyvQig) ebenso ndynog KaXov^svog konjicierte 6 'Yanjjog {Soping.
wie der dem Gotte zu Ehren von Athen nach und Sahnas. in Solin. p. 258; vgl. Welcher,
Eleusis stattfindende Festzug {i'gdyeiv "latixov Göttcrl. 3, 284); anders jedoch Preller , de via
Hesych. Plut. Them. 19. Camill. 19, 9. t'gslav- GO sacra Eleus. 2, 5. — Der Zug verliefs Athen
vsiv zov "luv-xov Plut. Ale. 34, 3. zov 'layixov schon am 19. Boedromion, etwa vormittags
fc'l ctazfog 'EitvGLvdds ns^iiiiv Plut. Phoc. 28. {Mommsen a. a. 0. 226), da man schon in der
TiQonsfinnv zov "fcc~jixov G. I. A. 2, 467. 471; Nacht auf den 20. in Eleusis sein wollte und
vgl. 468 — 470. TiQontfiTiBLv zov Jiövvaov schol. der Weg dahin ein ziemlich weiter war {Arist.
Victor. Arist. ran. 395 vgl. 399), an dem, wie ran. 401 noXlriv bdov. Dodivell, class. tour. hat
aus Herod. a. a. 0. hervorgeht, viele Tausende nach Preller, de via s. E. 2, 14 den Weg von
teilnahmen; wie sehr den Athenern die Feier Athen nach Eleusis in 4 Stunden 5 Minuten
dieses Tages zum Bedürfnis geworden war, zurückgelegt), auch die unterwegs vorzuneh-
1*
7 lakchos (eleusin. Kult) lakclios (Kult zu Agrai?) S
menden religiösen Gebi-äuclie {^vaiai v.al xo- Eleusis ein, worauf die Teilnehmer nach der
QSiai tial Ttolla zcov dgcafitvcov v.a&' oSov iSQcäv langen Prozession sich der Ruhe widmeten;
P/wi. J.Zc. 34, 3) viele Zeit in Anspruch nahmen; Mommsen 256. Am eigentlichen Festtag, am
eröffnet wurde der Z\\^ durch den la-aiccycoyög 20. Boedromion, wurde in Eleusis der Demeter
{Follux 1, 35. Böckli, C. I. nr. 481. Bofs, Dem. und den mit ihr in Zusammenhang stehenden
nr. 189 p. 103), der das aus dem lakcheion Gottheiten {Eiir. Suppl. 1 ff.) ein Opfer dar-
abgeholte Bild (so Mommsen 253; dagegen gebracht, das auch inschriftlich bezeugt ist;
vermutet Gerhard. Abh. 2, 412, dafs lakchos, s. C. I. Ä. 1,5: ['län]x9^ (nach Lenormants Er-
der als schöner Knabe, aQutos 9s6g {Arist. gänzung; zu gleichem Resultat ist Mommsen
ran. 395) gepriesen wird, durch einen leib- lo 257 gelangt) ©sotv rQizzöav ßoKQXov iv ry
haftigen Knaben [vielleicht einen nötig icp' fop[T7;]; l.cnormant deutet die xqitxÖdc ^öccqxo?
Ifftf'as] dargestellt worden sei) des Gottes trug = TQizxva ßovßQcÖQco, als ein Opfer von drei
oder führte {Poll. a. a. 0.), ihm folgen Priester, Tieren, wovon zuerst das Rind, das dem Dio-
Mystagogen und die Schar der Mysten {isgsig Sl nysos (lakchos) heilig ist {Mommsen 257 ; vgl.
xat (ivßrag Kai fiuöraywyot;? Flut. Ale. 34, 5), Art. Ttiomjsos Bd. 1 Sp. 1057 Z. 2 ff.) diesem als
bekränzt mit den Zweigen der "Weifspappel der Hauptgottheit geopfert wurde; vielleicht
{Harpocr. n. Suid. lsvv.ri' oi za BoLV-xiKa zslov- wurde dem lakchos' auch das — für Perse-
(iBVQi tfj Ibv-ht] azftpovzcci; Strab. ißS) und der phone bezeugte (Arist. ran. 337) — Schweins-
dem lakchos geweihten Myrte (Arist. ran. 330; opfer dargebracht; wenigstens liefse es sich
Istros im schol. Sopli. Oed. G. 681), Fackeln 20 aus der Notiz des Atlianis bei Athen. 3, 98 d,
in den Händen tragend (Suid. Xa^TtaSsvsa&ai. dafs Dionysios das Schwein emphatisch i'a-nxog
Struhe a. a. 0. 55 f.) und beim Durchschreiten genannt habe, vermuten. Die ganze darauf
des Marktes einen Gesang zu Ehren des lak- folgende Nacht hindurch fand auf der am
chos anstimmend (Hcsych. JtayoQag' . . aSsiv eleusinischen Meerbusen (s. 0. Jr]ovg iv k61-
ZQV "la^xov dl' ayoQÜg ßaöi'^ovzsg). Dieser Ge- noig) gelegenen thriasischen Ebene (jvav'S'frij
sang hiefs selbst lakchos (Said. s. v. I. vi.ivog KÖXuovg Xsiijbojvcov Arist. ran. 373, dv&riQov
fig Jlov. Hesycli. adri, Jjv ot ^sfivrjfiävot a8ov- tXsiov Sänsdov ebend. 351) unter Fackelschein
civ;\gl. Enst. ad 11.962,61; Long. p. 3,11) wa.d (Arist. ran. 344 cployi (ptyyszui Xiificov; vgl.
soll von dem Gotte selbst erfunden sein; Arist. 445 ; Eiir. Ion 1076. Aeschyl. fr. 383 (D.) Xccfi-
ran. 397. Im Festzug ward höchstwahrschein- 30 ngaiaiv dotganaiai Xa(iitccdcov o&svst,- daher
lieh auch die mystische Wanne oder Wiege heifst die thriasische Ebene selbst das 'Fackel-
des lakchos {Iikvov, mystica vannus laechi gestade', lay^näSsg uKzai Soph. 0. C. 1049
Verg. Georg. 1, 166; nach Servius z. d. St. dnb zwv avzo&i iv zoig fivazrjQioig Xa^TTaSav
soll diese mystische Wanne bedeuten, dafs der schal.) eine nächtliche Feier statt (navwxiSsg
Mensch in den Mysterien ebenso gereinigt Arist. ran. 371; vgl. 445. Gic. de leg. 2, 14, 35:
werden soll, wie das Getreide durch die qiiid ergo aget lacchus Eumolpidaeque vestri, et
Fruchtschwinge [vannus^; vgl. Prodi, in Fiat. augusta illa mysteria, siquidem sacra nocturna
Tim.. 5, 330 b: 01 . . tm diovvaoy xat z-rj KÖqtj tolli^nus? ogyia vvnzKpari Orph. Hymn. bi. ogyicc
zelovfisvoi, zvx^Lv dvuTivsvaca xaxorjjrog) von ndvwxcc Aiith. Fal. Append. 246, S = G. I. G.
Liknophoren (Harpocrat. s. v.) mitgeführt, wie 40 1, 401); daher heifst lakchos auch NvKxsXiog
ja auch lakchos als Liknites (iitL&^zov ^lovv- schol. Soph. Ant. 1146; vgl. Flut, de ft DelpJi. 9.
Gov dno zcov Ukvcov , iv oig zd TiciiSCa v.01- Fans. 1, 40, 6. Anth. Fal. 9, 524, 14. Dar-
fiävzccL Hesych.) bei Persephone erzogen (Orph. gestellt wurde in dieser Feier das Suchen und
Hym. 46) und nach dreijährigem Schlummer Irren, die Trauer und die Aufheiterung der
(im T.i:Y.vov) erwacht sein soll (ebendas. 53; Demeter (Gerhard, Abh. 2, 352. 439. Momm-
s. Weniger, d. Golleg.d. TJiyiaden 14); auch die scn 261); auch wurden die Mysten, welche den
von Kistophoren getragenen heiligen Kisten höchsten Grad der Weihe erlangt hatten, in
(Suid. MiCToqpdpos" sotKs Ss zdg y-iazag if^as diesem mystischen Drama auf. die künftige
sivai diovvaov kkl zcctv &£aiv; vgl. Jahn, de Seligkeit hingewiesen. ,, Dogmatischer Gegen-
cista mystica Hermes 1869, p. 319. Lenormant 50 stand der höchsten Weihe," sagt Mommsen
a. a. 0. 1205 ff.) befanden sich im Zuge; unter- (S. 261; vgl. 72) „scheint der wiedergeborene
wegs verrichteten die Teilnehmer, wie schon I3acchus (lacchus) im glückseligen Verein mit
erwähnt, allerlei religiöse Gebräuche (vgl. die seiner Mutter Köre und mit Demeter gewesen
Inschrift im Fhilistor bei Mommsen a. a. 0. zu sein."
227 Q'v6iäv v.al ßnovScöv Kai naidvcav xSi[y p]ine Verehrung des lakchos in den 'kleinen
yiyvofiivcov xa^S''] oSov i.i8&s^8i,v), ferner fanden Mysterien' zu Agrai ist nicht bezeugt (Gerhard,
die sogenannten Gephyrismen, Scherze und Abh. 2, 355), doch nahmen eine solche an
Neckereien (oKanzsiv Arist. ran. 417; noXld Stcphani, compte rend. 1859, 48 ff". Welcker,
ysloicc slnuv ebend. 390) statt, und zwar an Götterlehre 2, 546. 640. Mibbeck a. a. 0. 20,
der über den Kephissos führenden Brücke co der sie aus den Worten des Steph. Byz.
(Ety^n.M. \j. 229,6 yicpvgav, St' rjg iitl'EXsvGivcc schlofs "Ayga . . . iv co zä (ungd [ivazrjgia ini-
KÜzBiaiv Ol fivGxai. Hesych. yscpvgioxcci, of xfXsLxcxi , nifirjficc xcov tisqI zov zJlovvgov.
aKWTCvai, ETtsl iv 'EXsvaivt, inl zfjg yscpvgccg Mittelhaus, de Baccho Attico 53 findet in der
rotg fivozrjQiOLg yiad's^öfiBvoi. tOKcoitzov zovg Nachricht, dafs vor dem Tempel des Tripto-
Ttagiövzag); doch ist es fraglich, ob die Deu- lemos zu Agrai die Bildsäule des Epimenides
tung der Gephyrismen von yicpvga die richtige (Paus. 1, 14, 4) stand, Epimenides aber für
ist; Mommsen a. a. 0. 29. 255. Der Zug traf die Verbreitung des Kultes des mystischen
abends oder in der Nacht bei Fackelschein in Bakchos sehr gewirkt habe, den Beweis für
1) lakchos (Kult zu Lenia, Tcgea otc.) lakchos (Kult zu Sikyon; Etymologie) 10
die lakchosfeier zu Agrai. Mommsen (S. 378; Dafs lakchos aucli in Sikyou verehrt
vgl. 71 f.) vermutet, dals sich die zweite Weihe wurde, beweist die von Timacliides bei Athen.
zu Agrai auf die Vermählung des Zeus mit der 15, G78 a {HesycJt. id-nxu) bezeugte Benennung
Persephone bezogen habe, aus welcher lak- bacchischer Kränze als Idtixai; vgl. FUiletas
cbos entsprossen sei. Ganz entschieden aber ebendas., der einen crscpavog 'latixoctog er-
gegon einen Kultus des lakchos zu Agrai wähnt, vgl. iZes?/c7t. #' laH^w a»"9'/] g'v ^^r/tucövi;
spricht sich Struhe a. a. 0. 56 f. 65. 78 ö". 84. denn der in Sikyon verehrte Ba.v.%£LQis {Orph.
97 aus, der die von Steplimii (vgl. Archäol. Hymn. 30, 2 Bay-xsiog äva^), dessen Bild nur
^w^. 18 [1860] 26 fF.) gegebene und von IFc^c/tcr einmal im Jahie nachts unter Fackelschein
a. a. 0. 040 ff. gebilligte Deutung der zweiten lo uud Hymnengesang aus dem sogenannten
Darstellung der Kertscher Vase als die zu Kosmeterion in das Dionysion geschafft wurde
Agrai gefeierte gemeinschaftliche Anodos der (Paus. 2, 7, 5), ist ebenso wie der Ba-nxsios
Koro und des lakchos unter gleichzeitiger üe- der Korinthier {Paus. 2, 2, 6) mit lakchos
burt des letzteren durch Persephone verwirft identisch {Gerhard, Ahh. 2, 187. 223. Prodrom.
und vielmehr die Geburt des Erichthonios er- 129,33). Vgl. Bd. 1 Sp. 1093 u. Paus. 2, 11, 3.
blickt; ebenso erklärt Strube 97 ü. Jahns (Ar- Aus einem von Gehler {Philologus 16, 355)
c/(«'o?. .^('ii. 25 [1867], 68) Ansicht für unhaltbar, herausgegebenen, zur 51. Haeresie des Epi-
der auf einem Ki-ater mit der Beischrift tieqo- jjhanios gehörigen Fragmente, das die nächt-
j cpazza die Übergabe des lakchos durch Hermes liehe Feier der Köre in Alexandria und das
an Persephone zu erkennen glaubte. 20 Zeigen und siebenmalige Herumtragen eines
Auch in den mit Eleusis wohl in Zusam- hölzernen Bildes unter Gesang und Musik um
menhang stehenden (Prcller, Demeter 211; in den Tempel der Köre schildert, wobei man
der licalencyld. 2, 1066. Gerliard, Abhandl. 400) den Huf ertönen liefs i] KÖqtj iyivvrjos x6v
le maischen Mysterien (ein Orgiophantes Alwvu, wollte Stcphani, campte rend. 1859, 60
ÄBQvaitov dövTcov Anthol. Pal. 9, 688, ein auf eine Festfeier des lakchos zu Alexandria
Hierophantes Jrjovg -aal KovQTjg AsQvai'av schliefsen (das Gleiche wie in Alexandria ge-
KÖvTcüv Append. epiyr. 145) findet sich lak- schah übrigens in derselben Nacht in den
chos (Libun. urat. 14, I p. 427: o t/;v AiQvrjv Städten Elusa und Petra, wobei mau in ara-
KaTix(i>v "layixog; vgl. die römische Inschrift bei bischer Sprache die Köre als Chaabu und den
Preller, Demeter 213: Sacratae apud Laernam 30 von ihr geborenen Dusares [s. d.] feierte); da-
Deo Libero et Cereri et Corue und die Weih- gegen sucht Strube a. a. 0. 82 ff. nachzuweisen,
inschrift bei Kaibel, epigr. 821 f. Banxco fis dafs unter dem Aion des Epiphcmios nicht
ßdy-xov v.al TlQoovyLvaiu &S(ö x. t. l.) mit Perse- lakchos, sondern Christus gemeint sei.
phone und Demeter, welche letztere hier den Etymologie. Gewöhnlich leitet man lak-
Namen Prosymna führt, gepaart. Nach Paus. chos von den bei seinen Festen ausgestofsenen
2, 37, 2 befanden sich in einem zwischen den Rufen ab; Etym. M. 462: nocgcc ttjv iuxrjv Trjv
Flüssen Pontiuos imd Amymone gelegenen sv Taig xoQSi'aig yivoniviqv xovxeaxi xrjv ßofjv
heiligen Haine Bilder der Demeter Prosymna yivsxai i'a%og v.ot.1 nl8ovoc6^ä rov % layiiog;
und des Dionysos, in einem anderen Tempel ein vgl. Eust. ad Hom. IL 629, 30. 962, 60. Gram.
sitzendes Holzbild des Dionysos Z'afö3r7j5(= lak- 40 Anecd. Oxon. 2, 451, 7. schol. vet. Aesch. Sept.
chos; vgl. Hermann, Gottesdienstl. Altert. 52, 618 (K.). Suid. iaxrniaxa- coöal Jiovvaia-AccC. —
12; ein Altar des Dionj^sos Saotes auch in i«;t'l" ^'^o xov täxco' xovto Öh tkxqcc xb i'a, 0
Troizen, Paus. 2, 31, 8), dem alljährlich an arjfiaLvsi xtjv cpcovr'iv; es wäre lakchos also
dem alkyonischen See nächtliche Mysterien dann ein Jubelruf wie Eleleus, Euan etc. —
gefeiert wurden (Paus. 2, 37, 6), zu denen die Berglc bei Ersch und Gruber, Griech. Litt.
Argiver in den älteren Zeiten das Feuer aus 315 a Anm. 88. Savelsberg, de digamm. 24.
dem Heiligtum der Artemis Ilvgcovia vom Bibbeclc a. a. 0. 20 Anm. 1. Hoscher in Cur-
Berge Krathis holten; Paus. 8, 15, 8. Wie tius' Studien I, 2 S. 122. Cartius, Grundzüge^
Zagreus von den Titanen getötet ward, so 460. 576 erklären es mit Recht als Reduplikation
wurde nach argivischer Sage Dionysos von 50 von Bd%xog aus J-CJ-atixog entstanden, wie ja bei
Perseus erschlagen und in den lernäischen Homer iäxto und laxü stets noch mit Digamma
See geworfen {schal. Victor. II. | 319. LobecJc, anlauten. Mommsen a. a. 0. 68 sieht in lak-
Aglaoph. 574); zu einer bestimmten Zeit riefen chos einen schmerzlichen Klageruf (ivy^ög
die Ai-giver, indem sie ein Lamm in den See Hom. IL 18, 572). [Richter a. a. 0. 378 b hält
warfen, den Dionysos wieder empor. Stellen es für eine Abkürzung von 'lößa^xog (s. d.)
bei Labeck a. a. 0. 619 Anm. d. und weist daneben auf die Ableitung von
Nicht unwahrscheinlich sind mit dem von dem syrischen lakko (= säugender Knabe;
Paus. 8, 54, 5 erwähnten Tempel des Dionysos vgl. oben Jiövveog inl xä (laaxä)) hin, Sickler
Mystes (Anth. Pal. 9, 524, 13), der auf dem bei Richter a. a. 0. leitet den Namen her
Weg von Tegea nach Argos nicht weit von 60 von tns^ erhellen, Licht machen, und er-
einem Tempel der Demeter stand, und den klärt tiy-ns^ als die erhellende, erklärende,
zwei in Tegea selbst neben einem Altar der deutlich machende Kraft, Neuber a. a. 0. 29
Köre gelegenen Heiligtümern des Dionysos erblickt in lakchos ,,die apokopierte dritte
{Paus. 8, 53, 7) Tempel des lakchos gemeint. Pers. des Fut. der Form Aphel vom Verbum
Ebenso scheint Verehrung des lakchos statt- chava, jacho d. h. er wird leben machen, wird
gefunden zu haben in Pheneos (PßMS. 8, 15, 1), beleben; noch andere bringen lakchos in Zu-
Thelpusa {Paus. 8, 25, 2), Megalopolis sammenhang mit lao ^s. d.) vgl. Rolle a. a. 0.
{Paus. 8, 31, 3). 1, 302 ff.]
11 lakchos (i. d. Kunst) — lalemos lambe 12
lakchos in der Kunst. Mit seinem Bruder führte er die Minyer auf
Schon oben wurde die von Mnesitheos ge- 30 Schiffen nach Troja, Hom. B 511 ff. {Paus.
weihte Biklsäule des lakchos sowie das Werk 9, 37, 7. Hyg. f. 97; vgl auch Tzetz. Foüliom.
des Praxiteles erwähnt (lakchos ist iu dieser 87) und soll nach der Zerstörung der Stadt
Gruppe wohl mit Welcher und Gerhard, Abh. seine Leute nach dem Pontes geführt und als
2, 410 als Ephebe [auf der Grabschrift eines Achaier daselbst angesiedelt haben, Strub. 416
Knaben Äppend. 136, 5 zoiog ö' r^v ysyacög, oiög (aus ihm Eustatli. p. 272). Appian. b. Mithr.
tcot' icpvasv {olös nots, qjcxalv Jacobs) "latixog] 67. 102. Dion. Perieg. G83 {Prisdan. Per. 663).
zu denken, nicht mit Preller, Aufs. 292 f. = Vgl. 0. Müller, Ordiomenos^^ 203. 241. Da-
Archäol. Zeit. 1845, 108 f. als erwachsen und lo gegen läfst die Grabschrift bei Aristot. Pepl.
der Persephone an Alter und Gröfse gleich); 1570 a 10 die beiden Brüder in minyeischer
vielleicht ist letzteres mit dem von Cic. Verr. Erde ruhen. Aus dem Verzeichnis der troja-
4, 60, 135 erwähnten identisch {Friederichs, nischen Helden kameü beide Namen in das der
Praxiteles 12. Overbeck, Gesch. d. Plastik 2, Argonauten bei .^4poZ/oci. 1, 9, 16 (anders Jcssew,
22, 2); ob in der verderbten Stelle ebendas. Pivll. in catal. Argon. Berlin 1889 S. 14) und
57, 128, wo es heifst, Verres habe aus dem derFreier der Helena bei J^jo^Zod. 3, 10, 8(1. fehlt
Tempel der Libera parinum caput illud pulcher- bei Hyg. f. 81). [Seeliger.]
rimum geraubt, mit Michter für parinum zu laloims (-a?). Auf einem Votivaltärchen aus
lesen ist puerinum {= pueri lacchi; vgl. Üv. Nismes liest Hirschfeld, CIL 12, 3057 add.
Met. 4, 18, wo er pwer aeternus heifst), bleibt 20 lalon \ et For \ //on///\. Die zweite Zeile scheint
zweifelhaft. Über lakchos auf Kunstdenkmälern et For(tunae) zu lesen zusein. Mit der in der
vgl. man Gerhard, Bilder des lakchos Abh. 2, ersten Zeile genannten Gottheit (im Index des
367 ff. 409 ff. , der gegen Preller, Aufs. 293 Corpus lalona) ist zu vergleichen der deus
den bärtigen Typus des lakchos in Abrede lalonus Contre . . . der Inschrift von Lancaster
stellt {Abh. 2, 409); über geflügelte, gehörnte CIL 7, 284 (vgl. 290 dco sancto Contrebi).
und mannweibliche (vgl. den Mises-Iakchos der [M. Ihm.]
Orpbiker: Orph. Hyvin. 4:2. Gerhard, Abh. 2, SO) lalysos {'iccXvaos), rhodischer Heros, nach
Darstellungen vgl. Gerhard, Abh. 2, 369, 412. welchem die Stadt lalysos benannt war. Ker-
Ebend. 410 f. Prodromus 79: lakchos, Plutos kaphos, ein Sohn des Helios und der Rhodos,
und der mystische Eros (vgl. Archäol. Zeit. 8 30 zeugte mit Kydippe (Lysippe, Eustath. Hom.
[1850], 164) ähnlich dargestellt. Ferner vgl. p. 315, 29), einer Tochter seines Bruders
Archäol. Zeit. 3 (1845), 63 f. 8 (1850), 161 ff'. Ochimos, den lalysos, Lindos und Kameiros,
und Strube a. a. 0. 78. Archäol. Ans. 18, 99. welche die Insel Rhodos unter sich teilten und
Archäol. Zeit. 19 (1861) 165. E. Thrämer oben die drei nach ihnen benannten Städte bauten,
unter DionT/sosSp. 1130 Z. 5 ff. Sp. 1148 Z.26ff. Pind. Ol. 7, 74 (136) und Schol. Biod. 5, 57.
1149, 40 ff'. F'örster a. a. 0. 266 f. Lenormant Steph. B. v. KätiiQog und AivSog. Bei Tzetz. zu
a. a. 0. 1062. 1070. [Vgl. auch Petersburger Z/. 923 heifsen die drei Brüder Nachkommen des
Vasens. nr. 1792. Vase d. Samml. Snntangelo Helios und der Rhode oder der Rhode und
nr. 11 = Arch.Z. 1867, 220 f. Brit.M. nr. 674. des Poseidon. Syme, nach welcher die Insel
Über das eleusinische Relief vgl. Welcker, A. 40 Syme zwischen Rhodos und Knidos benannt
Benkm. 5, 106 f. Overbeck, K. M. 2, 567. Frie- sein sollte, heifst Tochter des I. und der Dotis,
der ichs- Wolters nr. 1182. R.] [Höfer.] wegen einer dotischen Kolonie, die nach Rhodos,
lalemos {'idls^og), Sohn des Apollon und Knidos und Syme ging, ilf«os. bei J.i/tm. 7, 296b,
der Muse Kalliope, nach welchem die Klage- Steph. B.v. Zv^rj. Müller, Orchom 195. Aegin.
gesänge {tdXifioi) über frühen Tod in der 41 ff. [Über das Gemälde des Protogenes vgl.
Natur und im Menschenleben benannt sein Brunti, Gesch. d. gr. Künsll. 2,236 S. 11.] [^toW.]
sollten, Bruder des Hymenaios und Orpheus. lambadiiles {'laußaöovlrig), ein barbarischer
Manche identificierten ihn mitLinos; wie dieser (thrakischer?) Gott auf einem jetzt im kapitol.
galt er für den Gegenstand des Klagelieds, Museum zu Rom befindlichen, mit griechischer
für einen Knaben oder Jüngling, der einen 50 Inschrift verseheneu Votivrelief eines Präto-
frühen unglücklichen Tod gefunden, sowie auch rianers, welches zwei Götter {ZßEQ&ovQÖog und
für den Erfinder des Trauerlieds. Pindar b. 'lafxß.) darstellt, von denen der zur Ij. ganz als
Schol. Eurip. Bhes. 892 {Pind. fr. 116 Bergk. luppiter (mit Blitz und Scepter), der andere
Müller liist. gr. fragm. 3, 303, 8. Welcker, als ein nackter reitender Jüngling mit langem
Kl. Sehr. 1, 50). Schol. Eurip. Or. 1375. Haarschopf dargestellt ist. Vgl. Matz-Buhn,
Suppl. 281. Schol. Pind. Pyth. 4, 313. Schol. Ant. Bildio. in Born nr. 3771. [Röscher.]
Aji- Bh. 4, 1304. Hesych. u. Et. M. s. v. lauibe {'läfißri). Im homerischen Ilymnos
Preller, Gr. Myth. 2, idO. Gerhard 2. §324,3. auf Demeter, v. 195 ff'. , erscheint lambe als
[Stoll.] Dienerin im Hause des Keleos und der Meta-
laliueuos (idXn^vog „der Wehklager" nach 60 neira in Eleusis, sie bringt der um die ge-
0. ilfrtZ/e?'^ Orc/iome«os^ S. 241 A. 5, „der Werfer" raubte Persephone trauernden Demeter einen
nach Pape-Bciiseler), Sohn des Ares und der Sitz und erheitert sie durch allerlei Scherz
Astyoche, der Tochter des Aktor, mit seinem und Mutwillen. Daraus entstand die Sitte,
Bruder Askalaphos Beherrscher des boiotischen bei den Festen der Demeter allerlei Spott, Mut-
Orchomenos, Hom. B 511 ff. Paus. 9, 37, 7. willen und Ausgelassenheit zu treiben. Ebenso
{Eustath. zu IIov). B bll p. 272.) Hyg. f. 159 Apollodor 1, 5, 1, 3; Biodor 5, 4; Etyin. M.
j). 15, 2 Seh. {f. 97 p. 91, 6 beruht der Zu- s. v. 'idfißr]; Hesych. s. v. In der orphischen
satz „Lyci et Pernidis füius" auf Korruption). Poesie, wo die derben Späfse, welche die De-
13 lameuos - lantlae 14
meter anfheiteni, ausführlich besprochen wer- herrlicher Seher und Stammvater eines lange
den, tritt Baubo (s. d.) an die Stelle der lambe. dauernden Sehergeschlechtes werden. Als
Die Sage verdankt wohl ihren Ursprung dem lamos zum Jüngling herangereift war, stieg er
Bestreben, die Verbindung jener Ausgelassen in der Nacht in die Flut des Alpheios hinab
heit, jenes Scherzens und Spottens, kurz des und rief seinen Ahnen Poseidon und den Vater
iKfißi^iiv mit den Demeterfesten zu erklären. Apollon wegen seiner Bestimmung an. Apollon
'läußri bedeutet eben nichts anderes als Spott. gebot ihm antwortend, seiner Stimme zu folgen.
So sagt das Etymolog. M. s. v. , das Wort und führte ihn nach Olympia, wo er ihm ver-
taußil^nv komme her von tov ßä^siv rj cog lieh, sowohl die Stimmen der Vögel zu ver-
ßfXq ßdlXsiv TU Xsyofisva, was zwar dem Sinne lo stehen u. zu deuten, als auch aus den brennenden
nach richtig, aber etj^mologisch unmöglich Häuten der Opfertiere auf dem Altare des Zeus
ist. Der Name wird vielmehr abzuleiten sein zu weissagen, sobald Herakles die olympischen
von Lanxco sende, schicke (besonders von Ge- Spiele stifte. Seitdem bestand das berühmte
schössen gebraucht). So hiefsen auch die Sehergeschlecht. Find. Ol. 6, 28—70 (46 — 120)
Spottverse der griechischen Lyriker Jamben, -mit ä.Schol. ,hes. z. v. 46 u. 111. [Vgl. Gaz.arch.
weil sie gleichsam wie Geschosse auf die 1880 T. 34. JRcv. d. rev. 6 p. 227. Dr.] [Stoll.]
Gegner geschleudert wurden. Wurden aber laua (= Diana?), zweifelhafter Name einer
die Spöttereien {Lccfißsia) der Demeterfeste auf römischen Göttin, welche entweder als Diana
die mythische Gestalt der lambe zurückge- oder Luna gedeutet, oder als feminine Par-
führt, so lag es nahe, auch die Erfindung der 20 allele zu lanus gefafst wird. Vgl. Varro
lambendichtung von lambe-Enipo herzuleiten; r. r. 1, 37, 3: nunguamne rure audisti octavo
\^\.Sittl, Gesch. d. griech. Litt. 1,269 f. Anders lanavi (codd. Lanam) et crescentem et contra
Eustath. ad Hom. p. 1684. 48. 54. Jacohi, senescentem et qiiae crescente luna fieri oporteret
3Iythol. Wörterbuch — Als Eltern der I. erwähnt [et] tarnest quaedam melius fieri post octavo
das Et. M. den Pan und die Echo (Thrakerin lanam (codd. Lanam) quam ante?. Macroh.
ist I. nach ProMos b. Westphal, Scr. Metr. 1 p. 242). 1 , 9, 8 : pronuntiavit Nigidius Äpollinem lanum
Auch diese Genealogie scheint aus dem Namen esse Dianamqtie lanam apposita D littera etc.
geschöpft, der dort auch abgeleitet wird von Tertull. ad nat. 2, 15: et diva Arquis et I^ana
i'av ßä^etv, i'a nämlich sei die gemeine Stimme, (lana'i) et vwntiumScptimontium etc. Vgl. oben
das gewöhnliche Geschrei der Menschen. Die 30 Bd. 1 Sp. 1003; unt. Sp. 48. Preller, B.3I.^1,1&7.
lärmende Freude bei ländlichen Festen konnte 2, 221. Buttmann, Mytliol. 2, 72. [Röscher.]
wohl allerdings die Vorstellung wachrufen, dafs lunassa {'lävaoGa), eine der Nereiden (s. d.);
das Tosen des Festlärms ein Kind des länd- II. 18, 47. Hygin. f. praef. p. 29 Bu. Vgl.
liehen Gottes Pan und des Wiederhalls sei. laneira und lanthe. [Röscher.]
Etymologisch ist diese Ableitung unmöglich. laiidysos {'lävSvcog) , König der Skythen
Vgl. auch Preller, Gr. MytJi. 1^, 648. Ludwich, zur Zeit des ägyptischenKönigsSesostris,J.maw
FlecMs. Jahrb. 1890 S. 51 ff. [Weizsäcker.] in Phot. Bibl. cod. 58. [Stoll.}»
lamenos {'lansvog, auch'laiisvög, Schol. IL laneira {'lävstga), 1) Nereide, II. 18, 47.
12, 193. Et. 31. s. V.), ein Troer, beim Sturm Hygin. piracf. p. 29 Bunte. Braun, Gr. Götterl.
auf die Mauer des griechischen Lagers von io § 99. — 2) Okeanide, Hes. Th. 356. Hom.
Leonteus getötet, II. 12, 139. 193. [Stoll.] iTj/wm. 5, 421. Schömann, Opusc.Ac. 2,150 ühev-
laiuidai {'lufiLSai), Nachkommen des lamos setzt Fovela. Hermann, Opusc. 6, 172. LobccJc,
(s. d.). [Röscher.] Proleg. pathol 263. Braun, Gr. Götterl. § 156
lamnüs {"lunvog), der Heros Eponymos des („die Männererfreuende, Männerbeglückende"),
phönikischen Städtchens lamnia, Steph. B. v. — 3) Tochter des Iphis, Gemahlin des Kapa-
'la^vi'ci. [Stoll.] neus, gewöhnlich Euadne genannt, Schol. Pind.
lamos ("/«ftos),' Sohn des Apollon und der Ul. 6, 46. [StoU.]
Euadne, der Tochter des Poseidon und der laniskos {'luvia-Aog), 1) Sohn des Asklepios,
Pitana, der Stammvater der lamiden, einer Schol. Aristoph. Plut. 701. Gerhard, Myth. 1
Weissagerfamilie, die in Olympia dem alter- 50 § 510. S. unten Sp. 23 Anm. — 2) Nachkomme
tümlichen Orakel des Zeus vorstand und dort des Atheners Klytios, des Schwiegervaters des
ihren Hauptsitz hatte. Paus. 6, 2, 3. Müller, sikyonischen Königs Lamedon, welcher, aus
I)or. 1, 142. 253. BoecJch ad Pind. Ol. 6. Expl. Attika kommend, König in Sikyon wurde, als
152f. 660. Preller, Gr. Myth. 1, 113 f. 2,477. Adrastos, (s. d.), seine Herrschaft in Sikyon
Curtins, Peloponn. 2, 110, 55. — Pitana, die aufgebend, nach Argos zurückgekehrt war.
Tochter. des Eurotas (der Ort Pitana war eine Nach seinem Tode ward der Heraklide Phai-
Kome von Sparta), hatte ihre neugeborene stos in Sikyon König. Paus. 2, 6, 2. 3. Ger-
Tochter Euadne, um sie zu verbergen, zu dem liard, 3Iyth. 2 p. 238 f. [Stoll.]
Arkader Aipytos nach Phaisana am Alpheios Iajina{"lavvcc), . .zLvig de rriv'ElsvrjV. Hesych.
gesandt. Dort gebar die Jungfrau Euadne von go [Höfer.]
Apollon im dunkeln Haine einen Knaben, den, lantlie {'läv&ri), 1) Okeanide, Hes. Th. 349.
als die Mutter ihn aus Scham verliefs, durch Hom. Hymn. 5, 418. Paus. 4, 30, 3. Hygin.
göttliche Vorsorge zwei Schlangen mit Honig praef. p. 28 Bunte. Schömann, Opusc. Ac. 2,
nährten. Weil er zwischen blühenden Veilchen 147 („Violiflora"). Braun, Gr. Götterl. § 147
liegend gefunden wurde, nannte ihn die Mutter (die „Wärmeerquickte"). — 2) Eine kretische
lamos (Veilchenreich). Dem Aipytos, der wegen Jungfrau, Tochter des Telestes, vermählt mit
des Knaben den delphischen Gott gefragt der durch die Huld der Isis in einen Jüng-
halte, wurde verkündet, derselbe werde ein ling verwandelten Iphis, Ovid. Met. 9, 666 ff.
15 lanuö (röm. Kulte u. Lokalsagen) lanus (Kult d. Geniinus od. Quirinus) 16
— [3) Nymphe (Okeanide?) zwischen zwei Forums, und zwar „ad infivium ArgUctum"
tanzenden Silenen stehend auf einer attischen {Liv. 1, 19, 2. Serv. z. Verg. A. 7, 607) nach
streng-rotfigur. Schale in Berlin; Furtwängler Jordan, Top. 1,2, 351 u. 214 ,, zwischen d.
nr. 4220. Koscher.] [Stoll.] Severusbogen und San Adriano" (anders Bichter
lanuaria Dea s. d. Nachträge. l>. Baumeister, TJenJim. S. 1467 u. Annali d.
Inuus. Inst. 1885 S. 323 fF.), d. h. wohl an einer von der
Subura nach dem Forum herabführenden
A. Kultstatten und Lokalsagen. gtrafse {Jordan a. a. 0.), stand der uralte, der
1) Rom. V/ie alt der lanuskult zu liom und Sage nach von Numa gestiftete (7Vso b. Varro
in Italien überhaupt war, ersieht man am besten lo l. l. 5, 165. Liv. 1, 19, 2 Plin. li. n. 34, 33.
aus der Thatsache, dafs er schon von Romulus Phit. Num. 20. Flor. 1 , 2. Serv. a. a. 0.)
eingeführt sein sollte (vgl. Varro h. August. lanus treminus {Macroh. 1, 9, 9 u. 5, 15 f.
c. d. 4, 23: Bomulus . . . ergo constituit lio- Flor. 1 , 2. 2, 34. Bio C. 54, 36. Fufrop. 9, 2.
mam's deos lantim, lovem, Martern., Ficiini, Snct. Nero 14. Vellei. 2, 38, 3. Vita Commodi
Faunum etc. Hcrodian 1, 16: %Eog ccQ%ai6- 16. Gordiani tres 26. Vii-i ill. 79, 7), auch
rarog rrjg 'izaUag £TiLxa>Qiog. luv. 6, 393: wohl ebenso wie die darin befindliche Statue
antiquissime divum . . . lane pater. Procop. h. bifrons {Verg. A. 7, 180. 12, 198), biformis
Gotli. 1, 25 6 "lavog TtQcözog rjv xäv aQxaimv {Ov. /'. 1, 89), oder geminae portae belli
d'scöv, ovg ärj'PcofiKLOi, ylcöoari ry ßq)sz£Qa Ttevcc- {Verg. A. 7, 607), lani gemini portae {Viri
Torg [Hss. jTf'vTjras] fxoJ;iouj'), ferner daraus, dafs 20 v7^. 79, 7. Aug. c. d. 3, 10), nvXq ivväliog
lanus in dem Kulte und den Liedern der von {Mon. Anc. Gr. 7, 5), ÖL&vQog v^cog oder nvh]
Numa eingesetzten Salier eine Rolle spielte ■noli^ov {Plut. Ntim. 20, 1), porta lanualis
{Varroh.Macrob.l,d,14:: Saliorumantiquissimis {Varro l. l. 5, 165), porta lani {Flor. 1, 18),
carminihus lanus IJeorum deus [Varro l. l. nvlai xov 'lavov {Bio C. 51, 20), oder lanus
7, 27] canitur. Varro l. l. 7, 26: Buonus cerus (Quirinus [Quirini?] genannt {3Ion. Anc. iMt.
es, du(o)nus lanus. Pauli epit. 3, 6. lo. Lyd. 2, 42. 8uet. Aug. 22; vgl. 3Iacr. 1, 9, 16. Hör.
de mens. 4, 2: övonaidsKu nQvrdvsig TtQog xov ca. 4, 15, 9: lanimi Quirini [oder Quirinum?
Novfiä zovg . . . EaXCovg OQia&fjvai cpaaiv*)., vgl. KiefsUng z. d. St.] clausit). Wie eng dieses
v(ivovvzag xov 'lavbv xard: xov xwv 'ixaliKcüv „zweifellos uralte Heiligtum {Jordan a. a. 0.
firjj/cöv dgidfiöv. Tertull. Apolog. 10; vgl. unten 30 346), das nie seinen Platz wechselte und sicher
Sp. 36,54 fl'.). Wahrscheinlich hängen mit diesem bis ins 5. Jahrhundert nach Chr. bestand"
lanuskult der 12 palatinischen Salier die 12 {Procop. Goth. 1, 25 S. 122 f. Jordan 349 u.
Altäre des lanus und seine Feier an den auch 352), mit dem Forum verbunden war, ersieht
der luno geheiligten Kaienden zusammen (vgl. m^m namentlich aus Senccas Apocol. 9, 2:
Varro b. Macroh. 1, 9, 16: lano duodecim aras lanus 23atcr .. . . homo quantumvis vafer, qui
pro totidem mensibus dedicatas. Fronteius C^) semper videt cc^a xat öniaaco. is multa diserte,
b. Lijd. vieus. i, 2: öads'ncißcofiov elvai xov quod in foro vivehat, dixit und aus Procop.
avrov vccbv v.axu xov xäv (irjvmv aQi&fiov. Vgl. '>'• '''• 0. e'xsi Sl xov v£(ov sv xy uyogu tcqo
Macroh. 1, 15, 19: lanum lunonium cogno- '^^^ ßovXsvrriQiov etc. (vgl. auch Bio 73, 13
■minatum diximus, quod Uli deo omnis ingrcssus, 40 (z. J. 193): xm 'Javcp xa -hqo xäv &vqwv [xov
Jiuic dcae cuncti Jvalendarum dies vidcntur ad- cwsSgiov]). Vgl. Jordan S. 348. Was die
scripti. ih. 1, 9, lö: Itmonium quasi non solum Gestalt des Gebäudes betrifft, so hat man
mensis lanuarii sed mensiiim omnium ingressus darunter genau genommen keine aedes, son-
tenentevi; in dicione autem lunonis sunt omnes tlern eben nur einen doppelthürigeu {dt&vgog
Kalendae. Fyd. 4, 2: BÜqqcov . . . (prjGtv uvxov l'^ut. Num. 20, 1) ianus oder ein Durchgangs-
. . . ItysaQ-ccL . . . %al Uonävcova [üv. f. 1, 276 thor (vgl. die Ausdrücke porta und nvlr] in
u. 127] öid xo iv xaig KaX^vSaig dvacpsQsad'ai. den oben angeführten Stellen und xb 'lavov
nonava). Die römischen Kulte des lanus öCnvlov b. Plut. fort. Korn. 9), an einer sehr
sind folgende: belebten, zu Ovids Zeit zwei Fora (wohl das
a) Am oberen (nordöstlichen) Ende**) des 50 Mische und das grofse; Becler, Top. 368)
verbindenden Strafse (die es teilweise über-
*) wenu reiiegnno {Andeut. üb. d. ursprüngi. Keii- spannte) gelegen, ZU verstehen (vgl. Ov. f.
giunsimler schied d. Patrio. u. Pleb. 1842 S. 52 f.) und ^far- 1) 257: CUr stas Sacratus in uno, 1lic uhi iuncta
quardt (R. Siaatsv. 3 S. 419, 10) in diesem Falle an die foris tcmpla duohus liaheS?). Die genaueste
agonalischen Salier des Quirinus denken, weil in der Vorstellung VOn diesem Gebäude und seiner
lex über die spolia opima die drei Hauptgötter der Salier, Einrichtung verdanken wir erstens einer Be-
luppiter, Mars und lanus Quirinus vorkommen und weil gchreibung des PrOCOpiuS Uud zweitens einigen
die Agonaha (s. u.), bei denen die agonalischen Salier -fLt.. „ja i ,r> t a -\t nr -tr ± -i
, , 1 u • T 1 ., . ^- , T li ' Münzen des Augustus (Rev. iJ.iV. CLV. ..temple
doch wahrschemlicli thatig waren, dem lanus galten, so , ^ /. 5^ -n \i i ■ ci ,,^'-ii,,jj,jk.
widerspricht dem die Nachricht, dafs Numa einerseits "^ -'«»^"S fermc"; Boutkousla S. 327 nr. 767;
das KoUegium der 12 palatinischen Salier {Marquardt CO Vgl. EcJcJiel VI, 89) und des Nero {EckJlcl VI,
a. a. O. 410,3) anderseits den I;mus Geminus am Forum 373. Cohen 1 T. XI Ncron 177. BecJccr, Topogr.
(s. u.) gestiftet und seinen Saliern die Pflicht auferlegt Taf. 5, 9. Baumeister, Bcnlcm. S. 234 nr. 206;
haben sollte, den lanus nach der Zahl der italischen
Monate zu besingen (i(/rf. 4, 2), wahrend die agonalischen ersten d. h. Nordregiou des Himmels bei Martianm
Salier erst von Tullus Ilostilius eingesetzt sein sollten, Capella und des von Deecke ihm gleichgesetzten Ani des
(s. d. Stellen b. 3Iarquardt S. 411, 2). Templums von Piacenza (vgl. Lyd. de mens. 4, 2 icp' exu-
**) Höchst beachtenswert ist, dafs dieser lanus gerade tii^)a;"A()y.tov und Deecke, KU: Forsch. 4, 19 u. 25 ff. Järnskcr
am äufscrsten Nord - oder Nordostcndo des Forums lag. 2, 135 f., der Etr. F. S. 27 in der ersten Kegion, der
Dies entspricht genau der Placierung des lanus in der ianua caeli, auch ianitures caelesies vermutet).
17 lanus (Kult d. Gemiims od. Quirinus)
latius (Kult. d. CJemiuus od. Quirinu«) 18
vgl. die beistellende ALbildg.). Nach Procop
(hell. Güth. 1, 25 S. 122 f.) war der Tempel
(vscög) ganz von Erz {ctTzag ;i;aAKO'yg), viereckig
(iv TStQcxycövo} a^r'jaccrt.) und nur so hoch, dafs
das 5' Ellen hohe Erzbild des Gottes darunter
stehen konnte. Das Doppelgesicht der Statue
schaute nach Osten und Westen zu beiden
Thoren heraus (vgl. auch Ov. f. 1, 140 coas
2)artes Jiesperiasque simul. Lutatius b. lo. Lyd.
de mens. 4, 2: o ys ^rjv Aovtäziog "Hliov [rov lO Schwefelquelle,
wurden, redet Ovid f. 1, 275 (vgl. ib. 127:
ceriale libum farraque mixta salc); in betreff der
12 Altäre, die Frontcius (?bei Lyd. 4, 2) wohl
diesem Tempel zuschreibt, s. oben Sp. 15. An
den lanus geminus knüpft sich eine, wie es
scheint, ziemlich alte ätiologische Lokalsage,
welche einerseits die Entstehung der Lautolae
oder Lotolae, d. i. einer in unmittelbarer Nähe
des Heiligtums befindlich gewesenen warmen
andrerseits die Öffnung der
lavov Kcilst] Ticcga zö icp' SKCctSQag nvXr^g
ägxftv, avatoXrjg i'acag ■Kccl dvGScog). Auf den
geschlossene
Münzen des Nero ,, erscheint der
lanus als ein würfelförmiges Gebäude, von
dem die Front und eine Seite sichtbar sind.
Jene besteht aus einem Thor mit geschlossenen
valvae, welches von zwei einen Bogen tragen-
den korinthischen Säulen gebildet wird; von
dem unzweifelhaft die Rückseite bildenden
Tempelthüren zur Kriegszeit erklären sollte
(vgl. Varro l. l. 5, 156: Lautolae a lavando,
quod ibi ad lanum gcminuvb aquue caldae
fuerunt. Ov. Met. 14, 785: Lano loca iuneta
tenebant Naides Äusoniae gclido rorantia fönte
etc.; hinsichtlich des vulkanischen Charakters
dieser lautolae vgl. Jordan, Top. 1, 1, 122).
Die Geschichte steht ziemlich übereinstimmend
bei Macrobius (1, 9, 17), der wohl aus Varro
gleichen Thor sieht man die Ecksäule; die 20 schöpfte, und bei Ovid {Met. 14, 778 ff. u. F.
beide Thore verbindende
driert und erreicht nur ^/j
das
auf
Seitenwand ist qua-
der Höhe der Thore,
offene obere Viertel schliefst ein Gitter,
den Säulen ruht vorn wie zur Seite ein
zweigliedriges Gebälk, darüber aber liegt kein
50
Münze des Nero mit der Darstellung des lanustempcls auf dem
Forum Rom. (nach Baumeister, Denkm. d. kl. Alt. S. 234 nr. 2010-
Dach mit Fastigium. Unzweifelhaft also ist
das Gebäude keine aedes, sondern ein dop-
pelter ianus, dessen _ Seitenwände plutea
bilden" {Jordan 351).*) Über ein interessantes
Motiv der in dem alten lanustempel stehenden
Statue belehrt uns Plinius 34, 33; Lanus Ge-
minus a Numa rege dicatus .... digitis ita
figuraiis, ut CCCLV dierum nota per signi-
ficationem anni, temporis et aevi esse sc deum in-
dicuret (vgl. lo. Lyd. de mens. 4, 1 u. Siiid.
s. V. 'iccvoväqiog. Macrob. 1, 9, 10. Mommsen
Cliron. 34). Im übrigen haben wir uns die
Gestaltung des Kopfes der Statue wohl nach
Mafsgabe der alten römischen Münzen zu
denken (s. u.). Von einer ara parvo coniuncta
sacello, auf welcher strues und farra geopfert
*) Wenn Semiu-i zu Aen. 7, 607 diesen lanus „circa
iinum Aryiletum iuxta theatrum Marcelli" ansetzt
und seine spätere Verlegung an das Forum transitorium
und Verwandlung in ein temiAum quattuor imriarum,
d. li. in einen ianus quadrifrons , behauptet, so beruht
das, wie Jordan a. a. O. S. 347 Anm. 46 überzeugend
nacligewiesen hat, auf einer irrtümlichen Interpolation,
welclie aus der Verwechselung des numanischen ianus
mit dem am Theater des Mareellus befindlichen hervor-
gegangen ist. Die irreführenden Vforte iuxta — Marcelli
fehlen in den iiltesten Veroneser Schollen , und der die
Verlegung des alten Ianus behauptende Satz lautet im
Floriacensis ganz anders.
1 , 259 ff".). Als die Sabiner, heifst es bei
3Iacrobiiis, um der ihnen geraubten Jung-
frauen willen unter Titus Tatius die am Fufse
des Viminalis (vgl. darüber Jordan S. 349
Anm. 52) gelegene porta lanualis stürmten,
deren Thüren sich immer wieder von selbst
öffneten (nach Ovid a. a. 0. öffnet sie die
den Römern feindliche Inno), und als die
Verteidiger das offene Thor nicht mehr
halten konnten, soll Ianus eine solche Masse
heifsen Quellwassers aus der geöffneten Pforte
auf die Angreifer geschleudert haben, dafs
die an dieser Stelle arg gefährdete Altstadt
dadurch gerettet worden sei. So sollte die
Sitte entstanden sein, in Kriegszeiten die
Thüren des lanns offen zu halten (vgl. auch
Serv. V. Ä. 1, 291. 12, 198 = Blythofir. Vat. 3,
4, 9, wo die Stiftung des Ianus bifrons auf
das Bündnis des Romulus und Tatius zurück-
geführt wird). Nicht undenkbar wäre es, dafs
auf dieser Nachbarschaft der, wie es scheint,
durch vulkanische Ereignisse zeitweilig zu Tage
getretenen Quelle die Sage von luturna als Gattin
des Ianus und Mutter des Fontus beruhte {Arnoh.
3, 29), zumal da luturna als Nymphe der in
der Nähe des Vesta- und des Kastorentempels
auf der andern Seite des Forums {Jordan,
Topogr. 1, 2, 370) hervorsprudelnden Quelle
gefafst wurde (vgl. d. Art. Luturna u. Preller,
B. M.^ 2, 128).
Endlich haben wir in diesem Zusammen-
hange noch der merkwürdigen, soeben be-
rührten Sitte zu gedenken, die Thore dieses
lanus geminus während des Krieges geöffnet
zu halten und nur dann zu schliefsen, wenn
einmal im ganzen Gebiet des römischen Reiches
tiefer Frieden herrschte. Vergils {A. 7, 607) Be-
schreibung des von ihm für allgemein latinisch
gehaltenen Brauches bei der Öffnung des lanus-
60 tempels vor Beginn eines Kriegszuges macht
fast den Eindruck, als meine er, dafs der Feld-
herr und das ganze Heer durch den geöffneten
Ianus iu den Krieg gezogen seien (vgl. Lyd.
de mens. 4, 2: cpaal ös rov avrbv Kai t'^ogov
xäv inl TiöXiiiOv 6g(ic6vtcov xvyx^v^iv yial
diu [i8v T>]s fiiccg oipsag (= os Eingang,
ostium?) d:7Z07i£ imsiv , öi.cc ds xrjg tttgag
dva-Kccisia&ai xo argärsv^cc), Suid. s. v.
19 lanus (Kult d. Gemiiuis od. Quirinus) lanus (sonstige iani des For. Rom.) 20
"Javog. Tag nvXag zov 'lävov SianaTccaccg, domique oder domi militiaeque; vgl. in pace et
6 ßaad^vg, al'neQ int täv yayCoicov nolsiiav domi Cic. rep. 1, 40). Man pflegte demnach
dirjvoLyovro, qy%£TO TtQog triv"Eco, d. h. wohl zur Gewährleistung einer glücklichen Heimkehr
durch das östliche, vom Forum wegführende den Ausgezogenen den Zugang zum Gemeinde-
Thor. Schliefsungen fanden statt unter Numa, platze offen zu halten und erst dann zu schliel'sen,
der überhaupt den Brauch eingeführt haben wenn alle wieder daheim (domi) waren (vgl.
sollte {Piso bei Varro l l 5, 165: ius in- Myth. Vat. 3, 4, 9 = Serv. V. A. 1, 291:
stitutum a Pompilio . . . ut sit aperta sempcr, quod ad bellum ituri de pace cogitare et re-
nisi quom helhmi sit nusquam etc.), ferner im vcrsionem optare deheni). Hierzu kommt
J. 519/235 {Varro a. a. 0. Liv. 1, 19, 3), lo noch, dafs es Sitte gewesen zu sein scheint,
unter Augustus 725, 729, kurz vor 753 {Momm- den ianitor für die aufserhalb ihres Hau.ees
sen z. Man. Anc. 7, 5 u. 2, 42), unter Nero weilenden Familienglieder die Hausthüre offen
(vgl. die oben angeführten Münzen) u. s_. w. halten zu lassen, bis dieselben heimkehrten,
(Mehr bei Jordan, I'opogr. 1, 2, 346 ff".) Über damit sie nicht erst durch Klopfen und Rufen
die Bedeutung dieser Sitte waren schon die wie Fremde Einlafs zu begehren brauchten (vgl.
Alten nicht einig. Abgesehen von der soeben Apul. Met. 9, 20. Becker, Gallus^ 2, 190),
behandelten ätiologischen Legende behaupteten während die Hausthür in der Regel verschlossen
einige, dafs der Dämon des Krieges in Friedens- wurde, wenn der Hausherr und seine Familie
Zeiten im lanusheiligtum verschlossen sitze, im daheim waren , damit sie nicht von plötzlich
Kriege aber dai'aus gegen die Feinde hervor- 20 Eintretenden überrascht werden konnten (vgl.
breche (vgl. die Bezeichnung ^or^ae belli, Ttvlr] die Stelleu bei Marquardt, I'rivatalt. 1, 231,
trväAiog und Fer*/. ^. 1, 293 ff', nebst /S'er«. z. d. Anm. 53 u. 54; 240 Anm. 97 ff. ; Hermann-
Stellej^fft. 7, 607), andere umgekehrt, dafs nicht Blümner, Gr. Privatalt. S. 148 f.).
der Krieg, sondern der Frieden im lanustempel Aufser dem uralten numanischen lanus am
hause und durch Schliefsung der Thüren am oberen Ende des Marktes gab es aber sicherlich
o'
Entweichen gehindert werden solle (Horat. ep. noch mehrere andere iani auf oder an dem
2, 1, 255: claustraqiic custodcm pacis cohiben- Forum Romanum; ja es ist so gut wie gewifs,
tia laniim. Ovid. f. 1, 281 pace forcs obdo, dafs alle nach dem Forum führenden Strafsen
ne qua discedere possit), noch andere meinten: an der Stelle ihrer Einmündung ins Forum
ideo . . . lanus belli tempore patebat, ut eiusdem 30 von lanusbögen überspannt waren {Bichtcr bei
conspectus per bellum patcrtt, in cuius po- Baumeister , IJ. 1469 j, wie schon aus den An-
te State esset cxitus reditusque {Serv. V. sichten auf den Rostrabalustraden hervorgeht.
A. 1, 294; vgl. üv. f. 1, 279: ut p)opido re- So wird öfters namentlich ein lanus medius
ditus pateant ad bella profecto, tota patet (nach Jordan 1, 2, 215 am unteren Marktende
dempta ianua nostra sera), eine Auffassung, in der Nähe des Vesta- und Kastortempels ge-
die manches für sich hat, zumal wenn wir legen) erwähnt, in dessen Umgebung die Geld-
bedenken, dafs aus ähnlichen Gründen auch und Börsengeschäfte abgewickelt wurden (vgl.
der Tempel der Herta oder Hora Quirini (s. d.) Cic. off. 2, 25, 90. Cie. or. Philipp. 6, 15. 7, 6, 16.
immer geöffnet gehalten v/nrde {Phit. Q. Born. Horaz Sat. 2, 3, 18. C. I. L. 6, 5845. 10027
46). Der wesentlichste Grund des Brauches 40 u. s. w. Jordan, Top. 1, 2, 215 f). Obwohl
scheint aber folgender zu sein. Wie wir ferner, abgesehen von Hör. epi. 1, 1, 53, sonst
später (Sp. 34) sehen werden, sind die alte- nirgends ein unterer oder ein oberer lanus auf
sten sakralen Verhältnisse des Forums (d. i. dem Forum erwähnt wird (Jordan 215 f.), ist
des Volksgemeindeplatzcs) , welche in den doch einerseits aus der Bezeichnung j«ediMS^ die
beiden auf Numa zurückgeführten Kulten des noch 2 andere Iani (obeu oder unten? rechts
lanus und der Vesta gipfeln, aus dem Kult oder links?) auf dem Forum voraussetzt,
des altrömischen Privathauses hervorgegangen anderseits aus den im J. 580/174 von den
und diesem nachgebildet*), d. h. wie der lanus Censoren auf dem Markte einer römischen
des Privathauses über dessen Eingang, die Kolonie, wohl nach Analogie des römischen
ianua, waltet, so beschützt der lanus Geminus 50 Forums, errichteten 3 Iani {Liv. 41, 27) auf
den alten Haupteingang des Gemeindeplatzes, die einstige Existenz mindestens dreier Iani
an dessen Gegenseite, ungefähr der Stätte des auf dem römischen Marktplatze zu schliefsen,
Herdes im Atrium entsprechend, der alte Ge- wobei nur das zweifelhaft bleibt, ob der alte
meindeherd, d. h. das Heiligtum der Vesta, er- numanische lanus in dieser Dreizahl mit in-
richtet war. Da demnach der lanus Geminus begriffen ist oder nicht. Religiöse Bedeutung
für das Forum und die auf demselben weilende scheinen übrigens die anderen iani des Forums
Bürgergemeinde genau dasselbe bedeutet wie nicht zu haben, da die Worte des Ovid {f. 1,
die ianua für das Privathaus und den Haus- 257) cum tot sint iani, cur stas sacratus in
herrn, so wäre es ein schlimmes Omen (vgl. nno? sich wahrscheinlich nur auf den Gegen-
Tac. ff. 28,2) für die ,,draufsen", d. h. im Kriege 60 satz des numanischen Heiligtums zu den
befindliche Bürgergemeinde gewesen, wenn man anderen (profanen?) Iani des Forums, nicht
nach ihrem Abmärsche hinter ihr das Ge- aber zu andern lanusheiligtümern in der Stadt
meindethor verschlossen hätte (man denke (s. u.) beziehen (anders Peter, Ovid Fast. II
hierbei an den uralten Gegensatz von domus p. 11). Über den von Horaz epi. 1, 1, 54
und bellum {militia) in den Redensarten belli erwähnten lanus summus und imus s. Jor-
dans Erklärungsversuch Top. 216 f. u. 348.
*) Auch Nissen, Tempiu/n S.ii2ii. US yeigieioht das Jordan glaubt, dafs hiermit der alte (am
Forum mit dem Atrium des rrivatiiiiuscs. öbem) und der am andern (untern) Ende
21 lauus (Ciiriatius ; Tigill. soror.) lanus (uuf d. laniculum) 22
des Forums gelegene (sonst lanus medius ge- schlechter, was insofern nicht unwahrschein-
nannte) Bogen gemeint sei, welche beide zu- lieh ist, als die ihm parallele luno Sororia
sammen die Totalität des Marktes (von einem zweifellos eine luno (d. h. weiblichen Genius
Endo bis zum andern) bezeichnen sollen. der Frauen) bedeutet (vgl. den Artikel luno).
Anders Becker, Top. 326 f. u. llichtcr b. Bau- Das Sühnopfer fiel nach den Fasti Arvalium
w('/,s^(?/' a.a.O. 1469 (der unt. 1. medius mit Recht auf den 1. Oktober, also auf einen zugleich der
d en über den VicusTuscus gespannten Bogen vor- liino und dem lanus geheiligten Tag (Kalendae).
steht). Über die Vesta ad lanum vgl. C. /. i. c) Auf einen sehr alten lanuskult deutet
1 p. 395 a; Jordan a. a. 0. 216 Anm. (der ferner der allgemein {SuUn. 2, 4) auf lanus
diesen lanus für den geminus hält) und Prettwer, 10 zurückgeführte Name des laniculum, auf
Ilestia-Vcsta 243 (der ihn für den „summus" welchem schon Ancus Martins zum Schutze
erklärt). Mommsen C. I. L. 1 p. 395 a meint, es der Flufsschift'ahrt und des gegenüberliegen-
sei der „medius" gewesen, und diese Ansicht den römischen Hafens {Jordan, Topogr. 1, 1,
scheint mir in der That das meiste für sich 431 ff. Bichter b. Baumeister, D. S. 1437 f.
zu haben. — Wie dem auch sein möge, wir er- 1499) eine Befestigung angelegt hatte (Dion.
kennen aus der Existenz mindestens dreier Hai. 3, 45. Liv. 1, 33, 6). An diese Stätte
laui auf dem Forum, dessen äufserste Enden knüpfte sich erstens die Legende, dafs in der
(Ein- und Ausgänge?) unzweifelhaft durch ältesten Zeit lanus als König daselbst geherrscht
I.inusbögeu bezeichnet wurden, wie eng der und den vor luppiter aus Kreta geflohenen
Begriff des lanus mit dem des Forums ver- 20 Saturnus gastlich aufgenommen habe (vgl.
bunden war, so dafs Jordan a. a. 0. S. 348 Verg. 8, 319 ff. u. 357: Jianc lanus pater, lianc
den Gott mit Recht den Patron des Marktes Saturnus condidit arcem, laniculum huic, Uli
nennen kann. fuerat Saturnia nomen. Ovid f. 1, 245: arx
h) In einer alten Strafse der vierten Region vica collis erat, quem cultrix nomine nostro
der Stadt, „nicht weit vom Colossus Neronis Nuncupat liaec aetas lanicidumquc vocat.
bei dem Amphitheater" {BecJcer, Top. 527) ProtarcJi. u. Hygin. b. Macrob. 1, 7, 19 fi'.
"stand das sogen. Tigillum sororium, d. h. Flut. Q. Gr. 41. Arnoh. adv. g. 3, 29; vgl.
wohl ein primitiver aus einfachen Holzbalken 1, 36. Cass. Dio b. Ccdrcn. 1 p. 295, 10 BekJc.
(= öü-nuva?) gebildeter lanus (vgl. Bichter b. Herodian 1, 16. Mythogr. Vat. 3, 1, 2. Lact.
Baumeister, Dcnlcm. 1528), neben welchem zwei 30 inst. 1, 13. Tert. Nat. 2, 12 = Apol. 10. Sero.
Altäre, der eine der luno Sororia, der andere V. A. 8, 319: Saturnus rex fuit Crttac, quem
dem lanus Curia tius geheiligt, errichtet waren luppiter filius hello pepullt. Hie fugiens ah
(vgl. i\st. s. v. Sororium tigillum . . . duo tigilla lano [rege, qui urhtm hahuit, uhi nunc lani-
tcrtio superiecto, qioae pater eius constituerat, culum cstj est susceptus, qui rcgnahat in Italia;
velut .suh iugum missus suhit, consccratisque ihi quem cum docuisset usum vinearum et falcis
aris lunonis Sororiae et lano Curiatio Übe- [et humaniorem vlctum,] in partem est admissus
ratus omni noxia sceleris est auguriis appro- imperii et sihi opjndmn fecit ....). Hiermit
hantibus etc. Hion. Hai. 3, 22: Karnivoi ßw- verband man die Idee von einem goldenen
I^Lovg lögvcäfievoi ovo, zbv filv 'Hgag, t] IslojxEv Zeitalter in Italien als dessen Vertreter eben
iniOMOTisiv aöiXcpäq, rov d' ttsgov . . . 'iccvov 40 lanus und Saturnus galten: Varro {^) h. Atigust.
.... incovviiov ÖS KoQaxtcov xu>v uvatQsQ'EVTcov civ. d. 7, i: de lano . . non . . . facilc quicquam
X. r. X. Httl %v6Locq xLvaq tn^ airotq Tioi^oavx^g occurrit, quod ad opprohrium pertineat. Ht
rotij x£ äXXoig Hcc&aQuoig txQiqaccvxo v.al te- fortasse talis fuerit, innocentius vixerit et a
Xfvicövxsg vnriyayov rov OqÜziov vno ^vyov. facinorihus flagitiis-iue remotius. Saturnum
.... xovxo [i£v dfj x6 xcüQiov xrjg av^ipoQäg xov fugientem benignus cxcepit; cum liospite parti-
avÖQog ^vrj^iELOv tv xfj noX^i txi cpvXcczx^i, tus est regmim, ut etiam civitates sirtgulas con-
&vaLULg y^QKiQÖfisvov vno 'Pa^uicov xaS"' tKcc- derent; iste laniculum , ille SatmiUam (vgl.
azov iviccvzöv; mehr b. Marquardt, Staatsü. 3 auch den Art. Saturnus u. Preuner, Hestia
S. 560). Wie alt dieses bis ins 5. Jahrhundert S. 380 f. 389). Und zwar gab es von dem auf
{Becker a. a. 0.) nachweisbare Heiligtum war, 50 dem laniculum wohnenden lanus zwei ver-
ersieht man aus der Legende, wonach die Er- schiedene Traditionen: nach der einen sollte
richtung des Tigillum und der beiden Altäre er ein Ureinwohner {indigena Macrob. 1, 7,
auf die Sühne des von dem letzten Horatier 19. Ldbeo b. lo. Lyd. 4 , 1 'iccvov .... UazQi-
begangenen Schwestermords bezogen wurde. kiov coasl avzöxd'ovcc) vou Latium, das auch
Zum Verständnis der Legende erinnere ich Camesene hiefs, sein und mit dem sonst ver-
an die vou Grimm, D. Jf.^1118 erörterte Sitte, schollenen Eponymos dieses Landes, Cameses,
einen verderblichen Zauber (Fluch) dadurch zu zusammen eine Zeit lang auf dem laniculum
lösen, dafs mau durch gespaltene Bäume, geherrscht haben {ProtarcJi. Trall. u. Hygin
durch Erd- und Felseuhöhlen hindurchging b. Macr. 1, 7, 19: lanus . . . cum Camcse*)
oder -kroch. lo. Lydus de mens. 4, 1 erklärt oo acque indigena terram lianc ita participxita po-
(nach Baheo) den Beinamen Curiatius als tentia possidehant, ut regio Camesene, oppidum,
tcpoQog svysvmv (vgl. den ebenda erwähnten laniculum vocaretur). Die andere vorwiegend
lanus Patricius und die 30 curiae der patri- griechische Version der Sage läfst dagegen
zischen , Altbürger). KovQidziot yaq ■nal 'Oqü- den lanus, ebenso wie den Evander, Aeneas,
zioi 6v6(iciZK EVTtcczQidäv sloi. Klausen, Aeneas Saturnus u. a. (vgl. Solin 2, 5 ff", p. 34 f. ed.
u. d. Pen. S. 714 erklärt den lanus Curiatius
als den Gott der Kurien, Preller, B. M.'' 1, 171 *) oder sollte Cameso auch hier als Gemahlin des
als den Genius oder Urheber patrizischer Ge- lanus zu fassen sein?
23 lanus (auf cl. laniculum) lamts (auf d. laniculum) 24
Movi'iiiscn), zusammen mit seiner Schwester aller dieser Legenden zu erfassen, so kann es
und Gattin Kaj^iiar] {Kanaarivrj, Camesene) aus kaum zweifelhaft sein, däfs ihnen eine Er-
Hellas (nach Plut. Q. li. 22 aus Perrhaibien*) innerung an den am Fufse des laniculum ge-
in Thessalien) einwandern und ihn mit dieser legenen und von der schon in uralter Zeit
Gattin zwei Kinder, einen Sohn At&ri'g (Epo- daselbst gebauten Feste {arx Verg. u. Ovid.
nymos der Ai^i-usg in Thessalien?) und eine a. a. 0.) beschützten, für die älteste Zeit so
Tochter 'Ohcrrivr}, zeugen {Drakon v. KcrTcyra wichtigen Handelshafen Roms zu Grunde
b. Athen. (592 DE = Eustatli. z. Od. 1533, 3, liegt (vgl. Bion. Hai 3,45; Richter b. Bau-
wo die Worte „«tto xovxov neu xov 'lavov meister, DenJcm. 1437 f.). Bedenkt man aufser-
['lavov? 'fävLOv?] notccfiov xat ro OQog 'lavov 10 dem, dafs über das laniculum die älteste
['ldvoviiXov?'lavov?]6vofid^£a&ai.KC!CTOiiirjaavrpg Handels- und Verkehrsstrafse zwischen Rom
avtov snl rov ögovg kaum auf etwas anderes und Etrurien ging (PanZ. i^esi. p. 104 Mm??. lani-
als auf den auch Sohn des lanus genannten culum dictum, quod per eum Eumanus popidus
Tiber (s. u.) und das laniculum zu beziehen primitus transierit in agrum Etruscum), so be-
sind; vgl. Dcnioph. b. Lyd. de mens. 4, 2). greift man, dafs dem Eponymos des laniculum
Nach Scrv. V. A.8, 330 war nämlich Tiberinus, — und das ist eben lanus — alle die aus dem
der Eponymos des Tiberflusses, ein Sohn dieses Auslande stammenden Segnungen und Kultur-
Paares (vgl. d. Art. Camcse). Sehr beachtens- fortschritte zugeschrieben wurden, welche das
wert erscheint, dafs mit dieser Legende von älteste Rom dem am Fufse des laniculum be-
den beiden zur See über das Meer nach dem 20 triebenen und von demselben beschützten
laniculum gekommenen Göttern lanus und Handel und Verkehr mit ausländischen und
Saturnus auch die Sage von der Erfindung etruskischen Kaufleuten zu verdanken hatte.
^o
des Schiffsbaus verknüpft und behauptet wurde, Auch die antike Deutung der ältesten römischen
das Schiffsbild, welches den Revers der alt- Münzbilder mit dem lanuskopf auf der einen
römischen, auf der andern Seite den bärtigen und dem Schiff auf der andern Seite ist
lanuskopf tragenden asses schmückt, bedeute keineswegs so einfältig, wie es auf den ersten
das Schilf entweder des lanus oder des Satur- Blick aussehen mag, wenigstens scheint es, als*
nus, mit welch^^m diese nach dem laniculum ob wirklich lanus und Schiff eine Beziehung
gekommen seien (vgl. /S'e/iJ. F. 71.8,357: lanus zu einander hätten (vgl. Phtt. Q. 11. 41, der
in laniculo hahitavit, qui quod una navi exul 30 zur Erklärung des altrömischen Münzbildes
venit, in pecunia eius ex ima p)arte lani Caput bemerkt: insl xoCvvv sv-noa^iav (isv lavog
ex altera navis signata est. DraJcon a. a. 0. jcarf'ffrrjaf v avzOLg, i^rifisgcöaKg xov ßiov, a(p&o-
TtQwtov äs .... svQstv xat ox^dtccg xal tcXolu viccv ds nc)CQS%£i xäv ävayy,aicov o noxafiog
■Kai vöfiLafia %alY.ovv tiqwvov %aQäi,ai v.. x. X. JiXco'i'^og cov y.ai xa (isv tx i)'aXaoar]g xu 81 ano
Hygin b. Macrob. a. a. 0. ctmi primus quoquc xrjg ^copag 7iazayio(iL^aiv, ovfißolov toxs xo v6-
acra signaret, servavit et in hoc Saturni re- fiiofia xov [isv vofio&sxov xb öiiiogcpov . . . did
vercntiam, ut, quonium ille navi fuerat advectus, xrjv (isxaßoXrjv, xov ös noxafiov xb 7coq&(i£iov).
ex tma quidcm parte sul cajntis cffigiem ex Wir glauben kaum zu irren, wenn wir diese
altera vero navis exprimerttur, quo Saturni mc- Beziehung in dem Verhältnisse erblicken, welche
moriam in posteros propagaret. üv. f. 1, 239 f. 40 lanus von jeher zu dem römischen Handels-
Plut. Q. li. 41 : bnl xifif] xov Kqovov tiXoico ölu- hafen am Fufse des laniculums gehabt hat,
nsgäaavxog 8ig 'ixaXiäv). Auch fabelte man, wozu noch kommt, dafs der Börsen- und Markt-
dals lanus von seinem laniculum aus, entweder verkehr auf dem Forum Rom., Avie wir sahen,
selbständig {Drakon a. a. 0. Plut. Q. JR. 22 ebenfalls unter dem Patronat des Gottes stand
u. 41) oder vom Saturnus dazu angeleitet, (s. oben Sp. 20; anders 3Iommsen, Münzw.
allerlei nützliche Erfindungen (z. B. Obst- und S. 184). Hiermit dürfte nunmehr auch der
Getreidebau, Schiffsbau, Häuserbau, Münz- richtige Standpunkt für die Beurteilung der
prägung, Staatsverfassung u. s. w.) und über- Hypothese Prellcrs {li. If. ^ 1, 177 f.), dafs
haupt eine höhere Kultur in Latium einge- lanus mit Portunus identisch sei, gewonnen
führt und verbreitet habe {Macroh. S. 1, 7, 50 sein. Preller beruft sich hierfür auf folgende
19 ff". Athen, u. Eustath. a. a. 0. Bemoph. b. Thatsachen. Erstens wissen wir (aus Fest.
Lyd. de mens. 4, 2. Serv. V. A. 8, 319 oben Paul. p. 56, 5), dafs Portunus, der, wie lanus,
Sp. 22 Z.31. Plut. Q.B.ld, 22u.il. Niim 19,8. pater hiefs {Verg. A. 5, 241), für einen deus
Auct.inc.de orig. gent. Born. p. 15 ed. Schröter). portarum galt und mit einem Schlüssel in
— Suchen wir den eigentlichen Sinn und Kern der Hand abgebildet wurde, was entschieden an
lanus erinnert (vgl. auch Varro b. Intp. Veron.
*) Vielleicht liegt dieser merkwürdigen Herleitung J^gj^, 5^ 241: PortunuS . . . deilS porlfuum
aus Perrhaibieu in Thessalien die Gleichsetzung von lanus portajrumqtie pr ae scs ctc). Sodann berichtet
und lanis kos (s. d.) zu Grunde, der als Sohn des Askle- tt- 7 ? /• in „•„ „^,7^„ T)^ ,.^,,^-,; ^'^
, ,. , \ ' , , , T> j 1 ■ • 1 4-11 Varro l. l. 6, 19 von emer aedes Poitunt m
luos und Bruder des Machaon und Podaleirios ebenfalls , m -t • t • i 11 i.
aus Perrhaibien, d. i. dem nördi. Thessalien (ß..o/««, 60 i^ori« Ttherino und einem daselbst am
Oeogr. v. Gr. 1, 48), stammen mufs. Auch der Name 17. Aug. gefeierten Feste Portunalia'') , was
A'i»i]i (A'i»i?) weist auf Thessalien. Ist vielleicht in durch eine Notiz des augustigchen Kalenders:
^OhnTi'iVij eine Hindeutung auf 'OXooaowv in Perrhaibien PortfunaliaJ ; fcriae PovtunO ; PortunO Cid
zu erblicken? Auch in Ka/niaij , Ka/iaa)'p'ii steckt wohl
eine (thessalische ?) Örtlichkeit; vgl. Suid. s. v. Ka/naootj- *) Vgl. auch den flarnen Portunalis (b. Fest. p. 217j), der
rö? iSvr/ur. Arcadiiis p. 111 ed. Barker. Lobeck, Pathol. arma Quirini [= lani Quirini ; Marqiuirdt, Staalsv. ü, Z15, 'S]
l'roU. p. 191 ff. Ähnlich wird lanus vom Inc. auct. or. umjuit; unter den arma lani Quiriui könnten baculum,
gent. Rom. cap. 2 p. 13 Schröter mit Ion, Sohu des Apollon virga und clavis gemeint sein, die lanus selbst Ov. f. 1,
und der Krcuaa, identiflciert. 254 arma nennt.
25 lanus (auf d. For. transitor.) lanus (am theatr. Marcelli ; I. Patricius) 26
pontem Aemilium (vgl, Kai. Ainit. VaU. u. sieb, dafs zu Domitians und Nervas Zeit, wo
AUif. l'Jph. epigr. 3, 85) bestätigt wird (vgl. das Forum transitorium entstand, dem alten
über die Lage des pons Aeui. Richter b. Bau- Quadrifrons von Falerii, wie es sclieint, in der
meister, D. S. 1499 u. Jordan, Top. 1, 1, 409 Mitte des neufen Marktes {Stat. silc 4, 3, 9
u. 430). Aufserdem erfahren wir aus dem Kai. limina . . . lani . . . furo coronat) ein neues
AUif., dafs derselbe 17. Aug. auch dem lanus stattliches Heiligtum statt des früheren klei-
ad theatriim Marcelli geheiligt wai-. Was liegt neren erbaut wurde. Anders, und zwar, wie
nun näher als mit Preller anzunehmen, dafs in ich glaube, unrichtig Preller-Jordan, B. if.* 1,
der That der schlüsseltragende Gott des per- 176 u. Anm. 4 und Jordan, Top. 1, 2, 348.
tus*) und der portae, welcher an demselben lo Vgl. Bichter h. Baumeister, D. S. 1472. Von
Tage wie lanus im portus Tiberinus verehrt Domitianus berichtet übrigens Siietonius {vita
wurde, mit dem lanus des laniculum von Haus Dom. 13), dafs er ianos . . . per regiones urbis
aus identisch und ursprünglich nur der auf der tantos ac tot exstruxit, ut cuidam Graece in-
linken Seite des Tiberhafens verehrte Doi)pel- scriptum sit „arci" (= a.Qv.si).
ganger des laniculensischen Gottes war? Eine e) Ein zweiter Tempel des lanus Gemiuus
höchst erfreuliche Bestätigung würde diese An- befand sich beim Theater des Marcellus
sieht durch den lanus Portunus einer Inschrift am Forum Olitorium (vgl. Becker, Top. 138.
von Spoletium b. Orelli (nr. 1585) finden, wenn 259. 603), Er war errichtet entweder von 0.
dieselbe nicht der Fälschung in hohem Grade Duilius (vgl. Tac. ann. 2, 49: lano templum,
verdächtig wäre. **) Vgl. Sp. 52 Z. 9. 20 quod apud forum holitoriiim C. Duilius struxerat
Endlich haben wir in diesem Zusammen- [^Tib. dedicavit] oder noch viel früher, wenn
hange noch der ara des Föns oder Fontus (s. man einer allerdings nicht unverdächtigen
d.) auf dem laniculum zu gedenken (vgl. Cic. Notiz Glauben schenken darf {Fest. p. 285:
de leg. 2, 22, 56: quod fhaudj procul a Fonti religioni est quibusdam porta Carmentali egredi
ara regem . . . Numam conditum accepimiis u. et in aede lani, qnae est extra eam, Senatum
die von Becler, Top. S. 656, 12 angef. Stellen). haberi, quod ea egressi sex et trecenti Fabii
Da mm von Arnobius {adv. gentes 3, 29) Fontus apud Cremeram omnes interfecti sunt, cum in
ein Sohn des lanus und der luturna genannt acde lani s. c. factum esset, uti p)roficiscerentur).
wird und auf den Münzen der Fonteia als In betreff der Tempelfeste vgl. Kai. Capranic.
jugendlicher uubärtiger lanus erscheint ***) so X.VI Kai. Sept. lano ad theatnmi Marcelli.
{Preller, B. M.'^ 1, 184; Babelon, Monn. de la Kai. Amitern. XV Kai. Nov. u. Ephem. epigr.
republ. Born. 1, 499 f.), so ist es nicht unmög- 3, 85 lano ad theatr. Marcelli. Vgl. Bichter
lieh, dafs auch dieser Mythus sich auf den b. Baumeister S. 1505 und dagegen Jordan,
lanus des laniculum bezieht(s. jedoch ob. Sp. 18). Top. 1, 2, 347 Anm. 46 u. Hermes 4, 234,
d) Nach dem codex Floriac. des Scrvius Becker, Top. 138 f.
(F. A. 7, 607) und Macrob. 1, 9, 13 ist nach f) Vielleicht gab es auch einen Kult des
der Eroberung von Falerii ein daselbst be- lanus Patricius in Rom, welchen Labeo b.
findliches „lani simulacrum cum frontibus lo. Lyd. de mens. 4, 1 mit avröx&cov erklärt
quatttior" nach Rom gebracht und hier in (vgl. Ctdren. 1 p. 295, 9: 'lavov . . . nargi-niov
einem „templum quatuor portarum'^ auf dem 40 uvtox^ovcc). Man könnte versucht sein, diesen
Forum transitorium, welches mit 3 anderen lanus nach dem vicus Patricius (zwischen
.Fora in Verbindung stand {Jordan, Top. 1, 2, Cispius und Viminalis), wo auch eine Isis
348. Becker, Top. 374. 376), aufgestellt worden. Patricia (in d. 5. Region Not. Beg.) verehrt
Kombiniert man nun mit dieser Nachricht die wurde, zu versetzen {Bichter b. Bmimeister
Verse Martials (10, ^8, 3 ff.; vgl. auch Stat. S. 1528. Becker, Top. b3b), aber nach Analogie
Silv. 4 , 3 , 9 ff . lo. Lyd. de mens. 4 , 1) : per- der in einem sacellum verehrten Pudicitia
vius exiguos habitabas ante penates, plu- patricia(Liv. 10, 23, 3), zu welcher die Pudicitia
rima qua medium Boma terebat iter: nunc plebeia einen Gegensatz bildet, ist es auch mög-
tua caesareis cinguntur limina donis et fora tot lieh, einen anssehliefslich patricischen Kult des
numeras, lane, quot ora geris, so ergiebt so lanus anzunehmen. Vgl. auch die patrieische
und plebejische Myrte vor dem Tempel des Qui-
*) Hinsiclitlich der Etymologie und ursprüngl. Be- l'^US ^ ?/"'". ^'" V" ^^' ^^^)' , . , . ,
deutung des mit por-ta, «io-o;, ^'.«-ttoo-oj, 7rf^;-a(u etc. ver- S) Phmus h. n. 36, 28 berichtet von emer
wandten Wortes portus (=domu'3) vgl. C!«rt»«, Grrfz.» 272 vergoldeten (oder in einem vergoldeten
u. Jordan, Top. 1, 1, 429 f., der portus als „Magazin, Stapel- Tempel aufgestellten?) Statue des lanus pater in
ort, Eingangsort'' fafst. §1(0 tcmplo dicatus ab Augusto, cx Aegypto
**) i8t vielleicht bei Varro i. i. 5, 146: secundum advcctus (wohl im J. 724 d. Stadt), von welcher
l'ibenin ad lunitau (so die Hss. ; Jordan. Ton 1. 1 432 • i_i. • u ti -i i j
„,..,,,.,. . '. ■'"'""«> -'"/^- '^i i> i-»- man nicht wisse, ob er von Praxiteles oder
vermutet lurtuniuin) Jorum j)iscariwii zu lesen ad lanuiii
oder lanium (vgl. Prob. Exe. de nomine p. 214, 31 K.
Skopas herrühre {Brunn, Künstlergesch. 1, 324).
lanim dicitiir, non lanus, et 'deciinatur hie laniul, huius CO Welcher Tempel ist in diesem Falle gemeint?
lanii etc. Paul. epit. 103 laneus (lanius?) ianitoj-)'^ Auch Etwa (wie Peter in S. AuSg. VOn OvidS FaStcn
die Hss. haben bisweilen lanius statt lanus: vgl. Scrv. II p. 11 meint) der Unter e) erwähnte beim
V. A. 7, 607 vol. n p. 171, 18 Thilo. Theater des Marcellus oder ein zu dem Forum
***) Oder sollte auch auf diesen Münzen eigentlich der Augustum {Becker, Tow. 370 ff.) gehöriger
Vater des Eons, d h. . lanus, gemeint sein ? Für eine lannstempel? Mir ist das letztere wahrschein-
bejahende Beantwortung dieser Frage scheint zu sprechen, i-, '-■,■, . ■ ipa j. i
dafs auf den Müuzeu der Fonteia bei Babdon a. a. o! 1"^^' .^^^^^ da Wir WlSSCn, dafs Augustus daS
S. 500 u. .^,08 bisweilen auch ein bärtiger lanus Geminus "^0" ihm errichtete Forum auch sonst mit
vorkommt. Tempeln und Bildwerken aller Art schmückte
27 lanus (auf cl. For. Augustum) lanus (in Etnirien n. d. Provinzen) 28
und dabei das Gold nicht sparte (vgl. Becker quadrifrons von Falerii bestätigt wird), doch
a. a. ü. 372,8), und weil Ovid Fast. 1, 223 IF. mufs es zweifelhaft bleiben, ob der hier als
von einem neuen goldenen lanustempel lanus verehrte Gott ursprünglich etruskisch
redet, was trefflich zu dem iavi et auro occul- und später mit dem latinischen lanus ver-
tatus des Plinius (36, 28) sowie zu den übrigen mischt oder nur von italischen Stämmen nach
vergoldeten Bauten des Forum Augustum (C/ait- Etrurien importiert war, da wir leider über
dian. 48, 24. Becker a. a. 0.) pafst, Peter, seinen etruskischen Kult zu wenig unterrichtet
Ovids Fasten 11 p. 11 (vgl. I p. 13) bezieht sind. Höchstens dies läfst sich aus Martiamis
die Verse des Ovid auf die zwar schon von Cap. 1, 45 (vgl. Müller -Deeckc , Eirusker 2,
Augustus begonnene, aber erst im Jahre 17 lo 133 f) schliefsen, dafs lanus mit luppiter und
nach Chr. vollendete Restauration des lanus- anderen Göttern in der ersten (nördlichen)
tempols am theatrum Marcelli, was jedoch Region des Himmelstemplums wohnhaft ge-
nicht recht zu der Abfassungszeit der Fasti dacht wurde. Deccke, Etr. Forsch. 4, 24 i'.
stimmt, während das Forum Augusti mit dem will mit diesem lanus des Martianus Cap. den
wahrscheinlich darauf errichteten lanustempel Ani in der ersten (nördlichen) Region des
schon vor dem J. 752 der öffentlichen Be- Templums von Piacenza identificieren. Viel-
nützung übergeben wurde {Becker, Top. 371). leicht bezieht sich auch die Notiz des Prac-
Über den noch jetzt erhaltenen lanus am Ein- textatus bei Lyd. de mens. 4, 2 Svvafiiv aizov
gang dieses Forums (Arco de' Pantani) s. Becker sivai. xiva. .... icp' ty.axsQaq "Aq-htov rstayfis-
S. 370 und 372, 10. Wenn Servius z. Fer*/. 20 i'tjv x. t. 1., auf die etruskische Vorstellung vom
A. 1, 294 sagt: non in acde lani [in foro Wohnsitze der Götter im Norden des Himmels
Rom.] sed in alia, in foro Augusti intro- (vgl. Müller -Deeckc a. a. 0. 2, 131 f. Deecke,
euntihus ad sinistram fnit Bellum pictum. Etr. Forsch. 4, 19). Für die mehrfach aus-
et Furor sedens super arma aenis vinctus und gesprochene Ansicht, lanus sei eine rein etrus-
damit Vergils Worte (1, 294) claudentur Belli kische und von Etrurien aus zu den Römern
portae; Furor impius intus sacva sedens super u. s. w. hinübergedrungene Gottheit, läfst sich
arma .. . vinctus erklärt, so liegt es nahe Ser- bis jetzt so gut wie nichts anführen (vgl. die
vius' Worte auf das aus Plinius n.li. 35,27 u. Litteratur bei Mäller-TJeecke, Etrusker 2, 58 f.
93 f. bekannte von Augustus („in foro suo cele- Gerhard, Ges. ak. Abh. 1, 311 Anm. 29 u. 31 f.).
berrima in parte", ä.h.woU in dem.lanns sei- zo Über den lanus quadrifrons zu Falerii,
Des Forums (vgl. Serv. a. a. 0. iidroeunübtis) einer unzweifelhaft mehr italischen als etrus-
aufgestellte Bild des Apelles (J5/"//j mar/iwOT re- kischen Stadt (wie schon aus dem daselbst
strictisadtergamanibus;Yg\. Brunn, K.-G. 2,210) herrschenden Dialekte hervorgeht; s. Müller-
zu beziehen, das vor der Erbauung des neuen Deecke 1,103), vgl. Serv. z. Verg. yi. 7, 607 u.
lanus auf dem Forum Augusti in dem alten im ob. Sp. 25 f.
J. 725 von Augustus geschlossenen lanus des Auf den Münzen von Volaterrae erscheint
Forum Rom. aufgestellt sein mochte (vgl. ein jugendlicher bartloser lanuskopf mit
auch Manil. 1, 923. Ov. fast. 1, 123 f. 701 f. flachem, aber (wie z. B. beim Hermes auf
Calpurn. 1 , 46). An den Tempel des Mars Münzen von Ainos) in eine Spitze auslaufenden
Ultor auf dem Forum des Augustus zu denken 40 Petasos, auf der Rückseite oft ein Delphin;
verbietet der Umstand, dafs dieser erst a. u. vgl. Catalogue of grcek coins in the Brit. Mus.
752, also lange nach Vergils Tode, dediciert Italg S. Ott'. Abbildg. S. 11. Müller -Wieseler,
wurde, lange nach der Errichtung des Forums B. a. K. 1, 63, 327. Oder sollte hier an einen
{Becker a. a. 0. 370). Doppelhermes zu denken sein? Vgl. den
Hermes mit Petasos auf anderen etruskischen
2) Sonstige Kulte des lairns 111 Italioi» uihI Münzen {Catalogue a. a. 0. S. 13) und den
aiiuerwarts. Hermes mit Flügelhut auf Münzen von Popu-
Auch aufserhalb Roms mufs lanus mehr- lonia (a. a. 0. S. 4 u. 7).
fach in Italien und sonst verehrt worden sein. Ebenso auf den Münzen der Hafenstadt
Darum nennt ihn z. B. Ilerodian 1, 16 einen soTelamon mit prora auf dem Revers; vgl.
&ebg dQxctiörazog TJJg 'fralCccg EnixcÖQiog, und MiÜler-Deecke, PJtr. 1, 414. Mionnet Su})pl. 1,
aus Drakon b. Athen. 692 DE (= Eustath. z. p. 204, 50 f. Abgesehen von diesen lanus-
Od. 1533, 3) erfahren wir: kul twv yiatcc rrjv bildern sind „doppelköpfige und Hermen-
'EXXäda TtoXXccg noXsig kiu tcov ■Kuza rrjV bildungeu im etruskischen Denkmälervorrat
'JxaXiav v.al Ei-neXiav inl xov vofiiafiarog ohne Beispiel" {Gerhard a. a. 0. S. 311, 31).
syia^äxTsiv ngöoconov öiZscpaXov xai ix &k- b) Albanum; vgl. die Inschrift bei Orelli
xsQOv iitQOvg r] oxsSiav rj Gxicpavov r] nXoiov. nr. 1583: lano Patri sacrum etc.
Wir beginnen mit : c) S i ci 1 i e n ; vgl. die unten zu besprechenden
a) Etrurien. Nach Lydus de mens. 4, 2 Münzen von Syrakus und Panormus.
soll Varro im 14. Buche rer. div. von lanus 60 d) In den römischen Provinzen scheint
behauptet haben : avxov Ttagä 0ov6)ioig ovqcc- lanus verhältnismäfsig selten verehrt worden zu
vor Xiy^a&ai xat i'cpoQov ndarjg tiqÜ^scos xa), sein, wenigstens kommen auf ihn bezügliche
nondvmva, Sia x6 iv xaig KaXsvSaig dvacps- Inschriften nur selten vor. Seine gewöhnlichen
Q£6&ai Tiönavcc. Auf Grund dieser Stelle mufs Beinamen sind Pater (C /. L. 3, 2881. 3030)
jedenfalls angenommen werden, dafs lanus und Augustus (C. I. L. 3, 2969. 2, 4712. 4701)
auch in Etrurien verehrt wurde (was auch oder Pater Augustus (C. i. X. 3, 3158. 8, 4576),
durch die Münzen von Volaterrae und Telamon einmal Patro[nus] {C. I. L. 8, 2608), Geminus
sowie durch den schon erwähnten lanus (C. I. L. 3, 5092 a), Vaeosus (? C. I. L. 12,
29 lanus (Gott d. Thüren u. Thore) lanus (Gott d. Thnren u. Tliore) 30
1065). Beachtenswert erscheint, dafs dem focus waltete bekanntlich Vesta {Preuner,
Gotte wie in Rom so auch in den Provinzen Hestia-Vesta S. 235, 1), über dem Eingang
mehrfach iani, namentlich sogen, qiiadrifrontes (ianua, ianus) lanus, über den fores Forculus,
an den Ausgangs- und Kreuzpunkten üifent- über der Schwelle der Limentinus, doch haben
lieber Heerstrafsen errichtet wurden, offenbar die beiden letzteren Götter sich nie zu der
um dieselben unter göttlichen Schutz zu stellen Bedeutung des lanus erheben können, wahr-
und gleichsam zu heiligen (vgl. die Zusammen- scheinlich deshalb, weil ursprünglich limen
Stellung von Graef bei Baumeister , Denkm. und fores nur Teile des ianus und der ianua
S. 18710'.). Besonders hervorzuheben ist in waren, worunter man nach Analogie nament-
dieser Beziehung der am Ausgangspunkte der lo lieh des ältesten numanischen ianus an dem
von Baeticas Grenze bis ans Meer führenden Via Forum Romanum (s. ob. Sp. 1 7) die ganze
Augusta errichtete, wahrscheinlich mit einem Eingangsflur (= ostium, aditus) mit der Thür
Bilde des Gottes versehene ,,Ianns Augustus", im engeren Sinne zu verstehen hat, so dafs
welcher in mehreren spanischen Inschriften {C. also ianus und ianua (seil, porta) von vorn-
/. L. 2, 4701. 4712. 4715. 4721. 4697) erwähnt herein als der umfassendere Begriff erschien.
wird (vgl. Hühner, C. I. L. 3 p. 627 und Des- Leider sind wir über die religiösen Vor-
j«j-(Zws in der i?et;Me J.rc7te'oZ. 1880 (39) p. 155 ffj. Stellungen, welche die Italiker ebenso wie
die Griechen mit dem Begriffe des Eingangs
B. Funktionen des Ianus. verbanden, nur ungenügend unterrichtet —
,1 1 /^< ii 11 n- •• m •■ m „ „ 20 wir müssen eben das meiste aus der Existenz
a)Iaims als Gott aller Eiiigaiige,Thureii, Thore. ^^^ ^.^^^^^^^ ^-^ ^,^^^^^^ ^^^.^^^^^ Forculus,
Ist auch eine überzeugende Etymologie des Limentinus, 'Egfi^g ozQocpaLog und aus den an
Namens Ianus und der Appellativa ianus und der Thür angebrachten Hekateia schliefsen*) —
ianua noch nicht gefunden (s. u. Sp. 43 ff. u. 49), doch geht schon aus allerlei Thürinschriften,
so ist es doch unzweifelhaft, dafs Güttername wie z. ß. nildl intret mali, iirjösv ^laizco ■kcckÖv,
und Appellativum zusammengehören und Ianus felix hie locus'**), ferner aus den über der
demgemäfs vor allem den Gott der iani und Thüre angebrachten deprecationes incendiorum
ianuae bedeutete, so dafs wir in seiner Bc- und gewissen Glück verheifsenden und Unglück
Ziehung zu den Eingängen und Thüren min- abwehrenden Symbolen = dnorgönaia {Tertnll.
destens eine seiner ältesten und ursprünglich- 30 de cor. 13. Marquardt, PrivataJt. 1, 229. Jahn,
sten Funktionen erblicken dürfen. Ja vielleicht Ber. d. Sachs. 'Ges. d. Wiss. Phil. hist. Kl.
können wir noch weiter gehen und ihn ein- 1855 S. 46 u. 74 f.) , sodann aus der Salbung
fach als göttliche Personifikation der iani der Thürpfosten bei der Hochzeit und dem
und ianuae fassen. Eine solche Deutung, so Heben der Braut über die Schwelle {Bufsbacli,
sonderbar sie auch auf den ersten Blick er- rüm. Ehe 356 If. 359 f. Preuner, Hestia 230 f.),
scheinen mag, würde sich doch auf mehrere endlich aus den auf Vertreibung der Strigen
treffende Aualogieen aus dem Bereiche der ita- berechneten Gebräuchen bei Quid f. 6, 155 ff.
lischen Mythologie stützen können. Man denke (die Thüre wird von Cardea mit Wasser be-
vor allem an Vesta (= Hestia), die Göttin des sprengt, mit Arbutuszweigen berührt und eine
Herdes und des auf ihm brennenden Feuers, 40 „virga lanalis" von Weifsdorn am Fenster an-
deren Name noch völlig mit dem Appellativum gebracht) deutlich hervor, was man von den die
zusammenfällt (vgl. aufser dem griech. tazia Eingangspforte des Hauses bewachenden Gott-
Nonius p. 53 in priitiis ingressibus et in S2}atiis heiten wünschte und erwartete (vgl. Pauly,
domormn vettae, hoc est arae ac foci, soleant Bealcnc. 4, 1408 und Varro b. Non. 135).
haberi. Mythogr. Vat. 3, 5 u. d. Art. 'Effrta Viel genauer als über den Thüraberglauben
oben Bd. 1 Sp. 2607), ferner an die dem der Griechen und Römer sind wir über den-
lanus so nah verwandte Cardea (s. d. Art. jenigen der Deut sehe n***)unterrichtet, welche
Carnd), die göttliche Personifikation der Thür-
angeln (cardines), an den Limentinus, den Gott *) Vielleicht gehören auch die griechischen Dios-
der limina, an Forculus, den Gott der fores 50 ^""° "' "^^^^^ ^^'^'^^^ •^o'" g'-iechischen Thürgötter;
(Tertull Nat. 2, 15), endlich an Arquis, Ter- ^venigstens läfst sich eines ihrer ältesten Symbole, das
*> . „ 7/7 1 j sogen. ürfpfO'it;«« (od. die oox«r«), dessen Gestalt genau den
minus, Fornax U. S. W. Nur mufs man sich ^^^^^^^ ''^^^^^^ entspricht, auf diese Funktion beziehen
hüten, diese Götter nur als Personihkationen (g ^^ B^ 1 Sp 1170 u. O.Jahn, A.B,'iir.92 Anm. GOf.).
toter Begriffe zu fassen: sie sind mehr als das: **) Zu den mala {xaxd), welche Eingang ins Haus
sie sind lebendige, im Herdfeuer, in den finden können, geboren vor allem böse "Winde oder
Eingängen, Thüreu U. s. W. waltende numina, Lüfte, welche Krankheiten erzeugen. Nun galt inMittel-
VOn deren Macht, Gunst und Ungunst der "alien wie in Hellas der Ostwind für den gestm-
religiöse Mensch genau so abhängig zu sein festen iffjppocnä. i p- 530 a«/,«. Vano r. r. 1 12.
, ö, . . r /-,.,,•. f ° .. p Colum. 1, 5), daher wurden die Hauserfronten mit dem
glaubte wie von den Gottheiten der aufseren ^^^.^^^ ^^ ji^T^^^^^ ^„^ ^^^ Ostseite angelegt {Varro
Natur: Sonne und Mond, Himmel, den numina eo y. ^o/. a. a. o.), so dafs also die ostia meist (ebenso wie
des Waldes und Feldes U. S. W. der alte ianus Geminus des röm. Forums) eine west-
Suchen wir uns jetzt der inneren Gründe östliche Kicbtung hatten.
der Verehrung solcher Götter der Eingänge, ***) \ gl. a-nclx Stemler, indische HausregdnXl Parasliara
Thüren und Thore bewufst zu werden, so ist Heft IS. 90 ff. „Bem fertigen Hause naht der Inder, indem
..1.1 PI- • i„r !?• „ ™ er spricht: ,,... den beiden Thürbrettern nahe ich ; dies
zunächst darauf hinzuweisen, dafs Eingang ■ :\ , ,, , . • , , . 1 ^ •, „„
• r, , ,, , 1 TT 1 i' s - 1 X— T Sind Iiidras Hauser, schatzreich, schutzgewahrend, ihnen
(Schwelle) und Herd (focus) von jeher für die „abeich"... Ein dem lanus ähnlicher Hausgeist, der wie
wichtigsten, bedeutungsvollsten und heiligsten -yesta zugleich über dem Herdo waltet, ist der russische
Teile des italischen Hauses galten. Über dem Domowoi; Roskoscimy im 'Ausland' löss s. 732 ff.
31 launs (Gott d. Thürcii n. Tliore) lanus (Privatknlt: Patiücius etc.) 32
grofsenteils nocli gegenwärtig demselben hui- auf den religiösen Vorstellungen von der Be-
digen. Eine reiche Sammlung hierher ge- deutung der Thüren beruhenden germanischen
höriger Vorstellungen und Bräuche findet man Rechtsbräuche vgl. die reichhaltige Abhandlung
bei WutlJce , Der deutsche Volksaberglauhe^ von Rocliholz, Deutscher Glaube 2 S. 130 — 174.
Berlin 1809 (vgl. den Index unter Thür, Thür- Der Privatknlt des lanus tritt ebenso wie
pfosten, Thürschwelle). Auch bei den Deut- derjenige der Vesta (PytMner, i/esüa- F. 232 f.)
sehen spielt die Vorstellung, dafs allerlei fast ganz hinter dem öffentlichen zurück, doch
Zauber und Übel zur Thüre hereinkommen dürfen wir deshalb an seiner einstigen Existenz
und von derselben durch allerlei Bräuche ab- ebensowenig wie an dem der Vesta zweifeln,
gewehrt werden könne, eine Hauptrolle. So lo zumal da alle einzelnen Thatsachen des öftent-
sucht man sich z. B. gegen Berufen und Be- liehen lanuskults die private Verehrung in den
schreien zu schützen, indem man den Rest Häusern notwendig voraussetzen und nur aus
eines nach bestimmten Vorschriften bereiteten dieser erklärbar sind.
und getrunkenen Wassers auf die Thürangeln Der Privatkult des lanus ist schon aus
giefst {Wuttke % ^VS). Wechselfieber geht zur seinem etymologischen Zusammenhang mit
Thüre herein und wird durch eine Inschrift ianua, worunter man im Gegensatz zu porta in
über der Thüre vertrieben (vgl. § 509. Gl 6). der Regel den Eingang des Privathausea
Während und unmittelbar nach der Geburt verstand, zu erschliefsen. Wie es scheint, waren
eines Kindes werden alle Thüren fest ver- ihm alle ianuae der Privathäuser geheiligt;
schlössen und die Schlüssellöcher verstopft, 20 vgl. Cic. N. D. 2,27, 67: ab eundo nomen [lani]
ein Messer wird in die Thür oder den Thür- est ductum: ex quo transitiones perviae iani,
pfosten gesteckt und ein Besen (gegen die forcsque profanarum aedium ianuae nominan-
Hexen?) verkehrt an die Thür gestellt, das tur. Macrob. 1, 9, 7: apud nos lanum om-
Thürschlofs mufs Tag und Nacht mit einem nibus praecsse ianuis noinen ostcndit, quod
blauen Schürzenbande zugebunden sein (§ 581; est simile Ovqccio} . . . omnium et jwrtarimi custos
vgl. 215 u. 444 und die ähnliche Sitte der et rector viarum. ifc. 1, 9, 2: ob merita introitus
Römer bei Aur/ust. c. d. 6, d vol. I p. 232, et exitus aedium eidem [lanoj consecratos.
19 ff. ed. Dombart). Ein auf die Schwelle Auf Privatkult deuten ferner mehrere Ana-
genageltes Hufeisen oder blühendes Farrnkraut logieen mit den ianitores der Privathänser.
über der Thür oder ein Rad {Grimm, D. ikf. ^30 Vgl. Ovid f. 1, 125: praesideo foribus caeli
1091) bringt Glück (§ 123, 176, 419 f.).*) Auch cuvi mitibus Horis: \ it redit officio luppiter
bei den Deutschen sind nächst dem Herde ipse meo. ib. 137 ff. : utque sedens primi vester
und dem Ofen derTliürpfostenund die Schwelle prope limina tecti ianitor egressus introitusque
bedeutsame Orte, besonders für schützenden videt, \ sie ego perspicio caelestis ianitor aulue \
Zauber und Wahrsagung (§ 330; llochholz, eoas partes liesperiasque simul. Wie der ianitor
D. Glaube 2, 154 f.), an dem Eingange und der der Privathäuser für rechtzeitige Öffnung und
Grenze des Hauses bricht sich böser Zauber Schliefsung der Thüren zu sorgen hatte, so
und birgt sich der schützende (§ 107). Die dachte man sich auch den lanus als custos
Hausschwelle gilt als Sitz des schützenden ianuarum {Verg. A. 7, 6i0. Seren, fr. 23 Müller
Genius des Hauses, daher man auf derselben 40 „iMens"), d. h. bald als Offner (Patulcius;
nicht Holz spalten (§ 57; vgl. auch Eochhoh, üv. f. 1, 129. Macrob. Bat. 1, 9, 16), bald als
Deutscher Glaube 2, 136) und auch die Thüre Schliefser (Clusius, Clusivius*) Ov. u. Ma-
nicht hart zuschlagen darf {Bochholz a.a.O. croZ). a. a. 0. Labeoh. lo.Lyd.mens.ijlIIccrovl-
lbS). Will man seinem Feinde Unglück ins ■niov kkI KXovaiov, OLOVfl &vQi6v. Serv. V. A.
Haus bringen, so vergräbt man unter oder vor 7, 610), _ was von Maerobius fälschlich blofs
dessen Schwelle eine tote Katze (§ 177. 388) oder auf das Öffnen und Schliefsen des lanus geminus
Menschenhaare (§ 395; vgl. PUn. h. n. 28, 86), am Forum Romanum bezogen vrird, obwohl
offenbar weil dadurch der Schutzgeist unter ein Öffnen und Schliefsen dieses Gebäudes im
der Schwelle vertrieben oder ein böser Geist Laufe von sieben Jahrhunderten nur zweimal
ins Haus gebannt wird u. s. w. Aber die Thüre 50 erfolgte (vgl. Liv. 1, 19. 3. Ov. f. 1, 281 ff. Vell.
hat nicht blofs den Zweck, das Übel auszu- 2, 38, 3. Suet. Aug. 22) und die übrigen öffent-
schliefsen, sie dient auch dazu, das Glück des liehen iani in Rom, wie es scheint, stets offen
Hauses nicht herauszulassen, darum darf die und gar nicht zum Verschliefsen eingerichtet
Spitze des Messers oder das Brot mit der an- waren (vgl. Cic. N. D. 2, 27, 67 : transitiones
geschnittenen Seite nicht nach der Thüre zu perviae iani). Wie ferner der ianitor des
gelegt werden, sonst geht der Segen aus dem Privathauses einen Schlüssel vmd eine virga
Hause (§ 460. 457), beim Buttern mufs man führte, um mit dieser unbefugte Eindringlinge
der Thür den Rücken zukehren, sonst buttert abzuwehren {3Iarquardt, Privatalt. 1, 240.
man den Nutzen zur Thüre hinaus (§ 708) u. s. w. Becker, Gallus^ 2, 129), so auch lanus (vgl.
Wenn die Thür von selbst aufgeht, so kommt co Ov. f. 1, 99: ille tenens baculum dcxtra clavem-
ein Geist herein**) (§ 753). Hinsichtlich der que sinistra. Macrob. S. 1, 9, 7: cum clavi ac
virga figuratur. lo. Lyd. a. a. 0. Suid. s. v.
*) Vgl. rUn. h. n. 29, G7: cajiiit [draconis] limini
ianuarum subditimi . . . fortunatmn domuin facere pro- *) Ganz verkehrt deutet Lahm bei lo. Lyd. mens. 4, 1
miititur. ib. 20, 101: Ptjt/iagoras scUlaiii in limine quoqiie den Clusivius als eiim qiti vias claudit {ICXovatfitov lirTi
ianuae suspensam malonan medicamentoruin introituin jiel- -rov 6cS[(]«?o)'), eine Erklärung, die übrigens zur Ver-
lere tradit. besserung von Ccdren. 1 p. 21)5 Bonn. l)enutzt werden
**) Auch don Alten galt es als oiu wichtiges Prodigium, Icann, wo statt 'farur . .. Kovaaiov uvTc tob oäahjv
wenn sich eine Thür von selbst öffnete: GVc. rf/». 1, 34, 74. offenbar zu lesen ist: ^lavuv KXovo ißiov uvtlrov ödaTor.
33 lanus (Pvivaltkult: Matutimis) lanus (öiFentl. Kult d, Forums) 34
'lavovccQLog; vgl. auch die unten angeführten zusammengestellt und erörtert worden. Wir
BiUl werke). Auch das doppelte Gesicht des entnehmen daraus vor allen Dingen, dafs die
lanus dürfte sich am einfachsten auf die Ana- öffentlichen iani vorzugsweise eine Beziehung
logie der menschlichen Thürhüter zurückführen zum Markte hatten, dessen Zu- und Eingänge
lassen, insofern diese in erster Linie wach- sie bildeten. So haben wir gesehen, dafs das
sam sein mufsten (s. unten Sp. 53f.) und ihre Forum Romanum mit mindestens drei (wahr-
Aufmerksamkeit nach zwei Seiten hin, so- scheinlich aber noch mehreren) iani geschmückt
wohl auf die Hereinkommenden wie auf die war (vgl. Eichter b. Saumeister, D. 1469, der
Hinausgehenden zu richten hatten (vgl. Mar- namentlich auf die Forumsansichten auf den
quardt, Frivatalt. 1, 238. Varro r. r. 1, 13: lo Rostrabalustraden verweist); ein weiterer sehr
villici proxime ianuam cellaiit esse oportet cum- alter ianus befand sich am Forum holitorium,
que scire, qui introcat aut excat noctu. Aristot. ein quadrifrons wenigstens in späterer Zeit am
oec. 1, G: &vQ0]Q6g . . . xQ^ia^liog . . . Ttgog acott]- F. transitorium u. s. w. (Sp. 25 ff.); im Jahre 174
Qi'av tü)v fLacpfQoiifvcüv>iali%(feQOf.itvav. Pctron. v. Chr. wurden nach Liv. 41,27 von den Cen-
28. Apul. Met. 1, 15. Colimi. 1, 6 vülico itixta soren, offenbar nach römischem Muster, auf oder
ianuam fiat Jiabitatio, ut intrantium exeuntium- an dem Markte einer röm. Kolonie tres Iani er-
quc conspectum hcibeat. Procuratori supra ia- richtet u. s. w. (über die an den Eingängen des
nuani ob casdcm causas; vgl. auch die oben Forums zu Pompei befindlichen Iani s. Bau-
Sp.31 angeführten deutschen Bräuche). Ferner mcister, Benhn. S. 1361 u. die Abb. ur. 1508).
läl'st sich für den Privatkult des lanus geltend 20 In hohem Grade interessant und bisher noch
machen, dafs er bei allen Opfern und Gebeten, gar nicht ins rechte Licht gesetzt ist das Ver-
d. h. doch wohl uicht blofs den öffentlichen, hältnis, welches offenbar zwischen den beiden
sondern auch den privaten, an erster Stelle Kulten des lanus Geminus und der Vesta auf
angerufen und geehrt wurde (vgl. Serv. V. A. dem Forum Romanum besteht und ganz unver-
1, 292 ipsa (Vesta) et lanus in omnibus sacri- kennbar dem Verhältnis der beiden Götter im
ficiis iniocantur. Mytliogr. Tat. 3, 2, 5. Arnob. Privatkult nachgebildet ist.*) Ich mache darauf
3, 29 quem in cunctis anteponitis prccibus). aufmerksam, dafs auf dem Forum Romanum
Bestätigt wird dies durch die, wie es scheint, dieselben Kulte der Vesta und des lanus be-
private Verehrung des Gottes als Matutinus deutungsvoll hervortraten, die auch im römi-
pater {Hör. Sat. 2, 6, 20 fl'.), als welcher er 30 sehen Privathause die Hauptrolle spielten.*'*)
in der Frühe des Morgens vor dem Beginn Hierzu kommt, dafs der alte nuraanische lanus
des Tagewerkes angerufen wurde, ferner durch den ältesten und hauptsächlichsten Zugang
mehrere erhaltene Gebete bei Festen, die {Schol. Cruq. Hör. Sat. 2, 3, 18: ma [Iani
einen durchaus privaten Charakter tragen; statuaj in in g res su fori, altera in medio) zura.
vgl. namentlich Caio r. r. 134 (Privatfeier vor Forum bildete, dessen in der Regel offene
der Ernte); ib. 141 (privata agri lustratio); Thüren der Gott offenbar nach Analogie des
luvenal. 6, 385 f., wo er mit Vesta zusammen menschlichen ianitor bewachen sollte, während
angerufen wird; endlich das interessante Ge- im Hintergrunde des Platzes, an einer Stelle,
bet des Screnus b, Ttrentian. v. 1889 ff. welche dem lanus Geminus auf dem Argiletum
= frgm. 23 Luc. Müller: lane pater, lane 40 schräg gegenüberliegt (vgl. das Forum Rom.
tuens, dive biceps, biformis, \ 0 cate rerum sator, auf Taf. LIII bei Baumeister, Denkm.) und
0 principium deorum \ stridula cui limina, cui einigermafsen der Stätte des focus im Atrium
cardinci tumultus | cui reserata mugiunt aurea des ältesten römischen Hauses entspricht, das
claustra mundi \ tibi vetus ara caluit Aborigineo Vestaheiligtum, ebenso wie der lanus geminus
sacello, wo freilich auch ein offizielles, dem eine Stiftung des Numa (Liv. 1, 19, 2. 20, 3.
öffentlichen lanus (des Forums) dargebrachtes Flor. 1,2), erbaut war {Jordan, Top. 1, 2,
Opfer gemeint sein könnte. Endlich ist das 421 Anm. 136). Diese Analogie der sakralen
Verhältnis des lanus zu Cardea, der öffnenden Verhältnisse des Forums und derjenigen des
und schliefsenden Göttin der cardines {üvid Hauses wird noch deutlicher, wenn wir be-
f. 6, 161 f.), hier zu erwähnen; sie wurde als 50 denken, dafs auch die Tempel der Penaten
seine Geliebte oder Gemahlin gedacht, führte, und der Laren des römischen Staates in der
ebenso wie lanus eine virga aus Weifsdorn Nähe des Marktes lagen {Jordan a. a. 0.
{Ov. f. 6, 129) und gehört ganz entschieden S. 416 ff. 420 ff.) und sicherlich zu demselben
ebenso wie Forculus und Limentinus nur dem in Beziehung standen. Wie nahe der lanus
Privatkult an. Möglicherweise ist auch die des Forums von vornherein den Penaten oder
von Demophilos b. lo. Lydiis d. mens. 4, 2 be- Hausgöttern stand, zu denen Vesta selbst mit-
zeugte (euhemeristische?) Vorstellung von lanus gerechnet wurde {Premier, Hestia S. 94 u. 244
als dem ersten Erbauer von Thüren (Thoren) vgl. 265, 1), ersieht man auch daraus, dafs
und Häusern {ttqwzov avxov . . . Oiy.ovg y.ccl
TtvXBiävag naraCHfuaffat) auf seine Bedeutung GO *) wie die meisten ostia der Privathäuser auf dem
als Hausgott oder Schutzgeist der Häuser zu- Lande (s. ob. Sp. 30 Anm**), hatte auch der lanus Geminus
rückzulühren, doch ist, wie wir sehen werden, dos Forums eine westostliche Axe (ob. Sp. 17). Ich
in diesem Falle noch ein anderer Ideenzusam- 'lalte auch diesd' Übereinstimmung nicht für zufällig,
menhanc denkbar sondern für absiclitlicli und bedeutungsvoll.
Viefgeaauer sind wir dagegen über den *p «: ^T .^'"""l^^ l^T> Z^Tl^^"^ '"'""'' '>
••«■ ii- I TT- li T T 1 r TT "1 385f.undvgl. Sero. V. A. 1, 292 /Vesta] et lanus in omni-
offeuthchen Kult des lanus als des Herrn über ,„^. ^,^^^^.,^.,.,..^ /„„.ca,u«r. lanus und Vesta bilden ge-
alle öffentlichen lani unterrichtet. Schon oben wissermafsen das A und O in den röm. Gebeten iPretiner,
Sp. 1 6 ff. ist das meiste hierher gehörige Material jiesiia 29).
RoscuEB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 2
35
lanus (abstrakte Auffassungen)
lanus (Consivius; duonus cerus)
36
lanus selbst der erste der Penaten sein sollte
{Procop. b. Goth. 1, 25: 'lavbg Ttgtazog . . räv
ciQ%aL(ov Q'säv, ovg . . . nsvcczag svidlow. Den
Laren u. deml. wurde am 1. Jan. auf den häus-
lichen Altären Weihrauch geopfert nach Anthol.
Lat. 395, 1 ff. Biese). So verstehen wir auch
am besten, warum der alte lanus des Forums,
also gewissermafsen des gemeinsamen Atriums
der römischen Bürgerschaft, im Kriege, also
in der Zeit, wo die Bürger nicht domi, sondern
belli, d. h. nicht drinnen, sondern draufsen,
waren , offen gehalten und nur im tiefsten
Frieden, d. h. nach ältester Auffassung, wenn
alle daheim und unter sich waren, geschlossen
wurde: es wäre zweifelsohne ein schlimmes
Omen für die Ausgezogenen gewesen, wenn
man hinter ihnen das allen gemeinsame ideale
Thor der Bürgergemeinde verschlossen hätte
(s. oben Sp. 19 f.).
Aus diesem ursprünglich sehr konkreten
Begriffe des alten italischen Thürengottes ent-
wickelten sich natürlich im Laufe der Zeit
verschiedene mehr abstrakte Vorstellungen,
wonach lanus als der ideale Offner und Schliefser
schlechthin oder als Hüter des Himmels und
Weltalls erschien. Vgl. z. B. Ovid f. 1, 117 ff.:
guidquid uhique vidcs, caelum, mare, nuhila,
terras, omnia sunt nostra clausa patentque
manu. Mc penes est unmn vasti custodia
viundi, et ius vertendi cardinis omne ineum est.
Vgl. V. 125: praesideo forihus caeli cum viiti-
hus Horts. Septim. Seren, frgm. 23 Müller:
cui reserata miicjiunt aurea claustra mundi.
So entstand die philosophische Auffassung des
lanus als eines göttlichen Demiurgen und
Weltordners {mundi sator Martial. 10, 28, 1),
der wir in einem Fragment des M. Messala
(eines Zeitgenossen des Cicero) b. Macroh. 1,
9, 14 begegnen, wo es beifst: qui cuncta fingit
eademquc regit, aquae terraeque vim ac naturam
gravem atque pronam in profundum dilahentem,
ignis atque animae levem in immensmn sublime
fugicntem copulavit circumdato caelo, quae
vis caeli maxima duas vis dispares colligavit.
Auch nach etruskischer Auffassung soll lanus
ein Himmelsgott gewesen sein (lo. Lyd. d.
mens. 4, 2; vgl. A%ig. c. d. 7, 28). Noch andere
(vgl. Macrob. 1, 9, 8 f.), z. B. Nigidius, redeten
(offenbar im Hinblick auf die westöstliche Lage
des doppelthürigen lanus geminus am Forum)
von lanus als dem utriusque ianuae caelestis
jjotens, qui exoricns operiat dieni, occidens clau-
dat und hielten ihn daher für einen Sonnen-
gott oder Apollo. Vgl. lo. Lyd. 4, 2: o ys
fiijv AovtccTLog Hliov itaga to iq)' siiax^gag
TtvXrjg aQXfiv, dvccroXi'ig i'aag -aal 8va£wg. Ärnob.
3, 39. Noch phantastischere Ausdeutungen
des lanusbegrifles finden sich bei Ovid f. 1,
103 ff. (vgl. auch Fest. s. v. Chaos), wo er als
Chaos, bei Serv. V. Ä. 7, 610 u. August, c. d. 7, 7
u. 8 ff., wo er als ,,mundus" (s. Sp. 38f.), u. bei Jo.
J.yd. mens. 4, 2, wo er als drjQ {G. Bassus) und
övvafiig sqp £-)i(xzsQccg "AgyiTOV xirayiiiVT] yial
rag ^siozigag '^v%cig int zov CBXrjviayiov xoQOv
ditoTtsiinovca {Praetcxtatus offenbar nach Py-
thagoreischer Anschauung; vgl. Prolclos hy. 6)
aufgefafst wird (Sp. 47). Wenn Proklos im
G. hymnus (auf Hekate u. lanus b. Abel, Orphica
p. 281) Hekate als &e(Sv (irjzrjQ und lanus als
TCQonärcoQ, Zsiig acp&tzog oder vnazog feiert, so
scheint dieser sonst unerhörten Verbindung
der beiden Gottheiten einerseits die Auffassung
des lanus als Sonnengott und Weltenschöpfer
anderseits als Gemahl der lana (= Diana oder
Hekate) zu Grunde zu liegen (s. Sp. 41 f.). Man
suchte sich also in späterer Zeit in möglichst
tiefsinnigen und abstrusen Deutungen des alten
10 einfachen Thürengottes förmlich zu überbieten.
Von diesen späten abstrakten und philo-
sophischen Vorstellungen von lanus sehr wohl
zu unterscheiden ist die gewifs uralte, sehr
einfache imd natürliche Anschauung, dafs vom
Patulcius und Clusius auch die Schliefsung und
Öffnung des jungfräulichen Leibes bei der ersten
Schwängerung und Entbindung abhänge.
Offenbar spielt bei dieser Funktion des lanus
der sogen, hymen oder die membrana virginalis,
20 qua rupta desinit esse virgo {Donat. Ter. Eun.
5, 5, 7. Serv. V. A. 4, 99) die Rolle einer
ianua. Denn was liegt näher als diese mem-
brana virginalis als einen Verschlufs anzu-
sehen, von dessen Öffnung die weibliche
Fruchtbai-keit abhängt? Dafs in der That die
Alten die Sache so auffafsten, folgt deutlich
aus den Worten Augustins de civ. d. 7, 2:
ipse primum lanus cum pjuerperium con-
cipitur . . . aditum aperit recipiendo se-
30 mini. Vgl. auch 6, 9 [p. 234 Domb.] Varro . . .
emmier are dcos coepit a conceptione hominis,
quorimi numerum est exorsus a lano. ib. 7, 3
Uli etiam quod aperitur conceptui non im-
mer ito adtribui. Tert. ad not. 2, 11: qui con-
sationibus concubitalibus praesit. So erklärt
sich der Beiname Consivius, den lanus
in den Indigitamenta führt (vgl. Macrob. 1, 9,
16 : Consivium a conscrendo i. e. a propagine
generis humani, quae lano auctore conseritur),
40 denn dafs Consivius, Consiva mit serere (säen,
zeugen) zusammenhängt, kann nicht bezweifelt
werden (vgl. Corssen, Aiisspr. etc.^ 1, 418). Ganz
verkehrt leitet Labeo b. lo. Lyd. mens. 4, 1 Con-
sivius von consilium ab. Auch die Öffnung des
Leibes der Schwangeren scheint dem lanus
zugeschrieben worden zu sein, da nach Paul.
epit. 56, 6 clavim consuetudo erat mulieribus
donare ob significandam partus facilitatem. Der
Schlüssel aber war, wie wir wissen, eines der
50 wesentlichsten Attribute des lanus (Sp. 42).
Wie alt diese Funktion des lanus als Gottes
der menschlichen Zeugungen und Geburten ist,
erkennt man am besten daran, dafs er nach
Varro l. Z. 7, 26 bereits im Liede der Salier als
duonus cerus, d. i. als bonus creator, gefeiert
wurde (vgl. d. Artikel Cerus). Vielleicht hängen
auch gewisse auf die Hausthüre und Haus-
schwelle bezügliche Hochzeitsgebräuche,
wie das Heben der Braut über die Schwelle,
GO das Salben der Thürpfosten mit Fett, das
aqua et igni accipi, das „in limine" stattfand
{Bofshach, Böm. Ehe 356 ff. 359 ff. 361 ff.) mit
dieser Funktion des lanus zusammen.
1)) lanus als (lOtt aller Anfänge.
Wie eng diese Funktion mit der soeben be-
sprochenen zusammenhängt, läfst sich am besten
an der sprachlichen Verwandtschaft der Begriffe
37 lanus (Gott aller Anfänge) lanus (Gott d. Jalu-es; Erfinder) 38
p]ingang, Thiire, Thor und Anfang, Beginn, Aus- ävoi^ig rov iviavzov Said. s. v. 'Iccvovocqloc;;
gang, Ende zeigen, insofern oft dieselben Worte mehr bei Marquardt, Staatsv. 3, 273, 5). Vgl.
zur Bezeichnung der beiden Begriffe gebraucht über die Einzelheiten dieser Neujahrsfeier
werden. So bedeutet «(«Yiuw ursprünglich das Mart. 8, 8. Preller- Jordan, B. M. 1, 179 ft".
Eingehen, den Eingang, sodann den Anfang, Marquardt, Frivatalt. 1, 257. Es war eine
Beginn (vgl. inire = hineingehen, beginnen). natürliche Konsequenz dieser Anschauungen,
Den Gegensatz dazu bildete ciitus und exitium, dafs man lanus als Gott des Jahres dachte
eigentl. Ausgang, auch im Sinne von Ausgangs- und die Finger seiner Hände bildlich so dar-
thür, sodann Ausgang im Sinne von Ende, stellte, dafs die Zahl der Tage eines Jahres, also
Ziel, Tod und Verderben. Namentlich er- lo 355 oder 365 herauskam (PZm. 34, 33. ilfacjoft.
scheint limcn oft in der übertragenen Be- 1, 9, 10. lo. Lyd. 4, 1. Suid. s. v. 'lavovdQiog.
deutung Anfangspunkt, Eingang, ebenso wie Mytlio(jr. Vat. 3, 4, 9. Arnoh. 3, 29. Scrv. A.
ianita {fores; vgl. Mythogr. Vat. 3, 4, 9: lanus 7, G07. iHart. 8, 2, 1 fastorum genitor. Schwegler,
. . . anni ianuam pandat) im Sinne von Ein- i?. G^. 1,220, 12). Oder man bezog den Schlüssel
leitung, Anfang (vgl. auch introitus, ingressus in der R. des Gottes auf die uvoi'gig xov
= Einleitung, Anfang, sonst Eingang, Zugang). iviccvrov {Suid. s. v. 'lavovuQLog). Auf Münzen
Vgl. auch Butlmann, 3IytJiol. 2, 76 u. 79. des Commodus (abgebildet Arch. Ztg. 19, Taf.
ScJnvcgler, B. G. 1, 221. Auf Grund dieser 147, 6 ff. vgl. dazu S. 1H7 ff.) erscheint dieser
sprachlichen Analogieeu ist wohl nicht zu Kaiser als lanus stehend mit einer virga in
zweifeln, dafs aus dem Gotte der Eingänge 20 der L.; seine R. legt er auf einen offenen
und Thüren leicht ein Gott der Anfänge werden Bogen (ianus = fores caeli), innerhalb
konnte, zumal wenn man bedenkt, dafs auch dessen die 4 Jahreszeiten (vgl. Ov. f. 1, 125:
die Ausdrücke für Raum und Zeit oft zusammen- pracsideo foribus caeli cum mitihus Horis)
fallen (vgl. z. B. spatium und intervallum, stehen; ihnen entgegen schreitet ein nackter
beides vom Räume und von der Zeit gebraucht). Knabe mit einem vollen Füllhorn (= Novus
Dem lanus als Gott des Anfangs {Aug. Annus). Schliefslich wurde lanus geradezu in der
c. d. 7, 3 omnium initiorum jiotestatem habere Bedeutung von annus gebraucht {Auson. epist.
lanum. Varro ibid. 7, 9: jpenes lanum prima. 20, 13; vgl. Martial. 10,28,1: annorum mundi-
Mytliogr. Vat. 2, 4, 9. August, c. d. 4, 1 1 : in que sator. Lucan. Phars. 5, 6 ducentem tempora
lano Sit initiator) waren die meisten An- 30 lanum). So entstand einerseits die Identifi-
fänge der natürlichen Zeitabschnitte geweiht, cierung des lanus mit Aion oder dem Vater
d. h. die Morgenfrühe, die Kaienden als Monats- des Aion {Messala b. lo. Lyd. de mens. 4, 1.
anfange, der lanuarius als Anfangsmonat des Longinus b. Suid. a. a. 0. Nemes. Cyneg. 104
Jahres. Aus Horaz Sat. 2, 6, 20 ff. erhellt, teviporis auctor. Mart. 8, 2, 1), andererseits
dafs lanus als Matutinus pater in der Frühe die Vorstellung, er sei tcpoQog ndarjg ngä^Bcog
des Morgens beim Beginne der Tagesarbeit {Varro h. Lyd. 4, 2; vgl. auch Ovid f. 1,
angerufen wurde (vgl. 3Iyth. Vat. 8,4,9: diei 165 ff.) oder der Anfang aller Dinge (Paul,
deus. Scrv. V. A. 7, 607: diei dominus). Auf p. 52 s. v. Chaos: a quo rerum omnium factum
den Gott der Kaienden oder Monatsanfänge putabant initium), eine Idee, welche mit der
bezieht sich unzweifelhaft der Beiname Inno- 40 oben besprochenen von lanus als mundus oder
nius, welcher offenbar den mit der Mond- Chaos sehr nahe verwandt ist (s. Sp. 35 u. 39).
göttin luno zusammen an den Kaienden ver- mach. Ovid f. 1,1&5 S. {\g\. auch. Senccaep. SS,
ehrten Gott bezeichnen soll {Macroh. 1, 9, 16 5. Colum. r. r. 11, 2 p. 446 ed. Bip.) mufste jeder
lunonium quasi non solum mensis Januar ii, Römer (ominis causa) am ersten Januar an
sed mensium omnium ingressus tenentem, sein jährliches Geschäft die erste Hand an-
in dicione autem Junonis sunt omnes Kalendae. legen, aber es gleichsam nur kosten, um so
ib. 1, 15, 19). Auf diesen lunonius bezogen durch einen guten Anfang am ersten Tage des
sich nach Varro die 12 zu Rom dem lanus neuen Jahres seiner Thätigkeit einen guten Er-
geweihten Altäre {Macrob. a. a. 0. Jo. Lyd. folg für das ganze Jahr zu sichern (vgl. Peter
4, 2: 8voKaCSsy.a TtQvzüvsig Tiqog xov Nov^ci. 50 z. Ov. f. a. a. 0.). Diese gewifs uralte Sitte,
Tou? yialov^svovg Hali'ovg oQia&rjvai cpaatv, welche z. B. Varro a. a. 0. veranlafst, den
vfivovvrag rov 'iccvov kutcc xov xäv 'ItccXikwv lanus für den icpoQog Tidang JtQÜ^scog zu halten,
(iTjväv (XQLd'^öv. 6 8s BccQQcov . . . cpfjOLv, sowlo der Brauch, den Matutinus pater am
avTov . . . liysa&aL ^al JIoTiävcova, 8ia xo iv frühen Morgen vor dem Beginn der Tages-
rarg KaXbvSaig dvacps^scQ-cct nonavcc. Paul. arbeit anzuflehen {Hör. sat. 2, 6, 20 ff.), hat
p. 104: Janual libi genus, quod Jana tantum- wohl hauptsächlich die Vorstellung erzeugt,
modo immolatur). Ganz besonders feierlich dafs lanus der Urheber oder Erfinder aller
waren natürlich unter diesen Kaienden die möglichen nützlichen Thätigkeiten oder ße-
des lanuarius, d. i. des dem lanus ganz rufe sei. So wurde (nach Plut. Q. Born. 22)
speziell (von Numa) geheiligten ersten Monats, eo nicht blofs die gebildete Sprache und Lebens-
rait welchem die Tage wieder zunehmen (vgl. weise {yläaaa mkJ. Si'aixa; vgl. genitor vocis
Varro l. l. 6, 34 Januarius] a principe deo . . . Serv. 7, 610), der Landbau (yscoQysi^v) und die
appellatus. Porphyr, antr. Nymph. 23. Mythogr. Staatsverfassung {Ttoluhvso&ai), sondern auch
Vat. 3, 4, 9. Jo. Lyd. de mens. 4, 1: dQxrjv die Kunst, Häuser und Thore {oi'Kovg y.al
leqaxiHov iviavxov xov 'lavovccQiov ft^va . . . TtvXscövag Kaxaayisväaai Lemoph. b. I^yd. de
■KaQcc xov ßaatlioig Novfiä ogiaQ-rivai; vgl. ib. inens. 4, 2) und Tempel zu erbauen {Ttgäxov
3, 15. Ovid. f. 1, 43 u. 65 Jane hiceps, anni KaxaCHEvüöat xs^svr] Lyd. a. a. 0. 4, 2), ferner
tacite labentis origo; o:Qxri xov %g6vov v.ci\ der Schiffsbau (s. ob. Sp. 23 f.), die Münz-
2*
39 lanus (erste Stelle bei Gebeten etc.) lanus (Kriegs- u. Quellengott?) 40
prägung {Athen. G92DE. Macrob. 1, 7, 22), ja lieh nicht blofs den gewöhnlichen Ehrentitel
sogar der ganze religiöse Kultus (Xenon b. der anderen grolsen Götter (vgl. luppiter,
Macrob. 1, 9, 3. To. Lyä. 4, 2) auf das Wirken Marspiter etc. Zinzoio , d. Vaterbegriff b. d.
des lanus zurückgeführt. Vgl. auch Macrob. rüm. Gottheiten, Pyritz 1887 S. 6 f.), sondern
1, 7, 21 — 25, wo lanus in dieser Beziehung bezieht sich wahrscheinlich auch auf seine'
als Schüler des Saturnus aufgefafst wird. Der Stellung als Göttervater schlechthin, auf seine
Beiname Cenulus, den iMheo h. Io.Lyd.4:, 1 Geltung als principium deorum. Vgl. Macrob.
mit ivw%LaaTLv.6g erklärt (vgl. Cedrcn. 1 p. 295, 7 1, 9, 16: patrem [invocamus] quasi deorum deum.
Bonn. 'Pafiai^oi. Ki'ßovg rrjv TQOcprjv s-nälow, £^ Cato r.r.lSi. Lucil.h. Lactant.i. d. 4,3. Verg.A.
oi) Kccl 'luvov KißoviXiov diu rö evcoxiccazi.- 10 8, 357. Hör. ep. 1, 16,59. sat. 2, 6, 20. luv. sat. 6,
■HÖv), dürfte sich am besten aus der Idee eines 393. Flin. h. n. 36, 28. Gell. 5, 12, 5. Macrob. 1, 9,
göttlichen Erfinders der "^ars cenarum^ {Hör. 15. Mehr b. ÄTtwe^/Zer, i2. G. 1, 223, 25. Zinzow
sat. 2, 4, 35) im Gegensatze zu dem 'ferus et a. a. 0. 6, 4. Preller, B. M.^ 1, 167, 1.
rudis ante fruqes connitas victus^ {Macrob. 1, . ^ i r, .j. i fr • /„x i /^ i,
7, 21) erklären. Nicht recht klar ist, wie c) lanus als Gott des Krieges (?) u. der Quellen (?).
lanus dazu kam, als Erfinder der Kränze ge- Schon die Alten selbst haben lanus für
nanut zu werden {Drakon v. Kerhyra b. Athen. einen Kriegsgott erklärt und namentlich die
692 DE). Es fragt sich, welche Art von Öffnung des lanus Geminus in Kriegszeiten
Kränzen in diesem Falle gemeint ist, die zum und seinen Beinamen Quirinus (s. ob. Sp. 16) auf
Apparat des Gastmahls gehörenden, oder die 20 diese Funktion bezogen. Vgl. Ennius b. Hör.
dem religiösen Kultus {Flin. h. n. 21, 11) 1, 4, 60 Discordia taetra Belli ferratas postes
dienenden. Auf den Trientalassen seit 268 portasque refregit. Macrob. 1, 9, 16 Quirinum
(s. unten Sp. 51) erscheint lanus selbst mit quasi bellorum potentem ab hasta quam Sabini
Lorbeer bekränzt, und über der Prora des Re- curin vocant. Lucan. Phars. 1, 62 belligcri
verses steht als Beizeichen ein Kranz. — Aus limini lani. Cedren. 1 p. 295 Bonn, 'iccvov
dieser Vorstellung des lanus als Gott aller Kvqlvov maavsl TtQonaxov; Anthol. Lat. ed.
Anfänge und als Stifter des Gottesdienstes so- Biese 394, 1. Hiermit könnte man die auf
wie als Mittler zwischen Göttern und Menschen Numa {Plut. Marc. 8) zurückgeführte Be-
{Ov. f. 1, 171 ff. Sej-v. V. A. 7, 610. Macrob. ?,i\mm.\nagtertia*) spolia [opimaJIanuiQuirino
1, 9, 9. Arnob. 3, 29) erklärt sich wohl der 30 agnum marcm caedito {Fest. p. 189) wohl ver-
uralte Brauch, bei allen Opfern, Gebeten und einigen, wenn nicht bei Plufarch. vita Marc.
Anrufungen zuerst des lanus zu gedenken und 8 (ra 8s xqixa rm Kvqlvco) statt des lanus
ihn an die Spitze zu stellen. Vgl. Cic. N. D. Quirinus der Quirinus als Empfänger der
2, 27, 67 cumque in Omnibus rebus vim haberent dritten Spolien genannt würde, was gegen die
maximam prima . . ., frincipem in sacrificando Lesart des Festus einigermafsen mifstrauisch
lanum esse voluerunt. Varro b. August, c. d. macht, zumal wenn wir bedenken, dafs Quiri-
7, 9: penes lanum sunt prima, penes lovem nus in diesem Zusammenhange besser zu
summa. Vgl. ferner die Gebete bei Cato r. r. luppiter und Mars pafst als lanus, und dafs
134 u. 141, die Devotionsformel b. Liv. 8, 9, 6, dieser sonst immer im üpferkult und bei Ge-
die Götterreihe der arval. Tafeln Henzen, acta m beten die erste, nie die dritte Stelle hat (vgl.
fr. arv. 144 f. Festi epit. 52. OiJid. f. 1, 171 ff. namentlich die Devotionsformel bei Liv. 8, 9:
Serv. V. A. 7, 610. Xenon b. Macrob. 1, 9, 3 lane, luppiter, Mars pater, Quirine, Bel-
li. 9. lo. Lyd. mens. 4, 2. Arnob. 3, 29 u. s. w; lona etc.). Hierzu kommt noch, dafs lanus
mehr b. Marquardt, Staatsv. 3, 25, 7; 26, 1. ebenso oft auch ausdrücklich als Friedensgott
Schwegler, B. G. 1, 222 f. Beachtenswert ist angesehen wird (vgl. Hör. ep. 2, 1, 255:
es , dafs ebenso wie im häuslichen und foren- clanslraque cuslodcm pacis cohibentia lanum.
sischen Kult so auch bei allen Opfern und Ge- Ovid f. 1, 281: joace fores obdo, ne qua dis-
beten Vesta eine Art Pendant zu lanus bildet, cedere possit. ib. 287 ff. Martial 8, 66, 11 j^cici-
indem sie als „custos rerihm intimarum" {Cic. ficus lanus. Claudian 28, 638. Plut. Q. Bom.
nat. d. 2, 27, 67) die letzte, lanus die erste 50 19: xov 'luvov nolizLv.ov y.ul yscagyiv-ov
Stelle erhielt {Preuner, Hestia S. 28 ff. = Mar- (lülXov r) noXs^i-nov ysv6j.i,svov). Man erkennt
quardt, Staatsv. 5, 26, 3). hieraus auf das deutlichste, dafs lanus durch-
In nahem Zusammenhang mit diesen und aus nicht als eigentlicher Kriegsgott anzu-
den oben Sp. 35 ff. behandelten Anschauungen sehen ist und seine Auffassung als bellorum
und Bräuchen steht die, wie Preller, B. M.^ 1, potens und belliger sich lediglich auf die oben
166 ganz richtig hervorhebt, gewissermafsen Sp. 18f. behandelte Sitte den lanus Geminus
theogonische oder kosmogonische Idee von im Frieden zu schliefsen, im Kriege offen zu
lanus als dem Gott der Götter oder Urgott. halten bezieht (vgl. auch Ov. f. 1, 254: nil
Wie alt und ehrwürdig diese Idee war, erhellt mihi cum bcllo. pacem postesque tuebar). Was
am besten aus dem Umstände, dafs lanus be- 60 den Beinamen Quirinus (vgl. auch Kiefsling
reits in den Liedern der Salier als Divum zu Hör. ca. 4, 15, 9) betrifft, der einzig und
Dens gefeiert wurde. Vgl. Macrob. 1, 9^ 14: allein den am Eingang zu dem Forum der
Saliorum antiquissimis carminibus lanus Deo- Quirites, d. i. der röm. Bürger, befindlichen
rum Deus canitur. Varro l. l. 7, 27: Divum und daselbst als custos verehrten lanus be-
Deo. Seren, fr. 23 Müller bei Terent. Maur. zeichnet, so ist es mir bei dem unverkenn-
de metr. p. 1889: 0 cate rerum sator, 0 prin-
cipium deorum. Wenn er Pater genannt ♦) ^je p^ima spolia galten dem luppiter Feretrius,
wnd, so bedeutet dies Epitheton wahrschein- die secnnda dem Mars (3. d). Vgl. imt. Sp. 43 z. 30.
41
lanus (mytb. Verbindungen)
lanus (Attribute, Opfer)
42
baren Zusamuienbang von (juirinus mit (juirites
(Jordan zu Pj eller, li. 71/." 1, 369, 4) wahr-
scheinlich, dais Quirinus in diesem Falle Ad-
jectivum ist und den lanus der Quiriten, d. h.
der auf dem Forum versammelten römischen
Vollbürger, bezeichnen sollte (anders Biitt-
vutiiii, Mylhul. 2, 90 ff). Wenn Servius z. V. A.
7, 610 sagt: quidam laniuii Eanum diciint ah
cundo cumque esse Martern, so beruht das
wohl einerseits auf der Identificierung von Gra-
divus und lanus, anderseits auf der Bedeutung,
welche die Öffnung des lanus Geminus für die
römischen Krieger hatte.
Etwas anders steht die Sache mit der
Funktion des lanus als Gottes der Quellen.
Preller, B. M."" 1, 170 bezieht darauf die Sage
von der Ehe mit der luturna, aus welcher
Fontus hervorgegangen sein sollte (ob. Sp. 18 u.
25), und die von Ovid f. 1,269 n. Met. 14, 785
behandelte Legende von der Abwehr der die
porta lanualis (= lanus Geminus am Forum)
erstürmenden Sabiner durch plötzlich hervor-
brechende heifse Schwefelquellen (s. ob. Sp. 18).
Hierzu kommt noch die Sage von der Quell-
nymphe Canens (s. d.), die Venilia (s. d.),
wohl ebenfalls eine Quellengöttin, auf dem
Palatin dem lanus geboren hatte (Ooid Met.
14, 333). Obwohl diese Sagen meines Er-
achtens nicht ausreichen, um die Funktion des
lanus als eines Quellengottes sicher zu be-
gründen, wäre es doch im Hinblick auf Redens-
arten wie chmdcre fontes (Üv. Met. 15, 271),
aquas {Pro}}. 5, 9, 44), rivos {Verg. Ecl. 3, 111),
rccludere ora fontana {Ov. f. 1, 209), rccluderc
fontes (Verg. G. 2, 175), aperire puteum (Dig.
39, 2, 24), aperire fontes (Cic. Tusc. 1, 3, 6),
puteus patcns (Uor. ep. 2, 2, 135) u. s. w. nicht
unmöglich, _ dafs lanus Patulcius und Clusius
auch als Öffner und Schliefser der Wasser-
quellen gedacht worden wäre.
C. Mythen u. mythische Verbindungen.
Da die meisten Mythen und mythischen
Verbindungen des lanus bereits zur Sprache
gekommen sind, so genügt es, auf die betreffen-
den Stullen dieses Artikels und die sonstigen
in Betracht kommenden Artikel dieses Lexikons
kurz hinzuweisen. Die mit lanus in mythischer
Verbindung stehenden Personen sind:
a) luturna s. d. u. vgl. oben Sp. 18 u. 25.
b) Venilia s. d. u. vgl. oben Sp. 4lZ. 25.
c) Fontus s. d. u. vgl. oben Sp. 18 u. 25.
d) Tiberinus s. d. u. vgl. Sp. 23.
e) Canens s. d. u. vgl. Sp. 41 Z. 25.
f) Car na und Cardea s. d. u. vgl. Sp, 33.
g) Cameses, Camesene, Camasene, Ca-
mise 8. Camese u. vgl. Sp. 23.
h) Saturnus s. d. u. vgl. oben Sp. 22 f.
Die nur von Pscudoplutarch parall. 9 berichtete
Sage von lanus als Sohn des Kronos (Saturnus)
und der Entoria ist apokryph.
i) Wenn Arnohius ade. nat. 3, 29 sagt:
lanum, quem ferunt Caelo atque Hecata pro-
crcatum, so haben wir darin nicht etwa einen
echten Mythus, sondern lediglich einen Aus-
flufs späterer gelehrter Spekulation zu er-
blicken, zumal da lanus naturgemäfs, seiner
Beeleutung als Gott der Anfänge entsprechend,
elternlos sein mufs (Klausen, Acneas etc. 713).
Offenbar ist ihm Caelus zum Vater gegeben
worden, weil man lanus selbst als Himmels-
gott .auffafste (s. unten Sp. 44), und seine
Mutter Hekate erklärt sich einfach aus der
Thatsache, dafs diese häufig wie lanus mehr-
köpfig dargestellt und als Thüreugöttin ver-
ehrt wurde (s. Hekate u. vgl. ob. Sp. 35 f.).
k) Hinsichtlich des Aithex und der Oli-
10 steneals Kinder des lanus s. oben Sp. 23.
1) Über das Verhältnis des lanus zu Picus
u. s. w. vgl. Verg. A. 7, 180. Jordan. Rom.
§39M. Euseb. b. Hieron. Chron. ad a. Abr. 838.
D. Attribute des lanus.
Nach Analogie der menschlichen Thürhüter
führt lanus zunächst den Schlüssel (clavis) und
einen Stock oder Stab (virga, baculum), den
man aber nicht mit dem Mafsstabe des Aion
L'o verwechseln darf, wie dies ArcJt. Ztg. 19
S. 139 geschehen ist. Vgl. Ovid f. 1, 99:
nie tenens baculum dcxtra clavemque sinistra.
ib. 177. 228. 254. Macrob. 1, 9, 7: cum clavi et
virga figuratur, quasi omnium et portarum
custos et rector viarum. Arnob. 6, 25. Auch
auf den erhaltenen Bildwerken (s. u.) erscheint
der Stab in der Rechten mehrfach ganz deut-
lich, während in der Linken statt des Schlüs-
sels hie und da eine patera vorkommt. Wie
30 aus der Erzählung von Carna = Cardea (üv.
f. 6, 101 ft^) hervorzugehen scheint, bestand die
virga des lanus aus Weifsdorn (spina alba
Oo. f. 6, 129 f.), dem man überhaupt eine
segnende, unheilabwehrende Wirkung zuschrieb
(vgl. Böttichcr, Baumhultus d. Hell. S. 360 f.
Kuhn, HerabJcunft d. Eciters^ 237. Wuttle,
d. dtsch. Volksaberglaube S. 474 unter 'Hage-
dorn'. Mannhardt, BaumkuUus 178. 295. 426).
Hinsichtlich des Lorbeerkranzes, mit welchem
40 I. auf Münzen geschmückt ist, s. Sp. 39 u. Sp.51.
E. Opfer.
Als regelmäfsiges Opfer des lanus an den
Kaienden (namentlich des lanuarius) wird
Kuchen (nÖTicivov, lanual, strues) genannt, von
dem lanus sogar einen Beinamen (griech.
nonävcov = Libarius?) erhielt. lo. Lyd. mens.
4, 2: 0 Ss EägQCOv . . . qprjötv avrov . . . liysa^'aL
. . . %al IJonävcova, dia x6 iv xdig KaXsvöccig
50 dvarpEQsa&at. nönava. Paul. epit. Fest. p. 104
lanual lihi genus, quod lano tantummodo
libatur. Ov. f. 1, 127 cui Ceriale sacerdos im-
ponit Hb um farraque mixta sale. ib. 21b ara
mihi posita est parvo coniuncta sacello: haec
adolet flammis cum strue farra suis (vgl.
Seren, b. Terentian. v. 1889 ff. = frgm. 23
Müller u. Fest. p. 310: stnoes genera liborum . . .
digitorum coniunctorum non dissimilia). Vgl.
auch Gass. Dio 73, 13: rä 'lavä rä> ngo xwv
GO Q'vQtöv [xov avvsSQiov^ &vasiv ffisXlsv, wo wohl
ein Kaiendenopfer gemeint ist. Far, vinuvi
und eine agna weixlen als Opfer des lanus und
der Vesta im Privatkult genannt bei luvenal.
6, 385 ff. Nach Cnto r. r. 134 wurde ihm kurz
vor der Ernte ziisammen mit lupiJiter und
Inno tus und vinum und sodann ihm allein
strues geopfert (vgl. Ov. f. 1, 171: cur, quam-
vis alioruin numina placcm, lane, tibi jirimum
43 lanus (Priester, Feste) lanus (antike ii. moderne Deutungen) 44
iura vierumque fero? Antliol. Lat. ed. liicse 103 ff.)- Nahe verwandt damit ist die Deutung
1, 395. Martial. 8, 8, 2). Auch beim Ambar- des lanus als „mundus" (s. Arnoh. 3, 29. Aug.
valienfeste wurde er zusammen mit luppiter c. d. 7, 7 fF. 7, 28. Scrv. V. A. 7, GIO). Als
durch eine Weinspende geehrt {Cato r. r. 141). Gott aller Anfange wird lanus mit Aion identi-
Festus p. 189 behauptet, dem lanus Quirinus ficiert von Mcssala bei Lydus de mens. 4, 1
sei bei der Feier der spolia opima ein agnus (vgl. PJin. n. h. 34, 33 : temporis et aevi deus).
mas geschlachtet worden (vgl. jedoch oben Neben diesen haltlosen Phantasieen finden sich
Sp. 40). Bei der Feier der Agonalia am 9. Januar aber schon im Altertum auch rationellere
wurde dem lanus (als princeps deorum?) in Deutungen. So erklärte schon Nigidius den
der Regia vom rex sacrorum ein Leithammel lo lanus mit Rücksicht auf die Form lana = Diana
(princeps gregis, aries) geopfert {Ovid f. 1, (= Luna) für einen mit dem (ebenfalls als
317 ff. Varro l. l. 6, 12: agonales (dies) per ■ö'^paib? verehrten) Apollon identischen Sonnen-
qtios rex in regia arietem immolat etc. Paul. gott {Macroh. 1 , 9, 8 : ApoUinem lanum esse
]\ 10). Auch sonst erscheint der Widder als Dianav^que lanam; vgl. ebenda 1, 9, 5 u. 6.
das dem lanus heilige Opfertier; vgl. Henzen, 1, 17, 42 u. 64. Placid. Gloss. p. 471 Mai
acta fr. Arv. 144: Jano arietes II. = p. 462 Klotz. Amol). 3, 29. Tertull. de cor.
niil. 13). Ahnlich behauptet Lutatius bei lo.
' "J'ißster. Lyd. mens. 4, 2, lanus sei = Helios tiuqcc t6
Ein eigentliches lanuspriestertum existierte fqp' sKccTSQug TcvXrjg aQ^siv , KvaroXrig i'aoag Kai
nicht, doch scheint aufser den Saliern der Rex 20 övascog (vgl. Macroh. 1 , 9, 9). Nach Varro
sacrorum den Dienst des lanus bei gewissen bei Lyd. a. a. 0. 4, 2 wäre lanus bei den
Gelegenheiten versehen zu haben (vgl. Mar- Etruskern ein Himmelsgott {= ovQavög) ge-
quardt, Staatsv. 3,310 Anm.3— 5. S. 25, 1). Vgl. wesen (vgl. Macroh. 1, 9, 11: alii mundum id
namentlich auch den ordo sacerdotum bei i^esitts est caeliim esse voluerunt etc.). Noch andere
185: maximus videtur rex, dein Dialis, post hielten ihn für einen Gott der Luft (aryp);
hunc Martialis, quarto loco Quirinalis, quinto vgl. G. Bassus h. Lyd. a. a. 0. 4, 2: Bäaaog
Pontif.Max. Diese Ordnung entspricht so genau £v xm izsql &icov SccC^ovu ccvxov slvai voiiC^si
der alten von Numa festgesetzten Götterreihe rsrayfitrov inl rov digog -aal di,' a-vrov rag
Jan u s, luppiter, Mars, Quirinus, Vesta, dafs wir rmv av^Qomcüv svxag dvacp^gsa&KL roig kqslz-
kaum bezweifeln können, dafs der rex sacrorum 30 Toff». Scrv. V. A. 7, 610: alii lanum aerem
zu lanus in besonderer Beziehung stand (vgl. credunt; et quia vocis genitor haheatur, idcirco
Preller, B. M.^ 1, 64. Marquardt a. a. 0. 25). mandari ei preces nostras ad deos perferendas.
b) Neuere Deutungen. Auch die neuere
G. üesttage. Mythologie ist im wesentlichen über die
1) Hinsichtlich der regelmäfsigen Feier an Deutungsversuche der Alten nicht hinaus-
den Kaienden s. oben Sp. 15 u. vgl. Varro gekommen; nur hat sie, den Anforderungen
b. Lyd. mens. 4, 2. Macroh. 1, 15, 19. 1, 9, 15. der modernen Wissenschaft entsprechend, ihre
Betreffs der Feier am 1. Januar s. oben Sp. 37. Auffassungen besser und eingehender zu be-
2) Für den 7. Jan. verzeichnet das Kai. gründen gesucht. Bei weitem die meisten
Fhilocali: lano patri c(ircenses) m(issus). Vgl. 40 neueren Forscher {Buttmann, Mythol. 2, 72;
Mommsen C. I. L. 1 p. 382. Sclnvegler, B. G. 1, 218 ff., der Anm. 2 noch
3) Am 9. Jan. fand die Feier der Agonalia mehrere ältere Vertreter dieser Ansicht an-
statt; vgl. ob. Zeile 8. Marquardt, Staatsv. führt; Preller, B. Myth.^ 1, 168 ff.) erblicken
3, 310, 5 u. 25, 1. in lanus einen Sonnengott. Am eingehendsten
4) Am 17. August: lano ad theatrum Mar- haben Seliwegler und Prcller diese Annahme
celli, Cal. Vall. und Allif. {Eph. epigr. 3, 85). zu beweisen versucht. Ihre Gründe sind kurz
Becher, Topogr. 254. 603. Auf denselben Tag folgende: 1) Der Parallelismus der beiden
fielen die Portunalia; s. oben Sp. 24f. u. vgl. Namensformen lanus und lana (= Diana),
Marquardt a. a. 0. S. 315, 3. C. I. L. 1, p. 399. worunter nach Varro r. r. 1, 37, 3 der Mond
5) 18. Oktober: lano ad tlieatr(um) Mar- 50 {lana crescens et contra senescens) zu verstehen
celli. Cal. Amit. ist. — 2) Die nur aus Macrohius (1, 9, 9)
H. Deutungen des lanus.
bewiesene Vorstellung, dafs die aufgehende
Sonne den Tag eröffne {exoriens aperiat diem),
a) Antike Deutungen. Wohl die älteste die untergehende beschliefse {occidens claudat).
von ihnen ist die des Cicero, welcher de nat. — 3) Die Richtung des lanus Geminus am
deor. 2, 27, 67 (vgl. Serv. V. A. 7, 610) lanus Forum von Osten nach Westen. — 4) Seine
ebenso wie ianua und ianus von ire ableiten Verehrung als Matutinus, d. h. als Gott der
will (ab eundo). Cicero erblickt also im lanus aufgehenden Sonne. — 5) Seine Bedeutung
einen Gott des Gehens, oder wohl besser des als Quellengott, da nach IMon. Hai. 1, 55 eine
Ein- und Ausgehens, während Macrohius 1, 9, 00 Quelle bei Laurentum dem Sol ('Hliog) ge-
ll den Begriff des Gehens auf den ewigen weiht war. — 6) Wenn lanus nicht Sonnen-
Gang (Bewegung) des Weltalls beziehen will gott wäre, so würde die latinische Religion
{lanumque ab eundo dictum, quod mundus keinen solchen gehabt haben, da Sol ein
semper eat, dum in orhem volvitur). — Die sabinischer Gott und der Dienst des Apollo
Deutung des lanus als Chaos (bei Pauli Fest. erst ziemlich spät eingeführt sei.
52), wobei lanus als Hianus gefafst wurde Eine der Schivegler - Prellerschen Deutung
(vgl. x^og von x^oimv), ist schon oben Sp. 35 nahe stehende Erklärung des lanus als Him-
zur Sprache gekommen (vgl. auch Ovid f. 1, melsgott hat Deecke, FtrusJc. Forschungen 2,
45 lanus (neuere Deutungen) lanus (neuere Deutungen) 46
125 ff. offenbar iui Anschluls an Varros oben nög zs, rjfiev dvoc-uXtvcxi, nvKt-vov i'sqpog r]8'
erwähnte Notiz bei lu. Lydus m. 4, 2 zu geben ini&sCvai. Verg. Geo. 3, 261: 2^0'>'t<^ caeli.
versucht. DeecJce verwirft die gewöhnliche Ennius b. Sencca epist. 108, 34: mi soli caeli
Etymologie von lanus = Divanus (Dianus) maxima 2)orta imtd). So kommt es, dafs bei
und hält den Namen mit dem Appellativum den Römern so oft von einem caeluui apertum
ianus in der Bedeutung Gewölbe, Bogen für (patens) und clausum die Rede ist. War näm-
gleichbedeuteud. Ianus sei demnach der Gott lieh der Himmel heiter, unbewölkt, so sprach
des Himmelsgewölbes und von den Etruskern, man von einem caelum apertum, im ent-
die wahrscheinlich Erfinder des Bogen- und Ge- gegengesetzten Falle von einem caelum clau-
wölbebaues gewesen seien, von dem ursprünglich 10 sum (vgl. Lucr. 6, 817: aperta promtaque
etruskischen laniculum aus, unter Numa nach caeli. Cic. de divin. 1, 1: patens caelum ex
Rom gekommen. Als Himmelsgott sei er auch omni parte atqiie apertum intueri. Val. Flacc.
Gott des Anfangs, des Ursprungs aller Dinge, 1, 655: emicuit reserata dies caelumque resolvit
und Quellengott geworden, weil die irdischen arcus; mehr b. Röscher a. a. 0. S. 121 Anm.
Wasser vom Himmel kommen und von ihm 469). Was könne nun einfacher sein als die
genährt werden. Den Ianus quadrifrons be- Vorstellung, dafs der Wind, welcher den
zieht Beecle nach dem Vorgange der Alten Himmel bald mit Wolken bedeckt, bald davon
auf die vier Weltgegenden. ,,Das Öffnen und befreit, der Öffner und Schliefser des himm-
Schliefsen des Tempels beim Beginne und lischen Hauses sei? (Vgl. Ovid f. 1, 681: cum
Ende des Krieges" betrachtet Deeckc (S. 127) 20 serimus caelum ventis aperite serenis). Er-
in etwas gesuchter Weise ,,als Symbol der Öff- wäge man nun, dafs der Wind oder Luftzug
nung der Schranken des Weltalls, wenn Ianus, ebenso die als himmlische Thüren gedachten
der Gott der Himmels- und Weltordnung ge- Wolken wie die Thüren der menschlichen
zwungen ist, gegen die bösen Mächte draufsen Wohnungen bald öffnet, bald zuschliefst, so
zu kämpfen, der Schliefsung, wenn die Ruhe dränge sich uns fast von selbst die Vermutung
draufsen hergestellt ist". auf, dafs Ianus ein altitalischer Windgott sei,
Corssen {Ausspr. etc. 1^, 212), der fest an die zumal da es bisher an einem solchen einheit-
Richtigkeit der Ableitung von der Wurzel div lieh gedachten Windgotte in der italischen
(wgl.&uch Pott, E. F. l,9d. 2,201. Ploix,Nat.d. Religion fehle. Diese Vermutung sucht nun
dieux 99. Grafsmann, Z. f. vgl. Spr. 11,9. IG, l&l) 30 Boscher durch die Vergleichung mit dem
glaubt, erkennt dagegen in I. „den Gott der griechischen Hermes, den er als Windgott er-
Grenzen von Raum und Zeit, insbesondere der wiesen zu haben glaubt, zu stützen. Die ver-
Zeitgrenzen, die durch die Lichtwechsel der schiedenen Vergleichungspunkte sind kurz
Sonne und des Mondes bestimmt werden, wie folgende. Dem thürhütenden Ianus dürfte zu-
Anfang und Ende der Jahre, Monate, Wochen nächst deutlich der an der Thüre des grie-
und Tage". Er meint, dafs I. eben mit Rück- chischen Hauses Wache haltende 'EQfirjg argo-
sicht auf diese Lichtwechsel als „lichter Gott" qxxiog, TtvlrjSdiiog, der als Windgott die Thüre
oder „himmlischer Gott" bezeichnet worden bald öffnet, bald schliefst {Boscher, Hermes
sei. „Da nun aber Ianus auch die Gottheit 91 f.) und vor allen Dingen wie ein Thürhüter
der Raumgrenzen auf der Erde war, daher der 40 die sich etwa einschleichenden Diebe abwehrt,
Thüren und Thore, so ist es begreiflich, dafs entsprechen. Dem Ianus als rector viarum
von ihm ein Thor oder Durchgang, bei dem {Macroh. 1, 9, 7), dem zu Ehren auf den be-
sein Brustbild zu sehen war(?), Ianus genannt lebtesten Strafsen iani, auf den Kreuzwegen
wurde, wie Wein durch Bacchus, Brot durch iani quadrifrontes mit doppelköpfigen oder
Ceres, Liebe durch Venus, Kampf durch Mars vierköpfigen lanusbildern errichtet waren, ist
bezeichnet wurde." Härtung {Bei. d. B. 2, 219) der Wegegott Hermes vergleichbar, der eben-
und /tZause»^ (AcHcas 710) halten Ianus für einen falls oft mehrköpfig ('E. xQiv.i(faloq, r£XQav.£-
Gott des Anfangs, oder für den ürgott schlecht- cpalog) dargestellt wurde. Ebenso wie Ianus
hin; Mommsen , B. G.^ 1, 163 fafst ihn als wurde auch Hermes öfters als Doppelherme
,, Geist der Eröffnung". Eine von allen bis- 50 gebildet. Die Darstellungen beider Götter
herigen Deutungen abweichende Erklärung ist standen sich so nahe , dafs z. B. Augustus
neuerdings, wenn auch mit vorsichtiger Re- einen solchen Doppelhermes des Skopas oder
serve, von Boscher in seiner Schrift Hermes Praxiteles aus Ägypten nach Rom brachte und
der Windgott (Leipzig) 1878 S. 119 ff', versucht hier als lanus aufstellte {Plin. h. n. 36, 28).
worden. Boscher geht aus von der Griechen Vgl. auch den doppelköpfigen Windgott Boreas
und Römern gemeinsamen Vorstellung einer auf einer Vase (ob. Bd. 1 Sp. 809 f.). Da ferner
Himmelspforte {nvlai ovgavov, porta caeli), vom Winde das Gelingen der Opfer und die
welche bei Homer von den Hören bald ge- Hörbarkeit der Gebete abhängt*) (vgl. Boscher
öffnet, bald geschlossen wird. Unter den a. a. 0. S. 122), so ist dem Hermes sowohl
Thüren dieser Pforte*) sind natürlich die go wie dem Ianus die Erfindung des Opferritus
Wolken zu verstehen (vgl. IL E 749: avzö- vmd Götterdienstes zugeschrieben worden. Vgl.
(icczcii ÖS TtvXai fiv'jtov ovQavov, ag '^xov 'H.erm.es als „jirecmn minister" {Welclcer, Sylloge
(OQui, rrjg i-Kizizqaitzai [liyag ovqavbg Ovlvfi- epigr. gr. 136) mit Ianus als viam pandens
*) Auch der Eigveda kennt Götterthore (1, 13,6. *) //. 0 b49 y.riatjv rf' i/. mdiov uvt/tioi (piQov
142, 6. 2,3,5 etc.). Ebenso die germanische Mythologie; uvQavbv staui. ib. A. 317. Aji. Rh. 1, 438 f. Vayu
Mannhardt, Gennan. Mythen 255. 266 f. 287. 389 ff. (wo heifst im iJ2«7r«ta 8, '26, 21 nVas ^M^i = Herr des Opfers.
deutlich die "Wolken als Himmelsthüren erscheinen, deren Dieselbe Vorstellung scheint dem Opfer Kains und Abels
Pförtner St. Petrus (= Ianus?) ist) 394 f. 400 ff. etc. zu Grunde zu liegen.
47 lanus (Kritik tl. neueren Deutungen) lanus (Kritik d. neueren Deutungen) 48
dcorum ad audientiam {Arnoh. 3, 29) und als stilndnis seines Wesens zu gelangen. Hierzu
preces supplicum per portas snus ad deos ipse kommt noch, dafs fast alle soeben dargelegten
transmiitens {Nigid. h. Macrob. 1, 9, 9). Vgl. vor Deutungen verschiedenen Bedenken unterliegen,
allem auch Scrv. 7, 610: alii lanum aerem cre- Namentlich scheint mir dies bei der Deutung
dunt, et quia vocis genitor (vgl. Hermes als des lanus als Sonnen- oder Himmelsgott der
Erfinder der Sprache!) liaheatur, idcirco man- Fall zu sein. Um mit dem ersten von Freller
dari ei preces nostras ad cos perferendas. angeführten Grunde zu beginnen, dafs lanus
Des lanus Verhältnis zu den Märkten die maskuline Parallele zu Jana, d. h. der
Italiens und den daselbst verkehrenden Wechs- Mondgöttin, sei, so ist diese Annahme zwar
lern und Händlern erinnert an den Hermes lo an sich, d. h. lautlich möglich, doch ist erstens
ayoQaioii der griechischen Städte. Dem Matu- die Form lana (s. d.) = Diana nur schlecht
tinus pater scheint der ebenso wie der Wind bezeugt und vielleicht nur einer mythologisch-
am frühen Morgen geborene Hermes zu ent- etymologischen Spekulation zuliebe konstruiert
sprechen. Der lanus Consivius und duonus (vgl. FajTor. r. 1, 37, 3 und ilfacroö. 1, 9, 8 pro-
cerus findet eine Analogie in dem Hermes, nuntiavit Nigidius ApolUnem lanum esse Dia-
von welchem die Befruchtung der Pflanzen namque lanam), zweitens nimmt es wunder,
und Tiere abhängt. Sogar für den 'Egfiris dafs diese etymologische Verwandtschaft zwi-
il)vxonofi7c6s findet sich eine Parallele im Vor- sehen lanus und Diana (lana) keine mytho-
stellungskreise des lanus, welcher nach Prae- logische Verwandtschaft beider Gottheiten er-
textatus b. lo. Lyd. mens. 4, 2 tag Q-sioxsQag 20 zeugt hat, und drittens würde die Parallele
rpvxag sni xhv GsXriviccY.6v xoqov dnoTcs^nsi, lanus und Diana (lana) das offenkundige Ver-
was unverkennbar an den pythagoreischen hältnis des lanus zu den iani und ianuae
'EQfifjg TKfitag TÖ3V ipvxäv . . . [dg] ^lOTtsfinfi zerreifseu, zumal da Diana in gar keiner Be-
äno xäv cafiärcov -ras ipvxcig . . . rag -na&aQag ziehung zu diesen Begriffen steht.
ini xbv vipiaxov x. x. X. erinnert. Auch im Nicht minder hinfällig oder bedenklich ist
Kultus beider Götter kommen Ähnlichkeiten der zweite von Preller angeführte Grund, der
vor, beiden werden vorzugsweise Widder ge- sich wesentlich auf 3Iacrob. 1, 9, 9 qui exo-
opfert; beiden sind vorzugsweise die Neumonde riens apcriat diem, occidens claudat stützt, in-
(Kalenden) geheiligt. sofern hier eine ganz späte, wahrscheinlich
.,„..,, , ^ , 30 nur aus eingebildeten Theorieen entstandene,
I. Kritik der modernen Deutungen. ^^nst nicht nachweisbare Vorstellung eines
Fragen wir jetzt, welche der soeben ange- Mythologen {Nigidius) vorgeführt wird. Wenn
führten meist physikalischen Deutungen An- Preller u. a. drittens aus der von Osten nach
Spruch auf unsere Billigung machen können, Westen laufenden Axe des alten lanus Geminus
so scheint mir keine einzige derselben volle am Forum auf einen Sonnengott schliefsen, so
Befriedigung zu gewähren; ja es ist sogar ist dem nicht blofs entgegenzuhalten, dafs diese
nach unserer oben gegebenen Darstellung in Lage zufällig und lediglich aus örtlichen Ver-
hohem Grade zweifelhaft, ob wir überhaupt hältnissen erklärbar sein kann, sondern auch,
in lanus einen alten Naturgott anerkennen dafs sie sich möglicherweise aus der gewöhn-
dürfen. Wie wir gesehen haben, lassen sich 40 liehen Anlage der altrömischen Bauten, nament-
alle einzelnen Funktionen des lanus auf die lieh der Villen, erklärt, deren Front, wie wir
beiden Grundbegriffe eines Schutzgottes oder sahen (Sp. 30 A. **), in der Regel nach Osten ge-
Genius der Thüren und eines solchen der An- richtet war. Vielleicht hängt diese ost-west-
fänge zurückführen, und der letztere Grund- liehe Richtung des alten Markteingangs mit
begriff ist aller Wahrscheinlichkeit erst aus der dem Templum zu Grunde liegenden Vor-
dem ersteren hervorgegangen. Dafs ein solcher Stellung zusammen, dafs die Ostseite die glück-
häuslicher Schutzgeist der Eingänge und Au- verheifsende sei (Müller- Deccke, Etrusher'^ 2,
fange ganz wohl ohne ein Natursubstrat 131 f.), daher man, um ein günstiges Omen für
wenigstens bei den Italikern denkbar ist, alle auf dem Markte betriebenen Angelegen-
lehren zahlreiche Analogieen, namentlich Vesta 50 heiten zu gewinnen, durch eine östlich ge-
(= Hestia), die göttliche Personifikation des richtete Pforte ein- und auszugehen liebte.
Herdfeuers und Herdes, Cax-dea, die Göttin der Auch der vierte Grund, die Verehrung des
Cardines, Limentinus der Gott der limina, Ter- lanus als Matutinus, braucht nicht notwendig
minus der Gott der Grenzen und viele andere auf einen Gott der aufgehenden Sonne bezogen
göttliche Wesen, welche uns namentlich die zu werden, sondern kann sich recht wohl
Indigitamenta kennen lehren (s. oben Sp. 30). ebenso wie die Verehrung an den Kaienden,
Was hindert uns also bei dem völligen Zu- im ersten Monate des Jahres u. s. w. aus der
sammenfallen des Namens und des Appella- Bedeutung des lanus als Gottes aller Anfänge
tivums (lanus und ianus) an ein ähnliches ei'klären (s. oben Sp. 37ff.). Genau dasselbe
Verhältnis zu glauben, wie es uns bei 'Eaxia 60 gilt von lanus als Quellengott, den wir oben
und saxca entgegentritt, oder, mit anderen auf Grund sprachlicher Thatsachen einfach aus
Worten, was hindert uns anzunehmen, dafs der Vorstellung vom Öffnen und Schliefsen
ebenso wie der Begriff des Herdes und Hei-d- (der Wasseradern) zu erklären gesucht haben,
feuers in 'Eaxi'cc und Vesta so auch der Be- zumal da eine Beziehung des Sonnengottes zu
griff des Eingangs in lanus zu einem göttlichen Quellen bei Griechen und Italikern sonst so
Wesen sich steigern konnte? Nötig ist es gut wie unerhört ist. Der Gedanke Schweg-
also entschieden nicht für lanus nach einem lers endlich, dafs, wenn lanus kein Sonnengott
Natursubstrat zu suchen, um zum vollen Ver- wäre, die altlatinische Religion eines solchen
49 lanus (in d. Kunst: doppelköi^fig)
entbehrt haben würde, ist schon deshalb hin-
fällig, weil Mars (s. d.) aller Wahrscheiulich-
keit nach von Haus aus ein Sonnengott und
mit Apollon nahe verwandt ist. Gegen die
Deutung (Dceckes) des lanus als eines etruski-
schen Gottes des Himmelsgewölbes spricht
nicht blofs der Umstand, dal's lanns sich durch-
aus nicht als ein rein etruskischer Gott er-
weisen läfst (s. oben Sp. 28), sondern auch,
dafs es sehr fraglich erscheint, ob der Himmel
aufser von Ennius jemals als einfacher Bogen
{ianus, fornix , arcus) gefalst worden ist.*)
Anders läge die Sache, wenn nicht der ein-
fache Bogen, sondern vielmehr das Kuppel-
gewölbe (thohis, hemispliacriiim) Symbol des
lanus wäre. Der einfache Bogen könnte höch-
stens Symbol des Regenbogens {arcus caeli)
sein, zu welchem lanus jedoch keine nach-
weisbaren Beziehungen besitzt. — Die Corssen-
sche Deutung des lanus als Gott des Licht-
wechsels beruht einerseits auf einer zweifel-
haften Etymologie**), anderseits auf einer zu
abstrakten, unseres Wissens nie sonst zu einer
göttlichen Persönlichkeit ausgebildeten Vor-
stellung. Was endlich meine eigene, vor Jahren
gegebene Deutung betrifft, so dürfte zwar
nicht zu leugnen sein, dafs sie mehr charakte-
ristische Eigentümlichkeiten des lanus zu er-
klären vermag als die anderen physikalischen
Deutungsversuche, doch scheint sie mir, wie
schon oben hervorgehoben, bei der eigentüm-
lichen Richtung der römischen Religion auf
Personifikation und Vergöttlichung aller mög-
lichen, im häuslichen Leben wichtigen Begrifle,
unnötig zu sein, womit ich jedoch nicht bestimmt
in Abrede stellen will, dafs doch vielleicht dem
alten Thürengotte ein (nur nicht mit Sicherheit
nachweisbares) Natursubstrat zu Grunde liegen
könne. Vgl. Mannhardt, German. Ilythen 2.36 f.,
wo nachgewiesen wird, dafs der Donner- und
Blitzgott Thor germanischer Thüreugott war.
K. Ianus in der Kunst.
A) Doppelköpfiger Typus. Bildwerke,
welche Ianus darstellen, sind, abgesehen von
den Münzen, im ganzen höchst selten. Das
älteste in dem numanischen Ianus Geminus
des Forums aufgestellte Bild (jedenfalls ganze
Figur) mit Doppelkopf kennen wir nur aus Be-
schreibungen von Schriftstellern (s. oben Sp. 17)
und vielleicht aus dürftigen Münzbildern (vgl.
Ecl<liel, B. N. VII 119). Dafs es sich in diesem
Falle um eine sehr alte, noch zu Plinius'' Zeit
vorhandene Statue handelt (vgl. Varro l. l.
5, 165) geht deutlich aus den Worten dieses
Schriftstellers (7t. n. 34, 33) hervor: fuisse . . .
statuuriam artem familiärem Italiae quoqiie et
*) Vgl. Cic. de oral. 3,40, 162 qito in genere . . fugiemla
est (lissiinitHudu: ,Caeli inr/entes fornices' : quamvis sphae-
ratii in scenam . . attulerit Ennius, tarnen in sphaera
fornicis siiniliti/tlo non potesi inesse. Hieraus folgt,
dafs die Bezeichnung des Himmels als fornices (statt
tfwlus, hemisphaerium, sphaera) ganz singulär und unzu-
treflend war. Oder meinte Ennius etwa den Kegen-
bogen?
**) Eine ganz schlagende Etymologie von ianus,
ianua und Ianus ist noch nicht gefunden, doch kann
mau bich allenfalls einstweilen an der alten Ableitung
von I (i'/e) genügen lassen.
Ianus (in d. Kunst: doppelköpfig) 50
vetustam indicant. ... Ianus geminus a rege
Natna dicatus digitis ita figuratis ut CCCLV
(andere lesen CCCLXV) dierum notu, per signi-
ficatiuneiii anni , tcmporis et aevi se deum in-
dicaret. Vgl. Lyd, de mens. 4, 1 : tij ^sv öe^iu
TQioc-noatccg zfj dl itägcc i^rjy.ovra itävrt
il)^(f)ovs uQi&fiovvTu wcnsQ xov iviavxov\ ebenso
Said. s. V. 'ittvovÜQioq und Macroh. 1, 9, 10.
Ist demnach die Lesart CCCLV bei Plinius
10 richtig, da er ausdrücklich von dem alten von
Numa gestifteten Bilde redet, so dürfen wir
im Hinblick darauf, dafs erst Cäsar im J. 46
das aus 365 Tagen bestehende Jahr einführte,
wohl annehmen, dafs man später (wie es
scheint, erst nach Plinius) die Stellung der
Finger der linken Hand so änderte, dafs statt
LV die Zahl LXV (oder LVVV?) dargestellt
Ianus bärtig auf einem röm. Eibralas (nach Mumiusen,
Bist, de la nionn. vom. irad. par le Duc de Blaca.i pl. V =
ßau/^eistcr, Denhn. S. 964 ur. 1158).
wurde. Was den Ausdruck und die Auffassung
des Kopfes betrifft, so dürfen wir ihn uns
wohl nach Mafsgabe des Doppelkopfes auf
50 den ältesten römischen Libralassen etwa aus
der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. bärtig (vgl.
Ovid f. 1, 259 propexam ad pectora harham)
und ernst mit auffallend grofsem, wie es
scheint, aufmerksam beobachtendem Auge vor-
stellen. Vgl. die schönen Abbildungen der
ältesten lanusmünzen in d. Wiener Numismat.
Ztschr. 15 (1883) Taf. 1 Fig. 12 u. Taf. 2
Fig. 1—3. Seit d. Jahre 268 treten an die Stelle
der alten Libralasse die sogen. Trientalasse,
60 deren Typus ein wenig verändert wird, indem
der lanuskopf jetzt mit dem Lorbeerkranze
{Claudian. 28, 641 ore coronatus — gemino.
Sidon. ca. 7, 11: dupliciqiie accingere lauro)
ausgestattet und darüber das Wertzeichen I
gesetzt ist {Baumeister, Denhn. S. 712 hält
dieses Wertzeichen irrtümlich für einen Stab).
Ähnlich auf Gemmen; vgl. Töllcen nr. 1397.
Vielleicht gehört in diese Reihe auch der
51 lanus (doppelköpfig, bartlos)
lanus (in ganzer Figur)
52
laiius bärtig auf e. rüm. Triental-
as (nach Mominsen, hist. etc.
lil. XXII, 7 = Baumeister, D.
S. 906 nr. 1166).
von manchen für Zeus erklärte Doppelkopf
(etwa lebensgrofs) im Palazzo Spada zu Rom,
abgebildet in E. Brauns Änt. Marmonverlccn
1. Dekade Taf. 3a u. 3b, besprochen vou
Overbeelc, Kunstin. Zeus S. 91 f. Matz-Duhn,
Borns ant. Bildiv. 32; vgl. auch Müller, Hdb.
d. Arch. 407, 2. Sind hierher auch die lanus-
herme Ivipr. d. 1. 4, 86 {Müller a. a. 0.) u. die ob.
(Bd. 1 Sp. 2416) von Scherer auf Hermes bezogene
Gemme (Doppelge- lo
stalt , bärtig mit
Petasos und Stab)
zu stellen? Neben
diesem bärtigen
Doppelkopf begeg-
net auf Münzen,
z. B. denen von Vo-
laterrae (s. oben
Sp. 28), und auf rö-
mischen Familien- 20
münzen ( Klausen,
AeneasTlh Anm. r),
sowie auf Gemmen
{Tölken nr. 1398),
noch ein jugend-
licher, dem un-
bärtigen Hermes ähnlicher Typus bisweilen mit
einem ziemlich flachen, oben in eine Spitze aus-
laufenden Petasos (vgl. Cat. of grcek coins in
the Brit. Mus. Italy S. 9 — 11. DeecJce, Etruslc. 30
Forsch. 2 S. 90. 125 Taf. 111 nr. 42. Müller-
Wieseler, D. a. K. 1, 63, 327). Ganz ähnlich,
nur dafs das eine Gesicht bärtig, das andere
jugendlich ist, sind die beiden oben (Hermes
Sp. 2416) von Scherer auf Hermes Sitiicpalog
bezogenen Doppelköpfe auf Gemmen, in welchen
vielleicht auch lanus anzuerkennen ist. Ebenso
erscheint auf den asses des aes grave von
Mittelitalien ein jugendlicher bartloser Doppel-
kopf (mit Diadem?); vgl. Catalogue a. a. 0. 40
S. 48 u. 49. S. auch die röm.-campan. Münzen
hei Babelon, Mann,
de la rep.l S. 21 ff.
sowie die Münze
der Fonteia ib. I
S. 499.
Überhaupt ist
lanus (oder die mit
ihm identificierte
Doppelherme?) zu 50
einem häufigen
Münzbilde vieler
Städte Italiens, Si-
ciliens u. Griechen-
lands geworden ;
vgl. Drakon von
Kerkyra b. Athen.
692 DE {=Eustath.
z. Od. 1533, 3): täv Katcc rrjv'EXXaöa nollas t^Ö-
Isis n«t Tmv ■narä trjv 'itaXiav kkI EfAsliav snl 60
xov vofiLa^azog iyxccQärtsLv TtQoaconov Si-nscpalov
yial Ix &Kr fQov fiegovg r] axsdLctv 7] azicpavov
r] Ttloiov. In der That finden wir diese Notiz
durch erhaltene Münzen bestätigt. Besonders
interessant ist das yoiithful janiform liead,
laur. (Hermes?) auf Silbermünzen von Syra-
kus {Head pl. VI, 5) aus der Zeit des Timo-
leon {Cat. of the gr. coins in the Brit. Mus.
lauus jugendlich mit Petasos
auf e. Münze v. Volaterrae (nach
Beecke, Eirusk. Forsch. Taf. 3, 42).
Sicihj 186. Vgl. auch die nach 212 geschla-
gene syrakusanische Münze mit head of lanus,
beardcd and wcaring ivreath {Head pl. XIV,
13) Cat. a. a. 0. S. 229. Von panormita-
nischen Münzen sind folgende Typen zu er-
wähnen: a) Obv. ram Standing r. between his
legs head of lanus; Period of Decline; Cat.
a. a. 0. 122. — b) Obv. head of lanus, laur.
ahove I; Bev. FR [= POETVS? PORTVNVS?]
loithin laurcl-wreath; Cat. a. a. 0. 124; vgl.
ebenda S. 126 ff. Ebenso erscheint lanus auf
Münzen von Amphipolis (das eine Gesicht
bärtig, das andeie unbärtig? Cat. of greek coins
Macedon. 50), Thessalonike (ib. S. 112) und
sonst (vgl. Imhoof- Blumer , Monnaies grecques
S. 252).
Aufser dem alten numanischen Doppelianns
am Forum, der durch die Stellung seiner
Finger die Zahl der Tage des Jahres andeutete,
finden sich noch andere doppelköpfige Typen
in ganzer Figur. Hierher gehört der Typus,
welcher nach Analogie der ianitores in der
Rechten einen Stab (baculum, virga; vgl. auch
die Münze des Ant. Pius Eckhel, D. N. VII, 16, wo
die virga als ha-
sta gedeutet wird;
vgl. Cohen, Med.
««25.° 2, 356; eben-
so des Pertinax
ib. 141 ; Cohen,
Med. iinp.- 5,392
mit der Inschrift
lano Conservat.),
in der Linken
einen Schlüssel
oder umgekehrt
hielt (vgl. Ovid
f. 1, 99 tue tcnenS j,^^^g ^ ganzer Gestalt anf e. Me-
baCUlum aCXtra daiUon des Commodus (nach Ger-
Clavemque Sini- hard, Denkm. u. F. Taf. 147, nr. 8).
Stra; ib. 228 cla-
viger; vgl. ib. 254. Macrob. 1, 9, 7. lo. Lyd.
de mens. 4: vvv filv ^Isig l^^nXeiSa, v-Xsiv?^
zij ds^iä cpsQovza; ebenso Sioid. s. v. 'lavovd-
Qiog), ferner der höchst merkwürdige, oben
Sp. 38 besprochene Typus auf Münzen des
Commodus*) (lanus mit Doppelkopf, das eine
Gesicht bärtig, das andere unbärtig, hält
in der L. einen Stab, die R. legt er auf einen
lanusbogen, aus welchem die vier Jahreszeiten
herausschreiten [Mythogr. Vat. 3, 4, 9 lanus
. . . anni ianuam pandat], ihnen entgegen
kommt ein Knabe mit Füllhorn = Novus
Annus), endlich der lanus auf den Münzen
des Gallienus {Eckhel, H. N. 7, 396; Cohen,
a. a. 0. 5, 376) : „lanus biceps vultu uno bar-
bato altero imberbi stans togatus d. pateram,
s. sceptrum." Wie der von Augustus aus
Ägypten nach Rom gebrachte lanus Pater
von der Hand des Praxiteles oder Skopas
(oben Sp. 26) aussah, wissen wir nicht, wahr-
scheinlich war auch dieser ein Geminus und
eigentlich ein Doppelhermes (s. oben Sp. 46).
Höchst beachtenswert ist eine im J. 1847 zu
Cortona aufgefundene und daselbst im öffent-
*) Commodus liefs sich auf Münzen auch selbst als
lanus darstellen (Eckhel, D. N. 7, IVJ).
53 lanus (4lvöpfig; Entstehung d. lanustypus)
lantis (Analogiccn d. giiecb. Kunst) 54
m
liehen Museum aufbewahrte .,statiia acnea Tus-
cae originis"', welche DeÜefscn, de arte Boman.
antiq. 1 p. 21 (vgl. auch Lorini, cli due Sta-
tuette in bronzo cd inscritte rinvenutc prcsso Je
miira di Cortona; Cortona 1855) folgender-
mafsen beschreibt: „iuvenis hifrons imbcrbis
tmdus , torque tantum et culigis ornatus , lein
passii incedens, qui dextram protcndit, sin. fc-
mori admovct."
B) Vierköpfiger Typus {quadrifrons, lo
zbXQÜ^OQcpog Lyd. d. mens. 4, 1. Suid. s. v.
'lavovixQioq). Das älteste Beispiel dieses Typus
ist der alte aus Falerii nach Rom gebrachte
und später auf dem Forum Transitorium auf-
gestellte lanus.
C) Entstehung der lanustypen.*)
Schon mehrfach ist behauptet worden, dafs
die Foi-m des Doppelkopfes keine echtitalische
Erfindung (wie Mommsen, H. G.^ 1, 163 und
Detlefsen, de arte Rom. antiq.^])axi. 1 p. 21 an- 20
nehmen), sondern nur die Übertragung eines
schon der griechischen Kunst geläufigen Typus
(der Doppelherme) sei. Obwohl sich diese
Ansicht nicht mit voller Sicherheit beweisen
läfst, ist sie doch als in hohem Grade wahr-
scheinlich zu bezeichnen, da sich in der That
der griechischen Kunst schon seit sehr
alter Zeit derartige Doppel-
köpfe nachweisen lassen**),
daher es durchaus falsch ist, 30
wenn Ocid {f. 1, 90) von lanus
sagt: nam tibi par nullum
Graecia numen habet. Natür-
lich berücksichtigen wir in
der folgenden Aufzählung von
Doppelköpfen nicht die, wel-
che zwei verschiedenen Göt-
tern angehörende Gesichter
verbunden zeigen, sondern
nur solche, welche entweder, 40
wie Lucian {lupp. trag. 43)
sagt, dmol Kccl dficpcozSQCü&sv
ofioLoi sind, oder welche ein und dieselbe
Persönlichkeit in verschiedenem Lebensalter
(d. h. jugendlich ohne Bart oder männlich
mit Bart) darstellen.
cc) Arg OS doppelköpfig auf einer echt-
archaischen schwarzfigurigen Amphora, be-
sprochen von Overbcck, Kunstmyth. d. Zeus
S. 476; desgl. auf einem späten Vasengemälde 50
aus Ruvo (Argos hat ein bärtiges und ein
jugendliches, unbärtiges Gesicht), OverbecJc
*) Die Alten hatten von der Entstehung des doppel-
köpfigen lanus die verschiedensten und abenteuerlichsten
Ansichten; vgl. Dio Cass. bei Cedren. 1, 295, 10 ff. Bel^k.
Herodian 1, 16. Ob. f. 1, 113 ff. Mijthogr. Vat. 3, 4, 9. Aug.
c. d. 7, 8. SerB. A. 7, 610. Auson. ed. 9.
♦*) Auch die ägyptische und phönikische Kunst kennen
ianusaitige Doppelköpfe; vgl. z. B. den doppelköpßgeu
Besä (Bd. 1 Sp. 2887, 64; Catal. of engrav. gems in the Brit. 60
3Iu.s. nr. 180), sowie den doppelhäuptigen El oder Krouos
auf Jfünzen von Mallos (ImhooJ- Blumer, Mallos Meganos etc.
Paris 1883 S. 1(5 f. u. 36 Taf. 5, 15 = Annuaire de la soc.
Fram;. de numismat. ann6e 1883; oben Bd. 1 Sp. 1226, wo
die Doppelköpfigkeit als Symbol der Wachsamkeit ge-
fiifst ist). Vielleicht war auch das älteste Apollonidol zu.
Amyklai (mit 4 Armen und 4 Ohren) ursprünglich ianus-
artig gebildet und hatte nur durch Zufall sein zweites
Gesicht eingebüfst, wie iL Maijer, Giganten S. 83 vermutet.
El(Kronos) doppel
küpfig auf e. Münze
von Mallos (nach
Annuaire de la so-
ciete franc;. numism.
1883. PI. 5, 15).
a. a. 0. S. 478. Dieser Typus des Argos ist
deshalb für die Entstehung des Doppel-
gesichts besonders bezeichnend, weil es keinem
Zweifel unterliegt, dafs in diesem Falle der
Dopj)elkopf die unermüdliche, nach verschie-
denen Seiten gerichtete Wachsamkeit und
Aufmerksamkeit des Wächters der lo aus-
drücken sollte.
ß) Boreas erscheint doppelköpfig auf der
oben Bd. 1 Sp. 809/10 besprochenen Vase
schönen Stils. Wahrscheinlich erklärt sich
diese Doppelköpfigkeit des Boreas aus den
Worten des TheopJirast de vent. 27 if.: ßoQEov
TtvBOVTOg TtQog xov ßoQiav. . . . sviaxoij . .
. . . CCVTLTtVO LUi yivovzcci rcij
ßoQiK Slcc rrv TtsgMaaiv, wazs
■nccl ivavtioSQOfisiv tu Ttlota,
KdQ'äTCSQ Kai. TtEQL XOV TCOQOV
zov £% Xa}.v.i8oq siq 'SlQConov,
ovg örj zaXovat naXtfißoQsag. Weibl. Doppel-
y) Eine sehr alte Münze köpf auf einer
von Athen ist geschmückt mit iiocharchaischen
„janiform femalc hcads of ar- ^""^'^ ^- Athen
cliaic style, wearing earrinqs'^ ; i^^^^f^iogueof
/■y . T ^ n ,1 ■ ■ .7 ■¥-. •. (jreek Cotns, Atti-
Catal. of tue coms %n the Brit. ^^ r^.^^ , -^„ ^q^
Mus. Attica p. 5; Taf. 2 nr. 10. ' '" '
d) „Double tele de femme", archaische
Münze von Lampsakos bei Imhoof- Blmner,
Monnaies grecqiies S. 248. Vgl. auch die airilr]
yvvcii-KSLK di-Kccgrjvog sv zfj tcÖqzk zov yidazQOV
riccvÖQ^ov bei Codinus de sign. p. 62 Bonn.
b) „Tete de Pallas ä deux faces", kili-
kische(?) Münze bei Imhoof ■ Blumer a. a 0.
S. 371; Taf. G nr. 11.
^) Münzen von Rhegion, beschrieben im
Cat. of greeJü coins in the Brit. Mus. Italy
S. 381, zeigen .„janiform fe-
male lieads laur. and each icea-
ring modius, Stephane, earring
and necklace".
rj) Hinsichtlich der Darstel-
lungen des ähnlich wie lanus die
einfachen und die Kreuzwege
bewachenden 'EQfifjg di-nscpuXog Doppelkopf des
und zszgay.scpaXog, welch letzte- iiärtigen u. un-
rem man den Typus des lanus ^^^rtigen Diony-
1 ■ r. 1-1 1 SOS auf einer
quadrifrons vergleichen kann, ^^^^^^ ^^^ ^g.
verweise ich auf den Artikel nedos (n. Gard-
Hermes (Bd. 1 Sp. 2415 f.); vgl. ner,Ujpeso/Greek
auch oben Sp. 53, 10 ff. coins. PL lo, 43).
&■) Bärtige geflügelte Doppel-
büste (Kronos oder El) auf einer Münze von
Kamarina(?); Gerhard, Ges. ak. Abh. 1, 160
Taf. 9, 3. Vgl. ebenda Taf. 43, 23, Bd. 2
S. 540. S. oben Sp. 53 Anm.**.
i) Münzen von Tenedos zeigen einen ianus-
artigen Doppelkopf des bärtigen und unbärtigen
Dionysos; Gardner, Typ. Taf. 10, 43, Head,
H. N. 476, Imhoof- Blumer, Monn. gr. S.269, der
wohl unrichtig den unbärtigen Kopf als ^ femi-
nine^ fafst. Vgl. Collect. A. Castellani nr. 1082.
x) Auf Münzen von Thasos aus der 1. Hälfte
des 4. Jahrhunderts {Catal. of greek coins in the
Brit. Mus. Thrace S. 221 nr. 51 f.) sieht man
ein „janiform head of bald and bearded Satyr".
i) Über Hängegewichte in Form von Dopi^el-
köpfen s. Friederichs , Bcrli?is ant. Bildtc. 2
nr. 923 u. 923^' (S. 208).
55 lao lapetos 56
Auf Grund dieser teilweise sehr alten Ana- zu erkennen, das ja deutlich durch Deukalion,
logieen der griechischen Kunst ist es allerdings des Prometheus Sohn, der aus der Flut gerettet
in hohem Grade wahrscheinlich, dafs die Ita- wird, auf ihn zurückgeführt wird. Diese Auf-
liker ihre Typen des lanus bifrons und quadri- fassung des lapetos bietet auch die einzige
frons an ihnen bekannte ähnliche oder gleiche annehmbare Erklärung für seinen Namen.
Typen griechischer Götter (namentlich des Denn aus dem Griechischen hat sich bis jetzt
Hermes) angeschlossen haben. [Roscher.j keine befriedigende Ableitung desselben finden
lao {'laä) 1) der Jehova der Juden; Dio- lassen. Das Etym. 31. leitet ihn ab von
dor 1, 94, 2. — 2) Phönikischer Name des l'jirco = ßXccTCTco, oder von länrco = irifii, senden,
Dionysos bei den Chaldäern; Lyd. de mens. 4, lo schicken, schleudern. Bald soll er die Schwer-
es. — 3) Name des Helios in einem Orakel kraft, bald die Bewegung der Himmelskörper,
des Apollo Clarius bei Macrob. 1, 18, 18 ff. oder die Flut, oder den Wind, oder endlich
[Höfer.] — [Lobeck, Aglaoph. p. 461; vgl. auch den Repräsentanten der abgefallenen, unglück-
ayysls ngcozsvovij^) 7.r]ibg iisyäloio 'laä in liehen, dem Verderben preisgegebenen Mensch-
dem ersten der von Parthey {Abh. d. Bcvl. heit bezeichnen, vgl. Schoemann, Die hesiod.
A1c. 1866 S. 109 ff.) herausg. griech. Zauber- Theog. S. 205 , üpusc. 2, 269 fl'. K. 0. Müller,
papyri Zeile 300 S. 128. Mehr darüber jetzt öriec/i.i/«. 1,161 übersetzt: der Herabgestürzte
bei Buresch, Klaros, Untersuch, z. Oralcehvescn = das von seiner Glückseligkeit herabgestürzte
d. spät. AU. S. 48—53, wo auch die neuere Litte- Menschengeschlecht. Vgl. Benfey , Griech.
ratur angeführt ist. K.] 20 Wursellexihon 1, ^91; Fr. Windischmann,
laon {'läcov) tötet sich selbst beim Heran- Ursagen der arischen Völker S. 8; Schwenck,
nahen des Deriades; Nonn. Dion. 32, 234. Griech. Mythol. S. 2. Ganz zu verwerfen ist
[Röscher.] die Gleichsetzung von lapetos und lupiter.
lapetides J (YaTrfTtdVys ?), kephenischer Sänger Unter solchen Umständen hat am meisten
auf der Hochzeit des Perseus von Pettalos ge- die Annahme für sich, dafs in lapetos der
tötet. Andere lesen Lampetides für lapetides, Name des Noachiden Japhot stecke. Diese
üvid. Metam. 5, 111. [Höfer.] Ansicht haben namentlich Wclcker, Griech.
lapetiouides {'iKnsztoviörjg) heifst als Sohn Götterlehre 1, 744 tf., Buttmann und Schoemann
des lapetos (wegen der Form des Patronymi- vertreten, und mit guten Gründen. lapetos
kons s. Göttling zu Hesiod. tlieog. 528): 1) Pro- so wäre dann ursprünglich nicht eine Titanen-
metheus Hesiod. a. a. 0. op. 54. Apoll, lihod. gottheit, sondern in gewissem Sinne eine
3, 1087. Julian, in Antlt,. Plan. 88, 6. — historische Persönlichkeit, deren Name den
2) Atlas O'v. Metam. 4, 632. [Höfer.] Griechen von Asien her bekannt geblieben
lapetionis s. lapetos. oder von Kleinasien her, wo japhetitische und
lapetos ('/aTTfros), einer der Titanen, Sohn semitische Stämme unter einander lebten, be-
des üranos und der Gaia. Bei Homer er- kannt geworden sei. Der Name Japhet um-
scheint er mit Namen nur einmal in Gemein- fasst nach der mosaischen Völkertafel {Genes.
schalt mit Kronos als in den Tartaros ver- 10, 2 —5) die Völker des Nordens und Westens,
stofsener Titane, II. 8, 479. Wen Homer und in derselben erscheinen auch eine Reihe
aufser diesen beiden noch zu den Titanen 40 von Namen unzweifelhaft griechischer Stämme
zählte, läfst sich aus den wenigen Erwähnungen unter den Nachkommen Japhets.
nicht mit Bestimmtheit ermitteln (s. Titanen). Dazu kommt der Name, der in einigen
Wir sind also auf die späteren theogonischen Stellen der Gattin des lapetos beigelegt wird.
Systeme angewiesen. Als förmliches System, in Diese heifst bei Apollodor 1, 2, 3 f. Schal, vet.
welchem sich Volkssage und theologische Kon- zu Lykophr. Alex. 1283 Asia, Tochter des
struktion schwer trennen lassen, erscheint bereits Okeanos und der Tethys, was jedenfalls auf
die Genealogie bei üesiodjT/ieor/. 507. Als Gattin eine enge Verbindung mit Asien hinweist. Bei
des lapetos erwähnt dieser die Okeanine Kly- Proklos zu Werke und Tage 48 If. heilst die-
mene, als Söhne Atlas, Menoitios, Prometheus selbe auch Asopis, Tochter des Asopos, also
und Epimetheus, deren Namen, Epitheta und 50 Enkelin des Okeanos und der Tethys. Proklos
Schicksale in diesem Zusammenhang kaum schreibt dem lapetos 29 Kinder zu, darunter
eine andere Deutung zulassen, als die von die Anchiale, Eponyme der gleichnamigen
Personifikationen der menschlichen Eigen- Stadt in Kilikien, Steph. Byz. s. v. Wenn
schatten, die sie bezeichnen, womit nicht aus- dagegen Buphagos, Heros eponymos eines
geschlossen ist, dafs nicht der eine und Flusses in Arkadien {Paus. 8, 27, 11), ein Sohn
andere, z. B. Atlas, in der ursprünglichen des lapetos und der Thornax heifst, so ist
Sage schon eine andere Bedeutung, nämlich daraus für das Verständnis des lapetos nichts
die des Trägers des Himmels gehabt habe. zu entnehmen.
Sind aber im hesiodischen System die vier Eine weitere Stütze erhält Wclckers Auf-
lapetiden Repräsentanten der vier Haupteigen- eo fassung durch die Forschungen von E. Sucss
schaffen des Menschen, der mutige Träger {Die Sintflut, eine geologische Studie, ^ Prag
Atlas, der übermütige Trotzkopf Menoitios, 1883). Dieser weist nämlich nach, wie die
der klugberechnende, gewandte Vordenker Traditionen anderer Völker keineswegs zu der
Prometheus, und der cciiaQzi'voog Epimetheus, Behauptung berechtigen, dafs die Sintflut über
der zu spät bedenkt, so liegt es nahe in den Unterlauf des Euphrat und Tigris hinaus,
lapetos neben Kronos, dem Stammvater des oder gar über den ganzen Erdkreis gereicht
Göttergeschlechtes, der Zeusreligion, den Ur- habe; es ergebe sich das aus einer Episode
vater des ersten Menschengeschlechts des Epos vom Helden Izdubar. Dagegen ist
57 lapetos lardanos 58
CS unzweifelhaft, dafs kleinere Sintfluten in Apöllon endlich (v. 335) spricht den Satz aus,
verschiedenen Teilen der alten Welt zu ver- dafs von den Titanen die Menschen und Götter
schiedenen Zeiten stattgefunden haben. „Die stammen.
Kushiten," sagt Maspero (Gesch. ä. oricnt. lapetos ist in der griechischen Mythologie
Völker, deutsch v. PietscJnnann S. 143), ,, waren eine der farblosesten Gestalten, und wird auch
zuerst aus der gemeinschaftlichen Wiege ge- aufser der Homerstelle fast nur als Vater des
gangen. Sie kamen von Osten und stiegen Prometheus und seiner Brüder erwähnt; aufser
von jenem Hochland herunter, von dem alle Klymene {Hesiod. a. a. 0.) und Asia {ApoUod.)
edeln Rassen der alten Welt ausgegangen wird als seine Gattin noch genannt Asopis
sind. Sie brachten die Erinnerung an ihr lo (s. o.) und Libye; sonst erscheint sein Name
jenseits des Oxus gelegenes Vaterland und an meist nur unter denen der übrigen Titanen
die grofse Sintflut mit, die sie von dort ver- (s. diese und aufser den genannten Stellen
trieben hatte, und verbreiteten sich allmäh- IHodor 5, 66. ProJdos in Plat. Tim. 5, 295 D
lieh über Armenien, Arphaxad bis nach Meso- = Orph. frgm. 8, 21 ff. [= fr. 95 Abel],
potamien und an den persischen Meerbusen." Tzetz. JAjTcoplir. 1277. Verg. Georg. 1, 279).
Die Flutsage erscheint demnach um ganze Infolge der später häufigen Verwechslung der
Völkergenerationen älter als nach dem bibli- Titanen mit den Giganten erscheint er in
sehen und chaldäischen Bericht. Damit ist späten Quellen auch unter diesen: Ilyg. pracf.,
nicht ausgeschlossen, dafs in Mesopotamien Serv. ad Verg. Georg. 1, 279. Stat. Thcb. 10,
selbst durch eine Flut (Suess) die alte Sage 20 916. Nach SiUus Ital. 12, 148 ist er nicht im
neue Gestalt gewann, und mit Ausbreitung Tartaros, sondern unter der Insel Inarime ge-
der Noachiden wanderte dann auch die Flut- fesselt. Vgl. endlich Völclcer, Mytliol. des lapct.
sage nach _ Westen. Die mitgebrachte Sage Geschlechts S. 4 ff. — Max. Meyer, Giganten
wurde an Örtlichkeiten der neuen Heimat an- und Titanen S. 52 verwirft die Gleichsetzung
geknüpft, die den Gedanken an eine ehemalige des lapetos mit Japhet und beschränkt sich
Flut nahelegten oder in denen die Einwanderer auf das Geständnis, derselbe entziehe sich vor-
selbst eine grofse Flut erlebten (Thessalien) ; läufig noch jeder Beurteilung. [Weizsäcker.]
aber die Generation, über welche die in die lapis, Sohn des lasos, Liebling des ApoUon,
neue Heimat verlegte Flut hereinbrach, mufste Arzt des Aeneas, Verg. Aen. 12, 391. Die
dann naturgemäfs jünger sein, als der Stamm- 30 Handschriften und Ausgaben variieren zwischen
vater der Einwanderer, Japhet. So wird der lapis und lapyx (s. d.); Servius hat lapix.
aus der noachischen Flut gerettete Noachide Vgl. lasides 4. [Stoll.]
Japhet in der griechischen Flutsage seiner- lapyx {'länv^). 1) Der Heros Eponymos
seits der Stammvater des neuen Noah-Deu- von lapygia in Unteritalien, Sohn des Lykaon,
kalion, des Flutmannes. Bruder des Daunios und Peuketios, mit denen
Dafs aber Japhet in der griechischen Mytho- er eine Kolonie nach Italien führte, Anton.
logie aus dem Stammvater eines weitverzweigten Lib. 31. Oder: ein Kreter, Bruder des Ika-
Völkerstammes durch den allein geretteten dios, der nach Italien zog, Serv. V. Aen. 3,
Deukalion der des ganzen Menschengeschlechts 332. 11, 247 (in der 1. St. heifst er lapys, in
wird, bietet der Gleichsetzung von lapetos mit 40 der 2. lapyx). Oder: ein Sohn des Daidalos
Japhet keine Schwierigkeit, da ja im Altertum und einer Kreterin, der die Kreter anführte,
jedes Volk gerne sich für den alleinigen Ver- welche mit Minos, als er den entflohenen
treter des Menschengeschlechtes nimmt. Aber Daidalos verfolgte, nach Sicilien gezogen waren
wie kommt denn lapetos unter die Titanen, und von da nach des Minos Tod nach Unter-
die doch die vor den Olympiern herrschenden Italien verschlagen wurden, wo sie sich nieder-
Götter sind? Das deukalionische Menschen- liefsen, Strab. 6, 279. 282. Plin. N. H. 3, 11,
geschlecht gehört der Periode der Zeusreligion 16. Solin. 8. Vgl. Herodot 7, 170. Athen. 12,
an. Mit dem Untergang der Herrschaft des 522 ff'. — 2) s. lapis. [Stoll.]
Kronos, sagt Welcher, hat auch das trotzige larbas (larba) Sohn des lupiter Ammon und
Geschlecht dieser Periode, d. h. die unmittel- .^0 einer garamantischen Nymphe, König der Gä-
baren Nachkommen des lapetos, einem neuen tuler zu der Zeit , wo Dido nach Afrika kam.
Geschlecht (dem des einzig guten Promethiden Er verkaufte den Platz von Karthago an Dido,
Deukalion) Platz gemacht. „Andere Götter bekriegte aber die Stadt, da Dido, von Liebe
bedingen auch ein anderes Menschengeschlecht, zu Aeneas erfafst, seine Bewerbung zurückwies,
darum mufste auch lapetos als Repräsentant Verg. Aen. 4, 36. 196. 326. Serv. zu 1, 367. 4,
des früheren, und als solcher ein Titane und 36. Ov. Her. 7,125. Fast. 3,552. lustin. 18,6.
Bestandteil der früheren Ordnung, eines ab- Meltzer, Gesch. d. Karth. 1, 477. [Stoll.]
gelaufenen Weltalters, untergehen. Bedeutsam lardanos {'luQSavog/laQSävrjg), 1) Vater der
genug ist, dafs nur er, der Stammvater der lydischen Königin Omphale, Apollod. 2, 6, 3.
Menschen neben Krön OS, dem der Götter, CO Äic^j/j. -B. v.'^'TSiq. C/. Gr. 5984B. BeiHero-
namhaft gemacht wird." Bedeutsam ist aber dot 1, 7 heifst sie Sklavin des lardanos. Nach
auch, und spricht mit für die Richtigkeit von Nile. Decmasc. bei Müller, hist. gr. fragm. 3, 372,
Welckers Auffassung, dafs die Griechen schon 28 stand lardanos im Verdacht, den lydischen
frühzeitig durch eine abweichende Genealogie König Kamblitas aus Feindseligkeit durch
ihr Geschlecht statt auf den Titanen vielmehr böse Künste zu einer solchen Gefräfsigkeit
auf Zeus zurückzuführen bestrebt sind, s. Deu- gebracht zu haben, dafs er sein eignes Weib
kalion (Sp. 997, 26 ff'.), lies. frgm. 5 Goettling verzehrte. [Hinsichtlich des semitischen Ur-
== '2i h'zach, A^jollod. 1, 7, 3. Der Hymnus auf sprungs dieses lardanos s. Ed. Meyer, Gesch.
59 laribolos lasiou 60
d. Alt. § 257 Anni. Röscher.] — 2) Die Wiese (jriech. Stämme 2, 350; vgl. 0. Onisius, Bci-
uncl das Grab eines lardanos {Curtius, Pelop. träge zur griecli. Mythologie und Rtligions-
2, 82 vermutet Dardanos) wurde im triphy- geschichte (Programm, Leipzig 1886) S. 21
lischen Elis am Flusse Akidon oder Akidas Anm. 3.
gezeigt, Strab. 8, 347. 348. Müller, Orchom. 372. Bei Ilom. s 125 ff. wird unter den Sterblichen,
Dieser Flufs Akidas soll früher lardanos gc- die von Göttinnen geliebt worden sind, lasion
heifsen haben {l'ans. 5, 5, 5. 5, 18, 2), und die genannt, zu dem sich Demeter auf dreimal
Wiese und das Grab werden wohl auf den geackertem Saatfeld in Liebe gesellt habe;
Flufsgott lardanos, der hier geherrscht, Bezug Zeus aber habe ihn mit dem Blitzstrahl er-
haben, lardanos ist übrigens ein semitischer lo schlagen. Das letztere Motiv gehört gewifs nicht
Flufsname in Lydien {Stcpli. B. s. v.), in Elis dem ursprünglichen Mythus an, sondern der
und auf Kreta, Frdler, Gr. Myth. 2, 226, Bur- daraus entwickelten Sage, die aus dem Dämon
sian, Geogr. 2, 272. \_Ed. Meyer, Gesch. d. Alt. 1 einen Heros machte. [Ov. Met. 9, 422 läfst L
§ 293. R.'] [Stoll.] als Liebling der Göttin alt werden.) Nachlfes.
lai'ibolos ('/«pt^co^os), eine semitische Gott- Theog. 969 ff. wird das Beilager in Kreta ge-
heit, welche auf zwei Inschriften von Palmyra halten, und die Frucht desselben ist Plutos,
erscheint und von einigen mit dem Dens Lunus der auch sonst in Verbindung mit Demeter
identificiert wird. Vgl. C. I. G. 4483: ag Sicc genannt und im Gebete angerufen wird (vgl.
tccvta ^ceQtvQrj&fivaL vno %'sov 'laQißcöXov etc. Hymn. liom. in Cercr. 488 ff. Ar. Thesm. 295.
ib. 4502: imuslrjTrjg txiQS&slg "Ecp^ag nr]yrjg 20 SJiol. 3 aus Athen. 15,694 0). Die agrarische
vTio 'iccQißmlov xov &eov. Mehr unter Hierobo- Bedeutung dieses isgog yäfiog hat zuletzt W.
lus und Ba'al ob. Bd. 1 Sp. 2877. [Röscher.] Mannhardt, Myth. Forsch. S. 238 ff", nachge-
larniogiiis, falsche Lesart bei Orelli 5072 wiesen, indem er, wie Freller, Gr. M.^ S. 638,
statt Harm ogius oder Marmogius; s.Harmogius. dafür zugleich die Verehrung der Demeter
[Röscher.] Chamyne zu Olympia {Paus. 6, 21, 1) geltend
laseus {'laasvg), ein Phoker, der dem in macht. In Olympia gab es einen Altar der
Phokis einwandernden Phokos, S. des Aiakos, idäischen Daktylen, die von Kreta dahin
ein guter Freund ward. Beide waren auf dem gekommen sein sollten: unter diesen auch
Gemälde des Polygnot in der Lesche zu Delphi lasos (s. d. und vgl. Paus. 5, 14, 7. 7, 6).
dargestellt. Paus. 10, 30, 2. [Stoll.] 50 JModor 5, 77 (vgl. c. 49) führt die Über-
lasides {'laaiörjg), Beiname 1) des Amphion lieferung an, dafs Plutos von Demeter und
(s. d. 2.) Hom. Od. 11, 283 und schal, das. lasion in Tripolos {vsiä s'vi x^inölm) auf
pjust. Od. 1684, 58. — 2) des Dmetor, eines Kreta geboren sei; Ov. Am. 3, 10, 25 erzählt,
angeblichen kyprischen Königs, Ilom. Od. 17, die Göttin habe den Geliebten zuerst gesehen,
443. Eust. Od. 1826, 36, vgl. Ameis, Anhang als er am kretischen Ida gejagt habe. Wenn
zur Odyssee z. d. a. St. — 3) des Steuer- endlich Schol. TheoJcr. 3, 50 lasion der Sohn
mannes Palinurus, Verg. Aen. 5, 843 und Serv. des Minos und der Phronia(?) genannt wird, so
das. — 4) des Arztes des Aeneas lapis (bei liegt auch hierin eine Anerkennung des kre-
Serv. heifst er lapix, noch andere schreiben tischen Anspruchs auf die Sage; von einem Kul-
lapyx, Verg. Aen. 12, 392. — 5) des Adrastos, 40 tus des I. auf Kreta ist allerdings nichts bekannt.
Stat. Theh. 1, 541. 6, 889. — G) des Phaidi- Dagegen läfst sich ebensowenig der Gegen-
mos, der vor Theben fällt, Stat. Theh. 8,439. — beweis führen, da die Ansprüche von Samo-
Der Plural 'icccidai bedeutet allgemein Nach- thrake auf I. noch unsicherer sind. Für
kommen des lasos = Argiver, Straho 8, 6, 9 diese ist als ältester^ Gewährsmann HellaniJcos
p. 371; bei Stat. Theh. 2, 254 sind lasides zu nennen, dessen Überlieferung sich freilich
= Argiverinnen. [Höfer.] schwer feststellen läfst. Denn dafs er I. einen
lasion {'laaiav). Diese Form ist überliefert Kreter genannt habe, darf aus fr. 58 {Schol.
bei: Hom. e 125. TheoTcr. 3, 50. Skymnos und Eustath. z. Hom. s 125) nicht geschlossen
681. Slrab. 7, 331 fr. 50. Diod. 5, 48 f. 77. werden; eher geht das Gegenteil daraus her-
Apollod. 3, 12, 1. Schol. Apoll. lihod. 1, 916, 50 vor, dafs nach ihm Zeus und die Atlantide
917. Eustath. z. Odyss. 1528. Schol. Hom. s Elektra die Eltern des I. sind ('iffif'pa bei j&Msto^/j.
125. Steph. Byz. s. v. Jägöccvog u. IJäQiov; ist ein offenbarer Fehler), dieselben, die er im
lasion bei: Ov. Met. 9, 422. Hyg. fah. 270. 1. Buche seiner Atlantis als Eltern des Dar-
poet. astr. 2, 4; 'Idciog bei: Hes. Theog. 970. danos bezeichnet hat {fr. 56 aus Schol. Hom. 2
Paus. 5, 7, 6; lasius bei: Verg. Aen. 3, 167 486); wenn dagegen beim Schol. Apoll. Rh. 1,
und Serv. zu Verg. Aen. 1, 380. 3, 15. 167. 916 {fr. 129) Hellanikos ausdrücklich für die
7, 207. Ov. Am. 3, 10, 25; "iccaog bei: Dio'n. Namensform 'Hlstirgvcovr] citiert wird, so löst
Hai. ant. rom. 1, 61 und Paus. 5, 14, 7; end- sich der WidersjDruch, wenn wir diesen Namen
lieh fälschlich '/«atoj/ bei Con. 21 und lason bei auf die Insel Samothrake beziehen, von der
Hyg. f. 250. Die Ableitung des Namens von co der Name 'Hls-nxQig bei Schol, Dion. Perieg.
ihai billigt u. a. Welcher, Götterlehre 1, 693, 524 angeführt wird (vgl. Apollon. Mh. 1, 916:
bestreitet aber Pott, Ztsclir. f. vgl. Spr. 6, vrjaog 'HXsHXQrjg 'Azlavtidog). Damit erst wäre
341; die von ido^cci billigt u. a. 0. Müller, Hellanilos als Gewährsmann für die Lokali-
Orchomcnos^ S. 260, bestreitet Büntzer, Ztschr. sierung der Sage in Samothrake sicher er-
f. vgl. Spr. 14, 201 ff.; die von [aiva hält für wiesen, wobei auch die Möglichkeit nicht aus-
wahrscheinlich u. a. W. Mannhardt, Mythol. geschlossen ist, dafs er die Atlastochter aus
Forschungen S. 240; von j/i ,, gehen" leitet Arkadien hat einwandern lassen, wie dies
den Namen ab H. D. Müller, Mythologie der Dion. Hai. antiqu. rom. 1, 61 von den Brüdern
Gl
lasion
lasion
62
Dardanos und lasion selbst erzählt, während
Dcmiujoras {fr. 1 aus Schol. JEur. Phoen. 7)
ihre Mutter aus Libyen nach Samothrake ver-
setzte. In Bezug auf die Herkunft des I.
stimmen mit Ilellanilcos fast alle Späteren
überein: er gilt als Sohn des Zeus und der
Elektro,, als Bruder des Dardanos und Be-
wohner von Samothrake bei Athenikon (6 ta
ZanoQ-QÜyiia yQ(iil)ag MiüUr , fr. h. 4, 345) im
Scliol. zu Apoll. Bh. 1, 916. Strab. 7, 331 fr. 50,
ApoUodor 3, 12, 1 (daraus Tzctz. Liß. 29),
Cun. 21. S/cijinn. G80 ff. Verg. Aen. 3, 167
und Serv. z. d. St.; dazu kommt nach samo-
thrakischer Überlieferung als Schwester Har-
monia bei Mnaseas {fr. 28) aus Steph. Byz.
s. V. JuQ(^oivoq. Dioä. 5, 48. Schol. Apoll. J\li.
1, 910 (das. ist neben Hellanikos noch Idome-
netis [von Lampsakos'?], Verf. von ISamothracica,
citiert). Sc/toZ. Eur. Fhoen. 7, 1129. In den
Apollonios- und Eurijndcs - Schollen a. a. 0.
wird noch überliefert, dafs 1. ursprünglich den
Namen Eetiou (s. d.) geführt habe, während
Arrian (bei Eiistath. z. Odyss. 1528) Eetion
einen Bruder des lasion nannte. Die Schuld
des I., die seine Tötung durch den Blitz zur
Folge hatte, wird in dieser Überlieferung da-
hin vergröfsert, dafs er mit frevelhafter Gewalt
die Liebe der Göttin begehrt {Dien. Hai.
a. a. 0. Apollod. 3, 12, 1. Strah. a. a. 0.:
äfiaQxia sii; ^^(iriTQtt) oder (euhemeristisch) ihr
Bild umarmt habe [Scliol. Apoll. Bh., Conon und
Skyninos a. a. 0). Am eigentümlichsten ist
die Überlieferung bei Diod. 5, 48 f. (Quelle
noch unbekannt) behandelt: Auf Samothrake
leben die Kinder des Zeus und der Atlantide
Elektra, Dardanos, lasion und Harmonia.
Während Dardanos in Asien ein Reic^ gründet,
wird lasion von Zeus in den Mysterien unter-
wiesen und wird dann selbst der Mystagog
für viele Heroen. Bei der Hochzeit seiner
Schwester Harmonia, die die Götter mitfeiern,
spendet Demeter, die in Liebe zu ihm entbrannt
ist, die Getreidefrucht; L selbst heiratet später
die Kybele und erzeugt den Korybas. Nach-
dem er zu den Göttern entrückt ist, begeben
sich Kybele und Korybas nach Asien und
bringen den Kult der grofsen Mutter, die von
Kybele den Namen erhält, nach Phrygien;
nach Korybas werden die Korybanten genannt.
Am Schlufs fügt Diodor, nachdem er der Sage
von der Geburt des Plutos (s. o.) gedacht,
hinzu, dafs lason, die Dioskuren, Herakles und
Orpheus die Weihen empfangen haben. Die-
selbe Bemerkung in Bezug auf Odysseus findet
sich Schol. Apollon. Bh. 1, 917, wo Mnaseas
von Patrai (Schüler des Eratosthenes) citiert
wird, der in dem über Asien handelnden Teil
seiner Pej-je^msdarüber geschrieben hat (Mw7Zer^
fr. h. 3, 154 f.). In demselben Scholion ist das
Athenikonfragment (s. o. nach dem Lauren-
tianus, verwirrt im Parisinus) in den Abschnitt
über die Kabiren eingeschoben, woraus fälsch-
lich gefolgert worden ist, dafs Athenikon die
Brüder Dardanos und lasion unter die Kabiren
gerechnet habe. Dafs die Liebe der Demeter
zu lasion in hellenistischer Zeit unter die
Mysterien von Samothrake gehörte, ergiebt sich
aus der geheimnisvollen Anführung bei Theokr.
3, 50; weiter aber nichts. Dagegen hält 0.
Müller, Orchomenos" S. 452, indem er I. mit
dem Argonauten Jason gleichsetzt (vgl. S. 260),
ihn für eins mit Kadmilos (Kasmilos = Kad-
mos), dem Vater der Kabiren (nach Akusilaos)
u. nennt wiederum lasion selbst einen samothra-
kischen Kabiren. Auch //. D. Müller, Mythol.
der (jriech. Stämme, zweifelt nicht an der Identi-
tät von lasion und lason (2, 348 f.), ist aber
10 seiner altargivischen Religion zuliebe geneigt,
die Insel Kreta für den Vereinigungspunkt
dieser Sagen zu halten (vgl. S. 344 ff.). Um
seiner Pelasger willen, die er in Kreta nicht
nachweisen kann, kehrt 0. Crusius in dem
oben Sp. 60, 1 citierten Programm zu 0. Müllers
Ansicht zurück und tadelt Mannhardt, dafs
er die samothrakische Überlieferung für se-
kundär hielt; ihm ist „der Mythus von lasion
in Samothrake zu Hause" (S. 19). „Der Grund-
20 Vorstellung nach deckt sich der Mythus von
der Vermählung des lasion und der Demeter
völlig mit den analysierten Bestandteilen der
Kadmos-Iason-Sage." Dagegen ist zu bemerken :
Erstens kann die Gleichheit des Namens nichts
beweisen; denn der Name ist in verschiedenen
Formen und Zusammensetzungen sehr häufig
und läfst auch etymologisch so viel Deutungen
zu, dafs er in verschiedenen Sagen aus ganz
verschiedenen Vorstellungen geflossen sein
30 kann (darum mag auch der argivische lasos,
obwohl auch er durch Triopas in den Demeter-
kreis sich ziehen liefse, hier aufser Betracht
bleiben). Zweitens ist das Motiv geschlecht-
licher Vereinigung, das in der lasionsage ohne
jedes andere verwendet ist, vielen agrarischen
Mythen, die unabhängig von einander au den
verschiedensten Orten entstanden sein können,
gemeinsam und kann demnach nicht die Gleich-
heit des Ursprungs beweisen; gerade dasjenige,
40 was für die Kadmos- und lasonsage charakte-
ristisch ist, fehlt der lasionsage gänzlich; etwa
Medeia mit Demeter vergleichen zu wollen, ist
durch nichts begründet. Ferner hat Samothrake
noch geringere Ansprüche als Kreta an lasion;
der durch die eleusinischen Mysterien, wie es
scheint, beeinflufste Kultus daselbst hat schliefs-
lich alle Demetersagen in seinen Bannkreis ge-
zogen. Nicht bedeutungslos endlich ist, dafs
nicht lasion für Samothrake der ältere Name,
50 sondern Eetion scheint.
Die tyrrhenisch-pelasgischen Kombinationen
der hellenistischen Gelehrsamkeit haben I. mit
seinem Bruder Dardanos nach Etrurien ge-
führt, was von der römischen Sage gern auf-
genommen wurde. Bei Verg. Aen. 3, 167
(vgl. 7, 205 ff.) erzählen die troischen Penaten,
dafs sie aus Italien stammen, wo Dardanos
und I. geboren seien; daselbst wird auch der
Name Corythus genannt, der als Gründer von
60 Cortona in Etrurien (über Cortona s. BJd. Meyer,
Philol. 48, 1889 S. 484 ff.) galt und von den
Auslegern des Dichters {Serv. zu beiden Stellen)
Vater des lasion von der Elektra genannt
wird; von Cortona soll I. nach Samothrake
gewandert sein (vgl. noch Serv. zu 3, 15 und
1, 380. Die Notiz des Serv. zu A. 3, 167, dafs
Dardanos seinen Halbbruder I. getötet habe, ist
wertlos). Bei Hyg. f. 270 ist lasion Ilithü fdins
63 lasios lason (Genealogie; I. in lolkos) 64
zu verbessern in Corythi fdius; von Hyg. poet Tochter des Laodikos, nach Andron fr. 15 bei
astr. 2, 4 wird Thuscus (sie) Vater des I. ge- Schol. Ap. Bh. 1, 45; oder Amphinome bei
nannt; auch hier ist unter dem Tusker Cory- Biod. 4, 50 {Dionys. Skytobr.); oder Arne bez.
thus zu verstehen. Unabhängig von dieser Skarphe (die Schol. Born. E 532 Mutter des
etruskischen Überlieferung ist die Notiz bei Aison heifst), Variante bei Tzetz. Lylc. 872;
Eustatli. zur üdyss. 1528, lasion sei in Sicilien oder Rhoio, Tochter der Staphylos, bei Tzdz.
umhergezogen und habe den Ackerbau gelehrt Chil. G, 979. Als seine Schwester wird Hippo-
(vg]._ d. Art. Triptolemos). lyte von IhyJcos fr. 39 bei Schol. Ap. Bh. 1, 287
Übrig bleibt noch die Sage von Parios, genannt, als Bruder Promachos, Diod. 4, 50
dem Gründer der Stadt Parion am Hellespont, lo = Apollod. 1, 9, 27. Über seine Verwandt-
der nach Eustath. a. a. 0. und zu Dion. Perieg. schalt mit Pelias vgl. bes. Hom. l 254 ff. Find.
517 (vgl. Steph. Byz. s. v. TJÜqiov) ein Sohn Pyth. 4, 142 u. Schol; mit Phrixos: Schal Ap.
des lasion sein soll (nach Ilyg. poet. astr. 2, 4 Bh. 2, 1162. 3, 359. — Ptol. Heph. bei Phot.
Pareas ein Enkel des I.). Crusius a. a. 0. hihi. p. 147, 28 {Mythogr. gr. p. 185, 16)
S. 13 scheint geneigt, auch dies mit der pe- nennt einen Sohn des lason: Argos; über seine
lasgischen Überlieferung zu kombinieren; aber übrigen Söhne s, unten Abschn. 4.
vielleicht hängt die Genealogie damit zu- 1) lason in lolkos. Als lasons Heimat
sammen, dafs Bewohner von Paros, einer alten gilt lolkos, Hes. Thcog. 997. Pind. Pyth. 4,
Kultstätte der Demeter, an der Gründung von 118. Ap. Bh. 1, 906 u. a. Daher Columella
Parion beteiligt gewesen sein sollen {Strah. 20 10, 368: lolcus = Jason, Ov. fast.^ 1, 491:
13, 588). [Seeliger.] lason Pagasaeus. Nach der ältesten Überliefe-
lasios s. lasos u. lasion.. rung war Pelias (s. d.) rechtmäfsiger Herrscher
lasis {"lacLs), 1) Nymphe der gleichnamigen von lolkos {Hom.l 256. Apollod. l,d, 16 [Phere-
Heilquelle bei Herakleia in Elis, Paus. 6, 22, 4; Jcydes?] Val. Flacc. 1, 16); nach anderen hatte
vgl. Strah. 8, 356; s. lonides. — 2) Beiname Aison dem Pelias die Herrschaft bis zur
der Atalante als Tochter des lasos, Propert. Volljährigkeit seines Sohnes übergeben, d. h.
1, 1, 10. [Stoll.] Pelias folgte dem Aison als lasons Vormund
laso (7accü), die Heilung, Genesung, eine [Schol. Od. yb 69 {Asldepiades'iy, hyp. Ap.Bh.
Personifikation aus der um Asklepios (s. d.) Arg. p. 533 Keil); nach der vulgären Über-
versammelten Gruppe der Heilgötter. Sie galt 30 lieferung hatte Pelias seinen Stiefbruder Aison
für die Tochter des Asklepios (oder des Amphia- verdrängt [Hes. Thcog. 995 vßQiarrig ÜEXi'rjg
raos) und Schwester der Hygieia (s. d.), Pana- xa). dtaad'ccXos; vgl. Mimnerm. fr. 11 bei Strah.
keia, Aigle. Zu Oropos in dem Heiligtum des 1, 46) ; die Eltern aber retteten ihren Sohn
Amphiaraos, der hier auch Heilgott war, hatte vor den Nachstellungen des Oheims, indem
sie zusammen mit Aphrodite, Panakeia, Hy- sie ihn dem Kentauren Cheiron übergaben:
gieia und Athene Paionia einen Teil des AI- Pind. Pyth. 4, 111 ff. und Schol. {Tzetz. LyJc.
tars in Besitz. Paus. 1, 34, 2. Aristoph. Plut. 175). Jedenfalls ist die Überlieferung von dem
701 mit Schol. Ilcsych. s. v. Lehrs popul. Aufs. Aufenthalt lasons bei Cheiron und seiner Mutter
268-. Preller, Gr. Myth. 1,431. 2, 3Q1, 3. [Vgl. Philyra und seinem Weibe Cbariklo in der
auch Arch. Z. 35, 141 nr. 1. 2; 149 nr. 23 u. d, 40 Höhle des waldreichen Pelion allgemein an-
Artikel Asklepios und Hygieia. R.] [Stell.] genommen; von Cheiron soll er die Arzneikunst
lasou {'läcav, Gen. -ovog; iomsch 'Irjacov). erlernt und davon seinen Namen erhalten haben:
1) Sohn des Aigon aus dem Geschlechte des Pind. Pyth. 4, 102 ff. 119. Nem. 3, 53 f. Hesiod.
Aiolos {Hesiod. fr. 40 ed. Bzach bei Schol. fr. 40 bei Schol. Pind. N. 3, 92 (nach Theog.
Pind. Ncm. 3, 92. Pind. Pyth. 4, 118. Hella- 1000 f. wird lasons Sohn Medeios von Cheiron
nikos bei Schol. Ap. Bh. 3, 335. Ap. Bh. 3, erzogen). Schol. Od. fi 69. hyp. Ap. Bh. Arg.
357; vgl. auch Schol. Pind. Pyth. 4, 190. Schol. p. 553 Keil. Schol. Ap. Bh. 1, 554. Steph. Byz.
Ap. Bh. 1, 143); daher genannt AlaoviSrig s. v. Ai'acav. — Der angeblich ältere Name
{Hes. Theog. 993. 999. Pind. Pyth. 4, 217. des lason „Diomedes" bei 0. Müller, Orclio-
Ap. Bh. 1, 33), Aesonides [Ov. Met. 7, 60. 50 ??ienos- 260 Anm. 2, stammt aus iVaiaZ/s Co?«es,
Prop. 1, 15, 17), Cretheia (Kretheus, Vater des myth. 6, 8. Diomedes wird als Besieger des
Aison) proles {Val. Flacc. ^,112). — Et. M. 434, kolchischen Drachens im daunischen Phaiakis
18 wird lason mit laso verwechselt und ein genannt von Timaios bei Tzetz. Lyk. 615. Die
Sohn des Asklepios und der Epione genannt. — Inschrift Jio^rjdrjg (auf der Vase b. Gerhard,
Der Name der Mutter schwankt: Alkimede, Auserl. V. 3, 155) wird von Gerhard fälschlich
Tochter des Phylakos und der Minyade Kly- auf lason bezogen; ebensowenig ist im fr. des
mene nach Pherekydes fr. 59 bei Schol. Od. Attiushei Non. 23S,1 s.v. aditus die Lesart Hio-
fi 69. Schol. Ap. Bh. 1, 45. 230. Stesichoros fr. 54 medes (= lason, Düntzer,Zeitschr. f. Altertumsio.
bei Schol. Ap. Bh. 1, 230 (Alk. T. der Eteokly- 1848 S. 487 und Pyl ebend. 1855 S. 506 Anm.)
mene), ebenso bei ^^. 2?/i. 1, 47. 232 f. Hyg.f. 14 co richtig, s. Bibbeck, fr. tr. z. d. Stelle. — Pind.
p. 44, 9 Seh. f. 3 p. 39, 15. f. 13 p. 44, 6. Pyth. 4, 78 ff. erzählt weiter: Vom Pelion
Val. Place. I,2d7. Ov. Her. 6,105; oder Poly- kehrt lason nach lolkos zurück; in der mag-
mede, Tochter des Autolykos bei Apollod. netischen Landestracht, ein Pardelfell über die
1, 9, 16 {Tzetz. Lyk. 175. 872) — danach ist Schulter geworfen, zwei Lanzen in der Hand,
wohl Jlolviir'iXr] in Hesiod fr. 39 bei Schol. so erscheint der herrliche Jüngling, dem die
Od. (i 69 (aber auch 2''zetz. Chil. 6,979) und wallenden Locken über dem Nacken schimmern,
TloXvcprjfir} in Hcrodor fr. 36 bei Schol. Ap. auf dem Markt, umdrängt von dem staunenden
Bh. 1,45 zu berichtigen — ; oder Theognete, Volk. Offen und ehrlich stellt er sich dem
65
lason (in lolkbs)
lason (als Argonaut)
66
Pelias vor, der besorgt nur den rechten Fufs
des Jünglings beschuht sieht; es ist ihm näm-
Mich das Orakel geworden, dafs er durch „die
herrlichen Aioliden" sterben werde, und weiter,
dafs er sich vor dem Einschuhigen {{.LOvoKQrjTitg
Find. Pi/th. 4, 75. Lykophr. 1310. iiovoaüvSalog
Äpollod.' 1, 9, 16. oionsSilog Ap. Bh. 1, 7.
(.lovontSiXog arg. Ap. Eh. Arg. p. 533, 9 Keil;
vgl. die Münzen von Larissa bei Head, liist.
num. 253) zu hüten habe. Darnach schmaust lason
fünf Tage und Nächte mit seinem Vater und
seinen Vettern , bis er am sechsten vor Pelias
tritt und die Herrschait fordert. Dieser ver-
spricht ihm die Erfüllung seines Wunsches,
wenn er die ipvxi] €>qC^ov (v. 159 und Scliol.)
und das goldne Vliefs des Widders, der den
Phrixos über das Meer getragen, aus dem
Lande des Aietes zurückhole. So Pindaros
nicht ohne eigne Zuthat, aber gewifs auch mit
altertümlichen Zügen. Die einfache Form der
Sage giebt Pherekydes fr. 60 bei Schol. Pind.
P. 4, 133: Pelias veranstaltet dem Poseidon ein
feierliches Opfer und fordert allgemeine Be-
teiligung, lason , der am Anauros den Acker
bestellte, überschreitet, die Sandalen in der
Hand, den Flufs, bindet sich dann die eine
an den rechten Fufs, vergifst aber die andere;
so kommt er zum Opfer. Als Pelias ihn be-
merkt, gedenkt er des ihm gewordenen Orakels
und fragt den Jüngling am nächsten Tage,
was er wohl thun würde, wenn ihm der Tod
von einem Bürger geweissagt worden wäre,
lason antwortet ihm, er würde ihn nach Aia
schicken, das goldne Vliefs zu holen. Diese
Antwort hatte ihm Hera eingegeben, welche
die Medeia zur .Ermordung des Pelias nach
lolkos bringen wollte {Mridsiav xocv HsXCcco
q}6vov auch Pind. PytJi. 4, 250). Auf dieser
Erzählung beruht auch Ap. PJi. 1, 5 ff. , nur
dafs hier die eine Sandale im Schlamm .stecken
bleibt; ebenso Apollod. 1, 9, 16, wo der
nicht direkt benutzte Pherekydes mit Apollo-
nios vermengt ist; aus Apollodoros stammt
Zenoh. 4, 92 und Tzetz. Lyk. IIb (mit Citaten
aus Pindaros und Apollonios). Der Hafs der
Hera wird bei Ajiollonios dadurch motiviert,
dafs Pelias die Göttin beim Opfer übergangen
habe. Ebenderselbe erzählt 3 , 66 ff. , um der
Hera Freundschaft mit Jason zu motivieren,
ungewifs, ob aus älterer Quelle oder eigner
Erfindung, dafs lason auf der Rückkehr
von der Jagd die in eine alte Frau ver-
wandelte Göttin über den angeschwollenen
Anauros getragen habe. Ebenso Hyg. f. 12
und Vol. Flaec. 1, 81, nur dafs der Enipeus
an Stelle des Anauros getreten ist (ebenso
Hyg. f. 13 und Schol. Stat. Theb. 5, 336;
Dracont. Med. bl: Ister). Die Geschichten
von dem Einschuhigen und dem der Hera ei*-
wiesenen Dienst sind verbunden in der Hypoth.
von Ap: Eh. Arg. 533, 10 ff. Keil, bei Hyg. f.
13 und Serv. Verg. Ed. 4, 34 („flumen" ohne
Namen). Diod. 4, 40 {Dionys. Skytobr.) be-
richtet, dafs Jason freiwillig aus Ruhmbegierde
auf Abenteuer habe ausgehen wollen und
Pelias ihm diese Fahrt nach Kolchis in der
Hoffnung geraten habe, sich dadurch des
lästigen Prätendenten zu entledigen, ähnlich
RoscHEB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
Val. Flacc. 1, 12 ff. (aus derselben Quell6, wie
es scheint). Darin stimmt die gesamte Über-
lieferung überein, dafs der König von lolkos,
Pelias, in arglistiger Ab.sicht seinen Neffen
Jason beauftragte, das goldene Vliefs (s. dar-
über den Artikel „Phrixos") aus dem Lande
des Aietes, Aia-Kolchis (s. ,, Argonautensage"
1, 532) zu holen, Hes. Theog. 995 f. Pind.
Pyth. 4, 159 ff. (das fccv ipvxdv [sc. Phrixi]
10 v.o(iigai ist dem Dichter eigentümlich nach dem
Schol). Pherek. bei Schol. Pind. P. 4, 133.
Ap. Eh. 1, 16. Schol. Od. fi 69 {Asklepiades'i)
u. a. — Glücklich kehrt Jason im Besitz des
erbeuteten Vliefses mit Medeia nach Jolkos
zurück. Nach Hes. Theog. 997 f. hat er hier
gehei-rscht und mit Medeia den Medeios er-
zeugt, den er von Cheiron erziehen liefs.
Anders die bereits von Eumelos und Simonides
fr. 48 {Schol. Eur. Med. 20, vgl. Paus. 2, 3, 10)
20 vertretene Überlieferung, nach der Jason und
Medeia nach Korinth übergesiedelt sind. Moti-
viert wird die Übersiedlung von lolkos nach
Korinth in der Sage durch die Ermordung des
Pelias (s. Medeia und Pelias — die von Ste-
sichoros fr, 1 besungenen, an der sog. Kypselos-
lade dargestellten d&Xa inl UbICu, an denen
die Argonauten teilnehmen, stehen im Gegen-
satz zu dieser Sagenwendung —), die in der
späteren Tradition als Rache dafür galt, dafs
30 Pelias lasons Eltern zum Selbstmord genötigt
und ihren kleinen Sohn Promachos getötet
habe, Dionysios Skytobrachion bei Hiod. 4, 50
(= Apollod. 1, 9, 27, vgl. Val. Fl. 1, 730 ff.).
Nach Schol. Eur. Med. 20 hat Akastos, Sohn
des Pelias, die beiden aus lolkos vertrieben,
ebenso .4^oZ/oc?. 1,9, 27, während hiervon Diod.
4, 53 mit der Überlieferung abweicht, dafs
Jason dem Akastos -die Herrschaft über Jolkos
freiwillig abgetreten habe. Mit der ersten
40 Überlieferung vereinigt sich Apollod. 3, 13, 7,
wonach Peleus mit lason und den Dioskuren
Jolkos zerstört haben soll, dies nach Pherekydes
(Schol. Pind. Nem. 3, 55; vgl. Nikol. Bamask.,
Müller fr. h. 3, 389 und aus ihm Suidas. s. v.
'Axulävxri : für willkürliche Erfindung hält
diese Sage H. D. Müller, Mythol. d. griech.
Stämme 1 , 224). Nach Paus. 2, 3, 11 (Eumelos?)
kehrt Jason aus Korinth nach Jolkos zurück,
bei Diod. 4, 55 (Dion. Skyt.) übernimmt sein
,50 Sohn Thessalos als Nachfolger des Akastos
die Regierung von Jolkos.
2) Jason als Argonautenführer und
seine Schutzgötter; vgl. „Argonautensage".
Da Jolkos allgemein als der Ausgangs-
punkt der Argofahrt gilt (dagegen Jessen
5. 33 siehe Abschn. 9), so steht die Identität
des Argonauten Jason mit dem von Jolkos, d. h.
dem thessalischen, fest. Das in Erinnerung an
die Abfahrt der Argo zu Ehren des Zeus ge-
co feierte thessalische Fest der 'ETCiigidiicc wurde
auf Jason als den Gründer desselben zurück-
geführt (Hegesander fr. 25 bei Athen. 13, 572 d);
ebenderselbe galt als Stifter eines Tempels
des 'AnöXXcov uKtiog bei Pagasai; Kallimachos
fr. 545 '^ bei Hyg. astr. 2, 37. Die älteste Über-
lieferung ebenso wie die spätere Erzählung
macht lason zum Veranstalter und Führer des
Argonauten zugs; er hat die Helden berufen
67 lason (als Argonaut) _ lason (s. Scliutzgötter) 68
und versammelt; Hom. fi 72. Hes. Theoq. 992 f. 526. 530, insbesondere lustin. 42, 2. 3 (vgl.
Find. Pyth. 4, 169. Ap. Rh. 1, 347. 3, 356 f. d. Art. „Medeia").
Apollod. 1, 9, 16. 17. Val. Flacc. 1, 240. Orph. lasen unternimmt die Fahrt unter dem
304. Daher heifst er, wie Agamemnon, noiariv Schutze der Hera, die den Helden liebt,
Xamv Hom. if 469; Hes. Theog. 1000; vavxäv Hom. (i 72. Schol. Find. Fyth. 4, 156 extr.
ccaxoq Find. Fyth. 4, 188-; primae ratis molitor vgl. Ap. Fh. 3, 66. 4, 1152. Die Sage fügt
Ov. Met. 8, 302 (vgl. Fhilostephanos fr. 29 bei als zweites Motiv den Hafs gegen Pelias hinzu,
Plin.hist.nat.l,201)\princepsiUeArgonautarum FhereJcydes bei Scliol. Find. Fyth. 4, 133 u. a.
Cj'c. Tmsc. 4, 69. Daher ist sein lemnischer Sohn (s. unter 1.). Hera versammelt die Helden,
(s. u. 6) mythisch Euneos „der gute Schiffer" lo Find. Fyth. 4, 184. Val. Flacc. 1, 69, hilft
genannt; daher bezeichnet Fropert. 2, 34, 85 ihnen durch die Sjmplegaden (Flankten)
mit „lason" die Ärgonautica des Varro Ata- Hom. ß 12,, darnach Apollod. 1, 9, 22. 25,
cinus. Übrigens hat man unserem Helden die Val. Flacc. 4, 682 (anders Apollonios) und bc-
Feldherrnwiirde streitig gemacht und dem Hera- währt sich auch bei Apollonios als Helferin,
kies zugesY,rochen,Nikander hei Anton. Lib. 26 3, 210. 818. 922 (vgl. Val. Fl. 5, 303). 4, 753.
und Bionyslos Skytobrach. hei JJiod. 4, 41; vgl. 784 ff. 1152. 1199. Aüfser dem Altar der Hera
Schol. Ap. Rh. 1,1289. Apollod. 1, 9, 19. Auch am Bosporos {Ulpian zu Dem. Lept. p. 468)
der Khodier Apollonios bringt diese Variante wird auch ein Heiligtum der "Hqa 'AQyäcc in
zum Ausdruck, indem er Herakles auf die Lukanien — wohl auf Grund falscher Etymo-
Feldherrnwürde zu Gunsten laöons verzichten 20 logie — als lasonische Gründung erwähnt,
läfst (vgl. auch die Meidiasvase unter 10 Strab. 6, 252. Vgl. auch die Inschrift bei
und Bd. 1 unter „Herakles" Sp. 2234, 7. 43 ff.), Müller, Orchomenos^ 246 Anm. 1. Während
Was Jasons Thaten auf der Fahrt betrifft, die Hülfe der Hera auf ihrem persönlichen
so wird die Tötung des Dolionenkönigs Ky- Verhältnis zu dem Führer beruht, gilt Athene,
zikos ihm zugeschrieben von A2). lUi. 1, 1032, wenigstens in der späteren Sage, als Patronin
(darnach Val. Flacc. 3, 2iO. Hyg. f. 16.273), der Heldenfahrt, während Findaros nur die
während andere behaupteten, Kyzikos sei von Hera nennt. Apollonios wird wohl nicht zuerst
den Dioskuren {Schol. Ap. Rh. 1, 1040) oder sie als die Leiterin des Baus der Argo be-
vou Herakles {Orph. 525 ft\) getötet worden. sungen haben (1, 19. 110. 551. 3, 340); ihm
[Umgekehrt hehiXM^iei Ftolemaios Hephaist. bei 30 folgten Apollod. 1, 9, 16. Val. Fl. 1, 92, vgl. die
Fhot. bibl. 150 a 20, Myth. gr. p. 191, dafs Bildwerke, die den Argobau darstellen. Bei
nicht Polydeukes, sondern Jason den Bebryker- Apollonios geleitet sie statt der Hera das
könig Amykos überwunden habe.] Als Führer Schiff durch die Symplegaden: 2, 537. 598.
der Helden wird er von Apollonios auch mit 602. 612 (vgl. Val. Fl. 4, 682); sonst wirkt
andern Abenteuern der Fahrt in Verbindung ge- sie im Verein mit Hera: Ap. Rh. 3, 7 ff. Val.
bracht, so zum Beispiel mit Phineus (2, 410ff.), Fl. 1, 73. 91 ff. u. s. w. Anonymus bei Bohrens,
mit Lykos (2, 762) insbesondere auf der Heim- poet. lat. min. 5, nr. 117 v. 3: lunone et Fal-
fahrt mit dem libyschen Triton, 4, 1701 ff. lade faustis. Jn J^^yzikos war ein Heiligtum
(vgl. Find. Fyth. 4, 20); in Bezug auf das letzte der 'A9'r]vrj 'iccoovCri, Ap. Rh. 1, 900 (s. auch
Abenteuer erzählt Herod. 4, 179, dafs lason 40 v. 721). Schol. Ap. Rh, 1, 955. 959. Vgl. eine
vor Antritt der Fahrt um den Peloponnes (?) Erzmünze bei Mionnet, deseript. des medailles
gefahren sei, um den delphischen Gott zu be- ant. 2, p. 534 nr. 140, auf welcher die Athene
fragen, und, dabei nach Libyen verschlagen, von Kyzikos geflügelt, mit einem Steuer in
dem Triton einen für Apollon zum Geschenk der Hand, hinter ihr ein Schiffsvorderteil, dar-
bestimmten Dreifufs als Lohn für guten Rat gestellt ist. Über die Athene 'Acia s. Faus.
geschenkt habe. Als vorzügliches Zeugnis für 3, 24, 7. — Dosiades, ara 2, 5 {Anthol. Fal.)
die Führerschaft des Argonautenzugs galt den und Fhilostratos iun. c. 17 bringen Jason in
Alten, dafs der Name Jasons in lokaler Über- Beziehung zur Athene Chryse, worauf Fd. Ger-
lieferung an mancher Örtlichkeit der von der hards falsche Erklärung der Vasenbilder,
Argo angeblich berührten Jüiste haftete; vgl. ^t) Auserl. V. 3, t. 155, beruht. Dagegen findet
z. B. oöog '/affovt/j beiJ<;yzikos J.^. i?/t. 1, 1148 f., sich Athene auf mehreren Argonautenbildern:
['läcovos c(LX(iri (?) bei Ftolem. Heph. a. a. 0.] insbesondere auf der dem 5. Jahrhundert an-
a^Qov 'laaöviov Strab. 12 , 548. Xen. Anab. gehörigen Schale des Mus. Gregor, aus Caere
6, 2, 1, v.riiioi '[daovog am Pontos, Timonax (Mon. dell. inst. 2, 35), welche lason aus dem
bei Schol. Ap. Rh. 4, 1217, öqoc 'laaoviov an Rachen des Drachen hervortauchend darstellt
den kaspischen Thoren Strab. 11, 503, be- (s. Sp. 83, 60), vgl. auch die ficoronische
sonders aber die zahlreichen 'laaövia, in denen Cista — ein Beweis, dafs Athenes Beziehungen
dem ersten Seefahrer göttliche Ehren erwiesen zu Jason über den Alexandrinismus hinaus-
wurden, Strab. 1,45. 11, 501. 531. Schol. Ap. gehen. Ein Apollon '/«ooj'jos wird »S'c/ioL -d^).
Rh. 4, 1217. Ja man fabelte sogar von einer 60 Rh. 1, 966 nach Deiochos fr. 3 erwähnt; ihm
zweiten Fahrt, die Jason in Begleitung des wird ebenso als dem Orakelgott {Herodot. 4,
Thessalos (oder des Armenos aus Thessalien; 179. Ap). Rh. 1, 301. 412 f. 4, 529 ff". 1548.
bei lust. 42, 3 Armenius und Thessalus) oder iiavtrfLog 2, 493), wie als Patron der See-
der Medeia und ihres Sohnes Medos (s. dar- fahrer (sfi^affio?, i-ußäaiog, ätiriog, säog) eine
über Abschn. 4) nach J^^olchis unternommen hervorragende Rolle in den Argodichtungen
haben sollte, um die Herkunft der Iberer und zuerteilt, besonders von Apollonios , z. B. 1,
Albaner, der Armenier und Meder zu erklären, 404. 966. 2, 686 mit Schol. zu v. 684, wo
Tacit. ann. 6, 34. Flin. 6, 38. Strab. 9, 503. Herodoros fr.AS citiert ist. Ein Epigramm des
69
Jason (fi. Thaten in Kolchis)
Agathias von Myrina {Anth. gr. 4, 3) bezieht
sich auf die Argofahrt unter dem Sch,utze des
Apollon. Die Tempel des ApoUon bei Pagasai, in
Kyzikos, auf der Insel Thynias undAnaphe (vgl.
„Argonautensage'' Sp. 519. 525 ; s. auch Ampelius,
lil). mem. 8: Apollontempel zu Sikyon) knüpften
in der lokalen Überlieferung ihre Gründung
an lason und die Argonauten. Von Bildwerken
■wäre nur die ücoronische Cista zu nennen, wo
Apollon von einigen angenommen wird, vgl.i?.
Braun, Die Fic. C, Leipzig 1850, dagegen Ed.
Gerhard, Auscrl. Vasenb. 3 S. 167. Eine Be-
ziehung Jasons zu Zeus (vgl. auch das Gebet
bei Find. T'yth. 4, 194) findet sich nur in
der Einsetzung der thessalischen Hetairideien
{Athen. 13, 572 d) und in der Gründung eines
Altars am Bosporos, der zu den Altären der
zwölf Götter (vgl. Bd. 1 Sp. 521) gehört, Mela 1,
19, 5 (vgl. noch Hes. Theog. 1002 und I). Kenwir-
hnecht, Zur Argonautensage [Bamberg 1888]
S. 19). Hermes erscheint nur auf bildlichen
Darstellungen in Beziehung zu lason; vgl. Zoega,
hass. 45, wenn hierher gehörig (Athene und
Hermes mit dem am Schiif bauenden Mann);
Cah. Dur. 256 (lason dem Hermes opfernd);
Millingen, peint. d. vas. div. 7. Über Aphro-
dite vgl. Abschnitt 4.
3) Die KQ-loL'lKoovoq in Aia-Kolchis.
Während Hesiod {Theog. 994 fi'.) nur von den
CTovöivTB(; Ks&loL Spricht, die Pelias dem
Jason aufgetragen habe, scheint dem Epitheton
oloocpQmv, welches Homer (Od. 10, 131) dem
Aii]Trjg giebt, die Kenntnis von den Gefahren
zu Grunde zu liegen, welche Jason durch des
Aietes Tücke zu bestehen hatte. Von den
Aufgaben, die Aietes dem lason stellte, er-
zählten die Naupaktien (vgl. Schol. Ap. Eh.
3, 521. 523) und mit ihnen übereinstimmend
die Sage, soweit sie nachweisbar ist; eine Zu-
sammenstellung der Aufgaben s. bei Ap. Bh.
3, 401 ff. und darnach Apollod. 1, 9, 23. Hyg.
f. 22. Val Fl. 7, 61 ff. (Kritik dieser Über-
lieferung bei Gröger S. 11 ff. und Jessen
S. 36 ft'. s. Abschn. 9.), Die erste Aufgabe be-
stand in dem Anschirren der erzfüfsigen,
feuerschnaubenden Stiere und dem Pflügen
des Aresfeldes mit denselben. Sie allein be-
singt Find. Pyth. 4, 224 ff. : „Aber als Aietes
den Pflug von Stahl stemmte mit den Stieren,
welche von den fahlen Kinnbacken die Flammen
lodernden Feuers- hauchten und mit ehernen
Hufen den Boden stampften, führte lason sie
allein unter das Joch, trieb sie gerade Furchen
ziehend und spaltete den Rücken der scholligen
Erde eine Klafter tief." Hiervon berichteten
Herodoros fr. 51 bei ScJtol. Ap. Bh. 3, 594 und
Pherekydcs fr. 71 bei SchoJ. Ap. Bh. 3, 230
(ort 5;aAx6n^o5fg ol ravQOi Kctl nvQ nvsovxfq)
und 411 {itivxYjv.ovzöyviov sc. t6 nföiov), Anti-
machos fr. 9 bei Sdiol Find. Fyth. 4, 398
{tovg TtvQinvovq ravQOvg ^H(paiOTOxevy.tovg
X^yn = Schol. Ap. Bh. 3, 409), SophoJdes fr. 311
bei Schol. Find. Fyth. 4, 398 (nach Kon-
jekt.), Euripides Med. 478 f. Dazu kommen
die Erzählungen bei Ap. Bh. 3, 1284 ff.
und (davon abhängig) Ap)ollod. 1, 9, 23. Ov.
Met. 7, 100 ff. (vgl. Herold. 12, 93 f.). Vol.
Flacc. 7, 581 ff. Hyg. f 22. Orph. 873; vgl.
lason (s. Thaten in Kolchis) 70
Lykophr. 1314 f. — Schol. Od. (i 69 {Aslcle-
piades?) giebt die Tötung der feuerschnaubenden
Stiere als Auftrag des Pelias an Jason an. —
Unerwähnt bleibt bei Findaros die zweite
Aufgabe, nach welcher der Held die Drachen-
zähne zu säen und mit den aus ihnen
entsprossenen erzgerüsteten Männern
(yrjy^vfig, terrigenae) den Kampf zu bestehen
liatte , einen Kampf, den er dadurch gJück-
10 Jich beendigte, dafs er die Gegner durch
den heimlichen Steinwurf zum Brudermord
reizte. Nach Schol. Ap. Bh. 3, 1372 (vgl.
Bohde, Gr. Boman S. 104 nr. 3) hat Eumelos von
diesem Kampfe gesungen; denn aus ihm sollen
einige darauf bezügliche Verse des Apollonios
entlehnt sein; ebendaselbst werden einige
hierher gehörige Verse aus des Sophokles
Kolchcrinnen citiert, vgl. auch Ettr. Med. 479.
Auch Fherekydes fr. 44 hat von den Drachen-
20 zahnen berichtet; nach Schol. Ap. Bh. 3, 1179
(vgl. Schol. Find. Isthm. 7, 13) hat er über-
liefert, Ares und Athene hätten die eine Hälfte
derselben dem Kadmos (s. d.), die andere dem
Aietes übergeben ; Kadmos habe sie gesät und di'^
emporwachsenden, gerüsteten Männer durch
Steinwürfe zum gegenseitigen Kampfe gereizt
und dadurch autgerieben. Den Kampf er-
zählen Ap. Bh. 3, 1320 und nach ihm Apollod.
1, 9, 23. Ov. Met. 7, 121 ff. (vgl. Heroid. 12,
30 95 ff.). Val. Flacc. 7, 607 ff. Hyg. f. 22. Inican.
4, 552 ff. Orph. 873 ff. — Während nach Find.
Fyth. 4, 429 ff. Aietes dem lason selbst den
Ort, wo der Drache das Vliefs bewacht, zeigte,
in der Hoffnung, dafs der Held bei dem Raube
unterliegen werde, berichtet die vulgäre Über-
lieferung (die Darstellung der Naupaktien und
des Herodoros siehe unter 4), Aietes habe
auch nach der glücklichen Lösung der Auf-
gaben die Herausgabe des Vliefses verweigert
40 und Jason ohne sein Wissen mit Hülfe der
Medeia das im Areshain an einer Eiche {(prjyoq
Ap. Bh. 4, 124) aufgehängte, vom Drachen be-
wachte Vliefs geraubt (Belegstellen unter 4).
Nach der einen Überlieferung tötet lason den
Drachen, Herodoros fr. 53 bei Schol. Ap. Bh. 4,
87 (unsicher ob so die Naupaktien, s. SchoL Ap.
Bh. 4, 86) Fherekydes fr. 72 bei Schol. Ap.
Bh. 4, 156. Auch Find. Fyth. 4, 249 f. erzählt,
dafs lason den im Dickicht liegenden (v. 244)
50 Drachen (oqptv ylavucö-nK TiofKiXövcotov) getötet
habe, allerdings durch die Zaubermittel (Tf;^j'a£g)
der Medeia; vgl. Eur. Med. 480 ff. {SQccKovza
Kz^i'vaaa sc. Medeia). [In einem Bilde (s.
Abschn. 10) begegnen wir der eigentümlichen
Wendung, dafs Jason vom Drachen verschlungen
und durch der Athene Hülfe wieder ausge-
spieen wird, s. Gerhard, lason desDraehen Beute,
Berlin 1835. Wenn Welcker, Alte Denkmäler
3, 378 ff", damit Herakles vergleicht, der den
CO Drachen von innen tötet, so widerspricht dieser
Auffassung die Art der Darstellung, Flasch,
Angebliche Argonautenbilder 25 ff.] Nach der
anderen Überlieferung wird der Drache durch die
Zauberkräuter der Medeia nur eingeschläfert,
so zuerst Antimachos {Schol. Ap. Bh. 4, 156)
und nach diesem Apollonios und die Spä-
teren. Jedenfalls erfolgt die Gewinnung des
Vliefses dui-ch Raub: Jason der qpco^ noqcpv-
3*
71 , Jason (u. Med*eia) lason (u. Medeia in Korinth) 72
Q80V KQiov Änth. gr. 15, 25. Lyhophron 1310 meinsame Erzählung, dafs Aietes durch die
■nXiibovrag (vgl. Find. Pyth. 4, 250 yil^tpev) von Aphrodite in ihm erneuerte Liebe zu
vdy.rjv SQaHovtocpQovQOig sGKntaatiivrjv GKOTcatg. seiner Gemahlin veranlafst worden sei, die
luven. Bat. 1, 10: furtivae aurum pelliculae. beim Mahl sitzenden Argonauten zu verlassen,
4) Jason und Medeia. lason in Ko- so dafs dieselben die Gelegenheit benutzen
rinth. Die Liebe der Medeia zu lason wurde • konnten, im Besitze des Vliefses mit Medeia
zum Hauptmotiv der Erzählung. Es liegt be- z;j entfliehen, Sdiol. Ap. Bh. 4, 87. 59. 86.
reits dem hesiodeischen Berichte zu Grunde, (Ähnlich SopJioJcles, der den Absyrtos im Hause
Theog. 992 tf.: nov^riv d' Jirjtao diotQScpsog des Aietes ermorden läfst, Schol. Ap. Eh. 4,
ßaailijog AlaovCSrig ßovXfjCi &£mv ccsiysvBrdcov 10 228.) Nach der euhemeristischen Erzählung
nys Ttao' Alr'jTsco . . . vgl. v. 998, ebenso dem des Dionysios Skytobrachion bei Diod. 4, 48
der NaupaJctien und des Herodöros , Schol kommt es bereits in Kolchis-Taurike zum
Ap. Bh. 4, 86, sicher auch dem des Eumelos^ Kampfe, in dem Aietes fällt, während lason nebst
(vo-1. Bd. 1 Sp. 511) und des Pherekydes (Bd. l' anderen Helden verwundet und von Medeia ge-
Sp" 51.3).' Vgi. Find. fr. 172 aus Schol. Eur. heilt wird (vgl. Schol Ap. Bh. 4, 223. 228).
Androm. 796: -nal xbv 'füaovog svSo^ov nloov — Die willkürliche, in einigen Punkten mit
s-ATsliGaig s'^sils Mr]8siav H K6l%(av 86- Diodor übereinstimmende Darstellung bei Bra-
„jgy mndar Fyth. 4, 213 ff. erzählt, die contius, Medea ( Bährens, poet. lat. 5, 192 ft'.)
kyiirische Göttin habe durch die lynx, das kann unberücksichtigt bleiben. — Über die
Symbol zauberisch erregter, heftig glühender 20 Ermordung des Absyrtos, die von einem Teil
Liebe die Medeia verführt, über der Liebe zu dem Jason zugeschrieben wird, wird ausführ-
Jason' die Ehrfurcht vor den Eltern zu ver- lieh unter Medeia gehandelt werden; eben-
gessen. Sophokles hat dieses Motiv in den daselbst über die Entsühnung durch Kirke und
Kolchides behandelt (vgl. Schol. Ap. Bh. 3, die Hochzeit auf Kerkyra (bez. Kolchis oder
WiO), Euripides in der Medeiahenxitzt,v.4:76S.; Byzantion). Der Sohn aus dieser Ehe ist nach
vo'l. bes. V. 527 ff. Vgl. auch Antimachos fr. 10 Hes. Theog. 1001 Medeios, der dem Cheiron
beiS'c7ioZ.J.|)0?Z..R/i. 4, 156 und die ausführlichen zur Erziehung übergeben wird. (Medos ist der
Darstellungen bei Ap. Bh. 3, ifi. und nach Stiefsohn Jasons bei lustinus 4:2,1; vgl. Fans.
ihm Apollod. 1, 9, 2.S. Ov. Met. 7, 9 ff. {Heroid. 2, 3, 8. Diod. 4, 55. Strab. p. 526.) Hellanikos
12, 31 ff.) ValFl 6, 427 ff. Hyg. f. 22. Orph. 30 fr. 30 bei Faus. 2, 3, 8 nannte einen Sohn
870 f. (Siehe unter ,, Medeia".) Gegeii das Jasons und der Medeia Polyxenos. (Oder ist
Versprechen der Ehe giebt Medeia dem lason vor ttoit^iÖs 'Fäaovog ausgefallen MfjSov, so dafs
die prometheische Salbe, mit der er seinen unter ccvtöv vor IIoXv^svov der Sohn des
Jjeib o-egen das Feuer der Stiere schützen soli, Aigeus zu verstehen ist?) Nach der korin-
nnd erteilt ihm Ratschläge, wie er diese be- thischen('?) Sage haben Jason und Medeia zwei
zwingen und durch den Steinwurf die Drachen- Söhne Mermeros und Pheres, Faus. 2, 3,
saat bewältigen könne, Sophokles a. a. 0. Schol. 6. 9 (letzteres nach den Naupaktien; die Frage,
Find. Fyth. 4, 393. 412. Ap. Bh. 3, 1014. ob diese beide Namen genannt haben, verneint
1026 ff. "und darnach Apollod. 1, 9, 23. Ov. F. Leo im Hermes 15, S12 Anm. 2). Schol. Eur.
Met.l lit Faü. i^Z. 7,449ff. Insbesondere steht 4o Med. 118. Apollod. 1, 9, 28. Hyg. f. 25 {Vra-
Medeia dem Jason bei der Überwäitigung des cow<^■MS ilf cd. 531 f.; vgJ. Abschn. 5); nach Dwf/or
Drachen und der Gewinnung des Vliefses bei. 4, 54 drei Söhne: Thessalos, Alkimenes, Ti-
Als nämlich Aietes die Herausgabe des Vliefses sandros. Dafs Jason und Medeia in Korinth
verweigert und den Argonauten nachstellt, geherrscht haben, davon berichteten Eume-
flüchtet Medeia in der Nacht zu Jason und los bei Schol. Eur. Med. 10. Faus. 2, 3. 11
führt ihn an den Ort, wo der Drache das und Simonides fr. 4% bei Schol. Eur. Med. 10
Viiefs bewacht; nach der vulgär gewordenen und 20 (nach J^^oujekt. : 6 8' ikst' ig Kogivif^ov
Überlieferung wird der Drache durch Medeias ovdl Mocyrrjaiuv vaisv, ulöxov Ss Kolxiöog
Zauberkräuter eingeschläfert; mit dem zwie- cyv&Qovog daxsog AsxocCov x' avaaasv); von.
fachen Raub dem Viiefs und der Königs- 50 einer ^sxoiHi^oig' eig K6qiv&ov redet auch Hel-
tochter, flüchtet sich Jason auf die Argo und lanikos fr. 34 bei Schol. Eur. Med. 10. Der
segelt ab, Apoll. Bh. 4, 146 ff. (in Überein- letztere scheint nur einen gastlichen Aufent-
stimmung mit Anthnachosfr. 10 nach Schol. Ap. halt in Korinth anzunehmen, wie auch Euripi-
Bh. 4, 156), und nach ihm Apollod. 1, 9, 23. des und die Späteren. Nach zehnjährigem
Ov. Met. 7 '149 ff. Val. Fl 8, 68 ff'. Hyg' f. Aufenthalt in Korinth {Diod. 4, 54. Apollodor
22'vg\. Lyk. 1317 avxÖK/Lrjtov dQTcdaccg ■KSQCc'ida. 1, 9, 28) verlobt sich Jason mit der Tochter
Jm ganzen wird auch Fherekydes so erzählt des Königs Kreon — nach Schol Eur. Med.
haben, nur dafs nach ihm der Drache getötet 20 Tochter des Hippotes, des Sohnes des
wird ;' darüber und über Findars Darstellung Kreon {Diod. 4, 55) — in nacheuripideischer
s. ob.' unter 3. Abweichend davon lauteten die co Überiieferung Glauke oder Kreusa genannt,
Erzählung der Naupaktien und des Herodöros vgl. Schol. Eur. Med. 19. Hyg. f. 25 (auf der
fr. 53; nach Jetzterem sandte Aietes den Jason Münchner Medeiavase nr. 810 Kqsovxbi'u seil,
selbst' nach dem Viiefs (wie bei Findar wohl naig, wie Hör. ep. 6, 64: Creontis filia) und
in arglistiger Absicht); dieser gewinnt es nach verstöfst Medeia, die sich an ihm durch die
Tötung des Drachen; Aietes aber ladet die grausame Tötung seiner Braut, deren Vater und
Argonauten zum Mahle ein, um sie dabei der eignen Jvinder rächt. So lautet die Sage seit
hinterlistig zu überfallen. Hieran schliefst Eurijndcs; das Nii.hcre darüber unter „Medeia".
sich die den Naupaktien und Herodöros ge- Die dem i^tripides folgende Sage begleitet Me-
7o lason (in Thesprotien ii. Lemnos) lason (kalydon. Jäger; im Drama) 74
ileia nach Athen und schweigt von lasons Aus- 1,9, 17. Orpli. 474 ff. Vol. Flacc. 2, 311 ff.
giing. Doch fehlt es auch nicht an solchen, Htjrj. f. 15. Stat. Thcb. 5, 335 fl". Myth. Vat.
die die Frage, nach seinem Ende beantworteten. 2, /". 133. 199, vgl. HMch. Ov. Heroid. 6. Propcrt.
Staphylos von Naukratis (fr. 5) erzählte, dafs .1, 15, 17ft"., aufserdem Asklepiade's fr- 13 bei
lason, nachdem ersieh auf den arglistigen Rat Schol. Hom. H 468. {Ä2)0St. 11, 98) Nikol. Da-
derMedeia unter das Hinterteil der Argo schlafen inask. /V. 18. Aufser Euneos wird als Sohn der
gelegt hatte, von dem herabstürzenden Gebälk Hyjisipyle von lason genannt Nebrophonos bei
erschlagen worden sei, Htjpoth. Em: Med. 1 Apollod. 1, 9, 17 (woher?), statt dessen bei
(vgl. die von Nauck eingeklammerten Verse Syg. f. 15: Deiphilos (Deipylos coni.), bei
Eiir. Med. 1386 ff. vgl. dagegen v. 1396). Neo- lo Schol. Find. Nem. hypotft. 2: Thoas (ebenso
pkron (s. Nauck fr. tr. 565) legte der Me.- Stat. Theb. 6, 342: Thoas und Eüneos, vgl.
deia die Drohung in den Mund, dafs lasous 5, 463). Dafs es zwei Söhne gewesen sind,
Leben durch Erhängen enden werde, Schol. bezeugt auch Ov. Herold. 6, 121. Über die la-
Etir. Med. 1387. Damit könnte Diod. 4, 54 soniden auf Lemnos vgl. auch Joh. Töpffer,
übereinstimmen, wonach sich lason aus der Ättüche Genealogie S. 185 ff.
brennenden Königsburg rettet, aber nachher 7) lason als Teilnehmer an der kaly-
aus Gram durch Selbstmord stirbt. Nach donischen Jagd wird genannt von Apollod.
Hyg. f. 25 verbrennt er mit Kreon und Kreusa 1, 8, 2. Ov. Met. 8, 302. Hyg. f. 173 p. 28,
in der Königsburg. Dagegen erzählt lustinus 14 Seh. Auf einer Münchener Vase (nr. 333,
42, 1 , lason habe die Scheidung von Medeia 20 Ed. Gerhard, Auserl. Vas. 3, 235. 236. C. I. G.
bereut und sei mit ihr und ihrem Sohn Medos 8139) ist lason inschriftlich nachweisbar, auf
nach Kolchis zurückgekehrt, wo er den Ter- einer Berliner Amphora nr. 1022, Gerhard,
triebenen Aietes in sein Reich wieder einge- Apul. V. 9 p. 14 (vgl. Anm. 35) mrd er von
setzt habe, vgl. Abschn. 2 u. „Medeia". — Apol- Gerhard vermutet. Dagegen fehlt er im tegea-
lonios Sophista im lex. Hom. 156, 18 Bk. läfst tischen Giebelfeld (Paus. 8, 45) und auf der
Jason Stierblut trinken: vielleicht hat er Jason Fran9oisvase.
mit Aison verwechselt (Diod. 4, 50 = Apollod. 8) Jason im Drama. Hier ist auf die Zu-
1, 9, 27), oder ist Ai'aovog statt 'läaovog zu sammensteJlung im Art. „Argonautensage" Bd. 1
schreiben? Ebenso wie Aison, soll auch Jason Sp. 512f. und, was die korinthische Sage be-
von Medeia verjüngt worden sein, Pherekydes 30 trifft, auf den betr. Abschnitt in „Medeia" zu
/■;•. 74 und Simonides fr. 204 in der Hypoth. Eur. verweisen. Unter dem Titel 'läacov wird ein
3Icd. 1. Schol. Ar. equ. 1332; Lykophr. 1315; Stück des Tragikers J.w<zp/ion angeführt, IVctMcZ;,
Bosiades, Anth. gr. 15, 26 nennt lason 8Caa§og. fr. tr. 615, nach Welcker, Tragödie p. 1043 und
5) Jason und die Jasoniden in iIfemeÄ;e, /"r. com. 1, 391 des Komödiendichters
Thesprotien. Die Naupaktien bei Paus. Antiphanes; eine Komödie 'läacov von Alexis
2, 3, 9 berichten, dafs Jason sich von Jol- bei Meineke, fr. com. 1, 316. In den KäßnQOi
kös nach Kerkyra begeben habe; auf dem des Aischylos trat Jason mit seinen Gefährten
gegenüberliegenden Festland, d. i. in Thespro- auf Lemnos trunken auf, Athen. 10 p. 428 f.
tien, soll sein Sohn Mermeros von einer 9) Deutungen und Litte ratur. Wenn
Löwin auf der Jagd zerrissen worden sein. 40 der für Jason wesentliche Zug in der Führer-
Auch wird überliefert, dafs Jason mit Medeia schaft der Argo iiegt, so hängt seine Deutung eng
im thesprotischen Ephyra gelebt und den mit der Auffassung der Argofahrt zusammen.
Pheres gezeugt habe, der, wie sein Sohn Solange man diese als historisches P]reignis
oder Enkel Jlos, in Thesprotien herrschte, auffafste, blieb lason eine historische Person
Apollodoros fr. 170 ed. Müller f. h. 1 bei als der erste Seefahrer (vgl. die Citate unter 2),
Schol. Od. cc 259. (Nach Hom. « 259 ist Jlos als Kaufmann (mercator lason bei luv. Sat.
Sohjx des Mermevos; Proxenos iv'HnsiQcoTiKOLg 6,135), wohl auch als Seeräuber (pirata bei
/"/•. 3 nannte ihn Iros, .Sc/ioZ. z. d. St.; vgl. auch Dracont. Med. 210. 248). Heroische Ver-
Schol. Pind. Nem. 7, 53.) Dafs Medeia von ehrung empfing er ais Beschützer der See-
Jason in Buthroton begraben worden sei, 50 fahrten in den 'laaovia genannten Heilig-
lesen wir bei Solinus 2, 28 nach Cn. Gellius, tümern(vgl.unter2). SeinenNamen(von iao|u.o:i)
fr. 9 Peter. begnügte man sich von seiner Erziehung bei
6) Jason und die Jasoniden auf Lem- Cheiron abzuleiten (vgl. unter 1). Auch die bei
nos. i/omer (H 468 f. ^41. ^747) kennt auf Weichert, Leben und Gedicht des Apollonius von
Lemnos den Herrscher Euneos, den Hypsipyle Bhodus 1821 S. 114 ff", zusammengestellten Er-
dem Jason geboren habe. Pind. Pyth. 4, 251' klärungen älterer Mythologen kommen darüber
läfst die Argonauten auf der Rückfahrt hier nicht hinaus; Weichert selbst drückt sich so
landen (vgl. auch Myrsilos fr. 7 bei Schol. Ap. aus : „Jason übernimmt als Aiolide die Blut-
Ji"/*. 1, 615) und sich zu den Frauen von Lemnos räche (an dem Mörder des Phrixos, Aietes)
gesellen. Vgl. Herod. 4, 145 (Kampf des Jason 60 oder die VViedereroberung der Schätze." O.
gegen die Tyrrhener: Possis bei Athen.' 7 Müller, Orcliomenos^ S. 260 fafst in seiner
p. 296"^). Der Aufenthalt der Argonauten auf ideellen Deutung der Argofahrt den Minyer
Lemnos ist in Tragödie und J^omödie behau- Jason als den jungen in die Welt tretenden,
delt worden. Hier scheint, wie bei i/ero(?oros /r. wahrhaft versöhnenden Gott {i'ccoig), während
44 (bei Schol. Ap. Eh. i, 769) die Landung in die Vertreter der physikalischen Deutung,
Lemnos auf die Hinfahrt verlegt, wie allge- welche das Vliefs auf die regenspendende
mein in der späteren Sage, Apollon. Rh. 1, Wolke bezogen, den Heros als den „Retter, der
720 fi". 3, 1205 f. 4, 422 und darnach Apjollod. zum Heile des dürren Landes den befruchteri-
75 lason (Deutungen u. Litteratur) Jason (Kritik d. Überlieferg.) 7U
den Regen schafft" {E. Gerhard, Mythologie sehen Poseidon, gleich dem Kadmos als Rc-
§ 689) oder als den „Dämonen des, Frühliugs Präsentanten eines altargivischen Stammes, der
mit seiner milden Sonne und seinen befruchten- sich mit den Minyern vereinigte. Ursprüng-
den Regengüssen, aber auch der Sühnung und lieh in seinem Mythos seien die Züge, die dei-
Befreiung des Landes von der auf ihr ruhenden selbe mit der Kadmossage gemeinsam habe:
Schuld, eine dem Asklepios und Aristaios ver- das Wandern ('/«'(tmv von der Wurzel t heifse
wandte Gestalt" (PreZ/er, Gr. il/.^ 2, 318) oder „Wanderer", s. dagegen JDuntzer, Ztschr. f.
auch als einen anderen Zeus fisdix^og, ver- vgl. 6'^;/-. 14, 201 ff.) nach der ihm bestimmten
gleichbar dem Gotte Indra, welchen man um Braut, Tötung des Drachen, Säen der Drachen--
die befruchtenden Wasser anfleht {Wecklein, lo zahne, Kampf mit der Drachensaat. Zu diesen
Euripides Medea, Leipzig 1880 S. 3), erklären. Zügen seien äolische Elemente hinzugetreten:
TFecA-ZewiS Deutung führt uns zur komparativen Aia, Aietes, das goldene Vliefs, die Helios-
Mythologie, deren Begründer Ä. Kuhn in den tochter Medeia; Aia ist aber nach H.D. Müller
Ahh. der Berliner Akademie 1873 S. 138 f. lason die Unterwelt in der äolischen Religion, aus der
als Sonnenheros auffafst; ihm sind die feurigen sich Jason, wie K^admos, mit seiner Braut be-
Stiere und die hervorschiefsenden Männer eben- freit: kurz, er erkennt in der Argonautensage
sogut der Ausdruck für die hervorbrechenden einen chthonischen Mythus. Auch 0. Crusius
Strahlen der Sonne, wie der sie bezwingende hat in dem Programm: Beiträge zur griechi-
Held und der Stein, den er unter sie wirft. sehen Mythologie und Eeligionsgeschiclite, Lei-pzig
An diese solarische Erklärung schliefst sich 20 1886 nur die mit der Kadmossage gemeinsamen
in der Deutung einiger Züge der Argosage Elemente der lasonsage berücksichtigt und an-
Jr. Mannhardt an in der Ztschr. f. Ethnologie knüpfend an H. D. Müller a. a. 0. S. 236 und
7 (1875), 243 ff. (wozu vgl. Wald- und Feld- Mannhardt (bes. in den Mythologischen For-
kulte 2, XX, Anm. 2, bes. aber das treffende • schungen S. 75 ff. 130 ff. — S. 240 wird 'laoimv
Geständnis in einem Briefe, abgedr. Mythol. von laivw „erregen" abgeleitet) das Um-
Forschungen, 1884 S. XXV). Als Helios fafst pflügen des Ackers, den Kampf der Sparten
auch Myriantheus, Die Agvins S. 95. 98. 122 und das Werfen des Steines als prototypische
den Jason, als Morgenröte die Medeia, und Andeutungen von ländlichen Festgebräuchen,
vergleicht das goldene Vliefs mit dem xQvaovv das Ganze als dem Demeterkreis angehörig
-ö'f'poff des Apollon. Dagegen bezieht JF.»S'c/iwar<2^ 30 erklärt, wobei mehrere wesentliche Züge ihre
Ursprung der Mythologie (Berlin 1860) S. 12. Deutung nicht gefunden haben und als dichte-
19 Anm. 1. 129. 137. 188, Poetische Natur- rische Ausschmückung gefafst werden müssen.
anschauungen 2, 4. 5. 189. 1, 229. 2, 9 ver- Die Wiege der Kadmos- lasonsage sucht er in
schiedene Züge der Sage auf das Gewitter dem von ihm angenommenen Pelasgerstamm.
und scheint demnach Jason als Gewitterhelden Wie demnach die komparative Mythologie die
aufzufassen. Verfasser dieses Artikels hat Auswahl unter dem Sonnen-, Gewitter- und
früher geglaubt, in Jason einen dem Hermes Regendämonen läfst, so schwankt die ethno-
ähnlichen Himmelsgott, der dem Lande die logische zwischen dem Minyer, Joner, Altargiver
fruchtbare Gewitterwolke zuführt und als u. Pelasger, wozu noch der Aioler gefügt werden
Segenspender und Geleiter der Seefahrer ver- 40 könnte, ein Zeugnis dafür, wie viel Schwierig-
ehrt wird, erkennen zu dürfen, und den Namen keiten die lasonsage den Forschern bietet,
von der Wurzel vä spirare abgeleitet : ftjrix- {G. F. Grotefend in der Ällgem. Encykl. s. v.
6C0V (vgl. den indischen Väju). Man erkennt, lason erklärte Jason für einen Phönizier und
dafs die vergleichende Methode bei der Deutung verglich seinen Namen mit „Jesus- Heiland".)
dieses Heros zu keinem sicheren Ziele führt. Neue Schwierigkeiten erwachsen aus einer
zumal da man sich über den ursprünglichen schärferen Kritik der Sagenüberlieferung. Aus-
Kern der Sage noch lange nicht einig ist. gehend wohl von einer Bemerkung von Wilamo-
Wenn z. B. die Saat der Drachenzähne und tvits, Homerische Untersuchungen S. 122 (vgl.
der Kampf mit den erdgeborenen Männern für M. Mayer, De Euripidis mythopoeia capita
ein aus der Kadmossage erst spät entlehntes so duo, Berol. 1883 S. 9 Anm.) hat 0. Jessen, Pro-
Motiv erklärt wird (vgl. Gröger (s. u.) S. 15. legomena in catalogutn Argonautarum , Berol.
33), so fällt ein Hauptgrund weg, 1. mit Kad- 1889 S. 31 ff. den Beweis versucht, dafs der
mos und dadurch mit dem samothrakischen älteste Kern der Sage der lsqÖs yäiio? von
Kadmilos zu vergleichen, wie dies zuerst Jason und Medeia und der Ursprung dieser
0. Müller, Orchomenos^ S. 260. 443 ff. gethan Legende in Korinth bez. Argos (laßov "AQyog)
hat; gegen seine Gleichstellung mit lasion -zu suchen sei. Dagegen hält die gleichzeitig
hat sich Verfasser im Art. „lasion" aus- erschienene Dissertation von 31. Gröger, De
gesprochen. 0. Müllers Gedanken hat H. D. Argonautarum fahularum historia quaestiones
Müller, Mythologie der griechischen Stämme 2, seleclae, Vratisl. 1889 S. 22 ff. an dem höheren
328 ff. (1869) weiter verfolgt und mit der ihm 60 Alter der thessalischen Sage vom Herbeibringen
eigentümlichen Stammestheorie verbunden. des goldenen Vliefses fest, das S. 19 im Forch-
Während 0. Müller an dem minyeischen Ur- bammerschen Sinne (s. „Argonauten" Sp. 531)
Sprung des Jason nicht zweifelt — E. Curtius, gedeutet wird. Der Artikel „Medeia" wird
lonier 1855 S. 23 erklärt ihn dagegen als dem Verfasser Gelegenheit geben, näher auf
Vertreter des ionischen Stammes (vgl. Don- diese Frage einzugeheh; hier sei nur erklärt,
dorff, lonier auf Euboea S. 7) — , fafst H. D. dafs die Gründe Jessens nicht ausreichend sind,
Müller den Helden im Gegensatz zu dem um Jason von dem für ihn in der vulgären
Minyer Pelias, der „Metamorphose" des minyei- Sage charakteristischen Motiv der Herbeiholung
77 lason (in d. Kirnst) lason (in d. Kunst) 78
des Vliefses und Medeia von ihrem Zauberin- savtov; im. 11 wird lediglich seine Bewaffnung
Charakter zu trennen. Je mehr aber die An- hervorgehoben. Die erhaltenen Darstel-
sichtenüber diese wichtigste Frage auseinander- lungen, die mit Recht oder Unrecht auf lason
gehen, desto mehr glaubte der Verf. dem Zwecke bezogen worden sind, geben wir sachlich
dieses Werkes zu dienen, wenn er das Mate- geordnet. Eine Statue im Louvre, nr. 710,
rial der Überlieferung nach sachlichen Gesichts- Glarac, Mus. d. Louvre pl. 309 (ähnlich die
punkten sammelte, nicht nach subjektivem Er- Statuette Mus. Pio Clem. 3, 48), die, als
messen gruppierte. Als Ergänzung zur Litteratur Cincinnatus falsch ergänzt, von Winckel-
der „Argonauten" (s. Sp. 530> seien hinzugefügt: mann als Jason gedeutet wurde — sie stellt
D. KemierJcnecht, De Argonautarum fabtila quae lo einen mit der Chlamys bekleideten Jüngling
referum scriptores tradiderint, Monach. 1886 dar, der den einen Fufs auf einen Stein stützt,
und ZnrArgonaiitetisage(Ba,m\)ergevFYOgvsLmm) um sich den Schuh anzuziehen — wird jetzt
1888. K. Hojfmann, De Pseudo-Ürphei catalogo nach Lambeck, de Mercurii non lasonis statua,
Argonautarum (Nürnberger Programm) 1888. Bonn 1860 auf Hermes bezog-en. — Wenn die
Gianrinaldo Carli, DeUa spedmone degli Argo- Terracotten des Brit. Museums, descr. of anc.
nauti (dem Verf. unbekannt). Ed. Meyer in terrae. 16, vgl. Campana 5, in Villa Albani,
der AUgem. Encykl. unter Kolchis (sect. II Zoega, hass. 45, das ßronzetäfelchen im Mus.
vol. 38 S. 112 ff.). Borgia bei Mülin, gal. mytli. 418 den Argo-
10) lasons Darstellung in der Kunst. bau darstellen (die Deutung wird von Kenner-
(Zu der ,, Argonauten" Sp. 525 angegebenen 20 kneclit, Zur Argonautensage S. 16 f. durch Hin-
Litteratur kam seitdem besonders H. Hey de- weis auf Val. Flacc. 5, 435 unterstützt), so
mann, lason in Kolchis, Hallisches Winckel- wäre lason einer der am Bau arbeitenden
mannsprogramm 1886, das erst bei der Kor- bärtigen Männer. Bei Zoega, hass. 45 ist Her-
rektur dieses Artikels benutzt worden ist.) mes anwesend. Auf einem tuskischenScarabäus
Ein charakteristischer Typus hat für lason in ' bei Micali , ant. mon. 116, 2 ist der nackte
der antiken Kunst kaum existiert, da Sage Mannam Schiff durch dieBeischriftEasun (s.d.)
und Dichtung versäumt haben, die Gestalt erklärt; unsicher dagegen ist die Gemme in
dieses Helden zu individualisieren. Am lebendig- den Impronte gemme delV instit. 3, 64. —
sten ist noch die Schilderung Pindars {Pyth. Gab. Dur. 256: der bewaffnete Held, der vor
4, 78 ff.), der den furchtbaren (fHTrayilos) Helden 30 Hermes opfert, ist durch [l]AXQN erklärt, vgl.
vom Pelion herabsteigen läfst in der eng an- C. I. G. nr. 7750; Cah. Dur. 257: der ge-
liegenden magnetischen Kutte, über welche ein panzerte Held, der vor einem nackten Jüngling
Pantherfell geworfen ist, zwei Lanzen in der steht, durch EAXßN bezeichnet, vgl. C. I. G.
Hand; die herrlichen Locken fallen ihm über nr. 7751 {Ueydemann a. a. 0. S. 5 bezieht die
die Schulter herab, und es staunen alle, die Scene auf ..4poZL i?7t. 3, 1246ff.). — ^ Lambergsche
diese dem Apollon (vgl. Apoll. Bh. 1, 307) und Vase und zwei Schalen aus Caere im Brit. Mus.,
Ares gleichende Erscheinung sehen. {Apoll. von Gerhard, Arch. Ztg. 1845 T. 35. 36 und
Bhod. 3, 1246 ff. schildert die Schönheit und Auserlesene Vasenbilder d, 155 besprochen: die
Kraft des durch die Zaubersalbe gekräftigten mit AOEßN (? Millingen: IHZßN), APXENAY-
Helden.) Als jugendlichen Helden mit 40 THE, AIOMHAHE bezeichneten Figuren sind
herabwallendem Haar und erstem Bartwuchs nicht auf lason zu beziehen. Vgl. Flasch, An-
(iovho TS 7]Sr} ßgvsL v.a%sQnovxi, v.al t] koj-lt] gebliche Argonautenbilder S. 13 ff. — Attische
^txvd-rj imoaXsvsL toj fisTcojrra) schildert ihn Amphora von Orvieto, Mon. delV inst. 11, 38:
auch der jüngere Philostratos, im. 7; Jugend- Bobert in den Annali 1882 S. 273 erklärt die
lieh, häufiger bartlos als bärtig, nackt oder Darstellung als Auszug der Argonauten (nach
mit der Chlamys nur dürftig bekleidet, oft mit dem Gemälde des Mikon) und den neben
Schuhen oder mit Reisehut versehen (s. die Athene stehenden Helden (dem Herakles gegen-
Abbildung einer Münchener Vase Bd. 1 Sp. 529) über) für lason. — Ficoronische Cista (Abbild,
findet er sich auf den erhaltenen Darstellungen, unter ,, Argonauten" Sp. 527): unter den zu-
als lason durch die Situation bez. die Beigabe 50 schauenden Argonauten kann lason nicht
der Ai'go bestimmt. Zur statuarischen Behand- fehlen, nach Gerhard, Arch. Ztg. 1845 S. 167
lung eignete sich am besten der fiO»'Offav(JaAos; ist es der neben Athene sitzende, lorbeer-
aber kein Beispiel für die Benutzung dieses geschmückte, nackte Jüngling, der von Wie-
Motivs ist uns auch nur litterarisch erhalten. sc?er u.a. als Apollon erklärt wird; nach anderen
Denn am Kypseloskasten war der Held ein- ist es der dritte Held von links, der neben
mal mit Medeia zusammen und ferner im Kastor steht, nackt, nur mit Gürtel und Lanze
Ringkampf mit Peleus dargestellt bei den versehen. Nolanische Kalpis, Gerhard, A. V.
Leichenspielen des Pelias {Paus. 5, 18, 3. 17, 2,153, 4: der speertragende Held an der Argo
10); von den Bd. 1 Sp. 525 angeführten Argo- wird als lason erklärt, von Gerhard, Arch.
nautendarstellungen des Lykios, Mikon (siehe 60 Ztg. 1845 S. 166 für Herakles gehalten. —
übrigens Bobert in den Annali delV inst. 1882 Amphora der Sammlung Jatta nr. 1095 Mon.
5. 282 ff.) Ä'^/dias u. s. w. fehlen nähere Angaben. d. Inst. 3, 49: der Argonaut zwischen der
Aus den ebendaselbst ciiieviQn philostratischen Argo und Phineus, der bekleidet mit hohen
Schilderungen ist oben ein bemerkenswerter Stiefeln sich auf den Speer stützt, wird als
Zug angeführt; des Helden Kleidung wird Jason erklärt (vgl. Flasch in der Arch. Ztg.
ebendaselbst, Philostr. itm. im. 7, beschrieben: 1880 S. 142). — Amphora Baoul Bochette, mon.
Xivv.ov xiräva s^coczai X£ovzr}v £^r}Qtria£vog ined. t. XXXV p. 194, Gerhard, Apul. V. Erg.
Hat KQiqniöa ivfjnTccL a-novrCco xs snsQEi'aag A 6 p. 30; nach Gerhard, Berl. Ant. Bildio.
79
lason (in d. Kunst)
lason (in d. Kunst)
80
nr. 1003 p. 285 wäre der eine sitzende Jüng-
ling, der sich mit dem in phrygischer Tracht
(Phrixos) unterhält, Jason. Diese Erklärung
genügt ebensowenig, wie die Deutung von
Pyl. p. 26, dafs auf dem' unteren Teil des Bildes
lason neben der (sitzenden) Hera dargestellt
sei. — Das mittlere Bild der Ruveser Vase
in München (nr. 805), wenn es mit O. Müller,
Arch. d. K. § 412, 4 und Fyl, de Medeae fa-
bula p. 18 auf Jasons Ankunft vor Aietes oder lo
mit Panofka {Arch. Ztg. 1844 S. 256) auf sein
Erscheinen vor Alkinoos bezogen wird (vgl.
0. Jahn, Arch. Ztg. 1860 S. 74 ff.) oder endlich
mit Jessen (siehe Abschu. 9) S. 43 als Hoch-
zeit des lason und Medeia in Kolchis gedeutet
werden sollte: 0. Müller (anch- Jessen) erklärt
den neben dem Weibe (Medeia) links von der
Säule stehenden Jüngling, der sich auf die
Lanze stützt, für lason, Pyl den Jüngling vor
dem Könige, lorbeergeschmückt, die Chlamys 2ü
über die Arme gehängt, mit Schwert und Lanze
bewaffnet, eine tessera mit der Inschrift ZIZY-
0OZ überreichend. Vgl. dagegen Fleisch p. 30 fl".,
der vielmehr das Bild MilUngen, vas. div. 7 auf
lasons Audienz bei Aietes bezieht. — Das
Terracottarelief bei Comhe, terrae. Br. Mus. 28, 53
stellt nach 0. Müller a. a. 0. die Übergabe
der lynx {Find. Pyth. 4, 213) an lason durch
Hermes dar, eine falsche Erklärung. — Ebenso
unsicher erklärt Pyl a. a. 0. p. 23 die Dar- 30
Stellung einer Lambergschen Vase {Alex. La-
horde coli. d. vas. gr. de G. Lamherg 2, 3) als
Übergabe der lynx an lason durch Iris. —
Die erste Begegnung von lason und Medeia
wird auf mehreren Darstellungen ohne zu-
reichenden Grund angenommen; namentlich
kann die phrygische Tracht des Weibes allein
üicht entscheidend sein. Die meisten der
von Pyl p. 24 f. aufgezählten, sei es von ihm
oder anderen hierauf bezogenen Darstellungen 40
können als höchst zweifelhaft hier übergangen
werden. Hervorgehoben sei nur: Apulische
Amphora im Berliner Museum n. 3258 (1022),
abgebildet Gerhard, Ap. Vas. Taf. 10: Jahn,
Bhein. Mus. 6, 295 ff. und Pyl p. 30 ff. be-
ziehen die Darstellung gegen Gerhard auf die
Unterredung lasons mit Medeia vor den Bo-
readen. Jason mit Chlamys und Schuhen,
Schwert und Lanze trägt eine Stirnbinde.
Ebenso Heydemann S. 3 f. Die Kalpis der 50
Catalanischen Sammlung zu Neapel, Gerhard,
Ap. V. p. 13 Anm. 20 d, abgeb. bei Heydemann
nr. 2 trägt eine ähnliche Darstellung|, auf der
Jason mit dem Petasos bedeckt ist. — Neapo-
litanische Vase der Sammlung Jatta, Gerhard,
Apul. V. Erg. JE 8, gegen Gerhard von Pyl
als ' lasons Zusammenkunft mit Medeia vor
dem Tempel der Hekate gedeutet (?). Der mit
der Chlamys bekleidete Jüngling hält in der
einen Hand einen Kranz, in der anderen einen eo
Zweig. Neben beiden soll Aphrodite mit der
Jynx stehen. — Der Graffito eines tuskischen
Spiegels {Mon. d. Inst. 11 T. 3) wird von Heyde-
mann S. 6 erJflärt: Dem Jason (Aeasun) hält
Medeia (Metvia) die Schale mit dem Zaubersaft
an den Mund; anwesend Athene und ein mit
einem Vogel (Jynx) tändelndes Mädchen (?). —
Die Bändigung der feuerschnaubenden
Stiere ist auf mehreren spätrömischen Sarko-
phagen dargestellt, die auf ein im wesentlichen
mit Apoll. Bhod. 3, 1306 ff. übereinstimmendes
Original zurückgeJien {Jahn, Arch. Ztg. 1866
S. 233 ff.): Sarkophagrelief aus Neapel in Wien,
nr. 171, Arch. Ztg. 1866 T. 215, 2 (siehe die
Abbildung); Fragment eines Turiner Reliefs,
Miliin, gal. myth. 175, 424; Sarkophagrelief aus
Villa IBorghese im Louvre, Zoega, bass. 1 p. 215.
Clarac, mus. de sc. 199, 373; verlorenes Re-
lief, einst in Rom, abgeb. Codex Pighianus
f. 251, Arch. Ztg. 1866 T. 216, 2j über andere
s. Heydemann S. 6f. ; vgl. auch Arch. Ztg. 1879
81
lason (in d. Kunst)
lason (in cl. Kunst)
82
S. 72 {Th. Schreiber, Bildtverhe aus dem Mus.
Torlonia nr. 464): lason, nackt bis auf die
flatternde Chlamys, steht zwischen den beiden
Stieren; mit der Linken fafst er den einen hoch
sich bäumenden beim Hörn, den andcsrn, den er
mit der Kechten am Hörn packt, bat er schon
zur Erde geworfen und drückt ihn mit dem
angestemmten Knie nieder. Zuschauer sind
einerseits Aietes, auf dem Relief im Louvre
Ärch. Ztg. 1885 S. 112 und Heydanann S. 9 f.
eingetreten. Vase der Sammlung Caputi in
Rom, Jatta Vasi Caputi nr. 377 tav. 7, beschr.
von Heydemann S. 10 f. : Der auf ein Knie ge-
fallene Held packt den Stier an Hörnern und
Schnauze; neben ihm liegt eine Keule; an-
wesend ist Nike, Zuschauer ein greiser Herr-
scher und eine reichgeschmücktc Frau mit Um-
gebung. /Von Heydemann wird die Darstellung
auch Medeia, anderseits Argonauten. Dieselbe lo auf lason, von Jatta auf Theseus bezogen.
Darstellung der Hauptscene findet sich als
Schmuck einer Truhe auf dem den Tod der Kreusa
darstellenden römischen Sarkophagreliefe
nr. 3162 (Matz-Duhn), Annali deW inst. 1869
Tav. AB. Endlich ein Kontoruiat mit dem Bilde
des Nero, Sabatier, Med. cont. 13, 3; Pedrusi,
Mus. Farnes. 5, 3, 6: ein Jüngling im langen
Gewand (Jason) schirrt zwei Stiere an den Pflug.
Die auf die Stierbändigung des lason bezogenen
Die attische Vase in Petersburg (Erni. nr. 2012,
Antiquites du Bosphorc Cimmerien T. 63 a 2)
wird von K. Furgold ebenfalls auf den Stier-
kampf Jasons bezogen, dagegen von Stepliani,
Vasensamml. d. Ennit. 2, 409, Michaelis, Ärch.
Ztg. 1877 S. 75 ff. 1885 S. 231 ff^. 281. 291 und
Heydemann S. 11 f. richtiger auf den Stierkampf
des Theseus in Anwesenheit der Medeia. — Die
die Erbeutung des Vliefses darstellenden
Vasenbilder sind sämtlich zweifelhaft, weil sie 20 Bilder sind von 0. Jahn in der Arch. Ztg. 1860
im Gegensatz zu der Überlieferung und den S. 74 ff. und Arch. Ztg. 1866 S. 238 fi'. zusamnien-
Reliefs den Kampf des Helden mit einem gestellt. Auf den römischen Sarkophagreliefs,
den beiden obengenannten
%^5/
%^<y^^J'' des codex Fighianus und in
\*{Jj^,y Wien n. 171 (siehe d. Abbildg.
Sp. 80), Relief in der Villa
Ludovisi {Zoega, bass. 1 p.215.
Schreiber, Antike Bildw. in
V. L. nr. 81) Relief auf dem
Palatin nr. 3196 {Matz-Duhn:
hier ist nur die Figur lasons
erhalten) stützt lason in rö-
mischer Rüstung das rechte
Knie auf einen grofsen Stein
und nimmt mit der Rechten
da* Widderfell vom Baume,
um den sich die von Medeia be-
reits eingeschläferte Schlange
windet. Dafs lason auf dem
erstenRelief sich bärtig findet,
erweist sich durch Verglei-
chung der drei anderen als zu-
fällige Variante oder Ver-
sehen. Terracottarelief im
ßrit. Museum, Combe, terr. of the brit. mus. 52
und Campana, ant. op. in plast. 63: Medeia
reicht dem Drachen die Schale, während
Jason, den linken Arm, über deü er die Chla-
mys gehängt hat, zum Schutz vorstreckend.
Jasons Stierbändigung in Gegenwart der Medeia; über dem Stier Nike, Neapler
Yaae {nach Heydei/iann, Mall. Winckelmannsprogr. 1886. Taf. nr. 1); s. Sp. 81, 4Gff.
Stier darstellen und namentlich auch auf The-
seus oder Herakles gedeutet werden. Neapeler
Vase nr. 2413, abgeb. nach Heydemann nr. 1, ge-
wöhnlich auf Theseus und den marathonischen
Stier bezogen: Ein Jüngling hat einen Stier
an den Hörnern gepackt und will ihn zu Boden 50 heranschleicht (der Kopf ist verstümmelt). An-
drücken ; eine Frau in griechischer Tracht hält wesend sind drei Kolcher. Andere Darstellungen,
in den Händen je einen kleinen Blätterzweig;
über dem Stier schwebt -Nike mit einer Schale
in der einen und einem Zweiglein in der
anderen Hand. Heydemann hält die (Lorbeer-)
Zweige für Zaubermittel- und deswegen die
Deutung auf Jason für gesichert. Prachtvase
aus Ruvo im NeapeJer Museum bei Heyde-
mann nr. 3252, besprochen von K. Purgold
namentl. auf geschnittenen Steinen sind von
Heydemann S. 16f. gesammelt und beschrieben;
auch die zweifelhaften sind dort aufgezählt
(s. Nachtrag Sp. 87); hier seien nur genannt
die Darstellung eines Aphatonyx in den Samm-
lungen des Goethehauses {Schuchardt, Goethes
Kunstsammlung 2, 6 n. 28) und eine Stoschische
Paste in Berlin, Tölken 4, 141. Deutlicher als
in der Arch. Ztg. 1883 (T. 11) S. 163: hier 60 d^s Terracottarelief zeigen den Karnpf mit
greift der Held den, einen Stier mit einer
Keule an. Die um einen Baum, sich windende
Schlange veranlafst Purgold zu der Erklärung
als lasons Stierkampf; die zuschauende, reich
geschmückte Frau neben Eros wird als Aphro-
dite oder Medeia (Heydemann) gedeutet. Dieser
Deutung widerspricht C. Robert, Arch. Ztg. 1883
S. 262, dagegen sind für sie M. Lehner t in der
dem Drachen die VasenbiJder: Unteritalische
Hydria im Louvre, Millingen, peint. de vas. 6:
lason hält in der Rechten das Schwert be-
reit; sein Kopf ist bedeckt mit einem Pilos.
Aufser Medeia ist anwesend eine Frau(Aphro-
dite? Chalkiope?) und ein Boreade (0. Jahn,
Rhein. 3Ius. 6, 298). Unteritalische Vase in
Neapel, nr. 3248, abgeb. nach Heydemann a. a. 0.
83
lason (in d. Kunst)
lason (in d. Kunst)
84
nr. 3 : Der Drache wird von Medeia eingeschlä-
fert; Jason, bärtig, mit Chiton, Stiefeln und
Schwert, stufst das Schwert gegen ihn, unter-
stützt von zwei Ai'gonauten. R.uveser Vase
in Petersburg, Ermit. nr. 422, 3Ion. d. instit.
5, 12; Arch. Ztg. 1844 S. 231 ff.: Medeia (in-
schriftlich) schläfert den Drachen ein; lason
(inschriftlich: hlAIQN; vgl. C. I. Gr. nr. 8407),
mit Chlamys und zwei Lanzen, greift ihn an,
unterstützt von Kaiais und mehreren anderen
Argonauten (Herakles?). (Nach Petersen, Arch.
Ztg. 1879 S. 13 ist das Bild zum Teil restau-
riert.) Ruveser Vase in München nr. 805 (Ab-
bildung unter Arg. Sp. 529), Archäol. Ztg.
1860 T. 139. 140: lason mit Chlamys, Petasos
und Stiefeln bekleidetj bekämpft den Drachen
nach Wieseler, Ztschr. f. Altert. 1851 S. 318.
Flasch 26 ff. — Auf der Meidiasvase des Brit.
Museums, Mülin, gal. mytli. 94, 385, ist der
Name $iioKt^Tr]g {C. I. G. nr. 8487) von Ger-
hard, Gesammelte Sehr. 1, 59 ff. auf lason be-
zogen worden, was mit Recht bestritten wird,
vgl. 0. Jahn, Arch. Aufs. 132 f. Bursian in
der Arch. Ztg. 1851 S. 486 f. Pyl in der Arch.
Ztg. 1854 S. 299 f. Auf dieser'Vase wird von
10 Gerhard a. a. 0. die Darstellung der Ankunft
der Argonauten bei Hypsipyle, von anderen, wie
ü. Bohert, Bild und Lied S. 40 Anm. 50,
bei den Hesperiden angenommen; auch citiert
Gerhard eine gleiche Scene auf der Vignette
des Cabinet Pourtales nach 0. ßlüller, Gatt,
gel. Anz. 1837 nr. 188. Sämtliche Erklärungen
Ä C^ ;Cj
lason unterstützt von 2 Gefährten erbeutet das goldene Vliefs, anwesend: Medeia, Nike, Satyr. Neapler Vase
(nach Heydemann , Hall. Winckelmanns2)rogramm. 1886. Taf. nr. 3) ; s. Sp. 83, 1 ff.
mit dem Schwert; hinter ihm Medeia und
Argonauten, darunter die Boreaden, in ruhiger 50
Haltung. — Etruskischer Spiegel, Gerhard E.
Sp. 3, 238: lason (inschr. Heiasun), in der
Rechten das Schwert haltend, mit der Linken
das Vliefs greifend flieht vor dem Drachen, der
nach ihm schnappt. — Die Wendung der Sage,
nach welcher Jason in den Drachen hinein-
steigt und ihn von innen tötet (s. darüber
unter 3 am Ende), findet sich zu Grunde ge-
legt der Darstellung auf dem Jnnenbild einer
dem 5. Jahrb. angehörigen Vase des Mus. Gregor, gü
aus Caere, Mon. delV inst. 2, 35 (s. Abbildung
Sp. 85/6): Jason (inschriftlich lAION, vgl. C.
I. G. nr. 7749), ein bärtiger Mann, taucht aus
dem Rachen des Drachen hervor ; anwesend
Athene mit der Eule; am Baum hängt das Vliefs.
Eine Peruginer Vase, Mon. d. inst. 5, 9, wird
von Pyl so erklärt: Jason stürzt sicli in den
Rachen des Drachen ; diese Erklärung ist falsch
sind zweifelhaft. — Ruveser Vase in Neapel,
Bull. Napol. 3, 26. Arch. Ztg. 1846 T.„44 f.
1848 T. 24: Darstellung von Talos' Über-
windung. Unter den Zuschauern ist der auf
der Leiter an der Argo stehende Jüngling,
lorbeerbekränzt, mit Chlamys bekleidet und
Lanze bewaffnet, als lason erklärt worden,
Pijl S. 48 findet ihn auf dem 2. Teil der Dar-
stellung, auf welchem die Dioskuren den
Siegespreis von Athene und Aphrodite em-
pfangen, in dem neben Aphrodite stehenden
lorbeerbekränzten Jüngling mit reich gesticktem
Chiton {Apoll. Bh. 1, 722), Petasos und Lanze. —
MiUingen, peintur. d. vas. div. coli. 7 : lason über-
bringt dem Pelias das Vliefs (so nach 0. Müller,
anders nach MiUingen und Flasch S. 34). Jason
ist mit Chlamys u. Petasos bekleidet und trägt
eine Lanze. Zugegen ist Hermes. ^- Hydria
im Britischen Museum nr. 717, bekannt gemacht
von Sam. Birch Class. Mus. 10, 417. Arch. Ztg.
i
85
lason (in d. Kunst)
Jason (in d. Kunst)
86
1846 S. 287; vgl. Gerhard, Auserl V. 3 S. 28:
Die AufkochuDg des lason (V). Der kurzbiirtige,
mit Chiton und Mantel bekleidete, auf einen
Krückstock sich stützende Greis neben dem
Kessel ist durch die Beiscbreift lAZQN (vgl.
C. I. Gr. nr. 7748) bezeichnet. Nach Ileyilc-
mann S. 19 Anm. 48. ist der Name mit AlißN
verwechselt. Damit vergleicht Pyl S. 60 ein
anderes Gefäfs im Brit. Museum, bei Bircli
1149 ff.); in der Darstellung bei Winclcelmann,
mon. ined. 91 trägt derselbe eine Lanze und hat
neben sich einen Schild stehen. Auf den ge-
uannten Darstellungen steht zwischen der Ver-
mählungsscene und der Darstellung von Kreusas
Tod ein Jüngling, mit der Chlamys bekleidet,
mit Lanze oder neben sich den Schild, der
sich mit einem zweiten Jüngling unterredet;
auch er ist als Jason im. Gespräch mit Aigeus
nr. 1521 mit gleicher Darstellung, nur dafs lo {MiUin) oder einem Boten (früher Jahn) oder
hier der Greis das Feuer knieend anfacht.
Die auf die korinthische Sage bezüglichen
Darstellungen sind bespi'ochen von 0. Jahn,
Arch. Ztfj. 1866 S. 239 tf. und 1866 S. 239 ff.,
Bilthey, Sarcophagi di Medea in den
Ann.d. Inst. 1869, 5flf. und Bull.
d.i. 1874, 233 {Arch. Zeitung
1868, 66), sie finden sich
unter „Medeia"
führlicher beha
dclt: 1) Vermäh
Inng lasons mit
Glauke-Kreusa
Das Sarko-
phagrelief in
den Annali /^^
1869 tav. /@/
AB 1 : Jason /^,
im Jlar-
nisch , mit
Schwert
bewaffnet,
spendet
aus einer
Schale in
die Flamme
des Altars;
anwesend ist
ein Opfer-
diener. DieVer-
mählungscene
(Jason vor der ver
hüllten Braut) a
den oben genann
Reliefs in Wien nr,
im Louvre bei Clarac 199,
373, des codex Pighianus
und des jetzt verschollenen
mit Hippotes {Pyl) gedeutet worden, sehr
zweifelhaft. 3) Kindesmord. Canusinische
Vase in München, nr. 810, 0. Jahn in Archäol.
Ztg. 1847. T. 3. S. 33 ff.: Jm unteren Teile der
Vase lafon (inschriftlich, vgl. C. I. Gr.
V^7r^~^^ nr. 8424), bärtig, mit der Chla-
i^///n7«;^ bekleidet, mit Schwert
ind Lanze bewaffnet
d mit einem Dory-
phoros zur Verhin-
derung bez. Be-
strafung des
Kindesmords
herbeieilend.
— Münchener
Vase n. 333;
s. AbschD.7.
Nach-
trag. Zu
den oben
citierten
Medeia-
sarkopha-
gen kam
neuerdings
ein neuent-
^ deckter in
v^y Rom, von dem
^/ L. V. Ulrichs
in dem Pro-
gramm des V.
Wagner'schen
Kunstinstitxits 1888
,Ein Medea - Sarko-
g" Mitteilung ge-
macht und die Haupt-
scene veröffentlicht hat.
Die linke Nebenseite ent-
Sarkoi)hags bei Winchel- AttischQ Vase aus Caere: lason taucht aus dem Kachen hält die Darstellung von
mann, Mon. ined. nr. 91 de3Drachenhervor(nachJi/o«. c/e«'msi;. 2,35);s.Sp83,55ff. Jasons Stierkampf, die
(vgl. auch Dütschke, Arch.
Ztg. 1876 S, 73) wird auch auf die Ver-
mählung von Jason und Medeia bezogen, eine
Deutung, die namentlich für das Relief des
cod. Pigh. sehr unsicher ist. 2) Kreusa em-
pfängt Geschenke von den Kindern der Medeia.
Das oben citierte Relief des codex Pighianus
= röm. Sark. in den Annali 1869 t. d'agg.
AB 2; der oben angeführte röm. Sark. nr, 3162
Vorderseite die Dar-
stellung von Kreusa und dem Kindesmord.
Diese Reliefs stimmen mit den oben genannten
überein. Urlichs vermutet, dafs der Relief-
cyclus nach dem Vorbilde der Argonauten-
bilder in der Porticus Agrippiana (der Septa
auf dem campus Martins) geschaffen worden
sei (Werk desKydiasV); lason scheint in diesen
Darstellungen, wie auch auf den Reliefs, die
in den Annali 1869. t. d'agg. ABl; Sarkophag 60 Hauptperson gewesen zu sein (vgl.: luven.
in Mantua Miliin, gal. niyth. 108, 426; Sarko-
phag im Louvre, Clarac 204, 478; römischer
Sarkophag, Winckelmann, mon. ined. nr. 91
und II .- Röchelte , mon. ined. 63; der hinter
den beiden Knaben stehende bartlose Mann
mit nacktem Oberkörper, der die Rechte in
die Seite stemmt, die Beine kreuzweis stellt,
wird als Jason erklärt (vgl. Euripides Med.
Sat. 6, 153 cum iam mercator lason clausus,
Martial. 2, 14. 3, 20). — Aufserdem verdankt
Verfasser zumeist den gütigen Mitteilungen
des Jlerrn Br. Brexler noch folgende Ergän-
zungen: Ein Pompejanisches Wandgemälde
{Sogliano, Le pitture murali campane scoverte
negli anni 1867—1879, p. 102 n. 551, vgl. Lu-
cido di Biscanno, Notizio d. Scav. d. Ant. 1878
87 lason [m ä. Kunst) * lasos (lasios) 88
p. 264. Ghirardini, Giasone e Pelia): Auf den Paul de Praun ä Nuremberg p. 317 nr. 672,
Stufen eines Tempels steht ein lorbeerbekränz- Onyx: lason nimmt das goldene Vliefs; der
ter, graubärtiger König, gestützt auf eine Jung- Drache ist am Fufs des Baumes eingeschlafen,
frau; hinter dieser wird eine zweite sichtbar; Im Brit. Mus. befindet sich unter nr. 1367 ein
beide augenscheinlich die Töchter des Königs. Onyx von zweifelhafter Echtheit: lason mit
Die Aufmerksamkeit dieser Gruppe ist auf dem Vliefs, rückwärts blickend. 4) Ein Heros
einen jungen Helden gerichtet, der mit einer mit Schild und Helm steht vor einer Säule,
Chlamys bekleidet ist und in der Rechten eine um die sich eine Schlange windet und auf der
Lanze (oder Stab) ti4igt; sein rechter Fufs ein Vogel sitzt. Am Fufs der Säule steht ein
hat die Sandale, der linke dagegen ist lo Widder. Die Deutung auf lason ist sicher
unbeschuht. Neben ihm steht eine dritte falsch, auch die auf Phrixos zweifelhaft; eher
Jungfrau. Die Scene stellt nach allem Zubehör ist eine Opfer- oder Orakelscene anzunehmen,
ein Opfer dar. Ist diese Beschreibung richtig, Zu den von Heydeinann S. 17 Anm. 43 citierten
so kann es nicht zweifelhaft sein, dafs hier Exemplaren sind hinzuzufügen: Dresdener Kar-
die Ankunft des lason zu dem Opfer des Pe- neol nr. 122 {Hettners Katal. v. J. 1856. Herr
lias dargestellt ist, das einzige bisher bekannte Prof. Treu, der dem Verf. freundliche Auskunft
Beispiel bildlicher Darstellung des (lovoaäv- erteilte, neigt zu der Deutung auf Phrixos).
dalog. Die Sandale des lason erkennt man ThorwaIdsenmuseum,Katal.-p. 105nr. 851 (Pä,sie\
auch auf dem Revers von Silbermünzen von 858 (Paste); eberrso Catal. of the coli, of anti-
Larissa in Thessalien, welche Head, Hist. 20 quities formed by B. Hertz, London 1851 p. 40
Num. p. 253 um 480 v. Chr. ansetzt {Mülingen, nr. 763 (Onyx), 764 (Karneol), 765 (Karneol);
Ancient coins of greek cities and kings p. 49 f. aufser Lippert 2 nr. 70 auch nr. 69. — Will-
pl. 3, 15. E. Muret, Bull, de Corr. Hell. V (1881) kürlich sind die Deutungen bei Lippert 2, 68,
p. 291 f. pl. 2, 4. Head a. a. 0.). Der Kopf des 71 — 73 auf lason und Medeia; dagegen er-
lason wird von Muret a. a. 0. js. 292 auf einer scheinen lason (inschriftlich) und Medeia auf
Münze von Larissa angenommen, vgl. Head einem Vasenfragment von St. Colombe: Corp.
p. 254 (hier mit Fragezeichen). Zweifelhaft inscr. Lot. 12 nr. 5687, 13 p. 779.
ist die Echtheit und Deutung einer Gemme, 2) Vater des Apis aus dem arkadischen
Brit. Mus. nr. 1368 (Katalog v. J. 1888): lason Pallantion nach Paus. 5, 1, 8. [Seeliger.]
die Sandale des linken Fufses bindend. (Ge- 30 lasos, auch laslos (^lacog, 'läaiog, beide
fälschte Künstlerbeischrift: Pheidias.) Vgl. Namen sind von gleichem Ursprung und häufig
dazu die Beschreibung einer Paste bei Visconti, verwechselt mit lasion, Müller, Orchom. 265),
üpere varie 2, 265 nr. 344. — Zu dem oben ein in den ältesten pelasgischen Geschlechtern
citierten Scarabäus Micali 116, 2 (lason und häufig erscheinender Name, dem wir in Argos,
die Argo) vgl. noch den Cut. of engr. gems in Arkadien, Elis, Böotien, Athen, am kretischen
the Brit. Mus. (London 1888) p. 70 nr. 350 und Ida, in Samothrake und im troischen Lande
den Scarabäus der Sammlung VannutelU in begegnen. Stark, Niobe 357. 1) In der mannig-
Rom, 5^tZ/. d.Jnsi. 1869 p. 55 nr. 1 (i/e?/(?ema«n). faltigen und verwickelten Stammtafel der
— Die Steinbildchen, welche auf lason und argivischen Könige (s. Gerhard, Gr. Myth. 2
den Raub des goldenen Vliefses gedeutet 4ü S. 233) kommt lasos öfter vor: a) als Sohn des
worden sind, teilen sich in vier Typen: 1) Achat- Triopas, Enkel des Phorbas, Urenkel des
onyx im Goethehaus (s. oben), von Julius Argos, Bruder des Agenor, Vater der lo, deren
i^ne(?ZänfZer beschrieben: „Neben einem Baum, Mutter Leukane war, Paus. 2, 16, 1. Scliol.
um den sich eine Schlange windet, steht einer- JBJurip. Or. 920. Nach Hellanikos h. Schol.
seits lason mit einem Wurfspiefse, andrerseits II. 3, 75 teilten die Söhne des Triopas, lasos
Medeia; während diese die Schlange aus einer und Pelasgos, das Land Argos (d.i. den ganzen
Schale trinken läfst, greift lason nach dem Peloponnes) unter sich, und da ihr Bruder
goldenen Vliefs, welches durch einen Widder- Agenor kein Land, sondern die Pferdezucht
köpf angedeutet ist." 2) Vor dem Baum, an ihres Vaters erhielt, so überzog er später mit
dem das Vliefs hängt und um den sich die 50 seiner Reiterei das ganze Land, Von diesen drei
Schlange windet, steht der Heros, behelmt Brüdern leitet lfeZ/a«^Ä"os die drei Beinamen von
und mit Chlamys nebst Schild ausgerüstet, die Argos ab: "laaov "Agyog {Od. 18, 246), Ilsldayi-
Rechte gegen das Antlitz erhebend. Zwischen v.öv und 'iTmößorov. Dasselbe erzählt nach
ihm und dem Baum ist ein Altar (z. T. mit- Hellanikos Eustath. p. 385, 39, nennt aber
einem Widderkopf). Die Scene kann auch auf als Vater Phoroneus. Vgl. Phavorin. v. "Jq-
das Opfer des Phrixos bezogen werden (Paws. 1, yog. Buttm., Mythol. 2, 179 f. Gerhard, Gr.
24, 2); vgl. F(scon<z,0/»e/-e rane 2,265 nr. 343 und Myth. 2 § 671. 790 ff. p. 233.— J)) Sohn des
Pyl p. 11. Zu den von Pyl p. 11 und Hcyde- Argos Panoptes und der Ismene, der Tochter
mann S. 16 Anm. 42 gesammelten Exemplaren des Asopos, Vater der lo, Apollod. '2, 1, 3.
füge: Katalog des Brit. Mus. p. 158 nr. 1366. 60 Preller, Gr. Myth. 2, 39. [Das Haupt des
L. Müller , Descr. des intailles et camees ant. lasos, vollbärtig, mit dem Diadem, einem Teil
du Musee- Thor ivaldsen ]>. lOi Tar.Sb'S (Karneol), des Scepters(?) und der Beischrift lACOC er-
854 (Paste), 855 (Karneol), 856 (Paste). 3) lason, scheint auf dem Obv. von Münzen der gleich-
geharnischt, eilt mit dem Vliefs davon; die namigen Stadt, die im Rev. die Isis führen,
Schlange ist um eine Säule gewunden, auf der Kenner, Die Münzensammlung des Stifts St.
ein Vogel mit gebreiteten Flügeln sitzt. Bar- Florian p. 136 — 138 Tf. 4, 11, ohne Scepter
thohh/schc Paste der Berliner Santmlung, Töl- mit der Beischrift lACOC KTICTHC zeigen es
ken 4, 146. Murr, Descr. du cab. de Monsieur Münzen, deren Rs. der Knabe auf dem Del-
89 latrci Iber ' 90
phin einnimmt {Birch, Nwn. Chron. 4 p. 142, ihrer Heilquelle schrieb man yicciiüzcov y.al aXyrj-
Headf'Jf. N. p. 528); Tgl. nr. 14. ürexler.] — iidrcov itavtoi'ojv Idficcra zu; der gemeinschaft-
c)SohnderIo, /b'c/toZ.OfZ. 18,246. it-'ws^a^/t. p. 1845, liehe Name dieser Nymphen ist sonst '/coviöes (a.
•12. 1465,61; Auch von diesem wird der Name d.), sie selbst heifsen Kalliphaeia, Synallaxis(Sy-
''lctGov"AQyog hergeleitet. — d) Bei Apollod. 2, 1, 2 nalthaxis Loheck), Pegaia und lasis, ihre Quelle
imd Hygin. f. 145 ist die früher vermutete und ihr Heiligtum lag in unmittelbarer Nähe
Lesai-t lasos zu entfernen und dafür Ekbasos des elischen Flusses Kytheros, Paus. a. a. 0.;
zu schreiben, s. Schol. Eur. Or. 920. — 2) Sohn bei Strabo 8, 3, 32 p. 35G heifsen die Nymphen
des Lykurgos und der Kleophile oder der 'icoviäSig, der Flufs Kytherios; auch Strnbo
Eurynome, Urenkel des Arkas, Bruder des lo schreibt ihneu die Fähigkeit zu ^sgansveLv
Ankaios, Epochos und Amphidamas, Gemahl vöaovg xotg vöaoiv. Mehr b. Maafs a. a. 0.
der Klymene (s. Stark, Niohe 358), der Tochter [Höfer.]
des Minyas, Vater der Atalante, Apollod. 3, latromautis {'laxQÖiiavziq), Beiname des
9, 2. Schol. Eurip. Phoen. 150, vgl. Rycjin. f. Apollon,ylesc/j.i</MJ«.62 (vgl. Bd. 1 Sp. 442, 4lff.).
70. 99, wo er lasios, Aelian V. U. 13, wo er ^ [Höfer.]
lasion, Schol. Ap. Rh. 1, 769, wo er Tasos oder latros {'laTQog), 1) 6 t]Qcog taxQog 6 iv aotsi,
lasion{s.(\.)heikt. Gerhard, Gr. 3Iyth. 2 \).2SG. — der Heros-Arzt, mit Eigennamen Aristo-
3) lasios, ein Arkader ans Tegea, der zur Zeit machos (Bd. 1 Sp. 2865). Heilkult in Athen
des Herakles mit dem Rennpferd im Wett- neben dem Theseion. Das Grab des Aristomachos
kämpfe zu Olympia siegte. Paus. 5, 8, 1. 8,48, 1. 20 war in Marathon, von wo der Kult nach Athen
— 4) lasios, Sohn des Eleuther, Vater des übertragen sein wird, Z>ewi. (Ze /aZsa Zer/. 18, 129
Chairesileos, Grofsvater des Poimandros, Grün- (270 B.). Apollon. Vit. Aeschin. Bekker anecd.
ders von Tanagra, Paus. 9, 20, 2. — 5) lasos p. 262. Hesych. v. latgog. [Nach Bekker anecd.
oder lasios, Vater des Amphion, Königs von 263, 11 hiefs er Oresinios und wurde in Eleusis
Orchomenos, des Vaters der Chloris, welche verehrt. Höfer.] S. d. Inschriften (gefunden an
Neleus heiratete, Od. 11, 283. Paus. 9, 36, 4. derAthenastrafse gegenüber dem Boreasbrunnen
Seine Gemahlin war Phersephone, Tochter des und der Kapelle der H. Maura, vgl. Milchhöfer
Minyas, Pherekydes b. Schol. Od. 11, 281. in Baumeisters Denkmälern S. 170) des aus-
Vülcker, lapetos 357. Müller, Orchom.. 231. gehenden 3. und 2. Jahrh. v. Chr. bei 6^. -ffiVsc/i-
Stark, Niohe 357 f. — 6) Sohn des Sphelos, 30 feld, Hermes 1874, 350. Eustratiades, 'Aq%ccioI.
Enkel des Bukolos, ein Führer der Athener 'Ecpr^i. 1874, 490. Kumanudes, 'A&iqvuiov 1874,
vor Troja, von Aineias getötet, II. 15, 332 if. 262. Koeliter, C. I. Att. 2, 1 nr. 403. 404. Vgl.
337 u. Schol. — 7) Vater des Dmetor, König Hermes 20, 42. -^ 2) Ganz verschieden ist 6
von Kypros, Od. 17, 443. — 8) Vater der ^ivog iatgög, nur bei Lucian, Scytli. 1: der
Nepeia, der Gemahlin des mysischen Königs fremde Arzt, Kultbezeichnung des an einem ver-
Olympos , nach welcher das nepeische Gefilde witterten Grabstein vor dem Dipylon zu Athen
benannt war, Schol. Ap. Rh. \,\\1&. — 9) Ke- verehrten Toxaris (s.d.). [v. Sybel.] — [3) la-
pheus hcifst lasides, S. des lasos, Arat. Pliaen. tros als Beiname des Apollon findet sich auf
179 (a. dagegen Schol). Orig. Philos. 4, 48 p. 86 kleinasiatischen Münzen (ATTOAAQN. IATPO[I]),
ed. Miller. Buttmqnn, Myth. 2, 179. — 10) lasos 40 Grotefend, Hannov. Num. Ans. (1870) p. 192;
oder lasios, nach Überlieferung der Eleer einer v.Sallet, Ztschr. f. Num. 2 (1878) p. 108; Loeb-
der idäischen Daktylen oder Kureten,PaMS. 5,7,4. becke, Ztschr. f. N. 12 (1885) p. 319; Michel P.
14, 5 (s. ob. Sp. 60). — 11) Palinurus, der Steuer- Lambros, Monnaies portant les inscriptions
mann des Aeneas, heifst lasides, S. des lasos AlOI AITAIOT et AnOAAQNOI lATPOT, Bull.
oder lasios, Verg. Aen. 5, 843 u. Serv. z. d. St. ■ de Corr. Hell. 2 (1878) p. 508—510; und in In-
n. zu 3, 202. — 12) lapyx (s. d.) heifst lasides Schriften, so in einer von Apollonia (Sizopoli),
Verg. Aen. 12, 391. — 13) lasios = lasion (s. d.), Jirecck, Arch. Ep. Mitth. aus Oesterr. 10 (1886)
//es. Theog. 970. Verg. Aen. 3, 167. Ovid. Am. p. 163, 1 Z. 5, Larfeld, Jahresber. üb. d. Fort-
3, 10, 25; s. lasion. [— 14) Eponymos und sehr. d. cl. A. IF. Bd. 52 Jg. 15, 3 p. 548 {'JtiöI-
Oikist von lasos, einer argivisehen, durch 50 Xcovi tTjT9[w]); einer aus Südrufsland, C. I. Gr.
ihren Fischhandel berühmten Kolonie an der add. 2134a {'AnöXlcovi. irirgä); vielleicht einer
Küste von Karlen, also verwandt oder identisch aus Olbia, nach Latyscheiv's {Inscr. ant. orae
mit lasos I. (s. d.). Er erscheint auf Münzen von sept. Ponti Euxini Gr. et Lat. 1 p. 126 n. 93)
lasos (Imhoof -Blumer , Monn. gr. 311. Head, Ergänzung von TOAAßNI zu '47r]6Aicovi'7[?jT9wt];
Hist. Num. 528) „appuyc sur un dauphin, nageant auch in den Inschriften von Paiitikapaion kommt
a dr.", was auf einen der Taras- und Arionsage er nach Latyschew a. a. 0. öfter vor. In einem
ähnlichen Mythus deutet. Röscher.] [Stoll.] flymnos von Delos {Bull, de Corr. Hell. 6 p. 131
latroi {'laxQoC), Name gewisser Nymphen Z. 3 ff.) wird er angerufen \^'A7i\olXov dgxayi —
in Elis, Hesych. s. v., wo ursprünglich stand ßgoräv iargs; Aristophanes nennt ihn iatgüg
iazQoi- vvficpui Tivsg Kcclovvrai tial Ttsgi ijusicxv 60 Aves 584, Plutos 9 — 11; vgl. über Apollon als
d'sgccnovrsg. Meineke im Philol. 12 (1857) Heilgottheit unter anderen Wieseler, Gott.
p. G02 verbesserte mit Bezug auf Paus. 6, 22, 7 Nachr. 1880 p. 39 — 40; Evans, Num. Chron.
und Nie. bei Athen. 14 p. 683 a 'Tazgoi- vv^cpai 1867 p. 1—4 PL 1, 1; Warwick Wroth, Apollo
zi.v'kg %alovvzai Ttsgl 'Hl^iav. Meinekes Ver- ivith the Aesculapius staff, Num. Chron. 1882
mutung ist evident (s, Maafs im Lektions- p. 301 — 305; Himly, Apollo medicus. Gottingae
katalog von Greifswald Ostern 1890 S. XVII): 1820, 4", F. Bruchmann, IJe Apolline et Mi-
denn die eine der von Paus. a. a. 0. aufgeführten wrra deis medicis. Vratisl. 1886. Drexler.]
Nymphen hiefs 'Yaffts (s. d.) und dem Gebrauche Iber Oßrig), 1) Sohn des Herakles, der ihn
91 Iboite Ichthyokentaiiren 92
samt dem Keltos mit der Tochter eines Bar- ihrer Verwundung durch Diomedes entüiefst.
barenfürsten (der Keltine, Parthen. Erot. 30) Hom. 11. 5, 339. 416. Eust. ad II. 553, 40.
erzengte; nach Iber wurden die (hispanischen) Flut. vit. Alex. 28. de Alex. M. fort. 9.
Iberes benannt, Eustath. ad Dionijs. Ferieg. Apophthegm. Alex. 16. [Höfer.]
2S1. — 2) Auf einem Sarkophagrelief aus Ichsiua (?;^sn<H), etruskischer Name des Ixion
Huesca (Osca) vermutet Hühner, Arch. Atiz. (s. d.) auf einem Scarabäus aus Sicilien, einst in
21 (1863), 66 in einer der gelagerten Orts- der Sammlung Castellani; s. Heydemann, Bull.
gottheiten den Stromgott Iberns; personificiert 1869,55; Fabr., Fr.Spl.46b,u.yg\. Deecke, Bezz.
erscheint der növrog "ißrjQ bei Norm. JHonys. Beitr. 2, 167, nr. 68; Corssen, Etr. 1, 817. [Cat.
43, 292. Vgl. Hiberus. [Höfer.] lo of gems Brit. Mus. nr. 334 R.]. [Deecke.J
Iboite [dat.] Drei in Lambesc bei Arles Ichthyokentaiiren {'IiQvov.hxciVQoi)., jetzt
gefundene, heute verschollene Inschriften. C. gewöhnlich See- oder Fischkentauren genannt,
1. L. 12, 637 — 639 enthalten die Widmung bilden eine besondere Klasse der zahlreiche
Jboite. Die Dedikanten sind Freigelassene. Arten [Seeböcke, Seedrachen, Seehirsche, See-
Zuerst publiciert von Miliin, Voyage dans le löwen, Seepanther, Seerosse oder Hippokampen
midi II p. 188. 189 (hieraus de Wal, MytJiol. (s.d.), Seestiere u. -Kälber, ja sogar Seeelefanten
sept. monumenta cpigr. nr. 151 — 153). Die (\lrc/t. Z^//. 33 S. 93) u. s. w.; vgl. z. B. die Re-
Gottheit ist nicht weiter bekannt. [M. Ihm.] gister zu Furtivängler, Bcschr. d. Berl. Vascns. 2
Ica. Eine Göttin dieses Namens auf der S. 10d2, zn Matz-lJuhn, Ant. Bildw. in Eom und
dalmatinischen Inschrift C. I. L. 3, 3031. M. 20 zu Dätschke, Ant. Bildw. in Oberit. 0. Jahn,
Vipsanius M. l(ibcrtus) Faustus Icae v. s. l. Arch. Z. 18, 115 ff.] umfassenden Gattung von
m. Die Lesart ist nach Mommsen sicher, die Meerwesen {cete, hippocampi,Tritones,pistrices
Göttin unbekannt. [M. Ihm.] Flin. n. h. 36, 26), mit denen namentlich seit
Icaunis dea. In der Altarinschrift OreZ/i 187 Skopas {Flin. a. a. 0. Brunn, Künstlerg. 1,
= De Wal, De Moedergodinnen , Leyd. 184G 322) die bildende Kunst der Griechen und
S. 119 nr. 154 (Auxerre): Aug sacr deae (so Römer die Darstellungen' des Meeres und seiner
steht auf der Inschrift, nicht deah, wie Orelli Götter ausstattete und belebte. Als charakte-
•a. de VFaZ geben; vgl. de IFrt^S. 173. J.Becker, ristisch für diese Seekentauren werden heut-
Beiträge z. röni.-keltischen Mythologie, in Jahrbb. zutage gewöhnlich folgende 3 Merkmale be-
d. Vcr. von Alter th.- Freunden im Bheinl. 26, 30 trachtet: menschlicher Oberkörper, Vorderbug
1858 S. 104. M. Ihm, Der Mütter- oder Matronen- eines 4füfs. Tieres (in der Regel eines Pferdes)
kultus und seine Denkmäler, in Jahrbb. d. Ver. und Fischhinterleib, so dafs zwischen den See-
u. s. w. 83, 1887 S. 104 Anm. 6) Icauni | T. Te- kentauren und Tritonen im wesentlichen nur
tricius African \ d. s. d. d nimmt man gewöhn- der Unterschied besteht, dafs diesen die Tier-
lich unbegreiflicherweise eine dea Icauni an (nur beine am Vorderbug fehlen. Ob freilich schon
de Wal meint, dafs auf der Inschrift Ursprung- die Alten beide Gattungen streng von einander
lieh deab{us) Icaunis gestanden habe), wobei schieden, mufs dahingestellt bleiben. Aus den
Icauni doch nur gen. von Icaunus oder Icau- beiden einzigen aus der Litteratur bekannten
uum sein kann, während die Widmung fordert, Stellen, wo die Gestalt der Seekentauren be-
in Icauni den dat. von Icaunis zu sehen. 40 schrieben ist, werden sie (wie auch Müller,
Jedenfalls ist dies die Flufsgöttin der Icauna Hdb. d. Arch. ^ 402, 2 thut) mit den Tritonen
= Tonne (ähnliche weibliche Flufsgottheiten (s. d.) identificiert. Vgl. Tzetz. z. Lykophr. 34:
führt Becker a. a. 0. an). [R. Peter.j Tqitcov KVQicog viog Iloaiidcövog kkI 'J^q)iTQitrig,
Ichuaia ('/^jjvat'ß), Beiname der Themis, J/o?«. ra [itv avco fitxQi^ tov oficpalov av&QcoTiog, ra
Hymn. Aj). di. StraboQ,b, 14:1^.435. Lycoj^hr. 129 8h f^ oncpceXov (iBXQig ovqkiov StXcplg y.al olov
undTzetz.äas. Hesych.s.y.'lx'i'airjvxcÖQciv. Stepli. siitsLV ix^vov.svxavQog. i'ö. 886: TQircov tä
JS?/^. s. v."/;(?^aj. Nach (S'^ra&o a.a.O. hat sie ihren fifv ävco .. . av&Qanog rjv rsXetog x^^Q'^S t£
Namen von der thessalischen, nach (S'fej)/;. 2? 2/'^- ^';t<öv '««t t« Xoma, tcc dh iK Xctyövcov kÜtco
von der makedonischen (vgl. Herod. 7, 123) ösX(plg, f'x^^ ^''^^ fiövovg t ^nQoc&iovg
Stadt Ichnai; hier sei sie auf ihrer Flucht .«io tto «Ja? l'nnov k. t. X. (vgl. Schol. zu v. 892).
vor Zeus von diesem eingeholt worden und Claudian nupt. Hon. et Mar. 144 ft'. läfst die
habe den Namen 'ixvcüa bekommen ccno rov Venus auf dem Rücken eines solchen See-
öicox&Tjvcei Kar' i'xvog; auch Ilesych. verlegt kentauren, den er Triton nennt und, wie es
ihre Verehrung zusammen mit der des Apollon scheint, mit Stierfüfsen ausstattet, über das Meer
nach Makedonien (Ixvair] %cöpa); nach Tzetz. reiten: j^rorupit gurgitetorvus \ Semifer: undosi
a. a. 0. ist sie 'ixvai'a genannt diä t6 kut' verrebant bracchia crines \ Hispida tendebat
i%vog V.CU v-aza nööoLg xäv riyävzcav (vgl. bifido vestigia cornu, \ Qua pisirix commissa
Bd. 1 Sp. 1647, 47) tTtsG^ai oder Sia x6 Kax' i'xvog viro. Dieser Schilderung entspricht mehr oder
xäv avS^äv ■jioqtvsaO'ai; doch wird man bei weniger das von i/e/6i<7, ir«Md^e/«, unter nr. 308
letzterer Deutung eher an die Nemesis zu 60 beschriebene pompejanische Gemälde (vgl. auch
denken haben, die selbst 'ixvairj TcaQ&ivog ebenda nr. 309—311. Hercujanum u. Fomp.
heifst, Anth. Fal. 9, 405 == Brunck, anal. 2 gest. von Boux aine 4 Taf. 16. Arch. Ztg.
p. 180. [Höfer.] 1858 Taf. 112). Häufig finden sich auch Ab-
Iclinobates {'fxvoßüxrjg), Name eines Hundes weichungen von der oben geschilderten Normal-
des Aktaion, Uvid. Metam. 3, 207 f. [Höfer.] gestalt des Ichthyokentauren. So sehen wir
Ichor (ixatQ)., die in den Adern der Götter z.B. auf dem pergamenischen Altarfriese einen
an Stelle des Blutes befindliche Flüssigkeit, Seekentauren (Triton?) mit menschlichem Ober-
„Götterblut", das z. B. der Aphrodite nach körper, Pferdebug, Fischleib und Flügeln
Ö3
Iclitliyokentauren
Idaia
94
(letztere sind seltsamerweise nicht aus Federn,
sondern aus Seegewäclisen oder Teilen von See-
tieren gebildet), auf dem berühmten Münchener
Eelief (Hochzeit des Poseidon und der Amphi-
ti-ite , Overhecl; K. M. 2, 357) einen solchen mit
Kralle n f ü f s e n statt der Pferdefüfse erscheinen
(vgl. auch die krebsscherenartigen Klauen*) der
Ichthyokentauren in d. Ärch. Ztg. 18, Taf. 143,
S. 117 u. Fröhner, Notice du Louvre 1 S. 25;
auf pompejanischen Gemälden kommen — nach lo
Analogie der gehörnten Kentauren (s. d.) — auch
gehörnte Ichthyokentauren vor. Aufser der
Aphrodite und dem Eros {Friederichs-Wolters
nr. 1907/8; vgl. auch Collect ion A. Castdlani
nr. G67) reiten auf den Ichthyokentauren
häufig Nereiden (so namentlich auf Sarko-
phagen: Fröhner, Notice de la sculpt. ant. du
Louvre nr. 439-442; vgl. Clarac 2 pl. 20G,
194. pl. 207, 196. pl. 208, 197. pl. 224, 83.
Bütschke, Ant. Bilclw. in Oberit. 1, 45. 70. 20
Litte ratur: Vofs , Mijthol. Br. 2, 226 ff^ 0.
Jahn, Ber. d. Leipz. Ges. d. Wiss. 1851 (V)
S. 179. Birt, Marhurqer Lcctionsl: Sommer
1885 S.VI. Vgl. d. Artikel Triton. [Röscher.]
Iclitliys {'fx^vg), Sohn der syrischen Göttin
und Königin Atargatis oder Gatis, samt seiner
Mutter von dem Lydier Mo^^sos ertränkt,
Xantlios bei Athen. 8, 346 e; nach Mnaseas
V. Pdtrai ebendas. 7, 301 d erzeugte I. mit
seiner Schwester Hesychia (s. d.) die Galene,
die Myraina und die Ehikatenen, vgl. Eust.
Od. 1488, 35. V. Baudissin, St. z. semit. Bei.
2, 165. [Höfer.]
Icotli (oder Icotiae), unbekannte Gottheiten,
die auf einer fragmentierten südfranzösischen In-
schrift erscheinen. Man hat sie zu den Müttern
oder Matronen in Beziehung setzen wollen.
Bevue epiyr. 1 p. 78. C. I. L. 12, 2902. Bonn.
Jahrb. 83 p. 103. [M. Ihm.]
Icovellauiia dea, vermutlich eine gallische
Ichthyokentaxir (Triton?) mit Krallenfüfaen, eine Nereide tragend, von dem Eelief in München (nach Seemann,
Kumlhhtor. Bilderbogen I 22, 5); vgl. ob. Sp. P.O, 3 ff.
106. 11 1. 4, n^[=Friederichs- Wolters nr. 1834] ;
vgl. auch Mus. Fio-Clem. nr. 228 etc.), bis-
weilen auch Siiene {3Iatz-Duhn a. a. 0. 2395),
mitunter werden sie von Triton' geführt {Matz-
Duhn 3465), sie tragen Ruder, Dreizacke, Stäbe,
Trinkgefäfse, Lyren und blasen Muschcltrom-
peten und Flöten {Matz-Buhn 2357. Friede-
richs, Berl. ant. Bildiv. 2, 677 a, OverbecJc,
K. M. 2, 363. Hercul. u. Pomp. gest. von
Boux 4, Taf. 11 u. 16). Sonstige Bildwerke:
Ar eh. Z. 18 S. 115 f. Taf. 143. Matz-Duhn
580(?). 3391. Heibig a. a. 0. 1065 ff. 1319. 1321.
1575. Clarac 4 pl. 745, 1808. pl. 747. Kehde,
Sicil. Terrae, t. XLI, 1. Spanheim, Num. ant.
5, 12. Ar eh. Ztg. 1885 (43) S. 26 Taf. 4.
*) Nicht selten finden sich auch Ichthyokentauren,
deren Pferdebeine ganz in flossenähnliche Gebilde auf-
gelöst sind; so auf dem Sarkophagrelief bei Clarac, Mus.
de sculpt. pl. 20G, 192, auf "Wandgemälden l'itture d' Erco-
lanb 1 Taf. 44 p. 233 = Helbig 10G5. Mus. Borbon. 12, 32
(= 7.alin, Ornam. ti. Gem. 3, 4), auf dem geschnittenen
Steioe J.amij , Cab. de p. gr. 2 pl. 126 nr. G8 (Mitteilung
' von R. Dresjler).
Lokalgottheit. Die spärlichen Inschriften, die
sie erwähnen (Bronzetäfelchen und Steinfrag-
mente), stammen aus Sablon bei Metz (Bone
in den Bonn. Jahrb. 66 p. 64 ff. und Moeller
50 im Korresp.-Bl. der Westdeutschen Zeitschrift 1
p. 29). Man vergleiche gallische Namen wie
Cassi-i^ellaunus, Vellauno-dunum , die aus Caesar
bekannt sind, u. a. m, (Bonn. Jahrb. 66 p. 66).
[M. Ihm.]
Ida s. Ide.
Idaei DactyH s. Daktyloi.
Idaia ('/data), 1) Nymphe, von dem Fiufs-
gott Skamandros Mutter des Teukros, Königs
der Teukrer, Apollod. 3, 12, 1. Biod. 4, 75.
CO Tzetz. L. 29. Scrv. V. Aen. 3, 109. — 2) Tochter
des Dardanos, zweite Gemahlin des thrakischen
Phineus, welche durch Verleumdung diesen
veranlafste, dafs er seine Söhne aus erster Ehe
blendete, oder selbst sie blendete, SophoTcl. b.
Schal. Ap. Bh. 2, 178, vgl. 1, 211. 2, 140.
Soph. Antig. 980 u. Schol. Ap)ollod. 3, 15, 3.
Diod. 4, 43. Ov. Bern. Am. 454. Welcher, Gr.
Tr. 1, 329. Prelhr, Gr. Myth. 2, 330. Gerhard,
95 Idaios Idas (Genealogie u. Tliaten) 96
Gr. Mylli. 2 p. 245. — 3) Nymphe, nach Be- eine Wahrsagerfamilie, benannt sind; Phot.
hauptung der Erythräer von dem erythräischen s. v. 'iSagraCoi. Idai-nas bedeutet nach He-
Hirten Theodoros Mutter der Sibylle Herophile, sych. und Kallistratos bei Phot. i-ntofiiag (der
Paus. 10, 12,4. — 4) Mutter der Kmeten, Diod. Verschnittene). [Höfer.]
3, 61. — 5) Beiname der am phrygischen Ida Idas {"JSag, gen. -ä ApoUod. Plut. Paus.,
verehrten Kybele, 'Mata ju.7jr7;p, i?Mn)5. Or. 1453. ov Et. M., -ixvzog Kallim. im Et. M. , -sca
Hesych. s. v. Very. Aen. 10, 252. [Stoll J episch). — 1) Sohn des Aphareus und der
Idaios {'iddLog), 1) Sohn des Dardanos u. Arene, Tochter des Oibalos. Ai'ene heifst
der Chryse, Bruder des Deimas, zog mit seinem auch eine Stadt in Elis {II. 2, 591. 11, 723.
Vater aus Arkadien über Samotbrake nach lo Strabo 8 p. 346. 347. 361) und eine zweite in
Phrygien, wo er sich am Hellespont auf den Messenien, die von Aphareus gegründet sein
Bergen niederliefs, die nach ihm die idäischen soll {Paus. 4, 2, 5). Nach dem Vater heifst
hiefsen. Hier sollte er Tempel und Geheim- Idas 'JcpccQi^Log {Ap. PJiod. 1, 485) mit seinem
dienst der phrygischen Göttermutter errichtet Bruder Lynkeus zusammen 'Aq)aQriTiäSai
haben. Dardanos selbst liefs sich in Troas Ajj. Rh. 1, 151 oder 'AtpaQ-rixiScci {Find. Nem.
nieder, Dion. Hai. 1, Gl. Gerhard, Gr. Myth. 10, 12J) nach der Heimat auch 'Agrivi^&ev
2 § 880 u. p. 245. — 2) Sohn des. Pria- Ap. Ph. 1, 152. Ein weiterer Bruder heifst
mos, Ptol. lleph. 5 p. 324. — 3) Sohn des . Peisos. Idas ist Gemahl der Marpessa,
Paris uud der Helena, Bruder des Bunikos, Vater der Kleopatra mit dem Beinamen
Korythos, Aganos, Tzetz. L. 851. Tsetz. Hom. 20 Alkyone, so genannt nach den Wehklagen
440 ff. Diht. 5, 5. — 4) Herold der Troer, II. ihrer Mutter, als Apollon sie raubte; II. 9,
3, 248. 7, 270. 381. 413. Tzctz. Hom. 166. 558--564. Dies ist die einzige Erwähnung bei
Wagenlenker des Priamos, II. 24, 325. Tzetz. Homer, vgl. dazu Schol. Eustath. p. 776, 12.
Hom. 311. Verg. Aen. 6, 485. — 5) Sohn des 'Nach Apollod.S, 10,3,4 wurde Idas vielfach als
troischen Hephaistospriesters Dares, Bruder Sohn des Poseidon betrachtet. Seine Mutter
des Phegeus, //. 5, 11. — 6) Führer der kre- wird auch Polydora genannt, Schol. Ap. Bhod.
tischen Eorybanten, begleitet den Dionysos 1, 151, oder Laokoossa Theokr. Id. 22, 206.
nach Indien, Nonn. Dion. 14, 34. — 7) Bein. Tzetz. z. Lykophr. 511 nennt sie Arne, wofür
des Zeus, II. 16, C05. Verg. Aen. 7, 139; [vgl. wohl Arene zu lesen ist.
Jacobi und Pupe- Benseier s. v. Idaios. Der- 30 Idas wird geschildert als der stärkste der
selbe ist ferner inschriftlich belegt in Kreta, Menschen bei Homer a. a. 0.: og xa^TKXroc;
wo in der Grotte beim Nidafekl im kretischen iTtix^ovtmv yivsr' arSgäv; vjisQßiog"lSagheikt
Idagebirge, dem Heiligtum des Zeus Idaios, er bei Ap. Pli. 1, 151, ibid. nsQi&aQarig iisyäh]
die Widmung Jil 7(Ja/[ü)(i)] | svxriv. \ 'JazrjQ ciXytij , yiKQTSQÖg Theokr. Id. 22, 140; velox
'A Xf^uv'ÖQov gefunden worden ist (Ernst Idas bei Ovid Met. 8, 305, acer, ferox bei
Fahricius, Mitt. d. D. Arch. Inst, in Athen Hyg. f. 14. Seine Kraft und sein Mut sind
10, 1885 p. 280 — 281, vgl. ebenda p. 59—72 so grofs, dafs er selbst mit Göttern den
Ernst Fahricius, Altertümer auf Kreta 2. Kampf aufzunehmen wagt, so in dem Streit
Die idäische Zeusgrotte), sowie auf Münzen mit Apollon.
Domitians, die nach Mionnet von- kretischer 40 Thaten des Idas. a) Seine , Gemahlin
Fabrik sind und einen Adler mit ausgebreiteten Marpessa war Tochter des Euenos, Sohnes des
Schwingen nebst der Aufschrift AlOZ • JAAIOY Ares. Um sie warb auch Apollon., aber Idas
zeigen, Mionnet 2, 258, 8; Suppl. 4, 348, 327. raubte sie ihrem Vater auf einem Flügel wagen.
Auf Münzen des Commodus von Skepsis er- den er von Poseidon empfangen (hieran an-
scheint er stehend, den Adler auf der R., das knüpfend mag die Wendung der Sage ent-
Scepter in der L., mit der Beischrift Z€YC standen sein, die ihn zum Sohne Poseidons
GIAAIOC, Mi. 2, 669, 254. Gat. Ivanoff' p. 28 macht; übrigens erhält auch Pelops seine
nr. 247. Head, H. N. p. 474. Münzen von Rosse von Poseidon {Pind. Ol. 1, 109 ff.). Bei
llion, Head, H. N. p. 473, geprägt unter der Verfolgung- .des Räubers kommt Euenos
Faustina jun., Mi. S. 5, 563, 426 und S. 7, 50 an den Flufs Lykormas; da er aber den Idas
404 = Pellerin, Mel. 2 p. 96, 340 (letztere nicht einholen kann, tötet er hier seine Pferde
fälschlich unter lulia Phrygiae, s. Cavedoni, und stürzt sich in den Flufs, der nach ihm den
Spicil. num. p. 239) und lulia Domna, Mi. 2, Namen Euenos erhält (war Euenos ursprüng-
664, 225 stellen ihn dar thronend, die Statue lieh ein Flufsgott?). Idas kommt nach Mes-
der Athena Ilias haltend, begleitet von der senien; Apollon sucht ihm nun seine Braut zu
Beischrift AIA lAAlON. Drexler.] — 8) Bein. entreifsen; aber Idas spannt gegen ihn den
des Herakles, der zu den idäischen Daktylen Bogen (77. 9, 559); da tritt Zeus schlichtend
gezählt wird. Paus. 5, 8, 1. Müller, Bor. 1, zwischen die ' Kämpfenden uud überläfst der
454. — 9) Gefährte des Aeneas, Verg. Aen. Jungfrau die Wahl, welchem sie folgen wolle.
9, 500. [Stoll.] CO Marpessa wählt den Sterblichen, aus Furcht,
Idalia (Idalie Ov. Metam. 14, 094), Beiname Apollon möchte sie verlassen, wenn sie altere,
der Venus von dem ihr heiligen (sacrata sedes So Apollodor 1, 7, 8 f. Nach Homer II. 9,
Fej-(/. J.e«. 1, 681, 693. Theokr it. \b, IQO. Ca- 564 hatte Apollon Marpessa, als sie schon
tull. 64, 96. 61, 17. 36, 12) Idalion auf Kypros. Verlobte des Idas war (560), geraubt, .und sie war
Ovid a. a. 0. Verg. Aen. 5, 760. Ovid. ars am. eine Zeit lang in dessen Besitz, bis Idas sie
3, 106. [Höfer.] ihm wieder abnahm; wenigstens scheint die
Idaruas {'iSägvag), Name eines Sehers {He- Hervorhebung der schweren Klage der Braut,
mjch.)., nach dem die Idarnaioi {'iSuQvaioi), die mit der des Eisvogels verglichen wird.
ö
97 Was (u. Marpessa, I. als Argonaut etc.) Idas (Kampf m. d. Dioskuren) 98
diese Auffassuncr zu erfordern; ebenso das den Kastor in dem Stamm einer hohlen Eiche
Epigramm vom Kypseloskasten (PoMS. 5, 18, 2): sitzen sehen, und dies dem Idas mitgeteilt.
„,„,,, ,, , " -"'^ '11 Nun flohen sie vor Polydeukes, der, um seinen
[Sag Magnncaav ^alUacpvgov av m AnoUwv g^^^^^. ^^^ ^..^^^^^ sie verfolgte, bis zu dem
agnaae, xav e^ vaov uysc naXiv ovn as^ovoav. (.,^^^^^1 il,,^^ Vaters; hier rissen sie die Grab-
Nach Simonides bei Sclwl. Hom. 11. 9, 553, säule herab und schleuderten sie dem Poly-
Bakcliiilidts bei Schol. Find. Isthm. 4, 92 deukes auf die Brust; doch dieser durchbohrte
mufsteu die Freier der Marpessa mit Euenos den Lynkeus, den Idas aber traf der Blitz-
einen Wettlauf zu Wagen eingehen, wobei er strahl des Zeus, in dessen Flamme sie beide
sie einholte und tötete, wie Oinomaos die lo verbrannten. Vgl. auch Kijpria frg. 9 Kinkel.
Freier der Hippodameia. Vielleicht ist der ProJdos Chrest. 1, ibid. p. 18. Schol. Find.
Flügelwagen des Idas und seine Verfolgung Nem. 10, 114. Eine willkommene Ergänzung
durch Euenos noch eine dunkle Reminiscenz dieser Schilderung VvQiQi. Apollodor 3, 11, 2.
an diese Wendung der Sage, wie ja auch Nachdem dieser berichtet, Kastor und Poly-
Oinomaos in ähnlicher Weise seinen Tod deukes hätten aus Messenien die Töchter
findet bei der Wettfahrt oder Verfolgung des des Leukippos geraubt und geheiratet, läfst
Pelops. Vom Reigentanze hinweg — also vom er die Dioskuren gemeinschaftlich mit den
Vaterhaus — raubt Idas die Marpessa nach Apharetiden einen Beutezug nach Arkadien
Flut, parall. 40 p. 315 D u. ScJwl. IL 9, 557. — ausführen. Die Teilung der erbeuteten Rinder
Den Stielt des ApoUon und Idas schlichtet 20 wird dem Idas übertragen. Dieser zerlegt ein
Zeus entweder persönlich oder durch Hermes, Rind in vier Teile und bestimmt, wer zuerst
oder Irir;, vgl. 0. Jahn, Ärch. Aufs. S. 46—56. sein Viertel aufgegessen habe, solle die Hälfte
Dafs Apoll die Marpessa entehrt habe,_be- der Beute bekommen, der zweite den Rest,
richtet nur Clemens Alex, j^'otr. p. 9, 32. Über Idas ist mit seinem Teile zuerst fertig, ifst
die bildlichen Darstellungen s. u. Sp. IUI. dann auch noch den seines Bruders auf, und
b) Idas erscheint mit Lynkeus auch als nun treiben die beiden die ganze Beute ihrer
Teilnehmer an der kalydonischen Eberjagd, Heimat zu. Darauf ziehen die Dioskuren nach
Apd. 1, 8, 2, 3. Ovid Met. 8, 305. Seine Messenien und holen sich mit Gewalt jene
Tochter Kleopatra ist ja die Gemahlin des Beute und noch viele andere dazu. Dem Idas
Meleagros. 30 und Lynkeus aber lauern sie unter einer Eiche
c) Auchunterden Argonauten(s.d.)werden auf. Lynkeus erblickt jedoch den Kastor, sagt
die Aphariden genannt Apd. 1, 9, 16, 8. Ap. Fh. dies dem Idas, und dieser durchbohrt nun den
1,151 ff. Orph.Arg.\l%. Bei den Mariandyneru, Kastor. Polydeukes verfolgt die beiden, tötet
im Lande des Königs Lykos findet Idnion (s. d ) den Lynkeus, wird aber von Idas auf der
durch einen Eber seinen Tod; Idas rächt den- weiteren Verfolgung mit einem Steine so
selben durch Erlegung des Ebers, Ap. Rh. 2, schwer getroffen, dafs er die Besinnung ver-
817 ff. 832. Hijgin. f. 14. In Mysien wollte er liert. Da erschlägt Zeus den Idas mit dem
den König Teuthras seines Landes berauben. Blitze. Die Abweichung dieser Erzählung von
dieser aber besiegte ihn mit Hülfe des Telephos der Findars ist gering; Ap. sagt zwar nicht, dafs
und Parthenopaios, Eyg. f. 100. 40 der Stein vom Grabe des Aphareus war, und
d) Der Kampf der Apharetiden mit läfst nicht beide Brüder durch den Blitz Ver-
den Dioskuren wird verschieden berichtet. zehrt werden, aber die Veranlassung des
Der Ort des Kampfes ist nach den älteren Kampfes ist dieselbe wie bei Findar, und der
Quellen übereinstimmend in der Nähe des Ort ist gleichfalls Messenien. — ß) Die zweite
Grabes des Aphareus, also mit gröfster Wahr- Klasse von Überlieferungen giebt als Ver-
scheinlichkeit in Messenien, und zwar wohl anlassung zu dem Kampf den Streit der
bei Arene, denn die Verlegung dieses Grabes Brüderpaare um den Besitz der Leukippiden
nach Sparta ist nach Faus. 3, 13, 1 jedenfalls an, mit allerlei Variationen im einzelnen. Bei
erst späteren Datums. Auch die Heimat des Ooid [F. 5, 699—714), dessen Erzählung mit
Leukippos, wonach einer Version der Kampf so Klasse a mehr übereinstimmt als Theohrit,
stattfand, wird erst von späteren Quellen nach sind die Apharetiden die Verlobten der Leu-
Amyklai oder Aphidna verlegt {Lykophr. 559. kippiden, welche ihnen von den Dioskuren
Ovid. f. 5, 708. Hyg. poet^ nstr. 2, 22, St. B. geraubt werden. Auf dem Kampfplatz, den
8. V. "Affiiövu); die ältere Überlieferung nennt Ovid Aphidna nennt, wird Kastor von Lynkeus
ihn übereinstimmend einen Fürsten in Mes- getötet, Polydeukes rächt seinen Bruder und
senien. Vgl. BöcJch, Expl. Find. p. 472 f. wird nun seinerseits von Idas angegriffen, aber
Hinsichtlich der Veranlassung des Kampfes von Zeus gerettet, der den Idas mit dem Blitze
zerfallen unsere Quellen in zwei Klassen, die erschlägt. Theohrit 22, 137 — 211 erzählt die
sich jedoch dem tieferen Sinn des Mythos nach Veranlassung zum Kampf übereinstimmend mit
nicht widersprechen. Findar, Apollodor und 60 Ovid. Beim Grabhügel des Aphareus holen
Pamanias (4, 31) lassen den Streit über ge- die Apharetiden die Räuber ein. Nun macht
raubte Rinder entbrennen, Theokrit, Ovid und Lynkeus den Vorschlag, den Streit durch einen
B'^^/m um die Töchter des Leukippos, wobei teil- Zweikampf zwischen ihm und Kastor zu ent-
weise gleichfalls ein Rinderdiebstahl hereinspielt scheiden. Dafs in diesem nicht, wie sonst
{Schol vet. z. Lykojihr. 54:8 Kinkel). — a) Findar übereinstimmend, Kastor der Unterliegende
Nem. 10, 60—72 erzählt:- den Kastor durch- ist (gleichviel ob L. oder I. sein Gegner war),
bohrte um Rinder grollend Idas mit der Lanze. hat seinen natürlichen Grund darin, dafs der
Vom Taygetos aus hatte nämlich Lynkeus Dichter die Dioskuren verherrlichen will, also
Röscher, Lexikon der gr. u. rüm. Mythol. II. ^
99 Idas (Kampf in. d. Dioskuren) Idas (Deutung d. Idassage) 100
nicht den Kastor fallen lassen kann, was frei- sei in Sparta gezeigt worden : „aller Wahr-
lich, im Zusammenhang mit dem ganzen Mythos scheinlichkeit nach aber, fährt er fort, sind sie
betrachtet, den Übelstand hat, dafs gerade an nicht hier, sondern in Messenien begraben;
diesen Kampf sich die Sage von dem Tode allein das Unglück der Messenier und die
des Kastor und der Heteremerie der Dioskuren lange Zeit ihrer Verbannung aus der Pelo-
knüpft. Der Rest der Erzählung stimmt fast ponnes hat auch, als sie zurückgekehrt waren,
vollständig mit Findar überein: Idas, um vieles von der alten Geschichte bei ihnen ver-
seinen Bruder zu rächen, will mit der Grab- wischt, und wovon sie dann nichts mehr wissen,
Säule den Kastor zerschmettern (Polydeukes das kann leicht jemand anders in An-
bleibt naturgemäfs aus dem Spiele, da es sich lo spruch nehmen." Es ist sehr bedeutungs-
ja um einen Zweikampf von Lynkeus und voll, dafs es in diesem Fall gerade die Lake-
Kastor handelt), Zeus aber rettet jenen, dämonier sind, die auch das Grabmal des
indem er dem Idas den tuxttjs fiaQfiaQog, die Aphareus für sich in Anspruch nahmen. Denn
Grabsäule, aus der Hand schlägt — denn der es spricht sich darin ihr Bestreben aus, Mes-
sterbliche Kastor hätte diesen Steinwurf nicht senien durch Usurpation seiner Stammsage
ausgehalten wie der unsterbliche Polydeukes ganz zu annullieren und in Lakonien aufgehen
bei Pindar — und ihn mit dem Blitzstrahl zu lassen. Hieraus ergiebt sich auch die
verbrennt. Man sieht, wie die Abweichung Grundbedeutung der Apharetiden. Es sind,
der Theokritischen Erzählung von der gewöhn- ursprünglich messenische Lichtgottheiten, die
liehen Tradition durchweg durch den Zweck 20 dort dieselbe Stellung einnahmen, wie in
des Hymnus motiviert ist. — Ganz abweichend Lakonien die Dioskuren, sie sind in messeni-
erzählt Hygin. f. 80 den Hergang. Nachdem scher Sage die Gatten der Leukippiden, die
Kastor den Lynkeus getötet (wie bei T/;eoÄ:ni), Besitzer der Rinderherden; aber mit dem
will Idas den Bruder bestatten, wird aber von Untergang des messenischen Volkstums ver-
Kastor an der Errichtung des Grabmals unter schwinden sie gegenüber den Dioskuren der
höhnischen Worten verhindert („er habe den Sieger, oder rücken in eine untergeordnete
L. wie ein Weib überwunden"); da erschlägt Stellung, von der aus ihre gleichen Bestrebungen
er ergrimmt den Kastor und wird nun von wie ein unberechtigter Kampf erscheinen: diese
Pollux getötet. .. Thatsache findet ihren mythologischen Aus-
Gemeinsam ist somit der ganzen Über- 30 druck in dem Kampf der beiden Brüderpaare,
lieferung der Zug, dafs die Apharetiden immer in dem naturgemäfs die Apharetiden als Mes-
die Angegriffenen resp. Beleidigten sind, denn senier unterliegen. Wenn einige unserer
auch wo die Rinierverteilung den Anlafs des Quellen als Veranlassung des Kampfes den
Streites giebt, sind formell die Apharetiden Streit um die Rinderherden angeben, so be-
im Recht, gemeinsam aber auch, dafs trotz- stätigt auch dies die Deutung der Apharetiden
dem die ganze Überlieferung für die Dioskuren als ursprünglicher, mit den Dioskuren iden-
Partei nimmt. Dies erklärt sich nur daraus, tischer Lichtgottheiten. Denn es ist eine bei
dafs die Apharetiden und namentlich Idas mit vielen Völkern verbreitete Vorstellung, die
roheren Zügen ausgestattet sind; dahin gehört Himmelskörper als eine grofse Herde zu be-
seine Gefräfsigkeit, seine Gewaltthätigkeit und 40 trachten, die von einem Hirten geweidet wird
sein Frevelmut, der selbst vor Verletzung des (Sonne oder Mond) ; so erscheint Helios im
väterlichen Grabes, ja vor dem Kampfe mit Besitze grofser Herden; ebenso die Apharetiden
Apollon nicht zurückschreckt. Woher rührt und Dioskuren; da aber beide gleiche Grund-
aber diese unfreundliche Charakterzeichnung bedeutung haben, so können auf die Dauer nicht
der sonst, wo die Dioskuren nicht ihr Gegen- beide die Herren der Herden sein; so entsteht
bild sind, so gerühmten Helden? Um diese von selbst die Sage vom Kampfe der beiden
Frage zu beantworten, müssen wir eingehen Paare um die Herden, wie ungefähr gleicli-
auf die zeitig die um den Besitz der Leukippiden (vgl.
Deutung der Sage. Idas erscheint in der- Freller, Gr. Myth. 2 3, 91. 94—97. Schwenck,
selben durchweg als ein Mensch und Held, 50 Etym. mythol. Andeut. 194). Da aber die
nirgends als Gott, wie die Dioskuren. Die göttliche Bedeutung der Apharetiden früh ver-
Namen jedoch sowohl des Idas, des „Sehen- schwand, so teilten sie bis zu einem gewissen
den", als auch des Lynkeus, des „Leuchten- Grade das Los entthronter Götter und wurden
den" (Schwenck) oder des „Luchsäugigen", mit widrigen und rohen Zügen ausgestattet,
lassen in ihnen Lichtgottheiten ähnlich den die ihnen ursprünglich nicht zukamen.
Dioskuren vermuten; daraufführt auch ihr Ob auch darin ein Nachklang der ursprüng-
Verlöbnis mit den Leukippiden (s.d.)Phoibe und liehen Bedeutung des Idas als Lichtgott zu
Hilaeira, die ihren Namen nach derselben finden sei, dafs er als Nebenbuhler des Apollon
Sphäre angehören. Bei den Leukippiden wie um die Hand der Marpessa als selbst mit
bei dem Rinderraub erscheinen sie als die un- 60 dem Attribut des Sonnengottes ausgestatteter
glücklichen Konkurrenten der Dioskuren; ihr Bogner erscheint, und diesem mit dieser
Untergang hat trotz der unfreundlichen Züge Waffe entgegentritt, wie Preller will, wage ich
in ihrem Wesen etwas Tragisches, wie der nicht zu entscheiden.
ihres Heimatlandes Messenien: es sind ia mes- -n j.i 1 j a • t -ü i
1 TT ■ A- r>- 1 11^ Fortleben der Sage m Litteratur
senische Heroen, wie die Dioskuren lako- «in u ^
und Kunst.
che Behandln
138). Fausanias 3, 13, 1 sagt, ihr Grabmal mit den Dioskuren bei Pindar, Theokrit und
nisclie, und zwar die einzigen spezifisch mes-
senischen Heroen (Grote übers, v. Meißner 1, Die dichterische Behandlung des Kampfes
101 Was (u. Marpessa in d. Kunst)
Idas (u. Marpessa in cl. Kirnst) 102
Ovid hat bereits Erwähnung gefunden. — Drama-
tisch scheint die Idassage nicht behandelt
worden zu sein. Dagegen bot sie der bildenden
Kunst willkommenen Stoff, a) Das älteste be-
zeugte Bildwerk dieses Kreises ist an dem Kasten
des Kypselos die Scene, wie Idas die willig
folgende Marpessa aus dem Tempel des Apollon
holt, der sie ihm entführt hatte; Fmis. 5, 18, 1,
vgl. oben, b) Ein Gemälde des Polyguot im
Anakeion za Athen, den Kaub der Leukippiden lo
darstellend, erwähnt Pausanias 1, 18, 1. Die
Anwesenheit der Apharetiden auf demselben
ist wahrscheinlich, aber nicht gewifs. c) Im
Tempel der Messene zu Messene sah Pausanias
ein Bild des Aphareus und seiner Söhne von
der Hand des Omphalion, eines Schülers des Ni-
kias. Paus. i,31, 9. — Erhaltene Bildwerke:
a) Idas und Marpessa, vgl. 0. Jalin,
Arch. Aufs. 46— 5G. Hier werden 3 Kunst-
werke besprochen, die diesen Gegenstand dar-
stellen: u) ein etruskischer Spiegel mit In-
schriften {Ap'ulu, Ite, Marmis) b. G. di Minicis,
conghieitura sopra uno specchio etrusco di
hronzo. Perugia 1838. 8. Gerhard, Etr. Spiegel
t. 80. Braun, Bidl d. inst. 1838 p. 127 f.;
abgeb. in Engelmanns Atlas zum Homer 11,
53. — (3) Vase aus Girgenti, jetzt in Müncheu
(vgl. B. Politi, esposizione di un vaso fittile
Agrigentino. Palermo 1828. 4. Inghirami, Vasi
fiitili t. 282. 283. Mon. ined. d. inst. 1 t. 20.
O. Jahn, Münch. Vasensammlung 745. O. Müller
§ 143, 2;, zuerst auf die Gigantomachie, dann
auf den Dreifufsraub gedeutet (Gerhard, Bullet.
1831, p. 136; Auserles. Vasenb. 1 p. 209; 2
p. 147), oder auf den Kampf des Hades mit
den Göttern bei Pylos {Welcker, Bullet. 1831,
p. 132 ff.), zuletzt auf Idas und Marpessa,
Müller, Ann. 4 p. 393 ff. und Jahn a. a. 0.
Die Mittelfigur des Hauptbildes nennt M.
Poseidon, Jcdin verzichtet auf eine Benennung. 40
Es ist ein bärtiger Mann mit bekränztem Haupt,
mit langem üntergewand, darüber ein schwerer
Mantel, in der R. ein Stab, die Linke ab-
wehrend gegen Idas und Marpessa erhoben;
dieser, bärtig, mit kurzem bekränzten Haar,
hat den Pfeil auf den 1. gegenüberstehenden
Apollon augelegt, dem Artemis zur Seite steht.
Auf der entgegengesetzten Seite Zeus zwischen
Hermes, den er nach linkshin zur Schlichtung
des Streites entsendet und einer rechtshin (auf
Apollon zu) eilenden Frau, Hera oder Leto dem
Sohne zu Hülfe eilend. — y) Tyrrhenische Am-
phora Gerhard, Auserl.yasetil). 1 Tat. 46, 1 ; S. 169
== M'itte-Lenormant, Elite cd lamogr. 3 pl. 57 ß.
Ein bärtiger, kräftiger Krieger in Panzer und
Chlamys führt einlangbekleidetes, mit Stephane
undSchleiergeschmücktesMädchennach rechts-
hin weg, während ein verschmähter Freier, bart-
los, bekränzt, mit Chlamys, den Bogen in der
L., nach der Mitte zurückschaueud, nach links oo
abgeht, von jenem Paare getrennt durch Iris,
welche durch Kerykeion und Flügel an Schul-
tern imd Füfsen kenntlich ist. Die Deutung
auf Idas und Marpessa, welche den Apollon
verschmäht, ist unzweifelhaft, trotzdem Iris
statt Hermes erscheint und Idas keinen Bogen
führt, 0. Jahn a. a. 0.
b) Kaub der Leukippiden. Wie weit hier
4*
103
Idban
Idennica
104
die Apharetiden wirklich zur Darstellung kom-
men, ist zweifelhaft; vgl. Bursian, Arch. Ztg.
1852 S. 433 ff. Mülhr, Handh. § 414, 5; vgl.
insbes. das Sarkophagrelief Mus. Pio-Glem. 4,
^^ ^ Baumeister , Denlcm.d. U.Alt. 1 Fig. 499.
[Über eine Vase im Museum von Boulogne
sur Mer, ehemals in der Sammlung Panckoucke,
nr. 73, bemerkt Maxim. Mayer, JaJirb. d. K.
D. Arch. Inst. 4, 1889, Arch. Anz. p. 185:
wir eine dea Idhansa vor uns haben könnten.
Dieselbe Endung weist auf den Namen der
Göttin Vihansa {Schuermanns, Bulletin des
commiss. royales XI 1872 p. 42. Bonn. Jahrb.
83 p. 104). Dagegen hat die Endung -bana
der Name einer anderen unbekannten Göttin
auf einer rheinländischen Inschrift Bonn. Jahrb.
59 p. 39: D^ . AM //BAISE . GA///; viel-
leicht ist das letzte Wort auch hier Gabiac
„Das t(Jfs'i«^os vertikal hinter Herakles' zweitem 10 gewesen. Denselben Beinamen führen auch
Gegner ist meiner Erinnerung nach vollständig
und schien keine Ergänzung, etwa als Patrony-
mikon, zuzulassen. lörig als Name zu fassen und
einen Kampf mit diesem Unhold und seinen
Brüdern anzunehmen, könnte man um so eher
versucht sein, als auch die Schreibung des Haupt-
namens Hsa^Xseg, d. i. Hf[p]o:HAs'rjff auf eine
ionische Vorlage zu deuten scheint." Drexler.]
Andere Träger des Namens Idas.
2) Sohn des Aigyptos von einer Gorgone,
Gemahl der Danaide Hippodike, Tochter des
die Matronae und lunones; vgl. Bonn. Jahrb.
83 p. 27 fl". u. 77. , [M. Ihm.]
Ide ('iSri oder ElSri), Ida, 1) Tochter des
Melisseus (Melissos), Schwester der Adrasteia,
wohl eigentlich Eponyme des kret. Idagebirges
und kaum verschieden von Khea Kybele, eine
der icläiscben Nymphen in Kreta, welchen Rhea
den kleinen Zeus zur Erziehung übergab,
Abel, Orphica fr gm. 109 f. (vgl. Philol. N. F. 1,
0 1889 S. 703ff.), ApoUod. 1, 1, 6 f. Flut. q. synip.
3, 9, 2, 2. Mit andern Nymphen dargestellt
am Altar der Athene Alea zu Tegea, Faus. 8,
47, 2. Sie ward auch an
den phrygischen Ida versetzt,
der nach ihr benannt sein
soll, Biod. 17, 7, und soll
zuerst in Troas geherrscht
haben, Steph. B. v. 'ASgccatsiu
u. "I8r] : Gharax frg. 2 Müller.
[Das Haupt der Berggottheit
"L8ri erscheint zuweilen mit
der Beischrift IAH auf dem
Obv. von Münzen von Ska-
mandria in der Troas, Zeit-
schr. f. Num. 1 p. 139, 142.
Head, H. N. p. 474. Sitzend
im Schatten eines Baumes,
von dem sie einen Zweig mit
der R. erfafst, mit nacktem
Oberkörper, begleitet von der
Beischrift IAH, sieht man sie
auf Münzen Caracallas von
Skepsis mit der Darstellung
des Parisurteils, Imhoof-Blumer , Jahrb. d. Ksl.
I). Arch. Inst. 1 p. 291 — 292, Tafel IX, 20.
Drexler.] Vgl. Hygin. f. 182, wo nach Munckers
Korrektur die Töchter des Melisseus Amalthea,
Adrastea, Ida heifsen , und gesagt wird,
dafs sie auch Töchter des Okeanos genannt
ApoUou, Iris, Marpessa, Idas, Vasenbild (nach Gerhard, auserlesene griech. Vasen
bilder. I. Teil. Tafel XLVI, 1); s. Sp. 101, 52 ff.
Danaos und der Piereia, Apd. 2, 1, 5, 9. —
3) Einer der idäischen Daktylen (s. d.), die
von dem kretischen Ida nach Elis kamen und
auch Kureten genannt wurden, Faus. 5, 7, 6.
Er hatte einen Altar in Olympia, der von
andern auch der des Akesidas (s. d. u. Daktyloi)
genannt wurde, 5, 14, 7. — 4) Gast bei der 50 würden, Schümann, Opusc. Ac.2, 261. S. auch
Hochzeit des Perseus, von Phineus getötet, Johrb. d. arch. Inst. 3 S. 291 f. Fosnansky,
Ovid, Met. 5, 90. — 5) Einer der Genossen
des Diomedes, die von der erzürnten Venus in
schwanenartige Vögel verwandelt wurden, Ov.
M. 14, 504. — G) Sohn des Klymenos und der
Epikaste, Bruder des Theragros und der Har-
palyke, Farthen. Narr. amat. 13. — 7) u. 8)
Held im thebäischen Kriege aus Onchestos;
Stat. Theb. 6, 553 ft". und aus Tainaros 7, 588.
Nemesis u. Adrasteia. Breslau 1890 S. 70 f. 74.
— 2) Idäische Nymphe, mit welcher Zeus die
idäischen Daktylen zeugte, Stesimbrotos b. Et.
M. V. 'löaioL, s. Müller, Mst. gr. fr. 2, 57, 13.
Charax bei ISchol. Ap. Bh. 1, 1129 nennt als
Vater statt Zeus den Daktylos. — 3) Tochter
des Korybas, mit welcher der kretische König
Lykastos, Sohu des Rhadamanthys, denMinos II.
Dea Idbau Gabia erscheint auf einer bei
Jülich gefundenen Inschrift Bramb. C. I. Bhen.
625 add. (vgl. Bonn. Jahrb. 39/40 p. 195).
Früher las man deab. Idbanis Gabiah.; s.
Bonn. Jahrb. 83 p. 27 f. Nach einer noch-
maligen Untersuchung des im Bonner Pro-
vinzialmuseum befindlichen Steines scheint auch
die Lesart Idbans. nicht unmöglich, so dafs
[Weizsäcker.] go zeugte, Biod. 4, 60. Schol. Vatic. Eurip. lihes.
28, wo die Söhne beider Minos, Rhadamanthys
und Sarpedon sind. — 4) Mutter des Nisos,
Verg. Aen. 9, 177, s. Hyrtakos nr. 2. [StoU.]
Idcuiiica erscheint als Beiname einer Göttin
Sulivia Minerva auf einer jetzt verscholle-
nen südfranzösischen Inschrift (vgl. Sulivia)
G. I. L. 12, 2974 = OrelU 2051. Statt Iden-
nicae bietet die älteste handschriftliche Quelle
105 Ideuö Idomeneus 106
Idemicae. Es scheint ein topischer Beiname Idomeua, eine ismarische (thrakische)
zu sein, vgl. Sichourg , De Sulevis p. 15 zu Nymphe, von Orpheus Mutter des Rhythmonios,
nr. 18. Germcr-Durand hat zum Vergleich nach dem der Rhythmus benannt sein soll,
herangezogen den Ortsnamen Eyssen es (heute Nikokrates bei Censorin. fr. 10 {Hultsch)\ für
Seynes bei Uzes); Bulletin epigraphique 1885 Idomena vermutete UrlicJis Idmonia. [Höfer.]
p. 198. [M. Ihm.] Idomeneus {'idoiisvfvg, sag, ep. rjog), 1) Enkel
Ideiis, Lynkeus und Plexippos heifsen Söhne des Minos und der Pasiphae, Sohn desDeukalion
des Thestios, Brüder der Althaia, Hygin. f. von Kreta, daher z/gviiait^r^sJ/. 13, 307, Xvcocros
173. 174. Der Text scheint übrigens verderbt Diod. 5, 79. Lyctius, Verg. Aen. 3, 401; durch
und Ideus ist vielleicht ganz zu entfernen, s. lo Minos Urenkel des Zeus, II. 13,446—454. Od.
Bunte zu f. 173. [Stell.] 13, 181. LyJcophr. Alexandra 431 und schol. vet.
Idmou {"[dfxav, ovog), 1) der Seher der Argo- ed. Kinkel, durch Pasiphae Urenkel des Helios,
nauten, nach Plierekydes fr. 70 der Sohn des daher einen Hahn als Schildzeichen führend,
Apollon und der Asteria, nach Herodoros fr. il Paus. 5, 25, 5 (9); Bruder der Erete, Halb-
der Sohn des Abas, (Sc/ioZ. J.;). i?/(. 1, 139; beide bruder des Molos, des Vaters seines Kampf-
Traditionen vereinigt Ap. Bh. 1 , 142 ff. (nach genossen und Freundes Meriones, Apd. 3, 3, 1 ;
ihm (Jrph. 188. 726, wo "idfiov' 'AßavtidSrjv (nach Diod. 5, 79 ist Molos ein Bruder des
auf Konjektur beruht; vgl. K. Hoffmann, De Deukalion). Sein Sohn heifst nach Od. 13,
Pi3eiklü-OrpheicatalogoArgonautarum,^i\riiherg 260 Orsilochos. In der Teichoskopie nennt
1888 S. 26 f. Val. Fl. 1, 227 : Phoebeius Idmon). 20 ihn Helena als Gastfreund des Menelaos II.
Hyg. f. 14 p. 46, 10 Scli. nennt ihn den Sohn 3, 230, als ein Held von ausgezeichneter
des Apollon und der Nymphe Kyrene, nach Schönheit und Freier der Helena wird er von
einigen ist er Sohn des Abas {Schol. Pind. . Hygin f. 81 u. 270 erwähnt. Als solcher
Pytli. 4, 337); bei ihm wie bei Apollonios ist nimmt er auch an dem trojanischen Kriege
er Argiver. Man identificierte ihn auch mit teil. Als Fürst der Kreter {Ü^Qrjtwv ayög II.
Thestor, der nach P/(€reÄ'i/c?es /r. 10 ein Sohn des 4, 265 u. ö.), Herrscher von Knosos, Gortyn,
Apollon und der Laothoe war, dem Vater des Lyktos, Milet, Lykastos , Phaistos, Rhytion
Kalchas; "idfimv sei nur ein Epitheton, Clmviai- (s. Schiffskatalog) führt er mit seinem Waffen-
leon bei Schol. Ap. Bh. 1, 139 (worin ov auf genossen Meriones, Molos' Sohn, 80 Schiffe dem
'AncXXcovog, nicht auf "l^jucov zu beziehen ist). — so griechischen Heere zu, II. 2, 645 — 652. Hyg.
Eine hervorragende Rolle scheint er in den Nau- f. 97. Nach Philostratos, Her. 7 p. 705 schickte
paktien {Schol. Ap. Bh. 3, 523. 4, 76) und bei Idomeneus eine Gesandtschaft nach Aulis und
Eumelos {Schol. Ap. Bh. 3, 1372) — also in der versprach die Hülfe Kretas, wenn Agamemnon
korinthischen Argonautensage? — gespielt zu mit ihm den Oberbefehl teilen würde, was
haben; beide lassen ihn nach Kolchis gelangen; natürlich abgelehnt ward.
nach der vulgär gewordenen Überlieferung Id. gehört bei Homer unter die ersten Helden
von Herakleia ist er auf der Fahrt bei den des trojanischen Krieges und wird von Agamem-
Mariandynen von einem Eber getötet worden, nou hoch geschätzt, H. 4, 257; sein häufigstes
Herodoros fr. 56 {Nymphis fr. 7, Promathidas Epitheton' ist 8ovQiv.lvz6g; sonstige Epitheta
fr. 2; nach Keil auch Kallistratos) bei Schol. 40 KQrßäv uyög II. 4, 265, KQr]twv ßovXrjcpoQog
Ap. Bh. 2, 815; nach ihm wäre dies auf der 13, 255, SatcpQcov 4, 252, cpXoyi oder cvl st'xf-
Rückfahrt geschehen (vgl. fr. 54. 55. 58); die log ccX%riv 13, 330; 4, 253, dat^gonfj BveiUyMog
Späteren mufsten dies auf die Hinfahrt ver- 13, 242, ^iOcaitöXiog 13, 361, ayocvog 12, 117;
legen und konnten Idmon nicht bis Kolchis ge- dyani^vaQ. Er war unter den neun Helden,
langen lassen: Apoll. Bh. 1, 139 ff. 2, 815 ff. die sich, als Hektor die Griechen zum Zwei-
(nach ihm Apollod. 1, 9, 23 — sein Name kämpf herausforderte, hiezu erboten {11. 7,
fehlt im Verzeichnis 1, 9, 16 — Orph. 188. 161 ff.) und war mit diesen in der Gruppe des
728. Hyg. f. 14 p. 46, 10. 48, 14. f 18 p. 51, Onatas in Olympia dargestellt, welche diese
14. /'. 248 p. 138, 4 — etwas abweichend Val. Scene zum Gegenstand hatte; gekennzeichnet
Fl. 1, 360. 5, 2: morhis fatisque rapacibus); .50 war er nur durch das Schildzeichen des Hahns
vgl. auch Ov. Ib. 506. Sein Grab in Herakleia (s. 0.), dagegen hatte Onatas auf seinem Schild
wurde später für das des Agamestor aus- seine Künstlerinschrift angebracht. Paus. 5,
gegeben: Ap. Bh. 2, 844 ff. und Schol. zu 25, 5 (9). Im Kampfe erlegt er den Phaistos,
V. 845 (wo auch Promathidas citiert wird), des Maioniers Boros Sohn, II. 5, 43. Auch er
vgl. Ammian. Mar cell. 22, 8. — 2) Sohn des hat, wie andere Helden in der Ilias, seine
Aigyptos, mit der Danaide Pylarge vermählt, Aristie, und zwar in der Schlacht bei den
^/»oZZorf. 2, 1,5. — 3) Ein PhrygerbeiiN'^ow?. 38, Schiffen, 13,210—517. Hier tötet er nach-
31—46. — 4) Ein kolophonischer Purpurfärber, einander den Othryoneus, Asios, Alkathoos und
Vater der Arachne, bei Ov. Met. 6, 8. 133. — Oinomaos, 13, 361 ff. Sein Hauptgegner ist
5) Ein Epidaurier, Arzt des Adrastos, Stat. m Deiphobos, dem er aber immer glücklich ent-
Theb. 3, 398. [Seeliger.] geht (//. 13, 517); zuletzt auch Aineias; diesem
Idnionides {'iSnovLÖrjg), Sohn des Euklees, tritt er zuerst mit seinen Gefährten entgegen,
Urenkel des Orpheus und Vater des Philo- entgeht dem Speerwurf desselben und tötet
terpes, einer der Vorfahren des Ilomeros. noch den Oinomaos; zieht sich aber dann er-
Charax bei Suid. s. v. "Ofirjgog. Hellanikos, mattet aus dem Kampfe zurück; denn „nicht
Damastes und Plierekydes bei Proklos Chrestom. mehr waren die Füfse zum Anlauf kräftig und
{Scriptores Metrici ed. Westphal 1 p. 231). sicher, nachzustürmen dem eignen Geschofs,
[Höfer.] und das fremde zu meiden" — langsam wich
107
Idomeueus
Idyia
108
er zurück. So ist mit dem Zuge, dafs er dem
troischen Helden gegenüber gealtert erscheint,
sein Rückgang motiviert; auch sonst erscheint
er als älterer Mann, z. B. Schol. vet. Lykophr.
1218. II. 23, 4761; 13, 361 heifst er ^saai-
nöXiog halbergraut. In der PatroJdcia er-
scheint er wieder auf dem Plan und erlegt
den Erymas, 16, 345, und im Kampf um Patro-
klos' Leichnam wagt er sogar den Hektor an-
zugreifen, entflieht aber, als dieser ihn be-
droht und des Meriones Wagenlenker Koiranos
getötet hat, auf dessen Wagen zum Lager,
17, 605 — 625. Bei den Leichenspieleu des
Patroklos erscheint er, seinem gesetztei'en Alter
gemäfs, nicht unter den Agouisten, sondern
nur unter den Zuschauern , 23, 450 tf. In der
Amazonenschlacht tötet er die Bremusa {Quint.
Sm. 1,247), siegt im Faustkampf bei den Leichen-
spielen des Achill (4, 284 ff.), steigt mit andern
Helden in das trojanische Pferd (12, 320) und ist
unter den Schiedsrichtern über die Waffen des
Achill, 5, 134 ö;
Nach der Zerstörung Trojas kehrt er glück-
lich nach Kreta zurück, Od. 3, 191, wird nach
seinem Tode ehrenvoll bestattet und erhält
Idomeneus und Meriones auf der Tabula Iliaca (nach 0. Jahn ,
Gr. Bilderchron. Tf. I*).
gemeinsam mit Meriones einen Heroendienst,
I)iod.b,19. Ihre Grabschrift lautete nach D/ot^or;
KvaGLov 'idofifviiog oqcc rdcpov avtaQ syä roi
nXrjoiov i'dQVfitti MrjQiövrjg o Molov.
Über die Vorgänge in Kreta während Ido-
meneus' Abwesenheit vgl. Strabo 10 p. 479 f.
und schol. vet. zu Lykophr. Alex. 1218 (s. u.).
Nach späterer Sage wandert Idomeneus, wie
verschiedene andere Helden des trojanischen
Krieges (Diomedes, Philoktet, Epeios) nach
Westen. Er soll bei einem Sturme dem Po-
seidon gelobt haben, ihm das zu opfern, was
ihm nach glücklicher Landung zuerst begegnen
würde. Dies war sein eigener Sohn (Parallele:
Jephtha und seine Tochter, Buch d. Richter
11, 30 — 39). Infolge des wirklichen oder nur be-
absichtigten Vollzugs des Gelübdes brach eine
Pest aus, und die Kreter vertrieben den Ido-
meneus. Er zog nun nach Italien, wo er sich
im sallentiuLschen Gebiete in Kalabrien nieder-
liefs und der Athena einen Tempel baute,
Venj. Äen. 3, 121. 400 ff. 531 und Serv. u.
Heyne z. d. St. Aen. 11, 265. Stmh. 6 p. 281.
Schol. Od. 13, 259. Müller, Dorier 1, 276. (228, 1.)
Preller, Gr. Myth. 2=*, 479. Vou Unteritalien
soll sich Idomeneus nach Kolophon begeben
und bei dem Tempel des klarischen Apollon
niedergelassen haben, wo er auch sein Grab
auf dem Berge Kerkaphos fand. Diese Sage
ist offenbar ein Nachklang der Thatsache, dafs
von Kreta aus der Apollonkult sich über die öst-
lichen Küsten des ägäischen Meeres verbreitete ;
wie auch Strabo sagt, das alte Milet sei eine
kretische Gründung; vgl. oben das kretische
Milet. Str.-p.QSi. Müller, Bor. 1, 216 ff.
Zwei eigentümliche Märchen finden sich
bei Ptolem. Nov. Hist. 5 und Schol. vet. I.ykophr.
Alex. 1218 ff. Ersterer erzählt nach Athe-
nodor v. Eretria {tv oySöco vitoiivrifiaTcüv), in
10 dem Wettstreit der Thetis und Medeia über
die Schönheit sei dem Idomeneus die Ent-
scheidung übertragen worden. Da er der Thetis
den Preis zuerkannte, so habe Medeia erzürnt
ausgerufen: Kgrjxig dsi tpsvatat., und ihn dazu
verflucht, niemals mehr die Wahrheit zu sagen.
Daher komme es, dafs die Kreter für Lügner
gelten. Das SchoUon zu Lyk. berichtet, Ido-
meneus habe bei seinem Zug nach Troja die
Regentschaft und die Obhut über sein Haus
20 dem Leukos, Tantalos' Sohn, der als Knabe
ausgesetzt aber von Idomeneus aufgezogen
worden war, übertragen. Leukos aber be-
mächtigte sich auf Anraten des Nauplios der
Herrschaft, tötete seines Wohlthäters Gattin
Mede, seine Tochter Kleisithera, die ihm zur
Ehe versprochen war, und seine
Söhne Iphiklos und Lykos.
Idomeneus blendet ihn bei
seiner Rückkehr(v. 1223), daher
wird Leukos d'Qsnrog dQCXHoyv
genannt, in Erinnerung an die
bekannte Fabel. Ofl'enbar ver-
danken beide Erzählungen
ihren Ursprung dem Bestreben,
die Entstehung sprichwört-
licher Redensarten zu er-
klären.
In der bildenden Kunst begegnet man Ido-
meneus selten. Sein Bild in der Gruppe der
40 neun Helden von Onatas ist schon oben er-
wähnt. Auf der Tabula Iliaca (s. d, Abbildg.)
erscheint er mit Meriones in dem Streifen zu
II. N als Sieger über Othryoneus. S. beist. Abb.
nach 0. Jahn, Gr. Bilderchr. Tf. I*. [In der
Grabschrift des &Quaviu,axog Asovriw von
Knossos {G. Doublet, Bull, de Gorr. Hell. 1889
p. 59 ff. nr. 5 v. 9—10) heifst es: TovvsK[a] as
(p&ifi.Evav Kad^' ofirjyvQiv 6 yiXvTog "JLÖrjg \ lOS
nolLaaovxcp avv&govov 'iSo^svsr. Drexler.]
50 2) Sohn des Priamos, Apollod. 3, 12, 5.
[Weizsäcker.]
Idrieus {'iSgiivg), Sohn des Kar, nach
welchem die karische Stadt Idrias benannt
war (Steph. B. v. 'lögiäg); Vater des Euromos,
des Gründers der gleichnamigen karischen
Stadt, Stejjh. B. v. EvQco/Mog. [StolL]
Idyia {'Idvta), auch Eidyia {ELdvia Apoll.
Bliod. 3, 243), Tochter des Okeanos und der
Tethys, Hes. Theog. 352. 959, vgl. schol. Apoll.
Gö BJiod. 3, 242, zweite {Apoll. Bhod. a. a. 0. die
erste, die ihm den Absyrtos gebar, hiefs Aste-
rodeia [s. d.]) Gemahlin des Aietes und Mutter
der Medeia, Apollodor 1, 9, 23. Cic. de nat.
deor. 3, 19, 48. Hyq. f. 25. fab. praef. p. 12
(Schmidt). Tzetz. Lyk. 174. Nach Soph. im
schal. Apoll. Ehod. 4, 323 ist fdyia die erste
Gemahlin des Aietes; nach Tzetz. Lyk. 798.
1024 ist Idyia nicht nur Mutter der Medeia,
109 ledud Tgnes aeterni 110
sondern auch des Absyrtos. Idyia ist wohl ir}itairicov einen Gesang zu Ehren des Gottes;
identioch mit Eidothea (s. d.). [Höfer.] vgl. 0. MüUcr, Dorier 1, 298. [Elöfer.]
ledud s. leud. lern (.'). Die Inschrift C. I. L. 8, 5673,
leios (7/jtos), Beiname: 1) des ApoUon; 'gravee assez grossierement dans une espece
Aesch. Agam. 138 {K.). Soph. Oed. B. 15-4. 1097. de niche sur un rocher isole qui domine le
Aristoph. Lys. 1281. Vesp. 874. Flut de sl plateau Gnechegache entre el-Massine et Oul-
ap. Belpli. 20. EeiJhaist. de poem. 8. Apoll. laza a 16 kilom. de Constantine', lautet: leru
BJiod. 2, 712 = Etym. 31. 469, 41. Die Ab- Aug sac C lul | Crescens vis | ab fecit, darunter
leitung und Bedeutung des Wortes ist zweifei- Wir capite radiato altus m. 1' ('. . . potest
haft; manche schreiben es mit Spiritus asper, lo esse vis(u). — ar(am) coni. Cherbonnecm pro-
u'ifog, indem sie es von lt]ij,i ableiten, und er- babiliter' Wilmanns). Es mufs dahingestellt
klären es als rolorr/s, wie'ja Apollon dtprizcoQ bleiben, ob leru der volle oder abgekürzte
{Ilom. IL 9, 404), i^rjßölog und siiatrißülog Name des Gottes ist. [R. Peter.]
heifst (vgl. Hcsych. irfCog b 'AnoUav dno rjjs lesiouc (?), Tochter des Keleos, eine der
dcpsGscog yicil Trjg xo^SLKg Etym. M. 469,48. sieben von Theseus geretteten Jungfrauen, Se»T.
Suid. s. V. 'Iriiog. Aristarch im Etym. M. 469, zu Verg. Aen. 6, 21. [0. Jahn, Arcli. Beitr.
53. Schol. Eom. II. 15, 365; vgl. 20, 152. S. 453 liest Hesione. Röscher.] [Höfer.]
Eust. ad Hom. II. 500, 41; vgl. Etym. M. leter ('//jttj'^), Beiname^ des Asklepios auf
462, 57); andere leiten es von läoiicci her Inschriften: 'Aa-uXrinicp 'liqzriQi /liog ZcozriQog C.
{Hesych. s. v. i^iog- tcctgog ydg 6 &86g- Sukl 20 I. G. 3159. 'Ecp. kqx- 1883, 155. [Höfer.]
s. V. irjiwv = schol. Soph. Oed. B. 173 tqLog leud Cisovä) oder ledud {'lsdovS),_ Phil
6 'AnöXlmv, Big ov rj dyvsia zäv Xoifiäv ccva- Bybl. bei Euseb. praep. ev. 1, 10, 30; in der
cpsQSTCiL. Etym. 31. 469, 50. 55. schol. II. 20, Mythologie der Phöniker Sohn des Kronos (s. El
152. Eust. a. a. 0. schol. Aristoph. Vesp. 874), Bd. 1 Sp. 1227 f.) und der einheimischen Nymphe
wie denn Apollon selbst auch '/«TP 6s genannt Anobret CAvo^^iz). Als Phönikien durch
wird {Aristoph. av. 584. Lycophr. 1207. 1377. Hc- schwere Kriegsstürme heimgesucht wurde,
sych. s.v.iazQog; \g\. Tzetz. Lycophr. 1207. C. I. brachte Kronos den mit königlicher Gewan-
G. 2134^). Im homer. Apollonhymnos 120, wo düng geschmückten Sohn auf einem Altar
die Nebenform rjtog steht (^tf ^OLßs = Hom. dem allgemeinen Wohl zum Opfer, Phil. Bybl.
II. 15, 365. 20, 152. — La Boche zu //. 13, 30 bei Euseb. a. a. 0. und 4, 16, 11. leud be-
365 leitet riiog von sl^ii (vgl. rjia) ab = der deutet in phönikischer Sprache den einzigen
eilende, wandelnde; vgl. schol. II. a. a. 0. ot oder den eingeborenen Sohn (ßovoysvijg vtrg,
dh nccQU xb iivaf r'jXLog yccg saziv, Franke zu vgl. Bd. 1 Sp. 1227, 56). [Höfer.]
Hymn. Apoll. 120 von '^vg -ab), verlangen leusdrinus oder Leusdrimis? erscheint als
(). 3Iüller, Dorier 1,298 und Cobet, Blnemosyn. Beiname des Mars C. I. L. 12, 2_add. im Ge-
ll, 293 gleichfalls irfCs; vgl. dagegen Gemoll biet von Vence, dem alten Vintium, wo der
z. d. St., der iTjtog als wahrscheinlich aus t>j Mars Vintius verehrt wurde {CLL. 12, 3).
entstanden annimmt, wie futog aus svoi. Nach [M. Ihm.]
Plut. a. a. 0. trägt Apollon den Namen leios, levetus {ievetus) steht von rechts nach links
weil er Einer {dg kkI ^övog) ist. — - 2) der 40 über der Gestalt des Philoktetes auf einem
Artemis, die von den in Geburtswehen liegen- Carneol-Scarabäus von Chiusi, während über
den Frauen angerufen wird {Suid. s. v. Crftcov. dem heilenden Machaon von 1. nach r. axers
schol. Soph. a. a. 0. snitp^sy (.ta {lij'Cog) -aoivÖv eiugeritzt ist; s. Conest. Bull. 1859, 32; Fabr.,
ißTi Tiai 'AQzsiitöog- ai öh yvvai:Tisg h zaig C. I. I. 485; Adr. 3Iilani, II mito di FilottetC'
dväynaig zoictvTag d(piäai cpcoväg. — 3) des 105. Da jene Helden etruskisch sonst pheltute
weinspendenden Bakchos, als des wohlthätigen (oder pheliucte) und maxan heifsen — s. d.
heiteren Gottes {Athen. 8, 363 b). [Höfer.] Bronzespiegel in Bologna, Fabr. C. L.I.A5 — ,
leinsal. Die auf einer Basis eingemeifselte so ist die obige Deutung sehr zweifelhaft:
Inschrift C J. Z. 8, 8834 (Tupusuctu in Maure- man könnte ie vetus axers lesen, worin die
tania Sitifensis) enthält die Widmung: lern- 50 beiden letzten Wörter Vor- und Familienname
sali I L. Percenius | L. f. Stel \ Bogatus \ v. im Genitiv wären, ie Abkürzung eines Spiegel,
[s. l. a.], wozu Wilmanns bemerkt 'lemsalis Gabe oder dgl. bedeutenden Wortes. [Deecke.]
id est Hiempsalis nomen cum Numidicae origi- Ifles nur durch eine bei Dormagen gefundene
nis esse videatur, veriloquia ex Punica lingua Inschrift bekannt {Bramb., C. I. Bhen. 292).
petita, quae olim proposita sunt, prudentiores Gleichzeitig wurden zwei Votivsteine an die
iam abiecerunt. ceterum non dubium est hie Nymphen gefunden {C. I. Bhen. 290. 291).
nominari non regem pro deo habitum post Üb die Gottheiten männlich oder weiblich zu
mortem, sed ipsum numen, a quo rex nomen fassen sind, ist vorderhand unsicher. Man hat
traxit.' [R. Peter.] zum Vergleich herangezogen die 3Iatronae
lenios, zweifelhafter Name eines Giganten 60 Afliae; vgl. Bonn. Jahrb. 83 p. 25. 101. Eine
bei Hygin. fab. praef. p. 10 {Schmidt). [Höfer.] Beziehung auf die „Eifel" ist unwahrscheinlich.
lepaieon {'irjnociricov), Beiname des Apollon. [M. Ihm.]
Ilom. hymn. Ap. 272. Apoll. Bhod. 2, 702. Nach Ignavia, die personificierte Trägheit, mit
dem schol. Apoll. Bhod. a. a. 0. heifst er so ent- der Ruhe (Quies) und der Vergessenheit (Ob-
weder als Bogenschütze {Siu zb ni/xm-iv rd iivio) zusammen an der Schwelle der Wohnung
ß^lrj,\g].schol. Apoll. Bhod. 2, 112. schol. Ar ist. des Schlafgottes, Stat. Theb. 10,90. [Höfer.]
Pac. 453), oder als Heilgott .(on idascag 6 &£bg Igues aeterni erscheinen auf emer Inschrift
ai'zLog). Im Hom. hywn. in Ap. 500. 517 bedeutet aus dem Gebiete der gallischen Vocontii (Vif)
111 Ikadios Ikarios 112
C. I. L. 12, 1551 = Henzen 5689: Ignibus Vater begraben ist. Zeus oder Dionysos ver-
Aetcrnis lul. l'lacidianus .... ex voto posuit. setzen sie als Jungfrau unter die Gestirne,
Henzen scheint nach dem Platze, welchen er ebenso ihren Vater mit seinem Becher als
der Inschrift zugewiesen hat, an einen Zu- Bootes oder _ Arkturos und die Maira als
sammenhang der ignes aet. mit Volcanus oder Hundsstern. Über die Athener aber verhängte
Vesta zu denken; viel wahrscheinlicher ist es Dionysos Pest oder Raserei der Jungfiauen,
mir jedoch, dafs Götter der Sterne und 6e- die sich alle, wie Erigone, erhängen. Das
stirne (Sol u. Lnna?) gemeint sind; vgl. Cic. Orakel verheifst Abhülfe, sobald man den
somn. Scip. 3, 7: [hominihus] unimus datus est Leichnam finde und das Verbrechen sühne.
ex Ulis sevipiternis ignibus, quae sidcra lo Da man ihn aber nicht fand, so stiftete man
et Stellas vocatis etc. Nach dem Vorgänge des der Erigone zum Andenken die Feier der
Piaton und Aristoteles hielten die Stoiker die JtxÖQcc, das Schaukelfest (auch EvöaiTivog ge-
Gestirne für vernünftige, göttliche Wesen; nannt, jS(!. M. s. v. auopa); wobei allerlei kleine
Yg\. Cic. nat.deor. 2, 15,39 f. Vielleicht war lul. Bildwerke, Masken, Phallen (in Italien oscilla
Placid. Anhänger der stoischen Philosophie. gen., vgl. 0. Jahn, Ärch. Beitr. p. 324; Macr.
[Hirschfeld zu C. I. L. a. a. 0. bemerkt: 'non Sat. 1, 7, 35) an den Bäumen in der Schwebe
recte ad fontem ardentem, unum ex septem aufgehängt und geschaukelt wurden, unter
Delphinatus miracnlis, quinque chiliometra ab Begleitung eines Gesanges, den man auch
oppido Vif (listantem, dedicationem referunt 'AXfjtis nannte (Athen. 14, 10. Poll. 4, 55),
Long et Vallentin; Ignes aeterni mihi sunt 20 und dem Vater wie seiner Tochter die Erst-
Sol et Luna, quos aeternos dictos coniunctim- linge der Weinlese dargebracht wurden. Vgl.
que cultos esse uotum est (cf. Jahn, Archacolog. Ael. n. an. 7, 28 ; Luc. sali. 40. Auch den
Beiträge -p. 89, I\eller, B. M.^ l-p.32G, Mommsen Schlauchtanz {dayimXiacuög), eine der beliebte-
in huius operis vol. I p. 400 [zum 28. August]), sten Lustbarkeiten der Weinlese, wobei man
fierique potest, ut titulus ad Aureliauum im- Weinschläuche aufbliefs, mit Öl bestrich und
peratorem studiosissinium Dei Solls cultorem darauf sprang, führte man auf Ikarios zurück,
referendus sit', was Hirschfeld weiter aus- der aus dem Felle eines Bockes, welcher seine
führt. R. Peter.] [Röscher.] Reben beschädigte, einen Schlauch gemacht
Ikadios {'lyiäSiog), Sohn des Apollon und und darauf in der Lust der ersten Weinlese
der Nymphe Lykia, der das Land, in dem er so getanzt habe [A. Ztg. 5, 130 R.]. Nach Hyg.
geboren war, nach seiner Mutter Lykia nannte p. astr. dörrte der aufgehende Hundsstern die
und dort die Stadt Patara mit dem Orakel Fluren und erzeugte Krankheiten zur Strafe
des Apollon gründete. Als er darauf nach für die Ermordung des Ikarios. Als Aristaios
Italien fuhr und Schiffbruch litt, wurde er von deshalb seinen Vater Apollon befragte, riet
einem Delphin in die Nähe des Parnafs ge- dieser, den Tod des Ikarios mit vielen Opfern
tragen, wo er dem Apollon einen Tempel zu sühnen und den Zeus um die Etesien zu
gründete und nach dem Delphin die Stadt Delphi bitten. Zeus gewährte die Bitte und liefs, wenn
nannte. Nach Cornificius Longas war er ein der Hundsstern aufging, 40 Tage den Wind
Kreter, Bruder des lapys (s. lapyx); dieser kam wehen, Apollod. 3, 14, 7; Faus. 1, 2, 4; Luc. d.
nach Italien, Ikadios aber, von einem Delphin 4o deor. 18, 2 mit Schol.; Hes. s. v. AIcoqcx, 'Alrixig;
geführt, an den Parnafs, wo er Delphi und Schol. Hom. II. 22, 29; Eustath. p. 389, 43;
den Krisäern (Kretäern) den Namen gab, Serv. 1535, 38; Porp)hyr. de abst. 2, 10; Hyg. f.
Verg. Aen. 3, 332. Vgl. Ilqen ad Hom. hymn. 130; P. A. 2, 4. Serv. zu Verg. Georg. 1, 67,
p. 341. MüUer, Bor. 1, 209 f. 215. [StolL] 218; 2, 389; Schol. zu Ov. Ibis 609; 2%. 4,
Ikarion {'ly^uQiwv), Sohn des Oibalos und 1, 19; Prop. 2, 33, 29; Ov. Met. 6, 126;
der Najade Bateia, sonst Ikarios (s. d.) ge- 10, 451. Die Sage stellt in sehr durchsichtiger
nannt, Apollod. 3, 10, 4, 5. [Höfer.] Weise das Aufleben der Vegetation im Früh-
Ikarios {'l-aägiog, "l-AKQog, 'I-auqiwv), 1) ein ling und ihres Hinsterbens unter der Herr-
Athener, der den unter Pandions Regierung schalt des Hundssternes dar. Vgl. Welcher,
nach Athen gekommenen Dionysos freundlich 50 JVac7tir. p. 222 f.; SchtvencJc, And. \^. 148;
aufgenommen haben soll. Zum Dank dafür Übers, der hom. Hymnen p. 309 f.; Preller,
lehrt ihn der Gott die Kunst des Weinbaus Dem. u. Pers. 238 A. 17; Mittelhaus, de Baccho
und giebt ihm Schläuche mit Wein. Um diese J.Ktco. Bresl. 1874. p.5. Über bildl. Darstellungen
Gabe zu verbreiten, fährt nun Ikarios im Lande vgl. v. KüJder, descr. d''un camee ant. ; 0. Jahn,
(nach Liban. narr. 23 p. 1107 in Thrakien) Arch. Ztg. 1847 nr. 9 t. 9. Die Einkehr des
umher und läfst die Bauern davon kosten. Dionysos glaubte man auf einer Anzahl Re-
Diese werden berauscht, halten sich für ver- liefs dargestellt zu sehen; doch scheinen sie
giftet, töten den Ikarios mit Knütteln oder vielmehr eine allgemeinere Bedeutung zu
stürzen ihn in eine Grube ''ohne Wasser' oder haben in dem Sinne, dafs Dionysos überall
begraben ihn unter einem Baume. Seine 60 da, wo er reichen Segen spendet, als ein-
Tochter Erigone {'Hgiyörrj, die Lenzgeborene), kehrend gedacht wurde. Vgl. 0. Jahn, Arch.
auch Aletis ('^Ar/riff, die Umherirrende) genannt Beitr. p. 193 — 211; BeneTcen, de Theoxcniis,
(vgl. über diese E. Maafs in d. Pliilol. Unters. Berl. 1881 p. 47 — 56; Arch. Ztg. 1881 p. 275 f.
von Kiefsling u. Wilamotvitz Heft 6. 7), sucht, [ob. Bd. 1 Sp. 1144 u, 2541; ferner die schwarz-
von ihrem Hunde Maira (Matp«) geleitet, sein figur. Vasen des Britischen Museums nr. 565
Grab und findet es nach langem Umherirren u. 577 = Arch. Z. 10, 176*. Röscher.]
auf dem Hymettos. In ihrer Verzweiflung er- 2) S. des Perieres und der Gorgophone, Br.
längt sie sich an dem Baume, unter dem ihr des Aphareus, Leukippos, Tyndareos, Enkel des
o
113
Ikarios
Ikaros
114
Aiolos oder des Kyliortas, Apöllod. 1, 9, 5;
3, 10, 3; Tzetz. Lyh. 511; oder S. des Oibalos
und der Bateia, Br. des Tyiidareos und der
Arene ('Aqv)] Schöl. Eur. Or. 457), Halbbruder
des Hippokoon, Enkel des Perieres, Äpollod. 3,
10, 4; SchoJ. Eur. Or. 457; Eustath. 293, 11;
oder Sohn des Oibalos und der Gorgophone,
Enkel des Kynortas, Paus. 3, 1, 4. Nach
l\tus. 2, 21, 8; 3, 1, 4; 4, 2, 3 war Gorcro-
plione zuerst mit Perieres, dann mit Oibalos
verheiratet. Vgl. über diese Genealogieen:
Deimling , Leleger p. 118 fF. Hippokoou ver-
treibt Tyndareos und Ikarios aus Lakedaimon.
Auf der Flucht gelangen sie zu Thestios in
Pleuren und wohnen dort jenseits des Acheloos.
Tyndareos kehrte später,
nachdem Herakles die Hip-
pokooiitiden erschlagen,
zurück; Ikarios aber blieb
in Akarnanien (bei Apollod.
3, 10, 5 kehrt auch er zu-
rück). Nach Faus. 3, 1, 4
u. Schol. Eur. Or. 457
stand Ikarios auf selten des
Hippokoon und vertrieb
mit diesem den Tyndareos.
In Akarnanien zeugte er
mit Polykaste, der T. des
Lj'gaios, die Penelope, den
Alyzeus und Leukadios,
Strah. p. 452. 461. Bei
Schol. Od. 15, 16 werden
Dorodoche, T. des Orsi-
lochos, oder ^Asterodeia,
T. desEurypylos, als seine
Frauen genannt. Oder er
zeugt mit der Najade
, Periboia Thoas, Damasip-
pos, Imeusimos, Aletes und
Penelope {ApoU. 3, 10, 6;
Paus. 8, 34,2; Tzetz.Lyl:
511; Y g\. Schol. Od. &. 'd.O.;
Eustath. zu Hom. 1773, 22),
auch Iphthime (Od. 4, 797).
Elatos heilst sein Sohn bei
Schol Apoll. Bhoä. 1, 102.
Für die Freier seiner
Tochter stellte er einen
Wettlaufan, in welchem
Odysseus siegte (Paus. 3. 12,2). Nach Apollod.
3, 10, 9 wirbtTyndareosbei seinem Bruder Ikarios
für Odysseus um die Penelope zum Danke da-
für, dafs dieser den klugen Rat gegeben, die
vielen Freier schwören zu lassen, dem er-
korenen Bräutigam gegen jeden beizustehen,
der ihn angreife. Als Penelope verlobt war,
wollte Ikarios den Od. bewegen, in Lakedai-
mon zu bleiben. Od. aber weigerte sich und
zog mit der Braut ab. Als dennoch Ikarios
folgte, verlangte Od., dafs seine Braut sich 60
erkläre; sie schwieg, aber indem sie sich
schamhaft verhüllte, erklärte sie damit, ihm
folgen zu wollen. An der Stelle errichtete
Ikarios, der nun nachgab, eine Bildsäule der
Schamhaftigkeit, Paus. 3, 20, 10; vgl. Ar ist.
Poet. 25; Ste2)h. Byz. s. v. 'Alv^fiu und Tuiva-
pos; Eustath. 1417, -21; Athen. 18, 597 e. [Bei
Schol. Eur. Or. 457- Eust. zu II. B. p. 293, 10.
Schol. Vcn. zu II. 2 v. 581 steht "l%c(Qog statt
'/Mapiog. Bildlich dargestellt erscheint Ikarios
als Greis auf einer Berliner Vase des Hicron
(Furt'wüngler nr. 2291 = C. I. Gr. nr. 8220), bei
der Entführung der Helena neben seinem Bruder
Tyndareos. — 3) s. Ikaros. Röscher.] [Schultz.]
Ikaros ("/Kcvpog), 1) Sohn des Daidalos (auch
Ikarios genannt, lyio Chrysost. or. 71 p. 626 b,
vgl. Hesych. [Schmidt] '/xäp[t]os), der nach der
10 gewöhnlichen Sage mit seinem Vater Daidalos
(s. d.) vor dem Zorn des Miuos aus Kreta ver-
mittelst künstlicher Flügel entfloh, trotz der
Warnung des Vaters aber seinen Flug zu hoch
nahm und, infolge des Schmelzens des Wachses
seiner Flügel beraubt, ins Meer stürzte und
Daidalos u. Ikaros, Wandgemälde (nach Arc/i. Ztfj. 1877 Taf. II, Eig. 2).
50 ertrank; Xenoph. Memov. 4, 2, 33. Diod. Sic.
4, 77, 9. Strabo 14, 1, 19 p. 639. Arrian. Anah.
7, 20, 5. Lucian. Gcül. 23. Imag. 21. Navig.
46. Philostephanos und Kallimachos im schol.
IIovi. II. 2, 145. Bio Chrysost. or. 4 p. 79 a.
71 p. 626 b. Hesych. Zenob. 4, 92. Eust. ad
II. 193, 4. Anecd. Par. 2, 384. Ovid. Met. 8,
223 ff. Bygin. fah. 40. Scrv. ad Verg. Aeii.
6, 14. Append. narrat. 32 (Westerrnann p. 373).
Nach euhemeristischer Sage flohen beide zu
Schifie (Pcüaeph. 13. Phanodikos bei Serv.
a. a. 0. = F. H. G. 4, 472), und Ikaros fand
seinen Tod, indem er durch ungeschicktes
Steuern das ihn tragende Segelschiff um-
schlagen liefs (Paus. 9, 11, 5), oder indem er
bei der Landung tollkühn ans Ufer zu springen
versuchte, dabei aber ins Meer stürzte (Dtod.
Sic. 4, 77, 6). Nach 3Iene'krates bei Serv.
a. a. 0. = F. H. G. 2, 344 wurde er nach der
115
Ikaros
Ikaros
IIG
Flucht des Daidalos von den Athenern vertrieben
und kam auf der Suche nach dem Vater durch
Schiffbruch um. Den von den Wellen ans Land
(Insel Doliche) gespülten Leichnam findet und
bestattet Herakles {Apolloä. 2, 6, 3, 4. Paus.
a. a. 0.), die Insel selbst erhält nun den
Namen Ikaria oder Ikaros (Paus. Apollod.
Straho. Arrian. a. a. 0. Diod. Sic. 4, 77, 6;
vgl. Ovid. Met. 8, 235; bei Aesch. Pers. 876 [7v.]
Ikaros vom Stamme in, lat. ic [iC<Ms] = schlagen,
stofsen ab) und des Segels {Plln. hist. tiat. 7,
56, 208. Epigramm des lulianos auf ein ehernes
Standbild des Ikaros: Anth. Planud. 107. 108).
Als Person trat Ikaros: in den Kretern des
Euripides auf {schal. Arist. ran. 849), und auch
sonst wurde der Mythos dramatisch behandelt
(vgl. schal. Arist. pac. 141 Tovg zgccyLKOve
Ttai^SL dtcc tu usqI 'Ikccqov Xsyöi.isva) oder auch
wird sie 'lv.äqQv sdog genannt). Der Grab- lo in Tänzen dargestellt {Ltic. sali. 49; vgl. auch
hügel des Ikaros ward auf einer in das
aigaiische Meer vorspringenden Landspitze ge-
zeigt {Paus. a. a. 0.); oder Daidalos bestattet
selbst seinen Sohn, nachdem er dem Ikaros
nach Sicilien vorausgeflogen war und ihn dort
Daidalos u. Ikaros, Wandgemälde (nach Jrdi. Ztg. 1877 Taf. II, Fig. 1).
vergeblich erwartet hatte {schal. IL a. a. 0.), auf
der Insel Ikaria {Ovid. Met. 8, 235; vgl. Palaij>h.
a. a. 0.). Auf den Bernsteininseln hatte Daidalos
seine und des Ikaros Bildsäule aufgestellt {Ari-
stot. de mir. aud. 81p. 836 b. Steph. Byz. s. v.
'Hliv.xQiSsg vriaoi) und auf den Thürflügeln
des von ihm zu Cumae erbauten Apollon-
tempels war wohl auch von seiner Hand das
Schicksal seines unglücklichen Sohnes darge-
stellt {Serv. a. a. 0.; vgl. jedoch Verg. Aen. 60 u. Baumeister, Denkm. d. kl. Altert. S. 403 if.
6, 31); das Meer, in welches Ikaros gestürzt Röscher.] — 2) Vater des Elatos, Grofsvater
Suet. Nero 12). Spätere Deutung der Sage bei
Pseudo-Luc. Astral. 15 = Anonym, bei Wester-
mann p. 324, 14. Eust. IL 193, 6. [Bild-
werke: Vgl. aufser den oben Bd. 1 Sp. 937
Z. 24 angeführten Monumenten noch den Onyx-
kameo Mus. Barhon. 2,
28, 1: „I. auf einem Posta-
mente stehend, während
ihm Daidalos die schon am
ßücken hängenden Schwin-
gen noch durch Ring-
klammern am Arme be-
festigt. Eine links stehende
Frau nimmt man für die
befreundete Pasiphae, oder,
da sie den Hammer hält,
für eine Personifikation der
Skulptur; rechts sitzt die
kretische Göttin Diktynna
oder Britomartis in phry-
gischer Tracht mit hohen
Jagdstiefeln, Köcher und
Bogen auf dem Rücken, den
Speer in der Hand." Vgl.
ferner die Paste des Brit.
Museums {Catcd. of engrav.
gems in tlie Brit. Mus. nr.
1332: „Icaras Stands half
turned to l. hands raised
to wings; Daidalos TcnceJs
hehind Mm tvith both hands
rctised, and draped round
loins."' ib. nr. 1333 : „I. ßying
to r. over waves. Paste."
Das Relief einer aus der
Gegend von Neapel stam-
menden Thonlampe (ab-
gebildet Arch. Z. 10 [1852]
Taf.39,2; vgl. S. 423 f.) stellt
ebenfalls I. über das Meer
fliegend dar, unter ihm rudert ein Fischer da-
hin (vgl. Ov. Met. 8, 226 ff.), im Hintergründe
sitzt Minos auf den Zinnen seiner Burg und
schaut dem Flüchtlinge mit erstaunter Gebärde
nach (vgl. Ov. Met. 8, 187). Vgl. in betreff der
Daidalos und Ikaros angehenden Monumente
im allgemeinen Müller, Hdb. d. Archäol. § 418, 1.
E. Pottier im Dictionnaire des antiq. sous la
direct. de Daremberg et Saglio Bd. II p. 6 ff.
war, heifst nach ihm das ikarische (s. z. T.
obige Stellen und aufserdem Lucian. Ikar. 3.
Philops. 2. Eust. IL 192, 46. Ovid. Met. 8, 230.
Irist. 1, 1, 90. Fast 4, 283; yg\. .Heroid. 17
[18], 50). Ikaros gilt für den Erfinder der kunst-
mäfsigen Verarbeitung des Holzes {Hesych.
Curtius, Gricch. Etym.° 461 leitet den Namen
des Tainaros, Pherekyd. im schal. Apoll. Phod.
1, 102. Meineke zu Steph. Byz. s. v. TaivccQog
verlangt Ikarios. — 3) Vater des Alyzos, Steph.
Byz. s. V. 'Alv^sia- auch hier schreibt Meineke
Ikarios. — 4) Vater der Erigone, sonst Ikarios
(s. d.) genannt, Prop. 3, 33, 29. Tibull. 4, 1, 10.
Ov. Ib. 609. — 5) König v. Karlen, der die von
117 Ikastos Ilioneus 118
Seeräubern entführte Tochter des Thestor, die Bei Ennius ist Ilia auch Vestalin, und auch
Theonoc , kaufte und ' zu seinem Kebsweib Amulius wird genannt, ohue dafs abzusehen
machte (das Nähere unter Leukippe, Theonoe, ist, wie er die orewöhnliche Tradition, der er
Tiiestor). Tlygin. fab. 190. [Höfer] — 6) s. folgt, mit der Voraussetzung, dafs Ilia des
Ikarios. Aeneas Tochter sei, in Einklang gebracht hat.
Ikastos r7xacro?), Sohn des Aiolos, gewöhn- Nach Ennius bei Porphyrion zu Hör. Carin.
lieh Tokastos (s. d.), oder auch Akastos (Eust. 1 , 2 wurde Ilia, nachdem sie die Zwillinge
ad IHonys. Per. 476) genannt, BekJceri anecd. des Mars geboren, auf Befehl des Amulius,
283, 2'^. [Höfer,] Königs der Albaner, in den Flufs geworfen;
Ikelos ("Jxfiloe), ein Traumgott, der nur in lo der Flufsgott Anio aber oder Tiberinus machte
Tiergestalt sich zeigt. Ikelos heifst er bei die zu einer Göttin Erhöhte zu seiner Ge-
den Göttern, während ihn die Menschen Pho- mahlin, Serv. V. Aen. 1, 273. 3, 333. Hör.
betör nennen, Ovid. Metam. 11, 640. [Höfer.] Carm. 1, 2 u. dazu Acro u. Porphyr. Orid
Ikmaios Ci-kuklo?), Beiname des Zeus: der Am. 3, 6, 45. Fast. 2, 598. Claudian. in Prob.
Befeuchtende {l-Auaivm, befeuchten), der Regen- et Olybr. cons. 225. Sidon. Apoll. Paneg. in
spendende (wie ' vf'rto?, oaßpto?). Auf Keos Maior. 28. Mythogr. Vat. 1 f . 30. — Niebuhr,
feierte man zur Zeit der Hundstage ein Fest, i?. Gesch.* 1, 220 ff. Schwegler, P. Gesch. 1,
damit die Etesien erfrischenden Tau und 407 f. Preller, B. Myth.'^ 697. 511. Müller,
Regen brächten. Das Fest standvin Verbin- Dor. 1, 223. Premier, Hestia-Vesta 289 f. 378.
düng mit dem Kulte des Aristaios (s. d.), der 20 u. d. Art. Mars u. Rea Silvia. [Auf einem der
hier einen Altar des Zeus U^aiog gestiftet Medaillons des zu Aisnay gefundenen Gefäfses
und zuerst ihm geopfert und zu ihm gebetet {Caylus , Bec. d'ant. VI PI. CVH, p. 338—341;
haben soll. Zeus UaaLog ist derselbe wie Z. Miliin, Voyage dans les depart. du midi de la
KKTcxiog am Pelion. Ap. Bh. 2, 522 mit Schol. France I p. 439 Note 1 zu p. 438; Comarmond,
Müller, Orcliom. 249. 348. Preller, Demeter u. Descr. des ant. et objcts d'art contenus dans- Ics
P. 248, 15. Gr. Myth. 1, 114. 374. Lauer, salles du palais-des-arts de la ville de Lyon
Sißtem 197. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 192, 2, p. 42— 43, nr. 211, pl. IT; A. de Boissieu, Inscr.
197, 3. 199, 8. Welcher, Gr. Götterl. 1, 490. ant. de Lyon p. 463 ff.; Froehner, Les musees
[Für das bärtige Haupt auf dem Obv. von de France p. 65—66) sind Mars und Ilia mit
Münzen von Keos, Karthaia, Koresia und lulis 30 den Beischrifteu MARS und ILIA dargestellt,
läfst Head, H. N. p. 410 ff. die Wahl, ob man Vgl. Bonner Jahrb. 1 p. 45 ff. Tf. 1 f. Drexler]
darin den Zeus Ikmaios oder den Aristaios zu [Stoll.]
erkennen hat. Drexler.] [Stoll] Ilias (/Afa?), Personifikation des Honierischen
Ikmalios {'ly.aäXiog) , ein Zimmermann in Gedichtes, zusammen mit der Odysseia neben
Ithaka, der den kunstvollen, mit Elfenbein Homer dargestellt auf dem bekannten Relief
und Silber ausgelegten Lehnsessel der Pene- der Apotheose Homers; vgl. Baumeister, D.
lope verfertigt hatte; Hom. Od. 19, 57 {Eust. d. cl. Alt. S. Ulf. [Röscher.]
1855, 16); nach Ourtius, Griech. Eiym.^ 461 Ilias {'ihccg), Beiname der Athena in Ilion
vom Stamme in, latein. ic (ictus) = schlagen, auf Münzen von Ilion mit dem Kultusbild der
stofsen; anders ^«^1 1855, 29: 'iv.fiaZios ovoftß: 40 Göttin und der Revers -Aufschrift AOHNAZ
oiv.tiov tsv.TOvt. ^vlcov, a ;^p?}etiLia: yivstai asrcc lAIAAOZ, Head, H. N. p. 473. [Drexler.]
Tt» i^Ly.naG&fjvai. [Höfer.] Ilieus ('liltsue), Beiname des Apollon in Troja,
Hat s. Astarte. Steph. Byz. s. v. "iXiov. 'Iltsvg o 'AnöUcov iv
Ilea {'llsa). Auf einer Münze von Pessinus ist Tgoia ; auch inschriftlich bezeugt C. I. G.
dem Haupte der Kybele beigeschrieben ÖGA 3614 d 'AnoXlavog xov 'llii\ai]g. [Höfer.]
lAGA, ^MHi. C/(ro(;. 1876 p. 79. Zeitschr. f. Nim. Ilion. Auf einer Münze des Elagabal (?)
4, 1877 p. 287. Head, H.N. p. 630. [Drexler.] von Ilion soll die Stadtgottheit von Ilion, der
Ileithyia s. Eileithyia. Roma die Hand reichend, unter Beifügung der
IHa {'IXici), in der gräcisierenden Sage der Beischriften lAlON ■ PfiMH dargestellt sein, 3Ii.
Römer die Mutter des Romulus und Remus, 50 *S'. 5, 574, 187 (nach Vaillant), Head, H. N.
gleich der Rea (Rhea) Silvia in der ge- p. 473. Vgl. Schliemunn, Bios 719. [Drexler.]
wohnlichen Sage, Verg. Aen. 1, 274. 7, 659. Ilione ['lUövr]), die älteste Tochter des
Hya. f. 252. Fest. p. 267 Müller. Plut. Bomul. Priamos und der Hekabe, Verg. Aen. 1, 653.
3. Konon 48; s. Rea Silvia. Perizonius zu Hyg. f. 90. Sie war vermählt mit dem thra-
Ael. Var. Hist. 7 p. 510 ff. beweist, dafs die kischen König Polymestor, welchen sie wegen
Mutter des Romulus als Ilia immer Tochter seiner Treulosigkeit und Feindseligkeit gegen
des Aeneas, als Rea Silvia Königstochter von ihre Familie tötete, Hyg. f. 109. 240. 243.. 254,
Alba ist, dafs Ilia nie Rea heifst. Bei den vgl. Serv. V. Aen. 3, 15. 49. 1, 653. über
älteren römischen Dichtern JVaewms und ifwnms die Tragödie Iliona Ae^ Pacuvius und deren
ist Ilia noch die Tochter des Aeneas und 60 Inhalt s. Deipylos nr. 3. Welcher, Gr. Trag.
dieser der Grofsvater des Romulus und Remus, 3 p. 1150 ff. Düntzer, Zeitschr. f. Altsiv. 1838
Serv. Verg. Aen. 1, 273. 6, 778 (Vahlen, Enn. p. 57 ff. Bibbeclc, trag. lat. reih p. 83 u. 292;
poes. rel' Y). 9 ff.), vgl. Dion. Hai. A. Bom. BibbecJc, Die röm. Trag. 232 ff., vgl. Horat.
1,73. In dem e?2»iamsc7ien Fragment bei C/c. (Ze Serm. 2, 3, 61 u. Schol. [Stoll.]
<Zj^;m. 1, 20, 40 (F«/Jm p. 10 nr. 34; vgl. i?o&erf, Ilioneus {'RiovEvg), 1) der jüngste Sohn
J.rc7i.Z. 37, 25) heifstilia eine Tochter des Aeneas des Amphion und der Niobe, Ov. Met. 6,261.
und Stiefschwester der Eurydike, sie selbst i.st [Über den früher sog. Ilioneus (= Troilos)
also wohl Tochter des Aeneas und der Lavinia. der Münchener Glyptothek s. Wieseler, D. d. a.
119 Ilios Ilos 120
K. 1 Taf. XXXIV E und Text dazu; Arch. Z. des Laomedon, Grofsvater des Pi-iaiiios und
26, 45. Brwim, Beschreib, d. Glyptothek^ S. der Hesione {Apollod. a. a. 0. //. 20, 232. 236),
176fF. R.] — 2) Sohn des reichen, von Hermes Gründer von Ilios. Hierüber berichtet ApoZZodor,
geliebten Phorbas, ein Trojaner, von Peneleos Hos sei nach Phrygien gekommen und habe
erlegt, II. 14, 489 flf. — 3) Trojaner, Begleiter in einem von dem dortigen König angestellten
des Aeneas, Verg. Aen. 1, 120. 521. 9, 501. — Kampfspiel im Ringkampf gesiegt.^ Als Preis
4) Ein troischer Greis, von Diomedes bei der habe er 50 Jünglinge und 50 Jungfrauen
Eroberung der Stadt trotz seiner Bitten ge- bekommen und einem Orakelspruch zufolge
tötet, Quint. *S'm. 13, 181. [Stoll.] habe ihm der König auch eine scheckige
llius. Die Aufschrift in 0$ auf einer Bronze- 10 Kuh (das heil. Tier der Pallas?) gegeben
kiste von Palestrina {B. Schöne, An)i. (teil' mit der Bestimmung, dort, wo die Kuh sich
Inst. 1870 p. 334 — 53. Mon. delV Inst. 8 Tav. niederlege, eine Stadt zu gründen. Er sei
XXll — XXV. Vente Castellani nr. 359. Bull. ihr nun nachgegangen, und als sie auf dem
cpigr. de la Gaule 4 p. 151) wird von Corssen, Hügel der sogen, phrygischen Ate sich ge-
Ann. a. a. 0. p. 338 als Pferdename erklärt, legt, habe er dort eine Stadt gegründet und
während Schöne p. 340—341 auf Grund des Ilios genannt. Vgl. Steph. Bys. s. v. 'JziöXo-
Punktes zwischen AlAX und IHO$ einen Zu- cpos (Ate, von Zeus vom Himmel herabge-
sammenhang zwischen beiden Namen annimmt schleudert, soll hierher gefallen sein und der
und "iXiog für ein Adjektiv, abgeleitet von Hügel davon seinen Namen erhalten haben;
'JXsvg, einer Nebenform von Oiksvg, also „der 20 s. Ate). Bemerkenswert ist, dafs durch die
Sohn des Oileus" erklärt. [Drexler.] Führung der Kuh Ilos wieder in die Nähe
llissides ('Hicfft'^fg), Beiname der am Ilissos seiner Heimat zurückgebracht wird, denn
verehrten Musen, Apollodor bei Steph. Byz. schon Dardanos siedelte sich von Samothrake
s. V. lliaaög- in der Nähe des Flusses befand aus auf dem ,, gegenüberliegenden Festlande"
sich ein ßcofiog Movaäv EiliaaiäScov , Paus. 1, an und gründete die Stadt Dardanos am Hel-
19, 5. [Höfer.] lespont, im Lande des Teukros, eines ,, Sohnes
Ilissos ('/Aiaffd?, '/1/cos), der Gott des gleich- des Skamandros" und der Nymphe ,,Tdaia",
namigen Flusses in Attika, welcher ein Heilig- und sein Vater Tros ist der Enkel des ,,Simoeis'
tum in Athen besafs (athenische Inschrift aus und Eidam des Skamandros. In der Ebene
der Zeit des peloponnesischen Krieges, CIA. 30 des Simoeis und Skamandros also, auf einem
1, 210, k, 2 u. 1, 273, f, 16 = Dittenhcrger, Hügel (Ao'qpog) ward Ilion gegründet, Diod.
syll. 29, 82); bei JSlonn. Dion. 39, 190 wird er 4, 75. Nicht zufrieden mit der durch die
als yayiQatölog geehrt. [Über die Darstellung Kuh ihm gewordenen Andeutung bittet Ilos
des Ilissos im westl. Parthenongiebel s. Friede- den Zeus um ein Zeichen und findet am
richs- Wolters, Gipsabgüsse S.2io2ll.] [Steuding.] folgenden Tage vor seinem Zelt das diinsrag
IHxo. Ein Gott dieses Namens erscheint auf naXXäSiov, ein Bild von 3 Ellen Höhe, mit
drei kurzen Inschriften, welche mit Nymphen- enggeschlossenen Füfsen, den erhobenen Speer
steinen in den Thermen von Bagneres-de- in der R. , in der L. Spindel und Kocken.
Luchon zu Tage gefördert wurden. L. Benier, [Ganz ähnlich dieser Beschreibung findet sich
Bullet, du comite de la langue, de Thistoire et 40 das Palladion gewöhnlich abgebildet auf Vasen,
des arts de la France III p. 149. Sacaze, in Wandgemälden und Reliefs (vgl. Overbeck,
Epigr. de Luchon p. 18. 20. Merimee, De Gall. hero. Bildw. Taf. 26, 17. 27, 1—4. Arch.
antiquis aquar. relig. p. 63 ff'. Mau hat den Ztg. 1882 Tf. 8, 2 a), nur dafs die Linke ge-
Namen des Gottes in 'Luchon' wiederfinden wohnlich den Schild hält.] Für dieses Bild
wollen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs baute Ilos einen Tempel. Andere berichten,
es der Quellgott der Thermen ist. Merimee als Ilos bei einem Tempelbrand das Bild
verweist noch auf ein in Vienne gefundenes rettete, sei er erblindet, weil er das Bild ge-
Thongefäfs mit der Inschrift Illixo (a. a. 0. schaut habe, das von niemand gesehen werden
p. 69 Anmerk. 8). [M. Ihm.] durfte, was sich mit dem Bericht des Apollodor,
Illyrios {'lllvqi,6g) , Sohn des Kadmos und 50 wonach doch Ilos das Bild ungefährdet sah,
der Harmonia, der ihnen geboren ward, nach- nicht recht reimt. Doch habe sich Athena ver-
dem sie von Theben nach lUyrien übergesiedelt söhnen lassen und ihm die Sehkraft wieder
waren und hier eine Herrschaft gegründet geschenkt: Flut. Parcdl. min. gr. et. rom. 17
hatten. Er wurde der Stammvater der illy- = Moralia ed. Wyttenbach, Tom. 2 p. 269.
rischen Könige und gab dem Lande den Namen. Nach Biodor 4, 74 soll er den Tantalos und
Apollod. 3, 5, 4. Steph. B. v. 'IIIvqlu. Strab. dessen Sohn Pelops wegen des Raubes seines
7, 326. Dionys. P. 95, 389. Schol. Veron. Verg. Sohnes Ganymedes aus Paphlagonien vertrieben
p. 83 Keil Preller, Gr. Myth. 2, 27, 1. [Stoll.] haben. Vgl. Paus. 2, 22, 4. Über sein Grabmal
Ilos (7/los, Elkog)., 1) Sohn des Dardanos in der Ebene vor Ilios vgl. //. 10, 415. 11,
und der Bateia, einer Tochter des Teukros, go 166. 372. 24, 349. Theohr. 16, 75. Eust.
Bruder des Eriehthonios , stirbt kinderlos, 1.S52, 62. [Eine Münze Caracallas von Ilion
Apollod. 3, 12, 2. zeigt ihn mit der Beischrift 6IA0C auf einem
2) Sohn des Tros und der Kallirrhoe, einer Altar vor der Säule mit dem Palladiou opfernd,
l'ochter des Skamandros, Enkel des Erichtho- Sestini, Mus. Hedercarianum II p. 137 nr. 17,
nios, Urenkel des Dardanos, daher JaQÖavidrjg Mionnet, S. V 572, 475, Cavedoni, Spie. num.
{Hom. IL 11, 372), Bruder des Assarakos, des p. 153, Head, H. N. p. 473. Drexler.]
Ganymedes und der Kleopatra, Gemahl der Jener Hügel, wo die Kuh sich legte (nach
Eurydike, einer Tochter des Adrastos, Vater Lylcophr. Alex. 29 und Steph. waren es zwei),
121 Ilunnus Imeusimos 122
hiefs auch ßovnXavöyiTiaTog, von dem Umher- d'une sorte de petit temple ou chapelle, dont
irren der Kuh. Nach Tsets. zu Lykoj^hr. a. a. 0. on a reconnu Templacement au milieu des
erhielt llos beim Weiden seiner Herden in substructions qui s'elevaient au dessus de la
Mysien von ApoUon Priapeios das Orakel, tete de l'emissaire romain et qui faisaient
dort eine Stadt zu gründen, wo eine seiner partie des batiments dans lesquels habitaient
Kühe niederfalle. Dieser Fall trat ein, als les personnes attachees ä l'entretien de l'emis-
ihm einst eine Kuh entlief und er sie ver- saire'): Onesimus Aug. lih \ -proc \ fecit. Ima-
folgte. Beide Versionen der Sage in Verbin- ginibus et \ Laribus . cuUoribus \ Fucini. Momm-
dung mit dem Stamm seines Namens weisen sen z. d. Inschr. : ^ita inscriptionem Interpreter,
auf llos als Herdenbesitzer {ilrj) hin. Über lo ut Augusti libertus ille qui sacellum fecit pri-
Ilos und Assarakos als angeblich assyrische mum id dedicaverit imaginibus et Laribus,
üottheiten = „llu" und „Assur der Grofse" scilicet dominorum suorum Augustorum, deinde
vgl. den Art. Aineias Bd. 1 Sp. 188 oben und F. collegio funeraticio sive cultoribus, qui Fuci-
Lenormant, Gaz. archeol. 1675 p. 259 m. Anm. num sibi elegerant deum tutelarem.' [R.Peter.]
3) llos, Sohn des Mermeros (MsQfieQL'Srjg) Imaon, Kriegsgefährte des Haiesos, Führers
von Ephyra in Elis {Strabo 8 p. 338) , Enkel der Aurunker, der Bundesgenossen des Turnus,
des Pheres, Urenkel des lason und der Medeia Verg. Aen. 10, 424. [Stoll.]
nach Fast. p. 1415, 50 ff. 1416, 2; vgl. Müller, Imbramos ('Iiißganog), karischer Name für
(Jnhom. p. 268. Von ihm wollte Odysseus Hermes nach Stcph. B. s. v. "l^ßQog. Eust. z.
das Gift zum Bestreichen seiner Pfeile holen, 20 Dion. Per. 524. Vgl. oben 'Hermes' (Sp. 2352)
erhielt es aber nicht, da llos die Vergeltung und den Art. Kabeiroi. [Röscher.]
der Götter fürchtete; Od. 1, 259. 2, 328. In Imbrasides {'lußQuaidrig), d. i. Sohn des
diesem Fall kann wohl nur das elische Ephyra Imbrasos {Serv. ud Verg. Aen. 10, 123) heifst:
gemeint sein; es gab jedoch mehrere Städte 1) Peiroos, der Führer der Thraker aus Ainos,
dieses Namens, die als giftreich (Troiucjpapfiaxog) Hom. IL 4, 520. Strabo 7 p. 331. fr. 58. —
bezeichnet und mit Medeia in Beziehung ge- 2) Asios, ein Genosse des Aeneas, Verg. Aen.
bracht wurden, \g\. Müller a. a. 0. 11.11, 740 10, 123. — 3) Glaukos und Lades, die Söhne
und Krates beim tichol. z. d. St. [Weizsäcker.] des Imbrasos aus Lykien, von Turnus getötet,
Ilunuus {Ilunis?) durch mehrere Inschriften Verg. Aen. 12, 343. [Höfer.]
der Pyrenäen bekannt. Sacaze, Eevue de Com- 30 Iinbrasios {'ifißgioiog), ein Trojaner, von
minges 1885 Oktob. erwähnt Inschriften aus Neoptolemos getötet, ()i(mf. »S'm. 10, 87. [Stoll. J
Gaut (ur. 16) und Cadeac-les-Baius (nr. 39) mit Imbrasos {"l^ßgaoog), 1) Flufs und Flufs-
der Dativform lluni {Iluni deo); vgl. den- gott in Samos, dem die sainische Nymphe
selben im Bull, epigr. 2 p. 183. Eine Mar- Chesias die von Apollon geliebte Okyroe ge-
morbasis vou Toulouse, welche einst ein sif/nwm bar, Athen. 7, 283 e. [Mit der Beischrift
argenteum des Hercules invictus trug, enthält IMBPACOC erscheint er auf einer Münze Trajans
die Widmung Herculi llunno Andose {Moni- von Samos, Gardner, Num. Chron. 1882 p. 283
faucon, Ant. expliq. 2, 1 p. 251 pl. CIV. Miliin, nr. 23; Head. , H. N. p. 768. Drexler.] —
Monum. ine^its 1 p. 98. De Wal, Myth. sept. — 2) Thrakerfürst in Ainos, Vater des Peiroos,
mon. epigr. nr. 154). Danach scheint Ilunnus 40 II. 4, 520. — 3) Ein Lykier, Vater des Glaukos
1 Beiname des Hercules. Die Erklärung von und Lades, der Gefährten des Aeneas, Verg.
I Andose ist unsicher; vgl. J. Becker, Bhein. Aen. 12, 343. — 4) Vater des Asios, eines
Museum N. F. 17 p. 14 tf. Merimee, De anti- Gefährten des Aeneas, Verg. Aen. 10, 123.
quis aquar. religionibus (Paris 1886) p. 73. [Stoll.]
; Die Widmung Astoilunno deo steht auf einem Imbreus, Kentaiir, auf der Hochzeit des
Stein von St. Beat (Basses-Pyreneea) bei Millin, Peirithoos von Dryas getötet, Ov. Met. 12, 310.
{ Monum. imd. 1 p. 97 pl. XII, 1. Orelli 1962. ^^ [Stoll.]
1 De Wal, Mythol. sept. mon. epigr. nr. 20. Vgl. liubrios {"^ißgiog), Sohn des Mentor, aus
1 Mich. Peter ob. Bd. 1 Sp. 3021. [M. Ihm.] Pedaion, Gemahl der Medesikaste, einer Tochter
I Ilurberrixo, zu Escugnan und Tibiran in den 50 des Priamos, im Kampfe vor Ilion von Teukros
Pyrenäen verehrte Gottheit, Sacaze, Bull, de erlegt, IL 13, 171 ff. Paus. 10, 25, 4. Welcher,
la societe des antiquaires de France 1883, 3® Tril. p. 607, 10; vgl. Eustath. p. 926, 42.
livr. Bev. des Bevues 8, 1884 p. 307. [Drexler.] [Stoll.]
Iluro, unbekannter Gott der Pyrenäen, er- Imbros ('l[ißQog), Sohn des Aigyptos und
wähnt auf einer Inschrift aus Mondilhan im der Kaliadne, vermählt mit der Danaide
Gebiet des alten Lugudunum Convenarum {deo Euippe, Apollod. 2, 1, 5. [Stoll.]
Iluroni Maxuma Flori fil. v. s. l. m.). Eine Imenarete (V) heifst bei Hyg. f. 97 Mutter des
Stadt Iluro (bei Pomp. Mela 2, 6, 2 Luro ge- Elephenor, Gemahlin des Chalkodon. Der
nannt) liegt in Hispania Tarraconensis. Bevue Name ist korrupt. [Stoll.]
celtique 2 p. 288. Merimee, De antiquis aquar. 60 Iiueusinios {'I^svaifiog), Sohn des Ikarios
relig. (Paris 1886) p. 48. Sacaze, Epigr. de und der Nais Periboia, Bruder der Penelope,
Luchon p. 67. Der Stempel ILVROF auf einer Apollod. 3, 10, 6. — Buttmann (zu Schal. Od. 4,
Lampe Bonn. Jahrb. 35 S. 46. [M. Ihm.] 797, wo ein Bruder der Penelope Amasichos
Imagines als göttliche Wesen nennt die heifst) vermutet, dafs dafür und für Imeusimos
Inschrift C. I. L. 9, 3887 (= Orelli- Henzen als wahrer Name Amasiklos herzustellen sei,
5826 a; gefunden am Fucinersee; 'cette plaque der sich bei Scliol. Od. 1, 277 findet. Bei
de marbre . . . portant ä chaque angle un trou Schol. Od. 1, 275 heifst ein Bruder der Pene-
. . . devait avoir ete fixee au dessus de Tentree lope Damasiklos. [Stoll.]
123 Imhotep • Imuthes 124
Imbotepj griech. 'Ifiov&rjg (s.d.), d. ägyptische kundiger Schüler des Hermes gilt, Pietschmann,
Asklepios. Man sehe über ihn Pierret, Panth. Hermes Trisviecjistos. Leipzig 1875 p. 44. Louis
eg. p. 78, 101. Lanzone, Diz. di mitol. egiz. Menard, Hermes Trismegiste passim. Als
p. 151—154. Tav. 50, 1 — 3. Brugsch, Bei. u. „oberster Hierogrammat", wie er in der zu-
Mytli. d. alt. Äg. p. 526 — 528. v. StrauJ's u. letzt angeführten Inschrift heifst, stand er
Torncy , Der altäg. Götterglaube p. 426 — 427. nach i?rM^sc/i p. 527 — 528 der Leichenbesorgung
Der Name bedeutet „der, welcher kommt vor. In einem Papju-us heifst es von dem
in Frieden". E. de Bougc, Notice sommaire Toten: „Du vereinigst deine Seele mit Im-
des monum. eg. exposes dam les galeries du hotep, während du bist im Thale des Todes",
viusee du Louvre. Nouv. Edit. Paris 1876 lo iaw^owe p. 151. Als V/idmung an Imhotep fafst
p. 127 Note 1 vermutet, dal's der von Jainbli- man die Tempelinschrift von Philai auf: Baot-
clms {De Mi/st. p. 158 ed. Gate) angeführte Xsvg Urols^aios v.al ßaailiaaa KXtoncctQa \
Gottesname Emeph, wofür Gale Kneph lesen &soi inicpcivsLg ■/.al ntols^aCog b vLog 'Ao-uXrj-
will, eine Transkription von Imhotep sei. Im- Trt«, Letronne, Bec. des inscr. gr. it lat. de
hotep gilt als Sohn des Ptah, den die Griechen VEg. 1 nr. 2 p. 7 — 10. G. I. Gr. 4894. Brugsch
ihrem Hephaistos verglichen. In einer In- p. 527. Auch in Theben hatte er eine Kapelle,
Schrift bei Bepsius , Benhin. 4, 18. Lanzone Brugsch p. 527. Sein Hauptheiligtum aber,
p. 153. Pierret p. 101 heifst er: ,, Imhotep, der Pi-Imhotep, „das Haus des Imhotep", befand
grofse Sohn des Ptah, der wohlthätige Gott, sich zu Memphis am Rande der Wüste nahe
hervorgebracht von Tanen, zur Welt gebracht 20 beim Sarapeion, Brugsch p. 526 — 527. Bartsone
aus seinem Leibe und von ihm geliebt"; in p. 151 — 152. In den Papyri von Memphis wird
einem Text bei Champollion , Notices 1, 15. es als t6 'Aanlrinisiov, xo [liycc 'Aa-ulrinittov,
Pierret p 101. Baiizone p. 151 wird er be- 'Aa-uXriniov rt^Evog bezeichnet, C. Lecmans,
zeichnet als „älterer Sohn des Ptah, zur Welt Papyri Graeci Musei Ant. Publ. Lugduni-
gebracht durch Nut"; in Theben bilden Ptah, Batavi 1 1843 p. 7; E, 22; p. 33; O, 9; B, 7
Mut-Hathor und Imhotep eine Triade, Bepsius, p. 56. Für Spenden, welche zwei im Sara-
Benlcm. 4, 15. Pierret p. 101. Brugsch p. 528. peion iv %oizo%fj befindliche Schwestern dem
Dargestellt wird Imhotep als schreitender Asklepios darbrachten, hatten sie eine Anzahl
oder sitzender Mann, auf dem glattrasierten Brote aus dem Asklepieion zu empfangen,
Kopfe, dessen Kahlheit Syncsius (Encom. cal- 30 Bernardino Peyron, Papiri greci del Mtiseo
viiiei cap. 10 p. 15 ed. Krubinger. Ja- Brit. di Bondon p. 7 lt., Pap. XII p. 70 ff.
blonsJci, Panth. Aeg. 3 p. 196) hervorhebt, Beuvens, Bettres ä M. Betronne sur les papy-
die eng anschliefsende Kappe der alten Ägyp- rus bilingues et grecs au musee d'ant. de l'univ.
ter, Brugsch p. 526. Mit Halsketten, Arm- de Leide 3 p. 88. 96. Brunet de Presle, Mem.
und Fufsbändern ist er reich geziert, in der sur le Serapmm de Memphis, Mem. pres. par
Rechten führt er nicht selten das Scepter div. sav. d Vacad. des inscr. et b.-l. 1. ser. su-
Uas, in der Linken das Henkelkreuz, Brugsch jets divers d'erud. 2. Paris 1852 p. 561 — 562.
p. 526. Banzone Tav. 50, 2, 3. Häufig hat er Lumbroso, Bech. sur V Economic polit. de L'Egypte
eine Papyrusrolle auf dem Schofse ausgebreitet, sous les Lagides p. 267. [Drexle^]
Mariclte-Bey, JS'otice des principaux monum. io Immarados (7fAju.apo:dog), Sohn des Eumolpos,
du musee d'ant. egypt. ä Boulaq. 3^ ed. p. 117 im Krieg der Eleusinier und Athener Anführer
nr. 163. Banzone Tav. 50, 1. Pierret p. 78; der Eleusinier und von Erechtheus getötet,
auch hält er zuweilen in der R. den Schreib- Paus. 1, 5, 2. 27, 5. 38, 3. Schol. IL 18, 483.
griffel, in der L. die Papyrusrolle. Seine Schol. Eur. Phoen. 854. Bei Apollod. 3, 15, 4
Bilder sind gewöhnlich sorgfältig in Bronze- heifst der Sohn des Eumolpos Ismaros (s. d.).
gufs gearbeitet, oft mit Gold, Silber und Edel- Pott in Z. f. vgl. Spr. 9, 415 ei-klärt 'ififxccQaöog
steinen ausgelegt, Brugsch p. 526. Banzone durch isQÖtpavog, von dsC8(a, so dafs er nur
p. 153; die Arbeit der im Vergleich zu den ein Doppelgänger des Eumolpos wäre. [StoU.J
Bronzefiguren seltenen Porzellanstatuetten ist Impetus, Personifikation des stürmischen
nach Lanzone viel flüchtiger; eine sehr schöne 50 Angriffs, zusammen mit Metus als 'famulus' der
Granitstatue erwähnt E. de Bouge a. a. 0. Nach minervaartig gedachten Roma geschildert von
Brugsch p. 527 erteilte Imhotep im Traume Glaudianus 1, 78 if. Vgl. Dilthey , Arch. Z.
den Kranken, die in seinem Tempel schliefen, 33 S. 69, Anm. 28. Stat. Blieb. 7, 47. [Röscher.]
Orakel. In einem von Brugsch p. 527 — 528 luiporcitor s. Indigitameuta.
angeführten Texte, worin er als „der gut- luipsios {"ifiipiog), Beiname des Poseidon,
thätige Gott" und als ,, Urheber der Heil- IZesj/c/;.;, der ihn durch J^ytog erklärt; das Wort
mittel gegen alle Leiden" bezeichnet wird, sagt scheint thessalischen Ursprungs zu sein, vgl.
er von sich: ,,Ich beseitige alle Leiden an Hesych.- i'^ipag- ^£vt,(xg' SextuIoL [Höfer.]
deinen Gliedern". Als „der königliche Schreiber, Impuileutia, die per soniti eierte Schamlosig-
das Ebenbild des weisen Thoth", wie ihn ein 60 keit, griechisch Anaideia (s. d.); Cic. de leg. 2,
Text bezeichnet, berührt er sich mit letzterer 11, 28. [Höfer.]
Gottheit, Brugsch p. 527—528, weshalb er Imuthes ('/ftou-O-i^g) = Imhotep (s.d.), d.i. der
im Logos Isidis bei Stobaeus I p. 485 ed. ägypt. Asklepios; er gilt als Sohn des Pan und der
Gaisford als Erfinder der Dichtkunst sowohl Hephaistobule (*S'to?>. jEcZo^/.! p. 282 ilfeme^'e) und
als der Heilkunst (larpijtjjg 8s 6 'Aayilrjnibg 6 als Erfinder der Dichtkunst, /bioö. a. a. 0. p. 348;
'HcpaLOVQv ■7ioir]TL%r]g 8s näXiv b 'Aanlr^nibg vgl. auch Papyr. Salt, in Letr. rec. 1, 9 bei Pupe-
'lliov&tjg) bezeichnet wird und in anderen her- Benseier, wo Imuth {'ifiov&J als aigyptischer
metischen Schriften als der Natur besonders Name des Asklepios bezeichnet wird. [Höfer.]
I
125 Inachides Inachos 126
Iuachitles('/i'a;^t(J;;s),Sprofs de3lnachos(s. d.), Aescli. fr. 320). Als seine Tochter lo infolge
heilst 1) Phoroneus, Uliianos bei Steph. Bt/s. der Verwandlung verschwunden ist, trauert er
s. V. 'Anta. — 2) Epaphos, Ov. Met. 1, 753. um sie {Ovid. met. 1, 583 Inaclms unus abest
— 3) Perseus Oy. ilfef. 4, 719. S. Inachos. [Höfer.] — natamque miserrimus lo luget ut amissam).
Inaclüe {'ivaxi't]), Beiwort der mit lo iden- Er sendet den Kyrnos aus, um sie zu suchen,
tificierten Isis (s. d.) b. Kallim epigr. 58 Sehn. mit dem Verbote der Rückkehr, wenn er sie
und in der Inschrift C. /. G^. 4943 add. = A'aifceZ nicht findet {Diod. 5, 60, 4; da alles Suchen
epigr. gr. nr. 981. Vgl. 'Inachos'. [Röscher.] umsonst ist, läfst sich Kyrnos in Karlen nieder
luachos Clvccxoq), Sohn des Okeanos und und gründet dort die nach ihm benannte
der Tethys {Aescli. Prom. 636. Dion. Hai. a. r. lo Stadt). Vgl. Parthcn. er. 1 ^aati^Qag ytal igsv-
1, 25 "ivaxB väroQ, nat xov kqtjvwv TiccTQog vrjzccg nad'fjy.sv {Müller, fr. h. 4, 313). Nach
'Slnsavov, ftf'ya TtQsaßsvcov "Jgyovg z8 yvoctg Strabo 16, '2, 5 dagegen wird zu diesem Zweck
'Hgag ts näyoLg kkI Tvgcrjvoiai IlilccGyoig aus Triptolemos von den Argivern ausgesandt.
dem Inachos des Sophokles. Apollod. 2, 1, 1. Nach Ephoros {Müller, fr. h. 1, 258. Schol.
Uygin. f. S. 11 Schm.; vgl. dagegen f. 145 ex Apoll. Bh. 2,__168) wird ihm zum Ersatz für
[Triope et] Arestoride Xanthus et Inachus), lo von den Ägyptern ein Stier gesandt; da
gilt als ältester König von Argos, Geo. Syn- die Überbringer den Inachos nicht mehr am
ccllus Chronogr. 64 B, C {Müller, fr. h. gr. 1, Leben finden, ziehen sie in Griechenland herum
101). Vgl. Paus. 2, 15, 4. Hör. carm. 2, 3, 2 und lassen den Stier, ein bis dahin in Griechen-
divesne prisco natus ab Inacho, vgl. 3, 19, 1 20 land unbekanntes Tier, für Geld sehen. Nach
quantum distet ab Inacho Codrus. Schol. Isoer. Pseudoplut. de fluv. 18 (1032) verfolgt Inachos
Euag. 6, wo er mit Erichthonios und Eumolpos den Zeus, den Verführer seiner Tochter, mit
als gleichzeitig angesetzt wird. Nach Schol. Schmähungen. Deshalb wird eine der Erinyen,
Eur. Or. 932 hat er nach der grofsen Flut die Tisiphone, gegen ihn geschickt, infolge dessen
Argiver zusammengeführt, die Ebene gereinigt stürzt er sich in den Flufs Haliakmon, der
und den Fiufs nach seinem Namen genannt. Aus von ihm den Namen Inachos empfängt; in
seiner Verbindung mit Melia, Tochter des Okea- diesem wächst eine Pflanze -hcovovqk, deren
nos, entspringen Phoroneus und Aigialeus (T^;ei». sich die Frauen zum Abortieren bedienen,
ad Lyc. 178. Steph. Byz. ethn. 40, 14; vgl. Ov. ferner wird darin ein Stein gefunden, welcher
am. 3, 6, 25 Inachus in Melie Bithynide pal- 30 bei einem Meineid schwarz wird. ''AyaQ'o%lrig
Udus isse dicitur. Et. m. 122, 12; vgl. dagegen dl Mih^aiog sv zoig itagi Tzora^äv cprjai' xov
Hygin. f. 143 u. 145 Inachus Oeeani fdius ex "iva^ov diu nuvovQyiav vno xov zJtog %8gcivvco-
Argia soröre sua procreavit Phoroneum.) Auch Q-ävza ^rjgov ysvia&ai. Dafs Inachos samt lo
die Mykene ist des Inachos und der Melia und Argos ein Gegenstand des Mimus sei, er-
Tochter nach den grofsen Eöen bei Paus. 2, wähnt Luc. de sali. 43. Vgl. noch Nonn.
16, 3 und nach dem Kyklos, vgl. iSc/ioZ. ^mfcros. Hion. 3, 261 u. a. Nach Steph. Byz. ethn.
ad Hom. ß 120; aus ihrer Ehe mit Arestor 636, 7 giebt er der Hekate, weil er sie iv xy
entspringt Argos. Ferner wird Pelasgos Sohn o^cö findet, den Beinamen 'Ei'odta; nach seinem
des I. genannt {Schol. Apoll. Rh. 1, 580), auch Namen wird auch ein Fest der Leukothea in
Argos (P/iereÄ;. bei J.^oHof/. 2, 1,3) u. Pegeus (sc/i. 40 Kreta Inacheia genannt, Hesych. lex. s. v.
Eur. Or. 932). Vor allem aber gilt lo als seine 'lvü%sia. Zu seiner Zeit, so berichtet African.
Tochter, besonders bei den Tragikern: Aesch. apud Euseb. P. E. 10, 10 p. 490 B seien die
Prom. bd0.ß&3. 70b. Soph. fr. des Inachos. Herod. Juden unter Moses von den Ägyptern ab-
1,1. Apollod. 2, 1,3. Kallim. h. 3, 2bi {'ivaxicävr]). gefallen. Vgl. Tatian. or. ad Gr. c. 59. Clem.
Er wird als Stammvater eines ganzen Ge- Alex. Str. 1, 22 p. 138, 19 Sylb. Müller, fr. h.
schlechts betrachtet {Apollod. 2, 1. Ov. met. 3, 509, 2.
1,753 heilst Epaphus Inachides, ebenso Peraeus Der Inachos wird als der bedeutendste Flufs
4, 720, selbst Agamemnon JEur. Iph. Aul. von Argos betrachtet und deshalb das Land,
1088. Seneca Thyest. 337). Er wird bei dem ja die ganze Peloponnesos, nach ihm genannt.
Streite zwischen Hera und Poseidon um den 50 Soph. El. 1. Eur. Or. 932. fr. 228 'iväxov nöXig.
Besitz des Landes neben dem Kephisos und Kallim. lovzg.- x. ü. 140. Seneca Phoen. 315.
Asterion zum Schiedsrichter ernannt und er- 444. Ovid. ep. 13, 134. Petr. Sat. 139 Inachia
kennt es der ersteren zu; zur Strafe dafür ira = ira lunonis Argivae. Plin. n. h. 4, 17.
trocknet Poseidon sein Flufsbett aus, so dafs Herod. Teehn. rel. 1, 288, 34. Als dem Ver-
er im Sommer ganz trocken liegt, PaMS. 2, 15, 4. treter des Landes weiht ihm Orestes eine
Apollod. 2, 1, 4. Kallim. h. in Del. 74 iml Locke, Aeseh. Choeph. 7. Er entspringt auf
Xäxsv "Ivaxov "Hgri. Luc. Char. 23 'iväxov ovös dem Avgnriiov ogog, Schol. Apoll. Bh. 1, 125
TaqD^og £Ti iv "Agysi yiazaXsLTtizai. Er oder oberhalb von Oinoe in Argos, Paus. 2, 25, 3,
sein Sohn Phoroneus sollen den Dienst der seine Quellen werden im Artemision in Arka-
Hera in Argos eingeführt haben, Paus. 2, 15, 4. co dien gezeigt; zuerst bildet sein Lauf die Grenze
Hygin. f. 124. 225. Steph. Byz. ethn. 104, 23. zwischen Mantineia und Argos . . ccnoazQstpag
Nach loann. Antioch. fr. 6, 14 {Müller, fr. h. öl t'x z^g oSov zä än'o zovzov KÜzEiai-, xat sni
gr. 4, 544, 14 gründet er eine Stadt ilg ovofia xovzco xov "ivaxov älXoi xs Kai AlaxvXog noxa-
xfjg asXi^vr]g 'icö . ovzco yag ztjv ceXrjvrjv i-ncc- fiov -naXovOiv 'Agy^iov, Paus. 8, 6, 6. Nach
iouv 'AgystoL, ■aal rjyäyszo yvvcciiia MrjXiav Sophokles im Inachos, einem wohl an Stelle
dcp' i]g i'axsv vLovg 8vo kccI &vyazsQa 'Tc6. des Satyrdramas aufgeführten Stück {Nauck,
Seine Töchter werden von Aischylos vvficpat fr. tr. 248 — 273. v. Wilamowitz, Eur. Herakles
ßLÖdagoL genannt {Sehol. Aristoph. ran. 1344. 1, 88) soll der Flufs auf dem Lakmon im
127
Inatimus
Indeprehensibilis
128
Pindosgebirge entspringen, in den Acheloos
münden, dann aber unter dem Wasser fort
nach Argos gehen, Strab. 6, 2, 4. 7, 5, 8.
Jedenfalls war in Akarnanien ein gleichnamiger
Flufs, Steph. Byz. ethn. 408, 20. Straho 7, 7, 7
u. 8, welcher von ÄJJcmaion nach dem argi-
vischen Flusse genannt sein soll. Nach Phit.
quacst. gr. 41 (301 C) gab es auch in Böotien
einen Flufs Inachos, der nachher Skamandros
genannt wurde. Der argivische Inachos ist
XUQuSqäöriq, Strabo 8, 6, 7, er hat rapidas
undas bei Attius (fr. tr. lat. 297), er wird
volucer genannt Senec. Herc. Oet. 139, als ge-
waltiger Flufs bezeichnet Lucan. Phars. 6, 362,
obgleich er in Wirklichkeit meist einen traurigen
Eindruck macht, Luc. Char. 23; dagegen vgl.
KaUim. h. 5, 50 kuI yag Sq xqvgcö rs -accl av-
&satv v^o:za (ii^as \ rf6,EL q)OQßuiav "lva%og i^
OQSCüv I rd&äva x6 Xostqov ctyav -/.aXäv. Unweit
von ihm tötet Herakles die lernäische Hydra,
Luc. Phars. 4:, 634:. Seine Anwohner heifseu nach
ihm IvcixiiCq., Phit. quaest. gr. 13 (294 A), die von
den Aineianen vertrieben werden. [Engelmann.]
Inatimus wollte /. Becker, Beiträge zur
römisch- keltischen Mythologie in Jalirbh. d.
Ver. von Alter Ih.- Freunden im Pheinl. 42, 18G7
S. 119 fl". als Name eines norischen Gottes, der
mit Mars identificiert wurde, oder als keltischen
Beinamen des Mars auf einer Inschrift aus
Seckau in Steiermark erkennen, die er nach
deren Veröffentlichung durch B. Knabl in den
Mittheilungen des histor. Vereins für Steier-
mark 13, 1864 S. 122 f. folgendermafsen giebt:
Marti \ Latobio | larmogio | Toutati \ Inatiino
C I f.Jtio. G. Väl I [.] alerinus \ ex voto ; das
C in Z. 5 verbindet er mit dem Anfang der
folgenden Zeile zu Cetio {Knabl: Cotio). Momm-
sen publiciert jedoch (nachdem Knabl in den
Mittheilungen u. s. w. 15, 1867 S. 206 die In-
schrift nochmals besprochen hatte) im C. 1. L.
3, 5320 die Inschrift nach Abklatschen von
Knabl und Abschrift von G. Wilmanns in
folgender Form: Marti \ Latobio \ Ilarmogio \
Toutati I Sinati . Moglcnio C Val \ Alerinus j
ex voto, mit den Anmerkungen zu Z. 5: ^Sinati
Wilm. ; prima tamen littera dubia, item punctum
post id vocabulum', und zu Z. 6: 'enio vel neio
Wilm. Quod proposuit Beckerus secundum
ectypum sibi visum cetio , deinde Knablius ita
admisit, ut 5. 6 legeret Inatimo Co\etio vel
Inati Moc\etio, nos reprobavimus; nam in
lapide non et est, sed i;.' Danach ist die
Annahme Beckers nicht haltbar. [R. Peter.]
lucubo = Incubus (s. d.).
luciibiis oder lucubo. Das asthma noctur-
num zeigt sich durch schwere, beängstigende
Träume mit dem Gefühle einer aufspringenden
oder bereits aufliegenden Last, welche den
Atem beklemmt und Erstickung droht. Die
Alten schrieben diese Erscheinung einem ge-
spenstischen Wesen zu {Hprat. exjod. 5, 95 f ),
welches, der Art des Übels entsprechend,
griechisch als Ephialtes (s. d.), lateinisch als
Incubus oder Incubo bezeichnet wurde {Scribon.
Larg. comp. med. 100. Tertull. de anim. 44;
vgl. 49. Porphyr, bei Prokl. in Tim. 142 D.
Macrob. somn. 1, 3, 7). Dieser I. wurde dem
Geschlecht der Faune, Silvane (s. o. Sp. 1456,
57 ff.) oder Pane {Serv. V. A. 6, 775. Augustin.
c.D. 15, 23. Lsidor. orig. 8, 113f.) zugesellt, offen-
bar weil er wie diese die Menschen schreckte und
ängstigte. Von ihnen wurde dann wegen der
Bedeutung des Namens Incubus und unter
Berücksichtigung von ähnlichen Träumen wol-
lüstiger Art die ihm zunächst nicht zukom-
mende Eigenschaft der Geilheit auf den In-
cubus übertragen, und nun behauptet, dafs die
10 Incubi Frauen in der Nacht zu unzüchtigem
Zwecke beschlichen {Publ. Syr. 110. Plin. n. h.
25, 4, 29. 30, 10, 84. Augustin. c. D. 15, 23;
vgl. 6, 8 nach Varro. Grimm, D. Myth.* 3
S. 415). Deshalb wird er auch dem Inuus
{Serv. V. A. 6, 775. lsidor. orig. 8, 113 f.)
und den gallischen Dusii {Augustin. c. D.
15, 23. lsidor. a. a. 0. Glosse bei Hanka 7^,
11 a nach Grimm, B. 31.* 1 S. 397; vgl? 398, 3.
3 S. 139) gleichgesetzt. Unter den Faimen
20 sind es besonders die ficarii, d. h. die in
Feigenbäumen hausenden, welche wegen der
Bedeutung dieses Baumes als Symbol der ün-
keuschheit (Prelltr, B. M.^ 2 S. 265) für
Frauen verfolgende Incubi gehalten wurden
{Ilieronym. comm. in Isai. 13, 21. lsidor. orig.
8, 113 f. Glosse bei Hanka 7'', IIa nach
Grimm, D. 31.^ 1 S. 397; vgl. Lye u. Wright
ebenda 3 S. 140 und Plin. n. h. 27, 12, 107).
Bei Jordanis de Get. orig. 24 ist nach Clofs
30 z. d. St. Faunos vicurios später zur Erklärung
von Spiritus immundi aus der Historia miscella
eingeschoben. Für die Ableitung von ficus
spricht aber auch der Spiritu di ficu in dem
sicilischen Zauberspruch bei Mannhardt, Ant.
Wald- u. Feldk. S. 31. Nach dem altböhmi-
schen Glossator TTace/irad hei Mannhardt a,. a. ü.
S. 178 wären auch die incubi {moruzzi, pilosi,
panites) wie die Pane oben menschlich, unten
tierisch, d. h. mit Bocksfüfsen vorgestellt wor-
40 den, eine Bildung, welche offenbar den Namen
pilosi veranlafst hat {Hieron. u. lsidor. a. a. 0.).
Als Heilmittel gegen die Faunorum in quiete
ludibria galt die Paeonia, welche aber nachts
ausgerissen werden mufste, weil sonst der picus
Martius dem danach Suchenden in die Augen
hackte {Plin. n. h. 25, 4, 29. 27, 10, 85);
vgl. die deutsche Sage von der Springwurzel
bei Grimm, D. 31.* 1 S. 812.
Auf eine ganz andere Vorstellung vom
50 Wesen des Incubo deutet Petron. sat. 38: sed
quomodo dicunt — ego nihil scio, sed audivi
— quom Incuboni piUeum rapuisset, [et] the-
suurum invenit. Infolge seines Namens ver-
mischte sich offenbar der Incubo im römischen
Volksglauben mit dem jedenfalls indogerma-
nischen schatzhütenden Hausgeist, welcher die
unsichtbar machende Kappe mit den Zwergen
gemein hat. In der auch von Petroniiis an-
gedeuteten Weise bemächtigt sich Siegfried
CO des von Alberich bewahrten Hortes {Grimm,
I). 31.* 1 S. 423). Vgl. auch den Hercules
Incubo oben Sp. 2962 und den Lateranus deus
bei Arnob. 4, 6. Weiteres b. Laistner, Das
Bätsei d... Sphinx. [Steuding.]
Indeprehensibilis (geschrieben Indeprelieu-
sivilis) deus = 3Iithras (s.d.) auf einem im Mi-
thraeum zu Ostia gefundenen Relief bei Orelli
1912 = 5000 = C. I. L. 14, 64. [Röscher.]
129 Index . Indigitamenta (allgem. Unters.) 130
Index, Beiname des Herakles als Über- cod. Lemovicensis-Leidensis und cod. Mona-
setzung von ^rivvTTjg, unter welchem Namen censis 6394, in letzterem von zweiter Hand in
er ein Heroon in Athen besafs, weil er einen nominuvi \cYhessevt) contincntyquaeeticwiVarro
Dieb, der eine goldene Schale aus dem Heilig- dicit. natu, ut supra (zu v. 5) diximus, nomina
tum gestohlen hatte, dem Sophokles im Traume numinibus ex officns comtat inpokita, verbi
bezeichnet und angegeben haben sollte {Cic. causa itt ah occatioiie deus Occator dicatur, a
de divin. 1, 25, 54. Vita SophocI. S. 129 sarritione Sarritor, a stercoratione Stercidiniiis,
Westerm. Hesych. s. v.). Vgl. aber auch oben a satione Sator. Aus diesen Stellen geht zu-
Bd. 1 Sp. 2961 f. [Steuding.] nächst im allgemeinen hervor, dafs die Indigi-
Iiidigeus s. Indigitamenta. lo tamenta eine besondere Gattung von Pontifical-
Iiidiges, Indigetes s. Indigitamenta, be- büchern waren, in welchen eigenartige Gott-
sonders von Sp. 132 an. heiten von ganz bestimmten^ beschränkten
Indigitamenta und In d iget es. Litteratur: Funktionen, die sich teils auf das Leben des
a) über Indigitamenta: /. Ä. Ämbrosch, Menschen {Censor.), teils auf den Landbau
lieber die Beligionshüclwr der Bömer, in Zeit- (Serv.) bezogen, verzeichnet standen; als Bei-
schr. f. Philosophie u. kathol. Theol. (Bonn) spiele solcher Gottheiten führt Servius den
N. F. 3, 1842 Heft 2 S. 221 flF. und Heft 4 Occator, Sarritor, Sterculinius und Sator an.
S. 26 ff., als Sonderabdruck Bonn 1843 (kurze Zugleich erfahren wir, dafs zwei römische
Andeutungen seiner Ansichten schon vorher Altertumsforscher über die Indigitamenta ge-
in seinen Studien «. Andeutungen im Gebiet 20 schrieben hatten. Von der an Caesar ge-
dcs nitröm. Bodens und Cultus. I. Bresl. 1839 richteten Schrift des Granius Flaccus de in-
S. VII. XVI. 63 f. Anm. 109 und Observationum digitamentis ist aufser der Erwähnung derselben
de sacris Bomanor. libris partic. I. Ind. schol. bei Ce^so/'mws nichts Sicheres bekannt; denn bei
Vratisl. 1840 S. 4); bildet die Grundlage aller Huschice, lurisprudent. anteiustin.* S. 108 f. sind
folgenden Darstellungen. Ch. Wah, Über die die Fragmente nr. 2— 8 der Schrift cZe wir/ ?^zY«-
aU-italische Beligion, in den Verhandl. der mentrs ganz willkürlich, zum Teil sogar unwahr-
7. Versamml. deutscher Phil. u. Schulm. {1S44), scheinlich zugeteilt. Granius Flaccus kommt
Leipz. u. Dresd. 1845 S. 54 f. und in Poidys also für diese Untersuchung nicht weiter in ße-
Bealencycl. 4 S. 147 s. v. Indigitamenta und tracht (s. über ihn noch Sp. 131f. und Sp. 141;
das. 6, 1 S. 432 ff. s. v. Beligio. Marquardt, 30 von der bei Festus S. 339 s. v. [Sequester'] an-
Bum. Staatsveriv. 3 - S. 7 ff", mit G. Wissoicas geführten Rede Catos de indigitibus ist eben-
Zusätzen. Preller, B. M. ^ 1 S. 134 ff. 2 S. 204 ff. daselbst nur ein ganz trümmerhaftes Fragment
G^. Boissier, Etüde sur la vie et Ics ouvrages erhalten [fr. 76 S. 70 Jord.], welches jedoch
de M. T. Varron. Paris 1861 S. 229 ff. Ders., erkennen läfst, dafs darin von Gottheiten nicht
La Beligion romaine d'Auguste aux Antonius die Rede war). Dagegen ist Varro für die
1". Paris 1884 S. 4 ff . A. Bouche-Leclercq, Les Frage nach dem Wesen und dem Inhalt der
Pontif es de Tancienne Borne. Fsivis 1811 S. 24: &. Indigitamenta von der gröfsten Wichtigkeit;
P. D. Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch der denn auf ihn ist wohl alles, was wir über-
Beligionsgeschichtc 2. Freib. i. B. 1889 S. 202 ff. haupt von dieser Priesterschrift wissen, zurück-
— b) über Indigetes: I. A. Härtung, Bei. 40 zuführen, wie die folgenden Untersuchungen
d. Bömer 1 S. 81 S. B. H. Klausen, Aeneas ergeben werden. Aus Varro stammt bei Servius
und die Penaten 2 S. 905 ff. Metzger in Paulys sicherlich die ganze Auseinandersetzung no-
Bealencycl. 4 S. 146 f. s. v. Indiges. Schwegler, mina . . . Sator. Unter den aus der Schrift
Böm. Gesch. 1 S. 328 Anm. 3. Preller, B. M.^ Catus de liberis educandis unter Beibehaltung
1 S. 91 ff. des ursprünglichen Wortlautes erhaltenen Frag-
Die speziellere Litteratur, besonders die menten Varros sind zwei, in denen er sich auf
grammatische, ist im Verlaufe der folgenden die Indigitamenta beruft: Varro vel de liberis
Untersuchungen namhaft gemacht. educandis (fr. 6 S. 248 Riese) bei Non. S. 352
1) Allgemeine Untersuchungen.' Die s.v. numerum: \ . . quod etiam in partu preca-
beiden Hauptstellen der Schriftsteller über die 50 bantur Numeriam, quam deam solent indige-
Indigitamenta sind folgende: Censorin. de die tare etiam pontifices\ wo der Hinweis auf die
nat. 3, 2 eundem esse Genium et Larem multi Indigitamenta deutlich ist; Varro Cato vel de
vetercs memoriae prodiderunt , in quis etiam liberis educandis (fr. 13 S. 249 Riese) bei "Non.
Granius Flaccus in libro quem ad Caesarem S. 532 s. v. Statilinum: 'uti (so Biese, ali und
de indigitamcntis scriptum reliquit .. . 3 f. Genio ab die Hss.) Statano et Statilino, quorum no-
igitur potissimum per omnem aetatem quotannis mina habent scripta pontifices, sie cum jjrimo
sacrißcamus; quamquam non solum hie, sed et fari incipiebant , sacrificabant divo Fabulino^,
alii sunt praetcrea dei conplures liomi'}mm vitam ebenfalls mit klarer J3ezieliung auf die Indi-
pro sua quisqiie portione adminiciäantes , quos gitamenta, wenn man die Stelle des Censorinus
volentem cognoscere indigitamentorum libri satis 60 im Auge behält. Jedoch auf die Schrift Cattis
edocebunt. sed omnes hi semel in uno quoque de liberis educandis kann sich die Angabe des
homine numinum suorum effectum repraesentant, Servius, die auf eine eingehende Abhandlung
quocirca non per omne vitae spatium novis re- über die Indigitamenta deutet, nicht beziehen,
ligionibus arcesstmtur. Serv. georg. 1, 21 quod denn in jenem Logistoricus hatte Varro nur
autcm dicit 'studium quibus arva tueri'', nomina einige auf die Kindererziehuug bezügliche
haec numinum in indigitamcntis inremuntur, Indigitamentengottheiten genannt (aufser der
id est in libris pontificalibus , qui et nomina Numeria, dem Statanus, Statilinus und Fabu-
deorum et rationes ipsorum nominum {numinum linus werden in den erhaltenen Fragmenten
EoscHER , Lexikon der gr. u. rüm. Mj tliol. II. 5
131 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 132
noch die Göttinnen Cunina, Kumina, Edusa in dessen Suetonius S. 434; Varro et Granius
und Potina erwähnt, s. Sp. 142). Die Mit- Fkiccus zusammen genannt hei. Macrob. Sat.
teilungen des Servnis sind vielmehr den Anii- 1, 18,4); oder endlich dal's Censorinus in einer
quitates rerum divinarum entlehnt: in diesem anderen Quelle {Suetonius? vgl. Beiff'erscheid
Werke hatte Varro ausführlich über die In- a. a. 0. S. 473. 475) die Erwähnung des Granius
digitanienta gehandelt. Augustinus, der zur Flaecus nait dem varronischen Excerpt schon
Abfassung seines Werkes de ciritate dei die vereinigt fand.
Antiquitates rerum divinarum selbst in Händen Die Ausführungen Varros über die Indigi-
hatte und auch eine genaue Inhaltsübersicht tamenta waren in dem 14. Buche der Anti-
derselben giebt (6, 3; vgl. über die Benutzung lo quitates rer. div., das über die dii certi han-
Varros durch Augustinus Er dm. Schwarz, De delte {August. 6,3. 7, 17. Schol. Veronens.
M. Terentii Varronis opud sanctos patres resti- Aen. 10, 76; vgl. Tertull. ad nat. 2, 9.
giis capita duo. Gap. II. De Augmtino, in adv. Marcion. 1, 9. August. 3, 12), enthalten;
N. Jahrb. f. Phil Suppl. 16 [1888] S. 437 ff., die charakteristische Eigentümlichkeit der In-
der ein Verweisen auf frühere Litteratur ent- digitamentengottheiten bestand ja nach Cen-
behrlich macht; s. über Augustinus weiterhin sorinus und Sernus in der eng begrenzten
Sp. 139f.), berichtet nämlich (6, 9): deniqtie et Wirksamkeit in fest bestimmten Fällen, dem-
ipse Varro commemorare et enumcrare deos gemäfs Varro diese Götter als dii certi, d.h.
cocpit a conceptione hominis, quorum numerum als Götter, deren Natur und Bedeutung sich
est exorsus a lano, eamque seriem ^er^^wicrt 20 mit Sicherheit ermitteln liefs, betrachten konnte;
usque ad decrepiti hominis mortem, et deos ad s. Sp. 150 f. Die von Ambrosch {Beligionsbücher
ipsum hominem pertinentes clausit ad Neniam Heft2 S.225 Anm. = Abdr.S.5Anm.), ilfargward«
deam, quae in funeribus senum cantatur; deinde {Staatsverw. 3- S. 7 Anm. 4 S. 9 f.) und anderen
coepit deos alios ostendere, qui pertinerent non aufgestellte Ansicht, dafs die Indigitamenten-
ad ipsum hominem, sed ad ea quae sunt ho- gottheiten niit den varronischen dii certi iden-
minis, sicuti est victus atque vestiius et quae- tisch seien, ist jedoch falsch, s, Sp. 151. Da-
cumque alia huic vitae sunt necessaria, osten- mit fällt naturgemäfs zugleich die von 3Inr-
dens in Omnibus, quod sit cuiusque munus et quardt (S. 10) ausgesprochene Möglichkeit,
proptcr quid cuique debeat supplicari. Ein Ver- dafs jene Gottheiten in den Indigitamenten
gleich der Worte (ZemgMe...caJziaim- mit der An- 30 selbst den Namen dii certi führten, fort. Der
gäbe des Censorinus zeigt, dafs es sich an beiden Name, mit welchem diese Götter in der Prie-
Stellen um ein und dieselbe Klasse von Gott- stersprache bezeichnet wurden, läfst sich mit
heiten handelt; da nun Censorinus diese Götter- Bestimmtheit angeben. •
wesen ausdrücklich als in den Indigitamenta Indigito und indigitamentum bilden
enthalten bezeichnet, so ergiebt sich schon nämlich zweifellos mit Indiges eme Gruppe
hieraus, dafs Varro für denjenigen Teil seines von etymologisch wie sachlich zusammen-
Werkes, auf den sich die Angaben des Augu- gehörigen Wörtern. Indigito bedeutet nach
stinus beziehen, die Indigitamenta benutzt hat, Beifferscheids (persönlich mitgeteilter) Erklä-
und dasselbe gilt natürlich auch für die Gott- rung ich mache, schaffe einen Indiges;
heiten qui pertinerent . . . ad ea quae sunt ho- 40 indigitamentum ist hiernach die Gebets-
minis u. s. w. Dafs aber Varro die Indigita- formel, durch welche in den einzelnen
menta als seine Quelle auch genannt und Fällen dieses Schaffen eines Indiges zu
Näheres über den Charakter derselben mit- geschehen hat, während die Handlung des
geteilt hatte, geht aus Servius hervor, der Indigitierens selbst wohl indigitatio (ein Wort,
das, was er über die Indigitamenta sagt, eben das nirgends überliefert ist) geheifsen haben
Varro verdankt, und ergiebt sich auch aus wird. Die dii Indigetes sind also die im
Censorinus; denn wenn dieser Varro auch Vorstehenden vorläufig nur im allgemeinen
nicht nennt, ja sogar sich auf G^mnms jPZaccMS charakterisierten Gottheiten der Indigi-
beruft, so kann es doch im Hinblick auf die tamenta. Dieses an sich klare Verhältnis
angeführte Stelle des Augustinus nicht zweifei- 50 ist durch die Erklärungen der Indigetes,
haft sein, dafs bei Gensminus ein Auszug aus welche die Alten aufgestellt haben, ganz ver-
Varro vorliegt, sei es nun, dafs Granius dunkelt und durch die an dieselben anknüpfen-
Flaccus der Vermittler desselben ist, wenn den etymologischen Deutungen der Neueren
derselbe, wie man gewöhnlich annimmt, nach nicht wieder aufgehellt worden.
Varro geschrieben hat (s. Teuffei, Gesch. d. Am häufigsten findet sich bei den Schrift-
röm. Lü.^ 1 § 199); oder dafs Censorinus, der stellern die offenbar älteste Ansicht, dafs die
Vairo öfter benutzt als er ihn nennt (s. O. dii Indigetes die dii patrii, die Schutzgöttor
Jahns Protegomena S. VIII f.), auch hier aus Roms sind, also indiges = indigena: VergU.
diesem schöpft und aus ihm auch den Namen georg. 1, 498 di patrii Indigetes et Romule Vesfa-
des Granius Flaecus entlehnt, so dafs danach GO ^we mater; Ovid. met. 15, 861 ff', di, prccor,
die Schrift des letzteren de indigitamentis vor Aeneae comites, quibus ensis et ignis \ cesserunt.
Varros Antiquitates rerum divinarum zu setzen dique Indigetes genitorque Quirine \ urbis, et
und vielleicht als eine der Quellen Varros an- invicti genitor Gradive Quirini \ Vestaque u.s.w.;
zusehen wäre (gerade das ist eine Eigentum- Lucan. 1, 556 f. Indigetes flevisse deos, urbis-
lichkeit des Censorinus, dafs er seinen direkten qtie laborem | testatos sudore Lares; bei Silius
Gewährsmann verschweigt, die von diesem er- Italiens, der 9, 287 ff. eine Götterschlacht
wähnten Schriftsteller jedoch anführt, s. Jahn schildert, stehen auf römischer Seife neben
a. a 0 Reiffer scheid, Quaestiones Suetonianae Mars, Apollo, Neptunus, Venus, Vesta, Her-
133 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 134
cules, Cybele, Castor und Pollux auch Indi- nullius indigent (Schol. Bernens. georg. 1, 498
getesquc deiFanmtsqucsatorqueQutrhms{v. 29i); und Schol. cod. Leid. Voss. F 29 z. d. St.
Sijmmach. relat. 3, 10 S. 282 Seeck ergo diis = P. Nigidii Figuli opemm rel. ed. A. Swo-
patriis, diis Indigetihus pacem rogamus; bei ioda [Yindoh. 1889] S. 85 fv. 71; yg]. 31. Hertz,
Claudian. hell. Gild. 128 fF. trauern die Indi- De F. Nigidii Figuli stiidiis atqiie operibtis.
getes mit Venus, Mars, Minerva, Cybele, Inno, Berol. 1845 S. 20. 36); dieselbe Erklärung
et si quos Borna rccepit | atit dedit ipsa deos bieten in verschiedener Form Servius Aen. 12,
über die Verheerung des Landes. Paul. S. 106 794 Indigetes . . . diamtxir . . . quod nullius rei
Jndigetes dii, qnorum nomina vulgari non licet, egeant, wozu der Interpolator Servii fücrt vel
Glosse bei C. Barth, Adversarii Commentarü lo quod nos deorum indigeamus, unde quidam
(Francof. 1648) Sp. 1342 Indigetes dii qnorum omnes deos Indigetes appellari volunt; Serv.
nomina non audebant proferre = Glosse im georg. 1, 498 Indigetes . . . sunt . . . ahusive
Thesaurus nov. latinitatis bei Mai, Classici omnes (nämlich dii) generdliter, quasi nullius
Auetores 8 S. 294, nämlich als Name der rei egentes; Placidus S. 56, 6 ff. Deuerl. dicunt
Schutzgötter Roms (0. Müllers Erklärung zu etiam quidam Indigetes deos naturales et cae-
Paul. a. a. 0. 'scilicet ab in et dicendo' ist lestes a contrario, quod nullis indigeant; Ful-
sehr ansprechend; die Namen der Schutzgott- gent. mythol. 3,5 = Mythograph. Vatic. III
heiteu Roms müssen verschwiegen werden, s. 2, 1; vgl. Priscian. 6, 10, 55 S. 241, 1 H. in-
z. B. Serv. georg. 1, 498 und Schol. Bernens. digeo indiges, Indiges Indigetis (vielleicht ist
.z. d. St., Ambrosch, Studien S. 164 und Be- 20 in dem vorher erwähnten Elogium auf Aeneas
ligionsbücher Heft 4 S. 40 = Abdr. S. 48- die Form ludigens nicht mit Mommsen für
Marquardt, Staatsveriv. 3- S. 21); Interpol. einen Fehler des Steinmetzen zu halten, son-
Servii Aen. 12, 794 alii patrios deos Indigetes dern beruht darauf, dafs der Verfasser des
dici debere tradunt; vgl. Biomedes 3 S. 476, Elogiums diese Form mit Absicht im Sinne
17 K. {Numa Pompilius . . . cum) patrios pla- der nigidianischen Erklärung brauchte).
car et Indigetes. Wieder eine andere Erklärung bei Placidus
Eine andere Erklärung geben Servius Aen. a. a. 0. lautet Indiges dicitur interdum hemi-
12, 794 Indigetes sunt dii ex hominibus facti, theus . . . ab indigendo divinitate; dieselbe kehrt
et dicti Indigetes quasi in diis agentes = Serv. wieder in den Glossen Indigetes: rjfit&sot Kov-
georg. 1, 498 und damit übereinstimmend die 30 grjrsg {Glossae [Philoxeni] latino - graecae im
Schol. Bernens. georg. 1, 498 (S. 883 Hagen); Corp. glossar. lat. edd. Loewe-Goetz 2 S. 80,
hierfür führte man das Beispiel des Aeneas 46); Indiges: '^(iL&sog {Gloss. Labb. S. 90
an, der nach der Sage im Kampfe mit Me- col. 4 [1. Abt.]); rjut&sog: semideus Indiges
zentius oder Turnus plötzlich verschwand oder {Glossae [Cyrilli] graeco-lat. im Corp. gloss.
in den Flufs Numicius stürzte und hierauf lat. 2 S. 324, 45); rj^iiOsoi: Indigetes {Gloss.
unter die Götter erhoben als Aeneas Indiges Labb. S. 87 col. 1 [2. Abt.]). Die Identi-
oder luppiter Indiges an jenem Flusse verehrt ficierung der Indigetes mit den Kureten findet
wurde (s. Bd. 1 s. v. Aineias Sp. 179 ff.; sich auch in den Glossen KovQrjtEg ot tisqI
Aeneas Indiges: Verg. Aen. 12, 794. Tibull zy "Psav. Indigetes Corybantes {Glossae [Cy-
2, 5, 44. üvid. met. 14, 608. Paul. S. 106 s. v. 40 rillij graeco-lat. im Corp. gloss. lat. 2 S. 354,
Indiges. Sil. Ital. 8, 39. Gell. 2, 16, 9. Arnob. 23) und KovQrixs? ot nsgl xov TJaiccva: Indi-
1,36. Interpol. Serv. Aen. 12,794. Schol. Vero- getes Corybantes {Gloss. Labb. S. 110 col. 2
nens. Aen. 1, 259. C. I. L. 1 elog. 20 S. 283 [2. Abt.], 'fortasse nävu' 0. Müller zu Paul.
= 10, 808, wo das Wort Indigens geschrieben S. 106, 10); vgl. hierzu P. Nigidii Figuli oper.
ist, s. darüber Mommsen im C. I. L. 1 z. d. rel. ed. Stvoboda S. 84 fr. 70 mit adnot.,
Inschr.; luppiter Indiges: Liv. 1, 2, 6. woraus hervorzugehen scheint, dafs die Gleich-
Plin. n. h. 3, 56. Serv. Aen. 1, 259. [4, 620 setzung Indigetes = Curetes mit der anderen
die 'Italorum suijplementa']; Pater Indiges: Curetes = Dactyli (s. Bd. 1 Sp. 940, 53 ff.)
Dionys. Halic. 1, 64 -ncel avtä -nazacKsvci^ovaiv = Digiti im Zusammenhang steht.
Ol Aazivoi TjQcaov inLyQcccpfj zoiäds y.oa^ov~ 50 Bei Macrob. comm. in somn. Scip. 1, 9, 7
lisvov^ 'nazQog Q'sov x^°^^ov , dg nozccfiov -wird der Ypas Hesiods {op. et dies 1, 122 [121])
Nofitmov QSvna di£n£i\ wo narijQ &s6g x^ö- zol (isv dai'iiovig stat dibg ^syäXov dia ßovXdg
viog = Divus Pater Indiges (s. Salmasius, übersetzt mit Indigetes divi fato simmi levis
Plinianae Exercitationes [Traj. ad Rhen. 1689] hi sunt; dazu vgl. die Glossen daifioveg: Indi-
1 S. 51. Preller, E. M. » 1 S. 94. Bd. 1 s. v. getes {Gloss. Labb. S. 43 col. 1 [2. Abt.]) und
Aineias Sp. 179, 42 ff.). Solin. 2, 15. Origo Indigetes: äai'iiovsg (das. S. 90 col. 4 [1. Abt.]),
gent. rom. 14, 4; der Name luppiter Indiges sowie Mythogr. Vatic. III 2, 2 apud antiquos
scheint der eigentliche Eultusname gewesen dii sive daemones sive Indigetes a divitiis dicti
und der Name Aeneas erst dann damit in sunt. Endlich eine nicht aufgeklärte Gleich-
Verbindung gesetzt worden zu sein, als man 60 Stellung der Indigetes mit griechischen Gott-
griechische und einheimische Sagen mischte, heiten in den Schol. Bernens. georg. 1, 498
vgl. Preller a. a. 0. und 2 S. 142 Anm. 1. (S. 883 Hagen) Indigetes a Latinis, qui a
Bd. 1 s. V. Aineias Sp. 181, '58 ff.; s. auch Graecis fennichi {s'ii^vxot Hagen, sfi^vxioi Sin-
Frdr. Caiier, Die röm. Aeneassage von Naevius tenis, ^ivxioi J. Klein, fvoi-aoi Hertz, enchorii
bis Vergilius, in N. Jhrb. f. Phil. Suppl. 15 K. W. Müller) dicuntur.
[1887] S. 120 f.). Neben diesen gröfstenteils unsinnigen, deut-
Nigidins Figulus und alii stellten den Satz lieh als etymologische Spielereien der Gram-
auf omves deos Indigetes eognominari, quia matiker erkennbaren Erklärungen giebt es
135 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitameuta (allgem. Unters.) 136
auch eine, welche Indiges mit indigito zu- einheimischen Götter'; vgl. aufserdem z. B.
sammenbringt, bei dem Interpol. Serv. Aen. Heyne-Wagner und Forbiger zu Verg. georg.
12, 794 alii ab invocatione IncUgetes dictos 1, 498.
voJunt, quod indigeto est precor et invoco; aber Mit indigitare brachte Indiges zusammen
auch diese erscheint als ein verständnisloser Klausen, Aen. u. d. Penaten 2 S. 907 ff. ; indi-
Versuch, wie denn alle die angeführten Er- gitare aber, worin er denselben Stamm wie in
kläi'ungen zeigen, dafs das Bewufstsein von digitus findet (^im Sinn des bald mehr, bald
der Bedeutung des Wortes ludiges und der dii minder bedeutsamen und feierlichen Zeigens',
Tndigetes den Römern schon zur "Zeit des S. 909), ist ihm ''der eigentliche Ausdruck für
VergiUns entschwunden war, jedenfalls eine lo die gottesdienstliche Verrichtung' (S. 908, vgl.
Folge davon, dafs die Indigitamenta sehr 914), die Indigitamenta sind die 'gottesdienst-
friih in Vergessenheit geraten waren (siehe liehen Darstellungen', die 'Verrichtungen zur
unten). Verehrung, zur Verherrlichung, zur wirksamen
Die neueren Gelehrten sehen in den dii Behandlung der Götter', ''Beschwörungen durch
Indigetes gröfstenteils in Übereinstimmung mit Wort und Handlung, vermittelst welcher man
der an erster Stelle angeführten Erklärung der sich der Gewährung seines Wunsches bei
Alten die 'einheimischen' oder 'eingeborenen' den Göttern versichert' (S. 910 f.); Aeneas
Götter: von indu und ago leiten das Wort ab und Anchises sind ihm die einzigen Wesen,
Dacerius zu Fcstus S. 186, 6 (ed. Amstelod. welche neben luppiter (Indiges) als Indigetes
1696), SaJmasius a. a. Ü. und Härtung, Bei. d. 20 anzuerkennen sind (S. 906). K. W. Gött-
Jiövi. 1 S. 81 f., der S. 93 seine Ansicht dahin Ung , Gesch. der röm. Staatsverfassung. Halle
zusammenfafst, 'dass der Name indigetes mit 1840 S. 174 und mit ihm Wals in Paulys
penates synonym aber nicht identisch ist, in- Eealencycl. 4 S. 147 s. v. Indigitamenta leitete
sofern er das Verhältniss der Gottheit zum von Indiges, 'welches zwar einen Heros oder
Land und Volke bezeichnet, so wie jener das Dämon, aber dann auch überhaupt einen Gott
zum Hauss und seinen Bewohnern'; Metzger bezeichnet', den Namen der Indigitamenta,
in Paulys Bealencycl. 4 S. 147 s. v. Indiges: welche 'die Namen der Götter und die Art
Indigetes = 'einheimische Heroen des Landes', sie beim öffentlichen Gottesdienst anzuwenden,
der Name sei eine Nebenform von indigena; gleichsam ihre Titulatur' enthielten, ab.
H. Ebel in ZtscJir. f. vgl. Spr.-F. 1 , 1852 so Corssen (De Volscorum lingua. Progr. v.
S. 305 'Würz, ge = gen, skr. jan, in indi- Pforta. Naumburg 1858 S. 17 f. Krit. Nach-
get'; Schwegler, Röm. Gesch. 1 S. 328 Anm. 3: träge zur lat. Formenlehre S. 254. Ausspr. 2-
Indiges (indigens) = 'Landesgenius, National- S. 540 Anm. *), vgl. S. 591) erklärte indige(t)s
genius, Tjprag iiii%wQLog\ von indi (= indu) als Part. pass. eines Verbum *indigere = in-
und gens 'Erzeuger' (von gigno), 'wörtlich: vocare von Würz, ag 'sagen, sprechen' (z. B.
der im Lande Zeugende', Aktivform zu indi- in adagium, aio = agio, axare = agsare),
gena; Preller , B. M.^ 1 S. 92 f.: Indiges (In- wovon wieder indigitare und weiter indigita-
digens) von indu und geno, 'also eingeborene mentum gebildet sei, dii Indigetes also = dii
Genien oder Heroen, örtliche Schutzgeister, invocati (über diese Ableitung von indigita-
die von einem bestimmten Orte und im engsten 40 mentum s. aufserdem Corssen, Krit. Beitr. z.
Natur- und geschichtlichen Zusammenhange lat. Formenl. S. 425. Ausspr. 1^ S. 90; der-
mit diesem Orte verehrt wurden, die T^gasg selbe hatte Origines poesis romanae. Berol.
fyj;raptot oder £7rt;t a)9^o^ der Griechen; gewisser- 1846 S. 46 f. indigitare und indigitamenta
mafsen die ansässig gewordenen Aboriginer'"; = axare und axamenta von agere = orare,
L. Meyer, Vergl. Gramm, der griech. und lat. invocare abgeleitet). Corssens Etymologie von
Spr. 2 S. 320 und in Zischr. f. vgl. Spr.-F. indigitare und indigitamentum fand den Bei-
14, 1865 S. 82; Bücheier -Windehilde, Grundr. fall von Curtius {Grunds, d. griech. Etrjm.^
der lat. Dehlin. S. 12 (= S. 5'): 'C. I. L. 1 § 611 S. 399), Vanicek {Etymol. Wörterb. d.
elog. 20 indigens von anderer Grundform als lat. Spr." S. 9. Gr.-lat. (tym. Wörterb. 1 S. 20f. ;
indigenus, von vollerer als indiges, gen. indi- 50 Indiges erklärt Fam'cf/i; jedoch anders, s. vorher)
getis . . . die Mittelform indiges ist nicht mehr und Fr. Stolz (in Wiener Studien 8, 1886 S. 157);
nachweisbar'; Bouche - Leclercq , Les Pontifes nicht bestimmt entscheidet sich Bottc/je'-ZecZercg;
S. 29. 43 und in seinem Manuel des institutions {Les Pontifes S. 28 f.). Preller {B. M.'^ 1 S. 92.
romaines (Paris 1886) S. 460 Anm. 3 (vgl. 134) hatte einen Zusammenhang des Wortes
S. 462 Anm. 3) 'les indigenes ou dieux locaux'; indigitamenta mit index und indicare angenom-
Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.'-^ S. 75 men und sich dabei auf den Sol Indiges (vgl.
'indigetes eingeborene Heroen' = Gr.-lat. etym. S. 325 und Marquardt , Staatsvcrw. 3 ^ S. 580
Wörterb. 1 S. 189; Boissier , La Beligion ro- zum 8. August), der nicht wohl etwas anderes
maine 1^ S. 114 'sous le nom de dieux indi- gewesen sein könne als der Sjjäher, der An-
getes ils adoraient Picus, Faunus, Latinus, co zeiger, der index, bezogen,
qui avaient regne, disait-on, sur le Latium'; Alle diese Etymologieen können indes
W. Clemm in Curtius'' Studien z. gr. und lat. nicht befriedigen, da in ihnen das eigenartige
Gramm. 8, 1875 S. 12 (von Würz, ge, mit n Wesen der Indigetes ebenso wenig zum Aus-
erweitert zu gen); Madvig, Verfass. und Ver- druck gelangt wie die eigentliche Bedeutung
walt. des röm. Staates 2 S. 588 Anm. **): In- von indigitare und indigitamentum in den
digetes = die 'ursprünglichen' i-ömischen farblosen Umschreibungen der Alten indigitare
Götter; Chantepie de la Satissaye, Lehrb. d. = imprecari, invocare {Paul. S. 114 indigi-
Beligionsgesch. 2 S. 2U2 f. 205: 'die alt- tanto: imprecanto; Interpol. Serv. Aen. 12,
137 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 138
794 indigeto est prccor et invoco; Glossac tates rer. div. Varros ergeben, welche entweder
ahavus im Corp. gloss. lat. edd. Loctoe-Goets 4 wörtliche Mitteilungen aus den Auseinander-
S. 352, 47 indiyitat: invocat; Glossar, lat. Setzungen Forros über dii certi enthalten oder in
bihl. Parisinae antiquisnmwn saec. IX ed. der Form vonAuszügenderHauptsache nach nur
Hildebrand [Götting. 1854] S. 171 indigitat: Götternamen und kurze Erklärungen derselben
invocat; Thesaur. nov. latinüatis in Mais Glas- bieten (auf die Zusammenstellung aller, auch
sici Auct. 8 S. 291 indigitare: invocare, in- der zu der vorliegenden Untersuchung ihrem
plorare, exorare, supplicare, incalare) und in- Inhalte nach in keiner Beziehung stehenden
digitammta : incantamenta vel indicia, Faul. Fragmente des 14. Buches der J.n<. rer. cZi«. bei
S. 114 (ganz wertlos siud die Erklärungen von lo Merkel, Proleg. zu Ovids Fast. S. CLXXXV ff.
indigitamenta in den Glossae [Philoxenil la- ist im Folgenden keine Rücksicht genommen
tino-graecae im Corp. glossar. latin. 2 S. 80, worden, da dieselbe den an eine solche Frag-
47 indigitamenta: Ib qccxi-acc ^i^XCa; Gloss. Labb. mentsammlung zu stellen den Anforderungen
S. 90 col. 4 [1. Abt.] indigitamenta: lEparuta; nicht mehr entspricht).
was Hiischkc meint, wenn er lurisprud. ante- Aus dem 14. Buche teilt Gellitis 3, 16, 5 ff.
iust.^ S. 105 Anm. 5 zu dem Titel der Schrift eine Stelle mit, welche über die Geburt des
'E^r]yr]Tiyia des Cornelius Baibus bemerkt Menschen und auf dieselbe bezügliche Gott-
f'E^Tjy/jTtxa sunt indigitamenta' ist nicht klar). heiten handelt: § 5 ff . {M. Varro) . . . mense
Trotzdem kommen die Untersuchungen der nonnumcpiam octaro editum esse partum in libro
neueren Gelehrten über indigitare und indigita- 20 quarto dccimo rerum divinarum scriptum reli-
uicnta im Grunde nicht über die Erklärungen qtiit, worauf Erörterungen über abnorme Ge-
indigitare = invocare, indigitamenta = in- burtszeiten folgen; § 9 f. antiquos autem lio-
vocationes, precationes hinaus, s. Sp. 155 ff. manos Varro dicit non recepisse huiusccmodi
Indiges, von indu und Würz, ag in agere qioasi monstmosas raritates, sed nono mense aut
gebildet, bezeichnet einen in einer be- decimo neque praeter hos aliis partionem mtdieris
stimmten menschlichen Handlung, secundum naturam fieri existimassc idcircoque
Thätigkeit, in einer bestimmten Sache, eos nomina Fatis trihus fecisse a pariendo et
Örtlichkeit u. s. w. und zwar, wie sich a nono atqiie decimo mense. nam ' Parca^ in-
aus dem oben Gesagten ergiebt, nur in quit 'inmutata una littera a partu nominata,
dieser einen und in keiner anderen 30 item Nona et Decima a partus tempestivi tcm-
Handlung u. s. w. wirkenden Gott. Der pore\ Hiermit steht in innerem Zusammen-
lupiiiter ludiges oder Aeneas Indiges ist also hange Gell. 16, 16, 2 ff. esse autem pueros in
der gerade im Flusse Numicius waltende Gott tdero Varro dicit capite infimo nixos, sursum
('der luppiter gerade dieser Lokalität' Beiffer- pedibus elatis, non ut hominis natura est, sed
scheid in seinen an der Universität Breslau ut arboris. nam pedcs cruraque arboris ramos
gehaltenen Vorlesungen über römische Mytho- appellat, capxit stirpem atq_iie caudicem. 'quando
logie und Sakralaltertümer); und wenn in dem igitur'' inquit ^contra naturam forte con-
den Pontificalbüchern entlehnten (s. die Aus- versi in pedes brachiis plerumqicc diductis re-
führungen des Unterzeichneten in Commen- tineri solent aegriusque tunc mulieres enituntur,
tationes in honorem Augusti Beifferscheidii. 40 huius pericidi dcprecandi gratia arae statutae
Vratisl. 1884 S. 75 f.) Carmen, durch welches sunt Bomae duabus Carmentibus, quar um altera
P. Decius in der Schlacht am Vesuvius devo- Postverta cognomitata est, Prorsa altera, a
viert wurde , bei Liv. 8, 9, 6 ff. auch di Indi- recti perversique partus et potestate et nomine ';
getcs angerufen werden {lane, luppiter, Mais es kann nicht zweifelhaft sein, dafs dieses
pater, Quirinc, Bcllona, Lares, divi Novensiles, Citat ebenfalls dem 14. Buche entstammt und
di Indigetes, divi quorum est potestas nostrorum daselbst in enger Verbindung mit dem vorher-
hostiumqiie, diique Mancs, vos precor u. s. w,), gehenden stand. Mit voller Sicherheit ist im
so ist dies neben der Anrufung von Gottheiten Hinblick auf diese beiden Stellen auch Gell.
allgemeinerer Bedeutung eine invocatio gene- 16, 17 auf dasselbe Buch zurückzuführen: et
ralis der gerade in der Devotion wirksam ge- 50 agrum Vaticanum et eiusdem agri deum praesi-
dachten Götter, welche der Priester einzeln dem appellatum acceperamus a vaticiniis, quae
mit Namen nicht nennen kann oder will (vgl. vi atque instinclu eins dci in eo agro fieri so-
iiber die priesterliche Sitte des generaliter Uta essent. sed praeter hanc causam M. Varro
invocare Interptol. Serv. georg. 1, 10. 21. Serv. in libris divinarum aliam esse tradit istius no-
Aen. 8, 103. Ambrosch, Beligionsbücher Heft 4 minis rationem. 'nam sicut Aius^ inquit 'deus
S. 47 = Abdr. S. 55. Marqiiardt, Staatsveriv. appellatus araque ei statuta est, quae est in-
3^ S. 32. Preller, B. M."^ l S. 62 f.; der Sol fima nova via, quod eo in loco divinitus vox
Indiges bleibt als Verhältnis mäfsig späte Er- edita erat, ita Vaticanus deus nominatus, penes
scheinung hier um so eher unberücksichtigt, quem essent voeis humanae initia, quoniam pueri,
als sein Beiname wirklich den Sinn von index 60 simul atque parti sunt, eam primam vocem edunt,
zu haben scheint [s. Preller a. a. 0. S. 325]). quae prima in Vaticano syllaba est, idcircoque
Auf diese Weise ist eine sachlich befrie- vagire dicitur exprimente verbo sonum vocis re-
digende Erklärung von Indiges erreicht und centis\ Hierzu kommt der wörtliche Auszug
die Zusammengehörigkeit von Indigetes und bei dem Interpol. Serv. Aen. 12, 139 Varro
Indigitamenta begründet. Weitere Aufschlüsse rerum divinarum quarto decimo ait 'luturna
über die Indigetes und Indigitamenta wird inter proprios deos nymphasque ponitur\ und
eine nun anzustellende genauere Betrachtung das lückenhafte, aber zum Teil sicher ergänzte
derjenigen Reste des 14. Buches der Antiq;ui- Citat in den Schol. Veronens. Aen. 10, 76 (nach
139 ludigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 140
der Ausgabe von A. Herrmann, Progr. von welche sich ad ca, quae sunt hominis, wie
Donaueschingen 1869. 1871): fdcam Veniliajm Lebensunterhalt, Kleidung et quaecumquc alia
alii Vcnerem, quod in mari nata sit, alii nym- Jiuic vitae sunt necessaria beziehen; bei sämt-
pliam quam Grueci Bovvi'jvriv vocant. \ [Varro liehen Göttern aber hatte er angegeben, welches
rcrumdivinJanimXIIII de dis certis 'spes cum das munus eines jeden sei und weshalb ein
conciliata non frustra esset et eveniss(et crcdcre) | jeder angerufen werden müsse (vgl. hierzu
f. . Jbantur, quam deani cum Neptuno con- August. 4, 22 quid est ergo, quod pi'o ingenti
iungunt viulti [. . .Jens(is) quo cac(cis) \ [. • J beneficio Varro iactat praestare se civibus suis,
(licet) differre'. Als ein Auszug aus dem (]^iiia non solum commemorat deos, quos coli
14. Buche ist schon oben Sp. 130 f. die Stelle lo oporteat a Bomanis, verum etiam dicit, quid
des Serv. georg. 1, 21 mit der Erwähnung ad qucmque pertineat? und die weiteren Aus-
und Erklärung der ländlichen Götter Occator, züge aus Varro in diesem Kapitel und 6, 1).
Sarritor, Sterculinius und Sator nachgewiesen Dafs Farro hierbei sich nicht mit einer trockenen
worden; keinem anderen Buche ist demnach Aufzählung der Gottheiten und ihrer Funktionen
Serv. georg. 1, 315 sane Varro in libris divi- begnügte, wie es wohl nach diesen Angaben
narum dicit deum esse Laetantem , qui se in- des Augustinus und den Auszügen selbst, die
fundit segetibus et eas facit lactescere zuzu- fast nur aus den Namen der Götter und An-
weisen. Eine auch nur einigermafsen deutliche gaben ihrer Funktionen bestehen , scheinen
Vorstellung von der Einrichtung des 14. Buches könnte, ist weiter unten dargethan. Es finden
und einen Schlufs auf den Umfang der varro- 20 sich nun bei Tertullianus {ad nat. 2, 11. 15.
nischen Götterklasse der dii certi kann man sich de anima 37. 39; vgl. über das zweite Buch ad
aus diesen zerstreuten Resten indes nicht bilden; nat. Erdm. Scliioarz a. a. 0. S. 409 ff., über die
solche vermitteln erst brs zu einem gewissen beiden angeführten Kapitel der Schrift de anima
Grade die zusammenhängenden Auszüge aus das. S. 431) und bei J.r*^«s^mtts (4, 8. 11. 16. 21.
Varro bei Tertullianus , Arnobius und Augu- 6, 9. 7, 2. 3, vgl. 4, 24. 28. 34. 6_, 1. 7; s. über
stinus. Augustins viertes, sechstes und siebentes Buch
Das Verhältnis zu Varros Werk ist bei den Scliioarz S. 438 ff.) Reihen und Gruppen von
drei Kirchenvätern keineswegs ein gleiches. Gottheiten, die einerseits durch ihre Uberein-
Während Tertullianus und Augustinus ganz Stimmung mit den Angaben des Augustinus
zweifellos die Aiitiquitates rer. div. selbst in 30 sich als varronisches Eigentum erweisen,
Händen hatten {Tertull. ad nat. 2, 1 quare andererseits nhev \on Tertullianus vmA Augtosti-
secundum vestros commentarios , quos ex omni nus selbst wiederholt nur als Auszüge aus
theologiac genere cepistis, gradum confercns, Varros Reihen gekennzeichnet werden {Tertull.
quoniam maior in Imiusmodi penes vos auctori- ad nat. 2, 15 ut cetera transvolem ; August. 4,
tas literarum quam rer um est, elegi ad com- 8 nee omnia commemoro, quia me piget quod
pcndium Varronis opera, qui rerum divi- illos non pudet; haec atitem paucissima idco
narum ex omnibus retro digestis commentatus dixi u. s. w. ; 4, 11 haec omnia quae dixi.et
idoneum se nobis scoptim cxposuit; vgl. Erdm. quaecumque non dixi (non enim omnia äicenda
Schwarz a. oben a. 0. Gap. I. De Tertulliano arbitratus sum) u. s. w. ; 4, 21 quos neque
S. 409 ff.; über Augustinus s. oben Sp. 131 io omnes commemoravi ; 6, 1 quos partim com-
und über das Einzelne das Folgende), liegen memoravi in quarto libro, partim ptraetereundos
bei Arnobius die hier in Betracht kommenden putavi; 6, 9 ipsa numinum officia tarn viliter
varronischen Fragmente in einer eigentüm- minutatimque concisa , . . unde non quidem om-
lichen Überarbeitung vor, die es ebenso zweifei- nia, sed multa iam diximus). In dem letzteren
los erscheinen läfst, dafs Arnobius diese Aus- Umstände liegt zugleich die Erklärung dafür,
züge aus Varro einer vermittelnden Quelle dafs die beiden Kirchenväter in der Aufzählung
verdankt (s. darüber weiterhin Sp. 140 f). Nach von Gottheiten ein und derselben Reihe von
der Mitteilung des Augustinus (s. Sp. 131) einander abweichen, indem Götter, welche
hatte Varro in einer Reihe diejenigen dii certi der eine nennt, bei dem anderen fehlen; jeder
zusammengefafst, welche sich auf das gesamte 50 von ihnen machte seine Auszüge nach Gut-
Leben des Menschen von seiner Erzeugung bis dünken. Augustinus führt überdies neben
zu seinem Tode beziehen; diese Götterreihe seinen Reihen an anderen Stellen (4, 21. 7, 3;
hatte er mit lanus begonnen und mit der vereinzelt einige Gottheiten an, welche sich
Nenia geschlossen (auf diese Reihe beziehen deutlich als willkürlich abgesonderte Glieder
sich die Worte des Augustinus 7, 2 ipse pri- jeuer Reihen und somit als Ergänzungen der-
mum lanus, cum Puerperium concipitur, unde selben ergeben.
illa cuncta opera sumunt exordium minutatim Ga,nza.näers als hei Tertullianus und Augusti-
minutis distributa numinibus , aditum aperit nus steht es bei Arnobius. Dieser nennt haupt- '
recipiendo semini, und des Tertullianus ad sächlich 4, 3. 7. 8 und 9 eine Anzahl hierher
nat. 2, 11 nefc JRomani] contenti eos deos 60 gehöriger, zum Teil auch bei Tertullianus und
asseverare qui visi retro, auditi contrectatique Augustinus vorkommender Gottheiten mit An-
sunt, [quormn] cfßgies descriptae, negotia di- gäbe ihrer munera, aber nicht in der Grup-
gesta, memoriae propagatae , umbrfas alijquas pierung der Reihen bei den beiden genannten
incorporales , inanimales et nomina de rebus Kirchenvätern; vielmehr ist die Anordnung,
efflagitant [deosque] sanciunt dividentes omnem wie G. Kettner {Cornelius Labeo. Ein Beitrag
statum hominis singulis potestaftibus ab ipjso zur Quellenkritik des Arnobius. Progr. von
quidem uteri conceptu); sodann hatte er in Pforta. Naumburg 1877 S. 16 f.) richtig be-
gleicher Weise diejenigen dii certi aufgeführt, obachtet hat, im wesentlichen eine alpha-
141 Indigitamenta (allgem. Unters.)
butische, ohne inneren Zusammenhang der
zusammengestellten Gottheiten; doch wird die
alphabetische Ordnung nicht immer mit pein-
licher Genauigkeit festgehalten und selbst durch
Einschiebung von Götteruamen mit abweichen-
dem Anfangsbuchstaben unterbrochen (vgl. 4, 3
die Zusammenstellung von Praestana, Panda
vel Pantica, Pellonia; 4, 7 f. die von Venus,
Perfica, Pertunda, Tutunus, Puta, Peta, Ne-
mestrinus, Patellana, Patella, Nodutis, Nodu-
terensis, -f-Vpibilia, Orbona, Nenia, Mellonia,
üssipago; 4, 9 die von Lucrii, Libentiaa,
t Burnus, Limeutinus, Lima, Limi, Saturnus,
Montinus, Mureida, Pecunia). Da es ganz un-
wahrscheiulich ist, dafs der eilig und flüchtig
(s. Beiffcrschcid in der Piaefatio zu seiner
Ausgabe des Arnob. S. XIV und im Ind. schol.
Vratisl. 1879/80 S. 9) sein Werk schreibende
Ärnohkis aus Varros Antiquüates rer. div. sich
dergleichen Zusammenstellungen eigenhändig
gemacht habe, so müssen wir annehmen, dafs
er dieselben bei einem Gewährsmanne vorfand :
dieser ist nach Kett))crs sehr ansprechender
Annahme Cornelius Laheo, der Zeitgenosse des
Ärnobius, dessen Bekämpfung den Mittelpunkt
der Polemik des Apologeten bildet (über
Cornelius Laheo vgl. aufser Kettners Abhand-
lung und Beiff'erscfieid im Ind. schol. Vratisl.
a. a. 0. Wissoica, De Macrohii Saturnaliorimi
fontibus. Diss. Vratisl. 1880 S. 26 ff. 40 ff. J^rdin.
Schivarz a. a. 0. S. 469 f. /. Mülleneisen, De
Cornelii Labeonis fragmentis , studiis, adsecta-
(oribus. Diss. Marburgi 1889, der indes die
vorliegende Frage gar nicht berührt; von Cor-
nelius Labco wird weiterhin noch wiederholt
die Rede sein). Cornelius Laheo, der Varro
wiederholt citicrt und ihn vermutlich als seine
liauptquelle benutzt (vgl. z. B. fr. 15 S. 24 ff.
Kettn. = fr. 15 S. 21 ff. Mülleneis.; fr. 19
S. 27 f. Kettn.; fr. 23 S. 29 Kettn. = fr. 4
S. 15 Mülleneis. und Kettner S. 11 ff. Wissotva
S. 41. 42 Anm. 2. Mülleneisen S. 43 f.), hat
jedenfalls die Reihen der dii certi in Varros
14. Buche einer Umarbeitung zu alphabetischen
Listen mit Beibehaltung der Angaben Varros
über die munera der einzelnen Gottheiten
unterworfen, und Ärnobius teilt hieraus einzelne
Stücke mit, wobei er jedoch, wie es scheint,
Labeos Listen erst vom Buchstaben L ab be-
rücksichtiijt und planlos die ausgewählten
Götter durcheiuanderwürfelt (dafs Cornelius
Laheo 'die höchst eigenthümliche Indigita-
meutentafer[!], ''aus der Ärnobius Mittheilungen
macht', aus Granius Flaccus, der auch sonst von
Labco benutzt werde, in diesem Falle aus dessen
Schrift de indigitanientis genommen habe, ist
eine unwahrscheinliche Annahme Kettners S. 16;
es ist gar nicht ausgemacht, dafs Laheo wirklich
den Granius Flaccus selbst benutzt hat; s. übri-
gens das Sp. 130 über Granius Gesagte). Der
Wert der varronischen Excerpte bei Ärnobius
beruht bei dieser Sachlage in der Erwähnung
einer beträchtlichen Anzahl von Gottheiten, die
von Tertulliamis uud Augustinus nicht genannt
werden und daher eine wichtige Ergänzung der
Reihen dieser beiden Kirchenväter bilden.
Den gleichen Wert haben vier der er-
haltenen Fragmente von Varros Logistoricus
Indigitamenta (allgem. Unters.) 142
Catus de liberis educandis, in denen neben
mehreren auch von Tcrtiälianus und Augusti-
nus aufgeführten, das Leben des Menschen
im Kindesalter betreffenden Gottheiten einige
von den Kirchenvätern nicht namhaft gemachte
Götter erscheinen {Varro Cato vel de liberis
educandis bei Non. S. 352 s. v. numerum
= fr. 6 S. 248 Riese, s. oben Sp. 130; bei
Non. S. 167 s. v. rumam = fr. 7 S. 248 Riese;
10 bei Non. S. 108 s. v. Edusam = fr. 10 S. 249
Riese; bei Non. S. 532 s. v. Statilinum = fr. 13
S. 249 Riese, s. oben Sp. 130). Diese Frag-
mente berechtigen zu der schon oben (Sp. 130 f.)
angedeuteten Vermutung, dafs Varro im Catus
die ganze auf das Kindesleben und die Kinder-
erziehung bezügliche Reihe seiner dii certi
besprochen hatte (s. Ambroscli, Ecligionsbüclier
Heft 2 S. 229 und Heft 4 S. 52 = Abdr. S. 9
imd 60). Auf denselben Logistoricus die Stelle
20 des Donat. Ter. Phorm. 1, 1, 15 (v. 49) Icgitur
apud Varronem initiari pueros Eduliae et
Poticae et Cuhae divis edendi et potandi et
cuhandi, ubi primum a lade et a cunis trans-
ierunt zu beziehen rät das Fragment aus dem
Catus bei Non. S. 108 s. v. Edusam (fr. 10
Riese) 'cum primo cibo et potione initiarent
pueros, sacrificabantur ab edulibus Edusae, u
potione Potinac nutrices^; anderenfalls wäre
die Stelle auf Grund der bisherigen Aus-
30 einandersetzuugen dem 14. Buche der Anti-
quitates rer. div. zuzuteilen (die Namensformen
der hier genannten Gottheiten bleiben vor-
läufig noch unerörtert). Dafs Varro aufserdem
auch in der Schrift de vita populi Bomani bei
der Schilderung des altrömischen Lebens der
auf die Lebensverhältnisse bezüglichen Gott-
heiten gedachte, zeigt Non. S. 528 Picuinnus
et Pilumnus dii praesides auspiciis coniugali-
hus deputantwr. Varro de vita populi Bomani
40 Hb. II (lib. II fr. 18 S. 33 Kettner) 'natus si erat
vitalis ac suhlatus ab obstetrice, statuebatur in
terra ut auspicaretur rectus esse; diis coniugalihus
Pilumno etPicumno in aedibus lectus stcrnehatur .
Die bei Tertullianus und Augustinus sich
findenden Reihen und Gruppen sind folgende
(zu Grunde gelegt ist für Tcrtiül. ad nat. und
de anima die Ausgabe von BeifftrscJieid-
Wissowa, für Ärnobius die Ausgabe Beiffer-
scheids, für Augustinus de civ. dei die zweite
50 Auflage von Dombarts Ausgabe, was betreffs
der in diesen Ausgaben auf Grund der Über-
lieferung festgestellten Namensformen hervor-
gehoben werden mufs; die bei Tertullianus in
dem lückenhaften Texte nach den erhaltenen
Partieen mit voller Sicherheit ergänzten Namen
sind in[] geschlossen; über die Funktionen der
einzelnen Gottheiten s. Abschn. 2 u. Sp. 149f.):
a) Die umfangreiche Reihe von Gott-
heiten, welche sich auf das Leben des
60 Menschen von seiner Erzeugung bis zu
seinem Tode beziehen. Aus dem diese
Gottheiten umfassenden Teile von Varros
14. Buche geben Tertull. ad nat. 2, 11 und
August. 4, 11 und 21 gröfsere Ausiiüge, die unter
sich und mit den sie ergänzenden kürzeren Ex-
cerpten bei Tertull. ad nat. 2, 15. de anima 37.
39. August. 4, 8. 16. 6, 9. 7, 2. 3 zusammengestellt
folgendes Gesamtbild ergeben:
143 Indigitamenta (allgem. Unters.)
Indigitaiuenta (allgem. Unters.) 144
Tertull. ad nat.
2,11
August. 7, 3 (= 7,
2)
Consevius
xiugust. 4, 11
Liber
lanus
Saturnus
Liber
5
Libera
Libera
Fluvionia
luno (Fluviuua, s
Mena
. unten)
Vitumnus
Vitumnus
Tertull. de an. 37
Sentiims
.0
Sentiuus
'
Alemona
Nona
Decima
Diespiter
Diespater
Partula
Candelifera
Mena
August. 4, 21
[Postverta]
Lucina
Luciua
Lucina
.5 Prosa
Tertull. de an. 39
iO
Opis
üpis
Diana (mit Lucina)
luno
Pata Scribunda
August. 6, 9
Intercidona
Pilumnus
Deverra
Farinus
Vaticauus
Vaticanus
[Locutius]
25 [Cunina]
Levana
Levana
Cunina
Carmentes
Fortuna
Cunina
Rumina
liumina
liumina
30 Potina
Potina
Edula
Educa
Tertull. dean.Sd (s,
,Z.15fF.)
Sta[tina]
Statilinus
Statina
August. 7, 3
[Adeona]
Adeona
Abeona
35 Abeona
Abeona
Adeona
Iterduca
Domiduca
Domiduca
Mens]
Mens
Mens
Volumnus
Volumnus
Minerva
40 Voleta
Volumna
[Pave]ntina
Paventia
Venilia
Venilia
August. 4, 8
Volupia
Volupia
Volupia
Lubentina
45 Praestitia
August. 4, 16
Peragenor
Agenoria
Stimula
Strenia
Agenoria
Stimula
Murcia
Strenia
50
Nunioria
Camena
Quies
,
Consus
Consus
Scntia
55 [Iu]venta
luventas
Fortuna Barbata
Fortuna Barbata
Afferenda
lugatinus
August. 6, 9
lugatinus
Domiducus
60
Virgiuiensis
Domitius
Manturna
Virginiensis
Mutunus et Tutuni
.IS Mutunus vel Tutunus
Pertunda
65 Subigus
Subigus
Prema
Prema
Pertunda
Venus
145 ludigitamentii (allgoni. Unters.)
70
Tertnll. ad nat.2,lb
|Vi]duus
Caeculus
Ürbaiia
Tö 'ipsiusmortiscl[ea]' ylM</iti't. 6, 9 (s. Sp. i:il)
Nenia
Indigitamenta (allgcm. Unters.) 146
August. G, i)
Priapus
Nach iV^o«. S. 632 s. v.jStaij'ZmJtwi Latte T'rtjTO 10 Vallonia; und Scia, Scgetia, Tutilina, Proser-
im Cutus de liberis cducandis (fr. 13 S. 249
Kiese) den Statilinus, Statanus und Fabulinus
dii praesides puerilitatis genannt (an Stelle des
überlieferten puerilitatis wollten Junius und
Frcller, li. 31.^2 S. 211 Anm. 4 jmerilis aetatis
lesen), in dem Sp. 142 angeführten Frag-
mente aus dem zweiten Buche der Schrift de
vita poptdi Botnani bei Non. S. 528 s. v. Fi-
lumnus sind Pilumnus und Picumnus (s. über
piua, Nodutus, Volutina, Patelaua, Hostilina,
Flora, Lacturnus, Matuta, lluncina. Eine
andere zu dieser Iteihe gehörige Gruppe ist
4, 34 die der Bubona, Mellona, Pomona.
d) Eine besondere Gruppe von Gottheiten
führt Tertull. ad nat. 2, 15 an: etiam loco-
rum urbis vel loca deos arfhitramini, lanunij
patrem (et diva arquis est lana) et montium
Septem Septemontium. [geniis eisdem?] Uli
diesen Sp. 147) als dii coniugales bezeichnet 20 faciunt qui in isdem locis aras vel aedes liabent,
(vgl. Interpol. Serv. Aen. 9, 4 von denselben
Göttern: Varro coniugales deos suspicatur; da-
gegen heifst es bei dem Interpol. Serv. Aen.
10, 76 Varro Filumnum et Pitumnum [lies
Ficumnum] infantium deos esse ait eisque pro
pnerx>era lectum in atrio sterni, dum exploretur
an vitalis sit qui natus est). Da nun Augusti-
nus (4, 34) von dii pueriles und dii -coniugales
mit deutlicher Beziehung auf die auf das
p)raet[erca aliis qui] in alieno loco aut mer-
cedihus hahitant. taceo Ascensum [a scansionc]
et Clivicolam a clivis; taceo deos Forculum a
foribus et Garfdeam a cardijnibus et liminum
Limentinum, sive qui alii inter vicinos apfud
vos numijnum iaiiitorum adorantur (Z. 18 las
GotJiofredus : est et diva Arquis et lana [Jana
der cod. Agobardinus]; Hartel: ut diva u. s. w.;
Z. 19 ist Septem von Öhler hinzugefügt). Es
Kindesalter und die Ehe bezüglichen Gott- 30 ist schwierig zu entscheiden, ob die hier ge-
heiten der vorstehenden Reihe spricht, und
aufserdem Tertullianus {ad nat. 2, 11) sowie
Augustinus (4, 21) von dii nuptiales = coniu-
gales reden, so ist mit Sicherheit anzunehmen,
dafs Varro unter den Göttern dieser Reihe
Abteilungen der genannten Art und vermut-
lich auch uoch andere unterschieden hatte
(vgl. unten).
b) Zu den nach Augustinus (6, 9, Sp. 131)
nannten Gottheiten in dieser Zusammenstellung
sich bei Varro fanden, oder ob erst Tertid-
liunus sie zusammenfafste; doch ist das erstere
das wahrscheinlichere, da einerseits Tertul-
lianus auch sonst nur solche Gottheiten zu-
sammen nennt, die er bei Varro vereinigt
fand, andererseits aber der Ascensus und die
Clivicola, welche als Verwandte der Gottheiten
in der ersten Gruppe der Reihe c erscheinen
bei Varro auf die soeben genannte Reihe fol- 40 könnten, sehr gut zu dem Septemontius passen.
genden Gottheiten, qui pertinerent ... ad
ea, quae sunt hominis, sicuti est victus at-
que vestitus et quaecumque alia liuic vitae sunt
necessaria gehört bei August. 4, 21 offenbar
die Gruppe Mars, Bellona, Victoria, Honor,
Pecunia, Aescolanus, Argentinus. Da diesen
Gottheiten bei Augustinus eine Gruppe von
Göttern aus Reihe a und die Erwähnung der
dii nuptiales (s. vorher) und dii aorestes
sobald man sie als die Götter der Abhänge
der Berge Roms und der an diesen hinauf-
führenden clivi auffafst. Cardea, Forculus,
Limentinus und lanus nennt Tertull. de idol.
15; de cor. 13 (wo das im cod. Agobard. nach
(Jlilers Angabe überlieferte Carnam in Cardcam
zu verbessern ist); ohne lanus scorp. 10 (der
cod. Agobard. bietet nach Beiff erscheid: Bar-
num quendam et Forculum et Limentinum;
(= Reihe c) vorhergeht, so ist es wahrschein- 50 auch hier ist unbedenklich mit Famelius Gar-
lieh, dafs die vorstehende Gruppe ein zu-
sammenhängender Auszug aus dem bezeich-
neten Teile des 14. Buches ist.
c) Augustinus 4, 8 führt eine aus zwei in
sich geschlossenen Gruppen bestehende Reihe
von Gottheiten des Landbaues {nee agro-
rum munus uni alicui dco committendum arbi-
trati sunt; 4, 21: dii agrestes) an, welche von
dem Kirchenvater in seiner Inhaltsanarabe des
deam quandam zu schreiben). Forculus, Cardea
und Limentinus nennt auch Augustinus 4, 8
(vgl. 6, 7) in einer eigenen Gruppe.
Andere Reihen oder Gruppen sind bei Ter-
tullianus und Augustinus nicht erhalten. Ter-
tull. ad nat. 2, 15 cum et [numina suaj ha-
bcant in lupanaribus, in culinis et etiam in
careere deutet allerdings daraufhin, dafs Varro
im 14. Buche auch diese Gottheiten besprochen
14. Buches Varros (s. Sp. 131) nicht besonders 60 hatte; doch haben die Kirchenväter hiervon
angeführt wird, vermutlich weil sie unter die
in den Worten quaecumque alia liuic vitae sunt
necessaria angedeutete varronische Götter-
abteilung gehört (vgl. Ambrosch , Beliqions-
bücher Heft 2 S. 227 und 240 = Abdr! S. 7
und 20\ während dagegen Servius (s. Sp. 129 f)
ihrer als in diesem Buche vorkommend Er-
wähnung thut: Rusina, lugatinus, Collatina,
nichts in ihre Schriften aufgenommen.
Es zeigt sich, dafs in der Reihe a und in
der Hauptgruppe der Reihe c die Gottheiten
nach bestimmten Prinzipien geordnet sind,
nämlich in Reihe a nach der natürlichen Auf-
einanderfolge der Zustände des menschlichen
Lebens, denen die einzelnen Götter vorstehen,
in der genannten Gruppe der Reihe c nach
147 Iiidigitaiuenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem; Unters.) 148
dem Entwickelungsgauge der Feldfruclit. Diese 1,21 (s. Sp. 129f.) gehören an den Anfang der
Ordnnngsprinzipien ermögliclien trotz einiger Gruppe vor Seia, der Lactans (s. Sp. 139) tritt
den Kirchenvätern zur Last fallenden Unregel- neben den Lacturnus. — Dagegen läfst sich
niäfsigkeiten (Mena tritt au zwei verschiedenen von der Fessona und den zusammen genannten
Stellen auf: Z. 7, wohin sie gehört, und Z. 13; Apollo und Aesculapius bei August. 4, 21 nur
ebenso Pertunda: Z. 64 und 66, letztere Stelle so viel sagen, dafs sie zur Reihe a, von der
offenbar die richtige; von geringerer Bedeutung nicht im Zusammenhange genannten Fructe-
sind die Vertauschungen der Stellen von Cu- sea, dem Spiniensis und der Robigo ebenfalls
nina und Levana in Z. 25 und 26, und von bei Awjust. 4, 21, und der Noduterensis bei
Adeona und Abeona in Z. 34 und 35) für einen lo Arnoh. 4, 7. 11, dafs sie zur Hauptgruppe der
Teil_ der von Augustinus vereinzelt oder Reihe c gehören, ohne dafs sich für dieselben
wenigstens nicht in deutlichem Zusammen- bestimmte Stellen ermitteln lassen. Dasselbe
hange erwähnten sowie der nur von Arnohms gilt nicht nur von den zur Gruppe Rusina
u. in den Sp. 138 ff. angeführten anderweitigen u. s. w. der Reihe c zu stellenden Limi bei
Fragmenten des 14. Buches beziehungsweise Arnoh. 4, 9 und den dieser Reihe im all-
des Catus de liberis educandis und der Schrift gemeinen zuzuweisenden Gottheiten Puta (das.
rfcviirt popitZiJSo»; am' namhaft gemachten Gott- 4, 7. 8) und Nemestrinus (das. 4, 7), sondern
heiten eine mehr oder weniger sichere Ein- auch gröfstenteils von den zu den übrigen
Ordnung in die Reihen und Gruppen. Reihe a: angeführten Reihen und Gruppen gehörigen
der mit Meicurius und Minerva zusammen 20 Göttern: Victa und Potua bei Arnoh. 3, 25,
genannte Catius pater bei August. 4, 21 ge- Lucrii das. 4, 9 und Pellonia bei Arnoh. 4, 4
hört mit diesen beiden zu den Gottheiten in und August. 4, 21, welche alle zur Reihe b zu
Z. 38 — 40 (Minerva s. Z. 39); bei Arnohius ist stellen sind (zur Victa vgl. die Angabe des
die Peta (4, 7. 8) offenbar den Gottheiten in Augustinus über diese Reihe [Sp. 131] quae
Z. 38 — 49 zuzuweisen, der aus der handschrift- sunt hominis, sicuti est victus atque vestitus
liehen Lesart Burnus (4, 9) in einer ununter- u. s. w.); nur derLateranus bei J.?-no&.4, 6. 11 und
brochenen Reihe von Götternamen mit dem die Lima das. 4, 9 haben ihren bestimmten Platz
Anfangsbuchstaben L mit voller Sicherheit neben dem-Forculus und Limentinus in Gruppe d.
herzustellende Gott der libidines Liburnus (so — Der Name einer vermutlich zur Reihe a
Gelenius) stellt sich zu der Lubentina (Z. 44; 30 gehörigen Göttin verbirgt sich unter der ver-
dafs auch bei Arnohius neben diesem Gotte derbten Überlieferung des cod. Parisinus bei
Libentina steht [s. Sp. 141J, beruht jedenfalls Arnoh. 4, 7 ah crroribus viarum dea fVpihilia
nur auf der alphabetischen Anordnung), die liherat; von den verschiedenen Verbesserungs-
Praestana (4, 3) neben die Praestitia (Z. 45), vorschlagen {Gelenius: Vihilia, Meursius: Ve-
die Unxia und Cinxia (3, 25) gehören zu den hilia, Hildehrand: Viahilia) befriedigt keiner,
Gottheiten in Z. 58 — 62, und zwar Cinxia zur nach dem Sp. 140 f. über die alphabetischen
Virginiensis, die Perfica (4, 7. 11) hat ihren Reihen bei Arnohius Gesagten könnte man,
Platz hinter der Pertunda Z. 67 (das Zusammen- da Nodutis und Noduterensis vorausgehen,
treffen beider bei Arnohius ist wie bei Liben- Orboua und Nenia folgen, einen mit N (oder
tina und Liburnus zu erklären); von den Gott- .lo 0?) anfangenden Namen vermuten. Ob die
heiten der übrigen Fragmente gehört die Parca Panda vel Pantica bei Arnoh. 4,3' (s. über
(s. Sp. 138) neben die Partula (Z. 12; beide dieselbe unten) und die luturna in dem
hatte Varro mit der Nona und Decima zu- Fragmente des 14. Buches beim Interpol. Serv.
sammen genannt), die Numeria (s. Sp. 130) Aen. 12, 139 (s. Sp. 138) den vorstehenden
verlangt ihren Platz bei der Postverta und Reihen angehört haben, läfst sich nicht ent-
Prosa (Z. 14. 15), Picumnus (s. Sp. 145) er- scheiden (stand luturua etwa unter den Gott-
scheint mit Pilumnus (Z. 21) verbunden, der heiten, deren Reste in Gruppe d vorliegen?).
Fabulinus (s. Sp. 130), stellt sich zu dem Pari- Dies also sind die auf Grund der Über-
nus und Vaticanus (Z. 23), die Cuba ist auf lieferung mit voller Sicherheit er-
Grund der Angaben des Donatus (s. Sp. 142) 50 mittelten Reste der Reihen der dii
der Potina und Edula oder Educa (Z. 30. 31) certi in Varros 14. Buche. Es gilt nun die
anzureihen, der Statanus (s. Sp. 130) gehört wichtige Frage, in welchem Verhältnisse diese
zu der Statina und dem Statilinus (Z. 32; Götterreihen zu den Indigitamenta stehen, zu
Varro selbst nennt ihn mit Statilinus zu- erörtern. Eiu Blick auf die Reihen uud
sammen; eine von Marquardt, Staatsvenv. 3" Gruppen zeigt, dafs dieselben sich aus zwei
S. 13 Anm. 11 angeführte Statilina bei Ter- verschiedenartigen Bestandteilen zusammen-
tull. ad nat. 2, 11 beruht auf nicht haltbarer setzen. Die Hauptmasse der darin enthaltenen
Ergänzung der lückenhaften Worte et sta~ Gottheiten ergiebt sich ohne weiteres als In-
tuendi infantis Staf. . .] durch Gothofredus ; digetes, d. h. nach dem Obigen als Götter, die
die Stelle de an. 39 dimi prima etiam consti- co nur in ganz bestimmten Funktionen wirken;
tutio infantis super terram Stqtinae deae sacrum dies ist die turba minutorum deorum, turba
est rechtfertigt vielmehr Ölders Ergänzung quasi pleheiorum deorum, turba indignissima
Sta[tina]). — Hauptgruppe der Reihe c: u. s. w. des Augustinus mit ihren dem Kirchen-
die Patella bei Arnoh. 4, 7 gehört zu der Pa- vater so verächtlichen officia, s. z. B. 4, 9
telana (die Erwähnung beider zusammen bei turba minutorum deorum; 4, 11 turba quasi
Arnohius ist wieder durch die alphabetische pleheiorum deorum; 4, 13. 16 deos singulos
Anordnung veranlafst), die Götter Occator, singulis rebus et pacne singulis motibus adtri-
Sarritor, Sterculinius und Sator bei Serv. georg. buerunt; ncc ipsi potuerunt omnibus bonis hu-
149 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 150
mnnis mimitatim singüJatimquc digestis deos 21; vgl. 21); Carmentes: quae fata nascentibus
viinutos et singidos providcre; 4, 23 turha in- canutit {August. 4, 11); Fortuna: praesit for-
dignissima tanta; 4, 34; 6, 1 quibus verum tuitis (ebendas.); Mens: guae faciat pueris
exiguarum singulis singiüa distribuuntur officia; bonam mentem {August. 7, 3; vgl. 4, 21; Ter-
illa tiirba vel quasi jileheiomm vcl quasi 2)ro- tull. ad nat. 2, 11 [Mentem, quae faciat mcn-
cerum deorum; ista ipsa temporaUa et cito tem bonam acqujc et vialam); Minerva: cui per
pi'actcrcmttia vmiiera, quibus singulis singuli istaviinutaoperapuerorummemoriamtribucrunt
praeesse j)erliibentur ; ista opera tempordlia, {August. 7, 3; vgl. 4, 21); Murcia (Mureida):
quoniam nimis multos putartmt, ne quisquam quae praeter modum non moveret ac facerct
corum sederet otiosus, minutatim divisa tri- lo Jiomincm . . . mureidum id est nimis desidiosum
buerunt; ipsanuminum officia tarn viliter minu- et inactuosum {August. 4, 16; vgl. Arnob. 4, 9
tafimque concisa, propter quod eis dicunt pro quis scgnium Murcidam? [sc. esse credat]);
uniuscuiusque proprio muncre supplicari opor- Quies: quae faceret quietum {sc. hoininem; August,
tcre; 7,2; 7, 3 Jiaec opera minima; turba vilis; 4, 16); Camena: quaecanere {sc. doceat; August,
cum . . . in his minutis opcribus, quae minuta- 4, 11); Consus: a consiliis Consum {Tertull. ad
tim diis pluribus distributa sunt, etiam ipsos nat. 2, 11), deus Consus praebendoco7isllia{Augtist.
selectos videamus tamquam senatum cum plebe 4, 11); luventas: quae post praetextam cxcipiat
pariter operari; 7, 4 illam infimam turbam iuvcnilis adatis cxordia{August.4:,ll), [lujventa
ipsa ignobilitas texit, ne obrucretur opprobriis; novorum togatorum {Tertull. ad nat. 2, 11);
eos vidcmus figmentis Jmmanarum opmw^mm 20 Fortuna Barbata: quae adultos barba induat
partitis inter se opcribus distributos , tamquam {August. 4, 11), virorum iam Fortuna Barbata
viinuscularios vcctigalium conductores u. s. w.; {Tertull. ad nat. 2, 11); Ergänzungen dieser
istorum Jiumilia opera; 7, 11 inter illos mi- Reihe: Mercurius: quid doctrinae . . . a Mer-
nuscularios (auch TertuUianus und Arnobius curia . . . petendum esset? {August. 4, 21);
halten mit ihrem Spott nicht zurück, s. z. B. Apollo und Aesculapius: propter acgros medi-
Tertull. ad. nat. 2, 11 [Sp. 139]. Arnob. 4, 3 ff . cus vel Apollo vel Aesculapius vel ambo simul
"an verschiedenen Stellen; den Ausdruck dii (sc. invocandi; August. 4, 21). Gruppe b:
minuti wendet schon Plautus zur Bezeichnung Marti et Bellonae, ut bene belligerarent , deac
untergeordneter Gottheiten an: Cas. 2, 5, 23 f. Victoriae ut vincerent {August, i, 21). Reihe c:
[v. 310 f.], wo Lysidamus als luppiter seiner 30 Proserpina: praefccerunt . . . Proserpinam fru-
Frau und seinem Sohne = dii minuti gegen- mentis germinantibus {August. 4, 8); Flora:
übergestellt wird; Cist. 2, 1, 46 f. [v. 347 f.]; {pracfecenmt) florentibus frumentis deam Flo-
vgl. hierzu Preller, E. M.^ 1 S. 69 Anm. 2). ram {August. 4, 8); Matuta: maturescentibus
Neben diesen treten nun nicht wenige Gott- (sc. frumentis) deam Matutam (sc. praefecerunt;
heiten von allgemeinerer Bedeutung, welche August. ?i. a.O.). Ohne Angabe der Funktionen
einen mehr oder minder ansehnlichen öfteut- werden genannt Diana, Inno und Fata Scri-
lichen Kultus genossen ('grofse Gottheiten' bunda (Reihe a Z. 16. 17. 18) bei Tertull. de
Ambrosch), und selbst solche, welche Varro aw. 39, Venus (das. Z. 68) bei ^iM^iitsü. 6, 9, lanus
im 16. Buche als dii selecti behandelt hatte, pater (Gruppe d) bei TerfitZ?. «cZ «ai. 2, 15 (offen-
auf (vgl. Ambrosch, Beligionsbücher Heft 2 40 bar als Gott der arcus). Auf die Fata Scri-
S. 251 ff. = Abdr. S, 31 ff.). Augustinus, der bunda, Murcia, Quies, Venus und den Priapus
7, 2 die dii selecti aufzählt (lanus, luppiter, (Reihe a Z. 70) ist weiterhin (Sp. 154 und
Saturnus, Genius, Mercurius, Apollo, Mars, unten) näher einzugehen.
Vulcanus, Neptunus, Sol, Orcus, Liber pater, Dafs die Indigetes dieser Reihen und
Tellus, Ceres, Inno, Luna, Diana, Minerva, Gruppen aus den Indigitamenta entlehnt sind,
Venus, Vesta), hebt diese Eigentümlichkeit leidet nach den oben Sp. 129 f. zum Ausgaugs-
spottend hervor: si propterea (sc. selecti di- punkt genommenen Stellen des Censorinus und
cuntur), quia opera maiora ab his administran- Servius und dem Sp. 132 über die Zusammen-
tur in mundo, non eos invenire dehuimus inter gehörigkeit von Indiges und iudigitamentum
illam quasi plebeiam numinum multitudinem 50 Gesagten nicht den geringsten Zweifel. Um
minutis opusculis deputatam (in weiterer Aus- für die Beurteilung der mit ihnen verbundenen
Führung 7, 3). Jedoch werden auch diesen ''gröfseren' Gottheiten den richtigen Stand-
Göttern fest bestimmte Funktionen beigelegt, punkt zu gewinnen, muls man davon ausgehen,
wie folgende Übersicht zeigt: Reihe a: lanus: dafs Varro gemäfs seiner Einteilung der ge-
cum Puerperium concipitur, . . . aditum aperit samten römischen Götterwelt in dii certi, dii
recipiendo semini {August. 7, 2), seminis ad- incerti und dii praecipui atque selecti {Augiist.
missor (das. 3); Saturnus: propter ijysum semen 6, 3) im 14. Buche de diis certis alle
und seminis dator vel sator {August. a..aa,. 00.); diejenigen Gottheiten behandelte, deren
Liber und Libera: Liberum a liberamento ap- Natur und Bedeutung sich mit Sicher-
pellatum volunt, quod marcs in coeundo per eo heit feststellen liefs: dies ist die richtige,
eitis beneficium emissis seminibus libcrentur; von Wissoiva (bei Marquardt, Staatsverw. 3^
hoc idem in feminis agere Liberum, quam etiam S. 9 f. Anm. 4) hervorgehobene Bedeutung der
Venerem putant, quod et ipsas pcrhibeant se- dii certi; vgl. Interpol. Serv. Aen. 2, 141
mina emittere {August. 6, 9, fast mit den- pontifices dicunt singulis actibus proprios deos
selben Worten 7, 2; vgl. 7, 3); Diespiter: qui praeesse: hos Varro certos deos appellat. Arnob.
partum perducat ad diem {August. 4, 11; vgl. 2, 65 dii certi certas apud vos habent tutelas
TirtuU. ad nat. 2, 11); Opis: op)em ferat na- licentius potestates, neqiie eorum ab aliquo id
scentibus excipiendo eos sinu terrae {August. 4, quod eius non sit potestatis ac licentiae postu-
151 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 152
latis und August. 7, 17 die Woi'te Varros aus lanus Sp. 36 ff.; Saturnus als Gott alles Samens,
dem Anfange des 15. Buches de diis incertis, jienes quem sationum omnium dominatus est,
die einen Schlufs auf seine Auffassung der dii Varro bei August. 7, 13; vgl. Vreller, B. M.^
oerti gestatten {Erdm. Schwarz a. a. 0. S. 418 f. 2 S. 10 ff. ; Liber, von dem sogleich die Rede
trifft jedenfalls nicht in jeder Beziehung das sein wird; Opis, die Mutter Erde, vgl. Preller,
Richtige, wenn er meint, dafs Varro nirgends B. M.^ 2 S. 20 f.; Carmentes als weissagende
genau angegeben habe, wie er seine Einteilung Geburtsgöttinnen, s. Bd. 1 Sp. 851 ff.; Fortuna;
der Götter in dii certi, incerti und selecti Mens; Minerva, s. PreJler, B. M.'^ 1 S. 289 ff. ;
verstanden wissen wollte; falsche Auffassungen Camena als Göttin des Gesanges, s. Bd. 1
der dii certi bei Merlcel, Prolegom. zu OzJids lo Sp. 846 f.; luventas; Fortuna Barbata; ßel-
Fast. S. CLXXXVIIIff'. und Preller, B. M.^ 1 lona; Victoria; Flora), dafs andere aber mit
S. 71 [ihm folgend K. B. Stark in der Re- Funktionen, welche künstlich aus dem Namen
zcnsion von Prellers Böm. Myth. in N. Jhrb. herausgesponnen sind (Diespiter, s. Sp. 154),
/'. Ph. 79, 1859 S. 625 und B. Engelhard, De oder gar auf vollständig falscher Namens-
personificationibus quae in poesi atque arte Bo- deutung beruhen (Murcia?; Consus; Matuta,
manoruminveniuntur. Diss. Gotting. 1881 S. 5], s. Sp. 153 f.), auftreten. Selbst griechische
der aus Interpol. Serv. Aen. 8, 275 Varro dicit Götter finden sich den Indigetes zugesellt:
deot alias esse qui ab initio certi et sempiterni Apollo und Aesculapius als medici; Proserpina,
smit, alios qui inmortales ex hominibus facti die unseres Wissens weder im römischen Staats-
sunt: et de his ipsis alios esse privatos, alios 2u kultus, noch im Volksglauben eine eigentliche
communcs u. s. w. mit Unrecht entaimmt, die Verehrung genossen hat, soll als Göttin der
dii certi seien 'eigentliche und ausgemachte 'hervorkriechenden' (proserpere) Saaten den
Götter, die dazu nicht erst durch Consecration frumenta germinantia vorstehen ('da [der
geworden, sondern von jeher Götter gewesen Name der Proserpina] 'nach sicherer Spur
waren', daher sie Varro auch dii perpetui und auch in den Indigitamenta enthalten war,
propra genannt habe; vgl. über die dii certi so ist glaublicher und glaubt auch Usener
und incerti Preuntr in der Anzeige von Prellers jetzt' [derselbe hatte vorher im N. Bh. M.
B. M. in Gelehrte Anzeigen. Herausg. von Mit- 22, 1867 S. 435 f. andere Ansichten aufgestellt],
gliedern der Ic. bayer. AJcad. d. Wiss. [München] 'dafs er wie die übrigen Namen jener Ur-
48, 1859 Sp. 406 ff. ; eine Erörterung über Fo/Tos 30 künden von Haus aus lateinisch und wegen
dii propra [Te/'^M^. at^ «ai. 2,9] =privati gehört Ähnlichkeit des Klanges und praktischen
nicht hierher, vgl. darüber Schwarz a. a. 0. Dienstes auf die griechische Göttin übertragen
S. 419 ff. u. Premier a.a.O.; auch Chantepie de ist', Bücheier im N. Bh. M. 33, 1878 S. 284,
la Saussaye, Lehrb. d. Bcligionsgesch. 2 S. 202. also etwa eine ursprüngliche Proserpina?; die
205 urteilt nicht vollkommen richtig über die 'sichere Spur' ist nach den vorliegenden
dii certi; dii certi in einem von dem varro- Untersuchungen ganz in Abrede zu stellen;
nischen verschiedenen Sinne bei Liv. 27, 25, 9. nach Analogie der meisten übrigen von konso-
Fest. S. 351 s. v. sistere fana. Arnob. 2, 62, nautisch auslautenden Verbalstämmen durch
dazu Wissoioa bei Marquardt S. 19 f. Anm. 13). emfache Anhängung des femininen -a an den
Dafs unter diesen Begriff die Indigetes ihrem 40 Stamm gebildeten weiblichen Indigetennamen
Wesen nach naturgemäfs vor allen anderen [z. B. Cuba, Domiduca, Pertunda, Postverta,
Göttern entfielen, ist schon oben bemerkt Prema] müfste man, wenn der Name von
worden (Sp. 132). Keinesfalls aber darf man proserpere herkäme, nach Jordans Ansicht
mit Ambrosch (Beligionsbücher Heft 2 S. 225 [Krit. Beiträge z. Gesch. d. latein. Sprache S. 69]
Anm. = Abdr. S. 5 Anm.), Marquardt (Staats- eine Proserpa, oder auch eine Proserpunda [vgl.
veno. 3^ S. 7 Anm. 4. S. 9 f. 18), Boissier Adolenda,Commolenda,Coinquenda, Deferunda]
(Etude u. s. w. S. 232 f.) und Bouche-Leclercq erwarten); im Sinne der griechischen Vor-
{Les Pontifes S. 44 f. und Manuel des institu- Stellung ist dem Mercurius die Funktion der
tio7is rom. S. 462 Anm. 3) die Indigitamenten- doctrina zugeteilt. Von Libera wird ange-
gottheiten mit den varronischen dii cei-ti voll- so führt, dafs sie bei der Begattung die Frau
ständig identificieren; denn, wie Wissoiva (bei cmissis seminibus befreie; dafs Liber und
Marquardt a. a. 0.) richtig bemerkt, bei dem Libei-a, ihrem Ursprünge nach altitalische
rein äufserlichen Einteilungsprinzip Varros Gottheiten der üppigen Fülle und zeugenden
mufsten der Klasse der dii certi notwendig Kraft, in Bezug auf die menschliche Frucht-
auch andere Gottheiten zugerechnet werden, barkeit verehrt werden, und zwar Liber als
sofern nämlich Varro ihre Natur und Be- Gott der männlichen Erzeugung, dem das
deutung ermitteln konnte oder ermittelt zu Symbol des Phallus heilig ist, Libera als
haben glaubte. Auf diese Weise wurde für Göttin der weiblichen Empfängnis, der das
eine ganze Anzahl 'gröfserer' Gottheiten die Symbol des weiblichen Geschlechtes geweiht
Einordnung unter die dii certi von selbst 60 wird (s. August. 6, 9 und mehr bei Preller,
geboten. B. M.^ 2 S. 47 ff.), erscheint ganz natürlich;
Nun beachte man bei den in den Reihen die der Libera beigelegte Funktion aber be-
auftretenden Gottheiten allgemeinerer Be- ruht ganz sicher nicht auf einer altrömischen,
deutung, dafs nur ein Teil derselben alt- volkstümlichen Anschauung, sondern auf einer
römische Gottheiten .sind, deren Wesen zu der Ansicht griechischer Philosophen, welche auch
ihnen beigelegten Funktion wirklich stimmt der Frau Samen zuschreibt (vgl. z. B. Censorin.
(lanus [Consivius, s. weiterhin] als Gott aller 5, 4 illud quoque ambiguam facit inter auctores
Anfänge oder als Gott aller Eingänge, s. opinionem, utrumne ex patris tantummodo se-
153 Incligitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 154
mine . pmtus nascatur, ut Diogenes et Ilippon leitung a consiliis vgl. die bei Schwegler, B. G.
Stoiciqiie scripserimt, an etiam ex motris, quod 1 S. 473 Anm. 5. Preller, B. M.'^ 2 S. 24
Anaxagorae et Älcmaeoni nee non Parmenidi Anm. 1 und in Bd. 1 s. v. Consus Sp. 926,
Kmpedocliqtie et Epicuro vistim est; diik Fytha- 53 ff. zusammengestellten Stellen, welche alle
goras, Democritus und Epicurus einen weib- auf Varro hinweisen; man darf nicht mit
liehen Samen annahmen, berichtet z. B. (Trt7e»ms Ambrosch, Beligwnsh. Heft 2 S. 241 = Abdr.
ed. Kühn Bd. 19 S. 322 f.; bei Hippocrates und S. 21. Wah in Pauhjs Bealencycl 6, 1 S.,437.
Galenus ist von dem Samen des Weibes häufig Preller, B. M.'-^ 2 S. 225. Boissier , Etndc
die Rede, s. z. B. Hippocrates ed. Kühn Bd. 1 u. s. w. S. 238 und Boiiche-Leclercq , Lrs
S. 377. 2 S. 324. Galcnus Bd. 4 S. 188 ff. 536. lo Pontifes S. 37 bei August. 4, 8 den hand-
599 ff. 622 ff.; nach Aristoteles hat das Weib schriftlich vollkommen sicheren Namen Matuta
keinen Samen, sondern das Menstruationsblut in Matura ändern; denn die hier zusammen-
macht den weiblichen Zeugungsstoff aus, es gestellten falschen Etymologieen stützen sich
ist ein unvollendeter Samen, vgl. Zeller, Philos. gegenseitig). Bei Diespiter als Gott gm' partum
d. Griechen 2,2^ S. 409 ff). Unmöglich kann perclucat ad diem offenbart sich das ebendem-
man den Pontifices die Aufnahme griechischer selben Geiste entsprungene Bestreben, aus dem
Gottheiten in die Indigitamenta oder die Ver- Namen eine Funktion zu gewinnen (das Un-
wendung einer derartigen philosoiDhischen Lehre gereimte einer männlichen Geburtsgottheit
'/.utrauen. Von Apollo ist es überdies direkt leuchtet ohne weiteres ein). Den hier ge-
bezeugt, dafs er in den Indigitamenta nicht 20 nannten Gottheiten ist jedenfalls auch die
enthalten war: Arnob. 2, 73 non doctorum in Murcia, quae praeter modum non moveret ac
litleris continetur Apollinis nomen Pompiliana faceret hominem, ut ait Pomponius, miircidum
indigitamenta nescire? (vermutlich geht die id est nimis desidiosum et inactuosum hei Atigust.
Stelle auf Cornelius Laheo zurück, s. Kettner 4, 16 (Reihe a Z. 48) anzureihen; allerdings
a. a. 0. S. 30 fr. 26 = Bliilleneiscn S. 37 fr. 25). heilst bei Arnob. 4, 9 dieselbe Göttin Mur-
Jene philosophische Lehre aber hatte Varro in cida {quis segnium Murcidam? [sc. esse cre-
seinen Schriften vorgetragen, wie sich aus dat]), aber die Angabe des Interpol. Serv. Aen.
Lactant. de opific. dei 12 ergiebt: conceptum, 8, 636 alii Miirciam a murcido, quod est mar-
igitur Varro et Aristoteles sie fieri arbitrantur. cidum, dietam volunt macht es wahrscheinlich,
aiunt non tantiim maribus inesse semen, verum 30 dafs Augustinus das Richtige bietet und Varro
etiam feminis, et inde plerumqiie matribus similes den Namen Murcia nach Pomponius' Vorgange
procreari ; sed earum semen sanguinetn esse pur- von murcidus ableitete (die Mureida kommt
gatum, quod si recte eum virili mixtum sit, dabei auf Rechnung der Quelle des Arnobius,
ntraque conerefa et simul coagulata informari d. i. nach Sp. 141 Cornelius Labeo, oder des
u. s. w. {Ch. Chappuis, Fragments des ouvrages Kirchenvaters selbst); eine Göttin der murcidi
de M. Terentius Varron intitules Logistoriei. im Sinne von Pomponius' und Varros Er-
Paris 1868 S. 58 f. nr. *93 teilt diese Stelle klärung ist aber die altitalische Murcia nicht
dem Logistoricus Tubero de origine liumana (vgl. über dieselbe Becher , Topogr. S. 467 f.
zu, mit grofser Wahrscheinlichkeit, wie der Anm. 972. Paulys Bealencycl. 5 S. 239 s. v.
Auszug aus dem Tubero bei Censorin. 9 [fr. 3 40 Murcia. E. Hübner in JV. Jhrb. f. Pli. 77,
S. 257 Riese] lehrt: beide Stellen zeigen, dafs 1858 S. 343ff. mit Nachtrag das. 79, 1859 S. 437.
Varro in diesem Logistoricus eingehend über Preller, B. M.^ 1 S. 438 f. Stark in N. Jhrb. f.
die Erzeugung des Menschen und seine Bildung Ph. 79 S. 634; die Annahme zweier Göttinnen
im Mutterleibe nach den Lehren griechischer dieses Namens, von denen die eine die bei
Philosophen gehandelt hatte, also über Gegen- Augustinus genannte ist, und daneben noch
stände, die auch im 14. Buche der Antiquitates der Mureida des Arnobius bei Georges im Lat.-
rer. div. besprochen waren; besonders berührt deutsch. Hand^vörterbuch s.Yv.[\g\. ?bnch. Hilde-
sieh das Fragment bei Censorinus sehr eng mit brand zu Arnob. 4, 9 S. 343] ist nicht zu recht-
dem Sp. 138, 15 ff. mitgeteilten Fragmente des fertigen), es liegt auch hier eine etymologische
14. Buches). Wir können daher zunächst 50 Erfindung vor.
in diesen griechischen oder gräcisie- Auf Kriterien der angegebenen Art kann
renden Gottheiten nur dii certi Varros man sich bei den Sp. 151 f. zusammengestellten
erkennen, welche er mit Angabe ihrer Gottheiten nicht stützen; ob auch diese eben-
Bedeutung den Reihen der Indigetes falls nur als dii certi, welche Varro den Indi-
dort einfügte, wohin sie dieser letzteren getes beigesellte, zu betrachten sind, soll erst
nach gehörten. nach einer weiteren Untersuchung über Indi-
Aber auch bei einigen der übrigen getes, indigitare und indigitamenta festgestellt
'gröfseren Götter' gelangen wir zu werden. Hören wir zunächst im Zusammen-
demselben Ergebnisse. Consus als Gott hange die Ansichten der neueren Gelehrten.
der consilia, Matuta als Göttin der fru- 60 Aus der Zeit vor Ambrosch sei hier nur
menta maturescentia verraten sich deutlich K. W. Göttling erwähnt, der (Gesch. d. röm.
als verfehlte Erzeugnisse der varronischen Staatsverf. S. 174) das Wort indigitamenta
Etymologie, die sich der sicher ebenfalls von von Indiges in der Sp. 136 angegebenen Weise
Varro gemachten Ableitung der Proserpina ableitend die Indigitamenta als diejenigen
von proserpere an die Seite stellen (die vor- Pontificalbücher bezeichnet, welche die Namen
stehende Erklärung des Consus hat schon der Götter und die Art, sie beim öffentlichen
Marquardt, Slaatsverw. 3- S. 10 Anm. 4 als Gottesdienst anzuwenden, gleichsam ihre Titu-
Etymologie Varros erkannt; über die Ab- latur, enthielten,
155 Indigltamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 156
Amhroseh nahm an, dafs Varro bei der S. 18. Wissoioa, De Macr. Sat. fönt. S. ^7. 42.
Einteilung und Darlegung seiner Götterreihen MüUeneisen S. 5 fr. 1 und dazu S. 6 fl.) bei
schwerlich einer von ihm selbst beliebten An- Macrohius {Sat. 1, 12, 21) über Maia: auctor
Ordnung, sondern vielmehr den von Censorinus est Cornelius Laheo Jmic Maiae id est Terrae
und Serviiis in Beziehung auf dieselbe Grund- aedem kalendis Maus dedicatam sub nomine
einteilung citierten Indigitamenta gefolgt sei; Bonae Deae, et candem esse Bonam Deani et
'zu Grunde lag für diese Abtheilungen derselben Terrain ex ipso ritu occultiore sacrorum doceri
der scharfe Unterschied zwischen persona und passe conßrmat. hanc eandem Bonam Deam
res' (so schon in Studien und Andeutungen Faunamque et Opern et Fatuam pontificum
S. 63 Anm. 109); 'aus diesem ergaben sich, lo libris indigitari, woraus sich ergebe, dafs indi-
auf das menschliche Leben angewandt, ganz gitare weder den engeren Sinn von invocare
natürlich die eben angedeuteten Götterreihen' und impi-ecari behalten, noch auch den von
{Beligionsb. Heft 2 S. 228 = Abdr. S. 8; vgl. citare völlig angenommen habe, sondern viel-
Heft 2 S. 230. 234. 239. 244 = Abdr. S. 10. mehr ein solches Namhaftmachen bezeichnete,
14. 19. 24). Er schrieb aber die Reihen Vari-os welches wesentlich in der Subsumption mehrerer
samt den darin enthaltenen Gottheiten all- Qualitätsbestimmungen unter einem göttlichen
gemeinerer Bedeutung den Indigitamenta zu. Hauptbegriffe bestanden habe, wie dies eben
'Alle diese Götter' (d. h. die in den Reihen aus der an Apollo gerichteten Gebetsformel
auftretenden 'grofsen' Gottheiten) '. . . haben der Vestalinnen entwickelt worden sei. Eine
den gemeinsamen Charakter, dafs sie allgemein 20 solche Zerlegung der einen göttlichen Natur
wirkende Naturmächte sind, d. h. nicht, wie in eine Reihe von Qualitätsbestimmungen, die
jene von uns oben genannten dii minuti, nur nun bei dem feierlichen Anruf jener einen
einen einzelnen Moment menschlicher Zustände Gottheit sämtlich vom Priester genannt wurden,
oder Thätigkeiten verwirklichen, sondern eine habe ohne Zweifel bei allen grofsen Gottheiten
ganze Sphäre von Kräften und Erscheinungen des alten Rom stattgefunden. Nur müsse man
bedingen . . . Sie bildeten . . . einerseits im sich wohl hüten, solche Qualitätsbestimmungen
praktischen . Cultus der späteren Jahrhunderte eines Gottes, welche, sei es nach pontificischer
einen gewissen Gegensatz mit jenen zahllosen Theorie, sei es im praktischen Kultus, wirk-
Gottheiten niederer Ordnung, während sie lieh zu neuen Göttern wurden, mit blofsen
denselben andererseits nach altrömischer Vor- 30 Beinamen zu verwechseln, was bei der unleug-
stellung nicht so gar fern standen. Auch sie bar inneren Verwandtschaft und häufig ganz
nämlich hatten in gewissen Zuständen des analogen Formenbildung beider nicht immer
Menschenlebens nur einen Moment zu ver- ganz leicht sei (vgl. S. 25 'Auch glaube man
wirklichen, indem ihr allgemeines Machtgebiet ja nicht, dafs jene scheinbar so inhaltsleeren
hier gleichsam nur auf einen besonderen Fall Abstraktionen' [wie Abeona, Adeona u. s. w.J
angewandt wurde' (Heft 2 S. 251 f. = Abdr. 'blofs als cognomina gegolten, etwa wie Cen-
S. 31 f.). 'Fand nun aber zwischen den Gott- tumpeda, Tigillus [August. 7, 11] und ander-
heiten höheren und niederen Ranges eine so weitige Bestimmungen des lupiter; sie wurden
innige Verbindung statt, so läfst sich schwer- in der That im praktischen Cultus beson-
lich glauben, dafs jene in Monumenten anderer 40 ders verehrt'). Bezeichne nun aber indigitare
Art als denjenigen ihren Platz gefunden, in 'einen oder mehrere Götter nach einer im ins
welchen die Götter unteren Ranges mit so divinum bestimmten Norm anrufen und nennen',
scrupulöser Genauigkeit verzeichnet standen' so seien wir auch berechtigt, diejenigen Gott-
(Heft 2 S. 253 f. = Abdr. S. 33 f ), d. h. also heiten , auf welche mit Beziehung auf die
in den Indigitamenta. Eine Bestätigung dieser Pontifices oder deren Bücher jener Ausdruck
Ansicht findet ^m&?'0sc7t in der 'Art und Weise, angewandt wird, als in den Indigitamenta
wie bei der Anführung gewisser Götternamen verzeichnete anzuerkennen. Zunächst komme
auf die priesterlichen Urkunden hingewiesen das eben angeführte Zeugnis des Cornelius
wird' (Heft 2 S, 254 = Abdr. S. 34); um auf Laheo in Betracht, in welchem der Maia nicht
diese näher eiagehen zu können, stellt er zu- 50 nur als einer in den Indigitamenta stehenden
vor die Bedeutung von indigitare fest (Heft 4 Göttin gedacht, sondern auch mehrere ihrer
S. 26 ff. = Abdr. S. 34fF. ). Ausgehend von Qualitätsbestimmungen angegeben sind; sodann
der Stelle des Macrobius (Sat. 1, 17, 15) vir- Interpol. Serv. Aen. 8, 330 sed hie Alexandrum
gines Vestales ita indigitant "^Apollo Medice, sequitur , qui dicit Tiberinum, Capeti filimn,
Apollo Paean' (die höchst wahrscheinlich durch venantem in hunc fluvium (den Tiber) cecidisse
Vermittelung einer neuplatonischen Quelle auf et fluvio nomen dedisse: nam et a pontificibus
Cornelitis Laheo zurückgeht, s. Wissoiva, De indigitari solet: dies habe den doppelten Sinn,
Macrohii Saturnaliorum fontibus S. 40 f.) findet dafs der Name Tiberinus selbst in den Indi-
er, dafs beim Indigitieren Anrufung des Gottes gitameuta stehe und dafs dort auch die ihm
und Anzeige seiner Eigenschaften verbunden go zukommenden Qualitätsbestimmungen genannt
waren, und nennt es daher verständlich, wenn seien (danach hätten, wie Ambrosch meint,
Paulus (s. Sp. 137) das Wort indigitamenta auch Spino, Almo, Nodinus und alia propin-
selbst durch incantamenta vel indicia erklärt. quoruni fluminum nomina, welche nach Cic.
Mit der Zeit habe sich die Bedeutung von n. d. 3, 20, 52 in einem Gebete der Augurn
indigitare dahin modificiert, dafs es 'auf mit Tiberinus angerufen wurden, daselbst ihren
priesterliche Weise einen Gott bezeichnen' Platz gehabt). 'So sind wir denn wohl ge-
bedeutete: dies lehre die Stelle des Cornelius nöthigt anzuerkennen, dafs in den Indigitamenta
Laheo (a. I^ettner a. a. 0. S. 27 f. fr. 19, dazu nicht blofs jene vom Censorinus und Servius
157 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 158
angedeuteten Götterreihen, sondern sicher noch Priesterschriften heifsen auch Indigitamenta'
sehr viele andere und der höchsten Wahr- (aber Anm. 3: 'die Indigitamenta scheinen nur
scheinlichkeit nach sämmtliche durch Ursprung einen Theil jener Literatur, die unter dem
oder zeitige Reception dem älteren Staats- Namen libri pontificii zusammengefafst wird,
cultus angehörigen Gottheiten verzeichnet ge- ausgemacht zu haben'), ""ein Name, der zu-
standen; es müssen diese geistlichen Urkunden, nächst und nach seiner eigentlichen Bedeutung
die mit der Entwickelung des römischen Volkes die Gebetsformeln bezeichnet, nach denen eine
selbst nothwendig im Laufe der Jahrhunderte Gottheit angerufen werden mufste, wenn sie
immer mehr anschwollen, gleichsam ein Corpus nach einer bestimmten Seite ihrer Wii-ksam-
sämmtlicher oder wenigstens sämmtlicher alte- lo keit, in Beziehung auf einzelne bestimmte
ren vom römischen Staate und Volke anerkannt- Lebensmomente, Zustände, Thätigkeiten , Be-
ten Götter gewesen sein' (Heft 4 S. 33 = Abdr. dürfnisse des Menschen wirksam angerufen
S. 40 f.; vgl. Heft 4 S. 50 ^ Abdr. S. 58, wo werden wollte: in welchem Fall eben jene
Ambrosch ausspricht, 'dafs die Indigitamenta besondere Qualitätsbestimmung, jene beson-
nicht blofs einzelne Götterklassen, sondern dere Seite des göttlichen "Wesens in der An-
mindcstens sämmtliche von Hause aus römi- rufungsformel besonders und genau benannt
sehen, d. h. lateinische und sabinische Gott- sein mufste.'
heiten umfafsten'; s. auch Studien und An- Gegen Anibroschs Auffassung der Indigita-
dentungen S. VII. XVI. S. 63 Anm. 109 und menta erklärte sich Prcller, der E. M.^ 1
im Ind. schol. Vratisl. 1840 S. 4). Da nun die 20 S. 134 ff. die Indigitamenta nicht als eine Art
Kenntnis der Indigitamenta nicht jedermanns offizieller Protokolle der ältesten Göttemamen,
Sache gewesen sei, vielmehr diese wie die sondern als eine Sammlung der alten Gebets-
übrigen geistlichen Urkunden von den Priestern formein des öffentlichen, von den Pontifices
geheim gehalten wurden und es Aufgabe der überwachten Gottesdienstes, in denen die Reihen
Pontifices war, aus ihnen Belehrung zu er- und Namen der Götter nach eigentümlichen
teilen (Heft 2 S. 228. Heft 4 S. 40. 42. 51 liturgischen Prinzipien (s. S. 59) zusammen-
= Abdr. S. 8. 48. 50. 58 f.), so 'mufsten unter gestellt waren, aufgefafst wissen will. Aller-
diesen Verhältnissen die Pontifices gewisse dings seien diese Bücher wohl Verzeichnisse
tabnlae haben, in welchen jene den Leib, die gewesen (indigitamentum = Frequentativum
Familie und Hanthierung der Bürger betreffen- 30 von index); aber nicht von blofsen Götter-
den Gottheiten nach der Reihe und nach ge- namen, sondern von solchen Gebeten, in denen
wissen, aus dem Verlaufe des römischen Lebens nach altertümlicher Weise bei den verschie-
von selbst hervorgehenden Abschnitten sich auf- denen Veranlassungen des Lebens, Geburten,
gezeichnet fanden: wo also z.B. Kindererziehung, Hochzeiten, Todesfällen, für die Äcker, für das
Mannbarkeit, Hochzeit, Schwangerschaft, Ge- Vieh u. s. w. zu den Göttern gebetet wurde,
burt und Tod, sowie die einzelnen Zweige des Daher das Wort indigitare auch in derselben
Erwerbes, nebst ihren göttlichen Beschirmern Bedeutung wie 'beten' und 'anrufen' gebraucht
und Beschirmerinnen aufeinander folgten, so werde, namentlich von dem priesterlichen, mit
jedoch wohl, dafs, wie Varro es gethan, die religiöser Weihe und bei einer feierlichen
Götter, welche die persönliche Entwickelung 40 Gelegenheit vorgetragenen Gebete der Ponti-
des Menschen selbst betrafen, und jene, die fices, der vestalischen Jungfrauen und der
seinen Besitz und Erwerb angingen, nach der Flamines; ja auch wohl, weil man dem Ge-
Gruudeintheilung von persona und res gesondert bete überhaupt und vollends dem Gebete der
erschienen. Diese tabulae waren demnach höchsten geistlichen Würdenträger eine magi-
gleichsam ein Katechismus für Haus und Hof: sehe Kraft zuschrieb, in dem Sinne einer
umfafsten trotz ihrer Weitschichtigkeit einen magischen Beschwörung durch Gebet und An-
verhältnifsmäfsig nur geringen Theil der Staats- rufung {Paul. S. 114 indigitamenta: incanta-
religion, deren Gottheiten in ihnen nur in ihrer menta vel indicia. Tertull. de ieiunio 16:
Anwendung auf das individuelle Leben und magistratus . . . pream indigitant, hostiam,
Thuu erschienen, und nur sie können es ge- .to instaurant). Es sei ausdrücklich von einer in
wesen sein, welche uns Servius und Censorinus den Händen der Pontifices befindlichen Samm-
unter dem Namen der Indigitamenta citiren, lung der öffentlichen Gebete des römischen
wie sie denn jedenfalls eine der Quellen des Staatskultus die Rede {Gell. 13, 23, 1 f. con-
Varro gewesen sind. Hiernach aber bedarf precationes deum inmortalium, quae ritii Ro-
es wohl kaum noch der Bemerkung, dafs mano fiunt, expositae sunt in lihris sacerdotuvi
diese geistliche Urkunde nur ein verhältnifs- populi Eomani [^= libri pontificii, Marquardt,
mäfsig geringer Theil der vollständigen, den Staatsveric. 3- S. 176] . . . in his scriptum est
ganzen Umfang des älteren Cultus betreffen- 'Luam Saturni, Salaciam Neptttni, Horam
den Indigitamenta gewesen' (Heft 4 S. 52 f. Quirini, Virites Quirini , Maiam Volcani,
== Abdr. S. 60 f.). eo Heriem lunonis, Möles Martis Nerienemq%ie
WaU schlofs sich in seiner Auffassung der Martis^), so dafs man eben die Indigitamenta
Indigitamenta {Über die alt-ital. Relig. S. 54, dafür werde halten dürfen, d. h. für einen
in Pauhjs Bcalencycl. 4 S. 147 s. v. Indigita- authentischen Originalcodex sämtlicher in der
menta und das. 6, 1 S. 439 s. v. Religio) an Praxis des römischen Staatsgottesdienstes bei
Ambrosch an. dieser oder jener Gelegenheit vorgetragenen Ge-
Dagegen äufserte sich ScJmegler {R. G. 1 bete (vgl. S. 71 Anm. 2, wo die Stelle G'eZ/. 5, 12, 1
S. 32) bei Besprechung der libri pontificii über in antiquis prccationibus iiomina liaec deoruin
die Indigitamenta folgendermafsen : 'Diese inesse animadvertimns : Diovis et Vediovis mit
159 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) IGO
der soeben genannten verbunden wird). Der sämmtlicher in der Praxis des römischen Staats-
Form nach werde man sich diese Gebete nach gottesdienstes bei einzelnen Gelegenheiten vor-
Art der alten Liturgieen oder Hymnen zu getragener Gebete und der darin für diese
denken haben, etwa der orphischen Hymnen Gelegenheiten angewendeten Anrufungen des
und der ältesten Gesänge und Liturgieen der allwaltenden numen überhaupt oder der we-
christlichen Kirche, wo auch häufig der Text nigen Hauptgötter, wie wir dies noch näher
nur ans einer Zusammenstellung vieler ein- nachweisen könnten.'
zelnen Namen und Beinamen bestehe. Ohne Boissier steht in seiner ersten Darstellung
Zweifel seien auch diese Texte, noch viel mehr der Indigitamenta {Etüde sur la vie et les
als die Fasten und der Kalendei-, ursprünglich lo ouvrages de M. T. Varron S. 233 S.) zum Teil
geheim, d. h. nur für die geweihten Kreise der auf dem Standpunkte von Ambrosch. Er er-
Priester bestimmt und der Öffentlichkeit sorg- klärt, nachdem er die von Censorimis und
fältig entzogen gewesen, bis später bei der Servius angedeuteten Gottheiten als die dii
allgemeinen Verweltlichung des Priestertums certi Varros bezeichnet hat (S. 232 f.; siehe
und der priesterlichen Bildung auch sie zu- Sp. 151), die Indigitamenta als 'livres de prie-
gänglich und ein Gegenstand der gelehrten res' (von indigitare ''prier'), welche nicht etwa
Forschung geworden seien; namentlich scheine nur eine trockene Nomenklatur, sondern auch
Varro sie in dem Buche de diis certis durch- die Anrufungsformeln enthalten hätten. Alles,
gängig excerpiert und auf eigentümliche Weise was Varro über die dii certi berichtet, habe
überarbeitet zu haben. Bd. 2 S. 204 f. erörtert 20 er den Indigitamenta entnommen; seine An-
Preller weiter, dafs in diesen Gebeten die hülf- Ordnung aber der Götter sei sein Eigentum ;
reichen Lebensmächte, von denen Censorinus von der Sammlung der Pontifices selbst nimmt
(Sp. 129) spricht, nicht allein, sondern zu- Boissier an, dafs sie ' singulierement confus et
sammengestellt mit den Hauptgöttern des desordonne' gewesen sei (S. 233). Die Ent-
älteren römischen Glaubens, welche aber bei stehung der dii certi setzt er (S. 239 f.) in die
solchen Gelegenheiten nicht in ihrer vollen Zeit, wo Sabiner und Latiner zu einem Ge-
Geltung uud gesamten Wirkung, sondern nur meinwesen auch hinsichtlich ihrer Götterkulte
in der speciellen Beziehung auf den jedesmal sich vereinigt hatten; die Gottheiten beider
vorliegenden einzelnen Fall einer Geburt, einer Stämme (z. B. lanus, luppiter von latinischer,
Vermählung u. s. w. angerufen würden, er- 30 Ops von sabinischer Seite) hätten bei dieser
scheinen: ein Beweis mehr dafür, dafs die In- Vereinigung ihren auf das ganze Leben sich
digitamenta nicht priesterliche Verzeichnisse erstreckenden Wirkungskreis eingebüfst und
des ältesten Götterglaubens gewesen seien, seien in ihren Funktionen auf bestimmte Fälle
sondern für gewisse Veranlassungen des Le- beschränkt worden. In den zahlreichen Gott-
bens bestimmte Gebets- und Anrufungsformeln heiten von eng begrenzter Bedeutung sieht
(in denen die Namen jener 'vielen kleineren Boissier, wie Ambrosch, ursprüngliche Mani-
Hülfsgötter' den Zusatz divus pater und diva festationen (potestates) höherer Gottheiten
mater erhielten, wie Preller 1 S. 56 aus der (S. 241 f.), die ihrer Entstehung nach in die
Stelle des August. 7, 3 unde dicit etiam ipse ältesten Zeiten Roms hinaufreichten (S. 243).
Varro, quod diis quibusdam patribus et deabus 40 Für die zweite Behandlung des Gegenstandes
matribus, sicut liomiiiibus, ignobilitas accidisset, {La Eeligion romaine 1^ S. 4ff.) hat Boissier
die er auf die Götter der Indigitamenta be- sich mehr an die nun in den Hauptzügen
zieht, schliefst). Es müsse dahingestellt bleiben, wiederzugebende Darstellung BoucM-Leclercqs
ob Varro die vielen Götternamen des 14.Buches gehalten (eigentümlich ist S. 5 die Anschauung
in jenen priesterlichen Urkunden zu einem ahn- ''ils' [d.h. die Gottheiten der Indigitamenta]
liehen Ganzen zusammengestellt gefunden habe, 'ne possedent pas de nom veritable; celui
wie er selbst sie in seinem Werke zusammen- qu'on leur donne ne les designe pas eux-memes,
stellte, oder ob sie nicht vielmehr in den In- il indique seulement les fonctions qu'ils rem-
digitamenta in viele einzelne Gruppen zerfielen plissent ' ; ähnlich Chantepie de 1a Saussaye,
und je nach den besonderen Veranlassungen 50 s. weiterhin).
des Kultus oder des Lebens in verschiedenen Ge- Bouclie- Leder cq {Les Pontifes S. 24 ff.) be-
beten und Liturgieen zusammengestellt waren, zieht, wie Preller, die angeführte Stelle des
welches letztere Preller für das Wahrschein- G'eZZms 13, 23, 1 f. auf die Indigitamenta (S. 27 f.)
liebere hält. und übersetzt, indem er indigitare als = in-
PrcZ^ers Auffassung fand den Beifall B.Starhs vocare auffafst, indigitamenta mit 'Listes d'in-
(in der Anzeige der PveZ?erschen B. M. in vocations' oder ' Renseignements sur les in-
N. Jhrb. f. Phil. 79, 1859 S. 628): 'Mit vollem vocations' und bezeichnet als Inhalt derselben
Recht erklärt sich Preller gegen die von Am- 'les noms des dieux qui jouaient un role dans
brosch aufgestellte, von Marquardt acceptirte l'existence humaine, avec la formule d'invoca-
Ansicht, dass sie ' (die Indigitamenta) ' ein Ver- co tion particuliere ä chacun d'eux, le tout ränge
zeichniss der ältesten Götternamen gebildet; wir dans un ordre qui devait reproduire assez
begreifen überhaupt nicht, wie man diese pein- exactement l'ordre dans lequel se succedent
liehe Casuistik, die in jenem Verzeichniss sich les actes de la vie' (S. 29). 'Les Indigita-
ausspricht, jemals als den ältesten Ausdruck menta etaient une sorte d'indicateur dans le-
ein es Volksglaubens an die Mächte des Himmels quel etaient notees les principales circonstances
und der Erde hat auffassen können; nein, ganz de la vie humaine, avec le nom des auxiliaires
gewiss sind sie ein von einem einfachen Kern surnaturels (pii y president, et la formule a
aus erweiterter, überarbeiteter Originalcodex employer pour demander leur Cooperation'
IGI Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 162
(S. 30f. ; vgl. dessen Manuel des insiitutions Cohen, Med. imp. Salonin 15 (Bd. 4 S. 481)]
romaines S. 520 Anm. 6 'Les Indigitamenta genannten dii nutritores an; schon das Bild
ou recueil de prieres' und S. 4G7 'Le liecueil der Münze, das luppiter dem Kaiser eine
d'iuvocations (Indigitamenta), redige, disait- Victoria darreichend vorstellt, läfst erkennen,
on, par Numa et tenu au courant par les Pon- dafs hier durchaus eigenartige Vorstellungen
tifes, etait comme un code de procedure oü zu Grunde liegen). Einen ganz anderen Charakter
chacun venait apprendre Tart de traiter pour trage die von dem Pontifex Q. Mucius Scae-
son compte avec les dieux. Toutes Its puis- vola vorgenommene Einteilung der römischen
sances cataloguees dans cet eucologe etaient Götter (s. August. 4, 27 relatum est in litteras
au Service des individus, mais la a la condi- lo doctissimum pontificem Scaevolam disputasse
tion d'etre invoquees suivant la foimule pre- tria genera tradita deorum) in Götter der
scrite'). Varro habe für seine Aufzählung der Dichter (unum a poetis), der Philosophen (alte-
Götter die Indigitamenta zum Führer genom- rum a p)]iilosoplüs) und Götter des Staates
men und die Anordnung der Gottheiten in {tertium a principibus civitatis; das Nähere
denselben als wesentlichen Bestandteil der über diese dreifache Religion des Scaevola s.
pontificalen Tradition beibehalten (S. 29 f.). bei Krahner, Grundlinien S. 45 ff. Marquardt,
Aus der Stelle des Lactantiits inst. div. 1, 22, 4 Staatsvenv. 3^ S. 60. Preller, B. M.^ 1 S. 34),
(Numa) deos per familias discripsit, die er auf da sie auf philosophischer Grundlage beruht:
Varro zurückführt, möchte er den Schlufs das tertium genus des Scaevola C^les dieux
zi-ehen, dafs Varro seine Einteilung der Gott- 20 civils ou officiels') seien die Götter der Indi-
heiten als eine aus den libri Numae geschöpfte gitamenta = dii certi Varros (S. 44 f.; s.
gegeben habe; es handle sich hier nicht um Sp. 150 f.). Nachdem Bouche-Leclercq (S. 45)
Genealogieen der Götter, die der römischen noch die Einteilung der Götter in dii boni
Mj'thologie fremd seien, sondern um Götter- und mali des Äntistius Labeo {August. 2, 11,
blassen, denen bestimmte Funktionen zugeteilt vgl. Arnob. 7, 23; es ist jedoch ein Irrtum,
sind (vgl. aber die in der [in der erhaltenen in dem von Augustinus genannten Labeo den
Form von Lactantius selbst gefertigten?] epi- Äntistius Labeo zu erkennen, diese ganze
tome instittit. 17, 2 vertretene Auffassung der Lehre gehört vielmehr dem Cornelius Labeo
Stelle: [Numa] deos familiis gentibusquc distri- an, s. Kettner, Cornelius Labeo S. 8. 20 ff. 32.
buit). Die in den Indigitamenta aufgezeich- 30 Mülleneisen a. a. 0. S. 18 ff. 35 f. 45; zur Ver-
neten Anrufungsformeln anlangend entnimmt vs^echselung des Cornelius Labeo mit Äntistius
Bouche-Leclercq (S. 38) der Stelle des Serv. Labeo vgl. Wissowa, De Macrobii Saturnalio-
yeor<7. 1, 21 (oben Sp. 129f.), dafs dieselben die rum fontibus S. 26 ff.) besprochen, sagt er
speziellen Funktionen der Gottheiten in einer ''mais il est permis de douter que ces erudits
Weise ausgedrückt enthielten, dafs das Gebet aient consulte les Indigitamenta eux-memes,
gleichsam eine Art Kommentar des Namens oü ce polytheisme complique et surcharge
gewesen sei. Die Redaktion der Indigitamenta d'additions posterieures se trouvait peüt-eti*e
setzt er in eine durch den Namen des Ancus Mar- reduit ä un dualisme compose des deux forces
cius gekennzeichnete Entwickelungsstufe der creatrices representees dans les etres Vivantes
religiösen Einrichtungen Roms (S. 42; über die 40 par les sexes, et oü ils auraient pu surprendre
von Bouche-Leclercq unterschiedenen Epochen ä I'oeuvre l'esprit etroit et formaliste qui
des Numa und Ancus Marcius s. S. 39 ff.). Die fa90nna une multjtude de dieux avec les debris
Aufgabe der Poutifices, aus den Indigitamenta meconnus du couple divin' (S. 45 f.). Alle
dem Volke auf Befragen Rat zu erteilen (S. 42), Anrufungen der Indigitamenta hätten sich ur-
habe zu Klassifikationen der Gottheiten geführt. sprünglich an die Gottheit im allgemeinen
Die einfachste sei die schon in der alten For- gewandt, um' ihre Wirksamkeit auf einen be-
mel der Fetialen (bei JDw. 1, 32, 10) sich findende stimmten Fall zu beschränken; daher seien
in dii superi, inferi (vgl. August. 7, 28) und die Namensformen der Indigitamentengott-
terrestres oder medioxumi (vgl. Lnterjwl. Serv. heiten die von Epitheta, welche stets mit dem
Aen. 3, 134); diese scheint Bouche-Leclercq als 50 Zusatz divus pater und diva mater verbunden
eine von den Pontifices in Bezug auf die Gott- worden seien (S. 46, vgl. S. 38 und Mamiel
heiten der Indigitamenta gemachte Einteilung S. 462 Anm. 1; das. S. 467 Anm. 1 nimmt
zu betrachten. Ausdrücklich bezieht er (S. 43) Bouche-Leclercq an, dafs in den Indigitamenta
auf die Indigitamenta die Götterklassen der die Götter in Paaren [z. B. Volumnus-Volumna,
dii Indigetes ('les dieux indigenes du Latium' ; Domiducus-Domiduca, lugatinus-Iuga u. s. w.]
s. Sp. 135, 52 ff.) und dii Novensiles. Das prak- zusammengestellt gewesen seien). Aber schon
tische Bedürfnis habe die Einteilung der Gott- vor der Redaktion der Indigitamenta habe die
heiten nach Mafsgabe der Funktionen, die sie Umwandlung der Epitheta zu selbständigen
im menschlichen Leben versahen, veranlafst; Göttern begonnen und sich dann unter den
die Pontifices hätten nur nötig gehabt, den in go Händen der Pontifices noch weiter entwickelt;
den Indigitamenta von Anfang an vorhandenen zur Zeit der Aufzeichnung der Indigitamenta
Götterklassen dieser Art Namen zu erteilen: sei die Zahl der Gottheiten relativ gering ge-
praesides puerorum, dii nuptiales, dii coniugales, wesen, sehr zahlreich aber die Attribute der
dii agrestes (s. Sp. 145, 10 ff. 54 ff'.); auch die dii einzelnen Götter, die in der Art der Litaneien
penates stellt er hierher (S. 43 f.; neben den des katholischen Kultus in Reihen dem Namen
praesides puerorum führt Bouche-Leclercq mit der Gottheit angeschlossen worden seien: die
Unrecht die auf einer Münze des Kaiseis Sa- grofse Bedeutung, welche den Epitheta zu-
loninus [bei Eckhel, Doctr. num. 7 S. 421. kam, habe zunächst zu einer Einzelanwendung
EoscüER , Lcxüon der gr. u. röm. Mythol. II. 6
163 Incligitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (all gem. Unters.) 104
derselben und dann zu ihrer Erhebung zu tischen Schmuckes in einem geraden Gegen-
selbständigen Götterwesen geführt, und die satze zu den griechischen Göttern steht, und
Pontifices selbst hätten, das Verständnis der das Erzeugniss reflectirenden Verstandes ist,
heiligen Urkunden immer mehr verlierend, welcher alle menschlichen Verhältnisse einem
dieser volkstümlichen, aber irrtümlichen Fort- speciellen, positiv auf das Genaueste fest-
bildung sich angeschlossen: Interpol. Serv. gesetzten Cultus zuweist'), doch sei es ungewifs,
Äen. 2, 141 pontifices dicimt singulis actibus ob diese Götter in den Indigitamenta selbst
proprios deos praeesse (S. 46 f.). Dafs die den Namen der dii certi führten oder ob diese
Pontifices für den praktischen Gebrauch sich Benennung von Farro herrührt (s. Sp. 132, 21 ff.
Auszüge (tabulae) aus den Indigitamenta lo und 150 f.); am wenigsten Wahrscheinlich-
machten, wie Ainhrosch annahm (Sp. 157), ist keit habe es, dafs die Erklärungen der Namen,
auch die Ansicht von J5oMc/2e'-iec/ercg (S. 47f); welche Varro giebt, aus den Indigitamenta
in diese tabulae hätten sie nur das Not- geschöpft seien; denn hierfür spreche weder
wendigste, d. h. die Anrufungen und die Epi- die Beschaflenheit dieser Erklärungen, noch
theta, mit Hin weglassung der Namen der der Zweck der Indigitamenta: die Erklärungen
Gottheiten von allgemeinerer Bedeutung, zu seien deutlich als Etymologieen Varros zu
denen dieselben gehörten, aufgenommen, und erkennen, der auf diesem Felde nicht glücklich
diese dem Handgebrauch dienenden Auszüge gewesen sei (S. 9 f., wozu Wissowa S. 10
hätten sich so vollständig an die Stelle des Anm. 4 bemerkt, dafs dies indes von den
Originalwerkes gesetzt, dafs die gelehrtesten 20 meisten Erklärungen nicht gelte, da ja nach
Pontifices und nach ihnen die Altertumsforscher dem eigenen Zeuguisse Varros bei Serv. georg.
sich mit ihnen begnügten. 1, 21 [Sp. 129 f.] die Indigitamenta et noinhia
Marqucirdt hatte seiner ersten Darstellung dcorum et rationes ipsorum nominum, welche
der Indigitamenta (Becker-Marquardt, Handb. Varro seinen Erklärungen zu Grunde legen
d. röm. Alterthünur 4 [Lpzg. 1856] S. 7 ff.) die konnte, enthielten"). Unter den Tausenden von
Untersuchung von Ämbrusch zu Grunde gelegt, Namen, welche die Indigitamenta enthalten
deren 'Resultate und Hauptbeweise' er, 'wenn haben mögen, habe man, wie Ambrosch ge-
auch mit einiger Freiheit im Einzelnen', be- zeigt habe (Sp. 156), ursprünglich wenigstens
nutzte (s. S. 7 Anm. 12); in der Neubearbeitung nur Bezeichnungen verschiedener Funktionen
dieser Dartitellung {Staatsverw. 3^ S. 7 ff.) macht 30 (potestates) zu verstehen, welche auf eine ver-
sieh daneben der Einflufs von Prellers Aus- bältnismäfsig kleine Anzahl göttlicher Wesen
führungeu geltend. Marquardt erklärt (S. 7) zurückzuführen sind (S. 18). Zunächst nämlich
die Indigitamenta als 'eine officielle Samm- sei das Indigitieren seinem Begriffe nach eine
lung von Gebetsfovmeln, in welchen diejenigen Art des Gebetes, in welcher man einen oder
göttlichen Mächte zusammengestellt waren, mehrere Götter nicht im allgemeinen, sondern
deren Hülfe in einem bestimmten Falle in mit Bezeichnung derjenigen Eigenschaften an-
Anspruch genommen werden musste, und von rief, von welchen man Hülfe erwartete; man
denen keine fibergangen werden durfte, wenn machte daher ein und denselben Gott mehr-
ein günstiger Erfolg des Gebetes eintreten mals und zwar mit verschiedenen Attributen
sollte'. 'Nach . . . Regeln des ins divinum 40 namhaft (S. 18 f.). Ferner sei man auch gar
die geeigneten Götter anrufen heisst indigitare, nicht zweifelhaft darüber gewesen, dafs ein
und dazu gaben die indigitamenta die An- Teil der Sp. 143 fi'. aufgeführten Namen Bßi-
leitung. Allein in das Publikum ist von nameu bekannter Götter seien (vgl. hierzu
diesen Formularen, so viel man aus der uns Sp. 172ff.); dafs diese Beziehung nicht bei allen
zugekommenen fragmentarischen Überlieferung Namen ohne weiteres klar war, werde aus
schliessen kann, niemals mehr als ein kleiner dem Umstände erklärlich, dafs mit derNamen-
Theil gekommen, der mit dem Privatleben in trennung auch eine Vereinzelung des Kultus
unmittelbarer Beziehung steht und dem einzel- verbunden war, denn ein grofser Teil der dii
nen Büi'ger für häusliche Culthandlungen als certi erhielt seine eigenen sacella und sacra
Regulativ dienen konnte, also Gebete bei der 50 (S. 20; vgl. hierzu Sp. 186, 51 If.).
Eheschliessung, der Geburt eines Kindes, Ge- Madvlg äufsert sich über die Indigitamenta
bete in verschiedenen Perioden des Lebens- folgendermafsen {Verfass. und VerwaU. d. röm.
alters und für den Beginn aller Berufsgeschäfte; Staates 2 S. 582 Anm. 1): 'Einige neuere
der bei weitem grössere Theil, welcher für den Schriftsteller haben ein ganz besonderes Ge-
Gebrauch der Priester und die Verehrung der wicht auf eine gewisse Klasse von Pontifikal-
Götter des Staates bestimmt war, ist weder büchern, indigitamenta, gelegt und behauptet,
im Alterthum profanen Schriftstellern bekannt dass Varro vorzug.sweise und unmittelbar aus
geworden, noch uns . . . weiter verständlich' ihnen geschöpft habe; aber einmal ist die Be-
(S. 8 f.). Dafs Varro die Indigitamenta selbst schaffenheit dieser indigitamenta äusserst un-
benutzte, ist nach Marqiiardts Ansicht (S. 9) Gü klar' (in Anm. *) führt Madvig die Definition
nicht zu bezweifeln; seine dii certi seien die des Serv. georg. 1,21 [Sp. 129f.] an mit dem Be-
Gottheiten der Indigitamenta (vgl. S. 5, wo merken: 'jSe^Tnfs kannte gewiss nicht selber die
Marquardt sagt, dafs die Götterklasse der dii indigitamenta, aber wohl Varros Etymologien,
certi 'nicht aus einer unbewussten Entwicke- Der Name selbst stammt von indigitare, an-
lung hervorgegangen, sondern auf bestimmten rufen nach einem bestimmten Formular') 'und
Satzungen beruhend, und auch traditionell auf der Beweis für Varros umfassenden Gebrauch
die ersten Könige zurückgeführt, durch den derselben höchst unsicher' (Anm. **): 'So be-
Mangel aller plastischen Form und alles poe- ruht z. B. die Eintheilung der Götter in ver-
105 Indigitamenta (allgein. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 166
schiedene Klassen augenscheinlich auf Vairos mische Religion angefüllt ist, und wenn man
eigenen Einfällen und Grübeleien'). 'Das was die räumliche Spaltung in gleicher Weise
man als daraus entnommen zusammengestellt auch auf die Zeit übertragt, so ist die Genesis
hat, betrifft durchaus nicht das Wesentliche der Indigitamenten-Göttt^r erklärt '
des römischen Staatskultus, sondern die spätere Wenn in dem gröfsten Teile der vorstehend
Symbolik.' aufgeführten Ansichten einerseits die Bedeutung
Chantepie de la Saussaye ist {Lchrh. d. der Indigitamenta unter dem Einflufs der von
Beligionsgesch. 2 S. 204) der Ansicht, dafs die den Alten übernommenen Erklärung von in-
Zahl der Gottheiten, welche in den priester- digitare = invocare so weit gefafst wird, dufs
liehen Indigitamenta aufgezählt waren, nicht lo sie entweder als Verzeichnisse der altrömi-
zu bestimmen sei. Die Tausende von Wesen, sehen Götter mit ihien Anrufungen {Amhrosch
welche jene Urkunde aufführte, seien keine Sp. 155 ff. Walz Sp. 157. Boissier Sp. 160.
untei-geordneten Geister gewesen, obgleich ihr Buuche- Leder cq Sp.l&Oi. Marquardt in sf^inev
Wirkungskreis auf ein bestimmtes Moment ersten Darstellung, Sp. 163. Chantepie de la
beschränkt war. Amhrosch habe die Namen Saussaye Sp. 165) oder als Sammlung von
in diesen Gebetsformeln aufgefafst als die Be- Gebeten {Freller Sp. 158 f. Stark Sp. 159 f.
Zeichnung derjenigen Eigenschaften oder Funk- Marquardt Sp. 163; vgl. ScJuvegler Sp. 157 f.)
tionen der Götter, welche man um Hülfe in erklärt werden, und andererseits die Götter-
bestimmten Fällen anrufen müsse; allein die reihen Varros ohne weiteres als den Indigi-
Zusammengehörigkeit dieser Indigitationen mit 20 tamenta entlehnt betrachtet werden {Amhrosch
den mehr persönlichen Göttern sei nur in Sp. 155. Bouche- Leder cq Sp. 161. Marquardt
einigen Fällen nachweisbar, und die Person- Sp. 163), wobei man Varro höchstens die
lichkeit der italischen Götter sei selbst zu Anordnung der Gottheiten als Eigentum zu-
schwach gewesen, um sich in so viele Funk- schreibt {Preller Sp. 159. Boissier Sp. 160;
tionen zu zersplittern; die:^e letzteren hätten vgl. Madvig Sp. 163 f.), so mufs dies von dem
wohl von Anfang an unabhängig für sich Standpunkte der vorliegenden Untersuchung
existiert. Es sei mehr als wahrscheinlich, dafs aus als falsch bezeichnet werden. Dieses aus
sämtliche altrömischen Gottheiten in den Indi- den Ausführungen Sp. 132, 34 ff. 137, 24 fF.
gitamenta ihren Platz hatten. Die Namen, 150 ff. sich ergebende Urteil wird eine jene
unter welchen man die in beschränkter 30 Erörterungen vervollständigende Entwickelung
Wirksamkeit auftretenden Götter indigitierte, des Wesens der Indigetes (die von Amhrosch,
sollten nach Chantepie de la Saussaye (S. 205) Beligionsbüdier Heft 2 S. 222 = Abdr. S. 2.
lediglich ihre Funktionen bezeichnen; die Preller, B. M.^ 1 S. 92. Bouche-Leclercq, Les
eigentlichen Namen der Götter seien ein Ge- Pontifes S. 28 f. und Chantepie de la Saussaye..
heimnis geblieben (s. hierzu Sp. 133, 8 ff.). Die Lehrb. d. Beligionsgesch. 2 S. 202 f. ausdrück-
Ziisammenfassung und Benennung von dii con- lieh von den Indigitamenta getrennt werden)
iugales, praesides puerilitatis, dii nuptiales, und der Indigitamenta sowie des Begriffes von
dii agrestes u. s. w. schreibt er (S. 203) den indigitare und des Verhältnisses Varros zu
Indigitamenta zu. den Indigitamenta noch näher begründen
Die Indigitamenta hat offenbar Mommsen 40 Eine Betrachtung der Indigetes in den
im Auge {B. G. 1 ' S. 165): 'Die national- varronischen Reihen zeigt, dafs die fest be-
römische Theologie suchte nach allen Seiten stimmte, eng umschriebene Funktion
hin die wichtigen Erscheinungen und Eigen- eines jeden Indiges auch in dem Namen
schatten begrifflich zu fassen, sie termino- desselben ausgedrückt ist (dies heben
logisch auszuprägen und schematisch — zu- Tertull. ad nat. 2, 11 nomina de rebus efflagi-
nächst nach der auch dem Privatrecht zu tant [deosquej sunciunt dividentes omnem sta-
Grunde liegenden Eintheilung von Personen tum hominis singuUs potesta [Uhus] und August.
und Sachen — zu classificiren, um darnach 4, 24 quorum dcorum nomina non inveniebant,
die Götter und Götterreihen selber richtig earum rerum nominibus appellahant deos, quas
anzurufen und ihre richtige Anrufung der 50 ab eis sentiebant dari, aliqua vocahula inde
Meoge zu weisen (indigitare).'.. flectentes . . . aut certe nulla vocabuli declina-
Schliefslich sei noch (mit Übergehung ge- tione Stent res ipsae nominantur besonders
legentlicher Äufserungen neuerer Gelehrten hervor). Nun enthielten die Indigitamenta
über die Indigitamenta von geringerer Be- nach Serv. georg. 1, 21 et nomina deorum et
deutung, wie z. B. der von Chr. Petersen, Das rationes ipsorum nominum (so die bessere
Zw(ilfg7ittersystem der Griech. u. Bömer. 2. Ab- Überliefeiung [s. Sp. 129 f.], die durch die
//(e/7. Progr. des Academ. Gymn. Hamburg vorliegenden Ausführungen lestätigt wird), d.h.
1868 S. 25. 32. 38. 41) der Erklärungsversuch jedenfalls Erklärungen der Namen ('Gründe
H. Nissens {Das Templum. Antiquar. Unter- der Namen' Ambrosch, Beligionshücher Heft 2
suchungen. Berl. 1869 S. 8) betreffs der Ent- co S. 226 = Abdr. S. 6), welche Varro seinen
stehung der Indigitamentengottheiten erwähnt: Angaben über die officia der Indigetes zu
'Die Gottheit wird erkannt an ihren Wirkungen Grunde legte [^quae etiam Varro dicit, Sp. 130,
und ihrer Umgebung. Deshalb gewinnt jeder 3 f.; vgl. die von Marquardt betreffs der Na-
Geist, der in einen Raum gebannt ist, eine menserklärungen Varros geäufserten Bedenken
Individualität und einen bestimmten Namen, und * TFi.ssowas Bemerkung dagegen Sp. 164,
bei dem der Mensch ihn anrufen kann. Dies sowie Madvig Sp. 164, dessen Ausdruck 'Var-
ist die räumliche Ableitung jener unendlichen ros Etymologien' erkennen läfst, dafs er die
Reihe von Abbtractionen , mit denen die rö- Erklärungen der Indigetennamen als varronische
6*
167 Indigitamenta (allgem. Unters.)
Etymologieen ansieht). Dafs aber auf die Fin-
dung und Nennung des richtigen Na-
mens beim Indigitieren alles ankam, ja dafs
das Indigitieren, d. h. das Schaffen eines Indiges
(Sp. 132), seiner äufseren Suite nach über-
haupt im richtigen Bilden eines dem be-
treffenden Momente des menschlichen
Lebens, einer Thätigkeit, Sache, Ört-
lichkeit u. s. w. möglichst genau ent-
sprechenden Götternamens bestand, er-
hellt bei der von Augustinus (s. Sp. 148, 64 ff.
149, 1 ff.) so stark betonten und selbst in den
Trümmern der varronischen Reihen noch
deutlich erkennbaren Zerlegung des mensch-
lichen Lebens in eine erstaunlich grofse Menge
von einzelnen Momenten am besten aus den-
jenigen Indigetennamen, die durch verschiedene
sprachliche Mittel von ein und demselben
Wortstamme gebildet sind: Lactans und Lac-
turnus, Libuvnus und Lubentina, Lima und
Limentinus, Parca und Partula, Patella und
Patellana, Peragenor und Agenoria, Potina
und Potua, Praestana und Praestitia, Sentia
und Sentinus, Statanus, Statina und Statilinus,
Voleta und Volumna; und aus solchen Namen,
die von eng verwandten Thätigkeiten her-
genommen sind, wie Fabulinus, Farinus, Locu-
tius : denn alle diese Namen bezeichnen ver-
schiedene Götter, durch die Anwendung des
richtigen Namens allein wurde die Anrufung
des richtigen Indiges bedingt.
Wir können in den Indigitamenta
demgemäfs nur Verzeichnisse von den
Pontifices festgesetzter Indigetenna-
men, welche in den diesen beigegebe-
nen rationes ipsorum nominum eine
Anweisung gaben, wie die Namen zu
gebrauchen, d. h. welcher Indiges im
einzelnen Falle anzurufen war, er-
kennen, und an dieser allerdings eng be-
grenzten Bedeutung können auch die von
Ambrosch (Sp. 155 f.) ausführlich besprochenen
drei Stellen, in denen indigitare auf Gottheiten
allgemeinerer Bedeutung angewendet wird,
nichts ändern. Die Stelle des Macrohius {Sat.
1, 17, 15; Sp. 155, 53 ff.) nämlich, die ein Gebet
der vestalischen Jungfrauen an Apollo enthält,
fällt ganz aufser Betracht, da Apollo, wie
oben (Sp. 153, 19 ff.) nachgewiesen ist, über-
haupt nicht in den Indigitamenta vorkam.
Die andere, einen Auszug aus Cornelius Labeo
enthaltende Stelle des Macrohius (1, 12, 21;
Sp. 155, 67ff. ; nicht richtig beurteilt von
BoucM - Leclercq , Les Pontifes S. 48) beruft
sich allerdings für die Identität der Mala,
Bona Dea, Fauna, ups und Fatua mit Terra
sehr unumwunden auf die libri pontificum;
wie übel es jedoch mit dieser Quellenangabe
bestellt ist, zeigt das in der ganzen Stelle
erkennbare und auch sonst bekannte Be-
streben des Cornelius Laheo, irgendwie mit
einander verwandte Götter zuerst unter sich
und pchliefslich mit solchen Gottheiten zu
identificieren, deren physische Grundbedeutung
völlig klar war (s. Kettner a. a. 0. S'. 32.
Mülleneisen S. 9. 11. 46; vgl. Wisf<oiva, De
Macrohii Saturn, fontib. S. 35 ff.); dafs der-
gleichen philosophische Spekulationen in den
Indigitamenta (allgem. Unters.) 168
libri pontificum nicht zu finden waren, ist
selbstverständlich (natürlich hat Cornelius
Laheo die libri pontificum selbst gar nicht
gekannt, geschweige denn benutzt, was Kettner
S. 32 'mit Vorliebe ging er . . . zurück auf
die libri pontificales, an sie knüpfte er am
liebsten seine eigene Ansicht an' und Müllen-
eiscn S. 37 zu fr. 25 und S. 43 gegenüber
hervorgehoben werden möge). Somit ist auch
10 dieser Stelle die ihr von Ambrosch beigelegte
Bedeutung abzusprechen; hier wie in der vor-
her genannten, dem Cornelius Laheo zuge-
schriebenen Stelle (s. Sp. 155, 55 ff.) ist indi-
gitare nur ein von diesem Autor (oder vielleicht
erst von Macrohius'^) gewählter hochtrabender
Ausdruck für 'zu einem Gotte beten, ihn an-
rufen'. Aber auch aus der dritten Stelle,
Lnterpol Serv. Aen. 8, 330 (Sp. 156, 53 ff),
ergiebt sich nicht das, was Ambrosch daraus
20 entnimmt. Betrachtet man nämlich den Wort-
laut genauer, so zeigt sich, dafs das 'indigi-
tari' des Flufsgottes des Tiber durch die
Pontifices damit in Verbindung gebracht wird,
dafs Tiberinus, des Capetus Sohn, in den Flufs
gestürzt sei und ihm den Namen gegeben
habe. Dies erinnert sofort an Aeneas, der in
den Numicius stürzt und als Aeneas Indiges
an jenem Flusse verehrt wird (s. Sp 133, 32 tf.).
Demnach scheint aus der in ihrer Fassung
30 nicht gerade klaren Stelle der Schlufs zu
ziehen, dafs der Flnfsgott des Tiber, wie jener
Aeneas Indiges, von den Pontifices mit dem
Beinamen Indiges verehrt wurde, so dafs sich
wieder nur ein Zusammenhang von indigitare
mit Indiges ergeben würde.
Nunmehr kann es nicht zweifelhaft sein,
wie die Sp. 154, 51 ff. offen gelassene Frage,
ob die in den varronischen Reihen auftreten-
den Gottheiten allgemeinerer Bedeutung lanus,
40 Saturnus, Liber, Opis, Carmentes, Fortuna,
Mens, Minerva, Camena, luventas, Fortuna
Barbata, Bellona, Victoria, Flora (Sp. 151,
67 — 152, 11), denen noch Mars und Honor
(Sp. 145, 45), Pomona (Sp. 146, 14), Robigo
(Sp. 148, 8 f.) und luturna (Sp. 138, 63 ff.,
vgl. 148, 40 ff) beizuzählen sind, in den Indi-
gitamenta verzeichnet standen oder erst von
Varro hinzugefügt worden sind, im Zusammen-
hang der vorliegenden Erörterungen zu bcant-
50 woiten ist. Wenn auch diese Götter, wie
Ambrosch bemerkt hat (Sp. 155; vgl. Preller
Sp. 159. Boissier Sp. 160. Beuche- Leder eq^
Sp. 162), in jenen Reihen nur gewisse einzelne
Momente des Menschenlebens u. s. w. zu ver-
wirklichen haben, indem ihr allgemeines
Machtgebiet hier nur auf einen besonderen
Fall angewandt wird , so fehlt doch hierbei
gerade das Charakteristische des indigitare, "
nämlich das Schaffen einer Gottheit, welche
60 aufserhalb der betreffenden Indigitation gar
nicht vorhanden ist (Sp. 137, 24 ff.). Bei den
Funktionen dieser Götter handelt es sich viel-
mehr deutlich um Beziehung ihrer vollständig
sicheren und gröfstenteiLs auch schon im Na-
men ausgedrückten Bedeutung auf einzelne
Momente des menschlichen Lebens u. s. w.,
wie sie den Reihen zu Grunde liegen. Auch
diese Gottheiten sind, wie die Sp. 152 ff.
IGO Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgeni. Unters.) 170
Lesprochenen, dii certi (vgl. Sp. 150 f.), sicherlich das Werk Varros, von dessen Be-
w eiche Varro den aus den Indigita- streben, auch innerhalb der einzelnen Bücher
menta entnommenen Indigetes einge- eines Werkes die Gegenstände nach einer an-
reibt hat. Eine Bestätigung dieser Auffassung gemessenen Disposition zu behandeln, die er-
bietet August. 4, 16, wo es nach Anführung haltenen Bücher der Schrift de lingua latina
der Agenoria, Stimula, Murcia, Strenia (Sp. 144, (vgl. die Übersichten in den Ausgaben von
46 ff.) heifst Jas omnibun diis et dcahiis publica O. Müller S. XLI ff. und L. und A. Spengcl
Sacra facere susccperunt , Quietem vcro appel- S. XXXlVff.) Zeugnis ablegen (vgl. auch z.B.
lantcs, quae facerct quidum, cum acdem haberet Varro de vita populi JRomani Hb. I [lib. I
extra jjortam Collinam, publice ilJam suscipere lo fr. 22 Kettnerj bei Non. S. 494 s. v. victuis:
noluerunt; hieraus geht hervor, dafs Varro "primiim de re futniliari ah partibus, secundo
eine Gottheit, welche schon deswegen, weil de victuis consuetudine primigenia , iertio de
sie in den Staatskultus nicht aufgenommen disciplinis priscis necessariis vitae', was keines-
war, in den Indigitamenta nicht hätte ver- wegs eine Inhaltsangabe der einzelnen Bücher
zeichnet sein können (s.Sp. 186, 46 ff'.; über Quies der Schrift de vita populi Eoniani, sondern
vgl. Preller, E. M.^ 2 S. 222), offenbar nur eine Disposition innerhalb der einzelnen Bücher
ihrer fest bestimmten Bedeutung Avegeu in ist, s. H. Kettner in seiner Ausgabe der
seinen Reihen aufführte. Fragmente dieser Schrift [Halae 1863] S. 6 f.).
Nicht Auszüge aus Indigetenreihen Wenn irgendwo auf dem Gebiete der rö-
also, sondern solche aus Reihen von dii 20 mischen Religionsaltertümer, so gilt von den
certi, welche Varro nach einem selbst- Indigetes und den Indigitamenta der Aus-
erfundenen Prinzip (s. Sp. 150, 54 ff.) und Spruch Hartungs {Bei. d. Böm. 1 S. 275),
mit teilweise sehr fragwürdigen Mit- dafs Varro recht eigentlich das Fernrohr ist,
teln (s. Sp. 152, 16 ff. 153, 59 ff. 154, 14 ff.) durch welches wir in den Religionszustand
aus der ihm bekannten römischen Göt- der Römer hineinblicken {Preller, B. M.^ 2
terwelt zusammenbrachte, deren weit- S. 206 weifs das gut zu würdigen, während
aus gröfster Bestandteil allerdings Madvig Sp. 164 falsch über Varro urteilt).
Indigetes sind, liegen uns in den oben In die Art und Weise, wie Varro im 14. Buche
mitgeteilten Götterreihen bei Tertul- der Antiquitates rerum divinarum die dii certi
lianus, Arnobius (in Überarbeitung, s. 30 und, worauf es hier hauptsächlich ankommt,
Sp. 140f) xxnd Augustim(,s yox. Mit gutem unter ihnen die Indigetes behandelt hatte,
Grunde läfst sich aber vermuten, dafs Varro gestatten die wörtlichen Anführungen aus
seine Aufstellung von Reihen auf Anordnungen diesem Buche und die Mitteilungen des Au-
der Indigetes, die er in den Indigitamenta gustimis einen Einblick. Varro hatte sich
vorfand, gründete, dafs also etwa, wie Am- nicht auf eine einfache Aufzählung der Götter
hroscli (Sp. 157, allerdings für die von ihm mit Angabe ihrer Funktionen beschränkt,
vermuteten tabulae), Pye?/er(Sp. 158 f),J5oifc7ie'- tondern eine so eingebende Darstellung ge-
Leclercq {Sp. 161) mid Chantf2}ie de la Savssaye geben, dafs Augitstinus (6,4) sich zu dem
(Sp. 165) annehmen, in dieser Priesterschrift Ausspruche veranlafst fühlte quid, quod in
die auf den Menschen und sein ganzes Leben 40 Ulis tribus novissimis libris deos certos et in-
bezüglichen Indigetes nach der Zusammen- certos et selectos diligenter explicans nullam
gehörigkeit und natürlichen Aufeinanderfolge deornm naturam praeter mitter e videtur? Er
ihrer officia in Gruppen geordnet waren, die hatte ausführlich über den Kult der einzelnen
sich auf Zeugung, Schwangerschaft, Geburt Götter und die auf denselben bezüglichen Ge-
u. s. w. des Menschen (Reihe a), ferner auf wohnheiten der alten Zeit gesprochen (vgl.
dessen einzelne Thätigkeiten im übrigen Leben die an Varros eigene Worte sich eng an-
(Gruppe b), besonders auch in dem Landbau schliefsenden Auszüge bei August. 6, 9 über
nach seinen vielen Seiten (Reihe c mit ihren die Gottheiten Intercidona, Pilumnus und üe-
verschiedenen Gruppen), bezogen; und so ist verra [s. Abschn. 2 s. vv. ; dafs dies ein Auszug
überhaupt für die gesamten Indigitamenta 50 aus dem 14. Buche ist, erörtert Erdm. Schwarz
eine Gliederung nach sachlichen Gesichts- a. a. 0. S. 453 f], sowie über Liber und Li-
punkten zu vermuten, denn ohne eine solche bera, und das Fragment bei Non, S. 480 s. v.
wäre eine wirkliche Brauchbarkeit dieser um- sacrificantur : Varro antiquitatum rerum divi-
fangreichen(s. Sp.l75,12ff.)Götterverzeiehnisse nnrum lib. XII TI 'biviris nuptis [so Popma,
schlechterdings undenkbar (ganz willkürlich viris oder viri die Hss., viri nuptiis Merhel]
und überflüssig ist Ambroschs [Sp\ 157] von sacrificabantur in cubiculo viduac\ das offenbar
Bouche- Leder cq [Sp. 163] acceptierte Annahme in den Abschnitt über die dii coniugales ge-
von Auszügen [tabulae] aus den Indigitamenta hört). Vor allem aber hatte er das Wesen
zum praktischen Gebrauch in den Händen der und die Bedeutung der einzelnen Gottheiten
Pontifices). Einen streng durchgeführten Unter- eo nach seiner Art in gelehrten Auseinander-
schied zwischen persona und res, den man den Setzungen erörtert (vgl. die Fragmente Sp. 138,
Indigitamenta zugesehrieben hat {Amhrosch 15fF. 3lff. 47ff.; s. auch Sp. 187, 25ff.; J.»(/itsf.
Sp. 155. 157. Mommscn Sp. 165), also ein 4, 16 citiert Varro für die Bedeutung der
juristisches Prinzip, kann man aber kaum an- Murcia den Dichter Pomponius, s. Sp. 154, 21 ff.)
nehmen; die Unterscheidung von Göttern ad und dabei nicht nur die verschiedenen An-
ipsum Jiominem pertin':ntes und dii qui perti- sichten anderer berücksichtigt (vgl. das Frag-
nerent non ad ipsum hominem, sed ad ea quae nient über Venilia in den Schol. Veronens. Aen.
sunt hominis (Sp. 131, 17 ff.) ist in dieser Form 10, 76, Sp. 139, 2 ff.), sondern auch, und zwar
&
171 Indigitamenta (allgem. Unters.)
Indigitameiita (allgem. Unters.) 172
otFeubar in weitgehendster Weise, über das
Wesen der Götter eigene Ansichten und Deu-
tungen aufgestellt: so gelten ihm die Parca,
Nona und Decinia als Fata tria (s. Sp. 138, 15 ff.),
die Prorsa und Postverta nennt er Carmentes
(s. Sp. 138, Slff. und Tertull. ad nat. 2, 11,
dem jenes von Gellius erhaltene Stück des
14. Buches vorgelegen hat; allerdings werden
Porrima, eine der Prorsa eng verwandte Göttin,
und Postverta an den Carmentalia mit Car-
menta zusammen verehrt, s. Bd. 1 Sp. 853, 4ff.
und unten Abschn. 2 s. vv. Porrima und Post-
veiia); den Mutunus Tutunus identificiert er
mit dem griechischen Priapns (Ätigust. 4, 11.
34. 6, 9; s. Abschn. 2 s. v. Mutunus Tutunus);
auch die neben Priapns bei August. 6, 9 ge-
nannte Venus (Sp. 144 Z. 68) wird nur auf
eine von Varro vorgenommene Gleichstellung
einer Gottheit des ehelichen Beilagers mit
Venus zurückzuführen sein (vgl. August. 6, 9.
7, 2. 3 [Sp. 149, 59 ff.], wo nach Varro Libera
als Venus erklärt wird). Bei den Fata Scri-
bunda, welche nach Tertull. de an. 39 am
letzten Tage der ersten Lebenswoche des neu-
geborenen Kindes angerufen werden (Sp. 144
Z. 18), könnte man im Hinblick darauf, dafs
die Vorstellung des Fatum und der Fata
(neutr. plur.) sich wahrscheinlich erst unter
Einwirkung griechischer Ideen gebildet hat
(s. Bd. 1 Sp. 1447, 24 ff. 1449, 17 ff.), dagegen
ein geschlechtlich differenzierter Fatus und
eine Fata echt römische Götterfiguren sind
(s. Bd. 1 Sp. 1452 f. s. V. Fatm, Fata), und
eine in der Einzahl auftretende Fata Scribunda
auch viel besser zu den übrigen Indigetes
pafst, sich versucht fühlen, an eine von Varro
vorgenommene Umdeutung einer weiblichen
Fata zu einer Mehrzahl (wohl Dreizahl, s.
Bd. 1 Sp. 1449, 5 ff.) von neutralen Fata zu
denken, wenn nicht das Bd. 1 Sp. 1444 fi'. über
die Fata Scribunda Gesagte es wahrscheinlich
machte, dafs diese Gottheiten überhaupt nicht
zu den Indigetes gehören und den Sp. 168, 36fi'.
zusammengestellten Göttern anzureihen sind.
Eine grofse Rolle spielt bei seinen Deutungen
die Etymologie, die er jedoch höchst unglück-
lich handhabt (s. die Sp. 153 f. angeführten Bei-
spiele und Abschn. 2 s. vv. Panda, Eusor, Ve-
nilia). Auch an Irrtümern fehlt es nicht: es
ist gar nicht zu bezweifeln, dafs in dem
Sp. 138, 47 ff. mitgeteilten Fragmente Varro
den Gott Vaticanus, den praeses agri Vaticani,
infolge von Verwechselung mit einem In-
diges Vagitanus (in älterer Zeit Vacitanus
geschrieben) zum göttlichen Beschirmer des
vagitus der Kinder macht (Augtist. 4, 8. 11
und 21, der ebenfalls den Vaticanus als Gott
des vagitus nennt [Sp. 143/144 Z. 23], hat
jedenfalls dieses zufällig erhaltene Stück beim
Excerpieren als Vorlage gehabt; falsch ist es,
wenn Härtung, Sei. d. Böm. 2 S. 240 Anm. ff),
der den Gott Vagitanus nennt, sagt ''man hat,
weil die Hdschr. schwanken, diesen Namen
mit Vaticanus verwechselt', also den Grund
des Irrtums in Abschreibefehlern sucht; M'alz
in PauJys Bealenc. 6, 1 S. 434 führt Vagitanus
in einer Weise an, als ob bei August. 4, 11
diese Namensform überliefert wäre; Preller,
E'. M.^ 2 S. 209 f. spricht ebenfalls von Va-
gitanus, indem er [S. 210 Anm. 1] bei August.
4, 8 Vagitanus schreibt, 4, 21 aber Vaticanus
stehen läfst, mit dem Bemerken 'Varro wollte
nehmlich auch den Dens Vaticanus wie Vagi-
tanus erklären'; Bouche-Lcdercq, Les Pontifes
5. 32 giebt ohne nähere Erklärung 'Vagitanus
(Vaticanus)'; auch Marquardt, Staatsvirio. h'^
S. 12 nennt den Gott Vagitanus, aber wie die
10 übrigen hier angeführten Gelehrten ohne Er-
kenntnis des vorstehend klargestellten Sach-
verhalts).
Besonders bemerkenswert ist es, dafs Varro
in dem Buche de diis selectis die officia ein-
zelner Indigetes als Funktionen von dii selecti
und die Namen jener Indigetes als Beinamen
dieser dii selecti aufführte. Augustinus (7, 2
und 3) bezeugt dies für Fluvionia (jedoch mit
Verwechselung von [luno] Fluvionia und Inno
20 Lucina, wie 1 , 2 et hunc provinciam fluorum
menstruorum in libro selectorum deorum ipsi
lunoni idtm auctor [d. i. Varro] adsignat,
quae . . . hie tamquam luno Lucina cum eadem
Mena . . . eidem cruori praesidet zeigt, denn
die hier angegebene Funktion ist das officium
der [luno] Fluvionia, nicht das der luno Lu-
cina), ferner (c. 3) für Iterduca und Domiduca,
deren Funktionen und Namen Varro im
16. Buche der luno zuteilte; und bei Martian.
30 Cap. 2, 149 an einer Stelle, die jedenfalls auf
Varro zurückgeht (s. Eyssenlmrdts Praefatio
in Martianum Capellam S, XXXXVIII), erhält
luno dieselben Beinamen Fluonia, Iterduca,
Domiduca (jedoch Iterduca und Domiduca in
anderer Beziehung ihrer Bedeutung, s. Abschn. 2
s. vv.). Bei Arnohius 3, 30, wo ebenfalls offen-
bar varrouische Doktrin vorliegt, führt Inno
die Beinamen Fluvionia und Ossipagina. Ferner
hatte nach Augustinus (7, 11 und 12) Varro
40 unter den Beinamen luppiters im 16. Buche
auch Pecunia aufgeführt mit der Ex-klärung
et Pecunia . . . vocatur, quod eius sunt omnia;
und 4, 11, wo Augustinus 'de mullis diis, quos
doctores paganorum unum eundemque loveni
esse defendunf handelt, wird sogar jene ganze
turba quasi plebeiorum deorum als Manifesta-
tionen luppiters betrachtet mit der Bemerkung
M omnes dii deaeque sit unus Iiqipiter, sive
sint, ut qtddam volunt, omnia ista partes eius
50 sive virtutes eius, sicut eis videtur, quihus cum
placet esse mundi animum, quae sententia velut
magnorum muUumque doctorum est. Aber auch
schon bei der Besprechung der dii certi im
14. Buche mufs Varro in ähnlicher Weise
verfahren sein. Als ersten Gott der Reihe a
(Sp. 143/144 Z. 2) führt Tertullianus {ad nat.
2, 11) aus Varro einen Indiges Consevius, qui
eon [satio] nihus concubitalibus praesit an, wäh-
rend Augustinus (7, 2 und 3), der doch eben-
so dieselben Auseinandersetzungen Varros excer-
piert, als ersten Gott mit der gleichen Funktion
lanus nennt (c. 3 confert . . . lanus aditum et
quasi ianuain semini); dies berechtigt zu der
Annahme, dafs Varro an der von beiden Kir-
chenvätern excerpierten Stelle wohl einen
Indiges Consevius namhaft machte, denselben
aber zugleich als Manifestation des lanus be-
zeichnete. Diese eigentümliche Behandlung
17o Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 174
der Indigetes (beziehungsweise der dii certi) Ö. 20) sagt 'Endlich war man auch gar nicht
beruht, soweit es sich um Zurückführung der- zweifelhaft darüber, dass ein Theil der vorher
selben auf luppiter handelt, auf dem theolo- angeführten Namen Beinamen bekannter Götter
gischen System Varros, das die theologischen seien, dass also z. B. die Iterduca, Domiduca,
Lehren der Stoiker auf die Erklärung der Fluonia, Ossipago, Cinxia, Lucina auf Juno,
römischen Religion anwendet, um dieselbe zu Stei'cutius auf Saturn' (August. 18, 15), 'Lu-
einem inneren Verständnis zu bringen (vgl. cetius auf luppiter' (Serv. Äen. 9, 567), 'be-
L. Krahner , Grundlinien zur Geschichte des zogen werden müsse'; denn die Indigetes
Verfalls der röm. Staatsreligion bis auf die Iterduca u. s. w. sind nicht identisch mit
Zeit des August. Progr. Lat. Hauptsch. Halle lo Inno Iterduca u. s. w. (die Beispiele des
1837 S. 51 ff. 3Ierlcel, Prolegom. zu üvids Fast. Stercutius und Lucetius bleiben hier aufser
S. CCXX ff. Marquardt, Staatsverw. 3* S. 62ff. Betracht, weil es sich dabei nicht um sicher
Preller, B. 31.^ 1 S. 35 f. Boissier , FAude bezeugte Indigetes handelt), und die soeben
S. 273 ff. Frdm. Scincarz a. a. 0. S. 455 ff. mitgeteilte Auffassung sowie überhaupt die
473 ff. ; über die Theologie der Stoiker vgl. von Amhrosch (Sjd. 156), Schwegler (Sp. 157 f.;
Zelhr, Philos. d. Griech 3, 1' S. 288 ff. [über vgl. Büm. Gesch. 1 S. 226 f.), Marqunrdt (in
Varro das. S. 594 ff.]). Die stoische Lehre, der ersten Bearbeitung a. a. 0. S. 18. 22;
dal's die eine Gottheit, je nachdem sie in Sp. 164, vgl. Staatsverw. 3^ S. 24), M. Voigt
mannigfachen Obliegenheiten thätig ist, ver- {IJas jus naturale, aequum et bonum und jus
schiedene Namen hat, d. h. dafs die verschie- 20 gentium der Bömcr. 2 [Leipz. 1858] S. 564),
denen Götter nur Manifestationen der einen Stark {Sp. Ib9i.), Boissier {Sp. IQQ) und Bouclie-
Gottheit sind {Serv. Aen. 4, 638 et scienduni XecZercg; (Sp. 162 f.) in verschiedener Weise ver-
Stoicos dicere unum esse deum, cui noniina tretene (bei Preller aber sich nicht findende,
rariantur i^ro actibus tt officiis; georg. 1, 5 von Chantepie de la Saussaye Sp. 165 aus-
Stoici dicunt non esse nisi unum deum et unam drücklich zurückgewiesene) Ansicht, dafs die
eandetnque potestatem, quae pro ratione officio- Indigetes ursprünglich nur Qualitätsbestimmun-
rum nostrornm variis nominibus appellatur = gen oder Bezeichnungen verschiedener Funk-
Mythogr. Vatic. II prooem.; Mucrob. Sat. tionen einer beschränkten Anzahl 'gröfserer'
1, 17, 4 et sicut Maro, cum deuna lunone Gottheiten gewesen seien, verkennt den Ur-
diceret {Äen. 1, 8) 'quo numine laeso^, ostendit so sprung der Indigetes.
unius dei effectus varios pro variis censendos Klar und deutlich ist derselbe ausgedrückt
esse Huminibus , ita diversae virtutcs solis no- in den Worten pontifices dicunt singulis actibus
mina dis dederunt, wahrscheinlich aus Cornelius ^:»?'07;ii';'os deos praeesse {Interpol. Sero. Aen.
Labeo, s. Wissoum, De Macrobii Saturn, fontib. 2, 141; ganz unhaltbare Auffassung dieser
S. 41 f., vgl. S. 37; Mythngr. Vatic. 17/ prooem.), Stelle bei Bouche-Leclercq Sp. 163). Die Pon-
wandte Varro in der Weise auf die römische tifices also waren die Schöpfer der eigenartigen
Götterwelt an, dafs er die dii selecti als Aus- Götterwelt und der bis ins Kleinste gehenden
flüsse, die dii certi, also auch die Indigetes, Kasuistik der Indigitamenta, indem sie lehrten,
als verschieden bestimmte Bethätigungen lup- dafs jeder Moment des menschlichen Lebens,
piters betrachtete, so dafs dieser sich in drei- 40 jede Thätigkeit u. s. w. unter dem Schutze
hundert Funktionen vorfindet {Tertull. apol. 14. einer nur diesem einen Momente u. s. w.
ad nat. 1, 10; v^l. Krahner S. 52. Marquardt eigenen Gottheit (proprius deus), d. h. eines
S. 63. Frdm. Schwarz S. 427 f.; unhaltbare Indiges (Sp. 137) stehe, und indem sie diese
Auffassung bei Bouche-Leclercq, Les Pontifes Gottheiten nun mit Namen, die ihre Funktionen
S. 46). Anders scheint dagegen über die var- möglichst genau ausdrückten (Sp. 166, 40 ff.),
ronische Auffassung der Domiduca, Fluvionia, bezeichneten. Nicht lebendiger -Volks-
Iterduca und Ossipagina als Bethätigungen glaube an die Mächte des Himmels und
der Inno zu urteilen. Wenn man nämlich der Erde, sondern eine von Priestern
berücksichtigt, dafs in der Reihe a die Namen erfundene und vorgenommene Vergött-
Lucina {Tertull. de an. 37. August. 4, 11. 21.50 lichung abstrakter Begriffe liegt in
34; Sp. 143/144 Z. 14) und Cinxia mit Unxia den Indigetes und Indigitamenta vor
{Arnob. 3, 25; Sp. 147, 35 ff.), die sonst der ('es gehört die ganze Begriffsspalterei eines
luno als Beinamen zukommen, als Bezeich- römischen Juristenverst^ndes dazu, um nur
nungen selbständiger Indigetes genannt werden, alle diese Sondergottheiten auszuginnen und
so liegt die Vermutung nahe, dafs bei Domi- von einander zu unterscheiden' 0. Pfleiderer,
daca, Fluvionia, Iterduca und Ossipagina das- Die Religion, ihr Wesen und ihre Geschichte
selbe Verhältnis besteht, d. h. dafs diese u. s. w. 2 [Leipz. 1869] S. 168; Nissens ge-
Namen nicht nur selbständigen Indigetes, son- künstelte Erklärung der Genesis der Indigetes
dern auch der luuo, zu deren Wesen die in ist Sp. 165 f. mitgeteilt; unhaltbare Ansicht über
diesen Namen ausgedrückten Funktionen gut eo den Ursprung der Indigites bei /. Weisiveiler
passen, als Beinamen zukamen, und dafs aus in der Abschn. 2 bei Adolenda angeführten
diesem Grunde Varro im 16. Buche von luno Abhandlung S. 40 f.). Jeder von den Ponti-
Domiducau. s.w. gesprochen hatte (vgl. die ver- fices geschaffene Indiges ist also von Natur ein
schiedenen Auffassungen dieses Gegenstandes in jeder Beziehung selbständiger Gott, auch
bei Marquardt S. 20. Freller 1 S. 275. 2 S. 207. wenn seine Funktionen und sein Name mit
Boscher, luno und Hera S.&7. Schwarz S. 4:6(3 ff.). der Bedeutung und dem Beinamen einer
Jedoch kann es nicht als richtig bezeichnet 'gröfseren' Gottheit übereinkommen; Indigetes
werden, wenn z. B. Marquardt {Staatsverw. 3- wie Cinxia, Lucina u. s. w. sind Erfindungen
175
Indigitamenta (allgem. Unters.)
der Priester, eine Inno Cinxia, Lucina u. s. w.
gehört dem Glauben des Volkes an.
Dafs die genannte Lehre der Pontifices
ihren Ursprung bat in einer tiefen Religiosität,
welche* sich des göttlichen Schutzes in jedem
Augenblicke des Lebens versichern will, ist
kaum zu bezweifeln; der auf das Abstrakte
gerichtete Sinn der Römer veranlafste es, dafs
diese Religiosität in einer unbegrenzten An-
zahl von Begriffsgöttern und in einem damit
verknüpften endlosen System gottesdienstlicher
Observanz aufging. Die praktische Durch-
führung nämlich der Anschauung, dafs jeder
Lebensmoment, jede Thätigkeit u. s. w. ihren
Indiges habe, mufste naturgemäfs zur Fest-
stellung einer nahezu unendlichen Anzahl von
Indigetes führen und die Indigitamenta zu ge-
waltigem Umfange anschwellen lassen: August.
4, 8 quando autem possunt uno loco libri Imius
commemorari omnia nomina deoruin et dearum,
qiiae Uli grandibus voluminihus vix com-
prehendere potiicrunt singulis rebus ])ropria dis-
pertientes officia numinum ? (jedenfalls hat Augu,-
stinus die Indigitamenta selbst, nicht Varros
Antiquitates rerum divinarum im Auge; eigen-
tümliche Auffassung der Stelle bei Bouchc-
Leclercq, Les Pontifcs S. 57; Preller, B. 31.^ 1
5. 134 Anm. 1 und Boissier , Etüde S. 238 f.
Anm. 2 beziehen auf die Indigitamenta die
Stelle Cic. n. d. 1,30,84 deinde nominum non
magnus numerus ne in pontificiis quidem no-
stris, deorum autem innumerabilis , wohl nicht
mit Recht, denn von den Indigitamenta hätte
Cicero, wenn er sie wirklich kannte, unmöglich
so sprechen können).
Es ist nicht zu bezweifeln, dafs die Indi-
gitamenta, deren Ursprung auf Numa zurück-
geführt wurde {Arnob. 2, 73 Pompiliana indi-
gitamenta., s. Sp. 153, 21 ff.), wie alle mit dem
Namen dieses Königs bezeichneten Schriften
zu den ältesten Urkunden im Archiv der Pon-
tifices gehörten; dafs ein so künstliches Er-
zeugnis der Priesterweisheit aber wirklich bis
in die Königszeit, von deren Götterkult wir
uns ganz andere Vorstellungen machen müssen,
hinaufreichte (vgl. Amhrosch, Belüjiombücher
Heft 2 S. 247 ff. = Abdr. S. 27 ff. Heft 4 S. 35.
38 f. = Abdr. S. 42 f. 46 f. Preller, B. M.^ 1
S. 134. 2 S. 204. Bouclie- Leder cq Sp. 161 und
die phantasiereichen, Sp. 160 nur kurz angedeu-
teten Hypothesen Boissiers, Etüde S. 239 f.), ist
durchaus unwahrscheinlich. Glücklicherweise
lassen sich aus einigen chronologisch genau
bestimmten geschichtlichen Ereignissen, mit
denen der Kult gewisser Indigetes im Zusammen-
hange steht, Anhaltspunkte gewinnen für eine
ungefähre Bestimmung der Zeit, in welche das
auf das Schaffen von Indigetes gerichtete Wir-
ken der Pontifices und die Entwicklung der
Indigitamenta zu setzen ist {Ambrosch, Beli-
gionsbücher Heft 4 S. 34 ff. = Abdr. S. 42 fl'.
Prcller, B. M.'^ 1 S. 61. 2 S.222. Bouclic-Lecltrcq,
Les Pontifes S. 51 ff. Murquardt, Staatsveriv. 3'^
S. 31 besprechen die hier anzuführenden That-
sachen aus anderen Gesichtspunkten). Als im
Jahre 363/391 eine nächtliche Stimme das An-
rücken der Gallier verkündet hatte, aber un-
beachtet geblieben war, wurde i. J. 364/390
Indigitamenta (allgem. Unters.) 176
nach der Niederlage der Römer durch die
Gallier zur Sühnung des begangenen Frevels
an der Stelle, wo die Stimme gehört worden
war, dem Aius Locutius ein Altar oder kleines
Heiligtum gebaut (s. das Nähere und die Be-
legstellen in Abscim. 2 s. v. Aius Locutius).
Diese Gottheit ist unzweifelhaft ein Indiges
(s. die Ausführungen Sp. 137 u. 166, 400".), der
ganze Vorgang zeigt, dafs die Pontifices
10 schon im Jahre 363/391 ihre schöpfe-
rische Thätigkeit übten. Im Jahre 543/211
kehrte Hannibal, als er auf Rom loszog, durch
Visionen erschreckt kurz vor der Stadt plötz-
lich um; an der Stelle, wo dies geschehen war,
wurde ein fanum eines Gottes, der den Doppel-
namen Rediculus Tutanus oder Tutanus Redi-
culus geführt zu haben scheint, erbaut (s. das
Nähere und die Stellenangaben in Abschn. 2
s. vv. Bedicidus, Tutanus). Auch hier handelt
20 es sich deutlich um einen Indiges, wobei es
jedoch unentschieden bleiben mufs, ob dieser
Gott damals erst geschaffen oder einem schon
vorhandenen die Verscheuchung Hannibals zu-
geschrieben wurde. Die letztere Möglichkeit
nicht unberücksichtigt zu lassen rät folgendes.
Wie aus August. 4,21 und 28 hervorgeht, hatte
Varro im 14 Buche ausdrücklich angegeben,
dafs, während Gottheiten des Kupfer- und Silber-
geldes, Aescolanus und Ai-gentiuus, existierten
30 (s. Sp. 145 Gruppe b), es einen Aurinus, Gott
des Goldgeldes, nicht gegeben habe. Danach
müssen wir annehmen, dafs die Pontifices für
das Goldgeld, welches in Rom zuerst i. J.
537/217 (s. Hultscli, Griech. u. rüm. Metrologie'^
S. 302) geprägt wurde, keinen Indiges fest-
setzten, während sie für das nicht gar so lange
vorher, i. J. 485/269 oder 486/268 (s. Hultsch
a. a. 0. S. 267 f.), zuerst geprägte Silbergeld
einen solchen aufgestellt hatten. Demnach
40 scheint es, dafs zur Zeit des zweiten
punischen Krieges der Indigetenkult
im Kollegium der Pontifices selbst in
Verfall geriet, insofern das Schaffen neuer
Indigetes aufhörte und vielleicht nur bei ganz
aufsergewöhnlichen, wichtigen Gelegenheiten
noch stattfand (anders urteilen Ambrosch, Be-
ll gionsbücher Heft 4 S. 37 = Abdr. S. 45 und
Preller, B. M.^ 2 S. 222 Anm. 2). Ein Priester-
tum, welches, wie es bei den Pontifices der
50 Fall war, sich immer mehr verweltlichte (vgl.
Blarquardt, Staatsvenv. 3^ S. 64 ff.), wird aber
den komplicierten und mühsamen Indigeten-
kult und die äufserst umständlichen Indigita-
menta gar bald ganz in Vergessenheit haben
geraten lassen. Daher konnte verhältnismäfsig
früh der Begriff der Indigetes aus dem Bewufst-
sein des Volkes entschwinden (s. Sp. 135, 4 ff),
umsomehr als die Indigetes, wie sie Schöpfungen
derPontifices waren, so ofi"enbar niemals recht in
60 den Volksglauben gedrungen (vgl. d. Sp. 1 74, 46 ff.
Gesagte) und stets mehr Götter der Priester
geblieben sind; das Volk war, wie jedenfalls
richtig bemerkt worden ist {Ambrosch Sp. 157.
Prcller Sp. 159. Bouche-Leclercq Sp. 161), immer
darauf augewiesen, sich bei den Pontifices be-
trefi's der Verehrung der Indigetes Rat ein-
zuholen (vgl. Liv. 6, 1, 10 quae . . . ad Sacra
pertinebant , a pontificibus maxime ut religione
177 Iiidigitamenta (allgem. Uutcrs.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 178
obstrictus hdberent multitudinis animos opprcssa; bar aus Varro stammeuder Indigetennamen,
MarqiianU nimmt jedoch an, dafs ein Teil der von den oben Sp. 143 ff. angeführten Namen
Gebetsformulare der Indigitamenta Volkstum- folgende: Agenoria S. 50, Lacturius [sie!] d. i.
lieh geworden sei, s. Sp, 163). Lacturnus S. 327, Limentinus S. 328, Numeria
Die vorliegende Untersuchung hat es bei S. 384, [F«^ica««s ^«öfanorM»» rfews S. 626 etwa
der Ermittelung des Inhaltes der Indigitamenta = Vagitanus? vgl. Sp. 171, 49ff.; der Thesaurus
und des Wesens der Indigetes bisher (von den hat auch den CowitfS co«Si7ioii<?M (ie«sS. 148.151;
soeben erwähnten, den Aius Locutius und Re- S. 152 s. v. considium, vgl. dazu das Sp. 153,
diculus Tutanus oder Tutanus Kediculns be- 59 ff. Gesagte]; danach kann die Odoria und
treffenden Erzählungen einstweilen abgesehen) lo die sogleich für Reihe c anzuführende Göttin
nur mit den in den direkten Fragmenten des unbedenklich für die Indigitamenta in An-
14. Buches von Vorros Antiquitates rcriim di- spruch genommen werden). Ein zur Gruppe b
vinaruui , in den Auszügen aus diesem Buche (Sp. 145) gehöriger Gott ist der Arculus qui
bei TertuVianus , Arnuhius und Augustinus, tutelum gereret arcarum bei Paul. S. 16 s. v.
und in Fragmenten der varronischen Schriften Arculus; die z.B. \on Cicero de Ze^. 2, 11,28 und
Catus de Uberis educandis und de vita popiili Livius 2, 7, 12 genannte Vica Pota, nach Aus-
Bomuni enthaltenen Göttern zu thun gehabt. weis ihres Namens eine Siegesgöttin (s.Abschn.
Es finden sich aber bei den Schriftstellern 2 s. v.), ist mit der Sp. 148, 21 angeführten
auch sonst noch Gottheiten genannt, welche Pellonia zusammenzustellen und der Gruppe b
nicht nur dem Sp. 137 und 166 entwickelten 20 zuzuweisen. Der Hauptgruppe der Reihe c
Begriffe eines Indiges vollständig entsprechen, (Sp. 146, 10 ff.) einzureihen ist die von Macroh.
sondern auch zu den in den Reihen und Grup- Sat. 1, 16, 8 erwähnte Semonia, die als eine
pen Sp. 142 ff. aufgeführten Gottheiten so gut Göttin der semina (s. Abschn. 2 s. v.) mit dem
-^lassen, dafs sie mit voller Sicherheit als aus Sator vor die Seia zu stellen ist (s. Sp. 147, 68.
den Indigitamenta stammend zu betrachten 148, If.; diesen Platz hat sie auch bei ikfacro-
sind. Bei einigen dieser Götter läfst sich Mus, der folgende Indigetes aufzählt: Semonia,
mit grofser Wahrscheinlichkeit Varro als die Seia, Segetia, Tutilina [Seia, Segetia und Tu-
Quelle ihrer Erwähnung bei den Schriftstellern tilina in derselben Reihenfolge bei August.
vermuten, jedoch soll hierauf nicht das Haupt- 4, 8, s. Sp. 146, 10]); die Segesta a segetihus
gewicht gelegt werden, da vielmehr der so- 30 bei Fliru n. h. 18, 8 ist der Segetia in der-
eben bezeichnete Charakter der Gottheiten hier selben Reihe (Sp. 146, 10) eng verwandt, die
das Ausschlaggebende ist. Messia a messibus bei Tertull. de spect. 8 findet
Zu den Geburtsgottheiten der Reihe a ihren Platz vor der Tutilina, der Beschützerin
(Sp. 143/144 Z. 12 ff.) tritt die schon oben des eingeernteten Getreides (^p. 146, 10; die
Sp. 171, 8ft".beiläufigerwähntei von OüiW./". 1,633 Stelle TertulUans geht zurück ?i\\i diiQ Ludicra
und Interpol. Serv. Aeii. 8, 336 mit Postverta historia des Suetonius [fr. 188** S. 335ff. Reiff.],
(s. Sp. 143 Z. 14) zusammen genannte Porrima der seinerseits jedenfalls Farros neuntes Buch
(s. Abschn. 2 s. v.) und die bei Macrob. Sat. der Antiquitates rerum divinarum de ludis cir-
1,7,20 ebenfalls mit Postvorta verbundene censibusa.\sQ,üeU.ehat,\g\.Iieifferscheid,Quaest.
Antevorta (s. Abschn. 2 s. v.); zu denjenigen 40 Suetonianae in dessen Suetonius S. 463 f.); die
Gottheiten derselben Reihe, welche in den Frugex'ia dea frugum im Thesaur. nov. latin.
ersten Tagen nach der Geburt des Kindes in a. a. 0. S. 240 erscheint als eine der Fructesea
Wirksamkeit treten (Sp. 143/144 Z. 18 ff), ge- Sp. 148, 7 ff. verwandte, zur Reihe c zu stellende
hört die Göttin Nundina a nono die nascentium Göttin.
nunciipata, qui lustricus dicitur , bei Macrob. Vergleichen wir nun mit dieser beschränkten
Sat. 1, 16, 36 (aus Suetonius de anno populi Zahl von Göttern, welche sich mit Sicherheit
Bomani, s. Wissotca, De Macrobii Sat. fontib. als Indigetes bezeichnen (über Gottheiten,
S. 26ff. ; Suetonius verbindet verrianische und welche nur mit Wahrscheinlichkeit oder ver-
varronische Doktrin mit einander, Wissoica mutungsweise zu den Indigetes zu zählen sind,
S. 32ff. , in dem bei Macrobius vorliegenden 50 vgl. Sp. 183 ff. ") und den Resten der varronischen
Fragmente scheint nach TFissowa S. 34 verria- Reihen hinzufügen lassen, diejenigen Gottheiten,
nisches Eigentum zu überwiegen); zu dem Per- welche hauptsächlich von Ambrosch (Eeligions-
agenor und der Agenoria (Sp. 143/144 Z. 46) bäcJierB.eü2 S. 231 ff. = Abdr. S. llff.), I'reller
tritt der deus Agonius bei Paul. S. 10 s. v. {B. M.^ 2 S. 206 ff.), Bouche-Leclercq (Lcs Pon-
Agonium: Agonium . . . putabant deum dici tifes S. 31 ff.) und Marquardt {Staatsvcno. 3^
pracsidcnttm rebus agendis {0. BlüUers Bemer- S. llff.; es genügt, diese vier Hauptdarstel-
kung z. d. St. 'de hoc nihil alii, et apparet langen hier heranzuziehen, da Walz in Paulys
inventum eum esse studio etymologico' enthält Bealencycl. 6, 1 S. 432 ff. s. v. Beligio. Boissicr,
eine ungerechtfertigte Verdächtigung). Ferner Etüde S. 234 ff. und Chantepie de la Saussaye,
ist der Reihe a zuzuweisen die ihrer Bedeutung 60 Lelirb. d. Beligionsgesch. 2 S. 204 f. im wesent-
nach klare Viriplaca, in deren sacellum, wie liehen von Ambrosch und Preller abhängig
Valer. Maxim. 2, 1, 6 erzählt, Ehegatten gingen, sind) noch aufserdem zur Ergänzung der Reihen
wenn unter ihnen ein Streit ausgebrochen war, des Tertullianns und Augustinus in ihre Zu-
um dort sich zu versöhnen; und die Odoria sanimenstellungenderlndigitamentengottheiten
dea odoris im Thesaur. nov. latinitatis bei Mai., aufgenommen worden sind, so zeigt es sich,
Class Auct.% S. 399 (dieser viel zu wenig be- dafs dies sämtlich Götterwesen sind, welche
cichtete Thesaurus birgt unter anderen Resten wohl unter den varronischen Begriff eines deus
vortrefflicher Erudition auch eine Anzahl offen- certus, nicht aber unter den eines Indiges ent-
s
179 Indigitamenta (allgem. Unters.) • • .Indigitamenta (allgem. Unters.) 180
fallen. Zu den Geburtsgottheiten (Sp. 143/144 agricoles' (! Bouche-Lcdercq S. 36, vgl. FrcUcr
Z. 12—16) werden gestellt: Egeria {Frdler S. 222); zu der Gruppe Rusina u. s. w. (Sp.
S. 209. Bottclie-Lech'rcqS.32. Marquardt S. 12) 145, 68. 146, 1) stellt AmbroscJi (Heft 2 S. 243
auf Grund der Stelle Faul S. 77 Ecjeriae viym- = Abdr. S. 23) die Velinia, die Göttin des
phae sacrificabant praegnantes, q\iod eam imta- lacus Velinus {Varro l. l. 5, 71), von der wir
hant facile conceptam alimm egerere (vgl. aber indes gar nicht wissen, ob sie in den rörai-
über das von der Bedeutung eines Indiges sehen Staatskultus aufgenommen war; Haupt-
ganz verschiedene Wesen dieser Göttin Bd. 1 gruppe dieser Reihe (Sp. 146, 10 ff.): Robigus
Sp. 1216f.); ferner die Natio {Prelhr S. 209. und Robigo (Boitc/ie-iecZercg S. 37. Marquardt
Boiiclie- Leder cq S. 32), obgleich diese von Cic. lo S. 17), uralte ländliche Gottheiten, die ihren
1*. d. 3, 18, 47 als eine in Ardea verehrte Göttin eigenen Kult besafsen (s. Marquardt S. 574
bezeichnet wird; und die Nixi dii bei Fest. zum 25. April. P/e77er, B. Jf.^ 2 S. 43 f; über Ro-
S. 174 s. V. Nixi dii {Ambrosdi Heft 2 S. 233 bigo ist schon Sp. 168, 36ff. gesprochen); Picus,
= Abdr. S. 13; Preller S. 209 und Marquardt der alte Wald- und Erddämon (ylwiftrosc/t Heft 2
S. 12 Anm. 4 schliefsen dieselben jedoch aus- S. 242 = Abdr. S. 22); Fornax {Ambrosdi Heft 2
drücklich aus; die eigentliche Bedeutung der S. 241 = Abdr. S. 21. Boudie-Ledtrcq S. 37),
Nixi dii hat Wi^soiva bei Marquardt a. a. 0. ebenfalls eine alte Gottheit mit eigenem Kultus
und in P/^iJol. Abhandlungen Martin Hertz zum (s. Bd. 1 Sp. 1499 f.); Vertumnus {Preller S.227.
76». Geburtstage von ehemaligen Schülern dar- Boudie- Leder cq S. 37), dessen Wesen (s. Preller,
gebracht. Berl. 1888 S. 157 f. erkannt). Der 20 -B. M.^ 1 S. 451 ff.) von dem eines Indiges
Gruppe derjenigen Götter, welche von der Ge- ganz verschieden ist; Meditrina {Preller S. 226.
burt an über der Entwickelung des Kindes Boudie- Lech rcq S. 37) als Göttin des Wem-
und der heranwachsenden Jugend wachen (Sp. baues, nach Ausweis ihres Namens jedoch eine
148/144 Z. 17 ff.), werden zugerechnet: Genita Heilgöttin mit altem Kultus (s. Preller, B. M.^
Mana, {Marquardt S. 13), eine, wie es scheint, 1 S. 197); Gruppe Bubona u. s. w.: Epona
sehr alte Geburts- und Todesgöttin, von der {Ambrosdi Heft 2 S. 242 = Abdr. S. 22, Preller
sich auch Spuren bei den Oskern finden (vgl. S. 221. 227. Bouchc-Leclercq S. 37. Marquardt
über sie Bd. 1 Sp. 1612); Carna {Ambrosch S. 17), die jedoch jedenfalls eine keltische
Heft 2 S. 235 = Abdr. S. 15. Marquardt S. 13), Göttin ist und mit den Indigitamenta nicht?
von welcher es bei Macrob. Sat. 1, 12,32 heifst so zu thun hat (s. Bd. 1 Sp. 1286 ff.); Pales {Mar-
hanc deam vitalibus humanis praeesse credunt. quarclt S. 17, vgl. Prdler S. 227) als Göttin
ab ea denique petitur , ut iecinora et corda der Lämmerzucht, eine alte Hirtengöttin mit
quaeque sunt intrinsecus viscera salva conservet, eigenem Kultus (s. Preller, B. M.^ 1 S. 413 ff);
welche aber trotzdem kein Indiges ist, da sie Hes troupeaux paissaient et se multipliaient
seit alter Zeit einen allgemeinen Kultus und sous la garde de Pales, Faunus, Inuus, Lnper-
ein Fest am 1. Juni hatte (vgl. Bd. 1 Sp. 854 f. cus, Silvanus, Ruminus et Rumina' (! Bouche-
und über Ovids Verwechselung der Göttin mit Leclercq S. 37, vgl. Preller S. 227). Den in
Cardea Abschn. 2 s. v. Cardea); Valentia {Preller Gruppe d (Sp. 146, 15 ff.) genannten Gottheiten
S. 213. Boudie-Lcdercq S. 33), nach Tertull. fügt Bauche -Leclercq (S. 35) hinzu: luppiter
apol. 24 eine Göttin der Ocriculaner (vgl. über 40 Fagutalis {PHn. n. h. 16, 37), luppiter Vimi-
sie Ambrosch, Studien S. 179 Anm. 100. Paulys nalis {Varro l. l. 5, 51, wo der Gott aber lup-
Bealencyd. 6,2 S. 2288 f. s. v. Valentia). Den piter Viminus heifst) und Virae Querquetu-
dii nuptiales oder coniugales (Sp. 143/144 IsMUiQ {Fest. '^.'iQX s,. \. Quer quetulanae Virae),
Z. 57 ff.) werden zugezählt: luno luga quam bei denen natürlich an Indigetes nicht zu
putabant matrimonia iungere nach Paul. S. 104 denken ist. Aufserdem ist in den Zusammen-
s.v.Iugariusvicus{-3IarquardtSA4:f.; vgl. das Stellungen Ambroschs, Prdlers und Bouche-
Sp. 180, 45 ff. Gesagte); die rätselhaften Camelae Ledercqs manches Falsche enthalten : eine 'dea
virgines bei Paul. S. 63 Camelis virginibus sup- luga' {Preller S. 214. Bouche- Leclercq S. 33.
plicare nupturae solitae erant {Ambrosch Heft 2 Manuel des inst. rom. S. 467 Anm. l._ S. 469
S. 239 = Abdr. S. 19, s. Preller S. 214; vgl. 50 Anm. 6) ist ebensowenig bezeugt wie eine
über diese Gottheiten Härtung, Bei. d. Böm. 2 Göttin Lubia {Prellcr S. 212; auch Marquardt
S. 71. 0. Müller zu Paul. a. a. 0. Ambrosch S. 14 nennt sie) und Virginalis (£0McAe'-i.ec7erc3
und Preller a. aa. 00.); Talassio oder Talas- S. 34; luga ist nur als Beiname der Inno be-
sius bei Gatull. 61 v. 134 {Bouche- Leclercq kannt [s. Sp. 179, 44ff.], Lubia ist bei dem Iwier-
S. 34; im Manuel des inst. rom. S. 469 Anm. 6 pol. Serv. Aen. 1,720 Beiname der Venus, Vir-
fügt Bouche- Leclercq noch Concnbinus [Catull. ginalis heifst Fortuna [s. Bd. 1 Sp. 1519, 18 ff.]);
61 V. 128 ff.] hinzu; Preller hat jedoch S. 215 f. eine diva Arquis {Prdler S. 221. Bouche-Lcdercq
gezeigt, was es mit diesen beiden für eine Be- S. 35) beruht nur auf einem unbegründeten
wandtnis hat). Den Gottheiten Sp. 145 Z. 72 ff. Emendationsversuche des Gothofrcdus bei Ter-
wird die Libitina beigesellt {Ambrosch Heft 2 eo tull. ad nat. 2, 15 (Sp. 146, 16 ff.), ein Hono-
S. 238 = Abdr. S. 18. Preller S. 220. Bouche- rinus {Ambrosch Heft 2 S. 244 = Abdr. S. 24.
Leclercq S. 35. 3Iarquardt S. 15), die jedoch Prellcr S. 222. Bouche- Leclercq S. 38) auf
als eine allgemein verehrte Todesgöttin (s. schlechter handschriftlicher Überlieferung bei
Preller, B. M.^ 1 S. 440) kein ludiges ist. Die August. 4, 21 (anstatt Honor, Sp. 145, 44 ff.).
Reihe der dii agrestes (Reihe c Sp. 145 f.) wird Es leuchtet ein, dafs Götterreihen mit derartigen
um folgende Gottheiten bereichert: 'Les grands Zuthaten wenig dazu geeignet sind, ein richtiges
noms de Tellus Mater, de Geres, de Saturnus, Bild von dem wahren Zustande der überlieferten
et d'Ops ... ouvrent la serie des divinites Indigetenreihen und -gruppen zu vermitteln.
181 Indigitamenta (allgem. Unters.)
Eine besondere Besprechung erfordert eine
Anzahl von Indigetes, welche in Verbindung
mit bestimmten priesterlichen Opfern genannt
werden und deswegen nicht ohne weiteres
zu den Reihen und Gruppen gestellt werden
konnten:
1) Interpol. Serv. georg. 1,21 im Anschlufs
an die Sp. 129 f. mitgeteilten Angaben des 5er-
vius: Fahius Pictor hos deos enumcrat, quos
invocat flamen sacrum cereale faeiens Telluri
et Cereri: Vervactorem, liedaratorem (so Mar-
quardt , Staatsveriv. 3^ S. 8 mit Salmasius ;
überliefert ist Beparatorem, Mommscn in Ann.
d. inst. 20, 1848 S. 428 und Unterital Bial.
S. 138 f. Anm. 25 liest Äratorem), Inporcitorcm,
Insitorem, Obaratorem, Occatorem, Sarritorem,
Stibi'uncinatorem, Messorem, Convectorcvi , Con-
ditorem, I'roiiiitorem (falsche Beurteilung der
Stelle bei Amhroscli, BeligionsbücJier Heft 2
S. 241 = Abdr. S. 21).
2) August. 7, 23 cur ergo pontifices , ut
ipse (d. i. Varro) indicat, aäditis quoque aliis
duobus quattuor diis faciunt rem divinmn
Telluri TcUumoni Altori Busori? (wahrschein-
lich aus dem 16. Buche der Antiquitates
rerum divinarum, fr. 22 c bei Schwarz a. a. 0.
S. 491).
3) In den Arvalakten wird bei Sühnopfern,
welche i. J. 183 n. Chr. wegen Entfernung
eines auf dem Giebel des Tempels der Dea
Dia gewachsenen Feigenbaumes von den Fratres
arvales dargebracht werden, auch ein Opfer an
die Göttinnen .Adolenda , Conmolanda oder
Commolenda und Deferuuda erwähnt; bei einem
i. J. 224 n. Chr. gelegentlich der Entfernung
einiger vom Blitz getroffener Bäume aus dem
Haine der Dea Dia veranstalteten Sühnopfer
berichten die Akten auch von einem Opfer an
Adolenda und Coinquenda; s. das Nähere in
Abschn. 2 s. v. Adolenda.
Dafs diese neben Ceres und Tellus, Tellumo
(vgl. Augu-t. 4, 10 in ipsa terra aliud Terrum,
aliud Ttllunm, aliud Tellumonem putant [^Antiq.
rer. div. lib. XVI fr. t22b S. 491 Schwarz])
und in den Arvalakten genannten Gottheiten
Indigetes sind, bedarf nunmehr keines beson-
deren Beweises {Marquardt , Staatsveriv. 3 ^
S. 19 'die Pontifices bringen ein Opfer Telluri,
Tellumoni, Altori, Rusori, d. h. der Erde in
vier verschiedenen Qualitätsbeziehungen, und
der Flamen, wenn er das sacrum Cereale an-
stellt, nimmt zwölf verschiedene Functionen
der angerufenen Gottheit in Anspruch' [vgl.
Ambrosch, Studien S. 63 Anm. 109. Beligions-
bücher Heft 4 S. 29 = Abdr. S. 37]; s. dagegen
Sp. 174, 31 ff.; ganz willkürlich erklärt Härtung,
Bei. d. Böm. 2 S. 128 f. die Namen der beim sa-
crum cereale angerufenen Gottheiten und des
Sator, Nodutus und Lacturnus als Beinamen des
Saturnus): der Flamen ruft beim sacrum cereale
eine Reihe von Indigetes an, welche sich auf
die Hauptthätigkeiten des Landmanues vom
ersten Pflügen des Brachfeldes bis zum Aus-
fahren der neuen Saat nach dem Einbringen
der Ernte beziehen {Marqwirdts Auffassung
S. 7 Anm. 4, dafs unter den Indigetes, die der
Flamen nennt, eine ganze Anzahl von 'Saat-
gottheiten, welche . . . sich in einem anderen For-
Indigitamenta (allgem. Unters.) 182
mular vereinigt finden' [?], fehlen, ist unrichtig;
der Flamen ruft überhaupt keine 'Saatgottheiten'
an); der Pontifex nennt in seinem Gebete zwei
Indigetes, von welchen der eine (Altor) durch
seinen Namen deutlich als Nahrungspender
bezeichnet ist; die Arvalen richten ihre Opfer
an vier Indigetes, welche der Entfernung der
Bäume und gewissen Verrichtungen bei der Ver-
nichtung derselben vorstehen (s. über die Bedeu-
10 tung der einzelnen Gottheiten Abschn. 2 s.w.).
Hiermit ist das Sp. 171, 8 ff", erwähnte Opfer
an den Carmentalia zu verbinden, bei welchem
die Priester ijeben Carmenta die Porrima und
Postverta, Indigetes der verschiedenen Lage
des Kindes bei der Geburt, anrufen (Ovid. f.
1, 631 ff.; s. Bd. 1 Sp. 853, 4 ff.). Es ist nicht
glaublich, dafs die hier angeführten Opfer die
einzigen waren, bei denen neben der Haupt-
gottheit, welcher das Opfer galt, Indigetes
20 verehrt wurden; es gab jedenfalls noch andere
Opfer, bei welchen das Sakralrecht die An-
rufung von Indigetes, welche sich nach dem
Zwecke des Opfers bestimmten, forderte. Wir
dürfen auf das Vorhandensein einer
ganzen Klasse von Indigetes, welche
im Gegensatz zu den oben Sp. 142ff. und
Sp. 177f. aufgeführten, ihrer Natur nach
nicht nur für die priesterliche, son-
dern auch für volkstümliche Verehrung
30 bestimmten Indigetes ausschliefslich
bei dem priesterlichen Gottesdienst in
Anwendung kamen, schliefsen. Diese
nur für die Kreise der Priester ge-
schaffenen Indigetes scheinen nicht
in den Indigitamenta verzeichnet ge-
wesen zu sein; da nämlich ihr Kult sich auf
bestimmte Opfer beschränkte, zahlreiche Spuren
aber darauf hinweisen, dafs sowohl die Ponti-
fices als auch die übrigen Priesterschat'ten
40 Ritualbücher mit genauen Vorschriften und
Gebeten für die einzelnen Opfer besafsen (vgl.
3Iarquirdt, Staatsveriv. 3^ S. 299 f. und die
vorläufigen Andeutungen des Unterzeichneten
in seinem Quaestionum pontificalium specimoi.
Diss. Argentor. 1886 S. 32), so ist es höchst
wahrscheinlich, dafs in diesen Ritualbüchern
bei den einzelnen Opfern auch die zu denselben
gehörigen Indigetes angegeben waren. Da nun
auch die Sp. 175 f. erwähnten Indigetes Aius
50 Locutius und Rediculus Tutanus oder Tutanus
Rediculus allem Anscheine nach Gottheiten
waren, deren Verehrung in ihren Heiligtümern
zum Staatskultus, also zu den Obliegenheiten
eines der staatlichen Priestertümer gehörte, so
mufs es zweifelhaft erscheinen, ob diese beiden
Indigetes in den Indigitamenta enthalten waren.
Wir können somit nach dem Stande der
Überlieferung als uns bekannten In-
halt der Indigitamenta mit Sicherheit
60 nur die in den Sp. 142ff. mitgeteilten
Trümmern der varronischeu Götter-
reihen des 14. Buches der Antiquitates
rerum divinarum enthaltenen Indigetes
mit den Ergänzungen Sp. 177f. bezeich-
nen, d. h. die zufällig erhaltenen Reste jener
ungeheuren Zahl von Götterwesen, -welche nach
der Lehre der Pontifices über dem gesamten
Dasein eines jeden Menschen wachten. Viel-
183 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 184
leicht waren die Indigitamenta in der That Morta: Gell. 3, 16, 11 CaeselUus autem Vindex
nur das, worauf die Nachrichten hindeuten, in lectionibus suis antiquis 'tria' inquit '?io-
nämlich ein unter den Händen der Pon- mina Farccnum sunt, Nona Decuma Morta' et
tifices entstandener Codex aller der- verswn hunc L>vii, antiquissimi poetae, ponit
jenigen Indigetes, welche das Volk ver- ex 'OSvassCa 'quando dies adveniit, quem pro-
ehren sollte, mit den Anweisungen zu fata Morta esf {Liv. Od. fr. 12 Müll. fr. 12
ihrer Anrufung. Bahr.), sed Jiomo viinimc malus Caesdlius 3Ior-
Den sicheren Indigetes lassen sich mehrere tarn quasi nomen accepit, cum aicijiere quasi
Gottheiten anreihen, welche nur mit Wahr- Moerum deberet. Jedoch scheint es, wie schon
scheinlichkeit als Indigetes zu betrachten lo Preller (B. M.^ 2 S. 193) vermutet hat, dafs
sind. So vor allem die Stata mater, die man von den ursprünglichen Geburtsgottheiten
Göttin, welche bei Feuersbrünsten das Feuer Nona, Decima, Parca, um dieselben den grie-
zum Stehen bringt (vgl. die Stelljenangaben iu chischen Moiren gleichzustellen, die Parca
Abschn. 2 s. v.); denn wenn Festus (S. 317 weggelassen und an ihre Stelle eine Todes-
a. V. Statae matris) angiebt, dafs ein Bild göttin Morta hinzugefügt hat, wobei der Ver-
der Göttin auf dem Forum verehrt und ihr dacht nicht ausgeschlossen ist, dafs diese
Kult erst später in die einzelnen vici über- Göttin eine gräcisierende Erfindung ist {Har-
tragen worden sei, so scheint es, dafs die tung , Bei. d. Böm. 2 S. 233 hielt Morta für
Stata mater ursprünglich eine nur bei be- eine Erdichtung des CaeselUus Vindex; der
stimmten Veranlassungen verehrte Göttin, d.h. 20 von diesem augeführte Vers Aq& Livius Andro-
ein Indiges gewesen ist, der allmählich eine nicus ist eine Übersetzung von Hom. Od. 2,
Art stehenden Kultes in den vici erhielt. 99 f. fi'g oxs nsv fiiv \ fiotV oXorj Y.a&£l7jai,
Ferner scheint die von Lmws (39, 7, 8 [567/187]) ravrß^ysoi ^cvccroio = 3, 237 f. 19, 144f. 24,
genannte Göttin Pollentia, welche ein Bild im 134f.); ganz unsicher ist, was Preller {B. M.^2
Circus hatte, ein von den in den Wettkämpfen S. 220 Anm. 1; vgl. dens. in Archäol. Ztg. 16,
des Circus Auftretenden verehrter Indiges des 1858 Sp. 194 f. = Ausgew. Aufsätze S. 306) an-
pollere gewesen zu sein, welcher der Praestitia zunehmen scheint, dafs bei Tertull. ad nat. 2,
(Sp. 143 Z. 45) und der Praestana (Sp. 147, 34) 15 (Sp. 145 Z. 71 ff.) unter ipsius mortis dfeaj die
zu vergleichen ist. Neben den Sterculinius Morta zu verstehen sei. Den Namen des in der
(Serv. georg. 1, 21, Sp. 129 f) ist als ein Indiges 30 Altarinschrift C. I. L. 6, 3732 genannten Gottes
mit Wahrscheinlichkeit Stercutus zu stellen Verminus ( Vermino \ A. Pobtumius. A. f. A.
(vgl. Abschn. 2 s. v. , wo auch die verschie- n. Albi{nus) | duo. vir. lege. Plaetoria, d. i.
denen überlieferten Namensformen besprochen viilleicht der Consul des Jahres 603/151; die
sind). Die Namen zweier weiteren hierher ge- Inschrift ist publiciert und besprochen von
hörigen Gottheiten beruhen allerdings auf Text- Lanciani im Bull. d. comm. arch. munic. 4,
Verbesserungen neuerer Gelehrten, die aber 1876 S. 24 ff. mit Taf. 3. Fiorelli in Notizie
jedenfalls das Richtige treffen. Bei Plaut. degli scavi 1876 S. 25. Henzen im Bull. d. inst.
Pseud. 1100 nämlich schrieb Bergk: ut det no- 1876 S. 85 f.) bringt Lanciani (a. a. 0.) mit
tuen ad Molas coloniam statt der gewöhnlichen verraina {Fest. S. 375 vermina dicuntur dolores
Lesung ud molas coloniam (s. Abschn. 2 s. v,); 40 corporis cum qnodam minuto motu, quasi a vcr-
die Göttin Mola, der Indiges der Mühlen, stellt mibus scindatur) und verminatio (bei Plin.
sich dem Lateranus und den verwandten Gott- n. h. 28, 180. 30, 144 eine Krankheit des Viehes,
heiten der Gruppe d (Sp. 146, 15 ff. und Sp. wohl Würmerkrankheit) zusammen, stellt den
148, 26 ff.) an die Seite. Das Fragment von Gott zu den dii agrestes der Indigitamenten-
Varros menippeischer Satire Zv,iaijLa%Cu bei gottheiten (fleihe c Sp. 145 f.) und vermutet,
Gell. 13, 23,4 (fr. 1 S. 219 Riese) hat Mommsen dafs ein häufiges Auftreten jener Krankheit
folgendermafsen hergestellt ted Anna Pirenna, die Veranlassung zu der Dedikation eines
Panda Cela, te (die besseren Hss. bieten panda Altars gegeben habe. Ob diese von Benzen
te lato, pandate lato und pandatelato, die (im Bull. a. a. 0. und im CLL. z. d. Inschr.)
schlechteren Panda Celato) Pales \ Nerienes et 50 beifällig aufgenommenen Vermutungen das
Minerva, Fortuna ac Ceres (vg]. das Nähere Richtige treffen, bleibt dahingestellt. Ebenso
Abschn. 2 s.y. Panda nv. 2). Panda ist schon ist es nicht sicher zu entscheiden, ob A7n-
ob. Sp. 141, 7 f. 148, 40 ff. als Name eines Indiges brosch {Beligionsbüchcr Heft 4 S. 32 = Abdr.
aus Arnob. 4, 3 angeführt worden ; der durch S. 40), Bouche- Leder cq {Les Pontifes S. 48) und
Mommsen hergestellte Name Cela (von celare), Marquardt {Staatsverw. 3 ^ S. 19) recht haben,
der das Gegenteil von Panda (von pandere) wenn sie bei Serv. Aen. 8, 63 stringentem ripasj
ausdrückt, ist entweder der Name eines be- radentem, inminuentcm; nam hoc est Tiberini
sonderen Indiges, der mit Panda zusammen fluminis propirium, adeo ut ab antiquis Bumon
genannt wird, oder, was wahrscheinlicher und didus sit, quasi ripas ruminans et ex^ens (vgl.
auch Mommsens Annahme ist, Panda Cela be- co 8, 90 nam, ut supra diximus, Bumon dictus
zeichnet einen Indiges (über die Doppelnamen est), in sacris etiam Serra dicebatur, unde ait
von Indigetes s. Sp. 186), der wohl zu den nunc 'et pinguia culta secantem^ und bei dem
dii agrestes, wie sie die Hauptgruppe der Interpol. Serv. Aen. 8, 95 Tiberim libri augu-
Reihe c (Sp. 146, 10— 12) enthält, gehört (s. rumColubrum. loquuntiir, tamqiiam flexuosum
darüber Abschn. 2 s. v. Panda nr. 2). in den Namen Rumon, Serra und Coluber
Viel ungewisser ist es, ob folgende Gott- selbständige 'Qualitätsbestimmungen' des Flufs-
heiten hierher zu stellen sind. Den Eindruck gottes des Tiber, also selbständige Götter, er-
eines Indiges macht an und für sich die Göttin kennen {Ambrosch a. a. 0. Scheiffele in Paulys
185 Indigitamenta (allgem. Unters.) Indigitamenta (allgem. Unters.) 186
Realencycl. 6,2 S. 1704 s. v. Terentus. BoucJic- diva mater verbunden gewesen seien, gewinnt
Leclercq und 3Iarquardt a,. a.a,. 00. stellen hier- durch die Beobachtung, dafs Varro in dem
zu nach Serv. Am. 8, G3 noch den Namen Fragmente aus dem Catus de liberis educandis
Terentus, ,, doch lautet die betreffende Stelle bei iS^on. S. 532 s.v. Siatilinum {Sp. lB0,b2K)
nach der Überlieferung in aliqua ctiam urhis von dem divus Fabulinus spricht (vgl. die Be-
parte Tarentum dicitur eo quod ripas terat). Zeichnung der Edulia, Potica und Cuba als
Preller {R. M.'^ 2 S. 132) hält jene Namen divae edendi et potandi et cubandi in dem Sp.
für Beinamen des Tiberinus; waren sie dies 142, 19 ff. mitgeteilten Fragmente einer Schrift
jedoch nicht, so sind sie nach dem Sp. 166, 40 ff. Varros und die jedenfalls aus Varro unver-
u. 174, 31 ff. Gesagten als Namen von Indigetes^ 10 ändert herübergenommenen diva Jana bei
welche sich auf das verschiedene Wirken (Ru- Tertull. ad nat. 2, 15, diva Educa bei August.
mon, Serra) des Tiberflusses oder seine Gestalt 4, 11, diva Fructesea bei August. 4, 21, diva
(Coluber) beziehen, _ zu erklären (Rumon be- Potina bei August. 4, 11, diva Rumina bei
deutet aber wohl nicht ripas ruminans et exe- August. 4, 11) und in den Auszügen aus Varros
dens, sondern nach Prell er a. a. 0. wie der 14. Buche der Antiquifates rerum divinarum
Name des Flusses Almo 'der Nährende' [vgl. bei August. 4, 21 von Catius pater und 6, 9
Rumina], s. auch VaniceJc, Etym. Wörterh. von deus pater Subigus und dea mater Prema
der latein. Sprache- S. 342. Gr.-lat. etym. (vgl. die Stata mater) die Rede ist, an Wahr-
Wörierb. 2 S. 1212 und über andere Ablei- scheinlichkeit (vgl. über die Benennung römi-
tungen z. B. Corssen, Krit. Beitr. zur lat. 20 scher Gottheiten als pater und mater Prcller
Formenl. S. 427. Ausspr.^ 1 S. 364. 2 S. 85 B. M.^ 1 S. 55 f. A. Zinzoiv,' Der Vaterbegriff
Anm. S. 169. 1012. Jordan, Topogr. d. Stadt bei den röm. Gottheiten. Progr. Pyritz 1887).
Born 1, 1 S. 197 Anm. 76; Serra ist der das Ob diese divi patres und divi matres zu Götter-
anliegende Land nach Art einer Säge bear- paaren verbunden waren, wie Pouche- Leclercq
beitende). Zweifel anderer Art, als bei den (Sp. 162) annimmt, ist nicht zu entscheiden,
im Vorstehenden genannten Gottheiten, lassen Eine Eigentümlichkeit einiger Indigetes
es fraglich erscheinen, oh Ai)<brosth {Beligions- ist der Doppelname, welchen sie führen: Aius
hicher Heft 2 S. 243 = Abdr. S. 23) und 3Iar- Locutius, Mutunus Tutunus, Panda Cela, Redi-
quurdt {Staatsvenv. 3^ S. 18) den Vaticanus, culus Tutanus oder Tutanus Rediculus, Vica
den deus praeses des ager Vaticanus {Gell. 16, 30 Pota (die Bedeutung der Namen s. in Abschn. 2
17; Sp. 138, 48 ff.), und den Gott Aventinus s. vv.). Eigentlich sind es die Namen zweier
(s. Bd 1 Sp. 739 s. V. Aventinus nr. 1, wo je- zu einer Einheit verschmolzenen Indigetes;
doch sowohl Varro l. l. 5, 43 als auch die entweder sind zwei Namen verbunden, welche
einzige Stelle, in welcher von einem Gotte synonyme oder nahezu synonyme Ausdrücke
Aventinus die Rede ist, fehlt: August. 18, 21 für ein und denselben, dem doppelnamigeu
Aventinus autem [der Albanerkönig] . . . cum Götterweseu zu Grunde liegenden Begriff sind
esset prostraius in bello et sepultus in CO moute, (Aius Locutius, Vica Pota); oder die beiden
quietiam nunc eius nomine nuncupatur, deorum Namen bezeichnen verschiedene, aber innerlich
talium, quales sibi faciebant, numerocstadditus. irgendwie verwandte Begriffe (Rediculus Tu-
alii sane noluerunt cum in proelio scribere occi- 10 tanus oder Tutanus Rediculus); oder endlich
sum, sed non comparaisse dixerunt) mit Recht die verbundenen Namen drücken entgegen-
unter die Indigitamcutengottheiten gestellt gesetzte Begriffe aus (Mutunus Tutunus?, Panda
haben. Beide sind zwar Gottheiten bestimmter Cela; vgh hierzu die ähnliche Vereinigung von
Ortlichkeiten (falls der Aventinus nicht ganz Gegensätzen in der Genita Mana [Bd. 1 Sp.
und gar eine Erdichtung ist), aber doch von 1612]).
Indigetes w-ie lugatinus, Montinus u. s. w. ganz- Die Indigetes gehören nach demSp. 167, 32 ff.,
hch verschieden; überdies scheint das Beispiel 174, 31ff. u, 182, 23ff. Gesagten zu den dii publici
der diva Palatua, der alten Schutzgöttin des populi Romani (vgl. August. 4, 16 ... cum
Palatiums, die sogar ihren eigenen Flamen deos singulos singuUs rebus et paene singulis
und ihr eigenes Opfer hatte (s. Härtung, Bei. 50 motibus attribuerent . . . Ms Omnibus diis et
d. Böm. 2 S. 150. Preller, B. M.^ 1 S. 414. deabus publica Sacra facere suscepermit). Eine
\ Mar quardt, Staatsvenv. B^ ^.\^0. B21 Knm..<o\ ganze Anzahl der uns bekannten Indigetes
I zu beweisen, dafs die Vorstellung derartiger hatte ihre eigenen sacella oder arae und
Ortsgottheiten der altrömischen Religion über- mithin auch wohl gewisse sacra: Aius Locu-
haupt angehört. Es mag also unentschieden tius, Mntunus Tutunus, Nenia, Orbona, Post-
bleiben, ob Vaticanus und Aventinus als In- verta (ara), Prorsa (ara), Rediculus Tutanus
digetes zu betrachten sind. - oder Tutanus Rediculus, Rumina, Stercutus
Bezüglich der inneren Einrichtung der In- (ara), Strenia, Tutilina (Tutilinae loca auf dem
digitamenta ist Sp. 169 vermutet worden, dafs Aventinus, Varro 1. 1 5, 163), Vica Pota, Viduus,
die Indigetes darin nach sachlichen Gesichts- 60 Viriplaca, Volupia (s. Abschn 2 s. vv.)'; natür-
punkten angeordnet waren. Die auf die Stelle lieh wird man nicht annehmen, dafs dies die
August. 7, 3 unde dielt etiam ipse Varro, quod einzigen Indigetes waren, welche Heiligtümer
diis quibusdam patribus et deabus matribus besafsen. Von einigen Indigetes ist es sogar
sicut luminibus ignobilitas accidisset gegrün- überliefert, dafs sie bildlich dargestellt wurden:
dete ansprechende Vermutung P>e?7ers(Sp. 159; Messia, Mutunus Tutunus, Pollentia, Segesta,
vgL B. ill.3 2 S. 207) imd Pouche- Leder cqs (Segetia?), Seia, Stata mater, Tutilina (siehe
(Sp. 1G2), dafs die Götternamen in den Indi- Abschn. 2 s. vv.; man kann Ambrosch nicht
gitamenta mit den Zusätzen divus pater und beistimmen, wenn er Beligionsbücher Heft 2
187 Indigitameuta (allgem. Unters.) Indigitamenta (Abeona — Adolenda) 188
S. 245 = Abdr. S. 25 meint, dafs nur solche and Bildung der Namen beschränken sich in
Indigetes, welche mit einigermafsen analogen den meisten Fällen auf Grafsmann, Die ita-
Gottheiteu der Griechen sich vergleichen lischen Göiternamen. Erbte Abhandlung, in
liefsen, in Bildern dargestellt wurden; dies Zeitschrift für vergl. Sprach forsch. 16, 18G7
pafst unter den vorstehenden Gottheiten nur S. 101 ft'. und die einschlägigen Werke von
auf Mutunus Tutunus, insofern derselbe dem Corssen und Vaniceh (wo weitere Litteratur-
Priapus entspricht, während eine Messia u. s. w. angaben); nur bei einigen Indigetes erschien
ohne jede nähere Analogie in der griechischen es nützlich, mehr Litteratur anzuführen.
Religion sind; aus Lactunt. inst. div. 1, 20, Abeona die Göttin, welche die Kinder bei
36 f. colitur . . . et Cunina, quae infantcs tuetiir lo ihren ersten Gängen aus dem Hause (abire) be-
in cunis ac fascinum submovet, et Stercutus, achiit7,t, Tertull. ad nat. 2, 11. August. 4:,21. 7, S.
qui stercorandi agri rationem prinms induxit, Sp. 143/144 Z. 34. 35. Falsche Auffassung der
tt Tutinus, in cuins sinu jmdendo nttbentes Göttin bei Härtung, Bei. d. Eöm. 2 S. 71 und
praesident . . . et mille alia portenta, ut iam in Faulys liealencycl. 1, 1 S. 12 s. v. Abeona;
vaniorcs qui haec colenda susceperint quam auch P/e/Ztrs Erklärung (i2. Jf.^ 2 S. 212), dafs
Aegyptios esse dicamus, qui monstruosa et ridi- Abeona und Adeona (s. d.) die Beschützerinnen
cula quaedam sivmlacra venerantur. et haec der Kinder bei den ersten Laufversuchen 'mit'
tarnen habent aliquant imaginem ist nicht mit dem bekannten Ab- und Zulauf zwischen zwei
Ambrosch a. a 0. Anm. 132 zu entnehmen, Paaren schützender Arme' sind (so auch
dafs auch Cunina ihr Bild hatte, denn der 20 Georges, Latein.- deutsches Handwörterb. s. v.
Satz et haec . .'. imaginem bezieht sich, wie Abeona. 3Iarquardt, Staatsverw. 3- S. 13f.
der ganze Zusammenhang zeigt, auf das in Bouche-Leclercq, Les Pontifes S. 33 und Koscher
§ 37 tf. angeführte Beispiel des unter dem Bd. 1 Sp. 3 s. v. Abeona und Sp. 67 s. v.
Bilde eines Steines verehrten Gottes Terminus). Adeona), ist in den Angaben der Kirchenväter
Einzelne Indigetes erscheinen mit sagen- nicht begründet (vgl. die bei Iterduca mit-
avtigen Zügen ausgestattet: Aescolanus, Ar- geteilte Stelle J.m(jiws^. 7, 3). Zum Namen vgl.
gentiuus, Cardea, Mena, Panda vel Pantica, Grafsmann S. 111 nr. 12.
Picumnus, Pilumnus, Porrima, Postverta, Prae- Adeona die Göttin, welche die Rückkehr
stana, Stercutus, Venilia. Bei dem Ursprünge (adire) der Kinder bei ihren ersten Gängen aus
und Wesen der Indigetes (Sp. 174, 31 if.) wird man ao dem Hause beschützt, August. ^,21. 7,3; bei
von vornherein keine echte Sagenbildung er- Ttrtullian. ad nat. 2,11 statucndi infantis Sta-
warten; das wenige Vorhandene ist als Er- [tina. adeundi Adevna, ab abeunjdo Abeona ed
Zeugnis gelehrter Erdichtung, zum Teil ätio- von (JhJer (nach Gothofredus' Voi'gang) mit
logischer Richtung, leicht zu erkennen (vgl. Sicherheit ergänzt. Sp. 143/144 Z. 34.35. Falsche
das Nähere in Abschn. 2 s. vv.). Auffassung der Göttin bei Härtung, Rcl. d.
Schliefslich sei eine Angabe des Serv. Aen. Rom. 2 S. 71 und in Paulys liealencycl. 1, 1
7, 678 erwähnt, welche von praenestinischen S. 12 s. v. Abeona; über Prellers u. s. w. Er-
Indigetes berichtet: ibi (d. i. in Praeneste) erant klärung s. Abeona. Zum Namen vgl. Graßmann
pontifices et dii Indigetes, sicut etiam Eomae. S. 111 nr. 12.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist aber hier 40 Adolenda. Nach den Arvalakten (Henzen,
der Name Indigetes nicht in der Bedeutung, Acta fratr. arval. S GLXXXVI f. = C.I. L. 6, 1
welche die vorliegende Untersuchung festge- S. 560) bringt am 8. Februar des Jahres 183
stellt hat, sondern in einer der den Alten ge- n. Chr. der Magister der Arvalen apcris in-
läufigen, Sp. 132 ff. mitgeteilten Erklärungs- chuandi causa, quod in fastigio aedis Deae Diae
weisen gebraucht,- so dafs die Stelle einen ficus innata esset, erucndam et aedem reßciendam
Schlufs auf das Vorhandensein wirklicher In- im Haine der Dea Dia ein Opfer von suove-
digetes in Praeneste nicht gestattet. Der taurilia maiora und opfert beim Tempel der
gleiche Verdacht trifft die Inschrift C. I. L. Göttin folgenden Gottheiten: Dea Dia, lanus
10, 5779 aus Caereatae Marianae (Casamare): pater, luppiter, Mars, Inno Deae Diae, sive
C. Calvisio L. Passieno cos (750/4) M. Menius 50 deus sive dea, Virgines divae, Famuli divi,
M. f. Rufus [s]ac(erdos?) VI I. Vibidius L. Lares, Mater Larum, sive deus sive dea in
f. sac(erdos?) II lovi aer[i]s et dis Indigeti- cuius tutela hie lucus locusve est, Föns, Flora,
bu[s] cum aediclfa] et base [et acjdi et por- Vesta, Vesta mater; dann heifst es itefmj
ticu d s [.] {Mommscn z. d. luschr.: 'non con- Adolendae Gonmolandae Deferundae
stat, utrum vere intellegatur lupiter aeris an oves II. Am 13. Mai opfert der Magister operis
aliud quoddam cognomen subsit'). perfecti causa, quod arboris eruendae et aedis
2) Alphabetisches Verzeichnis der In- refectae, im Haine wieder suovetaurilia maiora
digetes. Die Namen der Sp. 177 f. mit Sicher- und beim Tempel denselben Gottheiten, wie
heit den Indigetes zugezählten Götter sind mit vorher angegeben, item Adolendae Com-
* versehen; mit ? sind diejenigen Gottheiten m molendae Deferundae oves II. Nach einem
bezeichnet, welche Sp. 183 mit Wahrscheinlich- Fragmente der Akten vom Jahre 218 {Henzen
keit als Indigetes erklärt werden; bei den mit S. CCII = C. I. L. 6, 1 S. 568) wurde, wie das
?? bezeichneten, Sp. 183 if. besprochenen Göttern Fragment erkennen läfst, in diesem Jahre eine
ist es ungewifs, ob sie als Indigetes zu be- gleiche Feier, vermutlich aus derselben oder
trachten sind. Bei den einzelnen Göttern ist einer ähnlichen Veranlassung, veranstaltet; die
auf die für sie in Betracht kommenden Stellen Namen der Adolenda, Commoleuda und Defe-
der allgemeinen Untersuchungen verwiesen. runda sind nicht erhalten, die Göttinnen waren
Die Litteraturnachweise für die Etymologie aber wahrscheinlich genannt (s. die Ergänzungen
189 Indigitamenta (Adolenda) Tndigitamenta (Aescolanus — Agonius) 190
bei Henzcn und im C. I. L. S. 569). Im Jabre 224 vernichtende genannt werden ' (! ? S. 48) hat
opfern cach den Akten {Henzen S. CCXIIl fF. den Unterzeichneten in keiner Weise überzeugt.
= C. J. I/. 6, 1 S. 574) die Arvalen im Haine Der Name Adolenda ist, wie die anderen
qtiod vi tempestat(is) ictu fuhnin(is) arhor(es) auf dieselbe "Weise gebildeten Indigetennameu
sacr(i)l(tici)D{'eae)D(iae)aUact('ae)arduer(int), (aufser den im Vorstehenden genannten Göt-
ear(um)q(ue) arbor(um) eruendar(um) , ferr(o) tinnen noch Afferenda), mit dem gerundivischen
[f]endendar(um) adolendar(um) commolendu- Doppelsuffix -un-da, -en-da, urspr. -an-da ge-
r(itni), itan aUar(um) resUtuendar(um) causa bildet (vgl. über diese Bildungen Corssen, Krit.
operisqiue) inclhjoandi arafsj tetnporalfes) sa- Beitr. zur lat. Formenlehre S. 125 f. Krit. Nach-
cr(as) D(eae) B(iae) reficiend(i) ein Sühn- lo träge z. lat. Fonneiil. S. 139. 150. Ausspr. 2^
Opfer von suovetaurilia maiora, ferner vor S. 181. Beiträge zur ital. Sprachkunde S. 595 f.
dem Tempel der Dea Dia der Göttin selbst A. Döhring, Die Etymologie der sogenannten
und an den arae temporales den Gottheiten 6-'e}'Mn(?u/or>Hen. Progr.d. Friedrichs-Kollegiums
lauus pater, luppiter, Mars pater ültor, in Königsb. i. Pr. 1888, besonders S. 5), und
sive deus sive dea, luno Deae Diae, Vir- zwar von adolere verbrennen (vgl. über ado-
gines divae, Famuli divi, Lares, Mater La- lere die in den Lexika aus der Litteratur an-
rum, Föns, Flora, Summanus pater, Vesta geführten Stellen und Non. S. 58 s. v. adoltre,
mater, Vesta deorum dearumque; dann heifst S. 247 s. v. adolere. Serv. Aen. 1, 704. buc. 8, 65
es item Adolend(ae) Coinq(uendae) ov(es) = Lactant. Flacid. Stat. Theb. 1, 514; Henzen
'II. Am 10. Dezember opfern sie quod ab ictu 20 S. 142. VaniceJc, Etijm. Wörterb. d. lat. Spr.'^
fulminis arbores luci sacri Dfeaej D(iae) attactae S. 28. Griech.-Jat. etym. Wörterb. 1 S. 53; die
arduerint, earumq(ue) arborum adolefactarum von Corssen, Krit. Beitr. S. 125 f., S. Bugge in
et coinqiiendarum , et [quod] in eo luco sacro N. Jhrb. f. Ph. 105, 1872 S. 107 und Vanicek,
aliae sint repositae et arae temporal(es) refectue, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 21 und Griech.-
fcrri effcr(cndi), [hjuius oper(is) perfecti causa lat. etym. Wörterb. 1 S. 44 nach Corssen auf-
lustrum missiim suovetaurilibfus) maioribus et gestellte Deutung der Adolenda als Göttin des
cetera qfuae) s(upra). Die Bedeutung der bei Wachstums der Bäume [also von adolere =
diesen aufserge wohnlichen Opfern angerufenen adolescere] ist nach den klaren Angaben der
Göttinnen Adolenda, Commolenda, Deferunda Akten sicher falsch).
und Coinquenda ergiebt sich aus den Akten 30 Aescolanus (so Dombart mit den besseren
mit voller Sicherheit von selbst. Bei dem Opfer Handschriften, Aesculanus die Vulgata) der
des Jahres 183 war der auf dem Tempel ge- Gott des Kupfergeldes (aes), August. ^,2\. 28.
wachsene Feigenbaum herabzunehmen (deferre), Sp. 145, 39 ff. ; vgl. Sp. 1 76, 26 ff. An beiden Stellen
zu zerstücken (commolere) und zu verbrennen wird er von Augustinus Vater des Argentinus
(adolere); bei dem Opfer des Jahres 224 waren (s. d.) genannt (4,21 mit der Bemerkung nam
die vom Blitz getroffenen Bäume zu verputzen ideo patrem Argentitd Aescolanum posuerunt,
(coinqnere) oder ebenfalls zu verbrennen: diesen quia prius aerea peeunia in usii esse coepit,
Handlungen standen also die Göttinnen Defe- jwsi m'.^ew/ea); vgl. hierzu Sp. 187,25 ff. IrrigeAn-
runda, Commolenda, Adolenda, Coinquenda vor; sichten über Aescolanus bei Klausen, Aeneas
vgl. Freller, R. M.^ 2 S. 228. Henzen S. 147 f. 40 u. die Penaten 2 S. 1001. Alte Abhandlung
H. Oldenberg, Desacris Fratrum arcalium quae- über den Gott: J. G. Bidermann, De Aesculano
stiones. Diss. Berol. 1875 S. 45 f. H. Jordan, fodinarum metallicarum deo, in dessen Otia
Krit. Beiträge zur Gesch. d. lat. Sprache. Berl. litteraria varii argumenti. Pars 1. Lips. 1751
1879 S. 279 ff", (über Coinquenda, Commolenda, S. 258 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann S. 111
Deferunda s. weiterhin s.w.). Marini (Gli atti nr. 11. /
e monumenti de' fratelli Arvali. Roma 1795 Afferenda die Göttin, welche dem Zu-
S. 381 f.) erkannte zuerst in Adolenda u. s. w. bringen der Mitgift vorsteht (Afferenda est ab
Gottheiten und hielt sie für Götter der Indi- afferendis dotibus), TertuU. ad nat. 2, 11. Sp. 143
gitamenta; dagegen vgl. das Sp. 181 f. Gesagte. Z. 57. Ganz ungerechtfertigte Verdächtigung
Henzens Ansicht (S. 147) 'binarius victimarum 50 der Namensform bei Weisiveiler in der bei
numerus ostendit de uno numine agi' ist nicht Adolenda angeführten Abhandlung S. 38 f. Zum
haltbar; Adolenda, Coinquenda, Commolenda, Namen s. Adolenda (vgl. aufser der dort an-
Deferunda sind vier selbständige Gottheiten geführten Litteratur Vanicek, Etym. JVörterb.
(s. Sp. 174, 31 ff.); als untergeordnete Götterwesen d. lat. Spr.'^ S. ISO. Griech.-lat. etym. Wörterb.
erhalten sie wie die in einer Vielheit gedachten 2 S. 601).
Famuli divi (s. Bd. 1 Sp. 1444, 38 ff.) und Vir- Agenoria. August. 4, 11 unter den Gott-
gines divae in ihrer Gesamtheit nur zwei Opfer- heiten des Kindesalters: . . . nuncupetur . . . de
tiere (vgl. auch 0/de«&er(/ a. a. 0.). Der Versuch nctu Agenoria; 4,16. Thesaar. nov. latinitaiis
J. Weisweilers {Zur Erklärung der Arralacten, bei Mai, Glass. Auct. 8 S. 50: Agenoria dea
in N. Jahrb. f. Ph. 139, 1889 S. 37 ff.) darzu- co agendi (darauf folgt die unbrauchbare Glosse
thun, dafs die Ausdrücke adolendae u. s. w. Agonalia festa Agenoriae). Sp. 143 Z. 46. In
der Arvalakten das sind, 'was sie sein müssen, Paulys Bealencycl. 1, 1 S. 541 s. v. Agenoria
die passiven Futurparticipia der Verba, welche und bei Georges, Lat.- deutsch. Handwörterb.
die an den zu entfernenden Bäumen vorzu- s. v. Agcrona ist eine nirgends überlieferte
nehmenden Handlungen bezeichnen. Sie ent- Namensform Agerona aufgeführt. Zum Namen
halten die erforderliche und . . . auch in ihrer (ag-ere) vgl. Sp. 167,1 ff'. (?;-a/»j«awnS. 110 nr. 2d.
Fassung correcte Bezeichnung dieser Baumgott- * Agonius. Paul. S. 10 Agonium . . . puta-
heiten, die dadurch als zu beseitigende und zu bant deum dici praesidtntem rebus agendis. Vgl.
191 Indigitamenta (Aius Locutius)
Sp. 177, 52 ff. Zum Namen (ag-ere) vgl. Grafs-
mann S. 110 nr. 2 c.
Aius Locutius. Varro in libris divinarum
bei Gell. 16, 17, 2 (Sp. 138, 49 ff.), Cicero {de
äii\ 1, 45, 101. 2, 32, fi9), Livius (5, 32, 6 f. 50, 6.
52, 11) und Phitarclim {GamiU. 14. 30; de fort.
Born. 5) erzählen, dafs i, J. 863/391 M. Caedicius,
ein Plebejer, den Tribunen meldete, er habe
auf der Via nova in der Nähe des Vestatempels
{a luco Vestae, qui a Palatii radice in novam lo
viam devexus est, Cic. ; supra aedem Ves-tae, Liv.)
nächtlicher Weile eine Stimme, stärker als die
eines Menschen, gehört, welche befohlen habe,
den Obrigkeiten zu melden, dafs die Gallier
anrückten (nach Cicero befahl die Stimme 'ut
muri (t portae reficerentur ; futurum esse, nisi
provisum esset, ut Roma caperctur'', nach Plu-
tarclius 'ciys, Mccqvs KsSiiiib , liys iTQoq xovg
ctQxovTag tco&sv eld'cov oliyov xqovov Falätag
Trpofföf^fC'ö'at'); man achtete indes nicht auf 20
diese Warnung. Nach der Niederlage der Römer
durch die Gallier jedoch wurde i. J. 364/390
die Sache im Senat zur Sprache gebracht und
(jedenfalls auf Geheifs der Pontifices; ''iMSSMm-
rjue^ Liv.) zur Snhnung des begangenen Frevels
von Camillus bei der Via nova an der Stelle,
wo die Stimme gehört worden war (infima
nova via, Varro), dem Aius Locutius ein Altar
{Varro, Cic.) oder ein kleines Heiligtum {tem-
plum Liv., vfcog Flut., beide offenbar in un- so
genauer Ausdrucksweise) errichtet (über die
Lage vgl. ÄmbroscJi, Studien S. 124. Becker,
Topogr. S. 244 f. 0. Gilbert, Geschichte und
Topogr. d. Stadt Rom. 2 S. 115 Anm.; 3 S. 422 f.
Anm. 1. 0. Richter in Baumeisters Denkmal, d.
Mass. Altert. 3 S. 1485 ^ in Müllers Handb. d.
klass. Altertums- Wiss. 3 S. 828 f.). Cicero nennt
den Gott Aius Loquens; dafs aber Aius Locu-
tius der richtige Name ist, geht aufser den
oben angeführten Stellen des Livius 5, 50, 6. 40
52, 11 aus Arnob. 1, 28 hervor, der den Gott
ebenfalls Aius Locutius nennt; Varro spricht
ungenau nur von Aius. Plutarchus übersetzt
den Namen mit ^rnir] v.cci KXrjöcov. In der
Gegend, wo man sich die infima nova via zu
denken hat, ist ('in vinea quondam Nussiner')
ein Altar von altertümlicher Form mit der In-
schrift sei. dco. sei. deivae. sac. \ C. Sextius. C.
f. Calvinus. pr | de. senati. sententia. \ restituit
{C.I. L. 1,632 = 6, 110; abgebildet bei Reber, .50
Die Ruinen Roms und der Campagna. Leipz.
1863 Taf. bei S. 372, dazu S. 375), die nach
Mommsen (z. d. Inschr.) wahrscheinlich in die
Zeit Sullas zu setzen ist, gefunden worden.
Diesen Altar halten Nibby, Wlommsen und
Henztn (z. d. Inschr.) für eine Erneuerung des-
jenigen Altars, der nach den angeführten Stelleu
dem Aius Locutius errichtet wurde; Mominsen
meint, dafs der Name des Aius Locutius auf
jenem alten Altar gar nicht gestanden habe, go
sondern eben die Formel sei deo sei deivae.
Dem gegenüber mufs man die Frage aufwerfen,
woher denn in die Berichte der Schriftsteller
der Name Aius Locutius hätte kommen können.
Wenn nicht von den Pontifices jene nächtliche
Stimme diesem fest bestimmten Gotte, der
dann natürlich auch nur unter seinem Namen
e;nen Altar erhalten konnte, zugeschrieben
Indigitamenta (Alemona — Antevorta) 192
worden wäre. Vgl. auch Jordan in Prellers
R. M.^ 1 S. 62 Anm. 1 u. Richter a. aa. 00. S. zu
Aius Locutius Sp. 175 f., 182, 48 ff. und 186, 2Gtf.
Zum Namen a) Aius vgl. Grafsmann S. lOu
nr. 2. Corsscn, Ausspr. 1" S. 306. Vanicek, Etym.
Würterb. d. lat. Spr.^ S. 9. Griech.-lat. etym.
Wörterb. 1 S. 20; b) Locutius: Grafsmann a.
a. 0. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Sj)r.^ S. 25.
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 775. Cuitius,
Grundz. d. griceh. Etym.^ § 85 S. 160.
Alemona die Göttin, welche das Kind im
Mutterleibe ernährt, Tertull. de anima 37. Sp.
144 Z. 9. Zum Namen (uraltes Participiuni
mit ursprünglichem langen 0 von alere) vgl.
Grafsmann S. 112 f. nr. 15. Corssen, Ausspr. 2^
S. 171. Vanicek, Etym. Wörterb. d. Vit. Spr.^
S. 21. Griech.-lat. etym. Wörterb. 1 S. 43; be-
sonders aber H. Usener, Grammat. Bemerkungen.
III. Zur Geschichte des latein. Participiums,
in N.Jhrb. f Ph. 117, 1878 S. 51 fl'. (daselbst
S. 53 Übersicht der Bildungsstufen: l*alüm5-
nus, synk. alumnus. 2a*alem6nus, Alemona.
2 b *alimunus, alimonium, alimonia. 3 *alimenus
alimen-tum; die Formen Alimona, welche z. B.
Georges, Lat.- deutsch. Handicörtcib. s. v. Ale-
mona. Pouche- Leclercq, Les Pontifes S. 31, und
Alimonia, welche Marquardt, Staatsveric. 3"
S. 11 aufführt, sind bei Tertidlianus nicht über-
liefert, also ganz ohne Gewähr) und zu diesen
partizipialen Bildungen überhaupt z. B. Corssen,
Ausspr. 2° S. 170 ff. 0. Bechstein, De nominibus
latinis suffixorum ent- et mino- ope formatis in
Curtius' Studien z. griech. und lat. Gramm. 8
(1875) S. 378 ff., besonders S. 387 ff. (Alemona:
S. 388). K. Brugman in Ostho/f- Brugmans
Morphol. Unters, auf d. Gebiete der indogerm.
Sprachen 2 (1879) S. 184 f.
A 1 1 0 r. August. 7,23 (Sp. 181, 2 1 ff.) cur . . ponti-
fices, ut ipse (sc. Varro) indicat, additis quoque
aliis duobus quattuor diis faciunt rem divinnm,
Telluri Tellumoni Altori Rusori? . . . Altori
quare? quod ex terra, inquit, altinlur omnia
quae nata sunt. Rusori quare? quod rursus,in-
c[uit, cuncta eodem revolvuntur. Vgl.Sp. 182, 3 ff.
Ganz falsch Paulys Realencycl. 1, 1 S. 811 s. v.
AUor: ''Beiname des Pluto.' Die Etymologie
Varros (von alere) ist sicher richtig; vgl.
Grafsmann S. 113 f. nr. 21- Vanicek, Etym.
Wörterb. d. lat. Spr.' S. 21. Griech.-lat. etym.
Wörterb. 1 S. 43.
* Antevorta. Macrob. Sat. 1, 7, 20 p)OSt ad
lanum solum regnum redactum est, qui creditur
geminam fadem praetulisse, ut quae ante quae-
que post tcrgum essent intueretur: quod procul
dubio ad prudentiam regis sollcrtiamque refe-
rcndum est, qui et praeter ita nosset et futura
prospiccret , sicut Antevorta et Postvorta, dici-
nitatis scilicet aptissimae comites, apud Roma-
nos colunfur. Danach wäre Antevorta eine Art
Schicksalsgöttin, welche in die Zukunft schaut
(vgl. Marquardt, Staatsveriv. 3^ S. 12 Anm. 2
und weiterhin Porrima). Aber ihre Zusammen-
stellung mit Postvorta (s. d.) zeigt, dafs sie
jedenfalls wie diese ein Indiges, und zwar
einer nach vorwärts gewandten Lage des Kindes
bei der Geburt, ist (vielleicht meint dies auch
Jordan in der unklaren Bemerkung in Prellers
R. Jf.-' 1 S. 406 Anm. 3). VgL Sp. 177, 33 ff. Zum
193 Indigitamenta (Arculus — Cardea) Indigitamenta (Cardea) 194
Namen (von altem ante-vortere) vgl. Grafsmann ergänzt et Carfdeam a cardijnibus; de cor. 13
y. 108 f. nr. 1. Vanicel-, Etym. Wörterh. d. ist nach Öhlers Angabe im cod. Agobardinus
lat. Spr.^ S. 274. GriechAat. etym. Wörterh. 2 überliefert Forculum et Carnam a foribus et
S. 926. cardinibus, und scorp. 10 bietet der cod. Agobard.
*Arcnlus der Gott der Truhen und Kasten nach Bei ffer scheid: Samum quendam et For-
(sivcue), Paul. S. 16s. Y. Arculus. Ygl.Sp. 178, 12S. culum u.s.w,; au beiden Stellen ist unbedenk-
Falsche Auffassung des Gottes bei Härtung, lieh Cardeam zu schreiben, wie schon Famelius
Hei. d. Hüm. 1 S. 59 Anm. ***) Zum Namen für scorp>. 10 vorgeschlagen hat. Sp. 146, 15 ff.
vgl. Grafsmann S. 114 nr. 22. VaniceJc, Etym. Die Stelle des Cyprian. quod idola dii non
^]'vrtcrb. d. lat. S2Jr.^ S. 25. Griecli.-lat. etym. lo sint 4: est . . . et Cardea a cardinibus u. s. w.
Würterb. 1 S. 56. ist eine alte, aus Tertull. ad nat. 2, 15 (s. Sp.
Argentinus der Gott des Silbergeldes, 146, 16 ff.) genommene Interpolation der cypria-
August. 4, 21. 28. Sp. 145, 39 ff. An beiden nischen Schrift, s. Ascensus. Bei Ovidius
Stellen wird er von Augustinus Sohn des Aes- {f. 6, 101 ff.) findet sich eine Erzählung von
colanus(s.d.) genannt, vgl. dazu Sp. 187, 25 ff. und der Liebe des lanus zu Carna, der spröden
zu Argentinus überhaupt Sp.l75,52ff.u. Co rssen, Nymphe, die sich allen Bewerbern durch einen
Beiträge zur ital. Sprachkunde S. 88 ff. Zum Kunstgriff zu entziehen weifs, indem sie die-
Namen vgl. Grafsmann S. 111 nr. 13. Corssen selben auffordert, ihr in eine Grotte voranzu-
a. a. 0. Vanicelc, Etym. Wörterh. d. lat. Spr.- gehen, imd dann hinter ihrem Rücken im Ge-
S. 27. Griech.-lat. etym. Wörttrb. 1 S. 58. 20 büsch verschwindet (v. 113 ff.), bis ihr derselbe
Ascensus der Gott der allmählichen Er- bei dem doppelgesichtigen lanus mifslingt und
hebungen des Terrains, der Bergabhänge (as- sie diesem sich hingeben mufs (v. 119 ff.), wo-
census), Tertull. ad nat. 2, 15 mit Öhlers Er- für er sie mit der Herrschaft über die Thür-
gänzung: taceo Ascensmn [a scansionej. Sp. angeln betraut (v. 127 f., siehe die genauere
146, 15 ff. 37 ff. Die Stelle des Cyprian. quod Inhaltsangabe in Bd. 1 Sp. 854 f. s. v. Carna).
idola dii non sint 4: est et Scansus ab ascen- Dafs die ganze Geschichte kein 'naiv drolliges
sibus dictus et Forculus a foribus et a limini- Volksmährchen' {Preller, B. M.^ 1 S. 183), son-
bus Limentinus et Cardea a cardinibus u. s. w. dern, wie die in ihren Elementen herrschende
ist eine alte, aus Tertull. ad nat. 2, 15 (s. Sp. Verwirrung zeigt, eine Erfindung Owz'iis ist (vgl.
146, 16 ff.) genommene Interpolation der cypria- so Sp. 187, 25 ff.), hat G. Wissowa (in Philologische
nischen Schrift, vgl. v. Hartel in seiner Aus- Abhandlungen. Martin Hertz zum 70. Geburts-
gabe des Ciijjria)ius Praef. S. XV ff. XVIU und tage von ehemaligen Schülern dargebracht. Berl.
adnot. crit.'zu der Stelle (S. 21). 1888 S. 164f.; vgl. dens. in Bd. 1 Sp. 854f.
??Aventinus. S. Sp. 185, 25ff. s. v. Carna) dargethan. Gemeint kann, wie
Bubona die Göttin der Rinder, August. Wissoiva ausführt, als Geliebte des lanus nur
4, 24. 34. Sp. 146, 12 ff. Preller {B. M.^ 2 S 227) Cardea sein, damit die Gottheiten der Thüren
meint, dafs Bubona durch eigene Spiele, die und der Thürangeln als Liebespaar verbunden
ludi Bubetii {Plin. n. h. 18, 12), gefeiert wurde; werden; mit dieser Cardea hat aber, wie schon
doch hat dieses alte Fest mit dem Indiges Härtung {Bei. d. Böm. 2 S. 228), Merkel (Proleg.
Bubona offenbar nichts zu thun. Zum Namen 40 zu Ovids Fast. S. CXCV) und H. Peter (in seiner
vgl. Corssen, Krit. Nachträge z. lat. Formenl. Ausgabe der Fasti 1'^ S. 244 zu v. 101 ff. und
5. 180 f. Ausspr. 1^ S.116. 126. 2^ S. 135. Grafs- 2^ S. 77 f. zu v. 101 ff.) richtig erkannt haben,
mann S. 111 nr, 12. Vanicck, Etym. Wörterh. Ovidius die ganz und gar verschiedene Carna
d. lat. Spr.^ S. 86. Griech.-lat. etym. Wörterh. 1 vermengt (v. 101 prima dies tibi, Carna, datur;
S. 229 f. dea cardinis haec est; darin folgen ihm z. B.
Caeculus der Gott, der den Menschen des Haakh in Paulys Bealeneycl. 2 S. 148 s. v.
Augenlichts beraubt, Tertull. ad nat. 2, 15. Sp. Cardea. Preller, B. M.^ 1 S. 183. 2 S. 237 ff.
145 Z. 73. Tertullianus nennt den Caeculus in Vanicek, Griech-lat. etym. Wörterh. 2 S. 1098.
einer Gruppe von Todesgöttern (Viduus [s. d.], Curtius, Grundz. d. griech. Etym.^ § 39 S. 143)
Caeculus, Orbana [s. d.], ipsius mortis dfeaj); 50 und zum Überflufs noch einen dritten Namen
daher wird als Funktion desselben nicht sowohl Crane (von KQdvsia) eingeführt, den Merkel
das Erblinden, als vielmehr das Erlöschen des (Proleg. a. a. 0.) mit Recht für seine Erfindung
Augenlichts am Lebensende zu betrachten sein. erklärt. Wenn nun Ovidius nur das Märchen
Mit Caeculus, dem Gründer von Praeneste von lanus und Cardea fälschlich am Feste der
(Bd. 1 Sp. 843 f.), hat dieser Gott natürlich Carna erzählte, so könnte man, wie Wissoiva
nichts als den Namen gemein. Zum Namen hervorhebt, das für ein leichtes Versehen seiner-
vgrl. Graßmann S. 114 nr. 22. Vanicek, Etym. seits halten und immerhin glauben, dafs die
Wörterh. d. lat. Sjir.^ S. 65. Griech.-lat. etym. Erzählung selbst auf älterer Überlieferung be-
Wörterb. 2 S. 1056. ruhe. Aber diese Annahme wird unmöglich
Candelifera. Tertull. ad nat. 2, 11 Cande- eo gemacht durch die Thatsache, dafs in der Er-
lifera, quoniam ad candelae lumina pariehant Zählung selbst fortwährend Züge, die der Carna
(vgl. hierzu Preller, B. 31.^ 2 S. 208. Bd. 1 zukommen (z. B. v. 131 ff. die Angabe, dafs
Sp. 850 s. V. Candelifera). Sp. 143 Z. 13. Die die Göttin die striges, welche den Kindern das
Namenbildung ist klar (caudela, ferre). Blut aussaugen, abwehre; vgl. Marquardt,
Cardea die Göttin der Thürangeln (cardo), Staatsveriv. 3'' S. 13 Anm. 9 und mehr bei
Tertull. de idol. 15. August. 4, 8. 6, 7. An diesen H. Peter a. a. 0. 2'^ S. 77 f.), mit solchen, welche
Stellen ist Cardea überliefert; demgemäfs hat nur auf Cardea passen (wenn Ovidius die Göilin
bei Tertull. ad nat. 2, 15 Gothofredu's richtig Carna zu Abwehrung der striges Beschwörungen
KoscuER, Lexikon der gr. u. röm. Mytliol. II. 7
195 Indigitamenta (Catius — Commolenda) Indigitamenta (Conditor — Decima) 196
an den postes, den limina und den aditus vor- ratur bei Adolenda. Die Arvalakten bieten
nehmen Jäfst [v. 155 ff.], so hat er dabei, wie einmal die Form Conmolanda und einmal
Peter [S. 78] mit Recht annimmt, ohne Zweifel Commolenda. Der Name ist von commolere
an Cardea gedacht), vermengt werden; es mul's {Vam'cek, Etym. Wörterb. d. Tat. Sprr S. 213.
sich also bereits der Erfinder der Erzählung Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 709 f.) gebildet
über die Verschiedenheit der beiden Gottheiten wie Adolenda von adolere, s. Adolenda.
nicht mehr klar gewesen sein, was bei Ovidius Conditor der Gott des Einspeicherns (con-
ebenso natürlich, wie in einer Volkssage un- dere) des eingefahrenen Getreides, welchen
möglich ist. Zum Namen vgl. Grafsmann nach dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente
S. 110 nr. 3 (sowohl die S. 109 nr. 1 angeführte, lo des Fabius Pictor bei dem Interpol. Serv. georg.
auch bei Georges, Lat.- deutsch. Handwürterb. 1, 21 der Flamen bei der Darbringung des
s. V. Cardea sich findende Form Carda als auch sacrum cereale anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum
die Form Cardinea S. 110 nr. 3 existiert nicht). Namen vgl. Grafsmann S. 113 f. nr. 21. VaniceJc,
Curtius, Grunds, d. griech. Etym.^ a. a. 0. Etym. WCrterb. d. lat. S^yr.'^ S. 128. Griech.-
Catius pater qui catos id est acutos face- lat. etym. Wörterb. 1 S. 381.
ret, August. 4, 21. Sp. 147, 20 ff.; zur Bezeich- Convector der Gott des Zusammenfahrens
nung loater s. Sp. 185, 61 ff. Zum Namen vgl. oder Einfahrens (convehere) des abgemähten
Grafsmann S. 109 nr. 2. Vanicek, Etym. Getreides, welchen nach dem Sp. 181, 7ff. mit-
Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 66. Griech.-lat. etym. geteilten Fragmeute des Fabius Pictor bei dem
Wörterb. 1 S. 98. 20 Interpol. Serv. georg. 1, 21 der Flamen bei der
? Cela s. Panda nr. 2. Darbringung des sacrum cereale anruft. Vgl.
Cinxia ist bei Arnob. 3, 25 Name eines Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann
Indiges: siiperest ... cingulorum Cinxia repli- S. 113 f. nr. 21.
cationi. Sp. 147, 35 ff. Vgl. Sp. 172 ff., wo aus- Cuba die diva cubandi der Kinder, ubi pri-
geführt wird , dafs der Indiges Cinxia von mum . . . a cunis transierunt, Varro bei Donat.
Inno Cinxia verschieden ist. S. Preller, B. M.^ Ter. Phorm. 1, 1, 15 (v. 49). Sp. 142, 19 ff. 147,
2 S. 218 und Juno. 49 ff. Zur Bezeichnung diva s. Sp. 185, 61 ff.
Clivicola die Göttin der an den Bergen Zum Namen vgl. Grafsmann S. 108f. nr. 1.
hinaufführenden clivi, Tertull. ad nat. 2, 15 Cunina die Göttin, welche das Kind in der
(acc. Clivicolam Bigaliius, leuico iam cod. 30 Wiege beschützt, Varro Catus de liberis edu-
Agobard). Sp. 146, 15 ff. 37 ff. Zum Namen candis (fr, 7 S. 248 Riese) bei Non. S. 167 s.v.
(clivus, colere) vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1. rumam: Itisce numinibus (so Preller, B.M.^ 1
Coinquenda die Göttin des Verputzens, S. 59; hisce manibus codd. Lugdun. prior,
Verschneidens (coinquere) der Bäume, welche Harleian., Guelferbit. ; andere Emeudationen
von den Arvalen bei einem i. J. 224 n. Chr. s. in L. Müllers krit. Apparat z. d. St.) lade
wegen Entfernung vom Blitz getroffener Bäume fit, non vino, Cuninae proptcr cunas, Muminae
aus dem heiligen Haine der Dea Dia darge- propter rumam'' (s. Sp. 141, 67 ff.). Lactant.
brachten Opfer verehrt wird, s. das Nähere inat. div. 1, 20, 36. August. 4, 8. 11. 21. 24. 34.
und die Litteratur bei Adolenda. Es scheinen, Sp. 143/144 Z. 25 f. Über J.wt&rosc/is irrtümliche
wie Henzen {Acta fratrum arvalium S. 142) 40 Annahme, dafs aus Lactant. a. a. 0. auf bild-
hervorhebt, bei dieser Gelegenheit nicht alle liehe Darstellung der Göttin zu schliefsen sei,
vom Blitz getroffenen Bäume entfernt und s. Sp. 187, 9ff. Wenn Bofsbach {Untersuchungen
verbrannt, sondern von denjenigen, die weniger üb. die rüm. Ehe. Stuttg. 1853 S. 307) aus
gelitten hatten, nur die beschädigten Teile August. 4, 11 eine Cunnina als luno Cunnina,
entfernt, also die Bäume verputzt worden zu welche 'über die weibliche Keuschheit' (cunnus)
sein. Über die Bedeutung des dem Namen der wacht, anführt, so entbehrt dies jeder that-
Göttin (Bildung wie bei Adolenda) zu Grunde sächlichen Begründung. Gefälschte Widmungs-
liegenden coinquere (auch coinquire) s. Treba- Inschrift an Cunina C. I. L. 10, 254* (falsae).
tius de religionibus libro septimo (fr. 5 S. 100 Decima die Göttin, welche angerufen
Huschke*) bei dem Interpol. Serv. Aen. 11,316. 50 wurde, wenn die Geburt im zehnten Monate
Paul. S. 64 s.v. coninquere. 8. Gb s.r. coinqtoere; der Schwangerschaft erfolgte. Gell. 3,16, 10 f.
Corssen, Krit. Beiträge z. lat. Formenl. S. 126. (Sp. 138, 15 ff.) 'Parca'' inquit {sc. Varro) 'in-
Ausspr. 2^ S. 181. Beiträge zur ital. Sprach- mutata una littera a partu nominata, item
künde S. 595. Henzen S. 22. 142. Jordan, Krit. Nona et Decima a partus tempestivi tempore\
Beitr. z. Gesch. d. lat. Spr. S. 279 ff. und in Caesellius autem Vindex in lectionibus suis
Prellers B. M.^ 2 S. 32 Anm. 1. antiquis Hria^ inquit 'nomina Parcarum sunt,
Collatina die Göttin der colles, August. Nona Decuma Moria'' u. s. w. (s. Sp. 184, iff.).
4, 8. Sp. 145, 54 ff". Härtung, Bei. d. Böm. 2 Tertull. de anima 37 . . . Nonam et Decimam
5. 86 Anm. *): 'Durch Verwechselung ist' bei a sollicitioribus mensibus. Sp. 144 Z. 11. Gegen
Augustinus 'die Hügelgöttin Collatia für Col- co ilfargwarcZ/s Annahme (Äiactisüerzü. 3'-* S. 19), dafs
lina genannt' (!). Parca als Nona und Decima angerufen worden
?? Coluber. S. Sp. 184, 5 Iff. sei, die in den vorstehenden Stellen keine
Commolenda oder Conmolanda die Stütze findet, vgl. das Sp. 174, 31 ff. Gesagte.
Göttin des Zermalmens der Bäume, welche die In dem Fragmente des Caesellius Vindex er-
Arvalen bei einem i. J. 183 n. Chr. wegen Ent- scheint die ursprüngliche Geburtsgöttin zu
fernung eines auf dem Tempel der Dea Dia einer Schicksalsgöttin im Sinne der griechi-
gewachsenen Feigenbaumes dargebrachten sehen Moiren umgedeutet, vgl. Sp. 171, 3 f.
Opfer verehren, s. das Nähere und die Litte- 184, 9 ff.; siehe auch weiterhin Parca.
197 Indigitamenta (Deferunda — Edusa) Indigitamenta (Fabulinus — Fluvionia) 198
Defernnda die Herabbringende (deferre), (v. 49), s. Sp. 142, 19 flf. Tertull. ad nat. 2, 11.
eine Göttin, welche von den Arvalen bei einem August. 4, 11 (diva Educa). 34. 6, 9. Sp. 143 Z. 31.
i. J. 183 n. Chr. wegen Entfernung eines auf Zur Bezeichnung diva vgl. Sp. 185, 61ff. Die
dem Tempel der Dea Dia gewachsenen Feigen- Überlieferung des Namens schwankt zwischen
baumcs dargebrachten Opfer verehrt wird, s. den Formen Edusa (bei Nonius an beiden
das Nähere und die Litteratur bei Adolenda, Stellen in den Worten Varros und in Nonius'
wo auch über die Bildung dieser Art von eigenen Worten), Educa {August, a. aa. 00.;
Indigetennamen gesprochen ist (zu Deferunda die z. B. in Paulys Eealencych 3 S. 56 s. v.
speziell vgl. noch Vanicek, Etym. Wörterh. d. Edusa, von Grafsmann S. 110 nr. 6 und Georges
lat. Spr.^ S. 186. Griech.-lat. etym. Wörterh. 2 lo im Lat. -deutsch. Handicörterb. s. v. EduUca aus
S. 601). Augustinus angeführte Form Edulica hat keine
Deverra. August. 6, 9 mulieri fetae post andere Gewähr als einige alte Drucke), Edula
partum tres deos custodes commemorat (sc. Varro) {Tertull.) und Edalia {Donat.). Jordan {Krit.
adhiheri, ne Silvanus deus per noctem ingre- Beitr. z. Gesch. d. lat. Spr. S. 120, vgl. in
diatur et vexet, eoruvique custodiim significan- Prellers R. M.^ 2 S. 211 Anm. 2) meint, dafs
dorum causa tres homines noctu circuire limina auf Edula und Edulia nicht viel zu geben sei,
domus et primo Urnen securi ferire, postea pilo, da diese Formen leicht aus der Ableitung ab
tertio deverrere scopis, ut his datis culturae edulibus entstanden sein können; Educa be-
signis deus Sdvanus prohiheatur intrare, quod zeichnet er als sicher unrichtig, 'mag es von
neque arbores cacduntur ac putantur sine ferro 20 edu-cere, oder, was freilich allein möglich
neque far confcitur sine pilo neque fruges coa- wäre, von ed-uc-us (vgl. cad-ucus . . .) abge-
"cervantur sine scopis; ab his autem trihus rebus leitet werden. Denn offenbar wäre so der
tres nuncupatos deos, Intercidonam a sccuris Name, das Kompliment zu Potina, undeutlich
intercisione , Pilumnum a pilo, Deverram ab und die Göttin unwillkürlich als eine educens
scopis, quibus diis custodibus contra vim dei oder educans aufgefafst worden'; er ist der
Silvani feta conservarttur. Sp. 144 Z. 22; vgl. Ansicht, 'dafs das mindestens eben so gut wie
Sp. 170, 42 ff. Zu der die Göttin Deverra Educa bezeugte Ed-ü-sa, gebildet neben, nicht
betreffenden Cerimonie s. 0. Müller zu Paul. von ed-ü-lia, eine vereinzelte, aber nicht zu
S. 78 Anm. zu exverrae und Preller, B. M.^ 1 beanstandende alte Bildung ist'. Vgl. zu den
S. 377. Zum Namen (von deverrere) vgl. Grafs- 30 Namensformen noch Preller, B. M.^ S. 579, der
mann S. 108 nr. 1. VaniceJc, Griech.-lat. etym. Educa als die richtige Namensform annahm;
Wörterb. 2 S. 910. Grafsmann S. 109 nr. 2 (Edulia). Vanicel; Ettjm.
Domiduca die Göttin, welche die Kinder Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 11 (Edulia). Griech.-
nach Hause führt, Tertull. ad ncd.2, 11. Sp. 143 lat. etym. Wörterb. 1 S. 25 (Edulia, Edusa).
Z. 37. Bei Aicgust.7,3. Martian. Gap. 2,149. Fabulinus der Gott, welchem man opfert,
Mythogr. Vatic. III i,B. Thesaur. nov. latini- wenn das Kind zu sprechen (fabulari, nicht
tatis bei Mai, Class. Auct. 8 S. 177 (Domiduca, fari) anfängt, Varro Catus de liberis educandis
qui [sie] novam sponsam ducit domum; nomen (fr. 13 S. 249 Riese) bei Non. S. 532 s. v.
quoque est lunonis aus Martinn. Cap. a. a. 0., Statilinum (Sp. 130, 52 ff.), wo der Gott divus
der S. 161 als Quelle dieser Glosse genannt 40 Fabulinus genannt wird. Sp. 147, 47 ff.; vgl.
wird) ist Domiduca Beiname der Inno, an Sp. 167, Iff. Zur Bezeichnung divus s. Sp. 185,
allen Stellen jedoch, mit Ausnahme von 61 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann S. Ulf.
Axigustinus, in der Bedeutung als Heimführerin nr. 13. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^
der Braut in das Haus des Mannes. Vgl. S. 180. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 577 f.
hierzu Sp. 172 ff., wo ausgeführt wird, dafs der Farinus der Gott des fari, von Tertull. ad
Indiges Domiduca von luno Domiduca ver- nat. 2,11 unter den Gottheiten des Kindes-
schieden ist. Zum Namen vgl. Grafsmann alters aufgeführt. Sp. 143Z.23; vgl. Sp. 167,lff.
S. 108 nr. 1. Die von Ambrosch {Beligionsbücher Heft 2
Domiducus der Gott, der die Neuvermählte S. 235 = Abdr. S. 15), Walz (in Paulys Beal-
in das Haus des Mannes geleitet, August. Q>,^. 50 encycl. 6, 1 S. 435) und Pouche- Leder cq {Les
Sp. 144 Z. 59. Härtung, Bei. d. Böm. 2 S. 70: Pontifes S. 33) aufgeführte falsche Namens-
'lupiter Domiducus' (!). form Farmus beruht auf der Edit. princ. der
Domitius der Gott, der die Neuvermählte Schrift ad nat. von Gothofredus (1625) und
im Hause des Mannes zurückhält, August. 6, 9. der Ausgabe des Bigaltius vom Jahre 1634.
Sp. 144 Z. 60. Namen bilduug offenbar Ton Fessona (die schlechteren Handschriften
domus (vgl. Vanicek, Etym. iVörterb. d. lat. Fessonia) die Göttin der Ermüdeten (fessi),
Spr.^ S. 117. Griech.-lat. etym. Wörterb. 1 S.342). August. 4, 21. Sp. 148, 3 S. Zum Namen vgl.
Edusa (Educa, Edula, Edulia) die Göttin, Grafsmann S. 110 nr. 2 c. Vanicek, Etym.
unter deren Schutze die Kinder das Essen Wörterb. d. lat. S2Jr.^ S. 88. Griech.-lat. etym.
lernen, Varro bei Non. S. 108 s. v. Edusam (s. 60 Wörterb. 1 S. 238 (wo überall die Namensform
Sp. 142, 25 flf.): Edusam et Potinam deas prae- der schlechteren Überlieferung angenommen
sides vult haheri puerorum (s. Sp. 145, 10 ff.) wird).
Varro Cato vel de liberis educandis (fr. 10 Fluvionia. Tertull. ad nat. 2, 11 Fluvionia,
S. 249 Riese) 'cum primo cibo et potione ini- quae infantem in uterfo nutriatj. Sp. 143 Z. 6.
tiarent pueros, sacrißcaiantur ab edulibus Das eigentliche officium der Göttin ist jedoch
Edusae, a potione Potinae nutrices'' = Varro in Tertullians Worten nicht ausgedrückt;
Cato vel de liberis educandis S. 480 s. v. sacri- dasselbe ergiebt sich aus Paid. S. 92 Fluoniaih
ficantur; Varro bei Donat. Ter. Pharm. 1, 1, 15 lunonem mulieres colebant, quod eam sanguinis
199 Indigitamenta (Forculus — lana)
fliiorem in conceptu retinere pufabant (vgl.
hierzu FreJkr, B. M."" 2 S. 207); denn der
Indiges Fluvionia kann keine andere Funktion
gehabt haben, als luno Fluonia. Den Bei-
namen Fluvionia (Fluonia) hat luno auch bei
Amol). 3, 30 {fluiionia [b in u verbessert] die
Handschrift) und bei Martian. Cap. 2, 149
(fluuoniam der cod. Bamberg, und cod.
Eeichenauens., Fluonium Grotius). Vgl. hierzu
Sp. 172 ff., VFO ausgeführt wird, dafs August. 7,2 lo
luno Fluvionia oder Fluonia mit luno Lucina
verwechselt, und dafs der Indiges Fluvionia
von luno Fluvionia verschieden ist (irrtüm-
lich ist Sp. 144 Z. 6 die nirgends in den Hand-
schriften überlieferte Form Fluviona, welche
sich z. B. auch bei Georges, Lat.- deutsch. Hand-
ivörterh. s. v. Fluonia. Ambrosch, Beligions-
lücher Heft 2 S. 232 = Abdr. S. 12. Walz in
I'aulys Bealencgcl. 6, 1 S. 433. Preller, B. M.^ 1
S. 275 und Bauche- Leder cq, Les Pontifes S. 31 20
findet, gebraucht). Zum Namen vgl. Grafs-
mann S. 109 nr. 2 c (die daselbst genannte Form
Fluvonia bieten nur zwei Handschriften des
Martianus Capella, s. vorher). Vanicek, Etym.
Wörterb. cl. lat. Spr.^ S. 198. Griech.-lat. etym.
Wörterb. 2 S. 625.
Forculus der Gott der Thüren (fores),
Tertull. de idol. 15. ad nat. 2, 15. de cor. 13.
scorp. 10. August. 4, 8. 6, 7. Sp. 146, 15 ff. Die
Stelle des Cyprian. quod idola dii non sint 4: 30
est . . . dictus . . . et Forculus a foribus u. s. w.
ist eine alte, aus Tertull. ad nat. 2, 15 (s.
Sp. 146, 16 ff.) genommene Interpolation der
cyprianischen Schrift, s. Ascensus. Zum Namen
vgl. Grafsmann S. 114 nr. 23.
Fructesea nicht Fructiseia, wie Preller
{B. M.^ 2 S. 223) und Bouchc - Leclercq {Les
Pontifes S. 36), indem sie in dem Namen nur
eine andere Bezeichnung der Göttin Seia (s. d.)
sehen, schreiben, bei August. 4, 21 (wo man m
früher et maxime ipsi divae Fruti Seiae las,
vgl. hierzu Härtung, Bei. d. Böm. 2 S. 251
Anm. ***)) Name einer Göttin der Früchte
(fructus). Sp. 148, 6 ff. Augustinus nennt sie
diva Fructesea, vgl. hierzu Sp. 185, 61 ff.
* Frugeria dea frugum, Thesaur. nov. lati-
nitaiis bei Mai, Class. Auct. 8 S. 240. Vgl.
Sp. 178, 40ff".
Hostilina. August. 4, 8 cum segetes novis
aristis aequantur, quia veteres acquare hostire 50
dixerunt, dcam Hostilinam (sc. pracfecerunt).
Sp. 146, 10 ff. Zum Namen und der Wort-
familie, zu der er gehört, vgl. Corssen, Krit.
Beiträge z. lat. Formenl. S. 221 f. Ausspr. 1-
S. 100. 797. Grafsmann S. 111 f. nr. 13. Vani-
ccJc, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.' S. 90. Griech.-
lat. etym. Wörterb. 1 S. 258 f.
lana hat Guthofredus bei Tertull. ad nat.
2, 15 (Sp. 146, 16 ff.) et diva arquis est lana
an Stelle des im cod. Agobard. überlieferten co
lana hergestellt, und die Angabe der Bedeutung
dieser Göttin als diva arquis (woraus Gotho-
fredus allerdings eine diva Arquis machte [s.
Sp. 146, 26 f. u. Sp. 180, 57 ff.], die ihren Platz unter
den Indigitamentengottheiten bis in die neueste
Zeit behauptet hat, vgl. z. B. Preller, B M.^
2 S. 221. Bouche-LecJcrcq, Les Pontifes S. 35)
rechtfertigt diese Emendation vollkommen.
Indigitamenta (Inporcitor — lugatinus) 200
Die übrigen Stellen, wo lana erwähnt wird
{Varro r. r. 1, 37, 3, wo Politianus lana aus
dem handschriftlich überlieferten lana her-
stellte; Nigidius [fr. 73 S. 85 Swoboda] bei
Macrob. Sat. 1, 9, 8), enthalten gelehrte Deu-
tungen der Göttin, s. das Nähere Sp. 14 s. v.
Jana; wir müssen uns daher auf die Stelle
des Tertullianus beschränken, der lana in der
eng begrenzten Bedeutung eines Indiges an-
führt: lana die Göttin der iani. Zur Bezeich-
nung diva s. Sp. 185, 61 ff.
Inporcitor der dem Ziehen der Furchen
{Paul. S. 108 imporcitor, qui porcas in agro
facit arando. porca autein est inter duos sul- ,
cos terra eminens) nach dem zweiten Pflügen
des Feldes vorstehende Gott, welchen nach
dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente des
Fabius Pictor bei dem Interpol. Sero, georg.
1, 21 der Flamen bei der Darbringuug des
sacrum cereale anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum
Namen vgl. Grafsmann S. 113 f. nr. 21. Vaniceh,
Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 163. Griech.-
lat. ttym. Wörterb. 1 S. 524.
Insitor der Gott des Einsäens (inserere) der
Saat, welchen nach dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten
Fragmente des Fabius Pictor bei dem Interpol.
Serv. georg. 1,21 der Flamen bei der Darbringung
des sacrum cereale anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff.
Zum Namen vgl. Grafsmann S. 113 f. nr. 21.
Intercidona. Über die Bedeutung und Ver-
ehrung dieser Göttin s. die an Varro sich eng
anschliefsenden, bei Deverra vollständig mit-
geteilten Angaben des August. 6, 9. Sp. 144
Z. 20. Zum Namen (intercldere) vgl. Grafs-
mann S. 111 nr. 12.
Iterduca. Aus August. 7, 3 haec (d. i. Inno)
tarnen Iterduca est pueris et opus facit cum
deabus ignobilissimis Abeona et Adeona ist zu
schliefsen, dafs Iterduca ein Indiges war, welcher
die Kinder auf ihren Wegen beschützte (Sp. 144
Z. 36), dafs der Name Iterduca aber auch zu-
gleich Beiname der luno war, wie dasselbe
auch bei Domiduca (s. d.) und luno Domiduca
der Fall war. Diese letztere läfst sich auch
insofern zum Vergleich heranziehen, als luno
Iterduca wie luno Domiduca nur bei August.
7, 3 als Beschützerin der Kinder erscheint,
während die übrigen Stellen sie wie luno
Domiduca als die Göttin, welche die Braut
in das Haus des Ma,nues heimführt, erklären:
Martian. Cap. 2, 149 (jedenfalls aus Varro, s.
Sp. 172, 29 ff.), daraus der Thesaur. nov. latinitatis
bei Mai, Class. Auct. 8 S. 292 {Interduca [sie]
nomen lunoiiis, quae domum ducebat virgines;
dieselbe Namensform auch bei C. Barth, Ad-
versarii Commentarii [Francof. 1648] Sp. 1341 :
Interduca nomen lunonis). Vgl. Sp. 17-2 ff., wo
ausgeführt wird, dafs der Indiges Iterduca von
luno Iterduca verschieden ist. Zum Namen
vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1.
lugatinus 1) ein Gott, der bei Schliefsung
des Ehebundes angerufen wird, August. 4, 11.
6, 9. Sp. 143 Z. 58. Zum Namen (iugare ehe-
lich verbinden, vgl. luno luga) vgl. Grafsmann
S. 111 f. nr. 13. Vanicek, Etym. Wörterb. d.
lat. Spr." S. 226. Griech.-lat. etym. Wörterb. 1
S. 762. — 2) der Gott der iuga montium, August.
4, 8. Sp. 145, 54 ff'.
201 Indigitaraenta (Lactans — Libentina) Indigitamenta (Liburnns — Limi) 202
Lactans. Serv.georg. 1, 315 (Sp. 139, 14flF.) Libitina (Härtung, Bei. cl. Rom. 2 S. 88 f.
sane Varro in lihris divinarum dicit dcum esse Preller, B. M.^ 1 S. 440) ist durchaus falsch,
Ladantem, qui se infvndit segetibiis et eos facit wenn beide Namen auch denselben Ursprung
lactescere. Sp. 148, 2 f.; vgl. Sp. 167, Iff. Name: haben. Lubia ist in der Stelle des Interpolator
Participium von lactare Milch geben. Servil deutlich genug als Beiname der Venus
Lacturnus. August. 4, 8 pracfecerunt . . . namhaft gemacht, so dafs Marquardt {Staats-
frumentis . . . lact(scentibus deum Lacturnum. veno. 3^ S. 14) und Preller [B. M.^ 2 S. 212)
Sp. 146, 10 ff.; vgl. Sp. 167, Iff. Lacturnus ist mit Unrecht dieses Wort als Namen einer In-
gemeint in der Glosse des Thesaur. nov. latini- digitamentengottheit aufführen. Die von PZaw^.
taiis bei Mai, Class. Auct. 8 S. 327 Lacfurius lO Äsin. 268 ut ego illos luhentiores faciam, quam
deus segetis adhuc Jactcscentis (vgl. Sp. 177, 66 ff.). Lubentiait genannte Göttin Lubentia (die auch
Die von Härtung (Bei. d. Böni. 2 S. 132), in den von Th. Hub) ich, De diis Plautinis Tcren-
Paulys Bealencycl. 4 S. 717 s. v. Lactans, von tianisque. Diss. Regim. 1883 S. 54 ff. erhobenen
Preller (B. il/. ' S. 592), Grafsmann S. 109 Einwendungen gegenüber als eine Göttin zu
nr. 2 a und Pouche- Leder cq {Les Pontifes betrachten ist) ist vielleicht = Lubentiua, vgl.
S. 37) aus Augustinus angeführte dea Lacturcia Paventia neben Paventina (s. d.). Zum Namen
beruht auf der schlechten Textrecension alter vgl. Grafsmann S. Ulf. nr. 13. Vanicelc, Etym.
Ausgaben; ebenso die von Walz (in Paulys Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 254. Griech.-lat. etym.
Bealencycl. 6, 1 S. 437) an Stelle des Lac- WiMerb. 2 S. 8b2.
turnus aufgeführte Lactantia? Zum Namen 20 Liburnus ist Sp. 147, 25 ff. als eine sichere,
vgl. Grafsmann S. 111 nr. 10 b. Vanicek, von G-'eZfnms herrührende Emendation der ver-
Gricch.-lat. etym. Wörterb. 1 S. 221. dorbenen handschriftlichen Lesart burnum in
Lateranus der Gott der Ziegelsteinöfen der Stelle des Arnob. 4,9 quis Libentinam,
(later Ziegelstein), Kamine, Herde, Arnob. 4, 6. quis burnum libidinum superesse tutelis . . .
11. Sp. 148, 26 ff. Zum Namen \g]. Grafsmann (sc. credat)'i bezeichnet worden (Ehnenhorst
5. lllnr. 11. C'orssen,Ausspr. 2'^ S. 151. Vanicek, wollte Liburnam lesen; acdere Emendations-
Etym. Wöitirb. d. lat. Spr.^ S. 173. Griech.- versuche: Liberum Meursius, Prurium Hilde-
lat. etym. Wöiterb. 1 S. 554. brand). Die Bedeutung des Gottes giebt J.r«o-
Levana die Göttin, welche die Kinder von bius selbst an (Liburnus gebildet wie Lac-
der Erde aufhebt (levare), Tertull. adnat. 2, 11 30 turnus). Vgl. Sp. 167, Iff.
(wo Gothofredus mit voller Sicherheit Lcvana Lima die Göttin der Schwellen (limina),
schrieb für das fiberlieferte albana; trotzdem Jr»o&. 4, 9. Sp. 148, 26 ff. Für die überlieferte
haben Ambrosch, Beligionsbücher Eeh2 S. 235 Namensform Lima schlug iSterec/ims Limentina
= Abdr. S. 15 und Walz in Paulys Bealencycl. (vgl. Limentinus) vor, und mit diesem Namen
6, 1 S. 434 das sinnlose Albana als Name einer nennen die Göttin Ambrosch [Beligionsbächer
Göttin beibehalten). August. 4l, U. Sp. 143 Heft 2 S. 243 = Abdr. S. 23), (?röA>Haww S. Ulf.
Z. 25. 26. Preller (B. M.^ 2 S. 2\0) erklärt (wie nr. 13. Bouche-Leclercq (Les Pontifes S. 35);
schon Härtung, Bei d. Böm. 2 S. 244; vgl. auch auch Prelhr (B. M."^ 2 S. 221 Anm. 4) imd Mar-
Georges, Lat. -deutsch. Handwörterb. s.v. Levana) quardt (Staatsvcrw. 3^ S. 11) nehmen an, dafs
Levana als die Göttin, 'welche die Kinder von 40 Limentina zu lesen sei. Es liegt jedoch kein
der Erde wieder aufhebt, nach der bekannten Grund vor, von der überlieferten Form abzu-
Sitte das neugeborne Kind vor dem Vater auf gehen, da Lim-a (neben Limentinus; vgl. Inno
die Erde zu legen, worauf dieser es aufhob luga neben lugatinus) eine vollständig richtige
und damit seine Pflege und Erziehung über- Bildung ist; vgl. dazu Sp. 167, Iff'. Grafsmann
nahm, aber auch alle Rechte der väterlichen S. 108f. nr. -J. Vanicek, Etym. Wörterb. d.
Gewalt sich vorbehielt'; die Stellung der Göttin lat. Spr." S. 246. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2
bei Tertullianus macht diese Erklärung nicht S. 825 f.
wahrscheinlich. Zum Namen vgl. Grafsmann Limentinus der Gott der Schwellen (li-
S. 110 f. nr. 11. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. mina), Tertull. de idol. 15. ad nat. 2, 15. de cor. 13.
Spr.'^ S. 231. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 50 scorp. 10. Arnob. A, 9. 11. 12, vgl. 1,28. August.
S. 785 f. 4, 8. 6, 7. Thesaur. nov. latinitatis bei Mai,
Libentina oder Lubentina die Göttin der Class. Auct. 8 S. 328. Sp. 146, 15ft'. Die Stelle
libidines, Arnob. 4,9 (Libentina). August. 4,8 Cyprian. quod idola dii non sint 4: est . . .
(Lubentina). Sp. 144 Z. 44. Varro l. l. 6, 47, äictus . . . et a liminibus Limentinus u. s. w.
Varro de lingua latina lib. V bei Non. S. 64 ist eine alte, aus Tertull. ad nat. 2, 15 (siehe
s. V. [prolubium] und Cic. n. d. 2,23, 61 sprechen Sp. 146, 16 ff.) genommene Interpolation der
von Venus Lubentina (7. l. 6,47: Libentina), cyprianischen Schrift, s. Ascensus. Zum Namen
und auch der Interpol. Serv. Aen. 1,720 führt vgl. Sp. 167, iff., Grafsmann und Vanicek an
Lubentina als Beiname der Venus auf: dicitur den bei Lima aa. 00. und Corssen, Aiisspr. V
. ..(sc.Venus) et Lubentina, quaelubentiammenti- 60 S. 499. 2^ S. 222.
busnovampruestat,quamvisaliihancLubiamdi- Limi. Arnob. 4, 9 quis curatores obliquita-
cant, quodeo numine consilia in mcduVaslaban- tum Limos . . . (sc. credat)'} Sp. 148, 12 ff". Die
tur. Dafs der Indiges Libentina von Venus Bundschri^ihietethei Arnobius lemons; Sabaeus
Libentina verschieden ist, geht aus dem verbesserte Limos, Hildebrand las Limoncs
Sp. 173, 45 ff. über das Verhältnis von den (angenommen z. B. von Georges, Lat.-deutsch.
Indigetes Domiduca u. s. w. zu luno Domi- Handwörterb. s. v. Limones. Bouche-Leclercq,
duca u. s. w. Gesagten hervor. Vgl. Sp. 167, Les Pontifes S. 35); Beifferscheid nahm die
1 ff. Die Vermengung von Libentina mit Emendation des Sabaeus in den Text auf. Zum
203 Indigitamenta (Locutius — Mena) Indigitamenta (Messia — Mutunus Tut.) 204
Namen (limus = obliquns) vgl. Vaniceh und Sp. 975, 41 ff. ('ursprünglicli wohl eine Göttin
Corssen an den bei Lima und Limentinus des Mondes [^rjvrj]' [?]).
aa. 00. * Messia eine Göttin der Ernte, Tertull. de
Locutius der Gott des loqui, von Tertull. spcct. 8^ der von einem Bilde der Göttin im
ad nat. 2, li [deus est dictusj et ab eff'atu Circus spricht. Sp. 178, 31 ff.; vgl. Sp. 186, 6.3 ff.
Farinus et alius a lofquendo Locutius] unter Zum Namen vgl. Grafsmann S. 109 nr. 2.
den Gottheiten des Kindesalters aufgeführt; VaniceJc, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.- S. 19.
Sp. 143 Z. 24; vgl. Sp. 167, Iff.. Die von Gotho- Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 673.
fredus herrührende Ergänzung des Namens Messor der Gott des Mähens des Getreides,
Locutius ist ohne Zweifel richtig; alius schrieb lo welchen nach dem Sp. 181, 7ff. mitgeteilten
Beiffei scheid für das im cod. Agobardinus über- Fragmente des Fabius Pictcr bei dem Interpol.
lieferte alüs. 'Ich vermag die Vermuthung Strv. georg. 1, 21 der Flamen bei der Dar-
nicht zu unterdrücken, dass Aius in alüs stecke bringung des sacrum cereale anruft. Vgl.
und hier wie sonst gewöhnlich der Gott mit Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann
seinen beiden Namen genannt worden sei: et S. 114f. nr. 21 und die bei Messia angeführte
Äiiis a loquendo Locutius'' W. v. Hartel, Pa- Litteratur.
tristische Studien III. S. 58 (aus Sitzungsher. ? Mola die Göttin der Mühlen, ist nach
der Wiener Äl^ad. philos.-Jiist. Gl. 121, 1890). Bergks [Beiträge zur lat. Grammatik. 1. Halle
Dabei übersieht aber v. Hartel, dafs Locutius, 1870 S. 99 f.) sehr ansprechender, von Götz in
der Indiges der ersten Anfänge des loqui beim 20 den Text aufgenommener Emendation bei Püawi.
Kinde, und Aius Locutius (s. d.) verschiedene Pseud. 1100 facere, ut det nomen ad Molas
Gottheiten sind und der Aius Locutius hierher coloniam (für die gewöhnliche Lesung molas
gar nicht gehört. Zum Namen s. Aius Lo- coZomam) genannt. Sp. 183, 34 ft". Die von jBerjf/i;
cutius. ausgesprochene Vermutung, dafs diese Göttin
Lucina ist bei Ter#?<Z7. fZe owima 37. August. identisch sei mit den von Gellius (13,23,2)
4, 11. 21. 34 der Indiges, der {partum) pro- und im Feriale Cumanum zum 12. Mai {C. I.L.
ducat in lucem {Tertull.). Sp. 143/144 Z. 14. 10, 8375 v. 16: [supplicajtio Mölibus Mdrtis)
Vgl. Sp. 172ff., wo ausgeführt wird, dafs der erwähnten Moles Martis (bei Gellius bieten
Indiges Lucina von Inno Lucina verschieden die schlechteren Handschriften Ilolae), ist
ist. S. Preller, B. M.^ 1 S. 271 f. und luno. 30 zunächst deswegen nicht haltbar, weil in
Lucrii die Gottheiten des Gewinnes (lucrum), Moles das o lang ist, wie sich aus der
Arnob. 4, 9. Sp. 148, 12 ff. Zum Namen vgl. Schreibung des Feriale Cumanum ergiebt,
G)afsmannS.10dnv.2. Vanicek, Etym. Wörterb. während es in Mola (molere; vgl. Vanieek,
d. lat. Spr.^ S. 253. Griech.-lat. etym. Wörterb. Etym. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 213. Griech.-
2 S. 847. lat. etym. Wörterb. 2 S. 709 f.) kurz ist (s.
Manturna die Göttin, welche bewirkt, dafs Mommsen im Hermes 17, 1882 S. 637, der
die Vermählte bei ihrem Manne bleibt, August. Moles auf moliri zurückführen und als ^Stre-
6, 9. Sp. 144 Z. 61. Härtung, Bei. d. Böm. 2 bungen' den Virites Quirioi 'Kräften' an die
5. 39: 'luno Manturna' (!). Zum Namen (mauere) Seite stellen will).
vgl. Grafsmann S. 111 nr. 10a ('wohl eher zu 40 Montinus der Gott der Berge, J.rwo&. 4, 9;
man, moneo gehörig, und mit Msvxcoq zu ver- gehört zur Gruppe Rusina u. s. w. der Reihe c,
gleichen, als zu maneo' [!]). Corssen, Ausspr. Sp. 145, 54 ff. S. Septemontius. Zum Namen
l^S. 418. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.- vgl. Grafsmann S. 111 1 nr. 13. Vanicek, Etym.
S. 208. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 667. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 210. Griech.-lat. etym.
Mellona {August.) oder Mellonia {Arnob) Wörterb. 2 S. 689.
die Göttin des Honigs (mel), Arnob. 4, 7. 8. 12. ? ? Morta. S. Sp. 183, 66ff.
August, i, 34:. Sp. Ii6, 12 ff. Zum Namen vgl. Mutunus Tutunus oder Tutinus (Mu-
Grafsmann S. 110 nr. 2c. S. 111 nr. 12. Vanicek, tunus vel Tutunus August.; Mutunus atque Tu-
Etym. Wörterb. d.lut. Spr. ^ S. 213. Griech.-lat. tunus Arnob. 4, 11; et Mutunus et Tutunus
etym. Wörterb. 2 S. 709. 50 Tertull. ad nat. 2, 11; Mutunus Tertull. apol. 25;
Mena die Göttin der Menstruation, August. Tutunus Arnob. 4, 7; Tutinus Lactant.) oder
4, 11 dea Mena, quam praefecerunt mcnstruis Mutinus Titinus {Fest.) ein zu den dii con-
feminarum; 7 , 2 et hanc p)rovincium fluorum iugales gehöriger Indiges, Sp. 143 Z. 63. Wäh-
menstruorum in Ubro selectorum deorum ipsi xen(\. hei Tertull. ad nat. 2, 1\. apol. 2b. Arnob.
lunoni idem auctor (d. i. Varro) adsignat, quae 4, 11 (dat. 3Iutuno Gelenius: hoc e .uno cod.
in diis selectis etiam regina est et hie tamquam Parisinus; dat. Tutuno Sabaeus: est ut uno cod.
Jm«o iMcwa (vielmehr Fluvionia oder Fluonia, Paris.) den Gott nur einfach nennen, geben
s. Fluvionia) cum eadem Mena privigna sua folgende Stellen über ihn näheren Aufschlufs:
eidem cruori praesidet; 7, 3 confert selecta luno Arnob. 4, 7 . . , Tutunus, cuius inmanibus pu-
. . . cum Mena, fdia lovis, ßuores menstriios 60 dendis horrentique fascino vestras inequitare
ad eins, quod conceptum est, incrementum. Sp. matronas et auspicabile ducitis et optatis?
143/144 Z. 7. 13; vgl. Sp. 147_, 4 f. Zur Be- Lactant. inst. div. 1, 20, 36 Tutinus, in cuius
Zeichnung als filia lovis und privigna der luno s. sinu imdendo nubentes praesident, ut illarum
Sp. 187, 25ff. Zum Namen (zu mensis, menstruus pudicitiam prior deus delibasse videatur. August.
u. s. w. gehörig) vgl. Corssen, Ausspr. 1^ S. 432. 4, 11 Mutunus vel Tutunus, quiest apud Graecos
Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 201. Priapus, woraus hervorgeht, dafs Varro, aus
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 655. Curtius, dem Augustinus schöpft, den Mutunus Tutunus
Grundz. d. gricch. Etym.^ § 471 S. 333. Bd. 1 dem griechischen Priapus gleichgestellt hatte
205 Indigitamenta (Mutunus Tutunus) Indigitamenta (Mutunus Tutunus) 206
(vgl. Sp. 171,13ff.); demnach ist auf Mutunus das griechische jx-VTrog s. iivzrcov d. i. t6 yvvcci-
Tutunus zu beziehen August. 4,34 sine cidtu >£fjov, Tutunus durch das griech.Trdff'ö'ij, jrdc'O'a)!',
Priapi coiuugibus müti (sc. Iiidaei); 6, 9 adest aeol. n6&&cov = mentula, lat. Puttunus = Tut-
enim dea Virginiensis it deus pater Subigus et tunus erklären will. Vielleicht liegt in dem
dea mater Prema et dea Pertunda et Venus et Namen Tutunus eine Beziehung zu dem weib-
Priapus {\g\. Sp. 17 1,16 &.)... sed quid hoc dicam, liehen Geschlechtsteil; in diesem Falle würde
cum ihi sit et Priapus nimius mascuJuf^, super der Gott, wie Panda Cela und z. B. Genita Maiia,
cuitis ininanissimum et turpifsimum fascinum die Vereinigung zweier entgegengesetzter Be-
sedere nova nupta itibebatur, more honestissimo griffe darstellen; vgl. hierzu Sp. 186, 26 ff. Den
et religiosissimo matronarum? 7, 24 in celebra- lo Y ersuch Brauns (MutJmnim Priapus, in Jahrbb,
tione nuptiarum super Priapi scapum nova d. Ver. von AUerthums freund, im Eheini. 25,
nupta scdere iubehatur. Aus diesen Angaben 1857 S. 54 ff. zu 22, 1855 Taf. 1 nr. 1, la, Ib),
der Kirchenväter ergiebt sich, dafs Mutunus Name und Kultus des Mutunus aus Afrika her-
Tutunus ein Indiges der Begattung und mann- zuleiten, hat schon 0. Jahn (a. a. 0.) als ver-
liehen Befruchtung war, der seinem Wesen fehlt bezeichnet. Von einem Heiligtum e des
nach sehr wohl mit dem griechischen Priapus Gottes berichtet Festus S. 154, nach 0. Müllers
verglichen werden konnte, wie auch Lucilius Text folgendermafsen lautend: Mutini Titini
(2 V. 13 S. 8 Müll.) nam quid Moetino (d. i. sacellum fuit in Veits aduersum f inutmn Mustel-
\i\ximo) subrectoque huic opti,' signo diQTi 'Siüm.en linum {murum für mutum Scaliger , vicum 0.
des Gottes ganz in diesem Sinne gebraucht. 20 Müller, lucum? Jordan, Topogr. d. Stadt Rom
Dafs er aber ein echt römischer Gott war, er- 1, 2 S. 419 Anm. 134. 2 S. 257) in angifportu] ,
giebt sich aus dem seiner Etymologie nach de quo aris sublatis balnearia sunt [fjacta do-
sicher deutbaren ersten Bestandteile des durch mus Cn. DfomitiJ Calvini, cum mansisset ab
Festus (s. weiterhin) aufser Zweifel gestellten urbecondita [ad priJncipatumAugusti [Caesar is
Doppelnamens des Gottes. Mutunus oder Mu- inviolatum religioscque] et sancte cultum [fuisset,
tinus ist nämlich gebildet vom Stamme müt- ut ex pontificum librisj manifestum est, [in
in muto (mutto) = mentula {Lucil. 8 v. 7 S. 40 quibus significatur fuisse ad sacrarium sjex-
Müll. Hör. sat. 1, 2, 68; vgl. die Glosse eines tum et vicensimum, dextra v[ia iuxta diverjti-
cod. Leidensis bei Loeive, Prodromus corporis culum [. . .] ubi et colitur et [mulieres sacri-
glossar. latin. S. 304 muto: priapus), mutonium 30 ficant] in e[o togis praetextis] ula[taej (lies
(muttonium), mutunium = mentula {Gloss. velatae). Die Worte nach manifestum est er-
latino-graec. [Philoxeni] im. Corp. glossar. latin. gänzte Ursinus folgendermafsen: [nunc habet
edd. Loeu-e-Goetz 2 S. 131, 61. 62. 132, 5. 12. aediculam ad miliarium ab urbe sjextum et
Loeive a. a. 0. S. 302 ff. C. I. L. 4, 1939. 1940; victnsimum, dextra v[ia iuxta diver Jticulum
vgl. mutuniatus mit starkem Penis versehen [viaej, ubi et colitur et [mulieres u. s. w. Paul.
Martial. 3, 73, 1. 11, 63, 2. Priap. 52, 10 Buch.»); S. 155 Mutini Titini (s. die Lesarten der Hand-
vgl. Vaniceli, Etym. ^Vörterb. d. lat. Spr.^S. 206. Schriften in 0. Müllers Ausgabe) sacellum fuit
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 736. Die Her- Bomae, ciii mulieres velatae togis praetextatis
kunft des Namens Tutunus, Tutinus, Titinus (vielmehr praetextis) solcbant sacrificare. Da-
ist noch nicht aufgeklärt; Härtung meint {Bei. 40 nach hatte der Gott auf derVelia (vgl.JL»i&rosc/(,
d. Böm. 2 S. 258), dafs derselbe aus tutus und Studien S. 125. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d.
tueri abzuleiten und mit Tutanus (! ; s. d.) Stadt Born 1 S. 156 ff. Anm. 2, der in dem
einerlei sei; den Begriff der tutela sieht auch sacellum eine Kultstätte der 'veliensischen
0. Jahn (in Jahrbb. d. Ver. von AUerthums- Sonäergemeinäe' sieht; Jordan, Topogr. d. Stadt
freunden im Bheinl.27, lSb9S.4:S Anm. 7) inTn- Born 1,2 S. 419) ein als uralt geltendes sa-
iinus ausgedrückt; O.Gilbert {Gesch. u. l'opogr. cellum, das durch den Bau des Hauses des
d. Stadt Born 1 S. 157 Anm.) bringt Tutunus Domitius Calvinus beseitigt wurde; ist die Text-
zusammen mit dem umbrischen Worte der herstellung des Ursinus wenigstens der Haupt-
iguvischen Tafeln tota = Gemeinde, civitas, sache nach richtig (wie Jordan, Topogr. 1, 2
osk. tovto = poijulus u. s. w., und betrachtet 50 S. 419 Anm. 134. 2 S. 241 f. meint; andere Be-
als eigentlichen Namen nur Mutunus, ^welcher urteilung bei Gilbert, Gesch. lo. Topogr. 2
durch das beigefügte Tutunus als der eigent- S. 369 f. Anm. 1), so war in der Stelle des
liehe oder Hauptgott der Gemeinde — ohne Festus von einem aufserhalb Roms befindlichen
Zweifel speziell der veliensischen Gemeinde — Heiligtum des Gottes die Rede. Für die bild-
charakterisiert wird'. Aber alles dies sind Ver- liehen Darstellungen des Mutunus Tutunus,
mutungen ohne innere Wahrscheinlichkeit, welche durch den von den Kirchenvätern be-
und ein Hinweis Jordans (im Hermes 16, 1881 schriebeneu Hochzeitsbrauch vorausgesetzt wer-
S. 242) auf den ganz und gar zweifelhaften den, haben vermutlich die jedenfalls früh nach
Beinamen der Ops Toitesia (s. Preller , B. M.^ Rom gelangten Bilder des Priapus das Vorbild
2 S. 22 Anm. 1) fördert die Frage ebensowenig 60 abgegeben. Ein vermeintliches Amulett in Ge-
wie die in den früheren Erklärungsversuchen stalt eines Pferde- oder Eselhufes mit Bild-
des Mutunus Tutunus aufgestellten Ableitungen ; werken (Satyrköpfe auf dem gewölbten Rücken,
vgl. z. B. die von Öhler (zu Ttrtull. apol. 25 ein Phallus auf der Unterseite, Brustbild' einer
S. 221) angeführte Erklärung des Bigaltius zu jugendlichen männlichen Figur auf der Rück-
ad nat. 2, 11, 'qui vocabula Mutunus et Tutu- seite) und der Inschrift PREMA ARIMN MV-
nus derivat a meo et tuo inter venereos am- TINO (mit Abbildung veröffentlicht von E.
plexus vocabulis' ; ferner Salmasius, PUnianae Braun in Monum. Ann. Bull. d. inst. 1854
Exercitationes 1 S. 219 f., der Mutunus durch S. 83 ff.; Orelli-Henzen 6110; angeblich bei
207 Indigitamenta (Nemestr. — Noduterensis) Indigitamenta (Nodutus — Occator) 208
Rimini gefunden) ist eine Fälschung (C. I. L. terere) wie Candelifera, Domiduca u.s. w. ; v^l.
11,40* [falsae]). Ganz willkürlich ist die An- zu -terensis Corfsen, ijra ßmann und Vanicek
nähme, dafs ein auf einem Denar der gens a. aa. 00.
Titia abgebildeter bärtiger Kopf mit Flügeln Nodutus (Nodutis Arnoh.), nicht Nodotus
an den Schläfen Mutinus Titinus darstelle, den (Vulgata bei Augustinus). Arnoh. 4, 7 Nodutis
jene gens der Namensähnlichkeit wegen auf (doch wohl Nodutus zu lesen) dicitur deus, qui
die Münze gesetzt habe {Wah in Paulys ad nodos perducit res satas. August. 4, 8 prae-
FeaJencycl. 5 S. 285 s. v. Mutinus, wo Litte- fecerunt . . . giniciih's nodisque ciihnorum deum
ratur angegeben; Babdon, Description histor. Nodutum. 4, 11. Sp. 146, 10 ff. Zum Namen
et chronol. des monnaies de la republ. rom. 2 lo vgl. Grafsmann S. 110 nr. 7. Corsscn, Ausspr.
[Paris 1886] S. 489 f. zu S. 490 nr. 1; andere 2^ S. 173. Vanicek, Eiym. Wöiterb. d.lat.Spr.'^
Erklärungen jenes Kopfes bei Eckhel, Doctr. S. 89 f. Griech.-lat. etym. WC'rterb. 1 S. 240.
num. 5 S. 325). Ambrosch {Studien S. 156 Anno.) Nona die Göttin, welche angerufen wurde,
schlägt für den Fall, dafs bei Varro l. l. 5, 52 wenn die Geburt im neunten Monat der
der im cod. Florentinus überlieferte Name des Schwangerschaft erfolgte, Varro bei Gell. 3,
collis 3Iucialis (wofür Scaliger Martialis las) 16, 10 (Sp. 138, 15 ff.). Tertull. de anima 37
einer Emendation bedürfe, vor zu schreiben (s. Decima). Sp. 144 Z. 10. In dem Fragmente
cpllis Mutinalis mit Beziehung auf Mutinus. des Caesellius Vindex bei Gell. 3, 16, 11 (s.
Ältere Litteratur über Mutunus Tutunus führen Sp. 184, 1 ff. und. Decima) erscheint die ur-
Hildebrand zu Arnoh. 4, 11 (S. 346) und Ohler 20 sprüngliche Geburtsgöttin zu einer Schicksals-
zu Tertull. apol. 25 (S. 221) an. göttin im Sinne der griechischen Moiren um-
Nemestrinus der Gott der nemora, ^r«o&. gedeutet, s. Sp. 171, 3f. 184, 9 ff. Vgl. bei
4, 7. Sp. 148, 12 ff. Zum Namen vgl. Corssen, Decima die Bemerkung gegen Marquardt und
Krit. Beitr. z. lat. Formenl. S. 413 f. Ausspr. weiterhin Parca.
2^ S. 215. Grafsmann S. 112 nr. 13 (falsch Ne- Numeria. 1) Varro Catus de liberis edu-
mestrina). Vanicek, Etym. Wörierb. d. lat. Spr.''^ candis (fr. 6 S. 248 Riese) bei Non. S. 352 s. v.
5. 141. Griech.-lat. etym. Wörterb. 1 S. 433. numerum (s. Sp. 130, 43 ff.): 'ut qui contra cele-
Nenia (Naeuia Fest.). Arnoh. 4, 7 in tutela riter erant nati fere Numerios praenominabant,
sunt . . . Neniae, quibus extrema sunt tempora, quod qui cito facturum quid se ostendere vole-
August. 6, 9 (Sp. 131, 17 ff.) Varro commemo- 30 bat diccbat numero id fore; quodetiam in partu
rare . . . deos coepit a concejitione Jiominis . . . precabantur Nvmeriam , quam deam solent in-
eamque seriem perduxit usque ad decrepiti ho- digeiare etiam p)ontifices.' Si^. 14:7, Uff. Davon ist
minis mortem, et deos ad ijjsum Jiominem per- nach der pontificischen Lehre (vgl. Sp. 174, 31 ff.)
tinentes clausit ad Ncniam deam, quae in ftcne- wohl verschieden 2) August. 4,11 Numeria,
ribus senum cantatur. Sp. 145 Z. 76. Festus quae numerare doceat. Thesaur. nov. latinitatis
S. 161 s. V. [Naeniae deae] und Paul. S. 163 bei Mai, Class. Auct. 8 S. 384 Numeria dea
s. V. Naeniae erwähnen ein sacellum der Göttin numeri. Sp. 143 Z. 51. Nach Schwenck {Mythol.
aufserhalb der Porta Viminalis (vgl. über das- d. Rom. S. 120) ist Numeria die Geburtsgöttin,
selbe Becker, Topogr. S. 567. Preller, M. M.^ 2 welche die Geburt mit der richtigen Zahl der
S. 220, der es in der Nähe des lucus Libitinae 40 Tage eintreten läfbt und verhindert, dafs sie
vermutet). Das Wort nenia ist ein griechisches darüber hinaus aufgehalten werde; danach wäre
Lehnwort (Saalfeld, Tensaurus italograccus es allerdings ein und dieselbe Numeria, welche
Sp. 737 f.), aber offenbar so früh aufgenommen, bei der Geburt und beim Zählen angerufen
dafs es zuletzt ganz zum römischen Worte ge- wird. Zum Namen vgl. Grafsmann S. 109 nr. 2.
worden ist. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 141.
Noduterensis. Arnoh. 4, 7 quae praeest Griech.-lat. etym. Worte) b. 1 S. 433.
frugibus terendis, Noduterensis; 4, 11. Sp. 148, *Nundina. Macrob. Sat. 1,16,36 est etiavi
3 ff. Salmasius wollte bei Arnobius 4, 7 statt Nundina Bomanorum dea a nono die nascen-
Noduterensis lesen Terensis, 4, 11 für Nodu- tium nuncupata qui luttricus dicitur ; est autem
ierensem: Noduiitn, Tirensem. i)iese Änderung 50 lustricus dies (vgl. Paul. S. 120 s. v. lustrici
fand vielfache Av\ina.hme {Härtung, Bei. d.Bum. dies; Marquardt, Privatleben 1' S. 83) quo in<-
2 S. 132. Ambrosch, Beligionsbiiclur Heft 2 fantes lustrantur et nomen accipiunt, sed is
S. 241 = Abdr. S. 21. Wah in Paulys Beaten- muribus nonus, oitavus est feminis. Sp. 177,40ff.
cycl. 6, 1 S. 437. Marquardt, Staatsverw. 3- Obarator der Gott des Überpfiügens (ob-
S. 16 f Preller, B. 31.^ S. 4:<il. Boissier, Etüde arare) des Feldes nach der Einsaat-, welchen
S. 238. Corssen, Krit. Beitr. z. lat. Formenl. nach dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente
S. 478. Grafsmann S. 1 14 nr. 25. Bouche- des Fabius Pictor bei dem Interpiol. Serv. georg.
Leclercq, Les Pontifes S. 37. Vanicek, Griech.- 1, 21 der Flamen bei der Darbringung des
lat. etym. Wörterb. 1 S. 290); es liegt jedoch sacrum cereale anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff". Zum
ganz und gar kein Grund vor, den an zwei 60 Namen vgl. Grafsmann S. 113 f. nr. 21.
Stellen übereinstimmend überlieferten Namen Occator der Gott des Eggens (occare) des
anzuzweifeln; derselbe wird sogar geradezu als Ackers nach dem auf die Einsaat folgenden
richtig erwiesen durch seine Stellung 4, 7 in Überpflügen, welchen nach dem Sp. 181, 7 ff.
einer Gruppe von Götternamen, welche mit mitgeteilten Fragmente des Fabius Pictor bei
N oder 0 beginnen (s. Sp. 141, 8 ff.); vgl. das dem Interpol. Serv. georg. 1,21 der Flamen bei
Sp. 140 f. über die alphabetische Anordnung der Darbringung des sacrum cereale anruft,
der Indigetennamen bei Arnobius Gesagte. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Auch Serv. georg. 1, 21
Der Name ist eine Zusammensetzung (nodus, (Sp. 129, 64 ff.) nennt den Gott; vgl. Sp. 147, 67 ff.
209 Indigitamenta (Odoria — Ossipago) ludigitamenta (Panda) 210
Zum Namen vgl. Grafsmann S. 113 f. ur. 21. jfc'<t<(Ze S. 235 der Name falsch Ossipaga heifst).
Vanicelc, Etym. Wöiterh. d. lat. SprJ S. 5. Corsscn, Äusspr. 1- S. 393. Vanicelc, Etijm.
Griech.-lat. eiym. Wörtcrh. 1 S. 7. Wörterh. d.Ut.Spr} S. 148 f. Gricch.-lat. etym.
*Odoria dca odoris vel pro odore, Thesaur. Wöiterb. 1 S. 4G0.
nov. latinitatis bei 3Iai, Class. Äuct. 8 S. 399; Panda. 1) Arnob. 4, 3 et quod Tito Tatio,
vgl. Sp. 177, 64 tf. Capitolinum ut capiab coUem , viam pandtre
Orbona (C/c, P7m.), Orbana {Tertulh, Ar- atque aperire permissum est, dea Panda est ap-
noh:>). TertuJI.ad)iat.2,lb[0rJbana, qime in pellata vil Paitiea. Sp. 148, 40 ff. Von der
orbiiatem seihina extinguat. Arnob. ^,1 in tutcla Göttin Panda war offenbar die Rede in einem
sunt Orbonae (oder Orbanae? die Handschrift lo von Nonivs (S. 44 s. v. pandere) unverständig
hat urbanane; Orbonae Sabaeus) orbati liberis gekürzten Citat aus Varro de vita popidi Bo-
parentes. Sp. 145 Z. 74. Die Stelle des Cyprian. Viani Hb. I (lib. I fr. 4 S. 21 Kettner): pandire
quod idoJa dii non sint i: . . . ut sit apud ilJos Vario existimat ea causa dici, quod qui ope
Vidutis deus, qui anima corpus viduet, qui quasi indigerent et ad asylum Cereris confugissenf,
feraUs et funebris intra muros non habetur, sed panis [is] daretur, pandere ergo quasi paneni
foris (onlocatur et niliilominus (is vil deus fügt dare tt quod numquam fanum talibus clauderc-
VoncJc hinzu), quia extorris facttis damnatur tur, de vita populi Eomani lib. I 'lianc deam
potius Eomana religione quam colitur. est it Aelius putat esse Cererem, sed quod in asylum
Scansus . . . (s. Ascensus) . . . et Cardea a car- qui confugissent panis [is] daretur, esse nomen
dinibus et ab orbitatibus Orbona {suborbana 20 fictum a pane dando pandere quod est aperire'
cod. Monacens. 208) ist eine alte, aus Tertull. (die Stelle ist offenbar stark verderbt, vgl.
ad nat. 2, 15 genommene Interpolation der L. Müllers Ausgabe und Mommscn, Unterital.
cyprianischen Schrift, s. Ascensus. Nach den Dial. S. 135 f. Anm. 19; Kettner bemerkt in
angeführten Stellen des Tertullianus und Arno- der Anmerkung zu dem Fragmente 'Varro for-
biiis ist also Orbona die Göttin, welche die tasse addiderat idcoquc a pandendo dictam
Kinder tötet, so dafs die Eltern kinderlos Pandam''). Gloss. Labiaei (Abt. 1 S. 129 coh 1)
(orbus) werden (nicht 'die Göttin des Verwaist- Panda eigrivrig &i6g. Die eigentliche Be-
seins, von solchen Eltern angerufen, die ver- deutung der Göttin ist weder aus der ätio-
waist wieder Kinder zu erhalten wünschen' [!], logischen Fabelei (s. Sp. 187, 25 ff.), welche
Georges im Lat .- deutseh . Handwürterb. s. v. 30 Arnobius mitteilt, noch aus der etymolo-
Orftoxa; falsche Auffassungen auch bei ifar^MH^, gischen Spielerei Panda von panem dare
Bei. d. Böm. 2 S. 257 und in Paidys Bealencycl. (s. Sp. 171, 44ff.) und der damit zusammen-
5 S. 963 s. V. Orbona). Die Änderung Prellers hängenden Gleichsetzung mit Ceres mit Sicher-
{Archäol. Ztg. 16, 1858 Sp. 194 ff. = Ausgeiv. heit zu entnehmen; es ist nur so viel klar,
Aufsätze S. 306 ft'. und B. M.^ 2 S. 219 Anm. 3) dafs der Name Panda und jedenfalls auch Pan-
lumina für semina bei Tertullianus und Deu- tica mit pandere zusammenhängt, also eine
tung 'welche das Licht der Augen vollends Göttin des Eröffnens bezeichnet, vgl. Corssen,
auslöscht' hat C. Bursian (in der Anzeige von Krit.Beitr.z. lut. Formen!. S. 115. Krit. Nuchtr.
Prellers B. M.^ im Literarischen Ceniralblatt z. lat. Formenl. S. 111. Krit. Beitr. zur ital.
1859 Sp. 609) zurückgewiesen. Cicero {n. d. 40 Sprachhmde S. 324. Grafsmann S. 108 nr. 1.
3, 25, 63) = Plinius (h. h. 2, 16) erwähnen ein Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 332.
fanum der Orbona bei der in summa sacra via Griech.-lat. etym. Wörterb. 1 S. 471. Denselben
gelegenen aedes Larum (vgl. dazu Ambrosch, Urspiung hat jedenfalls der Name der Göttin
Studien S. 51). Zum Namen vgl. Grafsmann Empanda, Paul. S. 76 Empanda paganorum
S. 111 nr. 12. Corssen, Ausspr. 1^ S. 147. 162. dea, über welche sich natürlich nichts Weiteres
Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 27. sagen läfst (Härtung, Bei. d. Böm. 2 S. 76:
Griech.-lut. etym. Wörterb. 1 S. 62. Curtius, Empanda = Panda). Mommsen {Unterital. Dial.
Grundz. d. griech. Etyrn.^ § 404 S. 294. S. 135 f.; vgl. Ann. d. inst. 20, 1848 S. 424)
Ossipago die Göttin, welche den Kindern unterscheidet die Panda vel Pantica, die dem
die Knochen kräftigt, Arnob. 4, 7. 8 (wo beide 50 Titus Tatius den Weg zum Capitolium öffnet,
mal die Handschrift ossilago [danach Ossilago als Lokalgottheit, als Genius der Porta Pan-
bei Georges, Lat.- deutsch. Handwörterb. s. v. dana auf dem Capitolium (S, 135 Anm. 18)
ossilago und in Paulys Bealencycl. 5 S. 1016 von der Panda, 'die als Ceres charakterisirt
s. V. Ossilago] bietet, Ossipago verbesserte Can- wird, und wahrscheinlich auch sabinisch war'
terus); gehört zu den Gottheiten Sp. 143/444 (S. 136 Anm. 20 'Wenn Sero, ad Virg. Georg.
Z. 23ff. Bei Arnob. 3, 30 führt Juno den Bei- 1, 7' [vielmehr der Interpolator Servii] 'sagt:
namen Ossipagina (wofür Preller, B. M.^ 1 qunmvis Sabini Cererem Panem appellant, so
S. 275 f. Anm. 5 ohne Grund Opigena lesen möchte hier auch eben die Panda gemeint
will); vgl. hierzu Sp. 172 ff. Jeder Begrün- sein und eine confuse Beziehung auf die Stelle
düng' in der Überlieferung entbehrt die bei 60 des Varro zu Grunde liegen'; Preller, B. 3L^
Härtung {Bei. d. Böm. 2 S. 241) angegebene 2 S. 224 Anm. 4 will für Panem direkt Pan-
Form Ossipanga und die in Paulys Bealencycl. dam schreiben und Thilo hat diese Kon-
a. a. 0. aufgeführte Form Ossipango. Zum jektur sogar in den Text aufgenommen; s. da-
Namen (von ossa und pangere, altlat. pagere) gegen S. Bugge, Altitalische Studien. Christian,
vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1 (wo ebenso wie 1878 S. 45f); diese erklärt er als eine Göttin,
bei Härtung a. a. 0., Ambrosch, Beligions- welche die Erde erschliefst und die Saat ihr
hücher Heft 2 S. 235 = Abdr. S. 15, Walz in entlockt; er vergleicht die Göttin Ilavdivci
Paulys Bealencycl 6, 1 S. 434 und Boissier, (S. 136 f.), welche auf Münzen von Hippon und
211 Indigitamenta (Pantica. Parca) Indigitamenta (Partula — Patellana) 212
Terina als eine Frau, die in der Linken einen sammenbringt {Härtung , Bei. d. JRöm. 2 S. 231 f.
Stab, in der Rechten zwei Mohnköpfe oder Georges im Lat.- deutsch. -Handwörterb. s. v.
zwei Ähren hält, und unter deren rechter Hand Parca) oder auf die Wurzel park flechten zu-
eine Mohnblume sprofst, dargestellt ist (s. die rückführt (vgl. G'ra/smann S. 108 nr.l. VaniceTc,
Angaben über die Münzen beiMommsew S. 136). Etym. Wörterh. d. lat. Spr.^ S. 162. GriecliAat.
Preller (B. M.^ 2 S. 224) meint, dafs die Porta etym. Wörterb. 1 S. 520. Curtius, Grundz. d.
Pandana am Abhänge des Capitoliums nach griech. Etym.^ § 103 S. 165f.), sieht man in der
der Panda benannt gewesen und die Göttin, Göttin von vornherein eine 'Zutheilerin' oder
deren Namen auf den Kult einer Erntegöttin *■ Flechterin ' (des Schicksalsknäuels; vgl. KXco-
(Anm. 3 'die p. Paudana war mit der p. Saturnia 10 '9'ra), also eine Schicksalsgöttin. Diese grie-
identisch, ... daher es nahe liegt bei der chischen Vorstellungen können aber unmöglich
Panda an die ups zu denken') zurückführe, das ursprüngliche Wesen der Göttin ausmachen,
dort verehrt worden sei; doch ist ein Zu- Parca ist vielmehr jedenfalls thatsächlich ein
sammenhang der Porta Pandana mit Panda ursprünglicher Indiges der Geburt (Par-ca von
sehr unwahrscheinlich (s. Jordan, Topogr. d. par-ere, par-tus), der wie Nona und Decima
Stadt Born 1, 2 S. 122). Unhaltbare Ansichten durch Umdeutung zur Schicksalsgöttin ge-
über Panda bei Härtung, Bei. d. Böm. 2 S. 76 f. macht und in einer Dreizahl gedacht mit den
Der Name Panda kehrt wieder in dem Namen griechischen Moiren identificiert wurde (vgl.
2) ? Panda Cela, den Mommsen als Doppel- hierzu Sp. 171, 3f. 184, 9ff.; s. Parca, Parcae;
riamen einer Göttin in dem bei Gell. 13, 23, 4 20 nicht richtig Härtung a. a. 0. S. 232 f.: 'Um
erhaltenen Fragmente der menippeischen Satire Uebereinstimmung mit der griechischen Vor-
Farro.s 2i'xt«jiiß:;fta (fr. 1 S. 219 Riese, fr. 1 S. 215 Stellung herzustellen, hat Varro diese Bei-
Büch.^) Ted Anna l'erenna, Panda Cela, te namen' [d. i. Nona und Decima] 'als beson-
Fales I Nerienes et Minerva, Fortuna ac Ceres dere Individuen gerechnet, und die Parce, der.
hergestellt hat, s. Sp. 183, 44ff. (von i??ese und sie beigelegt waren, als ein von jenen ge-
Bücheler in den Text aufgenommen; vgl. über trenntes Wesen betrachtet, und auf diese Weise
die verschiedenen Herstellungsversuche der richtig eine Dreiheit herausgebracht'). Vgl.
beiden Verse den kritischen Apparat in M. Sp. 167, IflF.
Hertz' s gröfserer Ausgabe des Gellius). Be- Partula eine Göttin der Geburt, Tertull. de
deutet der Name Panda die Eröffnerin, so be- 30 anima 37. Sp. 144 Z. 12; vgl. Sp. 167, Iff. Zum
zeichnet Cela (von celare) die Verbergerin, Namen vgl. Grafsmann S. 114 nr. 22. Vanicek,
Schliefserin. 'Panda Cela molto bene si di- Etym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 159. Griecli.-
rebbe Proserpina' {Mommsen in Ann. d. inst. lat. etym. Wörterb. 1 S. 504 f.
a. a. 0.); 'wir dürfen . . . die IJavdiva = Cei'es Patella. Arnob. 4, 7 Patellana numcn est
auch mit Proserpina identificiren, welche be- et Patella, ex quibus una est patefactis, pate-
kanntermassen der Sage nach in Hippon geboren faciendis rclms altera praestituta; 4,8. Sp. 147,
war und . . . dort eifrig verehrt ward. Dass die 63 ff.; vgl. Sp. 167, iff. Preller {B. M.^ 2 S. 224)
Pandina vorzugsweise auf Münzen von Hippon erklärt Patella als 'die Göttin der hervorge-
vorkommt, weist ebenso wie die Embleme der tretenen und im Lichte des Himmels reifenden
Münzen auf ein Zusammenfallen derselben mit 40 Ähre' indem er bei Arnobius patefaciendis
Proserpina hin, und wenn die Panda, die ja frugibus^iidi patefaciendis rehus\\esi{k.nvii.\)\
auch Cela ist, andrerseits als Ceres erscheint, 'also wäre diese die eigentliche Erndtegöttin,
so sind Mutter und Tochter mythologisch so die blonde Ceres der Griechen . . . und in der
innig verwandt, dass hierin kaum eine ver- That scheint die Erndtegöttin in dem alten
schiedenartige Auffassung liegt' (Urderiial. Italien meist unter diesem Namen verehrt
Dial. S. 136 f.). Marquardt {Staa'sverio.^''^.\'d) worden zu sein. Wenigstens nennen die igu-
meint, dafs Tellus als Panda Cela angerufen vinischen Tafeln eine Göttin Padella' (Taf.
werde. Alle diese Deutungen sind aber un- Via 14 PatZei'Zar [gen.], ^Mc/seZer, C7m&nca S. 49,
haltbar, denn Panda und Panda Cela sind, dazu S. 48. 183) 'und die oskische Weihinschrift
wie überhaupt die Indigetes, nur für sich be- 50 von Agnone eine Patana' (Vorderseite Z. 14,
stehende Vergöttlichungen abstrakter Begrifle Rückseite Z. 17, Mommsen, ünterital. Dial.
(s. Sp. 174, 3 Iff.); wahrscheinlich ist es aller- S. 128 f. Zvetajeff, Syll.inscr.osc.S.7. Mommsen
dings, dafs beide Gottheiten des Landbaues übersetzt den Namen mit Panda als die 'dea
(Sp. 145, 54 ff. Reihe c) sind. Zum Doppel- . . . quae i^atat s. pandit', vgl. S. 135 f. 285;
namen Panda Cela vgl. Sp. 186, 26ff. S. auch 'so ist denn die Patanü ... die Göttin, welche
Patella. den Schoos der Erde öffnet und die Saaten
Pantica s. Panda nr. 1. ihm entlockt' S. 137; vgl. dens. in Ann. d.inst.
Parca nennt Varro bei Gell. 3, 16, 10 (Sp. 20, 1848 S. 424 und Henzen das. S. 403), 'die
138, 15 ff.) mit Nona (s. d.) und Decima (s. d.) höchst wahrscheinlich mit jener Patella iden-
zusammen als Göttin der Geburt: nam 'Parca^ 60 tisch sind.' Dafs Patella zu den Indigetes
inquit 'inmutata una littera a partu no7ninata\ des Landbaues gehört, zeigt die eng verwandte
Sp. 147, 40 ff. Dies ist offenbar die eigentliche Patellana (s. d.). Zum Namen (patere) vgl.
Bedeutung der ursprünglich nur einen Parca, Grafsmann S. 108. Vanicek, Etym. Wörterb.
die allerdings gegenwärtig aufser von Preller d. lat. Spr.^ S. 153. Griecli.-lat. etym. Wörterb. 1
{B. M:\2 S. 193; in etwas anderer Auffassung S. 470 f.
vorher in Paulys Bealencycl. 3 S. 435 f.) kaum Patellana {Arnob.), Patelana {August.).
noch richtig festgehalten wird; denn indem Arnob. 4, 7, bei Patella im Wortlaut mitge-
man den Namen Parca entweder mit pars zu- teilt; August. 4, 8 {praefccerunt ergo) . . . cum
213 Indigitamenta (Paventina — Pilumnus) Indigitamenta (Pilumnus) 214
folliculi patescunt, ut spica exeat, deam Pate- hus deputantur. Varro de vHa popuU Romani
lanam. Sp. 146, 10 ff.; vgl. Rp. 167, 1 ff. Offenbar Hb. II (Hb. 11 fr. 18 S. 33 Kettner) ' natus si
haben Arnohius und AiKßistinns nicht verschie- erat vitalis ac sublatus ab obstetrice, statueba-
dene (AmbroscJi, Belüjionsbücher Heft 2 S. 240 tur in terra vt auspicaretur rcctus esse; diis
= Abdr. S. 20. Marquardt, Staatsverw. Z^ ^.\Q coniugalibus Pihimno tt Picumno in aedibus
Anm. 9), sondern ein und dieselbe Göttin im Icctus sternebatur' (vgl. Interpol. Scrv. Aen. 9,4:
Auge (die geringe Abweichung in den Namens- von denselben Göttern: Varro coniugaJes deos
formen beruht vielleicht nur auf der Über- suspicatur) ; darauf bezieht sich das Sp. 145,
lieferung; die von Ambrosch a. a. 0., 1 FaZ^ in 23 ff. mitgeteilte Excerpt des /n/ef/30?.(Se/v.^ew.
Paulys Bealencycl. 6, 1 S. 437, Preller, B. M} lo 10, 76 aus Varro, wo es jedoch heifst, dafs
S. 591 und Bouche-Lcdercq, Les Pontifes S. 36 Varro den Pilumnus und Picnmnus infantium
aufgeführte Form Patelena entstammt älteren deos genannt habe. Picuninus und Pilumnus
Ausgaben des Augustinus). Zum Namen (zu werden aufserdem verbunden genannt von
patere u. s. w. gehörig) vgl. Gra/'smann S. 111 Fabius Pictor iuris pontificii Hb III hQiNon.
nr. 11. Vanicek an den bei Patella aa. 00. S. 518 s. v. Picnmnus: 'Pilumno et Picumno'
Paventina oder Paventia die Göttin der (Pilumnus allein erwähnt von Minuc. Fei.
Furcht der Kinder, TcWttZ?. afZwf/^. 2, 11 /Tiöfeeitf Oct. 25). Der Interpol. Serv. Aen. 10,76 be-
et Pavejntinam pavoris u.s. w. August. 4, 11 de richtet Piso Pilumnum dictum (sc. ait), quia
pavore infanfium Paventia nuncupetur. Sp. 143 pellat mala infantiae (fr. 44 Peter S. 137 ed.
Z. 41. Zum Namen vgl, Graßmunn S. 109 nr. 2. 20 niai., S. 86 ed. min.). Dies bezieht sich allem
S. Ulf. nr. 13. Vanicek, Etym. Wörterb.d. lat. Anscheine nach auf den von Augustinus 6, 9
Spr.-S. 170. Griccli.-lat. efy»}. Wörterb. 1 S. 541. nach Varro geschilderten Brauch, in welchem
Pecunia die Göttin des Geldes, Ärnob.4:,9. Pilumnus als Beschützer der Frauen nach der
August. 4, 21. 24. 7, 3. 11. 12. Sp. 145, 39ff. Über Geburt und des neugeborenen Kindes eine Rolle
Pecunia als Beiname luppiters vgl. Sp. 172, 88 ff. spielt, s. die wörtliche Mitteilung der Stelle
Pellonia die Göttin, welche die Feinde bei Deverra. Picumnus und Pilumnus erscheinen
vertreibt, Arnob. 4, 4. August. 4, 21. Sp. 148, bei diesen Gelegenheiten als Beschützer des
21 S. Zum Namen (pellere) vgl. Gra/'smann ehelichen Kindersegens, aber nicht, wie Preller
S. 110 nr. 2c. Vanicek, Etym. Wötterb. d. lat. (B. M.^ 1 S... 376) erklärt, 'vermöge der ge-
Spr.^ S. 335. Griech.-lat. e(ym. Wörterb. 2S.11S3. 30 wohnlichen Übertragung der Aussaat und des
Peragenor. Tertull. ad nat. 2, 11 . . . ab Gewächses der Feldfrucht auf die Frucht des
actu Pcrngenorem u. s. w. Sp. 143 Z. 46; vgl. Menschen'; denn solche Beziehungen der
Sp. 167, Iff. Zum Namen (peragere) vgl. G^ra/i>- beiden Götter treten auch an denjenigen
mann S. 113 nr. 20. Stellen, wo Picumnus und Pilumnus als dii
Perfica. Arnob. A, 7 etiamne Perfica una est agrestes (Non. S. 518 s. v. Pilumnus: Aemilius
e populo numinum, quae obscenas illas et luteas Macer in Orniihogoniae Hb. I 'et nunc agrestis
voluptates ad exitum perficit dulcedine inoffensa inter Picumnus habetur'') erscheinen, nicht her-
procedere? 4, 11. Sp. 147, 37 ff., zu den dii con- vor: Isidor. or. 4, 11,6 (vgl. dazu H. Kettner,
iugales gehörig. Bei Tertull. ad nat. 2, 11 ordi- Varron. Studien. Halle 1865 S. 27f.): Varro ...
nati [ü- * pro pujdor! et Mutunus et Tidunus 40 refert Pilumnum quemdam in Italia f'uisse, qui
et dea Pertunda et Subigus et Prema mater pinsendis praefuit arvis: unde et pilumni et
f. . .] parcite dei impudentes! hat Öhler vrill- pistores. ab hoc ergo pilum et pilam inventa,
kürlich und falsch Prema [dea et Perfica. J quibus far pinsitur , et ex eius nomine ita ap-
parcite u. s. w. geschrieben; vgl. Prema. Zum pellata. Serv. Aen. 9, 4 Pilumnus et Pitumnus (lies
Namen vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1. Vanicek, Picumnus) fratres fuerunt dii. herum Pitumnus
Gricch.-lat. etym. M^'örterb. 1 S. 384. (lies Picumnus) usum stercorandorum invenit
Pertunda. Tertull. ad nat. 2, 11 {d'deuer- agrorum, unde et Sterculinius (s. d.) dictus est,
tunde cod. Agobard., dea Pertunda Bigaltius). Pilumnus vero pinsendi frumenti: unde et a
Arnob. 4, 7 etiamne Pertunda, quae in cubiculis pistoribus deus colitur. ab. ipso et pilum dictum
praesto est virginalem scrobem eff'odientibus ma- 50 est. = Mythogr. Vatic. II 183; Interpol. Serv.
ritü? 4, 11. August. 6, 9. Sp. 143/144 Z. 64. Aen. 10, 76 sed Pilumnus idem Stercutius, ut
67, vgl. Sp. 147, 6 f. Zum Namen (pertundere) quidam dicunt, qui propter pilum inventum, quo
vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1. Vanicek, Etym. fruges confici solent , ita appellatus est. Mart.
Wörterb. d. lat. Spr." S. 328. Griech.-lat. etym. Cap. 2, 158 comiuinuendae frugis farrisque frag-
Wörterb. 2 S. 1156. Curtius, Grundz. d. griech. mcnta Pilumno assignat Italia (vgl. Plin. n. h.
Etym.^ § 248 S. 226 f. 18, 10 cognomina etiam prima inde: Pilumni
Peta. Arnob. 4, 7 rebus petcndis Peia (sc. qui pilum pistrinis invenerat). Der Name Pi-
praesto est); 4, 8. Sp. 147, 23 ff. Zum Namen lumnus wird in diesen Stellen richtig mit pi-
vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1. Vanicek, Etym. lum Mörserkeule in Zusammenhang gebracht:
Wörterb. d. lat. Spr.'' S. 151. Griech.-lat. etym. 60 Pilu-mnu-s ist das Participium (s. über diese
Wörterb. 1 S. 467. Bildungen die bei Alemona angegebene Litte-
-"o^ö"-
Picumnus und ratur) eines vom Stamme in pilum abgeleiteten
Pilumnus hatte Varro in der Schrift de Verbum auf o oder u und bezeichnet den mit
vita populi Bomani als dii coniugales (Sp. 144 der Mörserkeule thätigen Gott, der dem Ge-
Z. 21. 147, 46 f.) bezeichnet und angegeben, treidestampfen vorsteht und mit seiner Waffe
bei welcher Gelegenheit dieselben verehrt die Frau nach der Geburt und das neugeborene
wurden: Non. S. 528 (Sp. 142, 37 ff.) Pilumnus Kind behütet (vgl. Corssen, Ausspr. 1'^ S. 528.
et Picumnus dii praesides auspiciis coniugali- 652 Anm. 2^ S. 173 f. Vanicek, Etym. Wörterb.
215 Incligitamenta (Pilumnus) Indigitamenta (Pollentia — Postverta) 216
iJ. lat. Spr} S. 169. Griech.-lat. etijm. Wörterb. ? Pollentia. Liv. 39, 7, 8 f. (567/187) ludis
1 S. 538. Sechstein in der bei Alemona angef. Bomanis eo anno, quos P. Cornelius Cethegus
Abhandlung S. 391. 394. Curtius, Grundz. d. A. Posiumius Alhinus faciehant, malus in circo
griech. EUjm.^ § 365 b S. 276 f.; anders Grafs- instabilis in signum Follentiae procidit atque
mann S. 112 nr. 15). Mit Stercutius, mit dem id deiecit. ca religione moti patres et diem ununi
er bei dem Interpol. Serv. (Aen. 10, 76) identi- adiciendum ludorum censuerunt et signa duo
ficiert wird, hat demnach Pilumnus nichts zu pro uno reponenda et novum auratum facien-
thun. Picumniis wird ebenfalls falsch mit Ster- dum. Sp. 183, 23ff. ; vgl. Sp. 186, 63 ff.
culinius identificiert und als ein Gott des *Porrima. Ovid. f. l,633fF. (von der Feier
Düngens hingestellt {Serv. Aen. 9, 4). Name lo der Carmentalia) Porrima placatur Postverta-
und Bedeutung dieses Gottes wird durch die que, sive sororcs \ sive fugae comites, Maena^i
Ansicht Hai tungs {Bei. d. Böm.2S. 175 f.): ^Es diva (d. i. Carmenta), tuae. \ altera quod porro
ist wahrscheinlich, dafs auch Picumnus, der fuerat cecinisse piitatur,\ altera versur um post-
stete Gesellschafter des Pilumnus, eine solche modo quicquid erat. Interpol. Serv. Aen. 8, 336
Waffe führte, und die Form seines Namens alii huius (der Carmentis) comites Porrimam et
scheint dies anzudeuten. Pinna (welches Wort Postvertam tradunt, quia vatibus et praeterita
wahrscheinlich aus picna verändert ist) nannte et futura sunt nota. Sp. 177, 33 ff. Da Postverta
man im älteren Latein die Schärfe der Axt' (s. d.) als Indiges bezeugt ist, kann es keinem
(Quint. 1, 4, 12, wo aber von pinnum, nicht Zweifel unterliegen, dafs auch Porrima nicht
von piona die Rede ist), 'Ätxpds bedeutet so 20 ein Beiname der Carmenta {Härtung, Bei. d.
viel als wie acer oder acerbus, nxiaaco im Grie- Böm. 2 S. 199, der auch Antevorta, Postverta
chischen, pinso im Lateinischen, pinashmi im und Prorsa so erklärt; H. Ptter z. d. St. des
Indischen heifsen stofsen, stampfen: davon Ovidius; vgl. auch Marquardt, Staatsvenv. 3^
scheint die yn'aaa — pica benannt zu sein, deren S. 19. M'issoioa s.v. Carmenta in Bd. 1 Sp. 853,
Schnabel eine lebendige Hacke ist' nicht rieh- 4 0'. 854, lOff. und dagegen das Sp. 174, 31 ff.
tig erklärt. Pic-u-mnu-s ist ein Participium Gesagte), sondern der Name eines selbständigen
von spicere (Pic-u-mnu-s aus *pic-o-meno-s für Indiges ist. Die beiden Stellen zu Grunde lie-
*spic-o-meno-s; vgl. Corssen, Krit. Beitr. z. lat. gende Etymologie sowie die ganze Auffassung
Formenl. S. 457 f. Aiisspr. 1- S. 528. 2^ S. 173. des Wesens der Porrima und Postverta als
VaniceJc, Etym. Wüiterb. d. lat. Spr.^ S. 333. 30 Schicksalsgöttinnen, welche in die Zukunft
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 1174. Btchstein und in die Vergangenheit schauen (s. Ante-
a. a. 0. S. 388 f.; anders Grafsmann a. a. 0.) vorta), ist aber falsch und wie die Erzählung
und bedeutet wie Picus (*spic-us), mit dem von den beiden Göttinnen als Schwestern und
Picumnus eng verwandt, aber nicht identisch Begleiterinnen der Carmenta ein Erzeugnis ge-
{Non. S. 518 Picumnus et avis est Marti dicata, lehrter Forschung (vgl. Sp. 187, 25 ff.). Wie der
quam picum vel picam voeant; Härtung , Bei. Name (Porrima eine Bildung mit dem Super-
d. Böm. 2 S. 173 f. Schwegler, B. G. 1 S. 214. lativsuffix -imo von porro, vgl. Corssen, Krit.
233 f. Preller, B. M.^ 1 S. 375 f. Bubino, Bei- Beitr. z. lat. Formenl. S. 402. Grafsmann S. 113
träge z. Vorgesch. Italiens S. 210 Anm., der nr. 17. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Sprr
auch Pilumnus mit Gerhard in Hyperboreisch- io S. 157. Griech.-lat. etym. Wöitcrb. 1 S. 490)
röm. Studien für Archäologie 2 S. 96 Anm. 26 zeigt, ist Porrima vielmehr wie Antevorta und
als = Faunus betrachtet) ist, den 'Späher', Prorsa (s. d.) der Indiges einer nach vorwärts
den 'Vorsorglichen', also zunächst einen länd- gewandten Lage des Kindes bei der Geburt
liehen Schutzgeist, dann einen Beschützer des (Kopfgeburt), wie schon Preller {B. M.^ 1
Kindersegens. Der Auffassung PreZtes (a. a. 0.), S. 406) richtig erklärt hat. Vgl. Sp. 182, 11 ff.
dafs in Picumnus und Pilumnus die Volkstum- Postverta (Postvorta Macrob.). Varro
liehe Unterscheidung 'der zwei nahe ver- (14. Buch der Antiq. rer. div.) bei Gell. 16,
wandten, sonst oft verwechselten' (?) 'Vögel, 16, 4 ff . (Sp. 138, 32 ff.) ' quando igitur . . .
des Stänkers Wiedehopf ... und des Stampfers contra naturam forte conversi in pedes bra-
Specht' zum Ausdruck gelange, kann man nach 50 chiis plerwnque diductis rttineri solent aegrius-
dem Vorstehenden nicht beistimn:en. Wenn que tunc mulieres enituntur , huius periculi
Picumnus und Pilumnus als ein Brüderpaar deprecandi gratia arae statutae sunt Bomae
bezeichnet werden {Serv. Aen. 9, 4), und Pi- duabus Carmentibus (s. Sp. 171, 3ff.), quarum
lumnus als Gemahl der an der Küste von La- altera Postverta cognominata est, Prorsa altera
tium gelandeten Danae, Vater des Rutuler- a recti perversique partus et potestate et no-
fürsten Daunus (Bd. 1 Sp. 964, 59 ff.) und mine.' Demnach hat Gothofredus bei Tertull.
Grofsvater des Königs Turnus von Ardea gilt ad nat. 2, 11 sicher richtig ergänzt perverse
{Verg. Aen. 9, 3 f. 10, 76. 619. 12, 83. Serv. nato [partu Postvertae, rede ve]ro Prosae Car-
zu 10, 76. 619. 12, 83 und Interpol. Serv. zu mentis ess'e provinfciam volueruntj. Sp. 143
10, 76; s._ das Nähere Bd. 1 Sp. 948, 37 ff.), 60 Z. 14. Die Postverta war also der Indiges der
so sind dies Erzeugnisse gelehrter Legenden- rückwärts gewandten Lage des Kindes bei der
dichtung (s. Sp. 187, 25 ff.). Denselben Ur- Geburt (Steifsgeburt), wie es auch der Name
Sprung gelehrter Bearbeitung hat die An- deutlich ausdrückt (vgl. zu demselben Grafs-
gabe des Interpol. Serv. Aen. 9, 4 quidam mann S. 108 nr. 1. Vanicek, Etym. Wörterb.
Pilumnum et Pitumnum (lies Picumnum) Ca- d. lat. Spr.- S. 274. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2
storem et Pollucem accipiunt: non nulli lau- S. 926). Bei Ovid. f. 1, 633 ff. und Interpol,
dum (? s. Thilos Bemerkung im krit. Apparat Serv. Aen. 8, 336 erscheint Postverta mit Por-
z. d, St.) deos. rima als in die Vergangenheit schauende
217 Indigitamenta (Pota — Prema mater) Indigitamenta (Promitor — Rediculus) 218
Schicksalsgöttin und Schwester und Begleiterin Gothofrcdus). August. 6, 9 adest . . . dea mater
der Carmenta, bei Macroh. Sat. 1, 7, 20 mit Prema . . . adest dea Prema, ut subacta, ne se
Antevorta (s. d.) ebenfalls als Schicksalsgöttin commoveat, conprimatur. Sp. 143/144 Z. 6G.
im angegebenen Sinne; hierüber vgl. das bei Zur Bezeichnung mater s. Sp. 185, 61 ff. Zum
Porrima Gesagte. Bei dem Interpol. Serv. Aen. Namen vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1.
1, 720 dicitur ctiam Obscquens Venus, quam Promitor der Gott, welcher dem Heraus-
Fahius Gurges post peractum bellum S-imniti- nehmen (promere) des Getreides aus dem
cum ideo hoc nomine consecravit, quod sibi fue- Speicher, jedenfalls (wie ilfarg'i<a?Y/i,(S'iaa/S(."er«'.
rit obsecut'i: hanc Itali -f Posivotam dicunt 3'^ S. 8 erklärt) um es zur neuen Saat auszu-
stellt Fr. Scholl Postvortam her. lo fahren, vorsteht; er wird nach dem Sp. 181,7ff.
Pota s. Vica Pota. mitgeteilten Fragmente des Fabius Pictor bei
Potina die Göttin des Trinkens der Kinder, dem Interpol. Serv. georg. 1, 21 vom Flamen
welcher die nutrices opfern, cum prima potione bei der Darbringung des sacrum cereale an-
initiarent pueros, Varro Catus de liberis edu- gerufen. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl.
candis bei Non. S. 108 s. v. Edusam == S. 480 Grafsmann S. 113 f. nr. 21.
s. V. sacrificantur, s. Edusa; Varro hei Donat. Prorsa, Prosanach Varro hei Gell. 1&, 1&,
Ter. Phorm. 1, 1, 15 (v. 49), s. Sp. 142, 19 ff.; 4 ff. {Prorsa . . . a recti . . . partus et potestate
TertuU. ad nat. 2, 11. August. 4, 11 (diva et nomine; s. Postverta) und Tcrtull. ad nat.
Potina). 34. 6, 9. Sp. 143 Z. 30; vgl. Sp. 167, 1 ff. 2, 11 (perverse nato [partu Postvertae, rede
und zur Bezeichnung diva Sp. 185, 61 ff. Bei 20 Vttjro Prosae Carmentis esse provinfciam vo-
Donatus a. a. 0. ist Potica überliefert; aber luenint]) die Göttin der richtigen, nach vor-
die Übereinstimmung der übrigen angeführten wärts gewandten Lage des Kindes bei der Ge-
stellen in der Form Potina zeigt, dafs Potica burt (Kopfgeburt). Sp. 143 Z. 15. Vgl. Sp. 171, 3 ff",
nur ein Fehler der Überlieferung sein kann Varro (a. a. 0.) giebt an, dafs sie, wie Post-
(beibehalten von Corssen, Ausspr. 2^ S. 205). verta, einen Altar in Rom hatte. Zum Namen
Zum Namen vgl. Grafsmann S. 111 f. nr. 13. (Prorsa = Provorsa von *provortere) vgl. Va-
Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 146. nicek, Etym. Wörterb. d. lat. Spr.- S. 274.
Griech.-lat. etym. Wörterb.l S.i63. S. Potua. Griech.lat. etym. Wörterb. 2 S. 926.
Potua die Göttin des potus im allgenieinen, Puta die Göttin, welche dem Beschneiden
Arnob. 3, 25 Victa et Potua sanctissimae victui 50 {^uin.Te) der Bäume vorsteht, Arnob. 4, 7. 8.
jyotuique procurant. Sp. 148, 20ff.; vgl. Sp. 167, Sp. 148, 12 ff. Scheiffele in Pauhjs Realencycl.
1 ff. Ambrosch {Eeligionsbücher Heft 2 S. 235 6,1 s.v. Pwia: 'Beiname der Ops'(!). Zum Namen
= Abdr. S. 15), Georges {Lat.- deutsch. Hand- Ygl. Vanicek, Etym. M'örterb. d. lat. Spr.'^ S. 111.
wörterb. s. v. Potua) und Marquardt {Staats- Griech.-lat. etym. Wörterb. 1 S. 544.
verw. 3^ S. 13 Anm. 6) halten Potua falsch für Redarator hat Marquardt mit Salmasius
identisch mit Potina (s. d.). S. auch Vica Pota in dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente
am Ende. Zum Namen vgl. Grafsmann S. 108 f. des Fabius Pictor bei dem Interpol. Serv. georg
nr. 1. Vanicek an den bei Potina aa. 00. 1, 21 an Stelle des überlieferten Namens Re-
Praestana. Arnob. 4, 3 Praestana est, tit parator mit voller Sicherheit hergestellt
perhibetis , dicta, quod Quirinus in iaculi mis- io {Mommsen: Arator); Redarator ist der Gott
sionecunctorumijraestitent viribus. S^.li7,3S f.; des zweiten Pflügens (*redarare) des brach
vgl. Sp. 167, Iff". Die Zurückführung des ür- liegenden Ackers vor dem Furchenziehen, wel-
sprunges der Göttin auf einen Lanzenwurf chen der Flamen bei der Darbringung des
des Romulus ist eine ätiologische Erfindung, sacrum cereale anruft, während Reparator
vg\.S[:>.187,25ii.O. Gilbert {Gesch. u. Topogr.d. nicht den durch die Reihenfolge der Götter
Stadt Rom im Altert. 1 S. 52) bringt (wie schon in jenem Fragmente geforderten Sinn ergiebt.
vorher Bubino, Beitr. z. Vorgesch. Italiens S. 219 Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann
Anm.) die Göttin Traestitia oder Praestana' S. 113 f nr. 21.
(s. Praestitia) mit den Lares Praestites in innere Rediculus. Als Hannibal i. J. 543/211 sich
Verbindung (?); 'da der heilige Kirschbaum 50 Rom näherte, kehrte er plötzlich, durch nächt-
... als die Lanze des Romulus selbst galt, so liehe Visionen erschreckt, wieder um; an der
scheint der Zusammenhang der Praestana oder Stelle, wo dies geschehen war, erbaute Corni-
Praestitia mit dieser Stelle' (d. i. der Süd- ficitis vor der Porta Capeua beim zweiten
westecke des Palatinus) 'unabweislich zu sein Meilensteine der Via Appia ein fanum des
und daraus auch für die Ansetzung der ara Rediculus {Eist. S. 282 s. v. [Bediculi fanum].
der Lares praestites der Schlufs sich von selbst Paul. S. 283 s. v. Bediculi fanum Plin. n. h.
zu ergeben' (?). Bubino (a a. 0.) nahm an, 10, 122, der jene Gegend campus Rediculi
dafs Praestana bei dem Kornelkirschbaume nennt). Da Varro in der menippeischen Satire
verehrt worden sei. Zum Namen (praestare) 2^>t(a:^u.ar;j;t'a: die Verscheuchung Hannibals einem
vgl. Grafsmann S. 110 f. nr. 10. co Gotte Tutanus (s. d.) zuschreibt, so ist es
Praestitia. Terttül. ad nat. 2, 11 habent wahrscheinlich, dafs der volle Name des Gottes,
. . . fpraestan] tiae Praestitiam u. s. w. Sp. 143 dem jenes Ereignis zugeschrieben wurde, Re-
Z. 45; vgl. Sp. 1G7, iff. und Praestana. Zum diculus Tutanus oder Tutanus Rediculus war,
Namen (praestes) vgl. Gorssen, Krit. Nachtr. wie der Gott, der die Ankunft der Gallier ver-
z. lat. Formenl. S.2id. Auss2)r. 2'^ S. 429. Grafs- kündete, Aius Locutius (s. d.) hiefs. Vgl.
mann S. 109 nr. 2. , Sp. 175f. 182, 48ff. 186,26ff. und über den Gott
Prema mater. TertuU. ad nat. 2,11 {premai überhaupt die hei Ambrosch, Bcligionsbüchir
cod. Agohä.rd., Prema mater Beifferscheid,Pref)ui Heft 4 S. 36 f. Anm. 179 = Abdr. S. 44 Anm.
219 Indigitamenta (Rumina) Indigitamenta (Rumon — Rusor) 220
179 angeführte Litteratur; unnütze Erörterungen Schwegicr S.424f. u.Romulus). Zur Bezeiclinung
über Rediculus (und über Tutanus) von Scheiff'ele der Rumina als diva vgl. Sp. 185, 61 £P. Seneca
in Pauhjs Bealencycl 6, 1 S. 422 s. v. Eedi- {de superstitioneir.Sd S. 426 Haase) hei August,
culus. Zum Namen (redire) vgl. Corssen, Krit. 6, 10 rechnet diva Rumina mit Populonia und
Nachtr. z. Tat. Formenl. S. 263. Grafsmann Fulgora (Bd. 1 Sp. 1559) zu den deae viduae.
S. 114. nr. 23. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat. Gegen Schweglers Vermutung (S. 422 IF.), dafs
Spr.^ S. 37. Griech.-lut. etym. Wörterb. 1 S. 80. die Eumina nur eine besondere Seite und ein
Rumina die Göttin des Säugens der Kinder, besonderer Name der Fauna Luperca war (vgl.^
August. A, 11 (diva Rumina). 21. 34. 7, 11 PreZZer, iZ. ill.=^ 2 S. 419), vgl. das Sp. 174, 3lfF.
(diva Rumina). Bei Tertull. ad nat. 2,11 [est lo Gesagte. Manches Falsche über Rumina bei
educatjrix tt Levana (s. d.) et unn Rumina Scheiffele in Paulys Bealencycl. 6, 1 S. 5G4 f. s. v.
ist der Name der Göttin von Gothofredus mit Rumina. Über luppiter Ruminus vgl. August.
voller Sicherheit hergestellt aus der Über- 7, 11. PreHer, i?. Jf.^ 1 S. 194. 418 f. (wo ange-
lieferung des cod. Agobardinus runcinia {Am- nommen wird, dafs bei dem Lupercal luppiter
brosch, Religionsbücher Heft 2 S. 235 = Abdr. Ruminus und Rumina als ein Paar von Hirten-
S. 15 und Walz in Paulys Realencycl. 6, 1 göttern verehrt worden seien). Eineluno Romina
S. 434 machen daraus eine Göttin Rucinia [!]; oder Rumina {Boscher, luno und Hera S. 49)
Beifferscheid schreibt Buncina, mit Unrecht, beruht nur auf eiuer Konjektur statt der hand-
denn die Göttin dieses Namens hat eine ganz schriftlich überlieferten Pomana bei Arnob.
andere Bedeutung [s. d.]). Sp. 143/144 Z. 29. 20 3, 30 (von Inno) nulla Fluvionia, nulla ■\Po-
Bezüglich der Verehrung der Göttin giebt mana, nulla Ossipagina u. s. w. {Preller, B. M.^
Varro r. r. 2, 11, 5 an non negarim, in- 1 S. 275 f. Anm. 5 will Lucina für Pomana
quam, ideo aput divae Buminae (so Schneider, lesen). Zum Namen, der von Varro zweifellos
diuae rumniae cod. Marcianus, diua erum mae richtig mit ruma = mamma in Verbindung
cod. Paris. 6842 A, diuae runniae cod. Lauren- gebracht wird, vgl. Corssen, Krit. Beitr. z. lat.
tianus 51, 4; Bumiae die Vulgata) sacellum a Formenl. S. 429. Aussptr. l^S. 279. 3ßi. Grafs-
pastoribtis satam ficum. ibi enim solent sacri- mann S. 111 nr. 13. VaniceTc, Etym. Wörterb.
ficari lade pro vino et [pro] lactentibus. mamma d. lat. Spr.^ S. 342. Griech.-lat. etym. Wörterb.
enim rumis u. s. w., woraus hervorzugehen 2 S. 1212. Curtius, Grundz. d. griech. Etym.^
scheint, dafs Rumina auch dem Säugen der 30 § 517 S. 352 f.
Herden vorstand; und in dem bei Cunina ?? Rumon. S. Sp. 184, 5l£F.
gröfstenteils mitgeteilten Fragmente aus dem Runcina. August, i, S {praefecerunt ergo .. .
Catus de liberis cducandis (fr. 7 S. 248 Riese) frumentis . . .) cum runcantar , id est a terra
bei Non. S. 167 s. v. runiam sagt Varro, dafs auferuntur, deam Buncina)». Sp. 146, 10 ff. Mit
man wie der Cunina, so auch der Rumina Unrecht ist der Name der Göttin von Beiffer-
nicht mit Wein, sondern mit Milch opferte scheid bei Tertull. ad nat. 2, 11 (1 S. 115, 12
propter rumam id est prisco vocabulomammam; Reiff.) an einer Stelle, we Rumina zu lesen
dasselbe berichtet von den Opfern an Rumina ist, hergestellt worden, s. Rumiua. Runcina
Plutarch. q. r. 57 und Rom. 4 (wo iu den ist eine Göttin des Mähens; die Stelle des
Worten kkI &86v xlvu xrjg Exr^oqpr/g rmv vrj- 40 Augustinus ist die eiüzige, an welcher das
ntwv sni^sXsiaO'ai doyiovcccv ovoiiä^ovGL 'Pov- Verbum runcare die Bedeutung mähen hat,
(iiXi'av selbstverstILndlich zu schreiben ist 'Pov- sonst heilst es jäten [Georges im Lat.-deutsch.
^ivav, wie die Überlieferung in den qiiaest. Handiuörterb. s. v. Runcina. Härtung, Rel. d.
rom. richtig bietet; an beiden Stellen ist ohne Rom. 2 S. 132. Scheiffele in Paulys Realencycl.
Zweifel Varro die Quelle). Mit dem sacellum 6, 1 S. 565 s. v. Runcina und Prelltr, R. M.^
der Rumina stand die nach der Göttin be- 2 S. 225 nennen Runcina nicht richtig eine
nannte ficus Ruminalis (vgl. z. B. Varro l. l. Göttin des Jätens). Zum Namen vgl. Grafs-
5, 54. Liv. 1, 4, 5. Plin. n. h. 15, 77. Fest. mann S. 111 f. nr. 13. Vanicek, Etym. Wöiterb.
S. 266 s. V. Romulum. S. 270 s. v. [Rmninalem d. lat. Spr.^ S. 242. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2
ficum] . Paul. S. 271 s. v. Ruminalis. Serv. Aen. 50 S. 820.
8, 9ü; Plut. a. aa. 00.; Härtung, Rel. d. Rom. 2 Rusina die Göttin der Gefilde (rura), August.
S. 242. Schwegler, R. G. 1 S. 385. 392f. 420. 4, 8. Sp. 145, 54 ff. Zum Namen vgl. Grafs-
Preller, R. M.'^ 1 S. 418 f. 2 S. 342; vgl. Romu- mann S. 111 f. nr. 13 (der neben Rusina eine
lus) in Verbindung {Schvegler S. 421 f.); beide nicht existierende Form Rurina anführt),
zusammen befanden sich dicht bei dem Lupercal Rusor ein mit Altor (s. d.) zusammen von
am untersten Abhänge des Cermalus {Varro den Pontifices bei einem Opfer an Tellus und
l. l. a. a. 0.) an der Nordwestseite des Pala- Tellumo angerufener Indige?, Varro bei August.
tinus (vgl. Becker, Topogr. S. 292 ff. 417 f. 7, 23. Sp. 181, 21 ff. 41 ff. Die Etymologie
Gilbert, Gesch. und Topogr. d. Stadt Rom 1 Varros (a. a. 0.) Rusori quare? quod rursus,
S. 53ff. Richter in Baumeisters Denkmal, d. 60 inquit, cuncta eodem (zur Mutter Erde) revol-
klass. Altert. 3 S. 1482, in Müllers Handb. d. vuntur ist natürlich unsinnig {Härtung, Rel.
klass. Altert.- Wiss. 3 S. 823 f.). Jedenfalls war, d. Rom. 2 S. 85: Rusor der 'Rückkehrer', 'aus
wie Gilbert (a. a. 0. S. 56) bemerkt, das Heilig- rursor oder reversor verkürzt'; Georges, Lat.-
tum uralt und hat auf die ganze Ausbildung deutsch. Handwörterb. s. v. Rusor: 'die Gott-
der Sage von den Zwillingen Romulus und heit der regelmäfsigen Wiederkehr aller Er-
Remus, von ihrer Nährung unter der ficus Zeugnisse' [!]; vgl. Sp. 171, 44ff.); der Name
Ruminalis durch eine Wölfin u. s. w. eine be- geht entweder auf ru- in ruma, Rumina (s. d.)
deutende Einwirkung ausgeübt (vgl. auch u. s. w. zurück und bedeutet, wie Altor, den
221 Indigitamenta (Sarritor — Seia) Indigitamenta (Semonia — Septemontius) 222
Nahrungspender, oder er ist von rus gebildet, er von einer Secia, einer dem Schneiden des
so dafs dieser Gott das männliche Gegenstück Getreides vorstehenden Göttin, bei Tertull.
zu Rusina (s. d.) wäre. a. a. 0. spricht [! ; also etwa nur irrtümlicher-
Sarritor, besser Saritor zu schreiben (vgl. weise Seia statt Secia?]; und a. a. 0. S. 918
Fleckeiscn in N. Jhrb. f. Ph. 60, 1850 S. 262. s. v. Segetia scheint er anzunehmen, dafs Ter-
97, 1868 S. 212; bei Serv. georg. 1, 21 bietet tuUianus a.a.O. von Segetia spreche [!]; dafs
eine Handschrift Saritor), der Gott des Be- bei Tertullianus von einer Göttin des Schnei-
hackens (sarrire, besser sarire) der Saat zum dens Secia die Rede sei, meint Härtung, Bei.
Herausschaffen des Unkrautes, welchen nach d. jRöm. 2 S. 131 ' Tertullian . . . scheint falsch
dem Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente des lo verstanden zu haben, indem er die Secia zu
Fabius Pictor bei dem Interpol. Serv. georg. einer Sessia macht'). Nach Macrobius {Seit. 1,
1, 21 der Flamen bei der Darbringung des 16, 8) hielt in alter Zeit derjenige, der den
sacrum cereale anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Namen der Seia aussprach, feriae. Bei Lio.
Auch Serv. georg. 1, 21 (Sp. 129, 64 ff.) nennt 24, 47, 16 und 25, 7, 6 wollte J. F. Böttcher
den Gott; vgl. Sp. 147, 67 ff. Zum Namen durch unnütze Konjektur Seia herstellen. Über
vgl. Grafsmann S. 113 f. nr. 21. Vanicelc, Ftym. die vermeintliche Fortuna Seia s. Bd. 1 Sp. 1510,
Wörterb. d. lat. Spr." S. 300. Griech.-lat. etym. 61 ff. Zum Namen (Se-ia von se- in se men
Worterb. 2 S. 1030. u. s. w.) vgl. Grafsmann S. 109 nr. 2. Corssen,
Sator der Gott des Säens, Serv. georg. 1,21. Ausspr. V S. 306. 417. VaniceJc, Etym. Wörterb.
Sp'. 147, 67 ff. Zum Namen vgl. Grafsmann 20 d. lat. Spr.^ S.2S6. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2
S. 113 f. nr. 21. Corssen, Aussj^r. 1° S. 417. S. 977.
VaniceJi, Ftym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 286. *Semonia eine Saatgöttin, wie der Name
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 977. (semen, Se-m-on; vgl. Grafsmann S. 109 nr. 2.
*Segesta eine Göttin der Saaten, PZi«. «. 7i. Vanihek an den bei Seia aa. 00.) zeigt.
18, 8 von der Zeit Numas: hos enim deos tum Sp. 178, 20 ff. In alter Zeit hielt derjenige,
maxime noverant Seiamque a serendo, Segestam der ihren Namen aussprach, feriae {Macrob.
a segetibus appellabant, quarum simidacra in Sat. 1, 16, 8). Aus der lückenhaften Stelle
circa videinus; tertiam ex his nominare sub des Festus S. 309 s. v. supplicium ist zu ent-
tecto religio est. Sp. 178, 29 ff. Falsch sagt nehmen, dafs in alter Zeit bei Hinrichtung
Bücheier {Archiv für lat. Lexikographie 1, 1884 30 eines Bürgers der Semonia ein Sühnopfer ge-
S. 114) 'Zu seges gehört die Saatgöttin Se- bracht werden mufste. S, Tutilina.
gesta, identisch mit der von seget abgeleiteten Sentia. August. 4, 11 dea Sentia sententias
Segetia' {so a,uch Georges, Lat.-deut^ch. Hand- inspirando, zu den Göttern des Kindesalters
wörterb. s. v. Segetia. Preller, B.M.^2 S. 223); gehörig; Sp. 143 Z. 54; vgl. Sp. 167, Iff. Har-
Segesta ist ein besonderer Indiges neben Se- tung {Bei. d. Böm. 2 S. 240) und ScheiffeJe (in
getia, vgl. hierzu Sp. 167, Iff. Zum Namen Paulys Bealencycl. 6, 2 S. 2695 s. v. Vitumnus)
vgl. Grafsmann S. 110 nr. 7. Vanicek, Ftym. nennen die Göttin falsch Sentina. Zum Namen
Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 290. (von sent-ire) vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1.
Segetia eine Göttin der Saaten, die dann Sentinus der Gott, der dem Kinde im
angerufen wurde, cum . . . iam essent (sc. fi-u- 40 Mutterleibe Empfindung verleiht, Tertull. ad
menta) super terram et segetem facerent, August. nat. 2, 11. August. 7, 2. 3. Sp. 143/144 Z. 9;
4, 8; 24. 34. 5, 21. Sp. 146, 10 ff. Nach Ma- vgl. Sp. 167, iff. Zum Namen yg\. Grafsmann
crobius {Sat. 1, 16, 8) hielt in alter Zeit der- S. 110 f. nr. 10. Vanicck, Ftym. Wörterb. d.
jenige, der den Namen der Göttin aussprach, lat. Spr.^ S. 296. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2
feriae. Auf einer Münze der Salonina {Fckhel, S. 1018 f.
Boctr. num. 7 S 419. Cohen, Med. imp. Solo- Septemontius. Tertull. ad nat. 2, 15 (Sp.
nine 26 [Bd. 4 S. 466]) ist mit der Legende 146, 15 ff.) : etiam locorum urbis vel loca deos
Dme /S'e^etme eine Frau 'debont dans un temple arfbitramini , lanum] patrem (et diva arquis
ä quatre colonnes, nimbee, tenant de deux est lana) et montium Septem Septemontium.
mains son volle au-dessus de sa tete' abge- 50 Im cod. Agobardinus steht montium septe-
bildet; soll dies der alte Indiges Segetia sein? montium; Septem hat ühlcr hinzugefügt. Preller
Zum Namen vgl. Gra/swian« S. 109 nr. 2. Fam'ce/c, (E. M.^ 2 S. 221) sagt, nachdem er von den
Ftym. Wörterb. d. lat. Spr.'- S. 290. Griech.-lat. in der Stelle genannten Gottheiten lanus,
etym. Wörterb. 2 S. 989. 'Diva Arquis' (s. Sp. 180, 57 ff.) und lana
Seia eine Göttin der Saat, die man anrief gesprochen hat: 'Dann wurde vermuthlich das
sata frumenta quamdiu sub terra essent, August. sehr alte städtische Fest Septimontium er-
4, 8. Sp. 146, 10 ff. Plinius {n. h. 18, 8) er- wähnt'; nicht bestimmter dmckt sich Bouche-
wähnt sie mit Segesta (s. d.), von der Zeit Nu- Leclercq {Les Pontifes S. 35) aus: 'Le Septi-
mas sprechend, und giebt an, dafs sie ein Bild montium de la Rome primitive et les coUines
im Ciicus hatte (vgl. Sp. 186, 63 ff.); daher hat Go de la Rome historique avaient leurs patrons.'
Scheiff'ele {in Paulys Bealencycl. 6,1 S. 912 s. v. Nichts hindert aber, in der Stelle des Ter-
Secia) bei Tertull. de spect. 8 columnae Sessias tuUianus einen Gott Septemontius zuerkennen;
a sementationibus, Messias a messibus, Tutulinas ein solcher entspricht einerseits ganz dem
a tutelis fructuum sustinent, wo offenbar von Charakter der Indigetes als Verkörperungen
denselben Bildsäulen im Circus die Rede ist, von Begriffen ( Sp. 174, 31 ff.), anderer-
das Sessias wohl richtig in Seias verbessert seits der durchaus geschlechtlichen Auffassung
{Beiff erscheid hat Sessias im Texte heihehalien; dieser Gottheiten. Die vorstehende Annahme
übrigens verbessert Scheiffele a.a.O. Seia, wo hat zur Voraussetzung, dafs das Wort Septem
223 Indigitamenta (Serra — Stata mater) Indigitamenta (Statanus — Sterculinius) 224
mit Recht von Öhler hinzugefügt ist. Man Hülfe leisten, nämlich Volcanus, (luturna), die
könüte indes die Worte noch in anderer Weise Nymphen und Ups Opifera, stattfindenden
zu emendieren versuchen, indem man den Fehler sacrificium publicum (Fasti arvales in Epliem.
an anderer Stelle suchend schreibt et montium epigr. 1 S. 35. C. I. L. 6, 2295) auch Stata
Septem Montinum oder et Montintim scj^tem mater verehrt worden sei; doch ist dies un-
montium , wonach eine Erwähnung des Indiges beweisbar. Die Göttin erwähnt auch Cicero
Montinus (s. d.) in den Worten enthalten wäre. {de leg. 2, 11, 28). Verschiedene falsche Auf-
?? Serra. S. Sp. 184, 51 ff. fassungen der Stata mater stellt ScheiffeU in
Spiniensis (die schlechteren Handschriften Paulys Realuncycl. a. a. 0. zusammen (hinzu-
Spinensis) der Gott der Dornen (spinae), den lo zufügen ist Freiler, Die Megionen der Stadt
man anfleht, dafs er dieselben aus dem Acker Moni S. 84 Anm. *)); unhaltbare Ansichten
entferne, August. 4, 21. Sp. 148, 8 ff. auch bei 0. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt
? Stata mater die Göttin, die bei Feuers- Boni 1 S. 256 f. Anm. 2. Zum Namen vgl,
brausten das Feuer zum Stehen bringt. Sp. 183, Graßmann S. 110 nr. 7. Corssen, Ausspr. 1^
8ff. Fest. S. S17 Statae matris simulacrum in S. 414. 416. 2^ S. 429. VaniceTc, Etym. Wörterb.
foro colebatur. postquam id ■]■ collastravit {Gutta d. lat. Spr.^ S. 321. Griech.-leit. etym. Wörterb,
stravit HuscJiJce, Sulla stravit II. Jordan in 2 S. 1134.
FJpliem. epigr. 1 S. 231 und Topogr. d. Stadt Statanus und
Moni 1, 1 S. 525f. Anm. 51), ne lapides igne Statilinns zwei Götter, welche den Kin-
corrumperentur, qui plurimus (so Ursinus, plu- 20 dem das Stehen lehren. Beide zusammen
rimis die Handschrift) ibi flebat (so Ursinus, nennt Varro Catus de liberis educandis (fr. 13
fiebant die Handschr.) notturno tempore, magna S. 249 Riese) bei Non. S. 532 s. v. Statilinum
pars populi in suos quisque vicos rettulerunt (Sp. 130, 52fF.), den Statilinns allein August,
eius deae cultum. Die Stelle ist verschieden 4,21. Sp. 144 Z 32. 147, 52ff.; vgl. Sp. 167, Iff.
aufgefafst worden; im Gegensatz zu der Er- Eine von Walz (in Paulys Mealencycl. G, 1
klärung Hartungs {Bei. d. liöm. 2 S. 110) und S. 435) erwähnte Statana giebt es nicbt. Zu
Selieiffeles (in Maulys Mealencycl. 6, 1 S. 1394 den Namen vgl. Graßmann S. 111 nr. 11 (Sta-
s. V. Stata Mater), dafs das Bild der Göttin tanus). S.lllf.nr. 13 (wo eine nicht existierende,
auf dem Forum allnächtlich durch angezündete auch von Härtung, lieh d. Möm. 2 S. 241 an-
Feuer verehrt, und dafs nach der Pflasterung 30 gegebene Form Statulinus neben Statilinus auf-
des Forums dieser Dienst, um das Pflaster geführt wird). Vanicelc, Etym. Wörterb. d. lat.
nicht zu verderben, in die einzelnen Stadt- Spr.'^ S. 321. Gricch.-lat. etym. Wörterb. 2
quartiere verlegt worden sei, und der Auf- S. 1134 (Statulinus!).
fassung Prellers {M. M.^ 2 S. 153), dafs die Statina eine Göttin, welche den Kindern
Göttin ^sowohl die Häuser als das Strafsen- das Stehen lehrt, Tertull. de anima 39: prima
pfiaster gegen seine' (des Feuers) 'verheeren- . . . constitutio infantis super terrani Statinae
den Wirkungen schützte. Das erste Beispiel deae {Gelenius, stati.m acdeae cod. Agobard.)
eines Bildes dieser Stata Mater sah man auf sacrum est; danach hat Ö/tZcr jedenfalls richtig
dem Forum, nachdem dieses durch Cotta ge- den Namen der Göttin ad nat. 2,11 statuendi
pflastert worden war' sagt Jordan {Epliem. io infantis Staßtina . . .] est hergestellt {Statilina
epigr. a.a.O.) ''vides illum quiscumque fuit Gothofredus, vgl. Marquardt, Staatsverw. 3^
stravisse hoc est deposuisse statuam, ut ar- S. 13 Anm. 11). Sp. 143/144 Z. 32; vgl. Sp. 167,
bores aliaque id genus sterni dicuntur, quo Iff". Zum Namen vgl. die bei Statilinus an-
facto vicatim dea illa coli coepta est'. Auf gegebene Litteratur und Corssen, Ausspr. 1-
jeden Fall ergiebt sich aus der Stelle, dafs S. 415f. 2- S. 152. 429.
die Göttin zum Feuer in Beziehung stand, Sterculinius ein Gott des Düngens, Serv.
dafs ein Bild von ihr auf dem Forum verehrt, georg. 1, 21 (Sp. 129, 64 ff^.): a stercoratione
und später der Kult der Göttin in die einzelnen Sterculinius (so cod. Caroliruhens. 116; ster-
vici übertragen wurde. Die letztere Angabe culinus cod. Hamburg. 52; stercilinius cod.
des Festus wird durch eine Anzahl von Wid- 50 Lemovicens. ; sterquilinius codd. Parisin. 7959,
mungsinschriften an Stata mater (C. I. L. Vatican. 3317, Monacens. 6394). Sp. 147, 67ff.
6, 763—766; 802 Volcano Quiito Augusto et Bei Sero. Aen. 9, 4 wird Picumnus falsch mit
Statae Matri Augustae sacrum u. s. w. ; über Sterculinius (so cod. Caroliruhens. 116, codd.
die Verbindung des Vulcanus mit Stata mater Sangaliens. 861 und 862, cod. Lipsiens. rep. I
vgl. Prellcr S. 153 f.) insofern be.stätigt, als nr. 36b; sterquilinius cod. Reginens. 1674, cod.
dieselben von Magistri vicorum dargebracht Monacens. 6394; s<er?'CM/i«iMS cod. Hamburg. 52)
sind: diese Beamten, die in den ersten Jahren identificiert, s. den Wortlaut der Stelle bei
ihres Bestehens, d. h. bis zum Jahre 6 n. Chr., Pilumnus. Die neueren Gelehrten nennen den
den Feuerlöschdienst versahen, werden wohl Gott vielfach nach den verschiedenen Lesarten
im Zusammenhange damit den Kult der Stata 60 der Handschriften Sterculinus (z. B. Preller,
mater besorgt haben {Marquardt , Staatsveno. M. M.^ 1 S. 375), Stercilinus (z. B. Härtung,
32 S. 205). Weitere Widmungen an Stata mater Mel. d. Möm. 2 S. 128. Scheiffele in Paulys
CLL. 6,162. n, 33-21 {Statae Augustae 3Iatri Mealencycl. 6, 1 S. 1417 Anm. **; im cod. Le-
sacruni u. s. w.); gefälschte Widmung Statae movicens. steht aber stercilinius), Sterquilinius
Fortunae Augustae u. s. w. C. I. L. 11, 59* (z. B. Sclavegler, M. G. 1 S. 234. Marquardt,
(falsae). Marquardt (a. a. 0. S. 9 Anm. 2) Staatsverw. 3^ S. 17; Sterquilinus Scheiffele
scheint anzunehmen, dafs bei dem am 23. Au- a. a. 0.). Zum Namen vgl. die bei Stercutus
gust für die Götter, welche bei Feuersbrünsten angeführte Litteratur.
225 Indigitamenta (Stercutus) Tndigitamenta (Stimula) 226
? Stercutus (Sp. 183, 2? ff.) ist die der bes- gebildete Namensform betrachten {Jordan in
seren handschriftlichen Überlieferung ange- Freilers B. il/.* 2 S. 11 f. Anm. 3 über diese
hörige Namensfoim eines Gottes des Düngens Form: 'vielleicht spielend und vulgär'; vgl.
an folgenden Stellen: Flin.n.h 17,50. Lactant. zu derselben Grafsmann S. 114 nr. 22. Vanicek
inst. div. 1,20,36 {stercutus codd. Parisin. Reg. und Corssen a. aa. 00.), während die häufig
1663. Parisin. 1(564. Parisin. Puteani 1662 von angeführte Form Sterculius (z. B. bei Tertull.
zweiter Hand; attrcus cod. Bononiens. 701; apol. 25 in alten Ausgaben, von Guthofredus
sto-cwZifS codd. Palatino -Vaticanus 161. Parisin. ad nat. 2, 17 unnütz hergestellt; aufserdem
Puteani 1662 von erster Hand, Valentianens. z. B. bei Hartimg, Bei. d. Böm. 2 S. 128.
140) und inst. epit. 16 (21), 2. Macrob. Sat. lo Scheiff'ele in Paulys Bealencycl. 6,1 S. 1417
1, 7, 25 (acc. sfe)'«*ii<m die mafsgebenden Hand- s. v. Sterculius. Grafsmann S. 110 ur. 2 e.
Schriften cod. Bamberg. M. L. V. 5 nr. 9 von Boiiche-Leclercq, Les Pontifes S. 36. Vanicek
erster Hand, cod. Parisin. 6371; sterculium und Corssen a. aa. 00.; Klausen, Äen. u. d.
cod. Bamberg, von zweiter Hand, von Eyss'-n- Penaten 2 S. 862 Anm. 1646 meinte sogar,
hardt in den Text aufgenommen [!]); bei dafs an sämtlichen Stellen Sterculus oder Ster-
'Interpol. Sero. Aen. 10, 76 weisen die Lesarten culius herzustellen sei) durchaus schlecht be-
strittus des cod. Floriacens., structus des cod. zeugt ist (z. B. von zweiter Hand im cod.
Autissiodorens., und gen. stricuti des cod. Bamberg, des M aerob ius , s. vorher). Ster-
Floiiacens. auf ursprüngliches stercutus und cutus, der naturgemäfs als Erhnder des Düngens
stercuti hin, während der cod. Turonens. ster- 20 auftritt {Plin., [l'otidl. ad nat. 2, 9], Lactant.
cutms und gen. stercutii hat (von Thdo in den mit epit., Macroh., Isidor., der ihm auch die
Text aufgenommen). Die Form Stercutius wird Erfindung von Ackergeräten zuschreibt), wird
von den besseren Handschriften geboten bei von Plinius als König und Sohn des Faunus
Augubt. 18, 15 und Isidor. or. 17, 1,3 (nach bezeichnet; er ist Vater des Ficus {Interpol.
der Ausgabe des Arevalns). Danach war also Serv. Aen.), der ihm nach Isidor us einen Altar
der eigentliche Name des Gottes Stercutus in Rom stiftet. Augustinus evzsbhlt {nach. Varro,
(Stercutus gebildet wie Nodutus, Matuta; vgl. wie vorher angegeben), dafs der Vater des
zum Namen Grafsmann S. 110 nr. 7. Vatiicek, Picus Sterces war, der das Düngen erfand:
J^tym. Wörterb. d. lat. Spr.^ S. 312f. Griech.- htincquidam Stercutiumvocatum fcrunt. Dieser
lat. etym. Wörterb. 2 S. 1091 [an beiden Stellen 30 Sterces ist wohl sicher eine gelehrte Erfindung
wie bei Georges, Lat.-deutsch. Handivörterh. s. {Jordan a. a. 0. vergleicht ihn mit den Albaner-
V. Stercutus sicher falsch Stercutus]. Corssen, königen [Aremulus u. s. w.]), wie es auch jeden-
Beiträge z.ital. Sprachkunde S. 52) ; doch müssen falls die vorher genannten legendarischen Züge
wir hauptsächlich auf Grund der Stelle des sind (vgl. Sp. 187, 25 ff.). Die Gleichsetzung
Augustinus, die auf Varro de gente populi Bo- des Stercutus mit Saturnus {August., Macrob.,
j?2«»a zurückgeht (Buch 2 fr. 1 22 hei H. Ktttner, Isidor.; danach Härtung, Klausen a. aa. 00.
Varronische Studien. Halle 1865 S. 73, vgl. Wah in Paulys Bealencycl 6,18.4:31. Schwegler,
dazu S. 40ff.), daneben eine Form Stercutius B.G.l S. 233. Marquardt, Staatsverw. 3- S. 20.
anerkennen (vgl. zu derselben Grafsmann S. 109 Preller, B. M.^ 2 S. 11; Ambrosch, Beligions-
nr. 2 b. Vanilek und Corssen a. aa. 00.). Nun 40 bücher Heft 2 S. 242 Anm. 97 = Abdr. S. 22
ist bei Tertull. apol. 25 Sterculus et Mutunm Anm. 97 : 'Dafs er eine Qualitätsbestimmung
et Larentina provexit imperium, weiterhin: des Saturnus gewesen, scheint sicher; aber
quem coluerat Saturnus tt lupiter? aliquem, eben darum, weil er einer einzelnen Funktion
opinor, Sterculum; ad nat. 2, 17 nimirum Ster- innerhalb des Machtgebietes jenes Hauptgottes
culus et Mfutunus et Larentina 2>rovexitJ hoc vorstand, kann man ihn nicht identisch mit
imperium die Namensform Sterculus fast ein- demselben nennen' ; vgl. dagegen Sp. 174, 31 ff.)
stimmig von den Handschriften überliefert (nur wie die des Pilumnus mit Stercutus {Interpol,
apol. 'ib haben an der zweiten Stelle einige 5'erf. ^en.; s. oben Pilumnus) sind nicht minder
Handschriften stercolum) und demgemäfs ad Erzeugnisse gelehrter Bearbeitung. Ein z. B.
nat. 2, 9 quid Stercuflus meruitj ad divinita- 50 von Härtung, Sclieiffele und Vanicek (a. aa. 00.)
tem? si agros stercoribus iuvando diligens fuit, angeführter Stercenius beruht auf der von
plus fimi [Aujgias conferebat von Bigaltius Daniel in der verderbten Stelle Interpol. Serv.
richtig hergestellt worden {Beifftr scheid hätte Aen. 11, 850 regis Dercenni] quidam fdester-
nicht der Ergänzung StercuflinusJ des Gotho- ccnii {derzcenu cod. Autissiodorens.), rege Ab-
frcdus durch Aufnahme in den Text den Vorzug originum, hoc nomen fictiim pnitant hergestellten
geben sollen). Dafs hier wohl nicht, wie in Lesung de Stercenii {de Sterce Masvicius); da
der Überlieferung des Lactantius (s. vorher), hierdurch aber die Schwierigkeiten der Stelle
nur handschriltliche Fehler vorliegen, sondern in keiner Weise gelöst sind (vgl, Thilos Ver-
ein Name Sterculus wirklich existierte, ergiebt mutung, dafs das ganze Scholion zu schreiben
sich aus Prudent. perist. 2, 449 ff. laniim bi- 60 sei Dercennii] regis Aboriginum. hoc nomen
frontem et Sterculum (so alle Handschriften) fictum est), so mufs dieselbe aufser Betracht
I colit senatus (horreo j tot monstra patrum bleiben.
dicire) | et festa Suturni senis. Da nicht an- Stimula. August. 4,11 de stimulis, quibus
zunehmen ist, dafs bei Tertullinnus und Pru- ad nimium actum honio inpellitur, dea Stimula
dentius ein anderer Gott gemeint sein könnte, nomindur; 4,16. Sp. 143,144 Z. 47, unter den
als an den vorher angeführten Stellen, so Gottheiten des Kindesalters. Es ist selbst-
müssen wir Sterculus ebenfalls als eine neben verständlich, dafs diese Göttin mit der bei
Stercutus bestehende, aber ganz verschieden Ostia in einem Haine an der Tibermündung
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 8
227 ludigitamenta (Stienia— Tutanus) Indigitamenta (Tutiliua — Venilia) 228
verehrten Stimula = Semele (vgl. über dieselbe Tutilina dieGöttin,welche das eingeheimste
MüU'sr-Deecke, EtrusJcer 2 S. 78 und Scheiffele Getreide be.<chützt (August.). Varro l. l. 5, 163;
in PauJys Eealencycl. 6,1 S. 1427 s. v. SU- ders. Hercules tuam fidem (fr. 2 S. 148 Kiese,
vmla, welche beide Göttinnen nicht recht aus- fr. 4 S. 184 Büch.^) bei Nun. S. 47 s. v. l'uti-
einander halten; Freller, B. M.^ 1 S. 324. lina. TertuU. de spect. 8, der von einem Bilde
2 S. 366) nichts als den Namen gemein hat. der Göttin im Circus spricht (TM^a/ino cod. Ago-
Zum Namen vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1 ('besser bard ) ; August 4, 8 (acc. tullinnm cod. Corbeiens.,
aus Stimulare, als unmittelbar aus Stimulus tutdiitam cod. Monacens. 3831). Sp. 146, lOff.
abzuleiten'). Vanicek, Etijm. Wörterb. d. lat. Nach Maciobius {Sat. 1, 16, 8) hielt in alter Zeit
Spr.^ S. 327. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 lo derjenige, -welcher den Namen der Tutilina
S. 1154. nannte, feriae; die Göttin ist wohl in der bei
Strenia die Göttin, quae faceret strenuum, Segosta mitgeteilten Stelle des Plinius (w. h.
August. 4, 16; 11. Sp. 143 Z. 49, unter den 18, 8) bei den Worten tertiam ex his nominare
Gottheiten des Kindesalters. Ein sacellum sub iecto religio est gemeint (dies ist deswegen
Streniae lag an der Via saci-a, Varro l. l. zu vermuten, weil sowohl bei ilfacroiiws a. a. 0.
5, 47. Fest. S. 290 f. s. v. sacram viani (vgl. als auch bei Augustinus a. a. 0. Seia, Segeti^
Ambrosch, Studien S. 3 f. 79. Becher, Topogr. und Tutilina in dieser Reihenfolge genannt
S. 224ff. 530. 0. Gilbert, Gesch. u. Top)ogr. d. werden, l'linius aber von Seia und Segesta
Stadt Born 1 S. 217 mit Anm. 5. 0. Bichter in vor jener tertia spricht; Härtung, Bei. d. Böm.
Baumeii^ters Denkmal. d.Jclass. Altert. 3 S. 1448, 20 2 S. 131 bezog die Worte des Plinius auf Se-
in Mülltrs Handb. d. kluss. Altert. - Wiss. monia). Wahrscheinlich ist aus der Angabe
3 S. 762). Mit demselben hängt vielleicht zu- Varros (l. l. a. a. 0.): Porcius . . .de Entiio scri-
sammen der lucus Streniae bei Symmach. relat. bens dicit eutn eoluisse Tutilinae loca auf ein
15,1 S. 291, 26f. Seeck: ab exortu paene urbis Heiligtum der Göttin zu schliefsen, welches,
Martiae sfrenarum usus adolevit auctore Tatio da Ennius auf dem Aventinus wohnte (s. Teuff'el,
rege, qui rerbenas felicis arboris ex luco Streniae Gesch. d. vom. Lit.^ 1 §100,2), auf diesem
anni novi auspices primus accepit (vgl. Gilbert Berge zu suchen wäre (vgl. Becker, Topogr.
a. a. 0. Anm. 5); vgl. lohann. Laur. Lyd. de S. 165 f.). Manches Falsche über die Göttin
mens. 4, 4, der von der Festfeier beim Amts- bei Scheiffele in Paulys Bealencycl. 6,2 S. 2267
antritt der Konsuln berichtet: tpvXla ds däcpvriq 30 s. v. Tutelina. Gefälschte Widmung an Tuti-
idCSoGuv, U7CSQ tKcclow cxQriva, stg xifir^v SaC- lina G. I. L. 6, 5 nr. 3155* (falsae). Zum Namen
ftordg xLvog ovra TtQOGayoQsvofiivr]?, ^tig scpo- vgl. Grafsmann S. Ulf. nr. 13. Vanicek an
Qog SOZI xäv vi-ntov. In beiden Nachrichten den bei Tutanus aa. 00.
wird Strenia mit den zu Neujahr gewechselten Tutunus s. Mutunus Tutunus.
strenae in Zusammenhang gebracht; in diesem Unxia ist bei Arnob. 3, 25 Name eines In-
Sinne zählt Preller {E. M.^ 2 S. 234) sie zu diges: mictionibus . . . superckt Unxia. Sp. 147,
den ''Heilgöttern'. Es läfst sich nicht ent- 35 f. Vgl. Sp. 172 ff., wo ausgefühit wird, dafs
scheiden, ob die Strenia, nach welcher der der Indiges Unxia von Inno Unxia verschieden
lucus benannt war, im Grunde identisch ist ist. S. Preller, B. M.^ 2 S. 217 und luno.
mit der Strenia der Indigitamenta , oder ob 40 Vagitanus. Dafs es einen Gott Vagitanus,
hier zwei verschiedene Göttinnen vorliegen. Indiges des vagitus derKmdex-, gab, ist Sp. 171,
Subigus pater der Gott, welcher bewirkt, 49ff. gezeigt worden, wo nachgewiesen ist, dafs
ut viro subigcttur (sc. virgo), August. 6,9; Varro bei Gell. 16, 17, 2 (Sp. 138, 48ff.) den
TertuU. ad nat. 2, 11. Sp. 143/144 Z. 65. Zur deus Vaticanus, den deus praeses agri Vati-
Bezeichnung pater s. Sp. 185, 61 ff. Zum Namen cani, mit einem Vagitanus verwechselt, und
vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1. dafs dieselbe Verwechselung in den Auszügen
Subruncinator der Gott des Jätens (*sub- aus Varro bei Äugui^t. 4, 8 . . . Vatieano, qui
runcinare), welchen nach dem Sp. 181, 7 ff. infantum vagitibus praesidet; 4:, 11. 21 wieder-
mitgeteilten Fragmente des Fabius Pictor bei kehrt. Sp. 143/144 Z. 23 (zu der Sp. 171, 60 ff.
dem Interpol. Serv. georg. 1 , 21 der Flamen 50 angeführten Litteratur ist Scheiffele in PauJys
bei der Darbringung des sacrum cereale anruft. Bealencycl. 6, 2 S. 2287 s. v. Vagitanus hinzu-
Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl. Grafs- zufügen). Zum Namen vgl. G'ra/imann S. 110 f.
mann S. 113f. nr. 21. Vanicek, Ftym. Wörterb. nr. 10
d. lat. Spr.- S. 242. Griech.-lat. etym. Wörterb. Vallonia die Göttin der Thäler, August.
2 S. 820. 4,8. Sp. 145, 68 f. Zum Namen vgl. Grafsmann
Tutanus. Varro Hercules tuam fidem (fr. 1 S. 110 nr. 2c. Vanicek, Etym. Wörterb. d. lat.
S. 148 Riese, fr. 1 S. 184 Buch. 3) bei Non. S2jr.-S.267. GriecJi.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 901.
S. 47 s. V. Tutamis. • 'noctu Hannibalis cum ? ? Vaticanus. S. Sp. 185, 25 ff.
fugavi exercitum, | Tutanus ob tutandum Bomac Venilia. [Varro rerum divinjarum XIIII
nuncupor ; \ hacpropter omnes , qui laborant, go de dis certis in Schul. Veroncns. Aen. 10,76
invocant\ Sp. 175, 52 ff. 182, 48 ff. Da sich (Sp. 139, 2 ff.) von Venilia: ' spes cum con-
diese Angabe auf das bei Rediculus ange- ciliata non frustra esaet et eveniss(et cre-
führte Ereignis bezieht, so ist es wahrschein- derej [. . .Jbantur''; TertuU. ad nat. 2,11 [ha-
lich, dafs der volle Name des Gottes Rediculus bent et Puvejntinam paooris, spei Veniliam
Tutanus oder Tutanus Rediculus war, s. Re- (so Gothofredus, speiue- neleiam cod. Agobard.).
diculus. Zum Namen vgl. Vanicek, Etym. August. 4, 11 de spe quae venit Venilia.
Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 111. Griech.-lat. etym. Sp. 143 Z. 42. Aus diesen Stellen geht her-
Wörterb. 1 S. 314. vor, dafs Varro im 14. Buche der Antiq. rer.
229 Indigitamenta (Veuilia) Indigitamenta (Vermiiius — Vica Pota) 230
divin. die Venilia unter den Indigitamenten- aus Vcaros 14. Buch der Antiq. rer. divin., bei
gottheiten als eine Göttin der Hoffnung auf- TertuUianus und Augustinus als eine Göttin der
geführt und ihren Namen von venire abgeleitet Hoffnung, des Verlangens, vielleicht nicht ohne
hatte. Aufserdem hatte er aber noch andere di'u Nebenbegriff der Liebe, denn Prc:Z?er(a. a. 0.
Deutungen der Göttin aufgestellt: August. 7,22 Anm. 1) und Vanicek {Griech.-Jat. etym. Wörterb.
iam utique habebat Salaciam Neptunus uxorem a. a. 0.) haben offenbar richtig den Namen
. . . nt quid Uli adiuncta est et Venilia . . .'^ Ven-ilia mit Ven-us (vgl. Preller 1 S. 435) in
. . . *■ Venilia ' inquit (sc. Varro) ' unda est, Zusammenhang gebracht. Für die Deutungen
qiiae ad litus venit; Salacia, quae in salum der Göttin waren vermutlich die falschen Ety-
redit' (= Thesaur. nov. latinitatis bei Mai, lo mologieen des Namens das Bestimmende. Bei
Class. Auct. 8 S. 604 unde Varro 'Venilia esf Vergilius {Aen. 6, 90. 10, 76; 10, 615 f. 12, 22.
inquit 'unda u. s. w.), vgl. Varros Worte in 90. 933 f.; 12, 138. 222. 813. 844; vgl. Serv.
den Schol. Veronens. a. a. 0. 'quam deam cum Aen. 12, 29. Serv. und Interpol. Serv. Aen.
Nex)tiino coniungunf ; etwas anders l. l. 5, 72 12, 139) ist Venilia, die Schwester der Amata
Venelia a veniendo et vento illo, quem Plautus (Serv. Aen. 6, 90. 12, 29; über Amata s. Bd. 1
dicit {Cist. 1,1, 15 i.) 'quod ibi dixit qui secundo Sp. 266f.), Gattin des Rutulerfürsten Daunus
[ventoj vectusttranquiUo rnari] venttim gaudeo\ (Bd. 1 Sja. 964, 59ff.) imd Mutter des Turnus
Neben Varros Erklärungen (vgl. zu denselben and der luturua. Ovidins (met. 14, 333 f.) er-
das Sp. 171, 44ff. Gesagte) gab es noch andere: zählt, dafs Venilia auf dem Palatinus dem
Interpol. Serv. Aen. 10, 76 sane Jianc Veniliam 20 lanus die Nymphe Canens (Bd. 1 Sp. 850f.)
quidam Salaciam accipiunt, Neptuni uxorem: geboren habe. Diese Erzählungen sind wohl
Salaciam a salo, Veniliam quod veniam det wie die Verbindung der Göttin mit Neptunus
f negentibus {exigentibus Daniel, vehentibus als dessen Gattin und die verschiedenen Deu-
F. Scholl, navigantibus oder egentibus Thilo; tungen Erzeugnisse gelehrter oder dichterischer
sollte etwa zu lesen sein quod ventum det Erfindung (vgl. Bd. 1 Sp. 851,9ft'. und oben
navigantibiis und somit die Stelle die Er- Sp. 187, 25 ff.).
klärungen Varros enthalten?); Schol. Veronens. ?? Vermiuus. S. Sp. 184, 29ff.
a. a. 0.: [deam Veniliajm alii Venerem, quod Vervactor der Gott des ersten Pfiügens
in mari nata sit, alii nympham quam Graeci der Brache (vervagere) , welchen nach dem
Bow^vr^v vocant. In allen Deutungen erscheint 30 Sp. 181, 7 ff. mitgeteilten Fragmente des Fabius
Venilia als Meeresgöttin, und in diesem Sinne Fictor bei dem Interpol. Serv. georg. 1, 21 der
ist sie auch meistens von den neueren Ge- Flamen bei der Darbringung des sacrum cereale
lehrten unter Beibehaltung der Namensablei- • anruft. Vgl. Sp. 181, 41 ff. Zum Namen vgl.
tungen der Alten aufgefafst worden. Härtung Grafsmann S. 113 f. nr. 21.
{Eel. d. Rom. 2 S. 82f. 99; so auch Zeifs, *Vica Pota (Sp. 178, 15ff.), nach Ausweis
Buperti [vgl. Scheiff'ele in Paulys Realencycl. ihres Namens eine Siegesgöttin (Vic-a zu vic-tor,
6,2 S. 2442 s.v. Venilia']\ Corssin in Zdtschr. vi-n-c-ere u. s. w. gehörig: Corssen , Krit.
f. vgl. Sprachfosch. 3, 1854 S. 300) hält sie Beitr. z. lat. Formenl. S..61. Ausspr. 1'^ S. 88,
für eine Göttin der Seewinde ('Venilia . . . aus 499. Grafsmann S. 108 nr. 1. Vanicelc, Etym.
einerlei Stamme mit ventus'), Klausen (Aeneas 40 Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 281. Griech.-lat. etym.
u. d. Penaten 2 S. 783. 818. 878) und Scheiff'ele Wörterb. 2 S. 961; Pot-a zu pot-ens, potiri
(a. a. 0.) für die Göttin der glücklichen An- u. s. w. gehörig: Corssen, Krit. Beitr. S. SO.
kunft (also Venilia von venire). Zu venire Krit. Nachtr. z. lat. Formenl. S. 248. Ausspr.
stellt den Namen auch Vanicek, Etym. Wörterb. 1" S. 425. Grafsmann a. a. 0. Vanicek, Etym.
d. lat. Sjir.'^ S. 73 mit Hinweis auf August. Wörterb. d. lat. Spr.'^ S. 144. Griech.-lat. etym.
7, 22 unda est quae ad litus venit, während er Wörterb. 1 S. 447. Curtius, Grundz. d. grieeh.
Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 S. 883 Venilia Ettjm.^ % 371 S.282\ hatte nach. Liv ins (2,7,12)
als 'Göttin der Hoffnung, des Verlangens' mit und Plutarchus (Publ. 10) ein Heiligtum in der
venia (Gunst, Huld, Gnade, Erlaubnis, Nach- Nähe der Velia (infra Veliam et tibi nunc Vicae
sieht, Verzeihung), Venus zusammenstellt. 50 Poiae est, domus [des Valerius Publicola] in
Preller (R. M.^ 2 S. 121) hält Venilia für eine infimo clivo aedificata; Plutarchus sagt von
der Liebesgöttin Venus .verwandte Quellen- demselben Hause des Valerius onov vvv isqov
göttin (als eine ' Nebengöttin ' [!] der Venus saziv Ovi-AKq Iloxaq ovofia^ö^svov); vgl. Ani-
bezeichneten Khmsen a a. 0. 2 S. 1226 und hrosch, Studien S. 1201 Becker, Topogr. 8.24:9 ff.
&7ie//7't?e a. a. 0. in unklarer Weise die Venilia). Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt Rom 1
Atnbrosch (Religionsbücher Eeit 2 S. 237 Anm. 51 S. 108 Anm. 1. S. 156 Anm. 2. Jordan, Topogr.
= Abdr. S. 17 Aum. 51) trennte Venilia die d. Stadt Rom 1, 2 S. 416. Richter in Baic-
Göttin der spes quae venit {Varro in Schol. meisters Denkmal, d. klass. Altert. 3 S. 1489,
Veronens. a. a. 0., Tertull., August.) von Veuilia in Müllers Handb. d. klass. Altert. - Wiss. 3
der Gattin des Neptunus; der gleiche Name GO S. 835. Die Göttin wird aufserdem von Cicero
berechtige keineswegs, beide Göttinnen für {de hg. 2, 11, 28; vgl. dazu E. Hoffmrmn in
identisch zu halten. Dies ist aber wohl nicht ]S\ Jhrb. f. Ph. 117, 1878 S. 715f.) erwähnt;
richtig; wir haben es hier offenbar mit mannig- ferner bei Seneca apocol. 9 Diespiter Vicae
fachen Deutungen ein und derselben Göttin zu Potae filius . . . nummulariolus , allerdings in
thun. Diese Göttin erscheint an denjenigen scherzhafter Weise {Preller., R. J/." 2 S. 245
Stellen, welche für die Ermittelung ihrer wirk- Anm. 1 vermutet, dafs hier eine Göttin des
liehen Bedeutung allein in Betracht kommen, Erwerbs gemeint sei; vgl. auch Ambrosch,
nämlich in dem oben angeführten Fragmente Stildien S. 121 Anm. 72). Ascon. Pison. 52
8*
231 Indigitamenta (Victa — Virginiensis) Indigitamenta (Viriplaca — Volumnus) 232
S. 12, 8 K. u. Scb. sagt, von dem Hause des zona solvüur, . . . dea Virginiensis vocetur. 6,9
Valerius redend, t,ub Veliis ubi nunc aedis ades-t . . . dea Virginiin^s et deun puttr Suhigus
Vivtoriae cat, nennt also der Sache nach ganz (s. d.) . . . adist Virginiensis dea, ut virgini zona
richtig die Vica Pota Victoria (von einem sohatur. Sp. 148/144 Z. 62.
'MirsverständLiis.~e'[öi7ie7ia. a. 0. S. 108 Anm. 1] * Viriplaca die Göttin, welche die erzürnten
kann ebmsowei/ig die Rede sein wie von einer Männer besänftigt und Frau und Mann ver-
Notwendigkeit der Umänderung des Namens söhnt, Valer. Mnx. 2. 1, 6, wo angegeben wird,
Victoria in Vica Pota [Becker a. a. 0. S. 251J). dal's bei entstandenen Zwistigkeiten die Ehe-
Zuni Doppelnamen vgl. Sp. 186, 26 ff. Jordan gatten in das Heiligtum der Göttin in l'alatio
(\Q. Prelkrs M. 31.^2 S. 245 Anm. 1) erklärt, dafs lo (vgl. Beiker, Topvgr. S. 421. Bichter in Bau-
bei Arnobius 3, 25 Victu (s. d.) it Putua (s. d.) meisteis JJinktn. d. Mass. Altert. 3 S. 1484, in
sanctissimae vietui potuique procurant zu lesen Müllers Handb. d. Jclass. Altert. - Wiss. 3 S. 828.
sei Vica und fügt hinzu 'es war also ein Gilbert, Gesih. u. Tupogr. d. Stadt Rom '6 S. 430)
schlechter Witz, wenn man den veralteten gingen, dort wechselseitig ihre Anliegen aus-
Namen nach seinem letzten l'heil so umdeutete'; sprachen und versöhnt zurückkehrten. Sp. 177,
ähnlich Georges, Lat.- deutsch. Handwörterb. 59 ff. Haltung {hei. d. Rom. 2 S. 39) will in
s. V. Vica Pota, nach welchem Vica Pota = Viriplaca die luno erkennen. Zum Namen
Victa und Potua, und E. Hoffmann a. a. 0. vgl. Grafsmann S. 108 nr. 1.
S. 716 Anm. 5: "^die Potica als diva potandi' Vitumnus der Gott, welcher dem Kinde
bei Donut. Ter. Phorm. 1, 1, 15 (s. Potina) 20 im Mutterleibe das Leben verleiht, Tertull. ad
'ist eben nur die dem trivialen Verständnis^ nat. 2, 11. August. 7, 2. 3. Sp. 143/144 Z. 8.
näher gerückte Pota, und wie auch Vica neben Der Name Vitu-mnu-s (im *Vito-meno-8) ist
Pota die gleiche Ausdeutung und Umänderung das Participium (s. über diese Bildungen die
erfuhr, zeigt Arnobius 3, 25' (s. Victa). Das bei Alemona angegebene Litteratur) eines vom
Abgeschmackte und Falsche solcher Annahmen Stamme in vita abgeleiteten Verbalstammes
liegt auf der Hand. *vito-, vgl. Cvrssen, Ausspr. 1- S. 435 Anm.
Victa die Göttin des victus, Arnob. 3, 25 S. 528. 2^ S. 174. Vanicek, Etym. Wörterb. d.
Victa (so Sabaeus, vita die Handschrift, Victua lat. Spr.'^ S. 84. Griech.-lut. etym. Wörterb. 1
Ursmus) tt Potua sanctissimae vietui potuique S. 227. Beckstein in der bei Alemona an-
procurant. Sp. 148, 20 ff. Die Emendation des 30 geführten Abhandlung S. 39lf. 394; anders
Snbatus ist jedenfalls richtig, der Gedanke an Grafsmann S. 112 f. nr. 15 (eine daseibat neben
Vica Pota (s. d. am Ende) ist durch die Er- Vitumnus aufgetührte Form Vitunnus existiert
klärung des JlrwofciMS vollständig ausgeschlossen ebensowenig wie die von Georges, Lut.-deutsch.
(vgl. August. 6, 9 [Sp. 131, 17 ff.] deinde coepit Handwörterb. s. v. Vitumnus angeführte Form
[sc. Varro] deos alios ostendere, qui pertinerent Vitunus).
non ad ipsum hommem, sed ad ea quae sunt Voleta eine Göttin des Willens, Tertull. ad
Jwminis, sicuti est victus u. s. w.). Marquardt nat. 2, 11 unter den Göttern des Kindesalters.
{Stautsverw. 3^ S. 13 Anm. 6) hält Victa falsch Sp. 143 Z. 40; vgl. Sp. 167, 1 ff . S. Volumna.
für identisch mit Edusa (s. d.). Zum Namen Zum Namen vgl. Grufsmann S. 110 nr. 7.
(Vic-ta) vgl. Grafsmann S. 108 f. nr. 1 ('Victua, 40 Volumna eine Göttin des Willens, August.
wie wohl statt des undenkbaren Victa ... zu 4, 21 unter den Göttern des Kindesalters {ut
lesen ist'). Vanicek, Griech.-lut. etym. Wörterb. bona vellent). Sp. 144 Z. 40; vgl. Sp. 167, iff.
1 S. 227. Härtung {Rel. d. Rom. 2 S. 240) nennt die
Viduus der Gott, der beim Tode die Seele Göttin, die er für luno hält (!), falsch Volumnia.
vom Körper scheidet, Tertull. ad nat. 2, 15 Preller {B. ilf.^* 2 S. 212) unterscheidet: 'Divus
[Vijduus, qui ammam corpore viduet, quem Volumnus' (s. d.) 'und Diva Volumna ... sind
intra muros cludi nfim admitjtendo damyiastis, die Götter des Verlangens' (?), 'während die
•woraus auf ein Heiligtum des Gottes aufser- . . . Diva Voleta mehr das sittliche Wollen
halb der Stadt zu schliefsen ist. Sp. 145 Z. 72. (velle) im Gegensatze zu dem Nicht -Wollen
Die Stelle des Cyprian. qu(jd idola dii non 60 (nolle) ausdrückt.' Der Name Vol-u-mna ist
sint 4: ut sit apud illos Viduus dcus, qui anima ein Participium (s über diese Bildungen die
corpus viduet, qui quasi feralis it funehris in- bei Alemona angegebene Litteratur) von vol-O;
tra muros non habetur, sed foris conlocatur et vgl. Grafsmann 0.112 f. nr. 15. Corssen, Ausspr.
mhilominus (isi vel deus fügt Vonck hinzu), 1^ S. 528. 2^ S 171. Vanicek, Etym. Wörterb.
quia extorris factus damnatur ist eine alte, d. lat. Spr.^ 8.265 ¥. Gnech.-lat. etym. Wörterb.
aus Tertull. ad nat. 2, 15 genommene Inter- 2 S. 889. Bechstem in der bei Alemona an-
polation der cyprianischen Schrift, s. Ascensus geführten Abhandlung S. 3S9.
und Orbona, Härtung {Rel. d. Rom. 2 S. 90) Volumnus ein Gott des Willens, Minuc.
will Viduus als Beinamen des Orcus auffassen; Fd. Oct. 25; Tertull. ad nat. 2, 11 und August.
andere unhaltbare Ansichten bei Scheiffele in 60 4, 21 unter den Göttern des Kindesalters {ut
Paulys Realencycl. 6, 2 S. 2593f. s. v. Viduus bona vellent, August.). Sp. 143/144 Z. 39; vgl.
(= Pluto! u. s. w.). Eine von Bouche Ledtrcq Sp. 167, Iff. Härtung (Rel. d. Rom. 2 S. 240)
(Xcö- Pontifes S. 34) angeführte Göttin Vidua nüd Scheiffele {in Puulys Realencycl. Q, 2 S. 2744
ist nirgends bezeugt. s. v. Volumnus) halten Volumnus für luppiter
Virginiensis (Virginensis cod. Monacensis (! ; bei Scheiffele überdies falsche Auffassung
lat. 3831) die Göttin, welche die Braut anruft, des Gottes). S. Volumna. Namensbildung
wenn sie im Begriff' steht, ihre Jungferschaft (Vol-u-mnu-s) wie bei Volumna, s. die daselbst
preiszugeben, August. 4, 11 cum virgini uxori angegebene Litteratur.
233 Indigit. (Volup., Volut.) — Indulgentia Inferi (älteste Vorstellungen) 234
Volupia die Göttin des behaglichen "Wohl- 324 flf.; S. 502, Salonine 54 — 6 S. 5, Macrien
seins, des Vergnügens, Tertulh nd naf. 2, 11. jeune 6. S. 7, Quietus 6). Dagegen ist sie in
Auciust. 4, 8. 11 unter den Gottheiten des der Gestalt der Spes auf Münzen des Alexander
jugendlichen Alters. Sp. 143/144 Z. 43. Nach Severus, des Gallienus. Probus und Florianus
Macrobhis {S<it 1, 10, 7) brachten in sacdlo (Cohen,m.i.^ AS. 408, Alex.Sev.6bff. — 5S.')MQ,
Volupine die Pontifices am 21. Dezember der Gallien 321 ff. — 6 S.2ifi, Flor 29. S. 288, P-o&.
Atigerona ein Opfer dar (s. Bd. 1 Sp 348, 55 ff); 303», einmal auch in der der Providentia gebildet
dieses sacellum Volupiae erwähnt auch Varro (5 S 377, GaUif-n 331 ). Ihr, als der Indulgentia
/. l. 5. 164. M((S'<riu^. den Macrobius (§ 8) an- domini, errichtete in derselben Zeit der Qnin-
führt {fastorum fr. 12 S. 125 Huschke*), spricht lo quennalis Caecilius Natalis in Cirta eine Kapelle
von einem in nra Volupine befindlichen Bilde mit einer ehernen Statue (C /. L. 8, 7095 ff. ;
der Angerona (mit der Erklärung der Verbin- vgl. 6996). [Auf Münzen des Septimius Severus
düng dieser beiden Göttinnen: qttod qui suos und Caracalla ist neben der Inschrift Indul-
dolores anxietatesque dissiniuhmt perreniant pa- gentia. Anqg. in. Italiam oder in Cnrth. nicht
ii-'ntiae beneßcio ad waxiwam roluptatem; zur etwa die Ind. sondern vielmehr die personi-
ara Volupiae vgl. Mommsina Supplemente zu ficierte Italia oder die Stadtgöttin von Carthago
den Fiiati Prrienesthii zum 21. Dezember C. I. (vgl. Inno Caelesti-) oder neben Indidg. fecunda,
L. 1 S. 319, dazu S. 409 zum 21. Dezember) Da der reichen Gnade, eine verschleierte, anfeinem
Varro {l /. 6, 23 jenes Opfer der Ans-erona m kuruli^^chen Stnhl sitzende, mit Mauerkrone
curia Acciilein dargebracht werden läfst, so ist 20 und Scepter versehene Frau (lulia?) dargestellt
anzunehmen, dafs das sacellum und die ara Vo- {Cohen, m. i.^ 4 S. 27, Sept. Severe 228. S. 153,
Inpiae >i(hin der curia Aiculei^ befanden; vgl. Caracalla 102)]
hie'r/u u. überhaupt zu der Göttin 7?ecZ:er, ropo</r. Endlich findet sich auf Münzen des Postu-
S. 114. 492. P/-f/Zer, B Jf=*2S. 36f Momwsen mus {Cohen, m. i.^ 6 S. 31, Postume 145 f.)
im C.I. L. 1 S. 409 zum 21. Dezember. Gdbert, die Ind'dg. pia Po.itumi Aug. so verkörpert,
Gesch. und Topogr. d. Siadt B'm 1 S. 56 ff 2 dafs der Kaiser selbst einer vor ihm knieenden
S. 104 ff. Picht I r m Bavm isters Benhnäl. d. Frau die Hand reicht. Diese Frau trägt auf
Jcluss. Altert. 3 S. 1496, in MiÜhrs Ha^'db. d. einer ähnlichen Münze des Victorinus ein Füll-
M'iss. Altert -Wiss 3 S. 846; man<hes Falsche hörn {Cohen 6 S. 73, Victorine pere 43), so
über die Göttin bei Stheiffele in Paidys Peal- so dafs sie Vertreterin eines Landes zu sein
eticyel. C. . 2 S. 2744 s. v. Volvpia. Eine ge- scheint. [Steuding.]
fälschte Widmung Fo/M/7*/ae r/er/e ^ofm'z u. s. w. luferi, die Unterirdischen, die Bewohner
C. /. Z,. 11, 47* (falsael Zum Namen vgl. Grafs- der Unterwelt bei den Römern.
mmin S. 109 nr. 2. Corssin, Ansspr. 2^ S. 597. t v,. . ■, -r. .i. i* t, k i,
1024. Vnrdhel-, Etym. Wörterb.d. lat. Spr.^ ^- /l*^^*« aus den Bestattungsbräuehen
o cni> />...-„.,j, ?„.. *...„ TT-Av..t.„.j. o c QfiA und dem Grabkultus ersichtliche Vor-
S. 266. Griech.lat. Uym. Wörterh. 2 S. 890.
Volut in a. Aiigif<t. 4, 8 pmefecervnt ergo
Stellungen über das Wesen der Inferi.
involvmentis foUiculorum deam VoJutinam. Bei dem Schwanken der Meinungen und
Sp. 146, 10 ff. Zum Namen vgl. Graßmann der Unklarheit und Unvollständigkeit der Be-
S Ulf. nr. 13. Vanicek, Etym. }\ örterb. d. 40 richte über die in Bezug auf das Fortleben
lot Spr.^ S. 270. Griech.-lat. etym. Wörterb. 2 des Menschen nach dem Tode in ältester Zeit
S. 916. [R. Peter.] in Rom herrschenden Vorstellungen bieten uns
Iiidos {'ivSog), 1) Sohn der Erde, Stamm- einen Anhalt für eine einigermafsen zuver-
vater der Inder, von Zeus getötet; Konn. lässige Beurteilung^ nur die im Laufe der
Dionys. 18, 271. — 2) Gemahl der Nymphe Jahrhunderte fast unverändert gebliebenen Be-
Kalauria und Vater des Ganges; Pscudo-Plut. stattungsbräuche und die den Gräberkult be-
de fluv. 4. — 3) Ein angesehener indischer treffenden Sitten und Vorschriften, insoweit
Jüngling, welcher der Damasalkida, der Tochter sie einen Schlufs auf jene zu Grunde liegen-
des Königs Oxyalkes, Gewalt anthat und sich den Anschauungen gestatten. Von ihnen mufs
aus Furcht vor Strafe in den Flufs Mausolos 50 also ausgegangen und die spätere Überheferung
stürzte, der nun nach ihm Indos benannt nur zur weiteren Ausführung der aus jenen
wurde; Pseudo-Plut. de fluv. 25. — 4) Ein Bräuchen erschlossenen Grundzüge verwendet
Königr in Skythien, der zuerst das Silber ent- werden,
deckt haben soll; Hyq. fab. 274. [Höfer.] Wenn nun auch die Frage, welche der
ludiil^eutia, die personificierte Nachsicht beiden Hauptarten der Bestattungr, Beerdigung
und Gnade, eine der dementia (s. d) ähnliche oder Verbrennung der Toten, in Bezug auf den
Gestalt, welche wohl in der Zeit des Hadrianus latinischen Stamm in Mittelitalien die absolut
und in Rücksicht auf diei^en (vgl. C. I. L. 8, ältere ist, noch nicht als endgültig gelöst be-
8813 f) entstanden ist. Auf Münzen erscheint trachtet werden darf, so kann doch für Be-
sie als Indulgentia Aug., selten absolut als 60 urteilung der für uns erkennbaren Anschauungs-
Indnlgentia bezeichnet, sitzend mit ausge- weise der alten Römer durchaus nur die erstere
streckter Rechten und mit Scepter, Schale in Betracht kommen; denn auch bei der später
oder Zweig {Cohen, med. imp.^ 2 S. 176, gewöhnlichen Verbrennung wurden die eigent-
Adrien 845 ff.; S. 250, Sabine 36 f.; S. 314, lieh sakralen Gebräuche durchaus von jener
Aritonin 452 ff. — 3 S. 146, Faustine jeune entlehnt, wie z. B. die Weihung der Ver-
118. S. 181, Lucius Verus 114. — - 4 S. 26, brennungsstätte nur durch das Werfen einer
Septime Severe 216. S. 154, Caracalla 103. Erdscholle auf das Antlitz des Toten erfolgte-
S. 507, Maximin 1 16 ff. — 5 S. 377, Gallien {Varro bei Non. S. 163 s. Praecidaneum. Fest.
235 luferi (älteste Vorstellungen) Inferi (.älteste Vorstellungen) 236
5. 218. Paul. S. 223 s. Praeciclanea), und in iacent 12, 3464. Jiaec ccrta est domus, haec
älterer Zeit deshalb sogar irgend ein Teil der cohnda nohis . . . Orelli 4850^ so dafs es als
Leiche, wenigstens aber ein Finger, unver- domus aeterna oder aeternaUs (C. I. L. 1, 1008.
brannt für sich beerdigt werden mufste {Varro 1059. 8, 5158 u. öfter. 10, 2066. 12, 1686.
de l. l 5, 23. Cic. de leg. 2, 22, 55 ff. 24, 60. 4123. 14, 229. 785. 1335 u. s. w.), leti domus
Tmsc. 1, 12, 27. Paul. Diac. S. liS s.v. memirum. (1, 1009), domicüium. (12, 4924), sacrata scdes
Plin. n. h. 2, 63, 154. 7, 54, 187. Plut. quuest. (12, 5271) oder jmtria (8, 79) bezeichnet und
Pom. 79. Numa 22; \ gl. Müller, Etr.- 2 S. 164. nach Art einer Kammer, eines Hauses (Mar-
3Iarquardt, Handb. 5, 1 S. 575 f.). Dasselbe quardt, H. d. r. J.. 5, 1 S. 367 fl. DeecJce bei
beweist der Glaube, dafs nur die regelrecht lo Müller, Etr.- 1 S. 239, 26. 2, 242, 46; vgl.
beerdigten Toten {manes rite conditi) im Grabe Jordan, Topogr. 1, 1 S. 549 f. Schreiber, Knlturli.
Ruhe finden {Plaut. Mostell. 2, 2, 68. Ennius BjWfjaiZ. Tf 96 ff.) oder auch als kleiner Tempel
bei Cic. pro Mil. 33, 91. Tusc. 1, 44, 107. {Btrgau in d. Arch. Zeit. 24, 1866 S. 261* ff.
Verg. Aen. 4, 620. 6, 333. Plin. ep. 7, 27, 11. C. I.L. 10, 7566. 7574. 7719; vgl. 7578. 14,480,
Suet. Calig. 59. Tertull. de anima 56. Serv. V. meistens freilich in Versen) angelegt wird. Vgl.
Aen. 4, 386; vgl. unten Sp. 248 u. 254), offen- auch die Aschenkisten in der Gestalt eines
bar weil der Aufenthaltsort des Leibes den Hauses oder einer Hütte bei Daremberg et
der Seele mit bestimmt {Propert. 4, 5, 3; vgl. Saglio Dict. des ant. s. v. domus. Olt wird
die Bewachung der manes des älteren Scipio daher eine area (C. I. L. sehr oft), ein forum
Africanus durch einen draco, Plin. n. h. 16, 20 oder vestibulum sepulcri (12 Tafelgesetze bei
44, 85, der wohl eigentlich sein genius ist, Cic. de leg. 2, 24, 61. Orelli- Henzen 7365),
siehe Bd. 1 Sp. 2467, 14ff. ; vgl. auch die d. h. ein Versammlungsraum der Verstorbenen,
ähnliche ägyptische Vorstellung, nach welcher der häufig mit Bäumen bepflanzt wurde {Serv.
der Seelenvogel des Osiris über dessen Leiche F. A. 1, 441. 3, 302. 5, 760. 6, 673), ein accu-
im Grabe schwebt, Brugsch, Pel. u. Myth. d. hitorium {C. I. L. 14, 1473), triclinium und cu-
a. Äg. Ö. 652), so dafs manes und cinis auch hicula (14, 671. 1302, 2636 II u. öfter) erwähnt,
später noch zuweilen einander geradezu gleich- Vgl. die wie Triclinien eiugerichteten etruski-
gesetzt werden {Propert. 2, 13, 31 f. 57 f. C. I. sehen Gräber {DeecJce bei Müller, Etr.- 2 S. 164,
L. 11, 1624. 12,3464; vgl. Verg. Aen. 2, 5S6. 129 b. Lippert a. a, 0.). Ja in ältester Zeit
Pers. sat. 1,3S). Aus dem gleichen Grunde, gwocZ 30 diente der Boden des Hauses selbst, ebenso
OS supratcrram non exitaret, galten nach altem wie bei den Griechen und Germanen {Lippe) t
Rechte die im Meere versenkten Leichen als a. a. 0. S. 310. 135. 160 f) als Begräbnisstätte,
richtig bestattet {Cic. de leg. 2, 22, 57), und so dafs die Seelen der Vorfahren daselbst als
sogar für in der Fremde Verstorbene wird zu Hausgeister (Penates, Lares) ihre Wohnung
Hause nach Pontifikalrecht eine terrae iniectio behielten {Serv. V. A. 5, 64. 6, 152; vgl. 11, 206
vorgenommen {Serv. V. A. 6, 366; vgl. Bd. 1 u. unten Sp. 245, 10). An diese Vorstellung
Sp. 2454, 25 ff.). Ebenso war es heilige knüpft auch später noch der Glaube an, dafs
Pflicht für jeden Vorübergehenden, auf Haupt Geister, die im Grabe keine Ruhe finden, be-
und Gebeine eines unbestatteten Leichnams sonders in der Nähe derselben umgehen {Apul.
drei Hände voll Staub zu streuen {Verg. Aen. 40 de mag. 44 S. 535; vgl. Bd. 1 Sp. 2478, 60) und
6, 365 f. üoca^ ca. 1, 28, 23 f. 36. Petron.lli. beschworen werden können (s. uut. Sp. 254, 30).
Quintil. decl. 5, 6. Serv. V. A. 6, 176. Claud. Da aber der Tote selbst, wie wir unten
in Ruf. 1, 371). sehen werden, als Gott betrachtet wird, so
Dagegen kann die auf Numa zurückgeführte gilt seine Wohnung selbstverständlich als
Bestimmung aus einer lex Postumia: Vino heilig und unverletzlich {Cic. de leg. 2, 22, 57.
rogum ne respargito {Plin. n. h. 14, 12, 88) 26, 64. Tusc. 1, 12, 27. Varro bei Plut. quaest.
ganz abgesehen von der Berechtigung des Pom. 14. Non. Marc. S. 464 s. v. templum;
Zweifels an ihrem Alter nichts beweisen, ob- vgl. Verg. Aen. 4, 457. Liv. 26, 13, 13. Sil.
wohl Gräberfunde das frühzeitige Vorkommen Ital. 1, 81 ff.); auch wird das Grab oft geradezu
der Verbrennung zu bestätigen scheinen {Heibig 50 unter den Schutz der Inferi gestellt (C. I. L.
in Aer Arch. Zeit. 42 (1884) S. 287 ff.). Übrigens 1, 1241 = 10, 4255. 3,191. 9, 5813. 12, 4725.
erzählte man, dafs Numa selbst beerdigt wor- 14, 2535).
den sei {Cic. de leg. 2, 22, 56. Plut. Numa 22). Dafs man sich jedoch auch das gesamte
Dementsprechend knüpfen alle altrömischen Leben nach dem Tode ebenso wie bei
Vorstellungen über das Fortleben des Menschen anderen Völkern (vgl. Brugsch, B. u. 31. d. a.
nach dem Tode an die Versenkung der Leiche Ag. S. 174; siehe Bd. 1 Sp. 2453, 55 ff.) geradezu
in die Erde an. Offenbar betrachtete man ur- als eine Fortsetzung des irdischen Da-
sprünglich ebenso wie in Ägj^pten {Brugsch, seins dachte, beweist die Ausstattung dieser
B. u. 31. d. a. Äg. S. 174), Babylonien, Wohnung mit Speise, Trank und dem dazu
{B.Koldetcey in A. Zeitschr. f. Assyr. 2 ^i. 4,03^. GO nöiigen Geschirr, sowie mit Waffen, Werk-
Erman im Arch. Ans. 1889, 2 S. 55), Phöni- zeug und Toilettegegenständen aller Art {Mar-
zien, Griechenland und Etrurien (s. Bd. 1 Sp. quardt a. a. 0. S. 369; vgl. Verg. Aen. 6,
2466, 27 ff. Heibig Si. a. 0. E. Schuhe im 232 ff.). Dem entspricht ferner die Dar-
Progr. d. Gymn. z. Gotha 1870 S. 6ff. Lippert, bringung des silicernium , das zwar all-
D. Bei. d. eur. Kulturv. S. 415 f.) das Grab mählich zu einem im Hause gefeierten Leichen-
ais Wohnung des Verstorbenen {Petron. schmaus mit circumpotatio (Ctc. fZ(J Ze«/. 2, 24, 60)
sat. 71; vgl. Propert. 4, 5, 3. 2, 13, 31 f. 57 f. wurde {Festus S. 294 s. v. silicernium. Paul.
5, 151 ; hie habitat C. 1. L. 9, 2893. ibi 3Ianes Diac. S. 295. Non. 3Iarc. S. 48. Tertull. apol. 13.
237
Inferi (Aufenthaltsort)
Inferi (Aufenthaltsort)
238
Donat. zn Terent. Adelph. 4, 2, 48), ursprüng-
lich aber und oft auch später noch am Grabe
selbst stattfand {Varro bei Non. a. a. 0. ad
sepula'um antiquo more. Serv. V. A. 5, 92; vgl.
OreUi 3999. MarqvarcU, Handh. 4 S. 257 =
Staatsvenv. 3 S. 300) und als ein Opfer für
den Verstorbenen zu betrachten ist (vgl. Wuttke,
Deutscher VoUmbergl. 740 u. Bd. 1 Sp. 2507 f),
dessen Anteil wohl den an den angeführten
Grunde war die Darbringung jener Gaben den
Verwandten bei Strafandrohung gesetzlich ge-
boten (C. I. L. 1, 1409).
In alter Zeit waren endlich beim eigent-
lichen Totenopfer, an welches sich oSenbar
das silicernium anschlofs, ebenso wie in
Griechenland (s. Bd. 1 Sp. 2503 f.) und ander-
wärts {Lippert, D. Bei. d. eur. Kulturvölker
S. 56 ff. 178 u. öfter) auch Menschen ge-
Stellen mehrfach erwähnten Greisen Oberlassen lo schlachtet worden und zwar diejenigen, deren
wurde, eigentlich aber von ihm selbst ge-
nossen werden sollte, was eine Karbonenser
Grabschrift aus der Zeit des Augiistus geradezu
ausspricht, C. I. L. 12, 5102: L. JRunnius
I'a(r) 1 Cn. f. Pollio | cupidius. perpoto. in.
monumento . meo \ quod . dormiendum . et .perma-
nendum \ heic. est. mihi.
So kostet beim Leichenbegängnis des An-
chises eine Schlange von dem dargebrachten
Opfer, die der Dichter
für den genius loci oder für einen Diener
seines verstorbenen Vaters hält {Verg. Äen.
5, 84 ff. ; vgl. Bd. 1 Sp. 2468, 12 tf.), die aber
wahrscheinlich eigentlich als der genius des
Toten selb.-t zu betrachten sein dürfte (vgl.
Id. 1 Sp. 1624 und 2467, 14ff. 36 ff. 2468, 25 ff.
^Schreiber, KuUurhisf. Bilderati. Tf. 98, 8). .
Jedenfalls zeigt die in Gräbern oft wieder-
holte Darstellung eiues Familienmahles {Mar
quardt a. a. 0. 5, 1 S. 367), wie auf
gleichartigen griechischen Bildern (s. Bd. 1
Sp. 2571 ff.), den Verstorbenen beim Genüsse
des ihm dargebrachten Speiseopfers (vgl.
Wernicke in d. Arch. Zeit. 43, 1885 S. 222,
wo auch die neuere Litteratur hierfür angeführt
ist), und auch bei den alljährlichen Wieder-
holungen des Totenmahles ist er selbst als
Teilnehmer vorgestellt, da diese Mahlzeiten
immer wieder am Grabe selbst stattfanden;
gehörten doch, wie aus zahlreichen Inschriften 40
hervorgeht, in späterer Zeit nicht nur coena-
cula (C. 7. L. 9, 1938. 10, 6069), sondern auch
culinae (6, 14614. 9, 4079. 10, 47.65. 14, 1869),
Piscinae (14, 396), Gärten (1, 1059. 14, 2139 u.
öfter) und Äcker (14, 1304. 2148. 3340. 3343
u. öfter) zu den Gräbern, letztere, um aus ihrem
Ertrag die Kosten für die jährliche Speisung
zu bestreiten (5, 7454).
Ebenso ist das Speise- und Trankopfer,
welches für die inferi (Varro d. 1. 1. 6, 13;
vgl. Cal. Farnes. 21. Febr. im C. I. L. 1
S. 386) aufser an den öffentlichen Festen der
Feralia, Eosaria, dem ,,dies violae" und beim
Schlachten der porca praecidanea, besonders
auch privatim am Todes- und am Geburts-
tag des Verstorbenen auf den Gräbern auf-
gestellt, verbrannt oder ausgegossen wurde
(das Nähere siehe unter Manes und vgl. Mar-
quardt, Handh. 4, IblW.^^ Staatsverw. 3, 298 ff.
Dienste der Tote im Leben zu seinem Wohl-
sein nötig gehabt hatte, seine Lieblingsfrau
und seine Lieblingssklaven {Verg. Aen. 5, 95
u. Scrv. dazu. Tertull. de spect. 12. Sen\ V. A.
3, 67. 5, 78; vgl. Taul. S. 103 s. v. Humanum
sacrificiui». Gell. 5, 12. Plut. quaest. Born. 83.
Plin. n. h. 30, 1, 16 u. oben Bd. TS. 1032, 16);
jedenfalls sollte er also diese ebensowenig wie
die ihm ins Grab mitgegebenen Gegenstände
entweder 20 oder seine Pferde {Serv. V. A. 5, 95) im Tode
missen; vgL Bd. 1 Sp. 2451, 15 ff.
An die Stelle der Opferung von Sklaven
oder Gefangenen {Liv. 7, 15. Tertull. a. a. 0.)
traten später, wahrscheinlich nach etruskischem
Vorbild {Müller, Etr.^ 2, 224; vgl. Athen. 4,
39 S. 153 F. Isidor. orig. 10 S. 247 Bas.), neben
Tieropfern die Gladiatorenkämpfe bei den
Leichenspielen {Liv. ep. 16. Lio. 23, 30. 28,
21. 31, 50. 39, 46. 41, 28. Val. Max. 2, 4, 7.
den 30 Tertull, a. a. 0.; vgl. C. I. L. 1, 1199), die
Frauen aber kratzten sich dann wenigstens
das Gesicht blutig, um so den Inferi genug
zu thun (Zwölftafelgesetz bei Cic. de leg. 2,
23, 59. 25, 64; bei Festus S. 273 s. v. Badere;
bei Plin. n. h. 11, 37, 157. Propert. 3, 13 b, 11.
Serv. V. A. 3, 67. 5, 78. 12, 606), eine Milderung
des Kultgebrauchs, wie sie ähnlich auch sonst
oft nachweisbar ist (siehe Bd. 1 Sp. 1182, 36 ff.).
II. Die Inferi als Bewohner eines gemein-
samen nnterirdisehen Aufenthaltsortes.
1. Entwicklung des Ortshegriffes und all-
gemeiner Festzeiten.
Aus dem Begriffe des Einzelgrabes ent-
wickelte sich allmählich der eiues unterirdischen
Aufenthaltsortes aller Verstorbenen {qui nunc
abierunt hinc in communem locum, Plaut. Casin.
prol, 19; vgl. me ad plures penetravi, Trin.
291; abiit ad plures, Petron. 42), d. h. die Vor-
50 Stellung von der Unterwelt {Cic. Tusc. 1, 16,
36), auf welche naturgemäfs die charakteristi-
schen Eigenschaften des Grabes selbst, be-
sonders die Lage unter der Erdoberfläche und
die Dunkelheit des Ortes, übertragen wurden
{Plaut. Atd. 2, 7, 6. Alte Tragiker bei Cic.
Tusc. 1, 16, 37. 12, 27. Verg. Aen. 8, 246.
Horat. carm. 4, 7, 26. Ovid. met. 10, 17. ex
Pont. 4, 14, 12. Piin. n. h. 2, 63, 158. 33
praef. 2. Non. 3Iarc. S. 45 s. v, Inferum; vgl.
5, 368 f.\ nur als Speisung und Tränkung der co oben Aquili dii). Wie aber später die Götter
im Grabe selbst wohnenden Toten zu be-
trachten (Orid. fast. 2, 566. Serv. V. A. 5, 78;
vgl. Orelli 4781), so dafs man annahm, Tote,
welche diese Labung nicht erhielten, würden
im Grabe von Durst gequält {Propert. 4, 5, 2),
oder es kämen dieselben heraus und ver-
anlafsten den Tod der Säumigen {Ovid. fast.
2, 547 ff.; VgL Bd. 1 Sp. 2479, 30 ff.). Aus diesem
in jedtm ihrer Tempel wohnend , daneben je-
doch auch als überall anwesend und helfend
{praesens deus, Cic. Tusc. 1, 12, 28) gedacht
wurden, so wird auch den Verstorbenen eine
Doppelexistenz, wohl infolge einer Vermischung
der Anschauungsweise der verschiedenen Zeiten,
zugeschrieben. Der fortbestehende Gräberkult
erhält die alte Vorstellung von dem Aufent-
239 Tnferi (Feste) Inferi (Eigenschaften) 240
halte der Einzelnen in ihren Gräbern lebendig, Luft für den Naturmenschen ebenso unsichtbar
daneben versetzt man die Toten aber auch in ist wie die Seele {Cic. Cnto 31. 22, 78), eine
die gemeinsame Unterwelt, welche durch den Anschauung, aus der später jedenfalls auch
einzigen lapis manalis geöffnet und geschlossen der Glaube an den Aufenthalt der Seelen im
(s. unten Sp. 250, 24) und von eignen Göttern Luftraum hervorging (s. unten Sp. 260).
beherrscht wird (Sp. 245). Und aufser an Wegen der Dunkelheit des Grabes dagegen
diesen doppelten Aufenthaltsort glaubt man werden die Seelen selbst als dunkelfarbig
an regelmäßiges und auch an unregelmäfsiges oder schwarz (s. o. Aquili dii und vgl. nigri Le-
Emporkommen der Toten auf die Oberwelt (s. mures Ptrs. 5, 185. Proserpina furva Horat.
unten Sp. 249 ff.), sowie zuletzt auch an ein lo od. 2, 13, 21. fuscae deus aulae Propert. 4,
Wohnen im Himmelsraum (s. unten Sp. 260). 11, 5) vorgestellt, und es wurden ihnen, ebenso
Seitdem nun aber die Inferi als Bewohner der wie den griechischen Todesgöttern, dunkel-
Unterweit, d.h. als Gesamtheit aufgefafst wer- farbige Opfertiere geschlachtet {Verg. Äen. 5,
den, wird ihnen auch neben der früheren pri- 736. Paul. Diac. S. 93 s. v. furvum hovem.
vaten Feier ein gemeinsames Fest gewid- Val. Max. 2, 4, 5. Plin. n. h. 30, 1, 16. Arnoh.
met. Vor dem alten durch die Terminalia 7, 19 f. Serv. V. Ä. 3, 118. 6, 238), schwarze
und die Einschiebung des Schalttages bezeich- Bäume oder solche mit schwarzen Früchten
neten Jahresschlufs {Varro de l. l. 6, 13) geheiligt {atra cupressus, Verg. Aen. 3, 64 u.
feierte man nämlich vom 13. bis 21. Februar, Serv. dazu; vgl. Horat. od. 2, 14, 23. epod.
dem sacrificium novendiale der einzelnen Be- 20 5, 18 und Bd. 1 Sp. 1185, 16 ff.); bei einem
gräbnisfeier entsprechend , als gemeinsames zauberartigen Brauch werden schwarze Bohnen
Totenfest die dies parentales (siehe Manes). und ein mit Pech bestrichener Kopf einer
Der bedeutendste Tag derselben war der maena verwendet {Ovid. fast. 2, 575 fl'. 5, 436),
21. Februar, die Feralia, an welchem das und endlich &,uch bei der Trauer um Ver-
Hauptopfer den dis infer(is) {Cal. Farnes. storbene schwarze Kleider getragen (Verg.
21. Febr., C. I. L. 1 S. 386) dargebracht wurde Aen. 3, 64. Cato bei Serv. z. d. St. Propert.
{Varro d.l.l. 6,13; siehe Mania, Muta, Tacita). 4, 7, 28; vgl. Horat. carm. 4, 12, 26).
Es schlössen sich dann noch die Caristia oder Aus demselben Grunde wurde auch die
der Tag der cara cognatio an, der aber wohl Nacht zu den Inferi in Beziehung gesetzt, da-
nicht als ein eigentlich öffentliches Fest be- so her die Bestattung ursprünglich, die translatio
gangen wurde {3Iommsen im C. I.L. 1 S. 386 f.). cadaveris immer zur Nachtzeit stattfand {Paul.
Für einige Familien fiel dagegen, jedenfalls Diac. S. 368 s. v. Vespae. Dionys. Hai. 4, 40
aber nur wegen des später geänderten Jahres- S. 743. Serv. V. A. 11, 142. 143. Donat. z.
Schlusses, ein ähnliches Fest in den Dezember Terent. Andr. 1, 1, 81. 88; vgl. Marquardt,
{Cic. de leg. 2, 21, 54. Plut. quaest. Born. 34) Staatsveriv. 3 S. 297. Privatalt. 5, 1, 352), die
vielleicht auf den Tag der Larentalia (s. Bd. den Inferi geltenden Lectisternia und Spiele
1 Sp. 5, 39 ff.), da dieser als dies parentum ' (s. unten Sp. 252), sowie die Lemuria um
(nach Mowmsews Verbesserung) bezeichnet wird Mitternacht gefeiert wurden {Ovid. f. 5, 429),
{Varro d. l. l. 6, 23). Vgl. Manes. und die Geister der Verstorbenen selbst nur
Über die Lemuria, die wohl als ein altes 40 zur Nachtzeit auf die Oberwelt heraufkamen
Auferstehungsfest zu betrachten sein dürften, {Ovid. fast. 2, 552. Propert. 4, 7, 89. Apul. de
siehe Lemures. mag. 4^^ S. 535; vgl. Verg. Aen. 8, 246 und unten
j T - ^P' "■*^' ^^^' ~" Diese beiden Eigenschaften
2. Wesen der Inferi. führtenzudem Vergleiche mit dem Schatten -
Die Vorstellung einer von dem zu Staub bild, da man sich auch in dieser späteren
zerfallenden Körper sich loslösenden Seele Zeit die Seelen natürlich nur in einer dem
bildete sich auf dieser zweiten Stufe der Ent- Körper ähnlichen Gestalt denken konnte {Cic.
wickluug naturgemäfs im Anschlufs an die Tusc. 1, 16, 37. Plin. cp. 7, 27, 1), so dafs sie
Betrachtung der beim Tode eintretenden Ver- dann häufig geradezu umbrae (vgl. gv.iÖl,
änderung des menschlichen Körpers aus, welche 50 Schatten) genannt werden {Verg. Aen. 5, 81.
man als eine Folge des Ausscheidens derselben 734. Horat. carm. 4, 7, 16. Tibull. 3, 2, 9.
ansah. Ovid. fast. 6, 434. met. 11, 660. Propert. 4, 7, 2.
Zunächst stellte man sich demnach die 89. 96. 11, 18. 25. 91. Suet. Cal. 59. Petron.
Inferi, d. h. die fortlebenden Seelen der Ver- sat. 62. Apul. de mag. 64. Serv. V. A. 4, 654.
storbenen {Paul. Diac. S. 128 s. v. Manalem Georg. 4, 502 und sonst oft), wie man sie aus
lapidem. Cic. Tusc. 1, 12, 27. Plin. n. h. 7, ähnlichen Gründen gelegentlich auch mit Rauch
55, 188), welche auch geradezu als animae vergleicht (Verg. Aen. 5, 740, vgl. Hom. H.
inferorum bezeichnet werden {Paul. Diac. a. a. 0. 23, 100).
Cic. in Vatin. 6, 14; vgl. den alten Tragiker Die Körperlosigkeit in Verbindung mit dem
bei Cic. Tusc. 1, 16, 37), luftartig vor {Cic. 60 Umstände, dafs man im Schlafe häufig Ver-
Tusc. 1, 9, 19. Verg. Aen. 2, 794. 6, 702 und storbene zu sehen glaubte {Plaut. Mostell. 2,
sonst oft), offenbar weil Leben und Atem zu- 2, 59 ff. . Verg. Aen. 2, 270. 5, 722. Cic. somn.
gleich entschwindet (Cic. Verr. 5, 45, 118. Verg. Scip. 1, 2. Ovid. met. 11, 653. Propert. 4, 7, 3 ff.
Aen. 4. 685 u. Serv. Horat. carm. 4, 8, 14), Plin. ep. 7, 27, 13. Tertull. apol. 23. Orelli
so dafs beides identisch zu sein schien (spiritus 4775. 7346 und sonst oft; vgl. LabecJi, Aglaoph.
= Seele, Verg. A. 4, 336, 6, 726. Ooid. Met. S. 302) veranlafste dagegen die Zusammen-
8, 523. 15, 167. Trist. 3, 3, 62. Tacif. Ann. Stellung mit den T raumb ildern {Verg. Aen.
16, 34 C. I. L. 14, 2934), besonders da die 2, 794. 6, 702. 10, 641 f.) und auch mit den
241 Inferi (Eigenschaften) Inferi (Eigenschaften) 242
Bildern (simnlacra, imagines) überhaupt 2, 2, 208. Augustin. e. I). 9, 11), so dafs sie
{Lucret 1, 123. Virg. a. a. 0. Ovid. fast. 5, 463. an Mord und Verbrechen Gefallen finden
trist. 8, 11, 30 f. Propert. 4, 11, 83. PUn. ep. {Lucan. Phnrs. 6, 706 ff.; vgl. 529 ff. 560) und
7, 27, 6. 7. Serv. V. A. 4, 654 und öfter). Ob- in der Nähe des Eiuganga zur Unterwelt
wohl nun aber dieselben Vorstellungen auch Menschen, Vieh und Früchte zu Grunde gehen
in Griechenland nachweisbar sind (vgl. z. B. (Plaut. Trin. 523 ff. Ovid. met. 5, 477 ff.); vgl.
Bd. 1 Sp. 2S14:), so ist doch nicht an Ent- das Töten der Opfertiere durch die Dünste des
lebnung zu denken, da die Vergleiche zu nahe unibilicus Italiao, oben Sp. 1185, 4, und siehe d.
liegen und auch bei anderen Völkern selb- Art. Larvae. Aus gleichem Grunde stören sie die
ständig gemacht worden sind {Lippert, D. JRcl. lo andern Göttern dargebrachten Opfer {Lucan.
rf. eur A'r<?t«ri'. S. 40 u. öfter). Auf denselben PJiars. 1, 633 f.); auch dürften deshalb die
Vorstellungskreis geht endlich die Annahme tieffliegenden Vögel {aves inferae, Nigid. bei
zurück, dafs die Seelen leicht, flüchtig Gellius 6, 6. Serv. V. A. 3, 361), welche man
{Verg. Aen. 6, 292. 10, 636. Tibull. 3, 2, 9. wohl von den Inferi gesendet dachte, als Un-
4, 1, 68. Propert. 4, 11, 14 und sonst oft) und glück, d. h. den Tod, verkündend gegolten
unfafsbar seien (lubrica umhra, Ovid. fast. haben; vgl. nigra avis, Piop. 3, 28, 38. Da-
5,476. inam's, Ovid. trist. 3,11,25. fast. 2, bbi; gegen werden sie andererseits dii avertentes
vgl. Verg. Aen. 2, 792 ff. 6, 700). {Tarquit. bei Macroh. sat. 3, 20, 3) genannt.
In Rücksicht auf die Eigenschaften des offenbar weil sie neben der Macht zu schaden
Leichnams erscheinen sie dagegen als färb- 20 auch die Macht Schaden abzuwenden besafsen.
los oder blafs {Lucret. 1, 123. Ovid. met. 11, Über ihr sonstiges Wesen hat man sich
654. Prop. 4, 7, 2. Claudicm. in Ruf. 1, 128 in älterer Zeit keine klare Vorstellung ge-
und sonst öfter), als stumm (Fer^. J^ew. 6, 264. macht, nur persönliche Fortdauer und
480 Ovid. fast. 5, 483. met. 14, 411. L"can. Empfindung wurden den Seelen der Ver-
3, 29. Claudian. in Buf. 1, 125; vgl. Dea Muta, storbenen bestimmt zugeschrieben {Oic. Tvsc.
Tacita und die taciti Manes) und ungestalt 1, 12, 27. 13, 30. 16, 36; siehe oben Sp. 1613,
{deformes aniinae, Ovid. fast. 2, 554), Auch 57 ff.). Damit wurde ihnen aber göttliches
der Umstand, dafs ihnen unfruchtbare Tiere Wesen beigelegt {nisi maiores cos, qui ex hac
(Cülum. B. B. 2, 22 und unten Sp. 252, 43; vgl. vita migrassent, in deorum numero esse voluis-
Hom. Od. 10, 522. 11, 30), Bäume und Dorn- 30 sent, Ctc. de leg. 2, 22, 55; vgl. Cato M. 22,
büsche heilig sind {Cic. pro Mil. 13, 33; vgl. 81 f. Paul. u. Fest. S. 128 f. s. v. Manias.
pro Bah. perd. reo 4. Catull. 36, 8. Liv. 1, Augustin. c. d. 7, 35), wie solches auch dem
26, 6. — Cato bei Paul. S. 92 s. v. Felices Personalgenius zukam (s. o. Sp. 1615, 65 ff.
arhores. Tarquit. bei Macroh. sat. 3, 20, 3. 1618, 26 ff), so dafs sie regelrecht, wie dies
Plin. n. h. 16, 26, 108. 24, 9, 68; vgl. Horat. auch schon im Vorhergehenden vielfach ge-
epod. 5, 17 u. das homerische aXeoUagnoi, Od. schehen, als dii bezeichnet werden. Nach
10, 510), dürfte auf derselben Vorstellung be- späterer Vorstellung hing freilich der Über-
rnhen. ga^ng der Seelen in göttliche Wesen (dei ani-
Überhaupt behalten die Verstorbenen die males) von gewissen, bestimmten Gottheiten
Gestalt, in welcher sie aus dem Leben ge- 4o dargebrachten Opfern ab {Labeo bei Serv. V.
schieden und bestattet worden sind (Fe/-/;, ^e«. A. 3, 168. Arnob. 2, 62; vgh Müller, Etr.~
2, 270. 6, 450. 495. Ovid. met. 10, 49. 11, 655. 2 S. 94); diese Anschauung hat sich aber
Tibull. 1, 10, 38. 2, 6, 39. Prop. 4, 7, 7 ff . offenbar nur aus dem alten Glauben entwickelt,
Sil. It. 11, 348. 12, 547. Senec. Troad. 181). dafs die Toten er.st nach Vollendung der Be-
Deshalb erscheinen sie nackt {Ovid. met. 11, stattung und der Totenopfer in die Unterwelt
664 n. öfter) oder mit der weifsen Tunika be- gelangen und so zu Göttern werden {■nccvaavtss
kleidet (Plin. ep. 7, 27, 13), zuweilen auch als rovg yovsig, orav oatico ngätov ivzvxaci,
blofse Gerippe {turpia ossa, Pro]). 4, 5, 4. 11, d'sov yayovivcci xbv zs&vrjuöroc Xsyovai, Plut.
20. Petron. sat. 34. Seneca epist. 24, 18. Treu, quaest. Born. 14. non ante ad inferos redigi
de ossium humanorum larvarumque apud anti- 50 quam iusta perceperint , Tertull. de aniwa 56.
quos imaginibus im Arch. Anz., Beibl. d. Arch. apolog. 10. de Corona 10; vgl, Cic. de leg. 2,
Jahrb. 1889, 3 S. 106; vgl Larvae). 22, 57. debita iura, Horat. carm. 1, 28, 32 und
Die Traner, welche der Tod hervorruft, ist unten Sp. 248, 33 ff'.),
wohl die Ursache, dafs auch die Inferi selbst o Ar.+ei, Aqv Inferi
für traurig und finster (tristes, Varro bei
Macrob. 1, 16, 18. Senec. Herc. Oet. 1069; vgl. a) Seelen Verstorbener.
luvenal. 13, 52) gelten; sie erhalten deshalb Neben den erwähnten allgemeinen Bezeich-
tristia dona (Verg. Aen. 3, 301), werden cae- nungen der fortlebenden Seelen treten ver-
dibus et tristihus supplicationibus versöhnt und schiedene speziellere Namen für dieselben auf;
selbst als mnli dei {Labeo bei Augustin. c. D. 60 so werden zunächst die Inferi geradezu den
2, 11; vgl. Vedius = Vetis (s. d.) = malus Manes gleichgesetzt von Paul. Biac. S. 128
deus, oben Sp. 1188, 22), oder sogar als impii s. v. Manalem lapidem und S. 122 s. v. Matrem
dei bezeichnet, welche infclicibus precibus an- Matutam (vgl. S. 156 s. v.__ Manes. Festus
gerufen werden {Tacit. ann. 16, 31). Selbst- S. 157), sowie von der einen Überlieferung bei
verständlich sind daher die Todesgötter und Serv. V. A. 3, 63, und verbunden erscheinen
die Toten selbst, wie vielfach auch die Heroen beide Bezeichnungen vielfach auf Inschriften:
(8. 0. Sp. 2478, 38 ff.), den Lebenden feindlich Lei Manes inferi oder D. 31. I. (C. I. L. 2,
gesinnt {Arnob. 7, 20. Porpliyr. zu Horat. ep. 4424. 10, 138. 2936. Bull d. inst. arch. 1860
243 Inferi (= Seelen) Inferi (= Seelen) 244
S. 70; Tgl. Picller in der Arch. Z. 19, 1861 Varro bei Non. S. 135 s. v. Lemures), sowie
s! 167) und dei inferi Manes (G. I. L. 2, 238. die Gleichsetzung von Larvae und Manes bei
2464. 2640. 2686. 2722. 2725. 10, 2322. 2565. Faul, und Fe)it. S. 128 f. s. v. Manias beweist.
12, 2699. '2712?. 5416?; vgl. fw/m Sikmorum Über Larvae und Lemures, die nicht versöhnten
inanes, Tacit. ann. 13, 14). Ähnlich werden Spukgeister, vgl. die Einzelartikel,
bei der Devotion bald die dii Manes, bald Aus der Gesamtheit der Inferi sondern eich
auch allgemein die dii inferi (s. unten Sp. 257) endlich noch die als Schutzgottheiten der
angerufen, und statt des gewöhnlichen ad Familien und Geschlechter zu betrachten-
inferos = in die Unterwelt steht bei Verg. den dei inferum parentum (C. J. X. 1, 1241
Aen. 4, 387 sub Manis imos. lo = 10, 4255) oder divi parentum {lex regia bei
Andererseits werden aber auch beide Be- Festus S. 230 b Z. 14 u. 16) aus, die als Ver-
zeichnungen bestimmt von einander geschieden, treter der ünverletzlichkeit des Grabes und
so auf einer doppelsprachigen Inschrift aus der Eltern angerufen werden (vgl. oben Sp. 1186,
Haleb in Syrien, (7. J. X. 3, 191: . . . diis 52 ff.). Aus Rücksicht auf diese Götter war es
Manibus suis et' Fl. Titiae uxoris suae in- offenbar verboten, einen Fremden mit den sacra
ferisque Hier liegen freilich , wie aufser seiner gens in das eigne Familiengrab aufzu-
dem Fundort auch die Hinzufügung der Über- nehmen {Pontifikalrecht u. Zwölftafdgesetze bei
Setzung andeutet, griechische Anschauungen Cic. de leg. 2, 22, 55. 26, 64; vgl. C. I. L. 14,
zu Grunde, jedenfalls werden aber die einzelnen 766 und sonst oft), und andererseits mufsten sie
dii Manes des Verstorbenen und seiner Frau 20 {i^'övioi Qsot) durch Opfer versöhnt werden,
(vgl. dis deabus Manibus auf dem Grabmale wenn ein Mann seine Frau verstiefs (Plut. Rom.
eines Ehepaares, C. I. L. 5, 6053, Manes 22). Ihnen spenden als den di generis diejenigen,
Hedorei bei Serv. V. A. 3, 303; oben Sp. 1620, welche sich nicht gegen ihre Verwandten ver-
53 ff), welche in der Übersetzung wie gewöhn- gangen haben, am Feste der Caristia, am
lieh als Saiiiovsq erscheinen (s. 0. Sp. 939, 2 f. 22. Februar {Ovid. faf-t. 2, 6.31; vgl. Verg. Aen.
u. vgl. Sp. 1620, 4 ff'.), den durch d-fol xara- 6, 609) und wohl auch an den Larentalia, am
iQ'övioi übertragenen Inferi entgegengesetzt, 23. Dezember (s. 0. Bd. 1 Sp. 5, 39 ff.), da dieser
eine Vorstellung, welche auch in den jüngeren Tag als dies parentum (nachilfowwjseMsVerbesse-
Scholien des Serv. V. A. 3, 63 durch die rung) Accae Larewfmas bezeichnet wird, und
Worte quidam alios manes, alios deos infernos 30 wenigstens A"cca Larentia an diesem sicher
dicunt zum Ausdruck kommt; ähnlich steht Totenopfer erhielt {Varro d. l. l. 6, 23._ Plut.
der den Einzelmanen gleiche genius (s. 0. qiiaest. Born. 34). Sonst nennt man diese zu
Sp. 1618, 38 ff.), der sonst wohl selbst auch Göttern gewordenen Seelen der Ahnen dei pa-
geradezu als genius infernus bezeichnet wird rentes {C. I. L. 5, 3283 ff. 6, 9659 ff. Bull. d.
{Orelli 4577; vgl. oben Sp. 1619, 18), der Ge- inst. 1876, 193; vgl. die Sai'^ovsg ynqzQcöoi %ca
samtheit der Manes inferi gegenüber in der mxTQmoi bei Lucian Peregr. 36) auch geradezu
Inschrift einer Lampe im Bull. arch. 1860 mit Beifügung des Genitivs der Person: dibus
S. 70 und bei Preller, Arch. Z. 19 (1861) S. 167: parentibus il(l)ius {C. I. L. 10, 8249),_ wie sich
Helenus suom genio Manib. inferis mandat. sonst regelmäfsig Bis Manibus alicuius findet,
Als Bewohner der Unterwelt erscheinen 40 oder patrii dei (s. d. und vgl. G. I. L. 3, 231.
ferner, von den eigentlichen Unterwelts- 3668, die animae paternae, Ovid. fast. 2, 533,
göttern zunächst abgesehen, die Lemures und und die Manes paterni, Ovid. fast. 5, 443). An
Larvae, denen wegen ihrer Wesensverwandt- ihrer Spitze steht wohl der Geist des Urahnen
Schaft schon frühzeitig auch die Genii (s. 0. als deus parens {Nepos fr. 16 bei Pder, hist.
Sp. 1618) und die eigentlich als Flurgötter Born. fr. S. 222), der mit dem parens generis
zu betrachtenden Lares (s. d.) zugerechnet {Laber. bei Non. S. 119 s. v. genius; vgl.
wurden {Varro bei Arnob. 3, 41. Paul. Diac. 0. Sp. 1620, 37), dem genius Patris (0. Sp. 1618,
S. 239 s. V. Pilae). Nach späterer Überliefe- 50) und den Genitales di (s. d. u. vgl. Geni-
rung nannte man nun zunächst jeden den tores di), in deren Kreis Romulus nach römi-
Körper verlassenden Geist Lemur; diejenigen 50 scher Auffassung fortlebte {Ennius bei Cic.
von ihnen, denen die Sorge für ihre lebenden Tusc. 1, 12, 28. Serv. V. A. 6, 763; vgl. Plut.
Familienangehörigen zukam, wurden placato Born. 28), in Zusammenhang stehen dürfte, ob-
tt quieto numine (d. h. wohl nachdem ihnen wohl diese in den Himmel versetzt und als
die gehörigen sacra dargebracht waren, s. 0. fortzeugende Götter betrachtet werden, was
Sp. 242 und cuius vix sustinetis furias in- dem Wesen der Unterirdischen zunächst wider-
sepulti, Gic. Mil 33, 91) zu Lares familiäres, spricht. Die Beziehung zwischen ihnen ist
die Seelen böser Menschen wurden dagegen aber jedenfalls dieselbe wie die zwischen dem
zu Larvae. Im Zweifelsfalle bezeichnete man Genius und den Manes (s. 0. Sp. 1618). Mit
alle als Manes {Varro bei Arnoh. 3, 41. Apul. einem ähnlichen Begriffswechsel glaubte man,
de deo Socr. 15 S. 152. de mag. 44 S. 535. 60 dafs diese eigentlich der Unterwelt angehören-
Plotin. bei August, c. D. Q, 11; vgl. Mart. Gap. den Familiengottheiten die einzelnen Familien-
2, 9, 162 f. S. 40. Mülhr, Etr.'^ 2 S. 95). Diese mitglieder auch auf Erden beschirmten (vgl.
Unterscheidung bedeutet aber wohl nur, dafs 0. Sp. 1616 u. 2477, 37ff. , sowie den Sai'iicov
Manes als euphemistischer, jedenfalls erst spät vvuroqjvXa^, Lucinn. Peregr. 27 f.), wie eine
gebräuchlich gewordener (s. Manes) Gesamt- Inschrift aus der Nähe von Pest (C I. L. 3,
name zu betrachten ist, was auch die Anrede 3429) beweist, die den dis reducibus patriis
der umbrae, d. b. der Larvae und Lemures gewidmet ist; vgl. Fortuna redux oben Sp.l525f.
als _Manes paterni {Ovid. fast. 5, 443; vgl. und Mercurius reducens.
245 Inferi (= Gottheiten) Inferi (= Gottheiten) 246
Schwerlich sind von diesen Göttern endlich Äen. 6, 106. 138. Stat. fißv. 2, 1, 147. Claud.
die etrut^kischen jjenates inferornm (Nigidius in Biif. 1, 27 u. s. w.). Über Wesen und Kult
bei Arnob. 3, 40) zu trennen, denen freilich dieser Götter im besonderen sind die einzelnen
penates des Himmels, des Wassers und der Artikel zu vergleichen; im allgemeinen scheinen
Menschen auf der Erde gegenüber stehen, aber die Unterweltsgöttinnen alle nur Personi-
doch dürfte dies mit MüUer, Etr.'- 2 S. 89 fikationen der die Toten aufnehmenden mütter-
so aufzufassen sein, dafs zu den im penus liehen Erde zu sein (vgl. C. I. L. 5, 7454:
wohnenden Schutzgöttern des Hauses auch die . . . nintcr geiiuit materque recepit . . .), eine
Seelen der verstorbenen Familienmitglieder, A-^orstellung, die sich z. B. auch in Äg3'pten
d.h. eben die dei parentes, gehörten; vgl. lo wiederfindet, U/'m^vc/;, -B. tt. M. rf. a. yJLr/. t^. -229.
auch die dli penates meum parcntum, Plaut. 580. 65 1\ während Orcus die das Leben zer-
MiTC. 5, 1, 5 und die Bestattung im Hause, störende Macht des Todes selbst darstellen
üben Sp. 2.'^6, 29. dürfte. Vgl. Gaia als Todesgöttin, Bd. 1,
Neben dieser ai;f alten Vorstellungen be- Sp. 1571.
ruhenden Einteilung der Inferi findet sich Im Kultus und Glauben treten dieselben
später ebenso wie in Griechenland die ab- durchaus hinter die göttlich verehrten Seelen
straktere Scheidung in pii und impii {Cic. or. der Verstorbenen selbst zurück oder sie werden
PMl. 14, 12, 32. Sali. Cat. 52, 13. Prop. 4, 7, wenigstens ganz mit ihnen vermischt und ver-
55; vgl Plato Phaed. 62 S. 113 D. Hegesipp. bunden vorgestellt, so dafs alles, was von den
in d. Anth. Pal. 7, 545. Vei-g. Aen. 5, 734. 20 Toten gilt, auf sie übertragen wird. Vgl. oben
6, 543. Propert. 4, 7, 55 ff. Plin. n. h. 2, 7, 15). Sp. 241.
So rief nach Aurel. Vict. Caes. 33 das Volk Die wenigen allgemeinen Züge, welche
die Terra mater und die dei Inferi an scdes sonst über Wesen und Verehrung dieser Götter
impias uti Gallieno darent, und von einem überliefert werden, erklären sich ans dem
Aufenthaltsort für die Manes der Frommen Gegensatz derselben zu den oberen Göt-
spricht Tacit. Agr. 46, während die Seelen tern. So können die Zeichen in Bezug auf
schlechter Menschen nach Apul. de deo Soor. jene die der gewöhnlichen entgegengesetzte
15 S. 152 als Larrae nullis bonis sedibus um- Bedeutung annehmen (s. 0. Sp. 1185,22). Auch
herschweifen mufsten; vgl. unten Sp. 261. gofs man, während man sonst das Opfer mit
i-T-i- i-Ti TTi. 1J. ii_i -i 30 der rechten Hand darbrachte (Serv. V. A. 8,
b) Eigentliche Unter weltsgottheiten. ^06; vgl. Petron. 30), den Inferi das Trank-
Wie der Mensch alles, was er auf Erden opfer mit der Linken oder auch mit nach links
gehabt hat, in der Unterwelt wieder zu finden hin gewandter Hand aus {Septim. in d. poetue
erwartet, so denkt er sich daselbst auch herr- min. lat. bei M^ernsdorf 2 S. 288. Serv. V. A.
sehende Götter (vgl. 0. Sp. 1180). Schon seit 6, 244) und schnitt das Haar des Opfers mit
ältester Zeit werden daher unter Inferi auch der linken Hand ab (Lucan. Phars. 6, 563),
eigentliche Unterweltsgötter mit verstanden, so dafs sie auch selbst du laevi oder nuniiva
denn bereits Liv. Andron. spricht von einem laeva genannt werden {Gell, n A. 5, 12, 14.
inferus an superus deus {Prise. 3, 606), und Arnob. 7, 19. 23; vgL 4, 5; aber in anderem
Plautus stellt aufser äen superiinferique {Merc. 40 Sinne bei Verg. Georg. 4, 7^. Zu vergleichen
5, 1, 1 ; vgl. Liv. 10, 28. 24, 38. 31, 31. Prop. ist damit die Vorstellung Piatons, nach der
2, 1, 37. C. I. L. 9, 5813. 12,4725. 14,2535. die Seelen der Ungerechten den Weg zur
Orelli 4773. 4777. 4783 f. 7382 u. s. w.) schon Linken in die Tiefe gehen {de re publ 10,
die dii deaeqiie superi atque inferi et medioxumi 614 C).
einander gegenüber {Cist. 2, 1, 36 ; vgl. Serv. Derselbe Gegensatz spricht sich darin aus,
V. A. 3, 134), denen die dei superi, tcrrestres, dafs an den Festen der Inferi die Tempel der
inferni oder inferi in der uralten Formel Superi geschlossen waren {Ovid. fast. 2, 563.
der Fetialen {Liv. 1, 32, 10; vgl. Varro bei 5, 485), und dafs es dem flamen Dialis ver-
Serv. V. Buc. 5, 66) entsprechen. Ihnen boten war, die den Toten heiligen Bohnen zu
gelten jedenfalls die Inschriften C. I. L. 5, 50 berühren oder überhaupt das Wort faba aus-
1071. 12, 659. Bull. d. inst, arcli. 1873, 55, zusprechen {Paul. Diac. S. 87 s. v. fubam);
23; vgl. 3Htt. d. Ath. Inst. 9, 1884 S. 302. vgl. auch die regna pallida dis invisa, Verg.
Sil. It. 2, 426. — Von bestimmt persönlich Aen. 8, 245.
vorgestellten Gestalten dieser Art scheinen Dagegen scheint die Annahme, dafs den
freilich nur Orcus, Mania, Genita Mana, Avia Superi die ungerade, den Inferi aber die gerade
Larvarum, Lara. Larnnda, die dea Muta Zdih\h.ei\ig sei {Ponlific. libri hei Sero. V. Buc.
oder Tacita, Tellus oder Terra mater und 5, 66; vgl. 8, 75. So?/». 1, 40. »5'ert;. F. JL. 3, 305.
die vielleicht auch hierher gehörigen Fu- 5, 78. Macrob. sat. 1, 13, 7; vgl. Paul. Diac.
riae, Furina und Laverna wirklich römisch S. 109 a. y. Iniparem numenwi. Verg. Ciris 312.
zu sein, während Dis pater, Proserpina, Li- 60 iawr. i?/^. rfe mcws. 4, 44) pythagoreischen An-
bera, Aera Cura (siehe diese 0. Sp. 1813, 12 ff. schauungen entlehnt zu sein {Plut. Numa 14.
1185, 47 ff.), Ataecina und andere fremden lamblich. 28, 156), da bei wirklich römischem
Ursprungs sind; Saturnus {Plut. Quacst. Born. Kultgebrauch auch in Bezug auf die Inferi die
34), Consus, Ceres und ähnliche treten aber Zahlen 3, 7 und 9 von besonderer Bedeutung
zunächst nur als Gottheiten der Saat zu sind {Verg. Aen. 4, 510. Ovid. fast. 2, 573. 576.
dem Erdinnern in Beziehung. Ihnen kommen 5, 435. 439. 443. mct. 7, 153. 189. Tibull. 1, 2,
daher die Beinamen inferus, internus, in- 56. Plin. n. h. 26, 9, 93. 27, 12, 131. 28, 2,
fernalis zu (s. 0. Sp. 1185, 15. 1186, 63. Verg. 21 und sonst oft).
247 Inferi (in der Unterwelt) Inferi (als Spukgeister) 248
III. Thätigkeit nnd Machtbereicli der selbst auf die Fortdauer ihres Ruhmes im Ge-
Inferi. dächtnis der Nachwelt einwirkten (vgl. Xenoph.
Cyropaed. 8, 7, 18), so ist dies kaum als alter
1. Leben in der Unterwelt. und Yolkstümlicher Glaube zu betrachten, son-
Wie sich die alten Römer das Leben und dern aus der Sehnsucht der Lebenden nach
die Thätigkeit der Inferi an ihrem unterirdischen Fortdauer ihres Namens zu erklären {Varro
Aufenthaltsort selbst gedacht haben, ist nur d. l. l. 6, 45. Cie. Tusc. 1, 14, 31. Proprrt. 3,
im allgemeinen aus vereinzelten Andeutungen 16, 30), ein Wunsch, der auch in den Grab-
der Grabinschriften zu schliefsen, da alle litte- Schriften zuweilen zum Ausdruck kommt (Orelli
rarische Überlieferung in dieser Beziehung nur lo 4836. C. I. L. 1, 1007. 1009).
die griechischen Vor.stellungen wiedergiebt. .
Wie wenig diese letzteren aber zu Rom in den 2. Noch nicht in die Unterwelt gelangte
eigentlichen Volksglauben übergegangen waren, Seelen,
geht aus der Thatsache hervor, dafs die Grab- Entschieden eigentümliche Vorstellungen
Schriften, von den wenigen griechischen Brauch hatte man in Rücksicht auf das die Phantasie
nachahmenden metrischen abgesehen, dieselben des Naturmenschen lebhafter beschäftigende
fast völlig unberücksichtigt lassen. Im Volke Treiben der noch auf der Oberwelt umgehen-
blieb offenbar der oben Sp. 235 f entwickelte den Seehn, welches man besondcMS in der un-
Glaube an das Fortleben der Toten im Grabe heimlichen, für die Regungen der Furcht zu-
selbst lebendig, und zwar meinte man jeden- 20 gänglicheren Nachtzeit oder in Fieberphanta-
falls wegen der Ähnlichkeit, welche der Tote sieen und im Traume wahrzunehmen glaubte
mit eim-m Schlafenden zeigt {Cic Tusc. 1, 38, (Lucret. 1, 132 ff. Cic. Tusc. 1, 13, 29. de
92), dafs derselbe im Grabe ewig sorglos, divin. 1, 57, 129. Horat. epod. 5, 92. epi>>t.
ruhig und glücklich schlummere (re- 2, 2, 209. Liv. 26, 19. Nan. Marc. S. 135
quieseere, Emriits hei Cic. Tusc. 1,44:, \07; cofini- s. v. Lemures: vgl. Flut. Dio 2 und oben
ventem somno covsopiri sempiterno, Cic. a. a. 0. Sp. 240). Und zwar meinte man, dafs das Ein-
1, 49, 1171. Auf diese Anschauung deuten auch gehen der Verstorbenen in die Unterwelt durch
die auf Grabschriften häufig vorkommenden bestimmte Umstände überhaupt verhindert wer-
Ausdrücke: quieti aeternoe {C. I. L. 12, 1720. den könne, da, wie oben Sp. 242 erwähnt, der
1723 und öfier; vgl. 3, 1552. 10, 7962), paci 30 Übergang der Seelen in göttliche Wesen (dei
et quieti aeternae (12, 758), pnx tecum aeterna animales) von gewissen ihnen dargebrachten
(12, 831. 833 f. 782. 878), securitati aeternae 0)>fern, d. h. von der feierlichen Bestattung
oder perpetuae (12, 409. 747 und öfter) oder abhing. So bleiben also die Seelen derjenigen,
requietorium (12, 843). Vgl. die oben Sp. 236 die nicht regelrecht begraben sind (rite con-
angeführten Inschriften. diti, Serv. V. A. 3, 68. 6, 325; nnimarnque
Da vielfach hervorgehoben wird, dafs der sepulcliro condinms, Verg. Aen. 3, 67 f. 5, 77ff. ;
Verstorbene fromm und ehrbar gelebt und vgl. Ovid. fast. 5, 451. G. I. L. 1, 1051), auch
niemand unrecht gethan habe, so mufs dies für nach römischer Vorstellung auf der Oberwelt
den Zustand des Lebens nach dem Tode von (Suet. Cal. 59. Plin. ep. 7, 27, 11), da ja die
Bedeutung sein (vgl. oben Sp. 245 die Scheidung 40 strenge Beobachtung der für die Bestattung
in pii und impii), und zuweilen wird dies auch geltenden Vorschriften (s. 0. Sp. 235) offenbar
wirklich ausgesprochen, z. B. Orelli 4837: den Zweck hat, dies gerade zu verhindern,
.... vixi, quod volui, semper bene pauper ho- während freilich alle ausführlicheren Angaben
neste; fraudavirtuHum, quod iuvat ossa mea . . .; über den Zustand solcher Seelen, wie sie uns
vgl. Propert. 4, 11, 101. Man fürchtete näm- z. B. bei Verg. Aen. 6, 325 entgegentreten,
lieh, dafs die Seelen der Gottlosen von den durchaus griechisch sind.
Larvae gequält werden würden (Plin. n. h. 1 Zu dieser Art von ruhelosen (Enniua bei
praef. 31. Senec. Apocol. 9), obwohl eigentlich Cic Tw-fc. 1,44, 107. Serv. V.A.S, 68) Geistern
auch diese selbst nur Seelen solcher impii gehören besonders die Seelen von SelbstmörHern
sind; vgl. auch unten Sp. 261, 18 ff. 50 (Serv. V. A. 4, 384. 386) und Ermordeten über-
Endlich findet sich zuweilen die Hoffnung haupt (Flaut. Most. 2, 2, 67 ff. Plin. ep. 7,
auf Wiedervereinigung mit den Angehörigen 27,11. Tertull. de anim. 56. Porphyr, zu Hörnt.
im Grabe angedeutet (C. I. L. 12, 5193. Orelli ernst. 2, 2, 208), welche letzteren zunächst die
4847). Mörder [Borat, epod. 5, 91 ff. Ovid. fast. 5,
Somit scheint der römische Glaube auch 46 f. met. 9, 4^0. Liv. 3, 58, 11. Tacit. ann.
in späterer Zeit keine ins Einzelne durch- 13, 14. Suet. Nero 34. Serv. V. A. 1, 276.
gebildete Lehre über das Leben in der eigent- 292), dann aber auch die Bösen überhaupt
liehen Unterwelt besessen zu haben, vielmehr verfolgen (Liv. 3, 58, 11. Apul. met. 9, 29
dürften überall da, wo der Glaube an ein dem S. 649. LobecJc, Aglaoph. 1 S. 302) und wohl
irdischen Dasein ähnliches Fortleben im Grabe 60 in allerlei furchtbaren Gestalten (terrificationes
schwand, zunächst die Vorstellungen der griechi- imaginum et bestiarum, Non. Marc. S. 135 s. v.
sehen Mythologie zum Ersatz angenommen wor- Lemures; vgl. oben Sp. 1894, 24 ff. und die all-
den sein, bis auch diese in den gebildeten gemein indogermanische Vorstellung von der
Kreisen von den Anschauungen der späteren Schlangen- oder Drachengestalt der aus dem
griechischen Philosophie verdrängt wurrlen Körper geschiedenen Seele, so wie den Wer-
(vgl CiC. Tmsc. 1, 5, 10 f. 16, 37 f. und siehe unten wolf- und Vampyrglauben, Lippert, D.Eel. d.
Sp. 260). Wenn aber Cicero (Cato M. 22, 80) eur. Kulturv. S. 41 ff.) schrecken. Die bei Val.
annimmt, dafs die Seelen der Verstorbenen Flaec. Arg. 3, 386 geschilderte Form des
249 Inferi (mundus) Inferi (lapis manalis) 250
Emporkommens der Verstorbenen in Begleitung Erstlinge aller Früchte, deren Genufa das 6e-
einer der Furien mnfs als dichterische Aus- setz vorschreibt und die Natur zum Bedürfnis
schmückung oder als griechische Vorstellung macht, sowie Erde von der früheren Heimat
betrachtet werden. der Ansiedler geworfen wurden {Ovicl. fast.
Durch gewisse Opfer und Bräuche (resolu- 4, 821 f. Flut. Eoin. 11. Laur. Lyd. de mens.
toria sacra) konnten diese Seelen jedoch ver- 4, 60; vgl. die Anspielung auf dieses Opfer
söhnt und zur Ruhe gebracht werden ((Serw. V.A. bei Flaut. Aulul. 2, 7, 5 f.). Diese war jeden-
3, 6;i 4, 518 Lobeck, Aglaoph. S. 303, vgl. 302 k), falls mit einem Kuppelgewölbe übermauert, da
nachdem sie beschworen worden waren {Sueton. der mundus von Leuten, welche hineingestiegen
Nero 34). Sonst aber vermochte man sich lo waren {intruvere), seiner Gestalt nach mit dem
gegen ihre Macht, wie gegen allen anderen Himmelsgewölbe verglichen wurde {Cato bei
Zauber durch eine obscöne Gebärde, z. B. die Fetit. S. 157). Dafs dieses umgekehrt und
fica {Ovid. fast. 5, 433 f.) oder auch durch nach unten gerichtet gewesen sei, -wie Iliiller,
Schwerthiebe (Fttrun. sat. 62; vgl. Veyg. Atn. Etr.^ S. 99 annimmt, wird nicht überliefert;
6, 260. 290 f. Rom. Od. 11, 48, wo die Geister auch hätte man ja dann, um die Gestalt zu
als körperlich verletzbar vorgestellt sind) zu sehen, nicht erst hineinsteigen müssen. Der
schützen, wie nach germanischem Glauben das untere Teil des mundus war den di Manes ge-
Messer vielfach zauberlösend wirkt {Wuttke, weiht (vgl. inferorum vero mundos, Serv. 3,
D. deutsche Volksaber glaube 444 u öfter), wäh- 134), und eine Öffnung des Gewölbes, die viel-
rend dagegen Knoten von der Kleidung fern 20 leicht so wie in dem in Rücksicht auf seine
gehalten werden mufsten {Ovid. fast. 5, 432); ursprüngliche Bestimmung noch immer nicht
vgl. die /t^rawiertfa und Hexenknoten bei (?rwiJ»; sicher gedeuteten {Jordan, Top. 1, 1 S. 284)
D. 3Iyth.* 1 S. 982 f. 3, 345. TuUianum angebracht war, wurde mit einem
Im Gegensatz zu diesen furchtbaren Geistern Stein, dem lapis manalis, verschlossen ge-
glaubte man aber auch an Schutzgeister halten und nur an den oben erwähnten Tagen
(vt^l. die diireducespatrii ob. Sp. 244, 66), welche geöffnet {Fest. u. Paul. a. a. 0. und Faul.
ihre Freunde und die Guten überhaupt trösten S. 128 s. v. Manalem lapidem). Die ganze
und ermahnen {Prup. 4, 7, 71 ff'. 11, 82 f), Grube war mit Erde angefüllt, und darüber
ohne dafs man bei ihnen an einen besonderen ein Altar errichtet {Ovid. fast. 4, 823); an
Grund für ihr Verweilen auf der Oberwelt 30 jenen drei Tagen wurde diese Erde aber wohl,
dachte, wie ja auch die Heroen ihren Stammes- wie zu bestimmten Zeiten der Altar des Consus
genossen und Freunden in der Gefahr beizu- und Dis (s. 0. Sp. 925, 7 Ö^. 1181, 3 ff'.), immer
stehen pflegten (s. 0. Sp. 2477, 23 ff. 2479, 53 f.). wieder ausgegraben; hierauf beziehen siich
„„,..„. „ , ,,„. vielleicht die zweifelhaften Worte des Festus
3. Regelmafsiges Emporkommen der Inferi. g j^g: wundus .... dktus est quod terra mo-
Nicht nur solche Geister, welche aus irgend vetur; vgl. Paul. S. 143 s. v. Mundus.
einem Grund keine Ruhe finden konnten, ver- Auch die Sage von der Schliefsnng des
kehrten auf der Oberwelt, zu bestimmten auf dem Forum entstandenen lacus Curtius
Zeiten des Jahres kamen auch alle übrigen dürfte vielleicht auf der Erinnerung an einen
aus der Unterwelt herauf. Zunächst stand am 40 mundus beruhen, da diese Erzählung in allen
24. August, 5. Oktober und 8. November der weseutlichen Zügen mit den in Hinsicht auf
muu d US, die Pforte der Unterwelt offen (J.(e2MS letzteren herrschenden Vorstellungen überein-
Capito bei Festus S. 154 s. v. Mundus; vgl. stimmt. Ist er doch auch eine zu den dei
S. 142. Pau}. S. 156. Mommsen, C. I. L. 1 Manes hinabführende Grube in der Mitte des
5. 373), so dafs diese Tage als religiös! und Forums, d. h. der Stadt, welche mit Erde, mit
nicht für wichtige Geschälte tauglich galten Früchten und Gaben aller Art, überhaupt dem
{Cato bei Ftst. S. 157; vgl. Paul. S. 156 s. v. Besten, was es in Rom giebt, gefüllt wird
Mundus. Varro bei Macrub. sat. 1, 16, 18; {Varro d. l. l. 5, 148. Dion. Ruh exe. 14, 11,
vgl. 16 f), da die Macht der Inferi, wie oben 21. Liv. 7, 6. Val. Max. 5, 6, 2. Bio Cass.
Sp. 241 f. ausgeführt ist, als eine den Menschen 50 /?•. 30, 2 S. 531 Mai. 1 S. 40 Bind.; vgl.
feindliche angesehen wurde. Über die Schliefsung jedoch Jordan, Top. 1, 1 S. 122. 1, 2 S. 399).
der Tempel der oberen Götter siebe oben Dafs ursprünglich auch Menschenopfer, die zu
Sp. 246. Der mundus, der auch deorwm imfm/« Schutzgeistern der Stadt werden sollten, in
atque inferum quasi ianua {Varro bei Maeiob. den mundus gestürzt wurden, ist in Rücksicht
sut. 1, 16, 18; vgl. ostium Orci, Paul. S. 128 auf das häufige Vorkommen von solchen beim
8. V. Manalem lapidem) oder faux Plutonis ge- Kult der Inferi durchaus wahrscheinlich (vgl.
nannt wird und dem Dis und der Proserpma auch die Menschenopfer bei Bauten, Grimm,
heilig war (s. o. Sp. 1184, 45 ff. und vgl. D. 3Iyth.* 1 S. 37. 956, sowie das Begraben
Cereris qui mundus appellatur vor einer Lücke im Hause, unter der Schwelle und dem Grenz-
bei Fe^t. S. 142, sowie den operae messoriae co stein, Lippert a. a 0. S. 135). Für diese Auf-
mundus der eleusinischen Mysterien, der auch fassung spricht auch der Umstand, dafs noch
als Cereris mundus bezeichnet wird, Apul. met. zur Zeit des Augustus alljährlich vom Volke
6, 1 S. 383. de mag. 13 S. 418), bildete den Spenden in den lacus Curtius geworfen wurden
Mittelpunkt jeder neu zu gründenden Stadt {bueton. August. 57). Vgl. die ähnliche Sage
(vgl. den umbilicus Italiae oben Sp. 1185, 4); von Anchuros, oben Bd. 1 Sp. 340, 8ff._
er bestand in einer runden, bis zum festen Offenbar ist der mundus, ebenso wie die
Grunde gegrabenen Grube, in welche a?rae;(«t Grube bei der Totenbeschwörung (s. unten
aller möglichen guten und nötigen Dinge, die Sp. 253, 52) ein künstlicher Ersatz für die hie
251
Inferi (mundus patet)
Inferi (Spiele)
252
und da in gewissen Gegenden (s. oben Sp. 242)
in Form von Höhlen erscheinenden natür-
lichen Eingänge der Unterwelt (s. o. Sp. 1184,
57ff. ; vgl. Ephoros bei Strabo 5, 4, 5 S. 244.
Klausen, Äen.S. 967); man errichtete ihn nach
etruskischer Vorschrift {Varro d. l. l. 5, 143;
vgl. Paul. u. Fest. S. 284 f. s. v. Rituales. Plut.
I\'om. 11) bei einer Stadtgründung, jedenfalls
um mit den Inferi der Heimat, wie auch die
hineingeschüttete heimische Erde andeutet, in
Verbindung zu bleiben, obwohl man sonst das
Heraufrufen derselben intra muros zu vermeiden
pflegte {Paul. S. 351 s. v. Tauri lucli).
Eine gan7. ähnliche Vorstellung findet sich
bei den alten Germanen, die ebenfalls meinten,
dafs das Reich der Toten durch einen Stein
wie den lapis manalis, den Dillestein, d. h.
den flachen, eine Höhlung bedeckenden Dielen-
stein {Fick, Vergl. Würterb.^ 2 S. 371) ver-
schlossen werde {Grimm, D. M.\l S. 672 f.).
Andererseits ist der wahrscheinlich einen
magischen oder symbolischen Verschlufs des
Wolkenhimmels, d. h. des ebenfalls mundus
genannten Himmelsgewölbes, bildende lapis
manalis zu vergleichen, der bei anhaltender
Dürre von seinem gewöhnlichen Stantlort ent-
fernt und in die Stadt gezogen wurde, um so
dem Regen freie Bahn zu lassen {Varro bei
Non. Marc. S. 547, 10; vgl. 559, 19. Paul.
S. 128 s. V. Manalem lapidem. S. 2 s. v. Aquae-
licium. Serv. V. A. 3, 175), wobei daran
erinnert sein mag, dafs Hydromantie und
Nukromantie einander sehr nahe stehen {Plin.
n.h.31, 11, 192. Augustin. c. D. 7, 35. Klausen,
Aen. 2 S. 959 f). Vgl. unten Sp. 258, Ulf.
Warum aber der mundus gerade an den
erwähnten drei Tagen geöffnet wird, ist nicht
klar. Preller, B. M.^ 2 S. 68 bezieht dieselben
auf die Zeit der Ernte und neuen Aussaat,
was durch die Verbindung der Proserpina und
Ceres mit dem mundus empfohlen wird; aber
für ein Opfer der Erstlingsfrüchte (s. o. Sp. 250)
ist es am 24. August viel zu spät, denn nach
F. OlcTc bei FlecJceisen, Jahrb. 1887 S. 465ff.
beginnt in Mittelitalien die Weizenernte bereits
Mitte Juni.
Dafs ein Heraufkommen der Inferi
ferner auch an den übrigen Festen der-
selben, besonders den dies parentales (siehe
Manes) für möglich gehalten wurde, beweist die
auf die Stiftung derselben bezügliche Erzählung
bei Ovid. fast. 2, 547 ff. , nach der sie wegen
Unterlassung der ihnen gebührenden Opfer
aus den Gräbern hervorkamen und allgemeines
Sterben verursachten. Der Opferbrauch zeigt
jedoch, dafs dieses Fest nicht den Bewohnern der
eigentlichen Unterwelt, sondern den im Grabe
selbst fortlebenden Verstorbenen gilt. Ebenso
erschienen die Schatten in ihren alten Woh-
nungen regelmäfsig am Feste der Lemuria, in
den Nächten des 9., 11. und 13. Mai (siehe
Lemures) gleichfalls die Lebenden bedrohend,
so dafs sie am Schlafs des Festes, nachdem
sie ihr Opfer empfangen halten uud versöhnt
waren (vgl. Serv. V. A. 3, 63), wieder aus dem
Hause hinausgewiesen wurden. Über den dies
parentum siehe oben Sp. 244, 28.
Das Emporkommen der Inferi fürchtete man
endlich bei Gelegenheit der ihnen wohl in
Anlehnung an die oben Sp. 238 erwähnten Gla-
diatorenkättipfe bei Bestattungsfestlichkeiten
gefeierten Spiele, der ludi Tarentiniund der
mit diesen zusammenhängenden ludi Saecu-
lares (siehe oben Sp. 1180, 63 ff.), sowie der
ludi Taurii, wenn dies auch nur in Beziehung
auf die letzteren ausdrücklich überlietert wird
{Fest. S. 351 3. V. Tauri ludi). Erstere mögen
10 ihren Ursprung in einer vulkanischen Erschei-
nung haben {Jordan, Top. 1, 1 S. 122), so dafs
das Terentum ursprünglich als ein Eingang
zur Unterwelt zu betrachten i«t, jedenfalls
sind beide Spiele nahe mit einander verwandt
{Marquardt, Rom. Staatsverw. 3 S. 378), da
beide zur Hebung der offenbar von unversöhnt
gebliebenen Verstorbenen gesendeten Unfrucht-
barkeit der Frauen und Heilung von schwerer
Krankheit seit Ende der Königszeit nach Befehl
20 der libri fatales gestiftet sein sollen (oben
Sp. 1181 und Fest, und Faul. S. 350 f. s. v.
Taurii. Serv. V. A. 2, 140); auch liegen das
Marsfeld (oben Sp. 1181, 34. Becker, Handb. 1
S. -628) und der Circus Flaminius {Varro d. l.
1. 5, 154. Fistus a. a. 0.), wo diese Spiele ab-
gehalten wurden, nahe bei einander. Die Zeit
beider war ursprünglich wahrscheinlich nicht
fest bestimmt {Marquardt, Staatsvenv. 3 S. 375),
jedenfalls wurden die Taurii nur als aufser-
30 ordentliche Sühnfeste, d. h, Allerseelenfeste,
rehgionis causa gefeiert {Liv. 39, 22), während
der Name der Saeculares andeutet, dafs sie in
jedem Menschenalter nur einmal stattfanden.
Aus ihrer Beziehung zu den unterirdischen
Gottheiten erklärt sich der unterirdische Altar
(vgl. oben Sp. 925), das Anbieten des eignen
Lebens für das der Kinder, die Einsetzung zum
Zwecke der Hebung von Unfruchtbarkeit und
Krankheit, die nächtliche Feier und das Opfer
40 schwarzer Tiere {Val. Max. 2, 4, 5, Zosiin.
2, 3 ff.; vgl. oben Sp. 1181. Marquardt, Staats-
venv. 3 S. 377), welch letzterem bei den tau-
rischen Spielen das der unfruchtbaren Stiere
entspricht {Serv. V. A. 2, 140). Auf einstige
Knabenopfer bei diesen scheint das Einbinden
von Knaben in die frischen Häute der Stiere
zu deuten {Fest. S. 351); die folgenden ver-
derbten Worte des Festus beziehen sich viel-
leicht auf einen unserem Sackhüpfen ent-
50 sprechenden Festbrauch. Vgl. auch das Bannen
von Geistern in Säcke, Wuttke, Deutscher Volks-
abergl. 774.
4. ünregelmäfsiges Emporkommen der Inferi.
Wie gewisse Opfer und Bräuche das Ein-
gehen der Seelen in die Unterwelt bewirkten
(s. 0. Sp. 235 und 242), so konnten die Toten
durch andere entsprechende Handlungen auch
wieder willkürlich auf die Oberwelt empor-
60 gerufen werden, besonders da sie, wie wir ge-
sehen, zu gewissen Zeiten überhaupt regel-
mäfsig auf dieselbe heraufkamen und auch
sonst die Vorstellung von einem Wiederauf-
leben Verstorbener verbreitet war {Cic. in
Catil. 2, 9, 20. jJiO 3Iil. 29, 27. Orator 25, 85.
Brut. 93, 322. Liv. 26, 32; vgl. ne intra muros
evocentur di inferi. Fest. S. 351 s. v. Tauri
ludi). Diese Vorstellung von der Möglich-
253 Inferi (Totenbescliwörung) Inferi (Totenbeschwörung) 254
keit der Totenbeachwörung {veKvofiavTsta, Durch das Bhit, das als wesentlichstes Er-
vf-KQo^avTSia oder iiivxoficcvnCa, Cic. Tusc. fordernis des Lebens gilt und m't dem Herzen
1, 16, .'J7. 48, 115. de cliv. 1, 58, 132; vgl. oben zuweilen geradezu für die Seele des Menschen
Bd. 1 Sp. 1038, 54 ff.) beruht so vollkommen auf erklärt wird {Cic. Tusc. 1, 9, 18. Serv. V. A.
dem in Rom alteinheimischen Vorstellungs- 3, 67. 5, 79; vgl. Lippert a a. 0. S 41. 48f.),
kreis, dafs die Angabe des Varro {bei Auyustin. soll dem Toten selbst wieder auf kurze Zeit
c. D. 7, 35), die vs^voj.ic(vzfLa stamme aus Leben eingefiöfst werden {Lucan. Phars. G,
Persien, ihren Grund nur in einer späteren 667. 750 ff. Serv. V. A. 3, 67 f.; -vgl. d. alten
Verbindung der heimischen Bräuche mit per- Tragiker bei Cic. Tusc. 1, 16, 37), weshalb
sischer Magie {Plin. h. n. 30, 1, 8, 14. 28, 1, lo natürlich Menschenblut dazu am geeignetsten
5 f.), wie solche auch noch in der Kaiserzeit ist, doch wurde aufserdem auch Wein und
vorkam (vgl. z. B. Plin. h. n. 30, 1, 16 f.), Milch gebraucht {Üvid. met. 7, 245 ff. TibuU.
haben dürfte. Den italischen Ursprung ahn- 1, 2, 50; vgl. Ai>ul. met. 3, 18 S. 206). In
liehen Zaubers beweisen aber die von Plix. Ermangelung von frischen Menschenopfern be-
/(. n. 28, 2, 17 aus den 12 Tafeln angeführten nutzte man aber bei der Beschwörung auch
Bestimmungen, und der 30, 1, 12 iu Verbin- Totenschädel {Apul. de mag. 34 S. 47;ij oder
duug damit erwähnte Senatsbeschlufs aus dem andere bei Mondschein (vgl. Hekate, oben
Jahre 97 v. Chr., durch welchen Menschen- Bd. 1 Sp. 1894) gesammelte Teile von Leichen
Opfer verboten werden, scheint sich geradezu {Horat. sat. 1,8, 21f. L^ican.G,b3SS. Apul.met.
auf Beschwörungen dieser Art zu beziehen. 20 2, 20 S. 140. 3, 17 S. 206), wie solche auch bei
Allerdings geht die Überlieferung auf römi- der jüngeren Art der Devotion angewandt wur-
schem Gebiet nicht weit zurück, auch ist sie deu (s. unten Sp. 258, 25). Doch glaubte man,
offenbar mit griechischen Vorstellungen ge- dafs die Wiederbelebung bei erst kürzlich
mischt (vgl. Bouche- Lecltrcq , histoire de Ja Verstorbenen leichter sei als bei schon länger
divinat. dans Vardiquite, 1 S. 330ff. 3 S. 363ff.), Abgeschiedenen, weil ihre Seelen noch nicht
dabei erscheint aber die Sache so volkstümlich, in der Unterwelt seien {Lucan. 6, 619 ff. 712 ff.
dafs an vollkommene Entlehnung schwerlich Serv. 'Fei-g. A. 6, lö2; Ygl. Tibidl. 1,2, i8. Ovid.
zu denken ist. Heroid. 6, 90), und offenbar gilt dies aus dem-
Eine solche Mischung zeigt schon ein my- selben Grunde von gewaltsam Getöteten (vgl.
thisches Beispiel von Erweckung vom Tode, 30 oben Sp. 248\ weil man voraussetzte, dafs diese
die Sage von Virbius (s. d.), und ähnlich steht nicht regelrecht bestattet wären {Pacuv. bei
es mit der an den ältesten italischen Sitz der Cic. Tusc. 1, 44, 106), wie ja Hingerichtete
Nekromantie am Avernus bei Cumae ge- und Selbstmörder überhaupt nicht begraben
knüpften Überlieferung, bei welchem Aeneas werden durften {Seneca contr. 8, 4. Serv. V.
in die Unterwelt hinabstieg (s. 0. Sp. 1184, A. 12, 603. Big. 48, 24, 1; vgl. Marquardt,
61 ff., wo auch die übrigen italischen Eingänge Slaatsvenv. 3 S. 295), und dafs sie deshalb
der Unterwelt angeführt sind). nicht in die Unterwelt gelangen könnten.
Die Beschränkung der Nekromantie auf Wesentlich ist bei der Beschwörung die An-
solche Orte {necromantia vel sciomantia non wendung von Zauberformeln, durch welche
nisi ibi poterat fieri, Serv. V. A. 6, 107; vgl. 40 der Boden gespalten und die Toten heraufgerufen
d. alten Tragiker bei Cic. Tusc. 1, 16, 37) wurden {tiorat.sat. 1,8, 19. io. epod. 17, 6.78t
dürfte jedoch nicht alteinheimisch sein, denn Tibull.2,l,i7 t Ocid. am. 1,8, 17 t Tacit. ann.
wie an Stelle des natürlichen Eingangs der 2, 28; vgl. Verg. A. i, 4:90); gewifs waren diese
Unterwelt der künstliche des mundus trat, so Formeln alteinheimisch, da solche vielfach
wurde auch die Totenbeschwörung an dem auch bei anderem italischem Zauber, besonders
nach italischer Vorstellung urspi anglichen aber bei der verwandten Devotion (s. unten
Wohnort der Toten, an den Gräbern selbst Sp. 255; in Gebrauch waren {Gato B. B. 160.
vorgenommen {Verg. ed. 8, 98. Horat. sat. Plin. h. n. 17, 28, 267. 28, 2, 10 ff'. 21. 29)
1, 8, 8 ff". TibuU. 1, 2, 47 f. Ovid. amor. 1, 8, und hauptsächlich den Sabellern und Marsern
17. Stat. Theb. 4, 507. Ajml. met. 2, 20 S. 139). 50 zugeschrieben wurden {Horat. epod. 5, 76. 17,
Dabei wird, wie bei der Anlage des mundus eine 28 f. Ovid. med. fac. 39. Sil. Ital. 8, 497 ff'.
Grube gegraben und das Blut der Opfer in Gell. 16, 11, 1). Ausgeübt wird der Zauber
dieselbe gegossen {Horat. sat. 1, 8, 26. Ovid. meist durch Weiber, welche dabei in schwarzem
met. 7, 243; vgl. Varro bei Augustin. c. B. 7, Gewand, mit nackten Füfsen und gelöstem Haar
35. Ovid. met. 7, 259. Quinct. decl. 10); als erscheinen und ihre Beschwörung dreimal mit
solche wurden dem alten Totenopfer ent- lauter Stimme rufen oder heulen {Verg. Aen.
sprechend aufser schwarzen Tieren auch Men- 4, 509 f. Hurat. sat. 1, 8, 23 ff. epod. 5, 16.
sehen, besonders unschuldige Knaben, die zu- Ovid. Heroid. 6, 89 f. met. 7, 182. 190), doch
weilen sogar noch ungeboren aus dem Leibe treten auch Beschwörer auf {Cic. Tusc. 1, 16,
der Mutter herausgeschnitten wurden {Lucan. co 37. de div. 1, 58, 132. in Vatin. 6, 14), und
Phars. 6, 558 f. Ainm. Marc. 29, 2, 17. Mar- letzteres ist vielleicht sogar der eigentlich
quardt,Staatsverw. 3^. 110, Q),ge&ch\aeh.iei {Cic. römischen Sitte entsprechender. Daneben
in Vattn. 6, 14. Lucan. Phars. 6, 529 ff. 562 f. scheint jedoch auch die Wahl des Tages für
Plin. h. n. 30, 1, 16. Tertull. apol. 23. Dia den Erfolg der Beschwörung nicht bedeutungs-
Cass. 73, 16, 5. 79, 11, 3. Serv. V. A. 6, 107. los gewesen zu sein {Plin. h. n. 30, 1, 16),
Loheclc, Agl. S. 223; vgl. die Tötung von sicher aber wurde sie immer zur Nachtzeit
Knaben bei anderem Zauber, Horat. epod. 5, vorgenommen {Verg. Aen. 4, 490 u. Serv.; vgl.
91 ff. luvenal. 6, 552. Lamprid. v. Hei 8). Apul. met. 3,16 8.201). Zweck derselben ist
255 Inferi (Devotion) Inferi (Devotion) 256
zuweilen die Versöhnung der heraufgerufenen und bei den privaten Formen der Devotion
Schatten (Suet. Nero 34. Dio Cass. 77, 15, 4), wahrscheinlich gar nicht dargebracht worden
gewöhnlich aber beabsichtigt man sie zu be- ist. Dies ist aber erklärlich, da es sich bei
fragen {animas responsa daturas, Eorat. seit. der Devotion überhaupt nicht um ein Herauf-
1, 8, 28 f.; vgl. Fropert. 4, 11, 84. Lucan. 6, rufen der Inferi aus ihrem unterirdischen
761 k Plin. h. n. 30, 1, 14 f. 2, 18. Lactant. Aufenthaltsort handelt, und den Verstorbenen
4, 27, 18), und es gehörte besondere Kraft also nicht wieder irdische Lebenskraft einge-
dazu,' sie so lange zurückzuhalten, als man flöfst zu werden braucht. Die Devotion be-
wünschte {Tihull. 1, 2, 49); nach freilich sicher steht vielmehr darin, dafs man Menschenleben
griechischer Vorstellung konnte dies auch durch 10 in die Macht der Unterirdischen giebt, ohne
die Macht eines Steines Syuocbitis geschehen dafs jedoch der Devovierende selbst etwas
(P/j». ri. 7». 37, 11, 192). Auf schriftliche Beant- Thatsächliches für die Opferung derselben
wortung der Fragen deutet Cjc. Tttsc. 1, 48, 115. ausführt oder auch nur andeutet, wie die
Griechisch ist jedenfalls auch der Glaube, dafs Tötung, an deren Stelle später zuweilen auch
jeder Schatten nur einmal gerufen werden nur Senden von Krankheit und dergl. (s. unten
dürfe, da dies ausdrücklich als mystisch be- Sp. 259) tritt, erfolgen soll. Die ganze Aus-
zeichnet wird {Lucan. 6, 823 f. Serv. V. Georg. führung des gewünschten Vorgangs bleibt
4, 502), dafs die beschworenen Seelen zu durchaus den angerufeneu Göttern überlassen,
ständigen Dienern {TtccQsdgoi., Spiritus familiäres) und es wird ihnen dafür gewöhnlich auch
der Zauberer werden könnten {Lobeck, Agl. 20 kein weiterer Lohn in Form e^nes Gelübdes
5. 222 f.), sowie die Benutzung von pontischen versprochen (siehe jedoch unt. Sp. 259, 22 ff.),
oder thessalischen Kräutern (Vera. ed. 8, 95. -^ ,. -ü-j j„o4-„„4.„
Eorat. sat. 1, 8, 19. epod. b, 21). Auch die ^) Devotion von Feinden des Staates.
Ansicht, dafs jemandem, der Sommersprossen Wie aus den ältesten Quellen, den beiden
habe, die Geister nicht gehorchten, gehört bei Liv. 8, 9 und Macrob. sat. 3, 9, 10 er-
hierher {Plin. n. h. 30, 1, 16). Vgl. Grimm, haltenen Verüuchungsformeln, hervorgeht, be-
I). 31.* 3 S. 25. ruht der ganze Gebrauch auf der dem Alter-
tum durchaus geläufigen Vorstellung des stell-
5. Devotio und COnsecratlO. vertretenden Opfers. Decius sagt bei it«.
In nahem Zusammenhang mit der Beschwö- 30 ausdrücklich, dafs er sich selbst für das Heer
rung der Inferi stehen die uralten Bräuche und zugleich jjro republica Quiritium, exercitu,
der devotio und consecratio, denn auch diese legionibits, auxiliis popuU Romani Quiritium
beruhen ebenso wie jene wesentlich auf der die legiones auxiliaque hostium mit sich zu-
magischen Wirkung bestimmter Formeln {car- sammen diis Manibus Tellurique oder matri
viina, verba concepta, sollemnia, precationes sol- Terrae devoviert {Liv. 8, 6. 9. 10), und ebenso
lemnes, meditatae composttaeque dirae), welche erklärt der Diktator bei Macrobius a. a. _0.,
den Gegenstand dieser Handlungen in die dafs er die Feinde als Stellvertreter für sich,
Macht der Unterirdischen geben. Die Zauber- das römische Volk und Heer den unterirdischen
kraft, welche dem Worte ebensowohl im Ge- Göttern weihe, damit sie diese unversehrt lassen,
bet (siehe Indigitamenta Sp. 167) als im Fluche 40 Vgl. Cic. de nat. deor. 3, 6, 15. Liv. 10, 28.
beigelegt wird, beruht wohl auf der wunder- Dabei ist es eigentlich gleichgültig, ob der
baren Wirkung, welche demselben als Träger Feldherr, wie es nach der ersten Formel der Fall
des Gedankens und Vermittler des Willens ist, sich selbst an Stelle seines Heeres mit
überhaupt innewohnt. Dementsprechend ist weiht (vgl. das Opfer des Kodros und das
es bei jeder Beschwörung, um Mifs Verständnis Königsopfer bei den Germanen, Lippert a.
auf Seiten der angerufenen göttlichen Wesen a. 0. S. 186 f. Franz, myth. Stud. IL. Weihe-
zu vermeiden, aufserordentlich wichtig, die frühling u. Königsopfer. Wien 1888), oder ob
richtigen Worte und Namen zu kennen, deren er dies nur mit den Feinden thuf; auffallen
Wirksamkeit der Erfolg im Laufe der Jahr- könnte nur, dafs er überhaupt etwas weiht,
hunderte bewiesen hat {Plin. n. h. 28, 2, 12; 50 über das er keine thatsächliche oder recht-
vgl. Cic. de nat. deor. 2, 3, 10. Liv. 10, 28. liehe Verfügung hat; dafs dies aber auch
Senec. ep. 7, 5, 9 = 67. Auct. de vir. ill. 27), sonst nicht unbedingtes Erfordernis bei Dar-
daher diese bei der Devotion vom Pontifex bringung von Geschenken für die Gottheit
vorgesprochen werden mufsten {Liv. 5, 41. ist, beweisen die bei Cic. Verr. 4, 29, 67. 32,
8, 9. 10, 28). In den erhaltenen Formeln 71. Strabo 8, 6, 23 S. 381 erzählten Beispiele,
deuten auf diese Vorsicht die Ausdrücke: sive für die der Devotion verwandte Konsekration
quo alio nomine fas est nominare, — quem ego aber besonders Cic. pro domo 49, 127 ff. Des-
me sentio dicere, — seive ea alio nomini(e) est, halb kann auch neben den Feinden als Stell-
sowie die ständige A'erwendung von Synonymen Vertreter des gesamten Heeres irgend ein
und die vollständige Aufzählung aller Einzel- GO anderer Bürger als der Feldherr devoviert
heiten und Teile {Liv. 8, 9. Macrob. sat. 3, 9, werden, welcher, falls er nicht wirklich fallen
10. C 7. i. 10,,,1604. 8249; vgl. Mommsen zu sollte, sich von den Unterirdischen abermals
1, 820). Die Übereinstimmung mit den Be- durch ein stellvertretendes Opfer loskaufen
schwörungsbräuchen zeigt auch das bei der mufs {Liv. 8, 10). Bei den ersten, freilich der
Devotion dargebrachte Opfer von drei schwarzen Sage angehörenden Devotionen des M. Curtius
Schafen {Macrob. sat. 3, 9, 11), das jedoch hier (siehe jedoch oben Sp. 250) und der römischen
nicht von wesentlicher Bedeutung gewesen zu Greise nach der Schlacht an der Allia opfern
sein scheint, da es anderwärts nicht erwähnt sich diese dagegen nur selbst an Stelle der
257 Inferi (Devotion) Inferi (Devotion) 258
vom Untergang bedrohten Stadt {Liv. 5, 41. Aufzeichnung, was wohl einerseits auf das
8, 10; vgl. Schivegler, üötn. Gesch. 3 S. 251). Vorbild des gleichen griechischen Gebrauchs
Historisch beglaubigt sind nur die Devotionen {Wachsmuth a. a. 0. Wessely, Ephesia Gram-
von P. Decius Mus Vater und Sohn, weniger mata; die neuere Litteratur bei Dieterich, Pa-
die des Enkels (Cic. pro Sest. 21, 48. pro Rah. pyriis macjica musei Liigdunensis etc.), anderer-
post. 1. div. 1, 24, 51. de nat. dcor. 3, 6, 15. seits auf das geringere Alter derselben deutet.
Parad. 1, 2. Liv. a. a. 0. Vol. Max. 1, 7, 3. Gewöhnlich wurde nämlich die Verfluchung
5, 6, 5 f. Plin. n. h. 28, 2, 10. Seneca ep. 7, auf einer Tafel aus Blei oder Bronze ein-
5 , 9 = 67. Frontin. strat. 4, 5, 15. Aristid. geritzt und diese dann zusammengeklappt
Mil. bei Plut. parall. min. 18. Zonar. 7, 26 lo und vernietet in ein Grab, zuweilen auch in
S. 363. — Cic. de fin. 2, 19, 61. Tusc. 1, 37, Quellen {Zangemeister im Hermes 15, 1880
89). Eine Anzahl devovierter Städte zählt S. 594. C. I. L. 12, 5367) gelegt, welche wohl
3Iacrob. sat. 3, 9, 13 auf; vgl. Iid. Capit. wegen ihres *Hervorkommens aus dem Erd-
Max. et Balb. 8, 6. — In Bezug auf ähnliche De- Innern als Eingänge zur Unterwelt betrachtet
votionsbräuche bei den Galliern und Germanen wurden (vgl. Tacit. ann. 13, 57); hie und da
vgl. Caes. b. G. 6, 17, 3 und Tacit. ann. 13, 57. ist noch ein kleines Abbild des Verfluchten
Aus späterer Zeit finden wir eine wirkliche beigegeben (C. I. L. 10, 8249). Offenbar stand
stellvertretende Selbstdevotion an die Todes- der Verstorbene , dessen Grab benutzt wurde,
götter bei einer Erkrankung des Caligula be- selbst in keiner Beziehung zu der Devotion
zeugt, welche nach Wiedergenesung desselhen 20 {Wachsmuth im Eh. M. 18, 1863 S. 566);
auf seinen Befehl durch Tötung des Devo- das Grab wurde nur gewählt, um die Ver-
vierten zur Ausführung gebracht wird {Suet. fluchung an die Inferi, in deren Machtbereich
Calig. 14. 27. Dio Cass. 59, 8, 3), bald darauf dasselbe liegt, gelangen zu lassen, denn das
aber wird dieselbe zu einer blofsen Form der Gleiche suchte man zu erreichen, wenn man
Schmeichelei gegen die Kaiser {Dio Cass. 53, die Bleitafel mit Leichenresten zusammen in
20. Veget. epit. 2, 5). dem Hause des Verfluchten vergrub {Tacit.
Von unterirdischen Göttern, denen devoviert ann. 2, 69; vgl. 3, 13. Dio Cass. 57, 18, 9.
wird, werden in den Formeln besonders die Wuttke, D. Volksabergl. 731 if. 739; vielleicht
dii Manes und die Tellus oder Terra mater auch Cic. pro Mil. 27, 75). Ebenso wie man
(vgl. Terra mater deique inferi, Aurel. Vict. 30 aber ein Bild des Devovierten beigab (s. 0. u.
Caes. 33), dann auch Dispater(s. oben Sp. 1185, vgl. Ovid. Her. 6, 89 fi".), so geschah dies auch
37 ff.), Vejovis und die Lares oder auch mit Haaren desselben {C. I. L. 10, 511) und
neben den inferi die caelestes genannt {Liv. wahrscheinlich mit Eier- oder Muschelschalen,
7, 6. 8, 6. 9. 10, 28. Macrob. sat. 3, 9, 10 f.), welche er geleert hatte, daher man diese
doch werden aufserdem auch die Kriegsgott- sofort selbst zu zerbrechen pflegte {Plin. n. h.
heiten Mars pater, Quirinus und Bellona, so- 28, 2, 19). Eine Lampe mit Devotionsinschrift
wie die divi Novensiles, die dii Indigetes, deutet dagegen auf den Brauch, dafs eine
lanus und lupiter angerufen. lanus steht da- solche als symbolischer Ausdruck für das
bei wohl nur infolge alter Gewohnheit wie bei Lebenslicht des Verfluchten bei der Ceremonie
allen Gebeten als Anfangsgott voran, lupiter 4'^ ausgelöscht wurde {Preller, Ar eh. Zeit. 19,1861
aber scheint insbesondere als Schwurgott zu S. 167); vgl. die brennenden Lampen auf
gelten {Macrob. sat. 3, 9, 11 f.). Gräbern {C. I. L. 10, 633. Marqiiardt, Staats-
X.S T^ ,. ü • .p • j ^^rw. 3 S. 300, 8).
b) Devotion von Privatfeinden. Zuweilen scheinen auch besondere geheime
Aus der Devotion der Feinde des Staats Zauber zeichen verwendet worden zu sein
hat sich später, jedenfalls unter Mitwirkung {Tacit. ann. 2, 30; vgl. die Verwünschungstafel
eines ähnlichen griechischen Brauchs, die De- aus Karthago, Ephem. epigr. 5, 317 = Schreiber,
votion von Privatfeinden entwickelt, deren Kulturhist. Bilderati. 1 Tf. 91, 9), und da
häufiges Vorkommen in der Kaiserzeit neben natürlich auch sonst dabei viele nicht allge-
den Nachrichten der Schriftsteller {Seneca de 50 mein bekannte Vorschriften beobachtet werden
benef. 6, 35. Herc. Oet. 456 f. Plin. n. h. 28, mufsten, so finden sich später Leute, welche
2, 19. Tacit. ann. 2, 69. 3, 13. 4, 52. 12, 65. dieses Geschäft ebenso wie die Totenbeschwö-
16, 31. Dio Cass. 57, 18, 9. Paul. rec. sent. 5, rung für Bezahlung ausübten {Tacit. ann. 2, 28.
23, 15) besonders durch eine Anzahl inschrift- Apul. met. 9, 29 S. 649).
lieber Funde erwiesen wird. Vgl. Wachsmuth Die auf Metalltafeln geschriebenen und in
im Bh. 31. 18, 1863 S. 560 ff. Bücheier, osJc. Blei- Gräbern gefundenen Verfluchungen sind wohl
tafel, ebenda 33, 1878 S. 1 ff . 3Iarquardt, Rom. stets an eine unterirdische Gottheit gerichtet
Staatsvenv. 3, 109, 6. C. I. L. 1, 818 f. = 6, {Wachsmuth, Rh. 31. 18, 1863 S. 565. 568),
140 f. 1, 820. 2, 462. 7, 140. 10, 511. 1604. wenn dieselbe auch nicht immer genannt wird
3824. 8249. 12,5367? Orelli-Henzen 3726. 6115. 60 (C. I. L. 10, 511. 1604. 3842), dagegen wird
7408 f. i/^en«cs 4, 1869 S. 302. 15,1880 S. 588 ff. auf Grabsteinen zuweilen auch Soi zur ßache
Bull. d. Instit. 1880 S. 6 fl'. 188 — 191. Notizie für ein Vergehen aufgefordert {Ber. d. sächs.
d. scavi d. accad. d. Lincei 1880 S. 147. Arch. G. d. W. Phil.-hist. Kl. 7, 1855 S. 54 f.).
Zeit. 19, 1861 S. 167. 39, 1881 S. 309 fi^. Bonner Nur auf einer einzigen, aber freilich der
Jahrb. 24, 1882 S. 181 fi". Ephem. epigr. 2, 1881 interessantesten Bleitafel dieser Art {C. I. L.
S. 158. 5, 1884 S. 317 ff. 441 tf. 10, 8249 aus Minturnae), welche als Muster
Abweichend von der älteren Form bedient ihrer Gattung ganz wiedergegeben zu werden
sich diese Art der Devotion stets schriftlicher verdient, werden die dii inferi im allgemeinen
Koscher, Lexikon der gr. u. röni. Mythol. II. 9
259 Inferi (Consecratio) Inferi (spätere Vorstelliiiigen) 260
angeredet: Du i(n)fen, vobis com(m)e(n)do, si Böm. Staatsverw. 3 S. 266. Daremberg et Saglio,
quic(qjua(in) sactitates (= sanctitatis) ]i[a]betes Dict. des antiqu. gr. et rom. s. v. Devotio
(= habttis), ac tadro (= trado) Ticene (= Ty- S. 114 f.), wenn dieselben dabei auch oft in
dienern oder Tychen) Carisi, qiiodqufojd agat, Betracht kommen mögen {Dion. Hai. 2, 10
quod incida(n)t omnia in advtrsa. Du i(n)feri, S. 258); besonders verfielen aber Kinder, welche
vobis com(m)e(n)do il(l)ius mem(b)ra colore(m) die Hand gegen ihre Eltern erhoben hatten,
figura(m) r.aput capilla (= capillos) umbra(m) sowie derjenige, der ein Grab schädigte, den
cerebru(m) fru(n)te(m) snpe[rcil]ia os nasu(m) divi parentum {lex regia bei Fest. S. 230 b,
me(n)tu(m) bucas lafbra vejrba (h)alitu(m) Z. 14 u. 16. G. I. L. 1, 1241 = 10, 4255;
coJ(l)u(in) iocur umeros cor puhno7ies i(njtestinas lo vgl. o. Sp. 244), der Mann, welcher seine Frau
(^ intestina) ve(n)tre(m)brac(}i)ia digitos manus verkaufte, den Unterirdischen {Plut. Born. 2'2),
u(mjb(i)licu(m) visica (= vesicani) femena (= fe- und ähnlich waren Patrone und Klienten,
mina) genua crura talos planta(s^) tigitos f= di- welche ihre Pflicht gegeneinander schwer ver-
gitos). DU i(Hjferi, si illa(m) videro tabcsce(n)- letzten, dem Dis pater geweiht (Dion. Hai. 2,
te(m), vobis sacrißciu(7n) lubens ob an(n)uver- 10 S. 258. Serv. V. A. 6, 609; vgl. oben
sariti{m) facere dibus (= düs) parentibus Sp. 1186, 50 ff".).
il(l)iu[s] voveo (?) .... peculiu(in?) tafbejscas.
Bemerkenswert ist hier die den alten De- ly. Spätere Entwieklimg der VorsteUimg
votionsformeln ähnliche Genauigkeit der Be- ^^m Leben nach dem Tode bei den
Zeichnung und die dreitach wiederholte Anrede 20 t>..
(vgl. die Tafel von Pozzuoli in der ArcJi. Z. üomern.
39, 1881 S. 309 ff.); abweichend vom gewöhn- Wahrscheinlich infolge der Einführung oder
liehen Gebrauch wird aber hier für den Fall Verallgemeinerung des Brauches der eine
der Erfüllung des Fluches den Inferi ein jähr- schnellere Trennung der Seele vom Leichnam
liches Opfer versprochen. Letztere werden bezweckenden [ßerv. F. A. 3, 68) Leichen-
dabei zugleich als die dii parentes der Ver- Verbrennung (s. o. Sp. 235) einerseits, anderer-
fiuchten bezeichnet, so dafs es diesen also be- seits durch die Einwirkung der Anschauungen
sonders zukam, ihre devovierten Familien- griechischer Philosophen {Gic. Tuse. 1, 17, 40.
mitglieder in die Unterwelt hinabzuziehen. 18, 42. 26, 65 und sonst oft; vgl. Boscher,
Aus ähnlichem Grunde werden die Manes einer 30 Hermes der Windgott S. 54 ff, Marquardt,
Verstorbenen gebeten, die hinterlassenen Ver- Staaisvenv. 3 S. 56 ff.) verbreitete sich in Rom,
wandten zu verschonen (C /. L. 6, 13101; wie es scheint, schon seit der Zeit des Plautus
vgl. A2nd. met. 9, 29 S. 649). und Ennius die allerdings an sich auch schon
In anderer Beziehung zeigt sich die bei uralte (s. 0. Sp. 2058 f.) Ansicht von dem feurig-
äolchen Verfluchungen gebrauchte ängstliche luftartigen Wesen der Seele (scintillulam
Vorsicht auf einer oskischen Bleitafel {Bücheier animae, Blaut. Trin. 2, 4, 91.492. Verg. Aen.
im Bh. M. 33, 1878 S. 37), indem ausdrück- 6, 726. 747. Cie. somn. Scip. 3, 7. Serv. V. A.
lieh die Möglichkeit ausgeschlossen wird, dafs 6, 340; seni animam exstinguerem , Terent.
der Verfluchte durch Versöhnung der unteren Adelph. 3, 2, 16; vgl. die brennende Lampe
oder oberen Götter das Verderben von sich 40 als Symbol des Lebenslichtes, oben Sp. 258),
abwende (vgl. die an die Manes inferi ge- wobei die Beobachtung des Schwindens der
richtete Devotion auf der oben erwähnten Lebenswärme nach dem Tode unterstützend
Lampe bei Prelltr, Arch. Z. 19, 1861 S. 167: mitwirken mochte. Schon in der letzten Zeit
. . . . ne quis cum solcat nisi nos qui ligamus . der Republik ist der alte Glaube an das
und Horat. epod. 5, 89), doch gab es auch Vorhandensein der Inferi und eines unter-
Zaubermittel, welche gegen die Wirkung der irdischen Aufenthaltsortes der Seelen in wei-
Devotion schützten {Ovid. fast. 2, 581). teren Kreisen des Volkes geschwunden {Lu-
Zweck dieser privaten Devotion ist nicht cret. 3, 36 ff. Cic. pro Cluent. 61, 171. Tusc.
immer der Tod, sondern oft nur Krankheit 1, 5, 10. 16, 37. Horat. epist. 2, 2, 208. Ovid.
{Ovid. amor. 3, 7, 27 ff. Dio Cass. 77, 15, 2 f. 50 wei. 15, 153 f. luvenal. 2, 149 ff. 13, 49 ff.
G. I. L. 7, 140. 8, 2756. 10, 8249. Unglück Seneca cons. ad Marc. 19; vgl. Plut. Dio 2.
im allgemeinen {G. I. L. 10, 8249; vgl. 0. Sp. C. I. L. 2, 1434. 8, 3463), und so weist man
1185,36) oder Festbannung und Fesselung (vgl. den abgeschiedenen Geistern, der neuen Auf-
die oben angeführte Lampeninschrift und fassung ihres Wesens entsprechend, ihren
Grimm, D. 3Iyth.* 1 S. 982 f.) durch die an- Aufenthaltsort im Luftraum {in coelo, Gic.
gerufenen Gottheiten (. . . demon . qui (h)ic . somn. Scip. 3, 5. 8. 7, 17. Tusc. 1, 11, 24.
conversans . (^ saris) trado . tibi (h)os \ quos . 34, 82. 12, 27 f. und Ennius ebenda, sowie bei
(scrix)si) ut deteneas \ illos . et . inplicentur \ (n)ec Serv. V. A. 6, 764; vgl. Verg. Aen. 5, 722.
se movere possint, Epliem. epigr. 5, 1884 S. 317. Arnob. 2, 62. Macrob.comm. 1, 12, 2. 2, 17, 14)
Schreiber, Kulturh. Bilderati. 1 Tf. 91, 9; vgl. eo oder auf den der Seele wesensverwandt ge-
Mommsen, Arch. Z. 40, 1882 S. 178). dachten Gestirnen an {Cie. somn. Scip. 3, 8.
. r^ i. • Tusc. 1, 19, 43. Platonici bei Macroh. comm.
c) Consecratio. 1^ 10, 17. 11, 4ff.), wo sie als Götter oder
Der Devotion nahe verwandt ist die conse- wenigstens in Gemeinschaft mit den Göttern
oratio, welcher sowohl Menschen und Tiere, ewig fortleben {Cic. Tusc. 1, 31, 76) oder,
als auch Sachen verfallen können, doch wird wie man im Anschlufs an griechische An-
der Konsekrierte nicht notwendig Eigentum schauung meinte, auch selbst zu Gestirnen
gerade der unterirdischen Götter {Marquardt, werden {Ovid. met. 15, 749. 840 f. Augustus bei
261 Inffeuiculus Tnuus 262
'ö
Plin. n. h. 2, 25, 93 f. lul. Obsequ. 68. Scn\ gefundenen Museumosaik, Wochenschr. f. M.
F. .4. 8, G81. cd. 9, 46; \ gl Cohen med. imp.'' 2 Philol. 1889 Sp. 82. Jahrb. d. arch. Inst. 5
'&.'ii&, AdrienTrajaiietPhtiyieX — ^). Übrigens (1890) S. 1. [Drexler.]
berührte sich diese Ansicht mit der alten Lehre, IniocUcurius (?) Ephem. epigr. 4 S. 196 nr. 665
dafs xler Genius dem Menschen von luppiter ans Gloucester: I)eo\IniochcmHo\. .orivendus\ai.
gegeben werde und nach dem Tode zu ihm Dazu Hübner: 'v, 2 latet fortasse Mercurio\
zurückkehre {antiqui bei Macrob. sat. 1 , 10, [R. Peter.]
16; vgl. o. Sp. 1614, 35 ff). Iiio s. Leukothea.
Endlich suchte man beide Vorstellungen Insania, der personificierte Wahnsinn, mit
zu vermitteln, so dafs man meinte, die Men- lo Luctus, Pavor und Terror im Gefolge der
sehen gewöhnlichen Schlages kämen in die Tisiphone; Ov. Metam. 4, 485. [Höfer.]
Unterwelt, die vorzüglichen und ausgezeich- Insidiae, personificiert und mit dem Grausen
neten aber in den Himmel {Cic. somn. Scip. (Formido) und den Zorngöttinnen (Irae) zu-
3, 5. 5, 10. 9, 21. Tusc. 1, 12, 27; vergleiche sammen im Gefolge des Mars; Verg. Aen. 12,
30, 72. Tacit. Ägr. 46. Flut. Born. 28), oder 336, vgl. Stat. Theb. 7, 50. [Höfer.]
die bewufste Seele lebe in der Luft, die Insitor s. Indigitamenta.
Schatten in der Unterwelt fort {Plin. n. h. Intarabus deiis auf einer Inschrift aus der
7, 55, 190). Gegend von Trier bei OreUi 2015 (= C. I.
Hierauf beruht jedenfalls auch die oben PJien. 855): deo Intaraho | ex imperio Q. |
Sp. 245 erwähnte Scheidung zwischen sedes 20 Solimabius \ Bitus • aedem . . . consa'cravit . hm.
piorum und impiorum, so dafs ersteren die [Röscher.]
Wohnung im Himmel, letzteren die in der Intercidona s. Indigitamenta.
Unterwelt zukam {Propert. 4, 11, 101; vgl. luuus, ein altlatinischer Gott der tierischen
jedoch auch sedes beatac = Elysmm, Verg. Begattung, eine Neben- oder Lokalform des
Aen. 6, 639). Zuweilen wird dann die neue Faunus (s. 0. Bd.l Sp. 1455,39ff.). Dielatinische
Anschauung ohne weiteres mit den älteren Herkunft des Inuus wird einerseits durch die
mythischen Bildern in Verbindung gebracht, rein lateinische Namensform {Corssen, Ausspr."
so dafs Charon die Seelen in seinem Nachen 1 S. 313; vgL besonders Fatuus und Februus),
auf die Gestirne führt {Propertius 3, 18, andererseits durch einen alten Kultort, den
31 ff.). 30 Flecken Gastrnm Inui im Gebiet der Rutuler
Ganz vereinzelt findet sich endlich die an der Küste nahe bei Ardea {Verg. Aen. 6,
griechische Vorstellung (s. 0. Sp. 2470, 28 ff.) 775 u. Serv. dazu) erwiesen. Dagegen beruht
von einem Aufenthalt der Verstorbenen auf die Anführung eines Castrum Inui in Etrurien
den Inseln der Seligen {Plaut. Irin. 2, 4, 148. {Servius V. A. 6, 775. Bictil. Namat. 1, 227)
549; vgl. Cic. Tusc. 1, 19, 44. 41, 98. Hortens. jedenfalls auf Verwechselung mit dem dort
fr. 40. Plin. n. h. 4, 22, 119. 6, 32, 202), sowie gelegenen Castrum novum, da der Flecken der
von dem ruhelosen, trabantenartigen Um- Rutuler öfter auch blofs Castrum genannt
treiben der Geister der Bösen um die Erde wird {Ovid. met. 15, 727. Sil. It. 8, 361.
{Cic. somn. Scip. 9, 21), während die vom Ely- Martial. 4, 60); vgl. Deecke bei Müller, Etr.^
sium öfter vorkommt {Verg. Aen. 5, 735. 6, 542. 40 2 S. 63. Bonnann im C. I. L. 11 S. 531.
637 ff. u. s. w.). Seiren Namen führt er ab ineundo, be-
Aber auch die Ansicht, dafs die Seele über- springen {Serv. V. A. 6, 775 ; vgl. Paul. Biac.
haupt nicht fortlebe, ist schon zur Zeit des S. 110 s. v. init), und diesem Grundzug seines
Cicero stark verbreitet, wie abgesehen von Wesens entsprechend erscheint er neben der
Lucret. 3, 417 — 827 besonders die Bekämpfung altlatinischen und überhaupt altitalischen Pales
derselben z. B. im 1. Buch der Tusculanen und als Schützer des Viehstandes {Arnob. 3, 23).
später selbst manche Grabschriften erkennen Gewöhnlich wird er dem Faunus, Fatuus oder
lassen {OreUi-Henzen 4809 ff. 7346. 7382. C. I. Fatuclus und dessen griechischem Vertreter,
L. 11, 1616), während allerdings die grofse dem lykäischen Pau völlig gleichgesetzt {Liv.
Masse der letzteren die auf den alten An- 50 1, 5, 2. Serv. V. A. 6, 775. Aurel. Vict. or. 4.
schauungen beruhenden Formeln bis in die Macrob. sat. 1 , 22 , 2 ff.), und nach Livius
christliche Zeit hinein beibehält. Vgl. E. Spiefs, a. a. 0. galt die römische Luperealienfeier
Entwicklungsgesch . d. Vorstellungen v. Zustande (s. 0. Sp. 1457) geradezu dem Inuus. Sind
nach d. Tode auf Grund vergl. Eeligions- aber nun auch, wie aus Mannhardts myili.
forschung. Jena 1877. Schröter, d. Totenreich d. Forsch. S. 72 ff. hervorgeht, die in Bocksfelle
Indogerm. Wongrowitz 1888. W.Caland,über gehüllten Luperci eigentlich Vertreter der in
Totenverehrung bei einigin indogerm. Völkern. Bocksgestalt vorgestellten Wachstumsgeister
Amsterdam 1888. B. Hirsch, de animarum der neu erwachenden Natur {Mannhardt, Ant.
apud antiquos imaginibus. Leipzig 1889.*) Wald- u. Feldk. S. 200. Myth. Forsch. S. 96 f.),
[Steuding] 60 so wird doch diesen der Einflufs auf den Er-
Ingeuiculus s. Sternbilder. trag des Getreides selbstverständlich erst wegen
lugeuium, mit Homer und Calliope zu- der Bedeutung des Bocks für die tierische
sammen dargestellt auf dem 1884 in Trier Fruchtbarkeit beigelegt, und leicht kann also
der Gott der tierischen Zeugungskraft selbst
^, ,,. , ^ „ , j „ ^ in den Vegetationsgeist übergehen; iedenfalls
*) Viele Parallelen aus dem Gebiete der gnechiachen -11 .. i-ii-ii-t->i l m.
Mythologie bietet /;. RoMe. Psyche, welches Werk der ^"'^^ ^^er urspiunglich beiden die Bocksgestalt
Verfasser dieses Artikels leider nicht mehr hat benutzen gemein sein, wenn auch die spaten Belege
können. dafür {Diomed. 3 S. 472 Putsche. Macrob. sat.
9*
263 Invictus To- (Genealogie; Mythus) 264
1, 22, 2 fF.) eben nur auf der Gleichsetzung 112, 21. Ärat. 179, wo das Scfiol. thörichte Er-
des Inuus mit Pan beruhen mögen. klärung dafür abgiebt, dafs Kepheus als 'la-
Mit ähnlicher Übertragung auf die mensch- oCdiqg bezeichnet wird. Val. Fl. Arg. 4, 356
liehe Fortpflanzung dürfte demnach unter dem nennt sie lasia virgo und Inachis gleichmäfsig
sacer hncus in der alten Formel: Italidas neben einander. Oder lo ist T. des Arestor, der
matres, inquit, sacer hircus inito {Ovid. fast. 2, sonst als Vater des Argos genannt wird, Mytii.
441) Inuus zu verstehen, und die befruchten- ed. TFes^erm. S. 324. Anonym, de incred. Ib. Dafs
den Schläge, welche die Luperci mit den aus sie bei Istros {Clem. Alex, ström. 1 S. 322 G)
dem Bocksfell geschnittenen Riemen den Frauen als Tochter des Prometheus, und im Et. m.
auf den Rücken gaben {Ovid. f. 2, 445), ahn- lo 205, 35 als Tochter des Kadmos bezeichnet
lieh aufzufassen sein, wie der symbolische wird, sei nebenbei erwähnt. Als Mutter gilt
Brauch, nach welchem die Neuvermählte auf gewöhnlich Melia, die Gattin des Inachos
das fascinum des Mutunus Tutunus (s. d.) ge- (s. d.), oder Argia, Hygin. f. 145, doch wird
setzt wurde. Vgl. Mannhardt, Mytli. Forsch. von Fherekydes auch Peitho (/)•. 40), nach Für.
5. 93. 140. 154. Or. 930 schol. auch A^vnavirj genannt. Sie
Über die Zusammenstellung mit dem ur- war Priesterin der Hera, Aesch. suppl. 291
sprünglich nicht verwandten Ephialtes und In- v-XtjSovxov "Hgag. Apollod. 2, 1, 3. Hesych. lex.
cubo siehe letzteren. [Steuding.] S. 380 s. v. 'im yiaXXiQ'vecacc {■xaXlid'vEaaa skcc-
Invictus, verschiedenen Gottheiten beige- leito r} tiqcÖtt] isqslcc x/jg 'A&rjvccg, wofür jeden-
legter Beiname, wofür besonders die Register ao falls zrjg "'Hqag zu schreiben ist; vgl. Clem.
zum C. I. Lat. zu vergleichen sind. Ohne Alex, ström. 1 S. 418. Aristid. schol. 2, 3, 8.
Zusatz des Namens des Gottes findet sich In- Mythogr. ed. Westerm. S. 324 'iw t] 'AgsaroQog
victus als Bezeichnung des Sol auf Münzen ieqccto rij "Hga. Plut. Daed. fr. 10. Fuseb. 2,
des Gallienus, Cohen 5 -, 378, 337, 338. Victo- 20 Seh.). Wegen ihrer Schönheit entbrennt
rinus Pater 6^,73,44 — 50. Tetricus Pater 6^, Zeus in Liebe zu ihr; als er sich ihr naht,
98, 60 — 62. Tetricus iun. 6^, 121, 19. Quin- wird Hera aufmerksam; um nicht von ihr auf
tillus &', 168,35. Auch inschriitlich begegnet frischer That ertappt zu werden, verwandelt
invictus allein ohne Beifügung des bestimmten er die Jungfrau in eine Kuh, welche Hera für
Gottesnamens, z. B. C. 1. L. 3, 879; ebenda sich als Geschenk fordert und von Argos be-
4802 invictus patrius; ebenda 1955. 3478. 3479. so wachen läfst, Apollod. 2, 1, 3. Hygin. f. 145.
4417. 4419 dews mwc^MS; 3477 fZ. i; 3476. 3921. Eibbeck, fr. tr. lat. 386 (Attius) custodem
4538. 4540 invictus deus; 1788. 4296 i. d. Es adsiduum loni adposuit virgini. Dafs Zeus
bezeichnet dann meist den Mithras, vgl. Pc- sich durch einen Eid gegen die Verbindung
ville, Die Peligion zu Pom unter den Severern mit der neugeschaffenen Kuh verwahrt, geht
p. 287 Anm. 3. [Drexler.] auf Hesiodos zurück {Apollod. 2, 1,3 dio
Invidia, Mifsgunst, Eifer, blinde Leiden- qiriaiv 'Hei'oSog, ovk sTciancca&ai rrjv dno räv
schaff, Personifikation, Ov. Met. 2, 760. Nach ^säv ogyriv rovg ysvo^svovg oQv.ovg vTtsq s'qcu-
Hyg. praef. (p. 30 Bunte) ist sie Tochter des zog. Schol. Fiat. symp. 45 [374 Bekk.]. Hesych.
Giganten Pallas und der Styx, Schwester der s. v. aqppo^tcio? oQ-aog). Die Kuh wird meist
Vis, Potestas, Victoria. — Hes. Theog. 383 und 40 als weifs bezeichnet {ßovg Xsvnri bei Apollod.
Apollod. 1, 2, 4 nennen als Kinder der Styx 2, 1, 3. nitens iuvenca Ov. met. 1, 610. nivea
und des Pallas: Zrilog, Niv.7], Kgätog und Bt'or, 652. 743. Val. Fl. 4, 380. Verg. Aen. 7, 8),
wonach Invidia und Z^Xog sich entsprechen. doch vgl. Suid. s. v. ''latg- Zsug — (isräßaXsv
Vgl. '^&6vog. [Stell.] avzrjv nors [isv sig IsvKrjv ßovv, nozs ds sig
InvolutiDii, Gottheiten derEtruskerj/Seweca, ^sXatvav, tiozs Ss iä^ovauv. Die Liebe des
Q. Nat. 2, 41: adhibitis in consilium diis, quos Zeus zur lo soll von lynx, der Tochter der
superiores et involutos vocavit. Gerhard, Ges. Echo oder Peitho, durch Bezauberung erregt
Ak. Abh. 1 p. 287 u. Anm. 17 auf p. 308. sein; sie wird zur Strafe dafür von Hera in
[Drexler.] Stein oder in einen Vogel verwandelt, Phot.
lo {'lc6), Tochter des Inachos, nach Aesch. so ed. Pars. 118, 11. Schol. Pind. Nem. 4, 56.
Prom. 589 tjjs oiazQodLviqzov v.ÖQrig zrjg 'Iva- Schol. Theokr. 2, 17. Nach Aesch. Prom. 640
Xsiag. Soph. Fl. 4. fr. 248 fi*.; vgl. Her. 1, 1. wird lo durch nächtliche Traumgebilde auf-
Kallim. h. 3, 254. ep. 57. 58. Diod. Sic. 3, gefordert zum lernäischen Wasser zu gehen,
74, 1. 5, 60, 4. Luc. de Salt. 43. Aristid. 1, 38. um dort in den Armen des Zeus zu ruhen;
Philostr. vit. Ap. T. 1, 19. Ft. m. 206, 25 s. v. als sie dies dem Vater erzählt, sendet Inachos
Bovßaaztg. Suid.ä.v.'lm. Paus. 1, 25, 1. 3, 18, 13. Boten nach Delphi und Dodona, um zu er-
Stepli. Byz. ethn. 178. Schol. Apoll. Bh. 2, 168. fahren, was zu thun sei; die Orakel befehlen
Pseudopiut. de fluv. 18 (1032). Parth. er. 1. dem König, seine Tochter aus dem Hause und
Nonn. Dion. 3, 261 u. a. Ov. met. 1, 584. art. dem Lande zu treiben, wenn er nicht durch
am. 3, 464. fast. 1, 454. 3, 658. Luc. Phars. GO Blitzstrahl vernichtet werden wolle; und er,
6, 362. Verg. Georg. 3, 153. Martial. ep. 11, wenn auch widerwillig, gehorcht dem Befehle.
47,4.2,14,8. FaZ. jPZ. 4, 350. Hygin.f.lbb. Nach lo ist sofort verwandelt und bald in der Be-
Hesiodos und Akusilaos dagegen ist sie Tochter wachung des Argos. Was ihre jungfräuliche
des Peiren, Apollod. 2,1,3. Herodian. techn. Schamhaftigkeit verschweigt, wird deutlicher
rel. 1, 17, 10. 2, 923, 7; vgl. Maafs, comm. de in den Suppl. 291 ff. bezeichnet. Danach wird
Aesch. Suppl. (Greifswald 1890) S. 31. Andere sie von Hera in eine Kuh verwandelt {ßovv
nennen den lasos als ihren Vater, Plut. de zrjv yvvaL%' i&riv.Ev 'Aqy^ia ■9'fos), und Zeus
mnl.Her.\^{%bl'P). Paus.2,l&. Steph Byz. ethn. naht sich ihr als Stier {ngfnovza ßov&ÖQot
265 lo (Mythus) lo (Mythus) 266
tavQ(p dsficis; vgl. Blart. ep. 11, 47, 4 mutari Tochter lo, in die sich Zeus verliebte. Sein
melius taiiro, patcr optime divum, tunc poteras, Diener Hermes erschien in Argos und unter-
lo cum tibi vacca fuit. Die Übereinstimmung hielt König und Volk, während der Herr mit
ist wohl nur scheinbar und zufallig), Nonn. lo koste; Plutos selbst sollte eingezogen sein.
Dion. 1, 335; erst dann stellt Hera als Wächter Das Wasser des Inachos schwoll, befruchtete
Tov n(iv&' ogwvra Argos hin. Auch Iaic. deor. die Ebene, sie trug hundertfältige Frucht, alle
dial. 3 läfst durch Hera die Verwandlung vor- Scheuern füllten sich, jedes Haus bot jedem
nehmen {'^rjXozvnriaciGci (isrsßalsv avzriv, Ovid gedeckten Tisch, es war eitel Herrlichkeit wie
met. 1, 590 benutzt die Dichtung des Aeschylos, im Schlaraffenland. Aber die eigentliche Landes-
insofern Zeus bei ihm die lo auffordert in den lo herrin Hera ward mit Zorn der bösen Dinge
Wald zu kommen, schliefst sich aber sonst der inne, die ihr Gatte trieb, sie sandte ihre Dienerin
gewöhnlichen Sage an. Auf die Verwandlung Iris, die die Eindringlinge vertrieb, und es kam
durch Hera scheint auch das Relief am Thron eine schlimme Zeit. Die belebenden Gewässer
des amykläischen Apollo hinzuweisen {Paus. blieben aus, die Felder verdorrten, Inachos
3, 18, 13 "Hga de aqpopK ngog 'Im Trjv 'iväxov selbst ward fast zu einer trockenen Mumie,
ßovv ovaccv 7]dr]). Argos läfst die lo in der Spinneweben füllten die leeren Scheuern. lo
Nähe von Mykene weiden (nach ScJiol. Hom. ß ward zur Kuh und ein schauerlicher Wächter
120 ist die Stätte nach Mykene, der T. des safs neben ihr und blies die Schalmei, während
Inachos, Gemahlin des Arestor, benannt, nach die Menschen die gute alte Zeit feierten. —
Steph. Byz. aber hat es vom Brüllen der lo 20 Dafs ein glückliches Ende kam, indem Argos
seinen Namen), wo noch in späterer Zeit der durch Hermes erschlagen ward und Hera sich
Hain, ja der Baum gezeigt wurde, an welchen versöhnte, ist selbstverständlich." Von Mit-
der Hirt die Kuh angebunden hatte (vgl. Sopli. leid für lo ergriffen sendet Zeus den Hermes
El. 4 tfiq oiaxQonlriyog äXaog 'iväxov ndpTjg. ab, um den Argos zu töten und die Geliebte
Plin. n. h. 16, 239 Argis olea etiamnum du- zu befreien. Hermes tötet denselben (im Prom.
rare dicitur ad quam lo in taurum mutatam 680 wird Hermes nicht genannt), Aesch. suppl.
Argus adligaverit ; vgl. Steffen, Karte von My- 290. Oi\ am. 2, 2, 45, nach Et. m. 136, 53
kenae S. 39 [oder in Nemea] nach Luc. deor. Xl&co ßccXcöv, oder mit der Harpe (Ov. met. 1,
dial.B). Von andern wird der Weideplatz nach 718. Valer. Flacc. Arg. 4, 350 f. Lucan. Phars.
der Insel Euboia versetzt, Hesiod fr. 47 die 30 9, 663 liarpen alterius monstri iam eaede ru-
Insel sei früher Abantis genannt und habe den bcntem); über Argos s. Bd. 1 Sp. 537; nach
Namen erst durch die lo erhalten {Loheclc, Et. Gud. ed. Sturz 72, 54 war Argos ein mit
Aglaopli. 1131), oder weil xrj "latSi sig ßovv vielen Augen versehener Hund, den Hermes
(i8Taßlr]&8Lari S'nsias noXXccg ßorävag i] yr] tötete (davon der Name 'Agysitpävtrig), offenbar
ißXäazrias Et. m. s. v. Evßoia u. dcpsaiog durch Annäherung an Hom. q 292. Hera ver-
Zsvg. Vgl. Steph. Byz. ethn. 114, 1 rönog wandelt den Argos in einen Pfau, oder schmückt
T7J? Evßoiag "Agyovga önov Sohsl tov navömrjv den Schwanz des Pfau mit den vielen Augen
'Egfifjg ngcpovsvKEvai. Strabo 10, 1, 3 erwähnt desselben, Scliol. Aristoph. av. 102. Oppiian
dort Boog avXri, so genannt, weil dort lo ixeut. 1, 24. Mosch, rel. 1, 55. Westermann,
Mutter des Epaphos geworden sei; vgl. Eustath. 40 mytJi. S. 347 Anonym, misc. 6. Ov. met. 1, 722.
ad Hom. 278, 30. Maafs, Comm. de Aesch. suppl. Nach Ov. met. 1 , 690 schläfert Hermes den
Greifswald 1890 S. 21. 28. Auch nach Afrika Argos durch seine Erzählung von der Syrinx
wird der Weideplatz verlegt, ii/cop/ij". 835 *S'c/«oZ. ein. Durch den Tod des Argos erhält lo
(pcccl 8\ ort iv Al&Lonia'EgjMfjg cpvldzrav kcxxcc noch nicht die ersehnte Freiheit; Hera sendet
ßovXrjaiv Jtog zijV '/co, Iva firj ßXußfj vno zfjg nämlich den olazgog, eine Bremse, welche die
"Hgag, yiai SiipriGug iXä^ziGs zrjv yrjv Kai dvs- Kuh über Länder und Meere treibt {Aesch.
öcoK&v vdag' o&ev kul 'Egfiov nzigva yiaXstzai. Prom. 589 OLazgodivrjtog, 681 OLazQOTtXiq^. Suppl.
Dafs die Erde Blumen und Gräser für die Ge- 541 oi'atgcp igsaao^sva , 572 oiazgoS6vj]zog.
liebte des Zeus emporspriefsen läfst, wird aufser Verg. Georg. 3, 153; vgl. Arch. Zeit. 1873
im Et. m. auch bei Westermann, myth. S. 373 so S. 87. Nach Val. Fl. Arg. 4, 350 wird lo
append. narr. 33 erwähnt, und zwar i'a mit von der Tisiphone über das Meer gescheucht.
Anspielung auf den Namen. Mit der von Argos Auch bei Pseudoplut. de fluv. 18 (1032) ist
bewachten in eine Kuh verwandelten lo läfst Tisiphone die Scheuchende; sie wird aber
Vcrgil Acn. 7, 789 den Schild des Turnus nicht gegen lo, sondern gegen den Inachos ge-
verziert sein ; auffällig ist dabei die Gegenwart sandt, weil er den Zeus mit seinen Schmähungen
des Flufsgottes Inachos {caelataque amnem verfolgt; s. o. 'Inachos'. Nach ^esc/i. Prom. 829
fundens pater Inachus urna). Eigentümlich kommt sie auf ihren Irrfahrten zuerst nach
ist die Gestaltung der Sage, welche Sophokles Dodona, wo sie als Gattin des Zeus begrüfst
in seinem Inachos vorgenommen hat. Nach wird, und geht darauf durch das Meer, welches
V. Wilamoivitz, Euripides Herakles 1, 88, 53 6u nach ihr 'löviov genannt wird. Weiterkommt
war das Stück, welches von andern (s. Nauck, sie zu dem angeschmiedeten Prometheus,
fr. Soph. 248 ff.) als Satyrdrama betrachtet welcher ihr die weiteren Irrfahrten und Schick-
wird, vielmehr eine an Stelle des Satyrspiels sale verkündet (703—734. 790—815). Auch
gegebene Tragödie mit folgender Hypothesis : in den Suppl. 538 ff. werden ihre Irrfahrten
,,In Argos herrschte König Inachos, der Gott aufgezählt, vgl. Schütz zu dessen Ausgabe des
des Flusses, dessen Gewässer vom fernen Acschylus 1 S. 170 — 178. Vgl. Eur. Ip)h Tarn:
Pindus stammen, und soweit reichte denn auch 394 i'v' olazgog 6 nozwiisvog 'Agyö&tv a^ivov
des Königs Herrschaft. Er hatte eine schöne in ' olSfia öi,STtsgaas 'AGirjziSa yaCav Ei gmnag
267 lo (Mythus) lo (Mythus) 268
8lctflSl^pag. Athen. 14, 619 xovg Xsyofisvovg 'lovg Entschädigung für sie habe der König von
dgöfiovg; vgl. Boscher, Lex. 1, 2817. Von den Ägypten dem Inachos einen Stier gesandt; da
Irrfahrten der lo soll den Namen erhalten Inachos inzwischen gestorben sei, hätten die
haben tö 'loviov nsXKyog {Aesch. Prom. 839. Boten des ägyptischen Königs den Stier im
Schol. Apoll. Eh. 4, 308), ferner der Bosporos, Lande umhergeführt und den Einwohnern ge-
Aesch. Prom. 732, Sdiol. Apoll. Wi. 1, 1114. zeigt. Palaiph. de incred. 43 läfst sie, weil
2, 168 Et. 7)1. 205, 35. Steph. Byz. ethn. 177, 8. sie während ihres Priesteramtes die Keusch-
Appian. de hello Mithr. 101. Müller , fr. hist. heit verletzt hat, mit Kaufleuten nach Ägypten
3, 593, 35. Eustath. ad Dion. 140 -Aal ßvrjtxa fliehen und dort Mutter werden; Argiver,
Tov noQov rovtov fCTTjxE ßovg ^^aix/;, vatEQ(a lo welche nach ihr ausgesandt sind, fesseln sie
noTi xqÖvo) vito XoiXy.rj3ovicov [ögv&fiaa, vgl. und sagen aan^g ßovg olaT.Qiqoaoa diccq)£vysi
dagegen Steph. Byz. ethn. 178. Dort wird auch ilg Aiyvmov. Ahnlich bei Mythogr. ed.
ein Ort JäfiaXig erwähnt, in Bezug auf welchen Westerm. 324 {Anonym, de incred. 15), wo sie
Nicitas Chon. Man. Com. S. 140 A. Leo gramni. T. des Arestor genannt wird; als Priesterin
S. 490 A. Cinnamus S. 58 A. Tzetzes Chil. 1, der Hera wird sie schwanger, vno xiig dcpgo-
829 zu vergleichen sind. Polyb. 4,43. 44 nennt diaiov axftjjs yai^wv xai. v-ccXlioav ccvzrig scpai-
den Ort Bovv, vgl. Anth. Pal. 7, 169. Gillius veto, ra? xat ßovg vno räv 'Agysicov STtovcfiä-
de Bosp. Thrae. 3, 9. Forbiger, Geogr. S. 390. ^faQ^(Xl. Arestor läfst sie bewachen, cpvXayicc
Müller, fr. hist. 4, 148, 6 avtfj ds ngög t6 sniGtrioag avtij tov xr]g firjTQog dSsXcpov "Agyov.
TKxXovfisvov K^gag inavfX&ovaa, toig £voi%ovaL 20 Ein iTiixcogiog, 'Egfiäwv, tötet ihn. lo steigt
Tigo&iaTii^ovaa za iaöfi^va nagcc rbv Zlfß^Gzgrjg zu Schiff, wird vom Sturm durch das ionische
ß(üfibv zrjv^ XsyofiBVTjv Ksgösaaav ärcs'xvrjcf Meer getrieben und nach 'Asgtcc gebracht, wo
yiogriv ^ f| rig v.ccl Kigag o zönog (avt^aotcii. sie wegen ihrer Schönheit als Göttin verehrt
Von dieser iffposaffa oder Kgsovaa und Poseidon wird.
entstammt dann Bv^ag, von welchem Byzanz Eine abweichende Sage findet sich bei »S'ttj'd.
den Namen hat, vgl. Et. m. 217, 27. Nonn. s. v. '/«. Danach wird lo, T. des Inachos, von
Dion. 3, 366. Steph Byz. ethn. 189, 20. Andere nfj-Kog o -nai Zsvg geraubt und wird von ihm
lassen lo sofort nach dem Tode des Argos Mutter der Atßvr]; XvTtri&siaa inl zij Sicxtpogä
nach Ägypten gelangen, Luc. deor. dial. 3 (Her- icpvyiv eig zo ZiXniov ogog Kccnsi ziXsvza.
raes soll die lo did zov nsXccyovg nach 30 Ihr zu Ehren wird von ihrem Vater und ihren
Ägypten führen, vgl. dial. mar. 7); dafs Poseidon Brüdern in Syrien 'länoXig gegründet, zu ihrem
bei der Liebschaft des Zeus hülfreiche Hand Andenken schlagen sie dort jährlich an die
bietet, sagt auch Aristid. 1, 38. Nach Suid. Thüren und rufen Yco, '/w, oder 'lovg ^vxr]
s. V. Vöt? begleitet Zeus selbst die in eine Kuh aw^fod-ca; vgl. Malala 28. Müller, fr. hist. 3,
verwandelte lo auf ihren Wandeiungen. Die 640. Chron. Pasch, ed. Par. 41. Cedren. 21.
Ankunft derselben in Ägypten wird bei Mosch. Liban. 287. Dafs lo nach ihrem Verschwinden
rel. 1, 44 geschildert. Tisiphone, welche ihr gesucht wird, berichten auch andere; vgl.
voraneilt, um ihr das Land zu verschliefsen, Müller, fr. hist. 4, 313; so wird Kvgvog aus-
wird vom Nil fortgetrieben, Val. Fl. Arg. 4, gesandt, nach Diod. Sic. 5, 60, 4, welcher
409. In Ägypten wird sie freundlich auf- 40 nach langem vergeblichen Suchen in Karlen
genommen, von Zeus durch Auflegen der Hand die Stadt seines Namens gründet, ferner Tripto-
geheilt und wird Mutter des Epaphos (mit lemos nach Strabo 16, 2, 5, dessen Begleiter
falscher Deutung des Namens), Aesch. Prom. Tarsos gründen (ebend. 14, 5, 12), während er
846. Suppl. 1065. Nonn. 3, 285 u. a. St., vgl. selbst bis nach Antiochia geht; von seinem
Maafs, de Aesch. supplicibus commentatio, Sohn Gordys soll bei dieser Gelegenheit Gor-
Greifswald 1890. Mosch, rel. 1, 50, nachdem dyaia gegründet sein (vgl. Steph. Byz. ethn.
Hera versöhnt ist, Ov. niet. 1, 738. am. 2, 19, 211, 17). Auch nach Gaza soll lo gekommen
29. iwc. dmZ. »iar. 7 dagegen läfst die Heilung sein, vgl. Steph. Byz. ethn. 194, 1. 333, 11
durch Hermes vornehmen. Et. m. 206, 25 s. v. 'lävri ydg mki 17 Fd^a. iyiaXsizo dno Yovg, ßovv
Bovßaaig wird erzählt, dafs bei der Landung 50 i%ovaec nXrjaiov iv zfi sl-növi. Selbst in Ninos
der lo in Ägypten der König von den Spuren, wollte man wegen eines mit Hörnern ver-
die sie im Sande zurückliefs, ihr den Namen scheuen Frauenbildes Spuren der lo finden,
lo^ gegeben und den Ort dno zrjg zov ßoog Phil. vit. Apoll. Tyan. 1, 19.
ßdatwg Bovßaaig genannt habe. Nach diesen Orten soll lo übrigens auf
Frühzeitig ist der Mythus pragmatisch ge- einer zweiten Wanderung gekommen sein, auf
deutet worden; schon Lierod. 1, 1 erzählt, dafs der Suche nach Epaphos, vgl. Hygin. f. 150
nach der Behauptung der Perser die Tochter postquam. Luno vidit Epapho ex pellice nato
des Königs Inachos von phönizischen See- tantam regni potestatem esse, ctorat in venatu
räubern auf ihr Schiff gelockt und nach Ägypten ut Epaphus necaretur Titanesque hortatur lo-
weggeführt worden sei; dagegen (5) werde von 60 rem ut regno pellant. Apollod. 2, 1, 3 zovzov
den Phöniziern erzählt, dafs lo, weil sie eine (zov "Enacpov) "Hgcc S^tzai Kovgr'izcov dcpavrj
unerlaubte Verbindung mit dem Führer des noirjaai,- 01 ds rjq)dvioccv avzov y.ai Zsvg kig&6-
Schiffes eingegangen war und die Folgen fisvog Kzsivei Äovgr]zag, 'leb Sh inl ^rjzriaiv
fürchtete, freiwillig mit den Phöniziern wegge- hgdnszo; vgl. Lobeck, Aglaoph. 1131. Nach-
segelt sei; vgl. Plut. de mal. Her. 11 (856 E). dem sie den Epaphos in Syrien gefunden
Ähnlich lautet die Sage bei Ephoros {Schol. hatte, vermahlte sie sich mit Telegonos, dem
Apoll. Bh. 2, 168, sie sei von Phöniziern ge- König von Ägypten {Apollod. 2, 1, 3); erst aus
raubt und nach Ägypten geführt worden; als dieser Ehe soll nach Euseb. chron. ad a. 481
269 lo (Mythus; Deutung) lo (Deutung) 270
Epaphos geboren sein, s. Burmann ad Ov. Die ursprünglich in Argoa heimische Sage ist
md. 1, 747; vgl. Pott, Stuä. zur gricch. Mtjth. frühzeitig mit Euboia in Verbindung gebracht
Jahns Jahrb. Su})}^!. 3, 293. Heyne, obscrv. worden, so dafs lo dort selbst den Sohn ge-
ad Apoll. S. 103. Nach Schol. Eur. Or. 932 boren und ihre Gestalt wieder erlangt haben
dagegen ist Telegonos der Sohn des Epaphos. soll; erst als nach der Erscbliefsung Ägyptens
Erwähnt sei noch, dafs nach Schol. Arat. 161 die Griechen in Ägypten die Isis kennen
lo als Priesterin der Hera den Trochilos ge- lernten, glaubten sie in dieser ihre heimische
biert, qui aurigandi arte inventa in caelo lo wieder zu finden, und so entstand die
Aurigae sidtts factus. Auch Dionysos soll von Meinung, dafs lo auch nach Ägyjjten ge-
lo geboren sein, vgl. Diod. Sic. 3, 74, 1 xiv lo kommen sei und dort ihre menschliche Gestalt
SBVTfQov JiovvGov cpccoLv f| 'lovg rrjg 'iväxov wieder gewonnen habe. Dafs sie geradezu mit
Jii y^vö^Bvov ßaailsvaai fisv r^g Aiyvittov, der Isis gleichgesetzt und dafs sie als Göttin
KKzccdsi^cii ÖS Tti? TsXstäg, jedenfalls indem verehrt wurde, scheint aber erst das Werk der
man lo der Isis gleichsetzte, Diod. Sic. 1, 24, alexandrinischen Zeit zu sein, wo der Kultus
8; vgl. lo. Lyd. de mensura S. 78. Kallim. ep. der Isis sich auch über Griechenland verbrei-
58. Et. m. 476, 50. tete {E. Pleio, Neue Jahrb. 102 S. 669). Dafs
Durch Epaphos wird lo Stammmutter des Ägypten an Stelle von Euboia getreten sei,
Danaos u. s. w., Äesch. suppl. 17. Pollux onom. ist auch die Ansicht von Maafs, de Aeschyli
3, 60, daher heilst sie nQoyovog ßovg (Aesch. suppl. coniment. Greifswald 1890. Die weitere
supp)l. 42), TtQonätaQ (Eur. Phoen. 677. 829), 20 Hineinziehung von lones lopolis, Antiochia,
TtalaiouKtaQ {Eur. suppl. 628). Als anigiiax' Gaza u. s. w. ist offenbar gleichfalls in der
SVTBV.VOV ßoög bezeichnen sich die Danaiden Zeit entstanden, wo griechischer Einflufs sich
bei Aesch. supr)l. 275. über den Orient verbreitete und die Griechen
lo wird schliefslich als Sternbild an den überall bemüht waren,_^ auch bei fremdartigen
Himmel versetzt, vgl. Hygin. astr. 2, 21 non- Völkern in zufälligen Übereinstimmungen An-
nulli aiunt, cum lo in bovem sit conversa, ut klänge an ihre eigene Religion zu finden.
lupiter ei satisfacere videretur, inter sidera Dafs man bei diesen neuen Wanderungen der
eonstituisse , quod eins prior pars appareat ut lo sich bewufst an die Wanderungen der Isis
tauri, sed rdiquum corpus obscurius videatur. anlehnte, liegt deutlich zu Tage.
Eratosth. catast. 14 stsqoi Ss cpaoL ßovv sivai 30 Dafs der Mythus der lo von Argos sich
TJjs 'lovg fiifirjua. Bei den Römern wird sie über ganz Griechenland verbreitet hat und ein
für Anna Perenna erklärt {Ov. fast. 3 , 658 einigerraafsen volkstümlicher geworden war, das
sunt quibus haec luna est, quia mensibus im- zeigt der Umstand, dafs Tragiker und Komödien-
pleat annum. Pars Themin, Inachiam 2^((^'s dichter ihn öfter bearbeitet haben; des JLsc/^/Zms
putat esse bovem). Prometheus und die Supplices sind vielfach oben
Dafs lo den Mond bedeutet, der von Argos erwähnt, ebenso der Inachos des Sophokles;
dem gestirnten Himmel bewacht wird, ist auch Euripides nimmt vielfach auf den lo-
vielfach angenommen; es heifst geradezu, dafs mythus Bezug; vgl. aufser den angeführten
in der Sprache der Argiver das Wort tw den Stellen Phoen. 247 rag »tfpaffqpopou 'lovg, ebd.
Mond bezeichnet habe, vgl. Herod. techn. rel. 40 1115 Argos als Schildzeichen des Hippomedon,
1, 347, 30 Icö i]roL asl-^vr] , im yuQ rj csl'qvri ferner wird erwähnt eine Tragödie des Chai-
Kcitcc trjv räv 'Agysiav SiccXs-arov; vgl. Suidas rewow 'ica (Af/iew. 13, 608 D); von den Komödien-
s. V. 'Icä. Eustath. zu Dionys. 92 (S. 23). Auch dichtem hat Aristophanes häufig auf diesen
koptisch soll ioh = Mond sein (Bofs, Italiker Mythus angespielt, andere, wie Plato {Corp.
u. Gräken S. 84 nimmt den Mondgott loh I. Gr. 1, 230), Anaxilas, Sannyrion scheinen,
weiblich als die gehörnte lo an). wenn anders Meinekes Vermutungen richtig
Doch hat Pleiv wohl recht, wenn er {Neue sind {com. fr. 674), ganze Stücke daraus ge-
Jahrb. 1870, Bd. 102 S. 665) behauptet, dafs nommen zu haben. Von den lateinischen
diese Bedeutung des Wortes lä eine falsche Tragödiendichtern hat Attius die Fabel be-
Annahme sei, und sich gegen die Beziehung so handelt {Bibbeck, fr. tr. 386). Dafs noch zu
der lo auf den Mond und des Argos auf den seiner Zeit der Stoff für Tragödien üblich
gestirnten Himmel erklärt. Auch Overbeck war, beweist Horaz, indem er unter anderen
{commcntatio de Jone telluris non lunae deo. Stoffen auch die losage anführt {ep. 2, 3, 123,
Progr. der Univers. Leipzig 1872) weist die vgl. Ov. am. 1, 3, 21 Carmine nomen habent
Zurückführung auf den Mond zurück; seine exterrita cornibus lo), und auch der Mimus
eigene Deutung als Erdgöttin wird aber von liefs sich die vom Argos bewachte lo nicht
E. Pleic {Neue Jahrb. 107, 1873 S. 697) mit entgehen {Lucian. de sali. 43). Nicht weniger
Erfolg bekämpft; neuerdings ist von Siecke im zahlreich sind die Behandlungen des Stoffes
Progr. des Friedrichsgymn. zu Berlin 1885 bei den Alexandrinern {Kallimachos dichtete
{Beiträge zur genaueren Erkenntnis der Mond- 60 'lovg aqpi^i?, Moschus läfst den Korb der
gottheit bei den Griechen) die Deutung auf den Europa mit dem Mythus der lo verziert sein,
Mond wieder aufgenommen, aber nicht be- auch bei Nonnus wird auf den Mythus viel-
wiesen worden. Man wird gut thun, mit fach angrespielt, u. a. m., und von den Lateinern
£■. P/ew zu behaupten, dafs die Naturbedeutung haben Vergil, Ovid, Valer. Flacc. u. a. die
des Mythus noch nicht mit Sicherheit auf- Sage vielfach erwähnt, ja ausführlicher er-
gefunden worden ist. zählt.
In Bezug auf die allmähliche Entwickelung Über die Art, wie lo von den Alten dar-
des Mythus scheint folgendes sich zu ergeben. gestellt wurde, habe ich in meiner Disser-
271
lo (Bildwerke)
lo (Bildwerke)
272
tation de lone dissertatio archaeologica, Halle
1868, nachgewiesen, dafs drei Perioden zu
scheiden sind; in der ältesten Zeit stellte man
sie als Kuh dar; darin ist wohl durch den
Einflufs der Tragödiendichter, welche eine Kuh
nicht auf die Bühne bringen konnten (vgl. de
lone S. 33) ein Wandel eingetreten, man hat
an Stelle der Kuh eine kuhgehörnte Jungfrau
gesetzt, ßovHi^Qcog naQ&svog, wie Aesch. Prom.
588 sagt, vgl. suppl. 569 ßotov ieogävtsg
övaxsQSS i^i^öfißQorov, räv fitv ßoog, räv 8 av
ywaiKog. Ob Aschylus zuerst dies gethan
hat, kann fraglich erscheinen, es hängt zum
Teil davon ab, welcher Zeit der Prometheus
angehört. Da nämlich in den Suppl. die
Person der lo nur erwähnt, nicht auf die
Bühne gebracht wurde, lag für dies Stück
keine Nötigung vor, von der alten Form der
Kuh für lo abzugehen; für den Prometheus
dagegen, wo lo selbst auftrat, war die Änderung
nötig; demnach wäre nur unter der Voraus-
Hermes, Argos, lo, Vasenbild (nach Mon. d. I. 2 Taf. 59 Fig. 1); vgl. Overbeck,
Kunstm. Zeus S. 437.
Setzung, dafs der Prometheus früher aufgeführt
wurde als die Supplices^ die Schilderung der
Gestalt der lo in den Supplices erklärlich.
Sind aber die Supplices älter als der Pro-
metheus, dann würde die Einführung der neuen
Gestalt wohl einem Vorgänger des Aschylus
zuzuschreiben sein. Zu der angegebenen Zeit
gelangt man auch durch die Betrachtung der
Vasengemälde; während nämlich die schwarz-
figurigen und die frühesten der rotfigurigen
die lo als Kuh dargestellt zeigen, erscheint
sie auf den späteren Denkmälern als kuh-
gehörnte Jungfrau. Eine Schwierigkeit bleibt
allerdings bestehen. Wie oben ausgeführt,
ist es wahrscheinlich, dafs die Ausdehnung
der Irrfahrten auf Ägypten erst angenommen
werden konnte, nachdem Ägypten erschlossen
war: dadurch, dafs die Griechen ihre lo in
der dort vorgefundeneu Isis wiederfanden.
Dann mufste lo aber schon als kuhgehörnte
Jungfrau gebildet worden sein, da man zwischen
der lokuh und der bis auf die Mondsichel
menschlich gebildeten Isis (vgl. Herod. 2, 41
To yciQ rrjg laiog äyccX^ia iov yvvaL-urj'iov ßov-
nsQcov fffri, HatanSQ EXXrivsg ttjv Iovv yQcc-
cpovGt) keine Ähnlichkeit finden konnte. Man
darf in diesem Punkt wohl auf Grund der
Denkmäler, die eine ziemlich sichere Datierung
gestatten, auf den mythologischen Vorgang
zurückschliefsen und annehmen, dafs die Ver-
knüpfung der lo mit Ägypten ungefähr am
Anfang des fünften Jahrhunderts zur Zeit der
Perserkriege stattgefunden hat, nachdem einer
der frühesten Tragiker zum Zweck scenischer
10 Vorführung die Kuhgestalt der lo aufgegeben
und durch die einer kuhgehörnten Jungfrau
ersetzt hatte. Sollte eine verhältnismäfsig so
junge Verbindung der lo mit Isis nicht für
möglich gelten, würde man zu der Vermutung
geführt werden, die Furticängler , Jahrb. d.
Inst. 3 S. 223 in Bezug auf die berühmte
Dioskuridesgemme in Florenz ausspricht; an
Stelle der bis dahin üblichen Benennung als
lo möchte er die der Artemis Tauropolos
20 setzen, indem er meint, dafs ,,die entsprechende
Bildung der lo, die man als Andeutung der
Verwandlung fafst, vielmehr
eigentlich die eines Kult-
bildes gewesen sein wird,
aus welchem ätiologisch erst
die Verwandlungssage ent-
stand. Die zur Heroine herab-
gedrückte lo wird im Wesen
der Tauropolos gleich ge-
wesen sein". Bei dieser An-
nahme würden die oben an-
gedeuteten Schwierigkeiten
verschwinden, aber gegen die
Richtigkeit derselben spricht
doch entschieden der Um-
stand, dafs die ßovv.SQ03g nag-
Q'svog in Wort und Bild erst
mit Beginn des fünften Jahr-
hunderts auftaucht, während
sie vorher immer als Kuh
erscheint. — In der dritten
Periode endlich, derjenigen
der schwindenden Kunst,
kehrt man wieder zu der alten Form zurück
und stellt die lo als Kuh dar.
Aus dem Altertum werden folgende Dar-
stellungen der lo erwähnt: Die älteste fand
sich am Thron des amykläischen Apollo, Paus.
3, 18, 7 ÜQa Si scpogci nqog loj t?}j' 'lvä%ov
50 ßovv ovaav r'jdr]. Ob nur die beiden erwähnten
Figuren zugegen waren, oder ob auch Argos
anwesend war, läfst sich nach der dürftigen
Notiz nicht mit Bestimmtheit sagen; es wird
die Entscheidung hierüber erst dann möglich
sein, wenn es gelingen sollte, zu bestimmen,
welches Bild dem der lo genau entsprach.
An die zweite Stelle dürfte das von Plin. n. h.
35, 32 erwähnte Bild des Nicias gehören (fecit
et grandis picturas in quibus sunt Calypso et
60 lo et Andromeda), an dritter die von Paus.
1, 25, 1 erwähnte Statue des Deinomenes auf
der Akropolis yvvav-Aag Ss nXrjaiov dsivofiävrjg
'ico rrjv Ivccxov xat KccllLazä xf]v Avyiccovog
nsTiotrjyiiv, cctg dficpotSQUig sarlv sg uitav ofioia
dirjyrifiaTa' ^'qcog Jiog y.al "Hgag ogyr] yictl ccX-
Xaxri xfi ^£v äg ßovv, tfj de ig agy-tov. Aus
den Worten allaxr] tfj [i8v ig ßovv, rfj ds ig
äq-Azov darf man nicht schliefsen, dafs lo und
273
lo (Bildwerke)
lo (Bildwerke)
274
Kallisto als Kuh bez. Bärin
dargestellt seien, sondern
da es sich um Einzel-
statuen handelt, ist es
ohne weiteres klar, dafs
Frauengestalten darge-
stellt sein mufsten, denen
nur durch Hinzufügung
besonderer Kennzeichen,
also der Hörner bei lo, des
Bärenfelles bei Kallisto,
der individuelle Name ge-
sichert war. Zu diesen
ehemals wirklich vorhan-
denen Denkmälern kom-
men noch mehrere von
Dichtern erwähnte , bei
denen es fraglich bleiben
mufs, wie weit die Dich-
ter sich an wirklich voi--
handene Kunstwerke an-
geschlossen haben, 1) das
Schildzeichen des Hippo-
medon bei Eiir. Phoen.
1115 otLiizotg TtavoTtzriv
o/ifiaaiv SiSogyioTcc, tu
jiiv Gvv aaxQffv STtixoXciL-
aiv ojifinra ßXsnovrcc , ra
Ss %QvnxovTa dvvovzcov
fiäza. Dafs die Beweglich-
keit der Augen jedenfalls
dichterische Zuthat ist,
braucht nicht erst beson-
ders hervorgehoben zu
Werden. 2) Der Mythus
der lo wird von Mosch.
Tel. 1 , 44 als Schmuck
des Korbes der Europa
benutzt; man unterschei-
det drei Scenen, a) lo
setzt über das Meer , b) sie
erlangt ihre frühere Ge-
stalt wieder, c) Tötung
des Argos durch Hermes
und Verwandlung des er-
sterenin den Pfau. 3» Verg.
^e«. 7,789 läfst den Schild
des Turnus mit einer Dar-
stellung d. lo geschmückt
sein : at levem clipeum
stiblatis cornibus lo auro
insignibat, iani setis obsita,
iam bos, argumentum in-
gens, et custos virginis Ar-
gus caelataque amnem fun-
dens pater Inachus wna.
4) Quint. Smyrn. 10, 190
läfst einen Köcher ver-
ziert sein mit der Tötung
des Argos: 'Egixstrjg 'ivä-
XOV «fiqpt Qf8&Qa Kdza-
■Kz^hmv fiiyccv "Aqyov , og
0(p%uXllOlGLV (X(lOLßud6v
VTtVaSGHlV.
Die uns erhaltenen
Denkmäler können am
besten in drei Klassen
eingeteilt werden , die
275
lo (erhalt. Bildwerke)
lo (erhalt. Bildwerke)
276
erste enthält die auf die Brautwerbung des
Zeus bezüglichen, die zweite die Bewachung
durch Argos und dessen Tod, die dritte die
Ankunft in Ägypten.
Mit Rücksicht auf mein
Verzeichnis der bekann-
ten Denkmäler in der
oben erwähnten Dissert.
de lone (Halle 1868),
Gr.Kuiistmythol 2 S. 465
wesentlich vervollstän-
digt ist, und auf die von
mir gegebenen Nach-
träge Arch. Zeit. 1870
Hermes (als Avgostüter), g. 37. 1873 S. 124, Vgl.
Argos und lo (als Kuh), „^g^^ ^,.g/j_ Zeit. 1868
Gemme (nach Mo,i. d. Inst, g ^^^ jg^^ S. 1 12, kann
2, 59, 9),
einen Kranz; vor ihr steht, mit ihr im Ge-
spräch begriffen, Zeus mit Seepter, hinter ihm
eine Frau, welche einen Vogel in der Hand
hlilt. Links vom Kultbild steht Argos mit
Keule und Diptychon, weiter zurück Hera, im
Hintergrund wird Eros mit Reifen und Stab
und ein Satyr sichtbar. Es handelt sich ofi'en-
bar um das Liebeswerben des Zeus ; lo sncht
Zuflucht bei dem Bild der Hera, diese selbst
ein Verzeichnis, welches 10 kommt überraschend hinzu, und die Gegen-
von OverhecJv in seiner wart des Argos deutet auf die bevorstehende
Verwandlung der lo und ihre Bewachung
durch den Jüngling hin. In Bezug auf das
Diptychon mufs ich trotz Ocerhecks Wider-
spruch an dem, was ich de lone S. 8 ausgeführt
habe, festhalten, dafs uns darin ein dem Drama
entlehnter Zug erhalten ist.
Für den zweiten Teil, die Bewachung
durch Argos und die Tötung desselben durch
ich hier darauf ver- 20 Hermes, ist vor allem das palatinische lobild
ziehten, ein vollständiges Verzeichnis zugeben,
sondern kann mich damit begnügen, diejenigen
Denkmäler, welche hier abgebildet oder be-
sonders wichtig sind, zu besprechen.
lo , vom Neilos getragen , wird von der Göttin des Landes (neben derselben
Harpokrates) bewillkommnet, im Hintergrunde zwei Isispriesleriunen(?), Wand-
gemälde (nach Mus. Borb. 10 T. 2).
Vase bei Overbeck, Atl. zur Kunshnyth. T. 7,
8, im Berliner Museum. Auf einem Altar unter
einem altertümlichen Tempelbild sitzt lo als kuh-
gehörnte Jungfrau (der Deutlichkeit wegen hat
der Maler auch schon vor der Verwandlung
die Kuhhörner zugefügt); sie hält in der L.
ein Schmuckkästchen, in der gesenkten R.
wichtig {Overbeck, Atlas T. 7, 11). lo mit kleinen
Hörnern auf der Stirn (das eine wenigstens
ist deutlich zu erkennen) sitzt in trauriger
Haltung vor einer Säule, auf welcher ein
Bild jedenfalls der Hera steht;
neben ihr steht, sie aufmerk-
sam betrachtend, der jugend-
liche Argos, einen Speer auf-
stützend ; hinter der Säule
kommt mit Kerykeion , was
in eine Spitze auszugehen
scheint, versehen, Hermes her-
vor. Dem letzteren ist der
Name beigeschrieben. Ein ähn-
liches Bild (s. Sp. 271) scheint
Propert. 1, 3, 19 vor Augen
gehabt zu haben {sed sie in-
tentis haerebam fixus ocellis,
Argus ut ignotis cornibus Ina-
chidos), und es ist nicht un-
wahrscheinlich, dafs Heibig
recht hat, wenn er {Unter-
such, über die camp. Wand-
malerei S. 140) dieses Bild auf
ein Original des Nicias zurück-
führt (s. o.).
An Zahl der Figuren über-
legen ist diesem Bilde das
von Gargallo Grimaldi, Mon.
d. Inst. 2 T. 59 veröff'entlichte
Ruveser Vasenbild (s. Sp. 274).
lo (hier mit Hörnern und Tier-
ohren gebildet), als Tochter
des Flufsgottes durch den
Schilfstengel bezeichnet, sitzt,
man könnte sagen, in erstarrter
Haltung da, hinter ihr sitzt
der mit mehrfachen Augen
ausgerüstete und mit einer
Keule bewaffnete Argos, im
Gespräch mit der Hera be-
griffen , welche ihn zu immer reger Wach-
samkeit antreibt. Von links her eilt Hermes,
vor dem Satyrn erschreckt beiseite eilen, um
mit dorn Schwert dem Wächter der lo das
Leben zu nehmen. Als Zeugen des Vorganges
sind Götter zugegen. Zeus selbst und seine
Gemahlin, neben Zeus Aphrodite, neben Hera
277
lo (erhalt. Bildwerke)
lo (erhalt. Bildwerke)
278
vielleicht Iris oder Demeter, die Figur hinter
Argos, welche dem anstürmenden Hermes die
Siegerbinde entgegenhält, kann vielleicht als
Peitho, jedenfalls als eine der Ajjhrodite sehr
nahe stehende Göttin bezeichnet werden.
Gleichfalls mit dem Schwert greift Hermes
(bärtig) den mit vielen Augen gebildeten
Argos auf einer Vase der Sammlung Castel-
lani (jetzt wohl in London, Ann. d. Inst. 1865
T. d'agg. JK; siehe Sp. 279/80) an; Argos ist zu
Boden gestürzt und verteidigt sich nur noch
schwach mit der r. Hand. R. davon sitzt
Zeus mit Scepter. Hinter Argos steht ein
Stier. Maafs {comm. de Äesdi. supph S. 29, 2)
sehen des Vasenmalers beruht, welcher eine
Kuh zeichnen wollte oder seine Vorlage nicht
verstand, festgehalten werden.
Die Tötung des Argos und seine Verwand-
lung in einen Pfau sind auf einer Gemme
{Mon. d. Inst. 2, 59, 9; s. Sp. 275) dargestellt;
Hermes hat mit der Harpe dem vieläugigen
Argos das Haupt abgeschnitten; die lokuh
sprengt, wohl schon vom olaxQos getrieben,
10 in eiligem Laufe nach r. davon; auf dem
Baum über Argos sitzt ein Pfau zur An-
deutung der Verwandlung.
Der dritte Teil (Aufnahme in Ägypten) wird
durch zwei pompejanische Wandgemälde {Hclbig
lo auf einem von Arabesken umgebenen Palmenstamm sitzend, unediertes Vasenbild in Neapel (nach Originalzeichnung).
glaubt, dafs der Vasenmaler sich an die von
Aschylus in den Svpplices vorgebrachte Ab-
weichung vom Mythus, wonach Zeus in einen
Stier verwandelt der lokuh sich naht (v. 301
n(j^novra ßov&ÖQO) tkvqco dsfiag), angeschlossen
hat, d. h. den Zeus und zugleich den Stier,
in den er sich verwandelte, dargestellt hat.
Doch spricht dagegen (abgesehen von dem
Umstand, dafs Zeus doppelt vorhanden wäre,
einmal als Gott und zweitens als Stier) schon
die ganze Situation: in dem Augenblick, wo
Argos getötet wird, verlangt man die Gegen-
wart der lo, dagegen würde die Gegenwart
des Zeusstieres unbegreiflich sein. Es mufs
deshalb an der von Schöne (Aim. 1865 S. 145)
aufgestellten und von mir (de lone S. 18) und
Overbeck {Kunstniyth. 2 S. 478) angenommenen
Erklärung, dafs der Stier nur auf einem Ver-
nr. 138 — 139) vertreten. Das hier abgebildete
(Mus. Borh. 10 T. 2; s. Sp. 275) zeigt lo, die
nach langem Umherirren vom Nil aufgenommen
und ans Ufer getragen wird, wo die Göttin
des Landes, welche die Uräosschlange in der
Hand hält, während sie den r. Fufs auf ein
Krokodil setzt, sie durch Handschlag bewill-
kommnet. Die beiden Gestalten im Hinter-
grund mit dem Sistrum, dem im Isisdienst
60 verwendeten Klapperinstrument, deuten wohl
auf die zukünftige Verehrung der lo als Isis.
Neben der Landesgöttin sitzt Harpokrates,
welcher mit dem an den Mund gelegten
Finger die Gebärde des Schweigens macht;
das Henkelgefäfs , das die Person mit dem
Heroldstab am Arme trägt, sowie das rechts
stehende Gefäfs mit Schlangenhenkel spielen
beide im Isisdienst eine Rolle.
279
To (erhalt. Bildwerke)
lobakchos
280
Von Einzeldarstellungen der lo geben wir
das noch nicht veröffentlichte Neapler Vasen-
bild {Heydemann nr. 2922; s. Sp. 277/278).
Auf einem weifsen Palmen stamm sitzt eine
weifsgemalte gehörnte Frau, mit einem Hals-
band geschmückt und unterwärts mit rot-
Sicil. T. 49, 1 S. 77; s. oben), dafs der antike
Teil am besten als lo erklärt werden kann.
Vgl. noch 'E(p. KQx- 1889 S. 69 ff. [Engelmann.]
lobakchos {'l6§av.ioq), Beiname des Diony-
sos von dem lärmenden Festjubel seiner Ver-
ehrer, Hesijch. 0 zJiQvvooq ccno tfjg ßayixfiag.
Heimes tötet den Argos in Gegenwart des Zeus, Vase in London (?) nach" Annali d. 1. 1865 Tav. d'agg. IK; s. Sp. 277, 6 ff.
braunem Mantel verhüllt. Aus dem Palm-
stamm lösen sich Arabesken; r. u. 1, vom
Stamm springt je ein Tiger davon. Ferner
sei noch das von L. Stcphani im Gompte
rendu de St. Fäersbourg 1869 T. IV, 21 veröffent-
lichte kleine Relief einer Schale (man- erblickt
lo, Terracotta (nach Kekule, Terrae, v. SicU. Taf. 49 Fig. 1).
die wie gewöhnlich mit Kuhhörnern gebildete
lo, über welcher zur Hindeutung auf Zeus ein
Adler angebracht ist) und die Terracottafigur
von Karlsruhe erwähnt {de lone S. 32. Arch.
Zeit. 1868 S. 112), welche neuerdings in ihre
Bestandteile, eine moderne Kuh und eine
antike Terracottabüste , aufgelöst ist. Man
mufs Kekule recht geben {Terracotten von
Kornutos 30 (p. 175 Osann) Eqq^lios Si kkI
"la^xog Kai Eviog yial BaßaKtrig Mal loßcc^xog
30 ■naXsi'zai, (Dionysos) dicc xb itoXXa Toiuvxag
cpavag tovg natovvTag avtov . . . ccqjisvai..
Leontios in Antli. Plan. 289; oft findet sich
der Name lobakchos bei Nonnos Dionys. 9,
182. 11, 64. 14, 286. 19, 116. 29, 22. 319. 30,
137. 247. 47, 587. 657. Ihm zu Ehren wurde
das Fest der (oßäiixsLcc gefeiert; in der un-
echten Rede gegen Neaira {Demosth. 59, 78
p. 1371 ist uns der Eid, den die vierzehn
Geraren (Gerairen), attische zum Dienste des
40 Gottes bestimmte Frauen {Hesysch. Sekker,
Anecd. 231), der Gemahlin des Archon Basileus
in Gegenwart des Hierokeryx ablegten, er-
halten: ayL6t?vw y.al st^l ■na&ccQOC y.al ccyvr]
ciitb räv aXXcov xwv ov y.a&ccQSVovxo}v Kai an
KVÖQOg avvovaiag -nai xä Q'soyvi-a (v. 1. 9'EOivia,
was Gerhard, Akad. Abh. 2, 166 vorzieht) Kai
xa loßÜKx^ ICC ysQCCQm {Dindorf für yspatpra)
xa> ^lovvaco naxa xa Tcdxgia kcvi sv xoig Ka&rj-
Kovai xQÖvoig. Die Ansichten über Bedeutung
50 und Zweck der loßäv.%fia sind verschieden;
gegen Binck, Bei. d. Hell. 2, 82, der ^soCvia
und ioßü%i£ia als allgemeine Bezeichnung der
Dionysien annimmt, siehe Gerhard a. a. 0. und
ebend. 204, der unter lQßÜK%£ia das Schwärmen
der Thyiaden auf dem Parnafs und den Zug
der bakchischen Frauen nach Delphoi versteht
und die Feier der &£oivia und loßaKxsia auf
der Vase Vivenzio des Neapler Museums dar-
gestellt sieht. Mommscn, Heortol. 359 erklärt
GO Theognia (vgl. a. a. 0. 327) als das Fest der
Wiedererzeugung des Bakchos durch Zeus und
vermutet, dafs 'die Loßdy.xeia die grofsen My-
sterien und zunächst die von den Geraren am
lakchostage zu erfüllenden Pflichten bezeich-
nen'. Ein Gedicht des Archilochos zu Ehren
des Gottes hiefs 'lößay-xoi., Hephaist. de metr.
15, 9 p. 98 Gaisford edit. 2; wahrscheinlich
ward er in demselben neben Demeter und
281
lobas
lobes
282
Köre (vgl. den von Hepliaistion angeführten
Vers d^firjTQog ayvfig nal KÖqtjs rrjv Ttavrj-
yvQiv aißav) als lakchos (? vgl. auch oben
Sp. 10 Z. 55) gefeiert; hierdurch würde Momm-
sens obige Vermutung unterstützt werden;
vgl. ferner Menand. bei Wah Bliet. 9, 129:
Sid'VQci.iißovq neu, 'loßäyixovg v.cct oaa voiavza
siQi]Tai Jiovvaov. Proklos Chrestom. 2 ( Westphal,
Script. Metr. 1 p. 246, vgl. 243) ijSbtq o iößa-nxog
iv f oprat'e Kai d'vai'aig Jiovvßov, ßsßccnzia^Bvog
noXXco cpQvayuazL' also auch hier ist wie bei
lakchos (Sp. 7 Z. 2GflF.) für den Gott und den
ihn preisenden Gesang die gleiche Bezeichnung
angewendet. [Höfer.]
lobas (?) s. lobes.
lobates {'loßdtrjg), König von Lykien, Vater
der Anteia oder Stheneboia. Als Akrisios
den Proitos aus Argos vertrieben hat, flieht
dieser nach Lykien zu lobates, wird von diesem
als Eidam angenommen und mit Heeresgewalt
Hygin. astr. 2, 18. Hycjin. f. 57; bei ÄpoUodor
heifst sie Philonoe (vgl. Schol. LyJc. 17), sonst
Kasandra {Schol. Hom. Z 155 i] ds laxoQia nuQcc
'AcKlr^TtLccdri sv Tgayadovfiivoig), auch Alci-
mene bei Schol. Stat.' Theb. 4, 089 oder Anti-
kleia im Schol. Find. Ol. 13, 61. Nach Plut.
de mul. virt. 9 (248 A) zeigt sich lobates auch
nach Lösung der Aufgaben dem Bellerophon
gegenüber als äöiyicoTaTog, darauf geht Bell.
10 an das Meer und fleht Poseidon um Strafe
für das Land an. An Stelle des lobates wird
auch Amphianax genannt (Äpollod. 2, 2, 1.
Schol. Hom. Z 200), eine Abänderung, die,
ebenso wie die Benennung Stheneboia, wohl
auf Euripides zurückzuführen ist. Die Fabel
des lobates war auch von Sophokles in dem
gleichnamigen Stücke behandelt {Nauck, fr.
tr. 275—276; vgl. Schol. Hom. Z 155). Die
auf die Ankunft des Bellerophon bei lobates
20 gedeuteten Monumente sind meist fälschlich
Bellerophon überreicht dem lobates den Brief, hinter lobates dessen Tochter (Vasenbild nach Wiener Vorlegc-
Blätter 8 Taf. 9 nr. 1).
nach Tiryns zurückgeführt; von da an herrscht
Akrisios in Argos und Proitos in Tiryns
{ApoUod. 2, 2, 2). Infolge der Verleumdung
seiner Gattin schickt dieser den Bellerophon
mit einem in geheimnisvollen Zeichen ge-
schriebenen Briefe {Hom. Z 169 ygärpag iv
TiLva-At mvAxä Q'v^ocp^ÖQU nolXä) zu seinem
Schwiegervater nach Lykien, damit er dort
den Tod finde; allein lobates nimmt ihn
gastfreundlich auf und erfährt erst am zehnten
Tage den Auftrag seines Schwiegersohnes. Er
schickt nun den Bellerophon auf gefährliche
Abenteuer aus, zum Kampf mit der Chimaira,
den Solymern und den Amazonen; als der
Held aus allen diesen Abenteuern als Sieger
hervorgegangen und auch dem ihm gelegten
Hinterhalt entgangen ist, erkennt lobates die
Unschuld des Bellerophon, giebt ihm seine
andere Tochter zur Frau und teilt mit ihm
das Reich. Diese Tochter ist, ebenso wie der
Vater, bei Homer Z namenlos, ebenso bei Diod.
Sic. 6, 7, 8. Apollod. 2, 2, 3. Suid. s. v. 'loßcctrjs.
so gedeutet worden, sie stellen last regel-
mäfsig den Abschied des Helden von Proitos
dar; eine unzweifelhafte Darstellung des lyki-
50 sehen Königs, wie er den von Bellerophon
überbrachten Brief liest, findet sich dagegen
auf der Wien. Vorl. 8. Ser. T. 9, 1 abgebildeten
Vase (vgl. ob. Abbildg.). Hinter dem Stuhle
des voller Erstaunen von dem Inhalt des Briefes
Kenntnis nehmenden Königs steht die Tochter
(Philonoe oder Kasandra), deren Gegenwart
auf die schliefsliche Lösung der Schwierig-
keiten hindeutet. Vgl. 'Anteia', 'Bellero-
phon', 'Stheneboia'. [Engelmann.]
60 lobes {'loßrjg), Sohn des Herakles und der
Thespiade Kerthe, Apollod. 2, 7, 8, wo Bekker
Jeiößrjg schreibt. [Auf einer Vase in Neapel,
Fiorelli, Notiz, dei vasi del Conte di Siracusa
Tav. 8; Bull. Napol. N. S. 4 Tav. 8; M%is.
Borb. 4 Tav. 18; C. I. Gr. 4 p. XVHI, ist The-
seus zusammen mit 6 Genossen im Kampf gegen
7 Amazonen dargestellt. Die Namen der Mit-
streiter des Theseus sind: (l)AAHPO?, MONI-
283 lobolchoseth lokaste 284
+Ot, OYAAKOC, A?TYO+0^. Über den G. zusammen die Venus umflattert (vgl. Hesiod.
bemerkt Steplicmi, Compte-rendu p. l'a. 1866 theog. 201: rf] S' "Egog änägtrias nal 7/xfpos
p. 170: ,,Der sechste Hellene nimmt bereits eansxo yiaXog). locus trauert mit Risus und
keinen Anteil mehr an dem Kampfe, sondern Ludus über den Tod des Plautus Epigr. bei
hat sich, schwer verwundet, auf einem Fels- Gell. 1, 24, 3 Vgl. Hör. od. 1, 2, 34 und Stat.
block niedergelassen. Ihm ist der Name lOPAC Silv. 1, 6, 6: ridens locus. [Höfer.]
beigeschrieben, den man wohl 'loßag zu lesen lodaiiia ('/oöafta), Tochter des Itonos, Sohnes
haben wird, und nicht unmöglich wäre es, des Amphiktyon, gebar von Zeus die Thebe;
dafs der Künstler den bekannten Sohn des diese heiratete den Ogygos, nach welchem
Herakles l6ßr}s im Sinne hatte." Drexler.] lo Theben Ogygia genannt ward, Tzelz. Lyh. 1206.
[Stell.] lodama und ihre Schwester Athene kamen bei
lobolchoseth {'l(opoXxoGri%-), Name des Set ihren WafFenübungen aus Eifersucht in Streit,
in den Zauberpapyri, so im Leidener Papyrus und Athene tötete die Schwester, Tsetz. Lyk.
V. 11, 20 {Pap. Gr. Mus. ant. Lugd.-Bat. ed. 355. Et. M. 'izwvCg. Nach böotischer Sage
Leemans Vol. 11) = Wessdy , Ephesia Gram- war lodama Priesterin der Athene Itonia an
mata nr. 241. Col. 14, 18. Col. 16, 9 (?) = Wes- ihrem Tempel im Gebiet von Koroneia. Als
sely, Epli. Gr. 234 = Papyrus magica Mtisei sie einst des Nachts in den Tempel ging, er-
Lugd.-Bat. V denuo ed. Bieterich p. 817—818; schien ihr die Göttin mit dem Gorgoneion vor
ferner Beuvens, Ltttres ä M. Letronne sur les der Brust, wodurch sie in Stein verwandelt
pap. bilingues et grecs du musee d'ant. de 20 wurde. [Vgl. die Münzen von Koroneia bei
Vuniv. de Leide 1 p. 39. Pleyte, La Religion Head, Bist. num. 292. R.] Sie hatte in dem
des Pre-Lsraelites. Becherches sur le dieu tieth Tempel einen Altar, auf welchem beständig
p. 114; im grofsen Pariser Papyrus {Wessely, Feuer brannte, und ein Weib sprach dabei
Griech. Zauherpapyri von Paris und London) dreimal des Tages : lodama lebt und ver-
Z. 279 = Wessely, Eph. Gr. 232; 2223 = Eph. langt Feuer. Paus. 9, 34, 1. Forchhammer.
Gr. 236; 3261; 3266 = Eph. Gr. 238; im Hellen. 143 ff. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 266, 4.
Pap. nr. 2391 des Louvre Z. 115; in der Form Bursian, Geogr. 1, 235. — Welcher, Tril. 128
'laßoloGriQ- im grofsen Pariser Papyrus Z. 279; erklärt lodama als Mond, Liüclccrt, Athene
als BollxoGi'i^ im Leidener Pap. F, Col. 11, 74 f. als „Volkspriesterin"; wahrscheinlich war
22. Col. 14 Z. 8, 22. Das IQ erklärt Leemans 30 es eine Nebengestalt der Athene. [Vgl. die
2 p. 71 für das koptische JCÜ oder ejOJ „Esel", Nolaner Vase im Brit. Mus. nr. 857: lod vor
11 Pi. • I j I-. i? j- TT i 1, -f;. Athena fliehend. Ehte ceram. 1 pl. 75. Arch.
und beruft sich darur auf die Unterschritt y .„ i«q*ri rsfnil 1
IQEPBH0 und BOAXOCH0 unter einer esels- \]:.iJ^^ rri' ^ t,L r.r.c i„. P^f.ln-« ,1«^
, .. c 1 ^Lirx 1 • 1 i TTi- r? ■> louoke (lodoKri), Amazone im (jteiolge der
kophgen als IH0 bezeichneten Figur am Ende p.ntije^iigN ,0, rf^^j^ erschlagen, Tzetz Posth.
der Col. 14 des Pap. F; m BOAXOCH0 vermutet .„„ [StoU 1
er koptisch ß2^5\-.^a30T-CHe, ägyptisch loerbethC'/cofpßrJ^), Name des Set, Leidener
Bai „Baal", Xau „schlecht", Set „Seth-Typhon". Pap. V, Col. 11, 20. CoL 14, 8 (?). 22 = TFes-
Wirklich ist seit der Hyksosperiode Set dem sely, Eph. Gr. 233. Grofser Pariser Papyrus
Baal nicht selten gleichgestellt worden, Ed. 40 {M'cssely, Griech. Zauherpapyri von Paris u.
Meyer, Stt- Typhon. Leipzig 1875 p. 54 ff. London) Z. 185 (iasQßrjz). 279. 3261. 3266.
Derselbe s. v. Ba'al in diesem Lexikon Bd. 1 Pap. nr. 2391 des Louvre Z. 71. 115. Beuvens
Sp. 2873. Brugsch, Bei. u. Myth. d. alt. Ag. a. a. 0. Pleyte a.a.O.; als '/ojtojfpß^'S', Wessely,
p. 716. [Drexler.] Eph. Gr. 242 aus Parthey, Zivci griech. Zauber-
locheaiiM {'loxicctQcc), epischer Beiname der papyri des Berliner Museums (aus d. AbJi. d.
Artemis, seit Homer bald mit dem Haupt- Ak. d. IF. 1865) nr. 2 Z. 110, wo Parthey
namen verbunden (7/. 5, 53. Od. 6, 102. Hes. im . im . ^gßriQ- abteilt. Auch auf einer zu
Theog. 14, 918. Cert. Hes. et Hont. p. 317, 9 ed. Karthago gefundenen Bleitafel mit Verwün-
Güttl.), bald alleinstehend {H. 21, 480 [einge- schung gegen einen Wagenlenker und Renn-
. Behobener Vers]; Od. 11,198 £'yffHOjros'lo;^£'o;tpß;; 50 pferde. Bull, de Corr. Hell, 12 p. 300 Z. 2,
Pind. Pyth. 2,16 [9) Lox^ciiQccTcuQ&hog. Kaibel, wo Delattre p. 301, Note 1 irrig punische
epigr. gr. 1046, 53 ivhqovog 'loiiaiQa. Nonn. Worte zu erkennen meinte, kommt 'iwgQßrjQ-
1). 5, 343 u. öfter). Die Alten erklärten den vor. Leemans 2 p. 71 erklärt den Namen mit
Namen als ro'^ocpoQog. r] lovg %sovaa. tj laxvQÜ. ,,asinus maleficus", vom ägyptischen aa „Esel",
ri ßiXiai x'^^QOvca {Hesych.). Vgl. auch Apoll. er, ar „thun", bt, betu ., schlecht", ,,ver-
t)Oph. p. 92, 2 Belck. lot? ;^«tpotiöo; v-ul cp^QOvca. abscheuungswürdig". [Drexler.]
Et. M. 473, 4 ri tvsqI iovg xal tö^u xo^^QOvaa. lokallis ('/oKaUtg), eine auf der Insel Leros
Tq Tcaqu xb %hiv xovg iovg. Gegenwärtig hält göttlich verehrte Jungfrau, Suid. und Phot.
man 'foxiaigct für ein Kompositum aus log s. v. MsXsayQiSsg; (in den Handschriften steht
(Pfeil) und x^l-F](^, entstanden aus ^o;^^(J-)a^9a 60 nicht iv AsQcp, sondern iv Äigvrj, doch ist
= sagittas fundens, indem man sich dafür auf tv Äsgca zu lesen, da, wie Suidas und Photius
Redensarten wie ßf'/lfo: crovofvra; ;t;aoi'TO O 590; berichten, die Meleagrides, die sich bekannt-
i^x^vcix' oiazovg ^ 3. ta 178. E 618 u. s. w. be- lieh auf Leros befanden, Genossinnen der lo-
ruft. Vgl. Lobeck, Proll. p. 259. Döderlein, kallis gewesen seien, vgl. Bernhardy zu Suid.
Honi. Gloss. § 2065. Düntzer, Kuhns Ztschr. a. a. 0.). [Höfer.]
12, 8. Curtius, Grdz. d. gr. Etym.^ S. 204 f. lokaste {'lov-äcxri), 1) Tochter des Thebaners
Ameis, Anhang z. Od. J 102. [Koscher.] Menoikeus, Schwester des Kreon, Gemahlin des
locus, der Gott des Scherzes, der mit Cupido Laios und Mutter und Gemahlin des Oidipus.
285 lokastos lolaos 286
lokaste heifst sie bei den attischen Tragikern, eingesetzten olympischen Spielen {Paus. 5,
dagegen bei Homer und den älteren Dichtern 8, 1), und bei den Leichenspielen des Pe-
Epikaste; vgl. Üidipus, Epikaste, Euryganeia. lias (ib. 5, 17, 4; Hyg. f. 273) und war über-
Nach Fherekydes b. Schol. Eur. Phoen. 53 haupt einer der berühmtesten Wagenlenker
zeugte Oidipus mit seiner Mutter lokaste die der Vorzeit, Pind. Istkm. 1, 14. lolaos zu
Söhne Phrastor und Laonytos, welche im Wagen, Athene ihm zusprechend, auf Vasen,
Kriege mit den Minyern von Orchomenos üoidez , choix t. 9 p. 35. Er wird aufgeführt
fielen. Nach dem Tode der lokaste heiratete unter den Argonauten, Hyg. f. 14 (p. 39 Bunte),
er die Euryganeia, welche von manchen ihre unter den kalydonischen Jägern, Hyg. f. 173.
Schwester genannt wird, und diese gebar ihm lo Paus. 8, 45, 4. Ov. Met. 8, 310. Als Herakles
Antigone und Ismene, Eteokles und Polynei- die Absicht hatte, um lole zu werben, gab er
kes. [Bildwerke bei OverbecJc, Bildw. z. theb. seine bisherige Gattin Megara dem lolaos zum
u. troj. Sagenkr. S. 64 ff. Baumeister, Denkm. Weibe, Apollod. 2, 6, 1. Diod. 4, 31. Eine
d. kl. AU. S. 1052 f. Vgl. den Art. Oidipus u. Tochter des lolaos war Leipephile, Gemahlin
Brunn, Knnstlergesch. 1, 394 ff. R.] — 2) Von des Phylas, Hesiod. b. Paus. 9, 40, 3. Er beglei-
Zeus Mutter des Agamedes, der auch Sohn tete den Herakles, Iphikles und die Alkmene,
des Apollon und der Epikaste heifst, Schol. als sie von Eurystheus aus Tiryns vertrieben
Aristoph. Nub. 508. Schneidewin, Sage v. Oidi- wurden, nach Pheneos in Arkadien, Diod. 4, 33,
PMS 20. [StoU.] er begleitete den Herakles auf seinem letzten
lokastos ('/oKaffrog), Sohn des Aiolos, des 20 Gange zum Scheiterhaufen auf dem Oeta, Diod.
Sohnes des Hippotes, König an der italischen 4, 38. Nach Sardinien, wo das Barbarenvolk
Küste in der Gegend von Rhegion, das er ge- der lolaier wohnte, sollte lolaos den gröfsten Teil
gründet haben soll, Kallimaclios {fr. 202 Bentl.) der Kinder des Herakles und der Thespiaden
bei Tzetz. Lyk. 45. 738. Eastatli. zu Dionys. und eine Zahl von Athenern (Thespiai ward zu
P. 462. Diod. 5, 8. Scliol. Od. 10, 2. 6. Er Attika gerechnet) als Kolonisten geführt haben;
starb durch den Bifs eines Drachen, HerakUd. er wurde dort verehrt, Diod. 4, 29. 5, 15.
Pont. fr. 25 {Müller, fr. hist. gr. H p. 219). Paus. 7, 2, 2. 10, 17, 4. Strab. 5, 225. Preller,
[Stoll.] Gr. M. 2, 284. Auch soll er dort gestorben
loke {'l(a%ri), die Verfolgung, Personifikation sein, Paus. 9, 23, 1. Solin. p. 19, 1 ff. M. An
auf der Aigis der Athene, II. 5, 740. [StoU.] 30 der Stelle der Stadt Olbia, die eine Gründung
lokles ('/oHi^ff), des Amphiaraos Vater, der des lolaos hiefs, soll ein Bild desselben ge-
sonst Oikles (s. d.) heifst; schol. Hom. 11, 326. fundeu sein, Maltzan, Sardinien p. 115 f. 388.
[Vgl. Schol. Eur. Phoen. 133 u. 173 Dind. B.] lihode, Bhein. Mus. 35, 157 ft'. 37, 465. Nach
[Höfer.] anderer Angabe jedoch kehrte er von Sardi-
loklos {"loKlog), Sohn des Demoleon von nien zurück und verweilte auf der Heimkehr
Argos, führte eine Kolonistenschar nach Kar- lange Zeit in Sicilien, wo er wie Herakles
pathos ; Diod. 5, 54. Vgl. Tümpel, Jahrb. f. kl. in vielen Städten Heiligtümer und heroische
Philol. Supplementbd. 16 (1887) S. 158 u. 162. Ehren hatte, Diod. 4, 24. 30. [Fragweise be-
[Roscher.] zeichnet Head, H. N. p. 109 ein jugendliches
lokritos ('lox^tTog), Sohn des Lykurgos, 40 männliches Haupt auf dem Obvers von Münzen
Vater des Botachos, nach welchem der tegea- von Agyrium als das des lolaos. Auf Münzen
tische Gau Botachidai (oder Potachidai, Paus. derselben Stadt erscheint er in ganzer Gestalt,
8, 45, 1) benannt sein sollte, Steph. B. v. entweder in Jägertracht, mit Hörn und Pedum,
B(oxolxl8cci. [StoU.] zu seinen Füfsen ein Hund, oben Nike, oder
lolaos {'löXaoq, dor. 'löXaq, ion. '/o/lfcog), mit einem heifsen Eisen den Hydranacken
1) tapferer Sohn des Iphikles und der Auto- brennend, Head a. a. 0. Drexler.] Auch in den
medusa, der T. des Alkathoos, Bruderssohn, Mythus des phönikisch-karthagischen Herakles
treuer Freund und Kampfgenosse des Herakles, ward lolaos eingeführt. Er soll den von Typhon
dessen Wagenlenker er war, Apollod. 2, 4, 11. getöteten Herakles durch den Geruch der
Paus. 8, 14, 6. 1, 19, 3. 8, 45, 4. Hesiod. Scut. 50 Wachtel, eines dem Herakles besonders lieben
74 ff. Tzetz. Lyk. 830. Preller, Gr. M. 2, 182. Tieres, wied'er zum Leben zurückgerufen haben.
Als innigst verbundener Waffenbruder des He- weshalb die Phöniker dem Herakles Wachteln
rakles wurde I. auch in dem Hymnus des Archi- opferten, Eudoxos b. Athen. 9, 392 e. Eustath.
Zoc/ios auf Herakles Kallinikos neben diesem ge- 11. 1702, 50. Müller, Dor. 1, 453. — [Vgl.
feiert, Schol. Aristoph. Av. 1764 {fr. 118 Bergk ^). Starck, Mythol. Parallelen, Die Wachtel, Sternen-
Preller, Gr. M. 2, 262. Er wird genannt als insel und der Ölbaum im Bereiche phönikischtr
Wagenlenker und Helfer des Herakles beim u. griech. Mythen, Ber. üb. d. Verh. d. Kgl.
Kampf mit der Hydra {Hesiod. Theog. 317. Sachs. Ges. d. W. h. ph. Kl. 1856 p. 32 — 120;
Apollod. 2, 5, 2. Quint. Sm. 6, 216. Herodoros Movere, Phoen. 1 p. 536—538; 386; Holm, Ge-
u. Hellanikos h. Schol. Plat. {ad Phaedon. 60 schichte Siciliens im Altert. 1 p. 93; Baethgen,
p. 89 c) p. 381. PreJler, Gr. M.2, 192. Welcker, Beitr. z. semit. Beligionsgesch. p. 46. Letzterer
A. D. 3, 260. 264, s. Hydra); beim Kampf hält den im Vertrag Philipps von Make-
gegen Kyknos, Hesiod. Sc. 74 ff. (siehe unten donien mit den Karthagern bei Polyb. 7, 9,
Sp. 288). Er begleitet den Herakles auf der 2 — 3 zusammen mit daifiav KaQX'iSovi'cov (l'a-
Fahrt nach den Rindern des Geryones, Diod. nit) und 'ifpaxX^S (Baal Chamman) angeführten
4, 24, im Kriegszug gegen Troja, Pind. Nem. 'lölaog für Eschmun. Drexler.] Als nach
3, 36. Er siegte als Wagenlenker mit dem dem Tode des Herakles Eurystheus dessen
Gespann des Herakles bei den von diesem Kinder verfolgte und ihre Auslieferung von
287
lolaos
lolaos
288
den Athenern forderte, worauf es zu einem
Kriege des Eurystlieus gegen die Athener und
Herakliden kam, war lolaos ein treaer Be-
schützer der Herakliden und thatin der Schlacht
Wunder der Tapferkeit; er tötete den besiegten
und fliehenden Eurystheus, Paus. 1,44,13. Strab.
8,377. Preller, Gr. M. 2, 280, s. Eurystheus.
In den Herakliden des Euripides (v. 843 fi".)
fleht der Greis lolaos bei der Verfolgung des
Eurystheus zu Zeus und Hebe, dafs
auf einen Tag die alte Jugendkraft geschenkt
werde, damit er Rache an dem Feinde nehmen
könne; da deckten zwei Sterne den Wagen
des lolaos mit einer finsteren Wolke, aus der
er selbst in jugendlicher Gestalt hervortrat,
um den Feind zu erjagen. Vgl. Ov. Met. 9,
399. 430. Schol. Find. Pytli. 9, 137. Welcher,
Gr. Trag. 2, 711. Bei Find. Pyth. 9, 79 (137) und
Schol. findet sich die thebanische Sage, dafs
lolaos, schon gestorben, aus dem Grabe auf-
erstand, um den Herakliden gegen Eurystheus
beizustehen, und dann wieder, nachdem er
^
Lipara, Herakles und loleos auf der Meidiasvase (nach Gerhard,
Ges. ak. Abh. Taf. 14 ; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2G0a).
50
diesen getötet, starb, worauf er in dem Grabe
seines Ahnen Amphitryon zu Theben bestattet
wurde. Zu Theben versicherten Freunde und
Liebende au dem Grabe des lolaos, als des
treuen Freundes und Kampfgenossen des He-
rakles, einander ihre Treue, Aristoteles b. Flut.
Pelop. 18. Er wurde oft neben Herakles als
sein Beistand (naQaCTdtrjg) verehrt und an-
gerufen, Flut, de frat. am. 21. Zu Theben
hatte er vor dem proitidischen Thore in der
Nähe des Hauses des Amphitryon ein Heroon,
daneben war ihm ein nach ihm genanntes
Gymnasium, das lolaeion, und eine Rennbahn
geweiht, und man feierte ihm dort ein Fest
'loXäsia mit Kampfspielen, das auch 'Hqu^Xiiu
hiefs, „so dafs also auch im Kultus und in co
den Erinnerungen der Jugend die beiden
Freunde verbunden blieben" {Preller, Gr. M.
2, 184). Paus. 9, 23, 1. Arr. An. 1, 7, 7.
Schal. Find. Ol. 7, 153. 13, 148. Pyth. 9, 156.
Nem. 4, 32. Isthm. 1, 11 u. 79. C. I. G. nr.
1068. Schol. Aristoph. Ach. 867. Suid. v.
'lolocog. Zu Athen hatte lolaos im Kyuosarges,
dem Heiligtum des Herakles, einen Altar zu-
sammen mit Alkmene neben einem Altar des
Herakles und der Hebe, Paus. 1, 19, 3. Vgl.
C. I. AU. 1 nr. 210 fr. K.
[Bildwerke. Sehr häufig erscheint lolaos
als Begleiter des Herakles (s. d.) bei dessen
Abenteuern auf älteren Bildwerken, insbeson-
dere auf Vasen. Die betrefi^enden Scenen sind
folgende :
a) Der Kampf mit dem nemeischen Löwen:
ihm nur lo vgl. die Münchener Vasen nr. 44(?). 64. 69. 134
u. 8. w. ; die Berliner Vasen (nach Furtwäng-
lers Katalog) nr. 1693. 1713. 1717. 1720. 1725.
1800. 1841. 1890. 1895. 1905. 2004; die Peters-
burger Vasen nr. 25. 50. 65. 184. 219. 282.
291; die Neapler Vasen (nach Heydemanns
Katal.) nr. 2503. 2516. 2614. 2745. Santangelo
126; die Vasen des Britischen Museums (nach
dem Katalog von Birch u. Newton) nr. 449.
450. 454. 458 u. s. w. ; die Athenische Vase
20 nr. 269 (nach Collignons Katalog).
b) Der Kampf mit der Hydra: Berliner
Vase nr. 1854; vgL ob. Bd. 1 Sp. 2198 u. 2224.
c) Das Abenteuer des erymanthi-
schen Ebers: Müncheuer Vase nr. 1219.
1325. Berliner Vase nr. 1850. 1855. 2034.
Petersburger Vase nr. 49. Vase des Brit.
Mus. nr. 587. Vergleiche oben Band 1
Sp. 2199.
d) Der Kentaurenkampf auf der
Pholoe: Athen. Vase nr. 403.
e) Die Ereilung d. Hirschkuh: Peters-
burger Vase nr. 1926.
f) Die Erlegung der stymphalischen
Vögel: vgl. oben Bd. 1 Sp. 2201.
g) Die Bändigung des Stieres: Mün-
chener Vase nr. 614. Petersburger Vase
nr. 184. Vasen d. Brit. Mus. nr. 464. 819.
h) Amazonenkampf (Hippolyte): Vase
in München nr. 567; in Berlin nr. 2263;
im Brit. Mus. nr. 624. 614.
i) Kampf mit Geryoneus: Vase in
München nr. 337.
k) Kampf mit Alkyoneus: Schale in
Corneto: Arch. Ztg. 42, 46.
1) Kampf mit Eryx: Vase des Brit. Mus.
nr. 603.
m) Hesperidenabenteuer:
Neapel nr. 2893; im Brit. Mus. nr
oben Bd. 1 Sp. 2600 und 2602.
n) Kampf mit Antaios: Vase
Mus. nr. 4J1.
o) Heraufholung des Kerb er os:
Athen nr. 271.
p) Kampf mit den Hippokoontiden: Vase
des Brit. Mus. nr. 481.
q) Mit Herakles bei Oineus n.Deianeira:
Neapler Vase nr. 3359; beim Nessosaben-
teuer: Neapler Vase, Sammlung Santangelo
nr. 144.
r) Argonautenzug: Petersburger Vase
nr. 422.
s) Mit Herakles beim Kentauren Eury-
m
Vasen in
1264; VgL
des Brit.
Vase
in
tion: Münchener Vase nr. 772.
t) Kampf mit Kyknos: Berliner Vase
nr. 1732; vgl. oben Bd. 1 Sp. 2210 und Heyde-
mann, Gr. Vasenb. 1, 4.
u) Die äQ-Xa iniUsltK auf dem Kypselos-
kasten: Paus. 5, 17, 11 'loXäog öf, og i&sXovzrjg
289 Tolas Ion 290
(.istsix^v 'HqayiXsi \ t(Zv fQycov, s'ariv i'mtcov Belegstellen s. unter Eurytos, Herakles, Ipbitos.
aQiiait. ixvr]Qr](i£vog vitirjv. Vgl. Boulez, Choix Eine Darstellung des Kampfes um Oichalia auf
de vases peints pl. IX S. 35 ff. einer Vase bei Mincrvini, Nap. 1861. Preller,
v) Gigantomachie: Vase des Brit. Mus. Gr. M. 2, 254, 3. [Vgl. auch Cat. of tlie greeJc
nr. 560. vases in the Brit. Mus. nr. 920* = C. I. Gr. 8037
w) Herakles' Auszug: vgl. die Neapler u. ob. Bd. 1 Sp. 2206. Heibig, Wandgemälde
Vase nr. 3359 und oben Bd. 1 Sp. 2215. nr. 1142.] Derselbe Kampfliegt der Tragödie
x) lolaos als Wagenlenker des Herakles: des Ion EvQirCdcci zu Grunde. [Bernhard.]
Müuchener Vase nr. 373. 379; vielleicht gehört Ioleos(/K);if£os(7.I. Gr. 7559) = lolaos (s.d.).
hierher (nach Robert, Arch. Z. 42 S. 54) auch lo lolkia {'icoXni'a) , Beiname der Artemis auf
eine Parthenonmetope (vgl. auch Bd. 1 Sp. 2219). der Halbinsel Magnesia, inschriftlich vorkom-
y) Herakles und Athena: Münchener mend in Zeile 6 der von Lolling, Milt. d. D.
Vase nr. 145. 159. Berliner Vase nr. 1089; vgl. Arch. Inst, in Athen 7 p. 73 nr. H mitgeteilten
oben Bd. 1 Sp. 2216. Inschrift. Gustave Fougeres, La confederation
z) Bekränzung des Her. durch Nike: des Magnetes, Bull, de Curr. Hell. 1889 p. 277
Petersburger Vase nr. 845. Vase in Athen nr. 553. bezeichnet als lolkia die einen Bogen haltende,
aa) Der ausruhende Herakles: Vase in auf einem Schiffsvorderteil sitzende Artemis
Athen nr. 202. auf dem Revers von Silbermünzen der Magneten,
bb) Der rasende Herakles: Vase des Cat. of Greek Goins in the Brit. Mus. Thessaly
Assteas aus Paestum: Mon. d. I. 8, 10 == Bau- 20 p. 34 nr. 1,2, Pl.VII, 2, 3. Auch das Haupt der
meister, D. d. li. Alt. S. 665 Fig. 732. Artemis erscheint auf dem Obv. von Münzen der
cc) Apotheose des Herakles: oben Bd. 1 Magneten, Head, H. N. p. 256. [Drexler.]
S. 2240. lolkos ('/coilKog), Sohn des Amyros, eines
dd) I. u. Herakles neben dem palaistritischen Flusses, der, im dotischen Gefilde entspringend,
Eros an den Füfsen der Ficoronischen Cista; das amyrische Feld der Larissäer durchfliefst,
vgl. Baumeister, D.d. AI. Alt. Fig. 500 S. 453 f. Heros Eponymos der Stadt lolkos, Ste2)h. B.
lolaos erscheint in diesen Darstellungen s. v. Müller, Orchom. 249. [Stoll.]
bald als bärtiger Mann, bald als unbärtiger lolmos {"lolfiog), Sohn des Menelaos und
Jüngling, bald nackt, bald bekleidet, bald voll- der Helena, Bruder des Sosiphanes und des
gerüstet. Vgl. Herakles u. loleos. [Röscher.] 30 Nikostratos {schol. Theokr. 18, 45; doch ist
2) Bei Hyg. f. 103 heifst es, dafs lolaos, der vielleicht mit Bergk für lolmos Aithiolas zu
Sohn des Iphikles (Iphiklos) und der Diome- schreiben; vgl. schol. Hom. II. 3, 175); auch
deia, bei der Landung der Griechen an der Sosiphanes als Sohn des Menelaos ist höchst
trojanischen Küste zuerst von allen ans Land zweifelhaft; es wird im schol. TheoJcr. a. a. 0.
gesprungen und von Hektor getötet worden mit Dübner statt ävayQÜcpQvxaL naidsg Zcoai-
sei, weshalb ihn alle Protesilaos nannten. cpävrjg Niiiöaz^xog k. r. l. zu lesen sein d. it.
Protesilaos (s. d.) hat mit lolaos das gemein, Z'cöc>iqpKj;fi(d.h. von Sosiphanes) iVtxoffrp.x.T.A.,
dafs er nach seinem Tode auf kurze Zeit wie- vgl. Nauclc, trag. Gr. frgm.^ p. 638. [Höfer.]
der ins Leben zurückkehrte. [Stoll.] Ion ('icov, covog), 1) Sohn des Xuthos und
lolas, ein Trojaner, Gefährte des Aeneas, 40 der Kreüsa, Tochter des attischen Erechtheus,
Verg. Aen. 11, 640. [Stoll.] Stammvater der lonier, nach welchem diese
lole ('loX jj) [auf der altertümlichen Vase von benannt waren und ihre Wohnsitze, Attika
Caere, Mon. d. Inst. 6, 33 J-loXcc. Bei Hesiodos und die Nordküste der Peloponnes , lonia
(in Schol. Soph. Track. 263) fr. 70 Goettl. und hiefsen, Herodot 7, 94. 9, 44. Apollod. 1, 7, 3.
Kallimachos, epigr. 6 heifst sie 'loXsia, beide- Steph. B. 'imvi'a. Strab. 8, 383. 9, 397. Schol.
male mit dem Epitheton laiz-ö-jj, d. i. die blonde; //. 1, 2. — Xuthos, Sohn des Hellen, Bruder
daher der Name „(Gelb)veigelein", Viola. We- des Aiolos und Doros, nach des Vaters Tode
niger.]. lole , des Königs Eurytos schöne von seinen Brüdern aus Thessalien vertrieben,
Tochter. Hcs. bei Schol. Soph. Trach. 263. floh nach Athen, heiratete die Tochter des
Pherek. bei Schol. Soph. Trach. 354 und Schol. 50 Erechtheus (Kreüsa) und zeugte mit ihr den
Od. 21, 23. Herodor bei Schol. Eur. Hippol. Ion und Achaios. Nach des Erechtheus' Tode
545. Apollod. 2, 6, 1. Biod. Sic. 4, 31, 37. wurde Xuthos, weil' er dem ältesten Sohn des-
Atlien. 13, 560°. Zcnob. 1, 33. Schol. II. 5, selben, Kekrops, als Schiedsrichter die Herr-
392. Nachdem sie Herakles gewaltsamer- schaft zugesprochen, von den übrigen Söhnen
weise entführt hat (s. Eurytos und Herakles), des Erechtheus aus dem Lande gejagt. Er
wird sie nachmals die unschuldige Ursache liefs sich in Aigialos, der Nordküste des Pelo-
zu dem Tode des Helden, indem Deianeira dem ponnes, nieder; nach seinem Tode zog Achaios
Her. das tödliche Giftgewand zuschickt, um nach Thessalien zurück, und als Ion sich zum
seine Liebe wiederzugewinnen. Her. übergab Heereszuge gegen die Aigialeer rüstete, gab
der lole bei seinem Tode den Hyllos. Nach GO ihm Seliuus, der König derselben, seine einzige
Hygin 65, 24. 67, 7 sträubte sich lole anfangs Tochter Helike zum Weibe und ernannte ihn
wider des Herakles Liebe und liefs lieber ihren zu seinem Nachfolger. Als König der Aigialeer
Vater durch Herakles töten, als dafs sie sich gründete er eine Stadt, die er nach seinem Weibe
ihm ergeben hätte. Nach Plut. Parall. 308, Helike nannte, und die Aigialeer erhielten den
48 stürzt sie sich bei der Zerstörung Üicha- Namen lonier. Die Athener, damals im Kriege
lias von der Mauer der Stadt, bleibt aber, mit Eleusis, riefen den Ion zu Hülfe und
durch ihr bauschendes Gewand gehalten, bei machten ihn zu ihrem Anführer. Er starb in
dem Falle unversehrt. Das übrige, sowie die Attika, und sein Grab wurde gezeigt in dem
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 10
291 Ion lopakerbeth 292
Demos Potamos , in der Gegend von Prasiai Erben vergiften wollte, erkannte zuletzt nach
und Thorikos (vgl. Paus. 1, 31, 2. Schoemann, manchen Verwickelungen mit Hülfe des von
Opusc. Äc. 1, 177; siehe auch C. I. AU. der Priesterin herbeigebrachten Körbchens den
1, 210 fr. K). Die Nachkommen des Ion eigenen Sohn; doch hielten Mutter und Sohn
erhielten die Herrschaft in Aigialos, wurden die Entdeckung vor Xutlios geheim. Zu-
aber später von den Achäern vertrieben, nach letzt verkündet Athene die neue Blüte des
denen das Land Achaia benannt ward, Paus. alten in Ion wieder auflebenden Erechthiden-
7, 1, 2. Xuthos, aus Thessalien kommend, stammes und die einstige Gröfse der lonier
heiratete die Tochter des Erechtheus und und Athener. Welcher, Gr. Tr. 2, '725. Tri-
siedelte sich in der attischen Tetrapolis an; lo log. 296. Arch. Ztg. 10, 401. BuUmann, My-
von da floh sein Sohn Achaios wegen eines thol. 2, 323. Müller, Dor. 1, 237. 244 und
Mordes in die Peloponnes, Ion aber besiegte Götting. Anz. 1828 S. 1074 ff. Preller, Gr.
die Thraker des Eumolpos in Eleusis und ge- M. 2, 154. Gerhard, Gr. M. 2 § 752. 769.
wann solchen Ruhm, dafs die Athener ihm [Müchliöfer, Üb. d. att. Apollon. München IS73,
die Herrschaft übertrugen. Von Attika aus S. 47ff. Arch. Ztg. 10 {1S52) 401 f. Taf. 37, 1.
zog er nach Aigialos, das nun lonien genannt 11 (1853) S. 13 f. G. Kirchner, Attica et Pelo-
ward, Strab. 8, 383. In Attika soll er zuerst ponnesiaca. Greifswalder Diss. 1890 S. 13 ff.
das Volk in 4 Phylen geteilt und nach seinen R.] — 2) Sohn des Gargettos, siehe lonides. —
vier Söhnen Geleon, Aigikores, Argades und 3) siehe lonios. [Stoll.J
Hoples benannt haben, Herodot 5, 66. Strab. 20 lone {'lövr]), 1) eine Nereide, Apollod. 1,
a. a. 0. Er unterrichtete die Athener in reli- 2, 7. — 2) 'irövrj, eine Bakchantin, Nonn. JDion.
giösen Dingen, wie Deukalion die Hellenen, li, 221, wo G.Her innnn'lrjvä \evmutet. {8io\l.\
Lykurg die Lakedaimonier, Numa die Römer, lonides {'icovidsg), Heilnymphen, die bei
Plut. adv. Colot. 31. Wie im europäischen Herakleia in Elis (einer Ortschaft der Pisaier),
Griechenland da, wo lonier gesessen, Ion ein- an der Quelle des Kytheros (oder Kytherios),
mal gewohnt haben soll, so ist er von manchen welche eine Heilquelle war, ein Heiligtum
auch für den Anführer der ionischen Ansied- hatten. Sie sollten ihren Namen von Ion, dem
hingen in Asien erklärt worden, Vell. Fat. 1, 4. Sohne des Gargettos, der aus Athen dorthin
Vitr. 6, 1. Eurip. Ion 74 "iwva, -AXiGroq' übergesiedelt war, erhalten haben und hiefsen
'AßiäSoq x^^""^?- — ^^^ attische Sage, welche 30 Kalliphaeia, Synallaxis, Pegaia, lasis. Paus.
nach des SophoJdes Kreusa {Welcher, Gr. Trag. 6,22,4. Strab. 8, 356.— Meinehe vermutet, dafs
1, 391. Nauch, trag. gr. fr. p. 164) von Euripi- der Kytherios auch den Namen 'idcov geführt
des im Ion behandelt wird, hat den Ion aus habe, Biatr. in Callimach. H. in lov. 22
einem Sohn des Xuthos zu einem Sohn des (p. 125). Exercit. philol. in Athen. 2, 40. Cur-
Apollon (des ionischen ApoUon Patroos, Schol. tius, Peloponn. 2, 72. Bursian, Geogr. 2, 288.
Aristoph. Nub. 1468, Av. 1527) und der Kreusa, Gerhard, Gr. Myth. 1 § 545. — Nihandros bei
der jüngsten Tochter des Erechtheus, gemacht, Athen. 15, 681"^ u. 683 =* u. ^ sagt, dafs die
so dafs Ion nicht als fremder Eindringling, 'icoviädsg Nvficpai oder 'iccovidig oder 'idSsg N.
sondern als einziger Sprofs des Erechthiden- in den Feldern von Pisa dem Ion, als er sich
Stammes weiblicher Linie erscheint und somit 40 nach der Erlegung eines Ebers im Alpheios
die Autochthonie der Athener gerettet wird. (in welchen der Kytherios fliefst) badete, in
Der Inhalt des Ion des Euripides ist folgen- sehnsüchtiger Liebe zuerst das Veilchen {i'ov)
der: Apollon zeugte mit des Erechtheus als Kranzblume geschenkt hätten. Vgl. latroi.
Tochter Kreusa einen Sohn in einer im athe- [Stoll.]
nischen Burgfelsen befindlichen Grotte, in lonios {'lövioq), ein illyrischer König, Sohn
welcher auch der Knabe geboren ward. Die des Adrias, nach welchem das ionische Meer
Mutter läfst ihr Kind in der Grotte in einem benannt war, Theopomp. b. Schol. Ap. Bh. 4,
geflochtenen Körbchen ausgesetzt zurück, in 308 {anders App. bell. civ. 2, Sd). Tzetz. Lyh. 630,
der Hoffnung, dafs Apoll seinen Sohn nicht Schol. Pind. Pyth. 3,120. StejjJi. B. y.'Joviov.
werde untergehen lassen [vgl. Arch. Ztg. 11 50 Eustath. zu Bionys. Perieg. v. 92. Strab. 7,
(1853) S. 346f. R.]. Hermes trug noch in 317. Sevv. Verg. Aen. 3, 211. Neben lonios
derselben Nacht das Kind in dem Körbchen nennt Steph. B. a. a. 0. als Eponymos des
auf Apollons Bitten nach Delphi, wo es von ionischen Meeres den Italer Ion (^ octzo "lovoq
der Priesterin zum Tempeldiener aufgezogen 'italov), welcher bei Eustath. a. a. 0. 'läav
wurde. Erechtheus gab später seine Tochter heifst, Vater des Adrias. [Sein bärtiges Haupt
Kreusa dem eingewanderten Xuthos zur Frau, erscheint mit der Beischrift loNIo? auf dem
zum Dank für die im Krieg mit den Chalko- Rs. einer Münze von Issa oder Pharos, Cat.
dontiden auf Euboia geleistete Hülfe. Da of Greeh Coins in the Brit. Mus. Thessaly to
die Ehe kinderlos bleibt, so gehen Xuthos ^eioZm p. 84 nr. 1, PI. 15, 9. Drexler.] [Stoll.] —
und Kreusa nach Delphi, um den Gott zu be- GO Oder S. des Dyrrhachos. Als dieser von seinen
fragen, und dieser befiehlt dem Xuthos den als Brüdern bekriegt wurde, kam ihm Herakles,
Sohn anzuerkennen, der ihm beim Austritt aus der gerade aus Erytheia zurückkehrte, zu Hülfe,
dem Heiligtum zuerst entgegentreten werde. tötete aber im Kampfe unabsichtlich seinen
Der zum blühenden Jüngling herangewachsene Sohn lonios. Den Leichnam warf er in das
Sohn der Kreusa, der dem Xuthos begegnet, Meer, das seinen Namen von ihm erhielt,
wird von diesem als Sohn angenommen und Appian, bell. civ. 2, 39. [Schultz.]
Ion genannt weil er iövzi cvvrivzsxo (v. 661. lopakerbeth {'icana-Asq^riQ'), Name des Set,
831). Kreusa, die anfangs den aufgedrungenen Leidener Pap. V, Col. 11, 20. Col. 14, 9 (? ['/ca-
293
lopas
lope
294
nK']x^Qßr'j&'^']. 15. Grofser Pariser Pap. Z. 3261.
32Ü(5. Pap. des Louvre iir. 2391 Z. 71 = Tres-
se/^, Eph. Gr. 237 (hier 'lcosgßri& 'imna-ASQ^^Q'
'lw(X7tofiip)y 115 (hier, wie im Grofsen Pariser
Pap. 2223 ff. 3261. 3266 und im Leidener V.
11, 20 'icoiQßfjQ' 'lconK)i£Qßrid' und ''lcoßolxoorj&
zusammen); vgl. Bcuvens a. a. 0.; Pleyte
a. a. 0.; vielleicht auch auf dem Bleiplättchen
aus Karthago, wo Belattre, B. C. H. 12 p. 300
Z. 3 l(OnAICGPBH0 hat. [Drexler.]
lopas {'iconag), ein karthagischer Sänger,
der zu Karthago bei dem von Dido dem
Aeneas zu Ehren veranstalteten Gelage seine
von Atlas gelernte Weisheit vortrug, Vcrg.
Aen. 1, 740. [StoU.]
lope CfoTtTj). 1) T. des Iphikles, G. des The-
seus {Flut. Ihes. 29, offenbar nach den hesio-
dischen Eoien) *), aus denen Athcnaios 13
p. 557 a."ln7ii]v {Schiveigh. animadv. 7, 9: 'lönrjv)
■KCil Al'ylriv nennt. Ihr Mythos ist nicht be-
kannt. Als Heroine der 'thessalischen'(V) Stadt
lope {Steph. Byz. s. v.') wird mau sie nicht an-
zusehen haben. Denn bis auf die Kretafahrt
spielt sich Theseus' ganzes Leben im nächsten
Umkreis des saronischen Meerbusens ab, und
gegen den praktischen Euhemerismus der Py-
thia, welche Thcseus' Gebeine aus Skyros zu
holen riet, und Kimons Ausgrabungsexpedition
fällt Boherts Beobachtung ins Gewicht, dafs
hinter dem 'Skyrios' als Grofsvater des The-
seus, Vater des Aigeus {ps.-apqllod. Bibl. 3,
15, 1, 5), sich ein Skirios {= Skiros, -on,
Eponym von Salamis-Skiras) birgt {Hermes 20,
18S5, S. 354). Auch ihr Vater Iphikles ist von
dem thessalischen Iphiklos verschieden und
erscheint blofs in der Peloponnes (vgl. auch
des Unterzeichneten ' ÄitJdopenländer' etc. Fleck-
eisens Stipp)!. 16, 1887, S. 145), und so wird
sie eine argolische oder megarische Ortsheroine
sein, zumal ihr Bruder lolaos Gatte der Megara
ist {apoUod. Bibl. 2, 6, 1) — 2) T. des Aiolos, G. des
Kepheus, nach welcher die philistäische Stadt
benannt sein soll: Steph. JB. 'lö-niq. Dionys.
Per. 910 = Geogr. G. M. 2, 375. Diese Notiz
ist das ergänzende Fragment zu der aus Ps.-
Skijlax (104 ^ Geogr. Gr. M. 1, 79), Strabon
(16 p. 759, 1, 42. 43 C), losephos {B. 1. 3, 9, 5),
Konon (c. 40), Plinius {N. H. 5, U. 6, 35),
Pausanias (4, 35, 5), Pomp. Mela (1, 11),
Tacitus (Eist. 5, 2)**) bekannten Tradition
von der Opferung der Andromeda an das Jtrjros
in loppe. Wenn nach PJiotios (zu Konon, s.
Westermann, Mv&oyQ. p. 193, 5) Konon (also
doch wohl auch die anderen Parallelzeugen)
lOzoQBL f.riQcog ^ ag b 'EXli]V(ov (iv&og, so lag
der Unterschied hauptsächlich darin, dafs in
jener 'hellenischen' Vulgata, welche schon
von den hesiodischen Katalogen, PhereJcydes
und Stesichoros behandelt sein mufs, für uns
*) Flui. Thes. 29: yiiuai 6s [Q^ata] y.ul ... 'IotDjv
tIjv 'I(pc//Jiiv:, y.al .. . rov ^'ty?.ijg tqinta rij; TlavoTtiiui
(zu TbeS(;us) y.tL fehlt bis jetzt im HertiodfrQm . 125 AV.,
obgleich auch c. 20 tnv); IlaroTtijtöo; ^t'y/.i]q aus Ile-
siorlos citieit war.
**) Nach TzHzeii zu Lyk. 836 auch citiert von AristeiiiM
(dem Milesier? F. H. G. 4, 325, 27), Libanios (? vgl. des
Uuterz. ' Ait/iiopenlcintJer' etc. S. 133"), Prokopio.i (? vgl.
ebda S. 117 ^').
aber zuerst bei Etiripides erscheint, statt der
Stadt loppe vielmehr Aithiopia, und statt der
Aiolidin lope die Kassiepeia als Kepheusgattin
und Mutter der Andromeda genannt ward;
ferner darin, dafs der Opfertod der Andromeda
nicht durch den Wettstreit einer Mutter Kassie-
peia mit den Nereiden verschuldet und von
Poseidon, Amphitrite und den Nereiden ge-
heischt wird, sondern im Rahmen einer Opfer-
10 handlung an ''Aphrodite' bez. Derketo (= Atar-
gatis; vgl. Stark, Gaza S. 257) erscheint. Auch
ist das Lokal der ioppensischen Version eine
Insel (Paria), wovon in der hellenischen Ver-
sion nichts zu merken 'ist; Konon: ccQTtä^stcd
dnö Tivog vrjGLdog £Q^iiov y] 'AvdQOfiädcc = Plin.
N. H. 5, 31 (34), 129: In plioenicio mari et ante
lopen Paria (insula) tota oppidum, in qua ob-
iectam beluae Andromedam ferunt: dazu 5, 14:
insides collem praeiacente saxo, in quo vincu-
20 lorum Andromedae vestigia ostendunt. Auch
wird lope nicht, wie Kassiepeia, verstirnt
worden sein, da in dieser ioppensischen
Form der Sage weder Kepheus noch Andro-
meda, noch das xljjro? verstirnt wird, wie in
dem ''hellenischen' Mythos von 'Kepheus in
Aithiopia'. Mit diesem suchte eine spätere
künstliche Etymologie von AlQ-ioitTj aus 'lonr]
Fühlung zu gewinnen {Et. 31. p. 473, 14. Ste2}h.
Byz. 'lÖTtY]; vgl. Tzetzes za Lyk. 836), welche zu-
30 erst auftritt bei Konon: Al^ioitLa (cod. <Jt'
oTitt) öcnb'lönTtrjg; \ gl.' Aithiopenländtr'' S. 139f.).
Die ioppensische Tradition, deren Abweichungen
von der griechischen man wohl beachten mufs,
wurde in Griechenland bekannt durch Theo-
pompos (bei Strabon 1 p. 43, vgl. ' Aithiopenl.''
S. 134 ff.), bekämpft durch Apollodoros {tvsqI
vsäv II, ebda), verteidigt aufser den oben Ge-
nannten durch Aristonikos {n. Msviläov nXävrjg,
bei Strab. 1 p. 38, vgl. 42 f.), aus dem Strabon
40 und die Vorlage des Steph. B. abschrieben
(letzterer den von Schubart gestrichenen, von
Meineke eingeklammerten Passus : Ki^tpscog . . tov
■naraaTiQiGQ'ti'tog v-te. ot Ellrjvsg'uccticäg q>aaLv).
Vgl. überhaupt ' Aithiopenl." S. 147 u. sonst;
daselbst ist im Anschlufs an H. D. Müller
{Mythol. 1, 56) der Nachweis versucht, dafs
schon vor Theopompos der griechische Mythos
durch argivisch-rhodische Ostfahrer auf Joppe
übertragen und dortigem Astartekult ange-
.50 pafst ward. Dann würde schon in der argo-
lischen Heimat des Mythos (entsprechend dem
oben unter 1. über die argolisch- megarische
lope Ausgeführten) eine Kepheusstadt 'fönrj,
ähnlich der thessalischen des Steph. Byz. und
der lakonischen x'^Q'^ 'lanlg oder 'lonlg des
Heros "loip, vorauszusetzen sein, deren Name
im Anschlufs an den obigen Mythos die grie-
chische Umnennung der alten philistäischen
lapho (j. laffa) in 'lön{n)ri veranlafste ; und
60 während die sog. ,, hellenische" Vtdgata, welche
statt lope die Kassiepeia nennt, nach dem
vom Unterz. geführten Beweis (Aithiopenländ.
S. 158 ff., vgl. Artikel 'Kassiepeia') den Argeier-
kolonieen auf Rhodos angehört, würde Theo-
pompos bei seiner späten Übertragung des
Mythos auf lapbo- loppe nur eine älteste
'lÖTtri - Version des argolischen Mutterlands
wieder zu Ehren gebracht haben. Da nun bei
10*
295 lophossa lovos 296
Eustath. zu Bionys. Perieg. 910 der Namen Jahrbb. d. Ver. von Älterthumsfreund. im Bhld.
der Stadt lope auch auf lo, die argivische 49, 1870 S. 187f. nr. 11. [R.Peter.]
Heroine, zurückgeführt wird, was Tzetses (zu lOTis = luppiter (s. d.).
LyTi. 836) mit dem Zusatz wiederholt, dafs lo lOTis Axnr s. luppiter u. Anxurus, wo
daselbst "AQyov vi%rißaaa äv&Qconog ysyovs Babelon, Monn. de la rep. 2, 544 u. 546 nach-
(doch vgl. 'AithiopenV S. 148*^), so wagte zutragen ist, [Röscher.]
der Unterz. mit E. Maafs {de Eratosth. Eri- lovis custos, Name einer geflügelten Jüng-
gona p. 130), 'lonr] als den Vollnamen für das lingsfigur, die Speer und Schild trägt, auf
Hypokorisma 'im zu erklären, im Gegensatz einer Münze des Septimius Severus, Haver-
zu 0. Crusius {^Beiträge'' etc. S. 21^), der im lo camp, num. reg. Christ. 27, 3. Gerhard, Ant.
Anschlufs an H. B. Müller {Myth. 2, 350) die Büdro. Taf. 302, 9. Letzterer, Gottheiten der
Demeter- 'Jcö als Gattin des Hermes-'/äffosi' aus Etrtisker {ATcadem. Abh. 1, 300. 338.), identi-
der Demeter-'Ejrt'affcfo: {Hesych. s. v.^ erklärt. ficiert den lovis custos mit dem etruskischen
Umgekehrt hält 0. Gruppe {PhiJol. N. F. 1,92 ff.) Tages, dem Sohn des Hercules und Enkel des
an der Auffassung der Alten fest, dafs die luppiter, der auch Epeur (Epiur) = iniovgog
Heroine 'icnrj wirklich nichts weiter bedeute, (= custos) heifst, vgl. Gerhard, Akad. Abh.
als die gräcisierte Namensform der persönlich 1, 338. 2, 55. [Höfer.] [Wie Havercamp selbst
gedachten philistäischen Stadt lapho - '7o7r«rj, p. 183 — 184 zu der Münze des Caracalla, nicht
also einer thatsächlichen Unterlage auf grie- des Septimius Severus bemerkt, hat schon
chischem Boden entbehre. Phönizisch lapho 20 Vaillant, Nitm. Imp. Eom. praest. 1 p. 121
== „Schönheit" ist ihm das Original zu der den Typus als Jupiter in einem Tempel auf
griechischen KaacisiiBioc' ri y.ccllovi^ (Suidas), einem Cippus in der R. den Blitzstrahl, in der
und der griechische Kassiepeiamythos nur die L, die Lanze beschrieben. Ebenso giebt ihn
Übersetzung eines älteren laphomythos der Cohen 4^, 155, 112 aus Vaillant als „lOVIS
Philistäer. Vgl. d. Art. Kassiepeia. — [3) Eine CVSTOS C. V. Temple ä huit colonnes; au
Lesart statt Antiope oder lole bei Propert. milieu, lupiter sur un eippe, tenant un foudre
2, 28, 51. Stoll.] [K. Tümpel.] et une haste". Gold- und Silbermünzen des
Ioi)liossa {'locpäaaa), Tochter des Aietes, die Vespasian mit der Aufschrift lOVIS . CVSTOS
dem Phrixos vier Söhne gebar, identisch mit zeigen lupiter nackt vor einem Altar stehend,
Chalkiope, Hesiod, Ahisilaos u. Pherekydes h. 30 in der R. eine Schale, in der L. das Scepter,
Schol. Ap. Eh. 2, 1122. 1149. Hesych. s. v. Eckhel, B. N. V. 6 p. 337; Grofsbronzen des
Müller, Orchom. 172. Schoemann, Opusc. Ac. 2, Domitian mit der Aufschrift lOVI . CVSTODI
247, 67. Preller, Gr. Myth. 2, 319. Gerhard, oder IVPPITER . CVSTOS . S . C führen ihn
Gr. Myth. 2 § 688, 1. 690, 2. [Stoll] vor sitzend, in der R. den Blitzstrahl, oder
lops C'loip), ein Heros der Lakedaimonier, eine Victoria, Eckhel, B. N. V. 6 p. 393.
der zur Zeit des Lelex gelebt haben sollte S. luppiter. Drexler.]
und zu Sparta ein Heroon hatte. Paus. 3, 12, 4. lovius Couipagus (V). In der Inschrift CLL.
Gerhard, Gr. Myth. 2 % 'i^b. Curtius, Pelop. 2, 1,571 = 10,3772 (Recale bei Caserta; aus
231. Vgl. lope 2. [Stoll.] dem Jahre 660/94): Pagus Herculaneus scivit
Iopsaphos-('/oi/)aqpos), Beiname des Apollon, 40 a(nte) d(iem) X Tcrminaflia]. eonlegium, seive
Hesych. Der Name, wenn richtig überliefert, magistrei lovei Compagei sfuntj, utei in porti-
bezeichnet den Apollon als Orakelgott (s. Bd. 1 cum paganam rcficiendam peqimiam consumerent
Sp. 434), speziell als solchen, dessen Wille durch ex lege pagana, arbitratu Cn. Laetori Cn. f.
dunkelfarbige Steinchen (i/)i](jpot) erforscht wurde magistrei pageiei [lies jja^ei']; uteique ei con-
(vgl. auch Thriai). Schmidt liest dafür 'laö- legio, seive magistri sunt lovei Compagei, locus
tpatpog, andere 'lö^ocpog, d. h. 'der mit den in teatro esset tarn quasei sei lufdjos fecissent
Pfeilen Rasselnde'. [Höfer.] u. s. w. nimmt Mommsen (C. L L. 1 S. 159
lorios Theos. 0600 ICO PI CO soll auf einer und im Index S. 617 s. v. lovius compagus)
Gemme der Sammlung Capello nr. 215 stehen, einen 'lovius compagus collegii pagi Campani
welche den Zeus auf dem Rücken zweier 50 deus tutelaris' an. Später zweifelte er aber
Schafe sitzend darstellt, Sycophantia magica daran, dafs hier ein lovius Compagus genannt
nr. 172 in Gorius, Thes. gcmm. ant. af-trif. 2 sei {G.I.L.IO im Index S. 1133: 'lovius com-
p. 278. Kopp, Palaeogr. crit. § 843, vol. 4 pagus [si recte sie accipitur]'). Vielleicht haben
p. 326 — 327. Letzterer übersetzt „Beo mon- wir in der Inschrift einen luppiter Compagus
tano", indem er an das Wort icopog bei He- als Schutzgott des pagus Herculaneus zu er-
sychios = „Berg" erinnert. [Drexler.] kennen (vgl. den Nominativ lovos auf der prae-
lovantucarus, Beiname des Mercurius auf nestinischen Cista Ephem. epigr. 1 S. 14 nr. 21
einer zwischen Tholey (Kreis Ottweiler, Reg.- = Garrucci, Sylt, inscr. lat. nr. 528. C. I. L.
Bez. Trier) und Osenbach (Kreis St. Wendel, 14, 4105; abgebildet Monum. d. inst. 9, 1873
Reg.-Bez. Trier) i. J. 1755 gefundenen Inschrift: CO Taf. 58/59, besprochen von A. Michaelis in
Beo Mercurio lovantucaro pr'O salute Bomaniae Ann. d. inst. 45 , 1873 S. 221 ff., über lovos
Bomanae et Bomani Severi Lilius Bomanus S. 237). [R. Peter,]
pater vissu [sie] monitus v s l l m. Die In- lovos, ^OVOI, Name des luppiter (s.d.) auf
Schrift stand nach dem Fundbericht auf einem einer Bronzekiste von Praeneste, welche den
viereckigen metallenen 'Kästgen, so in der Gott sitzend, die R, auf die Schulter der luno
mitten, auf welchen beyden seythen ohngefähr legend und einen Blitzstrahl haltend, umgeben
ändert halben schuhe von einander zwey von Apollo, Liber, Mercurius, Hercules, Mars,
kleiner Statuen oder Götzenbilder gefunden.' Minerva, Diana, Victoria und Fortuna dar-
297 loxeia Ipliigcneia 298
ytellt, Eph. cpigr. 1 p. 14 nr. 21. Garruccius, u. Verw. S. 2 Anm. 3. — 2) Euadnc als die
Syllogc Inscr. Lat. nr. 528 {„In lovos Tochter des Iphis, Ov. ep. ex P. 3, 1, 111.
mdajilasmiis est dedinationis tertiac in secun- [Stell.]
dam"). Vgl. luppiter u. lovius. [Drexler.] Iphidamas {'Iq)i8<x(i(xg), 1) Sohn des Antenor
loxeia (7d^£ia;?), Amazone im Gefolge der (daher 'AvzrjvoQidrjg, Hom. IL 11, 221. Eust.
Penthesilt'ia, vor Troja erschlagen, Tzetz. Posth. 840, 1. Paus. 4, 36, 4. 5, 19, 4) und der Theano,
179. [StoU.l der Tochter des Kissens {II. 11, 224. schol. IL
loxlppe {lio^innri) = Dioxippe (s. d.), vgl. 11, 226. Eust. B. 840, 10. 59), Bruder des
la-nri und Suo->tri; Etym. M. 426, 47. [Höfer.] Koon, IL 11, 250. 257. Schon als zarter Knabe
loxos {"ico^og), Sohn des Melanippos, Enkel lo ward er seinem Grofsvater Kissens, der König
des Theseus und der Perigune, der mit Orny- in Thrakien war, zur Erziehung übergeben,
tos eine Kolonie in Karlen gründete. Da Peri- IL 11, 223. Straio 7 p. 330 fr. 21; ebendas.
guue, die Tochter des Sinis, nach der Erlegung fr. 24; später heiratete er die Tochter des
ihres Vaters durch Theseus, vor diesem fliehend, Kissens, also die Schwester seiner "Mutter {IL
sich an einem dicht mit Pimpernellen und 11, 226 und schoL), die er durch reiche Braut-
Spargeln bewachsenen Orte verborgen und in geschenke gewann, IL 11, 244. Paus. 4, 36, 4.
kindlicher Unschuld diesen Sträuchern mit Kurz nach der Hochzeit {IL 11, 243) zog er
Schwüren gelobt hatte, sie nie zu verletzen mit zwölf Schiffen {IL 11, 228) nach Troia
, und zu verbrennen, wenn sie von ihnen ver- und fiel hier von der Hand des Agamemnon,
deckt und gerettet würde, so war es bei den 20 IL 11, 240. 250. Paus. 5, 19, 4. Hygin. f. 113.
Nachkommen des loxos Sitte, weder Spargel- Der Kampf des Koon mit Agamemnon um die
stengel noch Pimpernellen zu verbrennen, Leiche seines Bruders Iphidamas (JZ. 11, 248ff.)
sondern sie als heilig zu verehren, Plut. Thes. 8. war auf dem Kasten des Kypselos dargestellt,
[Stoll.] Paus. a. a. 0. — 2) Sohn des Busiris, der
Iplieus {'icpsvg), ein Lykier, vor Troja von auch Amphidamas {Apollod. 2, 5, 11, 9) heifst,
Patroklos erlegt, //. 16, 417. [Stoll.] samt seinem Vater am Altar des Zeus von
Iphialos {'ifpCalog), ein anderer Name für ' Herakles getötet, Plierelcyd. im scliol. ApolL
'EcptäXtrig, den Alp, den italischen Incubus, BJiod. 4, 1396. [Höfer.]
Hesych. s. v. vgl. Didymos b. SclioL Aristoph. Iphigeneia {'itpiyivBiu, auch 'icpiyövri, Eurip.
Vesp. 1038. Ev heikt auch 'EitidXiqg, 'ETCtccXXrig, 30 EL 1023; abgekürzt ^Icpig, Tzetz. L. 323. 324.
'Ecp^lrjg (äol.), 'E7icoq)ilr]g , Uesych. v. iitLulrjg. Et. M. v. "^fiqptg), Tochter des Agamemnon
Preller, Gr. MytJi. 1, 617, 4. [Stoll.] und der Klytaimnestra, vgl. Iphianassa. Als
Iphiauassa {'icpicxvKGGci), 1) eine von den das nach Troja ziehende Heer der Griechen
Töchtern des argivischen Königs Proitos (s. d.), durch eine Windstille, welche die von Aga-
welche von Melampus von ihrer Raserei ge- memnon oder Menelaos erzürnte Artemis ge-
heilt und ihm zum Weibe gegeben ward, sandt hatte, in dem Hafen von Aulis zurück-
Apollod. 2, 2, 2. PhereJcyd. bei SchoL Od. 15, gehalten wurde und Kalchas erklärte, dafs Iphi-
225. — 2) Tochter des Agamemnon und der geneia der Göttin geopfert werden müsse, liefs
Klytaimnestra, Schwester der Chrysothemis und Agamemnon, von Menelaos und dem ungeduldi-
Laodike, IL 9, 145, 287. Zu diesen dem Homer 40 gen Heere bedrängt, die Tochter unter dem Vor-
bekannten Töchtern des Agamemnon fügten wand, dafs sie mit Achilleus vermählt werden
die Kyprien (fr. 12 Kinliel) noch als vierte die sollte, vom Elternhause ins Lager kommen
Iphigeneia, welche auch bei Soplioldes von und bereitete mit schwerem Herzen das Opfer.
Iphianassa verschieden ist. Wie aber bei den Artemis aber, der Jungfrau sich erbarmend,
Tragikern Elektva an die Stelle der Laodike schob während des Opfers eine Hirschkuh an
getreten ist, so bei Euripides Iphigeneia an die stelle der Jungfrau und entführte diese in
die der Iphianassa, Sopßi. EL 157 u. SchoL einer Wolke nach Taurien, damit sie dort ihre
SchxnL II. a. a. 0. Preller, Gr. Blyth. 2, 419, 4. — Priesterin werde, Kypria (p. 19 Kinkel). Eurip.
3) Gemahlin des Endymion, Mutter des Aitolos, Ip)h. Aul. 1540. Iph. T. 1. 20. 30. 783, vgl. AeschyL
Apollod. 1, 7, 6. [Hinsichtlich der Beziehungen 50 Ag. 1534. Soph. EL 565. Pind. Pyth. 11, 23. Ov.
dieser I. ebenso wie der unter 1) und 2) an- Met. 12, 24 ff. Paus. 9, 19, 5. SchoL Eur. Or.
geführten zur Selene vgl. Röscher, Selene u. 647. Myg. f. 98. 238. 261. Dikt. 1, 17. SchoL
Verwandtes S. 2 Anm. 3. S. 71 Anm. 274. S. 99 IL 1, 108. Ant. Lih. 27. Serv. Verg. A. 2, 116.
A. 396 ff. E.] — 4) Von Medon Mutter des Tzetz. Lyk. 183. Anteh. 191. loann. Antioch.
Troers Menalkes, der vor Troja von Neopto- fr. 25 {Müller hist. gr. fr. 4 p. 551). Lucret.
lemos erlegt ward, Quiyit. Sm. 8, 295. — 1, 85 ff. Cic. off, 3, 25. Ferfif. ^. 2, 116. Hör.
5) Nereide, Lukian. DiaL D. 3Iar.U. [Stoll.] sat. 2, 3, 199. Propert. 3, 5, 64. Der Dar-
Iphiaucira {'l(pic'iV8LQa), 1) Tochter des ar- stellnng der Kyprien {na.ch. Prokl. Chrest.) folgte
givischen Königs Megapenthes, vermählt mit die Iphigeneia des Aischylos, diesem wieder
Melampus, dem sie den Antiphates und Blas, 60 die Iphigeneia des Sophokles, deren Inhalt
die Manto und Pronoe gebiert {Diod. i, 68; vielleicht bei i/?/(/. /". 98 erhalten ist, Welcker,
vgl. Iphianassa 1). — 2) Tochter des Oikles, Gr. Trag. 1, 107. Nauck, trag. gr. fr. p. 23.
eines Sohnes des ebengenannten Antiphates 156. Die Iphigeneia des Ennius {Vahlen, Enn.
und der Hypermnestra, Schwester des Amphia- poes. reL^p. 119) folgte dem Euripides, Welcker,
raos und der Polyboia, Diod. 4, 68. [Stoll.] a. a. 0. 1, 110. Ribbeck, Rom. Trag. S. 94 ff.
Ipluas {'lopiccg), 1) eine alte Priesteriu der Bildwerke: Overbeck, Pompeji 527 (pompe-
Artemis zu lolkos, in der Argonautensage ge- janisches Wandgemälde, Nachbildung des be-
nannt, Ap. Rh. 1, 312. Vgl. Röscher, Selene rühmten Bildes des Timanthes von Kythnos),
299
Iphigeneia
Iphigeneia
300
Müller, Handb. d. Arcli. § 415, 1. 0. Jahn,
Arch. Beitr. 378 ff. Overbeck , Gall. 314 ff.
Brunn, Urne Etr. t. 35 ff. Schlie, Troischer
Sagenkreis 60 ff". Freller, Gr. Myth. 2, 419 f.
Baumeister , D. d. kl. Altert. S. 754 ff. Manche
behaupteten, Iphigeneia sei nicht in Aulis,
sondern zu Brauron in Attika von Agamemnon
geopfert worden, und ein Bär, nicht ein Hirsch,
sei statt ihrer getötet worden, Hcliol. Aristoph.
ant. Sarkophagrel 2, Berlin 1890, S. 177 ff.,
Taf. 57 ff., s. Orestes. Sophokles hat die Ge-
schichte der Flucht der Iphigeneia in eigentüm-
licher Umbildung behandelt in seinem Chryses,
den Pacuvins überarbeitete, Naeke, Opusc. 1,91.
Welcher, Gr. Tr. 1, 210. Ribbeck, trag. lat. rel.
p. 71. 284. Ders.,Büm. Trag. 248ff". Den Inhalt
giebt Hyg. /. 121 : Orestes kommt mit Iphigeneia
und dem geraubten Bilde der Artemis von
Lysisir. 645. Iphigeneia ward bei dem Opfer lo Taurien zu der troischen Insel Sminthos (oder
von Artemis in einen Bäi-en oder einen Stier, Stadt Sminthe) zu dem ApoUonpriester Chryses,
oder ein Rind, oder in ein altes Weib ver- dem Sohn des Agamemnon und der Chryseis
(Astynome), also
Enkel des homeri-
schen Chryses (vgl.
Hyg. f. 120). Der
beraubte taurische
König Thoas ist
den Flüchtigen ge-
folgt und verlangt
von Chryses ihre
Auslieferung. Als
Chryses dazu be-
reit ist, offenbart
der ältere Chryses,
dafs Iphigeneia u.
Orestes Kinder des
Agamemnon u. Ge-
schwister des Chry-
ses sind , worauf
dieser mit Orestes
den Thoas tötet.
Orest und Iphige-
neia kommen mit
dem Bilde der Arte-
mis glücklich nach
Mykenai. Nach
Tzetz.L.\^'^ waren
Iphigeneia u. Chry-
ses Kinder d. Aga-
memnon und der
Chryseis. Auf der
Rückfahrt d. Grie-
chen nach Trojas
Zerstörung starb
Chryses zu Chryso-
polis in Bithynien,
Byzanz gegenüber;
Iphig. aber wurde
von Tauroskythen
geraubt u. in Tau-
rien zur Priesterin
der Artemis oder
Selene gemacht. Die Chrysopoliten leiteten
von diesem Chryses den Namen ihrer Stadt
her, Steph. B. v. XQvcönoXig, oder von Chryse,
der Tochter des Agamemnon und der Chry-
seis, der Schwester der Iphigeneia, Et. M.
V. XQvaönoXis. Müller, Doricr 1, 384 f. Ger-
Bruder Orestes, der im Auftrag des delphischen 60 hard, Gr. Myth. 1 § 345, 8. — Das Bild der
Iphigeneias Opferung; anwesend Agamemnon und Kalchas, ponipej. "Wandgemälde (nach Mus.
Borb. 4, 3 = Baumeister, Denhn. S. 755 Fig. 807).
wandelt nach Ant. Lib. 27. Tzetz. L. 183. 194.
— In Taurien versah Iphigeneia viele Jahre
lang den grausamen Dienst der Artemis, in-
dem sie die Fremden, die an der Küste Schiff-
bruch gelitten, der Göttin opfern mufste ( Tsetz.
L. 194. Diod. 4, 44), bis sie endlich mit ihrem
Gottes das dort vom Himmel gefallene Bild
der Artemis holen sollte, entfloh und mit dem
geraubten Bilde nach Griechenland zurück-
kehrte, Eurip. Iph. Taur. vgl. Hyg. f. 120— 122.
Naevius, Iphig. vgl. llibbeck a. a. 0. S. 50 f.
Tzetz. i. 1 374. Bildwerke: Müller, Handb. d.
Arch. 416, 2. Overbeck u. Baumeister a. a. 0.
Die Sarkophagreliefs jetzt bei C. Robert, D.
Artemis brachten Iphigeneia und Orestes nach
Lakonieu. wo es zu Sparta im Tempel der Ar-
temis Orthia oder Orthosia stand. Raus. 3, 16, 6.
Nach Servius war Orestes König in Sparta und
heiratete, ein Sohn des Menelaos und der
Helena, die Iphigeneia, Serv. V. A. 11, 267.
Auch nach Argos, wo ebenfalls ein solches
Bild der Artemis war, soll Iphigeneia gekommen
301
Iphigeneia
Iphigeueia
302
sein, l'uus. 1, 33, 1. Zu Megara soll sie ge-
storben sein, auch sie hatte dort ein Heroon,
i'a».s. 1, 43, 1. Die Athener behaupteten, dafs
ürcst und Iphigeneia nach Halai Araphenides
Euphorion, Alexander Aitolos b. Faus. 2, 22, 7
zeugte Theseus mit der von ihm geraubten
Helena die Iphigeneia; nachdem Helena von
ihren Brüdern aus Aphidna befreit worden
Bruchstück eines Sarkophagreliefs ia Villa Albani: Iphigeneia, Orestes und Pylades (vgl. C. Robert, Die
ant. Sarkophagreliefs 2 Taf. 57 nr. 1G8 und Text S. 179 ff., sowie Zoega, BassirU. 2 tav. 56).
bei Brauron an der attischen Ostküste gekommen war, gebar sie das Kind in Argos und übergab
und dort einen Tempel der Artemis Taurike 30 es der schon mit Agamemnon vermählten
oder Tauropolos gestiftet hätten, in welchem Klytaimnestra, die es wie ihr eignes Kind
das taurische Bild derselben aufgestellt ward u. aufzog, vgl. Duris b. Tzetz. L. 103. 143. 183.
Iphigeneia Priester-
dienste verrichtete ;
dort sei sie gestorben
und begraben, und
man brachte ihr als
Weihgeschenke die
Gewänder der in Kin-
desnöten verstorbe-
nen Frauen dar, Eiir.
Ipli. T. 1446 ff. Strah.
8, 399. Kallim. Bian.
173. Paus. 1, 23, 9.
1, 33, 1. Ptol. 3, 15,
8. Hermann, Gottes-
dienst!. Altert. § 62,
9 ff. Bursian, Geoqr.
1, 349. Preller, Gr.
Myth. 1,201,2. — Eu-
phorion nannte Brau-
ron ein leeres Grab
der Iphigeneia, Schol.
Aristoph. Lys. 645,
vgl. Nonn. Dion. 186.
Auch an Orten aufser-
halb Griechenlands,
wo sich Kulte von
Göttinnen fanatischen
Charakters fanden,
wurden diese auf Stif-
tungen der Iphigeneia und des Orestes zurück-
geführt, wie in Kappadokien zu Komana der der
syrischen Enyo, Strab. 12, 535. Müller, Bor. 1,
385, 5. Preller, Gr. Mylh. 1,251. — Von Brauron
aus wurde Iphigeneia in die attische Genealogie
eingereiht, indem man sie zur Tochter d. Theseus
machte, Müller, Bor. 1 , 382. Nach Stesiclioros,
Iphigeneia (in Tauris) übergiebt dem Pylades den Brief; anwesend Orestes, ein Satyr,
Artemis und eine Opferdienerin, apulisches Vasengomälde (nach Arch. Zeit. 1849 Taf. 12
= Baumeister, D. S. 757 Fig. 808).
851. Ant. Lib. 27. Schol. II. 13, 626. Et. M.
V. 'icpig. Helena baute wegen ihrer glücklichen
Entbindung zu Argos einen Tempel, der in der
Nähe des Tempels der Dioskuren und des der
Hekate stand, l^aus. a.a. 0. — Hesiod sagte, dafs
Iphigeneia nicht gestorben, sondern nach dem
Willen der Artemis zur Hekate geworden sei,
303
Tphigeneia
Iphigeneia
304
und damit stimmten die Kyprien a. a. 0. über-
ein; auch Ilerodot, nach welchem die Taurier
die Schiübi'üchigen einer Jungfrau opferten,
welche für die vergötterte Iphigeneia gehalten
wurde, Paus. 1, 43, 1. Ilerodot 4, 103. FJiüod.
It. £V6, 52a. Nach Ant. Lih. 27 wurde Iphi-
geneia von Artemis mit Unsterblichkeit und
ewiger Jugend begabt und unter dem Namen
'OQGilo%ia (OgailcxT] Westermann, Myihogr.
10 p. 201, 9) nach der Insel Leukfe im Pontus ge-
bracht, wo sie Gemahlin des Achilleus wurde,
s. d. Art. Achilleus, Ammian 22, 8, 34 f. Mao/'s,
Index Schol. Gryphisivald. 1890 S. 19, I'rcller,
Gr. Myth. 2, 438, 3. Gerhard, Gr. Myth. 2
§ 889. Auch während ihres irdischen Le-
bens war Iphigeneia schon mit Achilleus zu-
sammengebracht worden. Nach des Euripides
Iph. Aul. war sie unter dem Vorwande, mit
Achilleus vermählt zu werden, nach Aulis ge-
20 bracht worden. Danach erzählten manche,
Achilleus habe mit Iphigeneia den Neopto-
lemos erzeugt; nach Duris hatte er die Iphige-
neia (von Aulis) nach Skyros entführt, oder
er brachte den mit Iphigeneia erzeugten
Neoptolemos nach der Opferung der Iphige-
neia nach Skyros und übergab ihn der Deida-
meia, Tzetz. L. 183, vgl. 323. Schol. und
Eustath. zu II. 19, 326. Achilleus soll der
ihm verlobten Iiihigeneia, als sie von Aulis
30 nach Skythien gebracht worden war, dorthin
gefolgt sein und^ lange dort verweilt haben;
der 'AxilUiog 8^6^105 (Laufbahn des A.), eine
Landzunge am kimmerischen Bosporos, um
welche er, die Iphigeneia suchend, gelaufen,
hatte davon den Namen, Eustath. zu Dionys.
P. 306. — Iphigeneia war ursprünglich Arte-
mis selbst, die den Beinamen Iphigeneia hatte,
wie z. B. zu Hermione, Patcs. 2, 25, 2. Hesych.
v. 'itpiyivsia, zu Aigeira in Achaia, Paus. 7,
40 26, 3. Diese uralte Mondgöttin ist die-
selbe, welche zu Sparta unter dem Namen
Orthia, Orthosia, zu Brauron als Aithopia
(Mondgöttin, Kallim. fr. 417 BenÜ. Welcher,
Gr. Götterl. 1, 571, Selene Tzetz. L. 183.
Antch. 201) und an den genannten Orten, die
von dem Mythus der Iphigeneia berührt wer«
den, zu Argos, Megara, Aulis verehrt wurde
und auch mit ausländischen Göttinnen ähn-
lichen Charakters identificiert worden ist,
60 namentlich mit der von den Skythen in Tauris
verehrten Göttin, welche TavQixjj, TkvqcÖ, auch
TuvQonölois und Hekate genannt ward, ur-
sprünglich aber den einfachen Namen Uciq-
Q'hog hatte, Ilerodot 4, 103. Strah. 7, 308,
Dies Tauris wurde, seitdem die in Byzauz und
an den pontischen Küsten angesiedelten Hel-
lenen den Kult jener skythischen Göttin kennen
gelernt, angesehen als der Ort, wohin Iphi-
geneia entrückt ward, während man in ältester
60 '^^it an Lemnos, wo ein ähnlicher Kult be-
stand {Müller, Orch. 311. Bor. 1, 384), oder nur
ganz allgemein an den hyperboreischen Norden
(Preller, Gr. M. 1, 251) gedacht haben mag.
Die Artemis Iphigeneia oder Orthia hatte in
alter Zeit, wo die humane Sitte noch nicht
mildernd eingeAvirkt, einen wild aufgeregten,
mit Menschenopfern verbundenen Kult, und
als nun Iphigeneia als Heroine von der Göttin
305
Iphigoiie
Iphiklos
306
getrennt wurde, ward sie einerseits eine Jungr
IVau, die mau der Göttiu opferte, andererseits
eine ihr dienende Priesterin, die ihr Menschen-
opfer schh^L•htete ; vgl. d. Art. Artemis; Müller,
Dor. 1, 381 ff. Orch. 3 10 ff. Boeclch, G. I. 2 p. 89.
Deimling, Lcleger 169 ff" Wchkcr, Gr. Götterl.
1, 571 fl; 587 f. Lauer, System 20S. 296. Freller,
Gr. Myth. 1, 250 ff'. Gerhard, Gi: Myth. 1
§ 330, 4. 342, 2—4. 345, 7. 8. Wilamo^vits im
Hermes 18. Bd. 2. Hft. (1883) p. 249 — 263.
Fiepel, Beil. z. Alhj. Ztg. 1890 Nr. 105/6. S.
auch d. Art. Iphias. [StolL]
Iphigone = Iphigeneia (s. d.).
Iphikles (7qcr/A^S, bisweilen auch "icpmloq,
Apollod. 2, 7, 3. Diod. 4, 33 f.): 1) Sohn der
Alkmene und des Amphitryon, in
Theben geboren, Zwillingsbruder des
Herakles, Apollod. 2, 4, 8. Pherelcyd.
b. Schal Od. 11, 266. Schol. IL 14,
323. Tzetz. L. 33, s. Alkmene und
Herakles. Dem Herakles, dem Zeus-
sohn, stand er sehr nach an Kraft
und Mut, Eesiod. Sc. 48 ff. 87 ff. Der
Unterschied der Brüder zeigte sich
schon, als Hera die Schlangen ins
Lager der Knaben schickte, um den
Herakles zu verderben; während
dieser die Schlangen mutig erwürgte,
floh Iphikles furchtsam davon, Apol-
lod. 2, 4, 8. Theolrit. Id. 24, s. Hera-
kles. Bildwerke: Preller, Gr. Myth.
2, 178, 2 [Goldstater von Kyzikos,
Waddington , liev. num. 1863 p. 234
bis 235, PI. 10, 6. Drexler]. Aber
Iphikles war doch ein tapferer Krie-
ger; er zeichnete sich ans in der
Schlacht des Herakles und der The-
baner gegen Erginos und die Orcho-
menier, weshalb ihm der thebanische
König Kreon seine jüngere Tochter
zum Weibe gab, während Herakles
die ältere, Megara, ei'hielt. Vorher
hatte Iphikles die Tochter des Alka-
thoos, Automedusa, zum Weibe ge-
habt, die ihm den lolaos, den tapferen
Freund und Genossen des Herakles,
geboren, Apollod. 2, 4, 11 f. Als He-
rakles im Wahnsinn seine eignen
Kinder tötete, mordete er auch zwei
Kinder des Iphikles; aber den älte-
sten, lolaos, und die Megara, rettete Iphi-
kles, der selbst von Athene gerettet ward,
Apollod. 2, 4, 12. Tzetz. L. 38. Schol. Od. 11,
269. Nikol. Dam. fr. 20 {Müller, fr. hist. gr.
3 p. 369). Darauf trat er mit Herakles in
den Dienst des Eurystheus, der ihn selbst
freundlich aufiiahm, dem Herakles aber von
vornherein feindselig gesinnt war, NiJcol. Dam.
a. a. 0. Nach Hesiod. Scut. 89 ff', dagegen
verliefs er, während Herakles und lolao
Theben aus gegen Kyknos zogen, seine Familie
und seine Eltern, um dem Eurystheus zu
dienen, was er seufzend bereute. Iphikles
war kalydonischer Jäger, Apollod. 1, 8, 2 und
zog mit Herakles gegen Troja, Diod. 4, 48. Er
zog mit dem aus Tiryns vertriebenen Herakles
nach Pheneos in Arkadien, von da in den
Kampf gegen die Hippokoontiden, i±, welchem
er fiel, Diod. 4, 33 f. Apollod. 2, 7, 3. Oder
er wurde in der Schlacht gegen die fürAugeias
kämpfenden Molioniden verwundet, nach Phe-
neos gebracht, von Bupliagos und Promne ge-
pflegt, starb aber daselbst und erhielt Heroon
und Verehrung, Taus. 8, 14, 6. [Stell.] —
2) Vater der lope (s. d.).
Iphiklos C'/qöijtAocf), 1) Sohn des Phylakos
aus I'hylake in Thessalien, als Vater des
10 Protesilaos und Podarkes genannt bei Hom.
E 704 fi". N 698 {Berod. 9, 116). Seine Mutter
ist Klymene, die Tochter des Minyas, nach
Schol. Od. X 326 (vgl. Eustath. z. d. St. p. 1689),
Apoll. Rh. 1, 45 f. und Schol, Hyg. f. 14 p. 44,
18 Seh. {Clymene für Ptriclymenc coni.). Bei
Herakles und Iphikles als Kiuder; anwesend: Alkmene, Amjjhitryon u.
Piidagog, Wandgemälde (vgl. Roux u. Barre , Eercul. u. Ponqi. 2 Taf. 9).
Paus. 10, 29, 6 (Fragment der Nosten 4) wird Iphi-
klos der Sohn der Klymene und des Kepha-
los, des Sohnes des Dion, genannt: hier ist
Kephalos mit Phylakos, der ebenfalls ein Sohn
des Deion heifst, verwechselt; nur an dieser
Stelle ist überliefert, dafs Kephalos, der Gatte
der Prokris in zweiter Ehe mit Klymene ver-
mählt gewesen sei. Bei Eustath. zu llom.
B 693 p. 323, 41 werden zwischen Phylakos,
von 60 dem Gründer von Phylake, und Iphiklos, dem
Vater des Protesilaos und Podarkes, ein erster
Iphiklos und ein zweiter Phylakos einge-
schoben. Schol. Q zu Od. X 290 (Dind.) : Iphi-
klos, Sohn des Herakles (?). — Seine Gemahlin
war Astyoche nach Eust. zu Hom. B 693
p. 323 {Hyg. f. 103 p. 95, 5: Diomedeae ver-
dorben und irrtümlich). Als Bruder der Alki-
mede ist Iphiklos Oheim des Argonauten lason
307 Iphiklos Iphimedeia 308
nach Apollon. ÜJi. 1, 46. — Bei Hom. B 705 den Eber zuerst getroffen habe. — Zu den
heifst er nolvfirjXog; die Rinder des Iphiklos Argonauten wird Iphiklos gezählt von Ap.
oder seines Vaters Phylakos bilden den Gegen- li'/i. 1, 201 (aus ihm OrpJi. 161. Hyg. f. 14
stand einer Sage, die sich bei Hom. X 289 ff. p. 47, 9. Val. Fl. 1, 370, wenn nicht Iphitus
angedeutet findet, in der hesiodischen Melam- et frater zu lesen ist) und Apollod. 1, 9, 16. —
podie ausgeführt war (ein Fragm. daraus bei 3) Iphiklos für Iphikles (Bruder des Herakles)
Athen. 9 p. 498 b nr. 194 Bz., auch in den bei Biod. 4, 33, 6. Apollod. 2, 7, 3. Biod. 4,
grofsen Eoien, fr. 168 aus Scliol. Ap. Bh. 1, 118) 34, 1. 49, 3. [Seeliger.] — 4) Ein Sohn des
und nach Pherehjdcs (fr. 75) mit kleinen Va- Idomeneus von Kreta, welchen Leukos, der
rianten erzählt wird von Schol. Od. l 287. 290 lo Sohn des Talos, während Idomeneus vor Troja
(Eustath. p. 1685). Schol. Theokr. 3,43. Apollod. abwesend war, tötete, um sich der Herr-
1, 9, 12 {v^\. Bobert, de Apollodori bibl. ]). 39t) schaft zu bemächtigen, Tzetz. L. 1218, —
und von Paws. 4, 26, 2 ff. 10, 31,10. Danach wird 5) Ein griechischer (dorischer) Anführer, der,
die durch einen unglücklichen Zufall bewirkte nachdem die Phöniker schon die ganze Insel
Unfruchtbarkeit des Iphiklos durch den Rat Rhodos verloren, den noch in der Burg von
des beim Rinderdiebstahl ertappten und ge- lalysos, Achaia, sitzenden Phöniker Phalan-
fangen gehaltenen Melampus (s. daselbst) ge- thos belagerte. Phalanthos hatte den Orakel-
heilt. Über diese eigentümliche Sage, in sprach, er werde im Besitz der Festung bleiben,
welcher der Eichbaum den Doppelgänger des solange nicht die Raben weifs geworden und
Iphiklos spielt, siehe W. Maniiliardt , Antike 20 in dem Wasser der Mischkrüge der Belagerten
Wcdd- und Feklkulte S. 30 f. Sprichwörtlich sich nicht Fische zeigten, und war guten
war ferner die Schnelligkeit des Iphiklos (vgl. Mutes, Iphiklos aber, der das Orakel erfahren,
den Namen seines Sohnes Podarkes und Hom. veranlafste den ungetreuen Diener des Phalan-
W 636); es hiefs, dafs er über ein Ährenfeld thos, Fische in den Mischkrug desselben zu
laufen könne, ohne die Halme zu knicken, bringen, und liefs Raben fliegen, die er mit
Hesiod. bei Eustath. zu II. B 693 p. 323 (fr. 143 Gips weifs angestrichen hatte. Jetzt verlor
Bz.); Vgl. Schol. Od. 11, 325. Fust. zu II. T 227 Phalanthos das Vertrauen und bat um freien
p. 1281 und zu Od. X 325 p. 1689. Schol. Ap. Abzug. Beim Abzug verhinderte Iphiklos die
Bh. 1, 45 (mit einem Citat des Betnaratos, fr. 5 Phöniker auch, List gegen List setzend, ihre
ed. Müller , wonach er auf dem Meere laufen 30 Schätze mitzunehmen. So ging die Herrschaft
konnte; vgl. Nonn. Bionys. 28, 284 f.; dasselbe der Insel an die Griechen über, Ergias v. Bho-
gilt von dem Argonauten Euphemos Apollon. dos b. Athen. 8, 360 e. Nach der ebendaselbst
Bh. 1, 182fi'.). Auf der sog. Kypseloslade war mitgeteilten Sage des Rhodiers Polyzelos hiefs
Iphiklos unter den Wettläufern bei den Leichen- der Phöniker Phakas (Phalas?), und seine
spielen des Pelias dargestellt, wie ihm Akastos Tochter Dorkia schaffte aus Liebe zu Iphiklos
den Siegerkranz darreicht. Paus. 5, 17, 10. die Fische in den Mischkrug des Vaters und
Vielleicht ist es derselbe Iphiklos, den die liefs weifs angestrichene Raben fliegen, ilfouers,
schnelle Läuferin Harpalyke (siehe Harpalyke Phönizier 2, 2, 219 ff'. Buncker, Gesch. d.
nr. 3) liebte (Athen. 14, 619 e). Als Enkel des Altert. 3, 2251 [Stoll.]
Minyas zählt er zu den Argonauten bei Ap. 40 Ipliiloche ('l(piX6xri), Tochter des Spartaners
Bh. 1, 45 (aus ihm Orph. 140. Val. Flacc. 1, Alektor, welche dem Sohne des Menelaos
473. Hyg. f. 14 p. 44, 12 Seh.), dagegen fehlt Megapenthes zur Gemahlin gegeben ward,
sein Name im Verzeichnis des Apollod. 1, 9, Andre nannten sie Echemela, Schol. Od. 4, 10.
16, wozu vergl. Schol. Ap. Bh. 1, 45, wonach [Stoll.]
weder Homer noch Hesiod noch Pherekydes Iphiiuaclios ('lqpt'fior;^os), Hirte des lemnischen
Iphiklos einen Argonauten genannt habe; über Königs Aktor, Sohn des Dolopion; er ernährte
diese Stelle vgl. Hiller im Bhein. Mus. 1887 den auf Lemnos ausgesetzten Philoktetes, Hyg.
S. 344 und Jessen, Prolegomena in Catalogum f. 102. [Stoll.]
Argonautarum (Berl. Biss. 1889) p. 7 f. — Ipliiiuedeia ('icpL^sSeia , auch 'icpi^isS)]),
2) Sohn des Thestios aus dem aitolischen 50 Tochter des Triops, Gemahlin des Aloeus, von
Pleuren, Bruder der Althaia und Oheim des Aloeus oder Poseidon Mutter des Otos und
Meleagros: Ap. Bh. 1, 201. 199. Schol. Ap. Bh. Ephialtes, der Aloaden. Sie liebte den Posei-
1, 201, wo Deiadameia, die Tochter des Pe- don, wandelte deshalb oft zum Meere und
rieres, als Mutter genannt wird, während nach schöpfte die Wogen in ihren Busen. So er-
Schol. Ap. Bh. 1, 146 Pherekydes (fr. 29) die zeugte Poseidon mit ihr die Aloaden, Od. 11,
Mutter der Althaia Laophonte, die Tochter des 304. Pind. Pyth. 4, 89 (156) u. Schol. Apollod.
Pleuren (Apollod. 1, 7, 7), nannte; bei Apollod. 1, 7, 4. Schol. Ap. Bh. 1, 482. Schol. II. 5,
1, 7, 10 heifst sie Eurythemis, bei Hyg. f. 14 385. Hyg. f. 28. Nach Eratosthenes b. Schol.
p. 47, 9 Seh. Leucipj)e. Nur im Schol. II. 9, 567 Ap. Bh. a. a. 0. waren die Aloaden Erd-
wird er namentlich als einer der vom Melea- eo geborene und wurden von Iphimedeia aufge-
gros getöteten Brüder bezeichnet (Biod. 4, 34 zogen. Als Iphimedeia mit ihrer Tochter Pan-
und Apollod. 1, 8, 2 sagen allgemein Ttaidsg kratis (Fankrato) auf dem Berge Drios im
©söTt'ov; andere, nicht Iphiklos, werden nament- phthiotischen Achaia die Orgien des Dionysos
lieh aufgeführt bei OtJ. Mei. 8, 440 f. if?/<7. /". 173 feierte, wurden beide von thrakischen See-
p. 28, 18 Seh., f. 244 p. 136, 20). In einer ab- räubern der Insel Strongyle (später Naxos)
weichenden Überlieferung bei ^jjoZ/ocZ. 1,8, 3 (ot geraubt und nach Strongyle gebracht, wo der
öi (paaiv) wird er als derjenige Thestiade be- König Agassamenos die Iphimedeia einem
zeichnet, der nach der Behauptung der Brüder Freunde zur Ehe gab und selbst die Pankratis
309 Ipliiraedon Iphitos 310
heiratete. Die beiden Räuber (Skellis und (mit anderen Namen dieselbe Geschichte bei
Kassamenos oder Sikelos und Heketoros) hatten Nikandcr, Ant. Lih.Xl). [Seeliger.] — [4) Ein
sich vorher im Streit um Pankratis gegen- Jüngling in Kypros von niederer Herkunft,
seitig getötet. Die Aloadcn, von Aloeus aus- dessen Liebe zu einer vornehmen Jungfrau aus
geschickt, die Geraubte zu suchen, kamen dem Geschlecht des Teukros, Anaxarete (s.d.),
nach Naxos, besiegten die dortigen Thraker zurückgewiesen wurde. Er erhängte sich an
und bemächtigten sich der Herrschaft, Diod. ihrer Thür. Als Anaxarete aus dem Fenster
5, 50 f. Farihen. 19. Das Grab der Iphimedeia ihres Hauses auf die vorübergetragene Leiche
und ihrer Söhne wurde in Anthedon gezeigt, des Iphis mit kaltem Stolze herabsah, ward
l'aus. 9, 22, 5, Verehrt wurde sie zu My- lo sie von Aphrodite in Stein verwandelt. Ihr
lasia in Karlen. In der Leschc zu Delphi war Bild stand in Salamis auf Kypros im Tempel
sie von Polyguot gemalt, PrtMS. 10, 28, 4. [Stell.] der vorschauenden Aphrodite, Ov. Met. 14,
Iphimedou ('iqptfif'ÖMv), Sohn des Eurystheus, 698 ff. Vgl. Anton. Lib. 39, wo der Jüngling
in dem Krieg seines Vaters gegen die Athener Arkcophon, die Jungfrau Arsinoe heifst. [Stell.]
gefallen, ApoUod. 2, 8, 1. [StolL] Iphis, idis, fem. ('/qpjs, loe), 1) eine der
IpliimediiSJi Clcpi^sSovaa), eine Danaide, Töchter des Thespios, von Herakles Mutter
verlobt mit dem Aigyptiden Euchenor, J^^30?/oc?. des Keleustanor, ApoUod. 2, 7, 8. — 2) Ge-
2, 1, 5. [StolL] liebte des Patroklos vor Troja, eine Gefangene
Iphinoe {'Icpivörj), 1) Tochter des Proitos, aus Skyros; in der Lesche zu Delphi von
ApoUod. 2, 2, 2, s. Proitos. — 2) Gemahlin des 20 Polygnot gemalt, iL 9, 667. Paus. 10, 25, 2.
Metion, Mutter des Daidalos, Schol. SojJh. Fhllostr. Her. 10, 10. Arcli. Ztg. 39, 141.
Oed. Coh 468. — 3) Gemahlin des Antaios, Neapler Vase nr. 3254. — 3) Tochter des Pe-
Plierek.fr. 3'6^ im Mym. M. 679, 51 und Tzets. neios, Gemahlin des Aiolos, Mutter des Sal-
Lyk. 663. Nachdem Herakles den Antaios moneus, Hcllanikos b. Schol. Fiat. p. 376. —
niedergerungen, zeugt er mit Iphinoe den Po- 4) Tochter des Ligdos und der Telethusa, aus
lemon (Palaimon l'zetz.). Vgl. auch ApoUod. Phaistos in Kreta, von der Mutter als Knabe
2, 7, 8. Arcli. Ztg. 7, 79, 4. — 4) Tochter des aufgezogen, weil der Vater vor der Geburt
Nisos, Gemahlin des Megareus, des Sohnes befohlen hatte, das Kind, wenn es ein Mädchen
des Poseidon, Paus. 1, 39, 6. — 5) Tochter des sei, zu töten. Der lanthe verlobt, wird sie durch
Aktor, Schwester des Eetion, Sdiol. II. 1, so die Huld der Isis in einen Jüngling verwandelt,
18 u. 360. — «) Tochter des Alkathoos Ov. Met. 9, 666 ft'. Vgl. Galateia. — 5) Iphis,
(s. d.). Paus. 1, 43, 4. — 7) Eine von den abgekürzter Name für Iphigeneia, Iphianassa,
lemnischen Frauen, welche die Argonauten in Tzetz. L. 323. 324. Et. M. v. "Jficpig. [StolL]
Lemnos aufnahmen, nachdem sie ihre eigenen Iphistios {'icpiatiog), ein athenischer Heros,
Männer gemordet (s. Argonauten Bd. 1 Sp. 503 ff. " nach welchem der Demos 'icpiaxiddcxt (auch
und Thoas). [Bernhard.] 7fqpa£(7rja(Jat) benannt war, iZesi/c7t. s.v. [StolL]
Iphinouie ('/qptvo'fi/j), Amazone, Hygin. fah. Iphitides {'icptTiSrjg) heifst Archeptolemos
163. [Klügmann.] (nach Zenodot im schol. II. 8, 158 Erasipto-
Iphinoos Cicpivoog), 1) Sohn des Dexios, lemos), der Wagenlenker des Hektor, Hom. IL
vor Troja von Glaukos erlegt, IL 7, 14, vgl. 40 8, 128. [Höfer.]
Schol. Tzetz. Hom. 133. — 2) Ein Kentaur, Ipliitioii ('icfixicov), 1) Sohn des Otrynteus
von Peleus auf der Hochzeit des Peirithoos und einer Najade, aus Hyde am Tmolos in
erlegt, Ov. Met. 12, 379. [StolL] Lydien, von Achilleus erlegt, IL 20, 382 ff. —
I^hh Clcpig; Hesych.lcpig- Taxvg),masc., 1)S. 2) Ein Trojaner, von Neoptolemos getötet,
des Alektor, ein argivischer König (Paws. 2, 18, 4) Quint. Sm. 11, 36. [StolL]
dessen Sohn Eteoklos vor Theben fiel {Aischyl. Ipbitos {"icpizog; auf der altertümlichen Vase
Sept. 457. Äpollod. 3, 6, 3. Paus. 10, 10, 3), von Caere, Mon. d. Inst. 6, 33 {Welcker, A.
und dessen Tochter Euadne (laneira) sieb Z). 5 Tafel 15) inschriftlich /iqptros; C. J. Gr. 3,
auf den Scheiterhaufen ihres Gemahls Ka- 4248. 4, 7077 Eicfirog).
paneus (Bruder des Iphis) warf (Schol. Find. 50 1) Iphitos, der Sohn des Naubolos (JL2,
Ol. 6, 46. ApoUod. 3, 7, 1. Serv. Verg. Aen. 518. Apd. 1, 9, 16), des Herrschers von Phokis
6, 447); daher tritt er als verwaister Vater und Tanagra {Orph. Arg. 146), und der Peri-
in des Euripides 'l-^itiöag (v. 1031 ff.) auf. neike, der Tochter des JHippomachos (Äp. Rh.
(Bei Stat. Theb. 8, 445 ff. fällt ein Iphis auf 1, 207 und dazu Schol.), Enkel des Ornytos
argivischer Seite.) Sein Unglück erscheint als {Ap. Ph. a. 0.) oder Ornytion (Schol. Hom. IL
Strafe dafür, dafs er dem Polyneikes geraten, 2, 517), Gemahl der Hippolyte (Hygin. f. 97),
die Eriphyle durch das Geschenk des Halsbandes Vater des Schedios und Epistrophos, welche
zu bestechen (J.^o7/od 3, 6,2). Bei seinem Tode vor Troia die Phoker führten (IL 2, 517 ff. 17,
hinterliefs er die Herrschaft seinem Neffen 306. Paus. 10, 4, 1. 36, 4), und der Eurynome,
(wenn nicht uöslcpov naidi durch avi'tpiov itaidi GO der Mutter des Adrastos (Hygin. f. 69. 70).
zu verbessern ist) Sthenelos (Paus. 2, 18, 5). — Er Wiir ein Gastfreund des lason und nahm
2) Sohn des Sthenelos, Bruder des Eurystheus, am Argonautenzuge teil (Ap. Rh. a. a. 0. Apd.
aus Argos, der unter den Argonauten im Kampf a. a. 0. Valer. FL 1, 363. 3, 480. Hygin. f. 14).
gegen Aietes gefallen sein soll nach Dionysios Von andern wird dieser Iphitos als Sohn des
Skytobr. bei Schol. Ap. Rh. 4, 223. 228 (Diod. Hippasos aus dem Peloponnes bezeichnet (Hy^tj?.
4,48 ["/cpiTOj' irrtümlich]. FftZ. F/acc. 1, 441). — f. 14; s. oben Bd. 1 Sp. 2665 s. v. Hippasos).
3) Grofsvater der Iphis, der Tochter des 2) Iphitos, älterer (Apd. 2, 6, 1) Sohn
Ligdus und der Telethusa, Ov. Met. 9, 709 des Euiytos von Oichalia und der Antioche
311 Iphitos Iphitos 312
oder Antiope, der Tochter des Nauboliden Kcbniälilicli vorsagt wird, zerstört er OicLalia;
Pylon. Er hatte mehrere Brüder und eine Schol. Eur. Hippol. 545. — Menelcrates, vermut-
jüngere Schwester loTe (loleia, Viola, Welclcer, lieh der Nysaier, ein Schüler des Aristarch
A. D. 5, 263), auch eigene Kinder {Diod. 4, 31). {Straho 14 p. 650), giebt als Grund der Zurück-
Näheres über Burytos und die Eurytiden und Weisung an, Eurytos habe die Tochter selbst
über die Lage von Oichalia s. unter Eurytos geliebt und sich mit ihr vereinigen wollen,
Bd. 1, 1434 ff. Iphitos soll mit seinem Bruder Schol. Sopli. Track. 354. Nach Phereliydes {ebd.)
Klytios am Argonautenzuge teilgenommen haben hätte sie Herakles für seinen Sohn Hyllos be-
{Ap. Ell. 1, 86 ff. 2, 114. Hygin. f. 14). Von gehrt und, als er sie nicht erhielt, Oichalia
Eurytos, der, wie sein Vater Melaneus, ein lo eingenommen und die Söhne des Eurytos ge-
treff lieber Bogenschütze war und von Apollou tötet; nur Iphitos sei nach Euboia geflohen,
selbst den Bogen erhalten hatte, erbte Iphitos Nach anderer Darstellung soll der grofse Bogen-
diese Waffe; es ist derselbe Bogen, mit welchem schütz einen Wettkampf im Schiefsen veran-
später Odysseus die Freier erlegt hat. Denn staltet und die Tochter als Preis ausgesetzt
Odysseus war ein Gastfreund des Iphitos ge- haben; Herakles gewann den Sieg, wurde aber
wesen, und dieser hatte ihm in Lakedaimon schmählich abgewiesen, und nun eroberte er
Bogen und Köcher geschenkt. In Messene, im Oichalia und tötete die Brüder der lole; Eu-
Hause des Orsilochos, hatten sie einander ge- rytos entkam nach Euboia: so Herodoros von
troffen, als der junge Odysseus dorthin abge- Herakleia, der Mytholog, in seinem Werke über
sandt war, um eine Schuld einzutreiben, Iphitos 20 die Thaten des Herakles bei Schol. Eur. Hippol.
aber verlorene Rosse und Maultiere suchte. 545 (Müller, fr. h. Gr. 2 p. 36); vgl. Schol.
Odysseus gab dem Iphitos als Gegengeschenk Soph. Track. 266. Über die Abbildung des
Schwert und Lanze und bewahrte den Bogen Wettkampfes auf einer schwarzfigurigen at-
als wertes Andenken; Hom. Od. 21, 11 ff. — tischen Amphora s. Bd. 1 Sp. 2206 ; Iphitos und
Vielberühmt ist die Erzählung von dem Tode einer der Brüder liegt besiegt am Boden, Eu-
des Iphitos durch Herakles. Nach Od. 8, 226 f. rytos und einer der Söhne naht bittend dem
war Eurytos in seinem Hause gestorben, und Herakles. Bei Diodor 4, 37 wird von Eurytos
zwar hatte Apollon ihn erschossen, weil er selbst nichts gesagt; getötet werden die Söhne
vermessen den Gott zum Wettkampfe im Bogen- desselben, Toxeus, Molion und Pj^tios; lole
schiefsen herauszufordern gewagt hatte. Dem 30 wird gefangen; Iphitos ist nicht erwähnt.
Iphitos aber sollten, wie Odyssee 21, 24 ff, Apollodoros 2, 7, 7 läfst Eurytos samt seinen
weiter berichtet, die gesuchten Rosse zum Kindern durch Herakles getötet werden. —
Todesverhängnis werden; denn er kam auf der Endlich finden sich beide Sagenzüge, nämlich
Suche auch zu Herakles, und dieser, im Be- die Geschichte von dem zurückgewiesenen An-
wufstsein des unrechten Erwerbs (fnyäXmv Spruche des Herakles an lole und die heim-
STCüaxoqa sgyav — ; nach den Schollen hatte tückische Ermordung des Iphitos, als dieser
Autolykos sie gestohlen und an Herakles ver- kam, um die Herden zu suchen, vereinigt;
kauft), tötete ihn, den Gast, in seinem Hause zugleich wird daran die nach vergeblichen
ohne Scheu vor der Götter Gerichte und ohne - Versuchen erlangte Reinigung und Sühnung
Rücksicht auf den gastlichen Tisch, den er 40 des Herakles angeknüpft. So bei Phereh/des,
selbst ihm vorgesetzt hatte; die Rosse aber der im 3. Buche seines mythologischen Werks
behielt er (vgl. C. I. Gr. 5984 B: [rjl&s de die Thaten des Herakles behandelt hatte, nach
dso^isvog] Itpixoq [Ev^vrov vlog £iV] TCgw^a Schol. Hom. Od. 21, 20, und damit im wesent-
tcoIlv, [6v 'HQaylfjc; avslcov vn'] 6).8&Qiag liehen übereinstimmend Sopkoldes in den
\Xriq)Q-£lg\ vöo\ ov vnd zfry[/qpo/?ot; SKa&dQ&r] iv Trachinierinnen (vv. 38. 74. 244. 248 ff. , be-
'J^ivnXaLg]). Dies ist die einfachste und, wie sonders 262 ff. , 353 ff.), ausführlich auch bei
es scheint, älteste Überlieferung vom Tode des Apollodoros 2, 6, 1 , Diodoros 4, 31, Sckol. H.
Iphitos. Nach der Erzählung des Alexandriners 5, 392. Danach stellt also Eurytos die schöne
Lysimackos in den Paradoxa Thebana sollen lole als Preis im Bogenkampf auf. Herakles
die Angehörigen des Iphitos 30 Talente als 50 siegt und wird schimpflich abgewiesen, sei es
Bufsgeld für den Totschlag gefordert haben wegen seiner Dienstbarkeit bei Eurystheus,
und darauf Herakles gegen sie zu Felde ge- oder weil Eurytos und dessen Söhne fürchteten,
zogen sein; Sckol. Eur. Hippol. 545. Anders er möchte, wenn lole Kinder bekäme, mit
berichtet SIcythinos von Teos in seinem tarogtri diesen ähnlich verfahren, wie mit seinen
betitelten Buche den Tod des Iphitos. Eurytos Kindern von der Megara; nur Iphitos, der ältere
und sein Sohn — unter diesem ist ohne Zweifel der Söhne , rät bei Apollodoros dazu , die lole
Iphitos gemeint — hätten Abgaben von den dem Herakles zu geben, aber vergebens. Bei
Euboiern eingetrieben, da habe Herakles beide Schol. II. 5, 392 schliefst sich unmittelbar
gefangen genommen und getötet; Atken. 11 hieran die Zerstörung von Oichalia durch den
p. 461. — In der gewöhnlichen Erzählung vom 60 erzürnten Herakles und die Gefangennehmung
Schicksal der Eurytiden tritt Iphitos in den der lole; damit noch nicht zufrieden begeht
Hintergrund; es ist die Form der Sage, welche, er dann erst den Frevel gegen Iphitos, als
wie es scheint, den Hauptinhalt des durch dieser, die Rosse suchend, zu ihm kommt.
Kreophylos von Samos gedichteten Epos Ol- Nach den andern Berichten treibt der über
XcclCag cclaaiq gebildet hat (Calliinack. epigr. 6 ; seine Zurückweisung erbitterte Held die Stuten
ausführlich darüber Welclier, Ep. Kyld. 2. Aufl. des Eurytos davon, so Diodoros; nach Apollo-
1, 214 ff.). Herakles wirbt um Eurytos' Tochter cloros handelt es sich um Rinder; der durch
lole, und als ihm diese von Vater und Brüdern seine Listen bekannte Autolykos hatte sie ge-
313 Iphitos Iphitos 314
stöhlen, Eurytos abei* glaubte, Herakles sei der anJeren Söhne auf zwei Speiselagern gepaart
Dieb (vgl. Scliol. Ilom. Od. 21, 23; eben darauf beisammen ruhen, bilden Iphitos und Herakles
bezieht sich auch Flutarch. de sera mim. vind. mit lole in der Mitte eine Gruppe für sich,
7 p. 553). Iphitos zieht nun aus die Herden Iphitos (j^tqptros) und Heraklee (Hapaxilfs) liegen
zu suchen. Der Seher Polyidos warnt ihn nach je auf einer Kline neben einander, die Gesichter
Tiryns zu ziehen, aber Iphitos hört nicht auf freundlich sich zuwendend, zwischen ihnen
den guten Rat und kommt zu Herakles, der steht lole (J^ioXa) mit dem Körper nach He-
dort wohnte. Dieser lockt ihn mit List auf rakles hin, das Antlitz dem Bruder zugewandt,
eine hohe Mauer, um von dort nach den Herden entsprechend der bei ApoUodoros erhaltenen
auszuschauen, und stürzt ihn von oben hinab, lo Überlieferung, nach der Iphitos der Werbung
sei es aus Eäche für den erlittenen Schimpf, des Helden um die Schwester günstig ist. Vgl.
oder, nach ApoUodoros (vgl. dazu Änacreonteia O. Müller, Bor. 1 , 418. 448. B. Matthiae in
8, 10 f. Bergk) von Wahnsinn ergriffen. Über Ersch u. Grubers Encylü. s. v. Iphitos. Preller,
diese Frevelthat ergrimmt selbst Zeus und be- Mytliol.^ 2, 224 W.
fiehlt dem Hermes den Herakles zur Strafe in 3) Iphitos, bei Diodoros 4, 48 der sonst
die Knechtschaft zu verkaufen. Hermes bringt Iphis {'Iqng) genannte Bruder des Eurystheus
ihn nach Lydien, wo die Königin Omphale den (s. d. u. Iphis), Teilnehmer am Argonautenzuge,
Helden für drei Talente erwirbt. So Phere- von Aietes getötet. Vgl. Iphitos 4.
kydes; nach andern ward Herakles infolge 4) Iphitos, wurde von Kopreus, dem
seiner Übelthat von schwerer Krankheit be- 20 Sohne des Eleiers Pelops und Vater des Peri-
fallen (hierauf bezieht sich Herodors Bemer- phetes, getötet Apd. 2, 5, 1. Der Mörder floh
kuug, dafs Herakles zweimal vom Wahnsinn nach Mykene und ward von Eurystheus gc-
ergriffen wurde, Schol. Pind. IstJwi. 3, lOi; das reinigt, dem er als Herold diente, vgl. Hom.
erste mal geschah es nach der Ermordung Jl. 15, 640. Vielleicht war dieser Iphitos mit
seiner Kinder) und zog nun aus, um von dem dem sonst Iphis genannten Bruder des Eury-
Morde gereinigt zu werden; zunächst nach stheus identisch. Vgl. B. Matthiae in Ersch
Pylos, wo Neleus wegen seines eigenen Freund- und Grubers Eneylcl. s. v. Iphitos.
Schaftsverhältnisses zu Iphitos ihn zurückwies. o) Iphitos, Vater des Archej)tolemos,
Auch in Sparta, im Hause des Hippokoon, er- eines Wagenlenkers des Hektor. II. 8, 128.
reicht er seine Absicht nicht; Pai/s. 3, 15, 3. Erst 30 6) Iphitos von Elis, nach Ansicht der
in Amyklai wird er durch Dei'phobos, den Sohn meisten Griechen Sohn des Praxonides, nach
desHippolytos,gereinigt(s.Sp. 311,42). Indes ist den yQufi^aTa aQxccta der Eleier des Iphitos,
er dadurch noch nicht von der Krankheit befreit nach der Inschrift seines in Olympia aufge-
und wendet sich nun nach Delphi; dort zu- stellten Standbildes des Haimon (Paws. 5, 4, 4.
nächst nicht angenommen, sucht er den Drei- Phlegon Ol. 1 bei Müller, fr. hist. Gr. 3 S. 602),
fufs zu entführen; endlich wird durch das Bei Eusebios (xQOvoyQ. gvvx. Schoene 1 app.
Orakel bestimmt, dafs er verkauft und das p. 64) steht statt Iphitos Hephaistos, sein
Geld den Kindern des Iphitos gegeben werden Vater Praxonides aber heifst ein Sohn des
soll {Diod.)\ so kommt er in den Dienst der Haimon. — Iphitos stammte in gerader Linie
Omphale, nach dessen Vollendung er schliefs- 40 von dem elischen Könige Oxylos ab; Pausa-
lich gegen Oichalia zieht, die Stadt zerstört. nias kannte die Reihe der Ahnen, verschweigt
Eurytos und dessen Söhne tötet, lole gefangen sie aber absichtlich, da keiner von Bedeutung
dsiYoninhvt. So Sophokles in den Trachinierinnen. war. Als Nachkomme des Oxylos war I. dem
Im einzelnen vgl. noch Schol. II. 2, 336. Paus. Geschlechte des Herakles verwandt (s. unter
10, 13, 4. Plut. Thes. 6, sowie oben Bd. 1 Sp. 1435 Oxylos); geradezu ein Heraklide heifst er Schol.
und 2206 unter Eurytos und Herakles. — Prüft Plat. resp. 5, 465 D ; vgl. Phlegon a, a. 0. —
man die im Vorstehenden zusammengestellten Iphitos soll das grofse Fest des Zeus in Olym-
Überlieferungen , so lassen sich zwei unter- pia neubegründet und fest geordnet haben,
schiedene Züge aus dem Sagengewirr heraus- und zwar nach den drei Seiten des Agon, der
lösen ; nämlich erstens das Suchen der abhanden- 50 Panegyris und der Ekecheiria {Paus. a. a. 0.
gekommenen Herden und die dabei erfolgte Ephoros bei Strabon 8, 358. Vellej. Paterc. 1,
Ermordung des Iphitos, dann aber das viel- 8, wo mereatus gleich Tiavr'iyvQig ist). Seit
besungene Geschick von Oichalia und seinem dem Tode des Oxylos waren nämlich die
Königshause; beide, zunächst für sich bestehen- Olympien nicht mehr begangen worden {Paus.
den Überlieferungen sind später verbunden 5 , 8 , 2) ; nach Schol. _Pind. Ol. 3 , 20 sogar
worden. Für Iphitos ist das wohlwollend seit Herakles nicht. Über den Hergang der
freundliche Wesen bezeichnend, das sich in Stiftung wird folgendes Einzelne berichtet:
dem Verhältnis zu Odysseus, wie auch zu Ganz Hellas, insbesondere die Peloponnes, war
Herakles, äufsert, und dem gegenüber das zu jenen Zeiten von inneren Unruhen zerrüttet
Frevelhafte des Mordes um so stärker hervor- 60 und überdies von einer pestartigen Krankheit
tritt. Dieses freundliche Verhältnis zu Herakles heimgesucht. Daher wandte sich Iphitos an
läfst sich auch auf dem merkwürdigen caere- den delphischen Gott um Hülfe, und die Pythia
taner Vasenbilde erkennen, welches unter Bei- befahl, er selbst und die Eleier sollten den
fügung der Namensinschriften den Eurytos und olympischen Agon erneuern {Paus, und Phle-
seine Kinder beim Zechgelage mit Herakles gona.sb.O. Euseb.^chron. 1 ip. 192 S. Schoene).
darstellt; Mon. d. Inst. 6, 33. Welcker,Ä.D. 5 Nach allgemeiner Überlieferung hat Lykurgos,
Taf. 15. Vgl. oben Bd. 1 Sp. 2206. Während als Heraklide dem Geschlechte des Iphitos
Eurytoa (inschriftl. EvQvziog) und seine drei verwandt, an der Einrichtung sich beteiligt
315 Ipliitos Iphitos 316
und mit I. zusammen die erste gezählte Feier Agonothet und auch nach ihm verblieb diese
der Olympien veranstaltet {Athenaios 14, 635. Würde lange Zeit den Nachkommen des Oxylos
Euseb. chron. 1 p. 192). Insbesondere wird {Paus. 5, 9, 4). Der Agon war damals noch
beiden die Ekecheiria zugeschrieben, so von auf den Lauf im Stadion beschränkt {Paus.
Aristoteles nach Plidarcli Lycurg. 1 (vgl. über 5, 8, 3. 8, 26, 3. Euseb. cliron. 1 p. 192). Nach
Lykurgos Heraclides Pont, de rcb. publ. 2 bei Phlcgon a. a. 0. wurde in den ersten fünf
Müller, fr. liist. Gr. 2 p. 210). Der Geschieht- Olympiaden niemand bekränzt. In der sechsten
Schreiber Hermippos erzählte nach Plutarch beschlofs man dieserhalb das Orakel zu be-
Lyc. 23, dafs, wie manche berichteten, Lykurgos fragen und sandte König Iphitos zu dem Gotte;
anfangs mit Iphitos keine Gemeinschaft gehallt lo dieser befahl fortan als__Freis für den Sieger
habe. Als er aber einst in Olympia war und das Reis eines wilden Ölbaums zum Kranze
den Spielen zusah, vernahm er hinter sich eine zu winden, den man, von dünnem Spinngewebe
Stimme, die ihn rügte, dafs er Feine Bürger überzogen, unter vielen herausfinden werde,
nicht znv Teilnahme an der Panegyris veran- Es geschah, und von diesem Baume wurde
lasse, und da niemand zu sehen war, erkannte seitdem der Siegeskranz entnommen. Der erste,
er einen Wink der Gottheit, schlofs sich nun- der den Kranz erhielt, war Ol. 7 der Messenier
mehr an Iphitos an und sorgte gleich diesem Da'ikl es (P/Je^on a.a.O. Dion. Hai. JR. A. 1,71).
für Steigerung des Festglanzes und dessen — Von Ipliitos bis zu der ersten gezählten
Sicherung. Bei Phlegon u.a. O.u. I^cltol. Piaton. Olympiade, in welcher Koroibos im Stadion
resp. 5, 465 D, die beide aus derselben Quelle 20 siegte, rechnete Aristodemos von Elis 28 Olym-
schöpfen, wird neben Lykurgos von Sparta piaden, Kallimaclios nur 14 {Euseb. chron. 1
und Iphitos von Elis auch Kleosthenes, des p. 192. Phlcgon a. a. 0., vgl. Clein. Alex. Str.
Kleonikos Sohn, von Pisa als Erneuerer der 1, 145 St/lb.). Vermutlich hatte Kallimaclios
Panegyris nach den alten Satzungen und als Oktaeteriden im Sinne, deren 14 gleich 28
Veranstalter des gymnischen Agons genannt. tetraeterischen Olympiaden sind. Dafs in der
Auf deren Anfrage in Delphi erklärte der Gott gezählten Ol. 6, also 34 Olympiaden nach seiner
seine Zustimmung und fügte den Befehl hinzu, Einsetzung des Agons, Iphitos noch gelebt
dafs man den Staaten, welche an dem Agone habe, ist nicht möglich. Schrieb man ihm
teilnehmen wollten, eine Ekecheiria ansagen daher die Einführung des Kranzes Ol. 7 zu,
solle; Phlegon a. a. 0. Nach Euscbics chron. 1 so so erklärt sich das entweder aus dem Ansehen
p. 192 f. hatte Iphitos aus der ganzen Pelo- seines Namens, welches wohl bewirken konnte,
ponnes Theoren nach Delphi geschickt, und dafs ohne Rücksicht auf die Zeitrechnung eine
der Gott hatte sowohl den Peloponnesiei'n als derartige Neuerung auf den berühmten Her-
den Eleiern insbesondere seine Weisung er- steller des alten Festes zurückgeführt wurde,
teilt, deren Wortlaut angeführt wird. Phlcgon, oder es mufs ein jüngerer Iphitos ange-
dessen Darstellung auf eine alte Quelle zurück- nommen werden, der diese Einrichtung traf,
geht, die unverkennbar den Einfiuis des olym- 31. Dunclicr (nach Car. Malier, Chronogr. 130)
pischen Sehergeschlechtes der lamiden verrät, beseitigt die Schwierigkeit dadurch, dafs er
giebt die Orakel ebenfalls; er weifs überdies die Olympiadenfeier des Iphitos mit der ersten
von mehreren wiederholten Befragungen und 4o von 776 v. Chr., in welcher Koroibos siegte,
führt den Wortlaut einer dem Lykurg erteilten identificiert (vgl. Paus. 8, 26, 4). Ihm folgen
Antwort in 14 Hexametern an. ■ — Die Ein- Unger, Philol. 29, 247 ff. u. andere, schwer-
richtung der Ekecheiria galt als das Hauptver- lieh mit Recht, siehe Curtlus , Gr. G.^ 1
dienst des Iphitos. Ihr Inhalt war in kreis- S. 658, 58. — Iphitos ist eine jener halb ge-
förmig herumlaufender Schrift auf einem Dis- schichtlichen, halb sagenhaften Gestalten, an
kos verzeichnet, den Aristoteles als Zeugnis welche die Überlieferuug von den Anfängen der
der Teilnahme des Lykurg, dessen Name noch Olympienfeier anknüpft, ein elischer Heros aus
darauf zu lesen war, anführt {Plut. Lyk. 1. ätolischem Stamm, und als solcher der Ver-
Phlegon a. a. 0. Paus. 5, 20, 1). Dieser Diskos treter von Koile Elis, während Kieosthenes für
galt als uraltes Stück aus des Iphitos Zeit 50 die Pisatis und Lykurgos für Lakedaimon ein-
und wurde im Heraion zu Olympia aufbewahrt, tritt. Die Vereinbarung der drei Landschaften
wo ihn noch Pausanias sah. Wie hoch man geschah unter delphischem PJinflufs. Auch die
dies Verdienst des I. schätzte, geht aus der bedeutsame Überlieferung, dafs durch Iphitos
Bildergruppe hervor, welche im olympischen der Dienst des Herakles in Elis eingeführt
Zeustempel nahe dem Eingange stand und wurde, scheint die Verbrüderung der ätolischen
den Iphitos darstellte, welcher von der Fi'auen- imd dorischen Stammgenossen, das ist Elis
gestalt der Ekecheiria bekränzt wird, wie dies und Sparta, durch die Feier am gemeinsamen
die angebrachte Inschrift in Versen bezeugte Bundesheiligtume des pisäischen Zeus zu be-
(Paus. 5, 10, 3. 26, 2; [vgl. Michaelis, Arch. deuten. Die Vereinigung wurde durch den
Z. 34 S. 172 f. R.]). — Ein anderes Ver- co Gottesfrieden befestigt, welcher zur wieder-
dienst des I. bestand darin, dafs er, selbst ein kehrenden Festzeit allen Peloponnesiern auf-
Heraklide, die Eleier mit dem einst feindlich erlegt ward, für Elis aber dauernd währte,
gewesenen Herakles aussöhnte und sie über- Diese folgereichen Stiftungen sind es, welche
redete, dem Heros Opfer zu bringen (Paus. 5, von der Überliefei'ung an Iphitos den Eleier
3,1 f. 4,4). — Als Iphitos den Agon ei'nenerte, geknüpft werden. — Vgl. O. Müller, Darier
waren die alten Gebräuche bei den Menschen 1, 129 ff. 449. M. H. E. Meyer bei Ersch u.
vergessen und kamen erst allmählich wieder Gruber, „Olymp. Spiele" 3, 3, 296 ff. Krause,
in Erinnerung {Paus. 5, 8, 2). Er war allein Olympia S. 31 ff. E. Curtius, Griech. Gesch.^
317 Iphthe Irene (= Eirene) 318
1,212 f. 658, 58; derselbe, Sparta und Olympia, dem Datum LE (Mi. 0, 65 — 6G, 179. Feuardent,
Hermes U S. 129 ff. Dmicker, Gesch. des Altert J' Egypte anc. 2, 27, 684. PI. XIV, und l.'^, Mi.
5 S. 281ft'. lh)ger,Philologus 188i> B. 44 S. 18.3 f. 6, 66, 184. Feuardent 27, 687), auf denen die
Busolt, Gricch. Gesch. 1 S. 130 ii". [Weniger.] Göttin stehend, das Kerykeion in der R., einen
Iphthe {"{(p&ri), eine der sechs Töchter des Helm auf der L. dargestellt ist. — Ich gebe bei
Aiolos und der Telepora, Äpostol. 1, 83; beim dieser Gelegenheit einige Notizen über oben
sehöl. Hom. Od. 10, 6 heifst sie Iphe (v. 1. nicht verzeichnete Miinztypen der Eirene. Mit
"Eq)/)) und ihre Mutter Telepatra. [Höfer.] der Beischrift EIPHNH erscheint sie ganz in
Iphthime {'Icp&ifirj), 1) Tochter des Ikarios der eben beschriebenen Weise auf alexandri-
und der Asterodia, welche T. des Eurypylos, lo nischen Silbermünzen des Nero mit dem Datum
Sohnes des Telestor, war, Schwester der Pene- Lf {Mi. 6, 64, 165 = Zoega, Niimi Aeg. Imp.
lope, Gemahlin des Eumelos, Herrschers im p. 23 nr. 8. Feuardent 25, 670); den Helm in
messenischen Pherai. Die Schwester der Pene- der R. , den Cadnceus in der L. auf einer
lope hiefs auch Mede, Hypsipyle, Laodameia, alexandrinischen Potinmünze des Vespasian
Od. 4, 797 u, Schol. [Stephain, üompte-rendu aus dem 2. Jahr, 3Ii. 6, 80. 304 = 3his.
p. l'a. 1S60 p. 51 ist geneigt, Iphtbime zu Theiipoli :p.\\Ql. Auf alexandrinischen Kaiser-
erkennen auf einer von ihm a. a. 0. p. 39 — 53 münzen kommt sie ferner, durch die Beischrift
Tafel 2 besprochenen Amphora. Drexler.] — EIPHNH kenntlich gemacht, in folgenden Dar-
2) Tochter des Doros; sie gebar dem Hermes Stellungen vor: stehend, einen Olivenzweig in
mehrere Satyrn, Nonn. Dion. 14, 114. 18, 315. 20 der R., das Kerykeion in der L., auf Potin-
[StoU.] münzen des Vespasian aus dem ersten {Mi.
Iphys (ifpvq) hiefs in dem Argo betitelten 6, 79, .300. 301), zweiten {Mi. G, 80, 303. Zocga
Stücke des Aischylos der sonst Tiphys (s. d.) p. 42 nr. 11. Feuardent 36, 777) und dritten
genannte Steuermann der Argo, Schol. Apoll. Regierungsjahr (ilf«. 6, 81, 311. Feuardent ^(S,
Rliod. 1, 105 = frgm. Aesch. 22 NaucJc. 782); sowie auf solchen des Titus aus dem
[Höfer.] ersten {3Ii. 6, 85, 351) und zweiten Jahr {Mi.
Ipta {M'^Trio"lTzta). Eine der MHTPI ITTTA 6, 80, 357. Tristan, Comment. hist. 1 p. 299);
KAI AIEI Zlaßa^Lcp] gewidmete Inschrift aus stehend, in der R. eine Ähre, in der L, das
Göldis ist verzeichnet Movaet'ov ■aal ßißl. ttjs Kerykeion auf einer Potinmünze des Vespasian
svayy. 6xoXr}g 3, 1/2 p. 169 nr. ruß', vgl. Eoehl 30 aus dem ersten oder vierten Jahr {Mi., Suppl.
in Bursians Jahresher. 36. Bd. 11. Jg. 3. Abt. 9, 35, 63 nach G. di S. Quintino, Med. Aless.
p. 86 und Voigt in diesem Lexikon Bd. 1 ined. del Mus. Egiz. di Torino p. 8 nr. 19);
Sp. 1085, der in ITTTA eine Verschreibung für in der R, Xhren, in der L. das Kerykeion auf
"iniicc, den Namen der Amme des Dionysos, einer Bronzemünze des Vespasian aus dem
sieht. [Drexler. J neunten Jahr {Mi. 6, 84, 345 = Miis. Theupoli
Ira, Personifikation des Zorns, ein Kind p. 1109) und auf einer Bronzemünze der Do-
des Äthers und der Erde, Hyg. praef. Vgl. mitia mit der Aufschrift GIPHNH • CGBAT
Stat. Theb. 3, 424 u. 9, 832. Arch. Z. 33, 00 (wohl CeBACT[H] = Pax Augusta), L lA,
Anm. 28. [Stoll.] Mi. S. 9, 39—40, 90 {Gab. de Lagoy); stehend,
Irbos ('iQßoq), Sohn des Amphisthenes (s.d.), 40 der Homonoia die Hand reichend, mit Ähren
Vater des Astrabakos (s. d.) und Alopekos in der R. auf alexandrinischen Kaisermünzen
{Paus. 3, 16, 9). Ist auch die Bd. 1 Sp. 659, 9 des Trajan, s. oben unter Homonoia Bd. 1
angeführte Zusammenstellung des Namens Irbos Sp. 2703; sitzend 1. h., in der R. eine Schale,
mit hircus sprachlich sehr zweifelhaft, so deuten zu Füfsen ein Füllhorn auf Alexandrinern des
doch die übrigen Elemente der Erzählung auf L. Veras mit dem Datmu LA {Mi. 6, 320, 2216.
den Kreis der Vegetationsdämonen, da Fuchs Feuardent 156, 2173); sitzend I. h., eine Schale
und Esel neben dem Bock häufig als solche in der R. , die L. gestützt auf ein Füllhorn,
evschemen {3Iannhardt, Myth. Forsch. S. 93 £f. welches auf den Stuhl gelegt ist, auf einer
108 ff. 170 und sonst), Artemis Orthia zur Silbermünze des Marc Aurel und L. Vor us mit
Befruchtung in naher Beziehung steht (s. Bd. 1 50 dem Datum LA {Feuardent 148, 2098, PI. XXV);
Sp. 586, 57 ff.), und die in ihrem Kulte dar- sitzend 1. h., im Doppelchiton und Mantel, das
gebrachten Menschenopfer dem Töten der Ge- Haupt bekränzt, in der R. eine Schale, den 1.
treidedämonen und ihrer menschlichen Ver- Arm gelegt auf die Lehne eines Stuhles, die
treter {Mannhardt a. a. 0. S. 29 ff. u. öfter) von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln
entsprechen könnten. Auch der Wahnsinn, gebildet wird, vor einem flammenden Altar,
welcher nach Auffindung ihres Bildes den unter dem Sessel das Füllhorn auf einer Grofs-
Astrabakos und Alopekos befallen, dürfte viel- bronze des L. Verus mit dem Datum Lf
leicht als eine der Begeisterung der Luperci {Kenner, Die 3Iünzsammlung des Stifts St. Flo-
und der ihnen ähnlichen Umbildungen von rian p. 193—194, Tfl. VIII, 8); sitzend 1. h.,
Getreidedämonen {Mannhardt a. a. 0. S. 154; co opfernd mit der R. vor einem Altar, in der
vgl. den in der Gestalt eines tollen Hundes L. ein Füllhorn auf einer Grofsbronze des M.
vorgestellten Vegetationsgeist, S. 103) analoge Aurel mit dem Datum LF {Mi. 6, 297, 2038) ;
Erscheinung aufzufassen sein. [Steuding.] sitzend, einen Olivenzweig haltend auf einer
Irene (IPHNH) ist der Eirene beigeschrieben Grofsbronze des L. Verus mit dem Datum LH,
auf einigen alexandrinischen Silbermünzen des {Mi. 6, 331, 2292 nach Harduin," Op. seh p. 781
Claudius mit dem Datum Lf {EcJchel, Cat. N. ex museo Foucault); sitzend, die R. erhoben
V. Mus. Caes. Vind. 1 p. 265. B. N. V. 4 auf einer Grofsbronze der Lucilla, Mi. 6, 333,
p. 51. Mionnet 6, 56, 98) und des Nero mit 2316 {Gab. Tochon).
319 Iria Iris (= Göttin d. Regenbogens) 320
Die Büste der Göttin erscheint auf Bronze- lesen Iriae, so dafs in beiden Inschriften eine
münzen der Agrippina jun. mit dem Datum LIB Göttin Iria genanut wäre. [R. Peter.]
(Mi._6, 62, 149 Morell. Imp.); verschleiert, Iris (^/pig, etrusk, Irisis [s. d.] 1) Fem.
mit ölbaumzweig bekränzt, dahinter ein Kery- a t» -d i
keion auf Potinmünzen des Galba aus dem ^ __ ^' ^^^ Kegenbogen.
ersten Jahr {3Ii. G, 74, 255. Feuardent 32, 1. ri iQig kommt in der Ilias an zwei
740. Cohen, Cat. Greau 249, 2958); ebenso auf Stellen vor, beidemal in Vergleichen. P 544
solchen des Otho aus dem ersten Jahr {Mi. stürmt Athene auf Zeus' Geheifs vom Himmel
G, 76 — 77, 277); verschleiert, mit dem Lorbeer- herab, um neuen Streit zu erwecken: „wie
kränz, davor ein Stern auf Potinmünzen ans lo ein purpurner Regenbogen, den Zeus am Him-
Galbas zweitem Jahr, Feuardent 33, 749; vgl. mel ausspannt vor den Menschen, ein Schreckens-
Mi. S. 9, 33—34, 53 aus Sestini, Mus. Hederv. zeichen {rsQag) zu sein von Krieg oder kaltem
3. Cont. p. IG nr. 5; ebenso mit einem Sim- Regensturm u. s. w. : also tauchte umhüllt
pulum statt des Sterns, Feuardent nr. 750. mit purpurner Wolke Athene unter das Volk
Auch auf Bronzemünzen des L. Verus mit dem der Achäer u. s. w." Der Vergleich, für
Datum Ls (?) kommt die Büste der Eirene welchen auch der Scholiast nur das ■9'fidre^o)'
vor, Cai. (?reaw 269, 3216. Feuardent IQO, 2233. als Berührungspunkt finden kann, ist keiner
Auf Silbermünzen der epizephyrischen der sinnlich ansprechendsten im Homer und
L okrer sieht man sie, begleitet von der Bei- Ulfst nur an das Aufleuchten einer Götter-
schrift EIPHNH AOKPßN, ein Kerykeion in 20 erscheinung in der Höhe denken. A 26 wird
der R., auf einem Cippus sitzend, Carelli, Num. der Brustschmuck vom Panzer Agamcmnons,
Itdl. Vet. T. CLXXXIX, 13. Cat. of. Gr. Coins einem Geschenk des Königs von Kypros, wie
in the Brit. Mus. Italy p. 364 nr. 1. Gardner, folgt beschrieben: -nvdvsoi öh ägä'novTEg 6qwq£-
Types of GreeJc Coins p. 122 PI. V, 11. Head, %ocxo Ttgotl dsLQriv \ rgsig IkütsqQ'' lqlgoiv
H. iV. p. 86. Nach Head a. a. 0. p. 98 er- ioi-norsg, ag rs Kqovi'cüv \ iv vicpi'i axriQi^^,
scheint sie möglicherweise auch auf Münzen r^Qag (iBgöncov av&Qconcov. Die Ähnlichkeit
von Terina. liegt nicht in ^den schillernden Farben der
Stehend, bekleidet mit Chiton und Peplos, Drachen' (WelcJcer, Gr. Götterl. 1, 690), son-
in der R. das Kerykeion, mit der Beischrift dem in der Wölbung {reo yivgrcofiari Schal.
EIPHNH kommt sie vor auf Münzen des Augustus so schwankend, bestimmter Hesych. ig. lotx.] ov za>
von Nikomedeia {Eckhel, D. N. V. 2 p. 400 xQc6[iciti dllu rä 6%riiiazi. 6Xoi ytxQ slol ovv-
aus Pellerin, Mel. 2. Mi. 2, 466, 303. Cat. sGtQafinsvoi) der auf den Brustwarzen liegen-
of GreeJc Coins [in the Brit. Mus.] Pontus, den, mit ihren Enden sich in der Mitte be-
Paphlayonia , Bithynia and the Kingdom of gegnenden oder ineinander laufenden Spiralen,
Bosporus p. 179 nr. 5); stehend, in der R. sei es, dafs wirklich Schlangen gemeint waren
Ähren, in der L. das Kerykeion, mit der Bei- oder der Beschreiber sie nur dafür hielt;
Schrift €1PHNH . KAAZOMGNIQN auf solchen darauf kommt nicht soviel an wie auf die
des Vespasian {3Ii. 3, 71, 86) und des Titus Parallelität der drei Linien (r] Ttgog xriv
und Domitian {Mi. 3, 72, 87 nach Wise, Niim. SmazixGiv avxäv rj ofioicooLg Schal.), welche an
Bodlej. Tab. XIII Fig. 4 p. 61 von Klazome- 40 die Farbenstreifen der Iris erinnerten. ■*■■) Be-
nai); stehend, mit dem Schleier, mit der R. kanntlich sind derartige Ornamente auf den
aus einer Schale über einem flammenden Altar Metallgegenständeu der mykenischen Gräber,
libierend, mit der L. ihr Gewand haltend, mit wo die Spirale überhaupt vorherrscht, durch-
der Beischrift 6IPHNH • €4>€CIQN auf einer aus nichts Ungewöhnliches; man vergleiche
Münze des Gordianus Pius von Ephesos {Mi. aufser dem Brustschild aus dem 5. Grabe,
S. G, 183, 681); stehend, Ähren in der R., ein ahg.heiSchuchhardt,Schliemanns Ausgrabungen
Füllhorn in der L., mit der Beischrift CG- 1890, nr. 256, namentlich nr. 252 (S. 285) und
BACTH-eiPHNH(=PaxAugusta)-MArNHTQN- (dasselbe umgekehrt) nr. 170 (S. 220). Die Her-
ATTO • CITTY auf einer des Vespasian von kunft dieses Waffenstückes verweist der Dichter,
Magnesia ad Sipylum, 3Ii. 4, 73, 396 aus 50 wie alle wertvollere Metall- und Textilware,
Cab. Cousinery; vgl. Head, H. N. p. 551. in den phönizischen Kulturkreis (vgl. Heibig,
Ihr Haupt mit der Beischrift EIPHNH • NY- Hom. Epos- 19), wobei zu berücksichtigen ist,
CA6QN findet sich auf dem Obv. autonomer M. dafs die homerische Tradition ja nur den
von Nysa {Liebe, Gotha mtm. p. 336, woher Namen Sidonier kennt, nicht den der Tyrier,
bei Eckhel, D. N. V. 2 p. 586 und Isei Mi. der bei den historischen Schriftstellern über-
3, 363, 348. 1\ Combe, Vet. pop. et reg. numi wiegt, sich also vor dem Aufkommen dieser
qui in Mus. Brit. adservantur p. 178 nr. 1); Macht, d. h. vor Schlufs des zweiten Jahr-
auch verzeichnet Mi. 365, 361 eine Münze tausends festgesetzt haben mufs. Zenodot, der
des Domitian von dieser Stadt mit der an- offenbar an dem Plural igicaiv Anstofs nahm,
geblichen Ob^ers-Umschrift EIPHNH • AOMI- eo vielleicht auch das Bild nicht ganz begriff",
TIANOY • AYTOKPATOPOZ. [Drexler.] schrieb igidiaaiv, vielleicht ohne darum —
Iria(?) Auf Grund der Inschrift C. I. L. was ihm seine Gegner, s. Schol. z. H., in-
3, 3033 (aus Fianone) Irie . Veneri | C . Vale .
Optati . f I Fellcula 1 V. S. l m will Mommsen *) ^'^ Auffassung einiger Scholien, welche 4 sich
in der folgendermafsen überlieferten Inschrift ^^'^^/'^deBde und 2 darüber sich aufbäuu^ende Schlangen-
1 n««^,i p \^ TT ^T7• i Kopfe unterscheiden, scheint, soweit mau urteilen kann,
das. 3032 (ebenfalls aus Fianone) Ikiae . Äug „j^^^ .u, erklärende Zeichnung im Townleianus gesehen
in . memoriam \ Vftjbiae . Fortiae | matriS zu haben, auf eine Form ähnlich der Schuchhanlt, Sc/die-
Aquilia . Q . f . Colatina \ d . d für Ikiae manns Au.yr. ur. 109. no hinzufahren.
321 Iris (BezieLg. z. Regen u. Flufswasser) Iris (aus der Styx schöpfend) 322
sinnieren — beides für identisch zu halten, nien, mochte dies auch vielleicht nur griechi-
wie es einer späteren Etymologie beliebte. sehe Umformung eines barbarischen Namens
2. Iris und die Feuchtigkeit. (der frühere klang angeblich 'EQiSiog Arrian
a) So einfach die Naturvorstellung be- b. Eust. z. Dion. Per. 783) sein; sowie die
schaffen ist, 'Zeus spanne den Bogen am Inder-Mythologie des Hellenismus, wo Iris und
Himmel aus', oder, wie es bei den LXX Mos. Hydaspes zu Kindern des liesiodischen Paares
1,9,13 heifst, 'siehe, meinen Bogen habe ich Thaumas und Elektra gemacht sind: jig äno
gesetzt (vgl. 6TiqQii,s) in die Wolken', so haben XsAXQav \ v.al norafiog ßlaozrjae -nai uyyslog
sich doch beide eine Umdeutung gefallen Ovgaviaivtov, \ Igig dfllr'i^Goa nal (o^ivQss&oog
lassen müssen : die homerische als ein Kriegs- lo 'Tddaniig, Nonn. 26, 359. Vgl. noch die sonder-
bogen der Göttin Iris (£■?. i/.3fe?/f»-,(?ön(Z/ia>Te>j- bare Etymologie {FAym. Gud.'lgig) von qblv
Kentauren 164), die hebräische als ein solcher v.al v.iviiv zov o^ßgov (die La. des Etym. M.:
des alten 'Kegengottes Joseph' ((?o/c7„~(7icr,M?/i/(. nugk xo tyjqscv %. Jt. t. o. ist für Dittograj)hie
hei d. Hehr. 157). Ohne darauf einzugehen, des ro zu erachten). Vgl. auch Suid. s. v. rjjg
notieren wir blofs den verschiedenen Eindruck i'giSog to xlmghv dsgog arjfiavrtHov ro tivqqov
des Phänomens bei den zwei Völkern selbst. itvsv^äxav x6 ös n^Xavi^ov vSdxav. — Zu
Für das heitere Farbenspiel, welches etwa dem Wassersaugen aus den Flüssen vgl. He-
uach schwerem Gewitter 'der unter Thränen siod. 0. et D. 545 ff., wo die Winde dies thun,
lächelnde' Himmel entfaltet, für 'das Zeichen und die ziemlich alten Münzen von Mallos
des Bundes' oder der Versöhnung zwischen Gott 20 mit Iris und Winden, letztere über einen
und Menschen, hatte, wie es scheint, der stierleibigen Flufsgott dahinjagend {Svoronos,
Grieche kein Gefühl. Es war und blieb ihm Zischt, f. Num 1888 Taf. 10 p. 231). Damit
ein zBQ(xg, eine Unruhe erweckende Monstrosi- hängt vielleicht die seltsame Vorstellung bei
tat. Die ganz einseitige Auffassung als ein Aetius zusammen, deren Vertreter übrigens
Vorzeichen von Regenwetter (über deren nicht mit Lobecl', Agl. 895° unter den Pytha-
etwaige klimatische Berechtigung vgl. Cor- goreern zu suchen sind (vgl. Aelian, V. H.
nelius, Meteorologie § 311 S. 547 f.) beherrscht 4, 17. Biels, Doxogr. Gr. 372).
das ganze griechisch-römische Altertum. ''Igig b) An einer jüngeren Stelle der hesio-
8' SV. nsXdyovg dvBfiov cpigst. r] jiSyar ofißgov disehen Theogonie 775 ff. wird die in den Re-
sagt'EintB^oHlfig ei' X8 xig xäv sxsgav bei 2'zetzes 30 gionen der Nacht und des Hades gelegene
{Allegor. Hom. II. 15, 82, vgl. 24, 71), der nur Behausung der Styx beschrieben, welche
diesen Anfangsvers in seiner^ Quelle vorfand*) letztere dort eigentlich eine Quelle und nur
{Matranga, Anecd. gr. 1). Ähnlich behauptet oberflächlich mit der Hülle der Personifikation
Anaxagoras von der Iris: iBi^mvog ovv scxi umkleidet ist. Wenn einer der Götter lügt,
6vfißolov xo ydg nsgixfofisvov vScog xm vi(pBi heifst es da (v. 785), sendet Zeus die Iris fisyuv
uvi^ov inoirjCfv rj a^sxeav ofißgov {Schol. Hom. ogyiov ivBtv.c(i., xriX6%iv bv xgvairi ngoxoco,
P547; das vollständige Citat intakt nur im noXvcövvfiov vdag k.x.X., ein Wasser, welches
Toicnlejamis ed. Maafs\ Schol. Hom. W 199 den Meineidigen in einen todesähnlichen Schlaf
cog 7] Igig cpavsLGa noXld-Kig dväficov -nivrjCLv versetzt, dem Unschuldigen aber offenbar nicht
(J/j/lor vxX. Schon am Altar des amykläischen 4o schadet. So unrichtig es wäre, Bildwerke des
Apoll war die Figur der Iris mit Meergott- 5. Jahrhunderts, welche die schwebende Iris
heiten verbunden, wie sie es auch auf er- mit Kanne in der Hand darzustellen scheinen,
haltenen Monumenten des 5. Jahrhunderts ist auf die Theogonie und das Styx-Wasser zu
(s. unten Sp. 340). Später macht sich die beziehen, so erwägenswert ist die Meinung,
Idee geltend, dafs Iris die Feuchtigkeit zu dafs der Dichter dieser Episode solche Dar-
den Wolken heraufziehe: Plaut. Cure. 1, 2, 41 Stellungen der Feuchtigkeit sammelnden oder
ecce autem hibit arcus; hercle credo hodie pluet. spendenden Göttin bereits gekannt habe (wenn
Verg. G. 1, 380 bihit ingens arcus. Ovid Met. auch nicht die von Milchhöfer, Anf. d. Kunst 69
1, 270 concipit Iris aquas alimentaque nubibus auf Iris bezogenen Mischgestalten der Insel-
adfert. Senec. trag. Oed. 319 imhrifera iris. 50 steine, s. Bildwerke § 7). Vgl. Welcher, Götterl.
Stat. Theh. 9, 405 beschreibt den Flufsgott in 3, 43, dessen Warnung vor einer Verwechse-
seiner Grotte, unde aurae mibesque hibunt atque lung der beiden Vorstellungen auch auf seine
imbrifer arcus pascitur. Aetius (Pseudo- Plut.) Ausgabe von O.Müllers Handb.d. Arch.-p. 651, 6
plac. phil. 3, 5 (vgl. Biels, Doxogr. Gr. 371 ft.) Sib auszudehnen ist. Übrigens sind gegenüber dem
vLal suv9evc(xvz6 xtvag, kvxtjv xavgov KscpaXijv neuesten Herausgeber der Theogonie (Pzach)
f'xovaav dvaggoq)eiv xovg Tioxaaovg. Tzetz. die vv. 780 — 782 mit älteren Kritikern als
Allcgor. Hom. II. 24, 51 t] 8' 'Igig dvBggöcprjasv Interpolation zu verwerfen; sie unterbrechen
vyghv 8x xov nsXdyovg. Nur bei dem späten die Beschreibung der Styx und ihrer Bedeu-
Quintus Smyrnueus, in einer sonst ganz home- tung für die Götterwelt und nehmen das aus-
risch gehaltenen Stelle 1, 64, freuen sich die GO führlich zu beschreibende Mysterium .sum-
Landleute wenigstens beim Anblick des Regen marisch vorweg, indem sie zugleich die
verheifsenden Zeichens. — Wie weit sich die Person der Iris ungeschickt in den Vorder-
Verwandtschaft der Iris mit dem feuchten grund stellen.
Element erstreckte, zeigt der Name Iris (s. 3. Iris und Zephyros. Auf Grund jener
Iris 2) eines reifsenden Flusses in Paphlago- weitreichenden Vorstellung, für welche Iris
und der Regen wind unzertrennlich sind, dichtet
*) 15, 8- ist statt i/.,ol ßi^sXwd^y.,! zu lesen ^in, ^/ä.yuos (oder berichtet wenigstens als der erste),
{itp.io9i]y.)i. ' ' Iris habe sich dem Zephyros vermählt und den
RoscuER, Lexikon der gr. u. röm. Mytliol II. 11
323 Iris (und Zephyros) Iris (und die Winde) 324
Eros geboren {Berglc, fr. *13B, 4. Aufl.). Mit Siun der hesiodisclien Genealogie trifft Cic.
Zephyros ist der befruchtende, nach manchen nat. deor. 3, 20, 51 und Actius (Ps.-Plut.) plac.
heftige, nach anderen sanfte, im Elysium p/a7. 3, 5, der nur nicht hätte den Plato dafür
wehende Regenbringer gemeint, mit dem Sohne anführen sollen. Was die Mutter anlangt, so
vielleicht der 'Trieb des Wachstums' (TFeZcA'er;, können bei der Wahl eines so verbreiteten
Götterl. 3, 43), doch gewifs nicht ohne den Ge- Namens wie Elektra, hinter der sich immer
danken an die schillernden Farben und goldenen Gestirnglanz verbirgt (s. Wüamoiüitz, Herrn.
Flügel der Mutter, die man später auf Gemmen 14, 457 ff.) , die verschiedensten Traditionen
auch mit Schmetterlingsflügeln sieht {Bild- mafsgebend gewesen sein , vielleicht gar die
tverke § 7; vgl. Fleckeisens Jahrb. 1875 S. 605 ff.), lo samothrakische Mutter der windebeherrschen-
Eine so zarte Dichtung war ganz nach dem den, Schiffe errettenden Göttin; vei-gl eiche
Geschmack der Alexandriner, die ihr denn Sp. 335 f. Da aber das hesiodische Elternpaar
auch zu weitester Verbreitung verhalfen (T/jeoc»-. nur zur Iris, nicht zu den Harpyien erkenn-
Id. 17, 134. Nonnus Dion. 31, 106 ff. 47, 341 f. bare Beziehung hat, so müssen die Geschwister
Plnt. Amut. 20. Etym. Gud. 278, 17. Schol. unter einander um so enger verknüpft sein.
Toivnlei. Hom. W 203. Eustath. IL 891 , 24. Alles Gewicht fällt hier also auf die Schnellig-
555, 30, wo 'einige' — aus diesem Grunde und keit, welche Iris schon nach den homerischen
weil Iris bei Homer die Venus rettet — sogar Beiworten der Götterbotin mit den Sturm-
einen erotischen Charakter bei ihr heraus- dämoninnen teilt. Unter anderem ist Iris
geklügelt haben). '\^oc\i Marianus, Anth. Pal. ^, 20 dillönos in & und ß, die leibliche Schwester
668 benutzt diese anmutigen Motive: ^H -nalov der hesiodisclien Aello; vgl. Nonn. 31, 111
älaog "EQcotog, OTtov -naXä devSQsa ravta \ iQig — aslXrjSvri TtsSiXco. 26, 359 atlXrjfCG«.
TCQTjvg iTiLTivsicov aiicpiSovBi ZicpvQog . . . bmtoQ-i Wenn die Harpyien sich [i^raxQÖviai bewegen,
dsvÖQi^svTa ■fysQoav ■uaQavriiizui, 'iQig*) | j;c5- d. i. zwischen Himmel und Erde (fistscogoi,
Qov K. t. l. Ich glaube das weitbekannte Ge- wie man nach Schol. z. St., Apoll. Bh. 2, 300.
dicht auch bei Johannes Lydus de mens. p. 117, 587 Scholl, und Nonn. 20,289. 42, 1. Suid. s. v.
16 Bekk. citiert zu sehen: "Eqcotl, 6v ot (ivd-i- wohl allgemein versteht; s. Schömann, Op.Ac.2
■Koi Zscpvqov xov yiyavTog slvcci Ttatdcc d^iov- p. 150), so möchte sich damit vergleichen
GLv, äg cpfjocv fEvQvtog 6 AJK[£Sat^6vtog ii]e- lassen, was Hom. hymn. in Cer. 317 von Iris
Xonoiog' aQxszai, dl ouTwg- dyuXiioeidEg "Egag, 30 selbst gesagt wird: -nal x6 (isarjyv difdga^isv
wo der apokryphe Dichtername doch wohl das (oku noSscaiv. Vielleicht ist es hier am Platze,
aus der vorigen Zeile eingedrungene xal Ei'gi.- an den Namen Aiolos des Windebeherrschers
Sog**) verbirgt und der wahre, 6 AÄKatog, gar zu erinnern und daneben das Citat aus Achaios,
nicht zu verkennen ist; sollte die Lücke, wie es dem Dichter der Iris, zu stellen: uiöXr}' tj to;-
nach dem Text des Herausgebers scheint, für ;i;fto;. ovzcog 'Axcciög (fr. 4^(3 Nauck, Trag. Frgm.^
einige Buchstaben mehr Raum bieten, so p. 587; ^fr. 48 p. 757); leider ist der Name
würde ein Adjektiv kein Bedenken haben. Das des Stückes nicht angegeben ; vgl. aber Ari-
neugewonnene Citat ist natürlich zusammen- btoph. Av. 1204 'Igig taxsia. Es ist dies die
gezogen und ist so: 'Ay. _ w w _ "Epcog oder: einzige Göttin, welcher JJoHier Flügel giebt, mag
'Ay. _ ^ "Epcos ^ - zu ei'gänzen. Da jene Ver- 40 auch eine veraltete Theorie (von Vofs, wieder-
3ion, wie Eustathios und das Theokrit- Schol ton auflebend in Langhüin s Flügelgestalten 1881)
z. St. zeigt, in die Kommentare aufgenommen dieses Attribut zum symbolischen Ausdruck
und durch die verschiedensten Hände gegangen verflüchtigen. Dafs die Illas ein paar Mal
war, so hat es nichts Befremdliches, dafs bei 'fliegen' in dem Sinne gebraucht wie wir
Lydus eine bekannte und in den Lexicis glos- von Bedienten, verschlägt nichts gegenüber
sierte Tragikerstelle Zscpvgov ytyavzog avga einem xQvoönzBQog (vgl. C § 1); ebensowenig
(Aesch. Ag. 669, vgl. Hesych. v. yLyavzog) sict die Vergleichung der Bewegung zweier eilen-
angesetzt hat. den Göttinnen mit dem Schritte der Tauben,
4. Iris und die Winde. Anstatt des home- E 778, ein Vers, der hymn. in Apoll. Del. 114
rischen zigag betont in uns sympathischerer 50 für Iris und ihre dortige Begleiterin be-
weise das &cy.vfia Hesiod Theog. 265, indem nutzt ist und im letzteren Sinne von Ari-
er von dem Elternpaare Thaumas und Elektra stoph. Av. bl5 verwertet wird. — Sehr merk-
ausgeht: 17 8' (ü-Asiav zsTisv Iqiv \rivii6^ovg d-' würdig ist eine Scene Aev Ilias ?? 198 ff., also
Agitviug 'AeXXco z' 'SIkvtcszxjv t?, | al' q' (xvä[icov aus einer alten und wertvollen Partie, wo
Tivoijjai -nal oiwvoig cifi' Znovzcci \ coKgi'rjg nzsQv- Achill zu den Winden Boreas und Zephyros
yfffCf fiizciXQÖviKt ydg i'aXXov. Vgl. Apollod. fleht, sie möchten kommen, Patroklos' Scheiter-
bibl. 1, 2, 6. — Plato {TJieact. 135 D) spielt haiifen anzufachen, und Iris in etwas anderer
mit dieser Genealogie, um vom &av(i(i^8iv den Funktion als sonst bei Homer dieses Gebet hört
Ursprung der Himmelsbotin Philosophie ab- und den Winden überbringt. Sie findet die
zuleiten (vgl. weiter unten). Den richtigen 00 Winde im Hause des Zephyros schmausend,
widersteht aber deren Drängen zum Verweilen
*N
*) [Hier ist offenbar nicht die Göttin, sondern der mit der Ausrede, sie müsse fort ZUm Götter-
Fiufs Iris gemeint, der an Aniaseia vorüborfliefst, wo mahle ins Aithiopenlaud ; aber Achill flehe
sieb das von Marianos besungene (üaog "Eqioto; be- u. s. w. Darauf kehrt sie um, und die wilden
fand. Gewifs mit Eocht hat deshalb Scaiiyer statt des Gesellen stürmen ihr nach, dichte Wolken vor
unverständlichen VfOojr vermutet: iiuav. K.l • i i x -i i tut- ^ i inj-..
**\ Tiioa .Ho a.,«*^,. „„ 1 VI, c 1, -1, 13 sicli hertrcioend. Wir werden sehen, dals die
**) Dies die spater gewöhnliche Schreibung: z. B. , ^^ xi- in r • j_ i cij. i
p/,iiodem. de piei. p. 36 G. und die unten Sp. 337 an- beiden Iliasstellen, WO Iris sonst noch Sterb-
geführten Beispiele. liche aus eigenem Antrieb aufsucht und unter-
325 Iris (d. Götterbotin in d. Ilias) Iris (d. Götterbotin in d. Ilias) 326
stützt, wie hier den Achill, viel jüngeren Ur- mehrmals auf, aber sie teilt in jenem ganz
Sprungs und mit dieser nicht auf eine Linie späten Buche ihre Rolle bereits mit Hermes,
zu stellen sind. Hier möchte man wirklich den — dahin ist Boschers Darstellung Bd. 1
mit den antiken Kommentatoren jene weit- Sp. 2388, 38 ff. zu modificieren — die Ilias
verbreitete physikalische Idee erkennen , dafs sonst überhaupt nicht, sondern erst die Odyssee
Iris die Winde herbeiführe. Ihre Verbindung als Götterboten kennt, 8chol. Od. s 29. Die
mit diesen Elementen ist so weitverzweigt, antiken Erklärer bemerken zu den Worten des
dafs Alkaios nicht einmal nötig hatte, sich Zeus ß 334 'EpftEt'or, ool yÜQ xe fiäliotä ys
gerade auf W zu stützen. Spätere haben qpArarov sgtiv ävögl staLQiaacci — folgendes:
jedenfalls den Homer in diesem Sinne ver- lo 'Der Dichter überhebt uns der Frage, warum
standen; nicht erst Quint. Smyrnacus, bei dem Hermes und nicht wie sonst Iris als Bote der
12, 193 Iris die Winde an den Wagen des Götter auftritt.' Wir werden dies heute viel-
Zeus spannt und 14, 466 dieselben vom Aiolos mehr so ausdrücken: der Dichter dieser Partie
herbeiholen mufs; schon Apollonios Bhod. Arg. empfindet die Notwendigkeit gegenüber dem
2, 764 If. schickt sie zu solchem Zwecke zum Gebrauch der Ilias, die Einführung des seiner
Aiolos, wie er sie ebenda nach dem Vorbild Zeit bereits vertrauten Boten zu motivieren;
von Sl 78 zur Thetis gehen läfst. — Wollte die ganze Beschreibung seiner Person^ Attri-
man eine besondere Beziehung der Iris zum bute und Potenzen 340- 348 trägt dieser Neu-
Achill und seiner Familie betonen (s. unten), heit Rechnung. Die Erwägung, dafs es sich
so würde sich damit nicht viel ändern; denn 20 um Entfernung eines Leichnams handelt (der
dieser wird auch sonst von Windgöttern be- Diebstahl nach Muster von E 390), darf uns
dient, wie seine Rosse, die Geburten der über die veränderten Anschauungen nicht
Harpyie, zeigen. Wenn Ptolem. Heph. N. täuschen: bei einem mit Hermes' Botenamt
//. 6 p. 195, 25 Wcsterm. behauptet, Achill nicht vertrauten Dichter würde Iris den Leich-
habe 7ro(JapH?js nach einer gewissen "Jgy,rj ge- nam des Hektor ebenso unbedenklich auf-
heifsen, einer Tochter des Thaumas und gehoben haben, wie Eos den ihres Sohnes.
Schwester der Iris, so spielt diese späte Auf die Rolle der Iris in ß kommen wir noch
Fiktion zwar mit dem lateinischen Worte für zu sprechen. — Selbständig, auf niemandes
Regenbogen {arcus, tö'gov), braucht aber ihrem Geheifs, greift sie, aufser in dem bereits be-
Kerne nach (d. i. der Verbindung Achills mit 30 sprochenen W , an drei Stellen ein, die sich
Iris) ebensowenig von dem Fälscher herzu- aber meines Erachtens auf eine reducieren.
rühren wie die Geschichte von Achills Rossen £ 353—369 führt sie die verwundete Aphro-
5 p. 192, 2, die sich zum Teil schon bei dite aus dem Kampf und fährt dieselbe auf
Biodor 6 fr. 3 Dindf. Eustath. II. p. 1190, 55 Ares' Wagen zum Olymp, wo sie die Pferde
findet. ausspannt und füttert. In einer weit jüngeren
und nebenbei aus der Kleinen Ilias ungeschickt
interpolierten (143. 144) Partie F 121 tritt
1. Ilias. O 143: Als Zeus sieht, dafs die Iris in Gestalt von Antenors Gattin zu Helena
Achäer mit Poseidons Hülfe die Troer zurück- ins Zimmer und ruft sie, sich den Kampf ihrer
drängen, läfst er durch Hera eiligst Iris und 40 beiden Gatten Menelaos und Paris anzusehen,
Apollon herbeirufen, jene, dafs sie dem Posei- der über ihr eigenes Schicksal entscheiden
don Einhalt gebiete, diesen, um Hektor zu werde. Keiner der Götter hat an dieser rein
neuem Kampfe anzustacheln. So geschieht weiblichen Angelegenheit ein Interesse aufser
es: "Hqtj ö' 'AnöXlava HccX^aaaro Säiiazog etwa Aphrodite; und es scheint, dafs der
txrö? l^Igi'v &', r]te %iOLGi ^stayysXog d&avä- jüngere Dichter die Dienstleistungen, welche
TOLGtv. Diebeiden finden Zeus auf dem Gargaros Iris in E der Göttin erweist, hier auf deren
in einer Wolke thronend. Iris, die zuerst die Schützling übertragen hat; es ist aber etwas
Befehle empfängt, eilt herab, 170: ag S' oz' sehr Verschiedenes, ob die Göttin eine andere
av fx v£(piviv Tixrixai vicpag r\s iälcci,ci \ ipvxQi] Göttin durch die Luft trägt oder einer sterb-
vno QiTtfjg ai&QTjysvsog ßoQfao, \ ag vLgainvmg 50 liehen Frau eine derartige Boudoirmitteilung
Hf^avLcc Sitnxccxo coyim "igig. 0 397—425 macht. Von F wiederum ist, wie Z)Mw<.ser,jEomer.
werden ihre Funktionen als bekannt voraus- Ahhandl. 207 erkannt hat, die ganz schlechte
gesetzt. Zeus sendet sie aus, der Athena und Iris -Partie in B abhängig (wegen des in
indirekt auch der Hera Einhalt zu gebieten, die Ratsversammlung nicht passenden Verses
aber das Ganze ist kürzer gehalten und erinnert 790 = F 129); es ist dies (v. 786 — 806) die
in der Ausdrucksweise au O, welches Buch Meldung von dem Anrücken des Griechen-
sich überhaupt mehr in die Götterverhältnisse heeres, welche Iris den versammelten Troer-
vertieft. Übrigens sind die Verse 0 420—424 fürsten bringt und zwar, wie die interpolierten
teils als zu schroff im Munde der Botin {SchoJ.), Verse 791—794 besagen, indem sie die Stimme
teils als Übertreibung von Zeus' Worten (vgl. Go des schnellfüfsigen.Priamossohnes Polites an-
Kayser, Homer. Ahhandl. p. 50) längst als Inter- nimmt, der als Späher auf hoher Warte sitzt,
polation erkannt. Farblos ist yf 285, wo Zeus sie Eine Schilderung des überwältigenden Ein-
entsendet, um Hektor zum Kampf gegen Aga- druckes, den das anrückende Heer auf die
memnon anzutreiben. Dahingegen wird Iris Troer resp. den Kundschafter machte (beson-
Z 166, nach dem Tode des Patroklos, heimlich ders 798 ff.), im Munde der Göttin auffallend
(xpv(3d'a xJios) von Hera zum Achill gesandt, der ungeeignet, kann in einem troischen Epos
sie fragt, wer von den Göttern sie schicke. Sonst nicht gefehlt haben, wenn sie auch nicht erst
tritt sie als Botin, und zwar des Zeus, noch in ß im zehnten Jahre vorkam: die hier so schlecht
11*
B. Die Götterbotin.
327 Iris (cl. Götterbotin im alt. Epos)
vei'wendeten Bestandteile werden um so eher
in einem alten Gedicht von der Art der Kyprien
gestanden haben, als wir durch die Troilos-
scene der Fran9oisvase wissen, dafs die Eolle
des Polites dort eine ganz ähnliche war
(Bohert, Bild u. Lied 17). Iris ist in B und
r nicht viel mehr als sonst eine qorjftrj oder
ooca (Tgaalv ö^ ayysXoq rjlQ'i n. eh. 'Igig itag'
Jiog ttlyioxoLo. — 7ptg ,ö' . . äyyfilo? rilQ'iv),
und so scheinen einige Grammatiker die
Stellen aufgefafst zu haben: vgl. Etym. M. und
Hesych. s. v. ^iQig = cpri(ir] (unter anderen
Erklärungen). Ob dies aber im Sinne der
alten Dichter war, darf man sehr bezweifeln.
Die alten und echten Irisscenen tragen einen
ganz anderen Charakter, so auch in ß, wohin
wir uns zurückwenden. — Die Sendung an
Priamos, wo Iris obenein nur das Kommen
des Hermes anmeldet (182), ist unbedeutend.
Aber voraus geht eine Episode, wo Hera ein-
gehend der Hochzeit von Peleus und Thetis
gedenkt: 60flF. , wo auf Zeus' Anregung, ob
nicht jemand die Thetis herbeiholen wolle.
Fig. 1 : Iris in dem Hochzeitszuge den Göttern voran-
schreitend, Scene d.Frani;oisvase(n. Wiener ]'o>-l.-BI.lSSS,2).
Iris sich ins Meer stürzt, wie ein losgeschnellter
Schlenderstein unter die Fische, und Thetis
gramerfüllt in ihrer Grotte findet, tief in ihren
dunkeln Schleier gehüllt, über den man in
den Schollen vergebens eine genügende Er-
klärung sucht; denn so trauert nur eine Mutter,
die ihr Kind verloren. Deutet hier alles auf
Benutzung eines besonderen Gedichtes vom
yoJfio? nrßias -nal GstiSog (^Wilamoioüz, Hermes
14, 201), die tiefe Trauer auf die ehemals an
ß 704 angeschlossene Aithiopis {Kinkel, fr.
ep. p. 34, vgl. Schol. Ihwnl. z. St.), wo die
Musen den &Qr}vog sangen, wie dort das Hoch-
zeitslied, so bringt die Fran9oisvase noch
weiteres Licht in die Scene. Iris, nicht Her-
mes, ist es, die auf dem Hochzeitszuge den
Göttern voranschreitet (s. ob. Abbildg.), an der
Seite Cheirons , dessen hesiodische Gattin
Chariklo nebst Dionysos, Demeter und Hestia
den weiteren Vortiab bilden. Der Zug holt,
wie gegenüber anderen Auffassungen zu be-
tonen ist, die Braut aus ihrer Wohnung ab
und wird sie schliefslich nach dem Pelion
hinaufgeleiten, wo nach der altepischen, auch
aufderKypselosladebenutztenVersion(jLöscAcZ;e,
Dorpat. Programm 1880, 6) in Cheirons Höhle
das Beilager stattfindet. Was ist hier die
Iris (d. Götterbotin im alt. Epos) 328
Bedeutung der Iris? Erscheint sie nur als
Heroldin, wie in einem anderen Berichte Her-
mes (s. Marksclieff'el , Hesiod. cett. Fragm.
p. 157, 2)?*) Das ist möglich, läfst aber noch
Raum für eine weitere Vermutung. Theohrit
13, 131 beruft sich, um die Ehe eines fürst-
lichen Geschwisterpaares zu beschönigen, auf
das Beispiel der Rheakinder: 'iv ds l^xog
azoqvvaiv iavuv Zrjvl -aal Hqtj, \ %fiQKg (potßrj-
10 accaa ^vgotg tri naQ&tvog Igig.**) Man wird,
absehend von der in letzten Worten ent-
haltenen Anspielung auf Alkaios Gedicht (ob.
A § 3), eine möglichst ehrwürdige Quelle anzu-
nehmen haben, welche bei diesem starken
politischen Anlafs wieder zu Ehren kam. Auch
ein pompejanisches Gemälde zeigt Iris als
Brautführerin der Hera bei jenem Beilager
(gewöhnlich sagt man bei der anäxiq auf dem
Ida a). Das Motiv, welches sich bei einem
20 jüngeren Moment aus dem Botendienst un-
schwer erklären würde, scheint hier nicht der
mythologischen Bedeutsamkeit zu entbehren,
wo mit einer in der Kunst seltenen Be-
wufstheit und Absichtlichkeit die Götter nach
ihrer Bedeutung (Brot, Wein, häuslicher
Herd; vgl. Eurip. fr. 884i = 892''') ausgewählt
sind. Sollte sich darin nicht etwas Ähn-
liches aussprechen wie in !Bi 346 ^H ga -nccl
ayuag k'ucconzs Kqovov naig rjv TtagaHOiZiv, |
rotai S V7z6 xQav Sia cpvtv vto&riXea noirjv, \
Xwxov &' SQO^svta iSi kqÖkov Tjd' väyiiv&ov \
Ttvnvov Kctl fialccnov , og ano x^ovog vxpoo'
sigytv. \ xm ivi Xs^daQ'rjV , int äs vs(pilrjv ta-
cavxo I y.alriv xQvaiirjV axiXnval S' ävsjtinxov
hgaat? Man könnte hier an die Nais, Chei-
rons Gattin (Hesiod fr. 104 Kinkel) oder
Mutter {Xenoph. Gyn. 1, 4), oder die Najaden
in seiner Behausung (Ap. Bh. 4, 812, vgl.
Catiill. 64, 287), an seine Tochter 'Sl-nvQQÖrj
(Ovid Met. 6, 637) erinnern, sowie an das
Kommen der Götter ju.fr' 6f.ißQov kuI %iiiimvog
zur Peleushochzeit {Schol. Ap. Bh. 4, 816
p. 507, 19). Die Vermählung des Zeus, welche
zuerst mit der Thetis stattfinden sollte, hing'
auch litterarisch mit den Dichtungen von
Peleus' Hochzeit eng zusammen. Jedenfalls
würde ich Iris als Bereiterin des Brautlagers
auf der feuchten Berghöhe, sei es des Ida,
oder des Pelion, oder beider, festhalten, wenn
50 wir auch zu einem litterarischen Ergebnis
nicht gelangen. Iris und die Kentauren stellt
z. B. Cicero (oben Sp. 324, 1) zusammen; vgl.
auch Colvin, Journ. of hell. stud. 1, 140 und
unten Bildwerke § 4. Nebenbei bemerke man,
für den Zusammenhang der Theogonie und der
Peleushochzeit, den Okeanos der Fran^oisvase,
welcher in der von Aeschylos benutzten Titano-
machie vorkam , in der späten Nachdichtung
60 *) BergTc, Jahrb. f. Phil. 81 (18G0), 311, 42 wufste,
dafs in dem Becher, der (einfach zur Spende) auf dem
Altar steht, sich Styxwasser befinde, mit welchem Iris
bei der Trauung dem Bräutigam den hesiodisclam Götter-
eid abnehmen werde ; Iris mit dem entliehenen Fell der
Athene etc. Eine ernsthafte Widerlegung giebt WeizsäcVer,
Rhein. Mus. 32, 35.
**) Meinekc und Röscher (in Fleckeisens Jahrb. f. cl.
Philol. Bd. 111 (1875) S. 605 ff.) lesen hier ivTluodsvo? ; vgl.
Verg. Ä. 5, CIO virgo. Kalliiu. htj. a. Dolos 233 ff.
320
Iris (im jung. Epos)
Iris (in den homer. Hymnen)
330
Ilom. T 7 tendenziös*) von der Götterversamni-
luiig ausgeschlossen ist, während sich alle
Flüsse einstellen wie in der Peleushochzeit des
Cutidl. 04, 281, wo gleich dahinter Prometheus
folgt: dies alles unter dem Einflüsse der Titano-
machie. Dals Aeschijlos den Okeanos dem guten
Geschmack und den zeitgemäfsen'Jptjttac;rfia zu-
liebe auf einem Greif,
statt auf einem The-
aterlindwurm reiten
liefs, bedarf keines
Wortes. — 2. Das
jüngere Epos lehrt
uns wenig Neues. In
der Üdystee kommt Iris
nicht vor, nur Hermes.
Die Kyprien kennen
schon Hermes, z. ß. im
Parisurteil, als Boten
des Zeus und scheinen
auch darin vaii Ilias £1
auf einem Niveau zu
stehen, dafs sie ihn
mit Iris abwechseln
lassen. Unmittelbar
nach Paris' und He-
lenas Ankunft in Troja
heilst es bei Proklos :
'Währenddessen wur-
den Kastor und Poly-
deukes bei dem Dieb-
stahl der Kinder u.s.w.
(das verhängnisvolle
Abenteuer war aus-
führlich erzä,hlt), und
Zeus gewährte ihnen
einen Tag um den
andern Unsterblich-
keit. Darauf meldet
Iris dem Menelaos
das zu Hause Vor-
gefallene.' Der Zu-
sammenhang in die-
sem Bericht ist enger
als es aussieht. Von
Troja wendete der
Dichter seinen Blick
zum Hause des alten
Tyndareos zurück, der
damals auch noch an-
deres Leid erfuhr. So
mag auch der Schlufs
inneren Zusammen-
hang haben und
Iris' Botschaft von
Zeus ausgehen. Zeus
wünscht ja den Krieg,
während von Iris, die
in r die Helena mit den Worten vv^cpcc qjiXrj
anredet, kaum anzunehmen ist, dafs sie die frei-
willige Angeberin machte.— Die sog. /iO>«emc/ten
•Hymnen zeigen dieselbe Praxis. Im h. in Cer., der
*) Mit Büeksicht auf seine geographische Fixierung
und die Theorie vom Okeanos als &sü)v yevtais; J^ 201.
302. Der Schal. Law. z. Aesch. Prom. 287 K. notiert den
Unterschied, aber ohne des Tragikers Quelle zu kennen;
über diese s. Welcher, Ep. Cylcl. und v. Wilainowit: , Ilvin.
Unters. 345, 22, der ihm beizustimmen scheint.
wenigstens vor Eleusis' Vereinigung mit Athen
entstand (y. Wlhuiunvitz, AusKydath. V25; Hom.
Untersuch.), entsendet Zeus 314 erst die Iris zur
Erde, und gleich darauf SSi Hermes zum Hades;
dies mit nicht unfeiner Unterscheidung. Im Ji.
in Apoll. Del. 103, wo es sich um Herbeiholung
der Geburtshelferin handelt, ergab sich für die
Göttinnen leicht die Wahl des weiblichen Boten.
CO Die Bildwerke dieser Epoche werden ein ähn-
liches Alteruieren erkennen lassen, und verraten
nur noch hin und wieder die Neigung, Iris den
Meergöttern beizugesellen. Vielleicht werden
dieselben (namentlich die des 6.u. 5. Jahrh.) noch
einige Rückschlüsse auf die Litteratur zulassen.
Aber der mythologische Etwickelungsprozefs ist
abgeschlossen. — 3. Die Zeit seit der Mitte des
5. Jahrh. Ganz von selbst verteilen sich nunmehr
331 Iris (in d. spät. Poesie d. Griech. u. Rom.) li'is (Verhältn. d. Götterbotin z. Regenbog.) 332
die Botenrollen so, dafs Hermes dem Zeus, Iris Dichter hevut't: nam praeter Homerum et Ver-
der Hera dient (s. Abbildg. Sp. 330), wenn auch (jilius hoc prohat, diccns (2, 800) aeriam Caelo
jener häufiger zur Verwendung kommt: Es nam lujjpiter Irim \ dimisit , (jermanae Jiaud
scheint, dafs sich diese Teilung, die der Töpfer mollia iussa ferentevi, so übersieht er, dafs
Brygos, auch der Maler des grofsen Pandora- die letzten Worte einfach eine Übersetzung
kraters (s. B % l) noch nicht kennen, gegen von cvv dyysXirj alsytivfj B 787 sind, so gut
Ende des 5. Jahrh. vollzogen hat. Zuerst läfst, wie supra caput astitit 4, 702 von B 20 und
soviel ich sehe, Euripides Herc. 823 Iris im die Verwandlung der Iris in eine befreundete
Auftrage der Hera auftreten und durch sie die Sterbliche 4, (320 eine Nachahmung der Iris-
Lyssa hereinführen. Bei KallimucJiJt. in Del 67 lo episoden in ß und F ist. Eher hätte er sich,
mufs im gleichen Dienste Iris auf hoher Berg- wie in neueren Zeiten geschehen ist, auf 5, 618
warte aufpassen, dafs der kreifsenden Alkmene Jiaud ignara nocendi berufen können, obwohl
keine Hülfe werde; schon auf einer rf. Le- es, sachlich genommen, lediglicli im Charakter
kythos steht sie {Brit. Mus. nr. 1535 [des alten ihrer Herrin liegt, wenn Iris bei Earip. oder
Katalogs] , Mcmorie della acad. ErcoJan. 6) Kallim. (und dergleichen schwebte doch wohl
hinter der das Herakleskind säugenden Hera dem Verg. vor) zu keinen freundlichen Sen-
und spricht mit Alkmene. Derselbe Dichter düngen verwendet wird. Übrigens aus Acn. 4,
schildert , wie die stets dienstbereite Jung- wo Iris — immer nur im Dienst der Göttin —
frau am Thron der Gebieterin kauert und den Todeskamjjf der Dido sanft beenden hilft,
die Müdigkeit bezwingt, indem er nach Euri- 20 unterweltliche Beziehungen zu folgern, ist den
pides' Vorbild (Herc. 860) den Vergleich mit Alten nicht eingefallen, wie Tölken, Iris
einem Jagdhund gebraucht (v. 228fif.). Ebenso (Berlin 1845) behauptet, sondern erst ein Mifs-
wird sie bei yl;>o Won. -R/t. 4, 753 fi'. von Hera mit Verständnis der Neueren. Vgl. II. Bergstedt,
den verschiedensten Sendungen betraut — wo- Studia archacol. Upsala 1881 p. 8. 15.
neben sie 2, 284 ff. ihre hesiodiscJien Schwestern,
die Harpyien, vor den verfolgenden Boreaden C. Verhältnis des Regenbogens und der
schützt (vgl. Serv. Verg. Ä. 3, 209), was, wie Götterbotin zii einander,
wir bei dieser Gelegenheit aus den Kommen- 1. Beide untrennbar. Fer^iZ ist für uns
taren ersehen, bei Hesiod, natürlich nicht dem derjenige, welcher die Naturerscheinung des
Theogoniedichter, Hermes gethan hatte: ScJiol. so Regenbogens wieder in ihr Recht einsetzt und
286. 297. Dem Äpolloidos war übrigens die mit der Funktion der Himmelsbotin äufserlich
Ungeschicklichkeit vorbehalten, die Himmels- verbindet, was von da an das Übliche bleibt,
botin Kunde von der Erde an die Götter Sehr wirkungsvoll wird der Iris Kommen und
bringen zu lassen. In diese Epoche oder Gehen stets von dem Phänomen begleitet, das
etwas früher fällt die Ruveser Vase (Fig. 2), ihren Pfad andeutet. Sie schwirrt , den
während die Petersburger Vase mit Iris auf Menschen als Person unsichtbar, an dieser
dem V^agen der Hera (Sp. 327) in den Anfang Brücke gewissermafsen auf und nieder, ohne
des 4. Jahrh. gehören mag. Am Parthenonfries übrigens darum ihre Flügel abzulegen. Der
(Fig. 5) steht Iris an der Seite Heras, anders in Vergil- Kommentator hat vollkommen recht in
den Giebelfeldern. — 4. Die römisclien Dichter 40 Bezug auf arcus quem non Irim, sed viam
halten sich in denselben Geleisen. Fast immer Iridis dixit {Serv. A. 5, 610).*) Aber man
ist luno Gebieterin der Thaumastochter, die kann dies unmöglich mit Baumeister, Denkm.
darum selbst bisweilen lunonia heifst {Verg. S. 760 zum Ausgangspunkt mythologischer
A. 4, 693 ff. 5, 606—659. 9, 2—23. üvid Met. Erklärung nehmen und daraufhin eine Son-
1, 270. 11, 585. 14, 85. 830. Stat. Theb. 10, derung von Person und Sache verlangen. Es
70. Val. Flacc. 4, 75. Sil. Ital. passim. An- ist nicht zu erkennen, inwiefern für diese
thol. lat. rec. Biese (1879) 550), weit seltener Auffassung Hom. P 547 bezeichnend sein
luppiter {Verg. A. 9, 803. Sil. Ital. 9, 470. soll, wo Athenas plötzliche Erscheinung mit
551). Es war also damals nicht so falsch, wie dem Phänomen verglichen aber doch nicht
bei Serv. A. 5, 606 behauptet wird: quod dici- 50 von einem solchen begleitet ist. Die römische
tur ministra esse tantum dearum; wer weifs, Dichtung zieht das Facit der gesamten grie-
ob das tantum in dem dort bekämpften chischen Mythologie, und wenn ihr oft genug
Scholion überliaupt stand und nicht eher das echte Gefühl für dieselbe mangelt, so hat
plerumcpie lautete. Denn die Quelle, die offen- sie doch auch bisweilen Mythen, die uns nur
bar unter dem Einflufs der soeben betrachteten in trümmerhaften und disparaten Resten vor-
Periode steht, ist gut und läfst sich bis ^ zu liegen, mit richtigem Instinkt oder mit Hülfe
den alexandrinischen Kommentaren zurück- besserer Quellen vervollständigt und berichtigt,
verfolgen; Servius (vgl. Mytlwgr. Vat. 2, 6. 3, Z. B. bezog sich die Umkehr der Sonne aus
4. 6).- ex magna parte servatur, ut Mercurius ad Abscheu über die Atridengreuel auf das Mahl
concordiam , Iris ad discordiam mittatur (vgl. 60 des Thyest, was aber erst von den Römern
zu 9, 2): unde et Iris dicta est quasi"EQLg. Schol. ausgesprochen wird; die hundertarmigen Riesen
Hom. £ 29 iv filv 'ihädi rfj "iQidi xqyitch Ölu- kämpften ursprünglich nicht für, sondern gegen
■növw' %atciTilr]y.Tiv.ri y^Q ■> >'<^'^ '^ot? noli fiLY.Oi(; den Olymp; hier läfst sich der Vorzug der
ioiKvicc 7] dh 'Oövcasia fiv&cädr]g iavlv, mg xat lateinischen Darstellungen vor der hesiodischen
o 'Egi^fig. Schol. A 21 qv% iozi Sl rj avTrj"EQig noch erweisen. Ein ähnliches Verhältnis finden
Kcci ^iQig ■>ia&' '"'OfirjQov, (ag v7isX(xßsv (seil. Zrj- wir hier; auf der einen Seite die unzweifel-
vodoTog). — Wenn freilich der Vergil- Kommen-
tator a. a. 0. und 9, 2 sich für beides auf seinen *) vgi. Anthui.iat. 543 R. 1879/)«/- nubUa dcwiatarcu irü.
33o Iris (Verhältn.d. Götterbotin z. Regenbog.) Iris (Kult; Verhältn. z. Ino-Leukothea) 334
haften Merkmale einer Naturkraft, speziell Merkwürdig genug blickt solche Natur-
eiuer Regen- und Windgöttin, auf der andern bedeutung in O durch, ohne im übrigen, ja
Seite die homerische , in die üblichen Götter- auch nur in derselben Scene, der Anmut ihres
formen gekleidete Abstraktion, welche in der Charakters irgendwie Abbruch zu thun. Ihr
Dichter- Tradition die erstere auf lange Zeit bescheidenes und zugleich kluges Verhalten
verdrängt, bis ein fähiger Kömer den im in der schönen Scene mit Poseidon hat die
Volksmunde schwerlich je vergessenen Zu- Bewunderung der Alten erregt, Dionys. Hai.
sammenhang wieder betont. — Man hat wieder- rhct. 9, 3. Die Teilnahme für Helena in F ist
holt bezweifelt, dafs die homerische Iris als durchaus weiblich, und zu dem trauernden Pria-
Regenbogen zu fassen sei {Welcher, Götterl. 1, lo mos ß 170 tritt sie leise redend heran, damit
690. Matz, Arch. Ztg. 1875 S. 20), und sich auf der Greis nicht erschrecke; qiiae ei propria
das zweimalige Vorkommen des Appellativs tptg est morum lenitas bemerkt Lehrs z. Herodian
berufen. Schon El. H. Meyer , Gandharven- S. 480. Die Charakteristik, welche der Odyssee-
Kentauren 197 hat gegen diese Begründung scholiast giebt {B § 4), war also verkehrt
eingewendet, dafs auch Eos bald als Person und widerlegt sich durch den Hinweis, dafs
bald als Himmelserscheinung auftrete. Nur ist die Ilias nur Kämpfe schildere. Es ist auch
das Problem von vornherein anders zu stellen: nicht zuzugeben, dafs 'Iris regelmäfsig erwähnt
nicht ob Iris bei Homer als Regenbogen werde, wo stürmische Vereinigungen (?) des
zu fassen sei — das ist sie gewifs nicht — , Zeus iind der Hera oder ihre und anderer
sondern ob der Dichter noch von ihrer ehe- 20 Götterkämpfe (?) meist ganz deutlich als Ab-
maligen Naturbedeutung Kenntnis hatte, wird bilder des Unwetters geschildert werden' {El.
die Frage lauten müssen. Wir bejahen dieselbe H. Meyer, Gandharven 197). Diese obenein
mit Rücksicht auf die Beiworte asllonog.,' no- mit der interpolierten Hesiodstelle T/ieof/. 780 ff.
tfr/fffio?, a-nicc, xcc%£ia, vor allem iQVGÖTiTfQoq., operierende Auffassung konnte nur aus einer
da beii/o»ier keine andeie der zwischen Himmel Theorie entspringen, welche hinter den epi-
und Erde hin- und herwandernden Göttinnen sehen Heroenkämpfen Naturmythen wittert.
Flügel hat. Die sehr weitgehende Vermensch- Uns mufs es genügen, den im weitesten Um-
lichung seiner Götter hält den Dichter nicht kreis nichtJiomerischer Traditionen erkennbaren
ab, der künstlerischen Zeichnung ihrer Gestalten Elementar -Charakter auch unter der homeri-
gewisse Merkmale beizufügen, zu welchen Ob- 30 scJicn Hülle der sanften Götterbotin wieder-
servanz oder Erinnerung ihn nötigt, wenngleich gefunden zu haben. — Welckers Meinung
yie in den Grundton nicht mehr passen. Da {Götterl. 1, 690), von der Botin sei der Name
hat der genasführte Ehemann Zeus eine Wolke erst auf die Sache übergegangen, ist damit
ums Haupt, da wird Artemis als ein würgender von vornherein ausgeschlossen. Sie stützt sich
'Löwe für die Menschheit' gekenuzeichnet in auf die Herleitung des Namens von sigco, über
derselben Scene, wo sie von Hera Ohrfeigen die das Folgende Licht verbreiten mufs.
erhält; da ist die malitiöse Haustyrannin des 2. Kult der Iris. Cicero a. a. 0. wun-
Olympos selbst ßocints in dem halbvergesseneu dert sich, dafs nicht auch der Regenbogen
Sinne der argivischen lo. So widerstrebt es so gut wie das Meer und andere Natur-
dem Dichter nicht, der Iris Schwingen zu 40 kräfte und Erscheinungen göttlich verehrt
geben; aber sie dieselben entfalten und dem werde. Athenaeus 14, 645b jedoch berichtet
Gebrauche ihrer Füfse entsagen zu lassen, uns ausdrücklich aus dem Lokalschriftsteller
wird ihm schwer. Nur ein einziges Mal Semos (siehe Müller, Fr. H. G. 4, 492),
fliegt sie, statt zu 'gehen', und das ist in dafs die Delier auf der kleinen Nachbar-
O, dtjr auch sonst wichtigsten Iris -Partie insel Hekatesnesos der Iris opferten. 'Des
der Ilias (siehe oben B § 1). In dem dorti- bösen xsQug wegen' bemerkt Welcher , Götterl.
gen Vergleich mit Boreas und Schneesturm 1 , 692 hierzu. Damit fafst man aber den
glaubten die antiken Erklärer eine Andeutung Begriff der Iris zu eng. Man opferte nicht
dessen zu finden, was Iris eigentlich bedeute. einem blofsen Phänomen, sondern der darin
Nach reiflicher Erwägung werden wir dieser 50 vermuteten Kraft, einer Göttin, die sich da-
Auffassung ihr Recht einräumen müssen, ob- hinter zu verbergen schien, und die, wenn
wohl oder gerade weil die Vergleichung in sie Regen brachte , auch ihre wohlthätigen
schiefer Weise auf die Schnelligkeit zugespitzt Seiten hatte. Galt sie doch auch als Gattin
und mehr dunkel gefühlt als klar gedacht ist. des Zephyros (s. oben ^3), des niöxaxog
Es würde uns schwer fallen, bei der Iris, selbst avf'ju.cor, der gleichfalls seiner Opfer nicht ent-
der als Regengöttin gedachten oder geahnten, behrte. Es würde zudem ganz gegen griechische
gerade an Schnee und Hagel zu denken, wenn Gewohnheit sein, wenn nicht auch diese Gottheit
nicht Homer selbst eine Kontrolle für die Rieh- sich irgendwo und -wie mit einer anderen be-
tigkeit böte: dies nicht sowohl in der Scene rührte und vermischte. Eine solche Nachbarin
der Winde {W) , die wie eine selbständige co glauben wir in Ino-Leukothea zu finden.
Parallele betrachtet sein will, als darin, dafs Es ist wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher,
er den Regenbogen für ein Anzeichen des dafs am amykläischen Altar sich beide ein-
nahen xsiiLÜtvog öva&aluBos nimmt {A § 1). ander gegenüber befanden, obwohl auch dann
Oft genug wird man die Iris selbst als eine noch die Beziehung der Ino auf eine andere
Wolke hezeichnet hahen: Xenophanes7]v r''^lQiv Nachbarfigur (Semele) ebenso möglich ist (s.
Kal£ov6i, v£(pog yial xovxo nicpvAB \ nogcpvg^ov unten Sp. 314); um so wichtiger bleibt dort
yittl q)oi-viv.£ov v-al xlcogbv IdsaQ-ai {Schol. Hovi. die Verbindung der Iris mit Poseidon und
A 27); vgl. Cic. Aut. B. 3, 20, 51. Amphitrite. Die delische Huldigung an die
335 Iris (Verhältnis zu Ino-Leukotliea) Iris (und Iros) 336
Regengöttin sieht nun ganz aus wie ein Über- suchen, da ja auch das Meer 'purpurn' ist*);
bleibsei oder Parallelkult eines Ino- Kultes. seltsam genug ist freilich eine Vorstellung
Wenn auch nicht Ino -Leukothea selbst dort des Pneudo- Plutarch de fluv. 18, 4, wo (nach
angetroffen wird, so doch der längst als namens- einem fingierten Dichter) die Iris xaig iSiais
verwandt erkannte Inopos, ein Flufs wie In- ^ävaig einen fremden Körper umschlingt {stcl-
achos (vgl. WelfJcer, Götterl. 1, 644), und der 6cpit,aaa) und zur Erde trägt — gleichviel ob
mit jener Göttin eng verbundene Odysseus, dies zu den eingestreuten Wahrheiten des
welcher an eben jener Stätte (vgl. Prdler, Gr. Fälschers gehören mag oder nicht. Ebenso sei
Mytli. 1^ 193, 2 = *238, 1) geweilt hat (Hom. davor gewarnt, etwa mit dem zö^ov, d. i. der
^ 164 u. Schol.), was sjaätere Dichtung zu moti- lo prosaischen Bezeichnung des Regenbogens, den
vieren suchte. Ino wurde ferner als Bvvrj bei Hesych. erwähnten sikyonischen zo^i'ov ßov-
(Etym. M. 217, 5. 564, 44) oder Bovvrj in j^dg zusammenzubringen. Mit ^ouvo?, der Hügel,
Dodona, sowie in Odysseus' uralter Heimat hat Bovvrj, Bvvr] nichts zu thun. Für letzteres
Thesprotien {Wilamoioitz , Hom. Unt. 189, 30) könnte man eher das makedonische 'Tt^fa (lang
und Unteritalien verehrt (Lylcophr. 107. 757; v vorausgesetzt) in Betracht ziehen. Dahin-
vgl. Schol. 800. Stepli. B. Tga^nvcc), und zwar, gegen führen die samothrakischen Götternamen,
wie aus den Zeugnissen deutlich hervorgeht, welche Aristoteles {Schol. Ap. a. 0.) und IHodor
an denselben Orten, wie Odysseus selbst. Dafs 5, 48 statt des Hermessohnes Kasmilos und der
sie eine Regengöttin war, folgt aus Eupho- Leukosia überliefern, der Hermessohn Saos oder
rion fr. ^\ Mein.*) noXvxQocpa (lies etwa: nolv- 20 Saon und ^Prur], um so bestimmter nach dem
TQÖcpu?) dä-KQva BvvTjg in Verbindung mit Kultbereich der Iris, d. i. Delos mit seiner
dem, was ein Schriftsteller gleicher Epoche Kheneia, zurück. Und man wünschte wohl zu
aus orphischer Quelle anführt Sä-ngva dibg wissen, durch welche jetzt fehlenden Miftel-
xbv öfißgov Srjlovv (Lob., Agl. 836). In Mittel- Glieder das Etym. M. und Gud. dazu kam,
Italien begegnet dieselbe Göttin unter dem Iris von qiiv herzuleiten. — Sao kommt auch
Namen der weissagenden Quellnymphe AI- weiblich vor, vielleicht als eine thrakische
hunea {Preller - Jordan , Böm. Myth. 1, 383. 2, Göttin des Thamyris gedacht, wenn die In-
139. 145; besonders Serv. Verg. A.1,^'6). Dafs schrift vorn vollständig ist, auf einer rf. Vase,
diese, den Römern durchaus nicht sehr be- Rom. Mut. d. Inst. 3 Tafel 9; und sicher als
kannte Identifikation erst nachträglich vqrge- 30 Nereide Hes. Theor/. 24:3 Schliefslich notiere
nommen sei, ist nicht anzunehmen; die Ahn- ich, dafs Iris bei Harn. Sl 77 die Thetis im
lichkeit der beiden war. nicht mehr deutlich Meere bei Samothrake findet {Arit^trirch. Schol.
genug, um zu einer Fiktion einzuladen. Um- z. St.) und der dunkle Schleier auch dort (92)
gekehrt nötigt uns vielmehr alle mythologische betont wird, aber in anderer Verwendung.
Analogie zu dem Schlüsse, bei Ausprägung Die ganze Irisfrage läfst sich unseres Er-
jenes Namens habe der aus Leukothea und achtens nicht sondern von der nach dem Iros
dem Quellnamen Leukosia herausklingende Be- der Odyssee. Der Name ist in Nordgriechen-
griff mitgewirkt und etwas an Alburnus, AI- land zu Hause (siehe Steph. B. 'Elläg, "lQa\
bula u. dgl. Erinnerndes zuwege gebracht. vgl. Lykophr. 905) und von da in verschie-
Eine Mittelform 'Aßvvr] mit Vorschlags-«, wie 40 dene Heroengeschlechter eingedrungen. In der
sie sich im Griechischen bekanntlich leicht Oc^^/ssee 0 5 wird der Bettler Arneios darum Ypo?
einstellt, fehlt uns leider. Aber sollte sie genannt, ovvcy.' änayyBllsaiis -nicöv, ori tcov
nicht etwa in dem Namen der delischen Opfer- rig avcoyot. Man glaubte also aus dem Worte
gaben an Iris stecken, welche die Vulgata des Igog etwas wie sigeiv im Sinne von liysiv
Athenäustextes als tovg ßaavvtag KaXov^üvovg {s. Scliol.) herauszuhören, eine Volksetymologie,
(seil. nlciy.oövtccg) bezeichnet, und statt dieses die früher oder später auch bei Iris Platz ge-
sonst unbezeugten Wortes vielmehr tova'a'a- griifen hat. Unmöglich kann der gefräfsige,
ßvviag zu schreiben sein? — Bleibt dies nur betrunkene Proletarier von Ithaka, wie der
eine Vermutung, der man etwa eine dorische Scholiast sich zu denken scheint, von der
Bildung von ßa&vg entgegenstellen könnte, so 50 Götterbotin hergeleitet sein. Der Gedanke an
ist doch damit der Zusammenhang beider sie hat höchstens insofern mitgewirkt, als er
Göttinnen mit Delos einer- und Nordhellas dazu führte, sie, die in der Odyssee ebenso-
andererseits nicht erschöpft. Zunächst einige gut neben Hermes Platz gehabt hätte wie in Sl
Präklusivbemerkungen. und den Kyprien, vollkommen auszuschliefsen.
Man weifs heute, dafs der Schleier oder Beide Laben eben ihre gesonderte Entwicke-
Gürtel, welchen die 'Kadmostochter' (s 333) lung gehabt. Die Differenzierung ist stark,
dem ertrinkenden Odysseus reicht, aus dem nichtsdestoweniger mag der Bote Arneios-Iros
samothrakischen Kult des Kasmos oder Kad- einst ebenso respektalael gewesen sein, wie
milos und der Leukosia, d. i. dorisch = Leu- der Stammvater der Epeer, Epeios, der in der
kothea, stammt: Schol. Apollon. 1, 917. In eo Ilias ß 664 noch an ritterlichen Künsten her-
jenem, von seiner Farbe 7ioQq)VQi'g genannten vorragend beteiligt, dann aus einem Herolde
KQi]ds(ivov wird aber wohl niemand eine Be- der Atriden zu einem Handwerker und Feig-
ziehung auf die nocpvQErj iQig Homers P 547
*) Bei Ausdrücken wie Anthol. lat. rec. Riese (1879)
*) Vielleicht gehört demselhen Dichter Meineke, An. ."ilS picturaio caclum velamine cingit, vgl. 548, 3. Senec.
Alex. p. 153 Bvvrfi y.axa ?jKtii' tcv ai'dijiaaij; i so G. Diu- trag. Oedip. 320 parte qiiae magna poli curvata pict o nuntiat
dorf statt des überlieferten und verdorbeneu y.ata^.fy.tQia nimbos sinu schwebten vielleicht Kunstdarstellungen der
z. Henr. Stephan, s. v. Man denkt am ehesten an eine Göttin mit halbkreisförmig geblähtem Gewände vor (s.
Parallelsage zur Kalypso. unten Sp. 339, 53 ff. u. 349).
337
Iris (Etymologie)
Iris (Etymologie)
338
ling geworden und bei Stesichoros schon zu
einem Knechte herabgesunken ist, welcher
die niedrigsten Arbeiten verrichten mufs. Es
scheint sogar, dafs der Jris selber ein gleiches
Schicksal nicht erspart geblieben, wenn wir
denPiato, wie billig, zu den Dichtern rechnen:
er giebt seinem Eros anstatt der bekannten
Iris (ob. J. § 3) die Armut zur Mutter, indem
er zwar an Iros denkt, aber die Femininfoim
vermeidet, für die er anderwärts eine passen-
dere und edlere Verwendung hat (oben Ä § 4),
ähnlich wie er bei dem Vater an Plutos
denkt, aber statt dessen den abstrakteren
Porös einsetzt. — Einen wichtigen Finger-
zeig giebt für die hier vorliegenden Fragen
der Name 'Agveiog selbst. Allgemein und mit
gutem Grund wird das deüsche 'Prjveia aus
grjv, vgl. 7ioXvQQr]v und ccgvSLog, erklärt {Curtius,
Eti/m^ 347). Was für Pr'iVBLa gilt, mufs na-
türlich auch für die samothrakische 'Pr'jvrj gel-
ten, 'die Göttin der Schafherde' {Preller Bobert,
Gr. M. 1, 398), die Gattin des Hermessohnes.
Hier hätten wir denn also die oben vermu-
teten Spuren der Iris — in einem männlichen
Korrelat, unter welchem sich Hermes-A'aöft^Aog
d. i. Kara^r'ihog selbst verbergen mag.
O. MüUer, Aegin. 170 wollte Iris mit der
Hekate, auf deren Insel sie vei-ehrt ward, iden-
tificieren, doch sprechen die Zeugnisse, die er
anführt, namentlich eines des Semos selber
eher dagegen. Bergstedt p. 9. Vgl. Kap. B 4.
Etymologie.
Wie aus allem Vorangeheuden ersicht-
lich, ist die Herleitung von eiqsiv = Isysiv
nicht erst durch die Grammatiker aufge-
bracht worden {Schol. Od. a 6. Interpolcdor
von Plat. Cratyl. 408. Hesych. v. f/'prj und
7(10?. Etym. M. 'Iqi?; vgl. Wclcker, Gütterl. 1,
690), sondern wird bereits von dem homeri-
schen Epos vertreten. Aber sie hat keinen
sprachlichen Wert und nur den einer Volks-
etymologie, welche die Ausprägung der Regen-
wind- und Seegöttin zur Götterbotin beför-
derte. Sie ist auch von G. Curtius, dem ein-
zigen Sprachforscher, der sich unseres Wissens
über die Frage geäufsert {Arch. Ztg. 1880, 133,
5), verworfen worden, ebenso wie die Hermann-
sche von Ei'pco, scro und die eines Andern von
ftfit. Antik ist auch die Gleichsetzung mit
"Egig, bei welcher noch die nachklassische
Schreibung Elgig für Igig*) und dadurch ver-
anlafste Verschreibung (z. B. Argum. Theokr.
13. Athen. 14, 646 d; vgl ob. Sp. 323, 32) mit-
wirkte; s. Etym. M. und Gud., sowie Suid.
V. ^Igig. Hesychs sonderbare Glosse "Egidag-
Tag iv ovgavä igiSag " 'ATZiv-äg würde erst etwa
in folgender Fassung Sinn bekommen: EI'ql-
öag' Ttis iv ovQavä ^oivag' 'Aztiyiwg ös igidag,
vgl. das vorhergehende Lemma; auch in sql-
cy.rjnza' isgä ßordvr], sig rjv ccv f'pig (1. slgig)
iniay.rj'ip'rj möchte man iigLayirjTtTa erwarten,
wenn die Erklärung zutrifft. Übrigens ist auch
diese Etymologie nicht von den Alexandrinern,
wo sie unter Zenodots Namen berichtet wird,
*) Aufscr den im Text angeführten Stellen Hesych.
V. tiori (1. iiin;'i) und oben A § 3.
erfunden, sondern klingt schon in der Hesiod-
Intcrpolatiun Theog. 782 an, in einer Manier,
die sich in jenem Gedicht öfter beobachten
läfst. — G. Guitivs bekennt, zu keinem Er-
gebnis gelangt zu sein, will aber, dafs man
von 'der bei Homer wahrscheinlichen Form
FCgig'' ausgehe, die er auch in Btgig {Paus. 3,
19, 4) am amykläischen Altar zu erkennen
glaubt. Es ist richtig, dafs jene Schreibung
10 direkt aus der Inschrift des Altars zu ei-klären
ist, nicht etwa aus einer Verderbnis unseres
Textes. Allein paläographisch führt die Trans-
skription B nicht auf ein F, sondern auf ein
P, wenn der Verfertiger ein Lakone, oder auf
^, wenn er ein Korinther war, oder aber auf
B. d. h. im einen Falle auf Eigig, im andern
auf higig. Ist somit dem B der Boden ent-
zogen und das homerische F nur eine 'Wahr-
scheinlichkeit', so eröffnet sich der weite Aus-
20 blick auf die Gruppe SCgig, Z(s)i'giog, Zsigrjv.
Für diesen Zusammenhang scheint sich ein
wichtiger Anhaltspunkt darzubieten. Die schö-
nen Münztypen von Terina in Bruttium zeigen
ein geflügeltes Mädchen, welches bald auf einer
Hydria oder einem Altar oder bei einer Säule
und Stufenbasis sitzend, einen flatternden Vogel
auf der Hand hält, bald aufrecht steht oder
aus einer Quelle schöpft, immer aber ein Kery-
keion mit sich führt. (Vgl. Poole, Numism.
30 Chron. 1883, 11.) Nur die älteren, halbarchai-
schen Münzen weisen statt dessen eine flügel-
lose, aufrecht stehende Göttin mit einem Zweig
in der Rechten und der Beischrift Ni'y.a auf.
Nicht ohne Grund haben die englischen Nu-
mismatiker gezögert, diese Bezeichnung auch
auf den jüngeren Typus zu übertragen, welcher
handgreiflich mehr enthält als eine blofse Um-
bildung im Stil der athenischen Nikebalustrade,
und unverkennbar auf das feuchte Element,
40 vielleicht auch auf einen Singvogel anspielt;
vgl. Head, Bist. num. 97. Das ergiebt sich
aus der Lykophr. 726 und Schol. 722 vorlie-
genden Lokalsage von Terina (vgl. Steph. B.
s. v.), wonach 'die Sirene Ligeia' dort aus
dem Meere ans Land gespült wurde.*) Diese
eigentümliche , deutlich als Wassernymphe
bezeichnete 'Sirene' führte dort den Namen
Leukosia, das ist also Leukothea: eine Orts-
tradition, die noch eine weitere Stütze in der
50 nur zu Terina und dem benachbarten Hipponeion
vorkommenden Göttin des Strudels, Ilavdiva,
findet, einer schlichten Gestalt, aber mit Kery-
keion. Hier also, im Bereich des Siris (oder
Higtv'i vgl. d. Münzen u. Steph. B. s. v.; ein
Flufs Iris A § 1), scheint in der That eine Spur
vorzuliegen, welche auf die Verwandtschaft
von Elgig und Zsigr]v hinführt: beide hängen
mit Lichterscheinungen {-vgl.Zstgiog) zusammen
und beide doch auch mit dem Feuchten (die
60 Sirenen sind ja von jeher Töchter des Acheloos:
*) Die Beischrift auf dieser Seite der Münzen lautet
bald TE bald TEPINAHm bald TEFINA (s. d. engl.
Kata'.og Italy p. 386 ff.). Mag die Figur damit immerhin
zur Vertreterin der Stadt gestempelt sein {Imhoof- Blumer
U.A.; s. men. iVurn. Z^scAr. 3, 19 f.): die Charakteristik hebt
sie über eine so gewöhnliche KoUe hinaus, und das iirtj/.ia
der Seireu, ein Wahrzeichen der Stadt {Schol. z. Liß.),
findet Iiuhoof selbst häufig auf den Münzen angedeutet.
339 Iris (in (1. Kunst; Allgemeines) Iris (am amykl. Altar; in episch. Scenen) 340
Stephani, Compte JRendu 1866). Es ist seltsam hervorgregangener Einwand, dafs die Reprä-
genug, dafs eist die jüngere Münzprägung sich sentantin des letzteren ruhig stehen müsse,
auf jene alten, zur Bereicherung des Typus Man vergleiche übrigens die sogen. Iris des öst-
wohl geeigneten Traditionen besann, und diese liehen Parthenongiebels (unten § 5).
der älteren, wahrscheinlich aus Olympia über- 1. Am amykläischen Altar, über oder
nommenen Nike anheftete. Die verwandte, aus dem sich das unterhalb formlose Idol er-
Kerykeion führende EiQ^vrj auf den Münzen hob, und den man sich, wie andere altgrie-
der lokrischen Nachbarschaft legt zugleich den chische Altäre, oblong vorzustellen hat, läfst
Gedanken nahe, dafs hier auf Grund der alten Pausanias' Beschreibung 3, 19 vier Relief-
populären Herleitung von sI'qco jene Ver- lo streifen erkennen {Trendelenburg, Bull. d. Inst.
wechselung von EiQ^vrj und Eigig wirklich 1811,124:, hesser i\,\s Klein, Osterr. Epigr.- Ar eh.
stattgefunden, welche man seit Welcher und Mi^f. 1885, 161); an den Längsseiten Herakles'
Luynes auf den Vasen ohne Grund und Methode Einführung in den Olymp und Hyakinthos'
angenommen hat. Vgl. unt die Bildwerke § 3. Emporführung aus der Unterwelt, an der rech-
ten Schmalseite mehrere Frauengruppen, an
BllQWerKe. ^^y. linken, wo sich die Grabesthür befand und
Die geflügelte Botin (über deren Darstel- die Beschreibung anhebt, folgendes: Zeus, vor
lung Ar. Av. 1213 Schol. s. unten Sp. 346 und Hermes, Dionysos, Semele und Ino, also, was
Porphyr, de abst. 3, 16), von Nike meist nur ich nirgends ausgesprochen finde, die Herauf-
durch das Kerykeion, seltener durch kurze Ge- 20 führung der Semele durch ihren Sohn unter
wandung, unterschieden, hat in der bildenden Leitung des Psychopompos. Hinter Zeus stan-
Kunst, wo das Wort weniger gilt als die That, den Iris , Poseidon und Amphitrite in nicht
nicht entfernt die Bedeutung erlangt wie jene, mehr bestimmbarer Reihenfolge — wenngleich
ist aber andererseits auch von der Trivialität Iris den Anfang zu machen und der Eckfigur
verschont geblieben, zu welcher, wenigstens Ino zu entsprechen scheint — , immerhin aber
in der Vasenmalerei, die Figur ihres mann- vergleichbar der schon dem 5. Jahrh. ange-
lichen Amtsnachfolgers herabsank. Sie gesellt hörigen Pandoravase, Brit. Mus. 1265 (d. alt.
sich nicht wie jener den Menschen zu, und ihr Katalogs), wo sich um die leblose Mittelfigur
Erscheinen verkündet mehr die unmittelbare von rechts her Ares, Hermes, Hera, von links
Nähe oder das Eingreifen der Götter. Nicht 30 Zeus, Iris, Poseidon versammeln. Auf der viel
wenige Scenen, in denen sie auftritt, zeichnen strengeren rf, Hespei-idenvase Ann. d. Inst.
sich durch eine gewisse Gewähltheit aus. — 1859 tav. GH ist das bei I sich begegnende Per-
)Viederum die Göttin des Lichtphänomens hätte sonal folgendes, von links nach rechts aufge-
die Malerei auf entwickelter Stufe nur allenfalls zählt: Poseidon, königliches Paar | Hei'akles,
in der Weise Virgils zur Anschauung bringen Athena, (Baum), Atlas, Hesperide, Iris (letz-
können, durch eine vor dem Bogen schwe- tere herbeieilend). — Den Zephyrosmythus,
bende Gestalt, wie etwa auf den Lykurgos- welchen Welcker, -4. i'. 4, 211 mit dargestellt
vasen (z. B. Müller -Wieseler, A. D. 2. 38, 442. glaubte, erwähnt Paus, im Anschlufs an die
Welcker, A. D. 2, 104. Baumeister, Denkm. 2 Reliefs nur, weil er denselben, gleichwie die kurz
S. 834) Lyssa vor dem Sonnenkreise schwebt.*) 40 vorangehenden Notizen über Hyakinthos, in
Das scheint nicht geschehen zu sein, soweit seiner Quelle fand; aus der Benutzung solcher
wir sehen können, und von dem unvollendeten Hülfsmittel macht er gerade beim amykläischen
Bild des Aristides {Plin. 35, 145) weifs man Thron kein Hehl, wiewohl er daneben seine
nichts. Der bisweilen buntfarbige Halbkreis, Autopsie betont; vgl. aufser den von Kalk-
welcher auf einigen jüngeren Vasen den Horizont mann. Paus. S. 121 hei'ausgehobenen Stellen,
umrahmt, dient einem rein formalen Zwecke. Kap. 18 § 6 (9) ozov 8s — nagirj^i. Vermut-
Ein Versuch, diese Seite der Iris zu erfassen, lieh lagen ihm auch hier zwei Quellen vor
scheint nur in dem Relief Colonna (ilfai2-DM/i5?, und erklären sich daraus die Verwirrungen
Aiit. Bildiü. 3562. Ai'ch. Ztg. 1875, Taf. 4) vor- und evidenten Wiederholungen, auch die über-
zuliegen, wenn man nicht gelegentliche Attri- 50 schüssigen 'ßpat in Kap. 19, die man deshalb
bute wie Kanne oder später vielleicht Schmet- nicht notwendig mit Sieheiis aus dem Text zu
terlingsflügel dahin rechnen will. Dort ist eine entfernen braucht. Über die Inschrift Bi^iq
lebhaft bewegte Göttin mit halbkreisförmig über s. Sp. 338.
dem Haupte geblähtem Gewände dargestellt, zu 2. Iris in epischen Scenen. Die Vase
ihren Füfsen als Andeutung der Elemente Adler, des Klitias und Ergotimos mit der Peleus-
Schildkröte, Schilf und Sumpfvogel, und auf hochzeit wurde schon besprochen. Iris ist aus-
sie zukommend von jeder Seite ein Windgott nahmsweise (aber nicht nur dort) flügellos, in
mit Wolkenandeutungen am Reliefgrund und Stiefeln und Fell über dem (langen) Gewand,
gewissen unerklärlichen Lanzenspuren. Mats's wie Hermes. Auf der Schale des Oltos und Euxi-
Gedanke {Arch. Ztg. 1875, S. 20) an eine Per- go theos, BerZm 2264 (s. die dort angeführten Abb.)
Bonifikation des Nebels, der 'Ofiix^rj, ist ebenso mit dem Tode des Patroklos ist auf der andern
ausgeschlossen, wie sein nur aus prinzipieller Seite, wo Achill zum Kampf auszieht, Iris,
Scheidung der schnellen Botin und des Phä- wieder inschriftlich bezeichnet, teilnehmend
nomens, sowie Verkennung der Mittelglieder zugegen; sie hält aufser dem Kerykeion eine
Blume in der Hand, ein archaisches Zierlich-
*\ -ni..^.. „„iKct i,-„t„^„„i„i 1 1 A- keitsattribut, welchem man zur Zeit Gerhards
} Diese selbst, hinter welcher manchmal nur die . .' . • i i tj.
untere Hälfte eines Strahlenkreises sichtbar wird, hat (der die Figur einzeln _ ungenau Wiederholt
mau .seltsamerweise als Iris^gedeutet; s. Welcker a..&. O. GeS. Ahh. 11, 4) noch eine besondere Bedeu-
341
Iris (in epischen Scenen)
Iris (in cpisclien Scenen)
342
tung beimal'8. Mag man den Moment aus den
nachfolgenden Epen mit LucJccnhach , Verh. d.
Vas. s. Ep. Ci/l'l. 547 zu fixieren suchen, oder
allgemeiner mit daher entlehntem Personal als
Rachezug für Patroklos' Tod auffassen: Iris war
es jedenfalls, die den Achill zuerst aus seinem
Zelte in den Kampf hinauslockte {S 166).
Ihre eindringliche Rede batte doch wohl auch
Duris im Auge bei dem schönen Rundbild
Berlin 2283 = Arch. Ztg. 1883, 1 (vgl. auch
Vorl.-Bl. C 7, 2 b uud Ann. <l. I. 1844, tav. C),
wo der Herausgeber P. J. Meier trotz des weg-
gebrochenen Kerykeions die Götterbotiu, die
Aufforderung zum Kampf und den Charakter
des Helden, vor dem sie steht, richtig be-
stimmt und diesen dennoch unbenannt lassen
will: aber zu sogen, heroischen Genrescenen
stellt sich Iris, wenigstens in dieser Stilperiode,
, so leicht nicht ein. Wenn sie auf einer spä-
teren Vase Tischbein, V. P. 3/4 einem jugend-
lichen Helden Waffen reicht, so ist der einzige,
auf den sich das beziehen läfst, immer nur Achill,
mag der einzelne Töpfer dies gewufst und be-
dacht haben oder nicht. Selbst wo in diesem
jüngeren Stil, der die Fühlung mit dem Epos
immer mehr verliert, dem Helden ein beliebiger
Name, der kredenzenden Flügelgöttin mit Kery-
keion 'Nike' beigeschrieben ist (Nolanische
Pelike Brit. Mus. 721. Gerhard, Auserl. V. 150),
würde ich den Gedanken an Iris und Achill noch
nicht ganz aufgeben (vgl. § 7). — Zu beachten
ist noch Laborde, Vas. L. 1 p. 6, 4 Vignette
(nicht in Wien betindlich); vgl. Eoidez, Choix 4.
Auch bei der Schleifung Hektors auf den sf.
attischen Vasen wii-d die in andern Mythen-
kreisen so selten erscheinende Iris gern hin-
zugesetzt (s. A. Schneider, Troisch. Sagenhr.
28), offenbar um ihres häufigen Auftretens in
den Büchern UWSl willen, gerade wie in dem
daneben fliegenden Schattenbild des Patroklos
die naTQÖy-Xsia nachwirkt.
Sonst begegnet Iris auf troischen Scenen so
gut wie gar nicht. Bei der Wegschaffung des
gefallenen Memnon durch die Winde, die hesio-
dischen Söhne, der Eos {Theog. 379), hat der
Töpfer Pamphaios {Wien. Vorl.-Bl. D 3; un-
genügend Gerhard, Auserl. Vas. 3, 221) ein-
mal Iris d. h. eine Frau mit Kerykeion links
hinzugesetzt als Pendant zu der hier gleichfalls
flügellosen Eos. Doch erwartet man an ihrer
Stelle vielmehr Thetis, die übrigens einmal
{Brit. Mus. 811, Gerhard, A. V.-B. Taf. D) der
Eos zu liebe Flügel erhalten hat {Kekule,
Hebe 29, 1). Wohl nach Vorbild der Memnon-
bilder ist das Grundschema einer Kampfscene
durch zwei lebhaft gestikulierende Frauen er-
weitert auf der Schale Gerhard, Auserl. V.-B.
2, 84, die im Stil wie hinsichtlich der flankie-
renden Pferde der andern Seite ganz wie
eine Nachahmung nach Pamphaios aussieht.
Dieser letzteren wiederum ähnelt durch die
um die Kämpfer gruppierten Frauen (links
Athena und Iris, flügellos mit ausgestrecktem
Arm, rechts eine ähnlich gestikulierende Frau)
die Schale Noel des Vergers 38, Klein, Euphron."^
81, welche Klein an Pamphaios erinnerte,
während er in dem Revers richtig Anklänge
an den oben erwähnten Auszug Achills von
ültüs und Euxitheos findet. Ist auf diesem
Revers Iris durch eine kredenzende Frau
und aufserdem durch Hermes mit Absicht
ersetzt, so wird sich daraus die Einschiebung
der Iris auf der sonst von Euphronios ab-
hängigen Vorderseite erklären. Noch flüch-
tigere Wiederholungen der Memnonscene fügen
den Hermes hinzu. Alles, ohne dafs der
Mythus der Aithiopis für einen Götterbefehl
10 Raum böte. Vollends die absurde sf. Vase
Berlin 1895, Jahn, Tcleph. u. Troil. III, welche
den di-ei Göttinnen auf dem Wege zum Paris
aufser Hermes noch eine flügellose Iris {Jahn
S. 79, 96) voraiismarschieren läfst, wie sie bei
Herakles und dem Löwen einen kauernden
Hermes beifügt, verdient kaum die ernsthaften
Erwägungen Trendelenbitrgs , Arch. Ztg. 1880,
130 A., der für die Bezeichnung der flügellosen
Figur Analogieen aufser auf der Fran9oisvase
20 vermilst. Ahnlich mag die Pariser Vase Arch.
Ztg. 1853 p. 400, 9 sein. Vgl. auch Ann. d. I.
1845 p. 158, 41. Merkwürdigerweise erscheint
gerade beim Parisurteil zur Seite der Hera
eine geflügelte Gefährtin, die sich nicht wohl
anders denn als Iris erklären läfst; so auf der rf.
Pyxis Berlin 4043, Samml. Saburoff' Tat 61,
wo sie der Hera eine Tänie reicht (zu den
schweren Goldplättchen dieses Colliers vgl.
das für das Haar bestimmte Geschmeide bei
30 Dumont et Chaplain 1 pl. 9; zu dem, welches
Hera in der Hand hält, damit es aufgezogen
werde, ebenda 8), und hinter ihr, von einer
Terrainwelle halb bedeckt, auf der rf. Pelike
Collignon, Vuses d'Athenes 522; ferner auf den
apuliscben Vasen Berlin 3240. 3290 (s. a. a. 0.
die Abbildd.). Auf dem berühmten Parisurteil
des Kraters Petersburg 1807, Vorl.-Bl. A 11,
1, Stephani, Campte Bendu 1861, III, vgl. S. 44,
wo im Hintergrunde Themis und Eris beraten,
40 konnte man die seitwärts haltenden Gesjjanue
mit einer beschwingten und einer flügellosen
Lenkerin nur darum auf jene beiden, doch nur
im Hintergrunde der Ereignisse gedachten Göt-
tinnen beziehen {Brunn, Troisch. Misceil. 52),
weil jene Lenkerinnen im Profil gezeichnet sind
und nach der Mittelgruppe hinzublicken schei-
nen, während eine teilweise Enfacestellung und
Senkung des Hauptes zu ihren wahren Gebie-
terinnen der eleganten, etwas abgeschliffenen
50 Manier dieses Schwierigkeiten gern vermeiden-
den Stiles entgegen gewesen wäre. Nike gehört
zu der darunter sitzenden Aphrodite (wahr-
scheinlicher als zu der in der Mitte stehenden
Athene), die andere Lenkerin, Iris, welcher um
Überladung zu vermeiden, keine Schwingen
gegeben sind, zu der darunter sitzenden Hera.
Die Beobachtung, dafs diese schon eine Be-
gleiterin in Hebe hat, und die Frage, wie diese
frei eingefügte Person nach Hause kommen
60 wird, wäre ebenso überflüssig, wie die gleiche
Frage bei dem seitwärts stehenden Zeus und
der rüstigen Athena. Man beachte im Gegen-
satz zur Nike das lang wallende Haar der Iris
hier wie auf dem neugefundenen Stück des Par-
thenonfrieses (Sp. 348). Vgl. auch Knapp,
Nike in der Vasenmalerei 45, der in den Belegen
für die ungeflügelte Iris allerdings fehlgreift.
Als Dienerin der Hera steht sie mit einem
343
Iris (im Satyrspiel)
Iris (im Satyrspiel)
344
(nach dem alten Katalog) als Knotenstab ge-
ratenen oder mifs verstandenen Kerykeion *)
auf dem rf. Gefäfs Brit. Mus. 1535, Mtmorie
d Acacl. Ercolan. 6, wo die Göttin in Alkme-
nens Gegenwart das Herakleskind säugt. Es
emi^fiehlt sicli dabei eine Vergleicbung der
beiden stilistisch nah verwandten rf. Gefilfse
Gerhard, Ä. V.-B. 3, 174 — Parisiirteil —
und Gazette arcli. 1875 pl. 15 — Herakles'
Kindheit — ; Rev. dort Nike oder Iris kre-
denzend zwischen Poseidon und Dionysos, hier
Zeus zwischen Hermes und Iris, indem jener
einen Auftrag des Z. vollführend nach links,
Iris, ihrer Herrin nach, rechtshin eilt.
Bedeutend und ausdrucksvoll ist die Er-
scheinung der Götterbotin auf der noch ziem-
lich strengen rf. Amphora, Gerhard, Auserl.
Vas. 1, 46 (vgl. Baumeister , Denkm. S. 760,
oben Sp. 103), wo sie den Schiedsspruch des
Zeus überbringt, infolge dessen links ApoUon
entweicht und rechts Idas die Braut heim-
führt. In kurzem, doppelt geschürztem Chiton
und Flügelstiefeln steht sie da, den Arm in
die Seite gestemmt**), mit energischer Kopf-
wendung gegen ApoUon. Nach dem Bericht
Schol. Hom. I 559, welchen die Subscriptio
in mehreren Hss. dem Simonides zuteilt, war
es Hermes, welcher den Befehl überbrachte.
In ähnlicher und vielleicht nicht willkürlicher
Variation erscheint Iris statt Hermes bei der
Bestrafung Ixions (als entsprechende Eckfigur
zu Zeus) auf dem Schulterbild der Unterwelts-
vase Petersburg 424, abg. z. B. Arcli. Ztg.
1844, 13, Müller- Wieseler 2, 863, hier allerdings
in einer Epoche, wo der bezügliche Stoff be-
reits durch das Drama hindurchgegangen.
3. Iris im Satyrspiel. Drei höchst er-
götzliche Vasen des 5. Jahrh. schildern die
Verlegenheit, in welche die jungfräuliche Botin
gerät, wenn ihr Beruf sie unter das lüsterne
Volk der Satyrn führt, a) Schale des Brygos,
Brit. Mus., abg. Mon. d. I. 9, 46, Wien. Vorl-
Bl. 8, 6; vgl. Matz, Ann. d. I. 1872, 294.
b) rf. Skyphos, Berlin 2591; Gerhard, Ant.
Bildw. 48; Welcker , A. D. 3, Taf. 16, 2,__ wo
aber nur die Hauptseite abgebildet ist. c) Ähn-
liches Gefäfs, abg. bei Luynes, V. P. 30, die
eine Seite bei Welcher, Taf. 16, 1. Auf Nr. a,
dem weitaus umfangreichsten Bild, wird die
dort inschriftlich bezeichnete Botin, die eine
Rolle in der Hand trägt (offenbar die Bot-
schaft des Zeus, wie sie auf der Pariser,
&p. 350 abg. Lekythos ein Diptychon über-
bringt), von einer ganzen Horde Satyrn an-
gefallen, während Dionysos würdevoll am Altar
steht und zusieht; auf der andern Seite gilt
der Angriff der ebenso erschi'eckten Hera;
Hermes erscheint begütigend, Herakles in sky-
thischem, also Polizeikostüm, in grofser Hast
einschreitend. Den evidenten Einflufs des Sa-
tyrspiels betont der Herausgeber, nachdem
*) Ein Stab ist ihr aus Unverständuis gegeben Arch.
Ztg. 1853 p. 400, 1».
**) Vgl. die viel spätere, in Gerhards Hyperb. Rüin.
Stud. 1, 175 nr. 11 beschriebene Vase: Iris in kurzem
Chiton, die Linke in die Seite gestützt, in der
Rechten den Caduceus und auf dem Kopfe vielleicht
eine Lotosblume. Kcv. Herakles im Phlyakeukostüm.
schon O. Jahn, Tcleph. ?t. Troil. 91, angesichts
der zwei andern^ inschriftslosen Vasen, wo die
Göttin nur von je eiuem Satyr bestürmt wird,
an die Iris des Achaios {Naiick, Trag, fr.^
p. 582, *p. 751) erinnert hatte, und zwar ohne
noch das Fragm. ^20 [PhiJodem. de piet. p. 3GG.)
zu kennen , wonach Dionysos dort eine wenig
göttliche Rolle gespielt zu haben scheint.
Nr. b hat als Revers Dionysos zwischen zwei
10 Satyrn, Nr. c eine erschreckte, von zwei Sa-
tyrn belästigte Nymphe, die zu ihrer Ver-
teidigung einen Thyrsos ganz von der Form
führt, wie er auf b erscheint (kurzer Stamm
mit Zweig, dicke buschige Krone). Es geht
nicht wohl an, b und c zu trennen, obwohl
die Flügelfigur in c keinerlei Attribut führt
und nur ihre Rockschöfse ausbreitet, wie es
Schol. Arist. Av. 1203 von der Iris sagt (s.
Sp. 346). Die auf b führt aufser dem Kerykeion
20 ein umgekehrtes Stier- oder Bockshorn, welches
als Gefäfs zu fassen ist, wie auf dem Revers
der Schlauch des Satyrn. Ein Ochsenschwanz,
den Furtwängler hier erkennen will, müfste
30
i'ig. o : Iris, von einer Lekythos in Athen (nach Original-
40 zeiclmung).
schlaff herunterfallen, statt aufgebogen zu sein,
und mindestens an dem Ende Haare zeigen. Es ist
eines der gewöhnlichen Trinkhörner bakchischer
Scenen; vgl. die Mainade bei Laborde 1, 35. 51.
65 (letztere fackeltragend und als Eirene be-
zeichnet). Man hat um dieses Attributs willen
die Göttin früher Eirene benannt {Politi, Luy-
nes, Welcker), während gerade die EiQ)]vrj Ao-
50 M^cöi' der bruttischen Münzen, auf die man sich
berief, keine Flügel hat, wie dies auch das
einzig Passende für eine solche Gestalt ist und
es die inschriftlich bezeichneten Eirenefiguren
der Vasen oben Bd. 1 Sp. 1222 nr. 3 bestätigen.
(Vgl. 0. Jahn, Arch. Beitr. 111, 62.) Welche Vasen
hiernach Trendelcnburg, Arch. Ztg. 1880, 130, 1
noch im Sinne haben kann, ist nicht zu er-
kennen. Wenn das umgekehrte Schöpfgefafs
nicht etwa irgend eine spezielle, im Drama
GO gegebene Beziehung hatte, die wir nicht mehr
erraten, so könnte es nur ein Substitut für
die Kanne sein, welches die Regengöttin auf
einer andern Vase, nach einer allerdings nicht
zweifelsfreien Auffassung, kennzeichnet. — Mit
b) und c) sind übrigens zwei weifsgrundige
Lekythen im Athen. Central-Museum zu ver-
gleichen. Auf der einen hier abgebildeten
fliegt ein geflügeltes Mädchen mit Haube,
345
Iris (im Satyrspiel)
Iris (im Satyrspiel)
346
sich ängstlich umblickend, davon, indem sie
die Rockschül'se mit den Händen seitwärts
symmetrisch ausbreitet. Man vergleiche W'el-
ckers Tafel und unsere Figur. Auf der andern,
wo die Entleh-
nung aus einer /
voUständigei-en
Scene unver-
kennbar, stehen
Hermes (bärtig)
und ein Flügel-
mädchen mit
Haube wie Sta-
tisten neben-
einander, nach
1. hin blickend,
wo aber nichts
mehr folgt, die-
ser (en face) das
Kerybeiou, jene
(im l'rofll) ein
Trinkhorn dort-
hin präsentie-
rend. Das erste
Bild kann man
wohl sicher, das
zweite mit eini-
ger Wahr-
scheinlichkeit
auf Iris bezie-
hen. — Ob ge-
rade die Iris
des Achaios
jene Bilder in-
spiiüert hat ,
läfst sich nicht
unbedingt ent-
scheiden. Die
burlesken Büh-
nenmotive wie-
derholten sieh
nicht selten, wie
man zur Genüge
weifs und hier
beispielsweise
an der hübschen
Irisscene der
aristophani-
schen Vögel
1207 erproben \
kann, die jeder
für höchst ori-
ginell halten
würde , wenn
er von Achaios
und den Vasen
nichts wüfste. Viele von den Scherzen, dieAristo-
phanes selbst als banal zu verschmähen be-
kennt, sind ihm aus seinen eigenen Stücken
nachgewiesen worden. Dafs er gerade den
gleichaltrigen Achaios benutzte, dessen Satyr-
dramen sich nächst denen des Pratinas wohl
der meisten Beliebtheit erfreuten, darauf
scheint (aufser dem bekannten Citat, Frö. 18-4
= fr. 11 bei NavcJc, Tr. Fr.), Frö. 847 ver-
glichen mit den Wutausbrüchen des rasenden
Alkmaion (Ach. fr. 14) hinzuweisen.
Es ist hier nötig, ein Stück des Sophokles
ausdrücklich auszuschliefsen, da die fehlerhafte
Überlieferung schon nach mehreren Richtungen
hin irregeführt hat. Wer bist du, ein Schiff
oder eine Klappenmütze {nlolov -q y,vvrß, fragt
Ar. FoV/. 1203 Peithetairos
die mit ausgebreiteten Flü-
geln und Kleidern herab-
schwebende Figur. Zu jenen
Worten bemerken die Scho-
ll' licn: nXoLOv lUfv, %u^o
intSQCotai xat s^coyKa^hov
(vgl. das Kf-noXnaa&ai des
and. Schol.) fx^^ ^^r ;ftTO}j'a,
v.al Tci nrsgcc diansTtrarai ag
xwwai. Diese Erklärung mufs
auch für kvvti vollkommen
ausreichen, wenn auch in
dem Athen des 5. Jahrh.
solche Kopfbedeckung nicht
üblich war. Es ist vollkom-
men schief und zerstört den
von dem Gesamtbild der Iris
hergenommenen Witz, wenn
der Schol. fortfährt: -kwi] öe,
oxi i%Bi jtSQiHEcpaXaiav zov
niracov (Frauen tragen üb-
rigens keinen solchen Hut.)
wg 6 EQjifig liyytXog äv naQoc
S 5
Ca w
60
/
Zocpo-iiXii tv 'iväxcp £7tl Tijs f"lQi8og 'yvvi] xig
r\8£ ^ovXr\v(ig 'AQy.(idog Kvv^g'. ^aal 8s Tiai
■nvvsav rov nizaaov XiysoQ'aL iv TIsloTtovvriao).*)
*) Bei Blümner z. Bermanns Privatalterihümern § 21,
S. 180, 3 steht die seinem Texte widersprechende Ver-
weisung auf das Scholiou unbehelligt in der Anmerkung.
347
Iris (bei den Kentauren)
Tris (am Parthenon)
348
Gedacht ist nicht an einen Petasos, sondern an
eine hohe Mütze, einen Pilos wie Hesycli s. v.
'Aqy.(xi; %vvrj richtig erklärt, mit aufgebogenen
Seitenklappen. Worauf es uns ankommt ist
lediglich das Citat. Gewöhnlich wird das sit\,
trotzdem sowohl Dübner p. 491 uud noch be-
stimmter Martin, Schol. Ar. p. 106 es aus dem
Mavennas bezeugt, völlig ignoriert und dadurch
die ohnehin schon vorhandene Verwirrung
noch vergröfsert. Allein auch der Name ist lo
fehlerhaft. Hermes wird doch wohl die Iris
kennen. Es mufs heifsen 'lovg. Hermes von
Zeus abgesandt den Argos zu töten, findet eine
Frau, welche nach der allgemeinen Bühnen-
sitte des .5. Jahrhunderts (schon der 1. Hälfte)
mit Hörnern (nicht mit Kuhhaupt) dargestellt
war. (Vgl. die Belege bei BoUe, De monii-
mentis ad Odyss. pert., Berol. 1882, 44.) Alle
Versuche, das korrekte Citat herzustellen (s.
NaucJc, Tr. Fr. Soph. fr. '251, -250, auch Wi- 20
lamoivitz, Herald. 1 , 89) mufsten scheitern,
solange die Person nicht richtig erkannt war.
Dem Sinne nach steckt in dem Vers wohl dies :
yvvi] zig "ids ; aslrivri (oder aslrivCg) ; r) (?) 'Agyiag
Kvvrj; wenn es mir auch nicht gelingen will,
die Verbindung der beiden Fragen prosodisch
korrekt herzustellen. Jedenfalls hat das So-
phokleiscJie Stück nichts mit der Iris zu thun.
Etwas anderes wäre es, wenn man die Eris
desselben Dichters, welche nach Fr. 190, -189 30
ebenfalls ein Satyrspiel war, Elgig lesen wollte,
da unter 3 Fragmenten wenigstens eines (190)
die Variante fQig aufweist. Doch bleibt dies
ganz unsicher.
4. Iris bei den Kentauren. Von der Be-
liebtheit des Motivs, die Götterbotin in rohe
Gesellschaft geraten zu lassen, zeugt auch die
Vase, welche hier nach Journ. of. hell. Siud. 1,
pl. 'S (Atlas) wiederholt ist. Der Kopf mit der
Haube, seine Haltung wie die des ganzen 40
Oberkörpers erinnert an den Berliner Skyphos.
Achaios selbst, der sich so gut wie seine Be-
rufsgenossen wiederholt haben könnte, schrieb
einen Peirithoos, wie es scheint eine Burleske,
worin dem Hochzeits-Essen und -Trinken (vgl.
das erhaltene Fragment) mit den Kentauren
von selbst die Hauptrolle zufiel, und Iris neben
der Braut so gut figurieren konnte, wie bei
Brygos neben der Hera. Es ist schwer zu ent-
scheiden, ob die ernsthafte Dichtung, beispiels- 50
weise das Epos, wagen konnte, die Götterbotin
solcher Behandlung auszusetzen, ohne Zeus
selber, der sie entsendete, der Lächerlichkeit
preiszugeben. Jedenfalls lassen sich nicht wohl
an solche Darstellungen mythologische Be-
trachtungen knüpfen, wie sie ;S'. Colvin, Journ.
of hell. Stud. 1, 140 anstellt über den an und
für sich nicht uninteressanten Zusammenhang
der Iris mit den wie immer verstandenen
Kentauren des Pelion und wiederum der Ken- go
tauren mit den Satyrn. Immerhin ist es
Petersen {Osten: Epigr.- Arch.- Mut. 1885, 85) zu-
zugeben, dafs der erste litterarische Anstofs
von der Iliasscene W ausging, welche beiläufig
auch Nonnos vcranlafst hat, eine Scene 'Iris
bei den Kureten' in verwandtem Stile zu
dichten. Die Vermutung des Homer- Sclioliasten,
dafs die Winde vielleicht betrunken waren
und deshalb tQäciv avTrig, ist schon mehr
durch die Analogieen der komischen Bühne als
durch die Scene selbst gerechtfertigt.
5. Parthenon. Die Pointe solcher Scherze
lag in dem Kontrast einer halbtierischen Horde
und dem ausgesprochen jungfräulichen Charak-
ter der Iris, welchen nach Homer vielleicht
niemand mit gröfserer Zartheit erfafst hat als
die Künstler des Parthenon, wenn wir das
anmutige Flügel mädchen richtig verstehen,
welches am Götterfriese der Hera zur Seite
steht und beistehend in anspruchsloser Skizze
nach dem Berliner Gipsabgufs wiedei'gegeben
ist. Ihre Charakteristik, von Flach zuerst auf
die Iris bezogen, hat neuerdings in dem dazu
gefundenen Kopf mit dem freiwalienden Haar,
Fig. 5 : Iris und Hera vom Parthenoufrlese (nach Original-
zeichnung).
dem Kennzeichen eines zarten Mädchenalters
(s. Waldstein, Aineric. Journal of Arcli. 1889,
p. 5 und die vorzügliche Publikation Taf. 2),
eine Vervollkommnung und Vertiefung er-
fahren, angesichts deren der Gedanke an das
alter ego der Stadtgöttin, an die Schlachten
schlagende, Tropaia errichtende, Stiere opfernde
Nike kaum noch aufkommen kann. Wahr-
scheinlich ist die 1. Hand nicht müfsig er-
hoben, wie der amerikanische Herausgeber an-
zunehmen geneigt ist, sondern ihre Bewegung
im Zusammenhang mit der im Handgelenk ge-
beugten Rechten zu verstehen, so dafs sie etwa
eine gemalte Tänie gehalten haben •wixA^Wolters
z. Friederichs Bausteine S. 275), ähnlich wie wir
dies bei der Dienerin der Hera auf der Pyxis
Saburotf § 2 Sp. 342 beobachten konnten.
Auf der Sosias- Schale Berlin 2278 hiefs die
geflügelte Götterdienerin Nike oder Hebe ; aber
sie bedient dort den Zeus, die unsrige hin-
.340 Iris (allein fliegend od. lanfend)
gegen blos die Hera; vgl. B %3. — Über die drei
Giebelfiguren, welche abwechselnd den Namen
Iris führen, ist es schwer in ihrem jetzigen
Zustand ein Urteil abzugeben. Am bestän-
digsten hat diesen Namen trotz mancher
Einwände das nach 1.
hineilende Mädchen des
Ostgiebels behauptet (i^f^-
chaclis , Parthenon -Atlas,
Taf. 6 G) , welches ohne
Flügel , nur durch den
mächtigen Gewandbausch
ihre Windeseile bekun-
dend , zwischen dem Er- A
cignis der Mitte und ^
der harrenden Zuschauer- ,1,^;
gruppe links vermittelt.
Sie ist vielleicht nicht ab-
sichtslos an eine Stelle des
Giebels placiert, wo nur |
eine nicht ausgewachsene
Person in voller Höhe ge-
zeigt werden konnte. Da-
hingegen würde die ro-
bustere, ganz anders aus-
schreitende Göttin mit
dem entblöfsten Bein,
welche schon darin an be-
kannte statuarische Nike-
Typen erinnert (vgl. Pe-
tersen, Ath. Mut. 1886
p. 395), als Iris aufgefafst,
mit dem Charakter der
schwerlich anders zu be-
nennenden Friesfigur in empfindlichem Wider-
spruch stehen. Diese hatte allerdings einst
grofse Schwingen. Wenn man wegen des
heraustretenden Beines, wofür sich nähere
Analogieen bieten, das Relief Colonna ver-
glichen hat {Treiulelcnburg, Arch. Ztg.
1880, p. 132), so liefse sich die dortige
Figur mit gleichem Rechte neben die
sogen. Iris stellen, nämlich um des
bogenförmig hinter ihr geblähten Ge-
wandes willen, welches in beiden Fällen
die Flügel zu ersetzen scheint. Be-
denken mufs es allerdings erregen, dafs
die 'Nike' des Pheidias kurzen Chiton
trug {Newton, Guide to the sculptures of
tJie Parth. p. 16, 2. edit. , Petersen a. a.
0.), obwohl man auch diese Fi-eiheit
dem grofsen Künstler zuti'auen kann,
während die Einzelstatuen fliegender Ni-
ken schon aus technischen Gründen das
lange schwere Kleid behielten. Endlich
sind an der Wagenlenkerin Poseidons
im Westgiebel die Flügelspuren der Car-
reyschen Zeichnung viel zu unsicher, um
daraufhin mit Brunn, Trendelenburg und
Loesdicl<e {Dorpat. Prgr. 1884 p. 11) Iris zu
erkennen. Der Versuch, an einer Metope
Iris als Wagenlenkerin des Zeus zu er-
kennen, ist wohl jetzt allgemein aufgegeben.
6. Iris allein fliegend oder laufend.
Vorausgeschickt sei Fig. 6: die Dr, Wolters
verdankte Zeichnung einer an den Seiten
schwach umgebogenen Bronzeplatte, vielleicht
eines Rüstungsstückes (Br. 0,20, H. 0,156) in
Iris (allein fliegend od. laufend) 350
der Sammlung Santangelo zu Neapel; eines
Werks, das ich trotz gewisser Eigentümlich-
keiten an der sorgfältig eingravierten Frauen-
figur nicht für etruskisch zu erklären wagen
würde. Au den Fufsflügelu , dem Kerykeion,
Fig. G: Iris auf e. Bronzeplatte in Neapel (nach einer Originalzeichnnng von Woltfrx).
der sprechenden Gebärde und dem eiligen
Schritt läfst dieses noch heimatslose und
nur aus sich selbst zu beurteilende Stück die
Götterbotin deutlicher erkennen, als manches
anspruchsvollere Monument.
Die hier Fig. 7
Fig. 7 : Iris von einer iiolyohromen Ltk^\tli(is aul schwarzem
Grund in Paris (nach Originalzeichnuug).
zum erstenmale abgebildete Lekythos mit po-
lychromem Bilde auf schwarzem Grunde (aus
Athen, jetzt im Louvre, beschr. von Six, Gaz.
arch. 1888, p. 204, nr. 17, 6), wo die Götter-
botin die Befehle des Zeus in einem Diptychon
überbringt, gehört gleich der in diesem Punkt
351 Iris (allein fliegend od. laufend)
Iris (allein fliegend od. laufend) 352
verwandten Brygosschale und der des Oltos
und Euxitheos einer Epoche an, wo die be-
flügelte Nike in Athen zwar schon bekannt
war, aber diese Lieblingsfigur der reiferen und
überreifen Gefäfsmalerei die niemals sehr po-
puläre Iris noch nicht völlig verdrängt und
selbst ihr Heroldsattribut an sich gerissen
hatte. (Vgl. § 7.) Leider läfst sich dies von
der schönen rf. Hydria Gerhard, Auserl. V.-B.
2, 82 nicht sagen. En face gestellt, in
ruhiger Schwebe-Bewegung, die bereits mit
hoher Sicherheit ertäfst ist, hält sie in der
einen Hand das Kerykeion, in der andern eine
Kanne und schaut nach der einen Seite um.
Dieses Bild ist aber doch in dem ganzen Motiv
und der Sorgfalt der Durchführung recht ver-
schieden von den mehr und mehr aufkom-
menden Kredenz-, Kranz-, Fackel -Niken und
Mg. 8 : Iris, ein Kiud tragend , rf. Vasenbild (nach Ger-
/lard, Auserl. V.-ß.i nr, 83).
wie ihre Funktionen alle heifsen mögen. Die
in ihrer Zierlichkeit auch sorgfältig gemalte
Figur der nolanischen viel jüngeren Amphora
De Witte, Elite 1, 72, welche mit gleichen
Attributen aber in kurzem Chiton und Fufs-
flügeln zur Athena heranschwebt, ist trotz
dieser beiden unterscheidenden Merkmale vor
der Verwechselung mit Nike nicht so ge-
schützt — weil sie in dieselbe Reihe wie
Elite 68 — 70 gehört — wie die einsam schwe-
bende jener strengeren Zeichnung. Der Dichter
von Hesiod Tkeog. 775 fi'., oben Sp 322 scheint
derartige Darstellungen bereits gekannt zu
haben; und auf zwei Vasen des 5. Jahrh.
glaubten wir (s. § 3) Iris mit Trinkhorn zu
erkennen. Man möchte also trotz der nähe-
liegenden Bedenken, die Knapp, Nike in d.
Vasenm. p. 25 und Kieser itzlcy , N. i. d. V.
p. 13 äufsern, die Möglichkeit, dafs hier
(wie sich _ die älteren Erklärer dachten) die
Regengöttin charakterisiert sei, nicht gänz-
lich ausschliefsen, mögen auch, was bisher
nicht eingewendet ist, die Gefäfse, aus denen
Eos, Hyaden und Winde ihre Feuchtigkeit
ergiefsen, umfangreicher, meist urnenartig,
gestaltet sein.*) Etwas mehr Sicherheit bie-
tet wohl die hier Fig. 8 nach Gerhard,
Auserl. Vasen -Bilder 2, 83 wiederholte Ge-
stalt einer rf. Hydria, wo Iris — diez. B. nach
einer apokryphen Erzählung ob. Sp. 336, 6 den
nemeischen Löwen vom Monde herabtrug —
ein Kind, wie es scheint einen Knaben, in ihren
10 Armen trägt. Der nicht sehr geschickte, noch
fast archaische Maler, dem schon die Zeich-
nung der Flügel beträchtliche Schwierigkeit
bereitete, verschmäht zwar, den archaischen
Laufschritt, der auf der polychromen Lekythos
nur schwach verhüllt ist, in der Weise wie
diese zu einer Pseudo-Flugbewegung zu ver-
wenden; er ist, dünkt mich, auf dem besten
Wege zum Schweben. Aber er hat es noch
nicht gewagt, die Figur von dem Boden
zu lösen und läfst sie wie Homer seine
XQi'oönxfQog nur eilig schreiten , was
aber wohl im Sinne beider zu einer
Reise zwischen Himmel und Erde völlig
genügt. Von dieser Auffassung, über
die man streiten kann , hängt zum
Teil die Benennung des Kindes ab. Mit
der Eirene der Satyrvasen, an welche
Frühere dachten, ist auch Plutos be-
seitigt; vgl. Jahn, Ar eh. Beitr. 111, 62.
Zur Vergleichung bietet sich vielmehr
die sf. Vase München 611, Arch. Ztg.
1876, Taf. 17, wo Hermes im Fluge
das inschriftl. bezeichnete Herakleskind
daherträgt, um es dem auch littera-
risch bezeugten Erzieher Cheiron zu
übergeben, welcher auf dem Revers dar-
gestellt ist. Aber ein solcher Flug pafst
in dem engen Rahmen eines archaischen
Bildes nicht zusammen mit einer ruhig
stehenden Figur und jener Typus ist,
wie Klein bemerkt (Österr. Epigr. Mitt.
1885, 154), nur äufserlich kombiniert
mit dem des Cheiron, welcher aus der
Scene der Übergabe des kleinen Achilles
stammt. Möglicherweise war der ur-
sprüngliche Sinn der, dafs einer bekannten
Sage entsprechend das von Alkmene geborene
Kind zu seiner göttlichen Halbmutter herauf-
gebracht wurde, die ihn auch auf der oben
50 Sp. 343 erwähnten Vase in Gegenwart der Iris
und Alkmene nährt und, wiederum mit Iris
im Gefolge, bei der Scene aus Herakles' Kind-
heit Gaz. arch. 1875 pl. 15 (streng rf. Vase)
erscheint. Nur hat die umgekehrte Richtung
des Fluges a priori mehr für sich, und be-
zog sich das älteste bekannte Beispiel solcher
Gruppe, am amykläischen Thron, vielmehr
geradezu auf Dionysos, der seinen irdischen
Ammen zugeführt ward. Die bei Pausanias
60 stehende Erklärung des Reliefs, Hermes trage
das Dionysos -Kind zum Himmel, hat Brunn
mit Recht abgewiesen. Auch im vorliegenden
Falle möchte man am liebsten an ein zur
Erde, nicht in den Himmel gebrachtes Kind
denken, wenn nicht als Träger des Bakchos-
*) Dagegen kloin und kannenförmig auf dem Panzer
des Augustus von Prima Porta, Mon. d. I. G. 7 Taf. 84.
353 Iris (allein fliegend od. laufend) Iris (mit Nike verwechselt) 354
kindes die alte Kunstüberlieferunsr den Hermes die Bezeichnung als 'Nike' unsicher und die
o
gar zu bestimmt fixiert hätte, wohingegen Erwägung wenigstens ebenso statthaft, ob nicht
bei der selteneren Sage vom Herakleskinde vielmehr Iris gemeint sei, die bekanntlich von
sich eine so konstante Tradition nicht ge- den Deliern und zwar nur von ihnen verehrt
bildet zu haben seheint. Es ist schwer zu waräe{s.o\). C >^2).Yg\. Brunn, Säs.d.Münch.Äk.
einem Resultat zu gelangen. — Die oben {A § 2^*) 1884 p. 522. In welchem Verhältnis dazu kunst-
ervväbnten Münzen von Mallos in Kilikien bei geschichtlich die altattischen Niken stehen und
ImJioof- Blumer, Annuaire d. l. Soc. d. Num. et wie sich die Personifikation der Nike dort und
d'Arch. 1883 p. 89 pl. 5. Svoronos, Ztschr. f. anders gestaltet {s. zuletzt Bobert, Hermes 1890
Num. 1888 p. 219 Taf. 10 zeigen nach des lo p. 449) ist eine besondere Frage. Was die Vasen
letzteren evidenter Erklärung Windgötter mit anlangt, so steht thatsächlich den zahlreichen
dem Sonnendiscus (wahrscheinlich des Hya- rotfig. Niken mit Beischrift bis heute noch
kinthosmythos), manchmal über einen Plufs keine schwarzfigurige als solche bezeichnete
hinsausend, sodann das Sternbild des Schwa- gegenüber; darin hat sich seit den Arbeiten
nes, ferner die Symbole des Zens-ßaizvXog Knapps und Kieseritzkys nichts geändert. Die
und der Plejaden, dazu als ßev. ein nach 1. einzigen Beischriften, welche die ältere Technik
laufendes Mädchen mit Kerykeion in der R. bei rennenden Flügelwesen, soweit es nichtGor-
und Kranz in der L. Trotz des entwickelten gonen sind, aufweist, sind EPI$ (Bd. 1 Sp. 1338)
Stils der Körper- und Gesichtsformen, der und mmdev deutlich \P\S {Gerhard, Auserl. Vas.
Gewand- und Haar -Behandlung erkennt man 20 1, 20; beide Gerhard, Ges. Ahh. Taf. 10, 5. 6;
ohne weiteres, dafs ein alter Typus ver- vgl. Studniczka, Jahrb. d. Inst. 1890 p. 144, 9.
wertet ist. Man kann Svoronos in der Be- Vgl. noch die Blqlq oben § 1). Im allgemeinen
nennung Iris beistimmen, obwohl sich in dem wird man unter den vielfachen Bedeutungen,
Kranz, über welchen er keine Auskunft giebt, welche jener hocharchaische Typus angenom-
bereits der Einflufs der immer dominierender men, auch Iris erwarten dürfen,
auftretenden Nike geltend macht. Es lassen 7. Iris und Nike verwechselt. Die ün-
sich für Iris noch Umstände anführen, welche in Sicherheit, welche schon am Parthenonfries
jenem Artikel übersehen sind. Die allerältesten hervortrat, weil Iris in dieser Periode aus einer
Münzen der Stadt bei Imhoof Taf. 5, 1 (3 ge- Heroldin des Zeus zur häuslichen Dienerin der
hört nicht nach Mallos), geben den Typus der so Hera wurde, macht sich auf den Vasen dop-
renuenden Figur in seiner primitiven Gestalt, pelt fühlbar, da hier der Heroldsstab nicht
ohne Attribute, die r. Hand erhoben, die Linke nur der Iris genommen, sondern zugleich der
an die Hüfte gelegt, die Brust von vorn, den Nike (nicht Eirene) zugeteilt wird, während
Unterkörper im Profil. Diese Figur ist aber deren Funktionen, wie Kranzreichen und Kre-
sicher männlich, nackt und langgelockt. Zu- denzen, nicht selten auf die Botin übergehen,
gleich erscheint in diesen frühesten Prägungen Negativ besitzen wir zwar ein gewisses Unter-
(welche als Rev. einfaches quadratum incusum scheidungszeicheu in dem kurzem Gewand und
haben) eine weibliche Figur mit kurzem Chiton den Fufsflügelu, mit welchen nur Iris, selten
und Fufsflügeln {Imhoof Tat 5,2), welche nach Nike ausgestattet wird. Jedoch um eine lang-
der andern Seite hinläuft und als Pendant zu 40 bekleidete Flügelfrau mit Kerykeion, wie sie
jener geprägt ist; vgl. die andern Typen von uns auf den Vasen des 5. Jahrh. einzeln oder
Mallos mit einander und zahlreiche Beispiele in blofs dienender oder begleitender Rolle
anderer Städte (<S'i-oronos/>49;K.'£qci»jju-. 1890 p. 99). wiederholt entgegentritt, bestimmt als die
Äufserlich schliefst sich nun die 'Iris '-Figur eine oder andere zu bezeichnen, fehlt uns jeder
au jenen männlichen Typus an, nicht an Anhaltspunkt. Vasen wie etwa die sf Amph.
den minderwertigen weiblichen, welcher ver- München 351 (mir des näheren nicht erinner-
schwiudet, während der Windgott sich differen- lieh), die rf. RjävlaBull. d. I. 1866, 186, die rf.
ziert und neue Typen erhält. Es ist aber höchst Pelike Athen Polytcchn. 2065, die rf. Amph.
wahrscheinlich, dafs jenes älteste Paar aus den Berlin 2163, die nolanischen Gefäfse Karls-
verjüngten Typen zu erklären sei, also einen 50 ruhe 203, Neapel 3122, die solche Gestalt
Windgott und Iris bedeute; vgl. J. § 3 u. 4. für sich allein oder als Revers zu Zeus oder
In Mallos wurde der Boreas unter dem Namen zu Zeus und der ihn bedienenden Athene vor-
Pagreus verehrt, und man erinnert sich dabei, führen, mag man noch, wenn man will, auf
dafs ifowifr die Iris mit dem Boreas vergleicht. Iris beziehen. Aber es ist damit wenig ge-
— Statuarisch wird der hier zu Grunde lie- holfeu. Steht doch genau dieselbe Figur ein-
gende Typus bekanntlich durch die archaische schenkend vor Apollon auf der rf. Pariser
Nike aus Delos repräsentiert {Bull. hell. 1879 Hydria Luynes pl. 26, De Witte, Elite 2, 47,
pl. 6 u. 7, Furtiv., Arch. Zty. 1882, 324), und Gerhard, Ant. Bildw. 58, Welcher, A. B. 3, 8,
etwas weiter entwickelt namentlich hinsichtlich und wird geradezu als Nlv.7] bezeichnet auf den
der Gewandplastik in mehreren archaischen go beiden zusammengehörigen Peliken -BerZm 2166.
Niken von der Akropolis (wovon zwei, die eine u. 2167 {Arch. Ztg. 1875, 10), jedesmal zwischen
noch ohne den zugehörigen Kopf, bei Sophu- den thronenden Göttern Zeus und Poseidon,
lis, 'Aq%. 'Efprj^. 1888 p. 90f abg.), abgesehen er&terem einschenkend, und gleichfalls in der
von den kleinen altattischen Bronzen bei Götterversammlung auf dem rf. Stamnos Ptfers-
Petersen, Ath. Mitt. 1886 Taf. 11. Nachdem &wj'^ 1641, ferner kredenzend vor einem kriegs-
durch Sauers Beobachtungen (ib. 1891) fest- bereiten, von dem Vater begleiteten Helden (als
gestellt ist, dafs die delische Archermos-Iu- Lykaon u. Antandros inschr. bezeichnet) auf dem
Schrift nicht zur Statue gehören kann, wird nolanischen Gefäfs Brit. Mus. 121 (d. alt. Kat.),
BosCHKR, Lexikou der gr. u. röm. Mytljol. II. 12
355 Iris (mit Nike verwecliselt) Iris (in der jüngeren Kunst) 356
Gerhard, Aus. V.-B. 2, 150, daraus Ges. Äbh. keion bewirkt, wurde scbon bei der Sosias-
11, 3 (vgl. die äbnlicben Gruppen obne Kery- Schale § 5 wahrgenommen. So wird es unmög-
ke'ion und ohne Inscbr. bei Kieseritzky, Nike lieh auf der Triptolemos- Schale des Brygos
in d. Vasemn. p. 12 f.). Andererseits wird man (abg. z. B. Welcker, A. D. 3, 12. Wien. Vorl.-
bei einer thronenden, Hera- ähnlichen Göttin Bl. 8, 2) oder bei Gerhard, Trinksch. Taf. D*)
wie i?^/<e 1, 32 und verschlechtert 3, 38 = 6^6T- oder Roulez, Choix d. Vas. 4 oder Gerhard,
hard, Ant. Bildw. 50 {Berlin 2317) oder Ger- Anserl. V. 1, 7) die geflügelte Mundschenkin
Jiard, Ant. Bildw. 49 {Berlin 2381) eher an- zu benennen, obwohl gerade die an letzter
nehmen, dafs sie von Iris als dafs sie von Stelle genannte, welche der Hera, nicht dem
Nike bedient werde, auch wenn die Dienerin lo daneben thronenden Zeus einschenkt, mit ihren
kein Kerykeion führt. Wenn auf den zwei Fufsfliigeln, dem ganz kurzen Chiton und frei-
zusammengehörigen rf.Gefäfsen(Stamnos)ikfow. wallendem Haar wohl den Gedanken an Iris
d. I. 6, 58 die Mundschenkin des Zeus ein erwecken kann, der bei all solchen Bildern
solches Abzeichen führt, die der Hera (wo- mit mehr oder weniger Bestimmtheit geäufsert
zwischen hier störend ein stehender Apollon ein- worden ist.
geschoben ist) dasselbe entbehrt, und statt 8. Jüngere Kunst. In der unterita-
dessen ihren Rockzipfel fafst, so erkennen wir lischen Vasenmalerei, die an geflügelten Fi-
lediglich das Streben nach Abwechselung, zu- goren überhaupt Gefallen hat, tritt Iris wieder
gleich auch wohl den Umstand, dafs bei der etwas hervor, wenn auch mehr und mehr mit
zweiten, en face gestellten Figur die Anbrin- 20 anderen bedeutungslosen Dämoninnen dieses
gung des Kerykeions diesem Stile minder leicht Stils vermischt. Sie trägt den kurzen Chiton,
gefallen wäre. Auf der flüchtigen rf. Lekythos auch wohl das Kerykeion, obschon sie sich
Berlin 2248 (Abb. s. dort) läuft eine kurzge- häufiger mit Thymiaterion oder Salbgerät zu
kleidete, sogar an den Füfsen beflügelte, also schaffen macht. Erwähnt sei ylvc/j.Zf(/. 1 Taf. 13
doch gewifs der Iris sehr ähnliche Flügelfrau S. 199, Gerhard, Mysterienhilder 2 (Bestrafung
auf einen roh gezeichneten altarähnlichen Ixiona), wo /a/m, 5er. (i.(SVVc/«s. Ges. 1856,282 ihre
Gegenstand zu, wo man wie vor Apoll viel- Anwesenheit (statt der des Hermes) aus dem
mehr Nike erwartet; und wie manches fackel- Vergehen an Hera erklären will; ich würde
tragende Flügelmädchen liefse sich , wie auch hierin wie in der anwesenden Furie mehr die
geschieht, einfach als Nike registrieren, wenn 30 Vorliebe für Figuren der oben bezeichneten
nicht eine derartige Person (sehr verschiedent- Art erkennen: so ist bei Gerhard, Apul. Vas. 13
lieh gedeutet, s. Kieseritzky p. 23) schon auf (Parisurteil) wohl eine der beiden geflügelten
dem Luynesschen Getäfs, ohne ersichtlicheu Frauen aus der in dieser Scene öfter an-
Grund von Nike uud Apoll hinwegliefe und den getroffenen Iris entstanden. Mit Hermes zu-
gleichberechtigten Einflufs eines jetzt nicht sammen oder als Pendant erscheint sie oben
mehr so vereinzelten Artemis-Typus geltend Fig. 2, Gerhard, Apul. V. 11. Mon. d. I. 6, 66.
machte. Ein ähnliches Abwechseln zwischen Stark, Niohe'i. Berlin d2i0 vl.ö. Auch hier läfst
Kerykeion und Fackel findet ücXiBull. d. 1. 1869, sich beobachten, wie sie mit Nike abwechselt:
nr. 252. 253. Es bestätigen sich hier eben nur z. B. auf der Amphora Neapel 3256. Mon. d.
— und auch die vollständigste Sammlung des 40 /. 2, 30. 31 (stark ergänzt, vgl. Gerhard, Ges.
undankbaren Materials könnte hieran nichts Ahh. Taf. 6, 2) ist einmal (30) Nike zwischen
ändern — die alten Erfahrungen von der Sorg- Zeus und Hera dargestellt, hinter welcher
losigkeit der einmal in Schwung gekommenen letzteren vielleicht noch mit dem Ergänzer
Produktion und der Vergeblichkeit, .solche Hermes anzunehmen ist, das andre Mal (31) Zeus
Neben- oder gar blofse Ürnamentfiguren zu mit Ganymed und Hera mit Iris, welche aber
interpretieren oder aus evident willkürlichen aus Raummangel unterhalb placiert ist, wo sie
Beischriften historische Schlüsse zu ziehen — nun keinen Anschlufs findet. Dem Wagen des
es sei denn der, dafs der Name Iris bei den durch Athene zum Olymp geführten Herakles
att. Vasenmalern des 5. Jahrh. in Vergessenheit scheint auf der etwas älteren Vase Millingen,
gerät, was eigentlich in solchem Mafse doch 50 Peint. d. F. 36 Iris voraus-, Nike nachzufliegen,
nur möglich war, wenn Nike als Botin gedacht vgl. Trendelenhurg , Arch. Ztg. 1880, 132, 4.
wurde: eine Vermischung, die nicht wohl aus Von den darauf bezüglichen Notizen Cat. Cani-
dem mythologischen Gedanken heraus, sondern 2"^'''^^ Serie 4 ff. 793. Kieseritzky p. 25, 45. La-
eher durch die Plastik entstanden sein kann, borde 1, 85 {Sacken u. Kenner 184). Bull. d. I.
als diese der Lieblingsgöttin der Agonistik 1868, 184 kann ich gegenwärtig nur die letzte
Flügel verlieh. Die Verwechselung schien sich kontrollieren.
nicht nur in Athen sondern auch in Grofs- Auf pompejanischen Gemälden liefs
griechenland (vgl. C am Schlüsse), in Mallos sich Iris nur einmal {Helbig 114; vgl. oben
und vielleicht auch in Delos geltend zu machen. Sp. 328) mit Wahrscheinlichkeit erkennen (lang-
Erst in nachklassischer Zeit wird auf den Münzen CO bekleidet). Das von Trendelenburg, Arch. Ztg.
das Kerykeion auch andern Personen als Iris, 1880 p. 133, 6 erwähnte Gemälde läfst sich nach
Eirene, Nike gegeben, s. Tmhoof- Blumer in der der Beschreibung und Deutung Panofkas allein
Wiener Num. Ztschr. 1871 und Otto Jahn, Tele- nicht beurteilen. Entschieden unrichtig wurde
phos u.Troilos p. 79, 96. Dafs nebenbei auf den Helbig 1227 von Welcker, A. B. 4, 97 hierher
streng rf. Vasen auch die Mundschenkin Hebe
durch eine ihrem W"esen völlig widersprechende ^^ ^gj j^^,^^^.^ jj^^^^ p 28 f. und die, wie mir scheint,
Beflugelung die Ins überflüssig macht, wie es minder befriedigende Deutung ße«Krfo?/s, Ja///-6. rfer .ffo/serf.
die geflügelte Nike durch Annahme des Kery- österr. Kunst-Sammig. Bd. 11 p. 13.
357 Iris (in dei- jüngeren Kunst) Isclienos 358
gezogen. Dagegen scheint für die Gemmen, ScJiol. Hyg. 7. 14 (p. 40 Bunte). Tzetz. Lyk.
die eine ruhig stehende, langbekleidete Frauen- 175 (p. 447 Müller). Schol. H. 23, 88. Heyne,
gestalt darstellen mit kurzen Schmetterlings- Apolloä. Obsero. p. 311. Als Peleus den Eury-
flügeln am Rücken (Iris multicoloribus alis, tion, welcher ihn von dem Morde des Phokos
Anth. lat. 554 liiese 1879), mit Kerykeion und gereinigt, auf der Jagd wider Willen getötet
Mohn in den Händen, sich keine bessere Er- hatte, brachte er später dem Iros als Sühne
kliirung zu bieten: Tölken, Berlin. Progr. z. des Mordes viele Schafe und Rinder. Iros
Eckhelfeier 1845. Arcli. Ztg. 1851, 94*. Cades nahm sie nicht an; deshalb liefs Peleus sie
Bd. 27/28. auf Geheifs des Orakels frei davon laufen.
Von den römischen Sarkophagreliefs lo Ein Wolf, der nachher in einen Stein ver-
scheinen nur die mit dem Raub der Perse- wandelt ward, frafs sie auf der Grenze zwischen
phone (s. Fürster) eine Iris zu enthalten: so Lokris und Phokis, Anton. Lib. 38. — 2) Iros
erklärt man die über (bezügl. neben) dem (der Botengänger, vgl. 'Iqi?), Beiname des
Wagen schwebende Flügelgestalt, nicht aber unverschämten Bettlers Arnaios in Ithaka,
die Endymion- (s. 3Iatz-Duhn, Ant. Bildw. vom zurückgekehrten Odysseus im Faust-
271öf.) und die Phaethonsarkophage {?,. Ann. kämpf überwunden, Od. 18, 1 ff. 239. Hyg.
il. I. 1869 F p. 130). f. 126. Preller, Gr. Myth. 2, 457, 1. [Bild-
Milchhöfer , Anf. d. Kunst p. 68 hat be- liehe Darstellung auf einer Vase in Wien:
kanntlich gewisse kannentragende Tierfiguren Arch Ztg. 12, 495*. R.] — 3) Ein Heros, nach
auf Inselsteinen als Iris deuten wollen im 20 welchem Ira, eine Stadt der Malier, benannt
Sinne von Hesiod (vgl. A 3), indem er einen war, Steph. B. v. 'igä. — 4) Vater des lesbi-
Pferdekopf zu erkennen und darin die Ver- sehen Heros Lampetos, StepJi. B. AafiTchsiov. —
wandtschaft mit den Harpyien zu finden glaubte. 5) Nach Schol. Od. 1, 259 schrieben in dieser
Widerspruch hat 0. Eoßbach erhoben, Arch. hom. Stelle manche Iros statt Ilos, wie auch
Ztg. 1883, 173. Ann. 1885, GH, 8 p. 188, zu- Proxenos in seinen Epiroticis hos einen Sohn
letzt Tzimtas, 'Aqx- 'Ecfrju.. 1889 Taf. 10 nr. 35. des Mermeros nannte. [Stoll]
36. Die fraglichen Figuren sind, wie sich aus Isaia Cloaia), Tochter des phönikischen
einem kyprischen Gefäfs ergiebt {Ann. a. a. 0. Königs Agenor und der Damno, einer Tochter
p. 197), aufrecht stehende Löwen, und die eigen- des Belos. Sie ward Gemahlin des Aigj'ptos,
tümliche Rückenbedeckung ist wahrscheinlich 30 während ihre Schwester Melia den Danaos
als mifsverstandene Mähne zu betrachten. heiratete; ihr Bruder war Phoinix, ihr Stief-
Litteratur. Tölken, Berl. Progr. Eckhel- bruder Kadiuos, Pherekydes h. Schol. Ap. Bh.
feier 1845. Programm. B.^^go Bergstedt, Studia 3, 1186. [StoU.J
archaeologica. comm. acad. Upsalae 1881. Isaiakos {'lacciccuSg) nach den „Phrygischen
[Maxim. Mayer.] Schriften", deren Glaubwürdigkeit Plutarch
Iris 2 (mascul.). Der Flufsgott Iris in Pontes bestreitet, Sohn des Herakles und Vater des
erscheint auf Münzen von Amaseia gelagert, mit Typhon, Pliit. De Is. et Os. c. 29 p. 48 ed.
Barke und Schilfstengel, unter Faustina jun., Parthey. [Drexler.]
Mi. 2, 335, 7. »S'. 4, 420, 12 (nach Vaillant, Isaiidros {"leavSgog), Sohn des Bellerophon-
N. Gr. p. 59). Zusammen mit dem Skylax 40 tes; er fiel in einem Krieg gegen die Solymer,
zeigen ihn Münzen des Commodus, Mi. S. 4, II. 6, 197. 203. Strab. 12, 573. 13, 630, wo er
421, 17 (nach Vaillant p. 67). Head, H. N. Peisandros genannt wird. [Stoll.]
p. 424. [Drexler.] Isaras {'laägccg), lykischer Name des von
Irisia (IPI5IA = EiQtcCu'i), beigeschriebener Bellerophontes getöteten Amisodaros, Plut. de
Name einer Nereide, welche der Entführung vitil. virt. 9. [Höfer.]
und Bändigung der Thetis durch Peleus bei- Isauria nebst Lykaonia und einer dritten
wohnt, auf einer rotfig. Vase in München: Provinz, die gewöhnlich für Karia, von Trarfdj'n^-
O.Jahn,Beschr.d.Vasens. König JMdivigs n. s.w. ton aber für Kilikia erklärt wird, erscheint,
nr. 331, C. I. Gr. 7398. [Röscher.] gekennzeichnet durch die Beischrift ICAYPIA
Irisis (_irisis), etruskischer Name der Iris 50 etc., als Frauengestalt mit der Mauerkrone auf
(s. d.) auf einem Bronzespiegel von Praeneste Münzen des Septimius Severus von Tarsos.
(Sammlung Barberini), zwischen tevcrun (Teu- Isauria und (nacli Waddington) Kilikia sind
kros, d. i. Paris, nach Bugge, Etr. Fo. u. St. dargestellt der Tyche von Tarsos (mit dem
4, 27) und crisi&a (Chryseis); daneben noch Kydnos zu Füfsen) einen Kranz reichend, Ly-
menle (Menelaos), tiiran (Aphrodite) und eine kaonia hinter ihr stehend, einen Kranz über
dritte Figur ohne Namen (Helena?); s. P. ihr Haupt haltend, Mionnet 3, 630, 451 (nach
Cicerchia, Bull. 1859, 37; Garrucci, Ciste Pre- Vaillant, N. Gr.). S. 1,26b, 4:29 (nach Sestini, D.
nestine 163. Gerhard, Etr. Sp. 4, 24, t. 378. ^\ F. p. 409 nr. 5). Kenner, Die Münzsammlung
Fabr., C. I. I. 2726 bis; und vgl. Deecke, d. Stifts St. Florian ixl6S-15b,TalY, 12. Wad-
Bezz. Beitr. 2, 164 nr. 14. [Deecke] 60 dington, Ball, de Corr. Hell. 7, 1883 p. 283—285.
Iros CIqo?), 1) Sohn des Aktor in Opus, Siehe auch Not. Dign. 1 p. 55. [Drexler.]
Bruder der Polymele, welche Peleus vor der Isclienos {"lax^vog), ein Erdgeborener zu
Thetis zum Weibe hatte, und des Menoitios, Olympia, oder der Sohn des Gigas, eines Sohnes
des Vaters des Patroklos. Mit Demonassa des Hermes und der Hiereia. Als während
zeugte er die Argonauten Eurydamas und einer Hungersnot ein Orakelspruch kundthat,
Eurytion (nach Apollod. 1, 8, 2 ist dieser ein dafs zur Abwendung derselben ein Edler des
Sohn des Aktor, nach Ap. Eh. 1, 67 Euryda- Landes geopfert werden müfste, bot sich Tschenos
mas S. des Ktimenos); Ap. Bh. 1, 72 und freiwillig zum Opfer dar. Man erwies ihm da-
12*
359 Ischepolis Isis (Wesen d. äg-ypt. Göttin) 360
her hohe Ehren und setzte ihm Wettkämpfe [vgl. De Witte, Le ge'ant Valens. Extr. de la
ein. Sein Grab wurde zu Olympia am Kronion Bev. num. 1849. Paris 1850, bes. p. 8if. Drexler.
in der Nähe der Rennbahn gezeigt, und er galt Grusius, Pliilol. 49, 2 S. 120. R.]; ebenso
als Taraxippos, der die wettkämpfenden Rosse steht bei Anton. TAh. 20 extr. der gleichbe-
scheu machte, Lykophr. 43 und Tsets. Lylc. deutende Alkyoneus. — 2) 'laxvg, Blu und
38. 42 — 43; vgl. Paus. 6, 20, 8; den Art. Mrixavr], hei Hes. Theog. 146 genannt, werden
Taraxippos [iernei' Max. Mayer, Giganten u. von Braun, Gr. Götterl. § 59 persönlich ge-
Tit. S. 138 f. u. 410, wo Ischenos (Taraxippos) fafst und für die Weiber und Gehülfinnen der
als Hypostase des Poseidon gefafst wird. Cru- Kyklopen Brontes, Steropes und Arges erklärt,
sius, Piniol. 49, 2 S. 1-20. R.]. [Stoll.] lo vgl. Ischys, Phronesis, Sophrosyne und Themis
Ischepolis (la%inolis) ., Sohn des Alkathoos bei Eustath. Erat. 2, 3 u. 6. Erot. gr. ed.
aus Megara, kam auf der Jagd des kalydo- Hercher 2, 171 u. 173. [Stoll.]
nischen Ebers um, PrtHS. 1, 42, 6. 43, 2. [Stoll.] Iscitlus, ibero aquitanische Gottheit, be-
Isclioinache = Hippodameia (s. d.). kannt durch zwei früher über dem Portal der
Ischj'lla ('IgivHol), Tochter des Myrmidon, zerstörten Kirche unserer Lieben Frau in der
Gemahlin des Triopas und Mutter des Phorbas, Gemeinde Garin, 8 Kilometer westlich von
Syg. poet. astr. 2, 14. Ischylla ist eine Kon- Bagneres de Luchon, jetzt im Museum von
jektur5'c/ina(ie«'m,s; in den Handschriften steht Toulouse (nr. 170, 171) befindliche Altäre mit
Hiscilla,Hyocla,HyyoclaoderHischela. [Höfer.] den Inschriften: ISCITTO DEO | HVNNV |
Ischyros {&(bg loxvqoq), 1) wahrschein- 20 VL0H0XIS|FIL; VSLM und ISCITTO DE ////// |
lieh eine Bezeichnung des deus invictus Mi- SABINYS | MANDATI /'// | V. S. L. ////, E.
thras auf einer Weihinscbrift aus Dulgheru Desjarclins , Geographie hist. et admin. de la
bei Hirschova, jetzt in Bukarest {Tocilescu, Gaule rom. 2 p. 393 — 394, jedenfalls auch
Arch -epigr. Mitt. 11, 1887 S. 64 nr. 134). besprochen von Julien Sacaze, Epigraphie
[2) Als &SOL ^syäXoi \ &£ol dvvatol \ iG%v- de Luchon. Paris 1880, vgl. Bull, epigr. 1
Qot werden die Kabiren bezeichnet in einer p. 87. [Drexler.]
Inschrift von Imbros, Conze, Beise auf den i^j ägyptisch geschrieben f] ^
Inseln des thrakischen Meeres p. 91, Tfl. XV, ' ^•'^ ^ 11 O
9. K. Keil, Zur Sylloge Inscr. Boeot. 4. Svp- 'st, gesprochen etwa 'est t, die Hauptgottheit
pltbd. der Jahrhb. für class. Piniol, p. 616. — 30 Ägyptens in der letzten Epoche seiner reli-
3) Der Gott ZccvsQyrjg erhält den Beinamen giösen Entwickelung.
iaxvQog in einer Inschrift aus der Nähe von _ Isis gehört zu denjenigen Göttergestalteu
Phanagoria, C. I. Gr. 2119; Stepliani, Ant. du Ägyptens, die ausschliefslich dem Mythus ihren
Bospli. Cimm. nr. 5. 7i. 7m7 a. a. 0. p. 615 — 616. Ursprung verdanken und erst von hier aus zu
Dittenberger, S. I. Gr. 104. — 4) Typhon wird einem Kult gelangt sind. In dem Pantheon
angerufen im Leidener Papyrus F, Col. 11 des alten Reichs, der Pyramidenzeit, hat sie
Z. 24. Pap. Graeci Musei ant. publ. Lugd.- keine Stelle, während andere Göttinnen, wie
Bat. ed. Lcemanns 2 p. 37 loxvqb Tvcpwv. Hathor, die grofse Göttin von Deudera, und
Dieses Beiwort entspricht der ägyptischen Be- Neit, die grofse Göttin von Sais, eifrig vei'-
zeichnung des Set als ä pabuti ,, starker", 40 ehrt werden. Auch im mittleren Reich ist,
B'iugsch, Bei. u. Mytli. d. alt. Äg. p. 541. soweit ich sehe, von einer Verehrung der Isis
705, vgl. 714 „Seth, der starke von Theben", nirgends die Rede. Erst mit dem neuen Reich
ein Titel, den auch Horuer, Aroeris führt. — tritt sie uns im Kultus entgegen, und von da
5) Im Grofsen Pariser Zauberpapyrus v. 2031 au ist ihr Ansehen ständig gewachsen, bis
— 2033 lautet ein Exorcismus: s^oQ-ni^m 68 sie zu der grofsen, allumfassenden Göttin des
viHvöaiixov Kuzcc tov CaxvQov %aL aTtaQairrjTov Landes geworden ist, als welche sie die Grie-
&80V V.. X. l. — 6) Im Leidener Papyrus "FF, chen kennen lernten.
Col. 24 Z. 6 — 9 heifst es: 'EniKcdoviiai xov Es ist ein fundamentaler, aber in den bis-
iv Toj O (== ovgavcp) fiiyiCTOv Q (= ovofia), herigen Darstellungen der ägyptischen Religion
KVQ1.0V iaxvQov, fi£y(xa&svpj, laa, ovco, ica, ccia, 50 völlig übersehener Unterschied, den wir hier
ovco, oav. Drexler.] [Steuding.] berühren (vgl. meine „Geschichte des alten
Ischys ('la%vg), 1) nach der Sage der Phle- Ägyptens" in den Abschnitten über die Re-
gyer Sohn des Elatos, mit welchem sich Ko- ligion). Die Gottheiten, welche das Volk ver-
i-onis, die Tochter des Phlegyas, vermählte, ehrt, sind lokale -Mächte, welche an einer
als sie schon von Apollon den Asklepios unter Kultusstätte hausen, ihre Verehrer beschirmen
dem Herzen trug, wofür Korouis von Apollon und dafür die Opfergaben empfangen. Sie mani-
(bder Artemis) und Ischys von Apollon (oder festieren sich in den verschiedensten Natur-
Zeus) mit dem Tode bestraft wurden. Find. Objekten, vor allem in Tieren und Bäumen,
Pyth. 3, 8 ff . und Schol. zu v. 14 ff. 60. Paus. 2, aber auch in Steinen, Pfählen u. ä. ; durch das
26, 5. 8, 4, 3. Hyg. f. 202. Poet. Astr. 2, 40. Go Ritual des Kultus vermag der Mensch auf sie ein-
Apollod. 3, 10, 3. Ov. Met. 2, 542 ff. Hom. H. zuwirken. Wohl mögen sich ihre Verehrer auch
in Ap. Pyth. 32. Hesiod. fr. b. Schol. Pind. von ihren Thaten und Schicksalen mancherlei er-
Pyth. 3, 14 und Strab. 9, 442. Müller, Orcli. zählt haben, aber das ist durchaus nebensächlich;
195f. 199 ff. Völcker, laptet. Gesthl. 176. 180. die Gottheiten der Volksreligion bedürfen eines
Preller, Gr. M. 1, 424, s. Asklepios. — Bei Mythus so wenig wie einer bestimmten ihnen
Cic. d. nat. D. 3, 22 ist für Ischys der gleich- zustehenden und sie von anderen unterscheiden-
bedeutende Valens gesetzt, der mit Koronis den Funktion: dafs sie lebendige Mächte sind,
den zweiten Hermes oder Trophonios zeugte welche ihre Freunde beschützen und ihre Feinde
361 Isis (Wesen d. ägypt. Göttin)
bestrafen, darin besteht ihr Wesen. Neben
ihnen kennt man die Mächte, welche im grofsen
Getriebe der Welt wirken, welche den Wechsel
von Licht und Finsternis, die Folge der Jahres-
zeiten, das Anwachsen des Nils u. s. w. her-
beiführen, die daher eine bestimmte Funktion
haben und einen Mythus entwickeln. Diese
Gottheiten sind daher universell ; weder haften
sie an einer bestimmten Lokalität, noch sind
sie lediglich auf einen engbegrenzten und mit lo
ihnen unmittelbar verwachsenen Kreis von Ver-
ehrern beschränkt. Aber eben deshalb stehen
sie dem Menschen, dem Geweinwesen wie dem
Einzelnen, fern, um seine Geschicke haben sie
sich nicht zu kümmern, und vor allem, sie
sind seinem Einflufs unzugänglich: den Lauf
der Sonne kann kein Gebet und kein Opfer
Isis (ägypt. Himmelsgöttin) 362
abmüht. Das Ende ist die Ausbildung eines
mystischen, in der Geheimlehrc überlieferten
Pantheismus; alle Götter sind nur Erscheinungs-
formen des Einen, des allein wirklich existie-
renden Sonnengottes.
Isis ist ihrem Wesen nach eine der zahl-
reichen Himraelsgottheiten Ägyptens. Rein
abstrakt betrachtet ist der Himmel für die
Ägypter das Urwasser, aus dem alle Dinge
hervorgegangen sind, imd als solches der kos-
mogonische ürgott Nunu, ,,der Vater aller
Götter", d. i. der Himmelsocean, in dem der
Sonnengott in einer Barke einherfährt. [Daneben
ist der Himmel den Ägyptern auch ein ehernes
Gewölbe (ba), über das der Schlitten des Sonnen-
gottes von Schakalen gezogen wird; nach einer
anderen Auffassung sind die Lichtsterue Vögel,
Himmelskuh (nach Erman , Ägypten 2 S. 365).
ändern. Daher sind sie ursprünglich nicht
Gegenstände des Kultus. Über der ganzen
Götterwelt steht als der Herrscher der Welt
der grofse Gott Re', der sich in der Sonne 50
manifestiert.
Die ursprünglichen Verhältnisse, wie sie
bisher geschildert sind, haben sich im Lauf
der Entwickelung mannigfach geändert. Die
Lokalgötter assimilieren sich den mythischen
Göttergestalten und erhalten zum Teil gleiche
Funktionen wie diese, die letzteren werden in
ähnlicher Weise gedacht wie die Lokalgötter.
Allmählich entwickelt sich daraus eine voll-
ständige Verschmelzung der verschiedenen GO
Gottheiten zu einer mystischen Einheit. Teils
die Rivalität der einzelnen Kultusstätten, die
Verbreitung angesehener Götter über weite
Gebiete, ja über das ganze Land, teils das
fortschreitende religiöse und spekulative Be-
dürfnis hat diese Entwickelung immer wieder
gefördert, aber auch immer neue Probleme
geschaffen, welche die Theologie zu lösen sich
oder die Augen des Horus.] Sonst aber wird
der Himmel immer als weibliches Wesen auf-
gefafst, im Gegensatz zu dem männlichen
Sonnengott; sie ist dessen Mutter oder Ge-
mahlin und in der Regel beides zugleich. Da-
her erklären sich auch die Namen dieser
Göttinnen: Isis bedeutet „der Sitz" (oder
Thron), nämlich des Sonnengottes, ihre Schwe-
ster Nebthat (Nephthys) „die Herrin des Hauses",
Hathor die Gemahlin oder Mutter des Horus
„das Haus des Horus". Sie alle werden ständig
— wie in späterer Zeit überhaupt jede ägyp-
tische Göttin — als „Herrin des Himmels" be-
zeichnet. [Eine andere Himmelsgöttin ist Nut,
das dem eben erwähnten Nunu entsprechende
Femininum, die Gemahlin des Erdgottes Qeb
{Kril^ bei Joh. Antioch. fr. 1, 21 Müller) und
Mutter des Osiris, der Isis und ihrer Ge-
schwister; daher wird das Paar Qeb und Nut von
den Griechen als Kronos und Rhea bezeichnet.]
Andrerseits werden Isis und Hathor als
Kühe dargestellt, und unendlich oft ist von
363 Isis (in Ägypten als Kuh)
der grofsen Himmelskuh (s. Abbild. Sp. 361/62)
die Rede, aus deren Schenkeln der grofse
Sonnengott geboren wird, und auf deren
Rücken sich der Weltenherr Re' zurück-
gezogen hat, während sein Sohn Schu (bei
Joh. Äntioch. 2(Ss), der löwenköpfige Luft-
gott, sie mit seinen Armen oder mit vier an
den Enden der Erde aufgerichteten Pfählen
stützt. Aller Wahrscheinlichkeit nach beruht
dies nicht auf einer mythischen Apperception, lo
sondern darauf, dafs bei den Ägyptern wie bei
allen Ackerbauvölkern die Rinder und ganz
besonders die Kühe heilige, göttlicher Natur
teilhafte Tiere sind (vgl. Inder, Tränier, Kaffern
u. a.; die gleiche Anschauung bildet meiner
Meinung nach den Ausigang der Sage von lo [=
Hera]), und es war daher etwas ganz Natürliches,
sich eine Göttin in Kuhgestalt zu denken
— ebenso wie zahlreiche ägyptische Götter
als Stiere dargestellt werden. Im
Kultus der Hathor von Dendera
tritt diese Verbindung ganz be-
sonders hervor; hier ist offenbar
schon in sehr früher Zeit eine in
Kuhgestalt verehrte anonyme Lo-
kalgöttin mit der Himmelsgöttin
Hathor verschmolzen worden. Nur
so ist es zu erklären, dafs diese
Heilige Kiih (nach Ebers, Äyypten in Bild und Wort 2
S. 40i).
mythische Gestalt schon in der ältesten Zeit
zu den angesehensten Verehrungswesen Ägyp-
tens gehört (vgl. das Bd, 1 Sp. 2744 über
Horos Bemerkte). Die Gestalt der Isis ist öü
deutlich von der der Hathor abhängig. In
der bildlichen Darstellung sind beide nicht
von einander geschieden.
Wenn auch Hathor und Isis sehr oft als
Kühe, oder nach ägyptischer Art als Frauen mit
Kuhkopf (s. Abbild. Sp. 363 u. 366) abgebildet
werden, so ist es doch weitaus gewöhnlicher,
sie in voller menschlicher Gestalt darzu-
stellen, mit einem Kopfschmuck, der aus den
Kuhhörnern mit der Sonnenscheibe dazwischen 60
(s. Abbild. Sp. 366) besteht — eine Vor-
stellung, die dann von den Phönikern auf ihre
Göttinnen übertragen und vielleicht gelegent-
lich auf den Mond bezogen ist (Bd. 1 Sp. 652).
Es ist aber ein arger, wenn auch noch immer
weit verbreiteter Irrtum, wenn man meint, die
ägyptischen Göttinnen oder ihre Hörner hätten
mit dem Monde irgend etwas zu thun — der
Isis (in Ägypten: Mutter d. Horus) 364
Mond ist bei den Ägyptern wie bei den meisten
andern und namentlich bei allen vorderasia-
tischen Völkern immer ein männliches Wesen.
Wenden wir uns jetzt zu den mythologischen
Funktionen der Isis. Ihre Hauptbedeutung be-
steht darin, dafs sie die Mutter des Sonnen-
gottes Horus ist, des eigentlichen ägyptischen
Nationalgottes (s. Horus). Ihr Gemahl ist Osiris,
der Sonnengott von Abydos, der den Mächten
der Finsternis, seinem bösen Bruder Set, er-
liegt, und den sein Sohn Horus am nächsten
Tage rächt. Dafs Horus daneben auch noch
in zahlreichen anderen mythologischen Be-
ziehungen erscheint und z. B. als Haruer
auch der Bruder der Isis und des Osiris
ist, dafs Horus und Set als Zwillingspaar auf-
gefafst werden u. ä. , ist im Artikel Horus
ausgeführt. Die solaren Erscheinungen lassen
sich eben mythisch auf die verschiedenste Weise
auffassen. Für Isis ist die Hauptsache,
dafs sie wohl überall, wo sie vorkommt,
die Mutter des Horus ist, während sie
nicht notwendig als Gemahlin des Osiris
gedacht zu werden braucht.
Die Himmelsgöttin, welche die Sonne
gebiert, übt ihre Thätigkeit vor allem
des Morgens beim Sonnenaufgang. Da
wird der junge Gott geboren, seine
Mutter umfafst ihn beschirmend und zieht
ihn auf (s. Abbild. Sp. 368), bis er zum
Manne, zum „kräftigen Stier", herange-
wachsen ist und nun siegreich und trium-
phierend über seine Feinde über den
Himmel zieht. So wird Isis speziell zur
Göttin des östlichen Horizontes. Als
solche hat sie ein Gegenstück in ihrer
Schwester Nebthat, griech. Nephthys, d. i.
die „Hausherrin", der Göttin des west-
lichen Horizontes, welche ihr helfend zur
Seite steht, indem sie bei der Geburt
des Horus die Funktion der Amme ver-
richtet und das Horuskind, den Harpo-
krates, säugt — denn natürlich werden
die himmlischen Vorgänge ganz nach irdi-
schem Vorbilde gestaltet. Und wenn Osiris der
Tücke seiner Feinde erlegen ist und auf der
Bahre liegt, treten sie an die beiden Enden der
Leiche und stimmen die Totenklage an — ein
Vorgang, der bei den Osirismysterien alljährlich
dargestellt wird (hierher gehört wohl Piatos
Angabe de Icgg. 2, 657, dafs die alten ägypti-
schen Melodieen als Lieder der Isis gälten).
Die Rolle der beiden Göttinnen spielen dabei
zwei Mädchen; die Klagegesänge, die sie zu
recitieren haben, sind uns noch erhalten {de
Horraclc, lamentations d'Isis et de Neph-
thys 1866, vergleiche Herodots Angaben über
das in Busiris zu Ehren der Isis gefeierte
Trauerfest um den toten Osiris 2, 61). Im
genealogischen Göttersystem ist Nephthys die
Gemahlin des Set, des bösen Gottes der
Finsternis; eine uns nur in späterer Fassung
(Bd. 1 Sp. 386) bekannte Sage erzählt, Osiris
habe in heimlicher Ehe mit Nephthys den
Anubis, den schakalköpfigen Gott der Toten-
welt, gezeugt. Beide Erzählungen sind mytho-
logisch ganz korrekt, sie bestätigen, dafs Neph-
thys die Göttin des Westhorizontes ist.
B65
Isis (in d. Osirissage)
Aus diesen Elementen setzen sieb die Sagen
zusammen, in denen Isis eine Rolle spielt. Vor
allem die Osirissage, die im Artikel Osiris
ausführlicher besprochen werden soll und die
uns durch zahllose Anspielungen in allen
ägyptischen Texten von der Pyramidenzeit an
sowie durch Plutardis Schrift de Is. et Osir.
bekannt ist. Schon in den ältesten Texten
wird die Geschichte des grofsen Gottes durch-
aus als ein historisches Ereignis der Vorzeit lo
aufgefafst: seine segenbringende Herrschaft
über Ägypten, seine Ermordung durch Set, die
Zerstückelung und Ausstreuung seiner Leiche,
die Aufsuchung und Bestattung der Stücke
durch Isis und ihre Totenklage mit Nephthys,
die Geburt des Horus und seine Aufziehung
im Verborgenen, „in den Sümpfen" des Delta
(bei Buto, wo die Göttin Uazit [bei Hero-
dot 2, 155 f. Leto, sonst Buto genannt] den
Knaben vor den Nachstellungen des Set be- 20
schützt) — die beiden Göttinneu werden hier
auch oft als zwei schützende Vögel betrachtet,
die den Knaben in ihrem Nest aufziehen —
der Kampf des Horus mit Set, der grofse
Prozefs, den er gegen ihn vor dem Gerichtshof
der grofsen Götter der einzelnen Hauptstädte
des Landes führt und in dem er unter dem
Beistande des Thoth „Recht" erhält, die Ge-
winnung der Doppelkrone und des Throns
seines Vaters, und die Vereinigung der beiden 30
Lande unter seinem Scepter. Überall ist die
Erzählung mit Anspielungen auf lokale Ver-
hältnisse, Kulte und Festgebräuche, die häufig
im Widerspruch mit einander stehen, durch-
setzt. Danebenher geht aber überall die Be-
ziehung auf die tägliche Laufbahn der Sonne.
Man kann schwanken, ob der Mythus wirklich
aus einem primitiven Versuch, die Schicksale
der Sonne zu begreifen, erwachsen ist, oder
ob nicht vielleicht die Osirissage in ihrer 40
ältesten Gestalt einen ganz anderen Ursprung
hat und einem Kultusmärchen der Osirisstadt
Abydos entstammt, das dann von der Theo-
logie auf die Sonnenlaufbahn gedeutet wurde
und so erst seinen eigentlich mythischen Cha-
rakter erhielt. Jedenfalls ist im Lauf der Ent-
wickelung die Beziehung auf die Sonne immer
mehr in den Vordergrund getreten; für die ge-
bildeten Kreise des neuen Reichs ist der Osiris-
mythus nichts anderes als eine Einkleidung der 50
täglichen Schicksale der Sonne. Dafs daneben
die rein euhemeristische Auffassung immer
krasser ausgebildet ward, ist begreiflich genug.
Der Widerspruch, der zwischen beiden An-
schauungen liegt, ist nicht empfunden worden.
Auf der Osirissage beruht die Stellung,
welche Isis im offiziellen Göttersysteme ein-
nimmt. Qeb und Nut haben fünf Kinder, die
der Reihe nach an den fünf Epagomenen ge-
boren sind, Osiris, Haruer (Horus der ältere), 60
Set, Isis, Nephthys. Osiris heiratet die Isis,
Set die Nephthys. Das Kind der beiden
ersteren ist der junge Horus, der Rächer seines
Vaters. Man denkt sich dieselben durchaus
als eine Dynastie alter Herrscher, deren jeder
nach Jahrhunderte langer Herrschaft (der Tu-
riner Papyrus giebt dem Set 200 J , dem Horus
300 J.) in die Götterwelt eingegangen ist.
Isis (Sage v. Kampfe d. Horus u. Set) 366
Wie in der Osirissage greift Isis auch in
der Sage von dem „grausigen" Kampfe des
Horus und Set am Tage der Sonnenfinsternis
(Bd. 1 Sp. 2745) helfend ein; sie heilt die
Wunden, welche die beiden Götter sich bei-
gebracht haben, die Ho-
den des Set und das
Auge des Horus. Nach
einer Sage, welche in
einem mythologischen
Papyrus des neuen
Reichs , dem Kalender
der Glück und Unheil
bringenden Tage , auf-
gezeichnet ist , rettet
Isis ihren Bruder Set,
als er sie um Gnade
anfleht, vor der Ver-
nichtung durch Horus,
und darüber wird dieser
,, zornig gegen seine
Mutter wie ein Panther
des Südens. Da floh
sie vor ihm. Da, an
diesem Tage (26. Thoth),
trat ein ein grausiger
Kampf: siehe er schlug
der Isis das Haupt ab.
Thoth bildete seine Ge-
stalt durch Zauber, er
setzte es ihr wieder auf
als Haupt einer Kuh".
Diese Sage kennt auch
Plutarch dels. 19 in spä-
terer Abschwächung:
Horus reifst der Isis,
weil sie den gefesselten
Typhon entlassen hat,
die Königskrone ab,
Hermes setzt ihr einen
kuhköpfigen Helm auf;
und im nächsten Ka-
pitel sagt Plutarch, er
habe in seiner Erzäh-
lung To: dva(pr](i6zcctu
übergangen, darunter
Tov "lOiSog dno-nscpci-
Xl6}i6v. Der zweite Teil
dieser Erzählung ent-
hält einen sehr
interessanten . _ 1
Versuch , die _-:-^
der späteren
Zeit völlig un-
verständliche
Tiergestalt der
Götter zu er-
klären (vgl.
auch Philo
Byhl. fr. 2, 24
über Astartes
Kopfschmuck). Dafs aber Set gerettet wird,
ist eine religiöse Notwendigkeit. Denn er ist
ja noch immer der mächtige Gott, der Horus
die Wage hält, der Herrscher über das Wüsten-
land, über die Landesfeinde, über alle Mächte
des Bösen und der Finsternis, und nach einer
Auffassung auch der König von Unterägypten.
Isis in Menschengestalt mit Kuhkoijf
(nach Perrot-Chipiez, Hist. de l \irt etc. 1
p. 60 Fig. 40).
367 Isis (grofse Naturgöttin d. Ägypter)
Wie nach einer in den Pyramidentexten
vorkommenden Anschauung die Seelen der Ver-
storbenen in den Sternen wohnen, so auch die
der Göttei-. Der Stern des Horus ist der Orion,
der der Isis der Sirius, die Sothis (Sopdet) der
Ägypter (vgl. Flut, de Is. 21). Dieser Stern
hat für die Ägypter eine besondere Bedeutung,
weil sein Frühaufgang den Eintritt der Über-
schwemmung verkündet, als deren Bringer er
daher betrachtet wird.
Es beruht auf der Stellung, welche Isis im
Mythus einnimmt, dafs sie allmählich zu der
grofsen Göttin der Natur erwachsen ist.
Der Osirismythus durchsetzt seit der Pyramiden-
Isis (Göttin d. Magie)
368
10
spricht, nach denen sie ihren Namen erhalten.
Vor allem aber ist sie die grofse Herrscherin
über die geheimnisvollen Kräfte der Natur,
die zaubermächtige Göttin der Magie. Denn
durch Zauber hat sie alle ihre Grofsthaten
vollbracht, den Leichnam des Osiris gerettet,
den Horus beschützt, die Wunden des Horus und
Set geheilt. So ist ,,die grofse Zauberin"
ihr gewöhnlichster Beiname; sie ist „klüger
als alle Götter". Natürlich hat sie von ihrer
Kraft auch sonst Gebrauch gemacht. Eine
Sage erzählt, wie der Gott Ke', da er alt
und gebrechlich war, auf ihre Veranstaltung
durch einen giftigen Wurm gebissen und, um
die Heilung zu gewinnen, gezwungen wird,
seinen geheimnisvollen, verborgenen Namen
zu nennen, den niemand wufste (s. Erman,
Ägypten und ägypt. Leben im Altertum 359 £F.).
Isis (uacli Ebers, Ägijplen in Bild und Wort t S. 61).
zeit mehr und mehr alle Anschauungen der
Ägypter: beruht doch auf ihm die Möglich-
keit der Auferstehung und der ganze unend-
liche Zauberapparat, der die Unsterblichkeit
sichert. In ihm ist Isis die schützende, hel-
fende, rettende Göttin, die „Gottesmutter",
welcher der lebenspendende siegreiche Gott
entstammt. In dieser Gestalt lebt sie im
Glauben des Volkes und greift als solche tag- go
täglich ein in die Schicksale der Menschen.
So erzählt ein Märchenpapyrus {Westcar-
Lepsius), welcher die Sage von der Thron-
besteigung der fünften Dynastie behandelt, wie
Isis, begleitet von Nephthys und anderen Göt-
tinnen, der Mutter der drei zu Königen be-
stimmten Knaben bei der EntVjindung hilft und
bei der Geburt eines jeden ein paar Worte
Isis mit dem Horuskind (nach Ebers a. a. O. 1 S.36).
Dieser geheimnisvolle Name ist das mächtigste
aller Zaubermittel, den herauszufinden die
ägyptische „Wissenschaft", je mehr sie aus-
schliefslich in krasse Magie ausartet, um so
mehr sich abgemüht hat — ohne doch je zum
Ziele zu gelangen: denn jede neue Erfindung
konnte natürlich immer wieder durch eine
noch absurdere übertrumpft weiden.
Wesentlich dem Ansehen, das sie als die
grofse Göttin der^Magie genofs, verdankt es
Isis, dafs sie zu immer gröfserer Bedeutung ge-
langt ist. Schon im Papyrus Ebers (geschrieben
1553 V. Chr.) ruft der Arzt ihre Hülfe für seine
Kuren an, wie sie dem Horus und Set geholfen
hat. Als dann mit dem fortschreitenden Verfall
des ägyptischen Geisteslebens seit der Rames-
sidenzeit die Magie immer mehr die absolute
Herrschaft gewinnt, tritt auch Isis, die grofse
Zauberin, mit deren Hülfe die Magier ihre
Künste ausführen, immer mächtiger hervor
und gewinnt ein stets steigendes Ansehen.
369 Isis (spät. Auffasbung d. Ägypter)
In den anderthalb Jahrtausenden, die von
der Pyramidenzeit bis auf die Blütezeit des
neuen Reichs verlaufen sind, hat die ägyp-
tische Religion innerlich wie äufserlich tief-
gehende Wandlungen durchgemacht. Die alten
Naturmächte, die gewaltigen, launischen und
durchaus nicht menschenfreundlichen Götter
der ältesten Zeit, die als solche in den Sagen,
z. B. in der von der Vernichtung des Menschen-
geschlechts durch Re' und die in Strömen
Blutes watende Hathor, fortleben, setzen sich
um in ethische Wesen, die dem Menschen
wohlwollen und ihm alle Segnungen der Natur
we der Kultur spenden. Andrerseits führt
die Entwickelung der Theologie, deren Wur-
zeln früher angedeutet sind, zur Lehre von
Isis (spät. Auffassung d. Ägypter) 370
Griechen, namentlich bei Diodor 1, 13 ff. (der
auf HeJcataios von Ahdera, den Zeitgenossen
des ersten Ptolemaios, zurückgeht) und bei
FJutarch. „Die Grofse", „die Gottesmutter",
„die grofse Mutter'" sind neben der „Zauber-
mächtigen" die Hauptepitheta der Isis. Es ist
begreiflich, dafs Isis jetzt auch beginnt, einen
Kult zu entwickeln, dafs sie in den Inschriften
der Tempel des neuen Reichs immer häufiger
10 angerufen wird, zunächst zusammen mit den
Göttern ihres Kreises, im Gefolge des Osiris
(z. B. in Abydos), dann auch allein, dafs sie
eigene Kultusstätten erhält — wie wir seit der
'21. Dynastie einen Tempel der Isis, „der
Pyramidenherrin" bei Gize kennen, den man
früher fälschlich für uralt gehalten hat.
Horus, Isis uud Osiris, denen der König Seti I. Opfer darbringt (nach Erman, Ägypten 2 S. 367).
der Wesenseinheit aller Gottheiten. Sie alle
sind nur Erscheinungsformen des einen leben-
digen Sonnengottes (vgl. Art. Ammon). Beide
Richtungen haben auch die Gottheiten des
Osiriskreises und besonders die Isis umge-
staltet. Isis wird — ebenso wie Hathor, die
ganz die gleiche Entwickelung durchmacht —
die grofse Göttin der Natur, das Prototyp
aller weiblichen Göttinnen, was von diesen
gilt, gilt auch von ihr, und umgekehrt: jedes
ihrer Attribute wird an den einzelnen Kultus-
stätten auf die lokalen Göttinnen übertragen,
so dafs die spätere Gestalt der Religion einen
Unterschied zwischen den einzelnen Gottheiten
nicht mehr in der Idee, sondern nur noch im
Namen kennt — das ist ja aber auch das für
den Kultus allein Wesentliche. Zugleich aber
ist Isis die wohlthätige, segenspendende, mütter-
liche Göttin — vgl. die Ausführungen der
60 Und nun tritt der grofse Wendepunkt in
der ägyptischen Religionsgeschichte ein, der
den Beginn ihpes Niederganges bezeichnet. In
der Theorie hat der mystische Pantheismus
gesiegt, aber der Versuch Chuenatens (Ende der
18. Dyn.), Ernst damit zu machen, alle Götter
zu Gunsten des einen wahren Sonnengottes
zu beseitigen, scheitert, die orthodoxe Priester-
lehre siegt über die Reformation; die Folge
ist, dafs sie vollständig erstarrt. Solange die
60 thebanischen Könige herrschen, gilt Amon von
Theben wenigstens offiziell für die wahre Form
des Einen (wenn auch seine Ansprüche von
Ptah von Memphis und Atum von Heliopolis
nie anerkannt sind). Aber mit dem Untergang
der Grofsmacht und der Auflösung des Reichs
sinkt er von seiner Höhe herab, und nun
können die lokalen Gottheiten, die für die
Masse des Volkes immer die Hauptsache ge-
371
Isis (griecli. Auffassung)
Isis (griech. Auffassung)
372
blieben waren, wieder frei ihr Haupt erbeben
und samt und sonders das Erbe der theo-
logischen Entwickelung antreten, jede für sich
den Anspruch erheben, die wahre Gestalt des
geheimnisvollen Urgottes zu sein. Zu Gunsten
gekommen ist diese Entwickelung vor allem
auf der einen Seite den rohesten, konkretesten
Formen der Gottheiten, den heiligen Tieren,
deren Dienst jetzt erst die krasse Gestalt an-
nimmt, in der er uns in den Berichten der lo
Griechen entgegentritt — obenan steht jetzt
der Apisstier von Memphis — , andererseits
den Gottheiten des
Osiriskreises , die
überall im Lande
anerkannt und ver-
ehrt werden , und
in deren Dienst die
universaleren Be-
dürfnisse der Reli- 20
gion theoretii^ch und
praktisch befriedigt
werden. Erst jetzt
sind dieselben die
eigentlich allgemei-
nen und — wenn man
davon bei dem wir-
ren Pantheon Ägyp-
tens überhaupt re-
den darf — höchsten 30
Gottheiten Ägyptens
geworden, als wel-
che sie uns bei den
Griechen entgegen -
treten (Herodot. 2,
44). Obenan steht
unter ihnen jetzt
Isis, und wie an
sie die weiteren re-
ligiösen Spekulatio- 40
nen anknüpfen, wel-
che nun nicht mehr
von den Ägyptern
selbst aus innerem
Triebe, sondern von
den Fremden aus-
gehen, die ins Land
Isis od. Isispriesterin, Statue iu kommen, _ um hier
Wien (Clarac, Fl. 991 nr. 2577; die _ geheimnisvolle
vgl. Friederichs- Wolters nr. 1550). Weisheit der Vor- 50
zeit zu suchen und
zu finden, so entwickelt sich auch ihr Kult
zu immer gröfseren Dimensionen. Die erste
Stelle unter den ihr errichteten Heiligtümern
nimmt in der späteren Zeit der Tempel auf
der Insel Philae, an der Südgrenze Ägyptens,
ein, begründet von Amasis, ausgebaut von
Nektanebos, dem letzten einheimischen Pha-
rao (360—342). Ebenso hat Amasis der Isis
in Memphis ein grofses Heiligtum gebaut go
{Her. 2, 176).
In eine neue Phase ist die ägyptische Re-
ligion nicht mehr getreten, wenn man nicht
den Sarapiskult als eine_ solche ansehen will.
Der Isisdienst hat in Ägy^aten geblüht bis
zum Siege des Christentums, ja in Philae hat
er sich noch weit länger behauptet. Denn aus
Rücksicht auf den wilden nubischen Volks-
stamm der Blemmyer, für den der Tempel
von Philae das gröfste Heiligtum war, haben
die Kaiser nicht gewagt, diese Stätte anzu-
tasten; sie haben hier den heidnischen Kult
nicht nur geduldet, sondern beschützt, bis
endlich Justini an um 560 n. Chr. ihm auch
hier ein Ende gemacht hat.
Während andere ägyptische Götter, nament-
lich Osiris, Horus, Thoth, von den semitischen
Nachbarn adoptiert und in Phönizien und Sy-
rien vielfach verehrt sind, begegnen wir dem
Namen der Isis hier nicht. Dagegen sind
nach ihrem Bilde oder wohl mehr noch nach
dem der Hathor mehrere phönikische und
syrische Göttinnen (Bd. 1 Sp. 652 f.) gestaltet.
Um so mehr wissen die Griechen von ihr. Als
sie zuerst ins Land kamen, glaubten sie in der
Isis die argivische Sagengestalt der lo wieder
zu erkennen, und stellen diese seitdem nicht
mehr als Kuh, sondern nach dem Bilde der Isis
als ßovKSQcog TtccgQ-svog dar {Aesch. Prom. 588.
Herod. 2, 41 rb yccg rrjg 'laiog ayccX^ct bov
yvvaLv.i]iov ßov^sgcov sarl xar« niQ '''Ellrjvsg
rrjv 'Lovv ygcccpovai). Im übrigen wird Isis der
grofsen griechischen Mysterien- und Natur-
göttin Demeter gleichgesetzt, wie Osiris aus
denselben Gründen dem Dionysos, während
ihr Sohn Horos mit Apollon identificiert
wird {Her. 2, 42. 59. 156). Frühzeitig ist
dann auch der Name Isis den Griechen ganz
geläufig geworden. Die enge Verbindung des
aufständischen Ägyptens mit der griechischen
Welt, namentlich mit Athen, hat dazu wesent-
lich beigetragen. Zuerst durch ägyptische
Kaufleute sind ihr auf griechischem Boden
Heiligtümer errichtet worden. Im Peiraieus
besteht ein vorn Staate konzessioniertes Isis-
heiligtum der Ägypter schon im Jahre 333
{G. I. A. 2, 168). Unter den Ptolemäern
verbreitete sich dann der Isiskult durch
die ganze griechisch- orientalische Welt. An
die grofse Göttin schliefsen sich die an-
deren Götter ihres Kreises an, Osiris, Anubis,
Horus (Harpokrates) [Amon dagegen ist auf
ganz anderem Wege, über Kyrene — wo natür-
lich auch Isis verehrt wurde, Hcrod. 4, 186 —
in die griechische Welt gelangt, s. das.]; aber
durchaus steht sie im Vordergrund; nur der
neue ptolemäische Gott Sarapis gewinnt ein
gleiches Ansehen wie sie, während die übrigen
Götter nur Fremdlinge in der griechischen
Welt geblieben sind. Dagegen erlangt Isis das
Bürgerrecht hier so sehr, dafs Personennamen
wie Isidoros, Isidotos, Isidike, Isias ganz ge-
wöhnlich werden, und dafs Plutarch (de Is. 2)
allen Ernstes glauben kann, Kult und Namen
der Isis seien griechischen Ursprungs. Durch
den Handel gelangt Isis früh auch nach
Italien, zuerst nach Campanien, dann seit der
Zeit Sullas nach Rom. Es ist bekannt, wie
vielfach und wie vergeblich die römische Re-
gierung gegen die ägyptischen oder isischen
Sacra, deren Mysterien Anlafs zu den ärgsten
Unsittlichkeiten, Betrügereien und Verbrechen
gaben, einzuschreiten versucht hat.
Ein näheres Eingehen auf die Verbreitung
des Isiskults in der griechisch römischen Welt
und die Versuche, die ägyptische Überlieferung
373 Isis (Kult in Byblos) Isis (Kult in Tyrus etc.) 374
als theologische und philosophische Weisheit 117; Ecicharclt, Num. Zeitschr. 2 p. 9 — 10;
zu deuten, ist mir zur Zeit unmöcrlich; vgl. M. Aurel, Sestini, Mus. Hed. 3, 82, 2 = Mi.
einstweilen die zusammenfassende Darstellung S. 8, 254, 68; Commodus, Mus. TheupoU p. 920
von Lafayc, histoire (Ju culte des dkinites = 3Ii. S. 8, 252,71; Noris, De epoch. Syroma-
d'Ähxandrie hors de VE(jypte {Bihl. des cooles ced. p. 468; Shj. Löbbecke; Septimius Severus,
f'raiic. d'AUienes et de Borne fasc. 33, 1884) u. Vaülant p. 81 = Mi. 5, 353, 122; Caracalla,
den folgenden Artikel Drexlers. Mi. 5, 354, 127; Geta, M. Theup. p. 994 = Mi.
[Eduard Meyer.] S. 8, 252, 73; Elagabal, Itev. Num. 1861 p. 97,
11, PI. 4, 11; Macrinus, Mi. 5, 355, 128, S. 8,
Aufserägyptisohe Kulte. ^o 253, 76; Cat. Greau 215, 2589; Gab. Greppo
Über die Grenzen Ägyptens hinaus nahm 199, 1426; Sly. Lübbecke; Diadumenian, 3Ii. 5
der Isiskultus seinen Siegeszug im grofsen und 355, 129; Slg. Imhoof; Isis und Horus stehend
ganzen erst in der hellenistischen Zeit. unter Tiberius, Sest., M. Hed. 3, 82, 1 = 3Ii.
Zu den Phönikern war er aber, wie über- *S'. 8, 256, 67; Imhoof, M. Gr. 444, 2Ga. ; Slg.
hanpt die ägyptische Religion (s. JDrexler, My- Xü&&ecÄ:e; angeblich auch unter Augustus,/^^;;^
thol. Beiträge 1 p. 8 Anm. 1), bedeutend früher 3, 360; Mi. 5, 352, 116; Boutkoivski 1, 928 und
gedrungen, sodafs Darstellungen der Isis bereits M. Aurel, Sest. a. a. 0. 3, 82, 3 = Mi. S. 8, 251, 69 ;
auf phönikischen Metallschalen des 7. oder Horus allein, autonom, 7?tt/i. 443, 24, PI. J, 4;
6. Jh. V. Chr. vorkommen. Besonders die Stadt Kopfputz der Isis, autonom, JwJi. 443, 25, PI. J, 5.
Byblos stand seit alten Zeiten in Verbindung 20 Tyrus zeigt auf seinen Münzen den stehen-
mit Ägypten, worüber einiges bereits oben den Harpokrates mit flammendem Altar zur
s. V. liathor 1 Sp. 1866 f. bemerkt ist; ein- Seite unter Caracalla, Vaillant, Num. Col. 2,
gehend handelt darüber Krall, Sitzungsber. d. 48, 2, vgl. Mi. 5, 430, 628 oder Elagabal, Mi.
Wiener Akad. Ph. H. Gl. vol. 116 p. 633 9". 5, 434, 562 = Gohen 4^, 366, 434; ferner unter
Unter „der Hathor,_ der Herrin von Byblos, der Plautilla, ImJi. M. Gr. 446, 41, nach dem auch
Herrscherin von Äthiopien" eines oben er- die den Horus säugende Isis des Cat. Greau
wähnten thebanischen Textes ist allerdings 2627 und Cat. de Moustier 2383 einfach diesen
nach Wiedemann , Herodots 2. Buch p. 588 Typus darstellt; sowie unter Gordianus Pius,
nicht die Göttin des phönikischen, sondern die Sammlung Löbbecke. Sehr fraglich ist es, ob
eines ägyptischen Byblos zu verstehen. Über ao Ledrain, Notice des monum. phenic. du Musee
das ganz ägyptische Gepräge der Baalat Gebal du Louvre p. 19 nr. 33 mit Recht in einer nur
vgl. auch Bäthgen, Beitr. z. semit. Bei. p. 31, teilweise erhaltenen Flügelfigur eines Sarko-
62. Die Verschmelzung des Osiris- und Adonis- phags der römischen Periode aus Kneifedh
kultus in Byblos behandeln auch Baudissin, bei Tyrus bei Benan, 3Iiss. de Phen. p. 670,
Stud. 1 p. 302 Anm. 1; 2 p. 214; Benan, Miss. 842 nr. 30, PI. 57, 4 die Isis erkennt. Sehr
de Phen. p. 215; Movers 1 p. 62, 235 — 238; wenig wahrscheinlich ist es auch, dafs nach
Paul Scholz, Götzendienst u. Zauberivcsen bei Benan, M. de Ph. p. 428 Isis auf einem Blei-
Jen alten Hebräern p. 226, 231 — 232; Mann- Sarkophag aus Sidon dargestellt sein soll, ob-
hardt, Ant. Wald- u. Feldkulte p. 274; Greve, wohl daselbst zahlreiche ägyptische Altertümer
Be Adonide p. 36—37, 52; Stark, Gaza p. 301 ; 40 gefunden worden sind, vgl. Bäthgen p. 63.
Maury, Hist. des rel. de la Grece ant. 3 p. 284, 6; Auch Movers' 2, 2 p. 66 u. Anm._ 29 Deutung
de Ste-Croix, Beck. s. les myst. du paganisme einer Münze des Elagabal von Sidon, Eckhel
1 p. 104 ff.; Ch. Lenormant, Qiefs-d'oeiivre de 3, 371; Pellerin, Lettres 1 PI. 1, 8 p. 16; 3Ii.
l'art ant. 2** ser. 4 p. 17; Wiedemann a. a. 0. 5, 387, 343; Gohen 4^ 364, 409; Cat. Greau
p. 588. Zur Erzählung der Klassiker von der 216, 2599; Sest., 31. Hed. 3, 88, 33 auf Isis mit
Reise der Isis nach Byblos vgl. man Eckhel, Horus auf der Flucht vor Set ist wenig an-
B. N. V. 3 p. 359 ; G. Ebers , Burch Gosen nehmbar. Die Büste des Harpokrates erscheint
zum Sinai p. 474, Äg. u. d. B. 31. p. 238 — 239 auf einer Tessera aus Berytos, Blanchet, Bev.
u. E. äg. Königstochter 3 -p.^M— 296 Anm. IM; Arch. 3. ser. 13, 1889 p. 237 nr. 9.
Brugsch. B. Adonisklage u. d. Linoslied p. 12 50 Wenig ist speziell vom Kultus der Isis
u. Bie Ägyptologie i:). 310; G.ColonnaCeccaldi, in Palästina zu berichten. Auf Philä ver-
Bev. Arch. 1872. 24 p. 312, 1878. 35 p. 15— 18; ehrt ein Mann aus Caesarea Panias die
Erman, Äg. 1 p. 367; V. v. Straufs, B. altäg. Göttin, C. I. Gr. 4921. Eine Isisstatue wird
Götterglaube 1 p. 78—80; Wiedemann a. a. Ö. in Phaena geweiht, 0. I. Gr. 4546 = Wad-
p. 587—588 und Bie Bei. d. alt. Äg. p. 110 f. dington, Syrie 2527. Ob das säugende Weib
Dafs diese Sage, wie Zoega, Nwni Aeg. Imp. auf sphinxgeschmücktem Thron eines aus Pa-
p. 136 annimmt, nur auf dem Wortspiel, .der lästina stammenden Silberrings Isis zu benennen
Leichnam des Osiris sei im Byblosschilf (sv ist, erscheint fraglich, Arch. Zeit. 1882 p. 282,
ßvßXcp) der Nilmündungen gefunden worden, vgl. aber Furtwängler , Jahrb. d. d. a. I. 4
beruhe, oder, wie Bnvcker, Gesch. d. Ä. 1^ GO p. 83 Anm. 29. Die von de Sauley, Num. de
p. 48 behauptet, eine Erfindung der Griechen la Terre Sainte p. 208 nr. 2. 3 frageweise so
sei, ist nicht wahrscheinlich. bezeichnete Büste einer Münze des Maximinus
Für den Fortbestand des Kultus in der von Askalon, aus welcher Stadt Clermont-
Kaiserzeit zeugen die Münzen. Auf ihnen Ganneau, Arch. d. miss. scientif. et litt. 3. ser.
erscheint Isis ein Segel entfaltend, wie auf 9, 1885 p. 164 nr. 1 den Fund einer ehernen
autonomen, Imhoof, 31. Gr. p. 443 nr. 23, PI. Usiiisstatuette angiebt, stellt, obwohl auch
J, 3, so auf solchen unter Claudius, Sammlung Sestini, M. Hed. 3, 74, 2; 3Ii. S. 8, 225, 5 u.
Löbbecke; Vaillant, N. Gr. p. 13 = 3Ii. 5, 353, Cavedoni, Spie. num. p. 274 auf einem von
375 Isisf- u. Sarapiskult in Gaza etc.) Isisf- u. Sarapiskult in Bostra etc.) 376
ihnen fälschlich unter Canatha verzeichneten Auf den Münzen von Bostra in Arabia
Ex. die Büste der Isis erkennen wollen, diese soll das Haupt des Sarapis vorkommen unter
Göttin sicher nicht dar. Gegen Mionnets 5, Commodus, de Saulcy 363, 4; Annia Faustina,
513, 154 Bezeichnung der vreiblichen Gestalt Leal-e, N. H. p. 35; Severus Alexander (?),
einer Münze des M. Aurel von Gaza als Isis de Saulcy 368, 4 und lulia Mamaea (?) a. a. 0.
erklären sich mit Recht de Saulcy 222, 5 und 368, 3 (auf letzteren angezweifelt von de S.);
Stark, Gaza i3. 585. der Gott in ganzer Gestalt in einem Tempel
Weit häufiger ist auf den Münzen der pa- stehend unter Elagabal, Cat. d'Enncry 606,
lästinensischen Städte Sarapis anzutreffen, so 4261; Bamus 1, 346, 5; Mi. 5, 581, 19, aber
sitzend unter Gordianus Pius auf Münzen von lo von de Saulcy 366, 1 für Dusares gehalten.
Gaza {Eeicliardt , Num. Chron. 1862 p. 122 In Teimä kommt der Personenname Petosiris
nr. 87, de Saulcy 233, 2), wie denn auch eine vor in einer nach Eutinej noch vor 500 v. Chr.,
bei Gaza gefundene Kolossalstatue im Arcli. nach J/a/eY'y dagegen in der Zeit nach Alexander
Anz. 1879 p. 198 für Sarapis, dagegen von dem Gr. gesetzten Inschrift, Nöldeke, Sitzungs-
Beinacli, Bev. crit. 1880, 2 p. 460 u. Preuner, bei: d. Preufs. Akad. 1884, 2 p. 813—820, Tfl.
Bursians Jahresher. 25. Bd. Spplt.-Bd. p. 144 6, 7, Zeile 11; Bev. arcli. 1884, 4 p. 176. Wie
für Marnas erklärt wird. Ferner erscheint er einzelne Inseln und Örtlichkeiten an der afri-
auf den Münzen von Aelia Capitolina von kanischen Küste und binnenwärts, südlich von
Antoninns Pius bis Decius, Eckliel 3 p. 443, Ägypten, so Isius Mons (Ras Roway nach
und zwar sein Haupt bis Severus Alexander: 20 Sprenger, D. alte Geogr. Arabiens p. 41 § 21;
de Saulcy p. 88 nr. 7 u. 8; p. 91 nr. 4 u. 6; vgl. OQog tSQOv f'xov -cfjs "laidog Ueacoatgiog
p. 92 nr.'l; p. 94 PI. 5, 6; p. 95, 3; 97, 1; 98, dcpiSQVfKx, Strabo 16, 770); Isidis portus {Plin.
2, 3; 100, 4; 101, 6, 8, 7; 103, 1; Madden, n. h. 6, cap. 9, sect. 34, § 174) itoraiiia zrjg
Coins of tlie Jews = The international Numts- "laidog Xsyofisvrj {Droysen, Gesch. d. Epig. 2^
mala Orientalia 2, 1881 p. 254, 7, 9; 255, 70, p. 346), die Insel Meimthias {Farbiger in Paulys
71; 257, 4, 5; 258, 6; 259, 1; 261; 262,3; 264, B.-E. 4 p. 1837, so benannt nach der in Me-
1; 266, 4; 268,5 — 7; 270; stehend unter Dia- nuthis bei Canopus verehrten Isis, Letronne,
dimieniau {de Saulcy 100, 7; Madden 267, 6 Bec. de Inscr. de l'Eg. 1 p. 434 — 437 zu nr. 45,
u. 7) und Elagabal, Cab. Greppo 209, 1488; Franz zu C. I. Gr. 4683 b, tom. 3 p. 331) bei
sitzend unter Decius, de Saulcy 106,3; Madden so Gelegenheit des Handelsverkehrs der Ptolemäer
272, 3; ferner auf denen von Caesarea sein mit Arabien und Indien nach der Isis benannt
Haupt von Domitian bis Gordianus Pius, EcTchel wurden, so erhielt auch eine Insel an der West-
3 p. 431; de Saulcy 120, 1; 122, 3; 123, 3 u. käste Arabiens (nach Sprenger p. 22 § 15 das
4; 124, 1, 4, 5; 125, 6 u. 7 ; 126, 1; 127; 128, heutige Barahkän) als "loiSo', tsqä {Agathar-
5; 129, 6, 7; 129, 3; 130, 1; 132, 1; er selbst chides in den Geogr. Gr. Min. ed. Müller 1
stehend unter Decius, de Saulcy 134, 13 und p. 180f., Diod. 3, 44, vgl. Dro^/se« a.a.O. p. 350,
Hostilian a. a. 0. 137, 7. Desgleichen ist sein Bitter, Erdkunde 14 p. 222) von der Isis, und
Kult zu belegen durch die Münzen in Dora eine andere an der Ostküste (nach Sprenger
unter Elagabal (Haupt), de Saulcy 147, 2; p. 102 § 135; p. 253 Anm. 1 §383 das heutige
Ptolemais, Eckhel 3, 424; unter Septimius 40 Ma9yra) als vrjaog Zagccnidog lijoiiivr] {Peripl.
Severus, de Saulcy 161, 6,' vgl. 161, 4 PL 8, 8; Mar. Enjthr. in Geogr. Gr. Min. 1 p. 283,
Caracalla, de Saulcy 162, 4, wohl = 163, 2 Plol. § 33, Amm. Marc. 1. 23 cap. 6 § 47 [„in
Elagabal (Haupt), vgl. auch Eckhel, Cat. N. V. qua Serapidis maximum esse dicitur templum"~\;
Mus. Caes. Vind. 1, 241, 3 = c?e Saulcy 167, 1 vgl. Forbiger, Hdbuch. 2 p. 762) ihren Namen
Philippusjun. Frau und angeblich Harpokrates, von Sarapis. Das Grab der Isis war nach
nach de Saulcy aber Asklepios; ferner inDios- Diod. 1, 27 zu Nysa in Arabien, Wiedemann,
polis unter lulia Domna, de Saulcy 170, 1 Herod. 2. Buch p. 19; Wessely, Zu d. griech.
und Caracalla a. a. 0. 171, 1 (Haupt); in Nea- Papyri des Louvre p. 7 ff.
polis und zwar das Haupt von Marc Aurel Die Seleukiden in Syrien, die Rivalen
bis Elagabal, Eckhel 3, 435; de Saulcy 249, 1, 50 der Ptolemäer, zeigen auf ihren Münzen ver-
Pl. 13, 2; 2—4; 259, 1, PI. 13, 6; 260, 4; schiedene Spuren des ägyptischen Eintlusses.
261, 5; in ganzer Gestalt stehend unter Cara- Die Isis Pelagia auf einem Stück des Anti-
calla a.a.O. 257, 3; Maximinus (?) 265, 1; Vo- ochos IV. Epiphanes, Sest., M. Jled. 3, 7, 7
lusian 274, 3, PI. 14, 3; thronend unter Cara- = Mi. S. 8, 27, 143 = Lenormant, Num. des
calla {de Saulcij) oder Elagabal {Mi.) de Saulcy rois grccs PI. 42, 3 p. 94 verdient freilich hin-
257, 5 = Mi. 5, 505, 108; de Saulcy 258, 6. sichtlich der richtigen Zuteilung wohl nähere
Der angebliche Harpokrates auf einer Münze Prüfung. Auch darf man nicht mit Eckhel 3,
des Trehoüianns GaWus, Eckhel, Cat. Mus. Caes. 225, Sestini, D. N. V. 493, 14, Barthelemy,
Vind. 1, 247, 3 = de Saulcy 271, 4 ist nach Nouv. manuel de num. ant. p. 275 eine sitzende
einer des Philippus jun. de Saulcy 270, 14 60 weibliche Gottheit mit Nike auf der R. und
vielmehr eine Frau; auf einer Münze des Com- einem von Fundi, Mus. Theupoli p. 1228 und
modus vou Tiberias {Huber, Num. Zeitschr. 1 Sanclemente, Num. sei. 1 p. 77, Tab. 3, 49 für
p. 401; Beichardt, Num. Chron. 1876 p. 315) einen Ibis gehaltenen Vogel zu Füfsen auf
erscheint das Haupt des Gottes, dagegen der Münzen desselben Königs für Isis erklären; im
in einem Tempel stehende Sarapis auf einer Cat. Thomsen 1, 137, 1616 wird sie als Hera
des L. Verus bei Vaillant, N. Gr. p. 63 = mit dem Pfau, von Percy Gardner, A Cat. of
Mi. S. 8, 229, 20; de Saulcy 300, 2 ist nach the gr. c. in ihe Brit. Mus. The Seleucid Kings
des letzteren Ansicht 299, 1 vielmehr Zeus. of Syria 36, 23—30, PI. 12, 1—4 als Kybele
377 Isis (Kult in Syrien'i Isis (Kult in Syrien) 378
oder Stadtgöttin gedeutet. Auch die stehende erscheinen auf Münzen des Caracalla und des
Frau mit Schleier auf dem Haupt und Lanze Elagabal (oder nur des einen von beiden?)
in der K. wird fälschlich von Eckhel, D.N. V. von Gabala (i»f/. 5, 238, 652; S. 8, 165, 194);
3, 225 und Cat. 3Ius. Caes. Vinci. 1, 212, 4, das Haupt des Sarapis auf autonomen Münzen
Bamus 1, 297, 6 und liarthelemy 275 für Isis von Laodikeia ad mare, Pellcrin, Eee. 2
gehalten, während 3Ii. 5, 35, 306, 307 sich PI. 79, 55 p. 198; Mi. 5, 241, 677; 678 -=
einer näheren Bezeichnung enthält, Lenonnunt Sestini, D. N. V. 518, 10; 3Ius. Num. Lavij
PI. 41, 13, 14 an Aphrodite Urania und Gardner 1, 275, 2921; Duniersan, Gab. Allier de Haute-
38, 41, PI. 12, 10 frageweise an Hera denkt. roc/(e p. 109; Cat. NortlmicJc 1, 143,1426,1427;
Dagegen haben wir auf in Ägypten geprägten lo ebendaher kennen wir einen tte;^tJaxopog des
Bronzemünzen dieses Königs das Haupt des Sarapis, C. I. Gr. 4470. Vgl. B. C. H. 6 p. 335.
Sarapis mit Lorbeerkranz und Kopfputz des In Antiocheia errichtete Seleukos Kalli-
Osiris {Gardner 38, 42, PI. 12, 11; 43—44; nikos ein Iseion und erhielt dazu von Ptole-
St. PooJe, Coins of the Ptol. N. CJiron. 1866 maios III. Energetes ein besonders heiliges
p. 15—16 nr. 34 — 38 und Cat. Brit. Mus. The Isisbild aus Memphis gestiftet, Libanius 1
Ptoleinies, Kings of Egijpt. p. 81; Feuardent, p. 136 ed. Baske, Müller, Hdb. d. A. d. K.^
Eg. anc. 1, 74, 274, PI. 11, 275; Imlioof, M. p. 150 und Äntiquitates Antiochenae 1 p. 51.
Gr. 431, 77) und auf anderen die Büste der Anm. 3 p. 70; Droysen, Gesch. d. Hell. 3- p. 14.
Isis oder {Feuardent , St. Poole im N. Chr.) Der Sage der Antiochener von der lo, die, aus
der Kleopatra,__der Schwester des Antiochos IV., 20 Ägypten verjagt, nach dem Gau lone oder lo-
als Isis mit Ährenkranz, über dem sich der polis auf dem Berge Silpios gekommen sei,
Kopfputz der Göttin erhebt, Eckhel 3, 224, um dort zu sterben {Preller, Gr. M. 2^ p. 44f.)
Duane, Coins of the Seleucidae Tb. 8, 13; 3Ii. möchte Müller, Afdiq. Antioch. p. 18—19 aus
5, 33, 291; S. 8, 29, 153; Lenormant PI. 41, 6 gewissen Riten der Isisverehrung erklären,
p. 93; St. Poole, N. Chr. 1866 p. 16 nr. 39—42, Als Beizeichen erscheint der Lotos, d. i. doch
r/<e P/oZ. p. 81, cfr. p. LXIII f.; G^«r(^«er 38, 45, wohl der Isiskopfputz, auf einigen Münzen
46, PI. 12, 12, 47; Feuardent 1, 74, 276, PL 11, dieser Stadt, Mus. Hunter 28, 1, 3Ii. 5, 154, 58.
vgl. p. 69 — 70. — Zahllose Münzen des An- In einer von Böckh jedenfalls mit Recht
tiochos VII. Sidetes vom Jahr 139 v. Chr. an nach Delos gewiesenen Inschrift weiht ein
haben im Rs. den Isishauptschmuck mit ver- 30 ©foqptAog Oeocfilov 'AvxioxBvq (leXavrjq^ögog ver-
schiedenen Daten und Beizeichen, Mi. 5, 75, schiedene Gegenstände an Sarapis, Isis, Anubis
654—656, S. 8, 57, 289; 5, 75, 657—660; S. 8, 57, und Harpokrates (vgl. Georgii in Pauhjs B.-E.
290; 5, 75, 661—664; 76, 665; 666; 667, 668; 4 p. 289), nur ist es gerade wie bei den zahl-
669; 670; S: 8, 57, 292; 5, 76, 674; 6'. 8, 57, 293; reichen von Isis und Sarapis abgeleiteten
5, 76, 675; Gardner p. 73 nr. 50, 49, PI. 20, Personennamen von Antiochenern zweifelhaft,
11, 51; 52 — 54; 55, 56; 57; 58; 59; 60; 61; welches Antiocheia gemeint ist, wenn nicht
Duane Tb. 15, 2; 14; 18, 3; 7; 11. Dasselbe wie bei dem Olympioniken 'laicav {Arch. Zeit.
Symbol erscheint auf den Münzen des Anti- 1880 p. 164 nr. 366a) ein ccno däcpvrjg oder
ochos VIII. und seiner Mutter Kleopatra, wie bei der Nikt] Z[£]QCinicovog {Le Bas et
Mi. 5, 86. 759; 87, 760; 761; 762; 763; Le- 40 Waddington, Asie- Min. 4:i3l) ein 'Avztoxr'iag ziig
normant PI. 51, 4; 5; Gardner 86, 9, PI. 23, 6. nQog Jäcpvrj zum Ethnikon hinzutritt. An-
Dagegen eine von iJc7t7ie?, Crtf. 1, 217, 1, 7). iS''. F. gebliche Münzen von Antiochia mit Sarapis-
3, 241 der Kleopatra Selene, der Gemahlin köpf gehören nach Hierapolis und führen das
des Antiochos VIII. zugewiesene Münze mit Haupt des Hadad, s_. Zeitschr. f. Num. 15
Isissymbol im Rs. wird von von Sullet, Num. p. 89—91. Über die Überlieferung, der Sara-
Zeitschr. 3 p. 91 — 96 mit Hubers Anm. 2 p. 94f. pisdienst sei in Ägypten aus Seleukeia ein-
für nicht sicher bestimmbar erklärt, wie auch geführt {Tac. h. 4, 84; Clem. AI. Protr. p. 14
schon Sestini, D. N. V. p. 500 Eckhcls Zutei- ed. Sylb.) vgl. Pletv, De Sarapide p. 9, Krall,
lung bezweifelt hatte. Die angebliche ,,Isis Tacitus u. d. Orient 1 p. 21 tf. Die von Mi.
adv. tutulata stans d. hastam" auf einer Münze 50 *S'. 8, 117, 35 = Pellerin, Bec. 2 PI. 75, 5,
des Demetrios I. Soter bei Bamus 1, 298, 7 Eckhel 3, 251 unter Samosata verzeichnete
wird von 3Ii. 5, 47, 413 einfach als Frau, Münze mit Ammonhaupt im Obv. und Isis-
von Lenormant PI. 43, 14 p. 96 als Aphrodite symbol im Rs. ist von ihm selbst bereits im
Urania bezeichnet; das unbärtige Haupt mit Bec. des PI. Nouv. Ed. p. 101 dieser Stadt
Diadem auf dem Obv. einer Münze des De- wieder abgesprochen worden; Lmhoof, M.Gr.
metrios II. Nikator, das Fundi, M. Theup. 457, sub 12 giebt sie einem der späteren Pto-
p. 1231 und Mi. S. 8, 47, 243 für das der Isis lemäer. Die von Mi. 5, 146, 1 für Sarapis
halten möchten, ist nach G^a/Y/ner 60, 23, PL 18, angesehene Büste auf Münzen von Palmyra
5 das des Königs. Auffallend ist es, dafs 3Ii. (vgl. Mordtmann im Anhang zu den Sitzungs-
5, 107, 933, 934, Lenormant PI. 55 , 6 p. 113, 60 ber. d. K. Bayr. Ak. 1875. 2. Heft 3 p. 73 flf.)
P'tscoMiJ, Jconof/ra/f'af/r. 2 Tav. 23,9 p. 491— 494, stellt jedenfalls eine einheimische syrische
Cohen, Cat. Greau 199, 2443 eine Palmzweig Gottheit dar, s. de Saulcy, Bev. Arch. 1870/71,
und Füllhorn haltende Frau auf Münzen des N. S. 22 p. 291—303, speziell p. 294—295 u.
Antiochos XII. Epiphanes Dionysos als Kopf- Num. de la T. S. p. 64 tf. — Unter 6 Bronze-
putz den „Lotos" tragen lassen, wovon indes stautueiten der Coli. FejeriHiry-Ptds::kyPeirisl868
Gardner 102, 4, PL 27, 2, der die Figur Tyche p. 22 nr. 352 ä 357 vom Libanon befindet sich
nennt, nichts bemerkt. auch ein Osiris; über Bronzefigürchen aus
Isis sitzend, den Harpokrates säugend, soll Syrien, die mit dem Typus der Aphrodite den
379 Isis (Killt in Kleinasien u. Kypros) Isis (Kult auf Rhodos etc.) 380
Kopfputz der Isis verbinden, s. Niim. Zeitschr. rion, Dumont et ChapJain, Les ceramiques de
21 p. 71, Anm. 7 zu p. 70; über eine eherne 1a Grece propre p. 119 nr. 33, p. 120 ur. 34;
aufgerichtete Uräusschlange mit Isishanpt- Helhig, Ann. d. Inst. 1876 p. 199 nr. 3, p. 200
schmuck Clermont - Ganncau, Arch. d. Miss. nr. 4. — AI. JEnman, Kypros u. d. Urspr. des
scient. et litt. 3. ser. tome 11, 1885 p. 233 Aphroditehultus , Man. de l'Ac. des sc. de St.
nr. 107, Schreiber, Z. d. B. Paläst. Ver. 10, 1887 Petersboiirg, 1" se'r. 34, 1886 p. 29 Anm. 3 will
15. 191; über einen Ohrring in Gestalt des für ägyptisierende Statuen, wie sie besonders
Isiskopfputzes Coli. H. Hoffmann. Paris 1886 von Cesnola bei Athienu zahlreich gefunden
p. 54 nr. 211, über einen Karneol mit den ver- wurden, die Namen Osiris, Isis und Horos in
einigten Büsten des Sarapis und der Isis Gha- lo Anspruch nehmen; auch unter den Kalkstein-
bouillet 261, 2016; über den Chalcedon des und Terracottafiguren kyprischer Gräber läfst
Lykomedes mit der Büste einer ptolemäischen er zahlreiche Bilder dieser Gottheiten vor-
Herrscherin, nach Furtwängler vielleicht der kommen. Eine Gruppe der Isis und des Horos
Berenike I. mit Isisatti-ibut, Jahrb. d. D. A. im ägyptischen Stil aus Bronze von Dali wird
Inst.^ 3 p. 206; 4 p. 80—84, Tfl. 2, 2. verzeichnet Arch. Zeit. 1871 p. 122 nr. 29a.
Über das Vorkommen des Sarapis auf MüDzen In epichorischer Schrift sind erhalten Wid-
von Fars unter Orodesl. u. PhraatesIV. mungen an Osiris aus Kourion und Athienu,
und auf solchen des indoskythisclien Herrschers W. JJeecle, Die griech. Inschr. in epichor.
Ooerki s. Drexler,3Iyt]i.Beitr. 1 \>. i Anm. 3, i. Schrift ^ Collitz , Big. d. gr. Bial.-Inschr. 1
Ob Gardner, Parthian Coinage p. 21 mit Recht 20 p 24 nr. 45, p. 34 nr. 72 und, freilich aus make-
den Harpokrates auf einer Münze des Parther- donischer Zeit, an Horos aus Paphos a.a.O.
königs Vardanes I. erkennt, lasse ich dahin 1 p.,20 nr. 41.
gestellt sein. Ein in Teheran gefundener Über phönikische von den Namen ägyp-
Onyx griechischer Arbeit später Zeit zeigt die tischer Gottheiteji abgeleitete Personennamen
Isis, Eev. Arch. 1874 p. 247 nr. 76; Intailles auf Cypern siehe Bäthgen p. 63. Aus der Zeit
asiat. Coli, de M. le Comte de Gobineau. Paris nach Alexander M. haben wir Widmungen an
1882 p. 9 nr. 76; desgleichen ein Onyx aus Sarapis, Isis und Anubis aus Arsos, 1 Stunde
Ekbatana, Bev. Arch. a.a.O. p. 385 nr. 294, von Golgos, Arch. Zeit. 1863, Ans. p. 7*, Le
im Katalog v. 1882 p. 18 nr. 249 als Sard- Bas et Waddington 3, 2837, 2838; an Sarapis
onyx mit dem Haupt der Osiris verzeichnet. 30 und Ptolemaios III. nebst Berenike aus Sala-
Der Name Isidoros in der Form Isiduru be- mis, Bev. arch. 3^ ser. 6 1885 p. 351, Gaz. arch.
gegnet sogar in Keilschrift, beigegeben einem 1883 p. 107 nr. 3, Arch. Zeit. 1883 p. 185, The
Männerkopf von griechischer Arbeit auf einem GreeJc Inscr. in the Brit. Mus. 2 p. 152 nr. 383.
unter Demetrios Soter (162 — 151) abgeschlos- Eine Bronzestatuette der Isis aus später Zeit
senen Vertrag aus Orchoe (Erech, Warka), ist verzeichnet Coli. I. Greau. Cot. des bronzes
I. Menant, Arch. d. Miss. 3*^ ser. 9 1882 o«i. Paris 1885. 4". p. 169 nr. 840; eine Gemme
p. 411 — 412 Fig. 106; aus viel früherer Zeit mit Savapiskopf bei Cesnola, Salaminia p. 143
stammt ein assyrisch -ägyptisches Siegel mit Fig. 156.
dem Harpokrates auf der Lotosblume, Menant Auch auf Rhodos lassen sich schon in
a. a_._ 0. p. 396 Fig. 53. 40 voralexandrinischerZeit Spuren des ägyptischen
Über den ägyptischen Kultus in Klein- Einflusses nachweisen; es wird verzeichnet aus
asien vgl. man meine Abhandlung 'Der Isis- dieser Periode 'Isis with Osiris in her lap,
«. Sarapis-Kultus in Kleinasien'' , Num. Zeitschr. egyptian porcellain'' Brit. Mus. Guide to the
21 p. 1—234 Taf. 1. 2, p. 385—392; sowie Ln- first vase room. London 1883 p. 18 und eine
hoof-Blum€r,Ahhdl.d. K.Bayer. ÄIc. d.W. philos.- Isis mit Horos, ägyptisch, aus Jade gefertigt,
philol. Cl. 18, 1890 p.587, 592, 668, 711, 712, 720, aus Kameiros im Bull, arcli. du Musce Parent
733, 740, 741, 748, 771. B. C. H. 14 p. 615f. nr. 1. Paris 1867. 2». p. 34; dagegen stammt
Die Inseln des ägäischen Meeres, von denen eine Bronzebüste der Isis auf dem Phönix bei
eine Anzahl eine Zeitlang unter der Herrschaft Fr. Lenormant, Coli, d'ant. gr. rec. par M. Eng.
der Ptolemäer stand, nahmen gröfstenteils in 50 Pfiot.J Paris 1870 p. 45 nr. 143 aus der Zeit
der Zeit nach Alexander den fremden Gottes- nach Alexander. Ein Tempel der Isis in
dienst an. Kypros aber, schon unter Thut- Rhodos wird erwähnt von Appian, De b.
mes III. (1600 v. Chr.) Ägypten tributpflichtig Mithr. 27, 31. W. Heffter, D. Götterdienste auf
{Brugscli, Gesch. Ag. p. 320 — 322), später von Ehodus 3 p. 83 f., Xenoph. Eph. de Anthia et
Amasis erobert {DuncJcer, Gesch. d. Ä. 4 p. 393, Habrocome ed. Peerlkamp p. 41 ; ein Priester
Maspero, Gesch. d. Morgenl. p. 507), unterlag üagüniSog yial Ei'aiöog £v 'Pöda in einer In-
in Religion und Kunst schon früh dem Ein- schrift von Lindos, Foucart, Bev. arch. 1867,
flufs des Nillandes, vgl. Perrot, II. de l'art n.s. 16 p. 30f. nr. 71 Z. 12— 13, Plew, De Sara-
dans l'ant. 3 p. 522, 523, 526, 527, 529, 530,31, pjtZe p. 34; ein Kollegium von 'laiaarai eqk-
33—35, 554, 675 ff'. 862 f; Heuzey, Cat. des fig. GO vLatai in der Inschrift Bull, de Corr. Hell. 13,
ant. de ierre cuite du Muse e du Louvre 1 p. 119, 1889 p. 363—366; eine Widmung an Sarapis
125, 126f.,130flF. — Movers 1 p. 62 läfst in der und Isis im Wiener Kabinett, von Sacken u.
saitischen Periode einen Isistempel in Soloi Kenner-^. 61, CI.Gr. 6842, wird von K. Keil,
{Strabo 14, 6 p. 245) errichtet werden und den Philol. 16 p. 32 — 33 ohne genügenden Grund
Adonis in Amathus den Charakter des Osiris nach Rhodos gewiesen. Der Kopfputz der Isis
annehmen (vgl. 2, 2 p. 221 Anm. 36; 241). Mög- erscheint als Beizeichen auf Silbermünzen mit
licherweise ist Isis (geflügelt) zu erkennen auf dem Namen : ArAOAPXOZ, Cat. Welzlde Wellen-
den Silberschalen von Amathus und Kou- M>» 1, 271, 6057; ATTOAAQNIOZ, Friedländer,
381 Isis (Kult auf Samos, Chios etc.) Isis (Kult auf Lesbos, Delos etc.) 382
Ztschr. f. Num. l,18S0-p.21i— 21b; hPTEM^N, C. /. Gr. 2294 : auf Münzen mit den Namen
£eger, Thes.Brandeb. 1 p. 412, 8; Thes. exthes. des AlOAßPOI, Mi. 3, 269, 40 = Whitte 94,
Pal. seh p. 230, 8; l£ckh. Cat. 1, 181, 14; 3Ii. 164 u. MHNO 0IAO[ff], Whitte 90, 128 erscheint
3, 414, 113, PI. 52, 1; 114; Branclis p. 482— 3; als Beizeichen der 'Lotos' d. i. der Isiskopf-
EYOANHI, EcJch.Cat. 1, 181, 17; Sestini, M. putz. In Methj-mua auf Lesbos wird inschrift-
Hed. 2 243, 4; Mi. 3 415, 120; JBrawr??« p. 482, lieh erwähnt die avvoSog xmv fisydlcov Zuqu-
Wehl 211, ß06b\ZHNQUEckh. IS ■^QPM.YMEvric, tiiblcov, Kaibel , Eph. ep. 2 p. 7. 29 nr. 29, vgl.
Mus. Hunter 249, 17 = Mi. 415, 134 u. Brau- p. 17, und in Mi tylene werden Dankinschriften
dis a.a.O.; tAhHI., Hunter 249,40; Comhe, Muh. errichtet der Etctg itslayLa fiSaxoos, C. I. Gr.
Brit. 181, 12; 3Ii. 415, 129; Sest., M. lfe(7. 2, lo 2174, und (von einem Alexandriner) dem grofsen
243, 6; ohne Namen 31i. 3, 422, 219; ein Sis- Zeus Helios Sarapis und der Herrin Isis, Lol-
trum soll vorkommen auf einem Stück mit Ung , Mitt. d. D. Ärch. Inst in Athen 11, 1886
ATTOAAi^NIOI, Hunter 2b0, 54; Brandts p. 484. p. 265 ur. 3; eine Münze mit Tyche und Sara-
Das Haupt des Sarapis, oft mit dem Strahlen- pis giebt Dumersan, Gab. AUier de Hauteroche
kränz, zeigen Bronzemünzen, 3Ii. 3 427, 274, p. 82, PI. 14, 4, Mi. 6, 63, 77. Auf Silber-
275; Comhe, Mus. Brit. 182, 25, Tab. 14, 20; münzen von Tenedos, die Head, H. N.p. ilG ,
Mus. Hunter 252, 91, Tab. 45, 20; 92. Sarapis- etwa nach 200 v. Chr. ansetzt, erscheint Har-
priester von Lindos begegnen in mehreren pokrates als Beizeichen, Sli.B, 672,273, de
Inschriften, 1) Eoj's, Ärch. Aufs. 2 -p. G03 nv. 12; Dominicis, Eepert. num. p. 1, SJg. Löbhecke.
Keil, Phil. 16 p. 33; Pleiv p. 34; 2) Löivy, 20 Für Thasos s. M. Beitr. 1 p. 122, 152; auf
AEMl, 1883 p. 136 nr. 72 Z. 6. 7; 3) Holleaux, einer Münze des Geta von Aigina sieht man
Diehl, B. C. H. 9, 1885 p. 103/4 nr. 8 [b] Z. 4 die Isis, Imhoof, Gardner, Num. Comm. on
= Lüwij , Kiinstlerinschr. p. 390 nr. 174b; Pausanias, Supplt., Joiirn. of hell. stud. 7,
4) (aus der rhodischenPeraia) JD«rrfcac/j, JiacZe^, 1887 p. 57, 7. Hinsichtlich des Hauptsitzes
B. C If. 10 p. 248 f nr. 1 Z. 14/15; ZiQuniaoxaC des ägyptischen Kultus im ägäisclien Meer,
in Kameiros, Greeh Inscr. in the Brit. Mus. Delos, s. die in M. Beitr. 1 p. 4 Anm. 5 ver-
2 p. 129f. nr. 353 Z. 10 — 11; die Widmung zeichnete Litteratur.
eines Solensers an Hekate und Sarapis in In Astypalaia werden ein Naos und
Kastellos, AEM 7, 134, 7; Journ. of hell. Götterbilder dem Sarapis und der Isis geweiht,
stud. 4, 138, 2. 30 Dubois, B. C. H. 7, 1883 p._ 478 nr. 3; in
Auf Syme fand sich eine Weihinschrift an Anaphe kennen wir einen Priester des Sara-
Sarapis und Isis, Aristarchis,'0 kv Kavar.'ElX. pis und der Isis, Biemann, B. C. H. 1, 1877
^iloX. Evll. naQcÜQzri^cx. xov ly' To^ov. 1881 p. 286 nr. 62 Z. 5—7; auf los wurde ein Isis-
p. 78 nr. F'; auf Kos wird inschriftlich er- Hymnus gefunden, Weil, Mitt. d. D. A. Inst.
wähnt ein v.oivov xcav EsguTtiaaräv, Lüders, i. Athen 1877,2 p. 80 u. 189, U. Köhler ebenda
Bie dionijs. Künstler p. 199, vgl. Num. Ztschr. 1878, 3 p. 162, M. Fränkel , Arch. Zeit. 1878
21 p. 125; in Samos ein l£q£vs xfig"loLog, auf p. 131—132, Kaibel, Epigr. Gr. p. XXI sub
dessen Antrag man beschliefst'rijt 'ö'fcöi xa-ö-dri nr. 1028; ebenso schon früher auf Andros,
Mai TiQÖxiQov uysigstv), Littenberger, Sylt. I. Gr. JRofs, Inscr. Gr.ined. 2 p. 3 — 6 nr, 96, Sauppe,
nr. 393; ebenda erhalten Sarapis u. Isis eine iQ Hymnus in Isim. Turici 1842; Welcher , Rh.
Weihinschrift, Bev. arch. 1872, n. s. 24 p. 37 Mus. N. F. 2, 1843 p. 326—334, 3, 1845 p. 133—
nr. 3; und auf den Homonoia-Münzen von Sa- 138, Kl. Sehr. 3 p. 271 ff. , BergJc, Z. f. A. W.
mos und Alesandria unter Gordianus Pius er- 1, 1843 p. 36—46, 49 — 52, G. Hermann, Z. f.
scheint Isis Pelagia, Pellerin, Mel. 2 p. 308; A. W. 1843 p. 377—383, Schmitz, Class. Journ.
Mi. 3, 293, 236; Gardner, Num. Chr. 1882 p. 287 1843 p. 34fF., Le Bas 2 nr. 1796, Kaibel 1028
nr. 137; Eckhel 2 p. 570; Isis mit Harpokrates u. p. XXI, Orphica rec. Abel]). 295—302; eben-
ist nach Gardner möglicherweise zu sehen in dort zeigt ein Relief einen gewissen ^o^QoQ'iog
einer der beiden nemesisartig gekleideten als Isisdiener ('iuvenis Isiacus') C. I. Gr. 2348
Frauengestalten auf Münzen des Decius, Gard- u. eine ßleitessera den Anubis, Ann. d. Inst,
ner, PI. 6, 9 p. 287 nr. 33, 3Ii. 3 298, 269, 50 1868 p. 281 nr. 266. SaQa7tr]ia, in den April
270; Valeriauus sen., Banduri 1 p. 116, Anm. 2, fallende Festlichkeiten zu Ehren des Sarapis,
vgl. Musellius 3 Tab. 220, 8, 1 p. 276, Vaillant, sind inschriftlich für Naxos bezeugt, E. Cur-
N. Gr. p. 178, Mi. 3, 300, 296; Gallienus, Mms. tius, Rh. Mus. 2 p. 95, C. I. Gr. 2416 b, Le
Tlieicpoli p. 815 ('Diana et Isis'), Mi. 3, 301, Bas 2, 2155, Fritz Bechtel, D. Inschr. d. ion.
303 ('lunon = Pronuba et Neme'sis'). — Head, Dial. Abh. d. li. ph. Cl. d. K. Ges. d. W. z,
H. N. p. 518 u. Gardner, T^jpes of greek coins Göttingen 34. Bd. p. 40 nr. 28, Lafaye p. 128.
Fl. 15, 5 (auf einer des Commodus) nennen Auf Syros wurde der Isis ein Tempel von
die Figur Nemesis; vielleicht ist es die in- Claudius Secundus Viator errichtet, 'A^'r^vaiov
schriftlich erwähnte EvayysXi'g, Foucart, 3Iem. 3, 1873 p. 647 f. nr. 11. Münzen zeigen die
de l'Ac. Sav. Etr. 1® ser. Tome 9, 1 p. 389; 60 Büste der Göttin unter Domitian, Dumersan,
Sarapis stehend vor dem Kaiser zu Rofs er- Cab. AUier p. 60; Leake, N. H. Siqjpl. p. 173;
scheint unter Decius, 31i.3, 297, 266; Gardner *Trajan^ C. G. C. B. 31. Crete and the aegean
p. 286 nr. 35; Head, H. N. p. 518. islands p. 125 nr. 23; Hadrian, Leake, N. H. S.
Von Chios kennt man eine Weihinschrift p. 173, Finder, Num. ant. ined. p. 34f. Tab. 2,
an Isis, Sarapis, Anubis und Harpokrates, 8, vgl. Dumersan p. 60; Marc Aurel (zweifel-
C. I. Gr. 2230, K. Keil, Philol. 16 p. 33, Whitte, baft), Cohen, Cat. Greau 134, 1586; M. Aurel
De rebus Cliiorum publ. p. 65, und auf Delos und L. Verus, Cat. Welzl de Wellenheim 195,
huldigt ein ii£luv^(f6Qog aus Chios der Isis, 4615, 3Ii. S. 4, 408, 300, 301, 302 = Wicsay 1
383 Isis (Kult auf Kreta etc.) ' Isis (Kult in Athen) 384
Tab. 30, 658, 7412 u. Sestini, M. Hed. 2, 173, 4; auf religiösem Gebiet zeigten sich bald. Zwar
Caracalla und Geta, Best., M. Hed. 2, 174, 7 = war die Einführung fremder Kulte dem Gesetz
Wiczaij 7412 = Mi. S. 4, 409, 306; Mi. S. 4, nach bei Todesstrafe verboten {A. Maury 3
409, 307, vgl. ie Bas, Bin. p. 28 Note 15, und p. 71 Note 2, Foucait, Des assoc. rel. p. 136—
die ganze Gestalt unter Commodus, C. G. C. 137, Lafaye p. 13), aber den Fremden war es
Br. M. 126, 28, PI. 38, 9, und Severus Alexau- erlaubt ihre heimischen Götter zu verehren,
der, Wiczay 345, 7451 Tab. 30, 660, Mi. S. 4 Schümann, Opusc. acad. 3 p. 4;)3— 434, Fou-
409, 308, Sest, M. Hed. 2, 174, 8. Über ein cart p. 137, Lafaye p. 14. Schon vor dem
Relief mit Sistrum und lotosumwundenem Ge- Jahre 333 v. Chr. war, nach Vermutung U.
fäfs s. 'Ad'rjv.a.si..O. p. 649, Exp. sc. en Moree lo Kühlers, Hermes 5 p. 352, Plews, Die Griechen
PI. 15, F. V.; Wieseler, Abh. d. K. Ges. d. W. in ihrem Verhältnis zu d. Gottheiten fremder
z. Gott. 19, 1874 p. 79 Anm. 5, der noch von Völker. Danzig 1876. 4". p. 11, Dittenbergers,
einem ähnlichen spricht. Die 'A&rjv. p. 649— Syll. I. Gr. p. 494 Anm. 5 auf Antrag des von
650 erwähnte Figur mit einem Füllhorn in der den Komikern alsAgypterverspotteten(.(lmfoj97t.
L. stellt jedenfalls Isis nicht dar. .Seefahrer Av. 1292, F. C. Gr. 2 p. 257, 2 p. 31 sq.)
verewigten sich 'TiaQcczcp ÜBgÜTti -aal zfj OKonfj' älteren Lykurgos, des Grofsvaters des Redners,
'AQ-r'jv. 4 p. 16 nr. 17. Ein Sarapiasten-Dekret den ägyptischen Kaufleuten gestattet worden,
ist erhalten aus Keos, 'jEqp. 'Aqx- 2629,3003, im Peiraieus ein Heiligtum der Isis zu errichten,
Foucart, Des assoc. rel. p. 222f. nr. 42; i(VV/ers, Kumamidis, Ilaliyysvseicc 1870, 10. Sept.,
D. dionys. Künstler p. 160 nr. 27; Htcks, 2o'A&qvaiov 5, 1876 p. 330, 6, 1877 p. 488, U.
The Coli, of anc. gr. inscr. in ihe Brit. Mus. Kühler, Hermes 5 1871 p. 351 ff. , C. I. A. 2,
1 p. 42. 1, 168, Foucart, Des assoc rel. p. 187, Ditten-
In Kreta, welches den Ptolemäern zahl- berger, S. I. Gr.-p. 493 — 494 nr. 355, vgl.
reiche Qöldnev lieferte {Lumbroso, Beck. s.l'econ. Bull. d. Inst. 1872 p. 103—104, Schümann,
pol. de VEg. p. 151) mufs nach G. Doublcts Griech. Altert. 2^ p. 407 Anm. 1, Lafaye -p. 14,
Ergänzung der Inschrift B. C. H. 13, 1889 Gurt Wachsmutli, D. Stadt Athen im Altert. 2,
p. 74 f. nr. 10 zu Ei'aidi .... ['Avovßi oder 1 p. 152 f Anm. 4. Dies war ein Privatheilig-
'Ooi'qiöi.] 'AqteluSi \ xagtatriov Isis in der tum'von Ausländei'n. Von den Athenern selbst
Nähe des heutigen Tibaki verehrt worden sein, wurde der ägyptische Kultus angenommen
doch ist vielleicht das GICIAI zu eiClA(0POC .so unter dem Einflufs der Ptolemäer, die mit Athen
zu ergänzen; für Phaistos vgl. Ovid Mtt. 9, freundschaftliche Beziehungen unterhielten.
666 — 797, Laci. PZacirf. warr. /öfcö. 9, 10 p. 855— Pa?<s. 1, 18, 4 berichtet: ht^vQ'sv iovaiv sq
856 ed. Staveren; für Sarapiskult in Poiki- to; Marco t^g Ttölscog, ZccgänLÖog saxiv lsqov,
lassos s. Spratt, Trav. and Besearches inCreta ov 'A&rjvKLOL naga. Iltolijxuiov &£6v iarjyäyovzo.
2 p. 244, 428, 429 nr. 16, PI. 2, Conze, Arch. Ob der erste oder zweite der Ptolemäer ge-
Z. 1864. Anz. p. 169* nr. 2, Bursian 2 p. 548 meint ist, steht nicht ganz fest: Welcher, Kl.
Anm. 2; in Phönice (Lutro) C. I. i. 3, 3. Re- Sehr. 3 p. 100, Droysen, Gesch. d. Hell. 3^ 1
liefbildchen des thronenden Sarapis aus ge- p. 48 Anm. 2, Lüders, D. dionys. Künstler -p. i^),
branntem Thon aus der Idäischen Zeusgrotte Lenormard, Becli. ä Eleusis p. 216, Letronne,
verzeichnet E. Fabricius , Miit. d. D. A. Inst. 40 Mem. de l'Inst. {Ac. d. I. et B. L.) 19, 1851
i. Athen 11 1885 p. 69. Der Lyktier Menoitas p. 94 — 95 sind für Soter, dagegen Boedch, C.
weiht dem Sarapis Bogen und Köcher bei I. Gr. 1 p. 120, p. 162, Bathgeber, Ann. d. Inst.
Kallimachos, Anth. Gr. 1 p. 216 nr. 18, Plew, 1838 p. 43, Meier, Comm. epigr. 1 p. 34 zu
De Sarapide p. 92; den Kreter Basilis heilt nr. 29, Plew, De Sarapide p. 32—33, Blian-
der Gott von der Schwindsucht, Ael. de n. a. gäbe, Ant. hell. p. 433 zu nr. 811, Freller, Ber.
11, 35. — Auf Bronzemünzen von Leukas mit d. Sachs. Ges. 1854 p. 196, Hicks, The coli, of
dem Beamtennamen TIMO06OC erscheint der anc. yreelc inscr. in tlie Brit. Mtis. 1 p. 41 zu
Isiskopfputz als Beizeichen, Mus. TheapoU p. nr. 21, Curt Wachsmuth, D. Stadt Athen i.
1276, Mi.S.^, 468, HO, 111, Leake, N. H Etir. Altert. 1 p. 625, ü. Kühler, Mitt. d. D. A.
Gr. p. 63, Fostolakas, Akt. zäv dgx. vqacov 50 Inst. i. Athen 6, 1881 _p. 370 und Lafaye
Ksg-nvgug, AsvaäSog k.t.I. p. 85 nr. 862, 863; p. 311 für Philadelphos. Über die Lage dieses
desgleichen auf einer Silbermünze mit AAMO- Heiligtums stellen Vermutungen an Bofs, De-
KPATHI, Fostolakas 65, 676, Pinax F. Eine men p. 84 nr. 127, p. 95, 164 u. Arch. Aufs. 2
Widmung an Sarapis und Isis auf Corcyra p. 654 zu nr. 7, Bhangabe, Ant. hell. p. 749
teilt mit Curt Wachsmuth, Bh. Mus. N. F. 18, nr. 10dl, Preller ii.a,.0.,Dyer, Anc. Athensp.2&S—
1863 p. 550; eine Gemme der Sammlung Wood- 269, C. Wachsmuth a.a.O. 1 p. 223—224, Bur-
house mit Savapis-Helios-Ammonkopf Vischer, sian, Geogr. d. a. Gr. 1 p. 295, vgl. Anm. 3,
Kl. Sehr. 2 p. 6, O. Biemann, Bech. arch. s. les iles Curtius, Alt. Stud. 2 p. 52, J. A. Mordtmann,
ioniennes 1. Corfou. Bibl. d. ecoles fr. d'Ath. et Bcv. arch. 1879, 37 p. 261—262, L. Petit de
de Bome fasc. 8 p. 55, § 14 nr. 3, vgl. p. 58 über 60 Juleville, Archives d. Miss, scient. et litt. 2*= ser,
kleine ägyptische Statuetten der Sammlung Tome 5. Paris 1868 p. 483 — 484.
Panayotis Putrikios. zJsXt. kqx- 4, 43, 20. * Ein Isisheiligtum setzt man an auf dem
Für das griechische Festland vgl. die in Südabhang der Akropolis, U. Kühler, Mitt.
M. Beitr. 1 p. 4 Anm. 2 verzeichnete Litte- d. D. A. Inst. i. Athen 2, 1877 p. 246-249,
ratur. Hier ist natürlich Athen ein Haupt- 256—258, C.I.Att. 2, 3, 1671; KovfiavovSriq,
sitz des ägyptischen Kultus. Im 4. Jahrh. 'A&)]vaLov 5, 1876 p. 330 nr. 11, v. Sybel, Kat.
V. Chr. stand es durch Politik und Handel in d. Skulpt. z. Athen p. 335 nr. 4979, P. Girard,
lebhaftem Verkehr mit Ägypten. Die Folgen L' Asclepieion d'Athenes p 8—10, 19. Auf die
385 Isis (Kult in Athen) Isis (Kult in Athen) 386
Restauration dieses Tempels, in dem ein Bild nefe ant. di Atene p. 17, 21 u. Bull. arch. nap.
der Aphrodite aufgestellt gewesen sei, bezieht n. s. 1859 p. 125, 128, Grotefend, Chronol. An-
Köhler, Mitt. 2 p. 256 — 257 die Inschrift C. Ordnung der atli. Säbermünzen p. 8, 18, 20, Pa-
I.A. 3, 1, 162 = C.I.Gr. 481, Keil, Rh. Mus. nofka, V. e. Anzahl ant. Weihgeschenke. Berlin
19 p. 216_, E. L. Hicks, The Coli, of Gr. Inscr. 1842. p. 52. Als Typen der meist iu der Um-
in the Brit. Mus. 1 p. 126 ff. nr. 57, die von gegend von Athen gefundenen Bleitesseren
anderen so gedeutet wird, als habe die Stifte- der athenischen Sammlungen werden verzeich-
rin ein Bild der Aphrodite in einer Nische bei net: Haupt des Sarapis, PostolaJcas, Ann. d. Inst.
dem Isistempel geweiht. Ein Isistempel wird 1866 p. 354 nr. 283, 344, 75; 1868 p. 303, 5;
auch erwähnt C. I. A. 3, 896 (f t'g "laidog) ; in- lo Synopsis n. v. qui in Mus. Num. Athen, puhl.
schriftliche Widmungen haben wir an Isis adservantur p. 38 nr. 7; p. 86 nr. 3; Engel, B.
G. I. A. 3, 905; an Isis-Dikaiosyne C. I. A. 3, C. H. 8 p. 13 nr. 98, PI 3; Alerblad, Iscriz.
203 = K. Keil, Philol. 16 p. 33 Anm. 33 u. Bh. greca sopra una lamina di piombo trovaia inun
Mus. N. F. 19 p. 261, Lenormant, Rech. arch. sepolero nelle vicinanze di Atene. Roma 1813.
rt -/<i7e?/s/s p. 217; an dieselbe nach Z)iitot&e;-^er, p. 24 ^ C. /. Gr. 7042 (mit der Aufschrift
C. I.A. 3, 204; an Sarapis und Isis, C. I. A. Eh Zfug Eigcntig); Sai-apis in ganzer Gestalt,
2, 3, 1012; an Isis und die ägyptischen Götter Postolakas, Synopsis p. 88 nr. 2; Haupt der Isis,
C.I. A. 3, 204 = K. Keil, Rh. Mus. N. F. 19, Engel a.a.O. p. 10 nr. 64, PI. 3; Isiskopfputz,
18«4 p. 261- 262; u. {nach Dittenberger) C. I. A. Postolakas, Ann. 1868 p. 299 nr. 704, Synopsis
3 233; an Sarapis allein C. I. A. 3 145a 20 p. 93, 6, 3.6, Engel, B. C. H. 8 p. 10 nr. 64,
p. 487. Von Priestern begegnen Stolisten, so PI. 3; Sistrnm, Engel p. 21 nr. 221.
ein i£QBv{g) aroXtczrjg "laiSoq nai SsQÜniSog Zahlreich sind die Reliefdarstellungen der
C. I A. 3, 140 = Arch. Zeit. 1875 p. 105 attischen Damen im Typus der Isis (s. v.Sybel,
Anm. 4, Wieseler, Gott. Nachr. IST i t[). li— 15; Mitt. d. B. A. Inst. i. Athen 8, 1883 p. 26,
ferner G. I. A. 3 163 = A". Keil, Rh. 3Ius. Milchhöfer , D. Museen Athens p. 26), welche
1864 p. 257, 261, G. I. A. 3 162; G. I. A. 3 beide sich gegen die übliche Bezeichnung der-
699 = /r. ifeiZ a.a.O. p. 259 — 260, G 7. G^r. 394, selben als Isispriesterinnen erklären; es sind
und Kanephoren, so des Sarapis und der Isis, zu verzeichnen Rev. Arch. 1883, 3® sär. 1 p. 247
G. I. A. 3, 923 = A.iiTet'/f a.a.O. p. 261 und der (Patissia); Chirac 5, 295, 2590; v. Sybel, Kat.
Isis allein, C. I. A. 2, 3, 1355 = Milchhöfer, 30 d. Skiilpt. z. Athen 94, 530; 124, 876; 142,
31. d. D. A. I. i. Ath. 12, 1887 p. 328 nr. 487. 1118; 148, 1307; 152, 1468; 156, 1549; 157,
— Ein V.01VOV x]wv SaganiaaTäv erscheint 1571; 168,2008(9); 183,2295; 248,3395; 252,
C. I. A. 2, 1, 617 = G. I. Gr. 120, Foucart 3480; 256, 3535; 266, 3685; 331, 4835 (?); 389,
p. 207 nr. 24, Hicks a a.O. p. 40—42 nr. 21; es 6262; 390, 6275; 395, 6398 (?); 396, 6414; 398,
wird von Pleiv p. 33 und Hicks p. 42 fälschlich 6443; 402, 6552; 413, 6717; 433, 7007; 437,
mit dem Sarapieiou in Athen, das, wie C. Wachs- 7067; 444, 7170; 81, 447 = 3Iilchhöfer i:). 26 =
muth, D. Stadt Athen 2, 1 p. 163 Anm. 1 be- I.afaye 298, 114 = G. I. A. 3, 1898; 82, 451 =
merkt, ein öffentliches Heiligtum war, in Zu- C. I. A. 3, 2199; 83, 456 = (7. I. J.. 3, 2723
sammenhang gebracht; von J^'oMcarip. 101 wird (Milesierin); 84, 461 = C. I. A. 3, 1557;
es ohne Grund in den Peiraieus verlegt; Keil, 40 85, 467 = G. I. A. 3, 1752; 85, 468 = G.
Schedaeepigr.Tii.Z^—i0n\iA.Lüders-^.lb°i\\x.26 7. J.. 3, 1340; Rev. Arch. 1876 p. 346 nr. 6
Anm. 1, vgl. irac7iS7;utf/ia. a. 0. sprechen Zweifel = G. I. A. 3, 1740; Rev. Arch. 3"^ ser. 6, 1885
hinsichtlich der attischen Herkunft des Steines p. 108 = Michaelis, I. H. Stud. 5, 1884 p. 153 f.
aus. Die von Lafaye p. 14 Note 2 für Horos- nr. 19 (Salaminierin). Ein Architekturfragment
kult in Laurion citierte Inschrift i?/!. ilf?(S. iV. jP. mit angeblich Isis und Sarapis in Schlangen-
24, 1869 p. 476 — 477 ist eine Grenzstein-Inschrift. form verzeichnet ia/f<2/e 270, 18; Sarapisköpfe
Eine Opferliste erwähnt Gaben an Nephthys v. Syhel 268, 3715 = Milchh. p. 44 u. Heyde-
und Osiris , G I. A. 3, 77 = G. I. Gr. 523 mann. Die ant. Marmorbildwerke z. Athen p. 293
Z. 4— 6; das von Hesychios angeführte athe- nr. Idi; v. Syhel 254:, 3512; B.a.rpokva.tesv. Sybel
nische Fest XaQn.6ovvK bezieht Waddington, 50 267, 3713, einen Pastophor v. Sybel 7, 38 =
As. Min. zu nr. 1143 auf den Isiskult. Unter Milchh. p. 3. Einen Elfenbeingriff mit der
den Münzen führt Reihe 58 des Cat. of. Gr. sitzenden, den Harpokrates säugenden Isis auf
Goins in the Brit. Mus. Attica-3Iegaris- Aegina, der einen und einem Uräus auf Altar in einem
Demeas-Hermokles den Hauptschmuck der Isis, Tempel auf der andern Seite s. in Coli. H.
p.XLVII, p. 44 nr. 360, 361, i?eM/e', ieswjojmates Hoffmann. Vol. 2, Paris 1888 p. 151 nr. 572,
d'Athencs p. 245—246; Reihe 77 Architimos- abgeb. p. 152; ein goldnes Leichendiadem mit
Demetri Isis stehend in langem Chiton und Harpokrates und Isis neben zahlreichen an-
Peplos, eine Lotosblume haltend, p. L, p. 40 deren Götterfigürchen Co?/. H. i7o/f«mnw. Paris
nr. 339, PI. 12, 6; nr. 340; Imhoof and Gard- 1886 p. 52 nr. 196. Einen Sims mit Sistrum am
ner, Num. Comm. on Paus. 3, I. H. Stud. 8, 60 Schaft verzeichnet v. Sybel 448, 7233; den
1887 p. 47, 22, PI. EE 9; Reihe 79 Demeas- Fund eines Sistrums in einem Grab aus später
Kallikratides _ Isis oder Demeter im langen Zeit Rofs, Arch. Aufs. 1 p. 37 — 39; Sistra im
Chiton und Überkleid, Kornähren und lange Vavvakeion Wieseler, Abhdl. d. K. Ges. d. W.
Fackel oder Scepter haltend, mit dem Haupt- z. Gott. 19, 1874 p. 119 Anm. 31, R-evue arch.
schmuck der Isis, p. L; Imhoof- Gardner p. 47 — 17, 1868 p. 467— 68. Die zahlreichen mit den
48, 22, PI. EE 10, Beule p. 248; vgl. noch Namen der ägyptischen Gottheiten zuaammen-
über die Münzen Hase, Ann. d. Inst. 1839 gesetzten Personennamen findet man bequem
p. 276, Cacedoni, Nuovi studi intorno alle mo verzeichnet im Register zum C. I. A.
EoscHER, Lexikon J. gr. u. röm. Mythcl. II. 13
387 Isis (Kult in Thessalien, Epirus etc.) Isis (Kult zu Tithora, Chaironeia etc.) 388
Ferner sind zu nennen als Stätten ägyp- Perlhübner opferten, Paus. 10 c. 32 § 9 mit
tischer Gottesverehrung in Thessalien Hypata, der Note von Siebelis 4 \). 288—299, vgl.
das auf den Münzen der Ainiauen aus der Zeit Georgii in I'aulys B.-lß. 4 p. 293, PreUer,
von 168—146 v. Chr. (NIKAPXOI) den Isiskopf- Ber. d. Sachs. Ges. 1854 p. 196—197, Sauppe,
putz prägt, C. G. C. Br. Mus. Thessaly p. 11 Hymnus in Isim p. 8, Beichel, De Isiäis apud
nr. 12, Sestini, Descr. d'dlc med. gr. del Mus. Bomanos cultu p. 22 — 25, Gerhard, Gr. M. 2
del sig. Fontana 2 p. 15, Tav. 3, 3, und auch p. 320- 321 § 999, A. Maury, Eist, des rel. de
ein Zeichen von Sarapisverehrung hinterlassen la Gr. ant. 3 p. 276 — 277, Büchsenschütz, Be-
hat, Bofs, Arch. Aufs. 2 p. 475 nr. 5; Deme- sitz und Erwerb im gr. A. p. 475; Bursian,
trias auf der Halbinsel Magoesia mit einem lo Geogr. ?'. Gr. 1 p. 167, Schoemann, Gr. A. 2^
Sarapieion nach Lolling, Mitt. d. D. A. Inst. p. 407; Hertzberg, Gesch. Griechenlands unter
i. Ath. 7 1882 p. 335 ff., wogegen J. H. Mordt- d. Herrsch, d. Bömer 2 p. 272-273; L. P. A.
mann ebenda 14 p. 198; Larissa, wo Apul. Gauihier, Rech. hist. s. Vexercice de la medecine
Met. 2 p. 143 ed. Hilckbr. einen ägyptischen dans les temples chez les peuples de l'ant. Paria
propheta Primarius erwähnt (vgl. io/«?/e p. 77— 1844 p. 95; Panofka ,^_ Asldeinos u. die Askle-
78), Sarapis, Isis und Auubis eine Weihinschrift piaden p. 297—298. Über eine Weihinschrift
erhalten {G. Fougires, B. C. E. 13, 1889 p. 392 aus dieser Stadt s. oben Bd. 1 Sp.2305 =Bechtel
nr. 8), die Grabplatte einer Frau Sistrum und nr. 1554. Ebendaher stammen sechs Freilas-
Situla {Lulling, Mitt. d. D. A. I. i. Ath. 11, 1886 sungsurkunden {Bechtel p. 83—89 nr. 1555 a— f,
p. 125 f. nr. 70), die Grabstele eines Mannes ein 20 vgl. Curtius a. a. 0 p. 21) in Form des Verkaufs
Sistrum zeigt, io/^mr; ebenda 11 p. 53, J5Zrt?nw(r an Sarapis, über welchen Brauch man vgl.
ebenda 14 p. 158 f.; wo aufserdem zahlreiche Wallon, Hist. de l'esclavage 1^ p. 193 u. Note 4;
Personennamen von Isis abgeleitet sind (vgl. p. 337 — 346, 349 — 350; Boissier, La rel. rom.
auch Ztschr. f. äg. Sp)r. 1890 p. 60). d' Auguste aux Antonins 2^ p. 319 f. Note 3;
In Epirus haben wir eine Widmung des Schoemann 1^ p. 145; 2 p. 219; Henzen, Bull.
■noLvbv T«v di(xy.6v(ov an Sarapis, Isis, Anubis, d. Inst. 1844 p. 31 — 32; Beide, Fouilles et de-
Harpokrates, aber wohl nicht Kanopos, wie couv. 1 p. 113 — 192; Weil, Mittig. d. D. A.
Boeckh will {C.I. Gr. 2, UO,K. Keil, i.Suppltbd. Inst. 1879, 4 p. 26—29; Bangale, Ant. hell.
d.Jahrbb. f. cl. Phil. 1864, p. 653 Anm. 72, Le p. 642—644; Foucart, Mem. s. l'affranchisse-
Bas 2,1060) in Ambrakia. Auf den Münzen 30 ment des esclaves d'apres les inscr. de Delphcs.
von Neikopolis erscheint Isis stehend mit Paris 1867 u. s. v. Apeleutheroi in Darembergs
Scepter und Situla unter Augustus (unter dem et Saglios Dict. des ant. — Besonders in Böotien
Namen MTPI0)NYMOC), L. Midier, Mus. Thor- trifft man derartige Sklavenverkäufe an Sarapis
valdsen p. 251 nr. 36, PL 3, Cavedoni, Bull. häufig an, so in Koroneia, Bofs, Inscr. Ined.
arch. nap. 6, 1858, p. 93; vgl. Mus. Sandern. 1 p. 38nr. 86; Curtius, Anecd. Delph.Tp. 21 — 22;
N.Sel 1, p. 21, Tab. 13, 12, Mi. S. 3, 372, 87, K. Keil, S. I. Boeot. p. 88-89 nr. 21; Le Bas
Boutkoivski 1298, 2219; Hadrian, Vaillant, N. 2 p. 148 nr. 666; in Chaironeia, 1) C. I. Gr.
Gr. p. 35, 3Ii.2, 57,85; Sestini, Mus. Fontana 1608, a— h = Le Bas 2 p. 164 nr. 797, a, b,
1, 38, 9 = 3Ii.S.3, 378, 133; Cat. Knobelsdorff c, e, f, g, n = Leake, Travels in Northern
p. 89; Aelius, Vaillant p. 38 = Mi. S. 3, 380, 40 Greece 2 p. 628—629 nr. 1—7; Keil, S. I. B.
151 ; C. G. C. Br. Mus. Thess. p. 104 nr. 21, p. 107—108 nr. 1608, a— h; 2) Preller, Ber. d.
PI. 19, 6; Sarapis thronend unter Plautilla, Sachs. Ges. 6, 1854 p. 198—202, Tfl. 9, 10 =
Cat. NortJnvick 1, 70, 746; ein silbernes Figur- Gonzeu. Michaelis, Ann. d. Inst. 1861 p. 77 — 78
chen dieses Gottes wurde zu Paramythia ge- nr. 1 — 3 = Larfeld, S. I. B. p. 51 — 52 nr. 54,
funden, Spec. of anc. sc. 1 pl. 63, Müller, Hdb. 55 A. B; Latischew, B. C.H. 8, 1884 p. 56—57
d.A.d.K^. p. 671, §408 Anm. 2; Michaelis, J. nr. 2, a— c = Meister, B. bö'ot. Inschr. Slg.
H. Stud. 6, 1885 p. 303—304. In einem zwei- d. gr. Dial.- Inschr. ed. Collitz 1 p. 153 — 154
säuligen Tempel erscheint Sarapis auf einer nr. 400— 404; 3) Stamatakis, 'A&r]vaiov 9 p. 320
Münze des Septimius Severus von Kalydon = Larfeld 6H c = Meister 382; Stamatakis a.Si.O.
{Eckh. 2, 1S9, Mi. 2,89,23) in Aitolien, dessen 50 p. 353 — 360 = Larfeld 53 d A. B. C. D. E;
Bewohner ein Hauptkontingent der Söldner der 53 e; 53 f. A. B. C; 53 g. A. B; 53 h. B; 53 i.
Ptolemäer stellten (vgl. den "latog bei Polyb. A. E. K = Meister 383—389, 391—399; 4) De-
ll, 3). Für Ambryssos in Phokis s. oben charme, Bec. d'inscr. ined. de Beolie (S.A. aus
1 Sp.2305, desgl. fürHyampolis oder Opus. Arch. d. Miss, scientif. 1867) p. 32 nr. 17, 18
Ein Sarapistempel stand in Daulis, Bofs, = Larfeld nr. 56-57 = Meister nr. 405-406;
Inscr. Ined. 1 p. 35 — 36 nr. 81 Z. 24—25; Cur- 5) Latischeiv, B.C.H. 8, 1884 p.53— 63 nr. 1-8,
tius, Anecdota Delphica p. 23 — 25, Le Bas 2 wovon la; 2a, b, c; 3a, b; 4; 6, Cote A, nr.
p. 168 nr. 812, Bechtel, Die lokr. u.phok. Inschr. c u. f; Cote B, nr. 1, m, n; 7, Cote' a = Meister
Slg. d. gr. Dial. Inschr. 2, 1 p. 66—67 nr. 1523. 406 c; 400 a, 401, 402; 406 a, b; 406 d; 406 f.
In Delphi war jene Klea, der Plutarch Go g; 406 h, i, k; 406 1; sowie in Orchomenos,
seine Schrift über Isis und Osiris widmet, Meister nr. 497 — 501; Decharme p. 494 — 497
schon von den Eltern her tois 'Oaigiayioi^g •hk- nr. 4 = Latischew, B. C. H. 1884 p. 71—73
^caaico^ivri tsQoi:g, Plut. de Is. et Os. c. 2 u. nr. 4. Aufserdem kennen wir aus Chaironeia
35. Tithora besafs in einiger Entfernung eine ayvoTcirrj tsgacpogog zrjg ccyi'ug Ei'aiöog, ts-
von seinen Mauern den heiligsten von Griechen qslcc diccßiov rijs ano asiQidSog Ei'aiSog, Henzen,
der Isis errichteten Tempel mit 2 Festen im Ann. d. Inst. 1866 p. 139 — 149; Bull. d. Inst.
Frühling und Sommer, an denen die Reicheren 1866 p. 103; Arch. Anz. 1866 p. 233*; G. Wolff,
Kühe und Hirsche, die Ärmeren Gänse und Arch. Zeit. 1867 p. 55—56; E. Plew , Johrbb.
389 Isis (Kult in Böotien, Megara, Korintli) Isis (Kult in Sikyon, Argos etc.) 390
f.kJ. Phil. 14. Jahrg. 1868 p. 839— 840 nr. 109; Mi. 2, 139, 226; Coh. 2\ 98, 15; I.-G. 1, 17,
Becharme, Arcli. d. miss. sc. et litt. 2^ s. t. 4, 11; Antoninus Pius, Mi. S. 4, 88, 592; Cat.
1867 p 509—513 nr. 16, und Weihinschriften Welzl 1, 173, 4164'; von Kenner, B. Münzs. ä.
an Sarapis, Isis und Anubis, Meister p. 149 Stifts St. Florian p. 95 für Aphrodite Euploia
nr. 381; p. 150—151 nr. 390; p. 391 nr. 406 e; gehalten, nach Coh. 2", 400, 1213 auf einem
aus ürchomenos einen früheren Priester des SchifFsvorderteil stehend; L. Verus, Sestini, M.
Sarapis, der Isis und des Anubis, s. oben Bd. 1 Hed. 2, 102, 212; I.-G. 1 p. 17, 12, PI. D, 64;
Sp. 2305; indessen mit Becharme a. a 0. p. 497 Plautilla, Coh. 4-, 250, 40. Irrig will Wieseler,
—498 nr. 5 das rrö 2^ einer Weihinschrift (ilfm^er Gott. Nachr. 1871 p. 656 Isis Pelagia in der
505) zu Tcö Z[iQix7TSia) zu ergänzen ist zu kühn, lo Leukothea Imh., M. Gr. 159, 15; Choix PI. 2,
Dagegen ist ein Sarapistempel in Kopai durch 50; Comm. 1, 12, 2, PI. B, 18; Sestini, C. N. V.
Paus. 9, 24, 2, vgl. Plew, Be Sarapide p. 34; Mus. Arig. Gast. p. 38 auf Münzen des Ant.
Lealce a. a. 0. 2 p. 307 bezeugt, u. in Tanagra Pius und L. Verus sehen; irrig auch erkennt
ein dymv t[cov'] ZagaTitsi'cov , Hausso iilli er , B. Caronni den Sarapis auf einer Münze des
C H. 2, 1878 p. 590 nr. 22; ebendort fand Commodus, Wiczay 1, 157, 3956, s. Se$t., M.
sich ein Relief, darstellend eine Isisdienerin, Hed. P. Eur. 2, 103, 222; und Mi. S. 4, 119,
G. Kürte, Mitt.d. B. A. Inst. i. Ath. 1878, 3 815 und Cohen (4^ 129, 281) auf einer der lulia
p. 342 nr. 54; in Plataiai huldigt man in- Domna, Mus. Ariej. 2 Col. 10, 100. Eine an-
schriftlich dem Sarapis , der Isis und dem geblich aus Korinth stammende Inschrift auf
Anubis, Hermes 7 p. 424 nr. 22; in Theben 20 Isis Pelagia verzeichnet ViUoison, Hist. de
der Isis, Eangabe, Ant. Hell. p. 778 nr. 1213; V Acad. 1809 p. 306, Curtius, Pelop. 2 p. 593,
K. Keil, 4. Suppltbd. d. Jahrbb. f. kl. Phil. Anm. 83; einen Scarabäus mit Sistrum, JPaj)/?«-
1864 p. 583 nr. 1. Ebendort droht eine l8q<x- dopoulos, TJ^qlyq. e-htvtv. kqx- aepQcxyiöolid'cov
cpüQog für etwaige Verletzung des Sarges mit (xv8^d. Athen 1855 p. 26 nr. 505.
einer an Isis zu zahlenden Strafsumme, Leake Sikyon prägt Isis stehend auf seinen
2 p. 225 Anm. 2 PI. 10, 43; K. Keil, S. L B. Münzen unter Geta, Imh.-Gardner N. C. Suppl.
p. 151 — 152 nr. 36; XeBas 2 p. 115 nr.548. Über p. 158, Sarapis sitzend unter Plautilla, Eckh.
eine Isis- und Anubispriesterin in Thespiai 2, 263, Mi. S. 4, 171, 1137, Cat. Northtvick 1,
siehe oben Bd. 1 Sp. 2305, wo fälschlich 80, 848, LG. p. 31. Ein ieqÖv der Isis in
Plataiai steht. so Phlius kennt man aus Paus. 2, 13, 7, Curtius
In der Megaris ist ein vaog der Isis be- 2 p. 475, Sauppe a. a. 0. p. 8, Hertzberg 2
kannt in Megara aus Pans. 1, 41, 4; Hertz- p. 272 Anm. 49. Auf den Münzen von Kl eonai
ftergf, Gesch. Gr. u. d. Büm. 2 p. 272, 49 a; erscheint Isis stehend mit Sistrum und Situla
Sauppe, Hymn. in Isim p. 8, und zu Pagai unter Plavitilla, I.-G. p. 32, C. G. C. Brit.
durch eine Münze des Commodus, die sie in Mus. Peloponnesus 115, 15, PI. 29, 10, Isis
einem Tempel stehend zeigt, 3ius. Arigoni 1. Pelagia mit dem Segel unter Caracalla, Kenner
N. Gr. Impp. al. Tb. 6 flg. 94; 31i. 2, 144, a. a. 0. p. 95 Tfl. III, 9 („Aphrodite Euploia"),
336; Sest., M. Hed. P. Eur. 2, 78, 1; W^iczay Imh., M. Gr. p. 159 zu nr. 16, I.-G. p. 32.
1, 149, 3786; Sest, L. N. 8 p. 46; Musellius In Argolis prägt Argos Isis stehend unter
Tb. 142, 5; Irnhoof-Blumer and P. Gurdner, io B.a,äiia.n, l.-G. p. 42, Antoninus Pius, Vaill.,
Num. Comm. on Pausanias p. 154, 1, PI. FF, 4, N. Gr. p. 41, Mi. 2, 234, 41, vgl. S. 4, 243; 45,
während sie auf einer Münze des Septimius Leake, N. H. Eur. Gr. p. 14; Commodus, Mus.
Severus von dieser Stadt dem Asklepios gegen- Arig. 2, 17, 209, Sestini, C. N. V. M. Arig.
über steht, I.-G. a. a. 0. Cast. p. 49, Mi. S. 4, 246, 70; Septimius Se-
in Korinth gab es 2 Tempel der Isis, verus, Mus. Fontana 65, 17, Mi. S.i, 247, 45;
nämlich der nsluyici und der Aiyvntia und Maesa, Sestini a. a. 0. p. 50, Mus. Arig. 1 al.
2 des Serapis, wovon der eine den Beinamen 2, 186, 3Ii. S. 4, 254, 118; Mamaea, J. G. p. 42;
SV Kavwßov (vgl. Guigniaut , Le dieu Serapis sitzend, den Horos säugend (?) unter Hadrian,
p. 25; Jablonski, Panth Aeg. 3 p. 136; Visconti, I. G. p. 42 PI. 50, 12, C. G. C. Br. Mus. Pelop.
Musee Pie- Clementin 6 p. 111 Note 2 zu p. 109; 50 148, 151 PI. 28, 13. In Epidauros errichtet
Plew p. 33—34) führte. Paus. 2, 4, 7; Cartius, nach Paus. 2, 27, 7 Antoninus (nach Eckh. 7
PeZo2)0««esos 2 p. 532 f., p. 593, Anm. 83; Hertz- p. 33, Böttiger, Kl. Sehr. 2 p. 121, Cavedoni,
herg, Gesch. Griechenl. unt. d. Römern 2 p. 269 Spie. num. p. 105, Panofka, Asklepios und die
Anm. 40; Sauppe, Hymnus in Isim p. 8; Paulys Asklepiaden p. 286, Hertzberg 2 p. 358 f., Bur-
B.-E. 2 p. 648. Das ligov der Isis im Hafen- sian 2 p. 15, Friedländer 2^ p. 117 im Wider-
ort Kenchreai (Paifs. 2, 2, 3; Curtius 2 Tp. 6 SS) spruch gegen Sievers, Stud. z. Gesch. d. röm.
ist bekannt durch die Schilderung des Apul. Kaiser p. 182 Anm. 45 der spätere Kaiser A.
Met. 10. 11, vgl. Jablonski, Panth. Aeg. 3 Pius) der Hygieia, dem Asklepios und Apollon
p. 114, 197, und Münzen des Antoninus Pius, mit Beinamen der ägyptischen, in denen Pa-
Millingen, Bec. de quelques med. gr. ined. p. 46 60 noßa p. 286 und W. Furtwängler, B. Idee d.
nr. 2, PI. 2, 19; Imhoof- Gardner , Numismatic Todes in den Mythen u. Kunstdenkmalern d.
Commentary on Pausanias 1 p. 17, PI. D, 60. Gr. p. 148 Anm. 3 Isis, Sarapis und Horos er-
Aul den Münzen erscheint Isis stehend mit kennen, einen Naos. Hermione hatte einen
Sistrum und Situla unter Hadrian, Mus. Arig. Tempel der Isis und des Sarapis, worin man
1 col. al. 4, 39; 3Ii. S. 4, 81, 546; Cohen 2'\ Mysterien der Demeter beging, Paus. 2, 34,
237, 1536; Imh.-Gardn. 1 p. 25 nr. 31, PL F, 10, Silvestre de Sacy zu St. Croix, Bech. s. l.
119, und Isis Pelagia, ein Segel ausbreitend myst. du paganisme 2 p. 35, Curtius 2 p. 458,
unter Plotina, Vaill. Col. 1 p. 151 ed. 1695; Bursiun 2 p. 96, Sauppe p. 8, Plew p. 34,
13*
391 Isis (Kult in Lakonien etc.) Isis (Kult in Sardinien; I. geflügelt) 392
Hertzherg 2 p. 267 Anm. 33, p. 271 Anm. 44; 1495, BoutkoivsJa 1, 197, 470, Feuardent, Eg.
Methana hatte ein Hieron der Isis, Paus 2, anc. 1, 127, 443, I.-G. p. 82, 15, C. Gr. C.
34, 1, Sauppe p. 8, Curtius 2 p. 442, Hertzherg 2 Felop. 23, 14 PI. 5, 9; auf Philai brachte ein
p. 271, A. 45; ebenso Troizen, Pa(/s. 2, 32, 6, Patrenser bei der Isis sein nQoa-nvvrma dar,
Sauppe a. a. 0., Curtius 2 p. 437, Hertzherg 2 C. I. Gr. 4899, Letronne, Eech. p. s. ä l'h. de
p. 272 A. 46; desgl. in Lakonien Boiai, das VEg. p. 134 fi".
auf eine Münze der lulia Domna die stehende Gehen wir hinüber in das westliche Becken
Isis setzt {Vaill., N. Gr. p. 90, Aj^p. alt. 4, 3, des mittelländischen Meeres, so finden wir
3Ii. S. 4, 229, 51, I. G. Nuni. Comm. p 67 lange vor der hellenistischen Zeit auf Sar-
Pl. 0, 14), einen Naos des Sarapis und der Isis, lo dinien, besonders in den Nekropolen von
Paus. 3, 22, 9, Bursian 2 p. 139, Curtius 2 Tharros, Sulci und Cagliari neben echt ägyp-
p. 296, Plew p. 34, Hertzberg 2 p. 272 A. 47, tischen Denkmälern eine Unzahl nach ägyp-
Sauppe a. a. 0.; Oitylos ein Hieron des Sa- tischen Mustern gefertigter Gegenstände. Mit
rapis, Paus. 3, 25, 7, Curtius 2 p. 283, Bur- den Schardana, die unter ^Ramses IL, Mene-
sian 2 p. 152 f., Hertzberg 2 p. 2G7 A. 32, Pletv ptah I. und Ramses III. teils Ägypten bekriegten,
p. 34; desgleichen Sparta, Paus. 3, 14, 5, teils als Söldner in den Heeren des Pharao
Curtius 2 p. 234, Forbiger in Pauhjs B.-E. 6 standen, haben diese Darstellungen, auch wenn,
p. 1360, Hertzberg 2 p. 267 A. 32, P/cw p. 34, was kaum anzunehmen ist, ein Zusammenhang
von wo auch eine Marmorstatuette im Isis- des Namens dieses Volkes und der Insel Sar-
kostüm {Dressel u. MiJclihüfer, D. a Kunstw. 20 dinien bestünde, nichts zu tbun; an ägyptische
aus Sparta u. Umgebung, M. D. Ä. Inst, in Kolonieen in Sardinien ist nicht zu denken.
Aih. 1877 p. 349 nr. 99) und ein Sistrum Es stammen diese Altertümer von Phönikern
{Weidner zu Juvenal 13, 93 p. 265) verzeichnet und zwar lassen sie Heibig, Ann. d. Inst. 1876
wird, ein Hieron des Sarapis, Paus. 3, 14, 5, p. 219 ff., 235 ff. , Ed. Meyer, Gesch. d. A 1
Curtius 2 p. 234, Forbiger in Paulys R.-E. 6, p. 339, Perrot, H. de l'art. 3 p. 659 f.. Beule,
1360, Hertzherg 2 p. 267 Anm. 32, Pletv p. 34; Fouilles et Decouvertes 1 p. 215—221, 235 f.
desgl. in Messenien Messene ein Hieron von den Karthagern zur Zeit ihrer Herrschaft
des Sarapis und der Isis, Paus. 4, 32, 5, Cur- über Sardinien eingeführt sein. Ebers, Ann.
tius 2 p. 146, Bursian 2 p. 167, Hertzherg 2 d. Inst. 1883 p. 132 läfst, ohne diese Annahme
p. 267 Anm. 36, p. 272 Anm. 48, Plew p. 34, 30 zurückzuweisen, doch einen Teil schon aus
Sauppe p. 8. Ferner prägt die Isis in Mes- früherer Zeit von den Phönikern des Ostens
senien Asine unter Septimius Severus, Cat. stammen, Süiiaparelli , Not. d. scavi di ant.
Huber 39, 437; Mothone unter lulia Dorana, 1887 p. 126 läfst die echt ägyptischen Alter-
I.-G. p. 69, 4 und unter Plautilla I.-G. a. a. 0. tümer von den Phönikern des Ostens und den
und C. G. C Br. Mus. Pelop. 117, 5, PL 2:5, Karthagern während eines ziemlich langen
19; in Arkadien Thelpusa unter Septimius Zeitraums, dessen Höhepunkt er nicht lange
Severus (mit Altar zu Füfsen), Mus. Sand. N. vor dem 7. Jahrh. ansetzt, eingeführt, die
S. 2 p. 285 Tb. 24, 215, Mi. S. 4, 295, 124, ägyptisierenden Gegenstände gleichfalls von den
I.-G. p. 102; den Sarapis in Arkadien Pheneos Phönikern und Karthagern gebracht oder wahr-
unter Caracalla, Mus. Theupoli p. 969, ilf/. 40 scheinlicher in den Kolonieen derselben auf der
*S'. 4, 286, 82 und Plautilla, Mi. 3, 252, 55, Insel selbst und zwar in einer sehr ausge-
Spanliemius , De U. et Pr. N. V. 1- p. 264, dehnten bis auf die Römerzeit herabgehenden
wohl = Vaillant, N. Gr. p. 116 u. Mi. S. 4, Periode gefertigt sein. Unter den rein ägyp-
287, 86; Cavcdoni, Spie. p. HO, I.-G. p. 98 tischen Typen verzeichnet JE'5evs a. a. 0. p. 79
(beide „Hades"). den Koros, Tav. 52, 2, 3; Tav. C 4. 5, der
In Ächaia zeigt eine Münze des M. Aurel auch auf den ägyptisierenden Gemmen wieder-
von Aigeion Sarapis und Tyche neben ein- kehrt, Ebers p. 87—88 nr. 1—3 Tav. F 1, 2, 3;
ander stehend, Kenner a. a. 0. p. 59 PL 2, 8 p. 88—89 nr. 5 Tav. F, 9; p. 90 nr. 12 Tav. F,
(„Isis-Tyche" Aigai Ciliciae), I.-G. p. 88; in 15; Heibig, Ann. d. Inst. 1876 p. 218. Aufser-
Aigeira waren Statuen des Sarapis und der 50 ordentlich häufig erscheint auf diesen phöniko-
Isis aus pentelischem Marmor in Gesellschaft ägyptischen Gemmen Isis den Koros säugend,
des Asklepiosbildes im Apollontempel aufge- Ehers p. 89 nr. 6, Heibig p. 218, Coli. Fejer-
stellt. Paus. 7, 26, 3, Bursian 2 p. 339, der rary-PulszTcy p. 52, 841, Bull. areh. sardo 5
irrig von einem Tempel der L u. des S. redet, p. 185, der bald vor ihr steht {G. Cara, Mon.
Pleiv p. 34, Panoßa, AsM. p. 293; ein Hieron d'ant. di recente trovati in Tharros e Camus
der Isis stand in Boura, Paus. 7, 25, 5, Bur- p. 21 nr. 11, Cat. of cngr. gems in the Brit.
sian 2, 337, Curtius 1 p. 470, Hertzberg 2 p. 271 Mus. p. 54 nr 192 PI. C [geflügelt]; Btdl. sard.
A.nm. 43, Sauppe p. 8; zwei des Sarapis, das 7 p. 77 [gefl.]), bald auf ihrem Schofse sitzt,
eine mit dem Denkmal des Aigyptos, des Sohnes Spano, Cat. della raccolta sarda p. 12 f. nr. 2,
des Belos, in Patrai, Paus. 7, 21, 6, Curtius 1 «0 p. 14 nr. 4; Cara a. a. 0. p. 19—20 nr. 1, 2,
p. 442, 454 Anm. 20, Bursian 2 p. 328—329, p. 23 nr. 22; Cat. Brit. Mus. p. 56 nr. 219.
Hertzberg 2 p. 267 Anm. 35, Plew p. 34. Als Ferner kommt vor Isis die Flügel breitend
Antonius und Kleopatra dort im Winterquar- über den stehenden Koros, A. della Mar-
tier lagen, wurden Münzen mit dem Haupt der mora, Sopra alc. ant. sarde Tav. A 38, 39, vgl.
letzteren und dem Isiskopfputz geschlagen, 31, 33, wo sie, gleichfalls geflügelt, die Brust
Schiller, Gesch. d. r. Kaisrrzeit 1 p. 126 Anm. 5, drückt und Koros neben ihr steht; ferner Isis
Sestini, L. N. Cont. 4 p. 67 Tb 5, 5, 3Ii. 6, stehend, die Flügel über Karpokiates auf der
605, 56, San demente 1 p. 10, Cat. Greau 125, Lotosblume breitend, Crei^pi, Cat Chessa p. 9,
393 Isis (Kult in Sardinien; I. geflügelt) Isis (Kult in Melite) 394
5, ddJa Murmora A 43, vgl. 41, 45 wo zwei Le Bas bei dcUa Marmora, Voyacje de la Sur-
ganz ähnliche Gottheiten die Flügel über daigne 2 p. 585 — 586, Crespt, Eph. epigr. 4
Harpokrates auf der Lotosblume breiten, und (p. 484—494) p. 485 und Lafayc p. 57 in jener
Cüt. Biit. Miif. p. 55 nr. 210, wo die Stelle Atilia Pomptilla, deren Geschick an den Wän-
der zwei Göttinnen durch zwei Geier yertreten den der ,, Schlangengrotte" bei Calaris in
wird; sowie Mnruiora A 42, wo Isis auf einer lateinischen und griechischen Hexametern be-
Basis mit kleiner knieender und stehender schrieben ist (C. 1. L. 10, 7563—7578, Kaihel,
männlicher Figur die Flügel ausbreitet. Wei- Ep. Gr. 547) eine Isisdienerin zu sehen, kann
tere Beispiele der geflügelten Isis verzeichnet ich mich nicht entschliefsen. Ob eine zugleich
Ildbig p. 215, Spano, Bacc. sarda p. 16 nr. 18. lo mit einer mit lateinischer Aufschrift versehenen
Geflügelt und zugleich ein Lotosscepter in jeder Ceres zusammengefundene Isis von Terracotta
Hand erscheint sie bei ddla Marmora A 55, aus Sassari {Not. d. scavi di mit. 1881 p. 222)
Bull, sardo 8 p. 134, Spano, Bacc. sarda p. 19 wirklich diese Göttin darstellt, ist ohne Ab-
nr. 75, Crcspi, Gat. Cliessa -^.10 nr.^\ geflügelt bildung schwer zu sagen. Die von Spano,
und eiu Scepter haltend auch Cut. Brit. Mus. Bull, sardo 1 p. 97 — 105 als Sarapis beschrie-
p. 55 nr. 209; geflügelt, vor ihr Osiris, Cat. bene Bronzestatuette aus G estori stellt sicher
Brit. ü/ms. p. 51 nr. 164 PL C, p. 5o nr. 183, denselben nicht dar. Der vom Chronisten
Spano, Bacc. sarda p. 16 nr. 28, p. 24 nr. 40; Decastro in Blubium (Plubinm, Ploaghe) er-
mit beiden Händen das Scejiter haltend, iS^9ano, wähnte Sarapistempel (Spano, Bull, sardo 9
r.s. j). 16 nr.20; auf dem Lotos, ein Scepter hal- 20 p. 55) läfst sich nicht nachweisen,
tend, tS'pano, r.s.p. 19 nr. 70; sitzend mit Scepter, Münzen von Melite aus dem 2. oder
vor ihr ein Altar, Spano, r. s. p. 16 nr. 22, 23; 1. Jahrh. v. Chr. zeigen im Obv. ein weibliches
kuieend, in der Linken einen runden Gegenstand, Haupt mit modificiert ägyptischem Kopfputz,
/Spano, r.s.p. 20 nr. 87; knieend, in jeder Hand ein Bli. 1,342, 17 — 20, worin das der Isis erkennen
Lotosscepter, ddla Marmora A 47, Crespi, Cat. Eckhel, D. N. V. 1 p 268 (oder Inno), Spon,
Chcssa p. 10 nr. 10; stehend, neben ihr Horos Beck. cur. d'ant. p. 457 — 458, Leake, N. Hell.
und eine dritte Person, ddla Marmora A 26; Eur. Gr. p. 62 (oder Demeter, wohl, weil auf
vgl. Spano, r. s. p. 20 nr. 90 (angeblich Isis, einigen Exemplaren z. B. Mi. 18, Hunter
Osiris, Horos) ; angeblich kuhköpfig, i>(<//. sarfZo p. 195, 1 Tab. 36, 23 dem Kopf eine Ähre
7 p. 108; schlangenleibig mit ausgebreiteten 30 beigegeben ist), Payne Knight, Mus. P. K.
Flügeln, darüber Horos, darunter ein Löwe, p. 219 nr. 3, Böttiger , Ärch. Ährenlese p. 2,
Bull. arch. sardo 10 p. 91. Goldplättchen, Caronni, Mus. Hedervar. 1, 68, 1924, Head, H.
darstellend die Büste einer Göttin mit langen N. p. 743, Perrot, H. de VA. 3 p. 292 nr. 218,
Locken, ägyptischem Kopfputz und an die der in dem auf einigen Exemplaren dem Haupt
Brüste gelegten Händen, die jedenfalls als beigegebenen viel verkannten, als Kerykeion
Amulette getragen wurden, stellen nach Spano, (Bamus 1, 94, 1, 2, T. Comhe, Mus. Brit. 87, 1,
Bull, sardo 1 p. 26 -29, 4 p. 71 und Perrot, C. Comhe, Mus. Hunter 195, 4 Tab. 36, 24,
H. de VA. 3 p. 828 Fig. 582 die Isis dar. Viel- Leake a. a. 0.) oder Tropaion (Paterno, Bac-
fach, aber kaum mit Recht, werden für Isis colta Fisdicr 37, 1; Fiorelli, Coli. Santangdo,
gehalten Frauengestalten, welche einen runden 40 Jfort. gr. 87, 9869—9871, Wli. 7, Collen, Coli.
scheibenförmigen Gegenstand an die Brust Greau 79, 986) erkläiten Gegenstand, richtig,
drücken, so von Benan, C. I. Semit. 1 p, 195 wie schon L. Malier, Arch. Anz. 1866 p. 221*,
— 196 nr. 148 die Figur einer kleinen von das häufig auf Weihstelen der Tanit zu Kar-
Baaljaton geweihten Marmorädicula aus Sulci, thago erscheinende Symbol erkennt. L. Müller
von Ebers p. 100 nr. 12 Tav. E, 1 die Gestalt bezeichnet das Haupt als das der Astarte
in einer ähnlichen mit der geflügelten Sonnen- mit Isisattributen, wie auch de M^itte, Cat.
Scheibe und acht Uräen gezierten Adicula, Greppo 37, 299, de Longperier, Cab. Mugnon-
ferner von Spano Terracotten aus Tharros, cour 20, 181, Bres, Malta antica p. 240 und
Bull, sardo 1 p. 182, 6 p. 157, von Crespi eine Creuzer, Symbolik 2- p. 272 Anm. 334 Astarte
Granitstatue aus Caralis, Bull, sardo 8 p. 7 50 erkennen. Die viergeflügelte männliche Ge-
Anm. 4. Die von v. Maltzan, Reise auf der statt mit Geifsel und Scepter der Rückseite
Insel Sardinien für eine Widmung an Isis ge- wird für Osiris gehalten von Eckhel a. a. 0.,
haltene Inschrift aus Sulci C. I. Semit. 1 Baffei, Biss. da s. di suppl. alV op. dei monum.
nr. 152 p. 200—202 hat nichts mit dieser ined. di Giov. Winckelinann. Roma 1821. p. 140,
Göttin zu thun. Auch an Denkmälern des 250, Kopp, Paläogr. crit. 4 p. 233 § 770, /;'. 0.
Isisdienstes aus griechisch-römischer Zeit fehlt Müller, Hdbch. d. A. d. K.^ p. 302 § 241, 4,
es nicht. Eine griechische Gemme mit der Gerhard, Ges. Akad. Abh. 2 p. 543 Anin. 37,
den Harpokrates säugenden Isis verzeichnet Leake a. a. 0. (oder Dionysos), Ebers, Ag. u.
Ebers p. 98. Eine Weihinschrift an Isis aus die B. Moses p. 159, Bauch, Cat. Heideken
Turris Libisonis kennen wir aus C I. L. 6u 26, 630, Payne Knight a. a. 0. (abgeb. Culte
10, 7948, die Widmung eines Tempels der Isis de Priape, Bruxelles 1883, PI. 20, 2), Caronni
und des Savapis in Sulci s aus C. I. L. 10, a. a. 0. Durch eine phönikische Inschrift (C.
7514; ebendaher eine Lampe mit den Büsten /. *V. 1 p. 155 nr. 123 bis) ist der Personen-
beider Gottheiten, della Marmora Tav. B, a; name Malak- Osiris bezeugt; die oft citierte
Lampen aus Cornus mit der Büste des Sa- Bilinguis C. I. S. 1, 122 u. 122 bis, C I. G.
rapis beschreibt Cara a. a. 0. p. 57 nr. 1, 2, 5753 mit den Namen Abdosir und Osirs'amar,
die mit angeblichen Isisbüsten, nr. 3 und 4 griechisch dui'ch Jioi'vaiog und Zagaiticov
stellen aber wohl kaum diese Göttin dar. Mit wiedergegeben, beweist nichts für Osiriskult
395 Isis (Kult in Sicilien) Isis (Kult in Katane , Syrakus) 396
auf Malta, da die Träger derselben Tyrier sind. mit, bald ohne Sistrum im Feld, Mi. 1, 227,
Osirisfigürchen von Bronze sind nach de Tl'ii^e, 158, 159, S. 1, 380, 160, 161; Hunter 88, 16,
Biill.d. Inst. 1842 p. 43 öfter gefunden worden; Tab. 16, 2; 17; 18, Tab. 16, 3; 19; C. B. M.
eine eherne Harpokratesstatuette giebt Abela, Sic. 54, 87 — 90, Munter p. 154 Anm. 8, 9, Mo-
Descrizione di Malta Isola 1647 p. 191, wo- vers 2, 2 p. 329 Anm. 69, Panofka, Dionysos
nach Bres p. 125 und Munter, Ant. Abh. u. d. Thyiaden Tf. 3, 1, Stephani, Nimbus u.
p. 163; eine andere Ciantar in seiner Ausgabe Struhlenhrans p. 43 nr. 18, p. 44, Visconti, Mus.
des Abela, Tav. 3. Dafs der Sarapistempel des Pie-Clem. 4 p. 96 Note 2, Holm 45, 35. Die
Padre Amico, Lexic. topogr. Siculum s. v. 3Ie- stehende Frau mit Vogel auf dem Rs. von
Uta nur in der Phantasie des Autors existiert lo Münzen mit Apollonhaupt im Obv. (Ift. 1, 229,
zeigt :Bres p. 144-145. Über ein Goldplättchen 174—176, S. 1, 381 f., 168 — 172, Hunter 90, 33—
(Amulett) mit ägyptischen Gottheiten in phö- 37, Tab. 16, 9, 10, Torremuzza Tab. 22, 9 — 11,
nikischem Stil, gefundea 1693, s. Montfaucon, Auct. 1, Tab. 3, 4) wird nur von Head, H. N.
L'ant. expl. 2, 2 PI. 136, 5, Bres p. 122 f., p. 117 u. frageweise G. G. G. Br. Mus. Sic.
Munter p. 163 — 166, Keerl, Siziliens vorz. 51 f., 64—69 als Isis, im Gut. Northwick 1, 39,
Münzen und Steinschriften aus dem Altert. 2 387 gleichfalls frageweise als Sarapis bezeich-
p. 236 f. net. Die Wage u. Füllhorn haltende Frau im
Münzen von Gaulos mit phönikischer Auf- Rs. von Münzen mit Ammonhaupt im Obv.
schrift aus dem 2. oder 1. Jahrh. v. Chr. (Bres {Torremuzza Tab. 21, 8, 9) nennt nur Fiorelli,
p. 42—44, 49, 117, 118, 162—164, 169—172, 20 Goll. Santangelo Mon. Gr. 70, 7562—7565 Isis,
Mi. 1, 341, 8, 9; della Marmora, S. alc. ant. Head, H. N. p. 118 u. G. G. G. Br. Mus. Sic.
sarde p. 234) zeigen auf der Rückseite drei 53, 85, 86 dagegen Aequitas. Das bärtige
Gottheiten in ägj^ptischer Tracht, von denen doppelköpfige Haupt auf dem Obv. einiger
die mittlere mit Geifsel und Krummstab ver- Bronzemünzen {3Ii. 1, 227, 156, *S'. 1, 380, 159,
sehene Eclchel {D. N. V. 1 p. 268, 3 p. 418) Hunter 88, 20, Tab. 16, 4, Torremuzza Tab. 22,
und Head {H. N. p. 743) an Osiris erinnert. — 4, 5, Doroille, Sicula Tab. 4, 5) wird nur von
Munter p. 152 f., Taf. 1, 6, v. Bauch, Cat. v. Head, H. N. p. 118 u. G. G. G. Br. Mas. Sic.
Heidecken 26, 626, Fiorelli. Goll. Santangelo, 54, 91, 92" als 'laniform head of Sarapis\ sonst
Mo7i. gr. 87, 9845 — 9846, Postolakas, Gat. d. als Haupt des lanus verzeichnet, vgl. die Doppel-
Jthen. Münzslg. 1, 93, 700 nennen die Gestalt 3ü herme des Sarapis hei Benndorf u. Schöne, Ant.
geradezu Osiris, wie denn auch Ebers, Äg. u. Bildiv. d. Lateran. Mus. p. 279 nr. 405.
d. B. Mos. p. 159 die Osirismumie darin er- Syrakus bezeugt seine Isisverehrung durch
kennt. Bronzemünzen, die Head, Hist. of tlie coinage
Auf Sicilien ist ein Hauptplatz des ägyp- of Syracuse (S.-A. aus Num. Chr. 1817, Heft 1)
tischen Kultus Katane. Die ägyptischen Denk- p. 75 u. H. N. V. p. 164 in die Zeit der rö-
mäler dieser Stadt z. B. die Obelisken sind be- mischen Herrschaft setzt, während Holm, D.
schrieben von Gir. Pistorio , Lettera in cui si alte Gutania p. 11, 44 u. Weil,Bursiaus Jahres-
assegna ragione per la quäle sianvi non pochi her. 1 p. 243 den ägyptischen Kultus schon
monumenti egizi nella cittä di Gatania, Opusc. unter Agathokles oder {Holm, Gesch. Siciliens
d'ant. sicil. Vol. 15. Palermo 1774 p. 169 — 194; 40 1 p. 81) Hieron II. auf Sicilien Eingang finden
Zoega, De or. et usu ohcliscorum p. 8&~ 87, 616, lassen. Die Tj'pen sind: Haui^t des Sarapis
647; ü.üTeeW a.a.O. 2p.223 — 224; 5rfsp.ll9— mit Tänie und Kopfputz von Hörnern, Diskus
120; Munter p. 176 — 178; Bartels, Briefe üb. u. Federn, von Mi. 1, 312, 922, Postolakas 89,
Galabrien u. Sizilien 2 p. 307 — 309; Ad. Holm, 671 u. a. für das des Zeus gehalten; Rs. Isis
D. alte Gatania. Lübeck 1873 p. 28, 40; Gius. stehend mit Sistrum, die R. oben ans Scepter
Becupero, Monumenti ant. inediti della coli. gelegt, Head, Goinage 76, 6, PI. 14, 5, G. B.
Becuperiana descritti. Catana 1808. 4*. p. 40. M Sic. 227 f., JOl — 703; Haupt der Isis mit
rgl. Hohn in Bursians Jahresber. 1,\873 -p. 71. — langem Haar, Ähren u. ägyptischem Kopfputz,
Holm, Gat. p. 11 u. 44 leitet die Einführung Rs. Isishauptschmuck, 3Ii. 1, 315, 951, 952,
des ägyptischen Kultus von der Heirat des 5o Goll. Santangelo, Mon. Gr. 83, 9074 — 76, Head,
Agathokles und einer Stieftochter des Ptole- Coin. 76, 7, PI. 14, 7, G. G. G. Sic. 228, 704,
maios I. her. Ein beredtes Zeugnis für die Ver- 705. Ein Götterbild mit Fackel auf einem
ehrung der Götter des Nillandes legen die Triumphal -Viergespann wird nur von Head,
Münzen ab, Head, H. N. p. 117, 118. Es er- Goin. 76, 1, PI. 14, 1 und H. N. p. 164 frage-
scheioen darauf folgende Darstellungen: Obv. weise als Isis bezeichnet. Eine Figur im ägyp-
Häupter des Sarapis und der Isis, Rs. zwei tischen Stil mit Kranz und Zweig (oder nach
Ähren, Michaelis, Journ. ofhell.stud. 6 p. 291 f, Mi. 1, 311, 912 u. Patcrnn, Bacc. Fischer p.
Anm. 1, Gat. Brit. Mus. Sicily p. 51 nr. 59, 60, 33, 39 Scepter) wird von Fiorelli als Isis, im
3Ius. Hunter 90, 38, 39, Tab. 16, 11, Mi. 1, C. G^. C. Äc. 229, 719— 721 frageweise als Osiris,
227/8, 164, 165, üoZm a.a.O. p. 46, 44 oderApol- co von Payne Knight p. 260 nr. 82 als sigillum
Ion, Mi. 1, 227, 162, 163, Suppl. 1, 380, 162, cuiiisdam cornua Isiaca super enput ferentis
Hunter 89, 26, Tab. 16, 6, G. B. Mus. Sic. 51. aufgeführt. Einen scoparius Isidis lehrt kennen
62, 63, 3Iovers 2, 2 p. 329, Holm 46, 43; Obv. G. I. L. 10, 7129; einen Sarapistempel Gic. in
Haupt des Sarapis, mit Lorbeer, Strahlen und Verr. 2, 56, 160; nach Lupus, D. Stadt Syra-
Kopfputz bestehend aus Diskus, Hörnern und kus im Altertum. Strafsb. 1887 p. 248 ist die
Federn, Rs. Isis stehend, verschleiert mit dem Lage desselben unbekannt, Schubring, Btdl. d.
gewöhnlichen Kopfputz und Ähren, in der R. Inst. 1864 p. 205 u. Bh. Mus. N. F. 20. 1865
langes Scepter, neben ihr Harpokrates, bald p. 42 sucht ihn in der Gegend der Agora;
397 Isis (Kult in Tauromenion etc.) Isis (Kult in Süditalien, Campanien) 398
über eine äg. Granitstatue vgl. Hohn, D. a. wo auch Terracottafiguren der Göttin gefunden
Cat. p. 11, Schubrimj, Philol. 23, 1865 p. 366. sein sollen, Nut. d. sc. 1884 p. 283ff'.; Lecce
Nur von Head, C. G. C Sic. 93, 61, //. N. V. (C. I. L. 9, 17), eine Inschrift, die nach Lan-
p. 131 wird eine verschleierte Göttin mit dem cianis Vermutung Bull. d. Inst. 1868 p. 237
Modius aui dem Haupt, zwei Mohnköpfen aus einem megarum der Isis stammt; Brun-
in der ß. u. langer Fackel in der L. auf einer disium (C. /. L. 9, 6099), wo ein sacerdos Mu-
Münze von Leontinoi frageweise für Isis tris Magnae et Suriae deae et sacrorum Isidis
(oder Demeter) erklärt. Das von Za/'a?/e 319, vorkommt; Labellum, C /. i. V, 649; Aecla-
187 als Münze von Panormos verzeichnete num, C. I. L. 9, 1153. Das ipvxQov vScoq
Stück mit IsisLaupt Mi. S. 1, 416, 389 gehört lo eines Goldplättchens aus einem Grab vonHip-
zu den von L. Müller, Num. de l'anc. Afrique ponium ergänzt L'aoid-BocJiette, Mem. del'Ac.
3 p. 176ff. unter die unbestimmten Maureta- d. I. et B. L. 13, 1838 p. 576f. zu b"OaiQig
niens gerechneten. Auf nach Head zur Zeit Soi'r] aoi x. xp. v. Frageweise und jedenfalls mit
der Römerherrschaft geprägten Bronzemünzen Unrecht wird im G. G. C. Br. Mus. Italy p. 303
von Menainon^ erkennen in einem bärtigen, nr. 1, 2 das Haupt der Isis auf einer Münze
von den meisten (z. B. von Mi. 1, 251, 359, von Copia verzeichnet. Eine Thonform mit
360, S. 1, 399, 267) für das Haupt des Zeus Sarapisbüste aus Tarent wird aufgeführt
gehaltenen Kopfe T. Comhe, Mus. Brit. 68, 1 Coli. H. Hoffmann. Paris 1886. p. 33 sub nr.
den des Osiris, Leake , N. H. Eur. Gr. p. 62, 95 — 99; eine Lampe mit Sarapisbüste aus Sa-
Fostolakas 71, 585, Head, C. G. C. Sic. 98, 8, 9, 20 1er num, Not. d. sc. 1884 p. 113; eine Silber-
IT. N. V. p. 132 den des Sarapis. Statuette des Harpokrates aus Süditalien
In Tauromenion ist bei der Kirche S. Bull. d. Inst. 1868 p. 86; Knochenreliefs aus
Pancrazio eine Widmung an Isis und Sarapis den Abbruzzen, das eine mit Demeter-Isis u.
(C I. L. 10, 6989) zusammen mit der Marmor- Pluton-Saiapis (ohne Modius) u. Uräusschlange
statue einer jetzt im Museum von Palermo auf Altar, das andere mit Harpokrates: i/e?&/^,
befindlichen Isispriesterin gefunden worden, ■ Bull. d. Inst. 1870 p. 67, Milcldiöfer-Dressel,
Schöne, Bull. d. Inst. 1867 p. 173, Arch. Zeit. Mitt. d. B. A. Inst. Ath. 1877 p. 470. In wie
1868 p. 131, Salinas, Brere guida del Mus.naz. weit die Behauptung des Giacomo Antonio del
di Palermo 1. Pal. 1875 p. 15 und I)el real Monaco in einem Briefe über die Geschichte
museo di Palermo p. 39, Lafaye p. 287 f. nr. 87, 30 von Saponara (gedruckt zu Neapel 1713, p. 15
PI. 4; ein schon früher entdecktes griechisches Marangoni , Delle cose gcntilesche e profarie
Epigramm berichtet von der Widmung eines trasportate ad uso ed ad ornamento delle cliiese
Hestia-Altars im Sarapistempel, Schubring, p. 281), dafs in Grumentum ein Sarapistempel
Juhrbb. f. kl. Phil. Suppl. 4: P.&12 nr. 10, EitscJd, gestanden habe, an dessen Platz die 'Chiesa
Eh. Mus. 21 p. 140, Kaibel, Ep. Gr. praef. p. 18, Colleggiata' getreten sei, begründet ist, ver-
824 a, De Spuches, D'una greca inscr. trov. in mag ich nicht zu entscheiden.
Taormina e d'un tempio di Giove Sarapide In Campanien war einHauptort des ägyp-
lettere illustrative: Pal. 1863. Dafs aber das tischen Kultus Puteoli, der Haupthafen für
Not. d. sc. 1889 p. 370 f. mitgeteilte Fragment den Verkehr mit Agypteji und dem Orient
eine Weihinschrift an Isis enthalte, ist mir 40 {Licmbroso , Bech. s. Vecon. polit. des Lagides
nicht recht glaublich. Was sonst von Isis- -p. 126, 157, 3Iommsen, E.G. 2* -p. iOl). Schon
Statuetten in Sicilien verzeichnet wird, ver- in einer lex vom Jahre 649 a. u. c. wird hier
dient diesen Namen kaum; so wird die 'Iside' ein Sarapistempel erwähnt, C. I. L. 10, 1781,
aus Solunt hei Serradifalco, Cenni sugli avansi I. 5. 6; Bauten am Sarapistempel C. I. L. 10,
d'ant. Solunto. Pal. 1831. Tav. 6, Ant. di Sicilia 1594; eine Widmung an den Gott C. I. L. 10,
5, Tav. 41 p. 66 von K. 0. Müller, Hdb. d. 1593; aber das noch jetzt hin u. wieder für
A. d. K^. p. 302, § 241, 4 für ein karthagisches ein Sarapeum gehaltene Gebäude hat mit dem
\diO\,''von Gerhard, Ges. ak. Abh. 2 p.a. Knn^.^b Kultus dieses Gottes nichts zu thun, s. M.
für eine Bona Dea italischer Kulte gehalten, Beitr. 1 p. 34 Anm. 1 zu p. 33.
vgl. über sie Salinas, Del real mus. di Pal. üO In Puteoli ist gefunden eine Sarapisstatuette
p. 38; und die geflügelte Isis aus Akragas zu Neapel, Lafaye 273f., 31, Winckelmann,
hei Fr. Avolio, Delle ant. fatture di argilla che Stl. Werke ed. Eiselein 4 p. 127, 10 p. 543,
.st ritrovano in Sicilia. Pal. 1829, p. 151, Holm, Monaco, Guide gen. du mus. nat. de Naples"^
Gesch. Sic. 1 p. 446 verdient diesen Namen p. 41 nr. 975; eine Büste des Gottes, Matz u.
ebensowenig wie ein bei Kekule, D. Terra- v. Duhn, Ant. Bildiv. in Eom 1 p. 10 nr. 39;
cotten V. Sicil. p. 66 Taf. 21, 2 im Register eine Lampe mit Heliosarapis , s. oben s.v.;
p. 86 frageweise als Isis bezeichneter Frauen- eine Lampe mit zahlreichen Figuren, darunter
köpf aus Kentoripa und eine sitzende Frau Harpokrates. Aus Neapel wird verzeichnet
mit Kind im Cat. du Mus. Fol. Ant. 1 p. 97 die Widmung einer Apollo-Horus-Harpokrates-
nr. 437. Eine Iside Triforme (Hekate?) von 60 Statue an Isis, C. I. Gr. 5793, Cavedoni, Bull.
Polizzi behandelt A. Gagliardo, Protesta dei d. Inst. 1852 p. 76 f.; Beloch, Campanien p. 53f.
cittadini di Polizzi Generosa scritta Tanno nr. 40, der indessen die Herkunft der Inschrift
1775, dopo la pcrduta dell'ant. statua di Iside aus Puteoli nicht für ausgeschlossen hält; eine
Triforme. Palermo 1880. 4". Statue der Isis aus schwarzem Marmor in
In Süditalien können wir Isiskultus in- Wien, Lafaye 278, 51, ArnetJi, Beschr. d. zum
schriftlich nachweisen in Regium Lepidum k. k. M. u. A.-C. geh. Statuen p. 19 nr. 158,
(C /. L. 10, 1, Logoteta, II tempio di Iside e Friederichs, Berlins A. Bildiv. 1 p. 497 nr. 798,
Serapide di Eeggio illustruto. Napoli 1794, 8"), Kenner u. v. Sacken p. 39 nr. 157; aus Capua
399 Isis (Kult in Pompeji etc.) Isis (Gesch. d. Kults in Rom) 400
die Widmung einer Isisstatue an die Göttin, p. 109 — 111; IleJbig p. 220 nr. 1106, Baux 1,
welche eine in Allem ist, C. I. L. 10, 3800; 1. Ser. d. Mal. Taf. 48 p. 37, E. Mus Borb.
aus dem Agev Falernus eine Weihinschrift 9. Roma 1845. PI. 80 p. 503—504; Ara-
an Isis, C. I. L. 10, 4717; in Acerrae gab es be^ke: Harpokrates auf Blume, Boux 4. Bd.
einen sacerdos publicus cleae Isidis et Sera- Abt. 1. Ser. 4 d. Mal. PI. 31 p. 30-32; Ch.
pidis, C. I. L. 10, 3759. Ein Halsband aus Lenormant, Chefs -d'oeuvre de l'ait ant. 3 PL
Cumae mit Harpokratesfigürchen, Mon. d. ant. 118 p. 79; B. Mus. Borb. 6. Roma 1842. Tab.
c belle arti Kap. 1820 p. 25 tav. 3 ist nach 59 p. 379—382; für Stabiae: Beibig p. 218
Abelcen, Mittelitul. vor d. Zeiten d. röiii. Herr- nr. 1098 = Laf. 330, 227; Heibig p. 220 nr.
schuft p 343 Anm. von römischer Arbeit. lo 1101 = Laf. 331, 228. — Die Litteratur über
Zahlreiche Reste des ägyptischen Kultus die Marmorstatue der Isis aus dem Isistempel
finden sich in Pompeji, Herculaneum und s. M. Beitr. 1 p. 23 Anm. 1 zu p. 22; eine
Stabiae. Pompeji hatte seinen Isistempel, Isis von Bi'onze Giorn. d. scaoi di Pomp. nr. 25
dessen Gründung Nissen, Pompej. Slud. p. 671 p. 172; die Isis Fortuna- Darstellungen oben 1
in die Periode der Blüte der oskischen Kultur Sp. 1530ff., 1551 ff.; Anubis l.Sp. 2307.
200 — 80 V. Chr. setzt; nach der Zerstörung der Eine Bronzebüste des Sarapis, angeblich
Stadt durch das Erdbeben 63 n. Chr. war dies aus Herculaneum, bezeichnet Wieseler, D.
der einzige Tempel, der bis zur völligen Ver- Slgn.d.arcli..-nuin. Inst. d.Georg-Augusta-Univ.
schüttung 79 n. Chr. wiederhergestellt worden Gott. 1859 p. 33 Anm. 51 als nichi anverdäch-
war, Nissen p. 170tf. p]s handeln über ihn 20 tig und Hubo, OrigitialiverJce hat sie uicht auf-
Lafaye{p.n9 — 199, mit Grundrifs nach JV^tcco- genommen; eine testina ad erma di Scrapide
Uni, Tcmpio d' Iside) Fiorelli, Descr. di Pompei. aus Pompeji ist verzeichnet Not. d. sc. 1882
Napoli 1875 p. 358 — 362, Pomp. ant. liist. 1,1 p. 139; Harpokratesstatuetten aus Pompeji,
p. 164 — 194, B. Mus. Borb. Descr. di Pomp. in Silber: Fiorelli, Ant. Pomp. hist. \, 2, Add.
racc. da Erasmo Pistolesi. Vol. 2. Roma 1840. 1 p. 94; Giorn. d. sc. di Pomp. nr. 25 p. 172,
p. 322— 336, Breton, Pompeia p. 41— 46 (3<^. ed. 1875, 16 Aprile; in Bronze Fiorelli a. a. 0. vol.
p. 46ff.), NissenTi.di.O. p. 170-175, 344-355, 1 p. 233, 1769, 15 Luglio; Fiorelli, Descr. di
Masois-ij-au, Les ruincs de Pompei. Paris 1818. Pomp. 203 = Gli sc. di Pomp, dal 1861 dl 1S72
2*. 4p.24ff., P1.7— ll,O6-«-&ec7c,Pow^j.3p.l00ff., p. 41; Fiorelli, Gli sc. di Pomp. p. 161, 1867,
Beichel, De Isidis apud Born, cultu p. 42—45, 30 17 Sett. ; Not. d. sc. di ant. 1880 p. 231 f.,
Hamilton, Archaeologia Brit. 4 PI. 11, 18, D. 1 Giugno; Muse'e de Bavestein, Cot. descr. 1
Migliacci, Biflessioni sopra il tempio d' Iside p. 369 f. nr. 485; Gebluird, Braunfchiceig. Ant.
in Pompei. Nap. 1765. 4"; C. Justi, Winckel- 1 p. 28 nr. 204; Friederichs,-Berlins Ant. Bildto.
mann 2, 2 p. 399 — 401, Georgii in Pouly^ B.-E. 2 j). 288 nr. 1339 e; aus Herculaneum in Bronze
4 p. 299, Böttiger, Kl. Sehr. 3 p. 248—250 Boux u. Barre 5 Taf 97 nr. 2, 3, p. 104f ;
u.a.m.; die Inschriften s. C. I. L. 10, 846 ff". Taf. 103 nr. 2, 3, p. 107-108, Laf. p. 283 nr.
Die Wandgemälde aus den drei Städten mit 69, 70; eine Harpokratesbüste auf einem Ca-
Scenen des ägyptischen Kultus sind, für Pom- meo aus Pompeji Fiorelli, Gli sc. di Pomp.
peji: Isistempel, P£)rticus, Heibig, D. Wand- p. 155; Sistra aus Silber und Bronze D. Mo-
gem. d. v. Ves. verscli. Städte Cnmpaniens p. 1 — 40 naco, Guide gen. du Mus. nat. de Naples. 4® ed.
2, p. 480, p. 218 nr. 1096, 1097, p. 219 nr. 1099, p. 199 nr. 25722, p. 183 nr. 76945; Fiorelli, Gli
p. 220 nr. 1103, Ostwand des Porticus, p. 3 sc. d. P. p. 169; Giorn. d. sc. di Pomp. N. S.
nr. 1, p. 481, Raum an der S.-W.-Ecke p. 3— Vol. 3 nr. 22, 1874 p. 55; Not. d. sc. di ant.
5 nr. 2—5, Raum an der N.-W.-Ecke p. 40 1880 p. 103, E. Hübner, D. ant. Bildw. in
nr. 138, p. 394 nr. 1571; Hauptseite, Wieseler, Madrid p. 190; eine Bronzehand mit Sistrum
Gott. Nachr. 1871 p. 574 nr. 20; Casa delle aus Herculaneum J. Becher, Drei röm. Votiv-
Amazoni p. 27 nr. 80 = Lafaye p. 327, 217; liände p. 7 nr. 3, Piroli et Piranesi 4 PI. 5,
Casa del duca d'Aumale p. 40f. nr. 139 = Xa/'. Boux u. Barre 6, 3. Ser. d. Br. Taf. 97 p. 102
327, 218; Haus der Eumachia p. 218 nr. 1094c —103, Chefs-d'oeuvre de l'art ant. 1. ser. Tom.
= Laf. 327, 219; Strada d'Olconio nr. 12 p. m 1 PL 18/19 p. 20—21; B. Mus. Borb. 9 Tav.*
218 nr. 1095 = Laf. 328, 220 = Fiorelli, Gli 31, 32 p. 294—343.
scavd di Pomp, dal 1861 al 1873 p. 131 nr. 294; Die Litteratur über die Geschicke des Isis-
Haus neben der Casa di Lucrezio nr. 78 = Laf. kultus in Rom s. in 31. Beitr. 1 p. 5 Anm. 4;
326, 215; Haus der lulia Felix p. 26f nr. 79 es kommt noch hinzu Gilbert, Gesch. u. Topogr.
= Laf. 326, 216 = Breton a. a. 0. p. 291 und d. Stadt Born im Altert. 3. Abt. p. 109 u. 112
Gell., Pomp. 2 p. 207; ferner A. Sogliano, I.e und Ersilia Caetuni Lovatelli, II culto d' Iside
pitture mur. Camp. p. 80 nr. 487 — 490; für in Borna, N. Antologia ser. 3 vol. 28 p. 37 — 51.
Herculaneum: Heibig p. 27 nr. 81 = Laf. Von einigen wird, indem sie die Angabe
330, 224; Heibig p. 217 u. 458 nr 1094 = L. des Vol. Max. 2, 3, 4 von der Zerstörung der
330, 225 = Hou.v u. Barre, Herc. u. Pomp, m Isis- und Sarapisheiligtümer durch den Konsul
2. Bd. 2. Ser. d. Mal. Taf. 137 p. 170—171 = L. Aemilius Paullus auf den Konsul der Jahre
Piroli et Piranesi, Ant. d'Herc. 1, PL 44; 219 und 216 {Fabriciiis zu Dio Cass. 40, 47,
Hemig p. 218 nr. 1094b, Boux u. B. 1. Bd. Not. 188, Burigny, Hist. de l'Ac. d. I. tt B.-L.
1. Ser. d. Mal. Taf. 48 p. 34— 37; Heibig ix 220 32 p. 116, Matthiae s. v. Isis in Ersch u.
nr. 1104, L. 330, 226; Heibig p. 221 u. 458 Grubers Enc. p. 432, Guigniaut, Le dieu Se-
rn:. 1111, L. 329, 223, Boux u. B. 2. Bd. rapis p. 26 Note 1, Letronne, Ann. d. Inst.
2. Ser. d. Mal. Taf 68 p. 106—109; Heibig 1845 p. 337, Mem. de VInst. 19, 1851 p. 106,
p. 222 nr. 1112, L. 328, 222, Boux Taf 69 Labus Mus. dclla r. acc. di Mantova 2 p. 121,
401 Isis (Gesch. d. Kults in Rom) Isis (Gesch. d. Kults in Rom) 402
ScMvencJc, D.M. d. Ä. p. 274, Weber in s. Ja- 3 p. 77 Anm. 7 des Iseum Campense, anord-
venal-Vbersetzung p. 421, Gauthicr, Bcch. Iiist. neten. Erwähnen will ich aber, daPs Cavedoni,
s. Vexercice de la med. dans les temples p. 123, Bull. d. Inst. 1853 p. 140 als Zeichen des
Füon,^ Mem. de l'Ac. des scicnc. mor. et poJ. Isiskultus in Rom in der ersten Hälfte des 1.
Sm\ FAr. 1 p. 781, Drumann, Gesch. Borns vorchristlichen Jahrh. ein mit den Attributen
2 p. G7, cfr. 1 p. 380 Anm. 89, Fh. A. Visconti verschiedener Gottheiten, darunter dem Lotos,
et T. Guattani, Mon. du Mtis. CliiaravionH geschmücktes Haupt auf Münzen des curu-
p. 38 Note 3, Benan, Apotres p. 146, Krahner, lischen Ädilen vom Jahre 69 M. Plaetorius
Varronis Curio de cultu deorum p. 16) oder M. F. Cestianus (Biccio, Le monete d. ant.
182 und 168 {Becker, Hdb. d. r. A. 4 p. 85, lo famiglie di Borna. '2,^^ ediz. p. 170 nr. 5 Tav. 36
Kissen, Pump. St. p. 174, Marquardt, B. St.- nr. 4, Cohen, M. de la rep. rom. Plaetoria 11
V. 3 p. 76 Anm. 5, TJt. Keim, Born und das PI. 32, 9, Mommsen, H. de la mann. rom. 2
Christentum p. 95 Anm. 2) beziehen, die Ein- p. 481 f.) anführt; doch Lafaye p. 240 f. hält
führung des ägyptischen Kultus in Rom schon es für unmöglich, dafs zu dieser Zeit ein Be-
in das 3. oder 2. vorchristliche Jahrhundert amter Münzen mit dem Bild der Isis schlagen
gesetzt. Da aber jedenfalls mit Chifletius, liefs, und kann höchstens, wenn das Haupt ja
Abraxas p. 136, Gibbon, Gesch. d. Sink. d. r. Isis vorstellen sollte, darin eine Anspielung
Weltr. {Sp)orschil) 1* p. 43 Anm. 1, Georgii in etwa auf eine diplomatische Sendung des Plae-
P. B.-E. 4 p. 289 f., Saupi^e, Hymn. in Isim torius nach Ägypten erblicken; und Bubeion,
p. 9 Anm., Beichel p. 27, Preller, B. 31.'- 20 3Ionn. cons. 2" p. 310 S. Plaetoria nv i erkenüt
p. 727 Anm. 4, Mommsen, B. Gesch. 3* p. 556, in dem Haupt die sabinische Göttin Vacuna.
Lanciäni, Bidl. d. Inst. 1868 p. 231 f., Lafaye Die Verehrung eines Plaetorius Rhodo für Isis
p. 42 — 43, 45, }]'issoiL-a zu Marquardt, B. St.- kennen wir aus C. I. L. 6, 347. Als Beizeichen
V. 3^ p. 77 Anm. 4, 0. Gilbert p. HO Anm. 1 erscheint der Isiskopfputz hinter dem Apollo-
(vgl. auch Cuper, Harp. p. 150, Zoega, N. Aeg. haupt auf Denaren des L. Calpurnius Piso Frugi,
Imp. 253, Droysen, Gesch. d. Hell. 3^, 1 p. 49 Triumvir monetalis um 89 v. Chr. {Bev. nuni.
Aum. 3) die Notiz vom Konsul des J. 50 v. Chr. 1851 PI. 15, 4 bis, Fabretti, Bacc. num. del r.
zu verstehen ist, so kann die betreffende Stelle mus. di ant. di Torino. Mon. Consol. p. 77
nicht als Zeugnis für das frühe Bestehen des nr. 1268; p. 88 m. 1512; Babelon, Mann. Cons.
Isisdienstes in Rom verwertet werden. Auch 30 1 p. 294 nr. 230) und hinter einem jugend-
auf die angeblich bereits von Enniiis erwähnten liehen Haupt mit Dreizack an der Schulter
Isiaci coniectorcs bei Gic. de div. 1, 58 darf (Apollo Vejovis nach Babelon) auf Denaren
man sich nicht, wie dies noch Wachsmuih, des L. lulius Bursio (nach Lenormant, La
3Iagic. qiiuestion. Spec. 1 p. 8, Friedländer, mann, dans l'ant. 3 p. 152 84, nach Babelon
Sittengesch. 3 p. 447 und Bouche-Leclercq, Hist. 88 v. Chr. Münzmeister), Babelon 2 p. 7 nr. 129;
de la divination dans l'ant. 1 p. 69 thun, be- Fabretti p. 150, 2765—2767, vgl. 152, 2815,
rufen, sondern mufs auf die Autorität Bothes, wo an Stelle des fiore di loto ein Sistrum tritt,
0. BibbecJis und Vahlens hin mit Boissier, La welches nach Fabretti 227, 4354 und Babelon
rel. rom. d' Auguste aux Antonius 1 p. 392 u. 2 p. 403 nr. 140 auch auf dem Rs. eines De-
Lafaye p. 40 Note 3, p. 42 diese Worte dem 40 nars des L. Roscius Fabius, Münzmeisters um
Cicero zuschreiben. Man wird, gestützt auf 64 v. Chr., und zwar verbunden mit dem Kopf-
die Angabe des Apid. met. 11, 30, dafs zur j^utz des Osiris vorkommt, sowie denn auch
Zeit Sullas ein Collegium der Pastophoren zu der Isiskopfputz hier, nr. 123 auftritt. Auch
Rom entstand, mit St. Croix, Becli. s. les myst. auf Denaren des L. Papius, Münzmeisters um
da pagnnisme 2^ p. 170, Heinrich zu Juvenal 79 v. Chr., erscheint als Beizeichen der Isis-
6, 489 vol. 2 p. 266, J. BurcJchardt, Die Zeit Eon- und Osiriskopfputz (fiore di loto): Fabretti 202,
stantins des Gr. p. 201, Hoech, Böni. Gesch. 1,2 3820, Babelon 2 p. 281 nr. 65, und nicht min-
p. 372, V. Besnard in seiner Arnobius-Über- der das Sistrum: Babelon 2 p. 281 nr. 36,
setzunyp. 4:20, Heibig, Unters, üb. d. camp. Wand- Morelli 1 Papia Tab. 2, 13, Biccio p. 162
maierei p. 138, Lafaye p. 44 annehmen dürfen, 50 nr. 89, Borghesi, Oeuvres compl. 1 p. 226 nr. 56;
dafs zur Zeit Sullas der Isisdienst in Rom sich Fabretti 203, 3844; Caronni-Wiczay 2 p. 38
einbürgerte, wenn man auch nicht, 'wie Beichel nr. 863. Ein C. lulius Papius, Legionspräfekt,
und Gerhard, Gr. M. 2 p. 320 § 999 thun, zu verehrt im Jahre 25 v. Chr. die Isis auf Philä,
vermuten braucht, die Soldaten des Diktators C. I. G. 4931 , 4932. Viel Anklang fand der
hätten ihn aus Griechenland (Tithorea) einge- ägyptische Gottesdienst bei der römischen
führt. Ich will hier die wechselnden Geschicke Damenwelt, Lafaye p. 48—49, Catull 10, 26.
des Kultus in der letzten^ Zeit der Republik Dagegen die Bewunderer der guten alten Zeit,
nicht näher schildern. Überall kann man wie besonders Vano, verhöhnten ihn, Mar-
finden, wie 58 v. Chr. die Altäre des fremden quardt, B.St.-V. 3 p. 77 Anm. 4, Böper, Piniol.
Gottesdienstes auf dem Kapitol, 53 Privat- eo 17 p. 86, Ö7i 7er zu Farros 5'aiM-enp. 82 f. Anm. 27,
kapeilen auf Senatsbeschlufs zerstört, 50 u. 48 0. Bibbeck, Bh. 3Iiis. N. F. 14, 1859 p. 105,
ähnliche Mafsregeln ergrifl'en wurden, wie trotz- HO f., VcdiJen, In M. Terr. Varr. sat. Menipp.
dem aber schon 43 die Erscheinung eines Isiacus rel. Coniecianea. Lipsiae 1858, vgl. Mercklin,
so wenig auffällig war, dafs sich ein Ädil in Philol. 13 p. 720, Biicheler, Bh. Mus. N. F.
dieser Verkleidung aus Rom retten konnte; 20, 1865 p. 427 — 430 und 14, 1859 p. 430.
wie endlich die Triumvirn selbst den Bau Noch einmal liefs der römische Nationalstolz
eines Tempels, nach Preller, B. M. 2^ p. 379, die Abneigung gegen die fremden Eindring-
Gilbert p. 109 Anm. 2, 3Iarquardt, B. St.-V. linge aufflammen, als im Kampfe zwischen
403 Isis (Gesch. d. Kults in Rom) Isis (Gesell, d. Kults in Rom) 404
Oetavian und Antonius es zur Entscheidung Comm. de numo Iladriani plumhco p. 135 und
kommen sollte, ob Rom oder Alexandria der Baumgarten-Crusius in seiner Sueton- Ausgabe
Welt gebieten würde. Die römischen Dichter 2 p. 327 irrig behaupten; vgl. noch über die
fafsten den Kampf als ein Ringen der ita- Verehrung Domitians für Isis Migliarini, Ann.
lischen mit den ägyptischen Gottheiten, B. d. Inst. 1842 p. 181 nach Ungardli, Interpr.
Bauer, VierteJjahrsschr. für Volksivirtsch. icnd obelisc. urhis; und für die seiner Zeitgenossen
KuUurgesch. 43 p. 133 f., Lafaye p. 49 ff. Wie Merivale 4 p. 264 u. Anm. 44, Lafaye p. 61,
schon Caesar die Collegia der Isisdiener in Friedländer 3 p. 446. Unter Hadrian, der
Rom nicht aufkommen liefs {Suet. lul. Caes. seinen schönen Liebling Antinous unter dem
c. 42), so duldete auch Augustus, sorgfältig lo Bilde ägyptischer Gottheiten darstellen liefs,
auf die Herstellung des alten Kultus bedacht (Dietrichson, Antinoos passim) und seine Villa in
{Merivale, Gesch. d. JR. unt. d. Kaisert. 2 p. 368) Tibur mit ägyptischen Denkmälern anfüllte,
innerhalb des Pomeriums den Isisdienst nicht erscheinen zum erstenmal die Gottheiten des
{Drumann 1 p. 380 Anm. 89, Lafaye p. 51), Nillandes auf den Münzen eines römischen
mochte er immerhin den Alexandrinern nach Kaisers. Seine und seiner Gemahlin Sabina
Einnahme der Stadt aus Achtung vor Sarapis (die auf alexandrinischen Münzen den Isiskopf-
verzeihen (LMwi?^roso, Ui-tZL (^. Jnsl 1880 p. 176 f., putz führt, Feuardent, Fg. anc. 2, 100, 1529,
Jung, D. roman. Landsch. d. r. Beiches p. XIII Mi. 6, 203, 351 ; vgl. St. Quintino, Descr. delle
Anm. 1), ja in Rom selbst den Privatleuten die med. imp. aless. ined. del r. mus. egiz. di Torino
Unterhaltung der von ihren Vorfahren gestif- 20 p. 19 nr. 89 = 3Ii. S. 9, 67, 242 und 3Ii. 6,
teten Heiligtümer der ägyptischen Gottheiten 204, 1357) Ankunft in Alexandria verewigen
anbefehlen {Cass. Dio 62, 2). Agrippa ferner Münzen mit den den Kaiser und die Kaiserin
verbot 21 v. Chr. die Errichtung von Kapellen bewillkommenden Gottheiten Sarapis und Isis,
in den Vorstädten innerhalb eines Umkreises Cohen ^^, 108, 18, 19, Feuardent 2, 338, 2623
von 7 Vg Stadien, Bio 54, 6, W. A. Schmidt., PI. 35 bis, Hohler, Becords of roman hist. and
Gesell, d. Denk- u. Glaubensfreiheit im 1. Jahrh. coinage 1 p. 374 nr. 774; mittlere Bronzen
p. 159, Marquardt 3 p. 77 f., Madvig, Verf. u. zeigen Isis auf dem Siriushund, FcJch., D. N.
Veno. d. r. St. 2 p. 729, Lafaye p. 52 f. Streng F. 6 p. 512; 8 p. 138, Cohen 2^ 219, 1369,
ging Tiberius (19 u. Chr.) mit Zerstörung der vgl. auch den von Cohen 2^, 231, 1496 frag-
Tempel, Hinrichtung der Priester und Verbau- 30 weise als Isis bezeichneten Typus. Ob mit
nung der Eingeweihten gegen unsittliche Aus- Recht Garrucci, I piomhi ant. raccolti dalV
wüchse des Kultus vor, s. oben s. v. Herma- Altieri p. 93 Hadrian in der mit einer Uräus-
nubis, Lafaye p. 53 ff., Merivale 3 p. 195, 586. schlänge gekrönten Büste einer Tessera er-
Für die Verhältnisse unter Gaius, Claudius u. kennt, ist zweifelhaft; ebenso fraglich scheint
Nero vgl. Lafaye p. 58 — 59; Otho beging mir Carlo Ludovico Viscontis Vermutung, auf
öffentlich Opfer im Linnengewand, Suet. Otho einem Krater von schwarzem Granit mit Figuren
c. 12. Vespasian, dem Sarapis seine Erhebung des ägyptischen Kultus aus der Vigna Bonelli
zum Kaiser angedeutet hatte und der durch {Ann. d. Inst. 1860 p. 437 — 439 Tav. d'agg. R)
von diesem Gott anbefohlene Heilungen zu sei die Einweihung des Kaisers in die ägyp-
eineni übernatürlichen Ansehen gelangt war 40 tischen Mysterien dargestellt. Auf Münzen der
{Tac. H. 4, 81, 82, Suet. Vesp. c. 7), hatte allen älteren Faustina sehen wir Isis Sothis, Cohen
Grund, dankbar zu sein, C. A. Heumann, De 2^, 434, 273, Eckh. 7 p. 41; 8 p. 139; schwer-
miraculis Vespnsiani. Jenae 1704. 4", Fckhel, lieh aber die Häupter der Isis und des Sara-
D. N. V. 4 p. 32, Zoega, N. Aeg. Imp. p. 42 pis auf der Münze bei Cohen 2^ 441, 311;
Note zu Vesp. 5, Guigniaut ]). 27, Friedlänäer über eine grundlos als Faustina sen. gedeutete
3 p. 428, Merivale 4 p. 106, Lafaye p. 60—61, Frauenbüste im Isiskostüm s. Lafaye 287, 85.
B. Bauer a. a. 0. p. 137 — 141. — Julian, Caes. Von Marc Aurel berichtet lul. Capit. M. Ant.
p. 310 f. ed. Spanh. läfst geradezu den Zeus Fhilos. c, 23: sacra Serapidis a vulgaritate
dem Sarapis den Auftrag erteilen, Vespasian Pehtsiae submovit, Mommsen C. I. L. 1 p. 389,
nach Italien zu senden, um dort die Flamme 50 l'reller-Jordan, B. M. 2^ p. 377 Anm. 2. Die
des Bürgerkrieges auszulöschen. Im Iseum Münzen der Faustina jun. zeigen Isis Sothis,
Campense brachten er und Titus die Nacht Bamus 2, ä22, 150 Tab. 3, 11, Gräber, Born.
vor dem Triumph zu, Lafaye p. 61. Domitian medallions in the Brit. Mus. p. 16 nr. 3 PI. 24,
haute diesen 79 n. Chr. verbrannten Tempel 2, Cohen 3*, 165, 300; Isis stehend mit Sistrum
im J. 92 neu auf, Imhof, Domitian p. 93—94, (u. Ähren?), zu Füfsen Pfau u. Löwe, Grüber
Lafaye p. 61; er war im J. 69 in der Ver- 16, 4 PI. 24, 3, Cohen 3^ 165, 298; Isis Pelagia,
kleidung eines Isispriesters den Truppen des vor ihr Schiff, hinter ihr Leuchtturm, Fröhner,
Vitellius entkommen, Tac. h. 3, 73, 74, Sud. Les mcdaillons de Vemp. rem. p. XIII, p. 369,
Domit. c. 1, Zoiiga a. a. 0. p. 51 Note zu Cohen 3*, 165, 299; über eine nach Gerhard
Dom. 6; dafs er sich aber auf einer Münze 60 und Panofka allenfalls die Faustina, nach
im Gewände eines solchen habe darstellen Finati die Sabina darstellende Büste im Isis-
lassen, wie Obrecht, De nummo Domitiani dienerinnenkostüm s. G. u. F., Neapels ant.
Isiaco. Argentorat. 1675. 4", Fatin zu Sueton Bildiv. p. 17 nr. 41, Laf. 287, 86. Commodus,
ed. (rraewiMS 1691 p. 72, ed. 7?t«-maww2 p. 199f., dessen Anubisverehrung schon oben Bd. 1
Cannegietcr, De gemma Bentinckiana p. 21 und Sp. 2311 erwähnt ist, hat nach Wietersheim,
JwJiOo/" p. 25 behaupten, ist ganz haltlos; ebenso Gesch. d. Völkerwanderung 3 p. 219 u. Burck-
wenig erscheint das heilige Schiff der Isis auf hardt. Die Zeit Konstantins d. Gr. p. 203 durch
Denaren dieses Kaisers, wie I. C. Schläger, sein Beispiel die höhere Gesellschaft zur Teil-
405 Isis (Gesch. d. Kults in Rom) Isis (Gesch. d. Kults in Rom) 406
nähme am Isiskult angelockt, vgl. auch Fried- 16G, 211—215; 169, 241; 175, 295, 296; 180,
länder 3 p. 177, Benan, Marc-Aurcle p. 491, 349; sitzend mit Ähren und Scepter 183, 384
Gilbert p. 111 Anm. 3. Auf seinen Münzen —386; mit Cerberus 169, 240; 170, 253; 175,
erscheinen Isis und Sarapis, an einem Altar 297, auf welcher Münze trotz Co/ie^iS Versiehe-
stehend, dem Ton der Victoria gekränzten rung nicht der Minotaurus, auch nicht, wie
Kaiser die Hand reichend, EcTch. 7 p. 131, ich Ztschr. f. Niim. 13 p. 259 vermutete, Apis,
Cohen 3'^, 310, 592 — 595, Snnjth , Dcscr. Cat. sondern einfach Cerberus dargestellt sein wird;
of rom. imp. coins p. 164 nr. 305, Hobler 2 298, 299, 300; 181, 352; 183, 387. Über die
p. 599 nr. 1393, Stephani, C. r. p. l'a. 1S61 Marmorstatue der angeblichen Plautilla als
p. 82, Chahoiiillet, Rev.num. 1841 p. 356; ferner lo Isispriesterin s. Clarae 5 PI. 308, 2590, p. 295.
Sarapis stehend als Conservator Augusti (s. Als ein Wunderzeichen unter der Herrschaft
Mi/th. Beiträge 1 p. 34 Anm. 1) oder am Steuer Elagabals führt Dio 79, 12 an, dafs das Bild
eines Schiffes der Getreideflotte, s. Mythol. der Isis-Sothis am Aetoma ihres Tempels den
Beitr. 1 p. 143 f Nach Kinc/, Ant. gems and Kopf nach innen wendete. Die von Tristan,
rings 1 p. 229 nr. 267 u. p. 48 PI. 12, 5 zeigt Co7nm. hist. 2 p. 328, Patin, Num. Impp. p. 322,
der Marlborough Cameo und ein ' sapphirine Vaillant, Num. Col. 2 p. 106 für Sarapisver-
Caleedong^ der Sammlung King die Bü?te des ehrung dieses Kaisers angeführten Inschriften
Commodus mit den Attributen des Zeus -Am- sind gefälscht oder beziehen sich auf Cara-
nion-Sarapis, und ähnlich ein Lapis-lazuli der calla, Henzen zu C. I. L. 6, 570. Severus
Sammlung Blacas die Büste des Pescennius 20 Alexander schmückte das Iseum und Serapeum
Niger, welcher auf einem Mosaik in den Gärten aus, Lamprid. Ah Sev. c. 26, Zoega, N. Aeg.
des Commodus mit anderen Freunden des p. 267 zu nr. 27, Bcvilh p. 59, Lafaye p. 62.
letzteren der Isis opfernd dargestellt war {Spart. Seine Mutter lulia Mamaea erscheint auf einer
Pesc. c. 9), als Sarapis, King 1 p. 229. Septi- Münze mit dem Kopfputz der Isis geziert,
mius Sjpverus äufserte oft, dafs ihm seine Reise Ztschr. f. Num. 13 p. 263 S. Von Gordianus
nach Ägypten u. a. wegen des Sarapis Ver- Pius verzeichnet Cohen 5^, 40, 91 eine Münze
giiügen bereitet habe, Spart. Sept. Sev. c. 17, mit dem st.'henden Sarapis, desgleichen solche
vgl. Letronne, Oeuvr. chois. 2 p. 48, Beville, von Gallienus 5'^ 422, 833; 424, 839; 435, 975
I). Bei. z. Born unt. d. Severern p. 58, Laf. (,,comes Aug."), vgl. Echhel 7 p. 393, 400;
p. 62 Anm. 2, Hoefiier, Unters, z. Gesch. d. 30 sowie von Claudius Gothiciis, Mytli. Beiträge
Kaisers L. Septimius Severus p. 237 fF.; 3Iil- 1 p. 43 Anm. 1 (Conservator Augusti); Cohen
man, A hist. of christianity 1 p. 350 f. Für 6*^, 136, 59 mit Isis zusammen, die auch allein
die ihren Fufs auf ein SchifFsvorderteil setzende, als SALVS AVG erscheint, 6^, 155, 255 — 257,
ein Kind haltende Frauengestalt auf Münzen der EcJchel 7 p. 473. Diocletian errichtete das
lulia Domna mit der Rs.-Aufschrift SAECVLI wieder abgebrannte Iseum Campense von neuem,
FELICITAS wird zwar von Cohen 4^ 119, Beichel p. 41, Pellegrini, Bull. d. Inst. 1870
174 — 176 Caronnis Bezeichnung als Isis und p. 118 f. Auf einem Bronzemedaillon Diocle-
Horus angenommen; es ist aber, wie Coh"n tians bei Vaillant, Num. Impp. Bom. Praest.
selbst, wenigstens frageweise, vermutet, die 3 p. 225, das aber Cohen nicht aufgenommen
Felicitas Saeculi hier personificiert. Besonders 40 hat, sitzt Sarapis am Steuer, vor ihm steht
war Caracalla dem fremden Kultus ergeben; angeblich Victoria; auf mittleren Bronzen des
er zog vor dem Partherkrieg nach Alexandria, Maximian kehrt dieser Typus wieder, nur dafs
um den Sarapis dort zu befragen, weihte ihm hier die Stelle der Victoria durch Isis ersetzt
das Schwert, mit dem er seinen Bruder er- wird, die in Wirklichkeit vielleicht auch auf
mordet hatte, und nahm im Serapeion Quartiei', der Münze bei Vaillant erscheint, Cohen 6-,
Herodian 4, 8, Cass. Dio 77 c. 23, vgl. Fried- 561, 667, 3Iyth. Beiträge 1 p. 143. Aus dem
länder 3 p. 740. Er zuerst nahm den Isiskult breviar. Bom. 3. Kai. Sept. führt Bartoli, Mus.
innerhalb des Pomeriums auf und erbaute der Odescalcum 2 p. 81 an, wie der Märtyrer Felix,
Göttin überall prachtvolle Tempel, Spart. Carac. unter Diocletian zum Sarapistempel geführt,
9, Gilbert p. 111 Anm. 3, Lafaye p. 62 Note 3, 50 statt dem ehernen Götterbild zu opfern, es
Preller- Jordan, B. 31. 2^ p. 380 u. Anm. 1, anspie, worauf dasselbe zusammenbrach. Die
Parisotti, Studi e doc. di st. e dir. 9, 1888 Acta Sinuessana, nach denen Papst Marcel-
p. 56 f. Seine römischen Münzen stellen ihn linus unter Diocletian im Isis- und Vestatempel
dar auf ein Krokodil tretend gegenüber der geopfert hat, Patrol. Lat. 6 p. llff. , werden
ein Sistrum haltenden und ihm Ähren reichen- von Baronius, Ann. pol. eccl. 2 p. 738 ff., 770ff.,
den lsis'{Eckhel 7 p. 215, Cohen 4-, 177, 319; Pagi, Critica in ann. Baronii 1 p. 326—327,
179, 334), während die alexandrinischen ihn Basnagius, Ann. pol. eccl. a Caes. Aug. ad
durch Sarapis bekränzt werden lassen, FcJchel Phocam usque 2 y). 4:ßO — 4:ß2 für untergeschoben
4 p. 84, Feuardent 2, 169, 2309 PI. 28, 3Ii 6, erklärt. Hart stiefsen in späterer Zeit auch
356, 2490, vgl. S. 9, 103, 485. Die von Eekhel co in Rom Christentum und Isiskultus zusammen.
7 p. 207 für Isis gehaltene Frauengestalt auf Die oben citierten christlichen Schriftsteller,
Münzen mit der Umschrift VICTORIAE BRI- welche den Anubis verhöhnten (Bd. 1 Sp. 2314),
TANNICAE stellt vielmehr Britannia vor, richteten ihre Angriffe ebenso gegen Isis.
Arnetli, Mus. Vind. 2, 135, 141, Cohen 4-, 210, Nach dem Siege des Christentums aber waren
639—641, Smyth p. 192 f. Aufserordentlich es gerade die edelsten und vornehmsten Römer,
häufig erscheint Sarapis auf seinen Münzen: welche an den heidnischen Kulten festhielten,
stehend mit Ähren, Coh. 4*, 183, 381—383; Noch Ambrosius bei Baronius 2 p. 241 (ed.
die R. erhoben, in der L. ein Scepter 165, 195; Antverpiae 1597) sagt von römischen Adligen
407 Isis (Gesell, d. Kults in Rom) Isis (Kult in Rom: Widmungen^) 408
seiner Zeit: 'Et cum ipsi capita et superciUa des Hellenismus bald ein Ende, J.ZZaj-(Zp. 143ff.,
sua radant; si quando Isidis suscipiunt Sacra, de Bossi p. 63.
si forte vir Christianus attentior sacrosanctae Widmungen an Isis enthalten C. I. L. 6,
relicjionis festem mutaverit, indignum facinus 344; 345 = Frölmer, Not. de Ja sculpt. ant. du
appelJant: equidem doleo tantam esse in men- Blusce du Louvre p. 493 nr. 563; 346; 347;
dacio observantiam.'' Eine der würdigsten Er- 349; an Isis frugifera 351; Isis (?) invicta 352;
scheinungeu jener späten Zeiten war Vettius I. regina 354 = FrüUner 1 nr. 561; I. trium-
Agorius Praetextatus, den Macroh. 1, 17, 1 phalis 355; I. salutaris 436; I. Lydia educatrix
sacrorum omnium pracsul nennt und der zu Bull. Comun. 1889 p. 37; 'l. Tvxrj C. I. Gr.
gleich augur , pontifex Vestae, pontifex Solis, w 6005 (6004 I. exorata und 6003 gefälscht,
XVvir sacris faciundis , curialis Herculis, Mommscn, Ber. d. Sachs. Ges. 1852 p. 256);
ferner sacratus Libero et Eleusinüs hieroplianta, an Isis u. Osiris (eine mansio) C. I. L. 6, 348;
neocorus, ,,was freilich ein oft vorkommender I. invicta und Serapis 353; Serapis u. I. 3709;
Titel, aber vorzugsweise dem Dienst des Sa- invictus deus Serapis u. I. regina 574 u. add.;
rapis eigen ist" {Jahn), tauroboUatus , pater die Widmung eines isQsvg y.ava KtXsvaiv Us-
patrum oder patrum sacrorum war, s. 0. John, qäniSoq C. I. Gr. 5994; Widmungen an Sara-
Btr. üb. d. Verh. d. süchs. Ges. d. W. 1851 pis C. I. L. 6, 570 (von Caracalla); 571; 572
p. 338—342, Beugnot, Hist. de la destruction = Jaf. 291, 98; 402 von Scipio Orfitus, der
du paganisme 1 p. 442 ff., V. Schultze, Gesch. 295 n.Chr. sich einem Taurobolium vmterzieht;
d. Untergangs des griech.-rüm. Heidentums 1 20 573 (S. conservator); 707 (nebst anderen Gott-
p. 231 ff., 252, Henzen, C. I. L. 6 p. 398 zu heiten); C. I. Gr. 5993 = Waddington, Fasfes
nr. 1779. Eine tieue Gefährtin fand er in des prov. asiat. p. 218, 178; 6002, b. Not. d.
seinen Bestrebungen an seiner edlen Ge- scavi 1879 p. 332 = Bull. Comun. 8, 1880 p.
mahlin Aconia Fabia Paulina, welche in- 13 f. nr. 160; 5996 (freilich Ungewisser Her-
schriftlich bezeichnet wird als sacrata apiid kunft,.vgl. Dessau., Bull. d. Inst. 1882 p. 155
Eleusinam deo laccho Cereri et Corae, sa- Note 1); 6002 (aus dem Jahre 299 n. Chr.,
crata apud Laernam deo Libero et Cereri et auch ungewisser Herkunft, aber nach Dessau
Corae, sacrata apud Aeginam deabus, tauro- a. a. 0. u. C. I. L. 14 p. 18 wahrscheinlich
boliata, Isiaca , hierophantria deae Hecatae, aus Rom; dagegen 5999 gefälscht, Mommsen
G. L L. 6, 1780, vgl. 1779 d, Jahn p. 340—341. 30 a. a. 0. p. 256, Dessau p. 155); an Apollo Har-
Der Freund des Symmachns Virius Nicomachus pocrates (?) C. I. L. 6, 31. Von Priestern und
Flavianus, Konsul im Jahre 394, suchte nach Er- Eingeweihten des Kultus erscheinen: sacerdos
mordung des Valentinian II. durch Arbogastes Isidis et ... . C. I. X. 6, 466; Isidis Capitolinae
unter der Herrschaft des Eugenius den alten 2247; 2248; sacerdos Isidis reginae megale-
heidnischen Kultus wieder in Rom zur herr- phorus Eph. epigr. 4 p. 302, 875; propheta
sehenden Religion zu machen. Das Carmen SAG; naazofpögog&sag NsLlcötiSog EicLdog ayvrjg
Codicis Parisini 8084 {Morel, JRev. arch. 17, C. I. Gr. 6202, Kaibel 586, Eph. ep. 4 p. 301
1868 p. 451— 459; 18 p. 44-55, de Bossi, Bull. nr. 874; sacrorum Isidis CLL. 6, 2224; 2245;
di archeol. crist. 1868 p. 49— 58, 61—65, Ellis, 2246 = Lumhroso, Rivista di jilol 1875 p. 188
Journ. of pliil. 2 p. 66 — 80, Mommsen, Hermes 40 — 189; fanaticus ab Isis et Seraj)is 2234; Gal-
4, 1870 p. 350—63, Biese, Antli. Lat. 1 p. 13 lus Diasuriaes ab Isis et Serapis, Bull. Comun.
— 17 nr. 4, E. Bachrens, Bh. Mus. N. F. 32, 8, 1880 p. 9 nr. 152, A, Bull. d. Inst. 1880
1877 p. 211—225, vgl. Schultze 1 p. 288 Anm. 3, p. 65, EjJi. ep. 6, 300, 873; sacerdos Bubastium
Allard, L'art paien sous les emp. chretiens. C. I. L. 6, 2249; Bubastiaca 3880. C. I. Gr.
Paris 1879 ]i. 136 — 147) schildert anschaulich 5995 u. 6656 b. mit vsco-Ao^og und CsQOKOfiog
'ce curicux revival paten'' , wie eine dreimonat- des Sarapis sind geftllscht, Mommsen a. a. 0.
liehe Lustration angestellt (v. 28, 29), aus Etru- p. 256f. ; zweifelhaft ob auf Isis-Kult bezüg-
rien Wahrsager berufen (v. 50), der Florakultus lieh ist Not. d. sc. 1877 p. 82, Bull. Comun.
erneuert (v. 112—114), die Feste der Isis mit 1877 p. 6, 1, Eph. ep. 6, 271, 767. Grab-
Pomp gefeiert wurden (v. 98 — 101, J-ZZarcZ 50 Inschriften mit der Formol 5oi[r/] (joi b "OaiQig
p. 140), wie Flavianus sich des Nachts in den xo ibvxQov vöcoq C. I. Gr. 6562; £vipv%{£)i
Tempel des Sarapis begab (v. 91, ^^/fHYZp. 140), iista rov Van'QiSog 6650; vgl. 6256 u. 6267;
wie er sich in den Mithraskult einweihen liefs Altäre mit Sistrum Gruter p. 82, 3 u. 4.
(v. 47), dem Taurobolium sich unterzog (v. Über die HeiligtiJmer in der 2., 3., 5., 6.,
57 — 62); wie ein Teil der römischen Aristo- [8.], 9. u. 12. Region s. Lafaye p. 200—228
kratie bei den Megalensia dem Löwengespann u. Add., Gilbert p. 112, Preller-Jordun 2^ p.
der Cybele folgte (v. 103 — 109). ü ach. Schultze 380 Anm. 3; über den Kult auf dem Capitol
p. 288 gehört in diese Zeit auch das aus 85 auch Bücheier, Bh. Mus. N. F. 19, 1864 p. 639
Hexametern bestehende Gedicht ad stnntorem nach einem Scholion zu Vergil Aen. 2, 714;
ex Christ, rdigione ad idolorum servitutem con- 60 über das Heiligtum der 9. Region (Marsfeld)
versum in den Opp. Cypriani ed. Ilartel. Gilbert p. llOf. Anm. 2, Lanciani, Le recenti
Appendix j). 302 ff., welches einen vor einigen scoperte dcW Isco Cuinpensc descritte ed illustrate.
Jahren zum Christentum übergetretenen Se- Roma 1883 {Estr. dal Bull. Comun.), Burnabei,
nator tadelt, dafs er reuig sich dem Kultus Academy 1883 July 1, 7, Aug. 18, Marucchi,
der alten Götter, besonders der Isis („Göttin, Nuova antologia. 2*^=* serie vol. 40. 1883 p. 160
ich habe gesündigt, vergieb, ich bin zurück- —166, 494 — 504; über die Feste Mommsen,
gekehrt"), wieder zugewendet hatte. Freilich C. L L. 1 p. 387 ff. Aus Mangel an Raum
machte der siegreiche Theodosius dem Triumph verzeichne ich nicht die Unzahl der bildlichen
409 Isis (Kult in Ostia etc.) Isis (Kult in Praeneste etc.) 410
Denkmäler, welche der Boden Roms geliefert hach, D. Dianaheiligtum in Nerni, Verli. d.
hat; einiges davon findet man bei Lafaye pas- 40. Vers, deutscher Fhilol. p. 147 — 164) ent-
sim; die Thonstempel mit Nameu von Frei- hält C. I. L. 14, 2215. Isispriester kennen wir
gelassenen der Domitier u. Sistrura bei Desce- aus Privemum C. I. L. 10, 6445; Tuscu-
mtt, Inscr. doliaires latines nr. 72, 73, 74, 87, lum, C. I. L. 14, 2589; Tibur C. I. L. 14,
103; Bleitesseren, meist aus dem Gebiet von 3633, an dessen Heilquellen nach. F. Gori, Arch.
Rom und den Städten Latiums mit ägyptischen stör. art. e lett. vol. 3 p. 335 eine Statue der
Darstellungen u. a. bei Garriicci, I jyiomhi Isis gefunden sein soll und in dessen Nähe
ant. racc. dalVAUicri p. 66, 67, 69, 75, 79, Hadrians Villa stand mit Canobus {Spart, v.
88, 91, 92. 10 Hudr. c. 26) und einer Unzahl Nachbildungen
Natürlich war Roms Hafenstadt Ostia mit ägyptischen Stils {WincJielmann, Sämtl. Werke
Portus dem ügyptischenGottesdienst in hohem 6 p. 279ff., Gregorovius, Gesch. d. r. Kais.
Mafse ergeben. Isis hatte ihr Hauptheiligtum Hadriun p. 222 ff. , JSihby, Descr. della villa
in Ostia, Sarapis das seine in Portus, C. L. Adriana. Roma 1827, Beschr. d. Stadt Rom 3,
Visconti, Ann. d. Inst. 1868 p. 381, Dessau, 1 p. 146), darunter auch Darstellungen der
C. I. L. 14 p. 18, Gatti, Bull. Comuu. 1886 Isi^, Lafaye p. 244, 280f. nr. 57-60 (Statuen);
p. 175. L. Valerius Firmus war zugleich Mem. per le helle arti 1788 p. Gl, Welckers
sacerdos Isidis Ostensis et M(atris) D(eum) Ztsclir. f. Gesch. u. Ausl. d. a. Kurist 1 p. 291
Trastib(erinae) d. h. der Cybele in Portus, C. nr. 2 (erhabene Mosaikarbeit) u. des Harpo-
I. L. 14, 429; einen anderen sacerdos I:^i(dis 20 krates, Lafaye p. 282, 65, Chirac 4 PL 763,
Ostensis) lehrt kennen CLL. 14, 437; einen 1876, Moniagnani-Mirahili 2 tav. 72 p. 14 — 16,
sacerdos san tae reginae iudicio maiestatis Beschr. d. St. Rom 3, 1 p. 238 nr. 35, Winclcel-
eius electus Anubiacus G. I. L. 14, 352; die- mann 9 p. 312, Fea, Mise. crit. 1 p. CLX, 87.
selbe Inschrift u. C. L. L. 14, 343 je einen Cultores Isidis giebt es in Atina C. I. L. 10,
Isiacus; Ejih. ep. 7 p. 356, 1194 einen Isiacus 5049; ein collegium Lidis in Ateruum vicus
et Anubiacus, der der Isis regina, der restitu- (Pescara) im Vestinergebiet, C. L. L. 10, 3338.
trix salutis suae eine Bildsäule des Mars weiht. Praeneste, bekannt durch seine phöniko-
In der zu Portus gefundenen Inschrift C 1. L. ägyptischen Altertümer {Fernique, Etüde sur
14, 18 errichtet ein sac(erdos) deae Isidis und Freneste p. 170 nr. 11; p. 174 nr. 4, 5, 7;
die übrigen Isiaci ein magar(um) u. zwei Frauen 30 p. 176 nr. 22; p. 178, p. 180; Fabiani, Bull.
erweitern dasselbe, CLL. 14, 19. Eine Isiaca d. Inst. 1881 p. 83; Not. d. sc. 1876 p. 40—
tritt uns entgegen 302 und nach den Reliefs zu 41, 113—126; Helhig, Ann. d. Inst. 1879 p. 5 —
urteilen auch 1044; eine Bubastia, die der Isis 18, Fabiani ebenda p. 18-23}, seine Obelisken
Bubastis eine silberne Venusstatue, weiht 21 {Zoega, De orig. et usu ob. p. 83 — 84, Not. d.
u. add. Die Weihung einer ara an sancta Isis, sc. 1881 p. 247, Marucehi, Bull. d. Inst. 1881
numen Serapis sanctum, Silvanus, Lares meldet p. 255—256, 1882 p. 248—252), seine Mosaik
20. Ein Schiff führt nach der seewaltenden mit ägyptischen Landschaftsscenen {Lumbroso,
Göttin den Namen Isis Giminiana 2028. Die Roma e VEgitto cap. 2. Rappr. di cose nilo-
auf die Neokoren des grofsen Sarapis in Por- tiche Musuico di Ralestrina p. 11—18), hatte
tus bezüglichen Inschriften hat Dessau, Bull. 40 nach C. I. Gr. 5998, C. I. L. 14, 2901, Fer-
d. Inst. 1882 p. 152-156 = C. I. L. 14, 188, nique p. 118 nr. 1 einen Tempel des Sarapis
47 u. p. 18 zusammengestellt. Eine griechische und seiner Gvvvaoi %£oi; auch wurde dort eine
Widmung an dieselbe Gottheit u. die ovvvaot Statue der Isityche der Fortuna Primigeaia ge-
%£0i giebt Gatti, Bull. Com. 14, 1886 p. 173— weiht, C. I. L. 14, 2867, Marucchi, Bull. d.
180, 1207. Cultores Serjapis will Lanciani, Inst. 1881 p. 253. Weihinschriften an Sarapis
Bull. d. Inst. 1870 p. 21 in der von ihm, ab- hat man auch aus Cercatae Mariana e (Ca-
weichend von Dessau, für eine Widmung an samare), C. I. i. 10, 5780 u. Auximum CLL.
Isis und die Mater Deum gehaltenen fragmen- 9, 5824. Nach Marangoni p. 283 und Lisi,
tarischen Inschrift C. I. L. 14, 123 entdecken. Historia Sorae. Roma 1728 (citiert von Nico-
Ferner haben wir Widmungen an Isis und 50 lucci, Not. d. sc. 1880 p. 391) hatte Serapis
Sarapis aus Marino (zwischen Bovillae, wo einen Tempel in Sora; ein Bronzeplättchen
eine Kolossalbüste des Sarapis, Ooerbcck, Zeus mit der Aufschrift HM6T6PI-0I1A6IC6 C6PATT
p. 307 nr. 1 u. ein Thongefäfs mit eingepräg- ist inVelitrae gefunden, Cardinali, Iscr. ant.
tem Sistrum, Fabretti, Inscr. quae in aedib. Velit. p. 181, Cl. 5, 115, Franz, Elem. ep. gr.
paternis asserv. p. 491, gefunden sind, und p. 371, Doc. ined. p.s. a. st. d. Mus. d'Italia 3
Castrimoenium) C. I. L. 14, 2427; Nomen- p. 480, Xdiv. nr. 3 (vgl. 1 p. 350 § 25 nr. 249;
tum (La Mentana), C. I. L. 14, 3941; Forum p. 380 § 52 nr. 251). Die von Gruter p. 85, 8
Novum (Vescovio im Sabinerland) C. I. L. 9, u. Orelli 1887 verzeichnete Weihinschrift an
4772; an Isis aus Terracina, C. I. L. 10, Sarapis aus Cures ist gefälscht C. I. L. 9,
6303, de la Blanchere, Terracine. Paris 1884 eo 2^aZs'/e 456*; die von Ore//i 2308 nach Reate
p. 116; Aquinum C. I. L 10, 5387; Telesia gewiesene Inschrift gehört nach Rom, CLL.
C. I. L. 9, 2196; Corfinium C L. L. 9, 3144; 6,2244. Aus der Sabina stammt eine Lampe
Asculum Picenum C. I. L. 9, 5179. Bilder mit den Büsten des Sarapis und der Isis als
des Sarapis und der Isis werden gestiftet in AA6EIKAK0I, Bull. d. Inst. 1862 p. 35; aus
Aequiculi C I. L. 9, 2196; ein Verzeichnis Pratica eine grüne Porzellanfigur der den
der in die Heiligtümer der Isis u. Bubastis Horus säugenden Isis, Lafaye 286, 80; aus
geweihten Gegenstände aus dem Dianaheilig- Circeji ein Canopus aus grünem Basalt,
tum von Nemi (vgl. über dasselbe 0. Rofs- WincMmann 3 p. 218, Beschr. d. St. Rom 3,
411 Isis (Kult in Etrurien etc.)
2 p. 522, Fea, Indic. ant. per la villa suburhana
dell Em. Casa Älbani ed. 2^ nr. 586. Über
Anubiskult in Antium s. ob. 1 Sp. 2306.
Etrurien, das besonders in den Nekro-
polen von Cervetri und Vulci reiche Fund-
stätten phöniko-ägyptischer Altertümer besitzt,
schlofs sich in der Kaiserzeit von der Ver-
ehrung der Isis und des Sarapis nicht aus.
Aus Falerii, wo einst Rutilius Numatianus
an der Festfeier des 'renovatus Üsiris' teil-
nahm {de reditu suo vs. 371 ff'.), wo eine Bronze-
statuette der Isis, De Witte, JDescr. de la coli,
d'ant. de M. Beugnot p. 127 nr. 377 und des
stehenden Sarapis, Michaelis, Anc. Marhles in
Great Britain p. 600 nr. 4 gefunden wurde,
ist inschriftiich ein sacerdos Isidis et Matris
Deum bezeugt CLL. 11, 3123. In Florenz
wurden gefunden 'nel farsi il nuovo convento
de' padri delV oratorio diS. Firenze^ die Marmor-
basen C. L. L.n, 1577 — 1586 mit Weihiaschrif-
ten an Isis regina; u. hinter der Kirche des h.
Blasius ein Marmorkopf des Sarapis, Gori, Lnscr.
ant. quae in Etruriae urbibus extant 3 p. 312;
in Faesulae zwischen der Kirche des h.
Alexander u. dem Seminar, vermutlich an der
Stelle des Iseums, die Inschriften C. L. Lj. 11,
1743 geweiht dem Dominus Osiris und 1544
geweilit der Domiua Isis Taposiris; zu beiden
gehörten Statuen; __die zu 1544 gehörige der
sitzenden Isis mit Ähren und Situla ist bis auf
das Haupt und den 1. Arm vollständig er-
halten, s. Gamurrini, Not. d. sc. 1883 p. 75 —
76, Barnabei, Academy 1883, March 31. In
Perusia scheint sich ein ministerium Isidis
befunden zu haben, C. L. L. 11, 1916 p. 353.
Aus anderen Orten sind wenigstens Funde von
Denkmälern zu verzeichnen, so aus Caere
eine Keliefplatte mit Isis auf dem Siriushund,
Matz u. V. Biihn, Ant. Bildw. in Born 3 p. 48
nr. 3534; Lafaye 290, 93 u. Mel. d'arch. et
d'hist. 1, 1881 p. 192—214, PI. 6; aus Pisa
ein Marmorkapitäl mit Acanthusblättern und
Victorien, zwischen denen Harpokrates her-
vorragt, mit einem gleichen den lupiter dar-
stellenden im vorigen Jahrh. an der Aufseu-
wand der Kirche des h. Felix, Gori a. a. 0. 2
p. 2, jetzt an der Fa^ade eines Privathauses
angebracht, Chanot, Gaz. arch. 1877 PI. 29,30
p. 184—185, Lafaye p. 269, 16, Thedenat, Bull,
de la soc. nat. des ant. de Fr. 1883, 3® livr.,
Eev. d. Bev. 8 p. 207. Nach einer Notiz
de Wittes aus dem Jahre 1838 gab es an dem
Hause noch vier andere Kapitaler mit den Bil-
dern von Isis, Ceres, Minerva und Venus. Un-
weit Cosa wurde ein Sistrum, Bull. d. Lnst.
1829 p. 7, 1830 p. 254; Micali, Mon. ined.
p. 109 tav. 17, 10, Dennis, D. Städte u. Be-
gräbnisplätze d. alten Etr. 2 p. 537 Anm. 5;
in Veji eine Votivhand mit Surapisbüste ge-
funden, Becker, Drei röin. Votivhände p. 8 nr. 11.
In Forum Popili in der Eomagna war
Fullonia TertuUa in den Isisdienst eingeweiht,
C. I. L. 11, 574; nach Marangoni p. 274 be-
hauptet Matteo Vecchiazsani in der Geschichte
von Forlimpopoli p. 1 1. 3, dafs Bischof Rufi-
lius den Isistempel daselbst der Vergine An-
nunciata geweiht habe. Die Spuren des ägyp-
tischen Kultus in Bononia, Mutina, Veleia
Isis (Kult in Helvetien u. Gallien) 412
und Regium Lepidum, sowie im transpada-
nischen Oberitalien habe ich in meinen Myth.
Bcitr. 1 p. 6 — 8 gesammelt. Die einschlägigen
Inschriften von Bononia, wo die Kirche des
h. Stephanus nach Massimi, Bologna Perlu-
strata p. 312 bei Marangoni p. 270 an Stelle
des Iseums stehen soll, sind verzeichnet C. 1. Lj.
11, 693-695; Orelli 231b gehört nach G. L. L.
11, 819 nach Mutiua, wo auch die an die
10 Auxilia gerichtete Weihinschrift C. L. L. 10,
816 (vgl. Apul. met. 11, 10) gefunden ist; die
Inschrift von Veleia C. L. L. 11, 1160.
In der Schweiz kennen wir die Errichtung
eines Isistempels in Aquae aus einer Inschrift
von Wettingen, Orelli 457 u. lnscr. Helv. nr. 264,
Mitt. d. ant. Ges. in Zürich 2, 1844 p. 167,
Keller ebenda 12 p. 300, Mommsen, Lnscr. con-
fed. Helv. lat. nr. 241 , Schaa ff hausen, Bonner
Jahrbb. H. 82. 1886 p. 214. Funde von Sta-
20 tuetten der Isis weiden verzeichnet aus der
Gegend von Aar au (mit Horos, Bronze), Arch.
Zeit. 1880 p. 39, vgl. Bernoulli, Mus. in Basel
p. 61 zu nr. 206; Vindonissa, wo auch ein
Agath Onyx mit dem Kopfe des Sarapis ge-
funden wurde , Haller v. Königsfelden, Helvet.
unt. d. Römern 2 p. 385, 402; vgl. auch Keller,
Miit. 15 p. 158 nr. 7,21 Taf. 11; Aventicum,
H. Hagen, Aventikum (S.-A. aus den Alpen-
rosen) Bern 1876 p. 27; Äugst (mit Horos,
30 Bronze), BernouUi a. a. 0. p. 61, 206, welcher
von ebendort verzeichnet die Bronzestatuetten
des Amor mit harpokratesartig zum Kinn er-
hobener R. p. 52, 147, des Osiris 61, 204, einer
Statuette im ägypt. Stil 61, 208, einer mumien-
artigen Figur 62, 209, sowie die Statuetten
eines Verstorbenen als Osiris in blauem Thon-
schmelz 62, 213; 63, 218. Die Bronzestatuette
der 'Isis mit dem Modius bedeckt, in etrus-
kischem Stil' auf dem Mont Joux, H. Meyer,
40 Mitt. 13 p. 126 hat mit der ägyptischen Göt-
tin nichts zu thun; dasselbe gilt von einem
von Keller, Mitt. 15 p. 157 Taf. 4, 6 als '^Kopf
einer Statue der Isis aus Sandstein' mitgeteilten
weiblichen Porträtkopf aus Steinegg imThur-
gau, s. Benndorf, D. Ant. v. Zürich, Mitt. 17
p. 128 nr. 9. Der angebliche Isistempel auf
dem Isenberg bei Ottenbach im Kanton Zü-
rich ist nach F. Keller, Mitt. 15 p. 109 f. eine
Villa; den Fund einer Gemme mit Sarapiskopf
50 zwischen Victorien bei Zürich verzeichnet
Thioly, Schweiz. Anz. 1870 p. 154, Arch. Zeit.
1871 p. 12*.
In Gallien fanden sich zahlreiche Reste
des fremden Kultus in Massilia, so Inschrift
eines profeta, C. L. L. 12, 400 add., Camille
Jullian, Bull, epigr. de la Gaule 6, 1886 p. 117 —
127 , Isisstatae , gefunden in den Trümmern
eines Isistempels (?), Jullian p. 124, Basrelief,
darstellend Isis mit Füllhorn, Siriushund und
GO nicht zu deutender Persönlichkeit (Anubis?),
ein Schiff rettend, p. 124, Bronzebüste des Sa-
rapis p. 124, Bronzestatuette des Harpokrates,
Grivaud de la Vincelle, Bec. de nionum. ant.
decouv. dans l'anc. Gatde 2 p. 242 PI. 30, 4,
'wn cornet ä jouer aux des dont une face pre-
sente la figure du dieu eg. Harpocrate' , Jullian
p. 124; sowie inNemausus, wo sich inschrift-
lich ein Tempel der Isis und des Sarapis mit
413
Isis (Kult in Gallien)
Bildern dieser Gottheiten, C. I. L. 12, 3058,
Widmungen an Isis, 3059; 3060; 4069 (u. an
Luua); eine Isispriesterin 3224 n. add.; und
Anubiaci304:3 nachweisen lassen. Weihinschrif-
ten an Isis sind auch gefunden in Mous Se-
leucus C. I. L. 12, 1532; Dea Augusta
Vocontiorum (Die), 1562; Gratianopolis
2217, vgl. 2215; Sextantio 4184; Soissous,
Orelli 1877, Cli. Sohert, Epigr. gallo roin. de la
MoscUe 1 p. 29 (u. an Sarapis); angeblich auch lo
in Tolosa, Orelli- Henzen 5856 (aber nicht im
G. I. L.)\ u. Lyon, Lafaye p. 162, aber aus
lieinesius 289 ^ex scliedis Langermanni^ ; sicher
nicht der Isis ist geweiht die von Lafaye a.a.O.
für Langres citierte Inschrift Gruter 84, 5.
Pastophoren und ein Pausarius der Isis sind
nachweisbar in Arelate, C. I. L. 12, 714 fr.
10 et 11, 734 (über dessen Obelisk s. Zoega,
de or. et u. oh. p. 87); ein Anubofoius in
Vienna, C. I. L. 12, 1919 p. 219; eine mater 20
sacroium in Vesontio, Lafaye p. 162, nach
Eeinesius p. 362, 14, Orelli 2313, wo auch eine
bronzene Isisstatuette gefunden ist, Coli. L.
Grcau, Bronzes ant. p. 237 nr. 1112, Bronze
Statuetten der Isis-Fortuna hat man aus Lyon,
Grivaud de la Vincelle 2 PI. 19, 4 p. 183, 185,
in dessen Nähe auch ein Thongefäfs mit den
Büsten des Sarapis und der Isis gefunden ist,
s. 3Iyth. Beitr. 1 p. 14; eine silberne geflügelte
Isis-Fortuna aus Südfrankreich wird verzeich- 30
net bei Dubois, Descr. des ant. faisant partie
des coli, de M. le cointe de Pourtales- Gor gier.
Paris 1841 p. 114 nr. 612, Qat. des objets d'nrt.
eompos. les coli, de feu le comtc de PourtaUs-
Gorgier. Paris 1865 p. 122 nr. 631, Vente
Charvet. Paris 1883 p. 171 nr. 1831. Die an-
gebliche Isis aus Bronze von Toulouse, Bev.
arcli. 1846 p. 576 — 582 stellt wohl ebenso
wenig diese Gottheit dar, wie die bei Bolard
im Flufsgebiet der Saone gefundenen Thon- 40
figuren, Arcli. Anz. 1866 p. 166*, Bev. Ärcli.
1866, 1 p. 71. Die Echtheit eines in Toulouse
gekauften Bleigefäfses mit Harpokrates u. Isis-
Hygieia in Basrelief wird von Hirsclifeld, C.
I. L. 12, Falsae 323 nicht anerkannt, von
Lebegue, Bull, epigr. 4, 1884 p. 16 — 18, Bev.
Arch. ser. 12, 1888 p. 140—143 verteidigt. Das
Isisbild in der Abtei St. Germain des Prez
wurde 1514 durch Kardinal Bri^onnet zerstört,
Spon, Beck. cur. p. 302 — 306, Patin, Impp. 50
Born. num. 1671 p. 483, Tristan, Gomm. hist.
3 p. 735, Morellius zu Statins Silvae ed. Eme-
ricus Cruceus. Paris 1618. 4". p. 337 f, Schöpflin,
Alsatia ill. 1 p. 498 u. Note k, Piper, Mythol.
d. cTiristl. Kunst p. 55, Farbiger 3 p. 219 Anm.
36, Beichel p. 41; vgl. sontt für Isiskult in
Paris die bei Lafaye p. 163 citierten Autoren
u. Deal, Diss. s. les Parisii ou Parisiens et
sur le cidte d'Isis chez les Gaulois. 1826; über
einen Thalamaphoros und ägyptischen Priester, 60
gefunden 'dans les fondations de Veglise Saint-
Eustaclie ä Paris'' Clarac 5 p. 300 f. nr. 2553,
2558, 3 PI. 335, 404. Eine eherne Sarapis-
statuette aus Gernay-les-Reims (Marne)
wird besprochen Soc. nat. des ant. de Fr.
seance du 28 avril 1886, Bev. Arch. 1886, 7
p. 368; Bull. mens, de Vac. des inscr. seance
du 14 mai 1886, Bev. Arch. 1886, 8 p. 104.
Isis (Kult in Germanien etc.) 414
Harpokratesstatuetten sind gefunden worden
bei Narboune, Grivaud de la Vincelle 2 p. 37
PI. 4, 3; in Sedan, Grivaud 2 p. 38 nr. 4
PL 4, 4; au der Nordwestspitze von Loc-
mariaker im Departement Morbihan (über
dessen sonstige angeblich ägyptischen Alter-
tümer vgl. Antiquites egyptiennes dans le depart.
du, Morbihati. Vannes 1812. Fol.), Caylus, Bec.
d'ant. 6 p. 378 PI. 119, Grivaud 2 p. 37, A.
Andre, Cat. rais. du mus. arch. et de ceram
de la ville de Bcnnes. Rennes 1876 p. 121 nr.
531; in Corseul, Andre p. 21 nr, 14; in Dijon,
Coli. L. Greau, Bronzes ant. p. 199 nr. 948
PI. 20, 2. Über Anubis s. oben 1 Sp. 2307;
über Leichensteine mit Sistren in Lothringen
Lafaye p. 162; über ein Relief aus Lorry-
Vigneules, das angeblich Isis nebst Horus,
Schlange, Ibis, Widder u. Gans darstellen soll,
Victor Simon, Notice sur un monument de la
deesse Isis, Extr., des Mem. de l'Aead. nat. de
Metz, 1851—52 p. 1—7 Fig. 1 — 3; über sonstige
ägyptische Funde Lafaye p. 162 — 164 u. add.;
Ch. Bigarne, Considerations sur le culte d'Isis
chez les Eduens Beaune 1862; Fr. Lenormant,
Bull. Comun. 5, 1877 p. 10; Noettas, Bull. arch.
du comite des trav. hist. et scientif. 1886 nr. 3,
Bev.desrev. 11 p. 221 (Roanne); über einen an-
geblichen Isistempel in Rennes Toulmouche,
Hist. arch. de Vepoque gallo-rom. de la ville de
Bennes. Rennes 1847 p. 287 Note 2 p. 296—297.
Noch sei erwähnt, dafs auf Münzen des
Postumus Sarapis als Comes Augusti erscheint,
Cohen 6-, 55, 357—360, de Witte, Bech. s. les
empereurs qui ont regne dans les Gaules au
III^ siede de l'ere chretienne PI. 18 p. 71 — 72
nr. 294 — 296, und dafs Venantius Fortunatus
den Dämon, welcher die Ruhe des h. Martin
von Tours gefährdete, auch die Gestalt des
Anubis (nunc se mentitus AnubemJ annehmen
läfst, Venant. Fort, de v. s. Mart. ed. Brouve-
verus. Moguntiae 1617. 4**. p. 296.
Über die Verehrung der ägyptischen Gott-
heiten in Rätien, Noricum, Pannonien,
Dalmatien, Dacien, Mösien, Thracien
und Macedonien handelt das 1. Heft meiner
Myth. Beitr. 'Der Kultus d. Ag. Gottheiten in d.
Donauländern'' . Leipzig 1890; über den Isiskult
in den Rheinlanden H. Schaaffhausen, Bonner
Jahrbb. Heft 76, 1883 p. 31-62 Taf. 1, vgl
H. 86, 1888 p. 285, A. Wiedemann ebenda H. 78,
1884 p. 84—125, H. 83 p. 247— 251,' H. 88 p.
238 — 241 (Fund einer Apisstatuette in Köln),
über die Isis-Verehrung an der Mosel Arnoldi
ebenda H 87, 1889 p. 33—52; erwähnt sei
auch ein Bronzesistrum aus Heddernheim
im Mainzer Museum, C. I. Bh. 1485; ein Stein-
relief des Sarapis in Medaillonform aus einem
der Rheinbrückenpfeiler zu Mainz, erwähnt
von Schaaffhausen, Jahrbb. H. 53/54, 1873 p. 116,
/. Becher, Castellum Mattiacorum d. röm. Kastell
p. 93 Anm. 24, W. Hein, Abbild, v. Mainzer
Altertümern 6 p. 6 nr. 3 ; ein Canobus, Fuchs,
Alte Gesch. von Mainz 1, 1771 p. 73—75,
Kupfertafel 7 nr. 37, J. Chr. Wagner, Hdbuch
d. vorz. in Deutschi. entd. Altert, aus heidn.
Zeit p. 414 Fig. 738 aus Mainz; ebendaher
ein angeblicher Apis von Bronze, Wagner
p. 314 Fig. 739; ein Thonflgürchen aus einem
415 Isis (Kult in Germanien etc.) Isis (Kult in Britann., Hispania etc.) 416
Grabe der Umgegend, gegen dessen Bezeich- in Neclerland, Belgie etc. gevonden romcinsche,
nung als Isis mit Apis bei Wagner p. 414 germaansche of gaUisclie oudlieden. Leyden 1845
Fig. 740 sich mit Recht J. Freudenberg, Jahrhh. p. 60 mit einem Fragezeichen versehen ; die
H. 18 p. 104, 117 erklärt; ägyptische Idole in Sarapis Isis -Inschrift von Voorburg OrelU
Göttweig, die nach v. Sacken, Arch. ^]'^eg^veiser 1891, Steiner 1468 ist unecht, C.I.Rh p. 395, 5.
durch Niederösterr. 2 p. 145, vgl. 39 vermut- Die 'Isis' an einem Altar zu H eifert, WiWie-
lich durch den Abt Gottfried Bessel von Mainz mius, Luciliburgcnda p. 287 Fig. 363 PI. 83,
dorthin gebracht sind, ohne dafs freilich sich Engling, Publ. de Ja soc. p. l. rech, et la cons.
ihr Fundort feststellen läfst; eine Statuette d. mon. hisf. dans le Grand- duche de Luxcm-
der Isis und eine des Apis von Bronze aus lo bourg 10 p. 71 nr. 13, 16 p. 95, Van Dessel,
Bingen: L. Lindenschinit , Bingen zur Zeit Topogr. des voies rom. de la Behjique p. 60,
der Bömer p. 315; Aphroditestatuette mit (auf Beuvcns, Leenians, Janssen a.a.O. p. 38 stellt
der Tafel freilich nicht sichtbarem) Isiskopfputz sicher diese Gottheit nicht dar; ebenso wenig
aus Rückingen: A. DuncJccr, D. Bümerkastell wie der 'Canopus' von Gerouville, WiJthe-
u. d. Totenfcld in der Kinzigniedcrung bei iniufi p. 310, J. Felsenhart, Le Luxembourg
Bäckingen. Hanau 1873 p. 21 h, p. 41 Taf. 2, . Bdge. Bruxeiles 1874 p. 307 etwas mit dem
27 p. 43; angebliche Horus- und Isisstatuetten ägyptischen Canopus zu thun hat.
des Römerkastells zu Gengenbach im Kinzig- Britannien ist vertreten mit Weihinschrif-
thal : de Bing, Mein. s. Ics etablissements rom. ten an Sarapis aus Kirkby Thore, C. I. L.
du Bhin et du Danube 1 p. 207; Mosaik von 20 7, 298, York C. I. L. 7, 240, /. Klein, Bh.
Trier mit Darstellung der Monatsgottheit des Mus. N. F. 32, 1878 p. 132, Pegge, Archaeo-
November mit Isisattributen: Wochenschr. f. kl. logia 3 p. 151; silberner Harpokrates-Staiuette
Philol. 6 Sp. 82, A. Biegl, AEM 13 p. 9—10. aus London, C. Boach Smith, Illustration of
AusBelgien, Holland u. Luxemburg ist Boman London PI. 22, Arch. Zeit. 1869 p. 69;
zu verzeichnen eine Weihinschrift an Isis aus Bronze-Apis aus Penwyth in Gornwall, Arch.
Flandern: de Bast, Bec. d'ant. rom. et gaul. Zeit. 1850 p. 174, Sam. Birch, Observations on
trouvees dans la Flandre proprement dite. a bronze figure of bull found in Cornwall, Arch.
Nouv. ed. p. 196, Schedius, de diis (rerm. p.228; Journ. nr. 25; üsirisstatue aus Hamden Hill,
bronzene Isis-Fortuna, If MS. /iores^em 3 p. 486 f. Norris, Proceedings of the Soc. of Antiquaries
nr. 1778b; angebliche Isisstatuette aus Bronze, 30 at London 11, 1886 nr. 1, Bev. des Beo. 11
Henr. Cannegieter, De geinma Bentinckiana item p. 227; Ring (Karneol) mit den Häuptern der
de Iside ad Turnacum inventa. Traj. ad Rh. Isis, des Sarapis und Harpokrates u. der Auf-
1764 p. 19—36, I. de Bast p. 185—191 PI. 5, schrift Eik) Z{Evg) i:{äQC(Ttig) aus Castle-
11, A. G. B. Schayes , Les Pays-Bas avant et steads, Eph. ep. 7" p. 351, 1175, Inscr. Gr. Sic.
durant la domination rom. 2 "p. 246 Note 4; et Itcü. etc. Nr. 2573, 2; Gemme doch wohl mit
Mus. de Bavestein l -p. 4:2; ^Statuette egyptienne'', Isis oder Isispriesterin aus üriconium, J.
Westd. Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst 7, 1888 Corbet Anderson, The roman city of Üriconium
p. 310; sowie eine Bronzehand mit Sistrum, at Wroxeter , Salop. London 1867; wie denn
de Bast p. 191 — 196 PI. 6, 1; J. Becker, D. auch auf einem Goldring aus dem römischen
Ileddernheimer Votivhand p. 14 nr. 26, p. 19 40 Lager zu Silchester der Abbildung nach
aus Tournay; Gufsformen angeblicher Isis- eher Isis mit Sistrum und Situla, als (wie es in
Statuetten aus Arrangy zwischen Germigny der Beschreibung Illustrirte Zeitung 72. Band,
u. Romany, Mus. de Bavestein 1 p. 42; angeb- 1879 p. 285 heilst) eine weibliche Figur, welche
liehe Isisstatuen u. andere ägyptische Alter- Früchte und Getreide trägt, dargestellt zu sein
tümer aus Antwerpen, de Bast p. 390 ff. scheint; Ring (Karneol) mit Anubis aus einem
PI. 15, 15, Mus. de Bavestein 1 p 42 (sicher Grab auf äev Insel Mona,, Mus. Münterianum 3
falsch benannt); H. Schuermans, Dccouverte p. 105 nr. 73.
d'ant. egypt. ä Anvers, S.-A. aus Bull, de VInst. Spanien u. Portugal mit Weihinschriften
arch. de Liegeois 1872, 15 Octobre; Anubis an Isis aug(usta) aus Bracara Augusta
von Tronchiennes s. oben 1 Sp. 2307; sil- 50 (ßraga), C. I.L. 2,2416 u. Tarraco 4080; Isis
bernes Härpokratesfigürcben, Jo. (Swifims, J-wf i- pueli^laris) aus Acci (Guadix) 3386, Hübner,
quitates Neomagenses. Noviomagi Bat. 1678. 4". Bull. d. Inst. 1862 p. 101, Arch. Anz. 1861
p. 127 — 137, Cuperus, Harpocrates p. 1, 2 und p. 185*, A. Bildw. in Madrid p. 323 nr. 870,
de Mercurii Ilarpocratis alisque Bomanorum Friedländer, Sittengesch. 3 p. 501, Lafaye 291,
sigillis ad Neomagum erutis. Neomagi 1783; 97, A. de Longperier, Oeuvres 2 p. 457 — 460;
Gemmen mit thronendem Sarapis, Janssen, Isis ohne Beiwort ebenda 3287; Isis Domina
Nederlandisch-BomeinscheDactyliotlieeki:).lnr.2, aus Torre del Conde de Feria 981 u. Sa-
Büste des Sarapis Ammon, /aw.ssen a. a. 0. Iste lacia (Ala9er do Sal) 33; Weihinschrift an
Suppl. p. 5 nr. 4, Herme, Sistram und Cape- Sarapis ausValentia 3731, wo auch ein soda-
dnncula, Smeiius p. 31 aus Nijmegen; ein go liciuin vernarum colentes Isidem nachweisbar,
Harpokratesbildchen von grüner Paste, /ansse«, 3730; vgl. Augustinus Salesius in Fidel Fita,
Bonner JaJirbb. H. 46, 1869 p. 117 u. angeb- Estudios histörieos — Colecciön de articulos.
liehe Isispriesterin in Bronze, Schayes 2 p. 403 Madrid 1884, ^ Antig iiedades de Valencia' ,
aus V echten. Die angebliche Isis-Figar von Schiller in Bursians Jaliresber. 44. Bd. 13,
Nordwijkerhout bei Pa^s, Kativyksche Oud- 1885, 3 p. 103; sowie an Serapis Pantheus aus
heden p. 244, 474, 507, vgl. de Bast p. 196 Pax lulia (Beja) 46; Inschrift einer Isiaca
Note 4 wird von Beuvens, Leemans, Janssen, aus Igabrum (Cabra) 1611; Steintafel mit der
ATphab Naamlijstfbehoorendehij deKaartvande Aufschrift Eig Zavg Usgccm-g aus Astur ica
417 Isis (Kult, in Nordafrika, Karthago) Isis (Kult in Nordafrika) 418
Augusta, Eph. cp. 4 p. 17, 22, von Kaibel, Bull. ep. 1, 1881 p. 272, vgl. Cagnat, Ärch. d.
Inscr. Sic. et Ital. nr. 373* allerdings für ge- miss. so. 3" ser. 9, 1882 p. 15G f. nr. 3. Den
fälscht gehalten; Isisstatueu aus Clunia, Hüb- Sarapis stellen dar Lampen aus Hadrumetum,
ner, D.ant. Bildio. i. 3Iadr kl Y>. 34:3 nv. di5 und Vercoutre, Reo. arch. 3*^ ser. 3, 1884 p. 25
Italica, Hühner a. a. 0. p. 31G. PI. 2 Fig. 6 und Thysdrus, Cagnat p. 15G;
Noch einen Blick auf Nordafrika. Hier Terracottastatuetten eben daher, Ca(;i!öi p. 155 f.
war der Isiskalt schon vor der hellenistischen nr. 1, 2 PI. 8; Münzen von Sabrata, Gesenius,
Zeit nach Kyrene gedrungen. Die Frauen Moniim. Fhoen. 2 p. 322; 3 Tab. 43, 24 A,
in Kyrene und Barka afsen schon zur Zeit Müller, Num. de l'anc. Afrique 2 p. 27 f. nr. 49,
Herodots (4, 186) infolge ihrer Verehrung der io-50, 56—60, Suppl. p. 36 nr. 58, vgl. 2 p. 28
Isis kein Kuhfleisch, A. Wiedemann, Herodots nr. 63, 64, wogegen Cavedoni, Bull. arch. ita-
2. Buch p. 98, Thrige, Res Cyrenensium p. 293. liano 1, 1862 p. 171, Heran de Villefosse, Bull.
Eine Büste der Göttin in Alabaster und eine ep. 1 p. 263, Müller, Suppl. p. 38; Thaena,
Statue derselben, letztere gefunden im Aphro- Müller 2 p. 40 nr. 1 , Biondelli, N. serie di
ditetempel zn Kyrene, verzeichnen Murdoch monete e medaglioni greci nel medagliere del r.
Smith and Bordier, Hist. of discov. in Ci/rene. gab. num. di Milano 1883 p. 21 nr. 123, Head,
Lond. 1864 p. 102 nr. 69, 70, Brit. Mus. A H. N. p. 736; aber nicht von Hadrumetum,
Guide to the graeco-roman sculptures in tlie wie Head p. 736, wenigstens fragweise, angiebt.
depart. of gr. and r. ant. 2, 1876 p. 10; vgl. Ter- Auch ist dem Sarapis geweiht . eine Inschrift
racotten mit ägyptischem Kopfputz aus der 20 aus Vallis, Eph. ep. 7 p. 73 nr. 273, und eine
Cyrenaica, Clarack PI. 632 J nr. 1449; 1 p. 371; (Jrtlichkeit in der Syrtica hiefs tö SsQanstov,
Martha., Cat. d. fig. en t. c. du mus. de la soc. arch. Geogr. Gr. Min. ed. Mällerus 1 p. 453. Wenig
Bibl. des ec. fr. d'Ath. et de Borne IQ-p. 14:8 nv.Q89. ist von Numidien zu berichten. In der
Dafs das handelsmächtige Karthago lange Lagerstadt Lambaesis wurde 158 n.Chr. der
vor der Gründung von Alexandria mit Ägypten Tempel der Isis und des Sarapis von den Sol-
in Verkehr trat und die Einwirkungen der daten vollendet, G. Wilmanns, Comvi. jihil. in
ägyptischen Kunst und Religion erfuhr, ist hon. Mommseni p. 195. Es bezieht sich auf
von selbst einleuchtend, s. oben unter Sardi- Isis die Inschrift C. /. L. 8, 2631, auf Isis u.
nien und über Funde in Karthago selbst Sarapis 2630, auf luppiter Pluto Serapis 2629
M.de Vogüe, Bev. arch. 3^ ser. 13, 1889 p. 167 30 = Hirschfeld, Ann. d. Inst. 1866 p. 41 u. 51.
— 168, 176. Auf seinen Münzen erscheint eine Eine Lampe aus Hippo regius zeigt die
etwas modificierte Darstellung der Sonnen- Büsten des Sarapis und der Isis, Explor. scient.
Scheibe mit den Uräen zu beiden Seiten, de l'Älgerie. Archeol. par Ad. H. AI. Delamare
Müller, Num. de Vanc. Afrique 2 p. 70, 85, PI. 193 nr. 3, eine aus Calama, die des Sa-
87, 88, 92, 93, 118, 119, ebenso wie auf Stelen rapis allein, ebenda PI. 182 nr. 22; letzterem
von Hadrumetum^ Perrot et Chipiez, H. de geweiht sind Inschriften von Theveste C. I.
Ta. d. Vant. 3 p. 461 nr. 337, vgl. Ebers, Ann. L. 8, 1884; Cuicul, Eph. ep. 7 p. 140, 454
d. Inst. 1883 p. Ulf. Die Inschriften lehren und Mascula, Eph. ep. 7 p. 236, 740; sein
uns kennen Karthager mit den Namen „Knecht Haupt erscheint auf Münzen von Suthul,
der Isis", „Knecht der Göttin Bast", Bäthgcn, 40 Head, H. N. p. 745 nach Müller 3 p. 59. In
Beitr. z. semit. Religion p. 64. Inschriftliche Mauretanien wurde der Isiskult wenn nicht
Widmungen aus der Kaiserzeit sind an Sarapis eingeführt, so doch gefördert durch die Ge-
gerichtet, C. I. L. 8, 1002 ^ de S. Marie, mahlin lubas IL, Kleopatra Selene, die
Miss, ä Carthage p. 21 ; 1003—1005, vgl. 1007, Tochter des Antonius und der Kleopatra,
Lafaye p. 16 Note 1; Eph. ep. 7, 53, 160 = Monceaux, Bull, de corr.afric. 3, 1884 p. 346 ff..
Bull. ep. 4 p. 267; 161 = Bull. ep. 4 p. 109, Head p. 747. Silbermünzen des luba IL zei-
268; 162; auch ein Kopf dieses Gottes ist ge- gen die üräusschlange auf einem Altar, Müller
funden worden, Bev. des rev. 1883 p. 231; die 3 p. 105 nr. 47 — 49; p. 121; Silbermünzen des
Büste der Isis findet sich an einer Lampe, Königs und der Königin den Isiskopfpntz,
Janssen, De gr. rom. en etr. monum. van het 50 Müller 3, 108, 89, Suppl. 74, 89 a, wozu zu-
mus. van oudheden to Leyden p. 109 II 571; weilen noch ein Sistrum tritt, 108, 90; 109,
der Monat November ist mit dem Sistrum der 91. Auch auf den Bronzemünzen erscheint
Isisverehrer ausgestattet auf einem Mosaik, der Isishauptschmuck (3, 110, 101, 102, Suppl.
Brit. Mus. Guide to the gr.-r. sculpt. 2 p. 75 74, 102 a, PI. 3) und nicht minder auf unter Cn.
nv.'l8,XLlll*, Strzygowski, Die Kalenderbilder Atellius und luba ?L\a duum.viri quinquennales
des Chronographen vom Jahre 354 p. 50, 79, in Karthago Nova geschlagenen Bronzen, 3,
vgl. C. I. L. 8-, 1072; Osiris (?) soll vorkom- 111, 108, Heifs, Descr. gen. des monn. ant. de
men auf einem Goldring, Rev. des rev. 1883 l'Espagne p. 269, 5, BoutJcoivsJci , Biet. num.
p. 231. Eine Weihinschrift an Isis in Mac tar 1 p. 579, 1236, 1238. Über mehrfach der
erwähnt Hcron de Villefosse in der Sitzung der GO Kleopatra Selene ohne hinlängliche Sicherheit
Soc. nat. des ant. de Fr. vom 18. Juni 1884, Rev. zugewiesene Münzen mit der Büste der Isis s.
arch.3.ser. 4 1884, p. 113; eine Widmung an Müller 3, 176—180, 284—290, SuppL p. 81,
eine Regina zubenannte Göttin aus der Civi- 290a — 292, der sie unter den unbestimmten
tas Zuccharitana wird C. I. L. 8, 921 auf Mauretaniens beschreibt. Den Isistempel der
Inno oder Isis bezogen. Über eine Bronzebüste Residenz Caesarea erwähnt Plin. 8, 37, Fried-
in Isistracht s. Reuvens, Lettres ä M. Letronne länder, Sittengesch. 2^ p. 165. Über Funde
p. 29, über Lampen mit der Büste der Isis ägyptischer Altertümer daselbst vgl. die bei
aus der Landschaft Tunis Hcron de Villefosse, Müller 3 p. 120 Note 10 und Heron de Ville-
BoscBER, Lexikou der gr. u. röm. Mytliol. II. 14
419 Isis (ägypt. Kiiltorte) Isis (auf ägypt. Nomenmünzen) 420
/b.sse, Archives 3^ sdr. 2 p. 396 Note 1 ver- In Eclfu, Apollinopolis Magna wurde ge-
zeichnete Litteratur und Cumptes rendus de la funden eine Weihinschrift des Lichas an Ptole-
soc. frauQ. de num. et d'arch. 2, 1870 p. 153 maios IV., Sarapis und Isis, ÄrcJi. Ans. im
und Chaudruc de Crazannes , liev. de la num. Jahrb. d. D. Ärch. Inst. 1889 p. 44. Über
beige 3^ ser. 2 p. 157 f. Nach Victor Waille, Isis auf Abaton s. C.I. Gr. 4896; add. 4915 c;
Bull, de Corr. afric. 5, 1886 p. 128 sind auch 4919; add. 4941; Brugsch, G. J. 1 p. 156;
Sistren und Isisstatuen darunter; Lampen, B. Revillout, Zeitschr. f. äg. Spr. u. A. 1880 p. 144
a. 1891 p. 143 nr. 39. 42. Ob das SIDE —145; Servius zu Verg. Äen. VI, 154 vol. II
der in Suik gefundenen Inschrift C. I. L. 8, p. 33— 34 ed. TMo; in Nubien C. J. (?r. 4979;
1047 zu fsanctae IJsidfiJ zu ergänzen ist, ist lo 4986; 4992; 5041; (5113?); (5115?); ganz un-
natürlich äufserst fraglich; eine Sarapisinscbrift sicher will man auch in der ^oLßrjtQi'a 4987
aus Zuccabar (AfFreville) findet sich EjjJi. und in der Zqovtzxix'S 4989; 5032; 5033, s.
ep. 5 p. 479, 1039, Piniol. 42, 1884 p. 574. die Note zu 4980 und Göhler, Wochenschr. f.
Orte der Verehrung der Isis in Ägypten /.7. Phil. 1885 Sp. 264 Isis erkennen,
führt an Brugsch, Geogr. Inschr. altägypt. Auf den Nomenmünzen erscheint Isis ver-
IknTcmüler I passim, so p. 70 — 71; 77—78; hältnismäfsig selten. Man will sie erkennen
100 ff.; 133; 137; 142; 151—152; 155—156; iu einer stehenden Gestalt mit Federn auf dem
159; 176; 176—177; 179; 186; 190; 195; 198; Haupt, Scepter in der R., Nike (Münze des
200; 201—203; 207; 209; 210; 213—214; 215; Trajan) oder Krokodil (Hadrian) auf der L.
220; 223; 226; 227; 230; 232; 233; 234—235; 20 auf Münzen des Nomos Antaiqpolites, J. de
237; 238; 244; 245-246; 249; 253; 255—256; Bouge, Moyin. des nomes de l'Eg., Bev. num.
271; 274; 276; 281; 283; 284; 287; 289; 290; n. s. 15 p. 19 nr. 2, PI. 1, 10 = Feuardent,
291; 296; 2Q8; 299 undhei Brugsch, Biet, geogr. L'Eg. anc. 2 p. 301 nr. 3514; nr. 3; Head
lyasshn, so p. 19; 34; 57; 59—60; 89—92; p. 723; nach W. Golenischeff, Zeitschr. f. äg.
98-99; 103 — 104; 106 — 108; 166—167; 178; Spr. u. A. 20, 1882 p. 136, 137, Taf III, IV
181; 183; 208—209; 214—216; 225—226; 229; erscheint aber auf zwei Gemälden einer Höhle
242; 282—283; 286; 293; 296; 298; 311; 328; bei Gau-el Kebir, Antaiopolis als Begleiterin
342-343; 366—367; 378-379; 444; 456—457; des Antaios Nephthys, und dieser selbst trägt
464—466; 489; 507; 513—514; 519; 568—571; auf dem Haupte 2 Federn — die Doppelfeder
609; 653-659; 660; 661; 666; 719-720; 727— 30 des Schu — (auf III; auf IV den Strahlen-
729; 779; 790; 791; 794; 795 — 796; 803; 810; kränz), breites Schwert, mit 2 Bändern ge-
818— 819; 828; 829- 831; 841— 844; 856; 864— schmückten Speer und Stiefel. Bruqsch, Bei.
866; 901-902; 933—934; 940; 1092; 1100; d: a. Äq. p. 378 bemerkt über diese "Gottheit:
1117—1118; 1284; 1321—1322; 1345. Nach „Es läfst sich schwer angeben, aus welchen
den ägyptischen Denkmälern verzeichnet sie Gründen und zu welchen Zeiten der fremde
Lanzone, Dizionario di mitologia egizia p. 829 Ba'al-Antäus in die ägyptische Göttergesell-
— 833, nach den klassischen Autoren und In- schaft von Antäopolis eingeführt worden ist,
Schriften Parthey in seiner Ausgabe von Plut. nur seine Gleichstellung mit dem lokalen
De Is. et Os. p. 152 — 153 und A. Wiedemann Hör- Schu ist zweifellos." Nach Brugsch ist
in seiner Ausgabe von 77e?-0(Zo<s .2. Bwc/; p. 190. 40 seine Mutter Bast, die zugleich Auta, Cher-
Zu nennen ist u. a. Menuthis, 12 Miglien sekit und Heqit hiefs, vgl. p. 665 — 666. Isis
von Alexandria mit einem Tempel der Heil- oder Hathor sieht man in einer stehenden Göttin
göttin Isis, O. I. Gr. 4:683}}, Lumbroso, L'Egitto mit der Sonnenscheibe zwischen den Hörnern
al tempo dei Grcci et dei Bomani ]). 114 — 120; auf dem Haupte, einem Sistrum in der R.
vgl. Brugsch, Dict. geogr. p. 151, p. 654 — 657 und einem Widder auf der L. (Trajan) oder
und Geogr. Inschr. I p. 290. In der Bev. arch. Scepter in der L. und Widder mit Sonnen-
3^ sör. 15, 1890 p. 268 und in The american Scheibe in der R. (Hadrian) des N. Hypselites,
Journal of archaeology II 1886 p. 151 nr. 2 J. de Bouge p. 20 nr. 1; Feuardent a. a. 0.
wird verzeichnet eine Inschrift zu Ehren 302, 3516; de Bouge nr. 2; Head p. 723. Ihre
eines Ptolemäers, gewidmet der Isis, dem Sara- ,^iO Büste mit langen Locken und Geierbalg, dar-
pis und ApoUon von einem oiy.ov6[iog räv xar« über 2 Federn und Sonnenscheibe , erscheint
NavKQaziv; aus Ta^josiris parva stammt auf Münzen des N. Memphites (Hadrian), J. de
die Inschrift vTt^iQ ßaßdiwg \ nrolfnaiov kuI | Bouge p. 36 nr. 6; Feuardent 310, 3538. Auf
ßaaiXiGcrjg Klsonargag ^fäv sTiLcpccväv «ai Münzen desselben Nomos (Hadrian) wird sie
fv %ccqi'ßxcov 'OcÖqco ts \ kccI IJaQocnidi v.cci"lat8i abgebildet stehend mit gleichem Kopfputz* in
otort 'AvovßiSi, d-soig \ itäai -nal ndaaig, t6[i der R. eine Schlange, auf der L. eine kleine
ßcafiov -nal rorg nsQOfag \ UiKXQig tikI oi Kafif- Figur, die de Boiige und Feuardent fragweise
ylstai viccl ot Q^iaasitat , Ncroutsos - Bey , Bev. als Phthah bezeichnen, J. de Bouge p. 36 nr. 5;
Arch. 1887, 2 p. 214 nr. 56. Eine Isis Ta- Feuardent 310, 3539; desgl. in der L. das
posiris kennen wir aus einer Inschrift von co Scepter, in der R. eine Schlange, zu Fnl'sen
Faesulae (s. oben). Für Ptolemais s. die In- den Apis mit der Sonnenscheibe zwischen den
Schrift Bev. arch. 3'^ ser. 1883 2, p. 174 nr. 1, Hörnern {Head p. 723), wohl schon unter Do-
Aus Gebelein, welches Georgis Daressy, mitian, J. de Bouge p. 36 nr. 4; unter Trajan
Becueil de trav. rel. u la phil. et ä l'arch. p. 34 nr. 1. 2; Antoninus Pius nr. 3 PI. 2, 15;
cg. et ass. 10, 1888 p. 140 mit Phathyris Feuardent 311, 3641. Auch auf Bleimünzen,
identificiert, teilt er mit die Inschrift Nsxov&rjg die nach Adrien de I.ongperier dem Sarapeion
nsTSccQOVT^Qig KVi&rjfiBv GTt'jlrjv "laiSog Q'Eag \ von Memphis angehören, erscheint Isis. Da-
^syiatrjg Ud&vQig L iß Tgaiccvoi xov y.vQiov ts. von sind folgende Typen bekannt: 1) Apis auf
421 Isis (auf ägypt. Nomenmünzen)
Isis (u. Horos auf Noraenmünzen) 422
Baris zwischen zwei Hermen, vor ihm ein Altar;
darüber ein Blumengewinde und ein Halbmond,
im Feld ein Uräus. Rs. OBOAOI B. Isis stehend,
mit der Schlange in der R. , in der L. einen
undeutlichen Gegenstand, vor dem sitzenden
Nil, de Loniiperier, Oeuvres II p. 508—9, PI. 11, 1 ;
2) MGMOIC. Göttin stehend vor Apis. Rs. Isis
stehend vor dem sitzenden Nil, de Longpcricr
a. a. 0. 2 p. 510 PI. 11, 2, vgl. Sestini, Museo
Fontana 2 Tav. 1 1, 22 p. 67 nr. 22 und Feunrdent
334, 3596, die wohl denselben Typus geben und
nach deren Abbildung der Nil auf einem Flufs-
pferd sitzt; 3) angeblich 'Scrajns in throno ad
s. sedcns d. deinissa, s. Jtastam: ex adver so stat
Isis d. sceptrum, s. duas spicas. Rs. Cymha,
in qua ad s. stat Anubis, ante quem Bas Apis
hast quadratae impositus, in area superne hinc
astrum, inde lunula\ Sestini 2 p. 68 nr. 24,
Tab. 11, 24, vgl. de Longperier p. 511, C. Auch
eine Glasmünze mit der Büste der Isis mit
Sonnonscheibe zwischen den Hörnern, in der
R. ein Gefäfs, im Obv. und dem Haupte des
Nils im Rs. weist de Loyigperier p. 512—513
PI. 11, 3 dem Sarapeion von Memphis zu;
vgl. über Isiskult in Memphis Brugsch, G. I.
1 p. 234—235; 237—238; Wiedemann, Her. 2.
B. p. 190; Anth .Lat. ed. Biese 1, 395; Hym-
nus von Andros vs. 3. Auf Münzen mit der
Aufschrift 06OT TTANOC und weiblichem Haupt
mit Hörnern, Sonnenscheibe und Federn im
Obv. und Sistrum im Revers, die vielleicht
von dem Heiligtnme des Min (Chem) in Pano-
polis geprägt worden sind, wird man sicher
besser mit Mionnet, Suppl. IX 153, 22 das
Haupt der Isis, die dort unter dem Namen
Apersit einen bedeutenden Kultus hatte,
Brugsch, Bei. p. 674—679, als mit Feuardent
332, 3595 das des Pan erkennen. Ferner
sieht man Isis in einem lockigen Haupt mit
Binde und ägyptischem Kopfputz {de Bonge:
diademe atef) auf Münzen Hadrians von Pelu-
sium, das als eine Gründung der Isis galt,
J. de Beuge p. 41 nr. 1; Feuardent 314, 3545;
Head p. 723; sowie in einer stehenden Frau
mit Krokodil auf der R. auf Münzen des N. Onu-
phites (Hadrian), de Bouge]). 60 nr. 1, PI. 6, 16;
Head p. 724; Isis oder Hathor in einer stehen-
den Göttin mit Sperber auf der L. und Sistrum in
der R. auf Münzen des N. Metelites (Hadrian),
J. de Boiige p. 65 nr. 1; Head p. 724; desgl.
Isis {de Bouge, Head) oder Hathor {Feuardent)
in einer stehenden, das Gewand mit der L.
raffenden Göttin mit Widder auf der R. auf
Münzen des N. Gynaikopolite s (Hadrian),
de Bouge p. 67 nr. 1; Head p. 724; Feuardent
328, 3584. Viel häufiger als Isis erscheint ihr
Sohn Horos auf den Nomenmünzen. Head Yer-
zeichnet (p.722): AnOAA03NOnOAITHC. Hor-
Hut, der Horos von Hut oder Apollinopolis M.
stehend mit Scepter und Sperber; KOTTT[ITHC].
Horos-Chem, als verhüllte Figur mit Antilope
und Harpa; vgl. Brugsch, Bei. p. 678—679 und
für Isiskult in Koptos aufser Wiedemann, Her.
2. B. p. 190 die Inschriften Bev. Arch. 3^ ser.
1883, 2 p. 176-178 nr. 1. 2. TGNTYP[ITHC].
Hathor mit dem Sperber des Horos und Scepter;
Sperber; (p. 723) nANO[nOAITHCJ. Gestalt mit
Ichneumon und Statuette des Horos-Chem; vgl.
Brugsch, Bei. p. 674—678; HPAKAGOnOAlTHC.
Herakles in Tempel; Harpokrates-Herakles mit
Keule, worauf ein" Sperber sitzt; Herakles mit
Keule und Greif ; eTTTAKCOM. Horos-Supt-achom
mit Speer U.Sperber; Sperber; Ce0PO6iTHCoder
CeOPWITHC NOMOC. Horos sperberköpfig mit
Scepter oder mit Scepter und Sperber; Sperber.
Wie die Abbildungen von nr. 3548, 3549 bei
Feuardent p. 314/5 zeigen, ist der Gott dnr-
10 gestellt in römischer Kriegertracht, wie in der
schönen Bronzestatuette der CoU. Grcau PI. 17
p. 170 nr. 848 {' Empereur romain Augtiste ou
Hadrien en Horus'') und im Brit. Mus. A
guide to the first and second egyptian rooms
p. 104 — 105, sowie auf einem bei Lanzone,
Diz. di mit. egiz. p. 582 abgebildeten Sandstein-
relief in Turin; ähnliche Typen zeigen die
Münzen desTANITHC: Horos mit Pschent, Lanze
in derR., Sperber auf der L.; Horos in Krieger-
20 tracht mit Pschent, Lanze in der L, und
Sperber auf der R.; Sperber mit Pschent, /. de
Bouge p. 44 nr. 1 — 3, PI. 2, 10; vgl. Brugsch,
Bei. p. 390 — 391. Ferner verzeichnet Head:
A€ONT[OnOAITHC]. Horos mit Scepter und
Löwen; Löwe; A0PIBITHC. Hathor mit dem
Sperber des Horos und Scepter; Sperber;
TTPOC(jO[TTITHC]. Büste oder ganze Gestalt des
Harpokrates mit zum Munde erhobenem Finger;
Harpokrates-Herakles mit Keule, worauf ein
30 Sperber sitzt; (p. 724) O0EMOOET NOMOZ.
Hathor mit Lotosblume, worauf Harpokiates;
Harpokrates-Herakles auf der Lotosblume;
C6B6[NNTTHC] oder NOMOC C6B6NNYTHC.
Horos mit Schwert und Speer, ,,Anliur, der Speer-
träger, Schu, Sohn Rä's, der grofse Gott in
Sebennytus, der gutthätige Sprofs als Bahudti",
Brugsch, Bei. p. 488—492; (t)06NeOY[THC].
Horos nackt mit Sperber und Widder; zwei
Sperber; Harpokrates auf der Lotosblume. Über
40 den Kultus des Horos im Phtheneotes (Peto eu
uati, 'Land der Göttin Uati', mit der Haupt-
stadt Buto, Pa-uati, ""Wohnnug der Göttin Uati')
und seine Aufziehung daselbst durch Isis und
Uati (Ouadj, Utit, Lato), die selbst nur eine
Form der Isis ist — 'Isis ist dort unter der
Form der Buto, der Herrin von AM', heifst es
im grofsen geographischen Texte von Edfu,
Brugsch, Dict. geogr. p. 25, p. 178, p. 940 —
vgl. man A. Wiedemann, Herodots ziveites
50 Buclt p. 557 — 558 und Bec. de trav. rel. ä la
phil. et ä l'arch. eg. et ass. 6 p. 23; Lauth,
Sitzungshcr. d. philos. u. philol. u. hist. KL d.
Ic. b. Äk. d. W. z. 3Iünchen 1881. 2. Bd. p. 279 ff.,
speziell p. 284 — 285; Ebers, Abh. d. k. sächs.
AI: d. W. z. Leipzig, phil.-hist. Kl. 9, 1884
p. 232 f.; Brugsch, Biet, geogr. p. 89—92, p. 214,
p. 568—571, p. 810, p. 901 — 902; in Schlie-
manns Ilios p. 818; Bei. u. Myth. der alten
Äg. p. 327 — 330, 391 fi".; Eine geogr. Studie,
60 Vier Texte der Metternichstele , Ztschr. f. äg.
Spr. u. Altertumskde. 1879 p. 1 — 29; Goleni-
scheff. Die Metternichstele. Leipzig 1877. 2"
p. 15 Anm. 7; Ztschr. f. äg. Spr. 20, 1882
p. 133. Ferner führt Head noch auf: KABA-
CI[THC]. Horos halb bekleidet, mit Speer und
Sperber; Sperber; AHTOTT|OAITHC]. Horos mit
Ichneumon oder vielmehr mit Spitzmaus, vgl.
Wiedemann, Die Bei. d. a. Ag. p. 16: „Hor-;^ent-
14*
423
Isis (Kult in Alexandria)
Isis (Kult in Alexandria)
424
nen-ma, „Horus, der Herr des nicht Sehens,"
eine in Letopolis auftretende, als blind ge-
dachte und die Sonnenfinsternis symbolisierende
Gottheit, der die Spitzmaus heilig war, _ welche
man nach PIntarchs Behauptung in Ägypten
göttlich verehrte, weil sie als blind galt und
die Finsternis älter war als das Licht"; MGNG-
AAITHC. Nil stehend mit Schilf und Harpo-
krates, dessen Unterkörper in einen Krokodil-
schwanz endet; Harpokrates mit Krokodil-
schwanz vor einem Altar, wie er auch auf
römischen Kaisermünzen von Alexandria mit
Krokodilschwanz, die R. an den Mund gelegt,
in der L. ein Füllhorn, Trajan L. IT, Mionnet
6 nr. 628, Feuardent 57, 995, 996, Trajan L . IE,
Mionnet 6 nr. 675; Feuardent 59, 1035 uns ent-
gegentritt. [Vgl. hinsichtlich der Darstellungen
auf ägyptischen Nomenmünzen jetzt W.Fröh-
ner, Le nome sur les monnaies d'Egypte.
Extr. de Vannuaire de la Soc. de Numism.
1890 S. 6 ff. Fröhner erkennt in den bald
männlichen bald weiblichen Gestalten „le nome
devenu dieu, le nome personnifie comme an
personnifiait les provinces, les villes etc. II
s'appuie sur un sceptre, et sa main tenduc en
avant parte le Symbole religieux, qui caracte-
rise le nome et son eiilte special etc." Röscher.]
In Alexandria hatte schon Alexander M.,
das Vorbild der Ptolemäer hinsichtlich eines
ehrerbietigen Verhaltens gegenüber den Landes-
gottheiten, die Stelle bezeichnet, an der sich
der Tempel der Isis in der nach ihm benannten
Stadt erheben sollte, Droysen, Gesch. Alexan-
ders d. Gr.^ p. 164; Grote, Gesch. Griechenlands 6"
p. 484; F. Pleiv, Die Griechen in ihrem Verhält-
nis SU den Gottheiten fremder Völker. Danzig
1876. 4« p. 12; C. W. Göttling, Ges. Abh. aus d.
Mass. Altert. 1 p. 219— 221; 2 p. 270; Letronne,
Rech. p. s. ä l'hist. de TEgyptc p. 337; Oeuvres
choisies 1. ser. 2 p. 289, 357; Recueil des Inscr.
gr. et lat. de VEg. 1 p. 270; Lumbroso, Bech. sur
T economic politique de l'Egypte sous les Lagides
p. 265; Pierret, Dict. d'arch. eg. p. 18—19 u.a.m.
Es gab hier in der Kaiserzeit einen Tempel
der Q-scc ynyCazri laig nXovaia {Neroutsos, 'A&rj-
vcciov 2, 1873 p. 88 — 89, Bull, de V Inst, egyptien
12 p. 77, L'ancienne Alexandrie. Paris 1888.
p. 5—6; Lumbroso, Ann. delV Inst, di Corr.
arch. 1875 p. 14 — 15, L'Egitto al tempo dei
Greci e dei Bomani p. 135) am Kreuzungs-
puukte der Strafse Nebi-Daniel mit der Strafse
des giiechischen Hospitals. Ferner, an der
Stelle der neuen Börse lag nach einem 1885
gefundenen bilinguen Goldplättchen, dessen
griechische Inschrift lautet ZaQccnLSog -nal "Igl-
öog Kai ßacilsag UtoXs^aiov iiai ßaciXiaarjg
'AQaivorjs &scßv cpiXonKzÖQcav, ein dem Sarapis,
der Isis, dem Ptolemaios IV. und der Arsinoe
Philopator (222—204 v. Chr.) geweihtes Heilig-
tum, Maspero, Bec. de trav. rel. ä la phil. et
ä l'arch. eg. et ass. 7 p. 140 — 141; Neroutsos-
Bey, Eanc. Alexandrie p. 21 — 22. Ein Altar
der Isis, des Ammon und des Harpokrates
[E. Miller, Bev. arch. 1874, n. s. 27 p. 51—52;
Lumbroso, Bull. deW Inst, di Corr. arch. 1878
p. 54—59; Kaibcl, Epigr. Gr. 833; Drexler,
VVochcnschr. f. Id. Phil. 1886 Sp. 1082—1084)
trägt die metrische Inschrift:
"iciSog ivTiloKÜ^oio Kul Afificavog ksqkioio
K'AQitov.Qäxov TS ÖLTilotg E^'d[^o]^ q)C(ivofifvov
ßwiiog iycö. cvv naiai d' s&rjKSv KXivog 'Avov-
ßicov,
oivysXov sva^ßtrjg ^8s &vi]iioXirjg.
Die alexandrinischen Kaisermünzen zeigen die
Göttin in mannigfaltigen Bildungen, z. B. ihr
Haupt, Zocga, Numi Aegyptii Imperatorii
Tab. 3, 12; 10, 5. 8; 16, 3; Feuardent PI. 15,
10 769; 17, 933; 23, 1574; 28, 2337; 31, 2872;
33, 3153; Wange an Wange mit dem des
Sarapis, Zoega 8, 13; gegenüber dem des
Sarapis, zwischen beiden Hai'pokrates stehend,
darunter ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln,
Nicasius, De nummo pantheo Hadriani im-
peratoris. Lugduni 1690. 4*; Wange an Wange
mit dem des Nils, Zoega 19, 11; Feuardent
PI. 19, 2393; Isis in ganzer Gestalt, thronend,
in der R. das Sistrum, Feuardent 20, 1431;
20 thronend, in der L. das Scepter, die R. über
den vor ihr stehenden Harpokrates haltend,
Zoega 5, 7; sitzend, den Horos säugend, Zoega
10, 1; 12, 2. 9; 13, 1. 7. 10; Feuardent 20,
1371; ein Segel entfaltend, Zoega 6, 9; 7, 16;
19, 1409; Feuardent 19, 1409; auf einem Schifi'
ein Segel entfaltend, mit Sarapis und Demeter,
Kenner, Die ant. Münzen des Stifts St. Florian
Taf. 8, 2; als Sothis auf dem Siriushund sitzend,
Eclchel, D. N. V. 4 p. 66; Zoega p. 207 nr. 140;
30 Mi. 6, 275, 1892; FeuardentlSl, ld06; Cat. Huber
108, 1095; u. a. m.
Noch im 4. Jahrh. n. Chr., nachdem schon
das Christentum zur Staatsreligion ei'hoben
war, erscheint sie auf (in Alexandria geprägten)
Vota -Publica -Münzen (mit lateinischer Auf-
schrift) in einem überraschenden Reichtum der
Darstellungen, so stehend mit Sistrum und
Situla unter Constantinus M., Cohen, Med. imp.
6 nr. 553, 554; Crispus 145; Julian 99, PI. 11,
40 99, Suppl. (vol. 7) 8; Julian und Helena 4. 5,
PI. 12, 5; Helena 7. 8. 9; Valens 77; Gratian 65;
ferner, wenn den Beschreibungen zu trauen ist,
mit Sistrum und Discus, Constantinus II. 200;
die R. ausgestreckt, in der L. einen Globus (?)
Julian H. 102, vgl. aber Julian und Helena 8
'Femme debout avec le modius, levant la m. dr.
et tenant un globe^ und Helena 23 'Serajns
radie avec le modius sur la t., levant la m. dr.
et tenant un globe^ ; die R. erhoben, die L. in
50 die Stola gehüllt, Helena 21. 22 aus Tanini-^
mit Zweig (wenn nicht Sistrum?) und Gefäfs,
Julian 103 aus Tanini; mit
Sistrum und Lotosblume, He-
lena Suppl. 2; schreitend, über
der Schulter ein Stab mit Nil-
pferd, Julian 110 aus Tanini;
das r. Knie auf der Erde, um et-
was aufzunehmen (?), Julian 111
aus Tanini; stehend mit Sistrum
üo auf einem Maultiergespann, Ju-
lian 106, 107, PI. 11, 107,'' 108; cw<e«G, PI. li, 107
Suppl. 9; Helena 10; Jovian
24; Gratian 66 aus Tanini; ebenso, dabei
Anubis, Julian 109 aus Tanini; Jovian 25;
ohne das Gespann, mit Anubis, Helena Suppl. 5;
sitzend auf Nilpfeidgespann mit Sistrum (?),
Helena 12. 13, wenn hier wirklich Isis und
nicht etwa der Nil dargestellt sein sollte;
Isis auf einem
Maultiergespann.
425
Isis (Kult in Alexandi-ia)
Isis (Ende d. ägypt. Kultes) 426
Sarapis und Isis
scblangenleibii;.
Cohen 6, Tl. H,
117.
auf einem von zwei Flügelsphinxen über die
Fluten gezogenen Wagen mit Harpokrates und
dem Siriusliund, Julian 133 aus Tanini; 134;
Berliner lil. f. 3Iiinz , Siegel- u. WapjJen-
Jiunde 1 Taf. 6, 8; auf dem Siriushund
sitzend, Julian 104. 105; Julian und Helena 6;
Helena 11, PI. 12, 11; Valentinian I. 60; Valens
76; zu Schilf ein Segel entfaltend (s. unten);
den Horos säugend (s. unten).
Interessant ist der Typus: Isis und lo
Savapis mit in einen Schlangen-
schwanz auslaufendem Unter-
körper, ein heiliges Gefäfs hal-
tend, Julian 117, PL 11, 117;
Suppl. 11, PI. 8, 11; Jovian 23
aus Wiczaij; sowie angeblich
'Delix prt^icesst's drapees et
coiffces d'cispics agitent des sistres
cn relevant leurs manteavx de
fagon ä ce qu'ils forment une espcce de ridcau' , 20
Fröhner, Clwix cle monn. anciennes. Paris 1869.
p. 48 nr. 80, PI. 13 Coli Greau 4487, Julian
und Helena; Cohen, Julian und Helena 9,
PI. 12, 9; Suppl. 1; Julian 119. 120, ein Typus,
der in Wirklichkeit Isis und Nephthys mit aus-
gebreiteten Flügeln darstellt.
Erst unter Theodosius M. wurde von dem
herrschsüchtigen Bischof Theophilos durch Zer-
störung des Sarapeions, des Hauptbollwerks des
Heidentums {caput ipsum idololatriae, Huftnus 30
2, 24), dessen Fall der eifrige Heide Eunapios
mit dem Sturz der Giganten verglich, der
oftenen Verehrung der Landesgottheiten in
Alexandria ein Ende gemacht, Gibbon, Gesch.
des alhnälü. Sinkens — des roin. Weltreichs
5 p. 262 — 266 (-Sporsc/iiZ) ; Neander, Gesch. d.
ehr. Bei. 3* p. 121—123; Milman, The hisiory
of christianity 2 p. 173—178; J. H. Stuffken,
i)e Theodosü 31. in rem christianam meritis.
Lugd. Bat. 1828. p. 57 — 63; Lasaulx, Der io
Untergang des Helloiismus p. 103 — 105; Chastel,
Hist. de la destruction du paganisme dans
Venipire d'Orient p. 195—198; Sharpe, Gesch.
Ägyptens 2 p. 243 — 246; P. Allard, _ L'art
palen sous les empereurs chretiens. Paris 1879.
p. 104 — 111; V. SclmUze, Gesch. des Untergangs
des gr.-rom. Heidentums 2 p. 261 — 266 u. a. m.
Auch die Tempel in Kanopos fielen dem Fana-
tismus des Theophilos zum Opfer, Allard,
p. 110— 111 ; Schnitze p. 266—268. Jetzt konnte 50
es scheinen, als sei erfüllt die sibyllinische
Weissagung 5, 484 ff. ed. Friedlieb:
'löi &SCC XQitälaivcc, fifvfts d'sni xsv^aai, Nsilov
MovvTj, ficcivccg äta-HTog, ini ipa[i.(y.&oti; AxsQOvrog,
Kov-ABXL 60V (ivita yf (isvsi^ kcctcc yaiav anaaav
Kai av, 2tQK7ti,li'&oigi7tiy.£i^svs, nolXa (loyr'iasig'
KBiar] Ttxcöfia ^äyiazov iv Aiyvntm zgiralaivr]'
'Oaaoi 8^ AiyvTtzov nö&ov 7]yciyov fig al aiiccvTig
KXavßovzciL as Kßxwg.
Doch nicht so leicht liefs sich ein nach 60
Jahrtausenden zählender Götterdienst an allen
Orten des Nillandes vernichten. Claudian, der
Zeitgenosse Stilichos, schildert noch lebhaft
die Prozession der Götterbilder in Memphis,
de cons. Hon. 4, 570 ü'. :
— Sic numina 3Iemphis
In vulgus proferre solet, penetralibus exit
Effigies, hrevis illa (juidem, sed plurima infra
lAniger imposita suspirans veste sacerdos
Tcstatur sudore deum. Nilotica sislris
Bipa sonat, variosquc modos Aegyptia ducit
2'ihia. Submissus admugit cornibus Apis.
Und am südlichen Ende des Reiches, auf der
kleinen Insel Philae (nach Dümiclien, Gesch. d.
alt. Äg.Tß.31 entstanden aus Äa-lak, Hak, mit vor-
gesetztem männlichen Artikel p Päalak, Pilak
■■die am Ende liegende Insel, die Grenzinsel')
wird noch in einem Vertrag, den der Feldherr
Maximinus 451 mit denBlemmyern schlofs, den-
selben zugestanden, dafs sie zu gewissen Zeiten
die heiligen Isisbilder aus dem dortigen Tempel
nach ihrem Lande führen dürfen, um sie zu
Erteilung von Orakeln zu benutzen. Erst um
560 liefs Justinian durch Narses die Tempel
schliefsen, die Priester gefangen setzen und die
Isisbilder nach Konstantinopel schaffen, worauf
nicht lange nachher durch Bischof Theodoros
das Heiligtum in eine Kirche des h. Stephanus
umgewandelt wurde, vgl. über den Dienst der
Isis und seine Schicksale auf Philae: DöUinger,
Heidentum u. Judentum p. 413; Sharpe, Gesch.
Äg. 1 p. 197; G. Parthey, De Fliilis instda
einsque monumentis commentatio und dazu
Letronne, Oeuvres choisies 1. ser. 1 p. 352
— 364; G. Parthey, Wanderungen durch Sici-
lien u. die Dev ante 2 p. 354, 368— 373; Lttronne,
liec. des inscr. gr. et lat. de l'Fg. 2 p. 1 fl".,
speziell über die Inschriften der letzten Zeiten
p. 198 — 217 nr. 149 — 151; Letronne, Obser-
vations sur l'epoque oü le jyaganisme a ete de-
finitivement aboli ä Philes dans la Haute-Fgypte,
Mcm. de VInst. lioy. de France, Ac. des Inscr.
et B.-L. 10, 1833 p. 168—217 = Oeuvres choisies
1. ser. 1 p. 55— 99; Chastel a. a. O.p. 291-293;
eil. Lenormant, 3Iusce des antiquites e'gyptiennes.
Paris 1841. 2". p. 57; Carle Wescher, liev. arcJl.
n. s. 10 p. 223—224; Bevillout, 3Iem. sur les
Blemmyes etc., Comptes-rendtis de VAc. des
Inscr. et B.-L. 1871, n. s. 7 p. 30—43, speziell
p. 42 — 43 und 3Iem. s. les Blemmyes ä propos
d'une inscr. copte trouvee ä Denbiir. Paris 1874.
4°; Lepsius, Briefe aus Ägypten, Äthiopien u.
der Halbinsel Sinai p. 108, 111; Ebers, Cicerone
durch d. alte u. neue Äg. 2 p. 332 — 341 ; Brugsch,
Ztschr. f. äg. Spr. ii. Altertumskde. 26, 1888
p. 57 — 69; Theod. Harten, Philä u. s. Um-
gebung, Westermanns Hlustr. Älonatshefte 34. Jg.
1890 p. 245—266. Nach einer Ankündigung
von Maspero , Comptes-rendus de l'Acad. des
Inscr. 4e ser., t. XIV, 3Iars—Avril 1888, vgl.
Bev. des rev. 13 p. 258 hat Baillet die grie-
chischen auf den Isiskult in Philä bezüglichen
Inschriften von neuem kopiert.
Übrigens waren die Beziehungen zwischen
dem Christentum und dem ägyptischen Heiden-
tum nicht ausschliefslich feindlicher Natur. In
den griechischen und demotischen in Ägypten
entstandenen Zauberpai^yri treten neben den
hellenischen und ägyptischen Götternamen auch
biblisch-christliche auf, Wessely, Exposit.
3 p. 194fF., Wiener Studien 8 p. 183 und Griech.
Zauberpapyrus von Paris u. London p. 27,
35 — 36; Dieterich, Papyrus magica 3Iusei Lug-
dimensis Bat. V. p. 765 ff.; E. Bevillout, Me-
langcs d'arch. dg. et ass. 3, 1875 p. 35 — 40;
vgl. Benan, Les origines du christianisme 7
427 Isis (im Gnosticismns u. Cliristentum) Isis (in christl. Legenden) 428
p. 142 Note 2 u. 3, p. 143 ; Crusius, Wochensclir. f. Ferner erkennt Ludwig Conrady, Die ägyptische
Ü. Phil. 1888 Sp. 1092. Über die Beziehungen des Göttersage in der christlichen Legende. Beilage
ägyptischen Gnosticismus zur alten Landes- zu 'Vier rheinische Palästina- Pilgerfahrten des
religion giebt interessante Belehrungen M. E. XIV. XV. u. XVI. Jahrhunderts'. Wiesbaden
AmcUneau, Essai sur le gnosticisme egyptien, 1882, in den Legenden der Heiligen: Onuphrius,
ses developpements et son origine eyypttenne. Paulus von Theben und Katerina eine christ-
Paris 1887. 4". Deuxieme partie, chapitre 111 liehe Modificierung ägyptischer Mythen; so
Sources egyptiennes du Systeme de Basilide sieht er in Onuphrius Un-nofer 'das gute
p. 139 — 152, speziell p. 141 — 14G; Troisieme Wesen' d. i. Osiris, p. 4. Wenn die vita Onu-
partie, chap. V Des rapports du Valentinianisnie lo phrii, wie sie sich in dem nach ihm genannten
avec les doctrines de la vieille Egypte p. 281 Kloster auf dem laniculum in Rom fand, Onu-
— 322; Ämelineau, Les traites gnostiques d'Ox- plirius den Sohn eines Perserkönigs sein, ihn
ford, Bevue de Vhist. des religions 21, 1890 wegen Verdachts unedler Abkunft bald nach
(p. 176—215, p. 261 — 294) p. 203 ff.; E. Bevit- der Geburt ins Feuer geworfen, aber nach Zer-
luiit a. a. 0. p. 40 — 44 und Mel. d'arch. eg. et Streuung des väterlichen Argwohns durch einen
ass. nr. 5. 1874 p. 166—167, sowie über ägyp- Engel unversehrt herausgezogen, nach der Taufe
tische Götternaraen als Namen christlicher vom Vater nach Ägypten gebracht und von
Kopten p. 186; vgl. auch den Brief Hadrians einer Hirschkuh gesäugt werden läfst, so er-
an Serviauus, Vojnscus, v. Saturnini c. 8, der klärt Jacohy p. 11-— 12 diese Version für eine
ob echt oder unecht, jedenfalls für die Reli- 20 geschickte Benutzung des in Byblos spielenden
gionsmischung zeugt. Epijjhanios hat uns Teils der Isissage. Vollends in der Legende
einen interessanten Bericht hinterlassen, wie der h. Katharina hält er schon den Namen der
die Gnostiker in Alexandria — er glaubt in- Heiligen für eine Nachbildung des Namens
dessen von Heiden zu sprechen — die Epi- ihres angeblichen Urmusters der Hathor p. 25 f
phanie in der Nacht vom 5./6. Januar, die Ge- Wenn Katerina, führt Jacohy aus, als Philo-
burt des Aion durch Köre, d. h. die Jungfrau, im sophin bezeichnet wird, so nennt Plutarch de Is.
Korion begingen, Oehler, Philologus 16 p. 354 c. 2 die Isis s^atQSzäg 60(pi]v y.al cpdSaofpov,
—355, Corp. hacreseol. 2, 3 p. 632, Epiphnnios p. 26 — 27; wenn Katerina enthauptet wurde,
ed. Dind. 3 p. 483. — Usener, Beligionsgeschichtl. so wird nach Plut. de Is. cap. 19 und Pap.
Untersuchungen!. Das Weihnachtsfest Kap.! — 3. äo Sallier der Isis von Horos der Kopf abge-
Bonn 1889. p. 27 fi'. hebt die Mischung von schlagen, p. 27 — 28; wenn der Leichnam der
Christlichem und Heidnischem darin als echt Heiligen nach dem Sinai gebracht wird, so
gnostisch hervor; Gustav Bosch, Das synhe- wurde im nahen Sarbut el Chädem und im
tislische Weihnachtsfest zu Petra ZDMG. 1884, Wadi Maghära Hathor, die Herrin von Mafkat,
38 [p. 643 — 654] p. 643, vgl. p, 651, deutet verehrt, p. 28—29; fällt endlich der Todestag
diese Erzählung auf die Geburt des Horos der Heiligen auf den 25. November, so ent-
durch Isis. spricht dieser Tag dem 17. Athyr, dem Todes-
Aus Hippolyti Befutationis omnium haere- tag des Osiris, p. 29 — 30. Freilich dürften
sium lihrorum decem quae supersunt rec. diese Ausführungen wenig Zustimmung finden.
Duncker et Schneidetvin lib. V cap. 7 p. 142 40 ,. Vielfach hat man auch hingewiesen auf die
(vgl. Dieterich a. a. 0. p. 772) erfahren wir Ähnlichkeit zwischen der Isis und der h. Jung-
von den Naassenern: Asyovaiv ovv, ort Alyv- frau in Beinamen, Kultus und Darstellungen,
nrioL, Ttdvtcov av&QcSnav (lErcc xovg <^Qvycig s. besonders Trede, Das Heidentum in der röm.
aQxuiözSQOi ■HccQ'saTaTfg xai. näai, xoig älloig Kirche 1 p. 17, 110, 283; 2 p. 45, 367; 3 p. 142,
ccv&QtüTioig b^oloyoviiivwg xslsrag -adu oQyia 145, 146, 158, 408; 4 p. 295, 445; Jb. T. i/ftwpson,
dsäv nävTcov bfiov fistccSövT8g tcqcötoi. kkI Medii Aevi Kalendarium p. 16 — 17, 145—146.
MaTijyyEA.xoTfg idi'crg -nal iviQysiag, i^qcc -aal Eine Reihe ähnlicher, zum Teil freilich falsch
esßäofiia y.al dvs^ayÖQSvza zeig [irj T£zsl£6[.ib- gedeuteter Beinamen der Isis und der Madonna
voig xa "laiSog t'xovoi ^vat/jQLcc za d' lioiv stellt zusammen Beauregard, Les divinites
ovK allo XI ri rjQTiaaii^vov ntxl ^rjxovfiivov vno 50 egyptiennes p. 174, 175, 341. Es entspricht
T^S tnzaaxölov %ul yalavtiyiovog ccidoiov 'OaiQi- z. ß. Isis Regina der Sovrana, Sovrana delP
öog. 'OeiQLv Sl Uyovaiv vöwq. 'H äs q)voig Universo, Regina, Trede 2 p. 45, 2 cap. 15
iTizdozolog Tiegl avzrjv s'xovaa kccI iazoXicfi^vr] ''die Himmelskönigin' p. 338 — 371, speziell
STiza azolag al&BQi'ovg (rovg nluvi^xccg yKQ p. 367 — 369; 3 p. 142; der ''Rrigina di lu celu
daxioag ovzco TtgoaayoQSvovaLv ccXlrjyoQovvxsg terra e mari', Vigo, Baccolta di canti popolari
wat albsQiovg y.ccXovvxbg) ■nccz' avxovg rj fiszcc- siciliani^ p. 518 nr. 3409 vs. 2; vgl. Ilampson
ßlrjxrj yivhaig -nal vno zov txQQrjxov Kcd dvt^- p. 40; ferner Isis mater, Isis puellains der
ti.y.ovL'ozov Kccl dvevvorjxov Kai ciiioqcpov (lExa- Mater Domini, Trede 2 p. 108, 380; 4 p. 177;
(lOQrpovfiivri yiziaig ccvaSfiKvvzKf xat zovxo fßzl Madonna del Parto, Trede 3 p. 162; Isis furva
x6 i:iQrji.isvov, cprjaLv, iv xfj yQOicprj ETTraxtg co derMadouna Addolorata, Treffe 2 p.384, 3 p. 162,
Ttfcaixai 0 fiLKaws Mai dvaßxr'iasxcit, vgl. p. 144. 383; Isis pelagia der Regina Maris, Madonna
Auch die Gestalten einiger christlichen del porto salvo, l'rede 1 p. 283, Maris Stella,
Heiligenlegenden glaubt man auf Isis zu- Trede 3 p. 144 — 145, navaym d-ccXKaaLzgia,
rückführen zu köunen; so will Usener {Die B. Schmidt, Das VolJcslcben der Neugriechen
Legende der h. Pelagia. Bonn 1879) die h. Pe- u. d. hellen. Altert. 1 p. 39; vgl. auch Fr.
lagia als eine ins Christliche übersetzte Aphro- Lenormant, Monographie de la voie sacree
dite Pelagia, zu deren Bild auch die Isis Pe- eleusinienne p. 217 — 218; Isis Dikaiosyne dem
lagia (p. XXIV) einige Züge lieh, erklären. Miroir de justice, Beauregard ]i. 34:1] Isis Nike
429 Isis (mit Jungfr. Maria ideiitificiert) Isis (mit Jungfr. Maria identificiert) 430
der Madonna della vittoria, Trede 2 p. 370; Isisbilder (vgl. auch den der Hathor, die in
die Dea potens, praepotens, omuipotcns (^Apul. Karnak heifst „die Herrin des Silbers-, die Be-
3Itt. 11, 22; 1; 16) der Maria della Potenza, lierrscherin des Goldes, sie hält [in ihrer Hand]
Trcdc 2 p. 394; Isis Soteira, sancta et huinani alles kostbare Geschmeide", Brugscli, Hier.-
(icncris sospitatrix pcrpetua, Apml. 11, 25, der Dcmot. Wörterh. 1 p. 208, C. I. L. 2, 3386,
Madonna dell' ;ijiito, Trede 2 p. 370, Notre- Friedländer, Süteiigesch. 3" p. 603) ist oft mit
Dame de Bon-Secours, Beauregurd p. 341; die dem der Madonnenbilder verglichen worden,
dea providens {ApuL Met. 11, 18, vgl. 11, 10 Boissier, La rel. rovi. d' Auguste aux Antonius
dear siimmatis auxiliuris Providentia) der Divina 1 ^ p. 362; Bcville, I). Bei. zu Born unter den
Providenza u s. w. So kann Beauregard p. 148 lo Severern p. 54; Benan, Les origines du christia-
erklären: 'Isis enfin serait, par ses perfettions, nismc 7 p. 581; Ch. Lenormunt, Musee des ant.
une copie exacte et fidele de la vierge Marie cg. p. 57 sagt; 'La decoration interieure du
des croyances chrctiennes si la vierge Marie temple d' Isis ä Philae parte encore aujourd'hui
redt precedee'' und A. Maury, Les religions de les traces des clous au moyen desquels on fixait
la Grece ant. 3 p. 280: 'Le portrait que nous des vctements sur chacmie des figures d'Isis.
tn a traec l'autcur du traite sur soii cultc Beaucoup d'imuges de la Vierge, dans les cglises
(ittribuc ä Biutarque, est certainement une des catholiques od uinsi des deini-rohes adhcrentes
cunceptions les plus clcvees que nous offre le ä la muraille, et qui figurent un hahilleme'nt
polythcisine antique, et Von est frappc de la complet''; s. die Gewänder der Isis in Nemi, C I.
ressemhlance qu'il presente areccelui de la, Vierge 20 L. 14, 2215; vgl. ferner auch Trede, Biedigrotta.
Marie\ etc. Und welche Ähnlichkeiten im Flugschriften des evang. Bundes 16, Halle 1888,
Kultus! ''im gesamten Madonnakultus ver- p. 15 f.; Böitiger , Die Isisvesper nach einem
nehmen wir das Echo des Isiskultus', sagt Herculan. Gemälde, Klei)ie Schriften 2 ]^. 210—
Trede 3 p. 146; 'Weihungen, Gelübde, Tonsur 230; 3 p. 259; Böttiger, Arcli. Ährenlese 1 p. 1;
der Geistlichen, Fasten, Büfsungen finden auf Meester de Bavestein, Musee Bavestein 3 p. 366
beiden Seiten statt', Trede 3 p. 143 — 144; 'Der — 367; Boßmann, Vom Gestade der Cyläopen u.
Isiskult kannte schon die Elevation, das weifso Sirenen p. 55 IF.; Lafaye p. 138; Note 4; E.
Priestorkleid, das Weihwasser, den Weihrauch, Benan, Les origines du christianisme 7 p. 572
die brennenden Lampen und die „glatzige — 573, u. a. „apres l'initiation, on eprouvait
Herde'' der tonsierten Geistlichea', Trede 3 so tme vive devotion comme celle du moyen dge
p. 146; Jean Beville , Die Beligion zu Born envers la Vierge", p. 580 — 581; Boissier, La
unter den Secerern p. 58 Anm. 1 bemerkt: 'Die rel. rom. d' Auguste aux Antonins 1" p. 365 f.,
Analogieen zwischen den katholischen Pro- 374, 383. Zuweilen gingen auch Heiligtümer
Zessionen und denen der Isiaci sind zahlreich. der Isis an die h. Jungfrau über, so das auf
Man denke an die oft reich geschmückten der Halbinsel Methana, Curtius, Beloponnesos 2
pausae oder Euheplätze, an den Weihrauch, p. 442.
das Eiuheif Uhren der Gottheit u. s. w.' Nach Mehrfach wird behauptet, dafs die Dar-
^Velcker, Griech. Götterlehre 2 p. 493 verläfst Stellungen der Madonna durch die der Isis
in Rom eine Madonna ihre Kirche und macht beeinflufst sind, s. z. B. Lecky, Geschichte des
in einer andern einer andern Madonna einen 40 Geistes der Aufklärung in Europa p. 138 Anm.
Besuch; ähnlich stattet nach H. Brugsch-Bey, Hugo von Lomnitz, Solidarität des Madonna-
Drei Fest-Kalender des Tempels von Apollino- u. Astarte -Kultus p. 73 — 74. Wenn aber
2)olis Magna in Ober - Ägypten. Leipzig 1877. Sharpe, Gesch. Ägyptens p. 246 meint, dafs
p. 4, 7, 17 Hathor von Tentyra Besuche ab im die Figuren der h. Jungfrau auf der Mond-
Heiligtum der sieben Hathoren in Pechi und scheibe Isisdarstellungen nachgeahmt seien,
beim Horus von Hud. Mackenzie Wallace, so irrt er; es beruht vielmehr diese Dar-
Bufsland 2 p. 122 erzählt, dafs das Heiligen- Stellung auf Offenbarung Joh. 12, 1, wonach
bild der Iberischen Madonna von einigen der der Mond zu Füfsen der Madonna ist. Munter,.
reichen Einwohner Moskaus von Zeit zu Zeit Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten
in ihr Haus eingeladen wird; in einer Inschrift 00 Christen 2 p. 28; Steitz s. v. Maria in Herzog-
von Kios ehren die Thiasoten den Anubion, Plitts B.-E. f. prrot. Theol. u. Kirche 9^ p. 318;
den Sohn des Nikostratos ' hySfh,ccii£vov xa Joh. Christian Willi. Augusti, Beiträge zur
XciQ^öavvu rrjg "laid'os\ was nach Foucarts christl. Kunstgeschichte u. Liturgik 1 p. 97.
Deutung heifst: weil er am Freudenfeste der Besonders werden die schwarzen Marienbilder
Göttin ihr in Prozession umhergetragenes Bild (vgl. über diese besonders Nork, Mythologie
in seine Wohnung aufgenommen hatte, s. Num. der Volkssagen u. Volksmärchen. Stuttgart 1848.
Zeitschr. 21 p. 26 — 27. Den Gebrauch des = Schcible, Das Kloster 9. Bd. p. 872—880),
Schellenkranzes, dessen Geklingel in mehreren wie das zu Einsiedeln, von einigen (so von
süditalischen Kirchen die einzelnen Akte des Sauppe, Hymnus in Isim p. 13, Böttiger, Kl.
Madonnakultus ankündigt, vergleicht Trede 3 60 Schriften 3 p. 271 Anm., lUemm, Die Frauen
p. 146 der Verwendung des Sistrums im Isis- 4 p. 91; Trede 2 p. 94 — 95) für Isisbilder oder
dienst; Joseph Bonomi, Cat. of the coli, of Kopieen derselben gehalten. Doch fehlt es auch
cgyptian untiquities belonging to the late Bobert nicht an anderen Deutungen ; Steitz a. a. 0.
Hay. London 1869 p. 8 zu nr. 78 behauptet p. 316 erklärt die schwarze Farbe aus dem
geradezu von dem Sistrum: „This Instrument Hohtnlied 1, 4 'Ich bin schwarz, aber schön';
is still used in Abyssinia in religious cere- Menzel, Christi. Symbolik 2 p. 95 mit Martcns,
monies," vgl. Ch. Cournault, Bev. arch. n. s. 18 Italien 3 p. 27 aus dem Umstände, dafs die
1868 p. 56—57. Der reiche Schmuck mancher Statuen aus dunklem Holze geschnitzt sind und
431 Isis (=Jungfr. Maria; Koros = Christus) Isis (== Jiingfr. Maria ; Horos = Christus) 432
die Gemälde von dunkler Farbe sich teils als zu lesen ist. Neroutsos- Bey , L'anc. Alexandrie
Kopieen solcher altern dunklen Holzbilder, teils p. 45 — 49 sieht darin eine Nachahmung der
aus der Nationalität der Maler oder der Ge- Darstellung der bekannten Horosstelen: „voilä
meinden, für welche sie bestimmt waren, ver- donc, dans les cataeombes cliretiennes d'Alexan-
stehen lassen; vgl. Th. Mundt, VöUcerschau auf drie, Ja re^n-oduction de la fi(iure d'Horus, flls
Reisen 1, p. 227, bei Norlc p. 873. — Grimm, d'Isis marchant sior les croeodiles et maltrisant
Deutsche Mythologie 1*, p. 260, Anm. 1 und les serpents et le Hon, saus la forme de Jesus-
Piper, Mytli. u. Symb. d. ehr. Kunst 1 p. 157 Christ, fiJs de Dieu et de la Vierte, marchant
sind der Ansicht, dafs die h. Jungfrau durch au milieu de ces mcmes animaux malfaisants,
die dunkle Farbe als trauernde Erd- oder Nacht- lo faisant taire le Hon et rompant le cou aux
göttin charakterisiert werden soll. Piper a. a. croeodiles." Vgl. Arch. Ä7t2. 1852 p. 223: „Lon-
0. erinnern sie an das Bild der Artemis von don Museum, nr. 5. Ein kleines glattes zwei-
Ephesos, von dessen Farbe sie auch G. Bötch henkliges Gefäfs von blasser Erde zeigt einer-
{Astarte-3Iaria, Theol. Stud.u.Krit. ISSS'p. 296; seits eine stehende Figur des Harpokrates,
vgl. H. Schaafl'hausen, Bonner Jahrbb. ,'S.eh 89 welcher vierfüfsige Tiere an ihren Schwänzen
p. 145) herleitet. Wie dem auch sei, die Ahnlich- gefafst hält; daneben ist ein kreuzförmiges
keit zwischen den Madonna- und Isisbildern ist Abzeichen und als Revers die Inschrift EvXo-
trotz G. Kinkels (Über den verschied. Charakter yia tov-ayiov M-rjva -f zu bemerken", sowie
der antiken u. der modernen Kirnst, Bonner John Lee., Catal. of the egyptian antiquities
Jalirhb. 10, 1847 p. 123) Behauptung, den Unter- 20 in the Museum of Hartivell Housc. 1858. 4'*.
schied zwischen einem antiken Isisbild und p. 65, nr. 473 „Pudely - executed vase, of a
einer Maria des Mittelalters nehme auch das light-buff colour, bearing the same dcvice in low
ungeübte Auge wahr, eine so bedeutende, dafs relief, on botli sides. A man in ample robes
nicht selten ein Isisbild aus Unkenntnis als standing, and holding in both hands somcthing
Madonna verehrt wurde, so das von Kardinal that appears like a scorpion: over each Shoulder
Bri9onnet zerstörte in St. Germain des Prez. is a cross. TJiis device is very analogous to
Chr. Walz, Das Antiken- Kabinett der Univer- the Egyptian tablets described at Nos. 20 and
sität Tübingen, Bonner Jahrbb. 10, 1847 p. 79 21 [Horus-Stelai], and is not improbably the
verzeichnet ein in einem Grabe zu Pfullingen Christian Interpretation of the same idea. Such
gefundenes Isisbildchen mit dem Horos auf 30 i-ases have been made to contain a remedy,
dem Arme, „das der Finder, in der Meinung, fancied or real, for the bite of a snak:e or the
es sei eine heilige Jungfrau mit dem Kinde, sting of a scorpion". Auf einem Jaspis (bei
in Silber fassen liefs"; vgl. auch I^eemans, Beusch, Capita deorum et illustrium hominum
Description rais. des monum. egypt. du musce in gemmis quas coli. I. M. ab Ebermayer. 1727.
d'ant. des Pays-Bas. Leide 1840 p. 21 nr. 1437; 2". Tab. 16, 420 p. 204—5, Montfaucon, L'ant.
Kopp, Palaeogr. crit. 3 p. 651 § 545; Baronius, expl. 2 p.292, sowie bei Pignorius, Vetustissimae
Annales politieo-ecclesiastici 4 p. 125; King, tabulae aeneae sacris Aegyptiorum simulachris
TheGnostics p. 149. coelatae accurata explicatio. Venetiis 1605. 4.
Ähnlich wie Isis mit der Madonna, berührte Tab. I, 2 und im British Museum, Imhoof-
sich Horos mit Christus. Ebers, Zeitschr. f. io Blumer u. O. Keller, Tier- u. Pflanzenbilder
(ig. Spr. u. A. 1877 p. 48 teilt aus einem kopti- auf Müiizenu. Gemmen des kl. Altertums Tfl. 22,
sehen Manuskript der Pariser Bibliothek folgen- 48 p. 138) sieht man Christus, gleichfalls mit
den Vers eines in vierzeiligen Strophen abge- dem Nimbus, auf einem Krokodil stehend,
fafsten Gedichtes, mit, welches die Fahrt des in der L. einen Fisch haltend. Auf einer
Heilands durch Ägypten schildert : 'pietra di paragone statu una volta in possesso
„Drauf ist er fortgefahren di madama Mertens Schafhausen'' bei Garrucci,
Nach Schmun, der Doppelstadt, Storia delV arte cristiana 6 Tav. 492 nr. 14
Und seiner Feinde Scharen p. 169 und auf einem grünen Jaspis in Würz-
Er dort vernichtet hat." bürg (7^. Urlichs, Verz. d. Antike nsammhmg
Er weist darauf hin, dafs in gleicher Weise 50 der Univ. Würzburg. 2. Heft. Würzburg 1868.
die Inschriften von Edfu den Rä Harmachis p. 39 nr. 42) erblickt man auf der einen Seite Har-
und Hör -Hut (s. Naville, Textes relatifs au pokrates auf der Lotosblume mit der Peitsche
mythe d' Horus recueillis dans le temple d' Edfou. und darum die Inschrift XPICTOC, auf der
Geneve 1870. 2"; Brugsch, Die Sage von der andern den guten Hirten zwischen [4] Sternen
geflügelten Sonnenscheibe nach altäg. Quellen und 2 Lämmern [darunter nach Garrucci noch
dargestellt. Göttingen 1870. 4°, Wiedemann, e. Anker mit 2 Fischen zur Seite] und darum die
D. Bei. d. a. Ag. p. 38 — 45) siegreich das Inschrift IHCOTC. Über Denkmäler, welche
Nilthal durchziehen lassen. An der Wand des den Horos zu Rofs, ein Krokodil mit der
Arcosoliums einer Krypta in Alexandria ist Lanze tötend, vorführen, und die Ähnlichkeit
dargestellt Christus, jugendlich unbärtig, mit 60 derselben mit Darstellungen des den Drachen
dem Nimbus, (nach der Abbildung) mit dem erlegenden h. Georg s. E. Meyer oben 1 Sj).
einen Fufs auf einen Löwen, mit dem andern 2748, 2749; Preuner, Ber. üb. d. auf d. gr. u.
auf einen Drachen tretend, während zu beiden r. Myth. bez. Litt, der J. 1876 — 1883 = Jahres-
zeiten mit nach unten gerichteten Köpfen eine ber. üb. d. Fortschr. d. kl. A.-W. SuppUbd.
Schlange und ein anderes Tier (Ichneumon?; (25. Bd.) p. 54; vgl. auch M. Mayer, Über die
angebracht sind und darunter Ps. 90, 13: Venoandtschaft heidnischer u. christl. Drachen-
XC : en ACniAA KAI BACIAICKON eniBHCH töter, Verh. d. 40. Vers, deutscher Philol. u.
KAI KATAnATHCeiC A60NTA KAI APAKONTA Sdmlmänner 1889 p. 336, 337; und A. v. Gut-
I
433
Isis (Herrin d. Himmels)
schmid, Ber. üb. d. Verh. d. Kgl. säclis. Ak. d.
W. 1861 p. 192; Bnigsch, Bei. p. 490; so-
wie Arnelhieau, Le Christ ianisme dies les an-
cicna Coptes, Bev. de l'hist. des religions 8°
amice, t. 15. 1887 ]i. 52 ff., der die Verwandt-
.•^chaft des Koros nicht mit St. Georg, sondern
mit St. Michael betont, während BarziUai,
Gli Abraxas. Trieste 1873 p. 10 f. Harpokrates
ijar mit Moses zusammenstellt. Sarapis und
Joseph endlicli sind schon von den Kirchen- lo
Vätern und der jüdischen Legende identificiert
worden, Baronius, Ann. poh-eccl. 4. Antv. 1601
p. 611 f.; Petrus Schröer , Biss. liist. de Sera-
pide . . . contra scriptores in daemonis illius
cultu dnod'scoGiv loseplii propugnantes. Witteb.
1666. 4"; Bertolt, Le antichitä di Aqtiileja
p. 45; Marangoni, Delle cose gentilesche . . .
trasportate ad uso . . . delle cliiese cap. 24
p. 86 — 87; F". Piper, Einleitung in die monu-
mentale Theologie p. 121; Bennn, Mem. de l'Ac. 20
d. I. et B.-L. 23, 2 p. 322; B. Schröter, Z. D.
M. G. 24. 1870 p. 535 f. Anm. 47; vgl. auch
J. H. Bondi, Dem hebr.-pliön. Sprachziveine an-
gihörige Lehnwörter in hierogl. u. hierat. Texten
p. 119—128.
Nach ägyptischer Auffassung ist Isis eine
der Himmelsgottheiten, s. Ed. Meijer oben s. v.
Isis. Wie sie in ägyptischen Texten als ,, Herrin
des Himmels" {Brvgsch, Bei. p. 646) bezeichnet
wird, so heilst sie auch bei Apul. Biet. 11, 2 30
rcgina coeli. Bei Apid. 11, 5 nennt sie sich u. a.
prima coelitum — quae coeli luminosa culmina
— nutibus meis dispenso. Im Hymnus von
Andros sagt sie in einer sehr verderbten Stelle
vs. 22 ff. nach Sauppes Übersetzung: ,,in pelaqo
[vasto et in terra animantium altrice et in coeli]
sideriferis fplagis certis legibus omnia ordinavij",
vgl. Kaibel, Epigr. Gr. p. 441, u. vs. 28 ff. ,,Isis
ego consiliosa [aerem temperavi] et tcllurem
hnniidam fatque temporum anni accuratumj in 40
discrimen coelestibus [sideribus sedes fixi aliis,
aliis] errabundum iter [praescripsi titque mo-
veatur per circulumj obliquum splendor eorum
perfeci, et igneorum rectorem equorum solem in
lucentem circulorum rotationein direxi, ut bene
ordinatis cursibus axes verticibus suis in curri-
culo circumsono noctcm discernant a die." Im
Hymnus von los Z. 13 ff. erklärt sie „iya
cc[atQ(i6L^v oSovg i'dei^u " iya tjXlov yial | osli^vTjg
■noQslav ovvircc^a^^. Entsprechend dieser ihrer 50
Bedeutung als Beherrscherin und Ordnerin des
Himmelsgewölbes sind auf ihrer Stola Sterne
und Halbmond zu sehen, s. Apid. Met. 11, 4:
„per intextam extremitatem et in ipsa eius
planitie stellae dispersae coruscabant, earumque
media semestris luna flammeos spirabat ignes."
Eine Illustration zu dieser Stelle giebt ein
Relief im Vatikan, worauf eine Anhängerin des
Isiskultua, Galatea, dargestellt in der Tracht
der Göttin, die Stola mit zwei Sternen zwischen 60
je zwei Halbmonden verziert trägt, Visconti,
Musee Pie - Clementin 7 Bl. 19 [p. 112—118]
p. 114—116, Lafaye p. 299 nr. 115. (Sonnen-)
stern und Halbmond befinden sich im Feld auf
einer Gemme mit Darstellung des Hermes und
der Isis, Visconti, Opere varie 2 p. 239 — 240,
Coli. Chigi ser. 2 § 1 nr. 271. Ein Karneol
der Sammlung Stosch zeigt Sarapis und Is''s
Isis-Sothis, Cohen G, PI. 1
Isis (Göttin d. Hundssterns) 434
stehend neben einem Altar, worunter sich ein
Halbmond befindet; und hinter jeder der beiden
Gottheiten einen Stern, Winckelmann, Descr.
des p. gr. du feu baron de Stosch, 2. cl.
3. sect. § 4 nr. 66 p. 43 = Stl. Werke ed.
Eiselein 9 p. 330.
Wenn auf einer Anzahl von Gemmen der Isis
ein oder mehrere Sterne ohne den Halbmond
beigegeben sind, so kann man zweifeln, ob sie
dadurch als Herrin des Himmels, oder speziell
als Göttin des Hundssterns in (welcher
Eigenschaft
sie von der
griechischen
Kunst ge-
wöhnlich auf
einem Hunde
reitend dar-
gestellt wird)
charakteri-
siert werden soll. Über die ägyptische Auffassung
der Isis als Sothis s. u. a. I.anzone, Disionario
di mitologia egizia p. 825—827, p. 842, tav. 313
fig. 1; p. 1058— 1063, tav. 359, 1. 2; v. Straufs u.
Torney, Der altäg. Götterglaube 1 p. 119 — 120;
Erman, Ägypten u. äg. Leben im Altertum 2
p. 368 u. Anm . 2 ; Brugsch, DieÄgyjjfologie p. 31 7,
339, 352; Bei. u. Myth. d. «."^ü//- p- 42— 43,
646, 648 — 649; Chabns, Le papyrus magique
Harris p. 85 Note 1 ; und besonders auch
G. Maspero in der ausführlichen Besprechung
von Lefebnre, Les hypogces rogaiix de Thcbes.
Bevue de l'hist. des religions IX. annee. Tome
17. Paris 1888 p. 263 ff., der gegen Plutarchs
(de Is. et Os. c. 21) Behauptung, dafs die Seele
der Isis am Himmel als Sothis-Stern glänze,
polemisiert, indem er nachweist, dafs nach
ägyptischer Vorstellung die Sterne als Lampen
(Khabisou) am Firmament betrachtet werden,
in denen keine Seele oder Gottheit wohnen
könne. Die Stellen der klassischen Autoren
hat gesammelt Jablonski, Panth. Aeg. 2 p. 34 —
54 (vgl. Bolle, Myst. de Bacchus 2 p. 136—140
und Andre, Cat. du musee de Bennes'^ p. 40— 41
zu nr. 73; Letronne, Mem. de l'Inst. Impi. de
Fr. Ac. d. I. et B.-L. T. 24. 2 p. 10 f.; 40;
128 ff".); hinsichtlich der griechisch-römischen
Denkmäler s. G. Lafaye, Un monument romain
de Vetoile d'Isis. Bas-relief inedit du Musee
Kircher, Melanges d'arch. et d'hist. Ecole fr.
de Borne 1, 1881 p. 192 — 214, PI. 6; Ger-
hard, A. Z. 1849 p. 149 Anm. 1 und Drexler,
Über eine Münze Julians des Apostaten mit
der Isis u. dem Siriushund u. einige andere
Isis-Sothis betr. Denkmäler, Zeitschr. f. N^im.
13 p. 299 — 313. Der Siriushund ist Isis
auch beigegeben auf einem Relief von Mar-
seille, Camille Jullian, Bull, epigr. de la
Gaule 6, 1886 p. 124. Die auf einem mit
Strahlen versehenen Hunde reitende Frauen-
gestalt auf Münzen von Stratonikeia, die Head,
H. N. p. 530 als Isis Sothis oder als Hekate
deutet, ist, da Stratonikeia, bezüglich Lagina,
eine Hauptkultusstätte der letzteren war, jeden
falls als Hekate zu fassen, s. Num. Zeitschr.
21 p. 138.
Von den Gemmen nun, die Isis unter Bei-
fügung eines oder mehrerer Sterne zeigen,
435 Isis (Beziehung zu Sternen) Isis (Beziehung zu Sternen) 436
gehören die von Lafaye p. 202 aus Gori, melsgewölbe, nach ägyptischer Auffassung als
Thes. g. astrif. 1 Tab. 25, 27, 42 als Dar- Wasserfläche gedacht {Le Page Benouf, Vor-
stellungen der Isis - Sothis angeführten gar lesungen über Urspr. u. Entwickelung der Re-
nicht hierher; denn auf nr. 25 sind die Sterne ligion p. 103) andeuten; Raspe p. 28 nr. 305:
die der üioskuren, aufserdem ist wohl eher „Soufre de Siosch. Isis le sistre dans Ja g. et
Harpokrates als Isis hier zu erkennen; ferner un scepire dans la dr., descendant d'cn haut et
erinnert der Kopf mit sternbesätem Schleier adoree par Anubis, ä tele du einen, qui est ä
auf nr. 27 vielmehr au Darstellungen des Attis, genoux devant eile, et lui prcsentc son caducee.
als an Isis, und auf nr. 42 gehören die Sterne a i • ^ -i i BA ,,
nicht zur Isis allein; man sieht hier die fünf lo ^" '^'«"*^ "'^^ ^^"^^'^ '^ Na"
Planeten, Halbmond, Helios, Isis, Demeter u. Merkwürdig ist ein grüner Jaspis Aqv Datti-
Triptolemos. Isis mit Beifügung eines Sterns lioteca de la Turbie nr. 106, Visconti, Op. var.
erscheint auf einem Sarder des Brit. Mus., 3, p. 41(5, welcher das Sistrum der Isis mit
A Cat. of engr. gems in tJie Brit. Mus. p. 145 dem Zeichen des Wassermanns in Verbindung
nr. 1221: „Isis standing to l. having sceptre in setzt: „Sur le devant le signe du Verseau, avec
l. Jiand, sistrum in r.; irears fcatJiers; crested un bonnet semblable ä celui de Castor et d'Isis,
serpent at her side ; star in field. Inscribcd un sistre et un vase; au revcrs, les sept voyelles
TPY<t)G)NA"^ und auf einem Stein des Mus. grecgues, avec d'autres caracteres et signes cx-
Francianum, Mus. Franc. Descr. 1 p. 252 primant des paroles superstitieuses."
nr. 806 ,,Prasius. Isis capite velato et duobus 20 Unter dem Namen Hesmut oder Rerit hält
loti floribus ornato, gestans d. baculum, s. vas Isis nach Brugsch, Rel. p. 203, 211, 649, 711,
ahencum. Rone caput magna Stella. Rs. 0MIIA j 712 in Nilpferdgestalt den „Vorderschenkel des
N(J)HI IHN I XYCAMY | TKNHAA | IAO)nPC"; Set am nördlichen Himmel", d. i. den grofsen
vgl. auch die sitzende weibliche bekränzte Bär, an einer Kette gefesselt. Griechisch-rö-
Gottheit, mit Kind im Arm und drei Ähren, mische Darstellungen der Isis in Nilpferd-
Stern __vor dem Haupt, vor der ein Modius mit gestalt sind mir unbekannt; in ägyptischen
drei Ähren steht uad die von der Beischrift Denkmälern erscheint auch Isis-Apet, „Isis, die
lACO (rückläufig) begleitet ist, Montfaticon 2, Nilpferdgöttin, die göttliche Mutter in der
158 aus Gapello nr. 102, Kopp Pal. crit. 3, Metropole des Tentyritischen Noraos" so ge-
p. 648— 650, § 545; Isis stehend, von Sternen 30 bildet, Joh. Dümiclten. BauurJmude der Tenii)el-
umgeben, auf einem Lasurstein in Wien, anlagen von Ihndera. Leipzig 1865. 4". p. 3— 4;
V. Sachen u. Kenner, D. K. K. Münz- u. Ant.- lansone, Diz. p. 21- — 23, Tav. 8, 2; 9, 2. Auf
Kab. in Wien p> 431 nr. 134; Isis ganz von einem Nilpferdgespann soll Isis auf späten
einem Sternenschleier umgeben, beide Hände Vota-Publica-Münzen vorkommen (s. oben);
auf die Schulter des Sarapis legend auf einem aber auch Harpokrates erscheint auf einem
roten Jasjus in Berlin, Tulken p. 21, 1, 2, 77. von zwei Nilpferden gezogeneu Wagen auf
Interessante Darstellungen haben wir auf den einer Marmorbasis des British Museum, Museum
geschnittenen Steinen des Museo Denh bei üdescalchum 2 Tab. 48 p. 114; Ana. Marbles
Dolce, Descr. istor. del museo di Cristiano Denli. of the Brit. Mus. Part 10, PI. 52; Lafaye
A nr. 17 p. 5: „Isidein piedi con — diverse stelle 10 p. 295 nr. 106.
nel campo tcnendo con una mano un Asta, sovra Auch in dem Sternbild der Jungfrau, die
della quäle vi e il Bue Apis, e con l'altra mano Hesiod für Dike erklärte, sahen einige die
tiene il suo Figlio Oro in piedi. Intaglio an- Isis, s. Eratoslhenis catasterismorum reliquiae
tico di Stile Egizio in Biasjn'o negro originale rec. Carolas Robert p. 84: 01 filv yccQ avxriv
nel Museo" u. des Museo Borgia, Documenti (paaiv slvai Ji^(i)]tqu diu to txnv atäxvv, 01
inediti p. s. alla storia dei Musei d'Italia. ös ^laiv, 01 öi 'AzccQyKrLv, 01 ös Tvmv, 816 v.a.1
Vol. HI p. 425, 3. Cl. 1. div. nr. 14: „Diaspro atiicpaXov avxriv axtiaari^ovciv u. Avienus rec.
verde. Iside in xnedi — . Ella colla destra alzata Alfred Holder 2, 282 ff.
s'appoggia a un bastone lungo, sulla cui cima Aut Pelusiaci magis es dea litoris Isis,
evvi un piccolo simulacro d'Apidea lei converso; 50 Digna poli, eonsors et cura latrantis Anubis.
sulla sinistra avanti sc porretta porta una Scu ta diva Ceres, sie nain tibi /lagrat arista
aspide a lei rivolta ■ — . Nel campo alla sua Et, ceii Siriaco, torretur spica calore
destra sono cinque Stella, alla sinistra tre; Protentata manu, scu qiiae pernicibus alis,
tutt' attorno come un solco ovato, con varie Nee sat certa gradum, viduataquevertice stimmo
ondulazioni irregulari"; nr. 15: „Diaspro verde. Fluxa pilae vertis vestigia, lubricum ut aevuni
Iside nel costume di num. 14 in piedi, la destra Sors agat et subitis obrepat mobile fatum
appoggiata ad una asta, nella sinistra un pic- Temporibus.
colo serpe; nel campo alla sua destra tre stelle, Vgl. E. Maafs, Analecta Eratosthenica = Philol.
alla sinistra cinque. 11 tutto circondato d'un Unters. Berlin 1883. 6. Heft. p. 86; p. 136
solco ovato, con varie ondulazioni irregolari" ; GO Aimi. 120; Gaedechens, Der marmorne llimmels-
nr. IQ: ,,Ematite. Mezza figura di Iside, vestita globus des F. Waldeclcisüien Antikenliubinets
ed ornata come in num. 14, l'alzata destra ap- zu Arolsen p. 20, 21 Anm. 1. Eine Darstellung
Xwggiata ad una asta lunga con un pomolo in der mit Isis identificierten Jungfrau haben wir
cima, sulla sinistra una aspide col petto eretto wohl auf einem roten Karneol der Coli, de M.
ed a lei conversa, di qua e di lä della tcsta un de Montigny. Pierres gr. p. 37 nr. 508: „Deesse
astro a otto raggi: in arco attorno la figura drapee, coiffce d'une fleur de lotus, un dpi ä la
corre un solco ondulato", vgl. p. 426 f. nr. 19; m. dr., une come d'abond. au bras g. Elle est
die wellenförmige Furche soll wohl das Hirn- assise sur un monstre forme d'une xirotome de
437 Isis (mit Selene identificiert) Isis (mit Selene identificiert) 438
taiircmi et d'une j^i'olomc de clUvre;" denn das Schleier den Halbmond, C L. Visconti, Bull.
ist, abgesehen von dem Kopfputz, genau der della commiss. arch. comun. 15 p. 133 nr. 3
Typus, den King, The Gnostics'^ PI. M., 5, u. 4; eine Terracottabüste des Museums in Aix
p. 445 so beschreibt: „Ästrologicdl Trine, or wird von H. Gibert, Le 3Iusee cVAix 1 p. 471
figure x>rüduccd hg dividing the circle of tlie nr. 1539 beschrieben: „Isis. Tunique. Cheveux
Zodiac into equilateral triangles. Here Virgo en buucles. Croissant et flewon sur le front";
(Ästraea) at the Apex of a triangle, is borne eine Bronzebüste des Museo Borgiano § 55
up by Tauriis and Capricorn", vgl. Müller, nr. 516, Boc. incd. 1, p. 399 hat „in testa
3Ius. Thorvaldsen Y>. 91 nr. 723; Tö/A'cn 3, 1429. i soliti cincinni , un diadevia ossia una
Von den Griechen wurde Isis mehrfach mit lo Stefane, sul cui margine sopra la fronte della
Selene identificiert. Dafs diese Auffassung dea posa una mezza luna fra diie spighe.
nicht ägyptisch war, ist schon von verschie- In mezzo alle spighe sollevansi due cor na
dencuSeiten, so voniJci. Jie7/(v(s.oben)u. If'i'efZe- spiralmente vergate, includendo un globo fregi-
mann, Herodots 2. Buch p. 192 hervorgehoben ato di un aspide annodalo e dietro questo globo
worden. Zwar wollen nach Lanzone, Bis. si alzassero due penne oi-a corrose". Eine
p. 818, p. 845, Anm. 18 immerhin einige Ägypto- Bronze der Sammlung Greau, Coli. J. Greau.
logen {S. Birch in Willinsons M. a. C. vol. 3; Bronzes antiques p. 237 nr. 1112 zeigt Isis mit
W. Pleijte, Chapitres suppl. du Livre des Morts Diadem, darüber den Halbmond und inmitten
162, 162*, 163 p. 24; A. Mariette, Denxicruh desselben ein Blatt. Auf einer Bleitessera bei
Texte p. 208 und Eev. arch. 1884 3*^ ser. 4 20 Ficoroni, De plumbeis ant. numisinatibus p. 102
p. 347, vgl. auch Naville, La litanie du Soleil cap. 29 nr. 13 erscheint „Isis cum luna falcata
p. 37) eine lunare Bedeutung der Isis gelten supra Caput, sistrumdextcratcnens." Auf einem
lassen, doch scheint mir das von ihnen Vor- Karneol in Coli. Schaaffhausen p. 4 nr. 79 soll
gebrachte, soweit ich es beurteilen kann, allzu dargestellt sein „Isis sur son trone allaite le
unsicher zu sein. Auch den Beinamen der Cynocephalos , devant eile sc tient un gargun
Isis von Apollinopolis Hatit „die weifse, nu, les mains elevees. En bas ä dr. le crois-
leuchtende" erklärt Brugsch, Bei. p. 663 nur sant". Der Kynokephalos war dem Thot ge-
frageweise aus einer etwaigen Auffassung der- weiht, welcher lunare Bedeutung hatte; in-
selben als Luna. Die Stellen der klassischen dessen de Murr, Descr. du cab. de 3Ir. Paul de
Autoren findet man bei Boscher , Selene p. 14 30 Praun p. 296 nr. 355 bezeichnet die Figuren als
Anm. 40, p. 76 Anm. 293, p. 77 Anm. 297, p. 78 Aphrodite den Anteros [?] säugend nebst Eros.
Anm. 306, p. 125 Anm. 532, p. 168, vgl. M'iede- Ein Karneol des Museum Meudianum p. 247
mann, Her. 2. B. p. 189, Jablonski, Panth. zeigt die einander ansehenden Häupter des Sa-
Aeg. Hb. 3 cap. 1, Georgii in Paulys B.-E. 4 rapis u. der Isis über einem Adler und über dem
p 281 — 282, 297 — 298; Kopp, Palaeogr. crit. 4 Haupte der Isis einen Halbmond; ein Chalcedon
§ 614 p. 35, Suidas s. v. ^dyfiaro;; Law. der Sammlung Stosch, Wi)icT:elmann , Descr.
Lydus de mensibus 4, 32 : i] 81 "laig rij Aiyv- des p. gr. de feu baron de Stosch p. 43, II, 4, 67
TizCav cpavi] nsxlaia eri^iaivsTcci, xovTsativ 17 = Stl. Werke 9 p. 330 • Sarapis und Isis über
a8l)]vr] Kai nQoarjKÖvtag ccvzrjv xniäaiv svuqxÖ- einer Art Dreifufs libierend, zwischen ihnen
ftfj'oi oSäv; Scriptorum mythic. Lat. tres ed. 40 die Köpfe der Diana [Selene?] u. des Apollon
Bode 3, 7, Proserpina c. 4 p. 199: Dicitur et mit Strahlen umgeben; ein Lampengritf bei
Luna sistrum habere projiter primum munda^iae Santi Bartoli Parte 2 Tav. 34, Lafaye p. 304
harmoniae tonum, qui a terra usque ad lunam nr. 133 vereinigt auf einem Lectisternium
est,etc; zu Diog. Laert. 1, 10 und Euseb. Praep. Sarapis, Isis, Sol und Luna; auf einem Brouze-
ev. 3, 2 vgl. Lepsius, Über die Götter der vier plättchen bei Caylus, Bec. d'ant. 1, PI. 86, 1
Elemente bei d. Äg. (Abh. d. Kgl. Ak. d. W. zu p. 213 — 214 sieht man neben einander die
Berlin 1856) p. 213 11'. Von der Scheibe ihres Büsten des Helios und der Isis; auf einem
Hauptschmuckes, die bei den Ägyptern die Üaväonjx des Cat. du musee Fol. 2 -p. 87 nr. 1598:
Sonnenscheibe repräsentiert, sagt Apul. met. 11 „Tetes d' Apollon et de Diane (Hccate), la tete
c. 3: cuius media quidem super frontem plana 50 d' Apollon est entouree de rayons et celle de
rotunditas in modum speculivel immo argumentum Diane surmontee d'une fleur de lotus(?);" auf
{Haupt, Opuscula 3, 1 p. 620: argenteae) lunae einem Stein bei Pappadopoulos p. 17 nr. 269:
eandidumlumencviicabat,\g\.Petschcnig, Wiener jl'Avw&sv TtQoro^ri Jibg Usgccmog, ^odioq^ögov,
Studien 4, 1882 p. 140; u. Ovid, Met. 9, 687 ngog 8Bh,iav •ccvxiv.qv ccvxov TtQOzonri HtXt'ivrig
singt: inerant lunaria fronti \ Cornita, cum ng. «., cpoQOvorjg dategcc ntxl ^loSiov • y.dtco&iv
S2ncis nitido flaventibus auro. Eine Anzahl atxog og&iog ng. d. dvccTisnxa^hccg s'xoiv xdg
Denkmäler habe ich verzeichnet Zeitschr. f. nxegvyixg.^'' Ein Altar in Apulum ist ge-
Num. 14 I). 101 — 105. Mit dem Halbmond an weiht Surapidi lovi Soli Isidi Lunae Dianae
den Schultern erscheint Isis auf Münzen von dis deabusq{ue) conservatorib{us) , Arch. Epdgr.
Aphrodisias, Herakleia Salbake, Bagis, Hyr- no Mitt. aus Österr. 9 p. 246, Drexler, Myth.
galeia, Themisonion, Tripolis, Num. Zeitschr. Beitr. 1 p. 55; die Widmung an Luna und
21 p. 122, 130, 143, 171, 180, Tfl. 2, 10, 181, Isis Aug(usta) Herzog, Galliae Narb. hist. n.
Tfl. 2, 11. Die von mir Zeitschr. f. Num. 14 207 s. jetzt C. I. L. 12, 4069; der Leichenstein
p. 103 citierte Münze des Antoninus Pius eines pausarius der Isis in Arelate zeigt über
von Argos stellt dagegen schwerlich Isis dar. der Inschrift einen Halbmond, Henzen 5835 =
Eine nur im obern Teil erhaltene Marmor- C. I. L. 12, 734.
statue u. ein gleichfalls von einer Statue ab- Da von einigen, wie z. B. von Siecke (s.
gebrochener Kopf in Rom haben über dem oben 2 Sp. 269) u. G. Secchi, Ann. delV Inst.
439 Isis (identifi eiert mit lo) _ Isis (identificiert mit lo) 440
di Corr. arch. 1838 p. 322—324 auf Grund der tronne, Rec. nr. 120 = C. I. Gr. add. 4943 =
oben a. a. 0. und Ann. a. a. 0. p. 323 ange- Kaihel 981 ; CalUmachea ed. Schneider 1 p. 95
führten Notizen, dafs l(ö in der Sprache der ni*. 58; römische Dichter bezeichnen sie als
Argiver den Mond bezeichne, lo als Mond- Inachis, Omd JT'osit 1, 454; ilfei. 9, 686; Marita?
göttin erkläi't wird, soll an dieser Stelle einiges 11, 47,4; Froperz 2, 24,4. Aufserdem bezeugen
über die Identificierung von Isis und lo unzählige Stellen die Identifikation beider,
bemerkt werden, obwohl der Gleichklang von Prop. 2, 21, 19 — 20, 61; 2, 24, 13—16; Ovid,
lo mit dem koptischen loh „Mond", worauf sich de a. a. 1, 77—78; Am. 2, 46; Met. 1, 747;
Secchi a. a. 0. und Eofs (s. oben) berufen, nur 5, 619 ff.; Trist. 2, 297—298; Heroid. 14, 107 f.;
ein ganz zufälliger ist u. lo u. Isis Ursprung- lO Lucan. 6, 362 — 363; luv. 6, 524—526, wozu
lieh gar nichts mit einander zu thun haben, vgl. das Scholion mit Schopens Konjektur in
s. Wiedetnann, Her. 2. B. p. 192—193. Die Heinrichs Ausgabe 1 p. 227, 387; Vol. Flacc.
Ähnlichkeit der lo u. Isis in dem Punkte, dafs 4, 346f., 416 — 420; Statius, Silvae 3, 2, 101;
beide Hörner trugen, war schon Herodot 2, 41 Anthol. Lat. 3, 323 Burmann = 2, 997 Meyer
(vgl. Letronne , Bec. des Inscr. (jr. e* lat. de = 2, 732, 10 Biese; Lutatius zu Stativs Thcb.
l'J^ff. anc. 2 p. 167) aufgefallen. In Ägypten, 1, 265; vgl. Jablonski, Panth. Aeg. 2 p. 11;
so sangen seit Aischylos u. Pindar die griechi- Servius zu Verg. Aen. 7, 790 ed. Lion 1 p. 444;
sehen Dichter, habe lo ihre natürliche Gestalt zu Georg. 3, 152 ed. Li(m 2 p. 273 — 274; Phi-
zurückerhalten n., vom Zeus berührt, den Epa- largyrius zu Georg. 3, 153 ed. Lion. 2 p. 336;
phos geboren, Preller, Griech. Myth. 2* p. 43; 20 Augustinus De civ. Dei 1. 18, 3; 37; Mythogr.
Gerhard, Gr. Myth. 2 p. 133, § 793, 6; K. H. lat. 1 nr. 18, p. 6 ed. Bode; 3 nr. 7, Proserpina
W. Völker, Mythische Geographie der Griechen c. 4 p. 199; Hyginus e. 145 p. 24 ed. M.Schmidt
u. Bümer 1 p. 2, p. 231. Die verschiedenen und in Myfhocir. lat. ed. A. van Stareren 1742
Versionen der Sage, wie sie nach Ägypten ge- p. 254—255; Gharax Pergamenus in F. H. Gr. 3
langt, stellt zusammen Engelmann oben 2 iw.l'i. = Mythogr. edi.Westermann-p.^'i^; Etym.
Sp. 267—268, vgl. auch Syncellus p. 237 und il/. s. v.7(jtg; Evßom; aqpf'oto? Zfi'g; Suidass.\.
Anth. Gr. ed. Jacobs 4 p. 155 nr. 183 = Anthol. ^loig; Apollodor lib. 2 c. 1 § 3 in Mythogr. ed.
Pal. ed. Däbner 1 p. 305 nr. 169, vs. 3— 4; Westermann -p. 3& = F. H. Gr. l^). 126; Diodor
über die beiden ihre Ankunft in Ägypten dar- 1 c. 24 = Euseb. praep. ev. 2, 1, tom. 1 p. 56
stellenden Wandgemälde s. Eugelmann oben 2 30 ed. Heinichen; Giern. Alex. Strom. Lib. 1 p. 322C,
Sp. 278 u. de lonc p. 27 — 28; Hclbig , Wand- Paris 1644; Epiplianius adv. haercses 1. 1 e. 9,
gemälde p. 40 — 41 nr. 138 u. 139 u. die von Corpus haereseol. 2, 1 j)- 44 ed. Dehler; Plut.
ihm citierten Autoren; ferner Heibig, Unters. de malign. Herod. Op. ed. Beiske 9 p. 400;
üb. d. camp. Wandmalerei ]}.\3%\Winckelmann, Lucian, Dial. deor. 3; Di<il. deor. marin. 7;
Stl. Werke 11 p. 211 — 213; Overbeck, Zeus vgl. Nonnus, Dionys. 3, 275 {AlyvmCr] ztr)-
p. 484—485 nr. 22. 23; K. 0. Müller, Hdb. d. Mt^Vq) u. 31, 37. Auch wenn Isis bei Plut.
Arch. d. Kunst^ ]). bld §351,4; FiorelU, Descr. de Is. 3, 37 als Tochter des Prometheus be-
di Pompei p. 361; D. 'Monaco, Guide general zeichnet wird, so zeigt dies ihre Identificierung
du musee national de Naples ISSi.-p. 26 nr.dbbS; mit lo, da auch diese nach Istr. fr. 40 eine
Stephani, G. r.p. l'a. 1861 p. 93; Lafaye p. 188, 40 Tochter desselben heifst.
p. 327 nr. 218. Vgl. auch Lipperts, Dactyl. Von Bildwerken, die eine Vermischung von
univ. Chilias 3 p. 4, 1 nr. 26 freilich sehr lo u. Isis darstellen könnten, ist zu bemerken
unsichere Deutung eines roten Jaspis: „lo, ein Marmorkopf im Louvre „mit den Zeichen
a love in vaccam conversa, et a lunone in eines Mondes und einer platten, kleinen Schlange
fugam coniccta errorem ad Nili ripas sistens. — in der Mitte des Diadems, Mohnköpfen der
Hie, ad ripam fluvii, templum Dianac in col- Geres an demselben und Hörnern der lo an der
liculo positum, et infra illud, canis conspicittir.'' Stirne", Lafaye p. 275/6 nr. 39 („Isis-Lune");
Identificiert mit Isis wurde lo aber erst in der Clarac, Mus. de sc. 1087, 2733 B; Fröhner,
alexandrinischen Periode, s. Letronne, Bec. 2 iVof/ce nr. 559; Welcker,D. akad. Kunstmuseum
p. 167; E. Plew , N. Jahrb. f. Phil. 1870 50 ^m Bonn nr. 173; Kekule, D. akad. Kunst-
p. 669 ff.; Engclmann oben 2 Sp. 270; denn die muscuiti zu Bonn p. 101 — 102 nr. 404. 0. Benn-
von Brugsch in Schliemanns Ilios p. 817 — 821 dorf u. B. Schöne, Die antiken Bildiverke des
u. Bei. d. a. Aeg. p. 404 — 405 behauptete Ver- Lateranensischen Museums p. 83 nr. 13 Ver-
wandtschaft der vor Set geflüchteten, an einigen zeichnen: „Isiskopf. Ital. Marmor. Durch das
Orten Libyens als Kuh u. junger Apisstier ver- Haar, das in langen steifen Locken rings um
ehrten Gottheiten Isis und Horos (vgl. Wiede- den Kopf fällt, geht ein Band. Über der Stirn
mann, D. Bei. d. a. Äg. p. 114) mit lo und in der Mitte ergänzt eine Lotosblume, wozu
Epaphos, die beruhen soll „auf einer gemein- wahrscheinlich ein Ansatz vorhanden war.
Samen Quelle, die auf dem Boden der liby- Auf der Stirn zwei kleine Hörner."
sehen Seite des ägyptischen Deltalandes ent- 60 Das „Caput muliebre velatum cum Luna
sprang, auf jenem Gebiete, welches bereits in bicorni supra verticem" einer alexandrinischen
den älteren Zeiten der Geschichte der Pharao- Kaisermünze {Zoega p. 169 Antoninus Pius
nen einen regen Fremdenverkehr zu Wasser u. nr. 50, Mi. 6, 1460), von dem Zoega behauptet:
zu Lande sich entwickeln sah", ist doch recht „sistit Isidem Lonem quae JMna," ist wohl ein-
unwahrseheinlich , s. Preuner, Suppltbd. zum fach als Selene zu bezeichnen. Eine eylindrische
Jahresber. über die Fortschr. d. kl. A.-W. Basis zeigt angeblich Isis auf dem Thron,
25. Bd. p. 145. in der R. das Füllhorn, in der L. Ähren, das
Nun führt Isis den Beinamen 'lvec%it], Le- Haupt verschleiert und daraus sich erhebend
441 Isis (= Göttin d. Morgenröte??) Isis (= Göttin tl. Erde) 442
zwei Hörner, Lafaye p. 295 nr. 107 ; Amadutius, der Isis wegen dieser Auffassung als Morgen-
Vct. mo)ium. in lioriis Caeiimontanis 3, 25; röte erteilt worden ist, lasse ich dahingestellt
Winckelmann, Monum. ined. 2, 1 cap. 7 p. 26; sein, da sie doch wohl auch als „Königin"
Visconti, Musce Pie-Cleni. 7, 14, 14^* [p. 76 — 83] dieses Epitheton führen kann, wie ja auch die
p. 82; aber nach ITe/cAer, Zeitschr. f. Gesch. u. Königin der Götter Hera in der lUas 1, 611
Auslegung der a. Kunst 1, p. 466 Anm. 137 (vgl. Trede 2, p. 363) ;i;9vcd'9-90j'og genannt wird;
sieht man in der Abbildung „nicht deutlich dal's ihr Name hieroglyphisch durch einen Thron
genug die Höi-ner mit dem Rund dazwischen"; oder Sitz ausgedrückt wird (Parthey in seiner
es ist demnach einfach Isis mit der Sonnen- Ausgabe von Plut. De Is. et Os. p. 150 — 151)
Scheibe zwischen den Hörnern hier dargestellt, lo kommt hier wohl nicht in Betracht. Auch die
Kaum an Isis-Io ist zu denken bei einem Bezeichnung als v.vQia QodöatsQvos (C. I. Gr.
in Coli. H. Hoffmann 1. Paris 1886. p. 71 5115), worunter man Isis verstanden wissen
nr. 312 unter der Abteilung Poterie romaine will, wage ich nicht mit Bestimmtheit aus einer
so beschriebenem Gefäfs: „J5eaw /e'c^<//e, /hfowne etwaigen Auffassung als Morgenröte zu er-
en tete d'Isis. La deesse porte au front une klären; wenn sie in Inschriften von Tentyra
parure de quatre feuilles de lierre qui sont als „dunkelrotes, süfsliebes Mädchen" bezeich-
dispose'es en croix autour d'un lorynibe. Les net wird, Brugsch, lid. p. 606, so bezieht sich
cheoeux ondulcs et orncs de deux autres Jco- dies wohl nur auf die braune Hautfarbe.
rymbes, descendcnt en boucles (trois de chaque In ägyptischen Texten wird Isis als „der
cote) le long du cou. Mais ce qui donne un reel 20 angebaute Erdboden (sochit)", „die Schöpferin
irtteret ä cette tete, c'est son idcntification avec der grünen Saat, die allen Menschen das
lo, car eile a des oreilles de vache parc'es de Leben spendet",- „die Grüne, deren Grün
pendentifs. Trouve ä Vintimille." Eine merk- der Erde gleicht" {Brugsch, Bei. p. 647,
würdige Vase beschreibt Fröhner, Cat. d'une 649 — 651) ,,die welche schafft die grünen
coli, d'ant. [du prince Napoleon]. Paris 1868. Kräuter" {Brugsch, Hierogl.-demot. Wörterbuch
p. 74—75 nr. 106: „Vase spheroidal ä deux 2 p. 360; Ebers, Aeg. u. d. B. M. p. 358) be-
anses. Une tete d'Io reconnaissable ä ses cornes zeichnet. Plutarch c. 38 berichtet, dafs man
et ä ses oreilles de vache, est appliquee sur le die Erde, soweit sie vom Nil befruchtet wird,
devant de la panse. Elle sort d'un fleuron de für den Körper der Isis hält. Serv. zu Vergil
cinq feuilles; de chaque cöte, on apergoit un so Aen. 8, 6Q&\ol. 2 ]). 302 ed. Thilo, vgl. Mythogr.
petit alabastron. Cette tete Supporte une Scylla Lat. 2, 90 p. 106; 3, 17 p. 199 erklärt sie für
ailee represente'e au moment de sa transforma- den genius Aegypti u. behauptet — freilich
tion . Sur le revers: tete d'Isis, surmontee grundlos — der Name Isis bedeute in der
d'un disque et d'une coiffure de plumes." Sprache der Ägypter die Erde. Pherelcydes
Auch als Morgenröte wird Isis erklärt, verbindet mit der Deutung auf die Erde eine
nämlich von Le I'age Benouf p. 104, 150, vgl. philosophische Erklärung des Namens: ilv'
Lanzonc p. 814; Brugsch, Bei. p. 137. Ahnlich fjrfltafft (f)V6iv.(öxsQov reo loyco Xiyovzss Iciv
deutet Naville, La litanie du Soleil p. 38 bei iisTcovo^äo&cci zrjv yfjv, dnb xfiq tisqI Trjv &tGiv
Erklärung der Bezeichnungen des Ra als „celui trjv kccxcc iiiaov ia6xr]xog. Nach Macrob. Sat.
qui va toujours vers celui qui le precede, l'image 40 1, 20 p. 323 ist Isis „vel terra vel natura rerum
du Corps d'Isis" und „cekii dont la tete brille subiacens Soli''. Auch bei Tulius Firmicus
plus que celui qui est devant lui, l'image du Maternus de err. prof. rel. vol. 12 p. 986 ed.
Corps de Nephthys" (p. 37, vs. 17 u. 18) Isis u. 3Iigne wird Isis als Erde gedeutet und bei
Nephthys „comme personnifiant des etres, dont Matranga, Anecdota Graeca p. 365 aus 'iwavvov
chacun caracterisait plus particulierement Vun yQuyniaxLMOv T^ix^ov tibqI xäv arnisCcav rfjg
des horizons; peut-etre Vetoile du inatin et celle yfjs unter den Namen der Erde '/fftg verzeich-
du soir, ou encore le cre'puscule du matin et net; vgl. Georgii s. v. Isis in Paulys B.-E. 4
celui du soir", nur dafs er der Isis den Westen p. 276 u. die von ihm citierten Autoren. Leon
und der Nephthys den Osten zuweist, Le Page von Pella erzählt, Isis habe, als sie ihren
Benouf p. 116. Beide Göttinnen gleichen ein- 50 Eltern, die Könige gewesen seien, opferte, den
ander übrigens in der Auffassung aufserordent- Anbau der Getreidefrucht erfunden u. ihrem
'o
lieh, so dafs es nicht unmöglich ist, dafs die Gemahl, dem König Osiris u. seinem Minister
'Hasv£(pvg rj Kcdov^svr] tag in Papyrus magica Hermes gezeigt, weshalb sie auch am Haupte
Musei Lugd.-Bat. V p. VII, 24, Dieterich p. 773, Ähren trage, Leo Pellaeus fr. 4 u. 3, F. H. Gr.
807 aus dem ägyptischen Doppelnamen Ise- 2 p. 331—332; Aug. De Civ. Dei 8, 27; Tertull.
Nebthi,Isis-Nephthys entstanden ist, s. JS}-M^sc7t, de coron. milit. 7. Auf der von JÜiodor 1, 14
Bei. p. 734. Eine ägyptische Darstellung zeigt erwähnten Isisstele wird sie als svqovaa xfjg
nach Brugsch, Bei. p. 137 „die rote Sonnen- KQi&rjg tiagnöv bezeichnet. Im Hymnus von
Scheibe des Morgenaufganges getragen auf den Andros vs. 47 ff, {Orphica ed. Abel p. 289, H.
Händen des Schwesterpaares Isis (rechtsseitig) co in Isim ed. Sauppe p. 19 — 20) sagt sie von sich:
u. Nephthys (linksseitig) d. h. der Morgen- i^fil d' ccQovQag \ nvQoz6ii(o (itöeoiaa, öa'C-
röte". Wenn im Leidener Pap. V p. VII, 23 ed. ^üvöqojv dno xitQiäv \ sx^ofieva ßgcöfiuv, in
Dieterich p. 772, 807 'laig fj yiaXov(iivrj ÖQoaog dem von los {Fränkel, Arch. Zeit. 1878 p. 130,
genannt wird, so deutet dies Brugsch a. a. 0. Z. 21 — 22): iytu iisxa \ xov äSfl(pov Öfffi[e]^os
auf den Morgentau. Ob das Beiwort xqvgÖ- xug av&Qconocpayiixg titavaa; Papyrus U. Col. 2
&Qovog, welches Isis im Hymnus von Andros, Z. 9 — 10 bei C. Leemans, Papyri Graeci Musei
Ä'at&d, iJpi^r. Gr. 1028, vs. 7 führt, und welches ant. pid)l. Lugduni-Batavi 1, 1843 p. 123
bekanntlich der griechischen Eos eigen ist, bezeichnet sie als xfjV ^syalcöSo^ov evsQysxsiav
443 Isis (identificiert mit Demeter) Isis (identificiei-t mit Demeter) 444
Hagnäv \ svsQysttav Kai &8Öäv avucov [sie] Lateranens. Mus. p. 52 — 54 nr. 80; neben einer
^laiv. kleinen Silberstatue mit „Lotosblume und Cym-
„Isi 0 fruge nova quac nunc dignata videri bium", Hübner , D. ant. Bildw. in Madrid
Plena nee ad Cercris muuera poscis openi" p. 203 nr. 437; Friesstück (?) des P. Mattei,
wird sie in einem Gedicht der lateinischen Matz u. v. Duhn 3, p. 11 nr. 3478; Wandge-
Anthologie 2, 743, p. 215 ed. Biese angeredet. mälde (Medaillons mit den Attributen ver-
Das Beiwort jtapjroTOHOg führt sie in einem schiedener Gottheiten) nach Gerhard, A. Anz.
Epigramm von Philae (C. 1. Gr. 4925, vgl. 1863 p. 51—52 „Sphinx, Sistrum und Cista
add. ^ p. 1227; Kaibel, Epigr. Gr. 982) und xwysiica^'; aber nach Kiefsling, Bull, d' Inst. 1862
in einem der Anthologie 4 p. 173 nr. 271 ed. lo p. 95 und Heibig, Wandgemälde p. 221, 1108
Jacobs; Ejngr. Anthol. Pal. eA. Diibner 2, ip. 681, Situla oder Korb; Münze von Laodicea Phry-
App. Plan. 264, in letzterem auch aror;^vft^r(op, gi&e, Num. Zeitsclir. 21 p. 173f. ; s. auch O. J«/m,
Murr, Die Pflanzenwelt in der griech. Mythol. Die Cista mystica, Hermes 3, 1869 p. 332 f. und
13. 160; das Beiwort frugifera C. I. L. 6, 351; die Gemme des Museo Borgiano 3, 1, 12, Doc.
die von Fabretti, Inscr. pat. p. 471, 493; ined. 3 p. 424, Visconti, Mus. Pie-Clem. 2
Schläger, Gomment. de numo Hadriani plumbeo Tav. a. VI, 10 p. 360 f., C. I. Gr. 7040, wo Isis
p. 141 — 144; Kojjp zu Martianus Capclla p- 213 sitzen soll „sopra una cista tonda tessuta di
§ 158; Palaeogr. crit. 3 p. 649 § 545; Hilde- vinchi, e fornito d'un coperchio poco convesso^';
brand zu Apulcius 1 p. 990 angeführte Inschrift eben so ist der h. Korb beiden Diensten gemein-
von Voorburg (Orelli 1894), die ihr dasselbe 20 sam, s. Kanephoren im Isisdienst oben unter
Beiwort giebt, ist unecht, Brambach, C. I. Athen; Friesplatte bei jBennfZoj/ m. Schöne, D.
Bhen. 15.359 nr. 5. Die Griechen erkannten Xaierawens. Jf ms. p. 386 nr. 556 — 559. P^ür die
deshalb in Isis ihre Demeter wieder, Herod. Analogie der Mysterien beider citiertJ.. ikfm(?'2/,
2, 59, vgl. 156; Leo Pellaeus fr. 2, F. H. Gr. Hist. des religions de la Grece ant. 3 p. 286— 287
2 p. 331 = dem. Alex. 1, 21 p. 139 Sylb. u. Lactantius Inst. 1, 21: Sacra vero Cereris
aus Clemens Eusebius Praep. ev. 10, 12; vgl. Eleusiniae non sunt his dissimilia. Nam sicut
Euseb. 2, 1, 4; Diodor 1, 13; Apollod. 2, 1 ibi Osiris puer planctu matris conquiritur, ita
p. 116; Steph. Byz. s. v. Bovaiqig; Apul. Met. hie ad incestum patriii matrimonium rapta
11, 2; Prdler, Demeter u. Perse^ihone p. 36; Proscrpina; vgl. auch J?m7id p. 46 — 49, sowie
Wiedemann, Herodots 2. B. p. 189; Lanciani, so die Notiz des l'heodorctiis Graecar. affect. cu-
Bull. deir Inst, di Corr. arch. 1868 p. 230. — rat. I. de fide, Patr. Gr. Tom. 83. Sp. 820 —
Himerius, Or. 14 § 8, p. 018 — 620 ed. Wenis- 821 ed. Migne: zavra t'j« xrjg Alyi'mxov xa
dorf nennt das Isisfest JrjfirjtQicc. Beide führen ogyia [zrjg ' Joiöog ^al 'OaiQiSog^ iia&cov [o]
gemeinsame Beinamen wie ccyvi^ (s. oben 1 'OÖQvarjs 'OQcpsvg sig trjv 'ElXäöu fifr^jvsyxf,
Sp. 1814); svnXÖKaiiog (Demeter: Gerhard, Gr. kccI rriv xcöv zliovvoicav boqttjv di^amvaaev,
M. 1, § 416, 2, a; Isis s. unten); vgl. auch Spanhemius zu GalliinacJius , h. in Cer. vs. 1,
Demeter: &£a^ocp6Qog, Gerhard 2 p. 384, Ee- od. Ernesti 2 p. 735. Nach Patis. 2, 34, 10
gister; C. I. Gr. 2106, 2907, 3194, 3211, 5799, wurden im Tempel der Isis zu Hermione die
5865; und Isis: &ieiio&hig (isQoncov, H. v. Mysterien der Demeter begangen, Siloestre de
Andros vs. 21, denn &sa{fiocp6Qog) C. I. Gr. 4o Saoj zu St. Croix, Mecherclies sur les mysteres
7040 ist eine zu imsichere Ergänzung. Auch du paganismc 2,2 p. 35, Note, Im Temenos
die Kultusriten beider Göttinnen zeigten Ahn- der Demeter zu Knidos fanden sich Lampen
lichkeiten. Wie es im Dienste der Ceres mit den Bildern ägyptischer Gottheiten, Num.
Fasten gab, so auch in dem der Isis, Chtvolson, Ztschr. Bd. 21 p. 125f. Ein Athymbrianer setzt
Die Ssabier 2 p. 72; Gcorgii a. a. 0. p. 295; im Heiligtum der ägyptischen Gottheiten auf
Tertidl. de ieiuniis c. 2 u. 16; Megara, worin Delos eine Weihinschrift dem Pluton und der
man schlief, um Träume zu erhalten, pervigilia Kora, der Demeter, dem Hermes u. Auubis,
feierte u. tä ^vgtiku Lsgä niederlegte, sind Bull, de corr. hell. 11, 1887 p. 274 nr. 37.
bekannt wie aus dem Kultus der Demeter Aus Jader ist eine Weihinschrift an Isis, Se-
(ir. Schwende, lihein. Mus. K. F. 19, 1864 ^o rapis, Liber und Libera erhalten, C. I. L. 3,
p. 128—129; Lanciani, a. a. 0. p. 229—230; 2903; Drexlcr, 3Iyth. Beitr. 1 p. 38 f.; Aconia
Newton and Pullan, A history of discoveries Fabia Paulina ist Isiaca und Eingeweihte der
in Cnidus etc. 2, 2 p. 391 f), so aus dem der Mysterien des Dionysos, der Demeter und Kora,
Isis, Lanciani p. 228 ff., p. 237. Wie im De- C. I. L. 6, 1780; eine Münze des Maximinus von
meterdienst spielt im Isiskult die cista secre- Tarsos zeigt Sarapis umgeben von Isis und
torum capax, penitus Celans operta magnifkae Demeter, Num. Ztschr. Bd. 21 p. 216; eine des
religionis, Apul. 11, 11, levis occultis conscia Philippus sen. von Bizya Sarapis inmitten von
cista sncris, Tibull 1, 7, 45, Boscher, Jnhrbb. f. Isis mit dem Füllhorn, Harpokrates, Demeter
kl. Phil. 1886 p. 614 eine Rolle und wird oft xind Anuhis, Drexler, Myth. Beitr. 1 -p. 1031 Auf
auf den Bildwerken dargestellt, 8.: Weihinschrift 60 einem Lapis Lazuli erscheint Sarapis auf einem
an Isis, C. I. L. 6, 1, 344 u. add. 3962, Lafaye Schiff, zwischen Abundantia, Ceres oder Pro-
p. 256, p. 293 nr. 103; Altar der Villa Mattei, serpina, und am Steuer Isis, Baspe p. 122
Lafaye, p. 296 nr. 108; Grabstein einer If^is- nr. 1499 ; auf einem roten Jaspis im Ca<. ilferfews-
dienerin, Mommscn, I. B. Nenpi. 6944, Doc. Schaaffhausen 2 p. 5 nr. 8 Sarapis, Demeter
ined. 4, p. 203 nr. 58, Lafaye, p. 298 nr. 113 und Lsis-Tyche; auf einem Karneol in Berlin
und des L. Valcrius Fyrmus Sacerdos Isidis Kora, Sarapis, Demeter?, A. Z. 1878 p. 165;
Ostens(is) et M. D. Trastib(erinae), C. I. L. 14, ein Knoclienrelief zeigt neben einander stehend
429, Benndorf u. Schöne, I). ant. Bildtv. d. ,, Demeter-Isis und Pluton-Serapis (doch ohne
445 Isis (identificiert mit Demeter) Isis (identificiert mit Demeter) 44G
Modins, mit Schale), r. Altar mit Uräus", z. München 1880 p. 8) singt: Hie denique sem-
Milchliöfer u. Vressel, Mitt. d. I). A. Inst, in jJtr | Vit fern fdque canis, fit imtre caduver
Athen 1877 p. 470, Heibig, Bull. d'Inst. 1870 aselli, was freilich iJwrsmw aus einer Verwechs-
p. 67 {„Flutone e Proserpina"); die Wände lung des Sarapis mit Set erklärt. Die der Isis
eines Larariums der Vigna Guidi Harpokrates, und Demeter gemeinsamen Attribute Cista
Anubis, Cei-es und eine vierte Gottheit, die mystica, Korb, Schlange erscheinen in mehr-
Pellegrini fragweise Neptun, Lafaye Sarapis fachen Darstellungen auf den alexandrinischen
nennt, Pellegrini, Bull. d. Inst. 1867 p. 115 — Kaisermünzen: die Cista mystica auf einem
116, Lafaye p. 331 nr. 229; Münzen von Sestos Thron unter Commodus LKH, Cohen, Cat. Greau
haben neben Demeter den Kopfputz der Isis, lo 270, 3227, Fcuardent 105, 2277, PI. 27, von
iJrexler a. a. 0. p. 112. — Interessant ist die beiden fälschlich als „pressoir" bezeichnet;
Frage, ob sich in Alexandria eine Vermischung ebenso unter Beifügung von zwei Vögeln
des von Ptolemaios Philadelphos daselbst ein- (Sperbern?) unter Marc Aurel LIB, Zoega p. 223
geführten attischen Demeterkultus {Preller, nr. 121, 3Ii. 6, 306, 2108; der ährengefüllte
Detnder u. Pcrsephone -p. i2 Anra. 22', Schreiher, Korb zwischen zwei schlangenumwundenen
Verh. d. 40. Vers, deutscher Philol. p. 310) Fackeln, von Lafaye, p. 256 auf den Isisdienst
mit dem Isiskult vollzogen hat. Leider geben bezogen, unter Livia LAG, Zoega p. 9 nr. 1,
uns die Autoren und Inschriften darüber Tb. 1, 9; Mi. 6, 50, 47; Feuardent 16, 574,
keine Auskunft; Puclistein, Lit.-Zeitung 1884 PL 13 und Antoninus Pius LIA, Mi. S. 9, 78,
Sp. 1537 erklärt daher, dafs die Mysterien der 20 304; ohne die Schlangen unter Domitian LIA,
Demeter in Alexandria nichts mit denen der 3Ii. 6, 99, 482; Hadrian LA, 3Ii. 6, 144, 828;
Isis gemein hatten. Auf alexandrinischen LIA, Mi. 6, 174, 1100; LKA, Mi. 6, 200, 1329;
Kaisermünzen erscheint Isis mit den Attributen Marc Aurel LIA, Mi. S. 9, 69, 368 = Sestini,
der Demeter, oder Demeter mit denen der 3Ius. lied. 3 Cont. p. 40 nr. 4; Faubtina jun.
Isis, aber auch anderswo sind solche Dar- LKB, Mi. 6, 317, 2198 = ilfHS. T/iewjJoZt p. 1157;
steillingen nachweisbar; eine Bleitessera von auf einer Münze Hadrians, LKA sieht man „ä
Alexandria führt auf der einen Seite Isis, auf l'exergue, corbeille remplie de fruits, sur la quelle
der anderen Demeter, Krosch, Bonner Jaliihh. on voit le cliar de Ceres traine par trois che-
2 p. 80 nr. 44. — Julian Epist. p. 432 — 433 ed. imux , ä dr.; de cliaque cote, un flambeau en-
Spanhenmis bezeichnet als Parhedros des Sara- 30 vcloppe par un serpent", Mi. S, 9, 65, 235 und
pis in Alexandria die Kora, und auf alexandri- auf einer ähnlichen „ä Vexergue, corbeille retn-
nischen Kaisermünzen erscheint Sarapis sitzend, plic de fruits, sur laquelle on voit Venlevement
ihm gegenüber Demeter stehend, Antoninus de Proserpine; de chaque cote, un flainbeau
Pius L€, Mi.S.9, 70, 257. 258; Sarapis sitzend, enveloppe par un serpent", Mi. nr. 236; den
ihm gegenüber „Ceres debout le lotus en iete, Korb allein unter Antoninus Pius LI, Mi. S. 9,
tenant des epis de la m. dr. et un long flambeau 77, 299 = di S. Quintino, 3Ied. alessandrine
de la g.'\ Hadrian L6NN6AKA, Mi. 8. 9, 63, 221 ined. del mitseo egiziano di Torino p. 22 nr. 107;
= Sestini, Mus. Hed. 3 Cont. 30, 85, Wiczay den Korb auf einem von zwei Rindern ge-
6651; Sarapis in einem Tempel in Mitten von zogenen Wagen unter Trajan (Mus. TheupoU
Demeter und einer weiblichen Gottheit mit 40 p. 1120, Zoega p. 92 nr. 222, 3Ii. 6, 141, 811),
Scepter und Füllhorn, Trajan, 3Ii. 139, 801; in welchem Typus Zoega die „Tarda<[quey
Sarapis, Hermanubis (?), Demeter, Trajan, il/z. 6, Eleusinae matris volventia plaustra" {Verg.
139,798; Sarapis zwischen Demeter und Tyche, Georg. 1, 163) erkennt; eine Varietät dieser
Marc Aurel Lf, Zoega p. 218 nr. 67 = Mi. 0, Münze beschreibt Zoega nr. 223: „Canistrum
296,2033; Faustina jun. Lf, Zoega y». 226 nr. 4 frugum impositum currui, cuius summus am-
= Mi. 6, 309, 2132; L. Verus Lf, Zoega ]i. 230 bitus caput Serapidis {Nili domini omnium
nr. 15 = Mi. 6, 321, 2232; Commodus, Mi. 6, bonorum daforis) sustinet, vehitur a boum biga
344, 2409; Sarapis auf einem Schiff zwischen lenta^^ , Mi. 810: „Corbeille remplie d'epis dans
einem Tropaion (?) und einer Göttin mit Mo- un char traine par deux boeufs, marcliant ä dr.;
dius und Scepter (Demeter?) Trajan, Mi. 6, 50 devant la corbeille, un Canope ou simulacre
139, 799; Sarapis, Isis, Demeter auf einem d'une divinite avec le moditis" ; eine Münze
Üchi^, TrajüTa L\E, Kenner, Die 3Iünzsammlung Trajans LIT zeigt nach Zoega p. 71 nr. 84:
des Stifts St. Florian p. 188, Tfl. 7, 2; Zoega ,,Duae figurae, quaruin altera canistrum prae-
p. 133 nr. 309 = Mi. 6, 174, 1105; ähnlich grande frugibus refertum gerit, stant in qua-
Hadrian LIE, Mi. 6, 174, 1105 = Zoega p. 132 drigis lentis"; Zoega bemerkt dazu: „Cereris
nr. 309; Hadrian L-6NN6AKA, Mi. S. 9, 63, Sacra. Forte ad pompam Isiacam j^ertinent" ;
220; doch ähnliche Verbindungen kommen, vgl. Diod. 1, 14: „nao" svi'aig ös tcov nöXimv
wie wir sahen, auch sonst vor. Die Notiz des -nal rotg 'icBt'oig tv xfj nofnr.fj fifra täv äXXojv
M inucius Felix Oct. 28, man habe die Esel qiBQsa^at xal nvQ'^svag hvqcöv wat ■HQi&öäv,
zugleich mit Isis verehrt, bezieht Wiedemann, «0 ccnoiivq^övEviia zmv i^ ^QX^S tri -9'?« qptAo-
Her. 2. B. p. 450 auf die Sitte, dafs bei den tsxvcog fvQi&svtcov; Stepliani, C. r. p. Va. lSü5
eleusinischen Mysterien ein Esel die heiligen p. 26 Anm. 4 bezieht die Darstellung mit Hin-
Geräte von Athen nach Eleusis trug. Viel- weis auf Callimachus, H. in Cer. vs. 121 be-
leicht bezieht sich diese Notiz aber auf den stimmt auf die Demeter-Prozession; auf einer
Sarapis, von dem Paulinus Nolanus (im sog. Münze Hadrians LIZ steht der Korb auf einer
Poema ultimum vs. 123 f., Zechmeister, Wiener Säule, zu deren beiden Seiten sich eine ge-
Studien 2, 1880 p. 118, Bursian, Sitzungsber. flügelte Schlange erhebt {Zoeqa p. 139 nr. 359,
(/. philos.-philol. u. last. Kl. d. k. b. Ak. d. W. Tb. 7,22, 3Ii. 6, 129, 731. 732); ebenso zwischen
447 Isis (ideiitificiert mit Demeter)
Isis (identificiert mit Demeter) 448
ungeflügelten Schlangen auf einer Säule auf
einer Hadrians LKA, Zoega p. 154 nr. 472;
Mi. 6, 200, 1328; auf einer Trajans LIE steht
zu beiden Seiten des auf eine Säule gestellten
Korbes eine Frau mit Scepter oder Fackel,
Mus. Theupoli 2 p. 1116, Zoiiga p. 82 nr. 137,
Mi. 6, 124, 691. Unter Trajan LIZ befindet
sich nach Mioiinet der Korb auf blumenum-
wundener Säule zwischen zwei Schlangen
zwischen der verschleierten sitzenden Demeter",
welche ihre Hand auf das Haupt des vor ihr
stehenden Harpokrates legt, und einer Frau
mit Modius auf dem Haupt und langer Fackel,
während Zoega p. 85 nr. 163 den Typus so
beschreibt: „Ceres stat ante sedentem Aegypti
genium manum imjwnentem capiti parvae figurae
stolatae ad genu eins adnixae (unwahrscheinlich
als „Italia vel Europa, quam Aegypjtus paren-
tis instar suis opihus alebat" oder auch als
„Harpocrates frugum gcniiis" gedeutet); p)one
parvam figuram adest columna sustinens cani-
strum". Auf einer Münze Trajans LIZ steht
der Korb auf einem von zwei Schlangen ge-
zogenen Wagen, Zoega p. 85 nr. 161 {„Ctre-
ris dona a serpentibus deae sacris per orbem
terrarum vecta mortalibus distribuenda") ; Mi. 6,
129, 730; auf einer Trajans LIH sind diese
Schlangen geflügelt, Mi. 6, 133, 755. Die
Schlange kommt mit cerealischen Attributen
oder Sistrum vielfach auf den alexandrinischen
Kaisermünzen vor. Beispielsweise erscheint
eine dicke weibliche Schlange mit Sonnen-
scheibe zwischen Hörnern auf dem Haupt und
Ähren in den Windungen L. Verus LP, Zoega
p. 230 nr. 19 Tab. 14, 4; Plautilla LIA, Feuar-
dent 169, 2312, P). 28; mit einem Sistrum in
den Windungen unter Hadrian L ENAEKATOY,
Zoega 122, 147 Tab. 6, 22; mit Kopfputz, Sistrum
und Mohnkopf [nach Zoiga] gegenüber einer
männlichen mit Ca-
duceus unterHadi'ian
LIH, Zoega p. 139 nr.
360; Feuardent 91,
1421,PL20. — *S;2J«'*-
hemius, De praest. et
usu num. 2 p. 306
erkennt in ihnen Isis
und Osiris; Fr. Le-
normant, Gaz. arcli.
3 p. 150 f. Note 1 in
der weiblichen die
Göttin Utit (Ouadj,
Buto), die man mit
der Erntegöttin ßan-
nu identificiert habe. Lafayc p. 256 sagt: „Le
serpent jouait, comme on sait, un grand röle dans
les mysteres d'Eleusis. II le devint plus encore
dans ceux d'Alexandric. Peut-etre est-ee parce
qu'en Fgypte il clait propre ä Bannou, deesse des
moissons et de l'abondance. Tantut ces serpents
d' Isis- Demeter ne se distinguent pas de l'uraeus,
tantöt ils ressemblent ä de grosses couleuvres,
tantöt leur corps est surmonie d'une tete d'Isis
ou de Serapis. Souvent ils se confondent avec
l'agatlwdemon, surtout lorsque au culte alexan-
drin se Joint, sous Hadrien, celui d'Antinoüs
represente comme le bon ge'nie. II arrive meme
que toutes les distinctions s'cffacent, que l'uraeus
Schlangen mit Attributen der
ägyptischen Gottheiten.
Feuardent PI. 20, 1421.
devient un agatliodemon, et ainsi de suite" ; vgl.
auch Rcichel p. 62. Ahnlich wie auf den
Münzen ist auf einem Monument des ägyp-
tischen Museums in Berlin, nr. 8164, 1. von
zwei Uräusschlangen in einem Naos ein Sistrum,
r. Ähren und ein Mohnkopf angebracht, wäh-
rend zwischen den Schlangen ein kleiner kannen-
förmiger Krug steht, Moscher, Jalirbb. f. li.
Phil. 1886 p. 233—234.
10 Eine ägyptische Färbung nahm die Tripto-
lemossage m Alexandria an. Nach Diodor 1, 18
(vgl. Preller, Demeter u. Persephone p. 42, Anin.20 ;
p. 302, Anm. 55; Fr. Lenormant, Gazette arch.
4, 1878 p. 99) nahm Osiris den Triptolemos
mit auf seinem Zuge über den Erdbali. Nach
Analogie des Osiris tritt in alexandrinischer
Zeit Triptolemos als Pflüger auf, Otto Kern,
De Triptolemo aratore, Genethliacon Gottingense.
Halis Sax. 1888. p. 102—105. — Schreiber a. a. 0.
20 p. 310 — 311 hat darauf aufmerksam gemacht,
dafs wir für diese Vermischung des Tripto-
lemos mit Osiris noch Zeugnisse in einigen
Denkmälern erhalten haben, so in der Tripto-
lemosvase in St. Petersburg nr. 351, C. r. p. l'a.
186 2, pl. 4. 5 ; OverbecJc, Kunstmyth. Demeter u.
Kora.Tfl. 16,Fig. 13p.554u.563;*b'^rMÖe,AS'ittdie«
über den Bilder kr eis von Eleusis p. 19, worauf
Triptolemos in Ägypten im orientalischen
Kostüm erscheint; in der farnesischen Onyx-
30 schale in Neapel, Lafaye p. 316 nr. 178, wo
Litteraturangaben ; Monaco, Guide gen. du Musee
ant. de Naples* p. 202 nr. 27611; A. Miliin, In-
troduction ä V etude des pierres gravees'^ p. 85 —
86; K. 0. Müller, Hdbuch d. A. d. K.^ p. 443
§ 315, 5; Kern p. 103; Biunn, Sitsungsber. d.
philos.-philol. u. h. Kl. d. k. b. Ak. d. W. in
München 1875 p. 337 ff., wo Triptolemos über
der auf einer Sphinx sitzenden Isis zu sehen
ist. Auch auf der Goldschale von Pietraossa
40 {Malz, Arch. Zeit. 1871 p. 135—137, Tfl. 52) ist
wahrscheinlich Isis {Kern p. 104) verbunden
mit den eleusinischen Gottheiten (Triptolemos)
dargestellt. Auf einem Sarder der Sammlung
Stosch erscheinen nach der Abbildung bei Gori,
Thes. genim. astrif. 1 Tab. 42 p. 89—90 u. a.
Triijtolemos, Demeter und Isis.
Zahlreiche Bildwerke bestätigen die Auf-
fassung der Isis als Göttin des Getreidesegens.
Sehr oft trägt sie am Haupte Ähren, wie Apul.
50 met. 11, 3 ihren Kopfputz als spncis eliam üeri-
alibus dtsuper porrectis versehen schildert, vgl.
Quid Met. 9, 687 und Tertullian de cor. mil. 7.
Einzeldarstellungen dieses aus Hörnern, Sonnen-
scheibe u. Federn bestehenden Hauptschmuckes
erscheinen nicht selten unter Beifügung von
Ähren auf geschnittenen Steinen, z. ß. Haspe,
p. 30 nr. 332, PI. 2; Tülken 1, 2, 163. 165; Mus.
Thorvaldsen p. 84 nr. 675; Museo Borgiano
3. cl. 1. div. nr. 31, Sl^^ u. 32, Doc. ined. p. s.
60 alla st. dei Musei d'Italia 3 p. 429; und auf
Münzen, z. B. auf Cistophoren von Ephesos,
Nuvi. Zeitschr. Bd. 21 p. 80—81; auf Münzen
von Myndos, ebenda p. 1340'; Perinth, ebenda
p. 231 u. Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 110; Syracus,
s. oben; Alexandria (Hadrian), Feuardent p. 78
nr. 1256, PI. 19. Ferner sieht mau Ähren an
Bronzebüsten der Göttin in Berlin, Friederichs
2 p. 341 nr. 15581". 3; im Museo Borgiano § 55
449 Isis (Göttin d. Getreidesegens mit Ähren) Isis (Göttin d. Getreidesegens mit Ähren) 450
nr. 516, Doc. ined. p. s. a. st. dei Mus. d' Itcdia auf einer Bleimünze der Sammlung Fontana,
1 p. 399; in Wien, v. Sachen u. Kenner p. H09 Sestini, Descr. d'alc. med. gr. del Museo Fun-
ur. 1322; in Sammlung Piot, Coli. F. Paris 1870 tana p. 68 nr. 24, Tab. 11 Fig. 24. Ein Karneol
p. 45 nr. 143 (hier ruht die Büste auf einem mit der sitzenden, den Horos säugenden Isis
Phönix); auf einer Lampe, welche die Büste zeigt im Felde zwei Ähren, i?ospe p. 30 nr. 326;
der Isis zusammen mit der des Sarapis zeigt, ein Karneol des Museo Borgiano 3. Gl. 1. div.
Arch. Zeit. 1877 p. 87 nr. 10; auf Gemmen mit nr. 6 p. 423 mit derselben Darstellung im Feld
dem Haupte der Göttin allein, Töll;en 1, 2, 29 einen Halm mit Ähre; ebenso ein gelber Jaspis
p. 15 (ob aber wirklich Isis?); Müller, Mus. desselben Museums nr. 7 mit gleicher, Dar-
Thorvaldsen p. 195 nr. 71 oder mit dem der lo Stellung, vor ihr einen Halm mit zwei Ähren,
Isis und des Sarapis, Kenner u. v. Sacl'en hinter ihr „tre frutti di eolocaf.aia" , womit
p. 412, Kasten 1 nr. 8; Lafaye p. 312 nr. 161 wahrscheinlich die Fruchtkapseln {v.i^(aqLov)
=^ Iias2Je IHG, Fl. 24:] Andre, 3Iusce de Rennes der Nelumbo - Seerose {yivuj.Log ACyvnztog,
p. 30 nr. 59 (Haupt des Sarajus zwischen dem Nymphaea Nelumbo L.) gemeint sind , deren
der Isis u. Harpokrates); auf Münzen, z.B. von Wurzel yioXo-z-äaiov hiefs und welche nach Jos.
Syracus, C. G. C. Br. Mus. Sic. p. 228 nr. 704 u. Murr (Die Pflanzenwelt in der griecldschen
705 PI. 14, 7, Head, Rist, of the coinage of Syra- Mythologie p. 282, vgl. Bierbach, Flora imjth.
cme -p. 76 nr. 7, PL 14, 1; auf einer des Anto- p. 70) in besonderem Grade ein Symbol der
ninus Pius von Alexandria (L6), vor dem Fruchtbarkeit u. Unsterblichkeit war. Zuweilen
Haupte der Isis ein Durrahhalm, Zoega p. 173 20 tritt an Stelle der Ähren der Mohnkopf; so
nr. 93. Auch in Darstellungen in ganzer Ge- befinden sich Mohnköpfe am Isiskopfputz auf
stalt erscheint sie mit Ähren am Haupte; so einer Gemme bei Tölken 1, 2, 164 p. 36 und
zeigt eine Statue des Palazzo Borghese über am Diadem einer Isisbüste im Louvre, Lafaye
der Stirn eine Doppelähre, die aus einem Halb- p. 275 nr. 39 = Clarac 1087, 2733'' = Fröhner,
mond, in dem die Sonnenscheibe ruht, hervor- Notice nr. 559; auf einer alexandriniscben
spriefst, Matz und v. Duhn, Ant. Bildiverke in Kaisermünze der Sabina mit der den Horos
liom 1 p. 451 nr. 1581 („Isispriesterin"); an der säugenden Isis soll sich hinter der Göttin
1. hin schreitenden Isisstatue der Villa Borghese (Sestini, Mus. Med. Parte 3, Continuazione p. 32
Clarac IH 433, 787 p. 127—128 („Ceres") sind nr. 3); und auf einer des Hadrian mit dem Datum
der Kopf mit den zwei glatt ans Haar ange- 30 L-KB vor der Büste der Isis ein Mohnkopf be-
legten Ähi-en und die Arme mit kurzem Scepter finden, Fcuardent 99, 1519; Sestini a. a. 0. p. 31
und Ähren ergänzt; auch auf Gemmen mit der nr. 104. Beide Attribute, Ähren und Mohnköpfe,
den Horos säugenden Isis ist ihr Haupt mit sind verbunden an dem verschleierten Kopf
Ähren geziert, Pappadopoulos p. 18 nr. 280, einer nur im Oberteil erhalteneu Marmorstatue
281, 282. Oder sie trägt Ähren in der Hand. in Rom, C. L. Visconti, Bidl. della commiss. arch.
Bei den hier in Frage kommenden Statuen comun. di Borna 15 p. 133 nr. 2 u. an dem
beruhen die Ähren freilich meist auf Kestau- von Wieseler, über einige heachtensiverte geschn.
ration, so wohl an der „Isis, confondue avec Steine 2, 1 p. 24ff. für Helena, die Gemahlin
Ceres" bei Clarac 5 PI. 988, 2574 E, wo Clarac Julians II., erklärten weiblichen Brustbild auf
bemerkt, dafs man nicht weifs, welche Teile 40 dem Sardonyxcameo des Mr. Bromilow, s._p.43;
ergänzt sind; 2574 B p. 289 {„Its bras sont einen Mohnkopf und (nach ilfowf/bMCon) Ähren
dus ä la restauration"); 2574 C p. 289 {„Mus. hält in der L. die Kömerin im Isiskostüm bei
Brit. — probablement une Ceres restauree en Montfaucon 3, 1, 16, 2 p. 39, Suppl. 1, .42, 2
Isis" ; vgl, A guide to the greek sculptures of = Lafaye p. 288 nr. 88; mit Sistrum, Ähren
the Brit. Mus. 1'- p. 53—54 nr. 133, wo die r. und Mohnköpfen erscheint Isis stehend neben
Hand mit den Ähren als Ergänzung bezeichnet dem sitzenden Sarapis auf den Gemmen im
wird); dagegen gehören die Ähren und das JV^ov. f/tes. gremw. ve<. 1 Tab. 19 p. 22 u. bei Ämi/,
Scepter in den Händen der Statue in Isistracht The Gnoslics" p. 438, PI. E 1; ein Mohnkopf,
Chirac III 422, 746 p. 91 („lunon?") nach Clarac umgeben von Ähren und ein praefericulum
wirklich zu derselben; Ähren oder eine Art 50 sieht man zwischen den Büsten der Isis u. des
Frucht hält an die Brust eine Statue in InceBlun- Sarapis an einem Thongefäfs zu Lyon, Lafaye
dell Hall, Michaelis, Ancient Marbles in Great p. 303 nr. 131, Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 13— 14.
Britain ]). 358 nr. 76; Ähren in der R. die Isis Auf einem pompejanischen Wandgemälde hält
Taposiris an dem zur Inschrift (7. I.L. 11, 1544 Isis mit der L. eine Schüssel mit Früchten, in
gehörigen Relief in Fiesole; stehend, mit Ähren der R. eine Schale, woraus eine Schlange trinkt,
iu der L., in der R. das Scepter erscheint Isis Lafaye p. 327 f. nr. 219; Heibig 1094 c. Eine
auf einer Münze des Hadrian von Älexandria Bronze der Sammlung Paravey stellt Isis dar
mit dem Datum L-IA (Mi. 6, 167, 1032) und auf Früchte haltend, am 1. Arm eine Situla,
einer freilich nur aus Cousinery bekannten de Witte, Cat. d'une coli, de monum. ant.
Münze von Aigai {Num. Ztschr. Bd. 21 p. 62 60 fde M. Paravey.] Paris 1879. p. 84 nr. 305 =
= Mi. 3, 5, 23); ferner auf einem Goldriug in Cat. Pidsly nr. 157; eine Bronze in Arolsen
Paris, Chabouillet, Cat. gen. des c. et p. gr. de mit fehlender R. hält in der L. eine Frucht,
la bibl. imp. p. 383 nr. 2605; mit einer Ähre Gädechens, Die Antiken in Arolsen -p. SO 111:206;
in der R. u. dem Scepter in der L. auf einer eine Büste der Isis zwischen zwei Sphinxen
Gemme in Berlin, Tölken 1, 2, 32 p. 16; sitzend auf einem Terracottarelief in der L. eine Schüs-
mit Ähren in der Hand auf einer Gemme bei sei, worauf zwischen zwei Ähren ein Pinien-
Pappadopoulos ip. IS nv. 210 i stehend mit Scepter apfel und zwei runde Früchte liegen, in der R.
u. zwei Ähren neben dem sitzenden Sarapis ein Sistrum, Lafaye p. 290 nr. 94; AIus. Cam-
BosCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mytliol. II. 15
451 Isis (= Demeter, mit Fackel)
pana, Ant. op. in lüastica Tav. 93; Combe,
Ane. terracottus in the Brit. Mus. p. 23 Anm. 3.
Die Münze der Helena, Gemahlin Julians II.,
bei Oiselius, Thes. num. ant. Tb. 47, 5 j). 269,
Banduri 2 p.
427 ; Kopp 3,
§545, welche
die Büste der
Kaiserin als
Isis mit Sis-
trnm in der
R. u. Frucht-
schale in der
L. zeigt,
finde ich in
den neueren
Münzver-
zeichnissen
nirgends; sie
ist wohl als
Fälschung
zu betrach-
ten. Eine
patera cum
frugibus be-
findet sich
unter den
Weihge-
schenken
des Isishei-
ligtums in
Nemi, C. I.
L. 14, 2215.
Zuweilen
vereinigen
Figuren mit
dem Kopf-
putz der Isis
und Ähren
oder Mohn
noch die
Fackel, man
hat darin
Darstellun-
gen der mit
Demeter ver-
schmolzenen
Isis zu sehen.
So hat eine
Terracotta-
statuette bei
B. Fabretti,
Inscr. ant.
quac in aedi-
bus paternis
asservantur
explicatio p.
493, Mont-
faueon 1, PI.
45, 6 p. 93
über dem
schleierartig
über das Hinterhaupt emporgezogenen Gewände
den Kopfschmuck der Isis, in der gesenkten L.
drei Mohnköpfe, die R. an grofser aufgestützter
Fackel. Ganz ähnlich, nur mit anderem Falten-
wurf ist die Figur am Bauche einer Lampe
bei Passeri, Lttc. fict. 1, 22 p. 29—31. Auch
Isis mit Demeter verschmolzen.
Luc. fict. 1, 22.
Passeri,
Isis (= Demeter, mit Fackel) 452
die angeblichen Ähren auf dem Haupt einer
demeterartigen Figur auf einer Goldplatte aus
Naukratis scheinen der Abbildung nach eher
Reste des ägyptischen Hauptschmuckes der
Isis zu sein, Tkird Memoir of the Egypt Ex-
ploration Fund. Naulratis. Part 1 PI. 27,
p. 43 — 44; vielleicht ist dieselbe Kopfzier auch
zu erkennen an der Göttin der Vorderseite
eines grünen Jaspis „Ftgure feminine voilee,
10 le tutulus sur le front, debout, porte d'une main
im long flambeau, de Vautre des epis", dessen
Rückseite die Aufschrift NIKA 0 CEPAniC TON
(130ONON trägt, Coli. Mertens-Schaaff hausen p. 67
np. 1631. Ferner wird im Museo Borgiano 3.
Gl. 1. div. nr. 13 p. 424 unter der Abteilung
„Iside ed Osiride" ein roter Jaspis verzeichnet,
worauf ,,Una dca vestita di tunica e peplo e
velata, sopra la testa un modio avanti cui una
luna falcata, sta dritta in piedi appoggiando
20 la destra ad una torcia grande ardente e te-
nendo nella s. avanti sc abbassata un fascio di
spighe", (vgl. die Bronze des Herrn Julius
Meifsner, Jahrb. d. D. A. Inst. 1890, Arch. Anz.
p. 156 nr. 6), eine Gestalt, die freilich kein sie
bestimmt als Isis charakterisierendes Attribut
trägt. Ein dunkelgrünes Plasma in Göttingen
zeigt eine stehende nackte Person mit einem
schmalen hohen Kopfaufsatze, der an Isis
erinnert, in der ausgestreckten 1. Hand einen
30 teilweise weggebrochenen Gegenstand, in der
r. anscheinend eine Fackel mit kreuzweisen
Kienhölzern, Uubo, OriginalwcrJce i. d. arch.-
num. Abteilung des arch.-num. Inst, der Georg-
Augusts - Universität p. 143 nr. 837; ein Karneol
im Haag Sarapis sitzend zwischen Isis mit
Fackel und Ähre und Harpokrates, Visconti,
Opere varie 2 p. 243, Itnp]. Chigi nr. 285.
Auf Münzen von Athen erscheint Isis oder De-
meter mit dem Hauptschmuck der Isis in langem
40 Chiton und Überkleid, Kornähren und lange
Fackel oder Scepter haltend (s. oben Sp. 385);
auf alexandrinischen Kaisermünzen stehend mit
Kopfputz, in der R. die Fackel, in der L. Ähren
und Mohn unter Domitiau LI, Scstini, Mus.
Hed. 3 Cout. p. 19 nr. 11; Hadrian L-A0)A6K,
Sestini a. a. 0, p. 26 nr. 38. 39; LKA, Zoega
p. 154 nr. 469; Sabina L 6NN6AK (ohne Mohn),
Zoega p. 159 nr. 9 = Mi. 203, 1353; sitzend,
in der R. Ähren, in der L. eine kurze Fackel, vor
50 ihr eine kleine Figur unter Trajan L-IA, Scstini,
Mus. Hed. 3. Cont. p. 21 nr. 4 == Mi. S. 9,
42, 106. Die ,,I)ea Isis stans indicem manus
dextrae ad os attollens , tenet facem ardentem"
einer alexandrinischen Kaisermünze des Ha-
drian (L-K) im Gat. n. ant. Casp. de Pfau.
p. 313, vgl. Mi. 6, 194, 1281 stellt eher Harpo-
krates mit der Keule, vgl. Zoega, N. Aeg. Tb. 9,
1 (LKA), dar; auch die Figur der Münze des
Trajan (L lA) bei Sestini, Mus. Hed. 3. Cont.
60 p. 21 nr. 13: „Porta Aegyptia ... in media
stat Isis e fronte velata, et loto capite ornato,
d. demissa, s. magnam taedam, ad cuius imum
erocodilus, omnia intra circulum" ist nicht mit
Sicherheit als Isis zu bezeichnen, vgl. Mi. 6,
116, 620 bis; Feuardent p. 54 nr. 981, PL 18.
Auf einer alexandrinischen Kaisermünze des
Antoninus Pius (LA) ist dem verschleierten
mit ägyptischem Kopfputz gezierten Haupt
453 Isis (Bezieliungen zur Kuh) Isis (Beziehungen zur Kuh) 454
der Göttin eine Fackel beigegeben, Zoega ^ip.SQ2L; BrugschmSchlie7nanns Ilios]). 817 (.),
p. 169, 51. 52 {,,sistit Tsidem-Ccrerem , mystc- und oft kann man schwanken, ob diese oder
riorum pracsidem"); = Mi. 6, 217, 1459, vgl. jene Göttin gemeint ist, s. z. B. Baspe p. 23
1458; Feuardcnt lOi^, 1574, PI. 23; vgl. 1573 u. nr. 248: „Onyx Cameo du Comte 3Iaurice de
mit Feuardcnts Abbildung die Demeterbüste Brühl ä Dresde. Büste d'Isis, avec des orcil-
eines Goldplättchens aus Zagdzig in Dresden, Ics de vache, et une coiffure brodee en fleurs.
Jahrb. d. D. A. Inst. 1890, Arch. Anz. p. 95 nr. 6. PI. 7"; Cat. Fejenmry de Pulsky p. 27 nr. 435:
Ein roter Jaspis der Coli, de M. Montigny „Tete d'Isis de face avec oreilles de vachc.
p. 19 nr. 239 zeigt eine bekleidete Büste der Sardoinc ä trois couche.s" ; Chabouillet p. 26
Isis und davor eine Fackel; ein viereckiger lo nr. 176: „Hathor; tcte de face avec le modiiis,
Altar in Ince Blundell Hall vorn Amnions- deu.x cornes de vache et deux tresses rapprochees
Maske; hinten Isispriesterin mit Sistrum und sar chaque joue (wohl die zwei schnecken-
„inverted cantharus" (Situla?) und Mann mit förmig gewundenen, für Hathor charakteristi-
Speer und Schlange; an den Seiten Schale sehen Flechten, also wirklich diese Göttin).
und Nilometer oder Sistrum zwischen Fackeln, Sardoine" ; de Witte, Cat. Durand p. 434 nr.
Michadis, Arch. Zeit. 1875 p. 393 = Anc. 2094: „Tete de la de'esse Athor ä oreilles de
Marbles in Grcat Britain p. 412 nr. 395. vache, de face, et surmontee d'unmodins. Plaque
Der Isis heilig war die Kuh, Wiedcmann, en terre emaillee" (aus einem Grabe in Etru-
ller. 2. B. p. 187 ff. Dieselbe wird von Clem. rien); Coli. Drovetti, Monumens nr. 4—6, J)oc.
AI. Str. L. 5 c. 7 p. 611 ein cvi-ißolov yrig rf 20 ined. p. s. a. st. dei mus. d'Italia 3 p. 290:
avTrjg Kai ytcoQyiag xat rgocp/ig genannt; ilf«- „Cliapiteaux de colonne d'ordre egyptien, ayant
crub. Sat. 1 c. 19 sagt, die Ägypter hätten die sur les quatre faces la figure d'Isis u oreillts
Erde durch die Hieroglyphe des Rindes be- de bclette, deux de la meme forme, et le troi-
zeichnet; Plut. de Is. et Os. c. 39 erklärt: ßovv sieme plus long que les autres" (wohl „Hathor
yciQ"lai8og sinöva kuI yqv vo^u^ovGiv u. Ajjul. die viergesichtige", Lex. 1 Sp. 1867). „Isis
Met. 11 c. 11 erzählt, dafs bei der Isisprozession mit einem Kuhkojife", ein Sistrum von unge-
erschien „bos, omnia parentis deae fecundum wohnlicher Form in der einen und eine Schale
simulacrum, quod residcns humeris suis pro- mit Früchten in der anderen Hand," davor
ferebat unus e ministcrio beato gressu gestiwso" ; eine Gans erkennen Boux u. Barre, Herc. u.
vgl. Montfaucon 2, 2 PI. 115 nr. 5 aus Spon; so Pomp. 1. Bd. 1. Ser. der Mal. Taf. 48 p. 37
PI. 116 nr. 2 aus Kircher ^^ Ed. Meyer oben auf einem Wandgemälde von Herculaneum,
Sp. 363 erklärt, dafs den Ägyptern als einem Pitt. d'Erc. 2 p. 99, Beal Museo Borbonico.
Ackerbau volk die Kuh heiliger Natur zu sein Vol. 9. Roma 1845 PI. 53 unten, p. 503—504,
schien und dafs sie sich deshalb Isis in Kuh- während Stephani, G. r. p. l'a. 1S63 p. 93 und
gestalt dachten; dagegen äufsert Wiedemann, frageweise auch Heibig p. 220 nr. 1106 die
Her. 2. B. p. 188 die Ansicht: ,,Im alten Figur vielmehr als Üsiris bezeichnen. Ins
Ägypten hat die Nützlichkeit freilich kaum Museo Capitolino gelangte aus Hadrians Villa
zur Verbindung der Kuh mit Isis gefühi-t, in Tivoli „huslo a due teste, da una parte
sondern ähnlich wie der Stier die zeugende donna, dall' altra bue, in marmonero, molto ben
Kraft der Gottheit repräsentierte, so stellt die 40 lavorato, e rappresenta Iside, che da uomo fu
Kuh ihre gebärende und ernährende dar"; convertita in bue e da bue in dea (eine Auf-
ähnlich sagt Arnoldi, Bonner Jahrbb. H. 87 fassung, die dem Verfertiger kaum vorge-
j). 42 von Isis: „Dieser nährenden Thätigkeit schwebt hat). Posa sopra un fiore di loto come
wegen gilt die Kuh als ihr heiliges Tier"; ^^er base", Carlo Fca, Miscellanea filologica
auch Pierret, Panth. dg. p. 35 und Dict. d'arch. crit. e ant. 1. Roma 1790 p. CLXV, 98; Bottari,
eg. p. 556 sieht in der Kuh „un embleme de Mus. Capit. 3, 83; II Mus. Capitolino 2. Roma
viaternite"; Ebers, Äg. u. d. B. Moses erklärt sie 1820 Tav. 114 p. 92 („Erma d'Iside e di Ap^'',
p. 117 für ein Symbol der Mütterlichkeit, p. 356 eher wohl der Isis und Hathor). Gregorulli,
—359 für ein Sinnbild der Fruchtbarkeit. Über Archeografo Triestino Vol. 13, 1887 p. 162 be-
hes, hesa, eine der heiligen Kühe der Isis in oo richtet: „Nel cortile della preindicata casa Fi-
ihrer besonderen Auffassung als Milchspenderin nctti in Tapogliano esistono due busH anlichi,
s. Brugsch, Hier.-Demot. Wörterbuch p. 849 — di cui Vuno rappresenta Giano Bifronte barbato
851. Bei dem Trauerfeste des Osiris im Monat in grandezza naturale, e l'altro una Dea, forse
Athyr trug man eine vergoldete, von einem Iside coronata di rose e con una ghirlanda
schwarzen Byssosge wände umhüllte Kuh als simile attorno il collo in grandezza maggiore
Symbol der Isis ,, siebenmal um den Sonnen- del naturale avente a tergo la parte anteriore
tempel und auch sonst herum, um das Suchen di un bue Apis ginocchioni nella proporzione
der Göttin nach dem toten Gemahl zu sym- di '/j del vero." „La statua di ima vacca isi-
bolisieren", Wiedemann, Her. 2. B, p. 261, aca, o veramente del bue Api" erwähnt C. L.
482; Plut. de Is. et Os. c. 39 p. 68 und 234, no Visconti unter den Fundon auf dem Esquilin,
c. 52 p. 93, vgl. Cuylus, Bee. d'ant. 1 PI. 7, 2 Bull, della commiss. arch. comun. di Borna. 14,
p. 26—27; Zoega, De or. et us. obel. p. 414 — 1886 p. 208. Mehrere Bildwerke zeigen Isis
416; Laulh, Sitzungsber. d. philos.-philol. u. in Gesellschaft eines Rindes, doch läfst es
hist. Kl. d. /i-. /'. Ak. d. W. z. München 4, 1. meist sich schwer feststellen, ob letzteres als
1874 p. 101; Dümichen, Gesch. d. a. Äg. heiliges Tier der Göttin oder als Apis aufzu-
p. 212 Anm.* Wie Hathor wurde auch Isis fassen ist.' Die Münzen des Nomos Memphites
nicht selten mit Kuhohren oder kuhköpfig und die Bleimünzen von Memphis, wo am
oder als Kuh dargestellt {Ed. Meyer , oben ersten an Apis zu denken ist, sind schon oben
15*
455 Isis (Beziehungen zum Nil) Isis (Bezieliungen zum Nil) 456
verzeichnet worden. Aucli eine alexandrinisclie p. 254 roc. BeJcJcer; Lefebure, Le myÜie csirien
Kaisermünze zeigt Isis sitzend in der R. das 2 p. 178 if.), "ud Isis mit dem ägyptischen
Sistrum, in der L. das Scepter, vor ihr ein Lande, vgl. oben Sp. 442, Plut. De Is. et Os.
Rind („le boeuf Apis"), „derrürc une figure c. 32, 38; lo. Lydtis eA. BeJcJcer -p. 70; Himerius
debont erigemituntrophee", Feuardent m-. 1198; Or. 1 § 8 p. 336 ed. Wemsdorf; Or. 8 § 5
ein Scarabäus bei Caylus, JRec. d'ant. 4, 10, 1 p. 548 {tyvmq xat rovxov [xov NsCkov] trjv
p. 28 — 29 Isis sitzend, die Hand auf das Haupt avvswov, yiagTicov ■Koiv.iXmv cpOQccv Tivocpogov-
eines vor ihr stehenden Rindes legend; ahn- aav %cci ri-ntovaav); Nonnus , Dionys. 3 277,
lieh ist der Göttin zugewendet ein Rind („Apis") der den Nil vyqov aKOLzrjv nennt; Luvibroso,
auf der von Lafaye p. 296 nr. 108 beschrie- lo L'Egitto al tempo dei Greci e dei Bomani
benen Basis; auf der ähnlichen, Lafaye p. 295 p. 9; Fialin de Persigny, De la destination
nr. 107 steht es, geführt von einem Priester, des pyramidcs d'Fgypte et de Nuhie contre les
bei ihr. Eine Thonlampe aus Tarsos zeigt irrupttions sabJonnevses du desert. Paris 1848
nach BircJi bei BarJcer, Laves and Penates p. 195 — 'i'il; Ebers, Äg.u.d.B. Mose's -p.iib'iS.,
p. 201 „Isis — Jiolding a situla, on Jier liead tJie weshalb sie heilst die „deren Gatte die Nil-
usual Ornament, before Jier Apis as a buffalo, schwelle ist', BrugscJi, Bei. p. 648. Sie selbst
Jiaving in Jus Jiead a star, advancing to a lighted führte den Beinamen Mu „das Wasser", Qobhe
altar beJiind a temple". Ein Relief im Lateran nofrit ,,die gute Nilflut", BrugscJi, Bei. p. 053 —
wird von Matz u. von Buhn, Ant. Bildio. in 654, vgl. p. 641, 642. Als Sothis wurde ihr die
Born 3 p. 216 nr. 4003 so beschrieben: ,,R. 20 Herbeiführung der Nilüberschwemmung zuge-
gewahrt man noch den vorderen Teil einer schrieben, s. ZtscJir. f. Num. 13 p. 303-304;
gemessen schreitenden weiblichen E. Maafs, Analecta Eratosthenica p. 122
Gestalt, die r. Hand wie anbetend erhoben, Anm. 102. — Servius zu Vergil. Aen. 8, 696
über dem Kopfe den Schmuck des Sonnen- (vgl. ScJiläger, Conim. de numo Hadriani phim-
diskos mit der Uräusschlange (Hathor?). Von beo p. 109) sagt von ihr: „Isis per sistri motuin,
1. ihr entgegen kommt ein Stier (Apis), von quod gerit in dextra, Nili accessus recessusque
ihm ist noch der Kopf erhalten, über dem significat; per situlam, quam sinistra manu
Reste eines hohen Aufsatzes sichtbar werden. retinet, ostendit afßuentiam omnium lacunaruiii
Vor dem Stiere am Boden wachsen hohe id est fossarum, in quas Nilus stagnans re-
schwerreife Getreideähren aus dem Boden." 30 cipiebatur." Auch der in den Nil fallenden
Auf dem Postamente der Widmung G. I. L. 3, Thräne, die sie um den Gatten oder wegen
4234 = MytJi. Beitr. 1 p. 28 an Isis und Bu- einer ihr von Horos widerfahrenen Mifshand-
bastis ist eine Kuh mit Halbmond an der Seite lung weint, wurde das Steigen des Flufnes
dargestellt. Auch auf einem Rind sitzend soll zugeschrieben, Ebers, DurcJi Goscn zum Sinai
Isis vorkommen, v. SacJcen u. Kenner p. 431 p. 476. Die Dämme, welche die Kanäle ein-
nr. 137 verzeichnen eine Gemme mit „Isis auf schlössen, hiefsen nach Ulpian {Leg. 10. ii. de
dem geschmückten Apis sitzend"; vgl. den extraordinär iis criminihus, s. ScJiläger a. a. 0.)
Schwefel abdruck bei Wincl-elmann, Descr. p. 57 Chomata. Eine Inschrift von Koptos, E. Miller,
nr. 157 = Baspe nr. 1153, auf welchem diese Bev. arcJi. 3® ser. 1883. 2 p. 178 ist geweiht
Europa, dagegen Wieseler, Gott. NacJir. 1871 40 "ifft^t rfj xcönarog Q-sä nsytozrj. Eine alexandri-
p. 656 — imwahrscheinlich genug — Isis Pharia nische Glasmünze hat im Obv. die Büste des
= Astarte und StepJiani, C. r. p. Va. 1866 Nil, im Rs. die der Isis, Feuardent 336, 3608 bis,
p. 105 — 106 Isis Pharia erkennen; auch eine \g\. Friedländer, Bep. p. 367: Büppel, Beisein
Gemme bei Gori, TJies. g. astrif. 1 Tb. 23, Abysnnien 2 p. 428, Tfl. 8 nr. 5. Oft sind die
2 p. 70 — 71, worauf „Apis et Serapis" dar- Häupter des Nils, nicht selten mit Füllhorn
gestellt sein sollen, zeigt nach der Abbildung über der Schulter, und der Isis neben einander
eher eine weibliche Gottheit mit Modius auf auf alexandrinischen Kaisermünzen dargestellt,
dem Rind sitzend, die erhobene L. am Scepter, z. B. unter Elagabal, L€, Mi. 6, 361, 2526;
die R. auf das Tier gestützt, auf welchem ein Feuardent 173, 2344; Annia Faustina LG,
Vogel sitzt, während vor ihm ein Stern, \nniex bd Feuardent 176, 2373; lulia Maesa, Mi. 368,
ihm die Büste des Helios und zwischen seinen 2577; Severus Alexander L€, Mi. 369, 2581;
Beinen Schlange und Halbmond angebracht i^eMordenif 178, 2393; LZ, i'Vwardoii 184, 2460;
sind, doch ist die Figur nicht genügend als LIA, Mi. 6, 386, .2730; lulia Mamaea, Mi. 395,
Isis charakterisiert, um wagen zu können, ihr 2799 (Isis mit Ähren geziert); Philippus sen.
diese Benennung zu geben. Dagegen verbirgt LA, Mi. 6, 423, 3041; Feuardent 215, 2809;
sich unter der leider allzu knappen Beschrei- Salonina, LIG, Mi. 463, 3381; Feuardent 250,
bung einer Thonlampe aus Benha el Assal: 3158; Claudius IL, LB, Mi. 469, 3424; Feuar-
„Lamp, on it Serapis and Europa", A guide dent 255, 2302. Eine Münze Hadrians zeigt
to tlie first and second egyptian rooms \of tJie „Büste d'Isis de face, ä mi corps, avec le lotus
Brit. Mus.'] p. 5529 k möglicherweise Isis auf GO sur la tete, tenant le sistre et se tournant ä
dem Rind neben Sarapis. __ dr. pour regarder le Nil, egalement en buste
Auch zu dem Nil, welchem Ägypten seine ä mi-corps tournö ä g., avec le lotus? sur la
Fruchtbarkeit verdankt, stand Isis, die Dea tete et tenant un roseau", CoJien, Cat. Greau,
Nilotis {Kaibel, Inser. Gr. Sic. et Italiae 1360, 3107; Pedrusi, Miiseo Farnese 6, Tav. 37, 7;
oben Sp. 408; vgl. rj äno ZsiQiädog Elaig, Zeit- eine Münze Trajans LIZ „Nile seated to left,
sc/ir. /: iNTww. 13 p. 303, oben Sp. 388), in nahen Isis in front", Cat. Ruber p. 103 nr. 1056;
Beziehungen. Ihr Gemahl Osiris wurde mit eine Münze Hadrians mit dem Datum LI?
dem Nil identificiert (vgl. Heliod. AetJi. 9, 9 soll zeigen den Nil auf einem Krokodil
457 Isis (mit Füllhorn) Isis (mit Füllhorn) 458
sitzend mit Füllhorn und Rohrbüschcl, vor ihm 2 p. 189 mit Uecht als Isis bezeichnet wird,
Isis in der erhobeneu K. das Sistrum, mit der ist mir sehr fraglich. Ein Marmorrelief der
L. den Zipfel des Gewandes hebend, Musco Sammlung Borgia § 14 nr. 188, Doc. ined. 1
Num. Laiy 1, 347, 3712; vgl. Patin, ITies. p. 338 zeigt sie mit dem Gewandkuoten, Flech-
Mauroccrms p. 118, Zoiga p. 134 nr. 325 „Ni- ten, „Lotus", Scepter in der 11. und Füllhorn
lus coram Iside (/ereilte sistrum et papaver" ; in der L. , eine Ära C. I. L. 6, 347, und ein
auch in der weiblichen Gestalt mit Füllhorn Wandgemälde, Ilelbig p. 27 nr. 180 = Lafaye
in der L., welche dem neben einem Krokodil p. 327 nr. 217 mit Sistrum in der R. und Füll-
sitzenden Nil auf Münzen des Marc Aurel mit hörn in der L. Mit dem Füllhorn in der L.,
dem Datum L€ einen Kranz entgegenhält lo und gegen das Haupt des Helioserajiis er-
{Zocga, Num. Aeg. p. 219 nr. 82; Mi. 6, 299, hobener R. erscheint sie auf der oben 1 Sp. 2026
2051; Feunrdent 142 — 143, 2036, PI. 25; 2037) = Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. 2405, 4S ver-
ist nicht mit letzterem eine Nike, sondern zeichneten Lampe, stehend zwischen zwei Al-
wohl eher Isis zu erkennen; vgl. auch oben tären, im 1. Arm das Füllhorn auf einer Lampe
Sp. 421. Eine Bleitessera der Sammlung Lavy bei Passeri, Luc. fict. 1 Tab. 2. Ein Topas
führt im übv. das Haupt des Helios , im Rs. im Cat. du musee Fol. Antiquitcs 2 p. 64 nr.
„II Kilo ed Iside seminudi abbracciati a s.", 1529 = Musee Fol. Glyptique, t. 1 pl. 5 nr. G
Mus. Num. Lavy 1, 409, 4598; Bleitesseren des und Lafaye p. 310 nr. 152 zeigt eine Göttin
Prof. Scholz haben im Obv. Isis stehend, im mit Uräus auf der Stirn, sitzend, ein Füllhorn
Rs. den Nil gelagert, Bonner Jalirbb. 2 p. 80 20 im 1. Arm, Mohnköpfe in der R., vor ihr zwei
nr. 27; Isis auf dem Lectisternium , Rs. Nil, Rinder, hinter ihr ein Hund; dieselbe wird
p. 81 nr. 49; Haupt des Nils, Rs. Isis stehend, im Cat. als Isis, von Lafaye grundlos „Isis-
p. 81 nr. 50; Nil gelagert, daneben ein Füll- Panthee" genannt; stellend innerhalb einer
hörn, Rs. Isis stehend, p. 81 nr. 65; Isis Pelagia kreisförmigen Rebeneinfassung mit Füllhorn ist
stehend, Rs. Haupt des Nils, p. 81 nr. 46; Isis sie dargestellt auf einem geschnittenen Stein
Pelagia stehend, Rs. Nil gelagert, p. 81 nr. 47, 48 ; bei Steinbüchel, Geschn. Edelsteine p. 65 ; stehend,
eine Bleitetsera in Athen im Obv. Isis den Horos an eine Säule gelehnt, mit Füllhorn im Arm
säugend, im Rs. den Nil, Ann. d. Inst. 1868 und Gewandknoten auf der Brust auf einem
13.281 nr. 265. Ein roter Jaspis in Berlin zeigt Amethyst in Berlin, Tölken 1, 2, 31 p. 15 — 16;
die Köpfe des Sarapis und der Isis über dem ge- 30 „stehend mit lotosartigem Kopfaufsatz, den
lagerten Nil, lJ'i»cA-eZHiarj«, Descr. 2^ 4, 61 p. 42, 1. Arm etwas erhoben, im r. Arm Füllhorn,
Tö/A'ew 1, 2, 73, p. 21. Auf der bereits erwähnten mit Früchten, von der r. Hand ein kleines
Basis Lafaye p. 295 6 nr. 107 sitzt Isis hinter dem Gewand herabhängend, anscheinend nackt",
halbgelagerten Nil. auf einem Achat in Göttingen, Hubo p. 143
Als eine Göttin, die Fruchtsegen und nr. 838; stehend mit Schale und Füllhorn
Überflufs verbreitet, führt sie den IBeinamen auf einem Onyx H. Cohen, Coli. Badeigts de
TtXovaiu (s. die oben angeführte Inschrift von Laborde p. 8 sub nr. 59; stehend mit FüU-
Alexandria) und als Attribut das Füllhorn. hörn im r. Arm, Ährenbüschel in der gesenk-
Dieses Attribut in der L. hat eine Statue ten L. gegenüber dem stehenden Sarapis auf
der Göttin im Museo Obiziano nr. 1833, Doc. 40 einem Karneol in Göttingen, Hubo p. 143
ined. p. s. alla st. dei Musei d'Italia 3, p. 64; nr. 835; stehend mit Füllhorn in der R. und
eine Basaltstatue im Kapitel, Bighetti, Campi- Scepter in der L. gegenüber Sarapis auf einer
doglio 1, 121, Clarac 986, 2572, Lafaye p. 281 Gemme im Novus Thes. gemm. vet. ex insignio-
nr. 60 (die R. bei beiden gesenkt); eine Bronze ribus dactyliothecis selectarum 1. Romae 1781.
der Sammlung Janze, Arch. Anz. 1857 p. 80* 2''. Tab. 18 p. 21 f.;- ebenso, mit Apollon dem
(„Priesterin der Isis"); desgl. eine in Boulaq, sitzenden Sarapis zur Seite auf einer Gemme
welcher der r. Arm fehlt, G. Maspero, Guide bei Montfaucon, Ant. expl. Suj)pl. 2. PI. apres
du visiteur au Musee de Boulaq. Paris 1884 la 42 du Tome 2 nr. 3 p. 156 — 157 = Lafaye
p. 403 nr. 5850; ferner eine mit Modius der p. 315nr. 173. Stehend mit Sistrum und Füllhorn
Coli. H. Hoff'mann, Vol. 2 p. 126 nr. 477, hier 50 in Gesellschaft von Harpokrates, Anubis und
als „Isityche" bezeichnet; eiue Bronze aus Zeus erscheint sie auf einem Scarabäus in den
Herculaneum, Monaco, Guide gen. du musee Collectanea ant. Bom. quae a BodulphinoVcnuti
nat. de Naples 4"^ ed. p. 94 nr. 5313 {„UAhon- notis illustrata exhibet Ant. Borioni Tab. 28
dance. Charmante Statuette ayant la fleur de p. 20—21, wohl = Baspe 204; sitzend, mit
latus sur la tete et la corne d' ab. dans lamain"); dem Füllhorn in der L. , vor ihr Hermes „in
ebenso eine Silberstatuette aus Stabiä, ebenda aito di presentare ad Iside un supplichevole
p. 200 nr. 25382. Eine Statuette der Sammlung genuflesso" auf einer Gemme bei Visconti, Op.
Ch. Fontaine mit geknotetem Gewand hält in varie 2 p. 239, Coli. Chigi sez. 2 § 1 nr. 271. Mit
derR. das Sistrum, in derL. das Füllhorn, Jloni- Sistrnm und Füllhorn soll sie auch vorkommen
/aHCon2, 2 PI. 94, 2p.283. Eine Bronzestatuette 60 auf Münzen von Saettai, H. P. Borell, Num.
der Sammlung Castellani trägt im 1. Arm das Chron. 1845 p. 10 nr. 3; auf dem Siriushund mit
Füllhorn, in derR. ein in einen Hirschkopf Füllhorn und Scepter auf einer alexandrinischen
endigendes Rhyton, Cat. des objets d'art dcpen- Kaisermünze des Antoninus Pius mit LKA Mi.
dant de la succession AI. Castellani 1884. 4^ 6, 275, 1892; auf einer des Hadrian mit dem
p. 45 nr. 269. Ob „una figurina di mctallo tutta Datum Lg soll erscheinen „Donna stolata, in
vestita, una Iside col modio in testa, con corno- p)icdi, col fior di loto sul capo; un lembo del
copia nella s. e la dcstra rotta" des Museo suo manto cadc sino a terra; ha nella dcstra
Carpegna, Doc. ind. p. s. a. st. d. Musei d'Italia alcune spighe, e nella sinistra un corno d'ab-
459 Isis (Göttin d. Spinnens n. Webens) Isis {9^BO^o&ttig == Jfnaioavvrj) 460
hondanza. Nd campo sotto le spighe, certa co^a inxaQ^iivcxi'-^ im Hymnus v. lus Z. 4 — 7. Im
somigUante ad un serpente ritto", Giulio di S. Hymnus v. Andros vs. 21 heifst sie &Ba(io9fTig
Quintino, Descr. dclle med. imp. aJcss. ined. fiBQÖncov, während die Ei-gänzung der Bei-
del r. mtis. eyiz. di Torino p. 15 nr. 58 = Mi. sclirift 06CI zu ^tcixocpögog '/eis auf einem
5. 9, 55, 172. Derselbe besclireibt p. 33 nr. 176 Karneol des Mtiseo Borgiano 3, 1, 12) hier
= Mi. S. 9, 98, 428 den Typus einer Münze ganz unwahrscheinlich zu &ici ciyrßrj ergänzt)
der Faustina jun. mit L-16 als ,,L' Ahhondanza durch Visconti, Mus. Pie-CUm. 2 p. 98 Note 1
in picdi col fior di loto sul capo, con alcune p. 3G0, 361 PI. A. VI, 10 und im C.I. Gr. 7040,
spiglie nella destra, cd il caduceo nella sinistra" ; nicht sicher ist; ferner rühmt sie sich im H.
freilich ist mir aufgefallen, dafs S. Quintino lo v. Andros vs. 68 — 70:
in seinem kurzen Verzeichnis den „Lotos" „/ffte tym 7tolB(.i(ov ■nQvtgov veqjog tQy,f6i (löx^cav
nicht selten Gottheiton tragen läfst, die ihn ducpc-ßcilov Klrii^oiGL nolvKviavov ßaoiltiav
nach anderen viel reichhaltigeren Katalogen ^föf/oqpdpoi'."
nicht fühi-en. Auch Mi. S. 9, 73 — 74, 280 Sie hat zerstört die Herrschaft der Tyrannen,
giebt derauf einem Felsen sitzenden, in der H. v. los Z. 25: f'yro [r]i'9tv[i'i'](B[v] agxag •aaT-
R. zwei Ähren und zwei Mohnköpfe, in der tlvaa^\ und dem Recht zur Stärke verholten,
auf eine Sphinx gestützten L. das Sistrum „fyw to öiv.aiov io%vQov enoiriau^'' und „tyä
haltenden 6Y0HNIA auf einer Münze des Au- x6 di-naiov tiaxvQorsQov xQvotov Kai ccQyvQiov
toninus Pius mit L-H als Kopfputz den ,, Lotus". £noLqaa^\ H. v. los Z. 16 — 17 und 26 — 28,
Ein Sarder bei ]/ipp)crt 3 p. 40 nr. 356 soll 20 „ä8l dfnaanolia qcoiiuv noQov^'', H. v. Andros
zeigen „Ahtmdantiae, Isidis et Anubidis siqna" ; vs. 36. In griechischen Inschriften wird sie
eine alexandrinische Kaisermünze des L. Verus deshalb mit dizaioavvr] verschmolzen, C.I. Gr.
den Sarapis bekränzt von einer Frau mit Lotos 2295, C. I. A. 3, 203, 205 (?), B. C. H. 6 p. 336
auf dem Haupt und Füllhorn in der L., Mi. nr. 37. Plut. de Js. et Os. c. 3 sagt von einer
6, 331, 2303; ebenso eine des Marc Aurel Mi. in Hermupolis verehrten Göttin: „dio x«t xäv
6, 295, 2026. sv 'Eq^ov noXsi Movawv rrjv nQozBQav laiv
Mit dem Ackerbau brachte Isis den Menschen u^icc xat Jfnaioavvrjv kkIov6l, aocpi'av, (oansQ
zugleich die Anfänge eines civilisierteren ft'yryrori, ■aal diL-nvvovoav rcc &BLa roig dlrj&äg
Lebens. Wie sie selbst, der livömnlog öai'fxcov Kai dinaiag iSQacpÖQOtg kuI iBQoavöloig tiqoo-
{Philippus Thessal. epigi: 10, 1, Antk. Pal. 1 30 ayoQBvoiiBvoig''', worin Brugsch, Bei. p. 475,
p. 200 nr. 231, vs. 1 ed. Däbner), die Aiyvnxov wie schon Lauth, Über altäg. Musik p. 580,
ßaaüma Xivöaxolog {IL v. Andros vs. 1) die vgl. Hümichen, Gesch. d. a. Äg. 1 p. 211ff. und
linigera iuvenca {Ovid, ars am. 1, 77 und da- Lex. 1 Sp. 1851) die Safchit-äbu, andere {Lex.
zu Heinsius ; vgl. linigera Isis, amor. 2, a. a. 0.) die Maat erkennen, wie Isis denn im
2, 25; Epist. ex Pento 1, 1, 51; Philostrat. IL v. los Z. 28 — 29 erklärt: „s'ycö t6 dlrjQ-lg
Einst, nr. 23 {Boissonade) 0 livovg %L%mv ojg y.al6v svoiio&fxrjaa vo[iL^taQ'ai,^\ Nach Le Page
b xfjg'laidog; Tertull. de testim. anim. c. 2 dcae Benouf, Vorlesungen p. 113 f. bedeutet das
Isidis [pallio'] Unteata) und die Priester und ägyptische niaät ,, nicht nur Wahrheit und
Anhänger ihres Dienstes, der r/r£.r ZM«^er (/wf. 6, Gerechtigkeit, sondern auch Ordnung und Ge-
533), die linigeri calvi (Mart. 12, 29; vgl. 40 setz, in der physischen ebenso wohl als in der
Sueton, Otho c. 12, mit EulmJccns, Apul. Met. sittlichen Welt", „Maat ist Gesetz, nicht im
11, 10, I p. 1019 mit ILildebrandt's , Tibull 1, gerichtlichen Sinne einer Verordnung, — , son-
3, 30 p. 61 mit BrouJchusius' Anmerkung; Plut. dem im Sinne jener unfehlbaren Ordnung, die
De Ls. it Os. c. 3; das Gedicht auf den No- das Weltall, mag man es nur vom rein phy-
veraber „Carbaseos postque hunc artus indutus sischen oder auch vom moralischen Stand-
amictiis | Memphidos antiquae Sacra deamque punkte betrachten, regiert", vgl. über Maat
colit", Anth. L^at. rec. Biese p. 261 nr. 395 , 2 auch Wiedemann, Mäa, deesse de la vcriie, son
p. 366 ed. Burmann; Georgii in Paulys B.-E. 4 roh dans le panthcon eg., Ann. du Musce Guimet
p. 282; Wiedemann, Her. 2. B. p. 167; Eeichel 10 p. 559-574; Bei d. a. Äg. p. 78; Bobiou,
p. 57; de Schmidt, Hiss. de sacerdotibus et sacri- 50 Le Muscon 1887 p. 200 — 201. Ebenso wie Isis
ficiis Aegyptiorvm p. 25 ff.) linnene Gewänder wird übrigens auch Selene als Dike bezeichnet,
trägt, so lehrte sie den Anbau und den Gebrauch „^i^ir] nal vi'jfiaxa Moiqcöv, \ KXcoQ-co yial Aäxeaig
des Leines, Martianus Cupella 2 § 158 p. 213 riS^Axgcnog al'''' und „av ydgSvcdXv-nxog dvdynr] \
ed. Kojjp. Nach den ägyptischen Texten haben ^oiqd x ä'rpvg, av x 'EQivvg {Meineke igig), (Ja-
Isis und Nephthya für Osiris gesponneri, ge- oavog, olhig 6v, diKrj av" heifst es in der
woben und Kleider gebleicht, Erman, Ägypt. ivxn rcQog Ztlrivr^v vs. 7—8 und 49—50 {Or-
Leben im Altert, p. 595, Wiedemann, Her. 2. B. phica rec. Abel p. 292); und im Sternbild der
p. 148, Brugsch, Hier.-Demot. W(jrterb. Suppl. Jungfrau, in dem einige Demeter, andere Atar-
p. 637; sie heifsen .,die beiden Weberinnen"; gatis, andere Tyche erkannten, sah man nach
„Isis hat dein Festkleid gewoben und Neph- 60 Hesiod und Aratos die Dike , Erutosthcnes,
thys deine Linnen gesponnen" wird der mit Catasterismoi 9, Mythocjraphi ed. Westcrmann
Osiris identificierte Tote angeredet, Brugsch, p. 244; Inschrift von Garvoran C. I. L. 7, 759:
Bei. p. 737 — 738. „Spicifcra, iusti inventrix, urbiuin conditrix.
Ferner hat sie Gesetze gegeben und waltet Ex quis muncrihus nosse coniigit deos.
über die Gerechtigkeit: „xai oaa iyd) ivo^o- Ergo eadcm matcr divum, Pax, Virtiis, Ceres,
•O'fTTjca, ovdsig uvrd övvaxcii Ivaat'-'' sagt sie Dea Syria, lance vitam et iura pensitans" ;
bei^ Liod. 1 c. 27, „iyco vöfiovg dv&Qwnoig ebenso liefs man die Zweizahl zugleich Isis
i&i^rjv HOfl ivo[fio]Q-ixrjacc [cc] ovödg övvaxai und Dike bedeuten, Nicolaus Gerasenus, Arith-
461 Isis (Stifterin d.Götterlailt.u.d. Mysterien) Isis (Göttin d. Unterwelt) 462
vietica Theologumena bei Pliotius, Bihl. ed. gedeckt würden, sondern sie verwebte in die
Bcicker vol. 1 p. 143 b: „ccXXk yiai l'aov zJCaxriv geheimsten Weihen die Bilder, Andeutungen
dväÖK r] iiv&onXaaTi'cc &soXoysi, kkI 8inr]v^ v,ccl und die Nachahmung der früheren Leiden, und
loiv, v.ul cpvatv, y.al öiofiüzsQa {Mater IJcum) stiftete eine Lehre der Frömmigkeit und eine
■Aul 7cr}yr]v Siavofifig.^'' In der Isisprozession Tröstung für Männer und Frauen, die sich in
trägt ein Priester eine linke Hand mit aus- gleichem Unglück befinden." Ob aber auf
gestreckten Fingern als Sinnbild der Billig- einem viereckigen Prisma mit dem Abraxas,
keit, Apul. Met. 11 c. 10, vgl. de Schmidt der Hekate, einem löwenköpfigen Gott mit
p. 132 — 133, ^V^eseler, Commentutio de tesseris Strahlenkranz und einer „divinite feminine
cburncis osseisqiie theatralibus quae feruntur. 1. lo 2^ortant un vase (?) dans la m. g. et levant la
Gott. 1866 p. 15, 0. Jahn, Ber. d. Sachs. Ges. dr. vers la tctc", Muner , Mus. Thorvaldsen
d. W. 1855 p. 53 und Anm. 95, Bilthey, ÄEM. p. 183 nr. 1683, Müller in letzterer Gottheit mit
2 p. 60 Anm. 35, Lafayc p. 123 Note 4, Bach Recht „Isis comme de'esse des mysteres" erkennt,
oftn , Ann. d. Inst. 1861 p. 265—267, dessen wage ich nicht zu entscheiden; vielleicht ge-
Phantasieen ich nicht zu folgen vermag. Auf hört hierher die oben erwähnte Vota-Publica-
einer alexandrinischen Kaisermünze des Anto- Münze mit den als Schlangen mit mensch-
uinus Pius mit dem Datum LKP erscheinen lichem Oberkörper dargestellten Gottheiten
nach Feuardent 134, 1944 „Isis et l'Eqiiite Isis und Sarapis, die ein heiliges Gefäfs mit
dehout, se regardan^' . Schlangenhenkel halten, Boscher, Jahrhh. f. Id.
Ferner errichtet Isis mit Osiris die ersten 20 Phil. 1886 p. 613; über die cista mystica s.
Tempel und Götterbilder, Wiedemann, Her. oben. Heilige Gesänge der Isis erwähnt Plato,
2. B. p. 55 — 57, Diod. 1, 15: ,,v.azaav.sväGaL 8a Legg. L. 2 Tom. 2 p. 657: „v-a^änsQ sksl cpaat
["Oot-Qiv Y.al 'laiv^ Kai täv alXav &£äv zäv x6 zov noXvv rovzov asaaaaäva %qÖvov ^tXri
TtqoiiQri^ivoiv vaovs JJ^fffoüg, av fudazo) r/fiäg zrjg'lGiSog TtoLr'iiiKrcc yayovävuL^'', Zoega, De or.
dnovaLfiKi. kuI KazaarriaaL rovg im^sXovfisvovg et US. ob. p. 508 ü'. Note 22. Dafs sie in Her-
isQ^ig- TCQozifiäod'at. öa nagcc rm OoCqiSi Y.al mupolis als erste der Musen galt, ist schon
xi] "l6i8i rovg zag rsxvag avsvQi'ayiovxag /J fis- erwähnt; beiläufig sei bemerkt, dafs die im
&oSEvovxäg Tt xcov ^Qr^Giy^av 'dionaQ sv xij Fürtelcning öfcer Statyer , Byster och Antilier,
Qri^ttiSi xaXv.ovQy£iav svQi&ävtcov xat xQi^osicov hvilka förvaras ä Kongl. Museum i Stockholm
ZnXu xs Kazaav.svKacio&ai,, 8t av xa ^rjQia y.zBi- 30 p. 25 nr. 131 als Kalliope bezeichnete Statue
vovzag y,al xrjv yijv SQya^ofiivovg cpiXoxificog Clarac 3, 536, 1114 auf Grund der mit Franzen
i^riufQC3aai,xriv x(>}QC(v, dydXfiaxä xs -nal xQVOovg besetzten, auf der Brust geknoteten Kalasiris
vaovg Kaxaa-nsväoao'd'ai, xwv &eäv SiaTtgs- von Heydemann, Arch. Anz. 1865 p. 149* nr. 2
TTfig", vgl. IL V. los Z. 23—25 „iyco [&']v{a)iag als „Isispriesterin" und von Wieseler, Philol.
(Kaibel 7tv[Q0v]g) ccvi8£i^a ' iyco dyäXiiaxcc \ 27, 1868 p. 219 als „Isis" erkannt worden ist.
h-säv (ri)fiäv s8{i8a'%\a • iya xsfihri &scöv Auch die Schrift, hieratische und demotische,
ftdQvaä \iij]v , A. Z. 1878 p. 131. Ob sich erfand sie oder liefs sie sich von Hermes
hierauf eine Glasschale der Sammlung Beur- (Thoth) mitteilen, H. v. Andros vs. 10 ff.:
delay {Motcat, Bev. arch. 1882 n s. 44 p. 289) „dsicpccXsco 8''EQ(iävog dnoyiQVcpa av^ßoXa 8£Xzcov
mit „une femme assise prcs d'un temple et agi- 40 svQOneva yQacpidsaai. Kaxä^vocc, xaiai jjapa^o;
tant un cistre (sie! Isis?); plus^loin, unhomme (pQi-naXsov ybvaxaig isqov Xoyov oaaa zs 8äfiog
gravant une stcle ä Vaide d'un ciseau et d'un dzQccTtov sg holvccv y.axsd'ri'iicixo, nävza ßaQ-iiccg
viaillet" (vgl. C. I. Gr. 5922 = Kaibel, Epigr. sy. q)QSv6g vtpccvccGcc 8iaY.Qi86v'-'' ;
Gr. d'20,Z. 1 „ficcQ^ccQi'av xbyävog aä^s Zagam"') H. v. los Z. 1 — 4, A. Z. 1878 p. 131: „^yoj
und der oben Sp. 438 erwähnte Chalcedon s{n)ai8[Bv']Q'riv ■u[7r]6 'Eqllov [ygäyL^iu^xK 871116-
der Sammlung Stosch (Winckelmann, Descr. 2, (7[iar, i']vci nrj xoL{g) o;urot(s) Jiävxa y[9]o[qpJ»j-
4, 67 p. 43; vgl. den Karneol nr. 66 und Mu.^. zai"-, vgl. für ihre Verbindung mit Hermes
Borgiano 3 cl. 2. div. nr. 29. Sarapis und Isis den Karneol bei de 3Iurr, Descr. dtt cab. de
zur Seite eines flammenden Altars, die Lampe bei 31. Paul de Praun p. 288 nr. 216 „Mercure
Passeri 1, 2, Lafaye p. 302 nr. 125 Isis zwischen 50 debout devant Isis qui est assise, dont il etoit
zwei flammenden Altären) beziehen, lasse ich le conseiller pendant son gouvernement en Egyjjte
dahingestellt sein, da man besonders für die {Diod.). 3Ir. Lippert {Suppl. p. 44) la prend
letzteren Darstellungen auch an andere Er- 2wur Junon;" Tülken 1, 2, 42 p. 17.
klärungen denken kann; auf Münzen, wie auf Eine Hauptrolle spielt Isis als Göttin der
einer des Claudius von Perinth, Jj«/ioo/'-i?Zw«e/-, Unterwelt; unzählig sind die ägyptischen
Kum. Zeitschr. 16, 1884 p. 233 nr. 5 bedeutet Texte, welche ihre Bemühung um Sammlung,
ein der Isis beigegebener Altar wohl nur, dafs Bestattung, Beschützung und Wiederbelebung
sie in der betreffenden Stadt einen Tempel der Glieder des Osiris erwähnen; und was von
besafs. Osiris galt, wurde auf jeden Toten übertragen;
Auch die Mysterien stiftete sie (G^eor^rii 60 vgl. über diese funeräre Rolle der Isis Ji'cmisc/«,
a. a. 0. p. 287); PZwtorc/t (fZeJs. e< Os. c. 27 p. 45 Die äg. Denkmäler in 3Iiramar p. 60 — 61,
ed. Pa;-(/ie!y) sagt: „Nachdem nun die Schwester 131, 132, 138; Birch in Arimdale and Bo-
und Gemahlin des Osiris, als seine Rächerin nomi, Galery of ant. sei. from tlie Brit. Mus.
die Wut und Bosheit des Typhou gedämpft p. 31 f.; Wilkinson, 31. a. C. 2, 1 p. 383 f.;
und ausgelöscht, so wollte sie nicht, dafs die Pierret, Le livre des morts. Paris 1882. Index
von ihr bestandenen Kämpfe, Gefahren und p. 616; Pantheon eg. p. 56, 102; Dict. d'arcli.
Irrfahrten, dafs so viele Thaten der Weisheit eg. p. 280; Lanzone, Diz. di mitol. eg. p. 817 —
und Tapferkeit von schweigendem Vergessen 825; Brugsch, Bei. u. 31. d. a. Ag. p. 616 ff.,
463 Isis (Göttin d. Unterwelt) Isis (Göttin d. Unterwelt) 464
623—633, 647, 651 — 653; Erman, Äf/. u. (vj. vary de Ptilski/. Paris 1868 p. 47 nr. 753;
Leben i. A. 2 p. 416; Th. Devcria, Zischr. f. ,, Grüner Jaspis. Osiris als Mumie mit Geifsel
äfi. Spr. u. Altert amsTcunde 1870 p. 59; A. und Krummstab, ihm zur R. Isis, zur L.
Wiedemann, D. Hei. d. a. Ag. p. 58, 157; Nephthys, beide mit gesenkten Fittichen ihm
Her. 2. B. p. 590; besonders auch die ,, Klagen huldigend [vielmehr ihn schützend D.], unten
der Isis und Nephthys", veröffentlicht von ein Käfer mit ausgebreiteten Flügeln [jedenfalls
de Horrack, Les lamentations d'Isis et de der Scarabäus, das Symbol der Auferstehung,
Nephthys. Paris 1866, auch in den Eecords of s. Wiedemann, Bonner Jahrbb. Heft 78 p. 114 ff.;
tJte past 2 p. 117—126; Le Paye Benouf, Vor- vgl. den Scarabäus zwischen Isis u. Nephthys
lesimgen üb. Urspr. u. Entw. d. Bei. p. 190 — lo auf einer Scai-abäengemme bei Montfaucon 2,
192; Brugsch, Bei. p. 631-633; ferner „das 1 p. 322 PI. 135, 3; PI. 155, 7, der freilich
Buch der Verherrlichung des Osiris" von Isis mit seinen vier Beinen auf der Abbilduug sich
und Nephthys zu sprechen, Le Page Reuouf eher wie ein Frosch ausnimmt]. Auf der Rück-
p. 192 — ^193; Brugsch, Bei. p. 623 — 630 nach seitc des Steins der griechische Helios aufvier-
Pierret, Etudes eg. Paris 1873, 23 ft'.; das späunigem Sonnenwagen", Tölken p. 18, I, 2,
„Schdit en senscit" „Buch des Lebensodem von 49; vgl. Baspe 243 Soufre de Stosch; „Gelbe
Isis für ihren Bruder Osiris verfafst, um seinem antike Paste. Osiris als Mumie mit strahlendem
Leibe und seiner Seele neues Leben einzu- Haupte, in der L. zwei Ahi-en emporhaltend,
flöfsen", Le Page Benouf p. 194 — 195. Und in der 11. eine Geifsel, zu seinen Füfsen zwei
diese Auffassung erhielt sich in der Ptolemäer- 20 Stiere, symmetrisch r. und 1. vortretend (Apis
und Römerzeit. In den beiden Zwillings- und Mnevis); neben ihm Isis auf einem Throne
Schwestern Thaues und Taus, welche im Sai-a- sitzend, in ihrer L. ruht ein Bündel Ähren,
peion von Memphis dem Sarapis Spenden während sie ihre R. anbetend [?] gegen Osiris
bx'ingen, Brunei de Presle, Mem. s. le Scrapc)*i)i erhebt, unten an jeder Seite ihres Throns eine
de Memphis p. 558, 561—562; Weingarten, Der Sphinx", Tölken nr. 50. Jedenfalls den Osiris
Ursj)rung des Mönchtums p. 33 hat man ir- auf seinem Löwenbett, Anubis und zu beiden
dische Repräsentantinnen der beiden ,,pleii- Seiten Isis und Nephthys geflügelt haben wir
reuses" und „couveuses" Isis und Nephthys auf einer Gemme bei 31ontfaucon, L'ant. expl.
erkannt, Bouche-Leclerq, Hist. de la divination 2, 2 PI. 76, 2 (aus Capello, Prodromus iconicus
dans l'ant. 3 p. 385; Lumbroso, Bech. s. Vccon. so gemmarum Basilidiani generis nr. 103) und auf
pol. de l'Egyp)te sous les Lagides p. 268. Unter einem grünen Basalt des Museo Borgiano 3 cl.
den Denkmälern der griechisch-römischen 1. div. nr. 24, Doc. ined. 3 p. 428 und De or.
Periode, welche sie als Schützerin des Toten et usu ohel. p. 329 Note 37; vgl. den Heliotrop
darstellen, mögen beispielsweise angeführt nr. 21 und den braimen Jaspis nr. 22, auf deneu
werden die zweisprachigen Stelen des Anu- gleichfalls zwei Frauen neben dem „Osiride
barion, E. de Bouge, Not. des monum. exp. mumiaco" stehen, und die Gemme in Florenz
dans la gal. d'ant. eg. au vmsce du Louvre, (Rs. lAWAIC | ABAW^A | AWNAI) bei Matter,
7" ed. p. 124 nr. 125, des Amerys, Sohnes des Une excursion gnostique en Italie p. 15, PI. 2,
Bes[arion], p. 125 ni-. 127; des Apollonius, 4; mit ausgebreiteten Flügeln, aber nicht den
Sohnes des 01. Postumus, p. 125 nr. 130; vgl. 40 Osiris schützend, sondern unter ihn gestellt,
auch die nach der Zeit der 26. Dynastie erscheint sie auf einem viereckigen Stein-
gefertigte Grabstele mit archaischer grie- täfeichen, das aufser den zwei genannten Gott-
chischer Inschrift bei Eröhner, Cat. d'une heiten im Obv. noch fünf andere, im Rs.
coli, d'ant. Paris 1868 p. 207 nr. 526; die Aphrodite zeigt, Du Molinet, Gab. de la bibl.
Mumie des Apion, genannt Chairis, Sohnes des de Ste Genevieve p. 130, PI. 30, 1. 2, Mont-
Pima'fs, Neroutsos, 'Ecprj^. (xqx. 1884 p. 178 f. faucon 2, 2 PI. 168, 5, Matter PI. 7, 4 p. 86—87.
nr. 10; s. auch p. 171 — 173 nr. 1; die der Nicht hierher gehört ein Karneol hei Chi fletiits
Tochter des Dioskoros mit der Aufschrift 11, 45 und Gorlaeus, Dactyl. 2 nr. 396, den
AlOCKOPOY I 6YTYXI, die im ersten Felde Baspe nr. 325 nach Gronovius so beschreibt:
darstellt den Toten auf seinem Bette, neben 50 „Le champ de la picrre divise en troits parties,
ihm Anubis und zu beiden Seiten Isis und reprcsente dans Vinferieure Isis en pleurs sur
Nephthys; im zweiten Isis ihre Brust dem la perte d' Osiris, s'adressant ä Anubis pour le
als Kalb dargestellten Horos reichend; im recouvrir; dans la deuxicme un tricUnium avee
dritten Isis auf einer Barke inmitten eines trois Dieux, la boi'te dans laquelle Osiris fut
Lotosgebüsches den Horos säugend, nahe dabei jetc dans la riviere, un poisson. Hon, aspic et
die beiden Leichengenien Hapi und Amset; im coq; dans la troisieme Isis triomphante de
vierten die Seele in Sperbergestalt über dem Typihon avec deux cavaliers des deux cötes."
Leichnam schwebend; endlich zwischen den Hier haben wir es wohl eher mit einer Dar-
Füfsen ein Gefäfs (vielleicht „tmresiec^e rOsim Stellung aus dem Kabirenkult zu thun; ganz
germant") nebst zwei Uräen (vielleicht Isis und Go ähnlich ist offenbar der Karneol in Wien,
Nephthys), Ledrain, Gazette arch. 3, 1877 v. Sacken u. Kenner p. 432 nr. 167, wo die
p. 132 — 136. Dafs die bei Caylus, Bec. d'ant. 1 Verfasser ebenfalls mit Unrecht Isis erkennen;
PI. 32 abgebildete Vase Isis („Isis-Lune") neben der Heliotrop des Museo Borgiano 3 cl. 9 div.
der Bahre des Osiris darstelle, wird niemand nr. 9, Doc. ined. 3 p. 471; die blaue Glaspaste
mit Fr. Lenormant, Monographie sur la voie in Berlin, Tölken 3, 239 p. 114 f. = Gerhard,
sacrce cleusinienne 1 p. 346 annehmen. Von A. Z. 1849 Sp. 60—64, Tfl. 6, 9; vgl. die ver-
Gemmendarstellungen wird verzeichnet „Osiris wandten Steine mit der obersten Seene ebenda
entre Isis et Nephtis. Sardoine", Cat. de Feger- nr. 7. 8; Museum Odescalclium 2, 31 p. 71 — 73;
465 Isis (Göttin d. Unterwelt) Isis (Göttin d. Unterwelt) 4G6
die Bleitidel des Museo Borgiano a,. a,.0. nr. \0 Koclüer) mit dem Modius auf dem Haupt,
u. die von mir Mi/fJt,. Beitr. 1 p. 37 — 38 citierten Scei)ter in der R. , undeutlichem Gegenstand
Monumente. Ähnlich wie Usiris (Soi aoi 6 "Ooi- (Füllhorn nach MüUcr u. Zocga) in der L.
p»s x6 ipvxQov vdmQ, Zocga, De on'g. et iisu gegenüber einer mumienartig dargestellten
obclisc. p. 305 u. Anm. 25; Nuiiii Acg. p. 38, Anubisfigur, Koehkr Fig. 10 p. 8, KsJ. Samml.
Anm.; Plcic, De Sdrapide p. 31; C. I. Gr. 6562, in St. Petertib., mit Umschrift um die Schlange ;
6717; Kcroutsos-Bey, liev. arch. 3^ s^r. 9, ohne diese Umschrift Müller, Musee Tlior-
1887 p. 201 nr. 5; l.efcburc, Le myihe osirien. valdsen p. 184 nr. 1690 und 3'Iuseo Borgiano 3,
Seconde partie p. 177; ^\'l scher, Heime arch. 7, 18 p. 462, auf letzterem Stein im Rs. statt
1864 p. 222), Hathor, Nut {Stern, Ztschr. f. lo des sonst üblichen OP(0PIOYO die Aufschrift
äg. Spr. 1884 p. 102 oder nach Wiedcmann, OPW PIOTG OP(0P j IPIOY 0M\ | E; 2) Isis
Bei. d. a. Äg. p. 122 Nu-t, Maat, Lex. 1 (mit Modius, Scepter' und Füllhorn?), 1. (vom
Sp. 1854) spendet auch sie dem Toten das Standpunkt des Beschauers) Besä, r. ein un-
kühle Wasser; aol 81 'Oa^tQiSos ccyvov vöcoq deutliches Tier, Kochlcr Fig. 11 p. 9, Kaiscrl.
Elote jjcfpt'ffßrtTo wird in einer Inschrift von Samml. in St. Petersb.; ebenso, innerhalb und
Alexandria dem Toten gewünscht, Neroutsos- aufserhalb der Schlange Reste von Inschrift,
Bri/, Bev. arch. a. a. 0. 'p. IdQ nr. 2; Ygl. Pierret, Rs. vierzeilige Inschrift, deren erste zwei
3I('l. d'ar<h. cg. et ass. nr. 3. 1873 p. 116; i'ihn- Zeilen oqwqiovQ' enthielten, Fig. 15 p. 10, Ksl.
lieh werden in den christlichen Grabschriften Sam7nl. in St. Petcrsb.; 3) in der Mitte Chnu-
Christus und die Märtyrer um Kühlung der 20 bis -Schlange mit strahlenumgebenem Löwen-
abgeschiedenen Seelen angefleht, Baoul-Bo- köpf, r. Isis, 1. Besä, im Feld WIE, um Schlange
chette, Prem. mcm. s. Ics ant. ehret., Mem. de teilweise erhaltene Umschrift, Fig. 12 p. 9,
rinst. de Fr., Ac. d. I. et B.-L. 13 p. 190, vormals <S'a»«?H/tm^ BZaw-; 4) Isis und Nephthys
Note 4; 3Iartigmj, T)ict. des ant. chrcf. i^. 6Q0t geflügelt, Chnubis umgebend, im Rs. hinter
s. V. refrigerium; Garrucci, Vclri ornati di oqcoqio | ov& die auf Gemmen mit Ghniibis-
figure in oro~ p. 127 — 128; de Bossi, Bull. d. Darstellungen nicht seltenen drei wagerechten
arch. crist. 1 p. 2ff. ; Friedländer, Sittengesch. von einer senkrechten Linie durchkreuzten
3 p. 639; Boissier , La rel. rom. 1 p. 366; Striche, Fig. 13 p. 9, vormals Sammlung Town-
Lafuyc p. 96 Note 2. Vielleicht hängt irgend- leg, jetzt Brit. Mus.; ebenso, ohne das er-
Avie mit den Hoffnungen, die man auf Isis als 30 wähnte Zeichen, oqwq logd-, Fig. 14 p. 10, vor-
Herrin der Unterwelt setzte, möglicherweise mala Sarnmlung Siosch, ^eizt in herlm, TülJcenl,
sogar mit der Vorstellung der Erquickung 2, 130 p. 32; ebenso, im Felde lAW, um Schlange
durch die Wasserspende, zusammen ein Teil Umschrift, Rs. oqcoqiovQ- dreizeilig rückläufig,
der zahlreichen Gemmen, welche im Rs. die Matter, PI. 2 C, 5 p. 53, Gab. Durand; 5) Isis
von Benan , Mission de Phcnicie p. 839 und Nephthys geflügelt, umgebend Chnubis
,, Auferstehung" (ni-^^ir^) gedeutete Aufschrift und mumienförmigen Anubis , im Feld die
OP(<)PIOT0 führen. Dieselben zeigen auf der sieben Vokale, um Schlange Umschrift, Matter
Vorderseite einen Gegenstand, den Blatter, PI. 2 C, 9 p. 53, Gab. Eclel; 6) in der Mitte
Llist. crit. du gnost. Expl. des PI. p. 51— 53 Chnubis, r. mumienförmiger Anubis, 1. Isis
ganz phantastisch als eine Wage mit dem 40 (ungeflügelt), um die Schlange Schriftreste, in
Gefäfs der Sünden der über dem Gegenstand den beiden untern Ecken ein Stern, Fig. 16
stehenden Personen, Vincent, Mcm. de la soc. p. 10 — 11 == Museo Borgiano 3, 7, 23 p. 463;
des ant. de L'r. 1850, T. 20, p! 2 ff", u. 445, vgl. ebenso, um die Schlange Umschrift, ohne die
Andre, Musce de Bennes' p. 51 — 52 zu nr. 87 Sterne, Rs. oqcoq \ lovö, Mus. Borgiano nr. 22;
— 88, als eine Art tragbarer Orgel, dagegen ebenso Chnubis in der Mitte, Anubismumie 1.,
mit gröfserer Wahrscheinlichkeit Kahler, Fr- Isis r., um Schlange Umschrift, Fig. 17 p. 11,
lauter itng eines von Peter Paul Bubens an Abdrucksammluiig Gades; ebenso, im Felde die
Nicolas Glaiide Fabri de Peircsc gerichteten sieben Vokale, um Schlange Umschrift, auf Rs.
Vanksclireibens , S.-A. aus Mem. de l'ac. de die nach Koehler p. 12 — 13, 23 von Ghauduc
St. l'ctersbourci 6. Ser. Sc. pol. 3, 1834 p. 18 50 gefälschte Inschrift TACCONT | HNMHTf>AN |
und im Anschlufs an ihn Blüller, Mus. Thor- THC AEINAEICITON lAipNTO nONOTONKTK|
vcddscn, Int. et cam. ant. p. 184 Note 2 und AONTOTHAEI | 0^. Fig. 18 p. 11, Du Molintt,
Hcydemann (in einer handschriftlichen Be- Gcü}. de la bibl. de /S''« Genevicve p. 126 — 127,
merkung mit Hinweis auf Ebers, Ägypten in PI. 29, 1. 2; Montfaiicon 2, 2 PI. 168, 3;
Wort u. Bild 2 p. 262) als Krug eines ägyp- Matter 2 C, 4 p. 52; ebenso, im Felde die
tischen Schöpfrades (tqoxoi, y.oxUai, Straho sieben Vokale, um Schlange Umschrift; auf
p. 807, 819) erklären. Eine Reihe dieser Steine, Rs. vermutlich das gewöhnliche oqojqiovQ-,
die Kotlder am vollständigsten zusammen- Fig. 19 p. 12, vormals Sammlung Dominic
gestellt hat, zeigen diesen Gegenstand allein, Badzivil; ebenso, ohne Obvers- Aufschrift, Mus.
Koehler Fig. 1—8, p. 4 — 7; einer stellt ani m Borgiano nr. 19 p. 462—463; ebenso, um die
dem Gefäfs stehend vermutlich Anubis (oder Schlange die Vokale mehrfach wiederholt, Rs.
Seth?), von Koehler irrig für Ammon gehalten, OP0)P | IOT0 i OPCOP 1 IO3OY0 ] $■><■ i-i, Mus.
dar, Fig. 9, p. 7 — 8; ein anderer Chnubis Borgiano nr. 20; ebenso um Schlange undeut-
zwischen zwei undeutlichen Figuren, Fig. 20 liehe meist aus Vokalen bestehende Umschrift,
p. 13; die meisten aber Isis in Verbindung mit Rs. OPCOP | IOT0, Mus. Borgiano nr. 21; eine
anderen Gottheiten, die ganze Darstellung Gemme mit Chnubis zwischen zwei nicht
umschlossen von der sich in den Schwanz näher angegebenen Gottheiten und doppeltem
beifsenden Schlange. Es erscheint: 1) Isis (nach OPOOPIOYO auf Rs. giebt Ghabouillet p. 294
467
Isis (Göttin d. Unterwelt)
Isis (Göttin d. Unterwelt)
468
nr. 2199; 7) Chnubis inmitten von 1. zwei
Anubismuniien und r. undeutlicher Figur (Isis?),
am Rand undeutliche Aufschrift; Rs. AOOC j
PHeriMA I PcDEPrAPI I APTIAcDO | HVPl ++,
Mus. Borgiano nr. 24 p. 464 == Koclücr Fig. 21
13. 13 f.; 8) in der Mitte Anubismumie, wie es
scheint, in Schlangenschwanz auslaufend, und
Chnubis, umgeben 1. von Isis mit Modius, r.
von mumienartiger Gestalt mit Modius, Matter
PL 2 C, 8 p. 53, Abdruck genommen bei einem
Pariser Antikenhändler; ebenso, um Schlange
Umschrift, Koehler Fig. 24 p. 15 — 16, Abdruck-
sammlung Cades; 9) in der Mitte Anubis-
mumie und angebliche Osirismumie , nach
Koehlers Abbildung eine Mumiengestalt mit
Modius, 1. Isis mit Kopfputz und Füllhorn im
r. Arm, r. Nephthjs mit Modius und Füllhorn (?)
im I. Arm, im Felde die sieben Vokale, um
Schlange Umschrift, Müller, Mus. Thorvaldscn
p. 185 nr. 1691; ganz ähnlich Koehler Fig. 25
p. 16, Abdrucksammlung Cades ; eine Gemme
mit vier Personen, von denen eine Anubis ist
verzeichnet Chahoiiillet p. 295 nr. 2201 ; 10) in
der Mitte Harpokrates mit Sonnenscheibe und
Geilsel kauernd 1. h. , 1. Isis mit Kopfputz
{„figurina muliehre in piedi col fiore isiaco
supra la testa, la s. alzata la d. ahbassata"), die
r. Seite des Steins verloren, Spuren von Buch-
staben im Feld und um Schlange, Rs. OPOOP |
IOTA, Mus. Borgiano nr. 25 p. 464, Koehler
Fig. 22 p. 14; vgl. Chabouillet p. 294 nr. 2199:
Koros zwischen zwei Gottheiten, von denen
die eine Anubis ist, Rs. Phönix uud Spuren
von Inschrift; 11) in der Mitte Besä mit grofsem
Modius, auf welchem Harjjokrates mit Sonnen-
scheibe und Geifsel r. h. kauernd, I. Isis mit
hohem Kopfputz, Gefäfs im 1. Arm und er-
hobener R. mit undeutlichem Attribut, r.
wohl Thot mit Cynocephalushaupt mit Mond-
scheibe, sitzend, unten im Feld die sieben
Vokale, um Schlange undeutliche Umschrift,
Kochler Fig. 23 p. 14-15, vormals Sammlung
Toioäey , jetzt Brit. 3ius. Endlich wird im
Museo Borgiano noch verzeichnet nr. 26 p. 464
„Diaspro {agutato) verde con macchie bionde e
nericce": in der Mitte menschliche Figur mit
zwei Hunde- oder Schakalköpfen und starkem
Glied, 1. knieende gej)anzerte männliche Figur,
r. „mia donna vestita, X)arimente inginocchiata,
con amhe le mani sollevate verso il mostro."
Im Feld lAG). Das ist genau der Typus des von
Kochler Fig. 26 p. 16-18 als unecht bezeich-
neten Steines bei Pignorius, Mensa Isiaca p. 93,
Tab. 3, 10, Kircher, Oedipus Aeg. 2, 2 p. 464
Fig. 9, Chifletius, Abraxas Tab. 12, 49 p. 100
— 101, Gorlaens 2, 242, 529, Bayer, Gemmarum
affabre sculpt. quas cull. ab Ebermayer Thesau-
rus Tab. 27, 435 p. 212, Matter PI. 2 C, 3 p. 51.
Ferner waltet Isis über dem Frieden des Grabes
und straft die Entweihung desselben, vgl. die
oben erwähnte Inschrift der tsQcecpÖQog NiiKccim
'jQiarcovog in Theben. In von Zocga, De or. et
usu obcl. p. 303 Anm. 20 citierten lateinischen
Inschriften {Gruter p. 917, 1 = Orelli 1879,
vgl. J.afaye p. 98; p. 304, 1) wird den Grab-
schändern gedroht: (juud si quis ossa eius
prciecerit aut hanc aram apstulerit habcbit
Sacra Isidis illius quieta irata und: inferatur
nemo; secus qui fecerit, mitem Isidem iratam
sentiat et suorum ossa eruta et dispersa videat.
Sichert sie doch, welche der zügellosen Be-
gierde ihren Zorn droht „iivuaiiovog äxQis s^'
^vvag'AiSog^^ und den Lieblosen „(iE?.aii(pcx[iai]v
ßsQt&Qoav cfvluKäv" {Hymnus von Andros vs.
41 ff. nach Kaihels Erklärung), ihren frommen
Verehrern ihre Gnade auch für die Unterwelt
zu : ,,et cum spatium sacculi tui permensus ad
10 inferos demcaris, ibi quoque in ipso subterraneo
semiroiundo me quam vidcs Acherontis tenebris
interlucentem Stygiisque penetralibus regnantem,
campos Elysios incolens ipse tibi propitiam
frequens adorabis" sagt sie zu Lucius bei
Ajml. Met. 11 c. 6; vgl. 11 c. 21 ,,na7n et in-
ferum claustra et salutis tutelam in deae manu
posita; 11 c. 25 Te superi colunt observant
inferi, luminas solcm, rcgis mii'ndum, calcas
Tartarum" ; wie denn auch die in ihre My-
20 sterien Einzuweihenden die Schrecken der Unter-
welt zu sehenbekamen, ,,acccssi confinium mortis
et calcato Froserprinac limine per omnia vettus
rlementa remeavi" sagt Lucius 11, 23. Leicht
konnte sie in ihrer funerären Auffassung mit
Persephono identificiert werden, so von Arche-
machos bei Plut. de Is. et Os. c. 27, vgl.
Tsetzes in Lycophr. p. 116 ed. Steph. und
Euseb. pracp. evang. 3, 11; Ctipcrus, Harpo-
cratcs p. 125. Lucius ruft sie, die Königin
30 der Manen {Apul. mct. 11 c. 5), 11, 2 an: „seu
nocturnis ululatibus horrenda Proserpina, tri-
formi fucie luvvales impetus coviprimcns tir-
raeque claustra cohibens, lucos diverses inerrans
vario cultu p)ropitiaris" ; ebenda cap. 5, wo sie
von sich erklärt: „inferum deplorata silentia
nutibus meis disperiso" giebt sie als einen ihrer
Namen Hekate an, wozu vgl. die Anmerkung
in Hildebrandts Ausgabe 1 p.999, s. auch Braun,
Ann. d. Inst. 1841 p. 110—113. In der von
40 Diod. 1 , 96 erwähnten 'E-Aäzr] av.oxia von
Memphis, über welche vgl. Lex. 1 Sp. 1855,
wollen Georgii in Paulys B.-E. 4 p. 283 und
Zocga, De or. et usu obeliscorum p. 307 die
Isis erkennen. Denkmäler und Inschriften,
welche Hekate mit Isis und ihrem Kreise ver-
bunden zeigen, habe ich zusammengestellt in
der Num. Zeitschr. Bd. 21p. 139, Anm. 17, vgl.
1). 215. Die Paste mit Sarapis, Isis und He-
kate (Winckelmann, Bescr. 2, 344 p. 82, Tölkcn
50 1, 2, 78 p. 21, Lafaye p. 315 nr. 176) und die
Gemme mit Harpokrates auf der einen und
Hekate auf der anderen Seite bei Chifletius,
Abraxas 14, 56, Gorlaeus 2, 398—399, Keusch,
Capita deorum et illustrium hominum in gemmis
quas collegit ab Ebermayer Tab. 17, 448; Pig-
norius, Vctustissimae tabulae aeneae explicatio.
Venetiis 1605. Tab. 3, 2; Matter, Hist. crit.
du gnost. PI. 3, 3, Baudissin, Studien z. scmit.
Beligiuns gesell. 1 p. 191 nr. 17 sind ein und
60 dasselbe Exemplar; ein anderes Montfaucon,
Suppl. 2, 55, 3. Hekate zwischen Harpokrates
und Chnubis sieht man auf einem schwarzen
Jaspis der Sammlung des Herrn Peter Levcn in
Köln, Fiedler, Bonner Jahrbb . H. 14 p. 22 nr. 35;
Hekate gegenüber dem Anubis auf einem grüuen
und roten Jaspis in Berlin, Tölkcn 9. Cl. 3. Abt.
nr. 101 p. 449—450; vgl. Kaspe p. 53 nr. 579;
s. auch Drexler, Mytli. Beitr. 1 p. 48 (Anm. 1
469 Isis {(lelttvoaroXog, fiirva eic.) Isis (Beziehg. zur Scliwalbe ii. z. Skorpion) 470
zu p. 44): Isis, -Hekate und Hermanubis (?). weihten Inschrift auf Delos (BwW. ^Ze Corr. ifeZZ.
Natürlich wird sie nicht selten auch in Gesell- 6 p. 344 nr. 61) das doppelte l ein Versehen des
Schaft des Anubis, des sti2)crHm commcator et Herstellers der Inschrift ist, so ist es vielleicht
iuftrüm (Apul. Met. 11, 11; vgl. Flut. De Is. nicht allzukühn, in der unbekannten Gottheit die
et Os. c. 44 x^oviog olv bfiov >tai olvfiniog- c. 61), Isis zu sehen, wie es ja auch eine JrjfnqxriQ Me-
ihres q)vla^ -ncci oitaöog {Flut. De Is. et Os. Icciva gah, Focrster,liauhu. Bücldcthr der Ftrse-
c. 14; vgl. Diod. 1, c. 87 = Eusch., Fiacp. p/(ü«e p. 248; gerade von Delos stammen auch die
er. 2, c. 1 ccofiaroqpv/la^ xmv mgi xbv 'Ooiqiv Inschriften, welche die (iilavrjcpÖQOi erwähnen.
nai'lciv und Froclus zu FJatons Folitia p. 417 _ Nach Lanzone, Die. p. 291 verehrten die
cpQOVQog 'OatQiSog, Zoiiga, De oricj. et us. oh. lu Ägypter eine funeräre Isis in Gestalt der
p. 329, Note 37) dargestellt, z. ß. auf den Schwalbe (Ment). Plutarch, De Is. et. Os.
Gemmen: Winckclmami, Descr. 1, 117 p. 27, c. 16 erzählt, dafs Isis in Byblos, in eine
Tölken 1, 2, 144 p. 17, SchlichtegroU, PI. 11 Schwalbe verwandelt, die Säule, welche die
p. 31 — 32; Raspe p. 19 nr. 215, Brit. Mus.; Lade mit dem Leichnam des Osiris umschlofs,
]>. 29 nr. 321, PI. 6 = Jl cat. of engr. gems in klagend umflattert habe. Im 86. Kapitel des
the Biit. 3Ii(,s. p. 145 nr. 1222; Coli. Hertens- Totenbuchs, welches den Titel führt „Kapitel
Schaofj'hausen p. 4 nr. 80 (Isis eine vor ihr zu machen die Umwandlung in eine Schwalbe"
knieende Figur aufhebend, hinter ihr Anu- und welches begleitet ist von der Figur einer
bis); Raspe p. 28 nr. 305 = TöJken 1, 2, 79 Schwalbe auf einem Kreissegment, heifst es
p. 22, s. oben Sj). 436 (Obv. Horos. Rs. ,,Isis, 20 L. 1: „Ich bin die Schwalbe, ich bin die
in raschem Laufe und mit geschwungenem Skorpion-Göttin (Selk), die Tochter der Sonne",
Sistrum den Osiris suchend, vor ihr- Anu- Fierrct, Le livre des morts. Paris 1882. p. 267,
bis knieend, mit gesenktem Haupte und vgl. p. 269, iawrowc p. 290 — 291; im Kap. 146,
dem Hermesstab"); vgl. ferner Cah. Durand 3 — 4 ,,ich bezaubere die Schwalbe des Osiris"
)i. 504 nr. 2683 (Obv. Isis. Rs. Anubis); Mus. und Kap. 147, 5. 6. 13 „ich habe besänftigt die
Munter 3 p. 105 nr. 70 (Isis, Harpokrates, Schwalbe des Osiris"; vgl. auch Lefebure, Le
Anubis); Dolce A. 38, p. 6 (Anubis, Isis, Sara- mytlie osirien. 2'^ partie p. 194 — 195. Auf diese
pis); Lippert, Chilias 3 p. 40 nr. 356 {,,Ahun- Beziehung der Isis zur Schwalbe spielt il/mKcms
dantiae , Isidis et Amibidis signa"); Mus. i'^cZzx- in einer korrupten Stelle im Öctowms cap. 2,
Worsleyanum, 6. Lief. Tfl. 4, 5 (Harpokrates, 30 rec. Ot7(?e;' p. 28 an: ei f/es^:>tcesis /süZ/s acZ/uVitn-
Sarapis, Isis, Anubis); Cat. Hertz p. 71 nr. 1505 dincm, sistrum, et ad spursis memhris inanem
(Cylinder, Nephrit, mit zahlreichen Gottheiten, tui Scrapidis sice Osiris tumulum oder nach
I. Isis mit dem Zeichen des Lebens und Schlange, Baelircns, der die Stelle als Randglosse eines
Osiris in Muniiengestalt, Horos auf Boot, Anu- Lesers aus einem anderen Schriftsteller zum
bis etc.); auf Lampen: Lex. 1 Sp. 2308, Drex- Folgenden hält: Isidis ad Jdrundinem et de
ler, Myth. Beitr. 1 p. 48, Anm. 1 zu p. 44, spicis sistrum et ad sparsis memhris inanem
Winneftld , Beschreibung der Vasensammlung sive S. sive O. tumulum. Auch bei den Griechen
in Karlsruhe p. 175 nr. 940 (Isis zwischen und Römern hatte die Schwalbe, offenbar wegen
Harpokrates und Anubis) u. a. m. ihres als Wehklage gedeuteten Gezwitschers,
Als trauernde Göttin fühit sie den Bei- 40 funeräre Bedeutung und wurde an Grabdenk-
namen/'Mr^"rt, J.r«o&. a(Z(!. r/. 1,36; (isXavöaToloc, malern angebracht, 0. Keller, Tiere des klass.
vielleicht C. I. Gr. 5039 = Kaibel 1023 vs. 3, Altertums p. 315. Über eine Kalksteintafel, auf
wo aber Puchstein, Epigr. Gr. in Aegypto re- der Zocga, schwerlich mit Recht, die Schwalbe
perta Y>. 69 — 70 b rrjv neXavöazoXov ß[a\ciXio{a)r] der Isis dargestellt glaubt, s. 3Iuseo Borgiano
"landi liest; [ifXavr]q)6Q0g, Orphica, hymn. 11 Gl. § 10 nr. 173, Doc. ined. 1 p. 336; vgl.
nr. 42 vs. 9 p. 81 ed. ^öeZ; \g\. Parthey zm Flut. auch Piroli et Piranesi, Ant d'Herc. 1, 44 =
de Is. et Os. c. 39 p. 234; an einer bei Neapel Helhig 1094.
gefundenen Isisstatue in Wien, Lafaye p. 278 Auch die Skorpiongöttin Serk oder Selk
nr. 51 ist die Kleidung aus schwarzem, da- ist eine Form der Isis, Lanzone, Diz. p. 1083,
gegen Kopf, Arme und Füfse aus weifsem 50 die u. a. auch eine funeräre Rolle hat, wie sie
Marmor gefertigt; vgl die schwarze Basalt- beispielsweise klagend au den Füfsen des Bettes
statue der Isis aus Hadrians Villa im Kapito- des Osiris dargestellt wird, Lanzone a. a. 0.
linischcn Museum, Lafaye p. 280 nr. 57; die Wir dürfen sie vielleicht erkennen in der von
schwarze Granitstatue in München, H. Brunn, Wiescler als ,, trauernde Isis" bezeichneten
Beschr. der Glyptothek 4. Aufl. p. 28 nr. 17; den Figur, welche auf einem Marmorrelief römischer
schwarzen Basaltkopf der Göttin im Museum Kuustausübung im herzogt. Museum zu Braun-
zu Basel, W. Vischer , Kl. Sehr. 2 p. 448; auch schweig auf einem Skorpion sitzend, in der R.
werden in ihrem Dienste die fisXavrjtfogoi nicht eine Schlange, auf der Brust den Isisknoten,
selten erwähnt s. C. I. G. 2293, 2294, 2296, mit ziemlich wehmütigem Gesichtsausdruck
2297; 'AQrivoLiov 2 p. 194 und 4 p. 460, 461; CO dargestellt ist, Arch. Zeit. 1861 p. 209; viel-
Bull. de Corr. Hell. 6 p. 318—319 nr. 3 u. 4; leicht auch auf einem Agat der Sammlung Correr,
Nens,Quaestiones Deliacae 'p. 37; Cicperus, Har- der von Vicenzio Lazari, Notizia dellc opere
pocrates p. 128 und Le Moyne im Anhang dazu d'arte e d'antichitä della raccolta Correr p. 126
p. 255—282; de Schmidt, Diss. de sacerdotihus et nr. 570 so beschrieben wird: „OsmcZc (vielmehr
aacrißciis Aeg. p. 208—211; vgl. Schua ff hausen, Ra oder Tum) con capo di sparviero e croce an-
Bonncr Juhrbh. Heft 89 p 147 ; Georgii in Faulys sata nclle mani soprastata da u)i astro, ha dietro
R.-E. 4 p. 285, 297 ; Lafaye p. 147. Wollen st' due stelle e un ftor di lato, e oll' intorno la
wir annehmen, dafs in der der MEAAANH ge- scritta: GENÜYN OHAA ATAGM ITnAiAnEY.
471 Isis (Canobus mit Isisliopf) Isis (Canobus mit Isiskopf) 472
Nella parte rovescio, uno scorpione con fciccia ausführlich behandelt von Schlaeger, Commcn-
umana, e le chelc foggiata a hraecia, l'una delle tatio de numo lladriani xüumheo et geinma
qucdi tiaiepcr la codaun serpe colvetjtre a gloho, isiuca in funcre Aegyptii medicato repertis.
e Valtra unsistro ; a'fmnclii ddla coda,i simholi Helmaestadii 1742. 4".; de Longpöiier, Dcscr.
deUa hma c del sole ; enel giro\<X>HEXkE.\V\k<^'-''; des mrd. du cah. de M. de Magnoncour p. 98
stellt sie doch auch eine äcjyptische Bronze nr. 765; L. 3Iäller, Mus. 2'Jiorvcddscn 29(j, 2Q4:.
in Paris dar als Skorpion gebildet, mit mensch- Unter Marc Aurel, L5 erscheint ,,Purtique
liehen Armen und Kopf, worauf sich eine Art de l'avenue d'un tempJe (prohablement le meme
Modius mit Uräen und darüber die Sonnen- que sous Trajan); au müieu du fronton, un
Scheibe zwischen zwei Kuhhörnern erhebt, 10 aigle cployc, au centre des trois entrces du
Lanzone, Diz. p. 1086, Tav. 362, 1, I'ierret, ])ortiq^ue, un canope ä tite d'Isis", Feuardent
l'anth. eg. p. 17, desgleichen eine Bronze in 143, 2052; vgl. den ähnlichen Typus unter
London, die am Sockel die Aufschrift Hest Trajan L-IB, Mi. 6, 116, 620; Mus. Banclcm.
führt, Lanzone a. a. 0.; vgl. auch Montfaucon num. sei. 2, Tb. 19, 119; „Cunopu on eagle" ver-
2, 1 PL 127, 5. zeichnet Cat. Huher p. 106 nr. 1083, Autoninus
Aus der Auffassung der Isis als Göttin der Pius LG; ebenso 3Ii. 6, 282, 1941, Antoninus
Unterwelt erklären sich wohl die auf den Pius mit verwischtem Datum. Interessant ist
alexandrinischen Kaisermünzeu imd Gemmen die Münze des Marc Aurel, Fenardent 146,
häufigen Darstellungen von sog. Canoben mit 2084, PI. 25 (Datum LIs), die ein auf Rädern
dem Haupte der Isis. Nach ägyptischem 20 ruhendes Schiff zeigt, auf welchem sich ein
Glauben freilich sind diese Canoben nicht Dar- Pastos mit fünf Sperbern auf der oberen Seite
Stellungen der Isis, sondern es sind die vier ersten erhebt, in welchem ein Canobus — leider ist
Lichtgeister, die Söhne des Horos und der Isis, nicht sicher zu bestimmen ob mit männlichem
die Totengenien Amseth mit Menschen-, Hapi oder weiblichem Haupte versehen — sichtbar
mit Affen-, Tuamutef mit Schakal- u. Kebhsenuf ist, während rechts und links von dem Pastos
mit Sperberkopf, bestimmt, den Verstorbenen, je eine Figur (Priester?) steht; hinsichtlich der
resp. seine Eingeweide zu beschützen und selbst über einen Greif stehenden Canoben s. unten
unter dem Schutze von Isis, Nephthys, Neith unter Isis-Nemesis. Auf Gemmen erscheint der
und Selk stehend, s. Pierret, Dict. p. 115 s. v. Typus des Canobus mit Isishaupt z. B. auf
canopes, p. 236 s. v. gcnies funcraires und be- 30 einer von Schläger a. a. 0. p. 187 abgebildeten,
sonders G. Ebers, Der geschnitzte Holzsarg des die zusammen mit der erwähnten Bleimünze
Hatbastru , Ähh. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W. in des Hadrian (diese bei, die Gemme in der
Leipzig. Bd. 21 p. 229—238; vgl. Golenischeff, Mumie) in einem ägyptischen Grabe gefunden
Die Metternich Stele p. 14 Anm. 9. Auf den worden ist; ferner auf den Steinen bei King,
alexandrinischen Kaisermünzen findet sich der Ant. gems and rings 2, PI. 7 p. 46 ,,Canopus,
Typus unter Galba, Zoi'ga p. 34 nr. 16 Tb. 3, icith the head of Athor , flanked hy two Asps;
3; Mi. 6, 76, 273—275; Feuardent 34, 761; on the vase is the solar dish" ; de Murr, Descr.
Otho, Zocga p. 40 nr. 17 Tb. 3, 8; 3Ii. 77, 287, du cah. de Faul de Fraun p. 257 nr. 115;
288; Feuardent 35, 772; Vitellius, Mi. 78, 296; Fappadopoulos p. 18 nr. 278; Baspe 409; in
Vespasian, FmanZmi 37, 792; Mi. Suppl. 9,61; 40 Cat. Hertz p. 8 nr. 118, 119; Coli, de M. de
Titus, Feuardent 41, 832; Domitian, Mi. 6, 89, 3Iontigny p. 29 nr. 367; Novus thes. g. vett. 1
381; Trnjan, Feuardent 54, 976; 59, 1028 (?); Tab. 22. 23 p. 23; Caylus 2 PI. 6, 2; ebenda
Hadiian, Zoega p. 105, 7 Tb. 6, 7; Mi. 6, 153, nr. 3 sind zwei Canoben mit anscheinend weib-
895; 159, 949; 160, 962; 165, 1000; 178, 1141; liehen Häuptern neben einander dargestellt,
182, 1778; 188, 1229; 196, 1299, 1300; Fcuar- p. 26 — 27; desgl. zwei Canoben mit mensch-
dent 69, 1131; 70, 1146; 71, 1160; 72, 1175; liehen Häuptern, einander ansehend, aufünter-
73, 1186; 75, 1207; 1211; 76, 1233 PL 19, sätzen bei ilfonf/öMCon, ;S'tt2J^9L 2, PI. 50, 1 p. 168.
wo indessen der Abbildung nach die Bü&te Das unbärtige Antlitz des von Miliotti, Descr ip-
eher männlich zu sein scheint; 79, 1265; 81, tion d'une coli, de p. gr. cjui se trouücnt au cah.
1294; 87, 1373; 90.1402; 92, 1431 bis; 94, 1455; 50 imp. ä St. Fctershourg. Yienne 1803. 2" p. 90
Antoninus Pius, il/t. 6, 208, 1383/84; I'^cMartZewi als Nephthys bezeichneten Canobus erinnert
102, 1544/45; Gallienus, Mi. 6, 450, 3262; vgl. wie das des bei Schlichtegroll 1 PL 12 abge-
457, 3326; Feuardent 240, 3059; 245, 3109. bildeten an Antinoos. Auf einem Syenit der
Zuweilen erscheint dem Canobus mit Kopf Sammlung Biehler sieht man nach Wiescler,
der Isis gegenüber einer mit dem Kopfe des öoWm^. iVac/tn'c/;ien 1882 p. 251, VII nr. 2 ,,Isis.
Osiris, so unter Hadrian, 6T- 6NAT, Mi. 6, 159, Brustbild nach links, mit Sistrum au der Achsel,
950 (auf einer Basis); LIH, Mi. 6, 182, 1178. darunter Canobus"; auf einem roten Jaspis der
1179; Antoninus Pius, L-B, 31i. 6, 208, 1385; Coli, de M. de Montigny p. 42 nr. 564 Isis-Tyche
Marc Aurel, V.Z , Zoega p. 221, 97 Tb. 13, 2; mit Sistrum und Steuer, davor Sperber mit
und diese stehen ein Mal zwischen zwei Py- 60 Pschent und einen kleinen Canobus mit weib-
lonen unter Trajan LIB, I'euardent 54, 982, lichem mit dem Atef gezierten Haupte. An einem
PL 18; vgl. auch Scstini, Mus. Hed. 3. Cont. im Iseum Campense zu Rom gefundenen Säulen-
Tav. 33, 4 p. 70 nr. 3, L. Verus (M. Aurel ?) stumpf mit acht auf Untersätzen stehenden
L-H, eine Münze, die sicher nicht zum Nomos Priesterfiguren halten drei der letzteren je
Scbennytes, sondern nach Alexandria gehört, einen Canobus, von denen der eine das Haupt
oder in einem Tempel Hadrian L-€ {„sous une des Osiris, der andere das des Anubis, der
voute ciiitrce soutcnue par deux coloimes") ; dritte das der Isis, das letztere mit Kulihörnern,
LIH, Zocga p. 145 nr. 368 Tb. 8, 4, Bleimünze, Sonnenscheibe und Federn geziert, zeigen soll,
473 Isis (als Mumie (?); mit Flügeln) Isis (Göttin d. Meeres) 474
Le recenti scoperte delV Isco Campcnse descrüte cisme, PI. I. E, 6 p. 10 — 12; ein Diaspro misto
ed lllustrate. Koma 1883. p. lOü Tav. 6. P^ben- di bruno e verde im Museo Borgiano 3 Cl. 1
so trägt einer der Priester an dem Altar des div. nr. 17, Doc. ined. 3 p. 426 = Zoega, Da
Museum Odesccdchum 2 Tab. 49 einen Cano- on'^. ei ms« o&eZtscoram p. 61, abgeb. p. 64, stellt
bus mit weiblichem Haupt. An einem auf dar: „Iside vestita di tunica, sta in j^iedi vol-
dem Vorgebirge Circeo gefundenen Canobus tata alla destra, le braccia confvse colle ali che
mit Osiriskopf aus grünem Basalt in der sporgono acanti la persona, l'una alzata l'altra
Villa Albani aus der Kaiserzeit bemerkt man abbuasata. Incontro ad essa evvi un obcHsco,
aufser verschiedenen anderen Figuren Isis poco piä alto di lei, nella di cui facciata le
in dicht auschliefsendem Gewand, mit ent- lo letterc I A (0." Ein Basrelief, welches eine rö-
blüfstem Oberkörper, Hürner mit zwei Federn mische Familie als Osiris, Harpokrates und
über der Kalantika und Scepter, Venuti et Isis darstellt, zeigt die letztere mit langen
Borioni, Collectanea a)U.rom.Th. S. 4, Winckel- dicht an den KöriDern angelegten Flügeln,
inaun, SU. W. 3 p. 218; 7 p. 73; Morcelli-Fea- Montfaucon 2, 2 PI. 100 p. 291, Winelcehnann,
Visconti, Descr. de la Villa Albani p. 104 Mon. ined, 1 PI. 75; Lafaye p. 292 nr. 101.
nr. 691 ; vgl. de la Chausse, Rom. Mus. 1 sect. 2 Siehe ferner die oben angeführte Vota-Publica-
tab. 40—43 p. 82 — 93, Card. Chigi; desgl. ist Münze, auf der schon Baronius, Ann. politico-
Isis nebst anderen Figuren in Basrelief zu er- eccl. 4. Antv. 1601 p. 18 f. u. 72, Oiselins,
blicken an einem auf dem Esquilin gefundenen Thes. num. ant. p. 269 f. Tb. 47 nr. G und Ph.
Canobus von weifsem Marmor, Bull, della 20 a'Turre, Monumenta veteris Antii p. 186 die
commiss. arch. comun. di Roma 10. 1882 p. 244 Beflügelung richtig erkannt haben. Flügel
— 245, Bassorilievi nr. 2. am Haupte finden sich bei Isis auf der Gemme
Dafs Isis auch in Mumiengestalt in grie- des Museo Borgiano 3. cl. 1 div. nr. 2, Doc.
chisch- römischen Werken dargestellt wurde, ined. 3 p. 422; vgl. auch nr. 12 p. 424, bei
scheint mir nicht sicher, auch Zoega, De or. et der aber Visconti's Abbildung, Mus. Pie-Clem.
US. ob. p. 303 Note 18 verneint es: zwar wird 2 PI. A. VI, 10 nicht für Beflügelung spricht;
\oii Francis Pulszky,Cat.ofthe Fe jervdryifories.1 an der Büste der als Isis dargestellten lulia
in the Museum of losepli Mayer. Liverpool 1856. Mamaea auf der Münze bei Cohen 4- 491, 15,
p. 34 nr. 3 verzeichnet: „A figure of Isis in Fröhner, Les medaillons de l'emp. p. 176, 1,
the shape of a inummy , ivith the crescent on 30 Grüber, Rom. medallions in the Brit. Mtis.
the Iiead and an nnintelligible imitation of PI. 40, 3, Zeitschr. f. Num. 13 p. 263 — 265; an
hieroglyphics on ihe borders'', zugleich aber der der zwischen zwei Altären stehenden Isis der
Verdacht dafs es eine moderne Fälschung sein Lampe bei Passeri 1, 2, Lafaye p. 302 nr. 125;
möge, ausgesprochen. Die Gemmen, welche an der Isis (Büste nebst der des Sarapis) in
sie so gebildet darstellen sollen (s. Chabouillet einer Silberädicula, Ball. d. Inst. 1852 p. 161,
p. 297 nr. 2209: „Isis debout avec une coiff'ure Lafaye p. 292 nr. 100; vgl. auch die Bronze-
qui rappelle le diademe atcf des Egyptiens ; Statuette bei Gerhard u. Panofka, Neapels ant.
deux fleurs de lotus partent des epaules. Le Bildio. p. 233 ; den weiblichen Marmorkopf aus
Corps tt les jambes sont serrees dans des bau- der Umgegend von Athen, mitgeteilt von
delettes cotnme les mcmbres d'une momie. Rs. io Schneider, AEM 1, Tfl. 3, 2 p. 14, Anm. 1;
BAIN QQINX. Uematite"; Raspe nr. 217 18; den sicilianischen Terracottakopf mit zwei
282 — 292; 375; vgl. auch Gori, Thes. g. ant. Flügeln und zwei kleinen Hörnchen, Brönd-
astrif. 1 Tab. 26; 3 p. 111, wo die angeblichen sted. Reisen u. Unters, in Griechenland 2. B.
Schlangen, die den Körper der Göttin umwinden, p. 133 nr. 39, p. 295 — 296, Creuzer , Deutsche
eher Binden zu sein scheinen), mögen in den Sehr. 2, 2 p. 68 — 70, Engelmann, De lonc p. 33,
meisten Fällen wohl eher den Üsiris darstellen. den Bröndsted p. 295 Anm. 4 als lo-Isis be-
Noch sei bemerkt, dafs die Flügel, welche zeichnet.
Isis in ägyptischen und phünikischen Dar- Eine bedeutende Rolle spielt sie als meer-
stellungen besonders als Schutzgöttin des Osiris waltende Göttin. Dieselbe lassen ihr die
und des Horos führt und die ihr auch in einigen 50 meisten (wie Georgii in Paulys R.-E. 4 p. 285;
griechisch-römischen Darstellungen, in denen Lersch, Bonner Jahrbb. 9 p. 108; Creuzer,
sie den Osiris schirmend erscheint, beigegeben Symbolik 1^ p. 320, Anm. 64; Guigniaut, Les
sind, auch einige Bildwerke der letzteren Kunst- rel. de Vant. 1,2 p. 847; /. Burckhardt, Die
Übung zeigen, in denen sie allein, ohne die Zeit Constantins d. Gr. y>. 205; Hertzberg, Gesch.
Mumie des Osiris, uns entgegen tritt. So wird Griechenlands unter der Herrschaft der Römer
verzeichnet im Museo Borgiano 7. cl. terre 2 p. 268 — 269) erst in der hellenistischen Pe-
cotte nr. 33, Doc. ined. 1 p. 309: „Frammento riode erteilt werden, während Movers, Die
con fgura alata che sembra isiaca, di buon Phönizier 2, 2 p. 64 — 75, vgl. 3, 1 p. 155;
lavori, fra varj Ornament i" ,■ in Coli. Drovetti. Stark,Gazai:i.282— 283, ^n seihst Preller, R. M.
Objets en t. c. nr. 395, Doc. ined. 3 p. 271 „Isis co 2. Aufl. p. 723 und Kenner, Die Münzsammlung
grecque drapee, et ailes derriere" ; ferner eine des Stifts St. Florian p. 137 in Isis Pelagia
Basaltstatue des Louvre, Clarac Mus. de sc. PI. ein Produkt der Vermischung mit semitischen
306, 2574 = Lafaye 281, 62; auch eine Gemme Kulten sehen und sie mithin ihre meerwaltende
des Cab. Durand mit fünfzeiliger Reversunter- Funktion schon viel früher ausüben lassen. Sicher
Schrift, von der Zeile 2 A0MPI vielleicht den darf man nicht aus Stellen, wie Hygin. Fab.
Namen der Hathor enthält, zeigt eine ge- 277 p. 153 ed. M. Schmidt: „Velificia primum
flügelte Göttin, in der man Isis oder Hathor invenit Isis, nam dum quaerit Harpocratem
erkennen darf. Matter, Hist. crit. du gnosti- fdium suum rate velificavit" und Gassiodorius
475 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 476
Var. 5, 17 (nach KnaacJc, Hermes 16 p. 586, que nutu"). Im Hymnus von los sagt sie von
588, 600 aus einem besseren Texte des Hygin) sich, Kaibel, Ejngr. Gr. 1028 vs. 5 — 6: sya
„hoc {sc. velum) Isis rati prima suspendit, cum QAAM \ EIAEPf.E... {Weil) oder OAAAC |
per maria Harpocratem fdium suum andaci ClAEPrAEYlA {Smyrlis), wofür Weil, Mitt. d.
femina pietate perquirerit" schliefsen, dafs Isis d. arcJi. Inst, in Athen 2 p. 190 tjjv ^ccXacGDiv
schon in fiüher Zeit als Seegöttin angesehen [uqwzov snigaoci], Wilumowitz bei Kaibel,
worden sei. Zunächst nun werde betrachtet Ejylgr. p. XXII 9'dXcicaav iozoQsaci, FränJcel,
ihre Herrschaft über die Winde, vgl. Georgii, Arch. Z. 1878 p. 131 vs. 15 — 16: sy« Q-aläcaici
R.-E. 4 p. 286. In einem ägyptischen Texte fpya fi)[ö](o: — fVo/r/ffa vorschlägt, lia Hymnus
von Philä aus der Zeit des Ptolemaios IX. lO von Andros ed. Abel p. 301 vs. 34—35 rühmt
wird sie geradezu als „Isis der Nordwind" be- sie von sich: ä'iJf daläcaKe | tzqütov iv ccv9qcÖ-
ze'ichnei. Brugscli, Bei. p.aSS,^^, und O.Engel, noioi niQÜaiiiov r'iwau fiöx&ov und vs. 143 —
Isis u. Osiris. Nordhausen 1866, dem Isis die 155 = Kaibel 1028 Col. 4 vs. 55 — 67:
Luft ist, leitet gerade daraus ihre Eigenschaft — tiIcotöc öh (piXivSiog 'JficpiTQLTu
als Seegöttin ab, p. 8. „Maris salubria flamina vr]V6l fisXKunQcÖQoiCLv vnal nccxvcöSsog uixiiä,
— nutibus meis dispcnso" sagt sie zu Lucius, aviKU (ifidä^cov, ilagccv IqvO'oicoc nugsiäv,
Apul. Met. 11, 5; „tuo nutu Spirant flamina" ä^mfxäGoi Trjd^vv ylavHcäXtiov tv 8' dnigdtoig
Lucius zu ihr, cap. 25; nanique tibi Zephyrus ßiv^saiv datißta TilDiyy.zdv oSöv, fVT.i ^p &v^iog
favet ac Cyllenius ales heifst es in dem Gedicht v-oq^vorj, -nlovtco • navxu 8s nsXav&U Qoi^a
He Isidis navigio, Anthol. lat. fasc. 2 nr. 743, 20 ansQxöiiEvog ßagv Ttövrog ivl aitr'iXvy^i ßu&siaig
V. 5 p. 205 ed. Biese; bei Lucian, deor. dial. 4 fiuxär' i^ ädvzcov -nQäzu 8' tni asXfiati. 8ovqcov
befiehlt Zeus dem Hermes die lo durch das küXticozccv o&öiceiai &oc(v rgoniv A^urfcxor,
Meer nach Ägypten zu führen und zur Isis zu oiSixa Tia&innsvoiaa- da^a^ofilvag 81 Q-ccXäacag
machen, dann fährt er fort „kkI rö Xotnov (av,vit6Q0ig iXäzai-g tXi-Kuv fcrorcf ;^opf('ai'
f'azco Q'iiog roig SKfC aal xov NsiXov dvaybta), düaQt8og ivXoxicc' nsQimiXXtzo 8' tv cpQfal&üfißog
v.al rovg avt^iovg inntsimtza), jtai acj^izco zoug aiQfai'av dSdqzov tv ü&iiucL TianzaivoiGaig.
TrZfoirag"; ebenda Dial. deor. mar. c. 7 sagt Auch die Inseln hat sie aus der Tiefe hervor-
Zephyros von der nach Ägypten gelangten und gehoben; vs. 158 — 159:
zur Göttin gewordenen lo „■^al uq^si yccQ, tag vdacog 81 ßaQ-vvo^itvag dnö Qi^dv
Egfirig i'(pr}, x<ov nXiövzav, Kai rj^wv toxai 30 sg cpdog tu ßv^Cag nozavdyayov iXvog avxd.
88G7ioiv(x, ovzivcc dv ri(iwv t&sXr'iaoi iyinF(iipai, Natürlich schützt sie die Seefahrer. In einem
7] yiioXvoai imnvsLv." Bei Val. Flacc. Argon. Epigramme des Philippus Thessaloniccnsis,
4, 420f. wird mit der Erzählung der Geschichte Anthol. Gr. ed. Jacobs 2 p. 197 nr. 10, vgl. 9
der lo die Bitte verbunden „iuvet nostros nunc p. 150 — 151; Anthol. Palat. et]. Dübner 1 p. 200
ipsa labores | inmissisquc raiem sua per frcta nr. 231 redet sie ein gewisser Damis an:
jnovehat auris", und sofort (vs. 422) schwellen Alyvnzov ^itSiovaa ^tXafxßcoXov, XivünsnXf
sanfte Winde die Segel. Im Hymnus von ^aiTfiOf, tn iinsgovg ßr^&i QvrinoXiag.
Kios {C. I. Gr. 3724; Kaibel, Epigr. Gr. 1029; aol yag vittQ axi8d>ifov XayaQov Ttondvivfia
Eröhner, Les inscr. yr. [du LouvreJ nr. 1; TrpoxEirat,
E. Bobiou, Mel. Graux p. 601 — 607 nr. 1 40 tiai noXiov ;frjx'c5r t,svyog ivv8Qoßioav,
vs. 6 ff.) wird sie von Uranos, dem Sohne der v-al vdQ8og i/jarqpKp;^ -ueyxQiziaiv loxdaiv d^cpl
Nacht (in der ägyptischen Mythologie ist ihre xai axcccpvXr] yQKirj, x'^ iisXinvovg lißccvog.
Mutter Nut, Brugsch, Bei. p. 606ff.; Bobiou sC d' mg in nsXdyovg i^gvooco Jä^iv, dvacaa,
]). 605; Wicdemann, Die Bei. d. a. Ag. p. 122, ot^x nsvCrig, &vaiL xQvaÖKSQcov xf-jUK^a.
die in einem gnostischen Papyrus erklärt: Statins im Propempticon für Metius Geier,
iycö Bi'iiiri firizriQ &£cöv rj yia[Xov^n£vrj Ovgavög, Silvae 3, 2 vs. lOlff. ruft Isis an, denselben
Brugsch, Bei. p. 603 — 604) auf den Fluten des gnädig zu führen:
Meeres erzeugt, wobei Bobiou p. 606 an das Isi, Phoroncis quondam stabulata sub antris,
ägyptische Nun, das Urwasser (vgl. Brugsch, Nunc regina Phari, numenque Orientis anheli.
Bei. p. 107, Lepsius, Über die Götter der vier fiO Excipe multisono puppern Mareotida sisiro;
Elemente bei den Ägyptern [Abh. d. K. Ak. d. Ac iuvenem egregium, Lalius cui duclor Eoa
ir. zu Berlin icS'56'] p. 18411'., Wiedemann, D. Signa, Palaestinasque dedit frenare cohortes,
Bei. d. a. Ag. p. 122) erinnert: Ipsa manu placidu per limina festa, sacrosque
2ri x8, fidy-aiQK &sd, (ir'jXrjQ TioXvcowiiog laig, Duc portus, urbesque tuas.
rjv xs-niv OvQKvog EvcpQoviSrjg inl Kvfiuai Die vorwurfsvolle Frage des während einer Reise
Ttovxov auf Corcyra erkrankten Tibull 1, 3, 23—26:
(KXQficiQeoLg, Q-Qtipsv 8"'EQißog qxag ndoi ßQoxoioi, Quid ttia nunc Isis mihi,Delia, quid miliiprosunt
TZQiaßiaxrjv fiandgcov iv OXv^may anrinzQov lila tua totics aera repulsa manu?
t%ovaav Quidve pie dum sacra colis pureque lavari
v.ai yairjg 7cd6r]g jcal növzov 8tuv ävaaaav. CO Te, memini, et puro secubuisse toro?
Bei Apulejus , Met. 11 c. 3 erscheint sie dem wollen Turnebus, Adv. L. 16 c. 4 und BrouJc-
Lucius aus dem Meere hervortauchend; vor husius p. 59a seiner Ausgabe daraus erklären,
ihrer Majestät erschrecken die Ungeheuer der dafs Delia der seewaltenden Isis für den nach
Salzflut; sie schützt zu Wasser und zu Lande dem Oi-ient reisenden Geliebten ihren Dienst
die Menschen, c. 25; vgl. c. 1 „ijysa etiam cor- geweiht habe, während Scaliger meint, sie
pora terra coelo marique nunc incrementis habe wegen der Krankheit des Dichters die
consequenter augeri, nunc detrimcntis obseqrien- Fasten beobachtet; doch dies scheint beides
ter imminui (sc. divino cius luminis numinis- zu weit hergeholt zu sein; Tibull will nur
477 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 47S
seinem Unmut Ausdruck verleihen, dafs die De annis dmactciiis p. 2G8 in TTAOIOYAOECIK
glühende Verehrung der Delia für ihre Lieblings- oder TTAOYAOES!!^, dann von Mommsen, C. I.
göttin, welche ihn um manche Nacht betrogen L. 1 p. 387 in nloiarpsaia, unter Zustimmung
hat, ihn nicht vor seinem Mifsgeschick bevrahrt von Moritz Havpt, Hermes 6 p. 262 = OjMScula
hat. Die welche Schiffbruch litten, aber durch 3 p. 559 u. Marquardt, Rom. StaatsvericaUimg 3
die Gnade der Göttin dem Tode in den Wellen p. 79 Anm. 2 = 3*^ p. 80 Anm. 1 verbessert
entkamen, bi-achten ex voto Gemälde ihi-es Un- worden ist, während L. Spengd, Rh. JS'Ias.
glucks in ihi-em Tempel an; Juvenal 12, 22 ff. 1861 p. 34 — 35 ganz unpassend in o; oia'Ecpsaia
singt: ändern wollte und die meisten neueren Dar-
Genus eccc aliud discriminis: audi lo steller der von Apulejus geschilderten Isis-
Et tniserere itcrum: quamquam sint cetera sortis Prozession, wie auch Freller, R. M. 2^ p. 382
Eiiisdem: 2)ars dira qiiidem sed cognita muUis (aber Jordan Note 1 citiert Mommsen) und
Et quam votiva tcstantur fana tabella Jean Reville, Die Religion zu Rom hinter den
Plurima. Pictores quis nescit ab Iside pasci? Severern p. 57 Xaoig äcpsatg lesen); natalis ratis
wozu der Scholiast (p. 347 ed. O.Jahn) bemerkt: Isiacae, Ausonius de feriis Romanis 23; natalis
[TABELLA] quam naufragis liberaii p)onunt, navigationis , Vegetius 5, 9; navigium Isidis,
antiquitiis enim solebant, qui naufragio Uberati {Anthol. Lat. ed. Riese 2, 743 p. 205; vgl.
essent,pro voto pingcre tabellas et in templo Isidis Jahrbb. f. Jcl. Phil. 1868 p. 701, Hermes 1 p. 412,
ponere. Auch die kleinen MarmorschiS'e, die bei Mommsen, C. I. L. 1 p. 412; die Kalendarien
der Kirche S. Maria in Navicella in Rom aus- 20 der Kaiserzeit, Mommsen, C. I. L. 1 p. 387),
gegraben worden sind, erklären Frohner, Notice welches späte Gelehrsamkeit {Fulgentii Mytho-
de la sculpture ant. du musee nat. du Louvre 1 logicon nr. 25, Ganymedis , Mylhogr. Lat. ed.
p. 490—491 zu nr. 561 und Lafaye p. 200 f. für van Staveren p. 654—655, Mythographus 2, 89,
Weihgaben an die Seegöttin Isis, während lo p. 106 ed. Bode, Mythographus 3, 3, Jupiter
Becker, Topographie p. 504 f. Anm. 1052 in c. 5 p. 162 ed. Bode, vgl. Lactantius, Inst, 1,
ihnen dem luppiter redux von den auf dem 11, 24) zum Andenken an die Überfahrt der lo
Caelius lagernden Peregrini dargebrachte Wid- in einem Schiffe mit dem Gemälde eines Rindes
o"^
mungen sieht. Natürlich weihen sich Schifter gestiftet glaubte; vgl. auch Manfrin, GH Ebrei
ihrem Dienst, C. I. L. 14, 352; auf Delos bringt sötte la dominaz. vom. 2 p. 42. Es fiel nach Me-
ein gewisser Eutychos für sich und seinen Sohn 30 nologium Rusticum Colotianum Z. 15 und Meno-
Eubolos und für alle Seefahrer dem Zeus ürios, logium Rusticum VaUense Z. 17 — 18, CLL. 1
Sarapis, Isis, Anubis und Harpokrates seine p. 358 — 359, XXII u. XXII B, C. I. L. 6, 1
Widmung dar. Bull, de Corr. Hell. 6, 1882 p. 328 p. 637—639 in den März, nach den Fasten des
nr. 22; aber die pausarii der Inschrift C. I. L. Philocalus, C. I. L. 1 p. 332, p. 387 und Laur.
6,1,348: PRO SALVTE -DOM VS-AVGVSTAE | i?/rf«sa.a.0.bestimmteraufden5.diesesMonats,
EX CORPORE PAVSARIORVM ■ ET | ARGEN- Eine farbenreiche Schilderung desselben entwirft
TARIORVM.ISIDIiET.qSIRI-MANSIONEMj Apul. Met. 11 c. 8—17, der cap. 5 die Göttin
AEDIFIGAVIMVS sind nicht mit Reichel, De sich über die Bedeutung desselben aussprechen
Isidis apud Romanos cultu p. 37 Anm. 2 unter läfst. Die Darstellung des Apulejus ist olt
Berufung auf Seneca cp. 56 und Pauly, R.-E. 5 40 wiedergegeben worden, so von de Sainte-Oroix,
p. 1265 als ein „collegium nautarum quoddam, Recherches historiqucs et critiques sur les mystercs
qui remigio praefuerunt moderatores" , sondern du paganisme 2^ p. 154 — 161; Rolle, Rech.
mit Salmasius zu Scriptores hist. aug. v. Ant. sur le culte de Bacchus 2 p. 169 ff. Note 2;
Carac. c. 9, vgl. v. Pesc. Nigri c. 6, vol. 1 p. 729 Lersch, Isis u. ihr heiliges Schiff', Bonner Jahr-
u. 601a, ed. Lugd., Henzen zu C. I. L 6, 348 bücher 9 p. 268 — 271; Georgii, Pauly R.-E.
und Lanciani, Bidl. d. Inst, di corr. arch. 1868 4 p. 293 — 294; J. Burchhardt , Die Zeit Con-
p. 232—233 als „qui pausas illas explerent in stantins des Grof'sen p. 204— 205; G. Fr. Hertz-
sacris Isidis et Anubim poi'tarent" zu evkVMen. berg , Die Geschichte Griechenlands unter der
Schiffe erhielten den Namen Isis, so ein alexan- Herrschaft der Römer 2 p. 268 — 271; Reichel,
drinisches Koruschiff, Lucian, Das Schiff oder 50 De Isidis apud Romanos cultu p. 67—68;
die Wünsche c. 5; ein ■ Kornschiff in Ostia die G. F. Schoemann, Griech. Altert. 2^ p. 529 —
Isis Giminiana, C. I. L. 14, 2028; römische 530; Preller, R. M. 2^ p. 381—382; Lafaye
Kriegsschifie, Aschhach, Die beiden prätorischen p. 120 — 126; J. Reville a. a. 0. p. 56 — 57,
Flotten zu Misenum u. Ravenna, Sitzungsber. Zinzotv, Psyche u. Eros \>. 96. Das inschriftlich
d. Wiener AJc. Phil.-Hist. Kl. 1875 p. 182, 183, erwähnte TQirjgaQxsi^v eines gewissen Anubion
jedenfalls auch bei E. Ferrero, L'ordinamento in Kios, welcher Mitglied eines Vereins von
delle armate romane. Torino 1878; die Iso- Isisverehrem war, wird von Foucart, Des as-
pharia, C. Spratt, Travels and researches in sociations relig. chez les Grecs p. 218, 240, nr,
Greta 2 p. 254, C. I. L. 3, 3, deren Namen 66 = Waddington, As. -Min. 1143, so erklärt,
Fröhner , Melanges d'epigraphie et d'histoire. co dafs Anubion das heilige Schiff der Isis ge-
Paris 1875 p. 72 — 73 irrig als iaocpoqicc „le weiht oder befehligt habe; auch die vuvßcc-
concours, la prefcntion de marcher aussi vite rovvtsg einer Inschrift von Ephesos (C. I. Gr.
qu'un autre" erklärt. Glänzend war das Fest, 2955) hat man versucht mit diesem Schiff der
an welchem Anfang März der Isis ein Schiff' seewaltenden Göttin in Zusammenhang zu
zur Wiedereröffnung der Schiffahrt geweiht bringen, indessen mit Unrecht, s. Num. Zeitschr.
wurde, nloiufpsGicc, Lydus de mensibus 4, 32 Bd. 21 p. 91. Ferner erklären Scioppius und
(vgl. Apul. Met. 11 c. 17, wo das dOldOECId Gonsalius de Salas in Burmanns Ausgabe des
des Codex Plorentinus schon von Salmasius, Petron p. 523, 527 das von diesem c. 113, 114
479 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 480
p. 77—78 ed. Bücheier 1871 (ed. min.) erwähnte vs. 99, Rev. arch. N. S. 17, 18G8 p. 456, Hermes
Schiff {vesf ein illam rlivinam sistrumque reäde i -p. S67, Rh. Mus. \sn p. 220,224:-, Commodiun
navigio) für ein der Isis zu Ehren den Fluten Instr.adv. gentium deos pro Chrütianadisciplina
übergebenes Fahrzeug. Irrig ist es, wenn in iHiV/nes Pairo^ iaf. 5 p. 213, denn sicher ist
Crusius, Wochenschrift f. klass. Philol. 1888 hier nicht mit Oehler Furiam, oder gar mit
Sp. 1095 die Beschwörungsformel des Pap. Domhart (Wien 1888) p. 21 Furinam zu lesen;
Mimaut Col. 4 vs. 98-99, Wessehj, Griech. vgl. dea Pharm {Flavia et ipsa culirix dene
Zauberpapyri von Paris u. London p. 143, Phariaes casta) in der von Stephani, Der aus-
Wessehj , Ephesia Grammata nr. 539: Grii]aaxE ruhende Herakles p. 58 f. Note 1 und 0. Jahn,
KvßsQvfjzai Tov ifQov Ttloiov unf die nlotacpiaicc lo Ber.d.Hächs.Ges.d.W.l^bl'p.ll^ — 179citierten
beziehen will; es ist hier vielmehr von dem Inschrift, wofür freilich in der von i/e«^;en 7410
Sonnenschiff die Rede, das in den ägyptischen gegebenenVersionX2/*^eJCMZ(nj:; steht, vgl. .Fn'ed-
Texten eine so grofse Rolle spielt, (vgl. z. B. länder, Sittnngesch. 3 p. Gl 8. In einigen nicht-
Pierrct, Le Pantheon Egyptien p. 29; Pierret, metrischen Inschriften aber bezieht sich der
I.e livre des morts, eh. 99, s. das Register das. Beiname jedenfalls auf eine speziell auf Pharos
\>.69G; Reinisch, Die ügypt. Denkmäler in Mira- verehrte Isis, C. I. Gr. 4683b, 5119, Add.
war p. 49, 73, 74; Duncker, Gesch. d. Altert. \* 4944b, wie denn auch Ovid Amor. 2, 13, 9
p. 36 — 31 ; Lc Puge-Rcnouf, Vorlesungen \). 102; unter den Kultusstätten der Isis die palmen-
Erman,Ägypten 1^.361, 36Si,3<jO, 522; Maspcro, tragende Pharos nennt und Minucius Felix
Gesch. der morgenl. Völker im Altertum p. 30 — 20 c. 21 neben einem Dictaeus lupiter, Apollo
34), auf dem neben Ra verschiedene andere Delphicus, Ceres Eleusinia eine Isis Phai-ia er-
Gottheiten stehen, welche ihn gegen seine wähnt. Die Notiz des SynccUus p. 237, Isis
Feinde verteidigen und das Schiff lenken, Pharia sei lo von den Ägyptern genannt worden
Wiedemann, D. Rel. d. alten Äg. p. 13 — 14; Sta x6 tiqcötcos iv ^ccqoj rij vi'iaa ■nuQayivic&ai
Chahas, Pap. magique Harris p. 51; im Lei- ist jedenfalls die Erklärung eines späten Gram-
dener Papyrus W. p. 4 vs. 25/26 und p. 11 matikers. Viel umstritten ist die Ceres Pharia
vs. 19—20, Papyri Graeci Musei ant. Lugd.- {quae sine effigie rudi palo et informi ligno
Bat. ed. Leemans 2 p. 92, 111, 173 = Wessely, prostat) des Tcrtullian, Apol. c. 16 und ad nat.
Eph. Gr. p. 26 nr. 278 bezeichnet sich Helios 1 c. 12. Die Codices geben Faria, Fariain,
selbst als 6 ini r/jg ßccQScog dvarillmv; vgl. 30 Farina. Rhenanus, Heraus und Semler wollen,
auch Dieterich, Pap. mag. Musei Lug. Bat. V wie bei Migne 1 p. 566 bemerkt wird, in farrea
p. 774 Note 1. Auch in dem Schiff auf einer ändern, wie auch 0. Schneider, Callimachea 2
alexandrinischen Kaisermüuze des Commodus p. 368 frg. 105 liest. 0. Müller , Hdb. d. A.
bei Zoega, Numi Aeg. imp. p. 241 nr. 54 mit d. K.^ p. 45 § 66, 1 und Zoega, De originc et
diesem das heilige Schiff der Isis zu erkennen usu obel. p. 227, Anm. 12 schlagen Raria vor,
liegt kein Grund vor, es ist vielmehr nach was Besnard, Des Afrikaners Arnobius 7 Bücher
V. Sallct, Zeitschr. f. Num. 2 p. 249 das kaiser- tvidcr die Heiden p. 579 und zuerst auch Over-
liehe Schiff {SißuoTo^fÖQoq); ebenso wenig beck, Berichte über die Verh. d. Kgl. Sachs.
haben wir es auf der Vota-Publica-Münze Cat. Ges. 1864 p. 150 aufgenommen haben, während
d'Ennery p. 643 nr. 4751 zu erblicken. 40 letzterer in der Griech. Kunstmyth., Demeter u.
Hinsichtlich der Beinamen, welche Isis als Kora p. 409 in Übereinstimmung mit Preller,
Seegöttin führt, so ist es nicht durch den Demeter u. Persephone \). 312 ?,\c:\ivi\dQv Müllers
Sprachgebrauch der Alten zu stützen, wenn Änderung erklärt. Die meisten lesen mit Ji«(7a/-
die Neueren (z. B. Creuzer, Symbolik 1* p. 320, tius, Havercamp, Le Nourry, Oehler Pharia, so
Anm. 64; Müller, Hdb. d. A. d. K.^ p. 671 z. B. Spanhemius, Calliniachus ed. Ernesti 2
§408,3, Eckhel 8, 140, 18; Zoega, N. Aeg. t^. 34:0 ■a.l3iViXiA Sainte-Croix, Rech.hist et crit.
p .135 zu Hadrian nr. 339) sie in dieser Eigen- sur les mystcres du paganisme 2- p. 226 nebst
Schaft als Isis Pharia bezeichnen. Diesen auf Note 2. Unter denen^, welche Pharia lesen er-
unzähligen Vota-Publica-Münzen des 4. Jhdts. kennen in ihr Isis Pharia Movers, Die Phönizier
und auch in einem Orakel des Didymäischen 50 2, 2 p. 70 nebst Anm. 51, der sogar aus Ter-
ApoUon, Euseb. Praep. Evang. 5, 7; Porphyrii tullians Beschreibung herauslesen will, dafs
de p>h.ilosophia ex oraculis haurienda librorum sie phönikische Ascheren bildung hatte. Stark,
reliquiae ed. G. Wolff p. 124 vs. 46 der Isis Gaza p. 283, Preller, Gr. M. 2'-^ p. 44, Demeter
gegebenen Beinamen darf man nicht mit u. Persephone p. 372, Overbeck, Demeter u. Kora
Reichel, De Isidis apud Romanos cultu p. 17 p. 409, Reichet p. 48—49. Immerhin ist es
und Tertullian ad nat. 2 c. 8 (vgl. Piper, Ein- nicht unmöglich, dafs der Beiname der Ceres
leitung in die monumentale Theologie p. 121) von einer griechischen Ortlichkeit mit Demetei'-
von Pharao ableiten. In den meisten Autoren- dienst hergenommen worden ist, wie wir solchen
stellen bedeutet er nichts als „ägyptisch", wie beispielsweise auf der kleinen Insel Pharos im
denn Tibull 1, 3, 32 auch die Schar der Isis- co adriatischen Meer, einer Kolonie der sich durch
Verehrerinnen turba Pharia nennt und Ooid, ihren Demeterdienst auszeichnenden Parier,
Epist. ex Ponto 1, 37—38 singt: Holm, Gesch. Sicil. 2 p. 135, Mr;iliorp«Kr;s,
Ecquis ita est audax, ut limine cogat abire KvnXaSi-xü p. 83, Bursian, Geogr. v. Gr. 2
lactantem Pharia tinnula sistra manu'^ p. 485, Anm. 5, voraussetzen dürfen.
Nicht selten tiitt Pliaria absolut geradezu für Sicher auf die meerwaltende Funktion der
Isis ein: Kai. rust. Farnes., C. I. L. 6, 1 Isis weist der Beiname pelagia, der ihr in
p. 637 nr. 2305, Z. 15, 18 = G. J. Lj. 1 p. 358, Korinth, Paus. 2, 4, 7, vgl. Curtius , Pelop. 2
359, XXII, A: im Carmen Codicis Parisini 8084 p. 593 Anm. 83, in einer Inschrift von Mitylene,
481 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 482
C. I. Gr. 2174, ViUoison, Mcm. de l'Ac. des nicht auf den Namen der Isis Pelagia Anspruch
/. et B.-L. 47 p. 306, und in der Grabschrift erheben. Vollends phantastisch ist es, wenn
eines aedituus ab Isim j elagiam in Kom C. L. Visconti {Bull, della commiss. arch. mimic.
{Gruter p. 312, 5, Schläger, De immo Hadriani 1, 1872/73 p. 33—41, Tav. 1, vgl. Gilbert, Gesch.
2}honl)co 1^.131, Tristan, Comment.hist. 1 p. 342, u. Topoqr. der Stadt Born 3 p. 112 Anm. 1)
'J'hes. MorcUianus 2 11. -idb, Siccama in Graevius, einen 1872 nahe bei der Kirche S. Cesario an
'fhes. Aitt. Born. 8 p. 65, G. I. L. Q, 8707, der Via Appia gefundenen kolossalen Marmor-
Gilbert, Gesch. ii. Topogr. der Stadt Born 3 fufs mit Darstellungen von auf Tritonen und
p. 112 Anm. 1) beigelegt wird. Sie teilt den- Delphinen reitenden Amorinen von einer Isis-
seiben mit Aphrodite {Prell er , Griech. 3Iyth. lo siatnesiummenVäkt, während F. Gori, Archivio
1^ p. 281; Stephanus Thes. Gr. L. 6 p. 7409 stör. arch. e Ictt. della cittä e provincia di Borna
der Londoner Ausgabe; M. F. Lajard, Bech. 3, 1878/79 p. 44—45 ihn ebenso grundlos der
s. le culte de Venus p. 44; G. I. L. 3, 3066) Venus zuweist, vgl. StarJc, Bursians Jahrtsber.
mit Selene {We,ssehj, Gr. Zaiiberpap. v. Paris 1, 1873. 2. Bd. p. 1572. Die von Foucart, Les
u. London p. 101 vs. 2272) und mit Artemis, assoc.rel.chez les Grecs -^.IXl und von Fröhner,
wenn anders TöJlcen, p. 174, 3. Kl. 2. Abt. nr. 814 Coli. I. Greau, Cat. des bronzes ant. Paris 1885.
die Beischrift TTGAAn einer als Jägerin dar- 4" p. 169 nr. 843 als „Isis Pharia" bezeichneten
gestellten Artemis richtig deutet und nicht Bronzestatuetten stellen Isis-Tyche dar. Unter
o
etwa TTGAAriou, als Namen des Besitzers der den Basreliefs ist anzuführen ein 1614 in
Gemme zu ergänzen, oder gar die Inschrift 20 Mai'seille gefundenes: „Isis, tenant une corne
mit Punofka, Gemmen mit Inschriften in den d'abondance, ayant pres d'elle le chien Sirius
kgl. 3Ii(scensa Berlin, Haag, Kopenhagen, Lon- et un personnage inconnu, peutetre Anubis,
don, Paris, Petersburg u. Wien. Berlin 1852. apaise les flots et sauve du naufrage une barque
4" p. 92 für gefälscht anzusehen ist. qui renferme d(ux navigafeurs", Camille Julliun,
Ganz irrig ist von Bolle, Bech. s. le culte Bull, epigr. de la Gaule 6, 1880 p. 124. Eine
de Bacchus 2 p. 172 Note 1, HiMebrandt, Apul. merkwürdige Bildung zeigt die von Lersch,
1 p. 1044, Georgii, B.-E. 4 p. 286 die Inschrift- Bonner Jahrbb. H. 9 p. 101 — 115, Tfl. 7, Ernst
lieh zusammen mit der Mater Deum vorkom- aus'm Weerth, Kunst denlcmäler des christl.
mende Navisalvia (C. /. L. 6, 1, 492 — 494) für Mittelalters in den Bheinlanden. 1. Abt. Bild-
die seewaltende Isis erklärt worden, während 30 nerei. 2. Bd. Leipzig 1860. 4" [p. 80—89 Tfl.
dieselbe nach Burmann zu Properz 2, 21, 21 33, 3 — 9] p. 85—87 und Lafaye p. 293—294
p. 414; Braun, Buinen u. Museen Borns p. 150 nr. 104 für Isis erklärte Hauptfigur eines (nr. 4)
nr. 29; Borghesi, Oeuvres compl. 2 p. 18S; Asch- der sechs mit Elfenbeinschnitzereien verzierten
buch, Sitzungsber. der Wiener Ak. Ph.-H. Kl. Seitenfelder einer von Heinrich II. gestifteten
1875 p. 200 Anm. 1; Preller, B. M. 2^ p. 58 Kanzel im gotischen Chore des Münsters zu
Anm. 1 als die zur Schutzgöttin der Tiber- Aachen. Sie hat den Polos auf dem lockigen
Schiffer erhobene Vestalin Claudia Quinta, nach Haar, in der L. eine Rundkapelle, in welcher
Maffei, Mus. Veronense p. 90; Orelli zu nr. ein für Horos erklärtes Kind und auf deren
ld06; Cardinali, Iscrizioni Veliterne Tp. 1 ; C. L. Spitze ein als Sperber gedeuteter Vogel er-
Visconti, Ann. d. Inst. 1867 p. 301 — 302 als 40 scheint. In der R. hält sie ein Schiff mit drei
das unter dem Namen navis salvia verehrte Figuren. Lersch hält das Werk für eine mittel-
Schiff, welches die Göttermutter nach Rom alterliche Nachbildung einer römischen Isis-
brachte, oder nach Henzen, C. I. L. 6, 1 p. 92 darstellung, Schaaff'hausen bezeichnet es als
als die Inno dieses Schiffes aufzufassen ist. Produkt einer Zeit, wo man wohl noch das
Von Statuen, welche Isis Pelagia darstellen, Erbteil allgemeiner mythologischer Vorstel-
lst zu nennen eine kleine Marmorfigur der lungen besafs, aber deren sicheres Wissen ver-
Villa Ludovisi, welche den 1. Fufs auf ein loren hatte. Von Lampen ist die mit der
Schiffsvordeiteil setzt, Winckehnann , Sämtl. Aufschrift Evitloia' Iccßs fis rov 'HUoasQaniv
Werke ed. Eiselein 3 p. 183—184; 4 p. 357; versehene zu nennen, s. oben Bd. I s. v. Helio-
0 p. 290; 7 p. 331; Schreiber, Die ant. Bild- 50 serapis, Kaibel, I. Gr. Ital. et Sic. 2405,48,
iverke der Villa Ludovisi p. 246 nr. 303. Wenn welche, als Schiff geformt, auf dem Vorderteil
Winckehnann 7 p. 331 „eine kleine Figur in Isis und Sarapis zeigt. Von geschnittenen
einem Schiffchen auf einem runden Fufsgestelle Steinen führt sie uns vor mit beiden Händen
in der Villa Mattei, wo man einen ägyptischen ein ausgebreitetes Segel haltend ein Stein der
Gottesdienst abgebildet sieht" zur Vergleichung Sammlung Borgia 3. CI. 1. div. nr. 10, Doc.
anführt, so ist dies schon aus dem Grunde un- ined. 3 p. 424; ein Karneol der Sammlung
zulässig, weil, wie die Abbildung bei Visconti, Stosch, Winckehnann, Descr. p. 16, 1. Kl. 2. Abt.
Musee Pie-Clemeniin 7 PI. 14, vgl. Amadutius, nr. 62 = Sämtl. Werke 9 p. 305; Tölken 1. Kl.
iV/ommente ilfa^/iaemna 2 p. 46 Tb. 25 Fig. 1.2; 2. Abt. nr. 38 p. 16; ebenso, neben ihr Har-
Zoega in Welckers Ztschr. f. Gesch. u. Auslegung eo pokrates, unten die Aufschrift EPME/^ ein
d. alten Kunst l,lS18Tp.4:Qß—iQS; Beschreibung Karneol in Wien, v. Sacken u. Kenner, Die
dir Stadt Bom 2,2 p. 249, zeigt, die jGestalt Sammlungen des K. K. Münz- u. Ant.- Kap.
sich am Ufer befindet, während der Kahn leer p. 431 nr. 138; ebenso, in der R. noch ein
auf dem Wasser ruht. Ferner kann die von Sistrum haltend auf dem Vorderteil eines
ia/aj/e p. 279 nr. 50 wenigstens fragweise Isis Schiffes, in dessen Mitte Sarapis thronend
Pharia benannte Marmorstatue in Holkham und hinter ihm Tyche zu sehen ist, ein
Hall, Clarac 5, 992, 2575 A; Michaelis, Anc. Chaicedon des Museo Borgiano 3. Gl. 2. div.
Marbles in Great Britain p. 312-313 nr. 33 nr. 30, Doc. ined. 3 p. 434 und Titelvignette
Röscher , Lexikon der gr. ii. röm. Mythol. II. 16
483 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 484
zu Zoegas Numi Aeg. Imp.; auf einem Schiff de Stosch p. 71 zu PL 28; Doc. ined. 3 p. 479,
ein Segel ausspannend , Sarapis thronend, 3Ius. Borgiano 3. Gl. 9. div. nr. 46 = lo. Chr.
Fortuna das Steuer lenkend ein Stein aus Amadutii ad lo. Faul. Borgiam de gemma
Aquileja, Steinhücliel, Geschn. Edelsteine p. 65; navim cum Dioscuris desuper coruseantibus
ebenso, mit vorgestreckten Händen, aber ohne referente epistola, Nov. Thes. g. v. 3 p. III —
dafs ein Segel sichtbar ist, auf dem Vorderteil XV; ähnliche Schiffsdarstellungen mit den
eines Schiffes mit Sarapis in der Mitte, Tyche Hüten der Dioskuren und Sternen oder mit
am Hinterteil und einem Pallaskopf im Felde, zwei Sternen allein auch bei Tölken p. 379,
ein Jaspis des Museum Florentinum, Gori 1 7. Kl. 124. 125; Gon, T/ies.^. a. «sin/, 1 Tb. 165,
Tb. 57 nr. 6, David et Mulot, Le Musee de lo 2 p. 194— lii6; King, Ant. gems and rings 2
Florence 1 PI. 92 nr. 1 p. 224 — 225, Lafaye PI. 39 nr. 1 p. 62 ; auf Münzen mit den Häuptern
p. 314 nr. 171, und eine Glaspaste davon in des Antonius und der Octa via, Mommsen, Hist.
Sammlung Stosch, WincJcelmann, Descr. p. 43, de la monnaie rom. 4 PI. 33 nr. 5 p. 78 =
2. Cl. 3. sect. nr. 65 = Werke 9 p. 330. Ahn- Cohen, Med. Imp. 1^ p. 55 nr. 12 = Babelon,
lieh auf einer Gemme bei Montfaucon, L'ant. Monn. consul. 2 p. 278, Oppia nr. 5; des An-
expl. Suppl. 2 PL apres la 43 du Tome 2 fig. 1 tiochos VII. von Syrien, Tresor de num. et de
p. 155 — 156; Lippert, Dactyl. univ. cliil. alt. glypt. Numismatique des rois grecs. Paris 1849.
p. 39 I nr. 376 („Sarda"); Hettner , Die Bild- 2° PL 49 nr. 12; Liehe, Gotha num. p. 114;
tverke der Kgl. Antikensammlung zu Dresden Musellius 1 Tb. 7, 5; des Alexander II. Zebina,
1856 p. 99, 8 nr. 13 (,, Karneol") mit Situla in 20 Num. des rois grecs PL 4 nr. 17; Pellerin, Rec.
der R. auf einem Schiff zusammen mit Sarapis de med. des rois PL 11; A Cat. of the greek
und Tyche und darüber die Sterne der Dios- coins in the Brit. Mus. The Sdeucid Kings of
kuren, welche als Helfer zur See eine wichtige Syria PL 22,14; von Phokaia, Patin, Num.
Rolle spielen [vgl. oben Bd. I Sp. 1163—1164, Imp. p. 207 nr. 1; Pellerin, liec. de med. 2
Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 146—147; Preller, PL 59, 72; Schläger Tb. 2 nr. 29; Müller, Descr.
Griech. Myth. 2^ p. 105—108; M. M.~ p. 662 des monn. ant. du Musee Thorvaldsen p. 263
und Ber. d. Sachs. Ges. 1849 p. 24 Anm. 124; m: 119 nehst'Sote 6; A. Löbbecke, Ztschr. f. N. 1
Welcker, Gr. Götterlehre 2 p. 429—433, der 1880 p. 55—56 nr. 5 (vor der Prora ein See-
p. 430 Anm. 2 citiert: I. H. Linck, De stellis tier mit langen Ohren und Fischschwanz);
marinis Hb. sing. 1733. 2", F. Piper, Das S. 30 T. Combe, Vet. pop. et reg. numi qui in Museo
Elmsfeuer in Poggendorfs Annalen der Physik Brit. adservantur Tab. 12, 24; 28, 271, 284,
28, 1851 p. 317—326, Tril. Prometheus p. 229; 285 p. 36; Leukas, IJoatoläKag , KardX. zäv
ferner Piper, 3Iythol. d. christl. Kunst 1, 2 uqx- vofi. KfQ-nvQag, Asvnädog k.t.I. p. 67 nr.
p. 412 — 416; C. A. Böttiger, Ideen zur Kunst- 684, 687 Pinax f; auf einer Bronzemünze von
mythol. 1 p. 362; Creuzer, Symb. 2^ p. 338 — Tyndaris im Obv. eine Prora, im Rs. die
339; Schoemann, Gr. Altert. 2^ p. 533; Haakh, Dioskurenmützen mit Sternen, Imhoof- Blumer ,
Paulys B.-E. 2 p. 1324; Bitschi, Bonner Jahrbb. Berl. Bl. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde 5,
1864, H. 37 p. 73—74 Anm. 4; Müller, Hdb. d. 1870 p. 60, 3; F. v. Duhn, Ztsehr. f N. 3,
A. d. K. p. 706 § 414, 5 mit Anführung von 1876 p. 32 nr. 20; auf Münzen des Severus
Com. Cam. Silvestrii Bhodigini in anaglyphum 40 Alexander von Sidon auf einer Erhöhung des
Gr. interpretatio posthuma. Roma 1720; Moni- Kastells der Argo (ßeischrift APrO|NATT)
faucon, L'ant. expl. Suppl. 1 PL 73; Tomasi- die Dioskuren mit Sternen sitzend, Beichardt,
nus. De donariis veterum, Graevius, Thes. ant. Num. Zeitschr. 1, 1869 p. 385 — 386 Tfl. 11,
Eom. 12 p. 844; J. C. Schläger, Commentatio 2 ; auf Münzen von Berytos delphinumwundener
de diis hominibusque scrvatoribus. Helmestadii Dreizack zwischen den Dioskurenhüten mit
1737. 4° p. 39—40; Maurice Albert, Le culte Sternen, Pellerin, liec. 2 PL 81, 3; auf Münzen
de Castor et Pollux en Italic. Paris 1883 p. 54 — von Olbia ein Delphin zwischen den Dios-
06; Friedländer, Sittengesch. 3 p. 434; Trede 2 kurenhüten mit Sternen, unten eine Ähre,
p. 312 — 313; Spanhemius zu Callim. h. in Pall. de Köhne, Descr. du Musee du feu le prince
vs. 24, ed. Ernesti 2 p. 631; Bergk, Poetae Lyr. 50 Basile Kotchouhey 1 p. 59 nr. 93]; endlich, um
6V. 3^ p. 1317 = Sfoö. i?d. P/;?/s. 1, 2, 31 (vavfft wieder auf die Verbindung der Isis mit den
T sn coKvnoQoiGL zJiocKovQcov inLcpdvtcov); 3 Dioskuren zu kommen, auf einer Bleitessera
p. 1342 nr. 91 = Plut. an seni sit ger. resp. 12 in Athen der Kopfschmuck der Göttin (Sonnen-
(üTf TvvdaQiöäv ddsXqxav aliov vavTcxv nu&og \ scheibe zwischen Hörnern mit zwei Federn)
fJaUft); 3 p. 1351 nr. 133; iZ^mermsor. 1 § 10 p. 40 zwischen den beiden Mützen mit Sternen,
in Philostrati et Callistrati op. ed. Dübner 184=9 Engel, Bull, de Corr. hell. 8 PL 3 nr. 64 p. 10;
{•KvßiQväai rag rv^oig rcov xa. nsXciyr] Siaßaivüv- sowie auf einer des Herrn Scholz Isis im Obv.,
Tcov JiüGnovQoi); C. I. Gr. 1824—27; 1874; ein Dioskur mit seinem Rofs im ßs, , Krosch,
1949; 6860 b, vs. 5 {nXcoT[ri]Qcov ocoztjqglv, Bonner Jahrbb. H. 2. 1843 p. 80 nr. 17. Ferner
'jfivuXccioiGi [■{^]go[r]otv ; auch 489, 1261, 1421, go erscheint Isis mit Sarapis und Hermes auf
4042, 4458 omrrjQsg); H. Boehl, Bursians einem Schiff' auf einem roten Jaspis, Descr.
Jahresber. 32. Bd. 10, 2. 1882 p. 64 = Petrides, Musei Franciani 1 p. 249 nr. 787; auf dem
Parnassos 1881 p. 905 {/iiöa-AovQOi svnXsiav); Vorderteil des Schiffs, in der R. das Sistrum,
ferner Tristan, Comment. hist. 2 p. 447; Zocga, in der L. vielleicht die Situla, zugewendet
Numi, Aeg. Imp. Note zu Traianus nr. 55 dem Sarapis mit Schlange zu Füfsen und Stern
p. 66—67; Eckhel, Choix de p. gr. du cab. vor sich auf dem Hinterteil auf einem Lapis-
imp. des ant. p. 58—59 zu PL 28; Schlichte- Lazuli des Museo Borgiano 3. Gl. 2. div. nr. 31,
groll, Choix des principales p. gr. de la coli. Doc. ined. 3 p. 435; am Steuer eines Schiffes,
485
Isis (Göttin d. Meeres)
Isis (Göttin d. Meeres)
486
Isis Pelagia. Kenner, Stift
St. Florian 7, 20.
:mf welchem Sarapis zwischen der Göttin des
Überflusses und Demeter sitzt, auf einem
Lapis -Lazuli bei Haspe p. 122 nr. 1499. Die
Büste der Isis soll zu sehen sein auf Vorder-
und Hinterteil eines Nilbootes, auf dem Sara-
pis zwischen einem Sperber und Harpokrates
sitzt, anf einem Lapis-Lazuli der Sammlung
Stosch, WincJcdmann, Dcscr. p. 43, 2. Kl. 3. Abt.
nr. 64 = Werle 9 p. 330, Baspe p. 122
nr. 1501, TöRen p. 21, 1. Kl. 2. Abt. nr. 74.
Von Kontorniaten ist zu nennen der in Cat.
nf the second portion of the Northwiclc Coli.
London 18(50 p. 4 nr. 34 verzeichnete: „Serajns.
Bs. Isis with ßoatinfj saü to left", vielleicht
dieselbe Darstellung wie die des bei Kenner,
Die Münzsammhmq des Stifts St. Florian Tö.
7, 20 p. 201 beschriebenen: DEO SARAPIDI.
Büste des Sarapis
von 1. Rs. Isis Pha-
ria auf dem Schiffe
von links — ; et-
was vorschreitend
1 hält sie die beiden
' oberen Enden des
geblähten Segels
in den erhobenen
Händen u. s. w. Da
Götterbilder auf
Kontorniaten nicht
allzuhäufig sind.
Fr. Lenormant, La
monnaie dans l'an-
tiquite 1 p. 50, ist, zumal da nach der Ab-
bildung der Revers vollständig verwischt ist,
vielleicht wiederum dieser Typus zu erkennen
auf dem von Cohen 6 p. 548 nr. 1 aus Gab.
Gharvet so beschriebenen: „DEO SABAPIDI.
Büste de Serapis ä g., barbu, Je moditis sur
la t. et vetu du pahidnment. Es. Tres-fruste.
On distingue un aigle et un arhre." Hin-
sichtlich der Bleitesseren verzeichnet Kroscli
a. a. 0. p. 81 nr. 46, 47 u. 48 Isis Pharia im
Obv. , Haupt des Nils oder gelagerter Nil im
Rs. ; Ficoroni, De plumbeis ant. num. p. 102
cap. 29 nr. 13 und E. de Euggiero, Gut. del
Museo Kircheriano 1 p. 181 nr. 945 Isis mit
Sistrum auf der einen und ein Schiff mit
schwellenden Segeln auf der anderen Seite;
Curnaglia, Mus. num. Luvy 1 p. 407 nr. 4583
Isis sitzend, den Harpokrates säugend im Obv.,
Poseidon mit einem Fufs auf ein Schiffsvorder-
teil tretend im Rs. ; dagegen die Beschreibung
de Marrs, Descr. du cab. de Monsieur Paul
de l'raun p. 301 nr. 432: „Neptune couche ä
terrc tient un poisson. Au revers de la pierre
on voit Harporrate ovec les inots gnostiques ä
rcbours: lAco AAA0ANAZAA" (offenbar aßlava-
&ava?.ßa) flöfst mir hinsichtlich des Poseidon
wenig Vertrauen ein.
Auch zahlreiche Münzen zeigen uns Isis
Pelagia. Cohen 2-, 231, 1496 beschreibt den
Typus einer Münze Hadrians so: „Isis? debout
ä g., en avant d'un vaisseau, qui est sur le
second plan; ä g., un temple?, ä dr. une chouette
sur un rocher. Petit medaillon ou M. B."
Sicher erscheint sie auf der schon oben er-
wähnten Münze der Faustina jun. bei Fröhner
a. a. 0. p. 13, Cohen 3' nr. 299, Mionnct 1
p. 236, Akerman 1 p. 291 nr. 14, deren Typus
Cohen beschreibt als: ,,Isis Pharia marchant
ä dr. avec son volle flottant au-dessus de sa
tete, et tenant un sistre; derriere un phare;
devant un vaisseau avec un mut sur lequel est
une voile deployce." Fröhners im wesentlichen
mit dieser Beschreibung übereinstimmende Ab-
bildung zeigt nichts von einem Sistrum. Isis
ist bekleidet mit einem nur die Arme frei-
10 lassenden Gewände. Mit der etwa s gesenkten
L. hält sie das von dem Gipfel des Mastes
rückwärts flatternde Segel an seinem unteren
Zipfel, mit der vorgestreckten R. das vordere
Ende eines schleierartigen Gewandstücks, das
im anmutigen Bogen über dem Haupte der
Göttin wallt, und, über die i-echte Schulter
geschlagen, mit dem hinteren Ende rückwärts
in der Luft flattert. Auf den alexandrinischen
Kaisermünzen geht dieses Gewandstück nicht
20 über das Haupt der Göttin, sondern bildet
einen Bausch auf dem Rücken, auch hält sie
hier keines der beiden Enden desselben, da
sie beide Hände zum Festhalten des Segels
braucht. Visconti, Musce Pie-Glementin 7 p. 86,
Note 2 zu PI. 15 bemerkt: ,,Cette draperie
volante des divinites de Vair et de Celles de la
mer convient ä Isis dispensatrice sclon Vopinion
de cette theologie j^hijsique." Auch O. Jahn,
Die Entführung der Europa auf antiken
30 Kunstwerken , Denkschr. der Wiener Akademie,
Ph.-H. Kl. 19 p. 15 — 16 schreibt sie be-
sonders den Luft- und Seegottheiten zu, letz-
teren auch Kopp, Palaeogr. crit. 4 p. 328 ff.
§ 845 und Bitschi, Bonner Jahrbb. H. 37, 1864
p. 90 Anm. 65; vgl. auch F. Lajard, Bccli. s.
le culte, les symboles, les attributs et les monu-
ments figures de Väius en Orient et en-Occident.
Paris 1837. 4° p. 236 u. Note 4, sowie Memoire
sur un bas-relief mithriaque qui a ete dccouvcrt
40 ä Vienne (Isere), Mem. de l'Inst. Boy. de France,
Ac. des Inscr. et B.-L. 15, 2, 1845 p. 290—292,
Note 2 {„je dois faire remarqucr ici que la
voile enflee par les vents et placee sur la tele
d' Astarte, d' Artemis, de Diane et d' Isis, p>ouvait
rappeler que ces divinites, comme Hera ou lunon,
etaient cosmologiquement parlant, assimilces ä
Vair"); Cavedoni, Bull. arch. napol. N. S. 2,
1853 p. 90, der an Plin. 36, 4, 17 „velificantes veste
sua" erinnert; weniger ansprechend will Tölken,
r.o Über die Darstellung der Vorsehung u. der
Eivigkeit auf römischen Kaisermünzen. Berlin
1844 p. 15 sie als „gleichsam in Ansjnelung anf
das Himmelsgewölbe" den der Natur gebieten-
den Gottheiten beilegen und Welcker, Zeitschr.
f. Gesell, u. Auslegung der alten Kunst 1 p. 467
Anm. 141 sie von Selene auf Isis übertragen
sein lassen. Auf Vota -Publica -Münzen mitt-
lerer Gröfse Diocletians soll Isis vorkommen
stehend am Steuer eines Zweimasters, an dessen
CO Vorderteil eine andere Figur das Segel ein-
zieht, Banduri 2 p. 25 {De C\amps']), wonach
Cohen 6^ p. 474 nr. 528, Eckhel 8 p. 15, Basche
6, 1 p. 776; nach Vaillant, Num. Imp. Born.
Praest. 1 p. 254 steht sie dagegen am Vorder-
teil; nach de Fontenu, Mem-. de l'Ac. des Inscr.
et B.-L. 5 p. 92, vgl. Griselini, BaccoUa d'opuscoli
scientifici e filologici 39 p. 343 richtet sie auf
einem Stücke des Herrn de Surbeck das eine
16*
487 Isis (Göttin d. Meeres) . Isis (Göttin d. Meeres) 488
der Segel, während Sarapis am Steuer sitzt; FARIA Büste mit Sistrum in der R., Banduri
über eine ab nliclie Darstellung auf einer Münze 2 p. 442; Akerman 2 p. 301 nr. 2; Tanini p.
Maximians s. oben Sp. 406. Am Steuer eines mit 321 = Basche p. 786; Eamus 2, 2 p. 296 nr. 63;
noch einigen Figuren besetzten Einmasters, und Wiczay 2 p. 380 nr. 4282. — Tamm p. 322 =
zwar nach Bamus stehend, nach den anderen Basche a. a. 0.; Mi. 2 p. 299; Alcerman nr. 3;
sitzend, erscheint sie auf Vota-Publica-Münzen lovianus, Tanini p. 324 = Basche p. 787 u.
(Kleinbronzen) des Constantinus M., Burnus 2, Eclchel , D. N. V. 8 p. 148; Cohen 6, 26; Mi.
2 p. 249 nr. 331, wonach Cohen 6, 55; Hallcr, 2 p. 307; Akerman 2 p. 309 nr. 4. Ein Segel
Cat. Mus. Bernensis p. 373 nr, 58; Banduri 2 ausbreitend, bald mit Angabe des Sistrums,
p. 292—293, wonach Basche G, 1 p. 778 und lo was durch ein Sternchen ausgedrückt werden
Cohen 6, 552; Tanini p. 275, wonach Basche soll, bald ohne Angabe desselben wird sie
a. a. 0.; Wiczay 2 p. 367 nr. 4009; und des verzeichnet auf alexandrinischen Kaisermünzen
Crispus, Tanini p. 284, wonach Basche a.a.O. unter Domitian LA, Mi. 87, 372; LI, Eckhel.
und Cohen 6, 146. Auf einem Schifie stehend Cat. Mus. Caes. Vind. 1 p. 267 nr. 5 = Mi.
und ein schwellendes Segel haltend sieht man 96, 447; LIA, Thes. Morellianiis 3, Dom. Tb. 24
sie auf zahlreichen Vota-Publica-Münzen (Klein- nr. 7 = Zoega p. 56 nr. 92 und Mi. 97, 460;
bronzen) des Constantinus M., Eckhel, Cat. Traj an LIA, *itf». 6, 119, 646 = (S'esf^w^, C iV.
Mus. Caes. Vindob. 2 p. 479 nr. 274, D. N. V. V. Mus. Arig. Gast. p. 106; Hadrian LA,
8 p. 91, Arneth, Synopsis Nmn. Born, qui in Zocga p. 103 nr. 30 a = Mi. 149, 870; LZ,
Mus. Caes. Vind. adscrvantur p. 196 nr. 106; 20 *Zoega 106, 64 Tb. 6, 9 = Mi. 155, 917; LH,
Banduri 2 p. 293, Cohen 7, 41; Tanini p. 227; *Mi. S. 9, 56, 179; LAEKATOY, 3£i. 6, 162,
Bamus 2, 2 p. 249 nr. 332; Cohen 6, 550; 978; LIA, Zocga 129, 283; Cat. Bapp p. 50
Mionnet 2 p. 236; J. Y. Akerman 2 p. 243, 37; nr. 613; *Mi. 6, 172, 1083; 1084; *Feuardent
Cat. d'Ennery p. 638 nr. 4690; Crispus, Tanini 84, 1334; LIE, '*Feuardeyit 86,1360; UZ, Zoiiga
p. 284; Cat. d'Enmry p. 639 nr. 4.705 = Basche 136, 340 = Eckhel, Cat. Mus. C. Vind. 1 p. 270
6, 1 p. 778, Cohen 6, 147, Mionnet 2 p. 241; nr. 28; A. de Longperier, Cub. de Magnoncour
Constantinus II. nur durch Basche 6, 1 p. 779 be- p. 98 nr. 763; Gefsner, Num. ant. Impp. Tb. 90,
legt, also sehr zweifelhaft; Magneutius, Tanini 23; *lß. 178, 1143; *Feuardent 87, 1376; *Coll.
p. 312 = Basche a. a. 0. p. 779, Cohen 6, 63; Santangelo 135 nr. 11880; LIH, Wiczay 1, 312,
Constantius Gallus, Bamus 2, 2 p. 292 nr, 26 so 6683 = Sestini, 3Ius. Med. 3 Cont. 29, 74;
= Co/icw 6, 49; Julian Apostata(DN IVLIANVS Feuardent 90, 1408; Cohen, Cat. Greau 2b8,
P F AVG. Rs. VOTA PVBLICA), Tawmi p. 321 3071; 3Ius. TheupoU p. 1129; Patin, Thcs.
= Basche 782 und Cohen 114; (DN FL GL num. a Mauroceno reipubl. legutus p. 118;
IVLIANVS AVG. Rs. VOTA PVBLICA) Ban- *Feuardent 90, 1407; *Cohen, Cat. Greau 3070;
duri 2 p. 440 = Hasche a. a. 0. — (VOTA -^Coll. Santangelo 135, 11888; *Mi. 183, 1182;
PVBLICA. Rs. ebenso) Cohen 7, 10. — (DEO 1183; *Sestini, C.N.V.M. Arig. (7. p. 108; *Cat.
SARAPIDL Rs. VOTA PVBLICA) Tanini p. Thomsen 1, 1, 194,2140; 2141; Sabina LI«,
321 = Basche a. a. 0.; Cohen 6, 112; 3Ii. 2 Sestini, Mus. Hed. 3 Cont. 32, 2; L? bei Zoega
p. 297; Akerman 2 p. 300, 10; Eckhel, Cat. Mus. 15>, 2 = Mi. 203, 1350; *Mi. S. 9, 66, 240,
C. Vindob. 2 p. 505 nr. 70 = D. N. V. 8 p. 136 40 was nach von SaUet, Die Daten der alexan-
u. Tanini p. 320 = Basche a. a. 0., 3Ti. a. a. 0., drinischen Kaisermünzen p. 32 in LI? zu be-
Akerman nr. 11. — DEO SARAPI DI oder richtigen ist; Antoninus Pius LB, * Eckhel,
SERAPIDI, Büste mit Strahlen. Rs. VOTA Cat. AI. C. Vind. 1, 270, 1 = Zoega 165, 18;
PVBLICA, Cohen 6, 113, — Banduri 2 p. 440 Wiczay 1, 313, 6677 = Sestini, Mus. Hed. 3
= Basche a. a. 0.; Musellius 3 Tb. 253 nr. 3, Cont. 32, 3; 31i. 6, 221, 1410; Feuardent 103,
1 p. 316. — Cut. Welzl de Wellenheim, Med. 1554; Le, Mi. 223, 1506; *Zoega 172, 90;
rom. p. 256 nr. 15397; Cat. d'Enncry p. 643 *Eckhel, Cat. 1,211, 10; vgl. *Mi.S.9, 70, 261;
nr. 4749; Julian und Helena, DEO SARA- *Schläger, Comm. de n. Hadr. pl. p. 137, 2 =
PIDI oder SERAPIDI, Cohen 6, 7; Mi. 2 p. 302; Baudelot, Rist, de Ptolemee Auletes p. XXXVIII;
Akerman 2 p. 304, 2; Arneth p. 203 nr. 31; 50 L GNATOY, *Mi. 6, 245, 1667; L A6KAT0Y,
.Bawdwn 2 p, 235 Tb. 14, 14; p. 435 f.; Ducange Zoega 193, 255; Bamus 1, 371, 24; Patin,
Tb. 14 p. 39 = Basche a. a. 0.; Patin p. 481 Thes. Mauroc. p. 122; *3Ius. TheupoU p. 1142;
nr. 6; Mus. Num. Lavy 2 p. 406 nr. 5169; *iU». 249, 1693; *i^ewardenM16, 1710; L GNAG-
Cat. Campana. London 1846 p. 7 nr. 23. 3; KATOY, *3Ii. 254, 1727; *Feuardent 118, 1730;
Helena, VOTAPVBLlCA.Rs.VOTAPVBLlCA, *Cat. Thomsen 1, 1, 195, 2154; L AOOAGKATOY,
lanini p. 321 Tb. 6 nr. 12 = Basche 6,1p. Zoiiga 196, 285 = Mi. 257, 1572; Feuardent
785, Mi. 2 p. 301; Akerman 2 p. 303 nr. 28. — 120, 1752; LIZ, Zoega 201, 351 = 3Ii. 267,
DE ISIDI, Tanini a. a, 0. = Basche p. 786 u. 1825; Cat. De 3Iousticr 97, 1511; Feuardent
Coh. 6, 18. — DEA ISIS FARIA, Tamm p. 322 125, 1825. 1826; LKA, Feuardent 131, 1904.
Tb. 6 nr. 13 = Basche a. a. 0., Coh. 6, 19, 00 1905; verwischt, Coh., Cat. Greau 268, 3196;
Mi. 2 p. 298, Akerman 2 p. 301, 1. — ISIS Marc Aurel L TPICKAIA, Zoega 223, 122;
FARIA Büste von vorn, Museo Num. Lavy 2 LIZ, Feuardent 139, 1986; Faustina jun. LZ,
p. 406 nr. 5170; Cohen 6, 17; Mi. 2 p. 298; Cat. De Moustier 113, 1780; LI, 3Ii. 311, 2151;
Akerman 2 p. 302 nr. 4; Cat. Campana p. 7 f. LIZ, Fcuardmt 151, 2122; *Mus. TheupoU
nr. 2. — ISIS FARIA Büste mit Diadem r, h. p. 1157 = Zoega 228, 46 und Mi. 315, 2180;
Cohen 6, 14. 15; Banduri 2 p. 235 Tb. 14, L, Verus LA, '*3fi. 323, 2246; Commodus LKZ,
24; p. 442 = Basche p. 786; Cat. D.-G. de Zoega 239, 36 = Sestini, C. N. V. 31. Arig. C.
A***. Paris 1867 p. 87 nr, 826 bis. — ISIS p. 112,
489 Isis (Göttin d. Meeres) Isis (Göttin d. Meeres) 490
üra den Pharos vermehrt erscheint der die alexandriuischcn Münzen im Sinne hat,
Typus unter Trajan LIE, Zovqa 78, 130 = für Venus, von Donaldson p. 346 für Ptole-
Ecldiel, C. M. V. 1, 268, 4; Mi. 6, 121, 665; maios Soter, von Cohen, Cat. (xrca« 257, 3063 bis
L\?, Hohler, Becords of roman liist. and coinaf/c und Cornaglia, Museo num. Lavy 1,349 nr.
1, 295, 592; LIH, Zor'ga 89, 184; Hadrian LS', 3735 für Poseidon gehalten, ist nach FeworcZm/s
Mus. Tlieiipoli p. 1122 = Zocga 105, 59 und Abbildungen VLXidiSestmi, M.Hed. 3 Cont. p. 29
Mi. 153, 896; LZ, ■'Mi. S. 9, 56, 178; LI, nr. 75 Zeus, worauf vielleicht das Epigramm
*JRamus 1, 366, 3, doch vielleicht hinter I noch des Poseidippos {Mon. grecs p. p. rass. p.
ein Zeichen; LIZ, *Zocga 135, 339 mit Anm., Vencourag. d. et. gr. en Fr. nr. 8, 1879 p. 33,
Tb. 7, 16 = Crcnzer, Symh. 1^ p. 320, Ab- lo Mnemosyne 8, 1880, Bli. Mus. N. F. 35, 1880
bildungen 1, 4 p. 5 nr. 13 und Guigniaut, Les p. 90, 'A&r'jvaiov 8 p. 350) anspielt:
rel. de l'ant. 1 p. 847 nebst Note 1, E.ipl. des — ii<xvvvx''OS Ss &£cov gvv kviiuti vKvrrig
pl. p. 49 nr. 160 a PI. 52; Gcßner Tb. 90, 24; otpsrai. sy, -aogvcp^g tivq fisycc Kaiöfisvov.
*Mi. 6, 178, 1144; '^'Collen, Cut. Greau 257, xat k^v in' ccvto öqcciiol Tuvqov -nsQag, ov8
3063 bis; *Fetiardent 87, 1377. 1378; Pedrusi av a^ccQxoi
6 Tav. 38, 6 p. 364 — 366 = Gefsncr 90, 26; cazriQo;, Uqoivsv, Zrjvog b rf/ds nXecov,
*Haym, Thes. Brit. 1 Tb. 24, 7 p. 249 — 252 = vgl. die oben angeführte Inschrift von Delos
Gefsner%l,*&; Cat. d'Ennery 4:G2, 2101 ; Tristan (B. C. H. 6, 328, 22) für die Verbindung des
1, 507, 24, von Zoega 133, 311 falsch LIE ge- Zeus mit den ägyptischen Gottheiten als
lesen; Bamus 1, 369, 37; Mns. N. Lavy 1, 20 Schirmer der Seefahrer; doch wage ich bei
3735, 3736; Wiczay 1, 312, 6646 = Sestini, M. der Kleinheit der Figur, ohne selbst die Münzen
Hcd. 3 Cont. 29,15; Coli. Santangelo ISb, llSSd; gesehen zu haben, nicht sicher zu behaupten,
Cat. De Moustkr 83, 1270; Cat. Tliomsen 1, 1, dafs Sestini recht hat. Über die alexandri-
194, 2142; 3{i. 6, 183, 1184. 1185; Feuardtnt niscben Kaisermünzen, welche Isis bald ohne
90, 1409, PI. 20; 1410; Sestini, C. N. V. M. das Kennzeichen der Seegöttin, bald ein Segel
Arig. C. p. 108; Cat. Bapp 50, 614, Cat Hei- entfaltend (wie unter Trajan, Kenner, Die
delcen 125, 2765 u. a. m.; LKA, *Mi. 6, 197, 1310; Münzsammlung des Stifts St. Florian, Tfl. 7, 2
*Feuardent 97, 1500; Antoninus Pius p. 188; und Hadrian, Zoega 133, 309 Tb. 7, 2,
LTPITOY, Zoega 167, 45; Mus. Münterianum Miisellius 2 Tb. 87, 3) zusammen mit Sarapis
1, 189, 2917; LG, iS*^. Quintino 21, 98 = Mi. S. 30 und einer anderen Gottheit auf einem Schiff
9,70,262; LH, Feuardent 113,1673; *Mi. 6, darstellen, s. DmcZer, ikfj/f/t. 5e/<r. 1 p. 141; über
241,1632; L A6KAT0T, Bamus 1,371,25; Isis Pelagia auf Homonoia-Müuzen von Ephesos
*Mus. Tlmipoli p. 1141 = Zoega 193, 254 und und Alexandria, Kum. Zeltschr. Bd. 21 p.87— 88
3Ii. 6, 249, 1694; *Feuardent 116, 1711; Tfl. 2, 6; auf einer von Samos und Alexandria
L AC0A6KMOY, Havercamp,NumopJi.B. Christ. oben Sp. 381; auf Münzen von Anchialos,
Tb. 17, 11; Zoega 196, 286; Museo N. Lavy 1, Byzanz, Perinth, hier ein Segel ausspannend
359, 3883; 3Ius. Bliinter 1, 189, 2925; Sestini, am Vorderteil eines Schiffes mit dem von
C. N. V. Mus. Ariq. C. p. 110; Feuardent 119, Sarapis bekränzten Kaiser Severus Alexander,
1749; 120, 1750. 1751; Wiczay 1, 315, 6713 = Philippopolis, Drexler, M. Beitr. 1 p. 101, 105,
*Sestini, M. Hed. 3 C. 37, 67; *Mi. 6, 257, 1750. 40 109, 116; auf Münzen von Korinth undKleonai,
1751; vgl. *Müller, Descr. d. m. a. du 7niis. oben Sp. 389 f; von Amastris, Nicomedia, Kyme,
Thorvaldsen 297,302; Cat. Heideken 127,2815; Phokaia lasos, Philadelphia Lydiae, Aspendos,
Gut. Greau 265, 3162; 266, 3166; LIH, Tristan Num. Zeit^chr. Bd. 21 p. 21— 22 Tfl. 2, 14; p. 41;
1, 606, 26 = Gefsner 100, 39, Zoega 203, 368 p. 66 Tfl. 2, 15; p. 67; p. 105— 106; p. 132; p. 148;
und 3Ii. 6, 269, 1843; 3Iusellius 1, 156, 2 Tb. p. 191; von Byblos und auf einem Stück des
105, 2; Patin, Thes. Blauroc. p. 122; Cat.Beipp Antiochos IV. oben Sp. 373 f. 376. Unter den
53,701; Marc Aurel L ACOAGKATOT, *ZoeV/a unbestimmten verzeichnet Cc/rwa^iha, 3/i«s. «m»?.
215, 15 = 3Ii. 6, 290, 1988; *Sektim, 31. Hed. Lavy 1 p. 418 nr. 4690 eine Münze mit dem
3 C. 40, 2 {„duhius") = Wiczay 1, 316, 6760; Strahlenhaupt des Helios im Obv. und der ein
Faustina jun. L AGKATOT, Sestini, C. N. V. 50 Segel haltenden Isis im Rs. Das Sistrnm an
31. Arig. C. p. 111, wohl eher L A03A6KATOT, dem Terracotta-Basrelief des Museo Campana
wie Patin, Thes. 3Iauroc. p. 125; 3Ius. N. Lavy {Anf. Opere in plastica, tav. 7, Cataloghi del
1, 365, 3953; Feuardent 149, 2102; Cat. Greau 3Iusco Campana Gl. 4, Ser. 4 nr. 7 p. 7: „3Ia-
269, 3210; *3Ius. Theupoli p. 1155 = Zoega schere di Nettuno alternate da del fini accoppiati
227, 23; *Sesfini, 31. Hed. a. a. 0. 42, 1 = con remi, ancore e sistri", Lafaye p. 296 nr. 109,
Wiczay 1, 311, ßlSO,*Cat.d' Ennery il2, 2832; E. Gerhard, A. Z. 1846 ]). 71) deutet nach
*3Ii. 6,312,2154. Die Göttergestalt zwischen letzterem nur „auf ägyptisierenden Verzierungs-
zwei Tritonen auf dem obersten Absätze des geschmack hadrianischer Zeit"; ähnlich finden
oft auch allein (z. B. Donaldson, Architectura sich zusammengestellt an Terracottareliefs „ein
mm. nr. 92; ZoeV/a Tab. 10, 14; Feuardent?]. 21, 60 Dreizack von einem Delphin umwunden, da-
1530) dargestellten Pharos, desWunderbaues des neben Reste von rundem Geräte, wie von
Kniäiers Sostratos, Lumbroso,L'Egittoaltempo Schildern, und ein Sistrum", Beschr. d. St.
dei Greci e Bomani p. 168—175, y on Panoßa, Born, 2, 2. Buch: Das Vaticanische Museum.
Gemmen mit Inschriften p. 63—64 zu Tfl. 2, 21 A. Appartamento Borgia, 4. Z. Sehr. 11 ur. 25,
für Artemis Charinautes, von F. Lajard, 3Iem. p. 24; „zwei Delphine, um den Stab eines Drei-
de l'Inst. des I. et B.-L. 15, 2 p. 291 für Isis, zacks schwungvoll gekreuzt, daneben Spuren
von 3Iaurice Albert {Le culte de Castor et anderer Figuren, links ein Sistrum", v. Sacken
Pollux en Italic p. 61 Note 4), der doch wohl u. Kenner p. 251 nr. 15.
491 Isis (Sciliitzgöttin weibl. Funktionen) Isis (Göttin d. Frauen) 492
„Keine ihrer Eigenschaften aber bat ihr heiten wird ihr Name benutzt; in den ägyp-
eine solche Bedeutung verschaftt wie die der tischen Beschwörungen desgrofsenPariserPapy-
Schutzgöttin weiblicher Funktionen" rus will der Magier eine Frau dadurch zur Liebe
sagt Be'viUe, Die Belifßon zu Born unter den zwingen, dafs er den Zauber spricht, welchen
Severern p. 53; ,,Isis gilt als das Muster einer Isis, von Thoth belehrt, gegen den ihr un-
Gattin und Mutter", Wicdemann, Die Bei. d. treu gewordenen Osiris angewendet hat, iTrj/mn,
a. Äg. p. 116. Noch auf Denkmälern der rö- Zcitschr. f. äg. Spr. u. A. 1883 p. 100 — 104, L
mischen Periode ist ihre Liebe zum Gemahl (33-54 u. lila. 1—7), vgl. 0(22— 27), P (28— 30),
verherrlicht, so stellt ein Gefäfshenkel bei p. 104— 105. Natürlich war sie deshalb so recht
Caylus, Bec. d'ant. 6 PL 75 nr. 3. 4 p. 249— 250 lo eine Lieblingsgöttin der Frauen (BöUiger,
und eine Terracotta des Museo Borgiano § 52 Kl. Sehr. 3 p. 243—301 „Sabina an der Küste
nr. 156, Doc. ined. 1 p. 380 die Büsten beider von Neapel"; Boissicr 1 p. 360fi'. ; Fricdländer,
mit zum Kufs aufeinander geprefsten Lippen Sitteiigesch. 1* p. 486ff. ; Blarquardt, B. St.-V.
dar. Sie betont: iyco siiii yvvrj yial ddilcpri 3 p. 78 Anm. 2 (= Anm. 9 der 2. Ausg.); Mar-
'06fi'Q{E)og ßccoiltog, Hymn. v. los Z. 8 — 9, guardt, Privatleben d. Bömcr 1 p. 63 Anm. 4),
yl. Z. 1878 p. 131; sie erklärt: ccvöqI yvvaiyia die schon ohnehin in stärkerem Mafse als (jlie
avväyayov, H. v. Andros v. 37; iyu) ywaina Männer den fremden Kulten zuneigten, vgl.
Kcil avÖQCc avvT^yaya, H. v. los Z. 17, tym Merivale 3 p. 585 ff.. Muller, De hierarcliia
axiQy£a%^a\l'\yvv\ai:yC\ci?v^lOLvS\^Q\(i>v■t]vävv.(XGol, et studio viiae asceticae in sacris et mysteriis
ibid. Z. 25. 26, Sym avvygcxcpag ya^i-Ha\g ...., 20 Graecoruni Bomtmorumve latentihus. Havniae
ibid. Z. 11, iycö slyn ij [tkxJqk ywcci^l &£og 1803 p. 34, Doellinger, Hcidentnm u. Judentum
■>i(xXovfii[v]r], ibid. Z. 11. ,,Die Herrin der p. 630 f. — Juvencd (6, 522 ff., vgl. Trede 4
Liebe" {Brugsch, Bei. p. 647) „die süfse in der p. 295 ff'.) schildert, wie sie auf Geheifs der Göttin
Liebe" {Brugsch, Dict. geogr. p. 1133) nennen mitten im Winter dreimal in den eisigen Fluten
sie ägyptische Texte; xat r/^r 'Ißiv EvSo'gög des Tiber untertauchen, auf blutigen Knieen
(pr]Gi ßQaßsveiv ta eQcoriyicc heifst es bei Flut. das Marsfeld entlang rutschen, ja wohl gar
de Is. et Os. c. 52, p. 94 ed. Parthey. Sie er- eine Wallfahrt bis Meroe (zum Zwecke der
barmt sich der Liebenden; die als Mädchen Pöuitenz, wie Trede p. 296 richtig erkennt)
mit lanthe verlobte Iphis verwandelt sie in unternehmen und Nilwasser zur Besprengung
einen Jüngling, üvid, Met. 9, 665 ff. ; Anthia, 30 des Tempels mitbringen; auch wie sie den
welche sie angefleht hat, sie unberührt dem durch Nichtbeachtung des Keuschheitsgesetzes
Habrokomas zu erhalten, führt sie unversehrt an den heiligen Tagen erregten Zorn der Gott-
dem Geliebten zu {Xenoph. Eph., Erotici Script. heit zu besänftigen suchen durch die Spende
Gr. rec. Hercher 1 p. 384, vgl. 372 und 376) eines Kuchens oder einer Gans, des beliebten
wofür ihr beide im Isistempel zu Rhodos Opfertiers der Götter des Nillands (s. Cuperus,
danken, p. 397; bei Achilles Tatius wird sie Harpocrates p. 54, Frid. Sum. de Schmidt,
in ihrem Tempel als Zeugin der Schwüre ewiger Diss. de saccrd. et sacrißciis Aeg. p. 306—311,
Treue angernten, c. 14 § 2, 1 p. 140. Wenn Wolff zu Porphyrius de pliilos. ex orac. hau-
aber Gcorgii 4 p. 287 aus Ovid Amor. 1,8,74 rienda p. 191, Ckwolson, Die Ssubier 2 p. 85,
schliefsen will, dafs sie als Beraterin in Liebes- lo WiUcinson 5 p. 379 u. 533, Keller, Tiere des
intriguen gedient habe, so ver.steht er den Sinn kl. A. p. 286, p. 454 Anm. 6, Stepliani, C. r.
falsch; der Dichter läfst hier eine alte Hexe p. l'a. 1863 p. 22, Anm. 6. 7, p. 93, Wiede-
der Geliebten raten, sie solle Fasten und An- mann, Hcrodots 2. B. p. 311, Brugsch, Dict.
dachten im Dienste der Isis zum Vorwand geogr. p. 659; vgl. auch Hdbig, Wandgemälde
nehmen, sich ihm zu versagen; dafs freilich p. 220 f. nr. 1106. 1107), auf welcher Isis selbst
ihre Tempel in Rom Gelegenheit zu Liebes- mit Harpokrates zusammen {Coli. Drovelti, Obj.
abenteuern boten, kann nach den Stellen der en t. c. nr. 24, Doc. ined. 3 p. 262) oder letz-
Autoren nicht geleugnet werden. Ovid, A. a. terer allein {Niim. Zcitschr. 21 p. 22t — 222, A
1, 77—78 rät dem Neuling, die Tempel der guide io the first and second eg. rooms of the
Göttin, die viele dazu macht, was sie selbst 50 Brit. Mus. p. 107; p. 108 nr. 2432''^, Zcitschr.
dem lupiter gewesen, aufzusuchen, am. 2, 2, 25 f. äg. Spr. 1889 p. 55) reitend dargestellt Avird.
warnt er schalkhaft, nicht zu erforschen, was Nicht selten liefseu sich die Vei"ehrerinnen
sich bei der linnentragenden Isis begeben der Göttin in deren Tracht darstellen (üoi^jf/ej-,
könne; der sittenstrenge Juvenal 6, 488 nennt Kl. Sehr. 3 p. 255 Anm.**, K. O. Müller,
die Göttin wenig respektvoll geradezu eine Handb. d. Ji. d. K.^ p. 670, § 408, Mar-
Kupplerin; doch fällt, was hier in poetischer quardt, B. St.-V. 3^ p. 80 Anm. 4), dem
Ausdrucksweise der Göttin vorgeworfen wird, linnenen Untergewand und dem meLst ge-
nicht ihr selbst, sondern, wie in dem von franzten und fast immer auf der Brust ge-
losephus, Antiqq. 18, 3, 4 erzählten Falle, nn- knoteten Mantel {Winckehnciim, Stl. WerJce 4
würdigen Priestern derselben zur Last; auch co p. 356—357, 7, p. 67 — 68, Lafaye p. 253 — 254),
waren die Tempel überhaupt, nicht nur die von dem Zofga, N. Aeg. p. 167, 48, Anm. die
der Isis, als Orte der Verführung bekannt, Erklärung giebt: ,,conieio equidem innui liabi-
Friedländer, Sittengesch. 1^ p. 488—489; vgl. tum mulierwn luctantium, ut nodo qui vcstem
über die Vorgänge bei heutigen religiösen retinebat, facili negotio solvendo, nunquam non
Nachtfesten in Süditalien die Andeutung 2Vec^fS, essent paratae ad ubera infanti praehenda",
Das Heidentum in der kathol. Kirche 4 p. 176 ferner dem Sistrum (über welches s. Bene-
u. p. 178. dictus Bacchinus , De sistris eorumque figuris
Auch zur Zauberei in Liebesangelegen- ac diff'erentia, wieder abgedruckt in Gracvius,
493 Isis (Isiskostüm V. Frauen getragen) Isis (Schönheit; ^— Hathorn. Aphrodite) 494
Thes. Ant. I\om. 6 p. 409 — 415 von Jacohus natürlich auch durch Schönheit und Anmut
Tollitis nebst des letzteren „De sistrorum varia aus. „Von schönem Anblick", „die liebens-
fif/ura dissertatiuncula" ; Hieronymus Bossius, würdige in allen Ländern", „die liebenswür-
Jsiacus sive de sistro opusculum. Mediolani digste unter allen Gottheiten", ,, die Holdselige",
16tJ"J. ItJ", abgedruckt in Sallenfjres Nov. Thes. „die Schöngesichtige in Theben, die Hehre in
Ant. JRom. 2 p. 1373—1392, vgl. praef. p. V — Heliopolis, die Guttbätige in Memi:)his'', „die
VI; Anonymi Epistola de sistro in Joannes Herrin der Wonne und Freude" heilst sie in
Clerictis, BibliotJteca selecta. Tom. 16 p. 163; den ägyptischen Texten, Brugscli, Bei. p. 646
de Ja Chausse, Born. Mus. Romae 1746. 2°. — 647; Trayxailos C. I. Gr. 5113. Als Haupt-
Sect. 3 Tab. 15 — 17, p. 9 — 13; Sect. 4 Tab. 8, lo Schönheit allerdings rühmen die Griechen ihre
12, 13. 48 — 49; Juhlonsld, Voces Aegyptiacae Locken, weshalb sie Beinamen wie EUTrAojtafiog,
p. 309 mit De Waters Anm.; Amaduzzi, No- Kaibel, Ejngr. Gr. 833 und svs&iiga, Buclistcin,
velle Ictterarie di Firenze 1773; Büttiger, Kl. Epiqr. Gr. in Aeg. rep. 34 C vs 7 = Lcpsius,
Sehr. 3 p. 262 Anm.**; Villoteau, Sur les diff. 6, Tab. 97. Gr. 455 erhält, vgl. Puchstcin,
instrumcnts de musique, Descr. de VEg. Gl». iGO; p. 74, Drexler , Wochenschr. f. kl. Phil. 1886
Musee de Bavestein 1 p. 69 — 70; Aug. Andre, Sp. 1082 — 1084, Wieseler, Üb. einige beach-
Cat. rais. du musee d'arch. et de cer. de Bennes'^ tensw. gesclm. St. 2, 1 p. 41—43 {Gott. Abh. 30),
p. 32 zu nr. 65; Parthey zu Plut. De Is. et Os. Furtioängler , Jahrb. f. d. D. A. Inst. 4 p. 82
c. 63 p. 256 — 257; Wilkinson, M. a. C. 1 p. 69 — 83. Und wie sie selbst anmutreich ist, so
— 70, 2 p. 323, 325; Brugscli, Dict. gcogr. 20 verleiht sie auch die x(>^Q'^?', ^i^^oi 6oi o Udgantg
p. 742; Pierret, Dict. d'arch. eg. p. 514; E. kkI t] 'Icig EnacpQodiGcav ;(;o:pt»', [lOQtprjv ngos
J.efcbure, Bites egyptiens construction et pro- rov ßaadia kccI tijv ßaöihaaav wünscht Pto-
tcction des cdißces = Publications de l'ecole lemaios der Sohn des Glaukias dem viio8ioLv.ri-
dcs Itttres d'Alger, Bull, de Corr. Afric. 4. 1890 z/jg Sarapion, s. Wochenschr. f. kl. Phil. 1886
p. 08; vgl. das abessinische Kirchengerät Sa- Sp. 1245.
nasel bei Batzel, Völkerkunde 3 p. 249) und Nahe berührt sie sich mit Hathor, s. oben
der Situla; man vgl. die Büsten bei Lafaye Bd. 1 Sp. 1855 — ^Gu. 2 STp.ib3 f., Brugscli, Gcogr.
p. 287 nr. 85; p. 287 nr. 86; Matz u. v. Dulm Insclir. 1 p. 202, 203, 229, 276; 3 p. 22, 24, 30, in
2, 13. 512 nr. 2006; 3Iuseo Borgiano § 14 welcher die Griechen ihre Aphrodite wieder-
ni-. 15, Doc. ined. 1 p. 338; die Statuen bei 30 erkannten, ^ei einer von O.Puclistein, Mitt. d.
Lafaye p. 287 nr. 87, PI. 4 (vgl. 88. 89); D. A. I. i. Athen 7, 1882 p. 14—15 nr. 348 so
Dressel u. Milchhöfer, Mitt. d. I). A. I. i. beschriebenen Figur der Sammlung Z)e?He<n'o in
Athen 1877 p. 349 nr. 99; Michaelis, Ancient Athen: „Weibliche vierköpfige Bronzestatuette
Marbles in Great Britain p. 355, Incc Blun- (etwa 0,35 h.), bis auf die Arme, den 1. Fufs und
deU Hall 55; Visconti, Monum. du mus. Chia- eine Beschädigung am 1. Knie gut erhalten.
ramonti p. 36 — 45, PI. 3 (ohne Knoten, in der Die Figur im ägyptischen Schema stehend,
lt. statt des Sistrum „iine branclte d'arbre scheint den 1. Arm gesenkt, den r. vor der
en forme d'as2)crsoir", aber ergänzt); Matz u. Brust gehalten zu haben. Das faltenreiche Ge-
i'. D'iihn 2 p. 451 nr. 1581; p. 452 nr. 1589 = wand mit dem sog. Isisknoten auf der Brust,
Lafaye p. 275 nr. 36 (,,lsis"); nr. 1583 („Torso 40 sowie das Profil der vier Köpfe mit dachziegel-
einer Isispriesterin"); ^mW. rfeZZa comww'ss. «rc/t. förmig angeordneten Löckchen und langen
munic. 4. 1876, p. 110, p. 215, sez. 2, 1 nr. IH; jederseits herabhängenden Flechten ist gräci-
11. 1883 p. 261, sez. 2, 1 nr. 2; P. E.Visconti, siereud. Auf dem viergesichtigen Kopfe trägt
Catalogo del museo Torlonia di scuUure antiche. die Figur einen grofsen. auf einem Rund von
Roma 1876 p. 93 nr. 178; auch die „Isis" bei Uräusschlangen stehenden Aufsatz, welcher aus
Lafaye p. 277 nr. 45 ist wohl eher eine Isiaca; der Isiskrone, den Widderhörnern und Doppel-
die attischen Grabstelen, Lafaye p. 298 nr. 114, federn besteht" könnte man sich versucht
von denen die der Zo(fia 'Ayanrirov (C. I. A. 3, fühlen, die Deutung, welche in Cramers Anec-
2199 abgebildet ist bei Le Bas, Voyage en dota Parisiensia 1 p. 321 von der Vierköpfig-
Grcce et en As. Min. Flanches pid)liees par 50 keit der Hekate gegeben wird: oQ^sv -nal tizQa-
S. Beinach, Monum. fig. 75 p. 83; den Grab- y.^cpaXov xfiv "'E-Aocxriv 6 ^votiaog nagadiöcoai,
stein von Tanagra, G. Körte, Mitt. d. D. A. Xoyog dicc ra xssaaga axot-xsicc auf Isis, elemen-
Inst. i. Atli. 3, 1878 p. 342 nr. 54; den Grab- torum omnium domiua {A^nd. Met. 11, 5), zu
stein der Babullia Varilla, ia/a?/e p. 298 nr. 113, übertragen, doch wird man besser thun, sich
PI. 5, die bei Matz u. v. Dulm 3 p. 177 an „Hathor die viergesichtige" (oben 1 Sp. 1867)
nr. 3881; p. 202 nr. 3950 u. a. m.; auch Büsten zu erinnern. Vielfach wurde Isis mit Aphro-
mit Sistrum auf geschnittenen Steinen, La dite verschmolzen oder zu ihr in Beziehung
Chausse, Born. Mus. 1 sect. 1, 2, p. 2 — 3 = gesetzt, vgl. Schivenck, D. Mytliol. der Semiten
Montfaucon 2, 2 PI. 115, 1 (Cameo); Baspe p. 210, D. 3Iythol. d. Ag. -p. 219, Engel, Kypros
]). 25 nr. 262; p. 26 nr. 277, PI. 7 (Cameo); 60 2 p. 514. — Heibig, Untersuchungen über die
Mafl'ei, Gemme ant. fig. 2, 3 p. 9 — 11 = campanische Wandmalerei p. 8 läfst den Isis-
Augustinus, Gemmae et sculpt. ant. 1, 68 p. 21 typus der griechischen Kunst „aus Elementen
— 22, Montfaucon 2, 2, 118., 2, Baponi, PI. 50, des Hera- und Aphroditeideales zusamraenge-
1 (Gewand an den Ärmeln geknöpft. Cameo); arbeitet" sein. Bei Apulejus Met. 11, 2 wird
David et Mulot, Le Mus. de Flor. 1 PI. 85, 5 sie von Lucius angeredet: „seutii caelestis Venus
p. 228— 229, Baponi PI. 17, 1; Böttiger, Kl. quae primis rerum exordiis sexuwn diversitateni
Sehr. 3 p. 255 Anm.** generato amore sociasti et aeterna subole humano
Als Vorbild des Weibes zeichnet sie sich genere propagato nunc circumfluo Paphi sa-
495
Isis (= Aphrodite)
Isis (= Aphrodite)
496
crario coleris" und Kap. 5 erklärt sie, dafs sie
die „fhiduantes Ci/prü Paphiam Venerem"
nennen. Heuzey , Cat. des fig. en t. e. du
musee du Louvre p. 199 nr. 247, PI. 10, 7 be-
schreibt eine Terraeotta- Statuette aus Larnaka:
„Femme nue coifjee ä Vcgyptienne et caracte-
risee ä la fois covwie deesse nourrice et yenc-
ratrice. L'ancienne aititude de V Aphrodite Orien-
tale et cypriote, porlant la main ä sa poitrine
se complique d'un autre ycste qui rappelle
VAphrodite de Guide." Eine Kalksteinfigur
der cyprischen Aphrodite, ägvpto-phönicischer
KunstübuDg entstammend, mit Chiton und
Himation, das Haupt geziert
mit dem Polos und grofsen
Ohrringen, trägt in der R.
eine Blume, von welcher
E. Bahelon, Venus cypriote
Aphrodite mit Isis verschmolzen. {Hagemans, Un cab.
d'arnateur. PI. 5, 1. 2.)
de la coli. De Luynes, Gas. Anh. 1883, PL 56
p. 333 sagt: „La fleur de lotus que la deesse
tient de sa main clr. ramcnce sur la poitrine.,
c'est la fleur d'lsis" ; vgl. hiermit Chabouillet,
Cat. gen. des c. et p». gr. de la hibl. imp. p. 551
nr. 3206: „Divinite feminine (Venus Orientale?)
tenant deux fleur s de lotus. II. 8cent. Manche
en 08 d'un usttnsile de travail phenicien, troiive
en Syrie." Eine Anzahl von Denkmälern, welche
Aphrodite mit Isis verschmolzen zeigen, habe
ich in der Num. Zeitschrift Bd. 21 p 70—73
Anm. 7 zusammengestellt, darunter die hier
abgebildeten Bronzen G. Hagemans, Un cab.
d'arnateur PI. 5, 1. 2. Ich füge hierzu noch
folgende. In der Coli, de M. Gustave Posno,
Ant. cg., greco-rom. et rom. Paris 1883 werden
unter den griechisch-römischen Bronzen ver-
zeichnet p. 130 nr. 556 Isis, in der L. eine
Lotosblume haltend, auf welcher Koros sitzt;
p. 130 nr. 557, p. 131 nr. 558 „Venus asiatique
nue, debout'^ mit Diadem gebildet aus 5 Palmet-
ten, in der R. einen Spiegel, in der erhobenen
L. die Lotosblume mit Koros ; p. 132 nr. 661
,,Venus de Natihratis" in der erhobenen R.
einen Uräus mit Diskus auf dem Haupt, in der
L. die Lotosblume mit dem Horos; p. 133
nr. 5G2 „Venus" mit dem Diadem der Hera,
in der erhobenen Kand die Lotosblume mit
Horos. Die „Aphrodite" der Sammlung Theod.
Graff, Th. Schreiber , Arch. Anz. d. Jahrh. d.
D. A. I. 5, 1890 p. 158 nr. 10 mit Isiskopf-
putz, Halsband, Ohrringen, Armband, trug in
10 der R. ein abgebrochenes Attribut, in dir L.
„eine hockende Figur", in welcher wir wohl
unbedenklich nach den eben angeführten Typen
Karpokrates auf dem Lotos erkennen dürfen;
auch der Karpokrates mit der Sonnenscheibe
auf der Lotosblume, deren Stengel „cra ine-
rente ad un' altra figura, della, quäle rimane
il braccio sinistro niuW bei Panofica, II Museo
Bartoldiano p. 5 nr. 7 und Coli. Greau. Cat.
des br. ant. p. 169 nr. 864 stammen wohl von
20 einer ähnlichen Bronzestatuette der Aphrodite.
Aphrodite selbst dem Lotos entsteigend soll
zeigen eine Elfenbeiuarbeit der Sammlung S.
Mertens- Schaaf hausen (E. aus'm Weerth, Bonn.
Jahrb. K. 27 p. 96) und ein Bleimonument des
Museo Bartoldiano, Panofica, II Museo Bartoldi-
ano p. 61 nr. 3: „Un fiorc di loto, da cui ei^ce la
parte sup>eriorc di una donna, forse Venere."
Fei ner verzeichnet Adritn de Longperier, Notice
des bromcs ant. cxposes dans les galeries du musee
so nat. du Louvre p. 35 nr. 153 eine nackte Aphro-
dite mit in Palmetten zerteiltem gewaltigen
Kopfputz: „eile porte un gr and Collier, aucentre
duquel pend un croissant renversc uu-dessus d'un
globe de verre bleu, surmontant un groupe compose
d'un canopc entre un Harpocrate et une Venus.
Le Collier porte encore un buste de Serapis, et
un buste d' Isis"; nr. 154 Aphrodite mit pal-
mengezierter grofser Stephane, „sa 2^oitrine
ornee d'un collier au centre duquel pend un
40 buste d'Isis (1)". Ein Karneolfragment bei
Dolce, Vescriz. istor. del. museo di Cristiano
Denli. A nr. 23 p. 4 zeigt „Iside la stessa che
Venere"; ein Heliotrop in Berlin, Töllcen 1,
26, 104 = Winchelmann, Bescr. 2, 10 nr. 576
p. 120 „Venus mit dem ägyptischen Götter-
zeichen auf dem Scheitel, neben ihr ein Eros
Bogen schiefsend, einer fliegend, ihr Spiegel
vorhaltend"; vgl. auch die einen Eros mit
Bogen in der Luft haltende und von einem
50 anderen Eros mit Fackel begleitete Aphrodite,
die nach Montfaucon, L'Ant. expl. 2, 2 PL 179,
2 (ans La Chausse) p. 387 „ime fleur de lotus"
auf dem Haupte hat und Coli. Badeigts de
Laborde p. 18 nr. 193: „Venus, le haut du
Corps nu, appuyee sur une haste, la tete sur-
montce d'nne fleur. Sept ctoiles dans le champ.
Le to'ut dans un couvercle forme par le ser-
pent ovQo^ÖQog. lis. Abraxas. lAG). Jaspe noir";
vgl. p. 8 nr. 59 Zusammenstellung von Mars,
60 Venus und Sarapis. Bernoulli, Aphrodite
p. 261 nr. 22 führt an ,,die merkwürdig her-
menartig gebildete Aphrodite auf der Gemme
bei Cades, Impr. 7 K. 56, mit „Amor, der ihr
einen Spiegel vorhält. Auf dem Kopfe die
Lotosblume". Auf einem roten Jaspis in Berlin
erscheint nach Tölkcn 1, 2 nr. 36 p. 16 ,, Isis-
Aphrodite, stehend mit Sistrum und Wasser-
krug, eine Patera haltend, worauf eine sitzende
497 Isis (= Aphvoflite; Horos = Eros) Isis (= Aphrodite; Heros = Eros) 498
Spitzmaus (nach Winclcdmann , Dcscr. 1, 2 l.afaije ■p.284:,73 (Gold); C.Leemans, Descr.rais.
iir. 5G p. 14 ,,MU 1in-re qui paroit kc drrsser"), des iiionum. cfj. du viuhcc d'ant. <i Leide p. 21
ein der Venus Athor als Nachtgöttin geweih- nr. 1440 (Gold); nr. 1441 (Silber); Jo. Smetius,
tes Tier". Mehrere geschnittene Steine zeigen Antiquitcdes Neomiifjenses, Noviomagi Bat. 1678
Aphrodite auf der einen und Harpokrates auf p. 127 — 137 = Cuperus, Harp. p. 1 — 2 (Silber);
der anderen Seite, de Murr, Dcscr. du cab. de Mus. 3Ieadianum, Londini 1755 p. 215 (Silber);
Pmd de I'raun p. 349 nr. 1050, Vrlichs, Drei- Kircher,Ocd. Acy. '6ii. 620; Spon,l{ecJi. cur. ]^. l'SO
zclin Gemmen der tiammlunci der Frau Sibylla n. 35 = Cuperus p. 32 u. Baudelot de Duirvul 1
Merfens-Schaaffhauscn p. 14—15 nr. 13, King, PI. 16fig.2 [a]; nr.37 =7>«'«d£Zoia.a. 0.fig.2[bJ;
TheGiiosticsPl. b, 1, St€2)hani, C. r. 1^.1870 — 1871 lo nr. 38 = Cuperus p. 32 und Buudelut fig. 2 [cj
p. 89 nr. 120 immer ders. St.; Stepluini,&..ü..O. (letztere Figur ohne Flügel am Kücken, dafür
p. 87 nr. 101; p. 225 nr. 30, PI. 6, 30; oder mit Flügeln an den Füfsen; ohne Flügel, aber
beide neben einander, Brit. 3Ius. Ä Guide to mit Köcher, von Baillet irrig für ,,une sorie
the ferst and sccond egyptian rooms p. 116, de ludte eiuploi/cc ä faire lavendaiigc" gehalten,
G. 139, Hämatit; ein Chalcedon der Cull. de erscheint auch eine Bronze der Sammlung
J/. 3Iontigiiif p. 44 nr. 580 Harpokrates auf Desnoycrs in Orleans, Ztitschr. f. äg. »Spr. 1878
einem Cippus, davor Aphrodite, hinter ihr Eros p. 106—108, Tfl. 6 Fig. 1); Buudclot a. a. 0.
mit Fackel; eine Brouzegruppe in Turin stellt PI. 2 flg. 1 p. 234, 263 = Cuperus p. 118;
dar Aphrodite mit vergoldetem Kranze auf lo. Bapt. Donii Inscriptloncs ard. cum notis cd.
dem Haupte und zwei goldenen Bändern an 20 A. F. Gorius. Flor. 1731. 2°. p. 19 {„quo
beiden Armen, ,,vor ihr ein Tritt [Doc. ined.: olim ornahatur Museum loh. Ciampini"); Zoegu,
„altarhio"'] mit einigen Stufen und daneben Kumt Acg. p. 130, Note zu Hadrianus nr. 285
zwei kleine Harpokratesfiguren", Wiesclcr, {Mus. Borgia, „ad humeros arcum'-); I\. gal.
Gütt. Nachr. 1877 p. 684 — 685, Doc. ined. p. di Firenze ser. 4 t. 1 tav. 47 = Lafaye p. 284
s. a. st. d. Mus. d' Itcdia 1 p. 439. Terracotten sub nr. 70; Heibig, Bull. d. Inst. 1874 p. 4
aus Südrufslaud zeigen Aphrodite zwischen nr. 2 aus Sammlung Castellani; Cull. Hertz
Harpokrates und einem als Herme gebildeten p. 134 nr. 74; Cull. J. Greau, Ccd. des bronzcs
Priapos, Stephani, C. r. p. l'a. 1877, PI. 5 nr. 7 ant. Paris 1885. 4°. p. 168 nr. 837; p. 199 nr. 948;
p. 254—255; 259—260; p. l'a. 1S70 et 1871 Gacdechens, Die Ant. zu Arolsen p. 67 nr. 132;
PI. 3, 5 p- 174—175; p. l'a. 1873 PI. 1 nr. 1 30 Friederichs 2 Tp. 4:3n nr. 2005; v. Sackenu. Kenner
p. 5 — 6. Isis-Fortuna und einen kleinen Eros p. 302 nr. 1173'>' = v. Sacken, Bronzen p. 91,
sieht man an einem Elfenbeinkästchen spät- Tß.. 31,9; Hübner, Die ant. Bildwerke in Madrid
römischen Stils, Michaelis in Great Britain p. 203 nr. 435. CVpcrs Erklärung p. 32— 45, dafs
p. 620, Richmond nr. 1. Harpokrates beide Attribute als Sonnengott
Auch wurde, wie Isis mit Aphrodite, so ihr führt, ist unnötig; wird doch inschriftlich die
Sohn Harpokrates mit Eros verschmolzen. Verschmelzung von Eros, Harpokrates und
Eine Unzahl kleiner Metallfiguren, meist von Apollon bezeugt, 'Ad'rjv. 5 p. 458 nr. 7. In
Bronze, zuweilen aber auch von Silber oder Marmor verzeichnet einen „Harpokrates mit
Gold, zeigen ihn ausgestattet mit Flügeln, den Attributen des Amor und Bacchus" Fritz
Cuperus, Harp). p. 36 aus 3Ius. Moscardi 1. 1 40 Pichler, D. hist. Museum im Joanneum. Gratz
c. 13; Baudelot de Dairved, De l'uiilite des 1876 p. 9; in „terre bleue mate" einen „Harpo-
voyagcs 1 PI. 7, 1 p. 262; de la Chausse, Bom. crate ailc" Meestcr de Bavestein, Mus. Buve-
3ius. 1 sect. 2 Tb. 33 {Bellori); Tb. 34 {de la stein 2 p. 81 nr. 1102; ferner in Terracotta
Chausse), wonach bei Montfaucon 2, 2 PI. 124, Coli. H. Hoff mann. Paris 1886 p. 12 nr. 24:
1. 2; Montfaucon a.a.O. nr. 11 {3Ir. Foucault); ,,Aviour-Harpocrate accoude sur un cippe, les
PI. 125, 4 {R. B. 3Iini); vgl. nr. 3 (ilfr. Rigord, alles eployees, V index de la m. dr. sur la bouchc,
viereckiges Plättchen); 3Iusei Franciani De- une corne d'abond. au bras g. Figurine doree,
scriplio 2 p. 14 nr. 119, 120 (beide von Silber); de la fabrique dite d'Fphese''; Coli, de M. le
F. V. Sackemi. Fr. Kenner, Die Samml. d.K. K. Comte de Gobineuu. Paris 1882. p. 31 nr. 69:
3Iünz- u. Ant.-Kab. p. 333 nr. 26 (Silber); p. 299 50 „Büste d'Amour (fragment de figurine). II est
nr. 1145 = Sacken, Die ant. Bronzen d. K. K. aile, couronnc de lierre et de corytnbes et sa
ilif. M. ^.-Jf. p. 91,Tfl. 32, 9; Friederichs, Berlins m. dr. est rapprochee du menton. Asie min.";
ant. Bildiv. 2 -p. 4:33 nr. 2003, 2004:; Bronzid'Erc. auch die Terracottafigur des auf einer Gans
2, 86. 87, Roux u. Barre 5 Tfl. 97 nr. 2 u. 3 reitenden Harpokrates von Tarsos trägt Flügel
p. 104—105; Tfl. 103 nr. 2. 3 p. 107 — 108, Ger- am Rücken, Lafaye p. 285 nr. 75, PL 3; ferner
hard u. Panofka, Neapels ant. Bildw. p. 174, Carlo Kunz, II 3Iuseo civico di ant. di Tricste
3Ius. Borb. 12, 30; Lafaye p. 283 nr. 69, 70; 1879 p. 60 verzeichnet aus Aquileja stammend:
3Iau, Scavi di Pompei, Bull d. Inst. 1876 „bassorilievo con piccolo amorino in aiteggia-
p. 48 (Silber); Grivaud de la Vincelle, Rec. de mento di Arpocrate, presso una urna". Ge-
monum. ant., la plupart incdits et dc'couverts go flügelt erscheint Harpokrates auch auf der
dcms l'anc. Gaide PI. 4 nr. 4 p. 38—40; A. Glaslampe bei Passeri 1, 1, Lafaye p. 302
Comarmond, Descr. des ant. et obj. d'art con- nr. 127, Drexler , M. Beitr. 1 p. 47, Anm. 1
tenus dans les salles du ptdais-desarts de la zu p. 44 und auf einer Bleitessera (vor einem
ville de Lyon p. 201 nr. 19; de Longperier, Altar stehend und mit Keule in der L.), 3Ius.
Notice des bronzes ant. du Louvre i>. in nr. 522; Num. Lavy 1 p. 407 nr. 4580; und auf einer
Coli. H. Hoffmann, Paris 1886 p. 12 n. 24. Gemme (zwischen Isis und Sarapis), Cid f et
Häufig gesellt sich hierzu noch der Köcher, 27, 113 = 3Iontfaucon 2, 2, 160, 10 u. 170, 6;
Longperier T^.llQ nx. 520 = Cab. Tersan 320 = vgl. auch Montfaucon 2, 2 PI. 124. 125. In
490 Isis (Beziehungen zu Aphrodite)
den Gemme Estensi nr. 372, Doc. ined. p. s. a.
st. d. Mus. d'It. 2 p. 306 wird verzeichnet ein
„Amorino con sistro in mmw", wie auch den
Bronzen bei Friedericha 2 p. 433 nr. 2005 und
bei BaudeJot 1 PI. 2, 1 = Giiper p. 118 das
Sisti-um beigegeben ist. Nach de Lonfipcrier
p. 43 nr. 183 ist in einer Bronze des Louvre
Eros nach dem Vorbild des aus dem Lotos
sich erhebenden Harpokrates aus einer Blume
hervorgehend dargestellt; vgl. den gebän-
derten Achat der Sammlung Demidoff „Ämore
che (jermoglia dnl fior di loto", Cades, Impr.
gemm. II Cent. nr. 44 p. 11 und die nackte aus
einem Akanthusblätterbündel hervorkommende
Knabenfigur einer Bronze in Lyon, Comarmond
p. 253 nr. 169.
Zuweilen treten Isis und Aphrodite, wenn
sie auch nicht einander assimiliert werden,
doch in Beziehung zu einander. Die Göttin,
welcher nach C. I. A. 3, 162 in Athen eine
Aphroditestatue geweiht wird, halten Boeclch,
C. I. Gr. 481, Biitenherger , Keil, I'h. Mvs.
N. F. Bd. 19 p. 256, vgl. Köhler, Mitt. d. D.
A. I. i. Ath. 2, 1877 p! 2.56 ff: für Isis, wäh-
rend Stephani, C. r. p. Ta. 1860 p. 114 weniger
wahrscheinlich an Demeter denkt. Eine sil-
berne Venus wird der Isis Bubastis in Ostia
geweiht, C. I. L. 14, 21 u. add. Auch in der
Porticus des Isistempels in Pompeji, wo Ger-
hard, A. Ans. 1863 p. 51* — 52* allerdings ohne
Begründung sie der Venus Fisica gleichge-
setzt werden läfst, wurde eine Ma,rmorstatue
der Isis gefunden, Geornii in Paulys M.-E. 4
)) 229, Ö. Justi, Winckehnann 2, 2 p. 400,
OverbceJc, Pompeji p. 371, Fiorelli, Pomp. ant.
hist. vol. 1, 1 p. 165; 1, 2 p. 149, Nissen, Pomp.
Stud. p. 347, Lafaye p. 190.
Umgekehrt fand man im Aphroditetem-
pel zu Kyrene eine Isisstatue, A guide to the
fir.-rom. sc. in the dep. of qr. and rom ant.
[ofthe Brit. Mus.] 2, 1876 p.'lO (nr. 20), Smith
and Porcher, Hist. of dise. in Gyr. p. 103
nr. 70. Ein Basrelieffragment aus Deruta zeigt
die Aufschriften VENERI MARTI ALI; ///TO-
KIAE; ISIDI, Gammurini, Not. d. sc. di ant.
1884 p. 145; in Athen finden sich an einer Basis
vom Südabhang der Burg, C. I. A. 2, 3, 1671
die Aufschriften 'Egfiov | 'JcppoSi'trjq \ Tlcevos; \
Nv(iq)äv; \ "laiSog; U. Koehler, Mitt. d. I).
A. I. i. Äfh. 2 p. 249 vermutet darnach, es
habe sich beim Tempel der Aphrodite Pande-
mos oder innerhalb des dazu gehörigen Teme-
nos ein Heiligtum der Isis befunden. Wenn
aber Gerhard, A. Z. 1861 p. 135 Anm 20 er-
klärt: „Die anderweitig bekannte Vermischung
von Isis und Aphrodite wird aus Aphroditens
Ilauptsitz Korinth durch Tempel von Sarapis
und Isis auf der dortigen Burg bestätigt,
Paus. 2, 4, 6", so ist das ungenau, da die rs-
fiivr] "laiSog auf dem Aufgang nach Akrokorinth,
nicht aber auf der Burg selbst beim Naos der
Aphrodite lagen.
Interessant ist ihre Stellung auf Dolos zu
der dort als syrische Aphrodite verehrten Dea
Syria. Die ägyptischen Gottheiten fanden
dort ihre Anbetung in demselben grofsen
Heiligtum der fremden Götterwesen wie die
syrische] Aphrodite, jedoch nicht in gemein-
Isis (Beziehungen zur Dea Syria) 500
schaftlichen Kapellen mit derselben; auf erste-
res weist der Umstand hin, dafs die Wid-
mungen an die syrische Aphrodite und an die
Götter des Nillandes mit einander vermengt
gefunden wurden, auf letzteres müssen wir
daraus schliefsen, dafs die Inschriften jene nie
als avfißaßoc; oder ovvvuoc; dieser bezeichnen
und dafs beide besondere Priester haben. Nur
einmal kommt es vor. dafs ein gewisser Apol-
lo lonius, der Sohn des Asklepiodoros ^atcc n^ÖG-
rnjßcc UagccTtioc, "laiog, Avovßiog, Jq)Qodvrr]g,
B. C. H. 6 p. 330 nr. 25 eine Mauer errichtet,
die nach Hauvetfe-BesnaultsYermutung. dessen
Ausführungen, B. C. II. 6 p. 471 — 473, ich hier
ebenso wie Nenz , Qunestiones Deliacae p. 35
— 36 folge, vielleicht ein der syrischen Aphro-
dite geweihtes Gebäude mit Baulichkeiten des
Tempels der ägyptischen Gottheiten verbinden
sollte. Einmal kommt auch eine völlige Iden-
20 tifikation der Isis und der syrischen Aphro-
dite unter Mith^reinziehung der Astarte vor,
in der schon oben angeführten Inschrift 'Ad-.
4 p. ^58 nr. 7: "laidi ZJcorfigai 'JardgreL 'AcpQO-
Sirrjt -h.'E.'A.'A. Auch auf italischem Boden ist
es nicht unerhört, dafs ein imd dieselbe Person
zugleich dem Kultus der phrygischen Mater
Magna, der Suria Dea und der Isis sich geweiht
hat, C. I. L. 9, 6099, Inschrift von Brundisium.
Ob die in Syrien gefundenen von Clermont-
30 Ganneau, Arch. des miss. sc. et litt. 3^ ser. 11
1885 p. 232—233 nr. 106, PI. 6, c = Schreiber,
Zeitschr. d. D. Palästina- Ver. 10, 1887 p. 191
und Perrot, II. de Va. dans l'ant. 3 p. 77 nr. 26;
sowie von F. Lajard , A. Z. 1851 p. 54—55
■= Fr. Lenormant, Bev. num. 1853 p. 339 not. 2
verzeichneten Bronzestatuetten der Aphrodite
mit Isiskopfputz als Verschmelzung der Isis
mit der syrischen Aphrodite aufzufassen sind,
wage ich nicht mit Bestimmtheit zu behaupten,
•10 doch ist die Wahrscheinlichkeit nicht abzu-
leugnen. Interessant, wenn richtig gelesen, ist
auch die dem Haupte der Isis beigegebenc
Beischrift A<t)POA. (litt, fug.) 6ICIC -^ CYPIßN
einer Münze des Caracalla und Geta von Syros,
3Ii. S. 4, 409, 307. Eigentümlich tritt die
Verschmelzung der Isis und der Dea Syria zu
Tage auf einer zu Heddernheim gefundenen
Bronzetafel; wie in einer von Ed. Meyer,
oben Bd. 1 Sp. 653 mitgeteilten Abbildung die
50 Stadtgöttin von Qadesch, ganz ägyptisch ge-
bildet, aber nach babylonischer Anschauungs-
weise auf einem Löwen stehend, dargestellt
wird, so tritt uns hier, einer Hera ähnlich,
mit dem Sistrum in der R. die syrische Göttin
auf einer Hirschkuh oder einem Reh stehend
pntgegen, Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 26 Anm. 1.
Über die Isisähnlichkeit der Baälät-Gebal s.
oben 1 Sp. 652; 1866 f.; 2 Sp. 373; über die
Deutung des Sternbildes der Jungfrau als Isis
oo und Atargatis oben Sp. 460; über die Be-
nennung der beiden als ronog &fmv Simplicius,
Commentarii in octo Aristotelis physicae aus-
cidtationis libros. Venetiis. L. IV p. 150: Kai
Tj TCSQioxri Se roTiog £%Si liy^xai noXXuy.ig' dt-n
■HKL rrjv avQiccv KTKQCiTrjv [lege: 'AtccQyuTrjv]
ronov &8mv ^aXovaiv, kkI tjjv i'aiv ol alyvntwi,
ag TToXXcöv &ewv LSiorrjrag Ttsgis^ovaag, vgl.
Phil. Aur. Visconti et los. Guattani, Monu-
501 Isis (Schützerin d. Gebär, n. Kinder) Isis (Schützerin d. Gebär, u. Kinder) 502
mens du musc'e Ghiaramonti p. 15, Anm. 1 und Vaters Osiris zu übernehmen", „die Herrin der
JablonsJci, Panfh. Äcg. 2 ]>. 24. Geburtskammer" und ähnlich heifst sie in den
Vor allem ist sie auch eine Schützerin ägyptischen Texten, Brufisch, JRel. y). Gil; svts
der Gebärenden und der Kinder. Sie ist af[ld^vag\ ig daY.ätav cctpiSa xs&aXotog kq-kiov
ja ,,die das Leben spendet", „die Herrin des [agtiov Sauppc und Kuibel] t'gyov \ qpf'yyog i^t'
Lebens" (Brupsch, Bei. p. 647), und auch in Dar- aQZLyovov ßQEcpog uyuyov sagt sie im Hijmnus
iitellungen der griechisch-römischen Zeit führt von Anäros, vs. 37 — 39 ed. Abel; syco yvvai^i
sie noch zuweilen das Zeichen des Lebens ds-näljirj^vov ßgicpog ivicaccc im Hymnus von
(in den Beschreibungen irrtümlich als Tau, Nil- los, vs. 18, A. Z. 1878 p. 131. — Letronne, Inscr.
Schlüssel etc. bezeichnet, s. Büttiger, Kl. Sehr. 3 lo Gr. et Lat. de l'Jig. 1 p. 377 — 380 nr. 28 will
p.264, Auin.**;Viscoidi, Musce Pie-Cl('m.2ii.3ß ihr deshalb in einer Inschrift von Tehneh den
— SO; Georgii a. a.O. \). 2^4: — 295); es zeigen sie Beinamen Aoxi^äg „qui preside aux accouche-
mit demselben ausgerüstet z. B. Basaltstatuen mcnts" erteilt wissen, doch zeigen die Majus-
ausHadrians Villa in Tivoli (ifl/a;;/ep.280 nr.57; kein MOXIAAI, s. C. I. Gr. 4703 c, was als „die
58; Statue aus schwarzem Stein mit gelben Wohlthätige" erklärt wird, s. I)rexler, Myth.
Flecken aus den Gärten des Sallust, Bottari, Beitr. 1 p. 35 Anm. 1 zu p. 34.
3Ius. Cap. 3, 76, Bighetti, Campidoglio 1, 115, In einem ägyptischen Zauberspruch identi-
// Museo Cap. 2, 105 p. 77 — 78, Chirac 984 A, ficiert sich eine gebärende Frau mit Isis und
2547, Beschr. Borns 3, 1 p. 141 nr. 17; „Figura fordert die Götter auf, ihr das Lager für die
daW ombellico ingiü, con pilastro d'ajypoggiato 20 Niederkunft zu bereiten. ,, Nicht ich sage dies,
ornaio di geroglifici. Donna resiita di sottile nicht ich wiederhole es; Isis sagt es, Isis
sindone, che stretta alla ^icrsona e composta di wiederholt es" schliefst der von furchtbaren
pieghe sottili alla grcca; lascia travedere quasi Drohungen für den Fall einer Weigerung be-
tutti i contorni del nudo, e resta ornata di un gleitete Spruch, Le Page Benouf, Vorlesungen
contorno di frangic, che cadono lungola schicna über Urspr. u. JEnhv. d. Bei. p. 198 — 199.
accompagnandoil pilastro d'aj:)poggio. La figura Zusammen mit Ilithyia ruft sie Ovid, Amor.
(• svclta e gracile fuor del naturale, sta dritta 2, 13 an, Corinna vor den üblen Folgen eines
avanzando un poco il piede s., lascia vedere le Abtreibeversuchs zu schützen. Unter den
broccia lunghe e i fianchi, tencndo nella serraia Votivgaben des Isistempels von Pompeji be-
destrala chiave niliaca, edappUcando l'apertas. ao findet sich nach Trede, D. Heidentum in der
alla coscia; il vestito arriva sino alla cavicchia rüm. Kirche 4 p. 313 die Figur eines mit
di pnedi, il tutto insieme e somigliantissimo Windeln umwickelten Säuglings. Ist das Kind
ad xina figura grande di basalte del Mus. Capi- aber zur Welt gebracht, so schützt sie es und
tolino, ma acquista un merito joarticolare per i ernährt es wie ihren Sohn Horos. „Die Mutter
geroglifici che in lavori di simile manicra non des Gottes", ,,die Gottesmutter des Horus
fncilmente si rincontrano" , Museo Borgiano, Ka-nacht", „die Mutter des goldenen Horus",
Giunia al % 30 (Pietra nera con muccliie verdi, „die Amme und Beschützerin ihres Kindes
dolce, o serpentino tenero), Domm. ined. 1 p. 410 Horus", ,, welche mit ihrer Milch das Horus-
nr. 263; schwarze Granitstatue in München, kind ernährt" heifst sie in den Texten. Mut
H. Brunn, Beschr. d. Glyptothek 4. Aufl. p. 28 40 (Movd'), wie sie nach Phä. de Is. et Os. c. 56
— 29 nr. 17; Statue aus Pompeji, OverbecJc, benannt war, bedeutet Mutter; auch ihr Name
Pompeji p. 370, Fig. 259a; Bronze: „Piccola Mh&vsQ {Plut. c. 56) wird nach Bcverias Vor-
figura. Iside grcca col solito costumc , con uu gang von Ebers, Ag. u. d. B. Moses p. 116
fiore alto in testa, sopra basctta ossia piccolo und JViedeinann , Herodots 2. Buch p. 116 als
sostegno, essende ncl medcsimo tempo vclata alla Mut ur ,,die grofse Mutter", anders indessen
greca ed ornata di ricci pendenti di qua e di von Brugsch, Hier.-dem. Wörterbuch 6 p. 635
7« versa il petto, soliti darsi alle Isidi greche. und Dümichen, Gesch. d. alten Ag. p. 212 — 213,
Sta in piedi, avanzando il piede s. poco avanti erklärt. Mater heifst sie C. I. L. 12, 2217 und
Valtro, tiene sopra lu testa quel serpente grosso mit der phrygischen Mater Magna hatte sie
e tutulato, che sogliono vedersi sulle fronti delle 50 im Wesen und Kultus manches gemein, s.
figure egizie; nella s. che jjende al fianco, una Num. Zcitschr. Bd. 21 p. 163, Anm. 14, Göhler,
cosa che pare possa essere l'avanzo della chi- Wochenschr. f. Jcl. Phil. 2, 1885 Sp. 264 — 265.
ave niliaca", Mus. Borgiano, Giunta al § 55 Als Schützerin und Erzieherin der Kinder hat
nr. 575, Hoc. ined. 1 p. 413; Gemmen: Hubois, sie die Beinamen puellaris, C. I. L. 2, 3386
Descr. des ant. comp, la coli, de feu M. I.-F. und educatrix Bull, della commiss. arch. comun.
Mimaut p. 89 nr. 561 (in der andern Hand 1889 p. 37.
Scepter); Cat. Hertz p. 71 nr. 1505 („Isis hol- Als Symbol der mütterlichen Göttin wurde
ding 'life' and snaJce"); wohl auch Museum in der Isisprozession ein goldenes Gefäfs von
Münterianum 3 p. 105 nr. 71 („Isis stans, d. der Form einer weiblichen Brust, aus welchem
baculum T. s. ineertiim quid; in aversa varia 60 Milch träufelte, einhergetragen , Apul. Met.
sig. hicrogl.", doch vielleicht altägyptisch); 11 c. 10; mit Unrecht will aber Chaudruc
,, Fragment d'un vasc bleu, doiible de blanc: de Crazanncs , Bev. arch. 1846 p. 581 in der
Isis ä gauche, tenant la croix ansee. Devant Hand einer von ihm grundlos für Isis er-
elle, oiseau perche sur une couronnt", Cat. des klärten Bronzestatuette aus der Umgegend
obj. d'art dependant de la succession Alessandro von Toulouse dieses Symbol erkennen; auch
Castellani. Rom 1884 p. 59 nr. 406. die von ihm p. 578 citierte „Isis" mit weib-
Die, ,, welche ihren Sohn Horus in der Gebnvts- lieber Brust in der R. bei Martin, Explication
kammer zur Welt bringt, um das Amt seines de divers momimens singulicrs p. 319 wird
503 Isis (Beziehungen z. Geier) Jsis (mit d. Icleinen Horos im Schofs) 504
Bcliwerlich unsere Göttin und das in Rede WincJcelmann , Monum. ineä. nr. 73. 74, Stl.
stehende Sinnbild darstellen. Erwähnt sei Werke ed. Eiselein 7 p. 522 — 524, der den
noch, dafs an den Festen der mit Isis ziemlich Vogel als „nuraidische Henne" bezeichnet;
wesensgleichen Hathor am 30. Athyr und und die Bronzebüste in Florenz, Zannoni, E.
1. Choiak ,,das Zeichen der schönen Weiber- ßal. cli Firenzc , ser. 4, tom. 3, tav. 141,
brüste" stattfand, Brugscli, Hier.-dem. Wörter- Böttiger, AmaUliea 3 p. 266 Anm. 6, Beuvens,
buch 2 p. 380. Ltttres ä M. Lctronne sur les papyrus l)ilingues
Als Symbol der Mütterlichkeit galt der et grecs et sur quelques autres monum. grc'co-eg.
Geier, der nur weiblichen Geschlechts sein du musec d'ant. de l'univ. de Leide, 2^ lettre,
sollte, von dessen Liebe zu den Jungen lo Art. I p. 28—29 nr. 5, Lafaye p. 277 nr. 44,
Wunderdinge berichtet wurden, mit dessen deren Kopfzier Lafaye als numidische Henne,
Bilde das Wort „Mutter" geschrieben wurde Böttiger und Beuvens als Eule bezeichnen;
und der fast allen weiblichen Gottheiten, Terracottakopf, Caylus 1, 10, 3 p. 37 — 38
besonder.s aber der Mut von Theben und („je crois y reconnattre le goüt romain")\ vgl.
der Necheb von Eileithyia geweiht war, P. 1, 15, 4 p. 50 Terracottatafel und Böttiger,
Fierret, Biet, d'arch. cg. p. 528, Wiedemann, Arch. Ährenlese 1. Sammlung 1811, Tfl. 2, 1
Herodots 3. Blich i:i. 231, Leevians zu Hora2)oUo p. 2, Thonbüste. Auch Gemmen, die aber
Hierogl. 1, 11 p. 171 — 183. Natürlich trägt ebensogut Königinnen darstellen können, zei-
Isis, wie andere Göttinnen und auch die gen sie mit dem Ge\erko\^ipntz, Pullini, Saggio
Königinnen, nicht selten den Geierbalg als 20 di ant. gemme incise 1, 1 p. 1 — 3 „in Nicolo
Kopfputz, vgl. Äel. de n. a. 10, 22: -noanovai sardonico" (über dem Geierbalg Sonnenscheibe
da rfjv "laidog -nsqxxXrjv yvnog msgoLg, Wil- zwischen Hörnern); lusti Fontanini Achates
kinson, M. a. C. 2,1 p. 384 nr. 455. Von Lsiacus anularis in Gori, Symb. litt. Bec. 2, 10
Denkmälern, welche sie damit ausgestattet p. 153 — 175, „ex Museo March. Alexand. Gre-
zeigen, siehe die Bronzestatuette mit geknotetem gorii Cap)ponii" = Baponi PI. 21, 12; Baspe
Gewand, Schlange um r. Arm, Situla in der p. 23 nr. 157, PI. 7, Story - Masltelyne , The
L., Geierbalg und darüber Hörner, Sonnen- Marlhorough Gems p. 8 nr. 46; der gleiche
Scheibe und Federn bei Pignorius Tab. IV = Typus bei Baspe p. 25 nr. 258—259, Camee,
Cuperus, Harpocrates \). 46; ferner mit Chiton au Gab. de Mr. Marmaduhe Tunstall; nr. 260;
und geknotetem Himation, Perücke, die Hände so ferner Lmpr. Chigi nr. 270, Visconti, Dp. var.
abgebrochen, von Zoega in die Zeit der 2 p. 239 nr. 270, ,,Cav>mco di stile veramente
letzten Ptolemäer gesetzt „Bronzo alto. 0)i 15, cgizio ncl Museo Kircheriano, di cui si descrive
maniera greca egizia , lavoro andante. Lside una pasta nella coli. Stoschiana Gl. 1, 57";
vestita di camicia ossia di tunica sottile, e di eine andere gleiche Paste bei Wincl:elmann,
manio ovvero peplo frangiato, il quäle essendo Descr. 1 nr. 38 und SämU. Werke 7 p. 423;
avvolto attorno il corpo sotto il petto, i duc Museo Borgiano 1, 5, 11 p. 413, „Onice a due
pizzi di questo, uno passa sotto Vascella sini- strati, nero sopra bianco. Cameo di gusto egizio,
stra, l'altro sopra la spalla dcstra, e veng(,no ma forse lavorato a Borna"; Gesicht von vorn,
ad incontrarsi in mezzo alle mammelle, ove De la Chau et Lc Blond, Bescr. des pr. p. gr.
formano il solito nodo dclla veste isiaca; i 40 d^i cab. de Mons. le Due d'Orlcans 1. 1780.
piedi sono nudi, il sinistro piantato avanti il PI. 1 p. 1 — 6, L. G. Lacobi, Versuch einiger
destro...; ilvertice el'occipitesono coperti delle der vornehmsten geschn. St. myth. Lnh. atis d.
spoglie di avvoltoio, di cui il rostro sorge sopra Kab. des Herzogs von Orleans. Zürich 1796.
la fronte della dea; sopra questc in sulla cima p. 21 — 26, Cameo, Malachit, = Köhler, Be-
della testa, pianta un' imposta tonda, fregiata merkungen über die ksl. russ. Sammlung v.
attorno di piume e di foglie, sulla quäle posa geschn. Steinen, Ges. Sehr. 4 p. 6, der den
un ornamento isiaco molto alto, composto di Stein für altägyptische Arbeit erklärt; vgl.
dtie piume con globo, due corna bovine, ed auch Gorlüus 2, 675; Musei Franeiani Descr.
ancora come sembra due orecchie di bove. II 1 p. 249 nr. 785.
volto di questa figura c grosso e ottuso; le 50 Unzählige Bildwerke stellen Isis in Aus-
fatture non sono ne greche, nc veramente egi- Übung ihrer Mutterpflichten mit dem kleinen
ziane; la testa e grande; e la figura resta piü Horos {Hör pe %rut „Horos das Kind", Wiede-
rozza di quello che sogliono essere le figure mann. Bei. d. a. Ag. p. 112, von den Griechen
egizie" etc., Museo Borgiano §55 nr. 563, Doc. meist '^AQnov.Qäxiqq, aber in den delischen In-
ined. 1 p. 405; ferner Bronze des Louvre, de Schriften richtiger 'jQnoxgcxrrjg oder mit der
Longperier, Notice sur les bronzes dti Musce memphitischen Dialektform des männlichen
du Louvre nv. 512 = iMfaye p. 280 nr. 56; Artikels ph statt [thebaisch] p 'AQcponQarrjg
der Coli. Posno p. 129 nr. 554 „Sa coiffure se genannt, B. C. H. 6 p. 316, Bev. arch. 1879
compose de longues tresscs, qui lui retombent 38 p. 128) auf dem Schofs dar. Heuzey, Cat.
sur les epaules, et de petites boucles qui ornent co des figurincs cn t. c. ant. du Musee du Louvre
son front. Le vautour, Symbole de la maternite, p. 9 und Pottier, Bevue arch. 3® ser. 2, 1887
repose sur sa tele, qu'il couvre de ses ailes; au- p. 134 glauben, dafs auf dieses Vorbild die
dessus de l'oiseau sacre, le disque orne de &Bal zovQOZQÖcpoi, der griechischen Kunst zu-
Vuraeus et de deux plumes droites, est place rückgehen, wie auch Ernest Gardner, Nau-
cntre deux cornes", ebenso nr. 555; ähnlich kratis Part. 2 p. 55 bei Besprechung der
nr. 556 mit Lotosblume, worauf Harpokrates Terracottastatuette einer weiblichen Göttin mit
sitzt, in der Hand; vgl. die Bronze der den Kind ans dem Temenos der Aphrodite zu
Horos säugenden Isis in ägyptischem Stil bei Naukratis erklärt: „The Egyptian origin of
505 Isis (mit d. kleinen Horos im Schofs) Isis (mit d. kleinen Horos im Schofs) 506
tlie type is, hoiveva; heyoncl dispute." Dagegen ined. 1 p. 381— 382 wird so beschrieben : „Den-
erklärt Furtwängkr, iSanwilung Sabouroff' 1, tro un fiore di loto vedesi una mezza figiira
Tfl. 71, 3 [p. 2], dafs die griechische Kunst d'Iside greca, vcstita, con tutulo piatto sopra
erst um das Ende des 5. Jahrb. das Motiv des la tet^ta, e con delle treccie pendenti sul collo.
Säugens bei Menschen- und Göttergestalten Qitesta fta a sedere, colta sinistra stringe il
verwendet habe, wodurch Heuzeys Behauptung /''i///o al seno, e colta dcbtra gli porge la mam-
widerlegt werde [p. 4]. Übrigens sind auch viella. II xmtto e nudo, e semlra che abbia la
die ägyptischen Darstellungen der säugenden dcstra alla bocca ; dietro la figura evvi un pic-
Isis nach Ftcrtwängler [p. 2] verhältuismäfsig colo manico. Frammento di terracotta ordi-
jung, sie sollen erst der saitischen Periode lo naria, fina perd e di un bei rosso di mattone,
angehören und sich besonderer Beliebtheit in forse manico di %ina lucerna , o ultra cosa
der Ptolemäerzeit erfreut haben. Etwa zur simüe, lavoro molto trascurato."
Zeit der saitischen Dynastie mag entstanden Von den Gemmen sind die auf Sardinien
sein eine in Olympia gefundene phönicische gefundenen phönikischen Darstellungen der dem
Bronzeschale, Euting , Fun. Steine, Mem. de vor ihr stehenden oder auf ihrem Schofs sitzen-
VAc. de St. Fetersbourg 7 ser. t. 7 1872 pl. 4ü den Horos die Brust reichenden Isis bereits oben
p. 33; C. I. Sem. 1 p. 106 nr. 112, welche zeigt Sp. 392 verzeichnet worden. Ein im Mus. Wors-
nach Perrot, Hist. de l'art 3 p. 783 ff. 550 leyanum deutsch von H. W. Eberhard und H.
„Isis-Hathor qtii allaite le jeune Horus", auch Schaefer, 6. Lief. Tfl. 4 nr. 3 abgebildeter Stein:
nach Diimont tt Chaplain, Les ceramiqucs de 20 Isis stehend, den vor ihr stehenden Horos säu-
la Grece propre 1 p. 125—126 nr. 48 „Decsse gend, beide auf Baris, darüber die geflügelte
assise (Isis) allaitant un enfant", während Sonnenscheibe, ist gleichfalls phönikischer
Furtiüüngler, Clympia 4, Tfl. 52 p. 141 vor- Arbeit. Gemmen griech.-röiu. Kunstübung ver-
sichtiger sagt: „Von den Gottheiten ist die zeichnen H. K. E. Köhler, Ges. Sehr. 4 p. 7
eine mit dem Kinde nach dem Vorbilde von „Isis den Horus mit dem Finger säugend", vgl.
Isis und Horus gestaltet." In grofser Menge Fr. Lenormant, Monogr. sur la voie sacree
sind in den Sammlungen besonders die alt- eleusinicnne p. 345, Note 1 ; Flut, de Is. et Os.
ägyptischen Bronze Statuetten mit diesem Typus c. 16, wie sie auch auf dem Stein bei Winckel-
vertreten, so werden allein im Museo Borgiano mann, Descr. p. 16, I nr. 63, vgl. Sämtl. Werke
verzeichnet §55 nr.l05, 106—109, 110, Doc.ined. 30 4 p. 87 = Bas2)e nr. 330, Tüllen 1, 2, 40 p. 17,
1 p. 383; nr. 199, 200 p. 387; nr. 260, 282, 329 Krause, Fyrgoteles p. 131, Anm. 2, Tfl. 1, 2,
p. 389; nr. 353, 363 p. 390; nr. 454, 458—460 Schlichtegroll, 1 PI. 2 p. 12—14 dargestellt sein
p. 393f.; nr. 573 p. 406. An verschiedenen soll, wofür aber die Abbildung nicht sehr spricht;
Stellen des römischen Weltreiches sind deren ferner Raspe p. 30 nr. 326, 327 PI. 7 = Lafaye
gefunden worden, z. B. in Ephesos, Stark, Nach p. 313 nr. 164; 328 = Winckelmann p. 16 nr.64
d. griech. Orient p. 390, in Pherai, Ztschr. f. äg. und Tölken 1, 2, 41 p. 17; 329; Caylus, Fee.
Spr. 1890 p. 60, bei Reggio, BuU. d. Inst. 1863 d'ant. 3 PI. 9, 3 p. 41—42.; 6 PI. 22, 1, 2
p. 57, in Bertrich, Bonner Jahrbb. H. 87 p. 40ff. p. 71 — 72; FaponiFl 18, 20; 80, 2; Chabouillet
nr. 274; doch ist die Echtheit der letzteren wie p. 298 nr. 2211; 3Iuseo Borgiano 3. Gl. 1. div.
die der übrigen dort gefundenen Gegenstände 40 nr. 3—7^, Doc. ined. 3 p. 422 — 423; Dolce,
nicht sicher, s. Bonner Jahrbb. H. 89 p. 259, Descr. istor. del museo di Cristiano Denh , A,
H. 90 p. 188; andere s. oben passim. 19 p. 4 = Visconti. Op. rar. 2 p. 240 nr. 272;
Als Bronzestatuetten der griech.-röm. Coli, de la Turbie nr. 98: Visconti, Op. var. 3
Zeit sind zu verzeichnen z. ß. Gädechens, Die p. 414; Gemme Esttnsi nr. 876, Doc. ined. 2
Antiken in Arolsen p. 80 nr. 206; Coli, de M. p. 327; Museo Borbonico nr. 1429, Doc. ined.
Fosno p. 139 nr. 586. Auch gelagert kommt sie 3 p. 122 nr. 1429 (daneben eine Frauengestalt);
in dieser Zeit in einer Bronze vor „Isis couche'e, Fcippadopoidos, UsQiyQKcpT] p. 18 nr. 279 — 282;
vettie d'une timique talaire et el'un peplus, allai- Nevil Stoi y-Maskelyne, The Marllorough geins
tant Horus; derriere la deisse, un grand ser- 1870 p. 8 nr. 451; Gatty, Cat. of the cngr. gems
ptent (Agathodaemon) rampe en drcssant la tete. 50 and rings in the coli, of Joseph Mayer. Lond.
Sur le devant de la cline, sont ranges neuf 1879 p. 11 nr. 54; Cut. Hertz p. 8 nr. 117;
disques, peut-etre des fleurs de lotus epanouis ; Aug. Andre, Cat. rais. elu mvsee d'arch. et de
au-dessous, une grencuille, un epervier, un cro- ceram. de la ville de Bennes 2 ed. p. 31 nr. 61
codile et une tortue", de Longperier, Notice des {da,YOv „la Fortune repandantsaeorned'abond.''');
bronzes ant. du n,usee du Louvre p. 115 nr. 514. nr. 62; v. Sacken u. Kenner p. 431 nr. 135, 136;
Unter den Goldkleinodien der Coli. Pusno wird wohl auch 0 v erbeck , Bonner Jeüirbb. H. 17
p. 167 nr. 761 aufgeführt: „Plaque en repousse. p. 127 nr. 13 (,,lno mit dem Bacchuskinde");
Isis allaitant Horus, travail de Tepoque de l'emp). Museum Worsleyanum 6. Lief. Tfl. 4 nr. 4;
Julien"; eine Elfenbeinarbeit der Coli. Hoff- vgl. auch Montfcmcon, Ant. expl. 2 PI. 158, 11
mann 2 p. 151 nr. 572 aus Attika ist schon oben 60 aus Capello.
Sp. 386 verzeichnet. Unter den Terracotten der Häufig erscheint sie mit Horos auf dem
Coli. Drovetti nr. 3d8, Doc. ined. '6 'p. 211 hehndt^t Schofs auf den alexandrinischen Kaiser-
sich: „Isis grecque allaitant Horus, groupee münzen, zuweilen in einem Tempel, was
sur un chapiteau U'ucanthus", vgl. Orcurti, Cat. durch ein Sternchen bemerkt werden soll, so
ill. dei monum. egiz. del r. Museo di l'orino unter Trajan LIA, 3Ii. 6 nr. 647; LIS" Feuar-
1852 p. 188 nr. 6 „Donna che esce da un calice dent nr. 1060 ; Müller, Musee Thorvcddsen
di ftore, et allattauyibambino, Iside." EmeTerra- p. 294 nr. 278; Hadrian LZ, Feuardent
cotta des Museo Borgiano § 52 nr. 423, Doc. 1200, LI, Mi. 970 = Pedrusi, Mus. Farnese 6,
507 Isis (mit d. kleinen Horos im Sehofa)
Isis (mit d. kleinen Horos im Sdiofs) 508
Isis Horos säugend.
Feuardent PI. 20, 1371.
360, 5; LAC0A6KATOY, * Mi. 1052; * Mas.
Lmy 1 p. 346 nr. 3670; * Müller, Mus. Thor-
valäsen p. 297 nr. 301; 'LIS', Zoega p. 134
nr. 326^; Mi. 1130 (Harpokrates hält angeb-
lich den Lotos [wohl Mohn?]); Feuardent
1371, PI. 20, Cohen, Gat.
Greau 3058; Mus. Lavy
p. 347 nr. 3708. 3709; ein
Palmzweig davor, ibid. nr.
3710; Sammlung Imhoof-
Blumer (hier hält Harpo-
krates deutlich einen Mohn-
kopf in der L.) und Zoega
p. 134 nr. 320''; davor Palm-
zweig, dahinter Canopus,
Zoega nr. 327 = Mi. 1137,
der statt des Cano^jus ein
praefericulum angiebt und aufserdem zwei
Sperber auf der Stuhllehne sitzen läfst; LIZ,
Feuardent 1389; Cat. Greau 3064; LIH, Feuar-
dent 1430; LeNNeAKA, Mi. 1259; *1258;
Feuardent *14Ü0; LK, Mi. 1290; Datum ver-
wischt, Gat. Thomsen 1, 194, 2137; * Mütter,
Mus. Thorvaldsen p. 29S nr. 309; Sabina
LK, Mi. 1354 = Zoega p. 159 nr. 12; Anto-
ninus Pius LB, Zoega p. 165 nr. 17, Tb. 10,
1 „Isis solito more sedens Jac praebtt parvulo
filio: scllae insident upupae (vielmehr Sperber),
et ante deam adest mensa, cui impositum
cernitur vas cum labro ad instar rostri porrecto,
et ansa in serpentis modum efl'ormata'% H.
hat wie es scheint in der Hand die Keule;
derselbe Typus Mi. 1410; L6, Mi. 1543; LZ,
*Mi. 1583; Feuardent 1650 (ohne Angabe des
Tempels, aber mit Verweis auf Mi. 1583) ; *de
Longperier, Gab. Magnoncour p. 99 nr. 774;
LH , '*Mus. Lavy 1, 359, 3882, davor Palmzweig ;
LI0, *Mi. S. 9, 295 = Sestini , Mus. Hcd. '6
Cont. p. 35 nr. 41; L A6KAT0Y, Zoäja p. 193
nr. 256 Tab. 12, 2 (H. mit Füllhorn in der L.);
257; *258 = *Mi. 6, 1690; 3Ii. 1695; 1697
mit Palme davor; * Feuardent 1113; Mus.Num.
Lavy 358, 3801; *3860 mit Palme davor;
L 6NA6KATOT, Mi. 1731 = Mus. Sanclc-
ment. num. sei. 2 p. 234; Feuardeiit 1732; '■'Mi.
S. 9, SOG = Sestini a. a. O.p. 36 nr. 51 = Wiczay
nr. 6744; L A03AeKATOY, *Zoega p. 190, 287;
*]■>. 197, 288 Tab, 12, 9 (davor ein Palmzweig);
*3Ii. 0, 1753 (Palmzweig); 1754; *Feuardent
1753; *Mus. Lavy 1, 359, 3882 (Palmzweig).
LKr, Zoega p. 208 nr. 425^^, Tab. 13, 1 „Isis
sedens fllium flore in capite ornatum et s. c. c.
tenentem lactat ; scllae in parte superiori insi-
stit avicula" (Sperber), = Mi. 1927; ebenso
Mus. Lavy 1, 363, 3924; Feuardent 1934—1936 ;
LKA, Mi. 1932; Feuardent 1950, 1951; Mas.
Lavy 1, 3925; Zoega p. 209 nr. 437; Datum
verwischt, Gat. Greau nr. 3195; Mark Aurel,
als Caesar L. ACOAeKATOY, *Mi. 1989; als
Augustus LA, Zoega p. 218 nr. 75, Tab. 13, 10
= Mi. 2043 ,.,Isis cum flore in capite sellae
insidens uhera praebet infanti d, eff'erenti, s.
cornucopiae tenenti et capite florem gestanti: stat
ante eam supra basin idolam velut in cippum
desiiiens et in/'ula ornatum (nach der Abbil-
dung Osiris), cui adstitutus palmae ramus;
pone est Ganopus mensae sive basi imxwsitus;
sellae ad humeros a dexteris insistit avicula
(Sperber), a sinistris vero imminet caput Sera-
pidis"; L.ENATOY, Mi. 2084; LI, Zoega p. 222
nr. 111; Mi. 2099 = Mus. Theupoli p. 1153;
Mus. Lavy 1, 365, 3946; Datum verwischt,
Zoega\). 223 nr. 132; Faustina jun. L AW-
A(€KATOY), *Gat. Greau 3209; L. Verus
LA Mi. 2247 (H. mit Mohnköpfen in der Hand;
Palmzweig); LZ, Mi. S. 9, 439, dahinter Palm-
zweig; Lucilla L AGJAGKATOY, *Mt. 6, 2315
10 = Mtis. Theupoli p. 1160; Feuardent 224:7 . Auf
den Vota Publica-Münzen sehen wir den Typus
unter Julian II., Gohen 6 nr. 96, 97, PI. 11;
98 aus Tanini; Suppl. 7 nr. 7; Helena, Goh. 6
nr. 6; Jovian nr. 22; Valentinian 1 nr. 59; Valens
nr. 78. Auch auf den Münzen von Gabala soll
sie sitzend, den H. säugend vorkommen, s. o.
Sp. 377 — 378. „Isis standig or seated with infant
Harpocrates on her arm" erscheint auf Münzen
von Philadelphia Lydiae, Head. Hist. N. p. 552.
20 Stehend, die eine Hand oben am Scepter, auf
dem andern Arm den H. ist sie zu sehen auf
Münzen der Sabina von Kyme, Num. Zeitschr.
21 p. 65—66, Tfl. 2, 12, 13 und von Tralles,
ebenda p. 156; Sestini, WIus. Hed. 2 p. 329
nr. 23; ähnlich auf einer Gemme bei Raspe
p. 28 nr. 303.
In ägyptischen Darstellungen begegnet nicht
selten die säugende Isis im Papyrusdickicht
von Chemmis, am Boden sitzend mit unter-
30 geschlagenen Beinen (Lanzone, Diz. di mitol.
egiz. Tav. 61, 4; p. 372 nr. 5), oder auf einem
Throne, Golenischeff, Die Metternichstele Tfl. 3,
14. Stehend in einem derartigen Papyrus-
dickicht und dem vor ihr stehenden Hoi'os
die Brust reichend sieht man sie in viermaliger
Wiederholung auf der phönikischen Silberschale
von Praeneste, Perrot 3 p. 97 Fig. 36, p. 773
— 774, G.I. Sem. 1 nr. 164, Tab. 36 p. 214—216,
Heibig, D. homer. Epos ^ p. 23 Fig. 2, Dumont
40 et Gliaplain, p. 125 nr. 45; Gaz. arch. 1877
p. 15 PI. 5, Mon. incd. delV Inst, di Gorr.
arch. 10, 32, 1; vgl. Furttvängler a. a. 0.,
Anm. 23, der sie auf ein ägyptisches Original
der Saitischen Periode zurückgehen läfst. Auch
ein „Plasma scarab: Isis and Horus in a field
of flowers conventionally arranged around them"
aus Chiusi, Glassical Review 3 p. 286 nr. 8*
zeigt wohl einen ähnlichen Typus. In Varianten
solcher Darstellungen säugt Isis den Horos
50 nicht in seiner menschlichen Gestalt, sondern
als Sperber dargestellt, Golenischeff, Die Met-
ternichstele, Tfl. 6 , 38 p. 15 Anm. 7; Lanzone
Tav. 310, 2, p. 838—839 (beide Male am Boden
sitzend mit untergeschlagenen Beinen). Wieder
eine andere Variation zeigt den Horos als
Kalb. Ein Text in Edfu sagt von Isis: „Sie
irrte umher mit ihrem Sohne, dem Knäblein,
um ihn zu verbergen vor Set. Es verwan-
delte sich diese Göttin in die heilige Kuh Hor-
60 secha und dieses Knäblein in den heiligen
Stier Hapi. Sie begab sich mit ihm nach
dieser Stadt Hapi (Apis im libyschen Nomos
Unterägyptens), um zu schauen seinen Vater
Osiris , welcher sich in derselben befindet"
Brugsch in Schliemanns Ilios p. 818 — 819;
vgl. über die Darstellung der ihr Kalb säugen-
den Kuh Adrien de Longperier , Oeuvres 1
p. 166—169, PI. 2; de Vogüe, Journ. as. 6«
509 Isis (und Harpokratcs) Isis (und Harpokrates) 510
sor. tome 10, 1867 p. 168. Auf der Mumie der buten von Sarapis (der Kopf verloren), Harpo-
Tochter des Dioskoros ist in der ü. Scene Isis krates mit Keule in der L. und Isis Pterophoros
dargestellt, auf einem Stuhl sitzend, dem als nebeneinander stehend, Lafaye p. 292 nr. 101;
Kalb gebildeten Horos die Brust reichend, Votivstein an Isis, Harpokrates und Sarapis
während sie in der 3. Scene, wo sie auf einem in Turin: Schlange in Nische, von Dütschke
Boot inmitten von Lotospflanzen sitzt, ihn in für Isis, von DroveUi für üsiris gehalten, in
seiner menschlichen Gestalt säugt, Ledrain, dem halbrunden Abschlufs darüber Harpo-
Gaz. arch. 3 p. 135 — 136. Eine Elfenbein- krates mit Keule in der L., in einer halb-
arbeit zeigt Isis in einem Boot auf einem kreisförmigen Nische darüber Isis wie auf
Thron sitzend, mit dem Geierkopfputz und lo einer Kliae mit Seitenlehnen ruhend; auf der
darüber der Sonnenscheibe zwischen zwei Hör- entgegengesetzten Seite des Steines in einer
neru, säugend einen vor ihr stehenden Stier Aedicula Sarapis mit Kästchen in der ges. L.
mit Öonnenscheibe zwischen den Hörnern und und erhobener R., Dütschke, Die ant. BUdio. in
einem Ibis auf dem Rücken, Buonarruoti, Os- Oberital. 4 p. 66 nr. 102 = Coli. Drovetti, Mo-
servazioni istoriche sopra alcune medaglioni ant. num. nr. 8, Doc. ined. 3 p. 291; kolossaler
p. 70, p. 425; Museo Carpegna, Doc. ined. 2 Marmorfufs, 70 cm lang: „le brodequin est orne
p. 192 f; WineJcelmann, Sämtl. Werke 3 p. 102, sur les cötes par les figiires de Serapis et d'Isis
1 Lafaye p. 253, Ledrain, Gaz. arch. 3 p. 135, ä corps de serpent, et sur le derriere par cetle
Note 3, der die Arbeit für phönikisch hält. d'Harpocrate'' , Coli. Drovetti, Mon. nr. 27,
Auf einem grünen Jaspis in Berlin reicht Isis 20 a. a. 0. p. 291 = Dütschke a. a. ü. p. 66 — 67
gleichfalls einem Kind die Brust, Winekel- nr. 103; „Base triangolare di candelabro" mit
mann, Cat. de Stosch p. 17, 1, 2 nr. 70, Tölken Isis auf der einen, auf einen Pfeiler gelehntem
1, 2, 42 p. 17, Raspe p. 29 nr. 323, PL 6. Um- Harpokrates mit Eüllhorn auf der 2. und Anu-
gekehrt wurde im Iseum Campense zu Rom bis mit Palmzweig auf der 3. Seite, Lafaye
gefunden „Parte posteriore di una statua della p. 293 nr. 102; vgl. auch die Basis Lafaye 295,
vacca Hathor, simbolo vivente di Iside .... 107. — Terracotten: „Horus et Isis assis
neir atteggiamento di allattare un Faraone", sur une oie", Coli. Drovetti, Obj. en t. c. nr. 24
s. oben 1 Sp. 1851. Interessant ist auch die p. 262; Lampen: Isis stehend zwischen Anubis
Bronze des Louvre, de Longperier p. 119 nr. 535 und Harpokrates (s. oben Sp. 469). — Wand-
„La deesse Neith, entierement nue, alluitant 30 gemälde: Isis sitzend, 1. Anubis und r. (nach
un petit crocoäile qu'elle tient de la m. g. Cette Lafaye) Harpokrates, Lafaye p. 326 nr. 216 =
figure d'ancien style, a servi d'anse ä un vase". Heibig nr. 7 d; H. stehend zwischen Isis und Sara-
Da Horus zuweilen mit einem Krokodilleib i)is, Lafaye p. 327, 217; vgl. p. 328 nr. 220. —
dargestellt wird, so meint de Longperier ,,0n Gemmen: Isis sitzend mit Kopfzier, Situla am
pourrait donc voir ici une forme secondaire du 1. Arm, in dessen Hand sie eine Schale hält, vor
groupe bien connu d'Isis allaitant son fils", ihr H. mit Füllhorn stehend, Le gemme ant. fig.
Brugsch, Bei. p. 351 bemerkt: „Das Krokodil di Michel Angela de La Chausse Tav. 52 ^=
spielte überhaupt in dem Tempel des Chnum Montfaucon 2, 2, 110, 2, Baponi 88, 6, Lafaye
und der ihm zugesellten Göttin Menhit-Nebuut- 313, 163 ; Isis sitzend auf einer einfachen Basis,
Neit eine auffallende Rolle und wird u. a. als 4u die Hände ausbreitend gegen den ihr gegen-
eine symbolische Form des dritten Harpokrates überstehenden und seine Hände gegen ihre
in Latopolis , des Hika- Kindes , Sohnes der Knie ausstreckenden H., Mus. Borgiano 3, 1, 8,
Gottheiten Cbnum und Nebuut, aufgeführt"; Doc. ined. 3 p. 423 f.; „Isis seated on Sphinx;
vgl. über das Krokodil bei Neit ebenda p. 339, lotus on head, sceptre in r. hand, crotcn of the
352 f., über die Identifikation von Neit und South and the North in l.; before her, Statuette
Isis, p. 347, Lanzone p. 440, Flut., De Is. et of Ilarpocrates. Sard. Fould and Castellani
Os. c. 9; vgl. auch Lafaye p. 275 nr. 37 „Isis Colh., aber „authenticity doubtful", Cat. of
Athene'', sowie die merkwürdige unten in eine the engr. gems in the Brit. Mus. p. 144 nr. 1219;
Herme auslaufende Frauengestalt mit Haube „Iside vestita di tunica cinta, con un pcplo
und Krokodilklauen, an der ein Krokodil em- 50 svolazzante dietro le spalle, gonfiato ad uso di
porki'iecht auf einer Gemme in Florenz, Gori, velo, sul capo il fiore descritto num. 4. /pic-
Thes. g. astrif. 3 p. 99, David et Mulot 1 PI. colo fiore]. Sta inginocchiata sur un pezzo di
87, 4 p. 231, Baponi PI. 67, 8; Lippert, Suppl. terreno, voltata alla destra, stcndendo innanzi
p. 96 nr. 490. ambedue le mani, e ponendone la destra sulV
Zahlreiche andere Denkmäler zeigen Isis occipite , la sinistra stilla spalla sinistra d'Ar-
zwar nicht den Harpokrates säugend , aber poerate, assiso avanti lei in terra, le ginocchia
doch in der Gesellschaft desselben, wie ritirate in su, le mani appoggiate sulle ginoc-
denn auch Isis zuweilen eine Statue des Harpo- chia, la schitna tornata alla madre. Eyli e
krates gestiftet erhält, C i. i». 5, 2796; Kaibel, nudo al solito, con un tutuletto conico sopra
Inscr. Gr. Sic. et It. 719, aber nicht 915, wo €0 la testa", Mus. Borgiano 3, 1, 9 p. 424; Isis
Gatti , Bull, comun. 14, 1886 p. 173 — 180, stehend mit Sistrum und Situla, neben ihr
Z. 4 — 5 xöv &i:0(piXhataxov Tta{Ld)Cov lesen und auf der einen Seite H. mit Füllhorn, auf der
darunter den Harpokrates verstanden wissen andern ein Palmzweig, Winckelmann 1, 2, 60
wollte (p. 177), während Kaibel 7icil7i7i]ov er- p. 15 = Tölken 1, 2, 43, Smaragd-Plasma,
gänzt. Beide nebeneinander stehend zeigt die Raspe p. 28 nr. 316, Amethyst; „Isis stehend,
schöne Statue in München, Lafaye p. 285 nr. 78, vor ihr Harpokrates", Steinbüchel, Geschn. Edel-
ferner Reliefs : drei bekleidete römische Per- steine p. 65 (aus Aquileja) ; „Isis mit Scepter
sonen (nach Lafayes Deutung) mit den Attri- und Sistrum, Harpokrates halb bekleidet neben
511 Isis (und Harpokrates) Isis (als Königin) 512
ihr", V. Sacken u. Kenner p. 431 nr. 139, vgl. Büsten von S. I. H. und Anubis auf dem
138 Isis Pelagia und H. neben ihr; Isis, Öa- Lectisternium, Lafaye p. 314 nr. 168 = Cay-
rapis und Harpokrates: Isis mit Sistrum und lus 4, 23, 1; „Isis, Harpokrates und Anubis",
Situla, neben ihr Schlange, Harpokrates, Sara- „in vetro viridi", Mus. Mänterianum 3 p. 105
]ns mit Modins und Strahlenkranz, die R. nr. 70; Harpokrates 1. h. mit Chlamys über dem
oben am Scepter, alle drei stehend, David r. Arm, die L. an den Mund gelegt, Savapis
et Mulot 1 PI. 91, 5 p. 225; ebenso Winclcel- 1. h. mit Scepter in der R., Isis r. h. mit schv^rer
mann 1, 3, 101 p. 25 = TölJcen 1, 2, 100 zu bestimmendem Attribut (etwa z. T. ver-
p. 25; Isis stehend mit Situla und Sistrum, H. wischtem Sistrum?) in der R. und Situla in der
geflügelt, S. stehend mit erhobener R. und lo L., Anubis r. h. mit undeutlicliem Attribut
Scepter in L., Chijletius 27, 113; Gorlaeus 2, (gesenktem SchwertV) in der R. und Palmzweig
468; Isis stehend, mit Modius auf Haupt (nach in der L., alle vier stehend, unten CAD, Mus.
der unzuverlässigen Abbildung), Schale (?) und M'orsleyanum, 6. Lief. Tfl. 4, Fig. 5. — Münzen
Situla, H., S. stehend mit Situla und Scepter, von Alexandria: Isis sitzend, ein Scepter in
Chißetius 27, 114; Gorlaeus 2, 470; Isis und H. der L., die R. auf dem Haupt des vor ihr
stehend, umgebend den thronenden Sarapis stehenden H., Trajan LIZ, Feuardent 107 S, vgl.
mit Cerberus und Adler zu Füfsen, Lippert, Zoeya p. 86 nr. 168; ebenso, auf der Lehne
Bact.^univ. Chil. 1, 44, 397; Isis mit Fackel des Stuhls zwei Sperber, Trajan LIZ, Zoega
und Ähren, Sarapis sitzend mit Adler und p. 86 nr. 167, Mi. 6, 726; ebenso, auf der Lehne
Cerberus, H. stehend, „sembra appogrjiarsi ad 20 des Stuhls Vogel (Sperber) und Hirsch, Trajan
un' erma di Bacco harbato confuso con Osi- LI5, Zocga p. 83 nr. 146, Tb. 5, 7 = Mi. 697;
ride ' (woran nicht zu denken ist), wie er ahn- ^^Harpocrate debout entre Astarte (schwerlich)
lieh in einer südrussischen Terracotta bei et Isis egalement debout'^, Trajan, LIB, Feuar-
Steplta^ii, C. r. p. l'a. 1S6S p. 68 sich „an eine dent 984; H. stehend zwischen den Büsten der
unbärtig und ithyphallisch gebildete Herme, Isis und des Sarapis über einem Adler mit
wahrscheinlich des jugendlichen Dionysos" an- ausgebreiteten Flügeln, Hadrian LIH, Nicasius,
lehnt und auf einem blauen Glase bei de De numo pantlico Hadriani imperatoris. Lugd.
Witte, Cat. d'une coli, de monum. ant. de M. 1690 4", Titelblatt und p. 1; Cupcrus, Harpo-
Parnvey. 1879 p. 80 nr. 287 eine Herme des cratcs p. 70 aus Choul; Maffei, Verona ill. 3
Priapos vor sich stehen hat, Impr. Cliigi nr. 30 p. 436 nr. 15 (Sammlung Giusti); Zoega p. 146
285: Visconti, Op. var. 2 p. 243 f, Corniola nr. 385; ilfi. 6, 1174; Zoe^a nr. 386 ; Mus. Lavy
del Museo Statolderiano, Dolee B, 32; „Ilarpo- 1 p. 349 nr. 3733; Mus. Sanclement. num. sd. 2
crate avec Serapis et Isis", Lafaye p. 313 nr. Tab. 20, 138; Autoninus Pius LKA, Pedrusi,
166 = Mus. Fol pl. 26, 8; H. stehend mit 3Iusco Farnesel Ta.y. 10,5 y>- ^0 = Zoega p. 201
Füllhorn und kurzer Keule zwischen den Büsten nr. 405 und Mi. 1900 (hinter dem Haupte des
von Sarapis und Isis, Winckclmann 1, 3, 102 Sai'apis ein kleiner Kreis [Sonne?], hinter dem
p. 25, TölJcen 1, 2, 101 p. 25; SchlichtegroU der Isis Halbmond); Ant. Pius, Datum ver-
Pl. 8 p. 27 — 28; Haupt des Sarapis zwischen wischt Mi. 6, 1938. H. neben Isis stehend
dem ährenbekränzten Kopfe der Isis und Har- auf Münzen von Katana , Byblos und viel-
pokrates. Andre, Mus. de Bennes' p. 30 nr. 59; 40 leicht Ptolemais, s. oben Sp. 395, 374, 375;
„Capita Isidis Strapidis Hori , G(/s) Z(ft;ff) Sarapis thronend umgeben von Isis und Harpo-
C{aQanis), „a cornelian iniaglio set in a ring", krates auf der einen, Demeter und Anubis aui
Fph. epigr. 7 p. 351, 1175, gefunden in Castle- der andern Seite, Münze des Philippus jun.
steads; Metallringe: Gold: „2'hree btists of von Bizya, Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 103 f.
Osiris, Isis and ihe little Horus, admirably nr. 3; dagegen zeigt die von Lafaye 322, 200
moddled in füll relief in gold" , King, Anc. nach Mi. 3, 639, 509 verzeichnete Münze von
gems and rings 1 p. 368; „Bague ä trois an- Tarsos (mit angebl. "Sarapis, Isis, Harpokrates
neaux , orncs des bustes de Jupiter- Sempis, und Stadtgottheit von Tarsos) Sarapis mit
d' Harpocrate et d' Isis, Or", C. Leemans, Descr. Cerberus zwischen Isis und Demeter (?), Num.
rais. des monum. e'g. du mus. d'ant. des Pays- 50 Zeitschr. Bd. 21 p. 216—217, Tfl. 1, 16; H. bei
Bas, ä Leide. 1841. p. 73, G. 294; „Anneau Isis auf Flügelsphinxwagen mit dem Siriushund,
en or: bustes d'Isis, d' Harpocrate et de Serapis s. oben Sp. 425; Büste der Isis im Obv. mit
en relief", W. Heibig , Empr. de c. et d' i. a. Beischrift EICIC, Harpokrates vor Altar im Rs.,
publ. par M. Odelli 7. Cent. nr. 55 p. 9 = Ant. Münzen von AegaeAeol., Im! loof- Blumer, Monn.
du Bosph. cimn. 1 pl. 18, 5, Lafaye p. 313 gr. p. 270 nr. 210, N. Z. 21 p. 62 nr. 2, Tfl.
nr. 166; „Triade composee de: Isis-Demeter, 2, 6; vereinigte Häupter des Sarapis und der
coiffee du calatJtos, Harpocrate- lacclios, coiff'e Isis im Obv., H. im Rs. , Münze von Perinth,
du p)schent, et Bubastis- Artemis diademee et Drexler, M. Beitr. 1 p. 106.
portunt deux plumes sur la tete. Trois bustes Auch als Königin spielt sie eine nicht
coules et ciseles en relief, qui decorent, au Heu go unbedeutende Rolle, sowohl als Königin des
de Clinton une bague d'or massif"', Lafaye p. 314 Himmels und der Erde, als auch speziell Ägyp-
nr. 169 = Caylus 6, 88, 1. 2 p. 288, Chabouiilet tens. UgfcßiaTriv [iay.<iQcov iv'Olvfinco Gv.rinrQOv
nr. 2632; wohl auch Dubois, Coli. Mimaut. Paris t%ovaav\v,alyccirignäar^q%cil novxov Siav avaaaccv
1837 p. 91 nr. 573 „Bronze. Trois bagues: nennt sie der Hymnus von Kios, C.I.Gr.312i,
deux d'entre ellcs portent sur hur chaton le Kaibel, Epigr. Gr. 1029 nr. 8—9, %£ö)v ävacov
buste de Sarapis [die eine doch wohl Isis]; (statt avaaaccv) 'laiv, Pap. U zu Leyden, Pap.
la troisieme est ornee d'une figure d'IIorus Gr. Mus. Lugd. Bat. ed. Leemans 1 p. 123,
Harpocratb" ; vgl. auch die Bronze mit den Col. 2 Z. 10, vgl. Z. 17—18 p. 124 Q-fä &8cov
^13 Isis (als Königin) Isis (mit Hera u. luno vermischt) 514
KQdzog txuvou^ (liyiarov kccI tcÖv ev zä yi6a{i(p weilen ist aber an den Statuen die Ähnlichkeit
riQXOvaa; als 17 ßaailLaGU naeqg x^ÖQctg wird sie durch Ergänzungen entstanden, so wird eine
hei IJiod. 1, 27, 6 und als >) T[vQavv]os 7tci{a)r]g stark restaurierte Gewandstatue in Holkham
x[coQag im Ihjmnos v. los Z. 2 (nach Fränkel) Hall {Michaelis, A. Z. 1875 p. 19 nr. 21, Anc.
bezeichnet; „die Königin der Göttinnen und M. in Gr. Br. p. 312 nr. 33) von Dallaway
Frauen", „die Königin der Erde", „die Königin nr. 12 als luno, von Waagen p. 501 und Clarac
Isis, die Grofse, die Mutter des Gottes", „die 987, 2569B als Isis bezeichnet, der Kopf aber
Königin von Süd und Nord", „die Königin des gehörtenachiVi/67i«e?/s ursprünglich einer Venus-
Südens", „die Königin und Herrin der Länder statae an; ebenso gehört der Herakopf an der
des Südens", „die Fürstin im Norden" heifst 10 Isisstatue bei Clarac 3 PI. 422, 7-46 p. 91 nicht
sie in den ägyptischen Texten, Brugsch, Bei zu dieser. Die „Protome muliebris diademata
1). 646 — 647; ferner AlyvTttov ßaa^liicc, H. v. cum pectore nudato et veste circum humeros
Andres vs. 1, ßaaillg r/jg AlyvTtzov itäarjg, Jii- siniiata atque volitante" einer alexandrinischen
lian, EpistoJogr. Gr. (Didot) p. 369 nr. 50 § 1 ; Kaisermünze des Antoninus Pius {Zoega, N.
vgl. Stanoivcc Alyvnzov, Erotici Script. Gr. 1 A^^g. p. 168 nr. 49, von der dieser erklärt:
p. 384 ed. Hercher, Alyvmov (isdäovGcc, Anili. „tiistit Isidem lunonem qiiae aer est'') wird von
Bai Ip. 200 ed. Dübner, Phili2)pi Thess.nv. 231; ßli. 6, 1453 einfach als luno bezeichnet. Wie
avacoa ^iläv C. I. Gr. add. 4943 = K'iibel luno erhält Isis den Pfau und aufserdem einen
981, vs. 5; regina Phari, Statins, Silvae 3, 2, Löwen beigegeben auf dem oben Sp. 404 er-
102; regina Memphitica, Martianus CupeUa 1 20 wähntenrömiachenMedaillonderFaustinajun. —
§ 4 p. 20 ed. Kopp; einfach ßixoLlioGa, C. I. W.Christ u. J. Laiith, Führer durch d. K. Anti-
Gr. 5039, Kaibcl 1025, Fuchstein, Epigr. Gr. quarium in München 1870 p. 22 verzeichnen:
in Äcg. rep. nr. 34 A p. 69; QcofiaXsa GyiuntQOi- ,, Büste des luppiter- Serapis und der luno-Isis auf
Giv, II. V. Andros vs. 8; zvQävvcov ngtoßa:, einem muschelartig geformten Serpentinstein";
H. V. Andros vs. 14—15; KOLoavog nach Bei- eine Münze von Perinth zeigt nach v. Sollet,
nach^ nicht sicherer Änderung von lAI MEPANQ Bekehr, d. ant. M. {des Kgl. Mus. zu Berlin) 1
zu "tai\8i ■aoiQccvcp in der Inschrift von Myko- p. 207 nr. 10, Tfl. 5, 53 „die Köpfe des Zeus mit
nos, Bev. arch. 3^ ser. 9, 1887 p. 306, B. C. H. Lorbeerkranz und der Hera mit hohem Diadem
1887 p. 275; die zahlreichen Inschriften aus r."; „ob die Köpfe aufser dem beschriebenen
Ägypten, in denen sie -Av^ici heifst, entsprechend 30 Schmucke noch ägyptische Attribute haben,
dem lateinischen r/om/«a, C. I.L. 2, 33, 981; ist nicht sicher zu erkennen", nach der Ab-
10, 003; 11, 695; 1594; Archcogr. Tricsf. 13, bildung bei Fox, Engruvings of unpiibl. or
1887 p. 175 nr. 263 und A. E. M. 3, 1879 p. 177 rare gr. coins 1, 52 p. 18 scheint es aber so,
nr. 1 (Domna), vgl. Gochler, Wochenschr. f. Id. weshalb sie Fricdländer , Bep. p. 124 Sarapis
Phil. 2 Sp. 264, siehe im Register zum C. I. und Isis nennt. Ebenso zweifelhaft ist der
Gr. s. V. "iGig und bei Goclder a. a. 0.; auch Beschreiber der Coli. Drovetti, Doe. ined. 3
in einer von Lesbos wird sie so bezeichnet, j). 285 nr. 197 bei einer „Baguc en or surmontee
Mitt. d. ]). A. I. i. Ath. 11, 1886 p. 265 nr. 3, des biistes d'Osiris et Isis, soit Jupiter et Junon".
The aincrican jounicd of arch. 1, 1885 p. 304 Ein grüner Jaspis des Museo Borbonico nr. 640,
nr. 2 {KVQä). Bei Apul. Met. 11, 5 giebt sie 40 JJoc. ined. 3 p. 99 zeigt das Haupt des lup-
als ihren wahren Namen i?e^/«a7Ä7's an; ebenso piter-Sar-apis und der luno, eine Paste bei
wird sie bezeichnet c. 20 und auf einer Gemme Chnbouület p. 599 nr. 3372 luppiter, luno und
bei Broucldnisius zu Properz p. 366; dea Isis Isis-Fortuna; ein Chalcedon in Wien (/?. Sachen
reginn heifst sie C. I. L. 3, 1342 und Isis re- u. Kenner p. 434 nr. 273) luppiter thronend, auf
gina 5,2109,2797, 3231, 3232,3241,8228,8229; der Hand Minerva, vor ihm Isis; ein Karneol
6, 854 = Fröhner, Not. de la sc. ant. du musce bei Cades, Impr. gemm. Cent. 4 nr. 3, Bull. d.
imp. du Louvre nr. 561; 6, 574 und add.; Epli. Inst. 1834 p, 123 Sarapis, luno und Isis auf
cp. 4, 875; C. I. L. 11, 1577, 1581, 1582, 1584, der Kline. Auf einem Amethyst des Museo
1585; 12, 1562, Henzen 5856; Eph. ep. 7, 356, di Capo-di-Monte mit drei Reihen von Gott-
1194; suncta rcg[ina] ohne Zusatz von Isis, 50 heiti n erscheinen in der 1. Reihe Isis, Inno,
aber sicher diese Göttin, C. I. L. 14, 352; da- luppiter, Minerva und Bacchus, in der 2. Vic-
gegen fraglich, ob Isis placida regina C.I. L. toria, Mars, Fortuna, Salus, Aesculap, Venus,
3, 1590^. Mercur und Anubis, in der 3. Vesta, Diana
Als Himmelskönigin und Gemahlin des Lucifera, Ceres und eine unbestimmbare Gott-
Zeus Helios Saraj^is tritt sie in Beziehungen heit, Impr. Chigi nr. 290, Visconti, Op. var. 2
zu Hera. Eine freilich nicht auf sicherem p. 245 = Dolce B, 62; auf einer Lampe der
Grund ruhende Parallele zwischen beiden zieht Sammlung C'urdaillac aus Caesarea (Cherchel)
ü. Engel, Isis u. Osiris p.lS. — Hirt, Bilderbuch ,,Jiipjiter cotffe du modius" d.i. Sarapis, um-
f. Myth., Arch. und Kunst. 1. lieft p. 90 zu geben von Venus und luno mit dem Pfau,
Taf. 11, 10 (anläfslich der Isis aus Palast Bar- eo Waille et Gauckler, Bev. Arch. 3*^ ser. 17, 1891
berini Clarac 5, 992, 2598, v. Klenze u. Schorn, p. 143 nr. 39. Die Verbindung des Zeus Urios mit
Beschr. d. Glypt. p. 119 nr. 135, Brunn, Beschr. den ägyptischen Gottheiten in einer Inschrift
d. Glypt.* p. 159 nr. 126) sagt: „Die Göttin von Delos ist schon Sp. 477 erwähnt worden;
erhielt einen junonischen Charakter in Ge- in Stratonikeia wird dem Zeus Panamaros und
Sichtsbildung und Gestalt, zugleich mit einer der Hera eine Statue des Sarapis und der Isis
ähnlichen langen Tunica", vgl. Heibig, Unters. mit Kapelle und Altar geweiht, B. C. H. 11,
üb. d. camp. Wandm. p. 8 und Bavaisson- 1887 p. 389 nr. 6; die Weihinschrift eines
Molien, Bev. arch. 1876 n. s. 32 p. 324; zu- Priesters der Isis an luppiter, luno, Hercules
RoscuER, Lexikon der gr. u. rüm. Mytliol. II. 17
515 Isis (mit königl. Kopfsclimuck) Isis (Verleilierin d. Königswürde) 516
bei Gruter p. 6 nr. 1 ist gefälscht, s. C. I. L. vure du ten^js des Antonini,' ^. Das ist vielleiclit
6, 5, 466*; eine römische Widmung dargebracht eine Modifikation der Kroue Hemhem, „le groupe
I-S-I-P-D-M I ISIDl • SALVTARl löst iJcw^^ew, des trois faisceaiix. de latus ou de papyrus rc-
C.I.L. 6, 1, 436 auf: lovi, Soli Invicto Prae- posant sur les cornes it accoles par des pJumes
senti Digno Magno Isidi Sdlutari, doch mit d'autriiche et des uraeus", Eochemonteix, Bec.
dem Zusatz „sed inceita oinnia", Fabretti, Inscr. de trav. rel. ä l'arch. eg. et as?. 7 p. 32, PI. 2
2)at. p. 470, 111 dagegen lovi Sereno lunoni nr. 41 — 44. Das ßaoilsiov erkennt Frölmer,
Placidae Diis Magnis etc. In der Inschrift Not. de la sciüpt. ant. du mus. imp. du Louvre 1
C. I. L 9, 5179 = Orelli 1882 Isidi victricis p. 488 nr. 559 auch an dem mit Halbmond,
Inno fafst Preller-Jordan, B. M. 1^ p. 85 luno lo Uräus, Mohn, Schlange und kleinen Hörnchen
als Genius, als Schutzgöttin der Isis victrix. gezierten Kopf der Isis Clarac 1087, 2733b
Nicht selten ist die Rede von dem könig- und „Ze diademe royal, surmonte du x^sclient"
liehen Kopfputz, regale decus Ocid Mtt. 9, p. 493 nr. 563 an der Isis des Altars Clarac
689, ßaodtia, ßactlstoj^, basilium der Isis, Hüb- 199, 4, wo aber die Abbildung kaum die Be-
ner, Hermes 1 p. 348—349, HercJier, Hermes 2 Zeichnung des über der Stephane befindlichen
p. 153, vgl. Letronne, Inscr. gr. et lat. de VEg. 1 Zierats als Pschent rechtfertigt. Wieseler,
p. 309 ff. Noch in den griechischen Zauber- Über einige beachtenswerte geschn. Steine 2, 1
papyri spielt er eine Rolle, Wessely, Gr. Zau- p. 44—46 stimmt ihm bei und giebt weiteie
berpap. v. Paris u. London p. 98 vs. 2134, Beispiele der Stephane, die sich nebst Mohn-
p. 123, vs. 3141. In Cadix wird ihr ein basi- 20 köpfen und Ähren auch an dem von ihm ab-
lium geweiht, das geschmückt war mit einer bildlich mitgeteilten Cameo der Sammlung
grofsen Perle und 6 kleinen, 2 Smaragden, Bromilow findet. Den von ihm verzeichneten
7 „cylinch-i"', 1 Rubin, 1 Hyacinth und 2 „gern- Darstellungen kann noch zugefügt werden die
mae cerauniat''^ G. I. L. 2, 3386 = Hübner oben bereits angeführte Bronze nr. 516 des
a. a. 0. p. 345— 360; in Nemi befand sich unter Musco Borgiano, Hoc. ined. 1 p. 399; ferner
den Schätzen ihres Heiligtums ein „basileum „Btisto di una Iside^', „La sua testa e ornata di
ornatum ex gemmis" , C. I. L. 14, 2215. Mau un diadema Giunonio ed un soggctto come una
kann sich unter dem ßuailsiov übrigens ver- serpe e attaccato sopra per ogni lato", Bronze
schiedene Arten des Hauptschmuckes denken. bei PanofJca, 11 Museo Bartoldiano p. 5 nr. 74 ;
Die bekannteste ägyptische Königskrone, das 30 „Isis drapee et diademee. Son chiton, dont les
Pschent, zusammengesetzt aus der weifsen manches fendues et boutonnees, descendent ä
Krone des Südens und der roten des Nordens, mi-bras, est recouvert d\m himation. Le clia-
führt sie, mannigfach variiert, in den ägyp- deme est surmonte d'un croissant au milieu
tischen Darstellungen bei Lanzone Tav. 307, 4; duquel se dresse %me feuille, probahlement la
308, 1—4, p. 836—837. — Plutarcli, He Is. et coiffure de plumes degencree", Bronze, gefunden
Os. c, 19 mag diese Doppelkrone unter dem bei Besan9on, in Coli. J. Greau. Bronzes ant.
ßafft'Xfiov verstehen, welche Horos seiner Mutter p. 237 nr. 1112; weibliche Figur mit Isis-
im Zorn über die Freilassung des überwundenen gewand („beide Arme falsch ergänzt, Kopf mit
Set vom Kopfe gerissen hat. Geziert mit dem Stephane") im Museo Torlonia, Schreiber, Hie
Pschent soll sie vorkommen auf einer Gemme 40 ant. Bildiverke der Villa Ludovisi p. 246 zu
bei Cohen, Cat. Badeigts de Laborde p. 8 nr. 59, nr. 303.
wenn anders dieser nicht etwa die Sonnen- Und wie sie selbst Königin ist, so ist sie die,
Scheibe zwischen den Hörnern irrtümlich mit „welche dem Könige sein Amt über-
diesem Namen belegt. Anscheinend mit der liefert", „ohne welche niemand König wird",
weifsen Krone des Südens, vielleicht aber auch Brugsch, Bei. p. 647, die „nolvKXfavov ßaoi-
mit einem undeutlich dargestellten Pschent, Istav -S-f ffftoqpopov" festgesetzt hat, H. v. Anclros
erscheint eine Bronzestatuette mit eng anliegen- vs. 68 — 70. In Edfu führt ein Ptolemäer unter
dem, die Büste freilassenden, geknoteten Ge- vielen andern den Titel „der Freund der Isis",
wand bei Caylus, Bec. d'ant. 3 PI. 9, 3. Wenn Brugsch, Hierogl.-demot. Wörterbuch 6 p. 730;
die weifse Krone von zwei Straufsfedern ein- 50 in Dendera heifst Tiberius ,,der von der Isis-
geschlossen und auf Widderhörner, über denen Hathor mit Leben beschenkte herrliche Gott,
sich Uräen erheben, gestellt ist, so wird der das Kind der Hathor, der jugendliche Spröfs-
Kopfputz Atef genannt, Pierret, Hict. d'arch. ling des Strahlenschleuderers Horus, der Herr
eg. p. 75. Nach Cat. des objets d'art dependant von Ober- und ünterägypten [Autokrator] , der
de la succession AI. Castcllani. Rome 1884. 4** Sohn der Sonne, der Herr des Diadems [der
p. 45 nr. 269 soll eine Bronzestatuette der Isis von Ptah und Isis geliebte, ewig lebende Cäsar],
mit Rhyton und Füllhorn zeigen „?e front sur- der von der Hathor, der Schutzgöttin Denderas,
jMOWie de Zacoi/fkrea^e/""; vgl. die beiden Gemmen dem Auge der Sonne, der Herrin des Himmels
'bei Cohen, Coli. Badeigts de Laborde p. 8 und Gebieterin über alle Götter und Göttinnen,
nr. 58 und 60 „Bustes de Sarapis et d'Isis, l'un co der mit der Doppelschlange geschmückten Be-
coiffe du modius, l'autre de Vatef. Jaspe rouge" schützerin in der Hauptstadt des tentyritischen
und „Büste d'Isis ä dr. avec la coiffure Atef. Gaues und von dem Rä-Samtaui in der Stadt
Sardoine"; nur tritt hier wieder das Bedenken Dendera geliebt wird", Hümichen, Ztschr. f.
ein, ob die Beschreiber wirklich die Krone äg. Spr. 1876 p. 33. Dem entsprechend ist in
Atef im Auge haben. Ein Nicolo der Samm- der von E. Maler, Bev. arch. 3^ ser. 2, 1883
lung Beugnot, de Witte, Hescr. de la coli, d'ant. p. 181 nr. 4 mitgeteilten Inschrift BaoiUa
de m. le vicomte Beugnot p. 135 nr. 404 soll Hrols (laiov &£ov | ^do^rjtOQu 'lag nai "^SlQog
zeigen: ^,Tcte d'Isis coiffee de trois vases. Gra- der ungewöhnlich im Accusativ stehende Königs-
517 Isis (Königinnen m. Isisattributen) Isis (Königinnen m. Isisattributen) 518
name vielleicht durch ein folgendes cpiXoictv gekränzt mit der Osiriskione und ein ähren-
zu erklären. „Wir geben dir dein Wachstum gekränztes \4'eibliches Haupt mit der Sonnen-
wie das der Binsen" sagt Isis auf Philä zu scheibe zwischen zwei Hörnern, das von PooJe,
einemKniser (Brurisch, H.-P.Wörterb. 1 \-). IIb); Heud, H. N. -p. liQ und Wieseler, Über einige
auch „Säugling der Sothis , Wartekind der geschn. St. 2, 1 p. 41—42 als das der Klco-
Isis" kommt vor als Titel eines Königs (i>n<^sc/t patra I. als Isis, von Payne Knight, Cat. n. v.
a. a. 0. 6 p. 942), und eine Darstellung bei qui in Museo Payne Knight asiervaniur p. 211
Lanzone, I)iz. di mit. eg. Tav. 306, 3 p. 835 als das der Gemahlin des Ptolemaios XI. als
zeigt sie einen vor ihr stehenden König säu- Isis, gewöhnlich aber, so auch von Imlioof-
gend mit der ßeischrift: „Ich bin deine Mutter lo Blumer, Z. f. Num. 3, 1876 p. 351 f., Tfl. 9, 15
Hast die Herrin von Ta;tont", vgl. für die und L. Müller, Mus. Thorvaldsen p. 236, nr.
Gleichstellung des Königs mit Horos auch 1747 (unter den unbestimmten Ptolemäer-
Brugsch, I\el. p. 368 — 370, 386 — 387. Auch ist münzen) als das der Isis bezeichnet wird,
zu bemerken, dafs sie wie andere Penaten des Endlich auf Bronzemünzen der Kleopatra I.
Kaiserhauses , beispielsweise Inno Augusta erscheint begleitet von der Aufschrift BAZI-
(Preller- Jordan, JR. M. 1^ p. 289) und Fortuna AIIIHI KAEoTTATPAZ ein mit langen Locken
Augusta (ib. 2^p. 180 Anm. 1) häufig als Schutz- und Ähren geziertes Haupt, Poole p. 78 nr. 1,
göttin der kaiserlichen Familie mit dem Bei- PI. 18, 7; Feuardent 1 p. 70 nr. 258, PL 5, 258;
namen Angusta erscheint, s. Gölüer , Wochen- Mus. Num. Lavy 1 p. 315 nr. 3236—3241 bis,
sehr. f. II. Phil. 2 Sp. 264. 20 wo auf Bantcchi, Discorso sopra una moncta
Nicht selten liefsen sich ägj'ptische Koni- Grcco-Egizia verwiesen wird; M. Schiedehaus
ginnen mit den Attributen der Isis dar- in Grates Münzstudien 1 p. 333, 343f. Ganz
stellen, Willänson 4 p. 385 bei Parthey zu Plut. dasselbe Haupt, aber ohne Aufschrift, begegnet
De Is. et Os. p. 151. Auf einer Anzahl Ptole- auf dem Obv. zahlreicher Bronzemünzen, die
mäermünzen allerdings hat man mit Unrecht früher meist unter den unbestimmten Ptole-
Herrscherinnen mit den Abzeichen der Isis mäermünzen aufgezählt wurden {3Ii. 6 , 44,
finden wollen. So bezeichnen Mi. 6, 7—8, 389-395; Ch. Lenormant PI. 88, 7 — 10, p. 169
65 — 80; *S'. 9, 4, 24, Ch. Lenormant, Tresor de nr. 1-6; Cat. Welzl de Wellenheim 1 p 346
num. et de glypt. Monn. des rois grecsFl. 82, nr. 7313— 7316; Cat. Thomscn 1 -p. 186 m: 2036).
6 — 12. 14 p. 162 — 163, Feuardent , L'Fg. anc. so von Sestini , Mus. Hedervar. 3. Cont. p. 2
1 p. 21 — 22, 81 — 91, C. W. Huber , Zur alten nr. 1 — 6 der Berenike L, von Leal:e, Num. Hell.,
Numismatik Ägyptens p. 38 — 39, 165, 166, Egypt p. 61 der Arsinoe Philad., von Feuar-
Cornaglia. 31us. num. Lavy 1, 313f., 3216, dent 1 p. 70 nr. 258, PL 5; 259—266; 267,
3220—3225 ein weibliches Haupt mit Binde PI. 5; 268 der Kleopatra L, von PooZe letzterer
und vier Reihen von Locken als „tete de Be- als Regentin, p. 78 nr. 2 — 6, 9 — 12, PL 8, 9
rcnice coi/fee comme Isis", „huste de Berenice und dem Ptolemaios VIII. Euergetes II. (146
en Isis" und ähnlich. Indessen, wie Furt- — 117), p. 89, nr. 6— 12, PL 21, 3; p. 93 nr. 67,
uängler, Jahrbuch d.B.A. Inst. 4 p. 83 richtig 68, PI. 22, 5; p. 94 nr. 70, 71, 72, PL 22, 6;
bemerkt, hat der Kopf ,, keine Porträt-, son- nr. 73 — 77 zugewiesen werden. Auch dieses
dern ganz allgemein ideale Züge"; weshalb 40 Haupt wird von Poole und Feuardent als das
denn auch die Bezeichnungen so weit ausein- der Kleopatra als Isis angesehen; ScNedeliatis
ander gehen können, dafs Fckhcl, D. N. V. 4 a. a. 0. p. 343 f. erkennt nur in dem von der
p. 7, 124f. darin das Haupt der Arsinoe, der Umschrift BAZIAIIIHI KAEoTTATPAZ beglei-
Gemahlin des Ptolemaios IL Philadelijhos, da- teten, ebenso wie auch Cornaglia, das der
gegen Poole, Cut. of GreeJc Coins in the Brit. Kleopatra ,.als Isis coiffiert", Leake schwankt,
Mus. The Ptolemies p. 38 nr. 13, 14, p. 39 ob er .„Isis or Arsinoe in tlie character of Isis''
nr. 17, 21; p. 76 — 77, nr. 83— 100, PL 18, 4,5; erkennen soll. Die meisten aber, wie auch
p. 83 nr. 28, PL 19, 4; 29, 30 das Haupt der Furhvängler a. a. 0. p. 83 sehen darin das
Libj'a erkennt. Ferner Goldmünzen der Ar- Haupt der Isis; L. Müller, Mu^. Thorvaldsen
sinoe, Gemahlin des Ptolemaios IL, die nach so p. 238 nr. 1766 — 1768 und der Verfasser des
Grässe, Hdbch. d. a. Num. 2 p. 150 „ihren Cat. Thomsen 1, 1 p. 184 (beide unter den un-
Kopf mit Diadem und Schleier, über demselben bestimmten Ptolemäermünzen) das der Demeter,
eine Lotosblume, welche die Königin als Isis Von der berühmten Kleopatra wissen wir, dafs
bezeichnet", darstellen sollen, lassen sich des- sie, wenn sie sich dem Volke zeigte, das heilige
halb hier nicht anführen, weil der Lotos nicht Gewand der Isis trug und als ,,neue Isis" ihre
das Haupt der Königin ziert, sondern den Audienzen erteilte, Plut. Ant. c. 54. Antonius
Knauf eines Scepters bildet, wie dies Fctiar- liefs sich mit ihr malen und plastisch dar-
dent 1 p. 41 — 50 nrs. 183 — 203, PL 3, 183, 186, stellen, indem er sich als Osiris und Diouj^sos,
189, 198 und Poole p. 2—6, p. 42 — 44 nrs. 2 Kleopatra sich als Isis und Selene bezeichnete,
— 40, PL 8, 2 — 10 richtig erkannt haben. Ferner 60 Cass. Bio 50, 5, II p. 770 ed. Sturz, was ihm
sind während der Regentschaft der Kleopatra L, Octavian zum bittern Vorwurf machte, Dio
der Witwe des Ptolemaios V. Epiphanes und 50, 25, II p. 810, vgl. Sharpe , Gesch. Aeg.'s 2
Mutter des Ptolemaios VI. Philometor, nach p. 63, Drumann, Gesch. Borns 1 p. 465, Meri-
Poole, The Ptolemies, Introd. p. IX und p. 79, vale, Gesch. d. Böm. unt. d. Kaisern 2 p. 207,
7, PL 8, 8; nr. 8 und Feuardent 1 p. 68 nr. Preller-Jordan, B. M. 2^ p. 428 Anm. 3, Cham-
257, PL 5, p. 69 nr. 257''"' Silbermünzen pollion-Figeac, Annales des Lagides 2 p. 367,
geprägt worden , welche im Obv. neben ein- Lumbroso, L'Egitto al tempo dei Greci e det Bo-
ander zeigen das Haupt des Sarapis, lorbeer- ??!n>?/p. 110. Silbermünzen zeigen die Aufschriften
17*
519 Isis (Königinnen m. Isisattributen) Isis (Königinnen m, Isisattributen) 520
BACIAICCA KA60TTATPA GGA N6(0T€PA und p. 1 nr. 3, p. 4, King, Ant. gems and rings 1
ANTWNIOC AYTOKPATQP TPITON TPICON AN- p. 337 Note *; den unbestimmter Herrscherin-
APOON, EcJJiel, D. N. V. 4 p. 23; 3Ii. 6, 33, nen der Ptolemäerdynastie auf einem Cameo
266; JFeuardent 1 p. 133 nr. 445, PI. 8; T. im Haag, I. C. de Jonge, Notice sur le cab.
Combe, Mus. Brit. p. 237 nr. 1 ; Lealce, N. H., de med. et p. gr. de Sa Maj. Je Boi des Pays-
Egypt p. 62; de Witte, Cab. Durand p. 465 Bas ä la Haye 1823 p. 119—120, Montre 1
nr. 2345; Mus. Payne KnigJit p. 212; Fried- nr. 2; einem ,,Vetro'' des Museo Borgiano 3.cl.
länder und v. Sallet, D. Kgl. Münzkabinett 1. div. nr. 1, Doc. ined. 3 p. 421 f.; einem
p. 115 nr. 361, Mus. num. Lavy 1 p. 318 nr. schwarz und weilsen Onyx der Sammbmg
3283; Gat. Subliy Pacha. London 1878 p. 83 lo Muirhead, King, Ant. g. and r. 1 p. XVII,
nr. 1108, 1109, Cat. des objets d'art dependant p. 369; einem „beautiful hyacinthine garnet"
de la succession CastelJani p. 151 nr. 1286; der Sammlung Marlborough, Story- MasJcelyne,
Collen, Cat. Greau p. 243 nr. 2862; Bouilcoivsld, The Marlborough gems p. 7 er. 43. Ebenso
Dict. num. p. 193 f. nr. 462 ; Bronzemünzen wurden römische Kaiserinnen nicht selten als
BACIAICCHC KAEOnATPAC und ETOYC • KA • Isis dargestellt, s. oben Sp. 404-406. An dem
TOY-KAI-C 0EA NEWTEPA, Eclhel 4 p. 24, von Platner, Beschr. der Stadt Born 3. Bd.
Feuardent 1 p. 135 nr. 448, PI. 8, vgl. Lauth, 2. Abt. p. 588 ,, Villa Ludovisi" nr. 45 so be-
Äus Ägyptens Vorzeit p. 497, sowie BACIA | schriebeoen Kopf: „Weiblicher Kopf mit einer
0GA I N6 • und ANTOO | TITA | f, Mi. 6, 33, Stirnkrone, wahrscheinlich eine Kaiserin als
268; Sestini, Mus. Hed. 3. Cont. p. 8 nr. 4; 20 Inno vorgestellt; auf der Brust mit einem
Cat. NorthtvicJc 1 p. 155 nr. 1545; Ch. Lenor- geknüpften, der Isis und ihren Priesterinnen
mant PI. 87, lettre N; BoutJcowsJci p. 195 nr. eigentümlichen Franzengewande" ist nach
467. Die „Statua corpore muliebriter vcstito, Schreiber, D. ant. Bildw. der Villa Ludovisi
fade d. sp. {eiusdem Beginae [ClcopatraeJ sub p. 118 nr. 95 die mit Untergewand und unter
Isidis persona) s. sceptro innixae, d. e lagena der Brust zusammengeknotetem Franzenmantel
libantis, et cistae mysticae inter duos serpentes bekleidete Büste neu, weshalb er für die hier
insistentis" einer Silbermünze des WIus. Payne uns beschäftigenden Bildwerke nicht in Be-
Knight p. 213 A nr. 3 stellt vielmehr eine tracht kommt. Ein ,,saydoine^'' der Sammlung
Bacchusstatue dar, auch zeigt die Vorderseite King soll nach King, Ant. gems and rings 1
dieser Müuze nicht wie Knight meint, die 30 p. 69 PI. 49, 7 darstellen „Lady ivith lotus, on
Häupter des Antonius und der Kleopatra, her broiv, in the charactcr of Isis. Apparenily
sondern das des ersteren und der Octavia, a portrait of lulia, daughter of Augustus".
Babelon, Monn. cons. 1 jd. 179, Antonia 61. Zu dem oben Sp. 405, Z. 14flF. angeführten
Unter den Antiken zu Stockholm zählt E. Ger- Marlborough Cameo, der 1875 in den Besitz
hard, Arch. Z. 1853 p. 395 nr. 63 eine ,,Kleo- des Mr. Bromilow überging, ist zu bemerken,
patra mit dem Kopfputz der Isis des Vatikans (?)" dafs darauf im Choix de pierres ant. grav. du
auf; „ein Bildnis der Kleopatra als Isib" will cab. du Duc de 3Iarlborough 2 PL 33 Didius
Herr v. Korff in einer Bronze der Sammlung lulianus und Manila Scantilla, von N. Nevil
des Generalkonsuls Thcremin in Alexandria Story- MasJcelyne, The MarlborougJi gems 1870
sehen, A. Z. 1871 p. 21. Mehrfach will man 40 p. 80—81 nr. 482 Marc Aurel und Fauhtina,
auf geschnittenen Steinen, Ringen und Glas- von Thompson, Pliotograplis from tJxe coli, of
pasten weibliche Mitglieder der Herrscher- ilie Brit. Mus. 1. Ser. pl. 868 p. 81 „Bust of
familie der Ptolemäer mit den Abzeichen der Iidian II. i)i tJie cJiaracter of Iiipitcr Antmon,
Isis erkennen, so den Kopf der Berenike I. auf and of Egypt in tJie cJiaracter of Ceres", von
einem „camee en grenat oriental, trouve ä Wieseler, Über einige beachtenswerte gescTin.
Boubastis, ayant appartenu ä M. Spanopulos Steine des vierten JaJirJiunderts n. Chr. 2, 1, B
consul grec au Caire" , Empr. de cam. et d'int. p. 24 ff. (S.-A. aus d. 31. Bde. d. AbJi. d. K.
ant. par M. Odelli , 7. Cent. Rome 1868 Ges. d. W. zu Göttingen) Julian als Sarapis-
nr. 84 p. 12; auf einem konvexen Chalcedon Ammon und seine Gemahlin Helena als Isis
aus Syrien im Besitz des Grafen Tyskieicicz 50 erkannt werden, wie denn auch bei dem ebenda
in Paris, Heibig, Bull. d. Inst. 1885 p. 21 f., Z. 16 ff. erwähnten, jetzt im Metrop. Mus. of
Furtivängler, Jahrb. d. Ks. Arcli. Inst. 3 p. 206, art in New- York {King, The Johnston Coli, of
4 p. 80 — 84, Tfl. 2, 2; auf einem „transparent engr. gems p. 41 nr. 67) befindlichen Steine
glass of a violet colour", Brit. Mus. Guide to Wieseler (2, 2 p. 55 Anm. 1) an Julian IL denken
tJie first and second egyptian rooms p. 121 nr. möchte. In der Inschrift von Athribis aber bei
6273; den der Berenike, Gemahlin des Ptole- Letronne, Bec. 1 p. 228 ff. = C. I. Gr. 4711,
maios III. Euergetes auf zwei Steinen in Paris, auf die man sich für den Beinamen via laig
ChabouilJet p. 24 nr. 160, 161 (Sardonyx) ; den der lulia Augusta, d. i. Livia, der Mutter des
der Berenike, ohne nähere Angabe auf einem Tiberius beruft {Preller-Jordan, B. M. 2^ p. 450,
„sardoine" in Coli, de M. de Montigny, P. gr. co Anm. 4), ist der Name der Göttin nur Ergänzuag
Paris 1887 p. 32 nr. 411, PI. 4; vielleicht den Letronnes. Auch dafs der Kopf der EY0HNIA
der Arsinoe, der Gemahlin des Ptolemaios IV. der alexandrinischen Kaisermünze bei EcJcJiel,
Philopator auf einem Karneol in Paris, CJia- D. N. V. 4 p. 45 Livia als Isis kostümiert
bouillet p. 617 nr. 3507, den der Kleopatra I. zeigt, wie AscJtbacJi, Livia, DenTcsclir. der Kais.
neben dem des Sarapis, wie auf den oben ver- Ali. d. W. zu Wien. Phil.-Hist. Kl. 13. Bd. 1864
zeichneten Münzen, auf einem durch Newton p. 81 Anm. 3 annimmt, ist irrig,
von Castellani für das Brit. Mus. erworbenen Als Schutzgöttin der Könige und Kaiser
Goldring, Poole, Num. Cliron. N. S. 6, 1866 ist sie natürlich auch eine Sieg verleihende
521 Isis (verleiht Sieg u. Gesundheit) Isis (Heilgöttin) 522
Göttin, wie sie denn in einer Inschrift von Fap. Ebers p. 1—2, JErman, Äg. u. äg. Leben
Delos geradezu ""/öiff Nl'ktj heifst, Bull, de Corr. i. A. p. 368, Wiedemann, Die Bei. d. a. Äg.
Hell. G p. 338 nr. 44. Ihre siegreiche Macht p. 147 — 148, Woenig, Die Pflanzen im alten
bewährt sie aber nicht nur gegen Feinde im Ag. p. 368. Nach Pap. Dem. 65 in Leyden
Felde, sondern auch gegen böse dämonische lehrt sie den in Syrien durch eine Schlange
Wirkungen aller Art. Das über Isis als Göttin gestochenen Koros, den Stich zu heilen, Wiede-
des Sieges zu Sagende habe ich zusammen- mann, Hcrodots 2. B. p. 557; durch magische
gestellt in der Wochenschrift f. Mass. Philol. Sprüche weifs sie Skorpionen- und Schlangen-
1886 Sp. 1432-1434, vgl. für Sarapis Wieseler, bisse zu heilen, Golenisclieff, Die Meiternich-
Übcr einige bcachtensiccite geschn. Steine 2, 1 lo Stele Z. 79, 4; Z. 83, 27ff. , Wiedemann, Hero-
p. 37 ff. Zu den dort verzeichneten Inschriften, dots 2. B. p. 233. Im Pap. Ebers, Tfl. 47, 5—10
welche der Isis das Beiwort invicta geben, wird ein Mittel verzeichnet „bereitet von Isis
C. I. L. 6, 352 (?), 353, kommt noch eine von selbst für Ra, um zu vertreiben die Schmerzen
Köln {Sehaaff'hausen, Bonner Juhrhb. Heft 76 in seinem Kopf", Joachim p. 61, Ebers, Ztschr.
p. 31—62, speziell p. 38, Tfl. 1; Jedirb. d. K. f. äg Spr. 1873 p. 43, Woenig p. 368. Im
D. A. Inst. Arch. Anz. 4, 1889 p. 182; West- Pap. Eb. XCV, Joachim p. 173—174 wird ver-
deutsches Korrespondenz-Blatt 7, 81), wie denn zeichnet: „Beschwörung für die Brust. Die
auch Apul. Met. 11, 7 sie numen invictum Brust ist dit-selbe kranke (Brust) der Isis, die
nennt; zu denen, die sie als victrix bezeichnen in der Stadt ;^ebt die Götter Su und Tefnet
(Orelli-Henzen 5856; I. B. N. 5352 = C. I. L. 20 gebar. Sie hat für sie ihre Beschwörung ge-
9, 3144), eine aus Asculum Picenum {Orelli 1882 than über äat-Pflanze, Gesundheitskörner, über
= C. I. L. 9, 5179, vgl. Preller-Jordan, B. 31. beqat des Rohres, über Haare der äbt-Pflanze,
1^ p. 84 — 85) und eine aus Bononia, Henzcn die herbeigeführt sind, um alle möglichen
5832 = C. I. L. 11, 695; unter denen, die ihr Krankheiten, soviel ihrer sind, zu vertreiben";
das Beiwort triumphalis geben, C. I. L. 6, 355; ebenda 69, 6 wird, um eine Brandwunde zu
Herzog, Galliae Karbon, prov. rom. hist. p. 73 kühlen und zu heilen, die Rede der. Isis an
nr. 351 = Orelli-Henzen 5835, ist letztere zu Horos in einer uns unbekannten Sage über
streichen, da nach Hirschftld, C. I. L. 12, 734 dem Heilmittel, der Milch einer Frau, die einen
der Stein zeigtlSlDlS ^T- PAREL ! COLLEGAE. Knaben geboren hat, gesprochen, Erman p.472.
Das Amulett mit der Inschrift iVginä 37 Elaig 30 Auf der Grabstele der Isis steht, sie sei von
auf beiden Seiten {Bull. delV Inst. 1873 p. 34, Hermes in der Medizin unterwiesen worden,
1874 25. 50) s. jetzt bei Kaibel, Inscr. Gr. Ital. Hiod. 1, 27. Wenn nach Diodor ein von der
et Sicil. 2413, 5. Isis erfundenes Heilmittel äd-avuaia hiefs, so
Ebenso wie Sieg verleiht Isis (nicht minder führte nach Galenus de compos. med. sec. gen.
wie Sarapis) auch Gesundheit, und ^. Maury lib. 5 cap. 2, Zoega, Be or. et usu obel. p. 654
{Hist. des rel. de la Gr. 3 p. 279, vgl. Döllinger, ein anderes Pharmakon den Namen Isis, vgl.
Heidentum und Judentum p. 624) dürfte nicht über Erfindung von Heilmitteln durch Isis die
irren, wenn er meint, dafs besonders dadurch von v. Bittershain, Der medizinische Wunder-
heide Gottheiten aufserhalb Ägyptens populär glaube u. die Inkubation im Altertum. Berlin
wui\len. Die Ägypter erzählten nach Diod. 1 40 1878 p. 5 und Anm. 7 angeführten Stellen.
c. 25 (vgl. Sprengel, Vers, einer pragmat. Gesch. Als Curiosum sei erwähnt die Ableitung des
der Arzneikunde 1^ p. 66^67) Isis habe viele Namens Isis von Hebr. iasa ^ salvavit, serva-
Heilmittel erfunden und besäfse grofse Erfah- vit, Dan. Willi. Triller, Opuscida medica ac
rung in der Arzneikunde, weshalb sie auch die meclico-pliilologica 2 p. 340.
Unsterblichkeit erlangt habe; sie freue sich Besonders als Heilgöttin führt sie Bei-
am meisten der Heilungen der Menschen und namen wie ocüxsiqcc, navacözeiQK, sospitatrix,
gäbe im Schlafe denen, die darum bäten, Heil- salntaris {Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 34 Anm. 1)
mittel an. Deshalb eifere der ganze Erdkreis auch x^riOTri snrj-noog, C. I. Gr. 2300, svä-Koog
in ihrer Verehrung. Viele, die von den Ärzten G. I. Gr. 2174, restitutrix salutis , Eph. epigr.
wegen der Schwierigkeit der Krankheit auf- 50 7 p. 356 nr. 1194.
gegeben würden, erlangten von ihr Rettung, Verbreitet war im Altertum die Sitte, dafs
wie sie denn häufig Leuten die Sehkraft zurück- Kranke, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen,
gegeben habe. Sie habe das Heilmittel d&ci- sich nach Darbringung eines Opfers in einem
»
raat'a erfunden und damit ihrem Sohn Horos Tempel niederlegten, um im Traume von der
das Leben wiedergegeben, ja die Unsterblich- Gottheit Ratschläge zu erhalten, Vinck, Amoe-
keit verschafft; auch habe sie ihn die Heil- nita'es philol.-medicae cap. 5 p. 61 — 73; Mei-
kunde gelehrt. Wdcker, Kl. Sehr. 3 p. 97, 99 bomius, De incubationibus in fanis deorum me-
hält diesen Bericht des Diodor für eine Er- dicinae causa f actis. Helmstadii 1659 und in
dichtung der ägyptischen Priester, die dadurch Schlaegers Fasciculus dissertationum rariorum
ihren Göttern den Vorrang vor den griechischen 60 de antiquitatibus sacris et profanis. Heimst,
hätten geben wollen, und meint, erst unter den • 1741; Frederik Munter, Om en Votivgemme
Ptolemäern seien Isis und Sarapis zu Heilgott- meden Aesculapisk Slange, Vid. Sei. hist. og
heiten geworden. Aber schon im Pap. Ebers pliil. Skr. IV. Deel; Gauthier, Becli. hist. sur
(verf. um 1700 v. Chr.) werden die Rezepte l'exercice de la medecine dans les temples chez
durch eine Gebetsformel eingeleitet, in welcher Jes peuples de Vantiquite. Lyon 1844; WelcTcer,
Isis angerufen wird, den Kranken zu erlösen, Zu den Altertümern der Heilkunde. Bonn 1850
wie sie Horos erlöst hat, Pap. Ebers 1, 12 3"., p. 89—156 = Kl. Sehr. Bd. 3; Wolff, De no-
Ebers, Ztschr. f. äg. Spr. 1873 p. 43, Joachim, vissima oraculorum aetate p. 28 ff.; Marquardt,
523 Isis (Heilgöttin) Isis (Heilgöttin) 524
E. St.-V. 3 p. 97; F. Girard, L'Asdepieion se voce moneri). Zahlreiche Inschriften be-
d'Athcnes p. 65—78; Preller-Jordan, B. 31. 1^ ziehen sich auf durcli Erscheinungen -während
p. 429; Ä. 3Iaury, Bev. arch. 6, 1849 p. 151 — der Inkubation oder durch gewöhnliche Träume
158; Lafaye p. 103; Trede 4 p. 176; weitere erhaltene Weisungen der Götter mit den For-
Litteratur s. bei Bouche-Ledercq, Hist. de hi mein: nQoazä^avtog rov ^eov, -hktcc nQÖazayfia,
divination 3 p. 271 Anm. Wenn v. Biitershain jcktÖ; iTCLxayr'jv, v.az hituocyiiu, l'g tTciräy^azog,
p. 15 diesen unter dem Namen der Inkubation f^ syyislevaecag, ^tato: yJlsvOLV, v.az uvatgov,
bekannten Brauch für die Tempel der Isis in %ct&' OQcc(ia, v.az ovixq, Zvaq IScöv , '/.az' stil-
Abrede stellt und nur für die des Sarapis gel- cpaviav (vgl. auch yiciza j^griiiatLafiöv und jtara
ten läfst, so ist dies sicher irrig. Wohl haben lo ficcvzstav); iussio, iussu dei, ex iussu (dei, deae,
wir gerade für Sarapis interessante Belege aus deorum, numinü), iussu imperiove, imperio, ex
dem Sarapeion von Memphis in der von E. imperio, ex praecepto, ex monitu, somnio ad-
Egger, Bev. arch. 18G0 p. 111 — 125 erläuterten monitus, somnio monitus, visu monitus, visu
Inschrift: 'AQi6zv'\l}.og xo Ivj^vcmziov o:pi[&r]Ka, (viso) iussus, iussus in visu, viso, ex visu (s. d.
v7io\laßcav v]n6 tov &eov yiayiäg diayisila&ai, Gemme des Major v. Sommer mit Schlange mit
In ü v.ai iixz\QtCaig %Qwiifvog zoig ttsIql vccov J Situla im Rachen und der Beischrift EX VISV,
ovBLQoig, ojvx Tqdvvri(ir]v vyift'ag [zvx^if] \ ncxQ Fred. Ilünter, Om cn Votivgemvie); instinctti
Kvzolv, anders dagegen Eröhner, Inscr. gr. du (vgl. auch ex oraculo und ex response (EX-R),
viusee du Louvre p. 32 nr. 21 (vgl. die Stele 3iarini, Ätti dei Eratelli Arvali p. 25 — 26,
mit Apis vor einem Altar und der Inschrift 20 Fred. 3'Iiinter a. a. 0. p. 14 — 15, Alarquardt,
'cvvTivia xptVco j xoi) &sov TiQoazayfia t%(ovzv%ä. B. St.-V. 3 p. 98 Anm. 8, A. Bouclte-Leclercq
ayad'äi' ÄQr'jg iaziv 6\yigivcov zdöa ebendaher, 1 p. 324 Note 1, 31. Beaudouin tt E. Pottier,
A. 3Iariette, C. r. de l'ac. des inscr. et b.-l. B. G. H. 3, 1879 p. 168, P. Girard, L'Ascle-
1879, 4'' ser. t. 7. p. 130 — 131 nr. 3); in den von pieion d'Athenes. Paris 1881 p. 75, Beinach,
Aftern idor , Oneirocrit. 2, 44 citierten Büchern Traite d'epigr. grecquc p. 384, Eabus, 3Iarmi
des Geminos von Tyros, (Pseudo)-Demetrios ant. Bresciani -p.Q '^oiel, Cagnat, Gours d'epi-
und Artemon aus Milet mit „vorzüglich von graphie lat." p. 221. Auf Isis bezügliche In-
Sarapis angegebenen Vorschriften und Heilun- schritten mit derartigen Formeln verzeichnet
gen" {Susemihl, Gesch. d. griech. Littcratur in Lafagc p. 102 Note 4; p. 103 Note 1; es be-
der Alexandriner seit 1 p. 873, Boiiche-Lechrcq, 30 gegnet: ua-S'' ugaficc, B. G. H. 6 p. 330 nr. 30;
3 p. 383; in Varro, Eumcnides fr. 18 ed. Oehler v.Krä HQoazay^ia, G. I. Gr. 2304; 2305; Keil,
[= 10 Vahlen, 32 Bibbeck, Bh. 3£us. N. F. 14, Bh. 3Iiis. 1861 p. 255 f.; B. G. II. G p. 323 nr. 13;
1859 p. 111, 28 Biese, vgl. Boeper, Philologus 327nr. 21; 329 nr. 23.24; 336nr. 37; 339nr.44;
17 p. 86, Biicheler, Bh. 3Ius. N. F. 20, 1865 jB. C. If. 7, 367 nr. 16; vgl. für Gottheiten ihres
p. 428, Ellis, A commentary on Gatullus p. 28]), Kreises: B. G. H. 6, 340 nr. 45 u. 47; 'A&i^vkiov
aber der Kultus der &£ol avvvcioi Sarapis und 4, 457 nr. 4; 460 nr. 1; B.G. H. 11, 274 nr. 37;
Isis ist so innig verbunden, dafs die von auch v.(xza ■hUsvoiv &£ov UsgäTiLÖog G, I. Gr.
V. Bittershain angenommene Beschränkung der 5994; ferner kommt vor ex monitfu) eius, G.
Inkubation auf die Sarapistempel schon an und J, L. 5, 484, vgl. Vincenso de-Vit, Adria e le
für sich nicht glaublich ist. Aufserdem sagt 40 sue ant. epigrafi 2 p. 144f. nr. 107, p. 336—338;
Diodor 1, 25 gerade von Isis: v.cczu yccQ zovg (I)sidis inperio, G. I. L. 5, 10 = AEM 1, 1877
VTivovg scpiozaii^vrjv ölSÖvui zoig '/.ä^irovai p. 45; ex imp(crio), G. I. L. 9, 3144; ex viso,
ßor/d-rifiazcc TtQog zag voaovg. Aristides 1 p 500f. G. I. L. 6, 1, 346; ex visu, C. I. L. 6, 1, 353,
ed. Bind, erzählt, dafs ihm im Tempel zu vgl. 572 Widmung an Sarapis; C J. J>. 9, 5179;
Smyrna „^y^vszo St Kctl (pcög nagu zrjg"laidog iussu, G. I. L. 2, 3386; vgl. auch Apul. 3Ict.
■/.cci azsQK d^vd'rjza (ptQovza sig ocozrjQLav 11, 14 divino monitu; 11, 19 Nee fuit nox una
acpävT] dh yicii b Züganig xfjg Kvxiig vv>iz6g, vel quies aliqua visu dcaeque monitu, ieiuna, sed
diiu avxog zs xKt 6 'Aa-)ilr]7ii6g, &Kvnaaxoi z6 crebris imperiis sacris suis me iamdudum dcsti-
■ndllog ■Kai x6 nsyi&og yicxC ziva zgonov dllri- natum, nunc saltem censebat initiari ; 11, 22
loig f'jafjpfjjfts", und beim Verlassen des Heilig- 50 sed noctis obscurac non obscuris imperiis evi-
tums redet er hbqI xijg xov &£ov yoQyoxrjzog denter monuit; quis et ceteris benevolis
■xal Svvci(i8cog Ttöcr] zig sir] -ncxl nuzd cpruiag pracceptis summatis deae recreatus animi; 11,
■Aul v.azd avfißöXovg, x«i ozi nolläyiig i]8ri [loi 26 deae 2>'^tentis instinctu; 11, 29 me ... sie
i-Ttl xrig iv%rig rjX&sv 1) a-Tronpifftg. In Tithoreia instruxit nocturna divinatione Clemens imago.
war es nur denen erlaubt, das Adyton zu be- Die Träume wurden ausgelegt durch den
treten ovg dv avzri TtgozifiriauGa rj^loig v-alBOT} 6vaiQo%Qiziqg, B. G. H. 6, 324 f. ni". 16. 17. 18;
acpScg 8i hvvnvCoiv, Paus. 10, 32, 9. Beiläufig 339 nr. 43 oder svv7Cviov.QLzrig, Pap. Gr. 3Ius.
sei erwähnt, dass G. Wolff, De nov. orac. aet. Lugd.-Bat. ed. Leemans 1 p. 117 f., Notices et
p. 31 — 33 bei Paus. 3, 26, 1, der von dem Heilig- Extr. des manuscrits de la bibl. imp. 18 p, 334,
tum der Ino zwischen Thalamai und Oitylos 60 Pap. nr. 54, 35 Col. 3, Z. 78 u. Note 1. Dafs
berichtet: „lagov ßazlv 'ivovg Mai. ^lavzaiov. ■ dagegen (wie Egger, Bev. arch. 1860, 1 p. 115
3IavzBvovxai (.lbv ovv v.aO'BväovzBg- bnöau 8' dv und Brunei de Presle, N'ot. et Extr. 1865, 18,
nv&aa&ai äeri&woiv ovsigaza dsi'-nvvai acpiaiv 2 p. 265; 3Iem. sur le Serapeum de 3Itmphis,
7] -O-fdg", 'ivovg in '/ovg ändern und in letzterer 3Icm. prcs. pjar div. sav. ä l'ac. 1. ser., t. 2,
lo-Isis erkennen will. Auch wo es sich nicht Paris 1859 p. 566, 575 und Beuvens, Lettres ä
um Heilungen handelt, wird das Erscheinen Letronne p. 105 [vgl. die Note zu C. I. Gr. 3163
der Isis im Traume erwähnt, Apul. 3Iet. 11, 3, „ayy.cixoxfic(XL est iyyioifidcQ^ai, quia incubatione
vgl. luv. 6, 529 (Gredit enim ipsius dominae homines fiunt xKro^^ot"] annehmen), auch die
525 Isis (Heilg-öttin) Isis (die Füfse ihr geheiligt) 526
näzoxoi, synätoxai, oC tv KUToxf] mit Erklärung Stellung der Gesundheit sind ihr gewidmet die
von Träumen etwas zu thun hatten, weist Pkw, Inschriften Le Bas et Waddington, Aste Min.
De Sarapide p. 39 mit Recht zurück. In der 511: ZciQÜni[öi], '7c([(Ji], SsoCg ncici, 'd-SQUTtsv-
ägj'ptischen Litteratur spielen beiläufig bemerkt &Hg 'AnolXavidKq 'Als^avSgsvg xagiGtsia, ferner
die Träume eine grofse Rolle {Pierret, Biet. Lollivg, Mitt. d. D. A. I. i. Athen 11 p. 265
d'arch. eg. s. v. Songes p. 519, Ebers, Äg. v. d. nr. 3 und American Journal of archaelogy 1,
B. M. p. 320—322), und es werden die seit- 1885 p. 304 nr. 2, s. oben Sp. 382: z/jd, "mCa
samsten Mittel angewendet, um Träume zu er- ^syälco ZccgämSi ! xJki t^ Jtrpa "/ct^t '/ct'dcooog |
halten; so soll man nach einem Papyrus aus der 'A]q}Qoöiaiov 'AlB^avdgfvq, \ a^md-\g kv. vöaov,
Sammlung Anastasy auf ein Byssusstück mit lo sv^riv \ avtQ'riv.s, vgl. für Sarapis Aelian, De
Wachtelblut die Figur eines stehenden Gottes nat. anim. 11, 31. 32. 34. 35. Ihren Dank be-
mit Ibiskopf zeichnen und ihn anrufen im zeugten die Geheilten sehr häufig durch Wid-
Namen seines Vaters Osiris und seiner Mutter mung von Nachbildungen der geheilten
Isis, Beiivens, Lettre prem. p. 9, Pap. bilingue Gliedmafsen. Von abbildlichen Darstellungen
nr. 75, 6. sect. Col. 5. 'OvbCqov al'rrjaig. Ein der kranken Körperteile versteht BroiikJmsiiis
griechischer Papyrus des Brit. Mus. [Goodiein, die pieta tahella in den Versen des Tihtdl 1,
Public. oftJte Cambridge Society, Graeco-egyptian 3, 27 — 28:
fragment on magic. Cambridge 1852; vgl. Clui- Nunc dea, nunc succurre mihi, nain posse
bas, Pap. magique Harris p. 181— 182) enthält mederi
unter 10 magischen Anweisungen: „1. Divi- 20 Picta docct templis multa tabella tuis.
natiün par Serapis. 2. Formule magique pour Votivgliedmalsen mit öfterer Wiederholung
obtenir une vision. 8. Pour ohtenir une re- der Inschrift "laidi, UsganiSt 'Avovßidi ivii^v
ponsß d'Hermes dans un soyige.^' Als Verfasser fand man in Arsos, s. oben Sp. 380. Zahlreiche
eines Buches ekstatischer Visionen galt Horos, Votivkörperteile aus Thon und Metall aus dem
Dio Chrysost. 1 p. 205 ed. Dind.: iv yag roiq Isistempel in Pompeji befinden sich nach Trede
"Slga ysygafiiisvotg ovstgtxGiv ol av&gcoTiot rot- 4 p. 313 im National-Museum zu Neapel.
avTCig oipsig bgäai, vvv (isv doKovvzsg ccno- Bei einem Glied, dem Fufs, können wir
^vTiOKBiv Kai aHvlsvBßQ^cci, näliv ds dvioraa&ai zweifelhaft sein, ob es der Isis wegen ihrer
v.c(i fiuxsaQ-aL yvuvoi ovrsg, iviors ös olöiisvoi Eigenschaft als Heilgöttin oder aus anderen
Si(av.Eiv v.a.1 xoCg ^soig dialsysc&ai, xal avzovg 30 Gründen geweiht wird. In der ägyptischen
unoGcpäzTsiv v.(xi firjösvog ösLvoiJ ovrog v.ai Mythologie hat, wie es scheint, Nephthys im
ovzag, sl zv%oi 7toz£, TtszBod'ai, kccI ßccdi^Biv Totenkultus eine Beziehung zu den Füfsen.
BTil zrlg &aXazzr}g, Susemihl, Gesch. der griech. Es wird nach Totenbuch 125, 59 u. 60 ed. Lej)-
Litt. in der Alexandrinerzeit 1 -p. 876 Anm. 1dl, sius der Verstorbene, ehe er die Halle der
von dem auch ai ßißloi ai "Slgov kccI "laiSog doppelten Wahrheit betritt, vom Fufsboden
bei Lucian, Gall. 18 herbeigezogen vrerden. derselben so angeredet: „Tritt nicht hin auf
Mehrfach wurden im Altertum geschnit- mich, redet ihn an das Steingetäfel des Fufs-
tene Steine mit den Bildnissen der Götter oder bodens von dieser Halle. Ich bin ganz rein,
mit Anrufungen an dieselben als Amulette zur Da ich nun den Namen deiner beiden Füfse
Bewahrung und Herstellung der Gesundheit 40 nicht kenne, mit denen du auf mich trittst,
getragen, und man darf annehmen, dafs Isis auf so nenne du ihn mir." ,,„Fufssohle am ver-
ihnen eine nicht geringe Rolle spielte. Wenn schlossenen Orte ist der Name von meinem
aber Kaibel, Inscriptiones Gr. Sic. et JtoL2413, rechten Fufse, Kahlfufs der Nephthys ist der
15 auf einer bei Rom gefundenen „pietra a Name von meinem linken Fufse."" Auf diese
forma di piastra rotonda" mit der Formel Stelle und den Umstand hin, dafs von Czermak
anäXla^ov UgLGv.ov ccno zov itövov xov rjnazog und Mariette in Mumien die abgezogene Epi-
den Namen der Isis ^i[a 'I]ai[g] aus dem ganz dermis der Fufssohle gefunden worden ist,
undeutlichen Anfange BAAAAOY \ CHMINAC vermutet Ebers, Ztschr. f. äg. Spr. 1871 p. 48
0€ I NCI6 herauslesen will, so kann ich ihm — 49, dafs Nephthys den Fufs wieder mit der
bierin nicht beistimmen. 50 ihr gewidmeten Sohle zu bekleiden hatte. Der
Bei der giofsen Bedeutung, welche bei den Isis-Hathor kam es nach dem Mumisierungs-
Alten die Bäder für die Gesundheitspflege ritual zu ,,die Beine des Verstorbenen unter
hatten, ist es nicht zu verwundern, dafs öfters den Göttinnen zu kräftigen und ihnen die Be-
Bilder der ägyptischen Gottheiten oder Weih- wegungsfähigkeit im Jenseits zurückzugeben",
Inschriften an dieselben in Bädern gefunden Ebers, Ztschr. f. äg. Spr. 1880 p. 63. Hieraus
wurden. Einiges hierauf bezügliche Material erklärt Ebers, dafs auf dem römischen Stein
habe ich zusammengestellt Mylh. Beitr. 1 13.33 mit der Widmung Isidi fructiferae posuit bei
Anm. 1. Auch aus den Thermen von Cherchell Gruter p. LXXXllI, 10 zwei Sohlen abgebildet
verzeichnet Waille, C. r. de Vac. inscr. et b.-l., sind, während Zoe'ga, Kum. Aeg. Imp. p. 224
mai-juin 1888, vgl. Bev. des rev. 13 p. 259 den co zu Marcus 134 die Erklärung dafür in Apul.
Fund von „tite de femme voilee (Isis?/', wie Met. 11, 17 zu finden meint. Zoegas Erklärung
auch „torse de femme drapee (Hygiee?)". ist hinfällig, weil bei Apul. nach den besten
Natürlich sind der Isis pro salute, ob salutem Ausgaben die in Frage kommende Stelle ex-
ge weihte Inschriften, bei denen aber salus auch osculatis vestigiis deae, quae gradibus haerebat,
das Wohlergehen überhaupt bedeuten kann, nicht haerebant wie Zoe'ga las, argento for-
nicht selten, z. B. C. I. L. 3, 2903; 6, 1, 436 mata lautet. Es ist darin also nicht von dem
(Widmung an Isis salutaris), C. I. L. 3, 2903; Küssen der getrennt von der Göttin aufge-
4809; 5, 779; 8229; 8255; bestimmt für Her- hängten Sohlen, sondern von den zum Zeichen
527 Isis (die Füfse ihr geheiligt) Isis (die Füfse ihr geheiligt) 528
tiefster Devotion geliiifsten Füfsen ihrer Statue, Bildiv. in Obcrital. 2 p. 242 nr. 542 , Lafaye
(vgl. 11 c. 24, den Fufskufs, den Diocletian ver- p. 273 nr. 27; 2) Marmorfufs mit Sandale in
langte, Tredc 4 p. 381, den Fulskufs der eiser- Turin mit sarapisküpfiger Schlange an der
nen Petrusstatue in Rom, Trede 2 p. 38, den linken, isisköpüger Schlange an der rechten
Fufskufs des Papstes, Trede 1 p. 303, 4 p. 381) Seite, Knabenfigur, wohl Harpokrates, hinter
die Rede. Aber auch Ebers' Erklärung ist nicht den Hacken, Coli. Drovetti, Monumens nr. 27,
stichhaltig. In den bei weitem am njeisten Doc. incd. 3 p. 291, Orcurti, Catall. ill. dei
Fällen nämlich, wo wir Fufssohlen auf Steinen movum. egiz. 1 nr. 67; DätsdiJce, Aiit. Bildiv.
abgebildet sehen, haben wir dieselben als in Oherital. 4 p. 66 — 67 nr. 103; Wicsclcr, Gatt.
Zeichen der Anwesenheit von Pilgern an Wall- 10 iVac/tr. 1877 p. 655; Heydcmann, 3. Hall.
fahrtsorten, an denen natürlich Heilungen nicht Winclcdmanns- Programm p. 38, 3, Gtrhard,
selten stattfanden, zu fassen {K. 0. Müller, Prodromus -p. 146, 8; s. oben Sp. 510; 3) Mar-
Hdb. d. Ä. d. K. p. 766 § 436, 2; O.Jahn, Ber. morfufs mit Sandale der Sammlung Harrift,
d. Kgl. Sachs. Ges. d. M\ 7, 1851 p. 103 Anm. 310, gefunden im Kaisareion zu Alexandreia; über
Conze, Heise auf der Insel Lcsbos p. 31 — 34, ihm erhebt sich eine thronende Gottheit, deren
Tfl. 13; DetJiier u. Mordtmann, Zur Epigrajihik Kopf abgebrochen ist (Sarapis) mit Schlange
von Byzantion ii. Konstantinopolis , Denlcschr. oder Adler und Delphin zur Seite, Frisse, Eev.
d.ph.-h.Kl. d.K.K. Äk.d. W. zu Wien. Bd. 13, arch. 2 p. 752, Ä. Maury , Eev. anh. 1850, 7
1864 p. 73ff., Tfl. 7. 8), und es ist nicht unmög- p. 600—602 PI. 152; Panofka, Asldepios u. die
lieh, dafs dieser Gebrauch, seine Anwesenheit 20 AsJclepiaden p. 344. Auf dem Altar G. I. L.
an einer heiligen Stätte durch Eingravierung 6, 1, 572 sieht man über der Inschrilt DEO
von zwei Fufssohlen zu bezeugen, sich von SERAPI | M -VIBIVS • | ONESIMVS | • EX VISV
Ägypten aus verbreitet hat, 0. Jahn a. a. 0., einen schlangenumwundenen Fufs zwischen
vgl. Pierret, Dict. d'arch. eg. p. 439 s. v. Pieds. zwei Sphinxen, auf der einen Seite Sarapis,
Besonders von dem Heiligtum der Isis in Philä auf der anderen Isis; Fabreiti, Inscr. pat.
sind uns solche Inschriften mit Fufstapfen er- p. 467, 20 fafst dieses Denkmal als ex-voto
halten, C. I. Gr. 4946; Letronnc, Mater, p. 70ff.; eines am Podagra Leidenden auf. Auch in der
Hist. du christianisinc en Egypte, Mein, de l'Äc. Deutung des Sarapishauptes über einem Fufse
des Inscr. et B.-L. 10 p. 179 — 180; Oeuvres auf alesandrinischen Kaisermünzen des Anto-
choisies 1 p. 63—65; Becueil des Inscr. gr. et so ninus Pius, Zneqa p. 167 nr. 44, Eclchel, D. N.
lat. de l'^'g. p. 198 ffi; 204—205; A. Maury, V. 4 p. 66, Mi. 6, 214, 1431; Marc Aurel,
Bev. arch. 1850, 7 p. 601; G. Maspero, Bev. Zoega p. 223 nr. 127; 224 nr. 134, Mi. 6, 307,
arch. 1882 n. s. 43 p. 37—39; Briigsch, Ztschr. 2114; Commodus, Fevardent p. 162 nr. 2248,
/: äg. Sp)r. 1888 p. 67. Auch die mit Abbil- PI. 27, Cohen, Cat. Greau p. 270 nr. 3219;
düngen versehenen Widmungen von „rö ß/j/ua" Zoega p. 238 nr. 27 und auf einigen Geramen,
an Isis und Anubis und „t« ßrJftaTa" an Isis Chabouillet p. 262 nr. 2027; Gori, Tlies. q. adrif.
Dikaiosyne auf Delos (B. C. H. 6 p. 327 nr. 21, 1 Tab. 18, 2 p. 62 — 6i, Gori, Mus. Flor. 1,
■p. 336 nv. 37) erkVÄri Ain. Hauvette-Besnault iür 53, 6, Lippert , Daldyliolhck Suppl. 1,9 p. 6,
Geschenke von Wallfahrern. So wendet denn David et Mulot, Le Mus. de Florence 1 p. 219f.,
0. Jahn diese Erklärung auch auf die Weih- 40 PI. 87, 1, Overbcclc, Zeus p. 517, i gehen die
Inschrift an Isis fructifera (die auch bei To- Ansichten auseinandei-. Zoega p. 224 Anm. zu
wasinus, De donariis in Graevius, Thes. ant. Marcus 134 u. p. 404 identificiert Sarapis hier
Rom. 12 p. 787, Fabreiti, Inscr. pa,t. p. 471, mit Asklepios und meint, man könne aufserdem
114, C. I. L. 6, 1, 351 verzeichnet wird) an. denken ,,de pede velut totius corporis basi, qua
Derartige Abdrücke von Füfsen finden sich incolume totus homo salvus videri potuerit',
übrigens auch auf Steinen, die anderen Gott- ebenso Panofka, Asklepios u. die Asklepiaden
heiten geweiht sind, so dem lAber (Arch. Anz. p. 344 und Gori; David und Mulot und Passcri
1864 p. 199*, Conze a. a. 0. p. 32 Tfl. 13, 7), in Goris Thes. g. astrif denken an Heilung
der Invic<^iyta Celestis {Mtiratori, N. Thes. Vet. eines Fufsleidens oder an glückliche Rückkehr
Inscr. Lat. 1 p. 17, 9, Conze p. 32 Tfl. 13, 4); 50 von einer Reise. Die Erklärung, dafs Saiapis
der B(ona) D(ca) Quietana(?) (C. I. L. 6, 1, hier als Heilgott zu fassen sei, ist nicht un-
825); dem Saturnus Aug. (C. I. L. 8, 9016); der möglich; in ähnlicher Weise kommt das Haupt
Victoria victrix (C. I.L. 8, 84:4:6); dev Bael(ona) des Asklepios über einem mit Sandale be-
Aug., C. I. L. 8, 7958. Aufser den Abdrücken kleideten und von einer Schlange umringelten
von Fufssohlen auf Steinen mit Inschriften Fufs auf einer Münze des cilicischen Aigai vor,
giebt es auch selbständig gearbeitete Füfse 3Ii. 3, p. 544 nr. 33, Panofka p. 343, vgl. Tfl. 7, 7
mit Darstellungen der ägyptischen Gottheiten. p. 358; anders fafst King, The Gnostics^ p. 189
Auch diesen legt 0. Jahn eine ähnliche Be- die Bedeutung, weim er den Fufs „as conveying
deutung wie jenen bei, „so dafs der Dank für most speakingly the notion of departiire" zu
die glückliche Heilung und Wallfahrt wohl 60 einem Emblem der chthonischen Gottheiten
mitunter zusammenfliefsen, aber die letztere macht und in einem dem Sarapis geweihten
doch vorzuwiegen scheint". Es sind folgende: in Stein geschnittenen Fufs sieht ,,ex voto
1) Marmorfufs in Florenz, nackt, auf oblonger commemorating the donor's tscape from the
Basis, darüber sich erhebend das Haupt des very threthold of his dark domain" [vgl. die
Sarapis, Zannoni, Galleria di Firenze, ser. 4, Erklärung der Fufstapfen in der christlichen
1 tav. 38, H. Meyer in Böttigers Amalthea 1 Kunst als „Symbol des Übergangs in die
p. 288, von beiden für ein ex-voto wegen glück- bessere Welt", Munter, Sinnbilder 1 p. 54, als
lieh vollbrachter Reise erklärt, Dütschke, Ant. „Symbol der glücklich beendeten Lebensweise
529 Isis (Heilgöttin) Isis (Heilgöttin) 530
und der Freude „„daheim zu sein bei dem fuudeu worden sind; sowie die von S. lieinach,
Herrn"" (2. Kor. 5, 8)", Kraus, Die cJiristlir.hc luv. Arch. 3*^ se'r. 9, 1887 p. 36G "[a]i8t [hol-]
Kunst in ihren frühesten Äitfäncien p. 98]. Qavm xort Q'satg Nvvcpaig ergänzte Inschrift
Ein interessantes Basrelief mit der Inschrift von Mykonos, BiiU. de Curr. Hell. 1887 p. 275,
Evvoia Ei'aidi ivxr'iv aus Theben {Bmifiabe, Ant. die dort freilich Tä]i Jl Msgaväi Kai Q-taig
Jidl. \). 718 ur. 1213, K. Keil, Zur Syliofie Ifhscr. Nvvcpaig gelesen wird. Auch sei daran ei-
Bocot., 4. Supplemcntbd. d. JaJirb. f. Id. Phil. iunert, dafs eine Statue der Isis bei den Heil-
1864 p. 583 nr. 1) dürfen wir wohl als Dank quellen vou Tibur gefunden sein soll, s. oben
fvir eine der Isis zugeschriebene Heilung auf- Sp. 410.
fassen. Kangabe beschreibt dasselbe so : „Fetit lo Wohl als Weihges chenk an die Heilgöttin
bas-relief du plus beau i^ti/le, represcntant un Isis ist auch zu fassen das nach der Vermutung
jcune homme nu, couchc sur un lit. Une tete Conzes, Sitzunysber. d. phil. hist. Kl. d. K. K.
ä barbe, de plus grandes dimensions, et traitee Ak. d. IK. zu Wien Bd. 98, 1881 p. 554 aus
en me'plat, est repr. de face derriere cette flgure, Athen, richtiger nach BoecJch, C. I. Gr. 2300
et devant eile trois jeuncs fdles, sc te)iunt jnir und Fiirtwäyigler , Die Sammlung Sabouroff 1
la main, exccutcnt une danse. Au-dessus de p. 30 von Delos stammende Relief in Florenz
Vhomme couchc il y a un enfoncement circulaire mit der Inschrift "laiSi ;i;()r]<jr/jt inrjKoat Ei-
de 0,05^ de diametre et portant dans son Isv-Kog EcoKQÜrov £v%riv sni isQscog ^lov.lsovq
champ trois plus petits trous." liangabe fafst rov Jiov.lsovg TvqiisSov und Darstellung des
das Haupt als das des Zeus Ammon, den 20 sog. Totenmahls, DütschJce, Aiit. Bildw. in
Jüngling als Osiris. Dies ist sicher irrig. Man Obcrital. 2 nr. 193. Conze erklärt dasselbe im
wird die Darstellung aufzufassen haben als allgemeinen wohl richtig, wenn er sagt: „Man
Dank für eine Heilung durch die Nymphen kann sich fragen, ob etwa aus Lebensgefahr
auf Eingebung der Isis. Der Gelagerte ist ver- gerettete Kranke einen bequemen Gebrauch
mutlich der Sohn der Stifterin. Die tanzenden vom Typus des Totenmahlreliefs zu Weihungen
Gestalten, bei denen man zunächst an Chariten an die rettende Gottheit machten, an Asklepios
denken möchte, kann man immerhin als Nym- sowohl als an Isis, derart, dafs bei der ge-
phen erklären, da auch diese tanzend gedacht lagerten Figur des Reliefs an den Kranken
werden, wofür man nur sich an das Horazische selbst gedacht wäre." Denelccn oben 1 Sp.2581
„Gratia cum Nymphis gcminisque sororibus 30 scheint eher der Ansicht zu sein, dafs es als
audet Ducere nuda choros" zu erinnern braucht, wirkliches Totenmahl aufzufassen und der Isis
vgl. übrigens für die nahe Verwandtschaft als chthonischer Göttin in ihrem Heiligtum
beider und für ihie Beziehungen zu Asklepios aufgestellt war; Furtivänglcr fafst die Beiworte
Furtwüngler, ]Mitt. d. D. A. Inst, in Athen 3 xQrjGTiq und &itriY.oog als ,, recht charakteristisch
p. 190—191. 198. 200. 202. Der Kopf ist das für das gnädige gute Wesen der Unterirdischen",
auf Nymphenreliefs so häufige (Panofka, Über aber er ist wohl im Irrtum, wenn er die Ge-
dcn bärtigen oft hermenähnlich gestützten Kopf stalten als Sarapis und Isis selbst ansieht.
der Nymx>henreliefs, Abh. d. AJc. d. W. zu Berlin, (.,Wer der nicht genannte Mann ist, kann keinen
1846) von Michaelis, Ann. d. Inst. 35 p. 333, Augenblick zweifelhaft sein, es ist Sarapis.
Friederichs , Berlins Ant. Bildw. 1 nr. 392, 40 Wir sehen deutlich, wie das Paar Sarapis und
KeJcule, Theseion p. 80 nr. 192 „als Andeutung Isis sich an die Stelle des alten chthonischen
der Quelle", von ]]'ieseler, Über ein Votivrclief Götterpaares der Griechen setzt und auch die
aus Megara (aus d. 20. Bande der Abh. d. für dieses geschaffenen Kunsttypen usurpiert.
Kgl. Ges. d. W. zu Göttingen, abgeb. bei Furt- Sarapis war die Hauptperson in jenem Heilig-
wängler, Sammlung Sabouroff TQl. 27) p. 6—7, tum, er ward hier als ocot/jq und Isis als ccö-
p. 23 Anm. 15 „als Kultusbild des Acheloos, rstga verehrt, beide also als Heilsgottheiten;
der als höchster Schalter und Walter über auch befanden sich Orakel und Traumwahr-
das süfse, Gedeihen verleihende Wasser in sager hier ganz wie in den analogen Heilig-
den Nymphengrotten verehrt wurde", erklärte tümern griechischer Unterweltsgottheiten.")
Haupt, Die Heilkraft, die man den Quellen 50 Bekanntlich hatten Le Bas, Exp. scientif. de
beilegte, ist bekannt. Wir können annehmen, Morce 2, Paris 1833 p. 109 ff"., PI. 62, Welcker,
dafs Isis die Benutzung der diesen Nymphen Ant. Denlcm, 2 p. 232—285, PI. 13, 23. 24. 25,
geheiligten Quelle angeraten hat, oder umge- bes. p. 271 ff", und Girard, L'Asclcpieion d'AtJw-
kehrt, wenn dieselbe etwa betäubende und «es p. 103 ff. die Totenmahle als Weihgeschenke
Hallucinationen hervorrufende Dämpfe ent- an Asklepios, bezügl. Sarapis und Isis gedeutet;
wickelte (vgl. A. 3Iaury, Bev. arch. 6, 1849 besonders die Darstellungen, in denen der Tote
p. 158ff'.), dafs der Kranke während des Schlafes den Polos trägt, erklärt Welcker p. 275 f. als
in der Nymphengrotte die Weisung empfing, solche des ,,Pluton- Sarapis"; selbst Lafaye
sich der Isis anzuvertrauen. Für die Ver- p. 289 nr. ÖO folgt noch dieser Auffassung, in-
bindung der Isis mit den Nymphen vgl. die eo dem er die betreffende Gestalt als „Serapis-
Inschrift (C J. Att. 2, 3, 1671, oben Sp. 384) Esculape" bezeichnet. Jetzt ist man fast all-
'Egfiov 'AcpQodsi'rrjg navog- Nvn(pcöv"laidog vom gemein mit Recht von dieser Ansicht abge-
Südabhang der Akropolis in Atlieu, wo sich kommen, vgl. oben 1 Sp. 2571 ff. ; doch sieht
bekanntlich ein grofses Heiligtum des Askle- unter Zustimmung von Dtneken 1 Sp. 2581 fi".
pios befand und ein Weihrelief an die Nym- Milchhöfer, Jahrb. d. Arch. Inst. 2, 1887 p. 30
phen (v. Duhn, Arch. Zeit. 1877 p. 157 nr. 50) ,,in der polosartigen Kopfbedeckung des ge-
und verschiedene an die Chariten {Furlivängler, lagerten Mannes einen Hinweis auf den von
Mitt. d. D. A. Inst, in Athen 3 p. 181 ff.) ge- vielen Genossenschaften gepflegten Kult des
531 Isis (u. Sarajiis = Asklei^ios u. Hygieia) Isis (vi. Sara^jis = Asklepios u. Hygieia) 532
Sarapis", und Sp. 2588 nennt DeneJcen diesen Mond und 5 Sterne; im Felde vor dem Sou-
Koptputz geradezu den „Polos des Saraiiif/', nengespann der Kopf des Jupiter Serapis, und
warnt aber mit Recht, „derartige Reliefs auf unten Isis in ganzer Gestalt mit Sistrum und
die Götter, deren Habitus der Gelagerte zeigt, Situla, Hygiea (nach Winclcelmann , Descr.
zu beziehen". 2. Gl. 14. Sect. nr. 1191 p. 200 Koros) und
Dafs übrigens Isis und Sarapis ebenso wie Äsculap"; indessen dürfte dies keine andere
andere chthonische Gottheiten (s. oben 1 Darstellung sein als die des Sarders der Sto-
Sp. 2508) nicht selten durch Herrichtung von schischen Sammlung bei G^ori, TAes. «/f mm. asin'/".
TQKni-^a und -ulivr] geehrt wurden, soll nicht I Tab. 42 (s. oben Sp. 4.35 und 448), wo die
in Abrede gestellt werden; so erscheint Isis lo Abbildung Isis, Demeter und Triptolemos zeigt,
auf dem Lectisternium auf der oben Sp. 457 An einem bleiernen Arzneibüchschen mit der
erwähnten Bleitessera der Sammlung Scholz; von Hirschfeld, C. I. L. 12. Fdlsae nr. 323
ferner sind zu verzeichnen „Sarapis, tvith mo- für eine Fälschung erklärten, von Lebegiie aber
dius, at a Symposion loith Isis on l., and vciled verteidigten Inschrift: Ex offmina L(tteii) Oc-
feiiiale figure on r. Sard, fragincnt. Townley tavi(i) ad cal(iginem) stellt das eine Basrelief
CoU.'^, A Cat. of cngr. gems in the Brit. Mus. Harpokrates dar, das andere „une femmevuede
p. 144 nr. 1214; „Triclinio di Giove Serapide face, vctue d' une robequila couvre compUtement.
con Giunone ed Iside, Corniola d'ignoto pos- La tcte est pcu distincte. Elle tient de la m. g.
se^sorc", Cades, Impr. gemm. Cent. 4, 3, Bull. un objet arrondi, un vase, et de la m. dr. une
delV Inst, di corr. arclt. 1834 p. 123; die oben 20 couronne. Acöte d'elle, ädroite, se dresse un ser-
Sp. 511 f. erwähnte Bronze mit Sarapis, Har- pent. C'est une deesse Hygiec", Lcbcgue, Bull.
pokrates, Isis und Bast, Gaylus, Bcc. d'ant. 4 cpigr. 4. 1884 p. 16 — 18, Mcv. ArcJi. 3^ ser. 12.
PI. 23, 1 p. 68, Baponi PI. 21, 17, Lufaye p. 314 1888p. 140—144. In Strawberry Hill verzeichnet
nr. 168; der Lampengriff mit Sarapis, Isis, Michaelis, Arch. Zeit, l'^lb ]).Q2 nx. IQ ,.,GiX\i.]}\>e
Helios und Selene, Lafaye p. 304 nr. 133, Bich, des Harpokrates und Telesphoros". Ein roter
Dict. des ant.rom. et gr. Paris 1859 p. 356, oben Jaspis des Musco Carpegna, Doc. ined. p. s.
Sp. 438; Münze von Alexandreia, M^iczay 1 nr. alla storia dei Musei d'Italia 2 p. 211 zeigt
6814, Tab. 28. 597 = Sestini, Mus. Hed. 3 Cont. Sarapis und Hygieia. Zwei als Gegenstücke
p. 46 nr. 3; Münzen von Sinope mit Sarapis zusammengehörige Elfenbein- Medaillons der
auf der Kline, Num. Zeitschr. Bd. 21 p. 8 — 9, 30 vatikanischen Bibliothek „sind mit den grofs-
Tafel 1, 8, Furtivänglir, Sammlung Subouroff artig gehaltenen Brustbildern des Serapis und
p. 30; vgl. die Inschriften Soli Serapi cum sua Asklepios geschmückt", E. Braun, Die Buinen
cline, H. Büntzer , Bonner Jahrbb. 1 p. 88, ttnd Bluscen Boms p. 837. Münzen von Teos
C. I. Bh. 330 und i:]aQä7tidi.K<xi"laiSiTQccnB^[(xv, und Prymnessos zeigen im Obv. das Haupt
Le Bas et Waddington, Asie Min. 395, 1. 17. des Sarapis, im Rs. den stehenden Asklepios,
Natürlich traten Isis und ihr Kreis auch zu Num. Zeitschr. 21 p. 117 — 118, p. 176. Ein
den griechischen Heil gottheiten in Be- roter Jaspis mit den Figuren des Asklepios und
Ziehung. In Lambaesis befanden sich neben der Hygieia trägt die Aufschrift CGPATTI AKCOI
einander der Äsculaptempel und das Heiligtum lAGCOC (id est IA6G)C), Baspe p. 258 nr. 4107,
der Isis und des Sarapis, Wihnanns.Comment. io Kopp, Palaeogr. crit. 4 p. 277 ff. § 804, 805.
2)liilol. in hon. Mommsini ]).1dS. InÄgeiraum- Die von Fausanias 2,27,7 erwähnten Gott-
gaben im Apollontempel das Bild des Asklepios heiten Hygieia, Asklepios und Apollon mit
die Statuen des Sarapis und der Isis, s. oben Beinamen der ägyptischen in Epidauros er-
Sp. 391. Auf Delos wurde im Heiligtum der klären einige geradezu für Isis, Sarapis und
ägyptischen Gottheiten eine Weihinschrift an Horos, s. oben 1 Sp. 2787, 2 Sp. 390. Isis-
Hygieia gefunden, BuV. de Corr. Hell. 6 p. 339 Hygieia kommt inschriftlich auf Delos vor,
nr. 42. Ein ebendaselbst gefundenes Bruch- Bull, de Corr. Hell. 6 p. 339 nr. 42, s. oben 1
stück zeigt die Widmung KAI AZKAiittiuj, *S'. Sp. 2787. Auf Münzen des Claudius Gothicus
Beinach, Bull, de Corr. Hell. 7 p. 366 nr. 15, erscheint Isis mit Sistrum und Situla und der
doch kommt ebenda die Verbindung von Hadad, 50 Beischrift SALVS AVG, Pignorius, Mensa
Atargatis und Asklepios vor {Bull, de Corr. Isiaca p. 10, Griselini, Biss. mitol. e stör, sojira
Hell. 6 p. 498), so dafs Keinach vielleicht nicht la dea Iside in Baccolta d'opusc. seientif. e fdo-
mit Unrecht in Asklepios eine dem griechischen logici 39. Venezia 1748 p. 340, Mead, Biss. de
Heilgott assimilierte orientalische Gottheit nummis quibusdam a Smyrnaeis in medicorum
sieht. In Athen wurde beim Asklepieion am honorem percussis p. 20 Tab. 3 nr. 20, Basclie
Südabhang der Akropolis eine Weihinschrift 4, 1 p. 1635, Eclhel, D. N. V. 7 p. 473, Caylus,
an Sarapis gefunden, C. I. Att. 3, 1, 145, a, Bec. d'ant. 6 p. 247 f., PI. 74 nr. 5, Hobler,
V. Sybel, Kat.d. Skulpt. SU Athen -p. 300 nv. 4:091, Becords of roman history 2 p. 788 nr. 1921,
P. Girard, L'Asclcpieion d'Athenes p. 19 Note 4. MarJcl, Num. Zeitschr. 16, 1884 p. 457, Cohen
In Apulum bringt dem Sarapis eine Weih- CO 6^ p. 155 nr. 255 — 257, s. oben Sp. 406; vgl.
Inschrift ein Priester des Äsculap, C. I. L. Münzen desselben Kaisers mit Isis und Sarapis
3, 973 und in Gratianopolis dem Äsculap eine {Basche 1, 2 p. 818, Suppl. 2 p. 24, Banduri 1
Widmung ein aedituus der Isis dar, G. I. L. p. 340, Cohen 6^ p. 136 nr. 59) oder mit Sarapis
12,2215. Gegenüber dem Asklepios erseheint allein und der Beischrift GONSERvatorAVGusti,
Isis auf einer Münze von Pagai, Journ. ofHell. Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 34 Anm. 1. Ein
Stud. 8 p. 50. Auf einem Karneol in Berlin dunkler Sarder im Katalog der Gemmen-
soll nach Tölken 3, 1, "31 p. 90 zu sehen sein: Sammlung des Tobias Biehlcr. Wien 1871 p. 30
„Helios auf dem Sonnenwagen umher der nr. 178 zeigt „Hygieia mit dem Sistrum". Auch
533 Isis (u. ihre heil. Schlange) Isis (u. ihre heil. Schlange) 534
auf einer Münze von Chersonesos soll im Obv, sichert wird, sie schone die Guteu, beifse aber
Hygit'ia mit dem Sistriuu, im Rs. Asklepios zu die Taugenichtse tot, so ist das reine Wind-
sehen sein {Vers, altgriech. und röm. Münzen beutelei. Manche setzen auch hinzu, Isis schicke
aus dem Naddassc des Dr. jihil. l^atd Becker sie zu den schlimmsten Verbrechern. Die
l). 13 nr. 204), doch scheint mir die Richtigkeit Ägyptier sagen, diese Art von Aspis sei allein
der Beischreibung nicht hinlänglich gesichert unsterblich, zählen übrigens 16 verschiedene
zu sein. Unbegründet ist die Behauptung Aspisarten auf. In jedem Winkel der Tempel
Brizios, Giorn. der/U scavi di Pompd N. S. 1 sollen sie eine Wohnung für eine Thermuthis
nr. 8, ISOy p. 106, die Griechen hätten, den bauen und sie mit Kälbertalg füttern", Lenz,
Kult der Isis hellenisierend, sie mit Hygieia w Zoolofiie der alten Griechen und livmer p. 471.
verschmolzen ,.poiclte si trova S2}e£S0 conyhudn Bei EpipJtanhis Panar. L. 3 c. 12 p. 1094 ed. Pc-
con Serapide nelV attitudine pvopria ad Icjia tavius = Corpus liacreseologicum 2, 3 p. 510 ed.
con JEsculapio (v. p. es. Schi khtegr oll , P. rjr. Oelder ist Thermuthis eine besondere Gottheit:
de Stosch tv. 3), ed una volta come Igica coh aXXoi dh zr^v TiQ-QcciJi.ßco,'EKäTr]v SQurjv^voiitvrjv
serpe attorcigUato intorno albraccio (Mus. JBorh. {,,legcndum , iiti videtur rfj TLO-gafißä, 'EKÜxrj
10,2. Heibig, Wandgemälde nr. 138)." sq(17jvevoiiev7j) , Ezsgoi xrjg 'EvEq)&v {rescrihen-
Nicht als tsis-Hygieia darf man erklären dum suspicor xg 'Evscp&v vel 'Evscp&vt [h. e.
die Statue des Museo Pio-Glementino (Visconti, iVf'qp^vi]", oder wohl zfi 'HGsvicpQ-vi'i), alloi 8s
Mus. Pie-Clem. 7 PI. 5 p. 22 — 26, Clarac PI. ri] (^eQfiov&i xEliayiovzai, allot öt xy "lai8i.
987, 2576) mit Diadem, woran das Medusen- 20 Nun hat Jahlonslci, Panth. Äeg. 1 cap. 5 p. 103
haupt zwischen zwei Schlangen zu sehen ist, —121 auf diese Stelle hin angenommen, die
und um den rechten Arm gewundener und aus Ägypter hätten eine Isis Hekate unter dem
einer Schale in der L. trinkender Schlange, da Namen Tithrambo oder Thermuthis verehrt,
die in Betracht kommenden Attribute auf Er- Ihm folgt Zoc'ga, Numi Acg. Imp. p. 214 nr. 9,
gäuzung beruhen, s. Lnfaye p. 256. Aber auch Anm. , von dem eine von /. de Eouge p. 64
die von Tölken und Lafaye als Isis-Hygieia einfach als „Personiiage feminin" bezeichnete
bezeichnete Figur einer Berliner Gemme: Isis Gestalt mit Schlange in der R. und Scepter
mit Sistrum in der R., Situla am linken Arm, in der L. auf einer Münze des M. Aurel von
Schale, in der sich eine Schlange emporrichtet, Naukratis als „Isis Termutliis sive Nemesis t]
in der L. (Tollen p. 16, 1. Kl. 2. Abt. nr. 35, 30 ÖLÖovaa &(ivKzov"' erklärt wird. Auch Gcorgii
Easpe nr. 318, YVincliehnann , Descr. p. 14, 1 p. 285 steht noch unter dem Einflufs von Ju-
Nr. 55, Lafaye p. 256 f., p. 309 nr. 149) stellt blonsJcis Ausführungen, wenn er sagt: ,,Als
kaum Isis-Hygieia dar, da ja Isis die Schlange Nemesis fällt tie (Isis) mit der Tithrambo zu-
hier nicht in der Art der Hygieia tränkt. sammen, und ihr auszeichnendes Attribut ist
Noch weniger gehört hierher die angebliche auch hier die Schlange, besonders die Schlange
Isis-Hygieia einer Gemme des Cat. Hertz p. 8 Thermuthis,^ die sie als Kopfschmuck trägst und
nr. 118, welche Isis mit Sistrum und Situla gegen die Übelthäter schickt." Nach Wiede-
gegenüber einem Alter mit zwei sich auf- mann, Her. 2. B. p. 316 ist die Thermuthis die
richtenden Schlangen zeigt. Wohl will Trede Uräusschlange. Brugsch, D. G. p. 1313 f. meint,
2 p. 53 — 54 die Schlange der Isis als Heil- 40 der ägyptische Name der Thermuthis habe
göttin beigegeben wissen, auch Passeri in ta-rmu-t gelautet, und sie sei die Erntegöttin
Goris Tlies. g. astrif. 3 p. 103 — 104 und Georgii Renen-t. Ebers, Durch Gosen zum Sinai p. 83
in Paulys R.-E. 4 p. 283 weisen sie ihr teils und p. 525, Anm. 55 leitet den gleichlautenden
wegen anderen Eigenschaften, teils wegen ihrer Namen der Retterin des Moses Thermuthis ab
Funktion als Heilgöttin zu. Aber das viel- von wer en mut oder mer mut mit weiblichem
deutige Tier läfst sich sehr verschieden er- Artikel t-mer mut „geliebt von der Göttin Mut",
klären. Der Schlangen mit cerealischen Attri- Lefcbure, Eites cg. p. 50 vergleicht mit dem
buten ist schon oben Sp. 447 gedacht worden. Namen den Titel der Isis Netermut „die göttliche
Weidner zu Juv. 6, 538 p. 160 legt die Schlange Mutter". Maspero sieht Isis Termuthis, identifi-
der Isis als Uuterweltsgottheit bei, vgl. über 50 citrt mit der Göttin Miritskro, auf der Stele
den funerären Charakter des Tieres in der nr. 296 von Turin, die er, Eec^ieil de travuux
ägyptischen Mythologie Ijefebure, Le mytlic relatifsälaphilologieetäVarchcologieegyptiennes
osirien 2« partie p. 175 — 177, Chabas, Pap. et assyriennes 2 p. 112 so beschreibt: „Elle est
magique Harris p. 63, Lanzone, Diz. di mitol. carrce, et represcnte, sclon les Conventions ordi-
egiz. p. 144. Vor allem war sie bei den Ägyp- naires du dessin egyptien, deux versants de
tern „l'un des animaux gardiens par cxcellence''; montagnc qiii desccndent de droite et de gatiche
jeder Nomos besafs in seinem Tempel eine et evibrassent vcrs le haut une sorte de paral-
heilige Schlange, welcher der Schutz der Ort- lelogramme, sur lequel s'en levcnt en fort relief
lichkeit anvertraut war, Lefcbure, Eites cgyp- quatre serpenis love's formant corniche. Le cutc
tiens. Paris 1890 p. 49 — 52. GO gauche est tout entier vide. Sur le penchant
Viel Verwirrung hat der sonst so nüchterne droit, ä mi-stcle, une dcesse est debout, coiffce
üTöft/orfSÄ;* hinsichtlich der Schlange Thermu- de cornes de vacJte embrassant le disque solaire,
this angerichtet. Äelian, de n. a. 10, 31 evznhlt etc. Une legende en cinq colonnes verticcdes
von dieser: „Die Aspisart, welche die Ägyptier gravce saus les uraeus nous apprend que c'est
Thermuthis nennen, wird von ihnen als heilig ver- „Isis Termuthis (aber Lanzone, Diz. p. 307,
ehrt und wie ein Diadem um das Haupt der Isis Tav. 124, 2 übersetzt „Isis, die grof»e göttliche
gelegt. Sie behaupten, dafs sie nicht zum Schaden Mutter"), la dame du ciel , la regente de tous
der Menschheit geschafien sei; wenn aber ver- les dieux , la dame des naissances, la midtiple
535 Isis (u. ihre heil. Schlange) Isis (u. ihre heil. Schlange) 536
des f armes", etc. Diese in der thebanischen rere; mit einem Uräus: Büste der lo-Isis, ia/b?/e
Totenstadt verehrte Göttin Miritskro, oder wie p. 275 nr. 39, s. oben Sp. 440 („eine Ideine
andere den Namen lesen, Merseker, eine Form glatte Schlange in der Mitte des Diadems'');
der Isis-Hathor (Lanzoiw p. 306, Pierret, Biet. Brouzefigur der „Iside greca" im Museo Bor-
d'areh. e'g. p. 340) erscheint teils in Menschen- giano „con un fiore alto in iesta", „tiene sopra
gestalt mit Schlangenkopf, teils als Schlange la testa quel serpente grosso e tutulato, che so-
mit kleinem, modiusähnlichem Aufsatz und gUono vedersi sulle fronti delle figure egizie",
Diskus zwischen zwei langen Federn darüber, Giunta al § 55. Bronzo nr. 278, Doc. ined. 1
Lansone p. 306—314, Tav. 124 — 129. p. 413; Onyx-Cameo in Wien mit den Büsten
Im Hathortempel von Dendera wurden aufser 10 des Sarapis und der Isis, letztere „couronnee
zahlreichen anderen Schlangen ein Uräus mit d'epis que surmontc un serpent", Lafaye p. 312
Kuhkopf (vgl. Montfaucon , L'ant. expl. 2, 2 nr. 160; Topas des Musce Fol {„un uraeus se
PI. 136, 8) Neb Ant die Herrin von Dendera dresse au-elessus de son front"), s. oben Sp. 458,
und ein anderer Uräus Arar verehrt, in denen Lafaye p. 310 nr. 152; mit zwei : Bronzebüste
man nach Lefcbure „reprcsentants de la deesse des Cab. Durand p. 409 nr. 1920 {,,large pal-
(Hathor) consideree comme divinite des deux mette ornee du globe, entoure du croissnnt lu-
pavties de l'Egypte" zu sehen hat, Lefebure naire et accompagnc de deux uraeus"), Lafaye
a. a. 0. p. 50. 52. p. 276 nr. 43; verschleierte Büste, mit zwei
Als geflügelter Uräus mit der roten eine kleine Scheibe umgebenden Schlaugen,
Krone des Nordens wird Buto(Ouadj,Uat',Utit), 20 Visconti, 3Iusee Pie-Clcm. 6 PI. 17, 1, p. 115 f.;
eine Lokalform der Isis dargestellt, Pierret, Lafaye p. 276 nr. 43; Marraorstatue (,,diadcme
Pantheon eg. p. 32, Brugsch, Bei. p. 327, Lan- que decore sur le devant le disque de la lunc
Zone Tav. 58, 4, Tav. 60, p. 181. Vielleicht surmonic'e de plumes et flanquce de deux ser-
haben Abbildungen dieser Göttin die von pents"), Clarac 958, 2574, c, Lafaye p. 278
Herodot 2, 75 erwähnte Sage von den geflü- nr. 48; vgl. Ajml. Met. 11, 3, oben Sp. 437
gelten aus Arabien kommenden Schlangen „cuius media quideni super frontem plana ro-
veranlafst. Dafs bildliche Darstellungen nicht iunditas — dextra laevaque sulcis insurgentium
selten fabelhafte Erklärungen veranlagst haben, viperarum cohibita" ; Val. Flacc. Arg. 1, 4
dafür geben die Wappensagen des Mittelalters aspide cincta comas, Georgii p. 283. Als am
zahlreiche Beispiele, und bekanntlich hat Clcr- 30 Kopfe der Göttin befindlich fafst Visconti,
«ioni-CoHMcatf mehrfach sich zu zeigen bemüht, Musee Pie-Clcm. 6 p. 116, Anm. 1 auch die
„dafs die bildliche Darstellung, welche ein von /itvenaZ 6, 537 erwähnte silberne Schlange
Mythus gefunden, auch ihrerseits auf dessen der Göttin {Et movisse cap>ut visa est argentea
Um- und Weiterbildung nun Einflufs habe", serpens) auf, während Weidner annimmt, sie
s. Preuner, Jahresber. üb. d. Fortschr. d. Id. habe sich in der R. der Isis befunden, und
A.-W. Suppltbd. 25. Bd. p. 52 ff. Dafs gerade Trede 2 p. 53 sie sich von der Göttin getrennt
in einer Buto genannten Ortschaft, die Wiede- denkt, für welche Erklärungsart man sich ver-
mann {Herodots 2. B. p. 318) für Am, eine gleichsweise auf die eherne Schlange im Tem-
Hauptkultusstätte der Buto hält, Herodot seine pel einer Heilgottheit auf Kerkyra (2>. Schmidt,
Erkundigungen über die geflügelten Schlangen 40 Kerhyräische Studien p. 31, p. 89 Anm. 103,
eiuzog und daselbst Knochenhaufen derselben G. I. Gr. 1838 a. 9. Z. 10, vielleicht auch Z. 8)
vorfand, dürfte vielleicht etwas für diese Ver- berufen könnte.
mutung (andere Erklärungen s. bei Wiedemann Wenn bei der Sonnenfahrt in der Unterwelt
p. 319) ins Gewicht fallen. Ne;j;eb, die Göttin „die letzte Thür, die das Ende der 12. Stunde
von Eileithyiapolis und Südägypten erscheint laildet, zugefallen ist, sitzen Nephthys und
zuweilen als Uräus mit der weifsen Krone des Isis in Gestalt zweier Uräusschlangen an
Südens, Lanzone Tav. 349, 4, p. 1024. In der Thür, um den jungen Sonnengott zu
Schlangcnt?estalt befinden sich Buto und Ne%eb schützen", Wiedemann, Die Beligion der alten
an der geflügelten Sonnenscheibe Hor-Bahudti Ägypter p. 58. Auf einer ägyptischen Toten-
{Brugsch, Bei. p. 273, vgl. Pierret, Le Pantheon 50 kiste in Paris schützen in der 2. Reihe Isis
eg. p. 30 ff.), und nach Brugsch, Bei. p. 328 f. und Nephthys den Toten in ihrer gewöhnlichen
bezeichnet der Geier der Ne;j;eb mit der Süd- Gestalt, in der 3. Reihe dagegen in Gestalt
kröne am Haupte der ägyptischen Götter und von zwei geflügelten Uräen mit der Sonnen-
Könige die Herrschaft über die Südgegenden, Scheibe zwischen Hörnern auf dem Haupt,
die Schlange der Buto die über die nördlichen F. Ledrain, Gaz. arch. 4 p. 191 — 192. Isis
Gebiete. Auch eine einfache Uräusschlange erkennt Lcclrain, Gaz. arch. 4 p. 191 ferner in
wird an die Sonnenscheibe gesetzt und dient der geflügelten Schlange mit Sonneuscheibe
als Ko23fputz der Hauptgottheiten, welche zwischen dem Halbmond auf phönicischen
die Sonne repräsentieren, und der Könige, Gemmen von Sardinien (Sammlung Spano) und
welche Söhne der Sonne genannt wurden, go Curium, Cesnola, Cyprus PJ. 38, 24. 25.
iMnzone p. 142 f. Nach Aelian 6, 38 (vgl. Wie Nephthys in Schlangengestalt mit
Lenz p. 469) deutet die Aspis des Diadems der menschlichem Antlitz vorkommt, Lanzone
Könige die Unüberwindlichkeit ihrer Herr- p. 367, so werden auch Isis und Sarapis nicht
Schaft an; nach Horapollon {Hierogl. 1, 1, selten als Schlangen mit menschlichem
vgl. Wiedemann, Herodots 2. Buch p. 316) die Kopf dargestellt, s. oben Sp. 425 u. 510 und die
Herrschaft über Leben und Tod. Darstellungen in der N%im. Zeitschr. Bd. 21 p. 51—53 u. Anm. 6
der Isis mit einem oder zwei Uräen am Diadem verzeichneten Denkmäler, von denen die von
oder unmittelbar am Haupte finden sich meh- A. Mordtmann, Bev. Arch. N. S. 37, 1879 p. 260
537
Isis (n. ihre heil, Schlange)
Isis (u. ihre heil. Schlange) 538
PI. 9, 2 = Lafaye p. 285 nr. 77 mitgeteilte
Bronze hier wiedergegeben wird.
Auch ein paar silberne Armbänder aus Nau-
kratis zeigen Isis und Sarapis in Schlangen-
gestalt mit menschlichen Köpfen, Third nie-
moir of the Egypt exploration fund. Naukratis
part l (1881— i885). Second. edit. Londonl888,
PI. 28 p. 43 nr. 54, vgl. Coli. Droveiti, Doc.
ined. 3 p. 285 nr. 205 „Bracelet en or, flnissant
par les ftgures d'Osiris et Isis'^; und unter den
Bronzen in Turin verzeichnet Orcurti, Catal.
ill. dei monum. egis. del r. mus. di Torino p. 157
nr. 22, vgl. Drovetti p. 213 nr. 72 „Ureus col
modio e le due penne, e con testa di
donna. E cmhlcma della dea Hatlior".
Aufserdem sieht man die Schlange
auf die mannigfaltigste Art mit Isis ver-
bunden. Sie hält die Schlange in oder
auf der Hand ; in der L. : L. Mülhr,
Musce Thorvaldscn p. 83 nr. 667: „Isis
sons Ja forme Ja plus egyptienne au visage
de nigre, ayant Vornement place sur un
voile, et une longue rohe coUante. Elle
s'avance, un vase (vSqslov, situla) dans
la m. dr. ahaisf^ee et un serpent dans la
g. etenduc. Caiccdnine" ; ferner Mui-eo
Borgiano 3, 1, 14—16, s. oben Sp. 435;
nr. 13'' (hier ringelt sich die Schlange
mit dem Schwanz um den Arm der
Göttin) ; in der R. : Marmorrelief in Braun-
.schweig, s. oben Sp. 470; Coli. Gre'au,
Cat. des bronzes ant. p. 169 nr. 842; Bronze
der Coli, de M. Bammeville p. 7 nr. 4;
15ronze in Dresden, Jahrb. d. K. Deutsch.
Anh. Insf. 4, A. Ans. p. 105 („auf der
R."); Bronze bei Fignorius, Vetitst. tab.
aen. sacris Aegyptiorum simul. coelatae
explicatio Tab. 4 = Cuperus, Harpo-
crates p. 46 (hier ist die Schlange zu-
gleich um den r. Arm der Göttin ge-
schlungen); Empfang der lo durch Isis,
Helbifi p. 40 nr. 138 = B. Mus. Borb.
3, 1839, Tav. 19 p. 255-259, Gerhard,
* Ges. Ak. Abh. 2 p. 35 Anm. 3; dagegen
ist die von Boux u. Barre, Hercul. u.
Pomp. 2. Bd. 2. Ser. der Mal. p. 170
Tfl. 137 für Isis erklärte Figur mit
Schlange in der R. nicht auf diese
Göttin zu deuten, sie wird von Piroli it
Piranesi, Ant. d'Herc. 1 Fl. 44 als Isis-
priester, von Heibig p. 217 nr. 1094 als
bärtige männliche Figur bezeichnet; vgl.
die Priester der Göttin mit der Schlange in
der Hand, Heibig i>.2ldnr. 1099; ferner Gemmen:
Raspe p.29 nr.320; Winckelmann 1, 2, 51 p. 14 =
TüUcen 1, 2, 81 („Bubastis"); Münzen des Nomos
Memphites und Bleimünzen des Sarapeions
von Memphis s. oben Sp. 420— 421; Tesseren
des Museo num. Lavy 1 p. 406 nr. 4561; p. 407
nr. 4579. Oder die Schlange ist um den Arm
gewunden; um den 1. bei der Isiaca des Reliefs
in den Admiranda Rom. Antiq. PI. 16, Mont-
faucon 2, 2, 116, l p. 286, Amadutius, Monum.
Maithaejana 3 pl. 26, 2 p. 49; Phil. Aur. Vis-
conti et Jos. Guaitani, Monum. du musce Chia-
ramonti PI. 2 p. 23—36, Lafaye p. 300 nr. 118;
bei Isis-Fortuna Cuperus p. 38 ; vgl. Isis-For-
tuua mit Schlangenarmband Lafaye p. 278
nr. 52 und Isis-Fortuna mit schlangeuumwun-
denem Füllhorn Lafaye p. 279 nr. 53. Zuweilen
erscheint die Schiauge auf einer von der Göttin
gehaltenen Schale; so hält in einem pompeja-
nischeu Wandgemälde „eine an Isis erinnernde
Figur auf der L. eine Fruchtschale, auf der R.
wie es scheint eine Schale mit Schlange",
Heibig p. 218 nr. 1094°, ungenau von Lafaye
p. 327 nr. 219 als „Isis — dans la dr. une
10 patcre oi\ boit un serpent" beschrieben; auf
einem anderen hält eine ägyptische Priesterin
,,auf der L. eine Schale mit Schlange", Heibig
p. 218 nr. 1095, Lafaye p. 328 nr. 220; auch
Isis
und Sarapis als menschenköpfige Schlangen, Bronze (nach
Rev. arch. N. S. 37, PI. 9, 2; vgl. ob. Sp. 536, 62 ff.).
das Symbol des Monats November, der Isis-
priester, in einem Mskr. des Calend. Philocal.
hält in der R. eine Schüssel, worauf sich eine
Schlange emporrichtet, Lafaye p. 267 ni*. 13.
Auch den Körper von einer Schlange umwunden
kommt Isis vor: Statue bei Montfuucon, Eant.
60 expl. Suppl. 2 PI. 43 p. 154 aus Maffei; die
Erzstatue bei Gori, Thes. g. astrif. 3 p. 97—
111 stellt aber eher Osiris als Isis dar; auch
die Gemmen bei Raspe p. 27 nr. 291 — 295
lassen sich nicht mit Sicherheit als Isisdar-
stellungen erklären, wie denn der Typus von
nr. 295 von King, The Gnostics^ PI. F, 3
p. 440 als „Mummy, enveloped in the folds ofthe
guardian Agathodaemonf' bezeichnet wird. Von
539 Isis (Retterin aus Gefahren) Isis (zauberkräftige Göttin) 540
mehreren Schlangen umwunden erscheint die gitiqlu, xal nccg 6 negl uvtcöv 7.6yog xat rmv
Statue der ISIS PATRONA bei Grisclini, Ver- xovzoig owväcov xs mki 6v^ß(äf.iav Q-säv , tu-
sucli einer ^90?«i. ii. natürl. Gesch. des Temes- Qoc^ag oial. v.iv8vvovq ■x.al nsQiatäasiq arjfictL-
varer Banats 1 p. 285 Tb. 3, 3, C. I. L. 3, 1558. vovaiv, f| cov xal naga nQoadov.Cav v,ai naQoc
Zuweilen ringelt sich die Schlange um einen rag iXitidag eä'Qovciv. 'Asl yaQ crar^ofg vsvo-
von der Göttin in der Hand gehaltenen Stab: iiioiihoi Sialv oi ■9'soi xäv slg ndvra acpiyiis-
ChabouiUct p. 297 nr. 2210, vgl. die Münze des vcov Kai iciatov ildövrcov ■nivdvvov. Tovg ^^
Diadumenian von Nicopolis ad Istrum, Mi. rjörj iv roig roiovroig ovtccg avtiv.a yiccXct aco-
(S'. 2, 1 Gl, 608: „Fennne dehout, vetue de la stoJa, tovoLv, vgl. Gtiperus, Harpocrates p. 158. In
tenant unepatcre delam. dr. et de la g.une haste lo einer Inschrift von Delos Ball, de Gorr. Hell.
nouiuse surmontee d'une tete de serpent coiffee 6 p. 331 nr. 26 dankt TlQatog JJv&ioyvog Konog
d'un eroissant et de deux C07'nes debouc", Drexler, eco&slg in noXlcöv -nal (isydXcov KivSvvav Hs-
Myth. Beitr. 1 p. 60 — 61. Ein schlangennm- qÜtiei, "last, 'Avovßti, 'Anöllcovi, -n.x.l. — „^(äg
wundcDcr Stab befindet sich an dem mit zahl- fisy« ßporom" nennt Isis der Hymnos von Kios ;
reichen Attributen versehenen Altar der Isis als jjairojm wii'd sie C /. i, 3, 1558, als ayaT)-};,
in Pola, G. I. L. 5, 10. Eine Tessera des svsQyixig, svfiBvr'jg G. I. Gr. 5041 bezeichnet.
Musco num. Lavy 1 p. 407 nr. 4582 zeigt Isis Das 11. Buch der Bletaniorphosen des Äpulejus
stehend, die R. am Scepter, auf der L. ein ist voll von Ausdrücken, welche den hilfreichen
Rind, im Feld vor ihr Stab mit Schlange, 1. Beistand des ,.praesentissimiim nuiiieii'^ (c. 12),
Halbmond. Auf einer Gemme bei Pappado- 20 der ,,dca providens" (c. 18), der „deae potentis
poitlos p. 18 nr. 282 befindet sich vor der den heniynitas salutaris" (c. 22), der „sancta et
Horos säugenden Isis „(i^ya -urigv-nsiov ov oi Immani generis sospitatrix perpetua" (c. 25) ver-
ocpsig cpOQovci T^lvr anl xsqDn.4^s". Auf einem herrlichen, durch deren Gnade der Gläubige
Sakralbild des Isistempels in Pompeji mit nach Mühen und Stürmen jeder Art „zum
mehreren ägyptischen Figuren (u. a. Osiris mit Hafen der Ruhe und Altar des Mitleids" ge-
je einem IJräus zur Seite) sieht man „ganz langt (c. 15). Bei der grofsen Prozession zur
links zwei Schlangen, je eine um einen Stab Feier der Wiedereröffnung der Schiffahrt trägt
geschlungen, parallel gegenüber gestellt". Hei- einer der Priester, ,,altaria, id est auxilia, qui-
hig p. 3, 2. Oft auch erscheint die Schlange hus nomen dedit proprium deae summaiis uuxi-
der Göttin zur Seite: Gut. of cngr. gcms in the 30 liaris Providentia" (c. 10). Diese Altäre, Auxi-
Brit. Mus. p. 145 nr. 1221, s. oben Sp. 1221; lia, w^erden selbst göttlich verehrt, G. I. L.
Hettncr, Die BildtverJce d. Kgl. Ant. Samml. 10, 816, Gavedoni, Bull. delV Inst. 1846 p. 28
ziA Dresden 1856 p. 99 nr. 10; Tölken 1, 2, 100 nnA Nuova silloge epigrafica modenese. Modena
p. 25 = Winckelmann, Descr. 1, 3, 101 p. 25, 1862 p. 7, s. oben Sp. 412. Vielleicht trägt
welcher nichts von der Schlange sagt; David dieselben die Figur einer Vota Publica-Münze
et Mulot, Le Mus. de Flor. 1 PL 91, 5 p. 225 der Helena im Gutalogue d'Ennery p- 644 =
(Isis mit Schlange zu Füfsen, Horos, Sarapis Mionnet 2 p. 299: ,,Ftmine dehout, tenant de
stehend); Mus. }\'orsleyanum, Jtsg. v. Eberhard clioque main un aulel en candelabrc", dagegen
u. Schaefer 6, 4. Eine Bronze des Louvre zeigt sicher nicht die Gestalt der Münzen des Nomos
Isis gelagert den Horos säugend, hinter ihr 40 ^em])hiteä, wie Zoifga, Numi Aeg. /mp. p. 122,
eine das Haupt erhebende Schlange, Long- Hadriauus nr. 209, Anm., behauptet; auch auf
pierier , Notice des bronses ant. du mus. du dem Relief „ex hortis Mediceis' bei Kircher,
Louvre p. 115 nr. 514. Eine Bronze der Coli. Gedipus Aegyptiacus 3 p. 426 erkennt Zoega
Drovetti nr. 59 p. 212 stellt dar ,.Fleur de lo- mit Unrecht diese altaria; wohl aber trägt
tus, surmontee d'une espece de chapitcau ä deux einen Altar ein Priester der an der Ära bei
figures d'Isis et deux serpents agathodenwns". Bartali, Mus. Odescalchum 2 Tab. 49 darge-
Zuweilen befindet sich der Uräus auf einem stellten Prozession.
Altar, so auf dem Knochenrelief mit Demeter- Wie bei Krankheiten Isis sich nicht selten
Isis und Pluton- Sarapis aus den Abbruzzen magischer Formeln bediente, so machte ihre
(s. oben Sp. 398); und auf dem Elfenbeingriff 50 Zauberkraft sich in den verschiedensten
aus Attika sieht man Isis mit Horos auf der Verhältnissen geltend , ist sie doch „grofs
einen Seite und einen Uräus auf einem Altar an Zaubersprüchen" Ervian, Aeg. p. 471,
in einem Tempel auf der andern, s. oben Sp. 386. „Hest die grofse Zauberin" (Aufschrift einer
Auf den an Symbolen des Isis-Kultus reichen den Horus säugenden Isisdarstellung im 3Ius.
Münzen des luba II. von Mauretanien befindet naz. zu Neapel), Lanzone, Diz. di mit. eg.
sich ein Uräus auf einem Altar zwischen zwei p. 839 — 840, Tav. 310, 3; ,,die grofsartige
M'iinvaen, Müller, Num. de Vanc. Afrique^^.l'iX, Kennerin gewaltiger Zauberformeln", Totenb.
p. 145 nr. 47 — 49. Für die Verbindung der cap. 159, A. Wiedemann, Die Bei. der alten
Cista mystica und der Schlangen vgl. z. B. ein Ag. p. 162; s. die in der Wochenschr. f. kl.
Wandgemälde des Isistempels in Pompeji, 60 Philol. 1886 Sp. 1274/5 Anm. beigebrachten
Heibig p. 4: „Zwei grofse Schlangen, welche Stellen, ferner Ghabas, Le p>^pynis magique
auf eine runde, goldfarbige Kiste zukriechen, Harris. Chalon-sur-Saone. 1860. 4" p. 26. 102 f.
auf der ein rötlicher Halbmond gemalt ist." 105 f. 123. 177. 182. 192; Brugsch, Hier. -Dem.
Nicht nur aus Krankheiten rettet Isis mit Wörterbuch, Stqjpl. p. 132; Brugsch, Bei. i». 7 06;
ihren avvvaoi, sondern aus Gefahren jeder Wessely, Wiener Studien 8 p. 183, Griech. Zau-
Art. Artemidor Oneirocrit. 2 c. 39 sagt: Zd- berpapyrus von Paris und London, Register s.
Qunig ticti laig v.al "Avovßig yiccl 'AQnotiQdtrjg, v. laig p. 177. In Lucians Philopseudes 34
ttvxoC TS v.al xd dydl^Kxu ccvxmv kccI t« fxv- wird von einem ägyptischen Zauberer erzählt,
541 Isis (zauberla-äftig-e Göttin) Isis (zauberkiilftige Göttin) 542
der 23 Jahre lang von Isis in der Magie unter- von Edfu waren Isis und Nephtbys, Brugscli,
wiesen wurde, Trede i p. 380. Das Amulett Zeitschr. f. äg. Spr. 1871 p. 143 und von den
Tet aus Gold, rotem Stein oder gebrannter beiden Masten derselben heilst es: „Iciws pou-
Erde verfertigt, in Gestalt einer Schleife, stellt tres sont avec cux sous leurs formes de deesses
das Blut der Isis dar und schützt, der Mumie jtimellcs pour briscr Us orages du eiel: une han-
beigegeben, samt den Formeln der Göttin den dektte brillante est ä leur somtnet en ctoffe
Toten, Miedemann, Die Bei. d. a. Ag. p. 157. hlanihc, veiic, bleue et rouge" ou bicn „leurs
Und wie Isis selbst Amulette umlegte {Du- müts (de scs deux ailes) en acacia rejoignent
midien, Bauur'kunde d. Tempelanlagen von Den- le ciel, garnis d'airain ctranger: (ce sont) les
dera p. 31, Flut. c. 65. 68; vgl. die Lampe bei lo deux grandes soeurs qui gardent (Jsiris, qui
Passcri, Luc. fict. 3, 69 und den Sardonyxcameo veillent sur le souverain des deux parties du
des Mr. Bromilow, Wiescler, Über einige ge- temple. Leurs deux grand^ obelisques sont (lä)
sehn. St. 2, IB p. 48 ff.), so erscheinen natürlich avec leur moitie de pylöne (chacun), pour briser
Amulette häufig mit dem Bildnis der Göttin les orages du ciel", Lefebure 'p. Q6 nach Brugsch,
versehen, z. B. Beinisch, Die äg. Dcnhn. in Zeitschr. f. äg. S^jr. 1875 pl. 2 1. 33—34. Be-
Miramar p. 208 nr. 16. Statuetten von Osiris, sonders das Hatbor-Eapitäl galt als Apotro-
Isis und Nephtbys wurden in gröfserer oder paion, Lefebure p. 67 ff. Im Catal. Pourtales-
geringerer Anzahl als Phylakterien ins Grab Gorgier. Paris 1865 p. 28 nr. 81 wird ver-
mitgegeben, Lefebure, Bites egyptie^isp. 29. zeichnet ein Marmorkapitäl mit 8 Götterbüsten,
Statuetten der Isis zeigen durch eine Öse am 20 von denen die des Sarapis, der Isis, des Har-
Rücken, dafs sie als Amulette gedient hatten, pokrates, der Artemis und des Ares noch er-
z. B. die Bronze in Dresden, Jahrb. d. Ksl. D. kennbar sind. Die oben Sp. 411 erwähnten
Ä. Inst. 4, 1889, Anz. p. 105; s. auch Jos. Kapitaler von Pisa sind mit den Figuren von
Emele, Über Amulette. Mainz 1827 p. 52. Noch Harpokrates, lupiter, Isis, Ceres, Minerva und
häufiger findet sich Harpokrates so verwendet, Venus ausgerüstet. Kapitaler der Kirche S.
s. 0. Jahn, Ber. der Sachs. Ges. 1855 p. 47, Maria in Trastevere sind versehen mit den
Cuperus, Barpoerates p. 156. 158. Bekannt ist Figuren der Isis, des Sarapis und des Harpo-
die Stelle des Plinius h. n. 33, 3, 12: tarn vero krates, Le rccenii scoperte delV Iseo Campente
et Harpocraten stataasque Aegyptiorum numi- descritte ed illustrate. Ptoma 1883 p. 5, p. 26
num in digitis viri quoque portare incipiunt, ao = Ball, della commiss. arch. comun. 11 p. 35,
vgl. O. Jahn a. a. 0., Ardtti, II fascino e p. 56, Lafaye p. 26U nr. 15; vgl. auch Sarapis
Vamuleto contro dd fascino presso gli antichi. und Tyche an der Vorderseite eines von einem
Napoli 1825. 4** p. 12, Note 5 und die von mir Bauwerk in Xanthos stammenden Blockes, auf
Wochenschr. f. 1:1. Fhil. 1886 Sp. 1243—1244 dessen Rückseite ein Bogenschütze mit einer
zusammengestellten Metallringe. Unzählig sind Anzahl von Tieren einen undeutlichen Gegen-
die Gemmen mit Darstellungen der ägyptischen stand angreift und dazu die Ausführungen
Gottheiten, s. ia/ö2/ep. 305— 316 nrs. 135— 178; von Michaelis, Journ. of hell, studies 6, 1885
p. 323—325 nrs. 205—325 und Wochenschr. f. p. 287—318, spez. p. 312 ff., PI. 58 und E,
M.Phil. 1886 Sp. 1240 — 1245, 1271 — 1277, A^wm. Ze^isc/ir. 21 p. 189 f., sowie Sarapis nebst
1432—1437, 1463—1469, Kaibel, Inscr. Gr. Sic. 40 einer anderen Gottheit (Tyche?) am Granarium
et It. nr. 2413. — Damigeron, De lapidibus c. 6 des Hadrian bei Andriace, E. Petersen und
in Orphei Lithica ed. Abel p. 168 giebt fol- Felix von Luschan, Beisen in Lykien, Milyas
gende Anweisung, den Smaragd als Amulett und Kibyrutis-p.il— ^2, Yig.M, Nxim. Zeitschr.
zu bearbeiten: „adeptus lapidem iube sculpere 21 p. 186 — 187.
scarabaeum, deinde sub venire cius stantem Ob an kleineren Gerätschaften die Figuren
Isidem, postea pertundatur in longitudincm." der ägyptischen Gottheiten als Apotropaia zu
Auch im Leidener Pap. V. Col. 6, 29, wo eine betrachten sind, läfst sich nicht mit Bestimmt-
Gemme mit der sich in den Schwanz beilsenden heit sagen, da auch die Verehrung des Be-
Schlange verfertigt werden soll, ergänzt Die- stellers oder Verfertigers für diese Gottheiten
terich p. 769, Anm. 12: kccI inCiiBaov xov öqÜ- 50 oder die durch die Zeitrichtung bedingte Vor-
v.ovxo[q laiv 6}vo acziQag i%ovaav sni xav 8vo liebe für ägyptische Motive bei der Wahl der
v.fqäxcov, Leemans dagegen 2 p. 61 csXrivrjv. Göttertypen mafsgebend gewesen sein kann.
Auch Sachen wurden vor dem bösen Blick Jedenfalls finden sich die Götter des Nillands
geschützt, 0. Jahn a. a. 0. p. 40. Den um- vielfach an Geräten angebracht. Die Lampen
fassenden Mafsregeln zum Schutze der Gebäude habe ich zusammengestellt 3Iyth. Beitr. 1
hat Lefebure, Blies egyptiens, Construction et p. 44 ff. Anm. 1. Eine mit den Büsten des
protection des e'difices. Paris 1890 einen Inhalt- Sarapis und der Isis aus der Sabina trägt die
reichen Aufsatz gewidmet. Isis und ihr Kreis Aufschrift AAE-IKAKOI, Kaibel, Inscr, Gr. Sic.
spielen dabei eine nicht geringe Rolle. Schon tt It. 2574, 1. Ein „vase en marbrc blanc de
die Namen von Horos, Thoth, Isis, Nephthys co style egyptien termine par une tete d'Isis ornee
in den 4 Winkeln eines Hauses dienten „zu- de la fleur de lotus" wird verzeichuet im Catal.
rückzutreiben alle Feinde Ägyptens", Lefebure des objets d'art eomposant la coli, de S. E. le
p. 12. Noch MaÄ:r/2t berichtet, dafs der Tempel Comte Louis Paar. Rome 1889 p. 18 nr. 111;
von Koptos zum Schutzgenius eine schwarze ein „mascaron d'une anse; forme par un buste
Jungfrau mit einem schwarzen Kinde, Isis und d'Isis au caractere egyptien, les cheveux releves
Chem-Horos, hatte, Lefebure p. 78. Die Pylone sur le front et les tempes, relies par la vitta et
der Tempel wurden personificiert und galten surmontcs au milieu du serpent synibolique" im
als Wächter. Die beiden Flügel des Pylon Catal. du 7nusee Fohl 1^.261, bronses m: 120S;
543 Isis (zauberkräftige Göttin) Isis (strafend, = Nemesis) 544
„Büste d'Isis en applique provenant de la de- Blindheit, auch Schwellen des Körpers {Georgii
coration d'une patere" bei de Longperier, No- in Pauhjs B.-JE. 4 p. 285, vgl. ähnliche Be-
tice des hronzes ant. du musee du Louvre p. 115 strafungen der Frevler durch Anaitis Fried-
nr. 516; ebenda „Patere ornee de filcts circu- länder, SiUengesch. 3 p. 448; S. Beinach, Bev.
laircs en relief et decoree des bustes de Serapis nrcli. 3*^ ser. 6, 1885 p. 107, vgl. p. 109). Den
et d'Isis en applique de haut relief" und „Autre. Übermütigen droht sie mit dem Blitzstrahl,
Les bustes d'un style fort grossier ont ete fixes Hymn, v. Ändros vs. 167 f.: vnsQcpLctXoig öh
sur le cöte plan ou exterieur de la patere", •nsQavvcö \ [aar^aTTroiffa ßjalatg ortßaQccv &vcc-
p. 114 nr. 510 und 511, nach handschriftlicher TOtc[iv] unsiläv . . . .; ihr Bild in Rhodos über-
Notiz des Prof. Friederichs Spiegeldecke (510) lo schüttet die Schiffe des Mithradates mit Feuer,
nebst Spiegelfläche (511); terner „Petite patere App. b. Mithr. 12 c. 27, Georgii p. 285_._ In
ä libations. Dans Tintcrieur, les bustes juxta- dieser Eigenschaft als Bestraferin des Über-
poses de Sarapis et d'Isis en relief" in Coli. muts berührt sie sich mit Nemesis. Bei
J. Greau. Cat. des bronzes ant. p. 6 nr. 171; Apul. Met. 11, 5 giebt sie als einen ihrer
ferner eine Schale im Leidener Museum mit Namen Rhamnusia an. Auf Delos wird in drei
dem Brustbild des Harpokrates am Boden bei Inschriften eine 'laig Ns^eaig erwähnt, Bitll.
Lecmans, Monum. egypt. du musee d'ant. ä de Corr. Hell. 6 p. 336 — 338 nr. 38 — 40; vgl.
Leyde PI. 70 nr. 490, Dilthey, Bonner Jahrbb. Bull, de Corr. Hell. 8 p. 104; nach nr. 39 weiht
1873 Heft 5.3/54 p. 4; Isis, „manche de patere" Sosion, der Sohn des Eumenes, der Isis Nemesis
aus Cypern in Coli. J. Greau. Cat. des bronzes 20 einen Naos und ein Agalma, von welchem
ani. p. 169 nr. 840; Schreibgriffel: „M/He ^(/!/rme Hauvette- BcsnauU ein Bruchstück erhalten
de Scrapis et d'Isis addosses forment l'cxtremite glaubt. In Rom führt Isis nach ihrem Tempel
de cet ustensile", Chabouillet, Descr. des ant. et auf dem Marsfeld den Beinamen Campensis,
objets d' art composant Ic cab. de M. Louis Fould. Apul. Met. 11, 26. Hildebraud will in der An-
Paris 1861. 2" p. 67 nr. 1303; Haarnadel mit merkung zu dieser Stelle 1 p. 1082 Isis auch
Isis als Verzierung, Gaylus, Bec. d'ant. 4 PI. 80, 5 in der Nemesis sancta campestris bei Gruter
p. 264, s. oben 1 Sp. 1551; „epingle romaine en p. 80, 2 = C. I. L. 6, 1, 533 erkennen, was
argent. La tige est surmontce d'un chapiteau 0. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. Stadt Born im
qui porte une figurine d' Harpoeratt" , Cat. des Altertum 3 Abt. p. 111, Anm. 2 zu p. 110 da-
bijoux du musee Napoleon III. Paris 1862 30 hingestellt sein läfst. Von Bildwerken ist zu
p. 18 nr. 43; „tete d' epingle en argent represen- verzeichnen ein Relief von Thasos, das Isis
tant une figurine d'IIarpocrate", ebenda nr. 50; mit den Attributen der Nemesis (Flügel, Wage
Ohrringe mit Harpokratesfigürchen : Cut. Pour- in der R., in der L. einem undeutlichen Gegeir-
tales- Gor gier. Paris 1865 p. 192 nr. 1322; Cha- stand, zu ihren Füfsen ein Greif) nebst zwei
houillet, Gab. de M. Louis Fould p. 56 nr. 1155; anderen Nemesisfiguren da.rs\e\\t, J. Theod. Bent,
Fr. Lcnormant, Coli. A. Baife p. 101 nr. 743; Athenaeum 1887 nr. 3113 p. 839, Posnansky,
Gewichte mit Isisbüsten: Coli. J. Greau. Cat. Nemesis u. Adrasteia, Breslauer Piniol. Abk.
des bronzes ant. p. 63 nr. 314. 315, u. a. m. 5, 2 p. 123. Auf einem Karneol erscheint eine
Auch das Sistrum fand als AjDotropaion Ver- Göttin mit den Attributen der Isis, Nemesis
Wendung, Lefcbure p. 68, Bruzza, Ann. delV 40 und Hygieia: Kopfputz der ersteren, in der R.
Inst, di Corr. arch. 1875 p. 58 zu Martial Schlange, welche aus einer Schale in der L.
14,54; es kommt vor an den sog. Votivhänden trinkt, Rad zu Füfsen, Zeitschr. f. Num. 14
z. B. anderdes ilfMseM/«ilfea(ZiaeMmp.216. Und p. 127 — 128, vgl. p. 125 ff., Posnansky p. 167,
wenn nicht selten zur Abwehr des Zaubers die vgl. p. 166, 170. Ein gewöhnliches Attribut
Kräfte der verschiedenen Gottheiten auf eine der Nemesis ist der Greif, Posnansky p. 101.
einzige Göttergeatalt, ein sog. Signum pan- 109. 124. 125. 127. 163, Furtwängler oben 1
theum, konzentriert wurden, s. 0. Jahn a. a. 0. Sp. 1771 f. Auch zu Isis scheint derselbe in
p. 50 f., so diente demselben Zwecke jedenfalls Beziehung gebracht worden zu sein. Visconti,
auch die Vereinigung der verschiedenen Attri- Op. var. 3 p. 415 nr. 102 beschreibt aus der
bute der Gottheiten zu einem Bildwerke. In 50 Sammlung de la Turbic und King, Arch. Jour-
cinigen dieser Zusammenstellungen ist auch nal 24 p. 300 aus der Sammlung Blacas wohl
das Sistrum vertreten, so in einer Bronze in denselben geschnittenen Stein (grünen Jaspis
Wien, V. Sacken, Die ant. Bronzen des K.K. nach Visconti), der auf der einen Seite zeigt
Münz- u. Antiken- Kab. in Wien p. 92, Tfl. 46; Isis stehend mit ägyptischem Scepter in der
V. Sacken und Kenner, Die Sammlungen des einen, Schlange in der andern Hand, Krokodil
K. K. Münz und Ant.-Kab. Wien 1866 p. 312 zu Füfsen nebst verschiedenen Zeichen und
nr. 1367: „Symplegma, zusammengesetzt aus Monogrammen im Felde; auf der anderen Seite
Keule, Steuerruder, Harpa, Syrinx, Köcher, erscheint nach Visconti „le griffen sur la roue
Äsculap-Stab, Schlange, Stern, Hammer, zwei de Nemesis avec une balance au bec; dans le
Cymbeln, Palmzweig, Patera, Bipennis, Thyrsus, 60 champ un ibis, un masque et les signes du soleil
Lagobolon, Fackel, Blitz, Geifsel, Spiegel, Si- et de la lune; sous ses picds un grand flam-
strum, Lanze, Lunula; die Spitze bildet eine beau", nach King „a gryphon resting his paw
Lyra", und in einer Bronze der Sammlung an a wheel, the usual symbol of the sun-god,
Fejervary, Bull. delV Inst, di Corr. arch. 1851 the talisman thus uniting the ideas of the Isiac
p. 126 — 127, Arch. Anz. 1851 p. 74. and the Mithraic creeds. Its composition dis-
Zeigt sich Isis meist als eine gütige hilf- i^^'^V^ ^^ uncommon richness of symbolism, the
reiche Göttin, so verfehlt sie doch nicht den gryphon' s tail terminales in a Serapis -head,
Frevler zu strafen; besonders verhängt sie his wheel squcezes out of the chrysalis a tiny
545 Isis (Nemesis u. Fortuna) Isis (Pantliea) 546
human soul loith outstretclied hands, in front Die Billonstatuette der Sammlung Charvet (s.
stand Thots (bis holding lAhra, the Jioioscope oben 1 Sp. 1551) scheint identisch zu sein mit
of the native owninfj the gem." Bleitesseren der von Duhois, Descr. des ant. de PourtaUs-
des Musco num. Lavy 1 p. 407 nr. 4577. 4578 Gorgier 1841 p. 114 nr. 612 und Cat. des objds
haben im Obv. das Haupt der Isis, im Rs. d'art de Pourtaics-Gorgier 1865 p. 171 nr. 18.'31
,,Grifo)ie alato accosciato a d." In Coli, de verzeichneten. Auf einem rotgelben Karneol
M. Montigmj , Pierres gr. Paris 1887 p. 29 in Göttingen erscheint nach Hubo, Original-
nr. 367 wird verzeichnet ein Bergkrystall mit tverke in d. arch. Abt. des arch.-nmn. Inst, der
,,Canope d'Isis, place sur un griffon femeUe" ; Georg-Äugusts-Univ. p. 157 f. nr. 979 „Fortuna
dieselbe Darstellung erscheint auf einer Gemme lo auf ihrem Steueruder sitzend, n. 1. v. B. ge-
be! Augustinus 1, 205 und liossi e llaff'ci 2, gewendet, ganz bekleidet, modiusartiger Auf-
15 = Montfaucon 2, 2 PI. 134, 4, sowie bei aatz (an die Tracht der Isis erinnernd). Im
JJavid et Midot, Le Museum de Florence. 1. Arm Füllhorn. Mit der r. Hand an den Griff
Pierres gr. 1, 94, 4, Gori, Gemm. Mus. Flor. des Ruders fassend"; auf einem Sarder des
1, 58, 9, Baspe nr. 148, PL 5, Stephani, G. r. Brit. Mus. aus Sammlung Castellani „Fortune
p. l'a. 1S64 p. 118 Note 7. Ein Sistrum zwi- standing to front, ivith cornucopia in l. hand,
sehen zwei Greifen ist abgebildet bei L. v. rudder in r., and ivearing feather of Isis", Cat.
Klenze, Die schönsten Überbleibsel griechischer of engr. gcms of the Brit. Mus. p. 218 nr. 2207.
Ornamente der Glyptik, Plastik und Malerei. Über eine Münze von Pautalia s. Drexler, Myth.
Heft 1. 2. München 1823. 2°. Tfl. 3, 3. Dafs 20 Beitr. 1 p. 120. Die Widmung der Statue der
die stola Olympiaca, welche Lucius bei seiner Isityche (s.d.) an die Fortuna Primigenia von
Einweihung in die Isismysterien trug, Apul. Praeneste (oben 1 8p. 1533) s. jetzt CLL. 14,
Met. 11 c. 24 indische Drachen und hyperbo- 2867. Neben einander finden sich Isis und
räische Greife zeigte, läfst sich hier nicht ver- Fortuna an einem im Guide to the first and
werten, da Lucius auf diese Weise „ad instur seeond egyptian rooms [of the Brit. 3Ius.] London
Solis" geschmückt wird. Auch der Parhe- 1874 p. 111 nr.2393i^ verzeichneten Bronzewerk:
dros der Isis Sarapis, dem auf Gemmen zu- ,, Bronze; emblema; Isis Fortiona, in distyle
weilen der Greif, indessen wohl als solarisches shrine." Für die Zusammenstellung der For-
Attnbut, beigegeben wird (Sammlung Leven tuna mit Sarapis habe ich einige Beispiele
in Köln, Bonner Jahrbb. H. 14 p. 23—24 nr. 51; 30 angeführt in Zeitschr. f. Num. 14 p. 108—109
V. Sacken u. Kenner p. 434 nr. 291) scheint in und Myth. Beitr. 1 a. a. 0. Auch auf einer
Beziehungen zu Nemesis getreten zu sein, siehe Münze von Mitylene kommen beide neben ein-
G. I. Gr. 3163, Posnansky p. 66 — 67, wo der ander vor, 3Ii. S. 6, 63, 77, Du Mersan, Gab.
Philosoph Papinius in Smyrna fyHo;ro;^)j(7as Allier de Hauteroclie PI. 14, 4.
Tcä ■nvqka SkqÜtiiSl 7ic(qcc raig Ne^sasaiv das Wie Fortuna schliefslicli zur Panthea
an den Tempel der beiden Nemesis anstofsende wurde, so auch Isis. Die Fortuna Panthea
Gebäude ihnen weiht, und C. I. L. 14 p. 18, darstellenden Bildwerke sind oben 1 Sp. 1534
wo ein Neokoros des grofsen Sarapis zriv — 1536, 1556 — 1558 verzeichnet, s. auch Bulib,
'ASqccGTLKv 6VV Tro Ttfql avrijv yiSafia widmet. Le gemme del museo di Spalato, Bull, di arch.
Über die Bedeutung der Fünfzahl als Nemesis 40 e storia dahnata 9, 1886 p. 150 nr. 187. 190;
und Bast, welche mit Isis wesensgleich ist, Steinbüchel, Geschn. Edelsteine p. 68, Luigi
siehe Nicomachus von Gerasa bei Photius, Milani, Dattilioteca Lunese nr. 15 u. 17, Museo
Bibh p. 144 B, Posnansky p. 57 — 58; von der italiano di ant. classica 1, 1885 p. 133. Einige
Dea Syria, die mit Isis so manches gemeinsam darunter haben auch Attribute der Isis, so die
hat, heifst es bei Pseudo-Lucian, De Dea Syria Gemme bei Baspe nr. 8158 (1 Sp. 1557) =
32, wo dieselbe für Hera erklärt wird : ?;^s£ ö'£ ri Cat. of engr. gems in the Brit. 3Ius. p. 142
Kai 'J&rjvai'r,g Hat 'AcpQoSitrjg ^al ZsJ.rjvairjg ^al nr. 1190, sowie ein ,,Fe^ro antico del dott. Braun"
'Pirjg -nul'jQzBfiidog -nal Ns^saiog nal Molqecov. bei Cades, Impr. gemm. Cent. 5 nr. 95 p. 11
Mit Nemesis fiel vielfach Fortuna zusam- „Vittoria pantea stante sopra timone, tenente
men, Posnansky p. 35, 38 Anm. 1, 53 — 59, 166, 50 cornucopia e scettro con Stella e fior di Iota
171 — 172. Ebenso wurde Isis mit Fortuna ver- sul capo ed attorniata da lira e caduceo, clava
schmolzen, s. oben 1 Sp. 1530—1533 und 1549 d' Ercole e tridente." Das Sistrum in der Hand
— 1555, sowie Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 10 der pantheistischen Figur auf Münzen des
Anm. 1. Nur weniges habe ich hinzuzufügen. Valerianus sen. und Gallienus von Tarsos (1
Eine Bronzestatuette der Isis Fortuna (mit Füll- Sp. 1557 f.) habe ich mit Unrecht angezweifelt,
hörn in der L., gesenkter R., die ehemals jeden- s, Num. Zeitschr. 21 p. 217 f. Tfl. 2, 22.
falls das Steuer hielt, Chiton und Himation Über Isis als allumfassende Göttin mit
mit Isisknoten, ohne Kopfputz auf dem in fünf Beinamen wie Ttolvcowfiog, (xvQicovvfiog, {ivqlo-
Flechten herabfallenden Haar), gefunden in (lOQcpog habe ich gehandelt Myth. Beitr. 1
Castelfranco delF Emilia, wird besprochen von co p. 125 — 127. Bei Apulejus Met. 11, 22 wird
Ed. Brizio, Not. degli scavi di ant. 1883 p. 418; sie dea multinominis genannt; „Isis, welche sie
eine andere mit Steuer und Doppelfüllhorn, die Natur der Zeit, aus der alles entstanden
auf dem Haupt ein Diadem und darüber Halb- ist und durch die alles existierte, nennen"
mond und Isiskopfputz, ist abgebildet in Anti- heifst es von ihr bei Athenagoras 22, Sämtl.
quitatis relicjuiae a marchione lacobo Musellio Werke der Kirchenväter 2 p. 232. Als rerum
collectae. Verona 1756, 2°. Tab. 17 p. 16; vgl. naturae parens, elementorum omnium domina,
auch die Figur „ex Museo Magni Ducis He- (vgl. die von Kopp, Palaeogr. erit. 3 p. 617 flF.
truriae" bei Kircher, Oedipus Aeg. 3 p. 527. § 525 angeführte, freilich hinsichtlich der Echt-
RosCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 18
547 Isis (Litteratur) Isis II (Göttin der Germanen) 548
heit und Benennung unsichere Darstellung), tum 2 p. 391—403; Ebers, Ägypten und die
seculortim progenies initialis, summa numinum, Bächer Moses p. 342 — 349; Franz, C. I. Gr.
regina Manium, prima coeUtmn, deoriim dea- 3 p. 305 sqq.; Lumbrosp, Becherches sur Veco-
rumque facies uniformis, quae coeli Juminosa nomie politique de l'Egypte sous les Lagides
culmina, maris salubria flamina, inferum de- p. 2G5 — 274; Fried. Sam. de Schmidt, Disser-
plorata silentia nutibus meis dispcnso: cuius tatio de sacerdotibus et sacriftciis Aegyptiorum.
numen unicum, multiformi specie, ritu vario, Tubingae 1768; Zoeqa, De origine et usu obe-
nomine multiiugo totus vcneratur orbis be- liscorum p. 506 — 515; Georgii p. 295 — 297;
zeichnet sie sich bei Äpul.\\^h\ und begeistert Beichel p. 51 — 59, Lafaye p. 131 — 155; JReville,
betet das omnipotentis deae numen augustum lO Die Beligion zu Born unter den Severern p. 54;
(11, 16), die summas dea (11, 22) Lucius an 11, Hauvette-Besnaidt, Bull, de Corr. Hell. 6 p. 473
25: Te superi colunt, observant inferi, tu rotas — 479; Paidus Nenz, Quaestiones Deliacae.
orbcm, himinas solem,, rcgis mundum, calcas Halis Sax. 1885 p. 36 — 38; Lanciani, Bull.
Tartarum. Tibi respondent sidcra, redcunt dcW Inst, di Corr. arch. 1868 p. 237; Camille
tempora, gaudent numina, serviunt elementa; Jullian, TJn prophcte marseillais , Bull, epigr.
tuo nutii Spirant flamina, nutriunt nubila, de la Gaule 6, 1886 (p. 117 — 127) p. 122 — 124;
germinant semina, crescunt germina. Wegen speziell über die Pastophoren A. Miliin, Aegyp-
dieser allumfassenden Eigenschaften ist ihr tiaques ou recueil de quelques monuments aegyp-
Kleid vielfarbig, midticolor, bysso tenui per- tiens inedits. A Paris 1816, 4° p. 7 — 14; De-
texta, nunc albo candore lucida nunc croceo 20 veria, L'hieroglyphique 1, 41 d' Horapollon , et
flore lutea, nunc rosco rubore fJammida, Apid. le titre de pastophore dans les textes e'gyptiens,
Met. 11, 3, wie auch Plutarch de Is. et Os. Mel. d'arch. eg. et ass. nr. 2, 1873 p. 61—63
c. 78 bemerkt: „Die Anzüge der Isis sind bunt- und Pierret, Les pastophores ebenda p. 64—66.
farbig: denn der Isis Bedeutung bezieht sich auf [W. Drexler.]
den Stoff, der alles wird und alles aufnimmt, Isis II) (die Isis der Sueyen).
Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Feuer und Zu unzähligen Vermutungen hat die Notiz
Wasser, Leben imd Tod, Anfang und Ende." des Tacitus in Aex Germania cap. 9: „Pars Sue-
Über den Namen der Göttin siehe Georgii vorum et Isidi sacrificat" etc. Anlafs gegeben.
in Paulys B.-E. 4 p. 300; Parthey in seiner Eine reichhaltige Übersicht der verschiedenen
Ausgabe von Plut. De Is. et Os. p. 150 — 151; 30 Erklärungen findet man bei L. Curtze, Die
Lanzone, Diz. di mitol. egiz. p. 813; Wiede- Germania von Tacitus ausführlich erlclärt
mann, Herodots 2. Buch p. 188—189; Lefeburc, Cap, 1 — 10. Leipzig 1868. p. 328—338.
Le mythe osirien. 2*^ partie Osiris. 1. Ftymo- Die einen meinen, es sei von der wirk-
logie du, nom d'Isis et du nom d'Osiris p. 129 liehen ägyptischen, bezügl. griechisch-
— 150; Le Page Benouf, The names- of Isis römischen Isis die Rede, so die von Jo.
and Osiris, Proccedings of the Society of bibli- Gottlob Boehme, De Iside Suevis olim cidta 1.
eal archaeology. Vol. 12, 1890 p. 343—346; La Lipsiae 1748 p. 26 verzeichneten Schriftsteller
Civiltä Cattolica Anno 41. Ser. 14 Vol. 8. Roma Huetius, Gronovius, Colerus, Schedius, Struvius,
1890 p. 199 — 205. de Fontenu (Diverses conjectures sur le culte
Die Bildwerke siehe bei Lafaye p. 235 — 40 d'Isis en Germanie ä l'occasion des paroles de
335_und Georgii p. 297—300. Corneille-Tacite: „Pars Suevorum et Isidi sacri-
Über die Feste vgl. Brugsch, Das Osiris- ficat", Mem. de VAcad. des Inscr. et B.-L. 5
Mysterium in Tcntyra, Zeitschr. f. äg. Spr. p. 630'.), Wächter, Maseovius, deren Ansicht
19. 1881 p. 77 — 111, V. Loret, Les fetes d'Osiris Boehme selbst teilt; iernev B rotier in seiner
au moi de Khoialc, Beciieil de travaux relatifs Ausgabe des Tacitus Tom. 6. Paris 1776.
ä la philol. eg. et assyr. S^ annee p. 43 — 57, p. 198 — 199, Triller, Opusc. medica et medico-
Lafaye p. 119 — 129 und Georgii p. 291—294 philologica 2 p. 342, Fr. Griselini, Diss. mitol.
und über Kultushandlungen C. A. Böttiger, e stör. s. la dea Iside in der Baccolta d'op.
Kl. Schriften 2 p. 210 — 230 ,,Die Isisvesper"; scientifici e fdologici 39 p. 334.
Georgii p. 294 — 295, Lafaye p. 113—119. 50 Andere sind der Ansicht, Tacitus meine
Hinsichtlich der Mysterien siehe Brugsch mit der von ihm als Isis bezeichneten Göttin
Bey, Die Mysterien der alten Ägypter, Deutsche eine germanische Gottheit; und zwar hat man
Bevue 1878, 2. Jg. 3. Bd. p. 28 — 43; J. J. Jaegle, hin und wieder an ein im Namen einige Ähn-
De L. Apuleio Aegyptiorum mysteriis ter ini- lichkeit mit Isis aufweisendes göttliches Wesen
tiato. Argentorati 1786. 4°; T. B. Boulage, Des gedacht, so an eine zuerst im 12. Jahrh. er-
mystcres d'Isis. 'Paris 1820. 8°; Beichel, De Isidis wähnte, zu Augsburg verehrte Göttin Zisa,
apiul Bomanos cultu p. 59—67; Lafaye p. 108 Cisa., s. J. Grimm, Deutsche Myth. V -^.24:1 {ygl.
— 113; Zinzotv , Psyche u. Eros p. 91 — 102; Carl 0. Schade, Die Sage von der h. Ursula u. den
Dilthey, Festrede im Namen der Georg-Augusts- 11000 Jungfrauen p. 73 u. Henr. Bud. Goehler,
Universität am 11. Juni 1S79 p. 15 — 18. co De Matris Magnae apud Bomanos cultu. Mis-
Die religiösen Genossenschaften be- niae 1886. p. 28). Doch ist Grimm selbst ge-
handelt Foucart, Des associations religieuses neigter, beide für verschiedene Gottheiten zu
chezjes Grecs p. 83. 101—102. 117 f. halten; (rtti^m^er, J.?/,sZrtHfZ 1865 p. 946 f. möchte
Über die Priester siehe Pierret, Dict. in Cisa die römische Ceres erblicken, und OreZZ»'
d'arch. eg. s. v. Canephore p. Ulf.; Colchytes (s. Curtze a.a.O. p. 333 Anm.**) hält dieselbe
-p. 1 BT t; Pallacides^. 4:08; Pasfop/jores p. 424 f.; überhaupt für erdichtet. Auch eine Gottheit
Pretres p. 452 f . ; Prophetes p. 454 f. ; Ptcrophores E i s e (bei Aventin Frau Eisen, s. Grimm, Deutsche
p. 460; Erman, Ägypten u. äg. Leben im Alter- Myth. 1^ p. 220), Isa wird herbeigezogen, so
549 Isitycbe Ismenios 550
von Simrocic, BertJia, die Spinnerin p. 105 und Fortunae Primigeniae dono dedit cum ara.
Mythol. p. 401, 2. Ausg. p. 387, Bonner Jahrhb. Vgl. zu der Inschrift Bd. 1 Sp. 1533, 7 ff. 1543,
10, 1847, p. 80—81, Zacher, GotJi. Alfab.\\ 85, 63 ff. und über das Wesen und die Bedeutung
86, Vorr. p. IX (Isa = „glänzendes Wesen"); der Isityche das. Sp. 1530 ff. 1549 ff. (Isityche
J. G. Halm, Sagwisscnschaffl. Studien p. 286, als weiblicher Beiname C. I. L. 10, 2197).
Anm. 174; A. Quitzmann, Die heidn. JRel. d. [R. Peter.]
Baiioaren p. 117—124, 295 — 296; Falcli, Neo- Ismaudes {'lafiävSrjs), Name des Memnon
tJius, Isis imd Nehalcnnia, Blätter f. d. Bayer. (s. d.) bei den Aigyptern; Strabo 17, 1, 42
%Hm.- ■M.jRea7sc7m?t(;esm 16, 1880, p. 407—413; p. 813. [Höfer.]
Zehetmayr ebenda 17, 1881, p. 170—172 (von lo Ismaros ("leju-apog) , 1) Thebaner, tapferer
is „gleiten"); anfänglich auch von 3Iannhar dt, Sohn des Astakos, tötet in der Schlacht vor
Ztschr. f. d. Myth. 2 p. 317, der aber im Baum- Theben den Argiver Hippomedon, Äpollod. 3, 6,
kultus der Germanen p. 559 Anm. 2 erklärt: 8. — 2) == Immarados (s. d.). — Apollod. 3, 15, 4:
„Frau Eisen, das gemeinsame Machwerk des erzählt von ihm , dafs er mit seinem Vater
Kleeblatts Pseudoberosus (Annius von Viterbo), Eumolpos, aus Aithiopien flüchtend, zu dem
Aventin und Simrock möge endlich für immer Thrakerkönig Tegyrios (in Daulis) kam und
in ihr schattenhaftes Nichts zurücksinken." Die dessen Tochter heiratete. [StolL]
meisten lassen den Gedanken an eine Namens- Ismene {'lafjuqvr]), 1) Tochter des Asopos,
ähnlichkeit fallen und erkennen in der Isis eine Gemahlin des Argos, Mutter des lasos (des
der grofsen mütterlichen germanischen 20 Vaters der lo) und (nach Kerkops) des Argos
Göttinnen, deren festlicher Umzug auf einem Panoptes, Apollod. 2, 1, 3. Gerhard, Gr. Myth.
mit Rädern versehenen Schiff Tacitus an den 2 p. 234, 2. [Vgl. das die drei Chariten und
in Rom eingebürgerten ägyptischen Kultus er- vier Nymphen {'lofirivrj, KvKatg, 'EQavv\_co],
innert habe, etwa die flolda, Grimm l'' T[r]]X6vvriaos) darstellende Relief in Neapel
p. 164 — 169, Beclistein, Mythe, Sage, Märe u. bei Gerhard u. Panofka, Neap. ant. Bildto. 1
Fabel im Leben u. Bacufstsein des deutschen p. 82 f. nv. 275 = C. I. Gr. 6854®. R.]. —
Volkes 1 p. 47 oder Frey a, Wilh. Müller, My- 2) Eine böotische Heroine, wohl Eponyme
thol. d. deutschen Heldensage p. 120 Anm. 2. einer mw/xtj Boiaxiag, vielleicht identisch
122; vgl. Wilh. Müller , Gesch. u. System der mit nr. 3; Steph. B. v. 'lafn^vrj. — 3) Tochter
altdeutschen Religion -p. 273 und die bei 30 des Oidipus und der lokaste {Soph. Antig.
Curtze p. 332 — 333 verzeichneten Autoren; Eurip. Phoen. Apollod. 3, 5, 8. Hyg. f. 67.
oder die nordische Frigg, die deutsche Fria, Tzetz. L. 437), oder der Euryganeia {Phere-
Karl Meyer, Germania 11, 1812, T^. 12%^.; oder kyd. b. Schol. Eur. Phoen. 53, vgl. 1760.
Nerthus, Georgii in Pauhjs B.-E. iTp. SO— 301; Paus. 9, 5, 5. Preller, Gr. M. 2, 344 ff.). —
Dahn, TJrgesch. d. german. u. roman. Völker 1 Mimnermos erzählte nach Argum. Soph. Ant.,
p. 133, W. Smith, IJictionary of greek and ro- dafs Ismene von Theoklymenos (wahrschein-
man biography and mythology 2 p. 631 und lieh dem thebanischen Helden Periklymenos)
andere bei Curtze p. 333; oder Nehalennia, geliebt und bei einer Zusammenkunft mit
Holtzmann, Deutsche Mytliol. p. 126 — 127 und ihm von Tydeus auf Antrieb der Athene
German. Altertümer p. 175; J. W. Wolf, Bei- 40 getötet worden sei, was nach Pherekydes
trüge z. deutschen Mythol. 1 p. 199 nnd Bonner a. a. 0. an einer Quelle geschah, die nach ihr
Jahrbb. H. 12, 1848, p. 27 ff., vgl. Schaaffliausen benannt ward. Bildw. : Müller, Handh. d. Arch.
ebenda H. 76 p. 47 ff. [s. auch unten Kauff- §412,3. Welcker, A.D. 5 T. 14 S. 253 ff. Over-
manns Zusatz]. beck, Galerie 1, 122. Baumeister, Denkm. S. 84
Lafaye p. 165 glaubt jede Schwierigkeit Fig. 88. Petersburger Vase nr. 1588 [?]. Preller,
gehoben durch die Annahme, es sei eine aus Gr. M. 2, 363, 2. [Vogd, Scenen Euripideischer
der Verschmelzung der durch die römischen Tragödien in griechischen Vasengemälden p. 47
Soldaten und Kaufleute eingeführten alexandri- bis 55; Catal. de la Coli, d'ant. de M. Alexandre
nischen Isis mit einer der grofsen mütter- Castellani, Paris 1866, p. 12 no. 34; Bull. delV
liehen Göttinnen der Germanen hervorge- 50 Inst, di Corr. Arch. 1864 p. 34. Drexler.]
gangene Mischgottheit, etwa nach Art der Winnefeld, Beschr. d. Vasens. in Karlsruhe
Isis Noreia in Steiermark, gemeint. nr. 186 = Arch. Z. 9, 54*. Münchener Vase
W. Zeufs, Die Deutschen und ihre Nachbar- nr. 233. Arch. Z. 3, 54 = C. I. Gr. 8428.
Stämme p. 40 möchte gar eine Göttin der In den Dithyramben des Ion hiefs es, dafs
Wenden unter der Isis des Tacitus verstanden Antigene und Ismene von Laodamas, dem
wissen. [W. Drexler.] Sohne des Eteokles, im TemiJel der Hera ent-
Höchst wahrscheinlich ist diese Isis mit der ehrt wurden {Argum. Soph. Ant., wo jedoch
batavischen Nehalenniaidentisch, deren Dar- manche für ■nciza^iQOLO&rjvat lesen KKtaTCQrja&rj-
stellung Zug um Zug dem Isiskult entlehnt ist; von.). [Stoll.]
vgl. Janssen, De Bomeinsche beeiden en gesent- fio Ismenios {'la^i^viog), 1) Beiname des Apollon
steenen van Zeeland. Middelburg 1845 (Met 19 in Theben {Herod. 1, 52. 5, 59. Paus. 4, 27, 6.
Platen). Vgl. Nehalennia. [Fr. Kauffmann.] Plut. Sol. 4, 5. Nonn. Dionys. 5, 101. schol.
Isityche. Eine Göttin dieses Namens nennt Apoll. Rhod. 1, 537. Aristid. or. 38, vol. 1
die Inschrift C. I. L. 14, 2867 = Ann. d. inst. p. 730 [Dindorf]. Hesych.) , von dem Flusse
1855 S. 85 (Praeneste) L. Sariolenus Nacvius Ismenos {Paus.O, 10, 2; vgl. schol. Apoll. Ehod.
Fastus consularis ut Triviam in lunonario ut a. a. 0.). In seinem Tempel, dem Ismenion
in pronao aedis statuam Antonini August(i) {Paus. 9, 10, 5. Kallisthencs bei Steph. Byz. s. v.
Apollinis Isityches Spei ita et hane Mincrvam Tsyvqa, Plut. Lys. 29), fand Orakeldienst statt,
18*
551 Ismenos Isthmios 552
Find. Pyth. 11, 10. Herod. 8, 134. Paus. 4, (vgl. Curtius, Etym/- 950) leitet 'icoScckrjg
32, 5; der Gott selbst ward durch Daphne- ebenso wie 8aif.iav von der Wurzel da teilen
Phorien gefeiert. Paus. 9, 10, 4. Proldos ehrest. ab; Isodaites würde also bedeuten: der gleicli-
2 {Westpital, Script. Metr. 1 p. 248; vgl. Konn. mäfsig Austeilende, s. o. nr. 4. [Höfer.]
Dionys. 45, 72); das Standbild des Gottes, von Isodrome {'laoÖQO^ri), Beiname der Kybele
Cedernholz verfertigt, war ein Werk des Si- {'Iooöqo^t] M^trjQ); ihr Tempel lag in der
kyoniers Kanachos {Paus. 2, 10, 5; vgl. mit Kaystrosebene in der Nähe der lydischen Stadt
9, 10, 2). Nacli Plut. de si ap. Belph. 2 be- Larisa, Straho 9, 5, 19 p. 440. [Höfer.]
deutet Ismenios s. v. a. i%av xr)v iniaTr'iynqv. Isokrateia {'laongdrsia), eine der ausge-
Eine Weihinschrift, die nach Kölder, Jfii^i. d. lo zeichnetsten von Herakles getöteten Amazonen,
arch. Inst. 1, 97 aus den Fundamenten des Eponyme einer Ortschaft in Bithynien, ^«-i««.
Kastells von Chalkis, nach Foucart, Bull, de JSikom. bei Eustaili. in Dionys. 828 {fr. 58 bei
corr. 3, 139 aus Theben stammt, lautet nach Müller, liist. gr. fr. 3 p. 597). [Stoll.]
li. Meister in Bezzenbergers Beiträgen 5, 187: 'löoscQdzia, Aufschrift eines Onyx mit den
IlTCüicov, Mväarog zol 'la^Bivi'oL avs&£av, vgl. Symbolen der drei Weltregionen (V): Adler,
Collits, Samml. d. griech. Dial.-Inschr. 1, 1132; Delphin und Eule, auf Mohnköpfen sitzend:
Boehl, I. Gr. ant. 129; zum Heiligtum des C. 1. Gr. 104:5'^ = Arch. Z. 9, 91*. [Röscher.]
Apollo Ismenios vgl. auch Schol. Sopli. Oed. Isoples ('icoTri/fg), ein von Herakles getöteter
B. 21. Nach Schol. Soph. a. a. 0. befand sich Kentaur, JDiod. 4, 12. Gerhard, Gr. Myth. 2
in Theben auch ein Tempel der l4'9';2j'(i '/cfijjvta. 20 § 666, 2 f.; s. Kentauren, [Stoll.]
— 2) s. Ismenos 1. [Stoll.] Isos {'laog) , unechter Sohn des Priamos,
Ismenos {'la^jjvög), 1) der Flufssgott des fällt durch Agamemnon, II. 11, 101. [Über
Flusses Ismenos bei Theben, Sohn des Okeanos Isos (Issos) als Eponymos von Issa auf Lesbos
und der Tethys, Hygin. praef. p. 28 Bunte. vgl. Maafs im Hermes 1889 S. 645 ff. R.j
\_Otto Schulz, die Ortsgottheiten in der gr. und [Stoll.]
r. Kunst, Berlin 1889 = Berl. Stud. f. klass. Issa {"loaa), 1) Nymphe auf Lesbos, Tochter
Phil. u. Arch. 8. Bd. 3. Heft p. 34 — 35, 62. des Makar oder Makareus, nach welcher Lesbos
Gardner, Journ. of hell. stud. 9, 1888, p. 68. (oder eine Stadt auf Lesbos, Steph. B.) Issa be-
C. I. Gr. 8481. Baumeister , D. d. kl. Alt. nannt war. Sie gebar dem Hermes (Kadmilos)
S. 770, Flg. 822. Arch. Z. 29, 36. Drexler.] — so den lesbischen Seher Prylis, Steph. B. v. "laacc.
Er hiefs auch Sohn des Asopos und der Tzetz.L. 219; Mgl. Strab. 1,60. A^ioUon berückte
Metope, Bruder des Pelagon oder Pelasgos, sie in der Gestalt eines Hirten, Ov. Met. 6,
ApoUod. 3, 12, 6. Diod. 4, 72. — Oder Sohn 124. [Stoll.] — 2) Name des Achilleus, als er
des Apollon und der Melia (Quellnymphe am sich auf Skyros in Weiberkleidung unter den
Ismenion zu Theben), einer Tochter des Okea- Töchtern des Lykomedea aufhielt; auch Kerky-
nos, Bruder des Sehers Teneros (Repräsentant sera oder Pyrrha wurde er hier genannt (s.
des Tenerischen Gefildes), Patts. 9, 10, 5, wo ge- Bd. 1 Sp. 28, 46), Ariston. in Hephaest. nov.
wohnlich Ismenios gelesen wird. Die Töchter hist. 1 (p. 183 Wistermann = Phot. bibl. 147,
des ismenos sind Dirke und Strophie, Kallim. 20). Der Kaiser Tiberius beschäftigte sich mit
JH. in Del. 76. Nonn. 44, 9. Mehr bei Unger, 4o der Frage 'qiiod Achilli nomen inter virgines
Theb. P. 483. — 2) Ältester Sohn des Amphion fuisseV , Suet. Tib. 70. [Höfer.]
und der Niobe, von Apollon erschossen, Apollod. Issoria {'laaooqia oder I s s o r a 'icaaga, Paus.
3, 6, 6. Ovid. Met. 6, 224. Hyg. f. 11. Tzetz. 3, 14, 2), Beiname der Artemis von dem Berg
Chtl. 4, 141. Vom Pfeil des Apollon getrotfen, Issorion in Lakonien, Steph. Byz. Hesych. Eine
stürzt er sich in seinem Schmerz in den Flufs Hauptstätte des Kultus der Artemis Issoria war
Ismenos, der nach ihm benannt wird, Plut. Teuthrone im südwestlichen Lakonien, Paus,
de fluv. 2. Stark, Niobe 96. 383 f. [Stoll.] 3, 25, 4; ein in der Nähe von Pitane gelegenes
Ismiutbians {ismin&ians), etruskischer Bei- Heiligtum dieser Göttin erwähnt Polyaen. 2,
name eines Maris (warb's, mam), s. d. [Deecke.] 14, vgl. Plut. Ages. 32, 4; ihr zu Ehren wurde
Isodaites {'laoöaCxrig), 1) eine fremde Gott- 50 ein Fest, die Issorien, gefeiert, Hesych. Die
heit, der die gewöhnlichen und leichtfertigen von Paus. 3, 14, 2 erwähnte Artemis Issora,
Frauen opferten: Ifj^ixdgTtg do;t'/Afoj',M To: d/jfioj^rj deren Heiligtum in Sparta stand und die auch
yvvaia v.cil (irj nävv onovÖaLa srilei, Hyperid. Ai^vaiu hiefs, war keine Artemis, sondern die
in der Rede für Phryne bei Harpokrat. ; vgl. kretische Britomartis, Paus. a. a. 0. [Höfer.]
Phot. Suid. — 2j Pluton, Hesych. — 3) Sohn des Issos s. Isos.
Pluton. — 4) Helios (Apollon) ö xov iaov tnäozco Istar s. Astarte u. Izdubar.
&avatov diaviiicov {Bekker, Anecd. 267, 3), Istlimiades ('/ff-^ftrad»;?), Gemahl der Pelarge,
oder Apollon als Todesgott, Gerhard, Griech. der Tochter des Potneus; er führte mit seiner
Myth. 310,8. — it)Dionysoä, Plut. de sl ap.Dcl2Jh- Gattin den Kabeirendienst, der durch die Ar-
9 ^iovvaov ÖS val ZayQsa Kai Nvatsliov ■Kccl co giver während des Zuges der Sieben gegen
laoöuitrjv 6vo(ia'Qovciv. Diesen Beinamen des Theben gestört worden war, in Boiotien wieder
Dionysos bezieht man entweder auf die Sitte, ein; daher wurde seine Gemahlin nach ihrem
beim Choengelage {Mommsen , Heortol. 364) Tode infolge eines Orakelspruches von Dodona
gesondert zu sitzen und zu trinken (vgl. Ger- hoch geehrt und ihr tragende Sauen geopfert,
hard, Akad. Abh. 2, 199), oder Dionysos-Iso- Paus. 9, 25, 7. 8. [Höfer.]
daites ist chthonisch aufzufassen und als solcher Isthmios ("Iö&ju-^os), 1) Beiname des Zeus
dem PJuton (Hades) gleichzusetzen, Gerhard, auf Kos, inschriftlich belegt Journ. of hell.
Griech. Mylh. 457, 4, vgl. 433, 2. — Poit'^ 950 stud. 9, 1888 p. 326. — 2) Beiname des Posei-
553 Isthmos Tstor 554
don auf alexaudriuischen Kaisermünzen des Mtcs. CorintJi p. 91 nr. 682, PI. 23, 5; Bit. 2,
Nero, welche seine Büste mit dem Diadem 1G7, 139; Melikertes, Mi. S. 4, 50, 338; Haupt
geziert, dahinter den Dreizack, davor zuweilen des Poseidon, 3Ii. S. 4, 53, 361; 54, 362; sowie
einen Stern, nebst der Beischrift TTOZElAßN unter Domitian, C. G. C. Br. M. Cor. p. 73
IZOMlOi: im Rev., führen, Mionnct 6, 68, 206. nr. 584, PI. 19, 5; G. u. I. 1 p. 14, PI. C 35: Mi.
70, 220. 72, 236. Feuardent, Eg. anc. 2 p. 29, S. 4, 77, 517; Marc Aurel, Ztsclir. f. Num.Bd. 10,
710. 30, 721; in einer Inschrift von Halikarnafs, 1883, p. 75 nr. 18 (mit der oben besprochenen
C. I. Gr.^ 2655 = Diitenberger, S. I. Gr. 372, Beischrift CORINTHVS); ilR <S'. 4, 99, 671 : iV/iiS.
Z. 3; 6 "lad'uiog ohne Zusatz von IJoGsidcov, Arig. 1 Col. al. 5, 66 = Sestini, C. JSf. V. Mus.
Vhilostr. Op. 2 p. 286 ed. Kayser. [Drexler.] lo Arig. Gast. p. 39 (ohne die Beischrift, angeblich
Isthmos ('Jö'9'ftos), die Personifikation der nur mit einem Ruder); Septimius Severns, 6r. tt.
Landenge von Korinth, erscheint auf den I. 1 p. 14 PI. C 36; Geta, Mi. S. 4, 126, 867.
Münzen dieser Stadt: sitzend auf einem Felsen, Stphend vor einem unter einer Pinie befind-
in der R. ein umgewendetes Ruder haltend, liehen Altar mit dem Delphin und Melikertes
die L. auf den Fels gestützt, mit der Bei- auf dessen Rücken, in der L. ein Ruder, mit
schrift ISTHMVS unter Hadrian, Gardner and der R. einen Zweig des Baumes berührend,
Iivhoof- Blumer, Numismatic commentary on erscheint Isthmos unter Marc Aurel, C. G. C.
Pausanias 1 p. 14, PI. C 39; 3Ii. S. 4. 82, 553 = Br. Mus. Cor. p. 78 nr. 612, PI. 20, 12; G. u.
Arigonil Col. al. 4, 44; ebenso ohne Beischrift I. 1 p. 11, PI. B 4; 3Ii. S. 4, 98, 668 nach Se-
C. G. C. Br. Mus. Corintli p. 74 nr. 590, PI. 19, 20 stini, Mus. Betikoioitz p. 11, Tb. 1, 5. — Auf
10; ebenso mit Beischrift ISTHMVS beide dem von Philostratos, Imag. 2, 16 = Philostr.
Hände auf umgekehrten Rudern, MiUingen, O^. ed. Äayser 2 p. 363 beschriebenen Gemälde
Anc. coins of greek cities and kings p. 61 ,,Palaimon" war Isthmos dargestellt sv sl'Sst.
PI. 4 nr. 15 == 3Ii. S. 4, 82, 552; sitzend auf Sai'iiovog switziä^cov savxov xfj yf] zwischen
einem Felsen, die R. au den Kopf gelegt, den den gleichfalls durch Personifikationen wiedei--
1. Arm auf einem Ruder unter Hadrian, C. G. gegebenen Häfen Lechaion und Kenchreai,
C. Br. M. Cor. p. 74 nr. 591, PI. 19, 11 und vgl. dazu die Anm. in der Ausg. von Jacobs
Septimius Severus, ebenda p. 84 nr. 646, PI. 21, u. Welcker p. 481—85, Müller., Hdb. d. A. d. K.
10, Gardner -Imlwof a. a. 0. 1 p. 14 PL C 38; 3. Aufl., p. 663, § 405, 1, Adolf Gerher, Nahir-
ebenso , in einem Tempel unter Hadrian, 30 Personifikation in Poesie u. Kunst der Alten
Gardner-Lnhoof p. 14 PI. C 37, nach G. u. I. (S.-A. aus Suppltbd. 13 der JälirU. f. kl. Phil)
die Abbildung einer korinthischen Kultus- Leipzig 1883 p. 310, Percy Gardner, Countries
Statue; sitzend mit Schale u. Ruder in einem and cities in ancient art, Journ. of hell. stud.
von dem eben erwähnten verschiedenen runden 9 p. 69, K. Friederichs, Die Philostratischen
Tempel, zu dessen beiden Seiten sich ein Baum Bilder p. 167 — 173, der die Möglichkeit der
erhebt, unter lulia Domna, G.ii.I. Suppl. Existenz eines derartigen Bildes bestreitet, und
p. 154 PI. FF 5; sitzend, 1. h. mit Ruder und Brunn, Die Philostrat. Gemälde gegen K.Friede-
angeblich Palmzweig (Pinien- oder Meer- richs verteidigt, 4. Sppltbd. d. Jahrhh. f. kl. Phil.
strandkieferzweig?, vgl. Murr, Die Pflanzen- p. 287 — 289, der ihn widerlegt. [W. Drexler.]
weit in der griech. Mythol. p 117), vor ihm 40 [Auf dem Wiener Cameo bei Overbeck. Kunst-
Ino und Melikertes unter Septimius Severus, niyth. Poseidon S. 300 und 402 , Gemmentafel
G. u. I. 1 p. 14 u. 12, PL ß22; sitzend aflf 2, 8, ist Isthmos als eine Modifikation des
einem Felsen, auf den er die eine Hand Poseidon aufgefafst. Steuding.]
stützt, zu Füfsen die See und einen Delphin, Istone (laz[ä']vri), Name eines Berges auf
ihm gegenüber Ino mit Melikertes unter Do- Corcyra, vielleicht auch der zum Berge ge-
mitian, G. u. I. p. 14 u. 12, PL B 21; 3Ii. 2, hörigen Nymphe; C. I. Gr. 1874^^; vgl. nr. 1874.
177, 218; Miliin, Gal. 3Iyth. 110, 400; Imhoof- [Röscher.]
Blumer, 3Ionn. Gr. p. 160 nr. 18; sitzend auf Istor lautet auf einer praenestinischen Cista
einem Felsen, die eine Hand auf dem Ruder, {Ephem. epigr. 1 S. 13 nr. 19. Garrucci, Syll.
vor ihm Ino und Melikertes, unten die See 50 ?'wscr. Za^. ni*. 525. C J. i. 14, 4108, abgebildet
imd ein Delphin unter Septimius Severus, G. 3Ionum. d. inst. 9, 1870 Taf. 22/23, besprochen
u. I. 1 p. 14 u. 12 PL B22; Imhoof, 3Ionn. von li. Schoene in Ann. d. inst. 4:2,1S70S.335S.)
Gr. p. 160 nr. 20; C. G. C. Br. 31. Cor. p. 84 der einer jugendlichen männlichen Figur,
nr. 647, PL 21, 11; Mi. S. 4, 115, 786; sitzend, welche die rechte Hand zum Gesicht führt,
dabei Palaimon stehend auf einem Delphin beigeschriebene Name. Wie für die ganze
unter Septimius Severus, G. u. I. 1 p. 11 Darstellung des Bildwerkes der Cista (mit bei-
Pl. B 10; 31us. Arig. 4 PL 7, 35; Sestini, Cat. gefügten Namen sind abgebildet: Silanus [d.i.
JSf. V. 3his. Arig. Cust. p. 41. Silenus, in einer erotischen Scene mit einer
Auch in einer stehenden nackten, in jeder weiblichen Figur begriffen]; Doxa [Frau mit
Hand ein Ruder haltenden männlichen Figur co einer Taube in der Hand; Corssen bei ,Schoene
sehen Gardner und Imhoof, sowie Head, H. S. 338: 'Doxa che si legge al disotto del co-
A". p. 340 Isthmos. Doch ist auf einer Münze lombo, dal lato linguistico non bisogna di
des Marc Aurel dieser Gestalt CORINTHVS spiegazione' ; G. Wilmanns in Ephem. epigr.
beigeschrieben, wodurch doch wohl der Ep- a. a. 0.: 'Doxa ad nomen cei-te intellegitur',
onymos der Stadt bezeichnet werden soll. also als Personifikation von 86i,a aufgefafst] ;
Diese stehenden Figuren erscheinen auf auto- Laoiimeda oder Ladumeda [die Übersetzung
nomen Münzen der römischen Periode mit eines vorauszusetzenden AaoiitSa oder Adofis-
verschiedenen Obversen: Pegasos, C. G. C. Br. ösia; Frau auf eine Herme gestützt, einen
555 Istros Istros 556
Hirsch an einem Seile haltend]; Aiax Ilios vomenti [jedenfalls ein Gefäfs und kein Löwen-
[oder Oilios, d. i. Aiax S. d. Oileus, zwei Pferde haupt] innititur" unter Elagabal, Sestini, Wlus.
haltend; er bildet offenbar den Mittelpunkt Hedervar. 1 p. 38 nr. Gl; „Ister heardless, sea-
des Bildes, auf den die Blicke der drei folgenden ted l., on um, naJced to waist, r. hand rests on
männlichen Personen gerichtet sind] ; auf einer prow of sMp; in l. is a reed" unter Diadu-
an einer Säule befestigten Tafel: Leces [d. i. menian, Cnt. Brit. Mus. Tliraee p. 49 nr. 53,
leges]; Soresios [männliche bewaffnete Figur; wohl derselbe Typus, den Mi. S. 2,161,610
ungedeutet]; Acmemeno [d. i. Agamemno, als aus Cabinet Ällier de Hauteroche so beschreibt:
Greis dargestellt]; zwei in einer fensterartigen „L' Ister assis, ä g., sur des rocliers, le coude
Öffnung sichtbare Pferdeköpfe; Istor; Lavis lo appuye sur une iirne renversee, tenant de la
[d. i. wahrscheinlich Aaig; weibliche Figur m. (j. im roseau, la dr. etendue sur un aplu-
ohne charakteristische Merkmale]; 'cerchiamo struin", (vgl. aber Dumersan, Descr. des med.
invano un tratto caratteristico che ci permette ant. du cab. de feu M. Ällier de Hauteroche
indovinarne l'azione' Schoene S. 336), so ist p. 21 „Fleuve Ister tenant un gouvernail et un
auch für die mit Istor bezeichnete Figur noch roseau"); ferner ganz nackt, gehörnt, links-
keine sichere Deutung gefunden; Corssen bei hin, das Haupt rechtshin wendend, die
Schoene Ö. 339: 'Istor accanto a quell' uomo Rechte auf einem Schiffsvorderteil, die Linke
che con un gesto da pensieroso ha messo il auf einem Gefäfs, dem Wasser entströmt, unter
dito al naso, corrisponde al greco iarcoQ de- Macrinus, Cat. Brit. Mus. Thrace p. 48 nr. 48,
rivato dalla medesima radice come le forme 20 Gardner, Greek River -Worship, Transactions
greche i-afi^v i'ots iSsiv ed il latino videre, e of the Boy. Soc. of Bit. of ihe nnited King-
significa probabilmente il ftaj^rtg ossia profeta' ; dorn. 2^ Ser. vol. 9. 1878 p. 213, PI. 2, 8; und
Wilmanns in Ephem. epigr. a. a. 0.: 'Istor ähnlich unter Gordianus Pius, Vaillant, Numi
rursus obscurum, quamquam Graeca radix per- Grueci p. 154, Basche 3, 1 Sp. 1507 nr. 18.
spicua est.' [R. Peter.] In der Rechten einen Scliilfstengel, die Linke
Istros ('iGZQoq), 1) Stromgott, Sohn des auf einem Gefäfs zeigen ihn Münzen des An-
Okeanos und der Tethys, Hes. Theog. 339. toninus Pius, Arneth, Sendschreiben an Herrn
Söhne des Istros hiefsen Heloros und Aktaios, Tedeschi, Sitzungsher. d. Kais. Ah. d. W. [zu
welche in Mysien mit Telephos gegen Achilleus Wien]. Phil. hist. Kl. 9, 1852 p. 897 nr. 2;
und die Achäer kämpften, Tzetz. Anteh. 274, 30 Commodus, Sestini, Descr. Num. Vet. p. 39 nr.4,
Philostr. üpp. ed. Kay ser 2 p. 157 [vgl. Bobert, Mi. S. 2, 118, 362; Septimius Severus, Sestini,
Pergamenischer TelepJios-Fries, Jahrb. d.Ksl.D. Mus. Hedervar. 1 p. 32 nr. 6, Wiczay nr. 2191;
A. Inst. 2, 1887 p 256 ff.]. Das bärtige Haupt Macrinus, Arneth p. 904 nr. 98; Wise, Num.
des Istros mit Hörnern erscheint auf dem ant. scriniis Bodleianis rcconditorum Gatalogus
Obv. autonomer Münzen von Istros, Sestini, Tab. 13, 12 {Mi. S. 2, 147, 537); Diadumenian
Descriz. di molte med. ant. greche esistenti in („Ister heardless, seated to l., nahed to waist,
piü musei p. 21 nr. 1 und Lettere e diss. num. head turned to r.; he holds in r. reed, in l.
cont. 2 p. 42 nr. 1; Cat. of the greelc coins in um"), Cat. Brit. Mus. Thrace p. 49 nr. 52;
ihe Brit. 3Ius. The Tauric Chersonese — Thrace Gordianus Pius, Mi. S. 2, 181—182, 722; die
p. 216 nr. 15; Head, Hist. num. p. 235. Eine 40 Rechte auf dem Gefäfs, in der Linken den
Münze Elagabals von Istros zeigt den Flufs- Schilfstengel, Münzen des Septimius Severus,
gott gelagert, bärtig (und bekränzt?), unten Vaillant, Numi Gr. p. 85, Basche 3, 1
bekleidet, den linken Arm, worin er einen Sp. 1494 nr. 40, Mi. 8. 2, 124, 394; v. Sallet
Schilfzweig hält, auf ein Gefäfs, dem Wasser ent- p. 73 nr. 4; wohl autjh Arneth p. 898 nr. 12 a;
strömt, stützend, mit der Rechten einen Fisch in der Rechten einen Baum, unter seinem
emporhaltend; im Hintergrunde ein Leucht- linken Ellenbogen ein Gefäfs, Münzen des
türm, V. Sallet, Beschreibung der ant. Münzen. Septimius Severus, Mi. S. 2, 123, 389; Arneth
Taur. Chersones — Thracische Könige. Berlin p. 898 nr. 11 und der lulia Domna („Ister re-
1888 p. 54 nr. 22; eine der Tranquillina stellt presented as a youth, nalced to tvaist, reclining
ihn dar gelagert linkshin, bekränzt mit Schilf, 50 l.; his head, turned to r., is croivned with
unten bekleidet, gelehnt auf ein Gefäfs und reeds; in his r. hand he grasps a tree; under
ein Schiffsvorderteil haltend, Cat. Brit. Mus. his l. elbow is an urn, out of which a stream
Thrace p. 27 nr. 21. In mannigfaltigen Dar- fJotvs"), Cat. Brit. Mus. p. 44 nr. 20, Gardner
Stellungen erscheint er auf den Münzen von p. 213, PI. 2, 9. In der Rechten ein Füllhorn,
Nicopolis ad letrum: In der Rechten ein Ruder, den linken Ellenbogen auf einem Gefäfs, dem
die Linke auf einem Gefäfs, zu seinen Füfsen Wasser entströmt, erscheint er auf einer Münze
ein Schiff unter Septimius Severus, EcMiel, des Septimius Severus, 3Ii. S. 2, 122, 387; die
Cat. num. vet. Mus. Cues. Vindob. 1 p. 57 nr. 4, Rechte erhoben, in der auf ein gleiches Gefäfs
Froelich 4. Tent. p. 239 nr. 1, Gefsner, Impp. gestützten Linken ein Füllhorn, auf einer
Tab. 133, 28, Basche 3,1 Sp. 1493 nr. 30, co Münze desselben Kaisers, Edchel, Cat. 1 p. 58
Mionnet, Suppl. 2, 123, 388; in der Rechten nr. 15, Froelich 4. Tent. p. 242—243, Fig. 2,
einen Schilfstengel, die Linke auf einem Ge- Gefsner Tab. 136, 71, Basche 3, 1 Sp. 1491
fäfs, zu Füfsen ein Schiff unter Macrinus, nr. 8, Mi. S. 2, 131,438, Arneth p. 900 nr. 35;
Edchel, Cat. 1 p. 59 nr. 40, Froelich 4. Tent. bärtig, in der Rechten vier Ähren auf einem
p. 292 Fig. 1, Gefsner Tab. 155, 45, Basche 3, Stück des Caracalla und Geta, Sestini, lett. e
1 Sp. 1499 nr. 8; „Fluvius Ister cymbae ad s. diss. num. 6 p. 15 nr. 2, v. Sallet p. 80 nr. 39;
insidens, quam d. tangit, s. arundinem et ähnlich („Fluvius imberbis decumbens ad s.
simul urnae, vel capiti leonis aquam ex ore supra aquas, d, elata fasciculum trium spicarum
557 Istros Italia 558
cuvi papavere tenet") auf einem des ersteren inscliriftlichen Widmungen au Danuvius kommt
Kaisers, Sestini, 3his. Hed. 1 p. 34 nr. 26. noch Eph. epigr. 2, 676. [Drexler.] — 2) Sohn
Auch auf einigen römischen Kaisermünzen des Aigyptos und der Arabia, vermählt mit
kommt der Flufsgott, hier Danuvius genannt, der Danaide Hippodameia, Äpollod. 2, 1, 5. —
vor. Auf Silbermünzen Trajans mit der Revers- 3) Istros oder Oistros, ein Satyr, der dem
aufschrift DANVVIVS (unten), COS-V-P-P-S- Dionysos nach Indien folgte, Nonn. Dion. 14,
P-Q-R-OPTIMO PRINC erscheint „ieDamt&e 111. [Stoll.]
couronne de roseaux, entoure de Jones et d'unc Itaios ('Ixccioq)^ Name des Adonis bei den
voUe enflce par le vent, couchc ä g. et regar- Tyriern, Hcsych., in deren Sprache 'A8a s. v. a.
dant u dr. Son bras g. est appuye sur une lo ixia bedeutet; Ilesgch. s. v. AJA und 'ixaioc.
Urne, et de sa m. dr. il touche un navire dont [Höfer.]
on ne voit que la moitie", Cohen 2^, 32, 136. Italae wiatres s. Matres.
137. Auf Grofsbronzen desselben Kaisers sieht Italia, die Personifikation des Landes Italia,
man einen Flufsgott iu aufrechter Stellung, erscheint mehrfach auf Münzen. Ihr Haupt
den Überkörper unbekleidet, das Gewand im ist dargestellt auf dem Obvers zahlreicher
Winde wallend, in der Linken einen Schilf- Silbermünzen der von Rom abgefallenen sa-
stengel, das rechte Knie auf eine am Boden bellischen Völkerschaften. Diese Münzen findet
sitzende Frauengestalt stemmend, die Rechte man bei Ecldiel, D. N. V. 1 p. 103 — 107, Mi-
aut ihre Schulter legend. Cohen (2-^ 71, 7-25. onnet 1 p. 108—109, Suppl 1 p. 226—228;
726 u. Note 1) erkennt den Tiber, welcher 20 P. Merime'e, Medailles italiotes de la guerre so-
Dacia zu Boden wirft; doch scheint EckheJs ciale, Seine num. 1845. p. 77 — 111, PI. 3—5:
{D. N. V. 6 p. 418) Deutung auf den Danuvius, Carellii Kumorum Italiae veteris tabtilas CCIl
der „violentas prostratae Daciae nianus inferendo ed. Cavedonius. Lipsiae 1850. 2°; J. Fried-
indicare videtur, eins cßioque in subigenda Dada länder. Die oskischen Münzen. Leipzig 1850.
aliquod fuisse meritum", den Vorzug zu ver- p. 68 if. „Die Münzen des Bundesgenossen-
dienen. Ein Medaillon des Marc Anrel mit der Krieges"; J. Samhon, Recherehes sur les an-
Reversaufschrift IMP X COS 111 zeigt im Re- ciennes monnaics de VItalie meridionale p. 65
vers unterhalb einer Holzbrücke einen bärtigen — 67 und Les Monnaies de Ja presqii'ile ita-
gelagerten Flufsgott linkshin, den Oberkörper lique p. 190—192, PI. 13; wohl auch in dem
unbekleidet, die Rechte auf ein Schiff, den 30 mir unzugänglichen Werke von Garrucci, De
linken Arm auf ein Gefäfs, dem Wasser monete delV Italia antica; ferner bei Bompois,
entströmt, legend. Cohen 3-, 39 — 40. 384 be- Les typcs monetaires de la guerre sociale. 1873.
zeichnet ihn frageweise als Tiber, Froehner, 4°; viele derselben auch in Co/L i^e?'d. i?o/«j-)0<s.
Les medaillons de Vemp. rom. p. 114—115 3IcdaiUesgrccques autonomes. Fa,ns 1882.]). 3 — 4;
sicher mit Recht als Danuvius. Das Bronze- Coll.BiUoin. 3Iedailles grecques autonomes. Faris
medaillon Constantins mit der Reversaufschrift 1886. p. 4 — 5; Cohen, Descr. des med. grecques
SALVS REIP; DANVBIVS und einer Brücke, composant la coli, de M.J.Greua\).lb; Catalogo
auf der Victoria sich umblickend dem Kaiser del museo Borghesi. Monete greche e bizantine
voranschreitet, während vor ihnen ein Barbar p. 19 — 21; Catalogo del museo nazionale di
auf die Kniee fällt, und unten der Flufsgott, 40 Napoli. Coli. Santangelo p. 8 — 9; MiUingcn,
sowie zwei Schifi'e sichtbar sind {Heilerin, Mel. Becueil de quelques med. grecques inedites
1 p. 215), wird sowohl von Eckliel 8 p. 85 ff. i?. 28 — 32 und Sylloge of ancient unedited coins
als auch von Cohen 7", 285, 483, Note 1 für of grcek cities and kings p. 1 — 8.
eine Fälschung erklärt. Der Kopf wird verschieden dargestellt, bald
Auf der Trajanssäule sieht man den Istros lorbeerbekränzt und gewöhnlich mit Ohrring
in einer Grotte, mit dem Oberkörper aus den und Halsband geziert, bald mit hinten in einen
Fluten hervorragend, das bärtige Haupt mit Knoten gestecktem Haar, Diadem, Halsband
Wasserpflanzen bekränzt, verwundert dem und Ohrring (vgl. 3Ic'rimee p. 92 zu nr. 6), bald
Brückenübergange der Römer zuschauend, mit Flügelhelm und Halsband, bald mit ge-
Froehner, La colonne Trajane p. 68 Fig. 3. 50 wohnlichem Helm. Man hat deshalb vielfach
Zu der Inschrift C. I. L. 3, 1609, die sich auf in derBenennung geschwankt: so wird beispiels-
den Bau der via Traiana, einer am rechten weise das lorbeerbekränzte Haupt von Adrien
Donauufer in der ganzen Ausdehnung der de Longp)erier , Cab. de Magnoncoar p. 15
Stromenge entlang laufenden Galerie bezieht nr. 142 u. 143 und in Cat. Borghesi p. 19 nr.
und wohl am Ende des Baues angebracht war, 224—227 als Apollo, von Cohen, Cat. Greau
bemerkt Benndorf in Hirschfelds Epigr a- p. 15 nr. 126 u. 127 als Venus, das Haupt mit
phischer Nachlese ziim C. I. L. vol. 3. Wien dem Helm von Mionnet und das Haupt mit
1874. p. 58 = Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. d. dem Flügelhelm von Merimee p. 107 als Pallas
Kais. Ak. d. W. Bd. 77 p. 418: „Ungefähr 2 m bezeichnet. Wir dürfen wohl Friedländer bei-
tief imter dem untersten Rande der Inschrift co stimmen, wenn er p. 70 bemerkt: ,,Man hat
springt eine wagex-echt abgemeifselte, 7,75 m Anstand genommen, den weiblichen Kopf für
lange Terrasse 1,70 m weit vor . . . Auf ihr die Italia zu halten, weil er bald behelmt,
in der Mitte kniet eine männliche unbekleidete bald bekränzt ist, allein auch der Kopf der
Figur, ohne Zweifel der Ister (vgl. Froehner, Roma auf den Familienmünzen ist bald be-
La colonne Trajane p. 68), welche mit er- kränzt, bald behelmt", vgl. p. 71: „Die am
hobenen Händen den Rahmen der Inschrift häufigsten wiederkehrende Aufschriftist '"viteliü'
hält; sie ist bis zur Unkenntlichkeit verstüm- und ITALIA. Corfinium, die Hauptstadt, erhielt
melt." Zu den oben 1 Sp. 954 verzeichneten den Namen 'itaXCa nach Diod. 37, '/rccAr/Tj nach
559 Italia Italia 560
Strabo, Italicum nach VeU. Fat. Jene Auf- „Sed nudata Caput; pro a ine racemif er exit
schrift der Münzen aber ist wohl nicht der Plurima per frontem constringens oppida
neue Stadtname, sondern bezieht sich auf den palmes",
Kopf oder die Figur, welche die Italia dar- {Karl Purgold, Archäöl. Bemerkungen zu Clau-
stellt, also auf das zu gründende italische dian und Sidonius p. 11 — 12), so dürfte die
Reich, denn nicht eine andere Stadt wollte Vermutung vielleicht nicht allzukühn er-
nian dem herrschenden Rom entgegenstellen, scheinen, dafs das in Rede stehende Haupt
sondern das ganze gleichberechtigte Land." gleichfalls die Italia darstellt.
Die Benennung Italia findet sich angewendet Ganz unwahrscheinlich ist Avellino's {Op. 2,
auch im Cat. of the first portion of tlie North- lo p. 17 nr. 21) Deutung des weiblichen behelmten
tviclc Coli, of coins and medals p. 5 nr. 30 ff., Kopfes mit Flügeln an den Schultern auf einer
Coli. Sompois p. 3 nrs. 24 — 34, Coli. Billoin von ihm den Bundesgenossen zugewiesenen
p. 4—5 nr. 39 u. 40 und wenigstens für das Bronzemünze als Italia, s. Friedländer p. 89.
lorbeerbekränzte Haupt auch von Millingen, Ähnlich wie Aitolia auf einem Haufen von
Syll. p. 1 , Me'rimee p. 89 zu nr. 1 , de Witte, Schilden sitzend dargestellt wird (Head, Hist.
Descr. des med. du cab. de m. l'ahbe H. G^*repp*) Num. p. 284, Cat. of greeJc coins in the Brit.
p. 13 nr. 91, L.Müller, Descr. des monn. ant. Mus. Thessaly to Aetolia p. 194 — 195 nr. 1 — 8.
du musee Thorvaldsen p. 329 f. nr. 55 u. 56, 12—15, PI. 30, 3. 4. 5. 7), erscheint als Revers-
JIoffro^KKCg, Kaxäl. xäv clqx. voiua^äxav zov darstellung Italia auf Schilden sitzend, links-
'Ad-r'jvriaiv t&vi,7iov vofiiafiatiKov ^lovasi'ov 1 20 hin, eine Lanze in der Rechten, ein Schwert
p. 18 nr. 110 u. 111. in der Linken, bekränzt von der hinter ihr
Mit aller Reserve sei hier eine Vermutung btehenden Victoria. Den Obvers nimmt ein
geäufsert hinsichtlich des weiblichen epheu- das lorbeerbekränzte, mit Ohrring und Hals-
bekränzten Kopfes auf dem mit der Aufschrift band gezierte, wohl ebenfalls die Italia dar-
<]VTA<]8l4i3 VhTVkH (mutil embra- stellende weibliche Haupt. Die Münze tritt in
tnr) versehenen Obvers einer Münze, die im mehreren Spielarten auf: 1) Obvers vor dem
Revers den italischen Stier, der die zu Boden Haupte X, Revers ITALIA, Friedländer p. 85
geworfene römische Wölfin mit den Hörnern »^'- 14:, Taf. 10, 14; Sambon, Ecch. p. 191, 19,
stöfst, und die Aufschrift iriRRn 7 (g. paapi) ^'**- Sorghes^ p 20 nr. 234; dazu im Felde des
fi, 4. 71^ 73 7 7 o rp 1 OT ri i -c 4t 30 Reverses u, ßlenmce p. 91 nr. 4, PI. 3, 3;
fuhrt, Mus. Pembroke 2 lab. 87 = Cat. of the 7,^ , ■. jr „ • i ■ j t, r t^ ns,
,. ' 75 7, 7 r( 77 ßß oor o 7-1 i Merzbacher, Verzeichms der von Prof. Dr. Otto
entire Pembroke Coli. p. 66 nr. 285, 2; Dutens, r, /,. • 04 « j. 7 • * 7 o 7
-rn T ■■ 7 7 '7 '77 000 bcytter tn btuttnart hinterlassenen oammlunq
Fxplication de quelques medaiUes p. 222, •/", .. 7,/.. ,t.. , ^„„^ ^ „■'
T.^ 7 7 7 ■« t^o n T\j- * o 7 ^ nor, onech. u. rom. MuHzeu. München 1891. 1 p. 20
Fckhel 1 p. 103 nr. 6; Shonnet Sup2}l. 1, 227, :^ .„i . c v^ii^rhi Sv,ml S PI S " -Erkhfl
203; Merimee p. 104 nr. 18; H. D. de Luynes, Tp /o4 nV 10 ^Sn 'äVJ p "'^8 nr 4
Cho^x de med. grecques. PL 1, 7; Mtllingen, j^f\ ^^g g^. Carelli Tah ^0\ i'd 114- Coli
^:rnf/S\'T85VTX' jpi''2'i" ^««*«-^^^«' p- ^ -• ^^^^ ■^^^^- ^p-^^ p- '
s;s p fiG, U'202 -2?: fs -i^L 'm. --f =4? Tf' ^rf r- '' '' "^f • """üt
TT ^ ri ioK /^ 77 j Tir T> p. 5 nr. 41 ; Collen, Cat. Greau p. 15 nr. 127;
liiuropean Greece p. 125; Coli, de 31. Prosner c. tt ■ n- i r, t= n i n i /^ ■
T>imre n 1 nr 2- i Sambon Pech n 190 *^ ^' Friedlander a. a. 0.; F, Cohen, Cat. Greau
jjupie p. 1 nr. ^, sj. oamuon, necn. p. IJU a a O • Cnt Tinrnlipci r> 90 nr ^qq. r rnll
nr. 5, PI. 13, 17; Cat. Jules Sambon. London l; ^•.^•' ,^^*^- ^/It"^ ^' ]\,-' / nii
10-A n i-n n^n Q i. 1 o cat bantanqelo nr. 544; „innanzi lett. inc. , Coli.
18 <0 p. 7 nr. 69; Coli. Santangelo p. 8 nr. 507 Santanrielo nr 545- 21 Obvers hinter dem
u. 508; Friedländer p. 79 nr. 6, Taf. 9, 6; S ÄrATTk t^' % XT^*^'^ • a? i,Tf
Dannenberg, Grundzü^e der Münhunde p.' 38! ^^^^^^ ^^^^^5 kf^io" Z S
Eine Varietät dieser Münze zeigt dasselbe ^t' ef m C^Ä^^^^^^
Haupt umgeben von einem Lorbeerkranze ohne tt • 77- 7 r\ i a i j ü i
TT u -rt • r\u ^ -^ -D« « A- A i? u -pt Mriedlanler a. a. O.; ohne Angabe des Buch-
Umschrift im Obvers, im Revers die Aufschrift <. u„ ■ r» c' 7 ü 7 -.a, «a
..,,,___.__ . ,..,' , T-, , ^„„ stabens im Revers, (bamoow, irec«. p. 191 nr. 20;
VU3T\-3i^ite\m), Sambon, Pech. v.l90m:G; fjat. Borgliesi p. 20 nr. 235; 3) Obvers hinter
Coli. Santangelo p. 8 nr. 509 (VInInI3T|-I1) 50 dem Haupt ITALIA, davor XVI; Revers im
Das Haupt wird von Leake als Bacchus, von Abschnitt F, 3Ii. S. 1, 228,208; JfeVme'e p. 91
Cavedoni als Liber oder Libera, von Merimee nr. 3; Coli. Bompois p. 3 nr. 26 = Bompois,
und Fiorelli als Libera, von Sambon als Bac- Types PI. 1, 6; Coli. Billoin p. 5 nr. 40; G,
chantin bezeichnet. Wenn wir uns nun er- Friedländer nr. 16, Taf. 10, 16; Cohen, Coli.
Innern, dafs der bei den Dichtern gebrauch- Greau p. 15 nr. 127; ohne Angabe des Buch-
liche Name Italiens (ursprünglich der Gegend stabens im Revers, Sambon, PccJi.\). 1dl nr. 21;
zwischen Paestum und Tarent) Oenotria mehr- Cat. Borghesi p. 21 nr. 237 u. 238.
fach {Pisand. fr. nr. 7 bei Steph. Byz., Dionys. Der Revers mehrerer Münzen zeigt eine
Halte. 1, 11, Servius zu Verg. Aen. 1, 530 sqq.), bewaffnete Figur rechtshin stehend, mit der
wiewohl irrig, als „Weinland" gedeutet wurde co Rechten sich anf eine Lanze stützend, in der
{Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie p. 455, Linken das Schwert, den linken Fufs auf
§ 392, 1), und dafs Oenotria bei Claudian, De einen undeutlichen Gegenstand (nach Fried-
eons. Stilich. lib. 2 (22) vs. 262 sqq. personi- länder ein am Boden liegendes Feldzeichen)
ficiert erscheint: setzend, rechts neben ihr das Vorderteil eines
„ — lentis liegenden Stiers. Den Obvers bildet bald ein
Vitibus intorquens hederas et palmitc largo lorbeerbekränztes weibliches Haupt mit Hals-
Vina flucns" band und Ohrring nebst der oskischen Auf-
und bei Sidonius Carm. 2, 321 sqq. : schrift viteliü, während der Revers entweder
561 Italia Italia 562
keine Aufschrift aufsei* einem Buchstaben vers Italia im langten Gewand, ein Füllhorn in
{EclJiel \ p. 103 nr. 2; Mülingen, EecneilTp.28 der Linken, der lorbeerbekränzten den Fufs
nr. 2, PI. 1, 9; LeaJce p. 125; Merimee p. 99 auf die Erdkugel setzenden und das Scepter
nr. 15, PI. 5, 1; Friedläncler p. 75 — 77 nr. 1, in der Linken haltenden Roma die Eeclite
Taf. 9, 1; de Witte, Cab. H. Greppo p. 13 reichend, mit den Beischriften RO und ITAL,
nr. 91; Samion, Rech. p. 190nr. 1; Coli. Sant- einen Caduceus über letzterer, sowie den
angelo p. 9 nrs. 520—532; PostolaJcas p. 18 Namen des anderen Triumvir monetalis Mu-
nr. 110; Coli. Bompois p. 3 nr. 28 = Bompois, cius Cordus CORDI, EcJcheJ 5 p. 220 — 221;
TypesF\.2, 1; 3Iersbacher, Sammlunci O.Seyß'er 256—257; Fnedländer p. 89—90; Ariodante
1 p. 20 nr. 130) oder QHH*I^!DV\J "Hl/l (ni lo Fahretti,, Eaccolta numismatica del r. museo dl
lüvki • mr) zeigt (Erlhel 1 p. 103 nr. 4; 3Ie- antichitä di Torino p. 139 nr. 2513; p. 191
rimce p. 100 nr. 16; Sambon , Mecli. p. 190 nY.^hbOvL.?^hb\\ Babelon, Dcscr.hist. desmonii.
nr. 2; Coli. Santangelo p. 9 nr. 519; Fried- de la republique rom. 1 'p. bl2 — 513, Fufia nr. 1 ;
länder p. 77 nr. 2, Taf. 9, 2; Cat. Northivick 2 p. 236—237, Mucia.
p. 5 nr. 30*; Coli. Bompois p. 3 nr. 34 = Bom- Mehrfach erscheint Italia auf den römischen
pois, Types PI. 2, 9); bald ein weiblicher be- Kaisermünzen: stehend mit Scepter und Füll-
helmter Kopf mit Halsband nebst der Um- hörn, begleitet von der Beischrift ITALIA, auf
Schrift nIITVHH D (g- mutil) und im Revers Silbermünzen Hadrians, Eckhel 6 p. 495; Cohen
ffilHISN^ (safinim) {Eckhel 1 p. 103 nr. 1; 2f 178,868.869; auf einer (»n 179 870) führt
CarelU p. 116, Tab. 201, 25; Merimee p. 99 '' '^"/^'^ Beinamen FELIX Auf Gold-, Silber-
11 TT- • 77" j rro c, m c r. n d ^ind BroHzemunzen desselben Kaisers mit der
nr. 14; Mriedkmder p. 78 nr. 3, iar.9,3; bam- \ p -u -ft. \-r,\TT?\<rrxTT atth ttiattat? •^\4-
7 X) 7 -inn o Dl io ^/^ /^ I a j Aurschnit ADVEMVI AVG liALlAh sieht
bon. Beeil, p. 190 nr. 3, Fl. 13,16; Cat. Sambon ■ -^ o x. ^ ^ v■^\\ -u
1) 7 nr 68- Cat Borahesi ü 20 nr 298- ™^'^ ^^® ™^^ ^chsXa und Füllhorn gegenuber-
Vi i' ' oo\ ' 1 1 1 •" —ui- 1 ' 1-" J stehend dem eine Rolle haltenden Herrscher,
Bannenocrq p. 38); bald em weiblicher Kopf a ■ i. ■\ • a a ^^^-
•4. ■dl" 11, ^ rli, • 1 TT 1 1 j \ L und zwischen ihnen einen tlammenden Altar,
mit ilugelhelm, Ohrring und Halsband nebst -rn n i n Ar^,:L tt n -d j r ?•
, , °p 1 .„, ' iL-r-\/iJj -r I ii-innn -r Ec/chcl 6 p. 495, Hobler. Jxecords of roman In-
der Aufschrift vj hTVWZ-hinnnn • 7 Story oncoinagelv.B2-2m:6il, Cohen 2\no,
(g. paapii • g. mutil) und im Rev. VNBThl] 42—50. Auch in der stehenden Frau, welcher
(viteliü), Fiorelli, Mon. ined. p. 18, Tav. 3, 4; der auf der sella curulis sitzende Nerva auf
Sambon, Bech. p. 190 nr. 4; Coli. Santangelo 30 Grofsbronzen mit der Aufschrift TVTELA
p. 8 nr. 510; Friedländer p. 77 nr. 4, Taf. 9, 4. ITALIAE S-C die Rechte entgegenstreckt,
Vermehrt um einen Baumstamm, an dessen während zwischen beiden ein Knabe und ein
Ästen vier Schilde hängen, erscheint der Typus Mädchen stehen (ein Typus, der erläutert wird
auf dem Revers einer Münze, deren Obvers durch die Notiz des Aurelius Victor: „pucllas
ein weiblicher behelmter Kopf mit Schuppen- puerosque natos p)arenUbus cgestosis sumptu pu-
panzer und dahinter eine kleine stehende, einen blico per Italiae oppida ali iussit', Eclchel 6
Kranz erhebende Victoria einnimmt (CarelU p. 408), sieht Co/jew 2^, 12, 142 Italia. Knieend,
p. 117, Tab. 202, 37; Sambon, Bech. p. 192 die Erdkugel haltend, von Trajan empor-
nr. 26, PI. 13, 18; Merimee p. 100 nr. 17, PI. 4, gehoben und zwischen beiden zwei die Hand
1; Coli. Santangelo p. 9 nr. 518; Cat. i)0r</7;m 40 ausstreckende Kinder zeigen sie Gold- und
p. 21 nr. 240; Friedländer p. 79 nr. 5, Taf. 9, 5). Bronzemünzen Trajans mit den Aufschriften
— Millinqen (Eec. p. 28 nr. 2, p. 31) und ihm REST(ituta) • ITAL(ia) • COS • V • P • P • S • P •
folgend K. 0. Müller, Hdb. d. Arch. d. K.^ Q • R • OPTIMO PRINC; REST • ITALIA S • P •
p. 662, § 405, 1 sieht in der Figur Italia; Q ■ R ■ OPTIMO PRINCIPI S- C; ITALIA REST •
Bannenberg p. 38 erkennt „den Stier, das S • P • Q • R • OPTIMO PRINCIPI S-C, Cohen
Sinnbild Italiens, neben einer das Land dar- 2^ 51, 326; 52, 327; 37, 179, die von Eckhel 6
stellenden bewaffneten Figur", Friedländer p. 427 mit den "Worten: „dubium non est, hoc
p. 76 ,,den kriegerischen Genius Italiens". tyjjo innui alimenta suboli Italiae adsignata,
Andere, wie EcJcJiel 1 p. 106, Cavedoni zu Ca- eamque hac liberalitate restiiutam" erläutert
relli 202, 37 p. 117, Merimee p. 101 sind der so werden; knieend, die Mauerkrone auf dem
Ansicht, dafs der Typus Bezug hat auf die Haupt, den Erdball haltend, aufgehoben von
von Strabo 5 p. 250 berichtete Auswanderung Marc Aurel, Grofsbronzen dieses Kaisers mit
der sabellischen Jugend, welche, von einem der Aufschrift RESTITVTORI • ITALIAE •
Stier geführt, das spätere Samnium, wo sich IMP • VI • COS • III • S • C, Eckhel 7 p. 56,
der Stier niederliefs, besetzte. Dabei deutet Cohen 3~, 55, 538—540; ebenfalls knieend, ein
Eclchel die Figur als Mars, Cavedoni sieht in Füllhorn haltend, aufgehoben von Hadrian,
ihr „Comium Castronium dueem iuventutis Sa- Gold- und Bronzemünzen dieses Kaisers mit
hellae et Samnii oi-Awxi^v'\ und Merimee er- der Aufschrift RESTITVTORI ITALIAE, E'eMcZ
kVAvt: „le giten-icr personnifie ces emigres prenant 6 p. 495, Cohen 2^, 212, 127 i — 1277. Sitzend
possession de la terre Opique au moment an ils co auf der mit Sternen bedeckten Weltkugel, mit
voients'abattreVanimalquileur servaitdeguide." Füllhorn und Scepter, auf dem Haupt die
Die Versöhnung der Bundesgenossen mit Mauerkrone, erscheint sie auf Münzen des An-
Rom sieht man dargestellt auf einem Denar toninus Pins mit der Aufschrift ITALIA oder
der römischen Familien Fufia und Mucia. Der ITALIA TR • POT • COS • II (bezügl. IH oder
Obvers zeigt die einander deckenden Häupter IV), Henry Smyth, Description of a cabinet of
des Honos und der Virtus mit den Beischriften roman imperial large-brass medals p. 121 nr.
HO. und VIRT und den Namen des Triumvir 210, Cohen 2^ 314—315, 463—472; ebenso auf
monetalis L. Fufius Calenus KALENI, der Re- Grofs- und mittleren Bronzen des Commodus
563 rtalos Ite 564
mit der Aufschrift ITALIA P • M • TR • P • der Penelope und des Telegonos, eines Sohnes
Villi (bezügl. X) IMP . VII • COS • IUI • P . der Kirke und des Odysseus, Preller, Gr. M.
P . S • C (EcJchd 7 p. 113; Cohen 3\ 264, 266 2, 469. Niebtihr, R. G^ 1, 16. 60. Schwegler,
— 268), sowie auf Silbermünzen des Septimius jRö7n. G. 1, 400. [StolL] Vgl. auch Äriodante
Severus (Cohen 4^, 27, 228) und des Caracalla, Fabretti, Corpus inscriptioniim italicarum et
Cohen 4^, 153, 102 mit der Aufschrift INDVL- glossarium italicum Sp. 688 — 689 und besonders
GENUA AVGG . IN ITALIAM. auch Servhis in Vercf. Äen. 1, 533 (vol. 1
Italia will ferner Froehner, Les mcdailJons p. 163 sq. reo. Thilo et Hagen): Italus rex Si-
de l'empire romain j). 64 — 65 erkennen auf cüiae ad eam partem venu in qua regnavlt
einem Medaillon des Antoninus Pius in der be- lo Turnus, quam a suo nomine appellavit Ita-
helmten, mit einem Schwert bewafi'neten Frau, liam alii Italiam a huhus quibus est Italia
die, auf einem Felsen unter einem Baume fertilis, quia Graeci boves Ixalovg, nos vitulos
sitzend, dem von Inlus und einer verschleierten dicimus; alii a rege Ligurum Italo; alii ab
Frau mit einem Kasten auf dem Haupt (nach advena Molossio; alii aCorcyreo; alii a Veneris
Froehner Vesta mit den troischen Penaten) fdio, rege Lucanorum; alii aquodam aiigure qui
begleiteten Aeneas die Rechte reicht. Cohen cum Siculis in haec loca venerit f quamque his
2^, 369, 1029 sieht auf dieser Münze Roma, rcgionem inaaguraverit ; plures f atare tenari
Antoninus Pius, K^'bele und Attis. Froehner s nepotedesaturaMinois,regisCretensium,filiaIta-
Deutung auf Aeneas scheint mir treffender; liarti didam." [W. Drexler.] — • 2) Beigeschrie-
doch dürfte die sitzende Frau eher Roma sein; 20 beuer Name eines Satyrs, der zusammen mit drei
vielleicht bezieht sich die Darstellung auf die anderen Satyrn und zwei Bakchantinnen neben
oben 1 Sp. 182 verzeichneten Sagen, wonach dem ausruhenden Herakles auf der sog. Apo-
Aeneas Eom gründet oder die schon bestehende theose des Herakles (Relieftafel in der Villa
Kolonie Valentia Rome nennt; in der stehen- Albani zu Eom) erscheint. Vgl. die Abbildung
den Frau mit dem Kasten hätten wir in diesem bei Zoega, Bassiril. 70. Stephani, Ausruh. He-
Falle Rome, die Gemahlin des Aeneas, zu er- raJcl. Taf. 1 S. lif. u. S. 2063". Jahn-Michaelis,
kennen. Gricch. Bildirchron. Taf. 5 S. 39 ff. u. S. 68 ff'.
„Italia, accompagnata da due fanciulU, che Zu den Inschriften s. Jahn a. a. 0. Anm. 267ff'.
da Traiano riceve la tessera per gli alimenti in u. S. 68. Heydemann, Satyr- u. BaJcchennamen,
bassorilievo mann. Ann. 72 , 300—30, Mon. 30 Halle 1880, S. 34 u. 37, der mit Stephani
IX, 47" wird verzeichnet im Bepertorio uni- a. a. 0. S. 218 f. u. 240 auf Timaios bei Varro
versale delle opere delV Inst. arch. daW anno d. r. r. 2, 5, 3: ^ Graecia antiqua tauros vocabat
1864—73. Roma 1875 p. 58; doch wird von iralovs'. Colum. 6 praef. 7. Tzetz. Chil. 2, 36,
Brizio, dem Verfasser der betreffenden Ab- 345 und Tzetz. zu Lyk. 1232 verweist, Inscr.
handlung (Due bassirilievi in marmo rappre- Gr. Sicil. et Italiae 1293. Andere lasen statt
sentanti scene del Foro Romano) der von ihm 'italög "l'galoq (s. d.). [Röscher.]
p. 319, 320, 323 — 324, 328 besprochenen Frauen- Itanos {'Ixavög), 1) ein Phöniker oder einer
gestalt, die ein Kind auf dem linken Arm, der Kureten, nach welchem die kretische Stadt
bei einem sitzenden Herrscher steht, keine Itanos benannt war, Steph. B. v. Ixavög. —
Benennung gegeben. 40 2) Ein Samniter, der zuerst den grofsen, thür-
Nicht von den übrigen Provinzen ab- förmigen Schild erfunden, Clem. Alex. Strom.
weichend dargestellt ist Italia in der Not. 1, 75. [Stell.]
Dign. 2 p. 9. Itas (itas , das s von der Gestalt eines
Über die Ableitung des Namens siehe griech. m), etruskischer Name des Idas (s. d.)
Äriodante Fabretti, Corpus inscriptionum itali- auf einem Bronzespiegel der Sammlung Du-
carum antiquioris acvi et glossaritim italicum rand, unbekannter Herkunft, neben castur
Sp. 686—687. [Drexler.] (Kastor) und (;mZ<tfce) (Polydenkes); s. de Witte,
Italos ClraXög), 1) alter König der Sikeler Catal. Durand nr. 1960. Gerhard, Etr. Sp. 3,
oder der Önotrer im südlichsten Italien, nach 57 c. 58. Conest. Bull. 1863, 152. Fabr., C. 1. 1.
welchem zuerst diese Gegend Italia und die .50 2504; und vgl. Deeclie, Bezz. Beitr. 2, 167
Einwohner Italer genannt wurden, Thiik. 6, 2. nr. 57; s. Ite (ite). [Deecke.]
Steph. B. V. 'ixocUci. Tzetz. L. 1232; vgl. Serv. Ite ("/rrj), zusammen mit Adrasteia als Amme
V. Aen. 1, 2. Als ein mächtiger, weiser und des Zeus genannt bei Plut. quaest. conv. 3, 9, 2.
heldenmütiger Mann hatte er sich durch Ge- [Hier ist wohl Ide zu lesen. Röscher.]
walt und auf gütlichem Wege zum Herrn über [Höfer.]
das Land zwischen dem Napetinischen und Ite (i7e), etruskische Bezeichnung des Idas,
Skyletinischen Busen gemacht, das zunächst stärker etruskisiert als Itas (s. d.) und eigent-
den Namen Italia erhielt; er machte sein Volk lieh einer Form *"l8og oder 'iSuEog (s. u.) ent-
aus Hirten zu Ackerbauern, gab ihm Gesetze sprechend: auf einem Bronzespiegel, einst bei
und führte auch die Syssitien ein, Antioch. 60 Ant. Bianchi in Rimini, unbekannter Herkunft,
Syrac. b. Dionys. Hai. A. B. 1, 12. 35. 73. neben marmis (Marpessa) und apulu (Apollon);
Aristot. Polit. 7, 9, 2. Sein Sohn war Sikelos, s. Caiet. Dcminicis, Congett. sopra uno sp. etr.
Dion. Hai. A. B. 1, 22. Nach Tzttz. L. 702 (Giorn. scient. Icttcr. de Perugia 1838; auch
war Ausou Sohn des Italos und der Leutaria Giorn. acad. 15, 381) ; Braun und Jalm, Bull.
(wahrscheinlich Leukania). Leukania und Italos 1838, 128. 1840, 90. Gerhard, Etr. Sp. 3, 82,
heifsen die Eltern der Rome, Plut. Bomul. 2. t. 80 (Inschr. inkorrekt). Fabr., C. I. I. 2479;
Nach Dion. Hai. A. B. 1, 72 ist Romos Sohn und vgl. Deeclie, Bezz. Bcitr. 2, 167, nr. 57;
des Italos. Bei Hyg. f. 127 heilst Italos Sohn auch Corssen, Etr. 1, 825. — Auf einem
565 Itea Ithyone 566
anderen Bronzespiegel, von Cetona, in der Lakedaimoniern verehrt worden sei, Paus.
Sammlung Terrosi, erscheint ite als Name des 3, 26, 6. Das Fest des Gottes, 'l&anaLU (Paus.
Paris = 'idaiog, verkürzt aus *itae (wie 4, 33, 2. Steph. Byz. a. a. 0.), fand alljährlich
partinipe neben par^anapae = naQ^svonaCog), statt und war, wie Pausanias aus den von
neben purix == ^gvyi'a; ;t«/'s (aus * a%ais) ihm a. a. 0. citierten Versen des Eumdos
= 'Axcciig i. e. Helena, und tahni&e = TLala- schliefst, mit einem musischen Wettkampf ver-
ftijdrjs; s. Gerh., Etr.-Sp. 3, 336, t. 275 A 2. bunden. Von Menschenopfern, dem Zeus Itho-
Fabr., C. I. I. 1014 quat. (eigene Kopie); matas von Aristomenes dargebracht, berichtet
und vgl. Buqfje, Etr. Fo. u. St. 4, 24. [Deecke.] Eusehios a. a. 0. [Höfer.] [Beim Zeus Ithomatas
Itea ('/Tf'a), wohl verderbter Name einer lo schwören die Messenier in einer zu Phigaleia
der Danaiden, die ihren Gemahl Antiochos gefundenen Inschrift, Le Bas et Foucart, Mc-
mordete, Hyg. f. 170. [Höfer.] garide et Pelop. 328 a. Dittenberger , Syll. I.
Iterduca s. luno u. Indigitamenta. Gr. 181 Z. 23 dn]vv(a Ji'a 'l&aficexav. In-
Itliaimenes {'l&aLixsvrjg), 1) Vater des von schriften aus Messene, auf die 'l&a[iai:u be-
Patroklos getöteten Troers Sthenelaos, II. 16, züglich, sind datiei't: inl isQscog xov zliog rov
586. — 2) Ein Grieche auf dem Gemälde des 'l&coii(xtov, Bull, de Corr. Hell. 5 p. 155 nr. 6;
Polygnot in der Lesche zu Delphi, Paus. 10, vgl. Le Bas et Foucart 309. 310. 314. 314 a
25, 2. [StoU.] und zu 328 a. Münzen der Messenier zeigen
Itliake {'l&diir]) will Lehrs, Bhein. Mus. einen stehenden Zeus, in der erhobenen R.
N. F. 24 1869 p. 617 den Namen der Schwester 20 deu Blitzstrahl, auf der L. den Adler, nicht
des Odysseus bei Athen. 4 p. 158 C = Müller selten mit der Beifügung von l0ßM, z. B.
F. H. Gr. 3 p. 152 statt ^a-nfj, wie überliefert Leake, N. H. p. 174. Sestini, Molte med. gr.
ist, lesen. [Drexler.] in pin Musei p. 90, Tav. 12, 6. Millingen,
Ithakos ('l&uv.og), Stammheros der Insel Anc. coins of cit. and kings p. 63, PI. IV
Ithaka; er hatte mit Neritos und Polyktor nr. 20. Overbeck, Zeus p. 12 Fig. 3. Head, H.
bei der Stadt Ithaka den Brunnen gestiftet, N. p. 361—362 Fig. 239, was Sestini, Mil-
aus welchem die Bürger ihr Wasser holten, lingen, Baoul-Bochette, Mem. num. p. 29 f.
Od. 17, 207. Die Scliol. z. d. St. und Eustuth. 137. Lettre ä Schorn p. 184. Jahn, Nuove Mem.
1817, 43 sagen (nach Akusilaos), dafs die ge- delV Inst, di Corr. arch. p. 17 und Curtius,
nannten drei Brüder, Söhne des Pterelaos und 30 Zisclir. f. Num. 2 p. 268 zu 'l&coiiuiog oder
der Amphimede und aus dem Geschlechte des 'l&wnäzag ergänzen möchten, während Üver-
Zeus, von Kephallenia aus nach Ithaka zogen beck, Bhein. Mus. N. F. 22, 1867 p. 125 und
und die Stadt Ithaka gründeten, die nach Zeus p. 12 — 13 vielmehr l0ßMaiwv, als nähere
Ithakos den Namen erhielt; nach Neritos Bestimmung von MEZZANI^N, lesen will,
wurde der Berg Neriton benannt, nach Po- Meist ei-kennt man in der Figur das von
lyktor die Örtlichkeit Polyktorion. Vgl. Steph. Ageladas gefertigte Zeusbild, z. B. Percy
B. V. 'I&äyiri. [StolL] Gardner, Cat. of gr. Coins (in the Brit. Mxis.)
Itlias {'iQ-äg), der Herold der Titanen, Pro- Pelop. p. 109 Note * zu nr. 1, PI. XXII, 1; vgl.
metheus. Andere schrieben "/-ö'ßi, J7es7/c/i. s. v. p. 110, 10. PI. XXII, 5; 11, PI. XXII, 6; 12,
[Vgl. M. Mayer, Gig. u. Tit. 188 A. 67. R.] 40 PI. XXII, 7; p. 111—112 nr. 21—38, PL XXII,
[Stoll.] 10—12; p. 112 nr. 43, PL XXII, 15. Head,
Ithax s. Ithas. H. N. p. 361; vgl. p. 361 dieselbe Figur auf
Ithomatas {'iQ'a^cczccg [auch 'id'coiirixug (rjg) einer Münze von Thuria. Indessen Brunn,
Thuc.l, 103. Euseb. praep. ev. i, 16,11 -p. 157 c. Gesch. d. gr. Künstler 1 p. 73 und Overbeck,
Said.']), Beiname des Zeus von der messeni- Bh. Mus. 1867 p. 122 — 127, Zeus p. 11 — 14
sehen Stadt Ithome und deren Burg Ithomatas, vermuten , der von Ageladas für die Messe-
Paus. 3, 26, 6. Orakel ebend. 4, 12, 7. 8. 10. nier gefertigte Zeus sei in kindlicher Gestalt
4, 24, 7. 4, 27, 6. Steph. Byz. s. v. 'l&äfir]. gebildet gewesen. Drexler.]
Der von Polykaon und seiner Gemahlin Messene Ithome {'iQ-cöfirj), eine Nymphe, nach welcher
geweihte Tempel des Zeus Ithomatas lag auf 50 der messenische Berg Ithome benannt war.
dem Gipfel des Berges Ithome, Paus. 4, 3, 9, Mit der Flufsnymphe Neda badete sie nach
vgl. PhU. Arat. 50, 2; hier war Zeus nach der messenischer Sage den jungen, von den Kureten
Sage der Messenier von seinen Ammeu Neda entwendeten {■Äanivra) Zeus in der Quelle
und Ithome (nach welcher der Berg benannt Klepsydra auf dem Berge Ithome und zog ihn
ist) aufgezogen und in der nahen Quelle Kiep- auf. Paus. 4, 33, 2. Schoemann, Opusc. ac. 2,
sydra gebadet worden. Paus. 4, 33, 2; daher 255. Curtius, Peloponn. 2, 147 f. 191, 20. Bur-
trugen die Messenier alltäglich Wasser aus sian, Geogr. 2, 167, 1. [StoIL]
dieser Quelle in sein Heiligtum, Paus. a. a. 0. 3. Ithomos ('l&cofiog)., ein König von Messenien,
Das Standbild des Zeus Ithomatas, ein Werk nach welchem Ithome benannt war, Steph. B.
des Ageladas, ward von einem jährlich ge- co v. 'I^cö^rj. [StolL]
wählten Priester in dessen Hause aufbewahrt, Ithyone (lOVQNH), Name einer Mainade auf
Paus. a. a. 0. Zur Zeit des Pausanias fand einem Vasenbilde. Sie sitzt auf einem Felseu,
man bei Leuktra in Lakonien nach einem hält einen Thyrsos und schaut sich nach dem
Waldbrande eine Statue des Zeus Ithomatas, gleichfall'! auf einem Felsen sitzenden Dio-
woraus die Messenier schlössen, dafs Leuktra nysos, AIONVZO . . . ., um, welcher aufserdem
früher zu Messenien gehört habe; doch ist umgeben ist von zwei anderen Mainaden
es dem Pausanias wahrscheinlicher, dafs der .... INAZ, MAINAZ, und zwei Satyrn HIAVME-
Zeus Ithomatas von alters her auch bei den AHZ und ZIMOZ. Z)e TFii^e macht darauf auf-
567 Ithyphallos Itonia (Itonis, -ias etc.) 568
merksam, dafs der Name an Thyone = Semele Bundesgöttin geworden {Straho a. a. 0. Paus.
(Diod. 3, 62) erinnert, de Wüte, Dcscr. d\inc 9, 34, 1. Flut. narr. amat. 4, 5, vgl. Liv.
coli, de vases peirits et hronzes antiqiies prove- a. a. 0.); über den mit dem Kultus der Athena
nant des fouUles de VEtrurie. Paris 1837 p. 20 Itonia im Zusammenhang stehenden Feuerdienst
nr. 43. [Eeydemanii , Sat.- u. Baliclicnnnmen der lodama s. d. — 2) Beiname der Artemis
S. 29 liest Thyone; s. Thyone. Röscher.] nach Suidas; da er aber sonst nirgends be-
[Drexler.] zeugt wird, so ist wohl ein Irrtum des Suidas
Ithyphallos Cl&vcpallog), Name des Priapos, anzunehmen. [Höfer.]
der auch Tychon genannt wird, Diod. Sic. 4, 6. [Unter denzuMinoaauf Amorgos gefundenen
[Höfer.] 10 Inschr. verzeichnet Gaston Descliamps, Bull, de
Itoiie Cltcövr]), Tochter des Lyktios, Ge- Corr.iTfZZ. 12,1888 p. 326 ein Dekret der ifpoTjp-
mahlin des Minos, dem sie den Lykastos ge- yot der Athena Itonia snl Srjfiiögyov Tlayugütov,
bar, Diod. 4, 60. [Stell.] firjvog Kgovimvog, zu Ehren des Eunomides,
Itonia. Die Form 'Itcovia findet sich bei Sohnes des Theagenes; unter den Funden von
Straho 9,2, 29 13.411. 9, 5, 14 p. 435. Paus. 1, Arkesine p. 327 das Fragment eines durch Senat
13, 2, 3, 9, 13. 9, 34, 1. 10, 1, 10. BalcJiyl in Bergl^s und Volk zu Ehren einer Person, die den Vor-
Änth. Lyr. p. 373. fr. 23. Phit. Ayes. 19. narr. sitz iv ry cvvöSoj räv 'izcovitov haben soll,
amat. 4, 5. Polyaen. 7, 43. Uesych. Suid. Etyni. erlassenen Beschlusses. In einem Dekret des
3Iaqn. 479, 47. Stejjh- Byz. schal. Apoll. Phod. Rats und Volks von Amorgos {Reinach, Bull.
1, 551. Eust. II. 324, 26. Liv. 36, 20. 'iravis 20 de Corr. Hell. 8 p. 450, 1. 27 ff. Durrbach et
hei Apoll. Phod. 1,551. 721, Ygl.Tzetz.Lylophr. Padet, Bull, de Corr. Hell. 10 p. 261) erhält
355. Etym. 31. 479, 53. Armeiiidas im schal. Kleophantos für sich und seine Familie Frei-
Apoll. Phod. 1, 551, vgl. 721. Flut. Pyrrh. heit von den Beiträgen für die Itonien: [dov]-
26, 8 und Epifiranim ebendas. = Paus. 1, 13, 2. voci Se ccvxcöl dteXsiav . . . itaemv täv ovfißo-
Aiith. Pcd. 6, ISO. Etym. M. 4:19,4:7. Stepih.Byz. läv itoQBvonsvoiq f-t? rcc 'ircovia.
Festus (liomda). 'ixavidg bei Calh'm. hymn. Die Stätte des Heiligtums der Athena Itonia
6,75. Theodoridas in Antli. Pal. 9,743. 'ixcövr] im Gebiet von Koroneia setzt Foucart, Bull.
bei Steph. Byz. Suid. Etym. 31. 519, 3. 'ixcavaCa de Corr. Hell. 9 p. 427—433 im Dorfe Mamoura
bei Steph. Byz. — 1) Beiname der Athena. Die an. Ein Deki-et der Boioter ordnete an, das
Hauptkultstätte der Itonia war ursprünglich so Bild eines Wohlthäters aufzustellen Ir xa vaä
Thessalien (schal. Apoll. Phod. 1, 721: daher t?}? Ettcoviag'j&rjvccg, Keil, Syll. Inscr. Bocot.
^■ö'T^T'ä 'iTco^ta auch Feldgeschrei der Thessaler, p. 118; vgl. Foucart, Bull, de Corr. Hell. 4
Paus. 10, 1, 10); hier hatte sie zwischen Pherai p. 15 Note 1,9 p. 430. 432. Zur Zeit der
und Larissa ein Heiligtum (Paus. 1, 13, 2); Antonine ernanute der böotische Bund eine
ebenso in der Stadt Iton (Strabo a. aa. 00. grofse Priesterin der Athena Itonia, Decharme,
schal. Callim. hymn. 6, 75); von letzterer Stadt Inscr. de Be'otie nr. 16. Foucart, Bull, de Corr.
soll sie ihren Namen haben, vgl. Etym. 31. 479, Hell. 4 p. 15 Note 1. Auf Grund von Z. 9
47. Eust. II. 324, 26. Festus (andei-e Ableitung und 11: i'TtTr[(p\ ncölm xov 'Jgscog und
vonitonos, dem Sohne des Amphiktyon,beiPfl«.s. inncp xflim xov . . . xov'Agsmg eines Verzeichnisses
9, 34, 1. Steph. Byz. schol. Apoll. Phod. 1, 551. do der Sieger bei den Pamboiotia aus Mamoui-a
721); ein Fest der Athena Itonia in der thes- {Bull, de Corr. Hell. 9 p. 431) nimmt Foucart
salischen Stadt Krannon gefeiert, 'ixävia ge- ]i. 433 an, es habe ein Zusammenhang zwischen
nannt, bei Polyaen. 2, 34 (so C. Fr. Hermann für dem Kult des Ares und der Athena Itonia be-
Tcci'vta). Von Thessalien gelaugte der Kultus standen und so sei bei Strabon 9, 2, 29 avy^ctd'-
der Itonia mit den nach Süden auswandernden lÖQVxai ds xy 'Adrjvä statt 6 "AiSrjg vielmehr
Aiolern auch nach Boiotien, wo wir zwischen 6 "Agrjg zu lesen. Bekanntlich wollten K. 0.
Alalkomenai und Koroneia (Paus. 9, 34, 1), in 3Iüller, Handb. d. Arch. d. Kirnst § 371, 8.
der Nähe letzterer Stadt, einen dem thessa- Denhn. d. a. K. 2, Tfl. XXI nr. 226. WelcJcer,
lischen Iton gleichnamigen Ort, einen Tempel Gr. Götterlehre 1 p. 313 Athena Itonia und
imd Kult der Athena Itonia finden, Äirafto 50 Hades auf einerGeramedesFlorentiner Kabinetts
a. aa. 00. Paus. 3, 9, 13. Plut. Aqes. 19. erblicken; Overbech, Zeus p. 46—49 Fig. 6 er-
Hesych. Catull 64, 228. Steit. Theb. 2, 721. kennt darauf die von Agorakritos von Faros
7, 330. Im Tempel selbst standen die ehernen gefertigten Statuen der Athena Itonia und des
Bildsäulen der Athena Itonia und des Zeus, Zeus (Paus. 9, 34, 1), indem er Strabans Hades
Werke des Agorakritos, eines Schülers des mit dem Zeus des Pausanias für identisch
Pheidias, denen zur Zeit des Pausanieis auch hält. Mit Recht spricht sich Wieseler bereits
noch die Standbilder der Chariten hinzugesellt in der 2. Ausgabe der Denhnäler der alten
wurden. Paus. 9, 34, 1; ferner befand sich in Kunst gegen eine solche Deutung der be-
dem Tempel eine Statue des Königs Antiochos treffenden Figuren aus und erklärt sie vielmehr
(Liv. 36, 20) und vor demselben ein Denkmal GO für Athena und Sarapis als Gesundheits-
zur Erinnerung an den Sieg der Boioter über gottheiten; in der 3. Ausgabe 2 p. IGl ff', er-
die Athener unter Tolmides, Plut. Ages. 19. kennt er statt des Sarapis den Pluton.
Auch sonst wurde der Göttin nach sieg- Auf Silbermünzen von Koroneia erscheint
reicher Schlacht von den Boiotern geopfert, das Haupt der Athena Itonia mit einem Helm
Polyaen. 7, 43; denn Athena Itonia, deren mit drei Büschen (Cat. of Greeh Coins [in the
Kultus in engem Zusammenhang mit dem des Brit. 3his.'] Central Greece p. 47 nr. 12, Pl. VII,
Hades steht, yiaxä xiva (ivati-niiv alxiav , wie 10) oder mit einbuschigem attischen Helm,
Strabo 9 p. 411 sagt, war bald pamboiotische a. a. 0. nr. 13, PI. VII, 11; oder als ihr Symbol
569 Itonos — Itys (b. Homer u. Hesiod) Itys oder Itylos (bei d. Dramatikern) 570
das Gorgonenbaupt, bald mit, bald ohne vor- Kleothera und Merope gebar. Aus Neid gegen
gestreckte Zunge, a. a.°0. p. 46—47 nr. 6 — 11, ibre viel reicher mit Kindern gesegnete Schwä-
l'l. VII, 6—9; vgl. Head, 21. N. p. 292. Auch gerin Niobe (oder Hippomedusa), die Gattin
den sogenannten böotischen Schild, das Münz- des Amphion, beschlols Aiidon, da sie nur zwei
abzeichen einer „Amphictyonic Confederation" Kinder (Itylos und Neis) hatte, den ältesten
der böotischen Städte hält Head, H. N. p. 291 Sohn der Niobe (Amaleus), der mit Itylos zu-
für den der Athena Itonia. sammenschlief, in der Nacht zu morden, traf
Die thessalische Athena Itonia erblickt aber aus Versehen ihr eigenes Kind (nach
man, die Lanze zum Kampfe erhoben, auf dem einer anderen V'ersion des Scliol. B tötete sie
Revers von Münzen des von 196—146 v. Chr. lo nach der Ermordung des Amaleus ihren eigenen
bestehenden thessalischen Bundes und des Sohn absichtlich aus Furcht vor der Kache
KOINON 0ECCAAQN der Kaiserzeit, Cat. of ihrer Schwägerin). Hierauf wurde sie von
Greek Coins in the Brit. Mus. Thessali/ to Zethos verfolgt, aber von Zeus in eine Nachti-
Aetolia p. 1—9, nr. 1—42, 44—46, 49 — 61, gall verwandelt. Ganz anders scheint if es iocZ
77—81, 86—87, 89, PI. I, 1—3, 5, 7, 12, 14. den Mythus erzählt zu haben. Nach iQyu
Head, H. N. p. 264. Das Haupt der Göttin 568 ff. {zov 6s fier' ogO'oyöri [^OQQ-QQyöiq] Tlav-
erscheint mit helmbuschgeziertem korinthischen diovlg cöqto ^sliöav ig cpäog ccv&qänoig.,
Helm auf dem Obv. der erstgenannten Bundes- tagog vsov totay^ivoio) war die Schwalbe (die
münzen, Cat. Gr. C. Brit. Mus. Tliessaly p. 4 Schwester der Nachtigall) eine Tochter des
nr. 43, PI. I, 4; nr. 47—48, PI. I, 6; p. 5—6 20 P audio n (s. u.); ihr Gesang scheint als eine
nr. 62—67. Head a. a. 0. Der Monatsname Klage um eigenes Leid oder das ihrer Schwester
'Irävioq kommt inschriftlich z. B. Bull, de aufgefafst zu werden (vgl. Scliol. Siu zijv Ivnriv
Corr. Hell. 7 p. 44, 52 vor. [Drexler.] uösi zr^v ^iloiirjXoiv; s. d. Stelleu b. Preller,
Itonos {"Izcovog), 1) Sohn des Amphiktyon, 'Gr.M.'^ 2, 141,4). Nach einem bei Ael. v. h.
Gemahl der Nymphe Melanippe , Vater des 12, 20 erhalteneu Fragment (120 ed. Kinkel)
Boiotos und der Chromia, nach welchem die hatte Hesiod gesagt, die Nachtigall («^(Jmi;) sei
Athena Itonia der Böotier benannt war, Paus. der einzige Vogel, welcher völlig schlaflos sei,
9, 1, 1. 34, 1. 5, 1, 2. Steph. B. \. "izav. Scliol. während die Schwalbe die Hälfte des Schlafes
Ap. Uli. 1, 551. 721. Vater der lodama, Tzetz. eingebüfst habe (vgl. auch Hesycli. s. v. drjäo-
L. 1206, s. lodama. Müller, Orcli. 391 Anm. 4. so vtiog. Suid. ccr]Swv. Beklc. an. oAd, 8). Dass die
392. Unger, Theh. Paradoxa p. 455. — 2) Sohn darauf folgenden (in direkter Rede stehenden)
des Boiotos, Vater des Hippalkimos, Elektryon, Worte des Aelian rifiagLav de Üqu zavzriv
Archilykos, Alegenor, Diod. 4, 67; vgl. Sclwl. t-azivovai dia xo itä&og zb iv @Q<xy.rj -Kazazol-
II. 2, 494 p. 80 a, 38 Belcker. [Stoll.J jn/^-O-fj/, t6 h zo Siinvov iyisivo zo a'ö'Eöju.ov auch
Itovia (ITOVIA) ist als Beischrift beigegeben aus Hesiod stammen, ist zwar nicht ganz sicher,
einer stehenden, eine Weintraube und einen aber doch nicht unwahrscheinlich. Sind sie.
Knotenstock haltenden Frauengestalt auf einer wie ich annehme, liesiodiseli, so wäre Hesiod
Münze der älteren Faustina, Cohen, Mann. der älteste Zeuge für die namentlich in Attika
inq) 2 " 429, 207. [Drexler.] heimische und von den Tragikern behandelte,
Itylos = Itys (s. d.). 40 wie es scheint, teilweise im phokischen Daulia
Itymoueus {'Izv^ovsvg), 1) Sohn des Hypei- (T/iML2,29) spielendeTereusfabel(s.Tereus).*)
rochos aus Elis, von dem jugendlichen Nestor YJie hei Hesiod, so ist übrigens auch bei fSa^J/j/io
im Kampfe um weggetriebene Rinder erschla- (/■/•. 87B.) die Schwalbe eine Tochter des Pandion,
gen, H. 11, 672. Strah. 8, 352. — 2) Dolione, nicht des Pandareos.
im nächtlichen Kampf von Meleagros getötet, b) I. bei den Dramatikern. Einzelne
Ap. Bh. 1, 1046. — 3) Bebryker, von Kastor Anspielungen auf die Itylossage finden sich
nach Überwältigung des Amykos erlegt, Ap. zunächst bei Aischylos {Siippl. 57 ff', u. Agam.
Rh. 2, 105. — 4) Müesier, vor Troja von Meges 141 ff.). Hier tritt uns zuerst der für Hesiod
getötet, Quint. Sm. 1, 279. [StolL] nur vermutete Name des Tereus als Gatten
Itys oder Itylos {"Izvg, "izvXog). 50 der Nachtigall und die Namensform Itys statt
a) I. bei Homer und Hesiod. Nach Od. Itylos entgegen; und der dem Dichter vor-
T 518 ff. ist Itylos der Sohn des thebanischen schwebende Mythus scheint mit demiür Hesiod
Fürsten Zethos und der Aedon (s. d.), der vorausgesetzten und später namentlich von
Tochter des Pandareos. Seine eigene Mutter Sophokles behandelten last identisch gewesen
tötet ihn aus Versehen mit einem ehernen zu sein. Beachtenswert erscheint übrigens
Schwerte (xctXv.o) [Schol. (iszä ^tijpovs] yizstvs die Variante {Aiscliyl. Suppl. 62), dafs Tereus
dl' dwoaSi^ag v. 522 f.) und singt darauf (in ^^ ^ ^ ^ n^ rr„ r- , ■ ,-^ o<>;^<.^
Tt 1 i- n 1 ii.N TTi "1 1- *) Ganz anders fafst Miller von Gaertringen m semer
eine Nachtigall verwandelt) gegen Frühlings- ^^^J ^^ erwähnendea Dissertation s. 45 die heäodische
anfang {ia^og VSOV laza^tvoio) um den Sohn Fassung der Sage auf, indem er annimmt, in den %« seien
ein schönes Klagelied. Die Ergänzung hierzu eO Nachtigall und Schwalbe mit einander verwechseltworden.
liefern die Scholien zu der Stelle (vgl. auch Hierfür llefse sicli vielleicht der Umstand geltend macheu,
Eustath. p. 1875, 15. Paus. 9,5,9), welche dafs römische SchriftsteUer ( rery/i. AW. 6, 79. «CO. 4, 15.
sich auf Pherekitdes (fracjm. 102) berufen nn. fforat. ca. i, 12, 5-s Äiessi. Oo. am. 2, 6, 7. Fast. 2,
(siehe oben unter Aedon). Hiernach war •^^^- «.'^^'^'^'''f '^: ''^^'''-^.f ' T'" '.'''^'TLYTn
K 1 ■ TT , i\,r-i 4. / 1 7) 37, 45 die Prokne m eine Schwalbe, die Philomela in
Pandareos, ein Kreter von Mllet (vgl. Paus. ^iie Nachtigall verwandelt werden lassen. Freilich kann
10, 30, 2), entweder bohn des Merops oder die spätere Variante der Sage recht wohl auch auf einem
des Hermes und der Merope und Gemahl der von irgend einem Alexandriner verschuldeten Mifsver-
Harmothoe, welche ihm drei Töchter Aedon, ständnis der Uesiodsteiie beruhen.
571 Itys oder Itylos (bei d. Dramatikern)
nicht in einen Wiedehopf, sondern in einen
Habicht {Kignog; vgl. v. 62 MtpxrjilcTO'U t' ccr]-
öövog) Yerwaudelt wurde (vgl. auch Äcsch.
fr. 2d7 N. u. Hyg. fab. 45: Tereum autein accipi-
trem factum diciint). Am meisten scheint zur
Popularisierung und Gestaltung der Tereus-
fabel jedoch Sophokles beigetragen zu haben,
von dessen Drama Tereus uns mehrere Frag-
mente erhalten sind {NaucJc fr. 519 — 535.
Welcker, Gr. Trag. 1 S. 374 ff. ; vgl. auch lo
Electra 107. 147 f. 1077). Der wesentliche
Inhalt des Stückes läfst sich einerseits aus
den erhaltenen Fragmenten, anderseits aus
den mehr oder weniger übereinstimmenden
Angaben anderer Schriftsteller erkennen, die
alle, wie es scheint, den Inhalt des sophoMei-
schen Stückes im Auge haben {Thucyd. 2, 29.
Proline, den Itys haltend, und Philomela, Vasenbild (nach
Annali ISG.') tav. C = Baumeister, Denkm. S. 1330 Fig. 1484.
Ovid Met. 6, 411 ff. Ai^lJod. 3, 14, 8. Conon
narr. 31. Schol. zu Verg. Ed. 6, 78. Scliol.
Ar. av. 212. Achill. Tat. 5, 3, 5. Mythogr.
Lat. ed. Bode 1, 4. 2, 217. Tzetzes zu Hes.
8Qya 566. Chil 7, 459 ff.); über die vielleicht
auf das Drama des PhiloJcIes zurückgehende,
von SophoMes stark abweichende Fabel bei Ily- 50
gin. 45 s. Ribhech, JRöm. Tr. 38 f. Der drama-
tische Inhalt des sopliolcleischen Tereus scheint
folgender gewesen zu sein. Der thrakische
König Tereus hatte wahrscheinlich zum Lohne
dafür, dafs er den attischen König Pandion
im Kampfe gegen den Labdakos unterstützt
hatte {Apd. 3, 14, 8. Ov. Met. a. a. 0. 423 ff.;
vgl. Thuc. 2, 29), dessen Tochter Prokne zur
Frau erhalten und mit ihr einen Sohn, Itys,
gezeugt. Später verliebte er sich in die zweite go
Tochter des Pandion, Philomela, lockte sie
unter dem Vorgeben, sie solle ihre Schwester
Prokne besuchen (so Tzetzes a. a. 0.; nach
Apollod., Servius. Dan., Prob, und Hygin.
a. a. 0. gab er vor, Prokne sei tot und be-
gehrte daher die Philomela zum Weibe ;
nach Ovid a. a. 0. 3IytJiorjr. Gr. ed. Westerm.
p. 382. 3Iyth. Lat. ed. Bode 1, 4. Tzetzes,
Itys oder Itylos (Bildwerke) 572
CJdl. a. a. 0. veranla/ste Prokne ihren Ge-
mahl, nach Athen zu reisen und ihre ge-
liebte Schwester mitzubringen; vgl. Bibbeck,
Rom. Tr. 35 Anm. 34), nach Aulis in ßöotien
und schändete sie daselbst, worauf er ihr, da-
mit sie nichts verriete, die Zunge ausschnitt.
Aber Philomela machte durch Worte, welche
sie in einen Peplos webte (anders die von Bib-
beck, Büm. Tr. 36 Anm. 39 angeführten lat.
Quellen), der Schwester ihr Schicksal bekannt
(vgl. Aristot. j}oet. 16). An einem Dionysos-
feste {Ovid Met, 6, 586 ff. triderica Bacclii;
vgl. Bibbeck S. 581), an welchem es nach
Mythogr. gr. ed. West. p. 382 Brauch war, dafs
die thrakischen Frauen der Königin Geschenke
sandten, nahm Prokne furchtbare Jtlache an
dem treulosen Tereus. Sie tötete den eigenen
Sohn Itys, setzte ihn dem Vater (nach Ovid
648 unter dem Vorwande heiligen Featbrauchs)
als Braten vor und entfloh mit ihrer Schwester.
Tereus verfolgte beide mit blanker Waffe (vgl.
Arist. Lys. 563), wurde aber, ehe er sie er-
reichen konnte, in einen Wiedehopf (tnoip)
verwandelt, während Prokne zu einer Nachti-
gall, Philomela zu einer Schwalbe wurde. Der
Mythogr. lat. läfst den Itys in einen phasianus,
der Servius Dan. in eine pliassa {pliasioMUS ?)
verwandelt werden. Ansjjielungen auf den In-
halt des sophokleischen Tereus oder den ihm
zu Grunde liegenden Mythus finden sich bei
Aristoph. av. 100. 209 ff. Eur. Hei. 1110. Bhes.
550. Babr. f. 12. Lue. Tragodop. 52. Nonn. 44,
265 ff. 47, 30. Anacreont. 9 (12). Nach Sophokles
behandelten Bhilokles (p. 589 Nauck = Hygin.
f. 45?), Livius Andr. und Accius denselben Stoff
{Bibbeck, Büm. Trag. 35 ff.; vgl. 39. 577 ff.).
Bildliche Darstellungen des .Itys-
mordes, wie es scheint, in wesentlicher Über-
einstimmung mit dem attischen Drama und mit
Hesiod finden sich auf zwei Vasen: 1) Ann.
d. Lnst. 1863 tav. C (vgl. Welcker, A. Denkm.
3, 365 ff. Baumeister, Denkm. d. kl. Alt. S. 1330
Fig. 1484 und Bibbeck S. 583, 6: Prokne hat
den kleinen Itys unter den Armen gefafst und
bereits vom Boden erhoben, den Blick fragend
und schmerzlich auf die stumme Schwester
gerichtet, welche, ein Schwert an der Seite,
mit erhobenen Armen und beredter Finger-
sprache ihr die grausame Anweisung giebt). —
2) Kylix d. Panaitios : Bull. d.i. 1878 p. 204f.
Journ. of Hell. Stud. 8 (1887) S. 440. Klein,
Euphronios^ 282 f. Meistersign.^ 145 (hier sind
Itys und Aedon beigeschrieben; vgl. Hiller
a. a. 0. 47 f.). — 3) Vgl. auch die Gemme bei
Chabouillet , Cat. des camces etc. nr. 1806;
vgl. Annali 1865 S. 33. Bibbeck a. a. 0. S. 583
A. 8 : ,, Prokne und Philomela bringen dem
unter einem Baume vor einem Dreifufs sitzen-
den Tereus den Kopf des Itys. Auf dem
Baum sitzen eine Schwalbe, eine Nachtigall,
ein Wiedehopf und ein Stieglitz (Itys)." Ein
Bildwerk von Alkamenes' Hand {TLQÖ-uvriv tu
sg Tov Tiaida ßfßovleviifvrjv ccvxriv rs y,(xl xov
"izvv dvi&rjyii:v Al-naiiivrjg) befand sich nach
Paus. 1, 24, 3 auf der athenischen Akropolis.
c) Das teils aus homerischen (vgl. die
Namensform Pandareos) teils aus hesiodischen
oder attischen Elementen (vgl. die Namens-
573
lubav
Inno (Alter u. Verbreitg. d. Kultes) 574
form Itys und das Motiv der Zerstückelung
und Kochung des Itys) zusammengesetzte Tier-
märchen des Boios bei Anton. Lib. 11 s. oben
unter Aedon (Bi). 1 Sp. 84). Ebendaselbst
findet man auch die Deutung der Sage und
die Erklärung des Namens Itys oder Itylos;
vgl. Hesych. s. v. i'tvXog .... vsog, KTtaXög
und C. I. G. 8368, wo 'irvlog = "Egcog ist.
Litteratur; Welclcer, Gr. Trag. 1 S. 374 ff.
Rihbech, Böm. Tr. a. a. 0. Preller, Gr. M.° lo
2, 140 tf. Ililler de Gaertrincjen, de Graec.
fabulis ad Thraces pertinentibus. Diss. Berolini
1886 S. 35 ff. 0. Keller, Tiere cl. Mass. AU.
5. 31 6 ff. Vgl. auch die Artikel Aedon, Panda-
reos, Philomela, Prokne, Tereus. — 2) ITTÄOI,
Beischrift des Eros, welcher eine Jungfrau
verfolgt, auf einer Vase der Sammlung Barone;
vgl. C. I. Gr. 8368 und die daselbst angeführte
Litteratur, sowie oben Zeile 7 f [Röscher.]
lubar, der lateinische Name des Morgen- 20
sterns {Ennius und Pacuvius bei Varro de l. l.
6, 6; vgl. 7, 7, 76. Ennius ann. fr. 326 bei
Prise. 5 S. 658. Paid. Biac. S. 104 s. v. Serv.
V. A. 4, 130. Placid. gl. S. 474. Isidor. orig.
3, 70, 18), welcher sonst, dem griech. ^coacpö-
Qog entsprechend, gewöhnlich Lucifer ge-
nannt wird. Das Wort iubar, wohl mit
div , leuchten, zusammenhängend, bezeichnet
ursprünglich das Strahlende, Glänzende über-
haupt, so dafs es auch von der Sonne, dem 30
Monde, den Sternen, der Morgenröte, dem
Feuer, dem Golde, dem strahlenden Antlitz
der Helden oder Fürsten und endlich vom
Glänze des Morgensterns selbst gebraucht
wird (vgl. nitidum iubar extulit unelis'Lucifer,
Ovid. fast. 2, 149). Siehe Lucifer. [Steuding.]
Inciinditas Aiig*., die in Gestalt einer sitzen-
den Frau mit Erdkugel und Scepter persönlich
vorgestellte Liebenswürdigkeit des Kaisers
{Cohen, meel. imp.'^ 4 S. 412, Alexandre Se- io
vere 105), eine den auf Kaisermünzen sehr oft
vorkommenden Begriffsverkörperungen wie Hi-
laritas, Laetitia und Indulgentia ähnliche, aber
ganz vereinzelt auftretende Personifikation.
[Steuding.]
Indaea^ die Personifikation des jüdischen
Landes erscheint öfters auf Münzen des Vespa-
sianus entweder vor einem Palmbaum oder
vor einem Tropaion oder auf einer Lorica
oder zwischen Waffen sitzend und weinend 50
(Cohen, Med. imper.- 1 S. 384 ff. nr. 224 ff.).
Ähnliche Darstellungen siehe auf Münzen des
Titus {Cohen a. a. 0. S. 438 fit. nr. 112 ff.).
[Röscher.]
ludaios Clov8cciog), 1) Sohn des Typhon,
Bruder des Hierosolymos, nach dem die Juden
benannt sind, Plut. Is. et Osir. 31. — 2) Einer
der Sparten, der sonst Udaios (s. d.) heifst
und dem Lande Judaia seinen Namen gegeben
daben soll {Stcph. Byz. s. v. 'lovSaia); doch co
siehe MeineTce z. d. Stelle, der auch hier OvScctog
schreibt. [Höfer.]
Inga, lugalis s. Inno.
Ingatinus s. Indigitamenta.
Ingula s. Orion.
Iiiliueihiae, Beiname der Matronae auf
einer bei Jülich gefundenen Inschrift, Korre-
spondenzblatt der Westeleutschen Zeitschr. 1886
p. 170; vgl. Bonner Jahrb. 83 p. 23 (s. Ma-
tronae). [M. Ihm.]
Iiiliopolis, die Tyche von luliopolis er-
scheint auf Münzen dieser Stadt mit der Bei-
schrift lOYAlOnOAlC als weibliche Büste mit
dem Schleier unter Commodus, Mionnet 2,
446, 187. S. 5, 72, 363 (nach Vaillant). Cat.
of Greek Coins [in the Brit. Mus.'] Pontus, Pa-
phleigonia, Bithynia etc. p. 149 nr. 4 PI. XXXI, 6;
mit der Beischrift lOYAlOnOACIC als stehende
Frau im Chiton mit Diplois und Peplos, auf
dem Haupt die Mauerkrone, in der L. ein
Scepter, auf flammendem Altar opfernd, unter
Geta, Cat. of Gr. C. Pontus etc. p. 150 nr. 8,
PI. XXXI, 7. [Drexler.]
lulo {'lovlcoj, Beiname der Demeter als
Erntegöttiu von den Garben {i'ovloL), Semos
von Delos bei Athen. 14, 618 d; im schol. Apoll,
lihod. 1, 972 heifst sie Ulo {Ovlm), denn ovlog
ist = lovlog, Hesych. Der der Demeter lulo zu
Ehren gesungene Hymnos hiefs selbst iovlog, s.
Athen, und schol. Apoll. Rhod. a. a. 0. Phot. Siüd.
Etym. M. 472, 36. Tzetz. Lißophr. 23. [Höfer.]
lulus oder liillns {Mommseyi im Hermes 24,
1889 S. 155 f.; vgl. d. römische Inschr. in
den Notizie d. scavi, April 1888 S. 224; in
betreff der Formen Diovilus, lovilus, lohilus,
loilus, lulus vgl. Bücheier im Rh. Mus. 44,
1889 S. 323), der eponyme Stammvater der gens
lulia, welcher dem Askanios (s. Bd. 1 Sp. 613,
61 ff.) gleichgesetzt wurde. So auch: Verg.
Aen. 4, 274. 6, 364. Ovid. her. 7, 75. 83. 137.
153. am. 3, 9, 14. met. 15, 767. ex Pont. 2,
11, 15. Propert. 4, 1, 48. Sil. It. 8, 71. 13, 863.
Aur. Vict. or. g. R. 9, 3. Mythogr. Vat. 1, 204.
Stammvater der lulier: Verg. Aen. 1, 288. 6,
789. Ovid. fast. 4, 39. Suet. Caes. 81. 3Iart.
6, 3, 1. luven. 8, 42. Erbauer von Alba Longa:
luven. 12, 70. Schol. Flor. 1, 1, 4. Ygl.Sehtvegler,
R. Gesch. 1 , 337 ff. E. Schulze in der Ar eh.
Zeit. 1873 S. 3 u. 7. Jordan, Top. d. St. Rom
1, 2 S. 101. Später wurde lulus von Askanios
getrennt und als dessen ältester Sohn bezeich-
net {iJion. Hai. 1, 70, 4. Festus S. 340 s. v. Silvi.
Bio Cass. fr. 4, 10. lib. 41, 34, 2. 43, 43, 2,
Serv. V. G. 3, 35. Aur. Vict. or. g. R. 17, 4;
vgl. Strabo 13, 1, 27 S. 595), welcher nach dem
Tode seines Vaters von seinem Oheim Silvius
aus der Königs würde verdrängt und zum Ober-
priester gemacht worden sein sollte (Dion. Hai.
1, 70, 4 f. Diodor bei Euseb. 1 S. 389. Hiero-
nym. chron. z. Jahr 870); siehe auch Bd. 1
Sp. 190, 46 ff. 613, 36 ff. [Steuding.]
lunios {'lovvLog), 1) Sohn des Daunos. Er
oder sein Vater tötete den nach Daunien in
Italien (am 'loviog v.6lnog) gekommenen Dio-
medes (s. d.) auf der Jagd; Schol. II. 5, 412.
Vgl. lonios. [StolL] — [2) Begleiter des
Aineias, Urahn d. lunier; Dion. H. 4, 68. R.]
Inno.
I. Alter, Verbreitung und Bedeutung des
Itmokultes der italischen Stämme.
Dafs der Kult der Inno zu den ältesten
imd wichtigsten Italiens gehörte, ist eine wohl-
bezeugte Thatsache. Vgl. Tertidl. ad neit. 2, 12 :
Varro antiquissimos eleos lovem, lunonem
et Minervam refert. Der älteste römische Kult
575 luno (Alter u. Verbreitg. d, Kultes) luno (Alter u. Verbreitg. d. Kultes) 576
war wohl der (sabinische?) der Lucina, einge- I. Sospita blühte {Oo. f. 6, 60), einen lunonalis
führt von dem sabinischen König T. Tatius, in Praeneste {Ovid. f. 6, 62. Macroh. a. a. 0.),
welcher nach dem Zeugnis der Annales b. Varro und dürfen bei der auch sonst nachweisbaren
dieser Göttin einen Altar gründete [Varro l. 1. Übereinstimmung der sämtlichen latinischen
5, 74: et arae Sabinum lincjuam olent, quae Kalender denselben Monat wohl auch in Gabii,
'lati regis voto sunt Bomae dedicatae, nam, nt Alba, Tibur, Ardea, Falerii voraussetzen, zu-
Annales dicunt, vovit Opi, Florae, Vedio, lovi mal da auch in diesen Städten berühmte luno-
.... Dianae Lucinaeque). Wahrscheinlich kulte bestanden (Genaueres darüber s. unten
befand sich dieser Altar des Tatius in dem Sj). 604 f.). Es ist aufserdem nicht unwahr-
bekannten, seit dem J. 379 d. St. mit einem lo scheinlich, dafs ein lunomonat auch in der
Tempel (Fest am 1. März) geschmückten lucus Gruppe der bei Mommsen a. a. 0. aufgezählten
I. Lucinae auf dem Cispius mons genannten sabellischen Kalender vorkam, da dieselben
Teile des Esquilinus (vgl. Varro l. l. 5, 49 — 50. fast alle einen Monat Martius aufzuweisen
Becker, Hdb. d. r. AU. 1, 536 f. unten Sj). 583 u. haben und somit in der Hauptsache mit dem
602). Einen anderen, ebenfalls uralten Kult latinischenKalender übereingestimmt zu haben
hatte die luno, wie es scheint, gemeinschaftlich scheinen. Aber nicht blofs in Latium und bei
mit luppiter und Minerva in einem sacellum des den sabinischen und sabellischen Stämmen,
sogen. Capitolium vetus, einem Teile des m sondern auch ebenso bei den Umbrern und
ältester Zeit von den Sabiuern besiedelten Oskern (Samnitei-n), sowie in dem mit sabini-
Quirinalis {Varro l. l. 5, 158: Capitolium vetus, 20 scher Bevölkerung stark durchsetzten südlichen
quod ibi sacellum lovis, lunonis, Minervae, Teile Etruriens (Veji, Falerii; vgl. Müller-
ei id antiquius quam aedis quae in Capitolio Deeclce, Etrusker^ 2, 43 ff. 64) war der luno-
facta; vgl. ScMvegler, B. G. 1, 480. Ambrosch, kult seit ältester Zeit stark verbreitet. So
Stud. 1, 172 f.; anders Gilbert, Gesch. u. Topogr. kennen wir aus umbrischem Gebiete die Kulte
d. St. Bom2,84:S.). Auch der Kult der I. Moneta der luno Lucina und der Kegina von Pisau-
(Fest am 1. lunius) auf der arx des kapitolin. rum (C. I. L. 1, 171 ff. s. unten Sp. 605),
Hügels, an welcher Stelle der sabinische aus samnitischem und kampanischem Gebiete
König Tatius residiert haben sollte (P/w<. ii'ow. die Kulte von Beneventum (luno Regina,
20. tSolin p. 10, 2 Mo.), scheint sehr alt zu sein nicht Veridica, s. unten Sp. 600), Aesernia (I.
(s. u. Sp. 593 f. u. vgl. Jordan, Topogr. 1, 2, 109). 30 Populona; s. unten Sp. 598), Terventum, Cales
Für die Beurteilung des Alters und der Ver- (luno Lucina), Capua (I. Lucina Tuscolana;
breitung des lunokultus ist ferner die That- I. Gaura), Teanum Sidicinum (I. Populona)
Sache wichtig, dafs ein der luno heiliger und u. s. w. (Genaueres darüber in Abschn. Vi),
nach ihr benannter Monat in mehreren lati- so dafs mit Recht die luno als eine von jeher
nischen Kalendern vorkam, die offenbar auf bei derf Latinern und den mit diesen ver-
einen latinischen ürkalender deuten (vgl. wandten Umbrern und Oskern einheimische
Mommsen, Böm. Chron.'^ 219 ff.). Wir finden Göttin bezeichnet werden kann. Eine noch
nämlich einen lunius (= lunonius*) in Rom, weitere Perspektive hinsichtlich des Alters des
einen lunonius bei den Latinern in Aricia {Ov. lunokultes gewinnen wir durch die Ver-
f. 6, 59. Macrob. 1, 12, 30), Laurentum und in 40 gleichung der Inno mit der in allen wesent-
Lanuvium, wo bekanntlich der uralte Kult der liehen Funktionen mit ihr übereinstimmenden
,^ . Hera-Dione der Griechen. Wir dürfen aus
*) Wenn Mommsen Rom. Ckron.- S. 222 und Rof stach, ^j^gg^ ^^j^^^ ^y^^^ g^ j g ^QST angedeuteten
Rom. Ehe S. 268 nach dem Vorgange des Varro u. a. fVi • j.- i i i ,-,11.. • ,
( Varro 1. 1. 6, 33. Fuivius Nob. bei 3iacrob. 1, 12, 16. Censor. Übereinstimmung wohl den bchluls Ziehen,
a. u. 48, lau. Piut. Numa 19. Q. R. 86. Ovid f. 1, 41. "'^^ *^'^ griechische Hera-Dione ursprünglich
6, 88 lo. Lyd. de mens. p. 246 R.) den Namen des lunius mit der italischen luno identisch war und
von ha-enis (oder iuvare) ableiten wollen, so ist diese beide Göttinnen aus einer in der sogenannten
Deutung nicht blofs deshalb unwahrscheinlich, weil man gräcoitalischeu Epochc bereits Vorhandenen
keinen rechten sachlichen Grund dafür anzugeben ver- Einheit hervorgegangen sind. Als die Haupt-
mag (vgl. Fuivius N. bei Macroö. a. ^. ORomuius post- ^^ ],te, in welchen sich bei methodischer Ver-
quam populum in matores tunwrcsgue divisif . . .in honorem 1 • 1 t .. ^^ ^ ^^ ,.,.., i
utrius<2ue partis hunc 3Iaium, sequentem lunium mensem gleichung diese Ursprüngliche Identität der
vocavii), sondern wird auch durch die Existenz des lu- ^""0 ""d Heia zeigt, smd folgende herVOrzu-
nonius oder lunonalis in den verwandten Kalendern und heben. Beide Gottheiten, lunO wie Hera, sind
durch den Hinweis auf das gerade auf die Kaienden ursprünglich Mondgöttinnen, wurden als
des Juni fallende wichtige lunofest {Cc.nsor. p. 48, 25 solche vorzugsweise an Neumonden ver-
ed. H.) widerlegt. Vgl. Cincius bei MacroOius 1, 12, 30: ghrt und führen die gleichbedeutenden Namen
!";;,;""'"'""/"' ■ ■ "jf'"'';:' «'•^'^va^o^ lunonius j^no und Jicovr} (vonWurzelt^^^; leuchten), von
apud Latinos ante vocttaius diuque apud Anctnos Prae- ^ lij. / ^ n i .. ci c^^r^^-. t h
nestinosque hac appellaüoae in fastos Latus sit, adeo ut, ^^«l^en letzterer (s. ob. Bd. 1 Sp. 2088) der alte
sicut Nisus in commentariis fasiorum dicii, apud maiorcs epirotische Name der Hera gewesen ist. Em
quoque nostros haec appeiiatio viensis diu. rnanserit, sed post 60 zweiter Synonymer Name der italischen Göttin
detritis quibusdam litteris ex lunonio lunius dictus sit. war Lucina oder Lucetia (vou Wurzel lue;
s. auch Varro b. Censor. 48, 24. Serv. V. Geo. 1, 43. vgl. lu(c)na = Mond), welcher ebenfalls die
Piut. Numa 19. Röscher, Jahrb. f. Mass. Phil. 111 s. 367 ff. Leuchtende bedeutet. Da der Mond nach der
^ius'^Tto \Z.t"vTr"^ tT "':"l ^l" 'f'f Anschauung der Alten die für den weiblichen
nius Ygl. Leo Meyer, Vgl. Gr. 1,281. Fick m Auhns Ztsc/ir. n,.„„„-„,^„f ^ • uj-- iz j- • j
22,98. Kähner, Aus/. Gr. d. tat. Spr. 1,131 f. Corssen, Oi'gan smus SO Wichtigen Katamenien und,
^«*'47>r. etc. 2 2, 581 f. — Corae« a. a. O. 1, 212 will lunius '^^^ damit eng zusammenhängt, die Ent-
direkt von Wurzel rf/c glänzen, leuchten ableiten, schwer- bindung zu bewirken schien, so ist luno
lieh richtig. ebenso wie Hera zunächst Göttin der Men-
577 Inno (Übersicht d. Hauptfunktionen) Inno (G. d. Mondes, d. Menstr. u. Entbindg.) 578
struation und weiterhin, ebenso wie Artemis, rateten Priesterinnen versehen wurde.
Selene und Diana, der Entbindung geworden Wahrscheinlich waren endlich die Lilie und
(Inno Fluvionia, Lucina, Ossipago etc. ="HQa Granate beiden Göttinnen geheiligt (Genau-
£llsi'&via). Mehrfach finden sich Berührun- eres s. bei Röscher, Inno u. Hera S. 4 ff.).
gen mit anderen evidenten Mondgöttin-
nen, wie z. B. der luno mit Diana und Luna ^' ^^° .^^^ Göttm des Mondes, der
und der Hera mit Artemis, Hekate und Se- Menstruation imd Entbindung (Fluvioiüa,
lene (Ausführliches darüber siehe bei Röscher, Lucma etc.).
Selene und Vencandtes , Leipzig 1890). So Dafs luno, deren Kult, wie wir gesehen
werden luno und Hera, wie auch Artemis, lo haben, seit den ältesten Zeiten bei Latinern,
Hekate und Selene, auf einem Wagen Oskern und Umbrern verbreitet gewesen zu
fahrend und fackeltragend oder "be- sein scheint, ursprünglich die Bedeutung einer
waffnet gedacht (vgl. die bewaffnete und Mondgöttin hatte, ist verhältnismäfsig leicht
auf einem Wagen fahrende luno von Lanu- zu erweisen. Schon die Alten selbst erkannten
vium und von Tibur einerseits mit der eben- dies klar, indem sie die Funktion der luno als
falls fahrenden Artemis, Selene und Hera, Göttin der Entbindung und Geburt, sowie ihre
anderseits mit der wohl bewaffnet zu denken- Verehrung an den Kaienden oder Neumonds-
den Hera Hoplosmia Bd. 1 Sp. 2098); auch tagen auf den Mond bezogen, oder ihren Bei-
spielt die Ziege im Kult der Inno eine ganz namen Lucina, den sie vorzugsweise als Ent-
ähnliche Rolle wie in dem der Hera und Arte- 20 bindungsgöttin führt, durchaus richtig mit
mis (Röscher, Inno und Hera S. 34 ff.). Wenn Luna in etymologischen Zusammenhang brach-
ferner luno und Hera, wie auch die Mond- ten. So sagt Varro de l. l. 5, 69: Quae (luna)
göttinnen anderer Völker, als Ehe- und Hoch- ideo quoque videtur ab Latinis luno Lucina
Zeitsgöttinnen verehrt wurden (luno luga, dicta ... quod ab luce eins, qua qids coriceptus
Matrona, Pronuba == "Rqu Zvyia und TelsLa), est, usque ad cam, qua j^artus quis in lucem,
so erklärt sich auch diese Funktion aus der luna iuvat, donec mensibus actis produxit in
Vorstellung des Mondes als einer die Kata- lucem, fictaaiuvando et luce luno Lucina: aquo
menien und Entbindungen und somit ehe- parientes eam invocant, luna enim nascentium
liehe Fruchtbarkeit bewirkenden Göttin. So dux, quod menses (Monate oder Monatsflufs?)
entstand auch der Mythus von der Hoch- 30 huius. Ähnlich heifst es bei Cicero de n. d.
zeit und Ehe der luno und Hera mit dem 2, 27, 69: Luna a lucendo nominata . . . eadem
höchsten und ältesten Himmelsgott (luppiter, est enim Lucina; itaque ut apud Graecos Dia-
Zeus), sowie die Vorstellung, dafs diese Hochzeit nam eamque Luciferam sie apud nostros Luci-
und Ehe das ideale Prototyp sämtlicher nam in pariendo invocant. Ungefähr dieselben
menschlichen Hochzeiten und Ehen sei. Anschauungen vertritt auch Plutarch {Q. Gr.
Wahrscheinlich wurde auch in Italien ebenso 77), wenn er fragt: z/ia zC . . . vofii^ovßt . . .
wie in Griechenland ein Hierosgamosfest mit rovg . . . (liivag rfjs "Hqaq ; und sodann anf-
allen Cerimonieen, welche bei menschlichen wortet: on . . noisi . . . rj Gslr'jvr] xovq (li'jvag.
Hochzeiten üblich waren, gefeiert (z. B. in ... zito v.al "lovvov sTiovoaä'^ovat ttjv "Hqccv,
Falerii; vgl. unten Sp. .591). Ferner leitete 40 to viov fj ro vscoxsqov i(iq)aivovrog rov ovö-
man in Italien ebenso wie in Hellas die ein- iiazog anb zfig oslrivr^g, v.al äovalvccv "Hqkv
zelnen Akte der Hochzeit, welche im wesent- Kctlovoiv olov cpcozsLvrjv i] cpcozC^ovaav, Kai vo-
lichen den Griechen und Italikern gemeinsam hl^ovolv snl zdig Xo%£Laig v.al coötoi ßorj&siv,
sind und aus der gemeinsamen Urzeit stam- coansQ ytal z)]v csh'jvrjv „diä %väveov -nöXov
men, von jener idealen göttlichen Hochzeit uazQcav Sicc z' cotivzokolo aslävag^^ (^gl- Rerglc,
ab (z. B. den Hochzeitszug vom Hause der P. L.'- S. 1001). ivzov.siv yag av zaig itccv-
Braut nach dem des Bräutigams, die Salbung Gsly^voig (läliazu doKovai (vgl. Chrysippos b.
der Thürpfosten und die Anlegung des braut- Schal, z. II. $483). — lo. Lydus (p. 98. 186 R.)
liehen Gürtels) und verehrte demgemäfs die und ilfocrotius (1,15, 20) endlich wollen die Feier
luno als Domiduca (Iterduca), Unxia, Cinxia 50 der Inno an den Kaienden von ihrer Mond-
nnd Pronuba gerade ebenso wie Hera bei der bedeutung ableiten. Vgl. auch die interessante
Feier des sogen, hqog yäßog als die göttliche Inschrift C. I. L. 5, 3233 (Verona): lun(oni)
Stifterin der sämtlichen Hochzeitsbräuche ver- Lun(ae) Reg(inae) sacr.j welche zu beweisen
ehrt wurde. Ferner galten beide für himm- scheint, dafs die Identificierung von luno und
lische Königinnen (Inno Regina = "Hqu ßaai- Luna sogar volkstümlich geworden ist (oder
Xeidt), was sich entweder aus ihrer Vermählung sollte hier an eine 'luno' Luuae [s. lunones] zu
mit dem König der Götter oder aus der Vor- denken sein?). Unter den neueren Mythologen
Stellung des Mondes als der „regina siderum" vertritt Preller mit Entschiedenheit die Mond-
erklärt. Was endlich die Übereinstimmung bedeutung der luno {Preller- Jordan, R. M.^ 1,
des Kultus betrifft, so ist aufser der Feier am 60 271 ff.). Wenn wir jetzt die Gründe erwägen,
Neumonde und dem in ähnlicher Weise von welche sich dafür anführen lassen, so ist
Griechen und Italikern gefeierten Feste des folgendes hervorzuheben:
ifQog yafiog hervorzuheben, dafs beide Göttinnen Zunächst kann es kaum zweifelhaft sein,
vorzugsweise mit Kuhopfern verehrt wurden, dafs Inno eine Lichtgottheit war, denn nur
dafs beiden ein nach ihnen benannter aus ihrer Beziehung zum Lichte erklärt sich
Monat (lunius, lunonius, lunonalis, "HQuiog, ihr Hauptname luno, insofern er auf dieselbe
'HQÜatog) heilig war, und ihr Tempeldienst, so- Wurzel div (glänzen, leuchten) zurückgeht,
viel wir wissen, in der Regel von verhei- welche von verschiedenen indogermanischen
Röscher, Lexikou der gr. u. röm. Mythol. II. , 19
579
luno (Lucina, Lucetia)
Völkern auch zur Bezeichnung der Gottheit
des lichten Himmeläthers Djaüs, Zhvg, Diovis
{lovis), Zio und von den Italikeru zur Be-
nennung einer andern ganz evidenten Licht-
oder Mondgöttin, äev Diana, verwendet wor-
den ist {Corssen, Ausspr. etc. ^ 1 S. 212. 365.
668. Krü. Nachtr. S. 142). Inno steht abo für
Diou-n-on (vom Stamm Diov-e) und bildet
folglich gewissermafsen eine feminine Parallele
zu Diovis oder lovis, ebenso wie dicövri zu
Zfvg (Stamm JiJ^; vgl. Prellcr-Jordan, R. M.^
1, 271). Die Alten selbst leiteten den Namen
mehrfach falsch von iuvare oder iuvehis ab
{Varro l. l. 5, 67 u. 69. Cic. n. d. 2, 26, 66.
Flut. Q. B. 11. Mart. Cap. 2, 149).
Auf denselben Begriff des Leuchteus be-
ziehen sich aber auch die noch durch-
sichtigeren Beinamen Lucina (altlateinisch
Loucinu) und Lucetia {Mart. Gap. 2, 149
sive te Lucin am quod luctm nasceniibus
trihuas ac Lucetiam convenit nuncupare),
welche wahrscheinlich erst dann dem Haupt-
namen luno zugefügt wurden, als man sich
seiner ursprünglichen Bedeutung nicht mehr
klar bewulst war und den Sinn des zum blofi^en
nomen proprium herabgesunkenen oder mifs-
verstandenen Appellativums durch Hinzu-
setzung eines bedeutuDgsvollen Beinamens zu
erneuern suchte (vgl. z. B. Zfvs Av-naiog, lup-
piter Lucetius, Diana Lucina, Fors Fortuna,
Aius Locutius u. s. w.). Ohne Zweifel ist
Luc-ina oder Luc-etia von der bekannten
Wurzel lue leuchten abzuleiten, welche nicht
selten gerade zur Bezeichnung des Mondes
und der Mondgöttin gebraucht wird; denn
lat. lü-na steht für lue -na, im Kirchenslav.
bedeutet Ittca und luna den Mond, und die in
der Regel für eine Mondgöttin gehaltene und
darum auch z. B. von Catull 34, 13 mit luno
identificierte Diana führt ebenso wie luno den
Beinamen Lucina (s. Bd. 1 Sp. 1007), Luna
aber heifst Noctiluca (Varro l. l. 5, 68. Hör.
ca. 4, 6, 38), was an die von Pausanias (2,
31, 4) erwähnte Artemis Av-niia zu Troizen
erinnert (vgl . Ourtius , Grdz. ^ 1 60 f. Corssen,
Ausspr. etc.''' 1, 35. Fick, Vgl. Wörterb.- 394).
Auch in diesem Falle begegnen wir wieder
einer falschen Etymologie der Alten, indem
Plmius {li. n. 16, 235) den Beinamen Lucina
von dem uralten Hain (lucus) dieser Göttin
auf dem Esquilinus ableiten wollte (vgl. unten
Sp. 602), während andere (z. B. Cicero, Varro,
Plutarch an den oben Sp. 578 angeführten
Stellen) Lucina richtig mit lux und luna in
Zusammenhang brachten.
Müssen wir also schon auf Grund der
beiden Hauptbenennungen der Inno annehmen,
dafs dieselbe im allgemeinen zu den licht-
spendenden Gottheiten gehört, so ersehen
wir aus ihrer Funktion als Göttin der Men-
struation und Entbindung, dafs sie spe-
ziell eine Göttin des Mondes ist. Menstrua-
tion und Entbindung nämlich hielten die
Griechen und Römer und andere Völker
(vgl. die bei BoscJier , luno u. Hera S. 19
Anm. 19 und oben Bd. 1 Sp. 2089 ff ange-
führten Stellen) für eine natürliche Wirkung
des Mondlichts, wie schon aus den Bezeich-
luno (Lucina, Fluvionia, Fluonia) 580
nungen (irjvsg, Karafn^via, ififn^via, yioc&ÜQasig
ffi(irjvoi, men^es, menstrua purgatio hervorgeht,
insofern diese Ausdrücke mit hti\v Monat, ju-r/rTj
Mond, lat. mensis Monat, kirchenslav, viese-cl,
Mond, Monat etc. zusammenhängen {Ciirtius,
Grdz.^ 333). Den Grund für die angegebenen
Benennungen haben wir unzweifelhaft in der
Regelmäfsigkeit der Erscheinung zu suchen,
welche bekanntlich meist mit dem abnehmen-
10 den Monde oder monatlich, oft mit dem
Tage, wiederkehrt und folglich als eine Wir-
kung des Mondes angesehen wird (s. die Stellen
bei Röscher, luno u. Hera S. 21 und oben
Bd. 1 Sp. 2089fF.). Als Göttin der Menstruation
führte luno den Beinamen Fluonia (Flu-
vionia; oben Sp. 198 f.), und die von Augu-
stinus {de ciii. d. 7, 2) aus Varro angeführte
Dea Mena [= Mrjvri], quae menstruis fluo-
ribus praeest, lovis filia, kann ursprüng-
20 lieh kaum von ihr verschieden gewesen
sein. S. August, c. d. 7, 2: Hanc provinciam
fluorum menstruorum in libro selectorum
deormn ipsi lunoni idem auctor {Varro) ad-
signat, quae in diis selectis etiam regina est et
hie tamquam luno Lucina eiim eadem Mena
privigna sua eidem cruori praesidet. Paul,
ep. Fest. p. 92, 15: Fluoniam lunonem mu-
lieres colebant^ quod eam sanguinis fluorem
in eonceptu retinere putahant. Mart. Cap. 2,
30 149: nam Fluoniam Februalemque ac Februam
mihi poscere non necesse est, cum nihil conta-
gionis corporeae sexu intcmerata pertulerim.
Tert. ad nat. 2, 11: Fluvionia, quae infantem
in utero [alit'fj. August, c. d. 7, 3 p. 243,
17 Homb. Mytliogr. 3, 3. Arnob. adv. nat. 3,
30 {Fluvionia). Vgl. auch die Stellen, wo
von der befruchtenden Wirkung des Mond-
lichts die Rede ist: Plut. Q. Com. 3, 10, 3, 9.
Macrob. 1, 16, 21 ff. Jb. Lydtis p. 166 ed. R.
40 Mehr bei Röscher, Inno it. Hera S. 17 A. 12
und im Artikel Selen e.
Aus dieser deutlichen Beziehung des Mondes
zur Menstruation, welche bekanntlich bei ein-
tretender Schwangerschaft völlig verschwindet
und sich erst nach Beendigung des Säugens
wieder einstellt, ist es nun ohne Zweifel zu
erklären, dafs luno ebenso wie andere an-
erkannte Mondgöttinnen (z. B. Artemis, Selene,
Diana) zu einer Göttin der Entbindungen und
50 Geburten geworden ist (vgl. Cic. nat. deor. 2,
46, 119: Luna... graviditates et partus afferat
maturitatesque gignendi. Aristot. de an. gen. 4,
10 (ed. Didot 3, 413, 38): av^ßccUszai {fj as-
Xt^vtj) ft's Ttäßag rag yavsasig xai riXiicöaEig
und die übrigen oben Bd. 1 Sp. 2089 ff. und
bei Röscher, luno und Hera S. 40 und Selene u.
Verivandtes S. 55 ff. angef. Stellen). Erstens näm-
lich liegt es in der Natur der Sache, das Blut,
welches vor der Schwangerschaft regelmäfsig
Go abgesondert wird und nach der Empfängnis
im weiblichen Körper zurückbleibt, für den
zur Ausbildung und Entwickelung des Fötus
notwendigen Ernährungsstoff zu halten und
anzunehmen, dafa dieselbe Macht des Mond-
lichts, welche jene Erscheinung hervorzurufen
scheint, auch das allmähliche Wachsen und
Reifen des Kindes im Mutterleibe bis zur Ge-
burt bewirke. In der That läfst sich diese
581 luno (Lucina, Lucetia) luno (Liicina, Lucetia) 582
einfache und natürliche Voraussetzung durch Veränderung des Naroens Lucina mit der bei
eine ziemliche Anzahl von Stellen aus den Griechen und Italikern gleicherweise ver-
alten Schriftstellern erweisen, die geradezu breitet gewesenen Anschauung zusammen,
das während der Schwangerschaft im Körper dals die Mondgöttin, welche zugleich Ent-
zurückbleibende Blut für den Stoff, aus dem binderiu ist, das Kind ans Licht bringe,
der Fötus entwickelt wird, erklären (Plin. h. n. So ist die stehende Redensart, welche Ho-
7, 66: Jtaec est gencrando liomini materia; vier von der Eileithyia gebraucht, i^uyaystv
vgl. die obige Stelle des Fest. p. 92; mehr {surpaLvsiv) tiqo (pöaads {11. U 187 f. T 103.
bei Iioscher, Inno u. Hera S. 40 f.) oder die 118; vgl. Hy. in Äp. Del. 119 und Plut. de
Empfängnis und Geburt von der Menstruation lo I)aed. Plat. 5; mehr bei Iioscher, luno u. Hera
und somit vom Monde abhängen lassen (s. d. S. 43), und römische Schriftsteller sagen von
Stelleu bei Koscher a. a. 0.). Viel mochte der Lucina, dafs sie das Kind ans Licht
zu dieser Auffassung der Mondgöttin auch die fördere oder ihm Licht verleihe (Fest.
Erfahrung beitragen, dafs die meisten Geburten s. v. supercilia [p. 305]: per quos [ocidosj luce
während der Nacht, wenn der Mond am Himmel fruimur, quam tribuat luno, unde ipsa dea
steht, zwischen 12 und 3 Uhr, eintreten, sowie Lucina quoque dicta videtur. Varro de l. l.
die Berechnung der Schwangerschaft nach 5, 69: luno Lucina dicta . . . quod . . . luna
Monaten (vgl. die Stelle des Varro u. Cicero iiivat, donec mensibus actis produxit in
oben Sp. 578 u. Aristot. de an. gen. 4, 10 lucem . . . Ov. f. 3, 255: dicite: tu nohis lu-
[= ed. Didot 3, 413, 27J: svlöyai; ds ■nävtcov 20 cem, Lucina, dedisti. ib. 2, 450. Mart. Cap.
Ol i^ovoi Y.(xi TCüv KV r'jascov -akI täv ysvs- 2, 149: te Lucinam quod lucem nasceiiti-
cscov . . . fisTQSLa&ai ßov2.ovToii xaro: (pvGiv bus tribuas ac Lucetiam convenit nuncu-
negtuSoig, X&yco 8e negiodov rjutgav, kkI vvTiza pare. 3Iythogr. 3, 3). Licht und Leben sind
KKL ^Lijvcc ... tri 8s rag csXr'jVqg nsQioSovg), end- ja, wie der Sprachgebrauch lehrt, verwandte
lieh die eigentümliche Vorstellung, dafs der Begriffe (vgl. die Lexika unter lux und lumen);
wachsende oder Vollmond eine leichte, der ebenso aber auch Licht und Auge, weshalb
abnehmende oder Neumond (interlunium) eine die Frauen der luno Lucina ihre Augenbrauen
schwere Geburt bewirke (vgl. P!ut. Q. Conv. weihten, weil die Augen das Licht des Leibes
3, 10, 3, 9: Xsystai ös [rj asl/jvri] TtQog svro- sind, das der Lucina verdankt wurde, die
y.iav avvsgy £ tv utav fj d i^o firjvog, ccvtesi 30 Augenbrauen (Augenwimpern?) aber die Augen
tüiv vygäv ixal&a-ncoriQag TtagsxovGcc Tag coSt- schützen {Fest. u. Pa?tZ. p.304 u.305: supercilia
vag [vgl. Macrob. 7, 16, 21 ff.] ... TifiöQ-sog in lunonis tutela esse pidnbant, in qua dicun-
ÖB ... cprjGi- 'öia y.väv£ov nölov aatQcov Stä tur mulieres quoque, quod vis iwotegantur ocidi,
x' aiyivtönoLo ofXccvccg\ Schal. ZU II. $ per quos luce fruimur, quam tribuat luno.
483: jtarä ii\v rag Ttavcsh'^vovg vvv.xag, tag unde ipsa dea Lucina quoque dicta videtur.
(f)r]oi Xqvcntnog, ivzo-Aäzatai yLvovxai ai Varro l. l. 5, 69: mulieres potissimum super-
yvvccrKfg, Haza öh aytoxofirjviag Svczov.oi ayuv. cilia sua attribuerunt ei deae; hie enim debuit
Euseh. pr^ ev. 3, 11, 21: Aoxia xs 7/ "AQzsyng, maxime collocari luno Lucina, ubi a diis lux
v.aCjifQ ovacc TzccQ&svog, ort fj xT/g vovfirjviag datur oculis). Aus einer ähnlichen Symbolik
dvvccfiig TiQOG&eztKrj sig x6 zi'kxslv). 40 erklärt sich vielleicht auch die Sitte, bei Ent-
Der gewöhnlichste und wohl auch älteste bindungen Kerzen (candelae) anzuzünden; diese
Beiname der luno als Entbinderin ist be- Kerzen sollten ursprünglich wohl die Nähe
kanntlich Liicina oder Lucetia, der sich, und Hülfe der luno Lucina C'Hga cpaccpÖQog
wie wir schon oben gesehen haben, ur- Sp. 585, 15 ff.) andeuten, welche ebenso wie die
sprünglich ebenso wie luno gewifs auf die Mond- und Geburtsgöttinnen der Griechen selbst
Lichtnatur der Mondgöttin bezog. Später mit einer Fackel dargestellt wurde (vgl. das
verstand man freilich unter luno Lucina nicht von Ooerhedc, Gr. Kunstm. 2, 1 S. 153 [Atlas
mehr die leuchtende Göttin, obwohl die Er- Taf. X nr. 24] und von Brunn, annali 1848
innerung an lucere und luna nie völlig S. 432 besprochene röm. Grabrelief, sowie die
verschwand (vergleiche die oben Sp. 578 so Art. Candelifera u. Indigitamenta Sp. 193).
angeführten Stellen und aufserdem Tib. 3, Was nun die einzelnen Akte im Kultus der
4, 13. Oc. f. 2, 450. 6, 39), sondern in der I. Lucina anlangt, so ist vor allem darauf
Regel die entbindende Göttin der Geburten hinzuweisen, dafs in der Stunde der Gefahr
(=Eileithyia; s. X>Jon. Ä Jl. JS. 4, 15; vgl. nicht die Wöchnerinnen in der Regel diese Göttin
nur Stellen wie Ter. Ad. 3, 4, 41: Miseram anzurufen pflegten (vgl. aufser den oben Sji. 581
me, differor doloribus: luno Lucina fer opem. angef. Steilen Varro l. l. 5, 69 parien*es eam
Plaut. Aul. 4, 7, 11: Uterum dolet: luno Lu- invocant. _Cic. de nat. d. 2, 27, 69: ut apud
cina tuam fidem. Verg. Ed. 4, 8fi\: nascenti Graecos Dianam eamque Luciferam sie apud
puero Casta fave Lucina. Hör. epod. 5, 5. nostros lunonem Lucinam in pariendo invocant.
Macrob. 7, 16, 27: Lucina a parturientibus Gis Gat. 34, 13. Prop. 5, 1, 99 ff. Ov. f. 2, 451.
invocatur , quia piroprium eins munus est dis- 3, 256. Aug. c. d. 4, 11. Apul. M. 6, 4 etc.).
tendere rimas corporis et meatibus viam dare, Man glaubte, dafs luno Lucina es sei, welche
quod est ad celerandos ^5OT'/i<s sahdare. Arnoh. die Wehen der Schwangeren lindere und durch
ofZt". »20*. 3,23, sondern auch den metonymischen eine rasche Geburt abkürze {Arnoh. ade. nat.
Gebrauch von Lucina = partus bei Verg. Geo. 3, 21: ut difßciles puerperiorum tricas luno
4,339: altera virgo, altera tum ^jnwos Lii- mulceat corripiatque Ltieina. 3Iacrob. 7 , 16, 27 :
cinae cxperta labores; vgl. ib. 3, 60. Ov. a. p)roprium eins munus est distendere rimas cor-
a. 3, 785). Offenbar hängt diese ßedeutungs- j)or/s et meatibus viam dare), eine Anschauung,
19*
583 luno (Lucina, Conservatrix, Opigena) Inno (Lucina; Matronalienfeier) 584
welche deutlich an die coHvroxos ZsXäva erfolgt (v. 441): 'Italidas matres . . . sacer
{Macröb. a. a. 0. 28. Plut. Q. Born. 77. Chry- hircus inito.' Ein Seher schlachtet nun einen
sipp b. Schol. zu IL $ 483) erinnert. Hierher Bock, schneidet das Fell in Streifen und
gehört wohl der auf Errettung aus Kindes- schlägt mit diesen den Rücken der Frauen,
nöten deutende Beiname Conservatrix auf ein Brauch, wie er auch beim Feste der Luper-
Münzen der lulia Domna, Salonina, Mammaea caiien zur Erzielung von Fruchtbarkeit geübt
(vgl. Overheck, K.-M. 2, 1 S. 127. Preller, B. wurde.*) Das Hauptfest dieser esquilinischen
M.^ 1, 274, 1), sowie die luno Opigena {Fest. Lucina fiel auf den alten Jahresanfang, die
200: ferre eam opem in partu lahorantihus Kaienden des März, denselben Tag, an welchem
credebant. Mart. Cap. 2, 149: Opigenam /e 10 auch die Geburt des Mars als Sohnes der luno
quas vel in partus discriminc vel in hello pro- und seines Sohnes Romulus(Ot>./". 3, 233) gefeiert
texeris precabuntur. Vgl. Mythogr. 3, 3, wo wurde. Es hiefs Matronaiia oder Matro-
freilich die Hss. ebenso wie b. Martian. a. a. 0. nales {Tert. de idol. 14), wie es scheint, nicht
B B ' Soticenam' bieten). Fühlte sich eine blofs deshalb, weil es von den matronae ge-
Frau schwanger, so umwickelte sie ihren feiert wurde, sondern auch aus dem Grunde,
Leib mit Binden, die im Tempel der Lucina weil es dem idealen Vorbilde aller matronae,
geweiht waren (Tertull. de an. 39: ipsi adhuc der luno, die selbst mehrfach Matrona heifst
uteri infulis apud idola confectis redimiti geni- und an diesem Tage den Mars geboren haben
mina sua daemoniorum candidata profitentur), sollte, galt. Wie streng es mit dem Begriff
oder sie begab sich selbst in denselben, um 20 matronae gebalten wurde, ersieht man aus
die Hülfe der Göttin zu erflehen, aber immer folgender auf Numa zurückgeführten Bestim-
mit aufgelöstem Haar und mit aufgelösten mung bei Gell. N. A. 4, 3; Belex aram luno-
Knoten, um eine günstige Vorbedeutung zu nis ne tangito; si tangit, lunoni crinibus de-
gewinnen {Serv. zu Verg. A. 4, 518: lunonis missis agnum feminam caedito.
Ijucinae Sacra non licet accedere nisi solutis Die Wahl des Festtages wird sehr ver-
nodis. Ov. f. 3, 257: Si qua tarnen gravida est, schieden motiviert. Ovid {fast. 3, 177 fi".) giebt
resolute crine precetur , Ut solvat partus nicht weniger als vier Gründe dafür an: 1) weil
molliter illa suas). Nach glücklich über- an diesem Tage (vgl. v. 205) die Herstellung
standener Entbindung wurde der Lucina zum des Friedens zwischen den Römern und Sa-
Dank für ihre Hülfe eine ganze Woche lang 30 binern durch das Dazwischentreten der ältesten
ein Tisch gedeckt {Tert. de an. 39: in partu römischen matronae erfolgt sei (vgl. Serv. V.
Luciriae et Dianae eiulatur . . . per totam heb- A. 8, 638: Sabini soli hella sumpserunt . . . sed
domadam lunoni mensa proponitur ; vgl. Serv. intervenientibus postea triginta feminis iam
V. Ecl. 4, 62). Nach Dion. Hai. A. B. 4, 15 enixis de Ulis quae raptae erant, pax facta est,
mufste auf Grund einer Verordnung des Ser- ex quarum nominibus Curiae [Sp. 594] appel-
vius Tullius für die Neugeborenen in die latae sunt; in communemetiammulierum honorem
Tf'mpelkasse der "Hga cpmacpogog (= Lucina) Kalendae eis dicatae sunt Martiae; vgl. Plut.
eine gewisse Summe gezahlt werden. Die Buni. 21: ?j . . tmv Mcirgcovaliav [soqtt]],
Nachricht, dafs die von Zwillingen Entbundene do&fLOa xaig ywai^lv snl ry rov Ttolt^ov Ka-
der luno ein Mutterschaf mit zwei zu beiden 40 ralvaai). — 2) weil an diesem Tage Romulus,
Seiten angebundenen Lämmern {oves cum duo- der Sohn des Mars und der llia, geboren sein
bus agnis allrinsecus religatis) geopfert habe, sollte (v. 231 f.). — 3) weil der März den
beruht freilich nur auf der ungenügenden Frühling, die fruchtbare und zum Gebären
Autorität des FuJgentius (p 389 ed. Gtrlach), geeignetste Zeit, eröffnet (v. 235 ff.). — 4) weil
ist aber an sich wohl glaublich. In der spä- an diesem Tage der Tempel der luno Lucina
teren Zeit scheint man mehrfach luno Lucina auf dem Esquilin (im Jahre 379/375) de-
mit Diana, welche denselben Beinamen führte, diciert worden sein sollte (vgl. Plin. n. h. 16,
identitieiert zu haben {CutuH 34, 13: [Diana] 235. Cal Praen. Fest. ep. p. 147). Im übrigen
tu Lucina dolentibus \ luno dicta puerperis; wissen wir, dafs an diesem Tage die Ehe-
vgl auch die von Preller- Jordan, B M.^ 1, 50 gatten für das Glück der Ehe beteten und
274, 1 und Oveibeck, Kunstmyth. 2, 1 S. 154 ff. opferten {Hör. ca. 3,8,1 u. Schol. Cruq. mariti
besprochenen Bildwerke und Münzen). pro conservatione coniugii siipplicabant), den
Was die Ausbreitung des Kultus der Lu- Frauen von den Männern Geschenke darge-
cina betrifft, so scheint derselbe in ganz Italien gebracht {Plaut, mil. gl. 689. Pompon. b.
geherrscht zu haben (vgl. Apid. Met. 6, 4 Macrob. 6, 4, 13 = BihbecJc, com. rel. p. 198.
p. 389: cunctus oriens Zygiam veneratur et Tib. 3, 1 ff. Poivpon. Dig. 24, 1, 31, 8. Suet.
omnis occidens Lucmam appellat). In Rom, Vesp. 19) und den Sklaven von den Haus-
wo ihr Kult bereits von T. Tatius eingeführt frauen, wie an den Saturnalien von den Haus-
worden s.in sollte {Varro l. l. 5, 74; oben herren, ein Festmahl gegeben wurde {Macrob.
Sp. 575), hatte sie einen uralten heiligen Hain go 1, 12, 7. Lyd. de mens. 3, 15; vgl. Preller-
auf dem Eaquilinus {Ov. f. 2, 435 ff.: monte Jordan, B. M.^ 1,274 ff. Marquardt , Staats-
sub Esquilio inultis incaeduus annis \ lunonis verw. 3, 548. Gilbert, Gesch. u. Topogr. der
magnae nomine lucus erat; vgl. Plin. h. n. 16, St. Born 1, 174 f.). Vgl. auch die römischen
235), an welche Stätte die von Ov. f. 2, 427 ff. der Lucina geltenden Inschriften G. 1. L.
berichtete Sage geknüpft ist. Nach Ov. a. a 0. *v ^ , .., ,■ „ , . ■, x
beten die ältesten Römerinnen, da ihre Ehen ..^ \ ^«^- "^'^ "^'^ Bedeutung der LupercaUen uud
,. , ,, . , , i""'-ij^, ^a luic i^iiv^ uhur deren Zusammenhang mit dem Kulte der luno
lintrUChtbar sind, zur Lucina um Kindersegen, Bd. 1 Sp. 1457 f. und yor allem Mannhardt, Mythol. For-
woraut aus dem Haine die göttliche Weisung schungen s. 72ff., bes. s. 85 u. ijsff.
585 Inno (Lucina, Kalendaris) Iuno(Covella,Ossipago,RorQina?,Martialis)586
1, 189 (= 6, 3694). 1, 812. 813 (= 6, 357). Tag fallen sollten {Macroh. 1, 15, 9 u. 19).
C. I. L. 6, 1 nr. 357 — 361. 3695. Jordan Ähnlicli sagt Varro de l. l. 6, 27: primi dies
zu PreUer, B. M.^ 1, 271, 2. Andere Kulte mensium nominati Kalendae ah eo quod Jus
der Juno Lucina bestanden zu Pisauruni in diehus calantur eins mensis Nonae a pontifici-
Umbrien (C. /. L. 1, 171 ff.; vgl. ib. 173: luno hus, quintanae an septimanae sint futurae, in
BefginaJ), zu Capua {luno Lncina TuscoJana CapitoHo in curia Calabra sie: 'Dies te qimi-
C. I. L. 1, 1200 = 10, 3807), zu Tiisciilum (?) qtie cälo, lünö Covella. Septem dies te cülo,
(vgl. CLL. 1, 1200), zu Ulubrae (ib. 10, 6484), Lmiö Covella. Vgl. lo. Lyd. de mens. 3, 7.
zu Cales in Campanien (C. /. L. 10, 4660). Kai. Praen. z. 1. Jan. Serv. V. A. 8, 654. luha
Auf Bildwerken, die am vollständigsten lo b. Plut. Q. B. 24. Mit Recht haben schon die
von Ooerheck, K.-3L 2, 1, 153 ff', behandelt Alten (z. ß. ilfacrob. 1, 15,20. iyd. a. a.O.u. 4, 29)
woi'den sind, erscheint luno Lucina in der aus diesem Brauche auf die Mondbedeutuog der
Regel mit einem Wickelkind im Arm, bald Inno geschlossen. MiUler-Deecke, Etr.^ 2, 305
stehend, bald sitzend. Von sonstigen Attri- halten den Brauch für tuskisch und lesen luno
buten dieser Göttin scheint nur die Fackel Novella statt Covella. Ist die Form Covella
(vgl. "Hqk cpaarpÖQOs = Lucina bei Dionys. richtig überliefert, so wird man kaum umhin
Hai. 4, 15) und ''eine grofse, lilien- oder iris- können, sie mit Preller {B. 3L^ 1, 272) von
förmige Blume' (vgl. Üverh., Münztaf. 3 nr. 13) cavus (vgl. -/.oilog, cous) abzuleiten und auf
bedeutungsvoll zu sein. Das Wickelkind auf den 'ausgehöhlten' d. i. zunehmenden Mond
dem Arme bezeichnet ohne Zweifel die Göttin 20 zu beziehen (vgl. cava luna im Gegensatz zu
der Geburten, welche zugleich für das weitere plena luna b. Plin. 7t. n. 8, 215). Vgl. aufser
Wachsen und Gedeihen der Kinder sorgt, PreUer a..a. 0. Morquardt, Böi». Staatsv. 3,271t
daher auf einigen Münzen noch andere ent- An die Funktion der Entbindung schliefst
wickeitere Kinder neben ihr stehend erscheinen sich naturgemäfs die Idee mütterlicher Er-
(vgl. d. Art. Fecunditas u. Cohen, M'd. imper.^ nährung und Erziehung an, wie sie sich un-
3,147). Man ersieht daraus deutlich, dafs zweifelhaft in dem Beinamen Ossipago (-ina),
luno als EntbinduDgsgöttin zu einer v.ovqo- vielleicht auch in dem der Romina (?) und
Tpoqpos geworden ist, eine Thatsache, die Martialis ausgeprägt haben. Auch hier lassen
sich auch für Artemis und Hekate nach- sich leicht allerlei Beziehungen zum Monde
weisen läfst (Boscher , Inno u. Hera S. 46). 30 denken, von dem man Wohl und Wehe der
Die Blume, welche Lucina auf Münzen der neugeborenen Kinder abhängig glaubte (vgl.
Kaiserinnen trägt (z. B. Cohen a. a. 0. 3, 218. die Stellen b. Boscher, luno u. Hera S. 46
4, 113. 493), erklärt sich wohl am besten als Anm. 112 und 3Iac roh. 7, 16, 25). Was die Ossi-
eine Lilie, welche nach Bd. 1 Sp. 2090 auch der pago (s. ob. Sp 172 ff. 209) anlangt, so ist sie
Hera als Göttin der Menstruation geheiligt nach Arnob. i, 7 f. diejemge Göttin quae durat
war (vgl. Müller -Wieseler , D. a. K. 2, 64 c). et solidat infantibus parvis ossa, vfox\\\iiQxV-A.\ixa.
Hinsichtlich der wohl auch in diesen Zu- mit P/e?Zer,i?. ilf.^ 1, 275 die Kinder im Mutter-
sammenhang gehörigen Herie lunonis , die leibe, sondern wohl die schon geborenen zu
vielleicht eine als Tochter der I. gedachte, verstehen sind. Eine andere Form desselben
der griechischen Hebe oder Ganymeda ver- 40 Namens scheint nach Arnoh. 3, 30 Ossipagina
gleichbare Liebesgöttiu war, s. d. Art. und (wofür Preller a. a. 0. Opigena schreiben will)
Preller, B. M.^ 1, 275. gewesen zu sein (ob. Sp. 209). Wir erhalten
Eine weitere deutliche Beziehung zum somit eine neue Parallele zu der soeben be-
Monde erblicken wir ferner in dem Umstände, sprochenen Lucina v.ovQOTQÖtpog. Der Beiname
dafs sämtliche Kaienden der Monate der luno Romina oder Rumina (vgl. Corssen, Ausspr. etc."
heilig waren, weshalb sie bei den Laurentern 1, 279 u. 364) beruht zwar nur auf einer Kon-
geradezu Kalendaris genannt wurde (vgl. jektur statt des bei Arnohius 3, 30 über-
Macroh. 1, 15, 18 f.: ut . . . Idus omnes lovi ita lieferten Pomana, hat aber eine gewisse Pro-
omnes Kalendas lunoni tributas et Varronis et babilität, insofern wirklich luno hie und da
pontifiealis affirmat auctoritas. quod etiam 50 säugend dargestellt ist (vgl. Overbeck, Kunstm.
Laurentes patriis religionihus servant, qui et 2, 1, 153. Preller, B. M. 1, 274, 1; ob. Sp. 220.)
cognomen deae ex caerinioniis addiderunt, Ka- Ob die luno Martialis der zwischen 251 u. 254
lendarem lunonem vocantes, sed et omnibus geprägten Münzen des Trebonianus und Volu-
Kalendis a mense Martio ad Decembrein huic sianus zu den Entbindungsoöttinnen gehört,
deae Kalendarum die supplicant. Plut. Q. B. hängt wesentlich davon ab, ob das Attribut der
77. lo. Lyd. mens. 3, 7 p. 36. 4, 29 id. 76). Göttin eine Hebammenschere ist oder nicht
Nach Mucrohius, der wahrscheinlich aus guten (vgl. Overbeck a. a. 0. S. 155 ff. Preller, B.M.^
Quellen {Vurro'i) schöpfte, hatte der pontifex 1, 289, 2. — Cohen, Med. imper.^ 5, 2481, vgl.
minor die Aufgabe, das erste Wiedererscheinen 270f. , deutet das Attribut der rechten Hand
des Mondes zu beobachten und sofort dem eo als 'epis'); zu den novQOTQocpoi scheint sie
rex sacrificulus anzuzeigen. Darauf wurde in aber jedenfalls gerechnet werden zu müssen,
der sogen, curia Calabra vom pontifex minor, da sie auf einer Münze des Volusianus {Cohen "
in der regia aber von der Gattin des rex 5, 271; s. Sp. 611) in ihrem Tempel zwischen
sacrif., der regina sacrorum, der Inno ein Opfer zwei Kindern sitzend dargestellt ist. Der Bei-
(porca vel agna) dargebracht, und dem auf name Martialis bezeichnet sie wohl als Mutter
das Kapitol berufenen Volke ('plebe in Capi- des Mars, dessen Geburtstag mit der Feier der
tolium calata') mitgeteilt, ob die Nonen des Matronalien (1. März) zusammenfiel, ebenso
betr. Monats auf den fünften oder siebenten wie auch die Kaienden des Juni dem Mars
587 Inno (Bezielig. z. Ziege; Februlis etc.) luno (Caprotina, Curritis) 588
und der luno zugleich heilig waren {Ov. f. 6, cclla y.al <I?tßQOvccTog Xiystcci, dm rr]v zovtov
191). Da nun diese beiden Tage genau 9 Mo- l-cpogov zai ^cßgovcctav kkI (^eßgovalBfi roig
nate auseinander liegen, so ist zu vermuten, dafs t^Qotg <xvacp8Qsa9cii). Schliefslich erinnern an
die Kaienden des lunius der Zeugung, die des das Symbol der Ziege die Nonae Caprotinae,
Martins der Geburt des Mars als Sohnes der die luno Caprotina, die caprae palus auf
Inno galten {Yg\. Gardtliausen, Aug. 2, 1, 18 f.). dem Marsfelde als Stätte jener Feier, der
MitWahrscheinlichkeitdürfenwir die Ziege heilige caprificus, unter dem das Opfer darge-
als ein in Hellas übliches Opfertier der Mond- bracht wurde, zu welchem man sich der Milch
göttin ansehen (s. Selene). Denn wir wissen des Baumes bediente, während unter Ziegen-
bestimmt, dafs in den Kulten der Artemis zu lo feigenbäumen die Frauen und Mägde festlich
Brauron, Agrai und Sparta Ziegenopfer üblich bewirtet wurden. Sdmegler, R. G. 1, 532 ff.,
waren (s. oben 1 Sp. 2096). Ebenso war die der alle Belege gesammelt hat, vergleicht
Ziege das hergebrachte Opfer der Hera in dieses Fest der luno Caprotina gewifs passend
Sparta (wovon sie den Beinamen aiyocpäyog mit der Luperealienfeier. Hinsichtlich der
erhielt) und in Korinth (vgl. hinsichtlich Rolle, welche die Ziege bei der Heilung von
der Selene Hesycli. s. v. ovqavCa at'l; mehr Frauenkrankheiten, namentlich im Zustande
bei Mobclier , luno u. Hera 35 und Selene der Schwangerschaft spielte, s. Pli)i. n. h. 28,
u. Venvandtes S. 43 ff.). Ganz ähnliche Be- 255 ff. Koscher, Selene 43, 106.
Ziehungen zur Ziepe und zum Bocke gewahren Endlich ist in diesem Kapitel noch zu er-
wir nun auch bei der italischen luno. So 20 wähnen, dafs sich wie in Griechenland so auch
wissen wir, dafs an dem Feste der faliskischen in Italien die Vorstellung einer bewaffneten
luno eine Art Ziegenopfer in der Weise dar- und auf einem Wagen stehenden Mondgöttin
gebracht wurde, dafs Jünglinge mit Wurf- luno findet. Von der tiburtinischen luno Cur-
spiefsen nach einer aufgestellten Ziege warfen ritis heifst es bei Serv. Fidd. zu Aen. 1, 17:
{Oo. am. 3, 13, 18 — 22), ferner, dafs die Inno in sacris Tiburtibus . . . sie precantur: luno
Sospita zu Lanuvium mit einem Ziegenfell Curritis, tuo curru clipeoq^ue tuere meos
bekleidet war, das zugleich als Panzer und curiac verimlas sane. Dasselbe gilt auch von
Helm diente (vgl. Ocerbech, K.-M. a. a. 0. der lanuvinischen Sospita, welche nicht blofs
S. 160). Ganz ähnlich wurde auch Artemis- auf Münzen der Mettia und Procilia fahrend,
Selene und die argivische Hera mit einem so sondern auch regelmäfsig mit Schild, ge-
Ziegenfelle dargestellt (vgl. Müller, Hdb. d. schwungenem Speer und einem Panzer und
Arch. 400, 2. Passeri, lue. 1, 94. Imlioof und Helm aus Ziegenfell auf vielen Bildwerken
Gardner, Nutn. Covtm. on Pausan. S. 41; in dargestellt erscheint (vgl. Overbeck, K.-M.
diesem Falle wäre freilich auch eine spätere Hera S. 160 ff. Bnbelon, Monn. de la rep.
Identificierung der Hera mit luno Lanuvina Poin. 2, 20. 224. 386. 434 f. unten Sp. 608). Ge-
möglich). Drittens erfahren wir aus Orid f. naueres siehe b. Röscher , luno u. Hera S. 48.
2, 427 fl'., dafs der eigentümliche Brauch der _.^_ _ , ^ .. . . , „ , . ,^
Luperci, sich mit einem Ziegenfelle {lunonis ^^^' ^^° ^^^ ^°"i^ ^^^ Hochzeit und Ehe.
amiculum) zu umgürten, mit den aus den I. Pronuba, luga etc.
Fellen der geopferten Böcke geschnittenen 40 Über die Frage, wie es kommt, dafs Hera
februa {Serv. V. A. 8, 343) die begegnenden und luno als Mondgöttinnen zugleich zu Vor-
Frauen zu schlagen und so deren Fruchtbar- steherinnen der Hochzeiten und Ehen geworden
keit zu bewirken, mit dem Kultus der Lucina sind, habe ich bereits in meiner Schrift luno
zusammenhing, welche den Ritus der Luper- ?<. üTera (vgl. oben Bd. 1 Sp. 2098 ff.) ausführlich
calien anempfohlen und dadurch Fruchtbarkeit gehandelt. Vor allem kommt hier in Be-
verliehen haben sollte. Wahrscheinlich hängen tracht, dafs der wichtigste Zweck der Ehe die
mit diesen februa die Beinamen Februlis, Zeugung oder Fortpflanzung des Geschlechtes
P'ebrua, Februalis, Februata zusammen, ist (ydfiov T^log ysvfaig satt Plut. de Daed.Plat.
durch die offenbar eine zum Februarins und zu 5), daher eine Göttin der Geburt und Zeugung
der Luperealienfeier dieses Monats in Beziehung 50 leicht eine Ehegöttin werden konnte, insofern
stehende luno als Göttin weiblicher Fruchtbar- die Fruchtbarkeit der Weiber von ihr ab-
keit und Reinigung (purgatio) bezeichnet hängt. Sodann ist hinsichtlich des hohen
werden sollte {Fest. ep. 85: Februarius .... Alters der auf die Ehe und Hochzeit bezüg-
dictus . . . vel a lunone Februata, quam alii liehen Cerimonieen auf die wichtige Thatsache
Februalem, Romani Februlim vocant, quod aufmerksam zu machen, dafs die italischen
ipsi eo mense sacra fiebant eiusque feriae erant Hochzeitsgebräuche mit den ihnen zu Grunde
Lupercalia, quo die mulieres februabantur a liegenden Ideen den griechischen Hochzeits-
lupercis amiculo lunonis id est pelle ca- riten überaus ähnlich sind, daher wir mit
prina. Mart. Cap. 2, 149. Arnob. 3, 30. Be- ziemlicher Wahrscheinlichkeit sowohl für die
achtenswert erscheint IfT/i/iOr/r. 3, 3: i^e&rMöZiS eo beiderseitigen Hochzeitsbräuche als auch für
vel Februa, quod eas (feminas) post partum die beiderseitigen Hochzeitsgöttinnen ursprüng-
secundis egredientibus purget; februo liehe Identität oder mindestens nahe Ver-
enim Graece, Latine purgo. Lydus de mens. wandtschaft anzunehmen haben (vgl. Röscher,
4, 20: z(p ^sßQovdQin ^rivl ano (DaßQovag luno u. H. S. 59 ff.).
^sccg . . . . v6 ovoficc yiyovsv. <^ißQov(xv ös Derjenige Beiname, welcher luno am deut-
sq)OQov Ka&(XQTi-A.r}v xmv Tiguy^ätav oC'Pcoijaiot liebsten als Ehe- und Hochzeitsgöttin charak-
TTccQslaßov . . . xbv <[>£ßQoväQiov fxriva "Hqa terisiert, ist Inga = (Hqu Zvyia) oder lu-
avazi&fiva.L oih,iovai ... ov ^6vov öt (ptßQoväQiog galis {Serv. V. Aen. 4, 16. 3Iart. Cap. 1, 31
589 luno (Inga, Pronuba, Domiduca etc.) luno (Ehegöttin: Matrona) 590
u. 39). Vgl. Paul. p. 104: lugarius vicus der im kapitolinisclien luppitertempel neben
dictus Eotnae, quin ibi fuerat ara lunonis luppiter und Minerva verehrten luno: Si torus
Ingae, quam rnitahmit matrimonia iungere. in pretio est, dicor matrona Tonantis, iuncta-
Placid. 476. Ziemlich clie.selbe Bedeutung que Taiyeio sunt mca templa lovi. Die In-
hatte die luno Pronuba, welcher Ausdruck schrift des lunotempels von Ardea b. l^lin.
bei VergiJ {Atn. 4, 166 und Strv. dazu und 7(. n. 35, 115 enthält die Worte Beginae lu-
zu V. 45), üvid {Met. 6, 428. 9, 762. Her. 6, nom{s) siipremi coniugi{s) templum. Sero, zu
43) und 3I'rrt. Capella (p. 245, 23. 332. 10 ed. Verg. Eel. 8, 30: Varro spargendarum nucum
Eyss.) der griechischen Bezeichnang Fa^riliu, liaiic dicit esse rationem, ut lovis omine
Zvyi'a, Tslsia entspricht. Der Name be- lo matrimonium celehretur , ut nupta ma-
zeichnete eigentlich die Brautführerin, welche trona sit, sicut luno. Bei Plaut Cas. 2, 3,
die Eheleute zusamniengiebt, die dann an den 14 sagt ein Ehemann zu seiner Frau: heia mea
Altar treten, um selbst das Opfer darzubringen luno, non decet ied fsse ta»i tristem tuo lovi,
(vgl. Marquardt , B. Privatalt. 1, 47 f. , sowie vergleicht also seine Ehe mit der des luppiter
die bei Jtofshach, Unters, üb. d. r. Ehe S. 378 ff. und der Inno. Überhaupt können wir überall
vgl. S. 329 u. 274. Ooerbeck, K.M. 2, 1 S. 57 u. da eine Verehrung der luno als Matrona vor-
131 ff. angeführten Bildwerke). Ferner gehören aussetzen, wo sie, wie auf dem Kapitol in Rom
hierher vier echtrömische Beinamen, welche in und in Etrurien , unmittelbar neben luppiter
den Indigitamenta (ob. Sp. 172 ff.) vorkommen und Minerva (als Regina) verehrt wurde {Serv.
und die Inno als Vorsteherin gewisser einzelner 20 "F. Aen. 1, 422. C. I. L. 1 p. 330 u. 410.
Akte der Hochzeiten bezeichnen (vgl. Plut. Müller-DeecJce, Etr. - 2, 44).
Q. P. 87: za TiXsiaxa xäv yccaiv.äv £tg xi]v Ganz eigentümlich ist nun der Gedanke
Hquv dv^TiTOv). So bezieht sich Domiduca einer heiligen und prototypischen Götterehe
oder Iterduca auf die domum deductio, d. i. (ifpög yäuog) in den überaus strengen und
den Hochzeitszug vom Hause der Braut nach vom Hauche des ältesten italischen Volkstums
dem des Bräutigams (vgl. Pofshach, Unters. erfüllten Vorschriften ausgeprägt worden,
üb. d. röm. Ehe S. 334 ff.), Unxia auf die welche sich auf die Ehe des flamen und der
Salbung der Thürpfosten am Hause der jungen flaminica Dialis bezogen. Ersterer war be-
Eheleute {Pofshach a. a. 0. 356 ff.), Cinxia kanntlich der Priester des luppiter, während
endlich auf die Anleguug und Lösung des so seine Gemahlin, die flaniioica, den Opferdienst
bräutlichen Gürtels {Pofshach 277 f.). Vgl. der luno zu versehen hatte {Pbit. Q. P. 86:
Augustin c. d. 7, 3: luno . . . Perduca est et ^lafiivinav isgav [i^Qeiav?'\ rrig "Hgag öo-xoij-
Domiduca. Mart. Gap. 2, 149: Perducam et aav). Beide sollten, wie Preller, P. M.^ 1, 201
Domiducam Unxiam Cinxiam mortales puellae richtig erkannt hat, gewissermafsen als lebende
debent in nuptias convocare ut earum et itincra Bilder der beiden Gottheiten, denen sie dienten,
protegas et in optatas domos ducas et cum vor dem Volke wandeln, daher wir aus den
postes unguent faustum omen adfligas et cingti- strengen Vorschriften, welche das Verhalten
Tum poneyites in thalamis non relinquas. Paul. der beiden regelten, auf die dem Kultus des
p. 63, 9 : Cinxiae lunonis nomen sanctum habe- luppiter und der luno zu Grunde liegenden
batur in nuptiis quod initio coniiigii solutio erat 40 Ideen schliefsen dürfen. Nun ist es in hohem
cinguli, quo nova nupta erat cincta. Vgl. ib. 63, Grade beachtenswert, dafs jene Vorschriften
5. iS^on. -p. il, 25. Arnob. 3, l\b: Unctionihus... entschieden auf die Verehrung des luppiter
supercst Unxia, cingitloruni Cinxia replicationi. und der luno als Ehegötter hindeuten. Das
Mythogr. 3, 3. Dieselbe Funktion wie die Cinxia erhellt namentlich aus einer Verordnung, nach
hatte nach Aug. c. d. 4, 11 auch die Dea Vir- welcher der flamen D. stets verheiratet
gin(i)ensis; diese entspricht also genau der grie- sein mufste, und zwar wurde streng darauf ge-
chischen Artemis Iröt^cofo? (vgl. ob. Sp. 23lf.). sehen, dafs er mit seiner Gattin in der alter-
Aus dieser Vorstellung der luno als der tümlichen und feierlichen Form der confarreatio
idealen Vorsteherin (pronuba) der Hochzeiten verbunden war. Ferner wissen wir, dafs er,
und Ehen ergab sich nun ebenso wie bei der 50 sobald die flaminica starb, sein Amt nieder-
Hera der Griechen der Gedanke, dafs luno legen mufste und dafs beide vorher keine
selbst als Ehefrau {matrona, mnter) und ihre andere Ehe geschlossen haben durften. Auch
Hochzeit und Ehe mit dem altitalischen lup- konnte ihre Ehe nicht durch Scheidung ge-
piter als das Ideal sämtlicher Hochzeiten und trennt werden, und um jeden Verdacht eines
Ehen aufzufassen sei.*) Vgl. Phmt. Amph. Ehebruches zu vermeiden, durfte der flamen
832: iuro [per] matrem familias lunonem. ursprünglich keine Nacht aufserhalb seines
Nach Serc. V. A. 8, 84 war Matrona ein Bei- Hauses zubringen (s. d. Belege b. Blarquardt,
name der luno; vgl. die Inschrift v. Lanuvium P. Staatsv. 3, 315 ff. Poscher, luno u. Hera
C. I. L. 1, 1110: lunone Seispitei Matri S. 63 f.). Endlich scheinen der Dialis und
Peginae und ib. 175 (Pisaurum): lunone Pe 60 seine Frau (als pronuba?) bei allen Hochzeiten
Matrona Pisaurese dono dedrot, wo es frei- fungiert zu haben, welche in der Form der
lieh zweifelhaft ist, ob Matrona Dativ sing, oder confarreatio gefeiert wurden (Serv. V. Georg.
Nom. plur. sein soll. Ovid fast. 6, 33 sagt von 1, 31: Farre nuptiae fiebant, cum jier . . . .
Dialem flaminem per fruges et molam sal-
*) Dafs es sich hierbei mcht um eine Konsequenz ^^^^^ coniungcbantur, unde confarreatio appella-
der spateren Ideütificierung der luuo mit Hera, sondern 7 . n t>' a 1 -^ i n • • 1 1 •
um alt- und echtitalische Anschauungen handelt, ist in batur) Die Anwesenheit der flammica dabei
meiner Schrift luno u. Hera S. 62 ^Yahr6cheiIllich gemacht schliefse Ich aus Ov. f. 6, 226 ft., WO Sie nach
•worden. der besten Heiratszeit gefragt wird.
591 Tuno (Ehegöttin: Hierosgamos"! luno (Moneta) 592
Was speziell das Verhalten der flaminica Hierosgamosfeier verglichen, sondern auch
angeht, so mufste sie stets wie eine Neu- geradezu von Argos abgeleitet haben (vgl. die
vermählte oder Braut gekleidet sein, d. h. den Inno Argeia v. Tibur C. I. L. 14, 3556), obwohl
Brautschleier und das Kopftuch (flammeum, in diesem Falle direkte Entlehnung von Hellas
rica) tragen, woran ein Granatzweig befestigt weder nachweisbar {MüJler-Deeclce , Etr.'^ 2,
war (Belege bei Marqimrdt a. a. 0. S. 318. 45) noch auch wahrscheinlich ist, zumal da
Boscher a. a. 0. S. 64. Bofsbach, Böm. Ehe 282), Ovid das hohe Altertum des Kultus ausdrück-
gegürtet (cincta), d. h. wie eine Braut mit dem lieh bezeugt und sich gewisse Besonderheiten
cingulum versehen sein {Paul. p. 05), und das nachweisen lassen, die schwerlich dem griechi-
Haar mit einer vitta purpurea durchflochten lo sehen Ritus entstammen (vgl. Boscher, luno
haben (vgl. Boßbach a. a. 0. 287 f.). Der u. Hera 88 ff.). Möglicherweise war übrigens
Granatzweig war wie ein Kranz (incurvata auch das von Vergü Geo. 3, 531 erwähnte luno-
quasi Corona) gebogen und sollte wahrschein- fest (Oberitaliens) ein Hierosgamos, da er aus-
lich den Brautkranz (coroUa) vorstellen, welcher drücklich sagt, man habe, da alle Rinder infolge
bei allen römischen Hochzeiten üblich war einer Pest gefallen seien, am Feste der Göttin
(Bofsbach S. 292). Dafs man hierzu bei der Büffelkühe (wri) vor den Wagen spannen müssen,
lunopriesteidn einen Granatzweig nahm, dürfte um (das Bild oder die Priesterin der Göttin?)
sich wohl aus der symbolischen Beziehung der nach dem hochgelegenen Tempel hinaufzu-
Granate zur Hochzeit und Ehe erklären, da- fahren. Das erinnert auffallend an die Ge-
her sie auch der Hera geheiligt war (s. oben 20 schichte von Kleobis und Biton, doch läfst es
Bd. 1 Sp. 2090). sich leider nicht mit Sicherheit sagen, ob der
Mit grofser Wahrscheinlichkeit dürfen wir von Vergü erwähnte Kult echtitalisch oder
ferner annehmen, dafs auch in Italien wie in barbarisch war.
Griechenland (vgl. Bd. 1 Sp. 2098 ff.) Ursprung- Fragen wir jetzt, welches der bekannten
lieh ein Fest des ttQog ydfiog, bestehend in lunofeste Roms sich wohl am besten für die
einer Nachahmung der heiligen Hochzeit des von uns wahrscheinlich gemachte Feier eines
luppiter und der luno, gefeiert wurde, wobei iSQog ycc^og eignete, so läfst sich dieselbe
wohl der Dialis und seine Gattin fungierten. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an
Gewifs war das von Ovid {am. 3, 13) be- den Kaienden des der luno heiligen und
schriebene. lunofest zu Falerii ein isgog yccfiog, 30 nach ihr benannten Monats lunius (lunonius,
wenigstens bezeugt derselbe ausdrücklich, dafs Lmonalis) denken, womit auch, wie schon
die daselbst stattfindende Pompa dem am oben gezeigt, die Ansetzung der Matronalia,
Heraienfeste zu Argos dargestellten Brautzuge also desjenigen Festes, welches der luno als
sehr ähnlich war (v. 31: Argiva est pompae Lucina und als Mutter des Mars galt, wohl
facies), indem das Bild der Göttin (wie zu übereinstimmt. Denn da die Kaienden des
Plataiai) in feierlicher Prozession, begleitet Juni und die des März genau 9 Monate ans-
von Priesterinnen (und xoqoi Tiag&ivcov vfivov- einander liegen und dies die ungefähre Dauer
aäv TYjV ^sov cpSaig TtazQi'oig Dion. H. 1, 21) der Schwangerschaft ist, so dürfen wir ver-
uach einem einsamen, schwer erreichbaren muten, dafs, wenn überhaupt ein innerer Zu-
uralten Altar mitten im Walde (v. 6 ff . stat 40 sammenhang zwischen den beiden wichtigsten
vetus et densa praenubilis arbore lucus \ ara lunofesten (Sp. 587, 2 ff.) bestand, auf die Kalen-
der antiquas facta sine arte manus) getragen den des lunius die Hochzeit der Göttin fiel (vgl.
wurde. Dabei gingen wie bei Hochzeiten auch die Analogie des "Hgaiog und raarjliäv,
{Bofsbach a. a. 0. 342) Flötenspieler voran d. i. des Monats, welcher nach dem griech. LSQog
(v. 11); als Opfertiere werden ein Schwein yä^og, dem Feste der "Hgaia, benannt war).
und Schaf (Widder) genannt (v. 16); also die- Hierzu kommt noch, dafs der Juni (abgesehen
selben Tiere, welche auch als Hochzeitsopfer von der ersten Hälfte) ebenso wie der griech.
üblich waren {Bofsbach a. a. 0. 340 f. 3Iar- rtx(ir}licöv für die günstigste Zeit zur Ehe-
quardt, B. Privatalt. S. 48, 34 f.). An diese schliefsung galt, wie Ovid {f. 6, 223) und
Feier knüpfte sich die für einen isgog ycifiog 50 Plutarch {Q. B. 86) ausdrücklich bezeugen,
höchst bezeichnende Legende, dafs luno [vor welche Thatsache dann leicht begreiflich ist,
luppiter ■?] geflohen und auf ihrer Flucht von wenn man annimmt, dafs auch das Prototyp
einer Ziege, dem Symbol weiblicher Frucht- aller Hochzeiten, der ugbg yä(iog des luppiter
barkeit und Geilheit (vgl. schol. Luciani ed. und der Inno, in dieselbe Zeit fallend gedacht
Jac. p. 244) verraten worden sei (v. 19\ wo- wurde. In Rom waren die Kaienden des
mit sich einerseits der in Hellas und Italien lunius speziell der auf der kapitolinischen arx
gleicherweise übliche Brauch, die Braut zu verehrten luno Moneta geheiligt (vgl. Solin.
rauben, anderseits die griechische Sage von p. 10, 2 31. Tutius in arce fliabitavitj , übt
der vor Zeus sich flüchtenden Hera vergleichen nunc aedes est lunonis Monetae), deren Tempel
läfst {v^. Boscher a. a. 0. S. 65. 76 ff. 90). End- 60 an diesem Tage dediciert wurde (vgl. Liv. 7,
lieh erfahren wir (v. 12), dafs das faliskische 28, 7. Ov. f. 6, 183. Macrob. 1, 12, 30. Cal.
Herafest ebenso wie der griechische Hieros- Venus. C. I. L. 1 S. 394. lo. Lyd. 4, 57.
gamos alljährlich gefeiert wurde. Auch der Jordan, B. Top). 1, 2, 108 ff.). Der volle Titel
Umstand spricht sehr für einen Hierosgamos dieser luno war, wie die Inschrift bei OreUi
in Falerii, dafs die Alten selbst (s. Ov. 1299 = G. I. L. 6, 362 lehrt, luno Moneta
a. a. 0. V. 31 f. u. vgl. Dion. H. 1, 21 und den Regina, und schon dieser Zusatz Regina
Art. Halesus) das Fest nicht blofs der griechi- (ebenso wie das Diadem auf der Münze bei
sehen und zwar speziell der argivischen Overbeclc, K.-3I. 2, 1. Münzt. 2, 49), zeigt, dafs
593 Inno (Monetär heil. Gänse anf d. arx) Inno (Moneta; Inno u. Hercules) 594
es sich um die Ehegattin des ebenfalls auf u. s. w.*) (Ciirtius, Gräz.^ 312) und bei seiner
dem kapitolinischen Hügel hochverehrten lup- an ein Part. Perf. Pass. erinnernden Bildung
piter Rex {Preller ^ 1 , 205 ) handelt , deren eigentlich die Braut oder junge Ehegattin des
Kultus hier seit uralter Zeit d. i. lange vor luppiter bedeutete. Allenfalls könnte man
Gründung des bekannten im J. 410 = 344 dedi- auch an die Mahnungen und Unterweisungen
eierten Tempels bestanden haben mufs {Jordan denken, welche die Pronuba dem jungen Ehe-
a. a. 0. S. 109). Sicher ist, dafs die lunonischen paare, namentlich aber der Braut, zu teil wer-
Gänse, welche im J. 390 das Kapitol retteten, den liefs {Clamlian 31, 129 ff. Kofshacli, Böm.
den Kultus der Moneta bereits voraussetzen Ehe 274). Die von Jordan, Topogr. 1, 2
(vgl. Poet. Tat. min. ed. Wernsd. 3, 490 f.), da lo 108 ff. aufgezählten, übrigens stark von ein-
sie nicht ("wie Preller, B. 31.^ 1, 284 f. Over- ander abweichenden Tempellegenden wollen
beck, K.-3I. 2, 1 S. 158 und Jordan, Top. 1, den Namen Moneta wenig glaublich von ge-
2, 37 f. meinen) der andern in einer Neben- wissen für den Staat bedeutungsvollen Mah-
cella des luppitertempels verehrten kapitol. nungen oder Ratschlägen (monitiones) ableiten,
Regina, sondern eben der Moneta angehörten. wobei nur merkwürdig ist, dafs die wichtigste
Dies erhellt aus folgenden Gründen: 1) Redet aller in Betracht kommenden Mahnungen,
Plutarch Cam. 27 und de fort. Born. 12 (vgl. nämlich die durch die Gänse den Römern zu
Liv. 5, 47 und Dion. H. 13, 7 %■ TQ^cpö^ivot, teil gewordene, nur vom Sehol. zu I^ucan. 1,
Iv Tfö xsyih'Si) von jjtjve? ifgol itBQi xhv vscov 380 berücksichtigt worden ist, und dafs Cicero
T>J5 "Hqccs, womit natürlich nur ein selb- 20 {d. diu. 2, (i9) nur von einer einzigen bei Ge-
ständiger luuotempel, nicht aber die lunocella legenheit eines Erdbebens erfolgten Mahnung,
des luppitertempels auf dem Kapitol gemeint eine trächtige Sau zu opfern, weifs. Gewifs
sein kann; vgl. Jordan , Topogr. 1, 2, 33. — ist, dafs Kult und Name der Moneta viel älter
2) Stand der im J. 344 errichtete Moneta- sind als alle in den genannten Tempellegendeu
tempel nach Liv. 7, 28, 5 (vgl. 5, 47, 8). Ov. {Cic. div. 1, 45, 101; vgl. 2, 69. Suid. s. v.
f. 6, 183 ff. Vol. Fl. 6, 2. Ext. 3, 3, 1 an der- Movr,rci; vgl. Schol. Lucan. 1, 379) ange-
selben Stelle (der 'arx'), wo einst das Haus führten Ereignisse {Jordan a,. a. 0.), älter auch
des Retters des Kapitols, des Manlius Capito- als die Einrichtung der Prägstätte neben
linus, desselben, den die Gänse beim Einfall dem Tempel, daher Corssens Deutung des
der Gallier zuerst weckten {Serv. V. A. 8, 652), 30 Namens verfehlt scheint {Ausspr. etc.- 1, 438:
gestanden hatte, so dafs zu vei-muten ist, sein Moneta = die 'Denkzeichengebende'**). Auch
Haus sei dem der Moneta heiligen Bezirke be- auf dem Albaner Bei-ge neben dem Tempel des
nachbart gewesen. — 3) Das Attribut der luppiter Latiaris (s. d.) gab es wohl einen solchen
kapitolinischen Regina ist nicht die Gans, der Moneta, gelobt nach Liv. 42, 7 im J. 173
sondern der Pfau {Overhech, K.-M. 2, 1, 126 f. und geweiht im J. 167 nach Liv. 45, 15 {aedem
158. Maller -Wieseler, B. d. a. K. 2, 64^). — 3Ionetae {'?) in monteAlbano (?),- cod. adem moet
4) Serv. V. A. 8, 652 sagt: tunc Manlius, custos albanö). Eine Münze von Paestum (?) mit dem
Capitolii, Gallos detrusit ex arce, clangore Kopf der Moneta s. im Catal. of gr. coins in
anscris excitatus (vgl. Lucan. 1, 380: castrensis the Brit. Mus. Italg S. 282. — Val. Maxiwus
Moneta = M. in Castro = in arce). Da nun 40 1, 8, 3 nennt auch die vonVeji nach dem Aventin
die Gans im Altertum als Lieblingstier der verpflanzte luno Moneta. Über die später (seit
Matronen und als Symbol der Sittsamkeit 485/269?) mit dem Tempel vereinigte Präg-
und Züchtigkeit {Aristot. ed. Didot 3, 4, 85. statte vgl. Jordan a. a. 0. S. 110. Hinsichtlich
Plin. lt. n. 10, 44 verecundiim animal. Petron. der Darstellungen der Moneta auf röm. Münzen
137 anserem Omnibus matronis ucceptissimum. s. Overbeck, K.-M. 2, 1 S. 159. Babelon, Mon.
A. Ztg. 16, 231*), also derjenigen Tugenden de la rep. 1, 309. 314 und unten Sp. 612.
galt, welche der Römer vorzugsweise von den Aus den Funktionen der luno als Göttin
matronae verlangte (vgl. Senec. fr. 78 ed. Haase. der Entbindungen und Hochzeiten (Ehen) hat
Tac. dial. 28. Dio Cass. 56, 3 [ot-/coupog etc.]. sich offenbar die Idee von weiblichen Genii
3Iacrob. 1, 15, 22), so ist kaum zu bezweifeln, 50 oder lunones entwickelt, die, einheitlich zu-
dafs man die Moneta als höchstes Ideal weib- sammengefafst und den in der Gestalt des
lieber Sittsamkeit und Häuslichkeit verehrte, Hercules ebenso einheitlich gefafsten Genii
was ebenfalls entschieden auf eine Braut oder virorum gegenübergestellt, in dem oben Bd. 1
jugendliche Ehegattin des luppiter führt (vgl. Sp. 2258 ff. behandelten eigentümlichen Mythus
die sehr jugendlichen Köpfe der Moneta von einem ehelichen Verhältnis zwischen Her-
bei Overbeck, K.-3I. 2, 1. Münzt. 2, 48 u. 49). cules(= Genius lo vis) und luno (= luno lunonis?)
Suchen wir jetzt diese Erwägungen für den eine so wesentliche Rolle zu spielen scheinen
bisher noch unerklärten Namen Moneta zu (s. die Artikel Hercules, lunones und Genius),
verwerten, so ist es mir nicht unwahrschein-
lich, dafs derselbe bei seiner unverkennbaren 60 *) Beachtenswert ist, dafs z/*-. Andron. b. Prhc. 6,
und allgemein anerkannten etymologischen 5, e die griechische 3lv)iuoai'jvii mit Moneta übersetzt
Verwandtschaft mit liväa&ai, in Liebe ge- hat, was ebenfalls auf Verwandtschaft mit /Livän&ai = (in
denken, freien, flX'/JötJJ (aAo;^oe) Ehefrau, jUl-TJCT/J Liebe) gedenken, minnen deutet. Vgl. Gloss. Philox.
Braut, althochd. minnia, minna Minne, Liebe Mrrif.oaüry; Moneta u. Uyg. /. praef.
**) Gilbert, Gesch. u. Top. d. St. Rom 1, 33-1 bezieht da-
gegen den Namen Moneta auf die Verkündigimg der
*) Vgl. auch Stephani CR. 1863, 21 f. n. Bri/il-mann, Monatsfeste, „weil die Erinnerimg an diese von selten
I). Metaphern 1 S. 551f. , wo nachgewiesen ist, dafs die des Hex im Namen und anstatt der luno selbst erfolgte,
männliche Gans für ein besonders verliebtes Tier galt. die demnach hier in eminentem Sinne die Mahnerin war".
595 Inno (Sospita etc.) Inno (Sospita, Cur(r)itis, Quiritis) 596
IV. Sonstige Funktionen der luno. ^% 7//..^' ^- ^r^Vf^^'^^ der Diktator
* selbst {Cic. pro Mil. 17, 45. Ascon. p. 32 Or. =
a) luno Sospita (Sospes), oder Sispita (so p.27 JL«e/s^-); Pi'odigien, welche in dem lanuvin.
Münzen desAnton.Pius und Commodusb.£'cÄ;/;e/, Tempel vorfallen, werden nach Rom berichtet
d. w. w. 7, 14 u. 107 [gefälscht ist OreZ^t nr. 1309 und von Rom aus gesühnt {Liv. 21, 62, 4.
= C./.I/. 14, 99*], auch Sispes, Seispes bedeutete 22, 1, 17. 23, 31, 15. 24, 10, 6. 29, 14,3.
unzweifelhaft die 'Heilschützerin', Erretterin. 31, 12, 6. 40, 19, 1). Ein Kollegium von
Der Name ist einerseits von Wurzel sa (vgl. sacerdotes Lanuvini, aus römischen Rittern
gr. ßäoq, aaöco), anderseits von pati Schützer, gebildet, beteiligt sich im Namen des Staates
Herr (vgl. skr. pami schütze) abzuleiten; vgl. lo an dem Dienst (Dessau G. I. L. 14, p. 192,
Corssen, Ausspr. etc. ^ 1, 425 f. 2, 365. Preller- C. I. L. 5, 6992. 7814, 9, 4206 ff". 4399. 10, 4590.
Jordan'^ 1, 276. Fest. p. 343: Sispitem luno- Marquardt, B. Staatsv. 3, 456). Nach Cicero
ncm, quam vulgo sospitem appdlant, antiqui {pro Mur. 41, 90) hatten auch die römi-
usurpahant, cum ea vox ex Graeco videatur sehen Konsuln die Verpflichtung, der lanu-
sampta, quod est ecö^siv. Apul. M. 6, 4: sis vinischen Sospita (alljährlich?) ein Opfer
meis extremis casibus luno Sospita. Wahr- darzubringen (J. Sospitae., cui omnes consu-
scheinlich bezog sich der Beiname Sospita ur- les facere necesse est). Über die Lage des
sprünglich auf die Hülfe, welche die Göttin älteren Tempels imd seine Ausstattung s.
den Frauen bei der Entbindung gewährte Abeken, Mittelitalien 215 u. Plin. h. n. 35, 17.
(vgl. Preller- Jordan^ 1, 276), doch scheint sie 20 Besondere Ehre erwies der Göttin in späterer
daneben auch, wie die Opigena, die Bedeutung Zeit Antoninus Pius durch Erbauung neuer
einer Erretterin aus Kriegsgefahren gehabt Tempel; lul. Capit. Ant. P. 8. Der voll-
zu haben (Liv. 32, 30, 10), zumal da sie (wie ständige Titel der Göttin war nach Inschriften
auch gewisse griechische Mondgöttinnen und luno Sospita (Seisp(s) Mater Eegina {C. I. L.
die Cur(r)itis von Tibur; s. oben Sp. 588) be- 14, 2088 ff., 2090: 7. Seispitei Matri Beginae;
waffnet und auf einem Wagen fahrend ge- 2091: Tunöni S. M. B. || Q. Olius etc.; vgl.
dacht wurde (vgl. Fest. p. 200 u. 3Iart. Cap. Babelon, Monn. de la rep. B. 2, 488). Auch
2, 149: Opigenam te quas vel in partus dis- in Rom selbst hatte die lanuvinische luno oder
crimine vel in bello protexeris precabuntur). Sospes zwei Tempel. Der eine von ihnen be-
Die Hauptstelle über die äufsere Gestalt der 30 fand sich auf dem Forum Olitorium und war
Sospita findet sich bei Cicero, de nat. deor. voviert vom Konsul Cornelius im Insubrerkriege
1, 29, 83: illam vestram Suspitam, quam tu (a. 197); vgl. iw. 32, 30, 10 u. 34, 53 (s. ö^iVöer^,
nnmquam . . . vides nisi cum pelle caprina (s. Gesch. u. Topogr. d. St. Born. 3, 82); der andere
oben S-p. 587), cum liasta, cum scutulo, cum auf dem Palatinus in unmittelbarer Nachbar-
ealceolis repandis. Hiermit stimmen die er- schaft des Tempels der Magna Mater (vgl. Ovid.
haltenen ziemlich zahlreichen Monumente (teils /; 2, 55: pirincipio mensis Phrygiae contermina
Münzen, teils Statuen und Reliefs, besprochen Matri \ Sos2jita deJubris dicitur aucta novis).
von Ocerbeck, K.-M. 2, 1, 160 tf. Peter oben Auf einen der beiden Tempel scheint sich die
Bd. 1 Sp. 2261 ff. Babelon, 3Ionn. de la rep. Nachricht von einer Wiederherstellnog im
Bomaine 2, 20. 224. -280. 283. 386. 402. 434f.; 40 J. 663 u. c. {Cic. de dioin. 1, 2, 4. 44, 99. lul.
vgl. auch die Münze von Nikomedeia bei Im- Obs. 115) zu beziehen (vgl. Becker, Topogr.
Jwof-Blumer, Griech. Münzen S. 604: (80) ^ Tat 6 602). Das Fest der Sospita zu Rom fiel nach
nr. 12 [HPA AANOIA]; Sp. 606 ff.) vollkommen Ovid. f. 2, 55 auf die Kaienden des Februar,
überein, nur dafs einige Münzen die Göttin daher Preller^ 1, 278 wohl mit Recht den
auf einem Zweigespann fahrend darstellen. gleichen Festtag auch für Lanuvium vermutet.
Attribut der Sospita ist entweder ein Vogel (Weitere Kombinationen s. b. Gilbert a. a. 0.
(Krähe? vgl. Paid. epit. p. 64, 7. C. I. L. 1, 814), 1, 228 ff. 3, 430.)
welche auf Münzen der gens Cornuficia {Over- b) luno Ciir(r)itis, Quiritis u. s. w. Diese
beck a. a. 0. S. 160. Münzt. HI nr. 18. Babelon, luno scheint der Sospita nahe verwandt gewesen
Monn. de la rep. B. 2, 434ff.) erscheint, oder 50 zu sein, da sie ebenso wie diese mit Schild
eine Schlange (Münzen d. gens Roscia b. Overb. und Speer ausgerüstet und auf einem AVagen
a.a.O. Babelon a.a.O. 2, i02 und Mettia, i?a- fahrend gedacht, auch, wie diese, oft in
belon a. a. 0. 2, 224). Diese Schlange erklärt Kriegsnöten angerufen wurde. Vgl. das tibur-
sich aus einem von Propertius (5, 8, 3 ff.) und tinische Gebet bei Serv. Fuld. zu Aen. 1, 17:
Aelian {h. a. 11, 16) erwähnten Brauche, wo- Inno Curritis (sie!), tuo curru clipeoque
nach einer im Haine der lanuvinischen Sospita tuere meos curiae vernulas (s. Jordan zu Prel-
hausenden Schlange alljährlich von einer ler^ 1, 279, 3). Serv. zu V. J.. 1, 8: utitur
Jungfrau ein Opferkuchen dargebracht wurde. curru et liasta. ib. 2, 612: ipjsa est curritis
Genofs die Schlange davon, so galt dies als et sub hoc nomine interest bellis. Die Lanze
Beweis der Keuschheit des Mädchens, ver- go bezeugt Plut. Born,. 29 u. Q. B. 87. P'est.
schmähte sie es, so war dasselbe nicht fügend- p. 49. ib. 254: Quiritis luno Dea Sabinorum,
haft gewesen. Der älteste und wichtigste cui bell ant es aqua et vino libabant. Mart.
Kult dieser Sospita bestand zu Lanuvium; ihr Cap. 2, 149: Curitim debent mcmorare bellan-
Tempel und Hain (aedes lucusque) war seit tes. Was den Namen betrifft, so ist es ziem-
416 = 338 gemeinsames Eigentum der Lanu- lieh schwer, darüber ins Reine zu kommen.
viner und Römer (Liv. 8, 14, 2); ihren Dienst Die Schreibung schwankt zwischen Curritis
versahen ein flamen, welchen der Diktator von {Arvalkal. 7. Okt. C. I. L. 11, 3126 [Kalerül.
Lanuvium ernannte {Cic. pro Mil. 10, 27. 17, Serv. Fuld. a.a.O.), Curitis {Blart. Cap.2, 149),
597 Inno (Sospita, Cur(r)itis, Quiritis) luno (Popnlona, Sororia, Caprotina) 598
Curis (Fest. p. 64), Quiritis oder Quiris (C. /. ä) zu Beneventum; vgl. die Inschrift C.
L. 9, 1547, ßenevent: Imionei. Quiritei. I. L. 9, 1547.
Sacra. Kai. v. Ostia 7. Okt. C. I. L. 11, 3125: c) I. Populoiui (-onia). Hinsichtlich der
. . . pontifex sacrarius I. Quiritis), Quiritia sprachlichen Form s. Jordcm z. Preller, M. 31. ■^
{KvoiTLCi Bion. Hai. 2, 50 \Schoemann Kvql- ], 279 u. vgl. C. I. L. 3, 1075 (Apulum, Da-
riSi]. bteph. Byz. s. v. Kvgi'g, ^vrjtgöno^.ig Sa- cia): I. JReginae Vopuloniae Deac Patriae,
ßivoav . . . KvQixCa "Hga). Ebenso schwankend Die Deutung des Namens ist nicht ganz
ist die Deutung des Namens. Die Alten dachten sicher. Mart. Cap. 2, 149 will den Namen
an Ableitung bald von der sabinischen Stadt offenbar von populus im Sinne von plebes ab-
Cures (Steph. Byz. a. a. 0.; ebenso Corssen, lo leiten {Populonam plebes, Curitiin debent me-
Ausspr. etc." 2, 357, der sich auf Fest. p. 254 viorare bellantcs). Nach dem Mythogr. 3, 3
Quiritis Inno dea Sabinorum beruft; vgl. ib. hiefs sie Populonia, quod populos multiplicet,
p. 49 s. V. Curis [Sabine hastaj u. Curitim), und diese Deutung hat dies für sich, dafs sie
bald von curis, dem sabinischen Ausdruck für sich • sehr gut mit der Funktion einer Ent-
hasta (Fest. p. 49 u. 254. Oo. /". 2, 477. Serv. bindungsgöttin vereinigen läfst. Sincca (fr.
V. A. 1, 8; vgl. Plut. Rom. 29. Q. B. 87), 39) bei Augustinus c. d. 6, 10 rechnet die
wofür allerdings ihre ständige Ausrüstung mit Populonia ebenso wie die Fulgora und Rumina
einer Lanze [Plut. a. a. 0.; hinsichtlich der zu den deae viduae, d. i. caelibes. Aus einem
auf die Quir. [mit Recht V] bezogenen hasta Fragmente des sog. ius Papirianum hei Blacrob.
caelibaris s. Fett. 62. Plut. Q. B. 87. Oo. f. 20 3, 11,5 erfahren wir, dafs im Tempel der luno
2, 559. Arnob. 2, 67, sowie Preller'^ 1, 279. Populonia (zu Rom?) sich eine augusta mensa
Bofsbach , B. Ehe 289 ff. Ptter oben Bd. 1 befunden habe. Kulte dieser luno sind aufser-
Sp. 2262 ff.) und die Deutung des Qui- dem bezeugt für:
rinus als Lanzenträger (siehe jedoch Preller- a) Aesernia in Samnium: Tuiioui Beg. Pop.
Jordan'-^ 1, 369) sprechen würde, bald von etc. Orelli 1306 = C. I. L. 9, 2630.
currus {Serv. z. V. A. 1, 17 u. 1, 8), bald an ß) Teanum Sidic. in Carapanien: Noniae
Zusammenhang mit curia (vgl. Dion. H. 2, 50: Prisca(e) sacerd. lunoii. Populon. Hevzen 5660
TäxLog] £v ci7iäaat.g rat? Kovgi'aig "Hqcc tga- = I. B. N. 3985 = C. I. L. 10, 4790. Fla-
TTs^ccg t&sxo KvQLzicc XsyoyiivTj. Fest. p. 64: viae etc. sacerd. lunonis Papula tiae . . Henzen
Curiules niensae, in quibiis immolabatur lunoni, 30 b&6l = I. B. N. 3984 = C. I. L. 10, 4789.
quae Curis appellata est; vgl. auch Fest. 254. üewÄe« 6103 = /. i?. iV. 3986 = C.J. i. 10, 4791.
Serv. V. A. 1, 17: tuere meos curiae vernu- d) luno Sororia (Fest. p. 297. Schol. Bob.
las. Gilbert, Gesch. u. Topogr. d. St. Born 2, ad Cic. p. 277 (//•. Dion. H. 3, 22 "'Hga rj
127). Die Entscheidung ist schwierig, am lsXoy%bv suLGTiOTisiv ddsXqxxg) hatte in der
meisten scheinen jedoch die Ableitungen von 4. Region unweit des colossus Neronis einen
cüris Lanze und von Cures für sich zu haben, Altar neben dem des lanus Curiatius {Becker,
zumal da der Zusammenhang der Göttin mit Topogr. 527 ff. Jordan, Top). 2, 100). Über
den Sabine rn sich nicht leugnen läfst; ob beiden Altären befand sich das sogen, tigillum
ein Zusammenhang mit currus besteht, hängt sororium. Das am 1. Okt. (nach den fasti
von der (ungelösten) Frage ab, ob die Schrei- 40 Arval.) regelmäfsig stattfindende Opfer galt
bung Curritis echt und ursprünglich ist. Sollte der Sühne des Schwesterraordes, den Horatius
dies der Fall sein, so könnte man sogar an eine begangen haben sollte. Mehr bei Marquardt,
Trennung der Curritis von der Quiritis denken. Staatsv. 3, 560 u. oben Sp. 21. Es ist klar,
Kulte dieser luno bestanden: dafs diese luno eigentlich die Bedeutung einer
a) zu Rom, wo ihr seit ältester Zeit in Beschützerin der (bräutlichen) Schwestern hatte,
allen Curien als Beschützerin derselben Opfer- Müller-BeecJce, Flr.''' 2, 92, 30 deuten diese I.
tische errichtet waren; Dion. Hai. 2, 50. Fest. als luno (= genius) sororis; vgl. lunones.
p. 64 s. V. curiales mensae. p. 62 curionia Sacra. e) I. Caprotina (Capratina C. I. L. 4,
p. 49 curioniurn aes; ob. Sp. 584, 32 ff. Auch 1555). Nach Varro 1. l. 6, 18 wurde an den
wurde nach dem Arvalkalender und dem von 50 sogen. Nonae Caprotinae (7. Juli) '^in Latio'
Ostia am 7. Okt. dem luppiter Fulgur und der dieser luno ein Frauenfest mit einem unter
luno Curritis in Campo ein Fest gefeiert {Mar- einer caprificus stattfindenden Opfer gefeiert.
quardt, B. Staatsv. 3, 22, 4 u. 560). Ausführlich erzählt Macrob. 1, 11, 36ff. : lu-
ß) zu Tibur; Serv. z. V.A. 1, 17; vgl. auch noni Cupr. die illo liberae pariter ancillaeque
Orelli 1289 = C. I. L. 14, 3556 {I. Argeia). sacrificant sub arbore caprißco in msmoriam
y) zu. F&\evii: Tert. apolog.'-Ai: Faliscorum benignac virtutis, quae in ancillarum animis
in honorem Patris Curis [patriae Curitis: Gar- pro conservafione publicae dignitntis apparuit;
rncci] et accepit cognomeu luno. CLL. 11, nam post urbem capjtam cum sedatus esset Gal-
3125 u. 3100 (vgl. 3152), wo ein j;or</<7'.s«cr('rtn?/sj licus motus, res ]}ublica vero esset ad tenue de-
Lun. Cu(ritis) erwähnt wird; C.L.Lj. 11, 3126: 60 ducta, finitind oportunltatem invadendi Bomani
lucuni L. Curritis. Vgl. Müller-Deeclce, Etr. ^ 2, nominis aucupati praefecerunt sibi Postunmim
44, 12. Übrigens scheint diejenige luno, wel- Livium Fidenatium dictatorem , qui . . . man-
cher das Fest des ispög yäfiog galt, nicht die Qui- davit, ut matresfamilius sibi et virgines
ritis gewesen zu sein, zumal da wir aus Dion. dederentur . . . ancilla nomine Tutela (Tutula?)
Hai. 1,21 wissen, dafs jenenur von Priesterinnen, scio Philotis {^ilwxig = die Liebende bezeichnet
ebenso wie die argivische Hera, bedient wurde, wohl das aphrodisische Wesen dieserTutula;
und weil die kriegerische Ausrüstung einer Qui- vgl. cpLlotrig = Beischlaf etc. und L'olyaen.
ritis nicht recht zur Feier des tiqog y. pafst. 8, 30 01 Äaxivot ovveK(i&£vÖov xaCg Y-ÖQUig)
599 luno (Caprotina) Inno (Regina) 600
pollicita est se cum ceteris ancilHs sub nomine Vgl. Pfeiler^ 1, 286 f. (der auch auf die Zeit
clominarum ad liostes ituram habituque matrum- der sogen, caprificatio hinweist). Marquardt,
familias et virginutn sumpto hostibus cum pro- Staatsv. 3, 312. 555 ff. Sclnveqler, H. G. 1, 532 flf.
sequentium lacrimis ad fidem doloris inr/estae (wo die antike Litteratur über das Fest am
sunt, quae cum a Livio in casiris distributae vollständigsten gesammelt ist). MannJiardt
fuissent, viros plurimo vino provocaverunt diem a. a. 0.
festum apud sese esse simulantes. quibus sopo- f) Die luno Veridica(?) einer von Jfen^-ew,
ratis ex arbore cnprifico, quae castris erat Suppl. Or. III 135 für unecht gehaltenen In-
proxima, Signum Romanis dederunt. qui cum schrift (OrelJi 1311) von Benevent, von Preller^
repentina incursione superassent, memor bene- lo 1, 283, 2 mit der Moneta verglichen, beruht auf
ficü senatus omnes ancillas manu iussit mitti falscher Lesung stattRegina; s. C.7.7v.9, 2110.
dotemque eis ex publico fecit et ornatum, quo g) Kegina. So hiefs luno als Gemahlin des
tunc erant usae, gestare concessit diemque luppiter Rex (Preller ^ 1, 205; vgl. Zfvg ßaai-
ipsum Nonas Caprotinas nuncupavit ab illa Xfvg u. "Hqu ßaatleia, ßaailiq), vielleicht auch
caprifico ex qua Signum victoriae ceperunt, als Göttin des Mondes, welcher bekanntlich
sacrificiumque statuit annua sollennitate ceJe- öfters als 'regina siderum' oder 'caeli' aufgefafst
brandum, cui lac quod ex caprifico manat wurde (Hör. ca. sacc. 35; mehr bei Koscher,
propter memoriam facti praecedentis adhibetur. luno u. Hera 20, 20). Dieser lunokult ist
Ziemlich dieselbe Legende erzählt Plutarch wohl der berühmteste und verbreitetste ge-
[Bovi. 29 und Camill. 33, vgl. Polyaen. 8, 30), 20 worden, was zweifellos mit der Bedeutung des
doch weicht dieser darin von Macrobius ab, kapitolinischen Tempels zusammenhängt. Das
dafs er hinzufügt, die bräutlich geschmückten Kapitolium mit seiner Göttertrias luppiter, luno,
Mägde hätten alle ihnen Begegnenden ver- Minerva war nach Jordan (Eöm. Top. 1, 2, 35;
spottet (ncci^siv dicc ay-cofifiärcov) und alsdann vgl. Preller, R. ilf."' 1, 65), keine den Italikevn
sich gegenseitig geschlagen und mit gemeinsame Einrichtung, sondern die eigenste
Steinen geworfen, auch nennt er nicht die Schöpfung des römischen Staats, der römischen
Fidenateu, sondern die Latiner als Gegner der Staatsreligion (vgl. jedoch Serv. V. A. 1, 422), es
Römer, welche eine Anzahl von römischen war von beiden unzertrennlich und ist mit
Jungfrauen (und Witwen) zu Ehegattinnen beiden durch die Welt gewandert. Und zwar
verlangt hätten, um das frühere in Vergessen- so ist sein vorzüglichster Träger die Kolonie der
heit geratene connubium mit den Römern zu römischen Bürger, das Abbild des röm. Staats
erneuern. Statt der Fidenaten nannte man im Kleinen: in den Kolonieen Italiens und den
auch die Tusci (Macrob. 3, 2, 14), oder die Provinzen steht, wie in Rom, an der Spitze
Galli (Ovid a. a. 2, 257), während andere des Kultus der des luppiter mit der luno und
das Fest der caprotinischen Nonen und die Minerva. So kommt es, dafs wir in Italien
damit in Verbindung stehenden Poplifugia mit und in den Provinzen (vgl. die Indices des
dem Verschwinden des Romulus am Ziegen- C I. L.) keinem Beinamen der luno häufiger
sumpf (caprae palus) auf dem Marefelde in begegnen, in der Regel in Verbindung mit
Zusammenhang bringen wollten {Plut. Born. luppiter 0. M. und Minerva.
29 u. Cam. 33. Bion. H. 2, 56). Bei diesem 40 l) Die kapitolinische Regina. Der kapi-
Sch wanken der Überlieferung ist es natürlich tolinischeTempel war nach glaubwürdiger Über-
schwer, über die eigentliche Bedeutung des lieferung ebenso wie der auf dem Albaner
Festes ins Reine zu kommen. Sicher scheint Berge von den Tarquiniern erbaut {Jordan,
nur, dafs auch hier luno die Bedeutung einer Top. 1, 2, 8ff. ). Genaueres über die Ein-
Göttin der Ehe und weiblichen Fruchtbarkeit richtung des Tempels s. bei Jordan, Top.
hatte, welche letztere hauptsächlich durch a. a. 0. Der mittlere Raum gehörte dem
Lustration bewirkt werden sollte, daher auch luppiter, die beiden Nebencellen der Inno R.
hier, wie am Feste der Luperealien, die Ziege (links) und der Minerva (rechts vom lupp.);
(capra; vgl. caprificus, caprae palus, Capro- vgl. Jordan a. a. 0. S. 71. 88 ff. Daremberg-
tina), gegenseitiges Schlagen (mit Feigenzwei- 50 Soglio, Dict. d. antiq. 1 p. 901 ff. Babelon,
gen?) und eine symbolische Flucht eine Rolle Monn. de la rep. 1, 396. Hinsichtlich der
spielte. In dem Brauche der Spottreden und bildlichen Darstellungen der kapitolinischen
des Steinwerfens hat 3Iannhnrdt, Mythol. R. verweise ich auf (Jverbeck, K.-M. 2, 1, 158;
Forsch. 122 mit grofser Wahrscheinlichkeit vgl. ib. 126 (wo jedoch die 3 Kulte der Regina
einen bekannten Ernteritus erkannt, womit das in Rom nicht gehörig unterschieden werden)
Datum des Festes (7. Juli, zugleich Tag des u. Jordan a. a. 0. S. 89 ff. Wie es scheint,
ersten der beiden dem Consus, d. h. dem Gotte war sie mit Schleier, Scepter (in d. L.) und
der Frnchtbergung, im Circus begangenen Schale (in d. R.) ausgestattet, auch ist ihr
PJrntefeste)*), sowie der Name Tutula = Tu- mehrfach, aber nicht ständig, der Pfau bei-
tulina oder Tutilina (d. i. Göttin, welche dem 60 gegeben; der Eichenkranz war der luno und
Einfahren oder Einheimsen des geschnittenen dem luppiter als noliovxoLg geheiligt nach
Getreides vorstand; Tertull. de spect. 8. Aug. Plut. Q. E. 92. Dafs die kapitolinischen
c. d. 4, 8; ob. Sp. 228) wohl übereinstimmt. Gänse wahrscheinlich nicht der Regina, son-
Eine Darstellung der Caprotina will Mommsen, dem der Moneta zugehörten, haben wir
Münziv. 519 auf einem Denar des C. Renius schon oben gesehen. Nach Liv. 22, 1, 17
{Babelon, Monn. de la rep. 2, 399) erkennen. wurden im J. 217 v. Chr. der kapitolinischen
Trias drei Blitze aus edlem Metall, dem lup-
*) Vgl. Nissen, IL LaiuiesJc. 1, 400. piter aus Gold, den beiden Göttinnen aus
601 luno (Regina, Victrix) luno (Opfer u. Attribute) 602
Silber geweiht, woraus hervorzugehen scheint, der Salonina (s. Cohen, Med. imp. 4, 468, 49.
dal's man sich die Regina ebenso wie luppiter üverheclc, K.M. 2, 1, 127).
und Minerva blitzend dachte (vgl. 8erv. V. A. i) Hinsichtlich der karthagischen luno Cae-
1, 42 u. 8, 430), was, wie es scheint, mit lestis s. d. Art. Sp. 612 ff.),
etruskischer Blitzlehre zusammenhängt (vgl. Über die Rolle, welche luno in der Aeneide
Mäller-DcecJi-e, Etr.'^ 2,86. 1G8), wie denn über- äes yergil spielt s. Fauhf , Realenc. 4, 580.
haupt die kapitolinische Göttertrias etruski- Über die ''luno virgo, quae Feronia di-
schen Ursprungs zu sein scheint {Serv. V. A. cebatur' {ßerv. V. A. 7, 799), oder die Feronia
1, 422: prudentes Etruscae disciplinae aiunt s. den Art. Feronia (oben JBd. 1 Sp. 1480).
apud conditores Etruscarum urbium non puta- lo
tas iustas urbes fuisse, in quibus non tres ^* Opfe^^ und Attribute.
portae essent dedicatae et votirae et tot templa, Das gewöhnliche Opfertier der luno war
lovis, lunonis, Minervae). Was die Opfer be- (wie bei der Hera) die weifse Kuh, deren
trifft, so erwähnt Juvenal 6, 48 eine aurata Hörner, wie es scheint, oft vergoldet waren
iuvenca, nach den Acta Arvalium (S. 57. 91 (vgl. luv. 6, 48. Henzen, Acta fr. Arv. 57. 91 f.
Mensen) wird ihr ebenso wie der Minerva eine Liv. 27, 37. Oc. am. 3, 13, 4. 13), aufserdem
b(os} f(cmina), dem luppiter aber ein b(os) mfas) werden erwähut vituli {Ov. a. a. 0. 15), porcus
dargebracht. Stadtrömische auf die Regina oder porca {Oii. a. a. O. 16. Macrob. 1, 15, 9
bezügliche Inschr. s. C. I. L. 6, 364f.; vgl. auch u. 19), agna {Gell. N. A. 4, 3. Macrob. a. a. 0.),
die Acta fr. Arval. ed. Henzen p. 211 (index). 20 Widder {Ov. am. 3, 13, 18), lac caprifici {Macrob.
Hinsichtlich der sonstigen Kulte der Regina 1, 11, 40), ein Mutterschaf nebst zwei Lämmern
vgl. die Indices zu den Bänden des C. I. L. (? Falgent. p. 389 Gerl.), Blumen am März-
2) Auch die Moneta führte bisweilen den feste der Lucina {Ov. f. 3, 253). Den Dienst
Titel Regina: C. I. L. 6, 362 (s. oben Sp. 592), der luno versahen in der Regel (verheiratete?)
ebensodielanuvinischeSeispes(6\ J.Zv. 14, 2090). Priesterinnen, in Rom insbesondere die flami-
3)DerKultder aventinischen R. stammte nica Dialis (vgl. Ov. am. 3, 13, 30. liensen
von der arx in Veji und wurde nach der 5660. 5661), doch kommen zu Lanuvium auch
Eroberung dieser Stadt im J. 396 v. Chr. flamiues und sacerdotes (masc.) vor (s. oben
infolge eines Gelübdes des Camillus samt Sp. 595 f.). Attribute der luno waren die
dem alten Holzbilde {!t,6avov) nach Rum ver- 30 Gans (I. Moneta), der Pfau (I. Regina auf dem
pflanzt (vgl. Dion. Hai. 13, 3. Liv. 5, 21 u. Kapitol), die Schlange (zu Lanuvium s. oben
22. 31. Lact. L. 2, 16. — Valerius Max. 1, 83 Sp. 595), die Krähe {Festus p. 64: Corniscaruvi
nennt die vejentische luno Moneta, woraus divarum locus erat trans Tiberim cornicibus
vielleicht zu schliefsen ist, dafs sie Ursprung- dicatus, quod in lunonis tutela esse 2Vjt,taban-
lich ebenso wie die kapitolinische Moneta mit tur; vgl. C. I. L. 1, 814 und die Münzen der
vollständigem Titel 1. Moneta Reg. hiefs). Auch Cornuficia b. Babelon, monn. cons. 1, 434 f.). Dafs
diese Inno wurde vorzugsweise von Matronen die Krähen Symbole der Gattentreue waren,
verehrt {Liv. 5, 31. 21, 62. 27, 37); bei Gelegen- bezeugt Ael. h. an. 3, 9. Hinsichtlich der Ziege
heit eines friedlichen Sühnopfers im J. 207 V. Chr. vgl. Ov. am. 3, 13, 21, sowie das Ziegenfell
werden boves feminae albae duae und 2 Bilder 40 der Sospita und den Namen Caprotina. Attri-
der Göttin von Cypressenholz erwähnt, welche bute der kapitolin. Regina waren: Schleier,
in feierlicher Prozession, begleitet von 27 Jung- Scepter, Schale, Blitz (s. ob. Sp. 600f. ; vgl.
frauen und den Decemvirn, von der porta Car- auch Mart. Gap. 1, 67), der Sospes: Schild,
mentalis durch den vicus lugarius u. s. w. nach Lanze, Ziegenfell, Wagen; der Martialis die
dem Aventin gebracht wurden {Liv. 27, 37; Hebammenschere (? ob. Sp. 586); der Lucina
vgl. 31, 12; mehr bei Becker, Top. 452 u. Gil- und Martialis ein Wickelkind und andere
bert, Gesch. u. Topogr. d. St. Moni. 3,11 f. 444f.). kleine Kinder (ob. Sp. 585), sowie die Lilie (?)
Der Festtag fiel auf den 1. Sept., Marquardt, und Fackel (Lucina), die Granate (als Attribut
Staatsv. 3, 558. der flaminica Dialis), der caprificus eignete
4) Ein dritter röm. Kult der Regina be- 50 der Caprotina. Die Feste der luno fielen sämt-
stand in einem Tempel am Circus Flami- lieh auf Kaienden, mit Ausnahme des Festes
nius; unmittelbar daneben befand sich ein der Caprotina (Non. lul.) und der Curritis in
Tempel der Diana {Becker, Top. S. 618; anders campo (7. Okt.).
Richter bei Baumeister , Denkm. S. 1506; Gil-
bert, Gesch. u. Topogr. d. St. Born 3, 81 ff.). Ge- VI. Kurze Übersieht über die wichtigeren
lobt wurde der Tempel vom Konsul Aemilius Kultstätten der luno m ItaHen.
Lepidus im Ligurerkriege (a. Chr. 187), dedi- a) Rom.
eiert im J. 179 v.Chr. {Liv.S9,2. 40,52). Der 1) Kult der luno Lucina auf dem Esqui-
Stittungstag ist leider unbekannt (vgl. d. Kai. linus, nach Varro l. l. 5, 74 von T. Tatius
Urbin. im G. I. L. 1 p. 330 u. 410). 60 gegründet. An die Stelle des ursprünglichen
5 — 8) Aufserhalb Roms finden wir alte Kulte Altars trat im J. 379 d. St. ein Tempel {Plin.
der Regina in Veji, Pisaurum, Ardea, Tereyen- n. h. 16, 235). Einen lucus bezeugt Ov. f.
tum ; vgl. darüber Abschn. VI Sp. 604 ff. Über 2, 433 f. Von einem d^rjCavQÖg "HQag ^coffqpd-
die vermeintliche L Albana 3. unten Sp. 604. qov, der schon in Servius Tullius' Zeit existiert
9) Eine Inno Regina Pop(ulona) oder Inno haben soll, berichtet Dion. Hai. 4, 15. In-
Regina Populonia dea patria s. C. 7. i. 9, 2630 schriften s. C. I. L. 1, 189 (= 6, 3694). 1.
und 3, 1075. 813 (= 6, 357). 6, 358 (= Or. 1294). 6, 360
h) Eine luno Victrix erscheint auf Münzen (= Or. 874). 6, 359 {= Or. 1297). 6,361.
603 luno (Kulte in Rom) luno (Kulte in Latium, Etruria etc.) 604
3695. Das Fest der Göttin hiefs Matronalia ' b) Das übrige Latiiim.
und fiel auf die Kai. Mart. S. ob. Sp. 584 u. 1) Gabii (Kolonie von Alba 1.): Verg. A.
vgl. BecJicr, Topogr. 536 f. 7, 682 {arva Gabinae lunonis) u. Serv. z. d. St.
2) I. (Regina?) auf dem sogen. Capito- Sil. It. 12, 537.
lium vetus, iu einem sacellum daselbst neben 2) Mons Albanus. PyeZ/er glaubt, es habe
luppiter und Minerva verehrt, nach Varro l. 1. hier zwei (?) Kulte gegeben, einen in dem von den
5, 158 vor der Gründung des kapit. Tempels. Tarquiniei'n gestifteten T. des luppiter Latiaris,
Vgl.(S'c/in'er/?er, i?.(7. 1,480 u. unt. Sp. 639 u. 653. welcher im Grundplane merkwürdig mit dem
3) 1. Regina in der Nebencella des kapito- ebenfalls von den Tarquiniern gegründeten ka-
linischen luppitertempels, einer Gründung der lo pitolin. lujjpitertempel übereinstimmt {Jordan,
Tarquinier. S. oben Sp. 600 f. u. vgl. Jordan, Topogr. 1, 2, 9) und (nach Preller) derselben
B. Top. 1, 2, 8 ff. Becker, Top. 39b S. Preller- Göttertrias (und Vesta) geweiht war (vgl. jedoch
Jordan, JR. M.'"^ 1, 216 ff. die höchst verdächtigen Inschriften C.I. L. 14,
4) 1. Moneta, uralter Kult auf der kapi- 125* und 129* sowie unter luppiter Latiaris), und
toi. arx; Tempel (geweiht am 1. Juni) seit einen zweiten wohl der Moneta gehörigen T.,
410/344. Später, vielleicht 485/269, wurde die der im J. 173 gelobt und 167 geweiht wurde
Münze damit verbunden. Jordan a. a. 0. 108 ff. {Liv. 42, 7 u. 45, 15; vgl. auch Cass. BioSd, 20 u.
Becker, Topogr. 392 f. Richter bei Baumeister, Liv.i^, 21). Nur der letztere steht also sicher.
T). d. Id. Altert. 1476. 3) Laurentum: Kult d. luno Kalendaris,
5) I. luga; Altar am vicus lagarius, Fest. 20 nach Macroh. 1, 15, 18 an allen Kaienden vom
p. 104. Plac. p. 476. Becker, Topoqr. 487. Gil- März bis Dez. gefeiert. Monat lunonius nach
bert, Gesch. u. Topoqr. d. St. Born 1 S. 257 u. Oo. f. 6, 60 f.
3 S. 41 6 f., der die Existenz dieses Kultes (mit 4) Ardea: Tempel der luno Regina Su-
Recht?) bezweifelt. premi coniux; vgl. die Inschrift aus der Zeit
6) I. Sororia; Altar seit der Königszeit (?) nach dem 2. punischen Kriege bei Plin. 35,
bei dem tigillum sororium, s. ob. Sp. 598, 115. Müller- Beccke, Etr.- 2,2f)9. Brunn, K. G.
Becker, Top. 527 ff. Bichter a. a. 0. 1528. 2, 303. Preller-Jordan'^ 1, 284, 3. Verg. A. 7,
7) I. Lanuvina od. Sospita. a) T. auf d. 415 ff.
Forum Olitorium, voviert im J. 197, s. ob. 5) Lanuvium. Mehrere T. der Sospita,
Sp. 596. Bichter a. a. 0. 1505. Gilbert a. a. 0. 30 die jüngei'en erbaut von Antoninus P. (s. ob.
3, 82. — b) T. auf dem Palatinus; Becker, Sp. 596). Inschriften von Lanuvium s. im
Top. 602; ob. Sp. 596. Gilbert a. a. 0. 1, 228ff'. C. I. L. 14, nr. 2088. 2089. 2090. 2091. 2121
8) I. Regina auf d. Aventinus; Tempel u. vgl. C. I. L. 1, 1110 {lunone Seispitei
von Camillus nach der Eroberung Vejis ge- Matri. Beginae). Diomedes sollte Gründer der
lobt und dediciert; darin das alte ^oavov Stadt und wohl auch des lunokultes sein
der I. von Veji (Moneta Regina?); s. oben {A})}). b. c. 2, 20). Monat lunonius nach Ov. f.
Sp.601. Becker, Topogr. '^bl. Bichter a.Si.O.lbOH. 6, 60.
9) Tempel der luno Regina am Gircus 6) Aricia. Monat lunonius nach Ot\ f. 6,
Flaminius neben e. Dianatempel; vgl. ob. 59 ff. u. Macrob. 1, 12, 30.
Sp. 601. Becker, Top. 618. Bichter a. a. 0. 40 7) Tusculum; vgl. C. I. L. 1, 1200 (von
1506. Gilbert a. a. 0. 3, 81 ff. Capua): lunone Loucina Tuscolana sacra.
10) Tempel der luno am Circus Flami- 8) Praeneste. Monat lunonalis nach
nius neben dem Tempel des luppiter Stator Ov. f. 6, 02 u. Macrob. 1, 12, 30. Hier wurde
(s. d.), errichtet 605/149 v. Metellus: Becker, luno in einer Nebencella des Fortunatempels,
Top.60S&'. Bichter a,.a,. 0. 1506. Gilbert a,. a,.0. lunonarium genannt, verehrt; vgl. die Inschr.
3, 85 ff. ' in Annali d. Inst. 1885 p. 85. Preller- Jordan'-^
11) Kult der Inno Curritis in campo 2,191,1. Oben Bd. 1 Sp. 1543 f. u. Isityche.
nach d. Arvalkalender am 7. Okt.; Marquardt, 9) Tibur. Kult der I. Curritis u. Argeia,
Staats». 3, 560; vgl. 22, 4. s. oben Sp. 596f. CLL. 14, 3556. Monat luuo-
12) Templum L Populoniae (zu Rom?), 50 nalisnach Or./'. 6,61ff. Vgl.auchunt.Sp. 650,60f.
erwähnt in e. Fragm. aus dem ius Papir. b. c) Sabini.
Macrob,^3, 11, 5. 1) Eretum. Vgl. Serv. s. Verg. A. 7, 711:
13) Über die I. Caprotina s. ob. Sp. 598 f. oppidum est dictum a lunone i. e. ccno ttjs
Vielleicht hatte sie einen Altar und heil. Baum "HQccg, quae illic colitnr.
(caprificus) an der palus Caprae auf d. campus 2) Cures (?); vgl. die I. Curitis oder
M. Gilbert a. a. 0. 1, 290 ff. Vgl. auch Fest. Quiritis.
p. 65 Capralia {Müller Cupralia) appellatur d) Etruria. Vgl. im allgem. Müller-Deecke,
ager, qui vulgo ad caprae paludes dici solet. — Etr.'^ 2, 44 ff. Pauly, Bealenc. 4, 572. Die
Die nur auf Münzen vorkommenden Beinamen kapitolinische Göttertrias bezeugt für alle
Conservatrix und Victrix {Ocerbcck, K.-M. 60 etruskischen Städte Serv. V. A. 1, 422, luno-
1, 2, 127 u. 156 ff. Cohen, Med. imp.' 4, 113. kult speziell App. b. c. 5, 49; vgl. CLL. 11,
474. 5, 145. 5, 503) scheinen keine Kulte zu 3078 u. Sp. 632. Aus dem stark mit Sabinern
bedeuten. bevölkerten Südetrurien {Müller-Deecke- 2,44.
14) I. Martialis scheint seit Treboni.anus 64.1,103. Preller- Joi'd.'^ 1,14:) sind zu erwähnen:
Gallus und Volusianus in einem viersäuligen 1) Falerii; vgl. lunonicolae Falisci Ov. f.
Rundtempel verehrt worden zu sein: vgl. die 6, 49. Dion. H. 1, 21 (55). Falerii hiefs auch
Münzen bei Cohen, Med. imper.'^ 5, 243 f. Colonia lunonia (vgl. Müller-Deecke 2, 44, 12).
und 270 f., unten Sp. 611. Über das Fest des tsQog ydfiug s. oben Sp. 591.
605 luno (Kulte im übr. Italien)
Aufserdem scheint es einen Kult der Quiritis,
die fast allgemein für sabiuisch gilt, gegeben
zu haben (s. ob. Sp. 597). Hinsichtlich der
Legende von dem Jungfrauenopfer der Valeria
Luperca s. Plut. ParaU. 35 u. Bnhelon, Monn.
de la re'p. 2, 515 ff. Koscher, Sehne u. Ver-
toandtes S. 170 ff. C. I. L. 11, 351* = Orelli
1291 (civ. Castellana): Iuno)n Caelesti ist ge-
fälscht! FreUer-Jordan'' 1, 282, 3 hält
Falerii und seine Kulte für italisch,
nicht für etruskisch; vgl. ib. S. 14.
2) Veji. Kult der luno Moneta (?)
Regina auf der von Camillus eroberten
arx; s. oben Sp. 594.
3) Perusia: App. b. c. 5, 49, Cass.
Bio 48, 14.
4) Ob das angeblich von lason ge-
gründete Heiligtum der luno Argoa oder
Argiva im picentinischen Gebiete am
Silarus etruskisch, griechisch oder ita-
lisch sei, ist wohl nicht sicher auszu-
machen. MüUer-Deecke, Etr.'^ 1, 163 hält es für
etruskisch. Vgl. Plin. h. n. 3, 70. Strab. 252.
e) Umbria. Kulte der luno Lucina und
Regina zuPisaurum; C. I.L. 1, 171 fi".; s. Sp.637.
f) Venetia: ,,vetus aedes" lunonis zu Pa-
tavium: Liv. 10, 2, 14. VgL Verc/. Geo. 3, 531 ff.
^) Samiiinui.
1) Beneventum; s. die Inschr. bei il/o;«»«-
sen, I. B. N. 1381 = C. I. L. 9, 1547 (= 30
OrelH 1305. Henzen 3 p. 135) und /. B. N.
1384 (= Or. 1311 = C. /. L. 9, 2110).
2) Aesernia. Kult der Regina Populona.
Or. 1306 = C. I. L. 9, 2630.
3) Terventum. C. I. L. 9, 2587.
4) Cubulteria (Compulteriai^u'.): C. I. L.
10, 4620.
h) Campania.
1) Celenna (Celemna), locus est Camp>aniae,
sacer lunoni Serv. V. A. 7, 739. 40
2) Cales: 'luno Lucina'' Mommsen, I.N.
3953 = C. I. L. 10, 4660.
3) Capua: ' luno Loiicina Tuscolana^ C. I.
L. 1, 1200.
4) Teanum Sidic: Itmo Populona, Henzen
5660/1 = C. /. L. 10, 4790f. C. I. L. 1, 1198.
5) Nuceria: Plin. n. h. 16, 132.
6) Mons Gaurus: C. I. L 1, 573 = C. I.
L. 10, 3783 'servom lunonis Gaurae\
i) Liicania. Münze von Paestum (?) mit dem iso
Kopfe der Moneta s. ob. Sp. 594. [Röscher.]
YII. luno in der Kunst.
Die monumentalen Überlieferungen sind
äufserst dürftig. Die meisten der in den
Museen erhaltenen Statuen und Köpfe der
Göttin sind, soweit sie Arbeiten römischer
Bildhauer sind, Kopieen nach griechischen
Originalen. Um die Gestalt der Göttin, so wie
sie ihr in den verschiedenen Kulten zu eigen
war, verfolgen zu können, sind wir aufaer auf
die in Betracht kommenden litterarischen Zeug-
nisse vorzugsweise auf Münzen angewiesen.
Nur für einen Kult können wir in dem er-
haltenen Denkmälervorrat statuarische Bild-
werke nachweisen, für den Kult der Inno
Sospita (Sispita) oder Lanuvina. Von
dem ältesten und gefeiertsten Kulte dieser
luno (in d. Kunst: Sospita)
606
Göttin, dem zu Lanuvium, wird das Knltbild
jedoch ohne alle Beschreibung erwähnt von
lul. Obsequens p. 113, 2: iMnuvü simulacram
lunonis Sospitae lacrimavit. In Rom hat tTer
Kult schon sehr früh Eingang gefunden und
unter dem Einflüsse und dem Ansehen, dessen
er sich zu erfreuen gehabt hat, eine Reihe
interessanter Darstellungen hervorgerufen, die
Inno Lanuvma, Kolossalstatue im Vatikan (nach Conze,
Griec/i. Götter- und Heroengestalten Taf. 5).
in ihrer Art vielleicht zu den eigentümlichsten
Erscheinungen gehören, welche die römische
Kunst gezeitigt hat. Die Vorstellung, welche
60 man sich von der äufseren Erscheinung der
Göttin machte, waren so eigenartig, dafs die
bildende Kunst ihr Ideal in bezeichne!] den
Zügen ausdrücken konnte. Diese äufsere Er-
scheinung fafst Cicero de nat. deor. 1 , 29 , 83
in die bekannten Worte zusammen: illam
vestram Sospitam , quam tu nunquam ne in
somniis qitidem vides nisi cum pelle caprina,
cum hasta, cum scutulo, cum calceolis repan-
607 luno (in d. Kunst: Sospita)
dis. Die erhaltenen Darstellungen stimmen
hiermit überein; an der Spitze der statua-
rischen Bildwerke, deren Existenz an und für
sich schon für die Bedeutung des Kultus in
Rom zu sjDrechen geeignet ist, steht die Ko-
lossalstatue in der Rotunde des Vatikans nr.552;
abgeb. bei Overbeck, Kunstmyth. Atlas 10, 36,
Clarac, Mus. d. sc. 418, 731, D. a. K. 2, 63 a,
Baumeister , Denkm. 1 S. 764, Conze, Griecli.
Götter- u. Heroengest. Taf. 5 (s. d. Abb.). Die
Göttin ist mit einem feinen Untergewande und
einem an dem Körper enganliegenden Peplos
bekleidet; darüber trägt sie als charakteri-
stisches Kultbekleidungsstück das Ziegenfell,
dessen Kopf das mit der Stephane geschmückte
Haupt bedeckt, während es im übrigen auf
den Schultern aufliegt, seine Vorderfüf^e zwi-
schen!' den Brüsten zusammengebunden sind,
sodann über den Hüften gegürtet ist und an
beiden Seiten des Körpers bis an die Kniee
herabfällt. Das Haar ist wellenförmig über
der Stirn zurückgestrichen; der Leib tritt stark
hervor. Ergänzt sind, und zwar auf Grund
der Münztypen (s. u.) richtig, beide Arme,
beide Füfse mit einem Teile der Unterschenkel
und der Schlange, ferner die untere Partie des
Gesichtes, einiges an Gewand und Fell. Der un-
verkennbare hieratische Charakter der Statue,
der in verschiedenen nachgeahmt- archaischen
Motiven, der Stellung der Beine, der Anord-
nung der Gewandfalten am Peplos, zum Aus-
druck kommt, weist auf eine ursprüngliche
Bestimmung als Tempelstatue hin. Für Rom
sind zwei Tempel der Inno Sospita bezeugt:
der eine von C. Cornelius Cethegus 197 v. Chr.
erbaut auf dem Forum olitorium, der andere
am Palatin; s. ob. (Aufserhalb Roms liefs der
in der Nähe von Lanuvium geborene Antoninus
Pius Tempel der luno Sospita erbauen: lul.
Capitol. Ant. P. 8.) Wäre die Vermutung zu
begründen, dafs die vatikanische Statue auf
dem Palatin gefunden sei, so könnte man sie
mit hinreichendem Grunde als die Kultstatuo
des am Fufse des Palatins errichteten Tempels
betrachten. Der Stilcharakter der Statue (s.
Overbeck S. 162) weist ihre Entstehung in das
zweite nachchristliche Jahrhundert, in die Zeit
der Antonine. Es ist wahrscheinlich, dafs sie
dem um den Kult der Göttin verdienten An-
toninus Pius ihre Entstehung verdankt. Für
diese Annahme spricht auch die Thatsache, dafs
die Statue auffallend getreu wiederholt ist in
dem Relief einer Basis mit acht Figui'en, Kaiser
Antoninus Pius mit verschiedenen Gottheiten
darstellend, in der Villa Doria Pamfili in Rom :
abgeb. M. d. I. 6/7 76, 1; vgl. Annali 1863,
195ff., Mats-Buhn, Ant. BiJdtc. 3 nr. 3684. —
Von statuarischen Exemplaren ist ferner noch
bekannt die in der Auffassung durchaus ab-
weichende Figur im Treppenhause des capi-
tolinischen Museums: abgeb. Bighetti, Descr.
del Campid. Taf. 163, Mus. Capitol. 3, 5, Cla-
rac 418, 732 (vgl. Nuova descriz. del mus. Ca-
pit. p. 82). Bekleidet ist hier die Göttin mit
einem langen Untergewande und mit dem
Ziegenfell, das, auf der linken Schulter be-
festigt, ähnlich wie die Aegis bei Afhena-
statuen, quer über die Brust hängt und zu
luno (in d. Kunst: Sospita)
608
beiden Seiten des Körpers lang herabfällt. Die
Vorderarme mit Attribut sind ergänzt. Das
Haupt ist mit einer Stephane geschmückt, von
der nach hinten ein Schleier herabfällt; an
den Füfsen Schnabelschuhe. Die Statue stammt
aus der Nähe des alten Lanuvium. Eine ähn-
liche, nach ihrem Aufbewahrungsorte nicht
mehr nachweisbare Statue aus der Vescova-.
lischen Sammlung bei Clarac 419, 733. Eine
10 Bronze, „wohl von allen auf uns gekommenen
Bildern dieser Göttin das roheste", in Arolsen
ist noch nicht Teröfi'entlicht. Die Göttin, die
mit Untergewand bekleidet ist, über das vom
Haupte herab über den Rücken das Ziegenfell
fällt, schreitet aus, in der Linken hält sie einen
halbmondförmigen Schild. (Vgl. GädtcJiens,
Antiken von Arolsen S. 39 nr. 34.) — In Re-
liefs findet sich die lanuvinische luno (aufser
dem oben genannten): auf einem dreiseitigen
20 Kandelaberfufse in der Münchener Glyptothek
{Brunn nr. 44, abgeb. bei Micali, Ant. monum.
29, 8 u. D. a. K. 1, 299); die Göttin ist nach
i-echts gewendet, mit üntergewand und Ziegen-
fell bekleidet, die Rechte liegt an der Brust,
in der Linken trägt sie den ovalen, mit zwei
halbkreisartigen Einschnitten versehenenSchild,
an den Füfsen Schnabelschuhe ; etruskische
Arbeit. Ferner (der Kopf allein) auf einem
bemalten Terrakottastirnziegel des Berliner
30 Antiquariums, abgeb. bei Panofka, Terrakotten
des Kgl. Museums zu Berlin Taf. 10. Die Ar-
beit ist durchaus altertümlich. Der jugend-
liche Kopf mit seinen schräg stehenden Augen
und hochsitzenden Ohren ist mit dem Ziegen-
fell mit zwei laugen Hörnern helmartig be-
deckt, zu beiden Seiten des Gesichtes fallen
je vier lange Locken auf die Schultern herab;
über dem Fell ein stephaneartiges, ornamen-
tiertes Schmuckstück, um den Hals ein Hals-
40 band (vgl. Overbeck S. 164). — Der äufseren
Auffassung der bekannten Kultdarstellung, wie
sie Cicero giebt, sowie der vatilcanischen Statue
entsprechend
tritt uns das
Bild der Göttin
in den Münzen
verschiedener
römischer gen-
tes entgegen. In
50 ganzer Figur,
Kopf und Ober-
körper, der
etwas zurückge-
beugt mit dem Ziegenfell bekleidet ist, in der
Rechten den Speer schwingend, an den Füfsen
Schnabelschuhe tragend, vor ihr eine sich auf-
bäumende Schlange, erscheint sie auf Münzen
der gens Procilia: Babelon 2 p. 386, Overbeck,
Münztafel 3, 16. Dieselbe Gestalt auf einem
60 Zweigespann fahrend, ebenfalls auf Münzen
der gens Procilia (Babelon 2 p. 386), der gens
Mettia: Babelon 2 p. 20, Overbeck, Münztaf.
3, 17. Auf Münzen der gens Cornuficia ist sie
nach links gewendet und bekränzt den vor ihr
stehenden Augur Q. Cornuficius, auf der linken
Schulter flattert ein Rabe: Babelon 1 p. 434
u. 435, Overbeck, Münztaf. 3, 18. Die stehende
Gestalt auf den Münzen der Procilier kehrt
.^■''^■-:
Inno Lanuvina auf Münzen der Pro-
cilia (nach Babelon, Mann. cons. 2 S. 38G
nr. 1 u. 2.
609 luno un d. Kunst: Caprotina, Curitis) luno (in d. Kunst: Regina^ Pronuba) 610
im wesentlichen wieder auf Münzen der Kaiser
Antoniuus Pius und Commodus: Eckhel, D. N.
7 p. 14 u. 107. Der mit einem Ziegenfell be-
deckte, nach rechts gewendete Kopf findet
sich auf Münzen
der gens Thoria
\ (mit der Bei-
\\ Schrift I.S.M.R.
- = luno Sospita
Mater Regina):
Babelon2-pASS,
Inno Lamivina auf Münzen der Cor- ^^^ g^"^ Mettia :
uuficia und Thoria (Babelon a. a. O. Bcibeloil'l p. 223,
1 s. 434 u. 2 S. 488). der gens Papia:
Babelon 2 p.280
u. 283, der gens Procilia: Babelon 2 p. 386,
der gens Roscia,: Babelon 2 p. 402 {Overbecl;,
Münztaf. 3, 19). Über die eigentümlichen, vorn
umgebogenen,
' -/ ^1^ i .'
sog. Schnabel-
schuhe, welche
auf etruski-
schen Brauch
hinweisen, vgl.
Müller, Etrus-
luno Lannvina auf einer Münze der JceT 1^ p. 257;
Roscia {Babelon a. a. o. 2 s. 402). über die attri-
butive (auf der
Münze der gens Roscia von einer Jungfrau
oder Priesterin gefütterte) Schlange vgl. Preller,
Eöm. Mijtli. 1^ p. 276. Zur Erklärung des
Raben auf Münzen der Cornuficier vgl. Liv.
24, 10: Lanuvii in aede Sospitae lunonis cor-
vos nidum fecisse (sc. prodigia nuntiabantur).
luno Caprotina. Nach
Mommsen, Büm. Münzw. S. 519,
nr. 95ist sie zu erkennen auf einer
Münze der gens Renia: Babelon 2
p. 399. Auf einem nach links
hinfahrenden, mit zwei Ziegen-
böcken bespannten Wagen steht
Brno Caprotina, (j^g Göttin, in der Linken ein
Münze der Kenia g^. ^er, in der Rechten eine
^^"^^"'"''•'''^Geirsei;?) haltend.
luno Curitis. Die bestimmten Vorstel-
lungen, welche man sich von den Attributen
dieser kriegerischen Göttin machte, lassen,
wenn auch die sonstigen Zeugnisse, z. B. auf
Münzen, fehlen, die Annahme einer Kultdar-
stellung für die älteren Zeiten und wenigstens
für die aufserrömischen Kulte (Tibur) gerecht-
fertigt erscheinen. Die Auffassang erinnert an
die üblichen Darstellungen der luno Sospita.
Sie fährt auf einem Wagen, als Attribute wer-
den Schild und Lanze genannt: Serv. Aen. 1,8:
utitur curru et liasta, 1, 17 (Anruf in dem
tiburtinischen Gebete): tue curru dipeoque
tuere meos curiae vernulas. Vgl. Detlefsen, De
arte Rom. ant. 1 p. 16.
luno Regina, a) Auf dem Aventin. Der
Kult der Göttin war von Camillus samt dem
alten Holzbilde (erwähnt von Liv. 5, 22, VaJ.
Max. 1, 8, 3. Plut. Cam. 6, Dionys. Hai. 13, 3,
von letzterem als ^öavov; vgl. Detlefsen a. a. 0.
1 p. 14) nach der Eroberung von Veji nach
Rom verpflanzt worden. Andere Bilder der
Göttin werden, jedoch ohne alle Beschreibung,
mehrfach erwähnt; so ein Signum acneum, qiiod
EosCHER, Lexikon d. gr. u. rlira. Mythol. II.
matronae lunoni in Aventino dedicaverunt
(i. J. 536, Liv. 21, 62); duo signa cupressea
lunonis Beginae . . . in aedem illata (i. J. 546,
Liv. 27, 37), „Signa cupressea duo lunoni Be-
ginae posita"- unter dem Consulate des M. An-
tonius und A. Postumius {lul. Obsequ. j). 127, 2),
„cupressea simulacra lunonis Beginae posita
per virgines viginti Septem" unter dem Con-
sulate des Cn. Cornelius Lentulns und P. Lici-
10 nius {lul. Obsequ. p. 127, 17). Über die Kult-
auffassung fehlen
sonst alle Zeugnisse,
b) Auf dem Capitol,
als Glied der capito-
linischen Trias. Die
mittelste der drei
cellae des capitoli-
nischen luppiter-
tempels bildet das
20 Heiligtum des lup-
piter, die zu seiner
Rechten das der
Minerva, die zur Die capitol. Trias, Münze des
Linken das der luno Trajau (nach Baumeister, Denkiu.
{Jordan, Topogr. 1, s. 766 Fig. 8i9).
2 S. 71). Aus litte-
rarischen Quellen erfahren wir nur, dafs die
Göttin als Attribut ein goldenes Scepter führt.
(Ov. Fast. 6, 37 . . . aurea cur dextrae sceptra
30 dedere meae.) Die bildlichen Darstellungen
schwanken in der Auffassung
der Göttin, insofern sie sie
bald thronend, bald stehend
vergegenwärtigen. In dem,
Giebelfelde des capitolinischen
luppitertempels in einem der
vier Reliefs mit Darstellungen
aus dem Leben Marc Aureis
im Treppenhause des Conser-
40 vatorenpalastes in Rom (ab-
geb. M. d. I. 5, 36, Bau-
meister, Denkm. 1 S. 765), ein
Relief, in dem wir vielleicht am ehesten eine
wenigstens im allgemeinen zutreffende Wieder-
gabe des Tempelbildes vermuten dürfen, er-
scheint die Göttin sitzend (aber zur Rechten
des luppiter); ihr Hinterhaupt ist verschleiert,
in der Linken hält sie das Scepter, in der
Rechten vermutlich eine Schale. Links neben
50 luppiter sitzend, in der Linken das Scepter
haltend, das Haupt verschleiert, auf einem
ebenfalls den Giebel des capitolinischen lup-
pitertempels darstellenden Reliefbruchstück in
einer Zeichnung des Codex Coburgensis : D. a. K.
2, 13, Arch.Ztg. 1873,Taf.57. Weitere Beispiele,
die indessen für das Tempelbild alle wenig
beweisen, bei Jahn, Arch. Beitr. S. 81 if., Arch.
Ztg. 1873, S.lff., OverbecJc S.158 u. Sp. 622, 19.
Inno Pronuba. Ein Heiligtum und dem-
60 entsprechend eine Kultstatue sind für diese Göt-
tin nicht bezeugt, sondern nur ein Altar in
dem vicus iugarius in Rom. Als Ehegöttin
{,,cui vincla iugalia curat'" Verg. Aen. 4, 59)
erscheint sie in den verschiedeneu Hochzeits-
und Ehemonumenten (gesammelt und erläutert
von Bofsbach , Römische Hochzeits- und Ehe-.
denJcmäler, Leipzig 1871): 1) bei der dextrarum
iunctio, in Reliefs, meist mit Hj^menaeus zu-
20
Die capitol. Trias,
Münze der Corne-
lia (nach ßabelun 1
S. 396).
611 Inno (in der Kunst: Lucina, Martialis)
Tuno (Moneta, Caelestis) 612
sammen; sie steht zwischen den die Hände sich
reichenden Verlobten, denen sie ihre Hände
auf die Schultern legt, ihnen gleichsam die
göttliche Weihe verleihend; sie ist lang-
gewaudet und trägt die Stephane. Z. B. Re-
lief in Palazzo Giustiniani in Rom, Mafz-Duhn
2, 3098, Sarkophag in San Lorenzo fuori Matz-
Bnhn 2, 3090 {Eofsbach S. 40 ff., Jahn, Arcli.
Beitr. S. 79 ff.), Sarkophagrelief in der sala
delle muse im Vatikan (hier abweichend von
den sonstigen Typen mit entblöfsten Armen,
aber mit Stephane) Hoßbach S. 94 ff. In einer
zweiten, selteneren Typenreihe schiebt die Göt-
tin, nach rückwärts blickend (Andeutung einer
nachfolgenden pompa?) die verschämte Braut
dem Bräutigam zu: in Münzen erst seit An-
toninus Pins, ifo/s&öcA S. 22 ff , auf einer Thon-
lampe bei Passtri , Luc. fict. mns. Taf. 37.
2) bei dem sacrificium nuptiale: Sarkophag im
Vatikan {Gerhard, Ant. Bildiv. Taf. 74), Sarko-
phag aus Monticelli M. d. I. 4, 9 u. s. w. Vgl.
überhaupt auch 0«fr&tcÄ;S. 13 lu.J.i/asTaf. 10,19.
Über lunos Verbindung mit Hercules s.d.
Inno Lucina. Ihr charakteristisches Attri-
but als Göttin der Geburt ist das Wickelkind;
daneben kommt ihr in gleicher Eigenschaft
(als cpuiccpögog) die Fackel zu: Relief eines
Grabcippus im Vatikan (abo-eb. Atmal. 1848,
tav. N, Overbeck, Atlas 10, 24); in der Linken
hält sie hier die Fackel, im rechten Arm ein
Kind, das an ihrer Brust saugt; ein hinter der
Figur stehender Baum bezeichnet den Hain
der Lucina neben ihrem Tempel auf dem Es-
quilin. Auf den Münzen können wir zwei
Typenreihen unterscheiden ; in der einen ist
sie sitzend, in der andern stehend dargestellt.
Im ersteren Fall führt sie als Attribute Scepter
oder eine Blume (wohl eine Lilie, vgl. MoscJier,
luno und Hera p. 46), im andern ein einge-
wickeltes Kind oder mehrere Kinder, die neben
ihr stehen. Beide Typenreihen laufen neben-
einander her. Auf Münzen der jüngeren Fau-
stina: Cohen 3'^p. 147, 129, 131, 133, 134, 136; der
Lucilla p. 219, 36ff. ; der lulia Domna Cohen
4" p. 1 13, 93 ; der Salonina (mit der Bezeich-
nung als luno Augusta) Cohen 5^ p. 502, 55;
der Mammaea ('Inno Augusta') Cohen 4^
p. 493, 32. Vgl. bes. Overbeck p. 153 ff.
Inno Martialis. Ebenfalls Entbindungs-
göttin wie I. Lucina, falls das Attribut, das
sie in der Rechten führt
(wie bei dem alten
Herabilde in Argos) mit
Sicherheit als Heb-
ammenschere nachge-
wiesen werden kann.
{Boscher, Inno u. Hera
S. 49.) Sie kommt nur
vor auf Münzen des
Trebonianus Gallus und
Volusianus, aus den
Jahren 251—254. Sie
und links neben ihr steht ein Kind. (Münze
des Volusianus, Abb. nach JDonaldson, Archit.
num)
luno Moneta. Kopf der luno M. mit alter-
tümlicher, dem fai'nesischen
Herakopf ähnlicher Haartracht,
jedoch ohne Stephane, a.ber
mit Halsband, auf Münzen der
gens Carisia (JBo&e?on 1 p. 314,
10 JD. a. K. 2, 04), mit die Stirn e
schmückendem Diadem und
Ohrgehänge auf Münzen der
gens Plaetoria : Babclon 2
p. 309, Mommsen, Bihn. Milnziv.
p. 623, 262. [,Jul. Vogel]
luno Averna b. Ovid Met. 14, 114. Sil. It.
13, 601 = Persephone oder Proserpina (s. d.).
Vgl. luno infera. [Röscher,]
luno Caelestis. So nennt Preller, B. M. ^
20 2, 406 f. die Hauptgöttin von Karthago, deren
luno Monefa, Münze
der Carisia (nach
Babelon 1 S. 314).
luno Martialis, Münze des
Volusianus (nach Donaldson,
Archit. num.).
ist sitzend dargestellt.
entweder nach links
gewendet, und führt aufser jener sog. Heb-
ammenschere noch das Scepter als Attribut
{Overbeck, Münztaf. 3, 15), oder sie sitzt inner-
halb eines Rundtempels auf einem Thron, rechts
Dienst von Dido hierher verpflanzt sein sollte
{Herodian 5, 6, 4), obwohl sich diese Bezeich-
nung sehr selten, höchstens auf Inschriften,
nachweisen läfst {G. I. L. 8, 1424 luno Cae-
lestis Aug.). Die alten Schriftsteller nennen
sie entweder schlechtweg luno und Hera(Cjc.
Verr. 4, 103; vgl. Val. Max. 1, 1 ext. 2. Verg.
Atn. 1, 15. 446. Hör. ca. 2, 1, 25; vgl. luno
Poena b. Minuc. Fei. (Jet. 25, 9; nach Solin
30 p. 182, 12 M. nannte C. Gracchus die von
ihm nach Karthago geführte Kolonie lunonia
colonia; vgl. Strah. 168 u. 170) oder einfach
Caelestis und OvgavLU (s. d.Art. Caelestis u.
vgl. August, c. d. 2, 26. Tert. ad nat. 2, 8.
apol. 24. lul. Capit. Bert. 4. Opil. Macr. 3. Bio
C. 79, 12. G. I. L. 8, 8433 : Beae sancte Caelestis.
Orelli 1944: invicite Celesti Uranie. 1943 =
C. I. L. 6, 80; vgl. 6, 78. C. I. L. 8, 2226.
1360. 2592. 4673 f.: Caelestis. — ib. 993: Cae-
40 lestlBeae. CLL. 8, 859. 1318. 1837. 6351.6939.
8241f. Cfiel. Aug.), auch Virgo Caelestis
{Aug. cd. 2, 4- vgl. 26. Tert. apol.23. Apul.3lG,
4; vgl. C. I. L. 8, 9796; Bea magna virgo Cae-
lestis), Dea Caelestis {Treh. Boll. 30 tyr. 29.
Ammian 22, 13, 3. C. I. L. 8, 1887. Orelli
1942. Henzen 5859 = C. I. L. 8, 8433: Beae
Sancte Caelestis; vgl. C. I. L. 8, 1887. Henzen
5860 = CLL. 6, 77: Bominae Caele4i), Diana
Caelestis Augusta (C. J. L. 8, 999). Schon
50 die Alten selbst identificierten die Göttin gewifs
richtig mit der phönicischen Astarte (vgl.
Herodian 5, 6, 4: Aißvsg . . Kvriiv OvQccvCap -na-
XovGi, ^oiviY.£g öf 'AaTQOKQXtjv ovo^id^ovat, 6£-
XrjVTjv slvcii Q'slovzeg. Baus, 1, 14, 7: Tcgätoig
Ss exv&Qcönojv 'AaavQLOig -aariatr] asßia&ai xijv
Ov(javiccv, usra Se AoovQiovg KvnQi'cov HacpLoig
v.ai <X>ot.vLKcav xoig'AcyiaXmva b%ovGiv), womit
übereinstimmt, dafs Philastrius de liaeres. 15
sie der in Palästina verehrten Regina und
60 Fortuna caeli (vgl. lerem. 44, 17 f. 25 und d.
Art. Astarte) gleichsetzt und dafs sie ander-
wärts Venus genannt wird {Vol. Max. 2, 6,
15; vgl. Orelli 1361). Auch was wir sonst
von dem Kultus und der Auffassung dieser
Göttin erfahren, deutet auf eine Astarte hin.
So berichtet Augustinus c. d. 2, 4 u. 26 von
ludi turpii-simi und einer pompa meretricia,
Valerius Max. 2, 6, 15 von einem fanum
613
luno (Caelestis)
Inno (Caelestis; Kultstütten) 614
Vencris zu Cirta, in quocl se matronae con-
fercbant ntque inde procedentes ad quaestuni
dotim corporis iniuria confrahchant , honesta
nimirum tarn inhoncsto vinculo coniugia innclu-
rae, M^as entschieden an
das nach Herod. 1, 199
der babylonischen My-
litta dargebrachte Opfer
der Jungfrauschaft er-
innert (s. Bd. 1 Si5. 649),
das auch bei den West-
seniiten vorkam (Bd. 1
Sp. 654; vgl. Au(j. c. d.
4, 10). Wenn ferner
Cassius Dia 79, 12 und
Ajml. Md. 6, 4 der kar-
thagischen Urania das
Attribut des Löwen bei-
legen (vgl. auch die
karthagischen Kaiser-
münzen des Sept. Severus und Caracalla b.
Eclihel, B. n. v. 7, 18.3 flF. Gerhard, Ges. Ak.
Ahh. 2, 540 Taf. 43 nr. 18 u.
24), so ist damit die oben (s. Bd. 1
Sp. 653) abgebildete, auf einem
Löwen stehende babylonische
Astarte zu vergleichen (s. auch
Liic. dea Syr. 31). Vielleicht ist
unter dem 'currus' der kartha-
Die Caelestis von gischen luno, von dem Vere/il
Karthago, Kaiser- ,^_ . j^x ^^^^. ^^^ ^^^ Löwen
münze von Kar- ttt j. i
., / 0, ^. gezogener Wagen zu verstehen,
thago (nach 0er- ^ n "^ n i °t n-t-i.- i ■
hard, Ges. ak. Abf.. ^^^ Welchem die Guttm (wie
Taf. 43 nr. 24). Kybele) fahrend gedacht wurde,
während sie sonst (ebenfalls wie
Kybele) auf dem Löwen reitet (vgl. Aptd. M. G, 4 :
Virginem vectura leonis caelo commeantem u.
Tempel der Caelestis (?) mit
Cypressen im Innern, Kaiser-
iiiüiize von Karthago (nach
Gerlmrd, Ges. ak. Ahli. Taf 43
nr. 19).
meister, Bcnkm. d. M. AU. S. 800 ff. Auch be-
waffnet kommt sie vor (vgl. Verg. 4- 1? 15 ff.
hie Uhus arma hie currus fuit etc. Chi. f. 6, 46;
vgl. C. I. L. 8, 993, wo von der Weihung
eines thorax an die Caelestis
Aug. die Rede ist); auf den an-
geführten Münzen erscheint sie
mit einer Lanze in der L. und
dem Blitz in der ß. Man ver-
10 gleiche mit dieser Vorstellung
das oben Bd. 1 Sp. 653 über die
Chetitische Kriegsgöttin ^Anat wagen d. Astarte
und das Sp. 650 über die assj^- (Caeiestis?) , si-
rische Istar (vgl. Sp. 394) Ge- don. Münze.
sagte. Auch die Taube scheint
ihr, wie der Astarte und Aphro-
dite geheiligt gewesen zu sein {v. Baudissin,
Stud. z. semit. Bei. 2, 191 u. 210, 2. Gesenius,
ilfoOT. Taf. 16 c. Ger-
20 hard a. a. 0. S. 540
Taf. 43, 19), was
namentlich für die
erycinische Venus
(= Astarte) bezeugt
ist (s. d. Stellen b.
Klausen, Aeneas 1,
488 A. 744). Als weis-
sagende Göttin tritt
sie auf bei lul. Capit.
30 Opil. Macr. 3 und
Bert. 4; vgl. auch
Tertull. apol. 23, wo Astarte (Caelestis?), atif einer
sie plliviarum polli- nordafrikan. Münze.
citatrix genannt
wird. Die Rolle, welche luno in Vergils Aeneide
als Feindin Roms und des Aeneas spielt (vgl.
Bauly, Bealenc. 4, 580), erklärt sich gewifs teil-
weise aus ihrer Identificieruug mit der kartha-
gischen Stadtgöttin Caelestis.
40
Kultstätten der Caelestis.
Astarte (Caelestis) auf dem Iiüweu stehend (s. ob. Bd. 1
Sp. 653).
die Münzen b. Ecl:hel a. a. 0.). Vgl. aufser d.
Art. Kybele Müller, Edb.d. Arch. § 395, 3. Baa-
1) Karthago. Hier soll ihr Kult schon
von Dido eingeführt sein (Herodian. 5, 6, 4).
Aus Vergils Aeneis 1, 15 ff. scheint hervor-
zugehen, dafs die Caelestis die Hauptgottheit
Karthagos war, sie besafs daselbst (auf der
arx? s. Ovid f. 6, 45) einen lucus in urbe me-
dia (ib. 1, 441) und Tempel (Aug. c. d. 2, 26.
V. A. 1,446; vgl. Mijthogr. Vat. 1, 215), worin
50 sich allerlei Weihgeschenke befanden {Xcnoph.
Lamps. b. Blin. h. n. 6, 200 u. Solin. p. 230
Mo.), und wurde wohl als Beschützerin der
Stadt gedacht (s. d. nordafrikan. Münze oben
Bd. 1 Sp. 651). Bei der Zerstörung Karthagos
wurde die karthagische Göttin von Scipio
feierlich evociert und ihr Kult nach Rom ge-
bracht (Serv. V. A. 12, 841. Macrob. S. 3,
9, 7). Später wurde Tempel und Bild (simu-
lacrum) von neuem errichtet (vgl. Aug. c. d.
60 2, 16 u. Auct. libri de praedicat. 3, 38. 3Iigne
Batrol. Lat. 51, 835. De Vit, onom. 1 p. 597
s. V. Aurelius XII) und letzteres von Elagaba-
lus nach Rom gebracht {Herodian. 5, 6, 4.
Dio C. 79, 12; vgl. d. Art. Elagabal). Von
einem peplus deae Caelestis redet Treb. BoUio
30 tyr. 29. Ein vielleicht karthagischer Mythus
lindet sich beim Mythogr. Vat. 1, 215.
2) Cirta, wo ein fanum Veneris (= Astarte)
20*
615 lunones I (Frauengenien) lunones I (Frauengenien) 616
erwähnt wird von Val. Max. 2, 6, 15. Vgl. steht aber der Genius Virtutis C. I. L. 2, 2407
C. I. L. 8, 6939. und sogar der Genius lunonis bei Mart. Cap.
3) An anderen Orten der röm. Provinz 1 , 53. Sehr gewöhnlich in römischer An-
Africa; vgl. C. I. L. 8, 9796 . . . equites | Deae schauung war die Verallgemeinerung des
Magnae Vircfini | Caehsti restituerunt \ ternplum. Geniusbegriffes auf Familie und Staat. Der
Sacerdotes Gael. werden erwähnt in den In- Genius wurde der Beschützer der menschlichen
Schriften C. I. L. 8, 1360. 4673. 4674; eine Gesellschaft im weiteren und engeren Sinne:
aedes ib. nr. 993 (Inschr. v. Karpis = El Me- daher die vielen Genien von Städten, Kolonieen,
rissa): Aedem quam Cussia Maxinmla jlaminica Provinzen. Eine analoge Erscheinung, die aber
Divae Plotinae Caelesti Deae voverat . . . lo bis jetzt vereinzelt dasteht, ist die luno pagi
Martialis . . . aedificatam D. D. . . . et statua Fortunensis C. I. L. 5, 5112 {Genius pagi z. B.
Pudicitiac Aug.ettliorace Caelestis Augustae C. I. L. 3, 1405. 2, 2194). Die schrittstelle-
ornaverunt . . . rischen und inschriftlichen Beispiele für die
4) Melite: Cic. Verr. 4, 103 = Val. Max. JwHones als Franengenien sind verhältnismäfsig
1, 1 ext. 2. selten. Von der luno eines Mannes reden
5) Bei G ad es befand sich nach J.r^ew«7oros kann nur die Satire, so bei luven. 2, 98 et
b. Strah. 110 eine Insel und Tempel der Hera; per lunonem domini iurante ministro, wo der
vgl. ib. 168. Pomp. Mcla 3, 4. Scholiast nicht richtig erklärt Uion per lovem,
6) Rom. Serv. V. A. 12, 841: constat hello sed per lunonem''. Denn nicht per lovem
Punico secundo exoratam lunonem, tertio vero 20 schwört der Mann, sondern per Genium, und
a Scipione sacris quihusdam etiam Born am in diesem Fall ist der Genius wohl identisch
esse translatam. Vgl. die Evokationsformel mit Hercules, dem Gott der Männer, von dessen
bei Macroh. 3, 9, 7 f. Einen princeps sacer- Kult die Frauen ausgeschlossen waren, wie
dotium Daeae Caelestis erwähnt die römische etwa die Männer von dem Kult der Bona dca.
Inschr. b. Orelli 1942 = C. I. L. 6, 2242. Über die Verbindung der luno mit Hercules
Vgl. Orelli 1944 = C. I. L. 6, 80. Henzen vgl. Beifferscheid, Annali deW Inst. 18G7 ^. Sb2
5860 = C I. L. 6, 77; vgl. 78. und i^. Peier in diesem Lex. Bd. 1 Sp. 2258. Sonst
Sonstige auf die Caelestis bezügl. Inschriften gilt von der Inno dasselbe wie vom Genius,
s. in den Indices zum C. I. L. Bd. 8. Frauen und Mädchen opfern ihr am Geburts-
Bildliche Darstellungen der Caelestis 30 tage {Tihull. 3, 12), schwören bei ihr {Tihull.
von Karthago s. auch in der Ga^eWe arcAeoZ. 1880 3, 6, 47. 3, 19, 15. Petron. 25, hier thut es
p. 18 ff. pl. 3 u. im Journal Asiat. 1877 p. 147. die liederliche Quartilla in einer ganz heiklen
Neuere Litteratur: Munter, Bei. d. Sache) u. s. w. Charisius (p. 198 Keil) nennt
Karth. S. 62. Movers, Phoen. 1, 604 ff. 2, 1, neben ecastor und edepol als spezifisch weib-
362. 2, 92. Pauly, Bealenc. 4, 570. Klausen, liehen Schwur auch eiuno (vgl. Varro bei
Aeneas ii. d. Pen. 1, 506. Preller, B. M.^ 2, Gellius 11, 6). Der Scholiast zu luv. 2, 98 be-
406 f. [Röscher.] richtet, dafs die Dienerinnen, um ihrenHerrinnen
Inno iufera, inferua {Verg. A 6, 138. zu schmeicheln, per Juwonem derselben zu schwö-
Stat. Silv. 2, 1, 147, C. I.Ij.AO, 7576) = Pro- ren pflegten. Die Inschriften, die dem Genius
serpina oder Persephone (s. d.). [Röscher.] 40 eines Mannes oder der Inno einer Frau gelten,
Inno Stygia = Proserpina; (S^frf. i7»e?>.4, 526f. sind in den meisten Fällen als Grabschriften
Vgl Inno Averna u. infera. [Röscher.] zu fassen. Es sind Bezeichnungen für die
I. lunones (Frauengenien, vgl. den Artikel Seelen der Verstorbenen, gerade wie die dii
Genius). Wie der Mann bei den Römern Manes. Auf einer grofsen Ära aus Pola C. I. L.
seinen Genius hat, so hat die Frau ihre luno 5, 160 heifst es: C. Fannius Psalmus sihi et
[Plin. nat. hist. 2, 16: quamohrem maior caeli- Fanniae C. lib. Noe lunoni eius. Das lunoni
tum populus etiam quam hominum iniellegi eius ist wohl nur deshalb hinzugesetzt, um zu
potest, cum singuli quoquc ex semetipsis totidem bezeichnen, dafs die Fannia Noe damals schon
deos faciant lunones Geniosqiie adoptando sihi. tot war (vgl. G. I. L. 10, 7541). Auf der afri-
Senec. Epist. 110: singidis enim et Genium ei 50 kanischen Inschrift 8, 3695 wendet sich die
lunonem dederunt; vgl. Censorin. de die nat. Frau an den Genius ihres Gatten und an ihre
3, 3). Die Bezeichnung Genius ist die ur- eigene luno. Freigelassene thun es öfter zur Ehre
sprüngliche, allgemeinere, beide Geschlechter ihrer Herren und Herrinnen, z. B. 5, 6954. 12,
umfassende. Es lag nahe, den weiblichen Per- 3063 — 3066. Bemerkenswert ist das Akrostichon
sonalgenius auch geschlechtlich zu difieren- der Pompeia Galla 8, 251. Andere Inschriften
zieren, und so nannten die Frauen und Mädchen sind kürzer gefafst und enthalten nichts Be-
ihren Genius eben ihre luno. Auch Göttinnen sonderes (5, 7472. 6407. 8, 1140. 10, 1009. 1023.
konnten mit ihrer luno ausgestattet gedacht 6597. 12, 4317). Deutlich eine Grabschrift ist
werden. Wie der Genius eines Gottes ange- der Stein von Ostia 14, 1792: ein Freigelassener
rufen wird (das älteste Beispiel auf der In- 60 setzt seiner früh gestorbenen Tochter das Denk-
schrift von Furfo C. I. L. 1, 603), ebenso mal und zwar /Mwom ei FerectmcZi'ae derselben,
kann die luno einer Göttin verehrt werden. Damit zu vergleichen ist die Inschrift bei Ore//z
Die Belege hierfür sind allerdings seltener. 4577, wo die Überreste der Verstorbenen Pt'e^aii
Zu der luno Deae Diae in den ArvalaJcten et Genio inferno, ferner der Mailänder Grabstein
(C. I. L. 6, 2099 u. ö.) und der luno Isidis 5, 5869, wo sie Genfio) et Ilon(ori) konsekriert
victricis C. I. L. 9, 5179 ist unlängst auf einer werden. Auf dem letzteren ist gleichzeitig der
Kölner Inschrift die luno Virtutis gekommen luno der Frau ihr Recht gezollt (vgl. 5, 6950.
(Klein, Bonn. Jahrb. 87 p. 214). Daneben 7593). Den Stein von Susa 5, 7237 widmet ein
617 lunones II (Matronae) luppiter (Litteratur) 618
Sklave dem Genius seines Herrn, der Inno gefunden (C. I. L. 14, 4176). Der Dedikant
seiner Herrin, dem Genius des Sohnes und der der letzteren nimmt eine höhere Stellung ein,
luno der Tochter der beiden. Also jedes er ist u. a. flamen Bialis. Die Inschrift iällt
Familienglied hat einzeln seinen Genius oder unter Tiberius, ist also eine der ältesten dieser
seine luno; es heifst nicht zusammenfassend Gattung. Von den übrigen lunonesinschriften
Geniis der beiden männlichen, oder lunonibus läfst sich keine genauer datieren. In den
der beiden weiblichen Familieuglieder. Gleich- gallischen Provinzen sind lunones selten (Nimes,
wohlaber werden auf der Inschrift von Bordeaux Aigues-Mortes, Neris-les-Bains, Agen, Trier,
{Grut. 25, 11 lunonibus luUae et Sextiliue) die Köln, Jülich, s. Bonn. Jahrb. a. a. 0.). Der
lunones als Frauengenien zu fassen sein. Dem lo nördlichste Punkt ist Marquise (Pas de Calais),
entgegen sieht Sicbuurg {WeUdeutsclie Zeitsthr. In Britannien und Spanien sind sie unbekannt,
1887 p. 281) in der Inschrift eine Widmung dagegen kommen sie auf 2 Inschriften Nori-
an die lunones {= Matronae), gemacht von cums vor (C /. L. 3, 4766. Arch. epigr. Mit-
den Schwestern oder Freigelassenen /«Ztae und teil, aus Ost. 5 p. 223). Bisweilen werden
Sextiliae. [M. Ihm ] sie in Verbindung mit anderen Gottheiten ver-
II. Iiiuoues (= Matronae). Zu scheiden von ehrt, so mit den Numina Augustorum von den
den lunones als Frauengenien sind die luno- vicani Neriomagienses {Bevue archeoL 1878 1
nes, welche auf zahlreichen Votivinschriften p. 188), mit dem deus sanctus Hercules am
(besonders Oberitaliens) genannt werden. Drei Gardasee (C. I. L. 5, 4854), mit dem Genius
Inschriften der Po-Ebene (C. I. L. 5, 3237. 20 in Trier {Korr.-Bl. d. Westd. Zeitschr. 5, 1886
5249. 5450) bezeichnen sie geradezu als Ma- nr. 140; auf dem an der Römerstrafse bei
tronen. Der Stein, welchen C. Virius Maximus Asberg ausgegrabenen säulenförmigen Altar
in Como (C. /. L. 5, 5249) den lunones Matro- IVN • ET || GENIO • LOCI ist wohl eher lu-
nae weiht ('ex visu'), enthält auf jeder der n(oni) als Iun(onibus) zu ergänzen; vgl. ebend.
Seitenflächen noch die Widmung lun(onibus) 7, 1888 p. 100). Die Laacher Inschrift bei
ohne weiteren Zusatz, woraus hervorgeht, dafs Bramb., C. I. Bh. 687 ist wahrscheinlich eiue
für den italischen Dedikanten die Bezeichnung Fälschung , wie es die 3 oberitalischen In-
lunones die geläufigere war (vgl. matrona Schriften CJ.X. 5, 514*. 515*. 726* sind. Was
luno bei Hör. Carm. 3, 4, 59). Beinamen sind die Fassung der Inschriften anlangt, so unter-
bei ihnen nicht so häufig wie bei den Matres 30 scheiden sie sich nicht von den Matronen-
und Ilatronae. Sie werden wie die letzteren Inschriften. Eeliefdarstellungen der lunones
domesticae {Bramhach, C. I. Bh. 547. Hettner, sind nicht bekannt geworden. Besonders be-
Katalog des Bonner Mus. nr. 59) und Gabiae merkenswert ist die Inschrift von Aquileja
genannt {Bonn. Jahrb. 83 p. 77. 78), einmal C. I. L. 5, 781. Die Dedikanten weihen den
auch montanae (C I. L. 12, 3067), womit die Göttinnen aedeni, signa tria, porticum cum
Stdeviae montanae (C. 1. L. 3, 1601) zu ver- maccris et culinam et locum in quo ea sunt
gleichen sind, die ihrerseits auch wieder mit loco privato. Die signa tria beweisen, dafs
den lunones identificiert erscheinen auf einer auch die lunones in der Dreizahl verehrt
Inschrift aus Marquise (Pas de Calais, Bidl. wurden. Die Freigelassene Aninia Ge giebt
epigr. de la Gaule 4 p. 141. 198. Bonn. Jahrb. 40 auf der Marmortafel von Carpi C. I. L. 11,
83 p. 78). Weitere Beinamen der lunones sind 944 eine förmliche lex dedicationis: sie hat
Augustae (C. /. L. 5, 3238 — 3240. 12, 4101) und ihren Göttinnen ein Fleckchen Land mit einem
deae (Bevue arche'ol. 1877 II p. 132). Die Zahl Altar zugedacht. Dafs auf dem Stein G. I. L.
der bis jetzt gefundenen Inschriften dieser Göt- 5, 4854 Hercules neben den lunones angerufen
tinnen beträgt etwa 40. Das bis 1887 bekannte wird, scheint nicht ganz bedeutungslos. Her-
Material ist gesammelt und besprochen in den cules und luno erscheinen öfter vereinigt, jener
JSojirj. Jf«/irfc. Heft 83 p. 76 ff. (vgl. dazu ikf. iSVe- als der männliche, diese als der weibliche
bourg, Westd. Zeitschr. li%S \j.^^ — 116). Hierzu Genius: sie sind dei coniugales (Peter in diesem
kommen Inschriften von Marzana(b. Verona), A^o- Lex. Bd. 1 Sp. 2'_'58). Vielleicht schwebte diese
tizie d.scavi 1883 -p. 320, u. von Ageu (I.augusta- bo römische Vorstellung auch den beiden ober-
les): Bev.ejngr.dumidilSdl, 108. DieYonJ. Klein italischen Dedikanten vor: der Mann mag sich
{Bonn. Jahrb. 8i p. 10) veröffentlichte Inschrift mit seinem Gelübde an Hercules wenden, die
läfst auch andere Ergänzungen zu (z. ß. JDigeni- Frau an die lunones (vgl auch Gellius, JS^oct.
bus, Bis Manibus, letzteveswaihvscheiiilich). Das Att. 11, 6, 1. 2). Auch die Zusammenstellung
Hauptfundgebiet ist Gallia transpadana mit den mit dem Genius auf der Trierer Inschrift (s. 0.)
Städten Aquileja, Verona, Brescia. Hier ist kann man hier anführen Die fremden Göttinnen
dieBezeichnungJfairojiae nicht vorhanden oder als lunones zu bezeichnen lag für römische
doch selten. Marzana kennt jetzt Matronae Anschauungsweise nahe genug, und in Ober-
und lunones {C. I. L. 5, 3264 s. o.). Einer der italien, wo diese Bezeichnung ihre eigentliche
veronesischen Steine enthält die Widmung 60 Heimat hat, war der Einflul's der römischen
lunonibus Matronis. Weiter nach Westen hin Sprache und Anschauung klärlich ein gröfserer
nimmt die Bezeichnung lunones immer mehr als in entfernteren Gegenden. Vergleiche des
ab; in Como erscheinen lunones Matronae und Weiteren den Artikel Matronae. [M. Ihm,]
lunones, in der Umgegend meist Matronae. lupater s. luppiter Sp. 625, 54.
Mailand kennt nur die letztere Bezeichnung. luppiter. Litteratur. ScluvencJc, Mythol.2
Aus Gallia cispadana sind bis jetzt nur zwei S. Itf. Hwtung , Beliyion der Bömer 2 S. 7 ff.
Widmungen an die lunones bekannt (C. I. L. Gc ^ard, T^ythol. 2 S. 247 ff. Preller in Paulys
11, 944. 1048); eine wurde im alten Laurentum Eü xncyJdopädie Bd. 4 S. 587 ft". Bers., Born.
619 luppiter (Etymologie) luppiter (Orthographie; Diespiter) 620
Mythol. ed. Jordan 1^ S. 184fF. Herr Prof. Wis- scheiülicher noch ist die Ansicht Paulis
soiva hatte die Güte, mir seine Vorlesung über a. a. 0., dafs pater bereits an die italische
römische Mythologie und Kultusaltcrtünier zur Form Dious-Ious getreten ist, der weitere Ent-
Verfügung zu stellen. wicklungsgang bleibt derselbe. Thurneysen
Etymologie. Grafsmann, Ztschr. f. vergl. (Bezsenh. Beitr. 8 (1884) S. 281 A. 2) läfst den
Sprachforschg. 16 S. 101 ff. , 161 ff. Curtins, Nominativ luppiter durch Angleichung an den
Grimdz.d. gr.Etym.^ S. 236. Vanicelc , Etymol. Vokativ entstehen. Analoge Bildungen sind
Wörterhuch d. lat. Spr. S. 24. Cullitz, Bezzenb. Marspiter (Maspiter), Diespiter, Dispiter, Opiter
Beitr. z. Kunde d.indog. Spr. 10 (1885), S. 47 ff. (Prise. 1 p. 229 Hertz); überhaupt war dem
Die zu Grunde liegende Wurzel di, div, lo römischen Volke die Hinzufügung eines das
"■glänzen, leuchten' ist Gemeingut aller indo- Schutzverhältnis zwischen Gott und Mensch-
germanischen Völker und mythologischen heit andeutenden Wortes pater, mater eigen-
Systeme (vgl. Cwrims a. a. 0.). Die Etymologie tümlich (Zinzoiv, Der Vaterhegriff' bei den
Ciceros n. d. 2, 64: luppiter est iuvans pater, römischen Gottheiten , Pyritz 1887, S. 6. Dafs
quem conversis casibus aiuvando loücmappella- auch andern Religionen diese Verbindungen
mus (vgl. Enn. frg. 507 Baehrens. Gell. n. a. nicht fremd waren, zeigen Djauspita^ZfüsTrarfjP
5,12,8) bedarf, um richtig zu sein, nur der .d/j-ju-rjrrjp etc.). Strenge Durchführung hat die
UmkehiuDg, doch kannten schon die Alten Zusammensetzung nur im Nominativ und Vo-
die Verwandtschaft mit dius, dialis (Varro l. l. kativ erfahren, während in den übrigen Kasus
5, 66, Fest. p. 185, Paul. p. 71. 87). Wir finden 20 die beiden Bestandteile bis auf verschwindend
die Grundbedeutung noch bei folgenden itali- geringe Ausnahmen ihre Selbständigkeit be-
sehen Gottheiten Ianus-Di(v)anus, etr. ani (s. wahrten. Nimmt man das Umbrische zu Hülfe,
mdes Deecke, Etr.Forschg.2S. 12öm[id\ijl. dazu so lassen sich in dem Zusammentreten von
Boscher, Myth. Lexikon 2 Sp. 29 ff.), Di(v)ana Beziehungswort und Apijosition drei verschie-
etr. tiv, luno-Diovino etr. uni, luturna-Diuturna. dene Behandlungsweisen erkennen, die sich
Die Vergleichung mit den andern indogerma- jedoch nicht zeitlich auseinander entwickeln:
nischen Sprachen ergiebt die italische Urform 1) Beziehungswort und Apposition haben ge-
Dious gen. Diouis; das durch Kontraktion hier- sonderte Existenz, ihre Freiheit bekundet sich
aus entstandene Dius hat sich in den Götter- in dem Dazwischentreten anderer Satzteile {per
namen Dius Fidius, Vedius, dea Dia, in den 30 lovem adiuro patrem Plaut. Men. 1025) oder
lokalen Bestimmungen sub dio (diu) interdiu in der getrennten Schreibung love patre {tab.
und adjektivisch in der Verbindung: fulgur Iguv. 2 B^ 7), love patre {Trag. ine. fr. 101
dium (vgl. Summanus — fulgur summanum) bis Bibbeck). — 2) Der zweite Bestandteil schliefst
in die historische Zeit erhalten. Die Gleich- sich enklitisch dem ersten an, aber beide be-
heit der obliquen Kasus Diovis, Diovi mit sitzen noch volle Flexion. Itivepatre {tab. Iguv.
denen der i- Stämme mag Veranlassung ge- s. unten); hierher können auch die Vokative
wesen sein, dafs der ursprünglich konsonan- lupater (to6. J(/Mf.) und luppiter gerechnet wer-
tische Nominativ Dious in die Deklination der den. — 3) Der erste Stamm hat seine Biegungs-
i-Stämme übertrat {Grafsmanna, a. 0. S. 161). fähigkeit verloren: luppiter, luppitris, luppitri.
Während die eben besprochenen Bildungen, zu 40 luppitrem (s. unten), wofei-n die obliquen Ka-
denen noch Dialis hinzukommt, anlautendes d sus nicht erst jüngeren Grammatikern ihren
treu bewahrt haben, ging es bei Weiterent- Ursprung verdanken. {Grafsmann a. a. 0.
Wicklung der Sprache durch Verdichtung von S. 114.)
i zu j allmählich verloren, und es entstand die Orthographie. Der Schreibweise luppiter,
übliche Flexion.sweise lovis, lovi, lovem, love, die bis zum Beginn der Kaiserzeit ebenso
zu der das von Schriftstellern nicht selten ge- häufig war wie die mit einfachem p , von da
nannte und inschriftlich mehrfach erhaltene an fast ausschliefslich Geltung erlangte (vgl.
lovis (s. unten) als Nominativ hinzutrat. Pauli, besonders die Arvalakten), ist als der am besten
Altital. Stud. 1 S. 12 leugnet die Existenz eines bezeugten der Vorzug zu geben {.Jordan, Herrn.
alten Nominatives lovis (demnach doch auch 50 16 (1881) S. 51); das erste p kann weder durch
Diovis) und hält ihn für bewufste und absieht- Assimilation des nominativischen s , welches
liehe Analogiebildung der Grammatiker; doch bei Zusammensetzungen wegiällt{Corssen,Ävs-
bietet die Sprache so viele Beispiele für den spräche 1" S. 211, Kr it. Beitr. S. 391), noch des
Übergang konsonantischer Stämme in die stammhaften v, das mit o zu ü == ou wurde,
i-Deklination, dafs wir in die Worte Varros entstanden sein; da sich also etymologisch die
(Z. l. 5, 66 [luppiter] olim Diovis et Diespiter die- Doppelung des p nicht rechtfertigen läfst,
tus), dem doch reiches Material aus der frühe- bleibt nur die Annahme übrig, dafs sie nach
ren Zeit in ganz anderem Mafse als uns zur langem u zur Schäifung der Aussprache diente
Verfügung stand, keinen Zweifel zu setzen {Pauli, Zeitschr. f. vergl. SprachforscJtg. IS {ISQ9)
brauchen. Alle drei Namen Dius, Diovis, lovis 60 S. 8, ausführlicher Jordan a. a. 0.).
sind bei dem Gotte zu erkennen, der den di- Diespiter. Im Altertum erklärte man
rekteu Gegensatz zu luppiter bildet, Vedius, diese Bildung durch diei pater; vgl. 6'er«. atZ.4e'w.
Vediovis, Veiovis. Mit lovis verschmolz das 9,567, Macrob. Sat. 1,15, li, Priseian 2 -p. blb
anfangs appositionell angefügte pater zu einem H. (Danach ist wohl auch bei Varro 1. 1. 5, 66,
Worte, wobei nach lateinischem Lautgesetz Diespiter id est dies pater dies als Genitiv
das tonlos gewordene pater sein a in i um- aufzufassen.) Der Ansicht der Alten trat bei
wandelte und lovis wie alle derartigen Kom- Grafsmann a. a. 0. S. 116 ff". Dagegen fafst
posita das Nominativzeichen s verlor. Wahr- Corssen, Ausspr. 1'^ ß. 233 Dies-piter richtig
621 luppiter (lat. Namensformen: Diovis) luppiter (= lovos, lovis) 622
als eine Zusammensetzung von pater mit dem Cista (Venös Diovem Proserpnais), zuerst ver-
s-Stamme dies; die Bildung mit dem Genitiv öffentlicbt von Brunn in ann. d. inst. 1858
ist darum unmöglich, weil im Latein kein S. 383. Abbildung in nion. incd. vol. 6 Taf.
Kompositum als eisten Bestandteil einen Geni- 24, 1. C. I. L. 1, 57. Schneider 53; für die Er-
tiv aufweist (FicJc, Venjl. Wörtcrb. l^ 308. klärung vgl. Cholodniak, Bh. Mus. 42 (1887)
/. ScJiDiidt, Ztschr. /'. vergl. SpracliforschmKj S. 486. An derselben Stelle, aber ca. 10 Ful's
25 [1876] S. 58). — Corssen, Krit. Beitr. S. 391 tiefer, wurden etruskisclie Spiegel gefunden,
zeigt die Unmöglichkeit Diespiter als eine die lateinische Schrift der Cista und die dünnere
Zusammensetzung mit dem Nominative dies darüber lagernde Erdschicht weisen auf nach-
zu betrachten. lo etruskische Zeit. JTew^ew hielt M für das s-Zeichen
Italische Namensformen. Litteratur: der Etrusker, die Form selbst aber für den
Neue, Formenlehre 1", S. 167. 189fF. 281 ff. 383. Genitiv, indes ist nicht daran zu zweifeln,
394. 483. BücJicIer, lex. ital. S. 7. 11. Fabrelti, dafs wir hier einen wirklichen Accusativ vor
(lloss. üul. S. 310—313. 702. Corssen, Ausspr. uns haben,
i- S. 211. 365; 2^ S. 63. Eine einzig dastehende Bildung ist das be-
Lateinisch. Den altertümlichen Nomi- reits oben erwähnte lovos auf der zu Piaeneste
nativ Diovis bezeugt F«rro L /. 5, 66 hoc idein gefundenen, jetzt im Berliner Museum befind-
inagis ostendit antiquins lovis noiiien; nam olim liehen Cista aus dem 6. Jahrb., welche lup-
Diovis et Diesjiiter dictus id est dies prder. piter, die Rechte auf lunos Schulter gestützt.
Gell. «. a. 5, 12, 1. 6 simili nomine Diovis 20 in der Linken den Blitz tragend, zur Darstel-
(nicht Diiovis siehe Jordan, comm. phil. in hon. luug bringt: 8 andere Gottheiten reihen sich
Momms., S. 366 ff.) dictus est. Gen. Diovis dem Paare an; s. 3Iün. incd. 9 Taf 58 u. 59,
auf der dem 6. Jahrb. angehörigen Inschrift besprochen von Michaelis, ann. d. inst. 1873
Junone Lucinai \ Diovis castiid facitud. CLL. S. 221, vgL Marx, Arch.Ztg. 43 (1885) S. 169,
1, 813 = 6, 357. Garriicci, syll.inscr. lat. aeo. Eph. epigr. 1 nr. 21, LYibntti, Suppl. 1, 474,
Bom. retp. 547. E. Schneider, dial. ital. aeo. C. I. L. 14, 4105b, Schneider 43. Dafs alle
vet. ex sei. 1,111. Gegen Bitschi, op. i S. 519 ff. Namen den Göttern im Nominative beigefügt
727 ff. und Mommsen, C J. L. 1 p. 561, die, zu sind, spricht gegen die Ansicht lovos für einen
Diovis coyiiugi ergiiuzexidi, castud Aiwch. ieixiyiium andern Kasus als den Nominativ zu halten.
Aviedergeben, siehe die richtige Interpretation so Jordan, Krit. Bcitr. S. 7 glaubt an ein Ver-
eostnd lovis = sacrificium lovis rel epuluin bei sehen, weil kein anderes Beispiel einer latei-
Jordan, Quaestionrs umbricae, ind. Itct. Begim. niscben Stammbildung auf o bei luppiter ge-
1882/83 p. 14. Den Dativ Diovei finden wir fundeu werde und aufserdem noch ein zweiter
inschnftlicb zweimal beglaubigt: a) [DJiovei Fehler Diama = Diana vorbanden sei; an eine
(so richtig Mommsen, C. I. L. 1, 638, ihm folgt Trübung von lovis zu denken ist gleichfalls
Schneider 105; C I. L. 6, 438 Garrucci 1125 gewagt, für den Genitiv lassen sich Aualogieen
noch 010 VEI) victore \ T. Aebufti] M. f. \ beibringen (siehe oben), keine einzige aber für
III vir [restijtuit (am Quirinal gefunden). den Nominativ.
Hinsichtlich der Zeit denkt 3Iommsen an den Kominativ lovis: Für Naevius, Accius,
Triumvirn T. Aebutius Carus, der a. 571 u. c. 40 Pacuvius bezeugt den Gebrauch dieses No-
Kolonieen nach Mutina und Parma führte {Li- minativs Pompeius comm. p. 187 Keil: le-
vius 39, 55,8). b) Tampnae [feminae gentis Tarn- gimus in Cupro 'hie lovis Jiuius lovis'. Etiam
piae. 3lovimsen) Diovi'i CLL. 1, 14:35 = ö.21d9 Naevius Accius Pacuvius, omnes isti utuntur
(Patavium), Schneider 106: Garrucci 2155 hält hoc exemplo (vgl. Exe. ex anon. gramm. b. A.
Diovei für den Genitiv. Dat. Diove auf einer Mai, auct. class. 6, 15\), Priscian 1 -p-^^ Sertz:
Weibinschrift (6/7. Jahrb.) [M. Aiinjilio M. vetustissimi iiominativum quoque lovis profere-
f. Anfio . ..f] I [praijtoris pro po[plod \ dijti bant. Cuedlius und ^ccms bei dems. 1 p. 229:
Diore dedefrej C. I. L. 1, 188 = 6, 136, lovis nominativo quoque casu invenitur. Cac-
Schneider 104:. — Quint. 1,4,11 Diove victore, non cilius in epistola 'nam novus quidem deus re-
Dioüi victori will beweisen, dafs e für i stehen so pertus est lovis' ; Accius in Epinausimache
kann. Diovo (C 7. i. 14, 2863), das eine alte {trag. frg. 373 Bibbeck): 'lucifera lamjoade
Praenestiner Bronze bietet, ist verschieden ge- äbietem exurdt lovis''. Accius b. Non. 325, 7,
deutet worden. Mommsen, Herrn. 19 (1884) ilico inquam [ubi] hdbitat lovis (wahrschein-
S. 455 u. Jordan, Symbolae ad Jiistoriam reli- liehe Konjektur für handschriftlich überliefertes
gionum Itulicaruin alterae, ind. le(t. Begim. 1885 ovis) quam pröpitius [trag. frg. 331/2 Bibbeck).
p. 11 halten es für einen Genitiv mit abge- Ennius b. Apul. de deo Socr. 2 p. 6 Goldb.
fallenem s, dessen o durch eine dem praenesti- {fyg. 79 Baehrens) , vgl. Mart. Cup. 1, 42; die
niscben Dialekt nicht ungewöhnliche Trübung Worte der schol. Bernens. ad Verg. Georg. 1,
des i (vgl. in derselben Inschrift den zweifei- 502 Accius docet: luppiter Dardanus genuit,
los sicheren Genitiv nationu(s)) entstanden sei. 60 Dardanus Troum hat Bibbeck {trag. frg. 653)
Dessau, Herrn. 19(1884) S. 453 meict, die Mög- in einen Senar gebracht: lovis Därdanum pro-
lichkeit sei nicht ausgeschlossen, dafs hier ein genuit Lroum Dardanus. Varro l. 1. 8, 74 nunc
Dativ des o-Stammes vorliege, und sieht in in eonsuetudine aliter dicere pro lovis luppiter
der gleichfalls praenestiniscben Form lovos kann nicht als Belegstelle gelten, da der
(siehe unten) den Nominativ dazu; indes ist Sinn des Satzes nur ist, die Analogie würde
lovos selbst zu unsicher, als dafs sich weitere einen Nominativ lovis verlangen. Petron. 47.
Vermutungen darauf stützen liefsen. Der Acc. 58. Hygin. fab. 31. 54 etc. (vgl. Neue a. a. 0.
Diovem findet sich nur auf der Cosanischen S. 189 ff.). Gell. 5, 12, 5. Apul. Metam. 4, 32
623 luppiter (lat. Formen: lovis) luppiter (falisk. u. oskische Formen) 624
Eyssenliardt: quem tremit ipse lovis. Äug. c. d. S. 481; loveis [c'est le nominatif faisant le
7, 14. 15. 16. E2nt. Iliad. 653. Inschriftliche fonction de vocatif) Breal, Melanges (VArcheolo-
ßelege: C. I. L. 3, 6443. Acta fratr. Arval. gie et d'Histoire de l'ecole etc. 1882 S. 153.
p. 124 Henzeii. C. I. L. 6, 371; 8, 6981. lovis FauU, Altital. Stud. 1 S. 7 ff. 40 beseitigt, an
Axur auf Münzen der gens Vibia {Cohen, cons. der Form lovei für älteres Diovei an der Ab-
Taf. 41, Vib. 13. Bahelon, descript. des mon- luirzung Sat für Sa(v)eturno und einem Dative
naies de Ja repnibl. Eom. Paris 1885 '86, 2 S. 546 deivos Anstofs nehmend, die Götternamen durch
nr. 18. Stevenson, a Dictionar4j ofBoman coins, die Trennung io veisat deivos (= io visat (vi-
London 1889, S. 117. lovis Conservator auf deat) deus). Schneider 19. Dat. lovi inschrift-
einer Münze des Maximianus Hercules {Cohen, lo lieh zum erstenmal in der lex Vicana Fur-
Med. imp. 5 nr. 71) und des Flavius Valerius fensis vom Jahre 696 u. c. C. I. L. 1, 603
Severus (Co/; ß)? 5 nr. 13). lovis Gustos (s. d.) auf = 9, 3513, Schneider 310. loves Nom. plur.
Münzen des Vespasian {Cohen 1 nr. 105. 106), Plaut. Gas. v. 230 humani loves = freund-
des Titus {Cohen 1 nr. 44, Stevenson S. 486), des liehe Herren. Cic. nat. deor. 3, 42. Varro b.
Caracalla (Co/ien 3 nr. 412), lovis Propugnator Tertull. ad nat. 1, 10 trecenti loves (wegen
auf Münzen des Alexander Severus (Cohen 4 der Beinamen); ders. b. iVon. 162, loves = lup-
nr. 43. 265). lovis Stator auf Münzen Gordians piterbilder Arnob. 4, 14; gen. loum Varro l. l.
{Cohen 4: nr. 45— 47. 238 — 239) und Galliens 8,74. Prohus inst. art. A, 12-2 Keil: numeri plu-
{Cohen 4 nr. 230—232). Ob lovis auf einer ralis: hi loves, horum lovium, his lovihus, hos
britannischen lamella (C. I. L. 7, 1289) als 20 loves, 0 loves, ab his lorihus hat von dem
Nominativ zu betrachten ist, bleibt zweifei- vorhandenen Nominative loves die anderen
haft. Neue S. 191 führt lovi' als Genitiv mit Kasus nach Analogie der i- Stämme gebildet,
abgefallenem s an, f. Ennius b. Apul. de mag. lovispater {Gell. 5, 12, 5) war in der Sprache
c. 39, indes ist lovis zu schreiben {frg. 529 nicht vorhanden, sondern ist nur eine etymo-
Baehrens). lobis im Curiosum urbis regionum logische Deutung des Gellius. Darnach sind
XIV reg. 4. 7. 10. 11 {Jordan, Top. 2 S. 546. die unten angeführten Saturnier von Bitschi
550. 557. 558), deo lohi prestabili {C. I. L. und Baehrens zu beurteilen. Das älteste Beispiel
9, 1498) sind auf die fehlerhafte Ortho- in der Litteratur für luppiter findet sich in der
graphie der späteren Kaiserzeit zurfickzu- Andromache des Naevius b. Non. p. 124 quam
führen. Dativ lovei hat ein etruskischer 30 quondam fülmine icit luppiter u. ibid. p. 110
Spiegel mit lateinischer Inschrift (älter als suo sönitu claro fi'ilgorivit L'tppiter (traq. frq.
das Jahr 536 u. c.) C. /. i. 1, 56 = 14, 4097. 11. 13 BihhecTi). Die Inschrift auf der tabula
Schneider 52, andere Litteratur in der aus- des Quinctius a. 374 u. c. (Lw. 6, 29, 9) 'Äppifer
führlichen Besprechung des Spiegels Bd. 1 Sp. atque divi omnes hoc dederunt, ut T. Quinctius
2259, 60. — Lanzi, saggio di llngua Etrusca 2 dictutor oppida novem eaperef und die Nach-
S. 198 schöpfte wegen dieses neben den Nomi- rieht bei Fest. p. 363 Hrientem tertium pondo
nativen Inno und Hercele schwer verstand- coionam auream dedisse se lovi donum scripsit
liehen Datives Verdacht gegen die Echtheit T. Quinctius diciator cum post novem [dies
der Inschrift. Jalm, Ficoron. Cista S. 58 er- totidem] urbes et decumam Praeneste cepissef
klärt, die Zeichnung des Namens auf der Basis 40 vereinigt Baehrens (nach dem Vorgang von
habe Veranlassung gegeben, die Inschrift als Bitschi, op. 4 S. 204) zu einem Weihgedicht in
Weihioschrift an luppiter zu betrachten. Sichere saturnischem Versmafs und läfst es mit den
Dative geben die Inschriften lovei Leibero S. Worten lovis pater (Bitschi a. a. 0. Diovis-
{Jordan, Analecta epigraphica latina, ind. lect. piter) beginnen {ad Quinctii tabulam p. 34)
Begim. 1886/87 p. 3), lovei sacrum (auf einem vgl. oben. Den obliquen Kasus der zu-
Altar im Capuaner Gebiet aus dem 7. Jahrh. sammengesetzten Form luppiter begegnen wir
CLL. 1,574 = 10,3785. Schneider 303), Lovei nur in den Büchern der Grammatiker: Varro
Capitolino (C J. i. 1, 589 = 6, 372 von ilfojnw- l. l. 8, 33 Luppitri; Pomp. comm. 5 p. 172
sen c. a. 673 gesetzt; Schneider 337), Lovei in Keil: nam 'hie Luppiter, huius Luppitris^
der lex Spoletina {Bormann, bullet, d. inst. 1879 50 invenimus in antiquis declinatum et trebro
S. 67. Jordan, quaestiones umbricae, ind. lect. invenimus sed hoc hodie abolevit. p. 187 apud
Begim. 1882/3 p. 16ff.), in derselben Inschrift antiquos libros invenimus plenas declinationes
4 Zeilen vorher der Dat. love; love iutori auf 7hc Luppiter, huius Luppitris, huic Luppitri\
einem Dachziegel mit Reliefs zu Urbisaglia Priscian 1 p. 229 Hertz: Sic etiam Liipp)iter,
{Bullet, d. init. 1861 S. 86; 1879 S. 44. C.L.L. Liqnteris et Luppitris, tit Caesellio Vindici placet,
9, 5531). Der Anfang der Duennosinschrift debmt declinari. Tertull. ad nat. 1, 10 Luppi-
/owe I sa^ (Zeiijos hat sehr verschiedenartige Inter- teres; apol. li Luppitros.
pretation erfahren, love Dat. lesen Dressel, Falls cis,ch. lovei auf der Erztafel aus
ann. d. inst. b'2^. lbB,W.,Tä.tbQ; Bücheier, Bli. S. Maria di Falleri. Zvetajeff, Lnscr. Ltal.
Mus. 36 (1881) S. 235fr.; Bing, Altlat. Stud. 60 med. dialect. 70''. inscr. Ltal. mf. dialect. 72^.
S. 2; nach ihnen ist der Strich hinter love ein C. L. L. 11, 3078. Schneider 30. Deeclie, Die
diakritisches Zeichen. lo\ei Dut. Jordan, bullet. L'aliscer m. 62 b.
d. inst. 1881 S. 84; Hermes 16 (1881) S. 225; Oskisch. Den Dativ diovei bietet vier-
vindiciae sermonis latini antiquissimi, ind. lect. mal die Tafel von Agnone. Mommsen, Die
Begim. 1882 p. 5; observationes Bomanae sub- unteritalischen Dialekte S. 128 Taf. 7. HuscMe,
sicivae, ind. lect. Begim. 1S83/ 4: ]). 9; lovem Die sabellisch-oskischen SprachdenJcmäler S. 210.
Acc.mit abgefallenem m in lokaler Kraft, gleich Fabreiti 2875. Zvetajeff, Sgll. inscr. Ose. nr. 9
späterem ad lovem Osthoff', Bh. Mus. a. a. 0. Taf. 2, LLLD nr. 86 All. 12. B 14. 15. Grie-
625 luppiter (marruc, mars., pic, umbr. F.) luppiter (b. d. Etruskern: Tinia) 626
chische Buchstaben zeigt eine zu Vibo in Brut- fassen. Bedenken erregt nur das i in luvip,
timn gefundene Weihinsohvift Jtovfei J-fgaog^i da die andern 8 Dative sämtlich e zeigen.
TctvQOfi. Mommsen a. a. 0. Tat". 12, 57. Huschke Etruskisch. Nom. tinia Gerhard, Etrus-
a. a. 0. S. 213. Fabretti 3034. Zvetajeff' SIO cische Spiegel {fortges.v.Klügmannu.Körte)nr.li
nr. 146 Taf.18,11, IIID nr. 238 (vgl. zivai auf (vgl. 3S. 75);nr. 75(38.77); nr.82(3S. 85); nr.181
der tyrrhenischen Inschrift von Lemnos. Deecle, (3 S. 174) ; nr. 284, 1 u. 2 (4 S. 12) ; nr. 396 (5 S. 44)
Bh. Mus. 41 (1886) S. 460. — Pauli, Eine vor- = Fabretti 24,11.2139.24:70. 2600. 2478. 2471 bi.s.
griechische Inschrift von Lemnos S. 34 bringt 2477. Gerhard nr. 282 (4 S. 10); nr. 346(4 8.91).
es mit sivas {Fabretti 2335) in Verbindung). Fabretti, SuppJ. 1 nr. 395; Suppl. 3 nr. 394 =
Gen. loveis Lofreis, Unterschrift eines ehernen lo mon. ined. voL 9 tav. 5ß nr. 3 = Etr. Sp. 5 t. 6.
luppiterkopfes aus dem Frentanergebiet (a. 15 Gamumni, appendice nr. 832 = Etr.Sp. 5 1. 1;
p. C ) Mommsen S. 170 Taf. 7, 2. Huschle S. 142. Uillet. d. inst. 1880 S. 134; Etr. Sp. 5 t. 59. 98.
Fabretti 2844. Zvetajeff SIO nr. 3 Taf. 1, 2, Nom. tina ist nur einmal bezeugt auf dem
IIID nr. 82. Gen. loveis 3IeeleJciieis auf einer Spiegel von Arezzo (Minervengeburt): Gerhard
pompejanischen Steininschrift Huschle 8. 180. nr. 66 (3 8. 67) = i^aftreWi 459. Für den Genitiv
Fabretti 27SÖ. Zcetojeff SIO nr. 62 Taf. 10 u. sind verschiedene Formen überliefert: tinas
10a, I HD nr. 142. Dat. luvet Flagiui zwei- auf der Graffitoinschrift einer Thonschale von
mal auf einer campanischen Inschrift Fabretti, Corneto: itun turuce venela teli)ias tinas cli-
Sup2ih 3 nr. 418; Eph.ep. 2 p. 162 nr. 13. Zve- nii aras. Fabretti, Suppl. 3 nr. 356 Taf. 11
tajeff SIO nr. 34 Taf. 6, 2 a u. b, IIIDnv. 112. 20 (vgl. S. 131) macht tinas von aras abhängig
Marrncinisch. Gen. Ioi)es patres auf der und übersetzt ara di Giove; ihm schliefst sich
Erztafel von Rapino (in lateinischem Alphabet Pauli an {Etr. Stud. 3 S. 79). — Corssen, Spr. d.
mit wenig eigenen Formen, Dialekt sabellisch) Etr. 2 8. 627 hält tinas für den Nominativ
Mommsen 8. 336ff., 14. Huschke S. 247. Fabretti eines männlichen Vornamens, während Deecke,
2741. Zvetajeff'IIMDnr.6Tal2,2,IIIDiir.8,5. Etr. Forschg. 3 8. 336 einen Beinamen, wahr-
Marsisch. Dat. love giebt die Inschrift seheinlich verwandt mit dem Familiennamen
CDIMI I lOVn I 8ACRI | COSTF | FURT. Uns tim, Gen. tin(i)s {Fahrettil341—bb), darin
Mommsen C. I. L. 1 ad n. 1170. Fabretti erkennen will, vgl. jedoch Heft 4 S. 87 'cli-
2742 ter, Zvetajeff II3ID nr. 40 Taf. 6, 5. niiaras Gen. Beiname luppiters (?)'. —Die In-
Schneider 42 und auf dem Steinfragment im 30 schrift einer ehemals im Museo Burgia zu
marruvischen Gebiet der Marser PIl VII ^^ Velitrae befindlichen Erztafel {Fabretti 2610
0 rO I !^ I 10 VII. I f= OVI IIS rVCLI Notiz. Taf. 44) hat Pauli, Etr. Stud. 3 S. 85 in fol-
degli scavi 1878 8. 254; 1881 8. 194. C. I. L. 9, gender Weise wiederhergestellt: mi tinas karu
p. 349. 681. Zvetajeff HMD nr.SS Ta,i. 6, 7.8. siunsl = hoc looi .. monumentum {tinas ist
Sihneider 40. [lue = luve: Eph. epigr. 8 p. 43 Genitiv, da nach etruskischem Sprachgebrauch
nr. 174. Hülsen, M. d.Bö.I. 1890 p. 297. Ihm.] die Gottheit, der etwas geweiht wird, im Ge-
Picenisch. Dat. iuve auf einer Bronze- nitiv steht). Deecke, Etr. Forschg. b {=^ Deecke-
statue (gefunden in Staffolo bei Osimo (Auxi- Pauli , Etr. Forschg. u. Stud. 2) 8. 48 stimmt
mum) im nördlichen Picenum): Jfommsew S. 362. ihm bei mit der Übei'setzung hoc lovi . . con-
Huschke S. 242 nr. 4. AufrecM-Kirchhoff, Die 40 cilium. Die Vermutung Paulis, Etr. Stud. 1
umbrischen Sprachdenkmäler 2 8. 400. Bergk, 8. 105 lar&. lautni tinas Larth der Sklave
Ztschr. f. Altertumsw. 1856 nr. 18. Fctbretti 2680. (jetzt 'Freigelassner') des Tina für larO". lautni
Deecke, Ph. Mus. 41 (1886) S. 194. jowjas hat wenigWahrscheinliches. Sj'nkopierter
Umbrisch. Die iguvinischen Taf. bieten Gen. tins: a) in der Maglianoinschrift (zuerst
eine Anzahl von Formen. Dat. iuve krapuvi Taf. veröffentlicht von E. Teza, Pivista di Filologia
1 A, 3: Biicheler,UmbricaS.l {vgl.d.TeKtnochh. 10 8. 530-34; Deecke, Ph. Mus. 39 (18*84)
Aufrecht-Kirchhoff a. a. 0. S. 4ff. Huschke, Die 8. 141; ders. , Etr. Forschg. 7, Vorwort S. 6;
iguvischen Tafeln S. 17—40. Fabretti, C.I.It. ders., Die etruskische Bleiplatte von Magliano,
p.XII — XVIII. Breal,tables Eugubines 'p.XXXlY Buchsioeiler Gijmnasialprogr. 1885 S. 31 ; Bugge ,
— LXYll); Ygl. IioveGraboveiTal 6 A,22{in\atei- 50 Etr. Forschg. u. Stud. 4 8. 113, vgl. die ge-
nisclaev Schrih): Bücheier S. 13; luve patre {ge- wichtigen Bedenken Paulis gegen die Inter-
trenntgeschrieben)Taf.2B, 7 I?wc/«eZer8. 7; Jwi'e- pretation der letztgenannten Altitdl. Stud. 3
patre (in einem Wort) Taf. 2 A, 5; 2 B, 17 22. 8. 104ff.). — b) auf dem templum vonPiacenza
26; 3, 22. Bücheier S. 4. 7. Vok. lupater Taf. reg. 1': Deecke, Etr. Frschg. 4 Taf. 1, dazu
2 B, 24. Bücheier S. 7; ahtu luvip. Taf. 2 A, 8. 28 ff. — Zu tin abgekürzt findet sich der Ge-
10. Huschke S. 10. 355. Bücheier 8. 7. 126; nitiv ebendaselbst reg. 15 u. 16 (reg. 15^ <» viel-
ahtu luvie Aufrecht-Kirchhoff S. 7; 2 8. 381. leicht eine weitere Abkürzung'?). Ein Genitiv
l?re'aZ S.LXII. 277; die letztereniesen luvie, weil von Tinia ist wohl gleichfalls zu sehen in
sie p für ein unvollendetes e halten; gemeint Tins {Gamurrini, apio. 88) nndintintcvil (Weih-
sei eine Gottheit, die in den Kreis der jovia- 60 geschenk für luppiter. Deecke, Etr. Forschg.
lischen gehöre. Wenn man mit Huschke und 4 S. 29; vgl. Pauli, Etr. Stud. 3 8. 114; Alt-
Bücheler luvip im Texte stehen läfst, so kann ital. Stud. 3 8. 49). Corssen a. a. 0. 2 8. 8. 16
es nur als abgekürzter Dativ gelten für luvi- übei-setzt tinscvil durch opus caelatum (Werk
patre, das wollen auch die erklärenden Worte des Bronzeschlägers); doch erscheint obige
Büchelers zu Z. 10 8. 126 besagen^ 'supra lovi Auffassung gesichert durch die zu Orvieto ge-
patri bovc, hoc loco actui lovi patri ove fif ; fundene Inschrift Hinia tinscviV {bullet, d. inst.
dann ist auch Marti in der korrespondierenden 1880 8. 134); vgl. noch Deecke, Etr. Forschg. 5
Vorschrift (2A,11) als Dativ von Mars zu (= Deeckc-Pauli, Etr. Forschg. u. Stud. 2)
627 luppiter (Diesi^iter, Tina, Tinia) Inppiter (= Tina, Tinia) 628
S. 49 und Buggc in Bezzenb. Beitr. 11 (1886) kannt. Abgesehen nämlich davon, dafs die
S. 19. Mit der etruskischen Benennung lup- Bildung des Patronymikons Tinia in der etrus-
piters Tinia bringt Whitlcy StoJces, The in- kischen Sprache ohne Beispiel dastehen würde
fcription of Voltino in Bezzcnb. Beitr. 11 (1886) (die Analogie des lateinischen lovis-Veiovis ist
S. 118 TINV auf einer am Gardasee gefunde- in jeder Weise unzutreffend), so sind jugend-
nen Inschrift in Verbindung. liehe Darstellungen luppiters, die Ähnlicbkeit
Diespiter. Das Alter dieser Bildung be- mit denen des Bacchus oder Apollo haben,
zeugt Varro 1.1.5, 66: nam oTiin (luppiter) durchaus nicht ungewöhnlich (siehe lo vis Axur
Diovis et Diespiter dictus; Priscian 1 p. 229 auf Münzen der gens Vibia, Babelon, monn.
Hertz: Diespiter . . . apud antiquissimos inveni- to de Ja reputä. Born. 2 p. 546 nr. 18 = Cohen,
mus. Nom. Dicsjjtr auf einem praenestinischen Cons. T. 41 Vib. 13. Gerhard, Etr. Sp. Taf.
Spiegel des 5. oder 6. Jahrh. mon. ined. vol. 6 74. 81,2. 281), es ist ferner auf einer Anzahl
Taf. 54, besprochen von Garrucci, arm. d. inst. von Spiegeln und Trinkgefäfsen, sowie auf der
1861 S. 151 ff. liitschl, enarr. tahiü. p. 98; op. 4 Bronzeleber von Piacenza der etruskische Name
p. 730. C. I. L. 1, 1500 p. 553 = 14, 4106. für Bacchus (Dionysos, Liber) nämlich fuflunfu)s
Schneider 46. — Jordan, Krit. Beitr. S. 6 erklärt gefunden Avorden (vgl. Deecl'e oben s. v. Fu-
die nichtlateinische Orthographie durch Ein- fluns). Am wenigsten aber stimmen obige Er-
flufs praenestinischer Schreibweise. Diespiter klärungen zu der inschriftlichen Verwendung
h. Fest. s.-v.Japidem^. IIb. Casus oblioui: Prise. der Namen Tina und Tinia; ersterer existiert
a. a. 0. 'Diespiter'' ' Diespiteris' et ' Dif spitris^ 20 überhaupt nur einmal {Gerhard, Etr. Sp. nr. 66
(ipitd antiquissimos invenimus. Varro l. I. 9, = Fabretti 459), und Tinia wird für den scepter-
75. 77 Diespitri, Diespitreni (er erkennt an, tragenden Herrscher sowohl wie für den epheu-
dafs diese Formen weniger üblich seien wie bekränzten Jüngling ohne unterschied ge-
Diespiter). Macrob. Sat.l,i5, 14 Eomani Dies- braucht. Nur soviel kann zugegeben werden,
pitrein appellant. Arnob. 2, 70. C. I. L. 11, dafs bei der Flüssigkeit der italischen Gottes-
3259 Diespitris. Vorstellungen gewisse Seiten des Bacchus wie
Wenn Deecl-e , Bh. 3Ius. 42 (1887) S. 227 ff. auch des Sol und Apollo Aufnahme in den
zes2)a auf einem Steinfragment von Colonne bei Begriff des etruskischen Tinia gefunden haben.
Ugento mit Recht zu Zespa(tras) ergänzt, so Das Wesen desselben klar erkannt und inner-
liegt hier der Genitiv einer messapischen Bil- 30 halb des theologischen Systems ihm seine
düng vor. Stellung gegenüber den andern Göttern nach
Etrusker. Gerhard, Über die Gottheiten Möglichkeit abgegrenzt zu haben, ist das un-
der Etrusker. Abhdlg. der Berl. Ak. 1845 bestrittene Verdienst Gerhards und namentlich
S. 517 = Ges. akad. Abhdlg. 1 S. 285. Ders., Otfried Miillers. Noch einmal wurden die ge-
Vber etruskische Götternamen. Ztschr. f. Alter- sicherten Resultate durch Corssen in Frage
tumsws. 1847 S. 673. Müller, Die Etruf<ker gestellt; vom sprachvergleichenden Standpunkt
ed. Deecke 2 '■' S. 42. 134. 155. 169. 252. Noel ausgehend, leugnete er die Gleichheit von lup-
des Vergers , VEtrurie et les Etrusques 1 S. 176. piter und Tina und identificierte den letzteren
285 flf. mit lanus {Spr. d. Etr. 2 S. 57), wobei er fol-
Eä hat langer Zeit und vieler Kontroversen 40 gende Entwickelungsweise der Form annahm :
bedurft, ehe die Ansicht, dafs der etruskische Divanus, Dianus, Dienus, Dinus (2 S. 243 u. 319)
Tinia (Tina) mit dem italischen Inppiter zu mit Übergang des d in t und Abfall von s
identificieren sei, aligemeine Geltung erlangte. i2 S. 396) tina. Nachdem sich gegen solches
Er.^chwert waren die Untersuchungen über das Etymologisieren, das auf die lautgesetzliche
Wesen dieses Gottes einmal durch die verschie- Entwickelung und die mit einer einzigen Aus-
denen Namensformen Tina und Tinia, sodann nähme gebrauchte Bildung Tinia so wenig
durch die stark von einander abweichenden Rücksicht nimmt, Deecke bereits in der Kritik
Darstellungen (er erscheint bald als bärtiger des (7orsse>^schen Werkes {S. 36) gewendet hatte,
Mann mit Scepter und Blitz, bald ohne Bart erklärte er sich in der Neuausgabe von 3Iül-
als Jüngling mit Ephevi- oder Lorbeerkranz. 50 lers Etruskern mit den Ausführungen dieses
Nicht minder hinderlidi für eine richtige Auf- Gelehrten, der lanus allein im etruskischen
fassung war das geringfügige Material und der ani erkannte (vgl. die Namen auf dem templum
Mangel an festen Prinzipien in der Behand- von Piacenza bei DefC^-e, Ü'ir. JForsf/i^/. 4 Taf. 1
lung der sprachlichen Form. Jene differieren- reg. 1 , dazu S. 24ff. und Darstellungen auf
den Punkte suchten Schtvenck, Myth. d. Möin. Münzen Deecke a. a. 0. 2 ser. 9 S. 34 ff.; nr. 60
S. 455 und Bückert. Troia S. 113 in der Weise S. 43), durchaus einverstanden, und die weite-
zu vereinigen, dafs sie Tina dem luppiter ren Forschungen haben diese Meinung nur be-
gleichsetzten und hieraus durch Erweiterung stätigt; die bedeutendsten neueren Etrusko-
das Deminutivum Tinia mit der Bedeutung logen stehen hierin auf seiner Seite. In der
Sohn des Tina entstehen liefsen. einen Gott, der 60 schon erwähnten Interpretation der Magliano-
seinem Wesen nach volle Übereinstimmung mit Inschrift {Bachsiveller Progr. 1885 S. 31 ; gegen
Dionysos zeige. Vgl Lunzi, Saggio di lingua diese sowie Bugges [Deecke, Etr. Forschg. u.
Etrusca 2 S. 202. Hierzu schien die Stelle b. Stud. 4 S. 79 ff.] Interpretation Pauli, Altital.
Paul. p. 365 Hinia = vasa vinaria'' und das Stud. 3 S. 104ff.) führt Deecke Tin(i)a auf alt-
Bild des bacchusähnlichen bartloseii Tinia treff- italisches deivino (vgl. osk. deivin. Fabretti,
lieh zu passen; allein die viel gewichtigeren Stippl. 1 nr. 496) *teivinu — *tinu zurück und
Gründe, die gegen solche Deutung sprachen, vergleicht altlateinisches deivinus — deinus —
wurden übersehen oder waren noch nicht be- dinus (siehe auch Jordan, Herrn. 16 (1881) S. 246
629 luppiter ('Tina, Tinia) luppiter (Tina, Tinia) 630
und quaestinnes Uv7bncae,incl. lecf. Begim. 1882/3 Vogelfluges, erstere nach Süden, letztere nach
p. 19). — Bugr/e (Bez2enbergers Beitr. 11 (1S86) Osten orientiert). Die Etrusker hatten eine
S. 19) erklärt Tinia entweder als Weiterbildung augurale Einteilung in 16 Bezirke {Plin. n.h.
vom Ötamnie div mit Suffix nia, na oder vom 2, 143. Sero, ad Äen. 8, 427. Mart. Cap. 1,
Acc. tin = gr. Ji'cc, kret. Jriv {Curt., Etym.^ 45 — 61; -vgX. Acro ad Hör. c.l, 12, 18). Die litte-
S. 620). Wie in lanus der Himmel als Bogen, rarischen Nachrichten (die Angaben Ilartians
Gewölbe sich verkörpert (ianus gewölbter Durch- von Nissen a. a. 0. S. 184 ff. [vgl. Wissotca,
gang, s. jedoch ob. Sp. 49\ so ist luppiter die Hermes 22 [1887] S. 55] auf liora bezogen,
Pei'sonifikation des Himmels als der Quelle des von Schmeifser a. a. 0. als späte Erfindung ver-
Lichtes, der strahlenden Helle; darum war die lo worfen, von Müller für einen Rest echt etrus-
Mitte des Monats, das volle Licht ihm heilig; kischer Lehre aus den Fultruralbüchera erklart)
für lat. Idus gebrauchten die Tusker ifits (FaiT. haben eine interessante Bestätigung erhalten
l.l. 6, 59) oder üis {Macroh. Sat. 1, 15, 14); durch den Fund der bekannten als templum
die Erklärung des letzteren, es bedeute lovis eingerichteten Bronzeleber von Piacenza (Fund-
fuhicia, weil an diesem Tage luppiter bei Tag bericht von G. A. Tononi {lo Spetlatore, Ga-
und Nacht Licht spende, ist natürlich nicht zetta dl Lomhardiu. Milano 1879, 8 — 9 Gennaio,
richtig (Corssen, Ausspr. 1^ S. 683 führt idus Anno5nr. 651), zuerst veröffentlicht von K.Po(/(yi
alt eidus auf die indogermanische Wurzel '^id^ (Atti e Memorie delle deputazioni di storia pa-
breuuen, leuchten zurück, vgl. Vanicek, Lat. tria deW Kmilia. Nuove Serie vol. 4, Modena,
Etym. p. 23 Bücheier, Bh. Mus. 34 (1889) 20 Vincenzi 1878), ausführlich besprochen von'
S. 327 ff.), läfst aber doch zur Genüge er- DeecJce , Etr. Forschg. i, beigefügt sind 5 Ta-
kenuen, dafs jener Tag, die Zeit des Voll- fein mit Abbildungen, einzelne Bemerkungen
mondes, dem luppiter geheiligt war. Dafs auch bei Bing, Altlatein. Stud. S. 122 ff'., s. Sp. 626, 48).-
die Römer, die ihren Kalender wahrscheinlich Die Bronze stammt nach Deecke a. a. 0. S 22
von den Etruskern entlehnten, die Idus dem wegen der abgerundeten Buchstabenformen und
luppiter geweiht hatten (siehe unten), recht- der entwickelten Mythologie aus den letzten
fertigt jene Vermutung. Das Wesen des Licht- Jahren der Republik oder dem Beginne der
gottes offenbart er am reinsten im Schleudern Kaiserzeit. Die Übereinstimmung ihrer An-
der flammenden Blitze; treten ohnehin in Ita- gaben mit dem ausführlichen Bericht bei Slar-
lien die Gewitter weit heftiger und stärker 30 tia)i unterstützt die Ansicht Müllers, dafs wir
auf als bei uns (Nissen, Italische Landeskunde hier ein Stück der in den lihri fulgurales {Cic.
1 S. 392), so ist gerade Etrurien besonders reich de div. 1, 72. Scrv. ad Aen. 1, 42. Flin. n. h.
an aufserordentlichen Erscheinungen des Hirn- 2, 138) niedergelegten echt etruskischen Lehre
mels; nirgends wurde der Beobachtung der von der Einteilung des Himmelsgewölbes vor
Blitze eine so abergläubische Sorgfalt gewidmet uns haben, wenn auch zugegeben werden mufs,
als in jenem Lande. Die Deutang, Beschwörung dafs die ursprüngliche Reinheit derselben, aut
und Sühne der Blitze bildet einen äufserst der Bronze bereits getrübt, bis zu den Zeiten
wichtigen Teil der von Varro als recondita et Martians noch weitere Entstellungen erfahren
ahstrusa bezeichneten Disziplin der Etrusker. hat. Widerlegt wird durch den Fund die
Der Blitz ist gewissermafsen die Sprache lup- 40 Meinung Nissens, dafs die Bezirke gleich grofs
piters, in der er seinen unabändei'lichen Willen seien und radienförmig bis zum Mittelpunkte
verkündigt, und in der Kunst sein ständiges liefen. luppiter spielt in der ars fulguritorum
Attribut; er mahnt und warnt damit, billigt die Hauptrolle, er ist der mächtigste und ge-
oder tadelt, gewährt oder versagt. Die Aufgabe fürchtetste unter den Lisassen der 16 Regionen,
der Fulgui-atoren war es, nach gewissen Ge- Zwar ist der Gebrauch des Blitzes nicht wie
sicht.«punkten (Farbe, Wirkung, Himmelsrich- beim griechischen Zeus sein ausschlieisliches
tung [woher, wohin?], Jahreszeit) die Blitze zu Recht (Flin. n. h. 2, 238 spricht von, 9 blitz-
prüfen und zu deuten und sie nach dem zu schleudernden Gottheiten, aufser luppiter sind
erwartenden Erfolge in bestimmte Klassen ein- nochbekanntIuno,Minerva,Veiovis, Summanus,
zureihen; zu ihren weiteren Obliegenheiten ge- 50 Vulcanus, Satumus, Mars; vgl. Müller 2"S. 86;
hörte die Sühnung derselben, das Abhalten MuniUus hei Arn'tb. 3, 38 nocensiles putat . . .
oder Herabziehen (vgl. darüber Müller, Etr. deos novem Manilius, quibus solis Iup2nttr
2 - S. 166ff.); Weissagung aus dem Donner potestatem iaciendi sui pjermiserit fulininis
allein {Lyd. de ost. c. 27. 39) ist spätere zeigt die griechische Auffassung), aber seine
Fälschung (Müller a. a. 0. 2- S. 177). bevorzugte Stellung gegenüber den anderen
Die Hauptbedingung für die Beobachtung Göttern tritt in mehrfacher Beziehung hervor,
der himmlischen Zeichen war die Einrichtung des Zunächst w'ar er nicht beschränkt auf einzelne
templum (grundlegende Arbeit Nissen, Das Regionen, seine Wohnun^j lief durch alle Be-
templum 1869, abweichende Ansichten Deeckis, zirke (Mart. 1, 47 in seeundo ibidem mansi-
der templum als gemeinsames Besitztum der 60 tabant praeter domum lovis, quae ibi quoque
italischen Stämme mit dem ursprünglichen Be- sublimis est, ut est in omnibus), aus allen
griff der Begrenzung nicht anerkennt und mit Teilen des Himmels schleudert er die Blitze
O. il/wZ/er an der Orientierung nach Süden fest- (Serv. ad Aen. 8, 427 fulmina luppiler iacit
hält in Müllers Etruskern 2'- S. 130 ff. ; T. Be- toto caelo, hoc est de diver sis pari Hus cacli sci-
gell, Jahrb. f. Philol. u. Püdag. 123 [1881] licet sedeciin), aufserdem waren ihm im Xorden
S. 593 ff. unterscheidet zwischen den für 3 Hauptsitze eingeräumt nach der Bronzeleber,
Blitzschau bestimmten templa in caelo und der wir als der altern und bessern Quelle
den templa in terra zur Beobachtung des folgen, nr. 15. 16. 1 (Beecke, Etr. Foi selig. 4
631 luppiter (= Tina, Tinia) luppiter (Tina, Tinia) 632
Tf. 1 reg. 15. 16. 1). Martian a. a. 0. und auf die Produkte der Erde. Von der Verehrung
Acro ad Hör. c. 1, 12, 18 geben reg. 1. 2. 3. eines das Wachstum der Pflanzen, speziell des
Die Blitze luppiters waren durch besondere Weines, fördernden Gottes giebt uns vielleicht
Farbe gekennzeichnet {Acro ad Hör. c. 1, 2, 2 die Nachricht des Plinius (n. h. 14, 2) von
nennt sie rubeae et sanguineae, die andern dem alten aus einer Weinrebe geschnitzten
albae et nigrae). Während ferner die übrigen Holzbilde luppiters, zu Populonia eine dürftige
Götter nur eine Art von Blitzen entsenden Kunde (vgl. die dionysischen Darstellungen auf
konnten, standen dem luppiter 3 manubiae etruskischen Spiegeln und das Fest der Vinalia
(dies der terminus der Fulguratoren) zur Ver- zu Rom). Es war natürlich, dafs man in dem
fügung {Sen. q. n. 2, 41 tres Uli (lovi) manu- lo höchsten und mächtigsten der in der Natur
bias dant; Hauptstelle: PUn. n. h. 2, 138 Tu- waltenden Götter (vgl. Sen. q. n. 2, 45 idem
scorum literae novem deos emittere fulmina exi- [lovem esse rectorern custodemque universi]
stimant eaque esse undecim gencrum, lovem Etruscis quoque visum est et ideo fidmina a
enim trina iaculari; vgl. Serv. ad Aen. 1, 42, love tnitti dixerunt, quia sine illo nil geritur)
wo wahrscheinlich mit Müller [2" S. 86] nicht auch den obersten Leiter der menschlichen
XII sondern X.! genera fuhninum zu schreiben Geschicke, insbesondere den Lenker aller staat-
ist. Fe-st. p. 129 s.v. Manubiae. Mart. 9, 896). liehen Ordnung erkannte, und diese abstrakt
Über die Verwendung der dreierlei Blitze (vgl. politische Auffassung hat sich bei den Tuskern
Schmeifser, comment. in hon. Beifferscheidü in sehr früher Zeit entwickelt. Für jede Stadt,
p. 29 sq.) hat uns Sen. q. n. 2, 40. 41, der aus 20 die als solche gelten wollte, war der Bau eines
dem Wei'ke de Etrusca disciplina des Vola- luppitertempels unerläfsliche Bedingung {Serv.
terraners Caecina, eines Zeitgenossen von Cicero, ad Aen. 1 , 422 quoniam prudentes Etruscae
schöpft, ein schätzbares Fragment erhalten; discipUnae aiunt apud conditores Etruscarum
darnach entsendet luppiter die ersten ohne urbium non putatas iustas urbes fuisse, in qui-
fremden Beirat, sie gehören dem genus subtile bus non tres portae essent dedicatae et votivae
et flammemn an, schädigen nicht, sondern et tot templa lovis, lunonis, Minervae). In
dienen nur zur Erinnerung. Die zweite Art allen Städten Etruriens also krönte den Burg-
{genus, quod dissipat conglobatum est et habet hügel (s. Vitr. 1, 7, 1 u. vgl. 4, 8, 7) ein Tempel
admixtain vim Spiritus coacti ac procellosi, luppiters mit seinen avwaoL der Inno zur
rumpit non perforat) bringt zuweilen noch 30 Linken, der Minerva zur Rechten, die Giebel-
etwas Gutes, doch nicht ohne Schaden zuzu- felder waren tuscanico more geschmückt mit
fügen. luppiter darf sie nur entsenden, nach- Statuen aus Erz und Thon (F?^r. 3, 3, 5) ; von hier
dem er mit den 12 dii consentes (auch com- aus drang unter den Tarquiniern der Kult der
plices genannt) sich beraten hat (vgl. aufser capitolinischen Trias nach Rom und eroberte
Sen. a. a. 0. noch Fest. s. v. manubiae p. 129 dann die ganze Welt. Die Interpretation von
'consilio deorum'' und Aug. c. d. 4, 23), sie Kuhfeldt, de capitoliis imperü liomani, Berlin
beziehen sich auf minder wichtige Angelegen- 1883 p. 80: {Servius) nil aliud affirmat nisi
heiten. Die dritte Art (igneum magis quam tribus summis deis templa aedificata esse unum
flammeum) war die furchtbarste, sie zündeten lovi, unum lunoni, unum Minervae ist nicht
und entstellten auf jede Weise; ehe luppiter 40 notwendig. Mit Recht hat er allerdings darauf
die verheerende Änderung eines Zustandes ver- hingewiesen (p. 82), dafs die Verehrung der
kündete, befragte er die namenlosen geheim- Göttertrias aus Griechenland stammt, aber
nisvollen Wesen, die Seneca a. a. 0. als dii daraus, dafs die Dreizahl nicht tuskischen ür-
superiores et involuti bezeichnet (hei Ar nob. 3, sprungs ist, folgt noch nicht, dafs sie in
40 scheint eine Verwechselung der dzV comewies Etrurien überhaupt nicht vorhanden war;
et involuti vorzuliegen, auch sind etruskische denn eher als in Rom hat sich bei den
und römische Vorstellungen nicht unterschie- Etruskern der griechische Einflufs geltend ge-
den). Als regenspendender Gott wurde luppiter macht, die ja im 6. vorchristlichen Jahr-
beim aquaelicium (s. das Wort bei Fest. p. 2) hundert, über Latium hinaus nach Campanien
angerufen und seine Gnade mit Opfern erfleht 50 vordringend, direkte Nachbarn der hellenischen
(Tertull. apol. c. 40). Dafs der Brauch, durch Städte wurden und vorher schon durch ihre
das 'verrere manales lapides' an den Grenz- Handelsinteressen in mannigfache Berührung
rainen Regen herbeizuzaubern zur etruskischen zu ihnen getreten waren. Die eminent poli-
Disziplin gehörte , bezeugt Labeo bei Fulgen- tische Bedeutung als Vertreter der Staats-
tius exp. serm. antiq. s. v. manales p. 388 G. idee und höchstes Oberhaupt des Staates
Labeo qui disciplinas Etruscas Tagetis et Ba- gewann der capitolinische luppiter freilich
cidis, quindecim voluminibus explanavit ita ait: erst bei den Römern. Über die Einzelheiten
fibrae iecoris sandaracei coloris dum fuerint der Verehrung in Etrurien selbst fehlen uns
manales tunc verrere opus est petras etc., (über zwar ausführliche Angaben der Alten, indessen
Tages s. unten). Jedoch vgl. Lersch, Fulgen- 60 sei hier auf den Abschnitt über den capitoli-
tius de abstrusis sermonibus (1844) p. 30 ff. nischen luppiterkult verwiesen, der, wenn auch
Auch zu Rom, wo der lapis manalis beim fremde Religionen nicht ohne Einflufs auf ihn
Tempel des Mars vor der Porta Capena lag geblieben sind, doch in seinen Hauptzügen die
{Fest. s. V. Manalem \>. 128, Non. s. v. trulleum charakteristischen Merkmale seiner Heimat
p. 547), wurde die Feierlichkeit durch tuskische treu bewahrte und manchen interessanten Rück-
aquilices vorgenommen (Ffjrrob.iVon. s.v. a^iti- blick gestattet. Die Beschreibung eines toska-
lex p. 69), vgl. darüber Müller 2° S. 184. 318. nischen Tempels bei Vitr. 4, 7, 1 pafst genau
Sonnenstrahlen und Regen wirken befruchtend zu der Anlage und Einrichtung des von
633
Tuppiter (Tina, Tinia)
luppiter (b. d. Umbrem)
634
etruskiscben Künstlern erbauten Göttersitzes
auf dem Capitol (Litteratur über toskanischen
Tempelbau bei Malier, Etr. 2- S. 231 ff.). Von
den Tuskern hatte Rom die Sitte entlehnt, seine
Obrigkeiten auch äufserlich mit einem Schein
von Hoheit zu umgeben {Sali. Cat. 51. 38;
andere Nachrichten bei Müller 1° S. 344). Die
Abzeichen der Majestät und Macht des himm-
lischen Herrschers wurden auf die Gebietenden
der Erde übertragen: so wurden die höchsten
Magistrate der Etrusker mit den Gewändern
luppiters bekleidet, mit der tunica palmata
und toga picta [Macroh. Sat. 1, 6, 7 togain
pictam atque praetextam quae insignia magi-
stratuum Etruscorum erant. Serv. ad Ed. 10,
27 unde etiam triumphantes liabent omnia in-
signia lovis, sceptrum, pahnatam , togam ; vgl.
Flor. 1, 5, 5. luv. 10, 38); sie führten das
elfenbeinerne Scepter mit dem Adler an der
Spitze {Dion. 3, 61. Verg. Aen. 8, 505. Sil. Ital.
10, 41, vgl. die Bronzemünze des Commodus
bei Fröhner, Medaill. de l'emp. Eom. p. 132)
und thronten auf der sella curulis {Liv. 1, 8, 3.
Bion. 3, 61. Biod. 5, 40. Sil 8, 484. Maerob.
Sat. 1, 6, 7). Die angeführten Gewänder und
Zierden gehören gleichfalls zur Tracht des
siegreichen Feldherrn {Strabo 5, 22. Flor. 1,
5, 5. luv. u. Serv. a. a. 0.), hierzu kam noch
die Corona Etrusca, die von einem Sklaven
über dem Hauj)te des Triumphators festge-
halten wurde {Dion. 3, 61 ff. Plin. n. h. 21, 6;
33, 11. Tertidl. de coron. 13), und das Bestreichen
des Gesichtes oder ganzen Körpers mit Men-
nig {Plin. n. h. 3.S, 111. Serv. ad Ed. 6, 22);
vgl. hierzu die Triumphzüge auf etruskischen
Alabasterurnen von Volaterrae {Gori, M. E.
T. 1 Taf. 179, Dennis, Etruria 2 p. 436.
485 fi". 600). Unter den Geschenken des rö-
mischen Senates an den Sieger Porsena befand
sich ein eU'enbeinener Stuhl, Scepter, goldner
Kranz und Triumphkleid {Dion. .0, 35). Es
entspricht vollkommen den Anschauungen einer
ursprünglich auf den Ackerbau angewieseneu
Bevölkerung, wenn sie den höchsten Herrscher
selbst bei der Landesteilung, bei der Abgren-
zung des Gemeinde- und Privatbesitzes sich
thätig dachte, schwere Strafen über die Frevler
am Eigentumsi-echte verhängend, vgl. Vegoia
b. Goes, grom. vett. p. 349 ff. Lachmann: cum
autem terram Etruriae luppiter sibi vindicavit,
constituit iiissitque metiri campos significarique
agros etc. wie in dem liber terrae ruris {iuris
cod. Cass.) Etruriae des Tages zu lesen war
(vgl. Nissen, Das tcmplum S. 10, doch siehe
Preller, Römische Mythologie 1 S. 256 u. A. 1).
Durch das Setzen der unverrückbaren Mark-
steine beseitigte er jeden Aulafs zu Streit und
Zank und wurde ein Hüter und Schirmer des
friedlichen Grenzverkehres. Wenn aber diese
Seite seiner Thätigkeit sich im Bewufstsein
der Etrusker nie so stark entwickelte, dafs sie,
aus dem Begrift'sumfange luppiters heraus-
tretend, zu einer selbständigen Gottheit wurde,
wie der Terminus in Rom (es hat sich wenigstens
bisher kein besonderer etruskischer Name ge-
funden), so mag der Grund hierzu darin liegen,
dafs frühzeitig die Bewohner sich vom Acker-
bau zum Handel und zur Seefahrt wandten.
Die Gleichsetzung Gerhards {Ztschr. f. Alter-
tumsws. 1847 p. 673 ff.) von dem etruskischen
Penaten Pales {Arnob. 3, 40. 3Iart. Cap. 1, 50)
mit Terminus, der unter dem Phallussymbol auf
Grenz- und Grabsäulen mit etruskischer Schrift
sich zeige, mufs als sprachlich ungerechtfertigte
Spielerei (Pales Phallus) zurückgewiesen wer-
den (vgl. Jordan, Top. 1, 1 S. 182. Prelkr, R.
M. 1 S. 415). Zum Schlufs braucht nur kurz
10 auf die Bedeutung luppiters als „des ewig
unerschöpflichen Lebensgebers für die wandel-
baren Geschlechter der Menschen" aufmerksam
gemacht zu werden (vgl. die Genienlehre). Die
Tusker hatten diese Lehre nicht von aufsen
erhalten, denn der echt etruskische Tages, der
Sohn eines genius lovis, also Enkel luppiters,
gilt als Urheber derselben {Fest. s. v. Tages
p. 359, eine Abbildung desselben bei Gerhard,
Etr. Sp. Taf. 165). Es ist absichtlich unterlassen
20 worden, an dieser Stelle die Darstellungen
luppiters auf Münzen und in der Kunst zur
Betrachtung heranzuziehen, um allein von den
Nachrichten über den Kult und Ceremonieen-
dienst ausgehen zu können, der, in sehr früher
Zeit ausgebildet und festgestellt, dem Ein-
dringen fremder Elemente weit stärkeren Wi-
derstand geleistet hat, als die unklare An-
schauung von der Individualität der einzelnen
Götter. Ob die Etrusker vor der Berührung
so mit den Griechen die symbolische Verehrung
bereits aufgegeben und die religiösen Vorstel-
lungen zu bestimmten Persönlichkeiten kry-
stalliert hatten, oder ob sie erst den Hellenen
die bildliche Darstellung ihrer Götterwelt ver-
dankten, läfst sich mit Sicherheit nicht ent-
scheiden, das aber steht fest, dafs schon die
ältesten uns erhaltenen Abbildungen unver-
kennbar auf griechische Muster zurückgehen.
Tinia ist von den etruskischen Künt-tlern in
40 Kostüm und Attributen völlig mit dem grie-
chischen Zeus identificiert worden. Auf Münzen
ist das Bild des höchsten Gottes nicht selten.
Deecke, Etr. Forschg. 2 Münztabellen S. 9
nr. 5 a. b, vgl. Müller, Etrusker 1" S. 385
(500—450 a. Chr.); S. 52 nr. 77 b. c; S. 53
nr. 80 a— c (p. a. 200); nicht ganz sicher ist
es, ob folgende Münzen einen luppiterkopf
zeigen: S. 17 nr. 23 (400—269); S. 15 nr. 17 a. c
d. g. h. k. l. m (269—200; bei 31 aller , Etrusker
50 1^ S. 404 werden sie in die 4. Periode gesetzt,
d. i. zwischen 400—269); S. 15 nr. 17 b. e. f. i
(269— 200j; S .44 nr. 61. 62 (p. a. 200; letztere
sehr unsicher).
Umbrer. Ältere Litteratur bei Lepsius
de tab^üis Eugubinis. Berl. Diss. 1833. Die
Citate beziehen sich noch auf folgende Werke :
Aufrecht-Kirchhoff, Die umbrischen Sprachdenk-
mäler 1849. Huschke, Die iguvischen Tafeln
1859. Corssen, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschg.
CO 9 S. 133 ff. Breal, tables Eugubines {Biblioih.
de l'ecole etc. 1875). Bücheler, Umbrica 1883.
Aus der lex Spoletina (im lateinischen Al-
phabet, zuerst veröffentlicht von E. Bormami,
bullet, d. inst. 1879 S. 67 und Miscell. Capitol.
z. 50 jähr. Jubil. d. arch. Inst, zu Rom S. 5.
Fiorelli, Notiz, degli scavi 1879 S. 30. Bücheler,
Rh. Mus. 35 (1880) S. 627. Breal, mem. soc.
lingu. 1881 S. 403. Jordan, quaestiones Um-
635 luppiter (1). d. Umbrern) luppiter (b. d. Umbrern) 636
bricae, hui. lect. Hcgi.m. 1882/3 p. 16) scheint die höchste Stelhmg ein; er gehört zu den du
hervorzucrehen, dals luppiter in einem Haine Grabovii (die verschiedenen Mutmafsungen über
bei Spoletium seit alten Zeiten verehrt wurde. den Sinn des Wortes siehe s. v. Grabovius Bd. 1
Da nämlicb nach den Bestimmungen der In- Sp. 1728, den dort angegebenen Erklärungen ist
Schrift (vgl. dazu Varro l. l. 6, 30 u. Macrob. noch die Ansicht Büchelers p. 52 beizufügen:
Sat. 1, 16, 10) die Sühnemittel für eine Schädi- Graboviis diis operantur, quos eani oh causam
gung des Haines dem luppiter dargebracht cammunem quandam cum moenibus originem
werden mufsten, so ist es höchst wabrschein- habere suspiceri's ygaßdv: ßC&gov Hesychius).
lieh, dafs derselbe ihm geheiligt war. Die Da derselbe Name auch dem Mars {tab. la. 11
Existenz eines luppiter Clitumnus (= divus lo = 6 b. 1) und Vofionus (1 a. 20 = 6 b. 19) bei-
pater Clitumnus Prellcr 1 S. 57, dagegen gelegt wird, so mufs der Begriffsinhalt für alle
Beiffersclieid, ann.d.inst. 1866 S. 216) ist durch drei passen und jede Interpretation ist falsch,
Vibius Sequester de flum.-p.li^ Biese (Clitumnvs die ihm eine nur dem Wesen des luppiter
Umhriae, uhi luppiter eodcm nomine est) nur entsprechende Deutung giebt. Als deus Gra-
unsicher bezeugt (JordanbeiP/T/Zei-2S. 140 A. 3). bovius werden letzterem vor der porta Tre-
Unser sonstiges Wissen von den religiösen blana (abgeleitet von der Göttin Treba lovia
Anschauungen und gottesdienstlichen Formen bei Huschke S. 104, richtig von einer Stadt Tre-
der Umbrer beruht fast ausschliefslich auf den bula b. Breal S. 58, Bücheier p. 52; vielleicht
1444 gefundenen 7 Erztafeln von Iguvium; im Norden befindlich, wo nach der auguralen
nach dem Fundbericht Conciolis {Statuta civi- 20 Einteilung der Sitz luppiters war) 3 Stiere
tatis Muciubii- Macer atae 1673), dem Aufrecht- geopfert {tah. 1 a. 3 = 6 a. 22), und seine Gnade
Kirchhoff' S. 2 und Breal S. 209 introd. 2. 8. wird angefleht pro arce Fisia (ßurghügel der
Glauben schenken, wurden sie aptul tlieatrum Stadt), pro urbe Iguvina, pro arcis nomine,
hoc est in planitie uhi antiquiius sedebat Eu- pro urbis nomine (6 a. 23 ff.). Dem Brauche,
gubium entdeckt; ob sie einem Tempel lup- die Opfer vor den Thoren darzubringen,
piters angehören, läfst sich beim Fehlen son- liegt wohl die Anschauung zu Grunde, dafs
stiger Nachrichten nicht bestimmen. Gegen der Empfänger seine Macht nach aufsen be-
die Mitteilungen Conciolis wendet sich Passer i thätigen und die IStadt vor äufseren Fein-
in Th. Dempsteri Uhr. de Etrur. reg. Paralip. den bewahren solle (Corssen a. a. 0.). Wir
Luc. 1767 p. 241 ff. mit der Behauptung, jene 30 haben also hier vielleicht eine gemeinde-
Urkunden seien etwa 7000 Schritt vom heu- beschirmende Trias wie in Etrurien, doch
tigen Gubbio entfernt in der Nähe der noch mit dem Unterschiede, dafs dem Himmels-
jetzt erhaltenen Überreste eines luppitertempels vater anstatt luno und Minerva, Mars und
von einem Bewohner des Dorfes Schigia ge- Vofionus zur Seite stehen. Die Entwicklung
funden worden. Ihm folgend hat sich Huschke von der Naturgottheit zur politischen ist be-
S. 1 für die Identität des Tempels, in welchem reits vollzogen. Tritt luppiter in Verbindung
die Bronzetafeln aufgestellt waren, mit jenem mit anderen Göttern auf, so wird er durch die
im Altertume durch seine Orakel berühmten Art des Opfers vor ihnen ausgezeichnet; tab.
Heiligtume des luppiter Apeninus {Orelli 1220; 2 a. 5 erhält er einen bos sollemnis, während
tab. Peuting; Vopisc. Firm. 3 vgl. Trebell. Poll. 40 Veiticius Sancius (irrtümlich bezogen Aufrecht
Claiid. 10; Claud. de sexto consul. Honorii und Kirchhoff' Sancius auf den folgenden lup-
V. 500 ff.) entschieden und in ihm das Bundes- piter) und Spector sich mit einem sacruin und
heiiigtum der unter den Vororten Iguvium und soUemne (über die Bedeutung s. Bücheier p. 125)
Attidium vereinigten 20 Städte Umbriens begnügen müssen. Als Opfertiere für luppiter
sehen wollen, das als solches aufserhalb werden noch genannt ovis (2 a. 10) und vitulus
des Pomeriums erbaut worden sei (vgl. den (2 b. 22. 24), vgl. Marquardt, Böm. Staatsvcr-
Kult der Diana auf dem Aventin, des luppiter 'ivaltg.3'- S. 17 SA. l;znder'V ovichriittureSancio
Latiaris auf dem mons Albanus etc.). Gegen- Jovi pratfamino (2 b. 17) vgl. Gato de re rust.
über den oskischen und latinischen Stämmen, 134 ture vino lano lovi lunoni praefato; 141
deren religiöses Bewufstsein durch das E]in- 50 lanum lovemque vino praefamino. Den Ver-
dringen fremder Kulte starke Umwandlungen treter der sittlichen Idee des Rechts und der
und Veränderungen erlitten hat, zeigen die Treue erkennen wir in den Attributen «(twMwe
umbrischen Sprachdenkmäler ein zähes Fest- und sase (tab. 2 b. 7. 17. 24) ; admune hielten
halten an dem überlieferten Götterglauben. Aufrecht u. Kirchlioff 2 S. 341 ff. noch für
Gemein haben sie mit den anderen Völker- gleichbedeutend mit sacram, libamen, Huschke
schatten Italiens die eigentümliche Vorstellung, S. 322 brachte es mit cig^cov, aQfiovio: in Ver-
durch genaue Befolgung des Rituals, die Un- bindung und übersetzte foederale = Bundes-
sterblichen zur Erfüllung ihrer Wünsche ver- Opfertier ; ein Attribut luppiters mit dem Be-
pflichten zu können, und als Folge davon bei griff der Reinheit und Heiligkeit (castus) sah
aller Einfachheit des Opferapparats die gröfste eo d;irin bereits Breal S. 265; von der Gleich-
Kompliziertheit der liturgischen Vorschriften setzung admor = ^ifiiatEg ausgehend entschied
und ßestimuiungen (vgl. Cic. de rcpubl. 2, 27 sich ^«c/ieZer p. 142 für die Deutung mm ser^a-
Sacrorum ipsorum diligentiam difficilem, appa- tor rituuiiiquesacrorum custos. Wenn die Umbrer
ratum pcrfaeilem esse voluit [Numa], nam quae zum luppiter Sancius flehten , so dachten sie
jierdiscenda quaeque ohservunda essent, multa ihn sich, wie schon der Name sagt {Sancius
constituit, scd ea sine impensa). Unter dem = qui foedera fuhnine sancit, Bücheier a. a. 0.),
Götterkreise, den wir aus den iguvinischen als den höchsten Gott des Lichtes und der
Gebetsurkunden kennen lernen, nimmt luppiter Treue, als den Beschützer der Bündnisse und
637 luppiter i,b. d. Sabellern) Tuppiter (b. d. Sabellern) G38
Verträge, als den Regler des internationalen scbeinlich auch der luppiter Cacunus der Sa-
Verkehrs (vgl. zu Rom Diespiter und den Kult biner; die Widmung [IJovi Cacuno F C zeigt
der Fetialen); es ist dies eine Seite im Wesen eine auf dem Berge Moretta im Gebiete von
des Himmelsvaters, die im Fisus Sancius (= Trebula Mutuesca gefundene Inschrift, den
Dius Fidius = Senco Sancus) eigene Gestalt Buchstaben nach aus der Zeit des Augustus
gewonnen hatte; die religiösen Bräuche bei stammend: C. I. L. 9, 487G. (Analogieen für
der Verehrung stimmen bei ihnen genau über- die Verehrung auf Bergen bieten der luppiter
ein. Wie im sacellum des Sancus zu Rom Apeninus Orclli 1220, Cacunus in Rom C. I. L.
'orbes ahenei' niedergelegt -wurden (LÜ-. 8, 20, 8), 6, 371, Caelius C. I. L. 6, 334, Latiaris C. J. 2^.
so vfar jeder, der dem luppiter Sancius ein lo G, 2022 = 14, 2227, Poeninus sehr häufig auf
Opfer darbringen wollte, verpflichtet, eine or- Inschriften, Vesuvius C. I. L. 10, 380G, Vimi-
bita (Rad mit Felgen, vgl. Zeyß, ZUchr. f. vgl. nalis Varro l. l. 5, 51, vgl. noch die capito-
Sprachforsehg. 20 S. 129 und Büclieler p. 14s) linischen Kulte.) Dem luppiter Liber weihen
in der Hand zu halten {tah. 2 b. 23), das Sinn- a. 696 u. c. zu Furfo im Gebiete der Vestiner
bild des Bundes mehrerer Völkerschaften (das- die Duumvirn L. Alienus und Q. Baobatius
selbe Symbol auf etruskischen und umbrischen einen Tempel (lex Furfensis, inschviftlich er-
Münzen: Mommsen, B. M. S. 222. Abbil- halten, s. oben Sp. 624,9 ; besprochen voni/M.scMT,
düngen bei Bceclce, Etr. Forschg. 2 Taf. 1, 6c; Jahrb. f. Piniol. Suppl. 5 (1872) S. 856 und
Taf. 2, 5 f. 9. 15 d; Taf. 4,90 a. 16); im Gebet Jordan, Krit. Beiir. S. 250; interessant, weil
tritt das sonst voranstehende Sancius {tah. 2 b. 20 zum Gebrauche eiserner Utensilien besondere
17) hinter luppiter (2 b. 24), vgl. Macrob. 1, Erlaubnis erteilt wird). Wenn auch, die späte
17, 15, wo die vestalischen Jungfrauen den Zeit sowie der Hinweis auf die 'leges arae
Apollo anrufen ' Apiollo medice , Apollo Paean\ Dianae inAventino' die sakrale Abhängigkeit
Sabeller. Von einem auf Höhen verehrten vom römischen Pontifikalkollegium {Jordnn,
luppiter der Manuciner giebt uns die Inschrift Jop. 1, 1 S. 42) genügend beweisen und an eine
der Erztafel von Rapino Kunde (vgl. oben Übertragung dieses Kultes von Rom aus (vgl.
Sp. 625, 21; aus der Zeit nach dem Jahre 486, unten /. Liberias) denken lassen, so weist
weil im lateinischen Alphabet geschrieben, doch die Thatsache, dafs derselbe uns auch
das wahrscheinlich infolge des damals an bei den Oskern und Latinern (s. unten) wieder-
die Sabiner verliehenen Bürgerrechtes ein- 30 begegnet, mit Sicherheit darauf hin, in luppiter
drang; von Mommsen, Unterital. Bial. S. 341 Liber eine aus der uritalisehen Religion er-
c. 500 u. c. gesetzt). Die Bestimmungen und erbte sabellische Gottheit zu sehen, ganz ab-
Angaben der Inschrift beziehen sich auf gesehen davon, dafs es sich iu jenem Gesetze
eine Feier zu Ehren der 'lovia loves patres nur um die Restitution eines bereits bestehen-
ocres Tarincris' (= Inno lovis patris montis den Heiligtumes handelt. Für Amiternum, die
Tarincris); die beiden letzten Worte sind Hauptstadt der Sabiuer, bezeugt die Verehrung
Genitive abhängig von loves patres, das desselben Gottes freilich schon mit dem Zu-
seinerseits wieder von lovia regiert wird; der satze Optimiis Maxwmft die Inschrift C. I. L.
Name Tarincris scheint auf einen im Mittel- 9, 4513 2^')'o sahde \ P. Betuleni | Apri liberis- \
alter erwähnten mons de tarino in den Abruzzen 40 qiie eins lovi O. M. Libero Lib \ Niceforus
zu weisen (so Mommsen a. a. 0. Corssen, act(or) \ v. s. Berechtigte Zweifel gegen Momm-
Zeitsclir. f. vergl. Sprochforschg. 9 S. 133 ff. ; sensTvennu-ng lovi O(ptimo) 3I(aximo), Libero,
Huschke, Die sabellisch-oskischen Sprachdenk- Lib(erae?) 'iiukeri Jordan, Anal, epigr. lat., ind.
mäler S. 247 bezweifelt es); hier mufs sich lect. Begim. 1886/7 p. 4. Die Etymologie von
ein Heiligtum — ob Opferstätte oder Tempel Liber s. bei Preller, B. M. 2 S. 47 Anm. 3 und
bleibt ungewifs — befunden haben, wo lup- Danielsson bei Pauli, Altital. Stud. 4 S. 156.
piter gemeinsam mit 'lovia Regena' (= luno Er verkörpert die schöpferische Kraft in der
Regina) gefeiert wurde. Die Vorschriften auf Natur; auf die Fruchtbarkeit von Menschen
der Bronzetafel gelten der Inno, da aber die und Tieren, auf das Gedeihen der Saaten und
Förmlichkeiten bei der Anrufung luppiters 50 Felder erstreckt sich sein Wirken. Da im
ebenso oder doch ähnlich gedacht werden Sabinerlande der Weinbau schon in früher
müssen, so seien sie hier kurz erwähnt. So oft Zeit zu den Hauptbeschäftigungen gehörte (die
man nötig fand die Gnade der Gottheit zu Bewohner feierten in ihrem Stammheros Sabus
erflehen, zogen die Priester mit den Symbolen oder Sabinus den ersten Winzer: Verg. Aen. 7,
derselben und heiligen Gerätschaften in feier- 179, vgl. lo. Lyd. de mens. 1, 5, Serv. ad Aen.
lieber Prozession um die Grenze der Gemeinde, 1, 532), so mag dies zur Angleichung an den
brachten an verschiedenen Stellen auf trag- griechischen Dionysos mitbeigetragen haben,
baren Altären Opfer dar und verrichteten Ge- Ob die Inschriften C. I. L. 9, 3923, wo ein
bete. Die Ceremonie des Umzuges, der wir curator apud luvem Statorem zu Alba Fucentia
bei den ältesten römischen Priesterschaften 60 und C. I. L. 9, 4534 Corijmbus | (voran geht
den fratres Arvales, Luperci und Salii wieder ein im oberen Teile verstümmeltes Gentile)
begegnen, und die Verehrung der zwei Gott- lovi Statori | sacrum. jiosuit \ l. m. (Nursia)
heiten (die paarwei.^e Zusammenstellung ist auf einen altsabinischen Kult zurückgehen oder
echtitalisch, vgl. die Beispiele bei Gellius n. a. römischen Emflufs zeigen, läfst sich nicht mit
13,22,1. Mommsen, Chronol. S. 15. Kuhfddt, Sicherheit entscheiden. So wenig auch die Nach-
de capitoliis imptrii Bomani, Berlin 1883 p. 82) richten über die sakrale Gesetzgebung des T.
legen beredtes Zeugnis ab von dem hohen Tatius und Numa, nach denen bei den Sabi-
Alter dieses Kultus. Ein Höhengott ist wahr- nern eine Vergeistigung des ursprünglich den
639
luppiter (b. d. Sabellern)
Himmel, seine Erscheinungen und Wirkungen
personificierenden luppiter in sehr früher Zeit
eingetreten ist, Anspruch auf geschichtliche
Wahrheit erheben dürfen, so müssen doch,
meint noch Preller, B. M. 1 S. 20 ff., 250, da
die gesamte Überlieferung jene Könige als die
Repräsentanten des sabinischen Elementes be-
zeichnet, die gottesdienstlichen Einrichtungen,
die ihren Namen tragen, im Kern wenigstens
als den Sabinern zugehörig betrachtet werden, lo
Indes hat man aus den für uns in Frage kom-
menden Neuerungen der beiden sagenhaften
Regenten — zu nennen sind die Gründung des
uralten Heiligtums für luppiter, luno und Mi-
nerva auf dem Capitolium vetus des Quirinals
(Varro IIb, 158, Euseh. Chron. Ol. 18, vgl.
Tertull. ad nat. 2, 12), die mit vielen Reinigun-
gen und Heiligungen verbundenen Vorschriften
für das Verbalten des Flamen Cialis und seiner
Gemahlin, der Flaminica (Lw .1, 20, 1), die Ein- 20
führung einer Reihe von Göttern, die zum
Wesen des luppiter in naher Beziehung stehen
oder richtiger als Emanationen desselben an-
zusehen sind; so wird der Kult des capitoli-
nischen Terminus und des Dius Fidius auf dem
Quirinal dem T. Tatius {Liv. 1, 55, 2—4, vgl.
Varro 1. 1. 5, 74. Od. fast. 6, 213), die Feier der
Termiualia am 23. Februar und die Verehruug
der Fides dem Numa zugeschrieben {Dion. 2,
74. Plut. Num. 16; Q. i?. 15. Varro a. a. 0.) — 30
mit Unrecht auf die politische Bedeutung des
höchsten Gottes und auf ein starkes Hervor-
treten des ethischen Momentes geschlossen;
denn die Nachricht von dem sabinischen Ur-
sprünge ist eine Fabel (vgl. Gilbert, Gesch. und
Top. der Stadt Rom 1 S. 367 ff.), die, vermut-
lich erst zu einer Zeit entstanden, als infolge
der Erlangung des Bürgei'rechts a. 486 u. c.
die Sabiner Einflufa in Rom gewannen, durch
den Sabiner Varro ihre Sanktion erhalten hat. 40
Die Belege dafür, dafs die Auspicienlehre, in
der die Augurn als Dolmetscher des unab-
änderlichen Willens der Götter, besonders des
luppiter, gelten {Cic. de leg. 2, 21) in ganz
Mittelitalien ihre Heimat hatte, sind von Mar-
quardt. Böm. Siaatsvenvaltfj.3- S 897 zusammen-
gestellt. Im Gebiete der Picenter (s. oben
Sp. 625, 37) hat man eine Bronzestatuette ge-
funden mit der Aufschrift Gaispaizvariens-
iuvez alsecur e, die den Interpreten viel 50
Schwierigkeiten bereitet. Es übersetzt Momm-
sen, Unterital. Dial. S. 362: Caius P . . . . filiiis
Varienus lovi . . . ovi; Huschke a. a. 0. S. 242
n. 4 : Caius Kaesonis f. Varienus lovi Talasio,
mit äufserst künstlicher Erklärung. Deecke,
Bh. Mus. 41 (1886) S. 194: Gai(us) Sp(urii filius)
Aius Varienus lovi tria si(mulacra) curavit
(sc. ponenda). Der jugendliche Typus der halb-
bekleideten Brouzefii>ur im Strahlenkranz (an
luppiter Axur erinnernd) und die sichere Lesart GO
iuve = lovi dürften die Annahme rechtfertigen,
dafs es sich um ein Bild des himmlischen
Herrschers handelt, bei dem, wie die Strahlen-
krone andeutet, die Natur des Sonnengottes
vorherrschend geworden ist. Die Inschriften
aus dem Gebiet der Marser (s. oben Sp. 625, 27)
geben uns über den luppiterkult keinen näheren
Aufschlufs.
luppiter (b. d.Volskern [Axur] u. Oskern) 640
Volsker. Zu Terracina, dem volskischen
Anxur {Plin. n. h. 3, 59, vgl. Diod. 14, 16. Liv.
27, 38, 4. Hygin. de lim p. 179; auf italischen
Ursprung des Namens deuten nach Preller, B.
M. 1 S. 267 Bildungen mit demselben Stamme
bei Marsern und Felignern: Anxanuvi , Anxas,
Angitia oder Ancitia — Stadt, Gentile, Göttin
der Marser — und Anxa, Stadt im Gebiete der
Feligner), wurde neben der Feronia luppiter
Anxur US {Verg. Aen. 7, 799 quis lupjnter
Anxurus arvis \ praesidet et vtridi gaudens
Feronia luco, Serv. z. ds. St. giebt die Ety-
mologie quasi ävsv ^vqov id est sine novacula,
quia üarbam nunquam rasisset; eine Quelle bei
Terracina soll nach ihm einst den Namen
Anxur geführt haben) oder Anxuris {Porph.
ad Hör. C. 1, 5, 26) oder Axur (s. die
folgende Münze) oder Axoranus (auf einer
Inschrift zu ülubrae C. I. L. 10, 6483, wenn
Mommsen nach C. I. L. 10, 6331, 2, 19, wo
ein Ti. Claudius Axoranus genannt wird,
richtig lovis Axofrani . . .] ergänzt) als Haupt-
gottheit verehrt (vgl. Bd. 1 Sp. 387 s. v. Anxu-
rus). Wir besitzen von ihm Darstellungen
auf Münzen der gens Vibia {Cohen, Cons. 1,
41, Vib. 13. Babclon 2 S. 544. 546 nr. 18.
Stevenson S. 117). Die beigefügte Zeichnung
nach Babelon 2
S. 546 zeigt ihn als
Jüng-
lovis Axur, Münze der Vibia (nach
Babelon 2 S. 54G).
bartlosen
ling im Blätter-
kranz {Ste])hani,
Nimbus u. Strah-
lenkranz S. 18)
mit gekreuzten
Beinen auf dem
Throne sitzend,
in der Linken das Scepter, in der Rechten eine
Schale. Umschrift lOViS. AXVR. C. VIBIVS.
C. F. C. N.; der Avers mit dem Kopfe des Fan
und darunter PANSA. Das Haupt ähnelt dem
desVeiovis (vgl. Babelon 1 S. 506 ff. nr. 9—13).
Servius bemerkt zu den oben angeführten
Versen Vergils circa hunc tractum Campaniae
colebatur puer luppiter . . . et luno Virgo, quae
Feronia dicebutur. Die Zusammenstellung mit
luno ist also die ursprüngliche und die Ver-
bindung mit der ländlichen Segensgöttin Fe-
ronia ist so zu erklären, dafs die luno Virgo
später mit dieser identificiert wurde , vgl.
Deecke, Faliscer S. 102.
Osker. Am reinsten tritt uns die ur-
sprüngliche Bedeutung einer lichtspendenden
Gottheit entgegen in der Verehrung des
luppiter als Lucetius, ja der Name Lucetius
galt in der oskischen vSprache geradezu als
gleichbedeutend mit luppiter. Serv. ad Aen.
9, 567 solum hoc nomen est, quod dictum a Vir-
gilio a nullo alio reperitur auctore; sane lingua
osca Lucetius est luppiter dictus a luce quam
praestare homimbus dicitur. Für die weite
Verbreitung des Kultes scheint das Vorkom-
men desselben Namens in den Worten Lucani
(osk. Luvkanateis) und Luceria zu sprechen.
Luceria, das 439 zur römischen Kolonie wurde,
wäre dann die samnitische Benennung; nach
Mommsen, Die unteritalischen Dialekte S. 274
würde sich für Lucetius ein ursprüngliches Lu-
641 luppiter (b. d. Oskern) luppiter (b. d. Faliskern) 642
cesius vermuten lassen, das sich noch im alten zur angeführten Inschrift). Vom Kulte des
Salierliede (Terent. Scmir. 7, 28 Keil) erhalten luppiter Liber berichten uns 2 Inschriften, die
habe (gegen die lateinische Form iewcesnts siehe eine im oskischen Alphabet loveis Lofreis (s.
Jordan, Krit. Beitr. S. 219). Lichtgottheiten, oben Sp. 625, 10) 'auf der Sohle eines bronzenen
'weil den Genien des Morgens folgend', schei- Gewichtes (wie es scheint) oben mit einer Öse
nen auch die beiden loves auf der Erztafel von zum Anhängen in der Form eines archaischen,
Agnone {Huschke, Die sabeUisch - oskischen bärtigen luppiterkopfes mit 12 Locken und der
Sprachdenkmäler S. lOfl'. setat sie ins 4. Jahr- Hauptbinde' (zuerst herausgegeben von ^wWmo,
hundert der Stadt Rom, Henzen, der erste congh.sopraunaiscr.sa7initicalS4:lS.2;Guarini
Editor, ann. d. inst. 1848 S. 382, der in der lo comm. 18 [ISiS]- Mommsen, U. D. S. 170), die
Sprache römischen Einflufs erkennen will, hält andere mit lateinischer Schrift, von 6 Magistri
sie für bedeutend jünger). Unweit von dem zu Capua a. 15 p. Chr. gewidmet, lovi Über-
Fundorte sind Mauerreste eines Tempels ent- (tati) Mommsen C. I. L. 10, 3786; ebenso-
deckt worden; dafs sie zu der Weihinschrift gut könnte man Liber(o) ergänzen (vgl. G.
in Beziehung stehen, scheint aufser Zweifel, I. L. 1, 603 = 9, 3513); nach Nissen, Das
ob sie jedoch mit Huschke a. a. 0. für die templum S. 131. 209 stellte er zu Pompei
Trümmer eines Bundesheiligtums samnitischer den höchsten Gott dar. Verschiedenheit der
Stämme zu Bovianum anzusehen sind , mag Stämme in lufreis und liber nimmt Danielsson
dahingestellt bleiben. Schwierigkeiten macht an {Pauli a. a. 0.). Ein Gegenstück zu dem
die Erklärung der beiden Attribute verchasioi 20 römischen luppiter Stator bildet der oskische
und regaturei. 3Iominsen nnd Huschke, dev An- Versor {= gr. xQonai^og) qui hostes vertit in
sieht zuneigend, es spiegle sich in ihnen die fugam, dem auf einer bruttischen Inschrift in'
politische Bedeutung wieder, hvingen verehasioi griechischem Alphabet ein Stier geopfert wird:
mit rilia {31. S. 135, vereia H. S. 10 ff.) in Zu- Jiovfii J^sgaogst zavgofi. Mommsen S. 143
sammenhang und erklären 'Gott der Gemeinde', glaubt mit Berufung auf ein Dictum des Ateius
in Diovei regaturei kommt der gebietende Cctpito b. Macrob. 3, 10, 3 (vgl. Serv. ad Am.
Herrscher, der Lenker der Tagesarbeit und 3, 21; 9, 624), wonach dem luppiter keine
häuslichen Geschäfte (11. a. a.ü.) zum Ausdruck, Stiere geopfert werden dürfen, es sei nur von
ähnlich Corssen, Ztschr. f. vergl. Sprachforschg. der Weihung eines Stierbildes die Rede. Huschke
5 S. 98 = I. rector und Huschke a. a. 0. = 30 S. 213 hat angenommen, dafs der Grundsatz
regnatori. Aufrecht {ibid. 2, S. 55 ff.) und Grafs- des Ateius nicht überall Geltung besessen habe.
mann ibid. 16 S. 119 ff.) sehen in den Bei- Indes liegt wohl nur eine Ungenauigkeit des
namen Verkörperungen bestimmter Vorgänge in Ausdrucks vor (taurus für iuvencus), die uns
der Natur, vor allem deshalb, weil die Urkunde auch an anderen Stellen entgegentritt, Verg.
besonders Götter des Landbaues nenne; fere/iflSiM Aen. 3, 21; Ovid. fast. 1, 579; Sil. Ital. 6, 647;
wäre demnach gleich lat. virgario 'wachsend Arnob. 2, 68; vgl. ferner den Abschnitt über
machend' und regaturei = rigaiori also ein luppiter Inventor. Den loveis 31 eelekieis der
luppiter Pliivius; piihioi = pio sonst nur von pompejanischen Steiuinschrift haben Aufrecht
Heroen und Manen gebraucht, bleibt auffällig und Grafsmann {Ztschr. f. vergl. Sprachforschg.
{Mommsen a. a. 0.). 40 2 S. 55; 16 S. 101 ff.) mit dem griechischen
Eine dem blitzschleudernden Tinia und dem Zfvg iieiUxios identificiert. Als Schwurgott,
römischen luppiter Fulgurator verwandte dem das Haupt des Meineidigen geweiht_ ist,
Gottheit haben die meisten Gelehrten auf einer erscheint luppiter bei Livius 70, 38, 3. Einen
zuCapuagefandenen, auf beiden Seiten mit dem- sonst nicht bekannten luppiter Vicilinus zu
selben Texte beschriebenen Thonscnale erkennen Compsa, einer Stadt der Hirpiner, erwähnt
wollen: 3Iinieis {Minnieis auf der andern Seite) Liv. 24, 44, 8 unter den Prodigien des Jahres
Kuisillieis Minateis ner \ ekas iuvilas iuvei bil: et in lovis Vicilini templo, quod in Comp-
flagiui stahint (zuerst veröffentlicht von 3Iiner- sano (nicht Cosawo) agro est, arma concrepuisse.
vini, Bullet, d. inst. 1873 S. 39). Es übersetzt Dafs zu Capua ein Thor nach luppiter seinen
Corssen {Eph. Epigr. 2 S. 163 nr. 13): Minii, 50 Namen führte, teilt uns derselbe Schriftsteller
Caisillii, 3Iinatis nobilium (er ergänzt ner(um)) mit, wo er von der Belagerung dieser Stadt
hae iuvantes res (= deliciae) loci Fulguraton (a. 543) berichtet (26, 14, 6 porta lovis quae
Stent (sc. sacrae); Büchtltr: 3'Iinii Caisillii Mi- adversus castra Bomana erat). Den lappiter-
natis piincipis hae iovilae Icvi Flagio Stent typus weisen auf die vor dem Bundesgenossen-
{Jenaer Litl.-Zeitg.lSliS.GOQ); er sieht richtig, kriege geprägten oskischen Münzen folgender
dafs es sich nur um emen Dedikanten handelt Städte: Capua {Friedländer, Oskische Münzen
und dafs iovilas, weil mit diakritischem Punkt nr. 1. 4. 8 — 14), Atella (nr. 1—3), Calatia (nr.
versehen, res ad lovem pertinentes bedeutet. 1—4), Aesernia (nr. 5), Larinum (nr. 3i, Teate
Es gab also Geschenke, die man zur Weihung (nr. 4. 14) und lukanische Münzen (nr. 2. 3. 6. 7).
für luppiter besonders geeignet hielt. Der 60 Fall sk er. Sind auch unter den Trümmern
Identificierung mit luppiter Fulgurator stimmt der Überlieferung für die den Latinern am
er bei; Jordan {Preller, Böm. Mylh. 1,191 nächsten verwandten Falisker die Nachrichten
Anm. 3) hält sie für unsicher; auch den lup- über die auf den Kult bezüglichen Fragen
piter Flazius oder Flazzus (C /.i. 10,1571) verhältnismäfsig noch die häufigsten und besten,
auf einer Basis zu Puteoli (s. Bd 1 Sp. 1483 so sind sie doch nicht hinreichend, um uns
s. V. Flazzus) hat man hierher ziehen wollen einen klaren Einblick in die Art ihrer Gottes-
{3Iinirvini, act. Casert. (Jet. 1873) mit geringer Verehrung, in die Stellung und Bedeutung der
Wahrscheinlichkeit (s. 31ommsens Bemerkungen einzelnen Gottheiten zu jener Zeit zu gewähren
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 21
643 luppiter (b. tl. Falistern: Imperator)
als Roms Machtstellung noch nicht ihren ni-
vellierenden Einflufs auf die Entwicklung der
religiösen Vorstellungen bei den andern ita-
lischen Stämmen geübt hatte. Besonders spär-
lich fliefsfc die Quelle, aus der wir unsere
Kenntnis über luppiter schöpfen. Das geringe
Material ist von Deecke, Die FalisTcer S. 82 ff.
sorgfältig zusammengestellt. Die einzig sichere
Nachricht über den luppiterkult der Falisker
verdanken wir der oben Sp. 624, 58 erwähnten
Inschrift einer Erztafel in lateinisch-faliskischer
Sprache, die ich ihrer Wichtigkeit wegen voll-
ständig wiedergebe, und zwar setze ich, dem
Beispiele Bormanns {CLL. 11, 3078) und
Schneiders {dial. itdl. cuv. vet. ex. sei. p. 107
nr. 30) folgend, den sonst mit b bezeichneten
Teil der Inschrift voran {Deecke a. a. 0. S. 193
erkennt die Ausführungen Bonnanns als richtig
an, ohne indes die Umstellung der beiden
Seiten vorzunehmen).
lovi lunoni Minervae \
Falisci qui in Sardinia
sunt ''' donum dederunt;
magistri \ L. Latrius K.
f. C. Saluifia VoUae f. I
curaverunt.
b
collegium quod est ac-
ceptum attati agendae |
opiparum ad titain co-
Icndam festosque dies \
rg
qui suis astutits opique
volgani | condecorunt
saepissime convivia hi-
dosque I coci {vgl. Plaut.
Aul. 359) hoc dederunt
itnperatoribus sum-
mis I uti sese lubentes
bcne iuvent optantes.
a
iouei • iunonei • miner-
vai I falesce • quei • in
sardinia ■ sunt | donum •
dederunt ■ magistreis \ l.
latrius • k • f ■ c ■ s^alu-
[e oder ie'] na • uoltai • f\
coiraueront.
b
gonlegium • quod • est ■
aciptiim aetatei agc(n)-
d[ai] • I opiparum ■ ad
ueitum quolundam fe-
stosque dies I quei • so-
ueis • a[st oder rg]utieis ■
opidque • uolgani \ gon-
decorant saifpij • sume
comuiuia loidosque \
ququei -huc ■ dederun[t-
ijnp erato-ribus sum-
meis I utei • sesed ■ lu-
bentfes- bjeneiouent op-
tantes.
Der Teil a ist zuerst veröffentlicht von Gar-
rucci, Acta Soc. Antiquar. Land. (s. Archaeol.
vol. 43 (1871) S. 259 ; de' can. epigr. di F. Bitschi
S. 35; t. nr. 2 = Civiltä cuttot. ser. 7 vol. 10
S. 166; die andere Litteratur s. oben Sp. 624, 59).
Die lateinii-ch-faliskische Sprache deutet
auf die Zeit nach der Zerstörung Faleriis (513
u. 0.), die Schrift weist auf das 6. Jalarh.
der Stadt, danach ist die Vermutung Gar-
ruccis {Syll. S. 170) sehr wahrscheinlich, unter
Falesce qui in Sardinia sunt sei ein Teil der
Bewohner Faleriis zu verstehen, die nach Zer-
störung ihrer Vaterstadt von den Römern auf
Sardinien angesiedelt worden seien. Die In-
schrift wäre also nicht viel später anzusetzen
als das Jahr 541. Welche Aufschlüsse giebt
sie uns über den luppiterkult? Im zweiten
Teil Z. 10 erfahren wir, dafs die Widmung den
imperatoribus summis gilt, eine Benennung, die
zur Genüge zeigt, dafs es sich nicht um einen
echtrömischen Kult handelt, da an der ein-
zigen Stelle, in der wir jenen Titel wieder-
finden, von einer praenestinischen Gottheit die
Rede ist (Sp.649). Zü'ms (6, 29, 8) berichtet näm-
luppiter (b. d. Faliskern: Imperator) 644
lieh zum Jahre 374 u. c. : T. Quinctius semel ade
Victor binis castris hostivm novem oppidis vi
captis Praeneste in deditionem aecepto Bomam
revertit triuwpliansque Signum Praeneste de-
veetum lovis Imperatoris in Cap.tolinm tulit;
dedicatum est inter cellam lovis ac Minervae
tabulaque sub eo fixa momimentum rerum ge-
starum his ferme incisa litteris fuit: luppiter
atque divi omnes hoc dederunt, ut T. Quinctius
10 didator oppida novem caperet {wg\.Fest. p.363).
Darstellungen des luppiter Imperator sind nicht
erhalten [wenn Deecke a. a. 0. S. 83 sagt:
„Münzen zeigen ibn stehend, mit Scepter und
Blitz, das linke Bein auf erhöhter Basis", so
scheint er ihn auf einigen Bronzemedaillons
des Commodus {Pedrusi, Museo Farnesiano
5 Taf. 17 nr. 2; Jahn, Arch. Aufs. Taf. 1 nr. 2
u. 1) zu erkennen, jene Münzen aber zeigen
den Poseidon, in der Linken den Delphin,
20 den linken Fufs auf eine Schiffsprora stellend,
{Overbeck, Griechische Kunstmythologiel S.221)],
wir wissen jedoch, dafs er in s| ätrepublika-
nischer Zeit wegen gleicher Haltung und Ge-
stalt mit dem griechischen Zivg ovgioq (Gott
der günstigen Fahrwinde) identificiert wurde.
Cic. Verr. 4, 128 ff. Quid? ex aede lovis reli-
giosissimum sinmlaerum lovis Imperatoris, quem
Graeci ovqiov nominant, pulcherrime factum
nonne abstulit? loveni auteni Imperatorem
30 quanto honore in suo templo fuisse arbitramini?
Conicere potestis si recordari volueritis, quanta
rdigione fuerit cadem specie ac forma Signum
illud, quod ex Macedonia captum poswrat Fla-
mininus. (Was die letztere Behaujitung anlangt,
so hat Cicero, getäuscht durch die Gleichheit
des Gentile Quinctius, die von Cincinnatus gel-
tende Erzählung _(s. oben) irrtümlich mit der
entsprechenden Änderung auf Flamininus über-
tragen (mit Unrecht zweifelt Jahn a. a. 0. S. 34
40 die Glaubwürdigkeit des Livius an), und es
waren die simulacra des Zf vg ovqio?, von denen
Cicero weiterhin berichtet, Verres habe das
eine den Syrakusanern geraubt, das andere
stehe am Eingange des thrakischen Bosporus.
Es würden uns die Abbildungen des Zsvg ov-
QLog einen Rückschlufs auf die des luppiter
Imperator gestatten, wenn nicht die Frage
nach dem Typus jenes griechischen Gottes
noch eine offene wäre (vgl. die Ansichten von
50 Abcken, ann. d. inst. 1839 S. 67; Jahn a. a. 0.
S. .31 ff'.; ann. d. inst. 1842 S. 203; Wieseler,
Apollo Stroqanoff und Apollo vom Belvedere
S. 10 u. 17; Overbeck a. a. 0. S. 2 19 ff.).— Deecke,
auf die von ihm angenommene Darstellung
sich stützend, vermutet im luppiter Imperator
einen latinischen Kriegsgott, der den Faliskern,
sofern sie die nächsten Verwandten der La-
tiner waren, aus ältester Zeit überkommen
gewesen sei. Man könnte vielleicht noch
60 einen Schritt weiter gehen. Die Trias luppiter,
luno, Minerva läfst nur zwei Möglichkeiten
zu: entweder ist der Kult des capitolinischen
luppiters, wie in viele andere Städte Italiens,
so auch nach Falerii gedrungen (dagegen spricht
die zu Rom nicht übliche Benennung impera-
tor), oder es hat direkte Beeinflussung von
Etrurien her stattgefunden, wo wir bereits jene
Dreizahl tinia uni menrva kennen lernten.
645 luppiter (b. d. Faliskern: Imper. ; Curis) Iiippiter (in Latium: Lavinium: Indiges) 646
Verg^egenwärtigen wir uns ferner^ dafs der und der Beginn des Kultes vor die Gründung
luppiter, als dessen Abbild der siegreiche Roms gesetzt. Da die Sage von der Einwande-
Feldherr bei Triumphen, bekleidet mit den rung des Aeneas erst in weit späterer Zeit in
Insignien des höchsten Gottes, dem Festzuge Latium Eingang fand [Sclnvegler , Rom. Gtsch.
voranfuhr (über den tuskiscben Ursprung der l,2S7 Anm. 21; lOd Axim. b; 32S. Hild,lalegende
Sitte s. Sp. 632), kaum passender als Imperator cV Enee avtmt Virg. Parisl883 p.40ff. Fr. Cnuer,
genannt werden konnte, so scheint der Schlnfs Die rüm. Aen';a>isage von Nacvius bis Vergil
nicht ungehörig, dafs wir keinen ursprünglich {N. Jahrb. f. PJiil. Suppl. 15 (1887), 120ff. ), so
latinischen Kult vor uns haben, sondern eine unterliegt es keinem Zweifel, dafs der Name
Übertraoung der etruskischen Trias, wobei hippi- lo des Aeneas im Kulte gar nicht genannt war,
ter den Titel iniperator vielleicht erst den Lati- sondern dafs die Verehrung ursprünglich nur
neniYerdankt.(I)ex:su7nvmsiiiiperatordivimatque dem luppiter Indiges galt. Bestärkt wird
homin7a)iIu})p>f''rheiPiaut. Amph. 1120 \str\SLtiir- diese Annahme dadurch, dafs mit der Feier
lieh nur eine Übertragung aus d. Griechischen.) des luppiter Indiges die der Vesta und der
Die Bezeichnung Imperator, die anfangs nur dem Penaten auf das innigste verknüpft ist ( Fai-ro
luppiter zukam, ist in unserer Inschrift auch a.a.O. Dion.l,ßl; 2,52. Lio.l, 14, 3. Ancon.
auf seine avvvKOi übergegangen. Dafs gerade in Cic. Scaur. p. 18 K. et S. Serv. ad Aen. 3,
zu Praeneste derselbe Kult sich findet, kann 12. Val. Max. 1, 6, 7. Macrob. Sat. 3, 4,
unsere Vex'mutung nur bestätigen; denn unter 11), eine Vereinigung, der wir zu Rom in
allen latinischen Städten ist, wie die zahl- 20 dem uralten Kultlokal der Regia mit dem
reichen Funde beweisen, keine so sehr wie Vestatempel wieder begegnen (s. unten). Als
Praeneste dem etruskischenEinflufs unterworfen Vermittler der sakralen Beziehungen zwischen
gewesen. So hatte also zu Falerii luppiter Lavinium und Rom nennt Liican. Phars. 7, 394
o
seinen Sitz erhalten und mit ihm genossen den Numa. Vermutungen über den Zusammen-
in gemeinsamem Tempel luno und Minerva hang von Numicius, Numitor, Numa, welche
hohe Verehrung; vgl. Kuhftldt, de Capitoliis die von dem höchsten Gott ausgehende Ord-
imperii Bomani, Berl. 1883, p. 27 ff. Die Exi- nung und Gesetzlichkeit als irdische Repräsen-
stenz eines luppiter Curis wird zwar nur durch tauten zum Ausdruck bringen, s. bei Gilbert,
eine Stelle lertuUians bezeugt {a-pol. 24 Fa- Gesch. u. Topogr. d. Stadt Born 1, 356; 365
Uscorum in honorem patris Curis et accepit 30 Anm. 1. Den Herrscher des Himmels, sein
cognoinen Inno), aber es liegt durchaus keine schaffendes und belebendes Wirken in der Na-
Veranlassung vor für patris Curis mit Gar- tur sehen die Lavinienser konkret vor sich in
rucci patriae Curitis zu konjicieren. Iup))iter den Gewässern des Numicius, der wie die Sage
Curis bildet das Pendant zu der bekannten ging {Verg. Aen. 7, 150 und Serv. zu d. Stelle),
faliskischen Kriegsgöttin luno Curitis, demnach in älterer Zeit in weit höherem Mafse als
wäre (im Gegensatze zu Deecke) in ihm, nicht später die Gefilde der Stadt befruchtend durch-
im luppiter Imperator der spezifische Kriegs- strömte; und insofern sein Walten und seine
gott der Fali.-ker zu sehen Den luppiter C im i- Thätigkeit an jenen Flufs gebunden zur Er-
nius (C. I. L. 11, 2688), der von Jordan im scheinung kam, hiefs er luppiter Indiges (Peter
Index zu Prellers Rom. Mytli. 2 S. 473 für 1 40 Bd.2 Sp. 137, 24ff'.). Als aber seitBeginn des drit-
S. 241 Anm. 1 citiert wird und in den Nach- ten vorchristlichen Jahrhunderts griechische Er-
trägen (2 p. V) zu der erwähnten Stelle zu Zahlungen auf den einheimisch latinischen
finden ist, scheint Peecke a. a. 0. S. 83 für Sagenkreis umgestaltend wirkten und ihnen
eine faliskische Gottheit zu halten, indes der zufolge Aeneas im Kampfe mit Mezentius oder
Fundort Volsinii liegt schon aufserhalb des Turnus in der Nähe des Numicius verschwun-
faliskischen Gebietes. Auf dem Schlufsstein den war oder in seinen Wellen den Tod ge-
eines Thores zu Falerii ist ein jugendlicher funden hatte (Bd. 1 Sp. 179 ft'.), wurde auf ihn
bartloser Kopf gefunden worden; da man in als divus pater indiges die göttliche Würde
ihm eine Darstellung luppiters erkennen wollte, übertragen, Dion. 1, 64 xort avxm y.axaGv.sv-
gab man dem Thore den Namen porta di Giove; 50 a^oufftv ot Aarivoi rigcöov tmyQucprj zoiäds
es ist wohl eher an Apollo zu denken (vgl. yioafiovfisvov, nazQog &£ov x&ovlov, vg Ttotanov
die Abbildungen desselben auf etruskischen Novßt%LOv gsv^ia ölstcsi,. Wenn wir die Worte
Münzen b. Beecle, Etr. Forsclig. 2 Taf. 1, 8; 2, des Schriftstellers naxQog &?ov x&ovi'ov og . . . .,
32), vor allem wegen der Analogieen anderer die, me schon. Bormann, Altlatin. Ciiorogr. S. 112
Thore; s. DeecJce, Falisker S. 40). Anm.245sah,nichtwiediewörtlicheÜbersetzung
Latiner: Zu Lavinium der alten geist- einer Inschrift klingen, und die Übersetzung
liehen Metropole von Latium und Rom (Varro divi pntris indigetis (vgl. Solin 2, 15; de orig.
Z./. 5,144. Pion. 5,12. Zw. 5,52,8. Plut. Cor. 19) gent. Born. 14, 4) als sicher beglaubigt anneh-
wurde in einem Heiligtume am Flusse Numi- nien, so kann unter dieser Bezeichnung nur
cus {C. I. L. 14,2065) oder Numicius eine Gott- 60 der fremde Stammheros verstanden werden,
heit verehrt, die bald als luppiter Indiges Denn abgesehen von den Gründen, die Beiffer-
{Liv.1,2, 6. PNn. n. h.3,56. Serv. ad Aen. 1,259; scheid {ann. deW inst. 1866 S. 216) gegen die
4, 620) bald als Aeneas Indiges (zu den Stellen von PreUer {Böm. Myth. 1 S. 57) vertretene Mei-
Bd. 2 Sp. 133, 39, vgl. noch luv. 11, 63), ein- nung, aus divua pater indiges sei im allgemei-
mal als nazrjg ■&e6s x^^''"^og (= divus pater neu Sprachgebrauche luppiter indiges hervor-
Indiges?) bezeichnet wird (D/on. 1,64). Über- gegangen, mit Recht geltend gemacht hat,
einstimmend wird von allen Quellen der Zu- liegt in der eben angeführten Ansicht Prellers,
sammenhang mit dem Numicius hervorgehoben wonach divus pater indiges die ältere Benen-
21*
647 luppiter (in Latium: Lavinium: Indiges) luppiter (in Latium: Praeneste: Puer) 648
nung war, und dei" ferneren Vermutung, lup- tunae in gremio sedens mammae adpetens ea
piter indiges scheine der wirkliche Kultusname stissime colitar a matribus. Eodemque tempore
gewesen zu sein (ebend. 2, 142 Anm. l), ein offener in eo loeo, ubi Fortunac nunc sita est aedes,
Widerspruch, da die mit zäher Festigkeit inel ex olea fluxlsse dicunt harusj^ieesque dixisse
an den überkommenen Formeln hängenden summa nobditate illas sortes futuras eorumque
Kömer den Wortlaut der Gebete selbst dann iussu ex üla olea arcum esse factum eoque con-
beibehielten, wenn ihnen der Sinn nicht ditas soites, quae hodie Fortunae monitu tollun-
mehr verständlich war (vgl. die Lieder der tur. Quid igitur in his polest esse certi, quae
Salier und Arvalen). Es erzählt nun Dion. Fortunae monitu pueri manu miscentur atque
a. a. 0. (vgl. Strabo 5, 229. de orig. gent. lo ducuntur Fani pulchritudo et vetustas
Rom. 10. 11) aufser der schon bekannten Praenestinarum etiam nunc retinet sortium
Version: Aeneas habe seinem Vater Anchises nomen atque id in volgus. Deutlich werden in
ein Jahr nach dessen Tode ein Heroon ge- dieser Stelle die Heiligtümer des luppiter Puer
weiht; die Widmung des Ascanius an Aeneas und der Fortuna Primigenia unterschieden;
finden wir im Schal. Veron. ad Äen. 1 , 260 auf letzteres, dessen Giebeldach Babelon, monn.
Ascanius hostibus devictis in loco quo (pater) de Ja republ. Rom. 2 S. 315 auf Münzen des M.
apparuerat, Aeneae indigtti templum dicavit, PlaetoriusCestianus erkennen will, beziehen sich
ad quod pontificcs quotannis cum consulibus folgende wegen der Erwähnung luppiters hier
veniunt sacrificnturi; vgl. Paul. p. 106 s. v. nennenswerte Inschriften: Ürcevia. Numeri,
indiges: hoc nomine Aeneas ab Ascanio appella- 20 nationu. cratia \ Fortuna. Diovo. filei | Primo-
tus est, cum pugnans cum Mezentio nusquam cenia \ dunom dedi = Orcevia Numerii (uxor)
apparuisset. Demnach könnte man auch ver- nationis gratia {nuchMommsen = propter felti-
luuten, dafs erst nach dem Bekanntwerden ram pecorum, vgl. Fest. s. v. natio p. 167:... .
obiger Sagen an Stelle des ursprünglichen in pecoris quoque bonus proventus ftturae bona
Heiligtumes ein neuer Tempel erbaut wurde, natio dicitur) Fortunae Diovis fdiae Primi-
der, alsRestitutioD des alten Kultlokales gefafst, geniae donum dedi (aufser den von Pefer a.a.O.
der inzwischen eingedrungenen Sage, nach citierten Stellen vgl. noch 3Iotvat, comptes
welcher durch Aeneas oder Ascanius dem zum rendus de l'acad. des inscr. et b.-l. ser. 4 vol.
Gotte erhöhten Vater ein Heroon gestiftet 12 (1884) p. 366ff. C. /. L. 14, 2863). Fortu-
wurde , in seiner Aufschrift Ausdruck verlieh, 80 nae lovi pmero (verschrieben für lovis puero
und jiKTQog &bov wäre ganz wörtlich im oder gleich lovipuero nach Jordan a. a. 0.
Sinne der mythischen Dedikanten zu verstehen. p. 4) e.x testamento Treboniae Sympherusae P.
Auch der einheimische Ahnherr Latiums Lati- Annius Herma heres l. d. d. d. {G. I. L. li,
nus wurde mit dem Numicius in Verbindung 2868). Fortunae lovis puero (sie) Primigeniae
gesetzt; Fest. p. 194 (weiteres s. unter luppiter d(onum) d(edit) ex sorte compos factus Noihus
Latiaris). Bis in die späte Kaiserzeit blieb Ruficanae L. f. Plotillae (C. I. L. 14, 2862),
der sakrale Zusammenhang zwischen Lavinium beidemal puero = filiae nach altem Sprach-
und Rom ein so inniger, dafs jährlich die gebrauch {Charis. 1 p. 84 Keil. Prise. 1 p. 231
Pontifices mit den Konsuln sich zum Numicius Hertz). Mommsen {Herrn. 19(1884) p. 455) will
begaben, um hier im Heiligtume des luppiter 40 in der Hinzufiigung der sonst ungewöhnlichen
Indiges ein Opfer darzubringen; Schol. Veron. Verwandtschaftsbenennung eine Erinnerung
ad Aen. a. a. 0. Eine aus der Regierungszeit daran sehen 'wie lebendig und sinnlich diese
des Claudius (zwisch. 47 u. 54 p. C.) stammende Göttergestalt einst den Latinern vorgeschwebt
Inschrift aus dem luppitertempel auf dem hat'. Da der abstrakte Charakter der alt-
Forum von Pompei (C. /. L. 10, 797) nennt italischen Religion Mythen von Ehen der Un-
einen flamen Dialis zu Lavinium; Servius ad sterblichen nur wenig aufkommen liefs, von
Aen. 8, 664 berichtet von einem Opfer der Kindererzeugung überhaupt keine Spur aufzu-
flamines an demselben Orte; da aber hier weisen hat, da ferner die Bezeichnungen pater
offenbar die römischen Priester zu verstehen und mater, wie wir im ersten Abschnitt sahen,
sind , so wird man über die auf der Inschrift 50 nicht für verwandtschaftliche Beziehungen ge-
erwähnten flamines ebenso urteilen; vgl. in- braucht werden, so müssen wir der Ansicht
i\es Marquardt, Rom. Staatsverw. B'^ S. S'diA.i. Jordans a. a. 0, p. 12 beipflichten, dafs ßlia
Die Frage über den luppiterkult zu Prae- lovis nicht gleich prognata love sei, sondern
neste und sein Verhältnis zur Fortuna Primige- nur das nahe Verhältnis bezeichne, in dem
nia ist schon von Pe^er mit Angabe der einschlä- die durch ihre Orakel in ganz Italien berühmte
gigen Litteratur Bd. 1 Sp. 1542ff. ausführlicher Fortuna {CLL. 14, 2989. Fast. Praen. CLL.
behandelt worden, ich kann mich daher kurz 1 p. 316. Val. Max. 1, 3, 1; weitere Stellen
fassen; die wichtigste Stelle findet sich bei Bd. 1 Sp. 1545 ff.) zu dem höchsten und mäch-
Cic. de div. 2 , 85 etc : Numerium Suffustium, tigsten Gotte steht. Der Anfang eines in-
Praenestinorum monumenta declarant, honestum eo schriftlich erhaltenen Widmungsgedichtes des
hominem et nobilein somniis crebris ad. extre- Praenestiners T. Caesius Taurinus: l'u quae
mum etiam minacibus , cum iuberctur certo in Tarpeio coleris vicina Tonanti \ Votorum vin-
loco silicem caedere perterritum visis, irridenti- dex semper Fortuna meorum (Anth. lat. 1 nr.
bus suis civibus id agere coepisse; itaque per- 622 Meyer = C I. L. 14, 2852) wird \on Dessau
fracto saxo sortes erupisse in robore insculptas (zur angegebenen Stelle des Corpus) auf die
priscarum litterarum notis. Is est hodie locus römische Fortuna Primigenia bezogen, die
saeptus religiöse ijropter lovis pueri (sc. tem- nach Plut. de fort. Rom. 10 auf dem CapitoJ
plum vel sacellum) qui lactens cum lunone For- ihren Sitz hatte. Dafs daselbst der von Augu-
649 luppiter (inLatium: Praeneste: Puer) Iupp.(i.Tibur[Praestes],Tusculum [Malus]) 650
stus a. 22 dedicierte Tempel des luppiter To- lunonarium [Ann. d. inst. 1885 S. 85. C. I. L.
nans (mon. Anc. 4, 5. Dio. 54, 4) sich befand 14, 2867; die von Feter Bd. 1 Sp. 1543, 17 an-
und die Anspielung auf den luons Tarpeins ■ geführte Inschrift lovi O(ptimo) M(aximo) et
spricht für jene Ansicht, doch der Fundort j'oj'iimae Pm«'t/7er/zae etc., sowie eine ähnliche
Praeneste und die Erwähnung ausschliefslich lovi et Fortunae Primigeniae, die hier zu er-
praenestinischer Gottheiten, vor allem des Inp- wähnen wären, sind nicht echt (C. I. L. 14,
piter Arcanus (v. 16 Fortunae sirmilacra colens 272*. 271*)]. Mit dem loosziehenden Knaben
et Apollinis aras \ Arcanumque lovem nicht im Tempel der Primigenia (Cic. a. a. 0. vgl.
Arkcmum Jordan, Top. 1, 2, 64 Anm. 64), ebend. 1, 34; ist etwa der luppiter Sortifer bei
machen es sehr wahrscheinlich, dafs die For- lo Lucan. Pliars. 9, 512 vgl. 2, 193 hierher ge-
tuna Primigenia zu Praeneste gemeint ist. To- hörig?) hat man das jugendliche, bartlose über
nans ist ein sehr gebräuchliches Attribut des einer Lade oder Tafel mit der Aufschrift sors
höchsten Gottes, und die Übertragung des Na- befindliche Haupt einer Münze des M. Plaeto-
mens Tarpeius auf den Burghügel einer andern rius Cestianus {Mommsen, R. M. p. 622 nr. 261g.
Stadt hat nichts Anstöfsiges. Haben wir so den = Bahelona,. a. 0. 2 p. 315 nr. 10) identificiert.
Kult eines capitolinischen luppiter zu Praeneste Da das Bild ^es luppiter Puer in der Nähe des
■ bezeugt gesehen, so liegt es nahe, mit ihm Ortes aufgestellt sei, wo Numerius SufFustius
den von Liv. 6, 29, 8 genannten luppiter Impe- die Loose mit den altertümlichen Schriftzeichen
rator zu identificieren, dessen Bild der Dictator gefunden habe, und so auf eine Beziehung
T. Qiiinctius nach einem glänzenden Sieg über 20 zu dem grofsen Tempel hingedeutet werde,
die Aequer von Praeneste nach tiom schaffen so könne man, wie Jordan a. a, 0. p. 13 meint,
und hier mit einer Widmung auf dem Capitol den Knaben auf der Münze für eine Gottheit
aufstellen ]iefs(vgl. den Abschnitt über die Fa- halten; doch vermutet Babelon a. a. 0. wohl
lisker Sp. 643ff.). In dem zweiten von CYc. a. a. 0. mit Recht, dafs es sich um eine Darstellung
genannten Heiligtume befand sich das Bild der freilich sonst v?enig bekannten Göttin Sors
der Fortuna; in ihrem Schofse waren luppiter handle. Das Kalbsopfer in den Fast. Praen.
und luno ah Säuglinge dargestellt. (Über die ad Apr. 11 C. I. J. 1 p. 316 bezieht Preller,
Zugehörigkeit ähnlicher Terracotten zu diesem B. M. 2 S. 191 Anm. 2 ohne genügenden Grund
Kulte siehe Bd. 1 Sp. 1543, 36 ff.). An ein ver- auf den luppiter Puer. Dafs der letztere in-
wandtschaftliches Verhältnis ist hier ebenso- 30 folge des schon mehrfach erwähnten Zusammen-
wenig zu denken, wie oben bei lovis filia; in banges mit dem Orakel auch als Arcanus oder
der säugenden Fortuna sieht Jordan {symbolae Arkanus verehrt wurde, ist eine ansprechende
ad historiam religionum Italicarum alterae ind. Vermutung Prellers a. a. 0., doch keineswegs
lect. Begim. 1885 p. 12) Spuren des Glaubens sicher trotz der Verbindung mit Apollo 'als
an eine uralte Gottheit, die Schöpferin aller Gott aller Weissagung' (C. I. L. 14, 2852).
Götter und Menschen. Marucchi, bullet, d. inst. Amatores regionis macelli cultores lovis Arkani
1881 S. 251 will auch dieser Fortuna den Na- {C. I. L. 14, 2937) oder cultores lovis Arkani
men Primigenia geben (... si venerava la For- regio macelli {C. I. L. 14, 2972) werden auf
tuna che teneva in grevibo Giove lattante e praenestinischen Inschriften der spätem Kalser-
Giunone gruppo che ben si addice al titolo de 40 zeit genannt, doch weist die Verbindung mit
Primigenia dato alla Fortuna venerata in Pre- der regio macelli im Gegensatz zu den auf
neste), Cicero erwähnt ihn nicht. Dafs als der der Burg gelegenen anderen Tempeln luppiters
eigentliche Besitzer des Tempels luppiter Puer eher auf die Niederung.
galt und Fortuna sowie luno nur als avwceoi Die ganze Frage nach dem luppiterkult und
betrachtet wurden, ergeben einmal die Worte seinen Beziehungen zur Fortuna Primigenia
propter lovis pueri, zu denen nach lateinischem bedarf noch einer eingehenden Untersuchung.
Sprachgebrauche nur ein Begriff wie sacellum Zu Tibur gab es einen alten Altar des lup-
oder aedes ergänzt werden kann (über Be- piter Praestes (Gott der sichern Erfüllung,
nennungen der Tempel, in denen mehrere Gott- Preller, B.M. 1 S. 207, od. Schützer d. Mauern,
heiten verehrt wurden, vgl. Aust, de aedibus 50 vgl. Ov. f. 5, 135), der ihm von dem sieg-
sacris popiüi Bomani etc. Marbg. Diss. 1889 reichen Hercules geweiht sein soll (s. unten den
p. 40), sodann die Hinzufügung 'qui lactens Altar des luppiter Inventor an der Porta Trige-
cum lunone Fortunae in gremio sedens mam- mina in Rom). Der römische Prätor Blandus,
mam appetens castissime colitur a matribus' aus Tibur gebürtig, stellte ihn zu den Zeiten
(= von den mit Kindern gesegneten Müttern des Kaisers Tiberins {Tac. ann. 6, 27) wieder
Preller, B. M. 2 S. 190 Anm. 1). Neben dem her (C. I. L. 14,3555 lovi. Praestiti \ Hercules.
wegen seiner Pracht und Schönheit gefeierten Victor, dicavit \ Blandus. pr(aetor). restituit).
Tempel der Fortuna kann diese Kultstätte nur Vermutungen über den Zusammenhang jener
von untergeordneter Bedeutung gewesen sein. Widmung mit einem zu Tibur bestehenden
Für die engen Beziehungen zwischen Fortuna go Hercules-Cacusmythus und einer Dedikationdes-
luppiter und Inno haben wir eine Reihe von selben Blandus an luno giebtPtier Bd. 1 Sp. 2278.
Anhaltepunkten: das Kultbild, die Nachbar- 3003. Die Beinamen Gustos und Territor
Schaft der einzelnen Heiligtümer {Bormann (C./.i. 14, 3557. 3559). sind nicht altlateinisch,
a. a. 0. p. 207 ff. Marucchi a. a. 0. p. 248 fl'. sondern stammen erst aus späterer Zeit.
Blondel in Melangesd'archeol. et d'hist.'i\\i^2'] Dafs die Tusculaner luppiter als deus
S. 168ff.), den Spiegel von Palestrina (C. J. L. Malus verehrten, berichtet ilfacroö. 6'«^. 1, 12,17
14,4105;, wo Fortuna neben Die8p(i)t(e)r und sunt gui hunc mensem(Maium) ad nostros fastos
luno steht, schliefsHch die Erwähnung des a Tusculanis transisse commemorent, apud quos
651 luppiter (physikal. Wesen d. ital. luppiter) luppiter (ethisch. Wesen d. ital. luppiter) 652
nunc quoque vocatur deus Maius qui est lup-
piter a mngnitudlne scilicet et maiestate dictus
(die Inschrift lovi maio sacrum Henzen 5637,
mit dem Zusatz P. Mucius pater [s. Garrucci, Syll.
564] ist gefälscht, vgl. C. I. L. 14, 216*). Die
Zusammenstellung mit der Erdgötlin Maia uud
die Verwandtschaft des Stammes in maius mit
denen von magis, maior, macte {Preller, B. M.
1 S. 398) zeigen deutlich, dafs die ursprüng-
liche Bedeutung einer Naturgottheit hier noch
in vollem Umfaoge gewahrt ist. Als Personi-
fikation der Kraft, welche auf das Wachstum
und die Vermehrung der Produkte der Erde
fördernd wirkt, steht der deus Maius dem lup-
piter Liber am nächsten , und dafs der Kult
des höchsten Gottes unter diesem Namen zu
Tusculum nicht fremd war, ersehen wir aus
der daselbst gefundenen Inschrift fljovi liher-
tafti] I sacrum \ posiium aedil \ I. Valeri. Bassi \
2}mef. fabrum (C. I. L. 1 , 1124 = 14, 2579).
Über die verschiedene Benennungsweise Liber,
Liberator, Libertas siehe unten. Nach Liv. 27,
4, 11 schlug a. 544 u. c. ein Blitzstrahl in den
Giebel eines Tusculan. luppitertempels. Die fast.
Tusc. {C. I. L. 1 p. 300= 14, 2575) bestimmen an
den Iden des Juni ein Fest für den Himmels-
vater. Dunkel bleibt das Wesen des luppiter
Beonus zu Lanuvium (so heifst er auf einer
kreisförmigen Marmorplatte C. I. L. 14, 4177).
Ob der Tempel daselbst, der a. 536 u. c. zu-
gleich mit dem Markte vom Blitz getroifen
wurde, in Beziehung zu dem auf Inschriften
genannten luppiter Optimus Maximus Conser-
vator oder Sispes (der luno Sospita entspre-
chend, siehe diese) zu setzen sei, wie Bormann
{Altlatin. Choroyr. S. 216) meint, mufs ebenso
unentschieden gelassen werden, wie die Frage,
ob das unter den Prodigien des Jahres 541 u. c.
erwähnte Heiligtum desselben Gottes zu Aricia
{Liv. 24, 44, 8) zu einem einheimischen Kulte
gehört habe.
Ehe wir nun zur Betrachtung des luppiter-
kultes im alten Rom übergeben, wird es an-
gebracht sein noch einmal uns zu vergegen-
wärtigen, welche Richtungen im Wesen dieses
Gottes bei den verschiedenen italischen Stäm-
men hervorgetreten sind, um aus der Gemein-
samkeit oder Verwandtschaft bestimmterEmzel-
vorstellungen den
allgemeimn
Begriff
zu
gewinnen , der vor _ dem Eindringen fremder
Elemente und dem Übergewicht des römischen
Staatskultes sich in dem religiösen Bewufst-
sein der Völker Italiens herausgebildet hatte.
Welche Prinzipien man sich auch als wirksam
denken mag bei der Erzeugung bestimmter
Gottesideen, so unterliegt es gerade bei lup-
piter keinem Zweifel, dafs für die Bildung
seines Begriffes in erster Linie physikalische
Vorgänge mafsgebend gewesen sind. Denn
je weiter wir die Spuren seines Dienstes zurück-
verfolgen, um so schärfer treten die auf die
Natur bezüglichen Seiten seines Wesens her-
vor, um so uncretrübter und reiner wird das
Bild der Natnrgottbeit, die in heiligen Hainen
und auf lichten Höhen, wo der Mensch den
Unsterblichen näher zu sein glaubte, in bilder-
losem Kulte gefeiert wurde. Der Charakter des
lichtspendenden Himmelsgottes, in dem
allen Dialekten gemeinsamen Stamme diov be-
reits deutlich ausgesprochen, findet eine weitere
■ Bestätigung in dem Namen Lucetius und in
der Weihe der Idus, d. h. der Zeiten, an denen
bei Tage der Glanz der Sonne, bei Nacht das
Leuchten des Vollmondes die eigenartige Natur
luppiters ununterbrochen offenbaren. Neben
der täglichen und nächtlichen Helle wurden
auch die anderen Erscheinungen und Wirkungen
10 des himmlischen Lichtes , alle Veränderungen
der Luft auf ihn als Urheber zurückgeführt;
im Regen, der befruchtend zur Erde nieder-
strömt, im leuchtenden Blitz und rollenden
Donner erkannte man sein göttliches Walten,
und__ achtete früh auf die himmlischen Zeichen
als Aufserungen des göttlichen Willens. Die Be-
deutung des Wetters für alle Arten des Land-
baues machte ihn zum Beschützer aller Äcker,
Weideplätze und Weinberge, den man im Ge-
20 bet um Hülfe gegen schädliche Einflüsse und
Segen für das Gedeihen der Früchte und Saaten
anflehte. Wie seine Macht im Erdboden die
Keime neuen Lebens entfaltet, so wirkt er
schaffend und zeugend auch in den höheren
Organismen und wird zum Urahn des Menschen-
geschlechts. In früher Zeit bereits ist eine Ver-
geistigung im Begriffe luppiters eingetreten,
die natürlichen Vorstellungen des Lichtes und
der Reinheit werden übertragen auf die sittliche
30 Welt. Wo Licht ist, da ist Wahrheit; darum
gilt der Gott des strahlenden, alles beleuch-
tenden Himmels zugleich als Verkörperung der
moralischen Ideen der Treue und Heiligkeit,
der Gesetzlichkeit und Ordnung; werden sie
verletzt, dann rächt er "selbst den Frevel oder
leiht den Geschädigten im Kampfe gegen die
Missethäter seinen Beistand; er schirmt das
Recht und das Eigentum nicht nur des Ein-
zelnen, sondern auch der Gemeinde, und hierin
40 liegt der Ausgangspunkt für seine politische
Bedeutung, die, gehoben durch die im Schleu-
dern der Blitze sich kundthuende Macht,
ihn schliefslich als das himmlische Abbild
der obrigkeitlichen (königlichen) Gewalt, der
Macht und Hoheit des Staates zeigt. Indem
er die Majestät des irdischen Staatsober-
hauptes widerspiegelt, wurde er selbst zum
höchsten Herrscher unter den übi'igen Göttern.
Diese kurz berührten Grundzüge finden wir
50 auch in der altrömischen Religion bis zur Er-
bauung des capitolinischen Tempels haupt-
sächlich vertreten, und dank den genaueren
Nachrichten sind wir im stände jenes Bild zu
erweitern und zu vervollständigen.
Ältester Kult in Rom.
In die ersten Anfänge Roms, als die Be-
wohner der einzelnen Hügel noch nicht zu
einem politischen Ganzen geeint waren, führen
60 uns die Nachrichten von der Verehrung luppiters
(wir verdanken sie meist den Argeerurkunden
bei Varro) auf den hochgelegenen Punkten
der Stadt, wo ein Baum oder einfacher Aitar
den Mittelpunkt der religiösen Feier bildete
(vgl. Verg. Aen. 3, 679. Serv. ad Georg. 3, 332).
So gab es ein Heiligtum von ihm in einem
Buchenhaine auf dem Esquilin, dem soge-
nannten Fagutal {Fest. p. 348), in engerem
653 luppiter (altröm, Kulte: Fagiitalis etc.) luppiter (altröm. Kulte : Caelius, Lucet. etc.) 654
Sinne dient der Name zur Bezeichnung der falls an den Kult auf dem Quirinal zu denken
Kultstätte selbst. Varro l. l. 5, 152 Fagutal sein wird). An der Stelle, wo dem luppiter
a fapo unde etiam lovis Fagiitalis, quod ibi Feretrius ein Tempel errichtet wurde, soll
sacellum. Paul. p. 87 Fagutal saccllum locis, eine alte, den Hirten heilige Eiche gestanden
in quo fuit fagus arbor, quae lovis sacra hn- haben {Liv. 1, 10, 5). luppiter Caelius und
bebatur , vgl. Varro l. l. 5, 49. 50. Solin 1, 26. Cacunus, obwohl erst für spätere Zeit bezeugt
Zu den Zeiten des älteren Flinius war der (C. I. L. 6, 334 Hercidi luliano, lovi Caelio,
Hain bereits verschwunden {n. h. 16, 37 sil- Genio Caelimontis Anna sacrum, vgl. Jordan,
larum certe distingxiebatur (sc. Borna) insigni- Top. 2 S. 259. Bullet, comm. 1887 S. 214;
bus: FagutaU lovi etiam nunc, ubi lucus fa- 10 Bd. 1 Sp. 2957. lovis Cacunus C. I. L. 6,
geus fuit); die verschiedenen Ansichten über 371 auf einer Bronzeplatte gefunden, vgl.
die Lage desselben sind zusammengestellt von C. I. L. 9, 4876) scheinen auch dem Kreise
/orArn, 2'op.2S.253. — Gilbert, Gesell. u.Topogr. der bisher genannten Kulte anzugehören. Eine
1 S. 162 entscheidet sich für den Südabhang des Erinnerung an jene Zeit, wo der Differen-
Oppius. Auf dem Quirinal hat sich eine hier- zierungsprozefs im Wesen des höchsten Gottes
her verschlejjpteDedikatiousinschrift vom Jahre noch nicht begonnen hatte, liegt vor uns in
109/110 V. Chr. gefunden, worin ein vicus lovis der Anrufungsformel der Fetialen (Lit). 1, 32,
Fagutalis genannt wird. C. I. L. 6, 452 [Laribus 6. 9), in der kein Attribut eine bestimmte Seite
A]agust(is)vici J Ovis Fagutal [is] . . — Ein Altar seiner Thätigkeit hervorhebt. Wir gelangen
war dem luppiter auf dem Vimiual erbaut 20 zu demselben Resultate noch auf anderem
Varro l. /. 5, 51 Viminali a love Vimino, quod Wege. So verschieden auch die Ansichten
(von Jordan, Top. 2, 261 in quoius ohne Grund der Gelehrten sein mögen über die Bevölke-
geäadert, vgl. Varro 5, 152) ibi ara {Jordan rungselemente im alten Rom, an derThatsache
a. a. 0.; arae cod. Flor.); vgl. Fest. p. 376 selbst, dafs es seine politische Stellung einem
Viminalis et piorta et coUis appellantur , quod Synoikismos verdankte, besteht kaum noch
ibi viminum fuisse videtur silva, ubi est et ara ein Zweifel. Findet sich nun bei einer Prüfung
lovi Viminio consecrata; eine Abbildung des der oben angeführten Beinamen das bemerkens-
Altares giebt uns eine Marmorplatte vom vi- werte Faktum, dafs sie sämtlich nicht einer
minalischen Thore {Fiorelli, Notizie degl. scav. besonders stark hervortretenden Richtung im
1877 S. 82, Brazza, comm. pliilol. in hon. Momms. 30 Begriffe luppiters, sondern lokalen Rücksichten
p. 557 fi"., Jb/f/aw, Toj9.1, 1 S. 223). Aus der Er- ihren Ursprung verdanken, so führt uns das
wähnuüg des collis Latiaris (Fa?T0?.?.5, 52) zu dem Schlüsse, dafs die Auffassung vom
und der Bemerkung desselben Schriftstellers, Wesen jenes Gottes bei den Sondergemeinden
die 5 coUes (Viminalis, Latiaris, Mucialis, vor der politischen Einigung in der Hauptsache
Salutaris, Quirinalis) seien ab deorum funis ein und dieselbe war, und hieraus ergiebt sich
benannt, hat Jordan 2 S. 263 ff. mit Recht ge- die weitere Folgerung, dafs die Veranlassung
schlössen, dafs ein luppiter Latiaris auf jenem die einzelnen Kulte durch Zufügung der Orts-
Hügel verehrt worden sei, zumal da gleich- bestimmungen von einander zu unterscheiden
zeitig mit den feriae latinae auf dem mons sich erst dann herausgestellt haben kann, als
Albanus in Rom Feiei-lichkeiten zu Ehren des 40 in dem geeinten Staate eine Mehrheit von
luppiter Latiaris stattfanden (vgl. Chr. Werner, Kulten desselben Gottes sich vorfand. Hiermit
de feriis Latinis diss. Lips. 1888 p. 35 ff. und steht es nicht im Widerspruch, wenn nach
den Abschnitt über luppiter Latiaris). Da dem übereinstimmenden Zeugnis der Alten
das Capitolium vetus (vgl. Michter in Iw. luppiter in sehr früher Zeit Lucetius (über die
Müllers Handhch. 3 S. 906 = Baumeister, Etymologie vgl. Corssen, Krit. Beitr. S. 471 ff.)
Denkm. 3 S. 1532) mit! dem sacellum lovis oder Diespiter genannt wurde, da diese Bezeich-
lunonis, Minervae (Varro 1. l. 5, 158) sehr nungen keine Beinamen sind, sondern andere
wahrscheinlich identisch ist mit dem auf der Benennungen, welche die in luppiter schon vor-
Südseite des Quirinals befindlichen coUis La- liegende Grundbedeutung einer himmlischen
tiaris, so liegt die Vermutung nahe, dafs der 50 Lichtgottheit um so klarer zum Ausdruck bringen,
ursprünglich dem Himmelsvater allein gel- Ge/Z. 5, 12, 6ff. lovis. ..dictus est Lucetius, Luce-
tende Kult unter griechischem (etrusk.) Einflufs tium autem lovem Cn.Naevius in libro belli Poe-
(Kuhfeldt , de capitoliis imperii Eomani p. 82) nici appellat. Paul. Yt.lULucetium lovem appel-
durch Eintritt der Inno und Minerva zu der labant, quod eum lucis esse causam credebant.
bekannten Dreizahl erweitert worden ist. Für Verg. Aen. 9, 567, dazu Servius, Gloss. Labb.
das hohe Alter unseres Kultes spricht die Lucerius = Zevg. Unter diesem Namen wurde
von Jordan, Top. 1, 1 S. 282 und Kuhfeldt luppiter im alten Salierliede angerufen (ilfacroft.
p. 80 ff. ohne Grund angezweifelte Nachricht Sat. 1, 15, 14); den Text giebt uns Terentius
Varros von dem genannten Heiligtume der Scaurus 7, 28 Keil: quome tonas Leucesie \ prae
Trias {antiquius quam aedes in Capitolio facta), co ted tremonti, quod ibit liemunis devi (frg. 2
Noch zu den Zeiten Martials mufs luppiter p. 29 Baehrens, vgl. Bergk, de carm. Sal. S. 12;
daselbst verehrt worden sein, vgl. Martial. 5, cuine ponas Leucesiae praetexere monti (prae
22, 8 ff. sed Tiburtinae sum proximus accola tet tremonti Fest. p. 205) quod ibet ctinei de is
üilae (vgl. Jordan, Archäol. Zeitg. 4 (1871) cum tonarem codd.). Zander, carm. sal. rell.
p. 71) qua videt antiquum rustica Flora (Bd. 1 Lund 1888. — Jordan, Krit. Beitr. S. 211. 219
Sp. 1484, 35) lovem (von Gilbert a. a. 0. S. 274 vermutet Leucetie oder Loucetie; letztere Form
A. 1 ward irrtümlich Martial. 7, 73 angegeben, nennt Marius Victor. 6, 12 Keil. Dem Licht-
wo bei dem luppiter vetus in der 4. Zeile gleich- gotte waren die Iden, an denen er, Tag und
655 luppiter (altröm. Kult: Idusfeier) luppiter (altröm. Kulte: Fulgur, Elicius) 656
Nacht {Dion. 10, 59, vgl. Flut. Brut. 14) er- das Gedicht inschriftlich erhalten Eph. ep. 4
hellend, eine stete IBürgschaft seiner himm- n. 752; vgl. sub diu bei Vitr. 1, 2, 5. Claudian.
lischen Gegenwart gab, von alters her geweiht; in Eutrop. 1, 4 nimboque minacem \ sanguineo
Mao ob. a. a. 0.; Lyd. de mens 3, 7; darum rubuisse lovem; es werden ihm metaphorisch
fielen auf sie die Stit'tungstage seiner Tempel Eigenschaften beigelegt, die dem Himmel,
[Plut. Popl. 14. Oo. fast. 4, 621; 6, 649. Fast. seinen Erscheinungen und Wirkungen zukom-
Tusc. adlun. 13. G. I. L. 1 p. 300 = 14, 2575. men: hilarus {Serv. ad Äen. 1, 256), serenus
Fast. Philoc. ad lan. 13. G. I. L. 1 p. 334. (C. J. i. 6, 431. 433), siccus {Aetna 333), uvidus
In den Fasten sind aufserdem noch folgende [Verg. Georg. 1, 418), madidus {Martial. 6,
Festtage an den Iden verzeichnet: zum 15. Mai lo 36, 1), malus (von der Witterung, Ilor. c. 1,
und 13. Juni fer(iae) lovi fast. Venus. CLL. 22, 20), vernus {luv. 5, 79), hibernus {Flacc.
1 p. 301 = 9, 421; zum 13. Aug. fer(iae) Lovi Argon. 3, 578. Stat. Theb. 3, 26), oder er wird
fast. Allif. Eph. Ep. 3 p. 85 = G. I. L. 9, 2320. als Ursache derselben betrachtet; Furius Bi-
Fast. Amit. G. L. L. 1 p. 324 = 9, 4192; zum baculus bei Loipliyrio und Acro zu Hör. Sat.
13. Sejit. feriae Lovi fast. Ai'V. Eph. Ep.'p. 35 sq. 2, 5, 40 luppiter Mb ernas cana nive conspuit
Ilenzenp.237 = C. I.L. 6, 2295; lovi epulum oder Alpes, vgl. Quint. 8, 6, 17. Verg. Ed. 7, 60
epuliindictio fast. Sab. G. L. L.l-p.S02 =9, 47G9. Luppiter et laeto descendet plurimus imbri.
Fast. Ant. G.L.L. 1 p. 328 = 10, 6638. Fast. Aen. 1, 256 Voltu, quo caelum tempestatesque
Philoc. G. 1. L. 1 p. 354; lOVlN fast. Vall. serenat. Hort. c. 3, 10, 7 audis . . . positas
G. L. L. 1 p. 320 = G. L. L. 6, 2298; zum 20 ut glaciet nives \ pttro numine Luppiter. Martial.
15. Okt. feriae luvi fast. Arv. Henzen p. 239; 9, 18, 8 lovis imber etc. Die Kaiserzeit ist
zum 13. November feriae Lovi fast. Arv. Hen- mit Beinamen für diese Seite seiner Thätigkeit
zen p. 240 epulum indicitur fast. Maff. G.L.L. sehr freigebig gewesen, wie die unten anzu-
1 p. 307. L^ast. Ant. 1 p. 329. Die Vermutung führenden Inschriften zeigen werden,
liegt also nahe, dafs ein ähnlicher Zusatz in im Campus Martius lag ein Heiligtum des
den vollständigen Fasten sich bei allen Iden luppiter Fulgur (über die Beschaffenheit
befunden habe, und mit Recht weist Gilbert, desselben s. Vitr. 1, 2, 5 cum Lovi Fulguri . . .
Gesch. u. Topogr. Borns S. 235 darauf hm, dafs acdificia sub diu hypaethra constituentur), vgl.
luppiter und luno (s. diese) die den Monat die fast. Ost. zum 7. Okt. LoH Fulg{uri) in
bestimmenden Götter sind, „welche die Mond- 30 campo G. L. L 1 p. 322. Diese Lesung wird
phasen zur Erscheinung bringen , die das ge- gesichert durch die fast. Arv. zu demselben
samte Leben ordnen und regeln". Im Zu- Datum lovi Fulouri in campo act. fratr. Aiv.
sammenhange damit steht- das monatliche p. CCXXXYin Henzen ; yg\. Mommsen, Eph.
Opfer der ovis idnlis, Macrob. Sat. 1, 15, 16 ^p. 1 p. 39. Der konkrete Zusatz fulgur, der
sunt qm aestmient ab ove Lduli dictas (natür- den Gott mit der Ilimmelserscheinung identi-
lich ist es gerade umgekehrt) quam hoc nomine ficiert, bürgt für das hohe Alter des Kul-
vocant Tusci et ommbus idibus tmmolatur a tes; luppiter Fulgur ist die Personifikation
flamine, vgl. Paul. p. 104. Dafs dem Licht- des fulgur dium. Im Zusammenhange damit
gotte nur em Lamm von weifser Farbe dar- steht die Prokuiation der einschlagenden
gebracht werden konnte, wäre klar auch ohne 40 Blitze; Festus p. 229 itaque lovi Fulguri et
das ausdrückliche Zeugnis des (^wü M^.l, 56: Summuno fit quod diurna lovis, nocturna
Idibus alba Lovi grandior agna cadit. In feier- Summani fulgura habentur. Vgl. Marquardt,
hcher Prozession bewegte sich der Zug durch _B,;„j. Staatsveriv. 3^ S. 702 ff.; zu den von
die Sacra via (die ihm wohl ihren Namen ver- Wissowa aus den Inschriften gesammelten
dankt)aufsCapitol(rarroZ.Z. 5,47. Fesi.p. 290), Stellen sind von den später erschienenen
wo im Tempel des höchsten Gottes der flamen Bänden des Corpus noch hinzuzufüc-enC /.i 12,
Diahs {Ov. fast. 1, 588 'castus sacerdos' ; nach 1047. 2769. 2888. 2970. 3023. 4100. 3048. 3049;
Fest. a. a. 0. waren es sacerdotes) die heilige e
Handlung vornahm. Klausen, Aeneas und die 1^' 245. Die Beinamen Fulguralis, Fulgu-
Penaten S. 930 bezieht hierauf die bekannten 50 i'^^oi"' Fulmen, Fulminans, Fulminator
Verse des Horaz c. 3, 30, 8 Grescam laude ^md jüngeren Ursprungs (s. unten), ebenso die
recens, dum Gapitolium | scandet cum tacita Attribute, die den Donnerer bezeichnen (vgl.
virgine pontifex. Abweichend von der allge- ^en Abschnitt über die Augurn).
meinen Ansicht hat Gilbert a. a. 0. 1 S. 236 ff. Aus früher Zeit erehört ferner in diesen Kreis
angenommen, dafs das O^sfer ursprünglich in der Kult des luppiter EliciuSj dessen Begrün-
der Regia auf der Höhe der sacra via dar- düng dem Numa zugeschrieben wird. Die Fabe-
gebracht und von hiernach dem Tempel des leien der Alten, die ihn übereinstimmend mit der
luppiter Stator (s. unteu) verlegt sei, während Fulguraldisciplin in Zusammenhang bringen,
die Ausdehnung der Prozession selbst bis zur haben die richtige Deutung sehr erschwert. Es
arx ihre Veranlassung habe in dem Beitritt eo herichtet Livius 1,20,7 Numa quaeprodigia
der quirinalischen Gemeinde. Dafs die Vor- fulminibus aliove quo visu missa susciperentur
Stellung von dem Himmelsgotte im Bewufstsein atque curarentur , ad ea elicienda ex merdibus
der Römer lebendig geblieben ist, zeigen am divinis lovi Elicio aram in Aventino dedicavit
klarsten Wendungen, in denen luppiter gerade- deumque consuluit auguriis quue suscipienda
zu caelum vertritt: sub Love {= sub caelö) essent. Weiter ausgeschmückt ist die Sage
Hör. c. 1, 1, 25. Ov. ars amat. 1, 726; 2, 623 bei Ovid fast. 3, 285-348, vgl. Plut. Num. 15.
metam. 4, 260, Fast. 2, 138. 299; 3, 527; 4, Arnob. 5, 1. Verheerende Blitze haben die
505, Priapea n. 14 in Büchelers Petronausgabe; Bürgerschaft Roms^in Schrecken gesetzt; auf
G57 luppiter (altröm. Kult: Elicius) Inppiter (altröm. Kult: Pecunia, Ruminus) 658
den Rat der Nymphe Egeria nimmt Numa die ersehnten Regen dem Himmel zu entlocken,
auf dem Aventin hausenden Waldgottheiten Paul.i:).l'28,Amanalem, vocahantlapidemetiam
Faunus und Picus durch eine List gefangen, pctram quandam quae est extra portam Gape-
um von ihnen ein Mittel zur Abwehr des Un- nam iuxta aedem Martis, quam cum propter
heils zu erfahren; mit ihrer Hülfe wird luppiter nimiam sicciiatem in urbem periraherent inse-
herbeigerufen {EUciunt caclo te, luppiter, unde quebatur pluvia statim eumque quod aquas ma-
minores \ nunc quoque 1e celebrant Jiiliciumque narent, manalem lapidem dixcrunt. Der echt-
vocant, I constat Aventinae tremuisse cacumina römische Ritus der Prozession spricht für ihr
silvae \ terraque subsedit pondcre pressa lovis), hohes Alter. Die Pontifices besorgen die Opfer-
und um Rettung angefleht, fordert er mit lo handlungen (Varroh. Non. p. 547) und ziehen
doppelsinnigen Worten 'caede cnpuV ^hominis selber den Stein {Sero, ad Aen. 3, 175), es
(sc. caputy, 'animam^ ; als der König anstatt folgen ihnen barfüfsig mit aufgelöstem Haar
eines Hauptes eine Zwiebel {cepa Üv., caepi- die Matronen {Petron. 44) und die Magistrate
tium Arnob., y-gönvsg Plut), anstatt des Men- ohne die Abzeichen ihres Amtes {Tertull. de
schenhauptes die Haare auf demselben {capüli ieiiin. 16). Der Stein sei, schliefst Gilbert,
0. u. A., TQLXBg PI.) und anstatt des lebenden Gesch. tt. Top. Bo^ns 2 S. 154 A. 1 aus Nonius
Wesens einen Fisch {piscis 0., maena A., ftat- und Paulus a. a. 0., in Form eines urceolus,
viSaq PI.) darzubringen verspricht, erklärt der eines Kruges, ausgehöhlt gewesen und aus
Himmelsvater sich auch damit zufrieden. Flu- dieser Höhlung sei Wasser vergossen worden,
tarch und Arnobius erzählen die Fabel nur 20 ,,ofl'enbar z\i dem Zwecke, um durch diese
mit der kleinen Abweichung, dafs luppiter den dramatische Wiedergabe des Regens diesen
Numa nicht auf die Probe stellen will, son- selbst in natura gleichsam aus dem Himmel
dern von ihm überlistet wird; Arnobius nennt d. i. luppiter herauszulocken". Mit Recht ist
uns gleichzeitig den Gewährsmann für seine von ihm der Zusammenhang des aquaelicium
Nachricht: VahriusAntias. Übrigens war schon {Paul. p. 2, 12") oder aquilicium {Tertull. apol.
um die Mitte des zweiten Jahrhunderts a. Chr. 40) mit dem Kulte des luppiter Elicius her-
Numa als Begründer der ars fulguritorum be- vorgehoben, er hätte dafür aufser der Gleich-
kannt, vgl. Plin. n. h. 2, 140 extat annalium heit der Namen noch zwei direkte Zeugnisse
memoria sacris quibusdam et precationibus vel anführen können: Petron. a. a. 0. . . lovem
cogi fulmina vel impetrari . . . .; a Numa sae- 30 aquam exorabant und Tertull. a.a.O. aquilicia
pius hoc factitatum tn primo annalium suorum lovi immolatis, nudipedalia populo denuntiatis.
tradidit L. Piso; diese vielleicht durch die Dafs aber das aquaelicium nicht nur einen
tuskische Lehre vom Herabziehen der Blitze „wesentlichen Bestandteil" {Gilbert a. a. 0.),
(^Müller, Etruslcer^ 2, 176) veranlafste Version sondern den ganzen Inhalt des Dienstes ge-
kann Antias zu seiner Deutung benutzt haben. bildet habe, hoffe ich oben klar gestellt zu
Nehmen wir nun an, dafs auch Livius unter haben.
Fortlassung der scherzhaften Unterredung dem Die Anschauung von der befruchtenden
Vulerius gefolgt sei — die sonstige starke Be- und ernährenden Kraft des höchsten Gottes
nutzung besonders in den ersten Dekaden ist immer lebendig geblieben (almus wird er
macht es sehr wahrscheinlich — , so hätten 40 von Aug. c. d. 7. 11 genannt, quod (deret omnia,
wir alle Berichte, die den luppiter Elicius zur fecundus von Val. Flacc. Argon. 5, 204, fru-
Blitzsühne in Beziehung setzen, auf eine Quelle gifer von Apul. de mund. c. 37 und in einer
zurückgeführt, der wir bei ihrer bekannten Inschrift C. I. L. 12, 336), sie scheint auch
Unzuverlässigkeit um so weniger Glauben vorzuwalten in den Beinamen Pecunia {Aug.
schenken werden, als andere Zeugnisse uns c. d. 7, 12 Pecunia vocatur , quod eius sint
eines Besseren belehren. (In den Kreis dieser omnia; es wird vielmehr den Mehrer und Be-
Überlieferung gehört auch die Livianische Er- Schützer des Viehstandes bezeichnen) und
Zählung vom Tode des TuUus Ho&tilius 1, Ruminus {Aug. c. d. 7 , 11 quod ruma i. e.
31, 8 ipsum regem tradunt volcentem comnien- mamma aleret; vgl. Varro de re rust. 2, 11, 5
iarios Numae, cum ibi quaednm occulta sollem- 50 Mammae evim rumes sive rumae, ut ante dice-
nia lovi EHcio facta invenisset operatum iis baut, a rumi et inde dicuntur subrumi agni,
sacris se abdidisse , sed non rite initum aut ähnl. ders. bei iVon. il/arc. p. 167; PawZ. p. 271,
curatum id sacrum esse nee solum nullam ei Plin. n. h. 15, 77, während Fedus p. 270 und
oblutam caelestium speciem, sed ira lovis sollt- Plut. Rom. 4 die Ableitung von ruinen, rumi-
citati prava religione fulmine ictam cum nari [wiederkäuen] geben). Die schon beim
domo conflagrasse.) Denn dafs die Worte /itp^jifer/«<ii;^es (Sp. 645 ff.) angeführten Gründe
Varros l. l. 6, 94 '^sic Elicii lovis ara in Aven- gelten auch hier gegen die von Preller, R. M. 1
tino ab eliciendo'' , bisher zur Stütze der obigen S. 57 ausgesprochene Ansicht, luppiter Rumi-
Ansicht benutzt, mit der wahren Bedeutung nus habe sich entwickelt aus divus pater Rü-
des Gottes durchaus im Einklänge stehen, wird 60 minus, neben welchem Rumina als diva mater
aus den weiteren Ausführungen genügend er- angerufen wurde (vgl. PreZZer a.a.O. S. 419); lotz-
hellen. Fest steht zunächst nur die Thatsache, tere besafs ein sacellum bei der ficus ruminalis
dafs auf dem Aventin ein Altar des luppiter in der Tiefe des Westabhanges vom Palatin
Elicius sich befand, vgl. noch Plin. a. a. 0. {Becker, Rom. Altert. 1 S. 293. 419, Gilbert,
Es bestand nun zu Rom, wo infolge langan- Gesch. u. Top. Roms 1 S. 55); nicht weit
haltender Dürre {Kissen, Italische Landeskunde entfernt an der Einmündung der nova via in
1 S. 375. 379) nicht selten Wassermangel das Velabrum lag ein Altar dei- Acca Larentia,
herrschte, ein eigenartiger Brauch, um den nach der Sage gleichzeitig deren Grabstätte
659 luppiter (altröm. Kult: Ruminus) luppiter (altröm. Kult: Sikanus) 660
{Varro l.l. 5, 43; 6, 23. Macroh. Sat. 1, 10, 15. auch dem Feigenbaum beim Tempel des Sa-
ilfoww?S(»t, J?om. 2^ors(7((7. 2 S. 1 fF.); hier wurden turuus diesen Beinamen): e prohahile die il
alljährlich am 23. Dezember {fast. Pracn. Maff. Silvano Capitolino in fondo non fosse altro
C. I. L. 1 p. 409 vgl. Ov. fast. 3, 58) die che lupiter Buminus, specie de Fauno. Er
Larentalia {Varro l. l. 6, 23 Ov. fast. 3, 57. ist zu seiner Vermutung geführt worden durch
Fest. p. 119) gefeiert (weniger gut bezeugt ist eine vorhergehende Erörterung über das Ver-
Ai^Yorm. LarentinaUa Lact.!, '2,0.1 A:. Macrob. 1, hältnis des luppiter und Silvanus ungefähr
iO, 11). Der Zusatz feriae lovi in den Fasten folgenden Inhalts: Seinem Ursprünge nach ist
Leweist, dafs jenes Fest gleichzeitig dem lup- Silvanus mit Faunus und Mars identisch, wenn
)iiter galt (über das hohe Alter der Beischriften 10 nun aber auf Abbildungen seine Züge eine
des Kalenders zu den genannten Festtagen der unverkennbare Ähnlichkeit haben mit denen
Gottheiten s. Mummsen, C. I. L. 1 p. 375); vgl. der höchsten Gottheit (s. tavv. d'agg. I — N),
aufserdem Macrob. 1, 10, 11 feriae lovis qtiae wie schon Helhicf bei der Beschreibung einer
appellantur LareniinaUn. Bei Aug. a. a. 0. Silvannsbronze {bull, d-inst. 1864 S. 173) nicht
wird luppiter Ruminus in enge Beziehung ge- entgangen war, so kann diese Erscheinung
aetzt zur diva Eumina, deren Heiligtum, wie ihre Erklärung nur in folgender Eigenheit der
wir oben sahen, dem Altäre der Acca Larentia italischen Religion finden. Wir sehen den
benachbart ist; weil nun am Kult der letzteren Namen luppiters mit dem einer andern Gott-
luppiter beteiligt scheint, hat Gilberte, a. 0. 1 heit in der Weise verbunden, dafs der Name
S. 57 ff. die Vermutung ausgesprochen, dafs 20 derselben der seine wird, und es ist natürlich,
gerade ihm der Beiname Ruminus zukomme dafs eine solche Verbindung sich nicht auf
und dafs auf diese Weise nicht nur eine lokale, den Namen beschränkt, sondern auch in die
sondern auch eine innerliche Verbindung Substanz eindringt, z. B. bei luppiter Liber
zwischen dem sacellum Ruminae und der ara oder Libertas, luppiter luveutus, luppiter Cli-
in Velabro hergestellt sei. Indes die am tumnus, luppiter liuminus, luppiter Terminus;
Grabe der Göttin dargebrachten Gaben waren daraus ergiebt sich die Folgerung, dafs Silva-
Totenspenden {Phit. Q. B. 34), die Gebräuche nus an der Natur luppiters Anteil hatte,
die eines Totenfestes {Macrob. 1, 10, 12 annua wenngleich wir dafür aufser der Identität der
parentatio; Varro l. /. 6, 23 dies parentes Accas Typen kein anderes Zeugnis besitzen, und be-
Larentinas vgl. G. I. L. 1, 1241 deis inferum 30 zugnehmend auf den sakralen Sprachgebrauch
imrenttim sacrum. Momvisen a. a. 0. S. 3 A. 4), der Italiker dürfen wir den Gott, welchen die
und die Hineinziehung gerade des zeugenden Bilder des Silvanus darstellen, als luppiter
und nährenden luppiter Ruminus in eine Silvanus bezeichnen. In der That sind zwei
solche Feier wäre ein offener Widerspruch. Inschriften mit diesem Titel gefunden worden
Seltsam bleibt auch so noch die Verbindung und haben die scharfsinnigen Folgerungen
„des Gottes des Lichtes und Lebens" mit dem jenes Gelehrten glänzend bestätigt (die eine
Totenfeste (die Worte des Macrobius 1, 10, 15: stammt aus Afrika G. I. L. 8, 5933, die andre
lovi feriae consicratae, quod aestimaverunt anti- aus Rom selbst iUViSiijViv[uj | [VOTO]
qui animas a love dari et rnrsus post mortem SVSCEPTO SELE[V]CV[S]; zuerst veröffent-
tidcm reddi beruhen nicht auf den Anschau- 40 lichi Notis. degl. scav. 1877 p. 111 u. Bull. arch.
ungen der alten Zeit, sondern sind nur ein wttn/cip. 1877 p. 7; JS^^/f. fp. 4 u. 741); G. I. L. 6,
Versuch des Schrifstellers, jene auffällige Er- 707. 3697; 8, 9195. 2579 sind luppiter und
scheinung zu erklären), seltsam ferner der Silvanus mit andern Göttern zusammengestellt.
Umstand, dafs an einem Festtage luppiters Unsere Auffassung weicht in einigen Punkten
neben den pontifices {Gic. ad Brut. 1, 15, 8) von den Ausführungen Beifferscheids ab: nicht
nicht der flamen Dialis, sondern der flamen aus der Zusammensetzung der Namen ging
Quirinalis {Antias b. Gell. 1, 7, 1 a flamine eine Wesensähnlichkeit hervor, sondern weil
Quirinali sacrificium ei publice fit; Macrob. 1, jene Gottheiten in manchen Beziehungen eine
10, 15 allgemein per flaminem; Varro l. l. 6, 23 innere Verwandtschaft zeigten, trat der Name
sacerdotes nostri; irrtümlich bei Plut. q. B. 4 50 der einen als coguomen zu dem der andern,
6 rov "Jgaog isgtvs) das Opfer verrichtet. Es um bei ihnen gerade die Seite der Thätigkeit
bleibt für die Lösung der Schwierigkeiten wohl zu betonen, wo die Übereinstimmung lag;
nur die Annahme übrig, dafs am 23. Dezember sodann ist hervorzuheben, dafs derartige Zu-
zwei ihrem Wesen nach durchaus verschiedene sammenstellungen erst jüngeren Datums sind
Feste gefeiert wurden, das eine zu Ehren des (die einzelnen s. unten), wir müssen also in
himmlischen Herrschers, das andere zu Ehren allen diesen Fällen scheiden zwischen der
der Todesgöttin Acca Larentia, und dafs, ver- späteren Benennung und der zu Grunde liegen-
anlafst durch das zeitliche Zusammenfallen, den Anschauung. Es kommt uns hier weniger
später beide in Beziehung zu einander gesetzt darauf an aus der Ähnlichkeit der Gesichts-
wurden. — Aus der Stelle des P/imMS?;. 7t. 15, 78 60 züge auf das Vorhandensein eines Namens
fuit et ante Saturni aedem urbis anno GGLX luppiter Silvanus zu schliefsen (wiewohl wir
sublata (sc. ficus) sacro a Vcstalibus facto, cum denselben zugeben können) als darauf, dafs
Silvani simulacrum subverteret (vgl. Dion. 3, 71. eine Reihe von Funktionen, natürlich doch die
Fest. p. 169. Gunon narr. 48) schlofs Beiffer- auf das Walten im Hain und auf den Fluren
scheid, Imagini del dio Silvano et del dio Fauno, bezüglichen, beiden Gottheiten gemeinsam
ann. d. inst. 1866 S. 221 A. 1: il fico, di cui waren, wie dies für den Genius lovis Hercules
non c'e altro esempio nel culto di Silvano, ci und Silvanus durch nicht wenige Deiikmäler
porta al ficus Buminalis {Tac. ann. 13, 58 gieht ausdrücklich bezeugt wird {Peter, Bd. 1
661 luijpiter (altröm. Kult: Avborator) luppiter (altuöm. Kult: Liber u. Libertas; 662
Sp. 2950 ff.). Die weiterhin zu besprechenden und habe sich als Liber zur selbständigen
ländlichen Kulte dienen zur Bestätigung dieser Gottheit weiter entwickelt. Gilbert a. a. 0. 2
Ansicht. S. 209 Anm. 1 (vgl. 244 Anm. 2) stimmt ihm
DiQnotitiareciionumiirhis XlVygeichnehen bei; zwar giebt er zu, dals ,, immerhin schon
zwischen 334 und 357 (vgl. Jordan, Top. 2 früher ein latinischer Gott unter dem Namen
S. 55S), berichtet von der 11. Region (Circus Liber bekannt gewesen sein mag", aber gleich-
Ilaximuü) continct. . .aedein 3IatrisdeumetIovis zeitig zieht er aus der Feier des Umher-
Arboratoris{im Curia stim zwischen 3 bl u.iO 3, tragens undBekränzens der pudenda virilia zu
das aiif dieselbe Originalurkunde zwischen 312 Lavinium (Varro b. Äug. c. d. 7,21) einen
und 315 zurückgebt wie die Notitia, fehlt der lO Schlufs auf das (hohe) Alter des Liber-Dio-
Beiname ; für Arboratoris ist durch den Äno- nysos ; wenn aber diese Sitte überhaupt etwas
mjmus Macjliabecchianus (14. Jahrh ) und den beweisen soll, so ist es eher das Gegenteil,
Cidex Sessoriajmf^ {Ü.S-Ahvh.) Arbitrutorisü\)e\- nämlich die italische Herkunft des genannten
liefert, indes die erstere Lesung ist durch Gottes {Plin. n. h. 28, 39 Farcimis . . . qui
ältere Handschriften gut beglaubigt, und es deiis inter sacja Momana a Vestalibus colitur,
liegt daher auch kein Grund vor sie mit PveHer^ \g\. Jahn, Über den Abercßauben des bösen
Begionen der IStadt Rom S. 192 in liberatoris Blickes bei den Alten in den Ber. d. sächs. Gtscli.
zu ändern); es sind zwei getrennte Heiligtümer: d. Wiss. Phil. Hibt. Kl. 1855 S. 68ff.); die
vgl. reg. 8 templum Concordiae li \ Saturni weiteren Ausführungen G^i7fte?<s, wonach das
et I Vei-pasiani et Titi und reg. 13 temi^lum 20 Fest der Liberalia (s. die Fasten) und die
Dianae et \ Minervae, wo sicher verschiedene Widmung Libero in Cap(itolio) zum 17. März
Tempel in derselben Weise bezeichnet werden. {fast. Farnes. C. I. L. 1 p. 388) gleichfalls auf
Gilbert (a. a. 0. 3 S. 436 Anm. 1), von der Nach- den griechischen Gott Bezug haben, sind eben-
barschaft der Kultstätten ausgehend, sucht sowenig überzeugend, denn die Angabe Lf&ero
unsern Gott in Zusammenhang zu bringen Lib(erne) der fast. Gaeret. {Eph. ep. 3 p. 6) zu
mit dem unter den Kaisern eingeführten orgi- demselben Datum bezieht sich, wie die paar-
astischen Ritus der Magna Mater Idaea: weise Zusammenstellung zeigt, mit gröfserm
„Es ist zu seiner Erklärung darauf hinzu- Recht auf den reimischen Liber. Ist so dessen
weisen, dafs der heilige Baum (die Fichte) eine Existenz noch für spätere Zeit erwiesen, so
sehr bedeutende Rolle spielt im späteren so wird damit auch die auf das frühe Ver-
Cybelekult; der 22. März wird durch das schwinden des italischen Liber sich stützende
arhor intrat bezeichnet; die dendrophori er- Gleichsetzung von Dionysos und luppiter Liber
scheinen speziell der Bedienung der arbor hinfällig; die Annahme, dafs jener bei seinem
überwiesen; ein luppiter Arborator wird sich scharf ausgeprägten Charakter sich zu einem
aus diesem Gesichtspunkte allein erklären Attribute des Himmelsvaters verflüchtigt, um
lassen." Wiewohl wir über die Gebräuche dann wieder eine selbständige Gottheit zu
bei der Feier der phrygischen Göttin Verhältnis- werden, hat ohnehin sehr geringe Wahrschein-
mäfsig genau unterrichtet sind, so ist uns lichkeit; es hat vielmehr Dionysos seit den
doch von einer Beziehung zum himmlischen ersten Jahren der Republik als Liber neben
Herrscher nichts bekannt; dafs aber derselbe 40 Ceves-J r]n.r'iTrjQ und Lihera,- Tlegafcpövr] beson-
seinen Beinamen erhalten haben soll, weil in dere Gestalt gewonnen {Dion. 6, 17. 94. Tac.
das nahe Heiligtum der Magna Mater ein ann. 2, 49), ohne dafs dadurch, wie wir oben
Baum getragen wird, wäre sonderbar, selbst sahen, der Kult des einheimischen Liber ver-
wenn jene Ceremonie nicht durch Lyd. de drängt wurde (vgl. den römischen und grie-
mens. 4, 41 (rfj tiqo detia(j,icig Kalavdcov 'Atiqi- chischen Ritus in der Verehrung des Hercules),
Mav ÖivÖQOv nnvg nagu tcov dsvSgocpÖQcov und Jordan bat recht, wenn er die Ansicht
icpfQSTO iv Tfö TtaXaxüp) für den palatinischen Helins als falsch bezeichnet (Preller, B. M. 2
Tempel bezeugt würde. Mit mehr Recht S. 48 Anm.). Vom Kulte des luppiter Liber
weist Jordan a. a. 0. auf eine Verwandtschaft erfahren wir nichts, doch werden wir von
mit dem von Beifftrscheid aus den Bildwerken 50 jener Gleichsetzung um so eher Abstand
erschlossenen luppiter Silvanus. Silvanus selbst nehmen, als die Benennung Liber sich sehr
wurde zu Rom als Park- und Gartengott ver- wohl mit der Richtung im Wesen des höchsten
ehrt (C. J. L. 6, 575 — 698). Aus der Bildung Gottes vereinigen läfst, wie wir sie für die
Arborator ergiebt sich, dafs die Loslösung älteste Zeit klarzulegen versucht haben. Es
dieser speziellen Funktion aus dem allgemeinen liegt darin der Begriff des Schöpferischen,
Begriffe der Natnrgottbeit erst in die Kaiser- Ergiebigen (vgl. liberalis), „der üppigen Fülle
zeit fällt; denn alle von Nominalverben ab- und Kraft, von der reichlicher Segen der
geleiteten Cognomina (Fulgurator, Serenator, Felder und das dadurch bedingte Glück eines
Sospitator, Tonibra'or, Tutator) sind nicht heitern und sorgenlosen Lebensgenusses aus-
früher nachweisbar. 6ü geht", ein Begriff, der im Bilde der Libertas
Die Frage, ob luppiter Liber zu den alt- sich verkörpert und mit dem Gotte des
italischen Gottheiten gehöre, ist in verneinen- Himmels, von dem das Gedeihen aller Er-
dem Sinne beantwortet worden von Ilehn, Zeugnisse der Erde abhängt, durchaus über-
Kultiirpflanzen und Haustiere^ S. 70 ff. In dem einstimmt. Ob man den luppiter Liber in
Beinamen Liber nur die Übersetzung des grie- Beziehung zu den Vinalia (s. unten) setzen
chischen Ivaiog, iXevQ^SQtog sehend, evkVärt Heim, darf, kann nicht entschieden werden, aus-
luppiter Liber sei niemand anders als der mit geschlossen ist es nicht, da ja der Wein zu
dem Weinbau nach Italien gelangte Dionysos den Produkten gehört, welche die Gunst des
663 luppiter (altröm. Kult: Liberator) luppiter (altröm. Kult: Liberias) 664
Himmels in erster Linie nötig haben; und da nach der avvvuoq (weil an zweiter Stelle
hierin lag der Ausgangspunkt für die Annähe- stehend) Liberias der Tempel nicht genannt
rung von luppiter Liber und Dionysos, wenn werden kann. Es ist also das Distylon auf
wir annehmen wollen, dafs sich zwischen Denaren der gens Egnatia nicht ein Tempel
ihnen ein ähnlicher Ausgleich vollzog wie des luppiter und der Liberias, wie Babelon
zwischen Dionysos und Liber; direkte Zeug- a. a. 0. 1 S. 473 behauptet: sur Je denier nr. 3
nisse dafür giebt es nicht. Mit dem Zft;s (S. 474) on voit, comme l'a remarque Cavedoni
sXevQ-BQiog, dem Urheber der nationalen und (Ripostigli ihST), Je tempJe de lupiter et de Ja
persönlichen Freiheit, hat unser Gott nichts Liberte, appeJe aedes lovis Libertatis , und
zu schaffen; die Wiedergabe von Jo(;iS ü& er- 10 demnach bleibt es zweifelhaft, ob die im
tatis duich Jiog 'EXbvQ^sqlqv {Mon. AncA, 6) Innern des Heiligtums befindlichen Bilder jene
ist nur eine rein sprachliche ungenaue Über- Gottheiten zur Darstellung bringen. Seitdem
tragung; dagegen ist der Ziiig ccozrJQ „dem ferner durch Movimsens sichere Ergänzung
man beim Mahle den letzten Becher zu trinken lovi LibertaftiJ der schon genannten Inschrift
pflegte" (PreJJer, GriecJi. Mytli.^ 1 S. 121) zum zu Tusculum C. I. L. 1, 1124 = 14, 2579
luppiter Liberator geworden (Tac. «««.15,64; {wenigev gewik lovi Liber ftatij C. I. L. 10, 3786)
Dio Cass. 62, 26, 4 {@Qao£ccg) ertEfitöv ovv zriv und durch die Widmung Curatores | lovilÄber-
tpli^Dcv dvsxsLVB xr]v %fiQa »tat f qp^ ' «JOt xovxo tati, G. I. L. 11, 657 (Faventia) der Beiname
t6 aifia, CO Zbv slsv^igia, anEvSca folgt wört- Liberias aufser Zweifel gestellt ist, so liegt kein
lieh seiner lateinischen Quelle Tac. ann. 16, 35 20 Anlafs mehr vor zu Deutungsversuchen im
porrectisque utriusque bracchii venis, postquam Sinne obiger Gelehrten. Dafs es auf dem
cruorem effudit . . . libamus, inquit, lovi Jibe- Aventin keinen Kult des luppiter, der Inno
ratori). Wir finden ihn auf Münzen dieser und Minerva, dem auf dem Capitol und Qui-
Zeit, so des ISIero {Cohen nr. 17) und Galba rinal entsprechend, gegeben hat, erkannte be-
{Cohen nr. 257), Judi lovis Liber atons ver- reits JorcZö^i, £)37i. ep. 1 p 237 ; der Plur. aedes,
zeichnen die Fasten des Philocalus zum 13. — die Reihenfolge der isTamen und die Ver-
18. Okt. (C. I. L. 1 p. 304); aber auch die schiedenheit der Dedikationstage (Minerva am
griechische Form ist übernommen worden, 19. März, später 19. Juni, luppiter und Inno
vgl. Serv. ad Aen. 8, 651 Iwdieque ara in Capi- am 1. September s. unten) fordern drei einzelne
toJio est lovis Soteris. Im 3Ionum. Anc. a. a. 0. 30 Tempel. Mommscn, Ees gest. d. Aug. p. 81 giebt
berichtet Augustus: aedes Minervae et Lunonis dies zu, sieht aber in dem Zusammentrefi'en der
Beginae et lovis Libertatis in Aventino . . . . drei capitolinischen Gottheiten keine Zufällig-
feci. Ehe der griechische Text bekannt war, keit und hält es für möglich, dafs Camillus,
wurde die Stelle so interpretiert, dafs Liber- für den die Dedikation des lunotempels
tatis von lovis zu trennen und auf den a. 362 u. c. durch Liv. 5, 31, 3 bezeugt ist,
von Ti. Sempronius Gracchus vermutlich im auch der Gründer der beiden andern Götter-
Jahre 516 u. c. dedicierten Tempel der Liber- sitze sei. Ausgehend von der Voraussetzung
tas {Liv. 24, 16, 19) zu beziehen sei, dessen Mommsens , dafs Augustus die Restitutionen
noch bei Cassius Dio 43, 44, 1 zum Jahre 708 und Neubauten zeitlich geordnet habe (die
und bei PauJus p. 121 Erwähnung geschieht. 40 Richtigkeit derselben und die daraus resultie-
(Das fehlende et wäre bei der vorhergehenden renden Ergebnisse für die Fasten werden an
Verknüpfung durch et sehr auffällig.) Die andrer Stelle erörtert werden mit der Ab-
griechische Fassung Ji6g 'EIhvQ-bqi'ov bewog weichung, dafs für die Jahre nach den Bürger-
Franz in Gerhards arch. Zeitg. nr. 2 S. 25 zu kriegen zwischen dem Termin der Fertig-
der Konjektur Liberatoris. BecJ<er (Handbuch Stellung und feierlichen Übergabe kein erheb-
der röm. AJtert.J^ anfangs zweifelnd (S. 457) ent- lieber Zeitunterschied mehr besteht), gelangen
scheidet sich im Nachtrag (S. 721) für Bei- wir zu einer annähernden Bestimmung der
behaltung der Lesung lovis -Libertatis und Dedikationszeit jener drei Tempel unter
führt als Parallelen an Honoris- Virtutis, Her- Augustus. Da der ihnen vorangehende des
culis-Musarum (sc. aedes S. 612) ; dazu ist zu- 50 Quirinus a. 738 u. c. geweiht wurde (Dio 54,
nächst zu bemerken, dafs beide Titel un- 19, 4), so ist hiermit der terminus post quem
richtig sind, denn: erstens sind, wo beide gefunden; als terminus ante quem gilt für
Namen genannt werden, diese durch et oder ac Minerva das Jahr 4 p. 0. (vgl. Amt, De aedi-
(atque) verbunden (Cic. n. d. 2, 23, Fc/t. 4, 121. bus sacris etc. Marbg. Diss. 1889 p. 42 fi".), für
Ascon. in Pis. 19. Liv. 27, 25, 7. Val. Max. 1, luno und luppiter das Todesjahr des Octavian.
1, 8. Plin. n. h. 35, 120. Serv. ad Aen. 1, 8. Das zum 1. September angemerkte Opfer 'lovi
Symm. ep. 1,21), zweitens sind die beiden Ge- Libero, lunoni Beginae in Aventino' der Arval-
nitivenicht koordiniert, sondern ilfM.va)MJ« hängt fasten {Henzen, act. fratr. Arv. p. CCXXXVl;
von HercuJes ab; vgl. die Aufschrift Hercules zwischen 742—767) ergiebt keine schärfere
Musarum auf einem Denare des Q. Pomponius 60 Umgrenzung, doch ist es darum von Interesse,
Musa (BabeJon, Descript. des monn. de Ja rep. weil auch für Rom darin die Benennung Liber
rom. 2 S. 361 nr. 8; .«. ßd. 1 Sp. 2972). Ver- sicher gestellt ist. Denn die Identität des
bietet also dei- Sprachgebrauch an eine Ver- luppiter Liber und luppiter Liberias {Mar-
einigung der beiden Tempel wie bei Honos quardt, Böm. Staat svenv. 3^ S. 23 Anm. 2 will
und Virtus zu denken, so spricht gegen die in den Formeln bei GeJJius 13, 23 auch die
Annahme einer Verehrung beider Gottheiten Ausdrucksweise lovis Liberias finden) macht
im gemeinschaftlichen Heiligtume aufserdem die Zusammenstellung mit luno Regina (vgl.
noch die Bezeichnung aedes Libertatis (s. oben), Mon. Anc. a. a. 0.) und der Zusatz in Aven-
665 lui^pitei- (Dapalis, Herceus, Penetralis) luppiter (altröin. Eliegott: Farreus) 666
Uno durchaus wahrscheinlich. Der Beiname Machte es die Anwesenheit des flamen Dialis
Libertas bleibt auffällig, die konkreten Be- schon sehr wahrscheinlich, dafs das Opfer
nennungen Lapis und Fulgur können nicht dem luppiter galt, so besteht jetzt kein
zur Vergleichung herangezogen werden, hoch- Zweifel mehr darüber, seitdem es Studemund
stens luventus (s. unten). gelang die Stelle bei Gaitts 1, 112 voll-
Es lassen sich hier am besten einige Privat- ständig zu entziffern, sie lautet: farreo in
kulte anreihen, in denen die Beziehungen des manitm conveniunt per quoddam genus sacri-
Himmelsvaters zum Ackerbau klar hervor- ficii, quod lovi Farreo fit: in quo farreus
treten. Bei Beginn der Aussaat für den panis adliibttur, unde etiam confarreatio dici-
Sommer sowohl wie für den Winter {Fest. lO tur ; comphira praeterca huiiis iuris ordinandi
p. 51 daps apiid antiquos dicebatur res di- gratia cum ccrtis et sollemnilnis verbis, praesen-
vina, quae fiebat aut hiberna semente aiU verna) tibus decem testihuf, aguntur et fiunt (vgl. Stude-
opferte der Landmaun dem luppiter Dapalis. mund, Virhavdlungen der Würzburger Phüo-
Ein schätzbarer Bericht über die Art dieser logenversammlung 1869 S. 125). Während aber
Feier ist uns bei Cato de agricult. 132 er- der letztere und Marquardl a. a. 0. in farreo
halten: lovi dapali culignam vini quantam hinter lovi einen substantivischen Ausdruck
vis polliiccto. eo die feriae bubus et bubuJcis et erkennen, zu dem der Satz in quo farreus
qui dapeni facient; cum pollucere (■portebit, sie p)anis habetur ,, gleichkam glossierend'' hinzn-
facies: 'luppiter dapalis, quod tibi ficri oportet gefügt wird, sieht Jordan {Preller, B. M. 1^
in domo familia mea culignam vini dapi, eius 20 S. 197 Anm. 2) darin einen neuen Beinamen
rei ergo macte hac illace dape p)ollucenda esto.'' luppiters. Vergleicht man zu dem genannten
manus interluito, jwstea vinum sumito: 'luppiter Opfer die Darstellung des etruskischen Spiegels
dapalis macte istace dape pvllucenda esto, mncte (Bd. 1 Sp. 2259/60), wo der Himmelsvater die
vino inferio esto.' Vestae, si voles, dato, daps dii coniu^ales Hercules und luno zusaramen-
lovi assaria, pecunia, urna vini. lovi caste führt {Bei ff er scheid, De Hercule et lunone diis
profanato sua contngione postea dape facta ItalorumconiugaUbus, ann. d'inst. 1SQ7 S.3b2S.),
serito milium, panicmn, alium, lentini (vgl. so kann man ohne Bedenken der Behauptung
luno als dea dapalis). Bevor die reifen Früchte Studemunds beistimmen, dafs der höchste
in der Scheuer geborgen wurden, ging dem Gott als Vorstand und Beschützer jeder
Opfer einer porcus femina für Ceres die 30 sakralen Ehe zu gelten hat; daher wurde
Spende von Wein und Kuchen (fertum) für auch durch seinen bei der Ceremonie ertönen-
lanus und luppiter voraus, wobei man ihn um den Donner die confarreatio getrennt {Serv. ad
Schutz des gesamten Hausstandes anflehte Aen. 4, 339 . . tonuisse quae res dirimit con-
{Cato a. a. 0. 134). Auf den Beschirmer des farreationes).
Hauses scheinen auch die Epitheta Herceus Im capitolinischen Tempel befand sich in
und Penetralis zu deuten: Paul.]}. 101 Her- delubro Minervae eine aedicula der luventas
ceus luppiter inter consaeptum domus cuiusque {FUn. n. h. 35, 108 pinxit (Nicomachus) hie
colebutur quem etiam deum penetralem appel- raptum Proserpinae, quae tabula fuit in Capi-
labant. Serv. ad Aen. 2, 469 singula enim. tolio in Minervae delubro super aediculam
domus S'icrata sunt diis: ut macer ies quae 40 luventatis. Dion. 3, 69 v.al vvv o (ihv ttegög
ambit domum Herceo lovi, vgl. ibid. 606. Ver- (gesprochen wird vorher von den Altären der
wandt mit der dapes ist das epulum, das all- luventas und des Terminus) soziv iv ra ngo-
jährlich die plebeische Gemeinde dem luppiter väa ttJs 'J&rjvüs . .)• Weil die Göttin, so er-
Capitolinus darbrachte (s. diesen). zählt die Sage, beim Bau nicht habe weichen
Hat sich das Wirken des höchsten Gottes wollen, sei ihr eine eigene Kapelle eingeräumt
für das Gedeihen und den Segen des Land- worden (aufser d. a. St. Xit;. 5, 54, 7. i)<o54, 19);
baues im religiösen Bewufitsein des Volkes deut- die Erzählung scheint ursprünglich nur von
lieh erhalten, so ist seine Bedeutung für die Terminus gegolten zu haben {Cato b. Fest.
Fruchtbarkeit und Vermehrung des Menschen- p. 162. Lio. 1, 55, 3. Ov. fa>-t. 2, 665. Dion. 2, 74.
geschlechtes hinter der seines Genius Hercules so Paul.]). 368. Serv. ad Aen. 8, 448. Lact. 1, 20)
weit zurückgetreten. Weil luppiter an allem, und von ihm auf luventas und Mars {Aug.
was den Acker, das Haus und die Familie c. d. 4, 23) übertragen zu sein {Jordan, Top. 1, 2
betrifft, regen Anteil nimmt, weihen ihm Mann S. 11). Es war eine alte Sitte, dafs fik- die,
und Weib, wenn sie die Ehe eingehen, den welche die männliche Reife erlangt hatten,
Spelt, das Sinnbild des täglichen Brotes, eine Gabe in den Schatz der luventas nieder-
Jordan, Herm. 16 (1881) S. 240. Es war dies gelegt werden mufste {Piso b. Dion. 4, 15).
bekanntlich die feierlichste Art der Ehe- Am Tage der Bekleidung mit der toga virilis
schhefsung, in Gegenwart von 10 Zeugen vom wurde zum Schlufs der Feierlichkeiten ein
pontifex maximus und dem flamen Dialis voll- Opfer dargebracht {Appian b. c. 4, 30), und
zogen, und von dem dargebrachten farrenm 60 zwar auf dem Capitol {Val. Max. 5, 44. Suet.
libum {Paul. p. 88) confarreatio genannt {Ulp. Claud. 2. Serv. ad Ecl. 4, 50). Die Notiz der
fr. 9, 1. Serv. ad Georg. 1, 31. Boethius ad Cic. fast. Farnes, ad Mart. 17, Libero in Capfitolioi
Tvp. p. 299 Or., vgl. Boßbach, Untersuchungen 0. I. L. I p. 388 (vgl. fast. Caeret. Eph. ep. 3
über die röm. Ehe S. 95 ff. Kariowa, Die Formen p.6) veranlafste Marquardt, Böm. Staatsverw.^'^
der römischen Ehe und Manus S. 5 ff. Mar- S. 124 Anm. 4 zu der Annahme, dafs jenes
qiiardt, Böm. Staatsvericaltg. 3^ S. 304 Anm. 10. Opfer an der ai-a Liberi stattgefunden habe.
4^ S. 32. 50. Gamurrini, il matrimonio italico, Da jedoch alle im Dativ den einzelnen Tagen
Mitteilungen d. arch. Inst. 4 (1889) S. 92). beigefügten Namen der Götter die Dedikations-
G67 luppiter (altröm. K.: luventus, luvenis) luppiter (altröm. K. : Terminus, Inventor) 668
tage ihrer Tempel angeben, so werden wir um scharfer Umgrenzung dem Auge sich präsentiere
so weniger Bedenken tragen, den sakralen Akt {Serv. ad Äen. 9, 448 londe in CajyitoHo prona
an den Altar der luventas zu verlegen, als 2^'^'^ tecti patet, quae lapidem iiiswn Ttrmini
auch der oben erwähnte Brauch der Geld- spectat, nam Teiniino non nisi sub dito sacri-
speiide darauf hinzuweisen scheint (anders ficahatur, vgl. Üv. fast. 2, 612). luppiter wuchte
Jordan, Top. 1, 2 S. 39 Anm. 38). Enthält nun gleichsam über die Unverrückbarkeit desselben
schon die Lage der aedicula eine Beziehung und damit auch aller andern, die in jenem
zu luppiter als dem eigentlichen Besitzer des siüubildlicb dargestellt waren, und es ist
Tempels, so liegen aufserdem bestimmte Zeug- natürlich, dafs man denselben Gott, zu dem
nisse der Alten vor, dafs auch ihm die gottes- 10 man um das Wachstum der Saaten und
dienstliche Handlung bei Eintritt der Knaben Früchte flehte, sich auch als Beschützer des
in die Pubertät gegolten hat. Sirv. a. a. 0. Bodens dachte, dem die Erträge des Land-
loccm meriio pueroruni dicunt incrementa baues entsprief^en. (Fabeln über die Ein-
curare, quia cum pueri togam virilem sumpse- führung des Terminuskultes s. im Abschnitt
rint ad Capitolmm eunt, vgl. Aue/, c. d. 4, 11. über die Sabiner Sp. 639, 24.) Das Bekannt-
So war er der Schirmer und Hort der heran- werden mit den griechischen Sagen gab Ver-
wachsenden männlichen Jugend. Die In- anlassung, den Stein in der cella lujopiters
Schriften, welche einen lujipiter luventus für denjenigen zu erklären, den Saturnus durch
verzeichnen (C. /. L. 9, 5574 lovi Iiientvti aus ilhea getäuscht, anst.itt seines Kindes ver-
Septempeda und C. I. L. 11, 3245 lovi luven- 20 schluckt haben soll {Lactant. 1,20,88). Die Zu-
tuti sacrmn aus Sutrium), gehören der Kaiser- sammenstellung luppiter Terminus begeg-
zeit und sind nicht stadtrömisch. Commodus net uns am frühesten auf Münzen des berühmten
liefs Münzen prägen mit der Umschrift lovi Grammatikers M. Terentius Varro (er schlug
luveni (i-. Cohennr. S'^O. 371, Ygl.Fröhner, Les sie als Proquästor des Pompeiuä, also ver-
medaülons de l'einpire Momain -p.lSS: luppiter mutlich um das Jahr 678, vgl. Roth, Ltben
mit Scepter und Blitz, links zu seinen Füfsen des Varro, Basel 1857, S. 12; c. a. 705 nach
ein Adler, rechts ein Altar, eine Scene aus Babelon a. a. 0. 2 S. 485 if.; der Gott gehörte
dem Gigantenkampfe darstellend; Cohen 562 — wohl zu seinen Penaten), Cohen, Cons. T. 39,
572, es fehlt der Altar), und darnach wird auch Ter. 5, 6, vgl. Mommsen, M. W. S.654 Anm. 553;
lov. luven auf Münzen desselben Herrschers 30 es scheint, dafs der griechische Zfig öqloi;,
{Cohen nr. 81. 82) zu luveni zu ergänzen sein, mit dem der Kopf grofse Ähnlichkeit zeigt,
doch vermutet Ovcrbeck, Griech. Kunstmythol. 2 auf den Typus sowohl wie auf den Namen
S. 201 ff., dafs hier nicht der als jugendlich nicht ohne Einflufs geblieben ist {OrerbecTc
gedachte Gott dargestellt sei, sondern der a. a. 0. S. 5). Bezüglich der im ager Ravennas
junge Kaiser im luppiterkostüm und dafs es gefundenen Herme mit der Inschrift Iov{i)
sonach einen wirklichen Kult des lujjpiter Ter{viin(ili'i) M{arcus) \ Vul{rrius) Ant(iochus)
luvenis nicht gegeben habe. An{nii) Ti(beriani) cohnes) (Mommsen C. I. L.
Wenn ein Volk sein nomadisierendes Leben 11, 351) gehen die Ansichten auseinander;
aufgegeben und sefshaft geworden sich der während Gerhard, Ann. d. inst. 1847 S. 327
Bestellung der auf friedliche Weise oder im 40 Taf S. T. ein Bild des Gottes selbst erkennen
Wege der Gewalt gewonnenen Äcker zu- will, glaubt Hcnzen zu Or. nr. 5648, es handle
gewendet hat, so ist ein Beharren und Fort- sich nur um eine Widmung der Herme an
schreiten in diesem Anfangsstadium der Kultur luppiter Terminalis, nicht um eine Darstellung
nur denkbar, wenn nach Verteidigung des desselben. (Genaueres über Kult und Feste
Landes der Bestand des durch den Gesamt- s. v. Terminus.)
willen festgesetzten Eigentumes nicht durch Am Fufse des Aventin, in der Nähe der
die willkürlichen EingrifTe des Einzelnen ge- porta trigemina (s. die unten angeführten
fährdet werden kann. Darum hat sich in Stellen), befand sich ein uralter Altar des
früher Zeit der Brauch entwickelt durch luppiter. Die Nachbarschaft der Kultstätten des
Pfähle oder Steine die Grenzen des Besitz- 50 Hercules ad circummax., in foroboario, besonders
tums abzustecken und man begnügte sich ad portaui trigeminam (vgl. Bd. 1 Sp. 2901 ff',
nicht durch harte Strafen jeden Frevel gegen 2916. 2940) gab Veranlassung, ihn in den
die Heiligkeit und Unantastbarkeit des Eigen- Sagenkreis hineinzuziehen, der die Entstehung
tums aufs strengste zu ahnden (ü'Mf/or^',^?'»»!«^ jener Heiligtümer auf den siegreichen Kampf
Institutionen in Schriften der röm. Feldmes'^er 2 des Hercules gegen Cacus zurückführte. Dafstla-
p. 236f.; J. Grimm, Deutsche Grenzaltertümer bei der schon vorhandene Kultname Inventor
in denAhhdlg. der Beil. Ah. 1843 S. 109 ff'.), son- die Direktive gab für die Art der Verwendung,
dern es wurden auch die Symbole der Unverletz- ist wahrscheinlicher, als dafs das cognomen
lichkeit unter den besonderen Schutz der Gott- erst der Fabel seinen Ursprang verdankt. Der
heit gestellt. Ein solcher Grenzstein (der Re- go erste und ausführlichste Bericht liegt vor bei
Präsentant des Gottes selbst; Overheck, Griech. Dion. 1, 39 ayviaceg (sc. 'Hga-nlij?) öl xg> no-
Kunstmythol. 2 S. 554 Anm. 9), gewissermafsen ta^co xhv (pövov iÖQvsxai ttItigiov tov xönov
das Prototyp aller existierenden Grenzsteine Jio? EvQfciov ßconov o's ifftt xrjg 'Pcöfirjg Ttagcc
lag in der Cella des capitolinischen luppiter, xf/ Tgiööfico nvlrj yial &v£l xco ■9'frä ääiialiv
und über ihm im Dache war nach den Vor- tvcc xrig svQiosag xäv ßocSv xagicx/igiov xav-
schriften des Kultus eine Öff"nung angebracht, xriv ixi ■nal sig sfis xr,v &vaiav rj 'Pw^Kiav
doch wohl damit im Lichte des hellen Tages nöltg owEriXsi vofii'fioLg 'EllrjviKOig anaciv iv
jede Unklarheit schwände und der Stein in avxfj xqansvrj -naQ^oLnsQ sKBivog xarfcrj^ffaro.
669 luppiter (altröm. Kulte: Inventor) luppiter (altröm. Kulte: Inventor) 670
EvQSGiog ist die Übertragung des lateinischen SIO. nr. 146), ja selbst der offizielle Ausdruck
Inventor; denn die griechische Mythologie nennt boes {Fest. p. 189 lovi Feretrio . . .
kennt keinen Zsvg EvQ^ciog. Ovid fast. 1, 579 borein eaedito in der lex opimorum spolioriim,
widmet der Sage nur das Distichon: Immolat Acta frair. Arval. bovem marem, boves mares
ex illis taurum UM, luppiter unum \ vidor od S. 71 — 73. 84—87. 91. 92. 95. 96 ff. Henzen,
Euandrum ruricolasque vocat. Eine genauere loie bovid piaclum datod in der lex Spohtina
topographische Bestimmung fügt noch 5'oZm 1, 7 Jordan ind. lect. Begim. 1882/3 p. 16, vgl.
bei: aram Hercules quam voverat si anussas noch Liv. 41, 14). Die Farbe des Rindes war
boves vepperisset, punito Caco patri inventori weifs (Lir. 22, 10, 7. üvid. ep. ex P. 4, 4, 31.
dicavit qni Cncus habitavit locum, cui Sidinae lo Arnob. 2 68), gefleckte wurden mit Kreide
nonieii est, tibi tri<)emhia nunc porta, während angestrichen {luv. 10, 66 und Schal, dazu, wo
die Schrift de origine gentls Bomanae c. 6 schon Lu:ilius diesen Brauch erwähnt), im
tuni JRecaranus sub Arentino Tnrenfori patri Notfall begnügte man sich mit boes calidi
aram dedicavit appdlovitque maximam et apud {= qni frotdem albam habent Isidor or. 12,
eam decimum sui pecoris profanavit (vgl. cp. 8) 1, 52. VhiJox. gloss. p. 207 Lahb.), vgl. Mar-
die drei Altäre des luppiter, des Hercules ad quardt, Böm. Staatsütrivaltg. 3'^S. 172 A-nm. 7.8,
portam ti-igeminani und in foro boario durch S. 173 Anm. 1. Gilbert, Gesch. u. Top. Roms 2
einander mengt. Wenn Peter BA. 1 Sp. 2917. 60 S. 422 A. 1. Der Ritus am Altar des luppiter
,,aus der innigen Verbindung, in welcher die Inventor war der griechische {Dion. voixiuoig
Sage den Altar zu Hercules setzt", auf einen 20 'EllrjviKOLg). Wenn die ansprechenden Ver-
sakralen Zusammenhang der Altäre des lup- mutungen von Peter Bd. 1 Sp. 2928flF., dafs der
piter Inventor und Hercules {Plut. q. li. 60, sogenannte graecus ritus an der ara maxima
vgl. (?/76(t( 2 S. 158 Anm. 3; 3 S. 434) schliefst, des Hercules und am Tempel des Saturnus
so kann man ihm beistimmen; wenn er aber uralte römische Opfersitte sei, sicher begründet
(Sp. 2940) für seine Ansicht eine Stütze in den werden könnten, so würden sie auch für den
Fasten finden will — es geben zum 13. August Kult des luppiter Inventor Geltung behalten,
die jast. AUif. F. lovi. Dianae Vortmnno in Ebenso ist von Pder Sp. 2289, 10 mit Recht
Aventino. Herculi Invicto ad port. trigeminam. darauf hingewiesen worden, dafs das Medaillon
Castori Polhici in circo Flam. Florae ad cir des Antoniuus Pius {Fckhel, Doetr. numm. p. 29.
maximnm {Eph. ep. 3 p. 85 = C. I L. 9, 2320), 30 Cohen, Med. imp. 2 nr. 484. Frühner, Les medail-
die fast. Amit. Feriae lovi Dianae Vortumno Ions de l'empire Romain S. 57), auf welchem
in Arentino Castori Polluci in circo Flaminio Hercules, die Linke mit der Keule bewaflnet,
C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192) — so ist dem ent- über den Arm die Löwenhaut gehangen, mit
gegenzuhalten, dafs die Worte feriae lovi von der Rechten über einem brennenden Altare die
den folgenden getrennt werden müssen; denn patera entleert, während von der andern
es ist ein Unterschied zwischen dem im Dativ Seite ein Opferdiener ihm ein Rind zuführt,
stehenden Zusätze einer Gottheit und der Ver- den Heros darstelle, wie er nach dem Siege
bindung derselben mit dem terminus 'feriae^; über Cacus am Altare des luppiter Inventor
erstere beziehen sich auf die Stiftungstage das Dankesopfer darbringe. Abbildg. Bd. 1
der Tempel, letztere bezeichnen nicht einen 40 a. a. 0.
bestimmten lokalen Einzelkult, sondern gelten Vereinzelt und dürftig sind die Zeug-
dem Gotte schlechthin; und darum waren die nisse, die uns von der Verehrung des Natur-
Tage der feriae aus der Zahl der dies fasti gotte s Kunde geben, eine Thatsache, die ihre
ausgeschlossen {Mommsen, C. I. L. 1 p. 375), Erklärung in dem Umstände findet, dafs die
darum wurden auch feriae und Opfer am Feier der in Feld und Hain wirksam ge-
Dedikationsfeste im Kalender gesondert an- dachten Gottheiten von jeher mehr Gegen-
gemerkt, wenn beide auf denselben Tag fielen stand des Privatkultes gewesen ist, und in
{Allst a. a. 0. p. 38 ff.). Dafs Dionys a. a. 0. dem Charakter der antiken Litteratur, die ihre
den Hl rcules an dem neugegründeten Altare Aufmerksamkeit in erster Linie dem ötfent-
einen ödiialig (i. e. iuvencus) darbringen läfst, 50 liehen Leben zuwandte. Es ist ferner sehr
entsprichtnur den Bestimmungendes Pontifikal- begreiflich, dafs bei einem Volke, das anfangs
xechtes{wg\.ServiusadAen.h,^l.Verg.Aen.^,&27 zur Behauptung seiner Existenz, sodann im
Ovid. fast, l, 83)-, unter den vier Klassen vituli Ringen um die führende Stellung in Italien
iuvenci, boes novelli, boes vetuli, in welche die und am Mittelmeere von einem Kriege zum
Rinder bei Varro de re rust. 2, 5, 6 nach dem andern geführt wurde, die auf die Natur be-
Alter geteilt werden, gehörten die iuvenci der züglichen Seiten eines so pantheistisch an-
zweiten an. Tauri dem luppiter zu opfern gelegten Gottes wie luppiter allmählich zu-
(Klasse 3 und 4) war verboten, vgl. Ateius lücktreten mufsten hinter der kriegerischen
Capito bei Macrob. 3, 10, 3 lovi tuuro verre und politischen Bedeutung; von diesen beiden
ariete immolari non licet, 3, 10, 7 si quis forte 60 ist die erste wieder die ursprünglichere; denn
tauro lovi feccrit piaculum dato. Da iuvenci der Gedanke an ein ideales Staatsoberhaupt
und tauri nur dem Alter nach geschieden (luppiter Capitolinus) kann bei einem Volke
waren, so ist es begreiflich, dafs der Sprach- nicht eher ausgebildet sein, als bis eine staat-
gebrauch sie nicht scharf auseinander hielt (vgl. liehe Einigung im bewufsten Gegensatz zu
Ocid.fasf.l,b79. Verg. Aen. 3,21 Caehcolum allen, die keinen Anteil an ihr haben, voll-
regi mactabam in litore taurum. Sil. Ital. 6, 647 zogen ist.
ingmtem taurum dona lovi. Jiovfii J^sqcoqsl Den, Kult des luppiter Feretrius führt die
tavQoiJL, auf einer oskischen Inschrift Zicetajeff, antike Überlieferung einstimmig auf Romulus
()71 luppiter ialtröm. Kult: Feretrius)
zurück und erklärt ihn damit für einen der
ältesten Homs. Im siegreichen Kampfe gegen
die Caeninenser {Eph. ep. 1 p. 157) hatte Ro-
mulus mit eigner Hand den feindlichen König
Acron {Livius und JDionys kennen den Namen
noch nicht) getötet und ihm die Rüstung ab-
genommen {Liv. 1, 10, 4. Dion. 2, 33). Livius
§ 5 ff . fährt fort : Inde exercitu Victore reducto
ipse . . . spolia ducis hostium caesi suspensa
fahricato ad id apte ferculo gerens in Capito-
livm escendit ibique ea cum ad quercuin pasto-
ribus sacram deposuisset, simul cum dono de-
signamt templo lovis flnis cognomenque addidit
deo. ^luppiter Feretri\ inquit, 'haec tibi vicior
Romulus rex regia arma fero templumque Ji'S
regionibus, quas modo animo metatus sum,
dedico sedem opimis spoliis, quae regibus duci-
busque hostinm caesis me auctorem sequentes
posteri ferent.' Haec templi est origo, quod
primum omnium Bomae sacratum est. Der
Akt der Inauguration und die Dedikations-
foimel, die nur am fertigen Bau gesprochen
werden konnte, folgen unmittelbar nach ein-
ander, vgl. Jordan, Krit. Beitr. S. 254; Dion. 2,34
(dieser läfst den König vor der Weihung noch die
Antemnaten unterwerfen). Phit.Bom. 16. Prop>.b,
10, 7. 46. Val. Max. 3, 2, 3. Flor. 1, 1, 16.
Ampel. 21. Bio 44, 4. Scrv. ad Aen. 6, 859.
Elogium des Romulus C. I. L. 1 p. 283 elog. 22
= 10, 809 isque \ primus dux duce hostium |
Acrone rege Caeninensium \ interfecto spolia
opifmaj I Jovi Feretrio consecrafvit] . Der
Stiftung gab Numa die gesetzliche Weihe
durch die lex opimorum spoliorum. Fest. p. 189:
cuius auspicio clusse producta opima spolia
capiuntur, lovi Feretrio daricr oporteat {Jordan,
Herrn. 7 S. 206 liest oportet) et bovem caedito,
qui cepit aeris C. C. secunda spolia in Martis
aram in campo solitaurilia (über die Formen
suovetaurilia und solitaurilia vgl. Marqnardt
3^ S. 173 Anm. 13) utra voluerit caedito tertia
spolia lanui Quirino agnum marem caedito,
C. qui ceperit ex aere dato cuius auf-picio
capta, dis piaculum dato. Die Fortsetzung
huius aedis lex nulla exstat ncque temphim
habeat (habeaiur Jordan) neque (necne J.) scitur
geht nach Jordan a. a. 0. auf den lanus
Geminus; zum Verständnis des vielfach ver-
dorbenen Textes vgl. Plut. Marc. 8. Servius ad
Aen. 6, 859; die ganze lex wird behandelt von
M. Voigt, Ablidlg. der Leipz. Ges. der Wiss.
Bd. 17 S. 561 ff'. AncusMarcius erweiterte den
Tempel {Liv. 1, 33, 9 rebus bello gestis aedis
lovis Feretri omplificata). Soweit die Fabel,
In der Geschichte hören wir zuerst von dem
Heiligtume bei der Weihung der im Kampfe
mit dem Veienterkönig Tolumnius gewonnenen
spolia opima des A. Cornelius Cossus a. 328 u. c.
nach Biodor 12, 80. Val. Max. 3, 2, 4. Flor. 1,
11, 3. Aurel. Vict. de viris illustribus 25. Plut.
Rom. 16. Serv. ad Aen. 6, 855, a. 317 nach
Jav. 4, 20. Dion. 12, 5; in Wirklichkeit im
Jahre 326, in welchem Cossus das Konsulat
bekleidete, denn nur die spolia opima, die
der Führer dem Führer abgenommen, konnten
im Tempel des luppiter Feretrius niedergelegt
werden, daher mufsten T. Manlius Torquatus,
Valerius Corvinus und Scipio Africanus minor
luppiter (altröm. Kult: Feretrius) 672
auf die gleiche Ehre verzichten, weil sie unter
höherem Kommando stehend die feindlichen
Feldherrn im Zweikampf getötet hatten, vgl.
Preller, B. M. 1 S. 200 u. Anm. 2. Augnstus
selbst hatte auf dem zu seiner Zeit noch er-
haltenen linnenen Panzer des Tolumnius ge-
lesen, dafs Cossus ihn als Konsul geweiht {Liv.
4, 20, 7, vgl. Fest. p. 189; s. über die chronolo-
gische Frage JVtfse, Herm. 13 S.412 und Momm-
10 sen, Böm.ForscJig.2 S.236, die nur darin uneins
sind, ob die Einreihung der zeitlos umlaufen-
den Erzählung in die Annalen vor oder nach
Beginn der römischen Geschichtsschreibung
zu setzen ist). Der nächste, dem das Glück
die hohe Auszeichnung gewährte,war M.Claudius
Marcellus, der Konsul des Jahres 532; in einer
Schlacht gegen die gallischen Insubrer er-
schlug er ihren Führer Viridomarus {Liv. ep. XX.
Verg. Aen.. 6, 869, dazu Servius, fast, triumph.
20 C. I. L. 1 p. 458. M. Claudius M. f. M. n.
MarceVus anno DXfXXIJ | cos. de Galleis
Insubribus et Ger [man.] \ K. Mart. isque spolia
[opiinn rjettfulit \ djuce hostium Vfiridomaro
ad Cljastidfium \ interfecto] , s. auch die bei
Romulus und Cossus angeführten Stellen).
Denare des P. Cornelius P. f. Lentulus Mar-
cellinus (c. 706 Drumanni, S.206, c. 709 Babelon
30
Der Konsul C. Claudius Marcellus, die spolia opima im
Tempel des luppiter Feretrius darbringend, auf einem
Denare des P. Cornelius Marcellinus (nacli Babelon 1
S. 352).
40 s. unten) zeigen ihn auf dem Revers, die spolia
opima im Tempel des luppite-^ P'eretrius
darbringend {Cohen, T. 12 Claudia 4 dazu
Mommscn, B. M. nr. 303 S. 648. Donaldson,
Ar eh. num. nr. 11 S. 45. Babelon, Descr. des
monn. de la republ. rom. 1 S. 352 nr. 11, vgl.
S. 427 n. 69, 2 S. 534-. Stevenson, A dictionary
of Boman coins S. 209; die Münze restituiert
von Traian). Als vierter Fall konnte, wie
Gilbert, Top. 3 S. 399 Anm. 1 anführt, Caesar
50 gelten, Dio 44, 4, vgl. Dio 51, 24; 55, 5. Die
Jahrhunderte gingen an dem Heiligtume nicht
spurlos vorüber; zur Zeit des Augnstus war
es verfallen und gehörte zu den vielen, die
dem Kaiser ihre Wiederherstellung verdankten,
vgl. Mon. Anc. 4, 5 aedes in Capitolio lovis
feretri . . . feci. 6, 31 sgya ■naivä iyivszo vit'
aVXOV VUOl jLlfV . . . dthg . . XQOTTOClOCpOQOV.
Liv. 4, 20, 7. Cornel. Nepos Attic. 20 aecidit,
cum aedis lovis feretrii in Capitolio ab Bomulo
60 constituta vetusfate atque incuria delecta pro-
laberetur , ut Altici admonitu Caesar eam refi-
ciendam curaret. Da Atticus 722 gestorben
ist und Nepos den Schlufs der vita seines
Freundes nach der Niederlage des Antonius
bei Actium (c. 20, 5), aber nicht nach dem
Jahre 725 schrieb, so setzt Mominsen, B. g. d. A.
p. 81 die Restitution mit grofser Wahrschein-
lichkeit noch in das Jahr 723. Über die
673 luppiter (altröm. Kult : I. Feretrius)
architektonische Beschaffenheit des Tempels
liegen die widersprechendsten Nachrichten
vor. Dio 54, 8 erzählt, Augustns habe ihn
zum Muster genommen, als er zur vorläufigen
Unterbringung der von den Parthern wieder-
gewonnenen römischen Feldzeichen dem Mars
Ultor auf dem Capitole eine Kapelle errichtete
{■ückzcc to toü /^(ög ^fQfxQiov ^ry^co^u«); da die-
selbe auf Münzen sich als aedis rotunda dar-
stellt (vgl. Finder, AhluUg. der Berl. Ale. 1855
pldJ. Jtist. Kl S. 611—613 u. Tf. 4, 3. Donaldson
a. a. 0. S. 26 ff. Stevenson S. 541), so würden
wir für unser Heiligtum die gleiche Bauart
anzunehmen haben, hiermit lassen sich jedoch
die Abbildungen auf den oben angeführten
Denaren nicht vereinigen. Wir erblicken einen
viereckigen Tempel als tetrastylon, die Säulen
von hoher Basis emporsteigend tragen ein
Dach, dessen Giebelfläche keinen ornamentalen
Schmuck zeigt; auf der zum Eingang führen-
den Treppe steigt Marcellus (nicht Marcel-
linus, wie Gilbert schreibt) mit den Spolien
des besiegten Gegners empor ; die Beschreibung
des Dionys 2, 34 in üä^STca xb ccq%aLOV i%voc
iXäzzovag r) nivxs TioSäv %a.l Sb-nu rag (isi^OTg
nXsvgag 'i%ov (der, wie es hiernach scheint, die
Kapelle mit eignen Augen gesehen), entspricht
genau dem Bilde. Wer die Zeugnisse der
Münzen und eines glaubwürdigen Zeitgenossen
vergleicht mit der Angabe eines um mehr als
zwei Jahrhunderte jüngeren Schriftstellers,
wird sich kaum mit Frcller, B. 31. 1 S. 200
und Helhig, Die Italilcer in der Foebene S. 54
für einen Rundtempel entscheiden, sondern
wird die Nachricht des Dio entweder für einen
Irrtum halten {Gilbert, Top. 1 S. 253 Anm. 1)
oder in ihr wenigstens keinen Hinweis auf
eine Nachahmung in der äufseren Gestalt er-
kennen (vgl. Ficlder in Itv. Müllers Handhcli.
d. llass. Alhvs. 3 S.S20^= Baumeister, Denlm.S
S. 1480). So erledigt sich auch die Bemerkung
Helbigs a. a. 0. „eine runde Kapelle des lup-
X)iter (Feretrius?) findet sich auf einem Medaillon
des Philippus und der Otacilia; Cohen, Monn.
de Vempirc 4 T 8, 4 == Donaldson nr. 15." Die
irrige Ansicht über die Lage in arce, d. h. auf
dem nördlichen Hügel des Capitolinus, der
heutigen Höhe von Araceli, ist durch Becker,
Böm. Altert. 1 S. 402 ff. und Jordan, Top. 2
S. 498 ff", endgültig widerlegt worden. Über
die Ableitung des Namens Feretrius gehen
schon die Ansichten der Alten weit auseinander:
Dionys. 2, 34 läfst die Wahl zwischen den drei
Übersetzungen rgonaiovxo? , ß-nvXotpoQog und
vnfQffBQ^xrjg; mit ferire bringen ihn in Zu-
sammenhang Frop. 5, 10, 46 mmc spolia in
temjjlo tria condita: causa Ferctri \ omine qiiod
certo dux ferit ense ducem. Flut. Born. 16.
Marc. 8. Faul. p. 92 quo foedus fcrircnt , vgl.
die Anmerkung von 0. Müller ; mit ferro Faul.
a. a.O. a ferendo quod pacem ferre putaretur, vgl.
Liv. 1, 10, 6; mit feretrum dem Holzgestell,
auf welchem die erbeutete Rüstung getragen
und aufgestellt wurde, Flut. Marc. 8; ihm
schliefsen sich nach dem Vorgange von Feri-
zonius ,Animadv. hist. c. 7 p. 248 ff', an Schwer/ler,
Böm. Gesch. 1 S. 461 u. Freller, B. M. 1 S. 199 mit
Berufung auf Liv. 1, 10, 5 spolia . . . suspensa
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. MytLol. II.
luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) 674
fabricato ad id apte ferculo yerens und Verg.
Aen. 11, 83 indutosque iubet truncos hostilibus
armis I ipjsos ferre duces inimicaquc nomina figi.
Die Ableitung von einem so nebensächlichen
Gerät bei einer geschichtlich nur zweimal
nachweisbaren Feier hat wenig Wahrschein-
lichkeit, besonders da, nach dem Schweigen
des Varro, I.ivius und Dionys zu urteilen,
feretrum gar nicht die offizielle Bezeichnung
10 der Tragbahre war, die Kultgebräuche weisen
vielmehr auf einen Zusammenhang mit ferire
hin {Yg\. Härtung, Bei. d. Böm. 2 S.16). luppiter
Feretrius und luppiter Lapis ist derselbe.
Im Heiligtume des Gottes wurden ein lapis
silex und ein sceptrum aufbewahrt, Faul. p. 92
Feretrius luppiter . . . ex cuius templo sume-
bant sceptrum , per quod iurarcnt et lapidem
silicem, quo foedus ferirent. Serv. ad Aen. 12 , 206
ut autem sceptrum adhiheatur ad foedera hacc
20 ratio est: qvia maiores semper simulacrum
lovis adhibebant; quod cum taediosum esset
praecipuc quando fiebant foedera cum lange
positis gentibus inventum est, ut sceptrum
tenentcs, quasi imaginem simulacri r edder ent
lovis; sceptrum cnim ipsius est proprium.
Neben dem Steine ist das Scepter jüngeren
Ursprungs ; es zeigt luppiter bereits in seiner
Herrocherstellung, wenn man nicht vorziehen
will, in dem sceptrum die Darstellung des
30 Blitzes zu sehen; Marquardt 3" S. 426 vermutet
in dem Schwüre des Königs oder Feldherrn
{Liv. 1, 24, 8; 39, 38, 1. Dionys. 4, 58) beim
Abschlufs von Verträgen den Grund für seine
Verwendung.
Darüber, dafs wir in dem 'lapis' ein ur-
altes Kultsj'mbol zu sehen haben, besteht kein
Zweifel, aber über die äufsere Gestalt des-
selben sind die Meinungen geteilt; M. S. de
Bossi {ann. d. inst. 1867 S. 24fF. ; terzo rapporto
40 sugli studi e sulle scoperte paleoetnologiche nclV
Italia media 2. ed. lloma 1871) denkt an eine
steinerne Axt; Freller, B. M. 1 S. 247 ver-
gleicht den Flins des Donar und Miölnir des
Thor aus der deutschen uud nordischen Mytho-
logie (s. Grimm, Dexitsche Mytliol. 163. 1171.
Kuhn, Herablunft des Feuers S. 226); Gilbert,
Top. 2 S. 225 Anm. 2 erkennt darin ein den
Blitz darstellendes spitzes und scharfes Stein-
mosser; Heibig a. a. 0. S. 92 entscheidet sich
50 für einen unbearbeiteten Feuerstein, und ihm
scheint sich Marquardt, Böm. Staatsverioaltg. 3
S. 426 anzuschliefsen. Die Stellen der antiken
Litteratur, welche über die Verwendung des
"■Japis' handeln, sind folgende: Liv. 1, 24,8
'Diespiter populum Bomanum sie ferito, ut ego
liunc porcum hie hodie feriam tantoque magis
ferito quanto magis x>otes pollesque' ; id ubi
dixit porcum saxo silice percussit. Liv. 9, 5, 3
cum ita luppiter feriat, quemadmodum a
CO fetialibus porcus feriatur. Serv. ad Aen. 8, 641
cum ante gladio confgeretur (porcus), a Fetia-
libus inventum, ut silice feriretur ea causa
quod antiquum lovis Signum lapidis silicem
jmtaverunt esse. Liv. 30, 43, 9 senatus con-
sultum factum est in haee verba, ut (Fctiales)
privos lapides silices privasque verbenas secum
ferrent. Folyb. 3, 25 Xaßav ft's rfjv x^^QO' Xi&ov
6 7ioiov[isvog T« oQKia . . . Xsysi xaSs ■ ,, . . . gyw
22
675 luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) 676
liovog sniisooiyn. wg oäs Xi&og vvv'^- Kai nr. 9—12; 10 nr. 18. 19) einen Beweis für die
xavx' stnav qinzsi xbv U&ov tjc r^g ;t«tpös, Benutzung eines schwertartigen Instrumentes
vgl. Paul. p. 115. Flut. Sulla 10. Es liegt sehen zu wollen, wäre verfehlt, denn sie
durchaus kein Grund vor bei einer dieser zeigen nicht den alten Fetialritus (vgl. Heibig
Ceremonieen den Gebrauch eines steinernen S. 92 Anm. 3, Preller, B. M. 2 S. 325 Anm. 3.
Werkzeuges vorauszusetzen; dies hat be- Marquardt, Böm. Staatsverw.Z- ^i.^lh Knm.b),
reits Selbig a. a. 0. mit Recht betont und sondern stellen nach meinem Dafürhalten nur
die Gründe für seine abweichende Meinung die Ceremonie des Bündnisschwures dar, wie
angeführt: „Die Erzeugnisse der primitiven sie seit Beginn des zweiten vorchristlichen
Steinmanut'aktur erregten schon die Aufmerk- lo Jahrhunderts ohne Fetialen vollzogen werden
samkeit der Alten, hätte sich daher ein der- konnte {Liv. 38, 39, 1, vgl. Marquardt S. 426).
artiger Rest in dem Fetialritus erhalten, dann Wäre also, wie wir darzulegen suchten, der
würden die Schriftsteller, wenn sie von lapis ein einfacher Kiesel, so kann seine
Cerauniae nigrae rubentisquc ac similes secu- Gröfse und Schwere nicht sehr beträchtlich
ribus {Plin. 37, 135) sprechen, gewifs darauf gewesen sein, da er nur mit einer Hand ge-
hinweisen, dafs der Pater patratus mit einem führt wurde {Polijh. slg xr^v isC^cc — eh xr^g
ähnlichen Gegenstande das Opfertier tötete, xnQÖg); demnach hat der pater patratus das
und die Berichte über den Ritus nicht einfach Schwein nicht getötet, sondern nur den ersten
den silex oder lapis namhaft machen, sondern Schlag geführt, die Tötung hiermit symbolisch
irgendwelche Andeutung enthalten, dafs der 20 bezeichnend; das Schlachten selber besorgten
betreuende Stein bearbeitet war, vgl. noch — es wird für Staatsopfer öfter bezeugt (vgl.
Aug. c. d. 2, 29." (Über die Entstehung des Marquardt a. a. 0. S. 181) — die miuistri.
Glaubens, dafs die Blitze zu den steinernen Helhig folgert aus der Beschaffenheit des
Watfen Beziehung hätten, s. Heibig S. 93. 94.) Steines, dafs man unter den römischen Kultus-
Mehr noch als Helbigs Beweis ex silentio altertümern vergeblich nach einem Ritus suche,
spricht gegen die bekämpfte Auffassung der der ein Unbekanntsein mit der Verwertung der
Umstand, dafs die a. 553 u. c. nach Afrika Bronze ergebe, vgl. Petersen, Spuren des Stein-
zum Abschlufs des Bündnisses reisenden Fe- alters, icelche sich bis in die Zeit der beglau-
tialen mehrere (privos i. e. singulos) lapides bigten Geschichte erhalten haben, Festprogr. des
silices von Rom mitführen mufsten. Es wäre 30 akad. Gymn. zu Hamburg 1869 S. 8; jeden-
doch seltsam, wenn eine Anzahl Steinäxte falls aber führt uns der Kult in die latinische
oder Steinmesser vorhanden gewesen oder zum Urzeit zurück, in eine Epoche, wo neben der
jedesmaligen Gebrauche fertiggestellt wäre; Bekanntschaft mit der Bronze das Stein-
ebenso wenig wird man hier den lapides material noch volle Geltung besafs (Fehlen
silices eine von den anderen Stellen ver- von bronzenen Schalen und Nägeln, Heibig
schiedene Deutung geben können, da sie S. 77 ff.). Die Überlieferung weifs uns nur
ja im Zusammenhange mit dem gleichfalls von der Verwendung des lapis im Dienste der
zum Opferritus gehörigen verbenae genannt Fetialen zu berichten; der Stein selber aber
werden. Vertreten wir dagegen die An- ist ein beredtes Zeugnis dafür, dafs der Epoche,
sicM, dafs „der Funken sprühende Stein 40 in welcher er im völkerrechtlichen Verkehr
das Symbol des Blitze schleudernden Donner- benutzt wurde als das Symbol eines nach
gottes" war, so läfst sich damit jeuer Brauch sittlichen Gesetzen waltenden, die Verletzung
sehr gut vereinigen, insofern nämlich jeder des Eidschwures strafenden Gottheit, eine
Stein von denselben Eigenschaften zum Sym- andere voraufging, wo er den Mittelpunkt des
hole des höchsten Gottes werden konnte. Da Kultes in ähnlicher Weise bildete wie die
die Vorschrift bestand, die silices aus Rom Lanze des Mars in der Regia {Rubino, Beitr.
mitzunehmen, so wird daselbst ein sakraler zur Vorgeschichte Baliens S. 230 ff. Marquardt
Akt sie ihrem Zwecke dienlich gemacht haben. a. a. 0. S. 5) und das Feuer im Tempel der
Zu diesem Auskunftsmittel war man vermut- Vesta noch zu den Zeiten des Ovid {Ov. fast.
lieh genötigt, weil die Fetialen nicht selten 50 6, 295 ff'., vgl. Preuner, Hestia- Vesta S. 321;
an mehreren Orten zur selben Zeit thätig andere Symbole bei Härtung, Bei. d. iBümer 2
waren und weil man den ursprünglichen S. 10 und Ambrosch, Studien und Andeutungen
Stein nicht der Gefahr weiter Reisen aus- im Gebiet des altrömischen Bodens und Kultus 1
setzen wollte; seine Verwendung blieb wohl S. 6). Wir erkennen die primitiven Formen
auf Rom und die benachbarten Stämme be- eines Naturkultes, in dem ein eiufacher Kiesel
schränkt. lu den bildlichen Darstellungen auf genügte, um die Vorstellung der donnernden
Denaren des Ti. Veturius {Mommsen, B. M. und blitzenden Himmelsmacht im mensch-
S. 555 nr. 19 „zwei Gepanzerte, der eine hart- liehen Gemüte hervorzurufen. Zu welcher Zeit
los, der andere bärtig, mit Speeren und sich mit dem Wesen des Naturgottes die
blofsen Schwertern in den Händen, berühren oo moralischen Begriffe der Treue und Gewissen-
mit den Schwertspitzen ein Schwein, das ein haftigkeit vereiuigt haben, entzieht sich einer
knieender Knabe hält." Cohen, Med. consul. genauen Bestimmung; doch dürfte nach dem
T. 41 Veturia; vgl. Münzen des C. Sulpicius, Vorkommen von Bräuchen, die Abnlichkeit
Jf ommsm a. a. 0. 203 S. 576, jBa&eiow 2 S. 471) mit denen des Fetialritus haben, bei inter-
und ähnlichen auf oskischen Münzen der nationalen Abmachungen fremder Nationen
Städte (Japua und Atella {Friedländer, Die jene Phase der Entwickelung vor die Ein-
oskischen Münzen T. 2 nr. 10; 4 nr. 2j und Wanderung der Italer in die apenninische
des Bundesgenossenkrieges {Friedländer T. 9 Halbinsel zu setzen sein (s. Nissen, Bas Tem-
677 luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius) 678
phim S. 103). Sicher ist die Institution der auf der praenestinischen Ciste {Man. ined. 6
Fetialen allgemein italisch (Fetialen bei den T. 54 besprochen von öctn-MCCi,-4.nM. (i.iwsf. 1861
Latinern Liv. 1, 24, 4. C. I. L. 10, 797; bei S. 151 ff.), wo die als Diesp(i)t(e)r bezeichnete
den Aequiculern = Aeqnern Lw. 1, 32, 5. Figur ((7. /. L. 1, 1500 = 14, 4106) durch ihre
Dion. 2, 72; in Falerii, Fascemüum, Ardea Stellung zwischen luno und Hercules sich
Dion. a. a. 0. u. 1, 21; bei den Samniten i/i'. 8, deutlich als den altitalischen luppiter zu er-
39, 14; 9, 1, 3; App. b. Samn. frg. 4, 1, vgl. kennen giebt (vgl. Eeifferscheid, Ann. d. inst.
Schwegler, Böw. Gesch. 1 S. 554 Anm. 9. 3Iar- 1867 S. 352). Bei Plautus wird Diespiter in
quardt S. 416 Anm. 7), und es ist daher wahr- Verwünscbungs- und Beteuerungsformeln (Cflj:)/.
scheiiilich , dafs die Einrichtungen bei den lo v. 909 Diespiter te dique, Ergasile perdant . . .
einzelnen Stämmen im wesentlichen dieselben Poen. v. 740 Diespiter ros perduit. Poen.
waren. Die Fetialen sind die Priester, welche v. 869 Diespiter me sie amahit, ut ego liane
bei der Regelung der völkerrechtlichen Be- familiam interire cupio) in gleicher Weise wie
Ziehungen auf die Beobachtung des ,,iustum luppiter angerufen (vgl. 7/?(&n'c/i, De düs PZöm-
uud pium" zu sehen haben; wo immer sie auf- tinisTerentianisque, Königsbg. üiss. 1883 p. 26);
traten, bei Abschlufs und Autkündigung von in ähnlichem Sinne erwähnt ihn ÜTorcr^c. 1,34,5;
Bündnissen und Verträgen, bei der Genug- 3,2,29. Die Grammatiker sehen in den beiden
thuungsforderung und Kriegserklärung (Ge- Namen auch nur eine verschiedene Ausdrucks-
naueres über ihre Obliegenheiten siehe im weise für dieselbe Person ((?eZL 5, 12,6. Macrob.
Abschnitt über die Fetialen), überall handeln 20 1, 15, 14). Inschriftlich ist der Name nur noch
sie im Namen und Auftrage luppiters; sie erhalten auf einem zu Sutrium gefundenen
sind also seine Diener, er selber der höchste Marmorstück d. m. \ Trastinae Frontonis \
Schutzpatron der durch jenes Kollegium ver- scribae aedil. Diespitris C. I. L. 11, 3259 (die
tretenen Ideen des Rechtes und der Treue, Elchtheit angezweifelt von Jordan bei PrelJer,
und es ist, wie Heibig S. 93 richtig bemerkt, B. 31. 1 S. 248 Anm. 2). Abgesehen davon,
der ursprüngliche Sinn des Fetialritus der, dafs es ungereimt ist, eine männliche Gottheit
,,dafs der Donnergott selbst das den Vertrag mit dem Akt der Geburt in Verbindung zu
bekräftigende Opfer vollzieht, eine Vorstellung, bringen, so weist einmal die Etymologie
welche deutlich durchklingt in den Worten, (*Dieus neben *Dious? vgl. griech. Z?^g, Ztjvci:)
die Vergil dem das Bündnis mit den Tro- 30 auf ein nahes Verhältnis zu luppiter hin,
janern beschwörenden Latinus in den Mund sodann entspricht gerade die Verwendung des
legt (^en. 12, 200 audiat hacc gcnitor, qui Namens in der alten Schwurformel einer Rich-
foedera fidmine sancit)"; damit übernimmt er tung im Wesen des höchsten Gottes, die
zugleich die Garantie für die Aufrechterhaltung sogar Ennius veranlafste, ins iurandum durch
des Bundes und die Bestrafung derer, die den lovis iurandum zu erklären {Ajml. de deo Socr. 5,
geschworenen Eid verletzen. Dafs der Gott vgl. Ennius trag. frg. 37, trag. ine. frg. 121
selber unter dem Kiesel gedacht wurde, er- Ribbcek), so augenscheinlich, dafs die ur-
giebt die Zusammensetzung luppiter lapis sprüngliche Identität beider kaum zu be-
(= luppiter in der Steingestalt). Die Be- zweifeln ist. Aus der Rechtspraxis der Fetialen
Zeichnung entstammt natürlich einer späteren 40 ist die Bedeutung luppiters als Schwurgottes
Zeit, in deren entwickelteren religiösen An- in den privaten Rechtsverkehr übergegangen,
schauungen luppiter nicht mehr ohne weiteres Gell. 1, 21. 4 luvcni lapidem quod sanctissimum
im Feuerstein sich verkörperte und die daher iusiurandum est habitum, paratus ego iurare
das Bedürfnis fühlte, ihn mit diesem Zusätze sum, vgl. Gic. ad fam. 7, 12, 2. Apul. a. a. 0.,
anderen loves gegenüberzustellen; dagegen ist vgl. Danz, Der sakrale Schutz im römischen
uns der alteKultname Diespiter inderSchwur- Rechtsverkehr S. 13—23. lovem lapidem iurare
formel erhalten {Paul. p. 115 lapidem silicem ist kein sprichwörtlicher Ausdruck, sondern
tcntbant iuraluri per lovem haecverba dieentes: im eigentlichen Sinne zu nehmen, Otto, Sprich-
st, sciens faVo, tum me Dispiter salva urbe würter der Kölner S. 179 Anm. **; natürlich
arceque bonis tiiciat, uti ego hunc lapidem, 5u kam dabei der Brauch, den lapis silex aus
vgl. iw 1,24,8). Bewogen durch die Lesart dem Tempel in der Hand zu halten, in
der guten Codices hat O. 3Iülkr ihn mit Wegfall; ebenso werden Mars und Quirinus,
Dispater identificiert und einen ,, luppiter in- die bei staatlichen Vorträgen neben luppiter
fernus" irrtümlich angenommen; es ist viel- angerufen werden (Po/j/ö. 3,25), aus der Sohwur-
mehr in Diespiter, dem Gotte der lichten formel verschwunden sein. In dem luppiter
Tagesklarheit, ein neuer Beweis gegeben für lurarius auf der Inschrift von der Tiberinsel
den Zusammenhang des Fetialdienstes mit dem C. Volcaci(us) C. f. har(uspex) de stipe lovi
Naturkult. Aus der Angabe des Tertullian ad iurario aravifcummJonimentomferitojC.I.L.l,
nat.2,\l dehinc Diespiter qui puerum perducat 1105 = 6, 379 i'^t nur eine Übersetzung des
ad partum hat Ambrosch, Beligionsbücher der eu griechischen Zsiig oQKiog zu erkennen. Jordan
Römer S. 13 den Schlufs gezogen, Diespiter (b. Prelter, R. M. 1 S. 267 Anm. 1), dem die
sei ein vom Himmelsvater wesentlich ver- Ergänzung Mommsens weder sprachlich noch
schiedener Gott gewesen, der die Geburten sachlich überzeugend erscheint, denkt an den
ans Licht bringe, am nächsten verwandt mit auf der Insel verehrten Dius Fidius. Als
der Geburtssgöttin Lucina. Angenommen die drittes und jüngstes Moment tritt zu dem
Folgerung wäre berechtigt, so mufs doch in Kulte die Weihung der spolia opima, wobei
sehr früher Zeit eine Verschmelzung beider das Opfer eines Rindes vorgeschrieben war
Gottheiten eingetreten sein, so z. B. bereits {Fest, p. 189), und auch hier sind in einem
22*
679 luppiter (altröm. Kult: I. Feretrius,Victor) luppiter (altröm. Kult: I. Victor) 680
alten Gesetze (s. oben) die Namen des Mars lovis Victoris' {Jordan, Top. 2, 557); für die
und Quirinus mit dem des höchsten Gottes Ansicht, dafs ein drittes auf dem Capitol sich
verbunden. Der Tempel des luppiter Feretrius befunden habe, führt man folgende Stellen
gilt allgemein als einer der ältesten Roms; des Cassius Dia an: 45, 17, 2 ■asQavvoC ts
man mufs sich jedoch hüten, die religiösen yuQ ntx[j,nlri&iig i'nsaov xat tiv8j avzmv mkI
Anschauungen, die sich in der Verehrung und ig rov vsav zbv za jdil zä KunucolLm iv zw
dem Gebrauche des lapis silex wiederspiegeln, viv.aüp ovza v-azia-nriipav (a. 711). 47, 40, 2 %al
mit der Erbauung des Heiligtums zeitlich v.£Qavvoi älXoas ts nolluxöas k<xI sg xov rov
gleichzusetzen. Es ist ja selbstverständlicb, viv.aiov dibg ßcoiibv icpsQOvro (a. 712). 60, 35, 1
dafs von Anfang an Vorkehrungea getroffen lO ry avtöiKxzog rov vaov rov diog zov viKcciov
waren, dem Feuerstein, als Symbol des avoi^ig (a. 54 p. C). Eine lokale Bestimmung
Donnerers, einen bestimmten, durch einen enthält nur die erste Stelle, eine Vergleichung
sakralen Akt geheiligten Platz anzuweisen, derselben aber mit den beiden anderen zeigt,
dafs also eine Kultstätte primitiver Art vor- dafs in ihnen kaum von einem und demselben
banden war; über ihre Beschaffenheit Ver- Heiligtume die Rede ist (es liegt vielmehr
mutungen aufzustellen, hat wenig Zweck. nahe, an eine sonst freilich unbekannte aedes
Dafs sie aber nicht dem Bilde glich, welches Victoriae mit einem Bilde des capitolinischen
uns die Denare der Republik (s. oben) zeigen, luppiter zu denken, Jordan a. a. Ü. 1, 2 S. 50
unterliegt wohl keinem Zweifel; ich trage Anm. 61); somit fällt jeder Beweis weg für
daher kein Bedenken, den tetrastylischen Bau 20 das Vorhandensein einer Kultstätte auf dem
der Münzen für bedeutend jüuger zu halten Cai)itole; denn daselbst einen Tempel oder
als z. B. die Rundtempel der Vesta und des Altar des luppiter Victor darum annehmen zu
Hercules: man wird seine Gründung nicht wollen, weil auf der Burg von Cirta die Bild-
weit von der des Sitzes der capitolinischen säule eines luppiter Victor argenteus (C. /. L.
Trias entfernen _ dürfen , ja es ist bei dem 8, 6981) stand {Preller , E. M. 1 S. 199.
Charakter der Überlieferung gar nicht aus- Jordan a. a. 0. FröJmer , Les medaillons de
geschlossen, dafs die uns bekannte Gestalt l'empire Bomain p. 21), mufs solange als eine
des Heiligtumes von Cossus herrührt, dem haltlose Behauptung gelten, bis stichhaltigere
ersten, der die spolia opima dem Gotte dar- Gründe für ihre Richtigkeit erbracht sind,
brachte, die Annahme gewinnt an Wahrschein- 30 Alle andern auf luppiter Victor bezüglichen
lichkeit durch die Erwägung, dafs der Anlafs Nachrichten geben keinen Anhalt für eine be-
zu einer Vergröfserung des ursprünglichen stimmte Ortlichkeit. Wir wissen, dafs der
sacellums sich dann eingestellt haben wird, Konsul Q. Fabius Maximus während des Sam-
als zum Aufbewahren der erbeuteten Rüstung, niterkrieges im Jahre 459 u. c. einen Tempel
zu der, wie man doch erwartete, noch andere gelobte {Liv. 10, 29, 14 ipse (sc. Fabius) aedem
hinzukommen würden, ein erweiterter Raum lovi Victori spoliaque hostium cum vovisset, ad
geschaffen werden mufste. Als die legenden- castra Samnitium perrexit . .); während aber
hafte Geschichtsschreibung die Weihung der Livius einige Zeilen weiter (§ 18) von Fabius
ersten spolia opima auf Romulus zurück- berichtet: spolia hostium coniecta in acervum
gelührt hatte, da war es naturgemäfs, dafs 40 lovi Victori cremavit, geschieht des ersten
sie gleichzeitig auch die Erbauung des Tempels Teiles des Gelübdes keine Erwähnung mehr,
auf ihn übertrug, und so mufste der historische sei es, dafs der Schriftsteller diese vergessen,
Gründer dem mythischen den Platz räumen. sei es, dafs die Dedikation in den verlorenen
Den älteren Kulten dürfen wir ferner die Büchern, also nach 461, erzählt wurde. Denn
des luppiter Victor und Stator (qui sistit ob aus der Notiz bei Liv. 10, 42, 7 (C. Fapi-
aciem) beizählen, da bei einer mit den Nach- rius) in ipso discrimine (ad Äquiloniam) , quo
barvölkern stets im Kampfe liegenden Nation templa diis immortalihus voveri, lovi Victori,
ein frühes Hervortreten der auf Kampf und si legiones hostium fudisset, pocillum mulsi,
Sieg bezüglichen Seiten im Wesen der höchsten priusquam temttum bibcret sese facturum (a. 461)
Gottheit nahe liegt und in der That jene 50 auf die Vollendung des Baues geschlossen
Beinamen in den Annalen uns zuerst begegnen. werden kann, bleibt mindestens fraglich ; vgl.
Bisher hat man zu Rom drei Heiligtümer des Gilbert 3 S. 427 Anm. 1. Ovid kennt die Ge-
siegverleihenden luppiter angenommen. Die burtstage zweier Heiligtümer des Gottes,
Lage des einen wird bestimmt durch eine auf fast. 4, 621 Occupat Aprilis idus cognomine
dem Quirinal gefundene Inschrift: [DJiovei Victor | luppiter, Jtac Uli sunt data templa die;
Victore \ T. AebußiJ M. f. \ III vir [restijtuit 6, 650 idibus (sc. luniis) Invicto sunt data
(so liest Schneider, Dial. ital. aev. vet. ex. sei. 1 templo lovi, vgl. den Zusatz lovi zum 13. Juni
nr. 105, der sie dem 6. oder 7. Jahrhundert in den fast. Tusc. C. I. L. 1 p. 300 = 14, 2575
zuweist) C. I. L. 1, 638 == 6, 438, vgl. die (die Bemerkung feriae lovi dev fast. Venus, zu
Widmung bei Quint. 1,4, 17. Zu dem Charakter 60 demselben Datum C. I. L. 1 p. 301 = 9, 421
der Schritt pafst die Vermutung Mommsens, bezieht sich nicht auf eine bestimmte Loka-
es sei T. Aebutius Carus gemeint, der a. 571 lität, s. den Abschnitt über luppiter Inventor).
triumvir coloniae deducendae {Liv. 39, 55, 8) Das Zusammenfallen der Dedikationstage mit
und 10 Jahre später decemvir agro dividendo den Iden spricht für ein höheres Alter,
war {Liv. 42, 4, 4); ein zweites stand auf Zwischen den beiden Beinamen Victor und
dem Palatin; die Angabe des Curiosums in Invictus scheint nur ein nomineller, kein
der zehnten Region (Palatium), 'aedem lobis' sachlicher Unterschied zu bestehen wie bei
wird durch die Notitia ergänzt zu 'aedem Hercules; während aber bei diesem die Be-
681 luppiter (altröm. Kult : I. Victor) luppiter (altröm. Kult: I.Victor, Stator) 682
Zeichnung Invictus im offiziellen Sprach- monte iuxta aedes imperatorias consecravit eique
gebrauch die andere allmählich verdrängte tcmplum fecit studens et Matris typum et Vestae
(s. Bd. 1 Sp. 2993 ff.), ist bei luppiter das ignem et Palladium et ancilia et omnia Boma-
ursprüngliche cognomen Victor stets vor- nis veneranda in illud transferre templum)
herrschund geblieben: C J. i. 1, 638 = 6, 438 und 17 (quem solem alii,,alii lovem dicunt)
{Quint. 1, 4, 17). 6, 2051. 2086; 5, *3413. 5063; ist es wahrscheinlich, dafs Elagabal das Heilig-
11, 2616; 8, 4577. *4584. 6981. 7045, auf Münzen tum des luppiter zu einem Sonnentempel um-
des Vitellius {Cohen 18 — 21), des Domitian wandelte, da jedoch die Regionenbeschreibung
(Co/ten 363—371), des Hadrian {Cohen iSi, vgl. nur die aedis lovis Victoris erwähnt, so wird
Fröhner , Les medaillons de Vempire JRomain lo nach dem Tode des Kaisers der ursprüngliche
p. 27), des Albin {Cohen 23. 24), des Septimius Zustand wiederhergestellt worden sein; vgl.
Severus {Coh'-n 150. 151), des Caracalla 0. Bichter in I. Müllers Handbuch 3 S. 826
{Cohen 73), des Elagabal {Cohen 42) u. s. w. = Baumeister^ Denkm. 3 S. 1484.
bis zu Carausius {Cohen 112); Invictus zuerst Die Erbauungder aedis lovis Statoris wird
bei Cicero de leg. 2, 28; Horat. c. 3, 27, 73. auf Romulus zurückgeführt, Bion. 2, 50 isqü
Ov. fast. 6, 650; 5, 126. Aug. c. d. 7, 11; nur rs iSqvgccvxo . . . 'Pcojxvlog fiiv OQ&caGio} Ju
eine einzige Münze trägt die Umschrift lovi nccQoc rats KulovfiivuLg Movycoviai nvXaig at
Invicto {Cohen, Septimius Severus ur. 144). q}SQOV6iv sig to TJaXaziov Ix xfig iBQccg odov,
Im Anfange der 60er Jahre sind etwa 50 m. vgl. Cic. in Cat. 1, 13, 33. Ovid fast. 6, 793;
von der Süd-Westecke des Palatins entfernt 20 gelobt soll er ihn haben im heifsen, zwischen
Trümmer eines Tempels aufgedeckt und von Capitolin und Palatin tobenden Kampfe mit
P. Bosa {Mon. ined. 8 tav. 23) mit dem Namen den Sabinern, als die Seinen zur Flucht ge-
aedis lovis Victovis getauft worden (vgl. drängt wurden in der Richtung auf die porta
Nissen, Das templum S. 215). Der Bau ist dem vetus Palatii; Liv. 1, 12, 3 Bomulus . . arma
circus zugewendet; vor ihm breitet sich, mit ad caelum tollens „. . . hie ego tibi templum
dem Eingange, wie es scheint, durch einen lovi Statori, quod monumentum sit posteris
terrassenförmigen Aufstieg verbunden, nach tua praesenti ope servatam urbem esse, voveo.'"'-
dem Rande des Palatin zu, eine area aus. Die historisch bezeugte Gründung des Tempels
deren Grenzen nicht bestimmt werden können. durch den Konsul M. Atilius Regulus fällt
Reste gewaltiger Säulen in der Nachbarschaft 30 nach Fabius Pictor in das Jahr 460 u. c,
erweisen sich als zum Bereiche des Tempels Liv. 10, 37, 14 Fabius . . . scribit . , ad Lu-
gehörig 1 Mon. ined. 12 tav. 8 a); nach den Eigen- ceriam utrimque multos oceisos inque ea pugna
tümlichkeiten der Bauart zu urteilen, haben lovis Statoris aedem votam (vgl. 10, 36, 11
wir ein Werk der republikanischen Zeit vor M. Atilius Begulus . . . templum, lovi Statori
uns (vgl. Bichter, Ami. d. inst. 1884 S. 193 Vetä vovet, si constitisset a fuga Bomana acies red-
di questo tempio, il quäle ha dimensioni assai integratoque proelio cecidisset vicissetque legio-
considerevoli , e nella sua costruzione ha varie nes Samnitium). Livius erinnert sich dabei,
particolaritä che si discostano dallo Schema dafs er die Gelobung bereits dem Romulus
consueto, non pud determinarsi conesatezza; in zugeschrieben, und fügt hinzu m^ Bomulus ante
ogni modo e delV epoca republicana). Aus einer 40 voverat, sed fanum tantum id est locus tempio
Angabe des Conon. narr. 48, wonach die Hütte effatus fuerat. Die Möglichkeit, dafs die 'aedis'
des Faustulus iv xcö toi Jiog isgcS lag, kann an Stelle eines früheren 'fanum' getreten ist,
man schliefsen, dafs es zur Zeit Caesars in kann zugegeben werden. Als Dedikationstag
dem südwestlichen Teile des Palatin ein nennt Ovid den 27. Juni {fast. 6, 793 Tempus
Heiligtum des luppiter gegeben hat {Gilbert 3 idem stator aedis habet, quam Bomulus olim |
S. 427 Anm. 2), und da einerseits, abgesehen ante Palatini concidit ora iugi); doch bezieht
von der topographisch genau tixierbaren aedis sich dieses Datum vielleicht erst auf einen
lovis Statoris (s. unten), von einer andern nach 726 geweihten Restaurationsbau des
Kultstätte des Gottes auf dem Palatin nichts Augustus, vgl.Austa.a.O. p.45. Hinsichtlich
verlautet und andererseits bestimmte Gründe 50 der Lage sind die Angaben der Alten durch-
vorhanden sind, dem Apollo Rhamnusius, der aus übereinstimmend; sie führen uns sämtlich
Magna mater oder Fortuna Respiciens, an die auf die Stelle, wo nach den Ergebnissen neuerer
man nach der Regionenbeschreibung denken Ausgrabungen(1879— 1882, vgl. iawcmni,A^ofis.
könnte, die Trümmer nicht zuzusprechen 1882 S. 233 ff.) die um den West- und Nord-
{Nissen a. a. 0.), so hat die Vermutung Bosa's ab hang des Palatin laufende nova via in
grofse Wahrscheinlichkeit für sich und hätte die summa sacra via mündet, also in die
es noch mehr, wenn die von der Notitia vor Nähe des Titusbogens, vgl. aufser den oben
der aedis lovis Victoris genannte area Pala- erwähnten Stellen des Dionys und Livius noch
tina (vgl. Gell. 20, 1, 1; 4, 1, 2) identisch Ovid. trist. 3, 1, 33 porta est, ait, ista Palati, \
wäre mit dem vor der Ruine befindlichen 60 hie Stator, hoc primum condita Borna loco est.
Platze, dessen Grenzen, wie wir oben sahen, Plut. Cic. 16 b Ki-nsQcav Iv-dlsi zrjv avynXrjrov
sich nicht sicher erkennen lassen. Auf diesen slg rb tov ZxrioCov zJibg tsQbv ov Sxäzcogcc
Tempel können die Stellen des Livius, der 'Pa^atoL liceXovaLv idQVfiivov iv ccQxij x^g ifp«?
eine Stiftungstag bei Oiid (der andere fällt oäov ngog xb Tlaläxiov aviövxwv. iiv. 1,41, 4
somit dem Quirinal zu) und vielleicht die ex superiore parte aedium per fenestras in
beiden letzten Angaben des Cassius Bio be- novam viam versus — habitabat enim rex ad
zogen werden. Nach dem Berichte des lovis Statoris — populum Tanaquil adloquitur.
Lampridius Hei. 3 (Heliogabalum in Palatino Plin. 34, 13 quae (statua equestris) fuerit contra
683 luppiter (altröm. Kult: I. Stator) luppiter (altröm. Kult: I. Stator) 684
lovis Statoris aedem in vestibulo Superbi domus pitertempels vor sich zu sehen {Lanciani, Guida
(zu diesem Standbild vgl. noch Liv. 2, 13, 11. del Palatino S. 24. 110. Nissen, Das temjüuvi
Bion. 5, 35. Plut. Popl. 19. Serv. ad Äen. 8, 646). S. 207. Jordan bei Preller, B. M. 1 S. 198 Anm. 2.
Solin. 1, 24 Tarquinius Priscus ad Mugoniam Gilbert, Top. 1 S. 226 Anm. 1). Allein, ab-
portam supra summani novam viam). Der gesehen von den unerklärlichen Anführungen
Tempel lag also gegeaüber dem supra novam der Schriftsteller, ergeben sich bei solcher
viam befindlichen Palast des Tarquiüius Priscus, Annahme noch andere Widersprüche, denn
d. h. auf der Nordseite der Strafse, aber nicht einmal lag der von der vierten Region zwischen
nördlich der sacra via (wie Gilbert 3 S. 426 dem templum Romae et Veneris und der sacra
Anm. 1 meint), sondern südlich von derselben lo via genannte Tempel mitten im Gebiet der
(über den technisch sowohl wie allgemein zehnten, sodann wäre in das Haterierrelief,
üblichen Namen sacra via vgl. t/o?(Zaw, Top. 1, 2 das doch ohne Zweifel die beim Aufstieg zur
S. 274), vor dem Eingang zur palatinischen summa sacra via dem Auge sichtbaren Bau-
Stadt, an einem Platze also, „der im Verein lichkeiten zur Darstellung bringt, eio Tempel
mit dem Namen Stator sehr geeignet war, aufgenommen worden, der zu einer Zeit, als
die Sage von dem plötzlichen Aufhalten der die Kaiserpaläste noch erhalten waren, von
Fliehenden unmittelbar vor dem Thore der jener Strafse aus gar nicht erblickt werden
palatinischen Stadt hervorzubringen". Die konnte. Diese Widersprüche aufgefunden und
Angabe der Notitia, nach welcher die aedis dem Heiligtume den schon von Brunn an-
lovis Statoris der 4. Region angehört {Jordan, 20 gewiesenen Platz gesichert zu haben, bleibt
Top. 2 S. 546; das Curiosum läfst den Bei- das Verdienst Richters a. a. 0. S. 425 ff.; vgl.
namen wieder weg), steht mit dieser topogra- Jordan, Top. 1,2 S. 277. Gilberts 8.4:26 Anm. 1.
phischen Fixierung in keinem Widerspruch, Dafs Senatsversammlungen in ihm gehalten
wenn man mit 0. Richter, Hermes 20 (1885) wurden {Cic. in Cat. 1, 5, 11; 2, 6, 12; vgl.
S. 427 annimmt, dafs die Grenze zwischen der Plut. Cic. 16), setzt eine ziemliche Gröfse vor-
4. und 10. Region vom Titusbogen an ein aus. Eine Zeitlang wurde daselbst auch von
Stück der nova via gefolgt sei, um, den Vesta- der Brüderschaft der Arvalen die Wahl neuer
tempel zur Linken, das Forum wieder zu er Mitglieder vorgenommen, Henzen, Act. fratr.
reichen, eine Annahme, die um so weniger J.rv. p. 115; vgl. C /. 7>. 6,2028 c. 32. z. J. 38 p. C.
bedenklich ist, als nach der Notitia der 30 Ein zweiter Tempel des luppiter Stator lag
zwischen der höchsten Erhebung und dem im circus Flaminius (F«»TO b.ilfao'oö. 3,4,2
Forum laufende Teil der sacra via innerhalb Varro libro oetavo rerum divinarum delubrum
der 4. Region gelegen war. Eine weitere ait alios aestimare in quo praeter aedem sit
Bestätigung für die angegebene Lage liefert area adsumpta deum causa ut est in circo
der Reliefstreifen von der Grabstätte der Flaminio lovis Statoris. Fast. Urb. C. I. L. 1
Haterii (gefunden 1848 an der via Labicana, p. 330 lovi Stator(i) lun(oni) Reg(inae) ad
3 Miglien von Rom, jetzt im Lateran, Ab- cir(cum) Flam(inium). Die Notitia {Jordan,
hildnng Mon.ined. 5,7, dazu Brunn, Ann. d. inst. ' Top. 2 S. 554) verzeichnet in der 9. Region
1849 S. 370 ff. Benndorf- Schöne , Die an- (circus Flaminius) aedes, worunter die des
tiken Bildiverke des Lateranensischen Museunis 40 luppiter, der luno und des Hercules Musarum
5. 230 ff.; Jordan, Top. 1, 2 S. 277; Richter zu verstehen sind {Jordan a. a. 0. S. 135),
a. a. 0. S. 410 Gilbert, Top. 1 S. 220 Anm. 1). innerhalb der poiticus Metelli {Vitr. 3, 2, 5
Die auf ihm dargestellten Gebäude, fünf an quemadmodum a-t in porticu Metelli lovis
der Zahl, folgen von links nach rechts be- Statoris (aedis)), die von Augustus nach dem
trachtet der Richtung der Strafse, die vom Feldzuge des Jahres 731 restauriert {Suet.
Caelius her zur Höhe der sacra via hinauf- Au(j. 29. Dio 49, 43), nach der Abfassung von
führte; hinter dem vierten Bauwerk, durch Vitruvs Werke, d. i. nach 740 u. c. der
seine Aufschrift arcus in sacra via summa Schwester des Kaisers zu Ehren den Namen
deutlich als der Titusbogen gekennzeichnet, porticus üctaviae führte {Vellei. 1, 11, 3.
erblicken wir als letztes in der Reihe einen 50 Plin. 34, 31). Der Besieger Macedoniens
Tempel mit doppelter Attika über dem Giebel Q. Caecilius Metellus hatte ihn jedenfalls nach
und sechs Säulen in der Front, zwischen den seinem Triumphe a. 608 (vgl. Fischer, Rom.
beiden mittleren in geöffneter Thür eine Statue Zeittafeln z. ds. J. S. 129) aufführen und ihn
luppiters, dessen Linke ein Scepter aufstützt, sowie den benachbarten Tempel der Inno (s. ob.
während die Rechte den Blitz führt. Das Bild Sp. 603) mit einer porticus umgeben lassen;
erweist das Heiligtum als dem himmlischen es war der erste marmorne Tempel, den Rom
Herrscher zugehörig und darum hat bereits in seinen Mauern sah, mit Werken der bilden-
Brunn a a. 0., gestützt auf die Zeugnisse des den Kunst, die Metellus aus Macedonien als
Altertumes, darin die aedis lovis Statoris er- Beute weggeführt hatte, aufs glänzendste aus-
kannt. Als jedoch im Jahre 1867 in beträcht- go gestattet; vor der Front, den Blick ihr zu-
licher Entfernung (ca. 100 ni) vom Titusbogen gewendet, standen die Reiterstatuen der ''turma
auf dem Palatin selber der Unterbau eines Alexandri' von Lysipps Künstlerhänden ge-
Tempels durch Rosa's Ausgrabungen blofs- fertigt {Vellei. a. a. 0. hic est Metellus Mace-
gelegt wurde, da änderten sich die Ansichten; donicus qui porticus quae fuere circumdatae
im Hinblick auf diese augenfällige Ent- duabus aedibus sine inscriptione positis, quae
deckung glaubte man die Nachrichten der nunc Üctaviae porticibus ambiuntur , fecerat
Alten verwerfen zu können und zweifelte nicht quique hanc turmam statuarum equestrium
mehr, in den Trümmern die Ruine des lup- quae frontem aedium spectant hodieque maxi-
685 luppiter (altröm. Kult: I. Stator)
vium ornamentum eius loci ex Maccdonia de-
tulit. hie idem primus omnium Bomae aedem
ex marmore in üs ipsis monumentis moh'tiis vel
magnificcntiae vel luxuriae princeps fuit, vgl.
Plin. 34, 64. Brunn, Geschiehte der griechischen
Künstler 1" S. 255). Andere Statuen und Ge-
mälde schmückten das Innere des Tempels
(Plin. 36, 35. 40. 43. Fest. p. 363). Die um-
gebende Säulenreihe schildert Vitriiv a. a. 0.
peripteros atitcm erit quae habebit in fronte et lo
postico senas columnas in lateribus cum angu-
laribus tindenas. ita autem sunt liae columnae
conlocatae, ut intercoliimnii latitudinis inter-
vallum sit a pnrietibus circum ad extremum
ordines columnarum , habeatque ambulationem
circa cellam aedis, quemndmodum est in porticu
Metelli lovis Statoris Hermodori et aedis Ma-
riana Honoris et Virtutis sine postico a Mucio
facta. Da wir aber in den Fragmenten des
capitolinischen Stadtplanes {Jordan, Forma 20
Urbis t. 37), durch welchen uns ein Stück der
porticus Octaviae mit den aedes lunonis et
lovis erhalten ist, auf der Rückseite keine
Säulen erblicken, so ist anzunehmen, dafs ent-
weder Vitruvs Bemerkung sine postico facta
auch auf unsei'n Bau sich bezieht oder dafs
der ursprünglich vollständige Peripteros Um-
gestaltungen erfahren hat durch die Restaura-
tion des Augustus (vgl. Brunn a. a. 0. 2^
5. 241). Inwieweit der Tempel bei den Un- 30
fällen, welche späterhin die porticus Octaviae
trafen {Dio 66, 24 z. J. 80 p. C. ; C. I. L. 6,
1034 unter Septimius Severus a. 203; C. I. L.
6, 1676 zwischen 408 und 423), in Mitleiden-
schaft gezogen wurde, läfst sich nicht kon-
statieren (vgl. über die Säulenhalle die sorg-
fältigen Zusammenstellungen Gilberts 3 S. 85flF.
249 Anm.). Wenn Plin. 36, 42 erzählt, Sauros
und Batrachos seien die Erbauer des Heilig-
tums und hätten, um ihr Andenken bei der 40
Nachwelt zu sichern, auf die Säulenbasen mit
Hinweis auf ihre Namen eine Eidechse und
einen Frosch eingehauen , so liegt es klar zu
Tage, dafs das Vorhandensein der beiden Tiere
(es waren übelabwebrende Symbole; vgl. Fran-
ke!, Jahrbch. d. arch. Inst. 1 (1886) S. 52) den
Anlafs bot zu dieser Fabel; der Baumeister
war vielmehr der von Vitruv genannte Her-
modoros, derselbe welcher den Tempel des
Mars im Circus Flaminius errichtete {Prise. 8 50
p.792 Hertz), vermutlich den a. 618 von D.Iunius
Brutus im Kampfe mit den Gallaecern ge-
lobten. Es fehlt uns zwar an bestimmten
Nachrichten über die Art des Kultes, aber
auch hier wird wie bei den übrigen Göttern
des Circus Flaminius {Gilbert 3 S. 66 f.) die
griechische Auffassung durchgedrungen sein
und der Kult unter der Aufsicht der decem-
viri sacris faciundis gestanden haben (s. unten).
In der Notiz der fasti Philocali zum 13. Januar eo
{lovi Statori c{ircenses) m{issus) XXIV C. I. L.
1 p. 335) ist vielleicht eine Hindeutung auf den
Stiftungstag enthalten. Ein aedituus de aede
lovis porticus Octavia wird erwähnt C. I. L.
6, 8708; Widmungen an luppiter stator sind
bekannt aus der Zeit des Caracalla {\g[. EcTchel
7 p. 206), C. I. L. 6, 434; 6, 435 lovi statori
suo I ordo lictorum III decuriarum cos | Äur.
luppiter (altröm. Kult: I. Stator, Latiaris) 686
Gaetulicus cus{tos) a{edis) s{acrae) basetn d. d.,
so von Mommsen ergänzt , der sie anfangs
{Bh. Mus. 6 (1851) S. 14^ für unecht hielt (die
nichtstadtrömischen Inschriften folgen später).
Seit Antonin erscheint der Gott häufig auf
Münzen, und zwar fast durchgängig in gleichem
Typus (Genaueres s. im kunstmythologischen
Teile).
luppiter Latiaris. Dafs nach der guten
handschriftlichen Überlieferung Latiaris die
allgemein übliche Schreibweise war, ist bereits
von Jordan in Prellers R. M. 1 S. 210 Anm 1
hervorgehoben worden, die griechischen Schrift-
steller kennen nur die Form Auticcgiog; eine
Bestätigung durch Inschriften fehlt, da in der
einzigen, welche eine Widmung an unsern Gott
erhalten hat, die beiden letzten Buchstaben des
Beinamens nicht mehr erkennbar sind: L. Bu-
bellius I Gern cfosj | lovi Latiafri \ vojtum C.
I. L. 6, 2022 -= 14, 2227 {iovi latiari optimo
maximo gehört zu den inscriptiones falsae
C. I. L. 14, 126*). Latialis bietet Lucan.
Pharsdl. 1, 198. Lact. 1, 21, 3, Latius Prop.
4, 4, 6. Ov. trist. 3, 12, 46. Lucan Pharsal.
8, 219. Martial. 9, 65, 1. Tertull, Scorpiac. 7
vgl. Priscian 2 p. 515 Hertz., ein Gedicht aus
dem 4. Jahrhundert {Hermes 4 (1869) S. 351
vs. 122) und eine Inschrift von Pisaurum Orelli-
Henzen 7415. Nach einigen Berichten war
luppiter Latiaris der zum Gott gewordene
Latinus Fest. p. 194 Latinus rex qui proelio
quod ei fuit adversus Mezentium Caeritum
regem nusquam apparuerit iudicatusque sit lup-
piter factus Latiaris; vgl. schol. Bob. in Cic.
Plane, p. 256 (die anderen Schriftsteller, die
den Tod des Latinus erzählen, schweigen von
der Apotheose: Dio 1, 64. Liv. 1, 2, 2. lustin.
43, 1, 11. Cass. Diofrg. 4, 7. Zonaras 7 p. 313^.
Serv. ad Aen. 1, 5 vgl. 7, 158). Vermutlich
ist das Gegenteil der Fall: der himmlische
Herrscher wurde als Stammesgott der Latiner
im Mythos zum ersten Könige des Landes.
Wenn Bubino, Beiträge zur Vorgeschichte Ita-
liens S. 169 ff. Lavinium für den ursprünglichen
Sitz des Kultes erklärt (ähnlich Hild, La legende
d'Enee S. 42) und ihn von hier aus der Sage
folgend mit den Gründern Albas nach dem
mons Albanus wandern läfst, so ist dagegen
einzuwenden, dafs mit demselben Recht die
Gründung Laviniums durch Alba Longa (Ä^^awse«,
Aeneas und die Penaten 2 S. 676. Schivegler,
Böm. Gesch. 1 S. 319 ff. Preller, B. M. 2 S. 162.
322) oder eine von einander unabhängige Ent-
wickelung der beiden Städte {Seeck, Bhein.
Mus. 37 (1882) S. 15 behauptet werden kann,
sodann bleibt es durchaus unerfindlich, wie in
der sakralen Metropole Latiums die Erinnerung
an einen so bedeutsamen Kult spurlos ver-
schwinden konnte, während doch z. B. die luno
Sospita von Lanuvium und zu Praeneste die
Fortuna Primigenia bis in späte Zeit hochan-
gesehen blieben, obwohl sie in den Kreis der
zu Rom verehrten Gottheiten aufgenommen
waren. Die Überlieferung kennt nur den mons
Albanus als Mittelpunkt der Feier, und wir
haben um so weniger Veranlassung von ihr
abzuweichen , als ja, wie wir sahen, das reli-
giöse Gefühl des der Natur näher stehenden
687 luppiter (Latiaris: feriae latinae~)
Menschen gerade Höhen sich erwählte, um da-
selbst zu den Himmlischen zu beten.
Mit dem Kulte des luppiter Latiaris sind
die feriae Latinae auf das engste verknüpft,
zu seiner Ehre wurden sie gefeiert und ihre
Geschichte ist die gleiche; ehe wir aber zu
der historischen Betrachtung übergehen, wird
es angemessen sein unter Heranziehung der
litterarischen und inschriftlichen Zeugnisse ein
Bild der Feier in der geschichtlich hellen
Zeit zu geben, um von dieser sicheren Basis
aus Rückblicke auf die entfernter liegenden
Epochen werfen zu können. Das Fest gehörte
zu den feriae conceptivae, quae quotannis a
magistratihus vel sacerdotibus concipiuntur in
dies vel certos vel etiam inceitos, Macroh. 1,
16, 6; da es also an einen bestimmten Tag
nicht gebunden war, konnte es in den Kalender
nicht aufgenommen werden. Es war die Pflicht
der Konsuln sofort nach ihrem Amtsantritt die
Ferien zu indicieren {Liv. 21, 63, 8) und später
die Leitung der Feier zu übernehmen, die noch
vor ihrer Abreise in die Provinz stattzufinden
hatte {Liv. 21, 63, 5; 22, 1, 6; 25, 12, 1; 38,
44, 8; 42, 35, 3; 44, 17, 8; 19, 4; 22, 16. Cic.
ad fam. 8, 6, 3. Nie. Datnasc. v. Caesar. 5.
Cassius Dio 46, 3; 54, 29); beide Akte waren
mindestens durch ein trinundinum getrennt
{Wlommsen , Böm. Forsclig. 2 S. 105 Anm. 17,
Chr. Werner, De feriis Latinis, Diss.Lips. 1888
p. 21 Adn. 6; einzige Ausnahme bei Caesar
bell. civ. 3, 2). Die abweichenden Angaben
über den Termin des Festes bei den Schrift-
stellern und in den durch die Ausgrabungen
auf dem Monte Cavo gefundnen Fastenüber-
resten {CLL. 6 p. 455 nr. 2011—2022, p. 863 ff.
nr. 3874; 14, 2227—2250, 4210 a. b.c.; die
Aufzeichnungen, die bis zum Decemvirat zu-
rückreichen, stammen aus der Kaiserzeit, Henzen,
Bullet, d. inst. 1870 S.129 ff. Mommsen a. a. 0.
5. 102 ff. de Bossi, Eph. ep. 2 S. 93 ff.) erklären
sich einmal aus dem lange Zeit hindurch
wandelbaren Anfang des Amtsjahres, sodann
daraus, dafs die Feier in demselben Jahre auf
Beschlufs der pontifices (Liv. 32. 1, 9; 40, 45, 2 ;
41, 16, 2) wiederholt werden konnte (ferias
instaurare) entweder als Dankfest bei beson-
derem Anlafs {Liv. 45, 3, 2. Dio 55, 2; vgl.
Mommsen a. a. 0. S. 106 ff.) oder bei einge-
tretener Störung {Liv. 40, 45, 2) oder wegen
begangener Fehler (Genaueres s. unten), vgl.
Werner a. a. 0. S. 38ff. Seitdem die Konsuln
ihr Amt an den Iden des März antraten, fiel
der Termin ziemlich regelmäfsig in die erste
Hafte des April und wurde auch nicht ge-
ändert, als später (Mitte des 2. Jahrhunderts)
der 1. Januar das Amtsjahr eröffnete. Die
Dauer betrug ursprünglich einen Tag; im Jahre
586 u. c. waren es bereits drei {Liv. 45, 3, 2
indictae a consule sunt in ante fdiemj quartum
et tertium et pridie idus Novembres) ; nach
Cic. ad Q. fr. 2, 4, 2 galten die beiden den
feriae Latinae folgenden Tage für religiosi :
die Angabe der Gründe für die Hinzufügung
eines dritten und vierten Tages bei Dion.
6, 95 und Flut. Cam. 42 beruht auf einer
Verwechselung mit den ludi Romani (vgl.
Schwegler, Böm. Gesch. 2 S. 232 Anm. 5. Preller,
luppiter (Latiaris: feriae latinae) 688
B. M. 1 S. 211 Anm. 1. Werner p. 23; Mar-
quardt S. 296 folgt dem Plutarch) ; mehrere
Tage nennt Siiet. Claud. 4. Cassius Dio 53, 33.
Fest. p. 194. schol. Bob. in Cic. pro Plane.
p. 256 (an den beiden letzten Stellen hat
Niebuhr, Böm. Gesch. 2 S. 41 Anm. 67 mit
Unrecht sex dies oder diebus konjiciert). Da
an der Feier alle Magistrate und Stellvertreter
der beteiligten Gemeinden zugegen sein mufsten
10 (Strabo 5 p. 229 svzav&u 'PauaLoi.' avv roig
AazLvoig Jil &vovciv, ccnaaa rj avvuQxtcc cc&qoi-
a&£i:aa, vgl. Dion. 8, 87), so M'urde alljährlich
für die Zeit ihrer Abwesenheit zu Rom und
vielleicht auch in den anderen Städten ein
praefectus urbi feriarum latinarum causa er-
nannt, ne urbs sine imperio esset {Gell. 14, 8, 1 ;
eine Liste der uns bekannten bei Werner^
p. 56). Waren die Konsuln an der Teilnahme
verhindert, so übernahm ein ad hoc gewählter
20 dictator feriarum Latinarum causa die Leitung
des Festes {Liv. 7, 28, 7. fast. Cap. C. I. L.
1 p. 434 z. J. 497. Cassitis Dio 47, 40, wo eine
Verwechslung von praefectus urbi und dictator
vorzuliegen scheint; ibid. 39, 30 ist vnö rivog
ovn OQ&mg TtQuiQ^tvxo? neutral zu fassen). Die
feriae Latinae sind , wie die Widmung der zu
ihnen in Beziehung stehenden sacerdotes Ca-
benses an den Kaiser Tacitus 275 — 276 p. Chr.
beweist {C. L. L. 6, 2173), bis ins dritte Jahr-
30 hundert bestehen gebliei)en, vielleicht sogar
bis zum Ende des vierten, vgl. das Verzeichnis
aller überlieferten Feste bei Werner p. 57 ff.
Unter den drei Bezeichnungen Latiar {Cic.
ad Q. fr. 2, 4, 2. Macrob. 1, 16, 16, vgl Cass.
Dio 47, 40), Latinae, feriae Latinae (vgl.
Werner p. 5. 29) ist die erste wohl die älteste
und bezieht sich speziell auf das dargebrachte
Opfer (s. die gleiche Bildung Palatuar bei
Fest. p. 348 Palutio cui sacrificium quod fit
40 Palatuar diciiur), während die letzte der vollen
Dauer des Festes galt {Preller, B. M. 1 S. 212),
und Latinae sowohl für den Tag des Opfers
wie für die ganze Feier gebraucht wurde.
Wenn wir in den Tagen der feriae Latinae
von festlichen Veranstaltungen zu Rom selbst
hören, so unterliegt es keinem Zweifel, dafs
sie nicht nach denen auf dem Albanerbergey
begangen wurden, da ja nach Livius 25,_12j_^
die Konsuln sogleich nach dem sacrum iamonte
50 in ihre Provinz abgehen mufsten, sie,,.^ing viel-
mehr denselben voran, denn die -G^leichzeitig-
keit ist bei der Abwesenheit aller Magistrate
nicht wahrscheinlich (vgl. Marquardt ^ S. 297
Anm. 3). Es fand auf dem Capitole ein Wagen-
rennen statt, wobei der Sieger mit Absynth
bewirtet wurde, Plin. 27, 45 latinarum feriis
quadrigae certant in Capitolio victorque apsin-
thium bibit, credo, Sanitätern in praemio dari
honorifice arbitratis maioribus. Diese Spiele
60 sind bei Livius zu verstehen: ludi Latinaequ
instauratae sunt 5, 19, 1, vgl. 15, 17, 2. Die
Kirchenväter wissen uns auch zu berichten,
dafs das Blut eines zum Tode verurteilten
Verbrechers (bestiarius) dem luppiter Latiaris
zu Ehren flofs (Stellen gesammelt von Boeper,
Quaest. pontif. p. 38 ff.); da uns jedoch Profan-
schriftsteller nichts von diesem Opfer erzählen,
so mag es eine tendenziöse Erfindung der
689 luppitei- (Latiaris: feriae latinae") luppiter (Latiaris: feriae latinae) 690
Christen sein, vgl. noch den Kult auf dem nannt nach einer alten auf dem Berge ge-
collis Latiaris zu Rom Sp. Cöö, 30. legenen Stadt Caba oder Cabura {Dion. 5, 61.
Die Hauptfeier geschah auf dem Mons AI- Plin. 3, 64), vgl. Marquardt 3 S. 479. Jordan,
banus; hier strömten die Abgesandten und Die Könige im alten Italien, Berlin 1887 S. 45.
Prozessionen der latinischen Städte zusammen, Werner p. 27 fF.; die Instanderhaltung der Bau-
um auf der schönen Höhe, von der der Blick lichkeiten scheint dem Curator aedis sacrae s.
über welliges Hügelland und die Campagna bis aedium sacrarum obgelegen zu haben {M. St.
hin zum Meere schweift, geeint zur Verehrung de Eossi a. a. 0. S. 320. C. I. L. 14, 2233);
des höchsten Gottes, die Festzeit in Friede und unsicher ist die Existenz von quattuorviri
Eintracht mit einander zu verbringen. Die lO montis Albani und eines flamen lovis Latiaris,
älteste Kultstätte scheint auch hier ein heiliger die Werner p. 26 auf einer Inschrift aus Pi-
Hain gewesen zu sein {Liv. 1, 31, 3 visi etiam saurum (OrelH-Henzen 7415) erkennen will.
andire vocem inyentcm ex summt cacuminis Die Ferien selbst zerfielen in den eigent-
liieo, xit patrio ritu sacra Albani facerent); lieh sakralen Akt, bestehend in Opfern, Gebeten
aber bereits in sehr früher Zeit ist ein Tempel und Opfermahl, wobei jedenfalls nur die ex
errichtet worden; Tarquinius Superbus wird officio Beteiligten vertreten waren, und die
als Gründer genannt von Dionys. 4, 49 und in Belustigungen und Spiele der versammelten
der Schrift de viris illustr. 3, 2, Tarquinius Menge. Zu den Kosten steuerten die einzelnen
Friscus \on Dionys. 6, 95 (vgl. 3,57, Flor. 1,1, 5) Gemeinden bei {Dionys.^i, idcpagovaiv sig avxccg
und dem scliol. Bob. in Cic. Plane, p. 255, das 20 at (iszsxovaai. räv lsqojv Tiolsig ai (isv agvag
auch noch andere Namen giebt, vgl. Fest. (vgl. Cic. ad Ätt. 1, 3, 1), cciSs xvQOvg, ai Si
p. 194. Die Überlieferung hat sehr an Wahr- ydla-nxög ri aexQOv , ai ös ouolov xi xovxoig.
scheinlichkeit gewonnen durch die Ausgra- Eine lustratio leitete die religiöse Handlung
bungen der Gebrüder de Bossi auf dem Monte ein, der Konsul brachte eine Milchspende dar
Cavo und die Vergleichung der Überreste mit (Cic. de div. 1, 11, 18 tu quoque cum tumulos
älteren Plauen, unter deiaen der in einem Codex Albano in monte nivales \ lustrasti et laeto mac-
Barberinianus des 17. Jahrhunderts gefundene tasti lade latinas; vgl. die lactata potio im
der wichtigste ist, vgl. G. B.de Bossi, Ann. d. scliol. Bob. in Cic. pr. Plane. 9, 23 und Fest.
inst. 1873 S. 162 ff. M. St. de Bossi, Ann. d. p. 194). Als Bundesopfertier (sacrificium lati-
inst. 181 & S. 314: f^. ([a.zntav.d'agg. Q. Letzterer so num Suet. Caes. 79) wurde ein junger Stier
berichtet S. 322: Varea recinta dai grandi von weifser Farbe geschlachtet {Arnob. 2, 68
massi di lava spcrone era elevata alquanto in Albano antiquitus monte nullos alios licebat
al desopra della spianata stessa della sommitä quam nivei tauros immolare candoris) wie dies
del monte ed oltre l'ingresso meridionale al quäle ja bei Opfern an luppiter allgemein üblich
metteva la via lastricata a poligoni, dalle parte war (vgl. den Abschnitt über luppiter Inventor) ;
d'oriente era aperta con una gradinata lunga dafs auch der andern Bedingung, wonach noch
quanto Vintiero lato Orientale. L'ara poi col- kein Joch seinen Nacken berührt haben durfte,
locata nel centro, rivolta alla scalinata, trova- genügt war, ist selbstverständlich; es handelt
vasi cosi esattamente anclie rivolta all' Oriente. sich an den jedesmaligen feriae latinae immer
Der Tempel selbst, von dessen Fundamenten 40 nur um einen iuvencus, der von allen Städten
eine Strecke aufgedeckt worden ist, lag im gemeinschaftlich gestellt wurde, das Opfer
nordwestlichen Teile der in ihrer Längsrichtung selbst vollzog der leitende römische Beamte
von Nord nach Süd sich hinziehenden Area mit und es galt^ für die Gesamtheit {Dion. a. a. 0.
der Front gegen Mittag gewendet; wenn auch sj'os S} ravQov KOivcög vnb naaäv &vofisvov
der Grundplan des heiligen Bezirkes (ein Recht- nsQog STidoxrj (sc. nöhg) x^xa-y^ihov la^ißävsL.
eck von 48x65 oder 53x69 m.; vgl. JorfZaW;, To/). %vovßi 8' vtibq anävzcov xßt rrjr r,y£^oviav
1, 2 S. 9) nicht dieselben Verhältnisse zeigt wie xäv leqwv ^xovat 'Pa^aioi). Unter Berufung
der des capitolinischen Göttersitzes (51x55), so auf Livius il , 16, Iff. (Latinae feriae fuere
sind doch, abgesehen von der Tradition, die den ante diem tertium nonas Maias in quibus quia
Tarquinius als gemeinsamen Stifter nennt, die 5o in una hostia magistratus Lanuvinus pi-ecatus
Ähnlichkeiteninder Bauart so bedeutende, dass non erat populo' Bomano Quiritium religioni
man berechtigt ist, für beide Gebäude ungefähr fuit. id cum ad senatum relatum esset senatusque
dasgleicheAlter anzusetzen, d.h. die erste Hälfte ad pontificum collegium reiecisset , pontificibus
des 3. Jahrh. der Stadt. Im Innern befand sich quia non rede fadae Latinae essent, instau-
ein Bild des Gottes [Cassius Dio 39, 15; 47, 40; randis Latinis placuit Lanuvinos, quorum opera
vgl. Lttcan. Phars. 1, 533; ein signum lovis instaurandae essent, liostias praebere) hat 3Iar-
in moute Albano erwähnt Liv. 27, 11, 2). gwardi S. 296 Anm. 4 behauptet, „dafs es nicht
Eine Beziehung zwischen den Inschriften C./.-L. ein Stier war, sondern mehrere", indes mit
14, 2228. 2229. 2231. 2232 annehmend, glaubt Unrecht, wie das ausdrückliche Zeugnis (evog
Werner p. 26 Anm. 1 auf eine Restitution des «o ravQpv) des auf die &vaiai xwv Y.cif' 7]fiäg
Heiligtums in der Kaiserzeit schliefsen zu xQÖvav sich berufenden Dionys beweist. Li-
können. Wo die oUia ig tjv ot vtikxoi iv rats vius spricht nur ganz allgemein von hostiae
UQOVQyiaig KaxctXvovai.v {Caisius Dio 54, 29) zu und es läfst sich dabei mit Preller, B. 31. 1
suchen ist, läfst sich nicht mehr feststellen. S. 214 Anm. 2 sehr wohl an die obenerwähnten
Als Priester fungierten bei den feriae Lati- ÜQvsg denken; da andererseits aber die Livius-
nae dieCabenses sacerdotes feriarum Lati- stelle unzweifelhaft eine Mehrheit von Opfer-
narum montis Albani (C. I. L. 6, 2021 = 2073 = handlungen voraussetzt, so wird angenommen
14, 2228; 6, 2174. 2175; 14, 2230. 4210), ge- werden müssen, dafs nach dem für die Ge-
691 luppiter (Latiaris: feriae latinae) luppiter (Latiaris: feriae latinael 692
saiütbeit verrichteten sacrificium latinum jede tinosque firmatae sunt, inclioari bellum decebat.
Stadt ein besonderes Opfer darbrachte, bei Das Bündnis mit den Laurentern wurde auch
dem der abgesandte Magistrat für die übrigen nach der Unterwerfung der Latiner a. 416 u. c.
Gemeinden, sie mit Namen nennend, um Heil alljährlich 10 Tage nach der Feier erneuert,
und Segen zum luppiter Latiaris flehte. Ver- Liv. 8, 11, 15. Da bei dem Opferakt Rück-
mutlich nach einer offiziellen Liste aufgerufen, sieht auf so viel Mitglieder genommen werden
forderten die legitimierten Vertreter ein Stück mufste und die Handlung nur bei genauer Be-
Fleisch vom Bundesstiere; der terminus lautet folgung aller Vorschriften Gültigkeit besafs,
„carnem petere" (Cic. pro Plancio 9 , 23 nisi so gehört eine Wiederholung der Feier nicht
forte te Labicana aut Gabina aut Bovillana lo zu den Seltenheiten; bekannt sind uns folgende
vicinitas adiuvabat, quihus e municipüs vix Fälle: Plut. Cam. 4. Cassius Dio 39, 30, wo
iam qui carnem Latinis petant reperiuntur. das Versehen nicht näher bezeichnet wird;
Varro l. 1. 6, 25 Latinae feriae dies concep'ivus Liv. 5, 17, 2 weil bei der Konzeption ein Fehler
dictus a Latinis populis, quibus ex Albano vorgekommen; Liv. 32, 1, 9; 37, 3, 4 weil den
monie ex sacris carnem petere fuit ius cum Ardeaten und Laurentern das ihnen gebührende
J?omrtwis) und erhielten den ihnen zugewiesenen Fleisch vorenthalten war; Liv. 4:\, 16, 1 weil
Anteil (D/onys. a. a. 0. P/m. 3, 69; für die vielen der Magistrat von Lanuvium bei dem einen
im Laufe der Jahrhunderte politisch unter- Opfer nicht für das römische Volk gebetet
gegangenen Gemeinden wurden fiktive Ver- hatte; der Schuldige war verpflichtet die Opfer-
treter ernannt, vgl. Mnmmsen, Hermes 17 (1882) 20 tiere bei der Instauration zu stellen, ibid. § 2.
S.54). Esfolgte die Opfermahlzeit Dton^/s. a.a.O. DafsdieAuffassungluppitersalsdeshöchsten
Tva avviQiö^BvoL v.ci%^' itiaaxov iviavtov Big Beschützers der latinischen Gemeinden,
Tov anoSiix^Bvra zönov navrjyvQL'^wai y.al avv- wie sie uns in seinem Namen und in der Feier
SGTiävtai', es zeugt ferner dafür der Ausdruck der feriae Latinae entgegentritt, den Höhepunkt
visceratiohei Servius ad Aen.1,211 „viscera" non einer langen Entwickelung in den religiösen
tantum intestina dicinms sed quidquid sub corio Anschauungen bildete «nd dafs ihr eine Epoche
est, ut in Albano Latinis visceratio dabntur. voraufgiug, in der die Verehrung der Natur-
Mit Scherzen und Spielen wurde die übrige gottheit überwog, braucht hier nur angedeutet
Zeit verbracht; unter den Belustigungen, bei zu werden. Auf ein sehrhohes Alt er desKultus
denen die Festgenossen sich vergnügten, wer- 30 (Serv.ad Aen. 12,1^^ luppiter Latiaris antiquissi-
den besonders hervorgehoben die oscilla, d. h. mus est) weisen eine Reihe von Votivgegen-
kleine Puppen von Wachs oder Wolle, die man ständen hin, welchediejüngsten Ausgrabungen
an den Beinen aufhängte und schaukelte; die ans Licht gefördert haben, so das zahlreich
Sage führte den Bi-auch auf Latinus oder Aeneas vorhandene aes rüde {vg].M.St. de Bossi, Ann.
zm-iick; Yg]. Schol. Bob. ■p.256 itaqiie ipsis diehus d. inst. 1871 S. 239 ff.), roh gearbeitete primi-
ideo oseillare instituerunt, ut pendulis macJiinis tive Gefäfse ähnlich den im Haine der Ar-
agitarentur, quoniam eoriim {Latini et Aeneae). valen gefundenen {vgl. Henzen, Act. fratr. Arval.
corpus in terris non esset repertt/m ut animae S. 60), und besonders ein vollständig erhaltener
velut in aere quaererentur und die nicht völlig Gylinder in Terracotta, wie er sich aufserhalb
sichere Stelle des Fest. p. 194 oscillantes ait 40 der Poebene und der Emilia höchst selten ge
Cornificius ab eo quod os caelare {celare Maller) funden hat, vgl. M. St. de Bossi, Ann. d. inst,
sint soliti personis propter verecundiam, qui eo 1876 S. 323 ff. abgebildet tav. d'agg. Q. n. 3.
genere lusus uiebantur. Causa autem eins iac- Manche Bräuche bei den feriae Latinae führen
tationis proditur Latinus rex. . . Der Ritus, uns gleichfalls auf sehr primitive Zustände
welcher auch anderweitig bezeugt wird {Lo- zurück , so die oscilla und die Festgaben.
bech, Aglaoph. S. 585. Klausen, Aeneas und die Heibig {Die Italiker in der Poebene S. 71) macht
Penaten S. 801. Marquardt S. 192. 200, vgl. darauf aufmerksam, dafs unter den Geschenken
J. Grimm, Deutsche Myth. S. 67. Bötticher, neben Vieh, Käse, Milch und Mehl der Wein
Baumhullus S. 80) soll symbolisch an die Stelle nicht genannt werde, es sei also möglich, dafs
früherer Menschenopfer getreten sein {Preller, 50 der Ursprung der Feier vor der Zeit liege, in
B. M. 1 S. 118ff., vgl. jedoch Jordan in d. der die Latiner die Most- und Weinbereitung
Anm.). Die Erinnerung daran war jedenfalls kennen lernten. Den Grundstock der Fest-
früh verblafst, und die feriae latinae galten genossen scheinen die von Plinius 3, 69 in
als ein Fest des Friedens und der Eintracht, alphabetischer Reihenfolge aufgezählten jeden-
dessen Gruudstimmung Heiterkeit und Froh- falls aus Varro's antiquitates humanae und in-
sinn bildete. Wie schon aus der Erwähnung direkt aus einer offiziellen Liste entlehnten
der oscilla eine Ähnlichkeit mit den Satur- populi gebildet zu haben (behandelt wird die
nalien {Macrob. 1, 10, 1; 11, 1) sich ergab, Stelle von Schwegler , Böm. Gesch. 2 S. 298.
so tritt sie noch mehr hervor in der Aufhebung Beloch, Der italische Bund unter Borns Hege-
des Unterschiedes der Stände {Fest. a. a. 0.). eo monie S. 178 ff. Mommsen , Böm. Gesch. V
Ein Frevel war es in dieser Zeit, in der die S. 346 Anm. Hermes 17 (1882) S. 42 ff. SeecTc,
Verträge zwischen Latium und Rom von fri- Bhein. Mus. 37 (1882) S. 1 ff. S. 598 ff.), d. h.
schem bekräftigt wurden, einen Krieg zu be- die in unmittelbarer Nachbarschaft der Kult-
ginnen oder eine Schlacht zu liefern: Macroh. statte liegenden Gemeinden, Es war dies wohl
1, 16, 16 cum Latiar hoc est Latinarum sol- ursprünglich eine Vereinigung rein sakraler
lemne concipitur ... nefas est jyroelium sumere : Natur; dafs Alba Longa darin die Vorstand-
quia nee Latinarum tempore, quo publice quon- schaft bekleidete , macht seine Lage wahr-
dam indutiae inter populum Bomanum La- scheinlich; die Frage aber, ob es die durch
693 Iiippiter (Latiaris: feriae latinae) luppiter (Latiaris : albanischer Triumph) 694
eine religiöse Feier geeinten Orte auch politisch Garbo, dem Sieger über die Corsen, der in
zu einem Ganzen unter seiner Führung ver- ihm eine Entschädigung suchte, nachdem seine
band, kann hier aufser acht gelassen werden. Bitte, in Rom triumphieren zu dürfen vom Se-
Zu der Zeit als eine Neugestaltung der feriae nate abschlägig beschieden war, C. /. L. 1
Latinae unter Tarquinius erfolgte (s. oben die p. 458. Vdl. Max. 3, 6, 5. Plin. 15, 126, vgl.
Bemerkungen über den Tempel), soll die Zahl Cic.dedeor. nat. 3, 52; das Beispiel fand Nach-
der Mitglieder 47 betragen haben (/Jion^s. 4, 49). ahmung; die Annalen berichten von solchen
J/ow/wse« und SeecA; suchen sie auf verschiedene Triumphen zu den Jahren 543 (M. Claudius
Weise zu rekonstruieren; jener (a. a. 0. S. 50 ff.), Marcellus, Liv. 26, 21, 6), 557 (M. Minucius,
die Herniker und Volsker, „denen nur eine lo C. I. L. 1 p. 459. Liv. 33, 23, 3), 582 (C. Ci-
gewisse Gemeinschaft eingeräumt worden sei", cereius, C. I. L. 1 p. 459. Liv. 42, 21, 4) ; dafs
von den anteilberechtigten Gemeinden des sie aber weit häufiger stattfanden, ergeben die
Latium antiquum ausschliefsend, gewinnt die Worte des Q. Minucius, der sich bereits im
Zahl annähernd durch Kombinierung der Listen Jahre 557 auf den Vorgang vieler berühmten
\)e\DioHys.b, 61 und P/m. 3, 69 (zu den 31 ver- Männer {multorum clarorum virorum exemplo)
schwundeneu Ortschaften des Pliniits treten 14 beziehen konnte {Liv. 33, 23, 3 vgl. 45, 38, 4).
in späterer Zeit noch bestehende und 3 mit Im Unterschiede vom capitolinischen Triumphe
zweifelhaftem Namen hinzu), dieser (a. a. 0. feierte der Sieger ihn iure consularis imperi
S. 606) durch die Verbindung von 15 Herniker- (Liv. 33, 23, 3) sine publica auctoritafe (Liv.
und 2 Volskergemeinden mit den auf 30 re-20 42, 21, 4), und die Kosten fielen nicht der
ducierten Völkern bei Plinius. Sei es nun dass Staatskasse, sondern ihm selber zur Last (Liv.
bereits zu jener Zeit die religiöse Feier auf 33, 23, 8). Zwar war er darum weniger rühm-
dem Albaner-Berge ganz Latium vereinigte, sei lieh, doch unterschied er sich im äufsern
es dafs die gröfseren Städte erst nach dem Prunke kaum von jenem (Liv. 33, 23, 8). Plii-
Cassischen Vertrage vom Jahre 261 u. c. bei- tarch (Marc. 22) giebt beiden dieselben Attri-
traten, so bedarf doch die Behauptung PreZ/ers, bute ivzsXrjg kixI ftey«s" aus den negativen
i?. M. 1 S. 210 „luppiter Latiaris ist das höchste Bestimmungen der ovatio ebendaselbst im
Oberhaupt des latinischen Bundes, in demselben Gegensatze zum albanischen Triumphe (ovk
Sinne wie der capitolinische luppiter das höchste snl xov xs&giTntov ßeßrjiiag ovds Sacpvr]s f%(x)v
Oberhaupt des römischen Staates und Staats- 30 czäcpavov ovöh Tiigiaalnt^öfisvog) wird das po-
kultes sein sollte" in mehrfacher Hinsicht der sitive Ergebnis gewonnen, dafs der siegreiche
Einschränkung und Berichtigung. Die feriae Feldherr, auf der Quadriga stehend, das Haupt
Latinae sind, soweit die Überlieferung zurück- geschmückt mit der Lorbeerkrone, unter dem
reicht, stets unter dem Vorsitze Roms begangen Schalle der Trompeten zur Höhe des luppiter-
worden. Nach dem Untergange Alba Longas tempels hinaufzog. Wohl mit Rücksicht auf
war mit dem Gebiete der Stadt auch die Lei- die Erzählung des Valerius Maximus a. a. 0.
tung der Feier an die Römer gekommen, darum (M. Papirius quickm Maso . . . et in Albano
konnte eine Regelung des Festes von den monte triumphandi et ipse initium fecit et ce-
Tarquiniern ausgehen, und darum nennen die teris pobtea exemplum praebuit proque laurea
Annalen sowohl wie die Fragmente der Jahres- 4ü corona cum alicui spectaculo interesset, myrtea
tafeln nur römische Magistrate als seine Leiter. usus est) und Plinius a. a. 0. (L. Piso tradit
Von dem Augenblicke an, wo die Feier zu Papirium Masonem, qui primus in monte Al-
einer römischen geworden, war die Entwicke- bano triumphavit de Corsis, myrto coronatum
lung eines spezifisch latinischen Gottes ge- ludos circensesspectaresolitum)hehan]itet Preller,
hemmt; denn das nomen Romanum fühlte sich B. M. 1 S. 216, nicht der Lorbeer sondern die
nicht als einen Teil des nomen Latinum, son- Myrte sei zum Ehrenkrauze verwendet worden;
dern trat ihm selbständig gegenüber; eine doch spricht gegen ihn sowohl die Stelle des
hervorragend politische Bedeutung im Sinne Plutarch wie die Worte pro laurea corona bei
des capitolinischen luppiter hat der Kult des Valerius, die ihre Berechtigung nur haben in
luppiter Latiaris nie besessen, sondern immer 50 der Beziehungauf den vorher genannten Triumph
nur den sakralen Mittelpunkt für die latinischen (vgl. Michaelis, Ann.d. inst. 1876 S. 115 Anm. 2).
Gemeinden gebildet Ebenso läfst sich die An- Ebensowenig haltbar ist seine Vermutung, es
nähme Prellers (E. M. 1 S. 285), dafs der Gott sei die ovatio ursprünglich nur der letzte Akt
später wie auf dem Capitol als Optimus Maxi- der Feier auf dem Albanerberge gewesen ; denn
mus im Verein mit Inno und Minerva verehrt die annalistische Überlieferung kennt Ovatio-
worden sei, nicht mehr verteidigen, seitdem nen lange vor den Zeiten des Papirius Maso
die Inschriften, auf welchen jene Annahme (vgl. G. I. L. 1 p. 454 ad a. 251. 291 ; j). 455
basierte, sich als falsch erwiesen haben C. I. L. ad a. 394. Dionys. 5, 47. Liv. 3, 10, 4). Die
14, 126*— 129*. 132*. 133* B. Nur ein Heilig- Zugordnung war die sonst übliche: dem Vier-
tum derluno Moneta daselbst darf als sicher «o gespann vorauf wurden die Opferstiere (Plut.
betrachtet werden (iä'. 42, 7, 1 ; 45,15,10. Cass. a. a. 0. snl (isv reo fisyäla d'QLÜfißco ßov&vzei^v
Dio 39, 20, dagegen gehört; die Widmung an näzQiov tjv tote OTQarrjyoLg), die Beute und die
die luno Albana C. I. L. 14, 125* gleichfalls Gefangenen geführt (Liv. 33, 23, 8), es folgten
zu den inscriptiones falsae). ihm die Soldaten, deren Tajjferkeit den Sieg
Anden Kult des luppiter Latiaris schlofs sich errungen hatte. Da bei einem Triumphe sine
noch eine andere Feier, der triumphus in publica auctoritate die städtischen Behörden
monte Alb an 0; er wurde hier zum ersten Male natürlich offiziell nicht vertreten waren, so
a. 523 u. c. begangen vom Konsul M. Papirius hatte er einen ausschliefslich militärischen
695 luppiter (Latiaris: albanischer Triumph) Inppiter (Latiaris: albanischer Triumph) 696
Charakter und gleichzeitig auch, weil ohne lenker Athene fungierte, vgl. Jahrich. d. arch.
die Bevollmächtigung des Senates begangen, Inst, i (1889) S. 84.
eine volkstümliche Färbung; ein sakral an- Niebuhr (Eöm. Gesch. 2^ S. 42), von der
gehauchtes Volksfest nennt es J.f7. JVissen, -Bei- Voraussetzung ausgehend, dafs eine von Pa-
träge zum römischen Staatsrecht, Stra,?i-\)U\glS8b, pirius Maso selbst erfundene Auszeichnung
S. 124. Soweit reichen die litterarischen Nach- weniger Wahrscheinlichkeit besitze als das
richten; nähern Aufschlufs giebt uns die Ab- Anknüpfen an einen früher bestehenden Brauch,
bildung einer jetzt im Berliner Museum be- hat die Behauptung aufgestellt, dafs in den
findlichen praenestinischen Cista (Mon. ined. Zeiten nach dem Cassischen Bündnis bis zur
10 t. 29) besprochen von Michaelis a. a. 0. lo Unterwerfung Latiums, in denen Vertrags-
S. 105 ff.; mit dem überzeugenden Nachweis, gemäfs die Eidgenossenschaft abwechselnd mit
dafs der triumphus in monte Albano Gegen- Rom die Führer des Bundesheeres stellte, die
stand der Zeichnung sei {Jordan, krit. Beitr. latinischen Feldherrn Triumphzüge auf den
S. 14) , die aus stilistischen Gründen nicht Albanerberg geführt hätten, wenn unter ihrer
über das Jahr 414 u. c. hinausgerückt werden Leitung und ihren Auspicien glückliche Er-
darf {Michaelis S. 119). Im Mittelpunkt der folge im Kriege errungen worden seien. Durch
unter freiem Himmel sich abspielenden Scene die oben beschriebene Abbildung sah sich
steht ein Mann, das Haupt geschmückt mit ilft'c/mcZts veranlafst (a. a. 0. S. 117 ff.), ein Wei-
einer Lorbeerkrone, bekleidet mit schön ver- terbestehen jener latinischen Feier in den ein-
ziertem Beinharnisch und kurzem , auf der 20 zelnen Städten über das Jahr 416 hinaus an-
rechten Achsel zugeknöpftem Mantel, durch zunehmen, womit zugleich die Lücke zwischen
reiche verbrämte Garnierung als Festgewand 416 und 523 ausgefüllt und der römische
gekennzeichnet (ohne Zweifel ein paludamen- Oppositionstriumph dem latinischen zeitlich
tum), die Linke trägt ein Scepter mit Adler nahe gerückt wäre. Da nämlich die Zeichnung
an der Spitze, während er mit der Rechten aus einer Epoche stamme, wo Siege unter den
aus einer patera über einem brennenden Rauch- Auspicien latinischer Feldherrn nicht mehr er-
gefäfse zu opfern im Begriff ist; links reihen fochten werden konnten (s. oben) und da ein
sich an ein junger Diener , ein Priester und Zurückgreifen des Künstlers auf antiquierte
ein Sklave, alle drei heiliges Opfergerät tra- Sitten wenig glaubwürdig sei, so müsse in
gend ; auf der rechten Seite hält, gelenkt von 30 Hinsicht auf die Livianische Erzählung (23,
einem bärtigen Manne im Mantel mit breiter 19, 18), wonach dem praenestinischen Prätor
Binde und Stock, eine Quadriga, deren linkes M. Anicius wegen der tapfern Verteidigung
Beipfei'd ein halbnackter Jüngling am Zügel Casilinums a. 538 von seiner Vaterstadt ein
fafst; auf beiden Beipferden sitzen zwei Jung- Standbild errichtet worden, die Möglichkeit
linge mit Metallgürtel ; die dürftige Kleidung zugegeben werden, dafs die Senate der Muni-
hindert, sie für Verwandte des Feldherrn zu zipien verdienten Männern den Triumphzug
halten, qui in equis triumphayitiuvi sedere solc- zumheimischenluppitertempel bewilligten, und
bant, Cic. pro Mur. 11; hinter dem Wagen dieser könne vom alten latinischen kaum ver-
folgt ein Trompeter. Das Ganze macht den schieden gewesen sein. Preller, B. M. 1 S. 216
Eindruck einer Triumphalfeierlichkeit; doch 40 denkt au eine von Latium und Rom zugleich
stellt das Bild weder eine ovatio dar (der begangene Feier auf der alten gemeinsamen
Feldherr würde keinen Lorbeer-, sondern einen und heiligen Höhe des luppiter Latiaris. Es
Myrtenkranz, keinen Mantel, sondern eine kann all diesen Hypothesen eine innere Be-
toga tragen , er würde kein Scepter führen rechtigung nicht zuerkannt werden. Niebuhrs
und sich nicht einer Quadriga bedienen, son- Annahme ist nur verständlich, wenn der mons
dern zu Fufs gehen oder ein Rofs besteigen, Albanus mit seinem Kulte im Gegensatze zu
schliefslich wäre kein Trompeter zugegen, son- Rom speziell latinischen Interessen diente; da
dern ein Flötenbläser; vgl. das mehrfach citierte nun aber, wie wir oben sahen, bereits die
Kapitel des P/wten/i), noch einen capitolinischen Organisation des Tarquinius Superbus Roms
Triumph, da der charakteristische Schmuck 50 Einflufs daselbst als bestimmend erscheinen
desselben fehlt: die aurea corona, toga picta läfst, da ferner die Überlieferung auch nicht
und tunica palmata, Stücke, die auf jeder Ab- die leiseste Hindeutung auf eine derartige
bildung deutlich erkennbar sind (s. unten). Feier enthält (dies spricht besonders gegen
So bleibt nur die dritte Feierlichkeit übrig. Preller; denn wären Römer beteiligt gewesen,
der Triumph auf dem Albanerberge; wir wer- so wäre in den Annalen sicher eine diesbe-
den um so geneigter sein uns dafür zu ent- zügliche Notiz zu finden), so ist einmal nie
scheiden, da die litterarisch überlieferten Merk- ein latinischer Triumph Vorbild für den ca-
male (Quadriga, Lorbeerkrone, Trompeter) pitolinischen gewesen, wie Michaelis meint
sämtlich zutreffen und das paludamentum zu (S. 120), sodann ist der Triumph des Papirius
dem vorwiegend militärischen Charakter vor- 60 Maso und seiner Nachfolger keine Nachahmung
trefflich pafst. Furtwänqler, Jahrbch. d. arch. des latinischen, sondern des capitolinischen,
Inst. 3 (1888) S. 113 ff. 215 ff. glaubte auf natürlich mit den Abweichungen, die durch
einer antiken Glaspaste der Berliner Sammlung die verschiedene Lokalität und Natur der Feier
einen albanischen Triumph dargestellt zu sehen, bedingt waren. Wenn nun nach Michaelis
doch überzeugte ihn die Ergänzung zu dem (S. 112) das paludamentum des Libierenden
Glascameo in der Gemmeusammlung des Briti- auf der Cista die Annahme ausschliefst, dafs
sehen Museums, dafs der vermutete Triumpha- die Handlung in den Grenzen des römischen
tor ein griechischer König sei und als Wagen- Pomeriums vollzogen worden sei, so bleibt es
697 luppiter (Priester: flamen Dialis) luppiter (Priester: üamen Dialis) 698
mindestens bedenklich, den Vorgang, welchen hältnis des rex sacrorum, flamen Dialis und
unsereZeichnung veranschaulicht, innerhalb des pontifex maximus, sowie über den Wechsel
Pomeriums von Praeneste suchen zu wollen. ihrer Lokalitäten | a. a. 0. S. 231 fF.] leidet an
Solange kein bestimmteres Zeugnis für das vielen Unwahrscheinlichkeiten). "Wie für die
Vorhandensein einer solchen Feier in den Regia, so gilt auch für sie die Bestimmung,
Städten Latiums vorliegt, wird man gut thun dafs das Feuer von ihrem Herde nur zu hei-
in dem Bilde die Darstellung eines albanischen ligen Zwecken hinausgetragen werden darf
Oppositionstriumphes zu sehen. {Gell. 10, 15, 7. Fest. p. 106). Es ist dem
flamen Dialis ursprünglich nicht gestattet, auch
Priester. ^(, j^u^. gj^g Nacht von seiner Wohnung fern zu
Flamen Dialis. Die Einsetzung eines be- bleiben, eine Vorschrift, die unter Augustus
sonderen Priesters für den himmlischen Herr- insoweit gemildert wird, dafs er zweimal im
scher schreibt die Überlieferung dem Numa Jahre zwei Nächte, doch nur mit Erlaubnis
zu {Lii\ 1, 20, 1 ft.). Wie die Namensform des Pontifex maximus, von Rom abwesend sein
Dialis, so tragen eine Reihe von sakralen Be- darf [Liv. 5, 52, 13. Tac. ann. 3, 71. Gell. 10,
Stimmungen und Kultgebräuchen, die speziell 15, 14). Wie die höchsten Beamten des Staates
an dieses Priestertum sich angeschlossen haben, erhält er einen Sitz im Senate, die sella cu-
in sich selbst die beste Gewähr für ihr hohes rulisundtogapraetexta(Li«;.l,20,3;27,8,8. Flut.
Alter. Wiewohl in der offiziellen Reihenfolge q. B. 113), sowie einen Hctor {Fest. p. 93; vgl.
dem rex sacrorum nachstehend {Fest. p. 185 20 Ov. fast. 2, 23); er erscheint stets im vollen
maximus videtur rex, dein Dialis, post hunc priesterlichen Ornate mit den Abzeichen seines
J\Iartialis,quartoloco Quinnalis,quinto Pontifex Amtes. Über der tunica, die er im Freien nie
maximus), war er doch diesem sowohl wie den ablegen darf, damit luppiter seinen Diener
flamines des Mars und Quirinus an Würde und nicht entblöfst sehe {Gell. 10, 15, 20), trägt er
Bedeutung überlegen. Ihr Verhältnis ist das- die sogenannte laena, eine toga duplex, die
selbe wie das der Götter, denen sie dienen nach einer alten pontifikalen Bestimmung von
{Aug. c. d. 7, 9 penes lanum sunt prima, penes seiner Frau gewebt sein mufste {Serv. ad Aen.
lovem summa), dagegen war er als Einzel- 4, 262). Sein Haupt bedeckt der pileus s.
priester dem Pontifex maximus als dem Ver- albogalerus {Fest. p. 10 fiebat ex liostia alba
treter der gesamten Staatsgottheiten in seinen so lovi caesa. Gell. 10, 15, 32. Serv. ad Aen. 2,
geistlichen Funktionen untergeben. Die Würde 683. Fronto ep. ad M. Caes. 4, 4 p. 67 Naber),
ist stets in den Händen der Patrizier geblieben. nach oben spitz in einen Stab auslaufend
Da sie vom Kriegsdienst und allen öti'entlichen (apex; virga = Ölzweig; Helin, Kulturpflanzen^
Ämtern ausschlofs {Liv. 4, 54, 7. Gell. 10, 15, 4. S. 99 will darin Entlehnung griechischer Sitte
Fest. p. 249. Flut. q. B. 113), so wurde sie bei sehen); die Stelle, wo der stabartige Aufsatz
der steigenden politischen Entwickelung des aus dem Hute herauswächst, ist mit einem
römischen Staates für ihre Träger allmählich wollenen Bande (filum) umgeben {Fest. p. 10.
eine ^lästige Bürde. Zwar war schon a. 554 u. c. 23), ein Schmuck, der so charakteristisch war,
die Ädilität {Liv. Sl, 50, 7,32; 7,14) und a. 571 dafs die Alten von ihm den Namen flamines
die städtische Prätur (Liv. 39, 39, 2; 45, 2, 22) 40 (= filamines) herleiteten {Varro l. l. 5, 84.
dem flamen Dialis zugänglich gemacht worden. Fest. p. 87. Serv. ad Aen. 8, 664; 10, 270.
doch blieben auch jetzt die Beschränkungen so L)ion. Hai. 2, 64. Flut. Num. 7). Vorbild für
bedeutende, dafs nach dem Selbstmoi'de des L. den pileus war eine Kopfbedeckung, wie sie
Cornelius Merula a. 667 die Stelle wegen Mangel uns auf den ältesten Cornetaner Wandgemälden
an Bewerbern über 70 Jahre lang nicht besetzt begegnet (vgl. Heibig , Über den Fileus der
werden konnte, bis Augustus sie a. 743 erneuerte alten Ltaliker Sitz.-Ber. d. bayr. Ak. 1880
{Vell. Paterc. 2,22. Tac. ann. 3, 5S. Suet. Aug. 31. S. 492 ff. 509 ff. und die Abbildungen Tf. 2
Cass.Dto 54, 46. (?o/. 1,136). Inschriftlich erwähnt nr. 14. 16. 26). Die Heiligkeit dieses flamen
flnden sich flamines des höchsten Gottes zu Rom spricht sich noch besonders in folgenden Be-
(C. J. L. 1, 33), zu Lanuvium (C. I. L. 14, 2089), 50 Stimmungen aus. Jede profane Thätigkeit
zu Lavinium {C. L. L. 14, 4176) und zu Tibur mufs in seiner Nähe aufhören, es schreiten
{C. I. L. 14, 3586). Unter den Bewerbern, die ihm daher auf der Strafse die praeciae oder
den patrizischen Geschlechtern angehören und praecimiatores voraus, um jedermann zum
in einer unter den feierlichen Formen der Niederlegen der Arbeit zu veranlassen {Ma-
confarreatio [Marquardt, Böm. Frivataltcrt. 4:'^ crob. 1,16,9. i^esi. p. 224. 249). Er darf keinen
S. 32) geschlossenen Ehe leben müssen {Serv. Eid schwören {Liv. 31, 50, 7. Gell. 10, 15, 5.
ad Aen. 4, 103. 374), werden von den Pontifices Fest. p. 104. Plut. q. B. 44), nichts Unreines
drei vorgeschlagen {Tac. ann. 4, 16), und unter anrühren {Gell. 10, 15, 9. 12. 19. 24. Plin. n.h.
ihnen hat der Pontifex maximus die engere 18, 119; 28, 146. Fest. p. 87. Serv. ad Aen.
Wahl zu treffen {Liv. 27, 8, 5; 29, 38, 6. Val 60 1, 179. Macrob. 1, 16, 9. Plut. q. B. 109—111).
Max. 6, 9, 3. Gell. 1, 12, 15). Der Neugewählte Zu dem Verbote gesäuertes Brot anzufassen
bezieht die Amtswohnung des luppiterpriesters, vgl. Heibig, Die ltaliker in der Poebene S. 72),
die sogenannte flaminia {Fest. p. 89. Serv. keinen Knoten an seinem Leibe tragen {Gell.
ad Aen. 2, 57). Diese lag auf dem Palatin (Cas- 10, 15, 6. 9. 12. 13. Fest. p. 82. 113. Serv. ad
sius Dio 54, 24), vermutlich nahe beim Tempel Aen. 4, 262. Plut. q. B. 112). Gelang es einem
des luppiter Stator {Gilbert, Gesch. u. Top. zur Hinrichtung Geführten seine Kniee zu um-
Boms 1 S. 233 Anm. 2; die Hypothese dieses schlingen, so konnte an diesem Tage die Strafe
Gelehrten über die Entwickelung und das Ver- nicht vollzogen werden {Gell. 10, 15, 10. Serv.
699 luppiter (Priester: flamen Dialis) luppiter (Priester: Fetiales) 700
ad Aen. 3, 607); ein Gefesselter, der sein Haus Ilamini aliuiii ducere licebat uxorem nisi post
betrat, wurde von den Fesseln befreit {Gell. mortem flaminicae uxoris). Ähnlichen Vor-
10, 15, 8. Serv. ad Acn. 2, 57); nur ein freier schriften hinsichtlich der Kleidung und des
Mann durfte ihm Haar und Bart scheren {Gell. sonstigen Verhaltens ist seine Gattin, die fla-
10, 15, 11), und zwar roit einem kupfernen minica, unterworfen; an allen Nundinen
Messev {Serv. ad Aen. 1, H8. iUacrofc. 5, 19, 13. schlachtet sie dem luppiter einen Widder in
Lyd. de mens. 1, 31), ein Brauch, der uns in der Regia {Macroh. 1, 16, 30); sie ist in erster
eine Zeit zurückführt, wo man in Latium das Linie Priesterin der luno {Fluf. q. B. 86; Ge-
Eisen noch nicht kannte (vgl. Helhig a. a. 0. naueres s. v. luno); die Heiligkeit und Rein-
S. 82); die Abfälle der Haare und Nägel müssen 10 heit des himmlischen Götterpaares spiegelt
unter einem fruchttragenden Baume vergraben sich in ihren Dieuern wieder, und diese selbst
werden {Gell. 10, 15, 15). Die Hauptthätigkeit sind das Muster einer römischen Ehe der
des "fiamen Dialis besteht in dem täglichen alten Zeit. Die altertümliche Institution des
Opferdienste {Serv. ad Aen. 8, 552 more enim flamen und der flaminica beweist auch, dafs
vetere sacrorum neque Martialis neque Qiiiri- die paarweise Götterverehrung in Italien eine
nalis flamen ommbus caerimoniis tenebantur ursprüngliche war.
quibus flamen Dialis neque diurnis sacrificiis Fetiales. Der Stamm des Wortes scheint
distinebantur. (reW. 10, 15, 16); am Fufse seines auf fari, fateri hinzuweisen vgl. Marquardt,
Bettes mufs sich stets ein Gefäfs mit den ge- Rom. Staatsverw. 3'^ S. 417 Aum. 9. Johansson,
wohnlichen Opfergaben befinden {capsula cum 20 Bezzenberg. Beitr. 15 (1889) S. 307. Als Be-
sirue atque ferto. Gell. 10, 15, 14). Wenn er zu gründer der Priesterschaft werden die ersten
einem Opfer aufserhalb des Hauses sich be- Könige genannt: Numa {Dion. 2, 72. Plut.
giebt, so trägt er in den Händen das corame- Num. 12. Cam. 18), TuUus Hostilius {Cic. de
taculum (virga), um jede Berührung mit re publ. 2, 17, 31 vgl. Liv. 1, 24, 6), Ancus
anderen zu verhüten {Fest. p. 56. 64). Wie er Marcius (L«v. 1,32, 5. Aurel. Vict.de vir. illustr.
an allen Iden die Ovis idulis {Ov. f. 1, 588; s. 5, 4. elog. C. I. L. 1 p. 564 = 6, 1302. Sertor
oben Sp. 655, 32) darbringt, so ist er jedenfalls Besius liber de praenom. 1 im Val. Max. p. 743
an allen regelmäfsigen und aufsergewöhnlichen Kemp)f\ vgl. Dion. 2, 72. Serv. ad Aen. 10, 14).
Opfern an luppiter beteiligt. Als Opfermesser Ihre Funktionen übten die Fetialen teils als Ge-
dient ihm die secespita {Fest. p. 348. Serv. ad 30 samtkollegium (20, vgl. Varro b. Non. p. 529),
J.en. 4, 262). Zusammen mit dem rex sacrorum teils in kleineren Abteilungen (jL7V. 1 , 24, 6;
verteilt er im Februar als Sühnemittel, Gegen- 3, 25, 6; 9, 5, 4; 31, 18, 1; 42, 25, 1. Varro
stände von Wolle (februa\ wie sie zu heiligen a. a. 0.); zu den ursprünglichen Aufgaben ge-
Vorrichtungen vielfach verwendet werden {Ov. hören die Geougthunngaforderung, die Kriegs-
f. 2, 21 pontificcs a rege petunt et flamine lanas ankündigung, der Abschlufs und die Auf-
quis veterum lingua februa nomen erat). An hebung von Büudnissen und Verträgen; hier-
den Luperealien (15. Febr.) opfert er am aus entwickelt sich allmählich eine in allen
Lupercal {Ov. f. 2, 282; vgl. Varro l. 1. b, 85), Fragen des internationalen Rechtes ihr Gut-
und bei Beginn der Weinlese fällt ihm die achten abgebende Körperschaft, bis schliefs-
feierliche Einweihung zu {Varro l. l. 6, 16). 40 lieh die völkerrechtlichen Abmachungen den
Auf einem verdeckten, zweispännigen Wagen priesterlichen Charakter vollständig verlieren.
iühi-ensim l. Okt. {fast.Arv.Henzen CCXXXY 111. Die Würde selbst finden wir noch bis zum
fast. Amit. C. I. L. 1 p. 325 = 9, 4192) die Anfange des 3. Jahrhunderts n. Chr. inschrift-
drei grofsen Flamines zum Tempel der Fides lieh erwähnt {Marquardt Z'^ S. 418 Anm. 1,
Publica auf dem Capitol, um hier, die Rechte dazu C. I. L. 2, 2705; 3, 248; 8, 7058. 7060;
bis auf die Fingerspitzen in ein weifses Tuch 10, 6663. 6764; 14, 2405. 4238. 3595. 294:1 (;?)).
gehüllt, das Opfer darzubringen {Liv. 1, 21, 4; Aufser den silices und dem sceptrum, die aus
vgl. Dionys. 2, 75. Serv. ad Aen. 1, 292; 8, 636). dem Tempel des luppiter Feretrius genommen
Da die Göttin die Personifikation der in dem wurden (vgl. Sp. 674, 11 ff'), bedienten sich die
Wesen luppiters liegenden Begriffe der Zuver- 50 Fetialen bei ihren amtlichen Verrichtungen
lässigkeit und Treue darstellt, so spielt er bei der sagmina oder verbenae; es sind dies
dem Akte wohl die Hauptrolle. Unterstützt wird Büschel eines heiligen Krautes {isqu ßordvrj
er in den pricsterlichen Handlungen durch s. verbenaca Plin. n. h. 25, 105), die samt der
seine eigenen Kinder {Dionys. 3, 22) oder, wenn Wurzel und der daran hängenden Erde auf
diese fehlen, durch camilli, die aus einer kon- der arx, d. h. dem Nordhügel des mons Capito-
farreierten Ehe stammen und beide Eltern linus, ausgehoben wurden {Plin. 22, 5 sagmina
noch am Leben haben {Fest. p. 93. Serv. ad in rcmediis publicis fuere et in sacris legatio-
Aen. 11, 543. Macroh. 3, 8, 7. Plut. Num. 7). nibusque verbenae; certe utroque nomine idem
Fällt ihm beim Opfern der Pileus vom Kopfe significatur , Jioc est gramen ex arce cum sua
oder zeigt er sich lässig im Dienst, so wird 60 terra evulsum. Fest. p. 321. Serv. ad Aen. 12,
er gezwungen, sein Amt niederzulegen {Liv. 120); sie wurden von dem amtierenden Konsul
26, 23, 8. Val. Max. 1, 1, 4. Plut. Marc. 5), oder Prätor gefordert {Liv. 1, 24, 4; 30, 43, 9)
ebenso kann er nach dem Tode der Gattin und durch ein Mitglied, das von ihnen den
nicht länger fungieren {Gell. 10, 15, 22. Pris- Namen verbenarius führte, dem Kollegium
cian 1 p. \i^ Hertz. Plut. q. B. 50), denn er vorangetrageu als eine Bürgschaft des Frie-
darf sich nicht wieder vermählen {Tertull. de dens und ein Zeichen der Unverletzlichkeit
exhortat. castit. 13. Hieron. ep. 123, 8. adv. der Gesandtschaft {Plin. 22, 5. Varro b. Non.
lovin. 1, 49; dagegen Serv. ad Aen. 1, 29 nee p. 528. Marcian. Dig. 1,3,8). Der verbenarius
701 luppiter (Priester: Fetiales) luppiter (rriester: Fetiales, Augures) 702
bestimmte wieder durch Berührung mit den Aiiim. Marc. 19, 2, 6. Cassivs Dio 71, 33.
sagmina ein Mitglied der Deputation zum Tsetzes Chil. b, ib. Dafs am 33. Tage nicht die
pater patratus (Liv. 1,24,6 fetialis erat M.Va- testatio [Liv. 1, 32, 9], sondern bereits die in-
lerius; is patrtm 'pairatum Sp. Fusium fecit, dictio belli stattfand, hat FMsmaio wahrschein-
verbena Caput cajnUosquc tangens), eine Würde, lieh gemacht: dei Feziali e del diritto feziale,
durch die dem Inhaber in jedem einzelnen contributo alla storia dd diritto publica esterno
Falle die Leitung der heiligen Handlungen in Borna. Rom. 1884. S. 54 ff.) Die Ausfüh-
übertragen wurde {Cic. de or. 1, 40, 181; 2, 32, rung dieser Ceremonieen wurde um so mehr
137. pro Caec. 34, 98. Liv. a.a.O. Dion.2,72). erschwert, je weiter Rom seine Grenzen hin-
Die Eigentümlichkeit, dafs die Grasbüschel ge- lo ausschob; doch fand man ein Auskunftsmittel:
rade von der nördlichen Erhebung des capito- im tarentinischen Kriege liefs man durch einen
linischen Hügels entnommen wurden, während gefangenen Soldaten aufserhalb des Pomeriums
man doch die anderen Symbole, silices und am Tempel der Bellona im Circns Flaminius
sceptrum, im Tempel des luppiter Feretrius auf ein Stück Land kaufen und erklärte dasselbe
der Südkuppe autbewahrte, vermögen wir nicht für feindliches Gebiet; als Grenzstein wurde
zu erklären. Von einem Heiligtume des die columna bellica errichtet, über sie warf
Himmelsgottes auf der arx wird nichts be- der pater patratus die Lanze und eröffnete mit
richtet, die einzige Schöpfung daselbst, die dieser symbolischen Handlung den Krieg {I'o-
nian zu ihm in Beziehung setzen könnte, ist lyb. 13, 3. Üv. fast. 6, 205. Fest. p. 33. tierv.
der alte Sitz der Augurn, das Auguraculum. 20 ad xien.d,b2. Placid. ^. y. bellica Columna. Cass.
In den Ceremonieen und Formeln der ur- Dio 50, 4; 71, 33), während die thatsächliche
sprünglichen Funktionen tritt der Zusammen- Kriegserklärung durch den Oberbefehlshaber
hang der Priesterschaft mit luppiter, dem erfolgte {IJo. 31, 8, 3; 36, 3, 7). 3) Die Mit-
Schützer der Wahrheit und Treue, dem Rächer Wirkung der Fetialen bei Abschlufs von
des verletzten Eidschwures, am stärksten hervor. Bündnissen und Verträgen. Nachdem sie
1) Genugthuuugsforderung (clarigatio, auf dem vorschriftsmäfsigen Wege die sagmina,
Liv. 8, 14, 5. Flin. n. h. 22, 5. Quiut. 7, 3, 13. silices und sceptrum erhalten hatten {Lio. 1,
Arnob. 2, 67; vgl Serv. ad Aen. 9, 52; 10, 14). 24, 5; 30, 43, 9. Fest. p. 92. 321), traten sie
Ausgerüstet mit den heiligen Symbolen zog ihre Reise an. Die Handlung begann mit dem
die auserwählte Deputation nach dem feind- 30 Vorlesen des Vertragswortlautes, sodann nahm
liehen Lande; beim Passieren der Grenze, der pater patratus den luppiter zum Zeugen
beim ersten Zusammentreffen mit einem Bürger der redlichen Gesinnung seines Volkes und
des feindlichen Landes, beim Durchschreiten schlofs mit einer Verwünschung für den Fall
des Stadtthores und bei der Ankunft auf dem eines treulosen Vertragsbruches: audi, lupj-
Forum nahm der pater patratus das Wort und piter, audi, pater patrate, audi tu, populus Al-
flehte verhüllten Hauptes (mit den entsprechen- banus. TJt illa palam prima postrema ex Ulis
den geringfügigen Abweichungen): audi, lup- tabulis ctrave recitaia sunt sine dolo malo, uti-
piler , audite fines — cuiustunque gentis sunt, que ea hie hodie rcctissime intellecta sunt, Ulis
nominat — audiat fas; ego sunt publicus nun- legibus populus Romanus prior non deficiet; si
tius populi Romani; itiste pieque legatus venio 40 prior defexit publica consilio dolo malo, tum
verbisque meis fides sit. Nach Aufzählung ille dies, Luppiter, populum Bomanum sie fu'ito,
seiner Forderungen ruft er den luppiter zum ut ego liunc porcum hie hodie feriam; tantoque
Zeugen an: si ego iniuste imptieque illvs ho- magis ferito, quanto magis potes pollesque {Liv.
mines illasque res dedier mihi exposco, tum pa- 1, 24, 7; vgl. Polyb. 3, 25, wo in der Schwur-
triae compotem me nunquam siris esse {Liv. 1, formel auch Mars und Quirinus genannt sind).
32, 6 sq.). Wurde innerhalb von 30 Tagen (Die Bezeichnung Carmina für alle diese For-
{Dion. 2, 72) eine befriedigende Antwort von mein veranlafste Ribbeck, Jahns Jahrbch. 77
der feindlichen Seite nicht gegeben, so erfolgte (1858) S. 206 zur Annahme von Saturniern,
zum zweitenmale durch den pater patratus ein s. dagegen Peter, Comment. in. hon. Reiffcrscheid.
feierlicher Protest, in dem luppiter wiederum 50 S. 67 ff.) Bei den letzten Worten schlug er
an erster Stelle genannt wird: audi, luppiter mit dem lapis das Opferschwein {Suet. Claud.
et tu lane Quirine diique omnes cailestes vos- 25 vgl. Sp. 676). Die beteiligten Fetialen unter-
que terrestres vosque inferni audite; ego vos zeichnen die Vertragsurkunde {Liv. 9, 5, 4) und
testor, populum illum — quicunquc est, nomi- sind verpflichtet, über die Beobachtung der
nat — iniustum esse neque ius yersolvere. Sed einzelnen Bestimmungen zu wachen {Dion.
de istis rebus in patria maiores natu consule- 2, 72) und über ihre Verletzung zu entscheiden
mus, quo pacto ius nostrum udipiscamur {Lio. {Marquardt 3'^ S. 424 A. 1—6); sie sind also
1,32, 9; vgl.J>('ow. 15,9). 2) Kriegserklärung. in jeder Beziehung die Vertreter luppiters
Nachdem auf den Bericht der Fetialen zu Rom (vgl. Movimsen, Rom. Staatsr. 1- S. 238 ff. 3Iar-
der Krieg beschlossen war {Liv. 1, 32, 11), 00 quardt 3'- S. 415—427.
erschien nach Ablauf von 3 Tagen der pater Augurn. Wenn die Augurn auch nicht in
patratus abermals an der feindlichen Grenze, dem eminenten Sinne wie die eben besproche-
kündigte in Gegenwart von mindestens drei neu Priester als spezielle Diener luppiters be-
zeugen dem Sühne verweigernden Staate trachtet werden können, so hat doch ihre
förmlich den Krieg an und eröffnete ihn, in- ganze Wissenschaft von dem Himmelsgotte
dem er eine hasta ferrata aufc sanguinea prae- ihren Ausgang genommen, und das Bewufst-
usta ins feindliche Gebiet warf. {Liv. 1, 32, sein dieses ursprünglichen Zusammenhanges
12—14. Gell. 16, 4, 1. Serv. ad Aen. 10, 14. ist immer lebendig geblieben. Bei wichtigen
703 luppiter (Feste: Poiilifugia) lupiiiter (Feste: Vinalia) 704
Unternehmurigen , bei der Wahl von Beamten wird bestätigt durch eine Notiz bei Cassius
und der Inauguration von Priestern und Ort- J)io 47, 18, wonach der Senat für den 5. Juli
lichkeiten, in denen Staatshandlungen vor- die Geburtstagsfeier des Caesar angeordnet
genommen werden, kurz in allen Fragen, bei und alle Zuwiderhandelnden als snaQÜrovg
denen dem Staate die Einholung der göttlichen t« Jii erklärt hatte. Dafür scheint ferner
Genehmigung geboten erscheint, stehen sie als auch zu sprechen die aus der Ähnlichkeit der
Sachverständige dem vollziehenden Magistrate Ceremonieen (Lustrationsriten) sich ergebende
oder Fontifex zuredend oder abmahnend zur Beziehung auf das zwei Tage später statt-
Seite. Ihre Hauptaufgabe besteht dabei nach findende Fest der nonae Caprotinae zu Ehren
der Einrichtung des templum (vgl. darüber lo der Inno (s. d.), in der die Zusammengehörigkeit
P. Begell, Die Schautempla der Auqurn in N. der beiden italischen Lichtgottlieiten wieder
Jahrb. f. Phil. u. Pädag. 123 [1881] S. 593 ff.), hervortritt.
in der Beobachtung der Blitz- und Vögel- Die Reihe der mit der Ernte uüd Zuberei-
zeichen, und hieraus ergeben sich unzweideutig tung des Weines in Verbindung stehenden
die Beziehungen zu luppiter; vgl. Enn. ann. Feierlichkeiten eröffneten am 19. August die
frg. 310 Baehrens: contremuit magnum templum Vinalia rustica, die von J^'esiMS ausdrücklich
lovis altitonantis. Terent. Eun. 590 qui templa als Festtag des luppiter bezeichnet werden
caeli summa sonitu concutit. Cic. de div. 2, 34, (p. 265 Bustica vinalia aiipellantur mense Au-
72 aves internuntiae lovis. ibid. 2, 36, 78. In gitsto XIV Kai. Sept. lovis dies festus); man
den commentarii augurum findet sich die Vor- 20 flehte in dieser kritischen Zeit, die über den
schrift love tonante fulgurante comitia popidi Ausfall der Ernte entschied, um das Gedeihen
habere nefas (vgl. Cic.de div. 2, 18, 42); in der der reifenden Trauben {Plin. n. h. 18, 284 tria
Gebetsformel bei der Inauguration des Numa, namque tempora fructibus metuebant , propter
die Livius (1, 18, 9; vgl. Plut. Num. 7) aus quod institueruntf erias diesque festos Bobigalia,
den Gebräuchen seiner eigenen Zeit entnommen Floralia, Vinalia). Wenn der Epitomator des
hat, wird luppiter um die Gewährung gün- Festus p. 264 berichtet: Bustica Vinalia XIV
stiger Zeichen angefleht {luppiter jmter si est Kai. Septembris celebrabant, quo die primum
fas hunc Numam Pompilium., euius ego Caput vina in %irbem def^rebant, so beruht die An-
teneo, regem Bomae esse uti tu signa nobis certa gäbe wahrscheinlich auf einer Verwechselung
adclarassis inter eos fines quos fcci), und Cicero 30 mit den Vinalia priora (s. unten), vgl. 3Iar-
de leg. 2, 8, 20 bezeichnet die Augurn geradezu quardt, Büm. Stuatsverwaltg. 3 S. 333 A. 7.
als die Dolmetscher des höchsten Gottes (wfcr- Der Beginn der Weinlese selbst, von Witte-
preies lovis optumi maxumi, publici augures, rungsverhältnissen abhängend, konnte natürlich
signis et ausinciis postea vidento). Aus dieser nicht genau fixiert werden, man legte daher
Stelle ist übrigens nicht der Schlufs zu ziehen, die einleitenden religiösen Ceremonieen auf den
dafs die Stiftung des Kollegiums mit der Er- Tag der Vinalien. Die Vornahme der Weihe
bauung des capitolinischen Tempels zusammen- lag in den Händen des flamen Dialis. Einige
fällt, dagegen spricht nicht sowohl der Um- Trauben abschneidend, forderte er zum Beginne
stand, dafs die Berichte der Alten überein- der Weinlese auf; es folgte das Opfer eines
stimmend die Institution in den Anfang der 40 Lammes an luppiter, während dessen Zu-
Königszeit verlegen {Cic. de republ. 2, 9, 16. bereitung die auspicierende Handlung des
de div. 1,2,3; 17, 30, 40, 89; 48, 107. Liv. 1, Einsammelns der Trauben von ihm wiederholt
18, 6; 4, 4, 2; 6, 41, 4), sondern vor allem ihre wurde {Varro 1.1. 6, 16 Vinalia a vino, hie
Verbreitung über ganz Mittelitalien {Varro 1. 1. dies levis, non Veneris; huius rei cura non
5, 33. Cic. de div. 2, 33, 70; 1, 41, 92. Bücheier, levis in Latio, nam aliquot locis vindemiae pri-
Umbrica p. 42 sq.). Über andere Fragen be- mum ab sacerdotibus publice fiebant, ut Bomae
züglich des Kollegiums der Augurn vgl. etiam nunc; nam, flamen Dialis auspicatur
Mommsen, Böm. Staatsr. 1^ S. 78 — 114. 3Iar- vindcmiam et ut iussit vinum legere, agna lovi
quardt, Böm. Staatsverwaltg. 3^ S. 397 — 409. facit inter quoius exta coesa et porrecta flamen
50 prorsus vinum legit). War die Ernte beendet
und der Most fertig gestellt, so wurde an den
Zu den luppiterfesten, die, wie die Schrei- Meditrinalien am 11. Oktober der neue, noch
bung mit grofsen Buchstaben im Kalender be- ungeklärte Wein gekostet und zum Vergleiche
weist, über den Anfang der republikanischen der alte Wein vom vergangenen Jahre dazu
Zeit hinausreichen, gehören die Poplifugia getrunken, wobei man die Worte sprach: no-
und Vinalia. Die ersten wurden am 5. Juli vum vetus vinum biho, novo veteri vino morbo
gefeiert. Nach den Berichten der Alten sollen medeor {Varro 7. Z. 6, 21; bei Fest. p. 123
sie eingesetzt sein infolge einer Niederlage lautet die Formel: vetus novum vinum biho,
der Römer durch die Fidenaten {Varro l. l. veteri novo morbo medeor), voraus ging eine
6, 18; vgl. Macrob. 1,11, 37. Plut. Cam. 33), GO Libation, wahrscheinlich für luppiter, denn
Tuscer {Macroh. 3, 2, 14), Gallier {Ovid. de die Fasten von Araiternum {C I. L. 1 p. 325
arte amat. 2, 257) oder nach dem Verschwinden = 9, 4192) verzeichnen zum 11. Oktober feriae
des Romulus {Dion. 2, 56. Plut. Bom. 29). In- lovi. Die Göttin Meditriua {Fest. p. 123) ist
des sind dies nur Versuche zur Erklärung des also erst eine Erfindung der Grammatiker, her-
Namens; der wahre Ursprung ist uns nicht be- vorgegangen aus dem Bedürfnis, den Namen
kannt. Dafs der Tag dem luppiter geheiligt Meditrinalia zu erklären; vgl. Wissowa, ind.
war, ergiebt der Zusatz feriae lovi in den lect. Marpurg. 1891 p. 15 a. 16. Die Vinalien
fast. Amit. {C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192) und am 23. April des nächsten Frühjahres bildeten
Feste.
705 luppiter (Feste: Vinalia) luppiter (Capitolinus: Kultlokal) 706
den Abschlufs der Feier; erst an diesem Tage beiden Hügeln der capitolinische Tempel ge-
diirfte der ausgegorene Wein in die Stadt ge- standen habe, war bis in die neueste Zeit sehr
fahren werden {Varro 1. l. 6, 16 in 'J'usculanis umstritten. Nachdem die Topographen etwa
sortis [hortis Mommscn G. I. L. 1 p. 392. sacris bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts das Heilig-
Jordan Herrn. 8 (1873) S. 220] est scriptum: tum auf der Südhälfte des Berges gesucht
viniim novum tie vehatur in urbem antcquam hatten, überwog seit dem Erscheinen von
vinalin kalentur); die Fässer wurden jetzt Nardini's Borna antica, Rom. 1660 (S. 296 ff.),
zum erstenmale geöffnet. Bevor man den die Ansicht von der nördlichen Lage (vgl.
neuen Wein kostete, wurde dem Himmelsgotte Venuti , accurata e succinta descrizione topo-
eine Dankessjjende für das Gedeihen der lo grafica deJle antichitä di Roma, Rom. 1763,
edelsten Frucht dargebracht (Fest p. 65 CaZpaj- 2 S. 290 if. Zoccja, Abhandlg. S. 331. Nibhy,
vinum novum, quod ex dolio demitur sacrißcii del foro Romano etc., Rom. 1819, S. 47 ff.
causa, antequam gustetur. Jovi enim prius sua Fiale, porte seitentrionaU p. 3. Canina, Indi-
vina libabant, quae appellabant fcsta Vinalia; cazione topograflca di Roma antica, Rom. 1831,
vgl. p. 374. Ovid. fast. 4, 898. Plin. n. h. 18, S. 146 ff. Braun, Ruinen und Museen S. 25.
287). luppiter ist also bei allen drei Festen Nissen, Das Templum S. 142 ff. 211 ff.), wurde
Mittelpunkt der Verehrung, und ihm allein aber mit steigendem Erfolge bekämpft von
galt ursprünglich die Feier. Später wurde der Piranesi, antichitä Romane, Rom. 1784. Sirt,
Kult der Venus mit den Vinalien in Verbin- Der capitolinische lupjntertempel , Abhdlg. der
düng gebracht, und zwar nahm diese An- 20 -Ber?. ^Z«;. 1813 S. 18 — 39. Bunsen, Beschreibung
schauung ihren Ausgang von den Vinalia ru- der Stadt Rom 3, 1 S. 14 ff. Becker, Handbuch
stica. Auf den 19. August fielen nämlich die der römischen Altertümer 1 S. 385 0". Abelcen,
Stiftungstage zweier Heiligtümer der Venus Mittelitalien S. 221 ff. Preller , Philol. 1 S. 72
{Fest. p. 265 eodem . . die Vencri templa sunt = Ausgew. Aufsätze S. 471. Die Verschieden-
consecrata, alttrum ad circum maximum alterum heit der lokalen Fixierung hat ihren Grund
in luco Libitinensi; vgl. p. 289. Varro l. l. darin, dafs alle früheren topographischen
6, 20. Plut. q. R. 45). Ob hieraus die Be- Untersuchungen fast ausschliefslich auf die
Ziehung der Göttin zu dem Feste entsprang, litterarischen Nachrichten aus dem Altertume
oder ob der Dedikationstermin in dieser Be- angewiesen waren, und in diesen wurde der
Ziehung bereits seine Veranlassung hatte, das so Name des Gesamtberges und die Sonder-
entzieht sich unserer Kenntnis; sicherlich aber bezeichnung der beiden einzelnen Erhebungen
wurde der dies natalis des vor der porta Col- so wenig scharf geschieden, dafs noch im ver-
lina erbauten Tempels der Venus Erucina fiossenen Jahrzehnte darüber gestritten werden
nach Analogie der obengenannten Kultstätten konnte, ob der Begriff Capitolium, ursprünglich
auf den 23. April, den Tag der Vinalia priora, nur den Tempelbezirk bedeutend, im Laufe der
gelegt {fast. Arv. Henzen CCXXXV. fast. Caeret. Zeitsich zur Benennung des Gesamthügels erwei-
Eph. ep. 3 p. 7. fast. Praen. G. I. L. 1 p. 317. tert habe {Jordan, Top. 1, 2 S. 7 A. 1. S. 34ff.
Ovid. fast. 4, 877), doch war noch in der Zeit Kiihfeldt -p.lOt) oder umgekehrt {Richter, Herrn.
des Varro die Bedeutung dieses Tages als 18 [1883] S. 17 ff. 114. Gilbert, Gesch. u. Top.
eines ausschliefslichen luppiterfestes lebendig 4o äo/hs 2 S. 423 ff". 448; 'vgl. Richter in Iiv. Müllers
{l. 1.6, 16 Vinalia a vino, hie dies lovis non Handb. d. Mass. Altert. 3 S.Sli). Durch die Aus-
Veneris). Zurückzuweisen ist demnach die grabungen der letzten Decennien (JBosa. aww. rf.
Auffassung Prellers {B. M. 1 S. 197. 441), dafs i«si. 1865 S. 382 ff. Lanciani,bullet.munic. IST 5
die Vinalien von Anfang an beiden Gottheiten S. 165ff. 1876 S.31 ff. Dressel, bullet, d. inst. 1882
gemeinsam galten, und die Ansicht Gilberts S. 226. Notiz, d. scav. 18S2 S. 4:33. 1883 S. 371)
{Gesch. u. To2). Roms 1 S. 152 A, 3), ,,dafs sie sind alle Zweifel über die Lage des Heilig-
von Hause aus mit dem Kulte der Venus (Murcia) tums gelöst, und die Frage ist endgültig zu
verbunden waren, wenn sie vielleicht auch. Gunsten der Südhöhe entschieden worden,
später erst ihre spezielle Beziehung zum Wein Die antike Tradition führt die Erbauung des
erhalten haben". Venus gehörte überhaupt 50 Tempels fast einstimmig auf die Dynastie der
nicht der ältesten Sakralveifassung Roms an Tarquinier zurück (der abweichende Bericht
(vgl. Marquardt , Rom. Staatsverivaltg. 3^ bei Eusebius p. 82 Schöne Novfiäg . . z6 Kans-
S. 374 ff.). Dafs die Larentalia am 23. Dez. xäliov in &s(isXlcov wKoööfirjasv, vgl. Hieron.
trotz des Zusatzes feriae lovi {fast. Praen. p. 83 = Cassiodor p. 593 Mommsen charakte-
C. 1. L. 1 p. 319. Macrob. 1, 10, 11) kein risiert sich demnach als spätere Erfindung);
luppiterfest gewesen sind, ist bereits Sp. 659 Tarquinius Priscus soll ihn in einem Kriege
ausgesprochen worden; vgl. Th. Zielinski, mit den Sabinern gelobt und bereits den ge-
quaest. com. p. 119 adn. 1. eigneten Platz für die Anlage geschaffen haben
{Cic. de republ. 2, 20, 36. Liv. 1, 38, 7; 55, 1.
Der capitolinische Kult. 60 Plin. n. h. 12, 157. Tae. hist. 3, 72. Auson.
Von Südwesten nach Nordosten sich hin- oj'd. nob. urb. 121 Schenkl. Dion. 3, 69; 4, 69.
ziehend, wird der Capitolinus mons durch eine Plut. Popl. 14). Unter dem jüngeren Tar-
beträchtliche Einsenkung (inter duos montes) quinius wurde der Bau begonnen und voU-
in zwei Gipfel geschieden, einen südwestlichen, endet {Cic. de republ. 2, 24, 44; in Verrem 6, 19,
auf dem jetzt die Gebäude der deutschen Bot- 48. Liv. 1, 55. 56. Plin. n. h. 3, 70. Tac. l. c). .
Schaft liegen, und einen nordöstlichen, mit der Die feierliche Dedikation fiel in das Jahr 245
Kirche und dem Kloster von S. Maria in Ära- u. c. und wurde vom Konsul M. Horatius voll-
celi. Die Frage, auf welchem von diesen zogen {Polyb. 3, 22 v.a.xa ÄevHiov 'lovviov
Koscher, Lexikon der gr. u. löm. Mythol. II. 23
707 luppiter (Capitolinus: Kultlokal) luppiter (Capitolinus : Kultlokal) 708
Bqovzov y.al MdQHov 'Oqccxlov zovg TiQohovg Gotteshause behauptet (ältester Gewährsmann
tiataaTCi&svtag vTidzovs (istcc xr]v täv ßixai,- ist Cato b. Fest. p. 162 fana in eo loco com-
Xiav -KKtälvoiv, vcp' cbv cvvsßr] Ka&teQa&fjvai. pluria fuere; ea exauguravit, praeterquam quod
v.al x6 Tov Jiog uqov tov Kan^zaXi'ov. Liv. Termino farmm fuit; id nequitum exaugurari.
2, 8, 5—8; 7, 3, 8. Val. Max. 5, 10, 1. Plut. Liv. 1, 55,2—5. Ovid. fast. 2, 665 sq. Serv. ad
Popl. 14. — Täc. hist. 3, 72 und Dion. 5, 33 Äen. 9, 446 = Lactant. imt. 1, 20, 38). Später
nennen irrtümlich das zweite Konsulat des wird diese Erzählung auch auf die luven tas
Horatius a. 247). Eine Aufschrift verkündete übertragen {Liv. 5, 54, 7. ep. 1. Plin. n. h.
den komiqenden Geschlechtern den Namen 35, 108. Dion. 3, 69. Flor. 1, 1, 7. 9; Aug.
des ersten Dedikanten {Dion. 5, 35 zriv 8' dv- lo c. d. 4, 23 fügt sogar den Mars hinzu; vgl.
iSQaciv avzov v.al zfjv tntyQcxcpTjv i'lcxßs Mag- Cassius Dio 41 , 14). Die Sage enthält den
y.og 'OQÜTLog). Wir haben keinen Grund, mit Versuch, das Vorhandensein der Kultstätten
Jordan, Top. 1,2 S. 10 A. 4 an der Richtig- jener beiden Götter im capitolinischen Tempel
keit dieser Angabe zu zweifeln, da sie die (s. oben) zu erklären. Beim Ausschachten des
beste Erklärung dafür giebt, dafs die Legende Grundes fand man in der Tiefe ein caput hu-
es nicht wagte, die Ehre der Einweihung einem manum integra facie, das nach der Versiche-
ihrer gefeierten Helden, dem Brutus oder vung der aus Etrurien herbeigerufenen Seher
Poplicola, zuzusprechen, und da auch der ein Wahrzeichen war für die künftige Weltherr-
Name des Q. Lutatius Catulus auf dem Giebel schaft des römischen Staates {Liv. 1, 51, 5. 6;
des restaurierten Tempels prangte {Plut. Popl. 20 5, 54, 7. Varro Z. ?. 5, 41. Plin. n. h. 28, 15.
15. Cassius Dio 37, 44; vgl. Gio. in Verrem Serv. ad Aen. 8, 345. Arnoh. 6, 7. Jsidor. 15, 2
4, 31, 69. man. Anc. 4, 9. Cassius Dio 41, 13). 3Iommsen. Dion. 4, 59—61. Cassius Dio frg.
Die Dedikation des capitolinischen Tempels 11,8; 2b., ^ Bekker). Es ist selbstverständlich,
ist das erste chronologisch bestimmbare Fak- dals die Fabel, welche das Capitol als das
tum der römischen Geschichte, der feste Punkt caput rerum deutete, erst zu einer Zeit ent-
für die Datierung früherer und späterer Ei*- standen ist, als Rom den Gedanken an eine
eignisse {Plin. n. h. 33, 19 vovit aedetn Con- dominierende Stellung ernsthaft ins Auge
cordiae — inciditque in tabella aerea factam fassen konnte, also nicht vor der zweiten
eam aedem CCIIl [Mommsen, Böm. Chronol.'^ Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrhunderts.
5. 198, CCIII vulg.] annis post Capitolinam 30 Fr. Marx, Lektionskatal. v. Rostock 1888/89
dedicatam). Von hier begann die Aufzeichnung S.7fi'. sieht indemcaput dasSymboleinerQuelle.
der Konsulnamen, eine Thatsache, die Ver- Das Terrain, auf dem der neue Tempel
anlassung gab, das Jahr 245 u. c. als das An- seine Stätte gefunden hatte, war ursprünglich
fangsjahr der Republik zu bezeichnen. Der zur Anlage eines so grofsartigen Unternehmens
Stiftungstag waren die Iden des September; wenig geeignet; über dem tarpejischen Fels er-
sie werden uns zwar nur von Plutarch Popl. hob sich, kegelförmig zulaufend, noch eine
14 genannt, doch finden wir eine Bestätigung Kupjpe; mit gewaltiger Anstrengung und be-
der Nachricht in dem Umstände, dafs an dem- deutenden Kosten wurde durch Untermauerung
selben Tage in der ältesten Zeit die Konsuln des Kegels und Zuschüttung der Lücken das
ihr Amt antraten {Mommsen a. a. 0. S. 86 ff.), 40 ungleichmäfsige Niveau der Südhöhe zu einer
und in dem Brauche, nach welchem alle 100 ebenen Höhe (area) umgeschaffen {Dion. 3, 69
Jahre am 13. September von den höchsten zov ^sv ovv Xötpov iq»' ov x6 lsqov tfisilsv
Beamten des Staates ein Nagel in die rechte tSQvsa&ai., itollrig Ssofisvov ngayfiazsiag {ovzs
Seite der cella lovis eingeschlagen werden yocQ ivnQÖaoöog i]v ovzs bficcXog dXl' dnözoiiog
mufste {Liv. 7, 3, 5 lex vetusta est priscis litteris tial eig yioQvcpr^v avvayöfisvog i^siav) dvaXri^-
verbisque scripta, ut qui praetor maximus sit ixccatv v^rjXoCg noXXaxo&tv TiEQiXaßav v-al no-
idibus Septembribus clavum pangat; ßxa fuit Xvv %qvv dg zb (lizcc^v zäv zs dvccXr}(i(idzcov
dextro lateri aedis Lovis optimi maximi, ex qua v.al zfig KOQvcpfjg EiicpoQijcag o^aXov ysvsad'ai
parte Minervaetemplmnest; vgl. C.L.L. 11^.361. nagfOKSvcas y.ai TCQog VTiodoxrjv lsqcöv sni-
-Mo»iJ«sena. a. O.S. 176). Wahrscheinlich nahmen 50 zrjäsiözazov sc. TarquiniusPriscus). Wir kennen
auch die nach dem Sturze der Republik vom 4. bis noch zwei Fälle von Untermauerungen des
19. September währenden ludi Romani von dem Capitols aus den Jahren 366 u. c. {Liv. 6, 4, 12)
Stiftungstage ihren Ausgang {Fest. p. 122 und 565 {Liv. 38, 28, 3); solche VervoUstän-
Magnos ludos Romanos ludos appellabant, quos digungen und Reparaturen waren nötig, um
in honorem Lovis, quam principem deorum Abbröckelungen der Felsmasse {Liv. 35, 21, 6
putabant, faciebant). Noch in der Kaiserzeit saxum ingens . . . in viciim Lugarium ex capi-
zeigte das epulum lovis {fast. Sab. C. L. L. 1 tolio procidit et multos oppressit) zu verhüten,
p. 302 = 9, 4769. Ant. C. L. L. 1 p. 328 Eine Umfassungsmauer der area bezeugen die
= 10, 6638. Arval. C. L L. 6, 2295) die Be- Militärdiplome C. J. L.3 p. 917sq. nr. 9, 16—58.
deutung des Tages; vgl. Prelltr, Rom. Mythol. 1 60 Epli. epigr. 2 p. 454 sq. nr. 59 — 62, 4 p. 185
S. 220. Die spätere Zeit hat die Gründung nr. 66. Es sind nun Überreste einer aus Tuff-
des Tempels mit mannigfachen Sagen um- quadern bestehenden, in den Felsen einge-
woben: Um Raum für die neue Kultstätte zu betteten Mauer, in Material und Schichtungs-
gewinnen, hätten eine Anzahl fana und sacella, weise mit dem Material des Tempels überein-
die T. Tatius auf der Höhe erbaut, exauguriert stimmend (s. unten), in neuerer Zeit aufgedeckt
werden müssen; willig seien die anderen worden an der salita di monte Caprino am
Götter gewichen, nur Terminus habe Wider- arco di Vignola, am Nordabhange des Berges
stand geleistet und seinen Platz in dem neuen vor dem Palazzo Caffarelli {Lanciani, ann. d.
709 luppiter (Capitolinus : Kiütlokal) luppiter (Capitolinus : Kiütlokal) 710
«
inst. 1871 S. 49, 1875 S. 184) und sul monte S. 160 A. 1). Unter der area befanden sich die
Caprino a destra di chi esce dal portico di Vig- sogenannten favissae {id esse cellas quasdam
noJa 13,80 mdri prima di giungere al liniitc et cisternas — sagt Varro bei Gell. 2, 10, 2,
fra le rimesse del palazzo Caff'arcUi et l'ala del nach ihm Fest. p. 88. Placidus Glossae p. 43.
palazzo dei Conservatori {Dressel, bullet, d. inst. Deuerling. Non. Marc. s. v. flavissae p. 112 =
1882 S. 226). Hieraus zog Jordan {Top. 1,2 1 p. 158 L. Müller; über den etruskischen Ur-
S. 76), der den letzten Mauerzug noch nicht sprung des Wortes vgl. Jordan, Krit. Beitr.
kannte, den Schlufs, dafs die area ostwärts S. 88); sie waren dazu bestimmt die Schätze
bis zum arco di Vignola, nördlich über den und Geräte des Tempels aufzunehmen und im
Abhang bei Tor de' Specchi hinaus sich er- lo Falle einer Belagerung die Eingeschlossenen
streckte und dafs sie nach den beiden anderen mit Trinkwasser zu versorgen; nach Bichter
Richtungen in dem terrassenförmigen Abstieg (a. a. 0. S. 819) waren sie stollenartig in den
des Berges iui Süden und dem jähen Absturz Berg getrieben und hatten ihren Zugang nur
im Westen ihre natürliche Begrenzung hätte. von den Kellern des Tempels aus. Verschieden
Dafs die von Jordan in den Bereich des Tem- von ihnen sind die cuniculi (Cic. pro Caec.
pels gezogenen Quadermauern im Norden des 30, 88. Phil. 3, 8, 20. Serv. ad Aen. 8, 652.
Hügels zur Substruktion der area gehörten, 658), vertikal den Berg durchziehende Schachte,
ist überzeugend nachgewiesen von Biditer wahrscheinlich Steinbrüche (Jordan a. a. 0.
(iZ'e/-W7.18[1883]S.112ff.), der, in den inzwischen S. 83 A. 79. Bichter a. a. 0. S. 820). — Gilbert
aufgefundenen Resten am Konservatorenpalaste 20 (a. a. 0. 2 S. 435; 3 S. 398 if.) scheidet zwischen
den östlichen Teil der Umfassungsmauer er- einer area Capitolina im engeren und weite-
kennend, mit Beziehung auf Tac. /;isi. 3, 71 (s. ren Sinne, zwischen einer unmittelbaren
unten) eine erhebliche Begrenzung des Be- Umgebung des Gotteshauses mit all den
zirkes zu beiden Seiten des Tempels für nötig Geschenken, die der fromme Sinn der Bürger-
erachtete (a. a. 0. u. S. 618) und eine weitere schaft im Laufe der Jahrhunderte hier auf-
Ausdehnung nur nach dem Süden hin annahm. gehäuft hatte, und einem südlich daran an-
Da jedoch jener Mauerzug mit der Front des grenzenden Räume, auf dem die militärischen
Tempels parallel läuft {Notiz, d. scav. 1882 und politischen Akte der Aushebungen, Kon-
S. 433 la sua direzione e parallela a quella zilien und Komitien sich abwickelten (s. unten),
della fronte del tempio), so werden wir in ihm 30 und der, wie aus den Berichten über die Er-
eher mit Gilbert (a. a. 0. 2 S. 447 ff.) eine Be- mordung des C. Gracchus {App. b. c. 1, 15.16.
festigung des Thoreinganges erblicken (vgl. das Cornific. ad Herenn. 4, 55. Oros. 5, 9) hervor-
Militärdiplom C.I.L. 3 p. 846 nr. 3) undbezüg- gehe, mit dem eigentlichen Tempelhofe durch
lieh der östlichen Substruktion an der Ansicht Stufen und einen Eingangsbogen verbunden
Jbr(7aHS festhalten. Dafs die vielen Heiligtümer, gewesen sei. Über den Gesamtumfang des
die als in Capitolio befindlich bezeichnet werden Heiligtumes selber und seine spezielleren Mafs-
(aedes lovis Feretrii, Fidei, Mentis, Veneris Verhältnisse liegt uns eine genaue Beschrei-
Erucinae, Opis Opiferae, Liberi, lovis Tonantis, bung aus dem Altertume vor, die um so gröfse-
Martis Ultoris, Felicitatis, Veneris Victricis, ren Wert für uns besitzt, da bei allen Un-
Veneris Capitolinae (?), Fortunae (?)) aufserhalb 40 fällen, die den Tempel betroffen haben, der
der area Capitolina gelegen haben, ist bereits Unterbau stets unversehrt geblieben ist. Dionys.
von Jordan (a. a. 0. S. 41 ff.) behauptet wor- 4, 61 berichtet nämlich: STtoirjQri de inl kqt}-
den, aber ohne nähere Begründung; erst seit- TtiSog viprjlrjg (3f(3/j5tcog, 6y.Tä7tX£Q-Qog x-qv itsqi-
dem von Bichter (a. a. 0. S. 115 ff.) für die o8ov Siav-oeicov noScöv i'yyiarcc zijv nXsvQav
aedes Fides» eine solche Lage nachgewiesen i%(ov sHdarriv oliyov dt ri to diallcczzov svqol
wurde, ist der vollgültige Beweis geliefert, xig ctv zrig vnsqoxiiq tov iiy]v,ovq itccQcc x6 nlätog
„dafs man kein Recht hat, Tempel etc., die in ov8' olmv nsvxsv.aiSsv.u noSäv. inl yuQ zotg
Capitolio lagen, allein dieser Bezeichnung avzotg ^siisltoig 6 (isxu zrjv ^'fiTVQrjOiv oiKodo-
wegen auf die area Capitolina zu legen"; vgl. iirj&slg vazcc xovg itaxsQccg ri^äv [öqv&tj. So
Bichter in Iw. Müllers Handb. f. Mass. Altert. 3 50 lange nur einzelne Trümmer bekannt waren,
5. 840 = Baumeister, Denkm. 3 S. 1480. Inner- die man aufserdem noch irrtümlich zum Ober-
halb des Bezirkes lagen nur folgende Baulich- bau in Beziehung setzte {Bimsen, Btschreibung
keiten: die curia Calabra {Varro l. Z, 6, 27. der Stadt Bom 3, 1 S. 2lff. 651 ff. AbeTcen,
Macrob. 1,15,10. fast. Praen. z. 1. Jan. C. I. L.l Mittelitalien S. 223), war an eine Überein-
p. 312. Verg. Aen. 8,654.655; dazu Serv.) mit Stimmung der gefundenen Reste mit der Be-
der benachbarten casa Romuli {Vitruv. 2, 1, 5. Schreibung bei Dionys nicht zu denken. Als
Sen. Controv. 2, 1, 4. Conon. narr. 48), die jedoch die Ausgrabungen des Jahres 1865 im
Wohnung des aedituus {Suet. Dom. 1. Tac. Garten des Palazzo Caffarelli eine etwa 15 m
hist. 3, 74. Gell. 6, 1, 6; die Inschrift C. I. L. lange Mauerflucht zu Tage förderten (von Bosa,
6, 479, in der ein aedituus Capitoli erwähnt 60 ann. d. inst. 1865 S. 382 ff. einem nach Westen
wird, gehört nach Ostia: vgl. G. I. L. 14, 32), orientierten Tempel zugewiesen) und als zehn
das Temenos, in welchem die Gänse der Juno Jahre später, den Garten im Osten begrenzend
gehalten wurden {Dion. 13, 7 Kiefsling. Petron. und im schiefen Winkel auf die via di monte
136. CiC.^xjo 2?osc.J.W!er. 20,56; s. jedoch Sp. 593), Caprino aufsetzend, eine Parallelmauer von
die aedes thensarum (C. I. L. 3 p. 845 nr. 2), das noch gröfserer Ausdehnung aufgedeckt wurde
atrium publicum (ii2;.24, 10,9) und das vielleicht (Lanciani, bullet, munie. 1875 S. 1650".), da war
mit diesem identische ayoQuvöytijiv zcc^ublov die Möglichkeit gegeben, unter Heranziehung
{Pohjb. 3, 26) ; doch vgl. Gilbert a. a. 0. 3 der Mafsangaben des Dionys und Berücksich-
23*
711 luppiter (Capitolinus : Kultlokal) luppiter (Capitolinus: Kultlokal) 712
tigung der übrigen Trümmer eine Rekonstruk- ferner dem ursprünglichen Baue angehören,
tion des antiken Baues vorzunehmen. Gestützt dessen Dedikation die Chronik ins Jahr 245
auf den technischen Beirat des Architekten u. c. setzt, dazu führen folgende Erwägungen.
Schupmann und die genannte grundlegende Einmal versichern die Nachrichten ans dem
Abhandlung von Lanciani, der zuerst die er- Altertume übereinstimmend, nur der Oberbau
haltenen Quadermauern mit richtigem Urteil sei durch die verschiedenen Brände eingeäschert
als zum Unterbau gehörig erkannt hatte, und der Tempel immer wieder auf denselben
machte Jordan diesen Versuch (ann. d. inst. Grundmauern errichtet worden {Dion. 4, 61
1876 S. 145 BF., dazu die Pläne mon. ined. lOTaf. Inl yaQ tots o:i;Tots &£[if^ioLg. Tac. hist. 3, 72;
30a. Top. 1, 2 S. 64tf.); er ist in der Haupt- lo 4, 53 iisdem vestigiis; vgl. Gell. 2, 10, 2); die
Sache als gelungen anzusehen und bedarf nur Schichtung der Quadersteine ohne Mörtel, die
insofern der Berichtigung, als die nördlich ausschliefsliche Verwendung des lokalen Tuff
vor der Front des Palastes gefundenen Beste sprechen für die republikanische Zeit (Jordan
nicht dem Tempel, sondern, wie wir oben sahen, a. a. 0. S. 79fi.). Nach Michter {Iw. Müllers
der Umfassungsmauer der area zugeschrieben Handb. d.klass. Altert. 3 S. 815 = Baumeister,
werden müssen {Lanciani, ann. d. inst. 1871 Denlcm. 3 S. 1476) „sind die beiden sichersten
S. 49. Richter , Hermes IS \\^S^ S. l09fF.). Denn Mafse, das der Aufsenmauern von 5,60 m und
Jordan erhielt nicht nur ein Öchema, das von das der inneren Parallelmauern von 4,20 m,
der durch Dionys bezeugten beinah quadrati- höchst wahrscheinlich auf einen Fufs von
sehen Form erheblich abwich (51 : 74 anstatt 20 0,278 m zurückzuführen und entsprechen 20
185 : 200 = 51 : 55), sondern er mufste auch die und 15 Fufs". Da der italische Fufs (0,278 m)
Rückseite des Gebäudes weiter nördlich fast von dem griechischen (0,296m) erst im 3. Jahrb.
unmittelbar an den steilen Abhang bei Tor v. Chr. verdrängt wurde {Durpfeld, Mitteilg.
de' Specchi verlegen, während uns doch be- d. deutschen archäol. Inst. Athen 1882 S. 278.
stimmt versichert wird, dafs der Tempel voll- Hermes 22 [1887] S. 84) und da der Tempel
ständig umfahren werden konnte {PHn. n. h. bis zum Jahre 671 u. c. sich intakt erhalten
8, 161; 27,45; nach ihm /SoZm;. 45, 15; vgl. das hat, so kann die Annahme, dafs die vorhan-
Militärdiplom vom Jahre 64 C. I. L. 3 p. 846), denen Trümmer auf das Werk des ersten Er-
eine Schwierigkeit, für welche die Annahme, bauers zurückgehen, als gesichert gelten. Auf
der ursprünglich gröfsere Umfang des Berges 30 der Nordhälfte des heiligen Bezirkes erhob
sei hier durch einen Felsabsturz verringert sich der Tempel, im Osten, Süden und Westen
worden {Jordan, Top. 1, 2 S. 75), nur eine ge- ziemlich gleichweit von der Umfassungsmauer
zwungene Lösung giebt (JJic/iier a. a. 0. S. 110). entfernt, im Norden in geringerem Abstand
Die Breite der Vordeiüucht, die infolge der (ca. 15 m), doch weit genug, um noch den
Erhaltung der beiden südlichen Ecken allein quadrigae bequeme Durchfahrt zu gestatten
vollständig gemessen werden kann, beträgt (s. oben). Die Orientierung ist eine südliche,
52,60 m = 117,40 römische Fufs (der Fufs mit einer Abweichung von 24 Grad nach Osten.
= Q,'i^% lax:, N gl. Miclit er iu Lw. Müllers Handh. Der Grundrifs der Aufsenmauern ergiebt ein
d. Mass. Altert. 3 S. 814 = Baumeister, DenTcm 3 dem Quadrate sich näherndes Rechteck, dessen
S. 1476 und über die Streitfrage der Mafs- 40 Langseiten nach Osten und Westen liegen.
Verhältnisse Eichter, Hermes 18 [1883] S. 107 tf. Bis zu einer Tiefe von etwa 7 m in eine Creta-
616ff. Mommsen, Herrn. 21 [1886] S. 411 ff. schiebt und den Tuff des Berges eingebettet,
Richter, Herrn. 22 [1887] S. 17 ff. Holzapfel, ragte das Fundament mit dem Stylobaten noch
Herrn. 23 [1888] S. 417 ff'. Hülsen, Mitteilg. d. 5 m über den Boden hervor. Diese Höhe wird
arch. Inst. 4 [1889] S. 249). Es fehlen also zu nach dem Urteil der Sachverständigen bezeugt
der von Dionys angegebenen Breite (200 — 15 durch ein Stück Betonwerk, das sich auf der
= 185) etwa 8 Fuls, die wir auf die jetzt ge- Oberfläche der Ostmauer fand und dem über
schwundene Verkleidung des Stylobaten rech- dem Unterbau liegenden Fufsboden des Pronaos
nen müssen. Die Front des Postamentes be- angehört haben mufs. In der Südhälfte des
steht nicht aus einer zusammenhängenden, 50 Stylobaten liefen zwischen den Aufsenwänden
kompakten Masse, es laufen vielmehr in der 4 parallele Mauerzüge, um mit jenen vereint
Südhälfte 4 Mauerzüge in der Stärke von die Säulenreihen des Pronaos zu tragen. Die
ca. 4 m mit den beiden seitlichen Aufsen- älteste vor dem Brande des Jahres 671 u. c.
mauern parallel. Wenn wir die Angaben des erfolgte Darstellung des Tempels auf einem
Dionys, von denen ohne zwingende Gründe Denare der gens Volteia (s. Sp. 714) zeigt ihn
nicht abgewichen werden darf, zum Ausgangs- nur als Tetrastylos mit Säulen dorischer (tus-
punkte nehmen für die Berechnung der Längs- kanischer) Ordnung, es ist aber nach der Be-
seiten, die aus den ausgegrabenen Trümmern schaffenheit des Fundamentes wie nach spä-
nur ihrer Richtung nach bestimmt werden teren Abbildungen (s. unten) wahrscheinlich,
können, so ergiebt sich im Verhältnis zu der 60 dafs bereits der ursprüngliche Bau ein drei-
jetzt fixierbaren Breite von 52,50 m eine Tiefe reihiger Hexastylos war und dafs auf jener
von 56,80 m, und demnach würde die hintere Münze nur die vier mittleren Säulen zur Dar-
Mauer des alten Baues mit der Stirnseite des Stellung gekommen sind, sowie ferner dafs
Palazzo Caffarelli zusammenfallen (vgl. Richter auch an den beiden Seiten je eine Säulenreihe
a. a. 0.). Dafs die zum Vorschein gekommenen sich hinzog. Erwähnt wird der Pronaos nach
Quaderreste einen Teil des Fundamentes ge- einer sicheren Vermutung Hensens in den
bildet haben, ist bereits von Lanciani a. a. 0. Arvalakten zum 3. Januar 87 in Capitolio in
richtig erkannt und bewiesen worden; dafs sie profnao lovis optinii maxi Jmi {p. CXYl Henzen);
713 luppiter (Capitolinus : Kultlokal)
bei Dionys. 3, 69 bv xm ngoväco rrig A&rjväg
ist der Teil des ganzen Pronaos gemeint, der
vor der Zelle der Minerva liegt. Andeutungen
finden sich in den Worten ante cellam lovis
(Sen. ep. 95, 72), Minervae {Fest. p. 177. lul
Obs. 68), Itinnnis {Act. fratr. Arval. zum 3. Jan.
231 p. CCXVI Henzen; vgl. Vür. 4, 7, 2), wäh-
rend die Gleichsetzung von vestibulum (Cic.
in Verrem 2, 66, 160. Lio. 8, 6, 2. Plin. Faneg.
62) und pronaos zweifelhaft erscheint (vgl.
Liv. 24, 3, 7; dazu Plin. n. h. 2, 240). Von
dem eigentlichen Tempelhause sagt Bichter
{Iiv. Miüler, Handb. d. Mass. Altert. 3 S. 815
= Baumeister, Benlcm. 3 S. 1477 mit Grundrifs):
„Es war annähernd quadratisch 30,5 x 28,75 m
grofs und durch parallele Wände in 3 Zellen
eingeteilt, von denen die mittlere 25 x 9 m,
die beiden an der Seite 25 x 7,5 m im Lichten
mafsen. Die Hinterwand des Terapelhauses er-
streckte sich über die äufsere Cellawand hin-
aus bis an den Eand der Stylobaten und schlofs
den Tempel nach hinten zu vollständig ab."
Die Angabe des Dionys über den Tempel des
Catulus {sv §£ avxä> XQSiq ßrjyiol 7taQtxlXr]loL
KOtvac: f'xovxeg nXsvgag iisaog fifv o tov Jibg
nag' SHaxegov ds x6 fi^gog o xs xrig"Hgccg y.a.1
0 xrig 'J&rjväg vcp' ßvog d^xov kccI [iiä<; axsyrjg
Kalvnxofisvoi, vgl. Cic. pro Scaur. 47. Serv. ad
Aen. 2, 296) gilt natürlich auch für den altern.
Die mittlere Zelle also gehörte dem luppiter,
die rechte nach Westen gelegene der Minerva
{Liv. 7, 3, 5. Hör. c. 1, 12, 19; vgl. die Stellung
der Göttin auf den Münzen), die linke, an der
Ostseite liegende, der luno. Vom Pronaos aus
führte, wie man aus den besseren Abbildungen
ersieht, zwischen den mittleren Interkolumnien
je eine Thür in das Innere der Zellen. Es läfst
sich mit Sicherheit nicht entscheiden, ob die
letzteren durch die Koival TtX^vgai räumlich
vollständig getrennt waren oder ob die Scheide-
wände nur einen Teil des Tempels durchliefen ;
für diese Ansicht {Aheken, Mittelitalien S. 224
A. 2. Gilbirt a. a. 0. 2 S. 421 A. 2) scheinen
2 Zü'msstellen zu sprechen (6, 4, 3 in lovis
cella ante pedes lunonis; 6, 29, 9 signum inter
cellam lovis ac Minervae; vgl. Plin. n. h. 10, 35
bubo Capitoli cellam ipsam intravit), für jene
{Jordan a. a. ü. S. 92 ff.) die Erwägung, dafs
bei einer im Innern bestehenden Verbindung
kaum 3 Eingangsthüren (vgl. Gell. 6, 1, 6) an-
gebracht worden wären. Jede Gottheit hatte
in ihrer Zelle einen Altar {Varro b. Serv. ad
Aen. 3, 134); ein Kultbild daselbst, wenngleich
für alle drei wahrscheinlich, ist nur für luppiter
bezeugt; es war von Thon und stellte den
Gott stehend dar mit dem Blitze in der Rech-
ten; als Schöpfer des Werkes galt der ve-
jentische Künstler Vnlca (Ovid. fast. 1, 201.
Plin. n. h. 35, 157), derselbe der auch die
qiiadrigne fictihs in fastigio templi gefertigt
haben sollte (P/m.a.a.0.u.'28,16. Plut.Popl.lS.
Fest. p. 274), an deren 'Stelle man a. 458 u. c.
lovem in culmine cum quadrigis, vermutlich
eine Bronzearbeit, setzte {Liv. 10, 23, 12).
Einen fictihs Summanus in fastigio Lovis o. m.
vor dem Jahre 479 u. c. bezeugt Cicero de
div. 1, 10, 16 ; vgl. Liv. ep. 14, wo irrig Lovis
Signum für Summani Signum steht; Plautus
luppiter (Capitolinus: Kultlokal) 714
{trin. 84) kennt einen luppiter mit Kranz
in Capitolio in columine. Sicherlich waren
Giebel und Dach reich mit Thonfiguren ge-
schmückt, doch nur jene dürftigen Nach-
richten sind auf uns gekommen, und auch das
älteste Münzbild giebt keine weitere Aufklä-
rung (vgl. Wieseler, Götting. (fei. Am. 1872, 1
S. 723 ft. Jordan a. a. 0. S.'98ff.). Vor der
Treppe, die zum Pronaos führte, stand der
10 Altar, an dem die weiter unten zu erwähnen-
den Opferhandlungen stattfanden {Suet. Aug.
94. Zonar. 8, 1 p. 170 Bindorf. Fest. p. 285,
vgl. Plin. n. h. 17, 244).
Die Imstanderhaltung des Tempels war wie
die der übrigen Staatsgebäude Sache der Cen-
soren, welche die Ausführung der nötigen
Reparaturen an Unternehmer verdangen {Plin.
n. h. 35, 14). Dafs die gewöhnlichen Aus-
besserungsarbeiten unerwähnt bleiben, ist natür-
20 lieh; eine Restauration in giöfserem Umfange
wurde im Jahre 575 u. c. vorgenommen, die
Wände und Säulen erhielten jetzt zum ersten-
male einen. Stucküberzug {Liv. 40, 51, 3 M.
Aemilius Lepidus . . aedem Lovis in Capitolio
columnasque circa poliendas loeavit); die Cen-
soren des nächsten Lustrums liefsen den zum
Heiligtume führenden clivus Capitolinus
pflastern {Liv. 41, 27, 7), und Scipio Nasica
errichtete in seiner Censur (a. 595 u. c.) auf
30 der area zu beiden Seiten des Tempels präch-
tige Säulenhallen {Vell Paterc. 2, 3, 1; 2, 1, 1.
vgl. Tac. hist. 3, 71). Nachdem so das
Äufsere und die Umgebung des Baues eine
der Erweiterung der römischen Herrschaft
würdige Umgestaltung erfahren hatte, be-
schlofs man auch das Innere in entsprechen-
der Weise zu verschönern; nach Beginn des
dritten punischen Krieges trat ein Mosaikfufs-
boden (scutulatum) an die Stelle des früheren
40 Ziegelstrichs {Plin. n. h. 36, 185) und während
der Censur des L. Mummius (a. 612 u. c.) wurde
das Deckengebälk (laquearia) vergoldet {Plin.
n. h. 33, 57). Auf
einem Denare des
M.Volteius {Cohen,
Med. cons. t. 42
Volt. 1; Babelon,
monn. de la rep.
Born. 2 S. 565; vgl.
50 Mommsen, Böm.
3IünzivesenS. 619
A.259),geprägtvor
685 u. c, hat sich
ein Bild des älte-
luppiterkopf u. capitoliuischer
Tempel auf einem Denare des
M. Volteius vor dem Jahre 685
u. c. (nach Cohen, Med. cons.
t. 42 Volt. 1.)
sten Tempels erhalten; wir bemerken einen dori-
schen (tuskanischen) Tetrastylos, im Hinter-
grunde drei Thüren, zwischen je zwei der
mittleren Säulen auf dem Giebelfelde einen
geflügelten Blitz. Nicht viel länger als ein
60 halbes Jahrhundert sollte der so glänzend aus-
gestattete Tempel bestehen bleiben. Es war
am 6. Juli {Plut. Süll. 27) des Jahres 671 u. c.
{Cic. in Cat. 3, 4, 9. Sali. Cat. 47, 2. JJion.
4, 62. Tac. hist. 3, 72. App. b. c. 1, 83. 86.
Itcl. Obs. 57. Hitron. p. 133 Schöne = Cassioä.
p. 622 ilfomws), als eine Feuersbrunst den stolzen
Bau der Tarquinier samt dem alten Kultbilde
{Plut. de Ls. et Osir. 71. Ovid. fast. 1, 201) bis
715 luppiter (Capitolinus : Kiütlokal)
auf die Fundamente so vollständig in Asche
legte, dafs selbst die in den Kellern h Xl&ivtj
lägvoKi (Dion. a. a. 0.) aufbewahrten sibylli-
nischen Bücher mit verbrannten {Cassius Dio
frg. 106, 3 Bekker). Der Tempelschatz wurde
gerettet und von dem jungen Marius nach
Praeneste gebracht {Plin. n. h. 33, 16), unbe-
schädigt blieben auch die am Eingange zum
Tempel befindlichen Statuen der römischen
Könige und des Brutus {Ap2). b. c. 1, 16).
Die Wiederherstellung des Tempels nahm der
siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgegangeue
Sulla mit Eifer in Angriff ( Val Max. 9, 3, 8),
er liefs sogar vom Olympieion in Athen Säulen
nach Rom schaffen {Plin. n. h. 36, 45), doch
nicht ihm, sondern dem Q. Lutatius Catnlus
hatte das Glück beschieden den Bau zu voll-
enden und die feierliche Dedikation zu voll-
ziehen {Tac. a. a. 0. Plin. n. h. 7, 138. Plut.
Popl. 15). Durch offiziellen Senats- und Volks-
beschlufs (vgl. Mommsen G. I. L. 1 p. 171.
Pöm. Staatsr. 2^ S. 651; die abweichenden
Ansichten Jordans [a. a. 0. S. 22] sind nicht
überzeugend) wurde er mit der cura reficiendi
Capitolii beauftragt {Cic in Verrem 4, 31, 69.
Tac. a. a. 0. Varro b. Gell. 2, 10, 2), und im
Jahre 685 u. c. {Liv. ep. 98. Cassiod. p. 622
Mommsen. Phlegon frg. hist. graec. 3 p. 606
Müller; Lactant. de iradei 22, 6 nennt irrtümlich
das Jahr 678) war das Werk soweit gediehen,
dafs die Übergabe an den Gott erfolgen konnte.
Glänzende Schauspiele verherrlichten den be-
deutungsvollen Akt {Val. Max. 2, 4, 6. Plin.
n. h. 19, 23. Suet. Aug. 94), der Name des
Dedikanten strahlte über dem Eingange bis
zu den Zeiten des Vitellius {Tac. a. a. 0.; der
Senatsbeschlufs vom Jahre 708 u. c, Caesars
Namen an die Stelle desselbenzu setzen [Cass.Dio
43, 14; vgl. 37, 44. Suet. Caes. 15], ist also nicht
in Kraft getreten). Da man für die Restitu-
tion höhere Säulen als vorher verwendet hatte
{Val. Max. 4, 4, 11), so ergab sich sogleich
nach Beendigung des Werkes eine Disharmonie
in dem Höhenverhältnis des Ober- und Unter-
baues; Catulus hätte sie gern durch Tiefer-
legung der area beseitigt, indes die unter der
area befindlichen favisae hinderten die Aus-
führung des Planes {Varro b. Gell. 2, 10, 2).
Die Bauthätigkeit war mit der Einweihung
noch nicht abgeschlossen, wir hören wenig-
stens, dafs Catulus die cura noch bis zum
Jahre 692 behalten hat {Sueton a. a. 0. Cassius
Dio 37, 44, doch s. Jordan a. a. 0. S. 23 A. 21).
Der neue Tempel auf dem Fundamente des
alten errichtet (s. oben) mufste sich allerdings
den Raumverhältnissen desselben anschliefsen,
übertraf ihn aber wahrscheinlich durch den
gröfseren Wert des verwendeten Materials
{Dion. 4, 61 rfj Ttolitsicc rijgvlrjs ^ovov SiaXXocr-
tcav xov uQxatov; also noch Stuckaufj^utz, keine
Marmorbekleidung), und sicher durch den Glanz
und die Pracht der dekorativen Ausstattung.
Das Dach, von hölzernen Adlern getragen {Tac.
hist. 3, 71), war mit vergoldeten Bronzeplatten
gedeckt {Plin. n. h. 33, 57); in der Front durch-
lief den Pronaos eine dreifache Säulenreihe,
je eine flankierte die Seiten des Tempels {Dion.
a. a. 0.; der Rückseite geschieht keine Er-
luppiter (Capitolinus: Kultlokal) 716
wähnung), den Vitruv zu der Gattung der
araeostyli rechnet, bei denen infolge des wei-
ten Abstandes der Säulen das Epistyl aus
Balken von Holz besteht (3, 2, 5 in araeostylis
autem nee lapideis nee marmoreis epistyliis uti
datur, sed imponendae de materia trabes per-
petuae et ipsarum aedium species barycae, bary-
cephalae liumiles latae ornantque signis fictili-
bus aut aereis inauratis earum fastigia tu-
10 scanico more, uti est . . . Capitolii). An Stelle
des thönernen Kultbildes (luppiter fictilis) in
der cella des luppiter, das in den Flammen
seinen Untergang gefunden hatte (s. oben),
war ein neues griechisches Kunstwerk getreten,
von Apollodor nach dem Vorbilde des olym-
pischen Zeus in sitzender Stellung aus Gold
und Elfenbein gefertigt {Chalcidius in Plat.
Tim. 338 C, p. 361 Wrobel. Varro b. Non.
Marc. p. 162 = 1 p. 237 L. Müller. Suet.
20 Calig. 52. Joseph. Ar eh. 19, 1, 2. Brunn,
Griech. Künstlergesch. 1^ S. 379 ff. Overbeck,
Griech. Plast. S. 61 ff.), wie denn überhaupt
die alten figurae fictiles den moderneren Wer-
ken der Plastik gewichen sein werden. Die
Aufstellung einer Statue der Minerva erwähnt
Plin. n. h. 34, 57. Eine Bestätigung und Er-
weiterung der litterarischen Angaben bieten
uns Darstellungen des neuen Tempels auf
Denaren des Petillius Capitolinus vom Jahre 711
30 u. c. {Cohen,
Med. cons.
t. 30. Pet. 1,
2. Babelon,
monn. de la
repl. Born. 2
S.291.Steven-
son, dictio-
nary of Bom.
coins S. 171;
40 \gl. Momtns.,
Böm. Münzte. 658 A. 651; die Münze resti-
tuiert von Trajan, Cohen, Med. imp. 2 t. 46
nr. 16, vergröfsert und schärfer bei v. Koehne,
Bevue num. Beige 5. ser. 2 [1870] t. 3 = Berl.
Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde 5
[1870] S. 257 ff. t. 62). Auf der Spitze des
Giebels, an dessen Ecken 2 Adler sitzen, lenkt
der blitzschleudernde luppiter eine Quadriga,
auf den Giebelabfällen steht zur Rechten Inno,
50 zur Linken Minerva {Cohen t. 30 nr. 1 zeigt
anstatt ihrer aufrecht stehende Spitzen); die
Mitte des Giebelfeldes nimmt zwischen zwei
Vögeln die auf Schilden stehende Roma ein
{Cassius Dio 45, 1. Suet. Calig. 94; vgl. Klueg-
mann, Veffigie di Borna, Rom 1879 S. lö'.),
rechts von der Göttin die Wölfin mit den
Zwillingen, links ein undeutlicher Gegenstand
(nach Koehne „Schilde"); die Säulen sind
dorisch (tuskanisch) (demnach sind die durch
60 Sulla vom Olympieion entnommenen korinthi-
schen Stiles nicht verwendet worden) und bilden
einen Hexastylos ; in den drei mittleren Zwischen-
räumen hängen runde Gegenstände, von Koehne
(a.a.O. S. 56) und Gilbert {Si.?i.O.^ S. 394 A. 7) für
die tintinnabula des Suet. Aug. 91, von Jordan
(a. a. 0. S. 88 A. 86), der jene Schellen mit
Recht dem Temj^el des luppiter Tonans zuweist
(s. unten), für Schilde oder Disken gehalten.
luppiterkopf u. capitolinisoher Tempel
auf einem Denare des Petillius Capito-
linus T. J. 711 u. c. (nach Stevenson,
dictionary of Roman coins S. 171).
717 Juppiter (Capitolinus : Kultlokal) luppiter (Capitolinus : Kultlokal) 718
Beschädigungen, die der Tempel durch Blitz- Böm. Münztv. 189. 195), die Dedikation durch
schlage und andere Unfälle erlitten hatte {Cic. Domitian {Suet. Plut. a. a. 0. Eutrop. 7, 23.
in Cat. 3, 8, 19. de div. 1, 12, 20; 2, 20, 45. hist. miscell. 9, 12; Hieronymus nennt willkür-
CassM/s Dto 37, 34; 41, 14; 42,26. 27. 32; 45, 2; lieh das Jahr 91) schon im Jahre 82 statt-
47, 40), veranlafsten den Octavian eine Reno- finden konnte (die Stellen des Mart. 13, 74;
vation in gröfserem Umfange vorzunehmen 9, 3, 7. a. 84/85, 94/95, des Stat. Silv. 4, 1, 20;
(tnon. Anc. 4, 9 Capitolium . . . imimisa grandi 3, 16 a. 94'95 und des Sil Ital. 3, 623 setzen
refeci sine ulla insciiptione nominis mei), ver- die Einweihung voraus). An Glanz und Pracht
mutlich im Jahre 726 u. c; vgl. Mommsen, überstrahlte der neue Tempel noch seine Vor-
Bes gest. d. Aug. p. 55. Die Unfälle wiederhol- lo ganger; es war ein korinthischer Hexastylos
ten sich a. 745 u. c. und 56 p. Chr. {Cassiiis Bio (s. unten die Darstellungen auf Münzen) mit
55, 1. Tac. ann. 13, 24). Im Jahre 69 p. Chr. Säulen von pentelischem Marmor (P/ttf. a.a.O.),
beim Stunne der Vitellianer gegen die auf einem für römische Bauten bis dahin unge-
dem Capitole verschanzten Anhänger des Ves- bräuchlichen Materiale. Hülsen, {Mitteilg. d.
pasian wurde der Tempel zum zweitenmale arch. Inst. 4 [1889] S. 250) macht darauf auf-
ein Raub der Flammen {Tac. hist. 3, 71. Suet. merksam, dafs auch dieser Tempel wahrschein-
Vitell. 15. Cassius Bio 65, 17. Stat. silv. 5, 3, lieh ein hölzernes Epistyl getragen hat, es
195 sq. ; Hicron. p. 158 Schöne setzt ungenau hätten sich sonst bei einem Hauptgesims von
den Brand in das Jahr 72 und den Beginn der so riesigen Dimensionen (7 m freitragender
Restitution auf 75). Vespasian nahm an dem 20 Architrav) irgend welche Spuren finden müssen;
Wiederaufbau reges Interesse. Bei der Grund- zwei kleine Bruchstücke von einem Säulenschaft
steinlegung, die schon im folgenden Jahre vor {Lanciani, bullet. munic. 187b. S. 85. Schujjmann,
sich ging, war er persönlich zugegen {Tac. hist. ann. d. inst. 1876 S. 151) und einer Basis (Jorciaw,
4, 4. 9. 53. Cassius Dio 66, 10. Suet. Vesp. 8), er Top. 1, 2 S. 72 A. 69. S. 75 A. 70a) sind die ein-
konnte noch die Vollendung des Werkes sehen zigen auf uns gekommenen Reste. In reichem
{Äurel.Vict.Caes.Q.'t. Ep.d, 8. Zonar. 11, n. Plut. Goldschmuck prangten die Thüren {Zosim. 5,
Popl. 15); der Termin der Dedikation ist nicht 39 p. 302 Bekher) und das hochragende Dach
bekannt; vgl. Jfowimsen a. a. 0. p. 128; der Bau {Procop. Vand. 1, 5, Bd. 1 p. 332 Dindorf.
erhob sich auf demselben Fundamente (s. oben) Auson. Clav. urh. 12,17V Vier Säulen, aus
zu gröfserer Höhe {Tac. a. a. 0. altitudo aedibus 30 dem Metall der bei Actium erbeuteten Schiffs-
adiccta). Münzen aus der Zeit des Vespasian, schnäbel gefertigt, erinnerten an die Ruhmes-
TitusundDomitian(71— 80) zeigen übereinstim- thaten des Augustus {Serv. ad Georg. 3, 29);
mend den neuen Tempel alskorihthischenHexa- im Giebelfelde erfreute das Auge der Figuren-
stylos, in dessen mittleren drei Interkolumnien auf reichtum von Schöpfungen der Plastik (vgl.
hoher Basis der thronende luppiter mit seinen die Handzeichnungen von einem 1540 gefun-
beiden Kultgenossinnen erscheint: links luno, denen Säulenstumpf und einem Gesimsfragment
rechts Minerva mit Helm und Lanze, beide bei Hülsen, Osservazioni sulV architettura del
stehend; der ornamentale Schmuck des Giebels tempio di Giove Capitolino , Mitteilg. d. arch.
dagegen ist wesentlich verschieden. Die eine Inst. 3 [1888] S. 150—155). Den Restaurations-
Gruppe (Co/ie«, Med. mp.l Fesp. nr. 407— 410t. 15 40 bauDomitians sehen wir auf drei seiner Silber-
nr.409,s.untenSp.737,ingröfseremMafsstabebei medaillons aus den Jahren 80, 82 und 84, als
Donaldson, Arch. Num. 6, 3; Tit. nr. 270. 271) Tetrastylos auf den beiden ersten (Darstellung
mit Quadriga (?) auf dem Dachfirst und Adler der vier mittleren Säulen), auf dem letzten als
an den Ecken, mit je einer stehenden Figur Hexastylos Cohen, Med. imp. 1. Doniit. 71. 1
und unkenntlichen Bildungen {Cohen: .,des en- (abgebildet bei Pinder, Abhandl. d. Berl. Ak.
seignes, des guerriers". Schulze, Arch. Zeitg. 1855 t. 6, 7 und Stevenson, dictionary of Boman
30 [1872] S. 2: „die Köpfe und Hälse von zwei coiyis S. 170). 69; zwischen den mittleren Säulen
Paaren von Pferden, sowie die Oberkörper thronte wieder luppiter, zu beiden Seiten in
ihrer Lenker") auf den Giebelabfällen; bei der den nächsten Interkolumnien standen rechts Mi-
zweiten Gruppe {Cohen a. a. 0. Vesp. nr. 403 50 nervamitHelm, links luno mit langem Speer (Ab-
—406. Tit. nr. 269. 272. Bomit. nr. 466) fehlen bildungen der capitolinischen Trias s. v. luno
die Adler, dafür krönen die Giebelspitze zwei Sp. 610 und unten); auch der Dachfirst zeigt
Quadrigae und zwei Bigae {Vesp.) oder zwei dasselbeBildwiederTempelVespasians,Iuppiter
Quadrigae {Tit.) oder eine Quadriga mit zwei ein Viergespann lenkend, die Figuren an den
stehenden Figuren auf jeder Seite; im Giebel- Dachabfällen sind nichtnäher zubestimmen; auf
felde nach Cohen 'une figure debout entre deux einem verlorenen Relief (s. unten) sind Mars und
figures couchees' vgl. Jordan, Top. 1, 2 S. 89 eine weibliche Figur erkennbar; an den Ecken
A. 86. Die Verschiedenheit in der Darstellung waren Bigae an die Stelle der früheren Adler
erklärt sich vielleicht daraus, dafs ein Teil getreten. Aufser den Münzbildern besitzen
der Münzen bereits vor der Fertigstellung des go wir noch einige Reliefdarstellungen; gemein-
Tempels geprägt war. Nur kurze Zeit hatte sam zeigen sie einen Kaiser mit Priestergefolge
der Neubau gestanden, als ihn die Feuers- opfernd vor einem Tempel mit korinthischen
brunst des Jahres 80 abermals zerstörte {Cass. Säulen, in dessen Frontmauer in den Inter-
Bio 66, 24. Suet. Bomit. 5. Plut. Popl. 15). kolumnien drei gleich grofse Thüren sichtbar
Die Restitution, noch unter Titus begonnen werden. Während aber auf dem einen früher
{Act. fratr. Arv. CVL 188 sq. Hemm), wurde in der Villa Borghese, jetzt im Louvre befind-
BO rasch gefördert, dafs, wie die Münzen an- liehen {Clarac, Mus. d. sculp. 2 t. 151 nr. 300)
deuten {Cohen, Bomit. 69. 70. vgl. Mommsen, der Giebel fehlt, der Tempel sich als Hexa-
719 luppiter (Capitolinus : Kultlokal) luppiter (Capitolinus : Kultgenossinnen) 720
stylos erweist und eine Säule der SeitenflucM Relief der Villa Medici {mon. ined. 5 t. 40); vgl.
erscheint, zeigt das andere (Matz, Monatsher. Jordan a. a. 0. S. 90 A. 86. Von Blitzschlägen
d. Berl. Ali. 1871 S. 464, 25 nach einer Zeich- und Bränden hatte der Tempel auch ferner-
nung der Coburger Sammlung nr, 68), das im hin zu leiden [Euseh. p. 174 Schöne a. 189.
16. Jahrh. nach dem Konservatorenpalaste ge- Hieron. u. Sync. a. 190. temporibus Macrini et
bracht wurde, einen Tetrastylos und giebt Alexandri acta SS. Calepodü et al. 10. Mai
uns vor allem die auf den Denaren nur schwer p. 499 ; vgl. Jordan a. a. 0. S. 30 A. 31. 1, 1
erkennbaren Figuren des Giebels in gröfserer S. 31), ohne indes erheblichen Schaden zu
Deutlichkeit. Der Giebel dieses Reliefs allein nehmen; er blieb in seiner Pracht ein Gegen-
ist abgebildet in der Coburger Samml. nr. 122, lo stand der Bewunderung für die ganze Welt
in den mon. ined. 5 t. 36 nach einer Zeichnung {Auson. a. a. 0. Amm. Marc. 16, 10, 14; 22,
von Brunn (vgl. ann. d. inst. 1851 S. 259) = 16, 12); die Plünderungen desselben begannen
Baumeister , Denkm. 1 S. 765 und von Tren- mit dem siegreichen Vordringen germanischer
delenburg; vgl. Schulze, Arch. Zeitg. 30 (1872) Volksstämme; Stilicho raubte ihm die ver-
S. 2; nur die Giebeldarstellungen bot ein jetzt goldeten Thüren (Zosim. a. a. 0.), Geiserich
verloren gegangenes Relief, das uns durch zwei die vergoldeten Bronzeplatten des Daches
Zeichnungen bekannt geworden ist {Piranesi, (Procop. a. a. 0); doch überdauerte er den
della magnificenza ed architectura de' Eomani Untergang des weströmischen Reiches, und
p. 198 = Müller - Wieseler , Denlcm. d. alten noch Cassiodor {Var. 7, 6) konnte von ihm
Kunst 2 nr. 13 und in der Coburger Sammlung 20 rühmen Capitolia cclsa conscendere hoc est in-
nr. 156 = Arch. Zeitg. a. a. 0. t. 57). Schulze genia humana superata vidisse. Mit dieser
a. a. 0. hat wahrscheinlich gemacht, dafs die Nachricht schliefst seine Geschichte im Alter-
ira wesentlichen übereinstimmenden Reliefs tume. Über den Gang des Zerstörungswerkes
Kopieen desselben Originales sind und sich im Mittelalter sind wir nur unsicher unter-
gegenseitig ergänzen, und seine Vermutung ist richtet {Nihby, Born. ant. 1 S. 505 ff.). Um
zur Gewifsheit erhoben worden durch Audollent die Wende des 11. Jahrhunderts wurde die
{3IeJ. de l'ecole fr. de Borne 9 [1889] S. 120ff.), Ruine zu einer Festung umgewandelt und
dem es gelang an der Hand der Skizze eines mehrfach erstürmt, iu der Mitte des 15. Säku-
dem 16. Jahrhundert angehörigen Künstlers lums scheint der Oberbau bereits geschwun-
aus Rheims, der das Giebelfeld nach dem 30 den. (Über die im Innern des Tempels befind-
Relief gezeichnet hatte, das Original für den liehen, noch nachweisbaren Kunstwerke vgl.
Stich Piranesi' s in einer das vollständige Relief Jacobi, Museogr. S. 96 ff.) Der Platz, auf dem
darstellenden Zeichnung des Ursinianus Vati- er stand, führt den Namen Monte Caprino,
canus 3439 f. 83 überzeugend nachzuweisen. die Fundamente blieben auch nicht intakt.
Die Opferhandlung ist dieselbe wie sie das Der Einsturz der den Berg durchziehenden
Relief im Louvre zeigt. Eine Abbildung des Cuniculi rifs Teile der Mauern in die Tiefe,
Reliefs giebt Hülsen, Mitteilg. d. arch. Inst. sodafs noch heute im Innern des Berges zwi-
4 [1889] S. 251. In der Mitte des Giebel- sehen Schutt und Geröll zum antiken Bau
feldes thronte demnach auf hohem Sitze gehörige Steine aufgefunden werden. Als im
luppiter, den Oberkörper entblöfst, in der 40 16. Jahrhundert die Caffarelli ihren Palast
Linken den Blitz tragend; in seinem Schofse auf den vorhandenen Trümmern errichteten,
ruhte das Scepter, zu seinen Füfsen breitete ein war die Linienflucht des Unterbaues schon so-
Adler die Schwingen aus, neben ihm thronten weit verblafst, dafs der neue Palast in seiner
rechts Inno verschleiert und links Minerva im Richtung um 8 Grad von dem Tempel diffe-
Helm mit Aegis und Lanze (im Gegensatz zu rierte und mit seiner Nordwestecke über den-
der gewöhnlichen Stellung; s. oben); an letztere selben hinausreichte {Jordan a. a. 0. S. 31 ff.
schlössen sich an Mercurius mit dem caduceus Bichter in Iiv. Müllers Handb. d. Mass. Altert.
in der Hand, Sol sein Gespann am Himmel 3 S. 818 = Baumeister, Denkm. 3 S. 1479).
heraufführend, Vulcan in der Schmiede und, Gemeinsammitluppiter werden in dem neuen
den spitzen Winkel des Feldes ausfüllend, ein 50 Tempel Inno und Minerva verehrt, doch
liegender Flufsgott; an Inno reihten sich Luna gilt jener als der eigentliche Besitzer; in der
zumOceanus hinabfahrend, die nämliche Gruppe technischen Sprache führt das Heiligtum seinen
der Schmiedenden und Tellus(?). In kleinerer Namen aedes lovis Optimi Maximi (Liv.
Bildung erscheinen zur linken Seite des Adlers 7, 3, 5. 40, 51, 3. 40, 52, 7. C. I. L. 3 p. 816;
vor Mercur stehend Vesta und Aesculap, zur über andere Bezeichnungen des Tempels s.
rechten eine jugendliche Figur, welche die Jordan, Top. 1, 2 S. 33 ff); ihm gehört der
verschiedensten Deutungen erfahren hat (Gany- Opferaltar vor dem Tempel (Zoiiar. 8, 1) und
medes bei Zoega, Arcli. Zeitg. a. a. 0. und der Schatz von ungemünztem Golde im Innern
Brunn a. a. 0.; luventas bei Cavedoni, bullet. (er befand sich in der mittleren Zelle sub
d. inst. 1852 S. 158; lulus (s. d.), der Stammvater tjo lovis sella; Camillus sollte ihn angelegt haben;
der Cäsaren bei Schulze a. a. 0.; Genius des während der Bürgerkriege mehrfach geplün-
römischen Volkes bei Jor(?aw, Top. 1, 2 S. 101). dert, wurde er durch Augustus wiederher-
Fraglich bleibt es, ob die Darstellungen eines gestellt und vergröfsert \_Liv. 5, 50, 6. Plin.
Distylos mit der Inschrift lovi Capitolino n. h. 33, 14. Appian. b. c. 1, 87. Cassius Dio
{Clarac a. a. 0. t. 216 nr. 323. Cohen, Vitcll. 1 41, 39. Suet. Caes. 54. Octav. 30]; vgl. Momm-
nr. 16, 17; 7 nr. 16) und eines Sarkophages (öon', sen, Böm. Münziv. S. 400 ff.); ihm werden alle
inscr. ant. 3 t. 34) auf das Capitol zu beziehen Geschenke dargebracht, nach ihm führt das
sind, abzuweisen ist solche Beziehung bei dem Opfermahl den Namen epulum lovis (s. unt.);
721 luppiter (Capitolinus : Kultgenossinnen) luppiter (Capitolinus : polit. Bedeutung) 722
sein Name steht auf den zahlreichen Weih- kämen die Hauptphas^en der politischen wie
inschriften an die drei capitolinischen Götter religiösen Entwickelung der Stadt zum Aus-
stets voran. luno und Minerva sind als Kult- druck, eine Annahme, die Kich ohnedies auf
genossiunen (avvvaot.) von dem Hausherrn die kaum haltbare Voraussetzung gründet, die
gastlich aufgenommen (s. die gleiche Stellung Ramnes Tities Luceres seien römische Stamm-
des Pollux in der aedes Castoris ad forum tribus__ gewesen, während sie doch durch die
und des Liber und der Libera in der aedes gute Überlieferung nur als Rittercenturien be-
Cereris ad circum maximnm). Hatte bisher zeugt werden {Liv. 1, 13, 8. 1, 36, 2). — Am-
der Eutwickelungsgang im Wesen des höchsten hrosch {Studien und Andeutungen auf dem
Gottes sich im Rahmen der religiösen An- lo Gebiet des altrömischen Bodens und Kultus 1
schauung der Italiker gehalten, so tritt mit S. 223 ff.) und ihm folgend Marquardt {Böm.
der Einführung des capitolinischen Kultes zu Staatsverw. 3 '-' S. 39 ff.) sehen in dem neuen
dem vorhandenen Vorstellungskreise ein neues, Kulte den Zweck, die politisch gespaltenen
fremdes Element hinzu, das, in seinem Ur- Parteien Roms wenigstens äufserlich durch
Sprunge auf griechische Einwirkung zurück- ein gemeinsames religiöses Band zu einigen,
gehend, eine weitere Ausbildung in spezifisch doch es liegen mancherlei Anzeichen dafür
römischem Sinne erfahren bat. Die Vereh- vor, dafs in der Zeit, die dem sogenannten
ruug einer Göttertrias in gemeinsamem Stäudekampf vorausging, eine so scharfe poli-
Terapel ist den italischen Religionen durchaus tische Scheidung gar nicht bestand. Die Ver-
fremd, dagegen sicher nachweisbar bei den 20 ehrung der capitolinischen Trias hat nicht
Griechen (unsere Trias bezeugt für Phokis erst eine äufserliche Einheit der politisch und
Paus. 10, 5, 1, vgl. Kuhfeldt, De Gaintoliis rechtlich getrennten Einwohner geschaffen, sie
imperü Roinani p. 82 f., dazu Lactant. 1, war vielmehr der Ausdruck der in gewissen
11, 39 über das Verhältnis der 3 Gottheiten Grenzen bereits vollzogenen bürgerlichen Eini-
lupiter enim sine contuhernio coniugis filiaeque gung. Der neue Kult nahm von vornherein
coli non solet*)); etwa um dieselbe Zeit, als gegenüber den bisher vorhandenen Kulten eine
der capitolinische Tempel erstand, finden hervorragende Stellung ein; dafür zeugen die
sich auch andere Beweise für die Beeinflussung gewaltigen Substruktionen für die Anlage des
des jömischen Kultes durch die südlichen Tempels und die Dimensionen eines in so
Nachbarn, z.B. die Einfuhrung der sibyllini- so früher Zeit entstandenen Baues, mit dem
sehen Orakel aus Cumae und die Gründung selbst nur wenige Prachttempel der Kaiser
der aedes Cereris ad circum maximum. Ob sich an Umfang messen können. Das Vor-
nun jene Dreiheit auf geradem Wege von den herrschen des weltlich -politischen Elementes
Griechen oder durch Vermittlung der Etrusker geht vielleicht auf tuskischen Einflufs zurück,
nach Rom gelangt ist, das läfst sich mit doch zur vollen Entfaltung kam es erst zu
Sicherheit nicht entscheiden. Die Stelle des Rom , wo unter der Einwirkung der Staats-
Serviiis ad Aen. 1 , 422 prudentes Etruscae religion der Begriff des gemeindebeschirmenden
disciplinae aiunt apud conditores Etruscarum luppiter mit dem Wachstum der römischen
urhium non putatas iustas urhes, in quihus Macht sich immer mehr zu dem Gedanken
non tres portae essent dedicatae et votivae et 4o der einen, weltbeherrschenden Gottheit erwei-
tot templa lovis lunonis Minervae kann freilich terte, deren Heiligtum in politischer Beziehung
für eine so entlegene Zeit nicht als beweis- ebensogut wie in religiöser der Mittelpunkt
kräftig zu Gunsten der Etrusker augesehen für die Stadt und den gesamten Staat war.
werden, doch spricht, abgesehen von der In den Attributen optimus maximus,
ganzen Anlage des Baues und seiner dekora- die den Gott als den angesehensten und mäch-
tiven Ausstattung {Mülhr-Deecle, Etrusker 2 tigsten unter den seither verehrten loves be-
S. 231 ff.), für den tuskischen Ursprung be- zeichnen, spiegelt sich die ganze Fülle seiner
sonders der Umstand, dafs die gesamte Tra- Macht und seine Stellung als Vertreter der
dition gerade auf die historisch nachweisbare römischen Staatsidee. In den Gebeten für die
Dynastie der Tarquinier die Gründung des 50 Wohlfahrt des Staates werden die drei Götter
Heiligtums übertrug, und die Ausbreitung der des Capitols angerufen {Tac. liist. 4, 53 als
Tuskerherrschaft zur Zeit der Erbauung des praesides imperii ; Vita Prob. 12 luppiter
Tempels (vgl. Sp. 632). Der Gedanke an die 0. M., luno regina, tuque virtutum praesul
Verehrung einer Dreizahl von Göttern und die Minerva . . date hoc senatui populoque Bo-
Verbindung derselben zu einer geschlossenen rnano etc.), sie gelten als die Schützer des römi-
Gruppe verdankt also die Entstehung nicht sehen Staates, darum fleht der Retter Roms
der Vereinigung von Kulten verschiedener im Gallierkriege Manlius Capitolinus in seiner
Einzelgemeinden, sondern ist zu den Römern Bedrängnis ihre Hülfe an (Liv. 6, 20, 9), darum
von auswärts gekommen; schon dieser Grund dankt ihnen der ältere Scipio Africanus, weil
spricht gegen die Annahme Gilberts {Gesch. eo sie ihm Verstand und Fähigkeiten für die
und Top. Bo)ns 2 S. 449), luppiter, Inno, glückliche Leitung der Staatsgeschäfte ver-
Minerva seien die Hauptgottheiten der ur- liehen hätten {Liv. 38, 51, 9; vgl. 26, 19, 5.
sprünglichen Bevülkerungselemente Rom?, der Gell. 6, 1, 6. Cassius Dio fr. 6T, 40 Beld;er).
Latini Sabini Tusci, und in ihrem Bunde Dafs von Anfang an neben dem sakralen Cha-
„ ^.. . ^. ^ ^, , ^ . . , , rakter der politische in den Vordergrund ge-
*) Für griechischen Ursprung der Trias spricht auch , , • 4. i vr i. • i. • d„-i « \^„
xi»^ -Dfo^ „1= Att^v.„+.i ...,„•* VI T • r^ treten ist, das laist sich aus emer Reihe von
der Pfau als Attribut der capitolinischen luno im Gegen- mi 1 ^ ^^ i 1 ciltj. l
satz zur luno Moneta, der die Gans geheiligt war. s. Thatsachen klar erkennen. Am Stiftungstage
luno Sp. 593. [Koscher.] des Tempels (13. Sept.; s. oben Sp. 707,34) traten
723 luppiter (Capitolinus : polit. Bedeutung) luppiter (Capitolinus : polit. Bedeutung) 724
die ersten Magistrate des Staates, die Konsuln, 33, 9. loseph. ArcJi. 14, 8, 5. 10, 3. G. I. L.
ursprünglich ihr Amt an {Bion. 5, 1; 6, 49; 1, 203. 204, 1, 588 = 6, 373, 1, 589 = 6, 372
vgl. Mommsen, Böm. Chronol S. 86 ff.), und = C. I. Gr. 5880. C. I. L. 1, 587 = 6, 374
als später dieser Termin verlegt wurde, blieb = C. I. Gr. 5881. C. I. G. 2485. Bullet.
doch die Anschauung bestehen, dafs in jedem comm. 14 S. 241. 403; 15 S. 14. 241; 16 S. 138.
neuen Jahre die ersten Amtshandlungen der Notiz, d. scav. 1887 S. 110. 1888 S. 139.
höchsten Beamten und die Thätigkeit des Mommsen, Ann. d. inst. 1858 S. 198 ff. Gilbert
Senates von dem capitolinischen luppiter ihren 3 S. 289 Anm. 1; Jordan, Top. 1, 2 S. 55 ver-
Ausgang nehmen müfsten; es zogen daher so- mutet, die früher im Aedilenarchiv befind-
gleich nach ihrem Amtsantritt die Konsuln in lo liehen Originale seien nach dem erwähnten
festlichem Gewände , begleitet vom Senate, Brande wie die sibyllinischen Bücher in den
den staatlichen Beamten und Priestern und unterirdischen Räumen geborgen worden); Auf-
einer zahlreichen Menge, Volkes hinauf zum Stellung von Gesetzestafeln auf dem Capitole
Capitole, um dem luppiter, als dem höchsten erwähnt Cassius Dio 39, 21; vgl. Plut. Cat.
Schirmherrn des Staates, den Dank für den min. 40. Cic. 34 und Cicero Phil. 2, 36, 92.
Schutz der Gemeinde im vergangenen Jahre 5, 4, 12; hierzu kamen noch eine Anzahl
auszusprechen , um ihm das von dem Vor- Militärdiplome aus dem ersten Jahrhundert
ganger gelobte Opfer eines weifsen Stieres der Kaiserzeit (etwa bis 96 C. I. L. 3 p. 917ff.
darzubringen und für das eigene Amtsjahr iJpZt. e/^tgrr. 2 p. 454ff. 4 p. 181 ff. 496ff. 5 p. 93ff.,
dasselbe Gelübde in der vorschriftsmäfsigen 20 während die späteren post templum divi Augusti
Weise zu wiederholen (Liv. 22, 1, 6. 41, 14, 7. adMinervam erscheinen); über Beschädigung und
Ooid. fast. 1, 75. ep. ex P. 4, 4, 25 ff. 4, 9, 7; teilweise Vernichtung aller dieser Bronzetafeln
vgl. Mommsen, Böm. Staatsr. 1^ S. 594), ein vgl. Cic. in Cat. 3, 8, 19. Cassius Dio 45, 17.
Brauch, der in der Kaiserzeit von dem neu Suet. Vespas. 8. Auf das Capitol wurden an
erwählten Imperator selbst ausgeübt wird jedem ersten des Monats die Versammlung
(Plin. Paneg. 5, 2S. Vita Heliog. 15; vgl. vit. der curiae (Geschlechterverbände) gerufen, um
Pcrtin. 5). Nach dem feierlichen Staatsopfer hier an der curia Calabra nach vorangegan-
trat während der republikanischen Zeit der genem Opfer, das der rex sacrificulus und
Senat im capitolinischen Tempel {Liv. 23, 31, pontifex minor darbrachten, die Verkündigung
1. 26, 1, 1. 30, 27, 1. 32, 8, 1. Cic. de leg. so der wandelbaren heiligen Festzeiten zu ver-
agr. 1, 6, 18; vor dem Tempel schliefst nehmen (Varro l. l. 6, 27. fast. Praen. ad
Gilbert 2 S. 450 Anm. 2 aus Suet. Aug. 26 die lan. 1. C. I. L. 1 p. 312. Macrob. Sat. 1, 15,
K. lan. [Augitsius cos. II] cum mane prae 9 ff. Fest. p. 49. Serv. ad Aen. 8, 654. Plut.
aede Capitolini lovis paululum curuli sella q. B. 24. Lyd. de mens. 3, 7; vgl. Itmo
praesedisset , honore abiit) zu einer ersten Sp.585). Die alljährlichen Tribusversammlungen
Beratung zusammen; sie trug stets den Cha- zur Feststellung der Heerespflichtigkeit für die
rakter einer Festsitzung {Jordan, Top. 1, 2 Bürger {Polyb. 6, 19. Liv. 26, 31, 11. 34, 56,
S. 94 A. 92), insofern in erster Linie religiöse 5. Non. p. 19 == Varro Sat. Menipp. p. 140
Fragen zur Besprechung kamen {Liv. 9, 8, 1. Biese) fanden wohl darum auf dem Tenipel-
22, 1, 6. 28, 39, 1. 37, 1, 1). An den Iden 40 hof statt, weil die Neuausgehobenen im An-
des September empfängt Augustus vom Senate gesiebte des idealen Staatsoberhauptes sich
die hohe Auszeichnung der Corona graminea eidlich verpflichteten, für Roms Macht und
{Plin. 22, 13), und auf denselben Tag fällt Grölse ihre Waffen tapfer zu führen. Aus dem
unter Tiberius das Dankfest für das Mifslingen Wächteramt luppiters über den ungefährdeten
der Verschwörung des Libo {Tac. ann. 2, 32. Bestand des Staates erklärt es sich auch, dafs
fast. Amit. C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192). Die der Senat zum Zwecke der Kriegserklärung
Feierlichkeiten daselbst zur Zeit des Latiner- an demselben Orte zusammentrat {Appian.
festes sind oben Sp. 688, 44 behandelt. Bei &_c. 7, 5 17 ßovXrj .... sg rb KanircoUov
allen politischen Veranlassungen brachten der ovnsQ sicoQ'aCL tc^qI nolsiiov aytoneiv avvsX-
Trias die Arvalen auf dem Capitol ein Opfer dar 5o &ov6a sipritpioccto KaQxrjSovioig nolBfistv; vgl.
{Henzen, act. fratr. Arval. p. 57. 72. 82. 90. 91). Liv. 33, 25, 7), und dafs der Feldherr vor dem
Die sibyllinischen Bücher, die man bei allen wich- Abgang zum Heere auf dem Capitole feier-
tigen Angelegenheiten des Staates um Rat zu liehe Gelübde für den Sieg der römischen
fragen pflegte, wurden in den Kellerräumen Waffen aussprach {Liv. 21, 63, 9. 42, 49, 1.
des Tempels aufbewahrt {Bion. 4, 62 ovxoi. 45,39,11). Dieselbe Anschauung lag zu Grunde,
Siiyiaivccv ot %Qri6iiol iii%Qi. rov Muqciv.ov kXt]- wenn von der Höhe des tarpejischen Felsens,
Q-fvvog noXsfiov -nsifisvoL -nara yijs sv rra vaä der auf der Südostseite des Berges {Bion. 8, 78;
KccTtixalivov diog sv Xi&ivt] Xcigravii); als sie vgl. Bicliter in Iio. Müllers Handbeil. 3 S. 812
bei dem grofsen Brande des Jahres 671 u. c. = Baumeister, Benkm. 3 S. 1475), also vor
von den Flammen verzehrt waren {Cassius m der Front des Tempels gelegen war, die mein-
Bio frg. 106, 3 BekJcer), wurden aus Erythrai eidigen Hochverräter in die Tiefe gestürzt
sowie andern Städten neue geholt und an dem- wurden; vgl. Mommsen, Böm. Staatsr. 1^
selben Orte niedergelegt (i«ci. 1, 6, 11. 14. T«c. S. 141 ff'. Böm. Forschg. 2 S. 175 fi". Waren
ann. 6, 12. Bion. 4:, &2 de ira Bei6, 22). Die inter- bei den genannten Vorgängen für die Wahl
nationalen Urkunden oder wenigstens ihre des Capitols immer noch sakrale Satzungen
Kopieen waren im Tempel selbst oder in seiner mitbestimmend gewesen, so werden, ohne dafs
Umgebung innerhalb der area öffentlich ausge- ein solcher Beweggrund erkennbar wäre, seit
hängt {Polyb. 3, 26. Appian. Syr. 39; \ gl. Liv. 38, dem zweiten punischen Kriege Komitien und
725 luppiter (Capitolinus: Triumph) luppiter (Capitolinus : Triumph) 726
Konzilien, die gewöhnlich auf dem Forum im allgemeinen Liv. 3, 29, 4. 31, 49, 3. 34,
tagten, zuweilen auf der capitolinischen area 52, 4. 39, 7, 2. 45, 38, 12. 45, 39, 11. 45,
abgehalten, und von den Stufen des Tempels 40, 4. Dio7i. 2, 34. Vell Paterc. 2, 56. Tac.
aiis erfolgen Ansprachen an die versammelte ann. 2, 41. Flut. Flam. 14. Aemü. Paul.
Menge(Zit'. 25,3, 14. 33, 25, 7. 34, 1,4. 34, 53,2. 3-2fiF. Luculi. 5<o. Suet. Gaes. 37. Vespas. 8.
43, 16,9. 45, 36, 1 Cornif. adJSerenn. 4:, 55. Cic. 12. loseph. b. lud. 7, 5, 4 Appian. Fun. 66.
ad Bnit.l,a. Appian b. c. 1, 15. 16. Gros. 5,9), Mithr. 116. Cassius Bio 43, 19; über die
wie denn überhaupt etwa seit der Mitte des Lage der villa publica s. Becker , Handbch. d.
6. Jahrhunderts d. St. ein Umschwung in den rö7n. Altert. 1 S. 624. Eichter in Iiv. Müllers
religiösen Bräuchen und Anschauungen sich lo Handbch. 3 S. 864). An der Spitze des Zuges
bemerkbar macht. Wenn nach glücklich be- schritten die Behörden und der Senat {Dion.
endigtcm Kriege der siegreiche Feldherr einen a.a.O. loseph.a.a.O. Cassius Dio 51, 21), hintev
goldenen Kranz , wahrscheinlich eine Nach- ihnen eine Anzahl von Musikern {Plut. Aem.
bildung der aurea corona triumphantinm, im Paul. 33. Appian. Fun. 66), es folgte auf
capitolinischen Tempel niederlegt und einen langer Wagenreihe die Kriegsbeute, bildliche
Teil vom Erlöse der Beute zur Verschönerung Darstellungen aus dem Feldzuge, Kränze von
und Bereicherung des irdischen Wohnsitzes Lorbeer, später von Gold {Liv. 34, 52, 8. [Gell.
luppiters verwendet, so handelt er in dem 5, 6, 7.] Plut. Aem. Paul. 34), Ehrengaben
frommen Glauben, dafs nicht eigene Kraft, der Provinzialstädte an die Sieger. Sodann
sondern der Beistand des höchsten und besten 20 geleiteten Jünglinge und Knaben, mit Opfer-
Gottes ihm den Sieg über Roms Widersacher schalen in den Händen , die zum Opfer be-
verliehen; die Statuen verdienter Heerführer stimmten, mit Binden und Kränzen geschmück-
und Staatsmänner werden auf Befehl des ten weifsen Stiere , deren Hörner vergoldet
Senates auf dem Capitole aufgestellt, um an- waren {Serv. ad Georg. 2, 146. Gomment. Cruq.
zudeuten, dafs eine Wechselbeziehung zwischen ad Horat. epod. 9, 22. Liv. 34, 52, 9. 45, 39,
ihnen und dem höchsten Gotte bestehe, dafs 12; vgl. 40, 38, 9. Plut. Marc. 22. Aeiu.
sie ihre Thaten unter seinem Schutze aus- Paul. 33); die nächste Abteilung bildeten die
geführt haben; wenn verbündete oder über- vornehmen Gefangenen und Geiseln, an sie
wundene Könige und Nationen den Gefühlen schlössen sich Liktoren in Purpurtunika mit
der Freundschaft oder ihrer Anerkennung von 30 lorbeerumkränzten fasces und ein zweites
Roms Oberhoheit Ausdruck geben wollen, so Musikchor an;nunmehrerschienderTriumphator
bringen sie dem capitolinischen luppiter, als selbst, als ein lebendiges Abbild des capitoli-
dem obersten Schirmherrn des gesamten Volkes nischen luppiter, ausgestattet mit dessen At-«
huldigend, ihre Geschenke dar; in allen diesen tributen und Gewandung {Liv. 10, 7, 10. Suet.
Fällen also gilt er als der Urhebe^ aller Er- Aufj. 94. luv. 10, 38), die für den jedes-
folge der römischen Staatsgewalt. maligen Gebrauch aus dem Tempel entnommen
Triumph. {Göll, de triumpM Romani ori- wurde {Tertull. de coron. 13. vit. Alex. 40.
gine, permissu, apparatii, via. Schleiz 1854. Gordian. 4. Prob. 7); er fuhr im Viergespann
Philippi, Über die römischen Triumphalreliefe. {Dion. 9, 71. Flor. 1, 1, 5. Ovid. ep. ex Pont.
Abhdlg. d. Sachs. Ges. d.Wiss. phil.-hist. Kl. 6 40 2, 1, 68. Zonar. 7, 8; seit dem Triumphe
(1872) S. 247 ff. Wieseler, 3 Cameen mit Tri- des Camillus scheint man ausschliefslich
umphdar Stellungen, Abhdlg. d. Göttg. Ges. d. weifse Rosse verwendet zu haben, vgl. Liv.
Wiss. 30 (1883) S. 1 ff. Mommsen, liöm. 5, 23, 6. Plut. Cam. 7. Cassius Bio 43, 14.
Staatsr. 1" S. 124 ff. Marquardt, Böm. Staats- 52, 13. Suet. Ner. 25. Plin. pancg. 22.
o?^er^ 2^ S.582ff. Am stärksten kam der hervor- Propert. 5, 1, 32. Ovid. a. amat. 1, 214), auf
ragend politische Charakter des luppiter 0. M. vergoldetem Wagen {Liv. 10, 7, 10. Horat.
zur Geltung in der Siegesfeier der Triumphe, epod. 9, 21. Florus a. a. 0.; vgl. Appian. Pun.
der höchsten Auszeichnung, die der römische 66. Mithr. 117. Zonar. 7, 21 und die Dar-
Staat seinen Bürgern verleihen konnte. Wenn Stellungen der quadriga auf alten römischen
auch dabei in der späteren Zeit mit dem 50 Münzen [zwischen 412 u. 543 u. c] b. Babelon,
Schwinden des religiösen Sinnes die Schau- Descr. d. mon. de la repl. Born. 1 nr. 23 — 26).
Stellung der Beute und die Entfaltung grofs- Bekleidet ist er mit purpurnem {Fest. p. 209;
artigen Prunkes immer mehr zur Hauptsache vgl. Liv. 27, 4, 8. 31, 11, 12), später gold-
wurde, so ist doch von den ersten Jahren der durchwirktem {Polyb. 6, 53. Dion. 3, 61. 62;
Republik bis in die späte Kaiserzeit in dem vgl. 4, 74. Appian. Pun. 66) Unter- und Ober-
ganzen Ceremoniell die ursprüngliche Beden- gewand, der tunica palmata {Marquardt, Böm.
tung des Festes deutlich erkennbar; er galt Privataltert. 2* S. 542 ff.) und toga picta
als eine Erfüllung der Gelübde, die der zum (Fes^. a. a. 0. iw'. 10, 7, 9. 30,15,11.12; später
Heere abgehende Feldherr auf dem Capitole auch palmata genannt; vgl. Martial. 7, 2.
ausgesprochen hatte (Liv. 45, 39, 11; vgl. 38, go Apul. apol. 22. Tertull. de coron. 13. Serv.
18, 16. 42, 49, 1), als eine Dankesfeier an ad Aen. 11, 334. Isidor. 19, 24, 5) und Ver-
den capitolinischen luppiter für die Errettung goldeten Schuhen {Cassiod. var. 6,1), in der
und Machterweiterung des römischen Staates. Rechten hält er einen Lorbeerzweig {Plin. n. h.
Nachdem dem siegreichen Feldherrn in einer 15, 137. Plut. Aem. Paul. 34. Appian. Pun.
Senatssitzung der Triumph bewilligt war, 66. 3Ion. d. inst. 3 t. 10. 11), in der Linken
ordnete sich der Festzug aufserhalb des Po- ein Scepter von Elfenbein, dessen Spitze ein
meriums auf dem Marsfelde, in der Nähe Adler krönt {Dion. 3, 61. Val. Max. 4, 4, 5.
der Villa publica (vgl. über die Zugordnung luv. 10, 43. Lyd. de mag. 1, 7; vgl. Prudent.
727 luppiter (Capitolinus: Triumpli) luppiter (Capitolinus : Weihgeschenke) 728
periüteph.lO, 146 und Darstellungen auf Münzen Hülfe luppiters den Sieg errungen habe, den
Eckhel, Doctr. num. 6 p. 114. Frölmer , Les Lorbeer der fasces und den Lorbeerzweig in
medaill. de Vempire Bomain S. 132). Ein Lor- seiner RecMen dem Gotte in den Schofs
beerkranz ziert sein Haupt (Plin. a. a. 0.) und {Plin. 15, 134. lul. Obs. 61. Sil. Ital. 15,
über demselben hält ein hinter ihm stehender 118. Pacatus paneg. in Theodos. 9, 5. Tae.
Staatssklave eine schwere goldene Krone {Plin. ann. 2, 46. Cassius Dio 54, 25). Griechischen
33, 11. luv. 10, 39. Zonar. 7, 21"), wobei er Einflufs zeigt die Sitte, eine Palme als Sieges-
ihm zurief: respice post te, hominem te me- zeichen zu weihen, vgl. Triumphalfasten von
mento {Tertull. apol. 33; vgl. Plin. 28,39. 711— 733 C. /. L. 1 p. 477 und ilfacroö. 2, 7, 8;
Hieron. ad Paulam 4 p. 55 ed. Benedict, lo seit August begnügten sich die Kaiser zu-
Arrian. diss. Epict. 3, 24, 85. Iuik 10,^41). weilen statt eines Triumphes mit der Nieder-
Sollte er selbst durch diese Worte vor Über- legung des Lorbeers (mon. Anc. 1, 22, dazu
hebung in seinem Glücke gewarnt werden, so Mommsen, R. g. d. A. p. 19). Sodann wurden
diente ihm als Schutzmittel gegen den Neid die reichen Dankesopfer dargebracht (loseph.
und bösen Blick der Teilnehmer und Zuschauer b. lud. 7, 5, 6) und hieran schlofs sich ein
ein Amulett (fascinus), das er entweder selbst Festmahl für die Behörden und den Senat
trug (Macrob. 1, 6, 9) oder unter dem Wagen {Liv. 45, 39, 13. Val. Max. 2, 8, 6; vgl. Gell.
befestigen liefs {Plin. 28, 39; vgl. Jahn, 10, 2, 7). Nach Beendigung des Triumphes
Über den Aberglauben des böigen Bliel-es, Ber. werden die entliehenen Gegenstände wieder
d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1855 S. 70). Nach dem 20 im Tempel geborgen {Liv. ep. 67. Phit. Mar.
Vorbilde luppiters {Cic. ad fam. 9, 16, 8. Plin. 12. Cassius Dio 67, 4. Elog. C I. L. 1
35, 157) war das Antlitz des Triumphierenden p. 290).
mit Mennig rot gefärbt {Plin. 33, 111. SertK Weihgeschenke. Die erste Weihung, von
ad Ed. 6, 22. 10, 27. Arnob. 6, 10; vgl. Plut. der uns die Annalen berichten, war die Spende
q. B. 98); auf dem Wagen stehend oder ihn zu eines goldenen Kranzes durch die Latiner a. 295
Pferde begleitend, nahmen die Kinder Anteil u. c. {Liv. 2, 22, 6). Dasselbe Geschenk stiften sie
an der Auszeichnung des Vaters {Liv. 45, 40, gemeinsam mit den Hernikern a. 305 u. c,
4. 8. Cic. pro Mur. 5, 11. Val. Max. 5, 7, 1. veranlafst durch die politische Aussöhnung
5, 10, 2. Tac. ann. 2, 41. Suet. Tib. 6. Appian. zwischen Patriciern und Plebejern {Liv. 3,
Pun. 66. vit. BT. Ant. philos. 12, 10. Zonar. 30 57, 7), doch hält Jordan, Top. 1,2 S. 15
7, 21). Darstellungen des Triumphators auf A. 11 diese Erzählung für eine Erfindung, zu
der Quadriga zeigen Münzen der Fundania der die später erfolgte Schenkung eines
'(Babelon 1 S. 512), der Pompeia {Babelon 2 Kranzes durch die Karthager a. 411 {Liv. 7,
S. 342, 6; vgl. Aemilia 1 S. 122), des M. Aurel 38, 2) den Anlafs gegeben habe. Zwölf Jahre
und L. Verus (Fröhner S. 91), des Coramodus später, a. 317, hören wir von einer gleichen
{Frühner 8. 113. Baumeister, Denkm. 1 Ahh. 4:30) Gabe an luppiter, die der Diktator Mamercus
des Probus {Fröhner S. 239, 1), des Numerian Aemilius auf Geheifs des Volkes auf dem
(Frö7mer S. 248, 3. Sartwe^sier a.a.O. Abb. 408). Capitole niederlegte {Liv. 4, 20, 4). Den gol-
Am Schlüsse des Zuges marschierten die denen Kranz werden wir uns wohl bei allen
Soldaten im Schmuck ihrer militärischen Ab- 40 Widmungen siegreicher Heerführer hinzuzu-
zeichen, sangen Spott- und Loblieder auf denken haben, wenn er auch als selbstver-
den Feldherrn {Liv. 4, 20, 2. 5, 49, 7. 39, 7, ständliche Gabe nicht ausdrücklich erwähnt
3. 45, 38, 12. Dion. 2, ?4. 7, 72. Plin. 19, wird. Auch für auswärtige Fürsten und Völker-
144. Plut. Marc. 8. Suct. Caes. 49. Vell. Paterc. schaften war die Darbriagung einer corona
2, 67. Martial. 1, 5. Vit. Aurel. 6, 5) und aurea die gewöhnlichste Art der Huldigung
riefen, wie die Zuschauer, ihr fröhliches io (Karthager s. oben; Attalus a. 556, Liv. 32,
triumphe {Varro l. l. 6, 68. Horat. epod. 9, 27, 1; Philipp von Macedonien a. 563, Liv.
21 c. 4, 2, 49. Ovid. trist. 4, 2, 48). Vom 36, 35, 12; Alabanda und Lampsacus a. 584,
Marsfelde aus nahm der Zug seinen Weg in Liv. 43, 6, 6; Thisbe, Eph. epigr. 1, 278
die festlich geschmückte Stadt {Ovid. trist. 4, 50 Z. 32 ff. Arch. des miss. scient. 1872, 63).
2, 4. Plut. Aeni. Paul. 32). Durch die porta Andere Weihgeschenke: Victoria aurea des
triumphalis {Cic. in Pison. 23, 55. Tac. ann. Hiero a. 538 {Liv. 22, 37, 5. 12), Nmccl tqo-
1, 8. Suet. Aug. 100. Cassius Dio 56, 42. Tratoqoopot des Bocchus a. 662 {Plut. Mar. 32),
Loseph. b. lud. 7, 5, 4) erreichte er zunächst Victoria quadrigam in sublime rapiens des
den circus Flaminius {Plut. Luculi. 37; vgl. Plauens, Imperator a. 712 {Plin. n. h. 35, 108),
Aem. Paul. 32. Loseph. a. a. 0.), passierte die clipeus cum imagine Hasdrubalis supra foris
porta Carmentalis und schlug über vicus in- Capitolinae aedis von L. Marcius a. 212 {Liv.
garius, forum, vicus Tuscus und Velabrum 25, 39, 17. Plin. 35, 14), eherne, silberne,
{Suct. Caes. 37. Cassius Dio 43, 21) die Rieh- vergoldete Schilde {Plin. a. a. 0. Liv. 35, 10,
tung nach dem circus maximus ein {Cic. in go 12. 38, 35, 4), aenea in Capitolio limina et
Verr. 1, 59, 154), von hier Umschrift er die trium mensarum argentea vasa in cella lovis
Ostseite des Palatin bis zur sacra via und zog {Liv. 10, 23, 12), quadrigae aureae {Liv. 29,
dann auf dieser über Forum und Clivus Capi- 38, 8. 35, 41, 10), seiuges aurati [Liv. 38, 35,
tolinus hinauf zum Tempel des luppiter (iJoraf. 4), signa {Liv. 30, 39, 8. 38, 35, 4), Samm-
epod. 7, 8. c. 4, 2, 35). Hier verliefs der Im- lung geschnittener Steine von Pompeius {Plin.
perator den Wagen, stieg die Stufen des 37, 11), in cella lunonis canis ex aere volnus
Heiligtumes empor (Cassius Dio 43, 21. 60, suum lambens {Plin. 34, 38), Werke des Cae-
23) und legte zum Zeichen, dafs er nur mit lators Mentor '{Plin. 33, 154; vgl. 7, 127),
729 luppiter (Capitolinus: Weihgeschenke) luppiter (Capitolinus : Weihgeschenke)' ^730
zwei Kolossalköpte aus Erz, Werke des Chares beigefügtes Verzeichnis den nötigen Autschlufs
und Decius, von P. Lentulus Spinther, Konsul gab. Sp. Carvilius Maximus, der Sieger über
a. 697 {Plin. 34, 44; vgl. Brunn, Gesch. d. die Samniten (a. 461), errichtete aus den
gi: Künstler 1^ S. 420), Statue eines Epheben Rüstungen der gefallenen Feinde eine Ko-
aus Bithynien, von Pompeius Bithj'nicus {Ftst. lossalstatue des luppiter von solcher Höhe,
p. 262), Theseus, Gemälde des Parrhasios dafs sie vom Tempel des luppiter Latiaris
{Plin. 35, 69; vgl. Brunn a. a. 0. 2 S. 99), auf dem Albanerberge deutlich bemerkt werden
2 Gemälde {Flin. 35, 108), tQ^x^^g sg acpaiqiov konnte; aus den Abfällen der Feile gofs
Tt iQvaovv sußaXcov dvä&rjKS xa du Kanizco- man eine Statue des Carvilius selbst, die zu
Xi'cp sc. Nero [Cassius Dio 61, 19); Antiochos lo den Füfsen des Götterbildes Aufstellung fand
wollte a. 684 einen goldenen Leuchter weihen {Plin. 34, 43). Bei der Verheerung, die ein
(Cic. in Vcrr. 4, 28, 64 ff.). Schon im Jahre Gewitter des Jahres 689 auf dem Capitole an-
575 hatten sich die Geschenke, die von Bürgern richtete, stürzte ein auf einer Säule stehendes
und Fremden dem Tempel zugingen, in dem Bild des luppiter zu Boden {Cassius Dio 37,
Mafse gehäuft, dafs der Censor Aemilius Le- 9; vgl. Cic. in Cat. 3, 8, 19); nach Anordnung
pidus die Entfernung vieler Gegenstände für der Haruspices erfolgte die Aufstellung einer
nötig erachtete {Liv. 40, 51, 3 Lepidus . . . gröfseren Statue, die contra atque antea fuerat
ab columnis quae incommode opposita vide- mit dem Gesicht nach dem Forum und Comi-
hantur, signa amovit cliptaque de columnis et tium zugewendet war {Cic. in Cat. 3, 8, 20.
si(jna militaria adfixa omnis generis dempsit). 20 Cassius Dio 37, 34). Eine Bildsäule des lup-
Einen luppiter Imperator nebst einer Votiv- piter Africus erwähnen die Militärdiplome
tafel mit der Inschrift ^luppiter atque divi der Jahre 76 und 85 p. C. C. I. L. 3 p. 853.
omnes hoc dederunt, ut T. Quinctius dictator 855, andere luppiterbilder s. Sp. 713, 54. Den
oppida novem caperet' stellte T. Quinctius nach Darstellungen luppiters reihen sich die Bild-
der Überwindung von Praene»te a. 374 u. c. nisse anderer Gottheiten an: Her culis magnum
intra cellam lovis ac Minervae auf {Liv. 6, simulacrum a. 449 {Liv. 9, 44, 16), Kolossal-
29, 8), die übliche Kranzspende fehlte nicht statue desselben Gottes, ein Werk des Lysipp,
{Fest. p. 363), wahrscheinlich ist hierher auch das Q. Fabius a. 545 den Tarentinern nahm
die Stelle des Cicero in Vejr. 4, 58, 128ä'. zu {Plut. Fab. 22. Plin. 34, 41. Strab. 6
ziehen, vgl. Sp. 644. Die Überlieferung weifs 30 p. 278; vgl. Cassius Dio 42, 26. Brunn,
noch von anderen Fällen zu berichten, in G-'es^/^. cZ. ^nec/*. A'Mnsi?er 1 S. 252); drei knie-
denen siegreiche Feldherrn ihre Kuhmesthaten ende Gottheiten von M'. Acilius a. 575 (jPes^.
durch eine Weihinschrift auf dem Capitole p. 174. 177), Kolossalstatue des Apollo aus
verewigten. L. Aemilius ßegillus befestigte ApoUonia am Pontus von L. Licinius LucuUus
seinen Bericht über den Seesieg gegen An- {Plin. 4, 92. 34, 39. Strab. 7 p. 319; vgl.
tiochos (a. 564) in aede lovis supra valvas Brunn a. a. 0. 1 S. 90), Statue der Minerva
{Liv. 40, 52, 7; den ersten Vers giebt Caesius von Cicero a. 696 {Cassius Dio 38, 17; vgl.
Bassus grammat. lat. 6, 265 Keil); Ti. Sem- 45, 17. lul. Obs. 68) Bomulus quevi inaura-
pronius Gracchus fügte der Erzählung von tum in Capitolio parvum atque lactaniem,
seinen Erfolgen in Sardinien (a. 580) noch 40 uberibus lupinis inhiantem esse meministis . .
die bildliche Darstellung der Schlachten hinzu {Cic. in Cat. 3, 8, 19; vgl. de div. 2, 20, 45.
{Liv. 41, 28, 8 in atde motris Matutae be- 2,21,47,1,12,20. C«ss. D«o 37, 9. Baumeister,
findlich, doch schlofs die Inschrift /«cmjc tofew?«»« Denhrn. 1 Abb. 552), Roma, von den Lykiern
lovi donum dedit; \^\. C. I. L. 10, M\Q>)\ eine geweiht (C. I. L. 1, 589 = 6, 372; vgl.
tabula victoriae Asiaticae des L. Scipio (a. 564) Klucgmann , L'effigie di Borna. Rom 1879
erwähnt Pliniusn.h. 3b, 22 und Yerse ex AciUi S. 8. 57), signu(m) Lib(eri) patris (Militär-
Glabriouis tabida Caesius Bassus a,. a.O. Es war diplom v. J. 70 p. C. CLL. 3 p. 849), simu-
überhaupt allgemeine Sitte, dafs die Sieger lacra Boni Eventus et Bonae Fortunae
vor dem Triumphe ein Verzeichnis ihrer Thaten {Plin. 36, 23), Nemesis {Plin. 11, 251. 28, 22),
in Saturniern abgefafst auf dem Capitole 50 Martis (Ca.^s.i'/o41, 14), Valetudinis (Pe^ro)/.
niederlegten {Caenius Bassus a. a. 0. apud !Sat. 88). Servius ad Aen. 2, 319 hatte also
nostros autem in tubulis antiquis, quas trium- ein gewisses Recht zu seiner Äufserung: in
phaturi duces in Capitolio figebant victoriaeque Capitolio deorum omnium simulucra colebantur.
suae titulum Saturniis versibus p/rosequebantur. Die allgemeine Bestimmung 'in Capitolio' läfst
tulia repperi eaxmpla . . .). Ein Bild mit der es freilich für manche Bilder fraglich erscheinen,
Darstellung der Gefangennahme lugurthas durch ob sie im eigentlichen Tempelbezirk zu suchen
Sulla weihte König 13occhus {Plut. Mar. 22. sind. Das Beispiel des Carvilius, die eigene
Süll. 6; dieselbe Abbildung auf einem Siegel- Statue dem Gotte zu weihen, fand Nachahmer an
ringe Sullas Val. Max. 8, 14, 4. Plut. SuU. 3 Caecilius Metellus, dem Sieger von Panormos
und auf den Denaren seines Sohnes; Mommsen, co a. 254 {Dion. 2, 66), an Q Fabius Maximus
Böm. Miinziv. S. 654. Babelon 1 S. 421 nr. 59). Cunctator {Plut. Fab. 22 icpiimov eUöva), an
Auch auf den tropaea des Marius {Plut. dem älteren Scipio Africanus ( Val. Max. 8,
Caes. 6. Suet. Caes. 11. Vell. Paterc. 2, 43; 15, 1 iinaginem in ceila lovis ü. M. positam
vgl. Propert. 3, 11, 46. Cassius Dio 50, 4) Jiabet. Appian. Hisp. 23. Sen. ep. 45, 72; Liv.
und Germanicus (C. I. L. 3 p. 856. Eph. 38, 56, 12 spricht nicht dagegen) und seinem
epigr. 4 p. 499 f.; vgl. ibid. 848 f. C. I. L. 6, Bruder Lucius {Val. Max. 3, 6, 2. Cic. pro
912) wird man die ruhmvollen Kämpfe der Babir. Post. 10, 27). Von dem Konsul des
beiden Helden erblickt haben, über die ein Jahres 702, Q. Metellus Pius, wurde eine turma
731 luppiter (Capitolinus : Weihgeschenke) luppiter (Capitolinustludimagni^Romani) 732
inauratarum equestrium, vermutlich Mitglieder später auch die scenischen hinzutraten; ferner
der gens Cornelia darstellend, auf dem Capi- dafs der Hauptfeiertag, also namentlich das
tele aufgestellt {Cic. ad Attic. 6, 1, 17). Hier Opfer mit dem dazu gehörigen Gebete und
sah man auch die Standbilder der sieben dem epulum, immer auf den Tag der Idus, den
römischen Könige und des Brutus (Plin. 34, alten Festtag des luppiter, gefallen sein wird."
22. 23. 33, 9. 10. 24. Ascoii. in Scaur. p. 25 Gestützt auf einige Stellen der Alten {Liv.
K. et S. Cassius Bio 43, 45. Appian &. c. 1, 1, 35, 9 sollemnes deinde annui mansere ludi
16). Als eine besondere Auszeichnung galt es, Romanimagniquevarie appellati. Cic. derepuhl.
wenn Bürgern noch zu ihren Lebzeiten oder 2, 20, 35 eundem privium ludos maximos qui
nach dem Tode eine Statue beim Tempel des lo Romani dicti sunt fecisse accepimus. Faul.
luppiter von Staats wegen errichtet wurde. Diese p. 112 magnos ludos Romanos ludos appella-
Ehre genossen: M. Aemilius Lepidus (F«i. Maa;. hant, quos in honorem lovis, quem principem
3, 1, 1 ; vgl. Mommsen, üöm. Münsw. nr. 275). deorum j^i^tabant, faciebant) hat man die ludi
Q. Marcius Rex, praetor a. 608 (Militärdiplom magni und Romani so lange für identisch ge-
v. J. 64 p. C. C. I. L. 3 p. 846; vgl. Mommsen halten, bis eine genauere Untersuchung ilfomm-
a. a. 0. nr. 290. Ba&eZo»?, 2 S.197 nr.28), T. Seius sens {Rhein. Mus. 14 [1859] S. 79ff. = Rom.
{Plin. 18, 16), Pinarius Natta {Cic. de div. 2, Forschg. 2 S. 42 ff.; vgl. Rom. Chronol. ''
20, 45. 2, 21, 47), Caesar {Cic. pro JDeiot. S. 167. 324) einen Unterschied hinsichtlich
12, 33. Cassius Bio 43, 45). Die Feuersbrunst der Zeit ihrer Aufführung ergab. Die grofsen
des Jahres 671 scheint den aufserhalb des 20 Spiele, die vom Heiligtum der capitolinischen
Tempelgebäudes befindlichen Statuen keinen Trias ihren Ausgang nahmen, gehörten in
Schaden zugefügt zu haben {Appian a. a. 0.); ältester Zeit zu den ludi votivi, sie wurden
a. 689 stürzten Blitzschläge eine Anzahl von also nicht regelmäfsig in jedem Jahre, sondern
ihren Postamenten {Cic. in Cat. 3, 8, 19); nur infolge einer besonderen Veranlassung auf
Augustus hat wegen Raummangels einen gro- ein Gelübde hin gefeiert, nach der Ähnlichkeit
fsen Teil der Standbilder von der capitoli- der Feier zu urteilen ursprünglich wohl immer
nischen area nach dem Marsfelde schaffen im Anschlufs an den Triumph. Häufige Kriege
lassen {Suet. Calig. 34. Cassius Bio 51, 22). gaben Anlafs zu einer öfteren Wiederholung.
In der Kaiserzeit war die Ehre, in der Nähe Nachdem so die äufseren Verhältnisse eine
des höchsten Gottes eine Statue zu empfangen, 30 fast alljährlich wiederkehrende Feier herbei-
soweit es ■ die Überlieferung erkennen läfst, geführt hatten, wurde schliefslich der that-
dem Imperator (ev. dem Thronerben, vgl. sächliche Zustand auch rechtlich fixiert, d. h.
Mommsen, Eph. epigr. 4 p. 4991) vorbehalten. die aufserordentlichen Spiele verwandelten sich
Genannt werden Statueu des Augustus {Ja- zu einem stehenden Jahresfeste, dem der neue
cobi, Museogr. S. 79), Domitian {Sutt. Domit. Name ludi Romani beigelegt wurde, während
13), Trajan {Plin. Paneg. 52), Claudius Gothi- jenen auch noch in späterer Zeit gefeierten
cus {Trebell. Poll. 3), Aurelian {Vita Tac. 9, ludi votivi die Bezeichnung magni erhalten
neben anderen reichen Gaben). Wie um die blieb. Die ludi Romani fielen in den September;
Tempel der Fortuna, des Hercules und Qui- als Termin für den religiösen Akt des O^^fers und
rinus gruppieren sich auch um das capitoli- 40 Opfermahles wurdenjedenfalls schon von Anfang
nische Heiligtum eine Anzahl kleinerer Kult- an die Iden des September bestimmt; zwar finden
statten. Wir kennen daselbst einen Altar wir ein epulum lovis für den 13. September
des luppiter Pistor {Ov id. fast. 6, 349. Lac- erst in den Augusteischen Kalendern verzeichnet
fawi.1,20,33; vgl.P/-eZ/erS. 194 A. 5), des luppiter {fast. Sab. C. I. L. l p. 302 = 9, 4192; vgl.
Soter {Serv. ad Aen. 8, 651), des Zsvg als^C- fast. Ant. C. I. L. 1 p. 328 = 10, 6638. fast.
■nccKog, vom Kaiser Claudius errichtet {Phlegon. Vau. C. I. L. 1 p. 320 = 6, 2298 ; epulum Miner-
JfM'aö.6),undeinenT'ai.(;Mo?,denAugustusfürden vae fast. Riist. C. I. L, 1 p. 401), doch aufser
aus Samos stammenden Zeus des Myron er- der Analogie der ludi Plebei (s. unten) spricht
baute(5ir«5.14p.637; vgl.BrMJma.a.O.lS. 102); für ein früheres Vorhandensein derselben au
zweifelhaft dagegen ist die Existenz eines Altars 50 dem gleichen Datum der Umstand, dafs dem
des luppiter Victor, vgl. Sp. 680. DieaufdenTem- ursprünglichen Feste die Dankesbezeugung an
pel bezüglichen Prodigien sind zusammengestellt den luppiter 0. M. für die Rettung des Staates
von Gilbert a. a. 0. 3 S. 390 A. 2. S. 395 A. 2. aus gefahrvoller Lage zu Grunde lag und dafs
Ludi. Gewichtiger noch als in der Aus- hierfür doch kaum ein passenderer Tag ge-
schmücknng des Tempels und seiner Um- wählt werden konnte, als der dies natalis
gebung tritt die Bedeutung des capitolinischen seines Tempels. Die ludi, von dem epulum
Kultes für das öffentliche Leben hervor in durch die equorum probatio getrennt, fanden
seiner Stellung innerhalb der alten, hochan- am 15. September statt, und im engeren Sinne
gesehenen römischen Spiele, der ludi magni, rechnete man diesen Tag als den ersten der
Romani ucdPlebei. Die gemeinsamen Eigen- 60 Spiele {Liv. 45, 1, 6). Nach Mommsen a. a,. 0 .
tümlichkeiten derselben sind bis auf die equo- hängt die Fixierung der ludi Romani zusammen
rum probatio bereits von Preller, Rom. Myth. mit der Einführung der curulischen Aedilität
1 S. 219 richtig betont worden: „Bei allen a. 387 u. c. (mit Ausnahme von Liv. 1, 35, 9^
wird festzuhalten sein, dafs sie sowohl aus dem wo die Einrichtung der Spiele durch Tarqui-
religiösen Akte eines Opfers und Opfermahles, nius Priscus gemeldet wird, tritt der Name
des epulum lovis, als aus dem festlichen der ludi Romani zum erstenmale auf Liv. 8, 40,
Prozession nnd der Spiele bestanden, welche 2 a. 432; nach Fabius Pictor b. Dion. 7, 71,
letztere anfangs blofs circensische waren, bis vgl. Pseudo - Ascon. in Verr. p. 142 Or. und
o
733 luppiter (Capitolmus:ludimagni,Romam) luppiter (Capitolinus: lutli Plebei) 734
Cicero de div. 1, 26, 55, wird das Fest ständig 7, 11, 4. 22, 9, 10. 22, 10, 7. 28, 39, 1. 28,
nach dem Siege über die Latiner am See Re- 45, 12. 31, 49, 4 dazu J'olyh. 16, 23, 7. Liv. 34,
gillus; nach Holzapfel {Fhilol. 48 [1889] S. 369 44, 6. 35, 1, 8. 39, 22, 1. Suet.Aug. 23. Nero
wurde die Fixierung im September erst zwi- 11. Cassius Dio 55, 8. 31. 60, 25. Plin. n. Ji.
sehen 557 und 536 vorgenommen); gleich- 7, 158). Neben den Spielen oder anstatt ihrer
zeitig wird die anfangs eintägige Dauer wurden zuweilen grofse Stieropfer oder ein
{Mommsen , G. I. L. 1 p. 401), die nach der ver sacrum gelobt {Liv. 22, 9, 10. 22, 10, 3.
Vertreibung der Könige a. 245 und der se- 7. 28, 38, 8. 33, 44, 1. 34, 44, 1). Der ür-
cessio plebis um je einen Tag gestiegen sein sprung der ludi Plebei ist in Dunkel gehüllt,
soll {tHon. 6, 95), infolge der Versöhnung lo Nach Cicero {de or. 3, 19, 73) bestanden sie
zwischen Patriziern und Plebejern auf 4 Tage schon zur Zeit des Numa , während nach
ausgedehnt {Liv. 6, 42, 12), eine Verlängerung, Pseudo- Aseonins in Verr. p. 143 Or. die Ver-
mit der wohl auch die Einreihung der Bühnen- treibung der Könige oder die secessio plebis
spiele in das Festprogramm sogleich nach in Aventinum den Anlafs zu ihrer Entstehung
ihrem Aufkommen in Rom a. 390 in Zusam- gab. Diese Berichte haben natürlich keinen
menhang gestanden hat {Mommsen, Born. Gesch. Wert. Der Name Plebei sowie die Leitung
1' S. 457). Zwischen 563 und 583 dauerte der Spiele durch die plebejischen Aedilen
das Fest schon 10, zur Zeit Ciceros 15 {in Verr. {Liv. 27, 36, 9. 28, 10, 7. 30, 39, 8. 32, 7, 13.
act. 1, 10, 31) und nach Caesars Tode 16 Tage Didasc. h. JRitschl, Parerg. p. 261) deuten auf
{Cic. Phil. 2, 43, 110; 4.— 19. September, fast. 20 eine Zeit, in der die politische Scheidung der
C. I. L. 1 p. 401) , um im 4. Jahrhundert beiden Stände noch nicht aufgehoben war. Zu
wieder auf 4 (12. — 15. September) herab- einer die Gesamtbevölkerung umfassenden,
zusinken {fast. PhiJoc. 1 p. 350). Auf den offiziellen Jahresfeier wurde die Sonderfest-
gemeinschaftlichen Ursprung der ludi magni lichkeit der Plebs (vgl. Mommsen, Böm.
und Romani weisen hin die Gleichartigkeit Staatsr. 1- S. 235 A. 5) wahrscheinlich erst im
der Feier und die sich stets entsprechende Jahre 534 u. c; der Platz nämlich, auf dem
Erweiterung der Zeitdauer {Liv. 30, 2, 8. 36, man die Spiele nachweislich beging, der circus
36, 2; vgl. Cjc. in Verr. act. 1, 10, 31. Momm- Flaminius {Vol. Max. 1, 7, 4), wurde damals
sen, Rh. Mus. 14 (1859) S. 86 fl'.). Das Ge- neu erbaut {Liv. ep. 20. Cassiod. Chron.
lübde der grofseu Spiele geschah auf Senats- 30 p. 610 Mommsen), und die Spiele selbst werden
beschlufs oder aus der Initiative des geloben- 4 Jahre später zum erstenmale erwähnt {Liv.
den Magistrates (Diktator, Konsul, Prätor, 23, 30, 17); sie fielen in den Monat November
später der Kaiser) bei schweren Gefabren, und währten wohl schon bei ihrer Fixierung,
die dem Staate von aufsen oder im Innern übereinstimnend mit den ludi Romani, länger
drohten, oder zu dem Zwecke, für den un- als einen Tag; bezeugt ist die mehrtägige
veränderten Bestand der Republik in qnin- Dauer bereits für das Jahr 547 {Liv. 28, 10, 7),
quennium {Liv. 27, 33, 8. 30, 2, 8. 30, 27, 11. eine instauratio per biduum schon a. 541
31, 9, 9) oder in decem annos {Liv. 42, 28, {Liv. 25, 2, 10). Auch der Verlauf der Feier
8) den Schutz des höchsten Gottes zu ge- (eine pompa nennt nur die auf einer Ver-
winnen; der pontifex maximus sprach die 40 wechselung mit Liv. 2, 36 beruhende Stelle
Formel vor; wir besitzen noch den Wortlaut des Valerius Maximus 1, 7, 4; indes wenn
eines Gelübdes , das der Konsul M'. Acilius eine solche an den ludi Apollinares, Megalenses
praeeunte P. Licinio pontifice maximo auf Ge- Augustales (vgl. Marquardt, Böm. Staatsverw.
heifs des Senates a. 563 vor Beginn des syri- 3° S. 308 A. 3) stattfand, wird sie auch hier
sehen Krieges ablegte: Liv. 36, 2, 3 si dueUum nicht gefehlt haben; ihr Ziel war natürlich
quod cum rege Antiocho sumi pojnilus iussit der circus Flaminius, s. oben) und die Ver-
id ex Siutentia senatus populique Bomnni con- mehrung der Festtage entsprach im allge-
fectum erit, tum tibi, Luppiter, populus Bo- meinen jenen älteren Spielen. An den Iden
manus ludos magnos dies decem continuos faciet des November fand das epulom lovis statt
donaque ad omnia imlvinaria dahuntur de pe- 50 {fast. 3Iaff. C. 1. L. 1 p. 307. fast. Ant.
cunia, quantam senatus deereverit; quisquis C. I. L. 1 p. 329 = 10, 6638. Arnoh. 7, 32;
magistratus eos ludos quando iihique faxit, hi dazu Mommsen, C. I. L. 1 p. 407; die erste
ludi rede facti donaque data rede sunto. Vor der Erwähnung a. 541 bei Livius 25, 2, 10; Bücheier,
Festsetzung der ludi Romani sind uns durch Bhein. Mus. 45 [1890] S. 164 vergleicht mit
die Annalen drei Aufführungen der grofsen diesem epulum am Ende des Amtsjahres eine
Spiele bekannt {Liv. 2, 37, 1. 4, 27, 1. 5, 31, ähnliche Feier an den Iden des März zu Capua); es
2; vgl. 5, 19, 6), die erste von der Legende folgte am 14. November die probatio equo-
wunderlich ausgeschmückt {Liv. 2, 18, 1. 2, rum {fast. Arv. p. 240 Henzen) und am 15. No-
36fF. Bion. 7, 68. Cic. de div. 1, 26. Macroh. vember begannen die ludi in circo. Im Jahre
1, 11, 3. Aug. de civ. dei 4, 26. Bitschi, gq 200 wurden bereits Bühnenspiele gegeben,
Parerg. praef. p. 23). Republik und Kaiser- wie die Aufführung des Plautinischen Stichus
zeit sah noch oft die Wiederholung dieser beweist {Studemund, Comment. phil. in hon.
ehrwürdigen Feier mit immer steigender Zahl Th. Momms. p. 782). Die Fasten der Auguste-
der Festtage und immer glänzenderer Aus- ischen Zeit verzeichnen ludi Plebei vom 4.
stattung, zumal da seit dem Jahre 554 die — 17. November {Mommsen, C. 1. L. 1 p. 406),
alte Sitte de certa pecunia vovere nicht mehr im 4. Jahrhundert beträgt ihre Dauer nur
beobachtet ward {Liv. 31, 9, 9; zu den bereits noch 5 Tage, 12. — 16. November {fast. Philcc.
genannten Stellen des Livius vgl. noch Liv. C. L. L. 1 p. 354).
735 luppiter (Capitolinus : epulum) luppiter (Capitolinus: epulum, pompa) 736
Mit einer förmlichen Einladung (epulum Ordnung der sibyllinischen Bücher {Liv. 5, 13,
indictum fast. CLL. 1 p. 401. 406. Paul. 5 etc. Tac. ann. 15, 44), während derartige Be-
p. 78. Arnob. 7, 32) nahm die Feier ihren Stimmungen für den altrömischen Kult nicht
Anfang. Das epulum (nach Casshis Bio 51, 1 nachweisbar sind; hat doch Murquurdt selbst
für den ayäva uqov im engeren Sinne er- die von Preller {Rom. Myth. 1^ S. 150 A. 1) ge-
forderlich) setzt eine Opferhandlung voraus, sammelten Beispiele treffend widerlegt (3* S. 48
und da es ausdrücklich als epulum lovis be- A. 1). Aus der Angabe des Livius a. a. 0.,
zeichnet wird {Liv. 25, 2, 10. 27, 36, 9. 29, 38, dafs a. 355 das erste Lectisternium zu Rom
8. 30, 39, 8. 31, 4, 7, 82, 7, 13. 83, 42, 11. Lucilius abgehalten worden sei, ergiebt sich kein Wider-
b. Nan. p. 204. frg. 18, 10 MiÜler. Gic. de or. lo spruch, denn einmal läfst sich das Vorhanden-
8, 19, 73. TertuU. apol. 13. vit. Alex. Sev. 37), sein des epulum lovis vor jener Zeit nicht
so sind wir bei dem Fehlen widersprechender beweisen, sodann besteht vielleicht der Unter-
Nachrichten zu dem Schlüsse berechtigt, dafs, schied von lectisternium und epulum nur darin,
wie gewöhnlich, dem luppiter weifse Rinder dafs jenes bei besonderem Anlafs dekretiert
dargebracht wurden (s. Sp. 670, 8). An das wurde, dieses aber die ständige Einrichtung
Opfer schlofs sich die Festmahlzeit ante cel- bezeichnete (hiernach Sp. 665, 41 zu berich-
lam lovis (vgl. das epulum funebre des älteren tigen). Da der Tag nach den Iden als dies
Scipio Sen. ep. 95, 72. 98, 13. Val Max. 7, 5, postridianus zur Vornahme religiöser Hand-
1. Cic. pro Mur. 36, 75; die Üppigkeit der lungen nicht geeignet wur {Marquardt a,. a. 0.
dapes Capitolinae war in späterer Zeit be- 20 S. 295), so begnügte man sich au ihm mit der
rüchtigt Martial 12, 48, 11); der ganze Senat Musterung der zum Rennen angemeldeten Pferde
nahm daran teil {Gell. 12, 8, 2. Liv. 38, 57, (equorum probatio fast. C. I.L.l p. 401. 406.
5. 45, 39, 13 Cassiiis Bio 39, 30. 48, 52); die Cassius Bio 55, 10). Der folgende Tag brachte
capitolinischen Götter werden zu dem Schmause den wichtigsten und von der ganzen ßevölke-
eingeladen, nachdem man zuvor ihr Bild, als rung ersehnten Teil der Feier, den ältesten
wären es menschliche Wesen, dem Feste ent- Kern des ganzen Festes. Der Zusammenhang
sprechend geschmückt batte {Seneca b. Aug. mit dem capitolinischen Kulte tritt auch hier
de civ. dei 60. Plin. n. h. 33, 111. Arnob. 6, klar hervor, denn die pompa circensis, die in
10; vgl. Plut. q. B. 98); für luppiter setzte religiöser Beziehung den Hauptbestandteil der
man einen lectulus hin, für Inno und Minerva 30 Feier bildete, nahm nicht blofs ihi-en Ausgang
je eine sella {Val. Max. 2,1, 2). Von dem vom Capitole, sondern hatte auch in ihrer
epulum hat luppiter den Namen Epulo em- ganzen Einrichtung das Gepräge einer zu
pfangen {Val. Max. a. a. 0. G. I. L. 6, 3696 Ehren des höchsten und besten Gottes veran-
[magistri] quinq(uennales) [collegi] teib('ici- stalteten Festlichkeit. Zur Vervollständigung
nwn) Bom(anorum) qui [s(acris) p(ublicis) des Bildes von der pompa, speziell an den
p(raesto) s(unt)] lov(i) Ep(uloni) sae(rum), ludi Romani, sind auch die Berichte heranzu-
auf dem Forum gefunden). Die Zurüstung der ziehen, die uns über die Aufzüge an den an-
epula lag anfangs in den Händen der ponti- deren statarischen Circusspielen Aufschlufs
fices; da sich aber deren Aratsgeschäfte ständig geben, scheint es doch, als hätten sie alle
häuften, so wurde a. 558 für diesen Teil des 40 er.st jene Prozession von den ältesten römischen
Kultes eine besondere priesterliche Behörde Spielen berübergenommen. Die Aufstellung
geschaffen, die treaviri epulones {Liv. 33, der pompa erfolgte auf dem Capitole; eröffnet
42, 1; vgl. 40, 42, 7. Cic de or. 8, 19, 73). Das wurde der Zug in republikanischer Zeit durch
Kollegium stieg, man weifs nicht wann, auf den höchsten Beamten des Staates (Konsul,
7 Mitglieder und behielt den Namen Septem- Prätor, Diktator, Liv. 8, 40, 2; wir wissen,
viri epulones auch dann bei, alsesunter Caesar dafs in der Kaiserzeit an den ludi ApoUinares
noch um weitere 3 Mitglieder verstärkt wurde der Stadtprätor auf einer biga voranfuhr;
{Gassius Bio 48, 51); die Zahl der epula wuchs, Plin. n. h. 34, 20. luv. 10, 36 ff".; vgl. Momm-
doch blieb die Herrichtung des epulum lovis sen, Pöm. Gesch. 1 - S. 397 A. 7); er trug die
stets ihre vornehmste Aufgabe {Cic. de harusp. oo Triumphaltracht {Liv. 5, 41, 2 quae augustis-
resp. 10, 21. Fest. p. 78. Aug. de civ. dei 6, 7). sima vestis est tensas ducentibus triumphanti-
Im Gegensatz zu der Behauptung Blarquardts busve. TertuU. de coron. 13 quas (Coronas)
{Rom. Staat^verw. 3'' S. 848), das epulum lovis gemmis et folio ex auro quereeis ab Love in-
habe mit den Lectisternien nichts gemein, son- signes ad deducendas tensas cum palmatis togis
dern stehe in Beziehung zu der altrömischen sunmnt; vgl. Martial. 8, 38, 1. Plin. u. luv.
Sitte des Speiseopfers, wie es in der Spende an a. a. 0.) und lenkte einen Wagen {Bion. 5, 57),
luppiter Dapalis, Farreus und die Laren er- ohne Zweifel eine Quadriga; darauf weist der
halten sei , muss wohl in der Placierung der Zusammenhang dieser Spiele mit dem Triumph-
Götter auf lectus und sellae der ritus graecus zug (s. oben). Die Zugehörigkeit der quadriga
erkannt werdeu , der uns um so weniger in 60 zu den Attributen des luppiter 0. M. kennt
Verwunderung setzen darf, als ja, wie wir die Sage {Plut. Popl. 13. Fest. p. 274. Serv.
oben sahen, die Verehrung der capitolinischen ad Aen. 7, 188; vgl. Jordan, Top. 1, 1 S. 210)
Trias auf griechischen Einflufs zurückgeht und wie die Geschichte {Liv. 10, 28, 12. 29, 38, 8.
das starke Hervortreten der Persönlichkeit der 35, 41, 10); der voranziehende Beamte gilt
Götter Zeugnis für jenen Einflufs ablegt. So demnach als Stellvertreter luppiters. Eine
erklärt sich auch die supplicatio im Tempel ausführliche Schilderung der weiteren Zug-
des luppiter Capitolinus {Macrob. 1, 6, 13); Ordnung findet sich bei Bionys v. Hai. (7, 72),
Lectisternien und Sellisternien erfolgen auf An- der sich auf Fabius Pictor als Gewährsmann
737 luppiter (Capitolinus : thensae) luppiter (Capitolinus : ludi) 738
beruft. Als die eigentliche Aufgabe {Liv. 5, die thensa des luppiter bricht: Cassius Bio
41, 2. Suet. Äug. 43. TertuU. de coron. 13) 60, 8, die der Minerva: ^■ft^■(^. 47, 40). Die Kaiser-
d«s führenden Magistrates wird das Geleit der zeit änderte wenig an der durch ihr Alter
theusae bezeichnet ..(der Schreibart tensae in ehrwürdigen Feier, sie gestaltete sie noch glän-
der handschriftlichen Überlieferung und auf den zender; dem lul. Caesar hatte man bereits zu
Inschriften Hcnzen 6137 adn. 2. C. I. L. 10, 6102 seinen Lebzeiten tensam et ferculum pompa
steht zwar nur einmal die Orthographie thensa circensi bewilligt {Suet. Caes. 76. Cic. ad Att.
gegenübei", aber auf einer offiziellen Urkunde, 13, 44, 1. Äppian. b. c. 3, 54. Cassius Dio
dem Militärdiplom v. J. 60 CLL. 3 p. 845), 43, 45. 44, 6. 47, 18); die Bilder verstorbener
d. b. der besonderen, aus kostbaren Metallen lo Kaiser, ihrer Gemahlinnen und Anverwandten
gearbeiteten Wagen, auf denen man die At- des kaiserlichen Hauses wurden im Zuge ge-
tribute der Götter (exuviae) fährt (Fest. p. 364; fahren oder getragen (Plin. n. h. 34, 19. Lac.
Terentius Varro liefs als Aedil einen Knaben ann. 2, 83. C. I. L. 6, 911; vgl. Tac. ann. 4,
von wunderbarer Schönheit auf der thensa 9. CLL. 6, 912. Suet. Claud. 11. Calig. 15.
luppiters die Attribute des Gottes tragen; der Tit. 2. Cassius L)io 59, 13. 74, 4. vit. Anton.
Zorn der Inno strafte ihn mit der Niederlage P. 6. vit. M. Anton. 21 und zahlreiche Münzen,
von Cannae; Val. Max. 1, 1, 16. Lactant. 1, Borghesi, Oeuvres 2 S. 100; vgl. Anth. Palat.
6,16). Zur Aufbewahrung der thensae dient ein 9, 285; Darstellung einer pompa auf einem
besonderes Heiligtum auf dem Gapitole neben Sarkophagdeckel Gerhard, Ant. Bildiv. Tf. 120,
dem Tempel (aedis thensarum auf dem eben 20 1 ^ ann. d. inst. 11 (1839). tav. d'agg. N. 1:
erwähnten Militärdiplom; vgl. Suet. Vespas. 5. Quadriga von Elefanten, auf einem ferculum
Cassius Dio 66, 1). Über das Aussehen der die Victoria, unter den Begleitern ein Bläser);
thensae für die 3 capitolinischen Götter geben über die speziellen ludi vgl. Friedländer b.
uns Denare der gens Rubria Aufschlufs {Ba- Marguardt, Böm. Staatsveriv. 3 " S. 498. 511 ff.
helon, Mann, de la repl. Rom. 2 S. 40 nr. 1 — 3). Sehr dürftig und widersprechend sind dieBe-
Wir erblicken 2rädrige, mit 4Pferden bespannte richte über die Entstehung und Einrichtung der
Wageu mit hohem, viereckigem Kasten, an ludi Capitolini. Die einen {Ennius h. Serv.
dessen Seiten Blitz und Adler angebracht sind; ad Georg. 2, 384. Varro b. TertuU. de spect. 5;
die offene Vorderseite zeigt bei luppiter und vgL Ovid. fast. 6, 34. Ulpian. 22, 6) erzählen,
Inno fliegende Victoria , bei Minerva eine auf 30 Romulus habe im Anschlufs an die Dedikation
einer Biga stehende Nike. Andere Abbildungen des Tempels für luppiter Feretrius Spiele ver-
von thensae geben Ann. d. inst. 1839 tav. anstaltet im Faustkampf und Wettlauf, wobei
d'agg. 0. 1870. tav. d'agg. L. M. = Baumeister, die Teilnehmer auf geölte Felle traten , die
Lenkm.S Abb. 2340. Mus.Piod. 6, 43. Cadel- anderen {Plut. Born. 25; vgl. g. B. 53. Fest,
lani, Bullet, munic. Born. 1877 S. 119ff. tav. p. 322) nennen zwar auch den Romulus als
11 — 15 = Baumeister, Denkm. 3 Abb. 2325; Begründer der Spiele, knüpfen aber ihre Ein-
Medaillons des Tiberius und Antoninus Pius b. führung an seinen Triumph überVeji und den
Fröhner a. a. 0. S. 7. 62, 1. Pueri patrimi et hiermit zusammenhängenden Brauch an den
matrimi führten die einzelnen Wagen {Cic. de Iden des Oktober, dem Jahrestage jenes Trium-
Jiarusp. resp. 11, 23). Vom Gapitole aus setzte sich 40 phes, einen alten Mann im königlichen Ornate
der geordnete Festzug (ein anschauliches Bild mit der Kinderbulla über das Forum nach dem
desselhen giehi Tertull.de spect. 1) ixxBewegnng- Gapitole zu führen und zugleich durch einen
unter dem Jubel des zuschauenden Menge {Ovid. Herold zum Kaufe der Sarder einzuladen
am. 3, 2, 43) zog er den clivus Capitolinus (vgl. {Mommsen, Böm. Gesch. V S. 329 sieht in der
Richter in Iw. Müllers Eandbch. 3 S. 809 tf.) ]<]roberung Vejis durch Camillus den Anlafs
hinab, überschritt das Forum und nahm dann zu diesem Brauche). Eine dritte Version giebt
durch den vicus Tuscus, das Velabrum und Livius 5, 50, 4. 5, 52, 11; danach seien die
forum boarium seinen Weg nach dem circus, capitolinischen Spiele a. 364 nach dem Abzüge
den er in seiner ganzen Länge durchmafs der Gallier auf Senatsbeschlufs gestiftet worden,
{Varro l. l. 5, 153). Die exuviae wurden da- 50 quod luppiter optimus maximus suani sedem
selbst von den thensae herabgenommen und auf atque arcem populi Bomani in re trepida tuta-
ein pulvinar gelegt {Fest. p. 364. C I. L. 6, tus esset, und der Diktator M. Furius Camillus
490; das mon. Anc. 4, 4 nennt unter den habe den Auftrag erhalten, zu diesem Zwecke
Bauten des Augustus ein pulvinar ad circum, ein Kollegium aus den Bewohnern des Capitols
die Lage ist nicht bekannt; Mommsen, B. g. und der Burg zu bilden. Mit Recht vermutet
d. A. p. 80); sie deuteten an, dafs die Spiele Jordan {Top. 1, 1 S. 278), dafs es sich um
gewissermafsen in Gegenwart der Götter statt- Spiele des pagus Capitolinus handelt. Der
fänden, und gleichsam im Auftrage luppiters Umstand, dafs die pagi zu den ältesten Ge-
eröffnete der leitende Beamte, mit der Ge- meindeverbänden Italiens gehören (vgl. Mar-
wandung des höchsten Gottes angethan, durch 60 quardt, Böm. Staatsverw. 3 ^ S. 198ff.) im Ver-
das Zeichen zur Abfahrt der Wager^ feierlich ein mit der schlichten Einfalt der Spiele und
die Spiele {Liv. 8, 45, 3. 40, 1, 7. Henzen, ihrer Feier an den Iden, dem alten Festtage
Act. fratr. Arv. p. 36 ff.). Wie bei allen luppiters, läfst es nicht ausgeschlossen er-
sakralen Handlungen war die gröfste Sorgfalt scheinen, dafs jene ludi wirklich schon vor
geboten, da der geringste Verstofs gegen das der Erbauung des grofsen Tempels bestanden
Ritual eine teilweise oder vollständige Wieder- und das älteste Heiligtum des Gottes, das des
holung der Feier nötig machte {Cic. de harusp. luppiter Feretrius, zuihrem Mittelpunkte hatten;
reSjp. 11, 23; vgl. Bitschi, Parerg. p. 309 ff'.; die Einrichtung durch Camillus wäre demnach
EoscHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 24
739 luppiter (Capit. : Capitole i. röm. Reiche) luppiter (Capit.: Capitole i. röm. Reiche) 740
nur die Wiederherstellung oder Neuordnung
eines bereits vorhandenen Festes gewesen.
Nach dem gallischen Brande werden die capi-
tolinischen Spiele nicht mehr erwähnt (vgl. Liv.
6, 20, 3. Mommscn, Eöm. Forschg. 2 S. 182 ff.).
dagegen ist ein collegium Capitolinorum noch
in der Zeit des Augustus bekannt {G. I. L. 1,
805. 10, 6488. 14, 2105. Cic. ad Q. fr. 2, 52;
über die ludi Capitolini des Domitian s. unten).
Capitolinischer Tempel auf einer Müuze des Vespasian
(uach Cohen, Med. imp. 1 pl. 15 nr. 409); vgl. Sp. 717, 40 f.
Capitole aufserhalb Roms. Die poli-
tische Bedeutung luppiters als römisches Staats-
oberhaupt zeigt sich schliefslich neben den zahl-
losen Weihinschriften in der steigenden Ver-
breitung der Capitole im römischen Reiche.
Möglich ist es, dafs die Verehrung der capi- so
tolinischen Trias bereits in früher Zeit aufser-
halb Roms Verbreitung gefunden hat, nämlich
im Anschlufs an die Gründung der Kolonieen,
die ja im Kleinen ein Abbild der Mutterstadt
selbst sein sollten {Gell. 16, 13, 8. Cic. de leg.
agr. 2, 27, 73. pro Font. 1, 3); sicher nachweis-
bar ist der Kult nach dem Bundesgenossen-
kriege, als mit der Erteilung des Bürgerrechts
an alle Italiker in den Landstädten immer
stärker das Bestreben hervortrat, alle Ein- 4o
richtungen nach dem Muster der Hauptstadt
zu gestalten und an Glanz und Pracht mit
ihr zu wetteifern (vgl. Friedländer , Hörn.
Sittengesch. 3^ S. 169). Unter den Kaisern hielt
der Kult seinen Einzug in die Provinzen und
drang bis in die entferntesten Teile des
Reiches. Die Frage nach dem Vorhandensein
von Capitolen aufserhalb Roms ist eingehend
behandelt worden von Kuhfeldt, De Capitoliis
imperii Bomani Berlin 1883; danach lassen 50
sich Capitole noch in folgenden Städten kon-
statieren :
Capua. Die Dedikation vollzieht Tiberius
a. 26 p. C. (Tac. ann. 4, 57. Sutt. Tib. 40).
Kuhfeldt p. 16 glaubt an die Restitution eines
schon vohandenen Tempels, der jedoch erst
nach der Unterwerfung Capuas a. 543, erbaut
sei. Blitzschlag trifft den Tempel a. 40 p. C.
(ßuet. Calig. bl) und zerstört ihn zur Zeit
Diocletians {acta Sanctorum Bd. 6 p. 18 f. 60
Bolland). Für die Lage des Tempels in Capua
spricht der Fund eines Bildwerkes unweit
des Theaters; es zeigt in der Mitte den luppiter
sitzend, stehend zu seiner Rechten Minerva
mit Helm und Aegis, einen Speer haltend, zu
seiner Linken Diana mit Köcher und Speer
(über die Bedeutung der Diana vgl. Kuh-
feldt p. 18).
Nola. Me ad Capiiolium ire iubete, ut
ipsum lovem principem daemoniorum vestrorum
ruere faciam in der Legende vom hlg. Feli^
der zu Nola lebte und starb {acta SS. 2
p. 233, 1).
Pompeji. Auf der nördlichen Seite des
Forums sind die Trümmer eines bedeutenden
Baues freigelegt worden; er ruht auf gewal-
tigen Substruktionen und ist nach der tuski-
schen Auguraldisziplin orientiert; die Säulenhalle
(dreireihiger Hexastylos) mit Pronaos und da-
hinterliegender Cella sind deutlich erkenn-
bar, unter dem hinteren Teile der Cella
waren favisae angelegt. Zeigt schon __ die
äufsere Anlage in mancher Hinsicht Ähn-
lichkeit mit dem capitolinischen Tempel in
Rom, so wird die Vermutung, dafs es sich um
ein Heiligtum der Göttertrias luppiter, luno,
Minerva handle, bestätigt durch eine im Innern
der Cella entdeckte, an luppiter 0. M. gerich-
tete Weihinschrift aus dem Jahre 37/38 p. C.
(C /. L. 10, 796) und eine an derselben Stelle
gefundene Bildsäule des höchsten Gottes (vgl.
üverbeck, Pomp. S. 62. 65. 89 ff. Nissen, Pomp.
Stud. S. 320 ff. Templum S. 142. 209. Mau,
Pomp. Beitr. S. 204 ff. Mazois et Gau, Buines
de Pomp. 3 S. 48 ff.). Da das Forum seiner
Anlage nach jünger ist als die übrigen Teile
der Stadt, so dürfte der darauf stehende
Tempel der Zeit nach dem Marserkriege an-
gehören, wo Pompeji römische Kolonie wurde
{Cic. pro Süll. 21, 62).
Histonium (im Frentanergebiet). [CJapi-
toliufmj I [FJabius MaximfusJ \ v[ir] cflaris-
simusj Ifijnstauravit. 4. Jahrh. (C J.i/.9,2842;
vgl. die Widmung an I. Capitolinus ibid. 2860).
Marruvium (im Marsergebiet). . . . Octa-
vius LaenafsJ | . . . Cervarius P. f. | IUI vir
quinq. \ viam post CapitoliufmJ \ silice sternen-
da[m] I ex d. d. p. p. | loearunt idemqfuej
probafruntj {C. I. L. 9, 3688).
Abellinum (im Hirpinergebiet). Vom hlg.
Hypolit wird erzählt . . . lovis pontifices
.... vulneribus plagaverunt ; qui . . . ad mon-
tem Capitolinum perductus in forum deici-
tur . . . interea pontiftx .... thuribulum ei
porrexit, ut levis simulacro tlius adhibent
{acta SS. 2 p. 43, 2 Bolland).
Beneventum. Statua eins (Orbilii gram-
matici) Beneventi ostenditur in Capitolio ad
sinistrum latus marmorea {Suet. de gramm. 9).
Ostia. A. Ostiensis Asclepiades \ aeditus
Capitoli Signum Martis \ corpori familiae \ pu-
blice libertorum et servorum d. d. {C. I. L. 6,
479 = 14, 32).
Faesulae. lovi o(ptimo) m(aximo) \ lu-
noni reg{inaej \ Minervae | ob restitutio\nem
Capitoli I ordo spl(endidissimus) Florfentino-
rum) I d(ecreto) d(ecurionum) ; 1. od. 2. Jahrh.
{CLL. 11, 1545).
Flore ntia. Eine Kirche S. Mariae in
Campidoglio ist vom 11. Jahrhundert an nach-
weisbar {Kuhfeldt p. 32 f.).
Ravenna. Beatissimus Apollinaris (epi-
scopus c. a. 75) . . .in carcerem missus est non
longe ad Capitolium istius Bavennae civitatis
{acta SS. 5 p. 353 Bolland, die Erzählung
weiter ausgeführt ibid. p. 444 ff.).
741 luppitei- (Capit. : Capitole i. röm. Reiche) luppiter (Capit.: Capitole i. röm. Reiche) 742
Verona. . . . statuam in Capitolio \ diu Constantinopolis (Thracien). Chron.
iacentern in \ cereherrimo fori \ loco constitui | Pasch. 1 p. 570 ed. Bonn. Cledon. Gramm, lat. 5
itissit Val. Paladins \ v. c. cons. Venet. et Hist. p. 14 Keil. Corp. lust. 2 p. 334. 336. Coripp.
zw. 379 u. 383 {G. I. L. 5, 3332; vgl. die Weih- in laud. lust. Aug. 3, 121 f. '
inschrift an die Trias ibid. 3242). Nysa (Karien). Km iSQSvg Jiog KansTcoXi'ov
Aquileia. Vom Präfekten Apollinarius dicc ßiov wird genannt C. I. Gr. 2943 a. 753 u. c.
unter Diocletian berichten die acta SS. (22 Antioc hia. Zsvg' Kamrmliavg' 'Avxi6%iwv
p. 456 fl".): Cwmque vcnisset apud civitatem Äqtii- (Münze des M. Aurel, Mionnet 3 nr. 83) Zfig'
leiensem in templum lovis ingressus immundas Kansz . . . . g- 'Avtiöxscov (Münze de.s Antoni-
hostias obtidit; pracco. . . . procJamahat, ut om- lo nus Pins, Mionnet 3 nr. 82: luppiter in einem
nes venirent cum hostiis ad Capitolium lovis. Tetrastylos sitzend, in der Rechten eine kleine
Brixia. Als Hadrian in Brixia weilt, giebt Victoria, in der Linken einen Speer), Zsvg
er Befehl sihi in Capitolio sedem parari; quo Kanix.U.g 'Avxi6%bcov {Mionnet nr. 61).
cum Sanctos Dci adduci praecepisset, compella- Teos (Lydien). Jihg Ktrjaiov \ zJiog Kani-
hat eos lovi thura imponere (acta SS. 5 p. 812, zcoXlov \ 'Pco^rjg | dyu&ov daiftovog (C. I. Gr.
ausführlicher p. 816 Bollandj. 3074).
His pal is (Spanien). 31 . . . P . . . \ (stjatuam Smyrna. Ein tsQBvg dibg KaTra[r(oXiov]
in Capit(oUo) \ . . .f. . . c. loco \ IV. . . titu. . . j wird erwähnt C. I. Gr. 3153.
C. C. B... I). {CLL. 2, 1194). Antiochia (Syrien). (Antiochus Epiphanes
Carthago. ... cuvi sigmentis Mercu . . .\ 20 rex intra a. 579 et 590) Antiochiae lovis
et Marte plagulas d . . . \ ... atias puras . . . Capitolini magniftcum templum non laqueatum
Capitolü ... I ... (p)rasina colore clavat . . . | auro tantum sed parietibus totis lamina inau-
{C. L. L. 8, 1013; vgl. 1141, wo ein sacerdos ratum et alia multa aliis locis pollicitiis non
Lovis 0. M. genannt wird), Cyprian. de lapsis perfeclt {Liv. 41, 20, 9; vgl. Gran. Licinian.
p. 242. ep. ad Cornel. fr. 13 p. 681 Hartd. p. 9. ed. Bonn. Pohjb. 26, 10, 11 Bindorf).
Pacian. contr. Novatian. 2, 3 vol. 13 Migne. Tiberius restauriert den Tempel {loan. Maki-
Cod. Theod. 11, 1, 34. lae hist. chron. p. 302 ed. Oxon.; vgl. acta SS.
-^ Bibae (Africa procons.). [Lovi lunoni] 1 p. 571 BoUand).
reginae Miner [vae] \ ...mre... augg. Capito- Aelia Capitolina (Palästina). Cassius
lifumj I dedicavit curante rem pubflicamj 30 Bio 69, 12; vgl. Paulin. Nol. in patrol. lat.
{C. I. L. 8, 906). 61 p. 326 D Migne. Sulpic. Sev. chron. 2,
Aelium Sua (?). Ex s(enfitus) c(onsuUo) 31, 3. Auf Münzen des Hadrian und Diadu-
quod supter in (cjellis Cap(itolii) zw. 388 menian {Mionnet 5 nr. 2. 25) erscheint luppiter
und 392 (C. I. L. 8, 928). „ in einem Distylos resp. Tetrastylos, umgeben
Thugga. Zwar weifs uns die Überliefe- von Inno und Minerva, vgl. Kuhfeldt p. 60
rnng von einem Capitole nichts zu berichten, A. 227. Die Juden hatten bereits unter Vespa-
indes die aufgedeckten Trümmer eines Baues, sian und Titus eine jährliche Abgabe an den
die an den Tempel zu Pompeji (s. oben) er- capitolinischen luppiter zu Rom entrichten
innern {Guerin, Voyage 2 S. 125 ff.), und eine müssen, Cassius Bio 66, 7; vgl. loseph. b. Lud.
in der Wand des Prouaos befindliche Inschrift 40 7, 6, 6. Sulpic. Sev. 2, 30, 7.
mit der Widmung an die Göttertrias {C.L.L. Narbo (Gallien). Ausonius rühmt das
8, 1471. 1472) lassen an dem Vorhandensein Capitol dieser Stadt als einen Prachtbau von
eines Capitoles daselbst keinen Zweifel. parischem Marmor {de dar. urb. 13, 14; vgl.
Theveste (Numidien). Batasque ad Capi- Sidon. Apoll, c. 23. act. SS. 9 p. 373;; der
tolium argenti libras CLXX etc. (C. J. L. Name Capitolium hat sich bis in das 14. Jahrh.
8, 1858). erhalten {Kuhfeldt p. 61 A. 232).
Thamugadi. . . . [quatJ\tuor porticus Tolosa. Act. martyr. sine, et sei., Veron.
Capitoli seriae velmtatis absumptas et usque ad 1731 p. 109 f. Sidon. Apoll, epist. 9, 16. Gregor,
ima fundamenta cfollapsasj | novo (o)pere per- Turon.lib.miracul. 1,48. Hiat. Franc, in patrol.
fectas exornatasque dedicavit Publilius Caeco- 50 lat. 71, 23 Migne.
nius Caeeinfa etc. (C. J. X. 8, 2388). Trümmer Nemausus. Der Name der Kirche S.Etienne
des auf einem Hügel gelegenen Tempels sind de Capdueil (S. Stephani de Capitolio, Kuhfeldt
noch erhalten; vgl. Menier b. Castan, Le Capi- p. 64 A. 239) und Ausgrabungen an jener Stelle
tole de Vesontio et Ics capitoles jjvovinciaux du machen die Existenz eines Capitols wahrschein-
monde Komain (Memoires lus ä la Sorbonne). lieh {Stark, Städteleben, Kumt und Altertum
Paris 1869 S. 64. in Franheich S. 101).
Lambaesis. CLL. 8, 2611. 2612; über Augustodunum. Der Rhetor Fumenius
Tempeltrümmer vgl. Wilmanns, Comm. in hon. {pro restaur. schol. 10) beschreibt die Lage
Mommseni p. 199 C I. L. 8 p. 283. der schola Maeniana inter Apollinis temptlum
Uzelis. Dem luppiter 0. M. wird auf dem 60 atque Capitolium . . . ubi ante aras quodammodo
Capitole eine Statue geweiht {C.L. L. 8, 6339). suas lovios Htrculiosque audiant praedicarl Lap-
Cirta. Ein lovis Victor argenteus in Capi- p>iter pater et Minerva socia et luno placnta.
tolio wird erwähnt C. I. L. 8, 6981 ; vgl. 6983. Ausgrabungen bestätigen diese Nachricht {Bnl-
6984. 7014. Beschreibung des Tempels von Hot, Observations hist. et archeol. siir les fouillcs
Eenier a. a. 0, d' Augustodunum [Memoires lus ä la Sorbonne]
Corinthus (Griechenland). Paus. 2, 4, 5 Paris 1877 S. 13lff.).
vTtsQ 8i xo Q^sKXQÖv toxiv ff^jov diog KccTti:- Vesontio. Das Vorkommen des Namens
xioXCov . . . Capitolium läfst sich bis in das 7. Jahrhundert
24*
743 lui^piter (Capit. : Capitole i. röm. Reiche) luppiter (Begriffserweiterung) 744
zurück verfolgen, es führte ihn ein Platz, der 5, 9. Lactant. 1, 11, 39 und die angeführten
zwischen der Kirche von S. Pauli und der porta Stellen der act. SS.).
Nigra gelegen war; die Aufdeckung bedeuten- Im eigentlichen Kulte haben sich altertüm-
der Tempelreste daselbst beseitigt jeden Zweifel liehe Formen und Gebräuche Jahrhunderte lang
{Castan a. a. 0. S. 47 ff'. Kuhfeldt p. 66. 67). unverändert erhalten, doch die immer stärker
Augusta Trevirorum. Ausonins {Mos. hervortretende Bedeutung des capitolinischen
420 f.) erwähnt einen Triumph des Valentinian luppiter stellte allmählich die Kulte der an-
und Gratian zu Trier a. 368; das Capitol nennen deren loves in Schatten. Als sodann seit
die acta SS. 3 p. 534 f. 2 p. 55 Bolland und die Beginn des 6. Jahrhunderts der Stadt mit
gest. Trevir. (mon. Germ. Script. 8 p. 132. 150); lo dem Aufblühen der Litteratur der reiche Strom
doch legt Kuhfeldt p. 69 auf den Analogie- griechischer Sagenbildung nach Rom sich er-
schlufs von anderen Städten mehr Nachdruck gofs, und als unter dem Einflufs der späteren
als auf diese unsicheren Berichte. Die Lage griechischen Philosophie die rationalistische
des Capitols ist nicht bekannt. Deutung der Göttergestalten auch in Rom
Colonia Agrippina. Zwar ist die Be- ihre Vertreter fand, da schwand mehr und
nennung der Marienkirche als ecclesia S. Mariae mehr die klare Anschauung von dem ursprüng-
in Capitolio nicht die älteste, doch macht die liehen Wesen desrömischen luppiter. Ausgehend
Bedeutung der Stadt, wie bei Trier, ein Capi- von den Kreisen der Gebildeten und in immer
tolium wahrscheinlich, wenn auch die Aus- weitere Schichten des Volkes dringend, voll-
grabungen über die Lage desselben kein Re- 20 zog sich etwa um die Zeit, da die römischen
sultat ergeben haben (Kuhfeldt p. 74 f.). Heere siegreich gegen ihre östlichen Nachbarn
Aus den Bänden des Corpus, die Jftt/i/eZc^inoch vordrangen, die Gleichsetzung des römischen
nicht einsehen konnte, dürften hinzukommen: luppiter und des griechischen Zeus. In den
Lanuvium: mag. colleg. Capitolinor. C. I. Werken der älteren Schriftsteller, des Naevius
L. 14, 2105. und Plautus, Cato und Ennius ist dieser Um-
Fabrateria nova: afedejm lov(is) lu- wandlungsprozefs deutlich zu bemerken. Nach-
n[(onis) Min(ervae) f(aciendam) c(uraverunt)J dem ferner die Ausdehnung des Reiches die
auf einem Epistylfragment C. I. L. 10, 5575. Bekanntschaft mit den Kulten der orienta-
Formiae: magisteri(um) I(ovis) O(ptimi) lischen Völker und der barbarischen Stämme
M(aximi), C. I. L, 10, 6073. 30 des Nordens vermittelt hatte, verlor der Begriff
Suessula: cultor I. O.M. S., Ci.i. 10, 3764. des römischen luppiter vollends seine charakte-
Puteoli: lovi 0. 31. et genio coloniae ristischen Merkmale, so dafs mit seinem Namen
ludos fec(erunt) p. C. a. 56. C. I. L. 10, 1574 die Hauptgötter aller jener fremden Nationen be-
(cultorts sacerdotes I. 0. M. Damasceni s. Helio- zeichnet werden konnten. luppiter wurde der
politan. erwähnen die Inschriften C. I. L. 10, allgemeine Gattungsbegriff, zu dem die Namen
1575. 1576. 1578. 1579. 1634). der ausländischen Gottheiten zur Bezeichnung
Ulubrae: magister Capi[t](olinorum) C. der Art hinzutraten. Es scheint, als ob neben
/. L. 10, 6488. dem luppiter 0. M. andere Richtungen im
Pagus Veianus: lovi Opt. Max. \ L. Wesen des höchsten Gottes, die zu Rom Ver-
Trebonius primits \ aedem cum por\[ticu ... 40 ehrung genossen, von hier aus in Italien und
G. I. L. 9, 1496 vgl. 1497. den Provinzen nur sehr geringe Verbreitung
AquaeCatiliae: I. O.M. aedem. . . CLL. gefunden haben; der capitolinische Kult drängte
9, 4663. eben alle anderen in den Hintergrund. Wei-
Furfo: ex collegio L. 0. M. C. L. L. 9, 3519. hungen an luppiter unter einem der römischen
Saepinum. [tJemplumL.O.M. C.J.L. 9, 2241. Kultbeinamen genügen nicht zum Beweise für
Über Falerii vgl. Sp. 643 ff. den Kult des Gottes an der Fundstelle; es
Zweifeln begegnet die Überlieferung von müssen noch andere Zeugnisse hinzukommen,
den Capitolen zu Mediolanum, Pola, Tergeste, z. B. die Nennung eines Tempels oder einer
Caesarea (Kappadocien) , Durocortorum und Priesterschaft des Gottes. In den wenigen
Sanctona (Gallien); vgl. Kuhfeldt p. 41 — 44. 50 beweiskräftigen Stellen kann man mit ebenso
60. 67. Wir dürfen annehmen, dafs in der grofsem Recht auf einen allgemein italischen
späteren Kaiserzeit fast jede Stadt in dem Kult als auf römischen Einflufs schliefsen (vgl.
weiten römischen Reiche ihr Capitol besessen Sp. 638. 642. 651 , dazu eine Inschrift aus
hat, das, soweit die Verhältnisse es erlaubten, Anagnia [aedem lojvis Statoris C. L. L. 10,
dem glänzenden Vorbilde in seiner ganzen 5904 und Signum lovis Statoris ad Arretium.
Anlage entsprach und die Eigentümlichkeit Cic. de div. 1, 35, 77). Tempel luppiters ohne
des Kultes getreulich nachahmte. Wie zu weitere Beinamen werden erwähnt zu Tusculum
Rom für das Gesamtreich, so war auf allen {Liv. 27, 4, 11), Lanuvium {Liv. 32, 9, 2),
diesen Capitolen luppiter optimus maximus Aricia {Liv. 24, 44, 8), Satricum, Tarracina
der Gegenstand der höchsten Verebrung iiix m (Liv. 28, 11, 2), Minturnae {Liv. 27, 37, 2.
den engeren Kreis des Stadtgebietes; das 36, 37, 3), Formiae {Liv. 32, 1, 10), Cumae
Opfer an ihn bedeutete die Anerkennung der {Liv. 27, 32, 2), Caere {Lük 27, 32, 2) und in-
bestehenden Staatsreligion; so galt er als der schriftlich zu Pompeji (P/?76'. M. ^. | AEDEM
Repräsentant des Heidentumes überhaupt und LOVLS CLL. 10, 925), Alvito {aedem fecit.
sein Sitz, das Capitol, als der Sammelpunkt Lovem marmoreum posuit a. 144 p. C. C L. L.
aller heidnischen Götter {Tertull. de spectac. 10, 5142), Casinum {aedem Lovis a solo et por-
12 Capitolium omnium daemonum templum; ticum cum aedificiis facie^idam curaverunt C L. L.
vgl. Serv. ad Acn. 2, 319. Arnoh. 1, 34. 4, 16. 10, 5160=^). CuUores Lovis nennt eine Inschrift
745 luppiter (Beziehung zu den Kaisern)
von Abella (C. I. L. 10, 1216). Kulte lup-
piters unter einem zu Rom nicht bekannten
Beinamen finden sich zu Capua {C. I. L. 10,
3772 a. 660 u. c, wo wir von einem conlegkmi
und magistrei lovei Compagei hören; etwa
gleich lovii Compagi'?), zu Cereate Mariana
(C. /. L. 10, 5779 a. 750 lovi Aer(i)s et clis in-
digeliiiis cum aedicula et base et [aejdi et porticu)
und zu Ostia {G. I. 1^. 14, 25 lovi Tutor i \
Q. Vetuxius Secundus \ A. Libius Hilarianus | lo
quaglator et curator \ donic daeder \ cuUoribus).
luppiter in seiner Beziehung zu den
Kaisern. Als mit der Einführung des Prin-
zipats ein gemeinsames Oberhaupt für den
Opfernder Feldherr beim albanischen Triumph
(nach Mon. d. inst. 10 t. 29) ; vgl. Sp. 695.
römischen Staat geschaffen war, da ergab sich
von selbst eine enge Beziehung des himm-
lischen Repräsentanten der Römermacht zu 50
seinem Stellvertreter auf Erden. Von der
Person des Kaisers hing das Wohl und Wehe
des Staates ab; beschirmte also. luppiter den
Fürsten, so schützte er das gesamte Volk; in
dem Gedanken einer obersten Schutzgottheit
des Kaisei's, seiner Angehörigen und des unter
seiner Leitung stehenden Weltreiches findet der
luppiterkult der Kaiserzeit seinen charakteristi-
schen Ausdruck. Inschriften feiern den Gott als
Conscrvator Augustorum (C. I. L. 8, 6353. üO
Eph. epigr. 5, 1193), deorum Caes(arum) [Eph.
epigr. 5, 691), imperatoris totiusque domus
divinae {C. I. L. 8, 2620), sanctissimorum
principum (C /. L. 8, 1628), imperii {C I. L.
6, 423), totius poli (C. I. L. 6, 406). Münzen
bezeichnen ihn als Sponsor securitatis oder
saeculi Augnsti {Cohen, Domit. 77. 555. Postum.
241), defensor salutis Augnsti {Cohen, Domit.
luppiter (Beziehung zu den Kaisern) 746
78. 557), propugnator sospitator tutator cu-
stos coriservator Aug. Caes. Augg., als praeses
orbis {Cohen, Pescenn. Nig. 22. Sept. Sev. 145
— 147) , conservator orbis {Cohen 7, Diocl. 6)
propagator orbis terrarum {Cohen, Maximin.
IL 126). Je unumschränkter die Macht
der Kaiser sich gestaltete, um so schärfer
tritt die Bedeutung einer Schutzgottheit des
kaiserlichen Hauses hervor. Während auf den
Münzen der ersten Regenten neben den ge-
nannten Beinamen noch eine Reihe anderer
(Stator, Victor, Liberator, luvenis) im Gebrauche
ist, wird seit Diocl etian fast ausschliefslich
die Bezeichnung Conservator gewählt. Die
letzten Münzen mit der Legende lovi Conser-
vatori prägt Constantin II. {Cohen 142 — 144).
Auf Münzen gelangt der Imperator, ausgestattet
mit den Attributen des höchsten Gottes, immer
häufiger zur Darstellung {Fröhner S. 91. 1291
355 f. Cohen, Elagab, 42); auch Statuen zeigen
ihn nicht selten als irdischen luppiter {Over-
leck a. a. 0. S. 119f. 122.571 A. 90). Gelübde,
Gebete und Opfer für den Kaiser und seine Ajiver-
wandten finden statt am Anfang jedes neuen
Jahres (3. Jan.), an seinem Geburtstage, am
Tage des Regierungsantritts, für seine Rück-
kehr und Gesundheit und bei vielen anderen
Veranlassungen {Henzen, Act. fratr. Arval.
5. 51 ff. 89 ff. Mommsen, Eph. epigr. 4 p. 225.
Jordan, Erit. Beitr. S. 290. Marquardt, Rom.
Staatsverw. 3^ S. 266 ff.); der Ort der Feier
war das Capitol, und darin liegt bereits aus-
gesprochen, dafs jene Gebete an luppiter ge-
richtet waren. Die Formel eines Gelübdes
unter der Regierung des Titus a. 81 p. C.
lautet: luppiter 0 M. si imp(erator) Titus
Caesar Vespasianus Aug(ustus) . . . et Caesar
divi f(ilius) Domitianus, quos nos sentimus
dicere, vivent domusque eorum incolumis erit
a. d. III non(as)' lan(uarias), quae proximae
p(opulo) B(omano) Q(uiritium) rei pfuhlicae)
p(opuli) Bfomani) Q(uiritium) [erunt fuerjint,
et cum dievi eosque salvos servaveris ex pericu-
lis, si qua sunt [eruntve ante] eum diem, eventuni-
que bonum ita uti nos sentimus dicere [dederis
eosque in eo stjatii quo nunc sunt aut eo me-
liore servaveris, ast tu [ea ita faxis, tunc tibi
nomjine collegi fratrum bubus aufratis II vo-
vemus esse futurjum C. I. L. 6, 2059; vgl.
Tertull. de coron. milit. 12. Widmungen an
luppiter pro reditu, pro salute, ob victoriam
der Kaiser sind uns inschriftlich in ziemlicher
Anzahl erhalten; sie gelten zumeist dem lup-
piter 0. M.: I. 0. 31. ludi votivi pro reditu
imperatoris Caesaris divi Augusti a. 747 und
741 u. c. C. I. L. 6, 385. 386; vgl. die Münze
des Augustua mit der Lesung lovi vot. susc.
pro sal. Caes. Aug. s. p. Q. B. {Cohen 162;
vgl. 350) , [pro sahitej Ca(e)sar[is] von einem
Freigelassenen des Augustus zu Forum novum
(C. I. L. 14, 4773), lovi Trebhilano?) pro sa-
lute Hadriani {C. I. L. 9, 2833), lovi Statori
et Conservatori ob victoriam Elagabali {G. I. L.
6, 434; vgl. Eckhel, Doctr. numm. 7 p. 206);
lovi Monitori pro salute atque incolumitate
d(omini) n(ostri) Gallieni Aug(usti) {C. I. L. 3,
3228); vgl. feraer C I. L. 11, 1331. 6, 410. 414.
419. 8, 1628. 3, 3233. 11, 1322. 596. 7, 496. 8,
747 luppiter (Beziehung zu den Kaisern)
2619. 2620. 2626. 6, 428. 3, 3231. 5, 2475. Die
Kaiser unterliefsen es nie, vor ihrem Weg-
gang aus der Stadt auf dem Capitole zu
opfern, und bei ihrer Rückkehr war ihr erster
Gang wieder dorthin gerichtet, dann erst be
gaben sie sich nach der kaiserlichen Burg
auf dem Palatin {Herocl. 2, 14, 2. 3, 8, 4. vü.
Alex. Sev. 57. Gallien. 8). Die volle Trium-
phaltracht, d. i. den Ornat des capitolinischen
luppiter, zu tragen ward ein Reservatrecht der
Kaiser {Mommsen, JRöm. Staats7\ 1- S. 132.
401 ff.). Als Schutzgott des kaiserlichen Hauses
erhielt luppiter den Beinamen Augustus
C.I.L. 2, 2008. 5, 4014. 6955. 7, 371. 8, 1327.
1839. 6353. 6953. 10624. 10677. 10841. 10,
7237. Eph. epigr. 4, 533. 679 (vgl. die Wid-
mungen an luppiter et numen Augusti C. I. L.
7, 638 — 640. 882) Münzen des Antoninus Pius
{Guhen 638), des Carausius {Cohen 107. 108),
des Diocletian {Cohen 115. 123. 124. 203—224.
254), des Maximianus Hercules {Cohen 126.
132. 133. 282—290), des Diocletian und Maxi-
mianus Hercules {Cohen 4), des Constantius
Chlorus {Cohen 170).
Augustus. Über die Wiederherstellung
und Ausschmückung der Heiligtümer des lup-
piter Feretrius , Libertas , Stator , Optimus
Maximus s. Sp. 672. 663. 682. 717. Als der
Kaiser im Jahre 728 während eines Krieges
gegen die Cantabrer der Tötung durch Blitz-
schlag wie durch ein Wunder entgangen war,
gelobte er zum Dank für seine Rettung dem
luppiter Ton ans eineu TemTpel{Suet. Aug. 29);
derselbe wurde auf dem Südhügel des Capi-
tolinus mons, hart an der Stelle, wo der clivus
in die area einmündet, mit Wänden aus Mar-
morquadern erbaut {Plin. n. h. 36, 10. man.
Anc. 4, 5) und mit Statuen reich geziert
{Plin. 34, 78). Die Einweihung geschah am
1. September 732 {Cassius Bio 54, 4. fast.
Arv. p. CCXXXVI Henzen = C. I. L. 6, 2295.
fast. Amit. C. I. L. 1 p. 324 = 9, 4192. fast.
Ant. C.I.L. 1 p. 328 = 10, 6638). Der pracht-
volle Bau lockte Andächtige und Neugierige
in grofser Menge herbei, auch Augustus selbst
besuchte ihn oft und gern; als er einst träumte,
der capitolinische luppiter beklage sich über
die Vernachlässigung seines Kultes, da gab er
ihm zur Antwort, luppiter Tonans solle nur
der Pförtner an seiner Thürschwelle sein, und
versah, um dies Verhältnis kenntlich zu machen,
den Giebel des neuen Tempels mit Schellen
{tintinnabula , Suet. Aug. 91). Vielleicht ge-
hören die südlich vom grofsen Tempel gefun-
denen Mauertrümmer zur Substruktion des
Heiligtums {Richter in Iw. Müllers Ha/ndhch.
d. Jclass. Altert. 3 S. 821). Der Name luppiter
Tonans hat mit dem altrömischeu Kulte des
luppiter Fulgur nichts zu schaifen; er ist nur
eine Übertragung des griechischen Zsvg Bqov-
zäv; vgl. die Widmung lovi Sancto Brontonti
Aur. l'oplius C. I. L. 6, 432 und einen Sa-
cerdos dei Brontontis C. I. L. 6, 2241. Weih-
inschriften an luppiter Tonans fand man zu
Gaudium {C I. L. 9, 2162), Veji (C. 1. L. 11,
3778 vgl. 3773) und in den Trümmern eines römi-
schen Tempels zu Aquae Sextiae {C. I. L. 12, 501).
Auf Münzen des Augustus {Cohen 1 nr. 158.
luppiter (Beziehung zu den Kaisern) 748
161; 7 nr. 28. 29; vgl. 1 nr. 159. 160) mit der
Beischrift (I)ov{i) To(nanti) oder lovis Tonant.
erscheint der Gott in ruhiger Stellung stehend
in einem sechssäuligen Tempel, die Linke
hoch erhoben, sich auf das Scepter stützend,
die Rechte gesenkt vorgestreckt {Over-
heck, Griech. Kunstmythol. II. Münzt. 2 nr. 42.
Duruy-Hertzberg , Gesch. d. röm. Kaiserreichs
1 S. 296); vgl. die Marmorstatue b. Clarae,
10 Mus. de sciäpt. pl. 396 D nr. 681 A; dazu
vol. 3 S. 39 und Conze, Arch. Zeitg. 22 (1864)
S. 221*. Vielleicht war das Bild auf den
Münzen eine Nachahmung
der Statue des Leochares
{Flin. 34, 79), s. Over-
becJc a. a. 0. S. 55. Die
von einem luppiter Tonans
redenden Stellen der Dich-
ter {Hör at. c. 3,5, 1. Lucan.
20 Phars. 8, 219. Val. Flacc.
Arg. 2, 560. Sil. Ital. 1,
133. 4, 450. Stat. 3, 16.
Murlial. 7, 60, 2. 9, 3, 9. luppiter Tonans iu einem
9, 65, 1. 9, 86, 7. 11, 94, 7. sechssauligeu Tempel
^\, .-. ^ rii T 1 ± Munzedes Augustus (nach
13, /4, 1. Claudian.desext. o.erbeck, Griech. Kunst-
COnS. Hon. 44 fl.) sind mit ,,,ythol. Zeus Münzt. 2
grofser Wahrscheinlich- nr. 42).
keit auf den capitolini-
schen Tempel zu beziehen {Jeep, Eh. Mus. 17
30 (1872) S. 269. Jord. Top. 1, 2 S.49). Auf Münzen
des Augustus begegnet uns zum erstenmale der
luppiter Conservator, nach links stehend.
Blitz und Scepter haltend (tTo/^ewl nr. 19); andere
Münzen geben die Umschrift lovi Olymfpio)
mit der Darstellung eines sechssäuligen Tempels
{Cohen 157) oder einen viersäuligen Tempel
mit der Legende lovi deo s. c. {Cohen 266).
Augustus selbst wird als Zsvg slsv&SQiog ge-
feiert {Letronne, Inscr. de l'Egypte 2 p. 143).
40 Von Tiberius ist nur die Einweihung
des Capitols zu Capua bekannt {Tac. ann. 4,
57. Suet. Tih. 40).
Caligula läfst zuerst die Beinamen Op-
timus Maximus auf sich übertragen {Marini,
Atti c monumenti de' fratelli Arvali S. 359).
Die unter Nero geprägten Münzen nennen
den Gott bald Gustos {Cohen 1 nr. 12 — 16.
7 nr. 3), bald Liberator {Cohen 1 nr. 17), ohne
dafs in den Bildern selbst (luppiter sitzt nach
50 links und trägt Scepter uud Blitz) ein Unter-
schied erkennbar wäre.
Die gleiche Darstellung mit demselben
Beinamen oder dem Attribute Conservator
wiederholt sich auf Münzen des Galba {Cohen
1 nr. 256 — 258; 7 nr. 74).
Eine Münze Othos {Cohen 1 nr. 6) zeigt
den Gott in derselben Auffassung, aber nach
rechts gewendet. Umschrift Pont. max.
Vitellius liefs Münzen prägen, auf deren
GO Revers luppiter in einem zweisäuligen Tempel
stehend mit Scepter und Blitz abgebildet war.
Umschrift I. 0. Max. Capitolinus {Cohen 1
nr. 16. 17. 103. 104; 7 nr. 16); auf seinen
Münzen erscheint zuerst luppiter Victor nach
links sitzend, eine kleine Victoria uud ein
Scepter haltend {Cohen 1 nr. 18 — 21).
Über die Restauration des capitolinischen
Tempels durch die Fla vier und die darauf
749 Inppiter (Beziehung? zu den Kaisern) luppiter (Beinamen) 750
bezüglichen Münzen vgl. Sp. 717, 20 flf. VonVes- erhielten sich bis zum Ausgang des Alter-
l)asian ist uns eine Weihin tchrift erhalten; tums {Friedländer a. a. 0. S. 578 ff.), und die
die Vorderseite bietet lovi , die Rückseite Erinnerung an die Dichterkrönuug auf dem
Imp. Caesar Vespasianus Atig | per collegium Capitole blieb im Mittelalter {Gregorovius,
pontificum fecit (C. I. L. 6, 369). Auf Münzen Gesch. d. Stadt Born 6 S. 207 ff.) und darüber
von ihm und Titus ist der Gott unbekleidet, hinaus bis auf unsere Tage lebendig {Fried-
in aufrechter Stellung, Scepter und Schale länder 2^ S. 437 ff. 3^ S. 379 ff.),
haltend zu sehen, zu seinen Füfscn steht ein Trajan hatte ein besonders nahes Yev-
A\ta,v,Jjmschnft I OVIS Gustos {Collen, Vespas. hältnis zu den Göttern des Capitoles, denn
105. Tit. 44). 10 im Angesichte des höchsten Gottes war er von
Domitian hatte beim Sturme der Vitel- Nerva an Kindesstatt angenommen und mit
lianer auf das Capitol a. 69 im Häuschen des dem Caesartitel geehrt worden; derselbe Kaiser
Thürhüters Schutz und Rettung gefunden; für war es auch, der den seit Augustus üblichen
die Befreiung aus Lebensgefahr errichtete er Schwur beim Genius des Herrschers nicht zu-
noch zu Lebzeiten seines Vaters an Stelle der liefs , sondern ihn durch den Schwur beim
Küsterwohnnng ein sacellum des luppiter Co n- numen lovis 0. M. ersetzt wissen wollte (Plin.
servator mit einem Altare, auf dem die Ge- Paneg. \, 8. Cassius Dio 68, 3). Dem Ge-
schichte seiner Rettung in Marmorreliefs ab- danken, dafs der Princeps unter dem spezi-
gebildet war. Später, als er selbst die Regierung eilen Schutze luppiters stehe, giebt er zuerst
übernommen hatte, weihte er dem luppiter 20 auf Münzen Ausdruck {Cohen 167, s. oben);
Custos einen grofsen Tempel und stellte sich andere Münzen zeigen die capitolinische Trias
auf einem Bildwerk als Schützling des Gottes (CoÄen291.2^^o7iwerS.21; unt. Sp. 758)odereinen
dar {seque in sinu dei sacravit Tac. hist. 3,74. Tempel luppiters {Cohen 495 — 499; 7 nr. 47).
Suet. Domit. 5; vereint sind die Epitheta Die Beziehungen der folgenden Kaiser zu
Custos und Conservator auf einer Inschrift aus luppiter sind fast ausschlielslich durch die
Tuder, Orelli 1228). Fröhner {Medaill. de von ihnen geprägten Münzen bekannt ge-
l'emp. Eom, S. 29) macht darauf aufmerksam, worden; die häufigsten Beinamen sind oben
dafs auf einer grofsen Bronze Trajans {Cohen erwähnt; über die wechselnden Typen s. den
167) und einem Medaillon Hadrians {Cohen letzten Abschnitt. Das bedeutsame Verhältnis
571. Fröhner S. 28), wo luppiter den Kaiser 30 Diocletians und seiner Nachfolger zu luppiter
schützend in die Falten seines Mantels hüllt, hat Peter s. v. Hercules 1 Sp. 3001 ff. bereits
eine Nachahmung des von Domitian gestifteten mitbehandelt.
Bildes zu erkennen sein wird (s. Sp. 760). Der Beinamen luppiters. Zum Schlüsse
Kaiser selbst schlug zu Ehren seines Schutz- seien noch kurz die Beinamen zusammengestellt,
patrons Münzen mit der Legende lovi Conser- die die oben entwickelten Grundzüge im Wesen
vatori, die entweder den Gott selbst nach luppiters weiter ausführen, ohne dafs wir über
links stehend mit Scepter und Blitz {Cohen die Art des Kultes genauer unterrichtet werden,
1 nr. 359 — 362; 7 nr. 68) oder seine Attribute sowie diejenigen, die aus der Vereinigung
Adler und Blitz {Cohen 180) zur Darstellung luppiters mit orientalischen und barbarischen
bringen. Im Jahre 86 stiftete Domitian nach 40 Gottheiten hervorgegangen sind. Unerwähnt
dem Muster der olympischen Spiele den agon bleiben die Beinamen griechischen Ursprungs
Capitolinus {Suet. Domit. 4) und bestimmte z. B. Acraeus, Bronton, Hospitalis. Prodigialis
alle 4 Jahre eine Wiederholung der Feier etc. Es bedeutet f Beinamen des luppiter
{Censorin. de die natali 18, 11. EeJüiel, Boctr. 0. M., * Beinamen des luppiter und des lup-
numm. 4, 437). Sie bestand in Wagenrennen, piter 0. M.
gymnastischen und musischen Wettkämpfen Adventus f (?): CLL. 3, 6340 Dalmatia.
{Friedländer, Sittengesch. 2^ S. 575 ff.). Den Aetetusf (=ßiT7]t(a?): C.J.X. 3, 1352 Dacia.
Vorsitz führte der Kaiser, angethan mit einem Amaranus: C /. i. 9, 1074 Ager Compsinus.
Purpurmantel, auf dem Haupte einen goldenen Apenninus (Appenninus)*: vgl. Sp. 635, 30 f.
Kranz mit den Bildern der drei capitolinischen 50 Orelli-Henzen 5613. C. L. L. 8, 7961.
Gottheiten; zu den Kampfrichtern gehörte der Beonas: C. I. L. 14, 4177. Lanuvium vgl.
Hamen Dialis in gleicher Tracht {Suet. a. a. 0.). Sp. 651, 27.
Der Preis für die beste Leistung in lateinischer Cacunus: CLL. 6, 371 Roma. 9, 4876
und griechischer Poesie war ein Kranz aus Trebula Mutuesca.
Eichenlaub {Stat. Silv. 5, 3, 231. Martial. 4, CaelusfiC. J.i 6,8lRoma;vgl.Bd. 1 Sp.844.
54, 4. 9, 23, 5. Luvenal. 6, 387) und wurde Chortalisf: C. L. L. 3, 1782 Dalmatia.
vom Kaiser dem Sieger überreicht {Martial. Ciminius: C. L. L. 11, 2688 Volsinii.
4, 1,6). Das gewöhnliche Thema für die Conservator*: vgl. Sp. 745, 60. 748,32.749,16.
Dichter und Redner (nicht lange nach Domi- Consul s. Consulens: vit. L\rm. 3.
tians Tode kam die Bewerbung um den Preis 60 Custos: C. /. i.6, 376Roma. 14,3557 Tibur.
in lateinischer und griechischer Beredsamkeit 5, 8795 Verona; seit Nero häutig auf Münzen,
wieder zum Wegfall) war neben der Verherr- Defensorf: C I. L. 3, 1590. Eph. epigr. 2,
lichung des Kaisers das Lob des mit Zeus 446 Dacia. vgl. Sp. 746, 1.
völlig identificierten luppiter Capitolinus Depulsor*: C L. L. 2, 2414. Hisp. Tarrac.
{Suet. a. a. 0. Quint. 3, 7, 4. C I. L. 9, 2860); 3, 895. 1679. 3269. 4018. 4033. 4034. 4111.
galt der Gott doch auch als der eigentliche 4760. 4786. 5160. 5460. 5494. Epjh. epigr. 2,
Spender des Kranzes {Florus frq. p. 41 Jahn. 401. 443 Donauländer, C I. L. 5, 2473 (Ateste)
Martial. 11, 9. Stat. Silv. 3, 5, 31). Die Spiele 8, 2621. 6043 Africa. 14, 2562 (?) ager Tusc.
751 luppiter (Beinamen) luppiter (Beinamen) 752
Depulsoiius*: C. I. L. 12, 315. 1067. 1287. Restitutorf: C. I. L. 3, 569 Achaia.
1288 Gall. Narb. Salutarisf: C. I. L. 6, 82. 425 Roma. 3,
Dianus: C. I. L. 5, 783 Aquileia lovi | Di- 6456 Pannonia.
anö I C. Herre\nnius Candidus \ v. s. l. m. Sempiternus: C. I. L. 10, 8375 Cumae.
Gegenüber der Behauptung Linde's {de lano Serenator: Apul. a. a. 0.
summo Bomanorum deo. Lund 1891 S. 40), Serenus: CLL. 6, 431. 433 Roma,
die Inschrift zeuge für einen Himmelsgott Servatorf: C. I. L. 9, 4852 inter Forum
lanus, hat Röscher {Berliner Philol. Wochenschr. novum et Cures.
(1891) Nr. 29/30 S. 933) mit Recht geltend ge- Sospitator: auf Münzen des Septimius Seve-
macht, dafs die Voranstellung des Beinamens lovi 10 rus und seiner Söhne,
allen Regeln lateinischer Wortstellung wider- Sponsor: vgl. Sp. 745, 67.
streiten würde, vgl. Bd. 1 Sp. 1003. 1011. Striganus: G. I. L. 10, 3337 Misenum.
Domesticus*: Bramhach, C. I. Eh. 115 do- Summanus: C. I. L. 5, 3256 Verona; 5660
m(esticus?) C. I. L. 12, 2387. Gall. Narb. ager Mediol.
Dom(i)nus: C. I. L. 2, 4442. 4501 (ohne Terminalis: C. J. i. 11, 351 ager Ravennas.
Hinzusetzung von luppiter, dafür ein Bild des Territor: C. I. L. 14, 3559 Tibur.
Gottes mit dem Adler) Hisp. Tarrac; vgl. 6, 82. Tigillus? Äug. c. d. 7, 11.
Exoriens: Cohen, Salonine 68. Tonitrator: C. I. L. 3, 2766* Dalmatia.
Frugifer: C. I. L. 12, 336; vgl. Apul. de Tonitrualis: A2)ul a. a. 0.
mund. 37 p. 371 {Goldb.). 20 Tunnus (?): C. I. L. 11, 1593 Florentia. •
Fulgurator*: C I. L. 6, 377 Roma. 3, 821. ^ ^^''^^^''^Lp-J- ^- ^' ^^^^ Beneventum.
1596. 1677. 6342 Donauländer; seit Claudius H. ^^% f\ ^' i r rf',.,. t> ■ ■
des öfteren auf Münzen. ?ru \^- n' ^- ^J tl9 ^"^f- ,,
Fulguralisf: C. I. L. 3, 1086 Dacia. ^ ^^^^.^^^ Münzen des Alexander
Fulgur Fulmen: 12, 1807. Gall. Narb. Severus und Gallien.
Fulminaris*: C. J. i. 5, 2474 Ateste. 8, V'\ n^'r tT }^\^ti -^ ,
2626 (') Numid Valens: C. 7. i. 8, 2579 Numid; vgl. 6, 370.
Fulm(inator) Fulg(urator)t: C. I.L. 3, Vesuvius: C. J. i. 10, 3806 Capua.
359.3 3954 Pannonia; vgl. Apul. a. a. 0. 30 Beinamen von orientalischen Gottheiten:
Genitor: Japh. epiqr. 4, 142. . • ,. -i- s , .
Horten8is(?): lovi Hortensens: Orelli 2396 . Aezanensis (Aezaniticus): nach Aezani m
Matalonia. ^^^\ ^- /• f^- 3, 355
Imbricitor: Apul. a. a. 0. ^^r^^^^Y^^'' J^-J^^^ih ^\ °/*'^' ^^^- ^^
Impulsor: Aug. c. d. 7, 9. ^''1^' Arch. Zeitg 25 (1867) S. 55.
lui-arius; a I.L. 1, 1105 = 6, 379 Roma ^^'iT^f^V.^• ^^ ^- ^' ^^^^ ^^^ ^""y*"''
siqypl inscr. Ital. 1, 1272 Brixia. ^^ d 1 i ^P' ^*^- ^ • . .„„ o
lutor: a I. L. 9, 5531 Salvia urbs. . Beelefarus: ann. d inst. 1885 S 288 Lignana,
luvenis: auf Münzen des Commodus vgl. ^*^Ti "^^ ^f'^fe ''^"a' ^ ^- ^^^- ^^^^•
Sp.667, 22ff. "40 ß^lf =/|l- Bd. 1 Sp. 779.
Monitor*: C I. L. 3, 1032 Dacia; 3228 , Po^i^'n'r ? ^^ i'y 1<>. .^852 Venafrum;
Pannonia 3, 1948 Dalmatia; Eph. epigr. 2, 519 ihtd.
Nundinariusf: C. I. L. 3, 3936 a. 238 p. C. Caelestinus 6, 404 (Pendant zu Inno Caelestis?).
Dacia, vgl. Preller, Eöm. Myth. V^ S. 205 A. 3. ^ , . ^i^'^'o,. ' H' ^'/^^' ^"^^ <-prcyra, vgl.
Opsequens*: C. I. L. 11, 658 Faventia. 619 ^^^'-n^' ^P* ^^^ und unten s.v.Äaa^off.
Forum Livium a. 170. ...?''™^^r'"^= ^- ^- ^- ^' ^^^ ^^"^^5 10,
Opitulator, opitulus: Faul. p. 184. Aug. ^^^J,' ,^.^^^ Misenum.
c. d 1 ^. Uolichenus* zahlreiche Inschriften, vgl.
Panth'eus: C. I. L. 2, 2008 Hisp. Baet. vgl. ^f*^^^' ^f {ove DoUcheno. Bonn. Diss. 1877.
Fortuna Panthea Bd. 1 Sp 1534f. 50 ^f «T'"^^' ^'^^^-^'^taatsverw. 3- S. 84 A. 2.
Patronusf: C I. L. 3, 1948 Dalmatia. Ed. Meyer ob. Bd. 1 Sp. 1193ff.
Pluvialis: C I. L. 9, 324 Canusium vgl. 8, , Hammon*: C.i.i. 6,378. 2,3729. 3, 3463-75
2609 Numidia. (Hammon Chnubis); 8, 9018. Eph. epigr. i, 521.
IPraedator: Serv. ad Aen. 3, 22. Heliopolitanus*: vgl. Marquardt S. 84 A. 1.
Prestabilis: G. I. L. 9, 1498 pagus Veianus. ^rexler ob. Bd. 1 Sp. 1991 ff.
Praestitus: G. I. L. 3, 4037 Pannonia. Sabazius: C. I. L. 6, 429. 430 Roma; 14,
Propagator*: a/. X.8,4291; vgl. Sp.746,6. 2894 Praeneste. 11, 1323 Luna. Val. Max.
Propitius*: G. I. L. 12, 5687. 404 add, (?). 1) 3, 3 {Cn. Cornelius Hispalus praetor a. 615)
Propugnator: ein Tempel des Gottes auf Iiidaeos qiii Sahazi lovis ciüta Romanos inficere
dem Palatin C. I. L. 6, 2004. 2009; seit q,o mores conati erant repetere domos suas coegit ; zn
Septimius Severus nicht selten auf Münzen. dem Feste Sabazia vgl. Marguardt S. 82 A. 1.
Purgator: G I. L. 10, 6641 Antium. Sarapis*: C. I. L. 3, 3. 4560. 4561. 6164
Purpuriof: C. I. L. 6, 424 Roma, genannt Donauländer. 7, 298 Brit. 6,402 Roma. 8, 2629
nach einer Dedikantin Licinia Purpuris; 14, Numidia. 9, 5824 Auximum. 14, 188 Ostia Vgl
3469 (?) Agosta. q Lafaye, Bihl. des ecol. fr. f. 23 S. 16 ff.|
Quirmus: G. I.L. 9, 3303 a u. b Superae- Sol*: C. J.L. 3, 3020 Dalmatia £^p7j.e/?.4, 141;
qunm lOVI CYEir/- h QVIRINC/. verbunden mit Serapis G I. L. 6, 402. 9, 5824.
Redux*: a J. i. 10, 57 Vibo. 6, 428 Roma. Barbarische, gröfstenteils keltische
753 luppiter (Beinamen") luppiter (in der Kunst) 754
Gottheiten verbergen sich unter folgenden Bei- taris C. I. L. 6, 82; J. 0. M. pientissimo ex-
namen (meist einer örtlichkeit entlehnt) [vgl. auditori restitutori C. I. L. 10, 4553; /. 0. M.
Gaidoz, Etudes de viythol. Gauloise I. Paris summo exsuperantissimo divinarum humana-
1886 S. 101 if. R.]: rumqtie rerumrectori fatorumque ariitro C. I. L.
Accio patrius: C. I. L. 3, 3428 Pann., vgl. 3, 1090. Auch die alteu Kultnamen Stator
Eph. epigr. 1 p. 142. und Victor gingen ihrer Eigenart verlustig und
Erusenusf: C. I. L. 3, 859 nach der Stadt sanken zu Epitheta des luppiter 0. M. herab.
Eriza in Dacia. C. I. L. 3, 895. 1087. 5937. 8, 5142. 2, 1358.
Bussumarusf: C. I. L. 3, 1033 Apulum in
Dacia, vgl. ob. Bd. 1 Sp. 837. lo luppiter in der Kunst.
Tavianus: C. I. L. 3, 860. 1088 Dacia, ge- Die älteste römische Zeit kannte keine bild-
nannt nach einem Emporium der Trokmer liehe Darstellung luppiters. In heiligen Hainen
Strah. 12, 5, 2; \g\.3Iionnet, Suppl. 7 p.Qbinv. 98. und auf lichten Höhen betete der Mensch zu
Cernenus: C. I. L. 3 p. 925, Siebenbürgen der mächtigen Himmelsgottheit; ein schlichter
a. 167 p. C. es wird ein eollegiuvi lovis Cerneni Stein genügte seinem gläubigen Sinne, um in
erwähnt, vgl. Bd. 1 Sp. 866. Marquardt 3^ ihm die Vorstellung von dem höchsten Grotte
S. 141 A. 3. wachzurufen und sein Herz mit Verehrung für
Arubianus*: genannt nach der Stadt Arn- denselben zu erfüllen. Die früheste menschen-
bium in Moesia inferior; vgl. Bd. 1 Sp. 608, ähnliche Darstellung unseres Gottes war das
dazu C. I. L. 3, 5185 a. 215 p. C. 5532. 5443 20 Kultbild des luppiter 0. M. im capitolinischen
(Arubinus). Tempel. Der vejentische Künstler Vulca sollte
Taranucus: CLL. 3, 2804 Dalmatia; tituli es gefertigt haben (Varro b. Plin. n. h. 35,
Dei Taranucni fanden sich in Germania supe- 157 Vulcam Veiis accitum, cui Jocaret Tar-
rior OreIH 2055. 2057. quinius Priscus Lovis effigiem in Capitolio di-
Culminalis (Culminaris)t: C. L. L. 3, 3328. candam); es war aus Thon geformt und zeigte
4032. 4115. 5186. EiyJt. epigr. 2, 595. 854. 965. den Gott stehend, mit einem Mantel bekleidet;
967 Noricum, Pannonia; auf den Höhen der die Rechte hielt einen gleichfalls aus Thon
heutigen Steiermark verehrt. gefertigten Blitz; das Gesicht war bärtig und
Adceneicusf: C. L. L. 5, 5783 Mediolanum. wurde an festlichen Tagen mit Mennig rot
Agganaicusf: CLL. 5, 6409 Ticinum, vgl. 30 gefärbt, um die Freude des Gottes über die
Bd. 1 Sp. 104. zu seiner Ehre veranstaltete Feier zu veran-
Ambisagrusf: C. L. L. 5, 790. Aquileia, sch&ulichen {Ovid. fast. 1, 201 Luppite)' angusta
vgl. Bd. 1 Sp. 279. vix totus stabat in aede \ inqtie lovis dextra
Feluennis: C. L. L. 5, 3904 ad Veronam, fictile fulmen erat. Arnob. 6,25 riciniatus lup-
vgl. ob. Bd. 1 Sp. 1475. J9^Yer atque larbatus dextra fomitevi siistinens
Poeninus (Peoeninus Puoeninus)*: C L. X. perdolatum in fulminis morem. Plin. 33, 111
5, 6865. 6867 — 6869. 6871. 6875. 6878 — 6881. enumerat auctores Verrius quibus credere ne-
6885. 6887. 6888; der Gott hatte einen Tempel cesse sit Lovis ipsius simulacri fadem diebus
auf dem Passe des gr. St. Bernhard; die Über- festis minio inlini solitam. 35, 157 fictilem
reste nebst mancherlei Weihgeschenken wurden 10 eww (Loveni) fuisse et miniari solitum). Aus
vor einigen Jahren aufgedeckt; Notiz, d. scav. den Versen Tibulls (1, 10, 20) tunc melius
1887 S. 467 £F. 1890 S. 273. 1891 S. 75ff. temere fidem cum paupere cultit \ stabat in
Cingiduus(?): OrelU 1207 Genava. exigua ligneus aede deus hat Böttiger {Kunst-
Baginas: C. L. L. 12, 2383 Gall. "Narb, mytliol. 2 S. 192) ohne genügenden Grund auf
Andero (s. Anderonus)t: C L. L. 2, 2698 ein noch älteres Holzbild in der cella lovis
Hisp. Tarrac; vgl. Bd. 1 Sp. 341. geschlossen, vgl. Overbeck, Griecli. Kunstmythol.
Candamius: CL.L. 2, 2695 ibid., vgl. Bd. 1 2 bes. Teil 1, 1 S. 555 A. 19. Auf dem Dach-
Sp. 844. first der Tempelfront standen quadrigae fictiles
Candiedof: C I. L. 2, 2599 ibid., vgl. Bd. 1 gleichfalls vejentischen Ursprungs {Plin. a. a. 0.
Sp. 844. 50 und 28, 16. Fest. p. 274. Plut. Popl. 13). Dafs
Ladicus: C L. L. 2, 2525 ibid. wir uns das Viergespann trotz des Schweigens
lovi Cantab(ro?): Cohen, Gallien 203. der Berichte nicht ohne den lenkenden luppiter
Solutorius: C L. L. 2,661. 675 (?). 728. 742. denken können, darauf hat Jordan {Top. 1, 2
744. 745. 944. Ejih. epigr. 3, 4. 5 Lusitania, S. 98 A. 95) entgegen der Ansicht 0. Midiers
vgl. Keller, Jahrb. f. Philol. 133 S. 698. {Etr. 2^ S. 256 ff.) mit Recht hingewiesen. An
Olbius: Sra/H&ac/i, (7. /.ü/iew. 1454Fraukfurt; die Stelle des thönernen Kunstwerkes setzten
vgl. C. L. Gr. 2017 und Latychev, Inscr. orae die Ogulnier a. 458 u. c. lovem in culminc
septentr. Ponti Euxini -p. 63. cum quadrigis {Liv. 10, 23, 12), wahrschein-
Formanus Colegi (?) C I. Phen. 346 Köln. lieh eine Bronzearbeit, die, wie das Kultbild
Saranicus: C I. Wien. 972. 60 in der Cella, den grofsen Brand zur Zeit des
Tanarusf: G. L. L. 7, 168 a. 154 p. C. Bri- Sulla nicht überdauert hat (vgl. Sp. 714, 59ff.).
tannia, vgl. Liican. Pharsal. 1,446. Zu einem Urteil über die Komposition des Giebel-
Die schwülstige Sprache der späteren Zeit schmuckes fehlt uns jeder Anhalt; denn frag-
gefiel sich in einer Häufung der Beinamen lieh ist es auch, ob die Verse des L^lautus
und Attribute; vgl. z. B. J. 0. M. summo ex- {Irin. 83 ff. si te surripuisse suspicer Lovi coro-
huperantissimo C. L. L. &, ^2%. 9,784.11,2600; nam de capite ex Caintolio qui in columine
1. 0. M. summo excellentissimo C I. L. 10, astat summo; vgl. Men. 941) auf den luppiter
3805; dominus sanetus optimus maximus salu- der Ogulnier zu beziehen sind. Bei dem
755
luppiter (in der Kunst)
luppiter (in der Kunst)
756
Fehlen einer monumentalen Überlieferung aus
der republikanischen Zeit und bei der Dürftig-
keit der litterarischen Zeugnisse sind wir für
die älteste Epoche auf die Abbildungen der
Münzen beschränkt. Die bärtigen luppiter-
köpfe dienten voij Anfang an dazu, das zweit-
gröfste Kupferstück (Semis) zu kennzeichnen;
sie erscheinen ferner auf dem Avers der so-
genannten Victoriaten {Plin. 33, 13), der älte-
ren (emittiert a. 526 u. c), wie der jüngeren
(nach 650), und auf den Denaren, wo sie zu-
weilen mit jugendlichen Köpfen abwechseln.
Klügmann, Die luppiterJcüpfe auf den Denaren
der 'liepiiblik {Arch. Zeug. 36 [1878] S. 105 ff.)
hat seine Betrachtungen wie folgt zusammen-
gefafst: „Der luppiterkopf ist von solchen
Monetären, die beide Seiten des Denars in Be-
ziehung zu einander setzen wollten, oft in
dem Typus dargestellt^ der bereits durch den
konstanten Gebrauch auf den Semissen und
Victoriaten allgemein bekannt war, doch
sind die betreffenden Denare weder die frü-
hesten noch die jüngsten in ihrer Reihe; für
die beiden ältesten Denare sind vielmehr ganz
abweichende Typen des jugendlichen luppiter
vorgezogen [um auch durch Unterschiede im
Typus Verwechselungen mit dem Knpfergelde
zu vermeiden], und dieselben oder ihnen ana-
loge sind auch später noch mehrfach ver-
wendet. Zuletzt hat man auch Änderungen
in der Darstellung des bärtigen luppiter vor-
genommen, und zwar indem man Typen wählte,
welche Merkmale einer älteren Kunstentwicke-
lung an sich tragen [vgl. Overieck, Münzt. 1
nr. 51. 52]. Der Einflufs der griechischen
Kunst und des griechischen Mythos ist über-
all zu erkennen [vgl. Babelon, Monn. de la
repiibl. Born. 2 S. 568. Revers: L. VoJßeius?)
L. f. Strab(o) mit der Abbildung des Raubes
der Europa]; aber die Ansicht, dafs auch
Kultusideen zur Darstellung gelangt sind, die
die römisch -italische Religion an luppiter an-
schlofs, hat sich nicht bestätigt." Sehen wir
von künstlerischen Gesichtspunkten ab, so sind
die bärtigen luppiterköpfe im wesentlichen
gleicher Art, und nur in Einzelheiten treten
-— -^ Unterschiede
hervor (Nor-
malkopf eines
Semis Over-
hecli a. a. 0.
nr. 49, eines
Victoriaten
\ ibid. nr. 50).
Das älteste
Bild d. Gottes
erblicken wir
auf dem bei-
gefügten, vor
486 u. c. ge-
prägtenSemis
{Cohen, Med.
cons. t. 75
nr. 2. Bdbelon
1 S. 34). Das
Gesicht, nach
links gewendet, mit griechischem Profil und
vollem, krausem Bart trägt die Züge eines be-
jahrteren Mannes ; der Lorbeerkranz , der das
Haupt umgiebt und mit einer gewissen
künstlerischen Geschicklichkeit gearbeitet ist,
erinnert an griechische Vorbilder (vgl. Babelon,
Introd. S. 12). Während das Haar vor dem
Kranze in einigen starken Locken sich windet,
legt es sich hinter demselben glatt über das
Haupt. Unter dem Bilde liegt wagerecht der
Buchstabe cc (Semis). Der Name des Gottes
10 fehlt, wie gewöhnlich; die Beschaffenheit des
Kopfes benimmt jeden Zweifel über die Per-
sönlichkeit. Auch das jugendliche Haupt (s.
unten die Münze der Cornelia- Claudia) zeigt
einen energischen, auf die Herrscherstellung
des Gottes hindeutenden Ausdruck. Neben
den zahlreichen Köpfen sind auf den Münzen
der Republik nur noch 2 Ty-
pen häufiger vertreten: 1)
quadrigati: luppiter, halb-
20 nackt auf einer nach rechts
fahrenden Quadriga stehend,
von Victoria geleitet, hält in
der linken Hand das Scepter
und schleudert mit der Rech-
ten den Blitz (Babelon 1
nr. 23. 24. 26); Varianten:
luppiter ist unbekleidet, hält
statt des Scepters einen Lorbeerzweig oder eine
Palme, die Victoria fehlt, die Quadriga fährt nach
30 links , unter dem Gespann liegt ein Skorpion,
2) luppiter unbekleidet, aufrecht stehend, trägt
luppiter auf der
Quadriga (nach Ba-
belon 1 S. 21 nr. 23).
Bärtiger luppiterkopf auf einem vor
486 u. c. geprägten Semis (nach Momms.,
Ilist. de la monn. rom. trad. par le duc
de Blacas pl. 6 nr. 1 == Baumeister,
Denhu. 2 Abb. 1159).
Avers: jugendlicher luppiterkopf; Kevers: luppiter
mit Blitz und Adler, Münze der Cornelia-Claudia
(nach Babelon X S. 42G).
in der einen Hand den Blitz, in der anderen
einen Adler; zu seinen Füfsen meist ein Altar
{Babelon 1 S. 350. 351. 425; 2 S. 254). Sin-
gular ist der Denar der Caecilia {Babelon 1
S. 263 c. a. 620 u. c.) , der luppiter auf einer
nach rechts gehenden Elefantenbiga dar-
stellt , während über ihm Victoria mit einer
50 Krone fliegt, und der Denar der Cornelia, auf
dem luppiter (nach Overbeck S. 387 Scipio Asia-
genes im Kostüm luppiters), umgeben von Sonne,
Mond und einem Sterne mit geschwungenem
Blitz in einer Quadriga über einen schlangen-
füfsigen Giganten dahinsprengt {Cohen, Med.
cons. t. 14. Cornel. 1. Overbeck, Münzt. 5
nr. 9. Babelon 1 S. 394). luppiter als Giganten-
kämpfer kehrt wieder auf dem Medaillon des
Antoninus Pius {Overbeck a. a. 0. nr. 10. Fröh-
60 ner, Medaill. de l'empire Born. S. 68; vgl. 64.
Stevenson, Dictionary of Boman coins S. 483,
der Gott, völlig unbekleidet, im Begriff auf
den Wagen zu steigen), auf einer Münze des
Septimius Severus {Cohen 7 t. 5 nr. 13. Fröhner
S. 157) und einer Anzahl Münzen mit der Bei-
schrift lovi Fulgeratori {Cohen, Dioclet. 60
— 62. Max. Herc. 69. Const. Chlor. 28). Der
Einflufs des capitolinischen Kultes macht sich
757
Iiippitei* (in der lüinst)
luppiter (in der Kunst)
758
Trias, Münze der
Coruelia (nach Ba
belon 1 S. 396).
deutlich bemerkbar; denn einmal ist auf
mehreren Denaren dem Kopfe luppiters ein
Scepter, das Zeichen der Herrschaft, beigefügt
{Babelon 1 S. 430. 441 ; 2 S. 406 ; in den beiden
ersten Fällen will Babelon Köpfe des Bonns
Eventus und Apollo erkennen, vgl. dagegen
Klügmann a. a. 0. S. 107), sodann erscheint
auf den Münzen in sehr früher Zeit das
charakteristische Attribut des luppiter 0. M.,
die Quadriga (s. oben). Diese Einwirkung
führte indes nicht zu einer Nachahmung des
Kultbildes in der Cella; denn das älteste Bild
der capitolinischen Gottheiten auf den Denaren
des Cn. Cornelius Blasio Cn. f. (geprägt c. a.
655 u. c, also vor dem ersten Tempelbrande)
dessen Avers den Kopf des älteren Scipio
Africanus bietet, zeigt auf dem
Revers luppiter stehend, un-
bekleidet, anscheinend ohne
Bart, wie er sich mit erhobe-
ner Rechten oben auf das
Scepter stützt, während die
gesenkte Linke den Blitz hält,
zu seiner Linken Minerva, im
Die capitolinische Begriff ihm einen Kranz auf-
zusetzen, rechts luno. Die
Unterschiede von dem Werke
des Vulca (s. oben) hinsicht-
lich des Bartes , der Gewandung und der
Haltung der Attribute liegen klar zu Tage,
eine deutliche Mahnung, dafs man nur mit
gröfster Vorsicht von den Münzdarstellungen
auf die Kultbilder in den Tempeln Rück-
schlüsse machen darf. Auch für die Qua-
drigati bleibt es zweifelhaft, ob sie eine genaue
Nachahmung jenes luppiter sind, der auf dem
Dachfirst des Heiligtums sein Viergespann lenkte.
An die Stelle des alten Thonbildes trat nach
der Restauration des Tempels durch Catulus
ein aus Gold und Elfenbein gefertigtes grie-
chisches Kunstwerk des Atheners Apollonios
{Chalcidins in Fiat. Tim. c. 338 S. 361 ed.
Wrobel: ut enini in simulacro Capitolini lovis
est una species eboris, (st item alia qtiam Apol-
lonius artifex haiisit animo ad quam directa
mentis acie speciem eboris poUebat; vgl. Brunn,
Griech. Künstlergeseh. 1^ S. 379. Varro b. Non.
Marc p. 162 quid inier hos loves intersit et
eos qui ex marmore ebore auro nunc fiunt) in
thronender Stellung nach dem Vorbilde des
olympischen Zeus, und die Göttin Roma auf
der vorgestreckten Rechten tragend {Suet.
Äug. 94; vgl. Cassius Bio 45, 1. losepli. Arcli.
19, 1, 2). Auch dieser Typus ist auf Münzen
nicht nachweisbar. Der capitolinische luppiter
begegnet uns noch im Verein mit seinen Kult-
genossinnen auf Medaillons des Trajan, Hadrian
und Antoniuus Pius. Die Prägung der beiden
ersten Kaiser hat grofse Ähnlichkeit. Die
linke Schulter und den Oberarm des Gottes
bedeckend , zieht sich das Gewandstück in
seinem Falle so eng zusammen , dafs der
Körper fast nackt erscheint; die Linke fafst den
oberen Teil des Scepters, am Boden sitzt ein
Adler. Gegen die Münze Trajans (s. ob. Sp. 610
Abb. 1) zeigt die seines Nachfolgers nur darin
einen Unterschied, dafs der Gott sich in einer
kleinen Wendung nach links präsentiert, die
Rechte mit dem Blitze ein wenig erhebt und
den Adler statt zur Rechten zur Linken hat.
Anders ist die Darstellung luppiters auf dem
Medaillon des Antoninus; er sitzt, wie seine
Begleiterinnen
auf einem Sessel
mit hoher
Lehne; der
Mantel läfst die
10 Brust frei, ver- | ;
hüllt aber den
unteren Teil des
Körpers , die
blitzführende
Rechte ruht auf
dem Schofse,
während die
Linke, wie vor-
hin, sich oben
20 auf das Scepter
stützt. Dieselbe
Die capitolinische Trias, Medaillon
des Hadrian (nach Frohner , les
rnedaiU. de l'emp. Rom. S. 26.)
Darstellung des Gottes sehen wir auf dem Gie-
belfelde des Reliefs im Conservatorenpalaste
(vgl. die Abbildung b. Baumeister S. 765). In
fast zahllosen
% .
Exemplaren und
mit den verschie-
densten Benen-
nungen tritt uns
30 die Gestalt lup-
piters auf den
Münzen der Kai-
serzeit entgegen ;
doch führt eine
Musterung der-
selben zu dem
Ergebnis, dafs in
der Mehrzahl der
Fälle weder im
40 Ausdruck des
Kopfes noch in
Die capitolinische Trias,' Medaillon
des Antoninus Pius (nach Fi-ijliner
S. 49).
der Gestalt und Haltung des Körpers, weder in
der Gewandung noch in den Attributen eine Be-
ziehung zum Kultus oder bestimmten Beinamen
zum Ausdruck gekommen ist. Zu den wenigen
Ausnahmen gehört der luppiter Stator, Victor
uud Conservator, und unter ihnen hat wieder
der erstgenannte den festesten Typus. Von
Antoninus Pius {Cohen 167) bis auf Carausius
50 {Cohen 111) ist er sehr häufig vertreten, und zwar
erscheint er bärtig (bartlos aufBronzen des Anto-
ninus Cohens nr.639. 640; 7nr.74. FrühnerS.bO;
Overheck S. 203 vermutet den Kaiser im lup-
piterkostüm), unbekleidet {dcploye le manteau
derriere lui nur bei Cohen, Aureliun. 112),
stehend mit Scepter und Blitz in den Händen,
zumeist in der geraden Vorderansicht, selten
nach der Seite gewendet. Eine stärkere Ab-
weichung zeigt nur die Münze des Vabalathus
60 {Cohen 3: I. debout tenant un globe et mie
haste, ä ses ^^pieds une aigle, duns le champ
une e'toile). Übereinstimmend mit den Münzen
ist die Darstellung des Gottes auf dem Hate-
rierrelief (vgl. ob. Sp. 683). Die Münzen mit
der Legende lovi Victori zeigen bis auf Com-
modus den Gott sämtlich in der gleichen
Stellung und mit denselben Attributen; wir
erkennen ihn auf dem beigefügten Medaillon
759
lupi^iter (in der Kunst)
luppiter (in der Kunst)
760
luppiter Victor, Medaillon
lies Hadrian (nach Fröhner
S. 27).
Hadrians trotz der fehlenden Beischrift: er
sitzt nach links auf einem Sitz mit geraden
Beinen ohne Lehne, von der linken Schulter
fällt ein Gewand herab, das die Brust frei
läfst und die Beine verhüllt, die rechte vor-
gestreckte Hand trägt eine kranzspendende
Victoria, während
die Linke sich auf
das oben festgehal-
tene Scepter stützt lo
{Collen, Vitell. 18—
21. Bomit. 1 nr. 363
—371;' 7 nr. 69. Ifa-
drian2%^. Fröhner
S. 28."M Aurel 332
ohne Legende. Com-
moc?MS 3 nr. 566 — 568;
7 nr. 25). Erst seit
dem 3. Jahrhundert,
wo auch sonst eine 20
gröfsere Wilkür in
der Gestaltung der
Typen um sich greift, begegnen wir neben
jenem ursprünglichen Typus Varianten von der
Art, dafs luppiter stehend dargestellt wird
oder anstatt des Scepters einen Blitz trägt,
oder dafs zu seinen Füfsen ein Altar oder ein
cippus sichtbar wird. In allen diesen Fällen
aber ist an der Victoria als dem charakteristi-
schen Kennzeichen festgehalten worden. Mün- 30
zen, auf denen sie fehlt (zuerst bei Postumus,
Cohen 81), stehen zu den anderen im Verhältnis
von 10 zu 43; von statuarischen Bildungen vgl.
die Statue des luppiter Victor argenteus auf
dem Capitole zu Cirta C. I. L. 8, 6981. lovis
Victor argenteus \ in Kapitolio habens in capite
co/ronam argenteatn quer^ueatn \folior(um) XXX
in qua glandes n(umero) XV fe[re]ns in manu
dextra orbem argen [teamj et Victor iam pal-
mam fer entern [spinarum] XX et coronam fo- 40
liorfum) XXXX [in manu sjinistra hastam
arg(enteam) tenens. Die bei weitem gröfste An-
zahl der Münzen, die die Umschrift lovi Conser-
vatoritvagen, zeigt den Gott in stehender Haltung,
Blitz und Scepter haltend, mit einem Mantel be-
kleidet, nicht selten mit Adler zu seinen Füfsen ;
nach der Art der Bekleidung lassen sich zwei
Gruppen scheiden; während bei der einen das
Gewandstück über den linken Arm und Rücken
ausgebreitet ist, zieht es sich bei der anderen 50
eng zusammen, wird nur von der Schulter ge-
tragen, und fällt von hier in schmalem'.Streifen
nach hinten hinab {Overhccli, Münzt. 2 nr. 37;
erstes Beispiel für I. Conservator Cohen, Macrin
80— 82;;99. 100 ohne Beischrift).' Der _ eigen-
tümliche Wurf der Gewandung der letzteren
Gruppe ist in der griechischen Kunst nicht
nachweisbar, das Fehlen eines griechischen
Vorbildes deutet auf spezifisch römischen
Charakter {Overheck S. 166). In einer anderen co
Hinsicht ist die Klasse von Münzen mit der
Legende lovi Conservatori dadurch von Inter-
esse, dafs nur auf ihnen Abbildungen zum
Vorschein kommen, die den Gott in seinem
Verhältnis zum Kaiser zur Darstellung bringen
und so den luppiter Conservator als die Schutz-
gottheit des Kaisers mcct' s^oxrjv bezeichnen.
Stets in übermenschlicher Gröfse gedacht und
luppiter den [Kaiser be-
schirmend, Medaillon des
Hadrian (nach Fröhner
S. 28).
mit der gehobenen oder gesenkten Linken das
Scepter haltend, breitet er entweder, wie das
beigefügte Bronzemedaillon Hadrians veran-
schaulicht, mit der vorgestreckten blitztragen-
den Rechten über den mit der Geste eines
Schutzflehenden ihm zur Seite stehenden Kaiser
schirmend den Mantel
aus {Cohen, Hadrian
t. 4 nr. 571. Overhech,
Münzt. 2 nr. 34. Com-
mod. b. Frühner S. 113;
vgl. die ähnliche Stel-
lung des M. Aurel und
L. Veras b. Fröhner
S.91f. *S'iefe«so«S.484),
oder ist im Begriff,
dem jungen Herrscher
die Krone aufs Haupt
zu setzen {Cohen, Ha-
drian 283'; aureus des
Licinius abg .b. Fröhner
S. 274), oder er über-
reicht demselben die Erdkugel (Medaillon des
Commodus b. Fröhner S. II83. 119, ; vgl. Cohen.,
Gallien 2^0. Aurelian 107—111. P/'O&ms 295 ff.
Carin 73; ohne Umschrift Aurelian 79. Ca-
rus 87. Alex. Sev. 231"), auf der zuweilen
Victoria steht {Cohen, Diocletian 3. 59; ohne
Umschrift Probus 164. 165. Diocl. 133-135),
oder er bewahrt eine ruhige Haltung, und der
Kaiser streckt ihm die Hand entgegen (Me-
daillon des Alexander Severus und der lulia
Mamaea bei Fröhner S. 174; vgl. Cohen,
Claudius II 97. CÜber die Münzen des Com-
modus mit der Legende lovi luveni, die den
Kaiser als princeps luventutis im luppiterkostüm
aufweisen vgl. ob. Sp. 667.) Dies sind die einzigen
Typen , die in Kostüm und Attributen oder
in der zu Grunde liegenden Idee eine gewisse
Stetigkeit bewahrt haben; im übrigen mufs man
durchaus der Ansicht Overbecks (a. a. 0. S. 230)
beistimmen, der sich über die Gestalten des lup-
piter auf römischen Münzen in folgender "Weise
ausspricht: ,,Sie zeigen mit ganz wenig Aus-
nahmen, zu denen z. B. der luppiter Stator
gehört, keinerlei Beständigkeit der Darstel-
lung; hier sitzend, dort stehend, in wechseln-
der Bekleidung, hier halb-, dort ganz nackt,
endlich mit wechselnden Attributen. Und an-
dererseits : dieselbe, gleich komponierte, gleich
gekleidete, mit gleichen Attributen ausge-
stattete luppitergestalt ist bald so, bald so
benannt, folglich sind diese Typen kunstmytho-
logisch bedeutungslos."
Diejenigen statuarischen Darstellimgen, deren
Typus auf anderen Erzeugnissen der griechi-
schen .Kunst nicht wiederkehrt und die infolge
ihrer "Übereinstimmung mit Abbildungen römi-
scher Münzen als eigentümlich römische Schöp-
fung zu betrachten sind, finden sich aufgezählt
bei Overbecli S. 144fl'. Gruppe 6 u. 7; S. 147 f.
Gruppe 9. Am meisten in die Augen fallend
ist die Gleichartigkeit in der Komposition mit
den entsprechenden Münztypen bei zwei Mar-
morstatuen (die eine im Louvre Abb.b. Bouillon,
Musee des antiques vol. 3 Stat. Taf. 1 nr. 3.
Clarac, Mus. de sculpt. t. 311 nr. 681;'! dazu
vol. 3 S. 38 ff. Overbcclc S. 144 nr. 16), die
761
luppiter (in der Kunst)
lutiirna
762
andere im Museum von Madrid, Abb. b. Clarac
a. a. 0. t. 410G nr. 684E; dazu vol. 3 S. 308).
Die erstere hat trotz starker Beschädigungen
(ergänzt nach Fröhner, Notice de la sculpt.
ant. S. 64: Kopf, linker Arm mit einem Teil
des Gewandes, zwei Finger der rechten Hand
und ein Stück des rechten Armes, die beiden
Enden des Blitzes, der linke Fufs mit einem
Stück des Beines, der Adler bis auf ein
Stück des linken Flügels) überraschende Ähnlich- lo
20
30
40
luppiterstatue im Louvre (nach Oeerbecl-, Kunslmtjthol.
i»[ Zeus S. 144 Fig. 16).
keitmitMünzbildern, wie sie uns aurei des Gale- so
rius Maximianus und Diocletian vor Augen füh-
ren (abgeb. b. Overbeclc, Münzt. 2
nr. 33. 33 a); diese geben zu-
gleich Gelegenheit, die Statue
in richtiger Weise zu ergänzen ;
auf der linken Schulter auf-
liegend zieht sich in reichem
Faltenwurf der rundgeschnit-
tene Mantel hinter dem nackten
KörjDer des Gottes bis zur rech- 60
teil Hand, die erhobene Linke
stützt sich auf das Scepter,
rechts seitwärts sitzt ein Adler;
die Ergänzung des rechten
Armes der Statue wird dahin zu ändern
sein, dafs nach dem Beispiel der Münze die
rechte Hand mit dem Blitze sich etwas erhebt:
so kommt auch erst die Gewandhaltung auf der
Münze des Gale-
rius Maximianus
(nach Ocerbeck,
Kunstmythol. Zeus
Münzt. 2 nr. 33).
rechten Seite zur vollen Wirkung. Die Ma-
drider Marmorstatne entspricht bis ins ein-
zelnste einer Bronze de? Antoninus Pius {Over-
heck, Münzt. 2 nr. 36. Fröhner S. öO,; aufser
der Abbildung der Statue vgl. noch" die Be-
schreibung b. Bübner, Die antiken Bildwerke
in Madrid S. 36 nr. 4 und eine ähnliche Dar-
stellung auf einem Carneol b. Lippert, Dactyl.
Suppl. nr. 22. Overheck, Gemment. 2 nr. 8).
War es bereits bei den Münzbildern nur in
wenigen Fällen möglich für die verschiedenen
Kulte und Beinamen Inppiters einen einiger-
mafsen festen Typus nachzuweisen, so mufs
man bei statuarischen Darstellungen von einer
Einreihung der einzelnen Exemplare in inner-
liche, im Wesen des Gottes begründete Kate-
gorieen gänzlich Abstand nehmen; und ebenso
wenig lassen sich unter solchen Gesichts-
punkten in Gruppen zusammenfassen die Dar-
stellungen luppiters auf Reliefs {Overheck
S. 172 — 174. 180. 181. Haug, Viergöttersteine,
Wef-tdeutsche Ztscltr. 9(1890) S. 17ff., 10(1891)
S. 9 ff. 125 ff. 296 ff.) und Wandgemälden {Over-
heck S. 192). — Zu den Abbildungen des jugend-
lichen luppiters mit der Ziege vgl. s.v. Veiovis;
zu dem keltischen luppiter mit dem Rade s.
Hettner, ^VestdeutscJle Zeitschr. 3 (ISSi) S. 27ff.
[Gaidos, Ft. de myth. Gaid. I. Le Dieu Gaulois
du soleil. Paris 1886. R.] [Aust.]
luppiter AnxiU'US [Axur] s. Anxurus und
vgl. Bd. 2 Sp. 640.
luppiter Dolielicnus s. Dolichenus.
luppiter Elagabalus s. Elagabal.
luppiter HeHopoHtanus s. Heliopolitanus.
luppiter Sabazius, Serapis u. s. w. s. in
dem Verzeichnis der luppiterbeinameii oben
Bd. 2 Sp. 750 ff.
lustitia, römische Personifikation der Ge-
rechtigkeit, nahe verwandt der Aequitas, der
Billigkeit, und ihr ähnlich dargestellt, s.
Aequitas. Entsprechend der griechischen Dike
(Astraia) verliefs sie zuletzt von den Himm-
lischen im eisernen Zeitalter die von Ver-
brechen erfüllte Erde {Ov. Fast. 1, 249. Met.
1, 150. Verg. Georg. 2, 474) und glänzt als
Jungfrau am Himmel, Hyg. f. 130. Poet. Astr.
2, 25. [Einen sacerdos lustitiae nennt die
Inschrift bei Orelli-Henzen nr. 2164, ein Signum
lustitiae Augusftae dedicatum PlancoJ et
Silio COS. (766/13) das Cal. Praen. unter
d. 8. Januar; vgl. auch Kaihel, Epigr. gr. 837
und Catal. of engrav. gems in ihe Brit.
Mus. nr. 1198. Röscher.] Vgl. Dike u. Dikaio-
syne. [Stoll.]
luturna oder in der älteren Namensform
Diuturna [s. die Inschrift eines römischen Weih-
wasserbeckens C. I. L. 6, 3700: Ti(berius) Ti-
(herius) Iiüii Stapliylus et Nymphius p(ater)
et f(ilius) d(e) s(ua) p(ecunia) JDiuturn(ae) und
vgl. Mommsen, Eph. epigr. 1, 36 f., der darauf
hinweist, dafs auch bei Cic. Cluent. 101 und
Florus 1, 28 die beste Überlieferung Diuturnae
giebt] ist der Name einer altlatinischen Quell-
göttin, die ursprünglich am Numicius in der
Nähe von Lavinium zu Hause ist {Serv. Aen.
12, 139, vgl. Bormann, Altlatin. Chorogr. S. 58,
Desjardins, Essai sur la topographie du Latium
p. 72 ff.). In ähnlicher Weise, wie es bei Egeria
763 luturna luventas 764
(s. d.) der Fall gewesen ist, ist dann Name erzählt, wie die sjn-öde Nymphe vor den Be-
und Verehrung dieser Gottheit nach Rom über- Werbungen des Gottes in ihr feuchtes Element
tragen worden {Klausen, Aeneas u. d. Penaten flieht, bis luppiter alle übrigen Nymphen La-
S. 707 ff.), wo ein auf dem unteren Forum in tiums bittet, ihm zu helfen und die Flüchtige
der Nähe des Vestatempels gelegner Quell, an aufzuhalten. Eine andere Version, von der
den die Sage die Epiphanie der Dioskuren wir nur durch Arnobius (3, 29) Kunde haben,
nach der Schlacht am See Regillus verlegte, machte sie zur Tochter des Volturnus, Gemah-
den Namen lacus luturnae führte (Jordan, lin des lanus (s. d.) und Mutter des Fontus.
Topogr. 1, 2 S. 370; Gilbert, Gesch. u. Topogr. Einen tieferen mythologischen Gehalt darf man
d. Stadt Born 1 , 363 f.). Einen öffentlichen lo in diesen willkürlichen Kombinationen nicht
Kult scheint die Göttin jedoch erst am Aus- suchen; Natur und Wesenheit der Göttin sind
gange des ersten punischen Krieges erhalten von Varro im 14. Buche der antlqu. rer. divin.
zu haben, wo ihr Q. Lutatius Catulus einen {hei Serv. Aen. 12, 139) richtig bezeichnet wor-
Tempel gelobte und im Marsfelde in der Nähe den mit den Worten: 'luturna inter proprios
der Saepta, dort wo später der Endpunkt der deos nymphasque ponitur.'' [Wissowa.]
Aqua Virgo war, erbaute {Serv. Aen. 12, 139. luvantesJ Epliem. epigr. 2 S. 440 nr. 965
Ovid. fast. 1, 463f.). Über die Lage des Tem- (Berichtigung der Lesung von C. I. L. 3,
pels s. Becker, Topogr. S. 630, Gilbert a. a. 0. 5118; Atrans in Noricum) luvantib(us) \ Be-
3, 163; über das mutmafsliche Jahr der Grün- gfalius) \ Begalis \ lulia \ AquiUn{a) j ex vot(o).
düng E. Aust, de aedibus saeris populi Bomani 20 [R. Peter.]
inde a primis liberae reipuhlicae temporibus luventas , jünger luventus, die Göttin der
usque ad Augusti imperatoris aetatem Bomae Jugend, hat schon von alters her in Rom Ver-
conditis, Marpiirgi 1889 p. 17, der auch p. 29 ehrung genossen. Eine Kapelle derselben be-
die von Mommsen , Eph. epngr. 1, 36 u. a. ver- fand sich eingeschlossen in den capitolinischen
tretene Ansicht, dafs dieser Tempel mit der Tempel in der Cella der Minerva {Dion. Hai.
aedes Nympharum in campo identisch gewesen 3, 69. Plin. n. h. 35, 108; vgl. Jordan, Topogr.
sei, mit Recht zurückweist; der Tempel er- 1 , 2 S. 11. 91), und man erklärte das damit,
fuhr wahrscheinlich durch Augustus nach dem dafs bei der Erbauung dieses Tempels luventas
Jahre 2 v. Chr. eine Restauration (vgl. Aust ebensowenig wie der Gott Terminus geneigt
a. a. 0. p. 45), und auf diese Neueinweihung 30 gewesen sei ihren Platz zu räumen und darum
bezieht sich das von Ovid a. a. 0. erwähnte, in das neue Heiligtum habe aufgenommen
alljährlich am 11. Jan. gefeierte Stiftungsfest, werden müssen {Dion. Hai. 3, 69. Liv. 5, 54,
die luturnalia. Dieser Tag wurde nament- 7. Flor. 1, 1. Augustin. c. d. 4, 23). Man
lieh von allen denjenigen Handwerkern festlich darf jedoch daraus nicht schliefsen, dafs Kult
begangen, die zu der Ausübung ihres Berufes und Heiligtum der luventas älter gewesen
des Quellwassers benötigten ((S'e/w. J.en. 12, 139), seien als der capitolinische Tempel, weil die
während bei einer andern Gelegenheit im Kulte älteste Form dieser Erzählung (z. B. Liv. 1,
derselben Göttin eine andere segensreiche Kraft 55, 3; die übrigen Stellen siehe bei Schwegler,
des Wassers gefeiert wurde: am 23. August Böm. Gesch. 1, 771, 2) nur des Terminus ge-
nämlich, dem Tage der Volcanalia, fand, wie 40 denkt, während luventas (und bei Augustin
uns der Kalender der Arvalbrüder lehrt, in auch Mars) erst später hinzugefügt wurde, um
Rom ein feierliches Opfer bei den Tempeln der daran geknüpften Weissagung der römi-
aller derjenigen Gottheiten statt, deren Schutz sehen Gröfse willen (ort rJjg 'Po^iicciav nöXsag
man gegen Feuersgefahr anflehte, und hier ovts tovg oQovg iisia-AivriGSL KcctQog ov&slg
fanden hinter Volcanus, dem Gotte des feu- ovts rrjv d)i(ir}v fiszaßaXsL Dion. Hai. 3, 69,
rigenElementes, sofort luturna und die Nymphen vgl. August, c. d. 4, 29). Aber Schivegler a.
ihre Stelle {Jordan, Ephem. epigr. 1, 229 ff.). a. 0. 1, 794 geht zu weit, wenn er jede ein-
Auch eine besondere Heilkraft schrieb man heimische Verehrung der luventas vor der
dem Wasser jener Quelle zu und leitete den Einführung des griechischen Kultes (_s. unten)
Namen der Göttin von iuvare ab, 'quae labo- 50 ganz leugnet; es gab eine von der Überliefe-
rantes iuvare consuevif {Serv. Aen. 12 , 139. rung auf Servius TuUius zurückgeführte Be-
Varro de l.l. 5, 71). Die Dichter der auguste- Stimmung, wonach für jeden Jüngling, der die
ischen Zeit haben die Göttin auf verschiedene Toga virilis anlegte, eme Münze in die Kasse
Weise in das von ihnen entworfene Bild ita- der luventas entrichtet werden mufste, ebenso
lischer Götter- und Heldensage einzufügen ge- wie für die Geborenen an die der luno Lucina
sucht. Bei Vergil {Aen. 12, 134ff. 222 ff. 446 ff". und für die Gestorbenen an die der Libitina
843 ff.) ist sie Tochter des Daunus und Schwester {Biso bei Dion. Hai. 4, 15). An dem hohen
des Rutulerfürsten Turnus (hierfür gab wohl Alter dieses Brauches (vgl. über denselben auch
die Namensähnlichkeit den Anhalt), dem sie, A. Bofsbach, Unters, über d. röm. Ehe S. 374f )
von Inno angestachelt, in seinem Kampfe gegen 60 zu zweifeln haben wir um so weniger Veran-
Aeneas aufs eifrigste beisteht; sie heifst dort lassung, als sich im Kult der griechischen Hebe
' dea quae stagnis fliiminibusque sonoris prae- oder verwandter Gottheiten keinerlei Ana-
sidef und ist Geliebte des luppiter gewesen, logieen finden, die uns berechtigten die Bin-
der sie dafür mit der Unsterblichkeit und der richtung für eine hellenisiereode zu halten.
Herrschaft über die Quellen und Flüsse Latiums Es geht aus derselben hervor, dafs luventas
belohnt hat. Ovid {fast. 2, 583 ff.) hat die die Schutzgöttin der heranreifenden männ-
Sage von luppiters Liebe zu luturna aufge- liehen Jugend war, die 'dea novorum togato-
nommen und weiter ausgesponuen, indem er rum\ viie Teitullian {ad nat. 2, 11, vg\. August.
765 luventas Ixion 766
c. d. 4, 11) sie nennt, und wir verstehen es, gelten jedoch wohl der alten Schutzgottheit der
wenn das Festverzeichnis von Curuae (C. /. L. mannbar werdenden Jugend {Yg\.aMch. Augustin.
10, 8375) zum 18. Oktober, dem Tage an wel- c. d. G, 1), besonders auch dann, wenn mit
chem Augustus die Toga virilis anlegte, eine Beziehung auf das kaiserliche Haus von der
' suppUcatio Spei et Iuve{ntatiy verzeichnet. Ob luventus Augusta die Rede ist (C I. L. 2, 1935,
das Opfer, welches die mannbar gewordenen auch auf Münzen des Claudius Gothicus, Cohen
Jünglinge am Tage ihrer Mündigsprechung auf 5 nr. 107. 108); in Vieuna begegnet uns sogar
dem Capitole tlarbrachten (der Ausdruck 'm ein eigner flamen luventutis {CLL. 12, 1783.
Capitolium ire' u. ähnl. wird häufig geradezu 1869. 1870. 1902. 1903. 1906. 2238. 2245).
für Hogam virilem sumere' gebraucht: Val. lo Dargestellt findet sich die Göttin auf Bronze-
Max. 5, 4, 4. Suet. Claud. 2. Petron. 88; münzen Marc Aureis {Cohen 2 nr. 561 — 563)
vgl. auch Rofahach a. a. 0. S. 408), der luventas als langbekleidete Frau , die in der linken
galt, läfst sich nicht mit Sicherheit ausmachen. Hand eine Schale hält und mit der Rechten
Marqiiardt {Rom. Staaisverw. 3, 363, 1. Frivat- Räucherwerk auf ein an ihrer Seite stehendes
leben der Römer S. 124, 4) denkt aus dem turibulum streut. Über den luppiter luventus
Grunde, weil die Anlegung der Toga virilis der Inschriften C. I. L. 9, 5574 und 11, 3245
in der Regel am Feste der Liberalia statt- s. d. Art. luppiter Sp. 667. [Wissowa.]
fand, an den Altar des Liber auf dem Ca- Ivaos (oder Ivavus) heifst ein gallischer
pitol (vgl. Mommsen, C. L L. 1 p. 388), Gott, dem eine in Evaux (Creuse) gefundene
Jordan {Topogr. 1, 2 S. 39 Anm. 38) mit 20 Bronzeschüssel geweiht ist: Vimpuro L'irmi
gröfserer Wahrscheinlichkeit an luppiter Opti- lib(ertus) Ivau v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
mus Maximus, worauf die Worte des Servius Die Endung -u erscheint auch sonst auf gallo-
Ecl. 4, 50 {'sane lovem merito puerorum dt- römischen Inschriften (vgl. die Votivinschrift
cunt incrementa curare, quia cum pueri iogam an Taranos C. I. L. 12 p. 820. Revue cclti-
virilem sumpserint, ad Capitolium eunt') direkt que 7 p. 450.). Lvaos scheint der Schutzgott
hinweisen. Wohl aber wissen wir, dafs der der Quellen von Evaux zu sein, Bull, epigr.
luventas alle Jahre Opfer {sacra anniversaria) 1 p. 40 (pl. IV) und 3 p. 265. Revue celtiquc
für das W^ohl der heranwachsenden Jünglinge 6 p. 118. 260. Merimee, De antiq. aquarum
gebracht wurden {Paul. p. 104), die nach Cicero religionibus (Paris 1886) p. 69. [M. Ihm.]
{ad Ait. 1, 18, 3) am Jahresanfang stattge- 30 Iravus s. Ivaos.
funden zu haben scheinen; diese Opfer sind Ivn (ini), unsichere Abkürzung eines etruski-
in der älteren Zeit jedenfalls bei der capito- sehen Götternamens im Genetiv auf der Bronze-
linischen Kapelle begangen worden. Seit der leber von Piacenza, Reg. 8. An Inno (etr.
Zeit des zweiten punischen Krieges erfuhr aber uni) ist nicht zu denken; ich vermute Ivnfslj
der gesamte Kult der luventas eine Umgestal- Ivsl Reg. 11 \ d. i. Lynsae (s. d.): vgl. Deecke,
tung durch Aufnahme griechischer Elemente. Etr. Fo. 4, 52. [Deecke.]
Im Jahre 218 wurde auf Anordnung der De- Ixalos? ("/Iß^og?), wofür Forchhammer und
cemviri s. f. der luventas ein Lectisternium 0. Jahn ITAAOZ (Italos) lesen wollen, auf
bereitet und zugleich beim Tempel des Her- einer die Thaten des Herakles behandelnden,
cules eine Supplicatio abgehalten {Liv. 21,62, 40 der Tabula Iliaca ähnlichen Tafel: C. I. Gr.
9); hier zeigt schon die Verbindung mit Her- 5984 A. Vgl. Hesijch. s. v. ii,ccXov, C. I. Gr.
cules, dafs wir es mit der griechischen Hebe 3 p. 811 u. d. Artikel Italos. [Röscher.]
zu thun haben. Dieser griechischen Göttin Ixion, -onis (l^tcov , -ovog). Wichtigste
galt auch der Tempel der luventas, den M. Stellen: 1) Pindar Pyth. 2, 21 — 89. — Vgl.
Livius Salinator im J. 207 in der Schlacht das Schol. dazu p. 316 Boeckh: Tov 'l^iova oC
bei Sena gelobte und während seiner Censur ftfv 'Avzi'ovog ytvsaloyovatv, mg AiaxvXog,
204 im Circusthale zu bauen begann; die Ein- ^£QSv.v8rig 8s nsiaicovog, k'vLOi dl "jQSog,
weihung desselben erfolgte im J. 191 durch ol de ^Isyva -utI.
C. Licinius Lucullus {Liv. 36, 36, 5); nachher 2) a: Aeschyl. Eum. 440 aaiivog nQoaUtaQ
ist der Tempel im J. 16 v. Chr. niedergebrannt 50 sv xQÖnoig'liCovog. — b: Eum.llS. — c: Ixion,
{Cass. Dio 54, 19) und von Augustus wieder'- NaucTc, frgm. tr. gr. p. 22.
hergestellt worden {Mon. Anc. 4, 8; vgl. 3) Soph. Phil. 679 ff.
Mommsen, Res gestae D. Aug.- p. 82, der mit 4) a: Eurip. Ixion frg. 4: ^Xsyvov vis
Recht Prellers irrige Annahme eines Tempels Ssanoz' 'l^i'cov. — b: Schol. Eur. Phoen. 1185:
der luventas auf dem Palatin abweist; erwähnt oQytod-slg äs 0 Zsvg vTconzsQcp {msQÖsv'xi Find.)
wird das Heiligtum auch von Plin. n. h. 29, ''^QOX'p {^arä S^o^äda avtvya Soph.) xbv 'l^iovcc
57; vgl. Recker, Topogr. S. 473; Gilbert, Gesch. Sriaag dcprjKS xm olsql cpsQsad-Ki, [laari^öusvov
u. Topogr. d. Stadt Rom 3, 93). Seit dieser xat Xsyovxa' XQV ^i^t^^^ xovg svsQysxag- ot ds
Zeit denken die römischen Schriftsteller, wenn oxi sxaQxccQcocsv avxov, ot ös oxl xori nvQivog
sie von luventas reden, gemeinhin an die go rjv xQOxög cpaoiv.
griechische Hebe {Cic. de nat. deor. 1, 112. 5) Apollon. Rhod. Arg. 3, 62. Schol. (vgl.
Hör. c. 1, 30, 7. Ocid ex Ponto 1, 10, 12; Tzetz. Chil. 9, 273): Msyvov viog'l^icov, ag -acd
vgl. auch Ovid fast. 6, 65ff. , wo der Dichter EvQiniärjg' ^Isyvov vis ösanoz' 'l^iav. ^sqs-
von 'Herculis uxor'' spricht, während Ausonius tivdrig 8s Ai'xavog. qpTjffl 8s, mg yKynfiaag dtav
5, 3, 12 Seh., der diese Stelle wiedergiebt, xriv 'Hiovscog ^vyaxsQu noXlcc vnsoxszo 8ä-
dafür schlechthin luventa einsetzt). Die nicht csiv 8äqci. sl&övxog 8s snl xavxa xoti 'Hio-
zahlreichen Weihinschriften an luventus aus vscog ßsgs&QOv Ttoiiqöag %at Tivgce-axäeag , gke-
der Kaiserzeit (C. /. L. 2, 45. 5, 4088. 4244) nä^si avzo Xsnxoig ^ijXoig y.al kovbi ?.S7txfj.
767 Ixion Ixion 768
ifinsadov Ss o 'Hiov8v$ anöUvtccL. Xvaacc ds tens nach üy^/m, endlich auch Ares. Seine Mutter
TW 'l^iovL hsnsas öici tovto nai ovSslg avzov hiefs Perimela {Diodor). Ixion selbst erscheint
r'i&hlsv ayvLGccL ovts Q'swv ovxs avQ^Qäncav. als König der Lapithen in Gyrton, gilt als Vater
Ttqäxog yaQ ificpvliov avÖQc: dns-nreivsv, des Peirithoos, der auch ein Sohn des Zeus
(vgl. Find. a. a. 0.). sXsrißag öe avzov 6 Zsvg genannt wird, und als erster Verwandten-
ayvi^si Kai Kyvia&us riQÜG&r] rfig "Hqag. mörder, indem er den Vater seiner Braut Dia,
b Ss Zsvg vscpslriv 6fioic6cc:g'''HQa {ßovXofiEvog der gewöhnlich Deioneus (der Feindliche,
do-HLndaat siys öilrjQ-sg icti Schol Eur. Phoen. Kriegerische Preller, Gr. Myth. 2', 12) oder
1192, wo übrigens Hera selbst das Bild macht, Eioneus (nr. 5), bei Diodor Hesioneus (was
wie auch Schol. Od. 21, 303) naga^oifii^tL lo offenbar dasselbe ist), auch Oioneus genannt
avzä zccl vGttQOV noir'ictxg „T£TQ(iv.vri^ov wird (nr. 8), hinterlistig umbringt. Allgemein
TQOxov''{SBa^6v,Pind.a.a.O.)Kccl6£afiEvaag wird die Gröfse seines Verbrechens hervor-
avTov TificoQstzai. gehoben, welches so grofs erscheint, dafs kein
6) Diodor 4, 69. Mensch und kein Gott ihn davon reinigen will.
7) Hycjin. f. 14. f. 62. Nur Zeus erbarmt sich seiner, als er wahu-
8) Lucian. d. d 6 p. 216— 219 Post Hemster.- sinnig geworden um Schutz fleht, nicht ohne
Jmysium et Eeitsium cum var. lect., Schol. Widerspruch (^esc%?os oben nr. 2 a u. b. Luc.
graec, adnot. et ind. edidit I. Th. Lehmann d. d. 6), als Zeus iKsaiog, der sich der Schutz-
1822. Schol: 'l^icov AuniQ-rig zb yivog av flehenden annimmt. Ja er nimmt ihn sogar
riyäysro J lav rr^v Olovswg. xov 8s tiev&sqov 2ü zum Tischgenossen, und verleiht ihm Unsterb-
avtov sl&6vza inl zcc hSva 6vv£6v.sväoaTO. lichkeit (8). Aber der Undankbare kann sein
OQvy^cc yciQ Tionqaccg kccI yefiiaag nvQog sv&a Glück nicht ertragen, er erhebt seine Augen
oiVTOv sväßalEV s(p' cp oi dsol dyavK-nzriauvTEg zur Gattin seines Wohlthäters, so sehr hat
e'iisIXov avxhv xnicoQsiv b ds Ztvg fiövog ihn der Nektar berauscht (Lwctaw). Doch
riliriOEv ccvzöv v.ai Xaßav Idita leqü (oder dieser neue Wahnsinn stürzt ihn ins Verderben.
iQ-Qä, die Stelle scheint verderbt)' dcprJKS (isxa- Um den Frevelmütigen, der nach des höchsten
Sidovg rr,g dO-avaciccg {Schol. Od. 21, 304: Gottes Bette trachtet, auf die Probe zu stellen,
ysvaccfisvov ydq avxbv xrjg d^ßgoamg ovy. rjv schafi't Zeus (oder Hera selbst) ein der Hera
avxbv dno&avSLv). Ovxog ds ccy.6laGxog av ähnliches Wolkengebilde {NscpsXr}) und legt
TJQÜa&ri "Hgag, rj dvi^yysds xä Ja- 6 dh doKi^ 30 es dem Unverbesserlichen {dyiölaaxog, nr. 8)
HÜtcov avzbv dnsiKaas vscp'sXrjv xfj "'Hqu, ^ bei. Aus dieser Vereinigung entspringt Ken-
liiyvvxccL 'l^icov, nal notst nccida xu ^sv dv^qd- tauros (8. 9), ein wilder, wunderseltsamer Mann
nov f'xovztx, XU ds irntov {KsvxuvQog s. d. (9 a), ein übermütiger Sprofs„ohne Chariten"
nächste Nummer) dcp' ov 'innoKsvxavQoi. (1 a) (nach Diodor [9 b] nicht blofs einer,
'O ds Zsvg oQyLa&elg — svsQysxccg, fast wört- sondern die Kentauren, und zwar in Menschen-
lich = oben 4 b. gestalt). Von diesem sodann stammen aus
9) a: Pind. Pyth. 2, 42—44. Schol. p. 317: seinem Verkehr mit den magnetischen Stuten
äyQi.6g xLg ncxl xSQatcödrjg ccvrjQ ov KsvzavQOv auf dem Pelion die Hippokentauren,^ halb
(avö^LciGav. — b: Diodor 4, 69: xbv 8s 'l^iova Menschen, halb Pferde {diKpoxsQOtg bfioioi
xfj vscpslr] iiiysvTcc ysvvfjGai xovg ovo^ia^o^svovg 40 xo'ksvgi, xcc (laxQoQ^sv fitv ■adzco, xa 8 vtisq&s
KsvxavQovg dv&Qconotpv s tg. 4, 70: xivsg 6h naxQog 1 a. 8, wo schon dem Vater die Misch-
Xsyovoi xovg sk NscpsXrjg kkI 'l^Covog ysvvrj- gestalt beigelegt wird, 9b). Die Sage, dafs
9-svxag KsvxavQOvg nqcöxovg innsvsiv STZixeiQi]- Ixion und Pegasos in einer Nacht einer Sklavin
Gtxvxag 'inno-AsvxavQovg covondG&at, kul stg beigewohnt haben, und hieraus Kentauros ent-
TtXdGfia (iv&ov ■naxaxccx&fivcci mg 8iq)vsig bvxag. standen sei (9 c), verdient als späte Erfindung
— c: Schol. Venet. ad II. 1, 266: xivsg 8s keine weitere Beachtung.
8ovXi8l 'I^lovk [iiyfjvai, dyict. 8s -aal UrjyaGov Die Strafe des Ixion besteht darin, dafs er
xbv nzsQcoxbv -nccxd xrjv ccvxrjv vvv.xa- s^ av auf Zeus' Befehl von Hermes {Hygin fab. 62)
ysvsG&ai KsvxavQOV, d(p' ov noXv nXfi&og auf ein geflügeltes feuriges Rad mit vier
yCvsxoci. 50 Speichen, das sich unaufhörlich dreht (d^Ofiag),
10) Schol. Pind. Pyth. 2 p. 316: nal ttjv mit Schlangen {Vergil s. u.) gefesselt und
inl xov xQoxov ■nbXaGiv ccvxcp TtDCQsyASxsiQriv.ci- unter Geifselhieben und dem Ausrufe: „Wohl-
Giv vnb ydg 8ivrjg Kai ^vsXXrjg avzbv stag- thäter soll man ehren", durch die Lüfte
naG&svxa (p^aorjvaL cpccaiv. dahingerollt wird (tcö dsQi nr. 4b. 8, fisxsaqog,
11) Philostr. Vit. Ap. Tyan. 6, 40: dXX' xqoxco sUaciisvog [?] 11). Doppelt schwer er-
sv.sivog iisv xgoxo) sUaGfisvog [siXiy^svog? syyisC- scheint die Strafe für Ixion, sofern er unsterblich
jxfvog?R.] 8i' ovQavov nvd^nxExai,. 7, 12: '/^icor ist. Nüchtern rationalistisch wird vom Schol.
[iszEagog inl xqoxov. zu Pind. Pyth. 2 (nr. 10) diese Strafe in Ab-
Die Sage vom Ixion ist jünger als Homer rede gestellt und erzählt, Ixion sei von einem
und Hesiod, und schwankt hinsichtlich der co Wirbelsturm entrafft worden und so unige-
Genealogie und des Orts seiner Bestrafung, kommen. Darin, dafs Ixion seine Strafe nicht
während über seinen Charakter und seine Frevel in der Unterwelt, sondern in der Luft büfst
Übereinstimmung herrscht. Sechs Namen wer- {navzä KvXLv8b(isvog Pind.) sind alle ältei'en
den genannt von Königen und Göttern, deren und manche späte Nachrichten (z.B. ob. nr. 11)
Sohn er sein soll, am häufigsten Phlegyas einig (auch Odysseus erwähnt ihn nicht bei
(Ib; 4 a; 5), den jedoch /S^ra&o seinen Bruder seinem Besuch in der Unterwelt); erst spät
n('nnt(p. 442), daneben Alton oder Peision, beide wird derselbe in den Tartaros versetzt, zuerst
nach Pherel-ydcs, Antion nach Aeschylos, Leon- von Apollonios Rhodios 2, 62, dessen Scholion
769
Ixion
Ixion
770
(nr. 5) übrigens den Ort im Ungewissen läfst,
dann von TibuU 1, 3, 73. Vergil. Georg. 3, 38.
Aen. 6, 601. Serv. z. beid. St. Ov. Met. 4, 460.
Eine besonders raffinierte Auffassung spricht
aus Stellen wie Verg. Georg. 4, 484. Sen.
Apocoloc. p. 361, woraus geschlossen wurde,
dafs die Strafe zeitweilige Unterbrechung er-
litt, ,,ut animum reficeret Ixion" {Staveren zu
Hygin. f. 62). Wenn aber einige das Rad des
Ixion unter die Sterne versetzen, so beruht
dies offenbar auf Mifsverständnis der Stellen
des PhiJostrat und Unkenntnis der ursprüng-
lichen Fassung der Sage. Nach Strabo 439
verdrängte Ixion und sein Sohn Peirithoos die
Perrhäber und nahm ihre Stadt Gyrton in Be-
sitz, ebenso verjagte er die Kentauren vom
von der Wurzel U- {iKficcg Feuchtigkeit). Die
meisten neueren Erklärer fassen den Ixion auf
dem Rad als Symbol der Sonne, so schon
Panofha, Zufluchtsgottheiten, S. 286 der Ab-
handlungen der Berl. Akad. 1853. A. Kuhn,
Ztschr. f. vergl. Spr. 1, 535; Herabholung des
Feuers 48 ff. 69. 95 ff. Gaidoz, Et. de rmjthol.
Gauloisel. Paris 1886 S. 48. Preller, Gr. Myth.
2^, 13: „Ursprünglich bedeutete dieser aufs be-
10 flügelte Rad geflochtene und in ewigem Wirbel
durch die Luft getriebene Ixion vielleicht nur
das Rad der Sonne, welches von Indien bis
Deutschland den Sagen und Gebräuchen der
Völker bekannt ist, in welchem Falle erst
dieses mifsverstandene Bild der Vorzeit zu dem
Glauben an Frevel und Bufse geführt hätte "
Ixion auf dem Kade, daneben 2 weibl. Flügelgestalten, unten Hermes, Erinys, Hephaistos, Vasenbild in Berlin
nr. 3023 (nach Baumeister, Denkm. d. klass. Altert. S. 767 Fig. 821 = Annali d. Inst. 1873 Taf. IK).
Pelion und trieb sie ins Land der Aithiker 5o
{Honi. IL 2, 738), die Ebenen aber übergab er
den Lapithen.
Die Erklärung des Namens Ixion und seiner
Väter hängt aufs engste mit der der Sage zu-
sammen. Das Et. M. leitet den Namen nach
der Erzählung bei Pindar her von l'yico, vom
Nahen zum Bette der Hera, eine offenbar viel
zu einseitige Auffassung; Welcher, Aescliyl.
Tril. S. 549 von iv-a — iy.sxt\s der Schutzflehende
{Aescli. Eum. 440, oben 2 a), worauf auch der 60
Name seines Vaters Antion (von dvtidw bitten)
undPeision {nsi&co durch Bitten bewegen) hin-
weise. Allein der Charakter Ixions ist zu vor-
herrschend der des dyioXaatog, des unbezähm-
bar Trotzigen, als dafs ihm von seinem Schutz-
flehen der Name hätte beigelegt werden können.
Pott, Zeitschr. f. vgl. Spr. 7, 86 und Curtius,
Gr. Etymol.^ S. 132 leiten den Namen her
Röscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mytliol. II.
„Phocbi rata" Stat. Silv. 5, 1, 17 {Grimm, D.
Myth. 578). Breal, le mythe d'Oedipe p. 10
führt Ixion auf ein vorausgesetztes Akshivan zu-
rück, das Wagenmann, Radmann, d. i. Sonnen-
gott bedeuten würde (Klügmann, Ann. d. Inst.
45 S. 93—98). Für diese Auffassung der my-
tholog. Grundidee des Ixion lassen sich auch
die Namen seines Vaters Phlegyas und Alton
oder Aithon (von ai'&w) „der Strahlende",
sowie vielleicht der seines Sohnes Peirithoos
(s.d.), der nach Pott a.a. 0. „Umläufer" bedeutet
in die Wagschale werfen [vgl. auch den assy-
rischen Mann auf dem geflügelten Sonnenrade
bei Perrot- Chipiez, Hist. de VaH 2, 89 Fig. 19.
Max. Mayer]. Der Name Ixion ist jedoch
mit alledem noch nicht genügend erklärt.
[Mannhardt, Ant. Wald- u. Feldkulte 83 ff.
und El. H. Meyer, Gandharven-Kentauren 40 ff.
1 90 ff. fassen Ixion als Repräsentanten des Wirbel-
25
771 Ixion lynx 772
windes und erklären «einen Namen als eine wohl an seinem Platze, wenn er aucli in der
Verkürzung aus a^i'azQoqios. Doch läfst sich Überlieferung nicht genannt wird. Unten eine
für eine solche Deutung aus dem Kreise der Flügelgestalt mit Schlangen in den Haaren und
übrigen Lapithen (s. d.) keine einzige Analogie Fackel in der Rechten: eine Furie. Vgl. aufser-
beibringen. Sehr ansprechend ist dagegen die dem eine ßuYeser Vase [jetzt in Petersburg
neuerdings von Laistner {D. Bätsei d. Sphinx nr. 424 E.] B. Bochette, Mon. ined. t. XIV
Berlin 1889 I S. 293 ff.) aus der Vergleichung mit p. 179 nr. 3. Gerhard, Mysferienbilder t. II.
verschiedenen, ähnliche Motive enthaltenden, Ärch. Ztg. 1843 p. 199. 1844 p. 225 t. 13 und
deutschen Alpsagen gewonnene Deutung der d. Artikel Iris (ob. Sp. 843) imd Ichsiun.
Sage von Ixion. Danach wäre Ixion eigent- lo [Weizsäcker.]
lieh ein böser Mensch, dessen Strafe darin be- Ixionides(l|to»'t(J>2s), Sohn des Ixion (Swidas),
stand, als „Alp" an ein Rad (oder Sieb) ge- heilst Peirithoos, Ov. Met. 8, 567. Prop. 2,
fesselt, im Wirbelwinde durch die Lüfte zu 1, 38. [Höfer.]
fahren und dabei einen bestimmten Ruf aus- Ixios {"lt,i,og), Beiname des Apollon von dem
zustofsen, Vorstellungen, die sich auch in un- Ort Ixiai oder dem Hafen Ixos auf Rhodos
zweifelhaften von Laistner a. a. 0. bespreche- Artcinidor bei Steph. Byz. s. v. 'li,icii. [Höfer.]
nen Alpsagen nachweisen lassen. Ist diese lyngies (ivyyiriq) oder lyngyi? {'Ivyyvil),
Deutung richtig, so könnte der Name des Beiname des Dionysos, JSesych. Schmidt ver-
'l^i'cov von W. iK oder Cn (vgl. Inova&ai = mutet, dafs an beiden Stellen 'ivynz^g = eiu-
dnod-lißaad-ai, TtLs^scd-ai, in-rofiai schädige 20 lator (Schreier) zu lesen sei. [Höfer,]
u. s. w. Curtius, Grdz.^ S. 461) abgeleitet wer- lynx ('ivy^), 1) Tochter des Pan und der
den und den 'drückenden' schädlichen Echo (so Kallimachos) oder der Peitho {Phot.
Alp bezeichnen. Röscher.] Der Grundzug Ze^c. ed. Pors. 118, 11 = ed. JVa&er 1, 300. Suid.
seines Charakters ist nach unseren griechi- s. v. ivy|. Schol. Theoh: id. 2, 17. Schol. Plnd.
sehen Quellen der des rücksichtslosesten Über- Neni. 4, 56), nach Änth. ed. Jac. 4, 140, 113
mutes gepaart mit List. Der Name seines T. der Niko (dasselbe steckt wohl in dem
Vaters Phlegyas kann nach phokischer Be- lsqcc Nitirjg kccI 'AcpQoSirrjs bei Suid. u. Phot.).
deutung des Wortes cpUyväv = vßQi^sLv {Eust. Sie wurde nach Zenodotos von einigen Miv&a
II. 13 S. 904) auch den Übermütigen bedeuten, genannt und als NuCg vvficpTi bezeichnet {Phot.
ganz dasselbe, was Lapithes von XaTii'^eiv im so lex. ed. Pors. 271, 1). Sie habe den Zeus
allgemein Hellenischen {Müller, Orchomenos durch einen Zaubertrank zur Liebe der lo oder
S. 190); es liegt nahe, auch für Ixion eine ahn- zu sich selbst verleitet und sei deswegen von
liehe Bedeutung anzunehmen und den Namen Hera versteinert oder in den Vogel gleichen
mit iaxvs in Verbindung zu bringen , _,wonach Namens verwandelt worden {Suid. s. v. Phot.
er der Gewaltige wäre. Ähnlichen Übermut lex. 118, 11. Schol. Theokr. 2, 17). Als Vogel
legt auch ein Verwandter des Ixion, Ischys, wird sie zu Liebeszauber verwendet und an
an den Tag, der gleichfalls Nebenbuhler eines das Zauberrädchen gebunden {Suid. u. Phot.
Gottes ist, Hymn. Hom. Apoll. Pyth. 31. t'azL ds kkI ÖqvsÖv xi a ngöoKSizai zrjv uvzrjv
Müller a. a. 0. S. 197. Mit der Deutung der 8vvcc(ilv txBiv., o&sv dBOfisvovai xotq zQoxtOKOig,
Sage auf das Sonnenrad ist diese Ableitung 4o vgl. Schol. Pind. Pyth. 4, 380). Der Vogel
des Namens nicht unvereinbar; Benseier leitet führt auch den Namen asiaonvylg {diä z6
denselben von L^vg her, das wohl mit iaxvg navzccxov azQicpsiv kkI IvyC^tiv zov ccvxävcc rj
verwandt ist; und in der That die Bedeutung zrjv Ttvyiqv), oder v.Lvai8og und soll nach Aristo-
der ungeschwächten Manneskraft und Geilheit teles ^il-hqov jjisi^av anC^rig sein {Schol. TheoJcr. 2,
würde auf das, was von Ixion „Geiling" über- 171. Et. m. 479, 55. Hesych. lex. s. v.). Auch
liefert wird, ganz wohl passen. Beachtens- asiaovQa oder KiQvaiog wird der Vogel ge-
wert ist auch der Name der Gemahlin Ixions, nannt und als ^cäov ccöiiicözazov bezeichnet bei
der Dia, der Mutter des Peirithoos, welcher Schol. Opp. Hai. 1, 565; nach Plin. n. h. 11,
nach II. 2, 741 ein Sohn des Zeus ist. Auf- 256 iynx (avisj sola utrimque binos habet (di-
fallendbleibtimmerdasspäte Auftauchen dieses 50 (/t<os). Auch Aphrodite soll den Liebeszauber
Mythos, der sich dann in der Poesie so grofser verwenden {Hesych. lex. s. v.), ja sie soll den-
Beliebtheit erfreute. Alle drei grofsen Tra- selben zuerst vom Olymp geholt und dem
giker haben ihn bearbeitet, und Aristoteles, lason gegeben haben, damit dieser das Herz
poet. 18 __nennt ihn unter den pathetischen der Medeia gewinnen könne {Pind. Pyth. 4,
Stoffen. Über bildliche Darstellungen der 380 noiv-iXav i'vyya zszQci-iivcciiov OvXvfinö&sv
Sage vgl. Müller, D. a. K. 2, 863. Klügmann, N. iv dlvzai ^sv^aiaa v-v-ulcp ^iccivccd' oqvlv Kvuqo-
Memor. delV Inst. 2, 388 ff. Annali 45 (1873) yivBia cpsQsv). Von dem Vogel haben auch
S. 93 ff. Tav. d'agg. 1. K., kumanisches Vasen- andere zum Liebeszauber gebrauchte Gegeu-
bild in Berlin nr. 3023, wonach unsere Ab- stände den Namen Lvy^ bekommen, wie bei
bildung: Ixion auf das feurige Rad geflochten, 60 Pind. Pyth. 4, 215. Hesych. lex. s. v. ano zov
in den Lüften schwebend; das deuten sowohl oqvsov kkI tcc Karaa-nsva^öfisva sig sQwzccg
die weiblichen Flügelgestalten zu beiden Seiten, l'vyyag Kalovoiv, so das Zauberrädchen {Suid.
die wohl als Erinyen (oder Wolken?) zu er- s. v.), ferner eine Art Syrinx {avQiy^ (iovokÜ-
klären sind, als auch die aufwärts gerichteten Xcciiog, Becker, anecd. gr. 265, 21). Der Liebes-
Blicke des Hermes und des Hephaistos an; der zauber der lynx vermag viel, vgl. Anth. gr.
letztere, kenntlich an Hammer und Mütze, ist ed. Jac. 4, 113 t] v.cii dianövxiov il-nsiv ccvSqcc
hier als Gehülfe des Hermes bei der Voll- -tial Ix d'ald^av nai^Sag imszce^ihr}. Theokr.
Streckung der Strafe und Verfertiger des Rades id. 2, 17 i'vy^, tlyis xv xfvov £[i6v noxi dä^a
773 Izdubar (Name und Bedeutung)
Izdubar (Name imd Bedeutung) 774
Tov cirSgu. Infolgedessen wird das Wort auch
von dem Liebesreiz und der Gewalt der Rede
gebraucht {rj KXsonävQU cösro xaig uvraig
i'vy^iv — ■nccl tov UsßaOTOv HQCctrjcsiv zqirov,
oder rotccvzr] tig ngoafiv i'vy^ dioysvovg roig
Xöyoig, Said. s. v. Xen. mem. Soor. 3, 11, 17.
Nach Philostr. vit. Apoll 6, 11, 247 hat Apollo
in seinem Tempel in Delphi xQ'^'^^S "ivyyccg
EsiQrivav zivu inrjxovcag tcbi&co aufgehängt,
womit die im persischen Königspalast auf-
gehängten xQvoai i'vyyfg anoHgifiarzai. zov
o'poqDov zizzagsg, ztjv 'Aögäazsiav avzco nccg-
syyvcÖGCii xal zb ^i] vitlg zovg dv&QConovg
tii'QSG&ai (sie werden &säv yläaaat genannt)
verglichen werden; vgl. Lohecl', Aglaoph. 906.
Find. fr. 25 ed. Böckh. expl. 277 (zu Pyth. 4,
211). Hemsterhui/s. ad Lucian. 1, 172. Böttiger,
IL Sehr. 1, 183. Kunstm. 2, 261. Von einem
ivy^ zö^cov spricht Lyhophr. 310. Man hat die
Ijnx vielfach auf Vasen in einer Frau, welche
einen Vogel auf der Hand trägt, oder in dem
Vogel selbst erkennen wollen, z. B. Ann. d.
Inst. 1866 S. 367; vgl. Catcd. of tlie greek and
etr. vases in the Brit. Mus. nr. 1293. 1356. 1429.
1536. 1574 u. a. m., doch fehlt es dafür an
jedem Anhalt. Vgl. noch Journ. of Hell.
Stud. 7, 1 S. 157. Von der Weihung einer
aus durchsichtigem Amethyst geschnittenen
und vergoldeten, in der Mitte mit purpurnem
Wollfaden gebundenen Tynx durch eine cpag-
(iccuLc an Aphrodite handelt das Eijigramm
Anth. gr. ed. Jac. 4, 140, 113. — 2) Nach
Nikandros heifst einer der Vögel, in welche
die von den Musen besiegten Töchter des
Pieros verwandelt werden, ivy^, Myth. gr. ed.
Westerm. 209, 29. [Engelmann.]
Izdubar*), der babylonische iferaZ;?es-<S'msow^
der Held des altbabylonischen Zwölftafelepos
(„Nimrodepos").
I. Name und religiöse Bedeutung des Izdubar.
Izdubar ist die konventionelle Lesung einer
babylonischen Zeichengruppe, mit welcher der
Held eines altbabylonischen Nationalepos be-
zeichnet wird. Die eigentliche Aussprache ist
noch dunkel. Ein Thontafelfragment, das viel-
leicht die Lesung enthalten hat, ist auf der rech-
ten, erklärenden Hälfte abgebrochen. Einige
Assyriologen haben versuchsweise die Lesung
Namrüdu (= Nimrod) aufgestellt. Die sprach-
liche Möglichkeit steht aufser Zweifel : Namra-
uddu, „hellglänzendes Licht", wäre ein Name von
gleicher Bedeutung und Bildung wie Namra-
sit.'**) Die Umkehrung des Namens Uddu-su
namir, d. h. „sein Licht leuchtet", bezeichnet
*) Vom Verfasser des vorliegenden Artikels werden
teils im Nachtrag zu Bd. I und n, teils in den fort-
laufenden Heften folgende Artikel aus der assyrisch-
Ijabylonischen Mythologie erscheinen: Adar, Anu,
Anunnaki, Arallu, Asur, Cherub, Ea, Etana,
Marduk (Merodach), Moloch, Nabu (Nebo),
Nergal, Samas, Sin, Tarn m uz. Die Eigenart des
Stoffes hat es verursacht, dafs der Artikel Izdubar aus-
nahmsweise einigermafsen aus dem Batimeu der Lexikon-
Arbeiten heraustritt. D. Ked.
**) Diese babylonische Etymologie würde nicht aus-
schliefsen, dafs der Name hebraisiert mit mäiäd, „em-
pören", zusammengebracht werden könnte ; vgl. auch Franz
Delitzsch, Genesis 1887 p. 213.
merkwürdigerweise in der Beschwörungs-
legende von der „Höllenfahrt der Istar" einen
Götterboten. Erweisen läfst sich die Lesung
Namrüdxi nicht. Die Erklärung des Namens
als Nu-Marad ('= Nimrod), „Mann von Ma-
rad^'' (seine mutmafsliche Vaterstadt) bleibt
geistreiche „sumerische Hypothese"; ebenso
Lenormant's ana Amar-utu (^Marduk). Auch
andere assyrische Lesungen sind aufzugeben.
10 So Delitzscli's Samas-ussir, Paradies S. 155 f.;
HommeVs Namrasit (Proc. of the S. vf Bibl.
Arch. 1885/6 p. 119 ff.) ist IV R 2, 22 b*) ent-
nommen, s. Jensen, Kosmologie S. 104f. Andere
ideographische Lesungen, wie Duhar, Gistubar
sind um nichts besser, als die von dem geni-
alen Auffinder des Epos, G. Smith, geprägte
konventionelle Lesung Izdubar. Die von Theo.
G. Pinches auf einem neuentdeckten Fragment
gefundene Gleichung Hu Iz-du bar \ Hu Gi-il-ga-
20 mts enthält kaum eine phonetische Lesung.
Es scheint vielmehr, als ob hier ein Rätsel
durch das andere erklärt ist. Keinesfalls möchte
ich wagen, weitere Schlüsse aus der Lesung
Gilgames zu ziehen, wie A. H. Sayce, der den
Helden mit dem bei Aelian, hist. anini. 12,
21 erwähnten babylonischen Sagenkönig Gil-
gamos zusammenbringt.
Sachlich scheint die Gleichstellung von i^«?«-
bar und Nimrod gut begründet. Dafs es einen
30 alten babylonischen Helden Nimrod gegeben
hat, zeigt Gen. 10, 8 — 12, wo von dem „grofsen
Jäger vor dem Herrn" aus einer wohl spezi-
fisch babylonischen Quelle berichtet wird: ,,Der
Anfang seines Königreichs war Babel und Erech
und Kalneh im Lande Sinear; von diesem zog
er aus nach Assur und gründete Nineveh u. s. w."
(zur letzteren Aussage vgl. Micha 5, 5 und die
spätere Überlieferung bei Clemens, Becognit. 1,
30.**) Die Keilschriftlitteratur aber kennt nur
40 einen Nationalhelden, den Izdubar, der als
Löwentöter dargestellt und im Epos als gewal-
tiger Jäger geschildert wird, welcher durch einen
Heldenkampf Babylonien von der elamitischen
Herrschaft befreit (Erech, Babel und Nippur
werden in den Fragmenten genannt) und zum
Lohne dafür den Königstuhl der Stad Erech
besteigt, in der er schon früher als Held be-
rühmt geworden war.
Der Held Izdubar hat im Epos vor seinem
50 Namen das Götterdeterminativ. Er ist entweder
ein in der Sage zum Helden gewordener Gott,
w^ie Siegfried bei den Germanen, oder, wofür der
Schlufs des Epos spricht, ein zum Gott gewor-
dener Held. Als Gott ist Izdubar dem Sonnen-
gott beigesellt. Ein Fragment (Smith 1371;
Text veröffentlicht bei Haupt, Nimrodepos
Heft 2 S. 93) enthält ein schematisch einge-
richtetes Beschwörungsgebet an den „Gott
Izdubar'-' (IV R 56, 37 ff. Herr der Beschwörung),
60
*) Mit I R, II E etc. wird im folgenden nach assyrio-
logischer Gewohnheit das assyrische corpus inscriptiomim
citiert : H. Rawiinson , The cuneiform inscriptions of Western
Asia, vol. 1 — 5.
**) Auch die Bedeutung, die heute noch der Name
Nimrods in Mesopotamien hat, wie die Namen von Triimmer-
hügeln , der Turm von Borsippa , Birs Nimrud u. a. be-
weisen , dürfte kaum allein auf den Einflufs des Koran
zurückzuführen sein.
25*
775 Izdubar (Name und Bedeutung)
den Unter- Rieht er des Sonnengottes. Die
Situation des Beschwörungshymnus*), der hier
zum erstenmale besprochen wird, ist die folgende :
Ein Kranker bittet unter der Assistenz eines Prie-
sters um Heilung von seinem Leiden und wendet
sich an J^dtt^^ar, den gewaltigen Richter, ,, dessen
Hand der Sonnengott Scepter und Entscheidung
anvertraut hat". Auf das kurze, hymnenartige
Gebet folgt, wie es scheint (die untere Hälfte
ist nur in Spuren erhalten), ein Trostwort des lo
Priesters an den Kranken und dann eine An-
rede des Priesters an den Gott Izdubar, in
der ein glänzendes Opfer (Reinigungsopfer!)
für die bewilligte Hilfleistung zugesagt wird.
Die wörtliche Übersetzung lautet:
„0 Izdubar, gewaltiger König, Richter der
Erdgeister,
du Erhabener, grofser Entscheider der
Menschen,
der du schaust auf die Weltgegenden, du 20
Verwalter der Erde, Herr des Irdischen,
du Richter, der du gleich einem Gotte er-
gründest,
du trittst hin auf dieErde,vollziehst dasGericht,
dein Recht wird nicht gebeugt, dein [Befehl]
wird nicht ,
du forderst vor, du erkennst, richtest, er-
gründest, leit[est recht],
der Sonnengott hat Scepter und Ent-
scheidung deiner Hand vertraut, so
Könige, Fürsten und Machthaber beugen sich
vor dir**),
du schaust auf ihre Befehle, du entscheidest
ihre Entscheidungen:
ich bin NN, der Sohn des NN, dessen Gott
NN, dessen Göttin NN -,
Krankheit hat mich erfafst, Bufse mufs ich
zahlen,
ich beuge mich vor dir, dafs du meine Ent-
scheidung treffen mögest, 40
sprich das Urteil [vgl. IV R 56, 14 a] ,
reifse heraus meine Krankheit [aus meinem]
Leibe ,
besiege alles Üb[el]
das Übel, das in meinem Leibe "
(der Priester zu dem Kranken): „An diesem
Tage [hat sich der Gott deiner erbarmt(?)].
Er hat [dich] stark gemacht [ ],
reines ubuntu [wird er deinem Munde
geben?]. . . ." 5o
(der Prieser zur Gottheit): „Er will opfern
vor dir ein Opfer [ ] ,
*) Es giebt in der religiösen Keilschriftlitteratur Be-
schwörungalegenden, wie die „Höllenfahrt der Istar",
Bescliwörungshymnen, wie der vorliegende Text (auch
der unten übersetzte Istar -Vsalm) und Beschwörungs-
bufspsalmen.
**) Merkwürdig ist, dafa die Midraschim dem Nimrod
in ähnlichem Sinne aolarischen Charakter beilegen. Im Beth
ha-midrasch 1, 25. 2, 18 f.; 5, 40 (ed. Adolf JelUnek, Wien
1873) heifat es, dafs 365 Könige (die Tage des Sonnen- ''"
Jahres?) dienend vor Nimrod erscheinen; vgl. auch
Sc/tioartz, Sonne, Mond und Sterne, ein Beitrag zur Mytho-
logie und Kulturgeschichte S. 6, wo Nimrod als Sturm-
jäger, also eine Art Wuotan, aufgefafst wird. (Dieselben
365 Könige huldigen dem Abraham, der unversehrt aus
dem Glutofen, in den Nimrod ihn stecken liefs, hervor-
gegangen war, errichten ihm eine Lehrkanzel und führen
ihre Kinder zum Unterricht in der wahren Gotteserkenut-
nis zu ihm.)
Izdubar (Name und Bedeutung) 776
er will dir bringen ein Feierkleid [ j,
Holz, Cedernholz [ ],
Gold [ ]."
ungefähr die Hälfte der Tafel ist abgebrochen,
die Rückseite enthielt nur die Unterschrift der
königlichen Bibliothek Asurbanipals).
Dafs der sideris che Charakter des Helden
Izdubar zur Zeit der Entstehung des Epos dem
Volksbewufstsein entsprach, beweist das Gottes-
determinativ, das Verhältnis des Helden zum
Sonnengotte im Laufe der Erzählung, und die
Beziehung einiger Tierkreisbilder auf den In-
halt der epischen Gesänge (s. Zusatz II Sp. 817).
Da Izdubar Sonnengott, bez. Unter-Richter
Izdubar-Nimrod einen Löwen und eine Schlange tra-
gend. (Aus George Smiths Ghaldaean Genesis, Deutsche
Ausgabe, Leipzig, Hiniichs, 1876, S. 168. Skulptur
aus Khorsabad im Louvre.)
desselben ist, wage ich im Anschlufs hieran
folgende Lösung des Rebus: AN-IZ-BU-BAB
= „göttlicher Richter der irdischen Dinge"
(vgl. die 3. Zeile des Hymnus); an = ,,Gott",
iz (gis) = „Mann"*), du (tu)-bar nach II R 62,
69 ab = saptu saplituni, ,, Richter des Irdi-
schen" (zu sapatu = dänu s. V R 28, 89 e f).
— Die Deutung als „Gott mit der brennenden
Fackel", die einem zu postulierenden Nam-
rüdu, ,, glänzendes Licht", entsprechen würde
*) Die Bezeichnung des Izdubar als „Gott" und
„Mann" eutsiJricht dem Jri;^ 9iöi als Bezeichnung des
Herakles bei Pindar und Sophokles,
777 Izdubar (Name und Bedeutung)
(tz-har = „Feuer, Fackel", du bez. tu als in-
figiertes Determinativ = ,,Haudbabe"j, scheitert
an dem letztgenannten Ideogramm, das ver-
schiedene Derivate von aha2u, (,, fassen") be-
deutet, nirgends aber dem Begriff „Handhabe"
entspricht; auch wäre eine Gottesbezeichnung,
vom Emblem hergenommen, ohne Analogie,
nachdem man von falschen Deutungen, z. B. des
Gottesnamens Nabu („Gott mit dem Scepter"),
zurückgekommen ist.
Über die Persöulichkeit des Helden Izdubar
ist wenig zu sagen. Da der Stadtgott von Ma-
rad gelegentlich als „Gott des Izdubar"' fun-
giert (Taf.A^I), so könnte man (mit G.Smith)Marad
als Vaterstadt des Izdubar ansehen. Ist er wirk-
lich ,, Sohn der Moodgöttin NinguV {Hommel , Ge-
schichteBabyloniens- Assyriens S. 395)? Der ziem-
lich unbekannte Gott Nin-gul erscheint Taf.XII
als ,,Herr des Eabuni"', ist also wohl Ea (a.
Izdubar (Auffindung d. Epos v. I.) 778
banipal (668—626) hat das Epos, wie alle
grofsen Litteraturwerke seines Volkes, die zum
Teil schriftlich, zum Teil mündlich von Jahr-
hundert zu Jahrhundert vererbt waren, in
babylonischer und assyrischer Schriftart nieder-
schreiben labsen und in seiner Bibliothek de-
poniert. Leider ist noch kein vollständiges
Exemplar aufgefunden worden. Da aber bis-
her zum Schaden für die Altertumsforschung
10 nur ein Teil der grofsartigen Bibliothek, ca.
30 000 Fragmente umfassend , ins Britische
Museum gerettet wurde (politische Umstände
haben s. Z. die Arbeit unterbrochen), so ist
die Aussicht auf eine Vervollständigung der
Fragmente nicht ausgeschlossen Die ersten
Stücke entdeckte George Smith (f 1876) 1872
unter den Tafelschätzen des Britischen Museums,
deren Anordnung er mit erstaunlichem Scharf-
sinn vollzog. Auf zwei Reisen im Auftrage des
die Spuren im £'a-Verzeichnis II R 58, 73 und 20 Daily Telegraph fand er in den folgenden Jahren
vgl. Sb 339). Nach Taf. II ist seine Mutter
die Göttin Aruru. Jedenfalls stammt er aus
einem alten Geschlecht der Stadt Surippah,
das mit den Göttern im Verkehr stand. Sein
Ahn (s. Taf. IX, Kol. III) Sit-napistim, der Xisu-
thros des Berossos, ist der babylonische Noah,
der aus der Sintflut gerettet und auf die Insel
der Seligen entrückt ward (,,an der Mündung
zahlreiche neue Bruchstücke der altbabylo-
nischen Urgeschichten. Nach seinem Tode
wurde das Werk der Fragmentenanordnung
fortgesetzt von dem verdienstvollen Th. Pinches,
speziell in Bezug auf das Izdubar-Epos soweit
als möglich vervollständigt durch Paul Haupt,
der die Texte im 3. Bande der Assyrio-
logischen Bibliothek von Delitzsch und
Haupt herausgab unter dem Titel: Das baby-
"1 1884, Abt. 2,
der Ströme" im persischen Meerbusen gelegen,
jenseits des Totenflusses). Als Izdubar vom 30 Ionische Nimrodepos (Abt,
Aussatz geplagt ist, macht er sich
auf ana let Sit-najnstim apal Kidin-
Marduk (Ubara-tutu), ,,zur Kraft
(vgl. hom. ig Trilsfiäxoio) des Sit-
napistim, des Sohnes des Kidin-
Marduk^''. Eine Vorstellung vom
Aussehen des Helden geben die bei-
stehenden Bilder. Die typische Kopf-
form dieser Heldengestalt mit dem
künstlich gelockten Haupt- und
Barthaar und den hervorstehenden
Backenknochen, die in den Palast-
Skulpturen von Nineveh sehr häufig
wiederkehrt, bietet ein ethnologi-
sches Problem (s. Hommel, a. a. 0.
S.292). Auf der X.Tafel erscheint er
gelegentlich „mit einem Fell bekleidet". Wich-
tig für die Vorstellung von der Beschaffenheit des
Helden ist das Gespräch des Skorpionmenschen
a^ I
Izdubar als Götterdiener, Cylinder (nach Perrot-Chipiez, Hist. de l'arf
dans Vantiquite Fig. 17).
Lief. 1 1891). Wie Haupt's textkritische Be-
merkungen in den Beiträgen zur Assyriologic
1 1889, S. 48 ff. und S. 94 ff. (hier ist auch
bei seiner Ankunft am iJfakt-Gebirgeauf derIX. 50 die XII. Tafel veröffentlicht) beweisen, ist die
Tafel : „Er, der zu uns kommt, ein Wahrzeichen Kopie der Texte, die der folgenden Übersetzung
der Götter ist sein Leib" (oder auf den Aus-
satz zu beziehen?); „seinem laktu nach ist er
ein Gott, seinem sulultu nach ein Mensch".
Der abgebildete Siegelcylinder zeigt Izdubar
wahrscheinlich in seiner Thätigkeit als Götter-
diener hinter dem Richter(?)stuhl (des Sonnen-
.gottes?) stehend.
II. Auffindung und Textausgabeu der Keil-
schriftfragmente des Epos von Izdubar.
Die uns erhaltenen Thontafelfragmente des
Epos (12 Tafeln, von denen jede ursprünglich
ca. 250 Zeilen umfafste) sind Bruchstücke von
ca. vier Bibliothekexemplaren aus der grofsen
Litteratursammlung des Königs Asurbanipal,
die 1854 von Hormuzd Rassam in den Trüm-
mern von Nineveh aufgefunden wurde. Asur-
60
ZU Grunde liegt, aufserordentlich sorgfältig und
zuverlässig.*) — Besonderes Interesse wandte
man natürlich von Anfang an der 11. Tafel
zu (Sintfluterzählung), deren Fragmente von
Delitzsch zusammengestellt und in den Assyri-
schen Lesestücken besonders veröffentlicht ^wor-
den sind. Diese Tafel fand gediegene Über-
setzer in Haupt {Der keilinschriftliche Sint-
*) Leider haben dem unermüdlichen Sammler der
Iidubar-Te:s.te noch immer nicht alle im Britischen Mu-
seum bekannten Texte Torgelegen. Doch steht zu hoffen,
dafs die von Dr. C. Bezold längst in Aussicht gestellte
Veröffentlichung derselben haldigst erfolgen wird. Für
den Gedankenzusammenhang des Epos werden sie jedoch
kaum irgendwelche neue Aufschlüsse bieten. Einige der
bisher unveröffentlichten Texte sind in Autographie der
erweiterten Separat- Ausgabe dieses Artikels (Leipzig,
Teubner) von Prof. Dr. HaiiiJt beigegeben worden.
779 Izdubar (bist. u.myth. Hintergrund d. Epos) Izdubar(hist.u.myth. Hintergrund d. Epos) 780
flutbericht, erweitert als Beigabe zu Schrader,
Keilinschriften und das Alte Testament, 2. Aufl.
1881—83) und in Jewsew {Kosmol. S. 365 ff. 1890).
Die Reste einiger Tafeln sind bis jetzt ganz ver-
nachlässigt worden. Die Übersetzungen von
Smith und Lenormant können bei aller Geniali-
tät nur als tastende Versuche gelten (s. Cyrus
Adler, Jolin Hopkins University Circulars Nr. 55,
Jan. 1887), und doch basieren auf ihnen nicht
nur die Inhaltsangaben in populären Schriften,
sondern auch eine dichterische Bearbeitung,
zu der Leonidas le Cenci Hamilton begeistert
worden ist in seinem Werke Ithtar and Izdu-
bar, the Epic of Babylon, restored in modern
verse, vol. 1, New York 1884 (mit wunderbaren,
modernisierten Illustrationen !).
III. Der historische und der mythologische
Hintergrund.
Das Epos, das im 7. Jahrhundert als kost-
barer Volksbesitz in der königlichen Bibliothek
zu Nineveh verewigt wurde, läfst uns einen
Blick thun in endlose Fernen babylonischer
Geschichte. Es ist gelegentlich hier die Rede
von ,, Königen, die in vergangenen Zeiten das
Land beherrschten" und von einer Stadt, „die
alt war", als die Sintflut hereinbrach. Und doch
reicht das Epos selbst in uralte Zeiten zurück.
Sein Schauplatz sind Städte im Euphratgebiet:
Uruh (Erech), Nippur , die „Schitfsstadt" Su-
rippah und vielleicht Babel. Der geographische
Gesichtskreis geht über diese Städte hinaus bis
zum Berge Nisir östlich vom Tigris und süd-
lich über das Gebirgsland Masu hinaus ein
Stück in den persischen Meerbusen {tämtum,
'Meer' ■acit s^oxi^v genannt) hinein. Im Mittel-
punkte des Interesses steht Uruk (s. Delitzsch,
Paradies S. 221 fi^. ; Schrader, Keilinschriften und
das Alte Testament S. 94), als feste Stadt Uruk
supuri, „das wohlverwahrte", genannt, aber auch
ein weites Landgebiet (Uruk mdtum) umfassend.
Aus der Heldenaristokratie dieser Stadt ragt
Izdubar hervor, „vollendet an Kraft, wie ein
Bergstier die Helden an Kraft überragend".
Durch eine grofse Heldenthat bezwingt er die
Eifersucht der Stadtgenossen und festigt die
heimische Königsherrschaft: nämlich durch die
Besiegung des Zwingherrn Humbaba, der ela-
mitischer Abkunft ist, wie sein Name verrät.
Man hat diesen geschichtlichen Hintergrund
mit der nationalen Erhebung Babyloniens zu
identificieren gesucht, die nach Berossos einer
2450 — 2250 v. Chr. herrschenden elamitischen
Dynastie den Untergang bereitet hat. Dafs die
Sagenstofl'e wirklich bis in dieses Zeitalter hin-
aufreichen, beweisen die babylonischen Siegel-
cylinder der ältesten Könige, die unzweideutig
Scenen aus dem Epos wiedergeben, vielleicht
auch der Zusammenhang des Epos mit einigen
Bildern des Tierkreises (s. Zusatz II Sp. 817).
Wichtiger als der historische Hintergrund
ist der mythologische. Da die babylonische
Religion nicht zur ,, Aristokratie der Buchreli-
gionen" gehörte, so ist es schwer, aus der Fülle
der religiösen Litteratur, deren Anschauungen
von der beweglichen Volksanschauung beein-
flufst sind, ein System herauszufinden. Um so
wichtiger ist die Betrachtung der Götterwelt,
wie sie sich in einem geschlossenen Epos dar-
stellt. Wie in den 2000 Jahre später geschrie-
benen Inschriften des babylonischen Königs
Nabonid, so finden wir hier schon die beiden
grofsen Göttertriaden: Anu, Bei, Ea, welche
die drei Teile der Welt nach babylonischer
Anschauung repräsentieren (dem entsprechend
das dreiteilige Götzenverbot Ex. 20, 4 gegen-
über der sonstigen ^hebräischen Weltanschau-
10 ung Gen. 1, 1), und Samas, Sin, lUar, die Ver-
treter der hervorragendsten Himmelskörper.*)
Anu ist der eigentliche Himmelsherr, der
Göttervater (seine Gemahlin Antu), Bei ist der
Gott der Erde, der Regen und Fruchtbarkeit
giebt, aber auch Unheil anstiftet zur Strafe
ftir die Sünden der Menschen, Ea der Gott
der Wassertiefe, der Gott der unergründlichen
Weisheit, dessen Rat auch die Götter nicht
verschmähen. Samas ist der besondere Schutz-
20 gott Izdubar's und spielt eine grofse Rolle bei
der Besiegung Humbaba's, dessen Vernichtung
ja auch der Herrschaft elamitischer Götter ein
Ende machen soll; Sin ist der Mondgott, zu
dem man 'in den Gefahren der Nacht betet;
Istar, die Tochter des Anu und der Antu, ist
Kriegsgöttin und Venus fecunda zugleich (über
diese Göttin s. Zusatz I). Erech insbesondere
heifst die Stadt des Anu und der Istar, aber
aufserdem werden in dieser Stadt auch Bei,
30 Ea, Sin und Samal: in besonderen Tempeln
verehrt, vielleicht auch Nin-azu (auch Ninkigal
genannt), die Göttin der Arzneikunst (?) und
„Königin der Unterwelt", die Gemahlin des
iSfergal. — Bei der Sintflut erscheinen die
,, grofsen Götter", die in der Ratsversammlung
sitzen, vielleicht zufällig in der Zwölfzahl.
Von den beiden Göttertriaden fehlt Sin. An
seiner Stelle stehen Ninib und Nergal {En-
nugi, d. i. „Herr des Landes ohne Heimkehr").
40 Aufserdem werden genannt Baniman (der in
den Göttertriaden zumeist an Stelle der lUar
auftritt), Nabu (Nebo), Uragal (Pestgott) und
Mardiik (sarru, „Götterkönig" genannt, wie
auf der IV. Tafel), und die Anunnaki, die „Fackel-
träger" der Götter. Marduk, der hier als
verderbenbringender Gott erscheint, wie auch
sonst (s. die Stellen bei Delitzsch, Wörterbuch
*) Auch der assyrische König Salmanassar (s. /.
gQ A. Craig's interessante Schrift The Monolith Inscription of
Salmaneser II) betet diese sechs besonders an, setzt aber den
Gott Aäur, den Schutzgott des assyrischen Reiches, als
„König aller grofsen Götter" voran, so dafs die Siebiu-
zahl herauskommt. Die sechs erhalten hier folgende Epi-
theta, die genau den Göttern des Epos entsprechen: Anu,
König der Himmelsgeister und der Erdgeister, Herr der
Länder; Bei, Vater der Götter, der die Geschicke bestimmt,
der die Grenzen Himmels und der Erde festsetzt (Jensen,
Kosmologie S. 353 : der die Bilder zeichnete von Himmel
und Erde); Ea, der Entscheider, der König der Meeres-
tiefe, der grofs ist in vreisen Ratschlägen; Sin (der Gott)
^^ Himmels und der Erde, der Erhabene ; Samas, der Richter
der Weltgegenden, der Gesetzgeber der Menschheit (vgl.
oben den Izdubarhymnus); lltar, die Herrin des Kampfes
und der Schlacht (die Venus fecunda ist im kriegerischen
Assyrien nicht mit Sicherheit nachzuweisen). — Auch
Tiglatpileser u. a. zählen 7 grofse Götter (vgl. auch IV R 23,
No. 1,6; III E 69, 64 a) ; die Zwölfzahl herrscht in der Zeit,
wo sabäistische Elemente hervortreten (vgl. Diodorus
Siculus 2, 30); die „LX grofsen Götter" in den „Orakel-
sprücheu Asa/iiaddons'''' acheinen fromme Hyperbel zu sein.
781 Izdubar (bist. ii. myth. Hintergrund d. Epos)
S. 86), tritt übrigens in der Geschichte Izdu-
ha7-'s als schützender Gott auf und verrät in
dem ideographischen Namen Ubara-tutu =
Kidiii- Marduk den ihm sonst eigenen Charakter
als „Hsri" der Beschwörungen".*)
Aufser den genannten grofsen Göttern wer-
den im Epos gelegentlich erwähnt: Tammnz,
„dem Istar Jahr um Jahr Weinen aufnötigt",
die Getreidegottheit Nirba (?), der Feldgott,
die Göttin Mmnmetu, die „samt den grofsen lo
Göttern und den Anunnahi die Geschicke be-
stimmt", insbesondere den Todestag des Men-
schen, und endlich neben der Unterweltsgöttin
ein ,, göttlicher Schreiber der Unterwelt". Von
den bösen Dämonen (7 oder 13, vgl. IV R 29, 2,
wo der räbisu zu ergänzen ist, und IV R 16, 1)
ist der aJii, „der die Brust angreift", und
namtaru, der Dämon der Pest, im Ei^os zu
finden; der eziz-D&vaon ist sonst unbekannt.
Damit ist die Schar der göttlichen Gestalten 20
aber nicht erschöpft. In Erecli befindet sich
neben den Göttertempeln der Palast einer
,, grofsen Königin, die alles weifs"; am Gebirge
Mäsu wachen göttliche Skorpionmenschen, am
Meere versperrt die Burg des göttlichen Mäd-
chens Sabitic den Weg.
Der Verkehr der Götter mit den Menschen
ist kindlich naiv gedacht, wie bei Homer.
Ihtar wirbt um die Liebe des Helden Izdubar,
Samal: stiftet die Freundschaft des Helden mit 30
Eabani; die drei grofsen Götter Anu, Bei, Eu
flüstern ihm Geheimnisse ins Ohr. Wie Tstar
gelegentlich aus der Stadt zum Himmel ihres
Vaters Anu emporsteigt (ein paar Zeilen weiter
schreitet sie fluchend auf der Stadtmauer um-
her), so kauern sich die Götter aus Furcht
vor der anschwellenden Flut „wie Hunde am
Damme des Himmels nieder"; zum Opfer
scharen sie sich wie Fliegen und „riechen den
guten Geruch". 40
Auf eine merkwürdige Erscheinung soll
hier noch aufmerksam gemacht werden: auf
die Bedeutung der Träume im Epos. Die
ganze Handlung wird durch schier unzählige
Träume in Bewegung gesetzt, durch welche die
Götter den Menschen die Zukunft zeigen und
Rat erteilen. Diese Anschauung ist ein cha-
rakteristischer Bestandteil der religiösen An-
schauung der Babylonier und Assyrer. Dem
uralten babylonischen König Gudea wird im 50
Traume der Grundrifs zum Tempelbau vor-
gezeichnet (s. H. Zimmern, Das Traumgesicht
Gudea' s, Zeitsclir. f. Assijr. 3 S. 232 ff); Asur-
banipal bekam nach seinem Regierungsantritt
eine Aufmunterungsadresse aus Priesterkreisen,
die sich auf einen Traum seines Grofsvaters
Sanherib bezog (s. Hommel, Geschichte Baby-
lonicns und Assyriens S. 692 f.), und bei seinen
Feldzügen werden den Kriegern ermutigende
*) Gleichwohl scheinen hiernach die Urkunden, die °"
Marduk in den Mittelpunkt der Gottesverehrung stellen,
nämlich die Legenden von der Schlange Tiamat vind die
dramatischen Beschwörungen an Ea, Damkina und Mar-
duk, jünger zu sein. VieUeicht sind sie entstanden, als
Babel, das im Epos noch zurücktritt, in den Vordergrund
trat, und als ein Versuch zu betrachten, dem Stadtgott
von Babel im babylonischen Keiche die oberste Stelle im
Pantheon zu vindicieren; Näheres darüber ira Artikel
Marduk.
Izdubar (Abfassungszeit des Eposl 782
Traumbilder von der Kriegsgöttin gesandt (vgl.
auch V R 10, 70 f). In eiuem Eigennamen-
verzeichnis (II R 63) geht dem Namen Al-
tuJclä-nise, „vertraue nicht auf Menschen", der
andere voraus: Tuklä- suncUmn , „vertraue auf
Träume".
IV. Abfassungszeit und Form der Dichtung.
Aus den Angaben über den historischen
Hintergrund folgt nichts über die Abfassungs-
zeit des Zwölftafelepos. Wir wissen nicht ein-
mal, ob die Tafelschreiber Asiirbanipal's schrift-
liche babylonische Originale vor sich gehabt
haben {Berossos erzählt, der babylonische Noah
habe auf göttlichen Befehl die auf Stein ein-
gegrabenen Nachrichten über das Altertum
in der Sonnenstadt Sippar vergraben); jeden-
falls haben sie seit Jahrhunderten fortgepflanzte
Rhapsodieen niedergeschrieben. Da,s Götter-
zeichen vor dem Namen Izdubar und die ApQ-
theose beweisen, dafs die Dichtung in einer
Zeitentstanden ist, in^welcher der B.e\d Izdubar,
dessen Schutzgott Samas war, im Volksbe-
wufstsein bereits göttlichen Charakter ange-
nommen hatte und dem Sonnengott als Unter-
Richter zur Seite gestellt war.
Was die Abfassung anlangt, so ist vor
allem die Annahme eines Verfassers für
unwahrscheinlich zu erklären. Die XI. Tafel
z. B. unterscheidet sich von den übrigen Tafeln
erheblich durch den Reichtum der Sprache
und Phantasie. Wenn ein assyrischer Litte-
raturkatalog (von Pinches bezeichnet als Names
of Worlcs and their authors and Compilers, ver-
öffentlicht u. a. von Haupt, Nimrod-Epos 2,
90 ff.) die Angabe enthält: „Serie" Izdubar
aus dem Munde (Ja pi) des Sin-liki-unmni
(d. h. ,, Mondgott, nimm an mein Gebet"), so
ist uns wohl der Name eines Rhapsoden, nicht
eines Verfassers, überliefert.
Die Sprache wechselt den poetischen
Schwung. Von der einfachen, ungekünstelten
Erzählung, dichterisch gefärbt durch Refrains
und durch parallelismus membrorum, steigert
sich die Dichtungsform bis zum Hymnenton.
In einzelnen Fragmenten ist die Kunstform
durch Stichenverteilung äufserlich gehoben.
V. Übersetzung und Inhaltsangabe der
Tafelfragmente.
Im folgenden wird die Übersetzung ge-
geben, soweit sie der fragmentarische Cha-
rakter des Gedichtes zuläfst. Fragezeichen
sind nicht gespart worden. Erschwert wird
die Aufgabe durch manche Unsicherheit bez.
der Zugehörigkeit der Fragmente. Gut er-
halten und laut Original-Unterschrift ein-
geordnet sind Tafel V, VI, X, XI, XII; aufser-
dem haben wir noch eine gut erhaltene Tafel
ohne Unterschrift, von Haupt als I., im fol-
genden als II. Tafel bezeichnet. Der Text ist
citiert nach Haupts Ausgabe, teils mit Angabe
der Tafeln und Kolumnen, teils der Seiten-
zahlen seiner Edition. Die Sintflutgeschichte
ist nach Delitzsch, Assyr. Lesestücke, 3. Aufl.,
citiert. [ ] bedeutet Lücke des
Textes, bedeutet Stellen, die un-
übersetzbar scheinen. Auf Umschrift des
783 Izdubar (Inhalt V. Taf. I u. II d. Epos) Izdubar (Inhalt v. Taf. II d. Epos) 784
ganzen Textes wurde verzichtet; schwierige Er der Hirte von Uruk-[Su2mri] , er
Stellen, deren Übersetzung der Wissenschaft- ihr Hirte und , der Gewaltige, der Ge-
liehen Rechtfertigung bedarf, sind in den An- priesene, der Weise [ ]. Nicht
merkungen besprochen.*) läfst Izdubar eine Jungfrau [ihrer Mutter], die
Tochter einem Helden, die Gattin einem Herrn.'
Tafel I. Ihr Wehklagen hörte [. •.•••],
Nur wenig Spuren sind erhalten. Haupt zur Göttin Aruru riefen sie mit lauter Stimme:
hat mit grofsem Scharfsinn den Anfangt) ent- ''Du Aruru, hast ihn erzeugt; jetzt schaffe ihm
deckt in einem Fragment (S. 1. 79), dessen seinen Mann, am Tage seines Herzens^) möge
Inhalt „an den Anfang des Spruchbuchs er- lO er [ ], sie mögen mit einander kämpfen,
innert". Folgendes lassen die fragmentarischen Uruk [soll Zuschauer sein?]. Als die Göttin
Zeilen erkennen: „Wer die Geschichte (?) Aruru'^) das gehört hatte, schuf sie einen
Izduhars geschaut hat [ ], alles weifs Mann des Gottes Anu^) in ihrem Herzen.
[ ], allerlei Weisheit [ ], Aruru wusch ihre Hände, kniff Lehm ab^"),
wer das Geheime schaut und das Verborgene warf ihn auf die Erde [...], den Edbani
[ ], der bringt Kunde, die vor die schuf sie, einen Helden 'i), einen erhabenen
Sin[tflut?] reicht, fernen Pfad wandelt er und Sprofs, einen Bauersmann (? s. Anm. 9), mit
ermüdet [ ] auf der Tafel Haaren [bedeckt?] war sein ganzer Leib, mit
[ ] die Mauer von UruJc-Supuri langem Haupthaar wie ein Weib ; das Wallen (?)
[ ] (2 Zeilen) sein 20 seines Haupthaares eprofste empor wie Ge-
Schwur, der nicht losläfst [ ]." — Zu treide^^); [gegen die Gewohnheit??] von Land
dieser Tafel wurde von jeher gemäfs dem Zu- und Leuten war er mit einem Gewände be-
sammenhang und der gesicherten geschieht- kleidet gleich einer Wiese (?)'^); mit den Ga-
lichen Grundlage des Epos ein Fragment ge- zellen frifst er Kräuter, mit dem Vieh des
zählt, das die Belagerung von Erech erzählt.^) Feldes erfrischt er sich an der Tränke (S. 9),
Es lautet so (S. 51): „ sein Vieh mit dem Getier*^) des Wassers ergötzt sich
liefs er im Stich stieg herab zum sein Herz." Dieses eigentümliche Mischwesen
Flufs und versenkte in den Flufs sein Schiff Eabani, d. h. Sohn des Ea, des Gottes der
in Trauer versunken weinte er unergründlichen Weisheit, (entsprechend seiner
bitterlich: ' die Stadt Gangana hat 30 im folgenden hervortretenden Eigenschaft als
er gänzlich zermalmt; die Eselinnen zer[treten] Traumdeuter) erinnert nach der nun folgenden
ihre Füllen, die Kühe be[feinden] ihre Kälber; Schilderung an den römischen I'riapus, der
wie das Vieh jammert (?) auch das Volk, wie ebenfalls als Feldgott vorgestellt wird {Vofs,
die Tauben wehklagen die Mägde''); die Götter 3Iyth. Briefe 2, 346 ff.), er ist phallisch und
von UruJc-Supuri (d. i. „das wohlverwahrte mit der Kunst der Wahrsagung ausgestattet.
Erech^'') verwandeln sich in Fliegen^) und Dieser Eabani wird durch Vermittelung der
schwirren umher auf den Strafsen, die Da- Götter nach UruJc gelockt, um die bestrickende
monen von Uruk-Supuri verwandeln sich in Gewalt Izdubars zu lähmen oder in andere
Schlangen und schlüpfen in die Löcher (?)'. — Bahnen zu leiten. Mit der Sendung wird der
Drei Jahre belagerte die Stadt Uruk der Feind, 40 Götterbote So^Zm (d.h. Jäger) beauftragt, der hier
die Thore wurden verriegelt, der hargulla^) plötzlich und unvermittelt auftritt.**) Wahr-
vorgelegt. Istar erhob ihr Haupt nicht wider scheinlich ist schon in der abgebrochenen I. Kol.
den Feind — da öffnete Bei seinen Mund und vonihmdieRedegewesen. Unmittelbar an das
sprach zu Istar, der Königin, kund zu thun Vorhergehende anknüpfend fährt die Erzählung
das Wort*^) " Das übrige ist ab- fort: ,,(SadM (,,der Jäger"), ein ^a&^7^t-Mensch*'^),
gebrochen; aus den Spuren sei noch die deut- trat ihm am Eingang zur Tränke entgegen,
liehe Erwähnung der Stadt Babel hervor- Am 1., 2., 3. Tage begegnet er ihm am Ein-
gehoben. (Der Tod des Königs scheint die gang zur Tränke. Er, Eabani, sah ihn, den
Verwirrung in Erecli verursacht zu haben. Jäger, es verfinsterte sich sein Antlitz; er ging
Der Anfang erinnert an Begräbnisse nordischer 50 mit seinem Vieh hinein in die Behausung,
Helden.) Im folgenden tritt Izdubar als Retter ward betrübt, wehklagte, schrie laut auf,
der Stadt, später als ihr König auf. ward sein Herz, sein Antlitz ward
verstört, [es zog eine] Wehklage in sein Ge-
Tafel II müt*'') in die Ferne, sein Antlitz
(nach Haupt I) ist bis auf die I. Kol. ziemlich ward zornentbrannt (?)." Der erste Versuch
vollständig erhalten. Kol. II (S. 8) zeigt uns war mifslungen. Die Situation überspringend
Izdubar als berühmten Helden von Uruk. Die wird sofort der Bericht des Jägers über den
Eltern jammern, dafs ihre Söhne und Töchter Mifserfolg angefügt. (Kol. 111): „Der Jäger
dem Helden in unsinniger Begeisterung zufallen. öffnete seinen Mund und sprach [zu Ea{?) oder
,, Nicht liefs Izdubar einen Sohn seinem Vater, 60 Samas (?) seinem Vater]: '[Mein Va]ter, ein
die Tochter einem Helden, die Gattin einem Held, der hingeht, [ist nicht genug (?)], bei
Helden . , . . " Die Eltern klagen vor den dem Himmel ist , wie ein kisir
Ohren der Stadtgöttin: „'Keinen Rivalen hat Anü (s. o.) ist seine Kraft . . . ., er schreitet
er [ ] deine Bewohner werden [zum umher im Gebirge , beständig mit dem
Kampfe] geführt, nicht läfst Izdubar ein Kind Vieh des Feldes [fi-ifst er Kraut] , beständig
seinem Vater, bei Tag und Nacht [rufen sie] : sind seine Füfse am Eingang zur Tränke ,
*) Die Anmerkungen folgen am Schlüsse der Über- ich fürchte mich, will ihm nicht nahen. Er
Setzung Sp. 805 ff. hat zugefüllt die Grube, die ich gegraben
785 Izdubar (Inhalt v. Taf. TI ä. Epos) Izdubar (Inbalt v. Taf. II d. Epos) 78G
hatte , rifs weg die Stricke, die ich ragt.' Während sie so zu ihm spricht, lauscht
[ausgelegt hatte], er liefs entwischen aus er ihrer Rede, er, der weise ist in seinem
meinen Händen das Vieh und das Getier des Herzen, sucht einen Freund! Eabani spricht
Feldes, gab mir nicht Erlaubnis zum Jagen.' zu ihr, der Hierodule: 'Komm, Uhat, führe
[Der Gott ] ***) sprach zu dem Jäger: mich hin, nach der glänzenden geheiligten
'Mache dich auf den Weg und gebe] nach Wohnung des Anu und der Istar , nach dem
Uriik, der Stadt des Izdubar.'' "■ Weiter lassen Orte des Izdubar, der vollkommen an Kraft
die Spuren erkennen, dafs der Jäger dort eine ist und wie ein Bergstier über Helden gewaltig
Ästarte-Bienenn (harivitu), Namens Uhat^'-'), herrscht. Ich will mit ihm kämpfen, gewaltig
sich ausbitten soll, um mit ihrer Beihilfe den lo will ich [seine Freundschaft erringen (?)] ;
sinnlichen Eabani nach Uruk zu locken. ,,Auf (Kol. V. S. 13) ich will sen[den?] nach Uruk
den Rat seines Vaters macht sich der Jäger einen Löwen (eig. Wildkatze)*^) '"
auf den Weg, geht nach Uruk [der Stadt des Leider ist diese wichtige Kol. nur in den
Izdubary (Kol. IV) '"): „[Vor das Antlitz des] Zeilenschlüssen erhalten. Folgendes ist aus
Izdubar (trat der Jäger und sprach]." Es den Spuren zu schliefsen: An dem Kampfe mit
folgt nun wörtlich dieselbe Erzählung vom dem Löwen, ,,der in der Wüste geboren,
Mifserfolg seiner Jagd ohne die Anrede „mein Kraft besitzt", will Eabani die Stärke des be-
Vater". Hierauf: „Es sprach Izdubar
zu ihm dem Jäger (S. 10, 40 ff.) : 'Gehe, ^S4
mein Jäger, nimm di« Hierodule Uhat, ..^^^ ''^■'*«^-Ä'.,, ^
wenn das Vieh zur Tränke sich wendet, ^^^'^'^t^l^^^^ i-ß^X-
so soll sie ihr Kleid zerreifsen, ihre 'C^^^r&}^//?ii^.
Blöfse [enthüllen]; er wird sie sehen, ^'^zJuJ^' v^'^ ^!l
wird sich ihr nähern, sein Vieh, das S^Lt^^ ' %^Sr:^ ^,
sich zu ihm geschart hat, wird da- ^k^h^^^ /Cj^^ -a-^.-iv.;*'
vonlaufen.' Der Jäger ging, nahm ^^^^?7 Iv«*^^^^ ^^ *
mit sich die Hierodule Uhat, er schlug ^^^^^if^^'^Z^/^' •,
den geraden Weg ein, am 3. Tage ^^^^^^f'/^'//i^
gelangten sie zu dem bestimmten (?) • ^^^^^''/'/iß^''^ \'5' ►
Felde, der Jäger und die Hierodule *S»^*<///.:
liefsen sich nach Belieben nieder, ^t; r ^^
1 Tag, 2 Tage weiter liefsen sie sich /S^^*?/^ " „.^^'^Ml ''■% .
nieder am Eingang der Tränke: mit J^J'>)\
dem Vieh trank er Wasser, mit dem ■^ '''■
Getier des Wassers ergötzte sich sein
Herz. Da [kam] Eabani, dessen Heimat \^ wy W^ f I vK: -^
das Gebirge war; mit den Gazellen l| l' ß/y M^^^~
frafs er Kräuter, mit dem Vieh trank |n I %c\ (f^' K \ ^^ji
er seinen Trank, mit dem Gewürm des ^..=====;;.^jf-~J|| / j l HV %* J/^^^
Wassers ergötzte sich sein Herz. Es i^^5^^^;:r=Ml % /
sah die Uhat der ZwZZa-Mensch (d. i. ^eJo?^'''*^^ ''
eig. der Mann der libido), --- ^^^^^,_ ^.
'das ist er, Uhat, (sprach *■" ''^ ^ ~^ " ^
der Jäger) U. S. W.'" Es folgfeine Scene, ^,f ^'^^' ™'* ^'"^ ^7'"^ kämpfend (Titelbild zu George Smm's
, . •? • 1 -r. -i • ? ■• 1 i ■ Chaldaean Genesis. Von einem altbabyloniscnen Cylinder des
die mit epischer Breite in höchst naiver 3j.jj Museums)
Weise die Verführung des £'a5am schil-
dert und mit den Worten schliefst: „6 Tage und rühmten Helden, dessen Freundschaft er be-
7 Nächte näherte sich Eabani der Uhat, der gehrt, erproben. S. die nebenstehende Ab-
Geliebten. Nachdem er sich gesättigt hatte bildung und die Abbildung Sp. 791. Über den
an ihrem lalü, wandte er sein Antlitz auf sein so Rest der Tafel läfst sich nur wenig sagen.
Vieh hin, es erblickten ihn, den Eabani, Fügt man die Fragmente zusammen, so ist
lagernd die Gazellen, das Vieh des Feldes folgendes mit Sicherheit zu erkennen. Die
wandte sich weg von ihm. Da erschrak Uhat führt Eabani nach Uruk. Dort wird in
Eabani, fiel in Ohnmacht, es starrten (eig. „Festgewändern" eben ein ,,Fest gefeiert"
standen) seine Kniee, als weglief sein Vieh (vielleicht das Tammuz-Fest). Der Schlufs der
(S. 12) , da hörte er , V. Kol. scheint eine Anrede an Eabani zu ent-
(that auf) die Sinne, kehrte wieder voll Liebe, halten: „Es soll [dich] schauen Izdubar, du
setzte sich nieder zu Füfsen der Hierodule, Ttrjf^t'Ma-Mensch (?), ich sehe [ ] sein
schaute der Hierodule ins Antlitz^'); und Antlitz, von Heldenmut leuchtet er, Kraft (?)
während die Hierodule spricht, hören seine 60 besitzt er, ist sein ganzer Leib;
Ohren, sie spricht zu ihm, zu Eabani: '[Er- seine Kraft ist gewaltiger als die deine, er
ha]ben bist du Eabani, gleich einem Gott; ruht nicht Tag und Nacht. Eabani,
^_warum lagerst du beim Vieh des Feldes? ändere dein , den Izdubar hat der
"Komm, ich will dich bringen nach Uruk-Su- Sonnengott lieb, Anu, Bei und Ea flüstern
2ncri, nach dem glänzenden Hause, der Woh- ihm (Weisheit) ins Ohr; bevor du vom Gebirge
nung des Anu und der Istar, an den Ort des kamst, hat dich Izdubar in Erech im Traume
Izdubar [ ], des Vollkommenen an Kraft, der gesehen." Hier scheint die Rede zu Ende zu
wie eiu ßergstier die Helden an Kraft über- sein und die Erzählung zu Izdubar zurückzu-
787 Izdubar (Inhalt von Taf. III d. Epos) Izdubar (Inhalt von Taf. IV d. Epos) 788
kehren. ,,Es kam Izdubar, den Traum zu „ .
lösen sprach er zu seiner Mutter (der Göttin Tafel IV
Aruru): 'Meine Mutter, ich träumte einen ist nur durch kleine Fragmente vertreten.
Traum in meinem Nachtgesicht: es waren die Vom Inhalt ist gewifs, dafs die Erstürmung
Sterne des Himmels, wie ein Kriegsheer (?) der Burg des elamitischen Königs Humhaba
fielen sie über mich her '" Die auf der IV. Tafel vorbereitet und auf der V.
Eeste der VI. Kol. fügen einen 2. Traum hinzu, vollendet wird; die V. Tafel, für die schon der
dessen Gegenstand, wie beim ersten, Eahani Anfang der VI. Tafel eine Blutthat fordert,
ist, und zwar in seinem Abenteuer mit dem schliefst mit der Ermordung des Tyrannen.
Weibe. Die Spuren deuten darauf, dafs die lo Die beiden Tafeln enthalten also den eigent-
Mutter dem Sohne rät, mit dem Riesen Freund- liehen historischen Kern der Erzählung. Mit
Schaft zu schliefsen. aller Reserve geben wir den ungefähren Inhalt.
Kol. I (S. 20) finden wir Eahani vor dem
Tafel III. (Götter-)König {Mardulcl); er redet, wie es
Die III. Tafel mufs erzählt haben , wie die scheint, von Humbaba, den die Helden zu töten
Beiden Freunde wurden. Zwei Fragmente gedenken, dessen Leichnam von den Geiern (?)
(Haupt S. 14 f.) mögen Reste der III. und verzehrt werden soll (vgl. 27, 41), und bittet um
IV. Kol. enthalten. Das erste Fragment be- die Gunst des Gottes für den Kampf: „Wir
ginnt mit einer Anrede an ein weibliches haben auf dich acht gegeben, o König,
Wesen (die Uhat?)^^) und erzählt dann: „7 20 gieb du auf uns acht." Izdubar rät darauf
war verlassen die Gemahlin dem Eabani, ,,zu dem erhabenen Palaste, zur
er allein er schüttete aus (?) sein grofsen Königin", zu gehen, ,, alles weifs sie".
Herz seinem Freunde [und sprach zu ihm]^*): Darauf gehen beide zu der grofsen Wahr-
'Einen Traum träumte ich in meinem Nacht- sagerin, die nun im Anfang von Kol. II (S. 20
gesiebt des Himmels fiel auf die und 21) geschildert wird (ihr Brustschmuck
Erde, [erschrocken?] stand ich da; und ihre Krone werden besonders erwähnt).
verstört war sein Antlitz sein Ant- Dann fährt die Erzählung fort^^): „ [vor]
litz erglühte i wie Löwenklauen waren Samas brachte er ein Rauchopfer dar, brachte
seine Klauen '4125^ Pg^g 2. Fragment, ein Trankopfer dar, erhob vor Samas (betend)
das sich daran anschliefst, erzählt ein Ge- 3u seine Hand (seil. Eahani): 'Warum hast du
sprach zwischen Samas und Eabani, dessen dem Izdubar das Herz unruhig gemacht?
Erfolg ist, dafs sich Eabani' s ,, zorniges Herz Jetzt hast du ihn gelehrt, er geht einen fernen
beruhigte". Es scheint, dafs der Sonnengott Weg zu Humhaba, einem unbekannten Kampfe
den Eabani, der heimkehren will in sein Ge- geht er entgegen, zu einem unbekannten
birge, zum Bleiben verlockt; dabei spielt Kriegszuge reitet er aus, bis er gehen und
wieder die Uhat eine Rolle, das Versprechen zurückkommen wird, bis er zum Cedernhain
von göttlichen und königlichen Ehren, die kommen wird, bis er den Herrscher Humbaba
Freundschaft und Bruderschaft Izdubar's, wo- töten wird, wird allerlei Übel, das ihm feind-
bei es heifst: ,,Auf einem grofsen Lager, auf lieh entgegentritt, ihn vernichten. An dem
einem fein zubereiteten Lager wird er dich 40 Tage, da du . . . .'" Der Schlufs von Kol. II
ruhen lassen, er wird dich setzen auf einen (S. 22 vgl. S. 81) erzählt die Rüstung zum
Ruheplatz, einen Sitz zur Linken ; die Fürsten Kampfe („das Land versammelte sich , es
der Erde sollen küssen deine Füfse, die Leute rüstete sich das Heer, die Helden machten
von Ercch sollen winseln vor dir (usadmamuJia)^'' sich fertig"). Was es mit dem „Haus der
— kurz, die gröfsten Ehren sollen ihm er- Gemeinschaft" für eine Bewandtnis hat, vor
wiesen werden, wenn er bleibt. Reste von dessen Thor Eahani steht, während Izdubar
Kol. V und VI finde ich in dem Fragment den Eintritt verwehrt, weifs ich nicht. Kol. III
JE?aM|JiS. 87. —Kol.V(S. 87 b) verspricht j0(ZM&ar und IV (Haupt S. 82 f — Zugehörigkeit zur
dem Eabani dasselbe, was Kol. IV Samas ver- IV. Tafel scheint sicher) nur Spuren: die beiden
heifsen hat. Die Götter haben also ein Inter- 50 Freunde ziehen miteinander aus. Kol. V
esse an der Freundschaft der beiden Helden. (S. 22. 84 f.) beginnt mit folgenden Worten:
Die Spuren der IV. und V. Tafel geben Auf- ,,Dafs unversehrt bliebe der Cedernhain, hat
schlufs über den Grund. Es handelt sich im ihn Bei (assyrische Bezeichnung für den ela-
folgenden um einen Heldenkampf der Stadt mitischeu Gott des Humbaba? oder ist auch
Uruk gegen den elamitischen Zwingherrn hier, wie Tafel XI, Bei genannt als der Gott,
Humbaba"-'^), der mit der Ermordung des der gern Schaden anrichtet?) zur Angst der
Feindes endet und Izdubar den Königsthron Leute gemacht (festgesetzt); das Gebrüll des
von Uruk verschafft. Die Götter, die Inter- Humbaba ist wie Sturm, sein Mund Frevel,
esse an der Vernichtung Humbaba's und der sein Atem Glutwind (?). Er hat festgesetzt
Herrschaft des feindlichen Gottes Humba co [ ] Cedern; wer zu seinem Haine
haben, sind selbst am Kampfe beteiligt. Es herabsteigt — dafs unversehrt bliebe die Ceder,
ist klar, dafs die poetische Erzählung die hat Bei ihn zur Angst der Leute gemacht — ,
mythische Einkleidung einer grofsen nationalen wer seinen Hain betritt, den erfafst die Pest (?)."
Erhebung darstellt, die eine elamitische Dyna- Das Ganze ist der Teil eines Gesprächs zwischen
stie (nach Berossos 2450—2250 v. Chr. herr- Izdubar und Eabani. Zu der letzten Kol. von
sehend) stürzt und ein babylonisches Reich Tafel IV gehört vielleicht S. 57 und 58.
begründet. Leider ist von der Schilderung Izdubar erzählt dem Eabani einen „günstigen
des Kampfes wenig erhalten. Traum, einen prächtigen Traum", in dem er
789 Izdubar (Inhalt v. Taf. V d. Epos)
den Leichnam des Humhaba (auf dem Cedern-
hüofel?) gesehen hat. Dann machen sie sich
auf den Weg. Nach 30 Meilen wird Station
gemacht und eine Grube gegraben (zum Ver-
steck?). Dann schlafen sie ein (S. 58). Um
Mitternacht (?) steht Izdubar vom Schlafe auf
(„er vollendete seinen Schlaf"), kommt und
sagt zu seinem Freunde: ,,Mein Freund, hast
du mich nicht gerufen?" Dann erzählte er
ihm einen ,,3. Traum", den er gesehen hat.-
„"■Der Traum, den ich träumte, war ganz
, es brüllte der Himmel, es erdröhnte
die Erde, der Tag war dunkel, Finsternis zog
auf, es blitzte ein Blitz, Feuer leuchtete auf,
[mit Verderben?] gesättigt, mit Tod erfüllt.
Dann verlosch der Glanz, es war aus das
Feuer stürzte nieder, wurde zu Rauch
' 11
Tafel V.
Kol. I (S. 24. 27) finden wir die Helden im
heiligen Hain, der zur Burg Humhaha's gehört.
Das Thor mufs erbrochen sein: „Da standen
sie, bewundernd (?) den "Wald, schauten an
die Höhe der Ceder, schauten an die Gröfse (?)
des Waldes, den Ort, wo Sumhaha zu wandeln
pflegte erhabenen Schrittes — Wege waren
angelegt, wohlgepflegte Pfade — : da schauen
sie den Cedernhügel, den Wohnsitz der Gatter,
das Allerheiligste des Gottes Irnini. Vor dem
Berge stand eine Ceder von erhabener Pracht,
prächtig war ihr Schatten, mit Lust er-
füllend . . . ." Im folgenden abgebröckelten
Stück wird weiter ihre Schönheit, ihr wohl-
riechendes Holz, ihre imposante Gröfse ge-
schildert. Sehr interessant ist es, dafs wir hier
die Schilderung eines urbabylonischen (ela-
mitischen?) Heiligtums vor uns haben. Ein
herrlicher Garten, drinnen ein heiliger Hügel
mit einem Baumheiligtum, in dem eine Ceder
ausgezeichnet ist durch besondere Pracht. Der
Garten liegt merkwürdigerweise in der Nähe
der Stelle, der Friedrich Delitzsch, Wo lap
das Paradies? die Lage des Paradieses vindi-
ciert hat. Oder ist der Götterhain in Babel
zu denken, das etwa damals unter elamitischer
Fremdherrschaft stand? Der Name Tin-tir,
„Lebenshain", stimmt zu der Schilderung,
ebenso die Angaben bei Arrian und Strabo
(s. Delitzsch, Paradies S. 141), wonach Alexan-
der Cj^pressen aus den Götterhainen Bahel's
zum Schiffsbau benutzte. — Später folgt eine
Anrede Izdubar's an Eabani, in der wiederum
von dem Leichnam, der von den Geiein ver-
zehrt werden soll, die Rede ist. Kol. II und III
(S. 25. 28 und viell. 74 vgl 86) rühmen sich,
wie es scheint, die Helden ihrer früheren
Tbaten (auch ein dumämu , ein Wüstenlöwe,
wird erwähnt), die ein gutes Gelingen des
Kampfes erhoffen lassen.-*) Von den übrigen
Kolumnen ist nur der Schlufs der V. erhalten,
der vom „Kopf des Htimbaba" redet, also Feine
Ermordung sicherstellt.
Tafel VI
erzählt die Siegesfeier Izdubar's und seine
Liebesabenteuer mit Ihar , der Stadtgöttin
{Haupt, Nimrod-Ep. S. 42 j. „[Er machte hell]
Izdubar (Inhalt v. Taf. VI d. Epos) 790
seine Waffen, er machte glänzend seine Waffen,
[er zog aus] sein Gewand ^°), das er trug, zog
aus seine schlechten (blutigen?) Gewänder,
zog an seine weifsen Gewänder, mit seinen
Insi[gnien] bedeckte er sich und legte an das
Diadem^"), Izdubar bedeckte sich mit seiner
Krone und legte an das Diadem. Nach der
Gunst des Izdubar erhob die Augen die ge-
waltige Göttin Istar: 'Komm, Izdubar, sei
10 mein Gemahl, deine Liebe gieb mir zum Ge-
schenk; du sollst mein Mann sein, ich will
dein Weib sein; ich will dich stehen lassen
auf einem Wagen von Edelstein und Gold,
dessen Räder von Gold, dessen Hörner von
Sapphir (?) sind, gröfse Ä;Mdanw- Löwen (?) sollst
du anspannen, unter Wohlgerüchen der Ceder
sollst du einziehen in unser Haus; wenn du
Einzug hältst [in] unserem Hause (S. 43), so
sollen deine Füfse küssen, es
20 sollen sich [beugen] vor dir Könige, Herren
und Fürsten, [alles, was hervorbringt (?)] Berg
und Land, sollen sie dir bringen als Tribut.'"
In den folgenden verstümmelten Zeilen fährt
Istar zunächst fort, ihm das Geschick an ihrer
Seite verlockend zu schildern: seine Schaf-
herden sollen Zwillinge gebären, sein Marstall
soll ohne gleichen sein. Aber Izdubar ver-
schmäht die gefährliche Liebe der Göttin.
Wohin sind die anderen geschwunden, die vor
30 ihm I*tar.s Gunst genossen haben? ^') „''Wohlan',
so spricht er, 'ich will dir offen heraussagen (?)
deine Buhlkünste (S. 44, Z. 46ff.):
dem Tammuz^'^), dem Gemahl deiner Ju[gend],
nötigst du Weinen auf Jahr um Jahr. Den
bunten Alalla-Yogel hast du geliebt, du zer-
schlugst ihn, zerbrachst ihm die Flügel, nun
steht er im Walde und schreit: kappt (d. h.
„meine Flügel!"). ^^) Du hast auch einen
Löwen geliebt von vollendeter Kraft, zu je 7
40 und 7 Anläufen (?) hast du ihn überlistet.
Du hast auch geliebt ein Rofs, erhaben im
Streit, mit ildahu^*) (?), Sporn und Peitsche (?)
hast du es genötigt; obgleich es sieben Meilen
Galopp gelaufen war, hast du es genötigt,
wenn es ermattet war und trinken wollte, hast
du es genötigt, seiner Mutter, der Göttin Silili
hast du Weinen aufgenötigt. Du gewannst
auch lieb einen Oberhirten , der
dir beständig Weihrauch streute und tag-
50 täglich Zicklein schlachtete — du schlugst ihn
und verwandeltest ihn in einen Tiger, so dafs
ihn verjagen seine eigenen Unterhirten und
seine Hunde ihn blutig beifsen. Du hast ge-
liebt einen Riesen (isullanu)^^), den Gärtner
deines Vaters, der dir beständig Geschenke
brachte und deine Tafel dir täglich freundlich
schmückte (wörtlich: deine Schüssel machte er
hell) — du hast dein Auge auf ihn geworfen,
hast ihn bethört (?): '0 mein isullanu (sprachst
60 du), wohlan dein hissuta^'^) wollen wir ge-
niefsen, du sollst deine Hand ausstrecken^^)
und unsere Schüchternheit wenden.' Der Riese
sprach zu dir: 'Was stellst du an mich für ein
Begehren? Mein Mütterchen^®), rüste kein
Mahl, ich will es nicht geniefsen; was ich ge-
niefsen soll, ist böse und verfluchte Speise,
von verderblicher Glut ist bedeckt ' ;
sobald du das gehört , hast du ihn
791 Izdubar (Inhalt v. Taf. VI d. Epos)
zerschlagen und in einen Knirps verwandelt,
hast ihn auf das La[ger] gelegt, dafs er nicht
aufstehen konnte auch mich
liebst du nun, wie jene [willst du mich ver-
derben].' Als Istar dies gehört hatte, ward
sie zornig, stieg zum Himmel empor; es kam
Izdubar (Inhalt v. Taf. VII u. VIII d. Epos) 792
harimäti (d. h. die Hierodulen, ihre Tempel-
Dienerinnen, s. S. 59 f.), über den ibattu des
Himmelsatieres stellten sie eine Wehklage an.
Izdubar versammelte die kiskitte-A.xbQiiex'''^)
allzumal, es priesen die Werkmeister die Dicke
der Hörner: 30 Minen Edelgestein war ihr
die Göttin Istar vor Anu [ihren Vater], vor , ein halbes ubänu lang war ihr
Antu kam sie und sprach: 'Mein Vater, , 6 Mafs öl fafsten sie beide! Zur
Izdubar hat mich beleidigt (?), Izdubar hat Salhnug seinea Gottes Lugal-BIarada^^Samal?)
aufgezählt meine Schlechtigkeiten (?), meine lo weihte er es; er brachte (sie) dar und hing
Schlechtigkeiten (?) und meine Schandthaten(?).'
Anu öffnete seinen Mund und sprach zur ge-
waltigen Istar: ''Nicht sollst du betrübt sein (?),
auch wenn Izdubar aufzählt deine Schlechtig-
keiten (?), deine Schlechtigkeiten (?) und deine
Schandthaten (?).' Istar öffnete ihren Mund
und sprach zu Anu, ihi-em Vater: ''Mein Vater,
schaffe einen Himmelsstier [. . . .].'" Die
Spuren der folgenden Zeilen erinnern an
(sie) auf am Altar (?) seines Familienheilig-
tums (?). Dann wuschen sie am Euphrat ihre
Hände**), machten sich auf den Weg und
ritten durch die Strafsen von Uruk. Da ver-
sammelten sich die Leute von Uruk, staunten
an [ ]. Izdubar sprach zu den Für-
stinnen (?) [von Erech?]: 'Wer ist glänzend
unter den Helden? wer ist herrlich strahlend
unter den Männern? [Izdubar] ist glänzend
Izdubar' s Drohuug vor dem Meerpalast (Taf. X, 20 unter den Helden, \_Izdubar] ist herrlich strah
Kol. I) und vor allem an die ähnliche Situation
in der „Höllenfahrt der Istar^\ wo die ener-
gische Göttin bei ihrem Zorn Eintritt in die
Unterwelt fordert. ^^) Wie dort in der Hölle,
so will sie hier im Himmel alles zerschlagen,
lend unter den Männern (3 Zeilen abgebröckelt).'"
Izdubar veranstaltete in seinem Palaste ein
Freudenfest. „Dann schliefen die Helden, auf die
Polster gesunken, es schlief Eabani, träumte
einen Traum; dann kam Eabani, löste den
Traum und sprach zu Izdubar:
(Tafel VII): „'Mein Freund,
beratschlagen die
grofsen Götter [ ].'"
Zu Tafel VII und VHl
läfst sich wenig sagen. Sic
beginnen mit einer Traumer-
zählung des Eabani am Morgen
nach dem Siegesfest in Erech,
wie der Schlufs der VI. Tafel
zeigt, und schliefsen mit dem
gewaltsamen Tode Eabani's, der
jedenfalls auf Tstar's Anstiften
Izdubar und Eabani mit Ungeheuern kämpfend, Cylinder {Chaldäische herbeigeführt wird. Ein Frag-
Genesis S. 195; vgl. Cylinder V. A. 256 und V. A. 2065 im Berliner Museum), ment, das ein Abenteuer mit
einem Tiger, der die Hirten
wenn ihr Wunsch nicht in Erfüllung geht.
Vater Anu mufs trotz seines Zögerns den
Wunsch der Tochter erfüllen und schafft den
Himmelsstier. Der Kampf der beiden Helden
Izdubar und Eabani, der auf nebenstehendem
Siegeicylinder abgebildet wird, ist leider fast
gänzlich verloren gegangen. Nur so viel ist
aus den Spuren zu sehen, dafs 300 Helden 50 {Haupt S. 53 und 54 vgl. 55), weil die
von Erech bedroht (?), erzählt, gehört viel-
leicht hierher {Haupt S. 52). Für Tafel VII
läfst sich nicht einmal eine Vermutung auf-
stellen. Hingegen ist ein «Fragment dessen
Vorderseite Teile einer I. Kol. und dessen
Rückseite Teile ertner VI. Kol. enthält, mit
Bestimmtheit zur VIII. Tafel zu rechnen
dabei eine Rolle spielen, dafs im Entscheidungs-
kampf Eabani das Ungetüm ,,bei der Dicke
des Schwanzes fafst" (während Izdubar gemäfs
der Abbildung ihm den Dolch ins Herz stöfst).
Nachdem die Helden den Himmelsstier er-
legt und ihr Herz beruhigt war, brachten sie
dem Gott Samas ein Dankopfer dar. Dann
fährt die Erzählung fort {Haupt S. 48, 174 ff.):
„Es stieg Istar auf die Mauer von Uruk-Supuri,
letztgenannte Kolumne die Erkrankung, bez.
den Tod Eabani's enthält. Kol. I fordert Ea-
bani den Izdubar zu irgend einer Heldenthat
auf. Auf den erhaltenen Zeilen stehen die
beiden vor einem „Waldthore", das Eabani
anredet: „'Du hast nicht anderes Holz [....],
6 Gar beträgt deine Höhe, 2 Gar deine
Breite etc.'" Erwähnt sei noch, dafs das
Thor, von dem Eabani sagt: ,,ich kenne das
erhob (?) ein Geschrei, stiefs einen Fluch aus: 60 Thor", in irgend welcher Weise mit der Stadt
'Fluch dem Izdubar, der mich gekränkt hat,
der den Himmelsstier getötet hat!' Eabani
hörte diese Worte der Istar, rifs den ibattu
des Himmelsstieres aus und warf ihn ihr ins
Gesicht: '0 du, ich will dich besiegen, wie du
ihm gethan hast (d. h. zu thun gedachtest),
sein will ich binden an deine Seite.'
Da versammelte Istar die kizreti, uhdti und
Nippur in Verbindung gebracht wird. Kol. VI
klagt Eabani: ,, Gesund bin ich ausgezogen
[ ], mein Freund, aber der Traum, den
ich träumte, ist in Erfüllung gegangen!"
12 Tage liegt er, wie mit epischer Breite er-
zählt wird, auf seinem Lager, dann ruft er den
Izdubar herbei. Aus den folgenden Spuren
kann nur geschlossen werden, dafs Eabani
793 Tzdubar (Inhalt v. Taf. IX d. Epos)
irgend einem Kampfe, den er in böser Ahnung
„gefürchtet hatte", die Krankheit zuschreibt.
Freilich zeigt die Totenklage der XII. Tafel,
dafs es kein gewöhnlicher Kampf gewesen sein
kann. Von seinem Ende, das hier auf der
IX. Tafel erzählt sein mufs, heifst es dort
wiederholt: ,,die Erde hat ihn weggerafft (ver-
schlungen?)." Eines litterargeschichtlich be-
sonders interessanten Fragmentes sei hier noch
Erwähnung gethan, das Smith zur Vill. Tafel
zählte (S. 56). Es erzählt einen Streit zwischen
zwei Bäumen, die redend eingeführt werden.
Die Cypresse ruft dem Lorbeer (?) bäum unter
anderen Schmeicheleien zu: ,, 'Deine Wurzel
ist nicht stark genug, dein Schatten ist nicht
kühl (?) genug, deine Rinde ist nicht üppig
genug ' Zornig antwortete der Lor-
beer (?) der Cypresse "
Tafel IX
beginnt mit der Klage Izduhar's um Eadani
und dem Entschlufs, zu seinem Ahn Sit-
napisthn^') zu gehen, um das Geheimnis seiner
Apotheose zu erfalu-en und Heilung vom Aus-
satz, mit dem ihn die Götter geschlagen, von
ihm zu erlangen. Kol. I (S. 59): „Tzdubar
weinte um Eahani, seinen Freund, bitterlich,
sich niederlegend aufs Feld: ^Ich will nicht
wie Eahani sterben: Wehklage ist eingekehrt
in mein Gemüt, Furcht vor dem Tode habe
ich bekommen, ich lege mich nieder auf das
Feld. — Zur Kraft des Sit-napistim, des Sohnes
Kidin- Mar duk's nehme ich den Weg eilenden
Schrittes.' " Izduhar machte sich nun sofort
auf den Weg und erzählt, das Selbstgespräch
foi'tsetzend (ergänzt nach dem Fragment Haupt
II S. 85): ,,Zur Gebirgsschlucht kam ich des
Nachts, Löwen sah ich und fürchtete mich, ich er-
hob mein Haupt zum Mondgott und betete, zu
dem grofsen [....] der Götter kam mein Flehen,
[ ]be-
schützte mich."
Darauf folgt nach
Z. 12 ein Traum.
Vielleicht zeigen
ihm die Götter im
Traume den Weg.
Z. 15 f. nimmt er
die Axt in seine
Hand und zieht
das Schwert aus
seinem Gürtel.
Kol. II (S. 60)
folgt als zweites
Zwei Skorpionmengehen, Cylin-
der {Siidth a. a. 0. S. 211 ; vgl.
Berliner Museum V. A. 508 und
V. A. 562).
Abenteuer die Begegnung mit den Skorpion-
menschen (s. die Abbildung). Er trifft sie beim
Zugange zu einem Gebirge, als „dessen Name
Mdsu ihm kund wird". ,,[Dakam er] zum Gebirge
Mdsu, dessen Thorausgang tagtäglich (Wesen)
bewachen, deren Rücken bis an den Damm
des Himmels [reicht?] und deren Bi-ust bis
unter den Arallu reicht — die Skorpion-
menschen bewachen sein Thor; ihr Schrecken
ist gewaltig, ihr Anblick Tod, furchtbar ihr
Glanz, Berge hinschmetternd, beim Aufgang
der Sonne und beim Untergang der Sonne be-
wachen sie die Sonne. Es erblickte sie Izduhar,
vor Furcht und Schrecken wurde sein Antlitz
Izdubav (Inhalt v. Taf. IX u. X d. Epos) 794
verstört, es raubte ihm die Besinnung ihr
wüstes Aussehen. *3) Der Skorpionmensch
spricht zu seinem Weibe: 'Er, der zu uns
kommt, ein Wahrzeichen der Götter ist sein
Leib.' Das Skorpionweib antwortete ihm:
'Seinem laktu (?) nach ist er ein Gott,
seinem sulultu (?) nach ein Mensch.' Der
Skorpionmensch redete und sprach: '[ ]
der Götter hat Befehl gegeben, [er ist ge-
10 zogen] ferne Wege, [bis er gekommen ist] zu
mir [ die Gebirge], die er über-
schritten hat, sind steil u. s. w.'" Das übrige
ist abgebrochen. Das Gebirgsland Mdsu ist
aus den Feldzügen des Äsurbanipal (in seinen
Annalen genannt ,,Ort des Dürstens und der
Verschmachtung, zu dem kein Vogel des
Himmels kommt, wo Wildesel und Gazellen
nicht grasen") und Sargon bekannt als das
Land der syrisch- arabischen Wüste an der
20 Süd- und Südostgrenze des Euphrat- und Tigris-
gebietes (vgl. Delitzsch, Paradies S. 242 f.). In
der Zeit der Entstehung des Epos kannte mau
sicherlich nur dunkle Gerüchte über dieses
Land der Verschmachtung. Wenn nun in der
Sage der Weg Izduhar's zu den Gewässern des
Todes führte, so lag es für die Phantasie der
Volksdichtung nahe, dieses Land als Durch-
gangsort zu wählen und abenteuerlich auszu-
schmücken. Der Weg führt nun durch das
30 Dunkel des Berges, an dessen Thor die
Skorpionmenschen gleich zwei gewaltigen
Sphinxen Wache halten. Kol. III (S. 61) zeigen
die Spuren, dafs Izduhar dem Skorpionmenschen
sein Vorhaben erzählt, er wolle „zu Sit-napistim,
seinem Vater , der versetzt worden ist in die .
Versammlung der Götter und über Leben und
Tod [entscheiden kann]". Der Skorpionmensch
schildert dem Helden die Schwierigkeit, die
der Durchmarsch durch das Gebirge Mdlu
40 bietet: niemand vermag es, zwölf Meilen dichte
Finsternis nach allen Himmelsrichtungen gilt
es zu durchdringen. Kol. IV (S. 62) giebt der
Skorpionmensch dem Flehen des Izduhar nach,
öffnet das Thor, und nun beginnt die Wande-
rung: „Eine Meile wandert er, dicht ist die
Finsternis, es wird nicht licht, zwei Meilen ist
er gegangen, dicht ist die Finsternis, es wird
nicht licht." (Damit schliefst die III. Kol., er-
gänzt nach S. 61, 11 und 63, 36.) Kol. V fährt
50 fort, die zwölf Meilen in epischer Breite in
der angegebenen Weise zu schildern. Dann
tritt er hinaus und sieht (am Gestade des
Meeres, wie aus dem Folgenden hervorgeht),
einen herrlichen Baum: ,,Da er ihn sieht, eilt
er darauf los: Edelsteine trägt er als Frucht,
Aste hängen daran, prächtig anzuschauen,
Krystall tragen die Zweige, Früchte trägt er,
köstlich anzuschauen." Auch andere Bäume
stehen in diesem Götterpark, der an Ezech.
60 31, 9 erinnert. Kol. VI ist Izduhar am Meere
angekommen, denn
Tafel X
beginnt laut Unterschrift von Tafel IX: „Das
(göttliche) Mädchen Sahitu, die auf dem Thron
des Meeres sitzt" (vielleicht poetischer Aus-
druck für den Meerpalast, in dem sie nach
dem Folgenden wohnt). Kol. I findet Izduhar
795 Izdubar (Inhalt v. Taf. X d. Epos) Izdubar (Inhalt v. Taf. XI d. Epos) 796
liier ein neues Hindernis, als er „mit dem Fell ginnen. Kol. IV wird erzählt, wie der Schiffer
bekleidet" ankommt. Er bricht von neuem den Helden mahnt, nicht abzulassen, so lange
in Wehklage aus und ist „erzürnt" über die die Fahrt in den Gewässei-n des Todes währt,
„fernen Wege", die ihm zu gehen bestimmt Zahlenangaben, die das Bruchstück aufweist,
sind. Sabitu erblickt ihn von ferne. Der In- scheinen sich auf die anstrengende Ruder-
halt ihres Selbstgesprächs ist leider teilweise arbeit zu beziehen. Z. 9 ff. ruht Izdubar aus,
verloren. Als er näher kommt, zieht sie sich die Gefahren sind hinter ihm, „er löst seinen
in ihr Meerschlofs zurück und ,, verriegelt ihr Gürtel". Nun nähern sich beide den Ufern
Thor". Izdubar ruft sie an und spricht zu der Seligengefilde. SU-napisttm stellt Betrach-
ihr: 'Sabitu, was schaust du was lo tungen über den Gast an, wie oben die
verriegelst du die Thür? [wenn du nicht Meereskönigin. Am Anfang von Kol. V ist er
öffnest], will ich zerschmettern dein Thor ans Ufer gekommen und klagt vom Schiffe
[ ].' Das Folgende fehlt. Doch aus dem Ahnen sein Leid: Er erzählt die
muls Sabitu dem Izdubar die Unmöglichkeit Abenteuer, die er mit seinem Freunde Eabani
geschildert haben, seinen Weg, der nun über bestanden habe. Nach den Zeilenresten wird
ein unüberschreitbares Meer führe, fortzusetzen; das Abenteuer mit einem ,, Panther des Feldes"
denn Izdubar erzählt Kol. II abermals den (Z. 6), die Tötung des Himmelsstieres {ald
Grund seiner Reise und jammert um seinen ninäru Z. 9), die Ermordung des Tyrannen
,, geliebten, zu Staub gewordenen Freund" Humbaba, „der im Cypressenhain wohnte"
Eabani, dessen Los teilen zu müssen ihm un- 20 (Z. 10), erwähnt. Dann klagt er über den Tod
erträglich erscheint (S. 67, 12 f. vgl. 71, 21 f.). des Freundes, sagt, wie er alle Länder und
Dann bittet er die Halbgöttin inständigst, ihm steile Gebirge durchwandert, alle Meere durch-
doch den Weg zu seinem Ahn zu zeigen und schritten habe, ohne dafs sich ,,mit fröhlichem
schliefst seine Rede mit den Worten: 'Wenn Anblicke sein Antlitz gesättigt habe". Mit
es möglich ist, will ich das Meer überschreiten, den Worten des Sit-napistim , 'Izdubar habe
wenn es nicht möglich ist, will ich mich sein Herz mit Weh erfüllt, aber Götter und
(trauernd) auf die Erde legen.' Sabitu ant- Menschen [könnten ihm nicht helfen]', schliefst
wortet ihm: „'Izdubar , es hat niemals eine die Kol. V. Die scheinbar sehr lange Gegen-
Fähre gegeben, und niemand seit ewiger Zeit rede des Sit-napistim endigt gemäfs den
kann das Meer überschreiten — Saunas der 30 Spuren von Kol. VI (S. 66) mit den Worten:
Held hat überschritten das Meer, aufser (?) ,, ''so lange wir Häuser bauen, so lange
Samas, wer kann es überschreiten? Schwer wir versiegeln (?) (Verträge schliefsen), so lange
ist die Überfahi't, gar beschwerlich ihr Pfad, Brüder sich zanken, so lange es Feindschaft
und verschlossen (?) sind die Gewässer des giebt [ ]> so lange Flüsse Wogen [zum
Todes, die als Riegel vorgeschoben sind. Wo, Meere tragen?] 4 Zeilen (Z. 34),
Izdubar, willst du das Meer überschreiten? wird vom Tode kein Bild gezeichnet. Wenn
Nachdem du zu den Gewässern des Todes ge- der aM-Dämon und der m,s-Dämon [einen
langt — was willst du thun? — Izdubar , es Menschen] grüfsen (ironice?), dann bestimmen
ist Ärad-Ea der Schißer des Sit-napistim, die Anunnaki und die grofsen Götter und
[ ] Steine mit ihm, er wird im Walde 40 Mammetum , die Schöpferin des Schicksals,
eine Ceder fällen, [....] möge dein Antlitz mit ihnen das Geschick, sie bestimmen Tod
schauen. Ist es möglich, fahre über mit ihm, und Leben: des Todes Tage sind {seil, den
ist's nicht möglich, weiche zurück (?).'" Der Menschen) unbekannt.'"
Held steht am Zugange zum Totenüusse, der
als ein Wassergürtel des Oceans gedacht ist. Tafel XI
Die Seligeninsel ist wie die Unterwelt jenseits setzt das Gespräch zwischen Sit-napistim und
des Totenflusses gedacht. Wichtig ist die Er- Izdubar fort: „Izdubar sprach zu Sit-napiistim
wähnung des Mythus vom Sonnengott, die leb- dem Fernen: 'ich sehe dich an, SU-napislim,
haft an griechische Sagen erinnert. (In einem dein Aussehen ist nicht verändert; wie ich bist
Hymnus an den Sonnengott — s. Brünnow, 50 du, und du bist nicht anders, wie ich bist
Zeitschr. f. Assyr. IV, 25 — heifst es: „Du hast du'". ... In den folgenden 3 verstümmelten
das weite, breite Meer überschritten, dessen Zeilen scheint er zu sagen, sein Herz habe
Inneres die Himmelsgeister nicht kennen.") einen gleichen Lebens(kampf) durchgekämpft
S. Zusatz 4, S. 72. — Kol. III {Haupt, S. 73 (so dafs er auch die Seligkeit verdiene): 'Sage
der Anfang — kann nicht Kol. II sein — S. 69 mir (wie kommt es), dafs du erlangt hast das
die Fortsetzung) erzählt Izdubar dem Arad-Ea Leben in der Versammlung der Götter, welches
mit den bekannten Worten sein Leid und du begehrtest?' Vom Ufer aus erzählt der
schliefst mit der Bitte, ihn überzusetzen. Die Götterliebling dem vom Schiffe aus lauschenden
Antwort des Arad-Ea giebt Izdubar den Be- Izdubar die Geschichte von dem grofsen
fehl, in den Wald hinabzusteigen, ein 5 Gar GO Flutsturm: „Sit-napistim sprach zu Izdubar:
(Ellen?) langes Ruder anzufertigen und andere 'Ich will dir, Izdubar, eröffnen das Geheimnis,
Vorkehrungen zur Reise zu treffen. Izdubar und die Entscheidung der Götter will ich dir
richtet den Auftrag aus, und beide besteigen sagen. Die Stadt Surippalc, die Stadt, die du
das Schiff. Nach 45tägiger böser Fahrt („das kennst, am Ufer des Euphrat gelegen, selbige
Schiff schwankt und schleudert sie hin und Stadt war (schon) alt, als die Götter drinnen
her, während sie fahren") „ist Arad-Ea an- einen Flutsturm anzurichten ihr Herz antrieb,
gelangt in den Gewässern des Todes". Nun die grofsen Götter. [Es hielten Rat?] ihr
scheint die eigentliche Gefahr erst zu be- Vater Anu, ihr Entscheider, der Held Bei,
797 Izclubar (Inhalt v. Taf. XI d. Epos) Izdubar (Inhalt v. Taf. XI d. Epos) 798
ihr Führer (?) Ninib, ihr Oberster JEn-nugi. ich ihm). — Als die Morgenröte anbrach, stieg
Der Herr der Weisheit, Ea, redete mit ihnen, auf am Horizont des Himmels schwarzes Ge-
ihren Befehl that er kund dem Gefilde (rufend): wölk; Rummän donnerte drin, während Nabu
'Gefilde! Gefilde! Umhegung! Umhegung! Ge- und Marduh hervortraten und über Berg und
filde, vernimm! Umhegung, merke auf!") Thal schritten. Der Gott Uragal rifs die
Mü^nn won Suruppak, ^ohn dQs, Kidinu-3Iardulc Anker los, es schritt Ninib dahin, über-
(Ubara-tuiu), zimmere ein Haus (Arche), baue schwemmte die Ufer'*^), die Anunnaki erhoben
ein Schiff, rette, was du von Lebenssamen die Fackeln, in ihrem Glänze machten sie das
finden kannst, lafs fahren die Habe, rette das Land erzittern. Rammun's Wogen stiegen
Leben, bringe Lebenssamen aller Art hinauf lo zum Himmel empor, alles Licht verwandelten
auf das Schift". Von dem Schiff, das du bauen sie in Fi[nsternis], [ ], jählings
sollst, sollen die Zahlen ausgemessen werden brauste es (das Unwetter) dahin, wie ein
(Z. 25); es soll übereinstimmen seine Breite Schlachtsturm fuhr es auf die Menschen los.
und seine Höhe (?)*^), (dann) lafs es vom Nicht sah der Bruder seinen Bruder, die
Stapel ins Meer.' Ich merkte auf und sprach Menschen erkannten sich nicht. Im Himmel
zu Ea, meinem Herrn: \ ], mein Heri-, die Götter fürchteten sich vor dem Flutsturm,
was du also geboten hast, will [ich] in Ehren sie flüchteten, stiegen hinauf zum Himmel des
halten und ausführen; [aber was?] soll ich Anu, die Götter gleich Hunden waren sie
antworten der Stadt, dem Volke und den , kauerten nieder am Damm (?). Es
Altesten?' Ea that seinen Mund auf und 20 schrie lUar wie eine Gebärende {par. zorn-
sprach zu mir, seinem Knechte: '[Als Ant- erfüllt), es rief die Hehre, die freundlich
wort (?)] sollst du so zu ihnen sprechen: Redende: 'Dieses Volk (?) ist wieder zu Lehm
[Weil (?)] mich J5eZ hafst, will ich nicht wohnen geworden; was ich vor den Göttern Böses
bleiben in [eurer Stadt], will auf BeVs Ort (voraus)gesagt habe, wie ich es (voraus)gesagt
mein Haupt nicht (mehr) niederlegen, zum habe vor den Göttern, das Böse — zur Ver-
Meer will ich [hinabsteigen], bei dem Gott nichtung meiner Menschen führend habe ich
{Ea\ der mein Herr ist, will ich mich nieder- den Sturm (voraus)gesagt; was ich geboren
lassen. Er {Bei) läfst auf euch regnen reiche habe, wo ist es? wie Fischbrut füllen sie das
Fülle, [ ] Vögel, eine Menge Fische, Meer!' Die Götter weinten mit ihr über die
[ 2 ZeUen], der den 30 Anunnaki '^^), die Götter safsen gebeugt unter
Sturzregen sendet, [in der Nacht wird er über Weinen, ihre Lippen waren zusammengeprefst,
euch regnen lassen] furchtbaren Regen.' ^"j insgesamt; 6 Tage und [6 (?)]
Als das Morgenrot erschien, [ Nächte wütete fort der Sturmwind, die Flut,
u Zeilen] (Z. 53), den Bedarf brachte ich her- Platzregen; als der 7. Tag herankam, hörte auf
bei. Am fünften Tage entwarf ich seine Ge- der Regen, die Flut. Der Sturm, der einen
stalt: In seinem Mittelteil (?) waren seine Kampf gekämpft hatte wie ein Kriegsheer,
Wände 10 Gar (120 Ellen?) hoch, 10 Garbe- ruhte. Das Meer wurde enger (?) (trat in die
trug auch die Ausdehnung seines Decks ..." Ufer zurück), der Orkan, der Flutsturm hatte
Die folgenden 19 Zeilen, die den Bau des ein Ende. Da sah ich auf das Meer(?_), liefs
Schifl'es erzählen, sind leider sehr verstümmelt. 40 meine Stimme erschallen — aber alle Menschen
In 6 Stockwerke (?) wird die Arche geteilt, waren wieder zu Erde geworden, gleich dem
mit Erdpech und Naphtha werden die Lücken uru war der usallu.^'^) Ich öffnete die Luke —
verschlossen. (Interessant ist, dafs ein anderes Licht fiel auf mein Antlitz, ich sank (geblendet)
Fragment die Erzählung von der Zurüstung zurück, setzte mich und weinte, über mein
der Arche anders erzählt, s. zuletzt Jensen, Antlitz flössen mir Thränen. Ich schaute auf:
a. a. 0. S. 372 ff.). Nach Vollendung des Baues die Welt ein weites Meer! Zwölf Ellen hoch (?)
opfert S'd-napistiin den Göttern, veranstaltet stieg Land auf. Nach dem Gebirgslande Nisir
ein Fest und beginnt dann mit der Verladung: nahm das Schiff den Lauf. Der Berg des
(Z. 77) „Mit allem, was ich hatte, füllte ich es Landes Nisir hielt das Schiff fest und liefs es
an, mit allem, was ich an Silber hatte, füllte 50 nicht von der Stelle. Einen Tag, einen 2. Tag
ich es, mit allem, was ich an Gold hatte, hielt der Berg Nisir das Schiff fest und liefs
füllte ich es; mit allem, was ich an Lebens- es nicht von der Stelle. Einen 3. und 4. Tag etc.
samen aller Art hatte, füllte ich es; ich brachte Einen 5. und 6. Tag etc. Als der 7. Tag heran-
hinauf auf das Schiff meine ganze Familie und nahte, liefs ich eine Taube hinausfliegen. Die
mein Gesinde, Vieh des Feldes, Getier des Taube flog hin und her; da kein Ruheplatz
Feldes, die Handwerker, alle zusammen brachte da war, kehrte sie zurück. Dann liefs ich eine
ich sie hinauf. Ein Zeichen setzte Samas fest: Schwalbe hinausfliegen. Die Schwalbe flog hin
'Wenn der, welcher den Sturzregen sendet, und her; da kein Ruheplatz da war, kehrte sie
am Abend einen furchtbaren Regen sendet, zurück. Einen Raben liefs ich fliegen, der
dann tritt ein in das Schiff, verschliefse dein 60 Rabe flog, sah das Abnehmen des Wassers,
Schiff (Thor).' Dieses Zeichen traf ein. Der frafs, liefs sich nieder (= liefs sich fressend
den Sturzregen sendet, liefs in der Nacht einen nieder? seil, auf Leichen oder Schlamm),
furchtbaren Regen regnen. Vor dem Tages- krächzte (?), kam nicht zurück. Da liefs ich
anbruch zitterte ich, den Tag zu schauen hatte nach den vier Winden (alles) hinaus, gofs ein
ich Furcht. Ich trat in das Schiff, verschlofs Opfer aus, veranstaltete eine Opfersj)ende auf
mein Thor, die Verwahrung (?) des Schiffes dem Gipfel des Berges. Sieben und sieben
übergab ich dem Puzur-Bel*''), dem Schiffer, Gefäfse stellte ich auf, (Z. 150) darunter schüt-
die grofse Arche samt ihrem Inhalt (übergab tete ich aus Calmus, Cedernholz und SIM-GIB,
799 Tzdubar (Inhalt v. Taf. XT d. Epos) Izdubar (Inhalt v. Taf. XI d. Epos) 800
Die Götter rochen den Duft. Die Götter rochen Berichten ist eine brennende Frage der alt-
den guten Duft. Die Götter sammelten sich testamentlichen Forschung. Gewifs repräsen-
wie Fliegen um den Ojjfernden. Als die tiert der Inhalt der Erzählung in Bibel und
„Hehre" (d. i. Istar) herankam, erhob sie die Keilschrift „einen alten und gemeinsamen Be-
grofsen Blitze (?), die Änu nach ihrem Be- sitz der semitischen Stämme des Euphrat- und
gehren (?) gemacht hatte: 'Diese Götter! Bei Tigrislandes" (so mit Duncker, Geschichte des
meinem Halsschmuck, ich will es nicht ver- Altertums gegen Golds iher, Der Mythus bei
gessen; diese Tage habe ich im Gedächtnis, den Hehrücrn S. 383, dessen Anschauung vom
will sie ewig nicht vergessen. Die Götter „Nebelkreis" der ,, uralten und prähistorischen
mögen zum Opfer kommen, Bei soll nicht lo Zeiten, in welchen die semitischen Stämme
zum Opfer kommen, weil er unbesonnen ungetrennt lebten", durch die Entzifferung der
den Flutsturm erregt und meine Menschen reichen uralten Litteraturschätze inzwischen
dem Gericht (?) preisgegeben hat.' Als Bei widerlegt worden ist). Es fragt sich nur, in
herankam, sah er das Schiff. Da ergrimmte welcher Weise die uns vorliegenden biblischen
Bei, mit Zorn ward er erfüllt über die Relationen von der babylonischen schriftlich
Götter der Igigi: '"Wer ist lebendig ent- fixierten Erzählung abhängig sind. Dafs
rönnen? Kein Mensch soll leben bleiben in beide Sintflutberichte der Genesis (der elo-
dem Gericht (?).' Ninib öffnete seinen Mund histische und der jahvistische) aus der baby-
und sprach zum Helden Bei: 'Wer aufser Ea Ionischen Erzählung geschöpft haben (wann?),
hat die Sache angerichtet, aber Ea, der kennt 20 mufs als sicher gelten (gegen Sayce, TJieolog,
jede Beschwörung.' Ea öS'nete seinen Mund Bevitw Juli 1873), obwohl auch hier das ent-
und sprach zum Helden Bei: 'Du Entscheider scheidende Wort erst nach Auffindung der
der Götter, du Held, wie (?) unbesonnen hast zweiten babylonischen Relation, von der wir
du den Flutsturm angerichtet! Dem Sünder nur ein Bruchstück haben, gesprochen werden
lege seine Sünde auf! Dem Frevler lege seinen kann. Aber der Geist des prophetischen und
Frevel auf! Sei nachsichtig (eig. lasse nach), priesterlichen Erzählers hat in beiden Fällen
er soll nicht vertilgt werden , fasse Liebe (zu die babylonische Sage „gereinigt und vertieft"
ihm), er soll nicht [vernichtet (?)] werden. {Duncker). ^^) Unter dieser Voraussetzung
Anstatt dafs (?) du einen Flutsturm anrichtest, könnte man auch wagen, die Entrückung des
mögen Löwen kommen und die Menschen ver- 30 Sit-napistim mit der Geschichte Henoch's in
mindern; anstatt dafs du einen Flutsturm an- Verbindung zu setzen (s. Haupt, Der keil-
richtest, mögen Leoparden (?) kommen und inschriftl. Sintfluthericht S. 28). — Besonders
die Menschen vermindern; anstatt dafs du einen hervorgehoben sei noch, dafs die Sintflut die
Flutsturm anrichtest, mag eine Hungersnot ganze Menschheit nach dem geographischen
entstehen und die [Menschen vermindern]; an- Horizonte der Babylonier vernichtet, und dafs
statt dafs du eine Sintflut anrichtest, möge sie als Sündflut für nicht näher aus-
eine Pest (?) (Urugal) kommen und die gesprochene Frevelthaten verhängt ward.
Menschen [vermindern].^') Ich habe den Rat- Wir verfolgen nun weiter die Geschicke
schlufs der grofsen Götter nicht eröffnet. Den Izäuhar's, der, vom Aussatz geplagt, auf dem
Adrahäsis (d. h. „der Erzgescheite") '•'-) liefs 40 Schifte der Erzählung des Sit-napistim lauscht.
ich einen Traum schauen, und so hörte er Sit-napistim fährt in direktem Anschlufs an
{SU napistim dnvch. Adrahdsis) die Entscheiäwag das Gesagte fort: ,,Nun, was dich betrifft, wer
der grofsen Götter. Da fafste er (BcT) seinen von den Göttern soll dir die Kraft verleihen (?)?
Entschlufs. Es stieg der Gott Bei hinauf auf Das Leben (auf der Insel der Seligen), das du
das Schiff, ergriff meine Hand, führte mich erstrebst, sollst du erlangen; wohlan, schlafe! —
hinauf, führte mein Weib hinauf und liefs es 6 Tage und 7 Nächte glich er einem, der da
niederknieen an meine Seite, er umfing uns, sitzt gelähmt (eig. in der Gebundenheit seiner
zwischen uns tretend, und segnete uns: 'Vor- Kraft). Es überfiel (?) ihn ein Schlaf wie ein
mals war Sit-napistim Mensch, jetzt soll Sit- Sturmwind. Sit-napistim sprach zu seinem
napistim und sein Weib gleich Göttern er- 50 Weibe: 'Schaue an den Mann, der Genesung
haben sein; wohnen soll Sit-napistim in der (eig. Leben) fordert. Schlaf, gleich einem Sturm-
Ferne an der Mündung der Ströme.' Da ent- wind, hat ihn überfallen (?).' Sein Weib sprach
führten sie uns, an der Mündung der Ströme zu ihm, zu Sit-napistim, dem „Fernen": 'Be-
liefsen sie uns wohnen." zaubere (wecke?) ihn**), der Mann mag die
Bis hierher geht die berühmte babylonische (Zauber)speise essen (?), den Weg, den er kam,
Sintflut-Erzählung (soweit auch Übersetzung soll er gesund zurückkehren, durch das grofse
und Erklärung der XI. Tafel bei Jensen und Thor, aus dem er gezogen, soll er umkehren
JZattpi).*) Der Zusammenhang mit den biblischen in sein Land.' Sit-napistim sprach zu seinem
Weibe: 'Das Weh des Menschen schmerzt dich
*) Auch sonst wird die Mut erwähnt. So in der GO (Z. 200; 206—207 Variante neu hinzugefunden),
Anm. 2 erwähnten Asurbanipal-Jnschrift. "Wenn ferner wohlan (?), koche ihm die Speise, lege sie ihm
in der von Dr. Peisir entdeckten „babylonischen Land- auf das Haupt.' Und ZU der Zeit, da er schlief
karte" (Z. /. Assyr. 4, 361 ff.) ein Vorgang aus „dem
.Tahre der grofsen Schlange", als die Landtiere Babylon sachten, dafs ihre Leiber tobten (?): in Stadt und Land
verliefsen, erzählt wird, so ist damit sicherlich die Flut verursachten sie Wehklagen bei grofs und klein, Herr
geraeint, denn die Inschrift erwähnt ausdrücklich SU- und Magd bannten und erfüllten sie mit Wehklage;
iiapiUim als einen der Könige, die vor der Flut regiert im Himmel und auf Erden liefsan sie Eegen nieder-
haben. IVR19 Nr. l ist von einem Verhängnis die Rede, strömen wie , nach dem Orte der .... ihrer
bei dem Bämoiien „den Erdbewohnern Schmerzen verur- Götter flücheten sie sich . . . etc."
801 Izdubar (Inlialt v. Taf.XI) Izdubar (Inhalt v. Taf. XII) 802
am Bord seines Schiffes, kochte sie ihm die . . .'" Das Folgende (6 Zeilen) ist wieder ver-
Speise, um sie ihm auf das Haupt zu legen. stammelt. Der Held hat das Schiff verlassen,
Und zu der Zeit, da er schlief am Bord seines schleppt Steine herbei (um seinen Standort zu
Schiftes: zum ersten wurde zubereitet (,?) seine erhöhen?) und trägt zuletzt die erbeutete
Speise, zum andern wurde sie gehäutet, zum Wunderpflanze ins hSchiff. (Z. 263:) „Izdubar
dritten benetzt, zum vierten reinigte er sein sprach zu Arad-Ea, dem Schiffer: ^Arad-Ea,
Gef'äfs, zum fünften that er „Greisenalter'' diese Pflanze ist die Pflanze der Verheifsung (V),
hinzu, zum sechsten wurde es gekocht, zum durch welche ein Mensch sein Leben erlangt;
siebenten verzauberte (weckte?) er ihn plötz- ich will (die Pflanze) mitnehmen nach Uruk-
lich: da afs der Manu die Zauberspeise {'^). lo Supuri, will einen Wald (??) grofs ziehen, will
Isditbar spvnch zu Sit-napistim, dem „Fernen'': (dann) abschneiden, ihr Name soll sein: ''als
'Ich war hingesunken (ejg. wankend gemacht), Greis (noch) wird der Mensch verjüngt', ich
Schlaf hatte mich befallen, plötzlich hast du will davon essen, will umkehren zu meiner
mich bezaubert (geweckt?), hast mich ' Jugendkraft.' Zehn (?) Meilen legten sie stück-
Sit-napistiin sprach zu Izdubar: (es folgt die weise den Weg zurück; nach 20 Meilen*")
Wiederholung der 7 Zauberakte, Text ver- machten sie Station. Izdubar sah einen
stümmelt). Z. 219 ff. (217 — 222 durch ein Brunnen mit kühlem Wasser, er stieg hinab,
neues Fragment ergänzt): „Izdubar sprach zu und während er drinnen Wasser ausgofs, kam
&i-jia2:)j.s(jw, dem „Fernen', [traurig?] redete er eine Schlange (?) heraus. Da entglitt ihm die
zu ihm, zu Sit-napiUim: 'Wohin soll ich gehen? 20 Pflanze, ein [ ] Dämon stieg herauf und
Meine [ ] hat der Totengeist (?) erfafst, nahm die Pflanze weg. In seinem Schreck
[auf] meinem Lagerort wohnt der Tod, und der stiefs er einen Fluch aus, es [ ], Izdubar
Ort, [auf den du mein Schiff (?)] gestellt hast, setzte sich nieder und weinte, über seine
er bedeutet Tod!'" Riemui sorgt Sit-napistini Wangen flössen Thränen. ^^) [Er sprach] zu
dafür, dafs der Kranke aus dem Gewässer des Arad-Ea, dem Schift'er: 'Wozu (?) sind meine
Todes vom Fährmann zum Lebensquell geführt Kräfte genesen, wozu (?) erfreut sich meine
wird. (Z. 224:) „Sit-napistim sprach zu Arad- Seele (eig. „der Sinn meines Herzens") der Be-
Ea, dem Schiffer: '^Arad-Ea, du [ ], lebung? Ich habe mir selbst keine Wohlthat
das Fährschiff möge dich aufnehmen, dessen erwiesen; dem Erdlöwen (Erdgeist?) ist die
am Gestade der [ piur.] 30 Wohlthat geschehen. Jetzt schon nach
geborgen ist. Der Mann, den du geführt hast, 20 Meilen hat ein einziger die Pflanze in die
ist an seinem Leibe mit Beulen (?) bedeckt, Gewalt bekommen; als ich den Wasserbehälter
Aussatzhäute haben vernichtet die Anmut seines öffnete, en[tglitt (mir)] die Pflanze,
Leibes. Nimm ihn, Arad-Ea, zum Keinigungs- wer bin ich, dafs ich sie ergreifen möchte (?)?'
ort bringe ihn, seine Eiterbeulen möge er im Und er liefs das Schiff am Ufer zurück.
Wasser reinwaschen wie Schnee, er thue ab 20 Meilen legten sie stückweise zurück, nach
seine Häute, das Meer führe sie fort — gesund 30 Meilen machten sie Station. So kamen sie
werde erschaut sein Leib. Es soll erneuert hin nach Uruk-Supuri. Izdubar sprach zu
werden die Binde seines Kopfes, die Hülle, die Arad-Ea, dem Schiffer: 'Steige hinauf, Arad-
ihn umkleidet als Schamgewand; bis er kommt 40 .Ea, auf die Mauer von üruk, gehe umher,
in sein Land, bis er gelangt auf seinen Pfad, schaue an den Grundstein ' " Der Schlufs
soll die Hülle nicht Falten werfen (?), ganz der Tafel (4 Zeilen) ist mir völlig rätselhaft,
neu soll sie sein.' Da nahm ihn Arad-Ea, Auffällig ist, dafs auch im Anfangs fragment die
führte ihn zum Reinigungsort, seine Beulen „Mauer von iVec/i" eine besondere Rolle spielt.
wusch er im Wasser wie Schnee, er that ab
seine Häute, das Meer trug sie fort — gesund lafel Xil,
wurde erschaut sein Leib. Er erneuerte seine Kol. I, beginnt nach der Stichzeile der XI. Tafel
Kopf binde, die Hülle, die ihn als Schamgewand mit den Worten: „Der tammabukka im Hause
umkleidete; bis er käme in sein Land, bis er des Zimmermanns möge " Sinn völlig
gelangte auf seinen Pfad, [sollte die Hülle 50 dunkel. Der Rest der L Kol., der uns erhalten
nicht Falten werfen], neu sollte sie sein. ist, scheint die Totenklage Izdubar's um Ea-
Izdubar und Arad-Ea bestiegen das Schiff, bani wiederzugeben. Nur die untere Hälfte ist
das Schiff [schwankte (?), warf sie hin und erhalten: „ zu einem Tempel [gehst du
her], während sie fuhren. — Sein Weib=*) nicht (mehr)?], weifse Kleider [ziehst du nicht
sprach zu ihm, zu Sit-napütim, dem ,, Fernen": mehr an?] ....... mit wohlriechendem Stier-
^ Izdubar ist gekommen, beruhigt, genesen (?), fett salbst du dich nicht mehr, dafs sie zum
was willst du geben, dafs er zurückkehre in Duft sich um dich scharen; den Bogen setzest
sein Land?' Und er nahm das Ruder, Izdubar du nicht mehr ein auf der Erde (d. h. spannst
brachte das Schiff' näher an das Ufer, und du nicht), die mit dem Bogen verwundet sind,
Sit-nupihtim sprach zu Izdubar: (Z. 250) 60 umgeben dich; das Scepter trügst du nicht
'Jsf?Mi<«r, du gehst hinweg beruhigt, genesen (?), mehr in deiner Hand — die Totengeister
was soll ich dir geben, dafs du zurückkehren bannen dich; Ringe an deine Füfse ziehst du
kannst in dein Land? Ich wiU dir offenbaren nicht mehr an (?), du erhebst kein (Kriegs?-)
ein Geheimnis, und das [ ] Geschrei mehr auf Erden, dein Weib, das du
will ich dir sagen. Es giebt eine Pflanze liebtest, küssest du nicht mehr, dein Weib,
ähnlich dem Stechdorn [ ], ihr das du halstest, schlägst du nicht mehr, deine
sticht gleich der Stechranke. Wenn deine Tochter, die du liebtest, küssest du nicht mehr,
Hände die Pflanze erreichen können [ ] deine Tochter, die du hafstest, schlägst du
Röscher , Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 26
803 Izdubar (Inhalt v. Taf. XII)
nicht mehr. Das Weh der Unterwelt erfafst
dich; die da finster ist, die da finster ist,
Mutter Nin-azu^^), die da finster ist, deren
Leib (eig. Seite) nicht mit glänzendem Ge-
wände bedeckt ist, deren Brust gleich einem
jungen sappati-liexQ " Kol. II finden wir
Izdubar mit seiner Klage im Tempel des
Gottes Ningul (= Ea?) mit der Klage:
„'■... [sein Weib, das er liebte, küfste er, sein
Weib, das er halste, schlug er, seine Tochter,
die er liebte, küfste er, seine Tochter, die er
hafste, schlug er], nun hat das Weh der Erde
ihn hinweggerafft, die da finster ist, die da
finster ist, die Mutter Nin-azu, die da finster
ist, deren Leib nicht mit glänzendem Gewände
bedeckt ist, deren Brust gleich einem jungen
sÄaii-Tiere nicht Eahani ist [hinab-
gestiegen??] von der Erde zur [Finsternis??],
der Laurer [des Nergal], des schonungslosen,
hat ihn nicht weggerafft, nicht die Pest hat
ihn weggerafft, nicht die Schwindsucht hat
ihn weggerafft, die Erde (= Unterwelt) hat
ihn [weggerafft], nicht der Ort der Männer-
schlacht hat ihn geschlagen, die Erde hat ihn
weggerafft.' [Während dieser Rede?] weinte
der Gott Nin-gul um seinen Knecht Eahani. —
Zum [ ] Tempel des Bei ging er {Izdubar)
allein: *■ Vater [£e^], tambukku^^) hat mich zur
Erde gestürzt, [Kol. III] Eahani ist zu den
Schatten [hinabgesunken?], die Pest hat ihn
nicht weggerafft , der Laurer (Dämon)
des Nergal, der schonungslose [hat ihn nicht
weggerafft], der Ort der Männerschlacht [hat
ihn nicht geschlagen], Vater Bei konnte nicht
helfen, Vater Sin, der tainhukhii [hat mich zur
Erde gestürzt], die mikkc [haben mich zur
Erde gestürzt]. Eahani, der zu den Schatten
[hinabgesunken ist?], die Pest hat ihn nicht
weggerafft , der Laurer des Nergal, der
schonungslose, [hat ihn nicht weggerafft]. , . ' "
Am Schlufs der Kolumne finden wir Izdubar
im Tempel des Ea mit derselben Klage. Dann
wendet er sich plötzlich an die Unterwelts-
gottheit selbst, an den „Helden und Herrn"
Nergal: ,, 'Rüttle (?) an der Grabkammer [öffne
die Erde, dafs der Geist des Eahani wie ein
Windhauch aus der Erde komme].' [Als] der
Held Nergal [dies vernahm], rüttelte (?) er an
der Grabkammer, öffnete die Erde, den Geist
des Eahafii liefs er gleich einem Windhauch
aus der Erde hervorgehen." Die beiden letzten
Zeilenreste (,,sie wurden umringt er
hielt Rat " bleiben dunkel). KoL IV be-
ginnt im direkten Anschlufs mit einem eksta-
tischen Gespräch zwischen Izduhar und Ea-
hani: „^Sage mein Freund, sage mein Freund,
die Beschaffenheit (?) des Landes, das du ge-
sehen hast, sage.' ''Nicht kann ich dir sagen,
mein Freund, nicht kann ich dir sagen, wenn
ich die Beschaffenheit des Landes dir sagen
wollte [ ], setze dich, weine.' ''[ ]
ich will sitzen und weinen [ ] , was du
gethan (?) hast, woran dein Herz sich gefreut
hat [ ], gleich einem alten Gewände
frifst's das Gewürm; [ ], was du gethan
hast, woran dein Herz sich erfreut hat
[ ] , ist mit Staub angefüllt [ ]
duckt sich nieder (?) '" (2. Hälfte fehlt.)
Izdubar (Inhalt v. Taf. XII) 804
Kol. V fehlt. Koh VI schliefst das Ganze mit
einem rhythmischen Wechselgesang zwischen
Izduhar und Eahani ab, der die Walhalla-
freuden schildert, die den im Kampf gefallenen
Helden erwarten, und das unglückliche Los
derer beklagt, denen die letzten Totenehren
versagt sind; es wird damit die für die orien-
talische Anschauung äufserst wichtige Moral
aus der ganzen Dichtung gezogen: sorgt pie-
10 tätvoll für eure Toten!
„Auf einem Ruhepolster ist gelagert,
reines Wasser trinkend,
wer in der Schlacht getötet ward — du sahst
es! Ja, ich sah es:
Sein Vater und seine Mutter [halten] sein
Haupt,
und sein Weib [kniet?] an seiner Seite. —
Wessen Leichnam auf dem Felde liegt,
du sahst es! Ja, ich sah es:
20 Dessen Seele hat nicht Ruhe in der Erde. —
Wessen Seele niemand hat, der für sie sorgt,
du sahst es! Ja, ich sah es:^
die Hefe (?) des Bechers""), die Überbleibsel
des Essens,
was auf die Strafse geworfen ist, geniefster."
Es folgt die Unterschrift der XII. Tafel und
damit der Schlufs des Epos. Wie der letzte
Gesang mit der Erzählung zusammenhängt,
ob er vielleicht den Schlufsgesang einer Apo-
RO theose Izdubar' s enthält , wage ich nicht zu
entscheiden.
Im Zusammenhang damit ist noch ein Frag-
ment zu besjirechen, das seinem Inhalt nach
nur an die Stelle der XIL oder VIII. Tafel
gehören kann, aber weder an dieser noch an
jener Stelle in die Kolumnenfragmente pafst.
Der Text steht bei Haupt S. 16—19. Die Zu-
gehörigkeit zum Bereich der Izduhar-liG^Qn-
dea kann nicht geleugnet werden (s. Haupt,
40 Beiträge zur Assyriologie I S. 105. 318 ff.). Eine
andere Frage ist, ob wir nicht in dem Frag-
ment ein Stück einer anderen Relation des
Epos vor uns haben. Dafs es verschiedene
Erzählungsformen der J^cZwöar Geschichten ge-
geben hat, beweist allein das oben erwähnte
Duplikat zur Erzählung vom Bau der Arche.
Das interessante Fragment, in zwei Exemplaren
erhalten, enthält auf der Vorderseite das Stück
einer III. Kol., auf der Rückseite das Stück.
50 einer IV. Kol. Die Erwähnung des Jägers und
der Uhat und die Anrede „mein Freund" zeigt,
dafs Eahani redet. Auf der Vorderseite ver-
flucht er die Uhat, die ihm samt der List des
Jägers „Fluch gebracht hat" (oder die Istar,
in deren Dienst die Hierodulen stehen?). Er
wünscht ihr, „dafs sie eingeschlossen wird in
das grofse Gefängnis", verwünscht ihre „Reize",
,,ihre Schwestern (?)", „ihre Mägde". Wie „das
grofse Gefängnis", so erinnert auch ein Teil
60 des weiteren Fluches an die Verwünschung in
der ,, Höllenfahrt der Istar^\ wo dem Götter-
boten ein schauderhafter Wohnplatz, der „seine
Kraft brechen" soll, angewiesen wird. Warum
Eahani die Uhat bezw. die Göttin Ihtar ver-
flucht, darüber giebt die IV. Kol. auf der Rück-
seite Auskunft. Eahani ist in die Unterwelt
hinabgesunken (s. XII. Tafel: „die Erde hat
ihn weggerafft") und erzählt dem Freunde, der
805 Izdubar (Inhalt v. Taf. XII)
ihn heraufbeschworen hat (entsprechend der
Situation der XII., eventuell auch einer be-
sonderen Relation der VIII. Tafel), was er
unten gesehen hat: ,,[ ] hat mich zurück-
gebracht, [ ] gleich dem Itija-Yogel
, nach dem Hause der Finsternis der
Wohnung Irkalla's, nach dem Hause, dessen
ßetreter nicht mehr herauskommt, nach dem
Pfade, dessen Hingang nicht zurückführt, nach
dem Hause, dessen Bewohner dem Licht ent- lo
rückt sind, dem Orte, da Staub ihre Nahrung,
ihre Speise Kot, da sie gekleidet sind wie
Vögel in ein Flügelgewand, und Licht nicht
schauen, in Finsternis wohnen. [In dem Hause],
mein Freund, das ich betreten, [da wohnen
die Träger (?)] gewaltiger (?) Kronen, [da
wohnen] Träger von Kronen, die seit Urzeiten
das Land beherrschten, welchen Anu und Bei
Namen und Gedächtnis bereitet haben, kalte (?)
(ekelhafte?) Speisen bereitet man (dort), .... 20
Wasser giefst man aus, [in dem Hause], mein
Freund, das ich betreten habe, [wohnen] Priester-
herreu und Ehrwürdige, [wohnen] Beschwörer
und Magier, [da wohnen] die Tempelaalber
der grol'sen Götter, da wohnt Etana^^), da
wohnt Ner, da wohnt die Königin der Unter-
welt, die Göttin NinJcigal, [da wohnt ],
die Schreiberin der Unterwelt, vor ihr
gebeugt [die Göttin Ninkigal erhob] ihr
Haupt, ward meiner gewahr '" 30
Die litterarische, religionsgeschich+Jiche
und insbesondere mythologische Bedeutung des
Izduhar-^^os, dürfte aus dem Dargebotenen
klar hervorgehen. Höchst bedauerlich ist der
fragmentarische Zustand der Tafeln, um so
bedauerlicher als es feststeht, dafs in den von
neuem zugeschütteten Ausgrabuugsschächten
von Nineveh die fehlenden Stücke zu finden
sind. Die Wiederaufnahme der Ausgrabung
in Nineveh liegt also im internationalen wissen- 40
schaftlichen Interesse,
Anmerkungen zur Übersetzung.*)
1. Gesichert ist die Entdeckung durch die
Eigentümlichkeit der assyrischen Tafelschrei-
ber, jede Tafel in der Unterschrift mit den
Anfangsworten der „Sei'ie" zu bezeichnen; die
Anfangsworte der IzduharSeiie , die sich auf
den Tafelunterschriften findet, hat Haupt in
den Spuren der 1. Zeile des betreffenden Frag- 50
ments gefunden, s. Beiträge zur Ässyriologie I
S. 2. Zum Verständnis der Kolumneneinteilung
sei noch bemerkt, dafs jede Epostafel VI Ko-
lumnen enthält: drei auf der Vorderseite, drei
auf der Rückseite u. zw. Kol. IV hinter Kol. III
befindlich.
2. S. Hommel, Geschichte Babyloniens und
Assyriens S. 292. — Z. 26 wird allerdings der
Gott Sin offenbar als Vater der Istar (?) er-
wähnt, und es läge nahe, das Fragment dem 60
Mythenkreis zuzuzählen, dem die ,, Höllenfahrt
der litar'''' angehört. Doch wird durch Er-
wähnung von Uruk-Supuri und durch die Dar-
*) Erweiterte Anmerkurgenz.tjbersetzungs. heiAl/red
Jeremias, Izdubar-Nimrod, eine altbab. Heldensage, Leipzig.
B. ß. Teubner 1891. Die vorstehende Übersetzung ent-
hält im Vergleich zur Separatausgabe eine gröfsere Au-
zahl inzwischen möglich gewordener Verbesserungen.
Izdubar (Anmerkungen zur Übersetzung) 806
stellungl /itors als Stadtgöttin, wie auf der
VI. Tafel, die Zugehörigkeit des Fragments
zum Epos unfraglich.
3. Eine merkwürdige Parallele bietet die
Schilderung der Belagerung Ninevehs bei
Nahum 2, 8.
4. Man beachte die mythologische Eigen-
tümlichkeit, dafs sich die Götter zu bestimm-
tem Zweck in Tiere verwandeln.
5. Der Anklang des merkwürdigen Wor-
tes an das hebräische bs^n verleitet, zu über-
setzen: „sie warfen Belagerungsgeschosse"
od. dgl. Haupt erinnert an die ideographische
Zusammensetzung des Wortes, nach welcher
es „eiserner Ring" bedeuten könnte.
6. Man beachte den Anklang an die epische
Sprache Homers, der auch sonst bemerkbar ist.
7. Der Sinn der Redensart ist dunkel, weil
das Verbum abgebrochen ist.
8. IV R 65, Kol. III, 19 erscheint Aruru in
Verbindung mit der geheimnisvollen Tochter
des Anu, s. Sp. 813.
9. Der Geschaffene heifst hier zikru Aniin,
Z. 35 kisir JSinib (Eigentum Ninibs) und S. 9, 4
kima kisru Anim. Demnach sind zikru und
kisru synonym, zikru Ninib bedeutet aber im
Assyrischen den , .Bauersmann" {Ninib der Gott
der Bauern wie Ea z. ß. der Gott der Schmiede
ist); für kisru Adar wird eine ähnliche Be-
deutung anzunehmen sein. Das Geschöpf der
Aruru hat seiner Erscheinung nach vielleicht
Ähnlichkeit mit dem bäurischen llior der
Germanen. Dazu stimmt das Folgende. Was
zikru bez. kisru Anim bedeutet, bleibt dunkel;
doch ist zu beachten, dafs Anü und Ninib in
der babylonischen Mythologie gelegentlich
identisch sind.
10. tita iktaris derselbe Ausdruck für die-
selbe Sache Hiob 83, 6. Nach dem Tode
Eabanis klagt Izdubar: er ist „zu Lehm" {fiti's)
geworden.
11. Die ganze Schöpfungsscene erinnert an
die , (Höllenfahrt der Istar"^, wo ebenfalls zu
einem bestimmten Zwecke ein Halbgott ge-
schaffen wird (um Istar aus der Unterwelt zu
retten): ,,Da schuf der Gott jE"« in der Weisheit
seines Hei'zens ein männliches Wesen u. s. w."
12. Eigentlich: ,,wie der Getreidegott"; zu
Nirba (?) s. IV R 16, 27 f. a neben Ea, II R 36,
nr. 1, Z. 17 neben Nabu (so zu lesen .nach
Delitzschs Kollation). In ähnlichem Zusammen-
hange wie hier, erscheint die Gottheit IV R
17, 19b.
13. Beachte die poetischen Bezeichnungen:
„gleich dem Getreidegott, gleich dem Feldgott"
(vgl. den_ „Löwengott" Delitzsch, Wörterbuch
S. 375.) Ähnlich mögen die Ausdrücke zikru,
kisru sa Anim zu erklären sein.
14. namasse sa me, IV R 63, 52 b namasse
sa seri; also bedeutet wohl namasse nicht blofs
speziell „Gewürm".
15. Allerdings ist sein nächster Zweck die
Jagd auf Eabanis Revier. Wie steht das mit
der Götterlist in Verbindung?
16. habila amelu, eig. „Menschenfänger",
scheint ein dem weiterhin vorkommenden akrabu
amelu (Skorpionmensch) und dem lullü-amelu
entsprechendes Kompositum zu sein.
807 IzduLar (Anmerkungen z. Übersetzung) Izdubar (Anmerkungen z. Übersetzung) 808
17. ina Icarsisu, eig. „in seinem Bauche". 32. Hier liegen die Keime des Tammuz-
Für den Assyrer ist „der Bauch" oder speziell Kultus, der von Babylonien und Phönizien
kabittu, „die Leber", der Sitz der Gefühle, namentlich auch nach Palästina kam (vgl. £^2ec7i.
wie für den Hebräer „die Nieren" {Hiob 19, 27). 8, 14). Er erinnert bekanntlich lebhaft an den
18. Kol. Ill, 13 — 27 bei Haupt S. 9 f. zu er- J.(ioms-Kultus der Griechen und an den Balder-
gänzen durch S. 2. Kultus der Germanen. — IV R 27, nr. 1 findet
19. harimtu und ulidtu sind nach II R 32, sichfolgendeTotenklagefür TamHm2."reM;n6eZjHi
nr. 2 Ausdrücke für „Hure"; ersteres wird von ''" Tammuz hamer •'" litar hei arali hei suhti
Haupt unter Vergleichung von Koh. 6, 26 sehr {sa apsi) reum, hinu sa ina musare nie la istü,
gut mit hebr. cnn „Netz" zusammengebracht, lo kimmatsu ina seri aita la ibnü, ildakku sa ina
In der VI. Tafel erscheinen die harimtu und ratisu la irisu, ildakku sa isdanus innashu,
uhatu als Dienerinnen der Göttin Istar , als gü sa ina musare me la istü etc. „0 Hirte
Hierodulen. S. Sp.813. und Herr Tammuz, Gemahl der Istar, Herr
20. Direkt anschliefsend an S. 10, 27 (er- der Unterwelt, Herr der (Wasser)wohnung,
gänzt nach S. 2, 6). Reste der ersten 12 Zeilen Hirte, ein Samenkorn bist du, das in der
von Kol. IV auf S. 3 erhalten [S. 3, 13 = Furche kein Wasser trank, dessen kimmatu
S. 10, 39]. (s. Anm. 29) auf dem Felde keine Frucht
21. In den Ergänzungen bei Haupt S. 12, bringt, ein junges Bäumchen, das nicht an
31 ff. ist ein kleines Versehen untergelaufen. einen Bewässerungsgraben gepflanzt ward, ein
Es mufs heifsen: (Z. 21) ['"' lia-rim-tum~\ inätala 20 junges Bäumchen, dessen Wurzel ausgerottet
pänisa (Z. 32) [ki-ma ha-{rim)]-ii ikahhü isimmä ward, eine Pflanze, die in der Furche kein
uzndsu (Z. 32) [("•' harimtum) ana^ sasuma izd- Wasser trank." — Auch IV R 30, nr. 2 ist
kara ana "" Eabani. ein Klagegesang an Tammuz, wie Jensen {Kos-
22. S. 13, Iff. = 5, 21 ff. midanu (II R 6, moJogie S. 197, Anm. 3) unabhängig von
6 b), vgl. S. 72, 31 mandinu (neben ailu und Delitzsch, Wörterbuch S. 153 erkannt hat, ge-
iurühu), S. 74, 24 dumamu, ,,der Heuler" (vgl. leitet dui-ch den Namen Äm-gal-bur-an-na
hebr. Jes. 23, 2). Von wilden Tieren kommt (Rev. 42), der auch IV R 15, 64f. b und II R 54,
noch vor barbaru, der die Herden gefährdet, nr. 4, 34 = Tammuz ist und durch den Namen
der nesu {ur-mah), der die Wüste südlich vom Mutin (Rev. 43), der II R 59, Rev. 10 in _Ver-
Euphrat bewohnt (59, 9, s. Haupt, i?eiirä(/e 30 bindimg mit Tammuz erscheint. Die Über-
zur Assyr. I, 183); von Raubvögeln die issm setzung (vgl. meine ass.-bab. Vorst. v.Leb. u. d.
tappä (Geier?), die Leichname verzehren (S. 20, TodeS. 77 f.) lautet: ,, er ging stieg hinab (?)
16 a; 27, 41). entgegen der Unterwelt, er hat sich gesättigt,
23. Die Anrede an ein weibliches Wesen der Sonnengott liefs ihn verschwinden (s. Jen-
folgt aus Z. 9: ildni luseribki kdsi, die Götter sen, a.a.O. S. 226) zum Lande der Toten, mit
lassen dich eintreten in [ J. Von Z. 1 Wehklage ward er erfüllt an dem Tage, da
— 8 lassen manche Redensarten, wie litiir ur- er in grofse Trübsal fiel {imkutuma ina idirlim,
\lia'\ Z. 1 ; rabüte Ur' amii[ki'] Z. 2 den Zu- vgl. V R 48, Kol. IV, 4, wo beim Monatsnamen
sammenhang ahnen. Tammuz die Bemerkung steht: idirtum, „Trüb-
24. Izdubar oder Eabani redet. 40 sal"), in dem Monat, der sein Lebensjahr nicht
25. Hier scheint der Traum zu Ende zu zur Vollendung kommen liefs, auf den Pfad,
sein; ,,er stärkte mich", sagt die folgende Zeile. da es aus ist mit den Menschen, der die Mensch-
26. Humba ist ein elamitischer Gott (die heit zur Ruhe bringt, zum Wehegeschrei der
Bedeutung des Zusatzes ba ist unbekannt), der Toten, er, der Held zum fernen unsichtbaren
häufig in elamitischen Namen vorkommt, wie Lande."
bei Humbanigas, einem Gegner Sargons, TU- 33. Vielleicht eine poetische Tiersage. Wel-
humbi, einer Stadt, die Sanherib erobert. eher Vogel schreit kappi? Nach V R 27, 42ed
27. S. 20, 16b — 26 sind nach den ergän- ist es der Name für den , Hirtenvogel". Nach
zenden Fragmenten S. 21 und 80 vollständig unserer Stelle mufs es ein besonders starker
erhalten. 50 Vertreter seines Geschlechtes sein, s. VR41,
28. Wenn das Fragment vollständig wäre, 25 a.
hätten wir vielleicht eine Aufzählung der Hei- 34. isdahu, vgl. V R 32, 47ff. b; dirratu
denthaten Izdubars und Eahanis. kann hier nicht „Panzer" bedeuten, was man
29. kimmaiu, vgl. 14, 4; 56, 26. An der nach dem Arabischen vermuten könnte,
letzteren Stelle bedeutet das Wort „Baum- 35. /smZ^üwm, vielleicht als ist* w'Zaww, ,, Mann
rinde" (vgl. V R 26, 44: kimmat issi), an den von obenher" (zu isu „Mann" s. II R 36, 45 cd),
beiden anderen Stellen ,, Panzer" oder dgl. ,,Ha'lbgott" zu erklären (es ist der Gärtner des
Die gemeinsame Bedeutung ist ,,das ringsum Gottes Ami).
schliefsende"; vgl. Joh. Jercmias, Beitr. zur 36. kissuta eine unbestimmte Speise. Ist
Assyr. I, 284. 60 die Übersetzung richtig, so mufs der Text
30. agäha. Haupt erinnert an das ent- {kissutaki i ntkul) korrigiert werden in kissu-
sprechende äthiopische Wort für ö^afios, vin- taka i ntkul (es ist leider keine Variante vor-
culum; man könnte auch an das talmud. niX- banden), kissuta kakkari kann wegen der
kardbu „kämpfen" denken und ein Schlacht- Worttrennung nicht gelesen werden.
gerät vermuten (so Delitzsch). 37. kdtka listesdma mufs ein sexueller Eu-
31. S. 43, 42 f.: „wohin ist dein Gemahl phemismus sein.
{Tammuz), wohin ist dein aKaZ" (s. Z. 48) (d. h. 38. Kosewort, wie im heutigen russischen
„was ist aus ihnen geworden?") Sprachgebrauche.
809 Tzduhar (Anmerlamgen z. Übersetzung"! IzduLar (Anmerkungen
Übersetzung)
810
39. Dafs die ,, Höllenfahrt der 7,s'iar" nicht
zum „Nimrod-Epos" gehört, auch nicht in
dem von Smith, Chaldäische Genesis vermute-
ten Zusammenhang, ist fraglos; gleichwohl
drängt sich mir angesichts dieser Stelle und
zahlreicher anderer Anklänge, die vielfach
in den Anmerkungen hervorgehoben sind, die
Überzeugung auf, dafs der Rhapsode der „Hüllen-
fahrt" den Rhapsoden des Kiinrod-Epos nahe
steht, und dafs die Dichtung direkt im An-
schlufs an die Liebesabenteuer verfafst wurde.
40. Über die li'skiffe Arbeiter (Waffen-
schmiede?) giebt eine interessante Stelle der
von Dr. Lehmann veröffentlichten Samas-sum-
?/Ä-m-Inschrift Auskunft (Kol. I, Z. 23 ff'.);
vgl. ferner V R 7, 3; 47, 38 vgl. K 2518
{PSBÄ X 1887/8 hinter p. 478), Z. 9: «'«■=' mas-
mas inn li-kit-ti-e kisti ul iptnr.
41. S. Johannes Jeremias, Beitr. z. Assyriol.
l S. 285 f.
42. So lesen wir mit Jensen, Kosmologie
S. 384 f. und Delitzsch, Wörterbuch S. 384,
Anm. 4: „der Gerettete". Dafs er der „Ahn"
des Izduhar ist, folgt aus Tafel IX, Kol. III.
43. Das ,, Wahrzeichen der Götter' kommt
auch Taf X, Kol. I vor. Die Stelle ist wichtig
für die Vorstellung vom Aussehen des Helden
Izduhar,
44. S. Haupt, Beiträge zur Assyriologie
S. 127, dessen Deutung ich trotz Jensen, a.a.O.
S. 391 ff. beibehalte, da Jensens Auffassung
der Situation {Ea erzählt einem Rohrzaun und
einer AVand das Geheimnis) unmöglich er-
scheint. — Das Ganze ist nach dem Folgen-
den eine Traum- Offenbarung.
45. Die Stelle ist viel umstritten, da der
Anfang der Zeilen leider abgebrochen ist.
Vgl. Haupt, a.a.O. S. 124 ff. vf'ie Jensen, a.a.O.
S. 396 ff. ; rupsu „Breite" steht fest nach Nim-
rod-Epos 53, 54. I R 7 F 18. V R 28, 47ff'.h.
46. Die Ergänzung der Zeilen 39 nach Z. 83
ist nicht sicher. Dafs das Ganze eine von Ea
angeratene Lüge enthält (Jensen), bezweifle
ich, es scheint vielmehr eine Warnung zu ent-
halten: die Leute von Surippak, die unbesorgt
das Verderben nicht ahnten, sollen sich durch
BeJs scheinbare Segensfülle nicht täuschen
lassen. Zu mu'ir kukkis vgl. Jensen a. a. 0.
47. d. h. „der da geborgen ist in dem
grofsen Hort" (d. i. Bei sadü rahü, vgl. IV R
18, 14 b, 23, 29 a). Mit Arad-Ea, dem Schiffer
der Totengewässer, ist dieser Steuermann nicht
ohne weiteres zusammenzubringen. Jensen,
a. a. 0. S. 420 übersieht, dafs die Erzählung von
Arad-Ea mit der Sintflut nichts zu thun hat.
Oder darf daran erinnert werden, dafs bei
Berossos der Steuermann des ,,Noah" mit zu
den Göttern versetzt worden ist?
48. fargiilla, vgl. III R 68, 6ff. ef und II R
57, 56 f. cd (wo Adar „der targulli Himmels
und der Erde" heifst).
49. Die Anunnaki erscheinen gewöhnlich
als die bösen Geister. — Nach Z. 162 dürften
sie den Igigi gegenübergestellt sein. Nicht
alle Götter sind bei der Sintflut beteiligt (gegen
Jensen, a.a.O. S. 430). Der Hauptvertreter der
vernichtenden Mächte ist Bammün. Ob die
übrigen Götter {Nahü, Marduk, Uragal, Ninib)
beim Verderben beteiligt sind, ist unsicher.
Möglich ist, dafs nur ihr Schrecken über
Rammäns Vernichtungswerk ausgedrückt wird.
Ninib mihri usardi könnte auch heifsen: „Ninib
gab den Kampf auf".
50. Rätselhafte Stelle; früher übersetzt:
,, gleich Barken schwammen sie allesamt um-
her". Dafs der Beschauer weder einen „kahlen
Acker", noch ein „Waldfeld" sehen oder gar
10 von einander unterscheiden konnte {Jensen,
a. a. 0.), dürfte aus dem Folgenden zu schliefsen
sein: nach zwölf Tagen wui-de die höchste
Bergspitze als „Land" sichtbar. Der Verfasser
sagt: „wo früher uru war, fand sich jetzt
gleicherweise usallu''\ Aber aus dem ange-
deuteten Grunde kann usallu hier nicht (wie
z. B. Sanh. VI, 35, 38) „Steppe" bedeuten.
51. Zu den vier Strafgerichten vgl. Ezech.
14, 21 ; Jer. 15,3 (s. Delitzsch, Paradies S. 146);
20 zur Löwenplage besonders vgl. 2. Kön. 17, 25;
Ezech. 14, 15.
52. Nach dem Gegensatz zu schliefsen
wohl nicht Beiname des Sit-napisiim, sondern
Name eines Götterboten, dessen Gespräch mit
Ea das kleine Fragment Delitzsch, Lesest.
S. 101 zu erzählen scheint.
53. Eine lehrreiche Stelle für diese Reini-
gung der biblischen Erzählung vom mytholo-
gischen Beiwerk ist Gen. 8, 21, wo in den
30 Worten: „Gott roch den lieblichen Geruch"
gewissermafsen ein Rest der mythologischen
Schale zurückgeblieben ist; vgl. Sintß. 151 f.:
„Die Götter rochen den guten IDuft und schar-
ten sich wie Fliegen um den Oi^fernden."
54. Eig. ,, verwandle" ihn; das Verbum
lapätu enthielt nach Z. 20f. 210. 218 die ent-
scheidende Zauberhandlung, die mit dem Essen
des Zauberkrautes in Verbindung steht. Das
Verbum kommt jedoch auch in der Bedeutung
40 „wecken" (hier aus dem Zauberschlafe?) vor.
55. Das Weib des Sit napistim vollzieht
den Zauber. Auch sonst sind bei Beschwö-
rungen Zauberinnen thätig; vgl. IV R 3,
Kol. II, 4f ; 56, 19 f.
56. Nach Haupt steht XXX im Text (Beitr.
S. 144), vgl. jedoch Z. 278.
57. Man beachte den in der ganzen semi-
tischen und indogermanischen Mythologie wie-
derkehrenden Gedanken: hat der Held die
50 Wunderpflanze, den Zauberstein, den Himmel-
schlüssel etc. gefunden, so wird ihm sein Glück
durch einen tückischen Zufall von neuem ent-
rissen. Es ist schade, dafs der Name des
mythologischen Wesens abgebrochen ist; im
folgenden wird er „Erdlöwe" (oder „Erdgeist"?)
genannt.
58. Gemahlin des Nergal, Herrin der Arznei-
kunst (a-zu) und Unterweltsgöttin.
59. tamhukku und miklciX sind Insekten
CO (V R 26, 10 ff. ab; s. Haupt, Beitr. z. Assyr.
I S. 74). Hier scheinen die Worte übei'tragen
zu sein und das Leid Izduhars um seinen
Freund auszudrücken. Krank kann er kaum
sein nach dem Schlufs der XI. TafeL
60. Zur Litteratur über diese Stelle siehe
Delitzsch, Wörterbuch 384, Anm. 23. su-ku-
la-at dikäri ist aber, wie Zimmern treffend be-
merkt, gewifs parallel zu kusipat akäli und
811
Izdubar (Istar im Epos)
Izdubar (Istar im Epos)
812
bedeutet das im Trinkgefäfs übrig GebHebene
im Gegensatz zu den Speiseresten.
61. Etana ist ein anderer Nationalheld der
Babylonier. In der Bibliothek Asnrbanipals
ist ein Epos, das ihn zum Helden bat, aufbe-
wahrt worden; der Epenkatalog {Haupt, Nimr.-
Ep. 11 S. 92. 94) nennt es neben dem Izdubar-
Epos. Ein kleines Fragment K 85G3, von Haupt
kopiert, enthält die Spuren eines Gesprächs
erscheinungen ermutigt und im Frieden zum
Wagnis der Jagd ladet als Göttin des Bogen?,
Pfeils und Köchers (s. die Abbildung; ein be-
sonders interessantes Bild der bewaffneten
I^tar, die auf einem Throne sitzt, auf einen
Panther tretend und Opfergaben empfangend
s. bei Munter, Beligion der Babylonier Taf. I,
Fig. 5). Diese Doppelgestalt entspricht dem
Venus.stern, der als Abendstern die Nacht
zwischen Etana und einem weiblichen Wesen, lo beraufführt und als Morgenstern den Tag ver-
Einem Schüler des Herrn Prof. Dr. Friedrich
DeUtssch, Herrn E. T. Harper ist es gelungen,
in den unveiöffentlichten Schätzen des Briti-
schen Museums vor kurzem grofse Fragmente
der Etana-Legenden aufzufinden, die zunächst
in der Academy veröffentlicht worden sind.
Die Geschichte erinnert entfernt an die Sage
vom babylonischen Gilgamos, der nach Aelian,
hist. anim. XII, 21 als heimlich geborenes
kündigt mit seiner Arbeit und seinen Kämpfen.
Deshalb wird dieser Stern der Göttin als
Emblem beigegeben, oder gar mit ihr identi-
ficiert (schon in alter Zeit, wie der siderische
Hintergrund der ,, Höllenfahrt der Jsfor" be-
weist).*) Im Isduhar-^^o^ ist IHar als Stadt-
göttin von Erech Göttin des Kriegesund Venus
foecunda zugleich, ohne dafs ein siderischer
Vorgang zu Grunde liegend gedacht ist. Wie
Kind der Prinzessin von einem Turme hinab- 20 aber hier die letztere Eigenschaft vorwiegt,
gestürzt, von einem Adler aufgefangen und
gerettet wird. In den Etana-hegenäen trägt
ein Adler den Helden zur Sonne empor. Der
Sonnengott erscheint als Schutzgottheit, wie
im Izdubar-Epos. Wenn Etana nicht Kimr.
17 — 19 als alter Volkslield genannt würde,
könnte man denken, es liege die Jugendge-
schichte Izduhars vor. Näheres s. in dem Art.
Etana im Nachtrag.
Zusätze.
I.' Istar-Astarte im Izdubar-Epos.
Es sei verstattet, an dieser Stelle, über
den Rahmen des Epos hinansgreifend, einige
ergänzende Bemerkungen zu dem babyl.-assyr.
Teile des ausgezeichneten Jsia7'^e- Artikels (i/cZ.
Meyer) Bd. I Sp. 645 IF. hinzuzufügen. Wie
Istar als Göttin der Jagd mit Bogen und Pfeilen auf einem
Tiger stehend {British Museum, Menant, Cylindre de\VAssyrie
Paris 1886 pl. VIII, ur. 1).
Ed. Meyer treifend bemerkt, hat die Göttin
Istar einen doppelten Charakter: sie ist einer-
seits Repräsentantin der üppigen, sinnlichen
Liebe, tiefer gefafst Göttin der Fruchtbar-
keit und als solche hyperbolisch Mutter des
Götter- und Menschengeschlechts und „Göttin" 60 mein Antlitz.'"**
schlechthin, andererseits als „stärkste (karidtu)
unter den Göttinnen" die Göttin, „ohne deren
Willen niemand in Ruhe und Wohlbehagen
dahinlebt" (IV R 4, 13 ff. b), „Göttin des Kampfes,
Herrin der Schlacht, Entscheiderin der grofsen
Götter" {Asurh. Smithl2\,35), eine orientalische
Walkürengestalt, die zum Kampf auffordert, dem
Könige voranzieht, die Soldaten durch Traum-
so mag überhaupt im babylonischen Reiche
der sinnliche Kultus der Istar vorgeherrscht
haben. Hingegen tritt in den Inschriften der
kriegerischen assyrischen Könige Istar ledig-
lich als Kriegsgöttin auf mit starker Hervor-
hebung ihres siderischen Charakters. Freilich
mag hinter den geheimnisvollen Andeutungen
verschiedener Istar-Knlte auch die andere
Seite verborgen sein.
30 Als ,, Mutter der Menschen" erscheint die
Göttin Istar im Pantheon der Sintflutgeschichte;
zugleich als ,, Herrin der Götter", deren Rede
mächtig ist in der Versammlung der Götter.
Dieser Anschauung entspricht ein herrlicher
babylonischer Psalm, der uns einen tiefen
Blick in die edelsten Gedankenkreise des baby-
lonischen Volkes thun läfst. Der Rest der
zerbrochenen Tafel (Texte bei Haupt, Keil-
schritttexte S. 116 f.): „0 Istar [. . . .], du
Gebärerin der Götter, die zum Vollzuge führt
die Befehle Bels, die du das Gras aufspriefsen
lassest, Herrin der Menschheit, Schöpferin aller
Dinge, Erhalterin (eig. Rechtleiterin) aller
Kreatur, o Mutter Istar, deren Macht kein
Gott nahe kommt, grofse Herrin, deren Gebot
mächtig ist, ein Gebet will ich sprechen —
was ihr gut scheint, möge sie mir thun! — :
'0 meine Herrin, seit den Tagen meiner
Kindheit bin ich gar sehr an das Böse ge-
fesselt (wörtl. angezäumt), ich habe keine
[Speise] gegessen, Weinen ist meine Speise,
[ich habe keinen Trank getrunken], Thränen
sind mein Trank, [mein Herz wird nicht
mehr fröhlich], mein Gemüt nicht mehr
heiter [ ], unter Schmerzen klage
ich, [meiner Sünden (?) sind viel], voll von
Leid ist mein Herz; meine Herrin, erfahre
doch, was ich gethan habe, schaffe mir
Ruhe, bedecke (?) meine Sünde, richte auf
*) Es ist nicht zu leugnen, dafs gerade in der Ver-
mischung der Astronomie und Theologie für das Ver-
ständnis des babylonischen Pantheons zur Zeit uniiber-
steigliche Schwierigkeiten liegen. Auf eine „trübe Be-
schaffenheit" der babylonischen Keligion daraus Schlüsse
zu ziehen, möchte ich nicht wagen.
**) Merkwürdig ist, dafs an solche tief religiöse, an
alttestamentliche Bufspsalmeu anklingende Gebete häufig.
813 Izdubar (Istar im Epos) Izdubar (Istar im Epos) 814
Aus der II. und VI. Tafel des Epos geht Bestimmung des „bürgerlichen Gesetzbuches"
weiter klar hervor, dafs in Erech der Istar der Babylonier — 11 R 10; vgl. V R 25) erwähnt
als der Venus foecunda zu Ehren Hierodulen- den Fall, dafs „jemand eine Jcadistu auf der
kultus getrieben wurde. Die Priesterinnen Gasse aufliest und in seiner Liebe sie hei-
heifsen kizirCii (,,die Verderblichen", vgl. hebr. ratet, obwohl sie eine Jcadistu ist (ga-dü-du-
akzdr Deut. 32, 33) oder harhnäti (,,die Be- iis-su)",
strickenden") oder uhuti (wohl mit ahu ,,Netz" Als Tochter des Anü erscheint auch sonst
zusammenhängend; auf der II. Tafel im Sin- die Göttin in ihrer Eigenschaft als Göttin
gular als Eigenname gebraucht), und werden der Liebe (so in der Höllenfahrt der Istar),
als Gefährtinnen der Göttin gedacht. Ein lo während sie an allen den Stellen, an welchen
Fragment K 2619*) nennt Erech, „die Wob- ihr sideraler Charakter hervortritt, als Tochter
nung Anu und Istars, die Stadt der Jcizreti, des Mondgottes Sin, oder in rein astrologi-
harimäti [und uhätu], deren Händen Istar sehen Beschwörungen als Tochter des Bei,
den Mann übergeben und zugezählt hat.**) angerufen wird; z. B. in dem oben mitge-
Den Hauptfesttag scheint der Festtag des teilten zur Beschwörung benutzten Bufsgebet.
Tammnz zu bilden, an dem auch Totenbe- Es soll zunächst an einem Beispiel gezeigt
schwörungenmit Hilfe der Göttin vorgenommen werden, wie in den religiösen Urkunden
wurden, _s. den Schlufs der Höllenfahrt der Astrologie und Theologie vermengt worden
Ihar. Über die kulturhistorischen Fragen, ist. IV R 5 wird erzählt von den 7 Boten
die hiermit zusammenhängen, läfst sich erst 20 des Anu (Repräsentanten elementarer Ge-
dann endgültig urteilen, wenn die geheimnis- walten, wie Südwind, Wolken, Sturmwind,
vollen Beschwörungen an die „fleischfressende Glutwind u. s. w.), ,,die zur Rechten des
und bluttrinkende Tochter des J.wm", die im Sturmgottes Bamman einherziehen und ihrem
im IV. Bande des luschriftenwerkes sich finden, Meister viel Not machen: 'Im weiten Himmel,
gelöst sind. Dafs die morai ''" ^nfm***) mit dem der Wohnung des Königs Anu treten sie böse
Hierodulen -Kultus in Verbindung steht, zeigt auf und sind ohne Rivalen. Da vernahm Bei
IV R 65, col. Ill, 37 ff. (hadi'stu märat ''" Amm) diese Kunde und ersann ein Geheifs in seinem
und HR 17, 11 ff. ab {Haupt, Keilschrifttexte Herzen. Mit Ea , dem erhabenen ^ Ent-
S. 82 f.). Offenbar ist der Hierodulen -Kultus scheider der Götter, hielt er Rat: Sin, Samas
nur ein religiöser Deckmantel für die sittliche 30 und Istar bestimmte er zur Herrschaft über
VerwilderuntT der babylonischen Städte. Jede den Damm (fes Himmels, mit Anu belehnte
Buhlerinheifst^-ac^ufH („die Geweihte"), seil, der er sie, mit Herrschaft über den ganzen Himmel.
Göttin /s<ar, die gewissermafsen als Göttin der Diesen drei Göttern, seinen Kindern, befahl
Preisgabe selbst li;adistu genannt wird. (Eine er ohne ünterlafs dazustehen. Da jagten die
7 bösen Götter auf dem Damm des Himmels
wie hier, Beschwörungfiformelu gekuüpft sind. Zur Text- umher, VOr Nannari-Sin (den Mondgott)
erkiärung s. Zimmern, Babi/ionische Bui'spsaime?i S. 33 ft'. gingen sie zornig. Der erhabene Samas und
Vgl. auch den Beschwörungshymnus au Istar, den Bamman , der Held , traten auf ihre Seite
Brünnoiv, Zeitschr. für Assyrioiogie IV, Heft n veröffent- über. Istar schlug ihre glänzende Wohnung
licht und kommentiert hat. 4^ bei Anu, dem König, auf, und sann über die
*) Das Fragment erzahlt, ^vie der Gott hum im Herrschaft des Himmels" .... Nachdem sie
Auftrage der i),v.ara verschio lene Städte verwüstet. Un- Mondgott Tag und Nacht bedrängt Und
mitlelbar vor der citierten Stelle ist von einer Stadt die ... „ ,. ,° , ,, ° , , , • •
Rede, deren Mauern wider den Willen des Sonnengottes schliefslich entthront haben, Sinnen SievOn
zerstört wurden (also nicht ivrecÄ). neuem Böses und kommen gleich einem
*♦) In den folgenden, zum TeU dunklen ZeUen werden Sturmwind vom Himmel auf _ die Erde herab.
Priester des Hierodulen - Kultes in E-anna versammelt: Bei sieht die Bedrängnis seines Sohnes und
mnd KUR-GÄR-ra und amd. i-sin-[nu] sa ana supiuh sendet J^usku , den Botcn, in die Wassertiefe
iiise Istar zikrusiniu iiteru ana [ ] (machte sie zu gu jj;^, dem Gott der Weisheit, der auf Hilfe
Eunuchen!), femer 7j«s>a<w «a« waffiaw (Werkzeuge zur ginnt. — In einer Asnrhanipal- (nicht Asur-
K^,iri,runs^^ Haupt, BenrzAssyrl^ HR 66 wird Istar, die
ganze rätselhafte Passus schliefst: Istar iritinma, Istar . ,- • i tt- ^ ..ü- • i t ;-<../
erzürnte! siderische Himmclsgottm, gepriesen als die Got-
***) Von den hierher gehörigen stellen IV R 63, col. in; t^Q' „ die Gebete erhört, die annimmt das
G5, col. II, 32 ff. col. III, 13 ff. (in Verbindung mit .4,«;«),29 ff. Seutzcn, die entgegennimmt das Flehen, das
(kadistu inarat •'" Anlm) sei nur die erstere hier wieder- vollkommene Licht (Himmels und der Erde),
gegeben (z. 40 ff. b) : istanattl dumi nisbuti ia ameiuti Mru das riesige, das Himmel und Erde er-
sa la akäii lurpadu sa la karäsi taitamdi (= tastaddi?) 1 euchtet, deren Name in aller Lande Gegenden
marat >'" Aniin akai dimmäti u biktti taitanatti dami nis/ji/ti o'enannt wird die Leben verleiht die ffuaden-
sa arnclMseru sata akali n^rpadu sa la karasi llsAddiki üu ^.^.^^^^ Göttin,' ZU der eS gUt ist ZU beten". Ein
Anim abiki lisaddiki Antum ummtki kima burnn seri. ,., . , tt • a t, • t i->-i t
iadaki rukbi mdiniki masmasu asipu «u Marduk .../... _ l\^*"^^'f ^^J' HymnUS in Asurhampols BlbllO-
ana pan namaUe sa sßri päniki siikni (siel) lä jiassäti samni •'" tbek, der trotz der ,,sumeriscnen Zeilen assy-
mihji; „sie trinken' sättigendes Menschenblut" (vgl. die rischen Ursprungs sein mag, besingt Istar
,, fleischfressenden und blutsaufenden" bösen Geister iv folgendermafsen (Text bei Delitzsch, Assyrische
R 2), Fleisch, das nicht zu essen ist, Knochen, die nicht Lesestüclce S. 134 ff., Vgl. Haler ^J , Beviie dcS
zu nagen sind; Anus Tochter mag hinwerfen die Speise EtudeS juivCS IX 1884 2, S. 173 ff.):
des Heulens und Weinens ! — Du trinkst sättigendes
Menschenblut, Fleisch, das nicht zu essen ist, Knochen, (Dqv Priester*)
die nicht zu nagen sind, es möge dir's (der Istar?) hin- T • t-i. J u' j • t? t
werfen ^?i«, dein Vater, es möge dir's hinwerfen ^n<«7«, LlCht des Himmels, das Wie i euer aut
deine Mutter' u. 8. w. Erden entflammt, bist du,
815 Tzdnbar (Istar im Epos) Izdubar (Istar im Epos) 816
Istar , ■wenn du auf Erden auftrittst (d. h. (Der Sänger, der den Hymnus zum Zwecke
erscheinst), einer Beschwörung — in Wechselcbören? —
die du gleich der Erde kostbar (?) bist, recitieren liefs, wendet sich nun zu der er-
dann grüfsen dich segnend die Pfade der zürnten Göttin mit den Worten: ,,Dein Herz
Gerechtigkeit. *) möge sich beruhigen, dein Gemüt besänftigen;
Wenn du eintrittst in das Haus der der Herr, der grofse Gott Anu, möge dein
Menschen, Herz beruhigen, der Herr, der gewaltige Berg,
gleichst du dem Tiger, der zum Raube der Gott Bei, möge dein Herz besänftigen,
eines Zickleins bereit steht, Istar, Herrin des Himmels, dein Herz möge
dem Löwen, der auf den Gefilden (?) ein- lo sich beruhigen.")
herschreitet**); Einem Mythenkreis \on Istar, dem Venus -
0 Licht, 0 Magd, Zierde**) des Himmels, stern, scheint auch die Beschwörungslegende
Magd Istar, Zierde des Himmels, von der ,, Höllenfahrt der isfar" anzugehören.*)
die du in eine glänzende Wohnung gesetzt Die Tochter des Monclgottes steigt hinab in
bist, Zierde des Himmels, die Unterwelt jenseits des Ozeans. Sobald
Schwester des Sonnengottes, Zierde der Pförtner der Unterweltsgöttin die Nach-
des Himmels. rieht von Istar' s Ankunft bringt, erschrickt
(Istar:) sie gewaltig; sie sieht alles Unglück voraus.
Zur Vollstreckung der Befehle trete ich das Istar's Abwesenheit von der Erde hervor-
auf, kraftvoll trete ich auf, 20 rufen wird. ,, Gleich der Überschwemmung
Für meinen Vater Nannar (Sin), znr Voll- der Hochflut, gleich rauschenden (?) Wassern
Streckung der Befehle trete ich auf, einer gewaltigen Flut will ich weinen über
kraftvoll trete ich auf, die Männer, die ihre Frauen verliefsen, will
Für meinen Bruder Satnas , zur Voll- weinen über die Frauen, die von der Seite ihres
Streckung der Befehle trete ich auf, Gemahls [genommen sind]. Die Liebe hört auf
kraftvoll trete ich auf, Erden mit Istar's Verschwinden auf, alles ehe-
mein Vater Sin hat mich eingesetzt, zur liehe und soziale Leben ist in Frage gestellt.
Vollstreckung der Befehle trete ich auf. Der Mann verläfst die Gattin, die Sklavin den
am glänzenden Himmel zur Vollstreckung Herrn , die Mutter vergifst ihrer Kindes-
der Befehle trete ich q^uf, kraftvoll so pflichten, und in der Tierwelt hört alle Zeu-
trete ich auf. gung auf (Vorderseite Z. 76 — 80). Mit einem
Unter Jauchzen ob meiner Glorie, unter Trauergewande bekleidet kommt der Götter-
Jauchzen ob meiner Glorie, böte zu Istar's Bruder, dem Sonnengott, und
unter Jauchzen gehe ich, Fstar, erhobenen meldet das Unglück. Der Sonnengott fragt
Hauptes einher. seinen Vater, den Mondgott; dieser wendet
Istar, die Göttin des Abends bin ich, sich an Ea, der ,,in der Weisheit seines
Istar, die Göttin des Morgens bin ich — Herzens ein Wesen schuf", den Uddusu-ndmir
Istar, welche öffnet das Schlofs des gläa- (d. h. „sein Licht leuchtet"). Der Götterdiener
zenden Himmels, (das ist) meine Glorie! steigt hinab in die Unterwelt, bethört die
die den Himmel niedertritt und die Erde 40 Todesgöttin und „nachdem ihr Herz beruhigt
erschüttert — (das ist) meine Glorie! — war und heiter geworden ihr Gemüt", be-
den Himmel niedertretend, die Erde er- schwor er sie „mit dem Namen der grofsen
schütternd — (das ist) meine Glorie! — Götter" und zwang die ohnmächtig wütende,
den ,, ewigen Palast" zu öffnen, in dem die
(Der Priester:) Erdgeister das Wasser des Lebens bewachen.
Wenn sie am Damm des Himmels auf- Mit dem Wunderwasser besprengt, ward Istar
leuchtet, wird ihr Name gepriesen erlöst aus dem „Lande ohne Heimkehr". —
unter den Leuten — „(das ist) meine Wiederholt wurden oben dichterische An-
Glorie" ! klänge dieser grofsartigen Dichtung an das Epos
Als Königin des Himmels oben und unten 50 von Izdubar aufgezeigt, und man ist unwillkür-
soll sie verkündigen: — „meine Glorie". lieh versucht, J^^^M&ar in seiner sideralen Gestalt
in diesem Mythus (der Venusstern verschwin-
(Istar:) (jgt jenseits des Ozeans, der Götterbote klagt
Die Berge einzig überwältige ich — „(das es dem Sonnengott und dieser dem Mondgott;
ist) meine Glorie!" Ea aber erzeugt den Uddum-ndmir, d. h. „sein
Ich bin der Berge gewaltige Burg, ich bin Licht leuchtet") zu suchen. Sollte etwa der
ihr gewaltiger Verschlufs: „(das ist) Uddusu-ndmir , dessen Name neckisch die
meine Glorie!" Umkehrung von Namir-uddu = Nimrod dar-
stellt, identisch sein mit Izdubar, dem Sonnen-
*) D.h. die auf rechten Pfaden einhergehen, vgl. die- 60 herOS?? Dann würde der Held Izdubar und
selbe Wendung im Sonnenhymmis IV K 17, u a. Man der Sonnengott Izduhar zwei Verschiedenen
wird unwillkürlich an die 1. Svire des Koran erinnert. yon einander abhängigen Mythenkreisen an-
**) Das Bild ist nicht ganz klar. Sind die leuchten- gehören, von denen der eine das Izdubar-
den Augen das tirtium comparationis? Es scheint das
Ganze den Gegensatz zum Vorhergehenden zu bilden.
Es fürchten sich vor Istar, die im Verborgenen Böses *) Neu bearbeitet vom Verfasser dieses Artikels in der
thun. Zu beachten ist, dafs der Tiger Symbol der Utar citierten Schrift über „Die öabyl.-assyr. Vorstellungen
ist, s. Abb. Sp. 811. Zu ina l-irhiti vgl. IV B 23, 11 f. a. com Leben nach dem Tode" ^ Leipzig, Hinrichs 1887,
Jensen., Kosmol. 433; oder heilst es „im Innern"? S. 4 — 45.
817 Izdubar (u. d. Zeichen d. Tierkreises)
Izdubar (u. d. Zeichen d. Tierkreises) 818
Epos, der andere astrologische Dichtungen, wie
,,die Höllenfahrt der 7stor" erzeugt hat.
Als Göttin des Krieges und der Jagd wurde
Istar, wie gesagt, besonders in Assyrien ver-
ehrt. Tiglathpücser vollendete ihren Pracht-
tempel in Asfiur. In den Inschriften der As-
syrerkönige heifst sie heJit talmzi, „Herrin der
Schlacht". Ihre Hilfe spielt in den Jagd-
inschriften Asurhanipals (I R 7) eine grofse
Rolle. So heifst es nach einer Löwenjagd: lo
,,den gewaltigen Bogen der Iltar von Arhela
stellte ich auf sie , eine Opferspende brachte
ich auf ihnen dar, indem ich Wein über sie
ausgofs." Interessant ist ihr Auftreten in den
,, Orakelsprüchen an AsarhacMon^^ (IV R 68),
wo sie unter den ,.fiO grofsen Göttern", die
dem Könige zur Seite stehen, ihm langes
Leben und Glück zur Regierung geben, mit
obpnan steht. So spricht sie zu Asarhaddon:
„Fürchte dich nicht, willst du sfleich ver- 20
\ zagen? Ich komme und lasse mich nieder,
cvenn man ruft: wehe!" und an anderer
Stelle: „Asarhaddon, treuer Sohn, mit eigener
Hand werde ich deine Feinde vernichten."
Tstar von Arhela, die ,, Königin in den hei-
ligen Gemächern" (vgl. Afiirhayiipal , col. X,
61 f ; über das Verhältnis zur Istar von Ninereh,
der „Königin von Kidmuru'^, ist zur Zeit
nichts zu sagen) erscheint bei Asurbanipal als
Schutzgeist des Heeres, Als die Truppen vor so
einem schwierigen Flufsübergang standen,
,. erschien Jstar (col. V, 97 ff.) gegen Ende der
Nacht meinen Soldaten im Traum und sagte
zu ihnen : 'ich schreite einher vor Asurbam'pal,
dem König, den meine Hände erschaffen
haben!' Auf diesen Traum vertrauten meine
Truppen und überschritten den Flufs wohl-
behalten." Es liegt an sich nahe, dafs auch
hier an die Göttin der Venus, und zwar des
Morgensterns zu denken ist. Dafs f^er side- 40
rische Charakter mit Asurhanipals Istar ver-
bunden ist, beweist aufser dem oben citierten
Gebet Asurhanipals an Istar die Stelle col. IX,
79 ff. in den Annalen, wo sie geschildert wird
als Göttin ..im Flammenkleid, Glanz tragend",
die Verderben regnen läfst auf das Feindes-
land. Col. IX, 5 ff. (ib.) erscheint übrigens der
Sirius, „der Bogenstern", als Emblem der
Göttin, der V R 46, 23 a b geradezu ,,die Istar
von BaheV'' genannt wird. Der Kronschmuck 50
auf dem Bilde der bewaffneten Istar (Sp. 811)
stellt also die Venus oder den Sirius dar.
IL Das Izdubar -Epos und die Zeichen des
Tierkreises.
Unmittelbar mit dem Bekanntwerden des
/2f?M?)rt?"-Epos wurde vermutet, dafs die Zwölf-
tafeldichtung einen Sonnenmythus darstelle,
und dafs die Zeichen des Tierkreises dem
Epos entnommen seien. *) Zuerst wurde das 60
behauptet von Henry Rawlinson; andere Ge-
lehrte, wie Lenorniant , Sayce (s. besonder.s
Lcnorwant, Les oricjines de Vlüstoire S. 238 ff.)
*) Ist eine Verbindung vorhanden, so sind die Be-
ziehungendes Epos auf die Tierkreisbilder wahrscheinlich
sekundärer Natur. Dies ist nach dem folgenden des
Verfassers Meinung im Gegensatz zu den oben ange-
führten englischen Hypothesen.
stimmten zu. Man könnte noch weiter gehen
und Izdubar - Nimr od verbindend sagen, der
Held des Epos sei im letzten Grunde der
Sonnengott, der als ,,grofser Jäger" von dpn
zwölf Stationen der Sonnenbahn seine Pfeile,
die Sonnenstrahlen, auf die Erde sendet! —
In Wirklichkeit kann eine Verbindung des
Epos mit den zwölf Zeichen des Tierkreises
nur mit aller Reserve behauptet werden. Dafs
die Einteilung des scheinbaren Weges, den
die Sonne im Laufe des Jahres zurücklegt,
auf die Babylonier zurückgeht, hat Jensen,
Kosmologie S. 310ff. jüngst überzeugend nach-
gewiesen (s. auch Jensen, Ursprung und Ge-
schichte des TicrJireises, in der Deutschen Revue,
Juni 1890). Die Astronomen bezeichneten den
vzj:^
Skorpion und Skorpionmensch (aus einer Steininschrift
von Nebukadnezar I, s. V. K. 57).
Ort, an dem die Sonne zur bestimmten Jahres-
zeit steht, mit einem Symbol. Da die Bilder
tanrus, leo, scorpio, amphora den vier Haupt -
Jahreszeiten entsprechen, mufs — so schliefst
Jensen — der Tierkreis in der Zeit entstanden
sein, in welcher die Sonne bei Frühlings-
anfang im Zeichen des Stieres stand, also vor
2500 v. Chr. (heutzutage im Bild der Fische,
vor 2000 Jahren im Bilde des Widders). Der
Stier ist das Bild des Gottes Merodadi, der
am Schöpfungsmorgen die Finsternis über-
wand und seitdem die Frühsonne und Früh-
lingssonne repräsentiert, der Löwe ist das
Bild der verzehrenden Sonnenglut im Sommer,
der Skorpion, der Steinbock, vielleicht auch
der arcitenens (s. die Abbildung ;|der darunter
819 Izdubar (u. d. Zeiclien d. Tierkreises) Izdubar (Istar und Semiramis) 820
stehende Skorpion zeigt, dafs der Bogen des Von einer kosmischen Bedeutung der Stadt
arcitenens von den Fangarmen des Tieres her- Erech im Epos und von einer Beziehung des
genommen ist), und die Fische entsprechen „Himmelsstieres" auf das betr. Sternbild, das
den Helfershelfern der Schlange (?) Tiliamat, Sayce {Bahiß. Religion S. 293), „ahnt"_ und
welche Finsternis und Wasser, die Schrecken /e*2sen (a. a.O. S. 63 Anm. 1) „kaum bezweifelt",
des Herbstes und Winters, repräsentiert, wäh- vermag ich nichts zu entdecken,
rend der Wasserkrug die Regenzeit des Winters ttt t» j o •
selbst treffend symbolisiert. — Neben diesen HI- Istar und Semiramis.
Beziehungen der meisten Tierkreisbilder auf Lenormant, La legende de Semiramis {Me-
kosmische Vorgänge läfst sich jedoch ein Zu- lo moires de l'Academie Boyale, Brnxelles, 1873)
sammenhang gewisser Bilder mit dem Inhalt hat Semiramis und Tstar vollständig identi-
der 12 epischen Gesänge nicht leugnen. Die liciert. Sayce (bei Gyrus Adler, The Legends
vielleicht sekundären Beziehungen, die beim of Semiramis and tlie Nimrod Epic, John's
Epos vom Sonnenhelden nahe lagen, müfsten HopJcins University Circulars, Januar 1887)
entstanden sein in der Zeit, in der die Früh- stimmt dieser Meinung zu auf Grund von Lwcian
lingssonne vom Bilde des taurus in das Bild de dea Syria, und hält Semiramis für den
des anes zu rücken begann (also um 2000 v.Chr.). Lokalnamen der Istar von Ilierapolis. Die
Das würde dem Inhalt einiger Gesänge gut Vergleichung ist mit gröfster Vorsicht auf-
entsprechen. Im ersten Gesänge beginnt die zunehmen. Die Gestalt der Semiramis schwebt
Heldenlaufbahn Izduhars , der nach den 20 noch völlig im Dunkel. Auch wenn eine
Worten des Sädu „wie ein Bergstier" über historische Königin Semiramis (aufser der
die Helden hervorragt. Das gewöhnliche Bild I R 35, nr. 2, 9 auf einer iV^e&o - Statue be-
für Königsherrschaft wird bei den Assyrern zeugten Gemahlin des Bammannirari: Sa-am-
vom Widder und Leithammel entnommen: mu-ra-mat, d. i. Semiramis) als Gründerin
lülimu = sarru , die babylonischen Könige von Nineveh inschriftlich erwiesen wäre*), so
heifsen bei Jesaias die ,, Leithammel" (Gi'i^r"") könnte immer noch die mythische Gestalt der
der Völker, vgl. Sach. 10, 3. — Das zweite wollüstigen Semiramis so weit von ihr ver-
Bild , taurus , würde der H. Tafel des Epos schieden sein, wie der historische Äsurbanipal
entsprechen, in deren Mittelpunkt Eaiani von dem Wüstling Sardanapal , wie ihn die
steht, der als Stiermensch dargestellt (s. die 30 klassischen Schriftsteller schildern. Cyrus
Abb. Sp. 791) und ideographisch als „aufrecht Adlers Urteil, „die Königin Semiramis als
stehender Stier" bezeichnet wird. Das dritte eine Wiederholung der Jstor- Legenden auf-
Bild , gemini , entspricht dem Inhalt der zufassen, sei unwahrscheinlich", ist zweifellos
III. Tafel, in welcher Eahani und Izdubar, berechtigt. Aber auch die a. a. 0. gebotene
nachdem sie miteinander gekämpft haben, Gegenbehauptung, „dafs die isiar- Legenden
enge Freundschaft scbliefsen. Dafs die virgo des Nimrod- Epos eine „projection" der Semi-
des 6. Monats etwas mit Istar zu thun hat, rawz's- Legenden" darstellen, entbehrt des Be-
beweist das unten angeführte Monatsideo- weises. Beide Gestalten, die mythische Semi-
gramm. Die VI Tafel des Epos aber erzählt ramis und die Istar von Erech, wie sie in der
die Liebesabenteuer der Göttin Istar. Wenn 40 VI. Tafel des Epos geschildert wird (eine ganz
der arcitenens (9. Monat) als Skorpionmensch andere Istar schildert, wie oben ausgeführt
gedacht werden darf (Abb. auf Sp. 818), so wurde, die XI. Tafel) stellen mit orientalischer
wäre eine Verbindung mit der IX. Tafel, deren Anschaulichkeit ein Weib dar, in deren Wesen
Hauptereignis die Begegnung mit dem Skorpion- sich Wollust und Grausamkeit paart — eine
menschen bildet, naheliegend. Wenn endlich Erscheinung, wie Sage und Märchen sie in
d\Q amphora (11. Monat) Symbol der Regenzeit allen Epochen der Kulturgeschichte erzeugt
ist, so stimmt auch das zum Inhalt des Epos: hat. Dafs die Mythenbildung beide Gestalten
die XL Tafel erzählt bekanntlich den Flutsturm. mit gleichen Zügen ausgestattet hat, läfst
Im Anschlufs daran sei bemerkt, dafs auch sich nicht leugnen — mehr darf jedoch nicht
einige Monatschreibweisen dem Epos ent- 50 behauptet werden. Der bewaff'neten, zu Krieg
nommen sind. Der 2. Monat hat das Ideo- und Jagd ausziehenden Iltar entspricht die
graram des Eahani, des „aufrecht stehenden Semiramis des Diodor (2, 8): occp' l'nnov näg-
Stieres", entsprechend dem Inhalt der II. Tafel. SccXiv d-novri^ovaa. (Wollte man eine wirk-
Der 6. Monat hat als Ideogramm: „Sendung liehe Parallele aufstellen, so könnte man auch
der Göttin IHar^^, entsprechend der Rache- Ninus und Izdubar zusammenstellen: uai
Sendung des Himmelsstieres auf der VI. Tafel. nlrjOLov avxr]? b dvrjg Nivog itccimv s'x %fiQog
Endlich steht fest, dafs ein Ideogramm des liovza löy%i}.) Den Liebesabenteuern Istars,
11. Monats: „Fluch des Regens" dem Inhalt
des XL, der Sintüuttafel, entspricht, wie Le- ^,j,i„„g ^„^ ^^^^^ tmd Abel, so kann die letztere rätsel-
normant zuerst erkannt hat (s. Delitzsch, 60 hafte Bomeikung nur auf einem starken Mifsverständnis
Paradies S. 146). Die meisten der übrigen des einen /itor -Aljenteuers auf Tafel VI beruhen.
Monatsideogramme, von denen leider viele *) Zu der Bemerkung des Syncellus. Ckronoyraphia
verstümmelt sind, beziehen sich auf die P- 96 über die ersten assyrischen Könige Bei, Ninus,
Jahreszeiten, Erntearbeit U. S. W. *) S,-miramis, Ninyas, die im 4. Jahrtausend geherrscht
haben sollen, ist zu beachten, was sein Gewährsmann
*) "Wenn ipjio/Tnan« a.a.O. S. 143 0. sagt, das Ideogramm Diodorus (ib. p. 166) sagt: oliiri in Asia ex iiuli'jenis crea-
des 3. Monats araii libitti (,, Monat des Ziegelstreichens") bantiir reges, quorum gesta vel nomina nulla hominutn nie-
weise auf den Bau einer Stadt, das entsprechende Zeichen muria celebrat. rrimtis autein quorum liistoriae vel hominitiu
des Tierkreises (Zwillinge) auf eine babylonische Er- notitiae fama cuini/ierulaia est, fuit Ninus etc.
821 Izdubar (und Herakles) Izdubar (und Herakles) 822
die mit der Vernichtung; des Geliebten eu- „bodenlos", den griechischen Herakles in alt-
digten, entspricht die Erzählung (ib. 2, 13): babylonischen Sagen zu suchen. Seine An-
sniXsyonivT] 8s räv ürguTtcoTäv tovg bvtzqs- nähme, dafs Herakles ursprünglich nur Dorier,
jtBi'ci öic/cptgovrag tovzols ifiLaySTO -nccl nccvrag Ideal des dorischen Mannes (■ö'^To? ävjypbez. avjjp
tovg avrij nXrjaiäacivtng 'qcpävi^sv. (Hierzu &s6c) sei, (vgl. jedoch auch Tümpel, Philoloqus
erzählt Georgius Syncellus, CJironographia ah N. F. 4 S. 608 iF.) schliefst angesichts der alten
Adamo p. 64 nach dem Bericht des Ktesias, von Doriern und Semiten gemeinsam bewohnten
Semirnmis habe die berühmten Wälle nicht Kolonieen die semitische Beeinflussung des
als Schutz gegen die Flut, sondern als Denk- Herakles -^lyihns nicht aus. Und wenn sich
mäler für ihre Geliebten gebaut.) lo auch nicht leugnen läfst, dafs die typischen My-
Was übrigens den Namen Semirnmis an- then von Tstar- Astarie- Aphrodite und Izävhar-
langt, so stehen, abgesehen von der über- Simson- Herakles bei den verschiedenen Völ-
geistreichcn Erklärung Bertins (das Wort kern unabhängig aus nationalen Sagengestalten
Snmer vorwärts und rückwärts geschrieben, entstanden sind, so ist eine Beeinflussung
vgl. Journal of the Boyal-Aslatic- Society, ihrer Entwickelung aus den Anschauungs-
Vol. XVIII, p. 4.34), zwei Erklärungen von kreisen der orientalischen Wuuderländer durch
Delitzsch und Haupt einander gegenüber: orientalische Kunst und Dichtung mehr als
Semiramis = summu rainnt, „die Tauben wahrscheinlich Jedenfalls sollen im folgenden
liebende" gemäfs Dindor 2,4: ovo^ia d-sfisvov die Parallelen zwischen Izdubar und Herakles
ZsßtQaf^uv onsQ iatl Kaza rriv räv Zvqcov 20 mit allem Vorbehalt angedeutet sein. Vor
SitiXs-aTOv Tragcovouaaaivov arto räv ■JifQtßxs- allem ist es auffällig, dafs gerade die Be-
gäv (so Haupt, Bcitr. zur Assyr. I S. 164. standteile der Herakles- Sa^e, die WilamoicHz
323, dagegen Hammel, Geschichte Bahyloniens S. 290 ff. für den Urbestand erwiesen hat,
lind Assyriens S. 632, 1) und Semira^iis ent- dem babylonischen Izduhar eigen sind: 1)
sprechend der oben citierten Schreibung die Zugehörigkeit zu dioyfvft?, den adligen
= Sammu rdmat die ,, Liebhaberin von Wohl- mit den Göttern direkt in Verbindung stehen-
gerüchen" (so Delitzsch bei Mürdter, Ge- den Geschlechtern; 2) der Löwenkampf ; 3) der
schichte Bahyloniens und Assyriens I S. 278). Kampf mit einem Riesen; 4) der Abstieg zur
Wenn man Züge der Semiramis bei Isfar von Hölle und die Überwindung des Todes; 5) die
Erech sucht, so pafst zur letzteren Deutung 30 Fahrt zum Göttergarten und die Erwerbung
gut Taf. VI, 13: „in unser Haus (sagt Istar der Unsterblichkeit. Gerade diese Stücke
zu Izdubar) sollst du einziehen unter Wohl- bilden den Gang der Ereignisse im Izdubar-
gerüchen (sammati) von Cedemholz". Epos, sogar der Reihe nach, wenn man das
Gespräch mit dem zur Hölle gefahrenen und
TV TyflnhflT- nnrt HpraVleq *^ ^*^" Isduhnr erlösten Eabani in die mittleren
IV. izüubar nna üeraicies. ) ^ ^^^^^^^ ^yj^j_ Tafel?) einfügen darf.
Vergleichende Untersuchungen über etwaige Ebenso zeigt die spätere Entwickelung der
Zusammenhänge des Epos mit den Sagen griechischen Sage auffällig verwandte Züge,
anderer Völker anzustellen . fühlt sich der Hier wie dort schwankt man zwischen dem
Verfasser nicht berufen. Doch kann ange- 40 Heros und dem Gott. Die einen opfern ihm
sichts der herrschenden Richtung in der mg d&aväzcp. die anderen erweisen ihm Ehre
mythologischen Forschung, nach welcher die wie einem Heros (vgl. Herodot 2, 44). Hier
alten Göttersagen der Griechen ohne orien- wie dort vollbringt der Held seine Thaten
talische Beeinflussung sich ausgebildet haben, aus eigener Kraft, und dennoch sind seine
ein Hinweis auf die Berührungspunkte zwischen Angelegenheiten zugleich Angelegenheiten der
Izdvhar und Herakles mcht unier ävückt werden. Götter. Wenn die jonischen Orte den Herakles
V. Wilamotvitz-3Iöllc)nlorf hält es in seinem göttlich verehrten, wenn die Athener ihn
bedeutenden Werke Euripides' Herakles für dXe^L-na-Kog nannten und auf ihre Schwellen
schrieben: 6 zov diog itccLg v.alXiv iv.og 'Hgayilrig
*) An Simwn („die kleine Sonne"), den Helden der g^ ^v&äSs ■nazOLY.ft- (ITjdlv liaizco Kccnov — SO
Richterzeit, der die israeUten von der Zwingherrschaft entspricht das genau dem Wesen des Gottes
der Philister befreite, sei nur vorübergehend erinnert. t t i i • i i o ^«r -x i -ü
TT, ^^ ■„!,+„♦ ip Ti,,*»« /p 7 /r n- c„ ioffA\ Izdubar, der in dem oben Sp. 775 mitgeteilten
bjT verrichtet zwoli Ihaten (Ro-ikDff, Die ixtrisonsw/e 1860), , i- i • • i x i tt
die mit der Tötung eines Löwen beginnen. Sfeintiu,!. schematisch eingerichteten Hymnus zur Ab-
Zeitschrift für vöikerpsyciioin./ie und Sprachwhsettxhaft 1862 wehr des Ubels aufgefordert wird.
S. 129 — 178 begründete zuerst wissenschaftlich die Wie steht es aber mit dem argivischen
Identificierung der Sagen von Simson und H,-rakl,-s (schon Herakles, dem die Spätere Sagenbilduug Zwölf
Kus^'bioi hat an die Ähnlichkeit erinnert und Herakles /^Q-Xo^ zugezählt hat? Wie im Izdubar -EnOS,
mr eine heidnische Nachahnmng" des S/m.o« gehalten). g^ ^^^ ^^^j^ j^-g^ ^^^ Charakter des sieg-
Seiner Ausführung stimmten zu Goldziher, Der Mythus . , ^ i j • i • t tt i i r^ ■
bei den Hebräern und Braun, Natumesckichte der Sane, reichen Und triumphierenden Helden ZU Gründe,
während Weiihatisen scharf widersprach. Der Versuch 60 dessen Muhe Und Arbeit schlielslich verdienten
\oTi Emil Wietzke. Der biblische Simson der ägyptische Horus- Lohn findet. Izduhav Und Herakles, beide
Ra. die Geschichte von Sinnon (vgl. Ranken besonnenes erscheinen als die berühmten Jüger, „die es
Urteil, ^yell(,esch. I s. 41) ff.) in einen aus Ägypten stam- wohl selbst mit den Unsterblichen aufnehmen"
menden Naturmythus aufzulösen, dürfte wie Steinthah (vgl OdlfS 8 22.5)- bei beiden wechselt
Arbeit dem Urteile n-wM««,,,« verfaUen, dafs zu viel g;^^' f ^^'^ 3^^.^'^^ ^;-^^ Freudenfesten im Kreise
an einen Aagel gehangt ist". — Die vorstehenden Aus- , tt i j T^• a i -i. ,< i tt i i -i
führungen vom ursemitischen Sonnenheros I.duhar sind ^9^ Helden. Die „Arbeiten" der Helden mit-
vielleicht geeignet, der Lösung des Problems neuen Stoff einander ZU vergleichen, wage Ich nicht.
zu liefern. Eabani und Cheiron, der Löwe des Thespios
823 Kaanthos ' Kadmos (Litteratur) 824
und der Wüstenlöwe, den Eabani miihringi, Kabye (Ä'aßv'r?), Gemahlin von Lokros I., dem
— der Stier von Kreta und der Himmelastier, Sohne des Physkios, Mutter von Lokros IL,
Humbaba und Geryon, das vergiftete Nessos- Plut. quaest. graec. 15. Vgl. Kambyse und
gewand, der rasende Hcraldes und Izdubars Lokros. [Lorentz.]
Aussatz sind kühn konstruierte Berührungs- Kadmeeie (KccSfirjSLri), Beiname der Ino in
punkte. Prellers Behauptung*), in seiner einem den Bewohnern des karischen Magnesia
Griechischen Mythologie lange vor Auffindung erteilten Orakelspruch. Athen. Mitth. 1^ {1S20),
des Izdiibar -'E-poH ausgesprochen, ,,dafs viele 332. [Höfer.]
der zwölf Arbeiten ganz offenbar orientali- Kadmilos s. Kadmos.
sehen Ursprungs seien", geht wohl zu weit, lo Kadmogeues (KccSfioysvrjg) wird Herakles
Wichtig ist auch hier vor allem die Fahrt genannt Soph. Trach. 116, weil er aus Theben,
über den Ozean zu dem Göttergarten, in dem der Stadt des Kadmos, stammt; schol. Soph.
HtrnMes durch Gewinnung der Hesperiden- a. a,. 0.; er heihi daher auch ©rjßaysv^g Hesioä.
äpfel die Unsterblichkeit gewinnt, nachdem Theng. 530. Bei Attius 642 p. 218 (RibbecJc)
jhra Helios den Kahn zur Überfahrt geliehen heifst Sem ele als Tochter des Kadmos Kadmo-
hat. Das entspricht gewifs mehr als zufällig gena. [Höfer.]
der oben wiedergegebenen Erzählung: Izäubnr Kadmos I (Kadfiog), eponymer Ortsdämon
will den Ozean überschreiten, die Meerkönigin des gleichnamigen Berges und Flusses an der
wehrt es ihm mit der Erklärung, niemand Nordgrenze von Karlen {Strabo 12, 578. Ptol.
aufser dem Sonnengott habe von Ewigkeit 20 5, 2, 13. Plin. 5, 31; nach Benndorf und
her das Meer überschritten; schliefslich aber Niemann, Peisen in Lykien 1, 146 = dem
darf er auf einer Fähre der Seligengefilde jetzigen Chonas Dagh). Auf Münzen von
das „Meer überschreiten". Siehe Sp. 795. Laodicea wird er abgebildet als jugendlicher
[A. Jeremias] Berggott, einen Baum umfassend, unter dem
KaaiitllOS {Käavd-og, von itai'co'?), Sohn des ein Flufs entspringt. In den Figuren, deren
Okeanos. Er wurde von dem Vater ausgesandt, Treiben Kadmos zuschaut, hat Imhoof-Blumer
umdie von ApoUonnach demlsmenos beiTheben wohl mit Recht (vgl. den Namen Jioanoligund
entführte Schwester, die Quellnymphe Melia, die unter nr. 19 von ihm angeführte Münze
zu suchen. Als er den Apollon in ihrem Be- mit Adrasteia, Zeus und den Korybanten) Rhea
sitze fand, aber sie ihm nicht entreifsen konnte, •"O mit dem Zeuskinde und Adrasteia erkannt und
wagte er Feuer in das Heiligtum des Gottes, damit Lokalisierung des Mythos von der Kind-
das Ismenion bei Theben, zu weifen und wurde heit des Zeus erschlossen; vgl. Jahrbuch des
deshalb von diesem erschossen. Sein Grabmal d Arch. Instituts 3 (1887), 289 T. IX, 18.
befand sich oberhalb des Ismenions, an der Der Name wird von den griechischen Be-
Aresquelle, Paus. 9, 10, 5. Stark. Niobe 384. wohnern des Vorderlandes (Milet?) herrühren,
387. Gerhard, Gr. M. 1 § 751. [Stoll.] s. K.II nr. 90fF. Vielleicht liegt ihm eine Sage zu
Kabarnos {Käßagvog), ein Parier, welcher Grunde nach Art der 'illyrischen' unter nr. 53
der Demeter den Raub der Persephone an- behandelten, so dafs sich eine Verwandtschaft
zeigte , Steph. B. v. TIciQog. Demeter setzte mit dem 'Heros' Kadmos ergäbe. Über Kadmos
ihn und seine Nachkommen, die Käßagvoi., als 40 und Zeus s. Kadmos II nr. ."7 ff. 95 ff. [Crusius.]
erbliche Priester ihres Dienstes zu Paros ein, Kadmos II {Käö^iog, auch Kdaa^og, KäSfiav,
Antimaeh. {fr. 57 StoV. 46 Dübner) bei Suid. KaSiiatcov, s. unten nr. 25. 58. 80. 85), gr. Heros.
V. 'Ogysävsc. Phot. p. 251 Herrn. (Pars. p. 344, Litteratur (abgesehen von den Hand-
16); vgl. Hesych. v. Kaßugvoi. Paros hiefs büchern): Zoega, Bassir. 1 p. lOff.; 0. Müller,
Kaßagvi'g, Steph. a.a.O. Boeckh, C. I. n. 2384; Prolegomcna(i826)li9l;Orchomenos^ 111— IIb.
vgl. 2388. 2415, 15. Preller, Dem. u. Pers. 29. Buttmann, Mythol. II 171 flP.; Welcher, Über eine
Welcker, Tril. 221. [Stoll.] kretische Kolonie in Thebenhes. 8.701; Kl. Sehr.
Ji.a,\)eiYiAes{Ko!ß8LgL8sg vvfiqjai), dieSTöchier 5,34; Alte Denkm. 3, 385 ff, B. Unger, lliebana
des Hephaistos und der Kabeiro, Schwestern Paradoxa (1839) p. 1 fF. 50 f. 70 ff. 385. 400 ff.
der Kabiren, Strab. 10, 472. Stephan. Byz. s. v. 5o (reiche Materialsammlung). Movers, Die Phö-
Kaßsigia. [Lorentz.] nizier 1 S, 500 ff. 652 fi". Brandis, Hermes 2,
Kabeiro (Kaß^igco), Tochter des Proteus und 258 fP. B. Kühler, Über die Dionysiaka des
derAnchinoe,alsThrakerin und yfryfir/ag bezeich- Nonnus S. 2 tf . 38 ff. H. D. Müller, Mythol.
net, Gemahlin des Hephaistos, Mutter des Kamil- d. gr. Stämme 1, 7. 235 ff. 293 ff. 2, 312-328.
los (s.d.), der Kabiren (s.d. )u.kabiridischenNym- Giseke, Thrakisch - pelasgische Stämme 16 f.
y)hen, Akus. u. Pherekyd. h. Strab. 10, AI 2. Steph. Duncker, Gesch. 5^ 551 ff. Tümpel, Ares und
Byz. s. V. Kaßngia. Nonn. 14, 21. 27, 121. 29, Aphrodite {Fleck. Suppl. 11, 1880) 690 ff. Be-
194.30,61. Preller, Gr. Myth. 1, 501. [Lorentz.] merkungen zu eifrigen Fragen der griechischen
Kabeiroi s. Megaloi Theoi, Beligionsgeschichte (Progr.liieni.teitm 18S1) 18S.
CO 22 f. Heydetnann, Arch. Zeitung 1872, 35. 0.
*) Noch vor ihm schrieben über den „orientalischen" Puchstcin, das. 1881 S. 238 Taf. 12. Spiro, Dc
Herakles: 0. Müller , Sandon und Sardanapal , Rheinisches Euripidis Phocnissis (1883) p. 8 ff . Crusius,
Museum 1829, S. 22 — 39. Movers, Phönizier I S. 385 ff., Allg. Encykl. , 2 Sekt. (1882) 32, 38 ff. Und
II S. 109 ff. mit OisÄawsens Nachträgen. R. Röchelte, Me- Programm der ThomasschuJe 1886 S. 14 f.
n^oire,surl'Hercule Assyrien et Phenicien.Vt^ri^lM^. Busolt, Gr. Geschichte (1885) 49 ff. /. Töpffer,
Anmerkung. Sollten durch Auffindung neuer Frag- ... /7'.,,„„7^„y„ C188q^ 29Sff E Hef'ielmeijer
mente im Britischen Museum in nächster Zeit Ergiin- ^7" ^f'^atOgfiß [IbiiM) ^ J ö U . J^ . Siessetmeyei ,
Zungen des wichtigen Epos möglich werden, so würden -^'^ Pelasger frage (1890) 510. 120 (im femne
dieselben unter Nimrud nachgetragen werden. VOU MoverS Und Duncker). Studniczlca, Kyreue
825 Kadmos (in Theben: älteste Zeugn.) iCadmos (in Theben: älteste 2eugn.) 826
(1890) S. 46 ff. 550". 71 ff. (im Geiste 0. Müllers). schaft mit dem Sagenhintergrunde des Hesiocl
Maafs, Gütt. gel. Anz. 1890, S. 348 ff.*) beim Hörer voraus. Ebenso nennt die 'ky-
A Die Überliefermio- Idisclic Thebais' (fr. 2 p. 11 K.) den Helden
T rr a' j TT • • ^i- 1, ^^s alten Landeskönig, denn Oidipus ist der
I. Kadmos nnd Harmoma m Theben. Erbe der Schätze Käöiioco ^söcpcovog. - Er-
a. Die ältesten Zeugnisse. gebnis. 3. Die Beziehungen dieser ältesten
Die Tüeogonie. 1. Die erste ausführliche Zeugnisse beschränken sich dux-chaus auf the-
Nachricht bietet Hesiocl. tlteog. 935 ff.: „Dem bisch-boiotischen Boden. Kadmos ist 1) der
Ares gebar Aphrodite {KvQ'sqsLa nach Herr der yaia KaSfirftg, hat 2) Harmonia, die
epischem Sprachgebrauch) Phobos und Deimos lo göttliche Tochter des Landesgottes, gefreit
(937) I Aq^lov iriv 'S"' r]v Kädfiog vnsQ&vnog und 3) — nach den Bedürfnissen der lokrisch-
&iz' aKoiTiv. Dem Zeus aber gebar Maia boiotischen Heroinenpoesie — vor einem ruhm-
den Hermes: (940) | KuSfi^irj ö' äga ot losen Sohne vier Töchter gezeugt, deren eine
Usfiili] TS-KS ipaiöifiov viov . . . Jicövvaov, 943 ihn zum Grofsvater eines neuen Gottes, des
'JXyi^rivr} ä' äg' s'zfurs ßi'rjv 'HQccuXrjSLTjv. In Dionysos, macht. Von der folgenschweren
dem Kataloge der &scn, welche ,,mit Sterb- Verbindung des Kadmos mit Kreta und den
liehen göttergleiche Kinder gezeugt haben", weitgreifenden genealogischen Bezügen zu Phoi-
heifst es dementsprechend nach Erwähnung nix, Belos, Neilos findet sich keine Spur; auch
von Demeter, lasios und dem Plutoskinde: scheint die Schwester Europe, deren Name
(975) Käd^cp ö' 'Agiiovir], &vydTrjQ xQ'vaivs 20 Tlieog. Sbl einer Okeanide zugeteilt wird, noch
AcfQoöitrjg, | 'Iva zai IJsiislrjv kuI 'Jyavijv nicht die bewegende Rolle zu spielen, wie in
■nallinccQjjov, \ Avtovorjv &' , r]v yrjfisv der späteren Sage.*) Doch wurzelt auch diese
IdQtotaLog ßaQ-vxdi'zrjg, \ ytCvaxo., nal TIolv- Gestalt auf boiotischem Boden. Ihr Name ist
daqov ivazicpdvcp svl &rjßij. V. 935 ff. wur- inixlriaig der Demeter in einem boiotischen
zeln ganz in thebisch - boiotischen Verhält- Kulte (zu Lebadeia, Paus. 9, 16, 5, Bd. 1
nissen: nur in Theben findet man Ares und Sp. 1409, Crusius h. Erschu. Gr. a. a. 0. S. 39),
Aphrodite, Kadmos und Harmonia, Ino, Agaue, und Yi?ic\i Antimaclios hei Stephanos aus Byzans
Semele und Dionysos, Alkmene und Herakles s. v. Tiviiriaaög = fr. 3 p. 277 Kk. (danach
neben einander (vgl. bes. Tümpel, Ares und Fausan. 9, 19, 1. Stat. Theb. 9, 421 f. und
Aphr. S. 690 ff. 705 ff'.). Dazu stimmt, dafs so Lactant. z. d. St.) war die ^oivi-y.og kovqt] in
Thehen Op.lQT als in der KaS^TjtSi. yaiTj liegend einer Höhle des teumessischen Hügels bei
bezeichnet wird und die Thebaner Theog. 326. Theben von Zeus versteckt worden ( Welclcer,
940. Äcui. 13 Kadmeer heifsen.^ Das boiotische Kret.Kol.^l. Unger p.lböff. £ursian,Geogr. 1,
Gedicht**) vertritt boiotische Überlieferung. — 224).**) Und wenn Kadmos nach Pherekydcs
Kadmos bei Homer. 2. In den homerischen {ApoUod. 3, 4, 2; s. unten nr. 27) das Harmonia-
Dichtungen wird Kadmos nur einmal indirekt Haisband von Europe zum Geschenk empfangen
genannt, in der (zu den älteren Teilen der hat, so mufs der Held sie nach dieser Sagen-
Udyssee zählenden) Kalypso-Leukothea-Episode version, wohl in Theben, wiedergefunden haben;
6 333 f : zhv ös idsv KüS^ov &vy(izriQ, doch vgl. nr. 77.
■noilliGtpvQog 'iv (6 , I Asvao&ir], jj tiqIv [isv srjv 40
ßQozig aiör'iSGGa, \ vvv d' älög iv nsldysaai ^^ Die 'liesiodischen' Kataloge und
•ifftov f^f'ftuo^e zi^rjg. In der Ilias, wie in der Verwandtes.
Odyssee, sind die Ka.dy.iiQi und Kad^sicovsg 4. DerHauptzuginjenenältestenNachrichten
die Bewohner der boiotischen Thebe, aus der ist die Vermählung des Heros mit der Götter-
sich zahlreiche ionische Geschlechter her- tochter. Mit glänzenden Farben war diese Scene
leiteten {Niese, Entiv. S. 111), der Dichter hat in einem alten, in den Theognideis, hei Stesicho-
also an den thebischen Kadmos gedacht. Doch ros, Herodot, Findar und Euripides benutzten
ist die alte Flufsnymphe und Inachostochter Epyllion ausgemalt, welches man mit Recht
zur rettenden Seegöttin geworden, wie in der hesiodischen Poesie zugewiesen hat (vgl.
Samothrake {Fhilol. 48 [2], 686*); vgl. Archi- so den Krivv.og yccfiog, die Peleushochzeit im Ai-
lochos 11 noXlci 8' bvtiIo-akiilov nolifjg ccXog iv gimios und andere festliche Existenzbilder aus
Tisldyacaiv \ &eGoccfiivoi yXvAiQov vöozov . .: diesem Kreise; s. Bergk, F. L. Gr. 2 p. 119);
Verse, die man weitaus am wahrscheinlichsten am wahrscheinlichsten wird man dabei an die
auf die Leukothea von Samothrake und Um- Kataloge denken, aus denen die erste Notiz
gegend beziehen wird. Der Dichter schreibt über den Europe-Raub stammt {Schol. Vtn.
also — und soweit stimmen wir v. Wilamo- B. IL M 292 = Hes. fr. 58 p. 165 Bz.; vgl.
witz, Hom. Unters. 129 bei — aus kleinasiati- Bd. 1 Sp. 1410 f.). Derselben Quelle ist die
scher Anschauung heraus.***) Die andeutende kanonische Gestaltung der für die Genealogie
Erwähnung des Kadmos setzt aber Bekannt- wichtigen Spartensage, wie der tiefe, auf
•) Die an letzter Stelle genannten Arbeiten konnten 60 kleinasiatisch-orientaljsche Verhältnisse Bezug
erat nach Abschiufs des Aufsatzes benutzt werden. nehmende genealogische Hintergrund der
**) Die von 0. Gruppe {Gr. Kulte u. Mythen GOi. 611)
empfohlene Ansicht setzt an Stelle einer gutgegründeten *) Die Bd. 1 Sp. 1410 von Heibig angeführte Ilias-
Tradition eine neue Hypothese, die nicht viel mehr ist stelle .S" 321 gehört bekanntlich zu den spätesten Inter-
als eine Xachbildung der Peisistratos-Legeude. polationen; vgl. zuletzt E. Thrämer, Pergantos S. 12S f.
***) Das älteste datierbare Zeugnis ist Alkman 83 **) Anders Heibig oben Bd. 1 Sp. 1411, dem wir freilich
p. 62 B. 'Ivw aaXaaaofj.sdoi.a' üv dno fiäaöuv . . Vgl. auch darin nicht beipflichten können, dafs er in dem
die jtevy.a^ta in Teoa C. /. Gr. 3066, 5. Scheffkr , de rebus Beiworte Xs/enoirj; eine Anspielung auf das Brautlager
Teiorum 7. sehen möchte.
827 Kadmos (in Theben: b. *Hesiod* etc.) Kadmos (in Theben: b. ^Hesiod' etc.) 828
Vulgärüberlieferung zuzuweisen. Als epische 667 di'ag dficczoqog \ cpQadaiai IlaXlädog \ yccns-
Konkun-enzquelle darf die unter dem Mamen xsie öitKüv oöcvxccg | ftg ßa&vanoQOvg yvag
des ' Älusaios' kursierende Titanomachie sowie [so richtig bezogen von FöZcÄ;ewaer, vgl. -4^o//od.
die korinthische EvQcoTtsia (des 'J^wnelos'), 3, 4, 1 kzslvsl xov 8qäv.ovxix v.cii rjjg 'A^'r^väg
möglicherweise auch der Aigimios gelten. Die vno&siiivrjg zovg cdövvag avxov ctisl'qbl = Schol.
Überlieferung unserer Mythographen {Apollod. Hom., Hyg.fab. IIb Minerva monstrante sparsit
3, 1 ff. Paus. 9, 5. Hygin. 178, 6. Suhol. Aesch. et aravtt = Ovid. 3, lOlff. Pallas adest . . .
Sept. 469. Schol. JEurip. Fhoen. 638. Schol. Fiat. sulcuni patefecü aratro etc. Nur ein verdichteter
Bep. 9, 460 p. 419 B u. s. w.) geht durch Ver- Ausdruck derselben Überlieferung ist es, wenn
mittelung anonymer 'Handbücher' über Lysi- lo nach dem Schol. zu P/ioen. 670 Stesichoros
machos' ©rjßai-aä {F. H. G. III 336 tf.), Hellanikos iv Ev^cansia xyv 'A&r]vüv ia7iaQ%hat, rovg
und Pherekydes gleichfalls auf jene epischen odoviag cprjoiv = fr. 15 P. L. Gr. vol. 3 p. 211
Quellen zurück. Auch die römischen Dichter, Bgk.]*) tv&sv i^avfjKS ycc | nccvonlov oipiv vtisq
in erster Linie Ovid {Met. 3. 4, 600), folgen, von ccTigcav \ "oqcov x^ovög- [v. 818 ixsTisg, w yä . . .
einzelnen colores abgesehen, im ganzen wohl xav ccno &rjQoxQ6cpov cpoLvi-noXöcpoio ÖQaKovxog \
mythographischer Tradition. Im Nachstehen- yivvav oäovzocpvfj, vgl. Pind. Isthtn. 7, 10, 13
den soll eine summarische Scheidung der Über- UnaQxwv d-iia^avxoloyxciv; fr. 29 p. 379 Bgk.
lieferungversuchtwerden, wobei freilich manche cnaQiäv lsqöv yivog avöqiöv; Aesch. Sept. 399
Einzelheit problematisch bleiben wird. — Kad- (412), 461 (450), Soph. 0. C. 1539, Eur. Bacch.
mos' Aukuiift; die Drachen- und Sparten- 20 1025. 1314. Herc. 5, Senec. Herc. für. 260 tf.]
ISag^e. 5. Unmittelbar aus der epischen Quelle aiduQocpQcov ) dt vtv cpövog näliv ^vvrjips yä
geschöpft sind die einschlagenden Stellen der qpt^«, | cci'iiaxog d' tSavaa ycciccv, u viv sisiloiai \
euripideisclten Phönissen (vgl. unten nr. 12 ff.), dsd^ev ai&iQog nvoaig [= Ovid Met. 3, 121
besonders das Chorlied v. 638 ff., von dem wir non longius illo [als sein Gegner] | vixit et
ausgehen*): Küö^iog . . ., a xsxQcxa^alrjg | exspirat modo quus acceperat auras, 125 iu-
fiöaxog dÖKfiuxog Tciarjiicc \ dixs xfleocpÖQov ventus \ sanguineam tepido plangebat pectore
öiSovaa \ xQi^o ^6v, ov KaxoiKi'aai \ nsdia viv matrem. Apollon. Mhod. Argon. 3, 1186 Käd-
x6 &sc(patov I TtvQocpÖQ' 'a6v(ov ^'xQrj \ 645 nccX- (log . . . yairjysvr^ si'oaxo labv \" Aqsog äiiwovzog
XLTiöxufiog vdctzog l'vu zs | i'OTis Itt?^;);« rat puräg j 6aoi vno öovqi ICnovzo y.xX. Vgl. 3, 1172 =
diQKag . . yyag .... {Schol. Aesch. Sepjt. 469 6 30 Eumel. fr. 9 p. 191 Ä7i'.]. — 6. Zu ergänzen ist
ÖB &i6g tiitsv avzä nszd xb t^iX&£i:v . . xä Euripides durch Aischylos beim Schol. Eur.
ivQB&ivxi dnoXov&fiv^Eustath. 1^.270, ä XQÜ^^^'- Phoen. 942 ot nsQiXBKp&EvzBg xäv IJnaQzwv,
ÖE 6di]ycß . . zcp TCQWzo) naQKZvxövzi; vgl. Schal. cog AicxvXog {fr. 376 p. 110 iV"). qprjöiv, tjOccv
Apoll. 3, 1178 iv Ö£ xä zqizco t/]? Movaaiov XQ'övi.og Ovöcciog \ IJ sXwQog (falsch ver-
TizavoygacpiKg**) X^yszcci, wg KdöiJiog t-n zov standener Genetiv?) 'TntQrjVaQ 'Extcov.'*'*)
zJeXcpi-nov tnoQEvszo TtQO-na^rjyovfiEvrjg cxvzä [Vgl. 670, wo hinzugefügt wird: y.azd de
zrjg ßoög; ebenso Ovid Metam. 3, 10. Eurip). TniayoQav v,al Kqecov, s. Spiro p. 9]. Ähu-
Phoen. 638' p. 313, 17 Schw. Nonn. 4. Pindar. lieh aus gleicher Quelle Schol. Apollon. 3, 1178
hyinn. fr. (5) 29 p. 379 Bgk. 'la^rjvov rj XQV- = Pherekydes fr. 44 FHG. 1 p. 83 &v^-
oaXdXazov MeXlov , \ tj KdÖ^cov f] antxQziSv iO GHOvat, nXfjv jievzs dvSqcov OvöccCov X&oviov
lEoov ysvog dvdQwv, | . . . r] zdv zJimvvaov Ex^ovog FlEXcoQog TnEQr'jVOQog xat avzovg 6
noXvya&Ea xi.fidv , | jj ydfiov XavY-aXirov Kaöfiog noiEizai noXizccg ytaxoiyiLGug avzovg iv
'AQjxoviccg viivr'iao^Bv). 657 ev&u cpöviog &rjßaig: Exe bei Schol. Pind. Isthm. 7, 13.
Tjv ÖQuacov I "AQEog {Ovid Metam. 3, 32 Apollod. '6,4, l; kürzer Hellanikos [durch. Lysi-
Martius unguis ; ähnlich Stat. Theb. 10, 612. machos Theo.] Schol. Apoll. 3, 1178 {fr. 2
Nonn. Dion. 4, 358)***), conöopQov cpvXa^ EHG. 1 p. 4:b): Kui'EXXdviKog iv a' ^oQcovidog,
vaficix Ewögcc -nai QES&ga | x^o^Qd dsQyfidzcov lazoQcov ozl xal zovg odövztxg EGitEt-QE ögdKOvzog
v-ögaiGi TtoXvnXdvoLg iniG-Aonäv ov iitl xiQv i- %azd "AqEog ßovXr^Giv (abweichend). %al
ßccg noXcov \ ÄddfMog mXege fiKQudQcp [vgl. Schol. iyivovzo tievze dvÖQEg evotcXoi, OvSaiog,
Phoen. 662 ißovXEzo ydg zrjv ßovv 'Q-vGaL . ., ^<0 X^öv log, IliXcoQj'^TTts qjjvcoq, 'Ex^cov. Vgl.
oTi GviißoXov . . yiyovE. 6 ixlv 'EXXdvi-Kog das Schol. zu 1185, wo der Gegensatz zu
{fr. 9 p. 47) Xibm cprjolv dvaLQE&fjVcci zov Phtrckydes {und Apollonios) hetout wird. Hella-
(iQdyiovzci, 0 Öe ^EQEHvörjg ^t'cpEt. jSJonnos mVcos hat offenbar in summarischer, auf genea-
4, 469 verbindet beides, bei Ovid 3, 60 prallt
der Stein wirkungslos ab, S. unten nr. 100] f). XVII, in der Kede des Hermes p. 47 [F^mrfer* Peilm Pa/^yn
t. II p. 7]: otav de OÜTttijg äXo^ov etg TtvQuv tt9eig, |
*) Vorlage für Setwca Oed. 731? Dafs Buripides dem ouQy.ibv ä&Qoiaa; rijg taXainwiJOu (pt}niv{?) \ liatea TtvQiuaa?
Hellanikos folgt, vermutet (kaum mit Kocht) Pomtow '!^i(jsog eig >!Q)]vi]v fiaktiv, \ lüg äv tu Jii)y.iig uvo,u incüfvfiov
de Xantho et Her. p. 8. ^-^[^'J I y-^>'p'>ig yuTto ,q(iovgug dUwiv aatfug \ mäia ra (::))]-fitig
**) Wenn Ilijgin deu Kadmos sorti audita . . ad Caslalium _ vdaaiv iidfjduv äii .... Auch in der Antwort des Lykos
fontem kommen läfat, ';«''« draco Martin ßlius cmtodiebat. so '"^ erscheint die "A^tog y.Qijvtj neben den Kaü/uov ay.iJTtTQa.'i
hat er wohl dasselbe mythographischo Handbuch benutzt *) Die Abweichung genügt immerhin, um die Meinung
und mifsverstanden, vou dem Ooid Metam. 3, 14 ff. [Vix Spiros (de Eurip. Phoen. p. 9), dafs AV/-yjirfe.4' aus Stesichoros
bene Castalio Cadmus descenderat antra etc.) abhängig ist. geschöpft habe, als zweifelhaft erscheinen zu lassen.
***) So ist wohl richtig korrigiert; Schwartz , Fleck. **) Nauck vermutet, dafs die Namen nur in den
Stijipl. 12, 457 (= S ül der Sonderausgabe zu Ehren Aeschylos-Sc/iolien genannt und durch einen sehr gewiihn-
ßüchelers) setzt freilich ein Kreuz. liehen Irrtum dem Dichter zugeschoben seien: was sich
"t) [Die Aresquelle = Dirke wird erwähnt auf einem nicht ausmachen läfsl; noch bestimmter äulsert sich
Vapyrusfragmenle aus der Antiope des Kuripides, für dessen Spiro de Eurip. Fhoen. p. 9: man denke aber an die
AI itfe'iliing ich J. r. J/rt//((/>/ bolir verbunden bin, //e/ni«W(e«(( Namenreihen in den Perser?!.
829 Kadmos (in Theben: b. *Hesiod* etc.)
Kadmos (in Theben: b. "Hesiod' etc.) 830
logische Zwecke gerichteter Darstellung den
ihm unverständlichen Spartenkampf ausge-
merzt. — 7. Der Schlufs des Abenteuers er-
gänzt sich aus Apollod. 3, 4, 2 : KäöyLog öl
öiv^' wv i'-KTfivsv txi'ÖLov svidVTOv (poetischcr
Ausdruck) i&r'itevasv "Jqbi' rjv ds 6 iviocvTog
xöxB oMTco irr], vgl. den konfusen Bericht des
Schol. Hom. n. B 494 (Hellan. fr. 8 FHG. 1
p. 47) OQyiad'svTog Ss "jQsag KCtl ^lilXovzog
Käö^ov KvccLQSiv, sKcölvasv 6 Zsvg. kccl
'Agfioviav avtä avvcpHiaB, zriv "AQBcog y.al
'AcpQodttrjg' nQorSQOV Ss s-KsXfvOBv avzov
avTi xiig avaigiascog rov Sgccnovrog sviavzov
nr. 3226) , von dem lucanischen Künstler
Assteas (bei Millingen Mon. ined. 1, 27. Mas.
Borh. 14, 28, vgl. Abb. 1) zeigt die Kampf-
scene mit dem bescheidenen Personal des
Euripides: 1. AGHNH als Schutzgöttin und
Ratgeberin, irt der Mitte die Hauptperson,
KAJM02, mit dem boiotischen Helm, Schwert
und Speer in der Linken, in der Rechten den
hochgeschwungenen Steinblock. Das Wasser-
10 gefäfs, das uns an den Zweck des Angriffs
erinnert, ist der R. entsunken; von „Gefährten"
keine Spur. Auf höherer Staffel erscheinen
die Ortsgottheiten : lUMHNOZals weifsbärtiger
'^'W^7^7WWWWW^7^7(^Z^UW^7^7WWWW'^M7W^
1) Kadmos mit Hilfe der Athene den Brachen tötend; au-wesend Ismeuos, Krenaie, Thebe, Vaaenbild des
Assteas (nach ililUngen, Mon. ined. 1, 27.)
&r]xsv6cci v.zl. (trotz des Schlufscitats wegen
schal. Apoll. 1, 916 = Hellan. fr. 129 nicht
aus Ilellanikos , vgl. Schivartz, De scliol. Hom.
p. 458,66). Aus den Worten av^' wv tv.xsi-
vfv ist zu schliefsen, dafs Kadmos, wie bei
Nonnos 4, 427 ff., zunächst selbst in den
Kampf eingreift und itaXiacpvioav tinlänriv
r'i^rja? yiyävxcov {Norm. 4, 442).*) — 8. Von
denselben Vorlagen angeregt sind einige in den
wesentlichen Zügen übereinstimmende Vasen-
bilder freieren Stils. Das eine (in Neapel,
*) Das späte Schol. Tzetz. Lykophr. 3 p. 391 verwirrt
Kadmos und Kekrops, Sparten und Erechthidfu und be-
ruht schwerlich auf autiker Überlieferung.
Alter mit dem Skeptron, KPHNAIE, ein
diademgeschmücktes Mädchen — doch wohl
als Nymphe der umstrittenen KQrjvr] 'AQrjziüg
aufzufassen (vgl. den nympha Ismenide natus . .
Crenaeus, Stat. Theb.'d, 320*)) — , und, mit
60 einer in Mythus und Kunst nicht ungewöhnlichen
,,Prolepse", die königliche, an das Here-ldeal
erinnernde Gestalt der f)HBH. Die Darstellung
geht in den Versen des Euripides ohne Rest auf.
Die Vase bei Millingen, Mon. ined. 2, 25 = G.M.
18, 395 {Inghirami, Vasi fitt. 239) weicht nur in
Nebenpunkten von der eben besprochenen ab.
*) Der Artikel fehlt Bd. 1 Sp. 930 ; s. Krenaios. Heyde-
m«nH S. 36 erkennt „ein Brustbild des Thors Kreuaiai (?)",
831 Kadmos ein Theben: b. *Hesiod* etc.) Kadmos (in Theben: b. *Hesiod' etc.) 832
Kadmos trägt statt der Waffen das Wasser- tsqols, \ Kai KqÖvov nccidag ßccßdfjccg i'dov
gefäfs noch in der Hand; zur Seite stehen ;i;puöfo;tg iv bSQaig, ZSva rs | (95) ds^avro-
zwei Frauen (Ortsnympheu?), und auf oberer Jiog dh xÜqiv | £x tiqotsqcov ^sza^bLipu^svov
Staffel Aphrodite, Hermes, l^an und ein Satyr: ^a^drav eazaaav og&äv y.aQdiuv. iv d' ccvzs
unverkennbar eine Abweichung von dem älteren XQovca \ zbv (ilv (Kadmos) o^sicaai &vyaz(jsg
Typus. Verwandt sind endlich auch verschie- iQi'jiKooav ncc&ccig \ svcpQoavvccg (iSQog v.zX.
dene abbreviierte Darstellungen, in denen der Vgl. Äpollod. 1, 4, 2. SchoJ. II. B 494 ev ds
Held den Stein als Waffe benutzt: eine vul- zä ytxfio) Movaag uacxi v.al zäv &smv iviaczov
center Schale Catal. Durand nr, 19, abgeb. 'Aqfiovia öcöqov dovvai.*) Es wird der o^fios der
Abh. d. Je. Sachs. Gesellschaft d. Wft. IST 5, lo Rurmoma sein, den Hesiod fr. 2b2 Es. {ISuid. s.
T. lU C (Athene giebt iC^^Mog den Stein zum ayaAfi«) als aya^/xo; bezeichnete. — 11. Den Zug,
Kampfe); ein Krater aus S. Agata di Goti in dafs die Götter ihren Lieblingen Geschenke dar-
der Ermitage 847 = Gerhard, Ktr. Camp. Vas. bringen, hat diese Darstellung mit der Peleus-
C 6; (K. mit dem Stein ausholend, vordem sich hochzeit gemein**); den Hauptnachdruck legte
aufrichtenden Drachen, r. Athene, 1. o. Pan); sie aber auf denHymenaeus,welchenApollo,
ein Vasenbild bei B. Röchelte, Mon. ined. i, 2; die Musen und Chariten anstimmen zu Ehren
yg\. HeydemannS.'dbi.u. im. Hallenser Winclcel- der Braut, die wohl auch nach epischer Tra-
mannsprogr. 1876, 1*. Auch die einschlägigen dition (vgl. Hom. hymn. 2, 17, 195) ihre Ge-
Münzen (eme gute Abbild. bei-SCeZZer-iw/iOö/ XII, nossin gewesen war (hiernach ist Sp. 1831 f.
27) «.geschnittenen Steine (lFwcÄ;eZHmnnspro(/r. 20 zu moditicieren). Vgl. Pindar fr. 32 (aus
p. 317, Toelken, Verz. S. 57, vgl. Pervanoglu einem mit Pyth. 3 auch dem Sinne nach ver-
Änn. 1859 p. 150, Arch.Ztg.lX 1851 S.94*. 102*) wandten Hymnos) zov &sov (Apollon) | cckovcs
beschränken sich meist auf die Figuren des Kad- Kccöfiog fiovaiKav 6Q^^ccv snLÖSLHvvfiivov ; Eurip.
mosundder Schlange*). Dem Mythologen bieten Plioen. 7 u. 822 ^AgyLoviag Ö£ noz' fig vfif-
sie nichts Neues, brauchen daher hier nicht ge- vaiovg | i]Xv&ov OvQavidcci kzX. Eine Remi-
nauerbesprochenzuwerden.Vgl. jedochnr. 73. — niscenz aus dem Musenliede hat uns, wie schon
9. Die Hauptzüge sind hiermit als einheitliche alt- Bergk, PLGr. 2 p. 119 vermutete, der dritte
epische Tradition erwiesen. DerheimatloseKad- einleitende Hymnus der Theognidea bewahrt:
mos befragt das delphische Orakel; dieses heifst Movgccl -nal Za^trsg, kovqki ^idg, ai' nozs
ihn dem folgen, was er zuerst antrifft. Gleich 30 KäÖ^ov \ ig yü^ov ilQ'ovaai, v.albv äsioaz
in der Nähe des Tempels sieht er eine Kuh, inog' \ özzi v,al6v (pilor iazi' z6 ö' ov y.ulbv
der er nach wandert, bis sie sich niederlegt. ov cpCkov sazCv v.il.: ein sprichwörtlich ge-
Das geschieht im ,,aonischen Gefilde". Um wordener Vers, auf welchen Euripidcs {Balcch.
für das Opfer Wasser zu holen, geht der Held 881 0 zt, kuIov cpilov üsl, Phün. 814 ov
zur Aresquelle, erlegt mit einem Steine den yccQ o [irj ■y.aXbv ovnoz' icpv (pilov [%aX6v
areischen Drachen und säet seine Zähne auf Hss., korr. Valck.]) und Flato Lys. p. 216 C
Rat der Athene (Ares bei Ilellan. Pherek, Eurip. Bezug nehmen. Die mythographische Tra-
Herakl. ist, wie die Übereinstimmung der Vasen- dition berichtet kurz bei Äpollod. 3, 4, 2: (itza
bilder und Dichter ergiebt, sekundär, s. nr. 19); ds zrjv Q-f]zeiav 'A&rjvü avza ßaailtiav xatf-
gewappnete Männer yteigen aus der Scholle 40 G^svaos, Z,tvg de iöa-uev ccvzcp yvvattia 'Jqjio-
empor, geraten in Streit und fallen im Wechsel- vi'av, 'Aq)QodLzr]g v.(x\ "Agsog d-vycczsQa, yial
mord bis auf fünf, welche Ahnherren der ein- nävzsg &tol ^azccXmövzsg zbv ovquvbv iv zfj
geborenen Adelsgeschlechter werden. Für den Kadi.itia zbv yäfxov svco^ov^svoi na&vfivrjaav.
Dracheumord mufs der Held Blutsühne leisten. — ttfcoHf de avzfj Käd^og ninXov Kai zbv rjcpai-
Die Hochzeit mit Harmouia (vgl. oben Bd. 1 azöztvnzov oqiiov, ov vnb 'Hq)aiozov Xsyovat
Sp. 1830).— 10. Die 'hesiodisvht'' Überlieferung zivtg öoöfivai. Kdöiio) . . .***)
von der Kadmoshochzeit läfst sich aus den Die Geuealogie' der Kataloge; Kadmos
Nachbildungen der Lyriker und Dramatiker mit und Eiirope. — 12. Da eine Reihe wichtiger
Sicherheit erschliefsen. Den Vergleich mit der Glieder der Genealogie bereits in Einzelartikeln
Peleushochzeit zieht schon Pmdar, Pyth. 3, 50 behandelt sind (s. bes. Apis 2 Bd. 1 Sp. 421 f.,
88 (152) ff".: aiav 8' dacpaXrig | oik tysvz' ovz' Agenor Sp. 102ff., Argos 537ff., Belos 778f.,
AiaKiöa tcccqcc FlriXsi | ovzs nag' dvzi&ia Epaphos Sp. 1278, Europe Sp. 1410 f.), so be-
Kddfior Xiyovrai ftav ßQozwv \ bXßov vnsQza- schränken wir uns darauf, nach der nur in
zov OL 0x^1^^, ol'zB Kai ;^^v(Jo:ju-jri;xft)j' | fislno- wenigen Punkten modificierten Rekonstruktion
fi£vdv iv oQ£t. Moiadv Kui iv inzanvXoig \ von Kirchhoff {Odyssee'^ p. 326 ff'.), K. Tümpel
d'Cov ©^ßaig, 6nö&' 'AQfioviav yäfisv ßoänLv \ {Aithiopenländer 135. 178f.) und Maafs {de
6 da NrjQSog evßovXov Siziv nai:öa Y.Xvzdv. Aeschyli Suppl. p. XXIV sq.), die wichtigste,
fStr. s' 1651 KCii &£oi öaiaavzo ncco' diicpi- *s t^ ^ 1 1 ^ - 'r-u' 1 ■ 1 „i,f
L J '^ ^^ *) Das folgende laroQst h./.laviy.o; kann sich mcut
*) [Das wichtigste Stück ist eine neuerdings von Furi- auf diese Nachricht beziehen, vgl. oben nr. 7.
ivängler.Märzsilz.d.A. Ges. imi. />.i. Z. 1891,471 besprochene *^0 **) Vgl. B. Niese, Entw. d. hom. Poesie 41.
griechische Schale der Sammlung Brantegbem, noch aus ***) •^piro p. 7 meint, dafs es lediglich der 7. Vers der
dem 5. Jahrhundert; Kadmos, mit dem erhobenen Stein P/ioenisscn [og naidcc yt'jiuag KvnfJiüug y.T/t.) sei, welcher
in der r., die Gblamys über die 1. geworfen, vor ihm, dieser Überlieferung von der Kadmoshochzeit die mafs-
aufgerichtet, die Schlange Leider fehlt die Beischrilt: gebende Stellung bei den Mythographen verschaöt habe.
aber an einen andern Helden, als Kadmos, kann um diese Die oben zusammengestellten Thatsacheu überblickte er
Zeit bei attischen Künstlern kaum gedacht werden. Der schwerlich. Das Albanische Relief ist mit Unrecht auf
Typus entspricht den unter nr. 89 reproducierter Münzen die Kadmoshochztit bezogen, vgl. Crusius , A. E. S. 41
sowie (von dem Gotterpersoual abgesehen) dem Krater Anm. und zuletzt R. Schmidt, de Hymenaeo (Kiel 86)
bei Gerhard oben 2.] p. 65 fi'.
833 Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod* etc.) Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 834
unmittelbar hierhergehörige Partie des Stern- ^evia&dg rjX&iv sig dsXq^ovs ti8qI rfjg Evqco-
naas mit ApoUodor 2,1,4 und den Fragmen- jdjs itvvQ-avöiisvog. 6 Ss &b6s sitze tvsqI Evqw-
ten der Kataloge hierher zu setzen. Ttrjg (irj nolvrcQayiiovsLv, %QriG&at, dh yia&oSriYä
Xcilos Phoroneus <^?'"- /"^o , (/^l; '^^''" nr. 5 ; fast wörtlich
I I gleich bciiol. 11. B 80), ähnlich Schot. ILunp.
Belos wAucbinhoe Kassiope— Epaphos FJloen. 638 p. 313 SchlV. Kccd[10g ^rjxcöv xijV
ThronieiHermaou Lillye Neilos adaq>riv EvQWnrjV ^ (lavteiov ^'loißsnSQl jrig
I I I KOfZqprjs ovosv avzco arjixccivov, all coazB ccvrov
Arabos (fr. 45) Agenor.wArgiope E^ElQ-övra tnsGQ'a'L ßot ktI.). Im folgenden
Kassiepeiar^hoin^riii^his^O^mos 1" i^t nur die unhesiodische Fassung ausgeschrie-
I I ben, statt deren die oben ur. 9 ii. erschlossene
i'hiupus Europe*) Sarpedon Überlieferung einzusetzen ist. — 15. Die mit
(fr. 79): (fr. 55. ^321) Minos. Sicherheit ZU gewinnenden Hauptdaten sind:
— 13. Die Sage von den Wanderzügen des Kad- Kadmos ist Sohn des Agenor, Oheim (xaffty-
mos liegt völlig im Gesichtskreise dieser zu- vrjtog im alten Sinne?) der Europe, die von
erst von Kirchhoff für die Kataloge in Anspruch Zeus entführt wird , und Bruder des Kilix
genommenen Genealogie, darf also schon des- Phoinix Thasos (Agenor zeugt hier also vier
halb dem Kataloge zugesprochen werden. Zur Söhne, wie Kadmos in der Theogonie umge-
Bestätigung dient, bei der schon oben erhärteten kehrt vier Töchter). Der König schickte Frau
Abhängigkeit des Euripides von den Katalogen, 20 und Kinder aus mit dem Geheifs, die Verlorene
der Prolog des Phrixos Schol. Ar. Ran. 1125 zu suchen oder die Heimat zu meiden. Als alle
= fr. 819 p. &27 N.'^ ZidcövLÖv nox' aßw Kci8(iog Anstrengungen fehlschlagen, besiedeln die Ge-
iyilntcäv, \ 'Ay/jvoqog nccig rß&s @r]ßaLav x&'^vcc \ schwister verschiedene Landschaften an den
$otvi| Äfqpuxcöj, i-A. d' (X[.isLߣxca yivog \ 'ElXrj- Küsten des Aigäischen Meeres, Phoinix und
viKov, JiQY.aLov oUiqcag itsSov. \ fj S' rjX&' Kilix im Süden, Thasos und Kadmos im hohen
av(xyv.T] TtEÖicc ^oLvinrig lincov | XsyoLfi' av. Norden, in Thrakien. Dann zieht Kadmos —
'^aav TQELg 'AyrjvoQog -aö^oi, \ KiXi'% acp' ob Kai immer auf dem Landwege — weiter und
KiXiY.ia %LiiXriG-AEzai, \ ^oivit, %•' oQ'Ev nsQ kommt nach Delphi.
xovvo^' tj ;t;cöpa qof'pst, | jtori 0c(Gog (nicht zu
korrigieren, vgl. Her. 2, 44. 6, 47. Paus. 5, 25, 30 Epische Parallelquellen.— 16. Die poetisch-
12. Con. 37. Nonn. 2, 684, St.Byz.). — 14. Da- mythographische Überlieferung baut sich also im
nach läffet sich in der aus verschiedenen Quel- ganzen auf nach dem Plan und dem Material der
len kontaminierten mjthographischen Haupt- Kataloge. Doch sind in ihr zahlreiche fremd-
urkunde bei ApoUodor 3, 1 (Hygin 178, 6. artige Stücke eingesprengt, deren Mehrzahl aus
Manilius bei Vurro de ling. lat. 5, 31 /)•. 4 einem einst zusammenhängenden, an die Argo-
FrPB. p. 284 u. a.) ein hesiodischer Kern mit nauteniiederC^ttwe^os'? vgl.nr. 19 tf.) angelehn-
Sicherheit ausscheiden: 'AyrjVaQ ds nciQaysvö- tenGanzen losgebrochen sein mufs. Wir ordnen
^Evog Eig EvQcäTtrjv (aus dem Morgenlande) sie in der bisher beobachteten Reihenfolge,
yafiar TrjXicpccaGav xKt xe-avoc ^uyazigu ^ev Kadiuos' Ankunft; Kämpfe und Abenteuer;
EvQWTtTjv, natdag dh Kdd^ov ■nccl ^olvi-hcc ■kccI 40 Hocbzeit. — 17. Kadmos erhält folgenden üra-
Kt'Xi-na . . . dcpavovg öe EvQconrjg ysvofiEvrjg b kelspruch bei Schol. Eurip. Phoen. 638 p. 313
ncizrjQ avxrig 'JyrivcoQ inl trjzr]atv E'gsnE^iipE Schiv. = Hendess, orac. fr. 1 p. 27; von Ungtr
xovg TiciLSug Eincov ^rj tzqÖzeqov ccvccazQEcpEiv und Müller FHG. 3 p. 157 auf die x^riafiäv
Ttqlv dv i^EVQcoGiv EvQcönriv (= Scliol. Aesch. ovvayüiyr] des Mnaseas [kaum die primäre
Septem 469/473. Hyg. 178). avvE^fjX&E ds etil Quelle] zurückgeführt: cpQä^Eo drj xov fiv&ov
XTjv ^t]zrjGiv civzrig TriXEcpaaöa t] yb^xriQ ,..**) 'Ayrivogog Ev.yov£ KäSfiE' \ i^ovg iyQCfiEvog tzqo-
d>g dh nUaccv TioiovfiEvot, ^t^xrjoiv evqeCv rjoav Xmcov i'&i IJvQ'w öiav \ r'i&äd e'xoiv sa&rjzu
EvQcönrjv dövvazoi, xr)v Eig oi-nov dvaKOfiidriv -aal alyavEijv ybEzd %eqgI \ zrjv dia xe ^Xe-
dnoyvövxEg dXXog dXXaxov iiazcp-AtjGav , <^xat^ yvmv ■aal Qmyiiöog, egz' dv i'yirjai \ ßovzoXov
^otvi^ [lEv ^oivi-HTjv, KiXib, öh ^ot.vr/.r,g nXrj- 50 tjöe ßoug KrjoizQEcpEog IlEXdyovzog. | ev&cc ds
Giov [xat] nuGav xriv \vm' Eavzovl •ASiiiEvriv TzpoGnEXdoag GvXld^ßavs ßovv EQiavAOv \ [5] zriv
Xagccv Ttozufico GvvEyyvg UvQdßcp KtXiy.iav <^d(p' 7] v.ev väzoiGiv En afKpoxEQOiGLv exjIGl | Xev
f'avToü^ axäilsöf***) (selbst im Ausdruck ähnlich zov Grj^i' E-adzEg&E tieqlzqoxov tivze fir'jvrig
■Kai Sdoog sv &qdy.r] KZiGcxg noXiv Gdoev ■acizm- X 126] | Ev&a %s xoi ngäziGza ßoog ^EQag
KTjGEv . . . ApioÜod. 1, 4, 1 Ädd^og ds dno- dygKvXoio [11' = J/. W 780] | i^r]zai yiXivr] xe
9c(VovGav &dipcig TriXicpciGGav vno ©gccyiäv tzeSoj yovv noiriEvzL, \ yiaixöxs zrjv filv ETiEtzcci?)
*) Die genealogischen Nachweise Bd 1, I410f. sind 6) (isXXa^cpvXXo} xfovl gißELV \ dyvmg Kai Ka&aQmg-
ungenaii. Europe als T. des Phoinix ist die älteste er- FaiT] S' orav LEQU QEßf]g, [14' = hymn. A];)oU.
reichbare Überlieferung (.T 321, unten nr. 28), auch bei 1, 121] | 15 OX^^P *'''^' dyiQOzdza} y.zi^£iv nöXiV
Euripidef, vgl. fr. 472 p. 505 N^ ^txjivv/.oyavovg Kloi'tiii^. EVQvdyviav | SEtVOV 'EvvaXiOV TtEllTpag tpvXa'A'
**) Der Zusatz y.a[ Gnao; o noaudÜvo; y.. t. X. er- "Ai8og ElGCO. | -Aal GV y' En dv^Q(änovg OVO-
weist sich durch das Fragment aus dem Phrixos als nicht '.^j^,^OS EGGEai av^ig ' d&avdzcov Xexecov dvtr]-
*-) Der Text nach R. Wagner, Comment. Ribtcck. «^^^^ , oXßiE Kab^E. \ xavza a-AOvaag o K. acpc-
p. 143 sq.; ein Hiinveis B,vii Hygin hätte die Umstellung yiSXOEig xo ßoVKoXlOV zoy llEXayovzog
von vip" lairoi) urkundlich bestätigt. xoo 'A ^(p LÖ a^iavx og , TtaQ ov ayoqaGag ßovv
Boscher, Lexikon d. gr. u. röm. Myth'^1. II, 27
Evtavd'a sfivHrjaixTo ktI.; s. Steph. Byz. s. v. und
ApoUod. 4, 1 fiTo: ßoi.' 6vvr.v%aiv £v rotg Ylslä-
835 Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) Kadraos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 836
v.al rjysfiövK tavtriv rrig oöov noiriaccfisvog -uti^sl losgebrochen sein, der zufolge das bithynische
ras &rißas [soweit = Pausan. 9, 12, 2. 9, 19, 4 Astakos benannt ist nach dem thebischen
Mvnalrjaov . . . ovo^ac&^vKi ölÖti xai. rj ßovg Astakos, xivcc täv layo^svcov Z-jiUQzav, s. unten
" ~'^- } '- -> o, 7 -n T nj._ 75 — 21. Der in derlasonsage bei 'ii^wweZos'
{fr. 9 p. 191 K., oben Sp. 506. 511. Scliol.
yovxoq*) ßovKoXioig ■ktX.] 6iiavv(iovg rdv Apollon. 3, 1372) und in dem vielfach über-
AiyvTrztwv &rißäv , iitsl z6 dvsKa&sv Alyv- lieferten modernen Märchenschwank 'vom
TtxLog riv 0 KccS^og. Kai [>j] BoicozLa da dnb iapfern Schneiderlein''*) erhaltene Zug, dafs
rrig ßobg sKlrj&i]. (Vgl. Üvid. Mctam. 3, 13 der Held die Riesen durch eine sehr naive
Boeotiaque lila vocato.) — 18. Über den Drachen- lo List zum Wechselkampf veranlafst, setzt die
kämpf vermittelt uns eine abweichende Über- bislang (nach der Tradition der Kataloge)
lieferung Pherekydes Schol. Eurip. Phoen. 662 recht zusammenhangslos erscheinende Sage in
p. 318 Schiv.i 6 dh ^SQsyivdr]g {$SQeyiQärr]g ein ganz neues Licht. In märchenhaft novel-
codd., corr. VaJckcnaer) ^icpsi {cprialv dvatgs- listischer Weise**) bethätigt der Held, uach-
&rivui, zov SQccylovrcc): bei Hesiod bezwang der dem er seine Kraft und Fechterkunst im Kampf
Held das Ungetüm durch einen Steinwurf; mit dem Drachen erprobt hat, nun seine Schlau-
Ovid Met. 3, 70 stimmt zu Pherelcydes , und heit und Geistesgegenwart, ein Zug, der aus
läfst (wohl nach mythographischer Vorlage alter Poesie und volksmäfsiger Sagenüber-
beide Kampfarten verbindend) den Stein von lieferung herstammen mag, ohne dafs er des-
den Schuppen des Drachen abprallen; bei 20 halb in diesem Zusammenhange ursprünglich
Nonnos enthauptet der Held den Drachen mit sein müfste. 22. Ein zweiter Anhaltspunkt
dem Schwerte. — 19. Derselbe Gewährsmann ist die Thatsache , dafs Ares — in böser Ab-
stellte auch die Spartensage anders dar, vgl. sieht — den Helden die Zähne säen heifst, nicht
Schol Apoll, 3, 1178 (= fr.U FEG. 1 p. 83) (wie in den A'afa^ew) Athene, die jedoch auch
^SQS-Kvöijg £v zf] nsfjbTizTj ovzag cprjaiv insiSrj — wohl als Schutzgöttin — zugegen ist. Ares
Käöiiog ^azaKiad-Tj h ©rißrjaLv, "Agrjg didoi ist Vater der Harmouia ***) , wie Aietes
avzä ■xal A&Tjvairi '^ov 6q)iog zovg rjiii'asig Vater der Medea. Also schon hiernach können
odövzag, zovg dh rjiiLasig Airjzrj- y.al 6 wir dem Schlüsse nicht ausweichen, dafs in
Kädn,og avzUa ontiQsv avzovg iig zrjv ägov- dieser Sagenversion die ßestehung des
QC(v,'AQ£og ■K£lBv6avzog[yiazd"AQ sog ßovXrjOiv 50 Drachen- und Spartenabenteuers eine
auch. Hellanikos, s. oben nr. 6: ein abweichen- der Bedingungen war, unter welchen
der Zug,^ den Euripides Herakl. 252 wy^s Kadmos die Harmouia heimführte.
loxsviiaO-' ovg"AQr]g6n£iQH7iozi v.zl.\.ml\l\Aex- Dasselbe hat H. B. Müller (2 p. 322) schon
Spruch mit der Darstellung in den Phönissen aus dem euhemeristischen Berichte des späten
und Bukehen aus der Quelle des Pherekydes über- Derkylos geschlossen. Vgl. Schol. Eurip. Phoen.
nommen hat, vgl. v. Wilamoivitz, Eurip. Herakl. 7 p. 248 Schw. {fr. 4 FEG. 4 p. 387 , JsQKvlog
n 103; nur wird die Aussaat, wie bei Stesicho- GrißaCov nvog jQccnovzog/'AQsag ds viov qirjOiv
j-QS ob. nr. 5, der Gottheit selbst zugeschrieben]. sIvccl ztjv Aq^iovCav &vyaz£Qa, ov cpovsvaag
y.al avzco dvcccpvovzcci avÖQSg {tioIXoI) auXiaiisvoi. K(id(iog i'yrjjisv Agfioviav. Ähnlich auch Palaeph.
'O dl K(x8i.iog dsi'aagßdXXsi ccvzovg Xt&oLaiv. 40 6, 7, der aber Harmonia zur Schwester des
Ol öi äoKEovz^^g V cp' iavzäv ßdXXsc&ab, Drakon macht. Wir haben hier offenbar zwei
v.z£tvovai z8 dXXi^Xovg kccI ^viio-novat,, TiXrjv selbständige Versuche vor uns, die märchen-
nevzs dvSgcäv kzX., s. nr. 6. — 20. Ebenso in hafte Überlieferung bei Pherekydes (Harmonia
kürzerer Fassung Schol. Pind. Isthm. 7, 13. durch den Drachen bewacht) ins Menschliche
Apollcd. 3, 4, 1, und aus derselben Quelle umzudeuten. — 23. Jetzt erst haben wir die
Apollon. Bhod. 3, 1179: „Aietes gab dem Quelle blofsgelegt, aus welcher der Künstler
Jason jjaAfwo'us ig as&Xov oSövzag \ Aovioio des bekannten, vor allem von Welcker {A. D.
8Qdv.ovxog, ov '9,yvyiri Ivl ©rjßrj \ ÄdÖfiog, oz' 3, 385 ff.) besprochenen Vasenbildes f) aus Vulci
EvQCOTtriv ditnasvog sloacpiHuvsv , \ nswvsv
'AgrizidSy y^gr^v^ UCovqov iovza, \ ^v&cc\al 50 ^ /^ ^~ f ^^ ^K '\''/' ^f^ '"'ViV^ 'i''
' ■ CL. - o ' '•' r ! . >.i 1 " Vgl. auch Eulempiegel mit den Dieben im Volksbuch,
swcca^T] Tionnri ßoog tjv ot AnoXXcov \ canaas g jjj^j.
fiavzoavyyat nQOriyr]Z£lQCCV oÖolo. Athene ' **) Vgl. die treffenden Ausführungen von Erdmanns-
teilte diese Zähne ^zwischen Aietes, ccvzcp ZS dörfer, D. Zeitalter der NoBelle S. IS e. des S.-A. Pherekydrs
cp0vf[C' (1185) V.cä Q O pisv Aovlolglv snianstQag -überliefert auch sonst märchenhafte Züge, von welchen
nsdi'oiOLV I Kdöfxog 'AyrjvoQiSrjg yairjysvrj sicuzo <lie Vulgärepik nichts wissen will, vgl. z. B. fr. 50 p. 85,
XttOV, I 'Aqiog {= Kampf?) dyiaiovzog 0001 vno ^^ '^'^s Lauscherohr und der Wuaderstab des Tiresias
dovQl Xinovzo**) TizX. Vgl. Aisch. Sept. 412 ""'^^^^ '"' ^*'^ '^^^ Märchens gehalten sind.
V ■■ '35c,- ^ j' 4 r ■ T 'i\\ > r ***) Nach .<4ywiiü«. iiAofZ. 2, 992 stammen die Amazonen
z^noiQX^av ccn avogcov wv Agrig (episch?) eqpsi- . i „ ■ u 1 n <> 1
^ . ,. "^^ f,, . /^ '' ^ i , . •/^^'-^ von Ares und Harmonia ab; als alteren Uewahrsmanu
aazo. — Aus dieser Uberheferungsschicht mag rennen die Sc/wlien S. 438 Pherekydes-, aus derselben Quelh-
auch die Notiz des Mcmnon bei Phot. hihi 228 60 sciwi. 11. r i89 'ii^uwc de y.al 'AQ/^nviaq vu/ncptu Naido.:
dvYatao^i eiaiv, wo kaum '^Q/noviag zu korrigieren ist,
*) Wenn Sc/iwartz, De Schal. Ilom. p. 64/457 sagt: co7i- da Harmonia Kponym der Armeuioi geworden zu sein
fuse rem narrat Apollodorus, so kann ich ihm nicht bei- scheint; s. Sp. 856, 60ff. Die Legende könnte diesem
stimmen. Er wird hier Apollodor mit dem kurz vorher auch sonst von PAe/ei(^rf«s vertretenen Zweige der Kadmoa-
erwähnten Hygin verwechselt haben, der p. 34, 19 in der sage zugehörig sein: Kadmos als Kival des Ares
That an Deutlichkeit zu wünschen übrig läfst. bei Harmonia (-Aphrodite) pafste gut in die oben
**) Spiro p. 11 nimmt Abliängigkeit von Euripides an, gewonnene Voraussetzung. Näheres unternr. 65 Sp. 856.
wegen des Aiisclilutses an die Argonaulonsage kaum mit t) [Oder dessen Vorlage; nach Reisch, der uns seine
Heclit. Gründe leider nicht mitteilt, ein grofses Gemälde des
837 Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.)
Kadraos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 838
27=*
839 Kadmos (in Theben : b. 'Hesiod' etc.)
Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 840
geschöpft hat
(VasensammluDg
im Berliner Anti-
quarium nr. 2634,
FurtioängUr ,
Kalal. 2 p. 744).
Vgl.Abb.2Sp. 837.
Gerade bei den
beiden Haupt-
punkten ent-
spricht das Va-
senbild der eben
erschlossenen
dichterischen
Überlieferung;
1) KAJMOi:
(bärtig und loi'-
beerbekränzt)
kämpft mit dem
Schwerte, den
linken Arm vom
Mantel gedeckt; 2) APMONIA
(jugendlich, Typus der Zv.o-
TiKxi) ist beim Kampfe zu-
gegen. Dafs Ares fehlt (Wel-
cker S. 389), kann ebensowenig
überraschen, wie die Abwesen-
heit des Akastos und Proitos bei
den Agonen des Jason und
Bellerophon. Wie weit der
Künstler die göttlichen Kampf-
zeugen aus der Dichtung ent-
lehnt hat, läfstsich nicht mehr
ausmachen : sicher A t h e n e als
Beschützerin des Helden, wahr-
scheinlich Apollon als Spen-
der des Orakels, vielleicht De-
meter, Köre, Hermes*), die in
eng?ter mythischer Beziehung
zu Kadmos stehen, und Posei-
don, einen Hauptgott Boiotiens. .
Auffällig genug stehen Greif und
Hindin ganz im Vordergrunde.
Der Künstler mag die
Leiden Tiere mit Bezug auf
Apollon und Artemis zur
Raumfüllung hinzugesetzt
haben; doch wurde er wohl
beeiüflufst durch eine Re-
miniscenz an die unten
nr. 25 f. zu behandelnde
verschollene Scene. — 24.
Derselben Überlieferung
folgt, abgesehen von der
attischen Lekythos bei
Welcher, Ä. B. 3
S.Jahrhunderts. Vgl.
Mitteilungen d. A. /.,
Rom V, 1830, 313 f.,
343. Die dorl bespro-
chene Vase von Cor-
neto würde, wenn die
DirUtuDg sicher isf,
liierhcr gehören]
*i Die weibliche
Figur neben Hermes
ist nach )Ve!cker
S. 388 f. Aphrodite;
Fiirtwänglcr S. 74.5
denkt an M^ua.
841 Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.)
Kadmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 842
S. 306 (K. mit dem Schwert im Drachenkampf)
und nicht völlig sicher gedeuteten Gemmen (vgl.
Cuial. of gems of the Br. 31. 1343. 3Ius.
Florcnt. Gems. vol. II, T. XXXV, 4 p. 32 f.), das
Inuenbild einer Vase aus der Krim, Eremitage
nr. 2189 (abgebildet Compte-rendu 1860 pl. 5 =
Abb. 3 Sp. 839, Ton Siephani falsch auf Orestes
gedeutet). Schon Ileyclemann S. 36 hat es auf
Kadmos bezogen, und Stcpliani hat später (C
B. 1881 S. 93) wenigstens eingeräumt, dafs lo 1884 von A. Hersog
klärt die Einführung solcher Gespanne
bei der Hochzeit nicht. Die Bestien sind
Jdeinasiatische Reminiscenzen . . ." v. Wüa»io-
icitz hat hier die Lücke in seiner Erklärung,
nach welcher das Bestiengespann als unorga-
nisches Rudiment erscheint, selbst blofsgelegt.
Eine Ergänzung ergiebt sich aus dem Vor-
herigen zwanglos, wie sie, ohne Einsicht in
die m3'thologischen Zusammenhänge, schon
a. a.
fVA^^^\
auf dem Bilde „die Bekämpfung des Drachens
von Theben ebensogut gemeint sein könne".
Es ist der Moment vor dem Kampfe. Der
Held trägt zwei Lanzen (die Schwertseite ist
nicht sichtbar); das Schöpfgefäfs steht ihm zu
Füfsen. Athene, der
' eine Nike entgegen-
flattert, spricht ihm
zu. Links von ihm
Ortsnymphen und ein
Palmbaum, der ver-
mutlich seine Her-
kunft aus Phönizien
andeuten soll (anders
Heijdemann S. 37).
Rechts vom Helden,
durch ein Diadem
ausgezeichnet, Har-
monia, vom Drachen
bewacht (nicht Thebe
[Heydemann], da die
Ortsnymphe in der
__episch-mythischen
Überlieferung keine
selbständige Rolle
spielt); ihrzuHäupten
Hermes nnd vermut-
lich Aphrodite (an-
ders Heydemann).
Verstreute Lorbeer-
zweige sollen das
Lokal wohl als apolli-
nisch kennzeichnen.
Auch hier erscheint
Harmonia als Preis
des Drachenkampfes.
— 25. Nach gleicher
Richtung führt das
Sp. 841 f. aus d. Wien.
Vorlegeblätt. C, VII,
3 reproducierte zu-
letzt von Herzog
{Göttervereine 12 f.)
0. S. 15 geahnt
ist. Pelias will die Tochter nur dem geben,
der Eber und Löwe anschirrt: Admetos voll-
bringt es durch Apoll (ob. BJ. 1, Sp. 68). Einen
ähnlichen Agon mufs man auch hier vermuten :
und besonders sinnvoll ist es nun, dafs das
4) Kassmos und Harmonia auf dem Hochzeitswagen, von Apollon_^geleitet
(nach den Wiener Vorlegeblättern C, VII, 3).
u. U.v.Wilamowitz {Isyllos 187 ff.) besprochene
schwarzfigurige Vasenbild aus Rhegion. Ganz
neu ist KASZMOE und HAPMONIA auf dem
von Löwe und Eber gezogenen Wagen, da-
neben Apollon, die Phorminx spielend, v. Wila-
motcitz bemerkt: „Die Gewalt seines Liedes
beweist Apollon, wenn er
Admetos' Wagen schirrt:
Etäudlich, dafs er dasselbe im- 'Aquovi'u thut,
deren Namen auf die Macht der Musik hin-
deutet . . . [vgl. ob. Bd. 1 Sp. 1832], hat doch
die Macht der Musik auch die aQfioyrj der
Mauern Thebens bewirkt . . . Dafs Apollon
und Artemis ... die wilden Tiere bezwingen,
ist natürlich und hellenisch: aber das er-
bezwungene Bestienpaar dann den Hochzeits-
wagen zieht.*) — 26. Die Richtigkeit dieser
Vermutung wird urkundlich bestätigt durch
die litterarisch reicher bezeugte lasonsage,
welche, schon längst als Dublette des Kadmos-
mythos erkannt, zahlreiche altertümliche Züge
. . die Bestien an 60 aliein erhalten hat. Ehe der Held sein Ziel
Es ist wohl ver- erringt, mufs er nicht nur einen andei-n 'Spar-
tenkampf' bestehen, sondern auch ein Paar
feuerschnaubende Stiere ins Joch spannen
(ob. Bd. 1 Sp. 505, 64; Sp. 512, 30); es gelingt
*) Die Helden leisten uäuvatu . die sich vielfach
variieren, vgl. z. B. l'erg. ed. 8, 27 imiijentur iam gnjpi'n
equis etc. So könnten Hinde und Greif auf der Berliner
Vase gemeint sein.
843 Kadmos (in Theben: h. 'llesiod' etc.) Kaclmos (in Theben: b. 'Hesiod' etc.) 844
ihm unter dämonischer Hülfe. An ihrer Stelle dsSimg ßaailsiav kt?.. — 29. Hiernach läfst sich
hat sich hier das alte, noch in den Schild- folgendes Stemma zusammensetzen:
zeichen des Tydeus und Polyneikes wieder- Neüos Poseidon Beios
kehrende Tierpaar boiotischer Märchenpoesie I | |
erhalten. — 27. Mit Recht hat v. Wilamoivitz Argiope^Agenorv^_^r)anmo Kiiix
auf der eben besprochenen Vase den Hoch- (ügyU?)Meiial'hoiBixi.aie^Aigyptos ThLa
zeitswagen erkannt. Vielleicht lugt sich hier, | j I
da wir Pherekydes schon oben als Vertreter Kadmos Europa Proteus
dieser Parallelüberlieferuug vermutet haben, die Der Genealoge scheint sich den Agenor und
bei Äpollod. 3, 4, 2 = Pherelc. fr. 45 FHGr. lo seine Sippe am Nil in Ji'yvnrog ansässig ge-
1 p. 83 erhaltene Notiz ein, dafs der ognog, den dacht zu haben. Sehr wichtig ist in dieser
Kadmos der Harmonia als Brautgabe dar- Hinsicht das Eingreifen des Proteus, der mit
brachte, vno EvQcöniqg (^do&rivai KäS^cpy' ov dem mythologischen ,,Aigyptos" der Griechen
TiaQcc Jiog avrrjv laßsiv. Hiernach hat Kadmos ständig verbunden ist. — 30. Von den Spät-
die Europe (ursprünglich in Boiotien?) wieder- lingen, welche dem Mutterlande hellenistischer
gefunden, s. oben nr. 3. — Crenealogisches. — Kultur eine begreifliche Vorliebe entgegen-
28. Bei der meist in Schatten gestellten genea- brachten, wurde vor allem diese Überlieferung
logischen Überlieferung dieser Gruppe gehen in klarer geographisch-ethnographischer Auf-
wir von den Originalurkunden aus. PhereJcydes fassung vertreten, vgl. Hekatoios (v. Abdera)
(1. 4) Schol Apollon. 3, 1186, p. 478 K. {fr. 40 20 bei JDiod. 1.5, 3 {fr. 13 FRG. 4, 392): Die
FÜG. 1 p. 83): 'Ayriv(OQ §£ 6 Tlooeidävog Ägypter vertreiben allerlei fremde, bei ihnen
yaiiBL Jccfivd) rrjv B^Xov. Täv 81 yivovxai angesiedelte Elemente, welche sich ihrer Re-
^OLvii, v.al 'laairj [Äair]'? 'idairj? s. nr. 67. ligionsübung nicht fügen wollen. Die tüchtig-
Sidr]? s. lo. Antioch. 6 FHG. 4, 544], rjv iaxBi sten kommen sig rrjv 'EXlccöa v.ai xivag txkqovg
Ai'yvntog' Kai MeXia, rjV iO%ii, d avKog. zonovg, i'xovrsg (x^ioXöyovgrjysfiovccg, (ovrjyovvro
'^TiBLztv i'eii-i'Ay rivoiQ'AQy lönriv xriv Nsilov Jävaog xai Kääfiog rcov allwv inicpav^otazoi'
Tov norafiov. tov Ss yivsTcct Käö fiog. Äpollod. 6 dt nolvg lu'og i^imcs ilg zfjv vvv -naXov-
3, 1, 1 {fr. 42 FHG. 1 p. 83) cvvs^rjX&s dt snl [levrjv 'lovdcäav ktX. Aber auch der Perga-
zrjv ^rizrjGiv avzrig TrjXitpaaacc rj (irjzrjQ, xat mener Charax vertritt diese Ansicht, vgl.
fiäaog o TJoasiSolvog, cog Ö£ ^SQsnvSrjg qpjjffJ, 30 Mytliogr. p. 324 Westerm. {fr. 13, FHG. 3
Kiliv.og. Auffällig ist in dem ersteren Frag- p. 639 M.) Zs^tXrj rj Käd^ov &vycczrjQ liyszai
mente der Schlufs zov 8\: es mufs xäv 81 %vr]aai tiqo zov yäyiov zov 8s Titxi8a ^■£i6za-
korrigiert {Keil} oder (^zäv 88 . . .y eingesetzt zov ovza b KäSfiog, Siöxi iv. nvgog ioco&rj,
werden. Nun macht eine bisher unbeachtet nBQisLTts, ^al zL&fzccL avzcö Aiyvnziov Jio-
gebliebene Notiz den Kadmos zum Sohne des vvaov nüzQiov uvofia.
alten Königs Ogyges; ein anderes Zeugnis Boiotische LokalbezieliHiigeii. — 31. Kad-
rückt diesen aus Boiotien {Korinna) nach ^Ai'- mos mit den Sparten erbaut die Kadmeia und
yvnxog\ Vgl. P/toi. 2p. 277 n. 6 (aus verwandter damit Theben: das ist die Erfüllung des Ora-
Quelle bei den Parocmiogrcqihen interpoliert) kels. Die Sage vom Mauerbau durch Am-
'Slyvyia Kazä' inl xcöv oxXtjqwv insl avvsßrj 40 phion und Zethos ist eine Parallellegende,
Kcc8(iov xov 'Slyvyov 8ia xag &vyazsQag Kayiotg durch die Kadmos ausdrücklich auf die Burg be-
■jiSQiTiiostv a^Eivov 8s Isysiv '£ly. %. xa iia- schränkt wird, die er ö;^'9'fo f7r' aK^oraro) gründet
Xaia %xX. Dem entsprechend scheint LyJco- (vgl. Unger I — III p. 2 sqq. 26 sqq.). Dem ent-
phron Alex. 1106 'Slyvyov anagrog Xsäg die spricht es, wenn Pausanias 9, 12, 3 berichtet:
Sparten über Kadmos mit Ogyges in Zusam- Koc&özi xr^g d-ngonolicog dyoQcc acpiaiv icp' rjixäv
menhang zu bringen. Vgl. Tsetzes z. d. St.: nsnoirizcci , Kä8^ov xo (XQxaiov oiv-Cav slvai.'*)
jtai 6 "Uyvyog @r]ß(iöv AiyvTttiOiv qv ßaaiXsvg, Vgl. 9, 16, 5 to dt t/js dr'j^rjZQog leqov zfjg
o^^sv 6 KäS^og vitriQxsv v.zX., s. Unger, Theh. &sai.io(p6Qov KdSfiov y.ai zmv dicoyovwv oi%(clv
Farad, p. 266 sq. Danach wird man <(tc5v nozl etvat Xäyovoiv. d. h. Kadmos gilt als
8£ yLVfzai . . . 'Slyvyr}g,y zov 88 y. K. schreiben 50 Demeterdiener. In historischer Zeit führte man
müssen. Auf denselben Pherelcydes geht wegen vor allem gewisse Wasserleitungsanlagen der
Strabn 10, 4.72 {fr. ß p. 71 Proteus zeugt Kabeiro Burg {Bursian, Gcogr. 1, 226; Urlichs, Topogr.
und Eioneus) zurück: Konon Narr. 32*) zu v. Theben, Bayr. Akad. 3, 416) auf ihn zurück.
tisqI EvQconrjg ttjs xov ^oiVLHog &vyaxQ6g . . . Vgl. Ps.-Dic. fr. Paris. 12 {FHG. 2 p. 258 31.
[vgl. Äpollod. 3, 1, 1 zivsg 8e (d. h. Pherekydes Geogr. Gr. 31. 1, 102): cpiQEzui Ss -ncti dno
u. a.) EvQconrjv . . . ovv. 'AyrjvoQog (wie Kad- zfjg K(x8fiBLccg v8coq d(pav8g 8i,a acoXi]vcov dyö-
mos), dXXa ^oiviKog Xsyovatv, und die Inter- jisvov vnh KdSiiov zb naXaibv ag XiyovaL
polation der IL S 36 f. ov8' ozs (^OLviyiog nazsoKsvaafiEvov:, was Unger S. 111 schwer-
KOVQTjg zrjXs-nXeizoLO \ rj zsus fioL Mivcov Z8 yial lieh richtig auf die Aretiasquelle bezogen hat.
dvzi&8ov 'Pa8dnav9vv, aus verwandter epischer r.o — 32. In diesen Zusammenhang fügt sich auch
Quelle, ebenso Antim. Theh. 3 p. 277 Kk., die apokryphe Legende, dafs Kadmos anstatt
Eurip. fr. 472 p. 505, s. oben nr. 12 a. E., der vergiftt-ten Drachenquelle mit einem Fufs-
v.a\ ag ni^tpEtE zovg vi^tg 6 nazrjQ Kczci stofse eine Quelle {KdSfxov novg, später 'lüfix]-
^rjzrjaiv . . ., cov riv -nal Kd8(iog, ^e&' ov v6g) erööhet habe. Vgl. 'Sostratos'' bei Ps.-
GvvccTraÜQEi riQcozEvg 8^ Alyvnzov xijv BovaiQi8og Plut. de fiuv. 2 (fr. 4 FHG. 4 p. 505 31.)
*) Auf ganz anderem Boden steht der euberueristischo *) [Das wichtigste Zeugnis für diese lYagen ist die
Bericht AVuv. 37; auch der Anfang von 32 scheint keine Sp. 828 angeführte Eede des Hermes aus der Antivpe
reine Überlieferung zu bieten. Vgl. Uöfer, Koiw/i S. 35 ff. des Euripules.]
845 Kadmos (in Tliel)en: b. 'Hesiod' etc.) Kadmos (u. Typhoeiis) 846
Yfffijjfos .. sKcclsiTO Ss To tcqÖzsqov Kcidfiov noch Adelsfamilien , die sich auf die Sparten
novg, an' alzCag TOiavrrjg' KäS(iog zov kqyj- zurückführten (gegen Studniczka S. 89 f.; vgl.
voqpiUofxa S^d-novra ro^svoag xai. svqcov mensQ Maafs, Gatt. g. Anz. 1890, 370 f.). — 35. Wenn
7i£cp(XQj.iccKSviiEvov TO vöcoQ . . . ysvö^svog Kara dagegen Herodot 5, 59 berichtet slSov ds v.al
tÖ KmQVKULOv avTQOV xkto: TtQOvoiav 'A&r]väg avrog Kadjir^ia ygccfificcza iv rä igä xov 'Anol-
xhv Sb^iov nöSa ßa&vtsQov aig Ttrßov r]QSt.GSV lavog zov 'lofirjviov ev Grißya zfjai, Boiazäv
Ttozanov S' avaöo&svzog . . b )]Qag ßov&vzr'jOag . . . za nolXä o^otoc bvzcc zoiat, lcüviv.otaL (es
Käd(iov TcoScc TtQoarjyÖQSvasv uvzöv. Mag folgen Weihepigramme mythischer Kadmiden),
man über die Zuverlässigkeit des Ps.-Plutarch so spricht er wohl nur in seinem Namen,
noch so gering denken, so entspricht doch die lo nicht in dem der Priesterschaft: die Kadmiden
Legende der Erzählung, dafs Hermes in x\ithio- mufsten naturgemäfs KaS^rfCu ygäiinaza schrei-
pien, als er die lo bewachte, slccnzias zrjv yrjv ben. — 36. Als Muttermal sollten die Mitglieder
jtaJ ccvsdcoKBv vdwQ' c&sv xai 'Epftov TtxsQva der Spartengeschlechter eine Lanze tragen,
v-KlEizai; ähnlich die Chalkonsage von Kos vgl. Tro^. J.ns<of. Poe^. 16 p. 1454'^, 22 löyxriv
Theohr. 7, 6 mit ScJiol. Vgl. C. Bütticher, 'i]v (psgovai yrjysvslg (aus Euripides' Äntigonc
'BirJcc, die Quelle u. Heroine'' Berl. Winckel- nach M. Mayer, de Eurip. Mythogr. p. 74 und
viannsprogr. 1864, 5 und zur Sache BergJc, W. Schilling, ad Trag. Gr. Symb. p. 24).*)
op. 2, 655. E. IL Meyer, Achilleis 541. Für Vgl. Bio Chrys. 4, 23 {Hagen, Qu. Dion. 12):
gewöhnlich wurde die Aretiasquelle mit der toi? iilv iv 0t]ßaLg Znagzotg arjfiiiov Isyizai
Dirke {Euripides oben nr. 5) oder Melia {Paus. 20 eIvcci zov yivovg löy%ri zt,g oifiai, s-itl zov coj-
9,-10, 5. Bursian, Geogr. 1, 226 Anm.) iden- iiazog. lulian p. SIC: Xöyxri 8e Xsyszca . .
tificiert. — 33. Ebenso lokalisierte man die übri- zoig Znagzoig ivzvncod'fjvai tzuqu ttjs zs-novarjg
genHauptscenendesKadmosmythos an bestimm- . . avzovg ßmlov xai . . diaaco&rjvcct zovzo
ten thebischen Ortlichkeiten. Man kannte die tc5 yevst cv^ßolov. Hygin. 72 ex draconteo
Stelle, Ev&a rj ßovg EfieXlE zcifiovaa o-uldasiv; genere omnes in corpore insigne habehant.
darauf SV vtich'&qo) ßcofiov kkI äyaXfia A&rjväg, Möglich wäre es, dafs hier eine ganz im Geiste
mit dem angeblich phönizisclien Beinamen "Oyya der alten Sage (vgl. Tümpel, Bern. S. 18) ge-
oder "OyKcc ; ein (mit den bei Herodot nr. 35 haltene Erfindung der Dramatiker vorliegt, um
erhaltenem wohl gleichwertiges) Epigramm eine avayvcöptötg zu vermitteln (vgl. TF.6'c/«7Zm</
von ihrem vriög beim Schal. Eurip. Phoen. 30 a. a. 0.). Wenn bei den Kindern des oben nr. 34
1062 p. 360 Schw. (vgl. Unger p. 267.) Dicht erwähnten, zum 'Spartengeschlecht' gehörenden
beim jioXvuvSqiov , wo die im Kampfe mit Python, nach Plut. de ser. num. vind. 21 i^av-
den Makedoniern gefallenen Krieger bestattet i^vEynE Xöy%r\g zvnov Iv zä caficczi, dia XQOvcov
waren, unocpciivovaL x^gtov fv&a Kddfiov zoaovzcov . . dvccdvarjg (Öctieq e-a ßvQ'ov zrjg
lEyovöi . . zov SQccKOvzog . . zovg oöövzag Ttgog zb yivog buoiözrjzog**): so darf man aus
GTtEigai, ävSgag ös . . dvEtvai. rrjv yi^v: Tod dieser späten Wundergeschichte noch keinen
und Urzeugung neben einander {Paus. 9, 10, 1). Schlufs auf Alter und Volkstümlichkeit jenes
Und auf der Burg zeigte man ^aXäiimv . . zov Zuges ableiten. — Über Tanagra als Aus-
Ts 'Agfioviag igEÜnicc Kai ov UsuElrjg (paatv gangspunkt für die einwandernden Kadmeer
Eivat, und xagiov . . . k'v&a di] q^aßt. zag &edg 40 des jungem Epos vgl. nr. 75.***)
aacei {Paus. 9, 12, 3); die 3 alten Aphrodite-
(Athene-, Demeter-, Erinys-) Bilder auf der H. Kadmos und Typhoeus.
Kadmeia sollten dvtx&i](iuzcc 'Jg^ioviag eIvccl, 37. Nonnos beginnt sein abenteuerliches
EgyaoQrivccL Se dnb zäv uKgoczoltcov d zatg Götterepos mit der Kadmos-Europe-Sage. Vgl.
KdSfiov vavalv rjv ^vXov nsnoLrjfisva {Paus. 9, Köhler S. 2 ff. Zeus entführt die Europe von
16, 3): vgl. A'. Tümpel S. 654. 704. — 34. Auch Sidon nach Kreta, während der Kilikier Ty-
historische thebische Adelsgeschlechter hatten phoeus im Besitz der Blitzeswaffen den Olymp
Anschlufs an die Spartensage. Vgl. den gut land die Götter bedroht. Kadmos folgt den
unterrichteten (s. Schol. Pind. Pyth. 4, 467) Spuren des Stieres und kommt 1, 140 (521)
Scholiasten zu Pyth. 5,101: zivsg Se Alysa, d(p' so xat aig 'Agi^cov ^löyEov citEog, wo das Un-
oi) T] zäv AiyEtSäv iv Qiqßaig cpgcczQia zovvofMa geheuer haust. Inzwischen erreicht Zeus seinen
iXcißE, Enagzbv eIvcci zäv dnb Kdöfiov. Tzets. Zweck, verstirnt die Truggestalt des Stieres
zu Lylcophr. 495: Alyavg a) . . b) zivlg 8e -nul und übendäfst Europe dem Asterion (1, 350 fF.).
zovzov lEyovoi zäv dvaSod'Evzwv i-n zäv oSov- Dann im Arimerlande, von Eros begleitet,
zav zov ögdKovzog zov iv Oi^ßatg [äg tial cpoizccXim ^aatrjgL Si' ovQEog r'jvzszo Kädiicp. —
'AvdgoTi'cov, wegen seines Sp. 879 angeführten
Zeugnisses wohl vor a) umzustellen]. Noch *) ^^^ Sternensymbol des Karkinischen Thyestes
<•" TT- • j x. 11 tT„ zieht mit Unrecht hierher K. Tümpel, Bernerl-unoen 18 f.
für Epamemondas nahm man solche Her- . .^ m- , „ 7 a /a l ^ ^-^ a/■,^
T ej. 1 Ti ^ .... K /r\ -- ' «^^ *) Tümpel, Bemerkungen S. 18 hat die Stelle zuerst
kunft an, vgl. Paus. 8, 11, 5 _(&) zm raqpo) Se j^ ^.^^^^^ Zusammeuhange verwertet, aber nicht ganz
(des Epameinondas) Kiav ze EcpEOzrjuE -/.al aonig 60 richtig verstanden.
in avzä Sgdnovza e'xoVGCC inEtgyaanEVOV ***) Merkwürdig, dafs sich auf thebischen Münzen
(der Drache als Schildzeichen, wie bei Aischy- keine Darstellunjjeu aus der Kadmossage nachweisen
los)- 6 ^EV St] Sgdy.av iQ-ilEl OrjilULVElV yivovg lassen. Ein von Mionnet (lab. gen. 8. 233) auf Kadmos
zäv Znagzäv yiaXovaivcüV eIvcci rbv 'Ena- gedeutetes Stück bezieht /wÄoo/-i?<^wier einleuchtend auf
' t. TT„i 1 T>i i 7 -7 Protesilaos. In Theben selbst scheint die epische Sage
uEivcavoav. Vgl. auch Plut. de ser. num. vmd. , , •„ w 1 <• r .. 11 1 ,• n„*„t,
fr . .V rr'Q. - T^r o ' /v. danach weniger Wurzel gefafst zu haben, als im Osten.
21 zcov Se TlvO-covog zov NiatßEwg naiScov, Phantasien ohne Halt sind die thebischen Aresspiele,
og Evayxog ZE^vr^ze, XEy0(lEV0V zoug Znagzoig die Kadmos eingesetzt haben soll nach Pano/ka, Arch.
ngogr]v.Eiv: also selbst in jener Zeit gab es ztg. 12 (1859), i90.
847 Kadmos (n. Typhoeus) Kadmos (u. Typlioeus) 848
38. Zeus beschliefst, ihn zum Werkzeug der Rache sv nvgl yiccicov \ 'lXlvQiy.rig sldcpoio nolvyXäxiva
an Typhoeus zu machen. Pan, sein zweiter ^sgccirjv, um das Schicksal abzuwenden" —
Reisegeselle, rüstet den Kadmos als Hirten eine Anweisung ganz im Stil der hellenisti-
aus; vor allem öoXirjv avqiyycc cptgmv ddijfiovt sehen Magie, wie das Zauberwort des jxvcTrjg
KäS^ioi I dmtis Tvcpaovtoio KvßeQV^zsiQav oXi- 13, 485.
&QOV.' Eros soll den Typhoeus verwunden und Quelle desNouuos; Peisaudros. — 42. Die
so weicheren Gefühlen zugänglich machen (1, Grundzüge dieses Typhoeuskampfes sind nicht
400), Kadmos — dem als Lohn die Hand der neu: aber gerade das Eingreifen des Kadmos
Harmonia in Aussicht gestellt wird (1, 396 (wie bei ähnlicher Gelegenheit des Herakles)
a£ yccQ QVTTJQCc xilseaa \ ccgiiovirjg Koafioio xai lo ist eine Singularität. Den TyjDhoeus besteht
'jQfiovirjg TiaQdy.oixrjv) — soll ihn durch sein Zeus in der älteren Tradition {Pindar fr. 93, 2)
Syrinxspiel anlocken und bezaubern. Das ge- allein; bei den Mythographen treten ihm Pan
schiebt; der Drachenfüfsler läfst die Blitzwaffen und Hermes zur Seite; Hermes spielt hier (und
in der Höhle (410 ff.) und folgt dem Klange, noch mehr dem Argos gegenüber) eine ähn-
während Zeus in Stiergestalt in der Nähe liehe Rolle wie Kadmos in den Diomjsiaka,
bleibt, (409) ev&Bv OQog nsls TavQog lnü>vv- vgl. Plut. de Is. et Os. 55: eine von vielen
ftov. — 39. Kadmos verbirgt sich beim Er- Beziehungen zwischen dem Heros und dem
scheinen des Unholdes: der aber spricht ihm Gotte. Erfindung des Nonnos ist die mario-
freundlich zu und heifst ihn weiter spielen. nettenhafte Rolle des Helden im einzelnen:
Der Listige fafst sich und geht darauf ein: noch 20 das Grundmotiv war aus älterer Poesie ent-
ganz anders, äufsert er beiläufig (487 ff.), \ehnt. —'iS.Y g\. Fisander hei Olympiodor Fiat.
klinge seine Phorminx, mit der er einst ApoUou Phaed. = Fr. d.ep. Poesie p. _91 P'- Sr]lot
besiegt habe; nur habe Zeus ihm um des be- &£oXoy'äv xcc kcctcc Käöiiov iv tc5 fiv&q),Jv a
siegten Sohnes willen die Saiten mit dem cprjai xov Kädfiov vnoTiQ-Ba&on xä Ju., näg av
Blitze zerstört: ei Ss Tto&' £vqco\ (493) vsvga v.azaycavL6aito xov Tvcpmvcc. Man bezieht das
TiciXiv aq)QLy6covxa, ^aX^a divögsa nüvza %xX meist auf die fjgojitial &£oycc^iat des späten
Typhoeus läfst sich übertölpeln: (510) yial Epikers aus Laranda {Büntzer; 0. Müller,
xaivg £i? bov avzgov insiyixo- ksl&sv ccEigag j Proleg. 147): ein durchschlagender Grund gegen
vsvga Jiog SoXösvxi itögsv ^SLvrjKx Käd^im | ; den 'Kamiräer' existiert nicht, und wenn man,
er holt die Sehnen des Zeus, vs'vga, io me Kinkel, das von demselben Olympiodor
xänsg %Q'ovl Ttinxs Tvqjccovcrj noxs %ägix,ri. citierte Fragment über Perseus und Herakles
(Rudiment einer von Nonnos nicht recht be- {fr. 10 p. 252 Kk.) dem Kamiräer zuschreibt,
rücksichtigten und mangelhaft verstandenen mufs man das Gleiche auch hier annehmen.
Sage, über die vgl. Köhler S. 5 f ) Dies „am- Da sich von dieser Persönlichkeit aber wenig
brosische Geschenk" lobt der listige Hirt: om T? Sicheres sagen läfst {v. Wilamowüz, Eoni.
XogörjV I (515) seaofiävrjv cpög^iyyL ■nccxä-agvcps Unters. 347, Herakles I 309), würde damit
«otAafJt TtExgr]. Dann spielt er weiter: und das Zeugnis nur älterer (vielleicht rhodischer,
ovaxu Tiävza xixaCvoiv \ (520) ag^iovCrig 7]hove s. unten nr. 85) Tradition gewonnen. Die
. . . Käd^cp I (534) &£Xyoßävrjv ^eXssaaiv oXrjv Tltanomachie des 'Musalos'. — 44. Dem In-
q)g£vcc Scö-ns TvqxüBvg. Währenddem kriecht 40 halte nach fügt sich das Fragment in keine
Zeus (2, Iff.) in die Höhle und bewaffnet sich der bisher rekonstruierten Quellen ein, kann
x6 Sevzsgov -qQ-ädi, nvgacp , mit dem dort ver- aber ebensowenig als späte willkürliche Er- ^
borgenen Blitzgeschosse', den Kadmos aber findung (Welcker, Kret. Kol. 33 u. ö.) auf'
umhüllt er mit einer Wolke, damit ihn Ty- Grund einer spielenden Namenserklärung bei-
phoeus nach Entdeckung des Diebstahls nicht seite geschoben werden. In der That führt
töte. — 40. Typhoeus merkt, von den Zauber- uns, wie u. a. schon Zoega {Bassirü. 1 p. 12)
klängen betäubt, von dem allem nichts. Erst gesehen hat, das bereits oben nr. 5 Sp. 827, 34
wie sie schweigen, eilt er in die Höhle: ßgov- angeführte Citat aus der Tixavoiiaiia des
zr^v d' iqv Sfi6(poizov ISC'Qbxo . . (25) v.ci.1 axsgo- ' Miisaios'' (p. 228 K.) in ältere Zeit zurück.*)
Ttrjv ä-ntyrizov . . . (27) «at ■ksvsov anäog evgs. 50 Wenn im Zusammenhang der Tltanomachie
Jetzt gerät das Ungeheuer in blinde Wut, von der Wanderung des Kadmos die Rede
stürmt gegen den Himmel und verwüstet und war, läfst sich keine bessere Verbindung her-
vernichtet dort alles rings umher, bis die stellen, als die von Nonnos gegebene: durch
Nacht hereinbricht. Die übrigen Götter haben die Typhoeuslegende. — 45. Nun erzählt nicht
sich zum Teil geflüchtet: nur Zeus bleibt am nur 'Hesiod' die Typhoeussage zuerst, sondern
Tauros und nimmt den Entscheidungskampf an, in der Asjns heifst es v._32 xäxcc 3' i^s (Zeus)
in welchem er vor allem durch das Blitzgeschofs Tvcpaövtov, zöQ'e d' ccv&ig \ ^Uiov uY.göxa-
Sieger bleibt. Nun erst nimmt Zeus vom xov kxX.; vgl. Hesych. 4 p. 187 TvcpCov ogog
Kadmos die deckende Wolke (2, 663), dankt BoitoxCag. Hier also mufs (vor der 'Zeugung
ihm und wiederholt ausführlich die schon 1, go des Herakles') der Typhoeuskampf lokali-
395 angedeuteten Verheifsungen. — 41. Dem siert gewesen sein, vgl. scliol. Pind. Olymp.
Nonnos eigentümlich ist dabei die Kombina- 4, 11 tvioi da av Uid'rjKovociLg cpaai xov Tv-
tion verschiedener Genealogieen 2, 682 ff. (Ä'oWer qxävcc . ., 01 da av AiyvTtxm . . ., 01 8e av xw
S. 6), vor allem aber die mit der Warnung ogai xm yiazcc BoLcoziav. Wir befinden uns .
vor dem Zorne des Ares verbundene An- wieder auf boiotischem Boden: boiotische
Weisung: „Nachts den Himmelsdrachen vor Poesie wird den Kadmos mit Zeus und Ty-
Augen (674 ff.) gä^OV vnag ßcofiOLO Xaßatv avoö- *) sie ist aber kaum von Nonnos selbst benutzt, s.
(lov ocpi'zriv , I ntzlrjOKCiiv '0(pLov%ov OXvfntLov, Ji. K6/iicr S. 3.
849 Kadmos (n. Harmonia in Tllyricn) Kadmos (u. Harmonia in Illyrien) 850
phoeua in Znsammenhang gebracbt haben; acpäg snl xa oikblcc, rag nvlag Siä cor ttjv
selbst das in unseren Berichten rudimentäre ■näd-ociov snotovvro . . 6vo!.ia^ovGiv 'OfioloTSag.
Eingreifen des Zeus mag darauf zurück- — 4S, Den hier nur skizzierten tragischen Aus-
gehen. Wenn Zeus aber die Hand der Har- gang des geprüften Helden wird nach der-
monia als Preis für die Bezwingung des selben Quelle Enripides im Kadmos (TG Fr.
schlangenfüfsigen Typhoeus aussetzt, so liesrt p. 496 iV.-) dargestellt haben. Hier wurde nach
darin eine ganz frappante Parallele für die Valcl'enaers wahrscheinlicher Vermutung (s.
oben nr. 22 if. wiedei-gewonnene Sagenform Ho7-. Ep. 2,3, 187) Kadmos vor den Augen
(den Drachenkampf als Bewerbungsagon). Die- seiner Kinder in eine Schlange verwandelt;
selbe Quelle könnte die ,,Drachensöbne" viel- lo vgl. fr. ine. 930 p. 661 ol'uoi, Sgtxy.cov fiov
leicht, nach Vorgang der Gisranten und Aloa- yiymai zo jjaiav. tbkvov TiSQinXä'Krjd-i reo
den, als Götterfeinde aufgefafst haben: doch Xoincp nargi: eine Stelle, an die Philostr. Imag.
fehlen hiei-für, von den Namen oben Sp. 828 I 17, der die Verwandlung gleichfalls in Theben
und der Entstehung aus der Erde abgesehen, vor sich gehen läfst, sogar im Ausdruck [ra
feste Anhaltspunkte. Vgl. jedoch M. Mot/er lonta xov 6(6(iarog) erinnert. Auch Inc. 263
a. 0. 9. 12. 23. 252 und unten nr. 124. Wir p. 890 bezieht sich auf die Kadmossage. Diese
begnügen uns damit, diese Probleme hier auf- berühmte Scene ist es, die Hermorjenes n. lS.
zustellen, da ihre Lösung über die Grenzen H p. 376 W. (401 S.) als erstes Beispiel für
dieses Artikels hinausführt. naQÜSo^a anführt. Vgl. Crusma, Gott. gel. Avz.
20 1890, 700.*) — 49. Nach diesen Zeugnissen zieht
III. Kadmos und Harmonia in Illyrien. Kadmos mit Harmonia in Drachengestalt
Die Kataloare. — 46. Die ältesten direkten zu den lllyriern und Encheleern und führt
Zeugen sind auch hier Euripides und Herodot. so als Schutzheros das Barbarenheer wider grie-
Nach der Bestrafung des Pentheus verkündet chische Städte (Theben?), bis es sich schliefs-
Dionysos*), BoTcch. 1340 ff. Squ-acov ysvrißSL lieh am delphischen Heiligtum vergreift
fisraßaXcöv ., Säuag xs ar] | rjv "Agsog f-'ax^g '^Q- und vernichtet wird. Nur Kadmos und Hai--
fioviav %-v7}xog y^ycäg, \ s%&r]Qico9-8La' ocpsog monia werden von Ares ins ,, selige Land"
aXXä^si, xvnov. \ o%ov 8\ fioaxcov ;^p?jffa6? ag versetzt.
Xiysi Jiög | sXäg ust' dxöxov ßaoßdQcov r]yov- Episclie (Tforiiitliisclie J) Parallelquelleii.
fifro?' I TioXXac 8s Trsgüfig avcagCQ'iicp Gxguxsv- 30 — 50. Eine andere Form der Sage schliefst sich
jiaxt I nöXsig- oxr^v ds Äo^i'ov xgriaxrigiov \ öiag- fester an das illyrische Lokal an; die älteste,
■jiKacani vöaxov ä&Xiov TtäXiv \ cxrjaovaf es S' hinter den Hellenisten liegende dichterische
jigrjg 'Ag^ioviav tb gvasxKi I iicfnägcnv x' fg cxlav Quelle für sie war ein Epos, in welchem, wie
Gov v.uQ-iSgvan ßiov. (Vgl. Philo JByhl. bei oben nr. 19, Kadmos mit den Argonauten in
Stevh. Bt/2. [fr. 15 FEG. 3 p. 574] Bov&or]- Verbindung gesetzt wurde. Apollon. Bhod.
nölig 'D.Xvgiag, ag ^lXcov, dta x6 KdSiiov STtl Argon. 4, 515 berichtet: Die 'Kolcher' siedeln
i^svyovg ßoäv oxovusvov xaxicog dvvcai xrjv Ig sich, da sie die fliehenden Argonauten nicht
'lJ.Xvgiovg (86v, vgl. SophoMes unten nr. 52.) — erreichen, an verschiedenen Stätten in weiter
•47. Zur Interpretation jener dunkeln Stelle Ferne an, unter anderem nc' 'iXXvgiKoro (ifX-
dient vor allem die Antwort des Kadmos 40 außa&sog Jtoxcefioio \ xvfißog l'v' ^Agfiovirig
V. 1354 ff.: „wir werden zuletzt ins Barbaren- KdSaotö xs . . \ (518) dv8gd6Lv 'EyysXhGGiv
land wandern müssen, und gar sig 'EXXäS' scpiarLoi, und an den Keraunien. — 51. Vgl.
dyaystv fiiyci8a ßägßagov cxgaxöv , und die Phylarch (Zeitgenosse des Apollonios) bei
Harmonia 1358 8p(xkcov Sgu-naivrjg axm^' hov- Athen. 11 p. 462 B (fr. 40 '^ FHG. 1 p. 345)
aav dygCccg | d^co ini ßcouovg xat xdq)ovg 'EXXrj- noXloig Ss xat ö iv 'llXvgioig xöitog Siaßovixog
viKovg, I rjyovusvoQ Xöyxcctaiv v.xl. Auf die soxiv 6 Kaloviisvog KvXitisg, nag' co iaxi xo
gleiche Dichtung bezieht sich Her od. 9, 43 Kd8ßov y.al 'Agfioviag (ivrjfiSLOv, ag lero-
(vgl. Paus. 9, 5, 1), wo er die Verkündigung gst ^vXagxog iv xrj dsvxega Kai £iv.oGxfj xwv
erwähnt, dafs 'llXvgiovg rs v-cn xov 'EyxsXscov 'laxogtmv. Ebenso Kallimachos fr. 104 p. 364
axgaxöv das delphische Heiligtum plündern, 50 Sehn, bei Strabo 1 p. 46 (vgl. 5 p. 216) Xsys-
ßsxcc 8e xrjv 8iagTiayi]v zugrunde gehen würde; xai noXXd xsy-firigia xfjg 'idaovog axgaxn'ag . . .
über das Motiv, weshalb die Encheleer ihn xat xäv £7ci8L0]^dvxcov KöXxcov . . ., av ivia
aufnehmen, vgl. ^po?7of7or unten nr. 58. In ent- y.al 6 ^ KulXiiiayog sitiarjuai'vsxai Xsyeov . .: I
fernterem Zusammenhang damit steht Her. 5, 61 Oi ^Iv in' 'iXXvgi-noio nogov axdcßccvxeg igstuu \
inl xovTov Ss xai Aao8duavxog xov 'ExsoiiXiog Xäu nagd ^av&rig 'Ag^ovi'rjg ocptog \ aaxv-
uovvDcgyiovxog i^aviaxiccxai KaSfisioi vn' 'Ag- gov iv.xCaaavxo., x6 ßsv '^vyd8wv^ rig ivLGnoi \
ysicav v.ccl xgdnovxai, ig xovg 'EyxiXsccg. Hier FgaiKÖg, dxdg -hslvcov yXäaG' ovoutjvs 'UoXag'.
fügt sich ein Paus. 9, 8, 6: Tjvt-noc vno 'Ag- Hiernach wird Schal. Pind. Pyth. 3, 167
ysLcav fiaxTi ngog rXiGccvxi iytgccxri&rjGCiv, xoxs -p. 3SS B. Kadfiog slgorptv nsxaßXr]9'£V dns&avsv,
onov AuoSduavxi rrö 'Exsov.Xiovg vns^i'aGiv oi 60 6 8s IJriXsvg . . ., ag kuI KccXXiiiccxog (lagxvgst
■toXXor xovrcüv ovv fioiga xrjv (isv ig xovg auch das von den Herausgebern nicht aufge-
'iXXvgLovg nogsi'av drccöy.vrjGS, xo(XTt6(isvoi 8s ig nommene (fr. 372 p. 569 Sehn.) erste Glied
QsGGaXovg v.atalaaßdvovGLv ^OfiöXjiv . . . &sg- dem Kallimachos gehören. — 52. Bei Apollonios
Guvdgov 8s xov UoX.vvsiHovg dva-AuXsGcciisvov ist von einem xvußog die Rede, während Kalli-
*, „• -D V, 15 ■ ■ -L.- , r>. . ^ machos von den Xäix spricht: das sind verschie-
*) Eine Prophetie , wie sie hier dem Dion;/so.^ in den '■
Mund gelegt wird, könnte in der epischen Quelle Tei- *) Ob der 'Kadmos' des Klean von Sikyon unter
resias (vgl. v. 358 ff., Kallim. laoacr. Pall. 125 f.) gesprochen dem Eindrucke der attischen Tragödie geschaffen wurde
haben. {piin. n. U. 35, 140)?
851 Kadinos (u. Harmonia in Illyrien) Kadmos (u. Harmonia in Illyrien) 852
dene Dinge. Auf dieselben Sagen nimmt Bezug liehen Darstellung der Sage, die uns erhalten ist,
ein dritter hellenistischer Dichter, der jüngere der des Ovid, klar zu Tage. Ovid trennt sich,
SophoUes (Trag. Y>- ^^^8 N., Schneider Callim. 2, trotz gelegentlicher Reminiscenzen (v. 584
G37, der die Stelle falsch dem Kdllimachos == Trag. ine. 939), von Euripides (den Kata-
zuschreibt: Crusius, Gott. (/eZ. u4ws. 1890, 693) Zo^en) und scheint direkt oder indirekt von einem
in einer Elegie Et. M. s. Bov^oi'tj- nöXig rrjg Hellenisten abhängig. Iletam. 4, 563: Kadmos
'lllvQiSoq' UocponXfig 'Oiofia-ulsi- Bov&oir] Jqc- luctu serieque maJoriwi | victus ... verläfst seine
Xcovog inl nQoxofjGiv iväaO'r]. Denn eben Gründung, longisque erratibus actus \ contigit
hier sollte auch das Grabmal sein, vgl. Era- Illyricos profuga cum coniuge fines. \ iamque
tosth. Steph. Byz. s. /JvQQä%Lov (= p. 83 Bh.) lo mdlis annisque graves, dum prima retractant \
noTccfiol ds Jqilav v.al 'Acöog, tcsqI ovg Kä8- (570) fata domus . . \ 'num sacer ille mea tra-
ftov %at 'Agfiovi'ag zäcpog ÖBi^wrai. Ebenso iectus cuspide serpens^ Cadmus ait 'fuerat
Nicandcr Thcr. 607 (p. 254 iS'., vgl. Schol. p. 47) . . .? | quem si cura deum tarn certa vindicat
iQi'v &', tJv i-&QSTp£ JqCI(ov V-Ccl NccQovog ira, \ (575) ipse precor serpens in longam por-
ox&ctt, I Zidoviot) Kdduoio Q-fusiltov ^Agfiovt'rjg rs. rigar alvwn.'' Das geschieht vor den Augen der
— 53. Auch in diesem Falle bewährt sich 7vc«/Zj- Gattin und Genossen (s. oben nr. 48), aber
machos durch treue Erhaltung der Lokal- (600) subito duo sunt iunctoque volumine ser-
zeichen. Felsen des Kadmos und der Harmonia punt, \ donec in adpositi nemoris subiere late-
erwähnt auch Ps.-Skyla.v § 24. 25 {GGM. 1 bras. \ nunc quoque nee fugiunt Jiominem nee
p. 31 31.): zal KüSfiov v.ccl '^Agfioviag ot Xl&oi 20 vulnere laedunt \ quidque prius fuerint placidi
slalv £VTuv&cc, Kai isgov <(ovk^ aTta&sv xov meminere dracones. Die Verwandlung wird als
^Pi^ovvTog noxa^iov. ano öl 'PL^ovvzog norafiov Sühne für den Drachenmord gesetzt: Ares ist
ftg BovQ-ötjv 6 nXovg***. 25. 'nivgimv sQ'vog unversöhnt, vgl. v. 100. — 56. In diese Über-
fiele Ol 'EyxsXsig . . av. BovQ^örig 8\ Big 'Eni- lieferung, nach der Kadmos lUyrierkönig wird,
Sdfivov ktI. Näheren Aufschlufs aber giebt pafst die Sage von seinem Sohne lUyrios, den
uns erst Dionysius Perieg. 390 ff. GGM. vol. 2 ' Apiollodor'' (uüten 58) nach epischer Quelle
]). 121 M. (= Tzetz. Cltil. 4, 394): v.bIvqv d' kurz erwähnt. Dafs die Figur poetisches Leben
äv TcsQi -höItiov i'öoig igiKvÖBa tvixßov \ zvfi- hatte, zeigen die vatikanischen Virgilscholien
ßov ov AQfiovirjg KäSuoiö rs cprj(iig iviairsi- \ Jfa/sJ-n. 1,243 bei ivZ0OT2 p. 311. Cadmus relietis
■uBi&i yag fi's ocpicov ayioXiov ös^ag ?j^- 30 Thebis comiti Harmonia coniuge fortunae iniu-
Xä^avzo, I hrniöz' an' 'lßg,r]vov linagov (isra rias [sustinens(? )J fines Macedoniae super-
yfJQag [trotz jener schweren Prüfungen?] gressus parvulum filium qui iuxta Illyricum
Hv.ovzo. I Bv&a acpiv zägccg alle Q-boI &£aav fluvium ab Harmonia editus fuerat dereliquit.
aßcpl ydg alav \ (395) y.BLvr]v dficpozsQco&Bv BQrj- Hunc serpens spiris suis innexuit et donec
QBÖazai dvo nszQoci, \ ai'z' ajxcpco ^vviaoi ad adultos veniret annos amplexu corporis fovit
öovBv^Bvai, evzs zig aQxrj \ yiyvsrai avvai- imbuitque civibus quibus omnem illam regio-
ztjai KvXivSoßEvoio KaKoio.*) Diese jibtqui nem sibi subdidit. Hie ex vocabulo suo
(== KvliKBg?) sind offenbar die Xi&oi des Illyrium denominavit. In dieser Sage scheint
SJcylax und KalUmacJios; man mochte, wie bei zunächst die 'lllvgia am Pangaion gemeint,
so vielen Steinsagen, Menschengestalt in ihnen 40 vgl. Steph. Byz. p. 331b ilf. 'iXXvgia x^^Qo^ nXrj-
erkennen. — 54. Nonnos endlich 44, 27 (46, 364 ff. oiov zov Flayyaiov, dnb 'iXXvgiov xov Käd(iovog
und 4, 418) läfst den Helden und sein Weib (daraus wohl Eust., Geogr. Gr. Min. I[ p. 289):
zu Drachen versteinert werden {cnisißo- wo die falsch wegkorrigierte Nebenform Kä8-
(ihvoio ngocanov \ Xa'ivB)]v i](isXlov i'xBiv ocpico- fiovog (sc. vfog, Hexameterschlufs?) dafür bürgt,
dsa iiögcpiqv). Aber für diese Form der Legende dafs wir es mit altepischer Überlieferung zu
ist kein älteres Zeugnis beizubringen, und der thun haben, vgl. Crusius, Fleck. Jahrb. 143,
Verdacht liegt nahe genug, dafs Nonnos oder 1891 S. 390. Ähnliche Traditionen (im Zusam-
seine dichterische Vorlage die beiden ge- menhange mit der Argonautensage) brachten
trennten Typen selbständig zu seiner wunder- die Hylleer und Hyllos nach 'Illyrien' als
liehen Verwandlungssage umgeformt hat. Aus so Nachbarn (Eqpför/oi) der Encheleer (J.po?Z. i2//od.
verwandten Quellen schöpfte der Kunstgenosse 4, 516 ff.) und setzten schon sehr frühzeitig die
des Nonnos Christodor Anth. Pal. VII, 697: ''phönizischen' Taphier-Teleboer (unten nr. 76)
bIXB d an BvoBßBcov ngoyövav BgiKvSBKndzgiqv,] in Zusammenhang mit Theben und Amphitryon
Ävxvi86v, 7]v ^oivih, Kddfiog tÖBißB nöXiv \ {His. Scut.). Eustathios (a. 0.) denkt wohlan
BV^Bv Xvxvog Brjv "EXiy.cöviog, ovvBKa Kddßog j das westliche Illyrien und dem entsprechend
GzoixBicov davaoig ngäzog böbi^b zvnov. | Big heifst auch Ä/u,row, der Eponymos von'Pi^cov
vndzovg ä' dpiXa^ipB yai 'iXXvgioioi diKa^cov. zwischen Buthoe und Epidamnos, zov Kdöfiov
Lyell nid 08, die Gründung des Kadmos, ist viog Choerob. in Theodos. p. 76, 24. Theogn.
die Stadt der ,,Sesarethier", im Hinterlande Can. p. 33, 11; vgl. Belcker , An. p. 1417.
von ApoUonia und Epidamnos. — 55. Die wahre, Go Herodian II p. 737, 7. Müller, Geogr. Gr. M.
dem Nonnos unverständliche Absicht der 1 p. 31. — 565^. Ebenso kam Agaue, Toch-
Legende ist bei 7va/?t;Hac//os und i)^ow^s^os kaum ter des Echion und Mutter des Pentheus, nach
zu verkennen und tritt in der einzigen ausführ- Hyg. 184 errabunda in lllyriae fines
ad Ijycotliersen regem, den sie nach 240 und
*) Die Urte.ngaben sind sehr aUgemoin ; die i.n ^ 54 tötete utregnumCadmOpatridarct,
ersten Bande vorgetragene vmd iin ^IHas 1. 3 zur Geltung i ti t .. i^ ..^, tt ti • i
gebrachte Fixierung scheint C. Müller später (2 p. 31) ^\\oScher 1 Sp. 100. Eme konkurrierende
wieder aufgegeben zu haben. Richtig hebt Schneider Dublette ist die Legende der Epeiros . jrj?
p.364hervor, dafs Polai nur am Harmouiafelsen liegen soll. 'Exiovog d-vycCTQÖg, die EX Boiocziag flB&' 'Aq-
853 Kadmos (u. Harmonia in Illyrien) Kadmos (u. Harm. i. Samothrake u. Troas) 854
!xov^'ag ^ccl KciSßov auszog mit den XsL^ava jy_ j^^^^j^^^g ^^^ Harmonia in Samothrake
des Fentheus, und in einem dpvju-og des Cnaoner- ^ Troas
landes begraben wurde. Wir kennen sie nur
durch einen hellenistischen Poeten bei Par- Diodors Sainotliracia. — 60. Die ausführ-
thenios 32: sie wird also, wie schon Bd. 1 lichsteDarstellung dersaraothrakischenLegende
Sp. 1280 angedeutet wurde, schwerlich zum bietet (vielleicht nach ÄpoUodors vg(7iv -nurä-
alten Stamme der Überlieferung gehören. — Xoyog: Bethe, Herrn. 24, 424 ff.*)) Biodor 5,
57. Die Hauptzeugnisse schliefsen sich zu 47 ff. Mbxcc Ss xavta [der grofsen Flut in S.
folgender Einheit zusammen: Kadmos und und Umgegend] Eatava ysvöiiivov , mg fifv
Harmoniakommen(wohlvomOchsengespannge- lo tivsg cpaaiv, sv. Jibg -hccI Nv(icpr]Q, ag di rivfg
zogen, vgl. nr. 52) uach Illyrien und leben dort i^'EQfiov Kai'P^vrjg, avvayayitv tovg laovg
bis in hohes Greisenalter in der Verbannung. anoQciSriv oi-novvtag [Erklärung der Sparten-
Auf ein unvorsichtiges Wort des Kadmos hin sage, vgl. nr. 106] v.cd vö^iovg &susvov avxbv
(märchenhaft) werden sie dann (von Ares) in (iev dno tijg vi^aov Zäwva v.lrj&rjvai. xo Ss
Schlangen verwandelt. An ihrer Grab- iilriQ-og sig nsvxs q)vlccg [vgl. die 5 Sparten]
statte, die zugleich ihr Heiligtum ist, wirken Siavsi^iavxa xäv iSCcov vläv snavvfiovg avxag
sie fort als segnende Genien. Zwei Felsblöcke noiriGai 2. . . . Ttao ccvxotg in Jiog kkI iu,iäg x(Zv
in der Kähe, die man nach ihnen benannte, 'Axlavxiöcav'HX^iixQag ysviad-oii ziägSavöv
sollten, wenn dem Lande Unglück drohte, in xs v.a\'la.aCava%al'AQ\ioviav\yg\.Kon.narr.
Erschütterung geraten und sich aneinander 20 21 JägSavog yiccl 'lacicov 7ro:r(Jf? Tqaxiqv Jiog s'g
schliefsen. — 58. Unklar (wahrscheinlich durch 'Hliv.xQCig = ÄpoUod. 3 , 12,1 'HX^-axQug 8s
Verkürzung einer vollständigeren Vorlage) ist rr/s "AxXccvxog yiul ^log 'lacLcov x«t Jagäa-
die Überlieferung des mythographischen Hand- vog v.xl. , ebenso EnJioros und Demagoras,
buches ApoUod. 3, 5, 4 6 eis KaSfiog (isxä '^Aq- s. unten nr. 62]. 3. av xov filv JägSccvov . . .
^oviag Grjßag sv-lntav ngog 'EyxsXs ag Tcaga- ngwxov fi'g ttjv 'Aat<xv iul cx^Siag diaitsgccico-
yCvfxai. xovxoig §8 . . . o ^Eog b'xgTjaiv 'llXv- &8vxa . . . v.xioa.1 dägSccvov nöliv v.a.1 xo ßaSL-
giwv Kgccxrias Lv sav Tjysiiovcc K.-aaVA. f'xcoaiv. Xsiov . . Tgoiav ovoxrioaoQ^ixL %cc\ xovg Xaovg
Ol 8s Ttsia&svxsg . . . %gaxovai. TtaJ. ßuaiXsvsi- K. «qp' lavxov JcxgSdvovg ovouccaai . . . Kai xovg
'iXXvgiäv Kai naig 'iXXvgiog avxm yivsxai. av&ig vntg f)gäv.r\g JagSävovg -Kaxomieui. 4. Dem
8\ fisxd'Agfiovt'ag sig Sgä-novxa ^sxaßaXav** sig 30 zweiten Sohn, lasion, xov zJi'a nagaSsi^ai xryv
'HXvaiov Tts8L0V vno Jioc s^S7iSfiq)d'r]aav. Scliol. xav ßvaxrjgiojv xsXsxt]v, ndXai (isv ovöav sv
Find. Pijth.S,15'Sp. 838 B.: ...xovxov (K.) sv8ai- xrj vijaa) ... 5. jxsxd Ss raüro; KäSfiov xov
(iovi^Gavxa sy.Ttsasiv sig'lXXvQiovg . . . dnod-soid-rj 'Ayi]vogog naxd ^r]xrjOiv xfig EvgcoTirig
(isxcc xfjc . . 'Agfioviag yial dnsXd-oiv snl 8ga- dcpiy. sa&ai ngog avxovg, Kai xrjc xsXsxrjg
■Kovxav dguaxog (?) yiaxcpKrjosv sv xat 'HXvaico nsxaaxövxa yrifiai xrjv a8EXcp^v laotcavog
ns8i(p. Wertvoll ist der Eingang, der uns das 'Agfioviav ov xa^ansg "EXXrjvsg liv&oXoyovaiv
Motiv zeigt, weshalb die Encheleer den Kad- xrjv "Agsog. 49, 1. xov 8s yä(iov xovzov
mos freundlich aufnehmen. Der Schlufs bei ngäxov 8ataai Q-sovg, -nai zlrjßr]xga ßsv
Apollodor wirft die Überlieferung der Kataloge 'laaicovog sgaa&sißav xov v.agnov xov aixov
mit der 'korinthischen' zusammen; in den 40 Sa>gr]aa6&ai , 'Egßrjv Ss Xvgav, 'A&rjväv 8s xov
Pindarscliolien wirkt eine Reminiscenz an das Siaßsßorjusvov ogßov Kai nsnlov Kai avXovg,
Ochsengespann mit, um die Verwirrung voll- 'HXsKxgav 8s xd x^g fisydXrjg KaXovßsvrjg ßtjxgbg
ständig zu machen (besser schol. zu 167 oben xäv d'smv isgd ... (s. ob. Bd. 1 Sp. 1234 f.) Kai
Sp. 850, 59). — 59. Strato 2 p. 326: Hinter Epi- 'An6XX(ova ßsv Ki&agiaai, xdg 8s Movaag avXfj-
damnos wohnen die'EyxsXsiot, ovg Kai Zsaagr]- cai (daai?), xovg Ss dXXovg &sovg svcprjßovvxag
&iovg {Hekat. fr. &li.)KaXovGi' ngog 8\ xovxoig ßvvav'grjoai xov ydiiov. 2. ßsxd Ss xavxa xov
. . . rj xginoXig TlsXayovia (vgl. nr. 17) . . . Kai ßsv KdSßOV ... KxCaai &rißag xdg sv Boico-
'EXißtia Kai 'Egdxvga' xavxa 8s ngöxsgov asv xi'cc, xov 8' 'laoicova yiqßavxa KvßsXrjv (die als
KaxsSvvaaxsvsxo . . , wv sv xoig 'EyxsXsioig 01 Heroine angesehen wird) ysvvr]Gai Kogvßavxa'
KdSfiov Kai 'Agßoviag dxoyovoi rjgyov, 50 'laGicovog Ss sig &sovg ßsxacxdvzog JdgSavov
Kai xd uvd'svousva nsgi avxäv SsiKvvxai. ovxoi Kai KvßsXrjv Kai Kogvßavxa ßSxaKoiuicai sig
ßsv ovv ovx vTio L&aysväv ^gxovxo kxX. giebt xrjv 'Aoiav xd xrig ßrjxgog xav &säv isgd (wo-
nichts mythologisch Neues, bestätigt uns aber, nach sie die Göttin selbst Kybele nennt)' xov
dafs man die Herrschergeschlechter in der That 8s Kogvßavxa (der den Korybanten den
von Kadmos herleitete. Damit steht es im 'isamen gieht) yrjßai &i]ßr}v xrjv Ki'XiKog 9vya-
Zusammenhange, dafs nach Flut. Pi/rrh. 5 eine xsga. 4. So kommen die avXoi nach Phrygien,
Schwester des Königs Neoptolemos von Epeiros die Lyra des Hermes nach Lyrnessos, das
KaSßsia hiefs, s. JDroysen, Hellen. 2, 2, 260. Achill eroberte (Äpollod.). s^ 'laaicovog 8s
Ob Beziehungen zu der 'thesprotischen' Kaß- Kai Jiqßrjxgog UXovxov ysvsa&ai . . . Vor allem
ßavia vorhanden waren, bleibt zweifelhaft. 60 aber ist die Telete berühmt u. s. w. — 61. Eine
Dem thesprotischen Kadmos-Flufs (St. B. 351, merkwürdige Ergänzung dieser Andeutungen
23) haben die Griechen des Vorlandes den bieten die späten, aber in kleinasiatiscbem
Namen gegeben; ebenso werden sie die Sesa- Kultbrauch entstandenen Orphischen Hymnen.
rethier mit ihren mythischen Encheleern iden- Hymnus 39 p. 79 Ah. indigitiert, nachdem 38
tificiert und damit den Barbaren-Königen ihr 01 sv Zaßo&gr'iK'i] dvuKxsg gepriesen sind, den
Stemma verliehen haben die sich solche Ehre *^ y^^ besonders 5, 49, 4 (Anknüpfung an LymeBsos,
gern getallen liefsen (vgl. Bd. 1, 2829, bntan- ;;v 'AydUa . . la^M) und dazu k. Tümpel, mioi. 48 (2),
nische Fürsten als 'Hyperboreer'). loeff.
855 Kadmos (u. Harmonia in Samothralce) Kadmos (u. Harmonia in Samothrake) 856
ÄOQvßag oder KvQßag als &s6v Sitpvri . . cpoi- (cod. xo;rotx.), ov -nai TIoXvdQxriv Xsyso&ai vno
vvov, uifia%&svza ■Kaeiyvi^tcov vtco dioadöv (ein räv iyxcoQtcov, yicd 'Hsrioiva, ov laaiava
verschollener Mythos, vgl. Klem. [Eus.~\ Protr. ovoiiä^ovat . . . TQirrjv 8s fc%£v 'AQfioviav,
p. 12, Crusius, A. E. a. a. 0. p. 24), Jrjovg rjv iqyäysTO Kädjiog' kkI dno t^s iirjxQog
dg yv(äjjL,rjai.v ivrjXXä^ag ds^ag ccyvöv \ &rjQ6rv~ avxrig 'Hlsy,tQidag nvXag rrjg ©r'ißrjg ovo^äecci
nov &8n8vog noQcpfjv 6vo(fisgoLO Sgäyiovrog (ganz iaroQSL 'EXXävi-nog iv Tzgcörco TgcoiKav -nal
wie Kadmos, s. oben 48. 53). — 62. Ei)lioros 'idofisvsvg. Vgl. Scliol. Eurip. Phoen. 1129
und Hellauikos. Eine Staffel vreiter zurück p. 368 Schw. — 64. Auf HeUaniJcos gehen
führt uns Ephoros, Scliol. Eurip. Phoen. 7 danach zurück die Grundzüge des diodorischen
p. 248 Sehn. {fr. 12 FHG. 1 p. 235) "Ecpogog lo Berichts und die Anknüpfung an die grofse
ÖE 'Hlsv.zQKg xrig "AzXavrog*) avzrjv (Har- Flut; Zeus und die Atlantide Elektra-
nionia) shat Xsysi.' KdSiMov di TraganXeowa (Elektryone)-Strategis als Eltern von Darda-
Zcc^o&Qa-ariv dgnccßccL avt^v rfjv ös ig zi- nos-Polyarches, Eetion-Iasion und Harmonia;
(lijv zrjg jxrjzgog ovcfidccci zag 'RXe-nzgag TtvXag' Kadmos, auf der Suche nach Europe bei
v.cd vvv tzi SV zri Zafio&gäKrj ^rjzovaiv avzrjv Samothrake la.ndend; die Entführung {dg-
sv zciig aagzccig (s. den Art. Megdloi Theoi nuyiiög) der Harmonia als aiziov einer Fest-
unter Samothrake). Vgl. Demagoras v. Sanios sitte; die Gründung Thebens und die Be-
Schol. Eurip. Phoen. 7 p. 248 Sehn. (fr. 1 nennung des Elektrischen Thores. Durchaus
FHG. 4 p. 378) drjfiayogocg ds dno ALßvi]g neu ist es, dafs Harmonia nach Samothrake
(als Atlantide) sl&ovaccv zrjv 'HXs-urgccv ol- 20 gesetzt wird. Im übrigen fügt sich die Über-
■nijacci, zr]v 2Jaao9gdv.i]v " sv&a avyysvofisvr] Jil lieferung in die bisher behandelte epische
sz£v,s 'H(iL& s av zJ dgd uvov 'JgiiovLUV ein. Das Hochzeitsfest in Samothrake wider-
zov 8s Kd8iiov naganXsovza [.iszd Qdoov streitet jedoch der älteren Tradition. Es
STil i;r]zr]acv zr]g dSsXcprjg ^vrjbrjvaL zs -nal mufs bei Diodor aus anderer Quelle ein-
fivovfisvov i8siv zrjv 'Agfioviav [wie geschoben sein. Die Hauptscene ist zwar offen-
Philipp die Olympia, s. Loheck 1289], ngovoia bar den Katalogen nachgebildet*), verrät
8s 'A&rjvdg dgndaat avzrjv. Für 'H^l&suv aber eine genaue Kenntnis der Kultverhält-
korrigierte ValcJcenaer {Schioartz) 'Hszicova nisse von Samothrake; sie mufs aus epicho-
coll. schol. 1129 p. 358 Sehn.: lazogstzai 8s rj rischer Dichtung oder Legende geschöpft sein.
'HXstizgu zgsig 7tc(i8ag sxslv., ddg8civov 'Hs- 30 — 65. Eine sachlich zu Ephoros-Hellanikos
zi'ava, ov yiai 'laGtojva covoiiaoav , Kai 'Ag- stimmende Überlieferung (vgl. TFeZ/TOanw p. 59 ^)
liovtccv Jjv yi^iiavzK zov JidSixov dno zr\g bringt umgekehrt Dardanos und Harmonia von
jj^rjzgog avzfjg 'H.Xsv.zgC8ag nvXag ovofidoai zfjg Asien nach Samothrake. Vgl. Mnaseas, Steph.
&rißr]g. Ähnlich Arrhian bei Eust. II. B 814. Bys. s, v. JdgSavog (fr. 28^ FHG. 3 p. 54) . .
Z)^on. 391 =/'/'. 64. 65. J'^^TC 3 p. 598. Demetr. Mvaasag 8s cprjCiv, ort ddgSavog s^iav s-n
Sceps.]). 54*^ Gaede; Ygl. Wellmann, Comment. zov vsca zrjg 'A&rjväg zo UaXXddtov dgdasvog
phil. in hon. sodal. GrypJdsio. p. 59. — 63. Das dcpL-nsto sig Ua^o&gd-ariv [iszcc ^Ag^oviag kkI
alles deckt sich mit Ephoros. Aber Ephoros 'laoCcovog zcäv dSsXcpmv -Adiist Sidyovza Kd8-
selbst schreibt, wie sicher nachzuweisen ist, /xos o 'Ayiqvogog scpiXonoiriauzo' v.a\ dno&a-
den Hellanikos aus (vgl. Wellmann, p. 58 sqq. 40 vovarjg TriXscpdrjg [Nebenform, s. Meineke zu
U. Hoefer, Konon S. 44^°), auf dessen Atlantis 3Ioschos2, 40] yafisizijv'Agfioviav 6 Kd8-
und Troika vor allem die genealogische Grund- [log Mal dnoazsXXsi zov jdgSavov sig zrjv'Aaiav
läge zurückgeht. Vgl. fr. 58 FHG. 1 p. 53 31. i.LSzd zäv sxai'gcov ngog Tsv-ngov zov TgcSa v.zX.
Schol. £ 125: rjv 8s Kgrjg 6 'laaimv 'EXXdvi%og Diese mit den hieratischen Ansprüchen des
8s 'HXsKzgag hccI diog avzov ysvsaXoysi. svioi historischen Samothrake unverträgliche Version
8s cpaaiv avzov ys(ogyLv.(äzazov ovza 8öh,av gewinnt an Autorität und Bedeutung durch
t%SLv ozi zfj Jq^^rizgi 6vvcpy.si. zivsg (d. h. das Eingreifen einer bisher (/Sio?/! ob. 1 Sp. 1832)
Hellanikos? vgl. oben nr. 60) 8s cpaai ixszd unverstandenen Legende. Apollon. JRliod. 2,
zov ■nazay.Xvafibv (volg. snitiX.) nagd fiova 992 leitet die Amazonen von Ares und der
'laatavi ansg^a nvgäv svgs&fivai (sv Kq^ztj 50 'Nymphe' Harmonia ab; die Sage wird in
nicht in allen Hdss.).**) fr. 129 p. 63 31. den 'akmonischen Hain' bei Thermo don
Schol. Apollon. Eh. 1, 916 s-usi: (in Samothrake) verlegt. Als älteren Gewährsmann nennen die
cpnsi 'HXsKzga rj "AzXavzog, iiai covofid^szo vno Scholien S. 438 (= Steph. Bys. s. 'A-Hfiovia
zav syxojgiav IJzgazrjyi'g' rjv cprjaiv 'EXXdviyiog p. 60 31.) Pherekydes: "Agfiovia vvacprj Na'tg
'HXs-nzgvcovTjv naXsta&at. 'Eysvvr,as 8s zgstg (als Tochter der Elektra?) r;s v.a\ "Agscog 'Afia-
7iKi8ag, /idg8avov zov sg Tgoi'av (iszoL'in]aavta tövag (vgl. HzgazriyCg - Elektra oben nr. 63 f.)
slvai (prjOi ^sgs-uvSrjg = fr. 25 FHG. 1 p. 75;
*) Frülier las man mit sachlichem Widerspruch ^^^ verwandter Quelle Schol H. F 189 (E.
xai _!.; tili ist die beste Überlieferung: wonach oben ,, , , , ? 7 rr o/^r>r7\ / <• '^
Bd. 1 Sp. 1235 zu berichtigen ist. Schioartz de schol. Hom. p. 3/407) <o^>' /fff-
**) Dars Hellanikos trotz der Verbindung mit Samo- 60 ^ovsg} ^ Agswg ^ Kai AgflSViag vv^cprjg Naidog
thrake lasion als Kreter bezeichnet habe, folgert aus dem ^&vyazsgsg SlOi'v, WO kaum AgiMOViag ZU korri-
Zeugnisse i^e^;-tort'«5rto- oben 1 Sp. 1234b, 52. Bei der Ent- gieren ist, da Harmonia Eponyme der benach-
stehungsweise des in den Scholien benutzten Kempen- harten 'AgflSVLOi (vgl. Stepll. ByZ. S. XdXvßsg
diums wie der Schoiirn selbst bleibt das wegen sach- ,^ Hecat. fr. 195 p. 13) geworden sein kann.
lieber Unzuträglichkeiten zweifelhaft. £«.to<;»Mp. 1528, ^Kadmos als Rival des Ares' würde sich mit
,, - ^' , ^' .'. „ ' ',r ■ • t ,^-„ der oben nr. 23 tt. behandelten bagentorm
n/fi, Kotjta to yfvo;, ^10: t<tov y.ai JlufQa^ ist kein '='
neuer Zeuge, sondern nur Interpret des uns orhultenen *) Die summarische Darstellung des Vfs. in der
SchoUons. AE. S. 41 läfst diese Gesichtspunkte noch aufser acht.
857 Kadmos (u. Harmonia in Troas) Kadmos (u. Harmonia in Libyen) 858
(vgl. auch die Oinomaossage) berühren; mit rühmte Epos zurückführen, welches der Ama-
dem ursprünglich böotischen Namen &£g(icö- zonensage in den Troicis zuerst Bedeutung
Scov könnte die Sage von der Saat der Drachen- verschaffte: der At&ioTcig oder 'Afia^ovig (Bd. 1
zahne in Verbindung stehen (vgl. Duris Flut. Sp. 268). Bemerkenswert ist, dafs für beide
Dem. 19 = FHG. 2 p. 471; SsQ^äScov und Gedichte mit seltener Einstimmigkeit ein mi-
jl'a-lxcöfycoj' neben einander bei PaMS. £o(a)r. [9], lesischer Dichter, Arktinos, als Verfasser
19, 3). Doch die Einzelheiten bleiben vorläufig genannt wird. Wenigstens der Ursprung der
dunkel, s. 70. 20. — 66. Dafs auch das klein- Gedichte in Milet darf wohl als wahrschein-
asiatische Tbebe mit Kadmos in Zusammenhang lieh gelten, zumal Milet noch andere klarere
gebracht worden sei, macht schon der Name lo Beziehungen zur Kadmossage hat, s. unten
Eetion in den oben behandelten Legenden nr. 90 ff.
wahrscheinlich, den man von dem Theber- ^ tt^a^^^ ■ a ti„ „«•„ • t -v
1 .. - 1. ■ xr • j 1 1 j. -. V. Kadmos und Harmonia m Liuven.
konige bei Homer wird herleiten müssen. xxa,viiuuo uuu. ±^0,1 munio, ±ji xjiujcu.
Direkt bezeugt es DiJcaiarchos , Schol. JEur. Hellenistisclie Poesie. — 69. In dem Ge-
Andr. 1: jLKaiaQxög cpiqGiv sv^äSs ano- dichte ([esNonnos nehmen die 13, 333 ff. mit-
anaoficc xl ^xovy [ibzcc xov Käöfiov czv- geteilten Überlieferungen eine Sonderstellung
Xov pUfiaai : ob Dikaiarclios hiermit das kiliki- ein (vgl. Köhler S. 39 f.). Zum Heere des
sehe Theben ' a Cadmi Thebis' abgeleitet hat Bakchos kommen auch die Libyer, dy^ivscpr]
(Schwartz, de schol. Hom. p. 441/45) ist zweifei- vai'ovxag ul^fiovog äoTsa KdcS^ov \ (335) nsi&i
haft; vielleicht liefs er Kadmos den Ort schon 20 yccQ . . . nscpOQrjaevog avQCiig \ fis xQÖ^ov coxfs
auf seiner Wanderung von Phönizien her be- KäSjiog, k'xoav, Zid-aviöu vvficprjv (die Samo-
rühren. Das scheinbar widersprechende Zeug- thrakerin) | cv^nloov, 'AQ(iovtrjv t'xi naQd'svov
nis der Schol. ADL Z 396 ist von Sclnvartz . . . rjv XaQiv i^ovöiirjvs Ai'ßvg ctgazög —
a. a. 0. beseitigt. Anders *S'c/eoZ. F Z 396: 'y/^^a- ccßgoxsQrj yccQ | (340) Biazovlg tßXäaTrjGSv int-
(ivg xig [o] UsXciGyog dcpiv.öfisvog ^Ig xr]v "IökjV %b^ovCrj Xa9^5 aXlr]. \ xrjg äno Kai Aißvrjg Xagi-
. . ■uti^ii Tiöliv 'ASQa^vxTstov ■nuXovfisvTjv; He- xcov locpog . . . Um ihretwillen greifen die Mau-
rakles gewinnt seine Tochter 6)/jß?7 uud gründet rusier zu den Waffen: aber Kadmos (345)
und benennt ihr zu Ehren die Stadt vno xo xLvuaao:)V . . Aißvozidog fy%og 'A&r'jvrjg \ 'Agfio-
nXä-HLOV alX' (nicht verderbt) 'EQi&)]Xag (vgl. vCr]g tioXs^ii'Qs Tigouani^cov 'jiaQCiv.Oixrig.i\ sansgicov
die Theliden) %al Aößrjg 01 'AaxäKov (also 30 S' Icpößiqosv oXov ysvog Aihionriav \ avv du
Sparten, s. nr. 20. 79, Bd. 1, 645) dnaQxccg fig ... 'AgeC -nal Kv&£q8l'7j- \ ksl&i ■nal, rag svänovai,
^OLViY.r]v dnb @^ßr]g cp^'povxsg s^cÖG&rjaav Tiaga TgtrcoviÖL Xl^ivt] \ (360) 'Aq^ovi'-tj TtccQeXsnzo
nai OLKTJcavTsg t-axiauv avxr,v. — 67. Schliefs- godcoTtidi, Kdd^og dXrjxrjg, \ Nvfiqjai d' 'EansQL-
lich gehört in diesen Kreis die Eidothea, ösg nsXog btiXskov. und aus ihren Gärten holt
welche die Sophohlesscholien Antig. 992 als Kypris mit den Eroten die goldenen Früchte
xr^v Käöfiov döeX(prjv bezeichnen (identisch zum Schmuck des Hochzeitsgemaches: rjg dno
mit der Idaia, T. dagddvov xov Sxv&av tpvXXiov \ ^Ag^iovir] xat KdSf.iog . . \ ßöaxgvxov
ßciaiXiag, siehe oben 1 Sp. 1218). Isoliert d(j)V£L0L6Lv sfiirgcöoavxo Kogviißotg | dvxl gööov
ist die noch anonyme Notiz des Schol. Eurip. yani'oio... \ -/cat (läXog dargciirig %iQ-dgrig inLna-
Phoen. 5 p. 248 Schiv. ivioi ös dvxl 'Aguo- AO uov iysigag (360) firjzgondxcog ... ovgavov dficpi-
vLug HXiKxgKV ccvxöv (paai yrjfiai: war etwa XsXi'^s Ai'ßvg tivgzovfjisvog "AtXcig\yiCil nsXog dgfio-
in der nr. 64 postulierten alten Dichtung die vi'rjg £(isXi'^£zo ysizovi cpcovrj. Und zum Andenken
einheimische Elektra die echte Braut, die erst Sa»i£7iodmvinLßa9-QaAißvozLÖtKdd(iogdgovgi]\
bei einer harmonistischen Mythenbehandlung (365) öaifirjoag noXicov SKaxovxdda, SaKS 8
der Harmonia weichen mufste? Auch Europe tKdazf] | dvaßaxa Xalvsoig vipovfieva xsl^su
auf Kreta und Atymnios als ihr Bruder scheint nvgyoig. Während es Nonnos mit Rücksicht
in diesem Gedichte behandelt worden zu auf die kanonische Hochzeit in Theben ver-
sein, vgl. nr. 86. — 68. Die epische (uiile- meidet, ein Verlobungsfest in Samotbrake
sisclieJ) Quelle. Dafs sich diese Überlieferungen zu schildern, bietet er dem Leser hier bei-
in vielen Punkten an die kanonischen Epen 50 läufig eine voll ausgebildete Dublette jenes
anschliefsen , ist längst erkannt, vgl. zuletzt später (nr. 102) zu besprechenden Abschnittes.*)
M. Wellmann a. a. 0. 58 ff. Ähnlicher Ursprung Er folgt also blind einer anderen Quelle,
ist auch für die befremdlichen, Kadmos und wahrscheinlich direkt (wie nachweislich v.
Harmonia angehenden Teile wahrscheinlich. 444ff., vgl. Köhler S. 41) den Bassarika des
In Betracht kommt hier besonders die 'iXCov Dionysios. Hinter beiden steht zunächst
niga ig, in der nach einer (bei Kinkel p. 50 Kallimachos, wie schon Köhler S. 40 ange-
nur unvollständig mitgeteilten) Stelle des X>J0«2/s deutet hat. Vgl. v. 529 (371): fr. 13 p. 123
V. Halikarnafs 1, 68 Dardanos mit dem Sehn., ol'rj xs Tgixcovog icp' vdaaiv 'Aaßvoxoio
Palladium von Samotbrake nach Troas v. 340 f. 362: fr. 266 p. 497 Sehn, r] vTilg
zog. Wenn nach derselben Quelle das echte 60 dazaXäcov Xagizcov Xocpov, 267 9ißgiig Kvngi-
Palladium in Troas blieb, und nur eine Nach- 80g dgnovirjg. — Die epische (milesische J)
bildung in die Hände der Achaier kam, so Quelle. — 70. Den Charitenhügel am Kinypsflusse
zeigt sich darin ein kleinasiatischer Lokal- erwähnt auch iTerotZoi 4, 178, ebenso den Triton-
patriotismus, dem die Rolle von Samotbrake see mit der Insel #Aa, welche Aay.s8ai(.iovioiai
und Troas in den oben dargelegten Über- cpaoi Xöyiov iivai y.xiaai. Auch wurde lason
lieferungen ganz entspricht. Die Verknüpfung von Malea aus hierher verschlagen: ein Triton
der Harmonia mit den Amazonen läfst sich erschien ihm, verlangte von ihm einen Tripus
nicht ohne Wahrscheinlichkeit auf das be- *) Vgl. das verwandte Beispiel Phnoi. 48 (2) s. 227.
859 Kadmos (u. Harmonia in Libyen)
für sein Heiligtum und verkündete: snsccv tov
tqltcoSk KO(iiar]tui xmv zig SKyovav räv iv zfj
'Agyoi av^Tilcoovrcüv, xöxz iv.axov TiöXiag oi'xf;-
oai Ttsgi XTjv TQUcovida Xi^vrjv'Ell7]VL8ag Tiäoav
slvai dvüyKrjv (vgl. Nonn. v. 365). Wenn man
hier an Stelle des lason den Kadmos setzt,
hat man die Grundzüge von Nonnos v. 360 tf.
• — nicht der einzige Fall, dafs die eine Über-
lieferung für die andere eintreten mufs, s. oben
nr.26. Aus derselben Quelle (im Gegensatz zur lo
Elioie) scheint Pindar Pyth. 4, 35 ff. {Apoll. Bh.
1, 181) Europe, T. des Tityos und vonPoseidon
M. des Euphamos (ob. l Sp. 1407), entlehnt zu
haben: die Schwester oder Base des Kadmos
ist hier deutlich mit Kyrene-Libyen in Ver-
bindung gesetzt.*) — 71. Die ganze Überliefe-
rung verbindet sich nun durch den iirjXQonäxcoQ
Atlas V. 360 und Elektra mit dem oben
nr. 62 ff. dem Hellanikos zugewiesenen genea-
logischen Konstruktionen. Der 'Göttergarten', 20
in dem die Hochzeit stattfindet,, lag ursprüng-
lich wohl auf Samothrake-^t'ö'ioTrto: (vgl. oben
Sp. 388, Tümpel, Aithiopenländer S. 168 ff'.), wurde
aber schon früh in den fernen Südwesten ver-
schoben. Da nun das oben nr. 68 als Quelle
angesetzte milesische Gedicht bekanntlich die
Aithiopensage in die TQwiy.ci gebracht hat,
könnte es wohl auch den Göttergarten und
die Kadmoshochzeit mit den „westlichen
Aithiopen" in Verbindung gesetzt haben. Das 30
'ist um so wahrscheinlicher, als Memnon nach
demselben 'Ärlctinos^ mit dem ägyptischen
Theben in Zusammenhang steht {Dion. Perieg.
249 f.). Doch kann die oben nr. 44 als Quelle
der Kadmos-Typhoeuslegende bei Nonnos er-
schlossene, verschiedeneu Dichtern (darunter
auch dem. ÄrJctinos) zugeschriebene Tüanomacliie
auch hier direkt oder indirekt seine Quelle
gewesen sein, denn nach Philodem Ttegl svasß.
p. 43 Gomp. sprach 6 xriv Tixavo^a%Lav ttoitj- 40
cccg von den hesperischen Äpfeln und ihren
Wächtern (vgl. JSonnos 13, 350 ff.). Dafs die
kyrenäischen Gentilkulte Anknüpfungspunkte
boten, läfst sich nicht mehr nachweisen.
Zweifelhaft ist es auch, ob auf der von Pucli-
stein, Arcli. Zeitung 1881, 238 besjjrochenen
kyrenäischen Schale der Drachenkampf des
Kadmos gemeint ist.**) Es wäre doch auf-
fällig, wenn der Vasenmaler das 'Quellhaus'
ohne Wasserspeier und Krüge gelassen und 50
die zweite Schlange (hinter dem Tempel) nur
zur Raumfüllung angebracht haben sollte (wie
die andern Tiere). Möglicherweise liegt eine
Parallellegende nach Art der rhodischen Phor-
bassage (unten nr. 85) der Darstellung zu
Grunde: ohne dafs man gleich ihre Heimats-
berechtigung in Kyrene annehmen dürfte. —
72. Mit diesem Zweige der Kadmossage
wird ferner (wegen gemeinschaftlicher Be-
ziehungen zu Atlas-Elektra) in Zusammenhang 60
*) Vgl. ob. 1 Sp. 1409. 0. Müller, Orchom.- 258 setzt
diese Europe = Deraeter-Europe (Lebadeia), was auf
dasselbe herauskommt. Über die Benutzung der 'Aithio-
p'is^ bei Pindar vgl. Lübhert, ind. lecl. Bonn. 1881/2 p. 15.
[E. Meyer sieht hier lediglich die Vertreterin des euro-
päischen Kontinents, die mit Kadmos nichts zu thun
habe, vgl. aber unter nr. 129.]
**) [Wie Piichstfia, auch Sludniczka S. 33. 57.]
Kadmos (u. Harmonia in Libyen) 860
stehen: MyrUlos, Schol. Arat. 172 6 Ss Mvq-
xilog xaq XdSjiov &v'y(XTSQocg (T(vg 'Tädag slnsv
slvai) = Schol. Germ. p. 75 {Eratosth. Roh.
p. 110) Myrtilus autem Hyadas quinque filias
Cadmi esse dicit; falsch erklärt von Welcher,
Ep. Cyld. 101 (die Töchter des Kadmos,
Autonoe, Ino, Semele,Agaue und die Schwieger-
tochter Nyktei's werden wohl verstirnt zu
Hyaden, nicht umgekehrt), s. ob. 1 Sp. 2753 ff. —
73. Vor allem aber gehört wohl in diese Gruppe
das Ende der Europa im südöstlichen Lykien
oder in Karien. Denn wenn Herodot 6, 45
bemerkt jj EvQconrj ovxe yLvcoay.sxca . . onö&fv
xo bvo^cc iXixßs xovxo . . sl fii] cmo xf^g TvQir^g
(priGoiiEV EvQCOTCTjg Xcißsiv xo ovo(ia xrjv icoqtiv
tiqÖxbqov 6e 'ijv äga dvcövv^og. . .dXX' avxr] ys
£% xfjg 'Aairig xs (pccLvsxcct. iovaa yiai ovz <xni-
no^isvi] sg xrjv yi[v xavxrjv . . ." cell' oaov £%
Q?OLVL%rig ig ÄQr'jXT]v, sn KQi^xrjg dh ig ÄvKiriv
— so folgt er (oder sein Gewährsmann) vgr-
mutlich demselben ionischen Epos, aus dem
wir auch andere auf Kadmos-Europe bezüg-
lichen Zeugnisse abgeleitet haben. Vgl. noch
1, 173 Ol ÖS Avv.101 iv. Kqrixrig xcoqicclov ysyö-
vaai . . . 8LEV£L%Q'ivx(ov ds . . xäv EvQcönrjg
Tiaidcov Zccqmßövog xs xat MCvco . . i^riluoe
avxov xs Eccq7tr]86va xart xovg axaaicöxag avxov,
Ol ÖS dnaG&ivxsg cctii-kovxo xfjg 'Aoi'rjg slg yfiv
xrjV MiXvdäa . . . vonoiai ds KaQiKoiai %QScovxai.
So nennt bereits 'Hesiod^ Schol. Ven. 31. 292
= fr. 56 Bz. Europe Mutter des Sarpedon;
danach Aesch. p. 34 N^. Balcchyl. 56 p. 586,
Eur. Bhes. 29. Asios von Samos hat die
Heroine als Schwester der Astypalaia nach-
weislich in das genealogische System der Um-
gegend gezogen, und Aischylos liefs in seiner
Europe Karer als Chor auftreten, Büchcler,
Bh. Mus. 35, 94.*) In demselben alten Ge-
dichte stellten sich vermutlich eine Anzahl
von Eponymi, wie Seriphos (nr. 84), Poikiles
(nr. 83), Itanos (nr. 86), Karchedon (nr. 87),
die rhodischen Kadmeer (nr. 85) unter den
Schiffsgesellen des Helden ein, s. nr. 95,
Sp. 876. Denn dafs der Held hier als umher-
kreuzender (phönizischer) Schiffshauptmann**)
auftrat , ist zweifellos , vgl. unten nr. 89 ff. —
74. Diesen veränderten Verhältnissen ent-
sprechend mufs vor allem der Drachen-
kampf anders gestaltet gewesen sein. Auch
dafür haben wir unzweideutige Zeugnisse. Bei
Ovid Metam. 3, 46 ff. (vgl. jedoch unten nr. 95)
tötet der Drache die ausgesandten ministri alle-
samt: hos morsu, longis complexibus illos, \ hos
necat adflati fmtesta tabe veneni etc., und Tzetzes
zu Lyliophron 1206 == Chil. 10, 404 p. 379 (unbe-
kannte Quelle, vgl. Härder, DeTzetz. fontt. p.80,
man könnte an Apollodor denken) nennt als
Namen der gefallenen Genossen Deileon (fehlt
ob. 1 Sp. 978) und Seriphos (unten nr. 84). Der
letztere palst ganz in die Reihe der geo-
graphischen Eponyme, wie sie offenbar
schon Herodot in diesen Epen vorgefunden
hat; von gleicher Herkunft (d. h. aus einem
Kataloge der Kadmosgenossen entlehnt)
sind auch Poikiles und Membliares Herod.
*) [Vgl. Scltwartz, quaest. Herod. p. 1059.]
**) Im Stammbaume des Arkthioa (zum Sternbild
uqy.zo;) steht au erster Stelle Navtij^.
861 Kadraos (n. Hai-monia in Libyen)
4, 147, s. unten nr. 83. Dafs hier ein altes
berühmtes Gedicht foi'twirkt, scheint sich durch
einige Biklwerke zu bestätigen. Einschlägig
ist z. B. der prächtige etruskische Spiegel,
auf dem der Drache einen Gelahrten des Kad-
mos bereits umwunden hat, während ihn ein
zweiter mit der Lanze durchbohrt und Kadmos
selbst mit dem Schwerte ausholt, s. d. Abb. 5
= 3Ion. 6, 29, 2 {Pervanoglu, Annal. 1859
p. 146 fF.). Auch der sehr proble- ^
matische Typus einiger Mün- ^'■"'^ j=^M)^^^<^
zen*) und geschnittenen
Steine („Tod eines Kad-
mosgenossen durch
den Drachen"
Winclcelmann, P.
(jr. de Stosch
p. 317 nr. 16,
s. Pervanoglu
a.a.OS.149')
könnte hier-
her gehö-
ren. Nun
findet sich
schon bei
Herodot
Vl'AYl
sprich-
wörtlich
tür den
'Pyrrhus-
sieg': 1, 166
xmv öl X7)
vavfiax^'j], KaS-
fift'a Ttg VIKI] xot
VftO' CXL lltV yÜQ TB6
GBQä%OVzä G(pl V£Sg ÖLS
cp&ägrjaKV, ai öe bikogl ai
iiSQisovaoci rjaav ä](^Qr}OTOi.
Zwar leiten die meisten Inter-
preten (vgl. d. Paroemiogr. u. Lexi
kogr. s.v.) die Wendung aus späteren
Ereignissen der thebischen Sage ab
(aus dem Epigonenkriege); aber natür-
licher scheint es, sie mit Lucill von
Tarrhai (unten nr. 104) und dem Verf.
eines Buches tcsqI Orjßäv, wahrschein-
lich Lykos V. lihegion {Etym. Gud.
p. 593 = Suid. s. V.; vgl. Leutsch,
Parocm. voL 2 p. 75. 3iüller, FEG.
4 p. 657), auf Kadmos selbst zu be-
ziehen. Lykos**) erinnert daran, dafs 5) Kadmos und seine
Äddfiog avilav tbv rrjv"AQSiav xrjQov- Genossen im Kampfe i^avaaxävxsg, izQänovxo in 'Ad'rj
vxa ögäyiovxa i9i:x8vCBv "Aqbl ö^tr« '"j*/'^ ^'^^"^"''^„^"^f viwv ... Die Gephyräer wissen,
iXTi- Aber die rechte Pointe erhält ^'°''- ''' ''"''• ' ' '' dafs sie nach Euboia gehören und
der Vergleich für die Herodotstelle erst durch zählen sich zu den Kaduieern: das ist Thatsache;
die Tradition, dafs die Gefährten des Kadmos 60 sie stammen nicht aus Euboia, sondern mit Kad-
bei dem Drachenkampfe getötet und verwundet mos aus Phönizien, das ist Sage oder Hypothese,
wurden; dafs Herodot gerade diesem Über-
lieferungsstrom gefolgt ist, wurde schon oben
*) Eine bei Mionnet (s. Tables gen. S. 233) auf den Tod
eines Kadmosgenossen bezogene korinthische Münze
deutet Tiii/ioo/- Blumer wohl richtiger auf Opheltes.
**) Seinen Namen hat in dem verderbten ,4yTO —
übrigens nicht MüU''r erkannt, wie es nach FIIH. 4,
Ci)7 scheinen könnte, sondern schon Umjer.
Kadmos (in Boiotien u. Euboia) ^^2
nr. 72 angedeutet; auch sonst mag er seine
Überlieferungen und Hypothesen über Kadmos
und die Kadmeer (vgl. unter nr. 75. 79. 80 f.)
aus diesen Epen abgeleitet haben. Doch ist
es vorläufig nicht möglich, die alten Zusam-
menhänge wieder herzustellen: daher diese
Legendenbruchstücke hier in örtlichen Gruppen
zusammmengeordnet werden sollen.
VL Isolierte Lokalbeziehungen.
Der ionisch-äolische
Norden.
Boiotien und Euboia.
75. Strabo 10, 447:
'EpfT^ia TiöXiq
(liyL'atri x^g Ev-
oiag jXEra XaX-
•ALÖa . . . Kai
xäv AloXimv
di xivsg anu
xrjg IJsvQ-i-
lov GTQa-
(isivav iv
xf] vT^aa,
x6 ds Tta-
Xaiov Mal
"Agaßsg {so
wohl erst
nach ge-
lehrter eth-
nographi-
scher Hypo-
these) oiKdö-
licp avvSiaßdv-
Eqsxqiu
ovvcpy,i(5S xdg
TJallrjvrjv iial
xov 'A&w nöXsLg ■nxl.
Das alte Epos mufs in
der That Kadmos und
Kadmeer auf Euboia ge-
kannt haben, denn darauf
nimmt direkt oder indirekt (vgl.
■r. 89) Bezug Herod. 5, 57 oi Ss
OL ... (ag fifv avxol liyovßi,
ByeyovBcav 8^ 'EQSXQLrjg xrjv aQxt'jV
ag öh iyu) dvanvv&avöuivog svQiaKco,
rjaav ^oiviKsg xäv ehv Käöfj-cp dni-
KOfisvcov ig yriv xrjv vvv BoicoxCr]v
v-also^iivriv, oi^sov ös xrjg xcoQrjg xavxi]g
dnoXaxovxsg xr]v Tavay Qiiirjv fioi"-
Qav ivQ'svxBv ös KaöfiSLav ttqoxbqov
i^avaoxdvxav in 'Agysicov, oi Ficpv-
Qaioi, ovxoL ÖBvzBQa vno BoKozäv
die nie hätte geglaubt werden sollen (s. v.Wilamo-
witz, Hermes 21 S. 106'); vgl. unten nr. 90 ff.
104. 120. Ein Anklang an die drachenzahn-
entsprossenen , erzbewaffneten Männer der
Spartensage hat sich vielleicht in dem euböi-
schen Abantenkönige Chalkodon erhalten (oben
Sp. 870), vgl. nr. 79 und H. D. Mülkr bei
863 Kadmos (in Boiotien u. Euboia) Kadmos (in Thrakien) 864
Tümpel, Bemerk, z. gr. Beligionsgesch. S. 18. zy [irjtQl t:i7s EvQcaTtris Trilscpdri sni]8i ngos
Als älteren Sitz der '^ ^oivfusg cvv KccS^m^ — {cod.nsQl) 'A^/jvoig*) %al snvv&ccvero EvQconriv
d. h. als Sitz der Kadmos -Sage — nennt £;i;£Ca^o:t iv xfj ©qockt], kuI ovrco? txyinsto sig
Herodot in dem angeführten Zeugnisse (5, xriv %az avzmiqoLv ]\7tiiqov %ai i\q%Bv iv
57) die TavuyQiv.ri [iolqu von Boiotien (vgl. zfj %a>qa zavzi] navzcav EvQconrj zov dv-
Kap. 129). Das bestätigt sich durch selbständige öqos aitolEKp&biaa**), ovx rj ^oiVixog, dll'
Überlieferung {Crusius in der aJlgem. Encykl. InixcnQCa zig yvvrj, dcp' rjg ■nul rj r^nstQog
S. 39'-) bei Eustath. p. 408, 4 = Pausan. anaca jj ngog BoQsav äviiiov EvQänr] ks-hItj-
Att. p. 45 Schw.: ol dsKcczsv&svzsg . . . slg zai.^' Den Eingang nach demselben Gewährs-
JsXq)ovg vn 'AQ-rjvccLcov *) FscpvQaLOi Xaßövzsg lO mann {Höfer S. 55) bietet vollständiger Konon
XQrjOfibv . . . ßovalv ccnolov&ovvzig , frag dv narr. 32 ... zb nsQi Evqämqg zr]g ^oCvi-
SKSivoi KomdacoGiv . . . . , tag 6 &s6g (xv- nog &vyazQ6g dq)civovg ysysvrjiisvrjg, yial mg
zoig i%Qr]6£v, ojtag txft Kcczcc^sivcoai, snl Td- nsfiipsis zoyg vtstg 6 naziiQ ■Kazd ^rjzrjoiv zrjg
vccyQCCv coSsvcav, dovzsg (ihv zoi nQorjyov^svo) aSsXcpfjg, cov rjv kkI Kdöfiog, figö"' ov ovvutc-
KrjQVKaLOV ag snl nqsaßsCa . . . , ■na&onlcaav- aiQst xai Upcorgvg i^ Aiyvnzov . . . v.al ag
zsg ds KcczoTCiv zovg vEOvg (vgl. v. Wilamowits Kcczd noXXrjv Ttldvrjv fjirjSlv svgovzsg v.az£a%ov
a. a. 0. S. 106f.). Die Beziehung auf Attika hat fig naXXr'ivrjv, xcci ag llQcozsvg . . . dyszai
derLokalpatriotismusdesDemow hineingetragen; ywaCyicc zfjv 'd'vyuteQcc (des Sithonerkönigs)
ebenso ist in nr. 77 Athen der Durchgangspunkt XqvcovÖtjv. Wie sich Proteus mit der thra-
für die Kadmeer-Gephyräer, vgl. die attischen 20 kischen Prinzessin vermählt, so mufs sich
Hyperboreer-Legenden Bd. 1 Sp. 2819 ff. Die Kadmos mit der von ihrem Manne
Legende ist eine Dublette zur thebischen Grün- verlassenen Thrakerkönigin Europe ver-
dungssage. Das benachbarte Mykalessos wird bunden haben, d. h. der Mythograph, der
durch eine ähnliche Geschichte mit Kadmos der Methode des tazoQiyiog zai ^SQiazög Xöyog
selbst in Zusammenhang gebracht, s. Sp. 835, 1. folgt, verband mit der Vulgärsage, in welcher
76. Über Kadmos in lUyrieu und Epirus die „tyrische" Europe schliefslich spurlos ver-
s. oben nr. 46 ff. 56. Doch hat der ursprünglich schwindet, eine seltenere Legende, nach welcher
griechische und mythische Begriff 'iXXvQiog Kadmos sich in Thrakien mit einer — ur-
und 'iXXvQig {Ärist. av. 1521) keine feste sprünglich wesensgleichen — einheimischen
ethnographisch - topographische Bedeutung, 30 Heroine Europe vermählte, vgl. nr. 3. — Das
sondern ist von den Griechen an verschie- bewährt sich vor allem durch die Spuren
denen Stellen., auch in Thrakien (nr. 56. 77) ihres Sohnes Sarpedon. Der ZaQiiriÖovirjg
und Lykien (unten nr. 125) fixiert worden. Die ä'npijg in Thrakien gedenkt Herodot 7, 58
in das Etym. M. versprengte Notiz über die (vgl. Strabo p. 331. fr. 52) und die Lexiko-
benachbarten Taphier (p. 148, 40): avzol graphen s. v. (= Zenob. Interpol. 486 p. 156,
8s zb dvsKK&sv ^oiviv.sg zäv [istd Kdd^ov vgl. p. 540), die aus troischen Fabeln des So-
ßzaXsvzcüv geht vielleicht auf diese westlichen phoJdes {fr. 43 p. 141. fr. 580 p. 270) eine
Kadmossagen zurück. Denkbar ist es , dafs UccQ7tt]dd)v dyizr'j {tzszqcc) anführen. Die Schol.
eine alte epische Überlieferung die Basis ist; Apoll. Mhod. leiten den Namen ditb Z. 'zov
Taphier und Teleboer liegen innerhalb des 40 zfig ©QdKrjg ßaaiXscag ddsXqiov UoXzvog
Horizontes frübböotischer Poesie (vgl. d. Hera- ab, nach Apollod. 2, 5, 9, 13 dem Sohn des
Jdesscliild). Dafs diese Notiz nicht historisch Poseidon: wie das Schol. zu 211 = Pherec. fr.
verwertet werden kann, wie noch Oberhummer, 104 p. 97 zeigt, steht dahinter Pherekydes,
Alcarnanien 53 gethan hat, wurde vom Verf. d. h. das Epos. Es ist ein altes Jenseitsbild
schon Phil. Anz. 17, 658 hervorgehoben und der boiotischen Keligion (vgl. Theog. 774 f.),
bedarf jetzt keines Beweises. Von hier aus was hier im hohen Norden lokalisiert ist, wie
erklärt sich die Landschaft Ka^inavtcc und der sonst im Süden (in Kilikien) vgl. Bd. 1 Sp. 2835.
Kadmosfiufs in Thesprotien, s. nr. 126. — 78. Hierher führt uns ferner die (aus Hel-
Thrakieu. 77. Schon in den Katalogen _ lanikos?) durch Aristoteles {Arist. Pseudepigr.
und bei 'Eumelos' besiedelt Kadmos, der von 50 ' p. 493 R., unten nr. 105) vermittelte Notiz bei
Süden aus den Landweg einschlägt, mit seiner Piin. Nat. hist. 7, 57, 197), dafs auri metalla et
oder der Europa Mutter zunächst Thrakien, flatuiani Cadmus Phoenix ad Pangaeum montem
s. oben nr. 12 ff'. In merkwürdiger Form liegt 'erfunden' hübe, = Kle)n. Alex. Strom. l2)-307B
diese Legende vor in den ScJiol. Eurip. Blies. (II p. 54 Lips.) Kdö^og [iszccXXaxQvaov zd tzsqi
28: z^irrag 8s zdg EvQwnag dvaygdq^ovatv zb HdyyuLov insvörjasv oQog. Ahnlich Demetr.
iviof (liciv ^sv 'Sl-^savL8a (Hesiod) ... szsquv Sceps. (nach Kallisth.) bei Strabo 14 p. 680
ÖS ^oiviaoav nal {zrjv?) 'AyrjvoQog . . . slal 8s = Demetr. Sc. p. 42 Gaede, Callisth. fr. 29
dt v.ai zQizTjv dvayQdcpovai, Ka^änsg 'Hyr'i- p. 20 AI. (und byzantinische Ausschreiber bei
GiTiTiog SV zoLg nccXXijviayiOLg {fr. 6. F.H.G. ünger p. 9). Vgl. Hygin fab. 274, unten
4, 424) yQd(pcov ovzcog- **) „Kd8(iog avv 60 nr. 105. Diese Legenden werden mit den eben
*) Das Wort ist nicht anzutasten. Es spricht der besprochenen euböischen Kadmosmythen zu-
Auhidogra.ph ßemoit, wie üciion wiiamowitz Herrn. 21, S.iQö sammcnhängen; s. auch Stcph. Bys. p. 331 M.
Anm. richtig erkannt hat; weshalb Töjjßer, Att. Geneal.
5. 298 die andere Fassung auf Demon zurückführen, willi seltener rhodischer Legenden (oben s. Akantho) beweist,
weifs ich nicht. lYgl. jeUt Grusius, Philol. Suppl. 5 S. 26911'] die Götterkataloge bei Cicero u. s. w. zurückgehen.
**) Warum Müller das Stück unter die Incerta setzt, *) Bei dem späten Schriftsteller kaum anzutasten,
bleibt unverständlich. Das Excerpt stammt übrigens aus **) So ist offenbar zu schreiben und zu intcrpuu-
Arisiokles (dessen Namen man mit Recht in dem hds. gieren: „Europe herrschte in dem Lande, da sie von
.A<)iotut(?.ij; erkannt hat), auf den, wie die Bevorzugung ihrem Gemahl verlassen war" u. s. w.
8G5 Kadmos (in Bitliynien, Thasos, Lesbos) Kadmos (in Sparta) 866
s. V. 'llXvQiw xwQCi nlj]GiLOv xov nayyaiov mittelt, auf den Zenobios-Diäymos 3,70 Mill.
und dazu die Kadmos-Illyrios-Sage nr. 56. p. 372 == Ps.-Plut. 40 Paroem. 1, p. 327 Gott.
Bithynien. 79. Auf verwandte Quellen zurückzuführen ist: 6 Ascßiog IlQvXig- avtr}
haben wir oben (nr. 20) die Angaben des ■x.ccd'' o^oCtooiv Isyetai 'cootvsq Asaßiog nQvXig\
Memnon über das bithynische Astakos ver- SoA8b äh h ZIpuiltff 'Egfiov Ttaig ysvsa&Ki
mutungsweise zurückgeführt, bei l'hot. hibl. v-al (idvtig. An dieser Gleichsetzung des
228 = F. II. G. 3 p. 536 : rriv "Aarav.ov 8s lykophroneischen Kadmos mit Hermes zu
MsyciQsav (oiiiaav aiioiv.oi . . . 'Aaranov ini- zweifeln ist kein Grund. Bemerkenswert ist es
Kirjv v.aTC( xQTqeiiov Q^i^svoi (doch wohl von aber, dafs Hermes hier mit Harmonia als eng-
Delphi) aTTo Tivos TCüv AfyofttVcoi' 2;7rc>:()TCöv xai 10 verwandt hingestellt wird und sich auch als
yiqysvwv (s. oben 36) xmv [anoyüvoiv reo»'] iv Vater des prophetischen ' Wafientänzers ' mit
0rjßa/s, Aaxayiov rrjv nkijat-v v.zl. Vgl. M. Kadmos, dem 'Kureten' und Vater der streit-
Mayer, Die Giganten S. 30, der auch den baren Sparten, berührt, vgl. nr. 61 f. Näheres
Namen auf die 'Erdgeburt' zu beziehen ver- im Artikel Megaloi theoi.
sucht. Das benachbarte Chalkedon, nach Die mit lesbischen Überlieferungen vielfach
Charon, F. H. G. 4 p. 627 die Mutterstadt verflochtenen Sagen aus der Troas und aus
von Astakos, würde sich gleichfalls legen- Samothrake s. oben nr. 60 ff. Wenn Hermes
darisch leicht mit diesem Sagenkreise verbin- in diesen Überlieferungen Kadmos, oder (mit
den lassen, vgl. nr. 20. 65. Söhne des Astakos als üblichem Kosesuffix , s. Fiele S. LI f.) Kad-
Gründer des kleinasiatischen Theben nr. 66. 20 milos heifst, so soll er damit nur als boioti-
Thasos. 80. Vgl. oben Sp. 833 f. Dafs die scher Gott bezeichnet werden, vgl. Crusins,
Überlieferung von dem KtiGzrjg dauernd leben- Beitr. S. 14. Ebenso würde der Dionysos
dig blieb, zeigt der Personenname Kdcafiog, Kadmeios zu erklären sein bei Paus. 9, 12, 4:
vgl. Kuhn's Zeitschr. 29, 429. Vor allem UoIvScoqov ds tÖ ^vXov xovxo xccX-nat Xsyovaiv
die Anlage der Bergwerke schrieb man (schon im-KOGfiriaavxa Jiövvaov naXiaat Kädfieiov,
im milesischen Epos?) den 'Phoinikern' zu wenn diese Lesart überhaupt zu halten und
(d. h. Kadmos und seinen Leuten), vgl. Herod. nicht mit Schubart, Bh. M. 5, 347 f. {Brunn,
6, 47 xa fisxalla ..., xd ot ^oiviKsg dvsv- Kiinstlerg. 1, 392) für Kccöfisiov: Kdäaov Si
Qov Ol fisxd Qdcov %xiGccvxsg ztjv v^oov xav- (zum Folgenden) zu lesen ist.*)
T7JV . . . Ebenso ein iqov 'HgayiXiovg vno $ot- 30 n • v, p
vi%cov idQVfiivoi>, di kccx' EvQcoTttjg ^rjxrjGiv Dorische Gruppe.
SKTiXcüGcivxsg ©ccGov i'yixiGav {Herod. 2, 44). Sparta. 82. In der Nähe eines von
Danach Pawsan. 5, 25, 12. JiTo«. 37. '/SA-ywm.' 658. Theras gegründeten Athena-iE^oi/ und eines
Gegen ethnographische Verwertung dieser Zeug- vcog für Poseidon -Hipposthenes befand sich
nisse ist zu protestieren, vgl. J..JE'«Hm«)i_,Ä'"2/pros ein Heroon des Kadmos. Paus. 3, 15, 68:
S. 4. Die Erklärung, ,, weshalb Thasos Bruder iv ZlnccQxr] ds Xsgxtj te sgxl yiaXov^iivr]
des Phoinix sei" {v. Wilamoioitz, Heroldes 1, UotKclrj -nul rjQma ngog ccvxf] KccSuov xov
271 Anm.), scheint im Vorhergehenden gegeben. 'Ayi^voQog xav xs dnoyotxov OloXvkov xov
Lesbos. 81. Lykoplir. Alex. 219ff'. (= Eu- ©rjocc kuI Alyscog xov OloXvhov , noifjGcci, Ss
Staili. 601, 2ff. 813, 40): cö? fiTj gs KöcSybog 40 tci rjQcpa XeyovGt McctGiv -acu Aaiav xs Kai Ev-
w(psX' iv nSQiQQvxcp I "iGOTj {= Lesbos) (pvxsv- qänav., sivai 8s avzovg 'Tqulov TtaiSag xov
Gcci 8vGfisvcüv TzoSjjyexrjv, [xsxdQxov i^"AxXav- Alyscog v.xX. [Studnizcka {Kyrene 70ff.) nimmt
TOS c(&Xlov GTioQov, \ xäv ccv&oiicii^cov Gvy- eine Verlesung von KAPKO zu KADMO an,
KuxaGiKinxrjv JJqvXlv | x6(iovqs TtQog xd schwerlich mit Recht]. Auch die Namen der
XäGxa vri^sQxsGxaxs. Die Scholien erklären 'Stifter' Aaiag — Adlog, EvQconccg — Evqcoht],
V. 219: OTTOS fi-Tj GS o 'Epfi%- dvxi xov Ka- 'TQCciog — 'Tquicc erinnern an Boiotien [vgl.
Sai'Xog (s.d.)- xovzov ydg viog iysvsxo ÜQvXig; E. Maafs , Gott. gel. Anz. 1890, 363]. Oben-
V. 220. 222 xwv 'EXXi^vav bSrjyöv . . dia xov drein fehlt es nicht an sonstigen legendarischen
SovQiov iTcnov . . . xwv Tqcöcov xäv Gvyysväv Beziehungen, vgl. Stepli. Bys. s. v. UndQxr)'
Gov GV(i7i0Q&r}xriv. Ebenso erklärt mit rei- 50 Aayiavi,yi6v %(oqCov, dnb xcöv fisxd Kd8{iov
cherer mythographischer Gelehrsamkeit T^efees SnciQxav, tisqI av Tiftayo^as (prjGiv {fr. 2.
z. d. St. j). 482: . . IJqvXlv , og rjv iidvxig iv F. H. G. 4 p. 320J sv-nsGÖvxag avxovg stg xr}v
"IgG7] rjxoi xfj AsGßa, viog xov KdSfiov <^xovy AuKcoviyirjv Endqxriv dcp savxcöv ovoftdGcii.
%al Kci8(iLXov (/jara GvynonT]v . . .), rixoi xov Dem entsprechend bezieht K. Tümpel, Bemerk.
'Egtiov -nal "iGGr^g xivog vvjKpvjg . . . os TTq. S. 18 (vgl. 0. Müller, Dorier 1^ S. 65") die del-
TiQOGsvsx^iüGL xoCg "EXlrjGt, xfj AsGßcp vns&sxo phische Bezeichnung der Lacedämonier als
xov XQÖnov xfjg xov 'iXiov uXcÖGscog' 8Ld ^av- ocpioßoqot (Orakel bei Plut. de Pytli. orac. 24),
xsLag, slns ydq xijv KaxaGy,svrjv xov 8ovqslov wofür er ti(pi68sLQoi {Ps.-Arist. niirab. ausc.
innov dcÖQOLg nsioQ'slg vno naXa^rjSovg: folgt 24/23) setzt, auf das Gri^siov der SpartensagC;,
der Stammbaum: 60 als welches aber für gewöhnlich die Lanze
Okeanos lapetos^Asia bezeichnet wird. Die Legende bei Ps.-Aristo-
teles läfst, zusammengehalten mit der rhodi-
schen Phorbas-Sage (nr, 83), eher auf einen
sieben Tochter, darunter Eiektra[^Zeus] Maia Drachenkampf schliefscn. Den Namen
r.^ , „ . -, „ I I ZinaoxoC Enocoxidxai scheint mau übrigens
L K a d m o s^liarnnnnaj Dardanos Eetion Heimes Kadmos^Isse
I *) [Ob Maafs bei seinen Bemerkungen über den Bac-
-,^. , Prylis c/i um Kddiiov Thebanum (d. Aesch. Sirppl. i). XXV) diese
Die Erklärung scheint durch Apollodor ver- Schwierigkeiten erwogen hat?]
Koscher, Lexikon der gr. u. tum. MytUol. II. 28
Fleione^ Atlas
8G7 Kadmos (in Thera, Melos, Seriphos) Kadmos (in Rhodos, Kreta) 868
schon im Alteitum mit den thebischen Sparten falls einen 'Kadmeer' als oUi'azrjg bekommen
in Zusammenhang gebracht zu haben, vgl. auch zu haben, vgl. Tzetzes oben nr. 74 Sp. 860.
Sp. 869, 44. Aus dorischer Adelsfamilie scheint S. 0. Müller, Orchomenos - 318 f. A. En-
auch der Tyrann Kadmos von Kos, Sohn des mann, Kypros S. 4f. Ethnographischen Wert
Skythes von Zankle (iferorf. 7, 163 f. Suid.a.Y. {Wachsmvth, St. A. 409^) wird man diesen
'ETiL%aQiiog. Ps.-Hippocr. ep. 7), zu stammen. Zeugnissen daher kaum beimessen dürfen.
Vgl. 0. Müller, Bor. l^ S. 171 ^u. ö. (verfehlt Rhodos. 85. Zeno Bhod. bei Diodor 5,
Lorenz, Epicharm. 60ff".), Stein zu Herod. 7, 58 {F. H. G. 3 p. 177) \x.iv.qov öl vatsQov . .
163ff. p. 166. (nach Danaos) KäSfiog 6 'jyrjvoQog ciTisatotX-
83. Thera. Herod. 4, 147 ^v Sf 6 &riqaq lo iihog vnb xov ßaailicog mut« ^r'itrjGLv T.<jg
ovtog, yivog läv KaSfisiog, Tijs ju-r^rpos uösX- EvQconrjg kktbtiXsvgsv eig rijv Podiav Mfj;£j-
cpBog total 'jQLGTodrifiov Ttaial Evqvg&svi'C xal (laoßsvog S'lcxvQag . . kkI Tunoiiqyiivog sviag
TlQO%leC, iövxav 8e tri räv nceidav zovzcov lÖQvaaü&ab IIoo SLÖwvog itQuv, diacrnQ-slg
vriniav , inirgoTCcxiriv £l%s 6 OriQcig xrjv iv iögvoato yiciTa rijV vrjaov zov &iov rovzov
ZlnÜQzrj ßccaiXrjLTiV ccv^rj&hztov 8h . . . ovk zsfisvog «oit rä.v ^oi.viy.cov cniblnts zivag zov?
f'cpr] jxivhiv SV zfi JoTHf (Jatfioi'i , aXl' dno- ini^iXrjcoiiivovg. [Dazu gehört der ,,Phoi-
Ttlsviod-ai sg rovg cvyyeviag. riaav Sh sv zij niker" des Ergeins Athen. 8 p. 360 = F. U. G.
vvv ©riQT} v.alfo^tvrj V7]6cp, tiqotsqov 8s Kalliczi] 4 p. 40.5 mit dem gut griechischen Namen
zij avifj' TKviT] , anoyovoi Ms ^ißlidQsco zov Phalanthos; seine aus epischer Quelle ge-
liotMtif CO (nach dem lakonischen Kadmos- 20 schöpfte Legende berührt sich mit der thes-
Heroon an der Uoi-uLlrj'^ Vgl. ob. nr. 82)*) dv- salisch-boiotiscben bei Aristot. Fsendepigr. 449
ÖQog ^OLVinog. Kü8iL0g ydg b 'AyrjvoQog Ev- p. 469 ii'.]. ovzoi 8s -ncczixfiiysvTsg 'laXvaioig
Qcönrjv Si.^}](isvog ngocsoxs sig zr}v vvv 8lszsIs6ccv avfinoXizsvöfisvoi rovzoig' s^ cov
Gr'lQTqv ■naXsofisvrjv . . . KazaXstnsi . . . sv zfj (paat zovg isgsCg -ncczcc ysvog 8La8sxs-
vrjGco zavzrj aXXovg zs zcöv ^olvlkcov Kai 8t] c&ai zag iSQcoavvag. 6 8 ovv Kä8fiog -nccl
■Kai zäv scüvzov avyysvsmv MsfißXiaQOV (da- zr]v Äiv8iav 'A&rjvccv szi^rjasv dva&r'inaaiv,
nach Pausan. 3, 1, 7). Aus verwandter sv olg rjv jjaAHOvs Xsßr]g d^iöXoyog^ -nazscyisva-
Quelle Schol. Find. Pyth. 4, 11 p. 344 B. e^svog eig zov dgiatov ^v&fiöv ovzog ä' slxsv
KäS^og STttßaXav Kai z^v vrjaov oiv.Caag ßco- STCiygacpriv ^oiviKiKoig ygä^fiaaiv , a cpccai
liovg tÖQvaazo IJoasiSavog Mort 'y4&rjväg (wie in DO TtQÜitov sn ^oivUrig slg zrjv EXXäSa KOfiia&rj-
Rhodos nr. 85). Sicher ist, dafs sich das vcci. Die pseudohistorischen Ausführungen bei
Königsgeschlecht in Thera, ,Kadmeisch" nannte; Diodor {Meiirsius, Bhodos 11 f. 17 f., danach
die wahrscheinlich konstruierte Verbindung bes. Menge, Urgeschichte der Insel Bhodos
mit Sparta können wir auf sich beruhen S. 5 f ) lassen wir beiseite. Thatsache ist,
lassen. Der ältere Oikist, der Kadmos-Genosse dafs die Poseidonpriester (vgl. nr. 83) zu laly-
Membliaros, wird auch mit dem benachbarten sos (und die Athenepriester zu Lindos?) als
Anaphe in Beziehung gesetzt bei Steph. Byz. Kadmeer galten. *) Wie alt und fest diese
^.^4,^: M. MsiißXCdQog, vriaog nXriGiQv &riQaq Überzeugung war, lehrt der Eigenname
<1^)> v.a.1 'Avätpri, dno MsiißXiäQOv zov KaaiivXog {-tXog), den ein von Pindar (Isthm.
&rjQav olKrjaavzog ^oiviv-og zmv f.istcc m fr. 2 p. 374) und Simonides (Epigr. Ibi p. 500)
Kd8^ov svol,. Danach scheint Membliaros der besungenes Mitglied der rhodischen Aristo-
Eponym der gleichnamigen Insel zusein**), wie kratie trug. Hierdurch erst gewinnen wir den
Seriphos nr. 84. Die ganze Sage ist älter rechten Gesichtspunkt zur Auffassung der
und wohl durch epische Quelle vermittelt; Phorbas-Sage bei Polyzelos v. Bhodos in Hyg.
Kadmos als anlandender Schitfshauptmanu Astron. 2, 111 (= fr. 1 vol. 4 p. 481 M.)
entspricht der Auffassung des ,,milesischen und Diod. 5, 58 (4, 69): Die Rhodier sind
Epos" nr. 72flF., auf das wir schon oben ver- von zahlreichen Schlangen und einem furcht-
wiesen haben. baren Drachen bedrängt; auf Geheifs des
Die Thoiniker' auf Thera sind also 'Kad- delphischen Apollo wird Phorbas, der
meer', daher (trotz Busolt, Gr. Gesch. 1, 50 S. des Lapithas (Triops), aus Thessalien herbei-
176 und V. Gutschmid, ' Phoenicia'' , Eneycl. geholt, der das Ungeheuer bezwingt {Müller,
Brit. 805) nicht ethnographisch verwendbar. Minyer p. 190): Eine wertvolle Dublette der
Melos und Seriphos. 84. Festus s. v. Kadmos - Sage. *-J'}
Melos p. 124ff.: dicta est a Melo, qui a Phoenice Kreta. 86. Über Kreta in der Vulgärsage
(mit Kadmos) ad eandem fuerat profectus, vgl. s. oben nr. 12 f. u. Bd. 1 Sp. 1410. Eine weitere
Flin. 4, 12, 70 Melos cum oppido, quam Spur lokaler Beziehungen bieten zwei (aus
Aristides (von Milet, F. H. G. 4 p. 325) Mem- noch unbekannter Quelle geflossene) Notizen
hlida appdlat [vgl. Membliaros], Aristoteles Ze- später Geographen Solin. 11, 9 p. 81f. Momm-
phyriam, Callimaclms Mimallida. Steph. Byz. sen: Gortynam amnis Lenaewi (d. h. Lethaeus)
s. V. MriXog . . . o&sv xKt BvßXlg sttX^&rj (in dem 60 praelerfluit (vgl. Strabo 10, 478), quo Europam.
auch von Aristides benutzten Epos) dno zäv *) Neuerdiugs iiabeu selbst Wachsrimtk (St. a. 400')
BvßXivcov ^oivCyiCOV dXXd UCtl ZscpVQlU V.tX. Töpffer^ Ate. Oeneal. .^.00 dieser Notiz otlmographisch-
Das benachbarte Seriphos scheint gleich- historisclien Wert zugestanden, und daran die weitere
Folgerung geknüpft, dafs anoh die attischen <J^oiviy.e;,
*) Nach 0. Müller, Orch. 320, vielmehr 'Buutwirker' denen der Poseidonkult erbeigentümlich war, ein Ge-
[ebenso Studniczka, ' Kyrene' ."54]. schlecht 'phoinikischen Ursprungs' gewesen seien.
**) [Maafs, G. g. A. 1800, 359 meint daher wohl mit **) Der Tyrann Kadmos von Kos gehiirt wohl (trotz
Becht, dieser ,Kadmeer' sei in Thera sekundär und Lorenz, Epicharm. flO ff.) eigentlich nicht hierher, s. oben
gehöre nach Anaphe.] nr. 82.
869
Kadmos (in Kreta)
tauri dorso Gortynii fcrunt vcctitatam. iidem
Gortynü et j Adymnum (corr. Atymnium) Eu-
ropae fratran etc. Wegen der Bd. 1 Sp. 727f.
erörterten Bezüge der Atymnios-Sage zu Milet
ist es wahrscheinlich, dafs diese Notizen auf
das oben Sp. 864 erschlossene milesische Epos
zurückgehen. Auffällig und noch nicht ge-
nügend erklärt ist Vib. Sequ. Geogr. L. M.
p. 149 M. (p. 57 Hess.): Lethaeus (fons) in-
sulae Crttae , ita dictus quod Uarmonia lo
(m. 2: hermionia) [Veneris fdiaj Cadmon obJita
dicitur. Die Legende vom Raube der Har-
monia zu Samothrake ist oben nr. 64 behan-
delt: wie Harmonia dort in gewissem Sinne
Europa vertritt {H. D. Müller, Myth. d. gr. St.
2, 3-20), so auch hier. An eine Korrektur des
Namens darf also nicht gedacht werden, cloch
liefsen sich diese beiden verwandten Über-
lieferungen durch Annahme einer Lücke hinter
Cadmon ausgleichen und verbinden: Cadmon 20
(^secuta patriae ibiy ohlita dicitur , vgl. Meur-
sitis, Creta 1, 10 p. 37; 2, 6 p. 90; 4, 2
p. 199. Unger, Tlieb. Farad, p. 146 f.*) Über
Europa als angebliche Stammmutter des kre-
tischen Herrschergeschlechts vgl. 0. John,
Denlschr. d. Wiener Akademie 29 [1870]
S. 24 f.**) Danach ist zu beurteilen Steph.
Byz. s. 'iruvög: nötiq iv KgriT-ij, dno 'ixavov
^OLVi-Koq ri Tcöv Kovq/jxcov tvüg. Diese Notiz
ist wohl nur auf die kretische Kadmos-Sage 30
zu beziehen (Itanos als Genosse des Kadmos)
und schwerlich ethnographisch zu verwerten,
wie noch Baudissin {Stud. z. sem. Bei. -Gesch.
2,180) und Knapp {Philol. 48,2 S. 500 3)
gethan haben. Eine Sondererklärung, wie sie
Enmann {Kypros S. 4) für Itanos zu geben
versucht hat (mit Beziehung auf einen Dai-
mon Phoinix des kuossischen Kultes, Cauer,
Delectus - nr. 121), ist kaum von nöten. In
echter Lokalüberlieferung von Kreta hat Kad- 40
mos selbst hiernach wenig Anhalt. Auf-
fällig ist es nur, dafs auf Kreta neben den
Kureten die Sparten auftreten, bei Steph. Byz.
s. v. Zv.vlh]xLov {Mcineke Z-avIUov)' ogog
KQr'ixr}? . . . iv^a ^aalv dno&soQ'ai. xovg Kov-
QrjTCcg (iSTcc zäv ZnaQZiccxäv (die Formen
wechseln oft, vgl. Lobeck, Aglaoph. p. 1146 ff.)
x6v z/ta. Wie denn auch die Geburt der Ku-
reten, ovg "JXiog ngäzog snsiösv dsvSQOCpvsig
dvctßluGxuvxag (P. Lyr. Gr. 3 p. 7135. = ücid. 50
Mttam. 4, 282 largoque satos Curetas ab
imbri) dem Spartenmj^thus nahe verwandt
ist (s. Lobeck a. a. 0.).***)
*) Den schönen Münztypus von Gortyn , der ein in
dcu Zweigen eines Baumes sitzendes Mädchen zeigt, hat
(t.JaliH a. a. O. auf Europe bezogen; Heibig Bd. 1 Sji. 1416,
Imhoof - Blumer , Tier- und Pßamenbilder T. 10, 40 S. 63,
0. Ro/sbach , Rhein. Mus. 44 , 436 ff. sind ihm gefolgt :
aber konnte man nicht an eine Nymphe denken? Vgl.
auch Imhoof a. a. O. 10, 42 S. 63, wo ich auch lieber dio 60
bedrohte Nymphe, die iüntÖQ^oio 8v/aXof.iiViiio y.ohvufiov
. . . üv9o^^ däcjivi;; {Nenn. 2, 92), als die Artemis von
Myrea erkennen möchte.
**) Auch Meursius nimmt eine Lücke an, was ja schon
der auffällige Accusativ empfiehlt; sein von Hessel u. a.
adoptierter Vorschlag Cadmi 'viri ibiy ohlita schwebt
in der Luft.
***) Die problematische Hesychglosse : Kää/tio?' d6(JV.
f.6(fOi. äani?. KfjfjTii (wozu M. Schmidt xenaa/idrov öuov
Kadmos (in Afrika, Sidon, Tyros) 870
Phönicisches.
Afrika. 87. Scheinbar vereinzelt steht
die Notiz bei ITygin. fab. 178 p. 34 Schm.
(s. oben nr. 14 Sp. 833, 53): Phoenix in Afri-
cam est profectus ibique remansit; inde Afri
Poeni sunt appellati. Zu kombinieren ist da-
mit *S'<ej3/t. Byz. s. V. KccQxriScov (p. 3ß3 Mk.)-
U7i6 ÄKQxrjSövog ^oivi-Aog- s-nulsito ds
Kaivi] nolig Kai Äadiisia xat Oi'vovace y.ai
KccK^aßr] {Sonny, Philol. 48 [2] S. 559 f.).*)
Die Bezeichnung mit Kadfisi'a ist griechisch
und mufs sich dadurch erkären, dafs man mit
Phoinix auch Kadmos auf seinen Irrfahrten
dahinbrachte, vielleicht schon in dem ^mile-
sischen Epos', spätestens in hellenistisch-
römischer Zeit. Vgl. Tzetz. ad Lycophr. 1206
p. 958: alXog de näXiv laxogiKog ygäcpsi (vor-
hin waren die Thebaica des J.ykos excerpiert)-
Zfvg &i^ßlj (it-yslg AiyvTizov ysvvo: ov QvyäxriQ
KÜqxti: dcp' wv ^ t£ rjjs Alyvnxov nölig
&r'jßrj SKXri&r] nal rj KagxriSav vrioog u. s. w.
Über die Beziehungen zu Libyen und Kyrene
s. oben nr. 69fP.
Sidon und Tyros. 88. Einen Tempel der
Europa in Sidon kennt [Lucian] de dea Syr. 4.
T6 'Ayrivögiov nalovpisvov in Tyros erwähnt
Arrhian Exped. 2, 24, 2. Aber wie der Name
Agenor griechisch (episch) ist, so mufs auch
Sage und Kult aus Griechenland stammen
und von den Einwohnern nur adoptiert sein.
Dafür, dafs das Gebäude
sich wirklich auf den
Vater des Kadmos (nicht
etwa einen anderen, wie
den Arrh. 6, 17, 1 er-
wähnten Agenor) bezog,
sprechen neben dem
Europafest { Malal. 1
p. 39) die Münzen von
Tyros mit ihren viel-
fachen Beziehungen zur
Kadmos - Sage. **) 1)
Eckhel 3, 389 = Mion-
net 5, 451, 747, Abb.
bei Lajard , Eecherches sur le culte de Venus
pl. 3B, b S. 164: Kadmos mit Speer und
y.vvfj, anscheinend in der Pose eines Spen-
denden, vor ihm (1.) die ßovg 6y.Xdauaa, im
Hintergrunde Thor und Mauer mit @H\BE
gekennzeichnet; unter seinem r. Arme eine
Purpurschnecke. Die Abbildung nach dem etwas
abweichenden Exemplar der Sammlung Jjöb-
becke, auf dem die Purpurschnecke nach r.
unten gerückt ist. ***) 2) Mionn. 8, 310, 343
(Trebon. Gallus): Anscheinend Kadmos und Har-
monia, in der Mitte wohl die Purpurschnecke,
im Hintergrunde r. die Kuh, Abb. Sp. 871 nach
einem Exemplar Imhoof- Blumers. 3) Mionntt
Aesch. Eum. 766 vergleicht) hat trotz 0. Müller, Orchoni. -
S. 212 mit dem Heros direkt schwerlich etwas zu thun.
*) Kritik- und resultatlos tirasberger, Studien z. d. gr.
Ortsnamen S. 94.
**) Für freundliche Auskunft und Zusendung von
Abgüssen ist Verf. Herrn Imhoof - Bhimer sehr zu Danke
verpflichtet.
***) Die Purpurschnecke wird nicht auf eine Legende,
wie die bei Poll. 1, 45, zu deuten sein, sondern ein "Wahr-
zeichen von Tyros darstellen sollen.
28*
6) Kadmos spendend, Münze
von Tyros, nach einem
Gipsabgufs.
871 Kadmos (in Afrika, Sidon, Tyros)
Kadmos (in lonien: Priene, Samos) 872
5, 441, 693. 444, 708. 445, 715, Abb. nach
einem Exemplar Imhoof- Blumers (Volusian);
ein ähnliches Stück in Neapel Katal. 9255
(Philipp., weniger gut erhalten). R. Kadmos
mit Speer und v,vvf} , anscheinend den drei
(auf dem Neapler Exemplar vier) Männern
etwas überreichend; in der Mitte scharf um-
rissen die Purpurschnecke. Imhoof dachte
7) Kadmos und Harmonia, 8) Kadmos den Griechen eine
Münze von Tyros, nach Schrifttafel überreichend,
einem Gipsabgufs. Münze von Tyros, nach
einem Gipsabgufs.
an die ZnccQxoC. Head, Hist. nmn. 676 er-
klärt 'K. presenting the Greeks witli the aipha-
bet ^ und trifft damit wohl das nichtige. Die
Beischrift des Blumerschen Exemplars ist sicher
eAAH<NEI> KAA<MOZ> zu ergänzen, auch
auf dem andern meint Verf. eAAHNjEC zu
erkennen; völlig deutlich ist die oblonge Tafel,
die der vorderste "eAAHN eben von Kadmos
empfängt. 4) Imhoof- Blumer und Keller,
Tier- und Pflanzenhildcr 12, 27 (Gordian):
Kadmos im Kampfe gegen den sich auf-
richtenden Drachen , wohl zum Steinwurf
ausholend, s. oben Sp. 827, 49. — WenniVbnwos
sagt 40, 356: v.ccl nqoyövov döfiov sids 'Ayi]-
voQog (Dionysos in Tyros) fdganev avXccg j kccI
d-aXcc^ov KccSfioio 'nal ciQnafi^vrjg norg vvjKpi^g \
EvQcönrjg acpvlccarov sSvcazo TtaQ&sviävo: ktX.,
so knüpft er danach an wirklich Bestehendes
an.*) Dafs diese Anschauungen hier schon in
hellenistischer Zeit völlig populär geworden
waren, hat uns neuerdings das merkwürdige
Epigramm auf der Basis einer Porträtstatue
gezeigt, die ein Mitglied der rhodischen Kunst-
schule, Timocharis von Eleuthernai auf Kreta,
im Auftrage der Sidcovicov noXig angefertigt
hatte (Lebas -Waddington 6, 1866a = Kaibel,
Epigr. Gr. 932 p. 386): aGzäy yaq ngariarog
acp 'EXXdSog tnniKOV svxog | äyaysg sig aycc-
&mv oiy.ov 'AyrjvOQidäv. \ avxit y.al @i]ßug
KaSfirjiSog lsqov aazv | 8sQy.6^svov vinaig sv-
v.lsu [.LargönoXtv. Die Sidonier sind Ageno-
riden und Sidon ist die Mutterstadt des „Kad-
meischeu Theben". Ähnlich Achill. Tat. 1
p. 87 2lSwv STtl &aXdcTTy nöXig, 'JaavQicov rj
&äXccaacc, (irjtrjQ ^oivikcuv rj Trdit?, ©rjßaiav o
dfj(iog TiarriQ (folgt die vielberufene Schilde-
rung eines Bildes mit dem Europa -Raube).
Griechisch war wohl auch das Fest der v.Kv.i]
oipiv^, das der entführten Europa galt {Malal.
Chron. 1, 31; vgl. Bd. 1 Sp. 1412): es ist am
*) Gegen den Mifsbrauch, den besonders Movers mit
diesen Notizen getrieben hat, vgl. die einschneidende
Kritik von H. D. Müller 1 p. 303. Trotzdem findet Movcrs
immer wieder Gläubige, neuerdings z. B. Saglio, Diel.
<l. ant. 1, 2, 775.
ersten mit der entsprechenden Feier von Samo-
thrake (nr. 62. 64) zu vergleichen. Sehr merk-
würdig ist die Notiz des 'Tryphon' in Plu-
tarchs SymposiaJca 3, 1, 3 Tvqiol fxsv 'Ayrjvo-
QidTj (zweifellos = Kadmoa, vgl. Bd. 1, 104),
MäyvrjTfg ds Xslqcovi, zotg ngcözoig latgsvcat.
Xsyoiiivoig kudiqx^S mo/ii Jo-uffi • pt'Jat yüg slai
V.CU ßozavai , di av iävzo tovg tiufiövzag.
Zur Ergänzung und Erklärung könnte man
10 den Medea-Iason- Mythus heranziehen, wie in
nr. 26. Aber es genügt zur Erklärung wohl
die Thatsache, dafs der Heros überhaupt als
Kulturbringer und Erfinder galt, vgl. nr. 105.
Jedenfalls haben wir auch hier griechische
Anschauungen vor uns. S. Mannhardt, W. F.
K. 2 S. 47. 48.
Über die Beziehungen zu Libyen und Ky-
rene s. oben nr. 690".
20 lonien.
Priene und Samos. 89. Die Einwohner
der im karischen Hinterlande gelegenen Stadt
Priene hiefsen nach HellaniJcos Kadmeer:
Hes. 2 p. 384 Kccdii(^syioi, ot ngn^vstg, wg
'EXXävizog (fr. 9r>. F. H. G. 1 p. 68) — d. h.
die Geschlechter lei-
teten sich von Kad-
mos ab; vgl. die an
Böotien anknüpfen -
30 den Besiedelungs-
sagen Strab. p. 633.
Diog. La. 1, 83. Paus.
7, 2, 10 {Thrümer,
Pergam. 129 f. Len-
schau, De reb. Prien.
p. 123. Imniisch, Kla-
ras p. 129). Ebenso
heifst die Stadt KäS-
(irj auf Münzen des
40 2. Jahrhunderts v.
Chr. {Mionnet, lonie
888, Suppl. 1363. Head, Hist. nuinm. p. 508);
vgl. Strabo p. 636 (Eustath. ad Dion.perieg. 822)
Xbyszai 8s vn6 zlvcov
7} Tlgtrivri Kudfir].
Durchaus glaub-
lich ist es schon
hiernach, dafs die
männliche , Steine
50 gegen einen aufge-
richteten dgd-nmv
schleudernde Figur
auf einer samischen
Münze aus der Kaiser-
zeit (Abb. nach Percy
Gardner, Num. chron. ^qj xadmos anlandend, Münze
o vol. 2, 1. 13 = yon Samos (Nach Num.
Samos and Samian Chron. in, 2 Add. 4.)
coins S. 1— A. 1882
60 T.6nr. 6) den Kadmos darstellt, vgl. Sp. 871, 34;
ein ähnliches Stück (A.bb. Z. 43 = Add. nr. 4)
wird man auf den anlandenden Kadmos be-
ziehen dürfen, der auf gleichzeitigen tyri-
schen Münzen gerade so dargestellt wird. *)
Dies bestätigt sich auch dadurch, dafs Asios
*) Dem Verf. ist das wegen des Schiffes wahrschein-
licher als die von Gardnei- S. 28G empfohlene Beziehung
auf Ihe Emperor Philip or his son.
il) Kadmos im Kampfe mit
dem Drachen, Münze von
Samos. (Aus Num. Chron.
in, 2, 13.)
873 Kadmos (in lonicn: Milet) Kadmos (der 'Milesier') 874
bei Paus. 7, 4, 1 = fr. 7 p. 413 Mkch. (s. vol. 2 p. 713. Gramer, Anecd. Oxon. 4, 318 sq.
oben 73 Sp. 860, 33) Astypalaia, die Eponyme ... II. KccS^os,] TJavSCovoq Mil^aiog, laroQi-
der samischen Burg und Altstadt, zur T. des mos, og Ttgärog kcctcc xLvag avyyqcicpriv k'yQaips
Phoinis und Schwester der Europe macht und Kcctaloyädrjv, jlhk^m vscöz^gog 'Ogcpicog {v. Gut-
xon ihr die übrigen Eponjmen der Gegend schmid setzte unglücklich Pherekydes ein)'
ableitet: avviza^s ds -nttaiv MiXqxov -neu xrig olrjg 'icoviag
Oineus ^i' ßißXioi-g d' . . III. Kccd^og,'] 'AqxeXüov, MlItj-
I oiog, LOTOQL-Kog vscSrsQog. TLvsg öl ■aui Avklov
Phoinix Perimede {Küster, AvK[ii']ivov codd.) Kdd^ov avByQuipav
Maiandros Poseidon^Aatypalaia Europe 10 ißag ovv SGziv hsQog- ysygacps ös xavTa' Xvaiy
I I SQCOTiKmv Tta&mv d' . xat 'AxxL-uccg loxoQiag iz .
Samia,^^ ^Ankaios, 'Leleger'könig _ 93. Seit C. Müller {F. U. G. 2 p. 2) gilt
I • der „Logograph" Kadmos mit Recht als
Enudos Samos Halitherses Parthenopo mythische Person (vgl. zuletzt LipsiuS, Quacst.
Vgl. dazu Gardner a. a. 0. p. 208 fF. 284. Da- logogr. 8 f. gegen Heil, und Eühl, Fleckeisens
nach ist es wohl verständlich, dafs die rätsei- JaJirbb. 1888 137, 117 ff. gegen Lipsius, mit
haften (legendarischen'?) samischen Ansiedler in Unrecht trotz Christ, L. G. ^ S. 277); schon
Oasis (i/tTO(^. 3 , 26) ihren Wohnsitz MaiiKQa>v die Zusammenstellung mit Aristeas (s. Bd. 1
viJGog nannten, wie nach Armenidas (Phot. Sp. 2814) lehrt, dal's wir uns hier nicht auf
Said. s. V. = fr. 3 F. H. G. 4 p. 339) die 20 historischem Boden befinden ; und die Über-
Burg von Theben hiefs, s. 0. Müller, Minyer" lieferung selbst sagt es, wenn sie den Mann
p. 212. mit Orp-h aus in Verbindung setzt. Im Grunde
Milet. 90. Als 'Kadmeer' gelten und ist er wohl mit dem epischen Helden iden-
auf Kadmos oder Genossen des Kadmos führten tisch. Wenn von ihm eine v.zCoig 'icoviag kol-
sich zurück die ersten milesischen Adels- portiert wurde, so mag das ein Machwerk
geschlechter. Vgl. Herod. 1, 146. 170, wo gewesen sein, wie die Tagebücher des Diktys
Thaies z6 yivog dvsKu&Bv ^oivi^ heifst (ledig- und Dares, oder die Dionysosgeschichten des
lieh als Nachkomme des Kadmos)*), und Lines und Thymoites. Der Mticrrjj?, der zugleich
Diog. Laert. 1 , 22 ^v xoivvv 6 Qcclrig ... ex als svQsxrjg xwv yga^fidxoiv anerkannt war,
xäv Grjlidmv, ol' siai, ^oivLKsg svyBvsazKzoi 30 erzählt seine Erlebnisse und wird so der
zäv dno Kädfiov xov 'Ayrjvogog (vgl. Egi&ijXcig älteste Historiker. — 93. Obendrein läfst sich
ob. nr. 66). . .. inolLxoyQucpri&rjaav (so richtig die weitverbreitete Ansicht, dafs ,, Kadmos
Böper, Piniol. 30, 563, sc. die Theliden) 8e sv der Phoiniker" die Buchstaben in Griechen-
Milrixcp, oxE rilQ'ov (Böper, tjXQ-s Hds.) avv land eingefühlt habe, auf milesische Über-
NsIXbco sKiiBGÖvxfg (Crusius, Hds. iy.7t£a6vxi) lieferung, in letzter Instanz auf Hekataios,
^oLVLKrjg*'^)- ag d' ot nXsiovg cpaaCv, l&aysvijg zurückleiten*), vgl. Hekataios und Dionysius
MiX/iaiog rjv kccI yivovg XafiTZQOv, was mit der v. Milet, Bekker, Anekd. 1 p. 783 {fr. 361.
kadmeischen Abstammung völlig im Einklänge F. H. (r. 1 p. 29; 2 p. 5) xäv czoix^icov evqb-
steht. Das hohe Alter und die Volkstümlichkeit z^v dXXoi xs Kai "Ecpogog iv dBvxsQm Kd-
dieser Überlieferungen verbürgt vor allem das 40 öfiov cpaar xfjg (xivlg 3Iüller) Si ^otvUcav
Kadmosgebirge und der Kadmosflufs {Strabo BVQeascog iiQog rjfidg SLoayioQov {Sid-AxoQov Böse,
12, 578, s. Kadmos I oben Sp. 824) im Hinter- Aristot. fr. ^ p. 316) ysyivria&ai,, ag nal 'Hg6-
lande, sowie das halbverschollene ^ionische öoxog iv ratg 'icxoQLaig zal 'AQiaxoxsXrjg {Ps.-
Theben' bei Milet {TJieopomp. Schol. Eurip. cp. p. 472, fr. ^_p. 316 iv.) Xiysi. cpaal ydq oxt
^n(Zr. 1, ÄYejs/t. JB;i/s. s. V.); denn es leuchtet ein, ^oCviv.Bg [isv svqov xd azoixfia, KdS(iog Ss
dafs diese Ortlichkeiten von eingewanderten 7]yay£v avxd slg 'EXXdda' üv&odcoQog 8s
Griechen benannt sind, in Erinnerung an den iv xco tcbqI cxoi.%£C(ov y,a\ ^i'XXtg 6 drjXLog
heimischen Heros, ganz wie Aigyptos und iv zä ueqI xoQmv (xqövcov cod.) tiqo Kdäfiov
Neleus-Neilos. /Javaov ^Bzuv-o^icai avzd cpaaiv ini^ag-
91. Eigenartig ist die Überlieferung über 50 zvgovai- xovxoLg xal ot MiXrioiatiol avyyqa-
Kadmos von Milet, den ältesten 'Historiker'. (pBig 'Ava^iiiavSQog yial J lovvaiog Kai'Etia-
Vgl. Hion. V. HaRik. tibqI x. Govnvd. x^Q- 23 zatog, ovg ^al 'ArcoXXöäcoQog iv vbwv Tiaxa-
p. 863 (von den ältesten Historikern sind keine Xöyoj naqazLQ'Bzai. (~ Ephor. Giern. Strom. 1
echten Schriften erhalten), iv olg bIgiv ol zb p. 362 Kdd[iog ds 6 ^oPvl^ r]v 6 räv ygafifid-
KdSfiov zov MiXrjaiov Kai 'Aqigzbov xov Uqo- xav 'EXXrjGiv BVQBxrjg , cog (prjaiv ''Eq)ogog,
■nowrioCov v.xX. losepli. c. Apion. 1, 2. Plin. nat. Schol. Hom. Z 185. F. H. G. 1 p. 270. Luc. Voc.
hist. 7, 205 historiam Cadmus Müesius (instituit), iud. 5). Auch Herod. 5 , 58. 59 (s. oben) geht
vor allem Suid. 2 p. 9 Bh. (s. Hesych. p. 133 Fl.) von Hekataios aus**), wenn er sagt: ot ^oiviKBg
Kdd^og] I.o MiXriaiog, BVQBzijg xäv ygafifid- ^^ j,^ ^^^^^^ ^^^^ ^i^ führende KoUe, welche nach
xwv [andere Gelehrte beschränken seine Thätlg- GO ^en überzeugenden Darlegungen von G. HirsQhfeU das
keit, Z. B. der Verf. eines Traktats über die mUesische Alphabet einnimmt, vgl. iS/iem. J/^j. 44, 466 f. —
Buchstaben, der weifs, dafs Kdd(log 6 MlXr]- in einem wichtigen, bei J/ü^fer unvollständig mitgeteilten
aiog Ttgooi&r^yiB (den Buchstaben des Pala- Fragmente (358, vgl. Diels, Hermes 22, 435) behauptete
medes) xgia & W %■, S. Leutseh, Paroemionr. Hekataios, dafs die Namensform Java Iv «f, ;,Q^asc rwv
(poni/cwv sei: auch bei Kadmos mag er sich auf die
*) Das betonte E. Meyer, Philol. 48 (2) S. 269 f. Der Phöuikier selbst berufen haben, die den griechischen
richtigen Auffassung nahe kam Immisch, Klaros 129. Helden gern adoptiert haben werden.
**) So ist der von Diels [Archiv 2, 165 ff.) aufgegebene **) Von Herodot war wohl Sophokles angeregt, wenn
Passus hergestellt im Sinne von E. Meyer S. 270 Anm. er von <I>uivuioi; Yi>ocfif<aoi sprach//-. 471 p. 244 iV. -.
875 Kadmos (im hellen.-röm. Epos) Kadtnos (b. Ovid u. Nonnos) 876
ovtot Ol Gvv Kadfio} ccviKOfisvoi, räv ijOccv ol oder EvQCOTtsia und @r]ßaiyici schrieb, vgl.
FacpvQccioi, aXla rs noXXcc .... iariyayov Schneider , Nicandrea p. 33 ff.) wäre die Ein-
diSaaKciXicc ig Tovg EXlrivag Kai drj y.ai ygäfi- führung der dienenden Gefolgschaft schon
(laxa . . TiBQioLXEov de aqpfag tu nolla xovtov zuzutrauen. Diesen von Ovid schwerlich direkt
xbv xqÖvov 'EXlrjvcov "icovsg" oi. Tzagalaßövxsg benutzten Quellen*) sind oben nr, 73. 74 ff.
diäaxfi TtciQcc zcöv ^oiviKwv xa ygäiii^aza, juf- auch die Namen der gemordeten Genossen
xaQv&^iaavTBg acpscov oli'ya k%Q£wvxo' xg£(i>- sowie der übrigen kadmeischen Eponymoi,
(isvoi ds £(fäxioav... icayayövxcov ^olvihcüv ig wie Itanos, Membliares u. s. w. vermutungs-
xrjv 'EXXäSa ^oiviyniicc %syilrj6&ai . . . Ebenso weise zugeschrieben worden.**)
können im milesischen Religionswesen weitere lo Nonnos. 9G. Sehr ausgedehnt und wunder-
„Kadmeische" Spuren nachgewiesen werdeu, lieh sind die einschlägigen Partien bei iS-^onnos
vgl. Schol Apollon. Rliod. 1, 1126 (F. H. G. (einiges schon Bd. 1 Sp. 1832 f.). Nur die
4 p. 448), Et. M. s. KrjQVY.fLOv [LohecTc, Aglaoph. Grundzüge mögen hier wiedergegeben werden,
p. 1166) und den Artikel Me^aZoi TZieoi, J.&sc/<w. In der Darstellung der genealogischen
Milet. Auf der andern Seite zeigen sich Verhältnisse folgt Nonnos, nicht immer kon-
auch sonst in ionischen Legenden Beziehungen sec^uent (2, 686 : 3, 296), mythogi-aphischen
zwischen Milet und dem historischen Phöni- Traditionen, vgl. 2, 682ff. und 3, 276ff. (Köhler
zien, vgl. Steph. Byz. s. v. Bvßlog jrdiig ^ot- S. 5f.j. K. ist S. des Agenor, Br. der Europe.
vi-ATjg dQxcx'OTcixr] nccaäv ocno BvßXrjg xrjg Mi- Seine Brüder sind Kilix, Thasos, Phineus (anders
Irjxov Q-vyaxQog (wahrscheinlich aus der Kavvov 20 2, 299, s. Köhler S. 8), Kepheus (die 5 Brüder
Kxiaig des Apollonios von Bhodos, vgl. Konort, kommen sonst nicht neben einander vor, s.
narr. 2 und dazu Höfcr p. 51 f. 109;. das äl- Köhler S. 6). Phoinix ist 3, 396 sein Oheim
teste Zeugnis — Demon. Zenoh. Ath. 2, 8, als Bruder des Agenor (anders 2, 686).
vgl. Anal, ad paroem. p. 113 — datiert den Seine Heimat ist Tyros, wo Z)ton?/sos 40, 356 ff .
Schauplatz uach Euboia zurück), falsch ver- das Haus des Agenor, des Kadmos und das
wandt von Curtius, lonier S. 16. 49.*) Jungfrauengemach der Europe aufsucht; und
Vn. Jüngere lltterarische Bearbeitungen. f""^'^' ^^^^^f ■fl''' beifsen, wenn Zeus die
° ° Jiiuroioe am "^ sidonischen Ufer' sieht (1, 46;
Das hellenistisch-römische Epos.**) ygi. 3^ gO). Damit wird, wie schon bei den
94. Zahlreiche Einzelzüge aus späteren 30 Mythographen (Konon, Apollod. 2, 1, 5 u. a.),
Dichtungen (des Apollonios, Kallimachos , Ni- die 'aigyptische' Herkunft friedlich verbunden.
Jcander) sind oben (nr. 50 ff.) bereits verwendet. Agenor sitzt ursprünglich in Memphis, dann
Dem Geiste jüngerer Erotik entspricht es, im aigyptischen Theben, und zieht (3, 297 ff.)
wenn K. als igcö^svog des Hermes genannt von dort nach 'Assyrien', d. h. Phönizien und
wird in dem Katalog (s. v. Wilavioioitz , Comm. Syrien. — 97. So kennt Kadmos durch seinen
gramm. 2, 14) bei [Lucian] Charid. 9: Namen, Vater auch aigyptische Kunst und geheime
wie Phanohles, sind zur Hand. Die beiden Weisheit und bringt die svwxcug xslsxag, Al-
ausführlichen Darstellungen des Ovid und yvnxiov Jiovvaov oqyia (4, 270) nach Theben
Nonnos, die wir neben dem attischen Drama {s. Herod. 2, 49). Der Seefahrt kundig als Phö-
bereits zur Rekonstruktion der ältesten Quel- 40 nizier, fährt der Held von Kilikien nach Samo-
len herangezogen haben, verlangen noch thrake, wo er am zehnten Tage bei eintreten-
einen Überblick im Zusammenhang. Ovid 3, der Windstille landet (vgl. Ov. 12, 447). Vom
Iff. (Drachenkampf u. Stadtgründung) 4, 469. Lärm der Korybanten erwacht er früh mor-
562 ff. (Zug nach Hlyrien) erzählt das Schick- 'gens. Peitho , als wassertragende Jungfrau,
sal des Kadmos im wesentlichen überein- führt ihn auf Befehl der Aphrodite zum Pa-
stimmend mit der mythographischen laste des Königs (homerische Reminiscenzen, s.
Überlieferung, mit gelegentlichem An- Köhler S. 8f.), der von Hephäst der Nymphe
klänge an Euripides (s. oben nr. 55. 48).***) Elektra erbaut war. Da kommt der König
Hervorzuheben ist das Auftreten von ministri der Insel, Emathiou (sonst Eetion, s. Bd. 1
3, 26 f., die von dem Königssohne zum Wasser- 50 Sp. 1242), S. der Elektra und Bruder des
holen gesandt und vom Drachen getötet werden, Dardanos, der das gegenüberliegende Land
sowie die abenteuerliche Schilderung des Helden besiedelt hatte. Die Königinmutter Elektra
(5, 52f. teluvi decepta leoni \ pellis erat etc.). — wie König Emathion***) nehmen den stattlichen
95. Dem 'ionischen Epos', in welchem Kad- Helden wohl auf, und während man nach
mos als Schiffshauptmann erschien, oder einem genossenem Mahle ins Gespräch vertieft ist,
Hellenisten, wie Nikander (der eine EvQcönrj kommt, nur der Elektra sichtbar, Hermes mit
der Botschaft, dafs Harmonia, die T. des Ares
V,*^; ^'f f ^' '""ff «J^^ig«*^'^« ^«f '^^' Ausführungon ^^^ ^^^, Aphrodite, die bei E. als Pflegetochter
von Rofide (Roman S. 95 f.) Bezug genommen worden. ,. i • i i • i- i -j t tt i ••
**) Auch die hellenistische Plastik hat sich des (Ausgleich dt^' asiatischen mit der Vulgar-
Themas wiederholt angenommen, so bildete Antiphilos 60 tradltion) ZU Gaste ist, dem KadmOS als Gc-
der Ägypter Kadmos und Europe (Plin. n. h. 35, 114), *) Im Einzelnen bleiben diese Fragen, wie bei TVoranos,
vgl. Brunn, Künstlergesch. 2, 248. 299. 392. noch offen.
***) Sjiiro erklärt das p. 14 durch Benutzung des Euri- **) Das von M. Schmidt, P/iilol. 23, 542 f. mitgeteilte
pides in der Quelle des Ooid. Die wörtlichen Anklänge Statiusscholion ist im "Wesentlichen von Oi'id abhängig,
hier (s. oben nr. 5) und vielleicht in der Sage vom ***) 3, 195 ff. wird Dardanos als Stammvater der Böm er
Ende des Kadmos sprechen für unmittelbare Benutzung. zum Zögling der Dike gemacht, s. Köhler S. 7. Auch
Gegenstandslos ist Spiros Polemik gegen Uavpt (p. 13), 'Emathion' wird mit dem gleichnamigen Vater des
dem es nicht eingefallen ist, das Euripideische Canticum Romos (Dion. Jlal. 1, 72) zusammenhängen. Er ist
als Hauptciuelle für Ovid hinzustellen. sonst in diesen Sagen nicht nachzuweisen, s. Köhler S. 7.
877 Kadmos (bei Nonnos) Kadmos (b. d. Historikern) 878
luabliu zugedacbt sei. — 98. Hartnonia nimmt (135 fl".) xQvasov oQfiov . . . 'Hcpaiatov aocpbv
diese Aussiebt erst wenig günstig auf (4, 35 fF.); i'gyov; vgl. Diod. 4, 65. — 103. Es feblt, gleicb-
aber in der Nacht stimmt sie Aphrodite um, falls wie bei Diodor, der auffällige Zug, dafs
in der Gewandung der Peitho und der Gestalt K. vor der Hochzeit ,,ein grofses Jahr" dienen
der Freundin Peisinoe an ihr Lager tretend mufs. Wohl aber treibt der Zorn des Ares
und den Fremdling mit dem heimischen (4, 417 ff.) den Kadmos nach Illyrien; Dio-
Hermes-Kadmilos (4, 88 ff.) oder mit Phoibos nysos selbst rät es ihnen 46, 357 ff. Nachdem
vergleichend {Lobeck, Aglaoph. 1254fF. Köhler ein Zeichen (eine Schlange umwindet beim
S. 7). Schon am andern Tage eilt (unmotiviert) Opfer sein und der Harmonia Haupt) es längst
Kadmos mit seiner Braut davon (4, 213. 224 ff., lo vorher verkündet hat (44, 107 ff.), werden sie
vgl. ApoUon. lihod. 4, 54. 64 ff.). — 99. Nach schliefslich ,,zu Schlangen versteinert": eine
der Landung in Griechenland zieht der Held, Kontamination zweier Legenden, die oben
wie Zeus geheifsen (2, 698), nach Delphi. Es nr. 54 behandelt ist. *) Über die Episode in
folgt der bekannte Orakelspruch (4, 295 fi'.); Libyen s. nr. 69 f. Vgl. im allgemeinen B.
von der Kuh geführt zieht er durch Daulis, Köhler, Die Dionysiahi des Nonnos ^. 6S. 3dS.
Panopeus, Tanagra, Koroneia, Haliartos, Thes-
piai, Plataiai nach 'Aonien' u. s. w. In der ßationalistisch-euhemeristische
Beschreibung des Drachenkampfes V. 356 ff. Darstellungen,
tritt die Gefolgschaft hervor , oaog nolvg Die Historiker. 104. Schon HeJcataios
tensto KuS^co (V. 359), wie bei Uvid; nur 20 hatte den Kadmos als einen Manu vom
sind es keine ministri. — 100. Athene greift Stamme der semitischen Phoiniker aufgefäfst
V. 393 ein mit einer exhortatio; die Wahl der und zum ''Erfinder' oder Vermittler der
Kamijfmittel dreht sich um: erst zerschmettert Schrift, vielleicht auch schon zum Schrift-
der Held dem Drachen mit einem Felsblock steller gemacht, s. ob. nr. 93 und die verwandten
(fiKQfiaQov, V. 409) das Haupt, dann haut er Nachrichten bei Diodor (Dionys) 3, 67 ff'., wo
ihm den Kopf ab (V. 412 f.). Ares schreit auf Linos die ngd^^ig des Dionysos in kadmeisch-
vor Zorn — jjcoofifVou Si | K. dXXocpvrig 7]fi£XX£ pelasgischen Buchstaben aufschreibt etc. Diese
tcuq' 'RXvQiSog GcpvQcc yairig \/i,£t:vov ixav i'v- Auffassung blieb für die Historiker mafs-
Sal^ia (eine merkwürdige Übereinstimmung gebend. Vgl. iferodoi oben nr. 75; C/iaraic und
mit Ovid 3, 95 ff.). Die aufsteigende Gvä%vg 30 Hekataios s. oben nr. 30, und in gleichem
avzolöxBVTog Fiyävzcov (427) bekämpft Kad- Geiste Liicill v. Tavrhai bei Zenoh. v. Ka-
mos nach Kräften; aber erst als er UullciSog SyaCa VLv.r] p. 97 Gott.: xd b% ^oivUrjg y^Kft-
ffKpQOVL ßovlij I yrjyivsav xivd nixQOV intj- fiaxa ßovXöfisvog diado&rjvcec xoig "EXlr]6t Kd-
(ÖQrjat yiaQrjvwv , kommt er zum Ziele, indem Sfiog dvsiXs ACvov v.a.1 ccvxbv idia yQu^fiaxa
sie sich im Wechselmorde töten. *) Die sniSsi.'nvvtisvov, ov cinsdico^av 01 noXixai.
Namen der Überlebenden werden (trotz V. 404 Nicht als Rival , sondern als Schüler wird
nivTS Xmav ^äovxag) ebensowenig genannt, Linos mit Kadmos in Zusammenhang gebracht
wie bei JEtiripides {Ovid 3, 126 nennt Ecliion). bei Diodor 3, 67 f. (s. auch Isid. Orig. 7,
Jetzt (5, Itf.) opfert er die delphische Kuh. 73); vgl. Bethe, Quaest. Diod. mytliogr. 26.
Aber nun gilt es, die Ureinwohner zu bezwingen 40 BoMe, Bhein. Mtis. 36, 564. — 105. Herod.
(vgl. Paus. 9, 5, 1. Konen. 37). — 101. Dann 2, 49 nv&sGd-ai öe (iol Sokssl i^äXiaxa Mt-
erst beginnt die anbefohlene Gründung The- Xdfinovs xd negl xov Jiövvoov [was mit
bens (vgl. darüber bes. Köhler S. 10 ff.). Kai ägyptischem Brauche übereinstimmt] nciQd
nöXig 'Aovlt] TvQirjg noiv.iXXhxo xsxvT]g (56). Kddfiov re xov TvqCov xal xmv ahv avxoy
. . enxunoQcp nvXsävi . . . | ovgavbv inxd^covov sy. ^oivtKrjg amyiofisvcov ig tjjv vvv Boico-
tfj (iifiricaxo xBxvTj , und weiht die sieben xirjv yiccXsofisvrjv x^QV""- ^'^^ diorvaa fiäv
Thore den ovQKvioig . . dXr'jxccig, den Planeten vvv rat eh EsyiiXrig rf/ff KdSfiov Xsyofiiva
(V. 70ff.): das erste (Onkäische) der Mene- %xX. Herodot drückt hier einfach epische
Athene, das zweite dem Hermes, das mittlere Überlieferung in seiner Weise aus. Ähnlich er-
(Elektrische) dem Helios, das fünfte dem Ares, 50 klären sich die übrigen s-ypijfAara des Kadmos (auf
das dritte der Aphrodite , das sechste dem eine Zusammenstellung in der Ori^aicov itoXi-
Zeus, das letzte dem Kronos. Und die heilige xslu des Aristoteles zurückzuführen, s. Aristot.
Stadt AlyvnxLrig syid).Eaosv oficovviiov dazsi . Pseudepigr. p. 472 JB ). Die ,, Steinbrüche"
(^rjßrjg | noiv.iXov doY.ri6ccg x^öviov xvnov laov {Plin. nat. hist. 7, 57 lapiddinas C. Thebis
OXvi.ina. — 102. Jetzt endlich wird die Hochzeit finvenit], aut, ut Theophrastus , in Phoenice.
gefeiert. Aphrodite schmückt den Palast des Cletn. AI. Str. 1, 16) sind wohl aus dem Burg-
Kadmos , Ares tanzt zum Trompetenschall, bau, die Erzgewinnung {Hyg. fab. 274 C. . . aes
ApoUon und die Musen spielen und singen, Thebis 2irirnum inventuni condidit) \\Q\\Qic\ii s^ns
Nike und Eros führen einen Tanz auf — riv der Spartenrüstung abgeleitet. Ähnliches unter
8e voTJaai, (120) KdSyiov bjiov kkI Zrjva fit^g 60 nr. 78. Wenn Kadmos nach Nicom. Geras.
ipavovxa XQCcnä^rjg. Aber über dem Hochzeits- liarmon. Pyth. 2 die Lyra einführt, so berührt
gemach geht der himmlische Drache auf, ein er sich wieder mit Hermes (und Amphion). **)
Bote des bevorstehenden Geschickes (121 ff.).
Die Götter bringen um die Wette Geschenke, *> -P""""- ^"J"''- "• ''■ ^ <K. und h. in LOwen ver-
Zeus, Poseidon, Hermes ein Skeptron, Hephai- ^^^ndelt) steht isoliert und kann, wie gewöhnlich, beiseite
4.« • Tv„ i„ TT • mi «1 Ti gelassen werden.
stos ein Diadem, Hera emen Thron, Aphrodite **. v - n ,. j 1 -u- ^ j- -xr u •*
, .tiiivii, xi^jiii^yv.i..v^ **^ Zoega x>. 9, 9, der dem Kadmos die Verbreitung
*) Auf andere Übereinstimmungen mit Euripides der Astronomie in Griechenland zuschreibt, hat das wohl
macht aufmerksam Spiro p. 14 fi". in die Nonnos- Stelle 4, 259 hineingelcsen.
879 Kadmos (b. d. Historikern) Kadmos (b. d. Komikern u. Euhemeros) 880
— 106. Ändrotion fr. 28. F. H. G. 1 p. 373. der Ort. Absonderlich Bemopliilos (S. des
Scliol. Find. Isthm. 7, 13: 'AvSqoziwv Si qorjfft Ephoros) Schol. Ven. II. 13, 301 {F. H. G. 2
q)vyövta s% Tt]g ^otviKrig xov Kadfiov ßira p. 86) v.ui ^qt^iov ysvsa&ai. tr)v nöliv l^iigi
[■navcäv anogäScov ^azsXd'si'v stg ©i^ßccg. rrjg KädiMov aqptifcog (seit der Erobemng
o&(v dicc x6 cvfifiiylg Kai aitoqäSriv sivai, Thebens durch Eurymachos und die Phlegyei',
SnaQTol iy.X)]&r]cav. oi Ss GrjßaLOL tk tibqI nach dem Tode des Zethos und Amphion).
avtcöv ipsvSäg itsQcxrovQyrjaav. (Die folgenden Die Komödie nud Euhemeros. 109.
Fragmente 29. 30 bei Schol. Eur. Phoen. 674. Während gleichzeitig die Tragödie und das
Tisetz. Lyc. 1206 sind lediglich dünnere jüngere Epos, trotz mancher Konzession an die
Excerpte des Mitgeteilten; aus verwandten lo historische Auffassung*), im Geiste der Helden-
Überlieferungen Marm. Par. 7 [12] y>. 4 Fl. sage und in__ steter Fühlung mit dem alten
u. Ä.). Diod. 19, 53, 4 fista yaQ xov etcI ^svkk- Muster die Überlieferung weiterbildeten (s.
Xi'avog yiccraKlvCfiov KdSfiov Kziaixvrog rrjv Kcc- oben nr. 94 ff.), zog die attische Komödie den
dfiBiccv 6vv!iX&£v in uvzrjv Xccog ov zivsg (ilv Stoff in eine niedere Sphäre herunter. Vgl.
Utkxqzov TtQoarjyoQSvaav öia ro nccvzaxö&sv Fubul. Europe fr. 34. C. A. Fr. 2 p. 176 K.
cvvaiQ'rivcci, zivsg Ss f)iißay8vrj dia z6 zijv kzi^e Bouozmv noXiv \ avdgwv ägiazmv bo&isiv
KQXrjv Ev. zrjg TtQOBiQrjfiivtjg TtöXscog ovza 8ia xrX. (Parodie des Orakels an Kadmos, vgl. nr. 16;
zov v.cczav.Xvaahv . . diaoTiagrivai,. zovg ovv dieselbe Fabel C. Ä. Fr. vol. 1 p. 230. 610).
TOTf %azoLy.r]ac)!vzKg vazsQov 'EyxsXstg yiazccno- — 110. Völlig im Geiste der Komödie gehalten
Xffiricavzsg i^sßaXov, ozs Sri üvvfßr} -aoiI zovg 20 war also die Darstellung des späten Epony-
Titgl Kädiiov sig'lXXvQiovg h-anaasLv.YgX.'ax.&O. mos dieser ganzen Richtung. Euhemeros
— 107. Kephalion bei Joann. Malal. p. 40 B. bei Athen. 14, 658 F bv zw zgizco ziig isQ&g dva-
{fr. 4. F. H. G. 3 p. 627 iiri^si Sh (Kadmos) yQacpfjg zov&' tatOQEt: ag ZiScovicov Xfyövrcov
■nocl TiöXiv . . , 7]vzivcc i%äXovv svg i'Siov ovoiia zovzo (!), ort KäSaog uäyBigog av zov ßaat-
Kccäfisiav KKi ßaaiXsvBt . . iKst' avsKccXiaazo i;-co? xat nagaXaßcav zijv ^Jgfiovtav avXrjzgida
Sa i% zrig E^ogiag zov Tngsalav , Boiariov xai ccvzr]v ovacxv zov ßaaiXscog icpvys cvv
ovzcc qnXoGocpov, zov &r]goXäzr)v, ovza nXovaiov ccvzfi. Es ist kein Zufall, dafs Kadmos hier
. . . , folgt eine euhemeristische Umgestaltung als Koch erscheint und dafs er bei Eubul. die
der Kadmos -Sage. Joann. Antioch. fr. 6. „Fresserstadt" gründet.**) — Ein 'syrophö-
F. H. G. 4 p. 544 = Joannes Nie. Notices et 30 nizischer' Handelsmann {ifinogog) ist K. dem
Extraits 24 (1883) p. 371 f. (echt nach Jo. Momoa Lucians (Deor. conc. i, 3 p. 529 B.) und
Boisscvain, Herrn. 22, 161 ff.): ij Sb Aißvrj als„phönizischenTrug" betrachten die Drachen-
YafiTjd'sraanoasiSävL ziviialäo keinem.' GoiV) und Spartensage die Grammatiker, welche bei
izsv.Bv i^ avzov TtcciSag y', 'Ayrjvoga., BrjXov der Erklärung der Phrase tpsvSog ^0Lviv.i%öv
v.al 'EvväXtov. 6 BrjXog yafii^aag ZcSrjv daran erinnern; vgl. PaMS. bei £'^<siaii'^. p. 1757.
BGxs Svo vLovg, Al'yvTtzov y.al Javaöv ig Phot. Schol. Plat. Rep. 414C = fr. 318 p. 216
ov Ai'yvnzog -nal EiSav mvo^äaQ-riGav ('?), 6 Ss Schw. (vgl. 'Pimica fides ' und Hom. Od. 14,
'Ayiqvcog ijyayB zr]v Tvgaf f| oi) Tvgog 288. Hes. v. ^oiVfUBXUzrjs = com. dub. 1293.
TiöXig' vial 'fO%EV viovg 8' v.al dvyazsga (itav, 3 p. 623 K.).
KäSfiov ^oiviKa Svgov v.al KiXitia y.al lo Parodisti sehe Darstellungen des Mythus auf
EvgcoTirjV y.al eXa^ov zag incovvjxovg x^Q^S Bildwerken fehlen.
<^z^vy Kad(i£iav [zrjv Qfjßrjv], z^v ^olviktjv,
ZTjv 2Jvgiav , zrv KiXi%iav v.al zrjv Evg(6nr]v. -^' Zur Deutung.'
Trjv Evgconrjv Ss dgTiäaag Tavgog (bei Müller 111. Mit grofser Zähigkeit hat sich aus
falsch klein geschrieben), ßaaiXsvg Kgiqzrig, leicht begreif liehen Gründen, die älteste, schon
EZSV.B Mi'vcoa v,zX. — fr. 7 p. 545 zJtövvaog von den Griechen angebahnte orientalisierende
noXBfiriaag risv&BL zm B^aSiXcpco SBCfiiog ^x^V ' Deutung des Mythus erhalten, die aus Kadmos
'Ayavrj Ss btcbiobv avzovg Gniiaaad'ai ivconiov einen orientalischen Gott oder Heros macht,
zov TiämiQv KäSfiov -/.zX.; ähnlich Trete, chil. den „Morgenländer" ('qadmon''), der das
6,61,581 IlBvd'Bvg . . . dvrjgi^fiBvcov zmv Xotnäv bO „Ahendlnüd" ('ereb^), oder den Sonnengott
iyyövojv zäv zov KccSfiov ... ag S' riv.ov6B Melkart, der die verschwundene Mondgöttin
j^iövvGov syyovov vö&ov KäSfiov dvzntoiBia&ai Astarte sucht u. s. w. So neuerdings besonders
z^g dgxrig «Jffffifcr zgaz^aag zovzov y.zX. Movers, Brandts, Baudissin,Lenormant,DuncJcer,
108. Mit Joannes v. Antiochien und Der- Busolt S. 51 (mit Ansätzen einer richtigen Auf-
hylos (Harmonia, T. des Königs Drakon, oben fassung) und zuletzt Hesselmeyer, Die Pelasger-
nr. 22 Sp. 836) berührt sich Palaiphatos 7 frage S. 52 Anm. Durch die oben gegebene
p. 276 W. TiBgi Znagzäv (König Drakon), 7 Entwickelung des Materials ist diesen Hypo-
p. 277 W. TtBgl Zcpiyyog (Harmonia, Schw. des thesen von vornherein der Boden entzogen.
Dr.), 16 p. 282 nagl z^g Evgcönrjg (der Knosier Die ältesten Zeugnisse kennen Kadmos nur
Tauros); doch lohnt es sich nicht, diesen 60 in Boiotien und wissen nichts von seinem
Thorheiten (vgl. auch Tsets. chil. 10, 409 ff".) Verhältnis zur Europe und zum Phoinix, oder
nachzugehen. Gleichwertig ist Kanon 37 gar von seinem Phönikertume; vgl. die ver-
p. 20 H. *) Auch auf die Einzelheiten der nichtende Kritik der 3Iovers'schen Vermu-
chronologisch- genealogischen Anordnung (im '^ ,
Kreise der OrjßaUä) einzugehen, ist hier nicht , .'U^), "• ,^, ^'l ^"/f"'^ *'^^°' "^,^ ^^«'^«*'^^«'^)
'■^ ' " ' bei Nikander, Athen. 3 p. 82 -i = p. 58 f. Sehn.
*) Eine Polemik gegen diese Pseudohistorie, wie sie **) Es ist wohl die stärkste Leistung von Movers, dafs
Spi7-o p. 35 ff. und Enmann S. 13 führen, ist aber auch er selbst den Schwindel des yf'^xüi' ä/!(isCU)' ernst genommen
heute noch^nicht überflüssig. hat. Vgl. U. D. Müller 1 S. 302 ff.
881 Kadmos (Deutimf^) Kadmos (UrbedentTang u. Heimat) 882
tungen bei H. D. 3fÄ?7er 1, 299 ff. — 112. Eine Boiotien zurückweisen. So ist Kadmos vor
bessere Gestalt empfängt diese Ansicht bei allem Heros Eponymos der Kadmeia,
0. Gruppe, Die gr. Kulte u. Mythen S. 162 f. wie Kekrops der Eponymos der attischen Burg
Nach einer mit gewohnter Schärfe geführten ist (vcrl. Cnisius, Beitr. z. Myth. S. 12 — 15).
Kritik der r/arZj^o/i - Hypothese bemerkt er Die Etymologie bleibt unsicher und ist, wie
S. 163: „Man leitete Kadmos aus Tyros ab, gewöhnlich, für die eigentliche mythologische
weil er oder ein mit ihm identificierter Heros und mythographische Arbeit ohne Bedeutung,
dort wirklich verehrt wurde." Ob das aus- Am meisten Anhänger hat immer noch die
reicht, um die Anknüpfung an Phönicien WelcherBchQ Erklärung Kd8(i,oc;-v.öau.os*), die
(Tyros) zu erklären, ist zweifelhaft; der Kad- lo aber (wegen des S) sprachlich Schwierig-
mos-Agenor-Kult in Tyros ist schwerlich keiten macht und auch sachlich nicht genügt,
älter, als die Hellenistenzeit, sicher griechi- da der Held schwerlich nur eine „ethische
sehen Ursprungs und umgekehrt aus der be- Potenz" ist. Wenn wir K. richtig als Epo-
rühmten Sage herzuleiten. Im übrigen sieht nymos der Kadmeia aufgefafst haben, würde
Gruppe nach den Ausführungen a. a. 0. S. 162 die Deutung von den Ortsnamen KaSusCa und
und den Bemerkungen in der P7m7oZ. TFoc/;e«sc/;r. KccSpur] ausgehen müssen. Bei Welckers ^iy-
1883, 35, Sp. 1092 in Kadmos einen 'degra- mologie müfste man „Herrensitz" erklären,
dierten Gott'; der Kern des Mythus, „der Baunacks Versuch, an die Wurzel Saii- (Ka-
Kanipf mit der Schlange der Nacht", „die Su^i'a, vgl. "A-diirig)**) anzuknüpfen, gäbe
Vermählung mit der Himmelskönigin", „die 20 die durchaus sinngemäfse Bedeutung „Zwing-
Verwandlung in eine Schlange" ist ein Aus- bürg"***); für v.a- in boiotischen Ortsnamen
druck „für die täglichen Schicksale des Sonnen- ist Kcc-czaXi'u ein gutes Beispiel, vgl. auch
gottes". — 113. Auf ähnlichen Pfaden wandeln Kar-ccovia (vo;i Boiot-Ioniern benannt, wie
andere Meteorosophisten, z. B. E. H. Meyer, die Stadt Oriß-q in Kappadokien, Steph. Byz.
AchiUeis 486 f Hier wird Kadmos gar ein p. 313, 4^). Ebenso würde sich die Kadmeer-
„Winddämon", Harmonia ist die Herrin des gründung 'ETti'Sdfivog (vgl. 'Ejt - orotpta , 'Eni-
Regenbogens, ein Dublette der Iris - Eris ^scpvQioL, 'EnL-Kvrifiidtoi, 'ETti--)iricpi6aLcx, 'Eiti-
u. s. w. Der Hauptfehler dieser Anschauungen Xvusiov) erklären lassen, sowie die Jaiivco im
liegt darin, dafs sie die Sage als gegebene Stammbaume des Kadmos oben nr. 29. Doch
Einheit auffassen und nachweislich verschie- 30 das alles bleibt hypothetisch. Jedesfalls aber
denen Zeiten und Orten angehörige Über- darf man in dem Namen der Kadmeionen
lieferungen unter einem Gesichtspunkte be- oder Kadmeer ebenso wenig eine ethno-
trachten. — 114. Dafs aber in der That in die graphische Bedeutung suchen, wie in dem
Kadmos -Sage verblafste Reminiscenzen aus der Kekropiden; er ist lediglich eine vor-
Göttermythen eingedrungen sind, soll nicht nehmere Bezeichnung der Herrengeschlech-
geleugnet werden. Schon 0. Müller und nach ter von Theben (Crusius a. a. 0.). — 116.
ihm n. D. Müller haben auf Parallelen, be- Dafs sich auch die ältesten mythischen Be-
sonders aus der Demeter- und Hermes -Reli- Ziehungen durchaus auf Theben beschränken,
gion, hingewiesen und damit die Grundlage
des Mythus blofszulegen gemeint. Verf hat 40 *) Welcker, Kret. Kol. S. 23 f., vgl. 0. Müller, Proleg.
sich schon früher (a. a. 0.) diesen Anschau- 151. Fkk, Personennamen p. I8O. H. D. Müller, Indogerm.
Ungen im ganzen angeschlossen, glaubte dann Sprachbau S. 207. Maa/s, Gott. gel. Am. 1800,349. Dio semiti-
aber den Keim - und Ausgangspunkt auf an- ^^^^"^ Etymologieen widerlegte vor 0. Gruppe Neuhäuser,
derer Seite suchen zu sollen (Beitr. zur ar. ^«''""■''*' p- 64f., dessen eigene Deutung (zu ^,jöw =
Myth. u. Beligionsgesch. 1886 S. 14). Vor i''"«^^«-«'"'-) ^-e Möglichkeit von vielen ist.
11 f. ■-'., -^ ... .. ^ ■ .- **) Auen ^-ouütv, denn so wird der Name des
allem mufs arfch gegenüber diesen beiden Steinschneiders zu lesen sein: Brunn, Kümtlergesch.
if orschern — zumal gegenüber H. D. Müller 2, 535 f.
— eine schärfere Sonderung der poetischen ***) Maa/s, Gott. gel. Am. 1890 9, 349 weist diese
Quellen betont werden, wie sie im Vorher- „grimmige Etymologie" mit der Bemerkung ab: „Wer
gehenden wenigstens angebahnt ist. Von be- 50 ^°^*® ^™ Altertum so absurd gewesen sein, einen
stimmten litterarischen Centren aus sind »rachentöter 'Drachenniederbändiger' zu nennen ...
A^^ tr'l„„,«„4.„ j„ c< c r L 1 K. ist seinem "Wesen nach viel mehr, als ein Drachen-
die Elemente der Sage zusammengeiafst und • 1 ,,•• j- » « -w ,r , • * j
., 1 -1 1 ■ r7 -1 .. • 1 """ niederbandiger ..." Wenn Maafs just nur an den
weitergebildet: Zu ihnen müssen wir durchzu- 'Drachenniederbändiger' denkt, 80 ist Baunack daran
dringen suchen, wenn wir die geschichtlichen ,„. W. unschuldig. Einen ähnlichen Einfall hatten übri-
und traditionellen Grundlagen , wie die kühnen gens, was Baunack entgangen zu sein scheint, schon alte
Hülfskonstruktionen der Dichter überblicken Erklärer; vgl. /o. Äai-., ScAo«. rAeop. 937 p. 287fl. jrapo<Tor
und verstehen wollen. *« ^'''- ^oXs'/uov xataTtentioxöta HfQ^i twv Ttö^fwv aal
I. Urljedeutun^ und Heimat des Kadmos. ^a*a^«cJ«^a(r^f'va avraoMoXoYoüm xr?.., ders. zu 940
115. Den Ausgangspunkt der Sage bestimmt f«^'?'''' o>? >catadaf^a^o^i.v,] r<3 /.<,,»Sn(!) zu 975
die Thatsache dafs 1) die ältesten Zeugmsse 60 ,5.rf„,;„^'^.'„o, lrr6 tcvo, ^ILqov iy.lQov.ac.tL Merk-
und Lokalzeichen aut das boiotische Theben, würdig ist es, dafs das Verbum im Eermeshymnus Vs. 137
insbesondere auf die Burg, sich beschrän- ovXuxanrivtu nvnl? y-atciUti^ivat^ nür/nfj vom opfernden
ken (nr. 1 ff . 31 ff.), 2) in historischer Zeit der Hermes gebracht wird, der auf Samothrake den Namen
Name KaSflSia (KaSfir]) an der Burg von Kadm(il)03 trägt, übrigens legen diese Thatsachen die
Theben (und von Prione) haftet (nr 31 89) Vermutung nahe, dafs man bei der Kct-dfisia vixj) (oben
und 3) gennetische Bezüge auf Kadmos viel- ^''•/"^ fl •^^'° J^^'^f "''^ «p'«^«^ wollte; ähnliche
r„„r, -Ti j , - ,-^ 1 T-, . . Kalauer finden sich auch sonst im Sprichworterschatz,
fach mit anderen boiotischen Reminiscenzen ^gi. ^,,<.j. j^,f,_ ^35 (igg?) 657. - Die Namen ß'y.aS^uK
Mand in Hand gehen , also gleichfalls auf 'Ofjiy.ad/nog sind wohl von dem Heroennamen abgeleitet.
883 Kadmos (Urbedeutung u. Heimat) Kadmos (Urbedeutung u. Heimat) 884
ist oben nr. IfF. bereits hervorgehoben. Wenn Bd. 1 Sp. 2813 ff.). — 120. So wird ^oivUrj als
der Held die Tochter der Landes- iind Burg- Heimat des Helden immerhin schon in den
götter Ares und Aphrodite (vgl. Tümpel a. a. 0. älteren, von Euripides und Hcrodot benutzten
S. 653 fF.) als Braut heimführt, so ist darin Dichtungen angegeben gewesen sein. Der
zunächst kaum eine tiefere ,, allegorische" Be- Name bezeichnet ursprünglich , ähnlich wie
deutung zu suchen: es ist eine Theogamie im das gleichfalls mit der Apollon- Religion in
Geiste boiotischen Glaubens und Dichtens, Zusammenhang gesetzte Avuia, das ,,Licht-
wie viele andere in den hesiodischen Epen. — land", das „rote Land", als das Land des
117. Viel reicher ausgebildet ist die jüngere Sonnenaufgangs. Das tritt noch deutlich zu
Sage von Kadmos in Theben, deren Urform lo Tage bei Aischylos Prom. sol. fr. 192 p. 64 JV.*
aus einer Kombination der Kataloge (nr. 4 ff., (foiviv-önsSöv r' sqv^'qüs isqov \ xbviicc
11/15, 46 ff.) und einer alten, vielleicht ko- %-aläaariq, %ccl-AOY.BQCivvöv xs Tiag' 'Sl-nsuvm |
rinthischen Parallelquelle (16 ff. soff ) erschlossen Uy^rav naworgocpov Al^iönav \ i'v' b . . ~'HXiog . .
werden kann. Hier fällt besonders eins auf: ctvanavst, und in einem aus alter Dichterüber-
die mafsgebende Rolle, die das delphische lieferung geschöpften Artikel des Etym. M.
Orakel spielt. Das Orakel heifst den Heros p. 797, 14 {vgl. Trag. Gr. fr. p. 639 iV. 2) tiqö-
die Burg gründen und nach Illyrien ziehen tsqov ol ^oiviKsg cohow TtQog rfj sqv&qöc
(nr. 16. 46); ein Raubzug wider das Heiligtum ^aldacTj %al ivrsvd'Bv avtoig rovvo^a- qpot-
hat die Vernichtung der Encheleerscharen zur vikoI yaQ trjv XQOiccv ano xäv naQay.sifi8vwv
Folixe (47); nach der Erlegung des Drachen 20 avtoig Tistgäv <^iioQcpvQmvy oiamv Sio rat
mufs sich der Held, wie Apollon, dem delphi- iQvd-Qcc ilsyarat*) [das Folgende bei Miller, Mcl.
sehen Brauche der Bhitsühne (0. Mtt/Zer, ProZe.g. p. 302 im Flor.] xat naQ EigiitiSTj ^OLviaaa
S. 304 ff.) fügen (nr. 7). Es ist klar, dafs nur <Ct)>is aXfirj iiQrixai. Wie wenig ethnographisch
in Delphi oder unter dem Einflüsse von fest bestimmt diese Begriffe der boiotischen
Delphi diese Züge entstehen konnten. Dichtung noch in historischer Zeit waren, zeigt
Sie umspannen und bestimmen aber das Ganze Korinna Athen. 4, 174 F = fr. 27 p. 550 B.: r}
dergestalt, dafs man (wie bei der von U. v. Kaqicc (PoivL-nrj s-nalsixo, ag Tiagä KoqiwTß v.al
Wilamoioits [Isyll. Anh.] hergestellten lEoee) Bk-axvUSt] sctlv evQsiv (s. H. D. Müller 1, 308).
geradezu ein delphisches Gedicht als Damit hängt es zusammen, dafs der „Baum
Urquelle vermuten könnte. — 118. Der Ver- 30 des Morgenlandes", die Dattelpalme (qpotVtl),
dacht liegt nahe genug, dafs von hier aus, in dem Gotte von Delphi und Delos geweiht war
Erinnerung an das Hauptdogma von Delphi, (\ gl. Hehn, Kulturjjfl.u. Haustiere * S. 218 ff'.,
auch der Drachenkampf (nr. 5.18) auf den Helden der nur S. 488 die Entwickelung auf den Ko]if
übertragen ist; doch läfst sich das nicht zur stellt**): unter seinen Zweigen, d. h. im
Gewifsheit ei'heben; die Beziehungen des quell- mythischen ^olvi-at} , war er geboren, das
hütenden Drachen*) zu Ares und Eriuys- sonnige Palmenland war seine Heimat für die
Tilphosa sind alt und selbständig. Wenn Zeit wenigstens, in der unsere Epen und die
die zweite Quelle (nr. 22 ff'.) und mit ihr viel- homerischen Hymnen (vgl. 1, 117 aficpl Si
leicht 'Musaios' (nr. 45) den Dracheukampf cpoivfKi. ßaXs nr'ixsf, Thcogn. 6) entstanden sind,
als Bedingung hinstellt, unter der Kadmos die 40 Vgl. auch das ^oivUsiov neben dem ^Usiov
Hand der Göttertochter gewinnt (nr. 25 ff.), so oQog Straho 9, 410 in Onchesmos zwischen
verwendet sie ein weit verbreitetes Mythen- und Theben und Delphi , $oif 1x77 in Epirus , die
Märchenmotiv {Hahn, gr. M. 2, 49ft., Benfey, Städte und Flüsse ^oivi'g in Lokris, Thessalien,
Orient u. üccident 2. Laistner, Eätsel der Sphinx Kreta. In dem Tempel von Buto sahen die
2, 26ff'.) in durchaus angemessener Weise: Milesier (i?e/iatoi;os /"r. 284, den Herodot 2, 157
nur läfst sich nicht mit voller Sicherheit aus- [vgl. Diels, Hermes 22, 421] ausschreibt und
machen , ob dieser Zusammenhang zwischen angreift) ein Apolloheiligtum, weil £ii7isq)VK<xaL
Dracheukampf und Hochzeit (wie man gern iv avxij cpoiviKsg avxvoi'.'***) Jene Vermutungen
annehmen möchte) ursprünglich ist, oder eine bestätigt vielleicht die oben nr. 75 angeführte
nachträgliche Verbesserung. — 119. Das del- 50 Notiz des iJerofZot 5, 57, dafs die ,,Phoiniker mit
phische Heiligtum hatte den Thebanern ihren Kadmos", ehe sie nach Euboia gezogen seien,
Burgheros entfremdet und als Sendling des in der TavayQi%r] iioiga von Boiotien gesessen
orakelspendenden Gottes dargestellt. Woher hätten. Das Tanagräerland mufs hiernach in den
war er gekommen? Alle Genealogieen weisen Epen zweiten Stils, die Kadmos als Schiffs-
uns in den fernen Südosten, wo man auch hauptmann auftreten lassen, die Rolle der boio-
die ursprünglich griechischen Namen und Be- tischen Metropole gespielt haben. Über die
griffe AvKi'u, AlQ-ionicc, ^oivi-nT], Nsilog, &iqß7], einbegriffenen Ortschaften Mykalesos und
Aiyvnrog, 'EqvQ-qu &cc?.aaaa**) fixierte. Auch Harma (vgl. Harmonia?) in der Kadmos -Sage
das ist ganz im Geiste der ausgebildeten ,^ ^^^^ ^^. ^^^^^^^ bedeutet das „erythraische
Apollon - Religion gedacht. Aus den lernen 60 Meer" ganz allgemem die „südöstlichen Teile des
Gegenden, wo der Gott während seiner Apo- Oceans", s. Serger, Gesch. der Erdk. 1, 20, der nur S. 33f.
demie weilt, kommen auch die von ihm ge- Anm. von der mythisch - poetischen Unterlage dieser
sandten Propheten und Heilbringer, wie Abaris Begriffe zu gering denkt.
(Hyperboreerland), Ohai (Lykien) U. S. W. (s. **) I^i'^sen Zusammenhang schlagt zu niedrig an
^ ^ \ ./ / ß,jliic/ier , Baumkulttis 413 ff. 30. [Vgl. neuerdings Diels,
*) Vgl. Soph.fr. 206 p. 179 N.^ -iQicpovai XQtjvt]; (pii- Sibyll. ßt. 57. iMurr, Pflanzemuelt in der Mythol 48 ff.]
XaiCa y(n()iti]v ocpiv. ***) Wena Hekataios weiter berichtete, dafs die Insel
**) Vgl. Verh. der 40. rhilologenver.'iammlung in Oörliti schwimme und sich bewege, so ist hier die deli?che
S. 36 und in diesem Lexikon Ed. 1 Sp. 2817. 2835. Legende auf das ähnliche fremde Lokal übertragen.
885 Kadmos (Urbedeutung u. Heimat) Kadinos (u. Europa; Typhoeus) 886
Tgl. ob. Sp. 835, 1. Nun berichtet Pausan. 9, 19 die oben nr. 29 rekonstruierte Genealogie noch
Tov 8s EvQLTtov TTjv Evßoiav . . ixTib Trjs Bot- andere boiotische Lokalzeichen; für den Kad-
corta? 8isiQyovrog, rjjg rs Jiifirjzgog h Ss^iä raosabnen Ogyges in Boiotien und Aigyptos
x6 UQOv xfig TiIvKaXrjoiag Kai oXi'yov . . ist schon nr. 28 Zeugnismaterial beigebracht;
TCQOflh-övTi, sarlv AvlCq' ovo^aad-fjvai 8t dno auf seine Tochter Argiope werden wir den
trjg Slyvyov &vyarQ6g cpaaiv avrfiv [die nach -nfgl Tcota^ov MoXosvtu [SQviisvov'AQyLÖTtiöv te
der oben nr. 28 nachgewiesenen Überlieferung x^9°^ -naXso^svov {Herod. 9, 57) zwischen Pia-
eine Schwester des Kadmos sein würde], taiai und Hysiai beziehen dürfen, an dem sich
vabg 8s 'jQrsfii86g soziv svtav&a v.al auch ein Demeter -Tempel befand.
dyäluaza UQ'ov Iev%ov . . . cpoiviiifg 8s ngo 10 Eadmos nml Europe; Typboeus. — 121.
rov LSQOv 7rsq)vyiaaiv .... vsfiovzKi 8s Tava- Schon bei diplomatisch-litterarischer Betrach-
yguLOL Tuvtrjv xs trjv ^ägav hkI oar] nsgl tungsweise ist es erkennbar, dafs der erste
Mvnalrjaöv S6TI yiaV'jQficc. Also auch in diesem Teil der epischen Vulgär- Tradition — Kad-
epischen ürsitze der boiotischen ,.Kadmeer" mos auf der Suche nach Europe — einen
gab es einen Palmenhain, ein ,,l?hönicien" selbständigen, aber arg verstümmelten Mythus
in eiorentlichem Sinne, und da der gut grie- darstellt. Mit dem Eingreifen des Orakels
chische Held Phoinix (O. Malier, Orcho- wird, wie in vielen ähnlichen Fällen, der alte
tnenos - 112 f.) ursprünglich in Boiotien — Faden abgerissen und ein neuer angesponnen;
wegen seines Vaters Amyntor (Ä 266) im es ist das eine charakteristische Eigentümlich-
gräischen Eleon — zu Hause ist, wird man 20 keit vor allem der delphischen Legenden,
seinen Namen von diesen Vorstellungen der in der sich des Gottes souveräne Uberlegeu-
Apollon- Religion ableiten dürfen.*) Auch im heit manifestiert, vgl. in der Orakelsammlung
nördlichen Boiotien, bei Tegyra, finden wir von Hendefs z.B. nr. 15: Paus. 10, 24, 2
nahe dem Delos-Hügel hinter dem Apollo- TtaTQi8a 8i^r]ai — (nizglg 8s zoC saziv, 63:
Tempel die Phoinix-Quelle, vgl. Plut. Pelop. Biod. 8, 13, 2. 70: Biod. 8, 21 nuXöv zoi z6
16. 0. Müller , Orchom. - 71. Wenn wir end- fisza^v Koqlv&ov Kai SiKvwvog'^ äXX' ovx oi-
lich auf der Apolloinsel Delos neben dem Kt^asig ktX. 78: Herod. 4, 155 Barr' snl cpwvriv
alten heiligen Palmbaum auch einem Celle- riXQ'sg. äva^ 8s es ^oißog 'AnöXXav \ sg ÄißvrjV
gium von ^oiviKsg begegnen (Bull, de corr. Tis^nsi kxX. 84: Herod. 1, 66 'Aqkcc8lt)v (i kl-
Hell. 14, 429), so wird auch hier die Frage er- 30 zstg ... ov xoi 8c6goj . . . | 8cöoco xoi Tsysrjv
laubt sein, ob dieser Name nicht sowohl eth- kzX. In der That führt uns jener erste Teil
nographisch, als sakral aufzufassen ist. in einen anderen Zusammenhang. Es ist kaum
Aber auch die Konkurrenzüberlieferung, die zu bezweifeln, dafs er eine ßeminiscenz an
Kadmos mit Neilos und Aigyptos in Zu- einen alten Hermes - Demeter - Pevsephone -
sammenhang brachte (nr. 290".), scheint ihre Mythus enthält, wie besonders H. B. 3Inller
tiefsten Wurzeln in boiotischem Boden zu ausgeführt hat (a. a. 0. 1, 235 ff. 2, 320 ff.).*)
haben. Dafs der Begriff Al'yvTtzog Ursprung- Noch in der von Grund aus neu stilisierten
lieh griechisch ist, kann nicht bezweifelt epischen Redaktion der Europesage schimmert
werden; die ältere Phase finden wir bei das durch. Zeus ist der Unterweltsgott, der
Stephanus von Byzanz s. v. in der aXXri 40 Doppelgänger des Hades; die Höhle, darin er
Aiyvnzog fiiKgä , welche Tümpel nach Kar- die Geraubte verbirgt und gefangen hält —
pathos und der thrakischen Küste verlegt durch Drachen und Hund bewacht, s. Unger,
(Bie Aiiliiopenl ander u. s. w. Fleck. Jahrhh. TJieb. Parad. p. 399 ff. Pobert, Eratosth. Catast.
Suppl. 16, 161 ff. 174); ähnliche Anschauungen p. 166 ff. Schneider, Nicandr. p. 125 — ein
bezeugt die Existenz des Neleus - Flusses auf Gegenbild des Unterweltsreiches, vgl. Crusius
Euboia (Aristot. mir. 170 p. 59. Antig. 84 b. Ersch u. Gruber S. 39. 41". Usener, Eh.
p. 81 TF.) und in der Hestiäotis {Eudicus bei M. 23,337. Hier, wie im Typhoeuskampf
Plin. 31, 2, 13, in beiden Fällen mit einem berührt sich Kadmos, dem die thebische Tra-
^Hieron' verbunden), in dem das von den loniern dition (oben nr. 31) mit dem Demetertempel
fortgetragene griechische Prototypen des Neilos 50 in Zusammenhang bringt, aufs engste mit dem
zu erkennen ist; die Namen NrjXsvg — NsP.og boiotischen Hermes - ''Kadmilos ' und mit
■ — ALyvnxog gehören zusammen. **) Wie $01- Demeter. Das sind alte boiotische Elemente.
VLKT} zu Apollon mit Artemis, so steht Aiyv- Näheres darüber im Artikel Megaloi theoi.
nxog u. s.- w. mit dem zweiten Hauptgotte Im übrigen sind der gestrenge König Agenor
Boiotiens, Poseidon-Aigeus (Proteus, Nereus) (episch -dichterischer Name), sowie die Köni-
in engen Beziehungen; damit mag es zusammen- gin- Mutter und die Geschwister, die ausziehen,
hängpu, dafs Kadmos in gewissen Gruppen um die Verlorene zu suchen, und nicht wieder
der Überlieferung (nr. 82 ff.) in_,den Kreis des heimkehren, Figuren im naivsten Märchenstil.
Poseidonkultes gezogen wird. Übrigens bietet Apollinische (delphische?) Legenden - Poesie
60 scheint hier altheimische Mythen aus einem
*) An die Luatralbräuche des samothrakischen Kultes fremden Religionskreise ohne volles Verständ-
wollte schon 0. Müller, Orchom. s. 454 den Namen <t>ocn^ nis umgestaltet und neuen Zwecken dienstbar
(zu (fotviaato, (pörog) anschiiefsen [vgl. jetzt ff. Dieh, gemacht ZU haben. Auffällig ist CS, dafs
sibyii. Bi. s. 70 Anm.]. Aber ich meine, dafs die oben Europe in Boiotien wenig lokale Beziehungen
empfohlene Deutung den älteren Anschauungen eher ^^^ -q^^-^ ^^^ q^.^^^ ^^^^^ /^jg ^gi jg^
gerecht wird. ° ^
**) (Tür die jlTyvntoz /.iiyou in Kuboia plädiert jetzt *) Beiläufig weise ich auf die wenig beachtete Sonder-
mit beachtenswerten Gründen R. Maa/s, De Aesch. Siippl. form des Argos-Hermes Mythus hin bei Xanth. 0. F.H.G,
p. yXTT. XXIV.] 1 p 38.
887 Kadmos (Gründlings- n. Spartensage)
rhodischen Aithiopen) ihre sozusagen trans-
scendentale Bedeutung gewesen sein: als
Unterweltsheroine dachte man sie sich mehr
und mehr im fernen Norden wohnend.*) Wenn
also nach nr. 77 Kadmos mit Europe sich in
Thrakien verbindet, so liegt das durchaus
innerhalb boiotischer Anschauungen. Eines der
ältesten boiotischen Gedichte, der Hymnos auf
den delphischen Apoll, scheint das zu bestä-
tigen: S.V. 73 und 113 (251 u. 291), wo Apollon
als sein Herrschaftsgebiet den Peloponnes,
Europe, die Inseln bezeichnet. EvQmitr] ver-
tritt hier die nördlichen Landschaften, wie
schon bei Hesychios (Et. Gud. 220, s. Schneider,
Nicandr. 34 ^) EvQiönr] mit ^copa xriq Svasoic,
anoxiivr] erklärt wird. **) Die Annahme, dafs
die topographische Verwertung des Wortes
in diesen Hymnenstellen und bei dem späten
Segesipp (nr. 75) durch eine berühmte dich-
terische Quelle, wie die boiotischen Kataloge,
angeregt sei, liegt nahe genug.
Die Gründungslegende nnd die Sparten-
sage. — 122. Wenn Kadmos dem Orakel zu-
folge von einer Kuh sich zur Siedelungsstätte
führen läfst (Parallelen bei Klausen, Aen.
S. 35*. Wclcker, Kret. Kol. S. 14. 166. Abel,
Maked. S. 93 f. Nissen, Templum 132 flP.), so
ist darin schwerlich der Rest eines religiösen
Symbols zu erkennen, sondern eher — worauf
vor allem die Erzählung des Ovid führen
könnte — eine etymologische Legende
zur Erklärung der historischen Namen
Boiwzta, Boicotoi, (^rjßccL Boi(äxiai. Der
Vers des Orakels , auf den man besonderes
Gewicht zu legen pflegte (die Zeichnung der
Kuh), ist eine Entlehnung aus epischer Quelle,
vgl. oben nr. 17. Möglich ist freilich, dafs
ursprünglich überhaupt keine tieferen Ab-
sichten vorlagen; vgl. nr. 75 und die ganz
ähnliche II os- Sage bei Apollod. 3, 12, 3
(Hellanikos, s. Wellniann, Comm. Grypli. p. 63),
sowie den Epimenidesroman bei Diog. La. 1,
10, 110 (bei der Entsühnung läfst er weifse
und schwarze ngoßixra los, nQogoT.ä'£,ag Toig ayto-
Xov&otg iv&a av yicitcc-Alivoi ccvzmv suaffTor,
^vhiv TCO nqoGiqv.ovxi &s(a). Da diese Griindungs-
legende der allem Anscheine nach älteren (home-
rischen) Sage von Amphion und Zethos — trotz
späterer Vermittelungsversuche (Bd. 1 Sp. 313 f)
— im Grunde Konkurrenz macht und durchaus
von dem apollinischen Orakel bedingt wird,
scheint sie im Kreise von Delphi entstan-
den zusein. — 123. Eine etymologische Legende
*) [Dieae chthonische Bedeutung der Europe hat neuer-
dings K. Schwartz in den quaest. Herod. wieder zu Ehren
gebracht.]
**) Eine Ahnung des Bichtigen zuerst bei Vofs,
Myth. Briefe 1, 87 (bei Gc.moU nach Franke falsch 86), ge-
nauer VölcJcer in einem vergessenen Aufsatze Allg. Litt.-
Ztg. 1827 nr. 139 und Bultmann, Mijthol. 2, 173 (dessen
weiteren Ausführungen man jedoch nicht mehr folgen
kann); nach gleicher Kichtung 0. Müller, Orchoru. 149=^
und H. D. Müller, Myth. 2, 3i)0 f. [neuerdings Röscher,
Selene S. 128 Anm. 540] ; nur darf der Name nicht auf
Boiotien beschrankt werden. Es ist eine der vielen
Eigentümlichkeiten der neuesten 'erklärenden' Hymnen-
Ausgabe, dafs sie an beiden Stelleu die platte Schlimm-
besserung iJTtftQov aufgenommcu und mit grofser Em-
phase vertreten hat (S. 160 f.).
Kadmos (Gründungs- u. Spartensage) 888
ist auch die Spartensage. Znagxoi (von
CTtsLQco = ysvvciv, s. Mannhardt, Myth. Forsch.
S. 351 ff., vgl. patricii, hidalgo) sind die edlen.,
altansässigen Geschlechter, die Söhne des
Landes; dafs sie die yaia ßiXaiv' avsSwufv
ist eine weitverbreitete Anschauung (vgl. den
alten Lyriker bei BergJc, P. l. gr. 3 p. 712 f.
und dazu H. D. Müller 1, 479 u. ö.). Indem
jener metaphorische Ausdruck wörtlich
10 genommen und mit der Drachensage (viel-
leicht, wie bei der Myrmidonenlegende, unter
volksetymologischem Anschlufs an thessalisch-
boiotisch - euböische Namen wie &sq(icöS(ov
Xalyi(6S(ov XalnmSovxig) kombiniert wird, bildet
sich die Saat der Drachenzähne. *) — 124. Zur
weiteren Ausführung der Scene dienten (wie
oben nr. 121) anklingende Elemente aus der
Demeter-Religion. Das Umbrechen des
Ackers hat schon H. D. Müller 2, 326 mit
20 dem Festbrauche der Proerosien und dem
Umzüge des heiligen Pfluges in Beziehung
gebracht: die Festsitte findet so im Gründungs-
mythus ihr Prototypon. **) Die Richtigkeit
dieser Auffassung bestätigt sich besonders
durch eine von H. B. Müller noch übersehene
Thatsache: der rätselhafte (und deshalb von
Hellaiiil-os unterdrückte) KampfderSp arten
unter einander läfst sich gleichfalls als Reflex
oder Prototypon eines agrarischen Festbrauches
30 — der eleusinischen ßaXXrjxvg, der troizeni-
schen Xi&oßolicc , der cpvXoTcig aivr] des De-
meterhymnus V. 265 ff. — auffassen. (Näheres
bei Crusius, Beitr. z. gr. Myth. S. 19 ff.) Da-
nach scheint es nicht zufällig zu sein, dafs
die Tradition dem Helden teils beim Drachen-,
teils beim Spartenkampfe (nr. 5. 19) einen
Stein in die Hand giebt. Wie gerade solche
Züge in die Sage dringen konnten , erklärt
die alte Verbindung des Kadmos mit der
40 Demeter Thesmophoros (oben nr. 121. 31). Die
alte Dichtung scheint den Wechselkampf als
fiuivsa&ui dargestellt zu haben: so zwingt
Epimenides (vgl. nr. 122) durch Zauber seine
Feinde, sich gegenseitig umzubringen (lambl.
vit. Pyth. 222), und in einem Mirakel bei Hero-
dot 5, 85 töteten sich Leute, die sich am Hei-
ligten vergreifen, im Wahnsinn axs noXsfiiovg.
Vielleicht klingt dieser Spartenmord noch in
der Oidipussage nach.
50 Kadmos bei den lUyriern. 125. Die
boiotisch- euböische Form der Sage vertreten
die Kataloge (oben nr. 46 ff.). Kadmos und
*) Dafs hier nicht eine willkürliche, irgend einem
Gewährsmann zuzuschreibende Etymologie fwie nr. 106 ff.),
sondern der Sinn der Legende selbst zu erkennen ist,
läfst Spiro S. 9. 15 aus den Augen; die Schlüsse, die er
zieht, schweben in der Luft.
**) Eine merkwürdige Parallele bietet die (vgl. Brunn
bei Rit.schl, Op. 3, 583) etruskische Tagessage. Das sah
schon Censorin de die nat. 4 p. 13 Jahn ( Varro f) : . . . et in
60 dolckide vel Boeotia consitis anguls dentibus armati spartoe
(folgt die Vulgärsage), nee non in agro Tarquiniensi puer
dicitur divinus exaratus nomine Tages , qui disciplinam
cecinerit extispicii , quam lucumones tum Etruriae potentes
r.xaeripserunt. Wir haben wegen der „pelasgiachen" In-
schrift von Lemuos auch die „Pelasger" von Samothrake
als Etrusker anzusehen; denkbar wäre es demnach, dafs
sie von diesem Hauptsitz des Kadmos die Legende nach
Westen hinüber getragen hätten. Siehe Crusius, Beitr.
S. 20'
889 Kadmos (b. d. Illyriem) Kadmos (b. d. Illyriern) 890
Hannonia werden iii der Heimat (auf der siud, vgl. 'Extcov), oder der Pallantiden und
Kadmeia) zu Drachen verwandelt: d. h. Aigeuserben erinnert und auf durchaus my-
sie sterben und leben als Heroen (wohl im thischem, und zwar boiotischem Boden ge-
Demeter-Tempel, vgl. Hes. fr. 132. Bohde, wachsen ist. Der rettende Heros in Schlangen-
Psyche 149 ff.) fort; nichts anderes, als diese gestalt hat ein Gegenbild nicht nur in dem
bekannteste Anschauung des Ahnen- und eleischen Sosipolis {Paus. 6, 22, 1 &.), sondern
Seelenkultes (vgl. zuletzt A. Marx, Gr. Mär- vor allem in dem benachbarten Kychreus
dien u. 8. w. 98 ff.) ist hier zu suchen, am von Salamis (schon bei Hes.fr. 132 Bz.), der
allerwenigsten das „Schicksal des Sonnen- wie Kadmos die Insel von einem Drachen
gottes". Die Verbindung mit den Illyriern lo befreite {Apollod. 3, 12, 7. Diod. 4, 72) und
und ' Encheleern ' scheint wunderlich genug. in der Schlacht bei Salamis einem delphischen
Wie noch, hei Herodot das Wort 'lUvQtoL einen Orakel zufolge (Paus. 1, 37, 1) selbst in
sehr vagen Sinn hat {B. Unger p. 22 sq.), so Drachengestalt den Griechen beistand.*) Es
läfst die ältere Überlieferungsschicht diese handelt sich hier um Vorstellungen der griechi-
Örtlichkeiten ganz unbestimmt. Nun ist sehen Heroologie, wie sie nach Bohdes Ausfüh-
der Name 'EyxilsLoi sicher, 'iXlv^iot, der rungeu (Ps^/c^te 166 ff.) besonders von der de 1-
keineswegs blofs im NW. haftet*), wahr- phi sehen Priesterschaft gepflegt und verbreitet
scheinlich griechischen Ursprungs, und die wurden. Dem Charakter sagenhafter Urein-
Vermutung liegt nahe, dafs es sich auch hier wohner, erdgeborener 'Giganten', die in der
um eine Fernübertragung der heimischen 20 Sage stets als Barbaren erscheinen, entspricht
A.nschauungen handelt, die von den helle- die Empörung wider die Gottheit; auch dafür
nischen Kulturcentren aus immer weitere giebt es Parallelen in den früheren Abschnitten
Kreise zu ziehen und erst an der Grenze der Kadmos-Sage, s. oben nr, 45f. Gutboiotisch
der jeweils bekannten oUov^ißvri Halt zu gedacht ist schliefslich das rettende Dazwischen-
machen pflegen. Es ist gute Überlieferung, treten des Ares und die (eigentlich tauto-
wenn Kephalion {F.E. G. 3 p. 630, 63, vgl. Jo- logische) Versetzung auf die fiaxapojv vfiaoi:
annes Dar)iasc. F. H. G. 4 p. 545, 8) Enche- hiefs doch nach Armenidas (bei Phot. Hes.
lea als ■ncöfirj an Stelle des späteren Theben in Suid. s. v. = fr. 3 F. H. G. 4 p. 338 f.) (iccKÜQrav
Boiotien gelegen nennt: Kai ev^ecog 'AiMqjicov vrjaog- rj dyiQÖnoXis tcav iv Boicoria Grjßwv t6
0^ kvQiKÖs KTi^si, nohv iiByüXrjv näw, 30 naXcciov (nach alter poetischer Quelle, vgl.
TTjv TiQcÖTjv {i£v ovouv ii(ä(ii]v X8yo[i£vrjv auch die Insel Aretias, Bd. 1 Sp. 495 und die
'Eyx^lsi-ccv v.xl. Dafs dieser Name mit dem Aretias - Quelle ; eine Parallele oben nr. 89
Kopaissee und den Kopais- Aalen zusammen- Sp. 873). Vgl. auch K. Tümpel, Phüol. 48 (2),
hängt (nicht mit ixig und iy%BXvq = draco), 128 ff. Schon frühzeitig wurde diese Sage im
hat im Gegensatz zu früheren Vermutungen fernen Nordwesten neu lokalisiert, {v. Wilamo-
des Verfassers (bei Ersch u. Gruber a. a. 0. ivitz, Hom. Unters. 172 und K. Tümpel, Be-
S. 41 ^* -^) K. Tümpel dargethan {Beiträge merkungen u. s. w. S. 22 f.). Es waren vermut-
S. 22 ff.). Den Illyriernamen auf boiotischem lieh boiotisch-euböische Volkselemente, die
Boden nachzuweisen, ist noch nicht gelungen; in den barbarischen Anwohnern des Lychnitis-
wenn man nicht in der Bezeichnung des 40 und Labeatis -Sees die Encheleer, in ihren
'Gründers' als XvgiKÖg eine schwache (trotz- Nachbarn die Illyrier der heimischen Sage
dem von Metzger bei Pauhj 4, 112 gleichfalls wiederfanden (ähnlich schon C. Müller, Geogr.
empfohlene) Etymologie des Wortes 'iXXvQiog Gr. M. 1 p. 31ff.)**); dafür sprechen vor allem
erblicken darf, wonach Amphion der Epony- die hier fixierten Namen „ionisches Meer" und
mos der neueren „illyrischen" Bevölkerungs- 'Aiiavzia-'AßavzCg, die auf (I)Aonien-Abantien,
Schicht wäre. — 126. Wichtiger sind zwei den Ursitz der Grundbestandteile des histo-
andere Züge. Die " Encheleer ' , die ihrem rischen lonierstammes , zurückweisen. Ein
Namen nach an den See und zu 'Ogyges' irrationaler Zug ist es, dafs das Schlangen-
gehören, sind mit den ''lllynern', den benach- Heroenpaar auf einem Ochsengespann fortzieht;
harten Nachkommen des Drachenzöglings so wenn darin eine etymologische Legende zur
(nr. 56; vielleicht leitet auch ihr Name dahin, Erklärung des Namens BovO-öri zu suchen
vgl. t'Ua's) im Kampfe. Das Heroenpaar, selbst ist _(s. oben nr. 46), kannte schon ' Hesiod''
in Drachengestalt, steht ihnen bei und ver- die Örtlichkeiten. — 127. In der Parallelquelle
Sühnt die streitenden Parteien. Das ist eine (nr. 50 ff.) sind die Lokalzeichen zahlreicher
Erzählung, die an Sagen, wie die vom Kampfe und besser erhalten; die Metamorphose kommt
der UnuQtoi (die gleichfalls Drachensöhne ohne beeinträchtigende Konkurrenzzüge (wie
*, „ ,,.. ^ ■ ■, j r -u ■ „ „ . die Versetzung auf die auv-docov vhaoi) zu
*) So erklart es sich, dafs bei Eerod. 9, 42 Mar- n /-< 14. 1 j- uj- • 1 a n 1 i--
rfo«J' (d. h. Hekataios .. MiieU vgl. fr. 67 ff. 73 if.) einen ^«^^^^ Geltung als dichterischer Ausdruck für
Orakelsprucli auf die P e r s e r bezieht, den Herudot kennt *) P. Meinhold, De rebus Salaminiis p. 6. Heydemann,
als eg'IkXvQiovg ts ya'i tov'Ey x f^iwv atnatuv Ttenoitj- 60 ^üiou niqai? p. 12. RoJide, Psijche 183'.
ftivov. Es gab eine Überlieferung, -wohl kleinasiatischen **) Ebenso haben die Griechen — die Athener, wie es
(milesischonjUrsprungs, die einen Zusammenhang zwischen scheint — den sagenhaften Pelasgernamen auf die Keste
Illyriern und Persern annahm, vgl. ScIiuU. Arist. Avv. eines Barbarenstammes übertragen, die sie am Küsten-
1521 Tinvüixti; waneo 'I/./.voioi y.iXQiyof^?] ■ ■ ■ ^^Q^ ä'^ säum und auf den Inseln des ägeischen Meeres antrafen.
bl^uxtjv cialv Ol 'JUvQcoi, tifii dk IleQaido? tfualv Verf. hebt das hier hervor, da sein Programm über die
aitovi. o'l Y^ojQyiiv fikv ovx t/ovai yijv, hjativovteg öh Kabiren und Pelasger ohne sein Verschulden unvoU-
r^i<povtai; auch die Insel Illyris in 'Lykien' {Plin. ständig bleiben mufste und vielfach mifsverstanden
5, 31, 131; vgl. Forcellini s. v.) wh-d von den benach- ist. Vgl. Fleck, Jahrb. 1881, 293». Litt. Centralbl. 1889,
harten Griechen benannt sein. 4, 124.
891 Kadmos (Seefahrer in Samotlirake etc.) Kadmos (Semit u. Buclistabenerfinder) 892
den Gräber- und Ahnenkult. Zur Quelle leitet Aphrodite*), der „gegenüberliegende" nord-
uns eine verwandte Sage von Epidamnos. westlicheLandstrich vonEurope(nr. 15. 121), die
Epigr. Gr. ed. Kaibel 1054 p. 474 (z. T. nach östlichen Länder von den Vorfahren des Kad-
den Lesungen von Unger p. 48, die K. wohl mos 'Aair] ^olvi^ Ai'yvTtxog (mit &fißai)**) und
übersehen hat): 'AiicpCoiv (lovaaig %i'9-ap7js Bßrrig dem urmilesischen Nrjlsvg-NsLlog. Es sind
snl &r'jßr]g | xsix^cc vvv d' sn' sfiäg TcccxQidog milesische Sagenreminiscenzen , welche hier
'lllvQiorg ( 'Aävloyov iiovauv ^sd'enav ktX., den Rahmen für die neujen ethnographisch-
vgl. Anna Comn. Alex. p. 99 D iv vatsgoig geographischen Beobachtungen bilden müssen.
Ö8 ;j;9üf oig (nach der Zerstörung im Pyrrhos- Kadmos der Semit und Buclistabenerlinder.
kriege), ag '"'Ellrjv^g cpccai iial avzä örj xoc iv 10 — 130. Erst in Samos und Milet wird endlich
xfj noXsi yXvTtTU y^äiiiiaxa (icxQxvQovaiv, vtc' der Begriff Phönizien und Phönizier mit
'A[icpiovog Kccl Zr'i&Qv dvoiKodo^rjd'aiacc Big o seinen Verwandten in der. uns geläufigen
vvv oQccxai cxqfioc*) v.xl. Wir haben hier Weise geographisch und ethnographisch
vermutlich alten Amphionkult vor uns, und im fixiert sein. Hier, scheint es, ward Kadmos
Anschlufs daran eine Legende aus historischer der Semit aus Sidon oder Tyros. Da unsere
Zeit, ein Abbild der unter nr. 125 mitgeteilten milesische Quelle die Insel -Eponymoi ange-
von Theben -Enchelea, ähnlich den Kychreus- führt hat, sind sie auch Phönizier geworden.***)
sagen auf Salamis (ob. nr. 126) oder den Hypei"- Ebenso gehen die Nachrichten von den Ka-
boreerlegenden in. Delphi (Bd. 1 Sp. 2809f.). öftrjia y^afifiaror, der Erfindung der Buchstaben
Ejsidamnos weist aufKerkyra, Kerkyra auf Ko- 20 durch Kadmos (oben nr. 91 f.), durchweg auf
rinth zurück. Die Korinthier beherrschten seit milesische Quellen zurück. Sie schliefsen eine
der Besiedelung von Kerkyra und Apollonia geschichtliche Beobachtung (Ursprung der
den Küstensaum jener Gegenden; danach be- griechischen Schrift aus dem semitischen
stätigt sich die Hypothese, dafs die Parallel- Orient) an die historisch umgedeutete Sage
quelle (nr. 50) ihre Färbung durch korinthi- an. Vgl. Sp. 871. Doch mag auch an die
sehe Tradition erhalten hat. gootT'i.xoy^aqpott) aufkleinasiatischenlnschriften
Kadmos als Seefahrer in Samotlmikc, erinnert werden {Athen. Mitteil. 14, 254. 11,
Libyen nn«l Milet. — 128. Die Anwesenheit 288), deren Name auf die Palmblätter als
boiotischer Volkselemente in Samothrake, Lern- Schreibmaterial für apollinische Weissagungen
nos, Lesbos, der Troas (Thebe) ist eine That- so und Tempelakten gehn wird {Birt, Buchw.
Sache; hierdurch wird die Festlegung der Sage 51. Diels, Sibyll. Bl. S. 56^). Für die spätere
bestimmt (nr. 60 ff.). Mythologisch neu ist Zeit war dies der Kern der Kadmos - Sage,
nur der aqnuypL.6g der Harmonia, offenbar ein wie es denn auch auf tyrischen Münzen (oben
Brautraub, der aber in Anlehnung an alte Be- Sp. 871% 20) zur Darstellung kommt.
Ziehungen zur Demeter- Religion zur historisch- 131. Die übrigen, mythologisch wenig er-
pragmatischen Deutung eines Festbrauches der giebigen Lokalbeziehungen scheinen meist von
Demeter-Mysterien verwandt wird (nr. 62), boiotisch- ionischen Bevölkerungselementen ge-
vgl. den Artikel Megaloi theoi unter Samo- tragen zu sein (nr. 75. 89 ff. Rhodos, Priene,
thrake. Die Hochzeit in Samothrake ist se- Milet); zum kleinen Teil beruhen sie auf Kon-
kundär, wenigstens stimmt sie weder zu dem 40
Brautraube, noch zu den sonstigen Anga,ben *) So schlagend richtig, von der Koseform ^Acp^w,
dieser Gruppe. Mythologisch wertvoller ist die '--^'p^iia ausgehend, jo/i. Baunack, stud. a. d. Geb. des Gr.
Hochzeitsfeier in Libyen (69 ff.). Dort ist der "• ^''- ^' '^^^^ ^'^''^ Europa bin ich anderer Meinung,
alte „Göttergarten" und der Charitenhügel, **) Dafs aus dem Ägyptischen für diese Namen keine
T , • j. A 1 Tx 1 p -i 1 TT erträgliche Deutung beigebracht ist, bestätigte mir
■dort regiert Aphrodite 4ind freit der Heros £. j/,^.,. auf meine Anfrage.
die Aphroditetochter und CharitengenOSSin. — ***) [Auf diesem Punkte berühren sich die Re-
129. Es ist klar, dafs diese neue Lokali- sultate des Verfassers mit den weitblickenden Ver-
sierung von einem seefahrenden Stamme aus- mutungen von u. v. wuainowitz (Hermes 21 s. 106', vgl.
gegangen sein mufs, wie denn in all diesen -^<^'"- Unters. ISy. Herakles 1, SS'» und J/aa/s, Hermes
Überlieferungen Kadmos als anlandender 50 ^^ ^- ''''''^ Nur das „Entstehen" der Figur des Kadmos
Schiffshauptmann erscheint. Das ver- 1° ^ilet oder überhaupt iu Kleinasien kann nicht zu-
, ■ '- 1 i-i/^Tii 1-11 gegeben werden : die Grundlagen sind boiotisch - del-
mutungsweise rekonstruieite Gedicht verbindet p^isch. Bei 0. Müiier, Orchom. 112. h d. Müiier, Myt,..
den hohen Norden mit dem tiefsten Süden; ,/. gr. st. 1, 305 ff. Studniczka s. 57. Töpfer, au. Geneai.
auch dadurch bestätigt sich unsere auf litterar- 294 wird die (nach H. D. Müiier in Kreta vollzogene)
historische Erwägungen gestützte Vermutung, Verknüpfung des K. mit dem griechischen Heros Phoiuix
dafs es in der Sphäre von Milet entstanden ""'l dessen „Gleichsetzuug mit dem Eponymos des
ist. Als Schlufsstein folgendes: Die Griechen Stammes" als Grund seines Phoinikertums angeuommen.
— und bis zu einem gewissen Grade wir mit ^''l^^ ^^"^*. ^^'^^ ^^' unerklärter Best die Frage, wes-
•1 „„ 1 , , . ■ 1 , . 1 r7 -, ,• halb man jenen semitischen Stamm gut griechisch
ihnen — betrachten m klassischer Zeit die t»,„„,- 4„^ „!„„,„+ \, ^ a% ^ ■ ^ % a •l^
■y,j 1, T , ,. . , . . , V, Phönizier genannt hat. Auch scheint Kadmos nicht
Welt durch die Augen der ionischen Geo- 6O erst von den Historikern aus dem fernen Osten ab-
graphen, vor allem des HthatalOS von Milet; geleitet zu sein; die Genealogieen (Kataloge) haben ähn-
sollte es Zufall sein, dafs die geographische liehen Sinn.]
Terminologie in den wesentlichen Zügen durch t) Schon im Altertum wurden die <4^oiviy.iiia y^ä/i'-
diese Fassung der Kadmos -Sage bestimmt '""^'^ ^° gedeutet, vgl. f/,ot. (Suid.) s. v.: Avdoi y.al
wird? Afrika trägt seinen Namen nach iener ''-^'^^^^'i -t^ YQ>iMI^<^r<x {<^0iViy.iliay.aX,ia»aL X^yo^aiv) anl
am Lnaritenhugel waltenden G ottin -Königin 2'„„ 7- -J ' ' '□. , > .- , , .„ ,
*) Danach wohl Guil. Appul. de reb. Norm. 4, dessen 7tsTd?.oig- ^ycc/nwv de . . . unu (t>oiviy.t]g ff/S 'Ay.tai-
Zeugnis M'esseliny {Unc/er S. 49) beigebracht hat. wi'o," xtX.
893 Kadmos (ethische Tendenz der Sage) Kaineus 894
struktion und ^^coH^aviaiiog mythisch- dicbteri- Kadys (Kaövg), nach liamsay, The historical
scher Phantasie (nr. 77 Thrakien, nr. 85 Afrika; (jcography of Asia Minor p. 147, Eponym der
nr. 87tF. Tyros). Mancherlei Bezüge bleiben Stadt Kadoi. [Drexler.]
problematisch, z. ß. auf Kreta und Sparta. Kreta Kaeira (KdsiQa), die Tochter eines Töpfers
(nr. 85 ff.) könnte von einem ionischen Dichter zu Milet. Neleus, der Sohn des Kodros, hatte
als Station für Kadmos -Europe ebenso frei den Orakelspruch erhalten, er solle sich da
gewählt sein, wie Libyen für Harmonia; doch niederlassen, wo eine Jungfrau ihm mit Wasser
beweist die der alten chthonischen Bedeutung genetzte Erde geben würde. Nach Milet ge-
der Heroine entsprechende Lokalität der Lethe- kommen, verlangte er von Kaeira Thon zum
quelle (vgl. Faits. 9, 39, 8) das Vorhandensein lo Abdruck eines Siegels und erhielt ihn, worauf
alter Anhaltspunkte im Kultus; auch das Auf- er Herr von Milet wurde und drei Städte
treten eines Dämon Phoinix (ob. Sp. 869, 38) ist gründete, Tzetz. L. 1379. [Stoll.]
merkwürdig genug. Bei Sparta liegt der Ver- Kaiata {Kuiäxa) s. Caieta und Strab. 233.
, dacht nahe, dafs lediglich der anklingende Name Kaikias s. Windgötter.
Z'jrapr/j ('Saatland') die Sparten- (und Kadmos-) Kaikos (Kccikoc), 1) Stromgott in Mysien,
Sage hierher gezogen habe. Bemerkenswert Sohn des Okeanos und der Tethys, Hesiod.
ist es aber, dafs in der spartanischen 'Gruppe Th. 343. [Er erscheint gelagert, kenntlich
der Kadmos -Überlieferungen Kadmos aufser durch die Beischrift KAIKOC, auf Münzen von
zu Athene zu Poseidon in Kultbeziehungen Pergamon(Trajan), Mi. 2, 598, 961. IZ^fad, iJ. JV.
steht, während er sich im übrigen mehr an 20 p. 464; Stratonikeia Mysiae (autonom, Obv.
Demeter und_ Hermes anschliefst. Auch kennt Brustbild der CTPAT0NIK6IA), Cut. Huber
die epische Überlieferung manche andere Be- nr. 623. Head p. 466. Imhoof, Griech. Münzen
Ziehungen zwischen ßoiotien und Lakedaimon. p. 725 nr. 631 und Akrasos {Conmwdtis),
Die gesamte Tradition von der Herkunft Waddington, Bev. num. 1852 nr. 25, der 3Iion-
des Kadmos aus dem Osten fand schliefslich nets (S. 7, 313, 7; vgl. 4, 2, 8 nach Sestini,
bei den Kleinasiaten und Inselgriechen auch D. N. V. p. 412 ohne Flufsnamen) falsche
deswegen Beifall und Pflege, weil sie dadurch Lesung AYKOC berichtigt. Drexler.] — 2) Sohn
Anschlufs an die orientalischen Völker er- des Hermes und der Nymphe Okyrrhoe, der
reichten, ja geradezu Nachkommen der alten sich nach Ermordung des Timandros aus Furcht
Landesheroen wurden. Das Motiv der 'Re- 30 vor dessen mächtigen Verwandten in den Flufs
Vindikation' hat hier, wie in allen ähnlichen Astraios stürzte und diesem den Namen Kaikos
'ßückwanderungssagen' {H. D. Müller, Mytli. gab, Flut, defluv. 21 {Müller, Geogr. gr. min. 2
d.gr.St. 1 S. 29. 34. 73) die endliche Fixierung p. 660). — 3) Trojaner, Gefährte des Aeneas,
mitbestimmt. Veo-g. A. 1, 183. 9, 35. [Stoll.] — [4) Kolcher,
Ethische Tendenz. — 132. Schon die von Lexauor im Kampfe mit den Argonauten
'delphische' Form der Sage hat eine religiös- getötet: Val. Fl. 6, 688. Röscher.]
ethische Richtung: Kadmos ist der gottergebene Kaimis (KaLfiig) = JSorus (s. d.): Flut, de
schicksalsgeprüfte Held, wie Herakles. Diese Is. et Osir. 56: tov (lav ovv ^SIqov tiwQ-aaiv
Züge wird besonders Euripides (nr. 48) ver- KaC^iv TcgoaayoQsvsLv, oneq satlv ogafi^vov
tieft und verfeinert haben. Für die Ent- 40 ala^ritov yuQ -adcI OQaxov 6 Kocfiog. [Röscher.]
stehungszeit seines Kadmos giebt -es leider Kaineus (Äaivgvg „Bändiger" nach Cilfö/Zer,
keine festen Anhaltspunkte. Aber die Ver- Orchomenos'^ 191; „Würger" nach Fr eller, Gr.
mutung liegt nahe, dafs er nicht zu lange vor Mytli.^ 2, 11) wird bei Hom. A 264 und Hesiod.
die dem Stoffe und Geiste nach verwandten ocanlg 'HQcc-nliovg 179 unter den gegen die
Bakchen zu setzen ist; der Held, der luctu Kentauren kämpfenden Lapithen (3. d.) genannt.
serieque matorum victus sein Vaterland meidet Hom. B 746 nennt unter den Anführern aus
und sich bei nordischen Barbaren eine andere den Lapithenstädten (darunter Gyrtone) den
Heimat sucht, war der gegebene Träger für Leonteus, Sohn des Koronos, des Sohnes des
Stimmungen, die den bald darauf nach Make- Kaineus. Die Sage, dafs er unverwundbar von
donien übergesiedelten Dichter beherrschten 50 den Kentauren mit Fichtenstämmen bedeckt,
und auch bei der Menge (vgl. die 'Vögel' und ,,die Erde mit geradem Fufse (d. h. aufrecht
den Phrynicheischen 'Monotropos') Widerhall stehend) spaltend" in die Tiefe gefahren sei,
fanden.*) [0. Crusius.] findet sich zuerst bei Findar {fr. 167 aus Schol.
Ap. Eh. 1, 57; vgl. Flut, de absurd. Stoic.
*) [Allemeuestens sind die Hauptzüge des Kadmos- opin. C. 1); S. Über diese Entrückung E.Rohde,
Sage untersucht in den interessanten eMaeri/'m«"« i/crorfoteae Psyclie S. 108. Die Bewältigung des KaineuS
von E. Schivartz (Rostock 1S90), die der Verf. leider erst ^^^^.^.-^ ^jg Kentauren findet sich bildlich dar-
erliielt, als der Satz bereits erheblich gefordert war. Doch (.„nj. ,• t^„,„«i„i-,,i,^<.„„^„ j„ c t,i i
,' , . . TT- • 1 T^ ,. ^ • 1, li i gestellt in lempelsKuipturen des 5. Jahrli.:
konnten noch einige Hinweise als Fufsnoten eingeschaltet r. i n • i n • i mi
werden. Bedenklich ist der Versuch, in der Encheleer- ^"^ «^em westlichen Friese des IheseiOn, am
Sage historische Keminiscenzen aus der boiotischen Ur- 60 Friese des ApoUontempels VOn Phlgalia, am
geschichte nachzuweisen. — 0. G«//>joes Programm über die Athenetempel in Sunion, Vgl. aUch die Fran-
Kadmoasage konnte gleichfalls nicht mehr benützt wer- ^oisvase (hier inschriftl. S. Weizsächer, Fhcin.
den. Unter den bekannten Voraussetzungen meint Ortijipe MuS. 33 S. 372 f.) Und andere Vasenbilder bei
895
Kaineus
Kaineus
896
lehren, auf irrtümlicher Erklärung; vgl. Treu
im Jahrb. d. arcli. Inst. 3, 182 f.). Die Ge-
schichte Yon der Entrückung des Kaineus wird
wiederholt von Apoll. Ith. 1 , 59 ff. (nach ihm
Pie Kaineusgruppe der FranQoiavase (nach den Wiener Vorlegeblättern 1888. Taf. III).
Orph. 171 ff. und Schol II. 1, 2U == Eust. zu
Hom. A 264 p. 101. Hyg. f. 14 p. 45, 3 Seh.).
Agatharchid. de mar. r. p. 114, 39 — 43.^ Ov.
Die Kaineusgruppe vom wostl. Friese des Theseion (nach Baumeister, Denkm. ä. kl. Alt.
S. 1782 Fig. 1868 = Stuart-Reoeit, Antiq. o/ Athens III Taf. 21 ff.).
Met. 12, 454 ff. (dem Dichter eigentümlich ist
die Verwandlung in einen gelben Vogel, wohl
den Goldregenpfeifer*); vgl. darüber Boscher,
Gott. gel. Am. 1884 S. 155 f.). Serv. Verg.
*) [Rosc/ier a. a. O. „Wenn nach 0». Mel'. 524 ff. K. in
einen Vogel mit gelbem Gefieder, von lauter Stimme (jo war natürlicher als einen Vogel, der in den /aQuäpai.
A. 6, 448. Jüngeren Ursprungs mag die
Sage sein , dafs Kaineus , ursprünglich eine
Jungfrau, Kainis geheifsen, von Poseidon als
Geschenk ihrer Willfährigkeit die Erfüllung
ihres Wunsches, ein Mann
und unverwundbar zu wer-
den, erhalten habe. So er-
zählen Nikandros bei Anton.
Lih. 17, Schol. Ap. Bh. 1, 57
(ebenso Schol. IL 1, 264 =
Eustath. Hom. A 264 p. 101,
Hyg. f. 14 p. 45, 5 Sch.\
Verg. Aen. 6,
448 f. und Serv.
z. d. St. (wo-
nach er in der
Unterwelt wie-
der zu einem
Weibe wurde)
\mA0v.Met.l2,
4 89 ff.; mehr b.
B. Wagner,
Epit. Vatic. ex
Apollod. hibl.
p. 151. Sprichwörtlich wurde axQcozog ag 6
Kccivsvg Apost. A, 19. Man erzählte auch von
ihm, dafs er mit Apollon zu wetteifern wagte
und seine Lanze
anzubeten befahl
(sprichwörtlich xb
Kcaviag ö6qv),
Schol Ap. Bh. 1, 57
(Schol. II. 1, 264 =
Eust. zu ders. St.).
Nach Hyg. f. 242
p. 135, 4 (Über-
lieferung unsicher)
würde er sich selbst
getötet haben. —
Mit seinem Namen
wird eine Komödie
des Antiphanes bei
Athen. 10 p. 433 c
citiert; vgl. Meineke
1, 325. 3, 58.
Als Sohn des
Elatos bezeichnet
ihn Schol. II. 1, 264
und Hyg. f. 14
p. 45, 3 (gleiche
Quelle), /: 273 p. 28,
19. /". 242 p. 135, 4,
auch Ov. Met. 12,
189 (Elateiaproles).
492 (Elateius). Dafs Gyrton in Thessalien seine
Heimat gewesen, bezeugen Hom. B 746. Ap. Bh.
1, 57 ff. {Hyg. /'. 14 p. 45, 2 ergänzt, vgl. p. 48
Anblick die Gelbsucht (ixteno;) heile; daher er auch
Yy.ttQog genannt wurde: Plin. n. h. 30, 11, 28 (94). Was
(clangor ingens) und sehr scheuem Wesen (daher ihn
Nestor nur einmal erblickt zu haben behauptet) verwan-
delt wird, so pafst dies trefilich auf den von seinem
Aufenthalte in den ;fci;o«cy^ütt [s. Kentauren] benannten
Xufiadqioi, einen gelben Vogel mit unangenehmer lau-
ter Stimme und von sehr scheuem Wesen, den man bei
Tage fast nie zu sehen bekommt (vgl. Aristot. an. hist.
9, 9, 11). Gemeint ist der goldgelbe Goldregenpfeifer
(oharadrius pluvialis). Man glaubte von ihm, dal'a sein
lebt und durch sein Geschrei deren Füllung durch Regen-
güsse anzeigt, für den im Kampfe mit den thessal. /tj-
/.ia()Q<n (s. Kentauren) verwandelten Lapithenfürsten
Kaineus zu halten? Übrigens ist der Goldregenpfeifer
der seinen Namen von der Ankündigung grofser Regen-
güsse erhalten hat (vgl. Nephele die Regenwolke als
Mutter und Beschützerin der Kentauren) noch immer
häufig in Hellas, wo er die ganze Regenzeit zubringt.
Mommsen, Griec/i. Jahreszeiten 3, 209. Röscher,]
897
Kainis
Kairos
898
not. zu p. 47, 23); als The^8aler heifst er
Perrhaebus bei Ov. Met. 12, 172, Atracides (von
der Stadt Atrax;, Anton. Lib. 17: Kaivlg "Arga-
Ko? ovaa &vy(iTrjg scheint aus 'ArgixyiLSqg der
Vorlage [Nikandros] entstanden zu sein)
bei Ov. Met. 12, 209, Magnesius bei
Hyg. f. 14 p. 45, 3. — Zum Teil-
nehmer an der kalydonischen Jagd
machen ihn Ov. Met. 8, 305 und Hyg. f.
173 p. 28,19 (seinName fehlt bei ^2JÖ?/o(Z.
1, 8, 2). Nach Schol. Ap. Bh. 1, 57
hätte Kaineus an dem Argonautenzug
teilgenommen; doch wird Apollod. 1,
9, IG der Argonaut KuLVBvq ein Sohn
des Koronos genannt, also ein Enkel
des älteren Kaineus, vgl. Hyg. f. 14
bei Seil, in der Note zu p. 47, 2S: Cae-
neus alter Coroni filius Gyrtone; da-
gegen wird Koronos, der Sohn des Kai-
neus, unter den Argonauten genannt
von Ap. Bh. 1, 57 ff. (danach Orpli. 130.
Hyg. f. 14 p. 45, 2 nach Konjektur).
Koronos heifst auch Sohn des Kaineus
bei Hom. B 74G. Diod. 4, 37; die Namen
anderer Söhne bei-uhen auf falschen
Lesarten: Hyg. f. 14 p. 47 not. zu Z. 23
„Focus et Priasus Caenei fiUi ex Mag-
nesia"; f. 242 p. 135, 7 ist für „Cly-
menus Caenei filius" zu schreiben: Cly-
menus Schoenei filius; Orpli. 171 ist
''Hvsiog Kciivrjog' falsch überliefert
(BuhnJcens Verbesserung: 'kIilvos d'
av Kciivsvg «qpixfTo' ist annehmbar).
Apollod. 3, 10, 3 wird ein Bruder des
Kaineus, Namens "laxvg, angeführt.
zuerstin einem Hymnos des Ion von CJiios (Paus.
5, 14, 9), der sich vielleicht auf die Einsetzung
jenes Kultes bezog {Benndorf, Üb. eine Statue
des Polyllct, Festgabe für Ant. Springer S. 11).
[Seeliger.]
Jahreszeiten,
Kainis s. Kaineus.
Kairoi (Kcagoi), die
sind dargestellt als „eine Frau mit zwei
Kindern, welche ihr Blumenkörbe rei-
chen", mit der Beischrift KAAOI KAIPOI
auf einem figurenreichen Mosaik von
Tegea, Wochenschr. f. klass. Phil. 7.
1890 Sp. 77 nach Athenaeum nr. 3235
p. 567. Bev. Arch. 3e ser. T. 15 1890
p. 270—271; als 4 Kinder mit der Bei-
schrift ETTYXEIC KAIPOI auf Münzen
des Caracalla von Laodikeia, Hcad
p. 506; Mi. 4, 329 — 330, 776 nach Vail-
lant; Mi. S. 7, 588, 461 nach Sestini,
Mus. Hederv. 2, 350. 19; vgl. Cavedoni,
S^tic. num. p. 242 Note 209 , der den
Typus von römischen Kaisermünzen mit
der Aufschrift TEMPORVM FELICITAS
{Eckhel 7 p. 33) entlehnt sein läfst.
Vgl. d. Art. Hören. [Drexler.]
Kairos {Kaiqög), 1) der Gott des
günstigen Augenblickes, ist wie Nike,
Eirene, Plutos u. ä. keine urmythische,
sondern eine jüngere, durch Verkörpe-
rung einer Idee entstandene Gottheit.
Am nächsten steht K. dem Hermes als
dem Gott der Palaistra, in deren Bereich 1 ■
jene Idee zuerst Gestalt gewonnen hat; '**«--*
der einzige bezeugte Kult des K. knüpft sich
an einen Altar in Olympia, der am Stadionein-
gang dem Altar des Hermes Enagonios gegen-
überlag. In der Litteratur erscheint K. als Gott
Koscher, Lexikon der gr. u rom. Mythol. II.
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Darstellungen des Kairos. Als Schöpfer
des Kairosideals hat Lysipp zu gelten, auch
nachdem es bekannt geworden ist, dafs schon
Polyklet den Gott darstellte in einem Werke,
29
899
Kairos
Kairos
900
das mit dem von PUnius {N. 11. 34, 55) ge- Cedren. Comp, liist. p. 322 C; späte Reliefs
nannten nudus talo incessens identisch und (s. u.) beschreiben Äusonius epigr. 33 [Feixjer)
dessen Basis, ein in der Lage des glücklich- und Tzetz. Chil. 8, 428. Darnach stellte Lysipp
sten Wurfes dargestellter kolossaler Astragal, den K. als einen eilenden, mit Knöchelflügeln
versehenen nackten Epheben dar,
Kairos, Eelicf von Turin (nach Arc?i. Zeitung 1875. Taf. 1 oben)
in Olympia wiedergefunden worden ist {Benn-
dorf a. a. 0. S. 6 ff".). Das im späteren Alter-
tum vielgerühmte Werk des Lysipp, das man
Kairos und Metanoin, Eelief in Torcello (nach Arch. Zeitung 1875. Taf. 1 unten)
für ein Kelief zu halten keinen Grund hat,
ist bezeugt durch Poseldippos, Anth, Plan. 4,
275 (vgl. Benndorf, de anthol. Graee. epigramm.
p. 44). Kollistratos stat. 6, Himerios ed. 14 1.
"'" '' ^ entweder auf einer Kugel (so
Kallistratos, dessen Zeugnis Wol-
ters, A. Z. 43, 95 nicht entkräf-
tet), oder mit einem Schermesser
in der Rechten (Poseidipp.). Der
in späterer Zeit betonte allegori-
sierende Zug, dafs der Gott
kahlen Hinterkopf, dagegen lange
Locken um Stirn und Schläfe
hat, kann, mafsvoll verwendet,
schon diesem Werke eigen ge-
wesen sein. Raffinierte Weiter-
bildungen des Typus fügen im
Widerspruch zu der raschen Be-
wegung die Waage hinzu. Die
so entstandene, an sich ziemlich
charakterlose Figur ging auch in
Darstellungen des Tierkreises
über, z. B. D. a. K. 2, 64, 823;
oder sie ersetzen die Kugel durch
geflügelte Räder, oder lassen K.
auf der scharfen Kante eines
Schermessers {Phaedr. 5, 8, wo-
mit das Sprichwort buI i,VQov
«nfiij? zu vergleichen ist) oder
eines Steuerruders laufen (Gemme
A. Z. 33, Tfl. 2, 2). Die wich-
tigste der erhaltenen Darstellungen ist das
Turiner Relief A. Z. 33, Tfl. 1. Baumeister,
Denkmäler S. 771, von dem eine sehr frag-
mentierte , aus Athen
stammende Wiederho-
lung ^. Z. a. a. 0. Tfl. 2,
4 abgebildet ist; später
und noch viel mehr mit
allegorischem Beiwerk
überladen ist das Relief
von Torcello A. Z. a. a.
0. Baumeister S. 772, das
wie das Epigramm des
Äusonius K. mit der _Me-
tanoia verbindet. Über
Fälschungen s. Curtius,
A. Z. 33,8; ebd. 1 ö"., die
letzte ausführliche Be-
handlung des Gegenstan-
des; von früherer Litte-
ratur ist Welcher ad Cal-
listr. p. 698. Brunn, K.
G. 1, 361 zu erwähnen.
[Vgl. Jahrl. d. Ksl I).
A. Inst. Arch. Anz. 4
p. 143: Trendelevburg,
Sarkophag -Belicf: Über-
raschung des Ares und
der Aphrodite durch He-
lios u. Hephaistos, Miliin.,
Gal. myth. 38, 168: Ge-
flügelte Jünglingsfigur,
Fackel in der Rechten, einen schermesser-
ähnlichen Gegenstand in der Linken, ent-
eilend, sobald Helios das Stelldichein ver-
ratenhat; ferner 0. J ahn'' s Besprechung d. Reliefs
901 Kaisareia Kaiserkultns (Vorstufen) 902
V. Torcello {= Saoul Mochtttc, Monum. ined. ligion. Haarlem 1877 p. 337), "war in den
43, 2). Ber. d. K. Sachs. Ges. d. W. 6. 1853 orientalischen Monarchieen des Altertums et-
p. 49 — 59, Tf. 4; vgl. Julius Lessing, De Mortis was ganz Gewöhnliches. Sie ist bezeugt sowohl
apitd vtteres ßgura. Bonn 1866 p. 50; Kairos für Ägypten {Duncker, Gesch. d. A. 1* p. 139.
auf 2 geflügelten Rädern, mit Wyge in der Lenormant, Hist. anc. des peuples de Vorient
L. und einem Messer von {(). Jahn als „Keule" 2 ^ p. 38, 3 p. 24. Brugsch-Bey, Gesch. Ägyp-
gefafst) in der erhobenen R. vorwärts eilend, iens unter den Pharaonen. Leipzig 1877 p. 32.
von einem Jüngling entschlossen beim Stirn- Er man, Äg. u. äg. Leben im Altert, p. 91 ff.,
haar gefafst, während hinter ihm ein Alter 393 Anm. 2. Maspero , Hist. anc. p. 68. Perrot,
vergeblich die L. nach ihm ausstreckt und lo Hist. de l'art dans l'ant. 1 p. 25) , als für
mit der R. betrübt sich an den Bart fafst Persien (Spiegel, Eranische Altertumside. 3
und hinter diesem abgewendet, in Schmerz p. 600 ff. Beurlier, De divinis honoribus quos
versunken, eine weibliche Gestalt, die Reue, acceperunt Alexander M. et sticcessores eius.
steht. — 2) Name des Rosses des Adrastos bei Paris 1890 p. 26 Anm. 2), und für Indien
^«fmrtc/ios /■/-. 20 (ed. Dröftwer) = PaMS. 8, 25, 9 : Duncker 3* p. 152 — 153. Feuerbach, Erläute-
"jv -« T-i- <•' IT 'S runqen und Jirqänzunqen zum Wesen des
\' . - r% ^' '« «, „ Christentums. Leipzig 1846 p. 450). Für die
r/ -. ' f-n ,„r. . . V ' \ > ^ Griechen, bei denen der Heroendienst und
Aatgov rs (Dueoner Accigov Tf) yigaiTtvov xort ... j- , • i- i a pr i
^ ^ '^ ' /^ 1 - spater die euhemeristische Auiiassung der
^ 20 Gotter der Verehrung der Herrscher einen
Valckenaer will in Kgaigov, Jacobs ad anthol. günstigen Boden schufen, begann nach einigen
Pal. p. 445 in Kiqkov ändern, wogegeu Dübner früheren Anläufen, wie in der Feier von Ly-
und Jeschonnek, De nominibus quae Graeci sanderfesten durch die kleinasiatischen Städte,
pecudibus domesticis indiderunt. Regimonti mit der Errichtung der hellenistischen Monar-
1885 p. 53 — 54 Einspruch erheben. Letzterer chieen im Orient durch Alexander und die
vermutet: Potest nomen contr actum esse ex Diadochen der Kultus der Könige etwas All-
KaiQO-c'KÖiiog e. g. „qui tempus opportunum (ad tägliches zu werden {Chr. W. Mitscherlich,
viiicendum) speculatur". Kaigöv stellt Bergk De antiquissima Graecorum ap>otheosi eiusque
Lyr. Gr. * p. 834 auch in Alkmans Hymnos ratione, Göttingen 1809. Krahner, Grundlinien
auf die Dioskuren pag. II vs. 14 statt des band- so zur Gesch. d. Verfalles der röm. Staatsreligion.
schriftlichen yiaUxov als Pferdenamen her. Halle 1837 p. 32. Welcker, Gr. Götterl. 3
Drexler.] [Sauer.] p. 294ff. Nitzsch, De apotheosis apud Graecos
Eaisareia, Stadtgöttin von Kaisareia am vulgatae caiissis. Kiliae 1840 4". Nägelsbach,
Argaios. Auf Münzen der Stadt erscheint ihr Nachhomer. Theologie ^. 6, p. 20ff. Feldbausch,
getürmtes Haupt, Head p. 633. Mi. S. 7, 706^ Episteln des Hör az. 3. Anhang zu Ep. 2, 1, 16.
289, A Cat. of engr. gems in the Brit. Mus. Über die Vergötterung der Menschen bei den
p. 135 („Female head veiled, wearing Mount Griechenu,. Hörnern bis auf die Zeit des Augustus
Argaios, Gordian HL"); oder die Göttin in [p. 220—232] p. 220 — 228. Schömann, Griech.
ganzer Gestalt, den Berg Argaios haltend. Altert. 2^ p. 538 — 539; vgl. auch Opusc. acad.
sitzend, Iiilia Domna, Mi. 4, 424, 123, Or- 40 1 p. 352 und zu Plut. Cleomen. p. 225. Chr.
biana, 3Ii. 4, 435, 202 (in der L. Füllhorn); Petersen, Bei. od. Myth., Theol. u. Gottesver-
stehend, lulia Domna, 3Ii. S. 7, 682, 142; ehrung der Griechen. A. Ena. d. W. u. K.
Caracalla, Mi. 4, 425, 134 (in der L. Tropaion). 1. Sect. Bd. 82 p. 343—349. Lehrs, Pop. Aufs.'^
Ein Serpentin des Brit. Mus. zeigt auf der p. 320 ff. Marquardt, B. St.-V. S -p. bl Anm. 5.
einen Seite Helios auf dem Viergespann, auf Beurlier p. 1 — 6). Alexander M. erhielt
der anderen „City of Caesareia, veiled head of bei Lebzeiten und nach dem Tode göttliche
in pjrofde to 1., ivearing Mount Argaios as a Ehren, Beurlier a. a. 0. cap. 1. 2 p. 7 — 35.
crown. Lnscribed 6TTYXI BOKONTI"^, A Cat. D. G. Hogarth, The deification of Alexander
of engr. gems in the Brit. Mus. p. 135 nr. 1106. the Great , English Historical Beview 1877
Gelagert, in der L. ein Füllhorn, die R. er- 50 p. 317 ff. Lumbroso , L'Egitto al tempo dei
hoben, nach oben schauend, wo Kaiser Con- Greci e dei Bomani p. 147 — 153 „Culto e sacer-
stantius (CONSTANTIVS AVG) mit einem Be- dote d' Alessandro" und „Bicerche alessandrine
gleiter einen Eber (ZI0IAC) im Walde spielst, (Estr. dalle Memorie della B. Acc. delle Sc.
erscheint sie auf einem Sapphir, der sich im di Torino Ser. 2 Tom. 27.) 1871 p. 25 — 33
vorigen Jahrhundert im Besitz des March.Rinuc- „Del sacerdote d' Alessandro" . Eckhel, D. N. V.
cini in Florenz befand, Tanini, Numismatum 4 p. 433. Nicht minder fanden Verehrung
Lmp. Born, ab Anselmo Bandurio editorum die Diadochen, sowohl die Herrscher von
Supplementum. Romae 1791. 2". Titelvignette Makedonien, Beurlier cap. 3 „de divinis hono-
u, Tb. 12 p. 304 — 306. Du Cangius, De Lmpp. ribus quos Macedonum reges post Alexandrum
C.-P. nuntis p. 157; vgl. auch O. Schultz, Die GO acceperunt" p. 36 — 46, vgl. H. Usener, Ein
Ortsgottheiten in der griech.-röm. Kunst (Berl. Epigramm von Knidos, Bh. Mus. N. F. 29
Studien f. kl. Philol. u. Arch. 8. Bd. 3 Heft) 1874 p. 25 ff., als besonders die Ptolemäer
p. 83. [Drexler.] in Ägypten (Beurlier cap. 4 p. 46 — 85, wo
Kaiserkultus. Die göttliche Verehrung des zahlreiche Litteraturnachweise , Lepsius, Ab-
Herrschers, die wir noch jetzt bei verschie- hdlgn. der Kgl. Pr. Ak. d. W. 1852 p. 483 ff.
denen Völkerschaften treffen (Waitz, Anthro- Wilcken, Hermes 22 p. 1 — 16, 23 p. 602 ff.
poloqie der Naturvölker 1 p. 463 — 465; vgl. Lumbroso, Bicerche aless. p. 33— 42 „dei sacer-
J. Happel, Die Anlage des Menschen zur Be- dozio e nome dei Tolomei". Bevillout, Etudes
29*
903 Kaiserkultus (Vorstuf. ; allg. Darstellgen) Kaiserkultus (Caesar, Octavianus) 904
siir divers points de droit et dliist. ptolemaique. Organisation depuis Auguste jusqu'ä Justinien.
Paris 1884. 4». p. LXXXVIIf. Bevue arch. n. s. Paris 1891.
34 1878 p. 328 ff. u. Bevue cgyptologique 1 Schon in der republikanischen Zeit em-
p. 15 — 22; C. W. Hub er , Zur alten Numis- pfingen die Göttin Roma und römische Feld-
matiJc Ägyptens p. llOff. 130. 133 — 135. 177ff. herren und Prokonsuln von den Griechen
206. 212. 262. 264. 282 ff.; vgl. für Einzelheiten: Verehrung, Hirschfeld p. 3—4. Boissier p. 113.
C. M'escher, Note sur un pretre d' Alexandre et Freller p. 770. Mongault, Dissertation sur les
dfis Ptolemees, Bev. arch. 1866 2 p. 156. Aures, honneurs divins qui ont este rendus aux gou-
Etüde des dimensions du temple que Ptolemee verneurs des provinces pendant que la re'pu-
Philadelphe a fait construirc sur le cap Zephyrium lo blique romaine subsistoit, Mem. de VAcad. des
cn Vhonneur de Venus Arsinoe , Bev. arch. Inser. et B.-L. {V"" ser.) p. 353 — 369.
1869 2 p. 377 — 391. G. C. Ceccaldi, Le temple Kühn ging Caesar vor. Er liefs seine Bild-
de Venus Arsinoe au cap Zephyriuni, Bev. säulen in Rom und den Tempeln des Reichsunter
arch. 1869 1 p. 268 — 272; vgl. Arch. Zeit. denen der Götter aufstellen; die Inschrift einer
1866 p. 179. Beade, On the date of Cleopatra' s Bildsäule bezeichnete ihn als Halbgott; seine
assumption of the title &EA NEHTEPA, Num. Statue im Tempel des Quirinus trug die Wid-
Chron. London 1839 1 p. 209 ff. Burgon, Ob- mung: „Dem unbesiegbaren Gott". Die ludi
servations on a coin of Cleopatra and Mark quinquennales vrurden ihm zu Ehren ein-
Anthony ivith the title of 0EA NESITEPJ, gesetzt, das Priesterkollegium der Luperci
iV«HJ. CTirow. 1 p. 198 ff.), die Sei eukiden, die 20 lulii für ihn eingerichtet; in seinem letzten
Herrscher von Commagene, Armenien, Baktrien, Lebensjahr ein Tempel ihm als luppiter Julius
Parthien {WelcJcer, Griech. Götterlehre 3 p. 310. beschlossen, ein flamen für seinen Kult be-
Spanhemius, De praestantia et usu numismatum stimmt, der Monat Quintilis nach ihm Julius
1, 1717 p. 419 ff. G. Hirschfeld, Arch. Zeit. IST 5 benannt, Mommsen , Böm. Staatsrecht 2 *, 2
p. 155. M. Holleaux, Bull, de corr. hell. 1885 p. 732. Preller p. 770. Boissier p. 121 f. Beur-
p. 523 — 529. Beurlier cap. 5 „de div. hon. quos Her p. 5 — 7. Nach seinem Tode wurde ein
acceperunt Seleucidae" p. 86 — 98. Catalogue Altar auf dem Forum an der Stelle, wo sein
des monnaies grecques de la bibliothcque natio- Leichnam verbrannt worden war, errichtet;
nale. E. Babelon, Les rois de Syrie, d'Armenie Dolabella zerstörte ihn, aber bald erhob sich
et de Commagene. Paris 1890. p. XVII. LVI. XCl. so an seiner Stelle ein Tempel. Der Komet, der
CXXXI. CXXXIV. CLXX, 206. 207. Beurlier einige Zeit nach Caesars Tode erschien, wurde
cap. 7 „de div. hon. qtws acc. reges Comma- als ein Zeichen seiner Vergöttlichung be-
genae" p. 108 — 116. Puchstein, Sitzungsber. trachtet (vgl. über ihn PreZZer 2 p. 427 Anm. 1.
der Kgl. Pr. Ah. 1883 1 p. 29 ff. Humann EcJchel, D. N. V. 6 p. 11. Borghesi, Oeuvres
u. Puchstein, Beisen in Kleinasien und Nord- compl. 1 p. 105, 2 p. 142 — 143).
Syrien, Berlin 1890. 4**. p. 335 — 344. Babelon Durch Senats- und Volksbeschlufs wurde
l). CCXII. Babelon p. 216, Tigranes JIJ nr. 29. der grofse Herrscher unter die Götter der
Beurlier ca]}.S „de div. hon. regtmiBactrianorum römischen Gemeinde aufgenommen; sein Bild
Parthorumque" Tp.in — 120. Gardner, Parthian folgte fernerhin nicht mehr denen der übrigen
Coinage p. 6, 20, 63 — 65. Cavedoni, Bull. 40 Angehörigen der gens Julia bei den Leichen-
arch. napol. n. s. 7 p. 29. A. D. Mordtmann, begängnissen, Mommsen 2'^, 2 p. 773. Preller
Über die persepoUtanischen Münzen, Num. p. 771. Boissier p. 12b — 127. Beurlier -p.l — 10.
Zeitschr. 10 p. 207 — 208) ; wie nicht minder In den Kämpfen, welche dem Tode Caesars
die Attaliden {Beurlier ca^). 6 p. 99-107 und folgten, liefs sich Sextus Pompejus als Sohn
die von 0. Hirschfeld, Sitzungsber. d. Kgl. Pr. des Neptunus, Antonius als Dionysos ver-
Al\ 1888 p. 834 Anm. 6 u. 7 angeführte Lit- ehren, Preller p. 782. Boissier p. 129 — 130.
teratur; für Mithradates d. Gr. von Pontus Beurlier p. 10 — 13.
vgl. Boscher, Sitzungsber. d. Kgl. Sachs. Ges. Octavianus, zur Alleinherrschaft gelangt,
1891 p. 117 Anm. 45. Th. Bcinach, Mithri- wandelte nicht die kühnen Bahnen Caesars.
date Eupator, Bev. num. 1887 p. 102 nr. 2, so Er verbot seine göttliche Verehrung in Rom.
104, 105). Doch schon durch den Namen Augustus (seit
Für den römischen Kaiserkultus vgl. von all- 27 v.Chr.) wurde seine Person als eine den
gemeinen Darstellungen: Petersen a. a. 0. Göttern ähnliche bezeichnet. De la Bleterie,
p. 364 — 365. G. Boissier, La religion rom. d' Au- Diss. oil Von examine ce que signifioit le nom
guste aux Antonins 1^. Paris 1878 p. 117 — d' Auguste donne ä Cesar Octavien etc., Mem.
208. Marquardt, Böm. Staatsverwaltung 3 de VAcad. des Inscr. et B.-L. {l""" ser.) 19
p. 89, 443 — 455. Friedländer, Barstellungen p. 432 — 446. PreZZer p. 774. Mommsen, B. St.- B.
aus der Sittengeschichte Borns 3* p. 512—516. 2'-*, 1 p. 742 Anm. 2; 2% 2 p. 734, 748 — 750.
Preller, Böm. Myth. 2. Aufl. p. 769—796 (wo- ChristopJi Schöner, über die Titulaturen der
nach ich meist citiere) = 3. Aufl. 2 p. 425 — go röm. Kaiser, Acta seminarü philol. Erlangen-
453. Madvig, Verf. u. Veno, des röm. Staats 1 sis 2 p. 459 ff. Er nannte sich Divi Julii Filius,
p. 550 — 552. Keim, Born u. das Christentum. Mommsen, B. St.-B. 2'-^, 2 p. 734. Ferner
Berlin 1881 p. 72 — 81. Beville, Die Beligion fügte er den 2 Lares compitales als dritten
zu Born unter den Severern. Leipzig 1888 den genius Augusti zu, welcher göttliche Ver-
p. 29 — 38. Otto Hirschfeld, Zur Geschichte des ehrung genofs, Beurlier p. 16. Boissier p. 137
röm. Kaiserlultus , Sitzungsber. der Kgl. Pr. — 143. In dem Festlied der Salier wurde sein
Ak. d. W. 1888 p. 833 — 862 und als S.-A. Name schon bei Lebzeiten unter die der
E. Beurlier, Le culte imperial son histoire et Götter aufgenommen, Mommsen, B. St.-B. 2'i
9(15 Kaiserkultus (Octavianns) Kaiserkultus (Octavianus) 906
2 p. 73-i u. Aiim. 2. Der Monat Sextilis er- Compte rendu des seances et trav. de l'acad.
hielt ihm zu Ehren den Namen Angustus, des sc. mor. et polit. Inst, de Fr. 1880 p. 896
Beurlier p. 16. In den östlichen Provinzen — 905. de Boissieu, Inscr, de Lyon p. 5, 82 ff.,
gestattete er seine göttliche Verehrung zu- 94 f., 114, 156, 269 und Ainay. Son autel,
sammen mit der der dea Roma, so in Perga- son ampliithcdtre, ses martyrs. Lyon 1864. 8".
mum und Nicomedia, aber nur den Nicht- Artaud, Discours sur Jes medailles d' Auguste
römern, die römischen Bürger in Asien durften et de Tihere au revers de Vautel de Lyon.
nur Roma und den divus lulius verehren, so 1820. Aug. Beinard, Le temple d' Auguste et
in Epliesus und Nicäa, Beurlier p. 17 — 18. la nationaUie gaidoise. Lyon 1863. 4*; vgl.
Hirschfeld p. 5. Marquardt 1 p. 374. Momm- lo Berliner Bl. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde
sen, B. St.-B. 2-, 2 p. 733. Hertzberg, Gesch. 3 (1866) p. 322. E.-C. Martin-Daiissigny , No-
Grieclienlands unter d. Herrsch, d. Bümer 1 tice sur la dccouverte des restes de Vautel
^.b20. A.Parisotti, Evoluzione del tiijo di Borna d' Auguste ä Lyon. Lyon 1863. Musee de
nelle rappresentanze figurate delV antichitä Lyon. A. Allmer et P. Di^sard, Inscriptions
classica, ArcMvio della r. soe. di storia patria ant. 1 p. 3—12 nr. 1. 2. 3; 2 p. 4 — 134. 183
11 1888 [p. 59 — 148] 2. II culto della Borna —184. E. Besjardins, Geographie hist. et ad-
[p. 97 — 111] p. 102. Boscher, Sitzungsher. d. ministrative de la Gaule rem. 3 p. 186—211.
Sachs. Ges. d. Wiss. 1891 S. 112 ff. 137fi\ Auch in Narbo wurde ihm ein Kultus ein-
Pinder, Über die Cistophoren und die kaiserl. gevichtet, Boissi er ^. 131—132. Lebegue, Inscr.
Silbermedaillons der röm. Prov. Asia, Abhdlg. 20 de l'Ara Narbonensis, Bev. arch. n. s. 1882. 23
d. Kgl. Pr. AI: 1852 p. 613 — 617 „Tempel p. 76ff. Hirschfeld p. 8. J.-B. Mispoulet, La
der Roma und des Augnstus" Tfl. 4, 4 — 15; lex concilü provinciae Narbonensis d'apres les
für Ancyra: E. Guillaume, Le temple de Bome travaux recents, Bull-crit. 1890 nr. 1. Beurlier
et d' Auguste a Ancyre, B(v. arch. n. ser. 22 p. 11— 23. Im Gebiete der Ubier erhob sich die
p. 347; 23 p. 29. Perrot, Exploration archeol. ara Ubiorum, deren Priestertum im Jahre 9 Segi-
de la Galatie et de la Bithynie. Paris 1872. 2^ mund, der Sohn des Segestes, vorstand, Hirsch-
p. 295—312, PI. XIII— XXXI. de Longperier, feld-p.9. Mommsen, B. Gesch. 5 p. 32. Preller
Statue du temple d' Auguste ä Ancyre de Galatie, p. 773 Anm. 2. J. E. Bau, De ara Ubiorum
Gaz. arch. 7, 1881—1882 p. 73— 76 = Omi^res 3 libri III. Traj. ad Rh 1738. 8'^ Bitter, Bonner
p. 415 — 418, PI. 8. In Athen erbaute man kurz 30 Jahrbb. H. 17 1851 p. 46 — 50. J. Freudenberg
vor Christi Geburt der Roma und dem Augustus ebenda H. 29/30 1860 p. 95 — 101. Berglc, Zur
einen Rundtempel auf der Akropolis, Beide, Geschichte und Topogr. der Bheinlande p. 141.
L' acropole d' Athenes 2 p. 200 ff. Bursian, Geogr. H. Düntzer, Die Ara Ubiorum, Picks Monats-
von Griechenland 1 p. 314. Philologus 23 1866 scltrift für die Gesch. Westdeidschlands 1880
p. 239 ff. Berliner Philol. Wochenschr. 1887 p. 455 f. In Tarraco wurde ihm von den Be-
p. 1523. Ant. DenJnn. hrsg. vom. Ksl. Deutschen wohnern der Stadt eine Ara bei Lebzeiten
Arch. Inst. 1 Heft 3 Tfl. 25. 26. Hertzberg 1 geweiht, kurz vor seinem Tode von der Pro-
p. 519, wo Anm. 90, 91 und p. 520 Anm. 92 vinz ein Tempel, Hühner, Tarraco, Hermes 1
weitere Belege für den Kaiserkult in Griechen- p. 110—120 und Bömische Herrschaft in West-
land. In Cäsarea (Samaria) erbaute Herodes 40 europa. Berlin 1890. p. 196 ff. Preller p. 774.
einen Kaisertempel, Beurlier p. 25. Parisotti Boissier p. 131. Marquardt, B.St.-V. 1 p. 372
p. 103. In Alexandria wo schon Cäsar ver- und Eph. epigr. 1872 p. 200 ff. J. Jung p. 22
ehrt worden war, diente das Kaisareion oder —23. Hirschfeld i^. 8. Eckhel,D. N.V. 1 p. 57f.
Augusteion dem Kulte' des Augustus und seiner In Italien duldete er wenigstens in den
Nachfolger, A. C. Merriam, The Caesareum von ihm ausgeführten Kolonieen und unter
and the ivorship of Augustus at Alexandria, seinem speziellen Schutz stehenden Städten
Trans, of the american philological association seine Verehrung von Gemeinde wegen, Hirscli-
1883 14 p. 5 — 35; vgl. Proceedings for July fehl p. 6. Boissier p. 122—133. Preller p. 774.
1883 p. IX— XI. Keroutsos-Bey, L'anc. Alexan- Mommsen, B. St.-B. 2% 2 p. 734 u. Anm. 1.
drie p. 10—20 und Bull, de corr. hell. 2 p. 175 ff.; 50 Marquardt, B. St.-V. 3 p. 445. Beurlier p. 17.
vgl. Mommsen, Epili. epigr. 4 p. 27 und Suppl. Parisotti p. 103. 104. Nissen, Pompejan. Stud.
zu C. /. i. 3 p. 1203. Beurlier i>. 2i. Auch in p. 182 — 184, 270 — 275. Noris , Cenotaphia
den Provinzen des Occidents gestattete er seine Piscina Diss. 1 cap. 4 p. 50 — 58.
Verehrung bei Lebzeiten. Sechzig Völker- Als Augustus starb, wurde er am 17. Sept.
Schäften Galliens errichteten ihm und der 14 konsekriert, ein Tempel auf dem Palatin
Roma einen Altar am Zusammenflufs der von Livia und Tiberius gebaut, aber erst von
Rhone und der Saone im Jahre 12 v. Chr.. Gaius eingeweiht, die Priesterschaft der so-
Boissier p. 131. Preller p. 773 Anm. 2. Foustel dales Augustales für den Kult der gens lulia
de Coidanges, Hist. des institutions politiques gebildet, ein flamen zu Ehren des Divus
de l'anc. France. I. partie. Paris 1875, livre 2, 60 Augustus eingesetzt, zu den schon früher ihm
besprochen von H. Schiller, Jahresber. üb. d. zu Ehren gefeierten Festen, den ludi Circen-
Fortschr.d.cl. A. W. Bd.lQ ]i.id6— 4:39. Hirsch- ses, an seinem Geburtstag (23. Sept.), den
feld a. a. 0. p. 7—8 und Lijon in der Bömer- Augustalia (anläfslich der Rückkehr nach
zeit. "Wien 1878 p. 15—18. Beurlier p. 18 — 19. Rom nach Ordnung der Provinzen 19 v. Chr.),
Mommsen, Böm. Gesch. 5 p. 84 — 89. Jung, die ludi Palatini als Privatfest des kaiser-
Die roman. Landschaften des röm. Beiches. liehen Hauses eingerichtet, Marquardt, B.
Innsbruck 1881 p. 222. V.Duruy, La politique St.-V. 3 p. 448—451. Preller p. 775. Boissier
des empereurs romains ä l'egard du druidisme, p. 146 — 148. Beurlier p. 28 — 30.
907 Kaiserkultus (Tiberius etc.) Kaiserkultus (Apotheose) 908
Streng hielt Tiberius auf die Pflege des hauses erhielten die Ehre der Apotheose, -wie
Kultus des Divus Augustus. Er bestrafte die Drusilla die Schwester des Gaius, Claudia
Kyzikener wegen incuria ceremoniarum Au- die Tochter Neros, lulia die Tochter des
gusti, Marquard, Gyzicus u. s. Gebiet p. 82. Titus, Marciana die Schwester Trajans, Ma-
JS. Curtius, Monatsher. d. Kgl. Pr. Ah. d. W. tidia die Mutter der Sabina {Mommsen, M.
1874 p. 11. Beurlier p. 30 f. Für seine eigene St.-R. 2'\ 2 p. 805 Anm. 8), Maesa die Grofs-
Person duldete er in Rom keinerlei göttliche mutter des Severus Alexander, Hirschfeld
Verehrung. Den Asiaten erlaubte er, ihm zu- p. 13. Domitilla, die Tochter des Vespasian,
sammen mit seiner Mutter und dem Senat in wurde konsekriert, obgleich Vesj^asian bei
Smyrna einen Tempel zu bauen, der Provinz His- lo ihrem Tode noch nicht Kaiser war, Mommsen
paniaulterior schlug er es ab; Priester des Tibe- 2, 2 p. 805 Anm. 8. Von den Prinzen des
rius sind im Occident nur in einigen italischen kaiserlichen Hauses , von denen Gaius und
Städten zu finden, Mommsen, B. St.-B. 2^, 2 Lucius Caesares nach ihrem Tod einen Tempel
p. 734 Anm. 3. Hirschfeld Tp. 9 — 10; für die in Nemausus, Germanicus und Di-usus jun.
Verehrung des Tiberius, Drusus, Germanicus Priester in einigen julisch- augustischen Kolo-
und dessen Familie im Osten s. Hertzberg 2 nieen Südfrankreichs und Spaniens hatten, ist
p. 16 — 19. Die Konsekration der Livia ver- erst Domitians Sohn, dann der Sohn des Gal-
hinderte er, erst durch Claudius wurde sie lienus, der Caesar Valerianus, und Romu-
vollzogen, Hirschfeld p. 12. Mommsen 2^, 2 lus, der Sohn des Maxentius, konsekriert
p. 806 Anm. 9. Er selbst wurde ebensowenig 20 worden, Hirschfeld p. 13 — 14. Mommsen,
konsekriert wie Gaius, der sich in wahn- B. St.-B. 2^, 2 p. 806 Anm. 8 zu p. 805.
sinniger Selbstvergötternng gefiel , Beurlier Beurlier p. 36. Konsekriert wurde auch der
p.37 — 38. Erst der blödsinnige Claudius, dem Vater des Trajan, Divus Traianus Pater,
zu Lebzeiten ein Tempel in Camoludunum er- und Marinus, der Vater des Philippus Arabs,
richtet wurde, erlangte wieder die Ehre der Beurlier p. 35. Die Konsekration wurde auch
Konsekration, die dadurch an Ansehen nicht unter den christlichen Kaisern beibehalten,
gewann, Mommsen, B. St.-B. 2- p. 735. Preller Für die Verehrung des Kaisers bei Lebzeiten
p. 776. Beurlier p. 33; vgl, über Senecas that einen wichtigen Schritt Aurelian, der
Satire die Apokolokyntosis Merivale, Gesch. der sich auf seinen Münzen als deo et domino
Bömer unter dem Kaisertum 3 p. 431 — 434. 30 nato Aureliano Aug. huldigen liefs, Eckhel,
Sein Kult lag den Sodales Augustales ob, die D. N. V. 7 p. 482. Mommsen, B. St.-B. 2^, 2
nun offiziell sodales Augustales Claudiales p. 737 u. Anm. 1.
heifsen, Marquardt 3 p. 451. Nicht konse- Über die Bezeichnung der konsekrierten
kriert wurden Nero, Galba, Otho, Vitellius; wohl Kaiser als Di vi siehe Cardinali, Diplomi im-
aber Vespasian, zu dessen Kult die Sodales perialidiprivilegj accordatiai militari. Velletri
Flaviales eingesetzt wurden, die, als ihnen 183.5. 4". p. 100— 103.[
auch die Verehrung des apotheosierten Titus Über die Zahl der divi und divae schwankt
übertragen wurde, sodales Flaviales Titiales man. Listen derselben findet man bei Mar-
genannt wurden, Marquardt 3 p. 451. Domi- quardt 3 p. 446—447. E. Desjardins, Le culte
tian, welcher sich in den Schriftstücken, 40 des elivi et eelui de Borne et d' Auguste, Bevue
welche seine Privatbeamten in seinem Namen de pliilol., de litt, et d'hist. anc. 3 1879 [p. 33
abfafsten, als dominus et deus noster be- — 65] p. 43— 49. Bobert Mowat, La Domus
zeichnen liefs {Feldbausch p. 232) , ohne dafs Divina et les Dioi, Bull, epigraphique [5 1885
diese Bezeichnung offizielle Gültigkeit erlangte p. 121 — 240. 308 — 316] 6 p. 31 — 36, p. 137
{Mommsen, B. St.-B. 2^,2 p. 736 Anm. 1), „Essai de restitution d'un catalogue general
wurde nicht konsekriert; er baute das templum des personnages divinises ä l'epoque imperial"
Divorum Vespasiani et Titi und machte das u. Suppl. 6 p. 272 — 278. Beurlier, Appendice
Privathaus des Vespasian zu einem temi3lum A p. 325 — 331; vgl. auch Marini, Atti dei
gentis Flaviae, Preller p. 778. Nerva, Tra- FratelU Arvali p. 387. Henzen, Acta Frairwn
Jan, Hadrian erhielten die Konsekration, 50 J-rv. p. 148. Mommsen, B. St.-B. 2^, 2 p. 805
letzterer nicht ohne anfänglichen Widerstand Anm. 7. 8. Cagnat, Cours elementaire d'epi-
des Senats; zu seinem Dienste wurden die graphie c. 8 § 3 „Titre des empereurs et des
sodales Hadrianales eingesetzt {Marquardt 3 membres de la famille imp. apres leur mort",
p. 452, Labus, Museo della r. acc. di Mantova Bull, epigr. 4 p. 246 — 248, sowie die Konse-
2 p. 50 Anm.), 1 wie zum Kulte des apotheo- krationsmünzen der einzelnen Kaiser bei
sierten Antoninus Pius die sodales Anto- FcJchel und Cohen.
niniani, die für dessen Nachfolger beibe- Über die Apotheose ist eine reiche Litte-
halten wurden, Marquardt 3 p. 452 — 453. ratur vorhanden, vgl. Ja. Alb. Fabricius,
Unter diesen knüpfte Septimius Severus, Bibliographia antiquaria ed. 2 p. 268 — 269.
der auch die Konsekration des Commo- 60 Claudius Guichard , Funerailles et diverses
dus und Pertinax beim Senate durch- manieres d'ensevelir les Bomains , Grecs et
setzte, insofern an die eigentlichen Anto- autres nations, tant anciennes que modernes.
nine an, dafs er sich, ähnlich wie Augustus Lyon 1581. 4". Jo. Kirchmann, De funere
als Sohn des Divus Caesar, als divi Marci Boman. L. 4 c. 13 ff. Jac. Gutherius, De iure
filius bezeichnete, Mommsen, B. St.-B. 2^, 2 Manium ... libri III. Paris 1615. 4'^ liberll.
p. 735 Anm. 3. Wie die Kaiser wurden auch Panvinius, Commentarii in Fast. L. Tl. Vos-
die Kaiserinnen in der Regel konsekriert. sitis, De idololatria Hb. I c. 12. Jul. Caes.
Auch einzelne andere Angehörige des Kaiser- Bulengcr , De imp. Born. L. I c. 6. 7. 10.
909 Kaiserkultus (Apotheose) Kaiserkultus (Symbole d. Konsekration) 910
Chr. Cnorr et Beneä. Hopferus, Diss. de ant. krationsmünzen des CaracalJa, Zeitschr. f. Num.
Homanorum numismatihus consecrationem iUu 2 1875 p. 280 und Zu den Konsekrationsmünzen
strantibus. Lipsiae 1G60. 4**. van Ddle, Sehe- CaracaVas ebenda p. 371. Töchon d'Anneci,
diasma de consecrotionibiis gentilium. Joach. Mem. sur les medailles de Marinus frappces ä
Busse et Lcv. CJiristoph. Hahn, Apotheosis Phüippopolis, Mem. de l'ac. des inscr. et &.-Z.
imperatorum Homanorum. Wittebergae 1G62. (n. s.) 6 p. 523—559. L'apotheose de l'emp. Con-
4". J. Columbus , De apotheosi. Holmiae stantin le grand exprime'e sur une medaüle,
1683. 8". Claudius Nicasius, De numo pan- Journal, des Savans 1681 p. 230 ff. Ghafsot
theo Hadriani imperatoris. Lugd. 1690. 4". v. Florencourt , Erklärung der rätselhaften Um-
Jo. Burchard. Mcnckenius , Disputatio hist.- i() Schriften der Konsekrationsmünzen des Bomulus.
philol. Augustorum August arumqioe conseera- Trier 1843. de Longperier, Note sur les monnaies
tionem ex nummis illustrataju sistens. Lipsiae de Bomulus fils de Maxence, Bev. num. n. s. 5
1694. 4* u. in Dissertationes academicae p. 1 ff. 1860 p. 36 — 42 = Oeuvres 2 p. 463 — 469.
Hausotter, De consecrationis origine, causis et Über einige Sj^mbole der Konsekration
ritibus apud Bomanos. Geo Pittorius, Libri III z. B. die von 4 Elefanten oder 4 Pferden
tarn exterarum gentium quam Bomanorum. gezogene thensa, bez. (für die Kaiserinnen)
Biionarruoti , Osservazioni istoriche sopra al- das von zwei weiblichen Maultieren gezogene
cuni medaglioni ant. Roma 1698. 4". p. 42 Carpentum s. Gisb. Cuperus, De elephantis in
— 48, 171 — 172. de' Bossi e Maffei, Gemme rom. 3 [Sp. 1—264] Exercit. 2 cap. 10 Sp. 217
ant. figurate. 3. Roma 1708. 4": „Bagiona- 20 — 232. Eckhel 8 p. 468. Camillo Silvestri,
mento sovra due medaglioni d'Antonino Bio e Lettera sopra una medaglia de Livia col car-
di Faustina"- [p. 191—224] speziell p. 206 pento , Ojmsc. scientifici 5 p. 139 f. Newton
— 224. Jo. Daniel Schoepflin, De apotheosi and Pullan, A hist. of the discoveries at Huli-
sive consecratione imperatorum Bomanoi-um. carnassus, Cnidus and Branchidae 2, 1 p. 248
Argentorat. 1730. 4°. A. Scarin, Apotheoseos nummis obviis in de Sallengre, Nov. tJies. antiq.
veterum et recentiorum parallelismus. Aboae — 250 Aust ob. Bd. 2 Sp. 737 ff.; über den
1732. 4". Grübet, Diss. de consecratione prin- Scheiterhaufen Baoul-Bochette, Mem. d'arch.
cipum. Gottl. Erdm. Zeibich, Observ. ad comparee. 1er mem. Sur VHercule assyrien et
num. ant. sacrae p. 74 fi. Eckhel, D. N. V. phenicien. Paris 1848. 4". Append. B. Sur
8 p. 461 — 473. Basche, Lex. univ. rei num. 30 la pyra, comme type de monument funerairc
vet. 1, 2 ßp. 796—816 Suppl. 2 Sp. 5—23. Ehr- p. 388—401 ; über den Adler, auf dem der ver-
mann, Über die Apotheose auf einer Gemme klärte Kaiser zum Himmel getragen wird, JS'c/i7/eZ
[modern] s. 1. 1799. Dissertazione inedita di 8 p. 467— 469. Creuzer, Symbolik 3- -p. 4:1 — 42.
Stef. Antonio Morcelli, con alcune annotazioni Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie 2 p. 44
del Dott. Gio. Labus sulV Apoteosi degli Im- —46; Vorlesungen über Kunstmythologie p. 68.
peratori Bomani, Memorie ModenesiT. 8 p.447, Karl Sittl, Der Adler und die Weltkugel als
vgl. Labus, Museo della reale accademia di Attribute des Zeus in der griech. u. röm. Kunst,
Mantova 1 p. 97—99. Guhl u. Koner, Das S.-A. aus Jdhrbb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 14
Leben der Griech. u. Böm.^ p. 738—740. J. p. 38. Von Gemmen mit diesem Typus vgl.
Sabatier , Funerailles chez les Bomains, Bevue io den Sardonyx in Paris, auf welchem man
beige de numismatiqiie 4^ ser. tom. 6 1868 Germanicus dargestellt sehen, {Bernoulli, Böm.
[p.''369ff.], speziell p. 390—402 PI. 16. J. de Ikonogr. 2, 1 p. 234, wo die Litteratur über
Witte ebenda 2. ser. tom. 2 1852 p. 338 ff. dieses "Werk angegeben ist), und den grofsen
W. Teuffei u. W.' Bein s. v. Apotheosis in Cameo in Nancy, auf dem man Hadrian er-
Pauly's B.-E. P p. 1332—1334. Marguardt, kennen will, Mongez , Icon. rom. pl. 38, 7.
B. St.-V. 3 p. 445—448. Daremberg et Saglio, Bernoulli 2,1 p. 234 Anm. 2; 2, 2 p. 127.
Dict. des ant. gr. et rom. s. v. apotheosis p. 323 Leon Germain, Le eame'e ant. de la bibliotheque
— 327. Beurlier Partie 1 eh. 2 p. 55 — 76 de Nancy, Bull, monum. 1883 p. 458 — 464;
„honneurs divins rendus aux empereurs apres Bull, epigr. 3 p. 314. Auch am Titusbogen
leur mort."- 50 ist der Kaiser auf dem Adler sitzend dar-
Für einige bestimmte Kaiser vgl.: Joannes gestellt, Jacobus de Bubeis, Arcus triumphales
Seobaldus Fabricius, C. Julius Caesar numis- P. 1 tab. 6. Bellori, Vet. arcus August. 1690.
maticus, sive diss. historica, Dionis Cassii . . Tab. 8. Miliin, Gall. myth. Y)\. CLXVlihis, 677.
commata, C. lulii Caesaris ortum, dignitates, Müller -Wieseler, Dkm. d. a. K. \ Tfl. 65, 345 b.
connubia, interitum, rogum et apotheosin com- Duruy , Gesch. d. röm. Kaiserzeit 2 p. 38.
plexa nomismatum comparatione illustrans. Bernoulli 2, 2 p. 35 nr. 35. Beurlier p. 67.
Londini 1678. 8". C. Cavedoni, Drusilla divi- Auf der Basis der Antoninussäule werden
nizzata da Caio Caligola col nome di Panthea, Antoninus Pius und Faustina von einem ge-
Bull. arch. nap. n. s. 4 1855 p. 71 — 72. flügeltev. ^enius emporgetragen, Vignoli,
Wartinger, Domitians Münze auf Titus' Ver- GO Columna Aiaonini pii p. 149 ff. Zoega, De or. et
götterung in der 3Iünz- u. Med.- Sammig. des usu obeliscorum p. 59 — 60. Seconda lett. del
Joanneums , Steierm. Zeitschr. 8 1827 p. 146. sgr. 31. A. de la Chausse sopra la col. d'apoth. di
Const. Landus, In D. Antonini Pii conseera- Ant. P. Naiioli 1805. Visconti, Mus. Pio-Clem.
tionem et Claudii Neronis Caesaris decursio- 5 p. 184 PI. 29. Müller - Wieseler 1 , 394.
nem Castorisque et Pqllucis numisma exj)licatio. K. 0. Müller, Hdb. d. A. d. K. § 191 p. 216.
Mediolani 1556. 4". Über die Konsekration des De Fabris, II piedistallo della col. Ant. 1846.4°.
Commodus ein Brief von GaZ/and w Z>'0>m7/e. G. B. Piranesi, Colonna erctta in memoria
Mise. Tom. 6 p. 387. v. Sollet, Die Konse- delV apoteosi di Antonino Pio. 2°. Miliin,
911 Kaiserkultus (Priester, Kult d. leb. Kaiser) Kaiserkultus (d. Provinzen u. Gemeinden) 912
Myth. Galt pl. CLXXX nr. 682. Beher, ancienne. I. Macon 1890. 4«. p. 334 — 356
Buinen Boms 2.A. p. 267. Ad. Philippi, Über PI. 32 — 35; die des koivov McchsSövcov in
die röm. Triumphalreliefe, Äbh. d. Kgl. Sachs. A cat. of the gr. coins in the Brit. Mus. Mace-
Ges. Phil.-hist. Kl. 6 1872 p. 281 — 282. r/'oma p. 22— 29 und bei ?;. iSaZZei, Besc/ifeiÖMnör
JDuruy, Gesch. d. r. Kaiserz. 2 p. 521. Meri- der ant. Münzen [des Kgl. Preufs. Münzlcab.J
vale 4 p. 534 — 535. Lucy Mitchell, Hist. of Bd. 2. Päonien, Macedonien, die maced. Könige
anc. sculpt. p. 688. Baumeister, Dhm. d. U. A. bis Perdiceas III. Berlin 1889. p. 25 — 29;
p. 111. Daremberg et Saglio, Dict. des ant. 1 die des koivov Bsid^wiag bei Warwick Wroth.,
p. 325. Overbeck, Gesch. d. gr. Plast. 2^ p. 473 f. Cat. of greek coins [in the Brit. Mus.] Pontus,
Friederichs -Wolters , Gipsabg. nr. 1939. La- lo Paphlagonia, Bithynia. London 1889. p. 104
cour-Gayet, Antonin le Pieux p. 306. Beur- — 108, PI. XXIV; hiusichtlicb der der übrigen
Her p. 67 u. a. m. Die ähnliche Vergötterungs- Provinzen Head, H. N. Register p. 769.
scene am Arco di Portogallo {Bighetti, Garn- Den pro vinzialen Kaiserkultus leitete
pidoglio 1 tav. 170 p. 176 — 177. Philippi der provinziale Kaiserpriester, in Spanien,
p. 280 und Anm. 33 , wo weitere Litteratur) Gallia Narbonensis, dem Alpengebiet flamen, in
wird gewöhnlich auf die jüngere Faustina, von Lugudunum, Afrika, den Donauprovinzen sa-
G. Braun, Buinen u. Museen Boms p. 124 auf cerdos, Hirschfeld p. 17 — 18, in den griechi-
die ältere bezogen, wogegen sich Bernoulli sehen Provinzen aQxisQevg genannt, dem im
2, 2 p. 156 erklärt. Orient, Spanien, Gallia Narbonensis seine Ge-
über die Priester der konsekrierten Kaiser 20 mahlin, flaminica, der bald der Kult der Kaiserin
s. Borghesi, Oeuvres 3 p. 391 ff. H. Dessau, zufiel, zur Seite stand, Hirschfeld p. 17 — 19;
De sodalibus et flaminibus Augustalibus, Eph. vgl. über denselben Marquardt 1 p. 367 — 369.
epigr. 3 1877 p. 205 — 229. Marquardt, B. Eph. ep. 1 p. 200— 214. Hirschfeld p. 17— 30.
!St.-V. 3 p. 449 — 455 = 2. Aufl. p. 469 — 475. Beurlier partie 3 eh. 2 „Les pretres provin-
Beurlier 2^ partie eh. 3 p. 77 — 97; über die ciaux" p. 120 — 154. Uneinig ist man über
Tempel ikf argward* 3 p. 448. Beurlier, App. B. die Frage, ob der aqxi^Qsvg der griechischen
„Etüde topographique sur les temples des divi Provinzen identisch ist oder nicht mit dem
ä Borne" -p. 332— MQ. Beamten, dessen Titel gebildet wird durch
Der Kultus des lebenden Kaisers er- die Ansetzung von -ccQX'ig an den Namen
streckte sich über alle Provinzen, Beurlier 30 der einzelnen Provinzen {'JaiccQxrjg, rccXaxciQ-
3^ p&i'tie „Leculte p7-ovincial des empereitrs" -p. 99 x^?-> AvKiccQxrjg etc.). Nach Eckliel ^ cap 1
— 154. Boissi'er p. 148—149. Die Landtage, xoiva, § 6 „de pontificibus dgxiSQei'g, tsgoig^^ p. 203
communia, concilia der Provinzen erhielten — 206, § 7 „de asiarcha" p. 207 — 212. Wad-
ihren Mittelpunkt im Kaiserkultus, s. über dington, Asie Min. zu nr. 885. Perrot, De
dieselben: C. Menn, Über die röm. Provinzial- Galatia provincia p. 150 ff.; Explor. arch. en
Landtage. Köln u. Neufs 1852. Marquardt, Galatie p. 35 f., p. 199 — 201; Melanges arch.
B. St.-V. 1 p. 365 — 377 = 1 ^ p, 503 — 516 u. p. 170 und s. v. Asiarcha in Daremberg et
Eph. epigr. 1 1872 p. 204 — 214 „De provin- tiaglio, Dict. 1 p. 467 f. sind beide verschieden,
darum romanarum conciliis et sacerdotibus" . ndt^ch. Marquardt 1 p. 374 ff. u. Anm. 5. Henzen,
J.-B. Mispoulet, Les institutions politiques des 40 Ann. d. Inst. 1863 p. 285. Kuhn, Verf. d.
Bomains. 2. Paris 1883. § 89 nr. 95 „assem- röm. Beichs 1 p. 107. Lightfoot , Apostolic
blees nationales'^ p. 99 — 103. Daremberg et fathers 2 sect. 2 p. 987 identisch; vgl. auch
Saglio , Dict. des ant. rom. s. v. Communia, die Ansichten von Mommsen, Böm. Gesch. 5
Concilia. E. Desjardins , Le culte des divi, p. 318 — 320 und bei Benndorf u. Niemann,
a. a. 0. p. 49 — 55. Paid Guiraud, Les assem- Beisen in Lykien 1 p. 157. Büchner, De neo-
blees provinciales dans l'empire romain. Paris coria „Excursus de sacerdotibus Asiae provin-
1887; vgl. dazu Schiller, Jahresbericht üb. die ciae" p. 116 — 132. Monceaux, De communi
Fortschr. d. kl. A.-W. Bd. 60. Jahrg. 17. 1889. Asiae cap. 3 „de summo Asiae sacerdote"
Abt. 3 p. 376 — 378 und E. G. Hardy, Class. p. 47 — 54 u. cap. 4 „an iidem atque summi
Beview 3 p. 207 — 208. Beurlier paxiiQ 3 chap. 1 50 sacerdotes Asiae existimandi sint qui dicuntur
„Les assemblees provinciales" p. 99 — 103. Über asiarchae? " p. 55 — 67. Guiraud a. a. 0. p. 97 ff.
einige Provinzen speziell: Paulus Monceaux, Churchill Babington, Num.Chron. 1866 p. 105f.
De communi Asiae provinciae. Paris 1885, Beurlier p. 129 ff. In Ägypten, welches keine
mit der Recension Bamsay's Class. Bevieio 3 autonomen Gemeinden hatte, fehlt das kolvSv.
1889 p. 174 — 179. A. de Barthelemy, Les An der Spitze der sämtlichen Tempel des
assemblees nationales dans les Gaules, Bevue Landes stand der ccqxi^^Q^^s 'JXs^avdQsiccg yial
des questions hist. 1868. E. Barry, Etudes Alyvnxov näarig, der die Stelle des sacerdos
sur le culte provincial de Bome et des Augustes der anderen Provinzen vertritt und dem Kaiser-
dans la Gaule chevelue et dans la province nar- kultus vorstand, Mommsen, Böm. Gesch. 5
bonnaise. Toulouse 1876. Gl. Pallu de Bessert, go ]}. 558 f., 568 Anm. 1. Wilcken, Herines 23
Etudes sur le droit public et V Organisation p. 601 — 603.
sociale de VA frique r omaine. l^fasc. Lesassem- Aber auch in den einzelnen Gemeinden
blees provinciales. Paris 1883 (Extr. du Bull. blühte der Kaiserkultus, und hier fanden so-
tritnestriel des ant. afric. fasc. 7) und Nouvelles wohl der regierende Kaiser als auch die divi
observations sur les assemblees provinciales et und divae ihre Verehrung mit Tempeln, Priester-
le culte provincial dans l'Afrique romaine. schaft und Festspielen, Boissier p. 158 — 161.
Paris 1891 ; die Münzen des KOivov KQrjTcöv Beurlier partie 4 „ Cultfi munieipal des em-
bei J. N. Süoronos, Numismatique de la Cretc pereurs" p. 155 — 255. Über die Priester der
}-
913 Kaiserkultus (vewjco^ot, Augustales) Kaiserkultus (Kiütvereine) 014
Municipien s. Herbst, De sacerdotihus Roma- obscrvations sur les Augustales, Bev. arch. 3
norum municipaJibus quaestio epiqraphiea. 1847 p. 635 — 648, 774 — 790. A. W. Zumpt, De
Halis Sax. 1883 p. 5 — 13, 20—37. Desjardins Augustalihus et seviris Augustalihus commen-
a. a. 0. p. 55 — 62. Beurlier i eh. 2 ,,Les pretres tatio epigraphica. Berol. 1846. 4" mit Henzens
municipau.i" p. 168—193. E. Cicotti, 1 sacer- Recension in Zeitschr. f. A.-W. 1848 Sp. 193 —
doti municipaU di Spagna e gli Augustali neW 215,289 — 317. 3Iarquardt. Über die Auqustalen,
epoca imp. rom., Biv. di filol. 19 1890 p. 1 Z. f. A.-W. 1847 Sp. 499—503, 505—516 und
— 84. Hirschfeld, I sacerdozi dei municipj B. St. V. 3 p. 514 — 516. Naudet, Delanoblesse
romani neW Africa, Ann. d. Ivst. 1866 p. 28 cliez les Bomains, Mem. de l'Inst. Ac. des Inscr.
— 77 und Die flamines pcrpetui in Africa, lo et B.-L. 25 1866 p. 66 — 74. Willems, Le droit
Hermes 26 1891 p.i 50 — 152. Mommsen, Album public rom. p. 386. Herzog, Hist. Galliae
' rdi .is Thamugadensis , Eph. epigr. 3 p. 77 Narbon. p. 196 — 197. B.-J.- Armand Houdoy,
— j4; über die Festspiele: Eclchel 4 cap. 21 Le droit municipal. Paris 1876. 1 p. 174 — 176.
Ky',de festis ac ludis" p. 421 — 454. Krause, New- Boissier p. 161— 168, loa. Schmidt, De seviris
^ v.6Qoq § 21 „Ludi solemnes et dies festi in Augustalibus. Hai. Sax. 1878 mit 0. Hirsch-
nummis civitatium neocorarum" p. 75 — 78. felds Recension in Zeitschr. f. Österr. Gymn.
Büchner, De neocoria § 2 ,,de ludis in eivi- 1878 p. 289 ff. und deren Übersetzung von
tatibus neocoris celebratis" p. 61 — 69. Beurlier Allmer in Ball, epigr. de la Gaule 1 1881
p. 161 — 169. Spanhemius, Epistola 5 „De num- p. 282 — 287, sowie Schiller's Besprechung,
mis, in quibus certamina cum ZsvrjQ^ia, eaque 20 Jahresber. üb. d. Fortschr. d. kl. A.-W. Bd. 19
STtiviL-üia, 6Xvf.iina, fiFyäXcc, ngärcc, tum cpiXu- p. 460 — 464. J.-B. Mispoulet, Les institutions
8il(psia continentur" im Anhang zu Morellius, polit. des Bomains. 2. L' administration. Paris
Specimen univ. rei num. ant. Lipsiae 1695 1883 p. 141 — 142. Preller - Jordan 2 p. 446
p. 267 — 339. Hertzberg 2 p. 11 Anm. 10, 10^, Anra. 2. J. Jung, Die roman. Landschaften
lO*»; p. 12 Anm, 12; p. 337 Anm. 98; p. 424 des röm. Beichs p. 544 — 548. Duruy , Hist.
— 425 Anm. 29 — 31; 3 p. 14 Anm. 9=^, das des Born. 5 p. 133 nr. 1. Lemonnier, Etüde
Register bei Head p. 794. hist. sur la condition privee des affranchis aux
Im Osten, besonders in Kleinasien, führten trois Premiers siecles de l'empire rom. Paris 1887.
eine Anzahl Städte, welche Kaisertemi^el be- p. 267 ff. A. v. Premerstein, Zu einer Gruppe
safsen, den Titel v soj-hoqol. Eine Hauptfrage 30 von Inschriften der Augustalen, A. E. M. 11.
hinsichtlich des Wesens des Neokorats ist, ob es 1887 p. 240. Mommsen., B. St.-B. 3, 1 p. 453
zusammenhängt mit dem Provinzialkultus, oder — 457. Hirschfeld p. 6 — 7 Anm. 28. 29. Beur-
ob es municipalen Charakter hat. Für ersteres Her p. 194 — 237. Conradus Nessling, De seviris
ist Marquardt 1 p. 367 und Cyzicus xmd sein Augustalibus. Gisssie 1891. Laurentius Schneider,
Gebiet p. 84 ff. und Büchner, De neocoria. De sevirum Augusfalium muneribus et condi-
Giessae 1888, speziell p. 30 — 61; dieser cione publica. Gissae 1891.
nimmt an, dafs die Metropolen, in denen die Über die Verehrung der Kaiser durch
Provinzialtempel der Kaiser sich befanden, Vereine, z. B. die Epheben in Athen, und
jener, dafs die Städte, welche, durch Abgeord- durch Privatleute s. Beurlier partie 5 „Culte
uete am gemeinsamen Provinzialkultus teil- 40 rendu aux empereurs par les Colleges prives et
nahmen, den Titel vscanögoi führten; für letz- les particuliers" p. 257 — 262. Wie sich der
teres Monceaux, De communi Asiae cap. 2 Kaiserkultus in jeder einzelnen Stadt gestaltet
§ 1 „Civitatum Asiae neocoratum non ad pro- hat, kann natürlich nicht ausgeführt werden,
vincialem cultum Bomae et Augusli, sed ad vgl. z. B. für Cj'zicus Marquardt, Cyzicus u.
manicipalem Augustorum pertinere" p. 18 — 27 s. Gebiet. Berlin 1836 p. 82, 84 ff., 141 — 144,
und Beurlier p. 4 eh. 4 „Le neocorat" p. 238 150 — 157. E. Curtius, Ehrendentmal der Kyzi-
— 255, speziell p. 246. Im übrigen vgl. über Inner für Antonia Tryphaina u. ihre Familie,
das Neokorat die bei Fabricius, Bibliographia Monatsber. d. Kgl. Pr. Ak. d. W. 1874 (p. 7
antiq. ed. 2. Hamb. Lips. 1714. 4". p. 296 — —17) p. 11 — 14. Beurlier p. 166 Anm. 11;
297 angeführten älteren Schriftsteller, auch 50 T/i. Beinach, Sur Vepoque et le nombre des
Cuperus, Lettres crit. p. 484 ff. Hist. de l'ac. neocorats de Cyzique, Bev. num. 3e ser. 8. 1890
des inscr. et b.-l. 1 p. 60 — 62 Pellerin, Mel. p. 244—252. Perrot et Delbet, Exploration
2 p. 266. Eckhel 4 cap. 7 p. 288—306. Krause arch. de la Bithynie et de la Galatie p. 76 — 81.
in Pauly B.-E. 5 p. 534—537 s. v. neocori Tli. Beinach, Lettre ä M. le Commandeur J.
und desselben Spezialabhandlung Nsa-nÖQog. B. de Bossi au sujet du temple d'Hadrien ä
Lipsiae 1844. _ Cyzique, Bull, de Corr. Hell. 14. (1890)
In den einzelnen Gemeinden pflegte aufser p. 517 ff. ; für die Städte von Gallia Narbo-
den Priestern den Kaiserkultus besonders das nensis Ed. Beatidouin, Le culte des empereurs
hauptsächlich aus Freigelassenen zusammen- dans les cites de la Gaule Narb. Grenoble
gesetzte Institut der Augustales, Seviri Au- 60 1891 ; für Vienne T.C. Delorme, Descr. dumusce
gustales, Seviri et Augnstales, über welches de Vienne precedee de recherches hist. sur le temple
s. Borghcsi, Iscrizioni dalmatiche. Bull. d. Inst. d' Auguste et de Livie. Vienne 1841. Allmer
1842 p. 101 — 109 = Oeuvres compl. 4 p. 407 et de Terrebasse, Insc. ant. et du moyen dge
— 421. A. E. Egger, Examen critique des de Vienne I, 1 p. 11—25 nr. 3.
historiens anciens de la vie et du regne d'Au- Eine hervorragende Verehrung fand der
guste. Paris 1844. App. 2. Bech. nouv. sur Genius Augusti, den Augustus den beiden
l'hist. des institutions municipales chez les Bo- Lares compitales als dritte Gottheit zugefügt
mains. Les Augustales p. 357 — 411 u. Nouv. hat. Beim Genius des Kaisers wurde ge-
915 Kaiserkultus (K. des Genius Aug. etc.) Kaiserkultus (d. Kaiser als Deus) 916
schworen und der Meineid bei demselben Erlang. 2 1881 p. 496 — 497. Beurlier p. 53.
streng bestraft. Der genias Augusti wurde Eckhel, D. N. V. 7 p. 181 — 182, 214, 323;
auch im sacrarium des Hauses verehrt; die 8 p. 457 — 458. F. G. Habel, Ann. d. Ver. f.
Arvalea opferten ihm an den kaiserlichen Nassauische Ältertmnslunde und Gesehichts-
Festtagen zugleich mit luppiter, luno und fqrschimg 2 liiST p.lSS Aum.***. E.H. Tölken,
Minerva, s. über ihn Preller p. 495, 775 = 2^ Über die Darstellung der Vorsehung und der
p. 113 u. Anm. 3. Marquardt 3 p. 199, 443; Eivigkeit auf röm. Kaisermünzen. Berlin 1844
3^ p. 127, 206 u. Anm. 1. Mommsen, B. St.-F. (S.-A. aus Zeitschr. für Münz-, Sieqel- und
2^ 2 p. 706 Anm. 2. 4; p. 773 Anm. 3; 784 u. Wappenkunde Bd. 4 p. 161 — 194 Tfl. 7, 8).
Anm. 5. Sdiiller, Gesch. d. röm. Kaiserzeit 1 lo Hulseboos, Die Eioigkeit d. röm. Kaisermünzen.
p. 247. Reville p. 31, 38. Boissier p. 137 — 143. C. L. Visconti, Di rilievi di un' aretta, e di
E. Desjardins, Geogr. delaGaulerom.3Y>- ^l'iS. un gruppo di statue esprimenti il concetto della
Beurlier p. 45—64; die Aufsätze von Jordan, etcrnitä. Bull, della commiss. arcli. comun. 3
De Larum imaginibus atque cultu, Ann. d. Inst. 1875 p. 221 — 238 tav. 20,5; 22; 23.
1862 p, 300 — 339, Beiff erscheid , De Darum Heilig gehalten wurden die imagines
jncturis Pompeianis, Ann. d^ Inst. 1863 p. 121 principum; sie hatten Asylrecht, Marquardt
— 134. Preuner, Über Vesta, Laren u. Genien, 3* p. 463 Anm. 3. Beurlier p. 53 — 54; vgl.
Philologus 24 p. 243 ff. Birt in diesem Lex." Mommsen, B. St.-B. 2-, 2 p. 736 Anm. 3.
Bd. 1 Sp. 1617. 1626. Visconti, Mus. Pie-Clcm. Die Aufstellung der Statue des lebenden
4 p. 337—357 pl. 45. Bernoulli 2, 1 p. 31. 58. 20 Kaisers unter den Götterbildern der Tempel
70. Gatti, L'ara marmorea del vicus Aescitleti, anfänglich verboten, wurde bald etwas 6e-
Bull. della commiss. arch. comun. 17 1889 wohnliches, Mommsen, B. St.-B. 2-, 2 p. 735
p. 69—72 tav. 3. u. Anm. 2. Beurlier p. 53.
Über die Zufügung des Beinamens Was vom Kaiser kommt und sich auf ihn
Augustus zu den Namen von Gottheiten gehen bezieht, wurde als heilig und göttlich be-
die Ansichten auseinander. Beurlier p. 156 — zeichnet, z. B. divinae litterae, isqov naläxiov
157 bemerkt: „Quelques auteurs ont voulu voir isgmxKtog (pi'aKog, Beurlier p. 52. Die Ado-
dans cette epithete une simple allusion ä la ration, schon von Elagabal gefordert, Beurlier
reconstitution du culte des dieux lares par p. 54, wurde erst von Diocletian eingeführt,
Auguste, mais il est difficile de n'y pas voir so Bevijle p. 34.
en meme temps un hommage rendu ä l'em- Über Götterattribute wie die Strahlen-
pereur. De seul fait qu'on joignait son nom kröne, welche zuerst nur das Haupt des kon-
ä celui de divinitcs respectees de tous ctait de sekrierten Kaisers zierte, von Nero auf Münzen
nature ä inspirer pour lui une veneration reli- bereits zu Lebzeiten getragen wird, s. Scheg-
gieuse." A.llmer, Bevue epigraphique du midi kius Anm. zu Vellejus Paterculus 2, 59, 7.
de la France 1 p. 57 zu nr. 77 sagt: „De Eckhel, D. N. V. 6 p. 269 — 270; 8 p. 459.
meme qu'en raison de cette association [du Miliin, Monuments inedits ou nouvellement ex-
Genie de l'empereur au culte des Lares compi- pliques nr. 16 „Description d'un camee du eab.
talesj les Lares des carrefours de Bome avaient de la bibliothcque nat. representant Septime
pris le nom de 'Lares Augustes^, de meme les 40 Severe et sa famille" p. 178 — 187. Stephani,
divinitcs locales admises au rang des Lares Nimbus u. Strahlenkranz in den Werken der
publics prirent le nom de divinitcs Augustes." alten Kunst. St. Petersbourg 1859. 4" (aus Jfe'w.
Boissieu, Inscr. de Lyon p. 48 drückt sich, de VAc. des sc. de St. Petersb. 6. ser. t. 9).
nachdem er die Reform des Religionsweseus H. Schiller, Geschichte des röm. Kaiserreichs
durch Augustus erwähnt hat, so aus: „De la unter der Begierung des Nero. Berlin 1872.
capitale, cette Institution, ä la fois sociale et p. 310 — 312. Mommsen, B. St.-B. 1^ p. 413
religieuse, s'etendit dans V Italic et dans les u. A. 5, 414 u. A. 1. Beurlier p. 48 — 50.
p)rovinces. A partir de cette reforme, operee Direkt den Namen deus bei Lebzeiten an-
par le plus habile politique d'antiquite, le culte zunehmen haben die Kaiser auf offiziellen
des grands dieux, comme le culte des divinitcs 50 Denkmälern wie den Münzen vor den Zeiten
inferieures, scmblent se confondre dans un seul, des Aurelian in Rom nicht gewagt, Beurlier
celui d' Auguste: culte de forme, et non de foi; p. 51 — 52. Im Osten wurde von jeher nicht
flatterie plutöt que superstition. De lä le titre gekargt mit der Bezeichnung des Herrschers
d'Augustus ou d'Augusta, accolc, dans le plus als Q-sog. Aber auch in Rom war die Bezeich-
grand nombre des inscriptions de Vcpoque qui nung des lebenden Kaisers als Gott oder die
noiis occupe, au nom des anciennes divinitcs." Vergleichung desselben mitbestimmten Göttern
Auch die kaiserlichen Tugenden, wie seitens der Privatschmeichelei, besonders im
die Providentia Augusti, die Clementia des Munde der Dichter, sowie die Darstellung
Kaisers, wurden verehrt, Beurlier p. 53. Boissier der Herrscher als Heroen oder Götter in
p.l37;dieGriechenhattenaufdieseWeisebereits GO plastischen Denkmälern nichts Ungewöhn-
den Statthaltern geschmeichelt: Cicero Epist. liches, s. über die Bezeichnung als &£bg vsw-
ad Quintum 1, 1: „in Ulis urbibus cum summo tSQog, &£cc vscoxtQU Letronne, Bec. des inscr.
imperio et potestate versaris in quibus tuas vir- gr. et lat. de l'Eqypte 1 nr. 12 jd. 98 ff., p. 102
iutes consecratas et in deorum numero collo- Anm. 1; für Beilegung eines bestimmten
catas vides", Boissier p. 137 Anm. 1. Götternamens mit Vorsetzung von v£og, via
Auch die Aeternitas des Kaisers wurde Letronne ebenda p. 90 — 93 und Bech. p. s. ä
verherrlicht, Schoener, Über die Titulaturen Z7«'si. de TJiy p. 181 ff. ; für die Gleichstellung
der röm. Kaiser, Acta seminarii philologici der Kaiser mit einzelnen bestimmten Göttern
017 Kaiserkultus (Titel Deus) Kaiserkultus (Bildwerke) 918
Gisbertus Ctiperus, Äpotheosis vel consccratio lungen der Kaiser als Götter und Heroen in
Homeri. Amstelod. 1683. 4". p. 285 f. Span- Statuen, Reliefs, Gemmen u. s. w. findet man
hemius, Diss. de pracst. et usu num. ant. vol. 2. reiches Material in den bekannten ikono-
Amst. 1717. 2'*. Diss. 12,12 „De Bei in gcnere, graphischen Werken von Mongez, Iconographie
et nominatim de quorundam deorum nominibus romaine. Tresor de mimismatique et glyptique.
in mcmmis imperatorum" p. 489 — 497. EcJchel Ch. Lenormant, Iconographie des empereurs
8 p. 459 fF. Carolus Keil ins, Specimen onomato- rom. et de leurs familles. Bernoulli, Hämische
Jogi Graeci. Lipsiae 1840. cap. 1 „Deorum Ikonographie Bd. 2; vgl. auch K. 0. Müller,
nomina hominibus data" [p. 1 — 34] p. 11 — 12. Hdbch. d. Arch. d. Kunst § 199, 6 ff. v. Duhn,
Krause, Nsconogog § 3 p. 10 — 12. Beurlier lo Ann. d. Inst. 1879 p. 180 — 182. Beurlier
p. 155 — 156; für die Annahme des Namens p. 41 — 42.
oder der Attribute des Hercules de Witte, Von einzelnen Werken sei erwähnt das
Medailles ined. de Postume. Paris 1845 (S.-A. Relief von Ravenna, Conze, Die Familie des
aus Bev. num. 1844) p. 29 — 42; Fröhner, Les Augustus, ein Belief in S. Vitale zu Bavenna.
medaillons de l'empire p. 41. 81—82. 245—246. Halle 1867. 4». Bernoulli 2, 1 p. 254 — 260
256—258. 272; speziell für Commodus als Her- Tfl. 6; die Statue des Augustus von Prima
cules Ecl-hcl 7 p. 125 — 126, 131. Spanhemius Porta, Otto Jahn, Aus der Altertumswissen-
p. 492. Fro7tne/-p. 142 — 146. Zur eher, Commodus schaß p. 285—304 Tfl. 6. Bernoulli 2, 1 p. 24
in Büdinger, Unters, z. röm. Kaisergesch. 1 — 27 nr. 6 Fig. 2; die Halbfigiir des Commo-
p. 247—248. Beurlier p. 38—39; für den Bei- 20 dus mit den Attributen des Hercules im Kon-
namen Zsv? Letronne, Inscr. de l'Eg. 1 p. 81 servatoreupalast , P. E. Visconti, Commodo
— 82 zu nr. 9 u. Bech. p. s. ä l'hist. de l'Eg. rappresentato come Ercole Romano busto sino
p. 161. Hertzherq 2 p. 333 Anm. 82 (Hadrian); dl torace , Bull, della commiss. arch. municip.
für einzelne mit bestimmten Göttern gleich- 3 1875 p. 3 — 15 tav. 1. 2. Bernoulli 2, 2
gestellte Personen: Augustus: Krall, Wiener p. 229 — 230 nr. 1 Tfl. 61; vgl. p. 228, 242 —
Studien 5 p. 315 Anm. Livia, J. Aschbnch, 243, 253; auch ö. L. Visconti, Di una statua
Livia, Gemahlin d. Kaisers Augustus. DenJcschr. quasi colossale rapjjr. l'imp. Traiano Decio,
d. K. K. AJc. d. W. Ph.-H. Kl. 13. Wien 1864. Bull, della commiss. arch. comun. 7 1879
[p. 29 — 84] p. 56, 81 f. Hertzberg 2 p. 13 u. p. 128 — 141 tav. 19. 20. Für die Gemmen
Anm. 15. A. de Bauch, Ann. d. Inst. 1847 ao s. aufser den Ikonographieen auch King, Ant.
p. 282— 283; Gaius, W. Hoeck, Eöm. Gesch. 1, 3 gems and rings 1 p. 229 f. Hervorragend
p. 235 — 238. Beurlier Tp. 37 ~ 38. Keim -p. 76 darunter sind der grofse Pariser Cameo
— 78; Nero, ^cZVieZ 6 p, 269— 270, 275f., 278. (Camee de la Sainte Chapelle) , über den
de Witte p. 30. Spanhemius p. 492. Beurlier ältere Litteratur giebt Böttiger, Kl. Sehr. 2
p. 38; Domitian, Keim p. 78; Hadrian, Dürr, p. 296 Anm. *, neuere Bernoulli 2,1 p. 275
Die Beisen des Kaisers Hadrian. Wien 1881. Anm. 1 Tfl. 30, wozu mau fügen kann King,
Anhang (p. 104 — 123) passim. Beurlier p. 38 The handhoolc of engraved gems. London 1866.
Anm. 6; über die Beinamen Olj-mpius des p. 57 — 60. Ant. gems and rings 2 PI. 51.
Hadrian und Commodus, Spanhemius p. 497 H. Middleton, The engr. gems of classical
— 499. Eckhel 6 p. 518, 7 p. 136-137. Preller 40 times. Cambridge 1891. p. 61. Heydemann,
p. 793. Hertzberg 2 p. 332 Aum. 77, p. 335 Pariser Antiken p. 66 — 68 nr. 1. E. Babelon,
Anm. 89, p. 337 Anm. 96; über die Beinamen Le cabinet des aniiques de la bibliotheque na-
lovius und Herculius des Diocletian und tionale. Livr. 1 PL 1; der sehr ähnliche Cameo
Maximian und anderer Kaiser jener Zeit, Span- Hawkins, Wieseler, Über einen bisher nicht be-
hemius p. 495. Eclhel 8 p. 8, 19—20. Beurlier kannten Onyxcameo mit einer Beplik der Dar-
p. 39—40, 347; über das Beiwort Soter: lul. Stellungen auf dem oberen u. mittleren Streifen
Gar. Schlaegerus , Commentatio de diis homini- des gr. Pariser Cameos de la Sainte Chapelle,
busque servatoribus ex numis atque marmori- Gott. Nachr. 1882 p. 709—793. Bernoulli 2, 1
bus yetustis. Helmaestadii 1737. 4". p. 277 Fig. 45; die gamma Augustea in Wien,
Über die Vergleiche der Kaiser mit den 50 worüber die ältere Litteratur bei W. H. E.
Göttern bei den Dichtern s. Alfr. Fincke, De Koehler, Über 2 Gemmen der K K. Sammlung
appellationibus Caesarum honorificis et adula- zu Wien, Ges. Sehr. 5 p. 24. 25, die neuere bei
toriis usque ad Hadriani aetatem apud scrip- Bernoulli 2, 1 p. 262 Anm. 1 Tfl. 29, wozu
tores Bomanos obviis. Regimonti 1867; spe- kommt King, Ant. gems and rings 2 PI. 52, 1.
ziell für Augustus Boissier p. 134 — 137. Paucker , Über die gröfseren Cameen verschie-
Feldbausch p. 231 f. Th. Pluefs , Die Gott- dencr Sammlungen, insbesondere über die s. g.
nienschlichkeit u. die Wiedergehurt des Octavi- Gemma Augustea zu Wien, Sitzungsber. d.
anus Augustus, Jnhrbb. f. kt Philol. Bd. 101. kurländ. Ges. f. Litt. u. Kunst v. 7. Nov. 1856.
1870 p. 146 — 152. Andr. Weidner, Gammen- F. de Mely , Le grand camee de Vienne, Gaz.
tariolum Horatianum. Merseburg 1869. 4". 60 arc/t. 11 1886 p. 244 — 253 PI. 31; für die
Bentley zu Horaz ep. 2, 1, 16. Passoiv , Leben spätere Zeit s. Fr. Wieseler, Über einige be-
des Horaz p. CXV. Kiefsling , Zu Augustei- achtenstverte geschn. Steine des 4. Jahrh. n. Chr.
sehen Dichtern 1881 p. 92, wozu vgl. Preuner, Abt. 2, 1. Gott. 1884. 4** (aus dem 31. Bde.
Jahresber. üb. d. Mythol. aus d. J. 1876 — 1885 der Denkschr. d. Ak. d. W.).
= Jahresher. üb. d. Fortschr. d. kl. A.-W. Die Darstellung in Gestalt von Göttern
Supplt.-Bd. (25. Bd.) p. 449. O. Jahn, Aus der war übrigens nicht auf die Kaiser beschränkt,
Altertumswissenschaft p. 298 — 301. 0. Jahn, Aus d. A.-W. p. 302. Monumento
Über die unzähligen bildlichen Darstel- deW apoteosi fatta in Aquileja ad una attrice
919 Kakasbos Kalamos 920
da teatro. Udine 1825. E. Le Blant, Lettre Kibyratis. Wien 1889. 2". p. 3 Fig. 2 nr 3.
rt M. le baron de Witte sur un sarcophage ehre- Hierzu gesellt sich ein leider nicht näher be-
tien portant l'image des Dioscures, Gaz. arcli. schriebenes Relief der Sammlung des Herrn
4 1878 p. 1—6, PI. 1. de Witte, Lettre ä M. A. Mirzan in Narlikiöi mit der loschrift MoXsa-
Fr. Lenormant sur les apotlieoses privees chez aog Tga yXov KaKäßco 8v%rjv, vgl. MovasCov-nal
les anciens, Gaz. arcli. 4 1878 p. 6—8. Matz ßtlßUoQ'riyir] triq\^sv Siivqvt}] svocyysliv.riq exolris.
u. V. Dulin, Ant. Bildwerke in Born 3 p. 266, TJegioSog divtsga. "Erog ngätov 1875 — 76
Sachregister s. v. Porträts. Visconti, Opere p. 30 nr. ql' . Das Fehlen des o beruht wohl
varic 4 p. 223 — 228 nr. LVI. Personnage ro- nur auf einem Versehen des Abschreibers.
main en Biercure dit le Germanicus. Vor allen lo In A. E. M. 13 p. 126 habe ich darauf hin-
wurde der schöne Liebling des Hadrian, An- gewiesen, dafs dieser Göttername auf dem Rs.
tinoos, unter den verschiedensten Götter- einer sog. gnostischen Gemme (Montfaucon,
gestalten abgebildet, Weber, Antiquitates L'ant. expl. 2 PI. 173. Kopp, Paläogr. crit.
Antinoi. Gissae 1711. 4". Frangois Kavier §822—824 8.299—303. Wessehj, Ei}h.Gr.-p.22
Bon, Gonjcctures sur une pierre gravee repr. nr. 221) unter einem auf einer Schlange stehen-
l'apothe'ose d'Antinoics, Acad. des B.-L. (V^ ser.) den Adler in der Form KAKAZBEYI sich findet.
14 p. 117... Ec/chel, B. N. V. 6 p. 528 — 539. [Drexler.]
Levczoiv, Über den Antinous dargestellt in den Kakia (KaKicc), Personifikation der -nayiiu in
Kunstdenkmälern des Altertums. Berlin 1808. der Allegorie des Prodikos von Herakles am
4". Cavedoni, Antinoo, Bull. arch. napol. n. s. 20 Scheidewege; Xenoph. Memor. 2, 1,29. lustin.
4 p. 158. Gregorovius, Kaiser Hadrian p. 267 Martyr. apol. 2, 11. Kebes pinax 11. 17. 23.
— 270. Friedländer, Darst. aus d. Sittengesch. Bei ihren Freunden heifst sie allerdings nicht
Borns. 3^ p. 515—516. JSertzberg 2 p. 345—348. Ka-ni'a, sondern Evöaifiovia {Xenoph. a. a. 0. 26).
Kenner, Die Münzsammlung des Stiftes St. Flo- Im schol. Hom. Od. 13, 289, wo es heifst:
rian. Wien 1871. 4'\ p. 71—73. v. Sollet, Asvocpäv ■nal T^liadXa r] 'AgysCa. öiayQÜcpovciv
Antinous - Hermes auf Münzen von Nicomedia, 'Agirrj? tial KccXoy.ccya&iag sUova, vermutet
Zeitschr. f. Num. 5 1878 p. 107. Friedländer, Nitzsch 'Agsziig kccI Kay. tag, doch s. Berglc,
Bepert. p. 408. Bietrichson, Antinoos. Christi- Poet. lyr. 3*, 381. [Höfer.]
ania 1884. Kakios {Kätiiog), ein vornehmer Mann, der
Über die Juden und Christen als Gegner 30 auf dem palatinischen Berge wohnte und zu-
des Kaiserkultus s. Beurlicr Partie 6 „Les gleich mit Pinarios den Hercules (s. d.) gastlich
dissidents du culte imperial" p, 263^^281. aufnahm. Dafür blieb zu Rom das Andenken
Boissier p. 181 — 182; Fr. Maafsen, Über d. beider; das vornehme Geschlecht der Piuarier
Gründe des Kavipfes zwischen dem heidnisch- dauerte, bis in späte Zeiten, nach Kakios aber
röm. Staat u. d. Christentum. Wien 1882 u. dazu wurde die steinerne Treppe, welche von dem
H. Schiller, Jahresbericht üb. die Fortschr. d. Palatinus zu dem Circus maximus und dem
kl. A.-W. Bd. 32 p. 526; über die aufgeklärten Forum boarium hinabführte, in der Nähe von
Spötter in Rom Boissier p. 174 — 181; über dem damaligen Hause des Kakios (Atrium
die Fortdauer des Kaiserkultus in der christ- Caci, Preller, Begionen d. St. Born 132), Kama
liehen Zeit Boissier p. 182—182. Waddinqton, 40 ^Xifia^ (Scala Caci) genannt, Biod. 4, 21. Ge-
Asie-WIin. p. 206 — 207 zu nr. 628. de Bossi, naueres ob. Bd. 1 Sp. 2275ff. 2284ft'. 2287.
Lnscr. urbis Bomae christianae p. X, p. XXV, [Stoll.]
p. 337 — 339 zu nr. 767. E. Beurlier Partie 7 Eakodaimouia (Kay.oSai(ioviu), Personifika-
„Le culte imp. apres Constantin" p. 283 — 317, tion aus dem Pinax des Kebes 10 f.; vgl.
sowie Beurlier, Les vcstiges du culte imperial K. K. Müller in der Archäol. Ztg. 42 (1884)
ä Byzance et la querelle des iconoclastes. S. 125 f. [Röscher.]
Eine gerechte Würdigung der Kaiser- Kakos (KaKog) = Cacus u. Kakios (s. d.).
Verehrung findet man bei Beville p. 37 f. Kalabros (KdXaßQog), Bruder des Tainaros
[W. Drexler.] (s. d.); Steph. B. s. v. TaCvaqog. Vgl. Kalau-
Kakasbos, kleinasiatischer, in Lykien nach- ^*^ '^^^^ J.V^ff;J .^. ^^ oV,r Ar.c T^ir-i^t^c
,„„• n „ „ n.*. 11 DJ? j j X nj. KalainOi (KaXatvca?), Gemahlin des Miletos,
weisbarer Gott, welcher zu Pferde dargestellt -.j. ,. « i x> 7 r\n7-„i i T^.r.i„;
„,„„,„ -ITT- 1 ., • ü T f Nicaen. ep. 6 v. 2 ed. Brunck. Wohl Kelaino;
wurde. Wir kennen ihn aus zwei Reliefs. 1 t. ^^ -n t • ^u t n ^-..r.^^ i
n„„ „^ „ • 1 o 1 1 • 1- 1 vgl. Pa>m 11. Immisch. Lorentz ]
Das eine m der Sammlung des griechischen v ^ 'r. ir 1
Vicekonsuls Vitalis in Rhodos „enthält die Dar- ^.aiaioh s. jvaiaos.
Stellung eines Reiters in barbarischer Tracht, :»:aiais s ßoieaaen.
nach r. reitend, sein Oberkörper en face; die Kaiametis s Kiaametis.
-R K^u+ ..• ^ 1 oj. 1 cj "4. A u -4. Kalaiuites (Ä^aXauirKs), ,, ein mythischer Arzt
D.rnS. r I ? ff / ' ^^rt'f ^"^ und attischer Heros, der in Athen ein Heilig-
Darunter die Inschrift: Jtoyevvs \Mo^rog \ ^^^ j^^^^ j^^ ^.^ Pflanzemoelt in
Uvaar]fii.\og Kav,aoßco (oder nach Petersen , ■ i -n/r n. i oqa „^v, ti^ «„*7 ^..
V. 'La \ ' ' it T ' A m Ti/r n inj 60 der qriecli. ßlythol. p. 280 nach Bemosth. or.
Katiaoßco) evvriv^\ Loeivii, A. E. M. 7 p. 124, v-vnfr ion j et 7 1 '
A^c ovI^V^ „ T^ T> / • T • ■ 4. XVlll, 129 und Hesych. s. v. v.aXauLTr]g riocog.
das andere, von E. Petersen m Lewissi ent- r ^ 7; • • -^ a i -d n o^a -r
j^^irf ^;^l ,1.. n 4.4. 1 ■ 1,* 11 Tj r 1, \Apollomos m vita Aesch. Bekkcr, an. 269, 7;
deckt, zeigt den Gott gleichfalls zu Rofs r. h., 10-7" - m„.,u „.,7^7 t).,«„^o/7.
•j. d' ° „1 , . *i , , ü • vgl. Smd. ovoaa kvqiov. JNach schol. Bemosth.
mit Panzerschurz, in der erhobenen R. einen ^° «^rv / ..T nn\ • • 4-r i, -\t„ „
i„ ,,. , „ p, ' , 1 ,r,,-. , 1 1 OS 1 19, 249 (p. 419, 22) war sein eigentlicher Warne
undeutlichen Gegeii^taod (Blitzstrahl ?) und ^d^tomachos ; 'vgl. Bd. 1 Sp. 2865, Z. 56 ff. Höfer.]
daiunter die Inschrift Egf^acog ötg \ KowSaXt ^^^^ j^^J ^ ^^^^^ ^^ j^jj^
^B<^^Ka^acß,^^8viriv, L. Petersen und Felix ^^^.^ -p^^^^j ^gsi S. 671. [Drexler.]
V. Luschan, Beisen in Lykien, Milyas und Kalamos (KäXa^iog), der schöne Sohn des
921 Kalaos Kalclias 922
Flufsgottes]^Maiandi-os, war mit Karpos (s. d.), Aulis sagte er die Länge des Krieges voraus,
dem Sohnefdes Zephyros und einer der Hören, 11. 2, 300 ff. Qu. 8m. 6, 61. 8, 475. Ov. Met.
einem zarten Jüngling von ausnehmender 12, 11 ff. Er forderte dort die Opferung der
Schönheit durch die zärtlichste Liebe ver- Iphigeneia (s. d.), deutete im 10. Jahre des
bunden. Als beide einst zusammen in dem Kriegs den Zorn des ApoUon (//. 1, 92) und gab
Maiandros badeten und Karpos ertrank, ward den Rat, den Helenos zu fangen {Serv. V. Aen.
Kalamos in seinem Schmerz in ein Schilfrohr 2, 166. Konon 3i), sowie den Neoptolemos von
verwandelt; Karpos aber ward zur Frucht des Skyros und den Pfciloktetes von Lemnos zu holen;
Feldes, die jedes Jahr wiederkehrt, Serv. V. Qu. Sm. 6, 57 ff. 9, 327. Zuletzt, als alle
Ed. 5, 4cS.l]Sio)in. Bionys. 11,370 — 481. {Murr, lO Kraft und Tapferkeit gegen Troja nichts half,
P/Iansenwtlt p. 279 — 280.) [Stoll.] riet er zur List und veranlafste mit Odysseus
KaLios {KaXaog), 1) Phryger, Vater des die Erbauung des hölzernen Pferdes {Qu. Sm.
Attes, Hermesianax b. l'aus. 7, 17, 5; vgl. Bd. 1 12, 3 ff. Verg. Aen. 2, 185), in das auch er hinein-
Sp. 717, Z. 52 f. — 2) XaAaog Sohn des Thyestes, stieg, Tz. Posthorn. Mb. TripMod. \12. Nach
und einer Naiade, Bruder des Aglaos und Orcho- Eroberung der Stadt offenbart er dem Aineias
menos, scliol. JEur. Or. 5 (v. 1. Koclaiög). — So- sein künftiges Schicksal und den Ruhm des
, pholdes fr. 144 a {Dindorf) nennt ihn Kälsog; zu gründenden Roms, Qu. Sm. 13, 333 ff. Vor
Tzetz. Chil. 1, 449 KaXXaiog; mant. prov. 2, 94 dem Abzug der Achäer fordert er die Opferung
Käl^vg. Vgl. Kallileon. — [3) = TaXaög, Vater der Polyxena, Serv. V. Aen. 3, 322. — Durch
des Parthenopaios, ScJiol. zu Sopli. Oed. Coh -20 den Sturm, der die heimkehrenden Achäer bei
1320: "Evioi ov xbv 'AtaXävtrjg tpaal Uag&irvo- Euboia überfiel und zerstreute, wurde Kalchas
Tiaiov atQcczsvaai, dXXä xbv Tulaov , ov tvLoi mit Idomeneus und Sthenelos nach Kolophon
Sta xov X KccXaov TtQocayoQSvovci, Ka^änsQ verschlagen, Schol. Od. 13, 159. Zumeist aber
'jgtaxaQxog b Tsyiättjg xßt ^doviX^g laroQovoi, ward erzählt, dafs er und der Seher Amphi-
6vyyQcc(p£wv 6a EyiuTaiog b McXTjGLog, Ludicig lochos, sowie Leonteus Podaleirios und Poly-
Mercklin, Die Talos-Sage und das sardonische poites, sich den heimfahrenden Achäern nicht
Lachen (aus den Mem. des sav. etr. T. 7) St. angeschlossen hätten, weil die Schiffe durch
Petersbourg 1851. 4''. p. 55 (19) p. 109 (73). die lange Dauer des Krieges angefault waren,
Anm. 184. Drexler.] [Stoll u. Höfer.] oder weil sie den Schiffbruch bei Euboia vor-
Kalaureates {KaXavQEazrjg), Beiname des auf so ausgesehen und zu Land von Troja abgezogen
der Insel Kalauria verehrten Poseidon; Boeclch seien, \_ApoUodori Epit. Vat. 21, 25. Wagn.
in den Monatsher. d. Berl. Akad. 1853 S. 570. Exe. Salbait., Eh. 31. 46, 163. 174, nebst
573. Dittenberger,Sylloge29,Tip.b6. Poseidon Wagners Curae mythogr. 256 ff., 290 und Bit.
hatte Kalaureia von Apollo gegen Pytho (oder 31. 46, 407. Andere Stellen bei Immisch,
von Leto gegen Delos, Strabo 8, 373) einge- KIaros{Jahrb. Siqjp»l.XVll) 160 ff.;'vg\.na,ment-
tauscht; Paus. 2, 33,2. 10,5,6. Strabo 8, 31i. lieh Lylcophr. 427 ff. (nebst Scholl, u. Tzetz.).
Philostephanos im schol. Apoll. Bhod. 3, 1242. Schol. II. 2, 135. Qu. Sm. 14, 360. 366 u. a.;
Eust. zu Dionys. Perieg. 498. Suid. s. v. s. auch Amphilochos (I Sp. 305ff.). Immisch.]
dvsHsv; vgl. Agathem. 1, 5 p. 193 Gron. Plut. Dem Kalchas war prophezeit worden, er werde
Pomp. 24; Schneider zu Kallim. fr. 221. In 40 sterben, wenn er einen besseren Weissager treffe,
seinem Tempel war ein Asyl, Lucian.Demosth. als erselbstsei(*S'Ojp/(OÄ'Zesinder Tragödie'£i£j;r;s
enc. 46. Pseudo-Demosth. ep. 2, 20 p. 1472. «Tratrrjcrtg nach 5'fra&. 14, 643); wahrscheinlich
[Vgl. Karl Keil, Inschriften aus Griechenland, war die Prophezeiung von Helenos in Troja,
Philologus, Supplbd. 2 p. 622 ff. nr. 8, wo die WelcJcer, Gr. Tr. 1, 123. Den besseren Wahr-
Litteratur über P. K. verzeichnet ist. Drexler.] sager traf er in Kolophon oder vielmehr in
Vgl. Kalauros. [Höfer.] Klaros bei Kolophon, wo das alte Orakel des
Kalanr[e^ia {KaluvQia oäev KccXavQSLcc), eine klarischen Apollon war. Dies war der dort
Nymphe, Gemahlin des Indos, Mutter des wohnende Mopsos, der Sohn der Manto und des
Ganges, Pseud.-Plut. de Jluv. 4, 1. [Lorentz.] Rhakios od. Lakios, mit dem er sich in einen
Kalauros {KäXavQog), Sohn des Poseidon, .w Seherwettstreit einliefs und besiegt wurde,
nach dem die Insel Kalaureia ihren Namen Infolge davon starb er vor Trauer, oder er gab
hatte, Steph. B. v. KuXavQiicc. Vgl. Kalabros. sich selbst den Tod. Seine Begleiter begruben
[Stoll.] ihn zu Klaros. Die Rätsel, die dem Kalchas
Kalclias {KaXxag, von KaXxccivco), der Sohn das Leben kosteten, haben Hesiod (in der
des Thestor, aus Mykenai oder aus Megara 3Ielampodie) unA Pherehydes a,u{hewahvt, Strab.
{Paus. 1, 43, 1), „der beste der Vogelschauer, 14, 642. 643. Immisch a. a. 0. Jung ist diese
der da wufate das Gegenwärtige, das Zukünftige Sage: Kalchas, mit Mopsos streitend, weissagte
und das Vergangene und den Schiffen der dem lykischen König Amphimachos, der das
Achäer nach Troja Führer war durch seine Amt des Schiedsrichters übte, in einem bevor-
von Apollon ihm verliehene Weissagung", IL fio stehenden Kriege den Sieg, welchen Mopsos
1, 69. Schol. Ap. Bh. 1, 139. Byg. f. 97. 128. ihm absprach. Mopsos behielt Recht und
Er heifst bei Homer (lävtig, oiavonöXog, &8o- wurde noch mehr geehrt; aber Kalchas gab
^QOTtog olcovLoxrjg, IL 1, 69. 92. 13, 70. Kägels- sich den Tod, Konon 6; (vgl. Immisch 144
bach, Hom. Theol. 151 Anm. u. 164. Er leitete nr. 4. Hafer, Konon 88). Auf Euphorion ist
die Achäer vor dem Krieg und während des- die folgende Sage mit einiger Wahrschein-
seiben, so dafs sie zum Ziele kamen. Er ver- lichkeit zurückzuführen: Als Kalchas im Haine
kündete, dafs ohne Achilleus Troja nicht ge- des Apollon bei Grynoi im Gebiet von Myrina
nommen werden könne, Apollod. 3, 13, 8. Zu in Aiolis Reben pflanzte, prophezeite ihm ein
923
Kalchas
Kaie
924
benachbarter Weissager, dafs er von dem Weine
nicht trinken werde. Nachdem der Wein ge-
keltert war, hid Kalchas unter andern Gästen
auch den Weissager ein. Schon hielt Kalchas
den vollen Becher in der Hand, da wiederholte
der Seher seine Weissagung; Kalchas brach
darüber in Lachen aus und erstickte, bevor er
getrunken, Serv. V. Ed. 6, 72. {G. Schnitze,
Eupliorionea 50ff. Knaack, Jahrb. 1888 15011'.
Immisch 149.) Kallinos erzählte, Kalchas sei
in Klaros gestorben, seine Begleiter aber,
die von Troja mit ihm gezogen, seien mit
Mopsos über den Tauros gezogen und zum
Teil in Pamphylien geblieben, zum Teil
weiter gegangen bis nach Kilikien , Syrien
und Phönikien, Strab. 14, 668, vgl. Herodot
7, 91. Paus. 7, 3, 4. Qu. Sm. 14, 367. Pam-
phylier, die mit Kalchas von Troja abzogen,
bildeten einen Teil der Bevölkerung von Ery-
thrai, Paus. 7, 3, 4; daher das Bild des
Kalchas auf einer Münze dieser Stadt, Mionn.
3, 130. [Die Münze zeigt nicht das Bild des
K., sondern den Beamtennamen KAAXAI.
Dagegen sieht Svoronos, 'Etprui. kqx- 1890
Sp. 165 — 170. Pinax 8, 29—31 das Haupt des
Kalchas (nr. 29) und das seines Sohnes (nr. 30.
31), nach welchem laut Hesych. Mil. § 21.
F. H. G. 4 p. 150 Chalkedon benannt ist, auf
älteren Münzen dieser Stadt. — Eckliel 2 p 411.
Mi. 2 p. 421. S. 5 p. 25. Leake, Num. Hell.
As. Gr. p. 40. Heacl p. 438 lassen diese Häupter
unbenannt, während Warivick Wroth, C. Gr.
C. Brit. Mus. Pontus, Paphlagonia, Bithynia
p. 124 an Zeus und Apollon denkt. Drexler.]
Sophokles in der oben erwähnten Tragödie
verlegte mit andern den Wettstreit des Kal-
chas und Mopsos und seinen Tod nach
Kilikien, das er Pamphylien nannte, Strab.
14, 643. 675. In Pisidien soll Kalchas die
Stadt Selge gegründet haben, Strab. 12, 570.
Eustath. JJionys. Per.SbS, ebenso Kalchedon am
thrakischen Bosporos (wohl wegen der Namens-
ähnlichkeit, richtiger Maafs, Herrn. 23, 619;
doch vgl. Immisch 158 nr. 2), Hesych. Miles.
in Müller, hist. gr. fr. 4, 150, 21. Auch in Italien,
in dem frühzeitig gräcisiertenApulien (Daunien),
zeigte man ein Grab und ein Traumorakel des
Kalchas auf dem Gipfel des Hügels Drion; am
Fufse desselben war das Grab des Podaleirios.
Ebenso war in Siris in Lucanien ein Grab des
Sehers Kalchas, den Herakles durch einen Faust-
schlag getötet haben sollte, doch will Tzetzes
diesen nicht für den Thestoriden, der in Argos
begraben sei, anerkennen: Lykophr. 978 ff.
1047 ff. nebst Schol. und Tz. Strabo 6, 284.
PreUer, Gr. M. 2, 480.^ 482 f. [Rohde, Psyche
1, 175. Immisch 158 ff. Wahrscheinlich liegt
der Sage eine Umbildung des einheimischen
Königs Kalchos zu Grunde (vgl. Kalchos).]
— Tzetz. Poithom. 666 beschreibt den Kal-
chas als klein und schmächtig, von weifser
Haut, mit dichtem gi-auem Haar und ganz
weifsem Bart. — Ein Bruder des Kalchas war
Alkmaon, II. 12, 394, Schwestern desselben
Leukippe und Theonoe, welche ihr Geschick
auch nach Kleinasien führte, Hyg. f. 190. Von
Schol. IL 13,45 wird Kalchas unter die Herolde
vor Troja gerechnet. [Bildliche Darstel-
lungen des K. finden sich auf dem Gemälde des
Timanthes (s. Iphigeneia u. vgl. Heibig, Wand-
gemälde nr. 1304 u. 1305, wo auch weitere
Litteratur angegeben ist), ferner auf der Tabula
Iliaca G. I. Gr. 6125; vgl. auch Arch. Ztg. 4,
286(?). 9, 103*. R.] [Stoll und Immisch.]
Kalchedonia [KaXxv^ovLa), von Zeus Mutter
des Solymos, von dem die Solymer stammten,
Antimachos b. Schol. Od. 5, 283 = fr. 16 b.
10 Bergk, P. L.^ 2, 292. Bei Steph. B. v. üiaidia
heifst sie Xul^y^. [Stoll.]
Ealcliinia {Kdlxivia), lochter des Königs
Leukippos in Sikyon, welche dem Poseidon
den Peratos gebar. Leukippos erzog den
Peratos und hinterliefs ihm die Herrschaft,
Pa^ls. 2, 5, 7. Lauer, System 391. [Stoll.]
Kalchos (Kdlxog), König der Daunier, Ge-
liebter der Kirke, die ihn jedoch, als sie mit
Odysseus Umgang pflog, nicht mehr auf ihre
20 Insel liels. Seinem Andringen nachgebend,
lud sie ihn endlich zum Mahl und verzauberte
ihn dnrch vorgesetzte Speisen. Als nach
einiger Zeit ein Heer der Daunier, den König
suchend, bei Kirke erschien, gab sie ihn zu-
rück gegen das Versprechen, dafs er ihre Insel
nie mehr betreten und von jeglicher Werbung
abstehen wolle, Parthen. 12. (Vgl. Kalchas.)
[Stoll]
Kaie {KaXi]), 1) eineNereide, C. I. Gr. 4 nr.8406.
30 — [2) Eine der 3 Chariten (= Aglaia), Schwester
der Pasithea und Euphrosyne, von Teiresias
[dem Schüler des Cheiron in der Mantik,
Tümpel], in einem Schönheitswettstreit mit
Aphrodite für die Schönste erklärt. [Als Tei-
resias von der erzürnten Aphrodite in ein
altes ^Tagelöhnerweib verwandelt wird, spendet
K. diesem zum Tröste schönes Haupthaar und
führt es nach Kreta; vgl. 'Nachträge^ zu Bd. II
u. 'Arachnos'. Tümpel]: Sostratos b. Eustath.
40 zu Hom. H 492; vgl. B. Wagner im Hermes 27
(1892) S. 132 u. 136, der an Ho7n. Z, 382 f. er-
innert. Röscher.] — 3) [KAAH als Beischrift einer
Bakchantin fafst Ileydemann, Satyr- u.Bakchen-
namen A, T, W, f. % nicht als Namen der-
selben p. 12 Anm. 43; vgl. O. Jahn, Vasenbildcr
p. 18 Anm. 27. — 4) Stephani, Der ausruhende
Herakles p. 16 sieht auf einem Vasengemälde
„den Gedanken, dafs die wahre Glückseligkeit
in reichlichem, mit Liebesgenufs verbundenem
50 Mahle, in Gesundheit, langem Leben und
Schönheit besteht, dadurch ausgesprochen, dafs
Eudaimonia von Pandaisia mit herzuschweben-
dem Eros, von Hygieia, Polyetes und Kaie um-
geben ist" ; ebenso fassen das Bild Mineroini,
lllustr. di un vaso di Buvo 1845 und de Witte,
Bev. arch. 2 p. 550 ff. Elite ceramogr. 2 p. 61.
Ami. deW Inst. 17 p. 414 ff. Auch Heydemann,
Heroisierte Genrebilder auf bemalten Vasen,
Commentationes pldlol. in hon. Th. Mommseni
60 p. 164 Anm. 6 ist nicht abgeneigt auf dieser
zweifach {Jahn, Vasen mit Goldschmuck Tf. II,
1. 2 u. 3. 4 = Brit. 3Ius. 1263 u. Hresd.
Antik. 88) erhaltenen Darstellung KaXrj hier
„im Hinblick auf Hygieia u. s. w. ausnahms-
weise als weiblichen Eigennamen (vgl. Anth.
Palat. 7, 599 u. a.) zu fassen und zu deuten".
— 5) Auf einer Hydria fafst de Witte KAPE als
Namen der dargestellten Amazone, de Witte
925 Kaie Tbea Kalligeneia 926
o^
Beser. d'une coli, de vases peints et de bronzes Kallias(Ä'aHmg), 1) Solan des Temenos, Bruder
provenant des fouiUes de VEtrurie, Paris 1837 der Hyrnetho, der Gemahlin der Deiphontes,
p. 92 nr. 145. — C) Ebenso hält er auf einer Apollod.2,8,5. [Stell.] — [2) Name eines Satyros
Hydria mit Darstellung von drei bestimmt auf einem rotfig. Kylix: G. I. Gr. 7473. Heyde-
durch ihre Attribute als Musen, [TEJPYIXOPA, mann, Sai.- m i^aA;c/(ennamen S. 29. R.] —(3) KAA-
[0JAAEIA, KAAAIOr[H] charakterisierte Frauen AIAI KAAOZ neben Theseus u. Antiope auf einer
und zwei anderen, von denen die eine ohne ^^bq bezieht Welclcer , Hyperhor.-röm.Stud. ani
Beischrift ist, während bei der anderen KAAH Theseus, „als den Helden, dessen Schönheit die
steht, dieses für den Namen der Frau, die er mit Amazone gerührt hat"; ihm widerspricht mit
der anderen nicht mit einer Beischrift ver- lo Recht 0. Jahn, Arch. Beitr. p. 149. Drexler.]
sehenen, gleichfalls für eine Muse erklärt, Kal(l)ichora (KaXlixoga), beigeschriebener
Cat. d'objets d'art . . . composant la coli, de Name einer Nymphe auf einer schwarzfigur.
31. Castcllani. Paris 1866 p. 21 nr. 50. Cat. Vase, welche den Kampf des Herakles mit
d'wie coli, de monum. ant. (de 31. Paravey). Triton darstellt: C. I. Gr. 7591. [Röscher.]
Paris 1879 p. 20 nr. 42. Drexler.] [Lorentz.] [Broendsted, A hrief description of thirty-
Kale Tbea. Eine Inschrift von Ramleh tivo ancient greeJc painted vases. London 1832
lautet: Qsä KaXrj \ sv UavdolxsL \ -Aal avv- p. 15 — 18 nr. 7. Eine Quelle bei Eleusis
['],['] , , , , , hiefs Kallichoros, vlpo??o<Zor. 1, 5, 1; Broendsted
vccotg I ■9'fois I AniiavaQiov \ HqaSov aarrj \ p jg Anm. 12. Drexler.]
dvi&r]Hsv, F. G. Kennyon, Class. rev. 5 1891 o» ' Kallichore '{KalUxoQri), eine Bassaris, Be-
p. 483; vgl. p. 486 und Athenaeum 1891, gleiterin des Dionysos nach Indien, Nonn.
14. Nov. [Drexler.] Dionys. li, 221. [StoU.]
Kaieon (Kcclsdv) , Flufsgottheit, erscheint auf Kallidike {KaXliöUrj), 1) Tochter des Danaos,
Münzen der Sabina von Smyrna, mit der Bei- vermählt mit dem Aigyptiden Pandion, .4po;/o(7.
Schrift KAAGQN, gelagert, das Füllhorn in der R., 2, 1, 5. — 2) Eine der Töchter des Fürsten
den 1. Arm gestützt auf eine Urne, Mi. S. 3, Keleos in Eleusis, Hom. h. in Cer. 109. —
341, 1694—1696; vgl. Note a. Cat. de 3Iousticr 3) Königin der Thesproter, vermählt mit Odys-
p. 85nr. 1305. Head, H. N. p. 510. [Drexler.] seus, dem sie den Polypoites gebiert, ihren
Kaieos s. Kalaos. Nachfolger in der Herrschaft, Telegonie des
Kaieros (KähjQos), ein König, von welchem 30 Euyammon in ProJd. Chrestom. (ScJiol. in Hom.
Alopekonnesos den Namen Kaieros hatte, Stepli. 11. ed. Bckker p. III). Preller, Gr. 3Iyth. 2, 468.
B. s. V. [Stell.] ^ [Stell.]
Kalesios {KaXTqatog), Gefährte des Axylos Kalliergos (XaAXtfpyog), Beiname der Athena
vorTroja, aus Arisbe, von Diomedes erschlagen, auf einer Weihinschrift aus Epidauros 'AQ-riväs
IL 6, 18. Tzetz. Hom. 113. [StolL] ÄaXXiigyov — AnoXXcoviog . . . nvQOcpoQr'jOcxg,
Kaletor {KccXrjzcoQ) , 1) Sohn des Klytios, Kahbadiasin ephem.arch. 1884 28 = Baunack,
Vetter des Hektor, von Aias erlegt, II. 15, Studien auf d. Gebiete des Griech. etc. 1, 102
419. Paus. 10, 14, 2. [Vgl. die Tabula Iliaca: nr. 72. [Höfer.]
C. /. Gr. 6125. R.] — 2) Vater des vor llion Kalligeneia {KaXXiysvsia; vgl. Lobeck, Para-
von Aineias erschlagenen Aphareus, IL 13, 541. 40 lip). p. 321), eigentlich Demeter selbst als Mutter
[Stell.] des schönen Kindes (KoQrj) und Dämon des
Kaleiis s. Kalaos. Kindersegens; oder dat'fimvnsQit.J r'ifirjTQccv^Ari-
Kalia s. Kolias. • stoph. Thesmoph. 298 und Scliol. Nonn. 6, 140
Kaliadue (KaXiddvrj), eine Nymphe, die dem {K. srjv ivnaida rid'/jvrjv; nach PJiot. lex. 127,
Aigyptos 12 Söhne gebar, Apollod. 2, 1, 5 (b. 10 rgocpög), die Tochter des Zeus und der De-
Heyne u. C. 3Iüller KccXiccvdrj). [Stell.] meter, PJiot. lex. 127, 9; oder = ijyriirri) AjMllod.
Kaliande s. Kaliadne. bei PJwt. lex. a. a. 0.; oder eine Dienerin und,
Kallas {KccXtdg), Beiname der Aphrodite in Priesterin der Demeter, C I. Gr. 3 nr. 5432.
einer samothrakischen Inschrift bei Conze, Hesych. s. v. Als Schwur gebräuchlich war:
Heise atif den Inseln des thrakisclien 3Ieeres hO \id xrjv KccXXiyivsiav , Alciphr 2, 4. Ihr zu
p. 69, nach Usener, Eh. 3Ius. N. F. 23 1868 Ehren wurde das Fest der KuXXiysvsiu ge-
p. 324 Anm. 16 ,,sicher keine KcoXiäg, schwer- feiert (tä KuXXiytvsia &v£lv), Alciphr. 3, 39.
lieh mit K. Keil (PhiloL XXüI p. 614) her- Plut. quacst. graec. 31. Preller, Gr. 3Iyth. 1,64.0
zuleiten von KaXid, 'Aphrodite in der Grotte'". Anm. 3. Demeter u. Perseph. S. 346 u. 3Iomms.,
Vgl. Kolias. [Drexler.] ifeotoZ. 301f. 295; vgl. Kolias. [Lorentz.] [Kalli-
Kalike s. Kalyke. geneia will Stephani erkennen in einigen in
Kallianassa (KaXXidvccaaa), Nereide, IL 18, Südrufsland gefundenen Terracotten, die eine
46. Hyg. praef. p. 29 Bunte. Braun, Gr. kleine weibliche Figur auf den Schultern bald
Götterl. § 99. [Stell.] einer, bald zweier weiblichen, von ihm im
Kalliaueira {KaXXLdvBiQct), Nereide, IL 18, eo Widerspruch gegen Overbeck, Demeter u. Kora
44. Braun, Gr. Götterl. § 99. [Stell.] p. 488 auf Demeter und Kora gedeuteten
Kalliaros {KuXXCuQog), Sohn des Odoidokos Figuren getragen zeigen, C. r. p. Fa. 1S76
und der Laonome, nach welchem die gleich- p. 184 ff., speziell p. 203— 204: „dafs aber Kalli-
namige Stadt der opuntischen Lokrer benannt geneia von ihnen auf der Schulter getragen
war, Hellanikos bei Steph. B. s. v. Bei Schal. wird, ist . . . nichts anderes, als ein Ausdruck
11.2, 531 heifst er Kalliaraos, Sohn des für die engste, natürlich mit sympathischer Ge-
Opus. [Stell.] sinnung verbundene Zugehörigkeit"; s. bes.
Kalliaraos = Kalliaros (s. d.), auch Usener, Kallone, Bh. 3Ius. N. F. 23 (1868)
927 Kallikarpos Kallipolis 928
p. 329 Anm. 32, p. 360. Drexler.] Der Bedeu- des Ann. de l'Inst. arch. tom. 17) Paris 1846.
tung nach vgl. Kalliteknos. p- 17 u. Note 2, Gerhard, Ges. ak. Ahli. 1 p. 55,
Kallikarpos {KanC-Auqnos) , Sohn des Ari- p. 122 Anm. 106*; 107. p. 137. 307 Anm. 11.
staios (s. d.), Bruder des Charmos, auf Sardinien Heydemann, Mitteilungen a. d. Antikensamm-
geboren, Diod. Sic. 4, 82, 4. [Lorentz.] lungen in Ober- u. Mittelitalien p. 116. Kaum
Kalllkelados {KccUinsluSog), Beiname des mit Recht will de Witte, Bescr. d'une coli, de
Bakchos; frg. adesp. 115 b. Bergk, Poet. lyr. vases peints et bronzes ant. provenant des fouilles
3*, 725; vgl. den Beinamen Keladeinos {KbIcc- de l'Etrurie. Paris 1837. p. 130 nr. 293 auf
Seivög) Anth. Pal. 9, 524. [Höfer.] einem Spiegel bei Micali, Storia tav. 50, 1
Kallikrates {KallXji-nQÜxrjg), beigeschriebe- lo mit der Befreiung des Prometheus (Prumathe)
ner Name eines der von Theseus durch die durch Kastor (Castur) und CAUAMICE unter
Erlegung des Minotauros befreiten athenischen letzterem statt Herakles den Polydeukes er-
Jünglinge auf einer schwarzfigurigen Amphora: kennen. Drexler.] [Vgl. ferner die von Bergk,
C. 1. Gr. 7719. [Röscher.] poet. lyr. 2^ p. 418 angeführten Stellen und
Kallikrite(7va:AAix9tt7j), eine Nymphe, Tochter aufserdem Eur. Herc. für. 180. 582; vgl. 49.
der Kyane, Plat. Theag. 125 d. e. [Lorentz.] 570. 681. 788. 961. 1046. — Lukian. Piscat.
Kallllampetes (A:«UiAa:|it«£'rrjs), Beiname des 31. Anth. Pal. 11,269. Plut. de exil. 18.
Helios; Anukreon fr. 27 (25). Etym. M. 670. Nikephoros jwogymn. bei Walz, rhet. 1, 491.
19. Gramer, an. Ox. 3, 389, 21. 390, 14. Fa- Suid. s. v. 'laß; Weihinschrift an den Herakles
vorin. 363; ähnlich Kalhtpsyyrig Eur. fr. 781, 20 KaUivsiKog vom Berge Pagos bei Smyrna,
11; vgl. Bd. 1 Sp. 2001, 5lff. [Höfer.] MovCBtov nal ßißl. 5 (1885/86), S. 93 nr. 267;
Kallileon {KccXUliwv), der sonst Kalaos vgl. Larfeld in Bursian's Jahresb. 66 (1891),
(s. d. u. Bd. 1 Sp. 714, 30) genannte Sohn des 72. Nach Hesych. s. v. hiefs KKUivinog auch
Thyestes, Bruder des Agoos (s. d. im Anhang) ein Tanz inl xfj xov KsQßsQOV dvaycoyfj. —
und Orchomenos {Apollodor. bibl. frg. Vat. ed. 2) Beiname des Dionysos, Eur. Bakch. 1147
Wagner 2, 10, 4). [Steuding.] vgl. 1161. Höfer.]
Kallimaclios (KAAAIMAXO^) heifst auf einer Kalliope s. Musen.
Vase von Cumae der Begleiter des von der Kallipliaeia s. lonides.
Eos verfolgten Kephalos, Bull.Napol. 1 Tav. 1. Kallipliora {Kal[k]Lcp6Qa), beigeschriebener
Minemini p. 5. Avellino p. 35fF. Schultz, Bull. 30 Name eines Rosses des Demophon auf einer
delV Inst. 1842 p. 9 f. Gerhard, A. Z. 1 p. 59 f. schwarzfig. attischen Amphora in Berlin; Furt-
0. Jahn, Arch. Beitr. p. 141. Stephani, C. r. wängler nr. 1720. [Röscher.] [C. I. G. 4154.
p.Va. 1S67 p. 88. Franz Winter, Die junge- Jeschonnek p.iS. — Arthur Schneider, D.troische
ren attischen Vasen p. 71, XIV, B nr. 16. Sagenkreis in der ältesten griech. Kunst p. 109
[Drexler.] schlielst sich Brunn's {Troische Miscellen 3
Kalliuikos {KalXCviv.og), Beiname des Hera- p. 172) Ansicht an, dafs der Maler in dieser
kies als des Beschützers vor allem Übel, Archil. Scene „wohl weniger den troischen Krieg an
bei Schol. Arikt. Acharn. 1227. Apollod. 2, 6, 4. sich, als die Verherrlichung zweier athenischer
ep. bei Diog. Laert. 6, 2 nr. 6. Suidas s. v. Namen im Auge hatte. Ebenso lautet auf
G. I. G. 2 nr. 2385. Preller, Gr. Myth. 2, 236. 40 einer schwarzfigurigen Amphora des Exekias
271. 272. [Lorentz.] [Aristid. Gr. in Herc. aus Vulci der Name eines der Pferde am
t. 1 p. 34. Boeckh, Expl. Pind. p. 187. S. be- Viergespann des Auchippos, C. I. G. 8155;
sonders auch die Erklärungen des pompejani- Jeschonnek p. 43. Derselbe Name auf einer
sehen Graffito: schwarzfigurigen Vase aus S. Agata de' Goti
e - , , ^ ,,, ^TT 1- iiiit dem Auszuge des Amphiaraos (C. /. G.
orox- z/tos na,g ^alhvsL^og Hga^Xrjg ^ ^^^^^ ^-^.^ ^^^ Welcker, Schulzeitung 1832. 2
£[i'^]aöai «ßToixft, (iTid^v dasiocizw %unov ^ ^^3^ ^^^ Grüneisen, Altgriech. Bronz.^.Q4.t
{Kaibel, Epigr. Gr. 1138) von Minervini, Bull. mit Hinweis auf den Peplos, durch welchen
arch. napol. n. s. 4 p. 33 — 35. Buecheler, Bhein. Thersandros die Eriphyle zum Verrat an Alk-
Mus. N. F. 12 (1857) p. 247 — 248. Bilthey, 50 maion bestimmte, auf diese bezogen, dagegen
Epigrammata Graeca in muris picta. Göttinger von Minervini, Bull. delV Inst. 1842 p. 44ff.
ieÄt(0ws-7iaia%,V\^intersem. 1878/79 p. 3— 10. Bull. arch. napol. 2 p. 122. 0. Jahn, Arch.
— Minervini ]}. '6b n. Billhey p. 8Anm. 1 .stellen Beiir. p. 140 und E. Curtius, C. I. G. a. a. 0.
KdlXtvi-nog gleich dls^iiia'Kog. Das löwen- als Name eines Rosses des "Agiatog (Adrastos
würgende Bild des Herakles erscheint gemäfs oder Alkmaion) erklärt. [Drexler.]
der Vorschrift des Alexander von Pralles de Kalliphos (Äa;lA^qp(]öcr), einer der vielen Namen
medicam. nat. 1. x. c. 1 auf Amuletten gegen des Sonnengottes in einer Beschwörung des
die Kolik, Macarius, Ahraxas tb. XXII nr. 89. grofseu Pariser Zauberpapyrus, Wessely, Griech.
90 p. 127. eil. Lenormant, liev. arch. 3 (1846) Zauberpapyrus von Paris und London p. 59
p. 510— 511 (mit der Aufschrift ANAXOJPI K0A6 60 vs. 594; Dieterich, Abraxas p. 49. [Drexler.]
TO AION C€ AI0K6I = uvuiaqhi, %olri, x6 Kallipolis {Rixllinolig), Sohn des Alkathoos,
&Ei:6v GE äicönfi); Edm. Le Blant, Bev. arch. Königs in Megara. Als die Nachricht kam,
3« ser. 3. 1883 p. 43 nr. 10. Auf den etrus- dafs sein älterer Bruder Ischepolis auf der
kischen Spiegeln bezeichnet Calanice nicht kalydonischen Jagd umgekommen, eilte er auf
selten den Herakles, Müller, Hdb. d. A. d. die Burg, wo sein mit dem Unglück noch un-
K. § 396, 2. 410, 1. Eaoul-Bochette, Mein. bekannter Vater dem ApoUou opferte, und
sur Atlas p. 58 f. 0. Jahn, Lettre ä M. J. de warf die Holzscheite vom Altar. Der Vater,
Witte sur les representations d'Adonis {Extr. von Zorn erfafst, erschlug den Sohn mit einem
929 Ivallirrlioe KalHs 930
Feuerbrand. Sein Grabmal wurde zu Megara muHum dicitur rupti amoris dulce flevisse con-
gezeigt, Paus. 1, 42, 7. 43, 5. [Stoll.] sortium; hanc comocdiam scripsit Ätines Celer
KalUrrhoe {KaUiQQÖi], KocXXiQvr]), 1) Tochter pueriliter", s. 0. Jahn, Arch. Beitr. p. 331
des Okeanos und der Tethys, von Chrysaor — 332, Anm. 9, der den Namen des Dichters
Mutter des Geryones und der Echidna, Hes. für unrichtig, die Angabe einer Komödie für
Theog. 288. 297. 351. 981. Hom. U. in Cer. sehr verdächtig erklärt. Drexler.] — 4) Toch-
419. Äpollod. 2,5, 10. Tzetz. L. 651. Hyg. ter des Maiandros, zeugte mit Kar den Ala-
jjraef. extr. f. 111. Mit Poseidon zeugte sie bandos, Steph. B. v. 'AXäßavda. [ — 5) Toch-
den Minyas, Tsetz. L. 874, mit Neilos die ter des thrakischen Flufsgottes Nestos; Steph.
Chione, Serv. V. Aen. 4, 250, nach lydischer lo B. s. v. Biatovia. R.] — 6) Tochter des Lykos,
Sage mit Manes, dem ersten König der Lyder, Königs in Libyen, welcher den nach der Zerstö-
den Kotys, IJiovys. A. R. 1,27. — 2) Tochter rung von Troja dorthin verschlagenen Diomedes
des Acheloos, Gemahlin des Alkraaion, Apollod. fesselte, um ihn dem Ares zu opfern. Die Jung-
3, 7, 5. 6. Faus. 8, 24, 4, s. Alkmaion und fran, von Liebe zu dem Helden ergriffen, befreite
Amphoteros.— [Ihr Haupt, geziert mit Perlendia- ihn; aber Diomedes liefs die Wohlthäterin im
dem und Halsband, erscheint im Quadratum Stich und fuhr davon, worauf diese sich erhängte,
incusum auf dem Rev. von Silbermünzen des Plut. Parall. Gr. et B. h. 23. — 7) Eine
5. Jahrhunderts von Stratos mit der Aufschrift Jungfrau inKalydon. Koresos, ein Priester des
^-T-l^-A, deren Obv. der bärtige Kopf des Dionysos, warb mit heifser Liebe um ihre
Acheloos mit Stierohren einnimmt, Imhoof 20 Gunst, wurde aber beständig zurückgewiesen;
Blumer, Die Münzen Akarnaniens , Num. darum wendete er sich flehend an seinen Gott,
Zeitschr. 10 1878 p. 158 nr. 1 Tfl. 1, 20; des- und dieser liefs nun Wahnsinn wie eine Pest
gleichen ohne Schmuck, ProJcesch-Osten, Abh.d. unter den Einwohnern wüten. Das dodonäische
Berl. AI: 1845 Tfl. 3, 67. Imhoof ^. 158 nr. 2 Orakel weissagte, damit der Zorn des Gottes
Tfl. 1, 21. C. Gr. C. Brit. Mus. Thessaly to und das Übel ende, müsse Kallirrhoe oder
Aetolia p. 191 nr. 1 PL 29, 15. Head p. 281. einer, der sich für sie stelle, von Koresos ge-
Etwa in der Zeit von 400 — 350 sind eben- opfert werden. Schon standen das Opfer und
daselbst Bundesmünzen mit den gleichen der Opferpriester am Altare bereit, da wurde
Typen geschlagen ; die Reversaufschrift lautet Koresos aufs neue von Liebe ergriffen und
A-K; das Haupt ist hier nach C. B. Mus. mit 30 tötete sich für die Jungfrau. Diese tötete
einer Taenia, nach Imhoof mit einem Perlen- sich darauf, von Scham und Reue ergriffen, an
diadem geziert, Imhoof p. 14 nr. 1. C. G. C. einer Quelle, die nach ihr benannt wurde,
Brit. Mus. Thcss. p. 168 nr. 1 PI. 27, 1. Head Paus. 7, 21, 1. Vgl. Kalk mann, Pausanias der
p. 282; oder der Rev, trägt die Aufschrift Perieget p. 133. — 8) Tochter des Phokos; s.
AfHMQN und das Haupt trägt Ohrgehäng und Phokosi. [— 9) Tochter des Piranthus, Schwester
Halsband, Imhoof p. 14. nr. 2. Head p. 282. des Argos, Arestorides und Triopas; i/?/*/./. 145;
Auch Bronzemünzen des 4. Jahrh. zeigen im doch vgl. Kallithoe. R.] — [10) Quellnymphe zu
Obv. wohl das Haupt der Kallirrhoe, geziert Tyros, wie Abarbarea und Drosere, von Dio-
mit der Sphendone, auf dem mit der Auf- nysos bewundert und von Eros mit seinem
Schrift ZTPATIQN versehenen Rev. das Haupt 40 Geschofs entflammt, Nonnos Bionys. 40, 359 ff.
des Acheloos, C. G. C. Brit. Mus. Thess. p. 197 538ff.; vgl. Movers 2, 1 p. 230ff. B. Koehler,
nr. 2, PI. 29, 16; nr. 3. Head p. 282. Von Über die Dionysiaka des Nonnus von Pano-
Head p. 281 werden Stratos zuerteilt auch polis p. 80—81. Baudissin, Stud. z. semit. Bei.
die Silbermünzen mit dem Haupt des Ache- 2 p. 157—158; letzterer ist indessen geneigt
loos im Obv. und F im Quadratum incusum Kallirrhoe und Drosere für eine Erfindung des
mit der Umschrift KAAAIPOA im Rev., Bev. Nonnus zu halten. Drexler.] [Stoll.]
num. 1859 PI. 1, 19^ Berliner Blätter für Kallis (JSTaUis oder XaAtg), eine Bacchantin.
Münz-, Siegel- u. Wappenkunde 2 1865 Tfl. 13, 2. Ihr Kopf ist neben dem des Dionysos und
Imhoof -Blumer p. 145 f. nr. 4, 5 Tfl. 1, 17. zweier Bacchantinnen abgebildet auf einer
C. B. Mus. Thess. p. 189 nr. 2 PI. 29, U; 50 schwarzfigurigen Trinkschale (/:/e2/c^emaww, 6'«-
nr. 8; und mit T zwischen zwei Eichenzweigen tyr- und Bakchennamen S. 14) und auf einer
und KAA darunter im Rev., L. Müller, Under- Trinkschale des Euxitheos {Heydemann a. a. 0.
s&gelse at graeske Mynter, der have Tegnet T S. 30). C. I. Gr. 4 nr. 7446 b. Archäol. Zeitg.
tu Typ. 1857 Tfl. 1 nr. 2. Imhoof p. 147 nr. 8. 6, 1848 S. 220. [Lorentz.] [Auf der Vase der
C. G. C. Brit. Mus. Thess. p. 189 nr. 4 PI. 29, Coli. Santangelo aus Capua: Minervini, Bull.
12. Head p. 281, die /. Friedländer, Berl. arch. napol. n. s. 6 p. 191, tav. 13. Gerhard,
Bl. 2 1865 p. 1—7 Oiniadai zugewiesen hatte. Bull. arch. nap. 7 p. 9 — 11. Gerhard, Über die
was aber bereits das Bedenken Imhoofs p. 151 Anthesterien, Berlin 1858 p. 169. 204. Tf. 1, 1. 2
erregte. Drexler.] — 3) Tochter des Ska- = C. I. Gr. 1U6h. Heijdemann, Satyr- u.Bak-
mandros, Gemahlin des Tros, Mutter der Kleo- co chennamen p. 14 nr. G fafst Froehner, Choix
patra, des Ilos, Assarakos und Ganymedes, de vases grecs inedits de la coli, de son Altesse
Apollod. 3,12,2. Schol 11.20,232. Nach Diow?/s. Imp. le Prince Napoleon. Paris 1867. 4". p. 26
A. B. 1, 62 zeugte sie mit Erichthonios den nr. A u. p. 34 Note 4 KAAIS als Beinamen
Tros. — [Mutter des Ganymedes auch nach S'c/toZ. der Athena: „Je m'etonne que jusqu'ä present
German. 283 p. 68. schol. Stat. Theb. 1, 548. l'egide bien caracterisee de Minerve ait ete
Myfhogr. Vatic. 2, 198. Im schol. Pers. 1, 134 2^^^^^ P^^*" "**^ ^^^^ brodee. Le nom de KaUig
heilst "es: „Calliroe nympiha fuit, quam Paris doit etre une epithete eomtne Kalliazm, -naXU-
ante raptum Helenae habebat, quae deserta fto^qpos, KaXliysvsia. Minerve fait sotivent
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 30
931 Kallistagoras Kallisto 932
partie du cortege haecliique, de plus eile est p. 79, 4); auf den etwa gleichzeitigen Di-
l'amie intime de la mere de Bacchus." Auf drachmen von Plieneos: Hermes den kleinen
einer rotfigurigen Vase in Athen ist KAAAIS Arkas davontragend (a. Bd. 1 Sp. 533); als
einer der Gefährtinnen der Sappho beigeschrie- Grab der K. galt ein hoher, mit allerhand
ben, Maxime Collignon, Cat. des vases peints Bäumen bestandener und mit einem Heilig-
dti musee de la societe areh. d'Athenes. Paris tum der "AQTsyn? KalUßxri gekrönter Erdhügel
1878 p. 137ff. nr. 517; auf einer Vase in Mün- nahe dem Südwestabhang des Mainalos {Paus.
chen (nr. 404) einer Troerin. Drexler.] 8, 35, 8). Dieselbe Version im Gert. Eom. et
Kallistagoras {KuUiarayÖQag), doiificov im- Bes. 111 Bz. (AlTiidamas) und b. Apollod. 3,
XcÖQiog bei den Teniem, Giern. Alex. Protr. lo 8, 2, 4. — Eine 3. Version mufs an Stelle des
p. 12 Sylb., J. Geffken, Hermes 25 1890 p. 94f. Zorns der Artemis die Eifersucht der Hera
[Drexler.] gesetzt haben: diese könnte der verderbten
Ealliste, Beiname der Artemis oder Hekate, Stelle Eurip. Hei 375 ff. zu Grunde liegen, wo
Usener, Kallone, Bh. Mus. l!i.F.2S 1868 p. 325 nicht von einer Löwin, sondern von einer
— 326. Dilthey, Bh. Mus. N. F. 27 1872 p. 398. Bärin die Rede ist {Franz p. 254). — Als eine
[Drexler.] Vereinigung dieser und der arkadischen Version
Kalllstlienes tötete seine Tochter Euboea mit selbständig erweitertem Schlufs stellt sich
nach einem Orakelspruch im Interesse meines die Erzählung des Kallimachos dar: Hera, als
Vaterlandes. Hygin. f. 238. [Röscher.] sie die an ihr begangene Untreue entdeckt,
Kallisto {KaXXiarcö), 1) Mutter des Arkas, d. 20 verwandelt K. in eine Bärin und veranlafst
Stammvaters der Arkader. Nach anderer (wohl Artemis, sie als wildes Tier zu erschiefsen,
tegeatischer) Überlieferung hiefs sie Megisto, worauf Zeus durch Hermes das Kind aus dem
Tochter des Keteus {Ariaithos b. Hyg. Astr. Leibe der Mutter nehmen und der Mala über-
2, 1 u. 6), oder Themisto {Istros b. tStepJi. B. bringen läfst, während er die Bärin selbst an
V. 'AQKdSia. Giern. Born. Becogn. 10, 21). — den Himmel versetzt {Schol. Ven. A Hom. IL
Monographie von Beinliold Franz, De Gallistiis 18, 487. Eustath. p. 1212. Paus. 8, 3, 6; An-
fabula, Leipz. Stud. XII (1890). spielungen Callim. hyr)in. in lov. 40. Gatull.
Genealogieen: Nymphe nachiImod(wohl 66,66. T/(eocr. 1, 125). Ein späterer Mytho-
richtiger ii'MJHeZos)b. ^^oZ/ofZ. 3, 8, 2, 2, Tochter graph liefs nach einem der lo-Sage entnom-
des Nykteus nach Asios ebd., T. des Keteus 30 menen Motiv Zeus selbst die K. verwandeln,
(durch Übertragung von Megisto) nach Phere- um sie der Eifersucht der Hera zu entziehen
Icydes ebd. und Scliol. Eurip. Or. 1646, T. d. {Apollod. 3, 8, 2, 4. Liban. p. 1101. Hyg. Astr.
Lykaon nach Hesiod b. Eratosth. Gatast. rel. 2, 1 p. 31, & B.). Ein Katasterismenschreiber
ed. Bob. p. 50 (vgl. Apollod. a. a. 0., wo die setzte am Schlüsse für Zeus Artemis ein {Hyg.
Namen Ev(irjlos n.'HoLoScg ihre Plätze ge- Astr. 2,1 i^. 31,3 B.); ein ander er iügte den Jagd-
tauscht zu haben scheinen) und bei den Spä- hund der K. als kleine Bärin hinzu {Schal.
teren. Mutter von Zwillingen, Arkas u. Pan, Arat. 27); ein dritter, wie es scheint, verband
b. Epimenides (und Aischylos?) nach Apollod. mit der Bärin das Sternbild des Löwen, dessen
nsQi Q-säv (vgl. Bob. Münzel, Quaest. mythogr. Gestalt Zeus angenommen habe {Giern. Born.
p. 16. Frans a. a. 0. p. 238 fT.). 40 Homil. 5, 13). Ein unbekannter Alexandriner
Entwickelung der Sage: Die älteste dichtete als Erklärung, warum die Bärin nicht
Form trägt den Namen Hesiods: K., die jung- untergehe, hinzu, dafs Hera ihre Amme Tethys
frauliche Jagdgenossin der Artemis, erleidet von gebeten habe, ihre Nebenbuhlerin nicht zum
Zeus Gewalt, verheimlicht es aber der Göttin Bade im Ocean zuzulassen {Hyg. f. \11. Franz
und wird daher, als bei einem Bade ihre p. 327). Istros frg. 57 (vgl. Hermes 19, 447
Schwangerschaft an den Tag kommt, zur A. 2) übertrug die kallim. Erzählung auf The-
Strafe von ihr in eine Bärin verwandelt misto, Ariaithos frg. 1 auf Megisto und liefs
{Eratosth. Gatast. 1 p. 50 B.). Als solche ge- dieser daher auch ihren Vater Keteus als iyyö-
langt sie nach dem Lykaion, wo sie den Arkas vkolv an den Himmel folgen. — Wieder an die
gebiert und (auf Befehl des Zeus) von Hermes 50 hesiod. Erzählung anknüpfend dichtete Era-
genährt wird {Schol. Ambr. Theoer. 1, 123. tosthenes {Gatast. 1. 8. 2 p. 52. 74. 66 B.)
Franz p. 266 ff.) , der ihr Kind seiner Mutter einen neuen Schlufs, der die Lykaonsage mit
Mala auf der Kyllene überbringt (vgl. die hineinzog und für 3 zusammengehörige Stern-
Münze von Pheneos Bd. 1 Sp. 533. Apollod. 3, bilder die Erklärung gab: K. als Bärin wird
8, 2, 5. Franz p. 269 f.). — Über die KaXXiöza» von Hirten eingefangen und mit dem Kinde
des Aischylos {frg. 98 iV.*) wissen wir nichts. ihrem Vater Lykaon überbracht; dieser schlach-
— Ein neues Motiv erfand Amphis hinzu: tet, als einmal Zeus bei ihm einkehrt, den
dafs Zeus in Gestalt der Artemis sich der K. Knaben und setzt dessen Fleisch mit anderem
nahte {Eratosth. Gat. 1 p. 50 ff. B.). — In der gemengt, dem Vater als Speise vor; Zeus stöfst
arlcadischen Überlieferung ist die Strafe ver- 60 voll Abscheu das Mahl zurück, zerschmettert
ändert: K. wird von Artemis erschossen. So das Haus mit dem Blitz und verwandelt den
auf den Münzen von Orchomenos (c. 370): auf Frevler in einen Wolf; den Knaben aber ruft
der Vorderseite Artemis knieend, den abge- er ins Leben zurück und übergiebt ihn einem
schossenen Bogen haltend, auf der Rückseite Hirten; herangewachsen begegnet derselbe auf
K. , die Brust von einem Pfeil durchbohrt, der Jagd seiner Mutter und verfolgt sie in
zurücktaumelnd, am Boden ein kleines Kind das äßatov des lyk. Zeus; als infolge dessen
{I mhoof- Blumer , Monn. gr. tab. E 10 und 9. beide getötet werden sollen, werden sie von
Archäol. Zeit. 1864 Taf. 183, 4 und 1872 Zeus entrückt und als 'Aqv.xog fisyäXrj und
933
Kallisto
Kallisto
934
'jQHtocpvlcc^ unter die Sterne versetzt; Artemis,
die unterdes den Sachverhalt erfahren, fügt,
uni ihre frühere Härte wieder gut zu machen,
noch die "jQKTog ^lhqcc hinzu. — Die letzte
Umgestaltung erfährt die Sage durch Ovid
(Metam. 2, 409-530 und Fast. 2, 155—192),
welcher Hesiod-Amphis-Eraiosthenes mit Kalli-
maclios kontaminiert und den später erfundenen
Schlufs (Tethys) erweitert: K., die als Jagd-
Brit. Mus. Peloponnesus S. 190 Taf. XXXV,
nr. 15, Methydrion] , Hermes mit dem Ar-
kaskinde [Pheneos], Arkas spielend {Revue
numism. 1865 t. 7, 5). Ein bei Valencia ge-
fundenes silbernes Gefäfs aus dem 3. Jahrh.
n. Chr. zeigt Zeus in 4 Liebesabenteuern, an
4. Stelle als Artemis der K. nahend {Froehner,
Musees de France 1873 t. 5). — Nicht hierher-
gehörig ist die Bärin auf den Münzen von
genossin der Diana Keuschheit gelobt, wird von lo Mantineia aus dem 5. Jahrh. {Franz p. 242 ff.),
luppiter in und auf Fälschung beruhen die Darstellungen
Gestalt der der Poniatowski- Gemmen (vgl. Förster, Raub
Diaua über- ii. RiicM. d. P. p. 116).
rascht; bei Deutung: Dafs Kalhcxa ursprünglich
einem Bade mit Artemis KalXiazrj, unter deren Heiligtum
als schwan- man sie begraben glaubte, identisch gewesen,
ger erkannt, ist seit 0. Maller, Proleg. p. 73 ff. u. Dor. 1°,
wird sie von 376 wohl allgemein angenommen. Zur Nymphe
Diana ver- wurde sie, als die Vorstellung von der jung-
stofsen,nach 20 fraulichen (homer.) Artemis die herrschende
wurde (s. Artemis Bd. 1 Sp. 579 f.). Dafs die
Bärin der Artemis in Arkadien heilig war, er-
giebt sich, wenn man die Sagen von K. und
Atalante, beide Gefährtinnen der Artemis und
einst A. selbst, die eine in eine Bärin ver-
wandelt, die andere von einer Bärin gesäugt,
mit dem Symbol von Mantineia auf den
Münze von Orchomenos in Arkadien.
Av. : Artemis knieend, Rev.: Kallisto
vom Pfeile durchbclirt und Arkas (nach
Arch. Zt'j. 1864. Taf. 183 nr. 4.)
Geburt ihres
Kindes aber
von der eifersüchtigen Inno in eine Bärin ver-
wandelt; nach 15 Jahren Umherirrens begegnet
sie ihrem Sohne ; als dieser den Speer auf sie
richtet, werden beide von luppiter an den
Himmel entrückt; Inno aber beredet ihre
Pflegeeltern Oceanus
und Tethys, ihre Neben-
buhlerin für immer vom
Meere auszuschliefsen. ,«s*^
Von Ovid hängen un- S»'"*" '
mittelbar oder mittel-
bar die römischen My-
thographen ab {Ärgum.
Ov. Metam. 2, 5. Hyg.
f. 177 Lact, zu Stat. Theh
3, 685. Mytli. Vat. 2, 58 f
Scliol. zu Verg. Georg. 1,
246 u.U. Isid. Hisp. Etym
3, 35), auch Tzetzes zu Hes
Op. 564. — Eine verschollene
Überlieferung scheint an
Stelle des Zeus den Apollon
als Vater des Arkas bezeich-
net zu haben (vgl. Apollod 3, 8 ,
2, 3. Tzetzes zu Lyh 478
Franz p. 343). — Ganz abwei-
chend machte Duris fig 26
Orchomenos zum Vater des
Arkas (vgl. F. H. G. 2 -p 133)
Kunstdar Stellungen
Polygnot stellte auf dem Untei-
weltsgemälde in der delph.
Lesche K. auf einem Bären-
fell ruhend dar {Paus. 10, 31,
10). Auf der Akropolis zu
Athen standen die Statuen von
K. und lo nebeneinander, beide
von Deinomenes {Paus. 1, 25, 1). Nach
der Schlacht bei Leuktra weihten die Ar-
kader {Paus. 10, 9, 5 nennt fälschlich die
Tegeaten) die Statuen der K., des Arkas
u. a. nach Delphi, wovon die Weihinschrift
erhalten ist {Mitt. d. d. arch. Inst. 1889
S. 17). Auf arkad. Münzen des 4. Jahrh.
sind dargestellt: K. vom Pfeil durchbohrt [Or-
chomenos; vgl. Catal. of greek coins in the
^IJj^Ig'^w^J^-.yT-n^..., ,
Zeus als Artemis der Kallisto nalieud, anwesend Eros, Eelief von einem
Silbergefäfs (nach Froehner, Mus. de France 1873 T. 5).
CO Münzen des 5. Jahrb., einer Bärin, zusammen-
hält {Franz p. 243 ff.). Von einem Zusammen-
hang des Sternbildes der Bärin mit der Sage
{Lauer, Syst. d. gr. Myth. p. 295 f. Usener,
Rh. Mus. 23, 334.^ Preller, Gr. 3Iyth. 1 *, 305)
kann in der älteren Zeit keine Rede sein;
derselbe ist erst durch Kallimachos geschaffen.
Das ursprüngliche Wesen der Göttin ist dunkel :
Mondgöttin ist sie nach WelcJcer, Gr. Götterl.
30*
935 Kalliteknos Kallone 936
1, 580, Usenera. a. 0., Boscher, Selene u. Kallitoxos (ÄaU/rogos), Beiname des Apol-
Vcrwandtes S. 36, 146, ImmeriuaJir, Kulte u. Ion; Aristeides in Bhet. Graeci Spengel 2, 511;
Mythen ArJcadiem 1 S. 159 f., die alle von dem nachzutragen zu Bd. 1 Sp. 437, Z. 62 fi'. Vgl.
Namen Kallioxa ausgeben, Erdgöttin nach Klytotoxos. [Höfer.]
Bohert b. Preller, Gr. M. 1*, 304 A. 2, der Kallon {Küllwv), Argiver, Geliebter des in
von &s(iiCTw ausgeht. Anders Lippert, Die ein Mädchen verwandelten Teiresias (s. d.);
Belig. d. europ. Kulturvölker p. 381 u. Görres, den Sohn der beiden (Strabon) machte die
Berl. Stud. 10(1889). [S. auch Bachofen, Der zürnende Hera zu einem Schieler. Sostratos
Bär in den Beligionen des Altertums p. 15—24. b. Eustath. z. Rom. v. 492. Vgl. Wagner,
Auch E. Gurtius, Studien zur Geschichte der lo Hermes 27 (1892) S. 132 u. 135. [Röscher.]
Artemis, Sitzungsber. der K. Pr. AI: d. W. Kallone {Kallövri). 1) Eine von H. Usener
1887 p. 8: „In Arkadien ist Artemis Kallisto {Kallone, im Bhein. Mus. N.F. 23 1868 S.318ff.)
als Zeus' Gattin die Landesmutter". Drexler.] ans Piaton {Symp.-p.'iO&X) MoLQa ovvy.ai Eilii-
— 2) Kallisto oder Phake {^av.ri) hiefs eine ■ö'via i] KaXlovr] sazl rij ysvtasi; lib. Kallovy)
Schwester des Odysseus nach Mnaseas b. Lysi- mit Billigung 0. Jahns (ed. p. 55, 10) sowie
machos {Athen. 4, 158 c. Eustath. p. 1572, 53). aus dem 2%w. Gud. Käßigoi {p. 289, 30) cos
— 3) Priesterin zu Athen znr Zeit von Trojas Sr]loi 'AQLOzocpävrjg iv EiQrjvT] leycov all' si' ng
Fall nach HellaniJcos b. Tzetz. Posthorn. 776. vficöv sv Zano^QÜ^jj tvyxüvsi \ ju.fftuAjjXfc'j/og
[Franz.] vvv sv^aio ■auIIov fj (sie!) gewonnene und in
KallitekiiOS {KalUt t-nvog) heifst 1) Apollon 20 Arist. Frd. 277 mit Änderung vvv s^aQÜc&s
in Pergamon Aristid. 2, 708 (Dindorf); er KaXlövr] eingesetzte Göttin der samothra-
hatte unter diesem Beinamen einen Tempel kischen Mysterien, welche in den er-
Aristid. 1, 469. 0. Müller , Archäol. d. Kunst '' weiterten Schollen z. d. St. {Suidas ''All' si rtg'
516, 6.. — Fränkel, Die Inschriften von Perga- und 'Uafio&gäyir]'') unter Billigung Useners als
mon p. 3, der über den dortigen Apollonkultus Hekate Zerynthia erklärt wird. Weitergehende
handelt, erklärt diesen Beinamen des Gottes Untersuchungen jedoch werden vielmehr auf
aus seiner Beziehung zu Asklepios. — 2) Leto die Göttin der „Schönheit" selbst, Aphrodite,
und Niobe Luc. dial. deor. 16, 1; vgl. Parthen. führen, die sonst neben den Kabeiren als
33. — 3) Die Nereiden Orph. hymn. 23, 3. [Der Mittelpunkt der samothrakischen Mysterien er-
Bedeutnng nach vgl. Kalligeneia und yiaXh'- 30 scheint und von Lyl^ophron (v. 119) und bei
naiScc KdßsiQov b. Pindar, Poet. lyr. gr. ed. Suidas {'ZrjQvvd-La'') in der zerynthischen 'He-
Berglc^ p. 1060. R.] [Höfer.] kate' erkannt wird.
Kallithea {KaXXi&ia), Tochter des Choraios, 2) Ein von den Rhodiern für Kassiepeia
von Atys Mutter des Lydos und Tyrrhenos, scherzweise gebrauchter Name, wohl wegen
Dionys. 1, 27. [Stoll.] ihres Schönheits Wettstreits mit den 'Nereiden',
Kallithoe {KceXlL&6rj), 1) Tochter des Fürsten nach den vom Verf. {Kallone, in Fleckeis.
Keleos zu Eleusis, Hom. h. in Ger. 110. — Jahrh. 135 1887 S. 104) behandelten Glossen:
2) Erste Priesterin der argivischen Hera (Bei- Hesych. KccK^iyövrjg- SLQcov<^i%(ögy 'Püdioi, sc.
name der lo), Giern. Strom. 1, 25 p. 418. KccXXt- ccvtl xov ÄccaaifTtsiag wegen Suidas Kaoats-
&vLa heifst sie bei Syncell. p. 283. Hieronym. 40 nsiu- rj KaXXovr] (lib. yialXovi])- nal (!) ovofiu
Chron. ad ann. Abr. 376. 'ira KccXXi^vioaa y.vQiov. Vgl. den Artikel 'Kassiepeia' 3.
Hesych. s. v. Welcker, Tril. 134f. Preller, 3) Auf Lesbos haftet noch heute nördlich
Gr. M. 2, 40. Gerhard, Gr. ikf . 1 § 216, 4. vom alten nölnog xrig KaXXovfig der Name an
2 § 793. Vgl. lo. [Stoll.] [Vgl. besonders einem Gau, in byzantinischer Zeit an einem
Knaack, Quaest., Phaethonteae {Philol. Unters. cpgovQiov KccXXovi] {Kantakuzenos Par. p. 291 D,
von Kiefsling u. Wilamoioitz Hft. 8 1886 p. 59 292 A; 20, 1, 479 Bonn.), bei dem nach {Blyrsilos
u. Note 67. Der Vater war Peiras, der zuerst bei) Plut. VII Sap. conv. c. 9 (vgl. de sollert.
der Hera in Argos ein Holzbild gestiftet haben anim. c. 36 = F. H. G. 4, 459, 12) eine nicht be-
soll, Plutarch de Daedal. bei Euseb. praep. ev. nannte Jungfrau durch Wassersturz den Wasser-
3, 8; vgl. UitQr'iv Vater der lo, Hesiod. /V. 50 gottheiten geopfert ward. Denn das Lokal dieses
174 u. Hygin fab. 145: ex Pirantho et Galli- Opfers, das f^scfdyf tov tp/xor, kann nichts anderes
rhoe Argus Arestoridcs Triopas, was Knaack als jener für Lesbos charakteristische Golf von
in Pirante et Calliihoe geändert wissen will. Kalloni sein. Dann würde in diesem Mythos
Der Verfasser der Phoronis fr. 4 K. erwähnt sie : das Mädchen (oder seine Mutter) etwa 'Kallone'
KciXXid-or] -hXilSovxos 'OXvfiniccSog ßaGLlsirjg geheifsen haben; und obgleich der Mythos
"Hqrig 'Agysirjg, ?) Gtf'ftftarct y.al &vaävoiaL ganz in den Zusammenhang der Geschlech-
TiQiazr] -nöa^rjaiv nsgi nCova [ik%qov aväaarjg. tersage und des Poseidon -Enalosmythos ein-
Ihr Sohn war Trochilos, schal. Aratea 161: wandernder lakonischer Penthiliden {Anti-
01 §£ (ivd-oXöyoi xov 'Hvtoxov Xiyovoiv flvai kleides bei Athen. 11, 15 p. 466 C. D, 781 C)
siSaXov . . . TqoxCXov xov KaXXi&sag (scr. KaXXi- 60 verflochten ist, so wird er doch, wie der Vater
&viag Knaack) ncciSog x-^g jigcöxrjg iv "Agy^t der geopferten Jungfrau, Smintheus, vorpenthi-
ysvo^svrjg Lsg^iag aQfia tzqcöxov i,i,v^avxog. Vgl. lidisch sein. Das Wasseropfer erhielten,
auch B. Foerster, Über die ältesten Hera- wenn man für NrjQrj'CSsg den einheimischen
bilder. Breslau 1868. 4". p. 7 Anm. 43. p. 10. Terminus einsetzt, den der lesbische Referent
Enqelmann, De lone p. 39 Note 20. Drexler.] des Mythos, Myrsilos, gebraucht haben mufs,
Kallitliyia, -tliyessa = Kallithoe (s. d.). die Asvno&scct {Et. Mag. p. 56, 45 = F. H. G.
Vgl. Usefier, Kallone, Bh. Mus. li. F. 23 {i86S) 4, 459, 10). Zu ihnen wird die geopferte
p. 325. [Drexler.] Jungfrau versammelt: diese ist also selbst als
937 Kallone Kalybe 938
eine Lenkothea zu bezeichnen {Philologus p. 604) wiederiindet {Aithiopenl. S. 200), so
N. F. 3 1890 S. 105^", 112). Ebenso ist "auf erwähnte Verf. die Möglichkeit (ebda. S. 141-'*,
Samothrake die Purpurbinde, durch welche die 177. 200), dafs eiue Urverwandtschaft zwischen
Mysten des Aphrodite- Kallone- und Kabeiren- ioppensischen und rhodisch-lesbisch-samothra-
kults die Seegefahr von sich fernhalten, welcher kischem Wasserkult vorliege. Eine Bestätigung
bei Aristoplianes durch Kallone der reisende hierfür ist die Beobachtung von 0. Gruppe
Herold geweiht wird, nichts anderes als der aus {' Äithiopenmythen\ Philologus N. F. 1 1888
1er Odyssee bekannte Zauberschleier der Leu- S. 92), dafs der einheimische Name der Stadt
kothea {Scliol. Apoll. Eh. 1, 917. Cnisius, lapho, nichts anderes bedeutet als „die
"^ Kabiren' S. 23 ^^ Beiträge S. 23). In Rhodos lo Schönheit" (s. Gesenius, Lexikon s. v.).
endlich dreht sich derselbe Mythos, welcher [Tümpel.]
Aphrodites Landung berichtet, um den Wasser- Kallos -(ÄaA^oj), die personificierte Schön-
sprung der Halia-Leukothea: Dtodoros 5, 55, heit, der die Musen den mit Kränzen gefes-
kompiliert über den grofsen .4^:/oZZo(foros (J5ei/je, selten Eros übergeben (Anakreontea 19 [30]).
Hermes 24 1889 S. 429) aus dem Rhodier Zcnon [Höfer.]
und anderen (JT'.if.G. 3, 175). Ist aber gerade Kalokagatllia {KaXo-uaya^Lu), die Personi-
die Lenkothea von Cnisius nach 0. Ilällcrs Vor- fikation aller vollkommenen menschlichen
gang als heroische Hypostase der Aphrodite Eigenschaften; Telesilla im. Schol. Hom. Od. 13,
für die tj'rsenischen Kabeirenmysterien in 289; vgl. Kebes, Fin-ix 15 u. Kaicia. [Höfer. |
Anspruch genommen, in^ deren Genealogieen 20 Kaloi Daimoues (Äaiot ^oü'ju.oj'ss). Ihnen ist
als Gattin des Hephaistos, wie sonst Aphro- gewidmet eine Inschrift von Neapel: Kalotg \
dite, eine Kccßiiga (= Aphrodite) erscheint Saifioatv. ''EXsvi'cov iditj &vyazgl' Tvx'yj[i{rjväv)
{'Kabeiren' S. 21'^), so ist die rhodische lü, rii^sgcäv) iß' \ inotTjaev, Kaibel, Inscr. Gr.
,,Xaqp E^ 9«, Tochter des Okeanos und Pflegerin Jtal. et Sic. 813. [Drexler.]
des Poseidon", welche Strabon dem einen Rbo- Kalöpa {KccXcona, KAAOTTA) auf der Vase
dier entnimmt, identisch mit der Leukothea- C. I. Gr. 7711 mit dem Auszug des Amphia-
Halia, die als ,, Tochter der Thalatta und Gattin raos wird von E. Curtius u. anderen als Name
des Poseidon" in der anderen rhodischen Quelle der Eriphyle, von 0. Jahn, Arch. Beitr. p. 14
Strabotis erschien; Leukothea-Kapheira aber jedenfalls richtiger als Pferdenamen erklärt,
ist = Aphrodite-Kabeira, deren Mutter eben- so [Drexler.]
falls Thalatta war {Istlmos: Paus. 2, 1, 7; Kalos (Kcclas),^ Nebenform für TccXcog:
Athen: Parthenon- Westgiibel?'). Pelasger, die Paus. 1, 21,6: 'lövzav ds 'Jd-rivrjßiv ig rfjv
Trägerdes Aphrodite-(Kallone-)Kults in Thebai, d-ngonoliv «ttÖ tov &£arQov Ts&cnixcci, KdXcog'
und unter Führung des Kadmos auf Samo- zovrov xov KäXcov dSsXcprjg TcaCSa ovta -nal
thrake, sind verbürgt auf Lesbos-Pelasgia zrig zsxvrjg fia&rjztjv cpovsvoag JcetSaXog ig
(Philol. N. F. 2 1889 S. 125. 128 und 3 1890 Kq/iztjv scpvya v.. x. X.; Suidas s. v. niQdiv.og
S. 707 ff. 719 ff.), wo die Sapphobiographie isqÖv tcccqcc xfj d-ngoTtöXsi. EvnctXäfico yäp
aus dem Aphroditemythos gerade um das iyivovzo naiSsg dcctSaXog v.a\ YliQSi'g' rjg viog
Motiv des Wassersprungs vermehrt wurde; KäXcog' ta cp%ovriGag 6 daCSaXog zrjg ziivrig
ferner auf Rhodos durch die Sage von der 40 SQQVipsv ccvzov v.aza. zrig cc-nQonöXsag %. z. X.,
Landung des Kadmos mit dem Kult des (Leu- L. MercMin, Die Talos-Sage %i. das sardo-
kothea- Gatten) Poseidon und Pelasgern in «?sc/te ZacZiew p. 53 (17), p. 55 (19), p. 109 (73),
lalysos-Achaia {Diodoros 5, 58 nach denselben Aum. 163 u. 165; [s. ferner Paus. 1, 26, 4; zum
Quellen F. H. G. 3, 177 a); vgl. Dionys. Hai. Grabe des Kalos vgl. Baumeister, Denkmäler
de Dinarcho c. 10. Konon c. 47), jener Stadt, 194,1. Höfer.] [Drexler.]
die durch ihren Kult der Alektrone-Elektryone Kalpetos (KccXnszog), Nachfolger des Kapys
{0. Wilamotvitz , Hermes 14, 457) im Hinblick (dessen Vorgänger Kapetos [s. d.] war) in der
auf Elektryon, den Sohn der Andromeda von Königsherrschaft von Alba; Dion. Hai. ant.
Perseus, unter den rhodischen Orten das meiste B. 1, 71. Diod. Sic. 7, 4 == Euscb. chron.
Anrecht auf den Mythos von Kallone und das 50 p. 210 f. Mehr bei Klausen, Aeneas 2, 953. 982.
Wasseropfer ihrer Tochter zu haben scheint. Schwegler, Rom. Gesch. 1 S. 342 ff. [Roscher.J
Endlich ist allen drei Inseln gemeinsam der Kalpos {KäXnog), Sohn des Numa, Bruder
Name Aithiopia (-ope) und die Sage von der des Pompon, Pinos, Mamerkos, Ahnherr der
grofsen Flut, die mit dem Wasseropfer zu- Calpurnier; Plut. Numa 21 (vgl. G. I. Gr.
sammenhängt. — Da nun 3989, 5). Mehr bei Schtvegler, B. G. 1 S. 343
4) die philistäische loppe, gleich vor- A. 2. De Vit, Onom. s. v. Calpus. [Röscher.]
sintflutlich wie Kyrbe - lalysos {Buttmann, Kalpyia (?) (KAATTTIA), Beischrift einer ge-
Mythol. 1, 137 zu Diod. 5, 57) und überhaupt flügelten Göttin auf einer rotfigurigen Le-
Rhodos, und später berühmt als das Lokal kythos, Collignon, Cat. des vases peints du
der Andromedasage, den damit verflochtenen co musee de la soc. arch. d'Athenes p. 171 nr. 580:
Kult und Mythos der ins Meer springenden „Une divinite ailee, sans deute Nike, vetue
Atargatis-Derketo hat, von welchem schon d'une robe flottante et d'un chiton, vole vers
Herodotos den Aphroditekult herleitete, da la droite, les mains ouvertes et etendues. Au-
ferner der auf Lesbos (Troas) und Rhodos dessus, on lit V inscr. suivante(V oiv \^l.Y n" 30):
heimische Smintheus mit Mäusekult, -symbol KAATTYIA." ^ [Drexler.]
und -sage sich genau entsprechend in Philistäa Kalyhe {KaXvßr]), 1) eineNymphe, mit welcher
(1 Samuel. 1, 6, 11 — 18) und der Philisterstadt der troische König Laomedon den Bukolion
Pelusium {Herodotos 2, 141, vgl. Strabon 13 zeugte, Apollod. 3, 12, 3, vgl. 11. 6, 23. —
939 Kalydneus Kalypso 940
2) Bejahrte Piüesterin der luno zu Ardea, dem Jüngling Euathlos ergriffen, erflehte von
Verg. Aen. 7, 419. [StolL] Aphrodite die Ehe mit demselben; von ihm
Kalydneus {KcclvSvsvg) , Kalydnios (Ka- verschmäht, stürzte sie sich von dem leuka-
XvSviog), Beiname des Apollon von der Insel dischen Felsen. Sie ward in einem alten
Kalydna {Androtion bei Steph. Byz. s. v. Kü- '^oW^sMediKalyliehe&nngQn^Stesichorosh. Athen.
Iv8va). [Höfer.] 14, 619d; vgl. JEustath. IL 1236, 62. Preller, Gr.
Kalydnos {KälvSvog), 1) Sohn des Uranos, Myth. 1, 296. — 6) Eine Bassaride, Begleiterin
der erste König von Theben, Vorgänger des Ogy- des Dionysos gegen die Inder, Nonn. Dion.
gos; er soll Theben zuerst ummauert und umtürmt 14, 222. 29, 251. [Vgl. auch die Trinkschale
haben, wovon Theben Kdlvdva und KaXvSvov lo bei Heydemann, Satyr- u. Bakchennamen S. 29.
tvQaig hiefs, Stej^h. B. v. KälvSva. Tsetz. Lyk. C. 1. Gr. 7558. R.] — 7) Nach ScJiol IL 2, 104
1209, vgl. 1206 p. 962 ilfitZL — 2) Nach einem Ka- soll Pelops Sohn des Hermes und der Kalyke
lydnos waren die Inseln Kalydnai bei Tenedos sein. Stark, Niobe 416. — 8) S. Kalyka. [StoU.]
genannt, Tzetz. L. 25. Stcph.B. a. a. 0. [Stoll.J Kalypso {Kcclvipm), eine Nymphe (a 14; s 14.
Kalydou (Ä«Av<Jwv), 1) Heros, nach welchem 57 n.ö.; &scc s d2n.ö.; Ssivrj &f6g avSrisoöa fi iid ;
die gleichnamige ätolische Stadt benannt war; öia &£ä(ov 6 78 u. ö.), die den schifl' brüchigen
Sohn des Aitolos und der Pronoi?, einer Tochter Odysseus aufnimmt und sieben Jahre (»j 259;
des Phorbas, Bruder des Pleuron, zeugte mit sechs, Ooid. ex Pont. 4, 10, 13; zehn, Serv.
Aiolia, einer Tochter des Amythaon, die Epikaste Aen. 3, 678; ein Jahr, Hyg. f. 125) auf ihrer
und Protogeneia, welche dem Ares den Oxylos ge- 20 Insel zui'ückhält, vergeblich um seine dauernde
bai-, Apollod. 1, 7, 7. — Stepli. B. s. v. nennt Liebe werbend (u: 15; uvÖLyv-y] i'axsi 6' 556 ff. ;
ihn Sohn des Aitolos oder des Endymion, f 14; ixalaKotai, xßt cci[ivlioi.ai. löyoiat &8ly£t
DaimacJtos aus Plataia bei Schal. IL 13, 218 «56; doXosaaa ?j245; aber keine q>aQ(iay.ig;
Sohn des Pleuron, Enkel des Aitolos, Urenkel vgl. Schol. T zu tj 245). Sie verhelfst ihm
des Endymion, Bruder des Kures. Nach Ps.- Unsterblichkeit (s 209; 1] 257; 1/) 336; vgl.
Pliit. de fluv. 22, 1 u. 4 war Kalydon, Sohn des Mythogr. 318, 32 Westerm.), vermag aber sein
Thestios, von dem Vater wider Willen getötet Heimweh nicht zu bezwingen (o:68ff.; £ 151ff'.;
worden, der sich dann aus ßeue in den Flufs j.29if. Overheck, Galerie heroischer Büdioerke
Axenos stürzte und diesem den Namen Thestios S. 753). Hermes überbringt ihr im 8. Jahre den
gab (d. i. der spätere Acheloos); oder Sohn des 30 Befehl der Götter, Odysseus zu entlassen
Ares und der Astynome, der in einen Felsen, (s 112. Pump. Wh., Mus. Borh. 1, 32; vgl.
den Berg Kalydon am Acheloos, verwandelt Michaelis, Arch. Ztg. 1867, 14. Gaedechens,
wurde, weil er die Artemis im Bade gesehen. Ersch u. Gruber 2, 32, 200). Sie fügt sich
[Stoll.] — [2) Heroine, Personifikation der Stadt ungern, ist aber dem Odysseus beim Bau der gxs-
Kalydon, welche nach PhiJostr. jun. im. 4 dem 5t'^ behülflich (f 163. 241ff.; ?j264; geschnittene
Kampfe zwischen Herakles und Acheloos bei- Steine; vgl. Ooerh. a. a. 0. S%s8iri = Block-
wohnt. Vgl. Arch. Ztg. 20, 319. [Purgold, schiff, Breusing, Nautik 129 ff.), auf der dieser
Arch. Bemerkungen zu Claudian u. Sidonius zu den Phäaken fährt (vgl. auch Mythogr.
p. 75. Drexler.] [Röscher.] 343, 24 ff. Westerm.).
Kalydouische Jagd s. Meleagros. 4o Kalypso trägt alle Züge einer Nymphe:
Kalyka {Kulvv.a), Nereidenname auf einer Einsame (?j 246) Wohnung in bebuschter Grotte
Vase in München, O.Jahn, Beschr. d. Vasens. (s57£f'.; vgl. Ath. 1, 16 d. Aelian. hist. an. 15,
König Ludtoigs 2 p. 96 nr. 331 (HAVVKA „was 28. Bio Ghrys. or. 2, 27 31.). Weben und Singen
an riav-KTj oder FlavTia denken liefse" (Schlie), (f61; vgl. Lehrs, Pop. Aufs. '^12S und B.Schmidt,
aber von Brunn im Katal. von 1871 Kalv^na Volksleben d. Neugr. 1, 106). Sie heifst vv^cpr],
gelesen), ,, Rosenknospe", Schlie, Zu den Ky- &£u u. s. w., ifst Nektar und Ambrosia (s 199),
prien. Waren 1874. 4*'. p. 17 u. Anm. 4. vermag Unsterblichkeit zu verleihen und kann
Vgl. Kalyke. [Drexler.] dem Odysseus einen günstigen Fahrwind senden
Kalykadnos, Flufsgott, erscheint schwim- (e 167. 269; 72 266). Gleichwohl ist sie keine
mend zu Füfsen der sitzenden Stadtgöttin von 50 in Volksglauben und Sage lebendig wurzelnde
Diokaisareia , vor welcher Tyche steht, auf Gestalt, sondern lediglich poetische Fiktion
einer Münze des Philippus sen. von Diokai- (weswegen Vergleichuugen mit Halia und
sareia, Mi. S. 7, 209, 236 nach Sestini, Lett. sonstige Deutungsversuche in sich zerfallen;
Num. 9 p. 52 tav. 3, 7. Head p. 602. Doch das wichtigste bei Müllenhoff', Deutsch. Alt. 1,
fügt Head dem Namen des Flusses , den 30 ff".). Die ältere Gestalt der Odysseusdich-
Mionnet unbenannt läfst, ein Fragezeichen zu. tung kannte sie nicht, sondern liefs Od. von
[Drexler.] Thrinakia unmittelbar nach Scheria gelangen
Kjilyke {Kulv-ni^), 1) Tochter des thessa- (Spuren bes. r 273 ff, u. die Erwähnung der
lischen Aiolos und der Enarete, von Aethlios Heliosrinder im Prooemium 0: 7 ff.). Kalypso
Mutter des Endymion, Apollod. 1, 7, 3. 5. 60 ist nach dem Muster der Türke, deren Doppel-
Hesiod bei Schol. Ap. Bh. 4, 57. — 2) Danaide, gängerin sie ist, frei erfunden und der Odyssee
durchs Los dem Lynkeus zur Ehe bestimmt, eingefügt, um den Odysseusnostos auf zehn
Apollod. 2, 1, 5. — 3) Tochter des Hekaton (?), Jahre zu dehnen. Da aber gleichwohl das
zeugte mit Poseidon den Kyknos, i/yfl'- /• 157. — eigentliche Kalypsolied s {Kalvipovg kvxqov
4) Stiefmutter des Tennes, der ein Sohn des als Rhapsodietitel: Aelian. v. h. 13, 14) formell
Kyknos war; dieser aber war Sohn des Po- nicht von % abhängig ist (wie zu zeigen ver-
seidon und der Skamandrodike, Schol. II. 1, suchten Kayser, Hom. Abh. 32 ff. und Niese,
38. — 5) Eine gewisse Kalyke, von Liebe zu Entiü. d. homer. Poesie 174. 184 ff.), so ist an-
041 Kalypso Kamareites 942
zunehmen, dafs das Kalypsolied nur von der kalisiei'ung der unbestimmten Kalypsoinsel ist
Kirkesage abhängt und vielmehr seinerseits bei den Alten durch für uns nicht mehr kontrol-
das Kirkelied, wie es heute vorliegt, be- lierbare Voraussetzungen geleitet und scheidet
einflulst hat (so v.^]'^lamo^vits , Hom. Unters. sich darnach in 2 Richtungen: 1) In der Nähe
115 ff.). von Kreta: a) Antimachos: 'SlyvXiog (zw. Kreta
Schon die Durchsichtigkeit des Namens und Kythera). Er führte den Namen sogar
Kaljpso {Ocaüina nach G. Hermann, die Ver- in seine t'-nSoOLg ein (Scholl, a 85). b) Kalli-
bergerin) beweist, dafs sie in Bezug auf machos: Gaudos bei Kreta, vgl. fr. 524 Sehn.
Sagenechtheit mit Kirke nicht Wettstreiten sowie Äpollod. n. vsäv TtaraX. bei Strabo 299.
darf. (Die Alten wandten das stvfiov falsch: lo c) Eust. zu Dion. Per. 823 (aus Steph. Byz.
II ^ir] anXfj, ■naXvnzovaa to Siocvoov^svqy^ Et. M. vgl. p. 453, 5 Meineice): Xiysxai 8s kccI ttjv
Gud. SuicL, wegen dolösaaa tj 245. Über son- Kcclvipovg vriaov Milrixov v.lriQ'rivai nors. Auch
stige Allegorie und Rationalisierung der Er- hier ist wohl vom kretischen Milet auszugehen
Zählung: Herald. AlJec/. 67 [Scliol. ET zu {a,-aders v.Wilamotvits; a,.ü. 0. 139). 2) Gewöhn-
£85. Eust. 1389, 40 ff.]. Dildys 6, 5. loann. lieh suchte man die Insel im Westmeer (vgl.
Antioch. fr. 24, 10 [F. H. G. 4, 551].) Der Strab. 26. Scholl, s 100. Wenn bei Eust. 1389,
Name ist sonst nicht populär, und seine Trä- 52 ff. die Solonische 'Arlccvrig erscheint, so ist
gerin eignet nur der Odyssee oder unmittel- das wohl Irrtum, hervorgei-ufen durch Strabo
bar abhängiger Dichtung (s. u.). Auch in der 26 und 102). Dies besonders geläufig seit der
späteren Litteratur und Kunst ist K. wenig 20 Lokalisierung der Odysseusabenteuer in Italien,
bemerklich. Die mythologische Neigung der a) bei Lakinion: Skylax 13 (Plin. 3, 96; all-
mittleren Komödie hat sich gelegentlich ein- gemeiner, in der Nähe von Kroton: lambl.
mal mit ihr beschäftigt {Anaxilas Kalypso, vit. Pytli. 57; vgl. Prolcop. bell. Goth. 4, 22,
Kock 2, 260; von demselben eine Kirke; vgl. 628 c). b) ]Sv(ii(paia (naga xä 'ASqiix, Steph.
Meineke, Hist. crit. 407. lo. Schmidt, Ulixes Byz. s. v.): Ap. Bh. 4, 574. c) Aeaea, durch
Com. Jahrb. Suppl. 16, 398). Ein hellenisti- Verwechselung mit Kirke: Prop. 4, 12, 31.
sches Epyllion setzt wohl Ovid Ars am. 2, Mela 2, 7, 18. Hyyin. 125 (vielleicht Kor-
123 ff. voraus (Keime dazu schon bei Homer; ruptel). d) bei Puteoli: Gassius Dio 48, 50
vgl. ft 390). Auch der bei Kalypso der Heimat (Heroinenstandbild. Dies ist die einzige Spur
vergesseude Odysseus wird auf ähnliche Quellen 30 von einer Art Kult. Aber nicht alle deuteten
zurückzuführen sein: Philostr. vit. Ap. Tyan. das Bild auf Kalypso).
7, 10; vgl. auch Lxician. ver. hist. 2, 36 (sowie Von diesen italischen Einflüssen abhängig
27. 29. 35). — Kalypsobilder von Nikias: Plin. sind auch die Nachrichten über Kinder des Ody.s-
35, 132. seus und der Kalypso. Zuerst Hesiod. Theog.
Der Dichter des s kennt keinen Vaters- 1017 (junger Zusatz, Füllstück zwischen Theo-
namen der Kalypso. Daher kann sie in den gonie und Katalog, auch sonst unter grofs-
Katalog bei Hesiod. Theog. 359 als Okeanide griechischem Einflufs, Nissen, Ital. Landesk.
aufgenommen werden (identisch beide schon 1, 5; vgl. lo. Schmidt, Ulixes posthom. I.
für die Alten: Sthol.V z\x a 52). Aus diesem Berl. 1885, 33): Nausithoos (vgl. ri 56) und
Katalog die Gespielin der Persephone, Hymn. 40 Nausinoos, beide ohne jede Sagenbedeutung,
in Cer. 423 (vgl. Gemolls Ausg. p. 308). Bei entfernt nicht zu vergleichen mit dem Kirke-
Eurip. Cycl. 264 ist sie vielmehr Nereide. söhn Telegonos (der bei Eust. 1796, 47 irr-
Dies ist auch die Version der Vulgär mythologie : tümlich der Kalypso gegeben wird ; vgl. v. Wila-
Apd. 1, 2, 7. Ganz vereinzelt als Hesperide mowitz a. a. 0. 182 ff.). Von Hesiod offenbar
auf der Neapeler Assteasvase, i/ei/ciemawn 2873. abhängig Pacuvius fr. ine. 40 Bibb. (wo filios
Atlas als Vater erst in Stellen, die s ausführen ti'is nicht richtig sein kann). Die Vulgär-
wollen, jedesfalls kennen: «52. 77245. Daher tradition nimmt nur einen Sohn Kalypsos an,
'Axlavzig bei Ap. Bh. 4, 575; vgl. Schot P Namens Auson. Die Zeugnisse (zumeist auf
^ T zu s 29. Paneg. in Messall. 77. Priap. Theon zurückgehend) siehe ob. Bd. 1 Sp. 734.
68, 23 M. v.Wilamowitz a. a. 0. 17. (Singular 50 Hinzuzufügen ist: Scholl. Dion. Per. 78. Scholl.
als Gemahlin des Atlas, Eustuth. zu jDion. Marc, zu Lykophr. 44. Paulus Epit. Fest. v.
Per. 78 [aus Steph. Byz. vgl. p. 148 Mein.] Ausoniam. Auch hier ist, wie bei der Lokali-
— vgl. auch Tzetzes zu Lykophr. 174 [Helios]). sierung der Insel, Kalypso mehrfach mit Kirke
Beachtenswert ist, dafs dieser Erdichtung ein verwechselt. [0. Immisch.]
Muttername fehlt. Erst bei Hygin. fab. p. 11, Kamareites (Ka^aQSLxrjg), Name des Meu
19 Schm. heifst die Mutter Pleione. Auch auf Münzen von Nysa, Head p. 552. Boscher, .
lokal ist Kalypso nicht zu fixieren: denn ihre Die Beiterstatue Julius Caesars auf d. Forum
Insel ist von Haus aus namenlos (vgl. bes. lulium {Ber. d. K. S. Ges. d. W. 1891) p. 129.
f 55). ^172 vj]aov an' coyvytjjg hindert nichts, Eckhel 2 p. 587, unter Hadrian (stehend mit
adjektivisch zu verstehen (vgl. v. }\"ilamoicitz 60 Schale und Scepter), Mi. 3, 365, 362; Antoni-
a. a. 0.). Als Name erscheint 'Slyvyiri erst in nus Pius (ebenso), 3Ii. S. 6, 520, 411 u. Marc
den abhängigen Partieen: tj 24:4:. 254. ft 448. Aurel (stehend zwischen zwei Löwen, mit
«85 (vgl. «50). T/;333. Die richtige Deutung Pinienapfel u. Scepter), Mi. S. 6, 520, 415.
schon bei Steph. Byz. v. 'ilyvyta; Scholl. «85. Der Name wird mit dem arabischen Qamar
Eust. 1393, 31 (unabhängig hiervon und für = Mond in Zusammenhang gebracht, Eckhel,
die Sage irrelevant ist die Frage nach Her- D. N. V. 2 p. 187. Numi vet. p. 16. Wad-
kunft und Bedeutung des Wortes wyvyiog, dington, Asie-Min. p. 216 nr. 7. — Pappado-
Müllenhoff a. a. 0. p. 61). Die gelehrte Lo- poidos, UtQLyQcccprj e-nxv7io}[iccxcov ccqx- acpQccyi-
943 Kamarina Kam[mo]ris 944
SolL&av aviv-Sözüiv. Athen 1855. 4^ p. 30 Kam6iro (KccfisiQcö), eine Tochter des Panda-
nr. 559 möchte zu diesem Namen auch er- reos, mit ihrer Schwester Klytie von Poly-
gänzen die Aufschrift KAM einer Gemme, auf gnotos in der Lesche zu Delphi gemalt mit
der erscheint: „(9f6g, ogd'ios, qpopwv ^^tTtü»'«, Blumen bekränzt und mit Würfeln spielend,
TtQog dQi,atSQav , (is >iscpocXi]v dKTivcoxrjv , yiga- Paus. 10^ 30, 1. [Stoll.]
Tcöv rfi iXQiatsQÜ uvstfiirrj , Sid tov couov, Kameil'OS (KdiisiQOs), Sohn des Heliaden
nccaziya, t^v d' iz^Qav vipcöv ifiJtQog, v,äz(i)&i Kerkaphos auf Rhodos und der Kydippe oder
KAM. i'omg Xoiitov b linovi^ofisvog ilvat zo- Lysippe, Bruder des lalysos und Lindos. Die
ni-Aog zig &B6g uvzi'azoixog zw Mrjvi.^' [Drexler.] drei Brüder teilten sich in die Insel und grün-
Eamarina (Kanägiva), Tochter des Okeanos, lo deten die nach ihnen benannten Städte, Find.
Nymphe des Sees Kamarina an der Südküste Ol. 7, 73 (135) u. Schot Eustath. p. 315, 28.
von Sicilien, an welchem die gleichnamige Diod. 5, 57. Stejih.B.s. v. — Hyg.f, 21b nennt
Stadt lag, Find. Ol. 5, 2 (6) und die Schol. Kameiros Sohn des Helios, ilfwZZer, vler/m. 41 ff.
Lehrs, Fopul. Aufsätze 121 Anm. [Stoll.] Vgl. Oic. d. nat. deor. 3, 21, 24. [Stoll.]
[Das Haupt der Nymphe Kamarina erscheint Eamephis {Käfirjtpig oder Kocfi^cpig?), ägyp-
auf Silbermünzen der gleichnamigen Stadt, tische Gottheit, bei Stoh. Ed. p. 120 als nqo-
von vorn, nach 1. blickend, mit losem Haar, näzoig xct nccvzwv TtgoysviazsQog {JablonsM,
Ohrring und Halsband, mit je einem Fisch zu Fanth. Aeg. 1 p. 96) bezeichnet. Daniasclvs
beiden Seiten des Halses (Rs. Nike), A Cat. tcsq} ap;^ajx', Anccd. Gr. ed. Wolf t. 3 p. 261
of greek eoins in the Brit. Mus. Sicily p. 37 20 erwähnt zov ngwzov KäfirjcpLv, slza zov ösv-
nr. 20, oder 1. h. blickend, mit Sphendone, zsqov dito rovzov , alzu -nai dno zovzov zov
Ohrring u. Halsband (Rs. Nike?), C. G. C B. zqCzov. 'O d\ vsäzsQog '^Hgatatiog zov zqCzov
M. Sic. p. 38 nr. 21. 22, oder mit der Bei- 6vo[iaaQ'svzci Kdfirjcpiv, dno zov nazgog nccl
Schrift ANIflAMAM, mit sterngezierter Sphon- zov ndnnov, zov rjiiov slvcci q)r}aiv. Auf diesen
done, Ohrring u. Halsband (Rs. Schwan flie- Gott bezieht man auch die Notiz des lam-
gend über Wellen, worin ein Fisch), a. a. 0. hlichus de myst. 8, 3 p. 262 — 263 ed. Farthey:
p. 38 nr. 24. 25. In ganzer Gestalt erscheint xar' dXXrjv äs zd^iv nqozdzz^t [ö 'EpfiTJg]
sie, mit der mehr oder weniger vollständig %£6v zov 'Htiritp xwv InovgavCwv Q'swv ijyov-
erhaltenen Beischrift KAMAPINA, auf einem [isvov , ov cprjai vovv slvai uvzov savzov vo-
die Flügel ausbreitenden Schwan sitzend: 1. h. 30 ovvza yial rdg vorjasig sig tuvzov £iti6zQt-
schauend, den r. Arm um den Hals des Schwa- cpovza, in welchem man Kvtjcp, Clmum erkennt,
nes gelegt, den oberen Teil ihres schleier- vgl. Jablonski, Fanth. Aeg. lib. 1 cap. 4 § 9
artig über dem Haupte wehenden Peplos, p. 93 — 98 u. über Chnum Brugsch, Bei. u.
dessen unterer Teil die Kniee bedeckt, mit Myth. d. a. Äg. p. 65, 94, 112 f., 139, 141,
beiden Händen haltend; unter dem Schwan 146, 160ff., 191 ff., 290 ff., 298 ff., 303 ff., 308 ff.,
Wellen mit Fisch;r. einFisch, a.a.O. p. 36 nr.l6; 502ff"., 582ff. Der hv^io? Ä(u.r)qp wird angerufen
oder ebenso, ganz bekleidet, 1. h. sehend, auf bei Wessely, Eph. Gr. p. 20 nr. 171. F. F. 20 R.
dem Schwan, umgeben von 3 Fischen, a. a. 0. [Drexler.]
p. 37 nr. 17; oder r. h. schauend, bekleidet, Eamese s. Camese.
auf dem 1. h. schwimmenden Schwan, mit der 40 Kameses s. Camese.
L. den schleierartig über dem Haupte wehen- Kaiiiillos (Kd^LlXog), 1) Sohn des Hephaistos
den Peplos haltend; unter dem Schwan Wellen und der Kabeiro, Vater der Kabeiren: Akusi-
mit Fisch. (Obv. bei allen 3 Darstellungen laos h. Strab. 10, i72: 'AKOvai'laog d' o 'Agystog
Haupt des Hipparis) a. a. 0. p. 37 nr. 18. 19. ek KaßsiQovg v.al 'Hcpuiozov XdfidXov Uysi,
Head, H. N. p. 113. Drexler.] zov Öl zgeig Kaßei'govg k.z.X. — 2) = Hermes:
Eanialos (Kd^azog) nach Kaibel, Epigr. luba b. Flut. Numa 7: iia.1 zov Egfiijv ovzcog
Gr. 1027 vs. 27 als &s6g erwähnt an einer i'vioi zäv 'EXXtjvcov Kd fxiXXov dno zqg dia-
korrupten Stelle des Kasseler Asklepiospaian. iioviccg ngoarjyÖQsvov. Vgl. Macrob. S. 3, 8, 6:
[Drexler.] Statins Tullianus de vocabulis rerum libro
Eambles (KdfißXrjg), König in Lydien, soll öo primo ait dixisse Callimachum Tuscos Camil-
so gefräfsig gewesen sein, dafs er sogar sein lum appellare Mercurium, quo vocabulo sig-
Weib zerstückte und verzehrte , weshalb er nificant prueministrum deoruni. Vgl. auch Et.
sich nachher den Tod gab, Xanthos h. Athen. Gud. p. 290. Serv. ad V. Aen. 9, 542. S. oben
10, 415 c. KttiißXizag heifst er bei Nicol. unter fiermes Bd. 1 Sp. 2352 und unter Xttd/Hos.
Bamasc. p. 36 Orelli. Müller, hist. gr. fr. 3, Cow^'e, ^rc/i. Z. 1880 (38) 7 ff. Lobeck, Aglaoph.
372, 28; bei Aelian V. IL 1, 27 Kdnßr]g, bei III § 7. Neuhäuser, Gadmilus S. 49. Keil,
Eustath. Hom.i>.16SO, Ib Kafißvaig. Diebeiden PWZo?. 2. Suppl. -Bd. 1863 S. 601. Vgl. d. Art.
letzten Namen sind in Kd^ßXr]g zu ändern, s. Megaloi theoi. [Röscher.]
lardanos. [Stoll.] _ Eamineiites (Kcciiivsvzrig), Beiname des
Earabyse? {Kaijißvari?), 'Onovvzog rjv &vyd- uo Hephaistos, Anonymi Laurentiani duodccim
zr}Q, 'HXsi'cav ßaaiXscog, r]v 'AgiozozsXrjg Kafi- deorum epithcta VI. 'Eni%-&Ta 'Htpaiazov nr. 2
ßvoriv naXsi {Schal. Find. Ol. 9, 86; vgl. in Anecdota varia Graeca et Lat. edd. Schocll
Aristot. fr, p. 280 (nr. 557) ed. Heitz). Nach et Studemund. Vol. 1 S. 268. [Drexler.]
anderen Überlieferungen (s. Findar a. a. 0. Eamise = Camese (s. d.).
u. d. iSc/ioZ.) hiefs sie Protogen eia (s. d.) oder Eaiii[mo]ris {Kdfil(io]Q ig), Beischrift des
Kabye (s. d.); vgl. Flut, quaest. Gr. 15: *u- einen von zwei Männern in einem Kahne auf
axi'ov zov 'JficpiKzvovog vwg rjv Äo-ngog, in de einer Vase, deren Litteratur von Stephani, C. r.
zovzov Kai Kaßvrig Ao^gög. [Röscher.] p. l'a. 18G5 p. 137 Anm, 1 verzeichnet wird,
945 Kamos Kandaios 946
wollen Welcker, Eh. Mus. N. F. 9 1854 p. 290ff. Kanaclie (Kaväxri), 1) = Kanake (s. d.V —
Alte Dkm. 6, Tfl. 30, 1; 5 p. 345 u. Minervini, 2) Hund des Aktaion: Ov. Met. 3, 217; IJyg.
BuU. arch. nap. n. s. 1 p. 144. 2 p. 14 als Namen f. 181 ; vgl. kuvccx^. [Koscher.l
des Odysseus (Kä^fiogog) erklären. Dagegen Kaiiakef/Tavanrj, auch ir«rax^),l)Tochter des
sieht Stephani, der den Namen Kaix^cxQig liest, Aiolos und der Enarete, von Poseidon Mutter
in den Männern einfache Fischer. [Drexler.] des Opleus, Nireus, Epopens. Aloeus, Trio])s,
Kamos (LXX: Xccumg), der krieeerische Apollod. 1, 7, 3. 4. Diod. 5, 61. Kallhn. h. in
Hauptgott der Mcabiter, von den Griechen Cer. 99. Wegen verbrecherischer Liebe zu
mit Ares identificiert, erscheint auf Münzen ihrem Bruder Makareus tötete sie ihr Vater,
von Rabbath-Moab (Areopolis) auf einem Ge- lo oder sie mordete, wie Makareus, sich selbst, ä/i/.
stell stehend, in der L. Schild u. Lanze, in f. 238. 242. 243. Ov. Her. 11. Scliol Plat.Leq'g.
der R. das geschwungene Schwert, Echhel, 8, 94, 20. Stoh. Flor. 64, 35. Sostratos bei
D. N. V. 3 p. 504 f. Head p. 687. de Saulcy, Flut. Parall. gr. 28. Serv. V. Aen. 1 , 75.
Num. de la Terre Sainte p. 355 if. pl. XX Diese berühmte Liebe bildete den Inhalt der
fig. 8 — 10. Vgl. über diesen Gott Ed. Meyer, Tragödie Aiolos von Eurimdes, welcher Ov.
Gesch. d. A. p. 246 § 205. Paul Scholz, Götzen- Her. 11 gefolgt ist; Schol Aristoph. Nuh. 1371.
dienst u. Zauberwesen bei den alten Hebräern Pan. 849. Welcher, Gr. Tr. 2, 860 ff. Is'auck,
u. den benachbarten Völkern p. 176 — 179. Trag. gr. fr. p. 291 tf. Der Vater ist in diesen
Baethgen , Beiträge zur semit. Peligionsqesch. Erzählungenbaldderthessalische Aiolos, dessen
p. 13, 15. 238, 256. W. Baudissin in Herzoq- 20 Gemahlin Enarete, bald der Windgott, dessen
Plitts' R.-E. f. prot. Theol. u. Kirche 7^ p. 636 Gem. Amphithea, Preller, Gr. M. 1, 520. —
— 639 s. V. Kemoscli, der weitere Litteratur- [Kanake erkennt nach JtaZÄ-wmnws {A.Z. 1883
nachweise giebt. Übrigens zweifelt Baudissin, Tfl. 7, 1 p. 51 fi'.) Vorgang Vogel, Scenen euri-
dafs in dem Gott von ßabbath-Moab der alt- pideischer Tragödien in qriechischen Vasen-
moabitischeKamosch zuerkennen sei und infolge cemäldcn p. 28 — 32 in dem Gemälde einer
dessen auch an der Richtigkeit der Erklänmg Hydria von Canosa, im Besitz der Signora
des letzteren als Kriegsgottes, [Drexler.] Petrone, während Jatta und Hydcmann an
KAMOS statt Kä^iog, Satyrname auf den Phaidra denken. Sie liegt, nach Kalkmann,
2 Vasen Millingen, Vas. Coqhill 19. Inghi- im Sterben, nach Vogel bereits verschieden,
rami., Vasi fitt. 336. C. I. G. 8379. Heyde- yo auf einer Kline, in der matt herabhängpnden
mann, Satyr- u. Bakchennamen p. 21 nr. b R. das Schwert haltend, womit sie sich in der
und Tischbein, Vas. 2, 44 (50). Inghirami, Brust eine klaffende Wunde beigebracht hat.
Mon. Etr. 5,26. Müller -Wieseler , Denkm. d. Auf einem vatikanischen Wandgemälde (Paoul
a. K. 2-, 487. C. I. G. 7462, Heydemann Rochette, Peint. ant. PI. 1 p. 399. Biondi,
a. a. 0. p. 22, d. — Visconti, Mcm. delV Inst. 3 Monum. Amarans. tav. 2) ist sie in sitzender
p. 43 wollte es durch y.rjfi6g, labeo erklären; Haltung dargestellt, das ihr vom Vater ge-
O.Jahn, Vasenbilder p. 18 Anm. 21 u. Welcker, sandte Schwert in der R. , vgl. 0. Jahn, Te-
Philostr. Imag. p. 214. A. B. 3 p. 125 halten lephos u. Troilos. Kiel 1841 p. 53 Anm. 56.
es für eine dorische Form, wogegen sich be- Brunn, Künstlerg. 2, 172. Jahrb. d. arch. Inst.
stimmt Heydemann p. 21 Anm. 97 erklärt. 40 3, 227. Ganz unsicher ist die Deutung auf K.
[Drexler.] auf einer von 3Iargherita Garden bei Bolosrna
Kampauia s. Kampos. gefundenen etruskischen Stele, deren dritte
Kampanos (XKniTroffdg) Gründer von Kampos : Seite zeigt: „6 mythologische Bilder: Scylla,
St. B. s.v. Käfinog; vgl. Schol. Dion. Per. 357 Circe, Nereide auf Delphin, Weih mit Dolch
und d. Art. Kampos, [Röscher.] (Canace?), Weib mit Blumen, Jüngling mit
Kaiiii)e {Käfinrj), ein Ungeheuer, das die Flügeln, in Händen Hammer, Winkelmafs,
Kyklopen und Hekatoncheiren im Tartaros be- Säge", Wochenschr. f. kl. Phil. 1890 Sp. 816,
wachte. Zeus tötete es, als er diese zur Hülfe nach Athenaeum nr. 3262 p. 578. Auf einer
gegen die Titanen herbeiholte, Apollod. 1, 2, 1. Münze von Kyme, Dimiersan, Gab. Allier de
Ausführlich wird es beschrieben von Nonn. 50 Hauteroche PL 13, 27 will Cavedoni, Spie.
Dion. 18, 237 flf. Vgl. Diod. 3, 72. Völcker, num. p. 157—158 unwahrscheinlich Poseidon
lapet. Geschl. 68. [Ausführliches darüber b. mit Ai-ne oder mit Kanake erkennen. Drexler]
Mayer, Gig. u. Tit. S. 232ff., der auch in dem 2) Ein Hund des Aktaion, Ov. 3Iet. 3, 217.
Ungeheuer b. Oo. Fast. 3. 799f. die Kampe Hyq. f. 181. [StoU.]
erkennt. Röscher.] [Stoll.] Kanastraios (KavaGtQaiog) wird Hektor ge-
Kampesos (lat. Campesus), einKoIcher: Val. nannt bei Lykophr. AI. 526 (xatjrsp tiqo tivq-
Flacc. 5, 593. 6, 243. [Röscher.] ycav zov Kavccatgaiov [isyav \ syjjco^tov yCyavTa
Kaiiipos {KcciiTiog), 1) König von Epeiros; Svofisviäv fioxVov | t%ovza); siehe Tzetzes zu
seine Nachkommen hiefsen Kampolidai; Ale- diesem Verse: „Kävaarga, d-ngwzi^Qiov Mav-s-
xarchos und Aristonikos bei Serv. ad Verg. 60 SovCag v.al f)Q(i-Arig f.i^d'ÖQiov, ov nlrjoiov cp-nr]-
Aen. 3, 334. Nach seiner Tochter Kampa- aav ol Fiyccvzsg' KavaazQaiov Ss vvv liy^i zov
nia ist die Landschaft [vgl. auch Steph. B. "E-nzogu, dicc z6 yiwuLov 810 xat iyxcögwv
s. V. Ku^iiiavia u. Polyb. 31, 9. R.] benannt, avzov dn8v"- [Drexler.]
Varro bei Serv. a. a. 0.; andere nennen seine Kandaios (KavSaiog), nach Pausan. bei
Tochter Kestria, Serv. a. a. 0. — 2) Vgl. E^istath.z. Hom.lZlA"^- ^^t^ov "^^ccCsivv.cclSaLfiv
schol. Dion. Per. ^hl KctyiTtavol d'grjvzat. r] ccno (vgl. auch Tzetz. Lykoph. 938) Beiname des
Kdfinov r dito Ka/indvov (s. Kampanos) Ares, Lykophr. 1410 und Schol. = KavSdcov
zLvog ovTcog ovofia^ofiivov. [Höfer.] Lykophr. 328. 938. [Nach Tzetzes zu Lykophr.
947 Kandalos Kanopos 948
328 ist KcivSäaiv Name des Orion bei den niarios, Deschanips, Cousin, B. C. H. 12. 1888
Boiotern, vgl. Ahrcns, Über eine tvichtige indo- p. 261 — 262 nr. 47. 48. fJu Kavvconoj kccI
ijervi. Familie v. Götternamen, Orient u. Occi- "Hqk v.cd Nei-urj. Höfer.] Die Herausgeber be-
(Icnt 2 p. 7—8. Drexler.] [Lorentz.] merken dazu p. 263: „KccvvcÖKog ou Kccvvwucag
Kandalos (KävScclog), einer von den sieben est sans doute une dctermination antique du dieu
Söhnen des Helios und der Rhodos. Er floh national [des Cariens], adore sous ce nom, dans
von Rhodos nach Kos, nachdem er mit den un sanctimire particulier. II se j)eut que Kav-
übrigen Brüdern den Bruder Tenages gemordet, vcomo) soit une forme indeclinable, comme 'Oco-
tSchoI. Find. Ol. 7, 181. 135. Diod. 5, 56. 57. ycoa, epithete de Zeus ä Mylasa, comme Tiä(iov
[Vgl. Bethe, Hermes 24: p. 431 Anm. 2. Drexler.] lo et Kuqov, surnoms du dieu Min. En tout cas,
Dibbelt, Quaest. Coae mythol. Greifswald 1891. il n'est invraisemblable de supposer un nom de
S. 4. fStoU.] Heu tel que Kavvco-nu"'. [Vgl. Kariös, Labran-
Kaudaon ^ Kandaios (s. d.). deus, Osogos, Stratios, Zenoposeidon. Höfer.]
Kandareue (KavSaQrjvj]}, Beiname der Hera [Drexler.]
von der paphlagonischen Stadt Kandara, wo Kauobos s. Kanopos.
ein Tempel der Hera K. stand, Steph. Byz. Kanopitas {Kavconirccg), 1) Beiname des
s. V. KcivSaga. [Drexler.] Sarapis {Kavanixug ■9'sos), Callimach. epigr. 56
Kaiidaiilas {KavSavlag)^ lydischer Name p. 94 Schneider = Anth. Pal. 6, 148; vgl.
1) des Hermes, Hesych. Hipponax bei Tsetz. Strabo 17 p. 801 Kävwßog . . . f'xovaa to
ia Cramers anecd. Oxon. 3, 351, 7 = BergJcl^iO tov Z!txQdTii,Sog tsgov. [Vgl. über den Kultus
2*, fr. 1 : 'EQfifj Kvväyxo!, Mrjoviatl KavdavXa, des Sarapis in Kanobos Guiqniaut, Serapis et
q)o}Qäv ^'"rarpf. Vgl. Bd. 1 Sp. 2390, Z. 43 ff. son origine p. 22 ff. Pkw, De Sarapide p. 25.
Kandaulas bedeutet nach Tzetz. a. a. 0. und B ouclie- Leder cq, Hisf. de la divination dans
Chiliad. 6, 483 Hundswürger {av.vlonvi-Kzr]g), d. i. l'ant. 3 p. 384. E. Braun, Bassorilievo di
ArgOütöter, und auch Curtius, Gr. Etymologie^ granito, provenicnte dal tenipio di Canopo de-
159 (vgl. Höfers Zeitschrift 1, 220) leitet das dicato a Serapide da Tolomeo Euergetes, Bull.
Wort von dem griechischen Stamm xvoi', -nvv, d. Inst. 1849 p. 154 — 156. Eine Widmung
lat. can ab; nach Hesych. (s. v. Kvväyxr}. ot aus Alexandria beginnt Ju 'Hlüo (isya^M
ds xo Kvväyva dvrl roü Klinta) bedeutet „ , „ ^ ., , ^. ,^ -f o •
ir A ^„ r\- u a •• i • j- t? n UagaTtiOL \tco\ bv Kavcopcn. Im fearapeion zu
Kandaulas Dieb und wurde m diesem lalle 30 ^ '- ' -■ '^['] '■
durch das folgende cpcogcSv svaigs erklärt Karthago ist eine dem iv Kccvcößcoi &8wi. ^8-
werden. — 2) des Herakles, Hesych. [s. auch yiatwi dargebrachte Weihinschrift gefunden
Eaoul- Röchelte, Memoires d'arch. comp. 1. Sur worden, G. I. L. 8, 1003. Drexler.] - - 2) Name
l'Hercule assyrien et phenicien j). 288 Anm. 1. des Adonis bei Parthenios, Steph. Byz. s. v.
Drexler.] [Höfer.] Bogvo^svrig. [Höfer.]
Kaudulos {KävSovlog), einer der Kerkopen Kanopos {Kävoinog, nach Et. M. 489, 25
(s. d.), Suid. s. V. Äfpxcojrfg, der sonst ge- die allein richtige Schreibart, aber bei den
wohnlich Andulos heifst yAvSovlog) , Phot. griech. Schriftstellern seltener als Kävcoßog,
158, 2. Harpolcrat. s. v. Kigyicoip. Äpostol. 9, vgl. Steph. B.), Steuermann des Menelaos,
64. [Höfer.] [Vgl. Ahrens, Orient u. Occident io nach welchem die kanopische Mündung des
2 p. 18 — 19: ,,Die erste Form des Namens Nil sowie die Insel und Stadt Kanopos be-
wird bestätigt durch Hesych. s. v. Kdvdcolog, nannt sein sollten. Als Menelaos bei seiner
v.aKOvgyog, Irjarrig, die man mit Recht mit Rückkehr von Troja nach Ägypten gekommen
jenem Kerkopen in Verbindung gebracht hat. war, starb Kanopos, zu welchem Theonoe, die
KävdcoXog wird die richtigste Form sein." Tochter des ägyptischen Königs Proteus, wegen
Drexler.] seiner Schönheit und Jugend eine vergebliche
Kaudybos (KävSvßog), Sohn des Deukalion, Liebe gefafst, durch den Bifs einer Schlange
nach welchem die lykische Stadt Kandyba auf der nach ihm benannten Insel und wurde
benannt war, Steph. B. v. KävSvßa. [Stoll.] daselbst von Menelaos und Helena begraben,
Kanes (Kdvrjg), Sohn des Kephalos, König 50 Konon 8. Dionys. Per. 13 und dazu Eustath.
der Phylaker, vermählt mit Euadne , der Strab. 17,801. Steph. B. y. Kavconog. NiJcandr.
Tochter des Pelias und Schwester der Alkestis Ther. 309. Tac. Ann. 2, 60. Dictys 2, 60.
und der Amphinome, Diod. 4, 53; vgl. Bd. 1 Mela 2, 6. Serv. V. Ge. 4, 287. Aen. 11, 263.
Sp. 1392, 7 ff. [Höfer.] Nach späteren christlichen Schriftstellern soll
Kanetlios (Kävri&og), 1) Sohn des Lykaon, dieser Kanopos und sein Weib Menuthis von den
Apollod. 3, 8, 1. — 2) Sohn des Abas auf Agyptiern verehrt worden sein, Epiphanius
Euböa, nach welchem der gleichnamige Berg Ancorat. § 108. Opp. T. 2 p. 109 ed. Petav.
bei Chalkis benannt war, Vater des Argo- Bufin. Hist. Eccl. 2, 26. Suid. v. Kdvconog.
nauten Kanthos (s.d.); ^^. J2/j. 1, 77 u. *S'c/«o/. — Einen ägyptischen Gott Kanopos aber gab es
3) Vater des Skiron, den er mit Henioche, T. co nicht. Nach Plut. Is. et Os. 22 war Kanopos
des Pittheus, zeugte, Plut. Thes. 25. [Stoll.] der Steuermann des Osiris, der mit seinem
Kanetonnessins('?), Beiname des Mercurius Schiffe Argo verstirnt worden sei, und auch
auf einer bei Berthouville in der Normandie Kanopos sei als Stern an den Himmel versetzt
gefundenen Inschrift Deo Mercurio Kaneton- worden, d. h. als der Stern Kanopos am Sternbild
nessi{?). De Wal, Mythol. septentrion. mon. Eridanos, das auch Nil genannt wurde, Hyg.
epigr. 335. [Höfer.] P. A. 2, 32. Eratosth. Catast. 37. — Müller,
Kanuökos (?), Beiname des Zeus in zwei In- Orch. 111. Preller, Gr. Myth. 2, SSS, 1. SchwencTc,
Schriften aus dem Tempel des Zeus Pana- Myth. d. Ägypter 156 if. " Haahh in Paulys
049 Kantharos Kapaneus 950
H.-Enc. V. Canobus. — [V^l. auch die Saga- profecti Erizam urhem priino impetu ceperunt)
itsi, "last, 'Avovßsi, 'AQ-no-ngdrsi, Kcivtön[(o'\ ^e- bieten. Eckhel, D. N. V. 2 p. 581 bezeichnet
weihte Inschrift von Ambrakia (7./. ör. 1800. R.] das Haupt als „Caput lovis", und Mommsen
[Stoll.] \Jablonski, Panth. Aeg. 3 p. 131 — 154, zu G. I. L. 3, 859 wäre geneigt, darin den in
besonders aber Ebers, Der geschnitzte Höh- dieser Inschrift genannten luppiter Optimus
sarg des Hathastru, Ahli. d. K. Sachs. Ges. Maximus Erusenus zu erkennen, wenn nicht
d. W. in Leipzig Bd. 21 p. 233 f. — Das Waddington, Bull. arch. de VAthmeum franc.
Gemälde eines Manuskripts der Theriaka des 1855 p.51 nach sorgfältiger Prüfung der Münze
Nikandros hinter den Versen 309 — 319 zeigt erklärt hätte, dafs darauf nichts deutlich zu
Kanobos mit Nimbus auf dem Ufersand liegend, lo erkennen sei. Auch eine Amphora von Nola
den Oberkörper erhebend , gestützt auf den 1. mit einem Satyr auf Vorder- u. Rückseite zeigt
Ellenbogen; neben ihm sich windend die die Aufschrift KAOS, die de Witte, Cut. cVob-
Schlange, auf welche Helena, gleichfalls mit jets d'art composant la coli, de M. Castellani.
Nimbus am Haupt, losstürmt. Ein Mann von Paris 1866 p. 25 nr. 60 als Schreibfehler für
der Besatzung des Schiffes, das in einer der KAAOC anzusehen geneigt ist. [Drexler.]
Ecken sichtbar ist, bewaffnet mit Schild und Kapaneus (Kanavsvg), Sohn des Hipponoos.
Lanze , sieht der Scene zu , E. de Chanot, Bei Homer erscheint er nur als Vater des
Gaz. archeol. 2 1876 p. 34 — 35. PI. 11, 2. Helden Sthenelos, Ilias 2, 564. 4, 403 mit
Drexler.] den Epitheta ayuKXsitog und tivSäXiiiog, vgl.
Kantharos (Kavd-ccpog), ein attischer Heros, 20 Eurip. Inh. Aul. 246. In der Thebais des
nach welchem der Kriegshafen der Athener epischen Cyklus hatte er natürlich auch seine
im Peiraieus, 6 Knv^ccQov liixriv, benannt Stelle, vgl. Welclcer , Ep. CyJcl. 2, 347. 359 f.
war, Aristoph. Pac. 145 u. Schol [StolL] Stat. Theb. 3, 604. 4, 176. 6, 731. 753. Doch
Kanthos (Kdv&og), 1) der Sohn des Kane- bieten uns die Tragiker, die offenbar aus dem
thos aus Euboia (Kerinthos), ein Argonaut, der Epos schöpfen, einigen Ersatz für dessen Ver-
in Libyen durch die Hand des Kaphauros fiel: lust, vgl. Aesch., Sieben g. Theb. 422 ff. Soph.
Apoll. Bh. 1, 77 ff. (darnach Orph. 142. Hyg. O. C. 1319. Antig. 134 ff. Eurip. Phoeniss.
f. 14 p. 45, 15 Seh. p. 48, 21 — Kephalion n91 ff. 1202. Suppl. 496 ff. Iph. Aul. 246.
statt Kaphauros genannt). Val. Flacc. (vgl. Überall erscheint er hier als einer der sieben
1 , 451 ff. , wo er Sohn des Abas heifst), 30 argivischen Fürsten, die mit Polyneikes gegen
läfst ihn in Kolchis durch die Hand des Theben zogen, als Held von riesenhafter Ge-
Gesandros fallen, 6, 317 ff., vgl. 7, 422. — stalt (yt'yag Aesch.^ 424=. Philostr. Imaq. 2, 29]
Nach Schol. Ap. Rh. 1, 77 stand sein Name und frevelhaftem Übermut. Durchs Los fällt
auch im Verzeichnis der ^rr/ojmwh'Z;« des £7eow ihm der Sturm auf Elektras Thor zu {Aesch.
von Kurion. — [Nach 3Iaafs im Index lect. 423. Paus. 9, 8, 7). Apollodor nennt das
Gryphiswald. 1889 S. VII ist Kanthos eigent- ogygische Thor (3, 6, 6, 1). In vermessenem
lieh der Eponymos der Stadt [AJkanthos auf Trotz ruft der Riese, selbst des Zeus Blitz-
der Chalkidike, einer Kolonie der Euboier. R.] strahl soll ihn nicht hemmen, die Stadt zu
— 2) Ein Sohn des Aigyptios, mit der Danaide verbrennen. Im Schild führt er bei Aeschylos
Hippothoe verheiratet, nach Hyg. f. 170 p. 33, 40 einen Feuerträger mit brennender Fackel und
6 Seh. [Seeliger.] dazu die Inschrift: Tlgriaco nöXtv. Er legt die
■ir„..,„„„„ o /IT f- ' o\ •r.^^„• 1,4- ü • Sturmleiter an, als deren Erfinder er genannt
Kanzaras ? (Kavcagag^) vielleicht Bei- . , .^^ 4 fus 1 r, i. i? i. -i
name des Asklepios in folgender Inschrift "^'^^ ^X'^et 4 2i) aber Zeus schmettert ihn
von Komana: CCOTHPIA | CKAHHICO ] KANZA 1 ?\^ '^-^"^"^ Blitzstrahl nieder, ccymvna 8
PAIAAPOC 1 YnePeiCIN OTTOYYr OY. Barn- T, ^Ä.^'^Tv ^^^^f'^^^'S nvg^oQog {Soph.
say, Inscriptions of Cüicia, Cappadocia, anä ^''^- i^)' ^^^^ '^^? Leichnam rauchte «.pat;-
Pontu., Journal of philoloqy 11 (1882^ p. 159 "'^ ^^l^^:^ .f^^^ovrcc, Eur. Suppl. 496, srt
v,^ 01 i;«„4- V ~ '/ 1 ' Tj- l 1 /o\ tvw8tai Philostr. Im. 2, 29. Übereinstimmend
Tar. 21 liest ScotrjQL Aa-AlrjniwKav^uQai XagogC?) i.prichten /4«rt/7or7m-rts S ß S 1 S ß fi 1
xrl. ; es dürfte aber zu lesen sein Knvtdgc^ "llcc- T f -r ^ ^modoj os 3 6 , d , 1 . 3 ,6 6 1 .
'' ^r] 50 3, 6, 7, 8. Hyg. f. 70. 71, vgl. Ovid Met. 9,
pog, vgl. für die Endung: 'An6Xl(av Tvgifivccg 404. Seine Gemahlin Euadne (s. d. nr. 3),
C. I. Gr. 3493. 3497, Zsvg TlaTtCug C. I. Gr. des Iphis Tochter, stürzt sich bei der Leichen-
3817. [Drexler.] feier in die Flammen des Scheiterhaufens, J-^JcZ.
KaosJ Auf einer Münze von Eriza (bei iWi. 3, 7, 1, 3. Mythogr. graec. ed. Westermann
3, 345, 248. Boutlcowslci, Biet. num. p. 603) 359,5. Philostr. Tmag. 2, 30. Sein Grab erwähnt
ist einem bärtigen Haupte mit Dreizack da- Euripides, Suppl. 981. Nach anderer Über-
hinter die Beischrift KAOC gegeben. Im Re- lieferung soll ihn Asklepios ins Leben zurück-
gister zum ganzen Werk S. 9 p. 235 fafst gerufen haben, Apd. 3, 10, 3, 10. [Die von
Mionnet Kaos als Flufsnamen, und noch im K. handelnden Stellen latein. Schriftsteller s.
B. C. H. 1883 wird von /Jr^iCtaag, TJbqI 'Eql- 60 bei De Vit, Orioni. unter Capaneus. Röscher.]
^Tjväv vofiLGjiDCTcov (p. 58 — 66) KAOC als Flufs Über seine Verwandtschaftsverhältnisse wei-
auf Münzen von Eriza nach Sestini, Class. gen. chen die Quellen vielfach von einander ab. Als
1821 p. 88 aufgeführt. Die Annahme, dafs sein Sohn erscheint durchweg Sthenelos, als
KAOC einen Flufsgott darstelle, stützt sich sein Vater Hipponoos, Nachkomme des Proitos,
auf Livius 38, 14, wo als Namen eines Schol. Pind. Nem. 9, 30. Schol. Eur. Phoen.
Flusses in der Nähe von Eriza die Hand- 181. Seine Mutter heifst Astynome Hyg. f.
Schriften Chaus oder Cahus oder Casus {tertio 70, oder Laodike, Tochter des Iphis, Schol.
indc die ad Casum amnem perventum; inde Eur. Phoen. 181. Seine Gemahlin ist Euadne,
951
Kapaneus
Kapheira
952
Tochter des Iphis (es sind also entweder hier
Verwechselungen oder meln"ere Träger des
Namens Ij)his anzunehmen) oder laneira
Schol. Find. Ol. 6, 46), was wohl nur ein
anderer Name der Euadne ist.
Bedeutung des Namens. Nach Pott,
Ztschrift f. 'ü(jl.
Sprachforschq. 7,
324 ist der Name
Kapaneus vom Blitze getroffen,
Gemmen (nach Overbeck, Gal. her.
Bildw. T. V, ur. 4 u. 5; vgl. Ml-
cali, Müll. t. 116 nr. 10 u. 11).
Bildliche Darstellungen, a) Litterarisch
überlieferte: 1) In Delphi Statuen der Sieben
gegen Theben, von Hypatodoros und Aristo-
geiton, darunter auch K. Paus. 10, 10, 3. 2) Ge-
mälde im Tempel des Kastor und PoUux zu
Ardea Serv. ad Verg. Äen. 1, 44. 3) Gemälde
des Tauriskos, Plin. 35, 40, 40. — b) Erhaltene
Bildwerke s. Overbeck, Gal. heroischer Bildiverke
S. 125-129: Taf. 5, 2 etrusk. Aschenkiste, Kapa-
abzuleiten von lo neus von der Leiter stürzend, Taf. 5, 3 ein Sarder,
MßTravTj, was nach 5, 4 u. 5 zwei Gemmen, wo der Blitzstrahl im
Nacken des Helden erscheint, Taf. 5, 6 Relief,
von Villa Albani {WincJcelniann , Mon. incd.
nr. 109. Zoega, Bassirilievi 1, 47), ferner Ovcr-
hecJc a. a. 0. S. 148 f u. Taf. 6, 9 Relief mit
zusammenfassender Darstellung der Haupt-
begebenheiten der Thebai's, worunter auch
Kapaneus mit der Leiter, endlich ein Relief
von Giölbaschi, Bcnndorf, Vorläufiger Bericht
ÄristopJianes bei
Athen. 10, 418 d
thessalische Be-
zeichnung für
afici^tt ist, also
etwa Wagener,
ein Name, der sich
für einen Sohn
des Hipponoos 20 45 a; Wien. Vorlcgebl ISSQ Tai. XI. Die Deu-
wohl schicken würde. Nach Hesych. wäre zcc- tungdes sogenannten sterbenden Alexander auf
TtdvT] = xQix^vri v.vvrj, wonach der Name einen Kapaneus ist längst aufgegeben und, wie die
Helm träger bedeuten würde. Aus dem Wortspiel des Kolossalkopfes in Neapel ai Studi, den
Welcher, Ep. Cykl.
2, 360 Anm. 94 aufK.
deutete, durch die
richtigere auf einen
sterbendeij Giganten
ersetzt, vgl. K. Lanqc,
Arch. Ztg. 1883 S. 81.
[Auch auf Vasen
kommt K. vor: vgl.
Neapel nr. 3255 (in-
schriftl. bezeugt) und
Petersburg nr. 523 (?)
Röscher.] Sogar in
Tänzen wurde Kapa-
neus dargestellt, Luc.
epigr. 11, 254. Salt.
76. [Weizsäcker.]
Kapetos(Ä^ä7rsrO(;),
1) einer der Freier
der Hippodameia, von
Oinomaos getötet,
Paus. 6, 21, 7. — 2) Ca-
petus, Albanerkönig,
Sohn oder Vater des
Kapys, Liv. 1, 3. Ov.
3Iet. 14, 613. Serv. V.
Aen. 10, 145. Wahr-
scheinlich identisch
mit Calpetus , Diod.
7, 4. üv. Fast. 4, 46:
aber Dionys. 1, 71
nennt Kapetos Vor-
gänger , Kalpetos
Nachfolger desKapys.
[Vgl. De Vit, Onom.
unter Capetus und
Scliwegler, Böm. G. I
S. 342 f R.] [StolL]
Kapaneus (?) sterbend, Eelief in Villa Albani (nach Whickelmann, Mon. inecl.
1, 109 = BauineUter, Denkrn. S. 1751) Fig. 1810).
des Namens mit naTtvovaai bei Etirip. (s. o.)
ergiebt sich nicht eine andere Auffassung der
Bedeutung des Namens im allgemeinen, son-
dern nur in dem betreffenden Zusammenhang.
[Wilamowitz (Hermes 1891 S. 226) deutet K.
als Zyianccvsvg; Vgl. Lykoph. 652 mit Bezug
auf narac-KKiirsiv tiqIiv. R.]
Kapliauros (KdcpavQog), Sohn des Amphi-
themis oder Garamas und einer tritonischen
Nymphe, in Libyen, Enkel des Apollon und
der Akakallis; er tötete den Argonauten Kan-
thos durch einen Steinwurf, als dieser in seine
Schafherden geraten, Ap. Bh. 4, 1490. [Stoll.]
Kai)heira {KatpsiQa)^ Tochter des Okeanos,
953 Kapheira Kapliene 954
welche auf Rhodos mit den Teichinen den soll (vgl. auch Dionys. Hol. de Dinarelw 10).
ihnen von Rhea anverti-auten Poseidon erzog, Diese sind nicht mit Buttmann {Mytltol. 2, 41)
[nach einer fragmentierten Tradition bei Dio- und Gerhard ( Ursprung etc. des Poseidon,
doros 5, 55 § 1, zu der noch aus § 5 die An- Ahh. d. Berliner Ale. d. W. 1850) als Phöni-
gabe gehört: yBvsa&ai kcctcc tbv kociqov xov- zier oder Karer zu verstehen, sondern als
xov SV xoiq nQiii; fw (isgsai rf^g vrjaov xovg Thebaier, welche über Argolis {Menekrates bei
Tilrjd-ivTag <^?'y "lyvrjzag (hs. yt'yuvTixg).*) Ka- Seh. Pindar. OL 2, 16. Kanon 47; vgl. Bohde,
pheira ist identisch mit Halia nr. 2 (s. oben Rhein. Mus. 36 1881 S. 433^), letzthin viel-
Bd. 1 Sp. 1819 f.**), welche als Tochter der leicht über Athenai (Menekrates) kamen und
Thalassa, Schwester der Teichinen, den Po- lo von Konon korrekt als Pelasger (d. h. Ein-
seidon liebte und mit ihm erzeugte naiäag wanderer aus der Urheimat des Apbrodite-
f| UQQSvug ovg ((paai) wXry-S'j^vat TiQoarjcöovg dienstes, Thessalien, speziell Pela bei Orme-
daijiovag {JDiod. a. a. 0. § 4. 6). Beide Mythen- nion) bezeichnet werden (vgl. Philol. N. F. 4
traditionen, die bis auf den Namen der Heroine 1891 S. 48^); 3 1890 S. 715 und S. 116 f.
in allen wesentlichen Punkten sich decken, Es ist dasselbe Volkstum, welches den gleichen
sind von Diodoros , der ihre Identität nicht kabeirischen Kultkomplex auch auf die thra-
erkannte, oberflächlich kontaminiert {Philol. kischen Inseln übertragen hat. Als diejenige
N. F. 4 1891 S. 43flE'.), und zwar nach einem rhodische Stadt, wo jener kadmeische Priester-
Berichte des grofsen Apollodoros {Bethe, Her- kult des Poseidon und, wie man hinzusetzen
mes 24 1889 S. 429). Aus beiden Mythen- 20 darf, der aphrodisischen Kapheii-a haftete,
formen leuchtet gleichermafsen die Beziehung wird bei Diodoros 5, 58 lalysos genannt,
auf den Kreis der Aphrodite heraus. Die auf und damit entfällt als unwahrscheinlich die
Rhodos Kult geniefsende Halia - Leukothea von Lobeck gewagte Beziehung auf Kameiros
einerseits erfährt die Vergewaltigung durch {Agl. 2, 1184*: Capheira . . . haud dubie
die eigenen Söhne auf Veranstaltung der Cameira dicta ab urbe). [K. Tümpel.]
x\phrodite, die über die 6 proseoischen dämo- Kapheue (Kacpsvrj), eine karische Jungfrau
nischen Igneten eine fiavia schickte, wie ja von Kryassa (= Kryassos), wo sich unter
überhaupt die thebanisch-Iemnisch-samothra- Führung des Nymphaios, eines durch Schön-
kische Leukothea schon von 0. Müller (Etrus- heit ausgezeichneten jungen Mannes , griechi-
ker 1, 198; 2, 55. Proleg. S. 371; vgl. Preller- 30 sehe Kolonisten von Melos niedergelassen
PZew 1,378) alsNebenfigurdes Aphroditedienstes hatten. Als diese melische Kolonie binnen
erkannt, und von 0. Crusius als Aphrodite- kurzer Zeit zu grofser Blüte und Macht ge-
hypostase bezeichnet ist {Beiträge z. griech. langt war, beschlossen die karischen Bewohner
Myth. u. Beligionsgeschichte , Progr. Thoman. von Kryassa, die ihnen 'lästig gewordenen
Leipzig 1886 S. 22 f., wegen des rettenden Griechen zu vernichten, und luden dieselben
Zauberschleiers = der 7coQ(pvQlg der samothra- zu einem Gelage ein [um sie bei dieser Ge-
kischen Kabeirenmysterien; wozu als zweites, legenheit hinterlistig zu überfallen]. Doch
der Aphrodite und Leukothea gemeinsames Kaphene, die in Nymphios verliebt war, hatte
Motiv der Wassersprung und als drittes die ihrem Geliebten den Plan verraten. Als nun
Vergewaltigung durch gigantische Söhne 40 die Boten der Karer die Einladung über-
kommt: Fleckeis. Suppl. 16 1887 S. 197 f. mit brachten, erwiderte ihnen Nymiihios, dafs es
Anm. 176. 178 und Strabon 11 p. 495). Ander- bei den Griechen Sitte sei, auch ihre Frauen
seits klingt der Name KacpsLQa schwerlich nur zu Gastmählern mitzubringen. Die Melier er-
zufällig an den der KaßsiQa oder KccßstQO) an, schienen nun zwar selbst unbewaffnet beim
die, wiederum auf Samothrake, als Gattin des Schmause.aberjede ihrer Frauen trug ein Schwert
Hephaistos (Mutter des Kasmilos) direkt für in ihrem Gewände versteckt, und als nun mitten
Aphrodite eintritt: Akusilaos und Pherekydis im Schmause den Karern das Zeichen zum
bei Strabon p. 209; vgl. 0. Crusius, 'Kabiren- Überfalle gegeben wurde, ergriffen die Grie-
in der Allg. Kncyklop. 2. Sekt. 32 S. 21 ^^ chen plötzlich , ehe die Karer sich dessen
Kapheira ist also wohl als heroisierte Aphro- 50 versahen, die von ihren Frauen mitgebrachten
dite-Kabeira aufzufassen; und auch der Schwerter und töteten ihre arglistigen Wirte,
Kasmilos, der auf Samothrake die Kabeira als worauf sie deren Stadt zerstörten und eine andere
Sohn begleitet (und als Kadmos die Leuko- Nsa Kqvaaaa gründeten. Kaphene aber wurde
thea zeugte), scheint auf Rhodos nicht gefehlt die Gemahlin des Nymphios und erhielt für ihre
zu haben. Wenigstens kennt daselbst Dio- That den gebührenden Ehrenlohn. Die Legende
doros 5, 58 (nach Zenon u. a.) Kadmeionen steht bei Plutarch de mul. virt. 7 jj. 304 Dübn.
{avv Küdyico ^otviv.sg); ja diese gründeten und u. Polyaen. 8, 64 [vielleicht nach den KciQLv.a
verwalteten erblich gerade das Priestertum des Apollonios, der die Ktisis von Kryassoa
des Poseidon, den Kapheira aufgezogen haben behandelte: Geffken, De Stephano Byz. p. 52 zu
CO Frgm. 28; vgl. F. Dümmler, Athen. Mttteil. 13
*) Für die Bd. 1 Sp. 1693 u. Bd. 2 Sp. 111 fehlenden 1888 S. 301, der die Sage von der Gründung der
Artikel Gnea, -etes und ignetes steht das Material Stadt Nea-Kryassa in Karlen durch die Melier in
bei Lobeck, Agl. 2, ii88ff. Hoeck, Kreta 1, 352. Geffcken, weiterem Zusammenhang behandelt und diese
De Stephano Byz. cap. u, Doktordiss. Göttingen 1886 p. 44. Wanderung für trotz ihrer dorischen Etikette für
r,mp.i p/«7oL N. F. 4 1891 s. 43. vordorisch hält. Tümpel.] T//»i«eZ macht mich
**) Daselbst ist zu erganzen „Tochter der Thalassa - • ■, ^ ^i-fi-i -\t-a^l -i
und zu tilgen, dafs Thalassa den Poseidon mit erzogen ^f ^iner dankenswerten brieflichen Mitteilung
habe. — Halia nr. 3 (Tochter der Sybaris) und nr. 4 darauf aufmerksam, dafs die Legende bei Plut.
(Tochter des Tyllos), b. iu den Nachträgen zu Bd. 2. a. a. 0. (vgl. die Schlufsworte a'glOV OVV ayec-
955 Kapheus Kapys 956
a&at xäv ywai-näv kkI rrjv aianrjv Kai ro AA0AIK6IA auf einer Münze des Commodus,
^agaos) etymologisch auf die GicoTt)] der dabei Mi. 4, 325, 754; c) als Eber (KATTPOC) mit
beteiligten Frauen, wohl auch der Kaphene, Lykos (ATKOC) als Wolf die stehende und ein
zugespitzt scheint, so dass dem cchiov die- Bild des Zeus Laodikeus haltende Laodikeia
selbe Beziehung zu Grunde läge wie der Ety- umgebend auf Münzen der lulia Domna, Vail-
mologie von yirj(p^v£g (vgl. Kcocpös) = schweig- lant, N. Gr. p. 92. Mi. 4, 327, 764. Tlaver-
sam, stumm im Etym. Magn. [Röscher.] camp, Mus. Regin. Christ, p. 180 Tb. 26, 12
Kapbeus (iCorqpEus), bei Alhnan frg. 72 (ohne Angabe der Beischriften); Sestini, Mus.
Bergk {■^oks ng [öjxaqpfvg dvaGocov) zuerst Chaudoir p. 109 u. Mus. Hedervar. 2, 349,. 18
richtig eingesetzt von H. Neumann (bei Bobert, lo Tb. 27, 3. Mi. S. 7, 587, 460. Head p. 566.
iVatos(7(. »•e/ig. p. 246 "), wo neuerdings wieder Gardner, Greek River -Worship, Trabis, of the
Sitzler {Die Lyriker Eumelos, Terpander und B. Soc. of Lit. of the united Kingdom. 2'* ser.
Älkman etc., Festschrift des ... Gymn. Karls- vol. 11 1878 p. 205f. PL 2, 2; d) sitzend als
ruhe 1886 S. 54 a-nacpsvs stehen lassen und Eber gegenüber dem als Wolf dargestellten
= c-näitTcov erklären will, und E. Hiller (in Lykos, Head p. 566, auf autonomen (Obv.
Bursians Jahresbericht über die griechischen Haupt der Synkletos), 3Ii. 4, 316, 700. Streber,
Lyriker und Bukoliker S. 171) mit Berufung Num. nonnulla Gr. ex mus. rcgis Bavariae
auf Eurip. frg. TOO Na. (xcojrrjs dväaaoiv) av.cc- liactenus minus aceurate descripta. München
tpsvg (so) als Gen. von andcpog = Schiff fafst. 1835. 4" (Akad.) p. 248 Tb. 4, 10 und Münzen
Vgl. d. Artikel 'Kepheus'. [K.Tümpel.] 20 des Caracalla, Mi. 4, 330, 783 aus Vaillant,
Kappadokia (KaTtTcccSo-nia), die Personifi- N. Gr. p. 101; Ä. 7, 589, 465 nach Bamus,
kation der Provinz Kappadokien, erscheint Cat. n. vet. mus. reg. Daniae 1, 228, 12
mit der Beiachrift CM PP^Z)0(7JJ. auf Bronze- Tb. 7, 11. Die Tiere sind in den früheren
müozen Hadrians stehend, mit der Turmkrone, Beschreibungen vielfach falsch benannt; das
haltend den Berg Argaios und eine Standarte Richtige sahen Cavedoni, Spie. num. p. 241
(Co/jew2^ 121f. 200— 211. Cavedoni, Bull. arch. Anm. 208 u. Streber a. a. 0., vgl. auch Lii-
napol. n. s. 4 p. 124 nr. 9), auf Grofsbronzen hoof, Monn. Gr. p. 406 zu nr. 125. Gardner
des Antoninus Pius stehend, mit der Turm- bemerkt zu dem Typus: ^.,This mag be a mere
kröne, haltend einen Korb und eine Standarte, punning allusion to the name of the river, as
zu Füfsen den Argaios, Cohen 2'\ 282, 120. so these coins are of a very late date, but ive
[Drexler.] have reason to think that boars did sometimes
Kappadox {Kamtädoi,, auch Xajrjrä ^oxog), typify the violency of ivater especially as wild
Sohn des Assyriers Ninyas, Enkel der Semira- boars notoriously haunt swamps" ; und Adolf
mis, nach welchem Kappadokien benannt war, Gerber., Naturpersonifikation in Poesie u. Kunst
Eustath. zu Dionys. Per. 11-2. Steph. B. v. der Alten. Leipzig 1883 {Jahrbb. f. kl. Phil.
Kannado-nia. [Stoll.] Suppl. Bd. 13) p. 270: ,, Ebenso sahen die
Kappotas {Kamtcazag = v.axaiiuvrttg , Be- Griechen in den Flüssen nicht wirkliche Stiere,
ruhiger), Beiname des Zeus. Der Sage nach ge- Eber oder "Widder, sondern nur die Wesens-
nas Orestes vom Wahnsinn auf einem [Meteor-?] gleichheit liefs sie solche Benennungen wäh-
Steine sitzend, welcher Zfi>s MaTT^Trcöras genannt 40 len"; vgl. auch E. Curtius, Peloponnesos 1
wurde, Pausan. 3, 22, 1. Pr euer- Bobert, Gr. p. 405 u. Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1888.
Myth. 1, 146. [Vgl. Overbeck, Über das Kultus- S. 1228, der auch (p. 388) in dem erymanthi-
objekt bei den Griechen in seinen ältesten Ge- sehen Eber den Flufs Erymauthos erkennt u.
staltungen, Ber. üb. d. Verh. d. K. Sachs. Ges. durch die Namen der Wildbäche Achajas
d. W. Ph.-H. Kl. 16 1864 p. 144—145. Drexler.] Krios (Bock) und Sys (Eber) ihre heftige und
[Lorentz.] zerstörende Natur bezeichnet sein läfst (s.
Kapros {Kangög), 1) Flulsgott auf Münzen Boscher, Selene u. Verw. S. 52 A. 206). Aus
von Atusa in Assyrien aus der parthischen der slavischen Mythologie führt Gardner
Periode, zu Füfsen der sitzenden Stadtgöttin p. 206 eine Notiz von Karamsin, Hist. de
(„The city seated on rock frovi whicli issues a 50 Bussie 1 p. 114 an, dafs, wenn ein grofses
stvimming Biver-god the Caprus , with long Unheil das Slavenvolk bedrohte, der Genius
goat's horns") , Head p. 690 nach Gardner, des Sees von Rhetra unter der Gestalt eines
Parthian Coins PI. 7, 22. — 2) Flufsgott auf wilden Ebers mit furchtbarem Grunzen aus
Münzen von Laodikeia Phrygiae. Er erscheint den Wogen emportauchte, um alsbald wieder
a) auf Münzen Caracallas in menschlicher Ge- zu verschwinden. [Drexler.]
stalt, mit Lykos, zu Füfsen der von drei Kory- Kapys {Känvg), 1) Sohn des Assarakos und
bauten umtanzten, das Zeuskind auf dem 1. der Hieronyme, T. des Simoeis, Nachkomme
Arm haltenden Adrasteia, neben welcher 1. der des Dardanos, Fürst der troischen Dardaner;
Genius von Laodikeia, die L. aufs Steuer ge- zeugte mit Themis, der T. des llos, den
stützt, steht, während oben in der Luft ein go Anchises, II. 20, 239. Apollod. 3, 12, 2. Diod.
Adler sichtbar ist, Imhoof, Jahrb. d. Ksl. B. 4, 75. Ov. fast. 4, 34. Tzetz. L. 1232. Serv.
Arch. Inst. 3 1888 p. 290 nr. 2 Taf. 9 nr. 19; Verg. A. 1, 272. 284. Nach Serv. Verg. A.
vgl. Mi. 4, 330, 781. 782; Cat. Northwick 5, 30 war die Troerin Segesta seine Gemahlin
nr. 1232. Head p. 566; b) ebenso gelagert in und Mutter des Anchises. Bei Dionys. A. B.
menschlicher Gestalt zusammen mit Lykos, 1, 62 heifst Klytodora, T. des Laomedon,
beide durch die Beischriften KATTPOC u. AYKOC Mutter des Kapys, der mit der Nymphe Nais
kenntlich gemacht, zu Füfsen der sitzenden den Anchises zeugt. — 2) Trojaner, Verg. Aen.
und ein Bild des Zeus Laodikeus haltenden 2, 35 bei der Eroberung Trojas genannt; nach
957 Kar Kariös ' 958
Serv. z. d. St. war er ein Verwandter des Karche (KäQxrj), Tochter des Aigyptos,
Aeneas und der Gründer von Capua, also eines Sohnes des Zeus und der Thebe, nach
identisch mit nr. 3. — 3) Begleiter des Aeneas welcher die „Insel" Karchedon benannt war,
der in Latium mitkämpft, Verg. Aen. 1, 183. Tzets. L. 1206 p. 958 3Iün. [Stoll.]
9, 576, derselbe, von welchem Capua ge- Karche(loii(Äap;^/j^(üv), l)PhönikierausTyrus,
gründet und benannt sein sollte, Verg. Aen. der 21 Jahre vor dem Fall Trojas mit dem
10, 145. Steph. B. Kanva, vgl. Serv. V. Aen. Tyrier Ezoros Karchedon (Karthago) gründete,
1, 2. 242. 10, 145. Dieser Gründer von Capua Fhüist. b. Euseh. Can. Chron. nr. 804 {Müller,
wird auch Saiuniter genannt, Serv. V. A. 10, hist. gr. fr. 1 p. 190, 50). Steph. B. s. v. [Stoll.]
145. Liv. 4, 37. Nach Dionys. 1, 73 gründete lO — 2) Tochter des lyrischen Herakles, Cic. de
Komus Capua und nannte es nach seinen troja- nat. deor. 3, 16, 42. Vgl. Karthago. [Höfer.]
nischen Vorfahren. [Das Haupt des Kapys er- Kag^ri^ovluiv öaificov, d. i. Tanit, wird
kennt Cavedoni, Spie. num. p. 14 auf dem Obv. zusammen mit 'Hqanlfiq (Baal Chamman) und
von Münzen von Capua, deren Rs. eine einen 'lölaog (Eschmun) als höchste Gottheit der
Knaben säugende Hirschkuh zeigt, M. S. 1, Karthager bezeichnet im Vertrage derselben
236,259. T. Combe, Mus. Brit. Tb. 2 fig. 14. mit Philipp von Makedonien, Polyh. 7, 9,
Baoul-Bocheite , Notice des fouilles de Capoue 2 — 3. Bätligen, Beitr. z. semit. Religionsgescli.
p. 94 — 95 hat sich Cavedonis Erklärung an- p. 46. [Drexler.]
geschlossen; dagegen erkennen Avellino, Bull. Kardys {KÜQdvg), Vater des Klymenos, ein
arch. napol. 1 p. 11 imd Friedländer, OsA. 20 Kreter aus dem Geschlechte des Herakles Idaios,
Münzen p. 13 Telephos, und Cavedoni selbst, Paus. 5, 8, 1. [Stoll.]
Bull. arch. napol. 1 p. 72 pflichtet ihnen bei; Karia (KaQia), 1) die Personifikation von
Minervini, Bull. arch. napol. n. s. 7 p. 170 Karlen, erscheint auf den oben Bd. 2 Sp. 358
will Auge erblicken; Poole, Cat. Gr. C. Brit. angeführten Münzen des Septimius Severns
3Ius. Italy p. 83 nr. 14 beschreibt den Typus von Tarsos zusammen mit Isauria u. Kilikia.
nnr als „Young head, r., ivearing slinof beast''. Auf Münzen von Laodikeia Phrygiae sieht
Drexler.] — 4) Begleiter des Aeneas (vgl. nr. 3); man Laodikeia sitzend zwischen der stehenden
er kam mit ihm auf seiner Irrfahrt nach Ar- OPVriA u. KAPIA, Ecl-hel 3 p. 160. Head, H.
kadien, wo sie eine Stadt gründeten, die nach N. p. 566. 31i. 4, 329, 775. Caracalla {„(i>P\^\^,
ihm Kaphyae oder Kapyae genannt ward, 30 La Phrygie persotmifiee, tutulee et debout, por-
Dionys. A. JR. 1, 49. Strab. 13, 608. Nach tant sur la m. dr. deux simulacres; en face
Steph. B. V. Kacpvui war die Stadt nach dem KAPIA, la Carie, cgalement debout et tutulee,
Vater des Anchises benannt. — 5) Albaner- tenant dans la m. dr. des e'pis, et dans la g.
könig, Liv. 1, 3. Verg. Aen. 6, 768. Dionys. une corne d'ahond."). [Drexler.] — 2) Ver-
A. B. 1, 71. Diod. 7, 4. Tzetz. L. 1232 p. 974 derbter Name einer Höre b. Eygin f. 183, wo
Müller. (Jv. Met. 14, 613. fast. 4, 45. Auch wahrscheinlich Carpo zu lesen ist. [Röscher.]
ihm schreibt man die Gründung von Capua Kariös (Kagiog), 1) Sohn des Zeus und der
zu, Serv. V. Aen. 10, 145. [Schicegler, Rom. Torrhebia, der an einem See, der später nach
Gesch. 1 S. 342 f. A. 1 u. 2. R.j [Stoll.] ihm Torrhebia benannt wurde, von den Nym-
Kar {Küq), 1) nach griechischer Sage Sohn 40 phen in der Musik unterrichtet wurde und die
des Phoroneus, erster König von Megara, nach Lyder die (liXr] ToQQrjßiu lehrte, Nikol. Dam.
welchem die Burg dieser Stadt Karia hiefs. bei Steph. Bi/s. TÖQQrjßog. In der Landschaft
Ihm wurde zu Megara die Stiftung des De- Torrhebis befand sich auf dem Berge Kariös
meterheiligtums, des sogenannten Megarou auf sein Heiligtum, HeTcataios {?) bei Steph. Byz. a.
der Burg, zugeschrieben, Paus. 1, 39, 4. 1,40,5. a. 0. — 2) Beiname des Zeus, dessen Tempel
Steph. B. V. KdQia. Sein Grabmal war am in Mylasa stand, und der gemeinschaftlich von
Wege von Megara nach Korinth, Paus. 1, 44, den Kariern, Mysiern und Lydern verehrt
9. — 2) Nach dem Glauben der Karer in wurde, LIerod. 1, 171. Strabo 14, 659. SfepJi.
Kleinasien Stammherr dieses Volkes, Bruder Byz. Kagia. Ael. nat. an. 12, 30. Waddington,
des Mysos und Lydos, Herodot. 1, 171, vgl. 50 Asie min. 415. Corr. hell. 12 (1888) p. 97
Strab. 14, 659. Sein Grab zu Suagela in Anm. p. 250 nr. 23. p. 251 nr. 24. 25. 26.
Karien, Steph. B. v. UoväysXa. Gründer der 15 (1891) p. 209 nr. 151. Strabo a. a. 0. er-
karischen Stadt Alabanda, die er nach seinem wähnt aufserdem in Mylasa noch einen Kultus
Sohne Alabandos benannte, Steph. B. v. 'AXä- des Zeus Osogos (s. d.) , Labrandeus (s. d.)
ßavSa. Ein anderer Sohn hiefs Idrieus (s. d.). und Stratios (s. d.). — Waddington a. a. ü. setzt
[Vgl. auch Plin. n. h. 7, 203: Auguria ex den Zeus Kariös von Mylasa dem Zeus
avibus Car , a quo Caria appellata (invenit). Chrysaoreus (S'<ra&o 14, 660; vgl. Bd. 1 Sp. 900,
Vgl. Kremmer, De catalogisheurematum. Leipzig Z. 55 ff.) von Stratonikeia gleich, während er
1890. S. 9 f. 61. Röscher.] [Stoll] den Zeus Labrandeus und Stratios als den
Karaios {KaQuiög)- Zfws Tiaqu Boicozoig ovtcü CO Nationalgott von Mylasa und den Zeus Osogos
TCQoaayoQEVBTai, cjg (läv xiv^g cpccai 81a. t6 vipiq- wiederum als Spezialgott der myiasischen
Xog ilvai, ano xov Tiägoc, Hesych. s. v. Kagaiög. Phyle Otorkondeis {Zsvg 'OzcoQtiovöscov) be-
Man hat Kagaiög in Kccgiog umändern wollen zeichnet.. [Vgl. über die karischen Zeusgestalten
nach der Glosse des Photios: Kagiog Zavg- A. Maury, Hist. des religions de la Grece ant.
SV 0iocciXiu -nai Boicoti'u, ygl. Welcher, Aeschyl. 2 p. 18; 3 p. 139 — 144. Jahn, Arch. Aufs.
Trilogie p.'l36, aber Meineke, Fr. Comic. Gr. p. 41 f. Overbecl-, Zeus p. 268 — 271 und die
2 p. 85 hat sich dagegen erklärt; s. O. .Jahn, von ihm p. 268 Note a angegebene Litteratur;
Ann. deir Inst. 1842 p. 210. [Drexler.] Preller, Gr. M. 1* p. 141 Anm. 2; über einige
959 Karinos Ivarnabon 960
interessante karische Zeustypen auf Münzen, Karko (KaQ-ncö), ein anderer Name für
J. Friedländer, Zeus Troios, Zeus Aseis u. Lamia (s. d.). Vgl. Hesych. s. v. iiccqh(Ö-
Zeus Osogo, Ztschr. f. Num. 2 1875 (p. 107 ilaftto:, wo wahrscheinlich zu lesen ist: äkq-hco'
— 112) p. 109 tf. Drexler.] Auch in Athen Äaiiia. Der Name hängt wohl mit v.äQY.ciQog,
ward der Zeus Kariös verehrt, Herod. 5, 66; xa^jtapa, v.aQxoiqö8ovs etc. {Curtius, Grdz. d.
vgl. Krutin. bei Phit. Per. 3; zur Erklärung gr. Etym. ^ 144) zusammen und bezieht sich
hierfür weist Stein zu Herod. a. a. 0. auf die vielleicht auf die scharfen Zähne , die der
von Straho (9, 397. Paus. 1, 40, 6; vgl. Herod. Lamia ebenso wie den Gorgonen eigen waren.
1, 117) bezeugte Thatsache hin, dals Karer einst [Röscher.]
bis nach Attika vorgedrungen seien. [Höfer.] lo Karmauor (Kuq^üvcoq), ein kretischer Sühn-
Kariuos (KaQivög), Beiname des Apollon priester zu Tarrha, Vater des Eubulos und des
in Megara, der daselbst in Gestalt eines Sängers Chrysothemis. Er sollte nach kre-
Steines verehrt wurde, Paus. 1, 44, 2. Auf tischer Sage Apollon und Artemis von dem
um 300 v. Chr. geprägten Bronzemünzen der Morde des Python gereinigt, und Apollon in
Stadt erscheint ein Obelisk zwischen zwei seinem Hause mit der Nymphe Akakallis Um-
Delphinen, den man als Apollon Kccgivog gang gepflogen haben. Paus. 2, 7, 7. 2, 30, 3.
deutet, Head, H. N. p. 270. Imhoof- Gardner, 10, 7, 2. 10, 16, 2. Nach Schol. Pind. Hypoth.
A numisniatic commentary on Pausanias p. 6 Pytli. p. 298 Boeckh reinigte Chrysothemis den
PI. A, 8. Ein ähnlicher Stein wurde in Am- Gott, Müller, Bor. 1, 207. 343. Welcher, Gr.
brakia als Apollon 'Ayvuvq verehrt und er- 20 Götterl. 1, 503. [Stoll.]
scheint auf Silbermünzen dieser Stadt, Head Kanne (Kagfirj), Tochter des Eubulos (S.
u. Imhoof- Gardner a. a. 0. [Drexler.] der Demeter, JDiod.; S. des Karmanor, Paus.);
Karissai (KccQiaaai), Name von Göttinnen, zeugte auf Kreta mit Zeus die Britomartis,
die sonst nicht bekannt sind, auf einer myti- Hiod. 5, 76. Paus. 2, 30, 3. Nach Ant. Lib.
lenäischen Inschrift t^Qsav xav &^av 'Exrj- 40 ist sie Tochter des Phoioix, Sohns des
(fCkciv uai KciQLüoav xal Igeotpogov xav Agenor, und der Kassiepeia, T. des Arabios.
aytwrarcov (ivaxaQmv, Bechtel, Die inschr. In Verg. Cir. 220 ist sie als bejahrtes Weib
Denkm. d. äol. Dial. bei Bezzenberger , Bei- zu Megara im Dienste des Königs Nisos Amme
txäge 5, 124 = Collitz, Samml. d. griech. Dial.- seiner Tochter Skylla. Sie ist als Gefangene
Inschr. 1, 232. Durch diese Inschrift wird zu- 30 (v. 290) dorthin gebracht, eine Tochter des
gleich die von Crusius (Bd. 1 Sp. 1389, Z. 37 ft'.) Ogygiers Phoinix, also wohl aus Böotien, wo-
angezweifelte und durch Konjektur beseitigte hin Phoinix mit Kadmos gekommen sein mag,
Göttin Etephila gerettet, die sich auch auf Heyne, Exe. zu v. 220. — SchivencJc, An-
der Bresosinschrift (jyeÄsewfcer//er a. a. 0. 5, 134. deutungen 169 f. Vgl. Kassiepeia. [Stoll.]
Collitz a. a. 0. 255) findet: xäg 'Exrjcpilag Karmeios (Kägiisiog), Flufsgott, erscheint,
IJoasidcovog Mv^c^ ««« Mvx^o^g ^al x&v ana- mit der Beischrift KAPM6I0C, unbärtig, ge-
Quixrixoav Q^iav . . . eviinccQSÖQov. 'Nach. Bechtel lagert, in der R. ein Füllhorn, den 1. Arm
bei Bezzenberger a. a. 0. 5, 124 sind die 'Exi]- auf eine Quellurne gelehnt, auf einer Münze
cpilai = 'Ex8i^q)iXaL, die „wahrhaft freund- des Severus Alexander von Hadrianopolis
liehen" (vgl. Evi.Lsvid£g), ähnlich wie Hades 40 Phrygiae, Jffea«^ p. 564. /»h/joo/", J\^Mm. Zei^sc/w.
den Beinamen EvßovXsvg (s. d. nr. 4) führt. 16 1884 p. 291 zu nr. 144 u. Griech. Münzen
[Höfer] p. 737 nr. 687. [Drexler.]
Karkabos {KccQtiüßog), Sohn des Perrhäber- Karmeios (KagiiriXog), göttlich verehrter
königs Triopas. Er tötete seinen Vater wegen Berg, Tac. hist. 2, 78: „Est ludaeam inter
seiner grausamen Tyrannei und erhielt deshalb Syriamque Carmelus, ita vocant montem Deum-
von den Bürgern ein Ehrengeschenk. Als que, nee simulacrum Deo aut templum situm
Flüchtling kam er nach Brenthis in Troas, tradidere maiores: aram tantum et verentiam."
wurde von Tros vom Morde gereinigt und er- v. Andrian, Der Höhenkultus asiatischer und
hielt von ihm Grund und Boden, auf dem er europäischer Völker. Wien 1891 p. 257 ff.; vgl.
die Stadt Zeleia gründete. Von ihm stammte 50 lo. lac. Bosius, Epistola de Carmelo monte et
Pandaros, der vor Troja kämpfte, Schot II. deo in Taciti et Suetonii locos. Lipsiae 1752.
4, 88. Eustath. nennt ihn Kagräßag. [Über 4" ; in anderen Quellen wird Karmeios nur als
Ka,rnsbha,ss. Marquardt, Cyzicus T^. 22, Drexler.] heilige Stätte erwähnt; so nennt MicJia 7, 14
[Stoll.] Jahwe den einsam auf dem Karmel Wohnen-
Karkinos {Kag-nivog, Kccg-nivog), 1) In der den, und Skylax, Periplus p. 42 ed. Hudson
späteren euhemeristischen Auffassung erscheint bezeichnet den Karmel als [sqov .diög, vgl.
der Krebs {-nagiiLvog), der in der Sage von Baudissin, Stud. z. semit. Beligionsgesch. 2
der lernäischen Hydra den Herakles (s. d.) zu p. 228 Aum. 1; p. 234, 240, 254. [Drexler.]
hindern suchte, als ein avrig yiiyag xijv laxvv Karnabas s. Karkabos.
xat jroilfju-tKOff und Bundesgenosse des Lernos 60 KariiabO]i(Äapi'aßc5i') od. besser Charnaboii
(s. d.), Namens Karkinos. Vgl. Palaeph. 39. (Xagvocßciv), König der Geten, der den Tripto-
[Roscher.j Nach Tzetz. Chiliad. 2, 239 war lemos (s. d.) zuerst gastlich aufnahm, als dieser
er Bundesgenosse und Freund der Lerna, d. h. auf Geheifs der Demeter mit seinem Drachen-
der neun gegen Herakles kämpfenden Brüder. wagen durch die Welt zog, um die Menschen
— 2) Ein Krebs, der den Herakles bei dessen den Getreidebau zu lehren; später aber stellte
Kampfe gegen die Hydra in den Fufs bifs, von Karnabon dem Triptolemos nach und tötete
ihm aber zertreten wurde; Hera versetzte ihn einen seiner Drachen; zur Strafe versetzte ihn
unter die Sterne, Eratosth, katast. 11. [Höfer.] Demeter samt dem getöteten Drachen an den
9G1 Karneios Karneios 962
Himmel, wo er nun Ophiuchos {'Oipiovxoc) Das Fest des Gottes (Kagviicc) dessen Ur-
heifst. SopJiokles bei Herodian. tisqX (lov. Af^. sprung von der spartanischen Legende auf
p. 9, 29. Hygin. astr. 2, 14. Lobeck, Aglaoph. die Tötung des Sehers Karnos (s. d.) zurück-
215. 1351; vgl. Theognostos hei Cramer, an. Ox. geführt vfurde, galt nach Thue. 5, 54. Paus.
2, 29, 30. 30, 33. [Mehr b. Knaack, Jahrb. f. 3, 13, 4 und dem Schol. Theoer. 5, 83 als eine
II. Piniol. 1887 S. 318 f. Röscher.] [Höfer.] allen Doriern gemeinsame Feier und wurde
Krtruoios {KÜQvsiog), Beiname des Apollon, in Sparta alljährlich vom 7. bis 15. Tage des
der unter diesem Namen einen weit verbreiteten Monats Karneios gefeiert. Der Verlauf des-
Kult hatte. Wahrscheinlich ist Karneios oder selben war nach dem freilich spärlichen und
Karnos (s. d.) ein uralter Gott, der mit Apollon in verstümmelten Quellenmaterial folgender. Es
identificiert wurde. Eine lakonische Inschrift wurden aus jeder Phyle auf vier Jahre fünf
erwähnt den Gott Karneios Oiketas und Kar- unverheiratete Männer, die sogen. Karneaten,
neios Dromaieus (C. I. G. 1446). Der Dienst erlost, die das Fest besorgen sollten {Hes. \.
der Karneios wird gewöhnlich (mit Recht?) KaQvsärcci). Der fungierende Priester hiefs
als ein gemeindorischer aufgefafst {Thuc. 5, 54, Agetes {Hes. v. ocyiqxriq). Ein Mann, der Stem-
wo jedoch nur vom Monat Karneios die Rede mata trug (vielleicht der genannte Agetes),
ist. Paus. 3, 13, 4; vgl. Schol. Theocnt. 5, 83); wurde von jungen Männern, den sogen. Sta-
jedenfalls ist er nachweislich in mehreren phylodromen, indem er für die Stadt gute
dorischen Staaten verehrt worden: Argos Wünsche aussprach, verfolgt. Wenn die Sta-
Schol. Theoer. 5, 83; Kaibel Epigr. gr. 4G5; 20 phylodromen ihn einholten, galt dies als ein
Thuc. 5, 54; Sikyon Paus. 2, 10, 2. 11, 2, vgl. gutes Vorzeichen für die Stadt, das Gegenteil
Euseb. Chron. 1, 175. 2, 56 Schoene; Megara, aber als schlimmes {Bekkeri Änekd. 1 p. 305,
wenn Apollon Karinos (Pajts. 1, 44, 2) mit dem 25; vgl. Hes. v. craqpviod^oftot). Es ist an-
Karneios identisch ist; Knidos Collitz-Bechtel, zunehmen, dafs die Staphylodromen so benannt
SGD. 3527; Kos Patau and Hicks, Inscr. of waren, weil sie in den Händen Traubenzweige
Cos 38, 10, 21; Kameivos Bull. corr. hell 1881, hielten.
337. Journ.ofhell.stud.A,3bl; Theva C. LG. Dann folgte wahrscheinlich der gesellige
2467, 2467^, vgl. die Belegstellen unter Kyrene; Teil des Festes. An neun Plätzen wurden
Kyrene Pind. Pyth. 5, 75 (100)1?. und Schol. Lauben in Zeltform eingerichtet, wo je neun
Callim. hymn. in Äj). 71 ff. Plut. Quaest. conv. 30 Männer, die drei Phratrien oder besser Oben
8, 1, 2 p. 717 D; Messenien: bei Pharai Paus. repräsentierten, zusammenspeisten, wobei alles
4, 31, 1; im Karnasischen Haine Paus, 4, 33, auf das Kommando eines Heroldes geschah
4; vgl. Sauppe, Die Mysterieninschrift von {Demetrios von Skepsis bei Athen. 4, 141 e. f).
Ändania {Dittenb., Syll. 388). Den mit dem Natürlich fand bei den Ktirneien ein Opfer
Kultus des Karneios verknüpften Monat Kar- statt, von dem wir nur wissen, dafs in Thu-
neios , der mit dem attischen Metageitnion rioi ein Widder geopfert wurde. Theoer. 5,
(Aug.-September) zusammenfiel {Plut. Nik. 28), 82. Im Karnasischen Haine in Messenien
finden wir auf Rhodos C. I. G. 8518, Kos wurde dem Apollon Karneios ein Eber ge-
Bull corr. hell. 1884, 42, Kalymna Bt«/Z. corr. opfert, Dittenb., Syll. 388. Auch kam bei
hell. 1884,31, Nisyros Dittenberger , Sylloge io dem Feste ein musischer Wettkampf vor:
195, in Knosos auf Kreta Mon. Antichi I (1890), Eur. Ale. 445 ff. Hellanikos bei Athen. 14,
47, vgl. Bull. corr. hell. 1879, 293, in Syrakusai 635 e.
Plut. Nik. 28, Tauromenion C. I. G. 5640, Gela In Karneios sehen die meisten Forscher
C. I. G. 5475, Akragas C. I. G. 5491; viel- einen Gott der Weiden und Herden (Ger-
leicht gehört hierher auch der Monat Carinus hard, Griech. Myth. 1, 285. 289. 308. Welcker,
in Byzanz, vgl. Preller- Bobert, Griech. Mythol. Griech. Götterl. 1, 469 ff. Preller-Robert, Griech.
1 S. 252 ff. Für Thurioi wird der Dienst des Mtjth. 1,251. Gilbert, Stud. zur altspart. Gesch.
Karneios von Theoer. 5, 83 bezeugt. Vor allem 45 u. a.). Andere dagegen betrachten die
aber blühte die Verehrung des Gottes in La- Karneien als ein Erntefest {Schoemann,
konien: Sparta Paus. 3, 13, 3. 14, 6. C. I. G. 50 Griech. Altert.^ 2, 459. Mannhardt, Ant.Wald-
1446 {KÜQvfiog OUstag und z/pofiatjvg); Gy- und Feldkulte 255. Röscher in diesem Lexikon
thion Paus. 3, 21, 8; Knakadion Patis. 3, 24, Bd. 1 Sp. 431). Die erstere Annahme stützt
8. Polyb. 5,19; Oitylos Paus. 3,25,10; Leuk- sich auf die Etymologie des Karneios (von
tra Paus. 3, 26, 5; Kardamyle Paus. 3, 26, 7. ycÜQvog, Schafbock, Widder); für die zweite
Vom Karneios ist der bei Paus. 3, 20, 9 er- Ansicht spricht die Rolle, welche die Traube
wähnte Kgäviog ÜTSfiiiccriccg, dessen heiliger beim Wettlauf der Staphylodromen spielte,
Bezirk am Wege von Sparta nach Arkadien dann der Umstand, dafs das Fest in die Zeit
lag, wohl nicht zu trennen. Bemerkenswert der beginnenden Weinernte fiel, und vor allem
ist, dafs der Kult des Gottes vorwiegend in Analogieen mit sowohl griechischen wie nord-
Westlakonien , in den Taygetosgegenden zu go und mitteleuropäischen Erntegebi-äuchen, vgl.
Hause gewesen ist, wo der dorische Einflufs Mannhardt, Ant. Wald- u. FcldkuUe 255 ff. u.
niemals sehr stark war. Dagegen deckt sich Mythologische Forschungen (passim). Indessen
die Verbreitung des lakonischen (und messe- lassen sich beide Ansichten sehr gut ver-
nischen) Karneioskultes mit derjenigen der einigen: Karneios ist sowohl ein Herden-
alten Minyer, deren Wohnsitze besonders in und Hirtengott, wie ein Ernte- oder vielmehr
den Taygetosgegenden zu suchen sind. Viel- Weinlesegott. Er gehört ursprünglich den
leicht gehört Karneios einem noch älteren Hirten, welche neben der Viehzucht auch
Stamme an. Weinbau trieben; vgl. die Anfänge des Dio-
RosCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 31
9G3 Karneios Karneios 964
nysoskultes in Attika , die aitolische und Qvyiiccrog TtgaooBtaL (Kaibel, (xtio 7tQ0OTccy(iatos
ozol.-lokrische Sage von 'OgeGdsvg, dem Berg- Krigvoestai Hss.) beweisen niclits anderes, als
mann, dnrcli welchen der Weinbau eingeführt dafs der gesellige Teil des Festes nach einer
-worden sein soll (Athen. 2, 35 b. Paus. 10, bestimmten Ordnung gefeiert wurde.
38, 1). Die spartanische Tradition betrachtete Die Verehrung des Karneios haben die
das Fest als ein Sühnfest zur Erinnerung an Spartiaten von der vordorischen Bevölkerung
den von Hippotes {ApolJodor 2, 8, 3. Conon Lakoniens übernommen. Die Zurückführung
26. Schol. Theoer. 5, 83) oder Aletes (Schol. der Karneien auf die Tötung des Karnos bei
Find. Pyth. 5, 106. ScJtol. Callim. hymn. Apoll. der Überfahrt der Dorier von Naupaktos nach
71) erschlagenen akarnanischen Seher Karnos lo der Peloponnesos ist wohl nur eine aitio-
(s. d.). Vielleicht verträgt sich auch diese logische Legende, die im spartiatischen Inter-
Auffassung mit der Annahme eines Weinlese- esse erdichtet wurde. Auch behauptete sich
festes, denn bekanntlich sind Erntefeste und daneben die alteinheimische Tradition, dafs
Sühnopfer häufig miteinander verbunden. Zwar Karneios in Sparta vor der dorischen Wan-
besitzt die Sage von dem auf dem Dorierzug derung im Hause des Krios (s.d.) verehrt worden
erschlagenen Karnos einen geringen histo- war. Paus. 3, 13, 3. Das ist übrigens nicht
rischen Wert, jedoch ist wohl der Zug der das einzige Beispiel für die spartanische Po-
Sage von dem Totschlagen des Karnos auf litik, sich die alten Landeskulte anzueignen
etwas Faktisches, d. h. auf einen Kultgebrauch und nach der Hauptstadt zu übertragen. Wir
beim Karneienfeste, zurückzuführen. Es ist 20 dürfen also in Karneios oder vielmehr Karnos
nämlich wahrscheinlich, dafs bei diesem Feste, einen alten vordorischen Gott des Hirten-
wie häufig bei Erntefesten, ein Karnos als lebens und der Weinlese sehen, der später
Symbol des Erntedämons getötet wurde, und mit dem Apollon identificiert wurde. Als
vielleicht ist der mit atsfi^ara geschmückte solcher berührt er sich mit seinem Doppel-
Mann, der von den Staphylodromen verfolgt ganger Krios (s. d.), der auch ein altpelo-
wurde, ein Vertreter des Erntedämons Karnos, ponnesischer Gott war und später zu den Ti-
vgl. verwandte Erntegebräuche in Mitteleuropa tanen gezählt wurde, Paus. 3, 13, 3; vgl. Paus.
bei Mannhardt, Mythol. Forschungen 170ff. 7, 27, 11. Callim. Lav. Minervae 40 u. Schol.
ijnd Hes. v. ati^^ccriccLov in Verbindung mit 31. Mayer, Giganten u. Titanen 59. G. Kirch-
Hes. V. 8iv.rilov i-urvTccoiia, ofioico^cc, si'öoylov. 30 ner , Attica et Peloponnesiaca, Greifs w. Diss.
uvSQiäg. ^aSiov. TtaQcc Ak>icociv. 1890 p. 35 ft. Dazu stimmt, dafs im karnasi-
Unter anderen Analogieen zu (len Karneien sehen Haine in Messenien Apollon Karneios
ist besonders die troizenische Überlieferung und Hermes Kriophoros gemeinsame Ver-
von Orestes' Sühnung hervorzuheben. Nach ehrung genossen, Paus. 4, 33, 4.
Paus. 2, 31, 8 lag vor dem Heiligtum des Der Name Karneios wird am besten von
Apollon Thearios in Troizen ein otKodcfiiqfict xa9i'o?= Schafbock, Widder, abgeleitet (andere
'Oqbgtov KKlovfifvov ayirivri , wo troizenische Deutungen bei Paus. 3, 13, 4. 5. Schol. Theoer.
Männer (nach Paus. 2, 31, 4 waren es neun) 5, 83. Macrobius 1, 17, 48). Karneios ist also
den Orestes vom Morde der Mutter gereinigt dem Apollon Kereates, unter dessen Tempel
haben sollten; zur Erinnerung daran speisten 40 der Flufs Karnion entsprang (Paus. 8, 34, 5),
ihre Abkömmlinge dort zu bestimmten Zeiten. und dem Apollon Keraton {Plut. Thes. 21),
Die Reinigung im Zelte und die Zahl der Keratinos (Plut. de soll. anim. 35. Callim.
neun Männer bieten eine Analogie zu dem hymn. in Apoll. 61) nahe verwandt,
lakonischen Festbrauch an den Karneien, dafs Im allgemeinen vgl. die Darstellungen bei
in jedem Zelt neun Männer safsen (vgl. auch 0. Müller, Orchomenos 327 ff. Welcher, Griech.
die neun Männer und neun Weiber, welche Götterl. 1, 469 — ^12. Preller -Robert, Griech.
in Patrai den Dienst des Dionysos Aisymnetes Myth. 1, 250 — 252. Über die Feier der Kar-
versahen; Paus. 7, 20, 1). Die Ähnlichkeit neien Hermann, Lehrb. d. gottesd. Altertümer'^
wird noch gröfser, wenn man in Betracht M'd, ib^L Schoemann, Griech. Altert.^ 2, ^bS'S.
zieht, dafs der von den Troizeniern gesühnte 50 Mannhardt, Ant. Wald- u. Feldkulte 254 ff.
Orestes ('Opt'cTTjs, 'OQsaQ'Kvq, der Bergmann) [Wide.]
ursprünglich ein Gott der Hirten und Winzer Karneios*) (Kägvsioq), 1) Sohn des Zeus und
war, Welcher, Nachtr. zur Aeschyl. Tril. 186 flf. der Europe, Liebling des Apollon, Praxilla
u. 211. Labbert, Ind. Schol. Bonn, per mens. bei Paus. 3, 13, 5 und im schol. Theoer. 5, 83
aest. 1888 p. 19; vgl. die Rolle, welche Orestes = fr. 7. Bcrgk* p. 568. Hesycli, wo er KaQvog
bei den attischen Choen spielte. Dagegen heilst. — Alkman im schol. Theoer. a. a. 0. =
entbehrt die geläufige , auf Demetrios von fr. 103 Bergk * p. 67 nennt ihn Kä^viog (Bergk
Skepsis bei Athen. 4, 141 e zurückgehende vermutet KÜQvog) und einen Trojaner. Wenn
Behauptung, dafs das Karneienfest einen er im schol. Theoer. a. a. 0. auch Sohn der
kriegerischen Charakter trug, jeder Stütze in 60 Demeter heilst, so beruht dies auf einem Irr-
unserer Überlieferung von den dortigen Fest- tum des Scholiasten, s. Bergk zu Alkman a. a. 0.
brauchen, denn die von diesem Gewährsmann Nach Paus. 3, 13, 3. 4 und Theopompos im schol.
dafür angezogenen Gründe sind nicht stich- T/teocr. a. a. 0., die ihn Ä^apvo? nennen, stammt
haltig. Die Errichtung der Zelte oder Lauben
beweist nichts, weil auch unter anderen Völ- , *^ ?'.*'" ^'''^^^^ '"' gleichzeitig von zwei verschie-
1,^,.„ ,l„„„ ii„^ T'^v, ■;, 1 1-1 TTi L r j. denen Seiten geliefert worden. Da beide Bearbeitungen
kern dei'artige bebrauche bei den Erntefeston ,,„ „ ui ■ ■ • j • -, * * ,- «
1 .. f, 1 ° A 1 T -iTr i T -F^ völlig unabhängig von einander sind, so trugt die Re-
hanfag vorkamen. Auch die Worte des De- daktion kein Bedenken, sie neben einander abdrucken
metrtns bei Atlun. 4, 141 f. nüvra. ze dno nr]- zulassen.
965 Karneios Karneios 9G6
pr aus Akarnanien und ist Wahrsager im 80; vgl. Weil, Athen. 3Iitt. 2, 73 f. Knidos,
Heere der Herakleiden, wird aber von ihnen Waädington, Inscr. (VAsie min. 1572. CuUitz,
als Spion verdächtigt und erschlagen; als Samml. d. gricch. Dial.-Inschr. 3, 3527; in
seinen Mörder nennen Paus, und schol. Theoer. Rhodos und in Kos, Corr. hellen. 8, 42; Ka-
a. a. 0. den Hippotes (s. d. 2.), das schol. meiros, Corr. hell. 5, 337; auf einer anderen
Find. Pyth. 6, 106 und schol. Cnllim. 2, 71 den Inschrift aus Kameiros heilst es 'AnöXloivoq
Aletes. Wenn es bei Euseb. praep. ev. 5, 20, 3 Kkqv s lov -ncti Mvluvzog, Journ. of hell.
heifst diay.ovzi^8t KÜqvov imtörrjv ^vXuvSqov stud. 4 (1883) 35 nr. 10; vgl. Larfeld in Bur-
zbv Altcolöv, -wobei aus dem vorigen Satz als sians Jahresb. 66 (1891) 3; Lindos, Foucart,
Subjekt Temenos zu ergänzen ist, soll man da lo Inscr. ined. de Vile de Rhodos 62; vgl. Corr.
nicht schreiben Sta-novTi^si KaQvov 'innrtrjg liell. 5, 338; vielleicht auch in Knosos, Corr.
y.. T. X.? s. Höfer in Fleckeisens Jahrb. 1891, hell. 3, 293. 298; Kyrene, Pind. Pyth. 5, 81.
751 f. Auch im Eiym. 31. 61,52 wird Hippotes Plut. quacst. conv. 8, 1, 2; vgl. schol. Callim.
als Mörder genannt, der getötete Seher aber 2, 86; in Syrakus, Plut. Nik. 28; in Phin-
heifst Kagvig. Um den wegen des Mordes tias, einer Stiftung von Akragas, Kaibel,
zürnenden Apollon zu versöhnen, erweisen die Inscr. Graccae Sicil. 256; in Sybaris [oder
! Herakleiden dem Karneios (Karnos) göttliche vielmehr Thurioi, denn der a. a. 0. Sprechende
Ehren und geben dem Gotte selbst denBeinamen ist Schafhirt des Thuriers Sibyrtas. Wide.],
Kägvsiog. Konen narr. 26 nennt den K. ein Tlieokr. 5, 83.
cpaGaa 'AnöXXcovog, das dem Heere der Dorier 20 Über das im Monat Karneios gefeierte
folgte, aber von Hippotes erlegt wurde. — 2) Bei- Fest der Karneia {Herod. 7, 206. 8, 72.
name des Apollon in Sparta, Pind. Pyth. Thuk. 5, 75. 76. Für. Alk. 449. Theokr. 5,83
5, 80 (106) und schol. Callim. hymn. 2, 71. 72. und schol. Plut. de Her. mal. 43. instit. Lacon.
80. Paus. 3, 14, 6. Konn. 16, 104. Euseb. 17. de mus. 6. schol. Pind. a. a. 0. Athen. 4,
jyraej). ev. 5, 20,3. 4. Schon vor dem Ein- 141e. 14, 635e. Bekker, An. 234, 3. 305,25;
dringen der Dorier war bei den Achaiern der vgl. 32, 18ff.); vgl. Bd. 1 Sp.431, Z.41 ff. Preller
Kultus des Kägv^Log, der in Sparta den Bei- in Paulys B.ealencyMopädie'i, 152 f. und ISauppe
namen Ohixag — vgl. auch die Inschrift a. a. 0. 261, der sie zu den uralten Sommer-
UQboLv . . KciQViLov Oiv.ttu -Aal Kaqviiov Jqo- festen rechnet, 'an denen man teils das Hin-
(laisog, C. LG. 1, 1446 — führte, verbreitet, 30 welken alles Lebens im glühenden Sonnen-
Pmts. 3, 13, 3. 4. Der Apollon Karneios ward der brande betrauerte, teils die für Menschen und
Nationalgott der Dorier; seine Verehrung nennt Herden Seuche und Tod sendenden Mächte
Paus. 3, 26, 7 JcoQifvaiv stclxcoqiov und der zu sühnen suchte'; denn der Name Karneios
Monat KuQVfi^og heifst i^QO^rivia JcoQLivai, Thuk. hängt weder mit dem Wahrsager Karnos (s. 0.),
5, 54. Aufser für Sparta [Belegstellen s. 0.] (da- noch mit dem Kornelkirschenbaum (-Kgccvaia),
selbst sein Tempel ToÄ'apvgroj', Pa^^s. 3, 13,6) ist aus dem die Griechen das hölzerne Pferd ge-
seine Verehrung bezeugt für Gythion, Paus. zimmert haben sollten {Paus. 3, 13, 5. scliol.
3, 21, 8; Las, Paus. 3, 24, 8; Oitylos, Paus. Theoer. 5, 83), noch mit v-quivai = iniTsXsaai,
3,25,10; Leuktra, 3, 26, 5; Kardamyle, Demefnosimsc/toZ. T//eocr. a.a.O. zusammen, son-
3, 26, 7; ein Kccqvlov in der Nähe von Asine 40 dern er bezeichnet den Apollon als Herden -
erwähnt Polyb. 5, 19, 4; in Sikyon durften gott,\gl.Hesych. ■näg' ngößarov. — KäQci'"lcovsg
nur die Priester seinen Tempel betreten. Paus. ra ngoßata. — KÜgvog' nQÖßazov, wie zuerst
2, 10, 2. 11, 2; in Argos hiefs Apollon Kar- Lobeck, Paral. 74. 323. Pathol. serm. graec. 1,
ueios auch Zeus oder Hegetor (Hyr'ircoQ), schol. 108 erkannt hat, vgl. Hermann, Gottesd. Altert.
Theoer. 5, 83, und durch eine Inschrift aus 53,33. Welcker, Götterlehre 1,471. K.ScJmenck
Argos sind Kagviicct, &vai'uL bezeugt, C. I. G. im Bhein. Mus. 6 (1838), 575. Sauppe a. a. 0.
1, 1152. Kaibel, Epigr. 465; vgl. auch Thuk. 261. Preller 2^ 198. Curtius, Etymol.^ 14.1.
5, 54; in Messenien befand sich nahe bei Damit hängt auch der Name des Priesters
Pharai ein Hain des Apollon Karneios, Paus. des Apollon Karneios, Krios (Paus. 3, 13, 3)
4, 31, 1, uad in dem heiligen Kypressenhain ,00 und das Widderopfer {Theokr. 5, 83) zusammen,
von Andania, dem Karnasion oder Karneia- vgl. Bd. 1 Sp. 443, Z. 64f. Ausführlich handelt
sion, wurden ihm, der Demeter, dem Hermes, in neuerer Zeit über die Karneia Fr. 3Iezger
den Kabeiren und der Kora Mysterien gefeiert, bei Frsch und Griiber 2. Sektion 34. Teil S. 92f. ;
Paus. 4, 33, 4. H. Sauppe, Die 3Iysterien- nach ihm sind sie ursprünglich ein unter der
Inschrift aus Andania, Abhandl. d. Koni gl. achäischen Bevölkerung der Peloponnes hei-
Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen 8 (1860), 217ff. misches Hirten- und Bauern fest: denn 1)
260ff. Le Bas 2, 326a. Dittenberger , Sylloge bedeute Kägviiog = der Gehörnte; 2) sein
388 p. 567 ff. Auch aufserhalb der Pelopon- Kult sei durch die Aigiden Ziegenmänner {ai%)
nes war der Kultus des Gottes verbreitet, verbreitet worden; 3) verweist er auf den Seher
vgl. schol. Tlieocr. 5, 83 xavzrjv trjv soQtijv CO Krios (Widder); 4) auf die ozucpvloSQOfiot,
(des Apollon Karneios) oi (isroiyiricccvxBg ix i?eÄ:Ä;er, J.«. 305, 25; die eingewanderten Dorier
nsXonovvrjGov fig tz^gag TiöXsig sjtsziXovv, so hätten aberihrenApollodienstmitdemvorgefun-
in Kalymna, Newton, Anc. Greck inscr. 2, denen verschmolzen, und dadurch hätte das Fest
322 p. 100. Corr. hellen. 8, 31ff. 42; Nisyros, allmählich einen ganz anderen Charakter an-
Dittenberger , Sylloge 195 = Collitz , Dial.- genommen, es sei ein Krieger fest geworden;
Inschr. 3, 3497, Boss, inscr. ined. 2, 166; die näheren Ausführungen so wie_sonstige Litte -
Thera, C. I. G. 2, 2467 {KagvT'iCog). 2467b ratur s. bei 3Iezger a. a. 0. Über die Form
add. p. 1087. Kullim. 2, 74. Pind. Pyth. 5, Kagveicov üatt Kagvstog S.Schneider, Kallimach.
31*
967 Karneos Karteria ' 968
1, 142. — 3) Beiname des Hyakinthos, Kolutli. Gottheit im Genitiv stellt, liest Newton- HicJcs,
rapt. Hei. 235. [Höfer.] anc. Greek inscr. in the Brit. Mus. 3, 600,
Karneos = Karneios (s. d). p. 221 f. K^uqntö^v'^) Zaacig. Hat man viel-
Kariiis (KÜQvig) heifst Etym. M. 61, 52 leicht darunter Daimonen der Fruchtbarkeit
der sonst Karneios (s. d. 1.) genannte Seher; zu verstehen? [Höfer.]
auch hier wird der Herakleide Hippotes als Karpoplioros {KccgnocpoQog), Beiname 1) der
sein Mörder bezeichnet. [Höfer.] Demeter und Kora in Tegea, Paus. 8, 53, 7.
Karnos {Kägvog, KÜQvsiog), 1) ein apolli- In einer freilich arg verstümmelten, vermut-
nischer Seher aus Akarnanien (wohl wegen lieh aus Mytilene stammenden Inschrift werden
der Namensähnlichkeit), der von dem Hera- lo nach Boecklis Erklärung neben Demeter 9boI
kliden Hippotes*) erschlagen wurde, als das y-ciQnocpoQOL yial nolvKUQnoi. ■nccl Tfiscqoopot
dorische Heer im Begriff war bei Naupaktos genannt, C. I. Gr. 2175; vgl. 2192. KuqtiO'
nach dem Peloponnes überzusetzen, weshalb cpoQog ist Beiname der Demeter in Ephesos,
durch den Zorn des Apollon eine Pest über Dittenberger, Syll. Inscr. Gr. nr. 390 = B. C. H.
das Heer kam; seitdem hatten die Dorier den 1877 p. 289 nr. 12. Epidauros, 'Ecprui. kqx.
Brauch, den akarnanischen Seher zu sühnen 1883 p. 152 nr. 50; p. 155 nr. 55; Faros,
und den Apollon Karneios zu ehren, Paus. 3, C. I. Gr. add. 2384 f.; vielleicht auch in Fes-
13, 3. Schol Theoer. 5, 83. Apollod. 2, 8, 3. sinus, wenn im C. I. Gr. 4082 0EA HTP)
Schoh Callim. H. in Ap. 71. Müller, Bor. 1, KAPTTOO richtig zu z/>j(u-]>}rpt Magontplögco er-
60. Preller, Gr. M. 1, 205, 2. Karnos oder 20 gänzt ist und man nicht vielmehr in Anbe-
Karneios, nach welchem Ap. Karneios benannt tracht, dafs Fessinus eine Hauptkultstätte der
sein sollte, heifst auch Sohn des Zeus und Kybele ist, Oeü MrjtQl -nciQnocpÖQa) herzustellen
der Europa, Liebling des Apollon, aufgezogen hat. — 2) Karpophoros ist ferner Beiname
von Apollon und Leto, Schol. Theoer. 5, 83. einer unbestimmten, von Lechat und Badet
Praxilla bei Paus. 3, 13, 3. HesycJi. v. Kkq- auf Isis gedeuteten Göttin in einer Inschrift
viiog (Europa scheint auf Theben und die von Hamamlü: 'A]7toXl[6]8coQo[g\ Ka]Q-
thebanisclien Aigiden, welche die Herakliden Ttocpöglco \ xkt' in]LTCiyrj[v, B. C. H. 12 (1888)
in den Feloponnes begleiteten, hinzuweisen, p. 194 nr. 4. — 3) Beiname der Ge in einem
WeleJcer, Gr. Götterl. 1,4:72. Stoll hei Pauly, B. Orakelspruch aus Delphoi an die Kyzikener,
V. Apollon 1, 2, 1263-, oder auf Kreta, Preller, so Corr. hellen. 6, 454 nr. 87. Beiname der
Gr. M. 2, 116, ^). — Alkmanhe\ Schol. Theoer. Ge in Athen, G. I. A. 3, 166 Frig Kagno-
5, 83 leitete den Beinamen des Ap. Karneios cpögov v-aza (lavtsiav. [Höfer.] — 4) Auch ver-
von Karneos, einem Trojaner, her. Der Seher schiedene Kaiserinnen, die oft als Demeter
Karnos ist eine Parallele zu dem Seher Apollon, verehrt und dargestellt wurden, hiefsen so (vgl.
der die Dorier in den Feloponnes geführt Wieseler, Über einige beachtenswerte geschn.
hatte und als solcher in den Kameen gefeiert Steine des vierten Jahrhunderts n. Chr. {Abh.
wurde. Vgl. Karneios. — 2) Sohn des d. K. Ges. d. W. zu Göttingen Bd. 32) 1885
Phoinix, nach welchem die phönikische Stadt 2, 1 p. 41 f. u. 46 f.): a) der 'lovlia Zsßaaxj] d.i.
Käme genannt wurde, Istros bei Steph. B. v. Livia, Eckhel, D. N. V. 6 p. 153, p. 168. Bout-
Kdgvrj. [Stoll.] 40 IcowsU, Biet. num. Sp. 1650 nr. 2794. Mi. 6,
Karou {Kägov), Beiname des MHN auf 671, 404; vgl. Wieseler, Über einen bisher
Münzen von Attuda, Head p. 559. Sestini, nicht helmnnten Onyxcameo mit einer Beplih
Mus. Hederv. 2, 339 nr. 3. Lett. num. cont. der Darstellungen auf dem oberen u. d. mitt-
6 p. 80. Mi. S. 7, 514, 193. Mi. 4, 241, 282. leren Streifen des grofsen Pariser Cameos de
A. Maury, Eist, des rel. de la Greee ant. 3 la Sainte-Chapelle, Gott. JSfaehr. 1882 p. 763 f.
p. 139 Note 4. Waddington, Asie Min. p. 216 Anm. 28. Heydemann, Pariser Ant. p. 67. —
nr. 6. Ed. Meyer, Gesch. d. A. 1 p. 304 § 254. b) der älteren Agrippina, Gemahlin des Ger-
Boscher, Über die Beiterstatue Julius Cäsars manicus, die als &£a Alollg KccQitocpÖQog be-
p. 124 {Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1891). sonders auf Lesbos verehrt wurde, C. I. Gr.
Der Tempel des Men Karou, zu dem das Dorf 50 3528 („in Aeolia"). Cichorius, Mitt. d. K. D.
Menos Kome gehörte, lag zwischen Karoura A. Inst, in Athen 13 p. 63 nr. 13. Eph. epigr.
und Attuda, s. Strabo p. 579. Athen. 2 p. 43 u. 2 p. 9; vgl. die Münze von Mytilene, welche
dazu Bamsay , A historieal geography of Asia sie @fa AioXig nennt, Eelhel 6 p. 214. Mi. 3,
Minor p. 135 nr. 5; p. 137 f. nr. 31. [Drexler.] 49, 122. S. 6, 65, 89. Boutloivski Sp. 1650. —
Kari)0 s. Hören. c) der jüngeren Agrippina, Eckhel 6 p. 214 f.
Karpodotes {KuQnoSötrjg), Beiname des Zeus C. I. Gr. 2183 (wo auf die ältere Agrippina
auf einer Inschrift aus Frymnessos: JuMsyLatcp bezogen). C. I. Gr. zu nr. 2960; add. 2183 b. —
KuQTiodöz't] Athen. Mitt. 7, 134. [Verbessert d) vermutlich der Sabina, die in einem atti-
teilt diese Inschrift mit Bamsay in The Jnsto- sehen Beschlufs [■9'fß;] evEQyhig Kagnlotpögog
rieäl geography of Ana Minor p. 235: Ju Ms- gü genannt wird, C.^ I. A. 3, 12. [Drexler.]
yiero) KagnoSörr] Z[« xriQi'Olvvniw Faiog Fffit- KarpOS {Kagnog), ein durch seine Schönheit
viog' OväXrjg sv^äfttvog 7ici&[i\£Q(oasv. Drexler.] ausgezeichneter Jüngling, Genosse des Kalamos
[Höfer.] (s. d.) Als er mit diesem um dieWette schwamm,
Karpoi? {Kuqtiol?), auf einer Inschrift aus ertrank er,^Nonn. 11, 385—481. [Höfer.]
Ephesos, in der vor dem jedesmaligen Per- Karteria {Kccqt£qlcc), die personificierte
sonennamen des Priesters der Name einer Standhaftigkeit, mit Flsvia, TLövog, Hocpia und
*N XT t- c ; , D- 7 n ,; r inr- A i- 1 , ^ ,j j ■ 'AvSqsiu zusammeu im Gefolge des Aitiog
*) Nach Schol. Pmd. Fyth.tt, lOG und Schol. Call. h. in ,t- m- o,\ ^f^l ^r > i '7-
^/j. 71 von Alotes erschlagen. [Wide.] {Lucian. llVl. 31). [Über Kccgtegiu und hy-
969 Karteron Kasios 970
Kgäreia auf dem Pinax des Kehes s. K. K. kannten Dienst hatte. PhereniJcos aus Heraklea
Müller, Arch. Ztg. 1884. Bd. 42 Sp. 122—123. hatte gedichtet, dafs Oxylos, S. des Orios, mit
Drexler.] [Ilöfer.] seiner Schwester Hamadryas die Hamadryade
Karteron (Äa^rf'pcov), Sohn des Lykaon, Karya und viele andere Hamadryaden be-
ApoUod. 3, 8, 1, s. Lykaon. [Stoll.] stimmter Bäume erzeugt habe, Athen. 3, 78 b.
Karthago, Personifikation der Stadt Kar- jBwsta</i.p. 1964, 15. [Stoll.] [Y gl. Siuch Statins,
thago. Eine Inschrift von Tunis lautet: K]AR- Theb. 4, 225; über das Fest Hes. v. Kägva,
THAGINI . PATRIAE • SVAE | [PJOMPEIVS • Kagvcczsa, Kagvcctig, vgl. Diom. Ars gramm. 3
FAVSTINVS. Z>f7fl«re bemerkt dazu: „Les deux p. 486 Keil. Lactant. Placidus ad Stat. Theb.
premieres lignes quien restent, montrent que cette lo 4, 225. Wide.] [S. auch Bötticher, Baumkultns
pierreportaitladedicaced'uncitoyendeüarthage p. 264; 3Iurr, PfJanzemvelt p. 36. Drexler.]
äsaPatrie, sans doute, pcrsonnifiee souslestraits Karystos {Kägvorog), Sohn des Cheiron und
d'une Statue dont la dedicace ornait la base", der Chariklo, nach welchem Karystos auf
Bull, epigr. de la Gaule 1 1881 p. 217. Diese Euboia benannt sein sollte, Seliol. Find. Pyth.
Behauptung möge dahingestellt sein. Sicher 4, 181. Steph. B. s. v. Eustath. p. 281, 10.
haben wir die Personifikation Karthagos auf Anth. Pal. 14, 68. Er heifst Vater des Zarax,
Münzen des Clodius Macer, auf deren Obv. nach welchem der gleichnamige Berg auf
ihr Haupt mit der Mauerkrone und einem Euboia benannt war, Tzetz. L. 373. 580, auch
Füllhorn dahinter mit der Umschrift L ■ C • Vater des Aristaios, 6'c^oZ.J.p.-B/j.2,498. [Stoll]
MÄCRI • CARTBAGO S-G. (L. Müller, Nu- 20 [Vgl. auch Arch. Z. 9, 399. R.]
7nism. d. l'anc. Afrique 2 p. 170 f. nr. 381. Kaseos {Käasog), Beiname eines Gottes auf
Cohen 1-, 318, 11) oder L. CLODI. MACRI einer Inschrift aus ülumbad (dem bithynischen
CARTHAGO S. C. (Cohen 318, 10) erscheint. Lopodion) oi GtguTavaäfisvoi. iv zoig -nazacpQäy.-
Auf Goldmünzen des Maximianus Herculius rots . . . inl drjurjZQLOv zov ävgikXsiovs iit-
erscheint als stehende, in beiden Händen naQisco vt Kccatat, svxrjv, Bull, de
Früchte oder Ähren haltende Frauengestalt corr. hell. 12 (1888) p. 190. Lechat- Badet
die FELIX CARTHAGO, Eclhel, D. K. V. a. a. 0. 192 ergänzen 7Ioö£idcö]vt Äactmi; aller-
8 p. 18. Cohen 6 ^ p. 504 nr. 107; FELIX dings könne man auch an 'An6Xlca]vL denken;
KARTHAGO, Cohen 6- p. 505 nr. 108; auf aber bei einem von glücklich zurückgekehrten
Goldmünzen des Maxentius die FELIX 30 Seeleuten dargebrachten Opfer komme doch
KARTHAGO ebenso mit Ähren (?) und Wein- wohl Poseidon in erster Linie in Frage. Kä-
beere, Coheit 7^, 173, 66. Noch auf Silber- asog sei wahrscheinlich ein lokales Epitheton,
münzen des Vandalenkönigs Hilderich findet ein Zusammenhang mit Kaaiog aber, dem
sich der Typus der ährenhaltenden FELIX • Beinamen des Zeus, sei trotz der grofsen
KART., Eckhel, B. N. V. 4 p. 138. Auch auf Ähnlichkeit wohl nicht anzunehmen. [Höfer.]
Bronzemünzen des Diocletian, Eckhel 8 p. 11. Kasios {Käaiog), Beiname einer semiti-
Cohen 6°, 464, 437. 438; Maximianus Hercu- sehen, mit Zeus identificierten Gottheit. Den
lius, Cohen 6^, 546, 509. 510; Constantius Namen bringt I^r. iewonnaMf, seiner Auffassung
Chlorus, Cohen 7-, 84, 270 — 272; Galerius des Gottes als eines „dieu-aerolitht" gemäfs,
Maximianus, Cohen 7^, 121, 190 — 192 mit 40 zusammen mit einer Wurzel, die dem hebr.
der Umschrift SALVIS. AVGG. ET. CAES. qä9a9 schneiden, brechen, qäcah schneiden zu
AVCTA oder FEL. KART, und auf solchen Grunde liegt, „en rapportant le sens primitif
des Flavius Severus IL, Cohen 7-, 138, 64.65; ä Vexplosion qui accompagne et precede de
Maximinus Daza, Cohen 7-, 157, 150; Maxen- quelques secondes la chute de tout aerolithe",
tius, Cohen 7% 177, 103; Constantinus M., Lenormant, Zeus Casios, Gas. arch. 6 1880
Cohen 7 2, 284, 479 mit der Umschrift SAL- p. 143; vgl. Les betyles, Bev. de l'hist. des
VIS AVGG. ET. CAESS. FEL. KART, sieht rel. 3 p. 41, Artikel Casius in Daremberg
man die in beiden Händen Früchte haltende et Saglio's Dict. des ant., Lettres assyriologiques
Karthago. Gleichfalls stehend, in jeder Hand 2 p. 118. — De Vogüe, Syrie centrale, Inscr. sentit.
eine Frucht verschiedener Art, erscheint sie 50 p. 104 erklärt ihn als allgemeine Bezeichnung
auf Gold-, Silber- und Bronzemünzen des für Höhe, Bergspitze, wörtlich „das Abge-
Prätendenten Alexander mit der Aufschrift schnittene"; Movers, Phoen. 1 p. 669 ganz
INVICTA ROMA FEL. KARTHAGO, Cohen verkehrt als -("p bs)3 „Gott der Obsternte";
7^, 185 f., 3. 4. 6; ebenso, stehend in einem Baudissin, Stud. z. semit. Beligionsgesch. 2
Tempel auf Bronzemünzen des Maximianus p. 239 als ^^^Sp „Entscheider", „Richter".
Herculius, Cohen 6^, 501, 74 und des Maxen- Seinem Wesen nach hält ihn Lenormant, Gaz.
tius, Cohen 7-, 171. 50 mit der Aufschrift rnc/i. 6 p. 143, wie schon bemerkt, für „ttn c/«m
CONSERVATORES KART. SVAE. Cicero de foudre ou un dieu-aerolithe"; Baudissin Y>-^'^Of.
nat. deor. 3, 16 bezeichnet Karthago als Toch- für einen Berggott u. p. 242 wegen seiner Ver-
ter des zu Tyrus verehrten Herakles. Vgl. co ehrung auf dem Berge für einen Himmelsgott,
Karchedon. [Drexler.] „der auch speziell als Gewittergott gedacht
Karya {Kagvo), Tochter des Dion, Königs werden mochte"; Stark, Gaza p. 571 für den
in Lakonien, Geliebte des Dionysos, der sie in „Gott der wolkenumhüUten, Regen u. Frucht-
einen Nuffcbaum {v-agya) verwandelte, Serv. barkeit bringenden, aber auch von dem Soloriens
Verg. Ed. 8, 30; s. Dion. Die Fabel hat Be- (6 ccvicxuiv riliog), den alle Syrer verehren, zu-
zug auf das Nnfsdorf Karyai im nördlichen erst beschienenen Berghöhen". Als Kasiu er-
Lakonien, wo Artemis Karyatis (\g]. Stat. Theb. scheint er in einer hauranischen Inschrift:
4, 225, und namentlich Paus. 3, 10, 8) einen be- „Geheiligt dem Gotte Kasiu", de Vogüc, Syrie
971 Kasios Kasios 972
centr., Inscr. sein. Hauran 5. Baethgcn, Beitr. Vemp. rom. p. 90) stellt den Kaiser dar, bekränzt
z. semit. Beligionsfiesch. p. 103 und in einer von einer bewaffneten Figur (Roma?) dem auf
nabatäischen Inschrift auf einem schwarzen einem Berg sitzenden, in der L. den Blitz-
Basaltaltar aus Bosra: „Dies hat dargebracht strahl haltenden luppiter eine Victoria über-
Natarel, Sohn des Natarel, dem Grotte Kasiu", reichend. Fröhner will diesen Typus aus
de Vogüe a. a. 0. Textes nabateens 4. Baetlujen einem Besuch des L. Verus nach Beendigung
p. 103. — Lenormants {G. A.Z^^.y^S) Ableitung de» Partherkrieges beim Zeus Kasios von Pe-
des Namens der idumäischen Örtlichkeit 'Hi- lusion erklären. Allein von einem Aufenthalt
rata-Qa9ai auf einem Keilschrift- Prisma des des Kaisers in Pelusion ist nichts bekannt,
Assuibanipal (Smith, Hist. of Ässurbanipal lo denn die von Fröhner a. a. 0. Anm. 1 dafür
p. 258. Cuneiform inscr. of West. Äs. t. 3 angeführte Notiz des lulius Capitolinus vit.
p. XXIII Prisme A Kol. 7 1. 118) von diesem Veri c. 8, Verus habe in Syrien und Alexandria
Gottesnamen Kasiu ist zu gewagt. Auch den Musiker und andere Künstler gekauft, ist kein
von de Vogüe Irqa^ioun gelesenen Namen der Beweis dafür, dafs er selbst nach Ägypten ge-
sebulonitischen Stadt {los. 19, 13) erklärt er reist ist. Dagegen ist sein Aufenthalt in
wenig wahrscheinlich als Stadt des Gottes Antiochia während des Partherkrieges hin-
Kasiu, während Bandissin p. 239 f. Anm. 7 länglich bezeugt {Merivale 4 p. 520) und es
ihn mit „Stadt des Führers" (des Schofeten) liegt nahe, dafs er dem Heiligtum des Gottes,
übersetzt. Ob Lenormant, G. A. 6 p. 143. welches der Stadt benachbart war, die ge-
A. Levy, ZDMG 18 p. 631. Paul Scholz, 20 wohnlich der Ausgangspunkt der Operationen
Götzendienst und Zauberwesen bei den alten für einen Partherfeldzug war, nach glücklicher
Hebräern p. 144 Anm. 1 und Baudissin 2 Beendigung des Krieges seinen Dank abgestattet
p. 239 den Kasiu mit Recht mit dem von hat. Julian opferte an einem Festtage dem lup-
losephus, Ant. iud. 15, 7, 9 als einen Gott piter auf dem Kasios, ^/h/h. il/arc. 20, 14, 4; vgl.
der Idumäer bezeichneten Ko^s identificieren, lul. Misopog. p. 361 Spanh. Baudissin 2 p. 241.
lasse ich dahingestellt sein. Mit zwei Bergen In hellenistischer Zeit entstanden eine AnzahlFa-
in Vorderasien ist der Kult des Zeus Kasios beln, die an den Beru; Kasios anknüpften. Philo
verknüpft: erstens mit dem Kasios bei An- Byblius leitet den Namen des Berges Kassios
tiocheia. Auf Münzen von Seleukeia, dem von einem Riesen der Urzeit ab, F. H. Gr. 2, 7
Hafen von Antiocheia, erscheint häufig ein 30 p. 566. Baudissin p. 235, p. 242. Nach Eti-
Stein in einem Tempel, zuweilen mit einem hemeros bei Euseb. praep. ev. 2,2 hat Zeus
Adler darüber und meist mit der Beischrift auf seinen Reisen den Herrscher von Syrien,
Z€TC KACIOC darunter, Fclihel 3 p. 325 f. Kassios, besucht und der Berg von diesem
Head p. 661. Mi. 5, 276, 884, 277f., 891—899, den Namen erhalten, Baudissin p. 241. Nach
279, 905; ohne Namen 904, 908 u. 280, 914. Servius zu Aen. 3, 680 flieht der kretensische
Ä 8, 190f., 293, 294, 298— 300; ohne Beischrift Jüngling Kyparissos vor Apollon nach dem
297, 301. Baudissin 2 p. 242 erklärt den Kasios, wo er in eine Cypresse verwandelt
Stein für ein Bild des heiligen Berges, Lenor- wird, Baudissin p. 214, p. 241. — Malalas 2
mant, G. A. & p. 142. Bev. de Vhist. d. rel. 3 p. 28 und Synkellos p. 237 ed. Dind. machen
p. 52 — 53. Art. Casius in Daremberg - Saglio, io Kasos und Belos zu Söhnen des Inachos, die
Dict. des ant. für einen Aerolith, in dessen Ge- mit Triptolemos eine argivische Kolonie nach
stalt Zeus Kasios verehrt wurde; er erinnert Syrien führen und lopolis oder lonopolis (An-
an den Donnerkeil, der dem Seleukos Nikator tiocheia) gründen. Auch Kreter und Kyprier
den Ort der zu gründenden Stadt Seleukeia an- führt nach Malalas 8 p. 201 Kasios nach
gezeigt hatte und der nach ^^^pia« als Gott ver- seiner Vermählung mit Kitia, der Tochter des
ehrt wurde, App. Syr. 58. Malalas p. 199 Dind. kyprischen Königs Salaminos, dorthin, Lenor-
Ecl^hel 3 p. 326. Dieser Donnerkeil erscheint mant, G. A. 6 p. 144. Baudissin 2 p. 242.
bald für sich allein, bald auf einem Tisch, Die andere Kultstätte des Zeus Kasios ist auf
bald ohne Beischrift, bald mit der Beischrift dem Berge Kasios bei Pelusion, wo nach
Z6YC K6PAYNI0C auf den Münzen von Se- 50 Baudissins (2 p. 240) Vermutung phönikische
leukeia, Eckhel 3 p. 326. licad p. 661. Mi. 5 Verehrer ihm ein Heiligtum errichteten. Philo
p. 572-580. S. 8 p. 186—190 (s. Keraunios). Byblius, Fr. H. Gr. 2, 17 p. 568 erzählt, die
Auch Baudissin 2 p. 242 ist nicht abgeneigt, in Nachkommen der Dioskuren, identisch mit den
Typus und Aufschrift dieser Münzen Symbol ])hönikischen Kabiren, hätten, verschlagen an
und Namen des Zeus Kasios zu sehen. Auf dem den Berg Kassios, dort ein Heiligtum ge-
Berge Kasios feierten die Antiochener bei An- gründet. Nach Epiphanius , Ancoratus c. 106
Wesenheit des Seleukos Nikator ein Fest, p. 209 Dind. ist Kasios ein von den Pelusioten
und der König opferte auf demselben dem verehrter Schiffsherr, was Baudissin 2 p. 243
Zeus Kasios und befragte ihn über die Grün- damit erklärt, dafs die Seefahrer dem Zeus
düng von Seleukeia, Sirabo 16, 2, 5. Malal. 60 Kasios ihre Ehrfurcht erwiesen. Das Heilig-
p. 199. Trajan brachte auf dem Berge dem tum des Zeus Kasios auf dem Berge erwähnt
Zeus Weihgeschenke dar, Suidas s. v. Käaiov. Strabon 16, 2, 33, den Namen des bei Pelusion
Als Hadrian ihn bestieg, um den Sonnen- verehrten luppiter Casius Lucan Phars. 8,
aufgang zu sehen, tötete ein Blitz Opfertier 858. Baudissin 2 p. 242 — 243. Nach Achilles
und Priester, Spart, v. Hadr. c. 14. Vielleicht Tatius 3, 6 stellte ein heiliges Standbild des
hat auch L.Verns dem Zeus Kasios bei Antiochia Zeus Kasios in Pelusium ihn als Jüngling,
seine Huldigung abgestattet. Ein Medaillon ähnlich dem Apollon, mit einem Granatapfel
{Cohen 3^, 197, 291. Fröhner, Lee mcdaillons de in der Hand dar, Baudissin a. a. 0. Wenn
973 Kasios Kassandra 974
Lenormant, G. A. p. 144 auf Grund dieses findlichen Aufschrift ZGYC KACIOC, seltener
Symbols, das aucb dem Rimmön eigen war (154, 576. 577) ZEYC KACCIOC, oder (159, 638
{Lenormant, Jxttrcs assyrioloijiqucs 2 p. 215), M. Aurel) nur KACCIOC. Den Kaisermünzen
vermutet, man habe vielleicht beide Götter fehlt meistens die Beiachrift (159, 639 M. Aurel;
assimiliert, so ist dies zu kühn. Haltlos ist 160, 646 L. Verus; 161, 652 Commodus; 163,
auch R. Fürsters {Die Hochzeit des Zeus und 671 — 674, 165, 687 Caracalla; 166, 694 — 695
der Hera. VincJcelmann - Programm. Breslau Geta)_; vgl. Lenormant, G. A. 6 p. 144 Note 11,
1867 p. 13) Annahme, er halte ihn, um ihn der die von Eckhel, Mionnet und IloaxoXä-Aag,
seiner Gemahlin zu reichen. Die Granate er- Aar. rä>v uqx- voyi,. KsQuvQccg %. r. X. mit-
scheint übrigens auch auf Münzen Hadrians lo geteilten Exemplare verzeichnet. Wie sehr
von Pelusion, Feuardent, Fg. anc. 2 p. 314 das Heiligtum in Ansehen stand, bev?eisen
nr. 3546. 3547. Auf Münzen desselben Herr- auswärtige Münzen, so von Lakedaimon und
Sehers sieht man einen jugendlichen, lang- Knidos (C. G. C. B. M. Thess. to Aet. p. 158
gelockten Kopf mit Diadem und ägyptischem nr. 630, 631) mit dem Gegenstempel z/tog
Kopfputz , Feuardent 3545. Gewöhnlich be- Kaoiov , die vermutlich als Weihegaben an
zeichnet man diese Gottheit als Isis, zu wel- den Tempel zu betrachten sind. Aus Epi-
cher ja als lvGLv.6iiog die langen Locken sehr dauros kennen wir die Widmung: z/ti Kaotcoi \
gut passen; in Anbetracht aber der Notiz des 'EXlrivoyiQcerrjg 'HgaiiXiidov, 'Eqprjfi. uqx. 1883
Achilles Tatius von der Apollonähnlichkeit p. 87 nr. 22. llev. arcli. 1883 3*^ sdr. 1 p. 397.
des Bildes des Zeus Kasios und in Verbindung 20 Revue des revues 8 p. 310: [{du Kaaicoi'EXXavo-
des Umstandes, dafs dieses Bild eine Granate ■KQatrjg^HQaKXsidov). Baunack{Stud.a.d. Gebiete
hielt mit dem Vorkommen der Granate auf der griech.u. and. Sprachenl,!, 8S) evMärt Kccaiog
Münzen Hadrians von Pelusion dürfte viel- ausj{a'9'-ffi-os^Ha^apff£o?,unterwelchemNamen
leicht die Frage nicht ganz abzuweisen sein, die Eleer den Zeus verehrten {Paus. 5, 14, 8);
ob wir nicht in dem Kopfe vielmehr Zeus wozu vielleicht passen dürfte, dafs nach Wide
Kasios zu erblicken haben; auch für einen {De sacris Troezeniorum etc. üpsala 1888 S. 8)
dem intonsus Cynthius ähnlichen Gott passen Plinius nur die Schreibung Käaaiog kennt,
die Locken; auch ist der Kopfputz verschieden Nach Tümpels mir brieflich mitgeteilter An-
von dem gewönlich der Isis gegebenen, welcher sieht liefse sich zum Verständnis des Namens
in der Sonnenscheibe zwischen zwei Hörnern 30 einerseits an das Jvog -acööiqv (von xwg Schaf-
besteht. Vielleicht ein Weihgeschenk an das vliefs), andererseits an das sinnverwandte he-
Heiligtum des in Pelusion verehrten Zeus Kasios sychische v.dg Fell (vgl. Hesych. s. v. Käaaog =
haben wir in dem Bronzespiegel der ehemaligen zottiges, derbes Überkleid) erinnern, sodafs Zav?
Sammlung Anastasy im Leidener Museum, das Kcco{a)iog = Z. KaSiocpoQog wäre. „Ja man
einen ägyptischen Kopfputz und die Aufschrift könnte sich den epidaurischen Zeus sogar
diog Kaaiov, 'Ad'rjväg 'Amtiavov i . . . . zeigt, ebenso gut wie mit dem Dioskodion auch mit der
C. I. Gr. 7044b. Ganz allein dürfte Brugsch, Aigis geschmückt denken als Alyio%og. Denn
Dict. geogr. p. 915 mit seiner Ansicht v.dg ist nicht wie -näg an das Schaf gebunden,
stehen, dafs der Zeus Kasios von Pelusion sondern kann auch einer Ziege eignen. Die An-
ein Amon sei. — Durch Handelsbeziehungen 40 knüpfung an den Gott des Käaiov oQog würde
mag der Kultus des Zeus Kasios nach Kas- dann natürlich sekundär sein." [?] Röscher.]
siope auf Kerkyra gelangt sein, wo nach Über die mit dem Namen des Gottes zusammen-
Plin. h. n. 4, 12 (19), 152 ein Tempel Cassi gesetzten Personennamen s. Letronne, Ann. d.
lovis stand. Suetons Notiz {Nero c. 22), Nero Inst. 1845 p. 300. Vgl. über Zeus Kdaiog aucii
habe den Altar lovis Cassii zu Kassiope be- Steudings Artikel Castus oben Bd. 1 Sp. 855 f.
sucht, bezieht man wohl am besten nicht mit und Overbcck, Kunstmythol. Zeus S. 3 — 4; 198.
Lenormant, Gaz. arch. 6 p. 144 auf die Stadt 214. Vgl. auch Kassiepeia u. Kasos. [Drexler.]
Kassiope (Kassiopia) in Epeiros, sondern, wie Kasiphones {KaaicpovTjg), Sohn des Odysseus
dies Preller in Paulys R.-E. 2 p. 205 und und der Kirke, Bruder des Auson und des
Bursian , Geogr. von Griechenland 2 p. 361 50 Telegonos, Tzetz. Chiliad. 5, 567. Vgl. Kassi-
Anm. 4 thun, auf die kerkyräische Stadt Kas- phone. [Höfer.]
siope (s. d. Art. Kassiopeia"). Hier sind zwei Kasmilos (= Kadmilos) s. Kamillos und
lateinische Widmungen an luppiter Casius ge- Kadmos. [Röscher.]
funden, C. /. -L. 3, 576. 577. Procoj) de hello Goth. Easos {Kdoog), Sohn des Kleomachos, nach
4, 22 p. 576 Dind. erwähnt ein hier befindliches dem die gleichnamige kykladische Insel sowie
aus Steinen zusammengesetztes Schiff, dasWeih- der Berg und die Stadt Kasion in der Nähe von
geschenk eines Kaufmanns an Zeus Kasios, Bur- Pelusium benannt waren, Steph. B. v. Kdaog u.
sian a. a. 0. Die Münzen der Stadt zeigen ihn Kdaiov. Vgl. Kasios u. Kassiepeia. [Stoll.]
ganz wie den hellenischen Zeus dargestellt, Kasperia {Kaenfgia), Gemahlin des Rhoitos,
thronend, mit dem Scepter, einige auch mit go des Königs der Marrubier, Stiefmutter des
Schale und Scepter (Cut. Gr. C. in the Brit. Anchemolos, von diesem entehrt, Verg. Aen.
Mus. Thessnhj to Aetolia p. 154 nr. 578—581), 10, 388 f. Alexander Polyhistor bei Serv. zu
oder ohne Attribute {C. G. C. B. M. Thess. to Verg. a. a. 0.; vgl. Bd. 1 Sp. 2863, Z. Uff.
Aet. nr. 582 — 584) und der bald im Obv. [Hängt der Name etwa mit der sabmischen
(p. 155—156 nr. 598—608 PL 25, 6—11), bald Stadt Casperia zusammen? Vgl. die von De
im Rs. (p. 153— 155 nr. 570 — 575, 582 — 597 Vit, Onom. s. v. Casperia gesammelten Stellen.
PI. 25, 5-8 autonom; p. 158 nr. 633. 634 Röscher.] [Höfer.]
PI. 26, 1 Antoninus Pius; p. 159 nr. 638) be- Kassaudi'a {KacadvÖQa), 1) T. des Priamos
975 Kassandra Kassandra 976
und der Hekabe, so wie Laodike {Hom. Z 252) -ABxoläiisvoq ^AQyvQÖto'goq KaaadvSgrjv itisXsv-
gleichfalls &vyaTQäv ilöog agiorrj genannt asv dyiovövtsßaiv cc-niazu &8ani^£iv TgcösaaL.
(ZV 365); Othryoneus fordert sie zur Ehe {dvä- MytJi. lat. ed. Boäe 1, 180 fidem vera dicenti
sdvov) indem er dafür die Griechen aus Troja sustulit, vgl. 2, 196. Ajml. op. (ed. ÄUenh.) 2
zu vertreiben verspricht. Als Priamos den S. 112 incredita vaticinia. Tryphiod. äl. 'U.
Leichnam Hektors nach der Stadt bringt, ist 417 xrjv ycig 'JnoXXcov diicpÖTSQOv (idvziv x'
K. die erste, welche von der Burg aus das dya&fjv xat uitiaxov iQ-jj-Asv. Gewöhnlich wird
Herannahen des Vaters bemerkt (ß 699 Ifiilr] für sie eine ähnliche Art der Weissagung wie
XQvosT] 'JcpQoSiTTj). Von Agamemnon mit nach für die Pythia in Anspruch genommen, d. h.
Griechenland geführt, wird sie von Klytai- lo sie weissagt mentis incitatione et permotione
mestra dicht neben dem sterbenden König ge- divina {Cic. de divin. 1, 40, 89; vgl. ebd. 1,
tötet, der ihr nicht mehr Hülfe zu leisten 31, 66 quid oculis rubere visa es derepente ar-
vermag {l 421). Dazu fügte die 'iXiov üigais dentibus, aus dem Alexander des Ennius, 1,
(Ep. gr. fr. ed. Kinkel S. 49) die Erzählung 39, 85 C'assandra furens und 2, 55, 112. Sen.
von der Gefangennahme der Kassandra. Sie Troad. 34), während ihr Bruder Helenos au-
hat, als die Stadt eingenommen wird, sich in {luriis die Zukunft erkennt; doch wird bei
den Tempel der Athena geflüchtet und das Hyg. f. 128 unter den augures auch Cassandra
Bild der Göttin umklammert; Aias, Oileus' Priami filia angeführt. Als Seherin heifst sie
Sohn, reifst sie mit Gewalt fort, sodafs das fiavzinoXos B^mjjjj, Eur. HeJc. 121; Q-^aTcupdog
Bild mit umgerissen wird; wegen dieses 20 v. 677; q)oißäg v. 827; qltitsi i,avQ'dg nloY.ä-
Frevels wollen die Griechen den Aias stei- [lovg x^^ogoy-oficp Gxitpävtp däcpvag ^oofirj&slocc,
nigen, der aber sucht und findet Schutz bei oxav &80v (lavxoavvoL nvivamc' dvdy-nai, Eur.
dem Altar der von ihm beleidigten Göttin. Jjj/f. Aul. 757; wegen der Dunkelheit ihrer
Die Wegreifsung der Kass. vom Bilde der Orakel wird sie bei Lykophr. Alex. 7 Ztpiyi,
Göttin war auch auf der Kypsele in Olympia genannt; sie selbst bezeichnet sich wegen des
dargestellt (Paus. 5, 19, 5) mit der Beischrift Unheils, das sie über Agamemnon bringt, als
Al'ag Kaacdvägav du' 'Ad-ccvai'ag AotiQog f'^xE6. (ii'av xqiwv 'Eqivvv bei Eur. Troad. 457. Sie
Auch in der Lesche in Delphi hat der Mythus erkennt das Unheil, das der Stadt durch Paris
derKass. mehrfacheBerücksichtigunggefunden; droht, und fordert auf, ihn zu töten, (isydlccv
zunächst war unter den toten Troern Koqoi- 30 flgid^ov nölemg Xcoßav, Eur. Andr. 297; als
ßog dargestellt {I'aus. 10, 27, 1 dcpi^szo inl aber Paris Gefahr läuft von seinen Brüdern
xov KaoadvSgag ydfiov, also wie bei Homer getötet zu werden, verkündet sie, dafs er ein
Othryoneus, vgl. Verg. Aen. 2, 343 iuvenisque Sohn des Priamos ist, sodafs er von dem
Coroebus Ulis ad Troiam forte diebus venerat, König anerkannt wird, Hyg. f. 90. Bei der
insano Cassandrae incensus amorc), aufserdem Ankunft des Paris mit Helena weissagt sie
der Schwur des Aias, vermöge dessen er sich das kommende Unheil nvKvd Ss xiXls v.6^r]v,
von dem ihm vorgeworfenen Verbrechen an j;pucf?]v d' sgQrj^s KaXvTczQtjv, vaöcpoizov sn'
der Kass. reinigte; Kassandra safs dabei, das dtiQOTiöXrjog idovacc, Kolulh. rapt. Hei. 389.
Bild der Athena im Schofse haltend {Paus. Myth. lat. 2, 196 cum iam adventu Helenae
10, 26, 3). Auch in der atod noiKiXrj in Athen 40 Troiam destruendam pracdiccret. Sie erkennt,
war eine ähnliche Scene dargestellt, ot ßccoi,- dafs Priamos den Leichnam Hektors zurück-
/Ifrs ■^&QoiO(ihoL Sid z6 Ai'uvzog ig KaaGdvdguv bringt, wie bei Homer, Tzetz. Hom. 410. Be-
TÖXybri\iu {Paus. 1, 15, 3). Während Homer sonders gegen die Hereinbringung des hölzer-
von der Sehergabe der Kassandra nichts weifs nen Pferdes eifert sie mit aller Kraft, doch
(vgl. Schol. Hom. 52 699), erscheint sie schon umsonst, Verg. Aen. 2, 246, Hyg. f. 108 fides
von Pindar ab {Pyth. 11, 49 fidvzig koqcc) als ei liabita non est. Quint. Smyrn. 12, 526 dnov-
Seherin, die aber mit ihi-en Prophezeiungen nzo 8' i-a zivog cü'orjg wg dvsfioJXiov aisv i'v'
keinen Glauben findet. Nach Schol. Hom. dXyicc Tgcoal yävrjzcci. Tryphiod. dX. 'IX. 358.
if 44 und Eustath. Hom. 11. 663, 40 wurden Priamos schilt sie und läfst sie schliefslich
ihr, als sie in kindlichem Alter zusammen mit 50 nach der Burg bringen, wo sie ihr Schicksal
Helenos, ihrem Zwillingsbruder, im Hain des beweint. Dieser Zug ist wohl aus Lykophrons
Thymbräischen Apollon zurückgelassen war Alexandra entlehnt; dort schliefst Priamos die
(nach B L V. zu Hom. H ii wird nur Hele- Tochter ein oinäzrjv TiaQaKcczaozijaccg dyiovsiv
nos im Tempel des Apollon, Kassandra da- xäv igrie^icäv , oTiotg dvayQcecpöfistog ccvzovg
gegen in dem Tempel der Artemis vergessen), dnuyyBiXri avzcö {Lykophr. Alex. Prooem.). Nach
durch Schlangen die Ohren gereinigt, -ndvzBv- Verg. Aen. 3, 183 hat sie dem Anchises ge-
Q'sv xr)v (lavzi-K^v diigcog izsXäa&rjaav; oder weissagt, dafs er in Italien eine Heimat finden
Apollon verleiht ihr die Seherkunst, um da- wird; vgl. 10, 68 Cassandrae impulsus furiis;
für ihre Liebe zu gewinnen {ApoUod. 3, 12, 5). sie verkündet, dafs ihre Verbindung mit Aga-
Als sie sich nach Empfang der Seherkunst üo memnon den Griechen böses Leid bringen und
weigert, ihr Versprechen zu erfüllen, nimmt dafs Hekabe in Troja sterben wird, Eur.
der Gott ihren Prophezeiungen den Glauben, Troad. 356; sie wird von Hekabe gesucht,
vgl. Acsch. Ag. 1202. Nach Servius Verg. Aen. um einen Traum auszulegen, Eur. Hek. 88.
2, 247 thut er dies dadurch, dafs er ihr in Auf eine im Traum erfolgte Verkündigung
den Mund speit. Hyg. f. 93 verbindet beide der Kassandra beruft sich auch Beroe, als
Erzählungen, den Schlaf im Hain und die sie ihre Genossinnen beredet, die Schiffe des
Liebesverweigerung der Kassandra, mit ein- Aeneas anzuzünden, Verg. Aen. 5, 636. Zu
ander. Vgl. Orjih. lith. 759 avzoY.a(}iyvr\xi]v spät erkennen die Txoerinnen, nach Quint.
077 Kassandra Kassandra 978
Smyrn. 14, 395, dafs ilinen die Seherin einst gegeben hatte. Ebd. v. 294 verlangt Talthy-
die Wahrheit vorausgesagt. Als Seherin schil- bios, dafs ihm Kassandra zur Auslieferung an
dert sie auch Christod. descr. stat. 189. Agamemnon aus der Mitte der Gefangenen
Bei der Zerstörung Trojas flüchtet sie sich übergeben werde. Durch die Verbindung mit
in den Tempel der Athena und umfafst hülfe- ihr wird Agamemnon der troischen Sache ge-
suchend das Bild der Göttin; dort wird sie neigter, er versucht in Bezug auf Polyxena
von Aias, üileus' Sohn, gefunden und weg- u. a. den Troern günstig zu sein {Eur. Hek.
gerissen; hierbei kommt das Bild der Göttin 120 u. a.). Polymestor, der von den Troerinnen
mit zum Fall. So schon in der 'llCov itsgaig des Augenlichts beraubt ist, verkündet ihr den
{Ep. gr. fr. ed. KinM S. 49) und auf der lo Tod {Eur. Hek. 1275). Bei der Teilung der
Kypsele in Olympia, Paus. 5, 19, 5, ferner in troischen Beute erhält Eurypylos eine Xdgva^,
der Lesche von Delphi (Paus. 10, 26, 3) und welche von Aineias zurückgelassen sein soll,
in der Poikile in Athen, Paus. 1, 15, 3; vgl. die aber nach andern von Kassandra hin-
oben Bd. 1 Sp. 135flF. Auch, hei Phüostr. her. 8, 2 geworfen ist als evßcpoQcc xa> bvqÖvxi'EIXtivcov,
wird behauptet, dafs Aias zwar die Kassandra Paus. 7, 19, 7. Die Ankunft der Kassandra
vom Bilde der Göttin weggerissen, sonst ihr in Mykenai und ihr Tod durch Klytaimestra
aber keinerlei Gewalt angethan, sondern sie ist besonders durch Aischylos im Agamemnon
in sein Zelt geführt habe. Dort sei sie dem behandelt. Als Hauptstück der Beute ist sie
Agamemnon vor Augen gekommen, der, sofort dem Griechenfürsten zugefallen; er empfiehlt
in Liebe zu der Seherin entbrannt {nQog yaQ 20 sie bei seiner Rückkehr der Klytaimestra
xi] (OQcc %ai v.atiayisnxo nagcc xfjg xsxvrjg), sie (950 — 955). Diese gebietet ihr vom Wagen
weggeführt habe; um sie sicher in seinen abzusteigen und verhelfst ihr milde Knecht-
Besitz zu briugen, habe er dann die bekannten schaft (1035), aber Kassandra bleibt stumm
Verleumdungen gegen Aias ausgestreut. Wie auf dem Wagen sitzen, bis Klytaimestra zornig
Kassandra zu den SchiflPen geschleift wird, weggegangen ist, erst dann beginnt sie, in
schildert Verg. Aen. 2, AOi; vgl. Tzetz. Posthorn. ' wilder Verzückung Seufzer und Klagen aus-
735 KcioaävSQriv 8' s-x. vrjov Aokqos cccpsiXsTO zustofsen (1072 — 1173), Prophezeiungen, die
Ai'ag. Hyg. f. 116 ira deorum, quod Cassan- sie in ruhigerer Rede weiter erläutert; sie
dram Aiax Locnis a signo palladio abripuerat. erzählt, wie sie den Apollon, dem sie Liebes-
Dafs Aias die Kassandra im Tempel geschän- so genufs versprochen ,• getäuscht hat, und wie
det habe, ist wahrscheinlich erst eine Er- infolge dessen ihre Prophezeiungen keinen
findung der Alexandriner, wohl des Kalli- Glauben mehr gefunden haben (1202 — 1213).
machos (nach Schol. Hom. iV66; vgl. LyJcophr. Sie zerreifst ihr Seherabzeichen (1264) und
Alex. 358. Tryphiod. aX. 'IX. 358. Ov. am. 1, verkündet die Rückkehr des Orestes und die
7, 17. Provert. 5, 1, 118), wenngleich Stellen Rache, die er nehmen werde (1280 — 1284.
wie Eur. Troad. 70 in Verbindung mit v. 170 1316). Darauf geht sie in den Palast, trotz-
glaublich machen könnten, dafs diese Wendung dem sie vor der Mordluft, welche er aus-
der Sage älter ist. Die Göttin soll aus Scham strömt, zurückschaudert, in den sicheren Tod
über das vor ihren Augen Vorgehende sich (1330); sie stirbt kvkvov 8iv,y]v xov vctarov
abgewandt haben, Strab. 6, 1, 14 anoazQcctpri- 4o fxsXipaaa d'avdaifiov yöov (1444). Seneca hat
vai Xsysxai kuxcc xov KaaadvSQrjg ßiaanöv, in seinem Agamemnon dies zu verändern und
oder sie wendet ihre Augen nach oben (Schol. zu überbieten versucht. Agamemnon läfst sie,
Ho7n. N 66. Qiiint. Smyrn. 13, 422); später weil sie mit Prophezeien nicht aufhört, ein-
nimmt sie an Aias oder der Gesamtheit der sperren (v. 253. 793); als sie zum Tode fort-
Griechen (weil sie den Aias nicht gestraft geführt wird (v. 998), bietet sie sich freiwillig
haben) furchtbare Rache, Eur. Troad. 70. 170. dar, um den im Hades Befindlichen die Nach-
Eustath. Hom. Od. 1460, 19. Quint. Smyrn. rieht von der Rache für Trojas Untergang zu
14,436. Ov. met. 14,468. Myth. lat. ed. Bode bringen. Nach Pind. Pyth. 11, 30 sendet
1, 181. 3, 10, 6. Zur Sühnung des Verbrechens Klytaimestra, vrjXrjg yvvd, die ^agdavida xo-
müssen die Lokrer tausend Jahre lang durch 50 qccv ÜQUifiov noXim %aXv,ä) avv 'AyafiBfivovia
das Los bestimmte Jungfrauen nach Troja i/'v^« zum Hades hinab, vgl. v. 49. Dafs Aga-
senden, welche dort getötet werden, wenn es memnon die Kassandra mitbringt, wird für
ihnen nicht gelingt, unbemerkt zum Tempel der Klytaimesti-a der Grund, ihn und sie zu töten,
Athene zu gelangen; im letzteren Fall werden Athen. 13, 3 (556 c); 13, 10 (560 d). Hyg. f.
sie dort Tempeldienerinnen, Schol. Hom. iV66. 116. 117, hier beim Opfer (sacrificantem seeuri
Strab. 13, 1, 40. Schol. Lykophr. Alex. 1141 cum Cassandra interfecerunt), während lfo??jer
(wegen der d&iuixofLi^La Aiavxog). Vgl. oben sie beim Mahle (^421), Aischylos beim Bade
Bd. 1 Sp. 135 ff. töten läfst (vgl. Scliol. Lykoplir. Alex. 1108
Durch ßeschlufs der Griechen wird Kas- ^ya 8s, cprjaiv rj KaaaccvdQU , nXrjGiov xrjg
sandi"a dem Agamemnon als Beute zuerkannt co nvsXov uvaiQsQ-riooyi,cii). An die homerische
(Eur. Troad. Arg.), der sie als Gefangene Schilderung schliefst sich das von Philostrat
davonführt (Quint. Smyrn. 14, 20), weil er zu beschriebene Bild an {imag. 2, 10); vgl. noch
ihr in heftiger Liebe entbrannt ist (Hör. carm. Plut. parall. 37 (315 A).
2, 4, 7 arsit Atrides medio in triumpho virgine In Bezug auf ihr Begräbnis weissagt Kas-
rapta. Seneca Ag. 187). Sie wird als av.öxiov sandra bei Eur. Troad. 448, dafs man sie
'Ayafisiivovog Xs^og bezeichnet (Eur. Troad. 44), nackt in den Giefsbach werfen und den wilden
oder als cxoria vvucpivrrjgia (ebd. v. 247), ob- Tieren zum Frafse geben werde, xr]v 'AnöXXoj-
gleich ihr Apollon als ysQug äXs-nxQov ^rndv vag XdxQiv. Man darf wohl daraus schliefsen,
979
Kassandra
Kassandra
980
dafs dem Muripides Sagen über eine Grab-
stätte der Kassandra in Argos oder an an-
deren Stellen nicht bekannt waren, l'ausanias
(2, 16, 6) zweifelt dagegen, ob Kassandras Grab
in Mykenai oder in Amyklai sei [s. Sp. 984 f.];
ihre beiden mit Agamemnon erzeugten Kinder
(Teledamos und Pelops) seien von Aigisthos
getötet und bei Mykenai bestattet wordeu.
Plut. Agis 9 (799) berichtet, dafs nach einigen
Kassandra in ©üXcc^ai gestorben und diu rb lö
näoi cpaCvsiv xa ficcvtELa IlaoLfpäa genannt
worden sei. Sie wurde in Amyklai verehrt, in
einem sehenswerten und mit Standbild aus-
gestatteten Tempel, nach Paus. 3, 19, 6 unter
dem Namen 'Als^ävdQa, ebenso in Leuktra (in
Sparta), ebd. 3, 26, 5 [a. unt.]. Die Benennung
'JXe^üvSqcc bestätigt auch Hesydtius (s. v.
KocaadvSQa). Auf ein Heiligtum in Italien
weist Schol. LyJcophr. Alex. 1128 hin. Sie
wird ylavyicÖTtig genannt bei Ibyc. fr. 9 yXav- 20
yiwnida KaaaävÖQccv, SQuancXÖTiafiov kovqccv
Bild des Polygnotos in der Lesche zu Delphi,
der Eid des Aias, wodurch er sich vor den
Griechenfürsten von der gegen ihn vorge-
brachten Beschuldigung reinigt; Kassandra
safs dabei , mit dem Bilde der Athena im
Schofse {Paus. 10, 26, 3). Lncian {imacj. 7)
hebt besonders ocpQvwv x6 iTcntQsnis kccI na-
QSiäv xo ivsQsv&ig hervor, oI'kv zrjv Kcceoäv-
Squv iv xfj XbGxrj inoirias xoig diXcpoiq. Auch
in der Poikile zu Athen war die Versamm-
lung der Könige und Aias in Gegenwart ge-
fangener Frauen, unter denen sich Kassandra
befand, dargestellt {Paus. 1, 15, 3). Ob das
Gemälde des Theorus (oder Theon, Brunn,
Künstler gesell. 2 S. 255), welches Plinius er-
wähnt (n. h. 35, 144. Iheorus — Cassandram
quae est in Concordiae delubro) ein Einzel-
gemälde war oder eine gröfsere Scene dar-
stellte, ist nicht auszumachen. Ein angeb-
liches Bild, ziemlich genau an Homer (aber
auch an Aischijlos) sich anschliefsend , wird
Kassandra vor Aias fliehend (nach Benndorf, Gr. u. sie. Vas. 51, 1).
Ugtafioio (fäfiLs ixriGt, ßgoxäv; eine eingehende
Schilderung ihrer Gestalt giebt Tzets. Posthorn.
370. Vgl. noch Lißoplir. Alex. 1462 und Schal.
Ihr Name ist fast gleichbedeutend mit Seherin, 50
die keinen Glauben findet, geworden, so be-
zeichnet Cic. de orat. 2, 66, 265 den Sex.
Titius als Kassandra, und bei Petron. sat. 74
wird Cassandra caligaria für mulier virilis au-
daciae gesetzt. Eine thörichte Etymologie des
Wortes giebt Tzetz. prol. zu Lylcophr. S. 271
TiaQCi xo ■HKGtv avdQSiov tXBiv xuv 'Ey.xogpc.
KLoXi^ms Se ypaqofTat dia ovo 66. Dafs die
Form mit 66 vor der mit einem a den Vorzug
verdient, sucht Böclh in Notae in Pincl. 60
S. 505 zu beweisen. (Vgl. noch luvenal. sat.
10, 262, wo Kassandra als Glied der Familie
des Priamos genannt wird.)
Von bildl. Darstellungen der Kassandra
aus dem Altertum ist die Scene, welche auf der
Kypsele nachgebildet war, mit der Umschrift
Ai'ag KacGdvSgccv an 'jQ'avccttxg AoyiQog ?A;tft
{Paus. 5, 19, 5) schon erwähnt, ebenso das
bei Philostratos {imag. 2, 10) geschildert. Aga-
memnon ist beim Mahle getötet; mit dem
noch blutwarmen Beile tritt Klytaimestra zur
Kassandra, die durch ihre Tracht als Seherin
bezeichnet ist, um sie zu töten; Kassandra
scheint im Begriff, sich auf Agamemnon zu
werfen, nachdem sie die Zeichen ihrer Seher-
würde sich heruntergerissen hat. Eine Statue
der Kassandra als Seherin {oiä xi d'86ni^ov6a
navvGxccxa ni^fiaxa TtäzQiqg) schildert Christod.
descr. stat. 189. Erwähnt sei noch, dafs bei
Petr. sat. 52 als Verzierung eines Bechers
Cassandra occidit filios suos, et pucri mortui
iacent sie ut vivere putes erwähnt wird; wahr-
scheinlich war der Kindermord der Medea
dargestellt.
Von den aus dem Altertum erhaltenen
Darstellungen der Kassandra sind diejenigen,
welche andere Momente als die Verfolgung
derselben durch Aias oder ihre Wegreifsung
vom Bilde der Pallas darstellen, verhältnis-
mäfsig selten. Auf den Verkehr der Kassandra
981
Kassandra
Kassandra
982
mit ApoUon wird ein in Herculaneum ent-
decktes Wandgemälde bezogen (s. Heibig, Wand-
fiem. S. 55 nv. 203 und die dort angeführte
Litteratur) : Apollon steht neben einer sitzen-
den lorbeerbekränzten Jungfrau , aber . die
Deutung ist doch sehr unsicher, mit gleichem
Recht könnte man die Jungfrau auch für
Manto halten. Ebensowenig sicher scheint
mir die Deutung mehrerer pompejanischer
Klein in den Ann. d. Inst. 1877 S. 246, wozu
Benndorf, Griech. u. sie. Vasenb. S. 103
Anm. 516 Nachträge geliefert hat. Von Denk-
mälern, welche seitdem hinzugekommen sind,
ist hervorzuheben Arch. Zeit. 1882 T. 8 nr. 2
(ein leider ziemlich stai-k fragmentiertes Terra-
cottarelief des Berliner Museums), Arch. Zeit.
1885 S. 239 (eine Lekythos des Brit. Mus. mit
Hochrelief, wohl dasselbe Gefäfs, welches
Bilder {Sogliano, Le pittnre murali campane lo Heibig , Bull. 1880 S. 131 besprochen hat).
nr. 628; vgl. Bull. 1874 S. 251; ferner Heibig,
U'andg. nr. 1391 u. 1391^) auf Kassandra als
Seherin; das letztere Bild hat durch C. Hoheit
eine allseitig genügende Deutuug auf die Be-
fragung der erythräischen Sibylle
durch Aeneas gefunder
gegen ist Kassandra
gegen bei der Erken
nung des Par
etruakisch.As
kisten, vgl. Over
beck, Gal. her
Bildiv. S. 239.
Brunn,Ril.d
um. etr. 11,
24; wahr-
scheinlich
mit Recht
wird sie
auch in
einer
Figur
eines Bry-
gosbildes
erkannt,
welches
Eobert
(Bild tmd
Lied S. 9i;
aufdieRück
kehr des Paris
vom Ida ir
Vaterhaus ge
tet hat, währen
{Boscher, Lex
Sp. 1968) es auf die
Heimkehr von Sparta mit
Helena erkläre. Als Ks-
aavägct benannt findet sie
sich ferner auf einem
schwarzfigurigen Vasen-
bild (Mon. d. Inst. 1855 T. 20) beim Auszug
des Hektor gegenwärtig; bei der Einholung
des JovQLog iTcnog sucht sie mit wild-
erregten Gebärden die Troer vom Einzug in
das Skäische Thor abzuhalten auf dem un-
tersten Streifen der Tabula lliaca (0. Jahn,
Bilderchronilien T. 1); vielleicht ist auch Kas-
sandra in dem Gemälde bei Heibig, Wandg.
sowie Ann. d. Inst. 1880 S. 27. 3Ion. d. Inbt.
11 T. 15 und Bull. d. Inst. 1884 S. 208; vgl.
noch Ann. d. Inst. 1885 S. 155. Die Darstel-
lungen sondern sich in zwei Gruppen, erstens
diejenige, wo Kassandra vor Aias
fliehend dargestellt wird,
eitens diejenige , wo
Kassandra schon beim
Palladion angelangt
ist und dasselbe
^. umfafst hat. Als
•; \ \ Beispiel für die
erste Art kann
Benndorf, Gr.
u.sie.Vasenb.
Taf. 51, 1
gelten :
Kassandra
enteilt mit
weiten
Schritten
nach
rechts, in-
dem sie
sich wäh-
rend des
Laufens
umblickt
und gegen
ihren Verfol-
ger den r. Arm
ausstreckt, nach
Athena hin , die,
wie es scheint, in
eigener Gestalt, nicht
als Statue, mit vorge-
haltenem Schild und ge-
zückter Lanze dem Ver-
Aias und Kassandra, Vasenbild {Ann. d. Inst
1877 tav. d'agg. N).
folger *entgegentritt.
Dieser hat den Schild
fallen lassen, er läuft
mit blofsem Schwert in der r. Hand: die
Linke, in welcher er die Scheide hält,
streckt er nach der Kassandra hin aus; vor
ihm bäumt sich die Schlange der Athena
auf, um ihn zu beifsen. Links davon gewahrt
man einen Greis mit Scepter, der klagend die
r. Hand aufs Haupt legt. Zu dieser Gruppe
gehört auch das in Orvieto gefundene Gefäfs
nr. 1326 (und dem neuerdings gefundenen bei eo (Bull. 1884 S. 208), wo zwei Frauen nach ent-
Urlichs, Das höh. Pferd Würzb. 1881) in der
Frau vor dem Pallasbild zu erkennen. Auf der
Tab. lliaca ist Kassandra noch ein zweites Mal
unter den gefangenen Troerinnen abgebildet.
Bei weitem zahlreicher sind die Monumente,
welche die Gewaltthat des Aias zur Dar-
stellung bringen; sie sind aufgezählt bei
Overheck, Gal. her. Bildic. S. 635—655 und von
gegengesetzter Richtung fliehen , denn dafs
mit der einen Kassandra gemeint ist, scheint
mir durch die vom Maler nicht verstandene
und deshalb fehlerhaft wiederholte Inschrift
KV$$VV ziemlich sicher bewiesen zu werden.
Über die Vereinigung der Verfolgung der
Kassandra und Helena vgl. Klein in Ami.
1877 S. 260 und Htydemann, Ann. 1885 S. 155.
983
Kassandra
Kassandra
984
Der zweite Tyi)us, Kassandra am Palla-
dion von Aias ergritten, wird am besten durch
das Ann. 1877 tav. d'agg. N abgebildete
Vasengemälde verti-eten. Kassandra, durch
Namensbeischrift bezeichnet, nackt bis auf
einen über die Schulter geworfenen Mantel
(es wird dadurch die Eile angedeutet, in
welcher sie vom Lager hat fliehen müssen),
mit Binden im Haar, die sie als Seherin be-
zeichnen, umklammert mit beiden Armen das
nach Art eines Xoanon mit geschlossenen
bar) dieses Typus zeigt eine Vase der Ber-
liner Sammlung {Fürtivängler, Kat. nr. 3863).
Die Deutung eines Becherreliefs auf Aias und
Kassandra, die Kumanudis aufgestellt hat
{Eph. arch. 1884 S. 64), hat C. Bobert
{50. Winckelmannsprogr. 1890 S. 43) mit Recht
zurückgewiesen. öfter ist die Scene durch
Zuschauer erweitert; so sind auf der Berliner
Vase 1698 {Overbeck, Gal. her. Bildw. 26, 16)
10 IIoXv^svT}, Av&iloxog und UyiaiiavSQOcpilo? zu-
gegen, auf nr. 1863 derselben Sammlung
^/-^X^/^/S/^/S^^/^/el/S/'^X^^^^/''^/^
Aias, Kesandra und Priesterin, Vasenbild (nach Overbeck 'Gal. her. Bildw. T. 27, 1, vgl. S. (j4U).
Füfsen gebildete Palladion, welches den Schild
an die 1, Schulter hält und die Lanze zückt;
von rechts kommt Aias heran {Aiag) , mit
Helm auf dem Haupte, Schild und Speer in
der 1. Hand haltend; indem er scheu, fast 60
ängstlich zum Pallasbild hinblickt, sucht er
den r. Arm der Kassandra von der Umschlin-
gung des Bildes zu lösen. In anderen Dar-
stellungen tritt er gewaltsamer auf, gewöhn-
lich reifst er K. an den Haaren vom Götter-
bild fort, vgl. z. B. Overbeck, Gal. her. Bildw.
T. 27, 1. Eine verkürzte Darstellung (von
Aias ist nur die 1. Hand und der Schild sicht-
(Overbeck 26, 15) entfernt sich Hermes, ein
andermal ist die Priesterin zugegen u. a. m.
Auf einem Vasenbild aus Bologna Mon. d. Inst.
11 T. 15 ist der Frevel an Kassandra mit der
Erkennungsscene der Aithra durch ihre Enkel
Akamas und Demophon verbunden (s. diese Art.).
Die Namensformen, welche der Kassandra auf
diesen Vasenbildern gegeben werden , sind
KaaaKVÖQa , KtaavÖQu oder Kriaavdgcc und
KaxavSqa. Vgl. noch Agamemnon, Aias, He-
lenos, Paris u. a. — [Die A 1 e x a n d r a zu Amyklai
ist nach Löschcke eine besondere Göttin und
wurde erst nachträglich mit der troischen
985
Kassandros
Kassiepeia
98G
Kassandra identificiert (Athen. Mitteilunyen
3 S. 164 f.). Wahrscheinlich geschah dies,
als man zu der Pindarischen Nachricht, dafs
Kass. zu Amyklai getötet worden sei (Pyth.
11, 17), in späterer Zeit ein aufzeigbares Denk-
mal suchte. Dies fand man in dem sitzenden
Tempelbilde der Alexandra, welche leierspielend
dargestellt war: nur erhalten durch ein Relief
aus Amyklai selbst, auf dem drei Ephoren der
(inschriftlich benannten) Göttin Alexandi-a ein lo
Opfer bringen. Da nach Pindar Amyklai, nach
den Tragikern Mykenai der Todesort war, so
zeigte man dem fragenden Reisenden an beiden
Ortenein fivf]^cc KccaadvÖQag. Weil nun ftf^ltto:
sowohl allgemein 'Denkmal, Statue', aber im
besonderen 'Grabdenkmal' heifsen kann, so
hatten beide Recht. Über den etymologisch-
mythologischen Gehalt des Namens Kassandra
vgl. Hinrichs im Philologus 1885 S. 401
(Helena -Kassandra und Skamander-Xanthos; 20
Kreusa am Ausflufs des Liudos auf der Grenze
von Karien und Lykien gebar, Qu. Sm. 8, 81.
[Stoll.]
Kassiepeia {Kaaaiineia; so nach den besten
Hss. jetzt überall hergestellt, vgl. u. nr. 3, Ab-
schnitt 'Name' u. Art. 'Kassiopeia'; Litteratur
s. Bd. 1 Sp. 347), eine bei Homeros fehlende, erst
von Hesiodos bezeugte Heroine, erscheint bei
diesem und sämtlichen Späteren in drei meist
streng unter einander geschiedenen Beziehungen,
von denen die erste und letzte die wichtigsten
sind: 1) zum Mythenkreis des Agenoriden
Phoinix, 2) zu dem des Epaphos, und 3) zum
Kepheus- und Andromedamythos. Nur Phineus
und Arabos bilden zwischen 1 und 3 teilweise
ein Bindeglied.
1) K. mit Phoinix. Hesiodos frg. 53 Ki.
aus Scliol. Laurent. ÄpoUon. Bhod. 2, 178:
Gattin des Agenoriden Phoinix, Mutter des
Phineus; wohingegen derselbe im frg. 52 Ki.
Aithra mit Akamas und Demophon und Aiaa mit Kassandra,
Vasenbild (nach Mon. d. Inst. XI T. 15. Ann. d. Inst. 1880 S. 28).
Über die Alexandra- Kassandra vgl. Denelcen
s. V. Heros in Boschers Lex. 1, Sp. 2449 unten,
über den Streit der Amykläer und Mykenäer
um das (ivijfia K. vgl. Beiger in der Berliner
philolog. Wochenschr. 1891 Sp. 1282 ff. Beiger.]
— 2) T. des lobates, des Königs von Lydien,
nach Schol. Hom. Z 155. Nachdem lobates er-
kannt hatte, dafs Bellerophontes unschuldig
war, gab er ihm x-qv iöiav &vy<xrBQCc Kaeüvögav
xfti T>5s ßaaiXsiag fiotgäv tivdc. tj ds ictoqia
■Jiaga 'Aa'KXrjniädr] Iv TQayadovfisvoig. Es ist
nicht unwahrscheinlich, dafs ÄsMepiades aus
dem lobates des SoplioTdes geschöpft hat, dafs
also der Name Kaaävdgcc odor KccaoävÖQcc als
Tochter des lobates auf Sophokles zurückgeht.
Vgl. Anteia, Bellerophontes, lobates. — 3) Plin.
n. h. G, 111 insula contra Persidem sita.
[Engelmann.]
Eassaudros (KäaoavdQog), Vater des Menes,
eines Bundfsgenossen der Troer, den ihm
(aus Schol. A II. M 292), wo der fehlende
50 Kassiepeianame aus Schol. A II. ^321. Eustath.
p. 989, 35 ff. zu ergänzen ist, die Phoinixgattin
K. vielmehr Mutter der Europa nennt, was
Bd. 1 Sp. 1410 nicht bemerkt ist. — Bakclui-
lides frg. 56 BgJc. (aus Schol. ABB HM 292,
vgl. Schol. A II. :s: 321) = Hesiod. frg. 52. —
Pherekydes (von Leros) frg. 41. F. H. G. 1, 83
(aus Schol. Apoll. Bhod. 2, 178; s. u. nr. 3)
ofioicog = Hesiod. frg. 53, doch mit der ge-
naueren Angabe, dass K. Tochter des Arabos
CO und Mutter auch des Kilix und Doryklos von
Phoinix ist, Mutter des Atymnos aber infolge
Ehebruchs mit Zeus. — Antimachos (bei Schol.
Apollon. Bhod. 2, 178. frg. fehlt bei Kinkel)
= Pherekydes (nur mit Einschaltung des teu-
messischen Lokals in den Europamythos, frg.
2—4); Qhenso Asklepiades (ebendaher, F.H. G.
3, 302, 4). — Antonimis Liberal. 40 {Wester-
mann Mvd'oyq. p. 235): Tochter des Arabioa,
987 Kassiepeia Kassiepeia 988
Gattin des Phoinix, Sohnes des Agenor, Mutter 2, 192 f.) = Anchiroe a. a. 0. 12, 15. Die Auf-
derKarme(s. d.), der Mutter der kretischen Brito- nähme des Nildeltas in die eigentlich argo-
martis. — Die Genealogieen weisen nach Land lische Epaphosgenealogie wird, ebensowie die
ividlnse\n\onK-Axien, das Bakchylides{frg. 53 Verschmelzung des argolischen Apis mit dem
Bgk.) lind Korinna {frg. 27 Bglc.) '^ <PoiviKr] ' ägyptischen, eine Folge der Ostt'ahrten sein,
nannten (J-i/tenaiOs 4 p. 174 F, vgl. if.D.ilf «Wer, welche seit der Beschäftigung karischer und
Myth. 1, 308 tf.); davon ist ^otvc^ der Epo- rhodischer Söldner unter Psammetichs Heer
nymos gewesen, bevor die bis auf die Neue- in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts (JuVc/t-
ren {Movers, Olshausen, Brandes) herab ge- hoff, Studien^ 41. H. D. Müller, Myth. 1, 56.
billigte Übertragung auf das syrische Land der 10 Hij-sc/i/eM, Bhein. Mus. 42, 1887 S. 222) die
(ägypt.) s. g. Fen(a)chu Platz griff (s. des Unterz. mit argolischen Heimatsagen erfüllten griechi-
Aühiopenländer des Andromedamythos , Fleck- sehen Einwohner des ursprünglich karischen
eisens Jb., Supplein. 16, 1887 S. 158). In Gebiets der sog. Hexapolis nach dem afrika-
Karia-^otvtx??, und zwar Miletos, ist auch nischen Nillande machten. Als dasgriechische
Kadmos (s.d.) ein Phoiniker geworden (t7.TFi7a?no- Gebiet aber, welchem vor der Übertragung
witz. Homerische Untersucliungen 1883 S. 139). auf das ostafrikanische Delta sowohl der Name
Dafs auch jener Zug der Kassiepeiasage: Zeus Ai'yvmoq ursprünglich eignete, als auch die
sei in Phoinix' Gestalt der Kassiepeia genaht Epaphos und losage, ist jetzt Euboia von E.
(s. Bd. 1 Sp. 727 nr. 1), wegen der bedeutungs- Maafs überzeugend nachgewiesen (De Äeschyli
vollen Übereinstimmung mit dem gleichen 20 supplicibus Ind. Lect. Gryph. 1890 S. 21 ff.),
Motiv in der rhodisciien {v. Wilamou'itz, wo zu den gegebenen Nachweisen noch der
Alektrone, Herines 14, 1879 S. 457) Alkmene- an Ai'yvntog erinnernde Al'ywv{-aiwv) von
sage (Zeus in Amphitryons Gestalt die Alk- Karystos und der Flufs NrjXsvg [= Nsilfvg,
mene verführend), zu der milesischan Sarpedon- Nsilicos, König von Aigyptos = Nsilos'?]
isage gehören müsse, sah auch Bobert {Bild treten mag (vgl. dazu auch über Thronie
und Lied S. 116"^). Die kretische Karme (s. d.) Sp. 989).
der Britomartissage und Atymnos, der kretische 3) K. mit Kepheus. Als Tochter des
Sonnenwagenheros {Nonnos 11, 129 ff.; vgl. Hermessohnes Arabos und Gattin des Kepheus»
Knaack, Quaest. Fhaetliont. p. 14 sq.; v. Wila- iv Kazalöyo) ywai-näv Hesiods {frg. 43 Ki. aus
moivitz, Hermes 18, 1883 S. 428 f.), sind durch 30 Strabon 1 p. 42 § 34, vgl. Eustath. zu Od. S
die Handels- und Kolonialbeziehungen der 84 p. 1484, 63): v.ai -hovqi^v 'Agäßoio, xov 'Eq-
karischen Miletos zu Kreta zu Kindern der K. ndcov ccKccKrira \ yiivcizo -ncd ©Qovirj KovQrj Bq-
geworden; denn Miletos heifst der mythische loio ävav.xoq. Der fehlende Name der Kassie-
Doppelgänger des Atymnos, der „aus" Kreta peia wird erschlossen aus der Wiederholung
„nach" Karlen gewandert sein soll (s. Bd. 1 Schal. Apollon. Bhod. 2, 178, wo es nach Be-
Sp. 727). Der troische Doryklos (S. des Pria- rufung auf Asklcpiades, Antimachos, Pherekydes
mos, jTZ. vi 489f.) und der thrakisch-bithynische heifst; sm yäp KccaaisnBiccg xov 'jQccßov
Phineus verdanken ihre Aufnahme in die $otV^H^ yivsxccL Kili^ v,al ^ivsvq xat /loQvyiloq,
Phoinix-Kassiepeiagenealogie der milesischen v.ai "Axvfivog f-nUlriaiv und Antonin. Lib. 40
Kolonisation der Pontosküsten, und Kilix die 40 (s.o. nr. 3). — Ovxcogöh {wie Hcsiodos) yiai Z,xrjoi-
seine den ostfahrenden Rhodiern aus Milets xoQog {frg. 64 Bcrgk) Xiyst, fährt Strabon
Nachbarschaft, welche das kilikische Tarsos ibrt (a. a. 0. c. 31 § 24), der den ganzen Ab-
besiedelten {Poinpon. Mela 1, 13; vgl. O.Müller, schnitt aus Apollodoros iv xä ti^qI vawv -uaxa-
Dor. 1-', 113 f). loycp citiert. Dieser brachte die Genealogie in
2) K. mit Epaphos. Hygin. F. 149 nennt einem Exkurs über den Nostos des Menelaos
nach unbekannter Quelle als Gattin des Epa- {8 84, u 22) und seine Abenteuer bei den
phos und Mutter der Libye statt der Heroine Aithiopen vor. Dex"AQaßog Hesiods gehörte
Memphis {Apollod. Bibl. 3, 1, 6; s. Bd. 1 nach seiner Überzeugung also zu den ^('■ö'tojrEs
Sp. 1278; dazu Schol. Stat. Theb. 4, 737. Homers; äno xovtov (Hatödov) -nal r) x^Q^ V
Mythogr. Vatic. 2, 75. Isid. Origg. 14, 15, 1) 50 vvv 'Agaßta y.alovii8vr} rjörj xoxs (zu Hesiods
abweichend die Cassiopia, hinter deren römi- Zeit) 'Agaßia (ovofid^ixo , ^axa de rovg T]Qcoag
scher Schreibung vielmehr die griechische {Menelao^, Homeros) t,v%ov i'acog ovno), sondern
Äaöctg'jTfio: der ,,arabisch-aithiopischen" Mythen At&ionicc. Mithin waren dem Apollodoros
(8. aufser 0. nr. 1 namentlich u. nr. 3) zu Kassiepeia und ihre Tochter Andromeda (1 p. 43
suchen ist: Epaplms . . . <^iny Aegypto . . . op- genannt) arabische Aithiopinnen, die man
pidum prinms Memphim et alia plura con- ebenso wenig nach loppe zu verpflanzen {fiB'.
stituit et ex Cassiopia uxore procreavit äy^tv § 35) berechtigt sei, wie man die Ke-
filiaiu Libyen, a qua terra est noniinata (die phenen ihres Gatten Kepheus (und die Erember
dna^ Xfyuusvcc sind hervorgehoben). Die Mehr- und Pygmaien) zu einem besonderen aithio-
zahl, in der hier die von Epaphos gegründe- CO pischen Stamme stempeln dürfe (vgl. Art.
ten Argeierstädte in Ägypten erscheinen, lehnt 'lope', und übh. Aithiopenländer etc. S. 135 ff.
sich zwar an Findaros an: noXXd d' Alyvnxa) über die Kritik, die an dieser Auffassung
xd KccxcoKiOTO {'AQyog) uoxrj xaig 'Enäcpov na- Apollodors nun wiederum AristoniJ^os tkqI xfjg
Xäfiaig '{N. 10, 5 ff.); aber die Kassiepeia ist MivsXäov itXävrjg, Strabon p. 38 § 31, und
ohne solchen Vorgang, vielmehr erscheint nur nach ihm Strabon selbst übten). Ihr Gemahl
als neue Variante einer Gattin des Epaphos Kepheus ist als König der Aithiopen in diesem
und Mutter der Libye bei Schol. Fiat. Tim. dürftigen Stemma nicht nachweisbar, nur sie
X2, 9: Amphirrhoö, nach Movers {Phöniz.. 2, selbst heifst Araberin, d, h. Aithiopiu, und hat
989 Kassiepeia Ivassiepeia 990
jhu vielleicht zu einem 'Aithiopenkönig' erst Mesopotamiens machten (über etwaige Mit-
gemacht. (Vgl. Art. 'Kepheus'.) Da hier wirkung des Kassiepeianamens bei dieser Lo-
Kassiepeia 8 als 'Araberin' bezeichnet wird, kalisierung s. den Schlufs d. Art.). Charakte-
so könnte man meinen, sie sei verschieden ristisch für die SopholcJeische Darstellung war
von K. 2 der 'Aigypterin' von Euboia. Doch das SQtoat mgi ^ccllovis T«t"s Ni^QiyCaiv: vgl.
kommen im ursprünglichen Sinne beide Be- das Argument in den Eratosthenischen Kataste-
zeichnungen auf eine hinaus. Merkwürdiger- risvien 16 {Kacatin^ia) = 36 (:t>JTO?), Hygin.
weise hat ApoUodors Kommentar zum home- P. A. 2, 10 (gloriata sit). Arat. Phain. 186.
rischen Schiiiskatalog bei Strabon 10 p. 447 Schol. German. Arat. Phninom. 138, 9 Breysig,
§ 8, vgl. § 7) sowohl östlich als westlich des lo \g\. Apollod. Bibl. 2, 4,3 {naaäv flvaiKQsCaacov
Euripos (wie östlich und westlich des roten rjvxrjct), Hygin. F. 64. Liban. 31 {rag Ntjqtj'C-
Meeres) "jQcxßeg gekannt: v.aTB(ifivav iv rfj da? küIXh viiiäv ivouL^ero yicxl clsyar) und
vr'jacp x6 8s nccXaiov y.al"jQaßfg oi Käöfico Gvv- Nikolaos Progymn. Westervi. Mv&oyg. p. 375
diccßävtsg; und auch Plutardtos, der genaueste nr. 40. Phavorin. s. v. (Bei Schol. Germanic.
Kenner boiotischen Altertums, bringt {Thes. 6) Arat. ist von einer einzigen Nereis die Rede
die auffallende Nachricht, dafs nach einigen p. 173, 11. 19sq.). Die Verstirnung der
die nordphokischen und euböischen Abanten K. wird aus Sophokles nicht so bestimmt citiert
ihre der Haartracht der euböischen Kureten wie diejenige des m^tos; aber da in dem JS'ra^o-
ähnelüde Haartracht V7t' '^gäßcov diSax&svrig sthenischen Katastei'isinosl6{vg\.S&)dei-K.geriide
angenommen hatten (vgl. Bursian, Quaest. 20 Z'oqpoxAijs 6 ttJs rgaycoSiag*) Tioirjrfjg iv 'Av-
Eubo'ic. p. 11. Aithiopenländer S. 180, i-'"''). Sgofisdu ausgeschrieben wird, so hat Bobert,
Auch ist die Mutter der K., Thronie, keine zugleich bestimmt durch die Beständigkeit,
andere als die Eponyme der epiknemidisch- mit der sich die Benennungen der Sternbilder
lokrischen Stadt Thronion, Namens Thronia: immer erhalten haben, die Verstirnung für
Schol. D. zu //. B. 533 QqovlqvI uno Qqoviccg einen integrierenden Bestandteil des Mythos
vvficprjg ovrcag cöv6fiaatai\ Ygl. Eitstath. z. d. St. erklärt {Arch. Zeit. S. 19 gegen 0. Müller,
p. 277, 44 avxb yihv ov% syv.ciQ-ri[isvovg ix^i Proleg. S. 204). Die Astronomen denken sich
Tovg nuXaiovg sig rov ngög avrov {ccvzrig?) K. sitzend inl diq>QOv {Eratosth.; Schol. Ger-
TioXvv Xoyov., was sehr zu bedauern ist! Die manic. Arat. p. 139, 4: sella avccMXixog:, Tlieon:
Beziehungen Euboias zu Argolis sind alt und 30 v.a.Q'sdqa ag SLyiXig, Hygin. P. A. 2, 10: sili-
erklären eine frühzeitige Aufnahme dieser quastriim, Germanicus: sella) und zwar ot /xtv
euböisch-lokrischen Anschauungen in den ar- (dozegsg ccnorsXovai) TiXäytoi Tag x^^Q'"? E^ta-
golischen Mythenschatz und somit die weitere xocfiEvag (vgl. Germanic. Arat. 197 wie Andro-
Übertragung durch Argeier und Rhodier nach meda!), ot Ss iiazcoTfQa} . . . nöSag (Theon.),
dem Osten. — Pherekydes von Leros hat in und in der Richtung, dafs sie propter im-
seiner ausführlichen Darstellung der Per- pietatem vertente se mundo resupinato capite
seussage (vgl. F. H. G. 1, 75, 26 aus Schol. ferri videtur (Hygin. P. A. 2, 10). — In
Apollon. Bhod. 4, 1515. 1890 und Polhix des Euripides Tragödie dagegen spielte K.
10, 139 'AÖQxr,<^gy) die Befreiung der Andro- nur eine Nebenrolle. In den erhaltenen Frag-
meda gewifs nicht übergangen, obgleich diese 40 menten (114 — 152 Nauck) wird ihr Name
für uns verloren ist; auch ihm war K. eine ebensowenig genannt wie in der Parodie des
Tochter des Arabos (s. 0.). — Die angeb- Stückes bei Aristophanes {Thesmophoriazusen) ;
liehe 'Andromeda' des Phrynichos beruht aber die Argumente nennen die K. (fly^m. P.A.
sicherlich nur auf einer falschen Kombination 2, 11; vgl. 2, 10). Nach Bobert (S. 21) trat K.
der Erklärer zu Aristopli. Nub. 553 f. {Suidas erst am Schlufs auf, als Andromeda ihrem
^Qvvixog b MeXav&cc, vgl. Bobert, Arch. Zeit. Retter Perseus folgen und die Eltern verlassen
36, 1878 S. 16'*) und Aithiopenl. S. 178'"). — will {Eratosth. Kat. 17: 'A. ovx d'Xito zw nazQi
Sophokles hat, wie es scheint, seine Aiidro- ov(i^evslv ovSe t^ yirizQi; Hygin. P. ^. 2, 11:
meda in Mesopotamien spielen lassen, wohin neque pater Cepheus neque C. mater ab ea po-
durch die Perserkriege die Aufmerksamkeit 50 tuerunt impetrare quin parentes ac patriam re-
gelenkt worden war und der Name des retten- linquens Persea sequeretur; vgl. Ennius frg. 3,
den Helden in der Andromeda- Kassiepeia- nach Euripides: <^a)> filiis propter te obiecta
sage, Perseus, noch ganz besonders hinwies. sum innocens Kerei, wohl von Andromeda zu
Wenigstens fühlt man, wenn die von Ktesias Kassiepeia gesprochen (anders Fedde p. 33^'^).
{Hesych. EaXrixüv und Zuqtizov) als ein persi- Euripides' Darstellung hat die spätere Mytho-
sches Gewand bezeichnete aäganig im frg. 139 graphie ebenso beherrscht wie vom gleichen
Dind. der Sophokleischen Andromeda erscheint, Zeitpunkt an Theopompos' Verlegung des Schau-
sich an die gleichzeitigen Darstellungen des platzes nach loppe die geographisch-historische
Hellanikos und Herodotos erinnert, welche den Litteratur. Euripides ist der erste , der deu
Perseus und seinen erstgeborenen Sohn von 60 Kepheus ausdrücklich als Aithiopenkönig be-
der Andromeda, Perses (eus IL), mit den zeichnet hat {Argum. in Eratosth. Katast. 15);
Persern der Landschaft Artaia, den Achai- doch mufs er ihn mit der K. zusammen als über
mene(u)3, Stammvater des Achaimenidenge-
SChlechts, als Sohn des Perses mit der achäi- *) «'■**«^*' Einwand gegen obige stelle und Versuch,
srhpn CaiaialpiqrViPTi^ Heimat dp=l TTrCTrnr=!Vfltpr<! ^'"^ Sop/ioklei sehe Andromeda als ein Satyrspiel zu erweisen
scnen (aigialeiscnenj neimat aes urgroisyateis ^^„^^^ ^^.^^ g ^^^^ .^^ ^^^^ ^^^^^,^^^ Gegenbemerkungen
Kepheus kombmierten und diesen selbst mit (^ ^ o s 171.) ebenso gegenstandslos wie Schaubadis
seinen Kephenen zum mythischen Vertreter der Vorschlag 2o(poy.?.ii? <y.al Ev^ini6)]i> ü «»]; t^aymöiag 7t,
alten chaldäischen, vorpersischen Bevölkerung zu lesen.
991 Kassiepeia Kassiepeia 992
westliche Aitbiopen herrschend gedacht haben, zeit zwischen 300 v. Chr. .und den römi-
da er das x^tos ans dem atlantischen Meere sehen Nachdichtern treten originelle Varian-
hervortosen läfst: Krjtog &o(i^ov £| 'ArXccvTiKfjg ten auf, wie der Zug, dafs K. nicht über
alös ifrg. 134 a Nauck, aus Plutarch. de die eigene Schönheit mit den Nereiden ge-
audiend. poet. 5. PJdlostrat. d. Ä. Imagg. 1, 29: stritten habe, sondern über die Schönheit ihrer
K^Tog 'AxXavxiyiöv , Vgl. Mobert, Arcli. Zeitung Tochter {Hygin. 2*^64; vgl. ({ie. Q-vyattQa ndvv
S. 18). Diese Atlantis hätten Preller- Pletv -naXi^v bei Konon c. 40, wo freilich Kass.
G. M. 1^, 463 nicht in „das grofse Weltmeer" fehlt, sowie Antipliilos, Epigr. Anth. Plan.
verflüchtigen sollen, denn sie wird nie im 147), und jene andere Abweichung, dafs sie
Osten liegend gedacht. Zu dieser westlichen lo nicht mit den Nereiden, sondern mit Hera den
Ansetzung war Euripides durch den Vorgang Schönheitswettkampf einging {Tzetz. Lyk. 836.
des Sikelioten Stesichoros veranlafst worden, 838). Ersteres Motiv, durch welches für das
der zwar seinerseits nach Strabons (= Apollo- Schicksal der Andromeda eine wenigstens
dors) Zeugnis die Kassiepeia in Arabien an- objektive Verschuldung als erklärende Ur-
setzte, aber doch ein anderes Lokal der Per- sache geschaffen wird {Bibbeck, Rom. Trag.
seusfahrt, die den A'i/_prie« (/)•(/. 21 7u.) zufolge S. 172), möchte Fedde {de Perseo et Andro-
von den Gorgonen bewohnte Sarpedonsinsel, meda, Diss. Breslau 1860 p. 37), weil an die
in sein heimatliches „atlantisches" Gewässer Niobidensage anlehnend, einer Tragödie wie
verlegt hatte {frg. 10 Bgk. aus Schol. Apollon. der (freilich fast unbekannten, 'Andromeda'
Bhod. 1, 212, vgl. Aithiopenl. ß. 204 f). So 20 des Lykophron zuweisen, letzteres dem ver-
entstand auch hinsichtlich der Örtlichkeit ein lorenen Referate eines Aristeides (von Mi-
Gegensatz zwischen dem west-aithiopischen, letos? F. H. G. 4, 324, 17) oder Prokopios, da
durch Euripides vertretenen Mythos von der die anderen beiden von Tzetzes aufgerufenen
K., den Photios' Einleitung zu Konon (40, Zeugen, losephos (B. I. 3, 9, 3) und Libanios
Westermann Mv&oyQ. p. 143, 6) als 'EUiqvav (31. 32 p. 375 West.) nichts davon erwähnen.
^v&og charakterisiert, und den jene Parenthese Aber ein Irrtum des Tzetzes ist nicht aus-
im Hermolaosexcerpt des Steph. Byz. 'loTtr] [Kr}- geschlossen, da er überhaupt diese Zeugen
(ftcog xov iiataariQieQ-hTog, ou iazL yw-q Kaa- vielmehr für den lopemythos autbietet, was
aiänsia (sc. aansQ) ot "EllriVEg jiaxaiff cpctaLv'\ wenigstens für den Libanios ungerechtfertigt
meint, einerseits — und anderseits dem orienta- 30 ist (so schon M. Gh. G. Müller ed. Schol.
lischen, von Theopompos, Konon, Steph. Byz. Tzetz. 1811, 2, 821**). Ebenso liegt ein Irrtum
u. a. vertretenen Mythos von der Kepheus- Feddes vor, wenn er behauptet, die Angabe
gattin und Andromedamutter lope zu loppe des cod. Strozz. Schol. German. Arat. Ph. 197
(vgl. d. Art. 'lope', 'Kepheus', sowie ^«f/(iqpe»z- (p. 139, 12 ff. Breysig): Andromeda filia fuit
länder S. 144. 146 f.). Weder die eine noch Cephei et Cassiepeiae , quae adamata est a Cu-
die andere Version giebt jedoch den eigent- pidine, beziehe sich auf eine Liebe des Eros
liehen älteren „aithiopischen" Schauplatz, zur Kassiepeia, während doch die Andromeda
welcher vielmehr in der später so genann- gemeint ist (vgl. darüber Bobert, Eratosth.
ten dorischen , ursprünglich „phoinikischen" Gatast. reliq. p. 220). An Euripides schliefst
d. h. karischen Hexapolis zu suchen ist (vgl. 40 sich die Andromeda des Ennius an (frg. Ift". ;
weiter unten). Die Beweise dafür, dafs die Bibbeck, Böm. Trag. S. 162 — 176. Das grie-
alte Zeit mit der Heliosinsel Rhodos (der chische Vorbild der gleichnamigen Tragödie
Meropsinsel Kos) den Begriff einer Ald-ionia von Livius Andronicus {Fedde p. 9: Sophokles
verband, s. in Aithiopenl. S. 164 ff. Ein Be- nach Bibbeck, B. Trag. S. 32, der die Sopho-
wufstsein von der Zugehörigkeit der Kassiepeia kleische Andromeda für ein Satyrspiel fälsch-
an diese jüngste 'Doris' ist vielleicht noch lieh hält: Euripides?) und Accius {frg. 1 — 14,
bei der Quelle des Nonnos (43, 165 ff.) erkenn- Bibbeck, Böm. Trag. S. 561 — 564; nach Fedde
bar gewesen, wo Poseidon, seine Wassergeister p. 9 = Sophokles) ist unbekannt. — Manilius
auf die Aithiopen des Dionysos hetzend, droht: Astron. 5, 538ff. folgt Ovid. Zu erwähnen
die aithiopischen Söhne der Kassiepeia von 50 ist aufserdem Lukianos, Dial. mar. c. 14. *)
Kepheus sollten zur nach ti-ä glichen Strafe für Der Name Kaaaiänsia wurde von den
die prahlerische Rede ihrer Mutter und zur Römern, welche sich an die ihnen nahe-
Genugthuung der beleidigten Nereiden ge- liegende und frühbekannte kerkyräische Stadt
knechtet und der Nereide Doris dargebracht Kaaaiönri (und vielleicht deren Heroine Kaa-
werden {Ai&iOTtcov öi (pccXayyccg sqvaaars v.a.1 aLomia; s. d.) erinnert fühlten, in Cassiope
ctixag 'ivdcöv | IrjCda NrjQrfi'dsaGt., Kav.oyX(Ö66oio {Ovid. 3Iet. 4, 738. Hygin. F. 64) verkürzt,
df vv(i(pr}g \ dagiöi Sovlicc zskvcc KOfit'aaazs worin ihnen in der Kaiserzeit Spätgriechen
KuGGisneirjg | noCvriv oipLtiXscTOv). — Lyko- wie Antipliilos folgten {Kaaoioita a. a. 0. v. 3).
phron {Suidas s. v.) wird in seiner sonst un- Sonst konnte neuerdings fast durchweg auf
bekannten Tragödie 'Andromeda' die gleichen oo Grund der Hss. die echte griechische Schreibung
Entlehnungen aus dem Herakles-Hesionemythos -ensicc hergestellt werden (so in Buntes Hyginus,
gehabt haben wie in der 'Alexandra' (v. 838 ff'.
vgl. Tzetzes Z. d. St.; Perseus vom X^rog ver- *) Hinsichtlich der DarsteUung der Kassiepeia als
schlungen, zerstört von innen dessen Ein- Mutter der Andromeda in der Kunst ist zu verweisen
geweide); aber da in der Alexandra eine Gattin ^"5 die Vasen: Neapel nr. 3225. Santangelo nr. 24 u.
1 T^ 1 • 1 i i • 1 1.. (> j_ • 1 '08 (vgl. Jleudemann, D. Vasensamudunnen des Museo JVazio-
des Kepheus nicht genannt ist, so lafstsich nale in Neapel S. 520. GSI. SUi.). TrendelenOurg in d. Annali
auch hinsichtlich der 'Andromeda' über diesen j. /„,;. 1^73 s. 108-130. Baumeister, Denhn. d. kiass. au.
Punkt nichts ausmachen. — In der Zwischen- s. üyif. u. Fig. 1440. [Roscher.j
993
Kassiepeia
Kassiepeia
994
Breysigs ScJiol. Germanici, vgl. auch Gaedechens
Art. Kassiepeia in Ersch und Gruber, R.-E. 2
Sekt. 34 S. 241). Somit ist die bisher ge-
bräuchliche und noch jüngst von Gruppe
il'hilol N. F. 1, 18S8 S. 92) ohne Beweis
festgehaltene Etymologie aus yiccCwiiai, und
OTT- = die „durch ihren Anblick glänzende"
(Pape-Benselcr) , wenigstens in ihrem zweiten
Teile hinfällig geworden; und man mufs
vielmehr annehmen, dafs der Gedanke an lo
KccLvviiai und sn- mit der Bedeutung „Prunk-
rednerin", „Prahlerin" jenen Dichtern vor-
schwebte, welche das sgiaai, avistv, gloriciri,
iOocpccQi^Btv {Nonnos 47, 448), vo^l^siv »tat
Xeysiv (Nß.) ■näXXsi VLy.äv Nrjgrjtdag zu be-
tonen nicht müde wurden, so dafs sogar ein
Ovidius und AntipJtilos, trotz ihrer schlechten
und sinnverändernden Schreibung -ope und
-önu, unter dem Zwang der Überlieferung sich
gescheut haben, diesen charakteristischen Zug 20
zu unterschlagen; 3Iet. 4, 670: immeritam
maternae pendere linguae | Andromedam
poenas . . . iusserat Amnion; Antiphilos v. 3:
K(x66i6nag Xcclog svtsKvia. Der gelehrte Non-
nos schöpfte wiederum die echte Schreibung
-iTifia aus seiner klassischen Lektüre und zu-
gleich auch das (,, sogar von der Nereide
Thetis gefürchtete") ozö^a KaaaisTtsiag (41,
236), xr]g xaxoyioj'ffffoto vv^cprjg (43, 166).
Wenn die alten Grammatiker also hätten eine so
Etymologie geben wollen, so hätte nichts
anderes als eine Glosse, wie etwa KaaaieneLa-
noiinriy ÖQOg, yiou7toQQi]iicov oder substanti-
visch KOftTTo loyia herauskommenkönnen. Lesen
wir nun aber bei Suidas Kaeaiinsia- rj kuX-
Xovi], so ist das eben nicht eine Etymologie
oder Zusammenstellung zweier synonymen Sub-
stantive „rj v.aG6LEnsia = rj %aXXovr'j^\ wie
man aus dem gedankenlosen Zusatz des Suidas:
xai (!) ovoacc hvqiov geschlossen hat; viel- 4o
mehr ist in beiden zusammengeleimten Glos-
semen der Eigenname Ka6cisTtsi.a das Lemma,
und eine Etymologie so wenig beabsichtigt
wie in Hesych. s. v. KaXovrjg, die der Unterz.
{FlecJceisens Jahrb. 135, 1887 S. 104), den
Genetiv des glos.sierten Textes bewahrend, er-
gänzte: KaX<^Xyovfig' siQcov<(^iKägy 'Podiot (sc.
ccvtI tov ' KaoGüTisLag^ ^ da eine Bezeichnung
•AaXövrig für den Typus des tl'qoiv sich nicht
hat finden lassen (vgl. RibbecTc, Über den Be- 50
griff des sI'qcov, Bhein. Mus. 31, 1876 S. 381 ff.).
Die beiden einzeln genommen unverständlichen
Glossen bezeugen sich gegenseitig, dafs die
Rhodier, d. h. vielleicht nur: ein rhodischer
Dichter, dem jene bei Hesychios erhaltene
alte Interliuearglosse beigeschrieben ward, und
seine Leser in scherzhafter (spöttischer?)
Weise die Bezeichnung ,, Schönheit" brauchten,
und zwar für die Kassiepeia, was völlig im
Einklang steht mit dem karischen Lokal- m
kolorit ihrer Genealogie und der Nonnianischen
Bezeichnung der beleidigten Nereiden als An-
gehörige der ,, Doris". Nun kommt der Titel
KaXXovri auf Samothrake (vgl. Uscner, Bhein.
Mus. N. F. 23, 1868 S. 318 ö'.; vgl. O. Crusius,
Beiträge zur griech. Mytliol. und Beligions-
gesch. Progr. Leipzig Thomassch. 1886 S. 22 f.,
Aithiopodl. S. 159) und Lesbos {Lesbiaka 2.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
Piniol 49, N. F. 3 S. 105. 112) als Bezeich-
nung der kabeirischen Aphrodite oder ihrer
Heroine Leukothea vor und wird auch auf
Rhodos entweder der Aphrodite selbst gehört
haben, welche die einheimische Sage (bei
Pindaros Ol. 7, 14; vgl. v. Wilamoivitz, Her-
mes 18, 1883 S. 4-29) als Gattin des Poseidon,
Mutter der Rhodos kannte, oder der Leukothea-
HaliaKapheira, welche die bei Diodoros (5, 55)
nach Zenon u. a. {ApoUodoros : Bethe, Hermes
24, 1889 S. 429) kontaminierten Stemmata
{Philol^^. F. 4, 1891 S. 43) als Tochter der
Aphrodite von Poseidon angaben. Die ^iQcovfia
der Rhodier ist also verständlich : sie wollten die
Prahlerin treffen, welche mit ihrer Verachtung
der Nereustöchter zugleich die schaumgeborne
Göttin selbst oder ihre mit dem Meergott er-
zeugte Tochter beleidigte. Die Verknüpfung
der Kassiepeia mit der Göttin der ,, Schön-
heit" ist also eine witzige oder rein poetische.
Gruppe {Philol. N. F. 1 S. 93) nimmt sie
(gegen den Wortlaut) ernst, um mittels einer
Gleichung Kaaaiiiteicc = KaXXovij und der
Etymologie lapho (Name der philistäischen
Stadt 'lömirj) phönizisch :^__,,die Schönheit"
KaooLÖitBLu (sie) als eine Übersetzung von
lapho zu erweisen. Aber eine Heroine lapho
ist nirgends bezeugt und auch aus der griechi-
schen 'loTtrj (s. d.) nicht zu erschliefsen; ferner
stammt die rhodische mit Poseidon verbundene
Aphrodite (Kallone) nebst Leukothea-Kapheira
(= Ka^siQa) ebenso wie der gleiche Kult-
komplex auf Lesbos und Samothrake wohl
vielmehr aus dem kadmeischen Thebai, wo
nach Plut. Apophth. lac. 26 Leukothea, die
Kadmostochter, ferner der onchestische Posei-
don, die kadmeische Aphrodite und Kabeiren
verehrt werden (so der samothrakische, vgl.
Crusius, Beiträge S. 22 f.; der lesbische, vgl.
LesbiaJca 3, Ph'ilologus N. F. 3, 1890 Heft 2);
und zwar der rhodische Kultkomplex, weil
Poseidon das Priestertum seines rhodischen
Kults (lalysos) stets aus den avv KäSixai ^oC-
VL-Asg, d. i. Kadmeionen {Diodor. 5, 58, vgl.
Dionys. Hai. d. Dinarch. 10), seinen Stiftern,
besetzt erhielt, die über Athenai eingewandert
waren {MeneJcrates , Schol. Pindar. Ol. 2, 16,
F. H. G. 2, 344 1». Konon 47 p. 148 Westerm.),
vielleicht auch über Karlen- ^oirtn/; und das
kadmische Miletos {H. B. Müller, Myth. 1,
308 f. V. Wilamoioitz, Hermes 7, 1874 S. 139.
E. Maafs ebda. 23, 1888 S. 79). Ebenso ver-
fehlt ist der weitere Vorschlag Gruppes (a. a. 0.
S. 95 ff.), die Derketo (Atargatis) von loppe in
der rhodischen Aphrodite wiederzufinden, und
diese der Kassiepeia gleichzusetzen. Denn die
Tochter der Derketo (Semiramis) wird nicht,
wie die Töchter der beiden anderen, dem
Wassertod geweiht, sondern in der Wüste aus-
gesetzt; und von der Kassiepeia ist weder eine
Vergewaltigung durch ihre Söhne (wie bei der
rhodischen Aphrodite) noch eine unwürdige
Liebschaft (wie bei der Derketo) bekannt oder
gar ein Sprung ins Wasser wie bei der Mutter
Derketo. Gruppe selbst wird darum schliefs-
lich dieser Parallele untreu, um lieber Andro-
meda, die Tochter, mit den beiden Wasser-
spriugerinnen: Leukothea-Halia (der Tochter)
32
995 Kassiopa Kastalios 996
und Derketo (der Mutter!), zu vergleichen Namensähnlichkeit mit der Ä^affcrisÄft« (s. d.),
(S. 97). Die Widersprüche, welche diese ist ausgeschlossen. Doch bliebe dann immer noch
Parallelisierungen unter einander und mit der die Möglichkeit, dafs Kueaiönri nur eine dia-
Überlieferung aufweisen, sucht Grupi^e zu lektisch verschiedene westgriechische Form für
paralysieren durch die Formulierung seiner das östliche KaaaisTtsicc wäre, im Sinne 0.
Hypothese: dafs der Andromedamythos nur Gruppes {Philol. a. 0. S. 92). Kerkyra-Corcyra
,,als eine Fortsetzung der Leukotheasage er- (mit ähnlichem Vokalwechsel) ist von Chal-
funden sei". Mit der daraus gefolgerten weiteren kidiern kolonisiert, und in nächster Nähe von
Behauptung, dafs Kassiepeia ursprünglich nur Chalkis liegt Thronion, dessen Heroine Thronie
die Adoptivmutter der Andromeda gewesen sein lo Mutter der Kassiepeia heifst, und der Euripos,
könne, die eigentliche Mutter aber Leakothea an dem die mythischen Araber ihres Vaters
sein müsse, und dafs Kepheus ein böser Frevler Arabos wohnen. Der Schlüssel liegt wohl in
an der Leukothea aus der Zahl der rhodischen dem von Kerkyra bis zum afrikanischen Aigyp-
Igneten gewesen sei, schwindet der Boden me- tos verbreiteten Kult des Zeus Kaaios (s. Kasios),
thodischer Mythenerklärung unter den Füfsen. dessen oft vermutete Beziehungen zum Namen
Endlich bedarf auch die Behauptung, der alt- der Kassiepeia oder gar des Kadmos trotz Maafs
testamentliche Prophet lona sei in seinem Fisch- {de Aeschyli Suppl., Ind. lect. Gryphistv. 1890
abenteuer eine mifsverstandene und vermänn- S. 25) noch ebenso problematisch bleiben, wie
lichte weibliche Heroine lona (phöniz. das auffällige Verschwinden des Kepheus (5.)
^Taube)=Semiraniis, mitsamt dem, was daraus 20 aus den boiotisch-euböischen Erinnerungen (bis
bald für die Identität mit der taubengenährten auf ScJiol. BL zu II. A 498). [K. Tümpel.]
Semiramis, bald mit deren ins Wasser ge- Kassios s. Kasios.
stürzten Mutter Derketo gefolgert wird, noch Kassiphone (Kaaai-cpovrj), Tochter des Odys-
der Begründung, um einigermafsen glaubhaft seus und der Kirke, Schwester des Telegonos.
zu erscheinen. — Über die ursächlichen und Der von Telegonos irrtümlich getötete, von
zeitlichen Verhältnisse bei der Übertragung Kirke wiedererweckte Odysseus vermählte sie
der ursprünglich rhodisch-karischen K. nach mit Telemachos, den sie ermordete, weil er
West und Ost vgl. im allgemeinen Art. 'lope', ihre Mutter Kirke getötet, Tzetz. L. 798. 805.
'Kepheus', 'Kephenen'. Mitgewirkt zu haben 808. 811. Vgl. Kasiphones. [Stoll.]
scheint noch der im ersten Teil des Namens 30 Kassmin {KaaaybCa, KAS^MIA), Bezeichnung
liegende Anklang an Käaog, Kccaiog, -lov. der Sphinx auf einer attischen Kanne des
Wenigstens fand sich auf dem mesopotamischen schönsten Stils der 2. Hälfte des 5. Jahrh.,
Schauplatz der Sophokleischen (Hellanikisch- Jahrb. des Ks. D. Ärch. Inst. Arch. Ans. 1891
Herodotischen) Bearbeitung eine Insel Kasos p. 119. Erwerbungen des Antiquariums [in
{Steph. Byz. s. v.: [vricog] erigci TIsQaiSog xal Berlin] nr. 17. Zum Vergleich wird daselbst
TiöXig; vgl. den einheimischen Volksnamen der angeführt die Schreibung Kdcofiog statt KüS-
Kaschu = Kocaatoi = Ki'aaioi, Aithiopenil. (log auf einer attischen Amphora des späteren
S. 186), entsprechend der bei Rhodos gelegenen schwarzfigurigen Stils, Wiener Vorlegeblätter
Insel Kasos; ferner war das aus Achilles Tat. C, 7 nebst Kretzschmers Bemerkung in Zeit-
(3, 6) bekannte Bild des Euanthes von dem 4:0 sehr iß f. vergl. Sjn-achf. Bd. 29 y>- i'^^- [Drexler.]
Andromedaabenteuer gerade auf dem ägypti- Kassmos = Kadmos (s. d.).
sehen Xa ff 10 v opog im Tempel des Zeus Kasios Kassotis (KaocoTig), eine parnassische
zu sehen; und im Westmeer haben wenigstens Nymphe, nach welcher die begeisternde Quelle
die Römer (ungefähr entsprechend der Stesi- Kassotis in Delphi benannt war. Paus. 10, 24, 5.
chorisch-Euripideischen Fixierung in der west- [Stoll.]
liehen Atlantis) eine Beziehung auf die kerky- Eastalia {Kaatalia) , eine delphische Jung-
räische Stadt des Zeus -Kasios, Kassiope, frau, welche, vor Apollon flüchtend, sich in
herausgefühlt {Aithiopenl. S. 203). Wirklich die nach ihr benannte heilige Weihequelle zu
hat schon die griechische Sage den Eponymos Delphi stürzte, Lactant. Stat. T/ieb. 1, 697. —
der Insel Kasos unter die argivischen Kolo- 50 Pcmyasis bei Paus. 10, 8, 5 nannte sie Tochter
nisten der Sporaden gerechnet, entsprechend des Acheloos. Sie war Gemahlin des Delphos,
der Heikunft des Perseus und dem späteren Schol. Eur. Or. 1087. Vgl. Kastalios. [Stoll.]
Wohnsitz der Andromeda (Kasos, Sohn des — Die Personifikation der Quelle K. will i?o6ert
luachos: Pausanias Damasc. F. IL G. 4, 469. in der einen der beiden ruhig stehenden Ge-
Aithiopenll. S. 174); doch 3. Art. 'Kassiopeia'. stalten in den unteren Ecken des Mittelfeldes
[K. Tümpel.] des Mosaiks von Portus Magnus, das nach ihm
Kassioi>a(Äo!Cffio'jra:) = Kassiepeia(s.d.\ J-Wtt- Leto von Aquilo nach Ortygia getragen, dar-
plnlos'va.Anth.Planud.Ml; s. Sp.992f. [Höfer.] stellt, erblicken, Jahrb. d. K. D. A. Inst. 5
Kassiope (ÄaffffioTrr/), if^/r/m. /. 6i. Ovid. Met. 1890 Tfl. 5 p. 219. [Drexler.]
4, 738 = Kassiepeia nr. 3 (Sp. 992). [Höfer.] go Kastalides (KaataXiSsg), Beiname der Musen
Kassiopeia (Cassiopeia), nur einmal (vom (s. d.), nach der Kastalischen Quelle am Parnas-
Mythog. Vatic. 1, 80) bezeugt als Gattin des sos, Theoer. 7, 148 u. Schol. Mart. epigr. 4, 14,
Oineus, Mutter des Tydeus, also im Zusammen- 1. 7, 12, 10. [Lorentz.]
hang aitolischer Mythen. Der Name geht wohl Kastalios (Kaazäliog), nach welchem die
auf die kerkyräische Stadt Äuaatönr] (Zeus* Quelle Kastalia benannt sein sollte, war 1) del-
Käciog) , deren Landschaft freilich Kccaaio- phischer Autochthon, Vater der Thyia, die mit
Tcaia heifst. Ein Irrtum des Mythographen Apollon den Delphos zeugte, oder Sohn des
in der Schreibweise, veranlafst durch die Delphos und der Kastalia (s. d.), der nach des
997 Kastianeira Kataclithonioi 998
Vaters Tod die Herrschaft des Landes erhielt. nnd puUulce (Polydeukes) den menle (Menelaos)
Sein Sohn war Laphrios, raus. 1, IS, 6. 10,6,2. und melakre (Meleagros); s. Gerhard, Etr. Sp.
10, 8, 5. Sclwl. Eur. Or. 1087. Oder er war t. 355. Fabr., C. I. I. 108. Conest., Insc. Etr.
ein Kreter, der eine Kolonie nach Delphi 194, t. 59, nr. 206 aa. Der andere Spiegel
führte, Tzets;. L. 208. [Stoll.] — [2) Beiname aus Perugia, im dortigen Museum, hat in ähn-
des Apollon, der als KccOTÜXiog angerufen wird, licher Anordnung zwischen Icastar und pultuke
Parthey, Zivei cjriech. Zauberpapyri des Berliner als Liebespaar elinei (Helena) und lamtun
Museums p. 46 Pap. 2 vs. 133 u. 140. Drexler.] (Laomedon, wohl als Name des Paris nach
Kastianeira (Kaariävsiga), eine Gemahlin seinem Grotsva.tev [s. d.J); s. Conestabile, Bull.
des Priamos, aus Aisyme in Thrakien, Mutter lo 1869, 47. Monum.di Per. 4, 468 nr. 695— 1023,
des Gorgythiou, //. 8, 305. [Stoll.J t. 80, 1 u. 96, 1. Fabr., Pr. Spl. 252. — Ein
Kastuia {Kaawia), Beiname der Aphrodite dritter Spiegel, 1826 im Gebiet von Chiusi
von dem Berg Kastnion (Sttph. Byz.) in der gefunden, bietet die Namensform Icasutru
pamphylischeu Stadt Aspendos, i?//cojj/(v. 403. (stärker etruskisiert; s. Namen wie apatrn,
1234 und Tzetz. Aspendos war nach Strabo veratru, fastntru, und zur Einschiebung des u
14, 667 eine Kolonie der Argiver; die Argiver z. B. pulufaa neben pulfna u. s. w.). Hier
verehrten aber nach /i'a//imac/(OS oder Zetforfotos wird von ihm und pulutuke ein zwischen
b. Atlun. 96 A Aphrodite mit Schweineopfern. ihnen stehender, ;^«ZM;^asw (Kalchas ?) benannter
Nach Kallimachos, lambeii bei Strabo 9, 438 = Mann in der Trunkenheit gestützt oder be-
/>. 82b p. 238 tf. (Schneider) jedoch bestanden 20 wältigt, während rechts turan (Aphrodite) be-
aphrodisische Schweineopfer im Kult der Käst- schäftigt ist, links Minerva (der Name ist zer-
nietis zu Metropolis in Thessalien, wohin sie stört) ruhig sitzend zuschaut; s. Micali, Stör.
von Outhyrion verpflanzt sein sollte {Strabon t. 47, 1. Gerh., Etr. Sp. t. 56, 1. Lajard, Ann.
a. a. 0. [KaUimachos widerspricht sich und XXIII = 1851, 228. Fabr., C. I. I. 479, t. 30.
korrigiert an der zweiten Stelle die erste: — Die gewöhnliche Form des sonst häufig
Sc/metder p. 356.240. Tümpel.] Vgl. Kastnietis. auf Spiegeln, Gemmen u. s. w. vorkommenden
[Höfer.] Namens ist castur; s. Fabr., Gl. It. 802 u.
Kastnietis {Kaatviriris), Beiname der Aphro- 2078. Ind. der Spl; herzustellen C. I. I. 304;
dite zu Metropolis in der Histiaiotis, die dort vgl. Corssen, Etr. 1, 822. Deeckc, Bezz. Beitr.
mit Schweineopfern verehrt wurde, Kallim. h. 30 2, 168 nr. 62. Er kommt mit den verschie-
Strabon 9 p. 437 f. LeaJce, Travels in Northern densten Gottheiten, Heroen und Heroinen ver-
Greece 4 p. 507. Engel, Kypros 2 S. 156 f. Ihr bunden vor, doch am häufigsten mit seinem
Haupt mit einem Vogel (?) zur L , bekränzt von Bruder puUulce (Polydeukes; s. d.); ferner mit
Nike, erscheint auf dem Obv. von Silbermünzen itas (Idas; s. d.); mit calanice {KalUviv.oq d. i.
der Stadt, Head, H. N. p. 257. ü. G. C. Herakles) und pruma&e (Prometheus), Fabr.,
B. M. Thess. PI. 7, 8. Auf dem Ks. von Sil- C. I. I. 2505; mit menrva (Minerva) und vile
bermiinzen sieht man sie in ganzer Gestalt, (lolaos), ebda 2054 quat.; mit evas (Eos),
in Chiton und Himation, einen Thyrsos haltend, castra (Kassandra) und capne (Kapaneus), ebda
auf einem Felsen unter einem Baum sitzend, 2536 bis; mit araO^a (Ariadne), amin& (Amor),
Head p. 257. C. G. C. B. M. Thess. p. 36 nr. 1 40 eiasun (lason) und fufluns (Dionysos), Fabr.,
PI. 7, 7; auf dem der Bronzemünzen stehend, Pr. Spl. 374; mit latva (Leda), tuntle (Tynda-
in Chiton und Himation, eine Taube in der reos) und ittraw (Aphrodite), Tr^. <Sjj7. 308 u. s. w.
lt., vor ihr Eros, Head p. 257. G. G. C. B. M. Sehr häufig steht er auf den Bronzespiegeln
p. 36 nr. 4 PI. 31, 6. Zu Neigebaurs Notiz seinem Bruder gegenüber ohne Namensbei-
über den Fund einer „Venus von Terracotta, Schriften, Merkwürdigerweise haben wir sonst
die ein Ferkel au den Busen drückt", in der keine Nachrichten aus dem Altertum über
Nekropole von Tharros, Arch. Anz. 1858 Sp. 201* den Dienst der Dioskuren in Etrurieu; s. Dennis,
bemerkt E. Gerhard ebenda Anm.**: „Wäre Cd. a. Cem. I*, LVIII. [Deecke.]
beachtenswert und der Aphrodite Kastnia Kataclithonioi Theoi {KKrax^övioi, Q-^oi),
{Ghd. Mytli. § 378, 1 a) vergleichbar, wenn die 50 die Götter der Unterwelt = Chthonioi (Bd. 1
Figur durch Nacktheit oder sonst als aphro- Sp. 907, Z. 64ff,), auf einer Inschrift aus dem
disisch gesichert ist." Bernoulli, Aphrodite kretischen Lyktos, Corr. hell. 9 (1885), 25
p. 363 Anm. 1: ,, Indessen liegt es wohl näher, nr. 23. Zwei athenische Inschriften (C. I. G.
in der sardinischen Terracotta eine bekleidete 1, 916 und add. p. 919 = G. I. A. 3, 1423.
Figur und in dem Ferkel ein cerealisches 1424) sind geweiht nXovravv Kai JrnirßQi kccI
Attribut anzunehmen, wie u. a. bei der als IIsQafcpovr] -nal 'Eqivvv6i kccl näciv xolg %ccza-
eleusinische Demeter von Lenormant publi- jjO-ovtoig 'S'fots; ebenso C. I. G. 1,916; Arch.
eierten Figur in der Arch. Ztg. 1864. Taf. 191." epigr., Mitt. aus Oesterr. 9 (1885) 127 nr. 91.
[Drexler.] 10 (1886) 242 nr. 8. Gazette archeol. 13 (1888).
Kastor s. Dioskuren und Kastur. üo Chronique p. 47. Auch unter der Abkürzüüg
Kastores {Kdatogfg, Castores) = Dioskuren 0. K. sind die Q-iol ■natax&ovioi. zu verstehen,
(9. d.) Piin. hist. nat. 5, 86. 10, 121. 34, 2.3. C. I. G. 2, 1832; vgl. ferner schol Pind. Ol.
35, 27. 71. 93; vgl. Schneider , Callimachea 13, 46; sie heifsen auch yiarax&ovioi dai(iov8g,
2, 10. De Vit, Gnom, unter Castor. [Höfer.J Anth. Pal. 7, 333, [nvd-ayoQov xQVßä. ETzrj vs. 3,
Kastur (kastur), etruskischer Name des Melanges grc'co-rom. 3 p. 549. Drexler.]; &£kI
Kastor auf zwei Bronzespiegeln. Der eine, im ■naTccx&övicci bei Apcll. Rhod. 4, 1411. Hades
Florentiner Museum, schon bei Dempst, Etr. heifst %axaxQ^öviog Hesych.; vgl. Pollux 1,
Reg. t. VII {Bonarr. 22) zeigt zwischen ihm 24 Dien. Hai. 2, 10, oder Zsvg Kccvax&öviog,
00 ^
999 Ivatachtlionioi Kataibates 1000
Hom. II. 9, 457. Etym. M. 409, 8. Paus. 2, mont, Worlccs p. 142 Fol. Lond. 1G62); in the
24, 4. "iQcoBg Katax&oviot schol. Find. Ol. language of the Algonldns , her name is iden-
2, 104. 'E^ivvq y.axKxQ-ovia.1 Ety^n. M. 374, 5. tical witli the words for night, death, coJd,
[Eine den G^oig ■nazaxd'ovioig geweihte In- sleep, and water." —
Schrift verzeichnet auch Stcrrett, An epigrapM- Die oben 1 Sp. 348 nach Schol. Theoer. Id.
cal journey in Asia Minor = Papers of the 2, 12 erwähnte "Ayyilog (Hekate) hiefs, nach-
american school of classical studies at Athens. dem Zeus sie durch die Kabiren hatte reini-
Vol. 2. Boston 1888 p. 218 nr. 242; eine aus gen lassen, KazccxO-ovia. Waddington zu le
Philippopolis Millingen 'O ev Kcovav. slX. cpiX. Bas, Voyage arch. en Grece et en Aste Min.,
C'u;i;i. 1873 — 7i -p. 16d nach SkordeIis = Dumont, 10 Explic. des inscr., Asie Min. nr. 515 p. 141.
Met. d'arch. et d'epigr. 1892 p. 343 nr. 57 v. Vgl. Hekate.
Häufig ist besonders in lykischen Grabinschriften Zu Artikel C/;f/;owiOS 5, oben Bd. 1 Sp. 907
die Fluchformel apfiarroAos fcroft '9'£orsito;Tß;;f'3'o- — 908 ist nachzutragen die Anmerkung 5 von
vLoig, Gustav Hirschfeld, Über die griechischen Gustav Wolff zu p. 112 von Porphyr ii de
Grabschriften, welche Geldstrafen anordnen, philosophia ex orac. haurienda lihrorum reli-
Königsherger Studien Heft 1 1887 [p. 83 — 144] quiae , wo u. a. aus Arteinidor Oneirolr. 2, 34
p. 108, p. 120, B nr. 13. 15. 36. 37. 45 [ccQ^a- angeführt wird: x^oviot 8a Ulovravual Usgas-
TcoXog i'atcoi &80ig -ntxrax^ovLOig^. 47. 50; auch tpövr] kccI drjfirjrriQ KCii'E-närrj %Q'ovCcc kuI'EqiV'
VTcivd'vvog tatat, ^aocg y.aTax&ovLoig , B 43 vveg Kai duLfioteg oi tisqI xovzovg Kai Q>6ßog
(Aperlai); iSQOOvlog &80Lg ovgavioig Kai Karu- 20 Kai dsifiog . . xov "Aqti nrj ^ev iv xoig sni,-
X&ovioig, ß 14 (Pinara); dasßi.g &aoig Kaxa- ysi'oig, Ttij dh iv zoig x&o'^'^OLg KaxazaKzäov . . .
X&ovLotg, B 1 (Telmissos), Hirschfeld p. 120— Drexler.] Vgl. d. Art. Inferi. [Höfer.]
121 kommt in lykischen Grabinschriften mit Katagaidioi Tlieoi. Eine Inschrift von
Anordnung von Geldstrafen vor. Den von Centuripae lautet: Osoig Kaza\yaLÖioig. \
Preller, Demeter u. Persephone p. 187 zwischen KoQvsUa \ XQV^^V Z^'i^^- fJ'JfffS I fV/j m|3',
Zf-yg Kaxax^oviog und Z. x^öviog gezogenen Kaibel, Inscr. Gr. Ital. et Sicil. 581.
Unterschied stellt in Abrede Rohde, Psyche [Drexler.]
p. 191 Anm. 2. z/tog Kaza[x&ovLOv] ergänzt Katngusa {Kazäyovaa). Bei Plm. n. h 34,
Stcrrett, The Wolfe expedition to Asia Minor 69 heifst es von Praxiteles: Fecit tarnen ex
= Papers of the american school of class. stud. 30 aere ptulcherrlma opera: Proserpinae raptum,
at Athens. Vol. 3. Boston 1888 in dem Würfel- item Catagusam et Liberum patrem ....
Orakel von Anabura [p. 206 — 214 nr. 339 — Hinsichtlich der sehr verschiedenen Deutung
342] p. 214, D vs. 16, mit Zustimmung von des Ausdrucks Kazäyovaa, den man bald auf
Kaibel, Hermes 23 p. 536, 537 Anm. 1. Men Demeter, bald auf Hekate, bald auf Kora,
erhält das Beiwort Ko:To:;f'9'. in Grabinschriften: meist aber auf die Zurückführung der Kora
von Iconium: . . . iäv xig xrjv azj^lrjv \ aÖLKrjaei, aus der Unterwelt oder auf deren Hinabführung
X£XoXco\(iivov t'xoixo ['^Bxoi x6v'\ | MFjva naza- in das Bereich des Hades bezogen hat, vgl!
xQ'öviov. Badetn. Paris, B.C. H. 10 18S6]p.b03t die Darlegungen und Litteraturangaben bei
nr.6; . . . og 8' iav i\[ii]i6ßiäorjzai r] d\[d]iKr,Gsi Förster, Raub d. Persephone S. 104f. und
iXOi zo\v Myjva KaxaxQ^6vi[o]v KixoXcofiävov, 40 bei Overbeck, Kunstmythol. 2 S. 433 [sowie bei
Sterrett, An epigr. journey to Asia Minor Preuner , Jahresber. üb. d. Myth. aus d. J.
p. 200 nr. 211, und von Derekieui: . . . h- 1876— 1S85 p. 264—265. Drexler.] [Röscher.]
[o[9>t(j6fi£'8'a] 8£ Mrjva Kazax^'öviov sig xovto Kati}ibates (Kaxaißdzrjg), Beiname 1) des
IMvrKisiov iiriSha slo^X&slv, Sterrett, The Wolfe Zeus, Orph. hymn. 19, 12. 15, 16. Arist. pax
expedition to Asia Minor p. 174 nr. 284; vgl. 42. Lykophr. 1370. Klearch. bei Athen. 12,
ebenda p. 146 nr. 251, wo zu [og 8e dv «<J]t- 522f. Pollux 1, 24. 9, 41. Gornut. de nat. deor.
Ki]6rj to (ivrjfia Mriva dva&av Kai Käx[co9£v] 9 p. 28 Osann. [Anecdota varia Gracca et
zu ergänzen sein wird K^xoXwfisvov t'xoir Latina edd. Schoell et Stademund Vol. 1 p. 265.
Der Beiname Kazax&öviog wird bei Men 266. 274. 262. Drexler.] Der Beiname bezeichnet
nicht auffallen, wenn man sich erinnert, dafs so den Zeus als den im Blitz und Donner herab-
der Mond im Glauben vieler Völker, besonders steigenden Gott dno zov Kazaßaivsiv xovxsazt
als Aufenthalt der abgeschiedenen Seelen, mit Kazanä^Tinv xovg Ksgavvovg, ^ii/m. ilf. 494, 41 ;
dem Tode in Zusammenhang gebracht wird, vgl. Suidas , der neben der richtigen Ei'klä-
Roscher, Selene p. 90 f u. Anm. 357. Ettig. rung aber auch die falsche giebt dnb xov
Acheruntica , Leipz. Stud. 13 1891 p. 198 — Kazaßatvsiv St' agcoza zmv ywaiKÖtv. Dem
200 „de luna animarum sede". F. Schnitze. Zeus Kataibates waren die svrjXvcia, die vom
Der Fetischismus p. 248. Bastian, Ethnol. Blitz getroffenen Orte, heilig, Etym. M. 341,
Forschungen 2 p. 346. Bastian, Der Papua 10. Nach Apollodor im schol. Sojyh. Oed. Kol.
p. 66, p. 319 Anm. 7. Bastian, Die Völker- 705 hiefs Zeus Kataibates auch Morios (s. d.)
Stämme des östl. Asiens 5 p. 437 Anm. * zu go und besafs einen Altar bei der Akademia; die
p. 436; 6 p. 165. Ztschr. f. Ethnol. 4 p. 374 Inschrift eines Altares (vgl. Revue archeol. 16
Anm. 2 zu p. 373. Waitz, Anthropol. der [1890], 235) aus Athen trägt die Widmung
Naturvölker 3 p. 197, p 311 u. a. m.; vgl. die Jiog Kazaßaizov,'Ecpr](i. aQx^^oX. 18S\) 61; auch
interessante Notiz von Brinton, The myths of in Olympia war ein Altar Kazaißäzov Jiog,
the neiv world p. 137: ,,In the occult philo- Paus. 5, 14, 10. Ein Relief aus der Nähe von
sophy of the middle ages she [the moon goddcsj Nauplia, das den Zeus dar.stellt, der mit der
tvas „Chief over the Night, Darkness, Rest, R. den Blitz schleudert, während die L. aus-
Death and the Waters" {Adrian van Hei- gestreckt ist, trägt die Widmung Jiog Kqa-
1001 Kataon Kathegemon 1002
TCiißccTov, Kophinitios (in der Zeitung Kcciqol sonifikation der Unzucht: '"'/fpai' te oi'y^ffTrKffmv
1890 nr. 476; wg\. Athen. Mut. 15 (1890), 233. xC-arsi Kcixanvyoavvrj. [Höfer.]
Bevne anheul. a. a. 0. 236, Anm. 10) meint, Katarrhaktes {KarotQQKKxrjg) , Flufsgott,
dafs ein Versehen des Steinmetzen {Kga- erscheint gelagert auf Münzen des L. Verus
tatßürov für Kataß.) nicht anzunehmen sei, {Loebhecke, Zeitschr. f. Nuni. 12 1885 p. 326
und erblickt in ÄQaraißätrjg ein neues Epi- nr. 1) und des Septimius Severus {Lealce, N.
theton des Zeus, das er durch Worte wie Hell. As. Gr. p. 80) von Magydos, Hcad , H.
KQ(XT(xtßoXog,KQax(xiyvo[?.os,-iiQarainovg zustutzen N. p. 584. [Drexler.]
sucht; auch bezieht er den von Paus. 2, 25, Kataskopia (ÄaracwoÄta), Beiname derAphro-
10, vgl. Bd. 1 Sp. 2077, Z. 61 £F. erwähnten lo dite in Troizen. Ihr Tempel stand oberhalb
Kultus des Zeus zu Arachnaion auf dieses des Stadions des Hippolytos; der Name Kccxa-
Epitheton. Mag man nun ein Versehen des GKonicc stammt daher, weil von dieser Stelle
Steinmetzen annehmen oder nicht, auf jeden aus Phaidra dem Geliebten bei seinen Übungen
Fall entspricht KQc<Tcaßdxr]g inhaltlich voll- im Stadion zuzuschauen pflegte (Paus. 2, 32, 3,
ständig dem KaxctLßdxrjg. — Auch dem gött- vgl. Bd. 1 Sp. 2682, Z. 57). Auch in Athen hatte
lieh verehrten Demetrios gab die Schmeichelei Phaidra, während Hippolytos in Troizen weilte,
der Athener den Beinamen Kataibates, Plut. der Aphrodite einen Tempel geweiht, von dem
Devittr. 10. Clem. Alex, protr. 16 p. 48 Potter. aus sie den Aufenthaltsort ihres Stiefsohnes
[Die Tarentiner opferten dem Zeus Kataibates, erblicken konnte ; Eur.Hipp. 30 {vuog Kaxoipiog)
weil ihre Landsleute wegen ihrer bei der Ein- 20 Diod. Sic. 4, 62 {o&sv fjv iiad-oQccv itg Tqoi-
nahme der lapygerstadt Karbina verübten ^fjva). [Nach Wide, De sacris Troezeniorum etc.
Frevel vom Blitz erschlagen wurden, Athe- Upsala 1888 S. 32 f. bezieht sich der Name K.
naeus 12 p. 522 (reo. Kaibel vol. 3 p. 153). vielmehr auf die ,/Zea marina, qnae mare de-
Auf den Münzen von Cyrrhus erscheint Zeus K. spiciens nautis favet et consulit". Röscher.]
mit der Beischrift AlOC. KATAIBATOT oder Stephani, Compte-rendu 1861 127 will in
KAT6BAT0Y, sitzend auf Felsen, in der R. der dicht verschleierten Figur auf einem
den Blitzstrahl, in der L. die Lanze, oder sein Vasengemälde (a. a. ü. 124 ff. Taf. 5 nr. 1)
Kultusbild im Tempel, P. Burmannus, Vecti- und auf drei Marmorreliefs (a. a. 0. 120 f.)
fialia populi Born, tt Zsvg ■aaxaLßäriqg , sive die Aphrodite Kaxacuonia erblicken. Möglich,
lupiter fulgurator in Cyrrhestarum numis. 30 dafs die auf einer Inschrift aus Troizen [Bau-
Traj. Bat. 1700. 4"; ed. 2. Leidae 1734. 40. nacli, Studien 1, 166. 171) erwähnte 'AcpQoStxa
Eclxhel 3 p. 260. Head p. 654. Overheclx, Zeus ä i[i ßcccoaig mit der Katccov-OTtia identisch
p. 214 — 215 Münztafel 3, 16. 17. Dafs der ist; freilich gab es in Troizen noch eine
Widder über dem Tempel auf Münze nr. 17 Aphrodite 'Ayiqcäa, Paus. 2, 32, 6 und Nvfi(pi'(x,
nicht als Symbol der Wolke aufzufassen ist, Paus. 2, 32, 7. [Höfer.]
wie Overhcck will, sondern als Zeichen des Katliaroi {Ka^uQoi). Paumnias (8, 44, 5)
Zodiacus hat Eclchel 3 p. 260 u. 284 f. aus berichtet von Pallantion in Arkadien: xä
Manilius Astron. 4, 747: „Illum etiam venerata Xocpa ds xco vtcIq xfjg TiöJ.ecog oaa ccHgonölsi xb
colit vicina Propontis, Et Syriae gentes, et laxo aQxcci^ov ixgä'i'xo- Isiusxai 8s y.ccl ig rjnag sri
Pcrsis amictu" bewiesen. Drexler.] Vgl. ^165 40 inl KOQvcpf] xov Xocpov Q'scäv tSQov. inM.riaig
Kaxaißccxov aßaxov Class. revieio 1891 288=*. — (ilv 8rj loxi avzoig KccQ-aool, tvsqI ^iyCaxcoy
2) des Hermes als Totenführers bei den Ss avxo&i naO'saxriv.aoLv 01 oqkol. xat 6v6-
Rhodiern und Athenern, schol. Aristoph. pax ^<xxa (isv xojv &sc3v ovv. iaccoLv, fj -Aal SLdoxsg
650; vgl. Bd. 1 Sp. 2375, Z. 12. Sp. 2356, ovyi i&äXovoiv i^ayogsviiv Äa&aQOvg ds^ £nl
Z. 31 fl'. — 3) des Acheron, Eur. BaJcch. 1361; xoiäSs av xig -ulrjO-rivai xsKfiaiQOixo, ort avxoig
vgl. Apoll, llliod. 2, 353. Lykophr. 70. [Höfer.] ov ■naxa xtxvxa b Uällag i'&vas, yia&a yiccl 6
Katiioii (KKTcicav), Beiname des nach Straho naxrig 01 xco AvY.aim Ju. Nach Immeriüahr, D.
p. 537 in ganz Kappadokien verehrten Apollon. Kulte u. Mythen Arkadiens 1 S. 68. 91. 104.
Cuvedoni, Spie. num. p. 255 Note 217 will 119. 231 sind die Katharoi von Pallantion den
ApoUon Kataon in dem von Sestini, Mus. .50 am Tilphosion bei Haliartos ebenfalls als
Hed. 2 p. 368 nr. 30 Tb. 29, 1 als „Apollon Schwurgottheiten verehrten Praxidikai
nudus ad s. stans d. ramum , s. demissa (s. d.) analog zu erklären und gehören dem
arcum" beschriebenen Tj^pus einer Münze von Kult der in Pallantion zu besonderem Ansehen
Kaisareia erkennen. Dagegen will Otto Puch- gelangten Demeter -Erinys- oder der Ka-
stein, PscudohethitischeKmist.BQvyml'i^O p. 21 beiren-Religion an. [Röscher.]
den Apollon Kataon erkennen in der Figur Kathegemou {Kad-Tqysiicöv), Beiname 1) des
auf dem mit phantastischen Attributen ver- Dionysos in Pergamon auf Inschriften,
sehenen Tier der Münzen von Tarsos {Raoul- Fränkel, Die Inschriften von Pergamon 221.
Bochette, Memoires d'arch. comparee I. Sur 222. 236. In Inschriften aus römischer Zeit
VUercule Assyrien et Phcnicien. PI. IV. Im- 60 sind dem Dionysos Kathegemon Weihungen
hoof, Monn. gr. pl. H, 14), in der man gewöhn- in Gemeinschaft mit einem Thiasos {Fränkel
lieh Sandan, Bahelon, Les rois de Syrie, d'Ar- a. a. ü. p. 127 zu nr. 222. Waddington, Inscr.
mcnie et de Commagene. Paris 1890. p. CLVI d'Asie min. 281. Lüders, Dionys. Künstler 181)
— CLIX „Le tombeau de Sardanapale {aittel dargebracht; in Inschr. 248 werden xQiexrj-
de Zeus Dolichenus)" den Zeus JoXix<xtog er- gtSsg KccQ'riys^iövog Jiovvoov erwähnt, vgl.
kennen will. [Drexler.] Fränkel p. 167. E. Curtius im Hermes 7
Katapygosyue [Kaxunvyoavvri), von Kra- (1873)39. Neioton-Hicks , anc. inscr. 3 p. 230.
tinos bei Plut. Perikl. 24, 10 gebildete Per- Der Tempel und der Kultus dieses Dionysos
1003 Kathetos Kaukasos 1004
wird als eine Stiftung des Telephos (s. d.) Katoixiifioi = Fena,tes; TiazoiziStog &£6g -~
betrachtet, Robert, Pergamenisclier Tdephos- Lar, Cyrüli, Philoxeni aliormnque veterum
Fries in Jahrhiidi d. Kais, deutsch, arch. Inst. auctorum glossaria graeco-latina a C. Labbaeo
3, 105 (Bild des Dionysos K. bei Baumeister, cvllecta. Lutet. Paris. 1679. 2** p. 101; ebenda
DenJctii. 1260t Conze, Zur Topographie ron Per- p. 270: Lares familiäres, tjpqjss v.axoi,Y.iSioi\
gamon 9). Auch auf einer Inschrift aus p. 292: Penates, itaxQmoi -S-foi, xaToiKt^to; ;
Thyateira findet sich ein isQ^vg xov Ka9rj- vgl. auch G. Wolff , Porphyrü de philos. ex
y^fiovog Jiovvaov, Bull, de corr. hellen. 11 orac. haur. libr. rel. p. 113 Anm. 5 zu p. 112:
(1887), 102; ferner in Teos, C. I. G. 2, 3067. „In terreatrium nwnero ülympiodorus in Plat.
3068a, s. Böclh zu 2 p. 657. Corr. hellen. 4, lO Älcibiadem priorem in ipso initio refert -uli^a-
170; vgl. auch C. I. G. 4, 6829 und Bd. 1 xäQXixg xat STnxcogi'ovg, nccTQaovg, tazLov%ovg,
Sp. 1876, Z. 66ff. —2) des Hermes auf einer v.(xzoLv.L8iovg.^' [Drexler.]
Inschrift aus Sparta, Bull, de corr. hellen. Katreus {Kazqsvg)., erstgeborener Sohn des
a. a. 0. 223 ; [= Sterrett, An epigr. journey Minos und dessen Nachfolger in der Herrschaft
in Asia Minor p. 119 nr. 91; Herbert Weir von Kreta. Seine Mutter war Pasiphae oder
Smith, Class. Bev. 3 1889 p. 330. Drexler,]. Krete. Er war Vater der Aerope, Klymene,
— 3) ähnlich heifst ApoUon auf einer Apemosyne und des Althaimenes. Aerope und
Inschrift aus Kalymua ■nQoaad'riysiKav &e6g, Klymene wurden von ihm wegen gemeiner
Corr. hellen. 8, 28. — 4) Artemis auf einer In- Leidenschaft dem Nauplios übergeben, damit
Schrift aus Ephesos zfj zs ngo'nad-iqyEziSi z-fjg 20 er sie im Meere versenke; dieser aber gab
nöliag dsä 'AQziyuSi Newton-HicJcs a. a. 0. 3 Aerope dem Pleisthenes zur Ehe, welchem sie
p. 147. — b) nQOKCi&rjyszLg &£cc'E-)icizr]\nsGh.Y\it den Agamemnon und Menelaos gebar, und
aus Sidyma in Lykien, Benndorf - Biemann, heiratete selbst die Klymene, die von ihm Mutter
Beisen in Lykien und Karten p. 68 nr. 43; des Oiax und Palamedes wurde. , Über Althai-
vgl. ebenda p. 69 nr. 43 ngorjy szcct 9-fol menes und Apemosyne und den Tod des
"Agzt^Lg -nal 'Anillcav. — 6) bei Plut. Thes. 18 Katreus s. Althaimenes, Apollod. 3, 1, 2, 3, 2,
'AcpQoSizrjv Ka&rjyinova itoiita&ai -nal Tzaga- 1. 2. Diod. 4, 60. 5, 59. Schol. Soph. Ai. 1291.
■KtxliCv owifinogov ist Ka&rjysiicöv nicht Bei- Tzetz. L. 384. Die Arkader sagten, dafs
name. [Höfer.] Katreus, ein Sohn des Tegeates, Enkel des
Katlietos (Kä&rjzog) verliebte sich in Salia, 30 Lykaon, aus Arkadien nach Kreta eingewan-
die schöne Tochter des tuskischen Königs dert sei. Paus. 8, 53, 2. Nach Schol. Od. 5,
Annios, als er sie beim Spiel erblickte, und 125 war lasion Sohn des Katreus und der
entführte sie nach Rom. Als der Vater die Phronia, Gerhard, Gr. M. 2 §729; vgl. Preller,
Entführte und den Entführer nicht einholen Gr. 31. 2, 127 ff. , der den Katreus für den
konnte, sprang er aus Verzweiflung in einen Repräsentanten der phönikisch-karischen Vor-
Flufs nJagsovaiog nozafiög), der nun nach ihm zeit, namentlich ihres Unterliegens unter dem
Anio {Avviav) benannt wurde; Kathetos aber Andrang der hellenischen Ansiedlungen er-
erzeugte mit der Salia den Latinos und Salios, klären möchte. [Stoll.J
von denen die edelsten Geschlechter ihren Kaukaseus { Kav-accasvg) , Beiname des
Ursprung ableiteten. Apokryphe Sage bei Ps.- 40 Apollou von dem Hafen Kaukasa (Herod. 5,
Plut. parall. 40, der sich auf den Milesier 33) auf Chios, Dittenberger, Sylloge I. G. 370,
Aristeide8(?) und Alexander Polyhistor (?) be- 19 p. 537. Ebenso hat auch Artemis den Bei-
ruft. Vgl. Müller, Fr gm. histor. Gracc. 3 namen Kaukasis {KavKaaig), Dittenberger
p. 230. [Röscher.] a. a. 0. [Höfer.]
Kathokos (Kä&wHog), Name eines Heros. Kaukasos (Kavyiaaog), 1) ein Hirt, von
Theognost. bei Cramer, Anccd. (Jxon. 2, 59, 28. Kronos getötet; Zeus benannte nach ihm das
[Höfer.] früher ßo^fou xot'rjj geheifsene Gebirge; Klean-
Katis {Ktxzig) nennt Tzetzes schol. in Lycophr. thes bei Pseudo-Phit. de fluv. 5, 3. — 2) auf
Cass. V. 22 als Sohn des Phrixos. Aber schon der rechten Seitenfläche eines römischen
Müller in seiner Ausgabe der Schollen 1 p. 310 50 Sarkophags (Bighetti 1, 75), wo die Befreiung
'i^ote 21 und Baoul Bochette, Uist. de l'etablisse- des Prometheus durch Herakles dargestellt
ment des colonies grecques 2 p. 194 Note 1 er- ist, erblickt Baumeister , Denkmäler p. 1414
kannten, dafs dort an Stelle von Katig und (vgl. Abbild. 1568 C) in der oberen Ecke den
Zägog herzustellen ist KvxCaocogog. [Drexler.] gelagerten Berggott Kaukasos , der einen
Katochos {Käzoxog), Beiname 1) der Ge auf Zweig (irrtümlich statt eines Füllhorns, wie
einer Bleitafel mit Verwünschungsformel aus Baumeister meint) im rechten Arme trägt,
einem attischen Grabe, C. I. Gr. 538. — 2) des [Vgl. über dieses (auch bei Bellori-Bartoli,
Hermes auf einer ähnlichen Bleiplatte, C. I. Gr. Admiranda Born. ant. 66. 67. Montfaucon,
539, vgl. Fr. Lenormant, Bh. Mus. N. F. 9 Ant. expl. I, 1, 24; I, 2, 131. Miliin, Gal.
1854 p. 366 f. 373; C. Wachsmuth, Bh. Mus. m myth. 93, 383. Müller -Wicscler, Dkm. l^ 72,
N. F. 18 1863 p. 560 — 561. Den Beinamen 405; 2, 65, 838, b. 0. Jahn, Ann. d. Inst. 1847
erklärt Boeckh zw nr. 539: „Ilaud dubie Terra Tav. d'agg. Q. B. Be, Scult. del Campidoglio
et Mercurius V.1XXQ101 dicti sunt, quod necessitate Tav. 176 — 177. Milchhöfer , Die Befreiung
irrevocabili detinent defunctos . . . Sed a prae- des Prometheus. 42. Berliner Winckelmanns-
stigiaram sacerdotibus vocis vis ad iiKxadEaficov programm p. 1 , Vignette abgebildete) Relief:
rationem translata videtur, ut iam Kcczoxoi 'S'fot Wieseler , Über ein Votivrclicf aus Megara
essent ü, qui defixos a niagis homines detine- p. 28 f. Anm. 38 und Einige Bemerkungen über
rent." [Drexler.] die Darstellung der Berggottheiten in der klass.
1005 Kaukon Katisios 1006
Kunst, Gatt. Kachr. 1876 p. 72 f. Milcliliöfcr numismatiqucs et d'antiquite. Paris 1840. 4°:
a. a. 0. 1), 6 — 7. 0. Schultz, Die ürtsgotthcücn „übservations sur le type des monnaies de
in der (jriech. u. röm. Kunst. Berlin 1889 = Cmdonia" [p. 1 — 48] p. 26 ff. den Genius der
Berliner Stud. f. II. Phil. u. Arch. Bd. 8 H. 3 Lustration ^Ayviaiiöq oder KaO^aQ^iog., womit
]). 78. Den Berggott Kaukasos erkennt ferner sicli einverstanden erklärt Cavedoni, Bull. d.
Mdchhöfer a. a. 0., bes. p. 10 — 11, mit Zu- Inst. 1842 p. 90f. ; Wutläss Lloyd, Num.Chron.
Stimmung von Schultz p. 77 in der gelagerten 10 1847 p. 1 ff . den die Luft i-einigenden Wind
Gestalt eines plastischen Figurenbildea aus auf der Hand des Apollon Katharsios; S.Birch,
Pergamon. Drexler.] [ — 3) Name eines Kol- Notes an types of Caulonia, Num. Chron. 8
chers bei Val. Fl 6, 641. R.] [Höfer.] lo 1845/46 [p. 163 ff.] p. 168 Hermes, verfolgt von
Kaukou (ÄavMcov), 1) König und Heros Epo- Apollon; Gardner, Types of greeJc Coins
nymos der Kaukonen, eines altgriechischen PI. 1, 1 p. 85 — 86 „an embodiinent of the xö^-og
Volksstammes, der an der Westseite des Pelo- or tvrath of the Apollo, ivho is about to attack
]iouneses rmd in Arkadien sowie auch in the enemies of the deity ivith sioiftness indica-
Kleinasien safs. Er heifst Sohn des Lj'kaon, tcd by the ivings of his feet, and an encrgy
Apollod. 3, 8, 1. Tsetz. L. 481, ein Arkader, corres2)onding to his nttitude". Avellino, Giorn.
Sthol. Od. 3, 366, und hatte zu Lepreos in num. 2 p. 24 und Üimscoli diversi 2 p. 110 f.
Triphylien sein Grab, Baus. 5, 5, 4. Der Er- sah in der Hauptfigur Dionysos, in der kleinen
bauer von Lepreon, Lepreus oder Lepreos, ist Gestalt OlazQoq; Stcinbüchel in letzterer einen
Sohn des Kaukon, dessen Vater hier Poseidon 20 Satyr oder Pan; Streber, Gel. Anz. d. k. b. Ak.
heifst, und der Astydameia, einer Tochter des Juni 1837 nr. 128— 129; Intelligenzblatt -p. 10b2,
Phorbas, Athen. 10, 412 a. [Weiteres s. bei Sitzung vom 14. Jan. 1837 in der gröfseren
Tüpffer, Att. Geneal. S. 215ff. Röscher.] — Figur Herakles, heimkehrend aus dem Lande
2) Nach später Sage Eleusinier, Sohn des der Hyperboreer, in der kleineren einen Ker-
Kelaiuos, Enkel des Erdgebornen Phlyos; kopen. Eckhel, Poole, Head verzichten auf
er brachte von Eleusis die Orgien der grofsen eine Benennung. Drexler.] [StoU.]
Göttinnen nach Andania in Messenien und Kanuos (Kavvog), Sohn des Miletos, des aus
wurde von den Messeniern als Heros ver- Kreta gekommenen Gründers von Milet, und
ehrt. Paus. 4, 1, 4. 5. 4, 2, 4. 4, 26, 6. der Eidothea, Tochter äes Eury tos (Ant. L ib.),
4, 27, 4. [Genaueres, bei Töpfler a. a. 0. so oder der Tragasia, Tochter der Kelaino (Par-
5. 214f. Röscher.] — Über die Sitze der Kau- then.), oder der Areia {Schol. Theoer.), oder
konen s. Deimling, Leleger 41. 97. 130 ff. der Kyanee, Tochter des Maiandros (Ovid.),
Curtius, Pelop. 1,4:11, 2, 9. 75.153. [O.Crusius oder der Doie, Tochter des Maiandros (Schol.
bei Ersch und Gruber , Allg. Encyld. Sekt. 2 Dion. Per. 825), Bruder der Byblis. Bei Nonn.
Bd. 35 S. 23ff. Töpft'er a. a. 0. S. 216, 1. 223. Dion. 13, 546 ff. ist Kaunos Bruder des Miletos
236. R.] [Stell.] und der Byblis. Die Variationen der mit den
Kav}.axav , gnostische Gottheit, Epipha- Traditionen des Aphroditekultus in der Nähe
nius 2, 34 Bind. Wessely, Ephesia Grammata von Milet zusammenhängenden Sagen von der
nr. 57; nr. 64: „Caidacau, Philastrius c. 33, unglücklichen Liebe des Geschwisterpaares
Petuvius ad Epiph. c. 44, Wetstenius ad Orig. 40 Kaunos und Byblis s. unter Byblis. Kaunos
p. 10.2." [Drexler.] entwich, die unnatürliche Leidenschaft der
Kaiilos (KavXog), Sohn der Amazone Kleite, Schwester fliehend, oder um über die eigene
welcher die Stadt Kauion oder Kaulonia in Liebe zu der Schwester Herr zu werden, aus
Unteritalien gegründet haben soll, (Serr. F. Aew. dem väterlichen Hause nach Lykien, wo er
3,553. [\gl. Step)h. Byz.s.Y. KccvlcjvLcc: dno yccQ die Stadt Kaunos gründete, Anton. Lib. 30.
rov KccvXävog vazsgov (isTa)vo(iäa9r] Kavlcovi'a. Parthen. 11 {Meineke, Anal. Alex. 313). Konon
Diesen Kaulos oder Kauion will Panofka, 2. Schol. Theoer, 7,115. Eustath. zu. Dion. Per.
Über die Münztypen von Kaulonia, Arch. Zei- 533. Ov. Met. 9, 453 — 665. Hyg. f. 243. Steph.
tung 1 1843 [Sp. 165 — 175] Sp. 174 erkennen B. \. Kavvog. {Mythogr. Vat. 1, 204. R.]
in der eilenden, zuweilen an den Füfsen ge- 50 Hück, Kreta 2, 313. Preller, Gr. M. 1, 296.
flügelten, in den Händen einen Zweig halten- 2, 135. \E. Eohde, Der griech. Boman p. 95
den Figur, welche auf Müuzen von Kaulonia Anm. 1. Drexler.] Kavviog ^'gcog wurde sprich-
eine nackte männliche, in der erhobenen R. wörtlich für eine krankhafte unnatürliche
einen Zweig haltende, meist für Apollon er- Liebe, Aristot. Ehet. 2, 25. Hesycli. u. Suid.
klärte Gestalt mit einem Hirsch zur Seite, v. Kavvtog t'qcog. Diogenian. 5, 71. In Lykien
auf der ausgestreckten L. hält. Soviel mir zeugte Kaunos mit der Nymphe Pronoe den
bekannt ist, hat sich niemand Panofkas Deu- Aigialos, und dieser gründete eine Stadt, die
tung angeschlo>sen. Die verschiedensten Ver- er nach dem Vater Kaunos nannte, Kon. 2,
mutungen sind über die Bedeutung des merk- vgl. Parthen. 1. [Stoll.]
würdigen Typus aufgestellt worden. Um nur gü Kaiisantha {Kocvadv&a) , ein Daimon, wel-
einige davon anzuführen, so erkennen unter clien Porphyrios aus einem Bade vertrieb,
einstimmiger Deutung der Hauptfigur als Eunapius, Vitae philosopjh. et Sophist. Antverinae
Apollon in der kleinen Gestalt K. 0. Müller, 1568 p. 17. — Maury, Hist. des religions de la
Hdb. d. Arch. d. K. p. 516 und Denkm. d. a. Grece ant. 1 p. 158 Anm. 1 erklärt den Namen
K. 1, 14, 72 Orestes; der Duc de Luynes, mit: „brülant, demon auqucl ctnit attribitee la
Nouv. ann. de la sect. frang. de l'inst. arch. 1 vertu de cette eau thermale". [Drexler.]
p. 426 Aristaios; de Witte, Bev. num. 1845 Kaüsioä {Kctovciog), Beiname des Askle-
p. 400 Daphnis; Baoid-Bcchette, Memoircs pios von dem arkadischen Dorfe Kaüs , in
1007 Kantus Pates Kaystros 1008
dessen Nähe ein Tempel des Gottes stand, Kaystros oder Kaystrios {Käiatgog, Kccv-
Paus. 8,25, 1. Steph. By.z. s.\. Kaovg. [Höfer.] otQiog), der Gott des gleich naniigen lydischen
Kaiitns Pates, C. I. L. 8, 2228, Bezeichnung Flusses, der bei Ephesos mündete. Er war der
des Mithras, s. oben 1 Sp. 857 f. Die Schrei- Sohn der Amazone Penthesileia und des Achil-
bung mit C ist die gewöhnlichste, auch die leus und hatte mit dem Heros Asios an dem
mit G kommt vor, Orelli 2041 : DEO | GAVTO | Flufs ein Heroou auf der Asischen Wiese,
FAT, C. L. Visconti, Bull. arch. mun. 2 1874 Serv. V. Äen. 11, 661. Strab. 14, 650. Nach
p. 234 f., Tav. XX: G P | PRIMVS PATER Paus. 7, 2, 4 war der Flufsgott Kaystros Vater
FECIT. Zu den oben nachgewiesen'en Pro- des Ephesos, der die Stadt Ephesos und den
vinzen, in denen der Name vorkommt, tritt lo dortigen Tempel der Artemis gründete. Zu
noch Gallien, wo in Vienne sich die Inschrift Askalon heiratete Kaystros die Derketo und
DEO I GAVT|E findet, C. I. L. 12, 1811, Ällmer zeugte mit ihr die Semiramis, Et. M. v. Kdv-
et de Terrebasse, Inscr. ant. et du moyen dge atgog. [Stoll.] [Der Flufsgott Kaystros kommt,
de Vienne 1, 2 p. 454 — 457. Zu den dacischen durch die Beischrift KAYCTPOC kenntlich ge-
Inschriften kommt noch A. E. M. 6 1882 p. 103 macht, häufig auf den Münzen von Ephesos
nr. 18: S(oli) I(nvicto) M(ithrae) C(aiäopati) vor: autonom, ilfz. 3, 91, 238 (mit Schilfstengel
Sped(ius) Valefrianus'^J und p. 106 nr. 41: in der R., den 1. Arm auf der Quellurne);
Cautopati sac(rum) Synethus adiut(or) tabu- Hadriau, Mi. 3, 97, 277 (in der R. Ähren, in
l(arii) v. s, l. m. Über das Denkmal zu Fried- der L. Füllhorn, bei ihm Quellurne); Commodus,
berg in Hessen {Henzen 5853) handeln Ph. 20 Mi. 3, 105, 329; Gallienus, 3Ii. 3, 125, 464;
Bieffenhach , Über den Gott Cautopates und Saloninus, Mi. 3, 126, 470; *S'. 6, 212, 893. 894.
seine Beziehung zum Mithrasdienste , Archiv f. — KAYCTPOCundKENXPEIOC sollen erscheinen
Hess. Gesch. 6, 2 1852 p. 243—262 u. de Bing, gelagert zu Füfsen des Bildes der ephesischen
7)m surnom de Cautopates donnc ä WLithra sur Artemis unter Antoniuus Pius, Cat. Huber p. 53
une inscr. de Friedberg 1853. Des Altars C. nr. 574 und Septimius Severus, 3Ii. S. 6, 155,
I. L. 5, 5465 von Rocca d'Angera gedenkt 497 nach Vaillant; vgl. Mi. 3, 106, 335 nach
A. Garovaglio, II culto di Mitra in Lombardia, Sestini, D. N. V. -p. 330 und Philippus sen.
Archivio storico lombardo 1890 p. 167. Zu der 3Ii. 3, 119, 428 nach Vaillant (letztere beide
oben angeführten Ableitung des Namens ohne Beischrift). Doch erwähnt Head deu
kommen noch folgende: de Bing erkennt darin 30 Flufsnamen Keuchreios nicht; auch erscheint
nach Allmcr a. a. 0. 2 p. 457 ,,les mots sanscrit häufig auf Münzen von Ephesos das Kultus-
et persique seigneur" et giti „univers"; Garrucci, bild der Artemis Ephesia so zwischen 2 am
Tre sepolcri con pitture ed iscrizioni appartenenti Boden sitzenden Kindern (Apollon und Arte-
alle superstizioni pagane del Bacco Sabazio mis nach Linhoof): Septimius Severus, Sancle-
e dcl Persidico 3Iitra. Napoli 1852 und Les ruente 2 Tb. 24, 214 p. 285 = 3Ii. S. 6, 154,
niysteres du syncretisme phrygien dans les cata- 489; Mi. S. 6, 156, 502; linlioof, Monn. Gr.
combes romaines de Pretextat {Extr. du tome 285, 41; 286, 42; Gordiauus Pius, Kenner,
IV des mel. d'arch. d'hist. et de litt.) Paris Die Blünzsamml. des Stifts St. Florian p. 118;
1854. 2°. p. 25 Anm. 4 zu p. 24 das persische Philippus jun., Kenner p. 118f. , Tfl. 4, 5;
ghoda pat „allmächtiger Gott und König". 40 Gallienus, 3Ii. S. 6, 199, 799 nach Beyer, Thes.
Beoille, Die Beligion zu Born unter den Severern Brandenb. 3 p. 159; Saloninus, 3Ii. 3, 125, 469),
Leipzig 1888 p. 83 Anm. 6 bemerkt über Cauto die nach Imhoof nr. 42 Würfel spielen, wie
Pati: ,,Der erste dieser Namen scheint der zwei Kinder zu Füfsen des Bildes der sami-
Dativ von Cautes (Felsen) zu sein. Was Pati sehen Hera auf einer Münze des Saloninus
betrifft, so könnte es von jjateo oder patesco von Samos, Percy Gardner, Num. chron. Third
abgeleitet sein." (L. Visconti a. a. 0. p. 234 Series 3 1882 p. 276 nr. 12, PI. 5, 8; vgl.
bringt den Namen Cautus Pates vermutungs- Caracalla, Mi. S. 6, 420, 222. Vielleicht dür-
weise in Zusammeuhangmitdem Felsen (Cautes), fen wir aber in diesen Knöchel spielenden
aus welchem Mithras hervorkommt, erklärt sich Kindern Flufsgötter erblicken; wurden doch
aber (Anm. 2) nicht einverstanden mit labus, 50 auch die Nymphen Würfel spielend dargestellt,
der auch Cautes allein als Bezeichnung des und kann man, was E. Curtius, Die PlastiJc
Mithras fafst, während dasselbe nach ihm der Hellenen an Quellen und Brunnen, Abh. d.
gleichbedeutend mit Petra Genetrix ist. Da- Berl. Ale. d. W. 1876 p. 162 von letzteren
gegen hält es Maionica, A. E. M. 2 1878 p. 37 bemerkt, dafs eine Darstellung derselben in
Anm. 11 für unsicher, ob die Benennung des Gestalt mit Knöcheln spielenden Mädchen „um
Mithras als Cautus Pates mit der Petra Gene- so näher lag, da die Wellen mit den Steinen,
trix zusammenhängt. Th. Nöldehe bei Harn- welche ihr Bett füllen, unaufhörlich ihr Spiel
meran, Zum neuen Mithrmim in Heddernheim, treiben" wohl auch für die Flufsgötter geltend
Korrespondensbl. der Westd. Zeitschr. f. Gesch. machen. — Früher wollte man den Kaystros
u. Kunst 6 1887 Sp. 87 erklärt pates aus dem co auch erkennen in der am Boden hingestreckten
persischen pata „geschützt". Hammeran ver- Figur einer Münze des Antoninus Pius, die
mutet den Kautopates in den Fackelträgern Zeus vsttog vom Berge herab Regen auf
der MithYSisdenkmä.lev; B. Fröhlich, der AE 31. Ephesos entsendend darstellt, Cat. Greau
14 1891 p. 67 nr. 43. 44 aus Aquincum dem PI. 6, 4; Head p. 498. Aber schon Wieseler,
Deo Cauti und Deo Cautopati dargebrachte Gott. Nachr. 1876 p. 54 hat hier den durch
Widmungen mitteilt, will den Namen Cautes die Beischrift bezeichneten Berggott TTGIfiN
dem einen, Cautopates dem anderen Fackel- erkannt. Ebenso hat //«/joo/' den TTEIßN fest-
tiägcr beigelegt wissen. [Drexler.] gestellt auf Münzen des Macrinus {3Ii. S. 6,
1009 Kazanes Keb 1010
168, 586 nach Sestini, Mus. Hed. 2^ 170,85, M°^' (Lepsius, Abh. ä. Berliner M. 1851
Tb. 19, 4; 588, Cab. Mülingen) und Severus p. 170: X'^°i') ft^s-t:' kvtov Zäg, r/tot "Jpj??, (i£&'
Alexander {Jahrb. d. K. D. A. Inst. 3 1888 dv Krjß rov 'Hh'ov (nach Lepsius a.a.O. Anm. 1
p. 294 nr. 1, Tfl. 9, 25; nr. 2, Tfl. 9, 26) in einer gehört tov 'HXlov^ hinter Säg), rixoi ÄQOVog.
bis dahin für Kaystros gehaltenen, am Boden Gewöhnlich wird der Name Seb gelesen,
sitzenden, ein Bild der Artemis Ephesia auf Für den Namen Keb oder Geb tritt ein .Bn(r/sc7(,
der R. haltenden und den 1. Arm mit dem Zeitschr. f. äg. Spr.- u. Altertumslcunde 1886
Füllhorn an Felsen lehnenden Figur, hinter p. 1—5, während Le Page Benouf, Proceedings
oder über der sich ein Berggrat erhebt, auf ofthe society of biblicaJ archaeology 18S1 -p.SSS.
dessen Höhe ein durchschossener Eber r. h. lo ,,'fhe name of the God Seb" und Wiedemann,
flieht. — Auf der puteolanischen Basis stützt Beligion der alten Ägypter p. 121 diese Schrei-
neben dem auf einer Säule stehenden Bilde bung für irrtümlich erklären. Auch 3Iaspero,
der epbesischen Artemis EPHESOS als Ama- Bevue de l'hist. des religions 9^ annee, tome 18,
zone mit entblöfster rechter Brust, Turmkrone 1888 p. 274 Anm. 1 verwirft Brugschs Lesung
auf dem Haupt, Ähren- und Mohnbüschel in und nennt den Gott Sibou, mit der Endung u,
der erhobenen R. dargestellt, den 1. Fufs aiif welche Le Page Benouf, Proceed. Soc. Bibl.
die bärtige Maske des Kaystros, 0. Jahn, JLrc/i. 1885 p. 152 f., 1887 p. 94 f. als „a co?«H!on
Über die puteolanisclie Basis, Ber. üb. d. Verh. not to say the general termination of mascuUne
d. K. Sachs. Ges. d. W. zu Leipzig 1851 p. 119 ff., names in the Egyptian language'' nachgewiesen
speziell p. 141 — 147, Tfl. 3, 9. — Kaystros er- 20 hat. Brugsch verteidigt seine Ansicht Pro-
scheint ferner auf einer autonomen Münze ceedings 1888, 5. June und Die Ägyptologie
von Dioshieron Lydiae, gelagert, mit Schilf- p. 172 und Le Page Benouf entgegnet ihm
Stengel in der R., Füllhorn in der L. bei der von neuem Proceedings 12 1889 90 p. 363 ff.
Quellurne, 3Ii. S. 7 , 343, 124. Dafs wir ihn Da seb oder sbu auch der Name einer
zu erkennen haben, zeigt die Beischrift KAY- Gänseart war, wurde der Gott mit der Gans
CTPOC auf einer Münze des 3Ius. Pembrolce ideutificiert; Seb wurde Nagaga-uer „der grofse
Pars 2, Tb. 8, 3Ii. 4, 35, 181. Die angebliche Gackerer" genannt, Le Page Benouf, Yorks.
Beischrift KAYCTPOC eines Flufsgotts auf einer über Urspr. u. EntwicMung der Bei. d. alten
Münze des Aelius Caesar von Pergamon beiil/i. Äg. p. 103 f. und „Seb the great cuclder" in
S. 5, 438, 986 nach. Sestini, 3Ius. Hed. 2, 117, 46 30 den Proceedings 7 1884 p. 152-154; Briigsch,
ist wohl verlesen statt KAIKOC oder KHTeiOC. Bei. u. 3Iyth. d. alten Äg. p. 171 f., Lanzone,
Auch den auf unter Caracalla (ilfi. 5'. 7, 339, Bizionario di mitologia egizia p. 1008. Die
lOd nach Sestini, L. N. Cont. 7,92, 4:2; nv. 110 Gans erscheint zuweilen „wie ein Wappen-
nach Vaillant) und Geta (J/t. 4, 32, 162 nach zeichen" auf dem Kopf des Seb, Brugsch, Bei.
Vaillant; S. 7, 340, 114. 115; 335, 90 nach p. 172, 576 — 577. Pierret, Le Pantheon eg.
3Ius. Sandern, num. sei. 3 p. 14, Tb. 27, 259) p. 54. Wiedemann , B. Bei. d. a. Äg. p. 122
geprägten Münzen der Kilbianer vorkommen- bemerkt: ,,Sein heiliges Tier war die Gans
den Flufsgott nennt Head p. 549 Kaystros, und bisweilen heifst er die Gans, welche das
doch erscheint auf einer Münze des Antoninus Ei legte, aus dem die Welt entstand", und Le
Pius neben demselben die Beischrift KIABOC, 40 Page Benouf, Vorlesungen p. 104: „Es sind
Imhoof, Num. Zeitschr. Bd. 20 p. 6 nr. 2, so noch Spuren der Mythe von einem Weltenei
dafs wir schwanken können, ob wir in dem vorhanden, das er zerteilte oder ausbrütete."
Unbenannten Kaystros oder Kilbos zu erkennen Im Totenbuch 54, 1 wird erwähnt das Ei des
haben. Für Kaystros erklären E. 3L Ghanot grofsen Gackerers, welches Seb von der Erde
und Imhoof auch den in einem Manuskript g^itvenni {Le PageBenouf, Proceedings 1 l'i9,4,,'d,b
der TlieriaJca des Nikandros als Jüngling mit p. 153) oder nach Liebleins Übersetzung (ebd.
Nimbus, sitzend bei einem Wasserbeckengegen- p. 99—100) für die Erde bereitet oder nach
über der personificierten Gemeinde der Be- Brugsch, Bei. p. 172 auf die Erde gelegt hat.^
wohner der Kilbianischen Ebene dargestellten In den Proceedings a.a.O. deutet Le Page Benouf
Flufsgott, Gaz. arch. 2 1876 p.34— 36, PI. 11,1, 50 dieses Ei als die Sonne, welche sich täglich
Imhoof a. a. 0. p. 3. Drexler.] vom Rücken der Erde zu erheben scheint.
Kazanes (Katüvrig), Flufsgott, erscheint, mit Seb ist der Erdgott; die Erde wird nicht
der Beischrift KAZANHC, gelagert auf dem selten „Rücken des Seb" genannt, J. J>»mic7;e»,
Revers autonomer Münzen von Themisonion, Zeitschr. f. äg.' Spr.' 1871 p. 91 — 93. Le Page
Borrell, Num. Chr. First Ser. 8 p. 35 nr. 3. Benouf, Vorlesungen p. 103. Wiedemann, Bei.
Cat. Borrell 1852 nr. 351. Loebbecke, Ztschr.f p. 121. Brugsch, Bei. p. 172, 179, 238, 577.
Num. 12 1885 p. 348. i7e«fZ p. 584. Wadding- ian^owe p. 1007 f. Er heifst „Herr der Nahrungs-
ion, Bull, archeol. de VAtheneum frangais 1 mittel", Pierret, Panth. eg. p. 54. Seine Ge-
1855 p. 51 mit Abbildung. [Drexler.] mahlin ist die Himmelsgöttin Nut. Anfangs
Keas {Kiag), Vater des Troizenos, Grofs- 60 lagen beide eng vereint, der Gott unter der
vater des Euphemos, des Führers der Kikonen Göttin in beständiger Umarmung, 3Iaspero,
vor Troja, II. 2, 847. Et. M. p. 498, 30. Bevue de Vhist. des rel. T annee t. 18, 1888
Choirobosc. Bekk. An. 1183. [Stoll.] p. 274. Ähnlich wie im neuseeländischen Mythus
Keb {Ki]ß), der ägyptische Erdgott wird von Tanemahuta, der Gott und Vater der Wälder,
loannes Antiochenus F. H. Gr. 4 p. 539, I 21 sich zwischen Rangi, den Himmel, und Papa,
mit den Worten erwähnt: Alyvittioi qxxoiv äg die Erde, welche dicht aneinander hafteten,
"Hcpaiatog avräv ißaailsva^v dnsiQOvg xivctg drängt und den Himmel von der Erde empor-
Xqövovg- fifrä xovxov "HUog 6 ""Hfpuioxov hr} hebt {Tylor, Die Anfänge der Kultur 1 p. 317),
1011 Kebren Kedes 1012
so schiebt sieb Scbu zwischen Seb und Nut namen, Hermes 23 p. 617. Gacde, De Demetrio
und bebt den Himmel empor, Maspeio a. a. 0. Scepsio p. 28. Drexler.] [Stoll.]
Zahlreiche Darstellungen zeigen Seb am Boden Kebrioues (KeßQiövrjq), Sohn des Priamos,
ausgestreckt und Nut, zuweilen den Körper Wagenlenker seines Halbbruders Hektor, von
mit Sternen bedeckt, über ihn gebeugt, mit Patroklos erlegt, Jl. 8, 318. 11, 521. 16, 738.
Händen und Füfsen die Erde berührend, Pzerre^, Apollod. 3, 12, 5. Hyg. f. 90; nach der Stadt
Fantli. eg. p. 22. Brugscli, Bei. p. 578. Laiizonc Xebrene und der Landschaft Kebrenia benannt,
Tav. 155—163. Über die Dauer der Trennung, Strab. 13, 596; oder umgekehrt, Stepli. B. v.
nimmt Maspero a. a. 0. p. 275 an, mögen die KtßqrivCu. [Er ist abgebildet auf einer figuren-
Ägypter verschiedene Vorstellungen gehabt lo reichen Vase, auf welcher der Abschied des
haben. Nach Ansicht der einen ist sie end- Hektor dargestellt ist, mit der Beischrift
gültig, nach Ansicht der anderen kehrt Nut Keßgiovag, Ann. et Monuvi. dell' Inst. 1855
jede Nacht in die Arme des Gemahls zurück, tav. XX. Arch. Z. 4 p. 302 f. nr. 2. de Witte,
um am anderen Morgen aufs neue durch Schu Etudes sur les vases peints. Paris 1865 p. 12.
von ihm getrennt zu werden (s. auch Maspero, 45 — 46. Drexler.] [Stoll.]
Bev. de Thist. des rel. 8e annee t. 15, 1887 Kebros (Keßgog), Troer, vor Troja von
p. 276 f.). Neoptolemos erlegt, Qu. Sm. 10, 86. [Stoll.]
Sonst i.st über Seb wenig" zu bemerken. Kecbeuös {Ksxrjvcöc:). Eine Statue des
Unter den Königen der Götterdyuastie nimmt Apollon Ksxrivaig erwähnt Polemon bei Clem.
er die vierte Stelle ein, Brugscli, Bei. p. 417, 2u AI. Protr. p. 32. Potter, F. H. Gr. 3 p. 135,70:
578. Wiedeinann, Bei. p. 122. Die Texte noXsfimv Ss ■n^xrjvörog'Anollmrog olS^v uyaliia,
nennen ihn einen erpä der Götter, was Wiede- -nccl oipocpäyov näliv 'Jitöllcovog cillo iv "HliSt
mann. Bei. p. 122 mit Nomarch, Brugscli, Bei. ttfimiisvov. Doch beruht diese Angabe nach
p. 434, 578 mit Thronfolger übersetzt. Als Prellers von Müller angeführter Vei'mutung
sein Vater wird Schu bezeichnet, M'iedemnnn, auf einem Irrtum des Clemens AI., welcher
Bei. p. 122. Brugscli, Bei. p. 297, 577, 579. den Apollon mit dem Dionysos Ksxrjvmg von
Lanzone p. 1007. Aus seiner Ehe mit Nut Samos verwechselt habe. Über letzteren s.
gingen hervor Osiris, Isis, Set, Nephthys und oben Bd. 1 Sp. 1152 und de Witte, Ann. d.
Hor-uer, Brugscli, Bd. p. 411, 530f., 580. Inst. 6 1834 p. 344 Anm. 7. [Drexler.)
Lanzone p. 1007. so Kedjilion (Krjdalicov), Lehrmeister und Ge-
Über seine Beziehungen zum Totenkultus hülfe des Hephaistos in der Schmiedekunst.
s. Brugscli, Bei. p. 579 f. Lanzone p. 1009 f.; Als Hera den Hephaistos geboren, übergab
über die Stätten seiner Verehrung Lanzone sie ihn in Naxos dem Kedalion, um ihn die
p. 1011. Schmiedekunst zu lehren, Scliol. II. 14, 296.
Seine Identifikation mit Kr onos seitens der Eustath. II. p. 987, 7. Das in Chios ent-
Griechen erklärt Wiedemann, Bei. p. 122 aus standene Märchen von der Blendung des Orion
dem Umstände, dafs er „als Vater des Osiris (s. d.) durch Oinopion erzählt, dafs der ge-
älter ist als andere Gottheiten" während blendete Orion nach Lemnos zu der Esse des
Brugscli, Bei. p. 576 bemerkt: Die Form Seb, Hephaistos gegangen sei, und dieser ihm seinen
gleichlautend mit dem Worte seb, sib, sin für 40 Gehülfen Kedalion übergeben habe, damit er
Stern, Zeit und die Fünfzahl [vgl. bierüber ihn nach dem Sonnenaufgang führe, wo er
auch E. de Bouge, Note sur les noms egypt. sein Augenlicht wieder erhalten sollte. Orion
des planctes. Bull. arch. de V Ailicneum frang. nahm den Führer auf die Schulter und er-
2 1856 p. 28] liefert den Schlüssel zu den reichte seinen Zweck, Eratostli. Kat. 32. Scliol.
Varianten in der Schreibung seines Namens Arat. v. 322 (wo Kvdalimv). Scliol. Nile. Tlier.
und der Gleichstellung des ägyptischen Gottes 15. Hyg. P. A. 2, 34, vgl. Apollod. 1,4,3
mit dem griechischen Kronos. Die Angabe mit Heyne, Not. crit. u. Obss. p. 22. Serv. V.
von Brugsch, Bei. p. 585 — 610, dafs wir in Aen. 10, 763. Ein Gemälde bei Luk. d. domo
dem Gotte Sebek, Suf^hos eine Lokalform des 28: Kedalion auf den Schultern des blinden
Seb _zu sehen haben, vermag ich, unkundig 50 Orion, Hephaistos von Lemnos aus ihnen nach-
des Ägyptischen, nicht zu kontrollieren. Aller- blickend. Sophokles hat ein Satyrdrama Ke-
dings scheint ebenso wie Seb auch Suchos mit fZoZion geschrieben, Nauck, trag. gr. fr. p. 160. —
Kronos identificiert worden zu sein, denn in Welcker, Naclitr. z. Aescliyl. Tril. 315. Lauer,
dem ,,Saturne volle, debout, ä g., la tete sur- System 384. Engel, Q. Nax. p. 36. Preller, Gr.
montce d'un disgue, un crocodile sur la dr., M. 1, 145. 369. Dieser erklärt den Namen:
une faux dans la g.'' einer alexandrinischen Feuerbrand, v. kccCco, sKrja u. daXög, Welcker:
Kaisermünze aus dem 4. Jahre des Antoninus = Krjdsfimv; vgl. Völcker, lapet. Gesclil. 115 f.
Pius {Feuardent 105, 1587. Mi. 6, 218, 1464) [vgl. 0. Jahn, Ber. üb. d. Verli. d. K. Sachs.
dürfen wir wohl auf Grund des Krokodils Ges. d. W. Pli.-H. Kl. 13 1861 p. 312 f. Scliol
Suchos erkennen. [Drexler.] 60 German. v. 331. Drexler.] [Stoll.]
Kebren (K^ßgi^v), Flufsgott in Troas, Vater Kedes oder Kades, eine durch die Ägypter
der Oinone, der Geliebten des Paris, Apollod. von ihren asiatischen Nachbarn entlehnte
3, 12, 6. Strab. 13, 596. Parthen. 4. Tzetz. Göttin, erscheint auf Stelen der 18. u. 19. Dy-
Lyk. 57, und der Asterope, welche Aisakos nastie (in Paris, Turin und London) nackt, in
(s. d.) heiratete, Apollod. 3, 12, 5. Bei Ov. der einen Hand eine oder zwei Schlangen, in
Met. 11, 769 hiefs die von Aisakos geliebte der anderen ein Blumenbüschel haltend, das
Tochter des Kebren Hesperie, bei Tzetz. L. Haupt bald ohne Zier, bald mit der Sonnen-
224 Merope. [Vgl. E. Maafs, Mytli. Kurz- scheibe zwischen den Hörnern, nach Art der
1013 Kedreatis Eekrops 1014
assyrischen und babylonischen Gottheiten auf Keisos (KBLOog), der älteste Sohn des Teine-
einem Löwen stehend, in Mitten von Reschpu nos, nach diesem Herrscher von Argos, Feind
und Chem, s. Perrot, Hist. de l'art üans l'ant. seines Schwagers Deüphontes, des Gemahls
1 p. 713 Fig. 480 nach Wükinson PI. 55. Ed. der Hyrnetho, Paus. 2, 19, 1. 2, 26, 2. 2, 28, 3.
Meyer oben s. v. Axtarte 1 Sp. 653. Lajard, Nach argivischer Sage war Fhlias, nach
Bech. sur le culte du cypres pyramidal PI. 11. welchem Phlius benannt worden, sein Sohn,
Prisse d' Avenues, Choix de monuments egyptiens Paus. 2, 12, 6, s. Deiphontes. Müller, Dor.
PI. 37. Pierret, Panth. eri. p. 46. Fr. Letwr- 1, 79 f. Vater des Thestios, Porphyr. Tyr. b.
mant,Gas. arch. 2 1876 p. 13. LanzoneT&Y. 191, Müller, Fr. hist. gr. 3 p. 690; des Maron,
192, 1. Da in der Beischrift nur die Konso- lO Satyros fr. 21 b. Müller 3 p. 165. Über die
nanten geschrieben sind, kann, wie Ed. Meurr, Schreibung des Namens Ksiaog, Kiaog, Ki'aaog,
Z. D. M. G. 31 1877 p. 728 bemerkt, die Vo- Kiamog etc. s. 3Iüller 2 p. 8. fr. 4 Anm. 5.
kalisation beliebig lauten. Meyer selbst liest [Stoll.]
Kadesch, ebenso wie Pierret a. a. 0. Permt Kekoia (Kf-noia), Beiname der Artemis in
a. a. 0. p. 712. Lanzone p. 1195f. de Vogüe, Rhodos auf Inschriften aus Lindos, Corr. hell.
Melanies d'archeol. Orient. Paris 1868 p. 44. 9, lOOS.; s. die von Holleaux-Diehl a. a.O. 101
Thomas Tylor , The goddess Kadesh and the Anm. angeführten Stellen: Eofs, Arch. Aufs.
Semitism of the Hittites, Acadcmy 1890 6. Sept. 2, 594 f. 597. 604 nr. 4. 6. 8. 15. Inscr. ined.
nr. 957 .p. 203f.; hingegen Wiedemann, d. Bei. 3, 272. Foucart, Inscr. ined. de Bhodos 62.
d. a. Äg. p. 83. Fr. Lenormant a. a. 0. p. 13. 20 65 f. 71. Bofs, Beiseti a. d. griech. Ins. 3, 109;
Otto Puchstein, Pseudohethitische Kunst. Berlin vgl. Gucrin , Etüde sur Vtle de Bhodos 253.
1890. p. 17 Kedes; endlich J/asj^ero bei I?aMfZi9sm, Biliotti, L'ile de BJiodes 447. [Siehe auch
Stud. s. semit. Beligionsqesch. 2 p. 81 Anm. 1 Bev. arch. n. s. 15 1867 p. 219 — 221 nr. 62,
und Baudissin selbst Kodesch. Hinsichtlich Kol. 1 Z. 2 ; n. s. 16 1867 p. 24 nr. 66, Z. 3.
der Bedeutung des Namens bemerkt Fr. Lenor- Auch als "Agrctfiig sv Ksnoia wird sie in
mant p. 13 Anm. 7: „Ce nom, purement semi- den Inschriften bezeichnet, Bofs, Inscr. Gr.
tique, fait de la de'esse le type surnaturel des ined. 2 p. 19 nr. 272. Bev. arch. n. s. 16
qedeschoth ou prostituces sacrces qiii jouaient 1867 p. 23 nr. 60; p. 3üff. nr. 71. — Holleaux u.
un si grand rule dans les cultes euphratiques Diehl, Bull, de corr. hell. 9 1885 p. 100 f.
et Syriens" ; vgl. Baudissin a. a. 0. p. 30f. 30 vermuten, dafs das Kloster zu Artamiti im
(„Für die Bedeutung [von i:3"!p] „erhaben" Gebiet von Lindos an der Stelle des Tempels
[abgesondert] als ursprüngliche kann da- der Artemis Kekoia gelegen sei. Selivanov,
gegen geltend gemacht werden der jeden- 3Iitt. d. D. A. Inst. Ath. Abt. 16 1891
falls alte Name einer auf ägyptischen Denk- p. 124 f. hat die Stätte „und den Namen
malern vorkommenden phönicisch-ägyptischen des alten KiHoicc in der Ortlichkeit 'Egrifio-
Gottheit Kodeseh, wenn wir hierin einen wirk- kskoiov (Erimotschetschiam) im Gebiet von
liehen, selbständigen Gottesnamen erkennen Lindos, wo die im B. C. 11. 9 p. 99 mitgeteilte
dürfen.") Tylor p. 203 schwankt, ob er dem Inschrift gefunden worden ist, nachgewiesen.
Wort die Bedeutung „heilig" geben oder darin Drexler.] [Höfer.]
die Übertragung des Namens der Stadt Kadesch 40 Ke[kropeia] {KsltiQOTZFia])., vielleicht Bei-
auf die Göttin erblicken soll. Bedingungs- name der Athena in einer Inschrift von der
weise bringt auch Otto Puchstein p. 17 — 18 athen. Akropolis ['AQ-qv]cci'ci Ä's . . . ., Le Bas
den Namen der Göttin mit dem der Stadt 1, 2 nr. 3. Die Ergänzung von Le Bas, der die
Kadesch in Verbindung. („Falls diese Göttin Athena Aiavtig {Paus. 1, 42, 4) vergleicht, ist
in der Hethiterstadt Qadesch zu Hause ist, sehr wahrscheinlich. Vgl. Kekrops. [Höfer.]
würde bewiesen sein, dafs die alten Hethiter Kekropides (KsKQonb'Srjg) , Beiname des
sich ihre Götter ebenso, wie die Assyrier vor- Theseus, Ovid. Met. 8, 551. [Lorentz.]
stellten.") Bestimmt für die Stadtgöttin von Kekropis (Xgxpom's), Tochter des Kekrops.
Kadesch erklären sie (?e Fofli;»' p. 44, Ed. Meyer Bei Ovid Met. 2, 806 wird die Aglauros so
oben 1 Sp. 653 und Z. I). M. G. 1877 p. 729, 50 genannt. Cecropides heifsen, als Athenerinnen,
sowie Wiedemayin , Bei. p. 83. Dagegen be- auch die beiden Töchter des Pandion, Ovid.
merkt ^aMcZzssm a. a.O. p. 31 Anm. 1 : „Aber die Met. 6, 667. [Lorentz.]
Übertragung des Stadtnamens auf die Gottheit Kekrops (KskqoxP), attischer Autochthon,
ohne weiteres Epitheton ist doch wenig wahr- von Körper halb Mensch, halb Schlange (Si-
scheinlich, und soviel ich weifs, ohne Analogie." cpvrjg; geminus, Ovid. Met. 2, 555; biformis,
Ihrem Wesen nach erklären sie Ed. Meyer und Justin 2, 6, 7), in der Vulgärtradition erster
T(/Zor für dieselbe wie Astarte, ia«20«e p. 1196 König von Attika, das nach ihm statt Akte
für eine Form der Hathor. Die ägyptischen Kekropia umgenannt wurde, die Einwohner
Texte bezeichnen sie als „Kades die Herrin des Ksv-qo-hlSch {Herod. 8, 44; vgl. 7, 141 v. 4).
Himmels, die Königin aller Götter, das Auge 60 Eurip. Phoen. 855; Ion 296. Aristoph. Plut.
der Sonne, welche nicht ihresgleichen hat", 773; Equ. 1055; später als poetischer Aus-
„Kades die Herrin des Himmels, die Königin druck in mannigfaltiger Variation beliebt,
aller Götter", Lanzone p. 1195 — 96. [Drexler.] vgl. Hairon nsgl nagcovvficov bei Steph. Byz.
Kedreatis {KiSgiüng), Beiname der Aphro- v. 'AQ'rivai p. 34 Mein, und Steph. Byz. v.
dite im arkadischen Orchomenos, in dessen Kskqoth'cc). Von Agraulos, Tochter des Ak-
Nähe sich ihr Bild iv -AtSgcp uiyaXri befand, taios, ist er Vater des Ervsichthon, der Agrau-
Paus. 8, 13, 2. [Immer u: (ihr, Kulten. Mythen los (Aglauros), Herse, Pandrosos (vereinzelt
Arkadiens 1, 155. R.] [Höfer.] auch Oreithyia, Steph. Byz. v. EvQconög).
1015 Kekrops Kekrops lOlG
Unter ihm fand die &säv ^'gig über Attikas euboische Kekropssage (wohl durch Töpffer
Besitz statt. Vgl. Blarm. Par. 1. Apd. 3, a. a. 0. bewogen) für älter als Saec. 5. Seine
14, Iff, Paus. 1, 2, 6. Hyg. fab. 48 p. 72 Auffassung wird aber erst von Wichtigkeit
Schm. Ant. Lih. 6. Tatian, Ädv. Graec. 60 d für die Beurteilung der Sage von
{Clem. Strom. 1, 397 P). Euseb. Cliron. 2 p. 6, 4) Kekrops in Ägypten. Da nämlicb im
22, 24, 27, 28 Seh. Praep. ev. 10, 9,8. Sclwl. Hesiodischen AUßinjos {fr. 3 Bz.; vgl. Strab.
Aristoph. ^ Plut. 773 {Suid. v. KsKQoip und 445) der sonst in Ägypten geborene Epaphos
riQOfiri&svg). Tzctz. zu Lißoplir. 111 und Chü. in Euboia geboren ward und bei Steph. Byz.
5) 37 ff. der Artikel Ai'yvntos schliefst: faxt 8s «at kIIt]
Ehe auf die sagengeschichtliche Geltung lo ^("yu^rros fux^a, so verlegt Maafs diese Ai-
des Kekrops eingegangen werden kann, bedarf yvnrnq ^i^gä nach Euboia. Dies sei auch
es der kritischen Loslösung unechter Tradi- das Ägypten, von wo Kekrops eingewandert
tionen. Als solche sind auszuscheiden: wäre. Aber diese Kombination wird von
1) Kekrops IL, der Jüngere (Sohn des keiner anderen Seite her unterstützt. Das
Erechtheus), eine chronographische Erfindimg Gegenteil ist der Fall. Im Aigimios fand
im Interesse der attischen Königsliste (jünger die Befreiung der lo vom Panoptes Argos
als Hellanikos? Kirclihoff, Herrn. 8, 184 flP.; offenbar in dem euboischen "AQyovga statt
vgl. aber Busolt, Gr. Gesch. 1, 363). Mann. {Steph. Byz. s. v., Gewährsmann wohl Aristo-
Par. 16. 17. Apd. 3, 15, 1, 5. Paus. 1,5,3 teles b Xccl-nidsvg, ntgl Evßotag, vgl. Harp. v.
(vgl. 41, 6 und Hesych. s. v. iv S' Ai'Q-via 20 "Aqyovqu [BelJcer, Anecä. i4:3: "Agyovaa]). Die
[Hemstcrh. , M. Schmidt, Wentzcl iniKl-^asig Lage des Ortes ist mit Sicherheit auch aus
2, 13; iv dccQ&via cod.]). Schol. B L zu Dctnosth. 21, ICi {ygl. 132 m. Schaefcr, Dem. 2^,
B536; desgl. gemeint bei Paus. 9, 33, 1, wo 80, Usener, Nachr. d. Gott. Ges. d. W. 1892
er (wohl versehentlich) Sohn des Pandion 188) nicht zu ermitteln {Lolling in Iw. Müllers
heifst, dessen Vater er sonst ist. Hdb. 3, 192 sucht ihn nördlich von Chalkis
2) Kekrops in Böotien: Strab. 407. bei Psachna, vgL Bursian. Geogr. 2, 416). Er
Paus. 9, 24, 2. Steph. Byz. v. 'A&rjvai, p. 35 war aber jedenfalls chalkidisch, d. h. der
Mein.; vgl. 0. 3iüller , Orch. - 51. Diese Dichter des Aigimios behandelte eine speziell
Überlieferung hängt durchaus ab von der chalkidische Lokalsage über lo. Da nach
Auffindung von Stadtüberresten bei Abzugs- 30 Strabo (445) in dieser Sage Epaphos von lo
arbeiten am Kopaissee zur Zeit Alexanders in einer Höhle am (sicherlich auch chalki-
d. Gr, Die Deutung auf Eleusis und Atben dischen) Ostufer der Insel geboren ward, so
am Triton (mit Rücksicht auf die Athena von konnte hier unmöglich von einer Irrfahrt der
Koroneia?) ging ersichtlich von Athen aus, lo die Rede sein, sondern (auch die von Lo-
die Boioter bezogen die Trümmer auf Orcho- becJc, Agl. 1131 beigebrachte und auch von
menos {Strab. und Steph. gegen Pa7is.), wenn Maafs benutzte Analogie einer euboischen
auch nicht mit Recht. Bezeichnend ist, daXs Herasage legt es nahe) lo war hier von Zeus
ein von Paus. 9, 33, 1 erwähntes und offenbar geraubt und in jener Uferhöhle verborgen
damit zusammenhängendes (ivrifia in Haliartos (vgl. auch Europa am Teumesos). Im Mittel-
Kekrops II. gehörte. Die Fiktion eines atti- 4.0 punkt dieser Lokalsage von der Argiverin lo
sehen Urrechtes wurde von den Athenern ge- steht offenbar "/^qyovqk, um seines mit Argos
wifs auch geltend gemacht bei ihrem erfolg- verwandt klingenden Namens willen (wie es
reichen Gesuch an die Römer nm Abtretung denn auch von dem dort getöteten Panoptes
des Gebietes von Haliartos an Athen (im Per- Argos seinen Namen im besonderen abgeleitet
seuskriege, Pulyb. 30, 18. Strab. 411). Für zu haben scheint. Beachtenswert ist auch, dafs
ethnographische Hypothesen im Sinne O.ilföZZers umgekehrt der Name Euboia als Bezeichnung
{Orch.''' 116 ff.) ist, wie man sieht, die ganze eines Berges beim argivischen Heraion wieder-
Tradition unverwendbar. kehrt; Paus. 2, 17, 1. Strab. 449. Möglicher-
3) Kekrops in Euboia. Msr(pyir]asv: weise entstand die chalkidische Sage überhaupt
Paus. 1, 5, 3, und zwar nach 'A&rjvai diäSsg 50 nur aus diesen Homonymieen. Es ist sogar die
{Strab. 446. Steph. Byz. y.'A&rivca p. 34 Mein.); von Bursian früher {Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss.
Euseb. chron. 2 p. 26. 27 Seh.; vgl. 0. Müller, 1859 142) vertretene Ansicht nicht ganz ausge-
(Jreh.^ 117. Die Sage kann nicht wohl vor schlössen, dafs Argura auch an der Ostküste
Athens Ansprüchen auf Euboia entstanden lag und die Grotte Bobg avlr] ganz und gar
sein (vgl. den 506 von Athen im lelantischen zu der Stadt gehörte. Bei dieser Sachlage
Feld eingeführten Pallasdienst [J[eZta7^. V. 7». 6, 1, würde zunächst jedermann schliefsen (welche
mit Bezug auf das von Herod. 5,77 Erzählte]), Möglichkeit auch Maafs offen läfst): die im
vielleicht erst im Zusammenhang mit der Aigimios dareestellte Lokalsage von Argura
grofsen Kleruchie in Nordeuboia, vom Jahre kannte los Flucht nach Ägypten überhaupt
445 {Thuk. 1, 114). Der Name Kekrops in 60 nicht. Die ganze ilfaa/ssche Hypothese hängt
einer euboischen Genealogie (Scholl. B L zu also ausschliefslich an den obenerwähnten
ß536) bezieht sich wiederum auf Kekrops IL Worten des Steph. v. Aiyimrog, die er auf
(nicht beachtet in der weitgreifenden Kom- jene euboische^^ nagalia sich beziehen lässt.
bination von Töpffer, Att. Geneal. 163 ff.). Das euboische Ägypten ist also aufserordentlich
Der echte Autochthon wanderte (ursprünglich zweifelhaft. Ai&öniov, ein Artemisheiligtum an
wenigstens) gewifs nicht aus, nur sein schatten- der jener nugaUa entgegengesetzten Küste,
hafter Doppelgänger. Maafs freilich, de Aesch. welches ohne jeden Grund von Maafs mit AI-
Suppl. {ind. Gryph. 1890/91) p. 22 hält die Q'ionia zusammengebracht wird, kann diesen
1017 Kekrops Kekrops lOlS
Zweifel nicbt mindern. Von hier aus also von Gauverband, zum Schutze in der Kriegs-
kann die Tradition vom Ägypter Kekrops, gefahr gegen Karier und Boiotier, Philoch. fr.
deren endgültige Vernichtung 0. Müllers Ver- 11 {F. H. G. 1, 386); vgl. Ste2)h. Suid. Et. 31.
dienst ist {Froll. 129. 175 tt'. Orch. ^ 99 fi'.; v. 'EnäKQia. Bezeichnend für diese Über-
Gruppe, g riech. Kulte u. Mythen 1, 164 gegen Jieferung ist, dafs unter den Namen auch ein
Ebers, Ägypten und die Bücher Mos. 139; bereits vorhandener Verband wie Tetrapolis,
vgl. W'achsmiith, Stadt Athen 1, 452), nicht ferner, dafs Eleusis erscheint; vgl. auch Thuk.
von neuem belebt werden. Thatsächlich ist 2, 15 {Steph. Byz. s. v. 'A-Atq). Wachsmuth,
auch Kekrops nicht (wie Danaos und Kad- Gesch. d. Stadt Athen 1, 452. v. Wilamowits,
mos) in orientalische Genealogieen herein- lo Aus Kydalhen 122 ff. Gilbert, Altatt. Konten-
gezogen. Die ägyptische Herkunft (schon verf. {Jb. Suppl. 7) 204 ff.
durch Anknüpfung an das verhältnismäfsig b) Kekrops als £VQBxr]<i: 1) des Städte-
junge Sais verdächtig) ist den Tragikern wie baues: Plin. n. h. 7, 194; vgl. Steph. Bi/z. v.
auch dem ägyptisch interessierten Herodot 'AQ^rivca p. 34 3Iem. 2) der Sitte die Toten
fremd. Zuerst erwähnt Flaton {Tun. 21 E; zu begraben: Cic. legg. 2, 25, 63. 3) der
vgl. Kritias 110 A) eine Beziehung zwischen Volkszählung: Philoch. fr. 12 (= schal. Pind.
Athen und Sais (Athena = Neith). Kekrops Ol. 9, 68). 4) der Schrift: Tac. ah exe. 11, 14.
wird dabei nicht erwähnt, doch darf nicht c) Eine besondere Gruppe hierhergehöiiger
verschwiegen werden, dafs der im Gespräche Autoschediasmen bilden die auf Spekulation
Angeredete Amynandros heifst, vielleicht also 20 über den _Sinn von dicpvrjg beruhenden Nach-
(ein Zufall ist nicht ausgeschlossen) den Amy- richten (Übersicht bei Euseh. chron. 2 p. 24.
nandriden angehörte, in deren Geschlecht der 27 Seh. Schol. Ar. Plut. 773 (Suid.). Tzetzes
Kult des Kekrops erbte (s. u.). Piaton selbst a. a. 0.). 1) Gesinnungswechsel vom milden
neigte also hier vielleicht zu jener Auffassung zum grausamen {SQCiv.ovTa)8riq) Herrscher (oder
des Kekrops; wie sehr er aber damit sich im umgekehrt): Plut. de sera num. vind. 6. Nahe
Widerspruch zur herrschenden Meinung auch verwandt damit: weil er seine Unterthanen dn'o
noch seiner Zeit sah, zeigt der (zweifellos dyqiöxrixog stg rjfiSQÖtrjTcc r]yay£v , Suid. Tzetz.
platonische) 3Ienexenos (245 D): ov yccQ 77t- Milder Herrscher: Nonn. Uion. 13, 151 dt-
lonsg ovSa KäS(ioi ov$£ Ai'yvTtzoi r£ kccI naanclog ib. 36, 126; vgl. 43, 126. 2) Weil
Javaol . . . awoi-Kovat-v ruitv , cell' avxol"EX- 30 er die Monogamie ordnete, die Menschen
Irivsg, ov ^i^oßÜQßciQOL oUovfisv (vgl. Luk. gleichsam öicpvBi^g machte (so wohl ursprüng-
pf'Cudolog. 11: d'äxxov äv rov 'Eq£%Q'£a v.ai Jich gemeint, sf)äter verschieden gewendet).
xov KinQOTtu ^£vovg dnocprivuig xat inrjlvSccg Das Ganze wahrscheinlich eine Erlindung des
xäv 'A^riväv. Kekrops als Typus des Uradels: galanten Zeitalters, zurückzuführen dia^Klearch
A. P. 11, 319, 5. Luk. Timon. 23; vgl. Ne- von Soloi {Ath. 13, 555 c = fr. 49. F. H. G.
kyom. 16j. Alles übrige scheint erst aus Piaton 2, 319; vgl. Crusius, Allg. Encykl 2, 35, 114),
(im Tim.) herausentwickelt (vgl. Procl. z. St. dann bei Justin 2, 6, 7. Charax Perg. fr. 10
Theopomp. fr. 172 {F. H. G. 1, 307); günstiger (rö vofii'ficog sh Svolv (pv£a&ocL). loann. Antioch.
Boden dafür fand sich in der Ptolemäerzeit fr. 13 {F. H. G. 4, 547). Nonn. Dion. 41, 384.
(vgl. Istros Aiyvmicüv dnoiv.iai, F. H. G. 1, 40 Tzetz. Suidas (wo mifsverständlich : (Jiqpu»js =
423). xa [i£v ävco dvÖQog, xcc öh ■ndxco yvvaiy.6g);
Als bestimmte Tradition über Kekrops vgl. Töpffer , Att. Geneal. 147. 3) Erklärung
erscheint die Nachricht nicht früher als bei durch die ägyptische Einwanderung, und zwar
Diod. Sic. 1, 28 ff. (die Lücke ist gar nicht entweder: dvo cpcavdg rjv rjaKrjj.ihos {Euseh.
anders zu ergänzen; demnach ist nicht Euseh. vers. Arm. 2 p. 24 Seh Nonnos in Greg. Naz.
chron. 2, 24: Seh. die früheste Stelle, wie Dmmc/iXt p. 374, 30 ff. West. Unklar bei Him. or. 7, 4),
5 ■', 74 meinte). Vgl. Charax Perg. fr. 11 oder (Jvatv noliZ£iäv ii£xaG%äv {Diod. 1, -28).
{F. H. G. 3, 639. Crusius, Allg. Encykl. 35, Nachdem dies alles in Ordnung gebracht
2, 115). Schol. Aristoph. Plut. 11^ {Suid. und ist, erübrigen als echte Züge der Sage
'Tzetz. a. a. 0.). loann. Antioch. fr. 13 {F. H. 50 1) die Autochthonie {yriy£viig oft, z. ß.
G. 4, 547). Nonnos in Greg. Naz. p. 374, 30 ft'. Lykophr. 111. Ant. Lih. 6. llyg. fal. 48 p. 72
West. Schm. Euseh. praep. ev. 10, 9, 8; dQX£yovog
6) Vereinzeltes, Unkontrollierbares, Un- Nonn. Dion. 41, 59; vgl. sprich w. indvco xov
sicheres: K£->iQ07tig' xcÖQd ©paxij?, St. Byz. K£yiQonog: Ath. 7, 285 e; dQ^üfiivog dito Kt-
s. V. K£-AQOTtia , wo auch ein (sagengeschicht- ■agonog : Marni. Pur. init. Strab. 397). Kekrops
lieh nicht in Betracht kommender) äri^og hat keinen Vater {Vulcanus bei Hygin. fah.
dieses Namens in Thessalonich; vgl. Strab. 158 p. 14 Schm. ist ein durch Erwähnung des
321. — Ksv.QÖitfiov (= Assos?), Steph. Byz. Erichthonios veranlaister Irrtum), weshalb es
V. 'Aaaög. — Kekrops „holding trec'- , Münze auch zweifelhaft bleibt, ob bei der Erdgebuit
von Kyzikos bei Head hist. numin. 452. — eu die Göttin Gaia als Mutter gedacht ist {Gcr-
Kekrops (er selbst?) im kyprischen Salamis: hard, Myth. § 137). Kekrops zeugt auch ur-
Porph. de abstin. 2, 54. — Verstirnung als sprünglich kein Geschlecht. Sein Weib Agrau-
Wassermann: Hyg. aslr. 2, 29. los ist sicher erst aus der gleichnamigen
6) Schliefslich sind zusammenzufassen und Tochter erschlossen. Die Töchter selbst sind
beiseite zu schieben alle Nachrichten histo- Hypostasen der Athena und können ihm ur-
rischer Tendenz, welche von Kekrops als sprünglich auch nicht gehören (Töchter des
erstem Landeskönig von Attika ausgehen. Aktaios sind sie bei Suid. v. ^oiviK^ia ygdfi-
a) Stiftung einer Dodekapolis, einer Art ^axa), Erysichthon noch weniger, da er ur-
1019
Kekrops
Kekrops
1020
sprünglich als mythischer Theore nach Prasiai
gehört und erst durch Reception des delischen
Apolloukultes nach Athen gelangt ist {Töpffer,
Hei-ni. 23, 329). Auch leitet sich von Kekrops
kein Adelsgeschlecht ab {K£v,qo7cl8ch. in diesem
Sinne irrtümlich angenommen von Martha,
Les sacerdoces Ath. (bibl. des ecoles frang. 26)
146; vgl. Töpffvr, AU. Geneal 134). Die Ke-
ryken stehen nur durch eine der drei Töchter
(wohl Herse, Kuibcl, Epigr. 1046) mit ihm in
Verbindung; vgl. Töpffer, AU. Geneal. 81. —
2) Die Schlangenfüfsigkeit, der eigent-
liche Grund der Bezeichnnng dirpvriq (selbst
von Philoch. verkannt, fr. 10 {F. H. G. 1, 386):
Sia yiriv.og ca-
ficcrog ovTco kcc-
Xonfisvog). Vgl.
Eupolis fr. 156
Kock {Soph.
Tymp. fr. 585
N.^). Aristopli.
Vesp. 438 (rä
ngog nodäv
jQCCKOVTidr] ;
vgl. Hesycli. v.
jQCL%.-a..scholl.).
des Erechtheions
zyj TCQÖOXCCGUl
AU. 1, 322 a
St/rakus? vgl.
Phil. 8, 611)
Graia übergiebt dtn kleiueu Erichthonios der Athena, anwesend Kekrops
(Thonrelief nach Arch. Zeitg. 1S72 Taf. 63).
Eurip. Ion 1164 (nicht = Paus. 10, 10, 1;
vgl. E. Curtius, Arch. Zig. 1872 51 und G.
Hermann, Ion p. 119), darnach wohl Nonn.
I)ion. 41, 59 ff. Ps.-Demosth. 60, 30 (Tzetz.J.
Lykoplr. 111 (Tzetz.). Über die bildlichen
Darstellungen Stephani , C. E. pour 1S72
(1875) p. 43 ff., sowie Dencken ob. Bd. 1 Sp. 2469.
Aufser der hier wiederholten Berliner Terra-
kotta ist zu vgl. das Bd. 1, 1306 abgebildete
Hauptbild einer Vase von Corneto. Abwei-
chend ist die Darstellung des Kekrops beim
Oreithyiaraube auf dem Vb. München 376
(Weicker, A.D. 3, 144 ff.); vgl. aber auch ebda.
748 und Athen 485 {Collignon, Bibl. des ecoles
3, 119 = Heydemann, griech. Vb. 1, 1). 3)
Kekrops ist r]qcoq. Aristoph. Vesp. 438:
r'iQoyg äva^ {Paus. 10, 10, 1). Sein Grab und
Heiligtum befand sich an der SW. - Ecke
(fTTt xfj ycovta oder snl
ti] TTQOg tOV KSKQOTILOV , C .1.
c'ol. 1, 9 u. ö. Antiochos {von
F. H. G. 1, 184; 4, 301. Stichle,
oder Antilochos bei Giern, protr.
p. 39 P. {Eusep. praep. eo. 2, 6, 2. Theodoret
ill. naO-. &£Qan. {Migne 83) 1017 c. Arnob. adv.
nat. 6,6); vgl. Bötticher, Arch. Ztg. 1855,101*.
Jahn- Michaelis, Paus. arc. descr. 29. Wachs-
10 muth a. a. 0. 1, 450. Mohde, Psyche 1, 128.
Milclihöfer in E. Curtius, Stadtgesch. v. Athen
p. LI. Nach Eurip. Ion 1400 scheint Kekrops
auch an den Grotten der Nordseite Kultanteil
gehabt zu haben. Der Kult gehörte erblich
dem Geschlechte der Amy-
nandriden (noch in augustei-
scher Zeit, C. 1. A. 3, 1276, 8.
Hesycli. s. v. {Bofs, Deinen
24); vgl. Martha a. a. 0. 171.
Töpffer a. a. 0. 160. Über
die Art des Kultes ist nichts
überliefert. — 4) Die Be-
ziehungen des Kekrops zu
Athena. Vgl. den Artikel
Ke[kropeiaJ. Sein Heilig-
tum ist nag avrrjv rijv
UoIlovxov {Theodoret a. a.
0.). Besonders deutlich
treten diese Beziehungen
in der Erichthonios-
Sage hervor;
vgl. namentlich
die hier ausBd.l
Sp. 1577/8 wie-
derholte Terra-
cotta (auch das
Vb. oben Bd. 1
Sp. 1305). Vor
allem aber in
der Sage vom
Götterstreit
um Attika,
bei welcher
freilich das
Schiedsrichter-
amt d. Kekrops
nicht einmütig
überliefert wird
(die Zeugnisse
bei Slephani a.
a. 0. p. 64 ff.; vgl. namentlich aufser Xenoph.
Mem. 3, 5, 10 [wo ot -nsgl Ks^Qona natürlich
noch nicht nach dem von Lehrs, Quaest. ep.
28 ff. entwickelten Sprachgebrauche soviel als
Ki-AQOxp ist], Callim. fr. 384 [Hecale? vgl.
Beizenstein, Ind. Bostoch. 1890/91 p. 15 nr. 26j
und die Rationalisierung bei Varro [in libro
humanarum II; vgl. Schol. Bob. ad Cic. pro
Sextio p. 299 Orelli in Aug. Civ. dei 18, 9). Ob
CO Kekrops auch in der Darstellung des Westgiebels
vom Parthenon in dieser Weise vorkam, ist
streitig, da hier nicht eigentlich die v.gCai,g,
sondern die fgig dargestellt war (vgl. Petersen,
Arch. Ztg. 1876 116. Herrn. 17, 130. Bobert,
Herrn. 16, 67 ff'. Overbeck, Plastik l'\ 298).
Schliefslich spricht sich die Beziehung zu
Athena auch in der Nachricht über ein von
Kekrops in den Pojiastempel gestiftetes Holz-
1021
Kekrops
Tvekrops
1022
hikl des Hermes aus (Paus. 1, 27, 1) und in
der von Diod. Sic. 5, 56 erzählten Geschichte
(aus ÄpoUodor? vgl. Bethe, Herrn. 24, 429).
Athena ist in diesem Verhältnis von ausge-
sprochen agrarischem Charakter (vgl. Boscher
ob. Bd. 1 Sp. (383), wie dieser namentlich an
den Töchtern des Kekrops deutlich ist (vgl.
Steph. Byz. v. 'AyQavliq). Kekrops selbst als
Pfleger ländlichen Kultes: Phihch. fr. 13
(F. H. G. 1, 386). Für den Regenheros, den lo
Forchhammer {Arch. Ztg. 1877 107) aus Ke-
krops, und für die Cisterne, die er aus dem
Kekropioü macht, fehlt in der Überlieferung
jeder Anhalt. Aus dem Gesagten geht zu-
gleich hervor, dafs die überlieferten Bezie-
hungen Kekrops' II. zu dem Heiligtum der
Athena Ai'^via in der Megaris den alten Ke-
krops nichts angehen. Denn diese Athena
war, wie ihr Name lehrt (fi's ai'Q'VLav dnsL-
nur diese vier verwendet hat (vgl. Biisolt, Gr.
Gesell. 1, 614ff.). Kekrops unter den Statuen
der 7]Qcofg sncSvvuoi in Athen xvai Delphi,
Paus. 1, 5, Iff.; 10, 10, 1. Als aQxrjYO? seiner
Phyle geniel'st Kekrops innerhalb derselben
einen Ahnenkult (vgl. Rohde, Psyche 1, 158 ff.).
Dieser ist aber natürlich eine mit der Schöpfung
dieser Phyle zugleich getroffene Einrichtung
und darf daher nicht ohne weiteres in die
vorausliegende Zeit übertragen werden.
Zusammenfassung: Für die älteste Zeit
haben wir es also mit einem Autochthonen,
einem als schlangenfüfsig gedachten König und
Heros zu thun, der zu den ältesten Kulten der
Burg im innigsten Bezüge steht. Er repräsen-
tiert offenbar eine bestimmte, die kekropidische
Epoche Athens (vgl. J5/. Curtius, Herrn. 25, 145),
in welcher die Einwohner möglicherweise wirk-
lich KsKQOTtiöai, die Burg jedenfalls Kskqoulu
Kekrops beim Streit des Poseidon und der Athena um Attika; anwesend links Dionysos-Iakchos und Orts-
nymphe (Pandrosos?), rechts Amphitrite (od. Aphrodite?), Hydria von Kertsch (nach Compie rendu 1872 Taf. I
= Baumeister, Denkm. S. 1395, Fig. 1542).
•AKG^iiGa vno ra tcxsqcc i'y.QV^8 xov Ks'HQOTia
■Kai Sif-nöntasv st? rcc MeyaQCc) , maritimer
Natur. ' Ein Felsenriff am Meere ist ihr heilig
(Paus. 1 , 5 , 3) , und es brannte wohl ein
Leuchtfeuer daselbst {(paatpuQog, Eust. zu Od.
p. 1385, 65). Aufser den genannten Stellen:
Paus. 1, 41, 6. Hesych. v. sv S' Ai'&via. Lylophr.
359. — 5) Die Beziehungen des Kekrops zu
Zsvg 'EQ-ASLog ■and^'TTtccrog , d.h. zum äl-
testen Burgkult, wiederum im Bezirk des alten
Königsschlosses und des damit wohl eine Ein-
heit bildenden Poliasheiligtums (Paus. 8, 2, 3;
1, 26, 5. Eusch. praep. ev. 10, 9, 22. thron. 2,
24. 27 Seh.). — 6) Endlich kann als ein fester
Punkt für die Erklärung der Sage gelten
die Stellung des Kekrops in der älteren
Königsliste, die vorTheseus nur vier Namen
kennt (vgl. Schäfer, QuellenJcunde^ 11). Der
kleisthenische Phylenname Ks-ngonig setzt diese
Überlieferung über Kekrops schon für das
6. Jahi-h. voraus, da Kleisthenes für seine
Pliylen von Königsnamen dieselben vier und
hiefs {Eurip. Suppl. 658; El. 128d.Marm.Par. 3.
Steph. Byz. v. K8y.qo7clcc. Schol. Ap. Rh. 1, 95).
Zunächst entsteht die Frage, ob Ks-ngoip von
50 KsKQonta den Namen hat (anon. n. dniozcav
p. 321, 5 West. Buncl-er 5^, 74), oder um-
gekehrt (die gewöhnl. Überl.). Die Etymo-
logie ist mifslich: schon dem HeJcataios klang
der Name barbarisch {Strah. 321). Sehr unsicher
ii-t (trotz Prellers Zustimmuag, 3Iyth. 2 =*, 136)
die Erklärung von G. Curtius, Grimdz. ^ 144:
Vielschnitt, mit Rücksicht auf KaQuog und
KQmTtLov (Sichel), wobei das Wesen des Erd-
geistes nicht zum Ausdruck kommt. Crusius
Go a. a. 0. -p- 116 deutet in lokalem Sinne (vgl.
HiXQu, KoQiv&og etc., und zur Bedeutung:
Ayf.T(xiog, Kgavcxog etc.) K£ -■hq-otc- la = hohe
Warte, wobei indes die Annahme einer Re-
duplikation Schwierigkeiten bei-eitet. Das
Wahrscheinlichste scheint mir, mit Rücksicht
auf den hervorstechenden Zug der Misch-
gestalt und unter Annahme einer sehr ge-
läufigen Metathesis (vgl. K^qncoip, oft mit Ki-
1023 Kekrops Kelaino • 1024
■nQoip verwechselt, z. ß. bei Hesycli. v. KsyiQoip), nach Ed. Meyers gesunder Kritik der attischen
auszugehen von ■ii^Qy.os = Schwanz (vgl. klq- Pelasger-Sage nicht mehr geboten (P/w7. N. F. 2,
Kog, King, Curtius, Grdz.^ 158) und Ästc^-ott-s 466 fF.), eher thrakisch-barbarisch, nach Heka-
demnach von seinem geringelten Drachen- taios bei Strah. 321; vgl. Steph. Byz. v. Äs»
Schwanz benannt zu denken (wie ihn die y-goTtia. Die nächste Analogie zu Kekrops
Bilder zeigen; vgl. Eurip. Ion 1164: Kiv.QO- bietet, wie es scheint, der Drache Kychreus
TTK ünEiQociaiv stli'aaovra. Die beste Analogie von Salamis. [0. Immisch.]
würde der ai"givische yrjysvrjg KsQ-Aioip bilden, Keladeiue {KslaSsiv-iq), Beiname der Arte-
auf den sich Welcher , Gr. Gütterl. 3, 108 be- mis, Anecdota var. Gr. et Lat. edd. Schoell et
zieht, wenn er nicht auf einem blofsen Ver- lo Siudemund 1 p. 270. 277. 283, den sie bereits
sehen beruhte; vgl. Apd. 2, 1, 3, 3. Andere bei Homer führt, #551. T70. 71183. hy^nn.
Deutungen (lautlich ähnlich operierend) bei in Ven. (4), 16 u. 118. Jiymn. in Dian. (27),
Gerhard, Mytliol. § 754, 1). 11; s. Ddthey, Die Artemis des Apelles u. die
Demnach wäre wohl Ksv.qoip der primäre, wilde Jagd, Eh. Mus. N. F. 25 1870 [p. 321
Ks-nQOTtLcc der abgeleitete Name. Aber auch, —336] p. 328 Anm. 3. Die Scholien zu den
wenn diese Etymologie aus dem Spiele bleibt, angeführten Homerstellen erklären das Bei-
darf man aus der Thatsache, dafs Kekrops wort aus dem Jagdlärm, s. p. 331. [Drexler.]
nicht Ahnherr eines einzelnen Geschlechtes KelaAou {Ke2.ccdcov), 1) Sohn des Miletos und
ist, folgern, dafs er der als „priesterlicher der Doie, einer Tochter des Maiandros, Bruder
Stammkönig" gedachte {0. Müller, ürch.- 20 des Kaunoa und der Byblis, Gründer von Milet,
117) i]Qci}g s7ic6vv[iog eines ganzen Stammes Schal. Dion. Per. 825. — 2) Ein Lapithe, von
war, der nach ihm sich selbst K^yigoniSai, seine dem Kentauren Amykos auf der Hochzeit des
Niederlassung Ks%Q07tLa benannte. Dafs der Peirithoos erschlagen, Ov. Met. 12, 250. —
Kult, den Kekrops bei diesem Stamme genofs, 3) Ein Ägypter aus Mendes, von Perseus auf
gleichfalls ein Ahnenkult war (so dafs dessen Hochzeit erlegt, Oy. Mef. 5, 144. [Stoll.J
sein Kult in der späteren Phyle seines Na- Kelaiue {KsXuLvrj), Tochter des Argivers
mens nur eine erneuernde Umbildung gewesen Proitos, Schwester der Elege. Beide Schwestern
wäre), scheint schon seine Schlangengestalt in wurden von Aphrodite in Wahnsinn versetzt,
Verbindung mit den feststehenden Thatsachen Ael. V. H. 3, 42. [StoU.]
des Ahnen- und Heroenkultes nahe zu legen so KeLiineus (Äfilaivfvg), 1) Sohn des Elektryon
(vgl. oben Dctielen Bd. 1 Sp. 2466). Doch ist und der Anaxo, Bruder der Alkmene, Apollod.
hier die Erkenntnis verdunkelt durch die 2, 4, 5. Tzetz. L. 932. — [2) Beiname des
Konkurrenz des Erechtheus (mit Kekrops zu- Dionysos in Apameia Kibotos auf einer
sammen zu den echtesten Gestalten altattischer Münze mit folgender Darstellung: „AIO-
Überlieferung gehörig; vgl. Welcher, Arch. Ztg. NYCOC. KEAAINGYC. Brustbild des bärtigen
1852 496). Erechtheus lebt als iiv%iog, als Dionysos mit Gewandung r. Rev. ATTAMG.
ocpig ofitovpo?, in Kultgemeinschaft mit Athena TTAPA CTPATONIKIANOT. Zwei Löwen rechts
in dem Allerheiligsten, der Krypta, ihres Tem- vor einem Wagen, auf welchem die Cista
pels, zugleich des Königsschlosses (vgl. Bohde, mystica mit rundem Deckel, ein aufrecht
Psyche 1, 126). Kekrops, gleichfalls und 40 stehender Thyrsos und eine nach vorn ge-
früher König, gleichfalls ein zJqav.ovzLS)]g, neigte Fackel", Loebbecke, Zeitschr. f. Num.
gleichfalls mit innigen Beziehungen zu Athena, 15 p. 49f. Taf. 3, 13. — 3) Beiname des Zeus
mnfs sich mit einem Plätzchen an der Aufsen- ebendaselbst auf Münzen mit dem Kopf des-
ecke des Tempels begnügen. Dazu kommt selben und der Beischrift Z6YC [KGJA6N6YC,
die nicht bestimmt genug hervorzuhebende ImJioof, Griech. Münzen, Abh. d. 1. Kl. d. li.
Thatsache, dafs das ionische Epos als Ver- bayr. Ale. d. W. Bd. 18 Abt. 3 p. 729 nr. 651a.
treter der Königsherrschaft und des Athena- Kat. Ivanoff nr. 574 (wo falsch Z6YC A6N6YC)
dienstes der Burg nur Erechtheus nennt und in einer Inschrift von Apameia, S. Bei-
und Kekrops ignoriert (vgl. bes. B 546 ff.). nach, Bev. num. 3^ ser. 12 1888 p. 222. Nach
Der Eindruck ist also nicht abzuweisen: Ke- 50 Bamsay (Transact. of the Abcrdeen ecclesio-
krops ist aus seiner ehemaligen Gel- logical society) trat an Stelle des Tempels des
tung zurückgedrängt durch Erech- Zeus Keleneus im 4. Jahrh. eine christliche
theus, dem er früher gewifs noch viel ahn- Basilika, S. Beinach, Bev. arch. 3® ser. 15
lieber gewesen ist, vielleicht wie Erechtheus 1890 p. 2G3. Drexler.] [Stoll.]
von der Burgschlange ursprünglich nicht ver- Kelaiuo(Ä£Ao;ii'£o), 1) Tochter des Danaos, ver-
schieden (doch folgt es sicher weder aus mahlt mit dem Aigyptiden Hyperbios, Apollod.
Soph. fr. 585 iV.-, noch aus Eurip. fr. 930 iV.'''; 2, 1, 5. Poseidon zeugte mit ihr den Kelainos,
schol. Hermog. IValz 7, 833; Yg\.v.Wilamo^vitz, Strab. 12, 579. — 2) Tochter des Atlas und der
Aus Kydathen 141). Dafs in dieser Zurück- Pleione, eine der sieben Pleiaden (s. d.), Ov. fast.
drängung des Kekrops das Verhältnis zweier üo 4, 173. Serv. V. Ge. 1, 138. Hyg. Praef. p. 30
verschiedener Stämme zum Ausdruck kommt, Bunte, f. 192. Diod. 3, 60. Poseidon zeugte mit
von welchen der eine (der ionische?) über den ihr den Lykos, Apollod. 3, 10, 1. Hellanikos b.
anderen die Oberhand gewann, ist längst er- /S'c//o?. JZ. 18, 486 [vgl. auch 0«. HeroiW. 19,135ff.
kannt und wird durch die schillernde Theo- Myth.Vat. l,2BA. Schol. ad German.Arat.Y). 391
krasie bei v. Wilamoivitz a. a. 0. 140 ff. nicht ed. Eyss. R.]; und den Eurypylos, Schol. Ap.
von neuem in Frage gestellt. Die Kekropiden Bh. 4, 1561; den Eurypylos und Triton, Tsetz.
pelasgisch zu nennen (mit 0. Müller und Lyk. 886. Schol. Pind. Pyth. 4, 57. Oder
WacliS7mith a. a. 0, 1,450), scheint freilich Prometheus zeugte mit ihr den Lykos und Chi-
1025 Kelainos Keleos 1026
maireus, Tzetz. Ltß. 132. 219. Heyne, Apollod. vertrieben von den Heliossöhnen Makarens
Obss. p. 273. Malier, Orch. 466. VölcJcer, laptt. (Eponym der arkadischen oder messenischen
Gescld. Ib. 1U8. 240. Gerhard, Gr. M. 2 § 834. Makaria), Auges (= dem eleischen Heliossohn
Stammtf. 2 p. 228 D. 4. E. 1. Preller, Gr. M. Augeias, -es) und Tbrinax (Eponymos von Thri-
1, 383. — 3) Tochter des Ergeus, welche dem nakia = Peloponnesos, v. Wilamoivitz, Homer.
Poseidon den Euphemos, Lykos und Nykteus Untersuch. S. 169): also aus der Peloponne-
gebar, Hyg. f. 157; vgl. nr. 2. — 4) Mutter der sos. Nach Eusehios zu 1787 und 1737 a. Ch.
Tragasia, der Gemahlin des Miletos, dem sie und Synlellos p. 238, 12, ähnlich Oroskis 1, 7
den Kaunos und die Byblis gebar, Nil-ainetos zu 1070 a. u. c. (vgl. Lobeck, Agl. 2 p. 1181,
b. Parthen. 11 (vgl. Kalaino). — 5) Tochter lo 1202, 1195'') weichen die Teichinen infolge eines
des Hyamos, eines Sohns des Lykoros, von Kampfes mit Phoroneus, Karyaten und Par-
Apollon Mutter des Delphos, Paus. 10, 6, 2. — rhasiern, wahrscheinlich also aus Arkadien, wo
6) Eine der Harpyien (s. d.), Verg. Aen. 3, 211. auch die in die telchinischen Zauberkünste
Serv. Aen. 3, 209. Hyg. Praef. p. 'i\B. Val. verflochtene Styx fliefst. Unweit dieses Grenz-
Flucc. 4, 453. 499. [Mythogr. V. 1, 111. 2, 13. flusses liegt Triteia, und über Achaia geht
3, 5, 5. Claudian 20, 378. B.] — 7) Eine überhaupt der Strom der peloponnesischen
Amazone, von Herakles erlegt, JDiod. 4, 16. — Auswanderung nach Unteritalien und Rhodos.
8) [Eine Quellnymphe Kelaino wollen CA. ie- So war also KslßLÖag- Kiluig nach Triteia
normant u. de Witte, Elite ce'ramogr. 2 PL 64 wohl aus der nordarkadischeii Telchinenheimat
auf einer Vase mit Darstellung der Verurtei- 20 übertragen. Vgl. Kelmis. [K. Tümpel.]
lang des Marsyas erkennen in einer Frau, Keledoues {Krßriööviq), bezaubernde Sänge-
weiche an einen Felsen gelehnt mit über- rinnen, ähnlich den Seirenen. Von ihren goldnen
geschlagenen Beinen hinter Marsyas steht. Bildern, die über dem Giebel des mythischen,
Gerhard, Ant. Bildtv. Taf. 27 dachte an eine von Hephaistos erbauten ehernen Tempels zu
Muse oder die Ortsgöttin Phrygiens, Stephani, Delphi sich befunden haben sollten, sang PmcZar
C. r. p. l'a. 1S62 p. 131 nr. 2, p. 137 if. an in einem Paian an den pythischen Apollon {fr.
Apate. Overbeck {Apollon p. 439 nr. 15, p. 442 25 p. 268 Boeclch. fr. 30 Bergk), Paus. 10,
— 443; Atlas Tfl. 24 nr. 23) verwirft die bis- 5, 5. Athen. 7, 290 e. Eustath. Od. 1689, 30.
herigen Deutungen, ohne selbst eine neue zu 1709, 56. — Philostratos V. Apoll. G, 11 nennt
geben. Drexler.] [Stoll.] 30 sie XQvaui i'vyysq, Zsiqtjvcov zlvcc anrixavoai
Kelainos {KsXaivög), 1) Sohn des Poseidon nn&w. Huschke und Boettiger im Neuen T.
und der Danaide Kelaino, Strab. 12, 579. — Merkur 1800, 2 p. 38 ff. Boeckh zu Pind. 1. 1.
[Sein Haupt erscheint mit der Binde ge- Lobeck, Agl. 2, 906. [Stephani, G. r. p. Va.
schmückt mit der Beischrift K6AAIN0C auf 1866 p. 19 Anm. 3, p. 58. H. Schrader, Die
autonomen Münzen von Apameia Kibotos, Sirenen. Berlin 1868 p. 101. Drexler.] [Stoll.]
Mi. S. 7, 510, 146. Imhoof, Griech. Münzen Keleos {KsUös), 1) alter König in Eleusis,
p. 729 nr. 651 Taf. 12, 3. Drexler.] [Den welcher die Demeter, als sie, die verlorene
Berggott des Kslaivog X6q)og erkennt Over- Tochter suchend, in Eleusis erschien, in seinem
beck , Apollon p. 467 in einer sitzenden Hause gastlich aufnahm, Hom. H. in üer.
männlichen Figur auf einem Sarkophag mit 40 Apollod. 1, 5, 1. 3, 14, 7. Paus. 1, 39, 1. Schal.
der Darstellung des Wettstreits des Apollon Aristoph. Equ. 698. Serv. V. Georg. 1, 147.
und Marsyas, Fröhner, Notice de Ja sculpt. Philarg. V. Georg. 1, 165. Hesych. s. v.; ein
ant. du viusee imp. du L^ouvre p. 107 ff. nr. 85. altes Thema attischer Gesänge, Preller, Dem.u.
Mon. d. Lnst. 4 tav. 18. Overbeck, Apollon Perseph. 106 Anm. 71. Der homerische Hymnus
p. 456, A nr. 8; Atlas Tfl. 25 nr. 9. Drexler.] auf Demeter erzählt, wie Demeter in der Gestalt
— 2) Sohn des Phlyos, eines Erdgeborenen zu einer trauernden Frau am Juugfrauenbrunnen
Eleusis, Vater des Kaukon, der die Mysterien zu Eleusis von den Wasser holenden Töchtern des
der grofsen Göttinnen von Eleusis nach Mes- Keleos getroffen und in ihr väterliches Haus zu
senien brachte. Paus. 4, 1, 4. [Stoll] ihrer Mutter Metaneira [od. Neaira; s. unt.] ge-
Kelaithros {KiXc(L%-Qog) , Gründer der böo- .w führt ward, welche ihr als einer dienenden Magd
tischen Stadt Kelaithra in der Nähe von Arne, die Pflege ihres jüngst geborenen Söhnchens
Steph. B. V. XiXixid-Qcc. [Stoll.] Demophon (s. d.) übertrug. Demeter wollte dem
Kelbidas {KsXßtdag), Gründer der archa- Kind durch ihre Wartung und Pflege Unsterb-
ischen Stadt Triteia, angeblich aus dem os- lichkeit und ewige Jugend verschaffen, wurde
kischen (unteritalischen) Kyme stammend aber durch die thörichte Dazwischenkunft der
{Pausanias 7, 22, 4); d. h. wohl umgekehrt Mutter in ihrem Werke unterbrochen und ver-
(nach der Rück- oder Doppelwandei-ung) : von liefs erzürnt das Haus. Indem sie sich jetzt als
Triteia in Achaia aus Kyme besiedelnd, wohl Göttin zu erkennen giebt, befiehlt sie ihr einen
der Vollname zu KeX^ig, dem 'Idäischen Dak- Tempel zu bauen; Keleos läfst in einer so-
tylen', Begleiter des Damnameneus und Akmon no gleich berufenen Volksversammlung den Tem-
{Phoronis frg. 2 Ki.), die mit der Adresteie pelbau beschliefsen, der unter dem wunder-
zusammen ans der Sikyonia und Aigialeia nach thätigen Beistand der Göttin schnell vollendet
dem Ida übertragen sind (vgl. Prtjf72/,i^fa?i°«q/W. wird (v. 94 — 300). Hier nahm Demeter ihren
3. Aufl. 'Adrasteia') = ZuiXiiig, dem Bruder Sitz, und bevor sie den Ort verliefs, um in
des Damnameneus und Lykos, dem arkadi- den Olympos zurückzukehren, lehrte sie noch
sehen Teichine bei Nonnos 37, 334 und be- den König Keleos und die ihm beigeordneten
sonders 14, 39tf. ; vgl. Fleckeisen JB. 20, 1891 Fürsten Triptolemos, Diokles und Eumolpos
165fP. Diese drei Teichinen werden nach Rhodos die Gebräuche ihres heiligen Dienstes (v. 473
Koscher, Lexikon der gr. ii. röm. Mytbol. II. 33
1027 Keleos Keleutheia 1028
— 477). Vgl. Paus. 2, 14, 2. [Vgl. auch Mann. geelirt {Clem. Protr. 1 p. 39 Putter); im Heilig-
Par. C. I. Gr. 2374, 23 tf.: '4cp ov .drjiirirrjQ tum der Metaneira zu Eleusis in der Nähe des
cccpmoiiivri slg 'A^rjvag v.aQiiov £q)v\r£^vsv v.ai Brunnens, an welchem Demeter gesessen, I-'aMS.
■nglönsiQa £]iiqcc[i'&7] Ttq^äzr] S[hig(x.vT03v T]pt- 1, 39, 1. 2. — Preller, Dcmct. u. Persephone
TiroUfiov Tov Kslsov v.a.1 Nsulq ag, itt] 92 fl'. Griecli. MyÜi. 1,635. Welcker, Zeüscltr.
XHAAAAf ßcccdsvovtog 'A&rivrjai,v 'Egcx^tcog, f. a. Kunst 127 f. . [B. Porster, D. Bauh u. d.
cccp ov TQi7tTÖ[Xs(iog b Kslsov zagnov] tonsiQiv Mückkehr d. Perseph. 1874 S. 30fF. Mannliardt,
£v T^ 'PccQLoc -iicclovfisvr] 'EXsvgCvi -/.tX. Röscher.] MytJiol. Forsch. 1884 iS. 213ff. Töpffer, Att.
In V. 153 fl". werden die eleusinischen Fürsten Geneal. S. 45. 61. 101. 108. Bildliche Dar-
Triptolemos, Diokles, Pqlyxeinos, Eumolpos lo Stellungen des Keleos finden sich auf Vasen
und Dolichos genannt. Über das Verhältnis mit der Aussendung des Triptolemos: so auf
dieser ßaadBig zu Keleos s. Ugen und Vofs zu dem Agrigentiner Uefäfs C. I. Gr. 7434^^, wo
V. 97. Preller, Dem. 104 f., vgl. Plut. Sympos. ÄE^fogund'lTrTro'O-wj' inschriftlich gesichert sind;
4, 4, 1. [Philochor. fr. 28 Müller. ~\ Von vielleicht auch auf der Petersburger Vase
dem apokryphischen Eumolpos gab es ein nr. 1207, der Münchrfner nr. 336; ferner wohl
Gedicht, nach welchem der mystische Dienst auf Sarkophagen: F'ürster, Ärch. Ztg. 33, 82.
zu Eleusis von Demeter den Töchtern des Mehr bei üverbeck, Kunstmythol. Demeter u.
Keleos übergeben wurde, Suid. v. EvfioXnog. Kora S. 530tt'. 542, besonders S. 546. S. auch
Eudoeia p. 167, vgl. Paus. 1, 38, 3. Preller, Annali d. I. 1844 S. 149 ff. 1850 S. 113 ff.
Demet. 105. Ihre Namen sind im homerischen 2ü 1856 S. 82. Koscher.] — [Vgl. auch die Epi-
Hymnus (109 f.) Kallidike, Kleisidike, Demo gramme von Lindos: Loeioy,A.E.M. 7 p. 126
und Kallithoe; Pamphos nannte sie Diogeneia, —130 nr. 55 = Anthol. ed. Dübncr 15, 11,
Pammerope und Saisara, Paus. 1, 38, 3, welcher Z. 7ff.:
sagt, dafs Homer hierin mit Pamphos überein- v „ > '* i ' '^o, „ ' _/„, A7-.„e.'.„
stimme, eme sehr zu bezweifelnde Angabe, , . " ' ^ r ^ ^ > ' '''
welche mancherlei Vorschlage zur Änderung '- * "^ , ' , , ^ ^ f^r ' ' ~
des lextes des liomenschen Hiimnus sexdjdi&isx, " , .^^ - > m '
hat, Vofs zu H. Hymn. Cerer. v. 474 — 478. ^ ^ ' ' ^ ' '
Baumeister zu v. 109 ff. Preller, Dehnet. 68 Anm. und nr. 56:
u. 105. — Keleos heifst Sohn des Autochthonen 30 -, • -• " -u- ^ - i ' ^ ' ~
,V, ■ 1 -10. 1 -■•• 1 i TT- ■ ■ ■ .\Tto7covoq atv eriv Kslsog Jriarix^Qog ayvrig,
Eleusis und gut also lur den ersten Konig von ^ - i' c" ' rr '.* 'j i - ' ' '
Eleusis iH.Eymn.Cerer.i05. Preller, Dem AOl), ^«^^«^ ^ E.hc^.os, T^s^rcov.dog JyXcoxa^rog.
und Eleusis bleibt immer vorzugsweise die B. Förster, Der Bauh u. die Bückkehr der
Stadt des Keleos, Stat. Theh. 12, 619. Nonn. Persephone p. 288. Gh. Lenormant et de Witte,
Dionys. 13, 185. Spätere Fabeln bezeichnen Elite ceram. 'S, 62. Stephani, G. r. p. l'a. 1859
ihn als einfachen Hirten und Bauern, Ov. fast. p. 75 f. 94. 104. 108; p. l'a. 1862 p. 34. 53.
4, 507. Verg. Georg. 1, 165. Sein Name hängt Strube, Studien über den Bilderkreis von Eleu-
wohl zusammen mit v.slav(o (== v.oiQavog, H. sis. Leipz. 1870 p. 2 ff. und Suppl. hrsg. v.
Hymn. Ger. 96), Methodios b. Et. M. 59, 43. Brunn. Leipz. 1872. 4» p. 8. Drexler.] —2) Ein
Schwenek, Andeutungen 114. Dagegen leitet 40 Kreter, welcher mit Aigolios,Laios und Kerberos
ihn Welcker zu Schwenek von xaiw ab, Preller, (s.d.) in die den Göttern und Menschen verwehrte
Demet. 107, 72. — Demophon, der Sohn des Höhle in Kreta, in welcher Zeus geboren worden
Keleos, tritt in den sj^äteren Sagen ganz zu- war und die heiligen Bienen, die Ernährerinnen
rück, und an seine Stelle tritt Triptolemos als des Zeus sich befanden, eindrang, um Honig
Sohn des Keleos und der Metaneira und als zu rauben. Als sie von dem Honig nahmen
Pflegling und begnadeter Liebling der Demeter. und die Wiege des Zeus sahen, sprangen die
ApoUod.1,6,3. Paus. 1, 14:,2. Bakchyl.h. Schul. ehernen Rüstungen, die sie angethan, von
Aristopih. Ach. 47. Ov. fast. 4, 550. Serv. Verg. ihrem Leibe, Zeus donnerte und wollte die
Ge. 1,147. 163. Phüarg. Verg. Ge. 1, 165. No?in. Räuber mit dem Blitz zerschmettern; aber die
Dion. 19, 82. Vofs zu H. Hym. Ger. 153 — 155, 50 Moiren und Themis hinderten ihn, weil an
s. Triptolemos. — Nach Hyg. f. 147 wollte dem heiligen Orte niemand getötet werden
Keleos, der Fürst von Eleusis, den Triptolemos, dürfe. Daher verwandelte er sie in die Vögel
Sohn des Eleusis, als er von seinen Wände- gleiches Namens, welche von guter Vor-
rungen nach Eleusis zurückkehrte, töten, mulste bedeutung waren, A^it. Lib. 19. An dieser
ihm aber auf Anordnung der Demeter die Herr- letztenStelle xmnut Antoninus AQ,n\ oge\v.oloi6g,
Schaft abtreten. Die Geschichte kam wahr- während er früher den Waffenmann Kelsög ge-
scheinlich in dem Triptolemos des Sophokles nannt hat. Von einem Vogel v-slsüg spricht
vor; doch will Welcker, Gr. Trag. 1 p. 301 Arii,tot.H.A.^,b,A..Hesycli.\iL.Et.M.s.\.\ß>io\\:\
für Keleos Kepheus setzen, der bei Myth. Vat. Keleus = Kileus (s. d.).
2, 99. Schol. Stat. Theh. 2, 382 genannt wird; 6o Keleustauor {KilsvczävcoQ), Sohn des Hera-
bei Serv. V. Ge. 1, 19 heifst er Kephalos. — kies von der Thespiade Iphis, Apollod. 2, 7, 8.
Die Phliasier nannten ihren Ackerheros Dys- [Stoll.]
aules, der ihnen die Demetermysterien von Keleutheia (ÄEAsv'ö'fio;), Beiname der Athena
Eleusis aus gebracht haben sollte, einen Bruder in Sparta, Paus. 3, 12, 4. Odysseus hatte der
des Keleos, nach welchem er den phliasischen Athena ein Standbild errichtet und diesem
Flecken Keleai benannt habe, Paus. 2, 14, 2. den Namen Keleuthia gegeben, nachdem er
Welcker zu Schivenck 304. Keleos und seine im Wettlauf vor den anderen Freiern {Paus.
Töchter wurden zu Eleusis durch Monumente 3, 13, 6) die Penelope errungen; auch hatte
1020 Keleutheial Kenclireios 1030
er der Göttin drei, von einander getrennt 4, '282 war Kelmis ein treuer Pfleger und
stehendeTeiupelgestiftet, Prtt<s.3, 12,4. [Höfer. ] Freund des kleinen Zeus, wurde aber später
Keleutlieiai , vgl. He>>ych. KsXev&siag zag von ihm wegen irgend eines Vergehens in
svoö[£]iovg Saiftovoig. Gemeint scheinen also einen harten Diamant verwandelt. Nonn. Dion.
weibliche Dämonen, die höSioi waren, wie 14, 39. 23, 156 nennt ihn einen Teichinen, io&.,
z. B. Hekate, und ihr aus den Seelen der Ver- Aglaoj)h. 2, 1177. 1181. Sclmenck, Andeutungen
storbenen bestehendes Gefolge. Vgl. auch die 172. Preller, Gr. Mytli. 1, 544, 2. [^Kremmer,
„dii penntes et viales f= animales) bei Serv. De catalogis heurcmatum. Leipzig 1890. S. 29.
s. Verg. A. 3, 168 und Laheo daselbst, sowie 31. Röscher.] [StoU.] Bei Nonn. Dionys. 14,
die äi Blvii, Trivii n. ^«acZm'w der römischen lo 39. 21, 195. 23, 156. 37, 164. 263. 290. 306.
Inschritten. [Roscher.J 334. 346. 452. 471 liest man gewöhnlich Zv.il-
Keleiitor {Kflivtaq), Sohn des Agrios in iiig siM> Ksliiig. Nach ilesi/c/j. bedeutet Äg/tfitg-
Kalydon, der mit seinen Brüdern ihrem Oheim nuig ?j lvv.iQ-ov. Von Leuten, die sich und ihrer
Oineus die Herrschaft nahm und dem Agrios Kraft allzuviel zutrauten, gebrauchte man das
o
gab. Dafür wurden sie von dem aus Argos Sprichwort KsXiiig sv ai8riQ(p Plut. a. .a. 0.
kommenden Diomedes, dem Enkel des Oineus, Zenoh. 4, 80. Prelhuitz , Die Teichinen bei
getütet, mit Ausnahme von Onchcstos und Bezzenbergcr , Beiträge 15, 154 Anm. leitet
Thersites, Apollod. 1, 8, 6. PauH. 2, 25, 2. den Namen Ksliiig von indogerm. *kelmos
Hyg. f. 175, s. Agrios nr. 6. [Stoll.] (nhd. Helm) = 'Helmschmied' ab. Vgl. oben
Kelkain {KsI-aulu).! Beiname der Artemis in 20 Kelbidas. [Höfer.]
Attica, Arrkin. 7, 19, 2. C. I. G. 1947. [Anecd. Keltine {Kfltcvr]), s. Keltos.
rar. Gr. et Lat. edd. SvhocJl et Studemund 1 Kelto {Kdru)), s. Keltos. [Stoll.]
p. 270. Correspondance inedite du comte de Keltos (KsXzög), 1) Sohn des Herakles, den
Caylus avecle P. Paciaudil p. LXVIf. Drexler.] er mit Keltine, der Tochter des Bretannos, im
Petersen, Die dreigestaltige Hekate, arch. epigr. Keltenlande zeugte, als er auf der Rückkehr
Mitt. aus Österr. 5 (1880), 21 ff. handelt aus- von Erytheia begriffen war. Das keltische
führlich über dieses Epitheton der Artemis Land erhielt seinen Namen von Keltos, Parthen.
und vermutet, dafs das von Arrian. a. a. 0. 30. Nach Et. M. s. v. KslxoC zeugte Herakles
erwähnte t% 'Agzifii-dog z6 tSog , das von den Keltos mit Kelto, der Tochter des Bretan-
Xerxes nach Susa entführt und von Alexander 30 nos. Bei seinem Abzug hinterliefs er der
dem Grofsen wieder nach Athen zurück- Kelto seinen Bogen, mit dem Befehle, wenn
geschickt worden war, das älteste athenische ihr Kind ein Sohn sein werde, solle er König
Bild der Artemis Brauronia und dafs diese werden, sobald er den Bogen spannen könne,
mit der Artemis Kelkaia identisch sei. Ein Ebendaselbst heifst Keltos, nach welchem das
Hekataion der Sammlung Modena in Wien Keltenland benannt war, Sohn des Herakles
(abgebildet arch. epigr. Mitt. aus Österr. 4 und der Sterope, der Tochter des Atlas. —
Taf. 5, 1), nach Mommsen (C. 7. L. 3, 3156a) 2) Kslrog, ein Phrygier, Sohn des Meges,
dalmatinischer Herkunft, trägt die Widmung Enkel des Dymas, zugleich mit Eubios von
Deanae Ctlceitidi Flavius Silvanus pos. — Periboia an den Ufern des Sangarios (vgl. II.
Petersen a. a. 0., vgl. 9, 63, erklärt diese als 40 IG, 719) geboren, vor Troja mit seinem Zwillings-
Hekate gebildete Diana Celceitis für dieselbe bruder von Neoptolemos erlegt, Quint. Sni.
Göttin wie die Kelkaia. Ein Tempel der 7, 611. [Stoll.]
Artemis Kelkaia (Kslyiatov) findet sich auf Kelusa {Kr'jlovaa), von Poseidon Mutter des
einer Inschrift aus Nikopolis (Epeiros) lbqk- peloponnesi.schen Flufsgottes Asopos, Paus. 2,
eauhrjv zfj &i(a sv Kslvaicp, Ardi. epigr. Mitt. 12, 5. [Stoll.J
aus Österr. 14 '(1890), 113 nr. 1. [Eine Dar- Keiiaios (Krivaiog), 1) Sohn des Euphorion
Stellung der Artemis Kelkaia haben wir viel- oder des Elephoros, nach dem das Vorgebirge
leicht auf einer im 3Ius. Sanclement. Num. Kenaion auf Euboia benannt sein soll , schol.
Sei. 2 p. 183 Tab. 19, 118 mitgeteilten Suj^h. Track. 237. — 2) Beiname des Zeus
Münze des Trajan zu sehen: AYTOK TPAIA- 50 von diesem Vorgebirge, wo ihm Herakles
NOC, Caput Traiani cum chlamyde ad pectus. einen Altar {Krivccia tiQrjnLg ßco^iäv, Sopli.
Bs. TT6AK6A Diana venatricis habitu, d. telum Trach. 993) errichtet hatte {Ax)ollod. 2, 7, 7;
e pharetra dcpromens, laeva extcnta arcum vgl. So])h. Trncli. 753 f.) Aescli. fr. 29 ==
gcstans, ad pectus canis venaticus. AE. min. Straho 10, 447. So^^h. Trach. 238. Skylax
Es liegt die Vermutung nahe, dafs San Cle- peripl. p. 51 Gronov. Suid. s. v. Krjvaiog.
mcnte falsch TT6AK6A statt K6AK6A gelesen [Auecdota varia Gr. et Lat. edd. Schocll et
hat. Drexler.] [Höfer.] Studemund 1 p. 265. 266. 274. Drexler.]
Keliiiis {KiXfiig, der Heizer, der Schmelzer?), Ovid Met. 9, 136. Bei Steph. Byz. s. v. Kdvai
einer der idäischen Daktylen, P/toron«s b. *S'c/toZ. {Kavutog Zfüg ov (lovov aitb zov Kavatov,
Ap. Rh. 1, 1129. Sophokles {fr. 336 Nauck) m dlXa v.al äno zfjg Kävrjg) scheint Kccvcdog die
b. Zenoh. 4, 80. C. I. Gr. 2374. Strah. 10,473. dorische Form für Krjvatog zu sein. Kurz
Clem. AI. Strom. 1, 75. Hesych. s. v. — Plut- vor seinem Tode opferte Herakles dem Zeus
arch. Prov. Alex, sagt, dafs Kelmis im Ida das auf dem Kenaion, Soph. Trach. 287. Diod.
sprödeste Eisen bearbeitete. In der korrupten 4, 37. 38; Tzetz. Lyk. 50. 51. p. 348; vgl. die
Stelle des Zenoh. scheint gesagt zu sein, dafs von Stephani, Compte rendu 1869 180 angeführ-
Kelmis im troischen Ida in hartes Eisen ver- ten Stellen und die Darstellung des Opfers
wandelt worden sei, weil er die Mutter Rhea Bd. 1 Sp. 2235 Z. 55ff. [Höfer.]
übermütig behandelt hatte. Nach Ov. Met. Kenclireios {KiyxQsiog), 1) Flufsgott, er-
33*
1031 Kenclareis Kentauren (Abstaranmng) 103ii
scheint auf Münzen des Antoninus Pius von Kenchris (KsyxQig), Tochter des Pieros, mit
Ephesos zusammen mit Kaystros, beide durch ihren Schwestern von den Musen in einen
die Beischrifteu KATCTPOC • KGNXPIOC kennt- Vogel verwandelt, Anton. Lib. 9. [Stell]
lieh gemacht, gelagert zu Füfsen des Bildes Kendreisos (?). In der Inschrift C. I. Gr.
der Artemis Ephesia, Andr. Morell'ms , Spe- 2049 wird in Philippopolis eine Phyle Ksv-
cimen univ. rei numm. ant. Lipsiae 1695 dgiaeig erwähnt. BoecJch vermutet, dafs die-
p. 120 — 121 Tab. 10, 5 („in tliesauro Laiiio- selbe nach einer Gottheit benannt worden sei,
nn"). EcJchel, D. N. V. 2 p. 522. Cat. Huber wie die Phyle 'AQtfiiiaiäq, C. I. Gr. 2047. 2048.
p. 53 nr. 574; desgleichen auf Münzen des In derselben Stadt wurden Festspiele Kendrei-
Septimius Severus, Vaillant, Num. Gr. p. 82 lo seia gefeiert, Eckliel, D.N. V. 2 p. 44; 4 p. 437.
(„Fr. Cameli"), p. 344f. Mi. S. 6, 155, 497. Sestini, Mus. Hedermr. 1 p. 74 nr. 44 Tb. 1
Allein kommt er vor mit der Beischrift KEN- Fig. 14 (KENAPEICEIA • TTY0IA). Sestini, Lett.
XPIOC unter Hadrian, Mi. 8. 6, 138, 396 nach num. cont. 3 p. 35 = Mus. Hedervar. 1 p. 74
.S'esimi, ikfws.iafed. 2, 166, 52 = Trtc^flt/nr. 7354, nr. 43. Wiczay 1 nr. 2456 Tab. 10 nr. 209
und unter Severus Alexander mit der Beischrift (KGNAP6CIA • TTY0IA). Diese KeNAP€CIA
KENXPeiOC, Mi. 3, 115, 398 (Gab. Cousinery). kommen auch vor auf Münzen von Nikaia,
— 2) Sohn des Poseidon, Stepli. Byz. s. v. TIead, H. N. p. 443. [Drexler.]
KlyxQ^eii, ?,. nuten ä. Kxt.Kenchrias. Als zwei Kentauren {KsvzavQoi, 'iTinoyiBvravQOL).
gelagerte männliche Figuren erscheinen die t t-w- -n«- ^.i ■^ » i. ...
Personifikationen der beiden Häfen von Ko- so ^' ^'^ Mythen von ihrer Abstammung,
rinth, Lechaion und Kenchreai, nach Millinytn Hinsichtlich ihrer Abstammung- hat man
und Gardner, Countries and cities in an- zwei Klassen von Kentauren zu unter-
ere«* art, Journ. of hell. stud. 9, 1888 p. 69 scheiden, die auch ihrem Wesen und Cha-
beide mit einem Ruder, nach Imhoof-Gard- rakter nach sehr wesentlich von einander
ner, Numism. Commentary on Pausanias und verschieden sind. In die erste gehören nur
Head die eine mit einem Ruder, die andere zwei: Cheiron und Pholos. — Cheiron (s. d.)
mit einem Anker in der Hand, zu beiden ist der Sohn des Kronos (Saturnus) und der
Seiten der Aphrodite auf Akrokorinth auf Phil[l]yra, einer Tochter des Okeanos, und
Münzen des Septimius Severus von Korinth, wird daher KQoviärjg und ^illvgidrig (phiiy-
Millingen, Syll. of anc. coins p. 56 f. PI. 2, 30. 30 reius) genannt {Hes. Tli. 1002. Euvielos [?J b.
Tmhoof- Gardner p. 18 nr. 7,2, p. 26 sub nr. 33 Schal, z. Ap. Bh. 1, 554 [= Fr. ep. gr. ed.
PI. G, 134. Head, Cat. of Greek Coins [in the KinM 1 p. 8]. Find. P. 3, 1 u. 4. ib. 4, 103
Brit. Mus.] Corinth p. 85 nr. 652 PI. 21, 14. — u. 112. 9, 31. Nem. 3, 43 u. 47. Ap. Ph. 2,
Gardner, Journ. of h. st. a. a. 0. bemerkt zu 1232 fi'.; vgl. ib. 1, 554. Apollod. 1, 2, 4. Verg.
der Darstellung: „it would seem that the tico Geo. 3, 550. Propcrt. 2, 1, 60. Ov. Met. 2, 676.
are personifications of Lechaeum and Cenchreae, Fast. 5, 383 ff. A. A. 1, 11. Schol. Germ. Arat.
perhaps in the persans of Leches and Cenchrias 87 5.). Nach Eiimelos (?) a. a. 0. und Phere-
tivo sons of Poseidon {Paus. 2, 2, 3), ivho loere kydes b. Schol. Ap, Bh. 2, 1232 ff. wohnte Kronos
eponymous heros of the harbours." Als zwei (s. d.) der Philyra in Gestalt eines Bosses*) bei,
langbekleidete Nymphen, stehend, jede ein 40 während er sich nach Ap. Bh. a. a. 0. und
Ruder in der Hand, den Arm um die Schulter Schol. (vgl. Verg. Geo. 3, 92 ff.) erst dann in
der anderen gelegt, mit der Beischrift LECH ein solches verwandelte, als ihn Rheia mit der
und CENCH sind die Personifikationen der Philyra auf der Insel Philyreis*=^) überraschte,
beiden Häfen dargestellt auf einer Münze des worauf Philyra aus Scham nach Thessalien
Hadrian von Korinth, Imhoof- Gardner , Num. entwich, wo sie den Cheiron gebar. Nach
Comm. on Paus. p. 15 nr. 7, 1 PI. C, 40. Hyg. f. 138 fand die Liebschaft des Kronos
Gardner, Journ. of h. st. 9 p. 69. Head, C. in Thrakien (Thessalien? vgl. Verg. Geo. 3, 94
Gr. C. Corinth p. 75 nr. 595 PI. 19, 15. Phi- und Philarg. z. Verg. Geo. 3, 93) statt, und
lostratus, Imagg. 2, 17 beschreibt ein Ge- Philyra wurde nach der Geburt- des Cheiron
mälde, auf welchem Lechaion in Gestalt eines .'io in eine Linde verwandelt (vgl. Philurg. a. a. 0.).
li£iQDC%iQv und Kenchreai in Gestalt mehrerer Ganz abweichend ist die von Suidas in seinen
Mädchen den gelagerten Isthmos umgeben. Thessalika überlieferte Genealogie des Cheiron,
[Drexler.] wonach er der Sohn des Ixion und Bruder des
Keuchreis {KtyxQstg), Gemahlin des assy- Peirithoos war {Schol. Ap. Bh. 1, 554 u. 2,
rischen (und kyprischen) Königs Kinyras, Mutter 1231). Wahrscheinlich erklärt sich diese Ab-
der Smyrna oder Myrrha, Ov. Met. 10, 435. weichung einfach aus der Verwechselung des
Hyg. 58. Lactant. fab. 10, 9. [Stoll.] Cheiron, der oft schlechtweg ÄtVrojvpo? heifst,
Kenchrias {KayiQiag), Sohn des Poseidon mit Kivzavgog, dem Sohne des Ixion und
und der Peirene, Bruder des Leches. Als er Stammvater der anderen Kentauren nach Pin-
VOn __ Artemis getötet wurde , entstand aus den eo *) offenbar um die Rofsgestalt des Cbeiron zu erkläreu.
Ihranen der Mutter die kormthlSCUe Quelle **) [Diese 'Insel PMlyi-eis' ist keine andere als die
Peirene. Nach den beiden Brüdern erhielten 'Inael Lakereia', auf welcher dasselbe Paar Philyra und
die korinthischen Häfen Kenchreai und Le- Kronos den Aphros, Vater der Aphrodite, erzeugte: CAro-
chaion ihre Namen, Paus. 2, 2, 3. 2, 3, 3. '"^'''" i'asch. p. 66 Bonn. Joann. Antloch. F.H.G. 4, 541,
Steph. B. V. KsyXQSai, wo er Kenchrfios'heifst. *' "* ^"^ (Sexlo^) Aphrikanos; nämlich die thesalische
Auch das argolische Kenchreai soll nach diesem p'^* ^.^':':;'^'^ .^"^^ der Boibeis. Bie Verlegung in den
c^u 1 D- i_ X • T. ^^.^ Pontos ist durch die Homonymie des pontischen Volks
^^.^"^ der Peirene benannt sein. Paus. 2, 24, 8. .,e, .^,;. , verschuldet. Vgl. pnuoiogm^ n. f. 3 i89o
Volcker, lapet. Geschl. 120. 189. [Stoll ] s. ii6. Tümpel.]
1033 Kentaiireh (Abstammung) Kentauren (Abstammung) 1034
dar. — Pholos (s. d.) dagegen, der Epony- xivt? 8i [qpaet] d'owAIAI <(AIAI, vgl. Sp. 766,64;
mos des Pholoegebirges an der Grenze von 767, 14. 20. 47. Tümpel)» '74''ovo: (LKy/yv««, «ft" ^*^
Elis und Arkadien, ist nach ApoUod. 2, 5, 4 nal Flr^yaeov rbv titsqcotov kutci trjv avxriv
(vgl. l'ind. Fr. 57 B. b. Paus. 3, 25, 2) der vv-nta, j^ äv ysvsad'aL KEvravQov, aqp' oi) noXv
Sohn des Seilenos und einer melischen Nymphe nXiiQ-oq yivBzai. — [Dia ist selbst Kentaurin.
(vgl. über diese Hes. Tli. 187. Callim. Ity. in Denn l.mufs sie Rofsgestalt gehabt haben, wenn
lov. 47. Ap. Bh. 2, 4 u. Schol. Tzetses z. Hes. Zeus, um mit ihr den Peirithoos zu erzeugen
Op. 145. ]\lax. Mayer, Gigant, u. Titan. S.14ft'.). l'mtoj biioioj&si? avzrjv TtsQi&hiv mufste (Eust.
Beide, Cheiron und Pholos, sind insofern von den 11. J 265 p. 100, 45; Et. 31. p. 668, 16; Nonn.
übrigenKentauren verschieden, als ihnen ein mil- 10 7, 125, einend. Welcher Ep. Cycl. 1, 217'^,
der, gastlicher Charakter eigen ist, und nament- 16, 241); 2. floh nach dem unglücklichen
lieh dem Cheiron (s. d.) allerlei wohlthätige Lapithenkampf Dia mit den übrigen Kentauren
Künste und Thätigkeiten zugeschrieben werden nach Malea, um von dort allein 'umkehrend'
(s. jedoch Sp. 1055 Anm.). — Ganz anders lautet mit Zeus den Peirithoos zu erzeugen: Scli. A
die Genealogie der übrigen Kentauren, D II. A 263, wo za bessern ist: . . . AaniQ-ai
über deren Charakter weiter unten gehandelt ölcÖkovolv avzovg als Mccläav OQog rrjg IlfXo-
werden soll. Nach /-"mf/or sind dieselben Söhne Ttovvr]aov rj ös tTlNI (1. Jia) dvaatgacpo-
des Kentauros (bei Tzctz. Chil. 7, 40 u. 9, 477 [isvrj (lazaßalövn zfjv cpvßiv slg i'rniov AIEMIPH
heifst er Imbros), eines frevelhaften, weder (1. zJit ifiiyri) »tat zov TtQoaiQrifiävov iyävvrjaa
den Menschen noch den Göttern wohlgefälligen 20 TJtiQiQ-oov, og olvoficca&rj uno toü nsgi^alf
Ungetüms, das die Wolke {NBcpslcx) gebar, tmicp hnoia&ävza rbv Aia Iv tm \iiyvvG%(xi rrj
welche der nach der Hera lüsterne Ixion (s.d.) firjzgl avzov (sc. Jia)*). Tümpel.] — Mehrfach
statt dieser umarmt hatte. Dieser Kentauros heifsen die Kentauren nach ihrer Abstammung
[hatte nach Schol V Od. (p 303 seine Doppel- ;mZ>(V/«jae (Fert/. yl. 7, 674. 8, 293. Ov. ^/. 12, 211.
gestaltnach dem doppelten Vorbild des mensch- 541. Stat. Th. 5, 263) oder Ixionidae {Lucan. 6,
liehen Vaters und der rofsgestaltigen Mutter 386). Scbliefslich müssen wir in diesem Zusam-
[Tümpel.] und begattete sich mit magnesischen menhange noch der verschiedenen Kentauren-
Stuten, welche am Fufse des Pelion weideten. genealogieen des Nonnos gedenken, welcher
So entstanden die wunderbaren Mischgestalten im 14. Buche seiner Dionysiaka drei Arten von
der Kentauren, welche am Unterkörper den 30 Kentauren unterscheidet, die alle den Dionysos
Müttern, am Oberleibe dem Vater ähnlich sahen auf seinem indischen Zuge begleiten. Als
{Find. F. 2, A2S.U. Schul. Wagner, Epitoma ex erste Klasse erwähnt er (v. 49ff.) den Pholos
Apollod. hihlioth. p. 57. 148. Lucan. 6, 385 f. und Cheiron u. s. w., die zweite Klasse sind
Eust. in II. 102, 15. Schol. II. 1, 268; vgl. Hyg. die gehörnten**) Kentauren (144, 180; vgl.
f. 33 u. 34 u. Schal. Luc. p. 56 ed. Jacohitz). 20,224), Söhne derHyaden, welche ursprüng-
Ganz ähnlich lautet die eine der Versionen, lieh Menschengestalt besafsen, aber von Hera
welche Diodor i, 69 f. überliefert: Ixion*) habe zur Strafe für die Bewachung und Pflege des
mit der Wolke nicht einen, sondern mehrere, neugeborenen Dionysos***) verwandelt wurden
und zwar menschengestaltigeKentauren gezeugt, (14, 143 — 192; die Namen ihrer 12 Führer
diese aber seien auf dem Pelion von Nymphen 40 sind: Spargeus, Gleneus, Eurybios, Kepeus,
aufgezogen wordea und hätten sich später mit Rhiphonos, Petraios, Aisakos, Ortbaon, Amphi-
Stuten vermischt, aus welchem Verhältnisse die themis, Faunos, Phanes,Nomeion; vgl.v. 186fl^.);
misch gestaltigen (^iqpvfrg) Hippokentauren ent- die dritte Klasse endlich bilden die (kyprischen)
Sprüngen seien. ISIach der zweiten von Diodor Söhne des Zeus und der Gaia, welche aus
a. a. 0. überlieferten Version dagegen war dem Samen entstanden, den der in Aphrodite
Kentauros der Bruder des Lapithes und Sohn verliebte Zeus, als er diese vergeblich ver-
des ApoUon und der Stilbe. Endlich gedenkt folgte, auf die Erde fallen liefs (14, 193 fl'. vgl. 32,
Diodor noch einer euhemeristischen Tradition, - 72 tf. 5, 614). f) [Hinsichtlich der sogen. Seeken-
wonach die Kentauren, die Söhne des Ixion
und der Nephele, gewöhnliche Menschen ge- 50 Flügelpferden und Kentauren auf uralten Gefäfafragmen-
wesen seien, welche zuerst die Kunst des ^""^ '^"^ Kameiros und anderen Bildwerken (MHcUhüfer
Reitens übten und infolge dessen vom Mythus ^fen^g "'^-'9' "''''''"■' ^^ "" ""■ ^' ^'°^ ^^^^^^^^- ^^i.
als mischgestaltig {Siqivaig) aufgefafst worden "^ T^ [Dasselbe Zeus-Abenteuer, in 3 Worte zusammen-
wären {Diod. 4, 70, vgl. Palaeph. 1. Schal. Verg. gezogen, in dem von nS/er (s. ob. 1 Sp. 2671, 40ff.) un-
GeO. 3, 115; mehr b. BoecTch, Schol. in Find. nötig beanstandeten Polypoites-Stemma F.mtalh. IL B
[Tom. 2] p. 319). Sehr merkwürdig ist die in 738 p.332, 36, das durch ein Komma sich teilen läfst :
den Schollen \BfL)\ z. II. 1, 266 überlieferte noivnmtnivn,infiind>'>>w,>>v'hiy.('/:(hi<,>i^'innoöu-
Version, welche die Mischgestalt der Kentauren ■'"'«'• ^'"'««- ersparte sich die schon vorher (p. 100, 45
■ j TU -KT i-j. 11 17 zu II. A 265) gegebene Ergänzung zu ov f. Z. imitn
aus einer in derselben Nacht vollzogenen Ver- . „ , / *' . - ,■ ^ n, ,i
, IT- 1 1 1 n.. li T-. <JU<Jt(j>9fii y.ai iitvei; tu Jiu. lumpel.j
miSChung des Ixion und des beflügelten Pega- 6O ^.^ Gehörnte Keniauren kommen auch in Bildwerken
SOS mit einer Sklavin [Dia] ZU erklären suchte**): vor, sogar in hocharchaisohen von Kypros, Ohnefalsch-
Richter im ,. Ausland" 1891 S. 547; vgl. dazu Nonn. D. 5, 614;
*) [Nach Diodor 'Gatte der Dia, Besitzer von Bossen, Knaack im Hermes 25, 82 f.; femer Salinas Memorie d. I. A. 2,
die ihm als Entschädigung für die vorenthalteuen Braut- 518. Benndorf, Ant. v. Zürich 458 Taf. 8, 94 und die Peters-
geschenke der Schwiegervater abpfändet". Tiinipel.] burger Vase nr. 916. Stephani,C. R. p.Va. 18~4 B.^ ■a.B. SG, 'd.
**) Vielleicht hängt dieser Mythus mit der Erscheinung ***) Vgl. auch den Sarkophag in Paris hei Froehner,
beflügelter Kentauren auf assyrischen Bildwerken (s. Notice du Louvre 1, 295 u. 261 f.
Sp. 1055) und etruskischeu Buccherovasen (Milchhöfer, t) [Diese Aphrodite ist wohl die thessalische Aphros-
Anf. d. Kunst in Gr. 76), sowie mit der Gruppierung von tochter aus der boibeischen Lakereia, die in die Chei-
1035 Iventaui-en (Kampf m. d. Lapithen) Kentauren (Kampf m. d, Lapitlien) 1036
tauren s. d. Art. Ichtbyokentaureii u. Triton. Menschen und Kentauren entstanden. Auch der
Nur beiläufig sind hier noch die von it(cmTO(i-era Dichter des Herallesschildes gedenkt y. 178 ff.
MstAü. 18. 28) erfundenen, im Solde des Phae- der Schlacht der lanzenschwingenden (a^;i;ju.r^Ta:^;
thon stehenden (geflügelten) Nephelokentauren vgl. II. 12, 128) Lapithen, deren 9 Kaineus,
zu erwähnen, als deren Föhrer der Schütze aus Dryas, Peirithoos, Hopleus, Exadios, Phale-
dem Tierkreise fingiert wird. Auf diese Idee ros, Prolochos, Mopsos, Theseus (s. jedoch
scheint Lucian durch Arktoph. Nub. 346 (vgl. Hermes 27, 374 f.) genannt werden, und der
Sdtol.) und Aristot. n. evvtivCcov 3 {cd. BeroL 9 mit Fichten {^lüzai) bewehrten Kentau-
p. 461^ 20) gekommen zu sein. Mythische ren Petraios, Asbolos, Arktos, Ureios, Mimas,
Ijedeutung haben sie natürlich nie gehabt.] lo Perimedes, Dryalos und der 2 Söhne des
11^) Kampf mit den Lapithen (thessa- Peukeus. Hinsichtlich des engen Zusammen-
iis eher Mythus; vgl. die Münze von Ma- hanges dieser Schilderung der Kentaurenschlacht
gnesia Thessaliae in der ArcJi. ZUj. 1847 mit den ältesten Vasengemälden und dem Kypse-
Taf. 10, 5). Derselbe fand nach der gewöhn- loskasten vgl. die von Meyer, Gandharven-
lichen Überlieferung vor dem Kampfe mit Kentauren S. 39 u. 60 angeführte Litteratur.
Herakles statt (vgl. Apollod. 2, 5,4. Scliol Mit grofser Wahrscheinlichkeit läfst sich ferner
Find. P. 2, 85. Schol. 11. 1, 263. Ov. Met. 12, vermuten, dafs der Kampf der Kentauren und
306 u. 535), wonach mehrere später von Hera- Lapithen auch in den verloren gegangenen
kies erschlagene Kentauren, darunter Pholos Theteen und Kcntauromackicen (vgl. Ael V. H.
und Nessos, den Lapithen entfliehen; das um- 20 11, 2) eine Rolle spielte {Meyer a. a. 0. 39).
gekehrte Zeitverhältnis behauptet nur Schol. Mehrere Hindeutungen auf diese Sage finden
/?. 1, 266 und, wie es scheint, Herodor b. Flut. sich bei Findar Fr. 147 (vgl. Hör. ca. 4, 2, 13)
Tlies. 30). Die ältesten litterarischen Zeug- u. 148 Bückli, aus denen hervorgeht, dafs die
nisse für diesen Kampf finden sich bei Homer. Kentauren sich in Wein berauschten und den
II. 1, 262 fl'. rühmt Nestor als die stärksten unverwundbaren Kaineus mit grünen Fichten
Menschen der Vorzeit die Lapithen Peirithoos, so völlig überschütteten, dafs er aufrecht in
Dryas, Kaineus, Exadios und den göttergleichen die Erde hinabsank. Auf die bei dieser^ Ge-
Polyphemos und sagt ib. 267 von diesen: legenheit hervortretende Trunksucht und v^qiq
>ca>r^aro. ^\v i'aav ^ai y^aQrCazoi, 'si^ixovro ^Jf/ Kentauren beziehen sich ferner Stellen wie
^noo\v*)6o8a^cöoict Ji hnävX^A^oXsa- ^^ IhcognbU. Isoer. 10,2b. Vercj.Geo 2, A55ii. Ilor^^
^'^ ^ - ' ^^j, crt. 1, 18, 8. Von den Tragikern scheint nament-
Von Polypoites, dem Sohne des Peirithoos, ^l^}" Aisehylos in seinen vielleicht von (j««-rf (vgl
heilst es 112, 742 ff. (s. Mcmnhardt, A. W. ^^i^^, 172 u 242 ^it Aesch Fr. 178 11^ 179
u F K 46)- ed. JVaMcA;) benutzten l'e?-j7iö«6tfleH die Lapithen-
', " f, / . il / , , « t, s> ' Schlacht behandelt zu haben (vgl. TP'eZcVier,J.esc/t.
zov (j VTtoßsiQi&ocp TsyiSTO yiXvToglTinodcc^na j;^.^j_ ^^^ j^j^^^^^. .^ .^ q ^^ ^.^^,. ^,^^,,. rjc^^y
miazi reo ots cpr^qa^ sziaaxo laivrisvxa^ j^-^^^^. guhemeristischen Auffassung der Ken-
xovg b £H lljiUov (aas xat Ai&i^saat Ttslaaasv. ^..^^^.^^ ^^^ -j^^.^^ Kampfes mit den Lapithen
Od. 21, 295 ff. wird die Entstehung des Zwistes begegnen wir bei Ftüaepli. de incred. 1 und
erzählt. Der Kentaur Eurytion habe sich im 40 Apostol. prov. 9, 73 (vgl. Diod. 4, 70 u. Serv.
Hause des Peirithoos mit Wein berauscht und v. Geo. 3, 115). Ausführliche Schilderungen
in seiner Raserei allerlei Frevelthaten verübt der Lapithenschlacht finden sich erst bei D/o(/or
{(laivo^svog %d%' ^'q8^8 döfiov -näza nsLQL&öoio 4^ 70 und Ovid Mtt. 12, 210 ff., zu denen noch
V. 298), wofür er von den Lapithen durch Ab- Schol. Find. F. 2, 85 u. Schol. II. 1, 263 ff. Ap.
schneiden seiner Ohren und Nase bestraft Fh. 1 , 59 ff. Epitoma ex Apollod. biblioth. ed.
worden sei**% So sei der Streit zwischen den ira(/«tr p. 57 f. vgl p. 147 (Kaineus). Ilyg.f.lVd.
rongenealogie verwickelt ist; s. o.Sp. 1032 +). Die Tendeuz Val. Fl. 1, 140 ff. Sero. Z. Verg. A. 7, 304. Flut.
dieses Mytliologtms ist etymologiscli: Kivtavqo? von Thes.30. (Jrph. A.ilT. Lactciut. Z. Stat. Theh.2,
y.ivtüv avQav, wie auch das Motiv von des Ixions Brunst 563. Schol. Lucicin. p. 251 Jacobitz. Mytjiogr.
gegen die der Hera substituierte itsQia rtipiX}] dem glei- 50 Vat. 1, 154. 162. 2, 108. 3, 6, 25. TzctZ. ChU.
chen Verdacht etymologisierenden Fabulierens unter- g igoOff'. U. S. W. hinzukommen. Nach Biodor
"'?,\TntrJ°''r\''^! '^//'".tn'inJ*'"o^'"/t^^ verlangten die Kentauren, da sie derselben
p. 314, 50. 51. 54. Eustath. II. A 286 p. 102, 20. Et. M. . , , %, • n • 1.1 r o 7 ? tt- /i 1
Kn<,\;i .,1 IV i.h^.. VI c^;,. 11 ia Ti.s^ oll Abkunit Wie Peirithoos waren Ibcliol. V Ud. cp
p. 503, 51; vgl. Welcher, AI. Sehr. 11, 18. Tümpel.] t-, -i r, n p -n. n m.- 1 T
*) Mit Kecht leitet Wüaiuowitz . Eurip. Herakl. 2 303 a.E. mit Berufung auf P^OTftom lumpel.J,
s. 124 den Ausdruck ipijQ statt 9,\it aus dem thessaiischen von diesem einen Teil des väterlichen Erbes und
Dialekt ab; die dialektische Form scheint mit der Sage gerieten darüber mit den Lapithen in Streit.
gewandert zu sein. Nach Beendigung desselben lud Peirithoos zur
**) Ein von Heydemann erläutertes, die Überbringimg Ye\Qx seiner Hochzeit mit Hippodameia (Deida-
von Hochzeitspbon an Peirithoos und Hippodameia (oder ^^-^ ^^^^ p^.^^_ rj.^^^^ 3^ [Hippoboteia nach
Peleus VI. Thetis?) darstellendes Pompeian. Wandgemälde 077 a ri a cnn m •• 1 S t 1 • i,
s. Arck. zio. 30 (1873) Taf. 67, 2. - [ÄviJ. .'zu v. ,303, vgl. 60 hchol. A II. A 263 Tumpel] Laodameia nach
zu 205, nennt die K. avyYextXi des Peirithoos, um deren einer Vase Arch. Ztg. 14, 156 . 29, 159. L. 1.
Teilnahme an seiner Hochzeit zu erklären, und begründet Gr. 8442 b), der Tochter des Butes [auch ein-
(uuter Berufung auf Plndaros) des Peirithoos Liebes- zusetzen bei PindarOS fry. Schol. V Od. qp
Werbung um die 'Keutaurin' Hippodameia (vgl. Buttmann y()3 ; oQ'8V KKt ZOV TIllQl&OOV, ini-ulrjOLV 'l^lOVOS
z. d. St. u. Myihol. 2, 221 ff.*) durch die Analogie seines ^[^^ ovza, IccaßävSLV £&sl£l<vy yvvaiOV TtaQCC
Bruders (Kentauros), der, keutaurengestaltig, ebenfalls
7loX?.((y.t: lnhiaiaL,s Talg y.atü tu IIi]?.iov Imtoiq. Auch (Sp. 1033, 24ff.; IO36, 61ff.). Auch Peirithoos liebt die
dieser habe seine ay.llaar.oi ö(V''/ n()^<.'~ ■tag ovvovaiag Tochter des Kentaurenhäuptlings als Sohn einer ICen-
vom Vater Ixion über die 'rofsgestaltige' Alutter Nephele taurin (Sp. 1034, 5 — 22). Tümpel.]
1037 Kentauren (Kampf m. d. Lapithen) Kentauren (Kampf m. d. Lapithen) 1038
täv ovyysvav Ksvtuvqwv rrjv tBAZIN (1. Bovtix, Kaineus hervor, den drei Kentauren unter Fels-
wenn nicht Mafftv?) toO Trgovxovtoi; ccvxwv stücken und Baumstämmen zu begraben suchen
(HS. -6v) Tiag&Svov 'limoSdasiccv; vgl. auch (s. Abb. 1). ,,Aber es fehlt Eurytion und seine
Biittmann z. d. St. Bei IHodoros las man früher Frevelthat, wie auf der hesioäischcn Äspis, und
BvoTov statt Bovroc. Tümpel.], den Theseus imd damit fehlen die Weiber, deren bedrohte Schön-
die Kentauren ein, wobei letztere trunken den heit dem wilden Kampf einen Hauptreiz ver-
anwesendeu Frauen Gewalt anznthun versuchten. leiht. Als Watfen führen die Kentauren Äste
In dem nun folgenden Kampfe wurden viele und Steine, sie haben grofse Barte, boi'stig
Kentauren getötet, die übrigen vertrieben. über der Stirn emporstehendes Haar und
Jedoch der bald darauf von den sämtlichen lo Satyrohren." Der menschliche Oberkörper
Kentauren erneuerte Kampf war für die La- aber sitzt bei ihnen, abweichend von der Dar-
pithen unglücklich; viele von ihnen wurden Stellung Cheirons auf derselben Vase, auf
getötet, die übriggebliebenen aber nach Pheneos einem vollständigen Pferdeleib, so dafs die
in Arkadien und Malea vertrieben. (Hier scheint Fran9oisvaso auf der Grenze zwischen der
Diodor den alten Mythus willkürlich entstellt ä,lteren und jüngeren Kentaurenbildung steht
zu haben, da z. B. Apolloä. 2, 5, 4 u. Schol. (Meyer a. a. 0. 68 f.). Ferner müssen wir hier
IL 1, 263 ausdrücklich Malea als den Ort be- gedenken der Figuren des westlichen Giebel-
zeichnen, wo die vertriebenen Kentauren felds des Zeustempels von Olympia, welcher
wohnten; vgl. auch Apottod. 3, 9, 2, wonach noch in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
Atalante die Kentauren Rhoikos und Hylaios 20 vollendet worden ist. Hier erscheinen die
in Arkadien erlegte; s. auch Schol. Find. P. 2, 85 Kentauren als Frauen- und Knabenrliuber (vgl.
u. dagegen Verg. Ä. 7, 304 u. die Erklärer dieser Funde v. Olympia herausg. v. Direktorium S. 13 ff.
Stelle.) Durch diesen Erfolg ermutigt, hätten T. 10. Furtwängler , Preufs. Jnhrh. 51, 375 ff.
die Kentauren, aus dem Pholoegebirge her- ArcJi. Ztg. 38, 117. Jfey/cra. a. 0. 72f. E.Curtius,
vorbrechend, die vorüberziehenden Hellenen Sitzungsher. d. /r. ATcad. d. Wiss. Berl. 1883
durch Raub und Mord bedrängt. Die bei S. 115. Wolters, Gipsabgüsse S. 128ff. u 134ff.
weitem anziehendste und schwungvollste Schil- wo auch die übrige Litteratur bis zum Jahre
derung des Lapithenkampfes verdanken wir 1885 zu finden ist. Treu im Jahrb. d. arcli. I.
aber Ovid, der gewifs vieles älteren Quellen 3 (1888) S 175ff. Taf. 5 u. 6. Flasdi bei
(z. §. Aischylos' Perrhaihiden?) und glänzen- 30 Baumeister, Denlm. d. Icl. Alt. S. 1104DDff. u.
den Bildwerken der alexandrinisch-pergameni- Taf. XXVII Fig. 1273. Sauer u. Treu ihi Jahrb.
sehen Epoche entlehnte, manches auch hinzu- 6 S. 88 ff. u. S. 105 ff. Einige Zeit nach den
dichtete und einflocht, wie z. B. das „fast olympischen Skulpturenund,wie es scheint, unter
sentimental ausgemalte, an Zeuxis (Luc. Zeux. demunmittelbarenEinflufsderselben(2^i(r?t(;fl>/r/-
c. 3 — 6) und Pliilostratos (Imag. 2, 3), sowie ler a. a. 0. 377) entstanden die Metopen des
an erhaltene Bildwerke {Müller, Hdb. § 138, 1. athenischen Parthenon, Avelche ebenfalls Ken-
Meyer a. a. 0. 79) gemahnende Liebesleben taurenkämpfe darstellen (Michaelis, Parthenon
des Kentaurenpaares Kyllaros und Hylonome T. III, 10. 12. 22. 25. T. IV, 29. ilf «Wer- TFtese^er,
(v. 39:] ff.). Zu den älteren Zügen des Ge- J). a. 7f. 1, 111 u. 112. Me?/«" a. a. 0. 73), sowie
dichtes gehört z.B. die Erzählung vom trunkenen 40 der Westfries des Theseion in Athen (Milller-
Eurytos, der sich (v. 224) an der Hippodameia Wieseler, Denhm. a. K. 1, 110), auf dem die
vergreifen will (vgl. Od. 21, 295 ff.), ferner das Kaineusgruppe bedeutungsvoll hervortritt (s.
Schleudern des Altars v. 258 ff., der auch auf Kaineus). Gewifs mit Recht hat man vermutet,
Vasenbildern oft erscheint und an das vor dafs die sämtlichen dieser Epoche angehörigen
der Hochzeit versäumte Aresopfer erinnert grofsartigen Kentauromachieen ebenso wie im
(vgl. Schol. Pind. P. 2, 85. Aristid. 1, 368 pergamenischen Zeitalter die Gigantomachieen
Dind. Mev/er a^. 0. 76), die Verscbüttung und zu den denkwürdigen Kämpfen der Hellenen
Verwandlung des Kaineus (s.d.), vor allen Dingen gegen die Barbaren gewissermafsen mythische
aber die 56 Kentauren- und 18 Lapithen- Parallelen bilden sollten (Meyer a. a. 0. 72 f.
namen, die gewifs zum gröfsten Teil älterer 50 Curtiiis, Ar eh. Ztg. 1883 S. 355). Von den
Überlieferung entstammen (Poscher in Fleck- olympischen und athenischen Skulpturen sind
eisens Jahrb. 1872 S. 421 ff.). Im Kampfe be- wiederum die des Frieses von Phigalia ab-
dienen sich die Kentauren der Trinkgefäfse hängig (K. 0. Müller, Hdb. 119, 3. Müllcr-
(vgl. Verg. Geo. 2, 457), eines Leuchters, der Wieseler a. a. 0. 1, 123 b u. c), nur dafs
Feuerbrände, Bäume und Steine, ferner führen hier, der fortgeschritteneren Zeit entsprechend,
Lykotas (v. 350) und Teleboas (v. 443) Wurf- leidenschaftlichere Bewegungen und drasti-
spiefse, Pyrakmos ein Beil (v. 460); ihre schere Motive hervortreten. Die kürzlich zu
Kleidung besteht aus Bären-, Wolfs- und Gjölbaschi in Lykien entdeckten Friesreliefs
Löwenfellen (v. 319. 381. 430), wofür sich teil- sind nach Friederichs- Wolters, Gipsabgüsse etc.
weise aus Bildwerken Parallelen anführen eo nr. 993 — 999 S. 315 ff. ins fünfte Jahrhundert
lassen (s. u.). Unter den Bildwerken, welche zu setzen. In betreff der Vasen und sonstigen
den Lapithenkampf darstellen, sind besonders Bildwerke, welche die Lapithenschlacht dar-
hervorzuheben: Die FrauQoisvase (Abb. 1), auf stellen und mehrfach von den vorerwähnten
welcher die als at2;urjTat('Zfes. aöTTig 178) gerüste- Skulpturen abhängig sind, vgl. Meyer a. a. 0.
ten Lapithen gegen die Kentauren Hylaios, Ak- 74 und 75 f. Müller, Hdb. 389, 3. Brunn,
rios, Hasbolos, Petraios, Pyrrhos, Melancbaites, Künstler gesch. 1, 182. 2, 23. 101. 409. 0. Jahn,
Orosbios kämpfen (Weizsäclicr , Bh. Mus. 32, Bcsehr. d.Vasens. z. 3Iünrhen-ür.S4-. 8Q.3G8 etc.
373 f.). Unter den Kämpfern ragt besonders 846. 1258 u. s. w. Anh. Ztg. 18 Taf. 139 f.
1039 Kentauren (Kampf m. d. Lapithen)
Kenlauren (Kampf m. d. Lapithen) 1040
E. Curtius, Arch. Ztg. 1883 S. 347 ff. Taf. 17
u. 18. Müller -Wieseler a. a. 0. 1, 83 u. 84 f.
Heydemann, Arch. Ztg. 1871 S. 45 u. 54. Der-
selbe 5. Hall. WincJcelmannsprogr. 1879 S. 86
nr. 86 Taf. III, 1.
Kunstmythol. Zusatz.
[Den Typus der ältesten Kentaui-en-La-
])itliendarstellungen erkennen wir aus Hes. Sc.
Sunion {Ath. Mut. 9, 17 — 19, vgl. S. 347
YFabricius\). Auch wiederholte sich die Dar-
stellung als Schmuck der Sohlen des Parthe-
nos {Plin. N. H. 36, 18), und nachträglich
schmückte Mys den Schild der Athena Pro-
machos des Pheidias mit einer Kentauro-
machie, zu der Parrhasios die Zeichnung
lieferte (Paus. 1, 28, 2). Starke Abhängigkeit
von attischen Motiven zeigt die Kentauromachie
Hcrc. 178 ff. ; die Kämpfer standen sich hier lo des Heroons von Gjölbaschi-Trysa (Benndorf,
nicht paarweise, sondern in Reihen gegenüber,
von deren primitiver Gestaltung sicilische und
etruskische Reliefgefäfse einen Begriff geben
können {Löschcke, A. Z. 1881, 44 f. Sittl, Jb.
d. I. 1887, 184). Die ältesten erhaltenen Dar-
stellungen finden sich auf einer CäretanerHydria
{A. d. Inst. 1863 Tav. E), welche wahrschein-
lich aus einer ionischen Fabrik stammt (siehe
Abbildung 2 und vgl. Dümmler, Rom. Mitt
Heroon von G-Tr. Taf. 17. 18. 23); doch wird
hier und in der entwickelten rotfig. Vasen-
malerei, von Aristophanes und Erginos {Klein,
Vasen m. Meistersign. S. 185, 2), Polygnot
(KleinS. 199, 2) und den Meistern der Münchener
Vasen 368 und 805 (abg. Dubois-Maisonneuve,
43; A. Z. 18 Taf. 139) das Thema ähnlich wie
am Theseion wieder verallgemeinert (vgl. auch
die eiste Mon. d. I. Suppl. 17. 18); nur matte
Abbildung 1
3, 169 ff.) lind der attischen Franyoisvase (M. 20 Nachklänge geben C. R. 1873 Taf. 4, 1;
d.i. 4, 56 f; Wiener Vorlegchl. 1888, 3); siehe Benndorf, Gr. u. sicil. Vasenb. 35 und M. A.
In beiden Darstellungen ist d. I. 1H54, Tfl. 16; die apul. Vase Berlin 3241
{Gerhard, apul. Vb. 7), der
t .>«'*'*^© ..,., .^mw^ 0.N««»'i'^©4 Grabstein des Metrodoros V.
^^ Chios Berlin 766. In der
späteren Malerei erscheint
der Stoff selten, wie das Ge-
mälde des Hippens(Oyer&ecÄ;,
S. Q. 1960); in der Überliefe-
rung steht das schöne Mono-
chrom von Her-
culanum {Hei-
big, 1241, Mus.
Borb. 5, 4) unter
den erhaltenen
Monumenten
vereinzelt da
(vgl. Heibig,
Untersuchunqen
S. 79 f.). Un-
bedeutende
Darstellungen
enthält das vatikanische Mosaik von Otricoli
{Pistolcsi, il Vat. descr. 5, 102). Auch Sarko-
phage stellen denGegenstand'nichthäufigdar;
s. Visconti, 31. P. Gl. 5, 12. Lchas-Rcinach, voy.
arch. 100. Ath. Mitt. 2, 12, besonders aber
M. A. d. I. 1855, Tfl. 19, wo die Deutung auf
Herakles durch nichts gesichert ist; das Gleiche
{Paus. 1, 17, 2) und mehrere wertvolle rf. 50 gilt von etruskischen Aschenkisten {Cone-
1) Kaineusgruppc aus der Kentauromachie der Fraiic;oisvase (nach Wiener Vorlegebl. 1888, 3)
die Waffe der K., wie bei Hcsiod, der Baum-
stamm. In Attika gelangt der Gegenstand zu
grofser Popularität, die seit den Perserkriegen,
vermöge der naheliegenden Beziehung auf die
Niederwerfung der Barbaren, ihren Höhepunkt
erreicht. Von Werken der Malerei gehören
hierher Mikons Wandgemälde im Theseion
Vasen, worüber Curtius, A. Z. 1883, 34 zu ver
gleichen ist. Auch die älteste, plastische Be-
handlung des Themas, die westliche Giebel-
gruppe von Olympia {Jahrb. d. I. 3, 5. 6), fügt
sich der durch jene Monumente vertretenen
Typenreihe ungezwungen ein: immer entbrennt
jetzt der Kampf beim Hocbzeitsmahle und es
fehlen regelrechte Waffen (vgl. Jahrb. d. I. 6
S. 91 u. S. 105 gegen v. Wilamoivits, Herakles 1
S. 305, 4). Derselben Typik folgen die an neuen 60
und schönen Motiven reiche, aber nicht ganz
gleichwertige südl. Reihe derParthenonmetopen
{Michaelis, Parthenon Tu. 3 ^, die stürmisch be-
wegten Scenen im Westfries des sog. Theseion
(D.a.K. 1, 21, 110. 111), der von einem attischen
Künstler entworfene Fries von Phigaleia
{Stackeiberg, Tempel des Apollon Epikurios 20
—29. Anc. Marbles 4, 1—10) und der von
stabile, dei mon. di Perugia 07 ff". Mus. Greg.
1, 94, 3) und Spiegeln {Gerh. 309, 1). Sauer.]
II'') Über die ebenfalls in Thessalien spie-
lende Sage von der Bedrohung des Peleus
durch die Kentauren des Pelion und dessen
Rettung durch Cheiron oder Hermes s. den
Art. Peleus.
III) Herakles' Kentaurenkampf (e 1 i s c h -
arkadischer Mythus). *) In betreff' des chrono-
*) Vgl. in betreff dos nahen Zusammenhangs der
Eleier und Thessaler ßursian, Geogr. v. Gr. \t, 272 f. Wila-
mowitz, Kun'p. /{eralles 2 S. 123 und den Artikel 'La-
pithen'. Überhaupt scheint die vorzugsweise in Thessa-
lien, Elis und Arkadien heimische Kentaurensage aioli-
schen Ursprungs (vgl. Kiepert, Lelirb. d. alten Geogr. § 218
u. unten Sp. 1080 ff. uud das Knde des Artikels). Augeias,
der König von Elis, war nacli einigen Zeugnissen ein
Sohn des Phorbas von Olenos und Enkel des Lapithts.
1041 Kentauren (Kampf mit Herakles)
logischen Verhältnisses desselben zum Lapitlien-
kampfs. Sp. 1035. Die ältesten leider gröfsten-
teils nur sehr fragmentarisch überlieferten litte-
rarischen Zeugnisse finden sich in dem Homer
zugeschriebenen kleinen Gedichte Käjuvog r]
M5ß«fiftff V. 17 f., wo Cheiron als Anführer der
Kentauren gefafst wird, bei Stesichoros
fr. 7 und vielleicht auch in den Frag-
menten der HcraTdeia des Panyasis
{Epici (jr. ed. Kinkel 1, 255 ff. nr. 4,
12 — 14), sicherlich wird aber dieser
Mythus noch in vielen älteren Hera-
Idccn, z. B. in der des Peisandros {HesycJi.
vovg ov nuQK KsvxavqoLCi), behandelt
worden sein {Meyer a. a. 0. 39 f.
i^tephani C. E. p. Va. 1873 S. 92 ff".).
Auch im griechischen Drama finden
wir nur wenige Anspielungen auf He-
rakles' Besuch bei Pholos und seinen
Keutaurenkampf. So z. B. bei Sophokles,
der Track. 1095 die von Herakles be-
siegten Kentauren bezeichnet als:
öicpvrj x' ccfiLKZov tTtTioßäuova gzqcctov
9r]Q<Zv vßQiazijv ävofiov, vntqoxov ßiav.
Vgl. V. 714 If., wo es heifst, dafs auch
der ■9'fög Cheiron dem mit dem Blute
der lernäischen Hydra benetzten Pfeile
erlegen sei. Eigentümlich ist der
Widerspruch, den sich Euripidcs im
Herc. furcns zu schulden kommen läfst,
indem er v. 182 den Keutaurenkampf
des Herakles auf das Pholoegebirge,
V. 368 aber (ebeuso wie Pohjaen. Strat.
1, 3, 1, Mytli. Vat. 1, 61 u. Tzctz. z.
Lykophr. 670) an den Peneios und auf
den Pelion und die Homole verlegt,
was auf eine Verwechselung mit dem
Lokal der Lapithenschlacht deutet,
die um so näher lag, als es ja auch in
Elis, in der Nähe der Pholoti, einen
Flufs Namens Peneios gab.*) Von
Epicharmos ist uns der Titel einer
Komödie 'HQccyiXfjg ncega (I>6loj über-
liefert, worin die Efslust des Heros
in lustiger Weise dargestellt war.
Nach Theokr. id. 7, 149 f. u. Sdiol. war
Cheiron vor dem Beginn des Streites
bei der Bewirtung des Herakles durch
Pholos zuoregen.
Den ersten zusammenhängenden
und ausführlichen Berichten über He-
rakles' Keutaurenkampf begegnen wir
erst bei Apullodor und Diodor, welche
in der Hauptsache übereinstimmen,
im einzelnen aber besonderen, zum
Teil sehr alten Traditionen folgen.
Nach Äpollodor 2, 5, 4 wurde Herakles,
als er, um den erymanthischen Eber zu . , .^
erjagen, Pholoe**) durchzog, von Pho- 4K
Ebenso sollte der eUsche König Endymion (s. d.) aus
Thessalien stammen u. s. w.
*) Nach Lucan. 3, 198. ß, 388 ff. 7, 149. 827 und !<tat.
Acli. 1, 168 u. 2.38 gab es freilich auch in Tliessalien eine
Pholoe ; Tgl. Schol. IL 2, 739. Wie es scheint, fufst jedoch
diese Annahme lediglich auf Eur. Herc. für. a. a. O.
**) Auf der Pholoe wächst nach Dioskor. 3, 6 (8) das
sogen. y.ettaÜQtor.
Kentauren (Kampf mit Herakles") 1042
los, dem Sohne des Silenos und einer meli-
schen Nymphe, gastlich aufgenommen (vgl.
die Bildwerke in d. Arch. Z. 1865 S. 81 ff',
u. 201. Heydemann, 3. Hall. Winckclmanns-
progr. S. 95 nr. 47). Dieser setzte dem He-
rakles gebratenes Fleisch vor, afs selbst aber
C3
CS
nach Kentaurenart rohes (vgl. KsvtavQovg mjuo-
cpayovg Theogn. 541). Als Herakles ihn um Wein
bat, sagte Pholos, er fürchte sich, das gemein-
same Fafs {TtCQ-og) der Kentauren zu öffnen, that
es aber dennoch, als Herakles ihn deshalb be-
ruhigte. Sobald, nun die Kentauren den Duft
des Weines witterten, kamen sie an die Höhle
1043 Kentaiiren (Kampf mit Herakles)
Kentaui'en (Kampf mit Herakles) 1044
des Pholos heran, grerüstet mit Felssteinen und
Fichtenstämmen. Den Anchios ('^^ktos?) und
Ägrios, welche zuerst einzudringen suchten, ver-
l'agte Herakles mit Feuerbränden, die übrigen
trieb er mit Pfeilschüssen bis nach Malea (oder
MaXaiccin Arkadien? Ygl.Bursian, Geocir.v.Gr. 2,
'243^ 1), wo sie bei Cheiron, der nach dem Lapithen-
kampfe dorthin entwichen war, Schutz suchten.*)
Hier durchbohrte ein Pfeil den Arm des Elatos
und fuhr in das Knie des Cheiron, welcher von lu
nun an au einer unheilbaren, schmerzhaften
Wunde litt (vgl. Tzetz. CM. 5, 123), so dafs
er schliefslich gern seine Unsterblichkeit preis-
gab (vgl. Sopli. Tr. 714f , anders und zwar wohl
nach Äntisthenes [Eratosth. Kaf.iO; vgl. Schol.
German. Arat. p. 419 Eyss. Welcher, Kl. Sehr.
3, 8] Ovid. fast. 5, 387 ff.). Nach Phüostratos'
IleroiJcos p. 328 = vol. H p. 214 ed. Teubn.
u. Tzetz. Civil. ,5, 121 ff. überredete Asbolos die
anderen Kentauren zum Kampfe mit Herakles 20
und wurde dafür von diesem gekreuzigt. Die
übrigen Kentauren aber entflohen teils in das
Maleagebirge, Eurytion aber nach Pholoe(?01e-/
nos nach Apollod. 2, 5, 5 und I)iod.^, 33), Nessos an
den Euenosflufs, die andern nahm Poseidon
auf (si's Kalvääva?**) sig xcc Asv^cöota oqtj?)
und verbarg sie in einem Berge (vgl. die Sage
von Taphiassos in Aitolien bei Strab. 427). Als
aber Herakles nach Pholoe zurückgekehrt war,
traf er den Pholos in Verwunderung darüber, 30
(die unsichere Lesart läfst sich aus Diodor 4,
12 verbessern), dafs ein so kleines Ding, wie
ein von ihm aus einem toten Kentauren ge-
zogener Pfeil, ein so gewaltiges Wesen ver-
nichten könne. Da glitt der Pfeil ihm aus
der Hand und fiel ihm in den Fufs, worauf er
sofort starb, v Nachdem Herakles den Pholos
bestattet, begab er sich wieder auf die Jagd
nach dem Eber. Die Abweichungen und Zu-
sätze, welche uns Diodor 4, 12 und 14 bietet, 40
sind kurz folgende. Bei Diodor ist das Fafs,
wie auch auf Bildwerken, eingegraben {-nata-
■Ai:%oio^ivog), Dionysos hatte es einem Ken-
tauren gegeben mit der Weisung, es erst beim
Erscheinen des Herakles zu öffnen (nach Schal.
'J'hcocr. 7, 149 zum Lohne dafür, dafs Pholos
als Schiedsrichter zwischen Dionysos und He-
phaistos ersterem die Insel Naxos zugesprochen
hatte). Ferner sind bei Diodor die Kentauren
nicht blofs mit ausgerissenen Fichten und 50
Steinen, sondern auch mit Fackeln und
Schlachtbeilen(ßoi;<p6i'ot nsXi'nsig; vgl. DütschJce,
Ant. Bilcl'w. in Oberit. 2, 349 ; mehr b. Stephani
C. B. p. Va. 1873 S. 99) bewaffnet. Hoch-
altertümlich und für das Wesen der Ken-
tauren überaus charakteristisch ist der von
Diodor aufbewahrte Zug, dafs Nephele, die
Mutter der Kentauren, ihre Söhne durch ge-
waltige Regengüsse unterstützte, welche den
Herakles umzureifsen drohten, den vierfüfsigen eo
Ungetümen aber nichts schadeten. Von den
*) Vgl. Thmphf. last. pl. 9, 1.5, 4 ff., wo Pelion und
Arkadien (namentlicli Klfitoria, l^sophis, Pheneos) wegen
ihres Keichtums an Heilkr iiuter u gerühmt werden.
**) Das Taphiassoagebirge, unter dem Nessos und die
andern Kentauren ruhen sollten, lag im Gebiete von Ka-
lydon unmittelbar am Meere; nicht weit davon befand
sich das Vorgebirge Posoidion.
weiteren Schicksalen der geflüchteten Kentauren
meldet Diodor, dafs H omados später in Ar-
kadien von Herakles getötet wurde, weil er
der Halkyone, der Schwester des Eurystheus,
Gewalt angethan hatte. Zum Andenken an
Herakles' Sieg über die Kentauren und um
ihn zugleich vom Morde derselben zu reinigen,
stiftete Demeter die kleinen Mysterien {Diod.
4, 14; etwas iinAexs, ApoUod. 2, 5, 12). In betreff
des Eurytion berichtet Apollod. 2, 5, 5, Herakles
sei nach der Reinigung des Augeiasstalles
zum Dexamenos (s. d.) nach Ölen os gekommen
(nach anderen war Dexamenos (s. d.) selbst ein
Kentaur: Schol. Callim. in Del. 102. C. I. Gr.
7605; vgl. auch Et. 31. u. Bovga, wo der
Kentaur 'E^ddiog [?] heifst). Dieser sei gerade
gezwnngen worden, seine Tochter Mnesimache
dem Kentauren Eurytion zu verloben, und habe
den Herakles um Hülfe angerufen, worauf
dieser den Kentauren in dem Augenblicke, wo
er seine Braut besuchen wollte, erlegte (vgl. auch
BnJcchyl h. Schol. Od. cp 295 u. Eustath. p. 1909,
61). Nach Diod. 4, 33 tötete er den Eurytion
auf der Hochzeit des Azan und der Hippolyte
(der Tochter des Dexamenos), weil der Kentaur
dieser Gewalt anthun wollte. Nach Hyg. f.
33 (vgl. 31) war Deianeira, die Tochter des
Dexamenos, Braut des Herakles und wurde in
dessen Abwesenheit von Eurytion umworben.
Am Hochzeitstage aber kehrte Herakles zurück,
tötete den Nebenbuhler und führte seine Braut
mit sich fort. Nach Baus. 7, 18, 1 gab es
eine Elegie des Hermesianax auf Eurytion,
welche nach Heynes Vermutung dem Berichte
Hygins zu Grunde liegt. Weitere, aber nichts
Neues bietende Darstellungen oder Erwähnungen
des Herakleskampfes s. bei Polyaen. 1, 3, 1. Q.
Sinyrn. 6, 273 ff'. 7, 108 f. lo. Pcdias. de lab.
Herc. 4. Verg. A. 8, 293 f. C. I. Gr. 5984 f.
Tzetz. z. LyJcophr. v. 670. Beachtenswert ist
dagegen die bei Baus. 5, 5, 10 erhaltene Lokal-
sage vom Flusse Anigros, der unweit des tri-
phylischen Pylos vom Gebirge Lapithos herab-
kommt. Man erzählte nämlich, dafs Cheiron
oder ein anderer Kentaur Namens Pylenor
(offenbar Eponymos von Pylos), vor Herakles
fliehend, seineWunde in diesem Flusse gewaschen
und dadurch diesem einen üblen Geruch*) ver-
liehen habe (vgl. auch die Sage von den
Schwefelquellen des Taphiassos bei Strab. 427
und das ähnliche Motiv der Gigantensage bei
lAristot.] Tt.&avij,. d-novaiji.Ql. Strab. 281 u. 245).
Nach Schol. II. 2, 739 gründete Herakles die
perrhaibische Stadt Elone „inl rro '^'ai'arw Ksv-
TKVQcov'^^. Endlich ist noch zu erwähnen, dafs Ly-
kophr. V. 670 die Seirenen KSvravQoy.T6voi nennt,
wozu Tsetzes bemerkt: BTceiSr] ot KSvtccvqoi
dioox&fVTii; airo QscaaXiag v(p 'HQa-nliovg sig
rijv zav SsiQiqvwv vfjaov naQsysvovro %al xf]
{oSfi SKSivcov &£ly6(i£V0L anäXovzo. Vgl. auch
Btölem. nov. hist. 5 p. 192, 22 Westcrm. ot Kh-
rccvQoi cpsvyovTig 'HqayiXia ölk Tvgarjvi'ag li^ä
*) Derartiges übelriechendes "Wasser erinnerte die
Alten an Leicliengestank; vgl. Philo n. d(p9-a(j(riag xöa-
ILiou I ed. liernays {Berl. Akad. 1876 S. 267): ei f.aj TtQO?
dvff^iwv QiTtlLotto -to vdm() uxivtjtor ia&iv ou/ v(p tjav-
XM? VBXQovtai; i.ttta(iäXXii yovv xat övaioö&STatov
yivstai, uia ipv/ljv vc(f> )i(jtj/.i evuv lmov.
1045 Kentauren (Kampf mit Herakles)
Siscpd'ÜQrjaav, Q'eXxd'svTsg vno t/y? ZeiQrjvav
fjSvqxoviag und Äpollod. 2, 5, 4, wo mehrere
statt 'Elsvaiva ogsi AsvKcöoia ogrj oder ylsvnco-
aiav OQSL (s. ob. Sp. 1043) lesen wollen (s. auch
Sclirader, D. Sirenen S. 59). Wie die Ken-
tauren- und Seirenensage zusammenflössen, ist
nicht ganz klar, als wahrscheinlich aber kann
angenommen werden, dafs [entweder die aitoli-
schen Kentauren hier gemeint sind, die Nachbarn
Kentauren (Kampf mit Herakles) 1046
schon zwei Pfeile getroffen haben, einen dritten
nachsendet (vgh Fig. 4; 1^. Curtius in d. Ähh. cl.
Bcrl. Älc. 1879 S. 22 f. Ftoiule v. Olympia hrsg.v.
d. Dir. d. Auscjrab. 1882 S. 16. Meyer a. a. 0.
60 f.). Von Münzen g^ört u. a. hierher die
röm.-campan. bei Bcüjelon, Monnaies de la rep.
1, 18. Unter den verloren gegangenen Bild-
werken dieses Kreises ist vor allem der Kypselos-
kasten zu erwähnen, welcher nach Jfuus. 5, 19, 9
der vom Acheloos entstammten Seirenen; vgl. lü auch ro'g&vovTcc avÖQa KsvzuvQovg, zovg öe Kai
1 Sp. 8, 23 ff. (Tümpel); oder dafs] die Kentau- diteTixovdvu s^ avrmv darstellt, sodann der
rensage der Lokrer, deren Pflanzstädte
Kyme in Aiolis und Campanien waren,
schon in sehr früher Zeit nach Italien
wanderte und sich hier mit
der Seirenensage vermischte
(vgl. Steph. Bys.s.Y. ^qi-hiov).
^Nach Aelian V. H. 9, 16
scheint die Kentaurensage
Italien
sogar ein-
heimisch
gewesen zu
sein, da der
Stamm-
vater der
Ausoner
Marcs (=
t7i7ioi.iiyi^g
nach Ae-
lian; vgl.
germ. mar-
Jta ; Fick,
V<il. lFoVf.2
831) Ken-
taurengestalt g
habensoll. Vgl
die alten eti
sehen V;iseu,
denen häufig Ken-
tauren (auch geflügelte)
erscheinen, sowie den
galoppierenden Kentau-
ren auf den Münzen von
Larinum; Catal. of (freeh
coiiis in tJie Brit. Mus.
Itahi S. 71. Was die
H i 1 d w e r k e des Hera-
kleskampfes anlangt, so
vgl. Müller, Hdh. 410, 5.
3Iei/er a. a. 0. 60 f. 62 f.
64 f. u. 77. Jahn, Vasens.
in München nr. 55. 126.
151. 156. 435 f. 650. 691. 746. 1081 (vgl.
auch 622. 1097) u. s. w. In betreft' der Eury-
tionsage vgl. Jcdin a. a. 0. nr. 772 und Meyer
a. a. 0. 77, der Gerhard, Äuserl. gr. V. 2, 121
T. 117 f. Benndorf, Griech. u. sicil. Vas. 68
anführt. Vgl. auch die von Hciidema)in, Vasens. „ , .-,■, rr j^ , ^ ^ tt ■ i
in Neapel nr. 3089 (C. I. Gr. 7605) geschilderte 60 Eunstmythol Zusatz (vgl. oben Herak es
Vase, wo Dexaruftnos ^s. äA au St^fp. dps Enrv- '^ '^- Kunst Bd. 1 Sp. 2140. 2193t. 2229f.).
[Die Darstellungen der Verfolgung und
Erlegung der Kentauren durch Herakles sind
in der archaischen Kunst die vorherrschenden
und treten erst in den Hintergrund, als die
Lapithendarstellnngen beliebt werden. Schon
die ältesten aller erhaltenen Kentauren-
darstellungen auf rhodisclien Reliefvasen {Salz-
o) Fragment t-iucr rotthonigeu Vase von Kameiios (nach Mi Ichhöft: r,
Anf. d. Kumt Fig. IS).
amykläische Thron mit zwei, wie es scheint,
verschiedenen Kentaurenkämpfen des Herakles,
nämlich mit einer iiaQU. ^öXco xäv KtvxavQcov
ficcxrj {Paus. 3, 18, 10) und einer 'llQaiiltovg
TtQÖg "Oq h lov KivxavQOv (iccxri (i^- 16)-
Vase, wo Dexamenos (s. d.) an Stelle des Eury-
tion oder Nessos erscheint. Eine der ältesten
und wertvollsten Darstellungen des Herakles-
kampfes ist jedenfalls das Bd. 1 Sp. 564 unter
Artemis abgebildete bronzene Relief, auf dessen
drittem Streifen der knieende Herakles einem
gewaltsam den Kopf umwendenden^ mit mensch-
lichen Vorderbeinen versehenen Kentauren, den
1047 Kentam'en (Kampf mit Herakles)
Kentauren (Kampf mit Herakles) 1048
mann, Necrop. de Camirus 26 f. hier wieder-
holt nach Milchhöfcr , Anf. d. K. Fig. 48) lassen
die Deutung auf das Heraklesabenteuer zu,
das bestimmt charakterisiert zum erstenmale
in dem Bronzerelief *on Olympia uns ent-
gegentritt (Curtius, 1). archaische Bronzerelief
Tfl. 1 f. Olympia IV, 38; s. Abb. 4 u. auch Bd. 1
Sp. 564). Ob die ausführlichere Darstellung
am Kypseloskasten {Paus. 5, 19, 9) den Helden
noch in dem altertümlichen Laufschema oder lo
wirklich knieend zeigte, wie es später üblich
wird (Furtwängler, A. Z. 41 Sp. 157), wissen
wir nicht; die des amj^kläischen Thrones
scheint auf den einfacheren Typus zurück-
20
30
40
50
4) Bronzerelief aus Olympia.
zugreifen {Paus. 3, 18, 16). Dafs auch im
Tempel der Athena Chalkioikos zu Sparta das
Abenteuer dargestellt war, ist wahrscheinlich
(Paus. 3, 17, 3).
Von Vasenbildern stellt das älteste, das
einer „protokorinthischen" Lekythos (Berlin
386, Ä. Z. 1883, Tfl. 10), die Scene mit kost- 60
lieber Naivetät dar, während das kyrenäische
Vasenbild A. Z. 1881, Tfl. 12 ziemlich roh
ist. Von korintliischer Typik abhängig ist
die Dar.stellung der altattischen Vase des Oiko-
pheles; Burlingix)n, Fine Arts Club 1888 pl. 1.
Sonst sind zu erwähnen Berlin 1670 {Gerhard,
A. V. 119/20, 1), ebd. 1737 {Gerhard, Etr. u.
camp. Vb. 13, 1), wo den Kentauren Namen
gegeben werden, deren evoBr, "AaßoXo?, zu Hcsiod
stimmt, und eine Pariser Amphora IRöm. Mitt.
2, 173, 6 {Dümmler). Vereinzelt steht nach
Auffassung und Stil München 151 {Micali,
Storia 95); vgl. Dümmler, Köm. Mitt. 2 p. 177,
Anm. 1.
Später verliert sich der primitive Typus
infolge genauerer Durchbildung der verschie-
denen Kentaurenabenteuer des Herakles. Aus-
nahmen erklären sich aus Verkürzung oder
Verallgemeinerung der speziellen Typen; zu
nennen sind hier die Vasen München 55
{Lützoio, Manch. Ant. Tfl. 29), Brit. Mus. 1687
{Passeri 2, 117), wo das Schema des Antaios-
kampfes auf unseren Gegenstand übertragen
ist, die Marmorgruppe in den Ufficien (Dü^scMe
3, 138. Gori, Mus. Flor. 3, 64), die albanische
Marmorschale {Zoega, Bassiril. 2, 63), das
römische Münzbild Babelon, Monnaies de la
rcpuhl. 1 S. 18.
Individuellere Arisbildung erfuhr der uralte
Herakles-Kentaurenkampf schon in der archai-
schen Kunst nach zwei Seiten, indem man 1) die
Darstellung deutlich als das Abenteuer von
Pholoe charakterisierte. Dies scheint zuerst
in dem Architravrelief von Assos geschehen
zu sein (abg. Chirke, Investigations ut Assos
PI. 15), wo die hinter dem Herakles zum Vor-
schein kommende Gestalt wahrscheinlich Pholos
ist (anders Clarke p 109). Über die Zeit dieser
Bildwerke gehen die Meinungen weit ausein-
ander, worüber Friederichs- Wolters, Berl. Gips-
uhg. S. 8 zu vergleichen ist; ich möchte sie
in die erste Hälfte des 6. Jahrb. setzen. Am
amykläischen Throne {Paus. 3, 18, 10) war die-
selbe Scene dargestellt. Die Vasenmalerei,
und zwar häufiger die sf., stellte sowohl die
Bewirtung des Herakles durch Pholos als die
Vertreibung der übermütigen Kentauren dar;
s. Gerhard, A. V. 2, 119/20, 3. 5. 7. A. Z.
1865 Tfl. 102. Mus. Greg. 2, 39, 2 und vgl.
die Liste der Darstellungen bei Stcphani, G. B.
1873 S. 94 ft'. und 102 f. Besondere Beachtung
verdient das Vasenbild I. H. S. 1, 1, wo He-
rakles die lüsternen Gesellen mit Bränden ver-
treibt; vgl. Sidncy C'olcin ibd. p. 124 fi". — 2) Das
Nessos-Heraklesabenteuer s. unter 5. — 3) Ganz
vereinzelt steht die burleske Scene des feinen
Vasenbildes 3Ion. Grecs 1876, Tfl. 3 = Wiener
Vorlegebl. E 7/8, 3, wo Herakles, mit Nike
als Wagenlenkerin, von vier betrübt drein-
schauenden Kentauren gezogen wird; hier hat
wohl sicher das Satyrspiel eingewii'kt. Sauer.]
IV) Atalantes Kentaurenkampf (ar-
kadische Sage). Der Kentaurenkampf der
Atalante wird zwar erst erwähnt von Kallim.
in Dian. 221 (vgl. d. Schol.), ist aber wohl
für eine alte Lokalsage zu halten, da er auch
von Apollod. 3, 9, 1 [vgl. Wagner, Epitoma
Vatic. p. 46] erzählt wird. Am ausführlichsten
berichtet Ael. V. H. 13, 1 die Sage, freilich
mit starker rhetorischer Ausschmückung. Alle-
drei Quellen stimmen aber sowohl in den
Namen der beiden Kentauren, welche der Ata-
lante Gewalt anthun wollten (Hylaios und
Rhoikos \Avv.og codd. ApoUod.]), als auch darin
überein, dafs sie dieselben von der Jungfrau mit
Pfeilen erlegt werden lassen. Aelian schildert
1049 Kentauren (Nessossage) Kentauren (mit Dionysos u. Eros) 1050
in drastischer Weise die Trunkenheit und den pl. 4 , wo Stephain p. 102 ö". Näheres über
Übermut der beiden lüsternen Liebeswerber, den Gegenstand giebt). Auch gehört hierher
welche, brennende Fichten in den Händen tra- eine in der pompejanischen Wandmalerei mehr-
gend, mit Fichtenkränzen geschmückt, der in fach wiederholte schöne Komposition: Beispiel
einer Höhle wohnenden Atalaute zu nahen such- Heibig 1146 {Mus. Borh. 6, 36 u. ö.). Wo
ten. Nach Propcrt. 1, 1, 13 wurde der die Ata- frauenraubende Kentauren weder durch In-
lante mit seinen Liebeswerbungen verfolgende Schriften noch durch charakteristische Neben-
Meilanion vom Kentauren Hylaios, seinem eifer- personen in einen bestimmten Sagenkreis ein-
süchtigen Nebenbuhler, durch einen Schlag gereiht werden, handelt es sich entweder um
mit einem Baumaste verwundet. Ein ganz lo die in archaischer Zeit heimische Verbindung
ähnlichesMotivscheiutdenobenunter Iris (s.d.) von Kentauren und Nymphen (s. unt. VI) oder
behandelten Vasenbildern zugrunde zu liegen, es liegen, wie in dem schönen Relief Anc.
welche diese Göttin bald von Satyrn bald von Marlies 2, 15, Auszüge aus dem Lapithen-
Kentauren bedroht werden lassen. oder dem Heraklesabenteuer vor. Sauer.]
V) Der Mythus von Nessos (aitolische VI) Die Kentauren in Verbindving mit
Sage). Ausführliches darüber siehe unter Dionysos und Eros (spätere Sage).
Nessos, Deianeira und Herakles. Hier nur so a) Die Verknüpfung der Kentaurensage mit
viel, dafs die älteste bekannte Schilderung des dem Mythus des Dionysos läfst sich wohl am
Nessosabenteuers dem Arcliilochos verdankt besten aus der schon in der uralten Lapithen-
wird, „dessen fast dramatisch ausgeführtes 20 und Pholoslegende ausgesprochenen Anschau-
Gedicht Soplioldes in seinen Traclvinierinnen ung von der Trink- und Zechlust der Ne-
vielleicht benutzte'' (s. Schneideivin im Philol. pbelesöhne erklären. Diodor (4, 12) erzählt,
1, 148 tf. und Einl. zu Soph. Tracli.'^ p. 6. dafs das gemeinsame Fafs der Kentauren, das
Schal. Ap. Rh. 1, 1212. Bergk, P. L. Gr. Archil. Pholos in Verwahrung hatte, diesem von Dio-
fr. 4:0 \i.li6. Dio Chrys. Or. 60 T. 2', 666. Schol. nysos gegeben worden sei, was Schol. Theoer.
IL $ 237. Vgl. Soph. Tr. bbl ff. 1241 f. etc.). 7, 149 mit dem Schiedsspruch, den jeuer Ken-
Für die Deutung des Kentaurenmythus ist die taur in betreff der Insel Naxos zu Gunsten des
Sage von Nessos insofei'u wichtig, als daraus Dionysos gegeben hatte, zu begründen sucht,
deutlich eine Beziehung zu einem Flusse, Die erste Andeutung des bakchischen Ken-
dem Buenos (dessen TtoQ&^svg Nessos war), 30 taurenthiasos giebt uns vielleicht Eurip. Iph.
und zu den übelriechenden Schwefelquellen Aul. 1058 ff. in der Beschreibung der Peleus-
des aitolischen Taphiassosberges (offenbar von hochzeit auf dem Kentaurengebirge Pelion
dem räcpog des Nessos so genannt; vgl. den (1046) mit den Worten: avcc d' släxaioi ars-
Flufs Ozon b. Schol. II. a. a. 0.), in der Nähe (pavcöösi, xe xXöa &Lccaog s^iolev imioßüxccg Kev-
des ozolischen Lokris, hervorgeht (vgl. Strab. ravQcov Eni daixcc xäv Q'ecov ■KQaxrjgd xe
9, 427. Plut. Q. Gr. 15. Paus. 10, 38, 1. 3Iyr- Bä-^xo'"- So wurden die Kentauren schliefs-
silos b. Antig. hist. mir. 129 (117 Westerm.). lieh zu ständigen Begleitern des Dionysos, wie
Schol. II. 2, 527. Bursian, Gcogr. 1, 134, 3. das namentlich Nonnos IHon. 14, 49 ff'. 143 ff.
Forclihammcr, Hellen, n). Übrigens war Nessos 193 ff. ausgeführt hat. Doch scheint dieser
auch Name eines Flusses in Thrakien, den 40 späte Epiker in diesem Falle weniger aus
Curtius, Graz." 243 f. von Wurzel vsS brüllen litterarischer als aus monumentaler Über-
ableitet, lieferung geschöpft zu haben ( Welcher, Gütterl.
[Herakles-Nessos. Neben dem Pholos- 3, 152). Zu den früheren bildliehen Darstel-
abenteuer fand sich am amykläischen Throne lungen dieser Art mag das bei Maller- Wieseler,
{Paus. 3, 18, 12) auch die Bestrafung des D. a. K. 2, 589 gegebene Vasenbild (4. Jahrh.)
Nessos, welche auch fernerhin zwar minder gehören, welches einen mit Schale und Fackel
häufig als jenes, aber doch nicht selten dar- ausgestatteten schreitenden Kentauren dar-
gestellt wird. Die Namen des Kentauren stellt, dem ein Satyr (oder Silen?) vorausgeht,
wechseln, doch scheint es nicht geraten, des- Ebendort ist unter nr, 588 ein schreitender
halb besondere Reihen zu unterscheiden. Die 50 Kentaur mit Fichtenzweig und Trinkgefäfs ab-
ältesten Vasenbilder finden sich auf einer gebildet (vgl. ib. 596). Noch bedeutend älter
altattischen Amphora {Ant. Denkmäler 1, 57; als diese beiden Darstellungen scheint das bei
mit der Beischrift NEx[x'\og) und einer aus Jahn, Vasensamml. in München, unter nr. 957
der Gegend von Tenea stammenden Schale beschriebene schwarzfigurige Vasenbild zu sein:
{Eofs, Arch. Aufs. 2 S. 344, Tfl. 2); beide ,,Ein bärtiger ithyphallischer Satyr . . ver-
scheinen auf ein älteres Vorbild zurückzugehen, folgt . . zwei bärtige Kentauren mit vollstän-
in welchem Deianeira nicht wie auf der Am- digem Menschenleib, welche die Linke erheben
phora fehlte, und Herakles das Schwert, nicht und in der Rechten eine Tanne halten." Plin.
die Keule, fährte. Auch auf Gerhard, A. F, n. h. 33, 154 f. führt von Akragas, einem der
117/18, 1. 2 und Roulez, choix de vases 8, 2 GO berühmtesten Toreuten, als zu Rhodos im
ist Deianeira mit dargestellt. Von den rf. Tempel des Dionysos befindlich, Becher mit
Vasen sind zu erwähnen der Pinax Brit. Mus. 932 der Darstellung von Kentauren und Bak-
{Inghirami , Vasi fitt. 2, 119), das Innenbild chantinnen an (vgl. Müller-Wieseler 2, 596).
einer Vase des Aristophanes und Erginos „Auf dem Friese des Dionysosheiligtums zu
{Klein S. 186), besonders aber Petersburg 1787 Teos, der um 200 v. Chr. gearbeitet sein wird,
{Antiquites du Bosphore Cimmerien 53), Neapel prangt der ganze moderne bakchische Olymp.
3089 {3Itts. Borh. 5, 5), wo der Kentaur Dexa- Neben dem gewöhnlichen Gefolge des Wein-
menos heifst, und Petersburg 2016 (6'.i?.^x iö'^y gotts, dem Pan und Seilen, den Satyrn und
1051 Kentauren (mit Dionysos n. Eros)
Bakchanten, erscheint das Kentaurenvolk,
Männer und Weiber in friedlichen Gruppen,
mit Trinkgefäfsen und Fichtenzweigen aus-
gestattet. Ein Kentaur spielt die Leier {Ärch.
Ztg. 33, 28 T. 5)." Sehr häufig werden in
der späteren Zeit Kentaurengespanne, welche
den Wagen des Dionysos oder der Ariadne*)
ziehen (vgl. Müller -Mieseler 2 T. X 115 f. T.
XXXIII 377, T. XXXVI 422. 423. T. XXXVIII
437. Dütschke, Ant. Bildiv. in überit. 1, 12. 23. lo
26. 114. Arch. Ztg. 3 Taf. 30. 22, 162. 17,97. Meyer,
Gandharven 80 f. Müller, Hdb. 358, 6 u. 7).
Die hierher gehörigen Attribute der Kentauren
sind der Thyrsos, die Lyra, Flöte, das Tym-
panon und die Fackel (vgl. die Schilderung
der Kentauren als xcofiacTOfi bei Ael. V. H.
13, 1). So kommt es wohl auch, dals mehrere
der von Ovid in seinen Metamorphosen über-
lieferten Kentaurennamen sich auf Fackeln
oder Feuerbrände beziehen; TQvvtvq (von y^v- 20
v6s 12, 260), IlvQai^og (ib. 449) und Ilvqav.yi.og
(v. 460), vielleicht auch ^iByQcctog (v. 378).
S. auch Diod. 4, 12. Von besonderer Anmut
und Schönheit der Komposition sind einige
schon von Winclcehnann bewunderte Gruppie-
rungen von Kentauren und Mainaden oder
Bakchantinnen auf pompejanischen Gemälden
{Müller, Hdb. 389, 2. Müller- Wieseler 2 T. 47
nr. 594 f. Dütschke a. a. ü. 168). Die Köpfe
des Kentauren des Aristeas und Papias {Müller- so
Wieseler 2 T. XLVII 598) gleichen ganz denen
von Satyrn (vgl. auch den wundervollen Kentau-
renkopf im röm. Konservatorenpalast: Abb. 15).
b) Ganz ähnlich wie die Beziehungen der
Kentauren zu Dionysos aus der Trink- und
Zechlust, erklärt sich ihre Verbindung mit
Eros aus ihrer ebenfalls in sehr alten Sagen
(s. ob.) hervortretenden Lüsternheit. Doch
scheint diese letztere Verbindung ausschliefs-
lich der späteren monumentalen Tradition an- 40
zugehören, .welche für uns namentlich durch
Werke der Kunstschule inAphrodisias repräsen-
tiert wird {Brunn, Künstler gesch. 1, 592 f.). Am
berühmtesten sind die beiden Kentauren des
Aristeas und Papias, wahrscheinlich Kopieen
eines älteren bedeutenden Werkes {Brunn
a. a. 0.). „Dem Älteren von beiden sind von
einem Eros . . . (welcher in dem Pariser Exem-
plar erhalten ist; siehe Fröhner, Notice du
Louvre 1,293 f.) die Hände auf den Eücken 50
gebunden ; er ist wehrlos gemacht , und seine
sonstige Wildheit erscheint zu schwermütiger
Trauer umgestimmt. Aber wie die Fessel
nicht hindert, in seinem Köi'per die volle
natürliche Kraft zu erkennen, so schimmert
auch durch die augenblickliche Melancholie
die angeborene Wildheit überall durch. Der
*) Ebenso ziehen Kentauren öfters auch den Wagen
ihres Überwinders Herakles; vgl. z. B. Daremberg-Saglio,
Dictionnaire des aniiquiies 1 S. 1012 Anm. 38 und die Münze '''^
der Aurelia bei Babelon, Monn. de la rip. 1 S. 240 f.; s.
Sp. 1048 u. 1054. Die interessante Münze von Kyzikos
bei Imltoof-Blvmi'r, Gr. Münzen S. G14 Taf. VII, 3= ilüller-
Wieseler, D. a. K. 2, KU und 115 stellt wohl nicht Köre
oder Demeter, sondern Ariadne dar (vgl. den Dionysos
auf dem Pantherwagen b. Im/ioof a. a. O. S. 615 Taf. VII,
4, der offenbar das Gegenstück dazu bildet). Nur ist
hier die Hochzeitäfackel statt den Kentauren der Ariadne
in die Hände gegeben.
Kentauren (erot. u. bakchische Bildw.) 1052
Jüngere jubelt und höhnt das Schicksal seines
Genossen, ohne zu bedenken, dafs Gleiches
ihm selbst bevorsteht; und wir glauben schon
in seinem Jubel die Ungefügigkeit und Un-
bändigkeit zu erkennen, die sich seiner im
Gegensatz zu der schwermütigen Resignation
des Älteren bemächtigen wird, sobald das
Geschick ihn ereilt" (vgl. Müller- Wieseler, 1).
a. K. 2, 597 und 598. Baumeister, Denkm. 1,
127). Weitere hierher gehörige Bildwerke, sogar
mit päderastischen Darstellungen (an Hesych.
KivtcivQOL . . . Tial OL Ttaidsgaarai, ano xov
OQQOV*) [d. i. ravQOv = it^Qivtov = rQcifiLSos:
also = *-)isvro-zavQoi. Tümpel.] und an den
knabenraubenden Kentauren des olympischen
Giebelfeldes erinnernd) s. b. Meyer, Gandh,arv.
81 f. Müller -Wieseler 2, 596. 671. Arch. Ztg.
1848. N. F. 2, 353 ff. Taf. 23. Wclcker, A. D.
1, 3l8ff.). Matz-Duhn, Bildio. in Rom nr. 2296.
Kunstmythologischer Zusatz.
[Dafs ein erotisches Element wie in den
Silenen ursprünglich auch in den Kentauren
steckte, wird am deutlichstenbewiesen durch ar-
chaische makedonische Münzen, wo in ganz ähn-
lichen Typen nymphenraubende Kentauren
neben Silenen vorkommen;
s. B. a. K. 1, 17, 83 f. Head,
Gatal. of Gr. coins in the Brit.
Mus. Maced. p. 147 — 149,
wonach nebenstehende Ab-
bild. (5). Auch später, als die
Kunst besonders die trunkene
Wut und die tierische Roheit
dieser Geschöpfe betont, bleibt Nymp^e'^aubend,
jener Zug ihnen eigen: ihre ^ünze der Orres-
Lüsternheit ist es, welche die kier (nach Catai. of
Rache sei es der Lapithen, greek coins in the
sei es des Herakles heraufbe- Brit. Mus. Maced.
schwört. Wichtig sind in S. 147).
dieser Hinsicht der West-
giebel von Olympia mit den weiber- und
dem einen knabenraubenden Kentauren, sowie
die Partlienonmetopen und der Fries von
Phigaleia. Dagegen erklärt sich aus einer Ent-
lehnung von der ursprünglich verwandten,
aber harmloser entwickelten Silensnatur, viel-
leicht sogar direkt aus einer Anregung des
Satyrspiels, das schöne Florentiner Vasenbild,
wo lüsterne Kentauren sich an Iris (s. d.)
vergreifen wollen {1. H. S. 1, 3), ein würdiges
Seitenstück zu dem Satyrbild des Brygos {M.
d. I. 9, 46).
Dafs auch die Freude am Wein ein alter
Charakterzug der Kentauren ist, beweist die
früh dargestellte Sage von Pholoe; die Kunst
hat sich auch diesen Zug für das Lapithen-
abenteuer zu nutze gemacht. Sonst bietet die
ältere Kunst wenig sichere Zeugnisse für Be-
ziehungen zu Dionysos und keines von der
Beweiskraft des attischen Vasenbildes Benn-
dorf, Gr. u. sicil. Vasenb. 8, das einen Ken-
tauren mit einem mächtigen Trinkhorn zeigt;
München 957 ist ein so flüchtiges Machwerk,
dafs darauf kein Wert zu legen ist. Doch er-
klärt sich aus dem Gesagten zur Genüge, dafs
*) Vgl. auch Schal, in Anschin. Tim. § 52. Uekker,
Anecd. 330, 25.
/
1053 Kentauren (erot. n. bakcliische Bildw.)
Kentauren (im Orcus)
1054
bei weiterer Ausbildung des bakchiacbeu Tbia-
sos die Kentauren in diesen aufgenommen
wurden, danacb ist aucb das untcritalische
Vasenbild 1). a. K. 2, 589 zu erklären.
Das erste wichtige Zeugnis für diese neue
Auffassung bietet der (oder die) Becher des
Caelators Akragas im Dionysostempel zu Rho-
dos, doch ist der Bericht des Plinius (i\'. II.
33, 155) so summarisch, dafs wir nicht einmal
wissen, ob die Kentauren und Bakchantinnen
in einer Darstellung vereinigt waren. Es
folgen, frühestens in der zweiten Hälfte des
3. Jahrb., die ietzt im Konak von Stnyrna be-
findlichen Friesreliefe des Dionysostempels
von Teos {A. Z. 33, Tfl. 5 t vgl. Ilirschfeld
C) Satyrhaft gebildeter jugendlicher Kentaur des
Aristeas und Papias (Capitolin. Museum).
S. 29 f.), flüchtige Arbeiten einer schon sinken-
den Kunst, aber reich an hübschen Motiven
und voll kräftiger bakchischer Lust; schwache
Spuren ähnlicher Auffassung verrät noch das
späte Relief M. P. Gl. 4, 21. In diese oder
nicht viel spätere Zeit wird man die Erfindung
der bekannten Kentauren und Kentaurinnen
von Pompeji {Helbig 499—502. 3Ius. Borh. 3,
20 f. B. a. K. 2, 47, 594 f.) setzen dürfen; ge-
wisse sentimentale Züge sind wohl der späteren
Zeit anzurechnen, in der diese Wiederholungen
entstanden (vgl. Hdhig, Untersuchungen S. 23 f.).
Mit dem Eindringen nämlich der in der
späteren hellenistischen Welt so beliebt ge-
wordenen Eroten verlieren die Kentauren viel
von jenem ausgesprochen bakchischen Cha-
rakter; die früher derbsinnlichen Gesellen
verzehren sich in verliebtem Schmachten und
müssen sich von den mutwilligen Eroten quälen
lassen^ oder sie erscheinen in idyllischer Liebes-
tändelei oder gemütlichem Familienleben im
Sinne des Zeuxis und seiner Nachahmer (s.
unten Abschn. XII). Die erstere Auffassung ist
durch die Kentauren des Aristeas und Papias
und ihre Wiederholungen vertreten, deren
wichtigste die Pariser {Fröhner, Notice 299.
n. a. K. 2, 47, 597) ist; vgl. Brunn, K. G. 1,
10 573. Overheclc, Plastik^ 2, 409; der jugendliche
Kentaur des capitolin. Museums ist hier ab-
gebildet. Für die idyllische Richtung bieten
schöne Beispiele die Silberbecher von Pompeji
{Mus. Borb. 13, 49. D. a. K. 2, 47, 596) und
Bernay {Babelon, Cahinet des medailles pl. 14)
und ein Marmorputeal der Sammlung Jakobsen.
Im übrigen sind wir fast ausschliefslich auf die
Sarkophage angewiesen, von denen man
feinere Individualisierung nicht erwarten kann;
20 genug, dafs die Kentauren hier bei allen wich-
tigen Ereignissen im Leben des Dionysos sich
unter seinen Thiasos mischen. Besonders beliebt
sind sie als Gespann des Dionysos und der
Ariadoe {Zoega, Bassiril. 2, 77 ; Neapel: Gerhard,
Ant.Biv. 112,1- München 100: D.a. /i.2,36,422;
Lateran Benndorf- Schöne 373: 31. d. I. 7, 80, 2;
Pisa Bütschke 1, 114: Lasinio 124; Verona
Bütschke 4, 435: Muffei 73, 1; M. P. Gl. 4,
22; vgl. auch die Gemmen B. a. K. 2, 36, 423.
30 10,116; G. li. p.lSSl, 5, 17 und die Münzen
ebd. 2, 10, 115. 33, 377); auch ziehen sie
den Wagen des in den Thiasos aufgenom-
menen Herakles {M. P. Gl. 4, 26. M. d. I.
1856 Tu. 6), was an das schon erwähnte
Vasenbild Mon. grecs 1876 Tfl. 3 erinnert.
Sie beteiligen sich, was gut zu ihrer ursprüng-
lichen Wildheit pafst, am Kampfe {Gorlona,
A. Z. 1845 Tfl. 40 = 1). a. K. 2, 38, 443) und
teilen den Triumph (Lateran Benndorf- Schöne
40 408: M. d. I. 7, 80, 1). Sogar bei der Bestrafung
des Pentheus erscheinen sie, auch hier gewifs
als Gespann des Gottes: B. a. K. 2, 37, 437.
Bei der Beliebtheit bakchischer Darstel-
lungen für heitere Ausschmückung von Ge-
räten und Gefäfsen konnte es nicht fehlen,
dafs auch die Kentauren zuletzt ohne tieferen
Sinn rein dekorativ verwandt wurden. Bei-
spiele sind ein Altarrelief M. P. Gl. 4, 25, das
Bronzekästchen Lasinio, Scult. del Gampo Santo
50 24 (Bütschke 1, 168). Hierher gehören auch
die als Zierat von Gefäfsen verwendeten Ken-
taurenprotomen Michaelis, Anc. Marbles Liver-
pool 24. Benndorf, Antiken von Zürich 458
Tfl. 8, 94; ein Prachtstück dieser Art ist
das Kentaurenrhyton auf dem berühmten Sar-
donyxkantharos B. a. K. 2, 626a, ähnlich der
silberne Kentaur in Wien: Arneth, Bie nnt.
Gold- u. Silbermonumente S. 6. Sauer.]
VII) Die Klentairren im Oreus (italisch-
Gü etruskische Sage?). Fergil {Aen. 6, 286 fi'.)
und dessen Nachahmer Statins (Silv. 5, 3,
277 ff.; s. auch Sen. Herc. für. 782 01) ver-
setzen die Kentauren zusammen mit anderen
Ungeheuern*), der Skylla, dem Briareus, der
*) Aus der allgemeinen Auffassung der Kentauren
als Ungeheuer erklärt sich wohl auch ihre Verwendung
als CenoTijonaia, z. B. auf Schilden. Vgl. Meyer, Gan-
dharven 74 Anm. 1. S. auch Iloui. Kufiivoi »') y.fnatur- 17,
1055
Kentauren (im Oreus)
Kentauren (im Orcus)
1056
Lernllisclien Schlange, der Chimaira, den Gor-
gfonen, Harpyien und dem Geryoneus an den
Eingang der Unterwelt. Einen Anklang an
diese Vorstellung könnte man einerseits in der
Sage von der Gorgo, die nach Odyss. l 634
(vgl. auch Ar. Ban. 475) ebenfalls in der
Unterwelt weilt, andrerseits in dem Mythus
von den Erinyen und von Cheiron, welcher
seine Unsterblichkeit aufgab und an Stelle
neolscarabiius bei Müller- Wieseler 1 nr. 324, auf
dem sogar ein Kentaur mit Gorgonenantlitz, Fit-
tichen und Vogelbeinen, einen Löwen an
den Vordertatzen aufrecht haltend, erscheint.
Dieser, ebenso wie der geflügelte Kentaur der
rhodischen Scherbe bei Salzmann, Necrop. de
Camiros ^l. 38, und der Löwenkentaur mit
menschlichen Vorderbeinen auf dem Scara-
bäus des Brit. Mus. bei Keller, Tiere d. Tilass.
des Prometheus in den Hades hinabstieg lo Altert. S. 338 erinnern an ähnliche altorien-
{Apollod. 2, 5, 4), erblicken; doch findet sich,
soviel ich weifs, bei keinem griechischen
Schriftsteller irgend eine bestimmte Nach-
richt über den Aufenthalt der sämtlichen
Kentauren im Hades. Dagegen scheinen
mehrere, zum Teil alte, etruskische Bildwerke,
welche Kentauren entweder mit Skylla allein
oder mit der Chimaira und einer geflügelten
7) Geflügelter, bogenschiefsender Kentaur = Schütze des Tierkreises
. (nach Perrot-Vliipiez, Hist. de l'art. III S. (504, Fig. 412).
Frau (Gorgo oder Artemis?) zusammen dar-
stellen, auf italischen oder etruskischen (orien-
talischen?) Ursprung dieser Vorstellung hin-
zudeuten (vgl. Müller-Wieseler, D. a. K. 1, 283. 50 inicpavaia, on^Q Usiaiv [= Siim; Basüius ad
talische Vorbilder; vgl. Perrot et Chipiez, Hist.
de Vart 2 p. 580 tt'. 3, 600. 604; Lajard, Culte
de Mithra Taf. LXVII, 19 u. 20 = Gades 212
u. 213. Vgl. auch die für die Anfänge der grie-
chischen Kunst überaus wichtige Stelle des
Berosos, frgm. 1, 4 Müller: Piviad-ai cp7]ol
XqÖvov, £v CO TO näv 6Kotog ■Kai vScoq slvca
■aal iv TOVTOLS ^"^ß tagazcödr] /at idiocpvsig
[öicpvsi^S Scalig. ^ rag löiag ^%ov-
xa ^cooyovBia&ai. 'Jv&QcoTtovg
yäg SinzsQovg ysvvrj&fivcti,
iviovg Öh 'aal rftQanrsQovg yial
dinQoacönovg [vgl. ob. Bd. 2
Sp. 777]' -nal awfia (lav t'xovrag
iv, v,s(paXag 8s Svo, ccvSQsiav
TS v.al yvvaitisiav, Kai ceiäoiä ts
Siaca, aQQfv v.al &filv, yial iti-
Qovg av^QCüTtovg rovg (ilv aiyätv
anilt] -nal %£Qaxa B^ovrag [vgl.
ob.Bd.2Sp. 791], Tovgös Lnno-
iioSag, Tovg ÖS ra oniaoa
[isv f*'^ Qi] i'mtcov ^ tcc Ös
S ^TtQOG^ £V aV&QCOTtCOV , ovg
iTCTCOKSvxcevQOvg rrjv idiav
sivat v.xX. u)v yial xag si-növag
SV xco xov BrjXov vam ava-
Ksi:a&ai. Dafs diese Worte
des Berosos auf Wahrheit be-
ruhen , lehren die erhaltenen
Bildwerke , namentlich auch
der (Figur 7) nebenstehend
abgebildete assyrische Ken-
taur. Übrigens lassen sich
kentaurenartige Dämonen auch
bei den semitischen Verwand-
ten der alten Chaldäer, den
Hebräern nachweisen. Vgl. Hesych. s. v.
ovov.ivxaTiQOL' naqa AkvXcc XQixiävxsg, dai-
[lovcov ri ysvog, y.d&vXov xal Gtioxsivov xij
^K'^' '^</AV^/
2, 593). Vgl. darüber Boscher, Gorgonen 28 fl^.
Anm. 53. Jfeyer a. a. 0. S. 82 f. Noch rätselhafter
ist eine etruskische Buccherovase, abgebildet
(Fig. 8) bei Milchliüfer , Anf. d. Kunst in Gr.
76, welche einen menschenbeinigen, mit Lanze
und Fichtenstamm ausgerüsteten Kentauren
zeigt, der, hinter zwei ebenfalls speerbewaff-
neten, nackten Männern hergehend, sich einem
bekleideten, auf einem Thron sitzendenHerrscher
Esai. XIII, 22 p. 253 D. Brocop. in Esai. p. 215]
wvöiiaaav oi r.r]v EßQoc'iHTjv qioivrjv (isxcc&svxsg
Ol XoixoL Vgl. auch Sp. 1068 und Nestle bei O.
Crusius im Bhilolog. N. F. 4 S. 97 Anm. 6 und
was Aeliandenat. an. 17, 9 aus Bythagoras und
Krates von der ovoKSVTavQa (s. d.) berichtet.
Kentauren im Orcus.
[Vermutungsweise sind einige etruskische
(der Unterwelt? s. Müchhöfer a. a. 0. 229 u. eo Bildwerke auf die Kentauren im Orcus bezogen
Meyer a. a. 0. 60) naht. Vgl. auch die oben
erwähnten italischen und etruskischen Ken-
taurendarstellungen, die viel Eigentümliches,
auf verlorenen (oriental.?) Mythen Beruhendes,
z. B. auch Beflügehang und Gruppierung mit
Pegasos zeigen, ferner den archaischen Car-
wo die Kentauren (auch ClieironI) in einem Fluche
als verderbliche Ungeheuer erscheinen.
worden: Berliner Vasen 1545 (Micali, Storia
19, 1); 1550 {Micali 20, 1); 1563 (vgl. Micali
20, 13); Grifi, Mus. Chiusino 1, 52. 84; D. a.
K. 1, 57, 283. 47, 593; s. d. Abb. nach 3Iilch-
höfer, Anf. Fig. 49. Mythologische Deutungen
sind hier nicht am Platze; es handelt sich wohl
um willkürlich und beziehungslos zusammen-
gestellte, konventionelle Bildertypen. Sauer.]
1057 Kentauren (als Sternbilder)
VIII) Kentauren als Sternbilder (spätere,
wohl ans Chaldaea [s. u.] stammende astro-
nomische Sage der Alexandriner?).
Die erste Erwähnung eines Sternbildes
Namens KivtavQog findet sich bei Arafos
Phacii. 431 tf. — Hermippos in den Schollen z.
V. 436 identificiert ihn mit Cheiron (vgl.
auch Hyc). F. Astr. 2, 18 und Seneca Tliyest.
863 ff.), auf dessen Jägerei er auch ein in
Kentauren (Wesen und Charakter) 1058
der Kentaur mit einem Bogen erscheint (den
nach Hyg. P. Astr. 2, 27 und Erat. Kat. 28
keiner der Kentauren führt, und der auch
auf sonstigen eclitgriechischen Darstellungen
nur äul'serst selten vorkommt, vgl. die von
Meyer a. a. 0. 81 angeführten Monumente),
so wird das, wie überhaupt die Versetzung
des Kentauren (als des Schützen) in den
Tierkreis, wohl auf altchaldäischen An-
der Nähe befindliches Sternbild ©riQiov be- lo schauungen beruhen (s. den oben Sp. 1056 ab-
zieht. Nach Scliol. Arat. 436 u. Hyg. P. Astr.
2, 38 wurde Cheiron wegen seiner Tugend
und Gerechtigkeit von luppiter unter die
Sterne versetzt. Derselbe soll nämlich an
einem Pfeile des Herakles gestorben sein, der
ihm, als dieser ihn besuchte, in den Fufs fiel.
Dieselbe Erzählung s. bei Ov. Fast. 5, 379 ff.
Erat. Kat. 40, mit einzelnen Zusätzen b. Schol.
Germ. p. 419 Eyss. (v. 417); vgl. p. 410 Eyss
gebildeten altassyrischen Kentauren, der ent-
schieden den Schützen des Tierkreises dai'-
stellt und unten Sp. 1075).
Kentauren als Sternbildei-.
[Darstellungen bieten die nicht seltenen
Tierkreisbilder, deren ältestes wohl die aus
dem 11. vorchristl. Jahrhundert stammende
babylonische Säule mit dem als Schützen
(v. 291). Das Tier, welches das Sternbild des 20 zwischen Skorpion und Steinbock dargestellten
Kentauren zu halten scheint, wird von Hygin
nicht als Jagdbeute, sondern als Opfertier
(liostia) gedeutet, welches Cheiron über einen
Altar zu halten scheint. Nach andern ist,
8) „Kentauren im Orcus". Ton einer etrusk. Buccliero-
vase (Müchhöfer, Anf. d. Kunst S. 76 Fig. 49).
wie Hygin hinzufügt, unter dem Sternbild
nicht Cheiron, sondern Pholos zu verstehen.
Dies erklärt sich einfach aus dem oben an-
geführten Mythus, wonach der Pfeil des Hera-
kles nicht dem Cheiron, sondern dem Pholos
Kentauren ist; Perrot 3, 604. E. H. Meyer,
Gott. Gel. Anz. 1888 S. 146. Die sonst er-
haltenen Darstellungen sind sämtlich spät z. B.
die in dem athenischen Festkalender Lebas 21
{Friederichs- Wolters 1909 f.); andere D. a. K.
2, 44, 554. 61, 785. A. Z. 35 Tfl. 3; spezifisch
astrologisch ist B. a. K. 1, 172, 407. Die in-
teressanteste Darstellung zeigt ein Altar, Bouil-
lon, Mus. d. ant. 3, autels 2. Overbecl', K. M.
30 Tfl. 3, 22. Bemerkenswert ist auch ein Basis-
relief der V. Casali, Matz-Bulm 3704, abgeb.
Montfaucon, Suppl. 4, 32, 2, wo der Kentaur
die Jahreszeit des dargestellten Kampfes sym-
bolisiert. Sauer.]
IX) Wesen und Charakter der Ken-
tauren. Ihre ursprüngliche Bedeutung.
a) Die ursprüngliche Bedeutung der Keu-
taurenkämpfe. Zu den charakteristischsten
Merkmalen des griechischen Bodens gehört es,
40 dafs ,,diegrofäe Mehrzahl dergriechischeuFiüsse
Giefs- oder Wildbäche sind {[nota^ol] xki-
ficiQQOi, xagäSQai*), ivavXoi, torrentes),(i.ie sich im
Winter mit reifsendem Ungestüm von den
Bergen herabstürzen und alles, was ihnen in den
Weg kommt, mit fortreüsen, wogegen man in
den heifsen Sommermonaten, während welcher
es in Griechenland mit wenigen Ausnahmen
nie regnet, nichts von ihnen erblickt als aus-
getrocknete und zerklüfteteSchluchten;
in den Fufs fiel (vgl. auch Serv. z. V. A. 8, 294).
Ein Sternbild in Gestalt eines Kentauren er- 50 oder wenn sie wirkliche Quellen haben, ist der
scheint auch (als „Sagittarius'') auf ägyptischen Wasserschatz derselben so ärmlich, dafs kaum
Zodiakalbildern aus der Zeit der Ptolemäer (so-
wie auf dem att. Festkalender, den Bötticher im
Philolog.v.J. 1865 besprochen hat). „Der jugend-
liche , unbärtige Kentaur mit vollem Haupt-
haar und Haar an Bug und Beinen trägt einen
Hasen als Jagdbeute in der Rechten, einen
Bogen, von dem nur ein Stück erhalten ist, in
der Linken" (J. Overbeck, Gr. Kunstm. 1, 252 ff.).
Vgl. auch 3Ieyer a. a. 0. 82. Müller, Hdb. go
400, 5. MiUler-Wieseler, B. a. K. 1, 407.
2, 554. 785. Fröhner, Notice de la sculpt. ant.
du mus. nat. du Louvre Paris 1878 p. 17. 25
(vielleicht dient letzteres Bildwerk, das nach
Fröhner ein Wesen halb Löwe [?j, halb Ken-
taur darstellt, zum Verständnis von Müller-
Wieseler 2, 599; s. auch Matz- JJuhn, Ant. Bildw.
in Rom nr. 3704). Wenn in diesen Bildwerken
Koscher , Lexikon der gr. u. röm. Mythol. IT.
wenige Tropfen davon im Sommer das Meer
erreichen" (Bursian, Geogr. v. Griechenl. 1, 7 **).
*) Oder /äoaÖQot; vgl. Xa'oaJ^jo; als Namen mehrerer
griechischen Flüsse.
**) Vgl. auch Neumann- Partsch, P/iys. Geogr. v. Gr. 29.
86 f. 89. E. Curtius, Ber. d. Berl. Ak. 1888 S. 1215 ff. Paus.
2, 15, 5: ovts "Iva/oi; vdw(t ovrs äkf.og rtaQe/ffat twv . . .
noraiiüv o'ti /<>/ vaavtoi tov fi-ioü- -S-fQov; de aija atpiaiv
iatl -tu (jsvfiata. Varro r. r. 1, 12: torrentes fliivü pericu-
losi Ulis, qui in humilibus ac cavis locis aedißcia habent.
Philo 71. ä(p9aQaia(; y.öa/uou I (ed. Rernays, Berl. Ak. 1876
S. 274f.): 'ötav öi y.ataitkva/iiug [xatalafijiävti'] ärtaaav
tYiV väato; yatofißolav y.ataaÜQu (pvciiv aud^iyev(-äv aal
/iijuäoomv itotai.näv ov TtXiiu/iiuQovvTMV fiövov aXXa y.ai
tu xa^Borlii rt'joavntQ^aXUvtwv ri]j im^iaofüi; y.ai ta;
t!/9ä^ i]t>ißta 7ta()a Q^y^yviivecov ?; v7tiQjti]du,v-
rojv draßaaet tjj 7t(jug f-iiiyicitov vxpog- '<j9sv vniQßXv-
oarta; slg rf;i' 7taqay.iiixivi]v uva/eTa9ai Ttföiuöa tiiv dh
34
1059 Kentauren (Wesen und Charakter) Kentanren (Wesen und Charakter) 1060
Fast dieselbe Erscheinung gewahren wir in Kanalisierung Thessaliens durch die Herstellung
Sicilien und Italien, dessen meiste Wasser- der Slwqv^ von Tempe {Diod. 4, 18. Lucan. 6,
ader-n ebenfalls nur Giefsbäche (fiumare) sind. 347), an die Sage von Pisa in Etrurien {Strab.
Im Sommer sind dieselben völlig trocken und 222), an den Kampf mit der Hydra u. s. w. (vgl.
bilden in ihrem untern Teile treffliche Fahr- K. F. Hennann, Privatalt. 2, 23).
wege, die sich allmählich, je höher man hinauf- Zu denjenigen Landschaften Griechen-
steigt, immer mehr zu Saum wegen verengen lands, welche am meisten durch solche im
und tief ins Innere des Gebirges hineinragen. Winter und Frühjahr von den Gebirgen herab-
in tiefen Spalten, den gewaltigen Krallen kommende Wildbäche zu leiden haben, ge-
eines Ungeheuers gleich, reifsen in der Regen- 10 hört der weite, rings von Gebirgen um-
zeit die Regengüsse das lose Gestein von den schlossene Thalkessel Thessaliens, der
steilen Hängen. Ganze Berglehnen setzen sich Wohnsitz der sagenberühmten Lapithen (s. d.).
dann in Bewegnng und strömen, flüssig ge- Von den zeitweilig daselbst vorkommenden
worden, mit furchtbar verwüstender Kraft dem Überschwemmungen, die ebenso plötzlich ein-
Meere zu, die Dämme und Mauern zerbrechend treten wie aufhören {Vischer, Erinnerungen
und die Felder und Gärten mit Schutt und etc. 478), sagt Strabon 430: Tccvza d' larl
Geröll füllend [Nisse )i , Ital. Landeskunde 1, ra (laca zfjg ©fTtalta?, svöaiiiovsozärrj xäga,
295. Neumann - Partsch , Pliys. Geogr. v. Gr. nXrjv oarj noTafiöyiXvGtög sativ. b yccg Urj-
S. 348f. Fischer, Beitr. S. 8). Zu allen Zeiten vfiog Slcc (.isarig ^satv ■Kai noXXovg 8ixö-
haben daher die Bewohner solcher von wilden 20 ftgvog notapiovg vnsQXsitKi nolld-uLg.
Bergwassern heimgesuchten Gegenden ihre to öh naXccihv v.al iXif^ivä^sro , cog Xöyog, xo
Fluren durch Erbauung von Schutzdämmen ti^SCov sk te täv ccXXcov ß^gav ogiOi negi^igyä-
und Maiiei'n oder durch Anlegung von Ab- iifvov k.t.X. {vgl. Diod. i, 18. Lucan. 6, 343 ff.),
zugskanälen zu bekämpfen und zu bändigen Im folgenden schildert Strahon die Verhee-
gesucht, so die alten Römer im nördlichen rungen des Peneios, welcher den Bewohnern
Sicilien und die Lombarden in der Poebene von Larissa, einer von Ixion und Peiri-
{Nissen a. a. 0. 300; vgl. Hör. ep. 1, 14, 29. thoos bewohnten Lapithenstadt {Aj)ostol. 9,
2, 3, 67. Tae. a. 1, 76. 79. Suet. Oct. 30. Mehr 73), regelmäfsig gutes Ackerland weg-
bei E. Gurtius, Ber. d. Berl. Ak. 1888 S. 1223). rifa, wogegen sie sich durch Dammbauten
Auch in Hellas läfst sich die Bekämjifung 30 {Ttagaicä^axa) zu schützen suchten (440). Von
der Wildbäche und ihrer Überschwemmungen der Pelasgiotis am Fufse des Peliou heifst es
seitens der Menschen schon in den ältesten 441: av o noirjzqg oXi'ycov [i^iivr]zuL öicc t6
Zeiten nachweisen. So kennt schon Homer fifj oC^nc&rjvat nco rdXXcc r] cpavXwg oiKio&FjvaL
Flufsdämme und Schutzmauern, welche die öid zovg KarayiXvafiovg aXXoz' äXXovg yevo-
Verheerungen der j^siiiüggoi abwehren sollten; (i^vovg .... UsnovO-f Ss zi zoiovro v-cci 1)
vgl. II. E 88 ;^ftju.appm, og x' coKa gtojv ixf- Älayvrjzig v.. x. X. (in betreff der zahlreichen
ÖKffGf yfqpupo;? [= Dämme; vgl. 7rpo(?;t;(aff£(s /J yf- Giefsbäche des Pelion vgl. Bursian, Geogr. v.
(fvgwGSig b. Strab. 1, 59; vgl. ib. 458], xov S' Gr. 1, 97*). Dasselbe ist nach P'orclihammers
ovz' äg TS yscpvgaL lagy^ivai i6%av6(aciv, ovx' Hellenika 9 f. auch in dem die südliche Grenze
ciga i'pxf« i'(t;^5£ dXojdcov igi&rjXäcov. Hcrod. 40 Thessaliens bildenden Thale des Spercheios
1, 189 u. s. w. Man denke ferner an die der Fall, wo nach. Stejih. B)/z. (s.y. ^gimov) dev
Thatsache, dafs bereits in der Blütezeit des Kentaur ^giyiiog hauste: „Im Winter ergiefsen
Reiches von Orchomenos die Minyei- die furcht- sich nicht nur die unzähligen Quellen, welche
baren, ganze Städte zerstörenden Überschwem- in den Spercheios ihren Abüufs haben, reich-
mungen des Kopaissees, welche durch die in lieber, sondern es häuft sich auch durch den
diesen einmündenden Wildwasser herbeigeführt mehrere Wochen, ja Monate hindurch herab-
wurden (vgl. //. M 18 ff.), durch sorgfältige stürzenden Regen und durch den Schnee der
Reinigung der Abzugskanäle und Deichbauten das Thal umgebenden hohen Gebirge die
bedeutend einzuschränken gewufst haben, und Wassermasse des Flusses in dem Grade, dafs
dafs noch Alexander d. Gr. durch Bohrung 50 er nicht nur die Sümpfe an seiner Mündung
grofsartiger Stollen die gefährlichen Über- überfüllt, sondern auch einen grofsen Teil des
schwemmungen jenes Sees zu beseitigen ver- im Sommer festen Erdbodens überschwemmt,
sucht hat {Bursian a. a. 0. 1, 198 iF. Forch- so dafs sich der untere Teil des Thaies in
hammer, Hellenika 160. E. Curtius , Ber, d. Meer vervmwdeW^ {vgl. Neumann-Partsch, Pliys.
Berl Ak. 1888 S. 1223 f.). Ferner erinnere ich Geogr. v. Gr. 191 f.). Bei dieser aufserordent-
an den Kampf des Herakles mit Acheloos, in liehen Bedeutung, welche die ;^fi/[iäppot für
welchem man schon längst eine mythische Sym- viele griechischen Landschaften, namentlich
bolisierung des uralten Kampfes der Kultur- aber für Thessalien haben, dürfen wir wohl
arbeit gegen die verheerende Macht der Sti'om- auch in der griechischen Mythologie, besonders
natur erkannt hat {Nissen a. a. 0. S. 300. «0 aber in den Lokalsagen der von Gebirgen um-
Preller, Gr. M.^ 2, 245. 0. Müller, ürchom.^ 66 f.; schlossenen und durch die Überschwemmungen
vgl. Strab. 458. Diod. 4, 35), an die Damm- der Wildbäche heimgesuchten Thalebenen, vor
arbeiten des Herakles zu Pheneos (Fjsc//er, AV- allem in den Mythen Thessaliens, deutliche
innerungen aus Griechenland 494 f.), an dessen
*) Vgl. auch die Sage von dem am Otlirys gelandeten
tu /(ir Ttfivitov fii fieyäXag Xl/.ivag dtttrtfifn9ai . . . au&ig Deukalloii (s. d.) und vom y.aray.Xvnftui iv i^taaaXta bei
c) ' iTTtQQfOfto; [tuü väato;] . . . st^ fiiyt9o; d/arovi; rtf- Cedren. 1, liC, 11 Bonn. , sowie Herod. S, 12 vökh) tinXf-
Xäyuvi y.atlx tijv TtoXXojv i'yoiatv uTtox/jiraad^at. Isid. de tuv... un\i toi) UijX iov .... ofijiQog tt küfSpog y.al
nat. rer. p. 74 (Becker). Qsvfiaitt tax^qu ig d-aXaaaav wQ/miiüra.
1061 Kentanren* (Wesen und Charakter)
Kentauren (Wesen und Charakter) 1062
lieflexe der soeben im allgemeinen geschilder-
ten wichtigen und augenfälligen Naturerschei-
nungen suchen. Wäre es doch geradezu wunder-
bar, wenn eine so häufige, wenn auch bisher
von mythologischer Seite noch nicht gebührend
gewürdigte Erscheinung in den griechischen
Mythen keine Spur zurückgelassen hätte, zu-
mal da die Schilderungen der Wildbäche in der
Litteratur eine so hervorragende Rolle gespielt
haben. (Vgl. z. B. Theoer. 22, 49: tivxb tzstqoi
oXoitQOXOi Ovars v.vXi'vScov 'j^siiiäQQOvg Troraftog
^syälag TtfQit^SGi ÖLvaign. s.w.). Wir finden sie
unverkennbar wieder in der Sage von den Kentau-
ren, die entschieden am reichsten in Thessalien
(vgl. Eur. H. für. 373) ausgebildet worden ist und
an sämtliche dieses Land einschliefsenden Ge-
birge, den Pelion, Ossa, Pindos, Homole und
Otinys geknüpft erscheint, dann aber auch in
Aitolien (Euenosthal, Taphiassosgebirge), Elis
und Arkadien (Pholoe, vgl. die Pholos- und
Atalantesage),_ also ebenfalls in Gegenden,
welche durch Überschwemmungen beimgesucbt
wurden (vgl. in Bezug auf das Euenosthal
Jsaiiihcrt. Itineraire de VOrient 202 f., in Bezug
auf Pholoe Vischcr, Erinnerungen etc. 471 — 473
u. Neumann- Partsch, Phys. Geogr. v. Gr. 254.
259, s. auch Et. M. 42G, 9, in Bezug auf Arka-
dien Visclicr 478. 495. 497. Bursian, Geogr. 2,
185. 195 ff.) und von aiolischen Stämmen be-
wohnt waren {Kiepert, Lelirh. d. alt. Geogr.
§ 218; s. unten Sp. 1084), heimisch ist. Es
liegt durchaus in der Natur der xsiiiaggoL,
gegen welche die menschliche Kulturarbeit zu
allen Zeiten angekämpft hat, dafs sie, einmal
personificiert, ähnlich den Dämonen der Wetter-
wolken (Giganten*), Kyklopen, Gorgonen, Chi-
maira; vgl. Bd. 1 Sp. 76off. unter Bellerophon),
des Wirbelsturmes (Typhon) u. s. w. zu ge-
waltigen Ungeheuern werden raufsten, über
welche jedoch nach heftigem Ringen die per-
sonificierten Mächte der Kultur, Heroen (He-
rakles, Atalante) und Menschen (Lapithen; s. d.)
triumphierten **). In der kurzen Dauer ihrer ver-
derblichen Tbätigkeit, welche nur auf die
Winter- oder Regenzeit beschränkt ist (vgl.
Sen. Not. Q. 6, 7, 2: ad tempus collectos tor-
rentium impetus, quorum vires quam repentinae
tarn breves. ib. I)ial. 10, 9, 2. de Benef. 6, 31, 7.
üv. Am. 3, 6, 105 f.), liegt natürlich auch ihre
Kurzlebigkeit begründet: alle Kentauren,
selbst Cheiron nicht ausgenommen, sind sterb-
lich, ähneln also auch in dieser Beziehung
entschieden den Repräsentanten anderer rasch
*) Auch bei den Giganten scheint man, wie der
Name [Xöo]adgfi;; auf dem pergamen. Giganteufriese
lehrt (lierl. SHzungsber. 1889 S. 342), an die verheerende
Wirkung dor yt<nuSQaL gedacht zu haben; vgl. auch den
ebeuda vorkommenden [}f>uri](iy/fv; von ipÜQCcyi (Schlucht)
Uüd die auch sonst mehrfach hervortretende Überein-
stimmung von Giganten- und Kentaurennamen (Mimas
Agrios, Eurytos).
**) Vgl. Eur. Jieraf.1. 365 ff., wo die durch das Kieder-
stampfen der thessal. Fluren seitens der Kentauren be-
wirkte Unfruclitbarkeit deutlich hervorgehoben wird.
AVenu Wil<tmou:itz , Herakles 2, 124 hierin keinen alten
Zug der Kentaurensage erkennen will, so hat er Hoiii. Iiy.
i)i Merc. 224 f. und Kättirog v. 19 aufser acht gelassen.
Über das Niederstampfen blühender Fluren durch Pferde
vgl. Lonff. 1'. ed. Hercher p. 310, 5.
20
30
vergehender Naturphänomene, wie z. B. den
Giganten, Kyklopen, der Gorgo, der Lernäi-
schen Hydra und der Chimaira (vgl. Lulian,
Contemj^l. 23 ano & vi] a-a ov a t xat norafjiol
oloi. E. Curtius a. a. 0. 1215). Versuchen
wir es nun im folgenden kurz alle wesent-
lichen Züge des Kentaurenmythus auf die
schon von den Alten an die ;^£tfi«ppoi oder
^agäSQai (torrentes) gemachten Beobachtungen
10 zurückzuführen.
})) Dafs die ;j;f£ft«9pot von den Bergen
plötzlich niederströmen, wenn starke Regen-
güsse aus den Wolken niederfallen, erhellt
namentlich aus mehreren herrlichen Gleich-
nissen Homers:
A 492: cog 8' onörs nXrj&av notafiog ns-
ÖLOvSs V.CCTSIGIV
XflLltXQQOVg %CCZ OQ£0(plV OTIK^Ö-
f.i£vog z/tüg Oft (3 pro.
z/ 452: cog S' ots jjft'jaappot noTafioi v.ax'
opfffqpt Qiovzig
ig (iiayocynsiccv GvußäXlstov oßgiuov
vScoQ
■KQOvväv £% iisyccXmv y.oilr]g tvroa&s
Xcigädgrig.
E 87 : Q'vvs yag cJft nsdi'ov irozuna nlr]
&ovti soi%a)g
XSLf.i(xQQO), og t' cöxa qscov iv.sSua6s
yscpvgag,
rov 8' ovz KQ Tf Ysq)VQca isgy^svai
ia%ocv6wciv,
91: hlQ^üvz^ E^aniviqg, 6z' snißgiarj
diog ofißgog.
Vgl. auch n 390 ff. x^Q^^Q^^ ■ • • g^ovaai st,
OQsav. Lucr. 1, 281: quam (aquam) largis
imhrihus äuget moiitibiis ex altis magniis
dccursus aquai. Very. Aen. 2 , 305 : rapidus
montano flmnine torrens. Ov. fast. 2, 219 f.
40 Von den Wildbächen des Pelion, an welche
sich der uralte lasonmythus knüpft, handelt
Apoll. Eh. 3, 69:
. . . vLcpsza 8' inalvvsto tidcvzcc
ovQia v.cil G'AOTiicil 7tSQin,rj-iiS£g , Ol 8e Morr'
avzav.
XSi'fiaQQOL y.avaxrj8a KvT.i.vSofisvoi (poQSOVzo.
Der berühmteste unter diesen Bächen war der
"AvavQog (yIjj. Bh. 3, 67 u. 1, 9), welcher Name
50 öfters auch geradezu appellativ im Sinne von
XSifiäQQOvg gebraucht wird (vgl. Hesiod. scut.
Herc. 477 f. n. Schol. z. Ap. Bh. 1, 9).
Schon jetzt mache ich auf die Parallelen
KivT-avQog, äv-txvQog, sn-avQog {Hesych.), iv-
avXog {Hom.) , tn-ccvXog {Hesych.) = j;fiu.ap-
Qovg, xagäSga aufmerksam. Von den Wild-
was.sern des Pindos handelt Sil. It. 4, 522.
Eines der sichersten Vorzeichen der Regen-
güsse, aus denen die x^ii^ccQQoi- entstehen, ist
60 die Wolkenbildung an Berggipfeln (vgl.
Cornelius, Meteor. 545). Das gilt besonders
vom Pelion nach Theojihr. it. arj/x. 22: sav tnl
z6 TJr'jXiov vBcpiXt] ngoai^y . . . vSwo gij^ulvsi.
Genau dasselbe gilt auch von den Berggipfeln
Aiginas, vom Hymettos u. s. w, (vgl. Tlieophr.
a. a. 0. 20. 24. Arcldl. fr. b&B. Mommsen,
DelphiJca 88, 1). Man kann sich daher wohl
denken, wie ängstlich die Bewohner Thessa-
34*
y
1063 Kentauren (Wolkensölme ; i. Geb. haus.) Kentauren (schleud. Fels. u. Bäume etc.) 1064
liens beim Beginn der Regenzeit nach der N 131 S/'E-urwQ] avzfUQV (iBficcäg, oXooltqo-
Spitze des Pelion auszuschauen pflegten, um ;i;og «s ano nstQ-qg,
zu wissen, wann die verderblichen Wildbäche vv xs v.azcc aricpävrjg norafibg %£i-
(vgl. neugr. KaticQQ^vncc) auf ihre Fluren herab- fiaggoog wgt}
brausen würden. Mythisch gedacht mufste prylag uciihca b^ßgcp avaidsog i%-
natürlich die Wolke zur Mutter der xsl- (iktu nEXQrjg,
' (lÜQQOi werden. Vgl. Pind. Ol. 10, 3: vddtcov vipi 8' uva&QcöaKwv nSTsrai v.xvnhi
ofißgicov, TtciLScov Nsfpslag. id. Pyth. 6, 11: ds &' vn ccvtov vir] ■v.zl.
Xn^^Qiog öfißQog hißgö^Lov v.cpnc^g arqa- ^ g^ ^.^,^ ^ . ^^g,^^ ^^^^^ nXr'i&ovzL
TOS aiisiXixog. htrah. 1, 30 o ... . isiiiuQQOvg lo i ^ r ^^^^^^^
xrig Eivat. AlJciphr. 3,15, S insld-usv de oußgog ^ • ^^ ' ^ ^,;„^^.
,g rpftg ruiegag .... noxa^iovg avcofsv s>c zr^g ^^^ ^, ^.^, . ^^ y^^^gai. isQyfisvai
uyiQWQSiccg xwv oqcov eysvvr]GBV, o/- ptJft?? Kdza- lavavöwaLv
, 01,90^8^01 ävv insGTtaaccvxo nal zovg ßö&QOvg ^„^, v . -, ^\^^^y i^,_
yiaxaxcoaccv , atazs sivai nuvta Caonsoa. Vgl. ^ ^ &nXäo}v
^nch SopJi. Tr 109ÖI Hesych. s. y. xocgfSgc^^ ^j^^^^^- l^anCvrig, Hz' inLßQc'ar] dwg
und hinsichtlich der plötzlichen tuichtbaren ' oußooc
Regengüsse in den griechischen Gebirgen JVew - ,, < ^^ 5 '^^,~, r^„„J„^^/«,„c ^/3'
mann-ParUcli, l'hys. G-eogr. v. brr. b. 66. 20 altt'cav
c) Den vorstehenden Darlegungen ent- '
spricht es nun genau, wenn die Kentauren als $ 282. Ärist. Bitter 526 ff. Demosth. d. cor.
Söhne der iV£(pf'i72 galten und ausschliefs- 153. T/teob". 22, 49. J.p. i?/t. 4, 460 f. Dion.
lieh auf Gebirgen, vor allen auf den Grenz- Per. 1075. Lucr. 1, 283 ff. Verg. Aen. 2, 305.
gebirgen Thessaliens: Pelion, Pindos, Othrys, 12, 524. Ov. 3Iet. 8, 548. 1, 286. Bor. ca. 3,
Ossa, Honiole, ferner auf Oite, Pholoe und 29, 83fP. iwcan. 6, 388 f. Calpurn. ecl. 5, 48 f.
Maleia heimisch gedacht wurden (vgl. Fleck- Anthol. Gr. 9, 278 etc. Ein bekannter _Wild-
eisens Jahrb. 1872 S. 4-24). Schon die lUas bach in Attika führte den charakteristischen
{A 268) nennt sie q)fjQsg ogsa-nmot, ebenso Namen KvnXoßogog, weil er die kreisförmigen,
Hesiod. fr. 110 Göttl. Vgl. J£ur. 'iph. A. 705. 30 um die Ölbäume und Weinstöcke angelegten
1046. H. für. 364. Sen. Herc. f. 974 fi'. Hier- Gräben {y.vy.loi) gewissermafsen frafs ( Wachs-
her gehören die zum Teil uralten Kentauren- mutli, Bh. Mus. 1889, 153). Ein anderer in
naraen Ovgsiog ('OgBLog, 'OQOoßtog)., Usxoatog, Arkadien hiefs Bowqpayog. Vgl. auch neugriech.
'TkatogC'TXrjg), TlevueLÖai, jQvalog,"EXazog etc., Namen wie Phonissa und Ga'idaropniktes {E.
welche den Wohnsitz der Kentauren in Bergen Curtius a. a. 0. 1228).
und Bergwäldern andeuten. Zu der Deutung e) Diesen Schilderungen von der Felsen
der Kentauren als Wildbäche pafst es ferner schleudernden und Bäume entwurzelnden Kraft
vortrefflich, wenn in der alten Sage bei Biod. der Wildbäche sind diejenigen Zeugnisse aus
4, 12 erzählt wird, dafs Nephele, die Mutter dem Kentaurenmythus gegenüberzustellen, aus
der Kentauren, diese im Kampfe mit Herakles 40 weichen hervorgeht, dafs man sich die Kentauren
durch starke Regengüsse unterstützt habe. Felsen *) und Bäume schleudernd dachte -.Res.
Deutlich blickt der natürliche Hintergrund des seilt. Herc. 188: Kivzavgoi] xQvotixg iXdzag
Mythus auch noch durch folgende Schilderung iv x^Q'^''^'" f';t;oi'i:fg. Apoll. Bh. 1, 64. Apollod.
Vergils hindurch, Aen. 7, 674: 2, 5, 4 nagriGav 01 K. nsxQciLg oinUßfisvot v.ai
„ , ,. ^. ,. slaza ig. Biod. 4, 12. Philostr. im. 2,3. Q.
Ceu duo nubigenae quam vertice montis ^.,„,^,.„6^273. 7, 109 etc. Hiermit stimmen die
, ^ „ _, . „ ab alt 0. älteren Vasenbilder, in denen die Kentauren
descendunt Centauri Homolen Othrynque durchweg Steine und Baumstämme schwingen,
., ,, viivalem auffallend überein (Mevej-(xanf//iary. 66. JfiVc/t-
hnquentes eursurapido,dateimtibusingen^ .^ ^ ^^^_ ^ ^_ 7^_ ^,.^,^ ^^ 1884 Tf. 8,
stlva locum et magno cedunt vircjulta. frayore. ^ 'r^£ ^^ '^ ^^^^ ^^j. erkennt nicht in dem
Vgl. auch Ap. Bh. 1, 553. Oe. Met. 3, 79 etc. Mythus von der Überschüttung des Kaineus
Wie wunderbar stimmen doch solche Schilde- mit Steinen und Bäumen ein prächtiges Bild
rungen mit den homerischen Schilderungen der der furchtbaren Anhäufungen von Felssteinen
XfiiiöcQQoi überein! und Baumstämmen, welche die natürlichen
d) Häufig wird in den Schilderungen der Folgen der zu Thale gehenden Wildwasser
Wildbäche hervorgehoben, dafs sie mit ge- sind?**) Wenn Kaineus {Ov. M. 12, 524 ff".) in
waltiger Kraft (vgl II. J 453. Ov. Met. 3, ^.^^ ^^j.^^^ ^^^^^ ^.^ ^.^ j,^,^^^ ^^^ g^„,33„
79. 1, 278) grofse h eisen und ausgerissene ^^^.^^ ^^ ^^^ -g^^^^^^ ^^^ xH!.iü(,nm spielen die kleinen
Bäume, ja ganze Wälder und Hänge mit 6O gteinchen in den Betten der Quellen und Bäche, mit denen
sich herabreifsen, Dämme und Mauern durch- die Naiaden wie knöchelspieleude Mädchen ihr anmuti-
brechen und Menschen und Tieren, nament- ges Spiel treiben (vgl. e. Curtius, Abk. d. Beri. Ak. 1876
lieh Rinderherden, ja sogar ganzen Städten S. i62).
sicheren Untergang bereiten. Vgl. **) Von einem kaukasischen GebirgsflusBe (dem Terek)
. .„. n n ' v^ V - '5. 1 • 11 ' A ' sagt C. Hahn, Beil. z. AUy. Ztg. IS'Jl nr. 219 (260) S. 1:
, A 494 1. noKkag Oi oovg aCakhag noXlag os ,f ... ' . m i i i, ..-„i i^\.„„A A„^nu
J ' sr 5 s s 3 „Uer unbändige Terek, welcher sich tobend durch
j ^ ■'•f 'tsvtiag ^ ^ jjg gjjgg Pforte drängt. Er rollt in seinen "Wassern ge-
EGCpSQSzai TtoXlov Öi x' dcpvayEZOV tlg waltige Steine fort, wo sie ihm aber zu grofs und
CcXa ßuXXst. zu mächtig sind, da bäumt er sich an ihnen auf und
1065 Kentauren (sehleud. Fels. u. Bäume etc.) Kentauren (truuk-, streit-, lärmsücht. etc.) 10G6
einen ^apa^pio's (Regenpfeifer) verwandelt wird,
der durch sein Geschrei die bevorstehende Fül-
lung der xaQcxÖQai mit Regenwasser anzeigt,
so stimmt das gut zu unserer Deutung der
Kentauren als x"Q<^SQai. Vgl. Gatt. gel. Anz.
1884 S. 155 f. und oben unter Kaineus. Als Zer-
störer eines Töpferofens treten die Kentauren
auf Hovi. epigr. 14, 19: xinronv rccds f'gya
MtvMQJc, nimoi 8s y.äf.nvog, WO tvKzco trefflich
die zerstörende Stofskraft der Wildwasser
bezeichnet.*) Als mordlustige, wilde Gesellen,
welche einsamen Wanderern in wilden Berg-
thälern autlauern, um sie zu töten und roh
zu verzehren ( daher cojxocpäyoi bei Thcogn.
541), erscheinen die Kentauren in der alten
Peleussage. Ihre Gegner, die Lapithen (s. d.),
sind natürlich als die Vertreter der in den
gefährdeten Ortschaften und Burgen der Ebene
sefshaften Bewohner zu denken, worauf schon die
zahlreichen von bestimmten StädtenThessa-
liens abgeleiteten Lapithennamen (s. d.) hin-
weisen (vgl. l^ocr. 10, 26). Herakles aber ist
auch hier wie sonst ein Sonnengott, da er die
Kentauren (wie auch die lernäische Hydra!)
mit Pfeilen und Feuerbränden {Öaloii;
ApolJod. 2, 5, 4)**), den Symbolen der die
XccQccÖQUt (torrentes von torrere!) rasch aus-
trocknenden Sonnenstrahlen, vernichtet. Vgl.
Antipliü. b. JBnmck, Anal 2, 177, 31:
AaßQonödrj x^ifiaggs, ri drj roaov aäs -noQVGar],
ns^ov dno-ulsicov i'xvog 6doinoQi>,g;
oipoiiocL risXica as y.f/.c(v^^vov, Zotig slsyxfiv
v.al yövL^LOv nozcc^ov kccI voifov'^**) oiÖtv
vdo)Q.
Oo. Am. 3, 6, 105:
At tibi pro meritis, opjto, non candide torrens,
Sint rapidi soles siccaque semper hiems!
'^uch der Zug des Kentaurenmythus, dafs die
(ffiQsg ÖQiG-AcpoL ohne Ausnahme sterblich sind
und trotz ihrer Stärke bald überwunden wer-
den, ist in der Natur der xsiyiägQoi wohl be-
gründet, deren plötzliches Erscheinen und
rasches Verschwinden {Forchhammer, Erkl.
d. Ilias 13), wie aus zahlreichen Zeugnissen
erhellt, einen tiefen Eindruck auf die dichtende
Volksseele machen mufste. Vgl. II. E 91
XSt^c(eQOv~\ iX&övz' i^UTiLvrig, Zx' inißgiorj
Jibg oiißQog. Fest. 3 52 s.v. Torrens . . .signi-
ficat . . . fluvium suhitis imbribus concitatum,
qui alioqui siccitatibus exarescit. Sali.
Mst. 1,12 Dietsch. Sen. Nat. Q- 6, 7, 2. Luc.
wälzt sich in m ä h n e n artigen Gebilden über sie weg."
Das ist also gewissermaraen das Bild eines kaukasischen
Hippokeutauren.
*) Vgl. auch hocr. 10, 26 KevtavQovg tovg öKpustg, o'l
täyii yai yo'yfiyj y.cü tu).fj.ti öifriyxövteg tag /.liv Inii^-
^uvv tag t) ' r^ut).}.ov taJg cS' r^TtfiZovv tvjv jio^.ewv.
**) Über Waldbrände als naive Mittel gegen Wildbäche
s. II. <t> 342 ff. Auch die Lapithen kämpfen hie und da
mit Feuerbränden: Arch. Ztg. 1883 Tf. 18. Hinsicht-
lich der Bekämpfung der lernäischen Hydra s. ApoUod.
2, 5, 2: [idV.mv (ieXcai TteTtuodj/uevoig iivuy/.aaiv i^fX9siv
. . . imy.a/.iaato y.ai avthg (ioy]9ov rov'löXuuv, og /nf'jog ti
yataniji^aag tt\g i/yvg uXtjg, toig öaXoTg inixatior
tag KiaroP.ör^ tcöv tracpvo/AiVwv y.icpaXinv iy.ili?.vtv uviirai..
***) Dieser Ausdruck erklärt trefflich die vo9fM der
Kentauren.
Cliar. 23 dno&vrja'novGL . . . y.ccl jroraftot oXoi.
Wenn Hom. ep. 14 die Kentauren als Zerstörer
eines Brennofens gedacht werden, so gilt Ähn-
lich"^» von den Wildbächen: Herodian. 3, 3, 7.
Isoer. 10, 26.
f) Die oft hervorgehobene Trinklust und
Trunkenheit der Kentauren {Hom. Od. 21,
295. Find. fr. 1^1 B. Apollod. 2, 5, 4, vgl. die
Münzen von Lete bei Indioof-Bliimer, Monn.
10 gr. 82, welche einen Kentauren zeigen, der
einen -aäv&agog hält, etc.), die sich zu völliger
Raserei steigert {Hom. Od. 21, 297 ff. fiaivo-
pivog %äv.' i'gB^s. Verg. G. 5, 455 furentes
Cent. Stat. Theb. 4,534; mehr bei E. Curtius
a. a. 0. S. 1228), erklärt sich einfach aus
den Ausdrücken nl/j&aiv, ^eQ-vsiv, furere,
saevire u. s. w. , die mau von dem scheinbar
trunkenen, rasenden Wesen der Wildbäche ge-
brauchte. Vgl. Pind. fr. 90 B.: ovv xsi^iäggco
20i.isQ"vai. Antiplül. b. Brunei, Anal. 2, 177,
21: \^i£L^aggs'\ rj ^s&vEig naßgoio. IL Ä 492:
irXri^oiv TiOTCc^bg . . KaxfLaiv jjEtjttKppot^g.
Orakel bei Flut. Mor. p. 406 F ogs^rrözaL =
noxafiot. IL E 87. Ov. Met. 3, 571 {saevior
(bat). Verg. Aen. 10, 603 {torrentis aquae ....
more furens). ib. 2, 496 etc. Man denke an den
von Slrub. 426 geschilderten x^'-I^^^QQ^'^S Boä-
ygiog oder Mävrjg in Lokris, sowie an die trunk-
süchtigen Wassergeister der Slaven {Ausland
30 1888 S. 744). Vgl. auch das einigermafsen
verwandte Bild der mit leerer Urne zum
Wasserbecken (Quelle) kommenden also des
Wassers bedürftigen Nymphen, die sonst als
wasserspendend gedacht werden {Curtius, Äbli.
d. Berl. Ak. 1876 S. 170).
g) Die Streit- und Kampflust der Ken-
tauren erklärt sich einfach aus mehreren
schönen Vergleichen gewaltiger, unaufhaltsam
vordringender, alle Gegner vernichtender Krie-
40 ger mit den x^t'l^ciQQOt. Vgl. IL A 492. /J 452.
E 87. Verg. Aen. 12, 524 ff., den Flufsnameu
'Onltxrig u. s. w.
h) Oft wird das Lärmen, Tosen und
Schreien der Kentauren hervorgehoben. Ich
erinnere nur an die Namen ^ovTtcov, Egiyäov-
nog, TrjXsßöccg, Bgö^og, Öjmccöoq, NsGOog {Cur-
tius, Grdz.^ 244) und an die Schilderung des
Kentaurenkampfes bei Diod. 4, 12. Damit ver-
gleiche man Stellen wie IL d 455: xmv öi
50 Tf [x^iiiäggav^ xrjloas Sovnov sv ovgsaiv
iulvs TTOi[ir\v. N 140: kxvtcssi öS &' vn'
uvxov vXrj. IL $ 237. Od. % 515: Ttoxa^äv
igidovTtav. Ap. Bh. 3, 71. Verg. Aen. 2,
308. 7, 566. 12, 524 etc. Artemidor Oneir. 2,
27. Pollux On. 6, 129 etc. Ein bekannter
Wildbach in Arkadien heifst KeXädcov.
i) Das Epitheton mfiotpäyog bei Tlieogn. 541
(vgl. Apollod. 2, 5, 4 und den Wildbach Kv-aXo-
ßögog) wird sofort verständlich, wenn man
60 bedenkt, dafs die Wildwasser häufig lebende
Rinder (vgl. die Namen Eovcpdyog, Bovdogog),
Pferde (vgl. den ' Imtocpögccg), wilde Tiere und
Menschen verschlingen. Vgl. IL 4> 281 ff.
vvv 8s JMS XsvyaXscp &avaxm sl'fiagxo aXwvai,
SQX^ifx SV (isyceXcp Tiozauco, cos 7tai8ci ovcpogßov,
ov gü X ivavXog ccnosgcr] ;i;?£/xcöi't nsgävxa.
312 ff. Ov. Met. 8, 553. Hör. c. 3, 29, 37. Sil
1067 Kentauren (rofsgestaltig) Kentauren (rofsgestaltig) 1068
It. 4, 523 fF. So erklärt sich die troische und (0. Jahn, Arch. Ztg. 1862 S. 313 ff. Taf, 167 f.
vielleicht auch griechische Sitte {Gemoll, Einl. E. Curtius, Berl. Ak. 1876 S. 152. Gornut. 22.
i. d. liom. Ged. 3), den i^liiüqqoi., wenn sie an- Eust. z. Dion. Per. 431; vgl. Ear. Ion 1261.
geschwollen und gefährlich waren, lebende Lehner dt, A. Zt(j. 1885 S. 105 0.), andererseits
Tiere (z. B. Pferde) und Kuchen (in Ge- aus dem früher als lo gedeuteten Kopfe eines
stalt von Tieren?) in die "Wogen zu werfen jugendlichen Bergstroms {Arch. Z. 1874 S. 112;
(vgl, z. B. II. * 132 vom Skamandros, der oben Bd. 1 Sp. 1489) hervor. Über den Zu-
ganz als isinäqqovQ zu denken ist, Paus. sammenhangderpferdefüfsigenSeilene (Quellen)
10, 8, 10). m.iiAen'K.Qnt.^.Iiitteü.d.urch.Inst.Böm.Aht.'d
k) Die Rofsge st alt der Kentauren erklärt 10 (1888) S. 169. Übrigens kommen neben den
sich wohl am besten aus dem Vergleiche des Rofskentauren {inno-KivtavQoi) hie und da auch
schnellen, ungestümen, sich bäumen- Eselkentauren {ovoKivzavQoi,) vor. Vgl.
den, schnaubenden und schäumenden Gramer, Anecd. Oxon. 4, 262, 20: ovok. anb xov
Pferdes mit den TroTßfiot ;(;5ijuappof, welche eben- gttiQ'ovs ngog zf] ^scpal-^ av&Qconog oqdltoli xo
falls schäumen, schnauben und ungestüm, mit ös loinov ovog; Hesi/ch. s. v. und das 6vo%ev-
hochgehenden Wogen (da, wo Unebenheiten ruvga genannte Faheltiev {Ptjthag. hei Ael.h. an.
im Bette sich finden), raschen Laufes zu Thale 17,9. Man.Phildeunim.propr. 1063ff. G.I.Gr.
strömen (vgl. Neumann-Fartsch, Phys. Geogr. 6131'' (mit Abbildung); s. Sp. 1056. Auch sonst
V. Gr. 255. Gurtius, Beil. Akad. 1876 S. 143). ähnelt der Flufsgott Acheloos sehr den Ken-
Man denke einerseits an den bekannten Ver- 2ü tauren, insofern er auf schwarzfigurigen Vasen
gleich der Wogen mit Rossen (ital. cavalloni, mit dem vollständigen Oberkörper eines Mannes,
engl, ichite horses; über Land und Meer mit menschlichen Armen, Bart, langen Haar-
Bd. 54 S. 702. Brinkmann, Mttaphern 1, 299), flechten, Satyrohrea- und -Nase (aber mit
andererseits an Gleichnisse, in denen schnau- Stierhörnern) und einem vierfüfsigen Stierleib
bende, rasch dahinsprengende Rosse mit den „ganz nach Analogie der späteren Ken-
XsiiiccQQoi. zusammengestellt werden*): II. taurenbildung" dargestellt wird; Lehnerdt,
n 389 ff. Vgl. auch spumosi amnes Verg. A. Arch. Ztg. 1885 S. 105 ff. u. Taf. 6. — Gegen
12, 524. Ov. Met. 3, 571 spumeus et fervens die öfters [nach dem Vorgange des Palaipha-
[torrens]. ib. 1,280 ff. Val. FZ. 6, 390 f. Curtius, tos 1. Plin. n. h. 7, 202. Serv. z. Verg Geo.
Abh.d. Berl Akad. 1816 S.1A3. Hierzu kommt 30 3, 115 von Buttmann, Mythol. 2, 221*. 0.
noch, dafs in Troja angeschwollenen Wildbächen Müller, Edb. d. Arch. §389. Welcker, Ep.
Pferde geopfert wurden, zumal da diese Cycl. 2, 217 mit '^); vgl. auch die Litt, bei
Tiere zcöv vdäzcov zu ^oIequ ntvovoi und cpt- Ebeling, Lex. Homer, u. 'KivxavQOi\ Tümpel.]
löXovzqa v.al cpiXvSga sind {Aristot. de an. h. W. Müller, Z. Mythol. d. griech. u. deutschen
8, 24). Dieselbe Opfersitte ist auch von den Heldensage. Heilbronn 1889. S. 22 ff', ausge-
Persern (Herod. 7, 113), Parthern (Tac. ann. sprochene Deutung der Kentauren als Ver-
6, 37), Indern {Philostr. v. Ap. ly. 2, 19), treter eines mythischen Reitervolkes macht
Gterm-Anen {Grimm, Deut. Mytli.^ ^\.%^.bb^ f.), M'ilamowitz , Euripides Herakles 2 S. 124
Slaven {Ausland 1888 S. 744) überliefert. Die mit Recht ihre älteste Bildung mit mensch-
deutschen Wassergeister nehmen sogar Rofs- 40 liehen Vorderfüfsen und den Umstand
oder Kentaurengestalt an {Simroek, d. M."^ geltend, dafs sie im wilden Waldgebirge
469. Müller, Gesch. d. altd. Bei. 370 f. Grimm, D. (wo kein Reitervolk hausen kann) wohnen.
31.^ 407. Vernaleken, Mythen aus Österr. 185. Wenn jedoch Wilamoivits a. a. 0. gegen die
191). Wie die Rosse und ;t;ftju«ppot {Brunck, Deutung der K. als Bergströme behauptet, dafs
Anal. 2, 177, 31 Icc^QonöSr] x^i^üqqs. Ben. Diol. die Verwüstung der thessalischen Fluren {Eur.
10, 9, 2. Verg. A. 1, 317. Sil. It. 2, 74. 3, 307), Herakl. 364ff.) erst eine spätere „Umbildung
so sind auch die Kentauren schnellfüfsig und Ausdeutung der Fabel sei, entstanden, als
{Hymn. in Merc. 225. Isoer. 10, 26 K. zäxn das Pferd in ihrem Wesen vorwog", so kann
Kct Qa^iT] Sievsynovzeg. Verg. A. 7, 676). Wahr- man dagegen aufstellen wie Hain. hy. in Merc.
scheinlich würde man sich die Kentauren als 50 v. 224, ferner auf die alte Sage von Nephele als
reine Rosse gedacht haben, wenn nicht das Mutter der Kentauren, auf ihr Kämpfen mit aus-
ihnen zugeschriebene Schleudern von Felsen gerissenen Bäumen und Felsen, auf ihre teilweise
und Baumstämmen, sowie ihre Geschicklich- Pferdegestalt u. s.w. verweisen, uralte Charak-
keit im Heilen von Wunden {XsiQmv von terzüge, die sich nicht aus der von W. (nach
IsCq; s.u.) mit Notwendig-keit die Vorstellung dem Vorgange von Vofs, Mytli. Briefe 2, 33
menschlicher Arme und Hände erzeugt hätte, [71]) angenommenen Deutung als „wilde Wald-
weiche natürlich wiederum auf die Vorstellung menschen" sondern eben nur aus ihrer Berg-
eines menschlichen Vorder- oder Oberleibes stromnatur erklären lassen,
führen mufste (vgl. Eustath. z. IL 1051, 9 ff.). 1) Wenn in dem uralte Anschauungen ent-
Dafs man sich überhaupt Flufsgötter ken- 60 haltenden Hymnus auf Herines v. 224 die
taurenartig (mit Stierleib und Menschen- sonderbaren Fufsspuren des Hermes den un-
kopf) dachte, geht einerseits aus den bekannten geheuren Fufsstapfen eines Kentauren ver-
Darstellungen des Acheloos und anderer Flüsse glichen werden {oazig zoicc tzsIcoqu ßißä nool
^, _ „ , . r/, ,. , v.aQTtccXiu,0L6iv), so braucht man nur an die
* „Der Zchenis-Zkah (= Pferdeflufs) in Swanetieu t ■u^\ „ „ t •• i j a r -i i i
i,nt Hi^BT, TMnT>,o„ .n^.r.^ L Alf ► o«<iuBi.i«ii turchtbaren Locher und Aufwuhlunjren des
iiat diesen JNaiuen schon im Altertum, wo er Inno; i, ^ i , i t i j i -Jlr i
lieifst. Hat er den Namen erhalten davon, dafs er hüpft °?."®°^ ^" denken, welche stets den Weg der
und sich gleichsam bäumt wie ein wildes Kofs?" C. Hahti Wildbäche bezeichnen {Pohjb. 4, 41).
in der Beil. z. Ai!<j. zuj. 1889 Nr. 2a5 s. 1. Hl) Vielfach dachte man sich die Kentauren
1069 Kentauren (Räuber u. Mörder, brünstig) Kentauren {uyQioi etc. Ärzte, Jäger) 1070
ebenso wie die slaviso.hen Wasserdämonen
{Ausland 1888 S. 744) als Räuber und Mörder
(X/yorat); vgl. Diod. 4, 70: rovg; Kivxctvgov? . .
opftcoufrorg f>t zfjg ^oX6)]g Z/y^t-ff-ö'ai rovg nocQiov-
rag räv EXXi'ivcov ■aciiitoXXovg xäv Ttsgioincov av-
fXs Lv. Vgl. aucb Hesiod. fr. 1 10 Guttl. und Hom.
Ka^ivog v. 17 iS., Hcsijdi. s. v. Kevzuvqov Irjarcxi'.
Gramer, Anecd. Par. 4, 60 ccQy sicpövxrig
.... »tat Ol KivzccvQOi ovratg vnö rivoav tiqog-
rjYOQSv&rjOKV (= ccgysLOtpövrai?). Eust. in II. 10
102, 8. Wahrscheinlich gehört hierher der
Kentaurenname ÄazQivg (= latro), wie ich
bereits in FlccJceisens Jahrb. 1872 S. 426
vermutet habe. Um diesen Zug des Mythus
zu verstehen, brauche ich nur an die zahl-
reichen Dichterstellen zu erinnern, in denen
von dem räuberischen Charakter dt- r
Wildbäche die Rede ist. Vgl. z. B. Hör.
c. 3, 29, 37: stirpesque raptas et pecus et
domus vulcentis una. Vcrg. Aen. 2, 499. 12, 20
525. Ov. Met. 1, 286: Ctimque satis arbusta
simiil pecudei>qiic viiosque Tcctaqiie cuwqiie suis
rapiunt penetraliu sucris. ib. 8, 550: nee te
committe rapacibus undis. ib. 552: Vidi conter-
mina ripae cum gregibus stahula alta trahi.
Tac. ann. 1, 30 signa . . . turbine atque unda
(d. i. imbriuni) raptabantur. Inc. Poet. b.
Wernsdorf P. min. 3 p. 245 v. 25: Saepe domos
etiam saepe addita moenia raptat. Sil. It. 4,
522 ff. Der von Herakles gebändigte Räuber 30
Saures {Paus. 6, 21, 3 f.) scheint auch einen
Wildbach zu bedeuten.
11) Die Lüsternheit der Kentauren nach
Weibern, die schon in den ältesten Sagen her-
vortritt und später die Beziehungen der Ken-
tauren zu Eros (s. ob.) und zur Päderastie zur
Folge gehabt hat*), dürfte sich ursprünglich
aus ihrem natürlichen Verhältnisse zu den
Dryaden, den Nymphen der von den ;^ftjuap-
Qoi so oft bedrohten und fortgerissenen Bäume 40
und Wälder, und zu den Naiaden, den Nym-
phen der Quellen, die in den Wogen der Flüsse
und Giefsbäche verschwinden {E. Curtius a.a.O.
1225), erklären. Vgl. aufser Stellen wie II.
AAdA. Soph. Ant. 712 f. Antijyhrw.S,!^^» Mein.
Bemosth. in Ccdlicl. 10—14 p. 1274 ff. Lucr.
1, 284. Arr. An. 6, 25, 5 u. s. w. auch die
alte sinnige Sage von der Errettung einer
solchen von einem x^if^^QQOvg bedrohten Dryade
durch Arkas {Eumclos b. Tzetz. Lrjkophr. 480. r>o
Kinkel, Ep. gr. fr. 1, 194; vgl. Schol. Ap. Ph.
2, 477. Schol. Theoer. id. 3, 13). S. auch Brunei,
Anal. 2, 177, 31, wo unter den von dem %si-
^ÜQQOvg bedrohten Nymphen offenbar Dryaden
oder Naiaden zu verstehen sind. Weitere Be-
ziehungen der Kentauren zu den Nymphen
(z. B. zu der Philyra, Chariklo, Melie) s. unter
q Sp. 1071 f. Auch die germanischen Wasser-
geister rauben Jungfrauen und halten sie bei
sich zurück oder überfallen sie mit Gewalt go
{Müller, Gesch. d. altd. Bei. 374, 2). Vielleicht
*) Vgl. auch die Frauen (Nymphen?) raubenden Ken-
tauren (Fig. 5) auf alten thrakischen Münzen (Iinhoof-Blumer,
Monn. gr. 86. Catal. 0/ gr. coins in the Brit. Mus. Maced.
147 ff. Villi, n. A. 36, 33: Ccntauri ygi/i///ias gerentes Arcesilae')
und die rottigurige den Überfall der Iris (3. d.) durch
Kentauren darstellende Vase Hellen. Stud. 1 pl. 3. Vgl.
Arch. Zlg.U, 347 T. 17 ff.
hat auf diese Vorstellung von den K. auch
ihre Auffassung als Alpwesen mit einge-
wirkt; s.Luistner, D. Bätsei d. Sphinx 1, 309 ff.
O) Dafs die ayQiöxrig {Eur. Herc. f. 364;
vgl. v.£vvciVQiyiäg' dygotncog, ayQicog Ilesyeh.
Arist. ran. 38), die {f (J 9 1 g, avo^iia {Eur. a. a. 0.
181, Isoer. 10, 26. Apostol. 9, 78), endlich die
ßia der Kentauren (vgl. Soph. Tr. 1096. Stut.
Theb. 6, 407) sich trefflich aus dem natürlichen
Charakter der Wildbäche (vgl. z. B. den Boäygiog
in Lokris) erklärt, braucht nicht erst im Ein-
zelnen bewiesen zu werden. *)
p) Sehr merkwürdig ist es endlich, dafs
auch diemilden und liebenswürdigen Züge
im Charakter einzelner Kentanren, namentlich
des Cheii'ön (s. d.), sich sehr wohl aus der Natur
der x^Q^dgcci erklären lassen: ich meine dessen
Beziehungen zur ärztlichen Kunst und zur
Jagd, als deren Erfinder und Verbreiter er
in vielen alten Sagen auftritt. Die Funktion
des Cheiron als Arzt und Rhizotom (vgl.
3Iüller, Hdb. d. Arch.'^ § 389, 4. Mannhardt,
A. W. u. F. K. 47 f.) hängt offenbar mit den
Heilkräutern zusammen, welche im Bereiche
der Kentauren, namentlich auf dem Pelion
(vgl. Dikaiareh fr. 60 bei Müller, Fr. hist. Gr.
2, 261 f. Plin. N. H. 25, 94. 12, 31), besonders
aber in der Pelethronischen Schlucht {Nik.
Th. 505. Anon. in Didots Ausg. des Opp. Nie.
etc. 115 ff.) und überhaupt in den x^Q'^'^Q^'
wachsen. Das gilt namentlich von der Wurzel
des Cheiron {X^iQcovog ql^cz, Diosk. 3, 57 (50).
Nik. Th. 500 u. Schol.), auch naväyieLov ge-
nannt {Nik. a. a. 0. 508), aber auch von anderen
Heilkräutern, von denen Nik. Th. 499 aus-
drücklich sagt, dafs sie gerade an denselben
Stellen wachsen, wo sich giftiges Gewürm auf-
zuhalten pflegt, d. h. in den ÖQVf.iOL, Xaaicöv^g
und x^Q^^Q^'^' ('^gl- ib. 389 u. 489 ff'.). Das-
selbe ist der Fall beim Elichrysos, der nach
Hiosc. 4, 57 iv xQUXBGi kkI xagadgcöäeai rönoig
wächst, beim Trisphyllon (r;f ttov iv xgrjxovxi
Ttäyoj r] dnoGcpdyt, ßriaoTj Nik. Th. 521), beim
Strychnos {hfiwvv^og xij navd-nrj), der sich nach
Theophr. h. pl. 9, 11,' 5 (vgl'. Nik. Th. 878)
iv ;(;apad'paig yial xoig fivi'ifiaaiv findet, beim
Agnos {Chion. fr. 2, 6, 2. Mein. Dinsc. 1, 134),
beim Halimon {Antiph. fr. 3, 87. Mein. Hiosc.
1, 120) u. s. w. Das Kivxavqiov wächst eben-
falls in der Pelethronischen Schlucht (daher
-hbXeQ-qöviov genannt) oder auf der Pholoe,
dem Sitze der Kentauren; Hiosc. 3, 8 (6). — Die
Jagdlust der Kentauren, die besonders häufig
in Vasenbildern (vgl. z. B. Jahn, Vasens. in
München 573. 155. 380 etc. Stephani, Compte
B. p. l'a. 1873 S. 99. 1867 S. 62 ff. 1862
S. 71; vgl. auch Opp. Kyn. 2, 5 ff". Meyer
72. 78. 80 ff'.), aber auch auf dem hoch-
*) Vgl. Anthol. Gr. 9, 278, 3 xsii/iia {xtifioQQov) ävatöäg;
V. 6 fSloaufjov /eüf^tato:. Aisch. Prom. 717 y\iHi d' 'yß(jt-
at'iiv jtota/uov ov U>fuöo'}vv/j.ov . . . ov yaq ivßato; niiiüv.
Herod. 1, 189 rcoxafxw ü fi olaavt t. Themist. or. 18 p. 221D
not. aXaLova. Die Grabschrift des von Herakles gekreu-
zigten, d. h. an einer Fichte (nach Art des Marsyas) auf-
gehängten Asbolos (s. oben Sp. 1043) lautete nach Philostr.
Ihr. p. 328 = vol. 2 p. 214, 8 ed. Teubn.: 'L-laßo).o; ovts
.9ewv tQO,ui(X)V oniv out äv9Q«'>7tu)V | oivy-öi-toio yQf/Auatu;
ciTt' eijXiTteog y.ata rtküy.i]z | äy^eificit /Ufycc dsljtrov äfii-
tqoßioig y.oQ&y.saaiv.
1071 Kentauren (Bezieliungen zu Nymplaen) Kentauren (Gesamt- und EinzeLuamen) 1072
archaischen Halsband (Fig. 10) aus Kameiros fr. tr. gr} S. 404 — 408. Welcher, D. gr. Trag.
(Dnremberg-Saf/lio, IHct. des ant. 1,1011 S. 1285), S. 848f.). Die beiden Namen Okyroe (= die
auf dem archaischen Relief in Ince Blundell Hall schnellüiefsende Bergquelle) und Hippe (Hippo)
(Arch. Z. 32, 31 Taf. 6), auf 'trühattischen' Ge- lassen keinen Zweifel, dafs unter der Tochter
fäfsen (i7a//j-6. (?. arc/i. J. 2, 41) und in Gemälden des Cheiron eigentlich eine Quellnymphe
(z.B. des Zeuxis; vgl. Fig. 14; iJrwrm, Ä^ims</(Tf/. zu verstehen ist (vgl. die Okeaniden Hippo b.
2, 78. Miiller, Hdb.'^ f 389, 4) dargestellt ist, Hes. theog. 351 und Okyroe b. Hes. theog. 351.
hängt nicht blofs mit ihrem Aufenthalte in 'SGO. Hom. hy. in Cer. 4^20. Paws. 4, 30, 4 u. s. w. ;
einsamen Bergwäldern, den Sitzen der jagd- vgl. auch die Okeanide Leukippe hy. in Ger.
baren Tiere, und der oft zu machenden Be- lo 418. Faus. a. a. 0. Sclioemann, Opusc. 2, 148.
obachtung zusammen, _dafs solche Tiere in den Völcker, Myth. d. lapet. Geschl. 146f. u. s. w.).
X£i^ö:pQOL und ihren Überschwemmungen den Dagegen erklären sich die Beziehungen des
Tod finden, indem sie in den Zweigen der Cheiron zur Philyra und des Pholos (s. d.)
von den Wildbächen mit fortgerissenen Bäume zu einer Melia einfach aus dem Wohnsitz
hängenbleiben*) (vgl. Vogt in Üb. Landu. Meer dieser Kentauren in Bergwäldern, den
Bd.51 S. 287.i//MS<f. Z*(7. 1884Bd.82S.285f.**), Wohnsitzen der Baumnymphen. Über die
sondern erklärt sich auch aus der grofsen Be- Kurotrophie, welche Cheiron nach Find. P.
deutung, welche die x'^Q^^^Q'^^ iiii trockenen 4, 103 (als Quelldämon?) zusammen mit den
Zustande für den Jäger haben; denn einer- Quellnymphen Chariklo und Philyra {Hes. Th.
seits sind sie die natüilichen, gebahnten Pfade, 20 346 ff. u. i<choI.) ausübt, ebenso wie der Quell-
auf denen der Hirte zu den Alpen (Schol. Nik. dämon Silenos, der Vater des Pholos, das
57t. 28), der Jäger zu den Schlupfwinkeln der Dionysoskind pflegt, vgl. F. A. Voigt iu der
Jagdtiere emporsteigt (s. oben die Sage von A]]g. EncyJcl. unter 'Kentauren' S. 225.
Arkas)***), andrerseits dienen sie diesen selbst X) Gesamtnamen und Einzelnamen
zum sichern Versteck (vgl. Hom. hymn. 4, 124. der Kentaviren. Um den vielbehandelten (vgl.
Xen. de ven. 5, 16 u. 6, 5. Suid. u. Zenob. s. Bcnscler, Gr. Eigemi. s. v. Buttmann, Lexil.
V. xaqadQaiois liav). 2, 221. Meyer, Gandharcen 165), aber immer
q) Die Beziehungen des Cheiron und noch nicht endgültig erklärten Namen Kh-
Pholos zu Quell- und Baumnymphen. tavQOi richtig zu verstehen, mufs man, glaube
Die Höhlen und Felsgrotten {avxga) des 30 ich, von der Erkenntnis ausgehen, dafs die
Pelion und der Pholoe, welche die natürlichen Kentauren Dämonen der Wildbäche sind. Da
Endpunkte der x^Q'^^Qai, ßFiaoai, vdnrj (vgl. diese schon bei Homer sv-avXoi heifsen, neben
Piml. F. 3, 4. Nik. Ther. 440. 505. PMlostr. welcher Form auch i'navXog (Hesycli.) und
im.. 2, 3 = II p. 343, 29 K.) bilden, galten als tn-uv^oq Hesych. (vgl. auch ccv-avQog und
Wohnungen des Cheiron und Pholos {Find. avgöv drayi^ovC. 11 Ih. Hesych. ed. M.Schmidt 1
Pyth. 3, 63. 4, 102. Isthm. 7, 41. Theoer. id. p. 324) erscheinen, so könnte der Name Kiv-
7,149. Apollod.2,b,4. Fülyaen. 1,3,1. Hesych. zavgog recht wohl mit avl-c6v (vgl. di-avX-og)
s. V. civT,6x&(tiv sozLci. Bursian, Geogr. von = Schlucht, Hohlweg etc. (also einem Syn-
Griechenl. 1, 97). Da nun in solchen Höhlen onymon von ;^a;pa6'p«) verwandt und mit kev-
häufig Quellen entspringen {Od. 13, 103. Find. 40 tsCv, stechen, durchstofsen zusammengesetzt
F. 4, 103. Theoer. 7, 136f. Verg. A. 1, 166. sein, so dafs v.hTccvQog eigentlich einen
THon. Hui. a. B. 1, 79. Paus. 10, 32, 5 u. 7. durch das Stofsen und Drängen seiner Wellen
PMlostr. a. a. 0. Q. Smyrn. 6, 470 ff. Porphyr. Schluchten und natürliche Kanäle hervor-
de antra ny. 6 u. 7; vgl. auch die uvzQitidsg bringenden Bach bezeichnen würde (vgl. die
vviitpaL b. Freller, Gr. 31.'^ 1 S. 567 u. 569, Ausdrücke dLccyioTzrm, öiccgQrjoaco und [i>t]j;ß:-
3), so dachte man sich die Kentauren auch QaÖQovv, die von Wildbächen gebraucht wer-
zu Quellnymphen und Quelldämonen den).*) Die Einzelnamen der Kentauren (vgl.
(den pferdefüfsigen Silenen) in naher ver-
wandtschaftlicher Beziehung stehend. So er- *) Vgl. rürttnv von den ein Gebäude zerstörenden
klären sich wohl am einfachsten die Sagen 50 Kentauren bei Eom. eplgr. 14. Xa^aä^ovadai Berod. ex-
von Pholos als Sohn desSeilenos, von der /ccQaÖQoüv u. Öiay.67trHv h. Foiyb. i, ii,9:xsi^idQQovr
JN aiade Chariklo (s. d.), der Gattin, und von ^-'^ '5 5-^' - b r „- - "5 ■ -
Okyroe {Ov.Met. 2, 6360. fdta centaun, quam ^„^ ;ii»ojv, im/wong Öi noiov.usvov x^hyaütag, üat'
quondam nympha Chariclo, \ ßumvnis m rapidi .'MoiuCv ivioze y.al /.njdi yiv,!,ay.siv ir i^Qa/el /Qon;,
ripis enisa vocavit \ Ocyroen) , der Tochter rohi autohi tinovi. Piut. c. Gmcch. 7: x^'i'"(.'i^öi. öif-
des Cheiron. die in ein Rofs verwandelt und y.ontov. Schoi. Eur. Or. 1377: triv yi]v äiuQQi'iaaovai.
demzufolge Hippe (s. d.) oder Hippo benannt ■'''"''' '^^ "9^- y-^of-iou p. 265 Bernays: nkpuys ylQ >; iJäa-
worden sein sollte. {Od. a. a. 0. 675; vgl. die *?' "p!""-^ ''"' ^läXlata unh bxprjXotätmv y.atufjättovaa
rragmente von J^UtipiaeS melamppe 0. l\aUCfC j^^ y.oXintovaa y.odaivuv. Ähnlich gebraucht der La-
*) Geradeso hängen die von den Kentauren, uament- 60 teiuer die Verba percutere und secare von Flüssen.
lieh von Cheiron, erjagten Tiere an den von ihnen ge- Vgl. Forchhartmter, Erll. d. Ilias 9 f. Hinsichtlich der
schulterten Bäumen. obigen Etymologie von Kivt-avqoi ist noch zu bemerken,
**) Vgl. auch ^!<ste«d 1888 S. 744, wo von den grofsen dafs auXwv nach Curtius, Grdi.^ Z^l u. 646 ebenso wie
Herden ertrunkener Pferde, Kühe, Schafe und Schweine aiJXliq von Wurzel au oder av abzuleiten ist. Da nun
die Kede ist, welche den slavischeu Wassergeistern ge- nach G. Meyer, Gr. Gr. § 160 ff. q gewöhnlich iu X (nicht
hören. umgekehrt I) übergeht, so ist entweder in KirravQog,
***) "Vgl Ausla7id 1891 S. 436 b: ^^Die inneren Verbin- 'inavQog u. üravQo; äie ältere Form -at'()o; für -avXog er-
dungswege [Miriditiensl sind im besten Falle die Wild- halten, oder dieses -auQog ist mit Suffix -qos, eravXog,
l^äche." aüXo'jv etc. aber mit Suffix -Xog (Xon-) gebildet. — Ganz
1073 Kentauren (Einzelnamen) Kentauren (Litteratur) 1074
Ov. Met. 12, 220 ff.) habe ich ausführlich in Attribut der Fackel {v^\. Meyer, Gandharven
Flecl-cisevs Jahrb. 1872, 421 ff. behandelt. Sie 78, 80. Ael. v. h. 13, 1): Gryneus, Pyrakmos,
lassen sieh in folgende Gruppen teilen: 1) direkt Pyraithos (Pyretos). — 7) Auf individuelle Eigen-
;iuf Flufsnatur hinweisende (Eurytos, Rhoito.s, schaffen gehen: Asbolos (wohl einen dunkel-
Rhoikos, Klanis, Krenaios), — 2) solche, die sich haarigen Kentauren bezeichnend, vgl. Ov. Biet.
auf die Rofsgestalt beziehen (Hippasos, Chro- 3, 218), Melaneus, Melanchaites, Phaiokomes,
Ulis, Monychos, Kyllaros), — 8) solche, die das Pyrrhos*), Imbreus, Aphareus, Peisenor, Or-
lärmende und geräuschvolle Wesen der Ken- neios, Perimedes, Dexaraenos (V), Gheiron (vgl.
tauren oder Wildbäche bezeichnen sollen (Du- jjffpt'föj, ^ccXanöx^Q, o^vx^iQ, rjitLKg X^'-Q^S '^^'-'
pon , Erigdu))0s, Homados, Teleboas [zugleich lo tat von Asklepios als Arzt gesagt Ilerodas
Flufsnanie!],Bromos, Nessos[auch Flufsname!]), mniii. 4,18; mehr b. Mnafs, Ind. Schal. Gryiliisiü.
— 4) Namen, die sich auf ihren Wohnsitz in 1890/91 S. Xff.). — 8) Gewöhnliche Namen sind:
Bergen, Wäldern oder an bestimmten Orten Amphion, Eurynomos, Medon, Echeklos (O«.
beziehen (Hyles, Hylaios, Hylonome, Petraios, Met. 12, 450). Für Hodites {Ov. Met. 12, 4.ö7)
Chthonios [vgl. Hesi/ch. avroxQ'fov saxia. Theoer. ist wohl Orites (vgl. Oreios), für Isoples {Diod.
id.l, 149], Peukeidäi, p]latos, Daphnis*), Drya- 4, 12) vielleicht Isokies, für Argeios (ib.) wohl
los, Oreios, Orosbios, Phlegraios, Abas, Elops, Agrios zu schreiben. [Für Kentaurinnen er-
Elymos, Pholos, Thaumas, Argeios, Phrikios scheinen d. N. Hylonome, Dia und selbst Hippo-
(vgl. den Bach ^gi^og), Pylenor), — 5) Namen, dameia (s. o. nr. I u. IIa), als rofsgestaltig
die sich auf den wilden, rohen Charakter der 20 Hippe (-0), wohl auch Chariklo und Okyroe
Kentauren beziehen und zum Teil von wilden (s. 0. nr. IX a. E.). Tümpel.]
Tipren {Curtius , Ahhand. d. Berl. AI:. 187() XI) Litteratur. In erster Linie ist hier die
S. 143) entlehnt sind: Demoleon**), Lykotus, Ly- reichhaltige und sehr gediegene, von mir in den
kabas, Lykos, Lykidas, Opliion, Bianor, Iphinoos, ersten Abschnitten viel benutzte Schrift von El.
Älermeros, Apbeidas, Styphelos, Latreus (vgl. II. Meyer ,GanfUiarven-Ke)duuren,EexlmWQ'Sn.
/IflGT/j?), Arktos, Agrios (vgl. denFJufs'y^ypfc^vris), desselb. Achilleis ebd. 1887 S. 447 f. zu nennen
Phrixos (= Phrikios?), Mimas***). — 6) Kriege- (vgl. meine Rezension in den Gott. gel. Ans. 1884
rischen Sinn, Kampf- und Jagdlust deuten an: S. 144 ff.), aufserdem Welcler, Kl. Sehr. 3, 3 ff.,
Antimachoa, Areios,Dorylas,Amykos,Nedymnos, Kuhn, Z. f. vgl. Spr. 1,513. 3Ianidinrdt, Wald- a.
Rhipheus, Dlktys, Therensf). — Einige gehen 30 Feldkulte S. 8S; lOlf. Die Stromnatur der Ken-
vielleicht auf die Bewaffnung der Kentauren tauren vermutete zuerst Klausen. Aeneas 495 ff.
mit Feuerbränden oder auf das dionysische (vgl. auch Preller, Gr. M.'^ 2, 16. Wieseler in
Ersrh u. Grubers Enc. 1, 67 S. 183^. Huscher
andere Etymologieen haben aufgestellt: Kuhn, Zeitschr. 1, in Fleckeisens Jahrb. 1872, 421 ff. Gült. yd. Ans.
513ff. und Fl. H. ileyer a. a. O. S. Iff., der au etymo- a. a. 0. Berl. Plulul. Woclieuschr. 1885 S. 1 ff .
logische Verwandtschaft mit dem indischen OanMarva jgg^ g löQßff.; ähnlich F- A. Voint in Ersch
denkt, von F.cA-, Sj^acl.eMei! 153 aber zurechtgewiesen ^_ Grubers EnC. II, 35 S. 224 ff der in den K.
wird: femer von Chrixt, Lautlehre 2(8: xiirao Co; von . . , ., ' , r~, ■, r\ ii
scr. arvan-Eenner, endlich von /.. LaUtner, D. RäL.H .1. ^^^ ^^ ^^en ihnen verwandten Silenen QueU-
Sphhix 1, 3VdS. ztschr. f. d. österr. Gymn. 1891 S. nie., damoueu erkennt), während Meyer und
der y.fvxavoLov (= Erdgalle) ebenso wie xhtavQo; von 40 Matmhardt die Kentauren als Winddämonen
Wu. quend, quendh beifscn, ableiten will und in y.fv- erklären, eine Deutung, bei welcher freilich
taüoiov eine „beifsende bittere Wurzel", iu XfVtavQo; yiele Züge des MythuS, Z. B. die Sterblichkeit,
ein „beifsendcs Tier" (vgl. yu,',Ja?.or, yiraöo:) erkennt. ^gg 2ahl , Flügellosigkeit der (echtgriech.)
Die Alten leiteten dagegen den Namen Ksrrav^o. ge- Kentauren, das Schleudern grofser Felsen, der
wohnlich von üevTfir und tavQoi ab (Benseier, Worte/b. .,- p -^ i i tu- i i i i t -ii
rf. gr. Eigennamen 1, 646 u. Eb^ng, Lex. Homer, a. ' Kh- Kampf mit den als Menschen gedachten Lapithen
ravoot'), erblickten also in ihnen entweder Stier- (s. d.), die mehrfache Identität von Kentauren- und
jäg^er (vgl. dagegen namentlich 11. iiayer im Jahrb. d. Flufsnamen, die Trinklust, endlich die lokale
archäoi. Inst. 1892 S. 78 f.), obwohl eine derartige Ifunk- Beschränkung auf Gebiete, die notorisch nicht
tion der K. weder in der älteren Litteratur noch in der durch Winde, SOudem clurch Wildwasser
älteren Kunst sich sonst nachweisen läfst, oder 't«'- 50 verheert werden**), unverständlich bleiben
^■"'"Tirl oben vib). Viel eher hätten die Alten (^gi^ere Litteratur b. Meyer a. a. 0. S. 2 f.).
im Hinblick auf Beaiich. avoof Xayoi laavnoi (vgl. M. ^ -tt-ttn t^-t-i^-ii t -rr ^
Schmidt z. d. St.) mit Bezug auf die an d^n von den ^II) Die Entwickelung des Kentaureu-
K. geschulterten Bäumen hängendeu Hasen einen Zu- Ideals in der bildenden Kunst. Die Ver-
sammenhang mit diesem Worte vermuten kötmen. Über bindung von Menschen- Und Tierkörpern zu selt-
die andere alte Etymologie des Nephele-Ixion-M.vthos samen Mischwesen war lange VOr der Ent-
von xivtiiv avQav = ueoiav v£(p(X)iv s. o. nr. I a. E. u. stehung einer eigentlich griechischen Kunst
Eust. ad II. 102, 20.
*) Vgl. die Flufsnamen 'rZ(a;,"y^aid^o;, Jätpvo;, *) Vgl. damit Flufsnamen wie MiXa;, MUoz,
Jatpvoü;, <f>eV.kt; (von (peXXö; = Korkeiche); Angermann, MoHÖHg, <t>o'ivLi, J^öv&o;.
Progr. c. ilei/sen 1883 S. 13. **) Ganz besonders spricht dies gegen Meyers Wiud-
**) So wird 7.. B. der nemeische Löwe mit einem GO hypothese, dafs reine Ostwinde in Griechenland über-
durch Überschwemmungen verheerenden Flusse ver- liaupt nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen {Neu-
glichen (Theoer. id. 25, 201 nürta; yi,(j jtiaT^u; inixJ.cMv mann - Par'.sch , l'hys. Geogr. 0. Gr. 118. Isainbert , Itin.ö),
notai.ui: UK (lU ä,uotog y.foäui). so dal's, wenn wirklich die tliessalischen Kentauren Wiud-
**♦) Parallele Flufsnamen sind: Künqo;, -liwv, dämoneu wären, ihr Wohnsitz auf dem Pelion im Osten
_/uXÖo^(«,-, jtvy.u:, '0(pt;, '0(piov;, Tavooc, "Ehapu:, Thessaliens ganz unbegreiflich wäre. Überhaupt zeichnet
Boayjio;, TQuyo; u. s. w. Angerrnann a. a. 0. S. Off. sich Thessalien durch zahlreiche Üb e rs chwemm ungeu
£. Curtius a a. O. S. 1228. und als Kesseltbai durch verhältnismäfsige Windstille
t) Mit dem Kentauren Thereus vgl. den Flufs (Jt]- aus: Lucan. Fhar.i. 6, 341 ff. 370. Sen. Q. nat. 4, 8. Neuntann-
o»jf, mit Antimachos u. s. w. den Flufs 'OiiUt>i;. Bartsch a. a. O. S. 146.
1075 Kentauren (Entwicklung cl.Kent.-Ideals) Kentauren (Entwicklung d.Kent.-Ideals) 1076
im Orient so oft und so mannigfacli vollzogen
worden, dafs es schwer fällt in der Kentauren-
bildung eine völlig selbständige Leistung der
griechischen Kunst zu sehen. Andererseits
darf die Existenz selbst des ausgebildeten
Kentaui'entypus in der babylonischen Kunst
(vgl. Pervot •^ S. 604, wiederholt ob. Sp. 1055.
E. II. Meyer, Gott. Gel. Anz. 1888 S. 146*)
nicht ' zu dei' Annahme verleiten, dafs die
griechische Kunst den Kentaurentypus als lo
solchen fertig aus dem Orient entlehnt haben
müsse. Aus schwachen Reminiscenzen jener
reichen Gestaltenwelt und fast ganz von vorn
beginnend hat die griechische Kunst sehr lang-
sam ihren Kentaurentypus entwickelt. Der
sog. geometrische Stil verbindet den vollstän-
digen Menschenkörper mit einem hinterwärts
ganz unorganisch ansetzenden Pferdeleib. Auf
dieser ersten Stufe der Entwicklung stehen
die rottonigeu Vasen mit geprefsten Reliefen 20
aus Kameiros {Salzmann, Necrop. de Cam. 26 f.,
oben [Fig. 3] wiederholt nach Milchliüfer, Anf.
el. K. Fig. 48), an deren Typns sich auch die
hauptsächlich in Sicilien gefundene ,,red-ware"
(vgl. Lüschcle, A. Z. 1881, 40 ff.) und die etrus-
kischen Buccherovasen (s. unter Vil Kent. im
Orcus), sowie Goldreliefe von Athen und Ko-
rinth {A. Z. 42 Tfl. 9. 1; 8, 1) anschliefsen.
Auch der Kentaur Carapanos,
Dodone 19, 5 gehört dem geo- so
metrischen Stil an, dessen
feinste Spielart, den ,,Dipylon-
stil " , die Bronzestatuette
Olympia 4, 13, 215 vertritt.
In verschiedenem Sinne
haben dann neue orientalische
Einflüsse eingewirkt. Schon
das kyprische Pigürchen eines
gehörnten Kentauren (s. d. Ab-
bild.) wird man sich so er- 40
klären müssen. Die Kentauren
mit Jagdbeute auf den Gold-
plättchen von Kameiros (Salz-
mann, Necrop. d. Caminis 1,
s. die Abbildung 10) erinnern
sowohl inhaltlich als formell an orientalische
Vorbilder (so z. B. Ferrot 2 S. 281, F. 114)
während die an die Dipylonvasen anknüpfen-
den „frühattischen" Vasen {Jb. d. I. 2 Tfl. 4)
im Typus sich selbständiger zeigen und grie- 50
chischer wirken. Wie die von orientalischen
Vorbildern sich allmählich lossagende Kunst
Kentauren bildet, zeigt das Bronzerelief von
Olympia (s. Fig. 4 unter IIl Herakles' Kentaureu-
kampf), dessen Typus jedoch bei weiterem
Fortschritt zu naturalistischer Darstellung auch
zu keinem besseren Resultat führte, als den
liebevoll ausgeführten Kentaurenbildchen der
*) Höchst merkwürdig ist der bisher unerklärte Typus
des dahiusprengenden, den Wagen eines Gottes (?) ziehen- *'"
den , nienschenköpfigen Bosses [cheval androcephale) auf
zahlreichen altgallischeu Münzen , die man am voll-
ständigsten bei Eugen Bücher, L'art Gauloi.i, Paris 1868 bis
1873, I p. 7. 38. 41 f. GOf 'J3. n Taf. 1. 6. i). 14. 15. 16. 27.
29. 31 u. 8. w. findet; vgl. Ffead, Hist. niim. p. 9. Ganz
ähnlich ist die Gestalt des ovox&rTavQa (s. d.) genannten
Fabeltieres, von dem bereits Pythagoras und Krates
gesprochen haben sollen {Aelian d. nat. an. 17, 9. C. I.
Gr. 6131 1> m. Abbildung). Koscher.
9) Kypiischer, ge-
hörnter Kentaur
(nach Arcli. Anz.
18S9 S. 88).
„protokorinthischen" Vase A. Z. 41 Tfl. 10,
wo die Mängel des Organismus durch die An-
wendung verschiedener Farben für Tier- und
Meuschenleib noch drastischer vor Augen ge-
führt werden. Eine bessere Gesamtwirkung
erzielt sogar das sorglos gearbeitete Bild 7.
H. S. 1, 1. Die besten und jüngsten schon
dem 6. Jahrh. angehörenden Vertreter dieses
älteren Kentaurentypus sind zwei Bronzen von
der Akropolis, die eine abgebildet bei Bofs,
Arch. Aufs. 1 Tfl. 6, die andere erwähnt Ath.
Mut. 1888 S. 108; die etruskische Bronze
M. d. I. 2, 29 (Fig. 11, wiederholt nach Darem-
herg-Saglio Fig > — ^-^^
1283) scheint eine
barocke Umbil-
dung dieses Typus.
Wann und wo
dieser Weg ver-
lassen und die
Unterordnung des
menschlichen unter
den Tierleib zuerst
versucht worden
ist, wissen wir
nicht; schwerlich
war es schon am
Kypseloskasten ge-
schehen, aus dessen
Beschreibung bei
Paus. 5, 19, 9 nichts
Bestimmtes folgt.
Beide Formen ver-
einigt finden wir
auf dem Fries von
Assos, der oben in
die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts gesetzt
wurde {M. d. I. 3, 34. Clarke, Investigations
pl. 15. 20), der Fran9oisvase (Fig. 1), auf der nur
Cheiron menschenleibig ist, der allerdings,
im Unterschied von der Masse der Kentau-
ren, bis in die spätere Vasenmalerei hinein
diese Gestalt behält (z. B. Heydemann, Gr. Vb.
7, 1. M. d. I. 1, 37. Schulz, Amazonenvase 1
und vgl. Cheiron) und dem kyrenäischen Deinos
A. Z. 39 Tfl. 11 f. Archaische Gemmen zeigen
nur den entwickelten Rofsleib {A.Z. 41 Tfl. 16,
16 und noch freier A. d. I. 1885 t. G H 31.
32); ihnen schliefsen sich die oben Sp. 1052
citierten makedonischen Münzen an. Jeden-
falls sind beide Formen geraume Zeit neben-
einander hergegantren; auch hat man es ge-
wagt, den menschlichen wie den Pferdeleib
mit Hufen zu versehen (Fig. 2), was sich aus der
ursprünglichen Wesensgleichheit von Kentauren
und Silenen erklärt: A. d. I. 1863, Tav. E.
Mit dem Ende der archaischen Zeit ist der
Sieg der Rofsgestalt entschieden, ihre Durch-
bildnng jedoch noch nicht vollendet; bis in
die Blütezeit hinein bleibt die Formbehand-
lung eine unsichere. Sehr deutlich zeigt dies
ein Relief in Ince Blundell Hall {Michaelis,
Anc. Marlies Ince 267 fig. 4 und A. Z. 1874
Tfl. 6), wo die Verbindung von Menschen- und
Rofsleib vollkommen mifsraten ist und das
Unorganische auch dieser Verbindung em-
pfinden läfst Glücklicher sind in dieser Hin-
sicht die Kentauren des olympischen West-
10) Goldschmuck von Kamei-
ros (nach Daremberg-Saglio
Fig. 1285).
1077 Kentauren (Entwicklung d.Kent.-Ideals) Kentauren (Entwicklung d.Kent.-Ideals) 1078
giebels, die freilich im übrigen durch Gewalt-
samkeiten und Härten der Formgebung und
Bewegung stören, während die Köpfe, teils
von dem wilden Ausdruck des eben erwähnten
Reliefs, teils starr und maskenhaft, das Ringen
nach einer Idealbildung deutlich bekuuden.
Ähnlich, wenn auch etwas milder, sind die Ken-
taurenköpfe des Theseionfrieses (s. Kaineus),
während die Leiber hier wie bei einem grofsenTei 1
mann, Terracotten im Museo Nazion. z. Neapel,
7. Hallesches WincJcelmannsprogr. S. 12 ff. und
d. Abbild, einer Florentiner Gemme Sp. 1079).
Hinsichtlich der malerischen Behandlung rühmt
Lukian aufs höchste, wie gut Zeuxis trotz des
Lächelns die Wildheit in dem alten Kentauren
getroffen und wie vorzüglich er die Misch-
gestalt bei der Kentaurin dargestellt habe. Wie
weit in letzterem Punkte koloristische Fein- .
derParthenonmetopen(Fig. 12) noch dieobener- 10 heiten mitwirkten, ist nicht sicher; das Ge-
wähnte unorganische Bildung aufweisen, die sich
allerdings öfters auf ein wulstiges Rudiment
an der Verbindungsstelle im Rücken reduciert;
daneben finden sich aber auch zum erstenmale
die vollendetsten Gebilde {Anc. M. 7, 3. 5. 9.
10). Dem entsprechend finden sich neben den
edelsten Kopftypen, die nur durch das zer-
zauste Haar uncl den Schmerz einen Zug von
Wildheit erhalten {Anc. 31. 7, 1 (s. d. Abb.).
12. 17), solche voll wildester Grausamkeit 20 p
(ibd. 8. 13), aum Teil gleichsam stilisiert zu
jenem von Oijmpia her bekannten masken-
haften Typus; bei anderen ist das Tierische
als solches wie in der Aktion auch im Kopfe
betont (s. besonders den silenhaften Kopf ibd.
11). Der Phigaleiafries (s. Kaineus) ist in
dieser Betonung des Tierischen konsequenter
und voll geistreicher Einzelheiten, wennauch
weniger edel. Zwei Kopftypen herrschen
vor: der eine sucht das Tierische durch den
verwilderten Ausdruck des Gesichtes und
das flatternde Haar darzustellen, der andere
nähert sich dem Silenstypus, indem zum
Glatzkopf die Tier- (und zwar Pferde)
Ohren treten {StacMberg 23. Anc. M. 4, 3;
vgl. die Parthenonmetope ibd. 7, 11); die
Stumpfnase (s. d. Irisvase /. H. S. 1, 3
u. oben Sp. 345/346) läfst sich jedoch nicht
ein einziges Mal nachweisen.
Das in Pheidias' Umgebung sicher im
Anschlufs an die Schöpfungen der grofsen
Malerei vollendete Kentaurenideal hat zu-
gleich mit dem Stoff die jüngere Malerei
in anderem Sinne weitergebildet. Die er-
wähnte Irisvase hatte den unholden Wesen
eine harmlose Seite abgewonnen, indem sie
wohl die Lüsternheit beibehielt, dagegen die
freche Gewaltsamkeit milderte. Von einem
anderen Gesichtspunkte aus schuf die Tafel
mälde des Philostrat 2, 3, das auf bedeutende
Nachwirkung des Bildes in der späteren Malerei
schliefsen läfst, und der zweifarbige Cheiron des
pompejanischen Wandbildes __£re/^/(7 202 (Roux
2, 25; vgl. p. 103 [55 der Übersetzung]), so-
wie analoge noch kühnere Versuche der Plastik
(Kentaur Doria Mats-Dtilm 1611; vgl. B. d. I.
1850 p. 72) machen es sehr wahrscheinlich
(vgl. Brunn, K. G. 2, 83. D. pMlostr. Gemälde
205). Auf ähnliche Kunstwerke mag Ovid,
Met. 12, 395 ff. in der Schilderung
des Kyllaros anspielen.
Das von Zeuxis bis zur Grenze
des Möglichen ausgebildete Ken-
taurenideal konnte fernerhin wohl
modificiert, nicht aber von Grund
aus umgeschaffen werden; nahe lag
es besonders, das Pathetische oder
Sentimen-
tale , wozu
die inzwi-
schen voll-
zogene Ver-
bindung mit
Dionysos
und Eros
und die Ein-
führung
11) Etruskischer Bronze-Kentaur des älteren Typus (nach
Daremberg-Saglio, Dictionn. dos anliqiiitc^ I S. 1011, Fig. 1283).
jugendlicher Kentauren (erste Beispiele: Ger-
hard, Apul. Vasb. 7 und Grabstein desMetrodoros
Berlin 766) den Anlafs gab, hervorzuheben.
Ziemlich vereinzelt stehen, als Beispiel der
maierei eine zwar nicht im Sinne der Pheidias- 50 ersteren Richtung , zwei Reliefe der helle-
schen Gestaltungen innerlich notwendige, aber nistischen Zeit Anc. Marbles 2, 15, das wie
höchst sinnreiche und liebenswürdige Weiterbil-
dung des Kentaurenideals. Zeuxis erfand den
Typus des Kentauren weib es*) und, indem er
,,im Widerstreit mit der bisherigen Kunstübung
von dem Begriffe des Halbmenschlichen aus-
ging" (jB/vm«, Philostr.Gem. S.266), schuf er das
anmutige, die idyllische Auffassung einer spä-
teren Zeit aukündiCTende Bild der Kentauren-
die Kentaurin des Zeuxis die spitzen Satyr-
ohren zeigt, und das sehr zerstörte Untersuch,
auf Samothrale 1, 52. Die hellenistische Zeit
erfand aber andererseits, wie oben unter 6
erwähnt wurde, den Typus, der uns in den
Kentauren des Aristeas und Papias und ihren
Verwandten, unter denen Mus. Chiaramonti
2, 13 und Arneth, D. ant. Gold- u. Silbermon.
familie {Luc. Zeuxis 4). Wir können uns von der r,o in Wien S. 6 hervorzuheben sind, erhalten ist.
Auch der Gedanke, die zu Halbmenschen er-
höhten Kentauren im Kampfe mit wilden Tieren
darzustellen, erscheint wie eine Fortbildung
der Idee des Zeuxis (vgl. Brunn, K. G. 2,
83 und Philostr. Gemälde S. 265 f ). Das schöne
Berliner Mosaik {M. d. I. 4, 50), die Löwen-
jagd Mus. Borb. 3, 51 (Sp. 1081/2 wiederholt) und
die Tierkämpfe in den Stuccoreliefen von der
Stimmung dieses Bildes, das Luhian genau be-
schreibt, auch aus Werken der späteren Kunst,
besonders Sarkophagreliefen, eine Vorstellung
machen (s. die Zusammenstellung bei Heydc-
*) Der noch ziemlich strenge Pariser Intaglio mit
der l'igur einer menschenbeinigeu Kentauriu [liabelon,
Cah. d. med. 50, 20) ist eben wegen jener Bildung ver-
dachtig.
1079 Kentauren (abnorme Bildungen)
Via Latina {M. d. I. 6, 49) und später auf
Sarkophagen {Gaz. Arch. 1, 12; Ant. Sarko-
phagreliefs 2, 6. 7) beweisen die Popularität
dieser Ideen. Wie die Kentauren im Dienste
des Dionysos und unter der Macht des Eros
kämpfen und musicieren, sich ihres Daseins
'^'■' - -" ' ^ ■ - -•
12) Parthenonmetope (nach Baumeister, Denkmäler S. 1175, Fig. 1364)
freuen und gequält werden, zeigen in reicher
Mannigfaltigkeit die uuter Vi, sowie die von
Heydemann a. a. 0. angeführten Monumente.
XIII) Abnorme Bildungen seien nur kurz
13) Gemme in Florenz (nach Darembery-Saglio Fig. 128G).
erwähnt. Geflügelte Kentauren sind der
griechischen Kunst fremd; dagegen hat von
orientalischen Vorbildern (s den oben abgebil-
deten babylonischen Kentauren) die etruskische
Kunst die Beflütrelung übernommen (Bucchero-
va^e Berlin 1556). Das Mischwesen auf der
Gemme B. a. K. 2, 599 scheint ein nach Ana-
Kentauren (Lokale der Sagen) 1080
logie der Kentaurengestalt umgebildeter Sphinx.
— Auch gehörnte Kentauren weisen auf
orientalische Vorbilder zurück (s. das kyprische
Figürchen unter XII); in später Kunst tau-
chen sie wieder auf, aber rein dekoratäv; s.
Petersburg 916 und Benndorf, Ant. ?'. Zürich
458 Tfl. 8, 94. Die sonst
' 'V; nur den Halbtieren des
Meeres eigentümlichenBlatt-
! aus wüchse zeigen die Ken-
tauren des Sarkophags Gas.
Arch. 1, 12. In gewissem
Sinne abnorm, aber nur eine
Konsequenz der Erotentän-
deleien der Spätzeit, sind
Erotokentauren oder
Kentaureroten, z. B. A. Z.
1848 Tfl. 23. — Vgl. Cheiron,
wo der inzwischen bekannt
gewordene Marmorkopf 31.
d. I. 12, 1 (vgl. Kroker, A.
d. I. 1884 p. 50 ff.) hinzuzu-
fügen ist: s. die Abbildung
Sp. 1083. Sauer.]
XIV. Die Lokale der
Lapitlien- und Kentau-
rensage.
Anhang.
1) Thessalien. Diese
Landschaft im weitesten
Sinne genommen kann als
• lie eigentliche Heimat der
Kentauren und Lapithen
gelten. Was die Kentau-
ren betriffst, so bewohn-
ten diese, an ihrer Spitze
Cheiron (s. d.), nach der
ältesten Tradition bei Homer
{IL 2, 744. 16, 142 ft". und
Hcsiod(Catal. fr. ed. GöttUng.
nr. 110; vgl. Find. Pgth. 2, 42 ff.) das waldige
Peliongebirge*), aus welchem sie nach II. 2,
744 von den Lapithen in die Nähe des Ge-
bietes der Aithiker (an den Quellen des Pe-
neios am Pindos; vgl. d. Schol. zu II. 2, 744)
vertrieben sein sollen; erst in weit späteren
Quellen werden noch andere thessalische Ge-
50 birge als Wohnsitze der Kentauren genannt;
so Homole und Othrys {Eur. H. für. 370.
Verg. A. 7, 675. Ov. Met. 12, 513), der Ossa
iOv. Met. 12, 319. Stat. Theh. 9, 220. Solin
68, 15 Mommsen), der Pindos {Orph. Arg. 382),
das üitagebirge (Schol. 11. A 268) und dessen
östliche Fortsetzung, das unmittelbar den Ther-
mopylen benachbarte (nach MiilJer , Borier
1, 42, 1 ursprünglich dryopische) ^qikiov (Bur-
sian, Geogr. 1, 186), an der Grenze von Lokris,
60 *) Vom Pelion kommt der FJufs Amjros herab,
an welchem eine gleichnamige Stadt lag (Burxian, Geogr.
V. Gr. 1, 64. 99. 104), deren lelegisclie Bewohner nach
der euhemeristischeu Auffassung bei Steph. Byz. s. v.
'Ld/iij(iug Kh'tavQOi und ^TnnoxivtavQDL geheifsen haben
sollen, während andere die Kentauren mit den Ainianeu
jdontificierten {Ilesi/c/i. s. v. KsvtauQot). [Wirklich sollen
die Ainianeu, genau wie die Kentauren, aus dem Dotion zu
den Aittiikern vertrieben worden sein, und zwar ebenfalls
durch die Lapithen: Plutarch. qaaest. yraec. 13. Tümpel.]
1081 Kentauren (Lokale der Sagen)
wo nach Steph. Byz. s. v. der von Herakles ge-
tötete Kentaur Phrikios hauste. Nach Hesijchios
Kentauren (Lokale der Sagen) 1082
SiacpsvyovTf^ tcov KsvtavQcov, woraus hervor-
zugehen scheint, dafs man sich den Schau-
i^ y \i
v^ar rivQgccia ein Xucpog iv darico oder eine fioigcc
TiJ5 &8aßaXiag (vgl. auch Steph. Byz. s. v.
ni^QCiia), do'AOvai de £ig ravrijv Kazacpvyftv ot
platz^ des Kentaurenkampfes in der tiefsten,
von Überschwemmungen am meisten heim-
gesuchten Niederung Thessaliens, also in der
1083 Kentauren (Lokale der Sagen)
Gegend des dotischen Gefildes dachte {Bursian,
Geogr. 1, 63, 3. Strah. 442. Neumann- Partsch,
Php.i. Geogr. v. Gr. 156), Nach Schol II. 2, 739 soll
Herakles die LapithenstadtElone in Perrhaibia
fTtl TM ^avarcp Äivzavgcov gegründet haben,
wie denn überhaupt nach einigen Quellen auch
der Kampf des Herakles mit den Kentauren
in Thessalien stattfand (vgl. Mythogr. Vat.
ed. Bocle 1, 61; s. ob.). Ziemlich in dieselbe
Gegend, aber vorzugsweise in die fruchtbare
am Fufse des Pelion, der Homole und Ossa,
den Überschwemmungen am meisten aus-
gesetzte Tiefebene des dotischen Gefildes (wo
nach Soph. fr. 353 N. Koronos herrschte; vgl.
Bursian 1, 73) verlegt die Sage auch die Sitze
IS) Kopf des Cheiron im Conservatorenpalast zu Eom
(nach M. d. I. 12, 1).
der Lapithen. Die in dieser Tiefebene gelege-
nen hauptsächlichsten Lapithensfädte waren:
Argissa oder Argura (= Leontiuoi, Stejjh. Bijs.
s. v. "AoyovQCi), einer von den Sitzen der bei-
den Lapithen Leonteus und Polypoites {11.
2, 738 fi".), Larissa, der Sitz des Ixion und
Peirithoos {ApolJod. 1, 8, 2. Palaeph. 1. ApostoJ.
9, 73), oder des Polypbemos {Äp. Bh. 1, 40),
ferner Atrax, die Stammburg des Atrax und
Kaineus, Gyrton, Elateia, der Sitz des Elatos,
Mopsion, die Stadt des Mopsos u. s. w. (s.
d. Art. Lapithen). Ferner gelten auch die nxi
nördlichsten Teile von Thessalien gelegenen
Städte Orthe, Eloue, Oloosson, sodann die
Gegenden am Othrys und Pindos als zum La-
pithengebiete gehörig. Auch die Umgegend
Kentauren (Lokale der Sagen) 1084
des Olympos (wo Koronos herrschte, Diod. 4,
37), also auch Pierien*), wird hierzu ge-
rechnet werden müssen, wenigstens scheint
Eioneus [bei Biodor. IV, 69 Hcsioneus], Sohn
des Magnes, Freier der Hippodameia {Paus.
6, 21, 11. Schol. Em: Phoen. 1760) und
Schwiegervater des Ixion {Pherel: b. Schol.
Ap. Bh. 3, 62), nach ApoUodor Bruder des
Pieros, Eponymos des von Steph. Bys. als
10 noXig TiQog rij Uisgia bezeichneten 'Hiciv ge-
wesen zu sein. Hierzu stimmt, dafs auf sehr
alten um 500 v. Chr. in der Gegend des
Pangaion (wo nach Her od. 7, 112; vgl. Thuk. 2,
98; vgl. Paulg, Enc. s. v. Pleria, die aus ihrer
Heimat am Olympos vertriebenen Pierer wohn-
ten) geschlagenen Münzen der ürreskier, Zaie-
lier etc. Kentauren erscheinen, welche Frauen
(Nymphen?) rauben (vgl. Catalogue of the greek
coins in the Brit. Mus. Maced. S. 147 ff.).
Vgl. auch die Kentauren auf Münzen des in
der Nähe gelegenen Amphipolis {Cat. a. a. 0.
46 u. 50) und auf sehr alten Münzen von Lete,
welches nördlich von Thessalonike an der von
Pierien nach dem Pangaion führenden Strafse
lag (vgl. die Karte zum Catal. a. a. 0. und Im-
hoof- Blumer, Monnaies gr. S. 82). Beachtens-
wert erscheint, dafs nach Hijgin {f. 138) die
Liebschaft des Kronos und der Philyra nach
Thrakien verlegt wmde und dafs einer der
bekanntesten Kentauren mit dem thrakisch-
makedonischen Flufs Nessos (vgl. auch den
thessalischen See Neaamvi'g bei Larissa) ho-
monym ist. Dafs dieser thrakische Flufs ebenso
wie der thessalische See Nessonis seiner Um-
gebung oft durch Überschwemmungen
schadete, erfahren wir unsStrab. 331, 44. 430, 2.
Weist etwa der von Ovid Met. 12, 334 erwähnte
Kentaur Helops auf die von Steph. Bys. s. v.
J 'Ellonta erwähnte Stadt der Doloper am Pin-
dos, und Elymos {Or. a. a. 0. 460) auf die in
der Nähe des Gebietes der Aithiker gelegene
Landschaft Elimia, deren Eponymos nach
Steph. Byz. s.v. 'EXi^ia Elv^og hiefs?
2'^) Euböa (?). Wie schon die Alten an-
nehmen, hingen die Hestiaier im nördlichen
Thessalien mit den Bewohnern von Hestiaia im
nördlichen Euböazusammen (vgl. Bursian,Geogr.
V. Gr. 1, 50); in Eretria wohnten (thessalische)
Minyer {Bursian 2, 419), in Styra, Karystos,
Kythnos Dryoper {Dibbelt, Q. Coae mythol.
Gryphisw. 1891 S. 43 ff.). Aus dieser That-
sache erklärt es sich vielleicht, dafs einzelne
Kentaurennamen, z. ß. 'Ogöi^iog {C. I. Gr. 8185)
und "A^ccq {Ov. M. 12, 306) auf euböische
Gegenden hinweisen. Orobios scheint mit
Orobiai, "Jßag dagegen mit den "AßuvziQ auf
Euböa zusammenzuhängen. Vgl. auch Karystos
[den Eponymos des der Sage nach von Dryopern
(am Spercheios) gegründeten Karystos] als
60 Sohn des Cheiron und der Chariklo. ■
2'>) Phokis (?). Hier safsen bekanntlich
thessalische Phlegyer unter Phorbas {Bursian 1,
*) Dafs Pieria uud Emathia nicht zu Thrakien, son-
dern eher zu Thessalien gerechnet wurden , ersieht man
schon .aus Moni. IL .3" 225 ff.; vgl. Riese, Jahrb. f. kl. Phil.
1877 S. 227. Vgl. auch den Ort Pierion in Thessalien
{Tliiic. 5, 13), nach Ael. lt. a. 3, 37 wohl an der Nessonis
liegend (Bursian, Geoyr. 1, 73, 3).
1085 Kentauren (Lokale der Sagen) ' Kentauren (Lokale der Sagen) 1086
•
158 ff. 168. Müller, Orcliom.^ 188. 203) sowie ö) Arkadien. Hinsichtlicli des ursprüng-
Dryoper {Dibbelt a. a. 0. 46 f.). Derselbe lieh wohl zu Arkadien gehörigen Pholoe-
Name (Phorbas) spielt bekanntlich unter den gebirges (vgl. ^olorjg ovqecc TJccQQaaLdog b.
Lapithen eine Rolle. So erklärt es sich viel- Steph. Byz. p. 509, 5 = Schneider, Callivi. 2
leicht, wenn Hygin fab. 14 p. 43 B. einen p. 7G6) s. d. vor. Abschn. Aufserdem exi-
der Argonauten Phociis Caenci filius ex Mag- stierten noch an anderen Punkten Arkadiens,
noiia nennt, insofern daraus hervorzugehen wie es scheint, sehr alte Kentaurensagen. So
scheint, dafs der Eponymos von Phokis ein sollte die im südöstlichen Arkadien in der
Phlegyer oder Lapith und aus Thessalien ein- Gegend von Tegea, Mantineia und Methydrion
gewandert sein sollte. lo heimische Atalante die beiden Kentauren Hylaios
3) Aitolien und Ozolisches Lokris. und Rhoikos (Lykos), welche ihr Gewalt anthun
An der Grenze dieser beiden Landschaften lag das wollten, in Arkadien erlegt haben {KaUim.hy.
Taphiassos- oder Taphiosgebirge {Bursian, 3, 221 ff. u. Schol. Äcl. v. h. 13, 1). Auch von
Geogr. 1, 134), iv co to xov Nsaaov (ivrina dieser Gegend, namentlich aber von dem Ge-
■ncil x(äv älltov KsvrccvQav, cov anu rfig arjns- filde Mantineias ist bekannt, dafs es, wie im
dövog cpctol TO vno rfj ql'Q7j tov Xöcpov itQoisü- Altertum so auchjetzt noch, häufig von den durch
^Livov 8vGw8?g v.ccl ■ö-po/LifJovs ^lov vSag qslv die Wildbäche*) hervorgerufenen Über-
{Strab. 427, 8; mehr oben Sp. 1044f. und schwemmungen zu leiden hat {vgl. Bursian
Sp. 1049, [sowie Ly1;ophr. 670 m\i ScJiol. Ptol. 2,208. Vischer, Erinn.SiSS. Neumann-Partsch,
Heph. 5 über die Kentauren der (aitolischen) 20 Phys. Geogr. v. Gr. 250 f.) Übrigens sind auch
Seireneninsel. Tümpe).]). Ganz in der Nähe für diesen Teil Arkadiens thessalische Ein-
strömt der häufige Überschwemmungen flüsse anzunehmen, da Atalante die Enkelin
bewirkende [Isambert, Itin. de V Orient 202 f.) des Minyas {ApoUod. 3, 9, 2) und des ur-
Flufs Eueuos, dessen noQ&fi^vg der Kentaur sprüuglich in Thessalien heimischen Athamas
Nessos gewesen sein sollte. Einer der von sein sollte. Ferner finden wir Spuren von Ken-
Orid {Met. 12, 433) aufgezählten Teilnehmer tauren- und Lapithenmythen in dem ganz beson-
an der Lapithenschlacht heifst Tectaphos ders von periodischen Überschwemmungen
Olenides, was wohl auf die alte aitolische heimgesuchten Thalkessel von Pheneos {Neu-
Stadt Olenos hinweist {Bursian, Geogr. 1, 131). mann- Partsch S. 252 — 254). Denn nach Diodor
Wahrscheinlich stammt die ätolische Kentauren- 30 (4, 70) sollen einige Lapithen nach Pheneos
sage aus Thessalien, da nicht nur Endymion, und Malea, nach Apollod. 2, 5, 4 Cheiron und
der Vater des von Elis eingewanderten Aitolos, andere Kentauren von den Lapithen aus Thes-
aus Thessalien stammen sollte {ApoUod. 1, 7, salien nach Malea (und Arkadien) vertrieben
5), sondern auch von einer Einwanderung von worden sein (vgl. Schol. II. 1 , 263. Tmmer-
thessalischen Aiolern in die Gegend von Kaly- walir, D. Kulte u. Mythen Arkadiens 1, 39 ff.).
don und Pleuren erzählt wird {Bursian 126, 2), Es mufs einstweilen fraglich bleiben, ob in diesem
wie denn auch mehrere Lapithen (z. B. Peiri- Falle unter Malea das bekannte Vorgebirge
thoos, Kaineus, Mopsos) an der kalydonischen Lakoniens oder der arkadische Ort Malaia südl.
Jagd teilgenommen haben sollten. von Megalopolis zu verstehen ist, wie Welcker
4) Elis und Triphylien. Unmittelbar an 40 annimmt. Sodann finden sich Spuren von
der Grenze von Elis und Arkadien und wahr- Kentaurensagen auch in dem Kesselthale von
scheinlich mehr zu letzterem gehörig, liegt Kleitoi*, dem Mittelpunkte des Azanengebietes,
das Pholoegebirge „von tiefen (höhlenreichen) denn nach Diod. 4, 33 wollte der Kentaur
Schluchten durchschnitten, in denen die Ge- Eurytion der Braut des Azan Gewalt anthun,
Wässer teils nach Süden dem (häufig aus seinen wurde aber von Herakles erschlagen. Auch
Ufern tretenden) Alpheios zufliefsen, teils sich die Münzen von Kleitor zeigen einen Kentauren
den Weg nach dem Tieflande von Elis bahnen, {Iinhoof-Blumer, Monn. gr. 188. Cat. of gr, in
das sie, zum Peneios vereinigt, durchströmen" the Brit. Mus. Peloponn. Taf. 33, 11). End-
{Vischer, Erinn. 473. Neumann- Partsch 259). lieh sollte der Kentaur Homados in Arkadien
Dieses Pholoe ist der Schauplatz der Sage 50 von Herakles erlegt worden sein, weil er der
von Pholos gewesen. Südlich vom Alpheios Alkyone (s.d.), Schwester des Eurystheus, Gewalt
liegt das Lapithas (-0S?) -Gebirge, von welchem angethan hatte {Diod. 4, 12). Wahrscheinlich
der übelriechende Anigrosbach (= Minyeios) ist die Mutter des Halirrbothios aus Mantineia
herabkommt {Bursian 2, 280). Von diesem und Gattin des Perieres gemeint {Schol. Pind.
Flusse gab es eine Lokalsage, wonach Cheiron Ol. 10 [11], 83), so dafs dieser Mythus wohl
oder der Kentaur Pylenor (Eponymos von nach Mantineia (s. 0.) gehört. Die hohe
Pylos?;, vor Herakles fliehend, seine Wunde Popularität der Kentaurensage in ganz Arka^
in diesem Flusse gewaschen haben sollte {Paus. dien erhellt übrigens zur Genüge aus den im
5, 5, 10). Da nun in Elis eine Einwanderung 5. Jahrhundert entstandenen Darstellungen
des Lapithen Phorbas {Diod. 4, 69), Sohnes 60 des Frieses des Apollontempels zu Phigaleia.
des Lapithes, und der ebenfalls thessalischen
Minjev {Bursian 2, 21-2 S. 3Iüller,Orchom.SQO) *) Vgl. auch folgende (nach 1, G8 aus Arktinos
erfolgt sein sollte, so erklärt sich hieraus leicht stammende) Schilderung des arkadischen y.atay.?.uafiug
die elische Kentaurensage. Die grofse Populari- ("S^- i- ^^ iTto^ißQlu), welcher den lasos und Dardanoa
tat des Kentaurenmythus in Elis ergiebt sich ""'" Auswanderung gezwungen haben soll, bei Dion. Hal.^
schon aus seiner Darstellung an dem Giebel ,, i4o-,äoiar r.V ,««• n.öia ii.^J.v^9,i y.al Juoö xqövov
des olympischen Zeustempels und ans anderen y,o,QYüa9aL c^dmata i^v, oi äh äv&Qvonoc äy.ow " ' '
Bildwerken. f^ i^ptj yXifj/Qd)^ no^iLu^ivoi t'as rqoifai x. t. k.
ava
1087 Kentauren (Lokale der Sagen) • Kentauren (Lokale der Sagen) 1088
6) Malea. Mehrfach wird die „durch zahl- ros, Periphas, Mopsos, die zugleich der thessali-
reiche Katavothren und geschlossene (also von sehen und der attischen Sage angehören und viel-
Überschwemmungen durch Giefsbäche heim- leicht 'Dvjo'pev'' -wuren, Töpffer, Aus d. Anomia
gesuchte) Kesselt häler" {Neumann-Partsch 30 ff. u. 40 ff. Anders Kirchner, Attica et Pelo-
253) ausgezeichnete Halbinsel (vgl. Or/j/i. Arg. ponnesiaca. Greifswalder Diss. v. 1890 S. 60ff.
206 MaXf ryttöos axp/jS avAcövag) Malea als der Ort 10^) Ebenso war die Kentaurensage schon
angegeben, wo Cheiron und andere Kentauren in sehr alter Zeit auf der von Argolis aus
nach ihrer Vertreibung aus Thessalien durch kolonisierten Insel Rh o dos (Müller, Dorier 1,
die Lapithen gewohnt haben sollen {ApoUod. 102 ff. 108) höchst populär. Dies ersieht man
2, 6, 4. Schot. II. 1, 263) und wohin sich auch fo aus zahh-eichen sehr altertiimlicben rhodischen
mehrere von Herakles aus Pholoe verjagte Bildwerken (aus Kameiros); vgl. Fig. 10; Jfe?/e»-
Kentauren flüchteten (^poZ/orf. a. a. 0.), während a. a. 0. 59. Müchliöfer , Anf. d. K. S. 75 f.
Malea nach Diod. 4, 70 umgekehrt den La- Salzmann, Necropole de Camiros pl. 38. 39.
pithen als Zufluchtsort diente. Es scheint dem- Daremberg Saglio, Dict. des ant. a. v. Centauri.
nach auch in Lakonien die Kentaurensage Auch hier ist thessalischer Einflufs denkbar,
heimisch gewesen zu sein, wozu stimmt, dafs da Phorbas, der Sohn des Lapithes, nach Rho-
einerseits sich daselbst auch einzelne Reste dos, der Thessaler Triopas, ebenfalls ein Sohn
altthessalischer Stämme, der Minyer und La- des Lapithes oder des Phorbas (nach anderen
pithen an den Abhängen des Taygetos nach- Vater des letzteren), nach dem nahegelegenen
weisen lassen, andererseits die Kentaurensagen 20 Knidos gewandert sein sollte {Diod. 5, 58;
in altlakonischen Bildwerken, z. B. dem Throne vgl. ib. 61). Hinsichtlich der Beziehungen
von Amjklai (Paus. 3, 18, 9ff. ), dargestellt zwischen Rhodos und Olenos sowie Bura in
waren, also in Lakonien populär gewesen sein Achaja s. Tümpel in Fleckeisens Jahrb. Suppl.
müssen. Vgl. das Lapithaion auf dem Tay- 16 S. 156 f.
getos {Bursian, Geogr. 2, 131) und hinsieht- 10^) Dasselbe wie von Rhodos gilt auch
lieh der Minyer Müller, Örchom. 313. Bursian von Kypros, der u. a. von Arkadien aus
2 , 108. 145. Herod. 4, 145 ff. Beachtenswert kolonisierten Insel, auf der (bei Aipeia) eigen-
erscheint in diesem Zusammenhange eine Notiz, tümliche archaische, mit Bart und Hörnern
dafs Pholos der Sohn des auf Malea (MaXtä- (s. oben) versehene, öfters gorgonenhaften
yovos Find. fr. 57 B.) geborenen Silenos und 30 Ausdruck zeigende Kentaurenidole gefunden
einer melischen Nymphe war (Apollod. 2, 5, 4). sind (Jahrb. d. Arch. Inst. 1889 Beiblatt S. 88).
7) Achaja. Nach ApioUod. 2, 5, 5 und 11) Wenn auf dem hochaltertümlichen
Diod. 4, 33 erlegte Herakles den Kentauren Friese des Tempels von Assos vor Herakles
Eurytion zu Olenos, als dieser die Tochter fliehende (nicht stierjagende; vgl. M. Mager,
des Dexamenos (s. d.) freien oder ihr Gewalt Jahrb. d. Arch. Inst. 7 (1892) S. 78 f. Anm. 18)
anthun wollte. Nach anderen Quellen (vgl. Kentauren erscheinen, so erklärt sich dies
C. I. Gr. 7605. Schol. Callini. in Dd. 102. I£t. möglicherweise aus der indirekten Verbin-
M. 209, 42. Callim. ed. Schneider 1 p. 277) düng, in welcher Assos mit Thessalien ge-
war Dexamenos ([HJexadios) selbst ein Ken- standen haben soll. Denn Assos war eine
taur. Wahrscheinlich hängt diese Kentauren- 40 Kolonie von dem gegenüberliegenden Lesbos,
sage eng mit der elisch-arkadischen und aito- dessen Eponymos nach Diod. 5, 81 ein Sohn
lischen zusammen, da Olenos ursprünglich des Lapithes und Enkel des Aiolos sein sollte,
mit zu Elis und zum Gebiet der Epeier gehörte Hinsichtlich der prähi-storischen Beziehungen
(Bursian, Geogr. 2, 322. Schol. Od. cp 295). zwischen Lesbos einerseits und Thessalien und
8) Korinth. Von Wohnsitzen der Ken- Arkadien anderseits vgl. Tümpel, Philolog.
tauren in der Gegend von Korinth wissen wir N. F. 2 S. 124ff", 3 S. 118 ff. 723 ff.
nichts, dagegen haben die Lapithen entschie- 12) Hinsichtlich der Vermischung der Ken-
dene Beziehungen zu Korinth, insofern nach tauren- und Sirenensage in der Nähe des itali-
Herod. 5, 92 die Kypseliden ihren Stammbaum sehen Kyme s. oben.
auf Kaineus zurückführten. Nicht unwahr- 50 Auf Grund der vorstehenden Übersicht
scheinlich ist daher die schon von O. Müller, können wir nunmehr als höchst wahrschein-
Handb. d. Arch. § 57 ausgesprochene Vermu- liches Resultat aussprechen, dafs als eigentliche
tung, dafs die an dem Kasten des Kypselos dar- Wohnsitze der Kentauren nur gebirgige und
gestellten Kentaurensagen mit den alten Fami- häufig von Überschwemmungen heim-
lientraditionen der Kypseliden zusammenhingen. gesuchte Gegenden (Kesselthäler) wie Thessalien,
9) Ganz Ähnliches wie von Korinth gilt Arkadien, Aitolien anzusehen sind, und dafs über-
auch von Attika, wo die Perithoiden und haupt in der ältesten Zeit die Sage von den
Philaiden sich lapithischer Abstammung rühm- Kentauren nur da heimisch ist, wo nachweislich
teo (s. Lapithen), und dessen Natioualheros thessalischeStämme(Lapithen,Minyer,Dryo-
(Theseus) Freund des Peirithoos und Teilnehmer 60 per, s. Dibbelt, Quaest. Coae mythol. Gryphisw.
am Kentaurenkampfe gewesen sein sollte. Die 1891 S. 42 ff", u. Töpffer,Ausd. Anomia 4:2 f.) ein-
hohe Popularität, welche daselbst die Ken- gewandert sein sollen (Thessalien, Euboia,
taurensage genofs, erhellt aus vielen gröfseren Aitolien, Elis, Ai-kadien, Lakonien, Rhodos,
und kleineren Bildwerken am Parthenon, The- Attika etc.), daher als eigentliche Heimat der
seien, der Fran9oisvase u. s. w. (Meyer, Ken- Kentauren in erster Linie Thessalien, in zwei-
tauren-Gandharven S. 61 ff.). Vgl. über die ter Arkadien anzusehen ist. [Röscher.]*)
thessalischen Beziehungen des Kentauren- *) [Derjenige tbessalische stamm, dem ursprünglich
kämpfers Theseus zu PerithoOS, Phorbas, Phale- die Kentauren -Vorstellung geeignet zu haben scheint,
1089 Kentaureroten Kephalos (Abkunft, Heimat, Mythen) 1090
Keutaureroten s ob. Sp. 1080. der einst blühenden Zwölfstadt der Paralia
Keutaurides {KsvzavQidBg), weibliche Ken- im äufsersten Osten Attikas, ansässig {Phere-
tauren; s. oben Sp. 1077iF. u. vgl. Hei/demann, kydes schol. X 321. Apollod. 2, 4, 7. Anton.
7. Hall. WincJcelmannsprogr. S.l'ii. [Röscher.] Lib. 41), also ohne Zweifel als Eponymos
Kentauros {Kh'tavQog) s. oben Sp. 1032 f. des nordwestlich von Thorikos gelegenen (vgl.
Keos (Äfcos), Sohn des ApoUon und der Milchhöfer , Säz.-Ber. d. Berl. Ali. 1887, 53)
Rhodoessa, Eponymos der Insel Keos, Et. M. Demos Kephale, der wie Thorikos zur aka-
507, 54. Stepli. B. v. Kiög. Er kam von Nau- mantischen Phyle gehörte, {Welcher, A. D. 3,
paktos dorthin (Lokrer ans Naupaktos = Kolo- 60. v. Wilamoivitz, Kydatkcn 125. 146; vgl.
nisten von Keos, Bursian, Gcogr. 2, 409, 2), lo auch Siiidas ■asQansvsiv) und als Ahnherr des
Heiakleides b. Müller, fr. hist. gr. 2 p. 214, 9, 1. attischen Geschlechts der KsqialtSat. [Hesych.
[Stell.] s. V.), dessen ursprüngliche Zugehörigkeit zu
Kepeus (Krjitsvg), Anführer der Kentauren, Thorikos nach den Untersuchungen von Töp/^er,
No»n. 14, 188. [Lorentz.] Attische Genealogie S. 260 f. nicht mehr be-
Kephalioii {Kfcpalicov), ein Hirt in Libyen, zweifelt werden kann (wie bei Maafs, Anal.
Sohn des Amphithemis und einer tritonischen Eratosth. p. 118). Als Gemahl der Erechtheus-
Nymphe, der die Argonauten Eribotes und tochter Prokris wird er auch zu Athen
Kanthos tötete, weil sie seine Herde plündern wohnhaft gedacht {Apollod. 2, 4, 7. 3, 15, 1.
wollten, Hyg. f. 14 p. 44 Bunte. Er heifst bei Ovid Met. 7, 723) und geradezu als Athener
Sygin Bruder des Nasamon; bei Ap. Eh. 4, 20 {Kyl'lisclie Thehais bei PJiot. u. Suid. Tsvfirj-
1496 dagegen tötet Nasamons Bruder Kaphau- aia. Schol. V IL 4, 330. Nonn. 48, 680), selbst
ros den Kanthos bei der Herde. [Stell.] als König von Athen {Hyg. f. 48. 189. Serv.
Keplialos {Ks(pci?.og). ad Georg. 1, 19), oder als Sohn des atheni-
schen Königs Pandion {Hyg. f. 270) bezeichnet.
Dies war eine Folge der von Pausanias 1, 37, 6
I. Abkunft und Heimat.
Nach überwiegender Angabe war Kephalos berichteten Ansiedelung der Kephaliden mit
der Sohn des Deion oder Deioneus (s. ihren apollinischen Gentilheiligtümern in der
„Deion"), welcher, von 4po//orfor 1,9, 4 unter den Nähe von Athen an den Abhängen des Aiga-
Deukalioniden aufgeführt, Gemahl der Diomede leos, vgl. Töpffer a. a. 0. Nun wurde der
und König von Phokis genannt wird. Ohne 30 Hymettos, über welchem für Athen die Mor-
Rücksicht auf diese phokische Heimat erscheint genröte erschien, zum Jagdgebiet des Kephalos
er dagegen in der attischen Sage zu Thorikos, und zum Schauplatz sowohl der Eos- als der
Prokrissage {Ovid Met. 7, 702. Art. am. 3, 687),
sind die Aioier, und die Religion die aioiisciie des während die paralische Sage sich diese Vorgänge
Helios und der Hera, wie sie H. D. Müller skizziert hat am Ostrand VOU Attika gedacht hatte. Bei der
(Math. d. griech. Stämme 2, 337ff., 1, 7. 248ff.; vgl. Philo- Zusammenstellung dieser ursprünglich getrenn-
logu^ N. F. 4 [1891] S. 618 ff.). Nicht nur sind in den ^^^ g ^^^^-^^ ^g geeignet, dem VOU EoS
Kentaurenlandschaften gerade die Helioeheroeu Ixion , „.., ° tz i i ■ j v ■ ll-
, .. o j j ü r T,- j A ca^ T>Koö entiuhrten Kephalos eine andere lur einen atti-
(mit Sonnenrad und Kolsgespann: Diodor. 4, 69), Fhae- i i . i x i
thon, Augeias, Aietes (von Koichis-Euboia: E. Maafs, schen Heros passende Abstammung zu geben
Hermes 1888 s. 699 ff.; Götting. Gel. Anz. 1890 s. 352) u.a. 40 als dem Gemahl der Prokris, Und SO machte
sowie berühmter Helioskult (am Taygetos, auf Rhodos) man ersteren zum Sohn des Hermes Und der
mit Rofsopfer und Rofsgespann heimisch; auch die Her S e (^^'^/ZofZ. 3, 14, 3. i/^?/f/. /". 160, WO Kreusa
Genealogie zeigt die Kentauren mit Helios-Heroen (Ixion, g^ Herse\ was aber dann mit Unrecht auf den
Peirithoos = n,Qi-&oo?: iL Mayer, Giganten u. Tit. 91, Prokrisgemahl Übertragen wurde {Ooid Art.
V. Wilamoivitz, Homer. Unters. 203'), Polypoites = noAv- „ „^. ^^^^ .cir>n\ n tt r ;^ a n j
CD, N j TT i, " „ „o^i^«..« 3, 72o. Hyci. f. 241). Uegen Heyne {ad Apollod.
ipoita;: Pape- Benseier u. a.) und Heraheroinen verknüpft ' jj i . ' e v' v i
(Dia, in Phliu3 = Ganymeda, in Sikyon = Hebe, ist eine 1> 9. 4)> «61" ^^61 Kephalos annahm, S. H elcker,
Hera-Hypostase: c. Wilamowitz, Herakles 1, 301", Philo- A. D. 3, 58. Die attische Heimat dCS Kcphalos
logus a. O. S. 616). Nephele, des Kentauros andre Mutter, ist also aufser Zweifel trotz seiner Abstaui-
wird sogar vom Mythos selbst als Heraeidoion bezeugt, mung vom Phoker Deion. Versuche zur Er-
Ixion ist beider echter Gatte, ein aiolischer Helios neben ^f, klärung der letzteren S. bei Töpffer a. a. 0.
der Hera; Zeus, der achäische Stammgott, nur fremder q noo A>i]ti i . 26'i Anm 2
Eindringling. Die Rofsgestalt haben aufser Zeus , der ' ' '
sie erst von Ixion haben mufs, Hippe (-o), Chariklo und -r-T TVTvtTien
Okyroe(?), Dia, Nephele; Ixion ist Besitzer von Rossen', '..*., -,,
sein Sohn Peirithoos zugleich Sohn und Gatte einer Ken- Die Kej)haloSSage ist in ihrer letzten Ge-
taurin; denn der Name der Hippodameia weist diese He- stalt, wiC sie bei Ovid und in HyginS Fabeln
roine dem Kentaurengeschlecht zu, aus dem sie erst unter vorliegt, ein novellenartig ausgesponuenes
dieLapithen geraten zu sein scheint {Buttmann, Mijth. 2, Mythengewebe, in welchem die attische Pro-
222 f.). Hochaltertümlicb und wohl durch die 'niedere' j^^-igg ^^^ gg^n bildet, an den sich ältere
Mythologie so treu bewahrt, ist der Zug, dafs das Rofs t ••? kt ü i • j o
hier nicht, wie sonst in d;n aiolischen Heliosmythen, ^nd jüngere Mythen auS verschiedenen Sagen-
ais Gespanntier erscheint, sondern als die Tiergestalt spuk- 60 kreisen ansetzten, üiese Mythen sind:
hafter, räuberischer und lüsterner Menschen- (= Toten-?) 1) Der Raub des KephaloS durch EoS,
Seelen in die wudnis Entrückter. Verwandlungs- zuerst in der Theogonic erwähnt, dargestellt
mythos, also Dualismus einer wechselnden Tier- und oben Unter , Eos" Bd. 1 Sp. 1268 f. 1273 f.
Menschengestalt, ist ja oft im Mythos vorausgegangen, 2) Die Sage VOm teumesischeuFuchs
bevor die Kunst (hier wohl unter Anregung orientali- J^utete in der kyklischen Tebais (bei Phot. Und
scher \ orbilder vom Rofsmenschen) eine Verschmelzung c, ■ , rr- < n itt -i t mi i t xt i
beider in ein Mischgeschöpf versuchte, und den mon i^«'^'' Tev^7iaia):Weü die Thebaner die Nach-
strösen Typus der weiterarbeitenden Mythenbildung als kommen des KadmOS vom Thron ausschlossen,
neues Motiv zurückgab. Tümpel.] schickten ihnen die Götter zur Strafe ein
Boscher, Lexikon d. gr. u. röm. Mythol. II. 35
1091 Kephalos (Sage v. teumes. Fuchs) Kephalos (in der att. Prokrissage) 1092
schlimmes Tier, den teumesischen Fuchs (der den Berg, um zu lauschen, und als sie ihn
nach dem Ort und Berg Teumesos bei Theben dieselben Worte ausrufen hörte, lief sie auf ihn
benannt {I'aus. 9, 19, 1. StejJi. B. Tsvfirjaaög), zu, Kephalos aber anfser Fassung (wohl besser
nach der Bestimmung des Schicksals nie er- nach dem kürzer gefafsten Schotion z. d. St.:
griffen werden konnte und von den Thebanern in der Meinung, ein Wild im Gebüsch zu
jeden Monat einen Knaben zum Frafs ver- hören) warf den Speer, den er in der Hand
langte {ApoUod. 2, 4, 6. 7). Kephalos aber, hatte, nach ihr und tötete sie. Er liefs nun
Deions Sohn, aus Athen, besais einen Hund, den Erechtheus kommen und sorgte für eine
dem kein Tier entrinnen kounte. Zum Dank glänzende Bestattung. Dieser Bericht fiodet
dafür nun, dafs ihn die Thebaner von dem lo sich teils wörtlich, teils in erweiterter Form
unfreiwilligen Morde reinigten, den er an seiner bei Eiistath. ad l 320.
Gattin Prokns begangen, jagte er mit seinem Die Verschmelzung der Sagen nr. 2 und 3
unentrinnbaren Hund den unfafsbaren Fuchs. wurde dadurch herbeigeführt, dafs Prokris zur
Dieser ewigen Jagd wurde bei Teumesos da- Besitzerin des unentrinnbaren Hundes gemacht
durch ein Ende gemacht, dafs Hund und wurde (bei Jpollod. 3, 15, 1. 2, 4, 7. Eratoath.
Fuchs (von Zeus, Apollod.) in Stein verwandelt Catast. 33. Bijg. astr. 2, 35 nebst den damit
wurden. Der Inhalt der Sage, die auch in zusammenhängenden Schriften bei Bobert, Ca-
nordeuropäischen Märchen wiederkehrt (vgl. tast. p. 166—169). Hier wird erzählt: Aus
Mannhardt, Ant. Wald- und Feldkulte 58) Beschämung über ihre Untreue (die bei ^^o/-
spricht von selbst für ein hohes Alter. Am- 20 lodor in einem gewöhnlichen Ehebruch mit
phitryon erscheint hier noch nicht wie bei Pteleon, nach Jo/>/fer a. a. 0 S 258 dem Heros
Späteren als Vermittler zwischen den The- Eponymos des attischen Demos Ptelea, um den
banern und Kephalos. Der Tod der Prokris Preis eines goldenen Stirnbands be>teht) höh sie
ist vorausgesetzt, doch steht diese mit dem zu Minos auf Kreta. Zum Lohn dafür, dafs sie
Hund noch in keiner Verbindung, so wenig diesen von seiner häfslichen Krankheit heilte
wie in der folgenden Prokrissage selbst. {Apollodor wieder gröber: dafs sie ihm trotz
3) Die attische Prokrissage ist zuerst derselben beiwohnte), schenkte ihr Minos den
in der Nelcyia der Odyssee, und zwar in einer unentrinnbaren Hund und den unfehlbaren
attischen Interpolation des Frauenkatalogs da- Speer, die früher der Europa angehört hatten
selbst l 321 (vgl. Wilamowitz, Kydathen 225; 30 und nun durch Prokris an Kephalos kamen.
Komposition der Odyssee 149) erwähnt, indem In beiden Sagen lag ein Anknüpfungspunkt
hier Prokris in einer Weise genannt Wird, die für diese Verschmelzung. Der wunderbare
ihr Schicksal als bekannt voraussetzt. Die- Hund gehört auch anderen Sagenkreisen an,
selbe galt allgemein für eine Tochter des und besonders spielte der von Hephaistos für
Erechtheus (vgl. Apollod. 3, 15, 1); dafs sie Zeus gefertigte auf Kreta im dortigen Zeus-
bei Hygin. f. 189, 24 Tochter des Pandion, kultus eine Rolle {Anton. Lib. 36). Fkerekydes
bei Servius ad Aen. 6, 445 des Iphiklos heilst, sprach von demselben bei der Pandareossage
beruht auf Verwechslung, s. Schwenck, in {schal, x 518), ohne ihn mit seiner Prokris-
Welckers Ehein. Mus. 6, 1838 S. 531. Nach sage zu verbinden. Andere aber reihten die
der ältesten Fassung bei Fherekydes {Schol. l 40 Besitzer des wunderbaren Hundes, Zeus, Europa,
321; vgl. dazu WiUmioivüz, Hermes 1S83, 425) Minos, Prokris, Kephalos, aneinander, so Ni-
lautet die Sage: Kephalos, des Deioneus Sohn, kandros {fr. 97 Schneider) in seinen 'Ezsqoiov-
heiratete die Erechtheustochter Prokris und ^sva, und vor ihm Istros, auf welchen die an-
wohnte in Thorai (südlich vom Hymettos; so geführten Stellen bei Apollodor, Catast. 33
Wilamowitz und Töpffer, Lesart nicht sicher). u. s. w. ohne Zweifel zurückzuführen sind (s.
Um die Treue seiner jungen Frau auf die Bobert a. a. 0. Wilamotoitz, Hermes 1883, 424).
Probe zu stellen, ging er auf 8 Jahre in die Europa, welche den Hund (und Speer) zum
Fremde und kehrte dann in verstellter Gestalt Wächter oder als Geschenk erhält, bildet
und mit reichem Schmuck zurück, um dadurch durch ihre Einschliefsung in der Höhle bei
Prokris zu gewinnen, die auch wirklich teils 50 Teumesos {Antim.. Theb. fr. 3 Stoll) auch wie-
durch den Schmuck teils durch die Schönheit der eine Anknüpfung für den teumesischen
des Kephalos sich verleiten liefs, sich ihm zu Fuchs. Andrerseits enthält auch die Prokris-
ergeben. Jetzt gab er sich unter Vorwürfen sage einen Zug, der zur Verbindung mit dem
zu erkennen, doch kam es zur Versöhnung. unentrinnbaren Hunde führt: Prokris ist
Da nun Kephalos häufig auf die Jagd ging, Jag er in, von Xenophon Cyn. 13, 18 wird sie
schöpfte Prokris gegen ihn Verdacht wegen mit Atalante unter den berühmten Jägerinnen,
Untreue. Sie befragte seinen Diener, und dieser von Kallimachos Dian. 209 unter den jagd-
berichtete, Kephalos rufe oft auf einer Berg- liebenden Begleiterinnen der Artemis auf-
spitze: Wolke, erscheine! {at vscpElrj, naqu- geführt. Dies tritt auch mehrfach in den Dar-
yivov).*) Prokris begab sich nun selbst auf 60 Stellungen _ der Prokrissage hervor: bei Ovid
schweift sie, nachdem sie der Untreue über-
*) [Unter der Bergspitze, auf der Kephalos jagt, ist führt ist, jagend durch die Berge, bei Apollo-
wahrscheinlicli der westlich von Thorikos und Kephale dg.)- 3^ 15^ 1 begleitet sie nach der Wieder-
gelegene Hymettos zu verstehen, um dessen Spitze öfters
früh morgens dünne Nebelschleier flattern, welche die ist, hegen genau denselben Wunsch wie Kephalos (m rs-
höher steigende Sonne bald zerstreut. Vgl. Naumann- <p^^>l, naoayfvov), weil die "WolkenbiJdung am Hymettos
Partsdt , Phijs. Geogr. v. Griechenl. S. 26 u. 124. Die Be- nach langer Dürre in der Kegel das ersehnte Vorzeichen
wohner der attischen Ebene aber, deren Repräsentant des Eegeus ist {Neumann-P. a. a. O. S. 27. A. Mornmsen,
in diesem Falle Keijhalos, der Eponymos von Kephale, Griech. Jahreszeiten 1 u. 2 S. 140). Koscher.]
I
1093 Kephalos (in der att. Prokrissage) Kephalos (vor d. Areopag) 1094
Versöhnung mit Kephalos diesen auf die Jagd ling verkleidet kehrt sie zu Kephalos zurück
{riv yccQ &r]Qfvri-inq), und hierbei tötet sie Ke- und jagt mit ihm unerkannt; ihn ergreift
phalos, ohne es zu wollen, mit dem Speer. heftiges Verlangen nach dem Besitz des wert-
So wird denn auch die Schenkung des Hundes vollen Hundes und Speers; sie verspricht ihm
durch Minos bei Hyg. astr. 2, 35 mit ihrer dieselben, wenn er sich ihr zur Knabenliebe
Jagdliebe begründet, und auch sonst erscheint ergebe, und da er bereit ist, giebt sie sich zu
sie als Besitzerin des Hundes {Athen. 12 erkennen. Sie versöhnen sich, und Kephalos
p. 553 b) und des dazu erdichteten unfehlbaren erhält Hund und Speer. Nun folgt der Tod
Speeres, woher das sprichwörtliche IlQÖKQidog der Prokris, bei Ovid wiederum übereinstim-
änovra, Suid. s. v. Eustath. ad X Si^O. Ebenso lo mend mit Pherekydes, aber durch ausführliche
gut aber konnte die Schenkung von Hund Gefühlsmalerei erweitert, in doppelter nur
und Speer, wie bei Ili/g. f. 189, Ovid und wenig abweichender Erzählung Met. 7, 796
Paus. 9, 19, 1, auf Artemis zurückgeführt wer- und Art. am. 3, 686 — 746. Hier erscheint zu-
den, die auch bei Callitn. Dian. 207 einer erst das tragische Motiv, dafs Prokris durch
ihrer Nymphen einen Hund schenkt, und es den unfehlbaren Speer, ihr eigenes Geschenk,
fragt sich, ob Minos oder Artemis das Ur- stirbt; aus Nephele bei Phcrelydes macht Ovid
sprüngliche war. Erwägt man, dafs Istros eine Aura, die kühlende Luft, vgl. Jahn, Arch.
der Schüler des KallimacliOH war, der in seinem Beitr. 74 f. Eine günstige Meinung für die
Gedicht auf Artemis von Kreta ausgeht und Darstellung OrztZs erweckt die Übereinstimmung
Prokris unter den kretischen Nymphen Brito- 2o mit dem attischen Vasenbild, das den Tod der
martis und Upis aufführt, so möchte man Prokris wiedergiebt, s. unten. Bei Hygin ist
glauben, Istros sei hierdurch veranlafst worden, die von Prokris gefürchtete Nebenbuhlerin statt
Prokris nach Kreta und mit Minos als dem Be- Aura wiederum Aurora. Die Verwechslung
sitzer des Hundes in Verbindung zu bringen. dieser beiden hat in dem Bericht des Servius
In die Krankheitsgescliichte des Minos scheint [ad Verg. Aen. 6, 445 ed. Thilo), der im ganzen
dann Prokris durch eine etymologische Spielerei dem Ovid, in einer Einzelheit Hygin folgt,
hineingezogen worden zu sein {■vgl. Antü7i. Lib. heillose Verwirrung angerichtet. Antoninus Lib.
41 itQOTfQov i^t-üQt-vsv). erzählt den Tod der Prokris gar nicht, sondern
Endlicli wurde auch die Sage nr. 1 mit schliefst an die Versöhnung und die Über-
nr. 2 und 3 verbunden, sehr äufserlich bei 30 lassung des Hundes an Kephalos die Geschichte
Apollod. 1, 9, 4, der Kephalos Gemahl der vom teumesischen Fuchs, die Ovid vorher ein-
Prokris und Liebling der Eos neben einander schiebt, und vom Taphierzug an.
nennt, zu einem Ganzen verschmolzen bei 4) Kephalos vor dem Areopag. D*
Hyg. f. 189. Ovid Mtt. 7, 690 — 862. Anton. Bericht J./;oWofZors 3, 15, 1, der manches Eigen-
Lib. 41 {Strv. ad Aen. 6, 445), die im wesent- tümiiche hat, schliefst die Erzählung vom Tod
liehen übereinstimmen, im einzelnen variieren, der Prokris mit den Worten: „und Kephalos
besonders in der Motivierung, die bei Ovid wurde vor ein Areopaggericht gestellt und
am feinsten durchgearbeitet ist. Die Er- zu ewiger Verbannung verurteilt." Schon
Zählung beginnt mit der glücklichen Ehe des Hellanikos hatte unter den der Sage ange-
Kephalos und der Prokris, wozu Hygin das 40 hörigen Richters|)rüchen des Areopag den Fall
ausdrückliche Versprechen gegenseitiger Treue des Kephalos aufgezählt {Schal. Eur. Or. 1648),
hinzufügt. Kephalos jagt in der Morgenfrühe doch scheint Apollodor dies nicht aus ihm ge-
auf den Höhen des Hymettos, da sieht ihn schöpft zu haben {Bobert, Apoll, p. 90). Viel-
Eos, liebt ihn und verlangt Gegenliebe; Ke- leicht aber auch nicht aus Istru.'^ {fragm. 19,
phalos widersteht. Eos entläfst ihn, bei Hygin Müller, Fr.H. Gr. 1 p. 420), bei welchem die Er-
mit den Worten: ich will nicht, dafs du die Zählung von Prokris' Tod mit dem feindseligen
Treue brichst, wenn Prokris es nicht zuerst Auftreten des Erechtheus geschlossen zu haben
thut. Bei Ovid spricht sie: „behalte Prokris, scheint, der bei der Beerdigung die Lanze ins
Undankbarer, aber du wirst bereuen, sie be- Grab stiefs, um es damit als das eines ßiaiag
sessen zu haben", wodurch der nun in Kephalos 50 aTio&avcov zu bezeichnen (das ööqv i tte ve yxfiV
aufsteigende Verdacht gegen die Treue der vgl. Schömann, Gr. Altert. 2'\ 541), während
Prokris und sein Entschlufs, diese auf die bei Pherekydes (s. obeni sich Erechtheus ohne
Probe zu stellen, motiviert wird. Hierbei hilft derartige Handlung an der Bestattung beteiligt.
Eos, besonders bei der Verwandlung des Ke- Die Verbannung des Kephalos aus Athen wird
phalos, tritt aber von da an ganz zurück. Die öfter erwähnt, um dann die Begegnung mit
Verbindung der Eos mit Kephalos mufs bei Amphitryon anzuknüpfen, Strab. ^i. 456. Paus.
dieser Verschmelzuog aufgegeben werden (bei 1, 37, 6. Etym. M. 507, 26. Eustath. p. 307, 5.
Anton. Lib., der jene beibehält, zeigt sich der — Tüpffer, Attische Geneal. S. 258f hält die
Widerspruch); dafs man das schon frühe er- Version der Sage bei Apollodor, welche die
kannte, beweisen die attischen Vasenbilder; s. eo vom Areopag gerichtete Blutschuld des Ke-
Bd. lunter „Eos" Sp. 1269. 1275. Hierauf folgt phalos zum Mittelpunkt hat, für älter als die-
die Versuchung der Prokris, nach Pherekydes ; jenige bei Pherekydes, welche erst durch die
dann die Trennung und Flucht zu Artemis oder Übersiedelung der Kephalideu in die Nähe
Minos und die Schenkung des Hundes Lailaps von Athen entstanden sei. Vielmehr ist die-
und des Speeres, nach Istros. Nur der letzten jenige Version, welche den Kephalos vor den
Gestalt der Sage (bei Hygin und Anton. Lib.; Areopag in Athen stellt, als die spätere, zum
bei Ovid, wo Kephalos erzählt, nur angedeutet) Ruhm Athens ersonnene anzusehen,
gehört die Rache der Prokris an. Als Jung- 5) Kephallenische Sage und Taphier-
35*
l095 Keplialos (kepliallen. Sage, Tapliierzug) Kephalos (u. Klymene; Deutung) 1096
zug. Kephalos galt, gewifs nur infolge der der ersteren den Rücken zuwendend, weil nacli .
Namensgleichheit, als Eponymos von Kephal- Fausanias in den Nosten gedichtet war, Kly-
lenia (früheste Zeugnisse Aristoteles im Etym. mene, Tochter des Minyas, sei mit Kephalos,
ilf. 144, 2ß u. Heraclid. PoUt. fr. 27 Schmid), Deions Sohn, verheiratet gewesen und habe
und gewisse Geschlechter der Insel leiteten ihm einen Sohn Iphiklos geboren. Fausanias
ihre Herkunft von den Söhnen desselben ab. sucht seinerseits die ursprünglich sich aus-
Zur Begründung dieser Meinung bedurfte es schliefsenden Sagen dahin zu vereinigen, dafs
der Anknüpfung an die attische Kephalossage, „allgemein die Ehe mit Prokris für die frühere
und hierzu bot sich der von Theben aus unter- gelte". Die Namen Klymene und Iphiklos sind
nommene Zug des Amphitryon gegen die lo auch sonst in die Kephalossage verflochten,
Taphier dar, an welchem man den Kephalos s. Wilamowitz, Hermes 18, 423 und oben,
teilnehmen liefs. Dies konnte entweder direkt Die Identität des Kephalos im Eosmythos
durch den Aufenthalt des Kephalos in Theben und in den an seine Verbindung mit Prokris sich
nach seiner Verbannung aus Athen geschehen anschliefsenden Sagen zeigt sich auch in der
(so bei Faus. 1, 37, 6. Eustath. p. 308, 14) übereinstimmenden Auffassung seiner Person,
oder durch Einschiebung der Sage vom teu- In beiden erscheint er jung und schön (vt'og
mesischenFuchs,indem Amphitryon nach Athen -Acii v.cil6q v.cd uvSqsioq Anton. Ltb. 41); seine
kam und Kephalos durch das Versprechen eines Schönheit spielt ebenso beim Raub durch Eos
Anteils an der Taphierbeute zur Jagd auf den {Paus. 1, 3, 1. 3, 8, 12) als in der Prokrissage
teumesischen Fuchs und zugleich zum Taphier- 20 (bei PhereJcydes) eine bedeutsame Rolle; bei
zug gewann, wie Apollodor 2, 4, 7 und nach Athen. 13 p. 566 d und Hyg. f. 270 wird er
ihm Anton. Lib. 41 erzählt. Da somit die unter den xaililiöToi aufgeführt. Ebenso wesent-
Verbindung zwischen der Jagd des teumesi- lieh und beiden Sagen gemeinsam ist der Zug,
sehen Fuchses und dem Taphierzug nicht dafs Kephalos Jäger ist; er bildet für den
wesentlich ist, darf die Teilnahme des Ke- Raub der Eos wie für die Schicksale der
phalos an letzterem, wie überhaupt die kephal- Prokris, ihre Rache, ihre Eifersucht und ihren
lenische Sage, als späteres Erzeugnis der Re- Tod die Motivierung und Voraussetzung. Auch
flesion angesehen werden. Über den Verlauf auf den Bildwerken mit der Verfolgung durch
des Taphierzugs s. „Amphitryon" Bd. 1 Sp. 323; Eos (s. unten) erscheint er mit Hund und
die auf Kephalos bezüglichen Thatsachen, dafs so Speer, wenn den letzteren hier auch noch nicht
er für seine Teilnahme die Insel Taphos er- dieselbe Bedeutung wie in der Sage von Prokris
hielt und dieselbe nach sich Kephallenia be- und vom teumesischen Fuchs zukommt. Auch
nannte, werden oft erwähnt, aufser dem dort Xenophon Gyn. 1, 2 zählt ihn unter den be-
Angeführten Strab. p. 456. 459. 461. Epaphrod. rühmten Jägern der Sage auf; vgl. Aelian not.
in Et. M. 507, 26. Steph. B. p. 381, 18. Eustath. anim. Epil.
p. 307, 5. 308 14. Hier erzeugte er mit Ly- jjj Deutung.
Sippe vier Söhne, welche tur die Eponymoi
der vier kephallenischen Stämme der TIqÖvooi, Der Raub des Kephalos durch die Göttin der
Za^atoi, Kqüvsloi, Ualsig galten (die Namen Morgenröte, verglichen mit dem ähnlichen
der Stämme und noch mehr die der Söhne 40 Schicksal ihrer andern Lieblinge, insbesondere
sind schwankend überliefert); Etym. M. p. 507, die Aufführung jener Begebenheit mitten unter
26. Steph. B.Kquvioi. Andrerseits leitete auch den Erscheinungen des Sonnenaufgangs auf der
ithakesische Ortssage das Geschlecht des Laer- Vase Mus. Blacas 18 (abgeb. Bd. 1 Sp. 2010),
tes von ihm ab, mit folgendem Stammbaum: führen darauf, einen natürlichen Vorgang als
Kephalos, Keleus (Kileus), Arkeisios, Laertes, Grundlage des Kephalosmythos zu vermuten,
vgl. Eustath. ad B 631. Schol. L V ad B 173. So sah Welcher {A. B. 3, 55) in Kephalos das
Arkeisios galt aber auch für den Sohn des Ke- Dunkel, welches von der erscheinenden Morgen-
phalos, entweder von Prokris Hyg. f. 189, oder, röte entführt wird; 0. Jahn {Arch. Beitr. 11)
nach einer eigentümlichen, NOn Aristoteles he- „die Frühe des Morgens vor und um den
zeugten Sage, von einer Bärin, s. „Arkeisios" so Sonnenaufgang, in ihren verschiedenen Er-
Bd. 1 Sp. 554. An Kephallenia knüpfte sich scheinungen, wie sie sich namentlich auf dem
endlich auch die, offenbar der Sappho nach- Berge zeigen" [ähnlich Ch. FJoix, La nature
gebildete Sage vom Sprung des Kephalos vom des dieux. Paris 1888 S. 235 ff. R.], letzteres
Leukatischen Felsen aus Liebe zu einem Ptere- auch mit Rücksicht auf die Erzählung von
las (?) Strab. p. 452. 461. Schwencl; WelcJcers Nephele oder Aura im Prokrismythos. Um
Rhein. Mus. 6, 554. Welcher, A. B. 3, 59. — auch zugleich den letzteren zu erklären, nimmt
Töpffer a. a. 0. S. 265 findet darin eine Be- Prcller {Gr. Mgt.h. 2^ 145) Kephalos für den
Ziehung auf einen daselbst üblichen apollini- Morgenstern, Prokris für den Mond, während
sehen Sühngebrauch. 3fax Müller {Essays 2% 78 Franche) in Ke-
6) Die Verbindung des Kephalos mit 60 phalos die aufgehende Sonne sieht, die ebenso
Klymene, Tochter des Minyas, gehört dem zu Prokris, dem Tau, wie zu Eos in Beziehung
Sagenkreis der Minyer an und ist uns nur aus stehe. [Ganz ähnlich wie 31. Müller deutet
der Beschreibung der jjolygnotischen Lesche den Mythus von Kephalos und Prokris auch
bei Paus. 10, 29, 6 bekannt. Polygnotos folgte Polites (O "Hliog tiazcc Tovg Si](icöSeig iiv&ovg.
in seiner Darstellung der Unterwelt der home- 'Ev 'A&r'ivixig 1882 S. 25 ff.), indem er sich auf
rischen NeJcyia, fügte aber auch einzelnes aus ein neugriechisches aus Attika stammendes
den Nostoi hinzu (vgl. Welcher, Kl. Schrift. 5, Märchen beruft, das ihm die wesentlichsten Ele-
66). So stellte er neben Prokris die Klymene, mente der Kephalossage in einfachster Form
1097
Kephalos (Deutung)
Kephalos (Deutung)
1098
zu enthalten scheint und folgendermafsen
lautet: „6 "HXios navxQsvtr] ttj UsXrjvrj'
triv 'jtiJQS ywai-KCC ^ai rrjv dyanovcs, äXXu zccl
xrjv ^^Xsvs Tiaganolv. dia xovxo oao rjxov 6
"HXiog 's x6 cntxi , r/ ZIsX. dhv icpaivsto, dXX'
f^tvs KQVHfxävrj. "H&sXi o'/ucoff va l'ßyrj -nai avxrj
KO^fiaxccKi f|(u yidl xi^Qays nöxs &cc 'ßyt] b
arTpag xr]g yiaxl f/tav yivvrjybg Kccl nriyaivs
Ka&rjuiQa 'g x6 nvvriyi. "Oxav nigvayB b"HXiog
gehörigen astronomischen Mythen (K. 0. Müller,
Frolegom. z. Mytliol. 196) und erlangte durch
Homer allgemeine Geltung, Kephalos, sein
attisches Ebenbild, verlor durch seine Herein-
ziehung in die attische Landessage den sideri-
schen Charakter. Aber aufser seinem Huiid
erinnert noch daran die Sage, dafs er mit Eos
den Phaethon d. h. den Morgenstern erzeugt
{Hes. theog. 986. Hijg. afitr. 2, 42), der aus
..^
<0.
\
'jciaco dno xä ßovvä, a(ia ötv ayiovys xa ßrj- 10 der Begegnung des schönen Jägers am Nacht-
(lard xov "avxxa^s intaimovXa^svr] wg xa (iccxi-k
TTOTf d'cc ßyfj. -'Iv eßXsTts xiiv dnoXov&i'a xov,
xdg aKxtvag, fjUfVf ayiSTtaa^ivt]' «jua ^xävsxo
v.al o xsXevxaCog dnb xrjv a-KoXov&ia xov dvägög
xrjg, eßyavE xb itgäoanro xrjg iiccl sx^iquxo xov
MOCfto. A^ia naXiv i-ßXsns dnb xcc ßovvd xrjv
d-KoXov'd'Lcc iig XTjV ccvaxoXr], eputaivn ftfco;.
'Exai ^ovae nuvxoxs -naXd fis xov ccvxqk tjjs."
Vgl. auch Boscher, Scleneu. Venvandtcs Kap. 10.
Der Mythus vom Raube des Kepha- ^ _.^. ,..^.;.;j.
los durch Eos läfst sich mit dessen C
Deutung als Sonne leicht in Ein-'
klang bringen, wenn man be- -^
denkt, dafs Eos nicht blofs die
Morgen-, sondern auchdie Abend-
röte bedeutet,daherihre Wohnung schon %
bei Hottier {(i 1 ff'.) auf die westliche \
Insel Aiaia verlegt wird. (Weiteres unter '
,,Eos" Bd. 1 Sp. 12561). Koscher.]
In den astronomischen Schriften, die
wahrscheinlich auf einen gelehrten Ara-
toskommentar zurückgehen, [JEratO'^th.]
Catasterism. 33 und den Gcrtnanicus-
sclwlien b. Hubert, Emtosth.
p. 166 f., schliefst die Er-
zählung von der Jagd des ,< "
teumesischen Fuchses da-
mit, dafs nur der Fuchs
in Stein verwandelt, der
Hund des Kephalos aber /
unter die Sterne versetzt \,
wird. Hieran knüpft der
Verf. der Cutaderisnien die
Bemerkung: ,, Manche hal-
ten diesen Hund für den
des Orion, der zugleich mit
Orion unter die Sterne
versetzt wurde", also für
den Sirius (i7.Z29); ebenso
Schal. Sanger manens. in
German. p. 167, 18 Breysig.
Kephalos hat sogar den
Orion aus dem Besitz des
Sirius verdrängt, indem in
den Cataster. und bei Hyg. astr. 235 der Kvcov
(Sirius) dem Kephalos, der Ugo-Kvcov dem Orion
zugeschrieben wird. Ist aber der Jäger Ke-
phalos der Besitzer des unsterblichen, an den
Himmel versetzten Hundes — und dafs er.
-r-^""^..
~S
.■^'
\
.4^'
\) Eos den Kephalos raubend, Terracotta (nach Arch. Zeitg. Bd. 33,
Taf. 15 nr. 1).
himmel mit der Morgenröte hervorgeht, wofür
die Erzeugung des Heosphoros durch Eos und
Astraios {Theog. 381) nur eine Variante ist.
Endlich erinnert noch daran der der Keule
des Orion und unserem „Jakobsstab" ent-
nicht Prokris, ursprünglich der Besitzer ist, Go sprechende Speer (vgl. Wilamowitz , Hermes
lehrt die alte teumesische Sage — so ist er
selbst nichts anderes als der himmlische
Jäger, der am nächtlichen Sternenhimmel
glänzt. Somit ist Kephalos der attische Orion
(vgl. Bobert, Eratosth. p. 244 A), der ja eben-
falls Jäger ist und von Eos geraubt wird.
Orion, der Riese des Nachthimmels, gehört zu
den ursprünglichen, dem Volksglauben an-
18, 425), der natürlich wie der Hund zum
Katasterismos bestimmt war. Dem Griechen
gingen die Vorstellungen eines von Jugend
und Schönheit strahlenden Jünglings und eines
leuchtenden Sterns leicht ineinander über. Wie
auf Vasenbildern die Sterne als Knaben, Helios
als Strahlenbaupt dargestellt Avurden, so wurde
umgekehrt auch ein schöner, Liebe erwecken-
1099
Kephalos (Deutung)
der Jüngling ein „Stern" genannt, vgl. Z 401
nncl das Epigramm Flatons A. P. 7, 670.
Den Morgenstern dachte man sich als schöjaen
Knaben, und Callim. Dd. 302 nennt ihn ovlos
i&£LQaig "EoniQog, einen „Krauskopf". Darum
wird auch der Name seines Vaters Keq)aXog,
der von -nicpalrj abzuleiten ist {Cartius, Etym.^
S. 148), als „Sternhaupt" zu deuten sein, um
so mehr, da bei den Sternbildern zuerst der
einzelne, grofse Stern den Namen eines Men- lo
sehen, Tiers u. s. w. erhielt, und erst in der
Folge die kleineren Sterne damit zu einem Stern-
bild verbunden wurden; vgl. Mobert, Eratosth.
p. 244.
Die Deutung der Prokris auf den Mond,
welche von Preller, Gr. Myth. 2^, 147 aus
ihrem Tod hergeleitet wurde („ein Bild für
den sich versteckenden und erblassenden Mond,
Kephalos (in der Kunst) 1100
sich auch die Erzählung von der Begegnung
des Kephalos mit der Bärin deuten, welche
nach Useners Ausführung (S. 334) eine alte
Vorstellung für die Mondgöttin war. Manchen
einzelnen Zügen der Sage wird übrigens keine
tiefere Bedeutung beizulegen sein, so z. B. der
achtjährigen Abwesenheit des Kephalos, worin
Töpff'er a. a. 0. S. 260 den Gedanken einer
Sühnefrist findet, den er mit dem im Kepha-
]idenge^chlecht heimischen Apollodienst in
Verbindung bringt.
IV. Kephalos in der Kunst.
1) Da die Sage von der Entführung schöner
Jünglinge durch Eos sich aufser der attischen
Kephalossage auch in den Mythen anderer
griechischer Stämme, von Orion, Tithonos,
Kleitos, wiederholt, und der älteste Kunsttypus
2) Eos verfolgt den Kephalos, Vasenbild (nach MiUin, Peint. de vases 11, 35).
wenn der junge Morgen kommt"), ist von
TJsener, Bhein. Mus. 1868, 387 [vgl. Eoscher,
Selene u. Verwandtes Kap. 10] umfassender
begründet worden. Nach ihm stellt das
Märchen von Prokris, die den Gatten meidet,
zu ihm zurückkehrt und durch ihn stirbt, das
Gehen, Wiederkehren und die Verfinsterung
des Mondes dar. Darauf bezieht er auch
ihre Verbindung mit Artemis, das goldene
Stirnband und den Hund als Tier der Hekate
und Symbol des Lichts. Wenn der letztere
auch nicht der frühesten Gestalt der Prokris-
sage angehört und in dieser überhaupt bald
die märchenhaften Züge überwiegen, so finden
doch die wesentlichen Bestandteile derselben
in dieser Deutung ihre ausreichende Erklärung,
und namentlich scheint Prokris als Mond auf-
gefafst gut zu dem schönen Jäger am Sternen-
himmel zu stimmen, dem sie bald nahe kommt,
bald entschwindet. In gleichem Sinn läfst
dafür, welcher Eos mit dem Knaben in den
50 Armen als Gruppe darstellte, der altioni-
schen und etruskischen , nicht aber der alt-
attischen Kunst angehörte, so können diese
Darstellungen (aufgezählt und zum Teil ab-
gebildet unter „Eos" Bd. 1 Sp. 1272f.) nicht
mit Sicherheit auf Kephalos bezogen wer-
den. Nur einmal, am amykläischen Thron,
ist die Benennung Kephalos durch Paus. 3,
18, 12 angegeben, und auf der Gruppe von Delos,
die vielleicht unter attischem Einflufs ent-
60 standen ist (vgl. Furtwängler, Arch. Ztg. 40,
363) ist durch den Hund auf Kepbalos hin-
gedeutet. Erst seitdem die attische Kunst
diesen Typus übernahm, ist die Beziehung auf
Kephalos sicher. Das erste Denkmal dieser
Art ist das in noch etwas altertümlichem,
feierlichem Stil gehaltene attische Thonrelief
Archäol. Zti/. 33 Tf. 15, 1 (s. Abbildung 1),
welches Curtius (ebd. S. 167) der kimonischeu
1 101 Kephalos (in der Kunst)
Zeit zuschreibt. Kephalos ist hier sowie auf den
attischen VasenbiUlern, welche diesen Typus
■wiederareben (s. „Eos"), dei- attischen Sage ge-
mäfs, die ihn als rüstiiien Jäger auffafst, zwar
mit jugendlich schönem Körper, aber erwachsen
dargestellt, im Anschluls au den überlieferten
Typus jedoch ohne Attribute, nur mit einer
Binde oder einem Kranz im Haar, dem hoch-
zeitlichen Lorbeer (über die Leier 3Ion. d.
Inst. 3, 23, 1; s. unten), und in der traditio-
nellen Haltung, dafs er den rechten Arm um
den Nacken der Göttin legt. Wenn er ander-
wärts auch nicht, wie hier, der Göttin ins
Auge blickt, so ergiebt er sich doch ruhig in
sein Schicksal. Auf den Vasen wendet sich
die Göttin zuweilen (vgl. die Abbildung von
31. d. I. 10, 39, 3, Bd. 1 Sp. 1275) rückwärts,
offenbar nach andern Personen, aus deren Kreis
sie Kephalos geraubt hat, wodurch sich die ge-
Kephalos (in der Kunst) 1102
die Yase Blacas (abgeb. Bd. 1 Sp. 2010), wo die
VerfolgUDgsscene unter die Naturerscheinungen
des Sonnenaufgangs aufgenommen ist. Die von
0. Jahn, Arch. Btitr. 93 gegebene Aufzählung
ist von kitephani a. a. 0. S. 194 bis auf 31
vermehrt worden. In diesem Typus geht Eos
mit raschen Schritten auf Kephalos zu und
sucht ihn meist mit ausgestreckten Händen
zu fassen, während dieser, eine jugendlich
10 schlanke Heroengestalt, sich eilig ihrer Vei--
folgung entzieht, indem er sich meist nach
ihr umwendet. Hier erscheint er vollständig
als Jäger ausgerüstet, mit Chlamys, dem Pe-
tasos im Nacken, hohen Jagdstiefeln, oder auch
unbeschuht; als Jagdwaffe hält er eine oder
zwei Lanzen in den Händen, zuweilen dazu
noch eine Keule {Roulez, Clioix de vas. Tf. 6)
oder auch diese allein {Conipte rendn a. a. 0.
Tf. 5, 3); Otter ist er von seinem Hund be-
3) Tod der Prokris, anwesend Erechtheus. Attisches Vasenbild (nach MilUngen, Anc. un. nton. I. Ser. pl. 14).
pchlossene Gruppe auflöst, um in die Ver-
folgungsscene überzugehen.
2) Der attischen Kunst eigentümlich da- 50
gegen scheint die Darstellung vom Raub des
Kephalos durch Eos als Verfolgungsscene,
namentlich insofern hier Kephalos der atti-
schen Lokalsage gemäfs als Jäger erscheint
(zweifelhaft ist in Beziehung auf Alter und
Vorbild die einzige Vase, die nicht attisch
und rotfig., sondern etruskisch und schwarzfig.
ist, Memorie delV Inst. 2 Tf. 15, 1, vgl. Helbiq
p. 433 das. und Furticänfßer , Arch. Ztg. 40,
350). Dieser Typus war seit der Mitte des eo
5. Jahrh. im rotfig. Vasenstil üblich^, vgl. die
Vasenbilder Miliin, Feint, de vas. 2, 35 (s. Ab-
bildung 2). Stephani, Conipte rendu 1872 Tf. 4,
3. 5, 1. 3. 5 und Winter, Die jungem Vasen,
Anhang S. 50 f. Die hier abgebildete und die Vase
Bull. Kap. 1, 1 sind die einzigen dieser Gattung,
auf welchen Eos und Kephalos inschriftlich
bezeugt sind; eben solche Sicherheit gewährt
gleitet (Vase Blacas ; MilUngen, Vas. Gogh. 42).
Mehrmals sucht er ihr im Fliehen Widerstand
zu leisten, indem er einen Stein (Vase Blacas
und M. d. Inst. 3, 30) oder den Jagdspiefs
gegen sie erhebt {Compte rendu 1872 Tf. 4, 3).
Einmal geht sie mit einer Tänia auf ihn zu
{Gerhard, A. V. Tf. 160), um ihn zu schmücken,
er aber weist dieses Liebeszeichen von sich.
Die Abneigung erklärt sich aus der Einwirkung
der Prokrissage, siehe „Eos" Bd. 1 Sp. 1269. —
Obgleich in der Sage Kephalos als einsamer
Jäger gedacht ist, haben ihm die Vasenmaler
häufig einen Jagdgefährten (auf der Vase
Bull. Nap. 1, 1 Kallincexog , Compte rendu
a. a. 0. Tf 5, 3 Tid-covog genannt) oder nach
der sonstigen Darstellungsweise von Entfüh-
rungsscenen Freunde und Gespielen beigegeben,
aus deren Kreis er geraubt wird, wozu noch,
auf der Vorder- oder Rückseite der Vasen,
der alte Vater kommt, dem die Entführung
gemeldet wird, vgl. Julm a. a. 0. 95. Stephani
1103 Kephalos (in der Kunst) Kephenes 1104
a. a. 0. 196. Hieran reiht sich eine zahlreiche Same auf den Hund Lailaps, vgl. Bosset a. a. 0.
Klasse von Vasenbildern, auf welchen eine nr. 42 u. 47. Combe num. Hunter. 46,22. Gatdl.
geflügelte Frau in ganz ähnlicher Weise einen a. a. 0. S. 90 Tf. 18, 9 f. S. 92. Wegen der
Jüngling mit einer Leier (z. B. MilUngen, Vas. Ähnlichkeit mit jenem Kephalos auf den Mün-
Cogh. 42), zweimal auch mit einem Packet zen von Pale in der Stellung wurde eine kleine
Bücher {MilHn, Vas. 1, 48) verfolgt, vgl. Jahn Bionzefigur in Paris, Gazette arclieoJ. 2 pl. 36
a. a. 0. 97. Stephani a. a. 0. p. 199 und neuer- ebenfalls auf Kephalos bezogen; ob mit Recht,
dings die Hermonaxvase, Heibig, Bull. d. Inst. mufs bei der Abwesenheit aller Attribute frag-,
1873 p. 167; auch diese Darstellungen sind lieh bleiben. [Rapp.]
zum Teil ebenso mit Nebenpersonen versehen, lo Keplienes {Kricpr]vsq, fKriq)rivai nur einmal
Jalm trug Bedenken, hierin Kephalos zu er- bei Arrianos in Eustath. zu Hionys. Perieg.
kennen, da die Sage ihm nicht solche Züge 1005, F. H. G. 3, 601, 78, wo der accus, her-
ephebischer Bildung verleihe; Stephani wollte zustellen ist: rovg di Tlsgaag . . . Kriq)rjväg
in allen diesen Darstellungen Tithonos sehen [Hs. -rai] tcots Kulslad^ai cprjoiv 'A. — Ovid
(nach der Inschrift Bull. d. Inst. 1848 p. 40); Jfef. 4, 764 einmal Cepheni proceres adjektivisch,
neuerdings nimmt man ihn einfach als einen wonach wohl Plinius n. h. 6, 10 [27 f.] sein
mit den Attributen des musisch gebildeten Substantivum Cepheni [ancc^ ^^7-] schuf): das
attischen Jünglings ausgestatteten Kephalos Volk des Kepheus in der Andromeda- Sage,
(Helbig a. a. 0. Furtwängler, Arch. Ztg. 40, doch in unseren Quellen erst seit Herodotos
350. Bobert, Bild und Lied S. 32). 20 und Hellanilos auftretend. Seitdem wird der
3) Kephalos wurde aber auch in seiner Ausdruck promiscue mit Jid-ionsg gebraucht.
Verbindung mit dem attischen Prokrismythus v. Wilamowits hat einmal (Homer. Unters.
dargestellt, welcher zu den aus der attischen S. 152) behauptet, sie seien ursprünglich in
Landessage, wahrscheinlich von Polygnotos Tegea zu Haus. Aber diese sinnreiche Kom-
(vgl. oben dessen Prokris in der Lesche bination der stets in Mehrzahl auftretenden
von Delphi, und Bobert, Bild u. Lied S. 28), K. mit den 50 Söhnen des Tegeaten Kepheus
entnommenen und in die Vasenmalerei des kann sich einstweilen auf kein direktes oder
5. Jahrh. übergegangenen Stoffen gehört. indirektes Zeugnis berufen. Ebensowenig wird
Kephalos wird hier durchaus wie in der Eos- in den erhaltenen Zeugnissen die Bezeichnung
sage dargestellt, ein Beweis für die schon be- 30 K. im Zusammenhang des hesiodischen Mythos
gonnene Verschmelzung der beiden Sagen. von der ' Araberin ' Kassiepeia gebraucht, gilt
Auf einer Vase des ,, schönen" Stils bei Mil- also nicht für die Aithiopen Arabiens und des
lingen, Ancient uncäited monuments Tf. 14 (s. Nillandes (nur der geschäftige Polyhistor bei
Abbildung 3), dem einzigen erhaltenen Exem- Steph. Byz. Aißvr]- x^Q^ 7toXvcövi>ßog zählt
]>lar dieses Gegenstandes, ist der Tod der unter 12 anderen Namen für das afrikanische
Prokris wiedergegeben in dem (ganz ebenso von Libyen aufser ^ix^tojrta: auch Kr^cpqviri auf; und
Ovid Mit. 7, 840 geschilderten) Augenblick, Eustathios zu Dionys. Per. 910. G.G.M.2,315
wo sie, von dem Speer in die Brust getroffen, hat aus dem Krjcprjvsg 01 Al&LonBg des Steph.
auf einen Felsen niedersinkt, indem sie sich Byz. 'lönq auf eigene Faust ein K. 01 Alyv-
bemüht, den Speer herauszuziehen, während 40 itzioi (!) gemacht). Auch in der von Theo-
Kephalos, der herbeigeeilt ist, den Irrtum er- pompös abhängigen ioppensischen Kepheus-
kennend an die Stirne greift. Er erscheint sage ist von K. nicht die Rede; denn bei
ganz wie sonst mit Chlamys, Petasos und Strabon 1 p. 42 § 36 steht das i&vog Ai&io-
Keule und mit dem Hund an der Leine, Pro- jrtxo-r . . . ällo Krjeprjvcov in einer apollodo-
kris (in Vorderansicht und deshalb etwas mifs- rischen Aufzählung mythischer 'Aithiopen-
lungen) ebenfalls als Jägerin in amazonenhafter Völker' (Erember, Pygmaien) und ist von dem,
Tracht; über ihr das entschwebende Eidolon in allerdings demselben Apollodoros angehörigen
Vogelgestalt. Auf die Scene eilt ihr Vater Theopompos - Citat über loppe p. 43 C zu
Erechtheus zu, um dem Kephalos seine That trennen. Dagegen sind in dem ostaithiopischen
vorzuhalten (vgl. oben Abschn. II, 4). — Das 50 Mesopotamien , in welchem schon Hesiodos
von Jahn, Arch. Beitr. S. 72. auf Kephalos (frg. 44 Ki.) und Aischylos {Suppl. 275) bei
und Aura (oben Abschn. II, 3) gedeutete pom- den KaurjXoßoa-Aot des persischen Meerbusens
pejanische Wandgemälde bei Zahn 2, 78 stellt (vgl. Strabon 16 p. 767 f. Aithiopenländer etc.,
Selene und Endymion dar, vgl. Helbig, FlecJccisen JB. Suppl. 16 S. 181) die Aithio-
Wandgem. Campaniens nr. 960. pen der Memnon-Sage lokalisiert hatten,
4) Auf die Sage, welche den Kephalos zum durch Herodotos und Hellanilos oder viel-
Eponymos der Insel Kephallenia machte, sind mehr ihren gemeinsamen Gewährsmann (Sky-
die Münzen der kephallenischen Stadt Pale lax? vgl. Aithiopenl. S. 155) auch die K.
zurückzuführen, auf welchen ein Jüngling mit angesetzt und mit dortigen Ureinwohnern
einer Lanze, inschriftlich als Kicpcclog bezeich- 60 identificiert worden. Ihnen folgte Apollodoros
net, auf einem Felsen sitzt^ vgl. Bosset, Essai (b. Strabon a. a. 0.), der agyaU-Aog cxfSiaa^og
sur les medailles des iles de Cephalonie Lond. bei Deinias von Argos (F. H. G. 3, 25, 4:
1815 Tf. 1 nr. 1 — 5. Combe num. mus. Britann. Al&ioniei tnaleixo . . .rozs Krjcprjvia, mit Er-
Tf. 7, 22. 23. Catal. of greeJc coins in the Brit. wähnung der Perser, des Perseussohnes Ery-
Mus. Peloponnesus S. 84 f. 89. 91 Tf. 17, lOff. ihxa&Vi.Aiiv 'EqvQ'qcc %äXao6a\ Ovidius,Nonnos.
18, 4. Wahrscheinlich ist auch die schon von Weder für diese örtliche Beschränkung auf
Eckhel angenommene Beziehung des Wind- Mesopotamien noch für das späte Auftreten
hunds auf den Münzen des kephallenischen des Namens ist eine Ursache zu entdecken.
I
1105 Kephenes Kephenes 1106
Dafs die Form Krjoprjvfg = Drohnen mit Krj- wären Kepheus und die Kephenen zu AlQ-ioitfq
(fi£vq selbst weder lautlich noch inhaltlich entweder in der Umgegend der Heliosstadt
in notwendigem Zusammenhang steht, ist Korinthos geworden oder auf der Heliosinsel
unten {Kepheus nr. 4) bemerkt; auch dafs in Rhodos oder im euböischen Xal-Ai?, dem Ur-
den ethnographischen Verhältnissen Mesopo- bild der sagenhaften Kolx^g (Maaß, Hermes
tamiens etwa die Ursache für das Auftreten 1888 S. 699ff., Götting. fiel. Am. 1890 S. 362)
des Wortes Krjcprivsg bei den Historikern des und der Aia des Helios -Aietes- Mythos der
5. Jahrhunderts liegen sollte, ist nach dem Argonautik. Das Urbild der Pindarischen
Mafs des über das Zweistromland Bekannten -nBlaivoinsg Kö\%qi hat Maafs in euböischen
nicht anzunehmen. Vielmehr lassen sich als lo Aithiopen aus dem Ai^iöniov ;j;m9iov sv Ev-
mitwirkende Ähnlichkeiten nur feststellen: ßoi'a,nlrjaiov rov Evqitcov (Harjjokration, Steph.
1. die Altertümlichkeit sowohl der griechi- Byk s. v., u. a.) erschlossen. An der Peraia
sehen Kepheusleute als auch der Ureinwohner von Chalkis liegt Thronion, verknüpft mit
Chaldäas (vor der Einwanderung der Chaldäer Kepheus' Gattin Kassiepeia (s. d. nr. 2), und
aus Babylon); 2. der Fischerberuf; 3. die wohnen die nvQQolratg o^saiv'Jv&rjSöviot, (Ps.-
Gefährdung durch Wasserfluten; 4. die Sitte, Bilaiarch 1. 23, F.H.G. 2, 259, 24; vgl. C.
Sterbende (d. h. noch Lebende) wie Leichen Müller zu Geogr, Gr. 3Iin. 1, 104, 24 und
der Flut zum Wegspülen auszusetzen (vgl. zu Äitkiopenländer S. 208), welche auf die Vor-
den aithiopischen Ichthyophagen Chaldaias Stellung von Ald^ionsg am Euripus mitbestim-
bei Herodot 1, 200 und Sirabon 16 p. 746 § 20 20 mend einwirken konnten. (Vgl. auch 'Kepheus'
das, was Ägatharchidas G. G.M.l, 137, 45 über nr. 4.) — Obige 6 Kriterien müssen auch an jenem
die gedrosischen sagt); 5. der Glaube an uns nicht näher bekannten kleinasiatischen
opferempfangende Nereiden (so die der roten Volksstamm beobachtet worden sein, in denen
'Nerei'deninsel', der sQvd'QK d-ciXacau bei PUn. der griechische Alexanderhistoriker bei Plin.
6, 26 (97) die mit der roten*) Palmen- Insel n. h. 6, 16 (41) und 10 (27 f.) die Kephenen
des Erythrasgrabes bei Strabon 16 p. 766. 779 seiner*) Heimatssage wiedererkennen wollte,
identisch ist) sowie an heilige Urwesen in so dafs er dieselben zwischen Kommagene,
Fischgestalt, dem -uriTog entsprechend (Berosos Adiabene und Grofs-Armenien (etwa in Sophene
Chald. 1. 3. F. H. G. 2, 496f.); endlich 6. der und Gordyene) ansetzte (vielleicht war es der
sog. 'aithiopische' Charakter, der beim meso- 30 Pharsalier Kyrsilos oder der Larisaier Medios,
potamischen Urvolk, z. B. von Susiana (Kie- welche beide gelegentlich des Alexanderzuges
pert, AlteGeogr. S. 14:1^; \g[. E.Meyer, Gesch. d. griechische Mythen des thessalischen Arme-
Altert. 1 S. 157fF. Duncl-er , G.d. A. 1^ S. 247), nion in der armenischen Gegend von Sophene
feststeht und, wenngleich in anderem Sinne, auch und Adiabene angeknüpft hatten: Strabon 11
von der Bevölkerung der alten Kepheusstädte p. 530 § 12. Script, rer. Alex. M. p. 127).
Bura und Olenos ausgesagt werden konnte: Daselbst fand sich (am Ararat) Flutsage, und
wenigstens ist in der hellenischen Mythologie zwar in Anknüpfung an die Urzeit (des Xisu-
von jeher die Aithiopenvorstellung untrennbar thros-Noah), Fischkult, Rotvölker, ja sogar
gewesen vom Heliosmythos (so schon bei der aus der Heimat vertraute Minyername
Homeros y 1. Mimnernios frg. 11. BergJc, Ai- 40 (vgl. Aithiopenländer S. 192 f.). — Aber auch
schylos frg. 192 und besonders eigentümlich nach Westen war (von Euripides) der Per-
Pindaros PytJi. 4, 376 ■aslaivcoTcsg Kölxoi im seus-Andromeda- Mythus mit Gorgonen und
Helios - Aietesmythos ; des aithiopisch - helia- in Verknüpfung mit der aus P/atow bekannten
dischen Tithonossohnes Memnon zu geschwei- Atlantis übertragen (vgl. Aithiopenl. S. 203 ff.);
gen). Helios aber beherrschte einst von Akro- und wenngleich bei Euripides der Kephenen-
Korinthos aus Weichbild und Golf; einen name nicht nachweisbar ist, verdient doch
Aethiops rex auf dem Isthmos nennt der sog. eine auffällige Übereinstimmung der atlan-
Lactnntius zu Stat. Theb. 3, 478, und einen tischen Westaithiopen mit den ausdrücklich
sprichwörtlichen Ktistes Aid-toip Kogiv&iog der als Kephenen bezeichneten Ostaithiopen Meso-
Skepsier frg. 73 Gaede aus Athen. 4 p. 167 D; 50 potamiens Erwähnung, weil sie Rückschlüsse
vgl. den auf dem argolischen Pron begra- auf die älteste Vorstellung von den kephe-
benen Melanchro(o)s bei IJeinias, F. H. G. 3, nischen Aithiopen zuläfst: Einkleidung und
24, 3 und über Al&ioTtsg an der 'Ea%cixiwTig Schmuck mit Exuvien grofser Fische findet
XCyLvr] auf dem korinthischen Isthmos den Art. sich bei den Westaithiopen der atlantischen
Eschatiotis unter den 'Vorläufigen Nachträgen' Küste {Strabon 17 p. 828), bei den von Gorgo
Lieferung 24 Umschlag. So empfiehlt sich O. und Poseidon abstammenden Königspaaren der
C/wst««' Hypothese, dafs der eigentliche aid'ioip Insel Atlantis {AiUanos H. A. 15, 2) und im
= Helios (mit dem brennenden Antlitz) sei, und 0.sten bei den Urwesen dev'EQvQ^QO. Q-ülaaocc und
nach ihm das Heliosland und seine Bewohner ihren Opferpriestern {Berosos bei Synkellos
Al%ionLcc und Ai&i'onsg genannt seien. Mithin eo und Eusebios , F. H. G. 2, 496, 3, dazu noch
Helladios bei Phot. bibl. 535% 34;. vgl. Biehm,
*) Mit dieser Erinnerung an die roaige 'PöSo; geht H. W. B. 1 , 61 Abbildung). — Auf Rhodos,
auffällig noch der Anklang an Doris Hand in Hand:
Bei der Erythrasinsel Jviija, Einwohner JoiQttrjs, und *) Oder waren die dort nach dem 2. Perserkriege
bei loppe Jwnu, Einw. Jwoitr^;, beides bei Steph. Byz. angesiedelten 'Eoetinf7~ oi äraQTtaaitivTf? vftl IJeoaoiv
u. d. "Worten. Strabon 16 p. 767 fafst die Erythrasinsel (Strabon 16 p. 747) die Träger dieser Auffassung und
mitDoTik, Alfrandros IvL-lriia hei Stepli. ^('too: r^ üy/la/.o:; Vermittler an jenen Historiker? X;ich dem oben Aus-
t' '/o'jt/; zusammen. Dag erleichterte sehr die Anknüpfung geführten mufsten diese Leute die Kepheus-Kassiepeia-
an den Kephenenmythos der dorischen Hexapolis. Kephenen-Aithiopen-Sage gekannt haben.
1107 Kepheus (v. Tegea, S. des Aleos) Kepheus (v. Tegea, S. des Aleos) 1108
dem einzigen griechischen Ort, wo sich Er- in einer der verlorenen (5?) Strophen des nach
innerungen an Kassiepeia und den Andro- Bergk p. 28 etwa 12-strophigen Partheneion
medaniythos (Lykoj^hron) mit der Vorstellung {Papyms MarietteP. L.G. B^ frg. 23 p. 23 sqq.)
von Helios- Aithiopen (und den Helios- Rosse- gebildet haben, das in den ersten erhaltenen
Stallungen) kombiniert vorfinden, finden sich Strophen die Besiegung der Hippokoontiden
Erinnerungen an eine verderblirhe, vorweit- behandelt, freilich nicht durch Herakles (und
liehe Flut, Poseidon- und Nereidenkult (die Kepheus'?), sondern wie es scheint, blofs durch
Doristöchter I.ylophrons 43, 165 ff., s. oben unter dieDioskuren. Jedenfalls war ein anderer Sagen-
Kassiepeia; vgl. Aithiopenl.S. 185f) ebensogut kreis, in dem ein K. vorkommt, aufser dem
wiezu Buraund Helikeund der acha'ischenKüste 10 von den Hippokoontiden, dem Alkman, nach
überhaupt; auch Fi^cberbevölkerung giebt es den erhaltenen Resten zu urteilen, nicht be-
hier wie dort. — Namen einzelner K. nennt kannt, und es scheint vorderband nicht rät-
nur Ovid; als proceres hat er Lyncides {Met. lieh, hier den K. der Andromedasage (und die
4, 767), den post regem primus Hodites (5 97), Kephenen) zu sehen {v. Wilamnwitz , Homer.
Prothoenor (98), den grandaevus Emathion UnUra. 1883 S. 152: ,,K. und seine Kephenen
aequi cultor timidusque deorum (99f), die sind eigentlich in Tegea zu Hause."). — Viel-
Zwillinge Broteas und Ammon (107), den leicht nannten auch die Erzähler von Herakles'
Cereris sacerdos Ampycus albenti velatus tem- Besuch bei Aleos in Tegea und der Erzeugung
pore vitta (110 f.), den friedlichen Sänger und des Telephon mit der Aleostochter Auge:
Kitharspieler lapetides (111), den ferox Ly- 20 Hekrttnios {F. H. G. 1, 27, 345), Sophokles
cormas (119), Menaleus (128), den reichen 'AlsäSai frg. 98 — 112 Ddf.), Eiiripides {Avyr],
Nasamonen Dorylas (129), den Kinyphrier Pe- frg. 114 — 152 Nauck u. a. den K. — Nach
lates (124), wozu als Genossen des Perseus ÄpoUon. Bhod. A. 1, 161ff. war er S. des
noch Aconteus (201) und wahrscheinlich Abas Aleos, Bruder des Amphidamas von Apheidan-
(126) kommen. Versteint wird nur der vor- tion, nach Pausanias 8, 4, 8: Bruder auch des
letzte aus Versehen, also kein Kephene; viel- Lykurgos, nach dessen kinderlosem Hinschei-
mehr mit dieser Ausnahme nur fremde Ge- den die Herrschaft auf ihn und seinen Stamm
nossen des Phineus, worüber s. unter Kepheus übergeht; 8, 5, 1 : Vater des Aeropos, Grofs-
Sp. 1112, 48ff. [K. Tümpel.] vater des Echenor; nach der etymologisch-
Kepheiis {Kri^psvg, dor. Kacp^v?). Vertreter 30 explikativen Tempelsage des tegeatischen zov
dieses Namens erscheinen in den Quellen fünf, 'EQvyiocToq hgöv {Paus. 8, 47, 5) hatte K. von
die sich vorderhand nicht sämtlich auf eine der Athene Polias (nicht der Atliene Alea,
einzige mythische Persönlichkeit zurückführen deren tegeatischer Tempel vielmehr von seinend
lassen. Diom/sios Skytobrachion (beim Schol. Vater Aleos gegründet war) , eine Locke von
ÄpoUon. jRhod. 1, 162; vgl. Schivartz, d. Dion. dem Haar der Medusa zum Geschenke be-
Scyt., Diss. Bonn 1880 p. 46 ^) unterschied nur kommen sg cpvXccarjv rrjg nölecog, d. i. als ^'qvjxcc,
zwei: dvo ds siat, KijCpsLg, 0 ^\v 'Alsov (V)., ov und mit der Zusicherung, dafs Tegea „die ganze
^vrjfinvsvBt. 'AnoXlcöviog, b Sb etegog, ov fivrj- Zeit" unerobert bleiben sollte. Die Apollod.
(lovBvBL "FAlävi-nog bv reo tibqI 'AQ-nadiag, uäm- Bihl., welche zu dem Vater des K. (Aleos, S.
lieh der S. des Lykurgos (2). Er hat also den 40 des Apheidas, Königs von Tegea: 3, 9, 1 [2 f.],
achäischen K. von Bura und Golgoi des 3, vgl. Schol. Apollon. Eh. 1, 162) auch des
Lykophron (3) sowie den mit diesem schon K. Mutter nennt: Neaira, die Pereustochter,
von den Alten kombinierten Vater der Andro- erzählt den Mythos (2, 7, 3, 5) so: K, hatte
meda, den berühmten 'Aithiopenkönig' (4), von Neaira 20 Söhne und 1 Tochter Sterope
den doch derselbe Hellnnikos ausführlich be- (1. Aerope, Mutter des Aeropos, Sehwedler, De
handelt hatte, entweder nicht gekannt — was 7-ebus Tegeaticis, Leipzig. Studien 9 1886 S. 291);
kaum anzunehmen ist — oder mit einem der er weigerte sich anfangs, mit Herakles gegen
beiden Arkader identificiert, worin ihm dann die lakonischen Hippokoontiden zu ziehen, aus
Hellanikos vorangegangen sein müfste. Der Furcht, dafs die Argeier Tegea überfallen
thespische (5) ist wohl mit dem 4. identisch. 50 könnten. Aber Herakles giebt eine von Athene
1) Die absolut älteste Erwähnung eines K. empfangene Locke {^öaxQvxog; ob vielmehr
findet sich bei Alkiiian {frg. 72 B'ik. aus Schlange?) vom Haupte der Gorgo in einer
Gramer, Anecd. Oxon. 1 p. 159, 32): ryffxg Tis ehernen Hydria (vgl. den Schlangentopf, der
öxaqpftis (so!) aväaacov, von H. Neumann in in die pergamenische Sage vielleicht aus Tegea
Boberts Eratosthenis Catasterism. reliqu. p. 246 ^') durch die berühmteWanderung der Auge und des
schon 1878 in Karpsvg verbessert, was Bergk, Telephos kam; im allgemeinen s. JBosc^er,J(/7irb.
P. L. G. 3\ 1882 p. 60 und Hiller, AntJw- /./tZ. P/^/^. 1886, 225 ff.) an die Tochter des K., Ae-
logie etc. 1890 p. 172 übersahen. Das Frag- rope, zum Schutze gegen die Argeier (s.Sp. 1114).
ment scheint metrisch dem Dioskurenhymnos Auf dem Zuge fällt K. mit seinen Söhnen, von
fremd zu sein, der stofflich verwandt ist — fiO denen nach Diodoros 4, 33 drei leben bleiben.
er behandelt den Anlafs zu des Herakles — Die Lokalsage von Kaphyai in Arkadien
Rachezug gegen die lakonischen Hippokoon- (bei Paus. 8, 23, 3; vgl. Steph. Byz. Kaq)vai
tiden {frg. 15 JB.). an dem nach späteren Zeug- . . . ano KrjcpBcag, richtiger KacpBoog) behauptete,
nissen {Apollod. Bihl. 2, 7, 3, 5) der Aleossohn dafs in dieser Stadt König K., Sohn des Aleos,
Kepheus aus Tegea mit seineu Söhnen teil- einst athenischen Schutzflehenden, die von
nahm. — Dagegen könnte />y/. 72 den 9. Vers, also Aigeus vertrieben worden seien, ein Asyl ge-
den Eingang der Bumdog {Crusiiis, Commentat. geben habe. Von diesem KrjcpBVQ sei qpwvr} rcöv
0. Bibheckio etc. 1888 p. 21, und brieflich) 'AQKÜdwv die Stadt benannt. Die arkadische
1109 Kepheus (Sohn des Lykurgos; Achaier) Kepheus (der Andromedasage) 1110
Namensform des Königs war also, was Pnu- gemeinschaftliche ältere Quelle, nur gründ-
sanias nicht bemerkte, dieselbe wie die lako- lieber als jener, ausgebeutet haben. Frcnim. IC^O
nische bei AlJcmnn: KacpBvs. '<^^s i^eisika 1 {hei Steph. Bi/z. Xalöaiot. F.H.G.
2) K. der Arkader {Hellanikos fvfi. 59 aus 1, 67) läfst K., 'den Vater der Andromeda,
Schal ÄpoUon. Hhml Ä.l, U2. F. H.G.1,\&2); welche mit Perseus (I) den S. der Danae von
nach Dionijs. Ski/tnbr. (s. o.) vom vorigen ver- Zeus Perseus (II) erzeugte', das später sogen,
schieden, war nach der ApoUod. Bihl. (1, 8, 2, Chaldaia bewohnen, aus dem die nach ihm
4) Sohn des Lykurgos, Bruder des Ankaios, benannten Kephenen (s. d.) erst durch die aus
Teilnehmer an der kalydonischen Eberjagd; Babylon eindringenden Chaldäer vertrieben
nach einem anderen H^IJanikosfragment (ohne lO worden seien Krjtpicoc: ovhszl ^cövrog. Den-
Nummfr aus ScIioL 31 TA zu Eurip. Phoiniss. selben Schaujilatz wählte, wie es scheint,
150) Sohn des Poseidon, 7rar/)p f'AQyrjirot) Sophokles in der 'Andromeda' (vgl. frg. 139
(s. d.), Vorfahr des Parthenopaios. Es ist Ddf. und dazu Aithiopenländer S. 132). In
zweifelhaft, ob wegen des Herodotisthen (9, 26) diesem Drama wurde das xi^Tog ausdrücklich
Phegeus, Vaters des Aeropos, auch hier Aeroiios über den K. geschickt (Argument in den
zu ändern ist (bei Pcmsan. 7, 4, 1 ist ähnlich Eratosthen. Katasterism. 36: ^ry-rog . . . o IJoaei-
Ankaios selbst als Vater mit einer Parthenope Scöv ttiBfi-^s KrjcpEt). obgleich gerade bei Soplio-
verknüpft). kies die Verschuldung seiner eitlen Gattin
3) K. der Achaier wanderte «tt' ^if'vof [ Kassiepeia (siehe diese, nr. 3) gegen die Wasser-
Jv[ir]<; TS BovQai'oLGiv rjysfimv otqkzov nach 20 geister einen breiten Raum einnahm. Des K.
dem kyprischen Golgoi {Lyknphr. Alex. 586 ff.) Palast bildete wohl den Hintergrund der
zusammen mit Lakonern unter Praxandros aus Bühne, im Gegensatz zu der EuripideiscJien
Therapne (= Philostephanos frg. 12 aus Tzetz. 'Andromeda' {Robert, Arch. Zeit. 36, 1878
z. d. St. F. H. G. 3, 31). Er dürfte höchstens S. 17). — Die erste sichere Bezeugung des K.
mit dem Lykurgossohn K. 2. identificiert wer- a-ls eines 'Aithiopen' findet sich erst bei
den, da der Aleossohn 1., wenigstens der Eunpides (Argument in den Erat. Katast. 15:
Hippokoontidensage zufolge, vor Sparta ge- Ai&iÖTtcav ßaadsvc), ebenso das erste sichere
endet haben soll. Nicht unterschieden hat die Zeugnis für seine Verstirnung. Dafs Eiiripides
pragmatisierende Mythographie der Alten ihn im Westen suchte, im Gegensatz zu sämt-
diesen Achaier von dem 30 liehen Früheren und Späteren, beweist die
4) Kepheus der Andromedasage. Diesen Bezeichnung des -nPixog als ,, atlantisch" und
mufs zuerst genannt haben Hesiodos iv -nara- ,,hervortoseud aus dem Atlantischen Meer"
Xoycp (frg. 43 KL aus Strahon 1 p. 42 C, § 43; {frg. 134a = Philostrat. d. Ä. Imagg. 1, 29,
vgl. JS'/<.s<cff/a'os zu Of/. (J 84 p. 1484, 63\ welcher vgl. Aithioperd ander S. 131). Er nannte den
die KovQT] 'Agäßoio, d. i. Kassiepeia (s. d. nr. 3) K. nicht P/ioenicis fdium , wie Hyginus be-
im Zusammenhang mit der Andromedasage hauptet {P. A. 2, 9: Euripides cum ceteris);
nannte; desgl. Stesichoros {frg. 64 ebendaher, denn solche Zeugnisse sowohl für die ceteri
P. L. G. 3 ■*, 226 Bergk) und Pherekydes (frg. wie für Eur. selbst fehlen {Salmasius bei
26 aus Schol A2JoUo)i. Ehod. 4:, \ 091. F.H.G. Heyne zu Apollod. p. 104); auch nicht als
1, 7b). Obgleich direkte Zeugnisse nicht vor- 40 Sohn des Belos, Bruder des Phineus. wie die
liegen, so ist doch aus der engen Verbindung Apollod. Bibl. (2, 1, 4) behauptet. Das kann,
mit der 'Araberin' Kassiepeia zu entnehmen, wie Robert {Arch. Zeit. a. a. 0. S. 19) nach-
dafs damals Kepheus ebenfalls als in oder bei weist, sich jedenfalls nur auf ein anderes
Arabien, d. i. nach des grofsen Apollodoros Er- Stück des Euripides beziehen und nicht auf
klärung (bei Strahon 1 p. 42, § 34) in Aithiopien, die 'Andromeda', da sonst 'Andromeda um
wohnend gedacht ward; denn nach dessen Urteil 4 Generationen älter als Perseus gewesen
hiefs das Land, welches iZmofZos und die ande- wäre, und sich anderseits Perseus gegenüber
ren vEärsQoi 'Agaßia nennen, in der älteren ho- den Vorwürfen des Kepheus wegen seiner
merischen Heroenzeit Aid-ionia. Das hier ge- Stammfremdheit auf seine Verwandtschaft mit
meinte arabische Aithiopien ist also das dem 50 ihm hätte berufen können' {frg. 142 verweigert
Altertum von Ägypten aus bekannt und zu- K. seiner Tochter den Perseus zugleich wegen
gänglich gewordene Nubierland. — An eine dessen unechter Geburt). K. war also hier
ganz andere Gegend denkt die Pentekontaetie wohl S. des Agenor, wie bei Nonnos 2, 680 ff.
und deren Folgezeit. Herodotos 7, 61 nennt Aristoplianes persifliert den aithiopischen ßar-
zuerst als einen Vater oder Vorfahren des K. baren des Euripideischen Dramas in dem Sky-
den Belos: Krjcpia zov Bt'iXov, in mangelnder then der Thesmophoriazusen. — Theopompos
Übereinstimmung mit Hesiodos (und Stesicho- (bei Strabon 1 p. 42 f.; vgl. Art. 'lope')
ras); denn diesen beiden war Belos vielmehr glaubte die Aussetzung der Andromeda in
fmittels Thronie und Arabios^ ürgrofsvater der loppe lokalisieren zu sollen, so dafs an ihn
Kassiepeia gewesen, seiner Gattin! Herodotos 60 und seine Nachfolger die Aufgabe herantrat,
weifs noch, dafs K. unaig sgasvog yövov die überkommene Angabe vom arabisch-aithio-
(d. h. nur Vater einer Andromeda), Schwieger- pischen Schauplatz mit diesem neuen Lokal
vater des Perseus (I), Grofsvater des Perses (II) in Einklang zu bringen. Konon (c. 40 p. 143
und Beherrscher der Kephenes (s. d.) war, Wester m.) läfst den K. herrschen zu loppe in
welches ein älterer, speziell hellenischer Name Phoinike, damals Aithiopia genannt, txiiö zfig
für die Perser sei. Hellanikos, sonst später ^aQ-' fjfiäg &oiläaarjg ^EXQi^'AQccßcov z(äv zoz^ ngog
schreibend . ist hier ausführlicher und mufs z))v fQv^gav &äXaoa(xv cpyirjusvaiv = Plinius
entweder den Herodotos beeinflufst oder eine N. H. 6, 183: (Aithiopiäm) ci Syriae Imperi-
1111 Kepheus (der Andromedasage) Kepheus (der Andromedasage) 1112
fasse nostroqiie Jittori aetate regis Gephei (in 319 6Q^v£tov Tlsgarj tbXecov yccfiov EvQvyiiSovTi
lope Fhoenicuni). Tacitus (Hist. 5, 2): Die {Aglaopham. p. 574 pp). — Konon (c. 40 p. 143
Aithiopen des Kepheus seien aus Afrika (so West., nach unbekannter euhemeristischer
richtig Stark, Gaza S. 41 gegen 3Iove.rs, Fliö- Quelle) hat die Neuerung, dafs K. seinen
nis. 2, 1, 288) nach Judaea gewandert und Bruder Phineus als Nebenbuhler des Perseus
hätten sich dort ,,als Juden" (!) angesiedelt. begünstigt (K. und Ph. als Brüder _auch
Über die Etymologieen von 'lönrf aus Ai&-iöiir], Apollod. Bibl. 2, 1, 4, 3), nach längerer Über-
-i'a vgl. Art. 'lope'. — Ahnlich waren andere legung jedoch die Tochter dem Freier Phoinix
bestrebt, den mesopotamischen K. bei Hero- zuerkennt unter der Bedingung, dafs derselbe
dotos- Hellanikos- Sophokles mit dem achäisch- lo zum Schein sie entführe; so will er die Vor-
kyprischen (Bura und Djme — Golgoi) des würfe des Bruders vermeiden. Weder Phineus
Lyhophron (s. o. nr. 3) zusammenzubringen; noch Phoinix kamen in Euripides' Andromeda
so Nikolaos v. Damask. (im Et. M. p. 180, 43. vor. — Von Lykophrons Andromeda {Suidas
F. H. G. 3, 365): 'Jxdi^tvrjg . . . vws UsQasmg s. v.), auf welche Fedde (p. 37) Hygins F. 64
(II)" covöfiaazai. ös dno xov slvcil xbv ttqotkx- von K. zurückführen möchte, ist nichts be-
toga civrov äno rijg 'Axatoi?. Der jcgonäroaQ kannt. Diese Fab. 64 bietet lauter sonst un-
ist nicht = Perseus (I), wie C. Müller, F. H. G. bezeugte Züge: Cepheus(!) pater cum Agenore,
a. a. 0. will*), sondern Kepheus {Aithiopenl. cuius sponsa fuit(!), Perseiwi dam interficere
S. 151^^); die 'Axaicc ist nicht das "Agyog roluerunt. Ille cognita re Caput Gorgonis eis
'AxauHov, wie wiederum derselbe, an Perseus 20 ostendit oninesque (!) ab summa specie sunt in-
denkend (Deinias, F. H. G. 3, 25, 4), erklärt, formati in saxum — bis auf die Versteinerung
sondern, wenn man nicht an das rhodische von Polydectes sive Proetus herab. Weder
Kastell 'y/;t;a('a zu lalysos denken will, das Land hätte Bibbeck {Böm. Trag. S. 174) hier euri-
Achaia um ßura und Dyme. Die Kombination pideische Nachahmung {frg. 152) vermuten
ward erleichtert durch den Gleichklang in sollen, noch durfte 0. Grupjpe gerade diesen
'A%ata und 'A%ttiiisvi]g und führte sogar weiter Wiukelmythos seiner Deutung (s. u.) zu Grunde
zur Genealogie: Achaimenes S. des Aigeus legen. — Ovid hat ebenfalls, wie Konon, K.
(d. h. Aigialeia): Steph. Byz. 'Axaiinvicc; vgl. als Bruder des Phineus {Met. 5, 12 f.). Hier
Bd. 1 Sp. 2861. Nicht blofs aus der ver- rüstet K. vielleicht nach Vorgang des Euri-
mittelnden geographischen Lage, den kolo- so pides {fr. 13b t, y^I. Philostratos; Bibbeck, Böm.
nialen Beziehungen und dem rhodischen Kastell Trag. S. 170) zur Hochzeit (vgl. auch o. Euphor.
Achaia ist die vermittelnde Rolle der Insel /?•</. 67) ein üppiges Mahl, an welchem die kephe-
Rhodos als einer Zwischenstation bei dieser nischen Edeln alle teilnehmen (4, 764 ff. 5, 1 ff.);
östlichen Mythenübertragung zu erschliefsen, er nimmt gegen den gewaltsam eindringenden
sondern auch daraus, dafs in einem rhodische Phineus und dessen indisch-assyrisch-baktrisch-
Lokalfärbung tragenden Mythologem die Achae- medisch - nabatäisch - chaonisches Mischvolk
meniae urbes erscheinen: in üvids {Met. 4, seinen Schwiegersohn Perseus und seine Ke-
212 ff.) angeblich auf Hesiodos {frg. 44 Ki.) phenen in lebhafter Rede in Schutz und betet,
zurückgehenden Mythos von Leukothoe und als die Eindringlinge im Palast trotzdem den
H.elios {Ovid: Apollon), ia welchem die koische 40 Waff'enkampf beginnen, vor den Pforten des
Klymene und die rhodische Rhodos vorkommen Palastes zu den Göttern des Gastrechts, da-
(vgl. Aitlüopenl. S. 166^^). Auch wenn K. mit sie die Verletzung desselben rächen (5, 43 ff.).
'lacCSrigheihiyhQi Arat.Phainom. und Germ ani- Als Perseus die letzten 200 Leute des Phineus
cus Arat. v. 184), zeigt er dieses Schwanken zwi- (= ot naysvzeg f ig Xid-ovg av&QwnoL sc. des
sehen Argolis (wo Agenor Bruder des lasos Entführers Phoinix bei Konon c. 40) und aus
ist), Achaia (wo Paus. 7, 13, 7 eine Stadt lasos Versehen auch den Akonteus aus dem eigenen
nennt) und dem karisch-triopischen lasos, dessen Gefolge, mit dem Gorgoneion versteinert,
gleichnamiger Eponymos {Steph. B. s. v.), S. des bleibt K. mit den Resten seiner Kephenen (s. d.)
Triopas, letzthin mit einem der vielen pelo- verschont; und es war ein unglücklicher Ein-
ponnesischen Heroen Namens lasos identisch 50 fall 0. Gruppes {Philol. N. F. 1, 97), wenn er
sein wird. davon ausging, dafs bei Hygin F. 64 Kepheus
Auf Tegea führen keine dieser rhodisch- und die Kephenen (!) versteinert würden, und
orientalischen Beziehungen zurück; sogar die dies zum Beweis dafür nahm, dafs in seinem
unhistorische {Bolide, Bh. 3Ius. 36, 1881 S. 432) Namen das aramäische keph = Fels stecke.
Althaimenessage läfst den Katreus = Arche- Damit fällt die letzte Stütze seiner gewalt-
dios (?), Sohn des Tegeates (Paus. 8, 53, 4), samen Kombination des Andromedamythos
gleich beim Anlanden auf Rhodos von dem mit dem rhodischen Haliamythos, in wel-
eigenen Sohn erschlagen werden {Diodor. 5, chem er das Kgv^pai kcxtcc yFjg {Diod. 5, 55)
59), und er bekommt nicht wie dieser Heroen- mit der angeblichen Versteinerung der Ke-
kult auf Rhodos. — K. oder Akrisios oder eo phenen, und die Poseidonsöhne dort mit den
Zeus rüsteten dem Perseus die Hochzeit aus Kephenen hier identificieren will, in sich zu-
nach Lobecks Deutung und Lesung des Eupho- sammen. — Die Apollod. Bibl. 2, 1, 4, 3 hat
rionfragmentes 67 Mein, aus Scliol. V. II. a K. als Sohn des Agenorbruders Belos und der
Neilostochter Anchirrhoe, Bruder des Phineus,
*) Er Hefa sich durch die Analogie des Scholions zu r>r.^n«<> ,,„j a:™„ j^„ tt „■ tj < o n „i„
Dions. Peneg. v. 1053 (G. G. M. 2, 456a) täuschen: J^^^OS und Algyptos; Htjgtn P. A. ^. , 2 als
m^arj (1. -,ri) li\Ardno^iäa,riv.ta:vlö:, tv h nünno, ?. des Phmmx; Ao^nos 2, 682 ff als S^ des
K^iifihi . . . n^Qmp (II) o',i<V,a(Ts. K. ist zwar rtännoQ des Agenor und Bruder des Kadmos, Ihasos. Ivilix,
Perse(u;s II, aber rtiiüTiutwi) von dessen Sohn Achaimenes. Phineus, und eingewandert in Südliches Aithio-
1113 Kepheus (der Andromedasage) Kepheus (von Boiotien; auf Münzen) 1114
penland {vorirjv x^ovu Ä>]cp£vg | vüaGato Krj- (vgl. .iedoch den Artikel Kekrops); und auch
cpr'jvav änir'iQavos Al\)-ionria>v). — K. als Aithiope die Nebenform zu Krjcpsvg {Kacpsvg), Kfitpiq
sonst noch bei Nikolaos 2, 6 und JAbanios 32, {Kätpig) lebt (aufser in Chios) nur in Phokis,
vgl. Westermann Mv&oyg. p. 375, 40, 1. 2. — wo sie zweimal (einmal in Tithoreia), und
Die Verstirnung des Kepheus, die Robert S. 19 in Thespiai, wo sie einmal bezeugt ist. Wenn
schon Euripides und überhaupt der ältesten hier keine Rückübertragung aus Karlen und
Form des Mj-thos zuspricht, giebt Hygin F. A. sekundäre Lokalisation vorliegt (wie beim Phoi-
2, 9. 3, 8 und die Eratosthen. Katnsterismen 15 nikion des Kadmos bei Thebai), so hätten wir
(über die Parallelversionen vgl. Roberts Aus- hier die älteste Heimat des Mythos zu suchen,
gäbe 1878). Über die römischen Tragödien lo der von da über Euboia nach Argolis und weiter
und ihre Vorbilder s. Art. 'Kassiepeia' ! übertragen wäre (vgl. übh. Art. 'Kassiepeia').
Der Name der Kiqcpsv?, der, wie gesagt, [Bewaffnet mit Helm, Schild und Schwert
nicht mit dem aramäischen Keph {Suidas Krj- erscheint Kepheus (ganz so wie Aias der Sohn
q)ccg) = Fels zusammen gebracht werden darf des Oileus auf Münzen von Opus, Head p. 285)
(s. 0.), wird von den alten Grammatikern (über auf Silber- und Kupfermünzen von Tegea,
das abgeleitete Krjcprivsg s. d.) mit xojqpo? KheU, Append. alt. Tab. 3, 12. Eckliel, D.
{■x.coq)r]v, nrjqpryv) zusammengebracht, ohne dafs N. V. 2 p. 299. C. Combe, Mus. Hunterianum
man für eme Bedeutung „Stumme" oder gar Tab. 57, 5. Mi. 2, 255, 71 und S. 4, 292, 112.
„Drohneu" im Mythos irgend welchen Anhalts- Rollin et Feuardent, Cat. d'une coli, de med.
punkt oder sinnvollen Erklärungsgrund ent- 20 firr. 1, 264, 4159. JBröndsted, Voy. et rech. 2
decken könnte. Am nächsten liegt es wohl, p. 233. Friedländer , Sitzungsher. d. Kgl. Pr.
an einen der vielen ÄTjqpKTcös-Flüsse zu denken, Al\ zu Berlin 1878 p. 451. R. Weil, Z. f.
dessen Eponymos er sein könnte; K. wäre ein Num. 9, 1882 p. 36 Tfl. 2, 9. Cat. Bompois
Kurzname für das Ethnikon *Kr}q>i668vg von 98, 1223. Imhoof, Monn. Gr. 208, 278. Imlioof-
ÄrjcpioGÖg (ähnlich das lautliche Verhältnis Gurdner, Nuinism. Comm. on Pausanias p. 109,
etwa von Töfiiaa: To^iasvg; To[i8vg). In Be- Cat. of Gr. Coins in the Brit. Mus. Pelo-
tracht käme wegen des Perseus zunächst der ponnesus p. 201 nr. 11 — 13 PL 37, 14. 15.
argolische Kephissos; wenn man an K. den Head, H. N. p. 380. — 0. Jahn, Arch. Aufs,
'Achaier' denkt, der sikjonische, der freilich p. 167 ff. Tfl. 1, 5 deutete den Heros als Tele-
weder Bura noch Dyme benachbart ist; der so phos, Urlichs, Skopas p. 36 f. als Echemos.
boiotische aber, wenn man eine Gruppe von Auf ßronzemünzen mit dem bärtigen Haupte
Zeugnissen berücksichtigt, die ich hier zu- des AAEO? im Obv. ist dargestellt Athena,
sammenstellen möchte unter dem Kepheus die Haare der Medusa über-
6) Kepheus von Boiotien, Vater des reichend, welche Sterope in einem Gefäfs
Thespeios, des Eponymos von Thespeiai aufnimmt, Eckhel, D. N. V. 2 p. 299 Mil-
(= Thespiai): Schol. B (i) zu II. B 498 lingen, Rec. de quelques med. grecques ined.
(ßiantiav] äno ©sansiov rov Krjcpscog, m d'v- p. 53 ff. de Witte, Cat. Greppo p. 96 nr. 719
yazsQBg rjaav v' (dem Thespios nämlich).' Man (welcher die Figuren falsch als Athena und
könnte denken, das sei nur eine spielende Ares deutet). Rollin et Feuardent 1, 264, 4162.
Kombination der 50 Söhne des Kepheus mit 40 Coli. Bompois 98, 1225. Cat. of Greek Coins
den 50 Töchtern des Thespios; oder aber eine in the Brit. Mus. Peloponnesus p. 202 nr. 21
Verwechselung mit dem Gsaniivg Narkissos, PI. 37, 19. Imhoof- Gardner , Num. Comm. on
Sohn des Kr]cpi.aa6g. Jedoch finden sich wirk- Pausanias p. 109 nr. 3 PI. V, 23. Derselbe
lieh in Boiotien auch sonst Anklänge an die Typus kommt vor auf einer Münze des Ela-
Perseus- und Andromedasage. Dafs die Mutter gabal von Tegea, Kenner, Die ant. Münzen
der Kassiepeia, Thronie, sich gerade nur im des Stifts St. Florian p. 98,_Tfl. 3, 12. Auch
epikuemidisch-lokrischen Thronion, die Araber ohne Kepheus wird die Überreichung der
ihres Grofsvaters Arabos (im Gefolge des Haare dargestellt. Rollin et Feuardent 1, 264,
Kadmos und im Zusammenhang mit Aban- 4160. 4161. Num. Chron. 1873 p. 116 nr. 70.
ten) gerade in Boiotien und Euboia nach- 50 /»J?/iOo/'-(rar(?ner a. a. 0. PL V, 22. — Kepheus,
weisen lassen, ist oben (Kassiepeia 3. Eingang) Kassiopeia, Andromeda, Perseus etc. dargestellt
bemerkt. Perseus' Sohn Erythras deckt sich am Atlas Farnesianus, s. bei Gori, Thes. gemm.
mit dem Eponymos von boiotisch Erythrai, astrif. 3 p. 60 f. cap. 17 Tab. 3. Drexler.]
'Egvd-gag (s. die Nachträge am Schlüsse des ^ [K. Tümpel.]
2. Bandes); für die Graien bietet sich sonst keine Kephisso {KrjcpiGaco, Kricpiaä), Name einer der
ursprüngliche Lokalisation aufser in der tanagräi- Musen (s. d.). Der Dichter Eumelos aus Korinth
sehen Graia und dem Fgaiag töog oder GTfj9og {fr. 16 Markscli.) b. Tsetz. zu Hesiod. opp. p. 23
bei Thebai; und die Gorgonensage haftet an Gaisf. nahm drei Musen an: Kephisso, Apol-
Mykalessos {Schol. B [i] zu II. B 498 Mv- lonis {Hermann: Achelois) und Borysthenis,
yiaXrjGGÖg] nuQcc to s-abCgs ras roQyövcig il&ov- 60 von denen zwei wenigstens von Flufsnamen
Gag fivK^GaoQ^aL; Eustath. p. 266, 30 iiisi abgeleitet sind, und nannte sie Töchter des
y sy OPV tag rag Fogyovag yiTl.). Vgl. auch das Apollon. G. Hermann, De Musis fluvialibus
boiotische MiSsa, gleichnamig der argolischen Epicharmi et Eumeli, 1819 {Opusc. 2,288—305).
Perseusstadt. Zum Überflufs hat jetzt 3Iaafs Buttmann, 3Iytholog. l,273S. Preller, Gr. Blyth.
{de Aeschyli Supplicibus, Ind. lect. Gryph. 1890 1, 406. Rüdiger, Die Musen, im 8. Suppl.-B. d.
p. 24) das alte Al'yvnzog der hellenischen Jahrbb. f. klass. Philol. p. 281. [StolL]
Kassiepeiasagen (die Ai'yvnxog ,utxpa des Kephissos (Ä'?;qp((Jöos und ^»jqpiffos), der Gott
Steph. Byz.) mit der Insel Euboia identificiert verschiedener Flüsse dieses Namens, in Phokis
1115
Kepliissos
Keraunios
1116
und Böotien, in Attika, in Ai-golis, Sohn des
Okeanos und der Tethys, Hyg. praef. p. 28
Bunte. Der argivische Kephissos hatte ein
Heiligtum in Argos, Paus. 2, 20, 5. Er hatte
mit Phoroneus und den Flufsgöttern Inachos
und Asterion bei dem Streite des Poseidon
und der Hera um den Besitz des argivischen
Landes der Hera das Land zugesprochen, Paus.
2, 15, 4. Der phokisch-böotische Kephissos
■war Vater der Nymphe Lilaia {Pmis. 10, 33, 2.
Besiod. b. SclioL 11. 2, 523), der Melaino, der
Mutter des Delphos {Paus. 10, 6, 2), der Daulis,
{Paus. 10, 4, 5), des Eteoklos, Königs von Orcho-
menos {Hesind. b. Schvl. Pind. Ol. Argum.),
des Euonymos, des Vaters der Aulis, Schol.
II. 2, 496. Steph. B. v. AvUg. Der attische
Kephissos heifst Vater der Diogeneia, deren
Tochter Piaxithea mit Erechtheus vermählt
war {Apollod. 3, 15, 1), Vater des Elieus ;
dieser zeugte mit Skias den Eunostos, Heros
von Tanagra, Plut. Qu. Gr. 40. In dem Tempel
des Amphiaraos bei Oropos war ihm gemein-
schaftlich mit den Nymphen, dem Pan und
dem Acheloös ein Teil des Altars geheiligt.
Paus. 1, 38, 2. Kephisi^os war Vater des Nar-
kissos, den ihm Leiriope geboren, Hyg. f. 271.
Ov. Met. 3, 343. — [Über Kephissos am West-
giebßl des Parthenon s. Micliaelis, Parthenon
p. 192 f. E. Pttersen. Die Kunst des Pheidias
p. 194—198. K. Bötticher, Arch. Z. 1871 p. 63.
i/. Brunn, D. Bddw. d. Parthenon u. d TJie-
seion. München 1874 (S.-A. a. d. Sitzungsber. d.
philos.-philol. Kl. d. k. b. Ale. d. W. 1874 II)
p. 30. Adolf Gerber, Natmpersonifikation in
Poesie u. Kunst der Alten, Jalirbb. f. Mass.
Phil. Suppllbd. 13 p. 277. J. Overbeck, Gesch.
d. gricch. Plastik 1» p. 309 — 310 Fig. 64.
M. Cullignon, Pheidias. Paris 1886 p. 57. 58.
Gingen die Deutung der Eckfiguren als Flufs-
gottheiten soll sich nach Otto Schulz, Die
Ortsgottheiten der griech. u. röm. Kunst. Berlin
1889 {Berliner titud. f. kl. Phil. u. Arch. 8. Bd.
3. Heft) p. 15 Anm. 23=* erklären Arnold Wals,
Über die Krklärung der Eckßguren am Ost-
giebel des olympischen Zeustempels u. am West-
giebel des Parthenon (Programm des Seminars
zu Maulbronn 1887); vgl. auch die allgemeinen
Betrachtungen von 0. Scimlz a. a. ü. p. 20 —
23. Noch nicht einsehen konnte ich H. Blüm-
ner, Zum westl. Giebelfelde des Parthenon in
Gesammelte Studien zur Kunstgeschichte gewid-
met A.Springer. Leipzig 1885. Drexler.] [StoU.]
Ker s. Keres.
Keraiiibos(Äfpo;fißog), ein amOthrj^s wohnen-
der Mann, der sich bei der deukalionischen Flut
auf einen Berg geflüchtet hatte und, von den
Nymphen in den Käfer ■n^^äa^v^ verwandelt,
den Wassern entging, Ov. Met. 7, 353. Vgl.
Ant. Lib. 22, wo der in den Käfer Verwandelte
Terambos (s. d.) heifst. Auch hier ist wohl
mit Rücksicht auf den Kigdfißv^ Kerambos zu
lesen. [Eine Deutung der Sage s. b. Laistncr,
D. Ixätsel d. Sphinx 2, 200 f. R.] [Stoll.]
Keramnos? (Ceraunus?), Skythe b. Val. Fl.
6, 550. [Röscher.]
Keramos {Kigaiioi;), ein attischer Heros der
Töpfer {-nfgafM^tg), nach welchem der Demos
Kerameis und der Kerameikos zu Athen be-
nannt waren und dem die Töpfer opferten,
ein Sohn des Dionysos und der Ariadne,
Paus. 1, 3, 1. Harpokr. Suid. v. Äfpaftt'?.
[Zu 0. Jahn's (Über ein Vasenbild, welches
eine Töpferei vorstellt, Ber. üb. d. Verh. d.
Kgl. Sachs. Ges. 1854 [p. 27 — 49 Tfl. 1, 1]
p. 45 S.) Deutung einer bärtigen Maske an
einem Ofen auf der Münchener Vase nr. 731
als eine als Apotropaion dienende Satyrmaske
10 bemerkt Goettling , Carmen Homeri fornacale.
Jenae 1860. 4'^ p. 6: „Crederem si aures ca-
pitis essent acutae, nunc autem larvam esse
putarerim Cerami herois , qua invidiosorum
nnxiam reprimi posse putabant Athenienses.
Vgl. auch de Witte, Description des collections
d'antiquites conservees ä l'hötel Lambert. Paris
1886. 4" p. 5: „i>cs Grecs, qui etaient dans
l'Jiabitude d'attributr les inventions utiles ä
leurs dieux, ou du moins ä des personnages
20 heroiques de race divine, disaient que Ceramos
ctait le fils de Dionysos et d' Ariadne. C'etait
de lui que le Ceramique tirait son nom, ce
quartier d' Athenes habite par les potiers. On
peut .96 demander pourquoi Dionysos etait con-
sidere comme le pere du heros, protecteur des
potiers? C'etait sans doute pour donner ä en-
tendre que Von conservait le vin dans des
vaisseaux de terre, et que des coupes de terre
servaient ä porter aux levres la liqueur bac-
30 chique." Drexler.] [Stoll.]
Keramyutes (KrjQafivvzrig), Beiname des
Herakles, Lykophr. 663; vgl. Tzetz. z. d. St.
Kr]QafivvTj]g 6 'Hqu-kItjc;, b rcig ytrjQag diconcov
«/If^iHccxog yaQ. Zu Herakles dls^i-na-aog a.
Luc. Gall. 2. Fugit. 32. Alex. 4. Anth Pal.
9,441. Schol. Apoll. Bhod. 1, \1\%;'HQctv.Uovg
'Anallci^fucc-iiov Inschrift aus Delos, Corr. hell.
6, 342 nr. 53; aus Chaironeia 'Hga-Alii äna-
ls'gi-n(iy.(p, 'AQ-rjvciiov 4, 377. [Höfer.]
40 ■ Keraon {Kegäcov), Heros des Weinmischens
{■üeqÜco), welchem zu Sparta die Diener bei
den Pheiditien eine Statue errichtet hatten,
wie auch dem Mattou {(iccztco), dem Heros des
Brotbackens, Polemon b. Athen. 2, 39c und
4, 173 f, wo statt Matton der Heros Daiton
genannt ist. Töpffer, Att. Gen. 152. [Stoll.]
Keras Ainaltheias s. Amaltheia.
Kerasos {KfQaaos) soll zuerst mit dem Flufs
Acheloös in Aitolien den Wein gemischt
50 haben, Hyg. f. 274. [StoU.]
Keraulos {Kigavlog), Begleiter des Bakchos,
C. I. Gr. 4 nr. 8184. [Lorentz.]
Keramiia {Ksgawioc), Name emer sonst un-
bekannten Göttin, die neben Ksgavviog {= Zeus)
auf einer Inschrift aus Kition erscheint, tibxo-
Xcofi^vov zvxoi toi) KsQavvLOV . . . av tig ßäXr]
■noTiQia v.B%olioiiivr]g t.v%oi rrfg Ksgawlag,
Waddington, Inscr. d'Asie min. 2739; vgl.
Le Bas 2 p. 209. Vgl. Keraunios. [Höfer.J
60 Keraunios {KiQavviog), Beiname des Zeus,
s. Anecd. var. Gr. et Lat. edd. Schoell et
Studemund 1 p. 265. 266. 274. 281 und die
von Höfer s. v. Keraunos anzuführenden Stellen
und Inschriften, zu denen man noch fügen
kann eine Inschrift aus Melos , 'Ecprjfi. (xqx-
nr. 3544 p. 1846. K. Keil, Philologus, Suppl.
Bd. 2 p. 611 f. u. eine aus Nikopolia ad Istrum,
A. E. M. 10 p. 242 nr. 7.
1117 Keraunios Keraunos 1118
Der von Paus. 5, 14, 7 erwähnte Altar des das letzte Wort grofs geschrieben wissen, in-
Z. Keraunios in Olympia ist nach l-iohert, dem die Insthritt von Mantineia ihn zu der
Hermes t'6 p. 430 Anm. 2 identisch mit dem Vermutung führt ,,qu'ü fuut . . . reconnaitre
von Paus. 5, 14, 10 (aus einer anderen Quelle) ici la mention du dicu foiidrt". Aus Cyrülus
angeführten Altar des Zeus Kataibates. Cattch. 13 citjert EckheJ , D. N. V. 3 p. 326
Für l'erjramon kann man zu dem Inschrift- die Notiz: „Die Griechen verehren den Blitz."
liehen Zeugnis vergleichen den von Mi. 2, Über den entsprechenden luppiter Fulgur s.
617, 659 so beschriebenen Typus einer Münze oben Bd. 2 Sp. 656. Wollte man mit Stephani,
des Herennius Etruscus: „lupiter assis, touint C. r. p. l'a. 1872 p. 86 Aum. 4 den blitz-
et« foudrc dans la m. dr. et la haste dans la to schleudernden Zeus ohne ßeischrift auf Münzen
g.; en face Hercule debout, tenant un foudre von Petilia, der Bruttier und Lukaner als Zeus
dans la m. dr. et sa massue dans la g:' und Keraunios bezeichnen, so könnte man dieses
die unter Keteios anzuführende Münze des Beiwort auch auf die Zeusgestalten unzähliger
Commodas. anderer titädte (s. Hasche 2, 2 Sp. 1186 ff,
Die Inschrift C. I. Gr. 3446 aus Ghieuldiz ISuppl. 3 Sp. 259 if.) ausdehnen; doch ist der
ist, wie A'. Keil a. a. Ü. p. 609 ff. nr. 5 be- Blitz ein so gewöhnliches Attribut des Zeus,
merkt, identisch mit Waddingtun, Asie Min. dafs der Typus des blitzwerfenden Zeus auf
1674. Wagner, Inscr. Gr. reo. en Asie min. den Münzen einer Stadt noch keinen hinläng-
p. 14 f. Hamilton, Besearches in Asia Min. 2, liehen Beweis für die Verehrung desselben
137. 140 p. 166f. nr. 336. 20 als Keraunios daselbst bietet. Römische Kaiser-
Die Inschrift von Tefeny {B. C. H. 8, 503) münzen bezeichnen zwar zuweilen (Diocletian)
findet sich auch bei bteirett, An epigrapliiciU den blitzeschleuderuden Zeus durch die Bei-
journeyin Asia 3Iin. {nrs. (b6 — )58, C, 15 p. 89. schritt als Fulgerator, aber andere dagegen
Für den durch Hesychios bezeugten Kultus als Conservator, Defensor Salutis Aug., Stator,
des Zeus Keraunios in Seleukeia lassen sich Victor, luvenis. (Vgl. luppiter.) —
auch Münzen des Caracalla von S. mit der Über andere den Zeus als Gewittergott
Beischrift Z€TC- K6PAYNIOC zu dem auf einem charakterisierende Beiwörter s. Preller - Robert
heiligen Tische liegenden blitz oder Donnerkeil, 1^ p. 118 Anm. 1; über ßcrpajraiog Fr. Lenor-
der ohne die Beischrift auch auf zahlreichen mant, Inscr. grecque d' Antandrus , JRev. arch.
anderen Münzen der Stadt vorkommt (s. z. ß. 30 n. s. 10, 1864. p, 49—51. [Drexler.]
Noris, Annus et epochae Syromacedonum. Lips. Kerauiiobolia die Personifikation der Blitz-
1696. 4** p. 267 f. Ch. Lenormant, Nouv. gall. schleuderung, war zusammen mit der des
myth. p. 30 PI. 5, 17 u. p. 56—58 zu PI. 8, 13. Dopners, Bronte, und der des Blitzleuchtens,
Babelon, Les reis de Syrie, d'Armenie et de Astrape, auf einem Gemälde des Apelles dar-
Commagene. Paris 1890 p. 105), anführen. gestellt, welches Plin. n. h. 35, 96 erwähnt.
S. Spanhemius , De praest. et usu mim. ant. 1. Brunn, Gesch. d. gr. Künstler 2 p. 207 zieht
Amst. 1717. 2" p. 430 ft"., speziell p. 431. zum Vergleich heran ein Gemälde bei Philo-
Eckhel, D. N. V. 3 p. 326. Mi. 5, 279, 909. stratus 1, 14, worauf bei der Feuergeburt des
910. Overbeck, Zeus p. 215; vgl. auch Ajjpian, Dionysos „der Donner in dräuender G'-stalt
Syriaca 58 und oben s. v. Kasios. 40 und der Blitz, wie er Strahlen aus den Augen
Die Inschrift .von Damaskos {C. I. Gr. 4520) entsendet'", zu sehen waren. Dilthey, Ehein.
verzeichnet auch Waddtngton, Syrie 2557^ Mus. N. F. 25 p. 335 u. Anm. 2 vermutet, dafs
Hinsichtlich des Zeus tiBQavviog in Palmyra die von Plinms angeführten Personifikationen
bemerkt Baethgen, Beitr. z. sentit. Reltgions- auf einem Gemälde mit der Darstellung des
geschicJde p. 82. 103, dafs mau in ihm den blitzschleuderndenAlexander angebracht waren.
Baalschamen zu erkennen habe. In dem Ke- [Drexler.]
raunios von Kition hat man den Reschef Hes Keraunos (KsQccwog), Beiname des Zeus
sehen wollen, s. Clermont Ganneau, Bev. arch. auf einer Inschrift aus M antin ea JLog Ks-
n. s. 32, 1876 p. 381. de Vogüe, Mel. d'arch. gawcii, Coir. htll. 2, 515 nr. 1 = Le Bas 2,
Orient, p. 19. Foucart, Monum. grecs publ. par 50 352 ». Collitz, bamml. d. cjriech. Diul.- Inschr.
l'assoc. pour l'encouragement des etudes gr. en 1, 1197; ähnlich auf einer Inschritt aus Tegea
France nr. 4. 1875 p. 24; vgl. H. R. Lang, tco (isyiarm wort yi8QavvoßuJ.cp Jd, C. I. G.
Transact. of the Roy. Soc. of Liter, of the 1513 = Collitz a. a. ü. 1, 1231; vgl. Luc.
United Kingdom. 2^1 ser. 11, 1878 p. 33 Anm. 7, Philoputr. 4. — Zeus selbst heilst Kbqccvvlois
und über die Bedeutung des Namens Reschef in Seleukia (Hesych.), hatte als Ksgavviog
Hes „der mit dem Blitz", „der, welcher den einen Altar in Olympia, {Paus. 5, 14, 7; vgl.
Blitz als seinen Pfeil entsendet", Baethgen Ürph. hyinn. 15, 9. 2'it. zu hymn. 19) und wird
p. 52. Die KfQavvia dürfte vielleicht die erwähnt auf Inschriften aus Kition C. 1. G.
"■Anaf sein, welche auf Cypern der Athena 2, 2641, aus Lydien 2, 3445, aus Syrien
(s. Baethgen p. 53) gleichgestellt wurde. 60 3, 4501. 4520 (Damaskos) und auf einer am
Zu der Inschrift von Mantineia vgl. die Fufse des Albanerberges gefundenen In-
Abhandlung von P. Foucart, Le Zeus Ke- schrift 3, 5930; vgl. ob. Sp. 6r)6. 751. 756. Zfw?
raunos de Mantinee, Monum. gr. 4, 1875 KsQavvsiog., Bianor in Anth. P^d. 1, -12. Arist.
p. 23 — 26 und Henri Weil, Zeus Keraunos, de mundo!. — Zei^g ■asQavvoßQÖvTr]?, Arist. pax
Revue arch. n. s. 32, 1876 p. 50 — 51. Letzterer 376. — Zsvg nsQuvvovxog, Phil, sept.mir.^; der
will bei Hesiod, Theog. v. 886f. Bliizselhstheiktru tov Jiig ä^vi>xrii)iov,Hei^ych.
IJvfifiaQipag d' oys x^Q'^'-'" ^'z" ty^c'^t&izo vrjövv, Zeus heifst ferner Ks quvv i og in derlydischen
JiCaccg (lij ri^rj KQazsQcoTtQOv äXJiu ^SQavvov Landschaft Maionia, Waddington, Inscr,
1119 Kerberos (b. Homer und Hesiod) Kerberos (b. Stesicboros, Pindar) 1120
d'Äsie min. 1674; in Thyateira, Bull, de ohzog dl TtEitrj-novtanscpaXov. Vgl. Scliöl.
corr. hellen. 10 (1886), 401 nr. 4 (unter der 0368. Schol Soph. Track. 1098. Die Zahl der
Inschrift ist ein Blitz eingemeifselt); 11(1887), Köpfe bei Hesiod offenbar ovy. aQi&urjtLKäg,
470 ni'. 36; auf einer Inschrift aus Tefeny in all' ävtl rov nolvn^cpaXog (wie von Typhoeus
Phrygien, Corr. hell. 8, 503; in Syrien, Schol. Find. I'yth. 1, 31), Daher noch Horaz
Waddington a. a. 0. 2195. 2631 (Palmyra); carm. 2, 13, 34: helua centiceps (während die
in Pergamon, Frünlel, iJie Inschriften von Interpolation 3, 11, 17ff. ganz auffallend einen
Fergamon p. 134 nr, 232; in Thasos, Jour- Kopf mit os trilingue giebt). Ähnlich nannte
nal of hellenic studies 1887, 425 nr. 29; auf Simonides die lernäische Schlange fünfzig-
Kalymna, Inschrift aus dem dortigen Apollon- 10 köpfig {fr. 203 Be.*): also ein dichterischer
tempel, Newton, Anc. Greek inscr. in the Brit. Ausdruck, keine Vorstellung des Volksglaubens,
Mus. 2, 100 nr. 321; auf einer Inschrift aus was für diese älteste Stelle namentlicher Er-
Jeni Nikup (Thracien), Arch. epigr. Mitteil. wähnung des K. wohl zu bemerken und schon
fl. Öaterr. 10 (1886) 242, nr. 7, ohne Zeus findet hier scharf zu betonen ist. K. ist bei Hesiod
sich Keraunios neben einer Göttin Keraunia (s. Sohn des Typhaon und der Echidna (vgl. Soph.
d.) auf einer Inschrift aus Kition, Waddington Track. 1099. Ovid. Met. 7, 408 [während 10,
a. a, 0. 2739, vgl. 2740; auf unteritalischen 22 Medusaeum monstrum nicht genealogisch
Schleuderbleien vUrj zJiog KsquvvCov, Kaihel, gemeint ist). Hygin. fab. 30. 151 ; vgl. p. 12,
Inscr. Graec. Siciliae 2407, 3 p. 608; auf 16 Sckm. Luk. fugit. 31. Quint. Smijrn. 6,
Münzen von Petilia, der Bruttier und der 20 261]. Dadurch sind Kerberos' Geschwister
Lukaner, Stephani , Compte rendn 1872, 86 u. a, Orthros, der Hund des Geryon, die Hydra
Anm. 4; Goldmünze des Diocletian ebenda 222. und der nemei'sche Löwe; also liegt auch bei
Vgl. Keraunios. [Höfer.] Hesiod die Beziehung zum Abenteuerkreise
Kerberos (KsQßfgog). 1) Ein mythischer des Herakles zu Grunde. Ganz allgemein da-
Honigdieb in Kreta, der in einen Vogel ver- gegen, als Ausstattungsstück der Hadesschilde-
wandelt wird. Darnach die Vogelart ■niQßsQoi. rung, als Thorhüter vor dem Hause des Hades
Ant. Ltb. 19 (nach der ürnitkogonie der Boio und der Persephone, erscheint K. in einer
oAevAQaBoios:,Yg\.Knnach,AnalLAl.Eom.\'S.). anderen Stelle der Tkeogonie, und hier be-
— 2) Der Hund und Thorhüter des Hades. gegnet der berühmte Zug (769 1?.): ig ^isv
Soph. 0. C. 1572. Eurip. Herc. 1278. Tkeokr. 30 Covtocg Ealvfi ofiäg ovqjj rs kkI ovccaiv ayt,-
29, 38. Apd. 2, 5, 12, 8. Sckol. Hes. tkeog. 311. cpoTbQoiCLV , 'E^slQ'siv 8' ovv. a-üri? Ja Tiäliv^
Tartareum custodem: Verg. A. 6, 395; vgl. 8, dlla do'nsvcov 'Ea&t8i, Zv xf Xäßrjai nvlscov
296. Tib. 1, 3, 72. Stat. Theb. 2, 53 (vgl. 8, i:'y.roa&£v iövxa. Dies liegt auch 'zu Grunde
56). Sil. It. 3, 35. Doch scheint der lanitor dem scherzhaften Orakel bei Aristopk. Equ.
Orci nicht immer Kerberos zu sein; vgl. 1030 ff. (vgl. 1017fi'.), doch vermischt mit
Spiro, De Eurip. Fkoen. p. 55, dessen Be- der allgemeinen Vorstellung eines tückischen
merkung gut berichtigt und ergänzt wird von Hundes: accLvsig öaKvovaa; s, Schol. zu 1031
Ettig, Acheruntica, Lpz. Stud. 13, 407, welcher (vgl. Luk. de luctu 4, Quint. 6, 264. Stat.
feststellt, dafs jedenfalls bei Lucan. Fkars. Theb. 2, 28: saevus et intranti jiopulo , mit
6, 702 der lanitor vom Cerberus unterschieden 40 ausdrücklicher Abweichung. Die Vorstellung
wird; vgl. Stat. Silv. 3, 2, 112 (Hermanubis?). modificiert sich später: tacet piis; vgl. Stat.
Über Kerberos im hom. Epos schol. A B Silv. 5, 1, 258; 2, 184; 3, 3, 26; 5, 3, 279).
Toivnl. F zu 0 368: 17 dntXrj .... ort v,vva Die fremde und doch wohl jüngere Her-
(lovov Isysi, KsQßsQov Ss ovk ovofiä^fi^ ag oi kunft der zweiten Hesiod - Stelle erhellt schon
v£c6z£Q0i. olSs ÖS xov %vva -Aal xriv (pvGt-v daraus , dafs ovccglv apbcpoTEQOiaiv nicht mehr
KVTov (vgl. Fuus. 3, 25, 6). Die zwei Stellen, 50 Köpfe, sondern 1 Kopf voraussetzt,
auf die sich dies bezieht, sind beide nicht Vom Kerberos des Stesichoros steht nur
sehr alt: 0 368 {kvvu otvysQoii 'AtSao) und der Titel fest; doch enthielt auch dies Gedicht
1&23 {-nvva). An beiden ist Kerberos erwähnt wahrscheinlich das Herakles -Abenteuer (vgl,
innerhalb der ihn betreffenden Höllenfahrt 50 -ST/eme, Stes. fr. p. 70). Findar verknüpfte
des Herakles (vgl. ify^m. 251 p. 139 jSc/^jh.). das Kerberos -Abenteuer mit dem Acheloos-
Diese gehört offenbar zum ältesten Bestände Kampf und nannte K. wahi-scheinlich bei
der Herakles -Sagen und mufs frühzeitig poe- dieser Gelegenheit 100 köpfig, wie sp. Horaz;
tisch fixiert gewesen sein (in Argos? vgl. vgl, fr. 249 Be.* (nach der von Bergk citierten
V. Wilamoivitz , Herakl. 1, 291. 301 ff.), und Stelle aus l'ert. de cor. mil. 7 scheint es, als
zwar, wie es scheint, ursprünglich vor den ob bei Findar auch das uiriov der Acherois
Hesperidenäpfeln (z. B. Soph. Track. 1097), [Olympia] damit in Verbindung stand; vgl,
später als letztes Abenteuer (z.B. Eurip. Herc. Eratostk. schol. Theokr. 2, 121, Faus. 5, 14,
23 und überwiegend die Mythographie) , vgl. 2 ff. Et. M. v. 'AxsQcoig).
V. Wilamowitz a. a. 0. 304, 71, sowie ]\'elckcr, 60 Für die ältere Zeit ergiebt sich also, mit
Kl. Sehr. 1, 88. Das Genauere gehört in den Ausnahme der für jünger anzusehenden zweiten
Artikel Hernkies. HesiodSteWe, dafs K. durchweg mit Herakles'
Der Name Kerberos begegnet zuerst bei Höllenfahrt verbunden erscheint. Es fragt
Hesiod. Tkeog. 311: K. cofirjatriv, 'j'iSsca v.vva sich aber, ob er auch zu diesem Abenteuer
%alv.io(fmvov , IlEVTrjyiovTayJtpaXov. (Im Scko- von jeher gehörte. Vgl. Buttmann, Myth. 1,
lion ist zu lesen: 6 ^Iv UivSagog atiazovta- 261. Welcker, Götterlckre 2,71*3. Ahrens, Fhilol.
■AEtpcclov cprjOLv slvaL Toj' KiqßsQOv {codd.: Tv- 19, 415 ff. H. D. Müller, Myth. der grieck.
qpcaaa; durch Verwechslung mit Fyth. 1, 31), Stämme 1, 156, Cecil Smith, Journ. of hell.
1121 Kerberos (und Herakles)
Kerberos (und Herakles) 1122
stud. 4, 107 iF. Valentin, Orpheus u, Herakles
in d. Unterwelt. Berlin 1865 und besonders
Älfr. Emerson, De Hercule Homerico (Diss.
Monach. 1881) 20ff., sowie Ettig a. a. 0 391 ff.
und oben Bd. 1 Sp. 1782. Es handelt sich um
die schon im Altertum strittige Auffassung
von £395ff. : Kampf des Herakles mit Hades
SV nvXcp. Aristarch, der sv nvXo) für sv nvhj
verstand, dachte auch bei diesem Kampfe an
das Kerberos -Abenteuer. Doch ist von Ker- lo
beros hier gar nicht die Rede. Dagegen hat
Pindar Ol. 9, 29 ff. eine von dem Aristarcheer
Didymus zu v. 43 natürlich als Licenz ent-
schuldigte Sage im Auge, die Herakles in
einem Götterkampf bei Pylos in Gegensatz
zu Hades setzt, ohne dafs K. der Kampfpreis
Ist, sondern es liegen andere Motive zu
Grunde (vgl. A 690 fl'. mit Schol., sowie Schol.
zu E 392. Apd. 2, 7, 3, 1; 1, 9, 9, 2. Paus.
6, 25, 2). Diese Sage kannte wohl auch 20
Panyassis (vgl. fr. 20. 21 Kink.; die sonsti-
gen Herakleenreste sind für uns unergiebig;
Dagegen findet sich das Kerberos- Aben-
teuer (um von der völlig hysterogenen Ver-
schmelzung mit der Alkestis-Sage beim Myth.
Vat. 1, 92 ganz zu schweigen) schon früh in
Verbindung mit der Sage von der Befreiung
des Theseus , dessen Descensus wenigstens
schon bei Hesiod vorkam {Pauf. 9, 31, 4. Ettig
278). Nach Welcker {Cykl V, 237 ff.) enthielt
die Befreiung des Theseus durch den Kerberos-
holenden Herakles auch die Minyas; doch vgl.
0. Müller, Orch.- 12 {Welcker, Cykh 2^ 422 fl".).
V. Wilamowitz , Homer. Untersuchungen 222ff.
Rohde, Psyche 1, 278. Ettig 282ff. Überhaupt
scheint die Befreiung des Theseus nie von
dem Kerberos -Abenteuer getrennt gewesen
zu sein (gegen Zoega, Bassiril. 2, 58ff. ; über
Plut. Thes. 30 vgl. Ettig 408). Auch Pa-
nyassis wird diesen Zusammenhang gehabt
haben; vgl. fr. 9 Ki. Die Verbindung mit der
vorausgehenden Mysterienweihe des Herakles
(vgl.bes D/od. 4,25) ist wohl attisch-eleusinischen
Ursprunges. Ein Gedicht des Musaios (und
vgl. Ettig 394), und sie fand sich in den he-
siodischen Katalogen {fr. 33 Hz.). Sie be-
steht für sich, imd est ist nicht wahrschein-
lich, dafs das Kerberos -Abenteuer in sie erst
später hineingetragen ward , sondern auch
dieses bestand für sich. Die Auslegung der
Aristarcheer aber ist eine Hypothese nach be-
kanntem Schema, die man nicht stützen darf 50
durch die hier (Fig. 1) wiederholte Darstellung
eines schwarzfigurigen Skyphos aus Argos, auf
der allerdings der Kerbeios holende Herakles den
erschreckt von seinem Thron aufgesprungenen
und zurFluchtgewandten Hades mit einem Stein-
wurf bedroht. Denn obwohl die mehrfach be-
zweifelte Echtheit der Darstellung feststeht
{Wieseler, Abh. d. Gott. Ges. d. W. 9, 49. Klüg-
mann, Bull. 1876, 116. Jul. Sehneider, Die zivölf
Kämpfe des H., Diss. Lips. (ohne Jahr), 24 ff. 60
— Conze, Arch. Ztg. 1880, 74. 0. Rofsbach,
Griecli. Antiken in Breslau 16), so hat sie
doch mit der genannten Sage von Hades'
Verwundung durch Herakles deshalb nichts
zu thun, weil diese nach E 399 durch einen
Pfeilschufs erfolgte. Die Abweichung wäre
um so auffallender, als Herakles auf dem
Bilde in der Rechten den Bogen hält.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
Eugammon?) wird nach Orph. Arg. 24 angenom-
men von 0. Müller, Dor. 1*, 423. Auch sonst
kennt die orphische Poesie Herakles' Höllen-
fahrt, doch ist alles Nähere unsicher; vgl.
Serv. A. 6, 392 (fr. 158 Abel) und Lobeck,
Agl. 813. Dafs K. eine gewisse Rolle auch in
Orpheus' Höllenfahrt spielte, dafür scheint
aufser Verg. G. 4, 483 auch die Darstellung
der J5Zacasschen Vase Arch. Ztg. 1844 t. 14
zu sprechen, auf der man in dem Manne mit
Leier und Kranz, der Kerberos hält, Orpheus
hat erkennen wollen. Doch vgl. dagegen
0. Jahn, Arch. Ztg. 1867, 43 ff. A. Winkler,
Bresl. philol. Abh. 3, 5, 76 (Aiakos u. Adonis?).
Von den Tragikern gehört hierher Eurip.
Herc. 613. Soph. Phaedra fr. 625 N.^ {Ettig
396). Eurip. (oder Kritios) Peirithus, über
den zu vgl. N.'' 546ff. Ettig 293. Endlich
Sen^ca Hipp. 841 f. Weiterhin ist zu vgl.
Axioch. 371 E. Lykophr. 1327 (nebst Scholl, u.
Tzetz.). Diod. 4, "251 Apd. 2, 5, 12, 2. Schol.
Ap. Rh. 1, 101, sowie Furtwängler ob. Bd. l
Sp. 2185. Gerhard deutet auch die Zweige
neben der Gestalt des Herakles auf dem Ker-
berosbilde -4. F. 2, 131 (== Baumeister, Denkm.
1, 662. Engelmann, Ilias t. 9, 48) in mysti-
36
1123 Keiberos (und Herakles) Kerberos (und Herakles) 1124
schem Sinne (vgl. auch Serv. zu A. 8, 276). böotiscke Lokalsage (am Laphystion) nennt
V. Wilamowitz hat sogar (zu Eurip. Herk. 612) den rückkehrenden Herakles Xägoip {Paus. 9,
angenommen, dafs zu dieser eleusinischen 34, 5), nach C iV/üZ/er (Z)or. l^ 423) der Freu-
SagenversioD die eine bequemere Erfüllung dige. ö) Auch die thesprotische Hadesregion
der Aufgabe bringende Intervention der Perse- scheint die Sage an sich gezogen zu haben,
phone gehöre (vgl. Flut. Mk. 1. — Dargestellt ohne dafs es sich doch hierbei in Lokal- und
auf dem von Tischbein, Peintures des vases Inhaltsgestaltung um etwas Altertümliches
Etr. d' Hamilton 4 pl. 25 gezeichneten Vasen- handeln müfste, wie Otfr. Müller meinte
bild? Gehört auch Verg. A. 6, 396 hierher?). (a. a. 0.). Die darüber uns vorliegende Tra-
Sonst mufs H. den Hund bezwingen, und lo dition ist durchweg euhemeristisch, vgl. Ettiy
zwar nach Apd. unter der Bedingung, %(OQig. 397. Hier ist Aidoneus ein Molosserkönig
av slxiv onXcov y.Q(xrovvza, nur mit Q-cäga^ und Kerberos sein Hund (K. als Hundename
und li^ovzri (vgl Scholl. £305). So die auch sonst bezeugt : PoK. 5, 42), dem Peirithus,
Vase J.Zia»mrrt- Neapel 3222; doch vgl. Wink- der des Königs Tochter Köre entführen will,
ler, Bresl. phil. Abh. 3, 5, 26. Bei Seneca E. zum Frafse vorgeworfen wird, während sein
/: 800 (und Quintus 6, 265?) führt er da- Helfer Theseus gefesselt und erst von He-
gegen die Keule, die auch auf den alten rakles erlöst wird. So erzählte schon Philo-
Bildern nicht fehlt. Doch scheint namentlich choros fr. 45 und 46 {F. E. G. 1 p. 391) =
das Würgen des Tieres ein alter Zug: He- Plut. Thes. 31, 35 nebst den von Müller aus
rakles ist Kvväyxrig so gut wie Hermes {Ahrens, 20 dem armenischen Eusebius und Syncellus an-
Phil. 19, 405ff., 412). V^eun bei Aristoph. geführten Stellen, sowie Paus. 1, 17, 4. Aelian.
Ban. 465 ff. wirklich Aia-noq spricht (vgl. V. H.^.b. loami. Antioch.l,Z {F. E. G. i,b^^).
Schol. 465), so hatte nach 469 auch dieser mit Tsetzes Chil. 2, 36, 406. Alleg. Od. 11, 145 tf.
dem Abenteuer des H. irgendwie zu schaffen. (1, 288 Matr.) und an anderen bei Nauck,
Als Helferin des Herakles erscheint schon Fragm. trag.' p. 547 abgedruckten Stellen.
Hom. 0 359 ff. Athene, desgl. auf bildlichen Weitere Brechungen der Sage in derselben
Darstellungen (vgl. Gerhard, A.V. t. 128 ff. und rationalistischen Richtung: Anonym, p. 322,
oben Bd. 1 Sp. 2205). Auf einer Relief- Vase 19 W. (verb. von Ettig p. 398). Eeracl. de
aus der Nähe von Tenea ist sie wenigstens incred. 21 (p. 317 TF.). Eustath. ad II. 717,
durch die Eule vertreten {Samml. Sab. 1 30 50 ff. (der das Abenteuer nach Thrakien ver-
t. 24). Um so sonderbarer ist Stat. Th. 8, legt). Noch sonderbarer und willkürlicher
513 ff., wo Herakles von der Göttin sagt: Palaeph. 40 und das iVowiOsdiegema bei
Ipsa heu comes invia mecum Tartara, ni Su- Westermann, Mythogr. p. 375 (38). Rationa-
peros Acheron excluderet, isses. Dagegen ist listische Erklärungen der Gestalt des K.
A 626 Hermes neben Athene Geleiter des seien gleich hier mit erwähnt. Euseb. pr. ev.
Herakles. Die bildlichen Darstellungen des 3,11: der 3 köpfige %vtov bedeutet die Jtvrjcts
verschiedensten Ursprunges zeigen auch Her- räv nagnav nsLch-naraßoli], VTiodoxri, dvädoaig;
mes allein (vgl. Furtivängler a. a. 0.), so noch alberner üeracZ. rfeincr. 33 (319 IF.). Eine
Canosa-Miinchtn 849. Buvo - Karlsruhe 388. rationalistische Etymologie {Schol. Theog. 311)
Santangelo 709, vor allem auch der „homeri- 40 ist weiter unten zu erwähnen. 6) Besonders
sehe Becher", den Bobert im Winckelmanns- merkwürdig ist die Lokalisierung des Auf-
programm 1890 (über hom. Becher) p. 86 ab- stiegs in Herakleia am Pontos, wo die
gebildet und besprochen hat. Hier streckt zugehörige acherusische Höhle noch heute
Hermes „die Rechte wie beschwichtigend oder nachweisbar ist. Vgl. neben Meineke, Anal.
beschwörend über die mit offenem Rachen Alex. 64 besonders ü. Kümmel, Eeracleotica.
erhobenen Köpfe des Kerberos". Bobert hätte Progr. Plauen i. V. 1869 p. 48 ff. Mit dieser
auf Stat. Theb. 2, 30 verweisen können, wo Sage steht in Verbindung das ai'ziov des in
Hermes gleichfalls den Höllenhund bändigt der Nähe beim Dorfe 'ÄKOvai wachsenden
und zwar einschläfert: Lethaeo vimine mul- Akonits (aus dem Geifer des Kerberos), mit
cens. Auf den ebengenannten unterit. Vasen 50 verschiedenen Erklärungen des Namens selbst,
ist auch Hekate anwesend, drohend oder Lokalpatriotisch Eerodor, Schol. Ap. Bh. 2,
warnend. Vgl. auch Santangelo 11. 354 [= /r. 25 {F. E. G. 2 p. 35); vgl. Müller,
Das Lokal des Abstiegs ist Tainaron l)or. 1\ 423; 2\ 450], der auch die Theseus-
{Sophokles' Satyrspiel 'HQanXrig stcI TaLvaQco, Sage änderte {Plut. 30). Ferner: Xenoph.
vgl. Nauck, Fragm.^ p. 178. Eurip. Eerk. 23; Anab. 6, 2, 2. Ap. Bh. 2, 353 ff. 734ff. 743.
aufserdem Apd. und Paus. 3, 25, 5 ff. Strabo Euphorion iv reo ^svicp {fr. 28 Mein.\ doch
363; anderes bei Ettig 397). Der Aufstieg vgl. auch Knaack, Eerm. 25, 87ff. u. Beizen-
wird 1) von Seneca Eerc. f. 813 u. a. auch in stein, Ind. lect. Bostoch. 1890/91 p. 9). Ni-
Tainaron gedacht. Daneben mannigfaltige kander Älexiph. 13 (Scholl.). Andren v. Teos
Lokallegenden: 2) Troizen, beim Heiligtum 60 fr. 1 {= F. E. G. 2 p. 348). Nymphis fr. 2
der Artemis Soteira {Paus. 2, 31, 2. Apd. 2, {ib. 3 p. 13). Dion. Per. 788ff. mit den Scholl.
5, 12, 9. loann. Pediasim. p. 354 W.). — und Eust., der Diodor (14, 31) und ^ma»
3) Im nahen Hermion im chthonischen Be- citiert. Quintus Smyrn. 6, 470 ff. Ovid. Met.
zirk, von wo der Weg zum Hades so kurz 7, 406 ff'. 415 ff. Val. Flacc. 4, 595. Pomp.
ist, dafs sogar das vuilov für die Toten über- Mela 1, 19, 7. Plin. n. h. 27, 4 (vgl. 6, 4.
flüssig wird {Strab. 373); vgl. Eurip. Eerk. Solin 45). Avien 960ff. Ammian 22, 8, 17.
615 und Paus. 2, 35, 10. — v. Wilamowitz 2, 165 Servius G. 2, 152. Weiteres über das Akonit
hält dies Lokal für das ursprüngliche; 4) Eine bei Tlieop. Ath. 3, 85 b. Ste2)h. Byz. v. 'A-mövai.
1125
Kerberos (Gestalt)
Kerberos (Gestalt)
1126
Auson. technop. 9, 9 ff. Ettig 315 ff. Dazu die
von Kämwel p. 49 und Hcad, Hist. numtn.
443 genannten Münzen (auch in Kyzikos:
Hend 452). Auch das Weiligeschenk der He-
rukleoten in Olympia gehört hierher: Paus.
5, 26, 6. Soviel vom Aufstieg. Der Hund
heult, schäumt oder zittert (vgl Verg. A. 6,
397 und Seneca Herc. f. 813ff.~). Das Licht
blendet ihn {Ovid. Met. 7, 41 1, sowie Seneca l. l.
Auf dem argivischen Napf (Fig. 1) hat K.
einen Kopf (altkorinthisch?); altattisch scheint
die zweiköpfige Bildung (schwarzfig. Vasen,
z. B. Petersb. 122; München 153.406. 1206; die
Metope ist unsicher), die Dreiköpfigkeit ist
FitrtiüängJer nach Mon. delV Inst. 6, 36 geneigt,
der altionischen Kunst zuzusprechen. Über
ein Mischwesen (aus Hund, Wolf, Löwe), das
den Kerberos des Sarapis darstellt, vgl. Löschcke,
Schol. Nik. Alexiph. 13). Dafs sich Eurystheus lo Aus d. Unterwelt 10, der auf Journ. of hell.
aus Furcht vor ihm ins Fafs verkriecht (wie
beim erymanthischen Eber), ist vereinzelt auf
der Vase Mon. dell' Inst. 6, 36 zu sehen,
scheint aber sonst nicht bezeugt; vgl. Jul.
Schneider p. 47/48. Nur bei Apd. (und lo.
Pediasimos) bringt Herakles den Hund auch
zurück. Von der Flucht des Tieres durch die
argivische Kynadra spricht v. Wüamowitz 1,
301: das beruht auf Eust. Od. 1747, 10 ver-
bunden mit Hesych. v. slfvQ'SQOv vSwq.
Von der Gestalt des K. herrschen keines-
wegs einmütige Vorstellungen.
Über den Vorrat an Bildern, die
wohl ausschliefslich das Herakles-
Abenteuer darstellen, ist neben
Gerhard, A. V. 2, 152 ff. (156)
t. 129 — 131 und Conze , Annali
1859(31)404, sowie Jul. Schneider
p. 440". namentlich auf Furtwäng-
lers Artikel (Bd. 1 Sp. 2205. 2229),
und bezüglich der unteritalischen
ünterweltsvasen ( Wiener Vorlege-
blätter Ser. E t. 1 — 6) auf Aug.
Winklers Arbeit zu verweisen. Die
Darstellungen der Unttrwelt auf
unteritalischen Vasen. {Bresl. philol.
Abhdlgn. 5) 1888, bes. p. 42 f. 50 ff.
Dazu Robert, Homer. Becher 86.
Über einen Berliner Cameo mit der
Fesselmig des K. vgl. Furtwängler
im Jahrb. des Inst. 3, 106 ff.
Schon der Amykläische Thron
stellte 'Herakles den Kerberos
führend' dAv {Paus. 3, 18, 9). Des-
gleichen fehlt das Abenteuer nicht
aufdenMetopenvon01ympia(J^t<s</r.
4, 28) und am sog. Theseion- in Athen Mon. dell'
Inst. 10 t. 59; Vgl. Julius, Annali 1878 (50),
193. Hier zerrt der Held das Tier aus einer
stud. 6, 292 verweist. Man wird auf dies
Schwanken bei emer für die primitive Kunst
schwierigen Bildung nicht ein entscheidendes
Gewicht legen dürfen (vgl. Klügmann, Bull.
1876, 116. Conze, Annali 31, 399). Dafs es
indessen nur aus technischen Gründen sich
erkläre, ist unmöglich. ,,Man sieht, das
Phantasiebild vom K. hat keine festen Um-
risse, sondern ist im Flusse"; dieser Satz
20 löschckes ist wohl zu merken.
Von der attischen Tragödie {Soph. Trach.
2) Herakles und Kerberos, von einer Vase von Canosa,
wiederholt aus Bd. 1, 1326.
101>8. Eutip. Herk. 24. 611. 1278) ab ist die
Dreiköpfigkeit mit wenig Ausnahmen in Wort
und Bild durchgedrungen. Schon Ahrens war
Höhle (auch auf einem Sarkophag in Florenz 50 von der Unursprünglichkeit dieser vulgären
angedeutet; 3, 77 Dütschke), die man für eine Vorstellung so überzeugt, dafs er sie durch eine
Andeutung des Hades ansehen kann (doch giebt
es auch einen besonderen rowog KsQßsgiog im
Hades selbst {Hesych. v. KsgßiQioi, zu lian.
187), den sich besonders die Späteren als eine
Höhle vorstellen: Soph. 0. C. 1572. Verg. A.
6. 418; 8, 297. Stat. Th. 8, 97. Sil. 13, 591 ff.
K. ist dort angekettet; er zerreifst seine Bande
{Sil. a. a 0.) und ist nachts als echter Ketten-
Vermischung des dreiköpfigen Geryones mit
seinem Hunde Orthros erklären wollte {Phil.
19,411).
Eine hellenistische Schilderung giebt z. B.
Hermesianax fr. 2, 10 ff. Be. Die Stellen
der Römer sind schon angeführt. Es findet
sich sogar der Ausdruck Tricerberus {Mytli.
Vat. 1, 92. Serv. A. 1, 133). Auch braucht
hund frei {Prep. 5, 6, 90. Sil. 2, 552). Eineoman Tgt-^KÜgrivog schlechthin für Kerberos,
Himdetorso, wie es scheint mit Schlangen
Schwanz, ist kürzlich an der Akropolis ge-
funden und liegt mir in Photographie vor;
doch ist die Beziehung auf K. nicht sicher.
Praxiteles mufs das Abenteuer im Giebel des
thebanischen Herakleions dargestellt haben
{Paus. 9 , 11, 6) , in Alyzia Lysipp nach
Strabo 459.
Luk. Philop. 1 (vgl. auch Pseudol. 29).
Auch abgesehen von der Kopfzahl ist das
Bild von Kerberos schwankend. Bald ent-
fernt sich die Darstellung nicht allzusehr
von den natürlichen Formen eines Hundes,
bald wird das Ungetüm durch Löwentatzen
ausgezeichnet (z. B. Euvo - Karlsruhe 388).
Häufig sind ihm Schlangen am Leib und
36*
1127
Kerberos (Gestalt)
Kerberos (Gestalt)
1128
besonders am Nacken beigegeben (vgl. den
OKvcpog von Arges. ij Mon. 6, 36. Gerhard t. 129
u. a. m. ; in der Litt, bei Plat. Bep. 9, 688 c
[Zusammenhang!], Apd. und besonders bei den
Römern, vgl. namentlich Vercf. A. 6, 419. Culex.
221. Ovid. Met. 10, 21. TibuU. 1, 3, 71 ; 3, 4, 87.
Seneca Herc. f. 785. Horaz carm. 3, 11, 17
[interpol.] u. a.). Auf der Hadesstatue in Villa
ßorgbese (abgebildet Bd. 1 Sp. 1803) wird
L. die beiden Hunde an der spart. Statuette
{Arch. Ztg. 1881 t. 17, 3), die er für einen
chthonischen Zeus hält. So sind ihm die
zwei Hündinnen (weiblicher Kerberos auf einem
Scarab. naehgewiesen von L. p. 11 n. 29 u,
p. 7) die Hüter des Unterweltspfades, und die
zwei Hähne hält der Jüngling, d. h. der Ver-
storbene selbst, als uTtOTgonatcc. Hiermit
würde sich die hochaltertüuiliche Vorstellung
der Leib des Hundes nur umwunden von lo von zwei Totenhunden ergeben und diese sieh
einer Schlange, die nicht mit ihm verwachsen
ist. Dies ist nach Macroh. Sat. 1, 20, 13 ff.
bei dem Sarapiscerberus der Fall. Auch der
Schwanz eudigt vielfach, doch nicht immer,
in einen Schlangenkopf (vgl. Apd. und Sil.
13, 594. Seneca E. f. 812). Wie bei Apd.
beifst er damit den Herakles ins Bein, z. B.
auf dem vorstehenden
Bilde (Fig. 2), sowie auf
den Neapeler Vasen
AUamura 3222
Santangelo 11.
Diese schwankende
Gestalt, der ältesten
Dichtung v/ie Bildnerei,
soviel wir sehen, mit
einer einzigen Aus-
nahme nur im Zusam-
menhang eines bestimm-
ten Abenteuers geläufig,
war sie wirklich von
Anfang so, wie sie das
spätere Altertnm kennt,
eine echte Schöpfung
des religiösen Glaubens ?
Die Frage wird zumeist
bejaht.
I. Auf
Grund
einer An-
sicht, die
K. auf
sprach-
und my-
thenver-
gleichen-
dem
Wege als
ein uraltes Erbstück auch der griechischen
3) Ungedeutete Scene. Von einem Thonsarkophag aus Klazomenai (nach
Löschcke „Aus der Unterwelt").
fast decken mit der von L. p. 6 ff. behan-
delten altindischen Anschauung, wonach der
Pfad des Yama von den zwei vieräugigen,
bunten Hunden der Sarama belagert ist, die
gelegentlich auch als Boten des Todes er-
scheinen. Zum Schutz für sie erhalten die
Toten anoTQOitaia in die Hand, die Nieren
des Opfertieres,
oder auch zwei
Reisklumpen, wo-
mit sich die als-
bald zu erwäh-
nende griechische
yitXixovTxa für
Kerberos verglei-
chen liefse. Auf
dem Napf von
Argos, meint L.,
sei die ursprüng-
liche Zweizahl
schlechthin ver-
einfacht, die alt-
attische Zwei-
köpfigkeit ent-
stamme mechani-
scher Addition, die
vulgäre
Dreiköp-
figkeit
der ge-
heimnis-
vollen
Macht
der
Trias. So
anspre-
chend
diese
Ansicht ist, so entbehrt sie doch alles Haltes.
Phantasie erweisen will. Vgl. besonders J. t"an so Vgl.DeneÄ-fwBd. 1 Sp.2586. Bohde, Psyche 1,2S1.
den Gheyn S. J., Le mythe de Cerbere = Essais
de mythologie et de philöl. comp. Bruxelles et
Paris 1885, 68flE". , wo sich p. 890". auch eine
Interpretation du mytJte findet.
Vorerst sei bemerkt, dafs an semitische
Übertragung in diesem Falle schwerlich zu
denken ist. In den beiden Descensus der Keil-
schriftlitteratur fehlt ein Kerberos. Die höchst
unsichere Spur eines Äquivalents (auf einem
ÄrtJi. Schneider, Prolegomena zu einer neuen
Galerie heroischer BUdw. (Lpzg. 1890) 25 ff. Die
Deutung der lakonischen Statuette ist ungewifs,
die Zweizahl der Huude kann hier der Sym-
metrie verdankt werden. Auf dem klazome-
nischen Bilde scheint ferner der Jüngling
,,eher spielend als drohend", und L. selbst
hat p. 4 die entscheidende Beobachtung ge-
macht, dafs der Gestus nicht der des Ent-
in Palmyra gekauften assyrischen Hadesrelief) 60 gegenhaltens, sondern der des Entziehens ist
hat mir A. Jeremias nachgewiesen; vgl. dessen
„Bab.-assyr. Vorstellungen t'jom Leben nach dem
Tode" (Lpzg. 1887) S. 80. Dagegen hat weit-
greifende Kombinationen nach anderer Rich-
tung hin Löschcke angestellt, „Aus der Unter-
welt", Dorp. Progr. 1888.
Mit dem hier wiederholten Bilde (Fig. 3) eines
klazomenischen Thonsarkophags kombiniert
(was .sich namentlich in dem unwillküi-lichen
Höherhalten der nicht zugleich vom Auge be-
herrschten linken Hand zeigt). Also kann es
sich hier gar nicht um die Hähne als licht-
erweckende Vögel handeln, als ccTtox^oTtaia,
die „die finstern, schädlichen Dämonen ver-
scheuchen". Somit versinkt das Bild ins
Rätselhafte zurück, und damit verschwinden
1 1 29 Kerberos (Bedeutung) Kerberos (Bedeutung) 1 1 30
die Spuren eines Urzusammenhangs der alt- Das Appellativum ist also das ursprüng-
indischen mit der griechischen Anschauung. liehe, das N. P. nur ein Gebilde der isländi-
Diesen Zusammenhang hat auch die Etymo- sehen Dichtung, der Höllenhund Garmr fufst
logie nicht herzustellen vermocht, worüber zu nur auf der Fo^ws/ja- Stelle. Trotz dieses un-
vgl. die sorgfältige Sammlung und Kritik aller günstigen Thatbestandes hat Bwjge {Studien
dieser Versuche bei 0. Gruppe, Die gruch. über die Entstehung der nordischen Göttersage
Kulte und Mythen l, 113 f. {van d. Gheyn p. 179^) die Behauptung wiederholt, Garmr
82 if.). Besonders bekannt ist Kulms Gleich- sei einfache nordische Wiedergabe des Wortes
Setzung von KsQßsgog mit Qabala (vgl. prakr. Gerberus , und E. H. Meijer {Volusp. p. 181)
gabbala = garbala und ved. garcari), der lo meint sogar, dem FoZwspa-Dichter habe speziell
„Bunte", Name des einen Sarameyahundes. Verg. A. 6, 417 vorgeschwebt. Die Kenntnis
Dies schien besonders passend, weil nach dem der Aeneide ist aber für das Alter des sicher
Schol. NiA\ Alexiph. 578 der von Nikander noch heidnischen Dichters fast eine ünmög-
erwähnte ,, stumme" Frosch, also möglicher- lichkeit. Dazu kommt die Übertragung- *S'e/"-
weise die scheckig gefleckte Kröte, Kerberos berus in der Praef. der Sri. E. 1,7. Garmr
hiefs (vgl. auch die unter nr. 1 erwähnte scheint vielmehr ein echt nordisches Wort
Vogelart). M. Müller denkt an (jarvaras und läfst sich zu garma stellen, das in norw.
(perniciosus). Doch schwebt all dies in der Dialekten vom Brüllen der Tiere gebraucht
Luft. Das eraniache Äquivalent {Zarlngösh, wird (vgl. gael. gairm Geschrei, bret. welsch.
„aux oreilles jaunes'', Hüter der Brücke Qin- 20 garm Schrei) und also ursprünglich „Brüller
vat; vgl. V. d. Gheyn 84) ist hysterogen und oder Heuler" heifst. Das Wort ist mithin keine
völlig aufser Rechnung zu setzen, nach Gruppe, direkte Übertragung des antiken ; ob die
der sich dafür a.ui. Casartelli, Phil. rel. 173 be- Sache von Einflnfs gewesen ist, scheint zwar
ruft. Über das germanische Analogon hat nicht erwiesen, doch nicht unmöglich,
mir mein Kollege E. Mogk etwa folgendes Für uns geht hieraus soviel hervor, dafs
mitgeteilt: Garmr erscheint in den nordi- die germanische Mythologie zwar ein Ana-
schen Quellen als Simplex und als zweiter Teil logon des K. kennt, dafs indessen weder für
einiger Composita. 1) Simplex. In einer Re- eine ursprüngliche Hundsgestalt des Hades-
frainstrophe der zeitlich und örtlich noch nicht Wächters, noch überhaupt für die Ursprüng-
sicher fixierten Vojuspa (44. 49. 54. 58 Bugge): 30 lichkeit dieser Figur eine sichere Gewähr
,,Laut bellt Garmr vor der Felsenhöhle." G. vorliegt.
ist hier Wächter des ünterweltseinganges. Die Versuche, dem K. auf sagenvergleichen-
Nicht genannt, doch gemeint ist er in der dem Wege näher zu kommen, scheitern aber
jüngeren, möglicherweise von der ersten Stelle auch daran, dafs keine zuverlässige Etymo-
abhängigeu Vegtamskvida (2/3) , wo Odin logie des griechischen Wortes vorliegt. Nach
beim Eingange ins Totenreich einem Hunde Hesych. v. KsQßsQog {yifQßsQoyiLvövvog cod.)
begegnet, „der war blutig vorn auf der Brust, bedeutet es co^gög, wozu M. Schmidt auf
und des Zaubers Vater heulte er lange an". maked. -nLßiQQog- coxQog verweist. Das würde
luterpoliert ist die erst saec. 12 oder 13 ent- zu der fahlen Farbe der Kröte oder eines
standene Strophe Grimnismäl 44, wo G. als*40 Vogels sehr wohl stimmen. Doch hat diese
„der trefflichste der Hunde" aufgezählt wird; Bedeutung vielleicht ihren Ursprung nur in
gleichwohl die einzige poetische Stelle, wo sprichwörtlichen Redensarten, wie rptxapTjvov
Garmr Nom. Propr. seia mufs. Doch hat xtO'iaaaL (von Erschrockenen) bei Luk. Philop.
schon die FoZwsjja- Stelle in derselben Weise 1; vgl. auch K^gßsQiov xi vnox^öviov iiav-
der Verfasser der pros. Edda aufgefafst, der rsiov, Skymn. 239; cerbereus =-= formidabilis
beim letzten Götterkampfe den Garmr mit bei Lucr. 4, 733 (und die alte Konjektur cer-
Ti'/r kämpfen läfst, so dafs jeder den anderen berastris bei Cic. ad Att. 7, 3, 8). Besonders
tötet (2, 291); dies ist aber ohne mythischen haben sich aber die alten Grammatiker um
Boden, erfunden von einem Christen um 1230. die KfgßsQioi bei Arist. Fan. 187 bemüht.
Dem gegenüber findet sich Garmr öfter als 50 In den Glossen (Hesych. Phot. Et. 31.) sind
sicheres Appellativum. Innerhalb der eddi- drei Erklärungen erkennbar: 1) == aa^sveig.,
sehen Dichtung allerdings nur in dem erst inferi, Hesych. (vgl. auch v.sQßa}.a), wohl das
aus saec. 17 erhaltenen Fjqlsvinnsmdl (13/14), Richtige. 2) totto? sv'AiSov KsgßsQi-og, wohl die
wo zwei garniar, Gifr und Geridic, die Burg Höhle, von dercben die Rede war. Doch begriffe
der Menglpä bewachen, doch um so öfter von man alsdann den Plural nicht. 3)= Ki^^sQiot,,
ca. 900 ab in den skaldischen Umschreibungen, denn Ks q ßsQiot., glanhien manche, habe Aristo-
wie .„Garmr der Gluten" (= Feuer), „Garmr phanes und Sophokles {fr. 957 N.'^) schon bei
der Scheiden" (= Schwert) u. a. , wobei die Hom. il 14 statt Kiuimsqiol gelesen. Deshalb las
allgemeine Bedeutuntj ,, Schädiger" zu Grunde Aristarch an dieser Stelle nicht Kifi^fQi'mv, son-
liegt. Ob Hund oder Wolf damit geraeint w dem Ks^ßsoicov und Krates KfgßsQiwv {Yg\. die
ist, scheint bei der nahen Beziehung beider scholl, zu A 14, sowie zu Ban. 187, ferner
Tiere zu einander im germanischen Mythus Hesych. und Et. M. 513, 45). Eine Folge
nicht auszumachen. Selbst für die Vojuspa dieser Hypothesen ist KsQßsQicc als fabelhafter
gilt dies. 2) Composita. Auch hier ist festar- Stadtname (vgl. Plin. n. h. 6, 18. Hesych.
garmr = Kettenhund Appellativ, während Phot.). Abgesehen von diesen Beziehungen
Mäna-garmr in der Sn. Edda (2, 259) ein des Wortes KsQßegog zum Namen Kimmerien
mythologisches N. P. für den mondverfolgen- liegen aus dem Altertum die Etymologieen
den Wolf darstellt. vor: K. nagä tö tag Krjgag (= ipvxäg) i'x^i'V
1131
Kerberos (Bedeutung)
Kerberos (Bedeutung)
1132
TiQog ßogdv {Euseb. pr. ey. 3, 11, 8 oder xs'ap
ßuQvvsiv, Eust. II. 717, 30, oder = Mpfwßopos
{Serv. A. 6, 395; 8, 297. Laur. Lyd. de mens.
3, 5; vgl. Benoist, Virgile 1, 287). Die Ratio
dieser Erklärung geht aus Schol. Theog. 311
{loann Diak. alleg. 565 Gaisf., sowie Flachs
Glossen und Schol. 391) hervor: K. ds, nccQO-
Gov Ol vno aeia/iov xazanovri^öfisvoi ßißgä-
OKOVTca tÖ ksocq TiTOl ttt^v ipv%riv xal bv 'AiSov
v.axay'vvvTai {ASy} v.KTäyovtai codd). Wohl
wegen der Abstammung von Typhos ; vgl.
Schoemann Op. 2, 197. Damit in Zusammen-
hang steht dann die Erklärung bei Servius:
Cerberus terra est, i. e. consumptrix omnium
corporum. Daher dann das Herakles -Aben-
teuer den Sinn gewinnt, . gwirt omnes cupidi-
tates et cuncta ritia terrena contewpsit et
domuit. Deshalb wirft Virgil bei Dante dem
Cerberus zur Beschwichtigung Ercle zu {Inf.
6, 25 ft'.; doch vgl. auch 1, 103). Über neuere
Etymologieen ist dMi Schoemann, Op. 2, 197flF.
und Flach, System d. hesiod. Koswog 90 zu
verweisen; abgesehen von ägyptisch- semiti-
schen Spielereien seien angeführt: Hiscius,
^QSfiBQÖs G. Hermann; saTCBQoq Völcker; f'pf-
ßeqoq und "Egsßog Welcher, Preller; andere,
wie Göttling zu Hesiod. theog. 311, denken
an eine onomatopoetische Bildung wie ßäg
ßagog, ^aQßavog, yiKQx<XQog (was bei Itik. de
luctu 4 Beiwort des K. ist) u. s. w. Mit Rück-
sicht auf die Bezeichnungen einer Frosch-
(Kröten?)- und einer Vogelart scheint die ur-
sprüngliche Bedeutung „fahl" doch noch am
meisten wahrscheinlich. Vielleicht sind N. P.,
wie KsßQr'jV, KsßQiövrjg verwandt. Der Flufs-
name wenigstens heifst in Euböa K^gßrjg.
Auch ist wohl zu beachten, dafs es die Form
KsQßelog giebt; vgl. Kaihel , Inscr. Graec. It.
1746, 4 {App. epigr. 236, 4); vgl. -nsgßoXsiv =
loidoQfiv aTtaräv, Hesych.
IL Schlagen also die Versuche, Kerberos
als festausgebildetes Stück ursprünglicher
Hadesvorstellungen der Griechen zu erweisen,
nach diesen Richtungen hin fehl , so mufs
als andere Instanz der Einflufs in Frage
gezogen werden, den die Figur des Ker-
beros etwa auf den griechischen Ritus
ausgeübt hat. Dafs K. den Neugriechen,
wenigstens soweit echtes Volkstum vorliegt,
fehlt (JS. Schmidt, Volkslehen d. Neugr. 245),
verschlägt nichts. Hier hat ja Charon alle
Schrecken der Unterwelt anf sich vereinigt.
Für die alte Zeit hat aber Löschcke (a. a. 0. 9)
behauptet, dafs bei Soph. 0. C. 1568 ff. nach
der Erwähnung der Erinyen und des Kerberos
mit dem rätselhaften w Fäg nat xori Tdotäqov
Hesychos angerufen wäre, ein Gott, der
neben den Semnai am Areopag (am Hades-
eingang!) seinen Kult habe und der in der
Vorstellung wurzele, der Hölleuhund ängstige
die einziehenden Toten und könne nur durch
Vermittelung des Hesychos besänftigt werden.
Töpffer {Att. Genealogie 172) hat dann ge-
legentlich der Hesychidenfamilie diesen Ge-
danken Löschckes weiter ausgeführt. Dafs in-
des auch dieser Teil der Ausführungen Lösch-
ckes unhaltbar ist, zeigt Buhde, Psyche 1, 280,
der die Verse, wie der Scholiast, auf Thana-
tos deutet. Es bleibt also als rituelles Ele-
ment nur die ^fXitovTra, die man den zum
Hades eingehenden Toten mitgab; vgl. Aribtoph.
Lysistr. 601. Der ausdrücklichen Versicherung
des Scholiasten (und Said. v. fifAirotJTr«) ag
£ig xbv KsgßeQOv mit Bohde zu mifstrauen
sehe ich keinen Grund. Denn ihr entsprechen
offenbar die off'ae bei Vergil {A. 6, 420: 7nelle
soporatam et medicatis frugibus offam) und
10 Apidelus {inet. 6, 18: offas polentae mulso con-
cretas), mit denen die Sibylle und Psyche
(beim Eingang und Ausgang) das Untier ein-
schläfern. Vgl. Lact. Plac. 72, 28 Deuerl,
sowie Hermann, Ant. Priv.^ 368 nr. 3. Ettig
359 und besonders Friedländer, Sittengesch.
1^, 488 und 501 (dänische Parallele). Darauf,
dafs es sich hier um in den Hades eindrin-
gende Lebende handelt, ist trotz Ap. Met.
6, 19 kein besonderes Gewicht zu legen; denn'
20 es ist keineswegs nur eine späte Vorstellung,
dafs K. zu den Schrecknissen des Hades
gehört und die Schatten sowie Menschen von
Fleisch und Blut ohne Unterschied, auch die
Eintretenden, bedroht oder gar zerreifst
und verschlingt. Den Glauben daran setzt
das Herakles -Abenteuer in seiner Gesamtheit,
das doch auf die Überwindung des Todes-
schreckens hinauswill, setzt dann später Phi-
lochoros' Version über Peirithoos' Ende voraus.
30 Bei Sophokles knurrt K. wenigstens (offenbar
dem Eintretenden entgegen) aus seiner
Höhle hervor (gegen BoJide 1, 281). Von.
Aristophanes (Pac. 313) und Piaton {Schol Pac.)
wird Kleon Kerberos genannt, offenbar Slo. xb
TaQa%ca8sg. Vgl. auch Antipater Thess. A. P.
5, 30. Er gehört zum Inventar des Hades an
Schrecknissen; vgl. App. epigr. 236, 4. Lnk.
Philops. 24. Dial. Mort. 21. Lucr. 3, 1011.
Gic. Tusc. 1, 5, 10. Einige von den oben ge-
40 gebenen Etymologieen wurzeln in dieser Vor-
stellung. Dazu kommt K£QߣQOY.CvSvvog =
TägxuQog., Hesych., kommen 'Stellen wie Plut.
ovdl tfjv Kxl. 27 = Mor. 1106 A. Luk.Katapl. 28;
Menipp. 14. Artemid. On. 2, 55. A. P. 11,
143, 2 Vergil. A 6, 401; G^. 4, 483. Apuleius
Met. 1, 15 fin.; vgl. Ettig 279. Bei Verg. A.
8, 297 ist er ossa super recubans dargestellt
(was einige nach Servius seltsamerweise auf
die ossa Amphiarai bezogen).
50 Der vom Aristophanesscholiasten gegebenen
Einbeziehung der attischen naXixovxxa in den-
selben Vorstellungskreis (der sich eben durch
sie als sicher alt erwiese) stehen nur zwei
Bedenken entgegen. Erstens würde sich ein
Widerspruch zu der zweiten Hesiod -Stelle er-
geben, der zufolge die Eintretenden kein Be-
schwichtigungsmittel brauchten, zweitens pafst
die (ifXixovxxa nicht für den höllischen Hund,
sie ist das feststehende Opfer für chthonische
HO Schlangen. Man bedurfte ihrer z. B., wenn
man zum Trophonios abstieg: Nub. 507; vgl.
Schol. und Suid. v. (ihXixovxxcc. Luk. dial. mort.
3, 2. Philostr. v. Ap. 8, 19 {(isiX^yfiaxa sqjis-
x(öv , a TOig y-axioiJGiv syxQtnzsi); vgl. auch
Bohde a. a. 0.
Wir beseitigen die zweite Schwierigkeit
zuerst und gewinnen damit zugleich das
richtige Urteil über Kerberos überhaupt.
1133 Kerberos ^Bedeutung) Kerberos ^auf Münz. ii. in Zaiiberpap.) 1134
III. Es ist auszugehen von der bekannten Opfergabe stellt also einen hochaltertüm-
Erscheinung, dafs die Schlangen teils als Ver- liehen Rest derjenigen älteren Anschau-
körperung, teils als Vertreter, Boten, Diener ungen dar, die auch bei Homer (trotz Ari-
von x^ovioL aller Art (Göttern, Heroen, Toten) starch) selbst in den verbältnismäfsig jungen
gedacht werden; vgl. Denelcn im Art. Heros Partieen erhalten sind. Erst aus einer be-
Bd. 1 Sp. 2466fF. Rohde, Psyche 1,223. FMig stimmten Fassung des Herakles - Abenteuers
377. Dafs vor allem Hades selbst eine solche stammt der bei Hesiod zuerst begegnende
Schlange haben mufste, ist von vornherein Name des Kerberos, den die neugeschaffene
anzunebmen. Da fiillt es denn schwer ins Mischgestalt übernahm (wertlos leider Plut.
Gewicht, dafs Helataios nach Paus. 3, 25, 5 lo f luv. 16, 1: K., ov fvioi -nalovai. ^oßsgov).
erzählte: ocpiv ini Tccivagco rQacprjvat S^ivöv, Die Mehrköpfigkeit könnte schon der Schlangen-
yiXr}&^vai SsZlidov Kvva, ort f'Ssi, xov Srjx^^vta bildung zu eigen gewesen sein (vgl. z. B. He-
ti&vävai, Tt(XQccvTi-nK vTto Tov lov. Tial tovrov rodot 9, 81). Leuchtet das Gesagte ein, so
i(prj xov ocpiv vno 'Hga^lsovg ux&rivaL nag' wird der andere oben bezeichnete Einwand,
EvQvcd-£a, emeBemerkung, die auch die Hesiod- die zweite Hesiod - Ste]\e, von selbst hin-
scholien zu Theoq. 311 , wenn auch namenlos, fällig. Denn hat der Aristophanesscholiast mit
aus dem alten Kerne ihrer guten Gelehrsam- seiner Deutung der attischen ju.fAirovrr« recht,
keit bewahrt haben. Hekataios hat zwar sonst so ergiebt sich der den Eintretenden an-
rationalisiert {Diels, Herrn. 22, 436ff.), doch wedelnde und nur den Austretenden ver-
kommt das hier nicht in Betracht, da er ja der 20 schlingende Kerberos ohne weiteres als jün-
ohnehin zu erwartenden Volksvorstellung ent- geres Autoschediasma, wie es sich denn auch
spricht. Dazu kommt, dafs der Name für eine bezüglich der Kopfzahl in Gegensatz zur ersten
solche Schlange, Kvmv "'Aidov , von ihm aus Stelle setzt und seine ganze Umgebung schon
Homer entnommen ist mit richtigem Gefühl vielfach angefochten worden ist. Der Dichter
für seine echt archaische Farbe. ,.Hund" hascht nach Effekt, nicht eben glücklich;
bezeichnet nämlich im archaischen Stile den denn ein wedelnder Höllenhund ist etwas
Diener überhaupt. Die Beispiele sind ge- ipvxgöv. Lehrreich ist aber, dafs er über-
sammelt von V. Wilamoivitz , Heral'1. 2, 135 haupt dies Autoschediasma wagen konnte:
(KvvfS Jiög oder a^göcpoiroi = Greife, Geier, auch das beweist, wie wenig fest zu seiner
Adler; kvcov 'P^a? = Pan; ^eQaeq)6vrjg (des 30 Zeit die überhaupt nicht im Volksglauben
Mondes) Kvvsg = die Planeten; Kvvsg Kcav.v- wurzelnde Gestalt eines höllischen Hundes
xov {iLTjXQÖg) = Erinyen. Vgl. namentlich Man. war. Zum Schlufs sei noch darauf hinge-
1287ff. So heilst auch die Sphinx, die Hydra wiesen, dafs mit unseren Ausführungen die
■nvcov, bei Kdllimachns archaistisch Iris. Diese M öglicbkeit, Kerberos mit den indischen Hun-
bildliche Bezeichnungsweise dringt aber durch den in Verbindung zu setzen, definitiv abge-
und verwischt die ursprüngliche Vorstellung. schnitten ist.
Das ist deutlich zu verfolgen. Es stellt sich statt Im ganzen vgl. noch Preller, Griech. Myih.
der Schlange der Hund als Symbol des Heros 2'\ 222 f. Baumeister im Artikel UnteriveJt,
auf Bildwerken ein; \gl. Furtivängler , Ath. iJenJcm. 3, 1922 und F. A. Voigt bei Ersch
Mitteihmgen 7, 166 (der die Thatsache gut m imd Gruher 2, 35, 263.
ermittelt, doch sie nicht richtig erklärt hat). [Über Kerberos auf Münzen s.J?". J5omj9ois,
Wie ein Diener erscheint auch Kerberos, Drachme inedite frappee dans l'Etrurie, Bev.
friedlich an das rechte Knie des thronenden arch. n. s. 38, 1879 p. 28 — 34. — Natürlich
Hades (aus Villa Borghese) angeschmiegt, der erscheint Kerberos auch auf den magischen
Bd. 1 Sp. 1803 abgebildet ist. Es ist dieselbe Gemmen, Lippert , DaJctyl. 2, 1, 20 p. 3.
Darstellung, die Hund und Schlange un- L. Müller, Musee Thorvaldsen p. 185 ur. 1693.
verbunden läfst, und also noch kräftig auf Mehrfach wird Kerberos in den Zauber-
die ehemalige Selbständigkeit der Schlange papyri erwähnt. Im grofsen Pariser Pap.,
hinweist. Damit gewinnt die bei Paus, im Wessely , Griech. Zauberpap. aus Paris und
Zusammenhang mit dem Citat aus Hel-ataios 50 London wird von vs. 1872 an ein Liebeszauber
erhaltene antike Gelehrsamkeit über Homers mit einem aus Wachs bossierten Hunde mit-
Verhältnis zu Kerberos einen tiefen und be- geteilt und vs. 1911 ff. Kerberos bei den Er-
deutsamen Sinn: ovSsv xt uäXXov 'OiMrigov benkten und Toten, den eines gewaltsamen
■Kvva TM dvd'gwTtw evvxgorpov sigrj'/.6xoc,/)] si Todes Gestorbenen und dem heiligen Haupte
Sgä^ovxu ovxa sKccXiaBv'^Aidov Kvva. Den Über- der unterirdischen Götter beschworen, die
gang von der Schlangen- zur Hundsgestalt Geliebte herbeizuführen. Die Beschwörung an
illustriert das wiederholt betonte Schwanken Selene vs. 2240 ff. findet statt in der Nacht
der Vorstellung bei Dichtern und Künstlern. ev rj ngolvaacc Ksgßsgog -nsgccvroriXog , 2261 —
Auch wird man nunmehr das Unorganische 2262; und der Beschwörende erklärt: rjvoi^a
der Verbindung, mit dem die M.iachgestaM eo xagxagovxov -nXEt&gcc Kegßsgov, 2293 — 2294.
■/.. B. auf dem argivischen a-av(pog sieb dar- In einer anderen Beschwörung an Selene
stellt, nicht ausschliefslich dem Ungeschick vs. 2861 f. Orphicn ed. Abel p. 294 vs. 51 wird
primitiver Kunst zuschreiben, besonders auch Selene angerufen: Kigßsgov iv SBafioCaiv i%iig
im Hinblick auf den Kerberos am Hades cfoXiSgaaL Sgatiövxcov. In dem Traktat laig
Borghese. War also Kerberos ursprünglich ngocprixLg xw viä avxfjg heifst es in der^'einen
die Hadesschlange, so pafste für ihn die ubXi- Fassung, Coli, des anc. alchimistes grecs publ.
xovxxtt in Attika so gut wie sie in Lebädeia pur M. Berthelot. Texte grec. Paris 1888
für niemand anders gedacht sein kann. Diese I, XIII, 13, 5 p. 30: 'Ogni^co es dg 'Egfi^v, xori
1135 Kerdemporos Keres d. i. Keren (Litteratur) 1136
"Avovßiv, vlayiiu xmv Kbq-aöqov, ögü-novra xov sicher auf Hermes). Gornut. de not. deor. 16
q)vlaKa, in der anderen, I, XIIT bis, 5 p. 34: p. 74 Osann erklärt Ksgömog = mcav fiövog
OQ-A.it,(a 08 ftg 'EgfiT/v yial "Jvovßiv ticil ilg xmv ccXri%iv(av nsqSätv xotg avQ'Qwnoig ai'zLog
vXay^cc xov y.sQ'iiovQoßÖQov ÖQÜKOvxog xal >iv- äv. [Anecdota varia Gr. et Lat. edd. ScJioell
vog xQiKtcpccXov xov KagßsQOv xov cpvXatiog et Studemund 1 p. 268. 279. Drexler.] [Höfer.]
xoij "AiSov. In der Traduction bemerkt Ber- Kerdylas (KegSvlug)., Beiname des Zeus bei
thelot p. 32 Note 4 zu Kerkoros: ,, Her -Hör Lykophr. 1092 ixa^iv rivovzsg KagSvla Auqvv-
est le Premier prophete d'Ämmon; c'est le nom ^lo)), wozu Tsetzes (vgl. auch d. Schol. z. d. St.)
d'un personnage historique de la XX^ dynastie bemerkt: KsQSvlag -nal AaQvv&iog snmvviia
(Dict. d'Arch. egypt. de Pierret). Ici il est lo xov Jiög. [Röscher.]
devcnu un personnage infernal", und zu dem Kereatas (KiQstixas), Beiname des Apollon
dguHcov 6 cpvXtt^ p. 33 Notel: „C'est le serpent in Mantineia; Paus. 8, 34, 3; vgl. de Witte,
Ouroboros. Dans L on lit: „le hurlement de Bcv. num. 1864 p. 23 Anm. 2. [Drexler.]
Kerlcourohoros le serpent, et du chien tricephale, Kerebia (KrjQsßio)^ Gattin des Poseidon,
Cerbere gardien de VEnfer". — Kerkoros et Mutter des Diktys und Polydektes von Seri-
Ourohoros sont ici confondus en un seul mot, phos, Tzetzes zu Lykophron v. 838 (= Natal.
par l'erreur du copiste. D'ailleurs le hurle- Com. 7, 18 p. 814; Eudokia: KriQa(ii'cc). Nach
ment du serpent n'a pas de sens. Cerbere anderer Sage {Hesiod. fr. 24 Ki. Apollodor
parait avoir ete ajoute cn rai^oti de l'ancien Cod. Bibl. 1, 9. 6) sind D. und P. vielmehr
mot,gardien (du temple) ; (vom* Z 'orfic?e I, V, 5), 20 Söhne des Magnes, und also von dort nach
qui n'etait plus compris et qui a ete applique Seriphos offenbar über Euboia verschlagen, da
ä VEnfer par l'un des copistes dont L pro- das dortige Karystos-Aigaia nach dem magne-
cede." Die Deutung von Kerkoros als Her- sischen Aig(ai)on, Genossen der Thetis {II. A
Hör wird wohl niemand befriedigen. Drexler.] 401), hiek {Bemerkungen zur Gr. Beligionsgesch.
[0. Immisch.] Progr. Neustettiu 1887 S. 12 f.; vgl. Aithiopen-
Kerdemporos {Kigdäfinogog), Beiname des länder etc. S. 201 u. A. 188). In Euboia aber
Hermes bei Orph. hymn. 28, 6 und auf einer In- findet sich auch der einzige an K. anklingende
schrift aus Tefeny in Phrygien 'Eqiiov Ksq- Name: der Flufs KrjQevg {Strab. 10 p. 449 C),
dsvnoQov, Bull, de corr. hell. 8, 504 [= b. Ps.-Aristot. Mirab. ausc. 170 KsQßrjg gab
Sterrett, An epigraphical journey in Asia Minor 30 vfoh\ einer Flufsnymphe *Kr]QsJ^-icc den
p. 89 nr. 66 — 58. C. xx.]; vgl. Bd. 1 Sp. 2381, Namen; er ist in der Nähe von Karystos an-
Z. 50. [Höfer.] zusetzen; vgl. Bursian, Geogr. v. Gr. 2, 402.
Kerdeon (Kigdäcov), Beiname des Hermes [K. Tümpel.]
wie Kerdie Ksgdir] der Peitho bei Herondas Kerenos. Der Apostel Bartholomaeus wird
Mimiambi 7 , 74 p. 53 Bücheier: 'EpfiiJ xs ■hsq- auf Grund eines von ihm in der Stadt Elwa
däcov Mal av , -nBQdir] Uei&oi. S. Crusius, vollzogenen Wunders von den Bewohnern der
Unters, zu den Mimiamben des Herondas S. 140. Stadt gefragt, ob er Kerenos sei ; s. Lipsius,
[Drexler.] Die apokryphen Apostelgeschichten 2, 2 p. 88,
Kerdo {Kegdcö), Gemahlin des Phoroneus, welcher frageweise annimmt, dafs mit Kerenos
die am Markte zu Argos ein Grabmal hatte 40 Kronos gemeint sei. [Drexler.]
in der Nähe eines Tempels des Asklepios, Keres d.i. Keren (XJi^fs), Dämonen. — Litte-
Paus. 2, 21, 1. Preller, Gr. M. 2, 37. Gerhard, ratur (abgesehen von den bekannten Hand-
Gr. iH. § 314, 4. Panofka, Asklep. -p. ^^. Stark, büchern): Nägelsbach, Homerische Theologie,
Niobe 340. 341. [StolL] herausg. von Äutenrieth S. 83. 197 (Originalaus-
Kerdoios {Kagdotog = Kegdowg), Beiname gäbe 1840 S. 62. 129). Heffter, Reh d. Gr.
1) des Apollon auf einer thessalischen In- S.359. Welcker, Gr. Götterlehre 1, 768 f. 3, 100.
Schrift, Collitz, Samml. d. griech. Dial.-Inschr. Crusius, Allgem. Encyklop. 2. Sekt. 35 (1883)
1, 345 p. 134, 22. p. 135, 44: iv xo 265—267. E. H. Meyer, Indogermanische My-
Ugbv xov 'AnXovvog zol KsgSot'ov ebend. 1, then 2. Achilleis (1887) 228. 232. 275 f. 299.
372 = C. I. G. 1766; vgl. Fick bei Bezzen- 50 L. Laistner, Das Bätsei der Sphinx (1889) 2,
berger, Beiträge etc. 5, 19: "AtzIowl Ksg- 53. 430 f. [E. Bohde, Psyche (1890), erst nach
Soi'ov Zovainazgog . . 6 &vzag ovs&slks tspo- der Skizzierung des folgenden Artikels er-
(iPUfioveiGag Mal aQxiSovxvcicpogfiaag' [und schienen und noch unvollständig, legt zum
in einer Inschrift aus dem Tempel des Apollon erstenmale urkundlich die Zusammenhänge
Ptoos, Bull, de Corr. Hell. 14 1890 p. 46 nr. 12 dar, in die diese Gestalt einzureihen ist, vgl
Z. 29 f. xal dvocQ'arvai ccvxo iv xa> legcäi. xov bes. S. 218 f.]
'An6Xlwvog \ xoi KigSwiov; vgl. daayon Lolling, . ^. fTV,Prli*^fPT.nTiD-
Mitt. d. K. D. ArcK Inst, in Athen 8 p. 23 ^' ^^^ U berlieterung.
nr. 1 mitgeteilte Epigramm aus Larissa Z. 3.4: '■■ Homer.
., - r-i ' ' ir &• X , (io 1. In den meisten Fällen läfst sich das Wort
AI XV yao w k octcog, Kbqocos, dauoyiguxst,av, - i ■ tt ^ • r t a h x-
"4. rQ.T. rX VT '1.1 Ä^fc ' T?" 'Ä^ "^^Q t»ei Homer als einfaches AppelJativum in
Av[iT\8u,\a 2,i.\iivX£\(o oBto wat Ev-ngariOK. jüjj. rnjmi «.tiij 1..
L j ri. jr j b s:- (jej. Bedeutung „Tod, Todesart, Todesverhang-
Drexler.] Auch bei Lykophr. 208 u. schol. heifst nis" erklären. Dabei steckt aber in vielen
A. yiegdmog. — 2) des Hermes, Lucian. Tim. il ; Bildern und Wendungen doch schon persön-
vgl. 24. Plut. tranq. an. 12 {xwv &s()äv . . . liehe Auffassung. Die Zeugnisse, die in dem
o fifv fvväXiog, o Ss ficcvrcpog, o Sh -negSroog Homer- Lexikon von Ebeling-Capelle znsa,vamen-
inovofKx^ezai,. Da Apollon hier schon durch gestellt sind, brauchen wir hier nicht voUstän-
jnavTcöog bezeichnet ist, so bezieht sich -negScoog dig mitzuteilen; wir beschränken uns auf eine
1137 Keren (Homer) Keren (Homer) 1138
Besprechung der bezeichnendsten und 'leben- Gestalt. Sie heifst oXot^; der Mantel, der ihre
digsten Züge. — 2. Die Ker heifst „schwarz" Schultern umflattert, ist von Männerblut ge-
und ist allen vevhafst, wie der Tod selbst: 77. rötet; in drei verschiedenen Abstufungen {aov-
r 454 laov yccg acpiv näaiv dn^xd^sto Krjgi tov — vsovxaxov — rs^vrimxa.) kommt ihre
fisXat'vr] (Paris den Troern), vgl. A 228. 'F 78 grausige Thätigkeit zum Ausdruck : wobei dem
KfjQ ctvysQ^. Od. Q 500 'Avxivoog 8\ fidliaza Dichter eine Darstellung vorgeschwebt haben
HfXaivjj KtjqI foiy.sv. Sie bezwingt einen jeden mag, wie die in jeder Klaue ein Opfer davon-
Sterblichen; Od. X 171.399: rig vv as Kr]Q sdd- schleppende Harpyie Bd. 1 Sp. 1847, die man
fiaaas TavrjXiysos &avdtoio (formelhaft); nicht wohl auch als Ker ansehen könnte.
einmal der Zeussohn Herakles vermochte ihr lo 6. Soweit erscheint die Ker lediglich als
zu entrinnen {II. Z 116ff.). — 3. Von allen raffende Todesgöttin. Es finden sich aber
Seiten umlauern, „umgähnen" (^''78 Ktiq dficp- auch hei Homer Spuren einer allgemeineren
sxavs) die Keren den Menschen; den einen Bedeutung. Schon bei der Geburt wird jeder
treffen sie in der Schlacht, den andern auf dem Sterbliche seiner Ker zugeteilt. So klagt die ■t/jrjjTi
Krankenlager, den dritten auf den Fluten des ncxTQO-uXrjoQ W 78 dXX' i^l [ilv Ktjq \ d^q>sxccvs
Meeres (A170. 397) ffinri? ydg KrJQfs icpsazccGLV GxvyiQTq, t] nsg Xdx^ ysivöfiBvöv itsg. Zwar
&avdxoio I ^vgiciL, dg ovx i'axi cpvystv ßgorov spitzt sich auch diese Wendung auf den Tod
ovS' vnaXv^Ki, meint Sarpedon M325: da hat zu: aber Mensch und Ker gehören doch von
es keinen Sinn, sein Leben ängstlich zu hüten. Anfang an, auch während des Lebens, zusam-
Der gehetzte Hektor {X 102) Kfjgag vnf^itpvyiv 20 men. Deutlicher tritt das hervor I 410 {irixTig
^■avdxoio, da Apollon ihm beisteht, aber nur, imi ydg xs (is tprjot. . . . SixQ'aStag Krjgccs cpsgs-
ihnen wenige Minuten später anheimzufallen. (isv 9ccvdxoio rsXogSs: Aqhill hat die Wahl:
Die Keren sind in solchen Fällen als verfolgende die eine Ker giebt ihm ein langes, ruhmloses
Dämonenschareu_ gedacht, wie die Erinyen Leben in der Heimat, die andere ein kurzes,
und Harpyien. Ähnlich heifst es B 302 ndv- ruhmreiches vor Troja. Die Ker bestimmt
xfg..ovg firi Kfjgsg fßav ^cevaTOio cpsgovaai, nicht nur den Todesmoment: sie führt den
vollständiger | 207 xov Krigsg fßav &avdxoio Helden auch auf der Lebensbahn. — 7. Zwar
(psgovcai I Big JtSao Söfiovg. Scharenweise läfst sich dieser Gedanke mit Stellen wie A
ziehen die Keren über die Erde und nehmen 416 ff. S 95. 440 S. nicht recht vereinigen
die Geschiedenen mit sich hinab in das Reich 30 {Niese, Entiv. ä. honi. Poesie S. 34>). Aber eine
des Hades, wo sie selbst zu Hause sind [s. ähnliche Anschauung findet sich vereinzelt
Rohde, Psyche 9j. — 4. Damit löst sich das auch sonst. So scheint auch dem Euchenor,
alte dnögriiia 0 525. Hektor ruft: svxoiiai dem Sohn des Sehers Polyidos, die Wahl frei-
sXnöfisvog du x' dXXoiaiv ts Q-soiaiv \ i^eXdav gestellt: aber bv Bidmg yirig' oXoTqv zieht er
ivd-hSs Kvvag Krjgsaaicpogrixovg (die Griechen) | aus {N 665). Auch A 330 ff. tritt die Krjg
[ovg KiJQsg cpogsovat uBXatvdcov snl vrjäv]. Vs. lange vor der entscheidenden Stunde in Thä-
528, von Zenodot weggelassen, von Aristarch tigkeit. Es fallen die Söhne des Merops, die
athetiert, ist eine Rhapsodenerklärung, die im ihr Vater in prophetischer Ahnung nicht hatte
Altertum mafsgebend geblieben ist, vgl. Schol. ausziehen lassen wollen: reo ds ot ovxi \ nsi-
Eustath. Etym. M. Apollon. Hesych. xovg vno 40 Q'ia^riv Ktigeg yctg dyov (in den Krieg) fis-
xrjg sifiKgfisvTjg fiBxivrjvi-yuivovg. Für eine Xavog &avdxoio (daraus B 833 f.), wie sonst
solche Thätigkeit der Keren wird man aber die Moiga (E 614. TV 602) fiüccvog d-ccvdxoio
kein zweites homerisches Beispiel beibringen {g 326). — 8. Auch sonst berührt sich Ki^g
können. Die Erklärung ist im Geiste einer und Moign. Achill antwortet auf die Zumu-
jüngeren Zeit gehalten, in der die Keren wie- tung der Thetis, den Hektor zu schonen, da
der eine selbständigere und bedeutendere Stel- sein eigner Tod gleich nach dem des Feindes
lung gewonnen hatten, und für diese von Wert. eintreten werde, 2/ 115 ff. Krjga 8' syd) xöxs
Dem Richtigen nahe kam der zweite Interpret Sf^o[iai, omtoxs kbv dr] \ Zsvg s&sXr] xbXbgul -qö'
{dnwd^TjaoiiSvovg bv&bvSb vno xäv Moigäv), d&dvccxoi &Boi dXXoi " ovSs ydg ovSb ßi'r} Hga-
nur fafst auch er den Begriff zu allgemein. 50 -nXriog cpvyB Krigcc . . , dXXd s Motg' iSdfiocaas.
KrigBGGicfögrixog (eine singulare Bildung) heifst 120 wg v.ccl iycov, bI di] (loi ofioi'r] Mocga xsxv-
einfach „von den Keren entrafft"; Hektor hofft v.xaL \ yiBtaofiai. — 9. Wie hier Zeus und die
seine Feinde in den Tod zu jagen {■ui^gBGai- Götter über der Ker walten, so geschieht es
cpog^xovg „proleptisch", d. h. prädikativ). auch X 200 ff. Apollon verleiht dem Hektor
5. Solche halb erloschene Züge sind es, die Kraft und weifs sein Todesstündlein hinauszu-
der unter die jüngsten Hände zählende Dich- schieben. Da ergreift Zeus die Schicksalswage
ter des Schildes Z 534 ff. bei der Beschrei- und legt die KrjgB hinein:^ X 209 yicci x6xb Sri
bung der Schlacht wiederbelebt und zu einem ;^pvc?K>: naxrjg sxCxaivB xdXavxu, \ iv S' Bxid'Si
kräftigen Gesamtbilde zu ergänzen versteht: ovo x^p? xavrjXByBog &c(vdxoio, | xrjv (ibv 'ApX-
Bv S' "Egig, iv Sl KvSoifiog 6(ilXbov, bv 8' oXoi] 60 Xi]og, xrjv 8' "'E^xogog LTtnoSdfioio, bXkb 8b fisöGu
Krig, \ [535] dXXov i,a)ov Bxovoa VBOvxaxov, Xaßwv gBTtB 8' "E-nxogog ai'ai^ov ri^ag, \ axsxo
dXXov dovxov, \ äXXov xs&viqäxa y.axd fioQ-ov S' Big 'AWao' Xltibv Ss b ^otßog 'AnöXXcov.
bX-hb no8ouv, \ Blfia 8' bx' dficp' wfioLGi 8acpoi- Die schwerere, also gewaltigere Ker {fatum bei
vBov al'fiuzi qjcoTcöv. | w^lXbvv 8" wgxb Jcoot Vergil 12, 725 ff.) bringt ihr Opfer ins Verder-
ßgoxol ri8' B^dxovxo, | VByigovg x' dXX^Xcov Bgvov ben: das ist wohl verständlich (vgl. Eustath.
KaxKXf&vrjätag. Unter den Dämonen, die wie de Thessal. opusc. p. 288, 4), sobald man nur
Geier über das Schlachtfeld schweifen, ist die die moderne, aus Daniel 6, 27 abgeleitete An-
Ker die bedeutendste, persönlich -lebendigste schauung fernhält. An persönliche Auffassung
1139 Keren (Homer, Hesiod) Keren (Hesiod) 1140
des Begriffs zu denken, sind wir hier wenig dern Seite wäre als Bedeutung anzusetzen
geneigt: die Alten empfanden anders, wie sich „von der Ker ernährt". Es giebt eine Kei-,
unten herausstellen wird. — 10. Dies Wägen die dem Menschen bei der Geburt zufällt und
der -nrjQE ist nämlich ein fast sprichwörtliches ihn in den Tod geleitet (oben nr. 6 f.): von
Bild, das immer wieder aufgenommen und da bis zu dem Gedanken, dafs die Ker des
weitergebildet ist. Schon in der Ilias 0 70 ff. Menschen pflegt, wie ein Gott oder Genius, ist
taucht eine Dublette auf. Während der nur ein kleiner Schritt. Auch bei Semonides
Schlacht, um Mittag, ergreift Zeus die goldne ,, nährt" eine der Keren, die slnii, den Men-
Wage: SV ö' ETL9fi dvo y,fiQE ravrjXfysog &cc- sehen, fr.l,G unten nr. 23.
VKTOio I Tqcocov &' iTtnoSäiicov v.al 'AxaicSv x^^' ^0 13. In das theogonische System der böoti-
yioxiTfovwv, ilKS 6s (iegou Xaßäv, Qsns 8' ai'ai- sehen Sängerschule wird die Todes -Ker einge-
fiov rjfiag 'A%c(L(äv. \ at pisv 'y4j;o;icöv v,riQ£? snl fügt Theog. 211 sq. Nv^ d' ftstis GtvysQov ts
X&ovi novXvßorsigrj \ s^sa&rjv, Tgäcov de ngbg Mogov yial Kijga fifXccivciv (homerisch) | yial
ovgavov evqvv asgd'EV. Die beiden letzten Odvazov, tev-e 8' 'Tnvov, sriHTS 8h cpvXov
Verse hat bereits Aristarch {Ludwich, A.s 'OvEi'gwv ovTiviKOiixrj&ELaa ^sa texe Nv^ igs-
Texfkritih 1, 284) athetiert; der Widerspruch ßEvvri. Der schon bei Homer lebendige Ge-
zwischen %rigE und v-rigEs läfst sich in der That danke, dafs Schlaf und Tod Brüder seien (C
nicht mit den Hausmitteln der Xvntioi (Porph.) Robert, Thanatos 6 f.), ist hier durch Differen-
wegschaffen. Jede Partei (das heben auch zierung der Begriffe weiter ausgeführt, und
die Alten gut hervor) hat nach v. 70 eine 20 sinnreich genug wird die Nacht zu ihrer Mut-
Ker: 6 8e SiaayiEvaerrig (der Verfasser von ter gemacht. — 14. Neue Züge geben v.217ff.:
V. 73 f.) E^sXaßs noXXdg (ScJwL Ä 75 f.). Und -kkI Moigc/g -nal Kijgag iyEivEzo vrjXsonoivovg'
zwar mit gutem Grunde: es giebt keine KXw&co te Akx^oi'v te -nal "AtgoTiov, ai'tE ßgo-
zweite Stelle bei Homer, wo einer toiai | ysi-vo^Evoiai 8i8ovGtv e'x^iv ixyu&öv xe
Mehrzahl von Personen eine Ker zuge- v.av,öv t£" | [220] cil't' dvdgwv te &Ecäv itagai-
schrieben wird. Man könnte eine falsche Über- ßaaiccg scpEitovaai | ovStnots Xriyovai %^Eui 8si-
tragung aus X annehmen (s. B. Niese a. 0. volo xöXoio, | itgiv y' ano reo 8cf>mai v.ccy,riv
S.66f.). Bemerkenswert bleibt aber auch diese oni,v oozig a^ägtr]. Man pflegt v. 218f. als
Erweiterung des Begriffs. Der Diaskeuast Interjjolation auszuscheiden, da später 905 f.
kannte die vom Einzelnen losgelöste, hyposta- so eine andre Genealogie gegeben wird. Aber die
sierte Ker, die in andern Überlieferungs- ganze Stelle ist eine Dublette, die erst der
schichten wirklich nachweisbar ist. Redaktor mit dem Vorhergehenden verbunden
haben wird {Köchly). Dadurch verliert sie
n. Hesiod. aber nichts an Wert, da sie, wie verwandte
11. Bei Hesiod tritt der Ausdruck ,,Ker" Einlagen in den homerischen Epen und Hym-
gegen Synonyme, wie ^ävazog und fioiga, auf- neu, aus lebendiger Rhapsodik hervorgegangen
fällig zurück. „Werke und^ Tage" 93: Einst sein mufs. V. 211 ist die Ker lediglich die
lebten die Menschen ohne Übel, ohne schwere allgemeine Todesgöttin: hier ist sie ein Rache-
Arbeit und lästige Krankheiten, vovccov z' äg- dämon geworden, wie die eng verwandte Eri-
yaXscov, air' ccvSgdai, yirigccg E8(aKav; das Weib 40 nys, die gleichfalls die TzagccißaCLag bei Men-
liefs die Übel (die Keren?) aus dem ni'&og sehen und Göttern ahndet und als ,, zürnende"
entschlüpfen, in den sie gebannt waren, wie Gottheit dargestellt wird. Dieaer neue Zug
die tpvxocC auf der Nr. 32 erwähnten Vase, die wird durch delphischen Einflufs kanonisiert
Winddämouen des Aiolos oder die bösen Gei- sein. Er begegnet uns bei deu Attikem, wie
ster im Märchen {Tausend und Eine Nacht, bei den Hellenisten, vor allem in dem alter-
übers. von Habicht 11 S. 68, 22 S_ 186). Hier tümlichen Koroibosmärchen, das direkt an
ist -arig einfach = ,,Tod "; denn an Änderungen Delphi anknüpft, s. unten nr. 41.
wie dg . . KrjgEg oder dvSgag Krjgai'v ist nicht 15. Derbere und härtere Züge zeigt die Ker
zu denken. Das ist der einzige Fall der Art in dem jüngsten ,,hesiodischen" Gedichte, der
bei Hesiod. — 12. Von einer ganz neuen Seite 50 Aspis. Der Dichter des Perseusschildes kennt
zeigt sich der Begriff ,,Ker" in dem proble- und überbietet die späte homerische Darstel-
matischen KrigizQscprig . in einer altertümlichen lung im 18. Buche der Ilias. Auch bei ihm
Formel der (auch nach Kirchhoff) echten walten die Keren auf dem Schlachtfelde (J.sp^s
Bauerni'egeln "Epy« 417 f. 8r) ydg tote ÜEigtog Hes. 249 f.): Kqgsg Kvdvsai, Xsvyiovg dgocßEV-
dazi^g I ßaiov vn\g v-EcpccXiig tirigizgE q)E(ov oai oSövzag, \ 8Eivcoitol ßXoavgot ze, Sacpoivoi
dv&QWTtcov I EgxEzciL r'ifidzLog kzX. Man pflegt t' dnXTqxoi te | 8r]giv e'x^'^ nsgl ntnrovzcoV
hier „zum Tode bestimmt", „dem Tode heim- ndaeci 8' dg' l'evzo \ aificc (isXav tcieeiv ov
fällig" zu deuten. Das pafst aber schlecht in 8e ngöäzöv yE (lEfidgnoi \ KStfiEvov r] nmzövza
den Zusammenhang. Die zweite alte Stelle, wo vEovzatov [27 535 sq.] , d^iq>l (iev avzä \ ßdXX
das Wort erscheint, ist das oben Sp. 834 be- go ovvxceg fisydXovg, ipvxf} 8' 'A'CS6g8E kuz'^ev \
handelte Kadmosorakel: eot' dv LKrjai \ ßovnö- [255] Tdgzagov sg v.gvÖEV^'' . ott 8e qjgEvag
Xov riSs ßoccg y.rigizg((pEog TlEXdyovxog. Auch evz' dgEGavzo \ ai'ficczog dv8go(i,Eov, xov fiEV
hier pafst die gewöhnliche Deutung so wenig, ginzaa-Kov onioom , | dip 8' o(iu8ov Kai fiäXov
dafs Unger (Theban. parad. 5) dafür den Sinn eQ'vveov uvTig lovaui. \ RXco^a v.ul AdxEoi'g
Girrhae [in Kirrha] nutritus forderte. Nach ofpiv EcpEOxacav ■ j^ fiEv vcpriaacov * * * "Axgonos
.\nalogie von KrjgEaatrpögrjxoQ Krjgtcpazog (Hes. ov xi tteXev tisydlri '9'fog, dXX' dga i^ys \ [260]
= oaoi vöow zEd'vrjtiaat.) auf der einen, von zcöv ys (iev dXXdcov ngocpEgt'jg z' rjv ngEoßvzdzrj
JiorgsqjT^g 2liCxgs(pr}g 'EgiioxgE(prjg auf der an- xe. \ näaai 8' d^cp' evl q)coxl fjbdxfiv 8qiiiEiav
1141
Keren (Hesiod)
fd'svto ... I Bv S' ovvxc? X^i-Q^S ^^ Q'Qaesi'ag
lacöaavTO. | nccQ d' 'A%lvg siarriyisi*) STtia^vyfQr]
TB Kai aivt] (folgt eine fast groteske Schilde -
runt» dieses Scheusals). In den Versen 258 —
260 stehen wieder die Moiren neben den Ke-
ren, wie in der Theogonie 217 (nr. 14). Das
kann kein Zufall sein; es spricht sich darin
offenbar der Glaube aus, dafs diese Gestalten
zusammen gehören. Stammen die (seit G. Her-
mann ausgeschiedenen) Verse aus einer Du-
blette, so hat der redigierende Dichter diesem
Glauben gehuldigt, dem wir
auch im späteren Epos be-
gegnen (unten nr. 51). Das
Auftreten der Achlys („Todes-
dunkel", nicht ,, Trübsal", wie
Bd. l, 66 erklärt wurde) wird
sich aber für ihre Ursprüng-
lichkeit geltend machen lassen.
16. Mit der Darstellung des
Perseusschildes berührt sich
der inschriftlich gesicherte
Kerentypus auf der Kypselos-
lade, Pausan. 5, 19, 6: tc5v
ÖS OLÖLTioSog naCdcav IJoXv-
VfLKSl TtSTlTCOKOZl Sg yÖvV fTlBl-
Giv 'ETBOV.Xrig. xov JlolvvBi-Aovg Se oma^sv
iazrjKBv odövtag xs [rts? vgl. Schubart, Epüt.
crit. p.XIX] b'xovccc ovöbv fjfiBQcoTBoovg &r}Qtov,
■nal OL iial xäv jjfj^mv siöiv
Bniv-cc^iTifLg Ol ovvx^g- sni-
yga^iiia [Subjekt] ös fV
avf^ flvaC (frfii [nicht
cfuaiv , wie Overbeck u. a.
lesen] Kriga, mg xov jihv
vno xov TTBTtQmatvov , xov
UolvveUri [kaum zu tilgen],
anaxQ^^vza , 'ExsükIbl öl
ysvousvr^g xat gvv xä Svnaicp
xfjg TBXfvxrjg. Das unver-
kennbare Zusammentreffen
des alten Bildners mit dem
Dichter kann erklärt wer-
den durch Annahme einer
gemeinsamen Quelle, und
diese kann die Volksvor-
stellung selbst sein oder
ein älteres Epos, etwa eine
0rißatg. Ebenso gut ist
aber direkte Abhängigkeit
des einen vom andern mög-
lich, wie sie Bercil: annimmt.
Vielleicht ist hier, wie so
oft, die Phantasie des
Dichters befruchtet durch
einen Bildner, der grelle,
greif b<\re Einzelheiten, wie die Raubtier-
zähne und die krummen Krallen, zum ,, al-
legorischen Ausdruck einer dem dargestellten
Wesen innewohnenden Eigenschaft" gewisser- 60
mafsen als Notbehelf anwenden mufste {Mann-
hardt, Wald- und FeldJciilte 2,81). Des Künst-
lers Bild aber pflegt die Volksanschauung nicht
zu ignorieren, sondern sie besonders energisch
zum Ausdruck zu bringen. Doch würde es
verkehrt sein, diesen grassen Kerentypus für
den allgemein geltenden zu halten. — 17. In
*) Ähnlich Herondas 1, 15 f. von rf^qa; und ay.tä.
Keren (Hesiod und andre Epiker) 1142
den Worten ag xov }i£V vno xov nsTtQcoU'Bvov
y.xl. hat man wohl Worte des Pausanias oder
seiner Qnelle zu erkennen vermeint. Wahr-
scheinlich sind sie aber (wie schon qprjfft ver-
muten läfst) Paraphrasen von Epigramm versen,
die auf dem vierten Streifen der Lade sonst
nie fehlen (etwa avxrj ^sv Ktjq bgtiv kxX).
Aber auch in diesem Falle hat man nicht
das Recht, die Ker als vqXtÖTioivog zu fassen,
10 wie vielfach geschehn ist. Sie lauert beim
Zweikampf auf ihre Beute, wie in der
Abb. 1) Wägen der ^^ij^f , Lekythos aus Capua {Brit. Mm.) (nach Murray,
Hht. of Gr. sculpt. 2 p. 28).
Schlacht. Ähnliche Typen sind auf spä-
teren Kunstwerken, besonders auf etruskischen
Spiegeln, nachzuweisen; für die Ker treten auf
Abb. 2) Achill und Memnon, Kerostasie, Nolaniache Vase bei Miliin 1, 19
= Reinach p 15 (verkleinert nach Overbeck, G. h. B. 22, 7).
ihnen furienartige Gestalten ein, wie bei Sta-
tin,!^ Theb. 11, 136 ff. S. /. Overbeck, Galerie
her. Bildw. Taf. 5, Text S. 135 ff.
III. Die übrigen alten Epiker;
Elegiker und Lyriker.
18. Die Epikerfragmente bieten kaum Zeug-
nisse, die uns neue Züge kennen lehrten. Er-
wähnt sei Hom. epigr. 4, 13 f. = Biogr. Gr.
p. 7 W. (vor der Herrschaft der elegischen
Form entstanden, wie die Epigramme der Ky-
pseloslade): -Ariqu 8' iya, xr^v ftot %sog mnaös
1143
Keren ("^Arktinos')
ysivo(i8V(p nSQ, \ zXi^aoficci, dyiQCiavTcc q)£Qav rs-
xlrjöxi &v(iä: KTjp deckt sich hier vollkommen
mit not (10 V (v. 12) und ai'aTi (v. 1). — 19. In
der Äethiopis des „Arktin,"*) wurden die wjqe
Abb. 3) Wägen der ytjoe, Vasenbild des Herzogs von Luynes (nach Overbeck, G. h. B. 22, 0).
Keren (Elegiker und Meliker) 1144
bei Quintus Smyrnaeus 2, 539 in Bewegung
gesetzt. Auch die Vasenbilder (aufgezählt bei
Hirsch, De anim. imag. 19 f.) sind, wie Eobert
{Bild tind Lied 143 ff.) wahrscheinlich gemacht
hat, nicht von der
Psychostasie des
Aeschylos abhängig,
sondern von einer
epischen Quelle (vgl.
auch Ä. Schneider,
D. tr. Sagenkreis
142f.). Den Aus-
schlag giebt die
Sp. 1 142 abgebildete,
voräschyleische Le-
kythos aus Capua
Abb. 1). Die Keren
werden durchweg
nach Art der ipvxai
oder si'Swlu darge-
stellt, in dem ältesten
Beispiele (Abb. 1) als
nackte (geflügelte)
Fignrchen später
auch bekleidet oder
bewaffnet (s. Abb.
2. 3. Miliin 1, 19.
Bullet. 1865 p. 144
= Overbeck, G. h.
Bto. 22, 7. 9. Abb 4
nach Gerhard, Etr.
des Memnon und Achilleus beim entscheiden-
den Zweikampf gewogen, wie in der Kerosta-
sie der Ilias (eine Hypothese von Welcker, Ep.
Abb. 4) AXJE und EFAS, d. h. Achill und der Eos
Sohn, von Mercur gewogen, AVJV [ApoUon] als
Zuschauer. Etruskischer Spiegel (nach Miliin, PfAnt.
d. vases I Taf. LXXII, 1).
Cycl. 2,175, die sich glänzend bestätigt hat). "**
Die Schicksalswage wird in dieser Scene noch
*) Es ist auch heute noch nicht überflüssig , darauf
hinzuweisen, wie der Name Arktin im lebendigen Ge-
brauch kein Gegenstück findet , sich dagegen mit vielen
sagenhaften Namen des Stammbaums (Teles Nautes) so
gut zusammeureimt, dafa er selbst als fingiert angesehen
werden mufs. Ähnlich steht es mit den Namen der
meisten andern Epiker der ältesten Zeit.
Spiegel 2, 235, 1). Dafs bereits Arktinos
geradezu die ipvxal habe wägen lassen (Bobert
145), wird sich schwerlich beweisen lassen.
20. Auch die Elegiker und Meliker arbeiten
im ganzen mit den überkommenen epischen
Formeln, vgl. z. B. Tyrt. 11 p. 15 B.^: sx&qccv
fihv ipvxrjv &f(i8vog, ^avärov ds n^Xcxivag \ Ki]-
Qcxg ofiws avyaig rjeXt'oLo cpiXag (nach einigen
unter nr. 2 f. behandelten Homerstellen). Se-
monides fr. 94 (Epigramm bei Herodot, s.
Preger. Inscr. metr. p. 16): ßävriog, og tiÖxb
K~iQag STiSQXOfiivag cdcpa siSwg | ovk i'rXrj
ZnäQxr]g riye^iövag ngoXinsiv (oben nr. 7 f.). —
21. Persönlich zu fassen sind die Keren in
dem Artemishymnus bei Theognis 13: Haxäg
S' aito KfiQag ccXaXiiS , wohl auch in dem Ge-
bet an Zeus xriXov ds Kccyiäg äno KrJQag dfiv-
vai I yrjQclg t' ovXofisvov kccI &avKX0Lo rsXog.
Die Keren sind an dieser Stelle der all-
gemeine Begriff, Tod und Alter die Unterarten.
Das bestätigt die berühmte MimnermossteWe,
die dem Dichter jener Verse vorgeschwebt
haben mag, fr. 2, 5 ff. p. 26 B.*: . . . äv&faiv
^ßrjg I xsgnoiMS&cc . . . KriQSg ds naQsaxr]v.(X6i
(liXciiVcci, J rj (ifv f'xovGcc xsXog y^Quog agya-
Xiov, I 17 8 sxfQY] Q^ccvuxoio' piLvvv9a 8f yiyvs-
xui T]ßrjg I nagnog — ein durch den Kontrast
wirkendes, visionär lebendiges Bild: der Mensch
Blumen und Früchte suchend (vgl. Xfniäva 1146,
14) aber neben ihm lauernd die beiden schwarzen
Spukgestalten, Greisenalter und Tod. In solchen
Fällen ist die Machtbefugnis der Keren wie-
der unverkennbar erweitert. — 22. So kann
es kein Wunder nehmen, dafs humoristisch die
bösen Geister des Trunkes Keren genannt
werden, Tlieogn. 837: Sioaai. xoi Ttödog Kfj-
Qeg'ötLXoiOL ßgoxoCaiv \ di'ipa ts XvaifisXrjg xai
1145 Keren (Lyriker) Keren (attische Zeit) 1146
^£&vaig xaXsnri. Sehr allgemein, aber wenig avfiJtscpvQiiivrjv -nal äfirjxoivtyac. Nach solchen
bezeichnend heifst es auch bei Pindar fr. 277 Stellen auch Ps.-Tim. (ein Hellenist?) 2 p. 547
|246] KiJQsg olßo&Qsmiovsg . . . nsQiiivci^ciTcov (39 M.) rö tc5 Jtavrog aäfia öcKriQCizov röäv sKtog
älBystvcöv, „die im Reichtum genährten Sor- Hr]Qci)v. 10 p. 561 (44 iH.) nollal Sl yiägsg ^wäs.
gengeister" {Bergks Konjektur oXßod-Qiji^ö- Hip2)- Stob. Flor. lOS, Sl p. 98 M. noXkal KÜQtg
vsGCi ist unnötig). — 23. ^e\ Semonides 1,20 v.a.Tä nä.vT.uxov ßiov nsfpv-ncivxi {9.nx.29). Alles
p. 444 £f/A\* ovTco %ci%ü)v an' ovdsv dXlcc (iv- freilich ohne mythische Färbung. Wichtiger
ptKi ßgoToCai TifjQ^g ^dvsni'cpQocGtoi. övcci \ tial ßm2Jedokks4cßOf.: Die Frommen werden schliefs-
nrj^ccz' ioTi'v erscheint der Ausdruck ziemlich lieh ■9'fot xiyirjGi cpBqLGxoL, \ ccQ'civätoig cclXoiGtv
unpersönlich; er bezieht sieh auf hnlg yfjQag lo 6fisaxLOi...an6tiriQOt [frei von der Ker] dz^i-
vüooi "Aqrig usw. (6. 11. 12 ff.), die dem Hades gfig. 18 f.: . . .axignia xäqov, \ ev&a $6vog
seine Opfei'tiere zuführen (v. 4 sehr. "Aiöjj ßoxd xs Kotog xs %at allwv k'^vsa Ktjqcöv | avx^rj-
^cöovaiv, vgl. Pallad. Anth. Pal. 10, 85, Plaut. qccC xs Nogoi v.ul Zr^ipisg "Egya xs QBvaxd \
Cas. 2,1,12). Auch bei Alkman fr. b6 A p. 55 J5. "Axrjg dv Xstfiävd xs -nai anoxov rildanovoiv.
Gcpoig dSslcpiösoig \ Kccga -nai cpövov ist er Die Keren sind böse Geister, die acharen-
fast appellativ gebraucht; interessant ist aber weise in dem irdischen Jammerthale umher-
die hier und öfter überlieferte Form -ndgav ziehn (rjl. doch wohl zu i&vsa); wichtig ist
für HK^a, wie man mit Bast und Ähren s {diah es, dafs sie zur Ate gestellt werden. Hier
2 p. 140) zu korrigieren pflegt, s. nr. 53. 59. klingt das schon bei Hesiod auftauchende und
— 24. Weitaus das wichtigste Zeugnis dieser 20 wohl in Delphi kanonisierte Dogma an, dafs
Gruppe ist Stesich. fr. 93 p. 232 B.^ {Eustath. die Vollstreckerinnen der strafenden Gereeh
n-2,3 = Äristoph.Byz.Suct, cf. Bliller, Mel. tigkeit Keren sind. — 26. Es stimmt dazu
p. 417): ZvrjGLxoQog df , cpcxai, xdg Krjgag [yicd aufs beste, dafs diese Vorstellung ein Haupt-
xdg oKoxdasig] xi:l%i.vag nQoarjyoQivas. Die ein- artikel in der Theologie der attischen Tra-
geklammerten Worte sind, wie schon das späte giker ist. In den Sieben gegen Theben des
ayiÖTCüOig verrät, ein Glossem (otoröw byzant. Äeschylus 1040 (1055) klagt der Chor über die
^ cpovtvco: Du Cange 1395), und zwar des Eu- fiBydXccvxoinal cp&sgaiysvBig KfjQsg 'Eqivv sg,
stathios (vgl. de Thess. capta 27 Op. p. 275,2 xarti die des Oedipus Geschlecht vertilgt hätten mit
ajrarr^i'CHOTcöcftös)*). Weshalb bezeichnete »S'iesi- Wurzel und Stamm. Apollon der Delphier
choros die Keren als Teichinen? W. Prell- 30 selbst ist der Führer der Keren bei Sophokles
witz (Bezzenb.Beitr. Ib, 150) geht irre:, aber auch Oed. B. 469 ff. : k'vonXog ydg in' ccvxov insv-
Welcker {Aesch. Tril. 185) kommt übers Raten Q'Qäov.si | tivqI v.al azegonccüg 6 zJibg ysvizccg
nicht hinaus („vielleicht die den Freunden das (der Herr der JsXcplg Ttszga v. 463)' | dsival d'
Leben eines Geliebten mifsgönnenden Keren"). d^' snovxai \ KrjQsg dvanXdHrjzoL: die Keren
Nach einer sehr altertümlichen und volks- sind hier unverkennbar das Erinyenheer.
tümlichen Vorstellung pflegen die Teichinen Wie die Keren dort den Oedipus als Vater-
mit höllischen Zaubermitteln die Saat zu ver- mörder hetzen, so verkünden die Dioskuren
derben {Pcut. prov. Alex. 1 p. 3 m. A : tm t^s bei Euripides Elektr. 1252 dem Orestes 8si-
Exvyog vdaxi zrjv yfjV KaxaggaLvovxeg uyovov val Ss KfjQSg ff', «t -nwcänLÖsg &sal (wie
inoLOvv, ähnlich Strabo 14 p. 654. Nonnos 14, 4D sonst die Erinyen heifsen), | xQOxriXaxr'iGova' ifi-
46; vgl. Fleckeisens Jahrb. 135 [1887] p. 242. navfj nXavwnsvov. Auch Euripides Her akl. 810
Zur Quellenkunde der Paroemiographen p. 301): Ssivd (ivHaxat, ds Krjgag dva-HKXmv xdg Tag-
insofern hat Laistner (ßätsel der Sphinx 2 S. zdgov mag hierher gehören: Herakles ruft
262) gut den modernen Bilwis- oder Bilmes- durch sein rasendes Beginnen die strafenden
Schneider verglichen. Nun vernichten auch Keren aus dem Tartaros. Ähnlich heifst bei
die Keren die Saat nach 'Orpheus'' Lilh. 269 Aesch. Sept. 760 oaov zöz' OiStnovv zlov xfjv
Xvxvi, 6v 8' SV. nsdiov go&iov dnosgys x^^^' d gna^dvägav Kfjg' dcpsXövxa x^Q^'i die zur
^uv fifisxsgov, Hcci Krjgag oaai, axLxöavxai Strafe ins Land gesandte Sphinx die „männer-
sn' dygovg- \ v.aC es ydg d%avdxcav cpiXssi raubende Ker". Eine Kritik dieser Lehren bei
vöog KxX., und wie ein leiser Nachhall solchen 50 Eurip. El. 1298 ff. näg ovxs &£a) . . . oyv.
Glaubens wirkt es, wenn Theophrast de caus. rjgnsqdzriv Krjgag [isXd&goig; \ J I . ^oigav avdy-
plant. 5, 10, 4 meint: y,al s-naazot zäv xönwv xrjg riysv z6 XQ^^'^ I ^oißov z aaocpot, yXaioorjg
iSiag hiovGi nfjgag , nämlich für die Pflanzen. svonai. — 27. So wird die Ker ganz all-
Wahrscheinlich wufste schon Stesichorps von gemein als ünglücksdämon gefafst, wie
bösem Zauber, den die Keren auf den Äckern schon bei Mimnermos. Sie steht dann, wie
anrichten. die vriXsonoivog bei Hesiod, im Dienste der
TTT rv;„ „++-„„v, rr -4. Mächte, die der sittlichen Weltordnung warten
IV. Die attische Zeit. ^^^ f„; Ausgleichung von Schuld und Strafe
25. Auch bei der religiösen Umwälzung, die Sorge tragen: denn dafs hierin eine Neu-
sich im sechsten und fünften Jahrhundert voll- 60 Schöpfung der Attiker zu erkennen sei, wie Vf.
zog, behaupten die Keren ihren Platz. Demokrit. früher mit Anderen angenommen hat (a. 0.
Stob. Flor. 1, 40 {Fr. Ph. Gr. 1 p. 341 M.) ovy. S. 266*^), kann nicht mehr als wahrscheinlich
oXiyag v.rigag sv zä ßia dicöasai, (p96vov -nai gelten. In Übereinstimmung mit solchen Leh-
^fiXov -nai dvoyi,svCriv ... noXXolai Krjgai zs ren bedeutet xjjp bei den Tragikernnicht nur Tod,
^, ^. , . ^_ o ,.1 r r , j. c ^ sondern auch Unglück und Krankheit, Fehler
*) Die kühnen Schlufsfolgerungen, die Schwartz , -r^ ■ 7-,, f,5V, ', - ' '_' ;:' ,,„^,„
,„ -.. , ,. , „, ,. „1^f^ j. TXT- i (Eunp. P/toen. 9o0 ufAaivav ying sn oaiiaaiv
(Prahistor.-anthropol. Studien 211f.) an dieses Wort ge- \ , , ^ , , ^ J^ „ „ - -AT ■? 7 ^ jo -.</>/.
knüpft hat (nach ihm Laistner a. O. 265. 269), hängen ßctXcüV. AeSCh. Ag. 206. Soph. PlllloU. 42. 1166
also in der Luft. %riga xdv8 aTtocpsvysLV. Trach. 133. 454).
1147 Keren (attische Zeit; Aristias)
28. Doch lassen diese Zeugnisse kaum ahnen,
welche Stelle die Kei'en im attischen Volks-
glauben einnahmen.*) Wichtiger ist die That-
sache, dafs Aristias ein Satyrdrama KrjQsg
schrieb. Mit einer Mischung von Grauen und
Humor müssen die Spukgestalten von ihm
geschildert sein**), gleich den "üpüjf g bei den
Komikern. Die Satyrn werden sich mit den
Unholdinnen eingelassen haben, wie mit Sphin-
gen {Aesch. Sphinx) und Laraien {M. Mayer,
Athm. Mitt. 16, 300 f.). Die bei Athenaeus 15
p. 686 (fr. 3 p. 727 N.) citierten Verse avv-
dfmvog rj iniKconog [^iniy.cofiog Dindorf, kaum
Al)b. 5) Totenklage, 'attische Lekythos (nach Moniim. 8 T. 4. 5).
richtig, s. Dion. ChalJc. fr. 5, 1 f.] r) nct^a-
ygszae \ 'AlSov TQontf^fvg, aHQCiTECc vrjdvv ^%cov
wird man freilich eher auf Kerberos oder
Charon[vgl. das überlieferte ?7rt'Kö);roc;] beziehen
müssen; doch könnten auch die Krjgsg zu den
■nvvsg Tgan^^fjsg ***) des Hades gehören; 'A'C-
öao Kvvig nennt sie ApoUonios von Bhodos 4,
1666, s. unten nr. 36. Als seine Töchter er-
scheinen sie in einer schönen, altertümlichen
Stelle des Euripides, Herakl. 480 f.: t/ Tvxri
*) Vgl. von Wilamowitz, Eurip. Her. 2, 147.
**) Dafs Tragödie und Satyrdrama von Pestbräuclien
des Ahnenkultus ausgegangen sind, meine ich nach-
weisen zu können.
***) Oder waren sie gar umgekehrt als ßoQu gedaclit?
Vgl. l'orphyr. Euseh. Praep. ev. 3, 11, 18, unten nr. 58.
Keren (attische Zeit; Kult) 1148
vvficpcxg (i£v v^iv KijQocg dvziöwn' i%£iv. 484
"JiSrjv voni^av nev&egöv, yirjdog ni-ngöv (vgl.
von Wilamowitz S. 147). — 29. Auch Plato de
leg. 11 p. 937 D, wo man gewöhnlich das Ap-
pellativum erkennt, ziehe ich hierher: nolläv
ÖS oVTCOv Kai ■aixi.äv sv rä zä)v av&QcÖ7i(0V ßCco
r.oig nlgiOTOig avzcov oiov ArjQfg enimcpvyici-
OLV, ort ■narufitcciv ova L t£ xat KarccQQV-
TtccivovCLV ccvzä. Hui drj kkI Si'nr} ev av-
10 d'QcÖTtoig Ttcäg ov yiaXov v.zX. Parallelgestalten,
wie die gespenstigen Harpyien und Lamien,
oder die Totenvögel der Aresinsel {Apoll. Bhod.
189 fF. Verg. Aen. 3, 227. Serv. Aen. 8, 300)
besudeln in der That zä -^alä mit ihrem
Kot: eine Vorstellung, die schwerlich
so jung ist, wie Bd. 1, 1844, 60 mit
Jacobi und Vofs angenommen wird.
Etwas Ahnliches scheint Plato, doch
wohl aus attischer Überlieferung, von
den Keren gewufst zu haben.
30. Den lebendigen Glauben des atti-
schen Volkes lehrt uns aber erst der Ku 1 1,
die Festsitte, authentisch kennen. An
das attische Anthesterienfest, dessen
letzten Akt ein Opfer für den chthoni-
schen Hermes und die Seelen der Ver-
storbenen bildete, schlofs sich, gerade
wie an die Lemuralien der Römer {Varro
hei Non. p. 135) ein „Seelenaustreiben"
an [s. jetzt E. Rolide, Psyche 219]. Bei
dieser Ceremonie (vgl. Hymn. Orph. 12,
15 f.) rief man den als gegenwärtig ge-
dachten Geistern die sprichwörtliche
Formel zu: Q^vgcc^e, KrjgEg, ovv. sr'
'Av&Eazr'jQia [die Kägig in der Vulgata
der Paroemiographen sind von Demon
eingeschwärzt, s. meine Anal. crit. ad
Paroemiogr. p. 48 sq. 146]. *) Didymos
erklärt das treffend bei Phot. 1 p. 286
Nh.: cog iicita xrjv jioXiv zotg Av^ECzrj-
QLOig zä>v ipvx<^v TtsQLSQXOfiEvmv. Un-
verkennbar sind die K^QEghier die ipvxcci,
die an den ^lagal rifiEgai, {Phot.) des
mundus patens umgehenden Seelen der
Verstorbenen. — 31. Das ist wirklich
herrschender Glaube in Athen ge-
wesen, wie sich — abgesehn von den
unten zu besprechenden Parallelgestal-
ten der Erinyen — aus dem unzwei-
deutigen Zeugnis des berufensten Ver-
treters attischer Anschauungen, des
Aeschylus, ergiebt. Im Epos — wahr-
scheinlich auch noch bei „Arktin" — wer-
den die ■nfjgE der kämpfenden Helden ge-
wogen; Aeschylus in der ^pvxoazccaLa (/r. 279f.
p. 88 iV.^) setzte dafür die ipvxaC Achills und
Memnons ein, nach der Ansicht der antiken
Grammatiker geradezu durch eine falsche Deu-
tung einer Homerstelle verleitet, mit der die
«0 von ihnen grundsätzlich beiseite geschobene
Aethiopis in diesem Punkte übereingestimmt
*) Meine Ausführungen in der A. E. , die im ganzen
wenig Beachtung gefunden haben, sind angenommen und
weitergeführt von H. Rohde a. O. Th. Kock hat die Fassung
Demons unter die Komikerfragmente (I) eingereiht (t. 3,
/■>•. 548 p. 508) und polemisiert p.754 gegen Didymus, ohne
über diese Fragen orientiert v.w sein; sein Einwand ist
oben erledigt.
1149 Keren (attische Vasen)
haben wird. Vgl. Schol. A. 11. (s> 70 sv d'
itl&Sl Svo XJjpf • • •] Otl TUg rd'aVUTTjCpÖQOVg
txotQag Xsysi' b de AißivXog vo(iioas XsysaO'cii
tag Tpvxäs, inoiTjas trjv Wvxocraoiav ktX., ähn-
lich Schol BT. zu X204. Eustath. p. 1266,37.
PJutarch de aud. poet. 2 p. 17 A. In der That
wird dem Aeschylus das Sprachbewufstsein
seiner Zeit, wie es in dem altattischen Sprich-
worte zu Tage tritt, das neue wirksame Bild
des Seelenwägens an die Hand gegeben haben.*)
32. Wichtiger noch sind die lebendigen
Zeugnisse, die uns die attische Kleinkunst
bietet. Flatternde kleine Seelen-Keren am (im ?)
Grabhügel neben der Schlange des dvSgbg
uTtocpd^ifjiivoio zeigt eine zuletzt von P. Wol-
ters, Äth. Mut. 16, 379 besprochene Leky-
thos (Abb. 5); man hat in ihnen wohl mit
Recht die Seelen rerstorbener Verwandten
gesehn. Der Typus entspricht ziemlich genau
dem auf der Kerostasie archaischer Vasen,
s. Abbildung 1. Ähnliche Lekythen bei Benn-
Keven (attische Vasen) 1150
Fhüoloijenvers. zu Gera 1879 S. 115) beschrie-
benen Lekythos in Jena erkennen dürfen :
„Hermes steht vor einem Fafs; aber es ist kein
Weinfafs, denn :t;eelen flattern an der Öffnung
umhei*. Sie entströmen derselben, oder stürzen
sich hinein oder klammern sich am Rande fest
. . . Das Fafs soll wohl den Eingang der Unter-
welt bedeuten. Davor steht Hermes, nicht nur
mit dem XTjpvxfror, sondern auch mit der
10 Qcißdog . . . Ob die Darstellung des Einganges
der Unterwelt durch ein Fafs absichtlicher Humor
ist oder nicht, bleibt unklar." Man wird viel-
leicht an die Sitte erinnern dürfen, Gefäfse,
oft ohne Boden, auf den Gräbern anzubringen
(s. Abb. 5 und dazu P. Wolters, Ath. Mut.
16, 886 f Crusim, FJiiloJ. 51, 4,739); auch die
grofsen Dipylongefäfse sind Grabaufsätze ge-
wesen {Mtlchhöfer, Ath. Mttt. 5, 178, Wolters
a. 0.)*). — 33. Hiernach haben wir das Recht,
20 manche nackte, meist geflügelte Figuren auf den
Kampfscenen der attischen Vasenmalerei als
Abb.'fi) Prothesis, attische Lekythos in Wien (nach Benndorf, gr. u. sie. Vasenb. 33).
dorf, Gr. u. sie. Vasenb. Taf. 14. 33: kleine
Flügelgestalten neben dem Grabmal, und neben
dem auf der Bahre liegenden Toten , s. Abb. 6
(B 33). Für die Gebärde der Klage vgl. Tib. 1, 5,
blhanc volitent animae circum sua fata querentes.
Das Gegenstück zum Seelenaustreiben, das
^vxayoaysiv durch Hermes, den nQoyovog der
Wvxaycoyoi {Aesch. Psych. 273 p. 87) und sei-
nen geistermächtigen Zauberstab **j (attischer
Glaube nach Aristoph. Av. 1555, Plato de
leg. 10,909, vgl. das römische manes elicere),
werden wir auf der von Gaedechens {Verh. d.
*) Man könnte auch eine Stelle der Theognidea , die
Härtung (Eleg. 1, 91) dem Solon zugewiesen hat, hierher
ziehen, v. 207 f. üXXov O'oü y.aTff^iuQifJe diy.iy ^uvaTog yu(i
üvaidi^i nQuaSsv inl jiXscpaQOi.; i^ffo xT^qü tpfQov: der
Tod, die Seele entführend, ehe die Strafe gekommen ist.
A.ber die gewöhnliche Erklärung (der Tod, Vernichtung
bringend) ist möglich und deshalb vorzuziehen. Vgl.
aber Kaibel, Epigr. Gr. ex lap. coli. 415, unten nr. 44.
**) Die (läjido; macht" den Hermes nach dem Hymnus
V. 530 uXrifJiüv; man ist versucht „fest gegen die Ker" zu
übersetzen. Hermes ist das Prototyp des Opferpriesters
und Geisterbanuers.
Keren zu bezeichnen. Das schönste Beispiel [ist
wohl das zuletzt von P. Hartwig , Journal of
üellenic studies 12 1891 340 feinsinnig be-
sprochene Vasenfragment Abb. 7 Sp. 1151/52.
50 Ein Krieger, gewifs ein Heros, ist in die Kniee
gebrochen; auf ihn zu flattert ein kleiner,
nackter Dämon mit mächtigen Schwingen; die
rechte Hand hält er vor den geöffneten Mund
des Verscheidenden, die linke drückt nach
Hartwig sein Haupt nieder, was mir nicht
ganz sicher scheint. Schon Klein hat in der
ersten Ausgabe des JEuphronios S. 53 f. das
Richtige geahnt, ist später aber durch Ein-
spruch von archäologischer Seite {Kopp, Arch.
60 Zeitung 1884 31 fi'.) daran irre geworden. Die
Seele verläfst durch den Mund (wohl auch
durch die Augen) den menschlichen Leib (Bei-
spiele bei Crusius, Unters, zu Herondas S. 53 f.
Mhein. Mus. 46,519): in diesem Moment sucht
*) [Erst während der Korrektur wird mir ein Auf-
satz von 0. Kern, „Orphischer Totenkuli" {Aus d. Anomia 90 f.)
zugänglich. Die Hypothese, dafs in diesen Vasengemälden
orphische Ideen stecken, will mir nicht einleuchten.]
1151
Keren (attisclie Vasen)
Keren (die Hellenisten ; Apollonios etc.) 1152
sie die Flügelgestalt zu fassen. Der Maler
hat gewifs die epische Ktjq &avutoio darstel-
len wollen, die des Helden tpvxi] mit sich fort-
führt ins Jenseits (oben nr. 3f.). — 34. Ebenso
richtig hat Robert {Thanatos^ 17) auf einer
späteren Darstellung des von Äthiopen getra-
genen Memnon die Ker des Epos erkannt. Die
betreffende Flügelögur mag männlich sein:
das ist aber bei der in der Ä. E. und hier
(vgl. auch Philol. 50, 102 1«) entwickelten Auf-
fassung kein Gegengruud. *) Auch auf der
Darstellung vom Tode des Priamos und Asty-
anax bei Gerhard, Auserl. Vasenb. Taf. 214 =
Overheck, Gal. her. Bildw. 25, 23 wird man in
dem nackten Figürchen, das auf der Volute
des Altars hinter dem Haupte des Priamos ba-
lanciert, die Ker erblicken dürfen. Neoptole-
mos würgt Priamos mit der Linken und holt
eben mit der Rechten zu dem tötenden
Schlage aus; dem entsprechend erhebt das
nackte Figürchen die rechte Hand gegen das
Haupt des Pri-
amos, als
wollte sie es
niederdrücken.
— 35. Früher
meinte Vf. vor
allem'die kleine
Flügelfigur, die
auf einer Dar-
stellung des
Kampfes zwi-
schen Hera-
kles und Al-
kyoneus auf den
Giganten los-
stürmt, wie um
ihn vollends hinabzudrücken {Tischhein 3, 20.
Miliin, Gall. Myth. 120, 459. Ann. d. Inst. 5,
tav. D' p. 310), als Ker ansprechen zu sollen
{A. E. 266'^). Kopp hat a. 0. 42 unter grofsem
Beifall für Hypnos plädiert; dafs mindestens in
diesem einen Falle die lebhafte Bewegung der
Figur seine Auffassung nicht begünstigt, scheint
er selbst zu empfinden. Ich halte es auch
jetzt noch (mit Hartwig 345 f.) für sehr wahr-
scheinlich, dafs der attische Künstler die Ker
darstellen wollte.**)
*) Kopp meint, die Darstellung einer Ker müsse der
Beschreibung des Pausanias oben nr. 16 entsprechen
(Arch. Z. 42 1884 S. 42). Der Typus des Perseusschildes und
Kypseloskastens braucht aber nicht der einzige ge-
wesen zu sein.
**) Ob die Forderung, dafs die Flügelgestalt auf
allen Alkyoneusdarstellungen einheitlich zu deuten sei,
aufrecht zu halten ist? Die Figur auf dem Kopfe des
Riesen (Petersburger Vase, s. Kopp Sp. 42 Anm.) lässt
sich gleichfalls gut als Ker auffassen, vgl. Theognis
keiu Attiker?) 207 f. ^ävatog yäp ävatdijg nQ'a&sv
inl ßXitpdqoLi iXtto xti.. (s. oben nr. 31 *), Eurip. Phoen.
150 xijo' in üfj/iiaai xtX. — Manche verwandte Figuren auf
Vasen anderer Herkunft (besonders aus Kyrene, s. Slitd-
niczka, Kyrene 24) habe ich mit Absicht aus dem Spiele
gelassen, da es noch nicht gelungen ist, für ihre Be-
nennung in der Überlieferung ähnliche Anhaltspunkte
nachzuweisen. Sicher ist nur, dafs in den männlichen
und weiblichen Flügeldämonen, welche die Göttin Kyrene
umflattern (a. O. S. 18, Fig. 10), Harpyien und Boreaden
nicht erblickt werden dürfen, s. Verf. Centralblatt 1890
1142. Untersuchungen zu Herondas 143*. Bemerkenswert
Abb. 7) Ker über einem fallenden
Krieger (aus dem Journ. of Hellen.
stud. 12, 390).
V. Die Hellenisten.
36. Von den hellenistischen p]pikern bietet
Apollonios von Rhodos den interessantesten Stoff.
Die Apostiophe 4, 1485 KävQ'B, os 8' ovlö^s-
vuL Aißvrj tvL KijQfg slovro zeigt die Keren
unverkennbar in höchst persönlicher Auffas-
sung. Das bestätigt sich auch sonst. Die
Hauptstelle ist 4, 1665 ff. : sv&a ö' ccoiörjaLv
10 iisiUaaizo [Medea den Talos], yiiXns 8t Kri-
pag I 'ö'Vftoßopo'üs, 'AiSao Q'oaq Kvvccg,
(XL nsQL Tcäaav \ ^squ Slvsvovokl snl
^aoLaiv äyovrai. Die lebeuzehrenden Keren,
'Hunde des Hades', wie die Erinyen, schwirren
überall in der Luft umher und können durch
Zauber auf die Menschen gehetzt werden [so
das Schol. richtig, Merkels Konjektur ist un-
nütz]. Wie ein hellenistischer Orpheotelest
ruft Medea diese Geister tglg nhv doiSatg,
20 TQig dt Xiraig, fasciniert Talos ix&oSojtotaLv\
o^i^ccoi . . . , Bv, 8 dt8r]Xa | 8£LHr}Xa (== KrJQCcg,
als Bldcola?) TtQOLCcllBV.
37. Dafs hinter dieser Scene
wirklich die Übung helle-
nistischen Glaubens oder
Aberglaubens steht, be-
stätigen dieorphischen
Hymnen, deren Bedeu-
tung für die Religions-
gescbichte jener Zeit
betont zu haben das
grofse Verdienst R.
Schöll's ist (Sat. Saup-
piana 176 ff.).
Einige Stellen blei-
ben innerhalb
der Grenzen
des alten Epos,
wie verwandte
Verse der 'or-
phischen' Ar-
(jonautica und
Lithica, vgl.
Hymn. 66 [As-
klep.J, 4 . . . ^öloig -naTccycnv vyisiav \ iial
Ttavcov vovGovg %alETicig ^avätoiö tb KrjQag',
88 [Ares], 17 SvafisvEcav TiQOcpvyövxa (lö&ov
KiJQÜg TB ßiaiovg. 'Orph.' Lith. 536 [542] ff.
FoQyöva yaQ TlBQarji . . . Sufirjvai \ jiuq&bvov
^0 aQyaXBrjv, sgißconiSa, xjjpa (iBlatvciv \ av-
&QoiTia)v, oloiv Y.BV in' dv8QOcp6vca ßdXBv oggb.
Argon. 1032 [1029] sx 8' BtBXsLto 86Xog azvyB-
Qog -nal ■nrJQBg di8vcil \ Mrj88Lrig vn BQCoTog
dyay.Xvtov 'AipvQtoio. — 38. Wie man sich
die Keren in diesen Kreisen wirklich noch als
lebendige, umgehende Geister dachte, zeigt
besonders die schon oben nr. 24 angeführte
und mit einem Stesichoros - Citsit kombinierte
Stelle der Lithica 272 (269): Kfjgcig, öaca cri-
60 ^ocovrai in' dyQovg. Medea hetzt {indyBi)
ist die Zahl: Fünf weibliche Gestalten links hinter der
Kyrene (eine zu ergänzen), drei männliche rechts vor
ihr {Studniczka S 25); ob das den fünf Städten (der'Peuta-
polis') und drei Phylen der Kyrenaike nur zufällig ent-
spricht? Die Flügeldämonen strecken, wie bittend oder
empfangend, ihre Hände aus: sind es die Gaben der
Landesmutter, die sie ihren Schutzbefohlenen austeilen
sollen?
1153 Keren (Ps.-Linos; Apollonios') Keren (Hellenisten; Koroiboslegende) 1154
diese Dämonen auf ihr Opfer: so berichtet sie noch zu gut bei Kräften ist und sie be-
Plutarch [d. h. Ephoros oder Theopompos, zwingen könnte.
vgl. 39j, Z?ys. 17, nach helleDistischem Glauben: 41. In derberer Weise verkörperte diesen
Ol cpQOviiiäxaToi xmv I^TiciQtiarcöv .. disfiaQTv- Gedanken das hochaltertümliche, bei Kalli-
Qovro roig Bq)6Q0ig ontodioTtoimsiGQ'cii. Ttäv machos nachweisbare Märchen von Koioibos
t6 (XQyvQiov . . . coansQ ÄfjQag snccycoyi- {Fausan. 1, 43,7),*) der eine Ker erlegte, wie
fiovg [ein Nachklang bei Syms. Dion. p. 38 P., Euthymos einen bösen Heros bezwang [Bvhde,
unten nr. 46], und eine solche Ceremonie, dem Psyche 180 f]. Psamathe gebiert ein Kind
attischen "'Seeleuaustreiben' entsprechend, von ApoUon, setzt es aber aus- Furcht vor
hat wirklich vor Augen der Verfasser des lo ihrem Vater aus. Der Knabe [^Linos nach
12. orphischen Hymnus 'Hga-aXsovg, wenn er Kanon 19] wird von Hunden zerrissen |, Psa-
den Herakles dls^Uu%ogY.15f. bittet: i^s- mathe nach iiowow zum Tode verurteilt], '.^jrd^-
Ikoov öh ■Kccy.ag äzag ■nXciöov sv x£qI naXlcov, ' Xcov ös Aqytioig . . . ntfiitti UoLvriv xavxriv
nxrivotg x' io^öXoLg KiiQK g xaXsTtccg anö - xov g naCS ag uno xco v (irix ^ qcov q)aaiv
jtsfins (Terminus technicus; vgl. die alte UQTta^siv, ig o KÖQOißog ig x^f^'-'^ 'AQyiioig
Formel i^xQtyy' a7ro<^7ro^u7rft'r, carm. pop. 26 cpovevii xijv Iloivrjv. cponvaag dl (ov yag
3 p. 664 Bgk., llesych. anonointiiv . . . dno- dvist acpcig dtvxsQK sninscovaa vöaog loLficä-
yia&rjQKa&cii; vgl. {xnöniiinxoi, dnonöfini^of ärjg) Kögoißog s-nmv riX&iv sg zJ sXcpovg vcp-
at (XTtocpQuäsg tjfiiQoci, wie die (iiuQai in Athen). s^mv di-K<xg xä &s(p xov cpövov r^g Iloivrjg.
Der zum Austreiben der bösen Geister be- 20 S. Ovid Ib. 573: inque tuos ea Pestis eat, quam
nutzte -AläSog entspricht genau den gäßdoig, dextra Coroebi \ Vicit, upeni mistris Argo-
mit denen der Priester der Demeter Kidaria licisque tulit ( vgl. Paus, ig %ccQiv 'A^ysiot-g
Tovg vnox&oviovg ticcCbi (Pausan. 8, 15, 1); -ww ). Ausführlicher in direktem An-
wenn die Keien vom 'HQunXrjg KrjQa(ivvxr]g schlufs an Kallimachos: Statins Hieb. 1, 562 ff. ;
{Lyl:oplir. 663 mit Schol.) mit Pfeilen verjagt vgl. G. Knaack, Anal. Alex.- Rom. 14 ft'. Höfer,
werden sollen, denkt sie sich der Dichter otien- Konon 5 ff. Dies von Apollon gesandte und
bar fliegend, wie die stymphalischen Vögel, die von der Hand des Koi'oibos erlegte Scheusal
sich auch in auderer Hinsicht mit ihnen be- heifst Ker in dem bei Pausanias benutzten
rühren (s. oben nr. 29).*) — 39. Als gegen- Epigramme des den Mord darstellenden (ivrifia
wärtige Geister, die durch einen ■na&UQ^ög zu .30 (vgl. die Worte s'axi de MiyciQivai . . . tioivoc
vertreiben sind, kennt die Keren auch der o^cog ovza xoig 'Agysi'cov, Mifsverständnis von
hellenistische Theurg, der sich Linos nennt, V. 1), Anth. Pal. 7, 154: stjul äs KrjQ tuju,-
bei Stobaeus Floril. 5, 22 Krjgag dncood ^is- ßovx°S'**) o Ös nxstvag (ts Kögoißog' HSLzai
vo? 7toXvTir]fiovag, ai' zs ßsßr'jXaiv \ oxXov d'C- S' coÖ' vn' ifioig nooal 8id rptTro^« (Anspielung
aiovaai dxaig nsQlndvra nsdcSai., navxoicug, auf die Gründungslegende von Tripodiskos). —
(lOQcpwv x^^i'^f^'" dTi(xzr,fiax' i'xovGcct. . . . ovzog 42. Das anonyme Epigramm verrät sich durch
yÜQ öS ^a&a Qtiog dKr]Qiog av boicäasi, i si seine Stilisierung als Produkt der Hellenisten-
■Asv dXji&tiri (iiaiig öXobv ysvog avxäv. Be- zeit (vgl. den gesuchten Gegensatz xzsivag —
merkenswert ist die sehr allgemeine Bedeu- yisirai); es könnte von KanimacJios oder viel-
tung des Wortes, unter das der moralisierende 4u mehr von einem Nachahmer des Kallimachos
Poet auch die vjjdvg u. ä. einbegreift, vgl. oben {Knaach p. 26) herrühren. KalUmacJws selbst
nr. 25. mag den Ausdruck Ktjq gebraucht haben(/r. 534
40. Ein ungelöstes Problem (s. zuletzt if. de etwa: 6 y.avd>v SaonXrjxcc Kögoißog j <[KrJQccy).
la ViUe, Apollon. p. 237) bietet eine andere Statins nennt es y. 597 f. monstrum infandis
Apollonios -'SiieWe., 1, 689 f.: ») yi,lv iycov (Po- Acheronte sab imo \ conceptum Eumenidum
lyxo) fi KccL ju,8 XU vvv txi TtecpQtyiaaiv \ Krj- thalamis (vgl. 615); es hat viryinis ora pecto-
Qsg, insQXoiisvöv nov oio^cci ttg hog i]är] \ raque, aber aeternum Stridens a vertice surgit j
yuiuv icpiaasad'ai.. Weshalb 'fürchten' die et ferrugineam frontem discriminat anguis; es
Keren die alte Polyxo? Dübner (bei H. de pflegt anirnas a stirpe recentes \ abripere altri-
la Ville a. a. 0.) erklärte: 'horrentem ob for- bo cum gremiis morsuque cruento divesci (vgl.
mam . . . , cf. Plaut. Epid. Fastidium Orci . . .' Kf^gag . . &v(ioß6govg oben 36). Wie er sie trifft.
Aber das wäre eine sondei'bare Selbstkritik: latcri duo corporaparvum\dependent . .\Ferra-
und weshalb sollte es im nächsten Jahre anders tuiue ungues tenero sub corde tepescunt (vgl. die
werden (H. de la Villejl Be la Ville hat nur *) Dieser zu Megara begrabene Koroibos ist mitdim
Verlegenheitsauskünfte (SOit ä cause du re- eleiachen Olympioniken (Paus. .5, S, 6. 8, 26, 3) ursprüng-
SpeCt . . . , SOit danS la Crainte de depeupler lieh wohl identisch: der Bezwinger der Unholdin kommt
LemnoSI, die sich gegenseitig aufheben. Noch a^^ *!" Fremde, wie Oidipua, und ist Olympionike, wie
wir sprechen vom Todeskampf: so haben auch Euthymos^ vielleicht^ spricht sich das in den Worten
die Alten die schlimme Stunde aufgefafst '" ^"/Eioe'IoicheT^ ^..«/Joö/oc wird auch die ««o-
ThanatOS und Geras müssen im Kampfe mit 0O <^',.^, gewesen sein, die auf dem Grabmal des Midas
Herakles das Feld räumen, und Thanatos aiand (s. zulttzt Preger, Inscr. Gr. metr. v- 1^8 i-). Die be-
wird von Sisyphos gar gefesselt [Robert, Tha- kannten Verse waren in zwei griechische Volksbücher
natOS S. 28 f. V. WilamOlvitZ , Eurip. Herakles eingelegt, in die Humerbioyraphie und (unter dem Namen
2, 174. Hartwig, Piniol. 50, 189). Die Keren Kteobuh) in den Novellencyklus von den Sieben Welsen.
fürchten also die Polyxo als Gegnerin, weil Damit erklären sich aneSchwi.rigkeiten der Überliefe^
•' ° ' ruag, denen noch Ililier (Rh. M. 33, 524) und Pregcr (p. 196)
*) Manche Herakles -Mythen sind Prototypa dieser ratlos gegenüberstehen. In dem verdienstlichen Aufsatz
Bräuche und Anschauungen, was hier nicht weiter ver- von Hitler wird manches als Schwindel und Fälschung
folgt werden kann. bezeichnet, was Dichtung ist.
Boscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 37
1155 Keren (d. Hellenisten; Epigrammatiker) Keren (Hellenisten; nachchristl. Epiker) 11 5ß
'Harpyie' mit zwei Opfern Bd. 1 Sp. 1847). nistischen Prosa liefein keine rechte Ausbeute.
Das Bild, dessen einzelne Züge von Statins Erwähnt sei TAeopornj?. /^r. 77 (vol. 1 p. '291 M.):
vergröbert sein mögen, entspricht im ganzen toauvrcii xijpf? rro ßi'co naQanscpv-naatv , mats
wirklich der Schilderung in der 'Aanig (oben tbv sv raig (läxccig ^ävatov aiQsxäziQov slvai
nr. 15). Die Ker ist in diesem Märchen ein Sov.slv (aus der Rede des Sileu): «»j^fg fast
halbmenschliches Wesen, eine ünholdin, = Trübsal, Leiden, im Gegensatz zum gewalt-
die ein rechter Held bezwingen und töten samen Tode s nr. 45. Zur Ergänzung P/wi. ii/s.
kann, wie den bösen Heros in Temesa oder 17, oben nr. 38 Philon. F. i)/.- 3 vol. 2 p. 158ilf.
den Pestbringer bei Philostratos, Äpollon. 4, 10. ottcoc: firj ngoad^aizo (das irdische Feuer) zov
43. Die hellenistischen Epiker und Elegiker, lo ßafiov, öiu x6 fiVQLag i'acag dvtxna^dx&ai xij^ag,
bis herunter zu ihren Nachahmern in nach- worunter hingemordete Menschen und Tiere
christlicher Zeit, verwenden im übrigen eklek- verstanden werden; vgl. p. 167 -nrjQaLvovoi
tisch die vorhandenen Elemente; solche Stellen -nal dva&avutovai. Dion. Hai. Ant. B. 2,
brauchen hier nicht vollständig aufgezählt zu 2, 3 itgoasivui Si rivccs syniczrj (der Staats-
werden. Sehr gewöhnlich ist der appellativische formen) xrjpag cvficpvtovg (vgl. ni*.25). 8, Gl :
Gebrauch = 'Tod', ''Gift', z.B. Lykophr. sy^v- iv.£ivco ravTccg 6 daLfiav zag ocQSzcig lUQLad-
-Kaaciv x/Jpar von Kirke, nuzgäg zfjQa ftaarBvcov u,8vog sxsqag ovyf. EvzvxBtg %r\gäg xs ■nai äzag
q)6vov 1120, ähnlich 909. 1294; azevä^cov KTJQag TtQoarjxps. Flut. De frat. am. 12 p. 484D:
807; Vgl. 289. Nikander ther. 192 ocpiog ktjql- al zv%ai cp&ovovg ^^noiovcai -nai ^rßozvniag,
xQ6q)ov, nach dem Schol. = &civazozQ6cpov, 20 aiaxiaza voori(iccza v.ai x^^ag ovyi oi%Luig
ocpiav inilcoßsa nriga, ther. 35. 411. Alex. 536, ijlÖvov aXXci aal itolsoiv oXs&Qi'ovg. Anton. 2
vScczi KriQug ccXv^ag, ther. 540. 699. 862 (nicht 'Avzwvico (Jt ... xi]v Kovqicavog cpiliav v-al
bei Kalliniaclios, Theokrit, Herondas, was be- 6vvr]Q-£iav, äansq ziva. KfjQa, ngoontosiv
merkenswert ist; Schneiders ■nrjQl für nvgi Xsyovci (persönlich empfunden). Synes. Dion.
Hymn. 4, 201, ist unnütz). — 44. Seltener ist p. 38 P. zovg an' uvzatv d^tovvzi ndorig tlav-
die Bedeutung = 'Schicksal', 'Leben', 'Seele', vsoQ^at, yrjg yiul &aXäxzrjg, cög ovxag Krjgag
aber sie findet sich bei wichtigen Zeugen nöXemv htA., an das Austreiben der Keren oben
volkstümlicher Sprache. Inscript. Graec. ex nr. 38 anklingend. An diesen Stellen tritt
lap. coli. 603 p. 244 Kaib. Evxvxovg ald^av die Beziehung auf den (gewaltsamen) Tod
■uriqK ^{.vvv&üöiov, 415 p. 165 sinoGi. nal ivl 30 ganz zurück; man könnte etwa „böser Geist"
■/.Tjga ^axcc^ßsa&sig [= ^vfiov dnocp&L^Bvog übersetzen,
nach Kaibelj iVLavxü. Die Gegensätze bleiben
immer lebendig (s. nr. 53) und müssen irgend- VL Die nachchristlichen Epiker,
wie vermittelt werden. — 45. Bemerkenswert Quintus von Smyrna.
ist sonst etwa Theodor. Anth. Pal. 7, 439: 47. Bei Nonnos und seinen Schülern tritt
otJto) 8ri UvXlov zov 'Ay^voQog, cckqixs Moiga Name und Sache wenig hervor (z. B. Dion.
TiQcoiov s^ rjßccg i&Qiaag AioXscov , | K^q ag 32, 195 fdgafis . .. KriQU cpvyäv). Nur Quintus
iniaasvaaacc ßtov ■Kvvug [schwQrlich'Äidov nach von Smyrna macht eine Ausnahme. Allego-
Apoll. Rh. u. A., s. Sp. 1146, 4]: die Keren als rische Figuren und niedere Dämonen spielen
Meute der Moira, wie die Erinyen, s. nr. 26. 40 in seinen barock, fast römisch stilisierten
Diod. Anth. Pal. 7, 700: ovxt, [i' dv^Q, o Xs- Schilderungen überhaupt eine grofse Rolle,
yovai, nuxsKzavsv ..., dXXd ^s KijQsg äyovoL keine aber, auch die Moiren nicht, eine be-
(le (MOQ^tvai: die vorbestimmten Keren ge- deulendere, als die Keren. Diese Thatsache
radezu im Gegensatz zum gewaltsamen ist wenig beachtet und verdient hier genauer
Tode. Archias Mityl. ebd. 9, 111 oaovg atöövcc behandelt zu werden. — 48. In einigen Fällen
XiTtövxccg I dnQo'idrjg KrjQmv XdxQig Sfiagips kann man x/Jp als Appellativ auffassen, z. B.
Mögog: der Tod als Diener der Keren, 1, 307 cpövov uat %riq' ixi&svxo. 10, 262 (logov
die wiederum nicht selbst mit ihm identisch xai KrJQag dXv^cn. In weitaus den meisten ist
sind, sondern als Schicksalsgöttinnen aufgefafst das Wort aber entschieden persönlich gedacht,
werden müssen. Antip. ebd. 9, 269 . . . ov vs- 50 Vgl, 1, 309 f. nagi öä oqiioi KijQsg \ XivyaXiuL
[learixov , \ i}v yag vtcsq ipvxrjg' dXX' ifisXrjas axQ(o(pcövxo, (pövov axovosvxa cp^govoaL, neben
Jl'ujj. I vri%i&' 6 ^sv, xov S' sLXs kvwv dXög' Thanatos und Kydoimos. 11, llf. dficp' avzfjat
}] navctXdaxag | Krjgäv ovd' vyQÜ tkxvsxcci iv (den Erinyen, Eris und Enyo) ds KrJQsg dvai,-
nsXdysi: hier sind die Keren wieder Voll- dia &v[i6v s%ovaai \ dgyccXscog (latvovxo; hier
streckerinnen der Strafe; Dike selbst und öfter, z. B. 5, 34 f, wohl unter hesiodischem
scheint, wie vii;lleicht bei Plato (oben nr. 14), Einflufs. 6, 427: aoi dy%i ■Ko.gl.Gzaza.i ovXo(i£vr]
zu ihnen gezählt zu werden.*) In den Beginn Ki/Q ., TqwCov cc(i ntSiov. 9, 190: eXsv öe ^iv
der Hellenistenzeit würde endlich wohl die ovXo^hr] Krig. 11, 449: ETtEtys ydg ovXoiiEvrj
interessante kyprische Inschrift D.-Coll. 68 Ki'iq | v.kI Kvngig. 12, 473: nsörjaB ydg ovXo-
(= Hoff mann, Dial. 1 p. 76 f) gehören, auf 60 lu.fv?; Kf^Q \ -auI ^sog (vgl. Ps.-Linos nr. 39).
Aev Ahrens {kl. Sehr. 1, 267. 272) das epische Ärjp 10, 428: cog (i' 6(fiEXov xÖxe KfjQEg dvrjQEitpavxo
erkennen wollte; möglich wäre z.B. dXX' e'xvx' fiiXaivai. 10, 304: xaxäg dno KrjQag eqvke,
d KriQ I ■9'fw yivfiEQrjvai Jidvxa {K/jq ^ Motga): vgl. 13, 154. 1, 172: Xvygal ät fiLV cozgvvE-
doch bleibt Lesung und Erklärung unsicher. okov | Krjgsg (die Penthesilea), ähnlich 1, 651.
46. Die spärlichen Reste der frühhelle- 2, 483. 8, 73. 1, 193 f.: xaxd: noXXd zEzXrjua \
*) Die sonst angestrebte chronologische Ordnung iät TZaidavoXlyfiEVCov, ovg (lOi iiEgi KrjgEg Ei^ag-
bei diesen Stellen aufser acht gelassen, da ihre Verfasser l/jav , ähnlich 8 , 1 92. 11,39. 1,204: xai, ro
meist mit Keuüniscenzen arbeiten. (itV COg rj^sXXov .. Kr/gEg VTtEyiXEXEElV. 13, 177:
1157 Keren (Quintus von Smyrna) Keren (christl. Schriftsteller; Byzantin.) 1158
KriQeg yäq oi nQOiTqnav öls^QOv. 1,591: ocpQcc auch eine gute tritt. Achilleus und Meninon
fff KfjQSs Di^iih%oL u(i(pix£cüvzaL, vgl. 5, 611 kämpfen mit einander; die Sympathieeu der
K.'ce. d^icpi-xävcaaiv. 2, 13. 172: KfiQSg yciQ Olympier sind geteilt, 2, 507 ft".: xat vv ks öri
d(isiXix°'^ *^^' '*<^'' ^l"^"*; vgl. 14, 235. 7, 614f.: (UajtäpföctJ' d^Bilixog ^fiit^os dfjQig, | ei [irj vn'
yfjQCtg .. Kijgeg t' iyyvg eccaL ... 7, 127: Krj- svvsanjai diög ^syaXoßQS^STUo \ öoikI uq'
Qocg (xXsvoiisvoi, arvySQCcg; vgl. 10, 37. 8, 139: dficporsQoiai Q'swv i-nütSQ&s JtaQsatov 610 Kfj-
rj as niJog "äcSu Kfjgeg dfisüki-nzoi cpOQSOvoiv. Qsg' sqs [ivccir) ^8v ißr} nozi Msyivovog ijzoQ
10, 330: -AiCvov dito(p&iiihoi,o Hat uvzrj \ K^Qsg [vgl. 11, 105], | (paidQi] d' dficp' 'Axil^cc 8at-
STtsoQ'ai (der Oinone). 6, 498 f.: all' ozs drj ipQOvu' rot o iaiSövzsg \ d&dvazot- ^sy' uv-
^dla nolloL ivsnlrjaavzo -nslaivdg \ Krigag dv lO Gav . . . | "HQCosg ö' hiäxovzo . . ., | 515 . . ov
aliiazösvza . . v.vSoi,(iöv: die Gefallenen als 8s zl Kfiqag snoixo^evag svöriaav. Dadurch,
Nahrung der Keren. Besonders glänzend 1, 335, dafs dem Achill eine 'lichte Ker' zur Seite
wo die losstürmende Penthesilea mit der steht (vgl. die 'EqCvvsg iislaivca und Isv-nai,
Ker verglichen wird: 335 ..'AQysioiatixsyttcpQO- Paus. 8, 34, 1), ist die Entscheidung gegeben;
vsova' svÖQovas \ Ki]qI ßir]v elnvia' nolvv wenn später (540 f.) Eris auch noch die Schick-
d' vneöd}ivazo laov (vgl. 2, 266. 10, 251 dvrj- salswage zur Hand nimmt, so wirkt ein he-
ilst Kr]Ql dafisvzsg). 49. Soweit sind alt- rühmtes altes Vorbild störend nach (oben
bekannte epische Phrasen gebraucht oder eiit- nr. 19), von dem sich Quintus nicht ganz frei
wickelt. Besonders hervorzuheben sind folgende gemacht hatte. Jedenfalls sind hier die Keren
Stellen: 8, 109f na-ndg inl Kfjgag lalls \ dva- 20 Schicksalsgöttinnen, die teils freund-
(isviüLv: an sTcnte^nstv, sndyst-v erinnernd, lieh, teils feindlich ins Menschenleben
oben nr. 36f. 8, 324f. ^sxdQovzo 8e KfjQsg nal eingreifen, wie die Moiren.
MÖQog (vgl. das nr. 45 angeführte Epigramm So gewinnen die Keren am Ausgang der
des Archias). Ähnlich 9, 145. 11, 151. 13, 126: antiken Litteratur eine Bedeutung, wie sie
Ivygcci j K^igeg oi^vQäg ineyrjd-sov ollviihoiaiv. kaum ein älterer Gewährsmann ihnen zu-
11, 105: ovvs/.a KriQsg ofiag cpoQsovzo ßslsfiva j spricht. Man könnte an den Einflufs römischer
KaiQiov stg -AQuöiriv. Die Keren — doch wohl Futa und Gtnii denken. Aber es wird dem
fliegend vorgestellt, wie 3, 43 — dringen mit Leser nicht entgangen sein, dafs alle bei Quin-
dem Geschofs dem Feinde ins Herz, wie tus nachweisbaren Eigenschaften vereinzelt
Eros Anacreont. 12, 15. Ähnlich 1, 273 dns- 30 schon früher auftreten. Quintus hat sie wie in
nldyx^n yuQ o'ißzhg \ dllr] , onr] ^lv KfiQig einem Brenuspiegel gesammelt.
dasiUxoL L&vvsa-aov. sie lenken das Geschofs n. . x,- ,. o, i, .fx x .i
vom Ziele ab. - 50. Doch wirken hier die VII. Chnstliclie Schriftsteller. Byzantiner.
Keren immerhin noch in der gewöhnlichen 52, Wenn die Apologeten mit den übrigen
epischen Weise auf dem Schlachtfelde. Aber heidnischen Dämonenscharen auch die Keren
sie greifen weiter aus; sie verblenden den entlarven, so beweist das noch nichts für
Menschen und spotten seiner, wie Ate und ein wirkliches Fortleben des Begritfes, s. z. ß.
Erinys, wenn die Strafe kommt. Vgl. 3, 43 tf. Clem. Alex. Protr. 64C ovSa ^rjv Krjgag ov8e
6 8' dg' ovzL &EOV zgiosv d^ßgozov avöriV EL(icig(isvr)v ovdh Moigccg %'iccg £v8Uag igstzB.
j]8ri ydg ot Kjjgsg dfiitlixoi dficpsnozcövzo. 40 Ganz lebendig ist der Ausdruck aber an den
Die Troer gehn^ 3, 14 f. ins Verderben, ovven andern Stellen, z. B. Clem. Alex. Protr. 62 0
dgcc acpi I Kqgig snl azigvoiai. f&gdaog ßdlov^ dyvoiu aixia r[8r\ y,ttzcca-x.£vaa&si6cc zcö zav
und nehmen 12, 523 den Feind auf, Krjgsg dv&gcoTiCüv yivsi Krjgäv olt&gLiav Hat EiScölcov
ydg Tidvziov vöov f-ußalcv. Böse Keren bringen tnvoxvyäv . . y.ijUöcc zoig snofisvoig avrfj sv-
alles Unheil, 5, 535f. rd 8s ndvta. nanat 8id ciiis^d\azQ Q-avdzov nixy.gov. — 53. Aber das
Ki]gsg txsvccv. 5, 601 f. cog dga Kfjgsg dvrßsa Wort wurde in dieser Spätzeit auch noch formell
d'Vfjiov exovaai \ tjhlv ccixpa ßdlovzo Ivygä stiI weiter entwickelt, kann also nicht anfser Kurs
TcsvdsC Tzsv&og. 10, 386 f. dyov 8s jue Kfjgsg gesetzt sein. Y gl. Theophil. Cor ydall. hei Fabr.
aqpuHTOt I £ts 'Elsvriv, klagt der reuige Paris BibJ. Gr. 13 p. 723 [lövog av Kr'igag vnsgzsgog
vor Oinone. 8, 10 tf. dXld ot slitagi] ^sv srjv 50 zcav dllcov dndvzwv STti-Ar^gav övxav (nach-
svsxlCyv.iog avgy \ fiaiptdtjy' Krjgsg ds iidla gewiesen von Buhnken, zu Tim. Lexik, p. 18).
axi86v sozrj-Avtai \ nollov Hayxccldccanov szcÖGia Nil. Episc. sent. 246 (= Op. sent. p. 352 0/'.)
(iTjziocovzi. Kassandra ruft 12, 546 f.: dlld ^oi dnsiga zd v.azagvnaivovta zi]v rpvxriv y,a-Ad dnsg
ov TtSL&tad-' . ., I ovvs-n' 'Egivvv sg d-^gcc yd- tKVLipaa&ac ... navzsläg ovyi svsaziv dno-
fiou yiSxolai^ivaL alvov \ d^icp 'El sviqg Hat Krj- Isi'novzat ydg ... navzl d^vrjzoi -üfigcci.' l
(O-
gsg dyisilixoi di'aoovci, \7tdvzrj dvd nzolCs^gov: cpficai (isv ydg sl-AÖg, dvaigs&fivuL 8s slg ajra|
sie sieht die Geister leibhaft durch die Stadt d^i^xoivov. 'Tim.'' lex. Plat. p. 18 i?. d'Asgcaof
schweben. — 51. Aber auch Eigenschaften ot s^a v-rigug, ähnlich Suid. Hesych. yf.i\gag-
der Moira werden der Ker beigelegt: Dem äna'ö'apatas (kaum zu ändern). ylpo?/on.rfe Prow.
v7t£g(iogov entspricht vnsg Kfjgug; die Keren 60 403, oben nr. 23. Mit vollem Rechte erkannte
'spinnen' selbst das Schicksal, 7, 289 f. ov ydg also Iluhnken a. 0. eine jüngere Form -Arigcc
VTtsg Kfjgdg zig vn' "Agsi 8dyivazai dvfig- \ si = v.rig 'Fehler', 'Tod', die Orelli, Bindorf
8s ftot cciOi^Qv SOZI 8u^ii,svai; vgl. 11, 296 (irj u. a. bei jüngeren Schriftstellern nicht Latten
Hat vnsg Afigdg (iiv tlrj &s6g. 13, 234f. to beanstanden dürfen; in das Alkmanfragmtnt
HSV nov Kfjgsg instildaüfzo. Vgl. dazu die ver- (oben nr. 23) mag sie durch einen Byzantiner
wandten Hesiodstellen oben nr. 14. 15. Es kann eingesetzt sein. Die Gegenprobe ermöglichen
also nicht wunder nehmen, dafs neben die böse folgende Zeugnisse (nach JJu Cange p. 628):
oder finstere {azvysgfj, sgs^vfj, (islaivcc) Ker Zachar. Pap., Übersetzung von Greg. M. Dial.
'dl'
1159 Keren (Deutung; moderne Ansichten) Keren (Deutung; die alten Theologen) 1160
3, 18 döel^ög rij . . yvriOLcos fioi ovvavaaxqs- gang ist ohne rechte Nachfolge geblieben,
qpo'/xffos .., oGziq xriv ififjv ktjqccv vnsQS- Und doch führt halbverschollene alte Über-
ßccivev, im Urtext des Gregorius M.: qui lieferuug selbst nach dieser Richtung, freilich
me aetate pracibat. Ebenso 4, 49. Arsen. auf ein Ziel zu, das Grimm noch nicht im
Synops. p. 770. Eine itacistische Nebenform Auge hatte.
xfi'pa citiert Du Cange aus einem Cod. Canon. 56. Die griechischen Grammatiker und
eccl. Äfric. 76: .. ot snißnoTcoL oltiveg ovts Lexikographen pflegen durchweg t6 yirjQ durch
■KsiQU (aetate) ovri cca&fvsi'a ovzs zivl ßuQvz^Qa ^vxr] zu erklären (vgl. Hes. Suid. Hellad. JPhot.
dväyKrj ifinodi^ovzaL (vgl. Canon. 1-26. 131), jBiW. 279 p. 532^ -29 u. s. w.); nicht ohne Grund,
auch verzeichnet sie aus byzantinischer Quelle lo da dies Wort, anders als TiaQÖici, fast durch-
(vgl. Cyrill. 63) Hesych. 2 p. 455 (iibiQa, Cyr. weg übertragen gebraucht wird für ''Sinn',
richtiger xftpa); doch ist sie weniger gut be- 'Gefühl', 'Seele'; doch wird auch m^köV/j-
legt. Ofi'enbar sind diese Zeugnisse mit jenen TiaQÖta vereinzelt ebenso verwandt, vgl. So-
hellenistischen zusammenzustellen, wo k^q phokl. Ant. 1105. Eurip. Htrakl 833 (dazu
'Leben', 'Lebenszeit' bedeutet (lifjQa (iivvv- v. Wilamowttz 2 p. 204) und besonders Meleag.
if'däuv oben nr. 44). Auch in dieser Spätzeit Anth. Pal. 12, 147 ßaivs Jtdltv . . . -KQaäirj.
also hat das Wort, so völlig es seinen mythi- Anakr. 29 p. 314 Bgk.: Hgaöirj dh Qivbg d.xQis\
sehen Gehalt eingebüfst hat, noch jene rätsei- dvBßcctve (d. h. mihi anima in naso esse, s.
hatte Doppelfunktion, auf die wir wiederholt Wochenschr. f. kl. Philol. 1891 432). Man
hingewiesen haben und .die unsere Deutung 20 fafste also das Wort gern abstrakt auf, ohne
auch erklären mufs, wenn sie befriedigen soll. die physische Bedeutung mit zu empfinden:
sehr begreiflich, da ursprünglich die Bewegung,
B. Zur Deutung. ParaUelen und Ana- das zuckende Leben damit bezeichnet wurde,
logieen. (jas man in dem pochenden Muskel verspürte.
54. Die bisherigen Deutungen zerfallen in Das Heiz gilt als Sitz des Geistes, auch des
zwei Gruppen. Entweder das Appellativum rjyefiovfuöv, nicht nur bei den Römern, sondern
'Tod' ist das prius und wird, wie Eris und auch bei den Griechen, beim Volke (Grusius,
Kydoimos, durch poetische Pert^onifikation, wohl Fleck. Jahrbb. 1889, 654), wie bei den Philo-
erst durch den Dichter des Achilleusschildes, sophen {Hirzel, Unters, z. Cic. 2, 136. 152.
zur mythologischen Figur erhoben. Hierher 30 Stein, Psych, d. Stoa 1, 135). — 57. Die herr-
gehört vor allem Welcker's, noch von Cur- sehende, an Homer gebildete Grammatiker-
tius,Grundz.d. Etym.bSS.Hl u. Laistner,Bäts. schule pflegte nun freilich tö x^p und r} Kj^q
(2, 53. 431) gebilligte Herleitung von jcft'pw; zu trennen. Vgl. die Polemik gegen Äschylus
■Ai'iq soll ,,den Akt, sozusagen den Treff des oben nr. 31. Hesych. KHP- nsQLanä^svov yial
Todes", bezeichnen {Welcker , Gr. Götterlehre ovöszsQcog Xsyo^svov ij ipvx'>]' o^vzovoviisvov
l,708f.) Ahnlich die meisten anderen, wie Ss ■noci Q'rj^vKcög i-iicpiQOfisvov i] ^avatrjcpOQog
Gerhard, Mytliol § 575, NägelsbacJi a.O., Niese, (loi^Qa, rj &dvatog. Etym. M. p. 511 Kt^q, nsQi-
zuletzt ii'. H. Meyer (S. 275 f.), der „Todes- anco^svwg arj^aivn ziiv ipvxt'iv, yävovg ovds-
augenblick" übersetzt und meint, dafs das xsqov yCvsxcci, <^yuQy nccQa t6 %£aQ,'6 SrßoC av-
Wort die Entwickelung vom Appellativ zmx io zrivxrivipvxqv ...Kr]q,6^vz6va)g,yivovgd'rilvv.ov.,
allegorischen Figur in den von ihm glücklich Hat arjfiaivst, zrjv f&avccziqcpÖQOv ^olquv. Herod.
geschiedenen 'Stilen' „vor unsern Augen II. Pr. zu zJ 46 tisqI ktjqi' x6 htjql ovSsxsqov
durchmache". Diese auf den ersten Blick oxccv rj, TtQoirsQionäxat,' sz yaQ xov xsug
sehr einleuchtende Autfassung wird den Über- awrjXnTczat,- oxav dh &r}Xvii6v ■^ , o^vvaxai.
lieferuDgsthatsachen nicht gerecht; sie mufs Die Begründung des Accentes beweist, dals
zahlreiche Züge, die schon im alten Epos wir es nicht mit der Aufnahme einer sprach-
nachweisbar sind und später immer ener- liehen Thatsache, sondern mit einer Theorie
gifCher hervortreten, als sekundäre, eigentlich zu thun haben, und zwar mit einer falschen,
sinnlose Interpolationen beiseite schieben. da die alte Form yi.r,Q sicher nicht aus niaQ
56. Umgekehrt ist es auch denkbar, dafs 50 entstanden ist (Curtius, Grundz. 39 p. 143);
die Ker eine im Volksglauben wurzelnde natürlicher wäre (nach Analogieen bei Hero-
mythische Gestalt ist, die erst nachträg- dia)i 1 p. 398 L.) auch hier die Oxytonierung.
lieh, durch häufige 'metonymische' Über- 58. Es gab aber auch Gelehrte, die xrjv
tragung, zu einem Appellativum herabsank yiiJQcc, wie x6 y.fjQ, mit ipvxrj erklärten. Vgl.
oder nur von einem solchen den Namen ent- z. B. Hesych. s. v. y,fjQcc ' xpvxr'jv. &dvuxov (von
lehnte. Dahin gehört wohl der Vorschlag Schmidt ist grundlos der Nominativ eingesetzt,
Leo Meyers, einen angeblichen indischen mit Änderung an drei Stellen!). K/j^fg' ipvxai.
Todesgott Kala mit der Ker gleichzusetzen av^tpoqai, (iolquc &avaxri(pöqoi. Hellenistische
[Kulms Zeit sehr. 5 S. 375), oder der verwandte Theologen waren es, die, wie Äschylus, Ki]q
Versuch Maurys {Hist. des rel. 1 p. 285), das 60 und ■ii}vxri ohne weiteres gleichsetzten, s. Por-
Wort von saiiskr. kal. 'zuteilen' {Kr]q =^ Mol^u) phyr. bei Euseb. praep. evang. 3, 8, 11. p. 110 A
abzuleiten. Solche Sprünge pflegen wir nicht ov yÜQ rnxgd z6 zdg ■nrjgag ex^i-v ßogdv, 6
mehr zu macheu. Auch Grimm glaubte an Sriloi zdg ipvxdg, xg'iii;;Tai kvcoj' (verkürzt?),
eine mythisch -religiöse Substanz der Gestalt, dlld nagd z6 ■nvsiv, 7) x^QIY^S o Tllovzcov kxI.
wenn er sie mit den Valkyrien gleichsetzte Die abenteuerliche Etymologie von Kerberos
(D. Myth. 1,240. *354).*) Auch dieser Vor- [s. O. Gruppe, Die gr. Kulte 113. Eohde,
*) Auf don nordischen 'Sturmriesen Käriimdäiiuiiche Psj/cZiß 280 Anm.J wird vcrworfen, dieErklä-
Auklange wird mau hoffeutlich nicht zurückkommen. l'ung VOn K^QUg durch Ipvxdg dagegen gilt als
1161 Keren (= Seelen"* Keren (und Erinyen) 1162
etwas Selbstverständliches. — 59. Diese For- ofesuchte Seele als wy-tsgig {Xaigscpmv, vgl.
scher konnten sich auf den Sprachgebrauch Vs. 1296); man kannte also den Glauben, dafs
der Attiker und auch hellenistischer Dichter die umgehende Seele, der „Nachzehrer ", als
berufen, und scheinen das in der That gethan Fledermaus {vvhtbqi's, ßv^a, crgiy^, vgl. C.
zu haben. Die Zeugnisse geben ihnen Recht. Wachsmuth, Das alte Grirchenland im neuen
Die ümdeutung der -nrjQsg in tpvxoii bei Äschy- 114f.) erscheint, den vielleicht auch schon die
los (nr. 31) zeigt, dafs jene Bedeutung im zweite Nekyia (w 6 ff.) voraussetzt. Das wirft
Sprachbewufstseiu noch lebendig war; der at- auf die eigentümliche Darstellung der Seelen-
tische Anthesterienvers 'ö-i'pf/J? X^psg [== ipv- Keren auf den attischen Lekythoi ein helles
Xal TtsQiBQxofisvai, oben nr. 30) bietet eine to Licht.*) — 63. Auch sonst entspricht das
Bestätigung, die um so weniger angezweifelt vorherrschend finstere Bild der Keren dem,
werden darf, als Sprichwörter und religiöse was besonders die niederen Kreise des Volkes
Formeln das Ursprüngliche auch sonst zu be- von den Verstorbenen glaubten, die Ka-novv
wahren pflegen (s. Butherford, Zur Gesch. des srotfioi fialXov r) svsqjbtelv {Cnisius, De
Ätticismus 365. 389 f.). Auch in einem Grab- Babr. aet. 235 f. Usener , Ehein. Mus. 29,
epigramm der Hellenisten zeit (oben nr. 44) ist 41' [jetzt DeneJcen Bd. 1 Sp. 2478. Bohde,
die alte Bedeutung zu erkennen. Wir haben P.^yclie -225 ff.]). Dafs Mifswachs und Krank-
also die Formxjypf?, riv.riQ (auch x^por, s. oben heit von einem zürnenden Heros, einer ge-
rn-. 53. Lobecl-, Paralip. p. 145. DuCange s. y.) kränkten Seele verhängt wird, erzählen zahl-
neben TO xrjp zu stellen und als Bereicherung 20 lose Legenden, vgl. Bd. 1 Sp.2477f. — 64. Ganz
unseres Lexikons zu registrieren. — 60. Hier- vereinzelt liefsen sich neutrale, ja freundliche
mit ist die Sachlage völlig verändert. Wir Züge nachweisen. Die Ker nährt den Men-
habeu nun zunächst zu fragen, ob mit den sehen (nr. 11); aufser df-n schwarzen giebt es
■ATJQBg in dieser Bedeutung die mythischen, auch weifse Keren (nr. 52). Unter der Ker,
ganz namensgleichen Kruges nicht auch dem die den Menschen Xäx? ysivofisvov hsq, scheint
Wesen nach verwandt sein können. Und in Homer zwar nur die Todesgöttin zu verstehen
der That werden die Hauptzüge der Keren- (nr. 6); aber hier und in den Six&ciSiai KrjQsg
Vorstellung im volkstümlichen Glauben oder (nr. 7) spürt man doch noch etwas von einer
Aberglauben der Griechen auch den Seelen andern Auffassung, in der die Ker der Hai-
der Abgeschiedenen beigelegt. 30 ^mv des Menschen im eigentlichsten Sinne
61. DieKeren werden meist als unheimliche, ist. So finden sich auch in dem Seelenglauben
finstere Dämonen gedacht, die dem Menschen freundlichere Züge; die umgehenden Seelen
den Tod bringen und sich wohl gar au seinem bringren ihren Freunden Glück ins Haus, und
Blute letzen (nr. 15 u. ö.). Auch Mifswachs und der Heros wird zum Schutzgeist für die Stadt
andere Not können sie über den Menschen \Bohde a a. 0. DeneJcen Bd. 1 Sp. 2481]. Das
verhängen (nr. 24). Nach einer über den ganzen hesiodische yirjQiTQSfprjg wird sich kaum besser
Erdkreis verbreiteten, hochaltertfimlichen An- erläutern lassen, als durch HippoJcr. nsgl hv-
schauung sind es nun wirklich die Seelen der nvCcav 2 p. 14 K.: ano yag räv dno&a-
Verstorbenen selbst, welche die Überlebenden vövrmv al rgotpccl -Aal av^riGeig:, über ähn-
nach sich ziehen in das freudlose .Jenseits. 40 liehe Gedanken bei Späteren s. J. Burckhardf,
Dieser Gedanke ist bei den Römern noch Constantin 222 [E. Bohde 226 f.].
ganz lebendig {Ovid. Fast. 2, 545 ff.); bei den 65. Erst jetzt wird auch eine Reihe ab-
Griechen findet er sich nicht nur im späteren geleiteter Ausdrücke recht verständlich, wie
Aberglauben (Bohde, Born. 387 \ Bhein. Mus. der Doppelgebrauch von y.rjQat'vm*'^) (oben
32, 329), sondern ist schon für die älteste Zeit Sp. 1156 v.Wilamowitz, Eurip. HeraM.2 -p. 152),
zu erschliefsen aus den in epischen Iliaden civ.T]QCixog (Valckenaer zu Eurip. Hippol. 1114),
behandelten Sagen von Protesilaos und von ayurjoaGiog äx^piog (feige, leblos, frei vom Tode,
Polyxena, die der Schatten des Neoptolemos Ps -Phocyl. 99. Hom. Hymn. 2 [3], 530, 72),
als Totenopfer fordert, sowie aus der Pa- Hesych. sniv,rjQC(iviiv iniSv6fisvsvsc&ai, ini-
trokleia und der Totenbeschwörungs-Scene der 50 v.riQog = S7tiyi,oLQiog,vTtö-nrjQog=^!iiccgög{Hippokr.
Nekyia ^45f. Blutgierig, wie die Keren, drän- tibqI isgrig vovaov p. 303, nicht 'mit Wachs
gen sich die Schatten zur atuatioifQia um die überzogen' [PassowJ, sondern mit der Ker be-
Opfergrube, und erst wenn sie daraus ge- haftet und dadurch verunreinigt, Gegensatz
trunken haben, erhalten sie Leben und Bewufst- ayvog) Vor allem aber bewährt sich unsere
sein wieder. Hier haben wir bereits die Grund- Deutung bei einem Vergleich der mythischen
idee des Vampyrismus, der in antiken Ge- Gestalten, die sich mit den Keren berühren. —
spenstergeschichten (Phlegon, 3Iirab.l, Goethes 66. Obenan stehen die Erinyen. Wer an-
Braut von Korinth), wie im neugriechischen nimmt, dafs die Erinyen ursprünglich Gewitter-
Volksaberglauben die vornehmste Rolle spielt. wölken bedeutet hätten, legt den Nachdruck
— 62. In Attika, wo die Keren mächtig her- eo auf die verkehrte Seite und verwechselt die
vortreten, .sind auch diese Gedanken recht
im Schwange. OedipUS hofft als svdwv ... *) [Die obigen Ausführungen habe, ich im wesent-
VS-HVg . . das d-cgaov CCiaa der Thebaner zu Uchon schon vor zehn Jahren in der .i. F. 267 gegeben.
trinken fSoph. Oed. Co/. '622); in der Toten- Während der Kevision dieses Artikels sind die Arbeiten
beschwörung bei Ärisfophanes ÄV. 1555 f. (wohl ^'°° '"""f" ""^ besonders die Hauptkapitel des Buches
. 1 , i_,„F'i?/%fl> T 1 ■, von Ro/i rlf eiscmeaen, woraus man noch manches weitere
nicht nur nach 7. 35 f., w 6 ff., sondern auch mit j,^^^^^ entlehnen kann.;
Rucksicht auf die Wv xccy ay Ot des Aschylos; vgl. **) K^^.^o, wird zu y.,joiov gehören, obgleich H,;sych.
1555) kommt nqog z6 Xv&qov zfjg xajl/Jlou die iy.y.ey.>]inu),ufv)j mit s^w ri^srpu/t); Y^yorwa erklärt.
1103
Keren (und Erinyen)
Form mit dem Wesen, über das schon von man-
chem alten Theologen richtiger beurteilt wurde.
Doch ist die von Bapp 1, ISllfF gegebene um-
sichtige Zusammenstellung der Hauptzüge auch
für unsere Zwecke verwendbar. Die Erinyen
sind fisXaivai s? t6 näv (l, 1311, 40), sie
raffen (^wagnä^ovai) den Verfolgten beflügelt
durch die Lüfte fort (1311, 9. 59); sie sind
Todesgöttinnen (1328), die das Blut ihres
Opfers schlürfen (1328, s. bes. Äesch. Ägam.
1187); sie verursachen Unfruchtbarkeit im
Hause, wie auf den Äckern, gleich den Keren
und Telcbinen (1311, 59. 1322); sie verhängen
über den Menschen Raserei und Verblendung
(1315. 1323) und treten als strafende Gewalten
neben Dike und Moira (1321 f 13231. Aber
sie sind nicht nur böse Dämonen: nävtcc xa
■naT avQ'Q(ö'jiovq :'lci%ov [vgl. KriQ . . f Aajjf ] dtinBiv
{Äesch. Eum. 930). Wer sie versöhnt hat, dem
erscheinen sie als Eumeniden in weifser Licht-
gestalt (Paus. 8, 34, 3; s, Bd. 1 Sp. 1331), wie
es eine gute, helle Ker giebt. So decken sich
die Erinyen -Eumeniden im Umrisse voU^äadig
mit den Keren. — 67. Damit ist das Rätsel
der KiiQfq 'Egivvsg (nr. 26) gelöst, das Bapj)
Bd. 1 Sp. 1327, 42 f. beiseite gelassen hat.
KrjQsg ist das Nomen, 'EQivve? oder EvfisviS^g,
die ,, Zürnenden" und ,, Holdgesinnten", das
Attribut. Die KfJQsg 'Eqivvbq sind die
zürnenden Seelen, die dem Mörder, der
ihrem Amte vorgreift und vnsg Moqov oder
vTteQ KrjQag (nr. 51) eine Psyche ins Jenseits
befördert, mit schweren Strafen heimsuchen:
Vorstellungen, deren klassische Fixierung nach-
weislich die Apollon- Religion vollzogen hat.
Über igirveiv = zürnen vgl. 0. Hoffmann, Die
gr.Dial. 1, 102, der das Wort zu nü:rw (lat. rivi-
nus, rivalis) stellt und eine Urform *£-qiJ--vvco
konstruiert. Was man Euphemismus zu nennen
pflegte, im Widerspruch mit der Oresteslfgende
und dem religiösesten griechischen Dichter,
Äschylos, bezeichnet in der That etwas wesent-
lich anderes: die Eumeniden sind die 'ver-
söhnten' Geister, die den Menschen nun Segen
spenden, wie früher Fluch.*) — 68. Erst jetzt
sind die ältesten Zeugnisse über die Erinyen
wirklich verständlich geworden. Od. l 279 f.
TM 8 [OiSiTioSi^ alysa •aäXXnt OTCi'aaco \ noXln
fiäV, oaacc ZB (i,rjTg6g 'Eqlvv b g £v.xhXBOv~
Giv, ähnlich (3 135 btibI fi^trjg ozvyBQag agrj-
ast' 'Egivvg*) \ oitiov antgxoßivr]. Aesch.
Sept. 887 ncezgog . . nörvi' 'Eqivvg Bitiv.gavBv.
Soph. Oed. C. 1434 zoäv zb zovS' 'Egivvcov.
Wie kann man von eines Menschen Erinyen
sprechen? Bd. 1 Sp. 1322 wird keine Antwort
gegeben. Es sind die Ahnengeister, die Seelen
der abgeschiedenen Blutsverwandten,
denen die Blutrache gerade so gut obliegt,
w-ie den Überlebenden. Das spricht wiederum
Aschylus ganz deutlich aus im Agamemnon
1187 f. -nal firjv TiBna^wg ... | ßgozBLOv aifxa
yiwfiog BV döfioig (livBi ... ovyy övwv 'Egi-
vvcov. Überhaupt ist der ■nwfiog der jagenden
Erinyen eine Spiegelung der ipvxcov TtBgiBQ%o-
^iBvcov (oben nr. 30); was hier nicht weiter
*) Eine Hawptkraft in diesem Vorstellungakreise ist
der zauberhaft wirkende, bcscliwöreiide Fluch, der die
Erinyen entiesselt (vgl. Ares als Erinyengenossen).
Keven (u. Teichinen, Moiren, Harpyien) 1164
verfolgt werden soll, obgleich oder weil es
in die Fragen nach dem Ursprung der Tragö-
die hineinführen würde. Auch der Opfer-
ritus und die Art, wie die Erinyen durch das
%Ü6au {Evrip. El. 1221. Aesch Eum.) aus
der Erde aufsteigen und in sie zurückgehen,
entspricht genau den parallelen Elementen
im Seelenkult. Die geflügelten Dämonen auf
attischen Lpkythen, die den ögciKcov, den Ver-
w treter des Verstorbenen (Bd. 1 Sp. 2467), um-
flattern, hat man richtig als Geister der Ver-
wandten angesprochen (nr. 32); wenn der Tod
des dvSgog dnocpü^i^Bvoio widerrechtlich er-
folgte, würden es seine KfjgBg 'EgivvBg sein.
69. Die K-^gBg TBl^tpsg bei Stesichoros
(oben 24) sind sprachlich ebenso aufzufassen.
Es sind durch Zauberliraft schädigende Seelen
'Hexengeister'. Von hieraus wird man den
Telchinenlegenden besser beikommen, als es
20 zuletzt Prellwitz gelungen ist. Fördernde Ge-
sichtspunkte bei L. Lnistner, Bäfscl d Sphinx
2 S. 262ff"., dem ich aber in den S 265 ff", ge-
gebenen _Etymologieen nicht folgen kann.
70. Ähnliche Bezüge würden sich in den
Überlieferungen von den Moiren (und Ne-
m es eis) nachweisen lassen, die, ursprünglich
Schutzgeister — Sai'^iovBg in eigentlichsten
Sinne — des einzelnen Menschen*), von der
Dichtung, wie die Ker, in eine höhere Spare
ao neben Dike und die Götter erhoben werden;
der moderne griechische Glaube kennt die
'Miren' noch ganz in der ältesten Weise, an
den Einzelnen gebunden (s. zuletzt Thumh,
Ztschr. d. V. f. Volkslamde 2, 286). Die Moira
ist im Grunde die zugeteilte Ker selbst; so
erklärt es sich, dafs sich im Epos die beiden
Ausdrücke ablösen (oben nr. 8), oder wie ein
paar zusammengehörige Gestalten, gleich den
Erinyen und Eumeniden, nebeneinander stehn
40 (nr. 14f.) — 71. Einen weitern Synonymtypus
bietet die griechische Mythologie in den Har-
pyien, deren eigentlichste Aufgabe es ist, die
Seelen in die Unterwelt zu entraff"en. Es sind
die in den &vbIX(^i dahinfahrenden ,, raubenden"
Keren, die von den Dichtern als Töchter oder
Dienerinneu zur „zürnenden" Ker gestellt
werden (bereits Od. v6ß. 77 f. [Bohde, Psyche
66]). Charakteristische Einzelheiten sind schon
oben nr. 29 nachgewiesen; im übrigen vgl.
50 Bd. 1 Sp. 1842 ff. — 72. Auch die Kinderseelen
entführenden Stringen und Gellen (= '^yfX^co?
Baunack, Stud. 63*), die Sphingen, Sirenen,
Lamien, Empusen und ähnliche Gestalten des
Aberglaubens stimmen aus dieser Familie; nur
ist bei ihnen ein Zug ganz einseitig ausgeprägt.
Bemerkenswert ist, dafs auch Sphingen und
Sirenen vereinzelt in männlicher Bildung dar-
gestellt werden, wie die Ker. Die jetzt auf
der Hand liegende Lösung ist schon im Philo-
GO logus 50, 102'*^ gegeben. — 73. Schlicfslich sei
noch auf Herondns 1, 17 f. hingewiesen: zo
yag yrjgag | rjfiBag ncc&BX'tiBL XV öHny (= der
Todesdämon) nagBcnriv.sv. 6v.iä tritt in dieser
*) So versteht sich auch dio enge, auf die Einzel-
person beschränkte Bedeutung von ivöaifxwv uXfiioöai^uiv
dvadaif.(('iv xay.oöaif.iu)v. Die Worte evtu/i'i^ dvOTv/yJ?
setzen gleichfalls eine dämonische Tij/i] voraus: Philein.
fr. 10.
1165 Keren (italische u. moderne Analogieen) Kerkopen 1166
Redensart für das sonst übliche x/jp ein (s. oben Nachtr. 3, 266 f. Mannhardt, Myth. Forsch. 366.
3. 21. 51 und Unters, zu Her. S. 5); unverkenn- II'. F. K. 1, 45. 52. Ti/Ior, Anfänge der Kultur
bar hat der Begriff ^vxr] vermittelt, vgl. das 2, lllff. 192if. 200fF. Die Fylgja wird mitge-
römische nnibra. Bei den modernen Griechen boren, wie Kiqg dcci'fioav Tvxrj {Philem. fr. 10.
ist ein verwandter Gebrauch von iamog (= Men. fr. 205) genius. Dafs ihr Sitz die Sekun-
cyiiä) nachzuweisen, s. die trefflichen Aus- dinen sein können, weifs der moderne Aber-
führungen von B. Schmidt, Das Volksleben der glaube, wie der antike (Lamprid. Anton. Dia-
Neugriechen S. 181 {yiKlo'ta-tii.mrog = svSai'^o:iv dum. 4. Philol. 46, 627); nach vornehmeren
u. s. w.). Auch für die Alten ist das anzunehmen: Anschauungen ist es wohl auch ein nea auf-
was für die Beurteilung von Paus 8, 38, 6. lo tretender Stern (TJsener , Belig. Unters. 76 f.
Plut. Qu. Gr. 39 wichtig ist (der vom Menschen Mannhardt. Germ. Mythen S. 310^). Bei den
geworfene Schatten als Sitz des Schutzgeistes Germanen haben diese Vorstellungen im
[s. jetzt Röscher, Fleck. Jahrbb, 145 [1892], ganzen einen freundlicheren Charakter, wäh-
702 f.] ~). Nach neuerem Aberglauben mufs rend bei modernen Orientalen der „mitgeborene
der Mensch, der seinen 'Doppelgänger' sieht, Begleiter aus dem Geisterreich" meist als
binnen Jahresfrist sterben (TFwttÄ'e, Volksabergl. mifsgünstiger, böser Geist gilt, ganz wie die
§322, s. Grimm, K.H.M. 44, 177 u. Anm.): homerische Ker. ^.Mannhardt, Myth. Forsch.
eine ähnliche Vorstellung scheint auch durch 366. Doch kennt auch die nordische Über-
die Formel bei Herondas durchzuschimmern. lieferung böse, 'schwarze' Fylgjen, die die
71. Die frappantesten Parallelen bietet aber 20 Helden in den Tod locken. Die Nornen und
die römische Religion und Folklore, in der Valkyrien stehn mit ihnen in engster Ver-
gerade diese primitivsten Elemente der Mytlio- wandtschaft. S. Mannhardt, Germ. Mythen 306.
logie besonders gut erhalten sind. Den Keren 513 ff. Grimm, D. M.* 339 ff. So bewährt
und ihren Verwandten entsprechen ziemlich sich der schöne Gedanke Grimms, von dem
^GnSkwAie DiManes,Lare!i,Lemures, die gleich- wir oben ausgegangen sind. [0. Crusius.]
falls die Seelen ins Jenseits hinüberführen (Ur- Kerkaphos (Ä"f(»xaqpos), 1) einer der sieben
heber des Todes unverkennbar z. B. bei Vergil. Söhne des Helios und der Rhode oder Rhodos,
Catal. 11/14), aber auch das Gedeihn oder der die Kydippe, Tochter seines Bruders Ochi-
Verkümmern der Acker wie der Familie mos, heiratete und diesem in der Herrschaft
verursachen (Tibiill. 1, 10, 15. 1, 1. 20 u. ö.). 30 vdh Rhodos folgte. Seine Söhne lalysos, Lin-
Der besonders in Grabschriften ständig daneben dos und Kameiros teilten sich in die Herr-
erscheinende Genius ( luno) ist die P.syche schaft der Insel und gründeten die gleich-
selbst oder die Einzel-Moira (vgl, auch die naraigen Städte, Diod. 5, 56. 57. Schol. Pind.
Ker. die dem Menschen ysivoiisvco nsQ zu- Ol. 7, 131. 132. 136 (Hellanikos). Eustath. Rom.
geteilt wiril). Das griechische cci 'EQivvsg p. 315, 29. Strab. 14, 654. Steph. B. v. Käfii-
firjXQog, OidtTcodog findet an dem römischen gog und Ai'vSog. Müller, Aegin. 41 ff. Nach
di Mnnes matris, Hermetis u. s. w. (in beiden Müller, fr. hist. gr. I. prolegg. p. 37 bedeutet
Fällen der Genetiv) sein genaues Gegenbild; der Name den Glänzenden und Strahlenden. —
die Manen wirken auch als Furiae {== 'Eql- 2) Sohn des Aiolos Vater des Ormenos, des Grün-
rvsc), s. Horaz Epod. 5, 92. 94. 40 ders von Ormenion in Thessalien, Strab. 9, 638,
75. Die übrigen italischen Stämme scheinen wo auch Kerphios (s. d.) gelesen wird. [StolL]
diesen Anschauungen einen ebenso vornehmen Kerke s. Kerthe.
Platz in ihren Religionen eingeräumt zu haben; Kerkeis {KsQy.r]is), Tochter des Okeanos
nur läfst die Überlieferung meist kein zuver- und der Tethys, Hes. Theog. 355. — Schümann,
sichtliches Urteil zu. Für die oskische Formel Opusc. Acad. 149 übersetzt Strepera; C Müller,
j Keri Arentikfai (in einer Devotionsinschrift bei Prolegg. zu fragm. hist. gr. 1 p. 37 Anm. 4
I Zvetaieß',Inscr.It.inf.Yi.A:3i. Bücheier, Bh. M. Radiosa oder Splendida; Braun, Gr. Götterl.
33, 6. 296. Umbrica p. 80) hat man das make- § 155 erklärt sie mit Rücksicht auf die sie
! donische '.^paiTfffiv 'Epivvct (ifes.j verglichen; umgebenden Schwestern Melobosis, Polydore,
man könnte dann in Keri (meist = Cereri er- 50 Pluto als die fleifsige Weberin (zfpHt'p). [Stoll.]
kliirt'i geradezu KriQi suchen und diese Gestalt Kerkestes (KsQKsorrjg), Sohn des Aigyptos,
i mit der KfiQ 'Egivvg gleichsetzen (oben nr. 67); vermählt mit der Danaide Dorion, Apollod. 2,
' der Ritus der unterit abseilen SiiGidaitiovfg 1, 5. [Stoll.]
■ scheint hellenistisch zu sein (s. nr. 38ff. ). Kerkios (Äg'pxios), aus Sparta, Wagenlenker
I Schliefslich soll auch die Möglichkeit, dafs der Dioskuren, mit Amphitos Gründer von
' Cerus (Bd. 1 Sp. 869; nachzutragen Ritschi, Op. Dioskurias; Amm. Mareell. 22, 8. [Lorentz.]
'■ 4, 282) zum griechischen Kfig {Kr'iga) gehört, Kerkope {Kfg-Acänr}), Mutter der Kerkopen
i wenigstens frageweise erwähnt werden. Ccrus (s. d.); vgl. Etym. M. s. v. Kig-Koamg . . . ev.lri-
I inanu^', duonus c^t'vs __wäre „guter Geist".*) &T]Gav dg r] öiä ro KsgSaXsov ccvzmv -neu na-
76. Die antike Überlieferung ist in sich 60 vovgyov r] ano iirjtgog Ksg-nanrig. [Röscher.]
' so klar und vollständig, dafs wir den Glauben Kerkopen (KsgKOjnsg, die „Schwänzlinge",
, der modernen Völker zur Ergänzung kaum von xf'pwog). Die uns nur in späterer Über-
heranzuziehen brauchen; mancherlei Ver- lieferung vollständig erhaltene Erzählung lautet:
wandtes bei Grimm, 1). Myth. 2*, 728 (830) ff. Zwei Brüder, Erzschelme, Räuber und Betrüger,
^ . , T^,.. , , ^3 „ . , wurden von ihrer Mutter vor dem Melam-
*) Aus der Flugelgestalt auf dem Ken pocolom j. o ..j. i j. • j
(Rit^chi. op. 4, 1.^2 Taf.9) ist kein Schlufs zu ziehen, da P^^os gewarnt Spater versuchten sie den
solche erotenartige Figuren auch auf den verwandten schlafenden Helden ZU berauben, wurden aber
Stücken abgebUdet aiud. dabei erwischt und mit den Beinen an einen
1167
Kerkopen
Kerkopen
1168
Tragbalken gebunden; so trug sie der Held,
die Köpfe nach unten, auf den Schultern
fort. In dieser Lage hatten sie Mufse, den
nackten Mann zu betrachten, und ei'kannten in
ihm den Melampygos, Tor dem die Mutter sie
gewarnt hatte. Ihre spafshaften Bemerkungen
darüber versetzten jenen in so gute Laune, dafs
er sie laufen
Hess (vgl. 7^/«^.
deadul. et aw. lo
13 MKi yag ö
HQK-uXrjg Ksq
v.(oxpL tiai . . . .
STEQnsto). Am
besten ist
diese Erzäh-
lung überlie-
fert b.iV'oJiMOs,
narr, ad Greg.
■invect. 1, 39 20
p IM {Wester-
mann, Mytho-
gr. S 375 =
Eudohia p.47 ;
während hier
der Gewährs-
mann Dion
genannt wird,
ist bei Nonngs
Dios überlie- 30
fert; für die letztere Lesart entscheidet sich
Westermann im Hinblick auuf Schol. Hom. 1, 453,
andere für Dion) und iu Tzetz Chil. 5, 74 ff.,
kürzer bei Zenob. 5, 1 0 und im Cod. Coislin. nr 177
Abb. 1) Herakles und die Kerkopen,
Selinuntisohe Metope (nacii Seemann,
Kunsthistor. ßiUlerb. 1 Taf. 16 nr. I).
Abb. 2) Herakles und die Kerkopen; anwesend Hermes
Amphora (nach Gerhard, Auserl. Vasenb.
(die Stelle ist abgedruckt im corp. paroemiogr. 60
I, 119), an letzterer Stelle mit dem auffallen
den Schlufs, Herakles habe die beiden Schelme
im Zorn getötet; aufserdem vgl. Suid. s. v.
Mslcifinvyov tv%otg (= Photius s. v. und Apostol.
II, 19) und Tzetz. zu Lyh. 91, endlich auch die
Anspielung hei Eunapius vit. Aedes, p. 21 Boiss.
Dafs diese Humoreske aus älterer Zeit
stammt, beweisen (Abb. 1) die bekannte seli-
nuntische Metope (um 600 v. Chr.) und mehrere
altertümliche Vasen, die von Furtwängler im
Artikel Heroldes Bd. 1 Sp. 2214 besprochen
sind, Darstellungen nach einem feststehenden
Typus (s. Abbild. 2): der ausschreitende Held
trägt zwei Zwerge mit den Köpfen nach unten
an einer Stange, an welche die Füfse ge-
bunden sind, _auf der Schulter; damit steht
in völliger Übereinstimmung die Schilde-
rung z. B. in Tzetz. Chil. v. 84 ff. : og ä^tpo}
Tovrovg ■nKTciGimv ■nal rmv nodäv Ssafirjoag
dno rov a^oi^ t8 kvtov ■nQSf.idaag ccfMtporsQOvg,
Tov (ilv [18QÖ3V täv i-'fiTtQoa&^v , rov d' SK räv
onicd'iaiv, il'xsro ovzw rrjg oSov Mort rrjg avzov
TtOQftag. ovzoi Ss avzingoaoiTtoi. ■nQsixdtfMSvoi
aXXr^Xoig . . Nun existierte unter dem Namen
Homers ein Scherzgedicht (naLyvtov) K^QKCtynBg
{Proki. Chrestom in der Bekkerschen Ausgabe
der Iliasscholien p. 1. Pseudo Herod. vita Ho-
meri 24 in Westermanns Biogr. ,S. 12. Harpo-
kration s. v. Keg^rnnsg), dem durch Kombi-
nation der Artikel K^QHconBg bei Suidas und
Harpokration mit Recht folgendes die Kerkopen
schildernde Bruch.stück zugeschrieben wird:
ipsvazag rjTifQonrjccg afirixccva z f'py dvvaavzag
(überl. iäaavzag) i^anazrjtfjQccg' nollrjv S' iizl
yaiav tövzsg av&Qcönovg aTZcizaaiiov dläfisvot.
riiiaxa ndvtu. Die Monumente beweisen, dafs
der Ursprung dieses Gedichtes, dessen Inhalt
unbedenklich auf die Heraklessage bezogen wer-
den darf, über das 7. Jahrh. hiiiaufreicht. Der
Kern der Erzählung
besteht in der sprich-
wörtlich gewordenen
mütterlichen War-
nung vor dem Melam-
pygos (firj TtiQLZVX^lV
asXcifiTcvya b. Notinos
bez. Eudokia und im
cod. Coisl. a. a. 0. ;
JU.7J cv ys (i8lci[i7cvyov
rv%oig bei Zenob. 5,
10; (iTj ^iXdfiTtvyot^
rvxjjg bei Diogen. 6,
38. Greg.Cgpr.Mosq.
4, 33. Leidens. 2, 7H;
Milctfinvyov rv^otg
bei Suid. Phot. s v.
Apostol. U, 19; Ms-
lannvyco avvzvxoihei
Macar. 5,82; ovnwfis-
Iccfiiivycp Tfrt;;|;>jxo;5
bei Zonaras p. 1339;
ovnco MfXdfinvya} tv-
Tszvxi]%cczf bei Tzetz.
Lyk. 91 ~ bei Suid.
Phot. Apostol. 11, 19
werden die Kerkopen
selbst als (iB'käg,itvyoi
bezeichnet, wenn nicht ein Fehler der Überliefe-
rung vorliegt). Diese Warnung ist bereits von
dem Dichter Archilochos fr. 110 aus Schol. Hom.
Sl 315 in der Form überliefert: (i-^ zfv ^fXafinv-
yov rvxrjg; doch bemerkt der Scholiast, dafs
der Dichter die Warnung auf einen Adler
dieser Färbung bezogen habe, und Lobeck
(Aglaopham. p. 1299) will dies dahin verstehen,
dafs ein solcher Adler zu den Unglücksvögeln
und Athena. ^A-rcbaische
2 T. llü).
1169 Kevkopen Kerkopen 1170
orehöre. Wie dem auch sei, wahrscheinlicher wecbslung mit den Poseidonsöhnen Alebion
ist es, dafs die sprichwöi-tlich crewordene und Derkynos {Apollod. 2, 5, 10, vgl. Diod.
Warnung der Kerkopenmutter von Archilochns 4, 19, 3 und die Artikel Alebion und Dcr-
in seinem Sinne verwendet worden ist, als dafs li/nos) liegt im Schol. Aesch. 2, 40 vor, wo
umgekehrt erst das Sprichwort die Erzählung die Kerkopen nach Ligurien (Aiyvrj statt
veranlafst habe. Wie eng die Kerkopen mit Aißvr, schlägt Lohecl- a. a. 0. 1.300 mit Recht
dem Melampj^gos zusammenhängen, ergiebt vor) versetzt werden. Endlich werden sie
sich aus einer Stelle des Hcrodot (7, 126), wo nach den Pithekusen, den Inseln an der cam-
am Steige Anopaia bei denThermopylen neben panischen Küste (Pith. in Libyen bei Diod. 20,
dem Felsen des Melampygos die f^pat der lo 58, 3, dagegen c. 44, 7; vgl. noch Skylax 111
Kerkopen erwähnt werden (LofcccÄ- a. a. 0. 1298 und Steph. Byz. s. v.), in einer Überlieferung
fafst tdQcti = svsSgai „Hinterhalt"; aber es versetzt, nach der die Kerkopen (Schwänz-
handelt sich um Felsgebilde, die die Volks- linge) wegen ihrer Schlechtigkeit iu Aifcn
phantasie als Kerkopensitze oder wohl als (TTid-rjHOi) verwandelt worden sein sollen:
sitzende Kerkopen deutete). Xenagoras {Müller, fr. h. 4, 526) bei Harpokr.
Nach der oben besprochenen Herodotstelle s. v. Ksg-nonreg {Suid. und Phot. s. v.). Apostol.
wäre die Kerkopensage an den Therm opylen 0,64. Schol. Aeschin. 2,40. Eubtath. 1864, 66
lokalisiert gewesen, einem für die Sage von [vgl. Keller im Ausland 1881 S. 261. Röscher].
Wegelagerern passenden Orte. Damit läfst Bei Ovid {Metanwrph. 14, 91) wird diese Ver-
sich die Überlieferung vereinigen, die die Ker- 20 wandlung dem Zeus zugeschrieben, der ihre
kopen aus Oichalia (auch Euboia) stammen betrügerische Gesinnung gehafst habe; bei
und in Boiotien ihr Wesen treiben läfst. So anderen Schriftstellern lesen wir, dafs die
dichtete ein uns sonst unbekannter Diotimoft Kerkopen Zeus zu täuschen versucht hätten
(noch citiert b. J.//ien. 13, eOS"*: iv rf] 'HQK-nXsi'a) und zur Strafe von ihm_ in Stein verwandelt
in deri "HQcc-nXfovg ü^^Xol (vgl. Suid. s. v. Evqv- worden seien. Letztere Überlieferung wird im
ßato? = Äpostol. 8, 12, der dritte Vers in Schol. Luc. Alex. 4 (cod. Vindob. 123) auf
falscher Überlieferung bei Schol. Luk. Alex. Pherckydes zurückgeführt; die Lesart ist sehr
c. 4): KfQ-Aa7tsg, rot TtolXa xarä rgiodovg na- zweifelhaft, Jacohitz (4, 139) schlägt <P?pf-
zfovTsc; BoLcoTwv atvovTO- ysvog S' eoav Ol%a- ngdrrjg vor. Vgl. aufserdem Suid. s. v. Kbq-
A(?jfc, IßXdff r' Evgvßazos rf, dvco ßaQvd(xii.iovi:g 30 xcoTTfg: ovs cpaaiv dnoXi&co&fjvuL 3ia to syxfi-
avSgsg. In Bezug auf den Aufenthaltsort, g^Cv anarriaai rov Jia (= Eustath. 1864, 34)
nicht aber auf die Namen stimmt mit Biotinws und Zenob. 1, 5. Die Sage kann mit der Be-
das Scholion zu Luk. Alex. 4 {Jacobitz i, 139) nennung der beiden Felsen an den Thermo-
überein (= Bachmann, Anecd. 2, 340 ohne pylen (s. oben) zusammenhängen; jedenfalls
Citate); auch Alkiphron 3, 20 nennt Eurybatos stammt sowohl sie wie die von den Pithekusen
einen Oichalier; sonst weist der Name Eury- aus späterer Zeit; nur die Melampygosgeschichte
bates, wie wir sehen werden, nach Ephe- erscheint alt und im östlichen Mittelgriechen-
sos; und in der That werden die Kerkopen land heimisch; dort und nicht in Asien
auch Ephesier genannt, nämlich bei den Par- wird wohl auch das naCyvLov entstanden sein
ömiographen im Artikel ayoga Ksgytcöitav 40 {I.obeck a. a. 0. 1297 spricht die Vermutung
{Zenob. 1, 5. Apostol. 1;.18. Dior/en. 1, 3. Greg. aus, dafs dasselbe den Anhang zu dem Epos
Ct/pr. 1, 3). Diese Überlieferung ist aber OixceXiag uXmaig gebildet habe). Anders urteilt
schlechter bezeugt als die von Oichalia, viel- Preller ^ 2, 230, der von kleinasiatischen Vor-
leicht nur durch den berüchtigten Eurybates bildern, von den Handelsmärkten zu Sardes
von Ephesos (s. unten) veranlafst; sie wird und Ephesos redet, ohne dafs die Überlieferung
auch nicht durch Diodor 4, 3, 6 (= Apollod. genügenden Anhalt dazu böte.
2, 6, 3) besonders gestützt, wo erzählt wird, Wir dürfen annehmen, dafs schon in dem
Herakles habe im Dienste der Omphale die ,, homerischen" Scherzgedicht die beiden Brüder
Räuber der Umgegend bestraft. Unter anderen Namen gehabt haben. Wie sie dort geheifsen,
werden auch die Kerkopen genannt, von denen 50 läfst sich nicht mehr feststellen, da die späte
er einige getötet, andere der Omphale lebend Überlieferung zwischen verschiedenen Namen
überbracht habe (vgl Zenob. 4, 30 und Diogen. schwankt. In dem oben besprochenen Bruch-
2, 100 s. V. v.sgy.(OTri^siv); hier werden also stücke des Diotimos heifsen die Brüder Olos
mehr als zwei Kerkopen angenommen, und die nnd Eurybatos; Olos könnte an den Aloadeii
Erzählung ist ihres ursprünglichen Charakters (s. d.) Otos erinnern; die Aloaden Otos und
entkleidet. (Die Omphalesage selbst gehört Ephialtes sind besonders in Thessalien und
vielleicht ursprünglich an den Oita.) Auch die Boiotien heimisch; könnte der Name Olos
Bezeichnung ayopa ÄEpxcoTtcoj' gehört nicht nach nicht auch falsch überliefert sein? Eurybatos
Ephesos, sondern nach Athen, wo es einen oder Eurybates _ sind sprichwörtliche Namen
sog. Spitzbubenmarkt gah (vgl.Wachsmuth, Die ßo für Diebe und Übelthäter, diiher wurde auch
Stadt Athen 2, 1, 498): Hesychius s. v.: zonog svgvßuTBVfa&ai im Sinne von novrjgFvsa&c/i
TtXrjGiov'HXiaiag; ebenso Eusfath. zu Hom. ß 7 gebraucht {Diog. 4, 76. Suid. s. v. Zonarti'i
S. 1430, 32 und zu x 552 S. 1669, 59; vgl. p. 921). Alkiphron 3, 20 nennt einen Dieb
noch Galen, zu Hippokr. Epidem. bei Kühn aus Oichalia Eurybates; Eurybatos wird neben
{Medic. graec. op.) 17^ 616 und 643; Diog. Phrynondas oder allein sprichwörtlich für
Laert. 9, 114. Wahrscheinlich hat erst dieser novrigög gebraucht bei Plat. Protag. p. 327**,
Ort Veranlassung zu dem sprichwörtlichen Aus- Demosth 18,24. Aeschin. 3, 137; Luk. Alex, i
druck (xyoQu Riqv.<äit(ov gegeben. Eine Ver- nenne aufs er den Kerkopen noch Eurybatos
1171 Kerkopen Kerkopen 1172
und Phrynondas; vgl. -auch Apiil. Apol 81: s. v. und Apostol. 11, 19); wertlos ist die Notiz
(juis Palamedes, quis Sisijphus , quis denique des Etym. M. v. KBo-nansg: FKlriQ-rjaccv ....
Eurybates aut Phrynondas talem excofiitavisset? rj «^^o jiritgog KsQKcoTirjg (BeJcker, Änecd. 1,
Aristoteles (fr. 73 der Berliner Ausg. aus 271, 21 Ksp-KoaTiri: ovofia itaigag). Der Name
Apostol. 8, 12 = Suid. v. Evgvßarog; Tgl. Theia scheint von den angegebenen am besten
Grcrjor. Corinth. zu Hermagor. bei Walz, JRhet. bezeugt.
yr. 7, 2, 1277 und Eustath. p. 1864, 12 ff) hat Die Kerkopen sind mehrfach in der griechi-
von einem schlauen Dieb Namens Eurybates sehen Komödie verwertet worden (Bekker,
erzählt, der seinen Wächtern auf listige Weise Anecd. 1, 271, 14 KsqkcoiP 6 snl TtnvrjQio: xm-
zu entrinnen wufste; aufser diesem wird be- lo ucpSovfitvog); allerdings ist es nicht bei allen
sonders noch der Ephesier Eurybates (oder Stücken sicher, ob sie das Heraklesabenteuer
Eurybatos) angeführt, der an dem König dargestellt oder unter dem Namen der Ker-
Kroisos zum Verräter wurde (Eplwros fr. 100 kopen Lug und Trug gegeifselt haben; das erstere
aus Harpokr. s. v. EvQvßäzijg. Apostol. 8, 12; würde wohl mehr der Stoff für ein Satyrdrama
vgl. Diod. 9 exe. 32. Eustath. und Gregor. gewesen sein. Am häufigsten citiert werden
a. a. 0. Schol. Aesch. 3, 137 und Hcsych. s. v. die KsQKoauBg des Eermippos (vgl. Meineke, fr.
J^Hoy.lBiSo!in.s,.St.). — Nikander Qoe\ Apostol. com. 1, 94. 2, 393); Herakles tritt auf in den
8, 12'i bezeichnet einen Eurybatns aus Aigina Kigv-rnnfg des Eulmlos {Meineke 1, 363. 3, 229;
(? Überlieferung unsicher) als Erzschurken. vgl. fr. 2 aus Athen. 10, 417'^); die Süvtqicci
Alles dies kann die Echtheit des Kerkopen- 20 des Piaton führen auch den Titel KigKWJtsg
nameni Eurybatos nicht stützen, dürfte sie (Suid. v. niätcov und Eudokia p. 358; vgl.
vielmehr im Gegenteil verdächtigen. \m ScJwl. Meineke 1, 176. 2, 646); die Ksg-nanfg des
Luk. Alex. 4 (= Bachmann, Anecd. 2, 340; Menippos (Suid. s. v. Eudokia p. 302) beruhen
vgl. auch Gramer, Anecd. 3, 413) werden die vielleicht nur auf Verwechslung mit Hermippos
Brüder Sillos (Syllos) und Triballos genannt (Meineke 1, 494). Endlich hat Kratinos der
(diese Namen sind auch in den daselbst angeführ- Ksg-nconig in seinen 'AqilXo%oi Erwähnung ge-
ten Vers des Dioiimos geraten; anders urteilt than (fr. 14 Meineke 2, 24 aus Schol. Luk.
Meineke, fragm. com. 6, 15); Sillos bedeutet Alex. 4 cod. Vindoh). Bergk , comment.^ de
den Spötter, Triballos nach Hcsych. s. v. den com. antiqu. 24 vermutet, dafs sie bei ihm
Sykophanten. Drittens werden die Namen An- 30 Sillos und Triballos geheifsen haben,
dulos oder Kandulos und Atlantos (Atlas) Die Kerkopen werden allgemein als novr]-
angeführt und als Gewährsmann dafür J.isc7(.mes goi, il)BV6tcii, ^^anarrirriQsg und -AÖlccMig ge-
aus Sardes (h roig iä^ißoig) citiert (Lobeck schildert; vgl. aufser dem oben citierten
a. a. 0. p. 1302 schlägt vor, dafür Aischrion Homerfragment Suidas, Photius, He.'^ychitis s.\.,
zu setzen, wogegen sich Bernhardy , Gr. L.^ Eustath. Od. 1864, 32. Im Etym. M. s. v.
2,1, 546 ausspricht). Andulos und Atlantos wird der Name deswegen von ^egSog (öia t6
geben Harpokr. s. v. Kigv-atp. Apostol. 9, 64. v.fQ8aXsov) abgeleitet; vgl. Festus t^. 56: cer-
Photius s. V. KBQv.mTiBg, Kandulos und Atlas: copa Graeci appellant lucrari undique cupien-
Suid. s. V. KsQKwnfg. Auf Grund von Hesych. tem, quasi -nFgöcova, quem nos quoque lucrionem
V. KävöaXog: y.ay.ovgyog Xrjßrrjg möchte man 40 vocamus. Daher wurde ayoga Ksgy-mncov (s.
Kandulos für die richtigere Form halten. Es oben) sprichwörtlich von den Schelmen ge
bleiben noch die Namen Pas salos (der Nagel) braucht (Zenoh. 1, 5. Biogen. 1, 5. Apostol.
und Akmon (der Ambofs) übrig, welche von 1, 18. Gregor, i^ypr. Mosqu. 1, 3 Macar. 1, 4)
Nonnos (s. 0. = Etidokia) und Tzctz. Chil. 5, und MfpitojTriJftv für ditaräv gesagt; man er-
74 (hier statt Akmon wohl irrtümlich Aklemon) klärte dabei den Ausdruck etymologisierend
überliefert werden ; Akmon ist auch der Name mit xipxra TTQooaaivfiv (Zenoh. 4, 50. Diogen.
eines der idäischeu Daktylen, mit denen die 5, 51. Apostol. 9, 64. Gregor. Cypr. Leid. 2, 47.
Kerkopen ebenso passend zusammengestellt wer- Hesych. s. v. Etym. M. s. v. Eustath. Od.
den konnten, wie mit den Kyklopen (Et. M. 1864, 32). Endlich lautet bei Aesop. prov. 4
yisguamg- ovra TTgoz^gov Halovvxo 01 Kv-nXm- hQ (Paroem. 2, 228) ein Sprichwort: ^TjTför 'Ep-
TTfs) oder den Teichinen (JeZ. 7ti.si.awM«. 6, 58: (irivylv^ui K^gKona (sie) f'yXvipa.
Ziavfpov Kai K^gKcaTzcov xai TiliLvmv ^rilmTal) Über die Kerkopen hat am besten Loheck,
oder den Mo^ioniden (TzHz. Chil. 5, 1&); De Cobalis et Cercopihiis, vtiedevholi im Aglao-
Lobeck a. a. 0. 1296 vergleicht sie mit den phamus p. 1296flf., gehandelt. Über die Künst-
le obaloi (s. d.); sie alle sind Vertreter der darstellungen sind zu vergleichen 0. MüUer,
niederen Geisterwelt in der griechischen Sage. Handbuch d. Arch. § 411, 4 und Darier^ 1,
Auch der Name der Mutter, die eine so 460. Wclcker, Der epische Cyclus"^ 1, 383
bedeutsame Rolle in der Kerkopensage spielt, Anm. 675. Gerhard, Auserl. Vascnh. 2, 86 ff.,
wird verschieden angegeben. Theia, Tochter hesonäers ahev Benndnrf, Metopen von Selinunt
desOkpanos,heifst sieZeno?). 5, 10. Tzetz.-MiL'yk. 60 S. 46 [s. auch Heydemann im Jahrb. d. Arch.
91. Eustath. Hom. 1864, 34 und in der oben Inst. 1 S. 281. R.] und Furtwängler im Artikel
angeführten Erzählung des cod. Coislin. nr. 177, Herakles in der Kunst Bd 1 Sp. 2214f und 2233,
auch im Schol. II. m 315 nach Lobecks (p. 1299) worauf hier verwiesen werden kann. Mit Un-
Konjektur (©ft'a? vfovg für ^t«(roi;s). Memno- recht ist früher die Darstellung bei Hancar-
nis heifst ihr Name bei Suid. s. v. Ksg-nansc. ville 3, 88 (Herakles überbringt dem Eurystheus
Tzetz.Chil. 5, 77 und Nonnos a. a. 0. (überl. zwei affenartige Wesen im Käfig = Pygmäen?)
Mi^ficavig). Verdorben ist wohl die Lesart yf.'Vvrjs und Millingen, peint. d. vas. pl. 35 (Satyrn
vioi bei Suid. s. v. MsXafxnvyov zvxoig (= Phot. entwenden dem Herakles die Waffen) auf die
1173 Kerkyaneus Kerkyra 1174
Kerkopen bezooren worden; zweifelhaft bleibt antichi del real museo Estense del Catajo \^.9'2f.
auch die Deutung der Berliner Vase 2359 bei nr. 1151 auch ein anderes Relief als „Ippotoo
Furticänqler a. a. 0. (vgl. 0. Jahn im Piniol. 27, portato dimianzi a Cercione dai pastori di lui,
17 ff.)- [^gh auch C. D HiVJmrinn, De Cercopi- che sembrano fra se contendere", findet aber
htis atque Ci/cJopihus. Co\. ad Bhen. 18-26. Guhl, nicht den Beifall Stephani's, C. r. p. l'a. 1864
^pZimaca Berlin 1843 p. 136— 138, 195. Ahrens, p. 159 Anm. 1. Zum Artikel Hippothoon sei
Kleine Schrift. 1 \:).38S f. F. L. Schwartz, Sonne, hier nachgetragen, dafs die Darstellung einer
Mond und Sterne p. 249 fF. Drexler.] f Seeliger.] Bleitessera: ,,Eqiia dm. stans puerum lactans;
Kerkyaneus = Kerkyon (s. d. u.Kerkyoneus). in nrea supcrne noctua dm. stans; ante equrnii
Kerkyon {Ksgv.vmv oder K8py.vKvsvg, d. i. lo cnlathus" von Postolacca, Ann. d. Inst. 1866
Ksg^vov8vg\ s. Werniclr. Jnlirh. d. a. I. 7, p. 353 nr. 263, p. 355 auf diesen Heros be-
208ff.), l)Eleusinier, Sohn des Poseidon (oder zogen wird. Ob Sfephani , C. r. p. l'a. 1864
des Hephaistos, Hyg. f. 38. 15S. 2381 und einer p. 142 — 171 mit Recht Kerkyon, Theseus,
Tochter des Amphiktyon, Halbbruder des Tripto- Alope auf einem Gorytos dargestellt sieht,
lemos, dessen Vater Earos war (Choirilos in lasse ich dahingestellt sein. Drexler.] — 2)Ar-
ae'mer Älope h. Paus. 1, \'i,2\ Vater der Alope, kader aus Stymphalos, Sohn des Agamedes,
der Mutter des attischen Hippothoon; ein be- Enkel des Stymphalos, Vater des Hippothoos,
rüchtigter Räuber, der die Fremden zwang mit Paus. 8, 5, 3. 8, 45, 4. Hyg. f. 173. — Gharax
ihm zu ringen und sie tötete, bis Theseus (s. d.) b. Sehol. Aristoph. Nub. 508 erzählt, dafs Aga-
ihn überwand und erschlug (s. auch 'Alope'). 20 medes, Herrscher von Stymphalos, die Epikaste
Paifs. 1, 5, 2. 1,39,3. Hyg. f.S8. 187. Plut.Thes. heiratete, die ihm den Trophonios als Stief-
11. 20. Lul'inn. lup. trag. 21. Ov. Met. 7, 439. söhn zubrachte und in der Ehe den Kerkyon
7Jm409. Stat Theb. 12, 577. Hellan.h. Harpohr. gebar. Als Agamedes, Trophonios und Ker-
p. 13, 7. Schal. Arixtoph. Av. 559. Diod. 4, 59. kyon das Schatzhau.s des Augeias in Elis be-
Suid. s. \. Preller, Myth. 2, 290. — Antimnclios stahlen, wurde Agamedes in einer Schlinge
(fr. 37 Stall, 20 Bübn. bei Schol. Eurip. Phoen. gefangen und verlor das Leben. Um nicht
150) nennt den Kerkyon Sohn des Poseidon, entdeckt zu werden, hieb Trophonios dem
Vater der Lysimache, der Mutter des Parthe- Agamedes den Kopf ab und floh mit Kerkyon
nopaios. Nach Suid. v. Movcuioi; ist er nach Orchomenos in Böotien, und als Augeias sie
Vater des Ekphantos, Ahnherr des eleusi- so bis hierher verfolgen liefs, entwich Trophonios
nischen Musaios. Manche identificieren ihn nach Lebadeia, Kerkyon nach Athen. Die
mit nr. 2, dem Arkader, wie Pliit. Thes. 11. Flucht des Kerkyon aus Arkadien nach Attika
[0. Jahn hält es (Ber. d. Sachs. Ges. 1853 erwähnte anch Kallimachas in der Helale, in
p. 139 Anm. 12) nicht för unwahrscheinlich, dem von Charnx angeführten fr. 143 Bentl.
dafs die IJalciicxai, des Pratinas denselben Müller, Orchom. 95. Preller, Gr. Myth. 2, 499.
Stoff wie der Kerkyon des Aischylos behau- [StolL]
delten. („Der Ort, wo Kerkyon die Fremden Kerkyoneus (KegKvovgvg), 1) Beiname des
zu ringen zwang, hiefs Tralaiatoa K^gyivovoc; Apollon auf einer Inschrift isgsvQ 'JnöXlcovog
[Paus. 1, 39, 3], die Satyrn, die in seine Hand Ksg-nvovscog, G. I. A. 3, 1203. — 2) = Ksg-
geraten waren, konnten daher wohl nalaiazai 40 y.vavBvg. d. i. Ksg%vaiv (s. d.). [Höfer.]
genannt werden". ^ Von Bildwerken welche Kerkyra und Korkyra {Kigv.vga, KÖQv.vgct),
den Kampf des Theseus und Kerkyon dar- Tochter des phliasischen Flufsgottes Asopos
stellen, ist zu nennen eine Metope des The- und der Arkaderin Metope, von Poseidon auf
seion, Stuart, Ant. of Athens 3, 1 PL 13, 12. die nach ihr benannte Insel entführt, wo sie
Marlies of the Brit. Mus. Tom. 9 PI. 21; ihm den Pbaiax gebar, Paus. 2, 5, 2. 5, 22, 4.
\Baumeifter , Dcnkm. d. kl. Alt. Fi?. 1864. Schol. Pind. OZ. 6, 144. Ap. Eh i, bß8. Diod.
Röscher.]; ferner eine Anzahl Vasen, welche 4, 72. Hellanikos b. Steph. B. v. $o:t«|. Schol.
G^erhard, Auserlesene Vasenbilder 3 p. 33 Tfl. 234 Od. 13, 130. [Das Haupt der Korkyra erkennt
verzeichnet [s. auch Arch. Ztg. 41 S. Uf. 43, 258. Gardner auf dem Obv. von Bronzemünzen von
Baumeister a. a. 0. Fig. 1873. Jahrb. d. a. I. 7, 50 Kerkyra: ,,KOPKTPMIead af Gorcyra l.,ivearing
208 f.]; [s. ferner O. Wulff, Zur Tlieseussage. torea'th of ivy and earring. JRs. Wreoth of ivy''\
Dorpat 1892: 2. Die Theseusathlen auf den Gat. ofGreeJcGoins [inthe Brit. Mus.J Tliessaly
Metopen des sog. Theseion und in der rotfig. to Aetolia p. 132 nr. 290 — 294, PI. 23, 15; vgl.
Vasenmalerei; Heydemann, Bhein. Mus. 1881 (ohne Beischrift) TIoGtolä-Aag, KaräX. xäv agx-
p. 469 nr. 5. Klein, Die griech. Vafien mit vofiiaficcrcov Ki:gy.vQccg, ABv-nädog '/^cv.r/g . . .
Meif'tersignaturen p. 194 nr. 7; die Deutung !>. 20 nr. 221 „KscpaXr] Baxj;rjg ßörgvat nsgi-
der Darstellung eines Gefäfsdeckels auf die.«en ßsßXrifiävrj ng. 5."; fprner erkennt es deWitte,
Kampf durch de Witte, Descr. d'une coli, de Got. Greppn p. 78 nr. 581 auf dem Obv. einer
vases peints etbronzes ant. pi-avenant des fouilles kleinen Silbermünze: „Tete de la nymphe Cor-
de l'Efrurie. Paris 1837 p. 66 f. nr. 114 = 60 cyra, avec le diademe, ä dr. ; derriere K. Es.
Gat. Beugnot p. 43 nr. 44 wird von Stephani, Grand astre" ; vgl. Goll. Bompois 80, 1003:
C. r. p. l'a. 1867 p. 23 Anm. 4 verworfen. „Tete de nymphe" ; weiter Gardner, Bompois
Ein Sarkophagreliefder Villa Panfili stellt dar und Postohikas in einem mit der Stephane
den kleinen Hippothoon, von der Amme dem Ker- oder dem Epheukranz gezierten Hanpte neben
kyon überbracht, Stephnni, C. r. p. l'a. 1863 dem des jugendlichen Herakles auf dem Obv.
p. 187 nr. 64, mit Litteraturnachweisen, und von Bronzemünzen, deren Rs. das Vorderteil
p. l'a. 1864 p. 159 — 165. Fragweise deutet eines Schiffes und die Beamtennamen API-
Gavedoni, Indicazione dei principali monuinenti XTEAI APilTQNOZ oder OlAßTAZ zeigt,
1175 Kerkysera Kestrinos 1176
C. G. C. Brit. Mns. Thenft. -p. ne nr. 4.93-428; Sp. 71 ff. Röscher.] [— 2) dichterische Be-
p. 152 nr. 557 — 560; Coli. Bompois p. 80 nr. 1010; Zeichnung der Selene, Manetho, Apotelesmatica
TTocToißxof? p. 32 nr. 396— 399; p. 85f. nv. 449 j4' 282; sowie Beiwort derselben, Manetho
—451, während L. Müller, Musee Thorvaldsen g' 138. 593. 640; A' 271. Nonnus, Bionysiaca
p. 252 nr. 43. 44 und Cohen, Cat. Greau p. 110 23, 309: ruvQoq)vrig -ufoosaaa ßoäv tXätsiQK
nr. 1299 vielmehr Omphale erkennen wollen. Ssl^vrj; vgl. Boscher, Selene p. 20 Anm. 64,
Abzuweisen dürfte de Wittes, L. Müllers, Rollin p. 123 Anm. 525; Mi^vrj -K^Qo^cca, Manetho
et Feuardents , Cohens Beutnng eines belorbeer- g' 44; A' 26. 64. Drexler.] [Stoll.]
ten Hauptes als Korkyra sein für den Obv. von Kerphios (?) {Kigcpiog?), zweifelhafter Name
Bronzemünzen mit verschiedenen Reverstypen: lo eines Sohnes des Aiolos, Vaters des Ormenos,
Dreizack, L. Müller p. 95 nr. 608; Bollin et des Gründers von Ormenion in Thessalien:
Fniardent, Cnt. d'unc coli, de med. des peuples Demetr. Sceps. b. Strab. 438. Andere lesen
et villes de la Grcce 1 p. 214 nr. 3260; Amphora, statt Ksgcptov Ksg-näcpov. [Röscher.]
L. Müller p. 253 nr. 49; ArPEYC, L. Müller Kerthe (Ksg&rj), Thespiade, von Herakles
p. 252 f. nr. 47. 48; Dionysos auf Panther, L. Mutter des lobes, Äpollodor 2, 7, 8, s. oben
Maller p. 253 nr. 59; ZEYC KACIOC (hier mit Bd. 2 Sp. 282. Unwahrscheinlich macht Fr.
der Obv. -Aufschrift KOPKTPA und einer Leier Lenormant, Gaz. urch. 2 p. 126 und Lettres
vor dem Haupte"), L. Müller -p. 252 nr. 45. 46; assyriologiques 2 p. 190 zu ihrem Sohn den
de Witte, Cat. Greppo p. 79 nr. 588; Cohen, lolos = lolaos und bemerkt über ihren
Cat. Greau p. 110 nr. 1300; Bollin et Feuar- 20 Namen: „On en fait l'une des Thespiades,
dent I p. 215 nr. 3261. Hier erkennt Gardner mais il est impossible de ne pas etre frappe
wenigstens für den zuletzt angeführten Typus de l'analoßie de son noin avec le phenicicn
(p. 153 f. nr. 570—577) vielmehr Apollon, wäh- Ulp „la ville" , elcment esscntiel du nom indi-
rend er freilich seinerseits das Haupt der gene de Carthage Tco^n rip „la ville neuve" ;
Korkyra sehen will in der belorbeerten Büste Certha est, du reste, coinme Carthada, Je nom
des Obv. von Bronzemünzen mit dem Revers- d'im des qunrtiers de Carthage, ,,la cite" par
typus eines Schiffes mit Ruderern und der excellence (n^p) . . . Le lolos, fils d'Heraclls
auf Vorder- und Rückseite erscheinenden Auf- et de Certha, nie parait donc avoir du etre ä
Schrift KOPKYPAICON. Mit Unrecht auch sehen l'origine le jeune dieu carthnginois , fils de
L. Müller p. 253 nr. 52 und de Witte, Cat. 30 Khnmmon et de Tanit , identifie ä la cite
Greppo p. 79 nr. 591 Korkyra in der von qu'clle protcge." [Drexler.]
noßToXänac; (p. 37, 463. 4G7; 40, 489; 42, 501; Kerillkos (KsqovIkoc;) = Apollon; Suid.
49, 543), Gardner (p. 159, 635, PI. 26, 2; 636; s. v. K. 6 'AnöUcov.^ Vgl. auch Hesych. s. v.
p. 160, 643—645; 649, PI. 26, 5; 650; p. 161, * [Roscher.]
653; 658; p. 163, 674; p. 165, 688, PI. 26, 13; KerilS = Cerus (s. d.).
p. 166, 696. 697. 699) und Head, H. N. n. 277 Kerynes {KsQvvrjg), Sohn des Temenos, der
als Ares erkannten stehenden Figur auf mit seinem Bruder Phalkes ihre Schwester
Münzen verschiedener Kaiser. Drexler.] [Die Hyrnetho, Gemahlin des De'iphontes, Herrschers
Tnsel Korkyra ist ferner dargestellt auf von Epidauros, rauben wollte, aber von diesem
einem Relief {Corr. hellen. 2 pl. 12): vor 40 getötet wurde, Paus. 2, 28, 3; s. Deiphontes.
einem links auf einem Felsen sitzenden bärti- [Stoll.]
gen Mann, in dem wir wohl eine Personifika- Keryx {Ki]pv^), der Stammvater der im
tion des Jrjfiog xwv 'Ad'rjvaicov zu sehen haben, eleusinischen Dienste thätigen Familie der Ke-
steht eine Frauengestalt im Peplos, die mit ryken, nach der Behauptung der Keryken
der rechten Hand ihren Schleier hebt, wäh- selbst ein Sohn des Hermes und der Kekrops-
rend sie die linke auf die Hüfte stützt; weiter tochter Aglauros, und nicht des Eumolpos,
nach rechts steht Athena; es handelt sich um wie andere sagten (Paus. 1,38, 3. Hesych. und
einen Vertrag zwischen Athen und Kerkyra, Sind. v. KriQvv.Bg), Sohn des Eumolpos, sowie
Köhler in C. I. A. 2, 496 p. 398. Dumont in auch Vater eines zweiten Eumolpos, Andron
Corr. hellen, a. a. 0. 560. 562. Höfer.] [Stoll.] 50 b. Schol. Soph. 0. C. 1051. Pollux 8, 103. Er
Kerkysera (REQ-nvaiga), Name des Achil- heifst auch Sohn des Hermes und der Kekrops-
leus, als er verkleidet unter den Jungfrauen tochter Pandrosos, Androtion b. Phot. p. 671,
bei Lykomedes in Skyros lebte, AristoniJcos v. 16. Schol. II. 1, 334. Lobeck Agl. 1, 213.
Tarent b. Ptol. Hephaest. Nov. Bist. 1 p. 183 [Mehr b. Töpffer, Att. Geneal. 25. SOff. Ditten-
Westermann. [Stoll.] herger im Hermes 20, Iff. Koscher] \Bohde,
Keroessa('7iCfp65(jffa,dieGehörnte), l)Tochter Psyche p. 120 Anm. 2. Drexler.] [Stoll.]
der lo und des Zeus, zu Byzantion auf der Kessindra (KEIANAPA^i = Kassandra (s. d.),
Halbinsel Keras geboren und von der Nymphe Amphora in Wien, v. Sachen u. Kenner, Die
Semestra aufgezogen, von Poseidon Mutter des Sammlungen d. K. K. Münz- u. AntiJcen-
Byzas, des Gründers und Königs von Byzan- eo Kabinetts p. 199 nr. 100. [Drexler.]
tion; auch Mutter des Strombos, der den Byzas Kestria (Ksötqic/), Tochter des epirotischen
und die Byzantier bekriegte, Steph. B. v. Bv- Königs Campus, Gemahlin des Helenos, der
^ävTiov. Eustafh. zu Dion. Per 803. Prohop. die Chaoner nach seinem Schwiegervater Campi
de aed. 1, 5 Hesych. Mil. b. Müller, fr. hist. nannte, Serv. Verg. A. 3, 334. [Stoll.]
nr. 4 p. 148, 8. 0. 150, 20. Müller, Dor. 1, 120. Kestrinos (ÄTEfftpfvoe), Sohn des Helenos und
Prolegg. 133. [Vgl. auch die schönen Münzen der Andromache, der die Landschaft Kestrine in
von Byzanz mit dem Bilde der K. in der Epirus gewann und nach sich benannte. Paus. 1,
'Eqirjfi. UQX. 1889 tclv. 1 nr. 7 — 9 und Text 11,2.2,23,6. Steph. B. v. Kafifiavi'a. [Stoll.]
1177 Kestros Ketos 1178
Kestros {KfCTQog), 1) Trojaner, von Neopto- von Pergamon, K. und Selinos, erkennt Robert
lemos vor Troja erlegt, Qu. Sm. 8, 293. [StoU.J {Jahrb. cl. euch. Inst. 3 S. 94) in den beiden
— [2) Flulsgott, dargestellt auf Münzen des Marc gelagerten Männergestalten einer die Gründung
Aurel {Waddington, Revue num. 1852 p. 44 vonPergamondarstellendenPlattedespergamen.
nr. 1) und Claudius Gothicus von Sagalassos, Telephosfrieses. Röscher.] [Ürexler.]
(Pe/Zerm, -Rec. o p. XX. J/e7. 2 p. 368. Eckhel, Keteii(Ä5r/ii'), mythischer KönigvonÄgypten,
D. N. V. 3 p. 25. Mi. 3, 526, 133. IJead, H. N. von den Griechen mit Proteus (s. d.) identi-
p. 592) mit der ßeischrift K6CTPOC gelagert, ficiert, weil von ihm erzählt wurde, dafs er
lu der R. ein Rohrbüschel, d. 1. Ellenbogen nvsvfxdTcov 'i%tLv EfineiQiav nal xr^v yLO^cpriv
auf der Wasserurne. Merkwürdig ist der lO [isroc^ülXsiv oxs (lav si'g ^acov zvnovg ozs de
Typus einer Münze des Gallienus bei Imhoof, eig d'evdgov r] nvQ rj xi xmv allcov. Diod. Sic.
G-rtcch. Münzen p. 699 nr. 508: „CAflAAAC- 1, 62. Vgl. Htrod. 2, 112 und Wiedemann,
CeßN. Riesenhafte (?) männliche Figur in Herod. 2. Buch S. 431 iF. [Roscher.J
langem Chiton, der die r. Seite des Über- Keteus {Krjxsvg), Arkader, Sohn des Parthis
körpers entblöl'st läfst, r. h. schreitend, die und der Archiloche, Bruder des Paros; zeugte'
R., wie zum Schlage ausholend, über den mit Stilbe die Kallisto, Schol. Eur. Or. 1642.
Kopf erhoben, und mit der L. einen neben Phcrekydes b. Äxiollod. 3, 8, 2, Oder Sohn des
ihr r. h. schreitenden Stier mit erhobenem Lykaon, Vater der Megisto (= Kallisto), unter
Schweif an einem der Hörner packend", die Sterne versetzt, Ariaithos b. Hyg. F. A.
eine Darstellung, welche mit der Beischrift 20 2, 1 u. 6. Heyne, Obss. Apollod. a. a. 0. [Vgl.
KG C|TP,OC auf einer Münze des Volusianus, auch Wolters in der Arch. Ztg. 43 S. 266 u.
Imhoof p. 700 nr. 509 Tfl. 2, 11. ISestini, Lett. 267 Anm. 4. Röscher.] [Franz, De Callistus
num. cont. 8, 92 Til. 2, 11. Mi. 8, 515, 129 fab. p. 305. 345f. Drexler.] [Stoll.]
(falsch „Femme assise sur un Hon courunt Ketios = Keteios (s. d).
rt dr.") wiederkehrt. Imhoof bemerkt dazu: Keto {Krjxcö), 1) Tochter des Pontes und
„Auf den Münzen nr. 508 und 509 scheint der der Gaia, welche mit Phorkys die Graien,
Stier den Flufs darzustellen und von einer Gorgonen und den Drachen zeugte, der die
Gottheit, die nicht Herakles ist, in seinem goldnen Äpfel bewachte, Hes. Theog. 238.
Laufe angehalten oder bekämpft zu werden." 270 ff. 333. Apollod. 1, 2, 6. 2, 4, 2. Hyg.
Head, H. N. p. 585 erkennt fragweise (s. Re- 30 praef. p. 28 f. Bunte. Lucan. Rhars. 9, 646;
gister p. 801) den Kestros auch auf Münzen vgl. Rind. Ryth. 12, 13. Auch gebar sie dem
von Perga {3Ii. 3, 463, 95, Septimius Severus), Phorkys die Hesperiden, Schol. Ap. Rh. 4,
sowie zu J^ufsen der Stadtgöttin auf Münzen 1399. Gemahlin des Typhon nannte sie Eupho-
von Sillyon, p. 588 {Mi. S. 7, 84 f., 268. rion b. Et. M. p. 396, 31. Schömunn, Dp.
Sestini, Lett. num. cont. 8 p. 89 nr. 9. 10, Acad. 2, 176 ff. I81 ff. Braun, Gr. Götterl.
Salonina). Drexler.] § 102 ff. Rreller, Gr. Mylh. 1, 459. Gerhard,
Keteios {Kr'ixsiog), Flufsgott, erscheint zu- Gr. Myth.1%105. Röscher, Die Gorgonen 2Bi. —
sammen mit Seleinos, beide kenntlich ge- 2) Eine Nereide, Apollod. 1, 2, 7. — 3) Eine
macht durch die ßeischrift CGA6INOC KHT6IOC Naiade, vom Geschlechte des Ukeanos, Mutter
auf Münzen des Marc Aurel von Pergamon, 40 des Deriades, Nonn. Dion. 26, 355. [Stoll.]
gelagert, nach Spanhemius mit einem Epjaich- Keton s. Ketos 3.
zweig in der Hand , zu Füfsen der Statue des Ketos (KBTOM), 1) Beischrift des Seeunge-
Asklepios, Spanhemius, De praest. et usu num. heuers [welches die Andromeda verschlingen
ant. 1 p. 507 — 508 (Kabinett der Königin sollte; vgl. diu Stellen hei NaucJc, Fr. trag, gr.^
Christine von Schweden). Vaillant, Num. Gr. S. 312 f. Apollod. 2, 4, 3. Rosöher.] auf einer
p. 55 (Kab. des Grofsherzogs von Toscana, Amphora aus Caere mit der Darstellung der Be-
CEAEINOC KETIOC) = Eckhel, D. N. V. 2 p. 472. freiung der Andromeda durch Perseus, Monum.
Mi. 2, 602, 582. Mi. S. 5, 442, 1012 = Sestini, d. Inst. 10 tav. 52. Löschcke, Ann. d. Inst.
Descr. N. V. p. 291 nr. 33 Tab. 7, 7 (CEAEI- 1878 p. 301-316. Robert, A. Z. 1878 p. 16.
NOTC • KHTEIÖC). Sestini, Mus. Hedervar. 2, (,0 Furlwängler, Vasensammlung im Antiquariuin
118, 51 (CEAEINOYC • KHTEIOC). Num. ühron. nr. 1652. Dumont et Chaplain, Les ceramiques
1882 p. 37 PI. 2,3. IT. llroth, Cat. of the de la Grece propre p. 253 f. nr. 14. Das tote
greek coinsofMysiu Tp. 14:6 nv. 287 (C€A€INO[C] Ungeheuer glaubt v. Sallet, Zeitschr. f. Num.
KHT€10Cj. Cat. Ivunoff 24, 222; ebenso auf 13, 1885 p. 73 f. auf einer Münze des Valeria-
Münzen des Marc Aurel zu Füfsen der Tyche, nus sen. von Koropisos mit der Darstellung
Pelkrin, Suppl. 2 PI. 4, 2 p. 70ff, Mi. 2, 602, des Perseus und der Andromeda uud der Re-
583 (KHTIOC • CGAINOC). Auf einem Medaillon versaufschrift KOFOneiCGOON THC KIHTCON
des Commodus soll dargestellt sein: „luppiter NVTTPOTTO zu erkennen. Er vermutet, dafs
iuvenis stans inter capita Solls et Lunae, dextra das mj^tos das gemeinsame Abzeichen der Land-
fulmen, lueva hastam tenet: in imo hinc figura 60 schaft Krjug ist. Vgl. auch d. Art. Kepheus,
Seiini, illinc Cetii, fluviorum, intermedia lovis Kephenes,Kassiepeia,Iope, Perseus, Andromeda.
aquila", Morellms, Spiecimen univ. rei numm. — 2) Auf einer Vase mit der Darstellung
ant. p. 33 Tab. 1, 3. Spanhemius, Epistola IV der Flucht des Perseus vor den Gorgonen,
ad Morellium p. 209, 238 ff. Gefsner, Impp. Ann. d. Inst. 1866 Tav. R p. 288 ff. Brunn,
Tab. 123, 10. Eckhel 2 t^. ^12. iHi. ^^ 5, 446, 1041. Bull. d. Inst. 1865 p. 148 erkennt Heydemann,
Allein mit der ßeischrift KKTGIOC findet er Rhein. Mus. 1881 p. 471 nr. 10 in der neben
sich auf einer Münze des Aelius Caesar, Wroth der Meduse befindlichen Beischrift OETOC
p. 144 nr. 277, PI. 28, 18. [Beide Flufsgötter „9ETOZ (x/^ros) als Bezeichnung der schreck-
1179 Kav&fjvsg , Kewan 1180
liehen Medusa, welche nach Hesiods Theogonie erklärt worden ist. Auch auf der Münze des
(270 SS.) ja eine Tochter der Keto war und Antiochos XII. ist wohl Hadad zu sehen,
daher als 'x^rog' sehr wohl bezeichnet wer- Bei dieser Gelegenheit mögen einige Bildwerke
den konnte (vgl. dazu ihre Benennung als zu Hadad (luppiter Heiiopolitanus) nachgetragen
SiLvov nikcoQov bei Hom. IL 5, 741 und Od. werden. Auf einem 1838 in Marseille gefun-
11, 634. Hes. Scut. 233)". — [3) Das Meer- denen Marmor relief, welches ins Musee Galvet
ungeheuer, welches in der Hesionesage (s. zu Avignon gelangt ist, Stark, Arch. Anz.
Hesione) eine Rolle spielte, nach der euheme- 1853 p, 365, wollte H. Bazin, Rev. Arch. S^ser.
ristischen Auffassung bei Falaeph. 38 eigent- 8. 1886 p. 257 tf. PI. 26 Artemis Diktynna dar-
lieh ein König Krjxcov. — 4) S. Sternbilder, lo gestellt sehen, während Wolters, American
Roscher.J [Drexler.] Journ. of Arch. 6 1890 p. 65 ff. Fig. l4 Zsvg
Kev^f^veg' oC KccTax&öviot. Sai'fjbovss Suidas. "^Hhonolitrjg erkannte. Eine ßtonzestatuette
Vgl. Katachthonioi. [Roscher.J des Gottes im Antiken- und Münzen-Kabinett
Keuthoiiymos {K8v9(ovv^og) , Vater des am Joauneum zu Graz hat TF. 6rM/Zrt^, ^.i!/'. ilf.
Menoitios (s. d.), des Wächters der Rinder 14. 1891 p. 120 — 125 bekannt gemacht. Zu
des Hades, Apollod. 2, 5, 12; vgl. Wagntr, der oben angeführten Müuze des Antiochus XII.
Epit. Vatic. p. 33. l'zetz. Chiliad. 2, 397. bemerkt Imhoof, Mann. gr. p. 437, dafs der
[Höfer.] Typus durch die beiden Ötiere an der Basis
Kewan, der Planet Saturn, assyrisch Ka-ai- an die Gottheiten der Münzen von Rhosos
va-nu, ir. A. I. 2, 32, 3 1. 25. Lcnormant, 2ü {Imhoof, Mann. gr. p. 440 nr. 8. Choix PI. 7,
Essaidecommentairedesfragments cosinogoniques 22j), Hierapolis in der Cyrrhestika, Dion in
de Berose p. 373 Anm. 1 zu p. 370. Oppert, der Üekapolis {Mi. 5, 322, 18—20. tSuppl. 8,
t/own. asiai/gwe 1871 p. 445. Üchruder, Monats- 226,7; de Saulcy, Numismatique de la Terre
bericläe d. Berliner Akad. 1880 p. 275 und Samte PI. 19, 9) und Neapolis in Samaria {Mi.
Die Keilinschr. u. d. A. T. 2. Auü. p. 443. 5, 501, 79—81; 503, 95. 96; Suppl. 8, 348, 66.
Arnos 5, 26 erwähnt ihn als Sternengott der Sanclemente 3 Tab. 38, 46) erinnert. Ich habe
Bewohner des Nordreichs. Movers, Phoen. 1 oben gegen Studniczkus {A. E. M. 8 p. 61 f.)
p. 289. Lenormant a. a. 0. p. 124. Schrader, Bezeichnung des Götterbildes auf den Münzen
Theol. Stud. u. Krit. 1874 p. 827 und K. u. von Neapolis und Eleutheropolis als luppiter
d. A. T. 2. Aufl. p. 442 f. Baethgen, Beitr. z. 30 Heiiopolitanus Bedenken ausgesprochen. Doch
semit. Mdigionsgesch. p. 239. Letzterer be- wirft Gurlitt a. a. 0. p. 122 Aum. 3 mit Recht
merkt: „Sakkut wie Kevan sind assyrische dagegen ein, dafs wenn Eckhel den Typus
Gestirngottheiten, welche die Israeliten von von Neapolis für weiblich gehalten habe, dies
den Assyrern angenommen hatten und, wie es nichts gegen Studniczkas Deutung beweise, da
scheint, mit ihrem Moloch (König) und der auch das Lenormantschc und Bazinsche Relief
aramäischen Gottesgestalt Selem, die unter und die Grazer Statuette früher für weiblich
den Israeliten Anhänger gehabt haben mufs, angesehen wurden. Bei einer Durchsicht der
in Verbindung setzten, sodafs ein Sakkut- im Berliner Kabinett befindlichen Münzen von
Melek und ein Kevan-Selem entstand." Bei Neapolis bemerke ich , dafs wenigstens ein
den Ssabiern wird er bezeugt durch Norberg, 40 Stück, eine Münze des Marc Aurel, sicher
Cod. Nas. p. 54. Movers p. 290. Den ,, Kewan, eine männliche Statue, mit Kalathos auf dem
welcher seine Kinder frifst" kennt als Gott- Haupt, Geifsel in der R., zwei Ähren in der
lieit der Syrer der h. Ephraemius 11 p. 458. L., unten rechts und links Vorderteil eines
Movers a. a. 0. Lenormant a. a. 0. p. 124. Zebu, darstellt. Von Gemmen führt Studniczka
Die arabischen Lexika verzeichnen Keiwan a a. 0. p. 62 Anm. 6 an die bei Lajard, Culle
als Namen des Saturn, Movers und Lenormant de Venus PI. 3B, 5; 5, 2; 14 A, 8 abgebildeten,
a. a. 0. Den Baal Kevan will Babelon, Es dürften hierher aber auch noch folgende
Les rois de Syrie, d'Armenie et de Conimagene gehören: Lajard, Gülte de Venus PI. 14 G, 5.
p.CLXXIlI erkennen auf folgender Tetradrachme Jaspe rouge,üoll. de Montlezun: Götterbild mit
des Antiochos XII Dionysos in Dresden: ,,Tete 50 Kalathos, Strahlenkrone, Geifsel in der er-
diade'mee d'Antiochus XII. ä dr. Bs. BAl-lAEQ!. hobenen R. , langer Ahre(?) in der L., zwei
ANTiOXOT EniOANOYI OlAOnATOPOI KAA- Stiervorderteilen zu Pulsen; A Gatal. of
AINIKOY. Divinite barbue, de face, entre deux engr. gems in the Brit. Mus. London 1888
taureaux couches, sur une base ä deux degres. p. 109 nr. 772: Artemis of Ephesus, with modius
Le dieu est coiffe d'un bonnet pointu, vetud'un on head, ears of corii %n r. liand; flau in l.
chiton long, avec une large ceinture nouce autour hand; an animal at each side; rüde execution.
du Corps, et d'un peplos agrafe sur le cou. Ses Sard.; nr. 773: Artemis of Ephesus ivith modius
deux mains sont etendues ; dans la gauche tl tient on head; ear of com in l. hand, whip in r.
un epi avec deux feuilles. Le degre superieur hand; at her feet, two diminutive oxen. Brown
de la base parait porter une inscription. Dans m Jasper. Tyre (man beachte die Herkunft!).
le chump ä gauche, le monogr. nr. 14S; ä Vexergue, Merkwürdigerweise zeigt ein derartiges Götter-
la date A&KZ (= an. 227). Couronne de laurier bild mit zwei Ähren in der R., Geifsel in der
au 2JOurlour" == Imhoof, Monnaies grecques L., zwei Stieren zu Pulsen auf einem Karneol
p. 437. Babelon erkennt in der Figur dieselbe bei Caylus, Uecueil. d'ant. 6 PI. 45, 1 drei Köpfe,
Gestalt, welche auf Münzen von Hierapolis in sodafs es kaum anders als mit Gerhard, Ant.
der Cyrrhestica erscheint und von Six, Num. Bildiu. 307, 36 p. 91, 396 f. Hekate benannt
Ghron. N. S. 18, 1878 p. 111, 120 für Baal werden kann; indessen Petersen, A. E. 31.
Kevan, von mir oben 1 Sp. 1989f für Hadad 5 p. 74 f., ÜD, f. zweifelt an der Echtheit
1181 Keyx Kibyras 1182
des Steines. Vielleicht beruht auch die Drei- Apollod. 2, 7, 7. Auch Hylas heifst ein Sohn
köpfigkeit nur auf einem Versehen seitens des Keyx bei Ant. Lib. 26. Über das hesiodeische
Caylus' und seines Zeichners infolge schlechter Gedicht von der Hochzeit des Keyx, welche
Erhaltung des Steins. Dafs derselbe that- er wohl einem Sohn oder einer Tochter aus-
sächlich beschädigt ist, zeigt die am oberen richtete und zu welcher Herakles als Freund und
Teile auf der Abbildung sichtbare Abschabung, naher Verwandterungeladenkam (^i//tw. 5, 178),
welche Petersen irrig für den Mond in Wolken s. Müller, Dor. 1,457. 2,481. Preller, Gr. Myth.
ansah. Ferner dürften hierher gehören zwei 2, 247 u. 248, 1. — Müller, Dor. 1, 416. Preller
Gemmen der Bibliotheque imperiale bei Cha- 2, 246 ff. — 2) Sohn des Heosphoros und der
feoMi/iei p. 222 Dl*. 1616: Ceres, ou plutöt Xoanon, lo Nymphe Philonis, Gemahl der Alkyone, einer
ou simulaere de Ceres, sur une hase. La deesse Tochter des Windgottes Aiolos. Beide Gatten
est representee debout, avec le modius, eile tient nannten einander aus Hochmut Zeus und Hera
d'une main un fouet et de l'autre des epis et und wurden deshalb zur Strafe in Vögel ver-
des pavots. Cornaline brülee. Bapportee de wandelt, Keyx in einen Taucher (kt;v^, -inqh,),
Syrie ['!■'] par M. Guys und nr. 1677. Mime Alkyone in einen Meereisvogel {aX-nvciv), eine
sujet. Cornaline. Das Fehlen der Stiere be- aus einem alten Naturmärchen entstandene
weist nichts gegen unsere Deutung; bei der Geschichte, -Hyg. f. 66. Schol. H. 9, 562. Sehol.
Grazer Statuette fehlen dieselben gleichfalls. Aristopli. Av. 250. Apollod. 1, 7, 4. Ov. Met.
Der von Studniczlca schon richtig nach der 11, 410 — 750. Sero. Verg. Ge. 1, 399. Dieser
Abbildung bei jLajard, CwZfe c/e FeHMS PI. 14 G, 15 20 Keyx wird öfter mit nr. 1 vermengt; Ovid
erkannte Typus des Steins der Sammlung z. B. und Schol. Aristopli. nennen ihn König
31ertens-Schaff'hausen wird im Cat. of engr. von Trachis , Apollodor nennt seine Gattin
gems in the Brit. Mus. p. 109 nr. 775 irrig Alkyone, Tochter des thessalischen Aiolos,
beschrieben als: Artemis of Ephesus, between Prdlcr , Myth. 2, 248 ff.; s. Alkyone ur. 3.
Aphrodite and Athene, all three Standing to [Mehr bei De Vit, Onovi. s. v. Ceyx. ßoscher.]
front. Artemis wears modius, liolds flail in r. [S. auch v. Wilamowitz - Möllendorf, Hermes
hand, and ears of com in l. hand; ut her feet 18 (1883) p. 417 Anm. 2. Merkwürdig ist die
two animals ... Onyx. Mertens and Castellani von Ahrens, Kleine Schriften 1 p. 504^505
Colls; cfr. Haspe p. 152 nr. 2057. Soufre de gegebene Zusammenstellung von Krjv^ ("^li?
Stosch = Winckelmann, Cat. de Stosch p. 79. so viavri^, Kuva^, yiäßa^, Kccvrjg, ^ccßrjg) aus KaJ--a^
Ähnlich scheint zu sein ein Diaspro rosso des mit 'Aaos und Favag d. i. Adonis , und von
Museo Borgiano 3. cl. 9 div. nr. 32b. Doc. ^rjQvlog, KsiQvlog, KsiQog mit KtQig, KiQQtg,
ined. 3 p. 477: Diana Efesia ...; tiene nelV KvQig, d. i. gleichfalls Adonis, sowie die Deu-
abbassata destra una torcia breve (wohl eine tung desselben als Morgenstern. „Die Sym-
Ähre)_, neW alzata s. im flagro. Intorno al sito bolisieiung des 'Aäog durch diese Seevögel
delle ginocchia souo due bovi gibbosi . . . Alla rührt offenbar daher, dafs man sich den Mor-
sua destra trovasi Astarte, alla sinistra Mer- genstern bei seinem Verschwinden ins Meer
curio ..." stürzend dachte wie einen Tauchervogel."
Wenigstens erwähnt sei schliefslich noch Drexler.] — 3) Sohn des Hyllos und der lole,
der im Catalogue des ant. gr. rom. . . . com- 40 Tzetz. L. 804. [Stoll.]
posant la coli, de MM. de Feger vary de Pulsky Eiauis {KiavCg), nach J. de Witte, Etudes
Paris 1868 p. 47 nr. 752 verzeichnete Stein: sur les vases peints. Paris 1865 p. 45 und
Les trois grands Dieux de la Syrie, assis sur Dumont et Chaplain, Les ceramiques de la
des trönes formes de lions. Sardoine, wenn- Grece propre p. 251 f. Name eines der Pferde
gleich man sich aus der allzu knappen Be- des Hektor auf einer Vase von Caere mit Dar-
schreibung kein rechtes Bild der darauf dar- Stellung des Abschieds des Hektor von seinen
gestellten Gottheiten machen kann. [Drexler.] Eltern. Im C. I. Gr. 7379, wo der Name
Ke|X {Kr'iv^), 1) König der mit den Doriern Kvuvig gelesen wird, und von Luckenbach,
verwandten Malier in Trachis, Freund und Das Verhältnis der giiech. Vasenbilder zu den
Verwandter des Herakles (Bruderssohn des so Gedichten des epischen Kyklos p. 544, welcher
Amphitryon, Schol. Soph. Trach. 39), ein treff- richtig Kianis liest, wird das Wort als Name
lieber, von den Göttern geliebter Fürst, Hesiod. einer der der Scene beigegebenen Jungfrauen
Scut. 354. 472 ff. Trachis, das Herakles ge- gefafst. [Drexler.]
gründet {Steph. B. v. TQccxtg), wurde von Kibyra (CIBYRA), beigeschriebener Name
diesem öfter besucht und war längere Zeit der einer amazonenhaft geschürzten mit Helm und
Wohnsitz seiner Familie, Soph. Trach. Paus. Lanze ausgerüsteten weiblichen Figur, der
1, 32, 5. Apollod. 2, 7, 6. Diod. 4, 36. Tzetz. Personifikation der Stadt Kibyra, auf der sog.
Lyk. 50. Auch des Herakles Kinder fanden puteolanischen Basis; vgl. U. Jahn, Ber. d.
nach dessen Tod Schutz bei Keyx; doch zwang Sachs. Ges. d. Wiss. 1851 S, 119 ff. u. Taf. I — ■
ihn die Macht des Eurystheus, sie von sich eo IV; Baumeister, Denkm. d. kl. Alt. S. 1295 ff.
zu lassen, Apollod. 2, 8, 1. Diod. 4, 57. Heka- Fig. 1441. [Röscher.]. [Das Haupt der Stadt-
tuios bei Longin. de subl. c. 27; s. Herakles göttin mit Mauerkrone und Schleier und der
und Herakliden. Seine Tochter Themistonoe Beischrift KIBYPA erscheint auf dem Obvers
war mit dem Aressohn Kykuos vermählt, und autonomer Münzen der Stadt Kibyra, Mi. 4,
als dieser von Herakles im Zweikampf erlegt 258, 375. S. 7, 533, 241. Berliner Cabinet
worden war, begrub Keyx seine Leiche, lies. aus Sammlung von Prokesch Osten. Drexler.]
Scut. 356. 472 ff. Hippasos, ein Sohn des Keyx, [Höfer.]
zog mit Herakles gegen (Jichalia und fiel, Kibyras (^Kißvqccg), Bruder des Marsyas,
1183 Kichyros Kileus 1184
Gründer der Stadt Kibyra in Lydien, Steph. B. das TtdXai nsv ruXlai-nr}, vvv Öh BqLavxt,Y.i'i
V. Tdßai. [Stoll.] genannte Land wird ebd. 108 als zu ihrem
Kichyros (Ät^u^og), Sohn eines Königs der Gebiet gehörig bezeichnet. Auch Zsqqsiov
Chaonen, welcher auf der Jagd bei der Ver- soll dazu gehören {Herod. 7, 59), ebenso Zcövrj
folgung eines Pardels durch den Wurf eines nach Hekataios {Steph. Byz. 298, 8). Vgl.
Si^eers in das Dickicht eine darin rait ihrem noch Eustath. ad Hom. 1096, 5 u. 1615, 11.
Geliebten versteckte Jungfrau Anthippe tötlich Nach Plin. n. h. 6, 55 wohnen sie dagegen
traf, vor Schreck vom Rosse fiel und umkam. nördlich von den Skythen. Sie sind Thraker,
Den Ort, wo er gestorben, umgaben die Chaonen noLKillovrtg tatg xqoikls 'trjv dficptaaiv. Ihren
mit einer Mauer und nannten die so ent- lo Namen haben sie erhalten von Kiiicov, dem
stehende Stadt Kichyros, I'arthen. 32. Kichyros Sohn des ApoUon und der Rhodope {Et. m.
in Epeiros ist das alte Ephyra. [Stoll.] [Sohn 513, 36). Dessen Sohn ist wieder ßiston, nach
des Mermeros , nach dem die Stadt Ephyra Phüostephanos , von dem das Land Biotovirj
in Epeiros Kichyros benannt sein soll, schoL den Namen hat (Schol. Apoll. Rh. 2, 704). Bei
Find. Nem. 7, 53. Phylarch. bei Parthen. 32. ihnen wohnt Boreas mit Oreithyia {Ov. met.
Höfer.] . 6, 710), vor allem aber weilt dort Orpheus
Kidaria {KiSaQi'a), Beiname der Demeter {Ov. met. 10, 2), der sogar als Herrscher über
(s. d.) zu Pheneos in Arkadien, Paus. 8, 15, 3. das Land bezeichnet wird {Orph. Arg. 77
Vgl. über diesen Kult Immernalir, Kulte und Bloxovlij Kiv.övtaGL nolvQQrjvotoiv ccvdaaav).
Mythen Arkadiens 1, 126. [Ro.scher.] 20 Er lehrt dort die Mysterien {Diod. 5, 77, 4),
Kikou {Kl-hcov), Eponymos der thrakischen und wird von den Frauen derselben {nurus
Kikonen (s. d.), Vater des Biston, i-'/Ai'Zo.sie^'^iowos Ciconum Ov. met. 11, 3) zerrissen, per Liberi
b. Schol. Ap. Rh. 2, 704. — Kikon, der Sohn sacra simulata, Serv. ad Verg. Georg. 4, 520.
des Amythaon, bei Hesycli. s. v. scheint dem Strab. 7 fr. 18 vno ta 'Olvunco nökig Jiov,
lambographen Hipponax anzugehören, s. fr. ^x^'- ^^ -ncofiriv nXrjaiov Ui^nlsiav ivtav&a
2 Bergk. [Hinsichtlich der Kikonen vgl. 0. zov 'OQcpäa diazQtipai cpaoi xhv Kiv.ovoc. Bei
Crusius in Ei seh und Grubers Enc. unter den Kikonen soll er auch begraben sein, nach
Kikon u. d. Art. Kikonen. R.] [Stoll.] dem Epigramm (Bergk, Lyr. Gr. 2 S. 352):
Kikoiieu(ÄtHO»'fg), ein thrakisches Volk, wel- ©(jt^ikk xqvooIvqtiv OläyQov naiSa ^avovxce
ches vor Troja im Bunde mit Priamos gegen 30 OQcpEcc iv xwqco xcoS' ir'&foccv KiKovtg. Seit
die Griechen kämpft (Hom. B 846 Erxprjiiog d' Homer (i 204) hat der Wein der Kikonen
cLQxbg Ki-Kovcov rjv ainirixätav vtog Tgoi^rivoio einen vorzüglichen Ruf, vgl. Said. s. v. A't-
öioxQScpEog Kbädao), ohne irgendwie hervor- v.ovt'a xcoQa kkl Kiv-öviog oivos, er wird später
zutreten. Hont. P 73 nimmt ApoUon, um mit (nach Et. m. 443, 8) für thasischen Wein er-
Hektor zu sprechen, die Gestalt des Mivxrjg, klärt. Im Lande der Kikonen ist ein Flufs,
eines ihrer Führer, an, der sonst nicht er- qiiod potum saxea reddit Viscera, quod tactis
wähnt wird (vgl. den Namen des Taphier- mducit marmora rebus, nach Ov. met. 15, 313;
fürsten in Hom. a 180). Als Odysseus von vgl. Piin. n. h. 2, 226 in Ciconum flumine —
Troja die Heimfahrt antritt, landet er zu- lignum deieetum lapideo cortice obducitur. Vgl.
nächst im Lande der Kikonen und plün- lo Abel, Makedonien vor König Philipp (1847)
dert ihre Stadt Ismaros. Während die Grie- S. 70. B. Giseke, Thrakisch- pelasgische Stämme
eben, in Mifsachtung der Warnungen des der Balkanhalb insel (1858) S. 11. 109. Vgl.
Odysseus, der ihnen geraten mit der ge- Kikon. [Engelmann.]
machten Beute sich schleunigst zu entfernen, Kilarios, vielleicht Bezeichnung des Helios,
ein Gelage abhalten, rufen die Kikonen ihre s. Hesychios: %iXäQiog 6 ^liog, vgl. de Witte,
Nachbarn, die auf dem Festland wohnen Rev. num. 1864 p. 21. M. Schmidt schlägt
{r]TtsiQov vaiovrsg) zu Hülfe und schlagen allerdings vor: „Forte ayitäXliog- 6 'JnöXXcov
am anderen Tage im harten, den ganzen Macrob. Sat. 1, 17". [Drexler.]
Tag währenden Kampfe die Griechen, so dafs £iU)is {Ki'Xßig), die Stadtgöttin der Kilbis,
von jedem Schiffe sechs getötet werden {Hom. 50 ist abgebildet, mit einem Turm gekrönt, auf
1 39). Aus dem Lande der Kikonen führte einem Felsen sitzend, in einer Handschrift
Odysseus den Wein, vermöge dessen ihm die der Theriaka des Nikandros (zu vs. 630 — 635),
Betäubung des Polyphemos gelang; Maron, Gaz. arch. 2, 1876 p. 34 — 36 Tfl. 11.
des Euanthes Sohn, Priester des ApoUon, hatte [Drexler.]
ihm bei der Zerstörung von Ismaros wegen Kilbos {Küßog), Flufsgott, dargestellt auf
der ihm und seiner Familie zu teil gewordenen einer Münze der oberen Kilbianer (Antoninus
Schonung neben anderen Gaben den Wein Pius), mit der Beischrift KIABOC, gelagert,
verehrt. Vgl. Hyg. f. 125. Nach l'zetz. in im 1. Ai-m das Füllhorn und darunter den
Lyc. 818 ist "la^aQog i] vvv Xsyofiivrj Magä- umgestürzten Wasserkrug, Imhuof , Num.
vBLCi. Vgl. Steph. Byz. ed. Mein. 372, 11. 60 Zeitschr. 20, 1888 p. 6 nr. 2. Ein Exemplar
Eustath. ad Hom. 359, 13 KvüvQ'rig d' oi'yirjoav dieser Münze befindet sich im Berliner Kcibinett.
iv KiKOviij i'vcc MwQcovsia yiaXaexai. Herod. [Drexler.]
techn. 2, 887, 37. Schol. Hom. 1 39. Nach Kileus {KiXsvg), Grofsvater des Laertes,
Slrabo 7 fr. 58 liegt das Land westlich von Vater des Arkeisios, Sohn des Kephalos (s. d.
Ainos; vgl. Plin. n. h. 4, 43 oppidum. Aenos Bd. 2 Sp. 1095), Enkel des Hermes; \g\. Schol.
liberum, Ciconum quondam regio. Die Kikonen zu Hom. II. B 173: ioxt Ss Aubqxov xov 'Aq-
werden bei Htrod. 7, 110 unter den Völkern -aholov xov KiXtcog xov KacpäXov xov 'Egfiov
genannt, durch welche Xerxes zieht; auch und Topffer, Att. Geneal. S. 85. — Eustath.
1185 Kilissa Kimmerier 1186
ad II. i). 307,5 hieiet Krjlsvg st&iiKiXsvg. Ist hier ist anzunehmen, dafs Killas bei der Heimkehr
vielleicht KilXsvs zu lesen? (Vgl. Ilesych. u. des Pelops von Pisa nach Lydien umgekommen
Phot.ä.v.XaiBiau.SchoJ. n. B 631.) [Koscher.] ist; s. Preller, Gr. Myth. 2, 38ß. Stark, Mob e
Kilissa (Kt'Xiaoci), Amme des Orestes, Äesch. 401.416. [Robert, Bild und Lied -p. IST Anm. 35.
Clioejjh. 713 (K.) und Schol. ; hei Pindar [Pyth. Knaack, Quaestiunes Phaethonteae p. 57 u.
11, 17 (25)] heilst sie Arsinoe, bei Stesichuros Anm, 6'2. Drexler.] [Dargestellt ist Killas im
im Schol. Aesch. a. a. 0. ^= fr. 41. Bergk 3^ Ostgiebel des Zeustempels von Olympia: i^ZascÄ
p. 222 Laodameia. [Höfer.] b. Baumeister, Denkm. d. kl. Alt. S. 1104 AA;
Kiiix (Ä/'Ai|),- Sohn des Agenor und der vgl. Taf. 27 Fig. 1272 0. Friederichs -Wolters,
Telephassa (Argiope, Syg.), Bruder des Kadmos lo Gipsabgüsse S. 123. Röscher.] [StoU.]
(s. d.), Phoinix, Phiueus. \Vie seine Brüder zum Eilleus = Kileus (s. d.).
Aufsuchen der Schwester Europa ausgeschickt, Eillos = Killas (s. d.).
liefs er sich in Kilikien nieder, das nach ihm Eiinmerier (Ki^fisgioi). Nach Hom. X 14
benannt ward, [Eurip. Phrixos fr. 816 Nauck. wohnen sie ganz im Westen am Okeanos,
Röscher.] Herodot 7, 91. Apollod. 3, 1, 1. dicht beim Eingang zum Hades (oder nach
Hijg. f. 178. Eustath. zu Dion. Per. 874. Eustath. ad Hom. 1670, 49 im Hades selbst,
JS^onn. Dion. 2, 685. Serv. V. Aen. 3, 88. lo. daher der Name KsQßeQtoi,), t^sqi, -nai vscpiXrj
Antioch. h. Müller, fr. liist. gr. 4 p. 544, 15, ■as-aaXviJinsvoi, so dafs sie niemals von der
der die Mutter Tyro nennt und den Bruder Sonue beschienen werden, weder beim Auf-
Syros hinzufügt, s. Agenor. Deimling, Leleger 20 gang noch beim Niedergang, dXX' snl vv^
p. 14. Oder Enkel des Agenor, Sohn des Phoi- oXorj zhcczai SsiXoiat ßQotot'ai,. Plut. de superst.
nix und der Kassiepeia (s. d.), Tochter des Ära- 10 (169 F) Kifi^sgi'ovs ö' ovöslg slnev acsßstg,
bos, Bruder des Phineus und Doryklos, Hesiod. ort, tov 7]Xiov ovd' slvai tOTtaqüitav voiii^ovai.
Pherekyd. u. a. b. Schol. Ap. Rh. 2, 178. Vater Tzetz. ad Lyc. 695. 1427 i&vog tisqI xov 'ähe-
des Thasos, Pherekyd. b. Apollod. 3, 1, 1 ; vgl. avov ^öcpm Ki-naXv^fisvov. Anon. de Ulix.
Steph. B. V. &äacog. Vater der Thebe, Diod. err. 6. Schol. Hom. % 86. Cic. acad. 2, 61
5, 49. Gründer der Stadt Rhosos in Kilikien, Gimmerüs quidem quibus aspectum solis sive
Pausan. Damasc. h. Müller, hist. gr. 4 p. 469. deus aliquis sive natura ademerat sive eius loci
In einem Kriege gegen die Lykier war Sar- quem incolebant Situs, ignes tarnen aderant quo-
pedon sein Bundesgenosse, dem er einen Teil 30 rum Ulis uti lumine licebat. Vgl. Nonn. Dion.
von Lykien überliefs, Apollod. 3, 1, 2. [Mehr 45, 269, wo ein dunkles Gemach Klujmsqlcov
h. De Vit, Onomast. s. v. Sein Sohn war Py- (ii'^rjjia Svas-nßccTOv genannt wird. Der Um-
rodes, welcher ignem e silice invenit: Plin. stand, dafs üower die Kimmerier nach Westen
71. h. 7, 198. Röscher.] [S. auch Robert, Bild verpflanzt, während die historischen Kimme-
und Lied p. 116 Anm. 49. 50. Drexler.] [StolL] rier im Osten nördlich vom Schwarzen Meere
Killa (Äi'A/la), Tochter des Laomedon und wohnen, führt dazu die einen als einen vom
tlerStrymo oder Plakia oder Leukippe, Schwester ganzen Volk losgesprengten Teil anzusehen;
des Priamos, Apollod. 3, 12, 3. Als der Seher so sagt Plut. Mar. 11 t6 tiXsigtov avxäv xat
Aisakos mit Bezug auf einen Traum der mit fiaxciicÖTurov in ioxcczoig ol-hovv naQcc xriv
Paris schwangeren Hekabe geweissagt hatte, 40 f'^co &ciXaoouv yijv fiav vsfisad'ai avGyiiov v.äl
Mutter und Kind müfsten, um Verderben ab- vXcodr] xat dvai]Xiov ndvrr] dicc ßd&og naX
zuwenden, getötet werden, deutete dies Pria- nvY.v6triTa. öqo^cöv nzX. Diese werden dann
mos fälschlich auf Killa und ihren heimlich mit den Kimbern gleichgesetzt, deren Auf-
mit Thymoites gezeugten Sohn Munippos treten jedenfalls erst zu der Vermutung Ver-
(Munitos), der an demselben Tage mit Paris anlassnng gegeben hat. Auch Diod. 5, 32, 4
geboren war, und tötete sie, Tzetz. Lyk. 224. 314. sieht in den Kimbern oder Kelten die Nach-
Vgl. 315, wo Killa Schwester der Hekabe heifst kommen der Kimmerier, ebenso Poseidonios
und von Priamos Mutter des Munitos. [StolL] bei Strab. 7, 2, 2. Herod. Techn. rel. 1, 202,
Eillaios {KiXXatog), Beiname des ApoUon 27. Steph. Byz. ethn. 9, 5 s. v. "Aßgot,, andere
von der Ortschaft Killa in der Troas, Strabo 50 {Diod. 5, 32, 4) finden sie in den Iren wieder.
13 p. 612. 613. 618. de Witte, Apollon Citlaeus, Auch bei Hesych. lex. s. v. werden die tvsqI
Rev. num. 1864 p. 16—33 [Drexler.] rov 'ilnsaviv wohnenden von den zu den Z-kv-
Eillas {KiXlccg, auch KiXXog), Wagenführer Q-ai gerechneten unterschieden. Vgl. noch
des Pelops, der nach troizenischer Sage Sphai- Strab. 1, 2, 9. 3, 2, 12.
res hiefs. Paus. 5, 10, 2. Nach Theopomp. h. Ganz merkwürdig und wohl nur durch die
Schol. II. 1, 38 fiel Killos, als er mit Pelops Nähe anderer Örtlichkeiten, die man in der
aus Lydien nach Pisa zum Wagenkampf mit Odyssee erwähnt glaubte, hervorgerufen ist
Oinomaos zog, in der Gegend von Lesbos ins die Überlieferung, welche die Kimmerier bei
Meer und ertrank. [Weitere bedeutsame Kom- dem lacus Avernus an.-etzt. Dort erwähnt
binationen bei Tümpel, Philologus N. F. 3 60 Plin. n. h. 3, 61 ein Cimmerium oppklum
S. 96 ff. besonders Anm. 19. Röscher.] Pelops quondam. Strabon 5, 4, 5 (375) erzählt nach
errichtete ihm in Troas ein Grabmal, baute Ephoros, dafs sie bei Kyme in unterirdischen
dabei einen Tempel des Apollon Killaios und Häusern wohnen, die sie ccQyiXXocg nennen, und
gründete die Stadt Killa. Vgl. Strab. 13, 613, die durch unterirdische Gänge untereinander
der bemerkt, dafs Killos in dieser Gegend ge- verbunden sind. Die Fremden werden von
herrscht habe. Theopomp meint, dafs Killos ihnen in das yiuvzBiov tief unter der Erde
auch nach seinem Tode noch dem Pelops imWett- aufgenommen. Zr,v ds dito ^EzaXXs tag ■nai
kämpf beigestanden zu haben scheine; doch dnb xäv fiavzsvo^ävcov xai zov ßuaiXfcog dito-
ROBCHEB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 38
1187 Kimmerier Kinaithos 1188
dsi^civtog avTotg avvtd^sig. blvccl äs roig ro 1, 40, der aus einem Lied des Kallinos den
XQTjatTJQLOv i'&og TcäzQLOv (irjdiva tov r'jliov Vers anführt vvv d' sitl Ki^tisQioav azQazog
uQäv, dXXä rfjg vvnzog f^co noQBvso&ai. zäv sq^stkl oßQtnosQyav). Aus Bithynien werden
XaGfiäzcov , dadurch sei Homer zu seiner Be- sie durch die nachrückenden Thraker ver-
hauptung gekomnaen, dafs die Sonne bei ihnen trieben (nach EustatJi. ad Dion. 322), aus
nicht scheine. Ein König, dem das ihm er- Lydien durch Alyattes, Her. 1, 6. 15. 16.
teilte Orakel mifsfallen, habe sie in seiner Strab. 1, 3, 21. 13, 4. 8. Suid. s. v. Tvyiqg.
Erbitterung vernichtet. Vgl. Eustath. ad Hoin. In Svccaaüg^ einem Flecken Phrygiens, finden
1667, 41. 1670, 49 — 1671, 44. sie tv aiQOig zsQ'rjCavQLO^ivag ^vQiääag tivqwv,
Von den historischen Kimme riern, lo Steph. Byz. eihri. 588, 25. In Antandros sollen
welche nördlich vom Pontos Euxeinos wohnten sie hundert Jahre lang gewohnt haben, vgl.
und mit den Treres (bei (b'ira^. 1,3,21 wird dieser Steph. Byz. ethn. 97, 18 'AQiazozslrjg cprjai
Name als Nebenbezeichnung der Kimmerier zavzrjv covonda&ai 'RdcovCda Slu z6 Ogänug
angegeben) frühzeitig Einfälle in Asien machten 'HScovovg övzccg oUfjOccL ■nal Xi/Ltjttf p/da ÄLfifis-
(nach Strab. 12, 3, 8 nahmen auch die 'Evs- Qtmv svol-kgvvzcov tnazov iziq. Flin. n. li. 5,
Tot, cpvXüv ZI zoCg KannäSo^iv o^oqov, an dem 123. Wahrscheinlich sind sie in den fort-
Zug mit den Kimmeriern teil), ist zu Homer währenden Kämpfen allmählich aufgerieben
(trotz Strab. 1, 2, 9) offenbar nur eine ganz worden; Eustath. ad Dion. 191 dagegen erzählt
dunkle Kunde gekommen. Sie werden als nach J.ma»?, bei Herakleia im Gebiet der Marian-
ßÖQSLOv {Eustath. ad Hom. 1379, 29) oder als 2u dynoi hätten sie aus Versehen nöav d-növLzov
I^Mv&L-nov 8d'vog vo^adiytöv bezeichnet [Eustath. gegessen und seien infolgedessen gestorben.
ad Hom. 1670, 52. Schol. Apoll. Bh. 2, 168. Ihr Name haftet noch spät am KifintQiog
Et. m. 513, 44. Herod. Techn. rel. 2, 534, 6; -nolTtog oder Böanogog, Steph. Byz. 177, 7.
nach Flin. n. h. 6, 35 wohnen sie noch hinter 278, 11; eine -Kcäfiri KL(i^sQty.r) r'jZLg sazlv dq)8-
den Skythen; Kallim. h. 3, 252 scheint sie zi]qlov zoig zi]v Xi'^vrjv nliovaiv , Strab. 11,
wegen des Beiwortes imii]iiolymv gleichfalls 2, 4, auch eine nölig wird erwähnt snl %sq-
zu den Skythen zu rechnen), während an an- covriaov uäQVfihrj, zov la&^ov zdtpQco xal. ^oj-
deren Stellen die Zv.vQ'ai als diejenigen ge- yiaot %lsLovau bei Strab. 11, 2, 5; auch das
nannt werden, durch welche sie aus ihren Cimmerium oppidum quod ante Cerberion voca-
ehemaligen Sitzen vertrieben worden sind so batur, Flin. n. h. 4, 87. 6, 18. Schol. Apoll.
{Her. 1, 15. 4, 1. Suid. s. v. rvyrig). Nach Rh. 2, 168 {Strab. 7, 3, 6 bezeichnet die Ätft-
Orph. Arg. 1122 wird ihr Sitz durch das ^SQlg itoXig als Erfindung des Helcataios).
PiTiatov oQog, KdXniog avxr]v, ^XiyQrj und die Dorthin kommt auch lo auf ihrer Wanderung,
zccvar'iK8£g "Alnsig näher bestimmt und die Aesch. Prom. 729. Kallim. h. 3, 252. Apollod.
Kunde, dafs sie im Dunkeln leben, durch den 2, 1, 3. Auch ein oQog Ki^(isql-h6v giebt es
Hinweis auf die hohen (Jebirge, welche die bei der Maiotis, Strab. 7, 4, 3; aber auch der
Sonnenstrahlen von ihnen abhalten, erläutert. westlich von der Krim gelegenen Nordküste
^a,ch. dem nsQirjyrjzrjg dtovvaiog dagegen (^Tzetz. des Pontos Euxeinos wird der Name Kimme-
schol. Eye. 695) wohnen sie vito ipvxQco noäl risch zuerteilt, so dafs Ov. ex Pont. 4, 10, 1
TavQOv, nach 'Hga'ulBidrjg 6 IIovTiv.bg vnoyidzco 40 von dem Cimmerium litus, das er bewohnen
zov növzov {Et. m. 513, 44. Herod. Techn. mufs, sprechen kann.
rel. 2,534, 6). Sie werden bei Sophokles und Äc/z-oZ. J-^JoZ^.jB/i. 1,1126 wird einHeros Kim-
Aristophanes KsQßsQioi, bei anderen Xsiii.^Qi,oi merios als Vater des Mariandynos genannt,
oder Ki^fiaQWL {yJfiii^Qov yuQ Xtyovat tI-jv vgl. zu 2, 140. 723 und 780, wo derselbe auch
o^LxXrjv) genannt (Et. m. 513, 44. Herod. als Sohn des Phineus bezeichnet wird. Viel-
Techn. rel. 2, 534, 6. Phot. lex. ed. Pors. 156, leicht ist derselbe gemeint, wenn auf der
23. Eustath. ad Hom. 1670, 49. Plin. n. h. Fran9oisvase ein Teilnehmer an der kalydoni-
6, 18). Vgl. Kerberos. sehen Jagd, durch Kostüm und WaflFen als
Als die Kimmerier sich von den Skythen Barbar, als Skythe bezeichnet, inschriftlich
bedroht sahen, erzählt Her, 4, 11, überlegen 50 Ätfififotog genannt wird, Man. Incd. d. Inst.
sie, wie sie sich verhalten sollen; die eine 4, 54. Ann. d. Inst. 1848 S. 348.
Partei will kämpfen, die andere friedlich Vgl. Ed. Meyer, Gesch. des Altertums
weichen; ob der Meinungsverschiedenheit Bd. 1 § 452 — 455. 463. 486. [Engelmann.]
kommt es zum Kampfe zwischen beiden Par- Kimmerios {KififiEQiog), Vater des Marian-
teien; dann räumen sie das Land, nachdem dynos, Bogenschütze bei der kalydonischeu
sie die Gefallenen beim Tyresflufs bestattet Jagd, Schol. Apoll. Bhod. 2, 140. C. /. G. 4
haben. Nach ihnen sind (vgl. Her. 4, 12. 45) nr. 8185 a. Archäol. Ztg. 4, 1846 S. 327. vgl.
im Lande der Skythen die Kifi^sQia zslx'I, 5 S. 19*. Vgl. Kimmerier. [Lorentz.]
TioQ&^rfia KififiiQLu, eine Stadt Ki.(ifisQLrj und Ki/nfiS(fiq ^sd' i] firjzrjQ zwv &scöv, Hesycli.
der BoanoQog Ki^^SQiog genannt. Sie üohen 60 0. v. [Drexler.]
vor den Skythen längs des Meeres hin, so- Kinados {Kivaöog), Steuermann des Meue-
dafs sie von Osten her in Kleinasien einfielen. laos, dessen Grabmal sich an der lakonischen
Das ist wohl sicher ein Irrtum Herodots. Küste auf dem Vorgebirge Onugnathos, Kythera
Wann der erste Einfall der Kimmerier erfolgt gegenüber, befand. Paus. 3, 22, 8. Curtius,
ist, läfst sich nicht mit Sicherheit ausmachen Peloponn. 2, 295. [Stoll.]
(vgl. Thraemer , Pergumos 319. 329, 1. 330. Kiuaiihos {KCvui&og), ein Gefährte des
332. 345). Sie durchziehen einen grofsen Teil Aineias, der während der Fahrt an der lako-
von Kleinasien und erobern Sardes {Strab. 14, nischen Küste starb und auf einem Vorgebirge
1189 Kindyas Kinyras 1190
begraben wurde, das nach ihm Kinaithion be- 16, 755. Eustath. zu Dionys. Per. 912. Lukian.
nannt wui-de, Dionys. A. B. 1, 50. [StoU.] de Bea Syr. c. 9. In der Genealogie bei
Kiudyas {Kivöväg), Beiname der Artemis Apollod. 3, 14, 3 werden die Vorfahren des
von dem Ort Kivdvri i^ <-ler Nähe der kari- Kinyras, des Gründers vonPaphos, nach
sehen Stadt Bargylia, Strabo 14 p. 658. Ihr Assyrien, in das asiatische Aithiopenland, ver-
Bild, das unter treieni Himmel stand, sollte setzt und zugleich an das attische Königshaus
der Sage nach nie von Schnee oder Regen des Kekrops angeknüpft: Kepbalos, der Sohn
getroffen werden , Po/i/ö. 16, 12, 3. Artemis des Hermes und der Herse, einer /l'ochter des
Kmdyas in Bargylia, ^\'addington, Inscr. d'Asie Kekrops, wurde von Eos entführt und zeugte
min. 496. 497. Bull, de corr. hellen. 13 (1889), lo mit ihr den Phaethon; dessen Sohn Astynoos
191 nr. 14. [Vgl. die Münzen von Bargylia, zeugte den Sandakos, der von Syrien nach
Head, H. N. p. 522. Imhoof, Mon. Gr. p. 306. Kilikien zog (wo die Bevölkerung auch semi-
Jahrb.f.kl. Fhil. 1892, 701. Drexler.] [Höfer.] tisch war) und dort die Stadt Kelenderis gründete.
Kinypheios(Ä'iJ'i;qp£tog), Beiname des Autaios Dieser heiratete Pharnake, die Tochter des
vom Flusse Kmyphos in Nordafrika, Hesych. Megessaros, Königs der Hyrieer, welche ihm
s. V. [Drexler.] den Kinyras gebar. Kinyras kam mit einem
Kinjra {Klvvqu), eine Mänade, abgebildet Haufen Volks nach Kypros und gründete
auf einer Trinkschale, Heydemann, Satyr- u. Paphos, und nachdem er sich dort mit Me-
Bakchennamcn S. 32. [Lorentz.] tharme, der Tochter des kyprischen Königs
Kiuyras(Ä^^'^'9a:s),l)derersteKöniginKypros 20 Pygmalion, vermählt, zeugte er den Oxyporos
und Stifter des dortigen Aphroditedienstes, die und Adonis und die Töchter Orsedike, Laogore
alte phoinikische Zeit der Insel repräsentierend, und Braisia. Diese pflegten (gleich den Buhl-
aber von den dortigen Griechen ganz in die dirnen im Dienste der kyprischen Aphrodite)
griechischen Mythen hereingezogen. Seine infolge des Zorns der Aphrodite Umgang mit
Person ist von vielen Sagen umwoben. „Gar fremden Männern, starben aber in Aigypten
vieles melden die Gesänge und Sagen der („denn in Aigypten war der dorthin vertragene
Kyprier von Kinyras, dem Liebling des Apol- Adonisdienst nicht mit Unzucht verbunden"),
Ion, dem milden Priester der Aphrodite", pMi(Z. Movers, Phönizier 1, 239 ff. Engel 2, 130 ff.
Pyth. 2, 15 (27); vgl. Nem. 8, 18 ff. Er heifst Des Kinyras Gemahlin heifst gewöhnlich Ken-
Sohn des Apollon, Schol. Theokr. 1, 109; des 30 chreis, deren Name an das attische Salamis
ApoUon und der Pharnake, ijfesj/c/j. V. Ätvüpag; erinnert; sie gebar ihm die Myrrha oder
des Apollon und der Paphos, oder des Eury- Smyrna, Ov. Met. 10, 435. Hyg. f. 58. Engel
medon und einer paphischen Nymphe, Schol. 2, 126. 565. — Die Sagen von der hellenischen
Pind. P. 2, 27; Sohn des Paphos, Hyg. f. Kolonisation in Kypros, welche in die Zeit
242. 270. 275; des Theias, der öfter mit ihm des trojanischen Kriegs verlegt werden, ziehen
vermengt wird, Eustath. u. Schol. zu II. 11, den Kinyras, den Vertreter der phoinikischen
20. — Plin. E. N. 7, 57 nennt seine Mutter Vorzeit, in ihren Bereich, Engel 1, 205 ff.
Agriope. Er war König von ganz Kypros, Schon Homer {II. 11, 20) kennt den Kinyras,
Schol. Pind. P. 2, 27. Schol. IL 11, 20. Arnob. König in Kypros; er gab dem Agamemnon
4, 25. 5, 19. Engel, Kypros 2, 104; seine und 40 einen kostbaren Panzer als Gastgeschenk, als die
der Aphrodite Tochter hiefs Kypros, Steph. B. Kunde von dem Unternehmen gegen Troja bis
V. KvuQog, Istros b. Constantin. Porphyrog. de nach Kypros gedrungen war, vgl. Theodoros h.
themat. 1 p. 13 {Müller, fr. hist. gr. 1 p. 423 Boissonade, Anecd. 1, 263. Die spätere Sage
fr. 39). Die Stadt Amathus auf Kypros war spricht von einem Zerwürfnis des Agamemron
benannt nach seiner Mutter Amathusa, Steph. und Kinyras. AlUdamas in der Rede gegen
B. V. 'Aaa^ovg, die kyprischen Städte Kurion Palamedes erzählt, Palamedes sei zu Kinyras
und Marion nach seinen Söhnen Kureus und geschickt worden, um ihn zur Teilnahme am
Marieus, Steph. B. v. Kovqiov und Mä^iov, trojanischen Krieg zu bewegen, habe ihm aber
[er selbst wird wohl Eponymos der von Plin. geraten, nicht mitzuziehen. Nach seiner Rück-
n. h. 5, 130 und Nonn. I). 13, 451 erwähn- 50 kehr habe er den Griechen gemeldet, Kinyras
ten Stadt Kivvqsioc gewesen sein. Koscher.] werde 100 Schiffe senden, keins jedoch sei
Sein Wohnsitz war die von ihm gegründete davon erschienen. Nach andern Erzählungen
Stadt Paphos, wo er den Tempel und be- nahmen die Griechen bei ihrem Zuge nach
rühmten Kultus der Aphrodite gestiftet hatte Troja ihren Weg über Kypros und wurden von
und wo bis in die späteste Zeit das gemeinsame Kinyras herrlich bewirtet, der sich auch ver-
Heiligtum der Kyprier und das Hohepriester- pflichtete, ihnen Lebensmittel nach Troja zu
tum für die ganze .Insel war, Tacit. Hist. 2, 3. schicken; aber er hielt sein Wort nicht und
Engel 1, 168 Ü. 2B4:fli. 4:71 S. Gerhard, Gr. Myth. wurde deshalb von Agamemnon verflucht.
1 § 365. Kinyras war nach Kypros aus Syrien Oder Kinyras versprach dem MeneJaos zu
gekommen, wo der Dienst der Aphrodite und co Paphos, 50 Schiffe nach Troja zu schicken;
des ihr verbundenen Adonis in besonderer aber es kam nur eins, die übrigen hatte er
'o^
Blüte stand. Darum heifst er auch, obgleich aus Thon fertigen lassen und mit thönerner
Sohn des Paphos, König von Assyrien, Hyg. f. Mannschaft besetzt. Dieser Trug und Hohn
58. 242. 270. Sein ältester Königssitz war in erregte den Zorn des Agamemnon; nach seinem
Bybloa, wo Adonis (s.d.) vorzüglich verehrt ward. Abzug von Troja kam er nach Kypros und
Nicht weit von dieser Stadt im Libanon (wahr- nahm das Reich des Kinyras ein, Eustath. u.
scheinlich zu Aphaka) soll er einen uralten Schol. zu II. 11, 20. Theopomp. b. Phot. cod.
Tempel der Aphrodite gegründet haben, Strab. 176 p. 202 {fr. 111 b. Müller, fr. hist. gr. 1
38*
1191 Kinyras Kios 1192
p. 295). JEngcl 1, 205 fF. 228. 2, 106. Movers liehe Reichtum der Insel Kypros und des
2, 2, 236. 241. Teukros kam nach dem Fall Priestergeschlechts der Kinyraden). Er genofs
Trojas, von dem Vater Telamon aus dem sein Lebensglück bis in hohes Alter; er ward
attischen Salamis vertrieben, nach Kypros und 160 Jahre alt {Anakreon b. Plin. H. N. 7, 49.
gründete das kyprische Salamis, vermählte Engel 2, 107) und wurde begraben in dem
sich mit Euue, der Tochter des Kinyras, und Tempel der Aphrodite in Paphos, wie alle
seine Nachkommen blieben Könige in Salamis seine Nachkommen, Cltm. Alex. Protr. 3 p. 13
bis in späte Zeiten; Euagoras, der Athener- Sylb. Arnob. 6, 4 {Müller, fr. last. gr. 3 p. 66
freund, betrachtete sich als Nachkommen des fr. 1). ScJwl. Gregor. Nuz. Carni. p. 35. Engel
attischen Teukros und des Kinyras, Paus. 1, lo 2, 108. — Kinyras war Vater des Adouis, den
3, 1. 2, 29, 4. Engel 1, 212 fF. — Als Stifter er ohne sein Wissen mit der eigenen Tochter
des Aphroditedienstes auf Kypros war Kiny- Myrrha oder Smyrna zeugte, s. Adonis und
ras auch der erste Priester der Göttin und Smyrna, Engel 2, 565. Nach der Entdeckung-
vererbte dieses Priestertum über die ganze der Blutschande gab er sich selbst den Tod,
Insel an seine Nachkommen, die Kinyraden, Hyg. f- 242. Die von ihm gegründete Stadt
welche ihren Sitz in Paphos und auch in Smyrna benannte er nach dieser Tochter,
Amathus hatten; auch übten sie die Weis- Hyg. f. 275. Seine 50 Töchter sprangen ins
sagung, und Kinyras selbst heifst Weissager, Meer, nachdem Apollon ihn getötet, Schol. 11.
Schot Pind. P. 2, 27. Hesych. KivvQädm. 11, 20. Nach Ovid. Met. 6, 98 (s. d. Erklärer
Tacit. Hid. 2, 3. Clevi. Alex. Strom. 1 p. 333 20 z d. St.) wurden seine Töchter, weil sie es gewagt,
Sylb. Engel 1, 169 f. 2, 95 flf. 100 flF. 477 flf. Er sich über Hera zu stellen, von dieser in die
galt namentlich für den Urheber der in diesem Stufen ihres Tempels verwandelt. Eine Tochter
Kult ausgebildeten Festgesänge und Klage- des Kinyras, Laodike, gebar dem Elatos, dem
lieder um den Tod des Adonis und wurde Sohn des Arkas, den Stymphalos und Pereus,
deshalb unter die ältesten Sänger und Musiker Apollod. 3, 9, 1. Der Name des Kinyras ist
gezählt; darum war er Sohn und Liebling des in diese arkadische Genealogie durch die Ver-
Apollon, Pind. P. 2, 15 (27) und Scliol. 27. bindung Arkadiens mit Kypros gekommen; denn
31. Schol. Tlieokr. 1, 109. Müller, Darier 1, Agapenor, der Führer der Arkader vor Ilion
348. [Genaueres bei Stark, Arch. Zeitg. 28 (7Z. 2, 609), soll sich mit seinem Volke in Kypros
S. 72 f. Röscher.] Sein Name Kinyras ist aus 30 niedergelassen und Neu -Paphos gegründet
dem phoinikischen Worte kinnor, das ein haben, Lykophr. 478 ff. u. Tzets. Paus. 8, 5, 2;
Saiteninstrument, aber auch eine klagende vgl. Aristot. Pepl. 30 Bergk. Engel 1 , 225 ff.
Doppelfiöte bezeichnete, in volksetymologi- 2, 125. — Meursius, Cyprus 2, 9. Engel, Kypros
schem Anschlufs an v.ivvq6? umgeformt; die 1, 169 ff. 203 ff. 2, 94 — 136. 565 ff. Movers,
von ihm vertretene, in dem asiatischen Aphro- Piiönisier 1, 239 ff. 2, 2, 236 ff. Heyne, Obss.
dite- und Adonisdienst übliche Musik war ad Apollod. p. 325 f. Boeckli zu Schol. Pind.
Flötenmusik {Engel 2, 110 ff". Movers 1, 243), 314 f. Expl. Pind. p. 244. Preller, Gr. Myth.
welche im Gegensatz zu dem Saitenspiel des 1, 284. 287. 292. Gerhard, Gr. Myth. 1 § 365.
Apollon stand; und darum entstand von ihm, [Greve, De Adonide. Diss. Lips. 1877 S. 7 f.
wie von Marsyas, die Sage von einem musi- 40 De Vit, On. s. v. Cesnola- Stern, Cypern S. 22 f.
kaiischen Wettstreit mit Apollon, der ihn be- 40 f. Röscher.] [Fr. Lenormant, Lettres assy-
siegte und tötete, Eustath. u. Schol. II. 20, 11. riologiques 2 p. 255. A. Maury, Hist. des rel.
Kinyras stiftete die Mysterien und nächtlichen de la Grece ant. 3 p. 202. Bauche- Leclercq,
Orgien der asiatischen Aphrodite mit ihren Hist. de la divination dans l'ant. 2 p. 56.
unzüchtigen Hierodulen, von denen die Kirchen- Baudissin, Stud. 2 p. 200. M. B. James, Journ.
schriftsteiler in ihrer Weise berichten, lul. of hell. Uud. 9. 1888 p. 175 ff. A. Enma)i,
Firmicus de errore prof. religion. p. 15 ed. Krit. Versuche zur ältesten griech. Gesch. 1.
Ouzel. Arnob. 4, 25; vgl. Clem. Alex. Protr. Kypros und der Ursprung des Aphroditekultes,
c. 2 § 13 f. p. 12. 13 Pott. Engel 2,96. Kinyras Mem. de l'acad. de St. Petersbourg. 7. Ser.
war ein milder Priesterkönig {Pind. P. 2, 15), 50 Tom. 34 nr. 13 1886 bes. p. 54. 56 und gegen
kein kriegerischer Heros. Auf ihn übertrug ihn F. Back, Jahresher. üb. d. Fortschr. d. kl.
man auch die Anfänge aller Kultur und Gesittung A. W. Bd. 66 p. 330. Drexler.] [— 2) Cinyras,
von Kypros; er eröffnete die für Kypros so ein Sklave des Akastos, von Neoptolemos ge-
wichtigen Metallgiuben, lehrte den Erzbau und tötet, Dictys 6, 8; die Handschriften haben Ty-
die Beai'beitung des Erzes und erfand die dazu niras,Synira8; s.7)ederic/( z.d. St. Höfer. j [Stoll.J
nötigen Werkzeuge, Brecheisen, Hammer, Kinyros (in den Handschr. Cinyrus, (Jinirus
Zange und Ambos, sogar die Dachziegel, Plin. b. Servius Cunarus, wofür manche auch Ciny-
H. N. 7, 57. Engel 1, 204. 2, 105. Movers 1, ras lesen wollen), Name eines Bundesgenos-sen
242. Als Pflegling und Freund und Geliebter des Aerieas, Bruder des Cupavo, Anführer der
der Aphrodite (Schol. Pind. P. 2, 27) war tio Ligmei hei Vergil Aen. 10, 1S5 i; {vgl. Serv. zn
Kinyras von wunderbarer Schönheit, Hyg. f. d. St. und die erklärenden und kritischen Aus-
270. Engel 2, 96, und sein von der Göttin ihm gaben, besonders die von Ribbeck; auch Jahn
geschenkter Reichtum war sprichwörtlich, wie zu Macrob. S. 5, 15, 4 u. 9). [Röscher.]
der des Midas, Tyrt. 12, 6 Bergk. Pmd. Nem. Kios (Kiog), der Gründer von Kios, Aristoteles
8,18(30). Plat.legg.&GOe. Deutsch n. Schneidew., in der noXiteta Kiaväv bei Schol. Apoll. Bh.
Paroemiogr. 1 p. 316. Schol. II. 11, 20. Suid. 1, 1177; vgl. Schol. 1, 1346 {Et. magn. s. v.
v. HccQÖavccTcaXoc; n. KazcfyrjQdaaig u. a. St. b. ji. 512, 37. Eustath. zu Dion. Per. 806). Er
Engel 2, 99 (allbekannt war der aufserordent- soll die Stadt als Gefährte des Herakles auf
1193 Kiris- Kirke (bei Homer) 1194
der Rückfahrt von Kolcliis gegründet haben, berühren will, mit gezücktem Schwert auf sie
Strab. 1-2 p. 564. Sohn des Olympos heifst er ein, so dafs sie fufsfällig den Helden bittet;
Schol. TJitokr. 13, 30. [Auf einem attischen denn sie hat in ihm Odysseus erkannt, den
Relief, auf welchem Athenaeinem vor ihr stehen- ihr Hermes wiederholt als ihren Bezwinger
den bärtigen Mann die Rechte reicht, wodurch verkündigt hat (v. 330 ff.). Ihren Liebes-
der Abschlufs eines Vertrags zwischen Athen Werbungen aber folgt er nicht eher, als bis
und einer anderen Stadt zur Darstellung ge- sie ihm geschworen, keine Hinterlist mehr
bracht wird, steht über dem Kopfe des Mannes üben zu wollen. Vier Mägde, unsterbliche
KIOI. Doch glaubt Schöne, Gricch. Eeliefs Nymphen (Eustath. z. Od. s 348; vgl. Apollon.
'i'fl. 9 Sp. 27 — 28 nr. 53 in dem Rifs vor dem lo Rh. 4, 711 vryia^fS itgönolov. Lehrs, Populäre
Namen ein / zu erkennen, so dafs "/xiog zu Aufs.- S. 115. Mannhardt, ^]'ald- und Feld-
lesen wäre. Bedenken für die Deutung auf Jculte 2, 33), bedienen das Paar beim Mahl,
Kios erweckt Schöne aufserdem der umstand, nachdem die Göttin den Wunsch des Helden
dafs der Mann in der Tracht eines gewöhn- erfüllt und seine Gefährten durch Bestreichung
liehen Sterbliihen dargestellt sei, während mit einer Zaubersalbe (v. 392) zurückverwandelt
man Kios, den Gründer der Stadt, sich nur hat. Nach einjährigem Aufenthalt entläfst K.
in Heroengestalt denken könne. Freilich sei Odysseus zu der Fahrt in die Unterwelt, wo
auch bei der Annahme, es habe IKIOZ auf er nach ihrem Rate den Teiresias über die
dem Relief gestanden, „eine Analogie für eine Rückkehr in die Heimat befragen soll. Von
solche Vertretung von Ikos der athenischen 20 dort nach Aiaie (ju, 1 ff.) zurückgekehrt, um
Stadtgöttin gegenüber durch 'einen Ikier' die Leiche des hier verunglückten Elpenor zu
nicht nachweisbar". Diexler.] [Auf dem Revers bestatten, sieht er noch einmal die Göttin,
einer Münze der Orbiana von Kios in Bitbynien die ihm die bevorstehenden Gefahren voraus-
erscheint nach dem Catal. of greelc coins in sagt und ihn darauf mit günstigem Fahrwind
the Brit. 3Ius. Pontus etc. S. 135: „youthful (v. 149 f) entläfst. [Eine Hypothesis der ho-
luale figiire. naked, seated r. on rock, adjusting vierischen Dichtung findet sich u. a. in den
S'indal" mit der Beischrift KIA NßN; vgl. Schol. Aristoph. Plut. 303, besonders aber in
PI. 29, 3, worin Wartvick Wroth den Gründer den fragment. ApoUodori Sabbaiticis (Bhein.
von Kios erkenut; vgl. auch Eead, Eist. num. Mus. 46, 161 ff.) fr. 120^ S. 177, 31 ff. mit der
S. 440. Röscher.] [Seeliger.] 30 Abweichung von Homer, dafs die Gefährten
Kiris = Adonis (s. d.). in Wölfe, Schweine, Esel und Löwen verwan-
Kirke {KigKrj dor. Ät'pxa; die alten Ety- delt werden (s. dazu Dio Chrysost. 8 p. 134
uiologieen = KiQväacc oder von xspxts im und die Bildwerke); vgl. auch Hgg. f. 125.
Elym. 31. und bei Suidas sind wertlos). MytJi. Vat. 1, 15; aus der Bearbeitung des
1) Kirke in der Odyssee. Bei Hom. s Livius Andronicus ist ein auf K. sich be-
135 fT. wird erzählt, dafs Odysseus von den Lai- ziehender Vers bei Fest. 352, 22 erhalten;
strygoneii auf die Insel Aiaie gekommen sei, wo eine Nacherzählung bei Ov. Met. 14, 248 ff.] —
K., die Schwester des Aietes, die Tochter des Kirchhoff', Die Homerische Odyssee^ S. 287 ff.,
Helios und der Okeanide Perse {Hes. Theog. der die Gesänge h — fi zum gröfseren Teil
956 f. 'Sl-AEuvivri Ui-QarjiQ), wohnt. Seine vor- 40 einem ,, jüngeren Nostos" zugewiesen hat, hält
ausgeschickten Gefährten finden die Göttin die Gestalt der K. nicht für eine originale
^o^
(v. 455 öi:<x %iä(ov u. a. St.; nur x 543 = s 230 Schöpfung, sondern für eine Nachbildung der
vvyitpri) in ihrer Wohnung aus behauenen Medeia aus der Argonautensage, die der Ka-
Steinen, die in einem Thale auf freiliegen- lypso (s.d.) zur Seite gestellt sei. Dieser Ansicht
dem Platze liegt, umwandelt von Löwen tviii nz,-meni\\ch. Mütlenhoff \>ei {Deutsche AUer-
und Wölfen, die durch den Zaubertrank der tumskunde 1, 52 ff.), indem er noch andere Ent-
Göttin verwandelt worden sind (v. 213 xovg lehnungen aus der Argonautensage und die
civxr] -KCiti&iX^sv insi ^ana (päguaii' bScoiisv, Lokalisierung der Kirkesage im westlichen
vgl. V. 434 — daher v. 276 nolvcpagficaiog). Meer für den „jüngeren Nostos" annimmt.
Singend (v. 136 avdi^Eaacc) am Wehstuhl 50 Auch v.Wilamowitz {Homerische Unteisuchungen
sitzend (v. 221 f.) empfängt K. die Helden, S. 115 ff.) weist die erhaltene Dichtung einem
die aufser Eurylochos ihrer Einladung arglos ,. jüngeren Nostos" zu, doch mit der Ein-
tolgen und durch einen Mischtrank von pram- schränkung, dafs dieser auf Grund eines älteren
nischem Wein (vgl. Ä 639. Athen. 1 p. 10». Kirkegedichts verfafst sei; die Zauberin K.
30*^) und Honig, Mehl und Käse, worin sie den sei eine ursprüngliche Schöjifung der griechi-
Zaubersaft geträufelt hat, der die Heimat ver- sehen Sage. Und in der That, man mag über
gessen läfst (v. 236), unter Berührung mit dem das Alter der homerischen Kirkeerzählung, wie
Zauberstab (v. 238 gdßäqy nsnlriyviu) in sie vorliegt, denken wie man will, die Ui--
Schweine, die sich ihres Zustands bewufst sprünglich keit des Kirkemärchens sollte aufser
bleiben (v. 240 f.), verwandelt werden. Von 60 Frage stehen, und mag Odysseus von Anfang
Euiylochos benachrichtigt steigt Odysseus, an in dasselbe verflochten gein oder nicht,
mit Schwert und Bogen bewaffnet, vom Strande jedenfalls steht es der Odyssee näher als der
hinauf und empfängt unterwegs von Hermes Argonautensage (s. unter 4). Kirke, Agamede
das gegenwirkende Kraut Moly (v. 305; vgl. (yl741; bei Theokr. 2, 15 f. und Propert. 2, 4, 8:
Theophr. Hist. PL 9, 15, 7. Plin. N. H. 25, 26. Perimede) und Medeia (s. d.) sind die Zau-
Eiistath.z.Od.a.n.O. Plut. Mor.S&9^). Sobleibt berinnen der griechischen Sage (vgl. Welcher,
er unempfindlich gegen die Wirkungen des Kleine Schriften 3, 20 ff.); und zwar steht
Tranks und dringt, als K. ihn mit dem Stabe den guten Feen, Agamede und Medeia (s.
1195
Kirke (bei Homer)
Kirke (bei Homer)
1196
das. den 1. und 8. Abschnitt), welche über
heilsame, verjüngende und gegen Wunden
festmachende Kräuter verfügen, die arglistige
Kirke gegenüber, die mit ihrem Trank Menschen
MIJMBJHIHBB
Abb. 1) Kirke, Vase von Nola (nach Arch. Zeitf). 1865 Taf. 194).
in Tiere zu verwandeln vermag. Gerade im
Kirkemärchen finden wir dieselben Elemente,
die uns aus den Zaubermärchen anderer Völker
geläufig sind: den einsamen Palast, den Zauber-
Abb. 2) Bedrohung der Eirke durch Odysseus, Vase von Vuloi
(nach Monum. d. Inat. 5 Taf. 41).
Stab, den Zaubersaft, die Verwandlung, die
Rückverwandlun^; es fehlt nur die Zauber-
formel, als welche das sq%so vvv avqyeovds
(v. 320) nicht gelten kann. Man vergleiche
z. B. mit den Künsten der Kirke die der
Königin _ Laba in Tausend und Eine Nacht
(Erzählung vom König Beder, 510. Nacht u. fF.),
und man wird überraschende Analogieen finden.
Nicht zufällig scheint es, dafs Kirke die Tochter
des Helios {Myth. Vat. 1, 204: des
Apollon) heifst, wie Agamede und Me-
deia seine Enkelinnen; mit dem Kult
der dem Helios verbundenen Selene
(K. als Priesterin des Helios und der
Selene bei loh. Antiochen. fr. 24. Müller,
fr. h. 4, 551) steht das Zauberwesen
im engsten Zusammenhang (vgl. Boscher,
Seieneu. Verwandtes S. 84 ff'. 99. 144. 147).
Vielleicht ist K. erst als Heliostochter
in Aia (vgl. (i 3 f. und die Artikel Aia
und Argonauten Bd. 1 Sp. 510, 47) lo-
kalisiert, wahrscheinlich erst dadurch
mit Aietes verbunden worden; diese
Verbindung mag auch den Dichter von
(i 69 ff", veranlafst haben, der allbekannten
Argonautensage zu gedenken. Es lag
daher nahe, die genannten Zauberinnen
aus Mondgöttinnen abzuleiten, wie dies
mehrfach geschehen ist; vgl. lies. J. F.
Cerquand, Etudes de Mythologh grecque.
Ulysse et Oirce. Les Sirenes. Paris 1873;
dieser hält wie auch Tümpel im Phüol.
N. F. 2, 123. 4, 619ff". Kirke (etymolog.
mit ■x.vKlog, circus „Kreis" zu verbin-
den) für eine Mondgöttin, Odysseus für
den Sonnengott (vgl. v.Wilavunvüz, Honi.
Unters. S. 114), und seinen Aufenthalt
bei der Zauberin für das mythische Bild
der Sonnenfinsternis, S. 28ff. 67 ff. 71 ff.; noch
schwerer läfst sich beweisen, dafs K. ursprüng-
lich eine Unterweltsgöttin gewesen sei (A. Kuhn,
Die Herabkunft des Feuers S. 32 und besonders
H. D. Müller, Mythologie der griech.
Stämme 1, 158 Anm. 2). Als Zauberin
wird K. angerufen im 14. hom. Epigr.
Kdiiivog rj Kega^stg v. 15 ff: dsvgo xat
'HaXiOv &vyaTriQ , noXvq)äQfiayiE ÄiQ-nrj,
äygia cpagfiazs ßäXle. — Theolcr. 2, 15.
9, 36; vgl. K1QV.01LK Qi^ci Apollod. 3, 15,
1 und Nonn. Dionys. 22, 77 ■nal Kigyirjg
Tivuswvoc &f-onlrjtot.g STtdoiSaig. Die
meisten Anspielungen bei griechischen
Schriftstellern beziehen sich auf das
Odysseusabenteuer; man liebte es na-
mentlich, dasselbe allegorisch-ethisch
zu deuten, wie auch der Name K. für
eine verführerische Dirne in Anwendung
kam: z. B. Xenoph. Memor. 1, 3, 7;
Deutung der Stoiker bei Athen. 1, 10",
Heraclit. alleg. homer. c. 72 u. a. (vgl.
B. Weber in Leipziger Studien 11, 143 ff'.);
Aristoph. Flut. 302 ff. Anthol. Pal. 10,
50. 16, 12. Plaut. Epidic. 4, 2, 34.
Etym. 31. und Suid. Eine humoristi-
sche Behandlung des Odysseusaben-
teuers haben wir in dem Satyrdrama
des Aischylos: Kirke (Nauck, fr. tr. p. 27)
anzunehmen. [Zur Litteratur ist noch
hinzuzufügen: B. Brown, The myth of Kirke
in der Academy vom 19. Jan. 1884.]
Die volkstümliche Erzählung hat auch in
der darstellenden Kunst Verwendung ge-
funden : vgl. 0. Jahn, Archäol. Beiträge S. 401 ff".
1197
Kirke (bei Homer)
Kirke (bei Homer)
1198
und Archäol. Zeit. 1865 S. 17 ff. Ooerheck,
Galerie heroischer BihhcerJce S. 778 ff. Schlie,
Der troische Sagenkreis anfetruskischen Äschen-
kisten S. 182 ff. G. Körte in der Archäol. Zeit.
1876 (XXXIV) S. 189 ff. Encjelmann. Bilder-
atlas zur Odyssee T. VlII und" IX). Balte, De
monumentis ad Odysseam pertinent. Ber
liner Dissert. 1882. S. 17 ff. An der soge-
nannten Kypseloslade zu Olympia (Paus.
5, 19. 7) sah man in einer Höhle gelagert
ein Paar, welches Pausanias wegen de
Vierzahl der Dienerinnen als Odysseu
und Kirke erklärt. Die älteste von
den erhaltenen Vasen ist eine aus
Sicilien ins Berliner Museum gt
kommene Lekythos (n. .2342) mit
schwarzen Figuren {Ärch. Zt.
1876 T. 14, daraus in Bau-
meisters Denkmälern d. kl.
Alt. und bei Engelmann
nv. 45): Odysseus nimmt aus
der Hand der vor ihm sitzen-
den Kirke den Becher, das
Schwert zum Angriff bereit
haltend. Von besonderem
Interesse sind die anwesen-
den vier Gefährten , die
verschiedenen Tierköp-
fen das Zeichen ih
Verwandlung an
sich tragen, übri
gens aber in
menschlicher
Bildung auch
menschliche
Teilnahme an
dem Schick-
sal ihres
Herrn ver-
raten. Die
freie Be-
handlung der
Dichtung
entspricht
der Gewohn-
heit der grie-
chischen Male
rei; insbeson-
dere ist die Ein
förmigkeit der
Tiergpstalt vermie
den. Die Verwandlung ^
eines Gefährten durch
Kirke stellt eine Amphora
aus Nola, jetzt im Berliner |i )
Museum (ri. 1960. = Ärch. s^
Ztg. 1876 Taf. 13, bei Abb. 3) Udysseus u. Kirke, röm. Lampe (nach
Engelmann 8, 44), dar: Die Arch. Ztg. i865 Taf. im Fig. 4).
Zauberin sitzt mit Skyphos
und Stab da, den sie gegen eineu davoneilenden 60 kiste
der Kirke mit dem Schwerte; ein am Boden
liegender verwandelter Gefährte äufsert in der
Haltung seine Teilnahme. Die Rückseite stellt
die Ankunft des Odysseus bei Kirke dar. Eine
schwarzfigurige Vase auf Stift Neuburg bei
Heidelberg, die auf einer Seite die Verwand-
lung von Menschen in Tiere durch eine
sitzende Person darstellt, ist von Stark
in der Arch. Ztg. 1876 S. 191 ff", als ge-
fälscht verdächtigt Eine Kirkevase (Ver-
-ndlung der Gefährten und Bedrohung
er Zauberin durch Odysseus) in Bologna
findet sich beschrieben im Museo ita-
^iano di antichitä classica vol. 2
(1888) p. 26. Ein pompejanisches
"Tandgemälde nr. 1329 {Heibig;
Zahn, Wandgemälde 3, 44; bei
Üverbeck Taf. 32, 11. Engel-
mann Taf. 9, 47) zeigt eben-
falls die Bedrohung der Zau-
berin, die durch einen Nim-
bus als Heliostochter ge-
kennzeichnet ist, durch den
das Schwert ziehenden Hel-
den. Dazukommtvonden von
J'Forwiaww veröffentlichten es-
inischenWandgemäl-
3n das Bild auf Taf. 5
',(b. Engelmann Taf.
8,43"), anf dem sich
zwei Scenen fin-
den: Empfang
des Odysseus
durch Kirke
und die Be-
drohung der-
selben. Fer-
ner mehrere
Reliefdar-
stellungen :
Die Bilder-
tafel aus
dem Palast
Rondinini(6'.
Mann bewegt; an dessen Kopf und Rücken hat
die Verwandlung bereits begonnen. Dengleichen
Stoff behandelt eine noianische Vase im Besitz
des Fürsten von Wittgenstein (Wiesbaden, J.rcÄ.
Ztg. 1865 Taf. 194, 1, 2h hier eilt Kirke dem
fliehenden Gefährten nach. Eine Vase von Vulci
{Mon. d. inst. 5, 41 Ücerheck Taf. 32, 1. 2) zeigt
auf der einen Seite (s. Abbild. 2) die Bedrohung
/ Jahn, Bilder
I Chronik. Taf. 4
■ H. Enqelmann
/Taf. 9,48) mit
/drei Seeneu: der
Begegnung des
Odysseus mit Her-
js , der Bedrohung
Kirke und der Erlö-
sung der Gefährten. Hier,
wie auf dem esquilinischen
Bilde sind Namen beige-
schrieben {C. I. Gr. 6130.
6130''). Ein anderes Relief
einer etruskischen Aschen-
(Büchette, Mon. ined. 61, 2, abgebildet
auch bei Baumeister nr. 782, vgl. Schlie
nr. 2), giebt die Haltung der drei verwandel-
ten Gefährten (Schaf, Ochs und Pferd [?]),
mit gutem Humor wieder. — Schlie ver-
zeichnet noch 3 Reliefs von etruskischen
Aschenkisten: nr. 1 aus Volterra'in Flo-
renz n. 427, nr. 3 aus Volterra, tomba Inghi-
rami (verstümmelt); nr. 4 ist das von Jahn
1199 Kirke (in der Telegonie)
Kirke (in Italien)
1200
und Overieck zurückgewiesene, von Brunn
und Schlie hierher bezogene Relief bei
Micali, Mon. incd. 49, 2 {Ann. d. inst. 1849
tav. D). Ferner ein etruskischer Spiegel
{Ann. dell. Inst. 1852. Tav. d'agg. H, danach
Enqelmann Taf. 8, 46; eine genauere Ab-
bildung nach dem Oi'iginal im Louvre bei
Gerquand a. a. 0. PI. 1): Kirke (Cerca),
Odysseus (Uthste) und Elpenor (Felparun) im
Augenblick der Bedrohung; zu unterst ein
Schwein mit einem menschlichen Fufs; das
Relief einer römischen Lampe {Arcli. Ztg. 1865,
Taf. 194, 4); Kirke mit Strahlenkrone, Odys-
seus den Griff des Schwertes fassend, im
Hintergrund Tierköpfe; eine Kontorniatmünze
(Fig. 4 = Sabotier, dcscr. gen. des medaillons con-
torniates Taf. 8, 13): Kirke mit Strahlenkrone
fufsfälliglvor Odysseus, im Hintergrunde Tier-
gestalten; endlich (bei Overheclc nr. 58) eine
Gemme, {Miliin,
Gal. Myth. 103,
636): Odysseus
mit dem Kraute
Moly.
2) Kirke in
der Telegonie
(vgl. Welcher, Die
griechischen Tra-
gödien 1, 240. V.
WiJamoiüitz, Ho-
merische Unter-
suchungen 192 ff.
Artik. Telegonos).
Telegonos gilt
Dach dergewöhn-
lichen Überliefe-
rung als Sohn des Odysseus und der Kirke:
Hypothesis der Telegonie bei Proclus, Hyg.
f. 127. Schol. Hom. l 134. Eustath. zu % 323
p. 1660, 7. Schol. Ar. Flut. 303. fragm.
Apollod. Sabbait. im Rhein. Mus. 46, 178,
9 uxiAfr. 121b s. i8i, iff. (wo mit Bücheier
ansXccvvsi. für unsXccßs und xQvyövog für
Trjlsyovog zu schreiben ist). Serv. Verg.
Aen. 2, 44 u. a. St. (Fälschlich wird bei
Eustath. zu n 118 p. 1796, 49 Telegonos ein
Sohn der Kalypso genannt; umgekehrt wird
Nausithoos, nach Hes. Theog. 1017 Sohn der
Kalypso, bei Hyg. f. 125 Sohn der Kirke
genannt; vgl. über die Verwechslung beider
V. Wilamoioitz a. a. 0. 115 Anm. 3 und Gerquand
a. a. 0. 7 not. 1). Nach Üppiun, Hai. 2, 497,
hat Kirke ihrem Sohn die verhängnisvolle, von
Hephaistos gefertigte (dies nach Eustath. zu
X 133 p. 1676, 44) Lanze mit dem Rochenstachel
übergeben, mit der er nachher den eignen
Vater tötete. Die Darstellung dieser Scene
wird in einem Vasenfragment {WelcTcer, A. D.
3, Tafel 30, 2) gefunden. Vielleicht stammt
dieses Motiv aus Sophokles, der im 'OSva-
csvg d'Kdv&oTiXri^ die Telegonie behandelte.
Dagegen mag der Zug, dafs Kirke Odysseus
durch ihre Kunst wieder aufgeweckt habe,
eine spätere Erfindung sein: Tzets. Lykophr.
805. — _^An den Tod des Odysseus knüpfte
schon da*s Epos neue Verbindungen: nach der
Telegonie des Kyrenäers Eugamnion {Proklos-
exc.) soll Telegonos die Penelope, Telemachos
Abb. 4) Odysseus und Kirke,
Kontorniat (nach Arch. Zeitg.
1865 Taf. 194 Fig. 3).
Kirke geheiratet haben (dasselbe bei Eustath.
zu n, 118 p. 1796, 53 aus den Nosten). — Kirch-
hoff, Philol. 15, 24 nimmt Verwirrung an der
Stelle an ; anders urteilt v. Wilamowitz a. a. 0.
S. 184 — ; vgl. noch Tzetz. Lyk. 805, wo die
Verbindung auf die Inseln der Seligen ver-
legt wird; dasselbe könnte auch aus dem
Proklosexcerpt der Telegonie gefolgert werden,
wo es heifst: fj 8l [sc. KiQnrj^ avzovg d&a-
w vKTovg noiii (vgl. fragin. Apollod. a. a. 0.),
■Acil Gwom^L xfj HSV TlrjvsXönr] Trjliyovog,
Kig-nTj ÖE Triliyt,Kxog). Die Sage kennt aber
auch • eine Tochter des Odysseus und der
Kirke, Namens Kassiphone (oder richtiger
Kasiphone d. h. die Brudermörderin?); auf
diese beziehen sich nach den alten Erklärern
die Verse bei Lykophr. 808 ff. : Telemachos
habe seine Gattin (die unsterbliche Kirke!)
getötet; aber den Tod der Mutter habe an
20 Telemachos die Schwester gerächt; vgl.
Schol. zu V. 810: tuig atpayaLg rfjg ddsXcprjg
Kccaaicpovrig. (Wenn beim Schol. zu v. 807
und Tzetz. zu Lykophr. 805 Kassiphone die
[zweite] Frau des Telemachos genannt wird,
so mag dies auf später Erfindung oder Mifs-
verständnis beruhen; aus Lgkophron ist
nur auf ein geschwisterliches Verhältnis zu
schliefsen.) — Telegonos, der Sohn der Kirke,
ist bekanntlich für die italische Sage be-
30 deutungsvoll als Gründer von Tusculum {Dion.
Hai. 4, 45. Liv. 1, 49. Hör. Epod. 1, 29 f.
Prop. 2, 32, 4: Aeaei moenia Telegoni u. a.)
oder Praeneste {Plut. Parallel. 41 u. a.); dies
führt uns zu der Kirkesage in Italien.
3) Kir^ke in Italien. Eine vereinzelte
Überlieferung verlegt das Grab der Kirke nach
Griechenland in die Bucht von Eleusis auf
eine der Pharmakusen {Strab. 9, 395; vgl. da-
mit das skylläische Vorgebirge bei Troizene!).
40 Der erste, der Kirke nach Italien versetzte,
war nach Eratosthenes (bei Strab. 1 p. 23;
vgl. Schol. Apoll Bh. 3, 311) Hesiodos {fr. 89,
90 Bzach). Wenn aber in den Apollonios-
scholien (a. a. 0. fr. 91) behauptet wird, dafs
Apollonios, ,,dem Hesiodos folgend", Kirke auf
dem Wagen des Helios (vom östlichen Aia)
nach dem tyrrhenischen Meer habe gelangen
lassen, so ist die Berufung auf Hesiodos in
diesem Punkte irrtümlich; keine Spur deutet
50 darauf hin, dafs die hesiodeische Dichtung Kirke
mit der Argonautensage verbunden habe; die
Verbindung der Kirke mit Aietes {Theog. 957)
beruht auf den homerischen Andeutungen (s.
unter 1). Dagegen hat die hesiodeische Dichtung,
wenn auch jüngeren Alters, Kirke bereits mit
den italischen Genealogieen verknüpft (Müllen-
Jioff a. a. 0. S. 54 scheint das Alter der Stelle
zu überschätzen). Im Frauenkatalog der Tlieoq.
1011 ff', {ciiieri Schol. Apoll. Bh.^, ^00. Eustath.
60 z. //. p. 1796. Laur. Lyd. d§ mens. 1, 4 p. 7
Bkk., vielleicht auch von Eratosthenes a. a. 0.
berücksichtigt) wird berichtet, fvirke habe
dem Odysseus den Agrios (?) und Latinos ge-
boren. Während Preller {B. M.^ 2, 308) und
Müllenhoff S. 54 in Agrios den Faunus er-
kennen wollen (Kirke als Mutter des Faunus
von Zeus bei Norm. 13, 330 ff'.), haben andere
dafür FQat^ov, "JdQiov und zuletzt Sittl unter
1201 Kirke (in Italien) Kirke (in dei- Amonautensasre) 1202
o^
Zustimmung von Bzacli "Axqiov vermutet (s. aus Plin. N. H. 3, 108 = Faunus?). Oder an
die Ausgaben von Flach und Bzach z. d. St.). die Stelle der Marica von Minturnae an der
Latinus als Sobn der Kirke und des Odysseus Lirismündung, vgl. Lnctant. 1, 21, 23. Scrv.
wird noch bezeugt durch Ps.-Shjmn. 227. Verg. Aen. 12, 164. Jedenfalls genofs Kirke
Serv. Verg. Aen. 12, 164. Steph. Byz. s. v. religiöse Verehrung, Cic. de nat. deor. 3, 19,
/IpafiVföro?, während iJ?///. /". 127 Latinus einen 48: Circen coloni nostri Circcienses religiöse
Sohn des Telemachos und der Kirke nennt; cohint. Plin. 25, 10: Itala Circe dis adscripta.
bei Festus p. 269 (aus KUinias? Müller, fr. h. Vgl. Inscript. Orelli n. 1849. Über Gebräuche
4, 366) heifst Italus Sohn des Telemachos und von S. Feiice (Circei) s. Capponi^ II promontorio
der Kirke. Anders lautet die Genealogie des lo Cirr.eio. Velletri 1856 p. 356.
Xenagoras (Dion. Hol. 1, 72, fr. 6; daraus Den Palast der Zauberin auf Circei hat
Euseb. Chron. p. 205 Mai. Sgnc. p. 193 A. Ferf/i7 in der J.en. 7, 10 ff. nach dem Vorbilde der
Steph. Byz. s. v. "Avxsiu): Die Söhne des Odyssee geschildert: Löwen, Bären, Wölfe und
Odysseus und der Kirke seieu Romus, Antias, Schweiue heulen iu der Umgebung {Ov. Met.
Ardeas; Plut. Born. 2 nennt dagegen Romulus. 14, 10: atriavanarumplenaferarum); im fahlen
(Vgl. darüber Stiehle im Piniol. 1849 S. 107 Mondlicht leuchtet das Meer; sie selbst sitzt
und 1885 S. 167. Schwegler , Böm. Gesch. 1, im Palast, der von duftendem Cederholz (üom. f
403.) Endlich galt auch Auson (s. d.)i der 60 vom Palast der Kalypso; die gleiche Ver-
Eponym der Ausonen, durch Verwechslung mit wechslnng bei Plin. Nat. II. 13, 100) erleuchtet
Kalypso (s. oben unter 2) für einen Sohn der 20 wird , am Webstuhl. (In der Weissagung des
Kirke und des Odysseus: Eustath. Od. p. 1379, Helenos 3, 386 heifst ihr Wohnsitz: Aeaeae in-
30. Schol. Biou. Per. 78 u. a. siila Circae.) Eine neue italische Sage be-
Hesiodos verlegte den Wohnsitz der Kirke gegnet uns Aen. 7, 190 f.: unter den Ahnen-
in das tyrrhenische Meer (27<eor/. 1016. /"r. 89.90); bildern im Palaste des Latinus zu Laurentnm
■wenn Enripides {Troad. 4:37 i.) Kirke: Aiyvatlg wird auch das des Picus angeführt, den seine
7} aväv uogqxoTQia nennt, so will er damit Gemahlin Kirke (vgl. Val. Flacc. 7, 232) in
gewifs nur ihren Aufenthalt im westlichen den Vogel verwandelt haben soll. Die Ver-
Meer andeuten (vgl. bei Plin. 25, 10: Circe Wandlung wird ausführlich von Ov. Met. 14,
Itala). Nach Ps.-SJcymn. 225 hiefsen drei 320 ff. erzählt, nur dafs hier Kirke in ver-
kleine Inseln vor Misenum KiQ-urjg vrjaoi.; aber 30 botener Liebe zu Picus entbrannt ist. Aemilius
volkstümlich geworden ist ihr Aufenthalt auf Macer hat die Sage im ersten Buch seiner
dem Vorgebirge Circei, Kig-natov (das früher Ornithogonie behandelt, s. Non. Marc. p. 518
eine Insel gewesen sein sollte: Theophr. Hist. s. v. Picumnus; vgl. noch Serv. Verg. Aen.
plant, b, 83. Varro bei Serv. Verg. Aen. 3,386. 7, 190. Sil. Ital. 8, 440. Myth. Vat.'l, 102.
Plin. N. H. 3, 57. 2, 201. Solin. 2, 22). Theo- 2, 213; zur Deutung W. Mannhardt, WaU-
phrastos a. a. 0. ist der älteste Gewährsmann und Feldkultc 2, 334 f. — Auch sonst wird
dafür; besonders aber Strab. 5 p. 232: fisrä Ss Kirke bei römischen Schriftstellern häutig ge-
"Avtlov xo KiQy.al6v sativ .... cpaal 8\ %al nannt (Ov. iliei. 4, 205: homerische Genealogie,
TtoXvQQi^ov slvai (noXvcpaQfiav.ov Schol. Apoll. „Titanis" Ov.' Met. 13, 968. 14, 14. 376. Martial.
Bh. 3, 311; von einem cpdQucc-nov daselbst 40 ep^'^rr. 8, 36), sei es in Verbindung mit Odys-
{Ps.-Aristot. nsQi &av!J,ttG. d->iov6(i. c. 78 p. 835^, seus, wie Varro, De gente pop. rom. fr. 17 aus
33) . . . f'xei- Ss TtoXixviov v.al KiQv.rjg lsqov kuI August, de civ. d. 18, 16. Verg.ecl.8,10{=G.I.L.
'Ad-riväg ßcofiöv, SsLy.vvG&(XL 8s ■aal cpidXrjv rivd 4, 1982). Hör. Od. 1, 17,20 {vitrea Circe). Epod.
cpaßiv 'OSvaasag (citiert Eustath. Dion. Per. 17, 17. Epist. 1, 2, 23. Tib. 4, 1, 61. Prop. 4,
692); vgl. Philostephanos fr. 23 aus Tzetz. Lyk. 12, 27. Ov. A. am. 2, 103. Bern. Am. 263 ff.
1276. Dion. Hai. 4, 63. Am Kigv-atov wurde Fast. 4, 70. Stat. Silv. 1, 3, 85 {vitrea Circe),
das |U.j;7iua des Elpenor gezeigt: Theophr. a.. a,. 0. seltener als Zauberin: Tib. 2, 4, 55. Ov.
Ps.-Skylax § 8. Deutet man den Namen etwa Met. 14, 14; als Name für eine Dirne (vgl.
mit Pnpe-Benseler s. v. als Habicht- oder Plaut. Epidic. 4, 2, 34): Petron. Sat. 127.
Falkenstein, den die Griechen dem Vorgebirge 50 129. 130.
gegeben hätten, so würde die Namensähnlich- 4) Kirke in der Argonautensage. Im
keit den Grund zur Lokalisation der Kirke ge- Gegensatz zu Müllenhoff (Deutsche Altertumslc.
geben haben; oder das Vorgebirge galt von 1, 52 ff.), welcher geneigt ist, die Argonauten-
alters her als Sitz einer Zauberin und erhielt sage für die Vorlage der Odysseusabenteuer
erst von der mit dieser identifi eierten Kirke in v. zu halten (vgl. Kirchhoff a. a. 0. unter 1
seinen Namen (die Stadt Circei wird von Liv. und den Art. Argonauten Bd. 1 Sp. 535,
1, 66 in der Geschichte des Tarquinius Superbus, 57 ff.), ist darauf aufmerksam zu machen, dafs
2, 39 in der des Coriolanus erwähnt). Denn mit Kirke in dem älteren Teile der Argonauten-
Recht hat Preller {B. M. ^ 1, 412) behauptet, sage keinen Platz hat, nur eine lästige Wieder-
dafs Kirke vielfach an die Stelle altitalischer 60 holung der Medeia sein würde; auch die Hypo-
Göttinnen getreten ist, wie der Angitia, die these, dafs die „korinthische" Medeia Kirke
besonders am Fuciner See im Marserlande ver- aus dieser Sage verdrängt habe , könnte sich
ehrt wurde {Cn. Gelliusfr. 9 aus Solin. 2, 28); auf keinen Beweis stützen. Bei Pindaros,
dadurch mag sich die Überlieferung bei Plin. Sophokles, Herodoros (s. Arg. Bd. 1 Sp. 536,
N. H. 7, 15. 26, 11. Gell. N. A. 16, 11, 1. 22 ff.) ist Kirke aus der Argonautensage aus-
ßioZw. 2, 27 erklären, dafs die Marser behauptet geschlossen; auch Hesiodos fr. 91 darf nach
haben sollen, von einem Sohne der Kirke ab- dem oben (unter 3 zu Anfang) Gesagten nicht
zustammen (etwa von Marsyas, Cn. Gellius fr. 8 hierher gezogen werden. Erst in der alexandri-
1203 Kirke (in der Argonautensage) Kisar 1204
nischen Zeit, als man die Argonauten auch in opfer reinigt. Als aber Medeia Schuld und
das westliche Meer führte, ist die Kirkesage Schicksal gebeichtet hat, werden sie sofort
unter Benutzung der homerischen Andeutungen von der Göttin entlassen. (Kurze Hypothesis
mit der Argonautensage verbunden worden; dieser Erzählung bei Apollod. a. a. 0.). Der
wie äufserlich dies aber geschehen ist, beweist Dichter der Orphika (v. 1212 — 1243"), der Kirke
am besten die Erzählung des ApoUonios Wioä. eine Tochter des Helios (Hyperion") und der
4, 659 fiF., in der Kirke zur Entsühnung des Asterope (v. 1222) nennt und ihr Haupt mit
flüchtigen Paares benutzt wird, um sofort einer Strahlenkrone schmückt (v. 1224 f, s. die
wieder zu verschwinden. Auch der Name bildlichen Darstellungen unter 1), läfst zwar
Kigv-aiov oder jceSlov Ki'Qy.rji; in Kolchis darf lo auch nach dem Vorgange des Apollonios das
nicht zum Beweis einer älteren Verbindung blutbefleckte Paar zu Kirke gelangen, aber
angeführt werden; dieselben Schriftsteller, die seinem Plane gemäfs diese die Sühnung ver-
aus einer Anzahl zweifelhafter, von ihnen künst- weigern und dem Orpheus übertragen, der
lieh zurechtgemachterLokalüberlieferungen und sie bei dem Vorgebirge Malea vornimmt
Namensdeutungen die Fahrt der Argo ins west- (v. 1371 fF.). Aus dem Gesagten dürfte sich
liehe Meer zu beweisen versuchten, haben uns ergeben, dafs die Verflechtung der Kirke in
auch diesen Namen überliefert: Timaios fr. 9 die Argonautensage keine Spur alter Über-
aus Schol. Apoll. JRh. 2, 399 (vg]. damit fr. 6 lieferung aufweist.
aus Diod. 4, 56), wahrscheinlich aber auch 5) Kirke und Glaukos. Alexandrinischen
Timagetos und Timonax (s. die fragm. aus den 20 Charakter trägt auch diese Erzähluncr. Skylla,
ApolloniosschoUen hei Müller, fr. h. 4, bl9. 522); von Glaukos (s. das. Bd. 1 Sp. 1684) geliebt,
vgl. Apoll. Bh. 2, 400 und ScJiol. Eustath. z. weist seine Werbung zurück; dieser bittet
Dion. Per. 692. Etym. M. Suid. s. v. Ph'nius Kirke um ein Zaubermittel, welches ihm die
6, 13; nach Apollonios auch Val. Flacc. 5, 327. Liebe der Verschmähenden gewinnen soll. Die
6, 426. 7, 544: Circaetia campus. Am eigen- Zauberin, die ihrerseits Glaukos liebt, mischt
tümlichsten handelte von Kirke bei den Kolchern aus Eifersucht in das Wasser, worin sich Skylla
(im Taurenlande) Dionysios Skytohrachion, des- zu baden pflegt, ihre Gifte und verwandelt sie
sen Erzählung bei Diod. 4, 45 (vgl. Schol. Ap. in das Ungeheuer, das ihren Namen trägt. So
Eh. 3, 200) voi'liegt; nach ihm ist Kirke die hatte vielleicht die Athenerin ifftZj/Ze (3. Jahrh.)
Tochter des Aietes und der Hekate, Schwester 30 erzählt {Athen. 7, 297^); nach alexandrinischer
der Medeia, eine berüchtigte Zauberin nach Vorlage dichtete Ov. Met. 14, 1 — 74; vgl.
dem Beispiel der Mutter. Mit dem König der Hyg. f. 199 {Myfh. Vat. 1, 3. 2, 169). Serv.
Sarmaten verheiratet, tötet sie diesen und be- Y^'''9- ■^^^- ^1 '^^- ^^**- ^1 ^2^- Nach einer
geht so viele Verbrechen, dafs sie aus dem Überlieferung bei Serv. Verg. Ed. 6. 74 (vgl.
Lande vertrieben wird; nach einigen soll sie Tzetz. z. Lyk. 754) ist Poseidon an die Stelle
sie mit ihren Frauen auf einer einsamen Insel des Glaukos zu setzen.
des Ocean gelebt haben (dem homerischen 6) Kirke und Kai chos (s.d.). In das Ge-
Aiaie?), nach anderen nach Circei in" Italien biet des Romans fällt die Erzählung bei Parth.
gewandert sein. Auch Apollonios Bhod. , der erot. 12: Der Daunierkönig Kalchos verliebt
Kirke nach Homer als Tochter des Helios und 40 sich in Kirke und darf ihr so lange dienen,
derPerse bezeichnet (4, 591) berichtet (3, 308 ff.), bis Odysseus kommt; da wehrt sie ihm den
dafs Kirke auf dem Wagen ihres Vaters nach Zutritt zu ihrer Insel. Als er in seinen zu-
Tyrrhenien gekommen sei (vgl. 4, 850 «jtrr/v dringlichen Werbungen nicht nachläfst,ladetsie
Alairjv TvQßrjVLdoc; rinsLooio; nach Apollonios ihn hinterlistig zum Mahl, um ihn durch ihre
auch Apollod. 1, 9. 24, 5. Val. Flacc. 7, 217 ff. Zauberkräuter in ein Schwein zu verwandeln;
120).*) AlsIasonnndMedeiaandemWohnsitzder er.st die drohende Ankunft der Daunier veran-
Kirke landen (4, 661 ii,Qv At<xtr]g XiafvK kIv- lafst sie, den König freizulassen. [Seeliger.]
Tov, vgl. Lyk. 1273 f. Tvgaiv naasctvag dficpi Kirpheis = Kripheis (s.d.).
KiQ-natov vccTiag 'Agyarx; ts yilsivov ogfiov Airj- Kirrha (KiQoa), Nymphe, nach welcher die
TrjV fisyav und Schol.), treffen sie dieselbe am 50 gleichnamige Stadt in Phokis benannt war,
Gestade, wohin sie durch nächtliche Träume Paus. 10, 37, 4. [^G-erhard, Arch. Ztg. 23 S. 104
erschreckt gekommen ist, um sich Haupt und u. 117 vermutet K. in einer Figur auf einer
Gewänder in den Fluten des Meeres zu waschen; Vase des Brit. 3Inseums, welche ApoUon zu
ihr folgen wilde Gestalten, aus mancherlei Delphi mit Nymphen und Thiasoten darstellt,
Leibern verschieden geformt, Gebilde der während andere sie als Opora deuten (vgl.
feuchten Erde. Sie will die Gefährten lasons Taf: 202, 2). [Roscher.l [StoU.]
in ihren Palast locken; aber dieser hält sie Kirris {KiQQiii) = Kiris fs. Adonis).
zurück und begiebt sich allein mit Medeia Eisalandenos {Kiaalavdrivo?), Beiname des
dahin; hier werfen sie sich als Schutzflehende Apollon auf einer Inschrift aus Smyrna, Kon-
vor den Herd, bis Kirke sie durch ein Ferkel- fio toleon in Mitt. d. deutschen arch. Inst. 14, 96
nr. 28. Auf einer anderen Inschrift aus Smyrna
*) [Nach Tyrrheuiou weist wohl auch die bisher über- heifst der Gott Kl6C(vlo88riv6g, KontoleOU a. a. 0.
seliene Notiz beim Sc/ml. z. T/ieokr. id. 2, Ih: Iti y.a\ vvr 97, Beinach in Bevuc arcMol. 15 (1890), 288.
iv 'f(ä 2sXy]vaiij} ij^ei oX/:iovg öeixvvouni ttj; Mrjötiac fHöfer.!
y.al ja.r^r,? iv o[r^><o7ttovrh ,pdo^,ay.a yv-^hr^^^^ Kisar. Nach Da7nascius , Quaestiones de
ist dieses _t/f?i'0f(0i' ono; identisch mit dem axoov _f/.»,rj;; • • .... , ._ -_, ' ^„ » ^ nc^n
(Ptol. 3, 1, 4) bei der'etruskisohen Stadt Luna (= M' P''''"'" P^'^'^'^^P''' ed. los.Kopp. Francof. 1826
i»7,- n6Xii b. strab. 222 u. Steph. Byz. s. v.). Vgl. Rosdier, V- 384 cap. 125 treten in der babylonischen
Seiene u. Verwandtes s. 15. R.]] Schöpfungssage folgende Wesen auf:
1205 Kissa Kissios 1206
1. Tcev^F Kttt 'jinceaäv. Kisseus, Hekabe, Verg. Aen. 7, 320. 10, 705 u.
' ' Serv. — 3) Tochter des Kisses, Theano, TJ. 6.
2. ÄTtöv^i?. 299. [Stoll.]
3. Aäxn^^ocl Aaxo?. , ., , ^ ^ ^ .^. Kisses (Ktaa'^g, aus Xtdc.'as, S^c^io?. .-. II
,, .f: ^f ««9^? [so schreibt Schröder, Die ^ ^ o.). Vater der Theano, der Gemahlin des
Keihnschriftcn u. das -A. Test. 2 Aufl. p. 12 ^^^^^^ Antenor. Köni<? in Thrakien, II 11, 22.S.
den bei JJnmascius im Accusativ Kiacagn Stmh 7 330 fStoll 1
lautenden Namen] -Kai "AoacogoQ. tt--'',. /v ' \ i\ -n-- • ■ mi i •
. V. , ,.,' , .„« "\ „. Kissens (Kica^vg), 1) Koni^ m Thrakien,
5. AvoQ -nai IlAivog (?) -neu Joe. tt. j -rriv j-i-tt mii. i
/. - i» "^ i ^ ' '•' • n~i Vater der Hekabe. die bei ffomer Tochter des
r, -4. i.- j. • 4.1 -i, "U • j- i'ymas (77. 16, 718) heilst, Eiirin. Hek. 3.
Damit stimmt im wesentlichen iiberein die o rr a ^ m,^ \n e^-r .« 7? ? o .^ k
ji 1. 1^ • „1 T? j« o V" e Serv. V. Acn. 5, 535. 10, 507. Apnllod. 3, 12, 5.
Dordbabylomsche l'asaunc' der bchontnnss- rr j- n-, iai n.n n^n oe/. th ■ -r.
sage, wilche FriL~ Hommel, Deutsche Bund- ^^/.'Z- f- 91_ Hl- 243^ 249. 256. Enmj^, Pacu-
„«r fiA cQ 1Q01 ,. ^1^ o,^ ,-,-i,^ «t 4. ''"** ""d Fe)-öz7 folgten hierin dem Eunpides,
schau Bd. 68. 1891 p. 110 so übersetzt: ^ y ^ ■ 320 Die Gemahlin des Kisseus
„Damals als droben der Himmel noch mcht ^^^^^^^ ^^^. p^i^abe war Telekleia, Schol. II.
bekannt war , ^ - ,t ^ 16, 718; vgl. Eustath. II. p. 1083, 1, s. Müller,
Drunten die Flache noch keinen Namen trug ^, 7^-,^_ 4 347 2. Mehr bei De Vit,
- Der Himmelsocean (apsu) aber, der Uran- ^^^„,_ g ,^_ _ 3^ Sohn des Aigyptos, xer-
.TT "TÄu^^' i^\?'-^euger ^ j^^äljit ,^it der Danaide Antheleia, Apollod.
(Und) Chaos =• Meergrund (mummu-ti amat), 20 2, 1, 5. - 3) Krieger des Turnus, Sohn des
die Gebarerm ihrer Aller, . Melampus, von Aeneas erlegt, Verq. Aen. 10,
Strömten mit ihven Wassern (noch) m eines g^^ _ ,-4^ Beiname des Dionysos, Suidas s. v.,
zusammen^ und Murr, Die Pfl an semuelt in der griech. Mythologie
Noch war kein Getreidehalm abgeschnitten ^43 _ 5^ ßeinahme des Apollon, Jf»rr
worden, la nicht einmal ein Schilfrohr j^g „ ^^^ j. ^^•„^^•^^ q,. ^5 p. .'S86.
hervorgewachsen - _ 4^,^;, ^,.,, ^^ _ 3^^^^^^, ^„^ ^ J8 ^l^^^.
Damals, als von den Gottern noch keiner die Beziehung dps Apollon zu Dionysos s. u. a.
erschatten, 4. 1 • ^ , • ■, -F/'. Lemrmant, Bev. num. 1864 p. 13. (7e
Em Name noch nicht genannt, kein Geschick ^y-^^^^ ^^^ ^,„,,g ^^jj ^^ ^.„^^, ^,.^^^^^ ^^
noch bestimmt war, ^<i Etrurie p. 68 Note 3 und Ca&. d'ant. de
Da wurden erst erschaiTen die Gotter (des „^ , ■»*■**.•?: „ o-v 4. < di, j- i
Chaos) 3f. <ie Jf^„',;„,„„„^j p. 2nr. 2Notel. Rhodische
Lachmu und Lachämu wurden hervorgebracht, Münzen zeigen das Haupt des Helios mit
Bis sie aufwuchsen in Epheu und Trauben geziert, Cavedom. Spic.
Anschur und Kischur wurden geschaffen, "J,""- V- \M. BnJl. d. Inst. 1862 p 236:^ Dio
Lang wurden (oder machten sie) die Tage CJjrpsostnm. BJmhnc. v 212 ed. Aid.: ^(yl tov
asv AnolAco xwt rov Hliov -acci xov Jiovv6ov .
Die Götter "Anu, Inlilla (Bei) und Ea wurden /^l«'' 'f^'T ^^"«^^ ^°^ «^^"'f ^'^"Ll''",^'? ^^
geschaffen " PoStoi] ovrat voiii^sts. Drexler.J [Stoll.]
Bommel a. a. 0. Anm. 2 erklärt Anschnr und 4o Kissia (.ff/ cce'«), Mutter des Memnon, .4?sc/i7/7os
Kischur: „wörtlich die Himmelsschar und die b. Stral. 15, 728. Steph. B. v. Zoiaa. Wahr-
Erdenschar, das sind die bösen Geister Himmels scheinlich hat Aischylos die Landschaft Kissia,
und der Erde; später, bei den Assvrern, wurde "i ^^^' S"sa {Mifivovo? Kzißfia, St. B.) lag, die
aus Anschur (d. i. Anu und seine Heerscharen) Mutter des Memnon genannt. [Stoll.]
der Gott Aschur oder Assur". Vgl. zu dieser Kissios (KICCIOC), Name des Apollon auf
Kosmogonie auch Fr. Lenormant, Gm. nrch. einer Münze von Alabanda, welche im Obv.
2 p. 61. Lettres assyrioloqiques 2 p. 194 Anm. 1, das epheubekränzte Haupt des Dionysos zeigt.
Essai de Cnmmentaire des fraamen^s cosmo- Apollon ist hier dargestellt, ebenso wie auf
qoniques de Bernse p. 64 und Die Magie und einer Münze des Britanniens von Alabanda
Wahrsagel: d. Chaldäer. Jena 1878 p. 114 ff., .50 (Mi. S. 6, 439, 24 nach Aless. Visconti, Med. nnt.
welcher Sar und Kisar als „die schaffende Kraft ified. Tab. 3 nr. 5. Ztschr. f. Ntim. 8, 1881
in der Höhe und in der Tiefe" erklärt. Anders p. 9 Tfl. 2 nr. 4, vgl. auch die Münze des
Jensen, Kosmol. d. Bahyl. S. 2 u. 268 ff. Maximus, EcJchel , Cat. Mus. Caes. Vind. 1
Eine abweichende sumerische Schöpfungs- p. 177. Mi. 3. 310, 41), als Jüngling mit dem
legende teilt Hommel a. a. 0. ]>. 108ff. mit. Köcher am Rücken und dem Bogen in der
[Drexler.] L., in der R. einen Vogel haltend, worin Fried-
Kissa 8. Pieros. [Stoll.] länder einen Raben vermutet, neben ihm ein
Kissaia (Kicaat'a). Beiname der Athena in Widder als Attribut des Herdengottes, Fried-
Epidauros, Paus. 2, 29, 1. Das Fragment einer länder, Ztschr. f. Num. 8 p. 9 Tfl. 2 nr. 5.
Terracotta (Panoffra, Terracotten Taf. 7) zeigt 60 Cat. d'une coli, de med. grecques autonomes et
den Helm der Göttin mit Epheu bekränzt; des col. vom. formee par un amateur russe.
offenbar liegt in diesem Namen Beziehung zu Milan 1889 p. 137 nr. 1232. (Obv. angeblich
dem bakchischen Kreis, vgl. Stephnni, Compte ..Büste de femme a dr."). — Sestini, Lett. Num.
rendu 1872, 37 <s. Kissos). [Höfer.] Cont. 6 p. 30 nr. 8 und nach ihm Mi. S. 6, 436, 11.
Kisse'is (KiaGrji?), 1) eine der Hyaden (Naia- A. Fahretti, Begio Museo di Torino. Monete
den), der Pflegerinnendes Dionysos. jff;?/i7. f. 182. Greche. Torino 1883. 4*. p. 292 nr. 4199
Bödiger, D. Musen, 8. Suppl.-B. d. Jahrhh. f. lasen KICC60C und hielten den Gott, ebenso
lüass. Philol. p. 368, 1. — 2) Tochter des wie Heydemaym, Satyr- und Bakchennamcn
1207
Ki
ISSO
Kithairon
1208
p. 37, irrig für Dionysos. Den Beinamen
KiaasoxcctzT]? erhält Apollon im 2. Berliner
Zaubtrpapyrus vs. 98 a p. 45 ed. Parthey, wie
auch Dionysos das Epitheton Ktaao^aitrjg,
Murr p. 143 Anm. 4 führt. [Drexler.]
Kisso (KiOGcö), eine Bakchantin im Gefolge
des Dionysos, Heydemann, Satyr- und BaJcchen-
namen S. 12. 40. Furtivängler , Berl. Vasen-
mmml. nr. 2471. [Lorentz.]
Kissos (Kiocog), 1) Beiname des Dionysos (s. lo
d.) in Acharnai, wo zuerst der Epheu (vgl.
Dierhach, flora mytJiol. 64 ff.) gewachsen sein
soll, Paus. 1, 31, 6; vgl. C. I. Gr. 4, 7461;
ähnlich heifst der Gott [ntaaLog, Münze von
Alabanda, ZeitscJir. f. Numism. 8, 2, 5 S. 9.
Röscher.], KiaaößQvog, Orph. hynin. 30, 4;
KiaaoSttccg, Pind. fr. 75, 9. Bergl* p. 394,
doch schreibt Bergk dafür jetzt KiaaoHÖ (ii^g
{Hom. hymn. 25, 1. Rofs, Inscr. ined. 2, 36
nr. 135 = Banqahe, ant, hell. 2, 1196 Jiovvccp 20
Kiaaonöficc Inschrift aus Arkesines auf Amorgos) ;
niaaoaz scp Kvog, Antli. Pal. 9, 524, 1 1 ; y,i6 0o-
Xccirrjg, Prntinas b. Athen. 14, 617 b = fr. 1,16.
Bergl-^ S, 559. El-phantides fr. 3. Cratin. bei
Hepliaest. 15, 96; Y.iaco%ccQr]g, Orph. hymn.
52, 12. -niGaoiixav , Orph. JLith. 261. Dem
Dionysos war der Epheu, der ihn bei seiner Ge-
burt schützend umrankt hatte {Eur. Plioen. 651 ;
vgl. Arist. Thesm. 999), heilig ( Chairemon fr.
5. Eur. fr. 202; vgl. fr. 89. Soph. Ant. 1131), 30
und seine Verehrer bekränzten sich mit Epheu,
Eur. Bnlich. 82, 106. 205. 253. 323. 342. 1055.
Hei. 1360; vgl. Analr. 108 p. 284 Bergl: \
Anth. Pal. 7, 707. Ein Satyr in seinem Ge-
folge führt selbst den Beinamen Kiaao-nofirjg,
Anth. Pal. 6, 56, und die Bakchen zäumen
die Löwen yiioooSstoLg XsTtäSvoig , Nonn.
Dionys. 14, 262. Vgl. Kisseis. Kisseus. Kisso.
— [2) Jüngling oder Satyr im Gefolge des
Dionysos, s. Murr, Die PfJanzemvelt in der 40
griechlfichen Mythologie. Innsbruck 1890. p. 144:
,,Auf den Zügen des Dionysos treffen wir den
Jüngling Kissos, die Personifikation des Epheus
in der Begleitung des Gottes. Derselbe er-
götzte alle durch seine toUen Sprünge (wo-
mit auf die sich überallhin ausbreitenden
Ranken der Pflanze hingewiesen ist), verletzte
sich dabei aber einmal so, dafs er starb, wo-
rauf er vom Dionysos in den Epheu verwan-
delt wurde" {Nonn. 10, 401. 405. 421. 430. 12,50
97. 190. Geopon. 11, 29); vgl. auch de Witte,
Cab. Durand p. 38 nr. 111. [Kiaaog xoQSvzrjg
Jiovvaov, Bhet. Graec ed. Walz, 1 p. 270. Höfer.]
— 3) Satyrname: a) Kl$0$ dreimal auf einer Vase
in Berlin : Gerhard, Trinlcschal. u. Gefäfse Tf. 6. 7.
C. I. G. 7461. Heydemann, Satyr- u. Balcchen-
namen p. 25 nr. k. FurHvängler, Beschreibung
der Vasensammlung im Antiquarium p. 712 f.
nr. 2532. Dumont et Chaplain, Les ccramiqucs
de la Grece propre j). 374 Note 4; b) Kl$$0$, 60
Trinkschale der Sammlung Dsiaiinshj , de
Longperier , Bev. arch. n. s. 17 p. 350 nr. 11.
Heydemann a. a. 0. p. 32 nr. X. de Witte,
Descr. des coli, d'ant. conservees ä l'hötel Lam-
bert p. 93 — 94 PI. 28; vgl. auch de Witte,
Oat. d'une coli, de montim. ant. fde M. Para-
vey]. Paris 1879 p. 4 nr. 9: Tasse ä deux
anses. Vulci. („TJn homme nu et iarbu tenant
une hranche de lierre et qui, ä cause de cet
attribut, peut recevoir le nom de Gissos (Kiaaög,
lierre). II est precede d'une jeune fille (Hebe)
vetue d'une tunique talaire richement brodee et qui
tient une coupe ä deux anses et une couronne.
Un ephebe (Cyathos) vetu d'une chlamyde et
tenant une o'nochoe, verse le vin dans la coupe
tenue par la jeune fille"). Im Catal. etrusque
nr. 102 glaubten de Witte und Ch. Lenormant
in dieser Darstellung eine Scene der Kissotomoi
(vgl. Murr a. a. 0. p. 147) erkennen zu dürfen.
Natürlich berechtigt das unendlich häufige
Attribut des Epheus noch nicht, eine Person
Kissos zu nennen. In der Pompa des Ptole-
maios II. trugen 40 Satyrn goldene Epheu-
kränze, Murr p. 145; vgl. den Epheukranz auf
dem Haupt eines Satyrs z. B. bei de ^Vitte, Notice
sur quelques vases peints de la coli, de M. Aless.
Cnstellani. Paris 1865 p. 22 nr. 28. Minervini,
Descr. di alcuni vasi fittili ant. della coli.
Jatta. 1. Divinitä p. 39 nr. 9. L. Müller, Descr.
des intailles et camees ant. du Musee Thor-
valdsen p. 49 nr. 361; Epheugewinde um den
Schenkel eines Satyrs, de Witte, Not. s. qqes.
vases p. de la_^ call, de M. Aless. Castellani
p. 29 f. nr. 24 Über die Bedeutung des Epheus
im griechischen Mythus und Kultus überhaupt
s. Murr, Die Pflanzemvelt in der griechischen
Mythologie p. 141—148. — i) Fhifsgott auf
Münzen von Tomara mit der ßeischrift KICCOC,
Head p. 554. Drexler.] [Höfer.]
Killiairou (Kid-uigcov), König von Plataia,
nach welchem der gleichnamige Berg benannt
worden war. Paus. 9, 1,2. [Nach Lactant.
inst. 1 , 22 war der K. benannt nach der
Kithar des Orpheus, die dort zu Ehren des
Dionysos erklang. Röscher.] Kithairon, ein
schöner Jüngling, wurde von Tisiphone, einer
der Erinyen, deren Liebe er verschmähte,
durch eine aus ihrem Haare genommene
Schlange, während er in dem Gebirge seine
Herde weidete, getötet und gab so dem Berge,
der früher Asterion geheifsen, seinen Namen,
Leon V. Byzanz (?) b. Plut. de fluv. 2, 2. Kithairon
und Helikon waren Brüder sehr verschiedenen
Charakters, Helikon mild und wohlwollend
gegen seine Eltern, Kithairon habsüchtig und
begierig nach dem Gute der Eltei-n, weshalb
er den Vater tötete und den Bruder hinter-
listig von einem Felsen stürzte, wobei er aber
selbst mit hinabfiel. Beide wurden zu den
gleichnamigen Bergen, der Kithairon wegen
seiner Gottlosigkeit der Aufenthalt der Erinyen,
Helikon der Sitz der Musen ,i/ermesi«wrtJ:; v. Kyp-
ros (y) h. Plut. de fluv. 2,3. Vgl. Lokalgottheiten.
[Ähnlich heifst es bei Tzetz. Chiliad. 6, 918,
der den Lysimachos (Lysanias von Kyrene?
vgl. Müller zu Tzetz. Lykophr. 3, 151) als
Quelle anführt, Kithairon und Helikon hätten
sich gegenseitig getötet. Höfer.] [Pinien-
bekränzt, einen Schilfstengel in der Hand,
erscheint nach Fröhner , Musee du Louvre,
Notice de la sculpt. ant. 1 p. 129, 3 und
Wieseler, Gott. Nachr. 1876 p. 71 f. der Berg-
gott Kithairon am Pariser Aktaionsarko-
phag in der Scene, welche die Zerreifaung
des Aktaion darstellt, Clarac 2, 115, 68. Eine
gleichfalls pinienbekränzte Lokalgottheit an
1209 Kithairoaia Klaria 1210
demselben Sarkophag in der Scene, iu welcher das Füllhorn in der L. und lehnt sich auf
Aktaion Artemis im Bade belauscht {Clarac 2, eine Urne. [Drexler.]
114, 67) wird von Fröhncr p. 128, 2 auf Grund Kladeos {KldSsog), Gott des Flusses Kla-
der ihr beigegebenen Wasserurne als Gott deos, welcher Bild und Altar bei Olympia
des Flusses Parthenios, von ]]'iesehr dagegen hatte und nächst dem Alpheios am meisten
p. 72 — 74 gleichfalls als Berggott Kithairon von den Eleern verehrt wurde, Pawsan. 5, 10, 7.
gefafst. Auf einem von Phüostr. Imag. 1, 14 Er war im Ostgiebel des olympischen Zeus-
beschriebenen Gemälde mit der Darstellung tempels liegend dargestellt, Archäol. Ztg. 34
der Geburt des Dionysos erscheint der trauernde (1876) S. 168 f. 175 f. 188, 37 (1879) S. 118.
Kithairon nebst Megaira, vgl. Brunn, Die lo [Baumeister, Denkm. d. kl. Ält.Fig. 1272 u. 121d.
Phüostr. Gemälde gegen K. Friederichs ver- Friederichs- Wolters, Gipsabg. S. 123 ff. u. 126.
teidigt p. 270 — 271. Wie das Vorkommen Koscher.] Aufserdem findet sich sein Bild
von Berggottheiten in der griechischen Kunst auch auf einem römischen Alabastersarkophage,
überhaupt, so stellt das des Kithairon in Ab- Archäol. Ztg. 11, 1853 S. 59. [Lorentz.]
rede Gerber, Die Berge in der Poesie u. Kunst Kladon {KXäÖwv)., ein Aithiope, Begleiter des
der Alten p. 26. 28 f. 35. Drexler.] [Stoll.] Memnon im trojanischen Krieg, Quint. Sm. 2,
Kithairouia(Äi'ö'atß(öj'to:), Beiname der Hera, 365. [Stoll.]
Anonymi Laurcntiani XII deorum e^ntheta 9,10 Klaia {KXai:a), eine Nymphe, welche auf
in Anecdota var. Gr. et Lat. edd. Schoell et dem Berge Kalathion im Gebiet des lakoni-
Studemund 1 p. 269. Scliol. Eurip. Phoen. 20 nischen Gerenia ein Heiligtum und eine Grotte
24 Bd. 1 p. 250 ed. Schwarte: ... ozi Kt&ca- hatte, Paus. 3,26,8. üurtius, Peloponn. 2, 286.
gavi'ag "'Hqag iativ iv &rißaig tSQOv. Bethe, [Stoll.]
Theban. Heldenlieder p. 9. 10. B. Förster, Die Klaikorophos (ÄXaixopdqpog), Name eines
Hochzeit des Zeus und der Heia p. 17, p. 25 Heros auf einer Inschrift aus Messenien,
Anm. 7; vgl. Paus. 9, 2, 3: 6 dt Ki&cci.Qa>v xo Athen. Mitteil. 16 (1891) 353. — Ad. Wilhelm
OQog ^log isQuv Ki&aiQwviov sgtlv, Minervini, a. a. 0. 354 bemerkt dazu ,, einen Heros Klaiv-o-
Bidl. arch. napol. u. s. 8 p. Iff. [Drexler.] ^oqpog nennt eine noch unveröfientlichte Inschrift,
Kithairouides(Ä('9'a:/pcüvi(j£s), weissagerische welche ich im Frühjahr 1890 im Asklepiosheilig-
Nymphen, die auf dem Kithairon in der Nähe tum zu Epidauros gesehen habe". [Höfer.]
von Plataia eine heilige Höhle hatten, Paus. 30 Klauius, zweifelhafter Name eines etruski-
9, 3, 5. Die Höhle hiefs Sphragidion und die sehen Gottes, von C. Pauli in der Inschrift
Nymj)hen die sphragitischen; viele der An- eines bronzenen, nackten, bärtigen Athleten
wohner hatten einen Wahrsagegeist, und man von Arezzo, einst beim Vicomte de Jansee ge-
nannte sie Begeisterte der Nymphen, Flut. funden: mi klaninsl ,,dies (ist) des klanins";
Aristid. 11. Sympos. 1, 10, 3. [Stoll] s. Conest. Bull. 1862, 24; Fabr., C. I. 1.
Kithara s. Sternbilder. 2608 bis. Pauli, Stud. 3, 83. Altital. St. 1, 68.
Kitlioiiea {Ki&mvia), Beiname der Artemis, Deecke, Etr. Fo. 5, 24, nt. 89. [Deecke.]
Hesych. Müller, Dorier 1 p. 381. Meineke, Klanis {Klävig), 1) ein Kentaur, auf der
Exercit. 1, 45. (Vgl. Schreiber, Arch. Zeitung Hochzeit des Peirithoos von Peleus getötet,
41 1883 Sp. 292 Anm. 46; s. oben 1 Sp. 572. 40 Ov. Met. 12, 379. — 2) Genosse des Phineus,
573. Bröndsted, Beisen und Untersuchungen von Perseus erlegt, üv. Met. 5, 140. [Stoll.]
in Griechenland 2 p. 260ff. Preller -Bobert, Klaria (KXaQia), Beiname der Artemis in
Gr. M. 1* p. 319. Drexler.] [Höfer.] Kolophon, dessen Münzen ihr Bildnis m ähn-
Eitios {Kitiog), Gründer und Heros Epony- lieber Gestalt wie das der Artemis Ephesia
mos von Kition, Eust. ad Hom. II. 813, 49; zeigen. Eine Münze des Trajan im Brit.
vgl. Kittia. [Höfer.] iJfws. zeigt „KOAOOßNIßN KAAPIA. Cwifits-ma^e
Kittia (ÄitTta), auch Amyke genannt, Gattin of Artemis Klaria, her head surmounted by
des Kasos, Tochter des kyprischen Königs modius and a fillet hanging from euch hand'\
Salaminos; vgl. Paus. Damusc. fr. 4 p. 469 Head, Cat. of the greek coins of lonia p. 42
Müller: b Kdaog ßaailivg rjyäyszo 'AfivKijv rrjv 50 nr. 44. Ein Exemplar des Trajan im Berliner
itori KizxCav &vycixtQ{x SaXa^ivov xov KvnQicov Kabinett und bei de Longperier , Descr. des
ßaaiXtcog. Äccl tjX&ov fisx' ccvxfig KvnQiot xat med. du cab. de 31. de Magnoncour p). 39 f.
a-urjauv xfjv ocyigÖTtoXiv {von Antigonia.). Kai x£- nr.*324 führt die Beischrift APT6MIC KAAPIA
Xsvxä rj'Afivy.rj'nalixäcprjixnooxaöicov xrignoXswg KOAO0fiNIA , eines im Brit. 31us. APT6MIC
Q, öV Tjv iy.Xri&r] fj x^Q^ 'A^vAt]. Das Ganze KAAPIA KOAO . ., Head, lonia p. 42 nr. 45;
macht einen durchaus mythischen Eindruck, eine Münze desselben Kaisers im Pariser
da die Namen durchweg Eponymen bestimmter Kabinett bei Mi. 3, 77, 121 hat die Bei-
örtlichkeiten zu sein scheinen. [Koscher.] schrift APTCMIC • KAAPI • KOAOOßN. Diese
Klaaiiietis(AAaaft/-yTis), Tochter des Thespios, Münze ist im Berliner Kabinett in zwei Exem-
von Herakles Mutter des Astybies, Apollod. 2, 60 plaren, mit dem Gegenstempel der Biene im
7, 8. Der Name ist korrupt; wahrscheinlich Kev., mit mangelhaft erhaltenen Aufschriften :
= Kalametis. [Stoll.] APTGMIC und APT6MIC KAAPI
Kladeas (Äiladf'ag), Flufsgott auf Münzen von KOAO .... vertreten. Vaillant, Num. Gr.
Ephesos, kenntlich durch die Beischrift KAA- p. 28 ,.Dtic Vernol", wonach 3Ii. S. 6, 100, 132
AGAC, Head, H. N. p. 498. Aber Wadding- las KOAOOßNIßN APTEMIC KAAPI, Sestini,
ton, Bev. num. 1858 p. 166 beschreibt ein Ex. Lett. num. cont. 8, 56, 1 = 3Ii. S. 6, 100, 134
des Domitian mit der Beischrift KAACEAC. auf einem Münchener wohl schlecht erhal-
Der gelagerte Flufsgott hält Ähren in der li., tenen Exemplar nur APT€ • KOAO0ßNlßN.
1211 Klaria Klarios 1212
Mionnet's 6'. 6, 100, 131 Lesung KOAOOßNIßN daselbst veranstaltet, Karl Graf LanckoronsM,
KAAPIOC eines Stückes in Paris flöfst mir Städte Pamphyliens ßd. 2 p. 131 — 133, p. 225
wenig Vertrauen ein. Dasselbe gilt von dem nr. 194 Z. 12. 13; nr. 195 Z. 3 — 5; p. 226
augeblichen KOAOOßNIßN . KAAPIßN auf einer nr.200; p 227ur.201; nr.202Z.8— 10. [Drexler.]
Münze des Gordianus Pius, die Mi. ti. 6, 105, Klarios {KluQiog), Beiname 1) des Apollon
159 nur aus Gefsner, Impp. 177, 1 und Tristan, von der Stadt Klaros bei Kolophon, um deren
Comm. liist. 2, 538 kennt. Besitz er mit den anderen Göttern gelost
Ein Exemplar des Domitian, welches Mi. 8. haben soll , Eust. zu Dtonys. Ftrieg. 444.
G, 100, 130 aus Vaillant p. 298 citiert, scheint Schol. JSHcand. Hier. 958. AlexipJiarm. 11. Als
in der That die Aufschrift APTEMIC • KOAO- lu selbständiger Name findet sich Klarios bei
0ßNIA zu führen; denn auch im Cat. del. mus. Kallim. hymn. 2, 70. Clem. Alex, protr. 2
naz. di Napoli. Medaglicre. 1. Num. Gr. p. 178 p. 10 Fotter. Eusch. praep. ev. 4, 2, 8. 5, 22, 1.
nr. 8013 wird als Aufschrift dieser Münze 10, 4, 7. Theodoret. 4 p. 263. Maxim. Tyr.
KOAO(l)ßNIA verzeichnet. — Ohne auf diss. 26. Verg. Aen. 3, 360; Otters mit Apollon
den Typus bezügliche Beischrift erscheint das verbunden, Strubo 14, 642. Anth. l'al. 9, 525,
Bildnis der Artemis Klaria auf Münzen der 11. Euseb. praep. ev. 5, 21,6. Tzetz. Lyk. 14,64:.
(Jtacilia, Mi. S. 6, 106, lüö, 166. Head, Tacit. ann. 12, 22. Hin. hist. nat. 5, 29, 31.
lonia p. 43 nr. 53 PI. 8, 12 „Cultusimage Auson. eclog. 21 -p. 103 Peiper. Vita JSiicandri.
of Artemis Klaria, her head Hunnomited hy Auf einer Grabinschrift aus Klaros heilst er
modius, and her hands supported by two props -m Kld^iog Ar^zoCörig, Bull, de corr. hellen. 10,
Standing each in an um?-' Die Büste der Göttin 554. Athen. Mitt. 11, 428; bei Paus. 8,29,4
mit Stephane, an der Schulter Bogen und o £v Klägco &s6g oder KläqLog Q'BÖg, Nikand.
Köcher, findet sich auf dem Obv. autonomer Alexiph. 11. Ovid. Met. 11, 413. Ars amat.
Münzen (Kev.Dioskureahüte), jffead, 7oma p. 40 2, 80. Klaros, dessen Fluren er vor wilden
nr. 40. 41 PI. 8, 9. Eine Münze des Caracalla Tieren schützt {Nikand. fr. 20), ist eine seiner
zeigt „Apollo Klarios naked to waist, seated Lieblingsstätten {Hom. Jiymn. 1 , 40. Ananios
l., holding laurel branch and resting on lyre; fr. 1 Bergk* p. 510. Anakreont. 11 (13) Bergk*
before him Artemis, Standing l., looking back, p. 303. JJionys. Pcrieg. 445. üvid. Met. 1, 516),
clad in chiton with diplois and holding long und berühmt war sein dortiges Orakel (ro
torch; behind him Nemesis, standing l., clad in 30 Klüqiov^ Plut. Pomp. 24), s. z. T. obige Stellen
long chiton and peplos, with riyht arm beut, und Euc. Alex. 8. 29. 43. Eeor. dial. 16, 1. Bis
plucking chiton at breast, and holding in l., accus. 1. schol. Apoll. Jtiltod. 1, 308. Tac. annal.
cubit rule", Head, lonia p. 42 nr. 47, PI. 8, 11. 2, 54. Macrob. ISat. 1, 18. Plin. hist. nat. 2, 103.
Auf einem Exemplar des Trajan im Münchner 106. Stat. Theb. 8, 199. Pomp. Mel. 1, 17,
Kabinett erscheint folgender Typus: „KAAPIOC- 2. Aristid. 1 p. 497 Dindorf. Euseb. praep. ev.
KOAO<t>ßNI • Apollo seminudus, capite radiato, 5, 16, 1. C. I. G. 2, 2342. IScylax p. 90 Gronov.
ad sin. sedens, dextra extenta lauri ramum et Ihm zu Ehren wurden in Kolophon (vgl. die
sigillum Dianae Clariae sustinet; sinistra lyrae, Weihinschriften aus dieser Stadt, C. I. G. 2,
sedae impositae, innititur, ante tripus''', Streber, 3031. Mitt. d. deutsch, arch. Inst. 14, 98 nr. 31,
Numism. nonnulla Gr. ex Mus. Begis jBawa- 40 ebenso ist der auf einer Inschrift aus N ovo selo
riae hactenus minus accurate descripta p. 213, [Bulgarien] erwähnte 'AtcöIIwv KoXoopaviog
Tab. 3, 9, Sestini, Lett. Num. Cunt. 8, 56, 2, mit dem Apollon Klarios identisch, Arch. epigr.
Mi.ß. 6, 100, 133 und 3, 77, 122. Mitth. aus Oester. 10 (1886), 147 Anm. 13)
Über die Darstellungen des auf dieser Spiele, tu Klägia, gefeiert, Dittenberger, Syl-
Münze absolut als KAAPIOC bezeichneten löge 400 p. 589; auch in Athen wui-de er
Apollon Klarios s. Eckhel, D.N. V. 2 p. öllf., verehrt, C. I. G. 1, 465 = Ü. I. A. 3, 175 (auf
Ml. 3 p. 95 fl'. S. 6 p. 75 ff'. Sestini a. a. 0. einer in Athen gefundenen Inschrift werden
und Mus. Jledervar. 2 p. 159 — 161. Streber ebenfalls Klä^ia erwähnt sq)r](i. (XQxcit^ol. 1884
a. a. 0. Panofka, Arch. Ztg. 3 1845 p. 59. 22; vgl. Epjigr. Anth. Pal. ed. Cougny -p. 603 r),
Cavedoni, Spicil. num. p. 163, Note 155. Cat. 50 und in Korinth befand sich sein Standbild,
del mus. naz. di Napoli. Medagliere I. Mon. Paus. 2, 2, 8 ; über Münzen mit der Darstellung
Gr. p. 178 f. Mus. Num. Laoy 1 p. 205 f. des Apollon Klarios s. Spanheim zu Kallim.
Leake, Ntim. Hell. As. Gr. p. 44f. und Suppi., hymn. 2, 70. G. Wolff, De novissima oracu-
Asia p. 40. Begio Miiseo di Torino ordi- lorum aetatep. 13. Über die Stätte des A^jollon-
nato e descritto da A. Eabretti. F. Bossi e tempels zu Klaros handelt Schuchardt, Athen,
B. V. Lanzone. Monele Greche. Torino 1883. Mitt. 11, 429 f; vgl. A. M. Fontrier nsQi
4* p. 272 f. Imhoof- Blumer, Monn. Gr. p. 284 f. KIüqov, KoXocpävog, Noxlov in inova. -auI ßißX.
(nur Köpfe). Head, H. N. p. 493 1. Head, xrjg svayy. 6xoh)g- nsQtoöog 3 (1879/80).
lonia p. 36—46, PI. 8. Overbeck, Apollon p. 2 Smyrna 1890. p. 187 ff". Immisch, Klaros
nr. 9—12, Tfl. 2, 7—10; p. 154 nr. 41, Tfl. 2, 6u 17. Supplbd. zu Fleckeisens Jahrb. p. 1340'.
53; p. 302 nr. 68, Tfl. 4, 23 u. a. m.; über Apollon VgL auch Lactant. de fals. relig. 7. Solin. 53.
Klarios überhaupt s. Bouche-Lecltrcg, Hist. de C. 1. i. 3, 2880 {Corinium, Dalmatien). C.I.L.
la divinatiun dans l'ant. 3 p. 249 — 255 und 1, 633 {Britannien); C. I. L. 8, S3bl {Numidien).
Buresch, Klaros. Leipzig 1889. Der Gott er- S. auch Klaria.
scheint auch auf Münzen des bithynischen Apa- 2) des Zeus, Aesch. Suppl. 346; vom Schol.
meia mit der Aufschrift APOLLINI CLARl, erklärt durch navtänaai xü/^^tav yial -nquCvcov
Head, H. N. p. 437. in Sagalassos hatte er nach Pape - Benseier = scpsattog; vgl. Hesych.
einen Tempel, und äywvsg KXuQiioi wurden yilä^tg' al tnl sdcccpovg iaxÜQcci-. In Tegea
o
1213 Klares Kleiduchos 1214
war ein Altar des Zeus Klarios zur Eriuue- und Kledon zu, üamill. 30 de fort. Boni. 318, 4=6.
rung an die Verlosung des Landes uuter die Wyttenbach, Epist. crit. p. 153 sq. Vgl. C. Fr.
Söhne des Arkas {Patis. 8, 53, 9; vgl. Bd. 1 Hermann, Gottesdienstl. Altert. § 38, 18. S. d.
Sp. 553, Z. 6), und sogar in Klaros selbst Art. Theme'. [J^^berg.]
sollte ein Orakel des Zeus Klarios sein, Eust. Kledonios {KlrßövLog), Beiname 1) des Zeus,
zu JJionys. Feriey. 444, doch liest Immisch Eust. ad Hom. 11. 169,28; vgl. Panomjjhaios.
a. a. 0. p. 139 an dieser Stelle mit Pertz Jio- — 2) des Hermes auf einer Weihinschritt, die
vvaov KXagiov (lavzstov statt diog Klagiov (i. sich auf einer phallischen Hermesstatue aus
— Den Namen Klaros selbst hält Sehuchurdt Pergamon befindet, 'Egfirjg KlsrjöovLog, Wad-
a. a. 0. 433 für ein nichtgriechisches Wort; lo dington, Inscr. d'Abie min. 1724a. Wadding-
er meint, dafs sowohl der Name wie der ton erklärt den Beinamen als 'qui presage les
Kultus von Klaros in vorgriechische Zeiten evenements, ou auquel on adresse des invoca-
zurückreichen. [Höfer.] tions'' . [In Pharai hielten sich die Befrager
Klaros (ÄAapog), Heros eponymos der Stadt des Hermes Agoraios beim Weggang die Ohren
Klaros bei Kolophon, Theopompos im IScJiol. zu; wenn sie die Agora hinter sich hatten,
Apoll. Bhod. 1, 308; nüch Euteknios, Metaphras. entfernten sie die Hände vom Ohr, und die
Nicand. Alex. 11 ist er ein Sohn des Apollon erste Stimme, welche an dasselbe schlug,
und der Kreusa und Bruder des Rhachios und hielten sie für die Antwort des Gottes, Paus.
soll der Stadt, die ihm als Erbe {tilrjQog) zufiel, 7, 22. 2. 3. — Pouche- Leder cq , Hist. de la div.
den Namen Klaros gegeben haben. [Höfer. 1 20 dans l'ant. 2 p. 400 vermutet, dafs man dem
KliV/.ouiene{Äla^o^£vrj). Das Haupt der Stadt- Hermes allgemein diese kledonomantische
göttiuKlazomene mit der Mauerkrone erscheint Weissagungsart zuschrieb und dafs so auch
auf dem Obv. autonomer Münzen der Stadt Kla- der Beiname Klsridöviog zu erklären ist. Ziem-
zomeuai mit der Beischrift KAAZOM6NH (KAA- lieh kühn vermutet er aufserdem: „La presence
I0M6NH), 31i. 3, 69, 70. 71. S. 6, 91, 69 — 71. de cet Hermes ä Pitane permet de supxwser
74. Mus. num. Lavy 1 p. 205 nr. 2254. liollin que le sanctuaire des cledones {KXrjdovcov iSQÖv)
et Feitardent, Catal. d'une coli, de med. des a Smyrne, c'est-ü-dire en un Heu peii distant
rois et villes de Vanc. Grece 2, 326, 5079. Leake, de Pitane, elait un temple de Hermes considere
Num. Hell. As. Gr. p. 43. Museo regio di principultment , comme divinite cledonoman-
Torino. Mon. Greche 1883 p. 272 nr. 3921, 30 tique." Über die Kledonomantik s. Bouche-
Head,Cut.ofthegreekcoinsofIonia'p.30nv.lli, Leclercq, 1 p. 154 — 160. Drexler.] [Höfer.]
oder QEA • KAAZ0M6NH, Mi. 3, 69. 72. ü. 6, Kleeia {Klhia), eine der Hyaden, Hesiod.
90, 98; vgl. iSestini, Mus. Hed. 2, 159, 31 {fr. 67 Lehrs) bei iScJiol. Arat. Phaen. 172.
,,06A • ixAAZOMG. Caput mulitbre spicis coro- [StolL]
natani lAviue ut videtur sub Cereris effigie.'' Kleia = Kleio (s. d.).
In ganzer Gestalt mit der Beischrift GGA • Kleide {KX^iöri), eine bakchische Nymphe,
KAAZ0M6NH ist sie sitzend, in der R. eine w^elche auf Naxos zugleich mit den Nymphen
Statue haltend, dargestellt auf Münzen Trajans, Philia und Koronis den ihnen von Zeus über-
Mi. 3, 72, 89 und des Valerianus Sen., 31i. 3, gebenen kleinen Dionysos aufzog, Diod. 5, 52.
74,102. i!;cZ;/(e/^ D. i\'. F. 2 p. 510 (vgl. ieafce 40 [Vgl. Koronides und Töpffer , Att. Geneal.
a. a. 0., Note) bemerkt: „Haud dubie Amazon S. 105. R.] [Stoll.J
credita fuerit, et 'simul urbis uuctor , proinde Kleiduchos {ÄX£i,dovxog), Beiname vtrschie-
divinos honores nacta. Gerte Myrhina, Gyme, dener Gottheiten, s. Wesseling , Observationes
Temnus, Stnyrna Amazones eodem modo in 1, 3. Ghr. Gottlieb Schwarz, De deis clavigeris.
numis proponuntur ." [Drexler.] Altorfii 1728. 4" und Opuscula p. 175 tf. Böttiger,
Kleadas {KlEÜdag), Sohn des Hyllos, Vater Ideen zur Kunstmythol. 1 p. 248. Jacobi,
des Aristomachos, Schol. Pind. Isthm. 7, 18; Handwörterb. p. 542. Stephanus, Tlies. Gr. L.
gewöhnlich heilst er Kleodaios (s. d.). [Höfer.] s. v. nXsiöovxog , KIsl^qov, Klr]'ig. Ü. Jahn,
Kleai'clios'? {KXäagxog?) = Learchos (s. d.), Ber. üb. d. l'erh. d. Kijl. Sachs. Ges. d. W.
Sohn der Ino und des Athamas, Bruder des ,50 1858 p. llOf. Tafel u. Hissen zu Pindar, Pyth.
MeHkertes, von seinem Vater gemordet; Äc7(o/. 8, 4. \\ olff in Porphyrius , Philos. ex orac.
II. 7, 86 cod. D (die andern Hss. haben Le- hatir. rel. j). 136 Anm. 1. Den Eros nennt
archos). Et. M. 24, 14. Vgl. Athamas, Leu- Eurip. Hippol. 539 tf. röv rccg 'AcpQoöirag cpiX-
kothea, Learchos. [Röscher. J xüxmv Q^aldynov •aXi]8ov%ov, Orph. hymn. 58, 4 ff.
Kledou (KXriöcöv, ovog), Göttin weissagender , 1 -«. "
Vorbedeutung, msoiern diese aus einem Laute, ,„. , , . v». - '*' ''
Ci.- „ „•„ Tj„ i„ u™i „u • 4. aiirsQog ovgavcov, novxov, virovog, rio oaa
einer Stimme, einer Rede vernehmlich ist. «^ » sr ? » a bj i ^^
Altäre der Kledon erwähnt Aristid. 40 t. 1 , -o.-, 'n- ,3' ''"^'^°'-^,
p. 754 Lind., an denen die Verehrer wünschen ^"^^f^«^^« navzoy,ve&lcc Pecc ßoo^u x^ooyiccg-
toc ivcDTiaÖTocT' ukovelv. In Theben weissagte 60 »v» "' m - . , „ , '' „,
man beim Altar des Apollon Spodios aus der- ' ^^ <;■ » '3 'ä
artigen Anzeichen {dito v.li^ö6v(ov), besonders " ' ovnog.
jedoch in Smyrna, wo sich vor der Stadtmauer Helios wird im Hymnus des Proclus 1, 2 ff.
ein Heüigtum der Kledones befand, Pausan. {Orph. rec. Abel p. 276 f.) angerufen -aIv&i
9,11,7. Den Tempel des Aius Locutius (s.d.), cpäovg tufiLu, Jcua^xfog, c6 üva, nrjy^g \ avzog
den Camillus an der Stelle errichten liels, wo t'xcov xXrjCda ktX., vgl. Papp oben 1 Sp. 2023.
vor dem Galliersturme die warnende Stimme Ein vielnamiger Sonnengott wird im grofsen
gehört worden, schreibt Plutarch der Pheme Pariser Zauberpapyrus v. 588 ff., Dieterich,
1215 Kleiduchos Kleiduchos 1216
Ahraxas p. 48 angeredet -avqis 6 awStjacig die vsKtäQiai nvlai sind wohl die Wolken,
■Kvsvna.xi xa itvQiva v.l-fjQ'qa xov qvqoivov. vgl. Röscher oben 2 Sp. 45 Anm. * und Nektar
Über lanus (und Portunus) vgl. Schivarz und Ambrosia p. 19 ff.),
p. 3 — 5 (22—23). Böttiger, Ideen 1 p. 258—263. Auch die ägyptische Unterwelt hatte Thore.
F. L. Schwartz, Sonne, Mond u. Sterne p. IdS f. Nach dem Buch vom Äm-Duat („von dem
Rascher oh. 2 Sp. (24. 25), 29ff., 35. 40-42. 44ff. ^as ist in der Tiefe") zerfiel das Duat, wel-
Den KäßsiQog der Münzen von Thessalo- ches die Nachtsonne durchzog, in 12 Teile, in
nike führt Schwarz p. 19—22 nach der un- welche man durch je eine Thür gelangte,
genauen Abbildung bei Seguin, Nwn. sei. p. 16 Wiedemann, Die Religion der alten Äg. p. 47 ff.
unter den Qsol Kleiöobxot mit Unrecht auf. lo EJne zweite, die nächtliche Sonnenfahrt durch
Nach zahlreichen Exemplaren des Brit. Mus., die Unterwelt behandelnde Schrift führt den
Cat. of gr. coins. Macedonia p. 113 ff. ist der Titel „das Buch von den Thoren", Wiede-
fragliche Gegenstand in der R. des Kabeiros mann p. 55 fi'.
nicht ein Schlüssel, sondern ein wie ein Capri- Die Thore hatten natürlich Schlösser (Orac.
cornus gestaltetes Trinkhorn. Sibyll 2, 227 f. Bzach: dfiuXiyixoio ^al aggr]-
Essmdeme Anzahl löwenköpfiger Ml thras- ^^„^ adä^avxog xIsC^qu nilwga nvläv nay-
figuren erhalten, welche den Gott mit einem ;^«^h£Ütcoi/ 'AiSao, Pariser Zauberpap. 2261
oder zwei Schlüsseln ausgestattet zeigen, yiUa&gov TccqxÜqov. Plato, Axiochus i>. 371 B:
Lajarä, Mem. sur un has-relief mithriaque qui t^ ^^ ngönvla xrig sig THovxwvog bSov aiönQoig
a ete decouvert ä Vienne (Isere), Mem. de l'Ac. 20 yiXsi'^Qoig kkI ■aXsi.olv coxvqcotki). Die Schlüssel
des Inscr. et B.-L. 15, 2 1845 p. 201 ff., PI. 1, fuhrt Fluton, der nvldoxog, Flut, de Is. et
1. 2. Rech, sur Ic culte de Mithra. Atlas Os. c. 35, nvlccQxrig II. 8, 367. Paus. 5, 20, 1
PI. 70—73. Hübner, Denkmäler des Aleon in berichtet, dafs an einer Nebenseite des chrys-
York und Bonn, Bonner Jahrbb. 58 1876. elephantinen Tisches des Kolotes sich befan-
Ti. 8, p. 147 154. Lajard, Rech. p. 6201., den: ülovxav, kccI diowoog, TIsQoscpovr] xs
Mem. sur un bas-relief mithr. p. 254 ff. giebt ^ßj^ NvfKpaL, ocpmQav avzmv rj ixsQa cptQovacc,
folgende Deutung der Schlüssel: „Emblemes ,^ Ss yiXeidcc- f'xsi yccQ dii 6 niovxcov ^iXslv hui
tres-expiicites du ciel, ces clefs sont, n en aou- Xiyovoiv in' ccvxr/ xbv kccXov^isvov aSrjv xs-
tons pas , l une la cief de la porte du soleil, ■/.Isto&cn, vnb xov Ulovxcovog, xat cos etiÜveiglv
l'autre la clef de la porte de la lune. Mithra 30 oiSslq avd-tg i^ avxov, vgl. Brunn, Gesch. d.
ineside au^ mystere de la descente et de l'ascen- g.,., Künstler 1 p. 243. Bapp oben 1 Sp. 1800.
sion des ämes. Selon les croyances des temps Orpheus Argon. 1370 ff. heilst es:
anciens, les ämes descendent sur la terre ou , x ^, r > ^ ^ rn > '
dans les voies de la qeneration , par la porte „ ' „ ^ V-c. . 1 - J 1 -
j 7 7 77 ^ , . . ^'■ 77 j owga -Asv ivxoaa ostoi ayay.As ixoLg paautvaiv,
de la lune: ellcs remontent au ciel par celle du « ^ , , , .v, ' j- '^ '
soletl. Les solslices sont les deux epoques fa- , 1 /... m • t. , , ti , .,..., a
vorahles de l'annee pour le premier de ces mou- (vgl für Tainaron Rohde, Psyche p. 198 Anm 1.
vements; les equinoxes, pour le second"; vgl. ^'[f."'' ^ P- f^^ ^'^'^- \ ^^"^- ^^«^- ^ ^f'
über diese Thore auch die ausführlichen Be- ^«'^* spiraculum Ditis et per portas hiantes
merkungen von Lajard, Mem. sur deux bas- 40 ^nonstratur iter mvium, cm te hmite transmeato
reliefs mithriaques qui ont ete decouverts en ^.'"'''^ commiseris, tarn canale directo perges ad
Transylvanie. Paris 1840 {Extr. de la 2^partie 'P'^-'^ ^'^J: regiam und für Eleusis (Jrph. hymn.
du tarne XIV des Mem. de l'Acad. des I. et ]f^ l^ ,^°^^ '^^^ ^'^^'"'„f'f Atdaa) Wenn aber
B.-L.) p. 49ff., besonders p. 59 „Ces deuxpartes ^^''P^]- ^'V'*]'^- l^',*^- P^'^^o^ anredet:^
[du ciel par lesquelles les ämes descendent et niovxcov ög xars'jjftg yccirjg yilrjCSag ccnccorjg,^
ascendentj furent appelees tantöt la porte de niovxodoxwv ysvsijv ßQoxirjv Kagnoig hiocvxäv,
la lune et la porte du, soleil, tantöt la porte so sind hier nicht die Schlüssel des Schatten-
du Cancer et la porte du capricorne, tantöt reichs gemeint, sondern der Vers bezeichnet
enfin la parte des dieux ou la voie des immor- den Pluton, wie der Zusatz zeigt, als Ver-
tels, et la parte des hoinmes au la voie des 50 walter des fruchtbaren Erdbodens. Wie Pluton
mortels. Mais ces diverses denominations ex- hütet die Thore und führt die Schlüssel zum
priment une meme idee; et, dans la doctrine Hades auch Persephone, s. OrpJi. hymn. 29, 4
j)articuliere des mysteres de Mithra, elles se rj ytax^x^i-S 'AiSao nvlag v%b nsvO^Bo. yaCrjg,
rattachent indubitablement au dogme du Zend- Apul. Met. 11, 2 nocturnis ululatibus Jiorrenda
Avesta, suioant lequel cette divinite reside Proserpina, trifarmi facie larvales impetus com-
toujours au ciel entre le saleil et la lune au les primens terraeque claustra cohibens, Pariser
deuxpartes du monde". Za^tberpap. v. 1403: v.lst8ovx£ Usgascpccaacc
Mit Thoren versehen war auch die Unter- nagO-iva. Aufserdem ist nXsidovxog (C. I. Gr.
weit, Schwarz p. 8—10. Preller, Gr. Myth. 1^ 6298 = Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It. 1746)
p. 633. Rapp oben 1 Sp. 1781 {Verg. Aen. eo und nvXcogbg nliQ-gav xäv asiöCmv {Pariser
6, 552 Porta adversa, ingens, solidoque ada- Zauberpap. vs. 1464 f.) Aiakos, siehe die
mante columnae; Ham.. IL 8, 15 üt8rigsica übrigen Stellen bei Schwarz p. 7 — 8. Preller,
nvXcci; Hesiad, Theog. 811 fiugficcgsai nvlai; Gr. Myth. 1^ p. 663. 679 Anm. 3. Warner ob. 1
schwerlich richtig aber ist vsQxsgiai nvlai, wie Sp. 112 und besonders Rohde, Psyche p. 285f.
Herwerden , Mnemasyne 16 p. 330 mit Zu- in Anm. 3 zu p. 284. Auch der lanitor sedis
Stimmung von Dieterich, Pap. mag. mus. Lugd. laxae, qui viscera saeva spargit cani bei Lucan
Bat. p. 775 das handschriftliche vs-nxdgiai des 6, 702 f. ist wohl am ersten Aiakos und nicht
grofsen Pariser Zauberpapyrus vs. 2534 ändert; Kerberos, wie Burmann anmerkt oder Anubis
1217 Kleiduchos Kleiduchos 1218
(Heimanubis) viie Ettig, Acheruntica, Leipziger öovxos iß Eiirip. Ipli. in Taur. vs. 131 besser
Slud. z. kl. Philol. 13 1891 p. 407 vorschlägt. mit Klotz, Wecldein, Kvicala, Sitztmgsher. d.
Doch kommt auch Anubis als v.XsiSovxog K. K. Akad. d. Wiss. zu Wien Bd. 29 1858
vor, iru großen Pariser Zauhcrpapyr. vs. 340 ft'. y>. 224 Iphigenia, als mit Wesseling, Markland,^
ccvovßiÖL yiQccTctia}- ipiQivd-' rag Klidag b%ovxl Seidler, Meineke, Anal. Alex. p. 108 Artemis
Tcov ■K.a& adov; 1466 f. ■uliöovxs ts avovßL cpvXa^. zu verstehen ist.
Ganz unbekannte Thürhüter lehren uns Hekate nennt Orjjh. hymn. 1, 7 navzog
auf Kypros gefundene Defisionen kennen, so ndcfiot; v.lrjSovxov ävaaaav, Frothyraia 2, 5
TOI' £7zi Tov nvXavog tov ASovg %s rav x^V' yiXrjSovx' fvävzrjxs. In der Inschrift G. I, Gr.
&Qav (KXri&Qcov) zov ovquvov zEzayfisvov atSQ- lo 2720 liest Waddingtonz\i.AsieMin.wc.h\^^iüXi
|fp| riQrii,a {varr. siqti^ci, iQrj^a) QTjaixQ'aiv ag- daSo<p6Qog vielmehr KlsLÖocpÖQog. In Lagina
öau,ixx&ovQ ngiGTSv lafinaötv ativKKra, Procee- fand der Hekate zu Ehren eine yilstdbg dymyr'j
dings of the Soc. of Bihl. Arch. 13 1891 p. 174 {Newton, A hist. of discov. at Halicarnassus,
—190 nr. 1 Z. 19ff. 3, 9flf. 5, 12ff. 7, 13ff. Cnidus and Branchidae 2, 2 p. 790 nr. 9G) oder
S, lOff. 9, 13fF. 10, 13ff. 11, lOff. 12, 12ff. ^XsiSbg itofiitr] {Newton 2, 2 p. 792 f. nr. 97.
14, 13 ff. 15, 11 ff. 17, 11 ff. Ebendaselbst Bull, de Corr. Hell 11 p. 146 nr. 46) statt;
wird angeführt o (.leyag otaoxcoQ o s^ocycov zov und die Inschriften nennen die Namen ver-
Adovg zag nvlag 5, 16f. 7, 18. 8, 14. 9, 8f. schiedener Priesterinnen (xilftdoqpopog, Bull.
10, 17. 11, 15. 12, 17. 14, 18. 15, 14f. 17, 16f. de Corr. Hell. 11 p. 12 nr. 6; p. 26 nr. 37;
Der Name der weiblichen Gottheit, welche 20 p. 28f. nr. 41; xX6t<Joqpopoüco;, Z.'. C. if. 11 p. 31f.
nach diesen Defixionen die Schlüssel des Hades nr. 45; ■tiXySovxog, B. C. H. 11 p. 160f. nr. 70),
führt {r] rag Klidag zov A[dov . .) 5% 39. 8, 35. welche die ^XsldocpoQia, B. C. H. 11 p. 13 nr. 7
11, 39. 15 % 8 ist leider auf keinem Exemplar gehabt haben. Der Schlüssel wird bei Por-
erhalten. phyrius, Philos. ex orac. liaur. Uhr. rel. ed. G.
Proteus wird Orph. hymn. 25, 1 an- Wolff ^. 136 {atöXr] zs v.lüg ouov) unter den
gerufen als iiövzov KXrjtdag s'xovza. av^ißoXa der Hekate aufgezählt, vgl. in der
Sarapis ist nach Aristides Or. 8, 1 p. 92 Anrufung der Selene im ^;o/se« Par/se)- Zaufeer-
Dind. yfjg kul &aXäzTr]g, cpaiev dv Tcotrjzai!, papyrus vs. 2292 fl".: zovzo yccg aov ov^ßoXop
y.Xijdag ixcov. t6 aävduXöv cov i%Qvipa y.a\ ■nXeida ^.QazcS -ArX.
Athena ist die Schlüsselbewahrerin der 30 und vs. 2334ff.
Stadt Athen, Aristoph. Thesm. 1139 ff.: ^ ^ , - ,, '-5.,
2jiniiSL0v £Ofo xaXv,£ov zo aavoaXov
77 TioKiv rifiszSQav Bxsi, zrjg laQzagovxov aze^^a y.X8ig KrjQVULOV
■Aal v.gazog cpavsQov [lövri QOfißog aiäriQOvg Kai -nvcov Kvcivacg
ytXjjdovxög zs naXsLzai. yiXii%QOv zqlxcoqov sGxägu TiVQOVfisvr}
Von Wesseling, Observ. 1 p. 7 und Meineke, OH6zog ßv^og ^Xo^^^ zagzagov ar,fiävzQta
Analecta Alexandrina p. 107 f. JEuphorio 68 '^"^'^^'^ ^^""""^ dacfiovag r aQaazcovg.
wird auch der Vers des Euphorion: "Hzig ^x^'-? Hekatedarstellungen mit dem Schlüssel ver-
KXr]i:dag ini^icpvQoio dvfiairjg auf Athena ge- zeichnet E. Petersen, A.E.M. 5 1881 p. 65 ff.
deutet, da Pa^is. 7, 18 ein Heiligtum und Bild 40 Den Beinamen führt die Göttin als Wächterin
dieser Göttin für Dyme bezeugt. der Thüren überhaupt (vgl. Tliryllitius . De
Ferner kennt Athena die Schlüssel zum Ge- Beastris quos Gentiles ad fores statutre colereque
mache der Götter, worin der Blitz versiegelt consuerunt. Vitembergae 1711. 4**. rufjua iß'.
ist, Acsch. Eum. 791: Schwarz p. 28. Steuding oben 1 Sp.' 1891),
.,,' „1-s^ „-«■ * ' ' Q, ~ besonders auch der Pforten des Hades (vgl.
•/.ut -/.Xydag oioa ooaazcov aovri &swv i tr tj 1 i ,■ ■ a\ ^>
', f ,'„.,. ' > ' j • ' , den Hymnus an Hekate vs. 5 m Abels
SV CO KSgawog saztv samgayiausvog, ,. , • -^ „„„ i-o, ^ <. '& m 1
^^ ' ^ " Orpinca p. 289: v.Xv9l oia^svgaaa nvXag v.lsi-
vgl. Sclnvarz p. 24. 25. Schwartz, Sonne, Mond zov ddäi.iavzog, Steuding oben 1 Sp. 1895. E.
und Sterne p. 198. Wieseler, Bonner Jahrbb. 5 Petersen a. a. 0. p. 80: „es sind die Pforten
p. 351. 353. Welcker, Aeschyl. Trilogie p. 279 50 zwischen Himmel und Unterwelt, welche sie
Anm. 481. Eückert, Der Dienst der Athena aus- und eingehend öffnet und schliefst").
p. 49 Anm. 57. Die von Plin. n. h. 34, 54 In figürlicher Bedeutung sagt Aristoph.
erwähnte cliduchus des Phidias wollen Welcker Thesm. 976 von Hera: ^Xfjdag yu^ov tpvXäzzsi,
a. a. 0. und Osann, Arch. Zeitung 8 p. 255 für und nennt Pindar Pyth. 8, 3f. die Hesychia
eine Athenastatue, Petersen, Observ. in Plin. ßovXäv zs xai. noXs^icov s'xotoa yiXai:dag vnsgzcc-
n. h. 34, 19, 1 p. 6 und Urlichs, Chrest. Plin. zag, vgl. 0. Jahn a. a. 0. p. 111.
p. 317f. sogar für die berühmte Promachos Für Kybele ist anzuführen eine kleine
erklären, während Preller, Arch. Zeitung 4 asiatische Terracotta, welche aus der Samm-
p. 261 ff. O. Jahn, Ber. üb. d. Verh. d. Kgl. lung Greau, Fröhner , Catal. Greau nr. 707.
Sachs. Ges. d. W. 1858 p. 109—112 u. Brunn, co Terres cuites d'Asie PI. 4 ins Berliner Anti-
Gesch. d. gr. Künstler 1 p. 186 vielmehr an quarium {Arch. Anz. 1892 p. 106, 2 nr. 14)
die Statue einer Priesterin denken, für welche gelangt ist. Frühner deutet den Schlüssel bei
„der Schlüssel das auszeichnende Attribut" Kybele als den des Tempels oder der Stadt,
war (vgl. für den Schlüssel als Abzeichen von welche die Göttin besafs, Furtwängler legt
^nesterinnen Spianhemius zu Callimachus, hymn. ihn ihr bei als Unterweltsgöttin. Die richtige
in Ger. 45, vol. 2 p. 781 f. ed. Ernesti, Schwarz Erklärung giebt uns Servius ad Aen. 10, 252
p. 31 — 33, wie denn z. B. lo bei Aesch. Suppl. an die Hand: Terram autem constat esse matrem
299 y.Xr]öovxog "Hgag heifst und unter der kXij- deiim. Unde et simulacrutn eins cum clavi
Röscher, Lexikon der gr. u röm. Mythol. II. 39
1219 Kleinis Kleitos 1220
pingitur. Nam terra aperitur verno, hiemali B.V. xovzov Klsiacävvfiov ^tQSKv8r}g Igxoqbv
clauditur tempore. M. D. — Bei Apollod. 3, 13, 8 steht in den
Die Moiren bezeichnet Plutarch de gen. meistenTiss. KlvrcSwaoc, in einer KXeLzcövv^og.
Socr. G. 22. ilf oraZi'a vol. 3 p. 528 f. Beniardnh's [Röscher.]
als yileidovxoi: Tecaagsg d' iia'iv ccqx<xI Ttüv- Kleisltliera {KlsiGi&riQc;,) Tohter des Ido-
xav, 2;cö7js iilv 7] TTQoirr], ■nivr'jGscog d' rj dsvrsgo:, meneus und der Meda, war von ihrem Vater
ysvsaiwg o rj zQLzr], (p&OQag d' t] xslivtaiw dessen Pflegesohne, dem Leukos, dem Sohne
avvSsi Ss zfi (isv dsvzsQK zrjv ttqcÖztiv Movccg des Talos, zur Gemahlin versprochen worden;
■>iaza z6 dogazov , xrjv de ösvzegav zfj zqlz7j aber dieser ermordete sie samt ihrer Mutter
Novg y.K&' r'iXiov, zrjv ds xgizrjv ngog xszdgzrjv 10 in Abwesenheit des Idomeneus, Lyl^oplir.
^voie K£vro; ash'ivrjv. Tcöv Ss avrSiancov fxa- 1222. Tsets. l.ylopihr. 1218. 1222. Chiliad. 3,
Gzov Moigcc ^IfiSovxo? 'yiväyurjg Q-vyüzrjg HäQ'rj- 294. [^Epitoma Vaticana ex ÄpoUodori Biblio-
zcei zov 118V ngojzov "AzgoTTog, xov ds dsvzigov tJicca ed. M. Wagner 22, 5 p. 71, wo irrig
Klw&co, zov ds Ttgog CBlr^vijv Ä(x%EGig, nsgl tjv KliiGiQ-vga statt K?,£iaL&r'jga steht, s. p. 110.
7] yiixintrj zrjg yBvsosag. Drexler.] Höfer.]
Von der Peitho heifst es figürlich bei Kleite {KIslxi] oder Klsizr], Clite), 1) Da-
Pimlar Fyth. 9, 39 vol. 2, 2 p. 323 BoecJch: naide, mit dem Aigyptiden Kleitos vermählt,
■ngvnzal Klcxidsg ivzl co(päg Tlitd'ovg isgäv Apollod. 2, 1, 5. — 2) Tochter des Weissagers
cpiXoTäzcov, O. Jahn p. 111. Merops aus Perkote in Mysien, Gemahlin des
Die Tetras wird von iV/comac/ws (xero'sewMS, 20 Kyzikos, Königs der gleichnamigen Stadt.
Arithm. theol. bei Photius, Bibl. p. 144 BeJcker Als Kyzikos (s. d.) kurz nach ihrer Vermählung
als ■ulsiSovxog zrjg cpvascog bezeichnet, s. Hase im nächtlichen Kampf mit den befreundeten
in Stephanus Thes. s. v. yilstdovxog. [Drexler.] Argonauten umkam, erhängte sie sich oder
Kleinis (KXsLvig), Gemahl der Harpe, Vater starb vor Trauer. Aus ihren Thränen oder
des Lykios, Ortygios, Harpasos und der Arte- den Thränen der sie beweinenden Nymphen
miclie, ein an Herden reicher Mann, der bei entstand die Quelle Kleite, -4jj. Bh. 1, 976.
Babylon wohnte, von den Göttern, besonders 1063 &. nebst Schol. Val. Place. 3, 11. 314.
aber von Apollon und Artemis geliebt. Er Orph. Arg. 593 ff. Parlhen. 28. Kon. 41. JEt.
ging öfter mit Apollon zu den Hyperboreern, M. p. 518, 2. Marquardt, Cyzicus u. sein Ge-
und da er gesehen, dafs diese dem Apollon 30 biet p. 41. — [Kleite und Kyzikos erkennt
Esel opferten, so wollte er in Babylon dasselbe Cavedoiii, S2)icil.num.\^. 139 ant einer Münze des
thun; aber Apollon verwehrte dies unter An- Septimius Severus von Kyzikos, ilf?,'. 2, 545, 214,
drohung des Todes und verlangte die landes- aui weicher Sestini, Mus. Hed. 2,95, 18 ,, Venus
üblichen Opfer von Schafen, Rindern und seminuda petrae quadratae insidens, ante quam
Ziegen. Aber Lykios und Harpasos gehorchten stat Mars galeatus, caetera nudus" dargestellt
nicht. Als sie die Esel zum Altar getrieben, sieht. Drexler.] — 3) Gebar von Erylaos am Kai-
um das Opfer zu vollziehen, machte Apollon kosinMysien den vor Troia gefallenen Meilanion,
die Tiere rasend, dafs sie den Kleinis, seine den Freund des Eurypylos, des Bundesgenossen
Kinder und Diener zu zerfleischen begannen. der Troer, Quint. Sm. 8, 121. — 4) Amazone,
In ihrer Not riefen sie die Götter um Gnade 40 Mutter des Caulon, Gründers von Caulonia in
an. Poseidon verwandelte die Harpe und den Bruttium, Serv. V. Aen. 3, 553. Sie selbst
Harpasos in Falken, Leto und Artemis den soll nach Italien gekommen sein und eine
Kleinis in einen Adler, den Lykios in einen Stadt Kleite gegründet haben, Et. M. p. 517,
Raben, den Ortygios in eine Meise, die Arte- 54. Suid. s. v. Vgl. Klete. — 5) Bakchantin,
miche in eine Tii'cpiy^, einen den Göttern und Nonn. Dion. 21, 77. [Stoll,]
Menschen lieben Vogel, den Hesychios s. v. Kleito {KXslxcö), 1) Mutter des vor Troia
mit Kogvdalög (Haubenlerche) erklärt, Ant. kämpfenden und von Eurypylos getöteten
Lib. 20. [Stoll.] Helios, den sie am gygäischen See geboren,
Kleio 1) s. Musen. — 2) Nereide oder Okea- Quint. Sm. 11, 69. — 2) Tochter des Euenos
nide; Hyg. f. p. 29 Bio. Verg. G. 4, 341. 50 und der Leukippe, von Poseidon Mutter des
Kleiopatre (Ä^sio:rKT9?j) = Kleopatra (s. d.). Ampheres, Herrschers in Atlantis b. Plat.
Kleisulike {KlsioidUri), Tochter des Keleos, Kritias 113h S. [Stoll.]
Königs in Eleusis, und der Metaneira, Rom. Kleitonymos = Kleisonymos (s. d.).
H. in Cer. 109; s. 'Keleos'. [Stoll.] Kleitor {Klsixmg), Sohn des Azan, Enkel
Kl[e]isoi)ynios (ÄA[£]iffcüj't>ftog), jugendlicher des Arkas, gründete nach Unterwerfung von
Sohn des Amphidamas (s. d.) aus Opus, von Kynosura als mächtigster Fürst des arkadischen
Patroklos (s. d.) im Streite beim Astralgalen- Landes die Stadt Kleitor im nordwestlichen
spiel aus Versehen {d'novaCoj nzaia^iaxL) ge- Arkadien als Königssitz, Paus. 8, 4, 3. 8,21,2.
tötet. Nach Anderen hiefs er Aias (oder Bei Apollod. 3, 8, 1 und Tzets. L. 481 ist er
Aianes, Hs. D.); Hellanikos beim Schol. A. 1). üo einer der 50 Söhne des Lykaon^ s. Müller, fr.
zu IL M 1, wo Beliker KXiawwiiog liest; vgl. hist. gr. 1 p. 31, 375. Gurtius, Peloponn. 1. 162.
auch Philosteph. b. Schol. zu II. J7 14, wo Gerhard, Gr. Ähjth. 2 Stammtf. ix 2351 | Stoll]
KXeiacavviiog oder ÄXrjc. überliefert ist, und Kleitos (Ä^siro? und ÄilfiTO?, Clitus), 1) Sohn
II. W 86 nebst Schol. naida yug dvsiXsv ov des Mantios, wegen seiner Schönheit von Eos
Ol /Lifv KXsiGotvviiov, OL ös ALavfj, Ol de Ävaccv- geraubt, damit er unter den Unsterblichen
ÖQov v.uXuaQ'cii [qpaffiv]. dtTts-AXBivs 8e ccvzov wohne. Od. 15, 250. Eustath. p. 1780, 50.
Ticcg' 'O&QvovBt TM yganiiocxiaxfi mg cpriGiv Athen. 13, 566 d. Braun, Gr. Götterl. § 204. —
'AXi^civSgog 6 AlxcoXog iv dczQoXoyiGzaig. Pherelcydes b. Schol. IL 13, 663 giebt folgende
1221 Kleo Kleola 1222
lleihe des Geschlechts: Melampus, Mantios, [ScJiol.Eurip.Orest.990 Bd. Ip. 196 ed.Schwartz.
Kleitos, Koiranos, Polyidos. [S. auch Th. Drexler.] — 5) Gemahlin des Amyntor, Mutter
Panoßa, Eos et Clitus, Ann. d. Inat. 1847 des Phomix (vgl. II. 9, 447 ff.), Tsetz. L. 421.
p. 228 --230. Drexler.] — 2) Sohn des Polyi- — 6) Sew. V. Aen. 3, 20i) nennt die Gemahlin
dos. riierel-ydes b. Schol. II. a. a. 0. (vgl. nr. 1) des Phineus, die Tochter des Boreas und der
führt fort: dieser Polyidos zeugte mit Euryda- Oreithyia, Kleobnle statt Kleopatra. [Stoll.]
meia, Tochter des Phyleus, Enkelin des Augeias, Kleobulos {Kltö^ovloq) , Troer, von dem
den Kleitos und Euchenor, welche mit den kleineren Aias getötet, II. 16, 330. i' [Stoll.]
Epigonen Theben eroberten und dann mit Kleocliareia {KIsoikqsiu) ., eine lakonische
Agamemnon gen Troia zogen, wo Euchenor lo Naiade, welche mit dem Autocht honen Lei ex
von Paris getötet ward. — 3) Sohn des Peisenor, den Eurotas zeugte, ApoUod. 3, 10, 3. [Nach
ein Troer, Gefährte des Polydamas, von Teukros ScJiol. Eurip. Orest. 626 vol. 1 p. 161 ed.
erlegt, II. 15, 445; vgl. Ihjg. f. 115. — Sclnvarts gebar sie Eurotas und Pelias dem
4) Aigyptide, vermählt mit der Danaide Kleite, Myles, dem Sohne des Lelex und der Peridike.
ApoUod. 2, 1, 5. Vgl. Hycj. f. 170, wo Clytus Drexler.] [Stoll.]
(Clitus?) mit Autodike vermählt ist. — 5) König Kleoclios {Klsoxog), Kreter, Vater der Areia,
der Sithonen in Thrakien, der seine Tochter mit welcher Apollon den Miletos zeugte, den
Chrysonoe (oder Torone, Philarg. zu Verg. G. die Mutter aussetzte, Kleochos aber rettete
4, 390 f. ~) dem aus Aigypten kommenden Proteus und aufzog, ApoUod. 3, 1, 2. ScJiol. Ap. Rh.
vermählte, Kon. 35. S. Klitos. — 6) Geliebter 20 1, 185. Er lag in dem milesisthen Didymaion
der Pallene, der Tochter des Sithon, Königs im begraben, Arnob, adv. nat. 6 p. 706. Giern.
thrakischen Chersoues. Er kämpfte um sie AI. Frotr. 3 p. 13 Sylb. Euseb. F. E. p. 71 D.
auf Veranlassung ihres Vaters mit Dryas und Mißler, fr. hist. gr. 2 p. 336, 5. [Stoll]
siegte mit Hülfe ihrer List. Als jetzt Sithon Kleodaios {KUoSaiog und KlsodaCog, auch
die Tochter strafen wollte, ward sie von Aphro- Äleccdaiog, KXsoöag, ÄXsäöccg), Sohn des Hyllos
dite entrückt. Nach Sithons Tode vermählte und der lole, Vater des Aristomachos, fand
sie sich mit Kleitos, der mit ihr die Herr- bei einem Einfall in den Peloponnes seinen
Schaft des Landes erhielt, und das Land wurde Tod, wie sein Vater und sein Sohn, Hcrodot
nach ihr Pallene genannt, Kon. 10. Farthen. 6. 6, 52. 7, 204. Paus. 2, 7, 6. ApoUod. 2, 8, 2.
Steph. B. V. IlaXlrivri. — 7) Sänger des Pria- 3ö Diod. 7, 16. Phleg. TraU., Porphyr. Tyr., Satyros
mos, Scliol. IL 24, 720. — 8) Sohn des Aga- b. MüUer, fr. hist. gr. 3 p. 165, 21. 603, 1. 690.
mestor und einer Nymphe, Paphlagonier, von Schol. Find. I. 7, 18. Ael. N. A. 12, 31. Hesiod
Podaleirios vor Troia getötet, Quint. Sm. 6, 465. b. Schol. Ap. Fh. 1, 824. Tsetz. L. 804 nennt
[Stoll. 1 Temenos Sohn des Kleodaios und der Peridea.
Kleo = Kleio (s. Musen). Nach Schol. Venet. Eurip. Androm. 24 und 33
Kleoboia (Klsoßoia), 1) Mutter der Eury- war Kleodaios Vater der Leouassa, der Ge-
themis, der Gemahlin des Aitoliers Thestios, mahlin des Neoptolemos {Müller, hist. gr. 3
ApoUod. 1, 7, 10. — 2) Eine Jungfrau aus p. 338, 13. 339, 14). Zu Sparta hatte er ein
Paros, welche von da die Orgien der Demeter Heroon, Paus. 3, 15, 7. Müller, Doricr 1, 59.
nach Thasos gebracht haben sollte. In dem 40 M'ide, LaJcon. Kulte 45. 354. [Stoll.]
Gemälde der Unterwelt in der Lesche zu Kleodike {Äksoötyirj), eine gefangene Troerin
Delphi war sie dargestellt, wie sie die Kiste auf dem Gemälde des Polygnotos von der
der Demeter auf den Knieen hält, Paris. 10, Eroberung Troias in der Lesche zu Delphi.
28, 1. — 3) Tochter des Kriasos (S. des Argos) Paus. 10, 26, 1 hält den Namen für eine Er-
und der Melantho, Schwester des Phorbas, findung des Polygnot. [Stoll.]
Schol. Eur. Or. 920. — 4) Von Heosphoros im Kleodora [Kliodäga), 1) Danaide, vermählt
attischen Thorikos Mutter der Philonis, deren mit dem Aigyptiden Lixos, ApoUod. 2, 1, 5. —
Sohn Philammon war, Kon. 7. — 5) Gemahlin 2) Nymphe, Mutter des Parnasses von Poseidon
des milesischen Neleiden Phobios, die es ver- oder Kleopompos, Paus. 10, 6, 1. [Stoll.]
geblich versuchte, einen Jüngling Antheus, 50 Itleodoros {Klsööcoqog)., Sohn des Lernos
der im Hause des Phobios als Geisel war, zu und der Amphiale, Rhodier, vor Troia durch
unerlaubter Liebe zu verführen und ihn des- einen Pfeil des Paris getötet, nachdem er
halb tötete. Sie warf ein Rebhuhn (oder ein durch Polydamas des Schildes beraubt worden
goldenes Gefäfs, Alexander Aetol.) in einen war, Quint. Sm. 15, 213 ff. [Stoll.]
ßrunnen und bat den Antheus es zu holen; Kleodoxe {KUodö^if) , Tochter der Niobe
als er hinabgestiegen war, warf sie einen und des Amphion, ApoUod. 3, 5, 6. Lactant.
grofsen Stein auf ihn. Aus Reue erhängte sie zu Stat. Theb. 3, 198. Mythogr. Vatic. 1, 156.
sich, Aristoteles h. Farthen. 14, wo ein längeres Tzetz. Chil. 4, 141. Hyg. f. 11. 69. Stark.,
Fragment des Alex. Aetol folgt, Müller, fr. Kiobe 96. [Stoll.]
last. gr. 2 p. 164, 199. [Stoll.] co Kleola {Klsöla, Klsölla), Tochter des Dias,
Kleol)ule {KXsoßovlrj), 1) von Apollon Mutter von Atreus Mutter des Pleisthenes, Schol. Eur.
des Euripides, Hyg. f. 161. — 2) Gattin des Or. 5. Oder: Kleola, des Dias Tochter, war
Aleos, Königs in Tegea (sonst Neaira), Mutter Gemahlin des l-'leisthenes und Mutter des
des Amphidamas und Kepheus, i/^/r/. /; 14 p. 42 Agamemnon, Menelaos und der Anaxibia,
Bunte. — 3) Mutter des Böotiers Leitos, der Hesiod {fr. 77 Lchrs) b. Tzetz. Exeges. in
vor Troia focht, Hyg. f. 97. — 4) Tochter des lliad. p. 68, 20; \g\.' Eustath. H. p. 21, 14.
Aiolos oder Aipolos, von Hermes Mutter de.s WelcJcer,Gr. Trag.2, 618f. Gerhard, Gr. Myth.
Myrtilos, Tzetz. L. 156. 162. Hyg. f 224. 2 p. 243. Prellcr, Gr. Myth. 2, 388. [Stoll.]
39*
1223 Kleolaos . Kleopatra 1224
Kleolaos {Klsölaog), 1) Sohn des Herakles Zetes und Kala'is und der Chione, aufgewachsen
und der Thespiade Argele, Apollod. 2, 7, 8. — in den sturmumbrausten sarpedonischen Felsen,
2) Sohn des Herakles und einer Sklavin der Geruahlin des Phineua in Salmydessos. Nach
Ümphale, Diod. 4, 31. — 3) Gefährte des ihrem Tode oder ihrer Verstofsung heiratete
Meges vor Troia, von Paris getötet, Quint. Phineus eine zweite Frau, die gewöhnlich
Sm. 6, 634. [StolL] Idaia, Tochter des Dardanos, Iieifst; diese be-
Kleoinaclios (Ä7£Öfiaj;og), s. ''Kasos'. [StolL] wirkte durch Verleumdung, dafs Phineus die
Kleomede {Kl{o^-i]Sr]), von Paion Mutter des beiden Söhne der Kleopatra blendete; oder sie
Laophon, der, ein Genosse des Asteropaios selbst blendete sie und liefs sie im Kerker
vor Troja, von Meriones getötet ward, Quint. lo schmachten, Apollod. 3, 15, 2. 3. Sopli. Antig.
Sm. 6, 549. [StolL] 966 ff. und Schol. zu v. 970. 977. 980. Schol.
Kleomedes (ÄAfofirjdrjs), aus Astypalaia, Ap. Rh. 1, 211. 2, 140. 178. 207. 238. Schol.
tötete in der 72. Ol. im Faustkampf zu Od. 12, 69. Nonn. Dion. 2, '689. Serv. Verg.
Olympia seinen Gegner Ikkos aus Epidauros, Aen. 3, 209. Ov. Bern. Am. 454. Die Söhne
ward, von den Kampfrichtern des Sieges der Kleopatra heifsen Plexippos und Pandion,
verlustig erklärt, wahnsinnig, rifs in seiner ■ oder Gerymbas und Aspondos, oder Parthenios
Vaterstadt eine Schule ein, in der ungefähr und Krambos. Ein andrer Name ist Oreithyios,
60 Kinder umkamen, und floh, von den Bürgern wie bei Schol. Ap. Eh. 2, 178 statt Oryithos
mit Steinen verfolgt, in den Tempel der Athene, zu lesen. Nach iJiod. 4, 43 f. wurde Kleopatra
in welchem er verschwand. Das delphische 20 bei Phineus in Haft gehalten, ihre Kinder in
Orakel erklärte ihn für den letzten der Heroen, Fesseln grausam gequält, aber Mutter und
dem man zu opfern habe. Paus. 6, 9, 3. [s. ßd. 1 Kinder von den Argonauten befreit; Phineus
Sp. 2526, Z. 20 ff., wo nachzutragen ist Euseh. wurde getötet, die Söhne in seine Herrschaft
praep. ev. 5, 34, 2 ff. Höfer.] [Vgl. A. Maury, eingesetzt, und als sie mm die Argonauten auf
Hist. des rel. de la Grece mit. 1 p. 555. 560. ihrem Zuge begleiteten, überliefsen sie die
Bolide, Psyche p. 167 f. Drexler.] [StolL] Herrschaft der Mutter Kleopatra; vgl. Schol.
Kleometra (Kleo^rjZQa), mit fMelacharis Ap. Bh. 2, 207. Welcker, Gr. Trag. 1, 329 ff'.
(EM, A: Tov fi£v Xav, übergeschrieben xq) Preller, Gr. Myth. 2, 149. 330. Gerhard, Gr.
gesteinigt und wohl mit begraben in dem Myth. 2 § 763 und p. 231, s. 'Phineus' und
Grabmal des M. auf dem Pron von Argos: 30 'Boreaden'. — 2) Tochter des Idas und der
Eeinias von Argos frg. 3 aus Schol. AB Marpessa, einer Tochter des Buenos, von den
Eurip. Orestes 872. F. H. G. 3, 24, wo Mi- Eltern auch Alkyone genannt, Gemahlin des
layxQoq geschrieben ist; wohl ein Liebespaar Meleagros, II. 9, 556 und Schol. Apollod. 1,
(aus der Aigyptiaden-Sage? vgl. den einzigen 8, 2. Paus. 4, 2, 5. Nach dem Tode des
doppelt aufgezählten Danaidennamen Klso- Meleagros erhängte sie sich, Apollod. 1, 8, 3.
TtäxQcc in Apollod. Eibl. 2, 1, 5 und die Dunkel- Preller 1, 219. 2, 304. 308. Gerhard 2 p. 240,
farbigkeit der Aigyptiaden: Milay%Qoq = Ms- s. 'Marpessa' und 'Meleagros'. [Nach. Kelule's
XäyxQOvg Cobet). [Bei Dic^.s 4, 22 wird Cleo- Vermutung (Arch. Ztg. 20, 292) ist K. dar-
mestra als Tochter des Tros, Schwester des gestellt auf einer Bronzecista im Bei'liner
Ilos und Ganymedes und als Mutter des Assa- 40 Museum; s. a. a. 0. Taf. 164/5. Yg\. Friederichs,
rakos (s. d.) genannt; bei Apollod. 3, 12, 2 Berlins ant. Bildiv. 2 S. 128 nr. 540. Gerhard
heifst sie Kleopatra (s. d. nr. 4), aber nicht glaubt sie dargestellt auf einem ,,den Tod des
Mutter, sondern Schwester des Assarakos; vgl. Meleagros" darstellenden Relief im Vatikan:
Dederich ed. Didijs p. 460. Höfer.] [Tümpel.] Arch. Ztg. 8 S. 2l9fF., Taf. 20, 2. Wahrschein-
Kleou {Klicov), 1) von der Insel Syme, Ge- lieh findet sie sich auch auf einer rotfigurigen
nosse des Nireus vor Troia, von Polydamas Vase der Sammlang Santaugelo in Neapel
getötet, Quint. Sm. 11, 60. — 2) Sohn des (nr. 11 bei Heydemann), welche den Tod des
Pelops und der Hippodameia, Schol. Eur. Or. 5; Meleagros vor Augen führt. Röscher.]- 3) Zwei
Kurzname für Kleonos, ''Kleones' und 'Kleo- Töchter des Danaos, die eine mit Agenor, die
nymos' (s. d.). [StolL] 50 andere mit Hermos vermählt, Apollod. 2, 1, 5, 4
Kleoiie {KlscövTj), Tochter des Asopos und u. 7. Bei Hyg. f. 170 ist eine Danaide Kleo-
der Metope, nach welcher die Stadt Kleonai in patra mit dem Aigyptiden Metalkes ver-
Argolis benannt sein sollte, Diocl. 4, 72. Paus. bunden. — 4) Tochter des Tros und der
2^ 15, 1. [StolL] Kalirrhoe (T. des Skamandros), Schwester des
Kleones {Klswvrjg), Sohn des Pelops, nach Ilos, Assarakos und Ganymedes, Apollod. 3,
welchem die Stadt Kleonai in Argolis benannt 12, 2. — 5) Gemahlin des Kreters Deukalion,
sein sollte, Paus. 2, 15, 1. [StolL] Mutter des Idomeneus , Tzetz. L. 431. —
Kleonos {Klscovöq), Sohn des Pelops, Tzetz. (>) Schwester des Midas, Tzetz. L. 1397. —
Exeg. in Iliad. p. 68, 26. Vgl. Kleon. [Lorentz.] 7) Kleopatra und Periboia waren die ersten
Kleonynios {Klsävv^og), Sohn des Pelops, 60 Jungfrauen, welche die Lokrer zur Sühne des
sefshaft zu Kleonai in Argolis, wo Atreus ihn Frevels ihres Aias gegen Athene und Kassandra
als Herrscher eingesetzt hatte. Sein Sohn war nach Troia schickten, T^'ei^'. 1141. [^Epit.Vat.ex
Anchises, sein Enkel Echepolos {II. 23, 296), Apollod. hihi. ed. B. Wagner 23, 7. Drexler.]
Aliusilaos u. Pherekyd. b. Schol. II. a. a. 0. Infolge einer Pestilenz und Hungersnot hatten
Vgl. Kleon, Kleones, Kleonos. [StolL] sie auf 1000 Jahre der ilischen Athene jährlich je
Kleopatra {KlsoTtäxQa , bei A}). Bh. 2, 239 zwei Jungfrauen zu senden gelobt, welche, wenn
Klsionargcc), 1) Tochter des Boreas und der sie bei ihrer Ankunft von den Iliern ergriffen'
Erechtheustochtcr Oreithyia, Schwester des wurden, den Tod erlitten, im andern Fall aber
1225 Kleophema Klothes 1226
bis in ihr hohes Alter die niedrigsten Dienste bei ApoUod. KXvacövvfiog oder KXvrmvviiog),
im Tempel der ilischen Athene verrichten Sohn des Amphidamas in Opus (//. 23, 87), als
mufsten, Folyi. 12, 5. Schol. 11. 13, 06. Strah. Kuabe von dem Knaben Patroklos beim Würfel-
13, 600. Flut, de ser. num. vind. 12. Ain. f^piel erschlagen, weshalb dieser von seinem Vater
Takt. 31. — [S) Einer der hochzeitlichen Da- MenoitiosnachPhthiain dasverwandteHaus des
monen, der personificierte Adel, um den edlen Peleus gebracht wurde, HeUaniicos h. Schol. IL
Stand des Brautpaares anzudeuten, mit Peitho, 12, 1. Fherekydes b. SclioJ. II. 23, 87. 16, 14.
Eiidaimonia, Paidia und Eunomia im Gefolge ApoUod. 3, 13, 8. Andere nannten den Knaben
von Aphrodite und Eros auf einem Vasenbilde, Aianes oder Lysandros, ScJiol. IL 23, 86.
M'iesehr 2, 296 d. Baumeister, Denkmäler lo [Stoll.]
1302 1. r». /. G^. 8301. Höfer.] [Stoll] Kleta (Al/Jra), 1) Naaie einer Charis zu Lake-
Kleopheniti {Ki.8oq>rjt.ia), Tochter des Malos daimon, wo man nur zwei Chariten (s.d.) hatte,
(s. d.) und der Muse Erato, Gemahlin des Kleta und Phaenna, Schall und Schimmer.
Phlegjas, Mutter der Aigla oder Koronis, J*2/Z/os Ihr Tempel war am Bach Tiasa, Faus. 3, 18, 4.
Faean 43. [Höfer.] Athen. 4, 139 b. Curtins, Fcloponn. 2, 244.
Kleopliile {Klsotpilrj), Gemahlin des arka- Wide, Lak. K. 211 S. ['Nach ScJioL Earip. Orest.
dischen Königs Lykurgos, Mutter des Ankaios, 623 ist sie Gemahlin des Eurotas und Mutter
Epochos, Amphidamas und lasos. Nach andern der Sparte. Drexler.] — 2) Klrjxt], Amazone,
hiefs sie Eurynome [Apollod. 3, 9, 2), oder Amme der Penthesileia. Als sie hörte, dafs diese
Antinoe, SclwL Ap. Uli. 1, 164. [Stoll.] 20 vor Troia gefallen, machte sie sich auf, dieselbe
Kleopompos {KlbÖTcoanos) , Vater des Par- zu suchen, wurde aber nach Italien verschlagen,
nasses, Fausan. 10, 6, 1. [Lorentz.] wo sie eine Stadt Klete gründete. Die Köni-
Kle[o]ptolome (KI/EPTOUEME) Name einer ginnen dieser später von den Krotoniaten zer-
Amazone auf einem Dinos der Sammlung störten Stadt wurde ü in der Folge alle Klrizai
Campana mit Darstellung des Kampfes des genannt, Tzetz. Lyk. 995. 10C2 f. Vgl. Kleite.
Herakles gegen die Amazonen, Cat. Campana [Stoll.]
Ser. 2 nr. 27. Dumont et Chaplain, Les ccra- Kletoria (KXrjtoQi'a), Tochter des Acheloos.
miqucs de la Grece propre p. 36. [Drexler.] Eine apokryphe Sage bei Fstudoplutarch de
Kleostratos {KlsoaiQaroi), ein Jüngling zu fluv. 22, 1 lautet: Axiläog . . . zr} %vyaTQl
Thespiai. Als ein Drache, dem jährlich ein zo Klrirogiu ■aar' uyvoiav ovviQ%6yi,£vos-Aa.la^viJbCa
Jüngling als Opfer hingegeben werden mufste, av6xh&s\g iavzov t^cclsv sig nozuahv 0saziov,
seine Vaterstadt heimsuchte, tötete er, durchs og an' avzov 'A^. fiszaro^dad-rj. [Röscher.]
Los zum Opfer bestimmt, das Ungeheuer, in- Kilo = Kleio (s. d.); vgl. C. I. Gr. 8075.
dem er sieh in einem ehernen, mit Widerhaken Klisouymos = Kleisonymos (s d.).
besetzten Panzer, den ihm sein Freund Mene- Klitos {Klizog), König der Sithonen in
Stratos hatte fertigen lassen, von demselben Thrakien, C. I. Gr. 3 nr. 6125 = Inscr. Gr.
verschlingen liefs. Davon erhielt bei den Sic. et It. ed. Kaihel nr. 1284, s. Kleitos.
Thespiern Zeus den Beinamen Saotes, d. i. Retter, [Lorentz.]
Faus. 9, 26, 5. [Stoll.] Klodones {KläSavsg, oder b. Hesycli.: Kla-
Kleothei'a (AP-soOrJ^a), Tochter des Panda- 40 dävsg)., makedonische Bezeichnung der Bak-
reos und der Harmothoe, Schwester der Aedon chantinnen, Flut. Alex. 2. Fohjaen. 4, 1. Hesycli.
und Merope. Früh der Eltern beraubt, wurden s. v. Suidas s. v. Vgl. Etym. Magn. 521, 48.
die drei Schwestern von Aphrodite, Athene Freller, Gr. Mxjth. 1, 573. [Vgl. auch Heu:ty
und Hera erzogen, dann aber, als sie Jung- et Daumet, Mission arcli. de Macc'doinc p. 217
frauen geworden, ward Aedon, die älteste, dem PL 13, 1. Drexler.] [Lorentz.]
Zethos vermählt, die beiden andern wurden Klouia (KXovi'a), 1) Nymphe, die dem Hy-
von den Harpyien geraubt und den Erinyen rieus den Nykteus und Lykos gebar, ApoUod.
als Dienerinnen übergeben, Schol. Od. 19, 518. 3, 10, 1. Tsets. L. 328. — 2) Amazone im Ge-
20, 66. Eustaih. OcZ. p.l875, 15. 1883,36. Od. 20, folge der Penthesileia, fällt vor Troia, Quint.
66 ff. — Faus. 10, 30, 1 nennt die Töchter des 50 Sm. 1, 42. 230. 235. [Stoll.]
Pandareos Kameiro und Klytie. [Stoll.] Kloiiios {KlovCog), 1) Sohn des Alegenor,
Kleros {Klr^Qog), als Sohn der Tyche bei Führer der Boioter vor Troia, von Agenor ge-
Eurip. fr. 979. [Höfer.] tötet, IL 2, 495. 15, 340. I)iod. 4, 67. Ryy. f.
Klcso (Klrjaä), Tochter des Königs Kleson 97. 113. Mehr bei De Vit, on. s. v. Unter den
(s. d.) zu Megara, welche nacb megarischer Sage Freiern der Helena aufgezählt von Hyg. f.
mit ihrer Schwester Tauropolis die Leiche der 81. — 2) Sohn des Priamos, ApoUod. 3, 12, 5.
ins Meer gesprungenen Ino an der megarischen — 3) Zwei Gefährten des Aeneas, Verg. Aen.
Küste auffand und bestattete, Faus. 1, 42, 8. 9, 574. 10, 749. [Stoll]
Deimling , Leleger p. 155. [Stoll] Kloster (Khoazrio), Sohn der Arachne, Er-
Kleson (KXrjacov), Sohn des aus Aigypten oo fiuder der Spindel (/tilwar/Jp) zum Spinnen der
nach Megara gekommenen und daselbst zur Wolle, Flin. N. H. 7, 57. [Stoll]
Herrschalt gelangten Lelex, Vater des Pylas, Elothaie (KlcaQ-ai'r]), Beiwort der Moud-
Grofsvater des Skiron, Faus. 1, 39, 5. 1, 42, 8, göttin im Grofsen Pariser Zauberpapyrus
s. 'Kleso'. Sein Sohn heifst auch Pylos und vs. 2280; vgl vs. 2796 KXa^a yial Ad%scig
Pylou; er kam von Megara nach Messenien i]8' "Azqonog sl, zQinäqKvs. Vgl. Klothes.
und gründete Pylos, Faus. 4, 36, 1. 6, 22, 3. [Drexler.]
Deimling, Leleger p. 155. [Stoll] Klothes {Klm&sg), die Spinnerinnen, soviel
Klesouymos {Klfjacövvfiog und KXeioo'jvvnog; wieMot(oat(s. d.), die dämonischen Gewalten, die
1227 Klotho Klymenos 1228
dem Menschen das Schicksal bereiten, Hom. thenopaios den Epigonen Thesimenes oder
OfZ. 7, 197 und /S'c/toZ. Preller, Gr. Myth. 1, iSi. Tlesimenes zeugte, Hyg. f. 71. — [7) Ama-
[Lorentz.] zone, Hyg. f. 163, auch auf einer rotfig. Vase
Klotho s. 'Moiren'. Fiorelli, JRacc. Cuwana tav. 8. Klügmann.] —
Kliitius (= KlvTios), Beiname des Apollon in 8) Zu Athen gab es einen heiligen Bezirk des
Delphi nach Hcnzens sehr wahrscheinlicher Perseus und einen Altar der Klymene und des
Vermutung, dafs in der von Moroni, Tnscr. Diktys, welche die Retter des Perseus hiefsen,
Cyriaci Ancon. nr. 208 = Muratori 29, 9 und Paus. 2, 18, 1. — 9) Dienerin der Helena,
von Lchas, Inscr. gr. et lat. rec. en Grece et welche mit dieser zugleich mit Aithra, der
en Äsie min. 2 nr. 891 Q • MINCIVS • Q • F • lo Mutter des Theseus, nach Troia entführt worden
RVFVS i L • E • C • APOALINEI • KIVTIO i war. Nach Eroberung der Stadt fiel sie als
MERITO überlieferten Inschrift statt KIVTIO Beute dem Akamas, Sohn des Theseus, zu.
vielmehr KLVTIO zu lesen sei, Henzen, Bh. Polygnot hatte sie in der Lesche zu Delphi
Mus. N. F. 8 p. 465 und Inscr. Lat. sei. am- unter den Gefangenen gemalt, IL 3, 144. DiJd.
plissima coli 3 nr. 5700. [Drexler.] 1, 3. 5, 13. Paus. 10, 26, 1; vgl. Ov. Her. 16
Klydon {KXv8cov, Küchly: KläScov), ein (17), 267. Äntimachos nannte sie eine Tochter
Diener des Memnon, Quint. Siiiyrn. 2, 365. des Hippalkes, Scliol. II. 3, 144. [Vielleicht
[Lorentz.] ist sie dargestellt auf der Vivenziovase in
Klymene (Klvasvrj), 1) Beiwort der Perse- Neapel: Baumeister, Denhn. S. 743 Fig. 795.
phone; vgl. Dibbelt, Quaest. Coae mytli. Greifs- 20 \Bohert, Bild und Lied p. 73.] Anders Heyde-
wald 1891. S. 36ff. , wo auch die meisten mann, Vasens. in Neapel nr. 2422 mit Litte-
Heroinen dieses Namens besprochen sind. raturangaben. Röscher] — 10) Mutter des
[Röscher.] — 2) Tochter des Okeanos und der Homer, Paus. 10, 24, 3. — 11) Tochter
Tethys, Gemahlin des lapetos und Mutter des Phegeus, von Hesiod Mutter des Dichters
des Atlas, Menoitios, Epimetheus und Prome- Stesichoros, Aristoteles b. Tzetz. zu Hesiod.
theus Hesiod. Thcog. 351. 507 ff. Hyg. Praef. prooem. p. 7 Gaisf. Das handschriftliche Kxr]-
p. 29 Bunte. Scliol. Aesch. Prom. 347. Verg. ixsvrj hat Wyttenb. nach Proll. ad Erg. 268 in
G. 4, 345. Oder Gemahlin des Prome- AAu/xtV^i korrigiert. — 12) [Hetäre? Vgl. il«/(7e-
theus, Mutter des Hellen und Deukalion, mann, Vasensammlung zu Neapel nr. 2296. —
Schol Pind. Ol. 9, 68. 72. 79. Schol. Od. 10, 2. 30 13) Hetäre? Vgl. Heydemann a. a. 0. vS. 705
Dionys. A. B. 1, 17. Sie gebar dem Helios den nr. 311. — 14) Begleiterin oder Dienerin der
Phaethon und die Heliaden und wurde dann Aphrodite (vgl. nr. 12 u. 13) auf einer Vase
mit dem Aithiopenkönig Merops vermählt, Hyg. in Neapel; Heydemann a. a. 0. S. 708 nr. 316.
/'. 152. 156. 250. Eurip. fr. 171 Nauck h. Strab. G. I. Gr. 8362b u. die daselbst angegebene
1, 33. lAikian. D. H. 12. Ov. Met. 1, 756 ff. Literatur. — 15) Vgl. die Petersburger Vase
2, 37 ff. Serv. V. Aen. 10, 189. Braun, Gr. nr. 1801 e. — 16) Rätselhafte Göttin(?), welche
Götterl. § 149. Schomann, Op. Ac. 2, 148. Sie mit Eutychia dem Parisurteil beiwohnt auf
wird auch Eteoklymene {Schol. Apoll. Bh. 1, einer Ruveser Vase in Karlsruhe; Winnefeld,
230) oder Periklymene genannt {Hyg. f. 14). Beschr. etc. nr. 259 (mit Litteraturangaben).
[S. auch Wieseler, Bull. d. Inst. 1847 p. 20. 40 OverbecJc, Gal. her. Bildw. S. 234ff. C. I. Gr.
DiUsclil-e, Ant. Bildio. in Oberit. 4 nr. 442. nr, 8400. Röscher.] — Vgl. Klymenos, Peri-
Drexler.] — 3) Tochter des Nereus und der klymenos. [Stoll.]
Doris, Hom. II. 18, 47. Hyg. praef. p. 29 Klymenos (Xilujitevos). 1) Beiwort des Hades
B. Braun, Götterl. § 99. [Doch will Wölfßin, {s. (\.), Athen. 14, 624: e KÖQCiv Klvfihoio äloxov,
Bh. Mus. 1865 p. 293 statt Clymene Eulimene aus einem Hymnus des Lasos von Hermione
geschrieben wissen. Drexler.] — 4) Tochter {Bergk fr. lyr.S. llOd). Kallim.fr.il 8 Klv^svov
des Minyas, Gattin des Phylakos oder des jioXv^ilvoio däficiQza; Etym. Flor. ISd. Hesych.
Kephalos, Mutter des Iphiklos und der Alki- 3, 35. Et. m. 521, 4 erklärt o Ttccvxug %almv
mede, der Mutter des lasoTi, Hom. Od. ngog ecuwov ij 6 vtcsq nävtav av.ov6^£voq.
11, 326 und Schol. dazu. Hesiod fr. 162. Ap. 50 Et. Gud. 329, 37 6 dXitdvatog, dito tov (irj-
Bh. 1, 233. Scliol. Ap. Bh. 1, 45. 230. Hyg. dsvog -aIvsiv, wo wohl dliTävsvrog zu schreiben
f. 14. Eiistath. p. 1689, 1. Paus. 10, 29, 3. ist. Suid. s. v. r] ori ndvtag TiQoanalsiTcci- ei?
Dem Arkader lasos, Sohn des Lykurgos, gebar savrov, Jj 6 vno ndwcav d-novoiisvog. Vgl. die
siedle Atalante, J.poZ?or^. 3, 9, 2. Auch sie wurde, dort angeführten Epigramme, oder Anth. gr.
wie die Okeanide, Mutter des Phaethon ge- 2, 39 dusih'ntoio — Klv^hoio und 2, 260 KXv-
nannt, Hesiod. h. Eustath. 1689, 4, wo sie auch fiBvov Xst^avsg; Ov. fast. 6, 757 und Heinsius
Tochter des Iphis heifst, Schol. Od. 11, 326. zu der Stelle. Corp. Inscr. Gr. 409 (vgl.
Müller, Orchom. 257. Buttmann, Mythol. 2, Müller, Borier 1, 399). 1197. 1199. 1220.
215 f. Dcimling, Leleger p. 134. \_Töpßer, Att. Unter diesem Beiuamen wurde Pluto besonders
Geneal. 190, 256, 4. 258, 1. R.] [v. Wilamo- üo in Hermione gemeinsam mit Demeter und Kora
witz-Möllendorf, Hermes 18 p. 423. Drexler.] verehrt, vgl. Preller, Demeter und Persephonc
— 5) Tochter des Kreters Katreus, zeugte mit 57,3. Ar eh. Zeitg.4:l{1883\ 225. [Bohde, Psyche
Nauplios den Palamedes, Oiax und Nausime 195, 2. Dibbelt, Quaest. Coae mythol. Gryphisw.
don, Apollod. 2, 1, 5. 3, 2, 1. 2. [Epit. Vat. 1891. S. 38ff. Wide, De sacris Troezen. Her-
cx Apollod. bibl. ed. B. Wagner 22, 3. Schol. mionensium etc. Upsaliae 1888. S. 45ff. R.]
Eur. Orest. 432 Bd. 1 p. 147 ed. Schwartz. [B^l,ll. de Corr. Hell. 13 1889 p. 198 nr. 24,
Drexler.] Tzetz. L. 384. Preller, Gr. 3Iyth. wo die übrige inschriftliche Litteratur ver-
2, 128. — 6) Nymphe, mit welcher Par- zeichnet ist. Heydemann, Bh. Mus. 1881.
1229
Klymenos
p. 465 f. Drexler.] Der Tempel daselbst war
uach Paus. 2, 35, 4 von
2) KlvfiBvog, dem Sohn des Phoroneus,
und seiner Schwester Chtlionia gegründet. Schon
Pausanias erkennt den Znsammenhang zwischen
den angeblichen Gründern des Tempels und
den darin verehrten Gottheiten, er sagt ebd. 9
KXvfisvov ÖS ov'/. ccvSqci 'A^yttov il^sCv tycoys
ig ^EQfiLOva riyovi.i,(xi., rov &£ov ds tßzlv sttC-
•^Xr]Ctg ovrivci i-'x^i Xöyog ßcxailia vno yfjv
slvat.. In dem Tempel des Klymenos war ein
yrig xäa^icx, durch welches Herakles den Ker-
beros heraufgeholt haben sollte, vgl. v. Wila-
moirits , Etorip. Her. 2, 164. S. o. Chthonia.
3) Sohn des Kar dys, vom Herakles Idaios
abstammend; er kommt fünfzig Jahre nach
der Deukalionischeii Flut aus Kreta nach
Olympia, wo er den aycov einrichtet und den
Knieten und seinem Vorfahren Herakles Al-
täre baut, letzterem unter dem Beinamen
TrapaörKr?;?, Paus. 5, 8, 1. Endyraiou macht
seiner Herrschaft ein Ende. Auch der ALtar
der "Hqu Olv^nia wird als eine Stiftung des
Klymenos bezeichnet; Paus. 5, 14, 8. Wegen
seiner Abstammung aus der Stadt Kydonia
in Kreta wird das Heiligtum der 'Ad-rjvä Kv-
öcovia m der Stadt Phrixa (Pisatis) gleichfalls
auf ihn zurückgeführt, Paus. 6, 21, 6.
4) S. des Orchomenos. Dieser hatte drei
Söhne, 'AanXrjöav KXvßsvog zs xat A^cpiöonog
9sosidrig, nach Hcsiod. fr. 190 oder Kallim.
fr. an. 304. Eustath. ad Hom. 272, 18. Stevh.
Bijs. ctlin. 135, 13; vgl. TheoJcr. 16, 105 und
Schol. Klymenos, König von Orchomenos,
wird You einem Thebaner (Perieres, der
Wagenlenker des Menoikeus, nach Ajyollod. 2,
4, 11) in Onchestos im Hain des Poseidon
(1^ aq)OQßrjg uiy.Qccg ft'g anuv &vfioü JtQoax&iv-
Tsg, Paus. 9, 37, 1) durch einen Steinwurf
getötet. Dafür nimmt sein Sohn Erginos
Rache an den Thebanern und legt ihnen
Tribut auf, den sie zahlen, bis sie endlich
von Herakles befreit werden. S. o. Erginos
und Arch. Zeit. 1875 S. 20. Nach Apollod.
2, 4, 11 wird Klymenos nur verwundet; i^/nt-
&vrig Big '0{i%6[iBvov /.OfiiG'9'Ete fjriff/iryjrrfi t£-
Xcvzäv 'Eqylvo) zä tiulöI i%Siy.r]GccL zov &cc-
varov avzov. Nach Schol. Apoll. Rh. 1, 185 ist
dieser Klymenos Sohn desPresbon; Paws. 9,37,
1 vermittelt zwischen diesen beiden Überliefe-
rungen, indem er erzählt, dafs Orchomenos
ohne Kinder zu hinterlassen gestorben sei,
und so sei die Herrschaft an Klymenos, S. des
Piesbon, (der von Phrixos abstammt) über-
gegangen. Seine Gattin heifst nach Schol.
Apoll. Mh. 1, 185 Bovt,vyri, T. des Lykos, oder
Budeia, Eustath. ad Rom. 1076, 26. Schol. II.
16, 572; vgl. 0. Müller, OrcJiomenos S. 185.
Seine Söhne heifsen Erginos, Stration, Arrhon,
Pyleos und Azeus, nach Paus. 9, 37, 1, als
Töchter werden genannt Eurydike, Nestors
Gattin (Hom. y 452 nQiaßu KXv^svoio Q-vya-
tQmv) und Axia (nach dieser ist eine Stadt
bei den ozolischen Lokrern genannt, Stepli.
Byz. ethn. 102, 2 s. v. 'Aiia). Vgl. noch Pind.
Ol. 4, 21 KXv(isvoio naiöa; Kallim. fr. 197
'Egyi^vog KXvfiBvov B^oxog iv cradico.
5) S. des Oineus und der Althaia, Apollod.
Klytaim(n)estra (Namensform) 1230
1, 8, 1. Anton. Lib. transform. 2. [Boulez,
Mel. de pliil., d'hist. et d'ant. 3. Bruxelles
1842. Hercule chez Oenee p. 7. Drexler.]
6) S. des Schoineus (Hyg. f. 206) oder des
Teleus (Parthcn. erot. 13), König von Arka-
dien, oder Argos, erzeugt mit der Epikaste
eine Tochter Harpalyke (s. d.); er verliebt sich
in seine Tochter, und durch Überredung der
Amme ovvigxszat avzfj. Nachdem er sie
10 darauf dem Alastor, einem Sohne des Neleus,
zur Ehe gegeben, eilt er, von Reue ergriffen,
ihm nach , raubt ihm die Harpalyke und
zwingt sie, ihm weiter zu Willen zu sein.
Von Hafs erfüllt wegen dieser Behandlung
tötet sie ihren jüngeren Bruder (oder ihren
eigenen mit dem Vater erzeugten Sohn, Hyg.
f. 206) und setzt ihn dem Vater vor; als
dieser erkannte was er gegessen hat, tötet er
seine Tochter {Hyg. f. 206. 238. 246. 253),
20 oder diese wird in einen Vogel verwandelt,
ParÜien. erot. 13. Klymenos tötet sich darauf
selbst, vgl. Hyg. f. 242 Glymenus ipse se inter-
fecit qiiod cum fllia concubuerat. Ein Ano-
nymus {Myth. gr. S. 348. Paradox, ed. Westerm.
S. 222) läfst die Tochter vor der Verübung
der Blutschuld verwandelt werden {(pBvyovaa
rov rov TtazQOg BQaza y.ar bXbov A^rjvag sig
yXav-na ߣrsßOQ(pc6&i]); derselbe versuchtauch,
wie es scheint, indem er Klymenos König von
30 Phokis sein läfst, eine Verschmelzuug zwischen
Klymenos nr. 6 und 4 herzustellen. Vgl. ob.
Bd. 1 Sp. 1837.
7) S. des Herakles und der Megara, eins
der Kinder, die vom Vater im Wahnsinn ge-
tötet werden; Pherel'ydes (bei Schol. Pind.
Isthm. 4, 104) nennt Antimachos, Klymenos,
Glenos, Therimachos, Kreontiades.
8) S. des Helios, Vater des Phaethon (die
Mutter ist Merope), Hyg. f. 154.
40 9) Gefährte des Phineus, Ov. Met. 5, 98;
er tötet den Hodites im Kampf.
10) Auf der Meidiasvase ist einer der
Jünglinge Klymenos benannt. Nach Arch.
Zeit. 12 (1854) S. 302 wird dies als Appellativ
des Theseus aufgefafst. Die Deutung der Vase
ist noch nicht mit Sicherheit gefunden.
11) Plin. n. h. 25, 70: clymenus a rege
herha appellata est, es wird vielfach zu Hei-
lungen benutzt, z. B. um suspiria zu heilen
50 (ebd. 26, 41) u. a. m., Plin. n. h. 26, 77.
111.140. - 12) Argonaut; Val. Fl. 1, 369 (=
Klytios 6; s. d.). — Vgl. noch Klymene und
Periklymenos , Dibbelt, Quaest. Coae myth.
Greifswald 1891 S. 36. [Engelmann.]
Klysonymos oder Klytonymos s. 'Kleso-
nymos'. [Stell.]
Klytainiestra == Klytaimnestra (s. d.).
Klytaiiii(n)estra {KXvrai.{i[v]^arQa).
1. Die Form des Namens.
Die Schreibweise KXvzai^iriatQu findet
sich nach den Untersuchungen von P. N. Papa-
georgios, Scholia in Soph. trag. vct. p. 106
durchgängig im codex Laurerdianus, sowohl in
den Scholien als auch im Text des Sopholdes
{El. 1368. 1473) und des Aischylos {Agam.SA.
245. 251. 568. Choeph. 875. Eum. lUK.).
Auch Wecklein schreibt so in seiner Ausgabe
GO
1231 Klytaim(n)estra (Name) Klytaim(n)estra (Eltern, Gatten, Kinder) 1232
des Aischylos; s. ferner C. I. G. 4, 7701 = Furt- praef. ad Hygin. fdb. 51. Die altlateinische
icängler, Berliner Vasenkatalog 2184; G. I. G. Form ClitemiuisUa inhrt M. Sdmifz, Bhein.
3, 6195 = Kaihä, Tnscr. Graec. Ital. 930; Mus. 18 (1863), 130 aus den notae Tironis ac
doch giebt letzterer Klvts^riarga an. Auf Senecae au. Die etruskische Form ist Clu-
einem Skyphos aus Boiotien, abgebildet icpr](i. thumustha, Glutumsta oder Clutmsta,
aQx- 3 (1887), 2^i''^(^^ 5. 1 'iest man vier- resp. Fabretti 2156. 305. Eathgeber bei Ersch und
fünfmal KXvTccL(iri6rQa , vgl. Kmnanudes Gruber s. y. Orestes p. lli und Anm. Qi. Ger-
a. a. 0. p. 73. Auch bei Philodem, de rhetor. liard, Etruslc. Spiegel 3, 221 Taf. 238. Gesam-
4 Col. 37 steht, wie Spengel, Ablull. d. philos.- melte Abli. 1, 130 und Anm. 168. 373, 6. Over-
philol. Kl. d. K. Bayr. Ak.. d. Wiss. 3 (1840), lo bcck a. a. 0. 703 f. Corssen, Über die Sprache
294 bemerkt, KXvraifiriatQa, und Spengel der Eirusker 1, 828 f. 2, 5. 56. 88. 103. 119.
hätte nicht a. a. 0. p. 243 KXvxamvqoxQa 127. 205. 257. 312 330. 335. 359. 375. 377.
schreiben sollen; ähnlich Klvraifiicrga Ger- 409.491. S. Bugge, Beiträge zur Erforsch, der
hard, Etrusk. und campan. Vascnbilder Taf. 24. etrusk. Sprache 23 == Etrusk. Forsch, u. Stud.,
Overbeck, Bildwerke zum Iheb. und troisch. herausg. v. DeecÄ;e 4, 23. Clntumita, Fabretti
IMdenkreis 695 nr. 24. Monum. inediti 8 2549. Gerhard, Etrusk. Spiegel 3, 221 Taf. 237.
taf. 15, 1. Bu.Uc.tino 1865, 2 15. Ferner steht Gesamm. Abh. 1, 137. Corssen a. a. 0. 1, 829.
Klvxai^iatQoc auf der 1888 in Capua gefun- 2, 205.
denen, jetzt in der Sammlung van Branteghem -piiterTi ae^ohwi^tPr fi-Rtten Kinder
in Brüssel befindlichen Vase des Xenotimos, 20 ^ -Eitern. Geschwister. Gatten. Kinder.
W. Frühner, Catal. of obj. of Greek Cerani. Klytaimestra ist Tochter des Tyndareos
art. exhibited in 1888, Printed for the Bur- — daher TvvSaQÜ; Eur. El. 60. 806. Aristot.
lington fine arts Club 1888 nr. 10 = Antike pepl.2 (11) p. SU Bergk*. Ovid. Trist. 2, 396.
Denkm., herausg. v. Kais. arch. Instit. 1 (1891) Ars. am. 2, 408. luvenal. 6, 657 (611). Scnec.
Taf. 59 ob.; vgl. ebenda p. 51. Daher scheint Ag. 162. 306. 897; Twöaglg rcatg, Eur. Hek.
die von Papageorgios in seiner Dissertation 1278. TvvdccQig koqtj, Eur. Iph. Taur. 1319.
KlvxaiybriOTQd non KlvxainvriGxga (Berlin 1885) El. 13; Aä-aaiva {nnv Lacaena heifst sie Senec.
ausgesprochene Ansicht, dafs erstere die alte Ag. 736) TvvdccQi'g, Eur. Iph. Taur. 806.
und i'ichtige Form des Namens sei, unzweifel- Twäageia naig, Eur. Iph. Aul. 1532; Tvv-
haft richtig; der Name hängt entschieden mit 30 öagsCa Q'vyäviqg, Eiir. Iph. Taur. 5. Or. 374,
^fjSog, ^iridof-ica zusammen, vgl. Etym. M. vgl. Hör. sat. 1, 1, 100 fortissima Tyndari-
521, 17. Etym. Gud. 329, 15 naga xo nlvxov darum; im Etym. M. 282, 6 wird man unter ai
xat zo HTjSco xo cpgovxL^w (vgl. KXvxoiirjSrjg, TvvdocgiSsg Klytaimnestra und Helena zu ver-
nolvi.ir}axcag). Auch die Etymologieen der Dich- stehen haben — und der L e da; vgl. Ai]8cig yävs-
ter weisen daraufhin: iiMrjGaxo t'gyov citiKtg, &lov, Aesch. Ag. 878. Eur. Iph. Taur. 686.
Hom. Od. 11, 429; in' avdgl xovx' Efir'iaaxo 1106 (vgl. inclitum Ledae genus Senec. Ag. 125.
axvyog, Aesch. Choeph. 988; vgl. das Verbum Ledä sata ebend. 234); A^Sag t'gvog, Eur. Iph.
nXvxaifivriaai Etym. Gud. 390, 58. Sonst fin- Aid. 116. ArjSag ko^jj, Eur. Iph. Aul. 856.
den sich noch folgende Formen: Klvxsjx- Iph. Taur. 210. A^dag ^vy(ix7]g, Eur. iph.
vsarga C. I. G. 4, 8419. Overbeck a. a. 0. 10 Aid.ldAb. — Hom. Od. 24, 199. Aesch. Ag.SS.
679 nr.2. KXvxo^vtigxqcc Etym. Gud. 329, 16. Eur. Iph. Aul. 50. 593. 827. 1031. 1155. Or. 497.
Etym. M. 461, 30.' Klvxoi.t,riarQc: ebenda 521, EL 116. 989. Hcllanikos im schol Eur. Or. 1648.
18. Die von Papado^nilos-Kerame^is ans Apollod. Apollod. 3, i.0, 6. Tsctz.Lyk.bll. Bio Chrysost.
frgm. Sabb. f. 119. Bhein. Mus. 46 [1891] or. 11 p. .324. Hygin. fab. 11. 78. 80. Auf
17'5 notierte Form Klrjxaifiv^argcc lautet falscher Überlieferung oder einem Versehen
nach der neuen Kollation von Diels, Rhein. des Hyginus beruht es, wenn er sie fab. 240
Mus. a. a. 0. 618 KXvxaifivrjGxQa. Auch im Thestii ülia nennt. Ihre Geschwister waren
Lateinischen hat man die Verbindung von aufser den Dioskuren (s.d.) und der Helena
mn gemieden; Livius Andronicus v. 11 p. 2 (s. d.) Phoibe, Eur. Iph. Aul. 60; Timandra,
Eibbeck gebrauchte Clu(y)temestra mit kurzer 50 die Gemahlin des Echemos, Hesiod im Schol.
drittletzter Silbe, die sich sogar noch bei Eur. Or. 24:9 (fr. 111). Apollod. '6, 10, 6. Paus.
Auson. epitaph. her. 1 (218), p. 73 Peiper findet; 8, 5, 1. Tzetz. Lyk. 511. Serv. Verg. Aen. 8,
so haben auch bei Rhet. ad Herenn. 1, 10, 17. 130; Phylonoe (Philonoe), Apollod. a. a. 0.
16, 26. Quintil. 2, 17, 4. 3, 11, 4 Cic. de Vase des Xenotimos; vgl. Robert, Arch. Am.
off. 1, 31, 114 (vgl. Heine z. d. St.). luvenal. 1889 143; ferner Athenag. suppl. pro Christ. 1.
6, 656 (611 Ribbeck). Sergii cxplan. in Donat. Ihr Gemahl ist Agamemnon, Hom. II. 1, 113.
bei Keil, Gram. Lat. 4, 490, 21. Seneca Agam. Od. 3,266. 11,422. Aesch. Ag. 246. 578. Eur.
p. 212. 215. 220. 236 ed. Leo not. crit. die Iph. Aul. 50. 417. 820. El. 1018. Iph. Taur. 22.
besten Handsthrifteu das n nicht. Meister in Or. 20. 71. Andr. 884. Apollod. a. a. 0. Dio
der Ausgabe des Bictys und Tldlo und Hagen go Chrysost. or. 11 p. 327. or. 15 p. 466. Hygin.
in der des Servius {Verg. Aen. 3, 331. 4, 471. f. 78. 117; ihm gebiert sie die Chrysothemis
8, 130. 11, 267. 268) schreiben gleichfalls (,s. d.), die Elektra (s. d.), den Orestes (s. d.)
Clytemestra, s. Ritschi, Opusc. philol. 2, i91 L und die Iphianassa und Iphigeneia (s. d.)
502. Ribbeck in Fleckeisens Jahrb. 11 (1858), Wie Iphigeneia Tochter des Agamemnon und
195 = Bitschi a. a. 0. 517: „Vielleicht ist das der Chryseis heifst (Bd. 1 Sp. 902 Z. 18 fi") oder
n nie von einem römischen Schriftsteller ge- als Tochter des Theseus und der Helena be-
braucht worden." S. Fleckeisen, Fünfzig Artikel zeichnet wird, die Klytaimestra ihrem Gemahl
für lat. Bechtschreibung \). IS n.ygl. M. Schmidt untergeschoben habe (Bd. 1 Sp. 1935, 19 ff.
1233 Klytaim(n)estra (in Aulis) Klytaim(ii)estra (in der Telephossage) 1234
Bd. 2 Sp. 302, 1 ff. Wilamoivitz im Hermes 18 Caere, Gerhard, Etrusk. Spietj. 4, 6 p. 4 Taf. 385,
[1883], 258 ff.), so berichtet Servius ad Verg. vgl. Arch. Anz. 18ß4, 287 mit den Inschriften
Aen. 11, 268, Orestes sei der Solin des Mene- Talmithe (Palamedes), Clumsta, Uthste (Odys-
laos und der Helena gewesen. Eine offenbar seus) , Menle (Menelaos) stellt nach Gerhard
erst von Ewipides {I]}h. Aul. 1150 ff. Eust. a. a. 0. 34 vielleicht ,,die um das Leben ihrer
ad Ilom. Od. 1693,12. Schol. llom. Od. 11, iSO) Tochter besorgte, bei dem erfahrenen Pala-
erfundene Sage läfst die Klytaimestra zuerst medes Rat und Hilfe suchende Klytaimestra
mit Tantalos, dem Sohne des Thyestes oder dar", während Odysseus und Menelaos sich
des Broteas {Gerhard, Rhein. Mus. 8 [1851], über das Opfer der Iphigeneia verständigen;
130) vermählt sein. Paus. 2, 22, 3; aber Aga- lo eine Vase aus Caere mit denselben vier Figuren,
memnon tötete den Tantalos und entrifs der Brunn im Bulletino 1865, 243 f. Auf etrus-
Klytaimestra ihren mit jenem gezeugten Sohn, kischen Aschenkisten (beschrieben von Schlie
Eur. a. a. 0. Paus. 2, 18, 2. In dem neu- a. a. 0. 60 ff'.), wo das Opfer der Iphigeneia
gefundenen Fragment Sahh. des Apollodor dargestellt ist, findet sich Klytaimestra meist
{Bhein. Mus. 46, 166) 'Aya.iLsiivmv ... yafiti knieend und die Arme flehend ausstreckend,
TvvdcxQEco &vyKT£Qa KlvTui^ivrjßZQav, rov ngö- so nr. 6 (vgl. Braun, II sacrifizio d' Ifigenia,
T8Q0V Kvrr'ig ävÖQa Tävrcclov Qvißzov avv zcp hassorilievo d'urna Etrusco spiegato , Perugia
naiSl ■nzsLvavxog wird %z£ivag zu schreiben 1840. 0. Jahn, Das Opfer der Iphigeneia,
sein. Von denDioäkuren bedrängt (Bd. 1 Sp. 91 archäoL Beiträge 392. OverhecJc, Bildiverke des
Z. 61 ff. Sp. 1162 Z. 38 ff.) wird Agamemnon 20 thebischen u. troischen Heldenbreises 323) nr. 7,
von Tyndareos geschützt. Eur. 1155 f.; und 10. 15. 16. 18. 19. 20. 21; dagegen ist sie auf
dieser giebt ihm die Klytaimestra wider ihren nr. 15 und 17 stehend dargestellt.
Willen zum Weibe, Eur. 1149; ähnlich heifst Über die Rolle Klytaimestras in der
es bei Dio Chrys. or. 11 p. 325. or. 61 p. 316, Telephossage sind die litterarischen Quellen
Agamemnon habe die Klytaimestra nur aus höchst dürftig. Hygin. fab. 101 erzählt, Tele-
Furcht vor den Dioskureu geheiratet (s. unten phos, von Achilleus in der Schlacht am Kaikos
Sp. 1239 Z. 29ff.). verwundet, kommt auf die Antwort des Orakels,
^ —., . .,.-„,., dafs ihn nur derjenige, der ihn verwundet,
3. Klytaimestra mAiüis. Rolle m der ^^^^^^ könne, zu Agamemnon und ergreift
Telephossage. 3^^ monitu Clytemnestrae den kleinen Orestes
Nach der Entführung der Helena durch mit der Drohung, ihn zu töten, wenn er nicht
Paris schickte sie durch Palamedes, Menelaos Heilung erlange ; offenbar stammt diese Version
und Odysseus dieser einen Brief, um sie zur der Sage aus dem Telephos des Euripides,
Rückkehr zu bewegen, Tzetz. proleg. Alleg. s. 0. Jahn, Telephos und Troilos 21 f.; die
Riad. 405; während der Abwesenheit des Schrift von C. Pilling, Quomodi Telephi fabu-
Menelaos und der Helena nimmt sie sich lam et scriptores et artifices reteres tractaverint,
deren Tochter Hermione an, iVr. Or. 1340. Halle 1886, habe ich nicht einsehen können.
Als die Griechen in Aulis durch den Zorn Nach Jahns a. a. O. , von Overbeck a. a. 0.
der Artemis zui-ückgehalten werden, wird sie 298, Anm. 14. 301 gebilligter Ansicht ist das
durch einen Brief Agamemnons {Eur. Iph. 40 Einverständnis der Klytaimestra mit Telephos
Aul. 99. 361) oder durch Odysseus {Tzetz. und ihr Rat {üvaoaa TtQuyovq zovös xat ßov-
Anteh. 194, vgl. Dictys 1, 20. Eur. Iph. Taur. lsvyi,tttoq heifst sie bei Eitv. fr. 704) aus dem
25) oder durch Odysseus und Diomedes {Hygin. Schmerz und dem Rachegefühl wegen der
/'. 98) oder durch Odysseus und Talthybios Opferung ihrer Tochter zu erklären; nach
{Apollod. epit. Vat. 17, 8 = frg77i. Sabb. Bhein. Vater {Untersuchungen über die dramatische
Mus. 46, 168) aus Argos (^?*r. Iph. Aul. Poesie der Griechen 54ff. , vgl. Schlie a. a. 0.
112. 328) unter dem Vorwand, Iphigeneia 58) ist diese Verabredung Klytaimestras mit
solle an Achilleus verheiratet werden {Eur. Telephos daraus zu erklären, dafs das Opfer
Iph. Aid. 100. 364. Sophokles bei Photius der Iphigeneia wohl gefordert, aber nooh nicht
p. 410, 10 und Suidos s. v. TtsvQ-SQoc;, Soph. SO vollstreckt sei und Klytaimestra hoffe, Tele-
El. 1020 ff.) samt der Tochter nach Aulis ge- phos werde die Griechen, auch ohne dafs das
\oc'ki, Eur. Iph. Aul. 411.^93. Nach einigen der Opfer vollzogen werde, nach Troia führen,
erwähnten Stellen {Apollod. a. a. 0. Eur. Iph. Auf Kunstwerken, fast durchgehends etrus-
25) begleitet sie jedoch die Tochter nicht. Die kischen Aschenkisten mit Ausnahme eines
Ankunft Klytaimestras mit Iphigeneia und dem Vasenbildes {Miliin, Gal. Myth. 163, 610.
kleinen Orestes im Griechenlager nach des £^wri- Overbeck a. a. 0. 299. 0. Jahn, Arch. Zeit. Ib
pides Iphigeneia in Aulis sowie spätere Scenen [1857], 93) und eines silbernen Trinkhornes
aus diesem Drama sind dargestellt auf einem aus Kertsch {Antiquitcs du Bosphore Cimme-
boiotischen Skyphos iqp/jft. uqx- 3 (1887), |jw. rien\)\. 3&; Arch. Zeit. Si. a.. 0. Taf. 107, 1 n. Jahn
5, 1, vgl. Kumanudes a. a. 0. 70 ff. Bobert im co ebenda p. 91 f.; vgl. Baumeister, Denkm. 1726),
Archäol. Anz. 1889, 119. Agamemnon will ihr tritt Klytaimestra zwischen Agamemnon und
alles verheimlichen, bis das Opfer vollzogen den von ihm mit dem Schwerte bedrohten
sei {Eur. Iph. Aul. 539), und sie daher nach Telephos, Schlie a. a. 0. 41 ff. nr. 5. 6. 8. 13,
Argos zurücksenden, ebend. 731. 743, doch sie 14. 11; letzteres Monument ist abgebildet
weigert sich entschieden 732 ff. Über Klytai- Bochette, Mon. ined. pl. 67, 2. Ocerbeck a. a. 0.
mestra in Aulis s. Friedr. Schlie, Die Dar- Taf. l.*?, 11. Baumeister p. 1726 nr. 1808; in
Stellungen des troischen Sagenkreises auf eh'us- ähnlicher Weise umschlingt sie den anstür-
kischen Aschenkisten 78 ff. Ein Spiegel aus menden Agamemnon mit beiden Armen auf
1235 Klytaim(n)estra (\\. Aigisttos) Klytaim(n)estra (b. Mord d. Agam.) 1236
einer späten Vase aus Cumä; Heydemann, liefs nur seine Entfernung zu, Eust. ad Hörn.
Ncajüer VasenJcatalog, Baccolta Cumana nr. 141 Od. 1466, 62 — gebracht, folgte sie ihm willig
p. 852. Ärch. Zeit. a. a. 0. Taf. 106. Bau- {eQ-eIovco) in sein Haus, Od. 3, 270ff. Athen. 1,
meister p. 1725 nr. 1807; abg. Fiorelli, Vasi 14^. Auf einem Krater (ob echt?) im Museum zu
cumani 14. Bull. Nap. N. S. 5, 10, 18. Auf Neapel ist eine Liebesscene zwischen Aigisthos
manchen Reliefs ist sie sogar in die Kniee und Klytaimestra dargestellt. — B^omer entschul-
gesunken und sucht fufsfällig ihren Gemahl digt (vgl. Z^oöeri a.a.O. 163) gewissermafsen den
zurückzuhalten, Schlie a. a. 0. nr. 12. 15. Treubruch der Klytaimestra: Zts Siq ^iiv Moiqu
16. 17; letzteres bei Overhccl; Taf. 13, 6. &£cäv tTisdrjas da^fivcci, Od. 3, 269, vgl. AiscJi.
Auch bei der Heilung des Telephos erscheint lo ChoepJi. 903. — Hesiod (fr. 117) und Stesichoros
Klytaimestra, ArcJi. Zeit. 7 (1849), Taf. 8. Sdüie fr. 26 Bergk* 216, vgl. Pmis. 3, 15, 11 erzählten,
a. a. 0. p. 46 nr. 18. OverbecJ: a. a. 0'. 307, dafs Aphrodite aus Zorn über ein von Tynda-
vgl. Jahn, Die Heilung des Telephos , Arch. reos vergessenes Opfer dessen Töchtern üblen
Zeit. a. a. 0. p. 83: ,,Sie erhebt die Hand mit Ruf geschaffen (vgl. Eur. Or. 249 f. 541) und
einer deutenden Gebärde, als wolle sie den sie Siyiiiiovs te zal zQiya^iovg -nal lt,necävoQ(xg
erzürnten Gemahl durch die Hinweisung auf gemacht habe.
das glückliche Ende versöhnen, das durch Auch au der Ermordung des Agamemnon
ihren gefährlichen Rat nun doch erreicht sei." hat sie, wenigstens in der ältesten Fassung
Höchst wahrscheinlich war Klytaimestra auch des Epos, keinen Anteil, sie ist „Mitwisserin,
auf dem pergamenischen Telephosfries als bei 20 aber nicht Mitthäterin des Mordes", Wilamo-
der Heilung des Telephos (Fragment abgeb. witz, Hom. Unters. 154. Böbert 163. Aigisthos
Jahrb. d. laiis. deutsch. Inst. 2 [1887], 251, F) tötet den Agamemnon, Born. Od. 3, 194. 303 f.
anwesend dargestellt, vgl. Bobert a. a. 0. 253. 4, 529 ff. ; erst in der NeTcyia und den späteren
, . . . , ,^ , , Teilen des Epos erscheint sie als Teilnehmerin
4. Verhältnis zu Aigisthos. Mord des ^^^^ ^^^^^^ (Aigisthos mordet den Agamemnon
Agamemnon.
6VV ovXoiisvT] dX6x(p, Od. 11, 410, vgl. den
liiiieYa,ti\v:Wilat7iowit2, Homerische Unter- [später eingeschobenen] Vers 4, 92: döla ov-
sucliungen löifi^. Die beiden EleTctren, Hermes lofisvrjg alöxoio. 11, 430: KovQidüo ztv^aaa
18(1883), 214 ff. Schneideivin - Nauck , Ein- nöasicpovov. 24:, 200: -novQLdiov ■azsivaoKnoatV
Icitung zu Soph. Elclctra. Bobert, Bild und 30 24, 97: AlyCaQ-ov ino xsqgI wai ovlo^svrjg
Lied 163 ff. Aug. Mau, Zu Euripides EleJctra aXoxoio, vgl. Arist. pepl. 1 (10) p. 3H BergJc*.
in Commentat. philol. in honorem Theod. Momm- Dio Chrysost. or. 66 p. 349. Serv. ad Verg.
senii 291 ff. E. Kahle, Fabulae, quae de caecle Aen. 3, 331. 4, 471. Vell. Patcrc. 1, 1, 2. Blut.
Agamemnonis et vindicta Orestis feruntur apud jjar. 37. KrU wendet (Wilamoicitz, Hom. Unters.
Graecorum pioetas, quomodo inter sc differant 157 f.) sie sich von dem sterbenden Gatten ab
(Progr. Gymnas. Allenstein 1880). Lauczizlcy, und drückt ihm nicht einmal die Augen zu.
Die Sage von Agamemnons Ermordung und Od. 11, 424 ff. Dio Chrysost. or. 74 p. 401.
dem Bächer Orestes in. der griechischen Boesie Unrichtig (vgl. Ho7n. Od. 4, 532) heifst es bei
(Progr. Gymn. Nikolsburg 1887/88). Crusius Serv. ad Verg. Aen. 11, 267: secundiim Ho-
hei Erschu. Gruber s.\. Klyt. Glaser, Klytaem- 4,0 ineruni Clytemestra Agamemnoni occurrit
nestra in der griechischen Dichtung (Progr. ad litus et illic cum susceptum cum adultero
Gymnas. Büdingen 1890) und die das. p. 11 Anm. inter epulas occurrit. Über Klytaimestra als
angeführte Litteratur. Wecklein, Einleitung zur Mörderin der Kassandra s. ob. Sp. 978, 20 ff.
Orestcia. Wide, Lakon. Kulte 333ff. Auf dem Gemälde des Bhilostratos 2, 10, wo
Die Schuld der Klytaimestra ist bei Homer, ausdrücklich erwähnt wird, dafs der Mord der
wenigstens in den ältesten Teilen des Epos, Kassandra bei Nacht stattfand, wird Klytai-
weit geringer als im Drama. Agamemnon mestra folgendevraafsen geschildert : Icpsatri-Asv
hatte vor seiner Abfahrt nach Troia einen uvry (Kassandra) fifra xov TiiXs-ascog (laviiiov
Sänger — er hiefs Chariades oder Demo- ßXsTtovoa -/.al ascoßrjUBvrj zag xai'tag tialrQax^ia
dokos oder Glaukos, Eust. ad Hom. Od. 50 rrjv coXsvrjv.
1466, 55. Schol. Hom. Od. 3, 267 und war von Ganz anders ist der Charakter der Klytai-
Agamemnon aus Pytho mitgebracht worden, mestra bei Aischylos gezeichnet: ,,die von
Demetrios Bhalereus a. a. 0.; nach Timolaos Natur gutartige, aber schwache und den Ver-
ebenda (vgl. Schol. Hom. Od. 1, 325) war er fnhrungskünsten des Aigisthos nicht gewachsene
ein Bruder des Phemios — an die Seite Kly- Frau, die bei Homer Klytaimnestra ist, wird
taimestras gestellt, um sie zu hüten und zu umgewandelt in das leidenschaftliche von Liebe
Avahren, Hom. Od. 3, 267 f. Vielleicht ist der und Hafs und Eifersucht bis ins Innerste be-
Augenblick, wo Agamemnon in Gegenwart wegte, listige und thatkräftige Weib", Bobert
der Klytaimestra dem Sänger seine Weisungen 164. Wie Bobert 170. 176 ff', (vgl. Wilamoivitz,
erteilt, auf einem Relief im Vatikan (Bochette, 60 Hom. Unters. 156. Crusius a. a. 0.) nach-
Mon. ined. 1, 118 pl. 29, 1. Overbeck a. a. 0. gewiesen hat, ist diese Umgestaltung des
678 f.) zu erkennen. Lange sträubt sie sich Mythos auf des Stesichoros Oresteia (über
gegen des Aigisthos Werben: qppaöt ytip -/CfjfP^jT' die Oresteia des Xanthos, des angeblichen
oLyaQ-TjGLV, Od. 3, 266, vgl. Seneca Ag. 110 f. Vorgängers des Stesichoros [Aelian. v. h. 4,
licuit pudicos coniugis quondam torcs et sceptra 26. Athen. 12, 513 A. Bergk'^ p. 204] siehe
casta vidiia tutari fide. Erst als Aigisthos den Bobert p. 173 ff.) zurückzuführen. Bei Ai-
Sänger nach einer wüsten Insel — er wollte schylos ist nicht {Ag. 1605 f. 1615) Aigisthos,
ihn töten, aber Klytaimestra verhinderte es und sondern Klytaimestra die Hauptthäterin und
.1237 Klytaim(ii)estra (b. Mord ä. Agam.) Klytaim('n)estra (b. Mord d. Agam.) 1238
Hauptschuldige: sie stellt den Wächter aus, dem Beil in der Hand auf die Thür des Bade-
um rechtzeitig Agamemnons Ankunft zu er- geiuachs, in dem sich Agamemnon befindet,
fahren, Äg. 11. 26, heuchelt Freude über des
Gatten Rückkehr, Ag. 565, schickt ihm einen
Boten entgegen, er solle in die Arme seiner
„treuen Gattin" (584), eilen (582 ff.), begrüfst
ihn mit verstellter Herzlichkeit, 824 ff. 1182ff.
1194, lockt ihn ins Bad (ivvSqov tbvxo?, SoXoqic-
vog J.sßrjC; 1082f.) 1501 und umstrickt ihn durch
ein unentwirrbares, einem Fischernetze glei-
chendes Gewand. Vgl. änstgov ciiiq}ißXr]atQOv,
waniQ ix^vcov, Ag. 1336. tJfiqD/'ßX?]ffrpor, CJwcpli.
479. (Xfirixo:vov Ti%vriaa v.a\ Svcb'aSvzov, Aesch.
im ScJiol. Eur. Or. 25 = fr. 365 ; iv nsnloiaiv
Xctßovoa (DixKvqaaTi., Ag. 1081. v(fccvroLg ev
TTETtXoig, Ag. 1551. Ttoatv aTtsigco nsQißaXova
v(pKGfi(XTi, Eur. Or. 25. dxEQiiovi SonSaXoj
TTinXci}, Eum. 624 f. noiKtXoLg dygev^aCLV ebend.
456 und Schal, dgnxvrjg ev vqpKffaart, Ag. 1454.
1477. SoXi'oig ßgöxcov Zqv.boiv, Eur. EI. 154.
ßovXsvTOiOLV SV y.aX%'t(iuaaLV , CJioeph. 481.
niSaig dxaXtiSVTOig , ebend. 480 und Schol. rf]
ccSif^oSsvrcp sßO'iiTi' TtodivSvxov Sgoi'rrjg "^ic^rcc-
ay.rjvwna, ciQKvg Jtori TtoSiGtiiQsg nsTtXov, CJioeph.
995 ff. svSvaaacc roi' aväga ^trcoi'o; navraxo&BV
vcpaotisvov, loh. Antioch. fr. 25 Miüler., fr. hist.
Gracc. 4, 551 jjitwvo; axsiQd Ttat drQCiXilXov
ApoUod. epit. Vat. 23, 10 p. 75 Wagner =
frgm. Sabb. f 119. i?7tem. 3Ius. 46 (1891),
175. jjtTcövo: KBcpaXijg ■nal ;^E(präv (fi^'t:?
X^igäv nrjts tgaxy'jXov, Tzetz. Lyk. 1099)
ovy. i'xovrci f'^odov , Schol. reo. Soph. El. 194,
vgl. Thomas Mag. hypotli. Eur. Or. vestis
clauso capite, Serv. ad Verg. Aen. 11, 267, vgl.
Seneca Ag. 888 ff. — Sie versetzt ihm dann mit
dem Beil (dvSgo-nfirjg nsXs-nvg von ihr selbst
genannt, Choeph. 882, vgl. Find. Pyth. 11, 20
[30]. Arist. Thesmoph. 560 und Schol. Soph.
El. 99. 485. Eur. El. 160. 279. 1159 f. Heh.
1279. LyJcophr. 1105. Fhilostr. a. a. 0. Horat.
sat. 1, 1, 99. Turenal. 6, 657. Seneca Ag. iß.
897. i?o6ert p. 177) zwei Schläge auf das Haupt,
Ag. 1338. 1297. 1458. 1482. 1490. C/wrp/i. 304;
dem zu Boden gestürzten giebt sie noch
einen dritten Schlag, rov -/ar« x^ovbg "AiSov
vExpräi' acorrjgog svy.rcciKv x^giv, Ag. 1340 f.
Schon Stesichoros hatte die Kopfwunde des
Agamemnon erwähnt, fr. 42. Bobert p. 171;
ebenso Soph. El. 99. Eur. Or. 497. Dafs Kly-
taimestra den Agamemnon im Bade ermoi'dete,
sagt Aischvlos auch Eiim. 457. 623. Choeph.
478. 1068. Soph. El. 445. Eur. Or. 367. El. 157.
1148. Lyl-ophr. 1108 und Tzct:: z. d. St.; da-
gegen tötet sie ihn beim Mahle nach Soph. El.
195 und Nauclc z. d. St. 203. 284. Bio Chrysost.
or. 74 p. 401. Titvenal. 8,217. Serv. ad Verg.
Ae)i. 11, 267, vgl. Scnec. Ag. 885; oder beim
Opfer, Hyg. f. 117, vgl. Dio Chry^. und Serv.
a. a. 0. Ausnahmsweise wird in der Tragödie
Aigisthos als Mithelfer beim Morde be-
zeichnet, Eur. El. 10. 87. 124. 165. 319. 599.
763. 869. 885. 914 ff. Soph. El. 587 f., vgl. 34.
358. 816. 955. Sencc. Ag. 884; andere Stellen,
■wo nur Klytaimestra als Mörderin bezeichnet
wird, sind: Eur. Andr. 1027. Iph. Tanr. 552.
Soph. El. 125. Eur. ^Z. 1088. Theodelfes b. Arist.
Ehet. 2, 24 fr. 5 p. 624 NaucJc. Dargestellt ist
Klytaimestra, in wilder Hast und Aufregung mit
zueilend, auf einer Kylix im Berliner Museum,
Eurhvängler, Berliner Vuscnlcatalog 2301. Arch.
Zeit. 1854 Taf. 66. Jahn, ebenda 233. Bobert
p. 150. 178. Ob das Vasenbild {MilUn, Feint,
de vas. 1, 58), das einen jugendlichen mit
Helm und Schild bewaffneten Krieger darstellt,
der ins Knie gesunken ist und auf den eine
10 Frau mit einem Beil heranstürmt, auf Aga-
memnon und Klytaimestra zu deuten sei, ist
ungewifs, Overbech a. a. 0. 680 nr. 3. Bau-
meister, D. 22; auf einer Amphora (OverbecJc
Taf. 28, 4), die wahrscheinlich hierher gehört,
schwingt Klj'taimestra ein Stuhlbein [oder eine
Mörserkeule? Röscher] gegen den von einem
Jüngern Manne (nicht Aigisthos) niedergeworfe-
nen und mit einem Hackmesser angegriffenen
Agamemnon. Overbeclc a. a. 0. p. 681 will
20 hierin die Version der Sage erblicken, nach
der Klytaimestra sich zum Morde Agamemnons
der Sklaven oder Gefangenen bedient habe,
und sieht eine Andeutung hiervon bei Soph.
El. 1351 f. Ganz sicher ist Klytaimestra beim
Gattenmord nur auf etruskischen Reliefs nach-
weisbar ; auf einer Aschenkiste in Paris (abgeb.
Bochette, 3Ion. ined. 1, 29. Overbeclc Taf. 28, 3,
vgl. p. 682. Batimeibter p. 21 nr. 22, vgl. Schlie
a. a. 0. 156 nr. 2) ist Klytaimestra rechts
30 durch die geöffnete Saalthür hereingestürzt
und schwingt über ihrem Haupte eine Fufs-
bank gegen Agamemnon, der in das netzartige
Gewand verstrickt mit einem Beine auf einem
Altar kniet, während von links Aigisthos mit
dem Schwerte heranstürmt und ihn bereits
am Haupte ergriffen hat; eine ähnliche Dar-
stellung auf einer Urne aus Chiusi, Annali
1868, iav. d'agg. N. Schlie, ebend. 331 ff.
Conestabile im Bulletino 1865, 257, vgl. Bau-
40 meister, D. p. 21; etwas abweichend die zwei
Reliefs bei Overbeck p. 683. Schlie, Barstcll.
d. troischen Sagenkr. p. 155 nr. 1. und p. 156
nr. 3, wo Klytaimestra den auf einer Kline
beim Festmahl liegenden und von Aigisthos
mit dem Schwerte bedrohten Agamemnon
gleichfalls mit einer Fufsbank angreift. Auf
dem Gemälde des Fhilostratos 2, 10 ist Aga-
memnon von Klytaimestra bereits getötet.
Dem toten Gemahl liefs Klytaimestra Arme
50 und Füfse (oder den Kopf Achill. Tat. 1, 8)
abschneiden, um ihn an der Rückkehr aus
dem Grabe zu hindern und ihm die Rache un-
möglich zu machen, Aesch. Choeph. 427 und
Schol Soph. El. 445 und Nauck z. d. St.; vgl.
Suchicr, Über d. ethische Bedeutung d. Sophokl.
Traqödie Elektra, Progr. Gyranas. Rinteln
(1885) p. 9 f.; nach Schol. AcscJt. Eum. 457
liefs sie seinen nackten Leichnam den Bürgern
zeigen, vgl. die Prophezeiung der Kassandra,
60 Eur. Troad. 446 f., Agamemnon werde schmäh-
lich des Nachts bestattet werden, vgl. Aesch.
Ag. 1513. Als Motiv zur That, deren sie sich
so'aar rühmt {Aesch. Ag. 1348. 1511 f.) be-
zeichnet Find. Pyth. 11, 22 (35) entweder
Schmerz über die Opferung der Iphigeneia
oder ihre verbrecherische Liebe zu Aigisthos
(oder Eifersucht auf Kassandra, vgl. Eur.
El. 1032. Athen. 13, 556 c). Bei Aischylos
1239 Klytaim(n)estra (ihr Tod)
tritt der Rachegedanke vollständig in den
Vordergrund, Äijum. 1-186 ff. 1514, vgl. tiopli.
El. 531 ff. 592; die ehebrecherische Liebe
wird nur gestreift, Ghoepli. 579 ff. 887. 898
vgl. 127 f.; der Wunsch, sich zu rächen, hat
sie mit Aigisthos, dessen Hauptbeweggrund
es gleichfalls ist, Vergeltung zu üben, Ag.
1554 ff. verbunden, vgl. Hypoth. Äcsch. Ag.:
TztTtoirjiis rs Al'yia&ov v.al KXvratyiviqozQccv gita-
t£QOV ÖU6%VQi'C,6^ivov TtSQi zijg avaLQEascog
£vl 'AicpaXaCa, Trjv fitv zfi avaiQiCii Icpiys-
veiag, rov ds raig rot; naxQog Gvsavov t^
'JtQsmg GVficpoQKig. Bei SophoUes, der über-
haupt die Klytaimestra von den Tragikern am
ungünstigsten gezeichnet hat — vgl. ihre Härte
gegen Elektra, So2Jh. El. 289. 393. 452. 597.
8141 1181 ff. 1194. 1289. 1427; sie will ihre
Tochter sogar in ein unterirdisches Gewölbe
einsperren 380 ff. ; hat den kleinen Orestes er-
morden wollen, 601t'. 1133, vgl. 296 f. und
kann bei der Kunde von seinem Tode nur
mühsam ihre Freude verhehlen 675. 766 f.
803 ff. 1153. 1295; da sie immer seine Rache
gefürchtet 780 ff. ; um ihr schuldbeladenes Ge-
wissen zu beruhigen, bringt sie allmonatlich
im Agamemnons Todestage Opfer dar, 278 ff.
— erscheint lediglich ihre verbrecherische
Liebe als Beweggrund 97. 197. 272. 492 f. 562.
587. 594. 652, vgl. Eur. Or. 26,f. 558. Saicc.
fr. 66 vol. 3 p. 431 ed. Harne. Über Klytaim-
nestra speciell bei Sophokles vgl. Braungarten,
Die sittliche Anschauung u. d. CJiarakterzeich-
nung nach ihren Motiven und Tendenzen in
Sopholdes Elektra (Progr. Gymnas. Mies 1884)
8 ff. Suchier a. a. 0. lOff'. ; über die Klytaim-
nestra bei Sopholdes und Euripides, Vahlen
im Hermes 1891, 352 ff. — Bei Eur. Or.
576 ff. ist es Furcht vor Strafe, bei Seneca Ag.
166 ff. Zorn über die Opferung der Iphige-
neia, Eifersucht auf Chryseis und Kassandra;
noch anders Bio Chrijs. or. 61 p. 317 'Ayafis-
livcüv 8iu zriv ^■QXV'^ snaigöfisvog zjiv KXvxai-
(ivr',özQav rizi^ccGBv ^ aaxs Srjlov 7]v ozs ovv.
clvt^oivzo dlli]Xcov, dXV tcoizo zoiavza o%88ov
hnoLU avvsnsasv. Auf die Tragödie geht wohl
auch die Erzählung zurück, Oiax, der Sohn
des Nauplios, habe, um den Tod seines Bruders
Palamedes zu rächen, der Klytaimestra die
erlogene Nachricht gebracht, dafs Agamemnon
die Kassandra zum Kebsweibe genommen und
ihr vorgezogen habe {Hygin.f. 117. Dictys 6, 2,
vgl. lohann. Antioch. fr. 25. Eur. Or. 432.
Paus. 1, 22, 6. Bohert 182 ff.), oder Nauplios
selbst habe die Frauen mehrerer griechischer
Helden, darunter auch die Klytaimestra, ver-
führt (wodurch, ist nicht gesagt; vielleicht
durch dasselbe Mittel wie Oiax?), mit anderen
Ehebruch zu treiben, Tsetz. Lyk. 384 p. 572.
1093 p. 928. Apollod. epit. Vat. 22, 4. — Bei
Euripides erscheint Klytaimestra in besserem
Lichte. Obwohl Agamemnon ihr schweres
Unrecht zugefügt (ob. Sp. 1232 Z. 61), war sie
ihm stets eine treue gehorsame Gattin, Iph.
Aul. 1158 ff". 726. 633; fast rührend ist ihre
Liebe zu Iphigeneia (ebend. 628. 728 ff. 886.
902. 1434 ff. 1461) und zu Orestes (622 ff. Iph.
Taur. 234); sie hat die Elektra vor dem ihr
von Aigisthos zugedachten Tode gerettet
Klytaim(n)estra (ihr Tod) 1240J
(El. 28) und will der Tochter bei dem von ihi
geheuchelten Wochenbett beistehen , El. 652j
656. 964. 1123 ff'. 1132; über ihre That em^
pfindet sie Scham und Reue, El. 1105 ff'. 642f.,J
vgl. 3Iau a. a. 0. 294. Wilamowitz, Die heiden^
Elektren 222. 230 ff.
5. Tod der Klytaimestra. Ei6oyXov etc.
Kurz nach Agamemnons Ermordung {Dictysl
10 6, 2) gebiert Klytaimestra dem Aigisthos die]
Erigone, Apollod. fr. Sabb. f. 119. Bh. Mus.\
46 (1891) 175. Hygin. f. 122. Tzetz. Lyk. 1374.
Dictys a. a. 0. und 6, 4. lohann. Antioch. fr. 25.^
C. LG. 2, 2374 (inarmor Parium) p. 301, 40.j
Hesych. s. v. AicoQa. Etym. M. 42, 4. Ioh.\
Malal. p. 168; vgl. Kinaithon bei Paus. 2J
18, 6 [Apollod. epit. Vatic. 23, 14], wo sie nui|
Tochter des Aigisthos heifst, vgl. Bobert ISS.]
E. Maafs, Analecta Eratosthenica 132 ff. Da-
20 gegen nennt Ptolem. Heph. 4 p. 189 Wester-
mann die Tochter beider Helena. Ob Klytai-j
mestra auch Mutter des von Hygin. f. 122. 124
nur Aegisthi fdius genannten Aletes ist, bleibt
fraglich ; doch scheint auf mehrere Kinder hin-,
zudeuten Eur. El. 62. 626. Soph. El. 589.'
Über sieben Jahre {Hom. Od. 3, 305. Vell.
Paterc. 1, 1, 3) hat sie an der Seite des Ai-
gisthos gelebt, als Orestes erscheint, um den
Vater zu rächen ijzot, 6 (Orestes) zbv (Aigisthos)
ZO nzEi'vag dai'vv zdcpov 'Aqjsloloiv iirjzgög ts
ar vy SQfjg kkl dvä?.v.i8og Ai'yi'a&oLO, Od. 309 f.
Während Welcker {Episch. Oyklus 1 , 298, vgl.
Kahle a. a. 0. 5) aus v. 310 schliefst, dafs
Homer von dem Muttermorde des Orestes
wufste, und Schlie a. a. 0. 166 meint, der Dichter
habe sich gescheut, nähere Umstände hiervon
anzugeben, glaubt Bobert 163, der Muttermord
h'ätte von Homer unbedingt erwähnt werden
müssen (vgl. Schöne, Einleitung zu Eur. Iph.
40 Taur. p. HO), und nimmt einen Selbstmord
(gebilligt von Crusius a. a. 0. 253 Anm. 3;
vgl. Baumeister 1112) der Klytaimestra aus
Scham und Verzweiflung au. v. ^l'ilamowitz,
Hom. Unters. 154 f. Anm. 15 streicht v. 310,
da Klytaimestras Erwähnung der Teleraachie
widerspreche; vgl. auch Schal. Hom. Od. 1,300
ovY. otdfv b noirjz!]g zbv KXvzai^vi^azQag vnb
zov Ticcidog n6(Jov. Vielleicht stellt das alter-
tümliche Relief aus Aricia (abg. Arch. Zeit.
50 1849 Taf. 11, 1. Overbeck 28, 8. Baumeister
p. 1112 nr. 1309; vgl. Jahrbuch d. K. d. arch.
Inst. 3, 245) diese älteste Auffassung dar;
Klytaimestra sucht den Orestes, der dem zu
Boden gesunkenen Aigisthos einen zweiten
Stofs beizubringen im Begriffe s^teht, mit der
1. Hand zurückzuhalten; freilich erblickt Over-
beck p. 697 auch hierin schon eine verhüllte
Andeutung des Muttermordes; dagegen Bau-
meister a. a. 0. Vielleicht war auch auf der
CO jetzt verschollenen Trinkschale des Kachrylion
(Welcker, Annali 1853 278 Anm. 1. Overbeck
695. Bobert a. a. 0. 149. 158f.) eine ähnliche
Scene dargestellt. Die Vasenbilder, die nur
die Tötung des Aigisthos darstellen und den
Muttermord beiseite lassen, hat zusammen-
gestellt Schlie a. a. 0. 168 Anm. 1. Ob das
verstümmelte Marmorbasrelief des Museums
zu Konstantinox3el (Gazette arch. 11 [1886]
1241 Klytaim(n')estra (ilu- Tod) Klytaim(n)estra (ibr Tod) 1242
pl. 1; Vgl. Sorlin Borigny a. a. 0. p. Iff.) hier- 2) Kelebe aus Certosa {Bulletino 1872 110
her gehört, kann nicht entschieden werden. nr. 78); fast dieselbe Darstellung; nur hat
Bei Stesidtoros und den Tragikern erscheint Klytaimesti-a das Beil zum Schlag erhoben,
(mit verschwindenden Ausnahmen, s. unten Brizio a. a. 0. nennt den sie am Streiche hin-
Sp. 1243 Z. 32) Orestes als Vollstrecker der dernden Mann Pylades; doch dürfte dafür
Rache an Klj'taimestra. Diese träumt bei nach Analogie von nr. 1 Talthybios einzu-
Stesichoros (fr. 42), ihr nahe eine Drache mit setzen sein.
blutigem Haupte, aber plötzlich stand Aga- 3) Vorderseite einer Amphora in Wien
memnon (auf diesen, nicht auf Orestes [Schnei- {Sacken- Kenner 5 nr. 240; abg. Miliin, Peint.
detvin a. a. 0. 16j wird mit Bohert 171 ßaci- lo de vas. 2, 24. Gal. Myth. 170, 614 [vgl. Bobert
Isi-g nXHG&svtdas zu beziehen sein) vor ihr; 150 Anm. 1]. Arch. Zeit. 12 [1854] Taf. 66, 1
aus seiner Umarmung (vgl. die schöne Kom- [von Jahn, Arch. Zeit. a. a. 0. 231 ff. früher
bination von Bobert 171. 178) gebiert sie einen auf Merope und Kresphontes bezogen]) stellt
Drachen, Aesch. CoepJf. 514. 921 f., der, als nur die Gruppe Talthybios und Klytaimestra
sie ihm die Brust reicht, mit der Milch Blut dai-, Bobert p. 158. Heydemann , Jahrb. d. K.
sangt, Coeph. 520. 533. Auch bei Sophokles B. arch. Instit. 1 (1886), 310, 31.
träumt sie von einer zweiten Vermählung 4) Stamnos im Berliner Museum (C I. G.
mit Agamemnon; dieser habe dann sein altes 4, 7701. Furtivängler , Berliner Vasenkatalog
Scepter auf den Herd gepflanzt, ein frischer 2184. Welcker, Annali 1853 278ff. Jahn, Arch.
Zweig sei daraus hervorgesprofst und habe 20 Zeit. 1860 43 f. Bobert 149 ff.; abgeb. Gerhard,
das ganze Mykenerland überschattet, -EZ. 417 ff. Etrusk. Vascnb. 24 p. 35ff. Annali 1853 tav.
Durch diesen Traum erschreckt {Ghoeph. 510. d'agg. H. Overbeck 28, 10 p. 695 f. Baumeister
522. Soph. El. 410. 636. 644) schickt sie p. 1113 nr. 1310). Klytaimestra schwingt das
Elektra (bei Sophokles Chrysothemis, El. Doppelbeil über dem Haupte gegen Orestes;
326. 406) mit Spenden zum' Grabe Agamem- doch fehlt hier der eingreifende Talthybios,
nons, Choeph. 80 ff. 502 ff". Es folgt die Er- den jedoch die Phantasie des Betrachters sofort
kennung der Geschwister und die Verab- ergänzen konnte, Bobert 156.
redung zur Rache. Bei Aischylos {Choeph. 5) Amphora (abg. Monum. ined. 5, 56.
655 ff.; vgl. 834) bringt Orestes der Klytaimestra Welcker, Alte Denkm. 5 Taf 18, der die Dar-
die Nachricht von seinem Tode, bei Sophokles 30 Stellung p. 287 f. Annali 1854 274ff. auf die
{El. 1113) die Urne mit seiner angeblichen den Aigisthos mit dem Beil angreifende Elek-
Asche; letztere Scene will Overbeck (693 f. tra, auf Klytaimestras Schatten und die drei
Taf. 29, 6; vgl. Baumeister 1112 1.) auf einem Erinyen bezog), ähnliche Darstellung wie die
Krater erkennen. Während Klytaimestra, die vorige, nur dafs Klytaimestra (vgl. BuJletino
allein im Hause ist {El. 1309. 1368), bei So- 1851 55) rechts hinter Aigisthos mit dem Beil
phokles vor Aigisthos fällt, EJ. 1410ff. Thomas herbeieilt, gegen den von links Orestes heran-
3Iag. Eur. Gr. Hypoth., wird sie bei Aischylos stürmt, Benndorf, Aimali 1865 218 ff. Bobert
und Euripidcs (hier von Elektra in das Haus 152 f.
ihres Gemahls, des mykenischen Landedel- Weit zahlreicher sind die Darstellungen
mannes, gelockt, is7. 1139) nach jenem getötet, 40 des Muttermordes selbst. Theoros malte ab
Choeph. 862. 870. 880ff. Eur. El. 763. 1165 ff. ; Oreste matrem et Aegisthnm interfici, Plin.
vgl. Eur. Iph. Taur. 79. 556. 715. 940. 1007. 35, 144; Theon eine 'Ogierov (irjzgoyiToviK,
1033. Gr. 29. 74. 165. 285. 562. 1235. Bio Flut, de aud. poet. 3, wohl dasselbe Gemälde,
Chrys. or. 66 p. 349. ApoJlod. frgrn. Sabb. das Plin. a. a. 0. Orestis insania nennt; viel-
Bhein. Mus. 46, 175. Nach Hygin. f. 119 fand leicht sind beide Künstler eine und dieselbe
ihre Ermordung des Nachts statt; wenigstens Person, Brutin, Gesch, d. griech. Künstler'^
auf den Abend weist auch Aesch. Choeph. 641 2, 171 f.
hin. Ein etwas früherer Moment, der zwar Die um ihr Leben flehende und dem Sohne
litterarisch nicht ausdrücklich bezeugt ist, wo- die entblöfste Brust zeigende {Aesch. Choeph.
rauf aber noch der Ausruf der Klytaimestra 50 889 ff. Eur. El. 1206 ff. Or. 527. 568. 827 ff.
doiT] zig avSQO'A.arita nslitivv mg xccxog , Aesch. 841; vgl. Soph. El. 1410) Klytaimestra fin-
Choeph. 882 hinzudeuten scheint, ist auf meh- det sich auf dem Wandgemälde aus casa di
reren Vasenbildern, denen die Sagenversion Sirico {Uelbig nr. 1300) dargestellt, Arch.
des Stesichoros zu Grunde liegt {Bobert 180), Zeit. 41 (188.3) Taf. 9, 1. Bobert ebenda 259 f.,
dargestellt: die ihrem Buhlen mit dem Beil gegen der es auf das Original des Theon zurückführt,
Orestes zu Hülfe eilende Klytaimestra, und zwar (ob jedoch nach Bobert a. a. 0. das Gemälde
1) auf einer Vase aus Caere (abgeb. Monum. auf Aesch. Choeph. 889 ff. zurückgeht, .«cheint
ined. 8 tav. 15, 1. Bohert -p. 154. Baumeister, B. mir fraglich; mit gleicher Wahrscheinlichkeit
p. 1114 nr. 1311. 0. Benndorf, La finedi Egisto e läfst sich anEuripides; s. obigeStellen^ denken);
Clitemnestra, Annali 186Ö 212 ö'. Bulletino 18Qb GO a.ni einem etrnskischen Spiegel, abgeb. Gcr-
215). Klytaimestra (alle Personen sind durch hard, Etr. Spicg. 2, 237 (nicht 137, wie Over-
Beischrift kenntlich) eilt mit dem Beil, das beck p. 704 nr. 38 notiert) und Gerhard ebenda
sie gesenkt hält, auf den durch den Warnungs- 3, 221 ; knieend und den rechten Arm flehend
ruf der Chrysothemis aufmerksa,m gemachten gegen den Sohn ausstreckend, der mit der R.
Orestes, der dem Aigisthos schon zwei Wunden ihr Haupt gefafst hat, Braun, Oreste, stretto
beigebracht hat, zu; doch Talthybios hindert al parricidio dal Fato; vgl. Bulletino 1842
sie an dem beabsichtigten Schlage, indem er 47ff. Gerhard a. a. 0. Taf. 2, 238. 3, 221; auf
ihre linke Hand und das Beil ergreift. beiden Spiegeln sind die Namen beigeschrieben.
1243 Kljtaim(n)estra (ihr Tod) Klytaim(n)estra (ihr Eidolon) 1244
Ähnliche Darstellung auf einer Trinkschale aus vor Charon, um in die Unterwelt einzugehen,
Nola, Catal. of tlie Greek Vases in the Brit. auf einem Sarkophag, Bcnndorf, Annali 1865
Mus. nr. 979 = Arch. Anz. 10 (1852), 184. 233. Ihr und des Aigisthos Grab befand sich
Klytaimestra vor Orestes au einen Altar ge- aufserhalb der Mauer vonMykenai,P(nts. 2,16, 7;
flüchtet, auf drei etruskischen Aschenkisten, vgl. Eur. Or. 94f. 114, 471. 611. 798 {^vrjiiu).
Schlie a. a. 0. 161 f. nr. 9. 159 nr. 1 (abg. Overbeclc 1185. 1215. 1321. 1325. 1434 {xvii^oq) Et. 31. 282,
27, 7, der die Darstellung jedoch p. 653f. auf 6ff. ; doch spielt der Orestes des Eurijndes in
Kassandra und Aias bezieht), p. 160 nr. 2. Auf A\-gos,vg\. ü,uchBelgey,Be)i.Philol.Wocltcnsc]ir.
dem Bd. 1 Sp. 153 f. abgebildeten Sarkophag 11 (1891), 1281 f. Ein Bild oder eine Bildsäule
(vgl. aufser den Sp. 153 Z. 2 ff. gegebenen Be- lo (ftncuv) der Klytaimestra zeigte man zu Amy-
legen die von Stephani, Cotnpte-rend. 1863 klai, Paus. 3, 19, 6. Beiger a. a. 0. 1316. Das
181 nr. 36 angeführte Litteratur und 3Ionuin. Schattenbild Klytaimestras , das bei
ified. 8 tav. 15, 2) sucht die Amme die Kly- Aesch. Eum. 94 fl'. die schlafenden Erinyeu
taimestra vor dem Streich des Orestes zu weckt, ist in direktem Anschlufs an die
schützen, vgl. Overheck p. 701. Auf etrus- Dichtung des Aischylos dargestellt auf einem
kischen Aschenkisten zieht Orestes die ste- Oxybaphon (abg. Monum. ined. 4, 48. Ocer-
hende Klytaimestra mit einem kräftigen Ruck heck 29, 7 p. 714. Baumeister p. 1117 nr. 1314),
an sich, Schlie 160 f. nr. 4 — 6, oder sie ist I?M//efmo 1844 84. de Witte, Annali l^il ^\^&.
schon niedergestürzt, nr. 7. 8; auf ur. 3 sitzt Welcker ebeud. 1853 275. Stephani, Compte-
sie auf dem Rücken eines unter ihr liegenden 20 rcnd. 1863 270. W ernicke, Arch. Zeit. 42 (1884),
männlichen Leichnams; oder sie wird auf 207; ebenso erscheint ihr Schatten auf einer
hohem Ruhebett liegend von Oi-estes äuge- Amphora mit der Darstellung von Orests
griffen, ücerbeck 702 f. Andere Darstellungen, Sühnung (abg. Ocerbeck 29, 9. Baumeister
i^wZ/ei. 1848, 74; 1849, 8; auf einem etruskischen p. 1118 nr. 1315), Overbeck 712 ff. Stephani
Spiegel, Gerhard 4, 5 p. 8. ürioli im Bullet. a. a. 0. 1863 273. Wernicke a. a. 0. 202; auf
1850 31 ff. Orestes stöfst ihr das Schwert in dem Vasenbild Bd. 1 Sp. 1331/32 (= Oocrbeck
den Nacken (Namen beigeschrieben), Overbeck 29, 2. Baumeister 1116 nr. 1313) werden wir
703 nr. 37. Schlie 162 nr. 10. Die geschehene in dem im Spiegel erscheinenden Gesicht trotz
That zeigen, ungefähr wie Lucian. de dorn. 23 Overbeck (p. 706; vgl. Bd. 1 Sp. 1333 Z. 66)
schildert {KlvzaiiivrjazQa ijörj avyqrizai v.ai sn' 30 das Antlitz Klytaimestras zu erkennen haben,
fuv/Js xLvoq r]iiiyv(ivQg 7tQÖv.Etzcti %. t. A..), meh- vgl. Ileydemann, Vasens. d. Mus.Naz. z. Neapel
rere römische Sarkophage, Overbeck 700 ff'. nr. 1984 und aufser der dort angegebenen Litte-
nr. 27 — 34; einer davon, der im Museo Bio- ratur Wernicke a. a. 0. 199 Anm. 3. In ähn-
Clementino (5, 22), abg. Overbeck 29, 1 == Bau- lieber Weise hat bei Eur. Iph. Taur. 289 der
VHeisie?' p. 1115 nr. 1312, Litteratur bei 6'iep/iam, wahnsinnige Orestes die Vision, dafs eine
Co>Hpfe-re«t?. 1863 181 nr. 35; fast genau stimmt Erinys seine Mutter in den Armen trage, um
damit überein die Reliefdarstellung auf der sie auf ihn herabzuschmettern. Von sonstigen,
Vorderseite eines Sarkophags im Dom zu Hu- oben nicht eingereihteu Darstellungen der
sillos, Arch. Zeit. 29, 167. Stephani a. a. 0. Klytaimestra sind noch zu erwähnen die auf
1881 91. Klytaimestra tot und halbnackt 40 einer Pyxis im brit. Mus.: "'Helena sitzend
auf einem hohen Altar liegend, Schlie p. 163 mit ihrem Arbeitskorbe, dabei stehen Kassan-
nr. 11 p. 170. dra und Klytaimestra', Arch. Zeit. 32, 113.
Abweichend wird Pylades {TJi)lddr]g ttqco- Auf der schon oben erwähnten Vase des Xeno-
Tog i-nQi&T] inl zco KXvzccn.ivr'iazQag cpova) als timos (vgl. Antike Denkm. etc. a. a. 0. p. 51)
Mörder der Klytaimestra genannt, Schol. Arist. ist Klytaimestra nebst Tyndareos und Leda
nub. 623; vgl. Luc. am. 47 a(iq)'zeQot. (Oi'est. (alle Personen sind durch Beischrift kenntlich)
und Pyl.) Klvzaifivr'iazQav dvVjgow, und Eur. als erwartungsvolle Zuschauerin bei der be-
Or. 1235 sagt Pylades rjipäfxriv d' tyco gt'qpovs. vorstehenden Eigeburt der Helena dargestellt;
Wenn schliefslich Serv. ad Vtrg. Aen. 11, 268 neben dem auf einem Altar liegenden Ei sitzt
berichtet quidam dicunt Clytemestram non 50 der Adler des Zeus; Klytaimestra selbst trägt
manu filii, sed iudicum sententia j^^^'^'niptam, einen Armelchiton und Mantel, das Haar um-
so möchte ich hierin eine weitere Ausführung bunden und ^hinten iu einen Schopf gefafst'
der Worte des Tyndareos Eur. Or. 539 dlX' und erhebt verwundert die rechte Hand. Sollten
0'i;;Ki TtQog zov8' ftxog rjv avzrjv Q'avBiv finden; wir hiernach vielleicht auf dem etruskischen
möglich, dafs ein Tragiker nach Euripides aus Spiegel, welcher ebenfalls — nur in Gegen-
diesen Worten den Anlafs nahm, eine Gerichts- wart von einer gröfsereu Anzahl Personen —
Verhandlung gegen Klytaimestra stattfinden die Geburt der Helena behandelt (abg. Gaz.
zu lassen, die der Verhandlung gegen Orestes arch. 1877 Taf. 3. Kekule, Über ein griech.
{Eur. Or. 877 ff.) nachgebildet war. Als Blut- Vasengemälde im akad. Kunf^tmuseum zu Bonn
rächer für Klytaimestra trat Tyndareos auf bei co p. 24 und die dort angeführte Litteratur) in
Eur. Orestes. Apollod. frgm. Sabb. Ehein. Mus. der zwischen Turan (Aphrodite) und Poltuce
46, 175, oder ihre Tochter Erigone, Apollod. (Polydeukes) stehenden weiblichen Figur, der
a. a. 0. Dictys 6, 4, oder ihr Vetter Perilaos, einzigen der ganzen Gruppe ohne Namens-
Paus. 8, 34, 4; näheres unter Orestes. beischrift, welche die mannigfachste Deutung
Bestattet ward Klytaimestra von Orestes, (näheres bei Kekule a. a. 0. 25 f.) erfahren hat,
Hom. Od. 3, 310 (s. aber Sp. 1240 Z. 32). Eur. auch Klytaimestra zu erblicken haben? Ein
Or. 402; vgl. 422, oder von M^nelaos und Gemälde Klytaimestra von Tauriskos ohne
Helena, Eur. El. 1278 ff'. Sie und Aigisthos nähere Angabe bei Plin. 35, 141. Brunn
1245 Klyte Klytia 1246
a. a. 0. 1-, 330. '2-, 193. 200. Klytaimestra (?) zeigte sich ihr dann [in seiner göttlichen Ge-
mit Helena, Menelaos und Aphrodite auf der stalt, und Leukothea konnte ihm nicht wider-
Insel der Seligen, Gerhard, Etrusk. Sjiieg. stehen. Klytia, die alles erführt, entdeckt aus
3, 209; abg. 2, 7 Taf. 218. Zur Darstellung gekränkter Liebe und glühender Eifersucht
der Klytaimestra im allgemeinen vgl. E. Brauv, dem Vater den Fehltritt seiner Tochter. Dieser
Grundrifs der Denkmalkunde (= H)jpcrhor.- läfst sie lebendig begraben und türmt einen
Böm. Stud. f. Archäol. 2 = Arch. Nachlafs Hügel schweren Sandes über die Gruft; zu
aus Born) p. 69. spät öffnet Helios mit seinen Strahlen das
Als Person tritt Klytaimestra auf in des Grab; er vermag die Geliebte nicht mehr ins
Aiscliißos Agamemnon , GhoepJwren und (als lo Leben zurückzurufeo, aber zum Gedächtnis an
Schattenbild) in den Eumeniden, bei Sophokles sie läfst er auf ihrem Grabhügel die Weihrauch-
in der jE/eWra und //^/ii^enem (= Klytaimestra: stände emporwachsen. Aber der Verrat der
Nauck fr. Trag. Graec. p. IGl) fr. 293a. 294. Klytia hatte für sie nicht den gehofften Er-
310 Dindorf, bei Euripides in der Ekktra und folg. Helios wendet sich von ihr, und in ver-
Iphig. Aul., in dem Aigisthus des Livius schmähter Liebe welkt sie dahin; unter freiem
Andronkus Bibbcck fr. scen. Rom. poes. 243 ff. Himmel sitzt sie in leichtem Gewände und
und iu dem gleichnamigen Stücke (= Clytaem- mit aufgelösten Haaren; neun Tage lang bringt
nestra) des Attius, Eibbeck a. a. 0. 117 ff. 298, sie nicht Speise noch Trank über ihre Lippen,
bei Seneca im Agamemnon. Die Ermordung der Tau des Feldes und ihre Thränen sind
der Klytaimestra, von Aristoteles {ars jwet. 14) 20 ihre einzige Nahrung, aber immer schaut sie
als echt tragisches Motiv bezeichnet, fand sich zu Helios empor und verfolgt seinen Lauf mit
auch in dem Orestes des Karkinos (Natick ihren Blicken. Da fühlt sie auf einmal ihre
a. a. 0. 620) und in dem Dulorestcs oder Chryscs Glieder an den Boden gebannt, ein Teil ihres
des Pacuvius, Ribbeck a. a. 0. 283. Ein KXv- Leibes wird in ein blalsgrünes, der andere in
Tdiuvr'iGTQag ayy.cöiiLov sollen Isokrates, Anonym. rotes Kraut verwandelt, und eine veilchen-
vit. Isoer. ed. Benseier 2, 275 und der Sophist ähnliche Blume bedeckt ihr Antlitz (Alpen-
Polykrates, Quintil. 2, 17, 4 geschrieben haben veilchen? Wegewart?); aber auch jetzt noch
\gl. Philodem, de rhet. a. a. 0.; und lü.vTaiu- wendet sie immer dem geliebten Gotte sich
vr,GtQccg TtfiwQia wurde in Tänzen dargestellt, zu; Ovid. Met. 4, 206—270. Dieses schöne
Luc. de Salt. 43. — Der Plural Klvtaiiivriotgai so Volksmärchen ist von Mannhardt , Klytia
dient neben 'AsQonccL und Zd-£voßoLccb zur Be- {Sammlung gemeinverständl. Vorträge, herausg.
Zeichnung von ehebrecherischen Weibern, Bio von Virchoio und ?'. Holtzendorff; vgl. Crusius
Ghrijs. or. 74 p. 399; vgl. Clytaemestrae und bei Erscli und Gruber s. v. und die p. 255
Medeae bei Serg. explan, in Donat.-A, 490, 21, Anm. 1 gegebene Litteratnr) folgendermafsen
und die sittenlose Clodia heifst quadrantaria gedeutet worden: Klytia, „die gepriesene Jung-
(vgl. Cic. pro Cael. 26, 62) Clytaemestra; frau", die Geliebte des Helios, ist die Blumen-
Caelius h&i Quint. 8, 6, 53. Weshalb der Dich- göttin des Frühlings; aber der Gott verläfst
ter Nikostratos den Beinamen Klytaimestra sie um Leukotheas willen, der weifsschimmern-
führte, Diog. Laert. 4, 3. 4, 18, ist unbekannt. den Mondgöttin, der Gebieterin der zwölf
[Höfer.] 40 Monate (vgl. oben die zwölf Dienerinnen). In
Klyte {Klvzri), Herodiani Technici Reliquiae der Gestalt ihrer Mutter, der Nacht, kommt
coli. A. Lentz Tom. 2 p. 1 nr. 1. Schol. ad er Abends zu ihr, aber Leukothea stirbt, sobald
Eurip. Hippolyt. 408: 'HgaSiavbg iv rm ^ovo- sich der Gott in seiner wahren Gestalt zeigt,
ßi'ßhp tisqI Kvgicüv Kai iTti&äzav ^tort iiQoariyo- d. h. sobald der Tag anbricht. Crusius a. a. 0.
Qi%av XsysL ilvui Tag ngätov 'nogvivaccaag billigt diese Auffassung der Leukothea, möchte
&vyaTiQag EvqvtivXov, ov tov Kcöov, älla allov jedoch die Klytia nicht als Blumengöttin des
zivög- iozi 8\ xa ovö^uxa airäv MoQcprj nai Frühlings gedeutet wissen, sondern neigt mehr
Klvzr}. [Drexler.] zu der Ansicht, dafs sie im ursprünglichen
Klytemestra (ÄÄvTSfirycr^a), Inscr. Gr. Sic. Volksmärchen nur eine namenlose, sterbliche
et Ital. ed. Kaibel 930 = C. I. Gr. 6195 = 50 Jungfrau gewesen, und dafs erst der griechische
Klytaimnestra(s. d.}. Dieses ist auch die älteste Dichter, der die Sage von Leukothea und
latinisierte Form des Namens, Fleckeisen, Klytia verband, ihr diesen Namen, vielleicht
Fünfzig Artikel. Bei den Tragikern kommt mit Beziehung auf die gleichnamige Okeanide
die Form Klvxai^riGXQa vor, s. Stolz, Wiener {Res. Theog. 352) gegeben. Die angebliche
Stud. 12 1890 p. 31 — 35. [Drexler.] Büste der Klytia im Britischen Museum {Ellis,
Klytia {KXvxia, Klvxiri), 1) Tochter des Toicnley Gallery 1, 9 f. 2, 20) steht in keiner
Pandareos, mit ihrer Schwester Kameiro von Beziehung zu unserem Mythus, sondern ist
Polygnot in der Lesche zu Delphi dargestellt, das Idealportrait einer jungen vornehmen
Paus. 10, 30, 1. — 2) Tochter des Okeanos Römerin; s. 6V!*.sir(s a. a. 0. 256 f. [Höfer.] — 4)
und der Tethys, Hes. Theog. 352. Hyg. Praef. 60 Tochter des Merops, Gemahlin des Eurypylos,
p. 28 Bunte. Schoemann, Dp. Ac. 2, 148. Braun, Königs in Kos, der von Herakles getötet ward,
Gr. Göiterl. § 151. — [3) Geliebte des Helios Mutter des Chalkon und Antagoras. Sie und
(vielleicht identisch mit nr. 2), von diesem ihr Gatte sollen die Demeter auf ihren Irren in
verlassen, als er seine Neigung der schönen Kos aufgenommen haben, Theokr. Id. 7, 5 u.
Leukothea schenkte. Diese war die Tochter Schol. — 5) Tochter des Amphidamas, Gemahlin
des Königs Orchamos und der Eurynome; in des Tantalos, Mutter des Pelops, Pherekyd. b.
der Gestalt der Mutter nahte sich der Gott Schol. Eur.Or.W. »S'torZ;, i\'w&e 426. — 6) Toch-
der Jungfrau, entfernte ihre zwölf Dienerinnen, ter der Niobe, Phcrek. b. Schol. Eur. Phoen. 162.
1247 Klytides Klyto 1248
Stark, Niohe 96. — 7) Kebsweib des Amyntor, b. Scliol. Soph. Track. 263. Ajj. Sh. 1 , 86
des Vaters des Phoinix, Schol II. 9, 448. Tzetz. (u. Schol). 2, 117. Hijg. f. 14 p. 40 Bunte,
i. 421. [Näheres Bd. 1 S. 2672 Z. 20 ff. Höfer.] von Aietes getötet, Ht/g. f. 14 p. HB.;
— 8) Gemahlin des Kandaules, Ftol. Hepli. b. [statt liuius filius Clytius ah Aeeta interfectus
Fhot. cod. 190 p. 150 (p. 192 Westerm., est wird man mit Rohert , Jahrb. d. Kais. D.
MytJwgr.). [Stoll.] arch. Inst. 3 [1888] 53 zu lesen haben huiiis
Klytides (Ä;i'urtd'7]s'), 1) Beiname des Peiraios filius Clytius, ab hoc Aretus interfectus
(s. d.) als Sohn des Klytios oder. Klytos (s. est; vgl. Apoll. lUiod. 2, 114 ff. und schol. Bd. 1
Hesych. s. v. KXvtlSt]- Klvtov nat); Hom. Od. S. 495 Z. 54; es liegt hier ein Fall vor, wo
o 540. — 2) ein JoXoip MvriSr]g wird nach lo seltenere Namen durch allgemein bekannte
II. Ä 302 von Hektor getötet (vgl. die Schol. ersetzt werden. Über die Darstellung des
z. d. St.). — 3) KlvzC[ä]Sai, Wahrsager- Klytios auf der Meidiasvase (ob. Bd. 1 Sp. 2602.
geschlecht in Elis, das sich von Klytios (s. d. C. I. Gr. 4, 8487. Britischer Vasenkatalog 2,
nr. 4), dem Sohne des Alkmaion und Enkel 11 nr. 1264. Arch. Ztg. 16 [1858], 130) s.
des Amphiaraos und weiterhin von Melainpus Gerhard, Abh. d. K. Akad. d. Wissensch. 1839
ableitete; Paws. 6, 17, 6; vgl. ^iJi5.J.w^/joZ. Pa7. 295 ff". Gesammelte Abhandl. 1, 1881 "Th. Fyl
nr, 371: TöSv 8' iSQoylcöcGcov MvtlSccv ysvog Arch. Ztg. 12 (1854), 301. Vgl. nr. 14. Höfer.]
svxoiiai shai, fiävTig, an lao&smv at^a Ms- Oder er kam bei der Eroberung von Oichalia
Iccanodiöäv. Zu diesen Klytiaden gehörte durch Herakles um, Diod. 4, 37. Scliol. Soph.
nach Herod. 9, 33 auch der Seher Tisamenos. 20 Track. 3b2. |Nach dem Bilde der Manch. Vase
— 4) Geschlecht auf Chios, deren aQcci er- nr. 125 = Gerhard, Auserl. V. 237 war dieser
■wähnt werden; IJittenberger, Syll. I. Gr. 360. Klytios auch Teilnehmer an der kalydonischen
Töpffer, Att. Gen. S. 139, 3. | Röscher.] Eberjagd. Vgl. nr. 15 u. Klymenos 12. Röscher.]
Klytios [KXvTiog, KlvzCog, Et. M. 521, 12), — [Welcher, Ercole ospite in casa di Eurito re
1) Gigant, im Kampf der Giganten gegen die d'Oichalia. Ann. d. Inst. 1859 p. 243ff.
Olympier von Hekate oder Hephaistos mit Bumont et Chaplain, Les ceramiques de la
glühenden Eisenmassen getötet, Apollod. 1, 6, 2. Grece propre p. 246. Drexler.] — 7) Sohn
Mehr b. Max. Mayer, Gig. u. Titanen S. 185. des Agriopas, Enkel des Kyklops (s. d.), im Heere
203. Gerhard, Trinl:schalen Tf. 10. 11. Elite des Eumolpos gegen Eleusis; fiel zugleich
ceram. 1 p. 160. — 2) Sohn des Laomedon, 30 mit Immarados, dem Sohn des Eumolpos, und
Bruder des Priamos, Vater des Kaietor und Egremos, dem Sohn des Eurynomos, Schol. II.
der Prokleia, der Gemahlin des Kyknos, 18, 483. LobecJc, Agl. 1, 209. — 8) Gefährte
Königs in dem troischen Kolonai, II. 20, 238. des Phineus, von Perseus getötet, Ov. Met. 5,
15, 419. Apollod. 3, 12, 3. Paus. 10, 14, 2. 140. — 9) Begleiter des Dionysos nach Indien,
Pronoe, Tochter des Klytios, gebar dem JVonn. Diow. 28, 66. — [10) Knappe des Tydeus,
Panthoos den Polydamas, Schol. II. 12, 211. bei der Ermordung der Ismeue durch Tydeus
Die Gemahlin des Klytios hiefs Laothoe, Tzetz. zugegen auf einer korinthischen Vase Mon. d.
Jiom. 437. Klytios hiefsennochmehrere Trojaner, Inst. 6 tav. 14. Wiener Vorlegeblätter Ser. 3
J/..^, 147. Verg.Aen. 9, 774. 10, 129. 325. 11, 666 T. 8. 1, 2. Welcher, Alte Denkm. 5 T. 14 S. 253.
[s. unten!]. — 3) Ein Athener, dessen Tochter 40 Bobert, Bild und Lied 20. S. Klytos 5. Höfer.] —
Pheno den Lamedon, König in Sikyon, heiratete, [ll)Barbar(Skythe? Perser?),Teilnehmer an der
Paus. 2, 6, 2. — 4) Sohn des Alkmaion und auf der Petersburger Vase nr. 1790 dargestell-
einer Tochter des Phegeus in Psophis, Enkel ten (mythischen?) Eberjagd. — 12) Vgl. Verg.
des Amphiaraos, zog von Psophis nach Elis, A. 10, 129 und 325. — 13) S. d. Naubolos,
wo das olympische Sehergeschlecht der Kly- Vater des Nauplios; Schol. Veron. ad Verg. A.
tiaden sich von ihm ableitete, Paus. 6, 17,4. 2, 82. Röscher.] — [14) KAYTIOI vor der
Müller, Dorier 1, 253. Eckermann, Melampus thronenden YflEA stehend auf der Meidias-
122. [Vgl. A. Maimj, Eist, des rel. de la vase, 0. Jahn, Ber. üb. d. Verk. d. K. Sachs.
Grece ant. 2 p. 387 u. Anm. 6. p. 447 Anm. 1. Ges. d. W. ph. h. Kl. 6 1854 p. 265 Anm. 105.
E. Beule, Archives des miss. scientif. 18^1 \^. 566. 50 C. I. Gr. 8487. W. Klein, iJie griech. Vasen
Körte, Der Ostgiebel des Zeustcmpels in Olympia, mit Meistersignaturen, Benkschr. d. K. Ak. d.
Berliner Philo}. Wochenschr. 1892 nr. 30—33. W. ph. h. Kl. 32. Bd. 2. Abt. 1882 p. 197, wo
Arch. Ans. 1892 p. 144. Bouche- Jeder cq, die Litteratur über die Meidiasvase verzeich-
Hist. de la divination dans l'ant. 2 p. 69. 70. net ist. Vgl. ob. nr. 6. — 15) 9VVTIO?, Be-
Ob mit den elischen Klytiaden in Zusammen- gleit er des Peleus auf einer Vase in München,
hang stehen die in einer Inschrift von Chios auf der Peleus und Atalante im Begriff mit
erwähnten KXvtiSai, läfst der Herausgeber der einander zu lingen dargestellt sind, Gerhard,
Inschrift Sourias, Mitt. d. k. B. Arch. Inst. Auserl.Vasenb. T. 237. O.Jahn,Beschr.d.Vasens.
wJ-i/iCOTSp. 203— 207,'unent8chieden,s. Klytides. König Liidwigs {j. 38 m: 125. C. I. Gr. 7382,
Drexler.] [Bull, de corr. hell. 3, 54 ff". Höfer.] — etv Drexler.] — [16) Beiname Apollons; s. Klutiu.'^.
r>) Ithakesier, Vater des Peiraios, eines Freun- Roscher.] — 17) S. Klytos u. Klytides. [Stoll]
des des Telemachos, Od. 16, 327. 15, 540. Eust. Klytippe {Klvzimiri), Tochter des Thespios,
ad Hom. Od. 1790, 55, Der von Hektor erlegte die dem Herakles den Eurykapys gebar, Apol-
Dolops {II. 11, 302) kann ein Sohn dieses lod. 2, 7, 8. [Stoll.]
Klytios (Klytos?) sein (s. Klytides). — 6) Sohn Klyto {Klvzo)), eine Bakchantin, dargestellt
des Eurytoa aus Oichalia und der Antiope auf einer Amphora tanzend, mit 6 Satyrn und
(oder Antioche), Bruder des Iphitos, Argo- 5 Bakchantinnen, Ueydemann, Satyr- u. Bak-
naut, Hesiod (fr. 45 Lehrs) und Aristokrates chennamen 8.28. Ö. J. 6^r. 4 nr. 7459. [Lorentz.]
1249 Klytodora Knuphis (Namensformen etc.) 1250
Klytodora {KkvTodwQa) , 1) Gemahlin des S. 120, dafs auch Kvaysvg, 'der Bocksmann',
Minyas, dem sie den Presbon, die Periklymene eine Hypostase des Dionysos sei, dem von
und Eteoklymene gebar, Schoh Aj). Rh. 1, 230. — Ziegenhirten und Weinbauern Bocksopfer dar-
2) Tochter des Laomedon, welche dem Assa- gebracht wurden. [Röscher.]
rakos den Kapys gebar, Dionys. A. B. 1, 62. Knemis {Kvrjwtg), Amazone, Gefährtin Pen-
[Stoll.] thesileias, Tzetz. Posth. 181. [Klügmann.]
Klytomedes {KXvzo^i^drig), Sohn des Enops, Knepli = Knuphis (s. d.).
Grieche, von dem jugendlichen Nestor bei den Knopos s. Kodros.
lyoichenspielen des Epeers Amarynkeas im Knuphis. Kvovcpig {Cramer, Anecd. Oxon. 3
Faustkampf besiegt, II. 23, 634. [StoU.] lo p. 171 u. Strabo 17, 817), Xvov^ig {C. I. Gr.
Klytometis {Klwöfiring), Beiname 1) des 4:893. 4862) ; Xvovßm {Proceedwgs of the Society
Mephaistos, Ho7)i. hymn. 19, 1. — 2) des As- of Biblical Archaeology 9 p. 204); Xvovfiig {Pa-
klepios auf einer Inschrift aus Epidauros, pyri, Wiedemann , Herodots 2. Buch p. 198),
'AaKXrjniä %lvtofiy]TiSL 'AcpQmavog 6 i£Q£vg, Kvr]cp (Plut. de Is. et Os. c. 22, Euseb. praep.
Kabbadias in Ephem. arch. 1883, 88; vgl. ev. 3, 11) sind die griechischen Schreibungen
C. I. G. 5973 c und die Weihinschrift aus des ägyptischen Gottesnamens Chnum(Chnumu,
Menschieh (Ptolemais) Uaiäva yiXvT6fn]Tiv . . . Chnemu), für den sich in einer meroitischen
Ar)toidriv Hatov Bcviie archeol. 13 (1889), 71. Inschrift auch Knufi findet {Lejjsius , Über die
Nach Baunacl-, Stiulien a. d. Gebiete d. Griech. Götter der vier Elemente p. 223 Anm. 6 zu
1, 88 hat Asklepios diesen Beinamen von 20 p. 222; vgl. Wiedemann a. a. 0. p. 197). Rei-
seinen Wunderknren. [S. auch DiWicy , R]i. nisch, Die ägypt. Bildwerke in Miramar p. 214
ilftt«. N. F. 27 1872 p. 390. Drexler.] [Höfer.] Anm. 1 und Wiedemann a. a. 0. p. 198 halten
Klytoneos {KXvtövriog) , 1) Sohn des Alki- auch den Kaiirjcprjg des Stobaeus ecl. 1, 52, Kaurj-
noos, Königs der Phaiaken, siegt im Wettlauf, qpi5(s.d.)des Damascius ip.SSQ ed. Kopp, Wiede-
Od. 8, 119 ff. [Zur Erklärung des Namens vgl. mann aufserdem den 'Hfiiicp des lambUchos 7, 3
schol. Hom. Od. 8, 124 cpiqwv to ovofia sk für identisch mit Kneph, während Ed. Naville,
xov v.lvtov Bivai H«ra' ras vrjag. Höfer.] — La litanie du Soleil. Leipzig 1875 4** p. 18 in
2) Sohn des Naubolos, Vater des Argonauten 'Hyiritp eine griechische Umschreibung des
Nauplios, Ap. Rh. 1, 134 und Schol.; vgl. ägyptischen Wortes Temt „das All" vermutet.
Intirpr. Verg. Äen. 2, 82. [StoU.] 30 Chnum ist die Lokalgottheit des Katar-
Klytonyuios (Klvrcowfjiog = Klvacowiiog), rhaktengebietes, des 1. oberägyptischen Gaues
Sohn des Amphidamas, getötet von Patroklos, mit der Hauptstadt Elephantine. Maspero
Apollod. 3, 13, 8. [Lorentz.] vermutet in ihm eine Nilgottheit („un dieu du
Klytos {KXvtog), 1) Gefährte des Phineus, Nil"), Revue de l'hist. des religions 19 p. 42;
von Perseus erlegt, Ov. Met. 5, 87. — 2) Sohn (vgl. die Abbildung bei Lanzonc, Biz. di mitol.
des Atheners Pallas, Biuder des Butes; beide egizia Tav. 337, 2: Chnum mit beiden Händen
Brüder wurden von den Athenern mit Kepha- Wasser ausgiefsend). Seine nugiSgoi. in dem
los zu Aiakos geschickt, um Hülfe gegen erwähnten Gebiet waren die Göttinnen Satis
Minos zu erbitten, Ov. Met. 7, 500. — 3) Sohn und Anukis, welche die Griechen mit Hera
des Aigyptos, mit der Danaide Autodike ver- 40 und Hestia verglichen, C. I. Gr. 4893, C. I. L.
mahlt, Syg. f. 170. Ein Aigyptide Kleitos b. 3, 75. Wiedemann, Die Religion der alten Äg.
Apollod. 2, 1, 5. — 4) Sohn des Temenos, p. 73. Brugsch, Religion u. Mythol. der alten
König von Argos, Eyg. f. 124. Vgl. Eeisos. — Äg. p. 299—303. — Maspero a. a. 0. p. 42; vgl.
[5) Klytos, Knappe des Tydeus auf einer Vase Maspero, Cat. du musee cg. de Marseille.
im Louvre mit der Ermordung der Ismene Paris 1880 p. 128 giebt von ihnen diese Deu-
dm-chTjAeus, Man. d. Inst. G Ta,v. 14. Welcher, tung: „Elles sont deux fees des eaux, dont
A. D. 5 p. 253 ff. Cataloghi del Museo Garn- l'une Änouquit, '^la serreuse', liante les rochers
pana 2 nr. 49. Dumont et CJiaplain, Les cera- qui resserrent et maitrisent l'eau de Khnou-
miques de la Grece propre p. 249 nr. 1. Robert, mou, dont l'autre Satit, 'l'archere\ lance le
Bild und Lied p. 20, der ihn aber Klytios 50 courant de Khnoumou ä travers les rochers avec
nennt. Drexler.] — Vgl. Klytides und Klytios 10. la rapidite de la fleche." — Brtigsch, Ret p. 302,
[StolL] Die Ägyptologie p. 175 sieht in ersterer „das
Klytotoxos {KXvt6tol,og), steht absolut für die Felder umfangende, nährende und be-
Apollon bei Nonn. Dionys. 1. 330. 12, 245. fruchtende Wasser des Nil", in letzterer {Rel.
248. 29, 115. 36, 110; ■/.}.vz6ro'E,og 'JnöXlcav, p. 300) „die Nilschwelle, welche nach der
Eom. II. 4, 102. Od. 17, 494. 21, 267. Nonn. Sonnenwende (Chnum-Ra) eintritt, sobald der
Dionys. 33, 163. [Höfer.] Sirius, d. i. die Göttin Sopdit, Soptit, Sothis,
Kuageus (Kvayevg), Name eines Lakoniers, in der Sonnennähe am ersten Tage des sothi-
der in der Kultlegende der Artemis Knagia sehen Kalenderjahres aufgeht".
eine Rolle spielte. Nach Paus. 3, 18, 4 wurde 00 Häufig erhält Chnum in den hieroglyphi-
Knageus nach Kreta verkauft und verrichtete sehen Inschriften den Beinamen 'der Herr von
dort in einem Artemistempel Sklavendienste, Qehh', Brugsch, Dict. geogr.Tp. 823 S.s. v. QeB,
bis es ihm gelang, mit der Priesteric, die das Rel. p. 205; Reinisch p. 216; E. A. Wallis
Kultbild mitnahm, zu entfliehen. Da diese Budge, Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch.
Legende der Sage von Orestes, Iphigeneia und 1887/88 10 p. 26, p. 28; Maspero, Rev. de Vhist.
Artemis Orthia ähnlich und in Orestes viel- des relig. 19 1889 p. 42; vgl. 18 1888 p. 269f.
leicht eine dionysosähnliche Göttergestalt zu Qebh ist nach iJr^f^isc/i, -Be?. p. 205 u. p«wjc/ie»i,
erblicken ist, so vermutet Wide, Lah. Kulte Gesch. Ägyptens p. 32 Anm. * eine Örtlichkeit
Röscher, Lexikon der gr. u. rüm. Mythol. II. 40
1251 Knupbis (Herr von Quebh, Seti, Senem) Knupbis (Latopolis, Hypselites etc.) 1252
auf Elephantine. Ferner führt er die Titel wurde, Brugsch , Biet, geogr. p. 583 s. v. PI-
Chmimu neb ib {Lcpsius, mm. 6, 69, 1G3), liNUM; vgl. p. 584 s. v. ITa-Z/A' f/M, p. 585 s. v.
Chnum neb ab (Mm 4 24) d i. Chnum der sA-j.-^ gA (l,num). /. de Eouge, Monn. des
Herr von Elephantine [Brugsch Biet, geogr ^,^^^,^^^ ^^ ■^,^[ j^^^ ,,^^,^^ ^_ ^/^^ 9 n,, i
p. 111 s. V. AB, Ib Lanzone, Bmonario dt ^. ^^^^^^^^ ^_ ^^ ^^^^^^^^ .^^^^ ^^,f ^Iü^-l^^ des
mitologm egiziajx ^b medemmm, Herodots ^^^^^ Latopolites in einer nackten Gestalt
?; ^''taf.la^' fn!f onf ^f''°''-^''7 S'^-'^^l ^''^ Scepter in der L., dem Fisch Latus auf
P/-OC 1886/87 9 p 202 -205 CTöW Ee^^ze^^^ ^^^ ^ [^^^^ ^^^. gon^enscheibe zwischen Hör-
p 4 '^\ochensclir.f.ld.FMoh 5 1888 Sp 1178 f, ^^^^ ^^^^^^^^ jj ^^ g^.^^ Gemahlin war hier
flicken Jahrbd. Rsl. B. Arch. Inst, i Arch. lo ^-^ q..^^-^^ Nebuu t, „das All", eine Form der
^^t F- ^^^~^ V- ^^^'n/"" '^'^f e, P- ^^\^''- Neit, wie denn Esne auch PaNeit res „die Stadt
wähnten lempels des Chnum auf Elephantme ^^^. ^^-^ -^ Südreiche" genannt wurde; und
^'fjV^l ''n^''? angeführten Inschrift P/;oc. 9 ^^^^ ^-^^ ^^.^^^ ^^^ ^^^- ^^^^. g-.j^^ ^;...
p.203 Z 23 als des Xvovßnov gedacht. Diener ^^.^j^^^ ^ Brugsch, Biet, geogr. p. 721 f.,
des Gottes Chnum von Elephantine erwähnen x^^^.^J 351 ff i). Mallet, Le culte de Neu
bereits Grabschriften von Syene aus der Zeit ^ ^^^..^ p. 133-135. Auch mehrere Örtlich-
?oo-?;oo- !^- P^T'^i^.'n V .f'\^ f/ keiten im Gebiet von Esne hatten Tempel des
1887/88 10 P. 4-40] p. 16 25-37. Maspero, ^hnum, darunter die von Ptolemäus 4 5, 73
Rapport a l Institut EgvpUen sur les fomllcs g^^ähnte Stadt Chnubis, deren Zusammenhang
et travaux executes en hgypte pendant IM er 20 ^-^ ^^^ q^^^^ Chnum ich {M„iJwl. Beitr. 1
de 1S85-18S6 {Extr.da Bidl.de l Inst^ hg de g^ ^^^_ ^^ ^^^^^^^. unrichtiger Ansetzung der
l'anneelSSß) Le Caire^ 1887 p. 33 ff. Eine ^ fälschlich gegen Steuding (oben 1 Sp 897)
Inschrift auf dem unteren Stuck eines Obelisken -^ \^^.^^^^ gestellt habe , s. Bümichen p 61 f..
auf Elephantine besagt: „ . . _. Thothmosis HI. ß j jf^^f - 712 ff. s. v. SMeN. u.
Er hat dies gemacht zu seinem Gedächtnis „•<„ ' Sähet
seinem Vater, dem Gotte Huum, indem er ihm ^" ,'.'„/' 1 l -, ^r j. i j
ein Obeliskenpaar aus Syenit an der ersten Auch in Seh as-hotep der Metropole des
Feier des dreifsigjährigen Regierungsjubiläums H; oberägyptischen Gaues, des Hypselites der
machen liefs", Brugsch, Thcs. Inser. Aeg. 5, griechisch-römischen Periode, wurde er verehrt.
„ XXI p 1220 30 ^^^' beilige Name dieser Stadt war Pi-chnumu
Von seiner Verehrung auf der Insel Sohel, "eb schas-hotepu „Wohnung des Chnum, des
Sehel, dem alten Sati, Seti, wo besonders Anu- Herrn von Schas-^otep" Brugsch Biet geogr.
kit einen Kult hatte (Brugsch, Bei p. 302, P- 583 Er wurde dort betrachtet als eme
Biet, geogr. p. 1331, Thcs. Inscr. Aeg. 5 p. XIX, f^^^^^J^^™ '^^^ 9^^"!' .^!^ ."^ ^""1" • ;; i^'" hen-
1216 nr. i, k, m, 0, r, s, p. 1216 nr. bb , ee, hche Widder des Osiris in der Stadt Hypselis,
p. XX, 1216 nr. gg), heifst er zuweilen „Chnum, der König der Götter ', Brugsch, Bei p. 292 f.,
Herr der Insel Seti", so in der Inschrift bei ^«^f. geogr. p. 795 Lanzone p 961. Münzen
Brugsch, Thes. Inser. Aeg. p. XIX, 1214 nr. aa, des Nomos Hypselites zeigen diesen Widder
einem „Proskynema vor dem Gott Huum, Herrn entweder allem (unter Hadrian), Toehon, Rech.
der Insel Seti durch die Propheten des theba- 40 ^^r les med. des nomes de l Egypie\x 100, J de
nischen Gottes Moiitu: Anmemes und Ame- Rouge, Monn. des nomes de l hgypte , Rev.
nemhet". Die von den GwäyovxEs Iv Zrixu, num.lSU/n n. s 15 p. 20 nr. 3 oder (unter
T7j xov J10VV6OV vr',aoy,ßcxaiXiaTaL den Gottheiten Hadrian) auf der Hand einer weiblichen Gott-
Xvovßei ro5 xai "Aßucavc, Sdzst rij nccl "H^a, ^eit (Isis^^oder Hathor) , lochon p.98t Feu-
'jvovTiSL TV Mal 'Eoxla, nft^fntaaivxu xch ^cd ardent Eg. anc. 2 p 302 nr.3516, J. de Rouge
Jiovv6(o,'n8ZBv6/ixsi T« ^al KqÖvco , risTEv- ^- ^- 0- P' 20 nr. 1. 2 u ,Les personnages sur
o7ivi\i]'xcö Kccl 'Egasi, »soig a^ydloig nai xois ^^^ »^onn. des nomes", Annuaire de la societe
allois xok inl xoi Kaxaod^zov daifiociv dar- frang. de numismattque etdarcheologie 15 1891
gebrachte Stele C. L Gr. 4893 wird erläutert P- 1Ö8 (gegen Fröhner, Le nome sur es mann.
von Brugsch, Biet, geogr. p. 1331, Thes. Inser. 50 d'Eg.^' ebenda 14 1890 p. 288) über seine
^eo. 5 p. XX. nex8v-, ptn bedeutet „der sonstigen, besonders m Oberagypten und Nubien
welcher in", und ist eine jüngere Form für gelegenen Verehrungsstatten s. Lanzone p. 962
das gleichbedeutende hnt, hnti; der in Amenti -r^^^?;. , • • t-i t ^t i
ö yiccl zJihvvaos ist Osiris ,~'der in Seti b k«) InMittelägyptenistemeFornides Chnum der
KqÖvos ist Qeb, der in Senem 6 naVEQiiijg ist }^ Herakleopolis Magna vereinte Her-schef,
rpj^Q|. jQaacpr]g, s. oben s. v. Mar - schüfet , Brugsch,
Von seinem Kultus auf der Insel Senem, ^^L p. 303 — 308, Biet, geogr. p 601, Wiede-
Senmut, dem heutigen Begeh, Bigeh heifst mann, Herodots 2. Buch ^p. 206, ßlasj^ero, Rev.
Chnnni öfter der Herr von Senem, Brugsch, ^e Vhist. des rel. 19 p. 41 Anm. 1.
B.'ct. geogr. p. 727, Lanzone p. 962 f., Brugsch, co In späterer Zeit verschmolz Cnnum mit Ra
Thes. Inser. Aeg. 5 p. XX, 1217, Bigeh, nr. a, und Amon, Reinisch ^.2HS.,Birch in Bonomi
(e), h; vgl. p. XXI, 1218, Konosso nr. a. and Arundale , Egyptian antiquities in the
Eine zweite Hauptverehrungsstätte des British Museum p. 9. 10, Lepsius, Zeitschr. f.
Chnum war die im 3. oberägyptischen Gau ä^r. »Spr. 1877 p. 12 f., Grehaut, Hymne ä Am-
gelegene Stadt Sen, Seni, Latopolis, jetzt mon-Ra. Paris 1874 p. 134ff., Pierret, Le pan-
Esne, Brugsch, Biet, geogr. p. 720 ff. s. v. SeN, theoneg. p. 9, Brugsch, Rel. 290 ff., V. v. Straufs
SeNI Bämielien, Gesch. Ägyptens p. 55 ff., die u. Torney , Ber altäg. Götterglauhe 1 p. 368 1'.,
auch Pa-Chuum, Wohnung des Chnum genannt Wiedcmann, Die Rel. der alten Äg. p. 72. Im
1253 Knujjhis (vermischt mit Ra u. Amon)
Kulizimmer des Setigrabes sagt Ra(Z.85) „seine
Seele sei die Seele des Chnum", v. Struufs 1
p. 369; Chnnra heilst ba n rä die Seele (oder
der Widder) des Ra, Mariette, Denderah 4, 83,
oder ba än;^ n rä die lebende Seele des Ra,
Brugsch , Biet, geogr. p. 480 , v. Bergmann,
Hierogl. Insehriften gesammelt während einer
im ]]^inter 1S77/78 unternommenen Meise in
Ägypten. Wien 1879. 4" p. 30 f. Häufig nahm
er zu seinen wagerecht vom Kopfe abstehenden
Hörnern die nach unten gebogenen des Amon
an (s. Fig. 2). Eine alexandrinische Münze des
Antoniuus Pius {Zoega, Numi aeg. Tab. 22 Fig. 2
p. 394 nr. 446 b) zeigt das Haupt des Savapis
über einem bei einem Altar stehenden Widder,
dessen Kopf die Sonnenscheibe über den Hör-
nern des Chnum und Amon trägt; eine andere
alexandrinische Münze des AntoninnsPius(.^oe^a
Tab. Kt, 18, p. 174 ur. 98, Mionnet 6, 222, 1429,
Feuardent, Eg. ang. 2, 107, 1608) zeigt das
Knuphis (als Schöpfer)
1254
1) Chnum mit der Henkelvase, welche zur Schreibung
seines Namens dient, auf dem Haupte (nach Lanzone,
Diz. di initol. egiz. Tav. 337, 3).
Haupt des Sarapis ausgestattet mit Modius,
Strahlenkranz und den Hörnern des Chnum und
Amon, also eine Vereinigung der Gottheiten
Sarapis-Osiris, Chnum und Amon.
Über die Bedeutung des Wortes Chnum
sagt Dümichen a. a. 0. p. 55 (und nach ihm Ober-
ziner, II culto del Sole presso gli antichi orien-
tali Vol. 1 p. 72 f.): ,,Das mit dem Zeichen
der Henkelvase geschriebene Wort chnum hat
in den Inschriften folgende Bedeutungen:
^ mischen — durch Mischung die Substanzen
vereinigen — denselben dui-ch Zusammen-
fügung Gestalt verleihen, formen, bilden —
und einen Gegenstand mit etwas erfüllen',
von der Gottheit gebraucht, 'mit Lebensodem
versehen'. Diese verschiedenen Bedeutungen
des Wortes enthüllen uns das Wesen des
Gottes Chnum. Man dachte sich ihn als die
in der ewigen Materie wirkende Kraft, als den
dieselbe mischenden, sie zu Gestalten formenden
und diesen Gebilden Leben gebenden Gott";
und Brugsch, Hierogl- Demot. Wörterbuch 3
p. 1099 verzeichnet als Bedeutung vou ;fnum,
;(;num, ;j;nemu „der Architekt, der Baumeister,
par Exe, der Weltbaumeister, der Bildner";
vgl. Brugsch, Bie Ägyptologie p. 175, v. Straufs 1
p. 370.
Diese seine schöpferische Thätigkeit
wird sehr oft bezeugt. Noch Euseb. depraep. ev.
3, 11 berichtet von dem 8rii.ii.ovQy6g, ov Kvri<p
Ol AlyvntioL TiQoaccyogsvovoiv: xov ät d'eov
10 zovzov fH tov azo^cctog TtQoha&ai cpaaiv
(nach Lepsius, Über die Götter der 4 Elemente
bei den Äg., Abli. d. Berliner Älrid. 1856 p. 191
Anm. 1 ein symbolischer Ausdruck) mop , £|
oi) ytvväa&ai &86v, 6v aurol. TtgooayoQsvovai
^Q-ä , of dh '^'ElXrjv^g "Hcpaiazüv, ^Qi.irjv£V£iv Ss
zu mov xov v.6g[iov; Vgl. dazu E. Lefebure,
L'oeuf dans la religion egyptienne , Bev. de
l'hist. des religions 8^ annöe, tome 16 1887 p. 18,
Pierret, Biet, d'arch. eg. p. 374, E. de Beuge,
20 Notice sommaire des monuments eg.nouv. ed. 1876
p. 123, Brugsch, Bei. p. 161. 291. 298. Maspero,
Gatal. du musee eg. de Marseille p. 129.
Ein Bild des Chnum von Elephantine wird
bei Euseb. depraep. ev. 3, 12 so beschrieben:
v.ciza 8s rrjv EXscpuvzivrjv itüXiv zBTi^irjrai,
uyal(ia, TZSirXaafiivov (itv, dlX' (xvöqslksXov ■aal
■KK&r'ifisvov , yivavovv TS zljv iQOiav, ^scpaXriv
ds -KgLOv y.S'nzrjfiBvov, -nal ßaacXaiov, ksqcctcc
xqäysLa (Sp. 1256*) sx^'^i olg tnsGzi Y.v%Xog
30 8LGv.osi8rig, ■ad&rjraL 8a TtccQceyiBLfisvov KSQccfisi'ov
ayySLOV, icp' ov av&goynov dvccnXücosiv. zJijXoi
8s ccno [isv zov yiQiov ttqocojtiov s%siv xat aiyog
■Ksgazcc, zr}v iv v-giä gvvo8ov i]Xiov Kai asXi]-
vrjg ' to 8s eh ■avavov XQcöfia, ozi v8Qaycay6g iv
Gvv68cp 7] GsXriviy, vgl. dazu für den letzten Satz
Brugsch, Bei. p. 242 f. p. 290 f. An der Töpfer-
scheibe aber stellt ihn die Abbildung (= Fig. 2)
bei Lanzone, Tav. 336 fig. 3 dar. Ferner in einer
Darstellung auf Philae bildet er auf einer
40 Töpferscheibe die Glieder des Osiris mit der
Beischrift: „Chnum arbeitet an der Töpfer-
scheibe, er baut die Glieder des Osiris", Bo-
sellini, Monumenti da culto 22, Beinisch p. 217,
Wiedemann, Herodots 2. Buch p. 198. In einer
Inschrift aus der Zeit des Tiberius wird zu
dem bei der Töpferscheibe sitzenden Gott ge-
sagt: „Es wird zu dir gebracht diese Töpfer-
scheibe da auf deinen Wunsch. Es formt darauf
deine Majestät die Götter und Menschen. Das
50 ist das Gleichnis für den grofsen Gott als den
uranfänglichen Bildner dieser Welt mit seinen
Händen", Brugsch, Bei. p. 113, Thes. Inscr.
Aeg. 4 p. 732 f., v. Straufs 1 p. 369 f. Auf der
Stele des S'hot-pitri in Boulaq sagt der Ver-
storbene vom König Amenemhäit IIb: „Das ist
ein Gott Chnum, welcher formt alle Glieder,
ein Schöpfer, welcher hervorbringt die sinn-
begabten Wesen", Maspero, Guide du visiteur
au musee de Boulag p. 71 f. nr. 127. In Beit-
üo el-Wally heifst Ramses III. „der gute Gott,
der Sohn des Chnum, der ihn geformt hat mit
seinen eigeuen Händen", Lepsius, Blcm. 177, a,
Beinisch, p. 217, Lautli, Sitzungsber.d. j)Jnlos.-
philol. u. hist. Kl. d. Je. b. AJc. d. W. zu München
Jg. 1875. Bd. 2 p. 98. In der märchenhaften Er-
zählung von den beiden Brüdern (aus der
Zeit der 19. Dynastie) verfertigt Chnum auf
Befehl des Ra-Haimachis dem jüngeren Bruder
40*
1255 Knuphis (als Schöpfer etc.)
eine Frau, G. Maspero, Les contes populaires
de VEfjypte ancienne p. 17. Die Inschrift an der
Statue des Nesahor im Louvre bezeichnet Chnum
als „Schöpfer, Verfertiger der Götter und
Menschen, Herr der Gewässer'', E. de Bouge,
Notice des monuments exposes dans la galerie
d'atitiquites ccj. 1^ dd. p. 44 nr. 90. In Dendera
heifster„V6rfertiger der Menschen, Urheber der
Götter, Vater des Anfangs", Marutle, Dend. 2, 37,
Fierret . Essai sur la mythol. eg. p. 26 , Lan- lo
Zone p. 957; in Philae „Urheber dessen was da
ist, Schöpfer der Weseu, Anfang der Formen,
Vater der Väter, Mutter der Mütter" {Pierret,
Essai p.26, Lanzone p. 957), oder nach Brugschs
Übersetzung (Thes. Inscr. Äeg. 4 p. 733) „der
Geist, die Urkraft, der Urheber dessen, was
da ist, der Schöpfer dessen, was da sein wird.
20
30
40
2) Chnum an der Töpferscheibe (nach Lanzone,
Diz. di mitol. egiz. Tav. 336, 3).
der Anfang dessen, was da war, der Urvater .50
und die Urmutter"; ebenda „Chnum -lia auf
dem Gebiete von Elephantine, der Vater der
Götter, das Seiende er selber, der Former der
Menschen, der Bildner der Götter", Brugsch,
Thes. Inscr. Aeg. 4 p. 733, Pierret, Essai p-26,
Lanzone p. 957; nach Cliampolliov^ Jsiotices 1,
682 „Vater der Väter der Götter und der
Göttinnen, Herr des Werdens in sich, Urheber •
des Himmels, der Erde, der Unterwelt, des
Wassers und der Berge", Pierret, Essai p. 26, gu
Panth. eg. p. 9, Lanzone p. 957 f., Mallet, Le
culfe de Neit ä Sa'is p. 203. Zahlreiche der-
artige Chnum als kosmogonische Gottheit
ftiiernde Inschriften hat Brugsch, Thes. Inscr.
Aeg. 4 p. 625—671 besonders aus Esne zu-
sammengestellt. U. a. heifst Chnum in der auf
p. 626 mitgeteilten Inschrift D, p. 649 „der,
welcher den Himmel gemacht hat, die Erde
Knuphis (bildl. Darstellung) 1256
gegründet, das Wasser hervorkommen liefs,
die Berge geschaffen hat, welcher gemacht
hat, was da ist und entstehen liefs, was sich
zeigt", in Inschrift A auf Seite 651 , p. 652
„der Bildner der Sterne , der Schöpfer der
Götter, das Seiende selber, der ungeborene,
dessen Wesen niemand erkennt, dem niemand
voran steht. Das ist ihr Vater, der ihren Leib
entstehen liefs. Er Jiat gebaut die Götter und
er hat gemodelt die Göttinnen, er hat erschuflFen
Mann und Frau, die Vögel, Fische, die wilden
Tiere, die zahme Herde und allerlei Gewürm,
gleichwie er ihr Vater ist. Er schuf sie am
Anfang und sie gingen in ihrer Gesamtheit
aus ihm hervor, denn er ist die Neunheit, die
das All geschaffen hat und was da ist erzeugt
hat. Er hing den Himmel auf, gründete die
Erde, machte da das Wasser und schuf die
grofse Wasserfläche u. s. w." Die Architrav-
Inschrift linker Hand über der Fa9ade des
Tempels von Esne (p. 628) sagt von ihm: „Ei
hat den Himmel gestützt als ein Dach für
seine Seele, er hat die Tiefe entstehen lassen
um seinen Leib zu verbergen, dieser herliche
Gott Chnum-Rä der Herr von Esne, der grofse
Gott, der Herr der Stadt So^t." Auf der Stele
von Neapel (S. 632) heifst es p. 669 f.: „An-
rufung an den Herrn der Götter Xnum rä, den
König des Südens und des Nordens, den Ge-
bieter der Erde, Sonnenaufgang und Erheller
der Welt, an das rechte Auge, nämlich die
Sonnenscheibe, und an das linke Auge, näm-
lich den Mond, an ihn, dessen Geist der Sonnen-
strahl ist und aus dessen Nase der Ldfthauch
heryorkommt, um alles zu beleben."
Über seine Rolle im Totenkult s. v. Strauß
1 p. 367 f. Vgl. auch Deveria, Bull, de la soc.
imp. des antiquaires de France 1857 p. 113
und Wiedemann, Bonner Jahrbb. Heft 78, 1884
p. 120. Pierret, Le livre des morts. Index
analytique s. v. Noum p. 629.
Dargestellt wurde er gewöhnlich als
widderköpfiger Mann mit horizontal nach beiden
Seiten vom Kopfe abstehenden ''Bocks'-hörneru
([vgl. die Identificierung des Widder- oder
Bocksgottes Chnum mit dem Allgott Pan der
Orphiker in meinem Aufsatze Flecheisens
Jahrb. 1892 S. 472 ff. li.*)], Lepsius, Ztschr.
f. (ig. Spr. 1877 p. 12, Lanzone Tav. 337, 1. 2. 4),
worüber sich zuweilen der Krug erhebt, welcher
dazu dient, seinen Namen zu schreiben (Lan-
zone Tav. 337, 3), zuweilen die Krone Atef
{Lanzone Tav. 336, 1), zuweilen die Krone, welche
gebildet wird aus einem Binseubündel mit zwei
Straufsenfedern zur Seite und einem Discus
oben {Bonomi and Arundale PI. 5 Fig. 11, Pier-
ret, Panth. eg. p. 10), oder einem Discus oben
und unten, Lanzone Tav. 336, 3, Brugsch, Bei.
p. 294, Beinisch p. 218 Fig. 26, Dümichen, Gesch.
d. alten Äg. p. 32 , Ebers , Cicerone durch das
alte u. neue Äg. 2 p. 319; vgl. die Beschreibung
*) Dafs die beiden Widder- oder Booksgötter Mendes
und Chnum, in denen die Griechen ihren Pan erblickten,
von den Orphikern und Stoikern zum All-Pan gemacht
wurden, habe ich auch in meiner kleineu Abhandlung
über Pan als Allgott, die demnächst in der Festschrift
zu Ehren Joli. Ocerbecks (Leipzig 1893) erscheinen wird, zu
erweisen versucht. Vgl. auch ob. Sp. I25'l, 29 ff. [Boscher]
1257 Knuphis (bildl. DarsteUung)
bei Euscb., Fraep. ev. 3, 11: rov SrjfiiovQyov,
ov Kvr]cp Ol AlyvTtTioi TCQOCccyoQSVOvatv , av-
&Qcono8i8rj, rrjv 8s jjpofav eh ■kvccvov ^sXavog
i'xovTCi, iiQUTOvvta ^cövrjv [ich schlage vor zu
i lesen ^co^v, das Zeichen des Lebens änx oder
on;^ -f, über welches vgl. Wiedcmann, Die
Fd. d. a. Äg. p. 157 f. und Ebers, Sinnbild-
liches. Die koptische Kunst und ihre Symbole.
Leipzig 1892 p. 8; s. die Abbildungen des
Chnum bei Lanzone Tav. 336, 1. 2. 4. 837, 1.
3. 4] yial c-niiitTQOV snl ds xrig v.S(pal7]q tizbqov
ßcxaiXeiov Ttsomsi^itov (s. Fig. 3). Widderköpfig
zusammen mit dem sperberköpfigen Horos zeigt
ihn eine Bronze der griechischen Periode in
Marseille, G. Maspero, Catalogue du musee
egyptien de Marseille p. 142 nr. 646: „Eor ä
tcte d'epervier, surmonte du pskhetit, et Khnou-
niou ä tcte de belier, surmontee du disque, sont
assis entre cleiix uraeus coiffees l'une du diademe
rougc, l'autre du diademe blanc. Un petit
i homme agenouille presente wn plat Charge de
neuf pains quHl porte ä deux bras sur la tele.
Le tout pose sur un chnpiteau camp ani forme."
Eine merkwürdige Bronzestatuette beschreibt
G. Maspero, Catalogue du mvsee egyptien de
3Iarseille p. 131 nr. 562: .,Khnoumou-panthee.
II a deux tetes; l'une de belier par dcvant,
'. l'autre ä tcte de chacal par derriere. Le phallus,
' erige vigoureusement, se termine par unc petite
tete de belier; une qucue d'epervier pend au dos,
deux serpents s'enroulent aux pieds. Ce joU
personnage bände un arc et seprepare ä decocher
: une ßeche contre les ennemis de soti possesseur.
— Epoque greco-romaine." Dafs Chnum auch
zur Abwehr gegen die schädlichen Einwir-
kungen böser Mächte verwendet wurde, lehrt
die Anrufung an ihn im Fanjrus magique
Harris, Chabas, Melanges egyptologiques ser. 3.
2, 1873. Kouv. traduction du pap. mag. Harris
p. 260 PL 7 ligne 4:
Viens ä moi! viens ä moi!
0 image des millions de millions!
0 Noum, fils unique,
Congu hier, enfante aujourd'hui!
Celui dont je sais le nom,
Celui qui a soixante-dix-sept yeux,
Celui qui a soixante-dix-sept oreilles,
wozu Chabas die Erklärung giebt: Noum ou
Chnumis est Ammon-Soleü dans son röle de
\ createur de Veau. Ses 77 yeux correspondeiit
i aux 77 divinites relatees dans l'une des ad-
i jurations precidentes ; il est congu le soir et
enfante le matin, par ce qu'il nest autre que
Ba ou le Soleil. Seltsam sind auch die Ge-
stalten zweier Amulette, wenn anders m
ihnen wirklich Chnum zu erkennen sein
sollte: Coli. deM.dcMontigny. Pierres gravees.
Paris 1887 p. 44 nr. 576: „Konm (Chnouphis)
ithyphallique coiffe de plumes et dcbout sur un
crocodile. II a la tete et les jambes d'un belier,
ses bras sont reviplnccs par des serpents et
portent, Fun un flambcau, T autre unc coiffure
isiaque. Es. Leg. magique en six lignes, lettres
grecques barbares. Jaspe rouge et noir" und
Coli. Ä. Eaife p. 97 nr. 702: „Jaspe vert. L'eon
Chnouhis, criocc'phale , en gaine, debout sur un
serpcnt ä deux tetes qu'il tient de chaquc mainpar
Knuphis (als Schlange) 1258
le col. Le champ est seme d'etoiles et de signes ea-
balistiques. Sur le revers, signes cabalistiques."
Mit menschlichem Haupte ist er dargestellt bei
Lanzone Tav. 336, 2, sperberköpfig mit der
Binsenkrone ebenda 336, 4. Sanchuniathon bei
Euseb. Praep. ei'. 1, 10 sagt von der Schlange:
^OLvt-KSs Se ccvzo aya%ov daifiovoc KaXovGLV
ofioi'cos tai Alyvnrioi. Kvrjip snovo^ä^ovGt,
TtQOOxiQ'saGL 8s civxä iSQUiiog xstpaXrjv, xat diä
10 t6 TtQaKTiy.bv rov tsQaKog. Darstellungen einer
Schlange mit Sperberkopf kommen unter den
ägyptischen Denkmälern vor. Maspero, Guide
du visiteur au musee de Boulaq p. 1^ nr. 2627
verzeichnet eine Bronze „Uraeus ä tete d'eper-
vier, surmonte du disque solaire", indessen er
erklärt diese Gestalt als „un des genies de l'en-
fer, secourable aux bons, terrible aux mediants",
während er auf Kneph folgendes
Denkmal bezieht: Cat. du musee
20 eg. de Marseille p. 188 nr. 1016
„Calcaire blanc. Haut. o. m.
14. Tete de scrpent barbu et
joufflu. C'est le scrpent qu'on
voit si souvent figure^ sur les
pierres gnostiqucs d'Egypte, le
serpcnt de Kneph''
Dieselbe Erklä-
rung wie von der
sperberköpfigen
30 Schlange giebt er
für Uräen mit
Löwinnen-
kopf a. a. 0.
p. 184 nr. 2628,
p. 186 nr. 2652.
p. 32 f. Pierret,
Panth. eg. be-
merkt hinsichtl.
der Abbild, einer
40 Schlange mit
Löwenkopf: „La
figure ci-dessus,
agrandissement
d'un amulette en
lopis du
Louvre, T
re'sume
l'equatioH
qu'il y a
f)0 entre le symbolisme des uraeus et celui de
la decsse leontocephcde : les uraeus sevissent
et brülent comme la lumiere dont la deessc
le'ontocephale personnifie Vardeur et la force."
Eine solche aufgerichtete , löwenköpfige,
meist mit Strahlen um das Haupt versehene
Schlange findet sich nun mit der Beischrift:
XNOYBIC, XNOYcDlC, XNOYMIC u. ä. auf zahl-
reichen s. g. gnostischen Gemmen. loh habe
Mythol. Beitr. 1 p. 61 ff. Anm. 1 eine grofse
60 Anzahl derselben zusammengestellt. Eine
findet man bei Äthanasius Kircherus, Arith-
mologia sive de abditis numerorum mysteriis.
Romae 1665. 4^ p. 200 fig. 13; eine andere
bei Fabretti, Inscr. ant. quae in aedibus
paternis asservantur p. 535, Mehrere bildet
ab Hammer, Mysterium Baphometis revela-
tum, Mines de VOrient. Tom. 6. Vienne 1818.
2". PI. 4, 1—4. Eine Gemme aus Cumae mit
3) Chnum sperberköpfig (nach Lanzone,
Diz. di mitol. egiz. tav. 336, 4).
1259 Knuphis (als löwenköpf. ScUange)
der löwenköpfigen Schlange im Obv. und der
Aufschrift XNOTMC oder nach der Abbildung
XNOYMG d. i. wohl XN0YM6 im Rev. wird be-
handelt in der Schrift: „Su la figura e l'iscri-
zione egiziand incise in uno smeraldo antico
lettera dt Bernardo Quaranta al . . . Teodoro
Monticelli." Napoli 1826 4", und der Verfasser
erwähnt (p. 4 Note 1), dafs „infinite gemme di
qiiesta specie si trovano dappertutto e iielle pro-
vincie di Napoli cd in quelle della Sicilia".
Eine Gemme aus dem Besitz des Viscount
Strangford (s. Fig. 4) teilt mit B. Walsh,Än essay
on ancitnt^oins, medals, andgcms, as illustrating
the progress of Christianity in the early aqes.
London 1828 p. 38—45 Fig. 2. Im British Mu-
seum. A guidc to the first and second egypiian
rooms 1874 wird verzeichnet p. 115 G. 17:
„Sard; oval. The tion-headed, radiated serpent
of Ghnoumis, toith the inscription in Hebreiv,
' I am Chnoumis, the
ettrnal Sun '; and in
Grcek, 'the orerthro-
wer of giants or de-
mons ' ; the name lao
and another Gnostic
loords" und p. 116,
G. 260: „Plasma;
oval: radiated Hon
headed snake of
Chnoumis , and in-
scription, ' Chnumis,
Nabis , Bicnnous,
ewater for thirt-t,
bread for hunger, fire
for cold', in Greelt."
Von Fiedler, Die
Dahtyliothek des Herrn Peter Leven in
Köln, Bonner Jahrbb. Heft 14 1849
p. 22 nr. 35 wird beschrieben : „Schwar-
zer Jaspis, Abraxas-Gemme. Auf der
unteren Seite sieben Sterne, auf der
oberen eine Figur mit drei Gesichtern
und sechs ausgestreckten Armen, welche
Fackeln halten [Hekate], ihr zur Rech
Knuphis (Dekangottheit) 1260
dalle parti di Beggio Vuna ortodossa e l'altru
gnostica. Modena 1852 p. 9, Stephani, Nimbus
und Strahlenkranz p. 88 f. denken an Erzeug-
nisse der Gnostiker. J. Henry Middleton, The
engraved gems of classieal times ivith a cata-
logue of the gems in the Fitzivilliam Museum,
Cambridge 1891 p. XXli nr. 106 sagt über eine
von ihm so beschriebene derartige Gemme:
„Gnostic scarabaeoid on green plasma: on the
10 front the late Egyptian sun-god Chnubis, repre-
sented as a serpent with lion's heud surrounded by
ruys of ligJit. On the back is the hicroghjplnc
■Wr surrounded by the legend XNDVBIC": „The
ivhole is a common type of Egyptian gern during
the Boman Gnostic period, 3''<' and #'« centuries
A. D. The name of tliis deity is ivritten va-
riously as XNOY0IZ, XNOTMII and KNHO; he
appears to be a late development of the early
Egyptian deity Chnemu, the World-Creator or
3Iouldcr. . . . witlk
the Gnostics he loas
u form of Hör- Apollo
the Demiurgos or
Spirit ivhich pervades
the universe. " In
Wirklichkeit ist der
Chnumis dieser Gem-
nicht der alte
4) Die löwenköpflge
ten erhebt sich der ägyptische Chnuphi Cbnuphis-Schiange,
oder die Agathodämonschlange, auf der Chrysopras (nach
linken Seite steht der kleine Harpo- "'«'■'''. -^^ «^^«i'o«
krates mit dem Füllhorn, den Zeigefinger
der R. an den Mund haltend"; genau
dieselbe Darstellung wird verzeichnet auf einem 50 in die astrologischen Schriften der Griechen über,
Hämatit der ehemaligen Sammlung des Herrn Begonnen vom Zeichen des Widders als der Ht-
ancient coins etc.
PI. 2).
men
kosmogonische Gott
Chnum, sondern viel-
mehr eine ägyptische
D e k a n g 0 1 1 h e i t.
Nach Brugsch, Die
Ägyptol. p, 317, 399
und Wiedemann, Die
Bei. d. alt. Äq. p. 147
nehmen in der Astronomie der Ägypter
vor Einführung des griechischen Zo-
diacus 36 Dekansternbilder die Stelle
desselben ein. Der ägyptische Monat
zerfiel in drei Reihen von je 10 Tagen
und jeder dieser Reihen stand nach
Pierret, Dict. d'arch. eg. p. 171 s. v.
Decans; vgl. Tepsius, Die Chronol. der
Ag. p. 97 ein Dekan vor. Der mensch-
liche Körper zerfiel in 86 Teile und
jedem dieser Teile stand ein Dekan-
sternbild vor, Wiedemann p. 147. Die
Namen der ägyptischen Dekane gingen
Magnan de la Boquette von Lajard, Mcm. sur
un basrelief mithriaque qui a ete decouvert ä
Vienne (Iscre), Mem. de l'Ac. des Inscr. et B.-L.
tome 15, 2^ partie 1845 p. 256 Note 1. Häufig
erscheint diese löwenköpflge Schlange auch auf
den oben 2 Sp. 465 ff. besprochenen Gemmen
mit der Aufschrift OP(OPIOY0; über das Vor-
kommen der Schlange mit Strahlenkranz oder
cpcclrj Tov y.6<5fiov finden sie sich bei Hephästion
von Iheben nsQi Haragxäv, dessen Text vor
kurzem von A. Engelbrecht, Hephästion von
Titeben u. sein astrolog. Compendium. Wien 1887
p. 63 ff. herausgegeben ist, nachdem schon Sal-
masius, De annis climactericis gelegentlich Aus-
züge daraus gegeben hatte, sowie in dem von
Pitra im 5. Bande seiner Analecta Sacra d
Nimbus und angeblichem Löwenhaupt auf den eo classica spicilegio Solesmensi parata Abt
Münzen niedermösischer und thrakischer Städte
s. Drexler, Myth. Beitr. 1 p. 61 ff. — Jablonski,
Panth. Aeg. Lib. 1 c. 4 p. 89 sah in den in Rede
stehenden Gemmen Denkmäler der Gnostiker
und meinte, unter der Schlange sei Christus
zu verstehen. Auch Leemans zu Horapollo
Hierogl. 1, 64 p. 293, Quaranta, Cavedoni, Dichi-
arazione di due antiche gemme incise provenienti
p. 284 ff. edierten s. g. heiligen Buche des
Hermes an Asklepios zu je drei an die 12 Zeichen
des Zodiacus verteilt. Nach Hephästion p. 52
sind die 3 Dekane des vierten Tierkreis-Zeichens,
des. Krebses: G(o&lq 6 TtQwros, dz 6 äsvTBgog,
Xvoviilg 0 xQirog, die 3 Dekane des fünften
Zeichens, des Löwen (p. 54) : x^9X^ov[i.i.g o ngä-
xog, rjTir] b SsvvsQog , cpov7ir}^6 tQitog; nach
1261 Knui^his (Delcangottheit) Kimphis (Dekangottheit) 1262
Pscudo- Hermes Y>. 287 ist dem entsprechend der (iÖqlov, otisq sig -nccgdiav jtat tu nsgi avrrjv
10. Dekan Zco&siq, der 11. Ovtpiatz (im Vien- Kcczccvoiirai, fcziv oiHog "HXi'ov . .., p. 54: oi ds
nensis OvögiaLt), der 12. Ä'vovcp (Vienn. Kvov- ösnccvol txvzov ZQStg' %(XQXVoviii.g o ngäzog, r'jnr]
cpöß), der 13. Xvovfiog (Vienn. Xvov(iLTr]g , am o d^vzsQog, cpovTtTf] b zgtzog' ö ysvvcöiifvog ovv
Ritnd XvovfiLiiig), der 14. 'int, der 15. #aTiri. inl zov tcqcozov vno öilav doQvcpogiLZcci kccI
Die Namen des Doppeldekans Kvovfis und d-Kovo^rjaszaL vccl sazca 6^vg y.(xl axorraqppo-
t)QaKvov(i lesen wir auf einem ägyptischen vrjzog, fvsQyszäv zovg vnozaaaofi^vovg nal nol-
in griechischer Sprache abgefafsten Horoskop, lovg a)^s^läa£L «ai jtTrJatTat, svsniipoyog öh Sicc
welches Goodwin in Chabas' Mclanges egyp- yvvciiv.a- zu 81 orj^iBtcc uvzov fvfirjxrjs zrjv rjXi-
tologiques Ser. 2 1864 p. 294 — 306 mit- lo v.l(xv^ z6 ngöaconov cogaiog, iQV&Qog, ot ocp&aX-
geteilt hat, p. 303 — 304, PI. 3 1. 35. XPA- (lol ^^yccloi, svQivog, ai -nvri^ai Xstczcci, növog
XNOYBIC finden wir auf einer Gemme bei ij^s/je tazat tisqI zrjv 7i68a -nal ifinvsv^cizoyOLg ccvzm
ur. 556, Kopp, Pcdaeogr. crit. 3 p. 257 § 213, Haxai' oi 8s zov d'sov v.lii.Lay.trJQcg szog a, la,
p. 387 § 330. In den ägyptischen Denkmälern -ny', Iß', fi<s', v^\ ^Q-\ oß', o8\ nri'; und durch
entsprechen den 6 erwähnten Dekannamen die Pseudo - Hermes p. 287: Llca8sv.cczog 8iv.av6q.
6 Namen, welche Le^Jsius , Chronol. p. 71 Ovzog ovofia i'xsi Xvovcp, nogcpr^v 8s TcgöacoTtov
(wonach E. de JRouge , Pev. arch. 6 1849/50 8v(iiv ywoa-Aiäv dnoazQa(i[isv(av dXlißai-, wv zo
p. 533) liest: Suti; Sit; Knemnt und Knem; £v ■JtsQiv.si^isvov niXiov, z6 8s äXXo ßaaiXsiov.
Cher-Knemut und Cher-Knem; He-tet; Pehu- 'Eqp' svog TQa%riXov nsQißsßlrizcct 8s Kai 8qu-
tet; Brugscli, Thes. Inscr. Aeg. Abt. 1. Astron. 20 -Aovzsg, z6 8s oXov sozlv 6z)]9aQ6v, snl ßdasojg
u. astral. Inschriften der altäg. Denkmäler. sniKsifisvov. Kvqisvst 8s zov ßnXrivög. rXvipov
Leipzig 1883 4° p. 156 (nach jüngeren ägyp- ovv zovzov sv Xl&co dxdzrj ^cd vnod'slg ßozävrjv
tischen Listen): sopdet oder sati; seta, sei, sit; acpaigiziv, tiazayiXsLaov sv co ßovXst., ncxi cpÖQsi
knum; ;(;ar-knum; hä-t'et; Brugsch, Die Agyp- [layiccQiov ßorid'tj^a. Tqio8syf.azog 8sY,av6g, Xsov-
tologic. p. 340: Sopde oder Soti; Sit; Knum; zog TtQäzog. Ovzog ovo^a s^si Xvoviiog, yi,OQ(:priv
Har-Knum; He'-det; Phu-dct. In älteren Dekan- 8s XsovzongSaconov , ccKzivag s'xorv riXiccxäg, z6
listen steht an Stelle des Sternbildes sit, se^u, 8s oXov gw(ik ocpsag nvgosiSovg, avm äva-
siO^u („die Schildkröte, die beiden Schildkröten") zszga^fisvov. Kvgisvsi 8s zcov ysvofisvcov na-
der Dekan Tpä Kenmut, Brtigsch, Thes. Inscr. &äv nsgl zr^v yiag8iav. rXvipov ovv zovzov sv
Aeg. 1 p 113, 155, 172; und Knum und ^ar- so XiQ'co dxcczr], xat hnoO-slg ßozävrjv XsovzoTtöSrjv,
knum führen in ihnen den Namen Kenmut yiazuyiXstaov sv ro ßovXsi, xai (pögsi, ccTtsxo^svog
und ;^r-;)'pd-kenmut; auch lassen zwei dieser cöcov czgov&äv. Deutlich wird hier Xvovfiog
älteren Listen ;(;r - ;^pd - kenmut vor Kenmut genau entsprechend der Gestalt der zahl-
vorangehen, £;-H(j(Sc/i,, T/ies. 7«scr. J.e^. 1 )). 155. reichen Gemmen mit Chnubis-Darstellungen
Tpä bedeutet nach Brugsch: „Kopf, Spitze, beschrieben. Es kann demnach kein Zweifel
oberster Teil, im Gegensatz zu dem ;(;er-;(epö' sein, dafs dieselben nicht als Denkmäler
genannten Körperteil, wahrscheinlich die Nabel- gnostischer Sekten, sondern einfach als (heid-
gegend des Bauches bezeichnend"^ Brugsch niscbe) Amulette anzusehen sind. Aufserdem
a. a. 0. p. 153. Offenbar bildeten ursprünglich nennt Celsus bei Origenes 8 p. 416 unter den
Tpä Kenmut, ;fr ;^pd-kenmut und Kenmut zu- 40 Vorstehern der 36 Teile des Körpers, welche
sammen ein Sternbild, Brugi-ch a. a. 0. Von den den ihnen untergeordneten Körperteil auf An-
Dekanen ^^voufttg und ;^orp;i;t'0'!;ft<gfi/^ej5Msf«owj^ rufung hin heilen, den x'^ov^iriv und %va-
Xvovcp und Xvoviiog (Pseudo- Hermes) erfahren %vovyiriv, worin wir sofort die beiden Dekan-
wir nun durch Hephästion in dem Kapitel namen x^ov^ig und x'^QX''^^'^^'-? wiedererkennen.
Tcsgl zrjg xäv 8co8syi(xzrjixogicav 6vo(iaüiag xs v.ai Ahnlich wie unter dem Namen des Hermes
Svväiisfbg p. 52 folgendes: Tb 8s xov Kag- ging unter dem eines ägyptischen Königs Ne-
yiivov 6ca8s'ii(xzrjiiügiov, 0 stg azrj&og Kexl nXsv- chepso eine Schrift über die Einflüsse der De-
päff [sc. xov Koofiov^ naQc.Xaiißävsxcci, i'aziv kane auf die Krankheiten des Körpers, JB^r-
oi-Kog EsXrivqg . . . ot ds xgsig ccvzov 8sv.(xvol micus Mat. 1. 4 c. 16, E. Biefs, Nechepsonis et
aw&ig b ngwzog, r>iz 6 8svtsgog, x'^'ovfilg 6 zgi- 50 Petosiridis fragmenta , Philologus Suppltbd. 6
TOS, und von dem unter ivovfiCg geborenen p. 379, 28: Sic et Necepso, Aegypti iustissivms
p. 53 6 8s sni zov zgCzov [sc. 8sY.civoii'\ ysvvw- imperator, optimus quoque astronomus per ipsos
(isvog sGxai cpgöviuog -accI zgacpT^aszai dysvväg decanos omnia vitia vaJetudines collegit , Osten-
■nKi 8iaGzri6si zovg yovsig Q'avdza) ■nal usicoosi dens , quam valetudinem quis decanus efficeret,
zd Tzazgma v.kI sazai cpiX6q)iXog -nai %a%07cci&]^ßSL quia una natura ah alia vincitur unusque deus
sni x^g vsözrjxog. sv Ss xoig v.uxcl yvvcciv.a.g ab altero Aus dieser Schrift erwähnt Galenus
tpöyovg s^SL ticil sv üzgazicoziy-fj ngd^si 8ia^r'iGsi, nsgl zrig xmv dnXwv cpaQ^dy.mv Kgaasoag 1. 10,
■nal Xr',ipsi aidr'igov ntigav v.al sG^dzov dyccQ'ov 18, tom. 12 p. 207 ed. Kahn, Biefs a. a. 0. 29
zsv'^szai.- zd 81 orjiisia avxov asar} rjXLKia, das uns beschäftigende Amulett: 'Evxi.&scc6i 8s
svzgcicpTqg, Xmagög, ^av%6g, XsvKog, at ocpgvsg 60 xat 8anzvXia> ccvzov [sc. xov icc6niv~\ svioi Kai
(ifydXcci, zd crrjt^;] nXctzsa, ngoydazcog tczai, yXvcpovciv sv avzm zov xdg dtixi^vag s'xovza
novovg s^sl nsgi zd anXdyxvw siai 8s ot v,Xi- SgdKOVza , Kcc&dnsg Mal ö ßcißiXsvg Nsxsipcog
(laKzfjgsg srog 8' , ^', iß', yi8', Xy' , (i&' , ^y', sygaiptv sv xfj zsaaagsa-KaiSsyidzr] ßißXco; ebenso
^9', 0(3', TTs'. fiTj Xav^avszco 8s, mg slv.6z(og Actius Tetrab. 1 serm. 2 c. 36: quidam annulis
slg cpvXccnzrigLov zoi azofidxov nccQcc8sxovz(xt. iaspidem viridem ineludunt et draconem radios
zov x^ov^iiv (hg kvqiov uvza zov azij&ovg zov habentcm in ipsa sculpunt ex praecepto Nccejisi
Koaiiov, Moi'O'a)? fj 8iciigr]CLg zcov ^mSiav nsgi- regis, qui prosit ventriculo. Anch Marcellus 20,
fj;fi; und p. 53: Tb 8s zov Äsovzog 8a)Ssy.azr}- 98, Ric. Heim, De rebus magicis Marcelli vie-
1.263 Kmiphis (als Amulett) Kobis 1264
dici in Scheäae pMlologae Hermanno Usener a cisme PI. 2 B Fig. 2 zeigt auf der einen Seite
sodalibus scminarii regii Bonnensis oblatae. das Bild des Käfers mit der Umschrift 0 CO
Bonn 1891 p. 125 kennt dieses Amulett: Ad XNOY0I, auf der anderen die löwenköpfige
stomachi dolorem remediwn pJiysicum sie: in Schlange mit Strahlenkranz, umgeben von
iaspide exeulpe draconem radiuium, ut h%beat 7 Sternen. Ferner, unendlich häufig tritt auf
Septem radios et claude auro et utere in collo. den Chnubisgemmen ein Zeichen auf, welches
Die Aufschriften verschiedener Gemmen mit der man mit 3 lateinischen S, die von einer
löwenköpflgen Schlange (wie ct)YAAZON YPEIH Linie in der Mitte geschnitten werden — trois
CTOMAXON TTPOKAOY ; rEirANTOTTAIKTA • S barres nennen es Fröhner, Coli, de Montigny,
BAPOIM'HACOPIOPMOiATTAAAEON TOiTTEPI- lo Pierres gravees. Paris 1887 p. 42 nr. 665, p. 43
TO • CTOMAXON TTAGOC- 1 TOY- TTACXONTOC, nr. 568. 571, p. 44 nr. 577 und Chahouillet, Descr.
Drexler, Mytli. Bcitr. 1 p. 64 Aum. 1 zu p. 61) be- des antiquites et objets d'art composant le cab. de
stätigen die Angaben der Autoren über die medi- M. Louis Fould. Paris 1861 2" p. 53 nr. 1120 —
zinische Kraft, welche man diesem Amulett bei- vergleichen kann (s. Fig. 4). Eic. Heim, In-
legte. Auch die Aufschriften rElfANTOTTAIKTA, cantamenta magica Graeca Latina p. 480 Anm. 3,
rirANT0PHKTA,rirANT0A6TIPA verschiedener welcher dieses Zeichen in der Beschreibung
dieser Steine erklären sich leicht, wenn wir des Marcellus 24, 7: in lapide iaspide Phrygia
uns erinnern an den nicht auf Ägypten {Ebers, aerizusa si nota infra scripta insculpta fuerit
Ztschr. f. äg. Spr. 1873 p. 45, Maspero, Gesch. id est 555 , et collo dolentis latus fuerit sus-
d. morgenländ. Völker im AUeitum p. 81) be- 20 pensus, mire proderit erkennt, schreibt es den
schränkten, sondern über die ganze Welt ver- Gnostikern zu. Dies ist weiter nichts als
breiteten Aberglauben, welcher die Krankheiten eine den Ägyptern entlehnte Darstellung des
den Einflüssen böser Dämonen zuschreibt; vgl. Chnubis. In Edfu und Dendera ist die De-
z. B. Eic. Heim, Incantamenta magica Graeca kadengottheit Knnm dargestellt als eine auf-
Latina. Lipsiae 1892 [= Jahrbb. f. kl. Phil. recht stehende Schlange, welche von 3 wage-
Suppltbd. 19 p. 465 — 492] p. 476 ff. Evoca- recht liegenden Schlangen geschnitten wird,
tiones morborum. Sorlin Horigny , Phylactere Brugsch, Tlies. Inscr. Aeg. 1 p. 18 nr. 1, p. 24
alexandrin contre les cpistaxis, Eevue des etudes nr. 1. Letronne, Oeuvres choisies. 2^ ser. tom. 2
grecques 4, 1891 p. 287 — 296, bes. p. 295 und PL 2. Offenbar auf ägyptische Einflüsse geht
Schlumberger, Amulettes byzantins anciens desti- so auch die Wahl der Steine, auf welche die
nes ä combattre les male/iccs et maladies, Eev. Dekane zu gravieren sind, zurück. Von Pscudo-
des etud. gr. 5, 1892 p. 73—93, bes. p. 74 (der Hermes wird genau bei jedem Dekan die
Krankheitsdämon als niedergestreckte Frau Steinart für das anzufertigende Amulett an-
dargestellt). V. Fossel, Volksmedicin und gegeben. In Dendera werden den einzelnen
medicinischer Aberglaube in Steiermark 2. Aufl. Dekaden bestimmte Metall- und Mineralien-
Graz 1886 p. 9. M. Hoefler, Volksmedicin u. namen beigeschrieben, Brugsch, Thes. Inscr.
Aberglaube in Oberbayerns Gegenwart u. Ver- Aeg. 1 p. 17 ff. Für die Dekade Knum ist es
gnngenheit. München 1888 p. If. Grimm, das Mineral hemag, was Brugsch p. 24 und
Deutsche Mythol. 2* p. 965 ff. Mannhardt, Der Lepsius, Metalle p. 57 Anm. 3 mit roter Jaspis
Baumkultus der Germanen , Register p. 632 4o übersetzen, während Frederick G. H. Wendel,
s. V. Krankheiten, Kuhn, Indische u. germa- Über die in altägyptischen Texten erwähnten
nische Segensap rikhe, Zeitschr. f. vergl. Sprach- Bau- und Edelsteine. Leipzig 1888 p. 107
forschung 13 p. 72, p. 118 ff. Fr. S. Kraufs, — 109 darin lieber den Amethyst erkennen
Volksglaube u. relig. Brauch der Südslaven möchte. Grünen Jaspis fordert Nechepso, Jaspis
p. 39, 41. H. V. Mlislocki, Aus dem inneren ohne nähere Bezeichnung der Farbe Marcellus,
Lebender Zigeuner. Berlin 1892 p. 4 ff.. Bastian, Achat Psewdo-Jäemies für das Chnubis-Auulett.
Völkerstämme am Brahmaputra p.73. Bastian, Vgl. Kamephis. [Drexler.]
Die Völker des östl. Asiens 2 p. 103, 418; 3 Koalemos (Kodlsfiog), der Gott der Dumm-
p. 269 ff. B. Hagen, Beiträge zur Kenntnis heit, Aristoph. equ. 221; a. Kock z. d. St.
der Battareligion , T ijdschrift voor indische 50 [Höfer.]
taal-, land- en volkenkunde Bd. 28 p. 53L KößaXoi , ungestaltete, neckische und
541. J. Wellhausen, Skizzen u. Vorarbeiten possenhafte Kobolde oder Dämonen aus der
Heft 3. Beste arabisch. Heidentums p. HO; AAS späteren bakchischen Schar, zu der Gattung
Anm. 3. TT'. Schneider, Die Eeligion d. afrik. der Satyrn gehörig, Harpokrat. s. v. Schol.
Naturvölker p. 116. 125. 131 ff. 137 f. 145. 148 f. Aristoph. Plut. 279. Natal. Com. Myth. 5, 13
158ff. 234. Tylor, Die Anfänge der Kultur p. 485. Lobeck, De Cob. et Cercop. 1820.
Sachregister 2 p. 459 s. v. Dämonen, p. 464 Aglaoph. 2, 1296. 1308—1329. Preller, Griech.
s. V. Krankheit. Pettigrew, On superstitions Myth. 1, 600, 1. Vgl. Kerkopen. [Stoll.]
connected ivith tlie history and practice of tnedi- Eobis (Kaßig), Sohn des Kyknos, samt
eine and surgery. London 1854 p. 65 u. a. m. go seinem Bruder Korianos und seiner Schwestei
Manche Einzelheiten dieser Gemmen er- Glauke von den Griechen als Geisel mitgeführt;
klären sich durch Vergleichung mit den ägyp- Dictys 2, 13. Bei Joh. Malal. p. 125 werden
tischen Denkmälern. Beispielsweise wird das als Kinder des Kyknos Kcößrjg, äomk^ho?,
Zodiakalzeichen des Krebses bei den Ägyptern Tlav-ar] genannt; vgl. Dederich, Dictys p. 408;
durch das Bild eines Käfers ausgedrückt, nach Tzetz. proleg. alleg. Iliad. 876 heifsen
Brugsch, Die Ägyptologie p. 346. XvoviiCg ist sie Kofiog und KÖKagrog und werden von
nach Hephästion der 3. Dekan des Krebses. Diomedes getötet; ihre Schwester Glauke
Eine Gemme bei Matter, Hist. crit. du gnosti- heifst nach T^fei^;. a. a. 0. auch Laodike. [Höfer.]
1265 Kodone Koiranos 1266
Kodone (KaScövrj), 1) Arkaderin, Tochter des 710. Ov. Mit. 6, 185. Unter den Giganten wird er
Aineias, Schwester der Anthemone, Acjathyllos aufgeführt ifj/r/.^j-ae/". p. 27 5. Fov/. (zc. 1, 279.
b. Dionys. A. B. 1, 49. [Robert, Arcli. Ztg. J.ew. 4, 179 u. Serw. z. d. St. Serv.V. Aen.\0,bi6b.
37, 24 f. R.] — 2) Eine Mänade, Nonn. Bion. Propert. 2, 1, 39. Über Ableitung und Be-
30, 213. [StolL] deutung des Wortes sind die Meinungen sehr
Kodros (KoÖQog), Sohn des Melanthos verschieden: Cornut. c. 17 p. 176 Gale (jroid-
{l'ausan. 7 , 25 , 2) , der letzte König von t?js), s. ebend. Osann p. 294. Et. 31. s. v. {noi-
Athen, Vater des Audroklos, dfs Gründers von özrjg od. v. kosiv == vosiv). Meineke, Anal.
Ephesos, P/(«reÄi/(i. b. (SY>afe. 14, 632, des Neleus, Alex. p. 121 {y.oäv = ^Lsdsiv). G. Hermann,
des Gründers von Milet, Herod.2,91. Aelian. v. lo De tlieol. Gr. ant. p. 174 ff. (Turbulus v. Kft'w),
liist. 8. 5. Hellan. b. Harpocr. s. v. 'Egv&Qaioi, später de Apoll, et Dian. Opiisc. 7 p. 297
des Nauklos, Strab. 14, 633, des Kydrelos, (Conglobator, Ktw, nsiaO'ai, v.oi'a). Schoemanii,
Straho a. a. 0. und des Knopos, Strabo a.a.O. Opusc. Ac. 2, 101 ff. (xßio)). Ebenso Welcher,
Der Ort, -wo er von den Peloponne&iem ge- Griech. Götterl. 1, 278 ff. Müller, Bor. 1, 310.
tötet worden war, wurde noch später gezeigt. Lauer, System 159. 249. Preller, Gr. Myth.
Pausan. 1, 19, 5. [Vgl. auch die das Heilig- 1, 41, 1 {■nca'ca od. zotlog = coelum). Stoll,
tum des Kodros, des Neleus und der Basile Antimach. fr. 83 p. 91 und Pott, Zeitschr. f.
betreffende Inschrift v. J. 418 v. Chr., die lergl. Spr. 5, 299. Stud. z. gr. Myth, in Jahrb.
Kumanudis in der 'EcfTfit. veröffentlicht hat: f. Jdass. Phil. 1859 Suppl. p. 323 f. (xotlog).
^rc7*. Z^o. 1885 S. 162f. E. Curtius, Sitzgsber. 20 Braun, Gr. Götterl. § 219 (vgl. Athen. 10,
d. Berl.^Ak. 1885 S. 4:37 W. Koscher.] Seine 455 d). ö'er/mrt?, Gr. M. 1 § 196 („Besänftiger").
Statue wird bei Pausan. 10, 10, 1 erwähnt. Eine [Stoll.] — K. ist einer der Titanen in der von
Grabinschrift auf Kodros s. in der Ar eh. Ztg.tk Redod. Theog. 134 zusammengestellten Familie,
1866 S. 183*. I\ aibel 1G8B, eine Weihinschriit welche keine Beziehung zum Titanenkampf hat
auf einer Granitschale Arch. Ztg. 4 S. 246. — mit Ausnahme des Kronos — und zum Teil
[Vgl. auch die schöne Abbildung auf der alte Götternamen verwertet.' Koios steht an
Kodrosschale in Bologna Baumeister, Benlcm. der Spitze, wie es scheint als Altester; er er-
nr. 2148 p. 1999. Höfer.] [Weiteres über zeugt (v. 404) mit seiner Schwester Phoibe die
Kodros, namentlich über das Sagenhafte in Leto und Asterie. Anderwärts scheint er mit
seiner Geschichte, bei Busolt, Griech. Gesch. 1|30 Kynnes zusammen ein Bruderpaar gebildet zu
S. 72, 3 u. S. 400 f. S. auch Töjpffer, Att. Gen. haben; s. unter Kynnes. In den Namen der
229 ft". Wilamowitz, Aus Kydathend9. Röscher.] kleinen peloponnesischen Nachbarflüsse Koios
[E. Braun, Bie Schale des Kodros. Gotha und Elektra müssen wir, wie in dem achäischen
1843. 2". Drexler.] [Lorentz.] Krios, die der Titanen wiedererkennen; Elektra
Kogamis, Flufsgott, kenntlich gemacht ist Tochter des Atlas. Koios kommt später
durch die Beischrift KOfAMIC, auf einer auto- auch als Mannesname in Elis vor. Zur Er-
nom^n Münze von Philadelpheia Lydiae, Loeb- klärung des Namens erfanden die alten Gramma-
becJce, Ztitschr. f. Kvm.lb 1887 p. 48. [Drexler.] tiker {Etym. M. 523, 50) ein Verbum xoft>,
Koia {Koicc), Amazone, Steph. Byz. v. 0t- welches soviel wie voftV sein sollte. Etwas ge-
ßcdg; vgl. Kynna. [Klügmann.] 40 schickter versuchten Andere es mit einem
Koiantis {Koiavtig) , d. i. Tochter des Koios, Äolismus und dachten an noiog als die Qualität,
heifst Leto Orph. hymn. 34 (35), 2. Schol. Auf den richtigen Weg leitet die antike Er-
Kallivi. hymn. 4, 50; sie wird auch genannt klärung des uTta^ Xey6fi£vov v,oCa. als acpatqu
Koie'is (Koirjig) Kallim. hymn. 4, 150 und und die Übeiigetzung Po Ins, welche die La-
schol. oder Koiogenes (Äotoyfv/J?); Pindar bei teiner von Koios geben. Dies führt auf xoiilo?,
Strabo 10,485 = frgm. 88 (58), 2. [Höfer.] coelum vermittelt durch *-Aoifog und luno
Eoiuia (Koivi'a), Amazone, Steph. Byz. v. Covella, welche letztere wie luno Coelestis
©ißcci'g; vgl. Kynna. [Klügmann.] als die Himmlische zu verstehen sein wird,
Koinos Theos (KoLvog »säg), eine Inschrift wenn auch immerhin als Mondgöttin {Preller-
aus Gasr Mezuar in Nordafrika ist dem Kol- 50 Jordan, Böm. Myth. 1, 272), doch gewifs nicht
va Qiä geweiht, Enhem. epiqr. 5 (1884), 463; ^on der „ausgehöhlten" Form des Halbmondes.
(0 (0 ^ , , ^ , In Rhodos gab es neben der Elektra-Alektrona
vgl. den Kotvog &£og UccrQcpog AnölXcov m auch eine Artemis sv ÄSMom und ÄEKom (s. d.),
Rhodiapolis, Peterstn-Luschan, Beisen in Ly- gebildet wie 'A-'na-KccUig; 'manche der Alten
kien, Mihjns und Kibtjratis p. 103 nr. 2B; brachten auch Kos damit zusammen. Das
p. 104 nr. 3 F. Tbanatos heifst -noivog daificov Nähere b. Mayer, Gig. u. Tit. S. 57-62. Über
C. I. G. 3, 4137 ; zu Koivog 'EpfiTj? s. Bd. 1 (jie Personifikationen und Träger des Himmels-
Sp. 2381 Z. 20ff. und Arist. rhet. 2, 26. Biod. gewölbes s. das. S. 87-90. [Maxim. Mayer.]
Sic. 5, 75 Lukian. nav. 12. Plut. philos. cum Koiranos (KoLQavog), 1) Sohn des Abas,
princ. 2. [Höfer.] go Enkel des Melampus, Vater des Polyidos,
Koiogenes (geneia) = Koiantis (s. d.). Apollod. 3, 3, 1. Paus. 1, 43, 5. Pind. Ol.
Koios (Xotos,lat.Coeus), Sohn des Uranos und 13, 75. Soph. fr. 358 Nauck. Tzetz. L. 811.
der Gaia, einer der Titanen, zeugte mit Phoibe Hyg- f 128. 136. 251. — Pherekyd. b. Schol. II.
die Leto und Asteria, Hes. Theog. 134. 404 ff. 13, 663 giebt folgende Geschlechtsfolge: Me-
Apollod. 1, 1, 3. Biod. 5, 66. 67. Orph. fr. 8, lampus, Mantios, Kleitos, Koiranos, Polyidos.
26 (Lob. Agl. 1, 505). Hyg. praef. p. 29 Bunte. ~ 2) Sohn des Polyidos, Vater des Euchenor,
Schol. II. 14, 274. Tzetz. L 1175. Paus. 4, Paus. 1, 43, 5. - 3) Wagenlenker des Meri-
33, 6. Hom. H. in Ap. Bei. 62. Ap. Bh. 2, ones, aus Lyktos in Kreta, vor Troja von
1267 Koiron Kolchis 1268
Hektor getötet, II. 17, 611. — 4) Lykier, vor den Acheron sich ergiefst, Nüzsch, Anm. z.
Troja von Odysseus getötet, II. 5,677. Tzetz. Odyss. 3 p. 156 ff. Bei Verg. Äen. 6, 296
Hom. 97; Sohn des Hippasos, Genosse des fiielst der Acheron in den Kokytos, einen lang-
Sarpedon, Ov. Met. ld,261. — 5) Ein Milesier, sam fliefsenden sumpfigen Strom {Veiri. Ge.
kaufte von Fischern einen gefangenen Del- 4, 478. Horat. Carm. 2, 14, 18), der, die Unter-
phin und liefs ihn wieder ins Wasser. Als er weit umfliefsend, mit ihm den stygischen See
später bei Mykonos Schiff'bruch litt und alle bildet, Aen. 6, 134. 323; vgl. Liüdan. de
umkamen, wurde er allein von einem Delphin ludu 3. Sein Name bezeichnet ihn als den
gerettet, und als er hochbetagt zu Milet ge- Flufs des Weinens und Klagens {v.cov.viiv)^
sterben war und der Leichenzug in der Nähe lo Cornut. c. 35 p. 235 Gale. Suid. v. Ärjp. Et.
des Hafens vorbeikam, erschien eine Menge M. v. Koiv-vzös-, Tzttz. L. 705. Schol. Od. 10,
Delphine im Hafen und nahm gleichsam teil 514. Evstath. p. 1667, 40. Er nimmt die
an der Bestattung, Athen. 13, 606 e. Ael. de Toten auf zur Qual. Während der Pyriphlege-
nnt. an. 8, 3. Flut, de sollert. anim. p. 985 a. — thon als notafiog Q-SQfjiOTazos durch seine Hitze
[0) KoiQttvoQ findet sich nicht selten als Bei- die Sünder quält, thut dies Kokytos als not.
name von Göttern, so des Bolmarkoth C. ipvxQorarog durch seine Kälte, Suid. v. 'HXv-
I. G. 3, 4536. Kaibel epigr. 835 (vgl. Bd. 1 aiov nsSiov; vgl. Plat. Phaedon 113c ff. Lehrs,
Sp. 749), des Hades G. I. G. 3, 6201; des PopwL Aufs. 308 f. Wie Acheron und Styx
Osiris {KoiQavog d&avccrmv) C. I. G. 2, 3724; bezeichnet er überhaupt die Unterwelt, Eurip.
des Thanatos {y.oiQC(vog daifiövcov) Eur. Alk. 20 yä/c. 458. Horaz. ?i.z..O. Kokytos war ein Neben-
1140; des Asklepios (xotpo;i;os ;iacöv) (7. J. G^. flufs des Acheron im Lande der Thesproter,
1, 511 = C. I. A. 3, 171; der Musen Orph. und manche nehmen an, dafs er mit diesem
in schol. Apoll. Rhod. 3, 1; auch für Isis in die Unterwelt verlegt worden sei, s. Ache-
wollte Beinach, Bevue critique 1887, 2 p. 13 ron und Paus. 1, 17, 5. [Stell.]
den Beinamen Koiqccvog in Anspruch nehmen; Kolainis {Kolccivig), Beiname der Artemis
dagegen aber Hotnolle, Bull, de corr. hell. 15 in Myrrhinus in Attika, Paws. 1, 31, 5. Aristoph.
(1891) 626. Höfer.] [Stoll.] av. 873 und schol; ihr Bild: Paus. 1, 31, 4;
Koiron {Koigav), Sohn des Triptolemos, sie ist benannt nach Kolainos {Paus. 1, 31, 5.
Bruder des Krokon (s. d.), BeJcker An. 273, 7; ifesyc/t.), dem Sohne des Hermes, der ihr infolge
nach ihm war das athenische Geschlecht der 30 Orakelspruches ein Heiligtum errichtete. Hei-
KoiQwviSai (bei Suidas KvQcovt'dca) benannt, lanikos und Phanodemos im schol. A^ist. a. a. 0.
Lykurg, bei Harpokrat.; vgl. jedoch Bulinlten, Nach Euphronios ebendas. wurde sie in Ama-
Hist. crit. orat. Graec. 339 f. ed. Friedemann. rynthos verehrt und hatte ihren Namen davon,
[Genaueres b. Töpffer , Att. Geneal. 104 ff. dafs ihr hier Agamemnon einen Widder ohne
Röscher.] [Höfer.] Hörner (zqiov xo'^or) opferte. Bei Theognost.
Koitos (KoLTog), Beiname des Apollon, ort in Gram, anecd. Oxon. 2, 66, 30 heifst sie Ko-
OTtfQfioyovog b r^liog kccI avvovaiag ahiog, mg laivCa und ist ebenfalls nach Kolainos be-
■ACil ^cooyovog liysxui, Tzetz. Lykopjhr. 426. "• nannt. Auch inschriftlich ist die A. Kolainis
[Höfer.] bezeugt C. I. A. 3, 360 p. 87; ebenda 2, 575 ein
Kokalos {Kmv.cilog) , König der Sikaner in 40 hqhv 'Agr^^idog Ko^.aiviSog; ebenda 216: z/g'ff-
der sicilischen Stadt Kamikos, der späteren noivcc "Aqxs^i KoXaivt. Die von E. Curtius,
Burg von Agrigent, welche ihm Daidalos zu Sitzungsher. d. K. Preufs. Ak. d. Wiss. 1887
einer uneinnehmbaren Feste machte. Dai- p. 1168 erwähnte A. ÄToilan'iS, die sich C.I.A.
dalos hatte, nachdem er dem Minos ent- 2, 571 finden soll, existiert nicht. [Vgl. auch
flohen, bei ihm Aufnahme und Schutz ge- Töpffer, Att. Geneal. S. 217, der Kolainos mit
funden, und als Minos mit Heeresmacht kam Kelainos, Vater des Kaukon, identificiert. R.]
und die Auslieferung desselben forderte, wurde Vgl. auch Kolainos. [Höfer.]
er von Kokalos oder seinen Töchtern im Bade KoLiinos {Kolaivog), ein alter König in
durch heifses Wasser getötet, Diod. 4,. 76. 78. Attika, der noch vor Kekrops herrschte, ein
79. 5, 78. Herodot 7, 170. Paus. 1, 21, 6. 7, 50 Abkömmling des Hermes, soll in dem attischen
4, 5. Stral). 6, 273. 279. Kallimach. u. Philo- Demos Myrrhinus einen Tempel der Artemis
steph. b. Schol. II. 2, 145. Ephor. u. Philist. Kolainis gegründet haben, Paus. 1, 31, 3.
b. Theon Progymn. p. 16 Seins. Konon 25. Schol. Aristoph. Av. 873. Phavorin. u. Suid.
Schol. Pind. Nem. 4, 95. Hyg. f. 40. 44. v. Kolcavig. Er führte eine attische Kolonie
Athen. 1, lOe. Ov. Met. 8, 261. Steph. Byz. v. nach der Stadt Kolonides in Messenien, Paus.
KdiuKog. Welcher, Gr. Tr. 1, 431. Nach 4,34,5. Vgl. Kolainis. [Stoll.]
Eustath. 1817, 40 soll auch Daidalos durch Kolakeia {Kolanaia) , die personificierte
die Töchter des Kokalos umgekommen sein, Schmeichelei, das Gegenteil der Philia {^iXia),
Preller, Gr. Myth. 2, 122. [Stoll.] Dia Chrys. or. 1 p. 71 JB. Kebes pinax 8.
Kokarkos (-artos) s. Kobis. 60 [Höfer.]
Kokkoka {Ko-h-hcÖkk) , Beiname der Artemis Kolaxes (Kolä^rjg), König der Bisalter,
im Haine Altis bei Olympia, Pausan. 5,5,4 den Zeus in Skythien mit einer Schlangen-
(vgl. Loheck, Path. scrm. gr. prol. p. 323). nymphe zeugte, Val. Fl. 6, 48; vgl. Herodot
[Lorentz.] 4, 5. 9. [Stoll.]
Kokytos (KcoKvrög), bei Homer nur an einer Kolcliis {KolxCg) , 1) absolut = Medeia,
Stelle späteren Ursprungs {Od. 10, 513) als Eurip. Med. 133. Lykophr. 887 und Tzetz.
Flufs der Unterwelt erwähnt, der, ein Aus- z. d. St. Anth. 9,346. Anth. Planud. 137. 188.
flufs der Styx, zugleich mit Pyriphlegethon in 141; vgl. Simonides im schol. Eur. Med. 20
1269
Kolchos
Kolias
1270
= Bcrgh 3* p. 411. Hör. epod. 16, 58. luv.
(5, G43. Frop. 2, 1, 54. 3, 14, 11. 32, 8.
4, 10, 9 (Müller), Mart. epigr. 5, 53, 1. 10,
35, 5; vgl. 10, 4, 2. Stat.silv. 2, 1, 141. Äuson.
epigr. 22 p. 429 ed. Peiper; vgl. Schol. Theoer.
2, 16. Slamon bei Clnn. Alex. Strom. 1, 76.
— [2) Auf einer Silbermünze des von Pom-
pejus eingesetzten Dynasten Aristarclios von
Kolcbis erscheint nach Fox, Engravings of
rare greek coins 2 p. l nr. 1 „Female seated,
loith a high conical cap, her right hnnd resting
on a cltib, in her left the tympamim" oder
nach B. de Koehne, Numisju. Chron. 1877 p. 2
„Ä woman seated on a high-bacJud throne
turned to the right, on her head the Fhrygian
cap. Her right hand reposes on an object, ivi-
perfectly defincd (may he an aar or a rudder),
tühile her left hand sustains a vase which is
placed on her knees." — Prolrsch- Osten , Arch.
Ztg. 7 (1849) Sp. 28 nr. 1 hält diese Gestalt
ganz unwahrscheinlich für den Flufs Phasis;
Cavedoni, Bull. arch. napol. u. s. 7 1858 p. 28 für
Medeia; v. Sallet, Ztschr. f. Nim. 3 1876
p. 60; vgl. 5 1878 p. 226 f. frageweise für Ky-
bele; de Koehne a. a. 0. p. 9 und Bescr. du
nmsr'e de feu le prince Basile Kotschoubey
Vol. 1 p. 430 für die Personifikation von Kol-
chis. Drexler.] [Höfer.]
Kolchos (XoA;j;oc), Sohn des Phasis, nach
welchem die Kolchier benannt waren, Mnaseas
Patr. b. Schol. Theolr. 13, 75. [Stoll.]
Koliades {Koüiüö^is), 1) = Aphrodite Ko-
lias und die mit ihr zusammen verehrten
Genetyllides; s. Kolias. — 2) Kmhädsg vv(.icpcii,
vielleicht die Nymphen des Vorgebirges Ko-
lias in Attika (vgl. Aristaenet. epist. 3 vri rag
y.coXiädag vv^(pag, oder sollte hier etwa -noi-
Xädag zu lesen sein? Vgl. Hesych. s. v. xot-
läSsg- Ttedta. Xißädeg). [Röscher.]
Kolias (KcoXidg), eine Göttin, die auf dem
gleichnamigen Vorgebirge (ä'^po: Kioliäg, Patis.
1, 1, 5), südlich von Phaleron, in iinmittelbarer
Nähe von Halimus und dem südlichsten Teile
des Hymettos (vgl. über die Lage Bursian,
Geogr. v. Griechenl. 1 S. 361. Gurtias-Kaupert,
Karten v. Attika Heft 2 S. 2f) in einem be-
sonderen, mit einem ayaXfia {Paus. 1, 1, 5)
geschmückten Tempel {vaog, Schol. Arist. nub.
52; i8q6v , Schol. Aristoph. Lys. 2), der nach
Schal. Arist. nub. a. a. 0., wenn die Lesart
richtig ist, ebenfalls KcoXtäg hiefs, wie es
scheint, ausschliefslich von Frauen als Vor-
steherin der Hochzeiten und Geburten (s.
unten!) hoch verehrt wurde. Der Name Ka-
A.täs wurde von den Alten verschieden erklärt:
entweder aus der Ähnlichkeit des Vorgebirges
mit einem KmXov uv&qcÖtcov {Eustath. z. Dion.
Perieg. 591 u. z. II. p. 324, 4. Schol. z. Op-
pian. Hai. 1, 239; vgl. auch Tsctz. z. Lyk.
867 und Hesych. s. v. yiäXa' noSsg, aniXr] h.t X.)
oder aus einer Legende, nach der ein Habicht
(Rabe) dem opfernden Ion eine xoji^ entführt und
nach dem Vorgebirge Kolias getragen haben
sollte (Schol. Arist. nub. 52 Suid. u. Et. 31.
s. V. KcoXiäg; Eustath. z. Dion. Perieg. 591),
oder endlich mittelst folgender von Schol. z.
Aristoph. nub. 52. Suid. u. Et. 31. s. v. Koa-
Xiäg (vgl. auch Tzetz. z. Lyk. 867, wo zvqccv-
vov offenbar ein Verderbnis aus TvQgrjvov ist)
überlieferter aitiologischer Gründungssage : va-
og SOTL rrjg 'AcfQodi'rrjg ovxco ^aXov^svog ano
tov avfißi'ßriy.OTog zriv TtQOGrjyoQLCcv Xaßcov va-
Kvi'ag yäg rt? 'AzziKog a?.ovg vno Tvqqtiv äv
Kai dsojicozTjg SovXfvcov Ttaqavza £Qao&£iar]g
avzov zrjg &vyazQ6g zov f'xovzog yial ano-
Xvoäarig riXQ^Bv fig trjv OL-Kiiav ovzcog sXsv-
&8Qa)d'Sig, ■nal bvxuqigztiqiov rij 'Aq^godizr] zrjg
10 aaizriQiag sni zrjg aKzrjg, acp
rjg
rjQTtayr}, vaov
30
idQVGazo, KmXiäda S\ TtgoGrjyÖQSvas zov zönov
aito räv hco^cov, a. sv zoi^g SBG(ioi^g -nazs-
TtovBLzo. — Bei Aristophancs , dem ältesten
Zeugen für den Kult, und bei Dionysios Perieg.
V. 592 heilst die Göttin einfach KaXidg (vgl.
Arist. nub. 52 Sandvi^g, Xarpvyuov, KcoXiaciog,
FsvszvXXiSog [seil, ojouff«]. Lysistr. 1 dXX' ft
TIS fi's Bay-xstov avzdg bkÜIscbv], t] g Ravog,
JJVt KcoXidd', v'? rsvszvXXiSog), doch er-
20 fahren wir aus zahlreichen anderweitigen Zeug-
nissen, dafs es sich in diesem Falle um eine
Aphrodite handelt, oder dafs man die K.
wenigstens später mit dieser identificierte
(Schol. z. Arist. nub. 52, z. Lysistr. 2. Strab.
398. Eustath. z. Dion. Per. 591. Hesych. Har-
liokrat. Suid. Et. 31. Phot. s. v. KaXtäg. C. I.
Att. 3, 339 'J(p9[o5]t'i;[7js] KcoXiä8[og']. Steph.
Byz. s. V. KaXiäg. Schol. z. Lucian. amor. 42,
Paus.l, 1, 5). Für die Beurteilung des Wesens
dieser Aphrodite ist besonders ihre stehende
Verbindung mit der Genetyllis wichtig (vgl.
Aristoph. nub. 52. Lysistr. 2), d. h. einer den
Eileithyien oder den phokäischen FswaCÖBg
(Paus. 1, 1, 5) entsprechenden Entbindungs-
göttin (vgl. Schol. Arist. nub. 52 oi (ibv zäv
Tisgi zrjv 'AcpQOÖLzrjv d^iovGi d'Bäv [iiav uvai
8id z6 ysvsGScog avzrjv sivai toig av&gcoTtoLg
alzCav TtQol'Gzaaivrjv zäv ydficov yial zäv inl
xoiq yd (10 ig uvGzr]Qt(av. Schol. Arist. Lysistr.
40 2), die nach Hesychius (s. v. FsvBzvXXig) auch
der Hekate ähnlich war und wie diese mit
Hundeopfern verehrt wurde (ioiKvi^a zfj'Eiid-
zTj. ÖLO x«t zavzrj Kvvag ngoBzid'SGav. bgzi
Ss '^sviKrj &s6c:. xat EOQvrj zäv ywaitiäv).
Wenn hie und da (vgl. Aristoph. Thesm. 130
CO Ttözviai FsvfzvXXidsg und Schol. z. d. St.:
zivag Ss nsgi zr]v "Jozs fiiv q)a6iv avzag zäv
zoKBzäv iqjOQOvg. Alkiphr. epist. 3, 11 -nuivovg
STtsiadyaiv d'iovg — KmXidSag ?j FavazvXXidag.
Lucian. amor. 42 KcoXiddag kkI FsvszvXXiSag.
Paus. 1,1,5 KalidSog ds iaziv hzavQ-a
'AcpQoSizrig äyaXfia v.ai FsvfzvXXidsg ovofiato-
ßavai Q'aaL. So-nä ös -aal ^coy.aievGL zaig sv
'icovLu Q'sdg dg naXavOi FsvvatSag sivat ratg
tnl KaXidSi zag avzdg. Hesych. s. v. ysvs-
zvXXCSag- Saifiovag) von mehreren Genetylli-
Koliades die Rede ist, so fragt es
in diesem Falle nach Analogie der
pluralisch auftretenden Eileithyien
und Gennaides mehrere Begleiterinnen der
Aphrodite Kolias zu verstehen sind oder ob
die letztere selbst mitgemeint ist. Mir ist das
letztere wahrscheinlich, und zwar nicht blofs
wegen des neben FsvszvXXLÖsg vorkommenden
Ausdrucks KaXtdSsg, worunter offenbar die
ganze Gruppe der in dem Tempel auf Ko-
lias verehrten Göttinnen zu verstehen ist,
sondern auch wegen des ausdrücklichen Zeug-
50
des oder
sich , ob
ebenfalls
60
1271 Kolias Kolias 1272
nisses des Schol. zu Ärist. nub. 52 r^vsTvlllQ ist aber genau dieselbe aitiologische Grün-
17 TJÜs yfVftTftoff f'(poQog 'AcpgoSLtrj; vgl. auch dungssage, die auch von dem Tempel der
Schol. z. Litcian. amor. 42 [^Kcaliädus v-ccl Kolias berichtet wird , so dafs wir , wenn
rivBtvXXLÖcig] int&sra tavrcc 'JcpQoditrjg. Fer- Tzetzes sich nicht geirrt hat, die kyprische
ner ist von grofser Bedeutung für das Ver- Kcalmrig unbedenklich mit der attischen Ko-
ständnis der Kolias und der Genetyllis die lias identificieren dürfen, eine Annahme, die
Verbindung, in welcher der Kult dieser Göt- auch durch die von Herodot (7, 91; vgl. Solon
tinnen mit der in dem unmittelbar benach- fr. IQB. b. Plut. vit. Sol. 26) bezeugten atti-
barten Demetertempel abgehaltenen Thesmo- sehen Kolonisten auf Kypros gerechtfertigt
phorienfeier zu Halimus stand (vgl. Hesych. 10 wird. Endlich scheint noch hierher zu ge-
8. V. Äcoliäg .... tun Ös iial z/Tjju-rjTpog lsqov hören die Aphrodite Kalias ( A^POJITHI
ccvtöQi, TiolvGTvXov; Bursian, Geogr. 1,361,2 KAAIJdl) einer Inschrift, welche Gonze auf
und s. auch den Artikel KaUigeneia). Vgl. Samothrake gefunden und in seinen Beisen
über die Mysterienfeier zu Halimus aufser an- auf d. Inseln des thrak. Meeres S. 69 Taf. 16,
liken Zeugnissen wie Plutarch. v. Solonis 8. 10 veröflentlicht hat. Denn da a und a öfters
Polyaen. 20, 2 und dem Orakel b. Hcrod. 8, im Austausch mit einander stehen (vgl. z. B.
96. Strab. 391. Änihol. Pal. 9,509. Eustath. Käfiog — Km^og, &ä7iog — d-(oyiog,viaX6ßa&QOV —
z. Dion. Per. 591 (wo unter den KaXiädeg yica?. oßa&Qov; mehr h. Gust. Meyer, Gr. Gr. § iQ),
yvvcciKsg höchst wahrscheinlich die Thesmo- so könnte die samothrakische Kalias in der
phoriazusen gemeint sind), auch Prellcr, Z)e- 20 That mit der attischen Kolias identisch sein. Für
meter und Persejihone S. 340 Anm. 20 — 23. diese Gleichsetzung sprechen auch, wie nament-
K. Fr. Hermann, Gottcsd. Alt. % 56, 15. lieh Crusius, Progr. der Leipziger Tlwmasschulc
A. Mommsen, Heortol. 298. Was das Priester- 1886 S. 16ff. dargelegt hat, bestimmte histo-
tum der Kolias betrifft, so vermutet Töpffcr, rische Gründe, insofern nicht nur am Hymettos
Att. Genealogie S. 301, dafs das von Hesychiiis (wo nach einem Zeugnisse des Kratinos fr. 102
erwähnte Geschlecht der KaXisig {yivog L&a- p. 64 Ä". eine Aphrodite ^«Xia *) (KaXXia) \er-
yBvmv, oTtEQ [rjv] s% KaXiaöog) das erbliche ehrt wurde; s. Crwsms a.a.O. S. 17, 1), also nicht
Geutilpriestertum der Aphrodite verwaltet weit von Kolias, sondern auch in Samothrake
habe, deren Priesterin wir durch ihren Ehren- der Stamm der tyrsenischen Pelasger an-
sitz im Dionysostbeater kennen (C I. J.. 3, 339 30 sässig gewesen ist, zu dessen ältestem Reli-
'AcpQlodyTlrjgl KaXiädlog]). Vielleicht war gionsbesitz, abgesehen von den Kabiren und
der Kult der Kolias auch weiter verbreitet. Hermes, auch Demeter xmd Aphrodite,
So ist bei dem Heiligtum der Artemis Aphaia also gerade die auf Kolias verehrten Gott-
auf der dem Vorgebirge Kolias gegenüber- heiten, gehörten. Da nun in der oben be-
liegenden Insel Aigin a folgende archaische richteten Gründungslegende von Kolias die
Inschrift gefunden worden {Roehl , Inscr. Gr. Liebe einer tyrsenischen Jungfrau zn einem
antiq. 352): \tä &8ä zä iv'] KaXiäSaig "AßXi- attischen Jüngling eine so charakteristische
ojv iTcotrjGs 'AXzLßov, und bei der geringen Rolle sj^ielt und Hesychius (s. ob.) die Tsvs-
Entfernung der Insel vom Vorgebirge Kolias xvXXig ausdrücklich als ^sviKrj &s6g bezeich-
wäre in der That eine Identität der &£ä sv 40 net, so werden wir in der That kaum umhin
KcoXiddocig (wo KmXiäSai = KcöXioi oder Kco- können, Crusius' H3'pothese von der tyrseni-
Xtstg und der Name der Bewohner wie oft sehen Herkunft der Kolias für wohl begründet
statt des Ortsnamens gesetzt sein könnte) sehr zu halten. Ist aber diese Annahme gerecht-
wohl möglich. — Ferner scheinen die Worte fertigt, so bleibt es natürlich zweifelhaft, ob
Strabons 32S nsQi 8i 'Ar dcpXvar 6v 80X1 '^al t6 der Name Kolias griechischen oder barba-
Ilavsioviialzo zrig KcüXiüSog'AcpQoSLtrjgieQÖviixX. rischen Ursprungs ist.
dafür zu sprechen, dafs auch bei Anaphlystos ein Litteratur: De Witte, Nouvelles annales
Koliasheiligtum sich befand, doch ist in diesem de V Institut 1 p. 75 ff. [vgl. das daselbst pl. A 1
Falle auch recht wohl ein Irrtum des Strabon (p. 82, 3) mitgeteilte, mit Modius, Bogen und
möglich, zumal da er, wie die folgenden Worte 50 drei Figürchen (Genetyllides?) auf der Hand
lehren, mindestens den Fehler begangen hat, versehene Bild der Kolias). [Der Deutung
das fragliche Koliasheiligtum bei Anaphlystos de Mitte's stimmt zu aufser Gerhard auch
mit dem viel weiter nördlich gelegenen bei Beule, Les tnonnaies d'Athenes p. 364 — .'^68.
Halimus, das in der Geschichte der Salamis- Sie ist indessen irrig. Es ist Apollon Delios
Schlacht eine Rolle spielte, zu verwechseln mit den Chariten; vgl. C. Combe , Mus.
(vgl. Bursian, Geogr. 1, 357, 2). Ferner wird Hunter Tab. 11, 14. Sestini, Descr. cVcäc. med.
die von I.ykophron (v. 867) erwähnte Koiläxig, dal Musco del Prine. di Danimarca p. 17 nr. 3.
d h. nach der Erklärung der Schollen Aphro- Mi. 2, 127, 167. S. 3, 559, 167; Baoul-Bocliette,
dite, von Tzetzes z. d. St. folgendermafsen er- Lettre ä Schorn. Paris 1845 p. 198 — 203.
klärt: 7] 'AcpQoSCxri v.cä zißäxai, iv Kvngcp. 60 Cavedoni, Osservazioni sopra le ant. man. di
ÄaXwTig Ss iv.Xridri, ozi zig vsaviccg vno Xrj- Atene. Modena 1836 p. 17 nr. 34 und Niiovi
CTÖJv rj V7tb zvQÜvvov [TvQQTjväv'} s. ob.] Kccza- stucli intorno alle mon. ant. di Atene. Modena
axEO^Eig £H xäv ■ncoXcov .... iSi&rj. rj öl &v- 1859 p. 36. 37. Wieseler, Der Apullon Stroga-
ycctrjQ 7] xoi) (XQXLXrjaxov ?j zov TVQcivvov [Tvq- -»off und der Apollon vom Belvedere p. 79 — 90.
grjvov?! igccG&si^aa avxov v.al aiysLau xovzco *x ir , i,- -^ ,, j. ^ ^ -u .^^ ^ ^■
} I. ■' , f ',-, c>x ' . vs / /• > Tr ' ) »gl- aiermit auch die als Aphrodite -Kalias ge-
ansXvGBV avxov. O 8t AcpQOÖLZrjg ugov Kat- j^^^ete Kah/. der zu Hiera auf LesboB gefundenen
Icoxidog idgvaaxo^ 8Lg^ tviagiaxiav avxrjg, ozl Bresosinachrift : Tümpel, Philol. N. F. 3 1890 S. 735; 4
8ad£(i£vov ovxci ty. xäv -nailcov iqQvaazo. Das i89l S. 567 Anm. 6.
1273 Koliorgon Kolpoi 1274
Furttcängkr , Areh. Ztg. 1882 Sp. 331 — 32. Kolonos (ÄoXmvo's) , 1) der Heros Eponymos
Imlioof and Gardner, Numism. Commentary on des gleichnamigen Demos und Hügels bei
l-ausanias p. 144 PL CC, 11—14. Head, H. N. Athen, Sojjh. 0. C. 59. C. Fr. Hermann, De
p. 321 und Cat. of greek coins [in the Brit. sacris Coloni etc. Marb. 1837- — 2) Ein tana-
Mus.J Attica p. 72 — 73 nr. 496 — 498, PI. 11, 8. gräischer Heros, Vater der Ochna, des p]che-
/. de Witte, Tijpes de medailles grecques — mo?, Leon und Bukolos, Plut. Quaest. gr. 40;
Venus Colias. Bcvue mim. 1838 p. 166. Beule., s. Eunostos. [Stoll ]
Les monnaies d'Athencs p. 365 — 368. Stephani, Kolontas {Kolövrag), ein Argiver, der die
Compte-rendu p. l'a. 1873 p. 10 — 16; 187.5 nach Argos gekommene Demeter ungeehrt
p, 63; 1876 p. 204; 1880 p. 116. 117. M. lo von sich wies und deshalb mit seinem Hause
Usener, KaUone. Bhcin. Mus. N. F. 20, 1868 verbi-annte, Paus. 2, 35, 3; s. Chthonia nr. 1.
p. 359. Drexler.j. Engel, Kypros 2, 328 f. 482. [Stoll.]
Gerhard , Gr. Mythol. §363,2^. C. Lugelil, Kolophonia, 1) Tochter des Erechtheus, !??/</.
De Venere Coliade GenetylUde, Petersburg 1858. f. 238, hier ist indes zu schreiben Chthonia.
Welcher, Götterl. 2, 714. 3, 206f. Stephani, — [2) 'l4p^fu^g Ä'oAoqpcort'o;, Legende einer Münze
G. B. p. l'a. 1875 S. 74 A. 3. Preller - Bobert, des Domitian von Kolophon EcTchel, d. n. 2,
Gr. M. 1, 349. 377, 4. Crusius a. a. 0. 512; dieser Beiname der Artemis ist aus ihrer
[Eoscher.] Kultusgemeinschaft mit Apollon, der Kolo-
KoHorgon {Koliogycov), Beiname der Ar- phonios (s. d. u. Art. Klarios)heifst, zu erklären;
temis und des Apollon auf einer Inschrift aus 20 ebenso findet sich auf Kaisermünzen von Kolo-
Stratonikeia '^oTf fit^i iial'A7t6l.Xa)vi KolioQyav, phon die Legende "Aqt^iiis Klccgia; Eckhel a.
Corr. hell. 12 (1888), 266 nr. 50. Deschamps- a. 0. Head, Mst. num. 494. Höfer.] [Stoll]
Cousin a. a. 0. erblicken in Koliorgon nicht Kolophouios, Uaiav KoXorpävis ^otßB wird
einen Genetiv, sondern ein indeklinables, lo- Apollon angerufen im 2. Berliner Zauber-
kales Epitheton; vgl. das Ethnikon Koliog- papyrus vs. 132; ebenda vs. 82^ als sv Kolo-
yfvs, Corr. hell. 15 (1891) p. 208 nr. 148. qpco[j']t vaicov; vgl. vs. 139 Kläqis "Anollov.
[Höfer.] In einer sehr lückenhaften Inschrift von Sliven,
Kollos {Köllog) , wahrscheinlich Ahnherr ergänzt y.JJarieZ Z. 6 — 1 : -Aazu xQri\i,iiovq tov[^s
des attischen Geschlechtes der KolliSai {Hes.). . . .'AnölXjcovog Kolocpco[viov, A. E. M. 10, 1886
Vgl. Tüpffer, Att. Geneal. 310. [Röscher,] 30 p. 147 f. Anm. 13. Über KolocpcovCa als Bei-
KoHytos s. Kolyttos. wort der Artemis s. ob. u. s. \.Klaria. [Theo-
Koloeue [KoXorjvi]), Beiname der Artemis doret. Graec. affect. cur. 10 p. 964 ed. Schulz,
von dem früher Gygaia (s. oben s. v. Gygaie), vgl. i?. 950. Vgl. Klarios. Höfer.] [Drexler.]
später Köloe genannten, 40 Stadien von Sardeis Kolossaeiis {Koloaaaivgl) ., vielleicht Bei-
entfernten See, wo ein hochheiliger Tempel name des Zeus auf einer Inschrift aus Kö-
der Göttin stand, Strabon p. 626. Die von lossai, Bull, de corr. hell. 11 (1887), 354; er-
Strabon mitgeteilte Notiz, dafs an den Festen halten ist nur tov Jiog Ko geia;
der Göttin die ■Käla&oi tanzten, verteidigt letzteres Wort hat schon Clerc a. a. 0. zu
GrosA'Mrrf in seiner Übersetzung 2 p. 624 Anm. 6: isgsia ergänzt; zur Vervollständigung des
,,Es sind die von Jungfrauen (-navricpoQoi) bei 40 Beinamens des Zeus schlage ich, da die In-
feierlichen Aufzügen auf dem Kopfe getrage- schrift aus Kolossai stammt, das durch
nen Opfer- oder Fruchtkörbe (vgl. Kallim. h. Suidas bezeugte Koloacasvg vor; man könnte
in Ccr. 1), welche, um dem Gaukelei liebenden allerdings auch au KoXoao'qvög {Strabo 12, 578.
Aberglauben Spiel und Nahrung zu geben, an C. I. G. 3, 4380 k add. p. 1168. Waddington,
diesem Feste der Artemis von den abgerich- Inscr. d'Asie min. 1220. Ecl'hel, d. n. 3, 147 f.)
teten Mädchen leicht in eine tanzähnliche Be- denken. [Höfer.]
wegung gesetzt werden konnten, welche dann Kolotis {Kalcöng), s. Kolias.
der Göttin zugeschrieben wurde." Ohne hin- Kolpias {KolTtCag\ phoinikischer Windgolt,
reichenden Grund sieht Cavedoni, Spicil. num. Gemahl der Baau (s. d.) oder Baaut, Vater
p. 223 in der mit Köcher und Bogen versehe- 50 des Aion (s. d.) und Protogonos, Philo Bybl.
nen Büste der Artemis auf Münzen von Sardeis bei Euseb. praep. cv. 1, 10, 7. [S. besonders
{Echhel, Cat. ]\[us. Caes. Vindob. 1 T[>. 193 nv. l; Baudissin, Studien z. semit. Beligiqnsgesch.
Sestini, BIus. Hed. 2 p. 316 nr. 1) die der Ar- 1 p. 13, der den Namen KolnCa in Überein-
temis Koloene. Derselbe will in der „Femme Stimmung mit Böth, Gesch. uns. abendl. Philos.
assise, tenant dans la m. dr. une couronne et 1 p. 251. Delitzsch, Genesis 4. Aufl. p. 69.
dans la g. un roseau, le coude g. appuye sur Schröder, Die plioen. Sprache p. 86 u. Bunsen,
des rochers" einer Münze der lulia Maesa von BibelwerJc 5 p. 299 aus n^E p'lp „lautbarer
Sardeis (3Ii. 4, 135, 770) den Genius des Sees Hauch" erklärt. Drexler.] [Vgl. auch Gruppe,
KoXöt] erkennen. [Drexler.] Griech. Culte u. Mythen 1, 355. Röscher.]
g-Kolonatas {Kolcavärag), Beiname des Dio- go [Höfer.]
nysos von dem Ort Kolona in Lakedaimon; Kolpoi, KOATTOI, die Personifikationen der
sein Tempel befand sich gegenüber dem Altar Thäler sind dargestellt auf Münzen des Maxi-
der Dioskuren ccupovltoi; neben dem Tempel mus von Magnesia ad Maeaudrum als drei
lag das Ts^svog eines Heros, der dem Diony- Nymphen mit Wasserurnen, die eine stehend,
SOS den Weg nach Sparta gezeigt haben sollte; die beiden anderen gelagert, 3Ii S. 6, 250, 1102;
ihm und dem Gott opferten Jungfrauen, die 3Ius. TheupoU p. 1039, Read, H. N. p. 502.
Dionysiades und Leukippides, Paus. 3, 13, 5. Auf einem Exemplar des Philippus sen. bei
Wide, Lakon. Kulte 160. 296. [Höfer] Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 79, der die Münze
1275 Kolymbas Kombe (von Chalkis) 1276
dem lydischen Magnesia zuweist und infolge Heroine. Nach Diodoros 4, 72; Steph. Byz.
dessen die Thäler des Sipylos hier personi- Xalv-ig; Eustath. Homer p. 279, 7 u. a. (vgl.
ficiert sieht, sind statt 3 vielmehr 4 Nymphen, Artikel Chalkis) ward sie sonst Chalkis ge-
davon 2 mit Wasserurnen, dargestellt. [Drexler.] nannt, war also Heroine der euboischen
Kolymbas {Kolvii^äq) , eine der Pieriden, Stadt Chalkis: Rekataios frg. 105 aus Steph.
in einen Vogel verwandelt, Änt. Lib. 9; s. Byz. (vgl. H. Diels, Hermes 22 S. 442) XccXKig
Pieros. [Stoll.] . . . siilrjQ-r} dh ccito Ko^ißrig rrje XalKtöog
Kolyttos {Kolvrtoe, auch KoXlvzog), Heros naloviiivrig (s. Studniczka, Athen. Mut. 2
Eponymos des athenischen Demos gleichen 1887 S. 280 f. und vgl. den vielleicht auch
Namens, Vater des Diomos, des Heros Epo- lo chalkidischen Künstlernamen <(Ä)>öj'Pos auf der
nymos des benachbarten Demos Diomeia, der Basis einer Hermesstatue: Athen. Mitt. 13
ein Liebling des von Kolyttos gastlich auf- 1888 S. 114f.). — Nach ''euboischen Schrift-
genommenen Herakles wurde, Steph. Byz. v. stellern' und Aristos von Salamis {frg. 5.
diöfisiK; Hesych. Jto^sig. [Stoll] Müller, Script, rer. Alex. Mag. p. 154 bei
Komaitho {Ko^ixl&cö), 1) Tochter des Ptere- Zenob. cent. 6, 50) soll Kombe ihren Namen XaX-
laos, Königs der Taphier oder Teleboer, der yiig (gleich Kadmos und den Kureten) von der
von Amphitryon bekriegt ward, aber unbe- Anfertigung eherner Waffen erhalten haben,
siegbar war durch ein goldenes Haar, das er auch iiQcorrjv awoiKrjcaeav dvögi t-natov nai-
durch die Gunst des Poseidon auf seinem Sojv yivia&at- iirjtsQa. Sie war also eine
Haupte trug. Komaitho schnitt aus Liebe zu 20 'erste Menschenmutter' in lokaler Stammsage.
Amphitryon oder dessen Bundesgenossen Ke- Den Namen des hier vermifsten Stammvaters
phalos dem Vater dieses Haar ab und tötete nennt Nonnos (13, 135 flf.): Mit UmKog (s. d.)
ihn dadurch, worauf Amphitryon Herr ward habe sie die 7 KoQvßavzBg' gezeugt (= Schol.
über alle taphischen Inseln. Die Komaitho Vict. II. S291). Mit diesen Sieben, nämlich
aber tötete er, Apollod. 2, 4, 7. Tzetz. L. 932. Prymneus, Mimas, Akmon, Damneus, Okythoos,
934. [Eine Deutung dieses Mythus hat A. Idaios, Melisseus, sei die ftryrijp tTtratÖKog
Schultz, Jahrb. f. cl. Phil. 1881 S. 305ff. ver- von Sokos aus Euboia (Chalkis) nach dem
sucht. Jedenfalls ist damit zu vergleichen die kretischen Knosos vertrieben. Knosos aber
Sage von Nisos und Skylla (s, d.). Röscher.] gilt als Stadt der Kureten, gleich Chalkis,
— 2) Eine schöne jugendliche Priesterin 30 und soll nach Eusehios {Chron. p. 267) auch
der Artemis Triklaria zu Patrai (Aroa) in von einem Kureten gegründet sein. Sieben
Achaia, welche sich mit einem Jüngling Me- chalkidische Kureten verbergen sich also
lanippos, weil die beiderseitigen Eltern dem unter den KoQvßccvzsg des Nonnos. Nun
Bunde entgegen waren, in dem Tempel der liegt aber auf Kreta auch jenes Polyrrhenia,
Göttin vermählte. Artemis zürnte und schickte wo man mit %6fißr] die Vogelgattung noQcovr]
Pest und Mifswachs über das Land. Das del- bezeichnete {Hesych. Ko^iß)]). Mithin wird
phische Orakel gab als die Ursache des Un- auch die chalkidische Kombe der Verwand-
heils das Vergehen des Melanippos und der lung in einen krähenartigen Vogel ihren
Komaitho an; auf seine Anordnung wurden Namen verdanken (so auch Studniczka a.
beide der Artemis geopfert, und in der Folge 40 a. 0.). Wirklich flieht auch die aitolische
mufsten jährlich die schönste Jungfrau und Combe bei Ovid (s. u. nr. 2) trepidantibus
der schönste Knabe der Gemeinde der Göttin alis, also in Vogelgestalt. Nun hat Lobeck
geopfert werden. Dies Menschenopfer fand in Kvfißrj das Stammwort zu columba, xo-
sein Ende, als von Eurypylos das Bild und Xviißig, -og erkannt und es so mit ■nvfißr],
der Dienst des Dionysos Aisymnetes nach Kvßr] Kopf, Kvßöcc kopfüber, -nvfißrjrLäv == v.v-
Patrai gebracht wurde. Paus. 7, 19, 2 ff.; s. ßiaräv 'kopfüber tauchen' zusammengebracht
Schultz a. a. 0. und die Art. Eurypylos und Äi- (vgl. den Vogel v-vfißr}). So ist jene ■koqcovt]
symnetes. — 3) Tochter des Tydeus, welche = 7i6ii.ßr] Hesychs die KOQcovrj sivalir] 'Meer-
dem Aigialeus den Kyanippos gebar, Tryphiod. krähe', welche nach dem Schol. Homer. «441
159. — 4) s. Kydnos. — [Bohde, Her griech. 50 identisch ist mit der Tauchermöve Xdgog und
Boman p. 94 Anm. 1. Drexler.] [Stoll.] ai&vLa und auch das oqveov laqoBiölg %sitcpog
Eomatas {Koyuxrag). Nach einer unteritali- mit umfafst (ebd.; vgl. Tzetz. Lyk. 76, 837
sehen Sage (von Thurioi; s. Schol. z. Theoer. und Schol. Nikandr. Alexiph. p. 206 Dübn.).
7, 78) opferte ein Hirt, dessen Herr in Thurioi In dieser Gestalt erscheinen bei Homeros ILer-
wohnte, häufig den Musen. Sein Herr schlofs mes und Leukothea, jener f 50, 253 {Xägog),
ihn in einen Sarg von Cedernholz ein, um zu diese a 441 {uiQ-virj); vgl. Lesbiaka 111, Philo-
sehen, ob die Musen ihn retten würden. Als ZogrMsN. F. Hl 1890 S. 721f. Diese beiden Gott-
nach zwei Monaten der Sarg geöffnet wurde, helfen sind eine völlig deckende Parallele
fand man den K. lebendig. Bienen hatten zu Sokos und Kombe. Denn zunächst ist
ihn mit Honig gefüttert. Theoer. 7, 78 ff. und 60 der Name 2:äv.og T 72 ein Beiname des
Schol. Vgl. Boscher, Nektar und Ambrosia Hermes und für einen anderen Gott über-
5. 72. [Röscher.] haupt nie in Gebrauch gewesen; er begleitet
Kombe {Könßr]), 1) Tochter des Asopos und ihn, in der Form Zdanog, nach der Insel des
der Ladontochter Metope , Schwester der kabeirischen Hermes, Samothrake, wo nach
. Thebe und 18 anderer Schwestern, sowie des ihm das Gebirge Zam^nrj, -tjs, ja die ganze
Ismenos und Pelagon {Apollod. Bibl. 3, 12, Insel ^cxco-nig heilst. Die kürzere Namensform
6, 5): also eine mit den thebaischen Flüssen des Zoca%og-Uw%og begegnet in jenem üa-
Ladou und Ismenos verknüpfte boiotische cov, -0?, der nicht blofs in Samothrake die
1277 Kombe (von Chalkis) Kombe (von Pleuron) 1278
Kabeirenmysterieu stiftete, sondern auch in und diese Schaumgeborene ist abermals als
deren boiotischen Heimat, zu Lebadeia, des eine Doppelgängerin der schaumentstiegenen
Trophonioskultes erster Myste war. Die Iden- Leukotbea nach (J. ilfw/Zers Vorgang {Etrusl'er
tität beider von Thebai abhängigen Dienste 1-, 198. 2, 55. Proll. 371; vgl. Preller 1'',
hat Crusius im Anschlufs an 0. Müller {Orchr 378) von Crusius erwiesen (a. a. 0. S. 22. 23^;
p. 152 f.) aus den 'Epftat = KadfiiXoi und der vgl. auch Philosteiilian . in Schol. Homer. H86:
TcoQcpvQii, dem Schleierlinnen der homerischen Asvko&^cc dia zov s% Trjg &K}.üaarjg dcpQÖv,
Leukothea {6Q-6vr}), das in beiden Kulten eine und Nonnos 9, 86). Wie die Tauchermöve
wichtige Rolle spielt, erschlossen (BeVim^re etc. dazu kommen konnte, zum Sitz einer Meer-
S. 23', 23^, 26^). Zäav könnte einfach als lo schäum gottlieit zu dienen, zeigt eine Schifier-
Kurzform mit Säw^og identisch sein {Preller, erzählung bei Tzetzes {Lyk. 76; vgl. 837): Die
Gr. 3L/th. 1^, 322'^), dann wäre die Neben- ;iapos - Art xEjrqpos läfst sich von Fischerkindern
form Zcoxog neben Ucöyiog, die freilich schlecht mittels hingeworfener Flocken Meerschaums
■ bezeugt ist, aus der apostrophierten Form ganz zahm anlocken. Von den lägoi erzählen
eines Textes wie IL A 450 {^^ai) hergeleitet. die aus guten aristotelischen Quellen geflos-
Doch könnte I^ä%og auch mittels des boio- senen Ixeiitika des s. g. Oppianos (2, 4 der
tischen Diminutiv - Suffixes -{i)xog aus Sc<og Paraphrase, Gramer, Anecd. Par. 1, 2 p. 86 f.
ursprünglich gebildet sein (nach Apion und Ameis, Poef. Bucol. 1 p. 115ff.), sie seien ur-
Lohech vielmehr von Zäoiv.og). So oder so sprünglich Heroen und Erfinder der Q-alaoaCa
aber begleitet Saos - Sokos den Eabeiren- 20 (Hermes? Sokos? Priapos?) gewesen, ja die
kult von Thebai über Lebadeia und wohl gröfsere Art sei noch jetzt 'König' über die
Chalkis nach Samothrake. Thebai steht aber anderen. Die Gewohnheit des Leichenfrafses
auch an der Spitze der Kombe-Genealogie, in erklärt, wie sie Ahnen- und Heroen -Seelen-
die auch Pelagon aufgenommen ist (Sp. 1275, 66). gehäuse werden konnten (vgl. Fleckeisens Jahrb.
Nun sind zwar ohnehin schon die Pelasger genug- 1887, Suppl. 16 S. 213); der Name XccQog ist,
sam als Träger des kabeirischen Hermeskultes wie AÜQiaa, ldQi%og pelasgisch {Lesbiaka 3,
mit Leukothea aus Boiotieu nach den thra- 722 f.).
kischen Inseln bezeugt und erwiesen; aber es 2) Kombe von Pleuron in Aitolien,
ist doch wertvoll, dafs der Name des nsXäycov 'Ocpiäg genannt, effugit natorum vulnera: Ovid.
dies noch extra hier für Kombe - Leukothea 30 ilfei. 7, 382, wo sie zusammen genannt wird
bezeugt. Er ist der Eponymos der n^kayovsg mit der Kyknosmutter Hyrie am gleichnamigen
= J7fAa-ff-yoi (= -yovot) der Pela- Geborenen See. Lobeck {Agl. 1, 1135 Note) und Urlichs
aus der thessalischen Stadt Pela in Pelas- (Eeisen S. 197^^^) vermuteten für beide Sagen
giotis, wie Lesbiaka 3, Philologus N. F. III Übertragung aus dem bei Aulis gelegenen
i890 S. 714f. gezeigt ist. In Chalkis hat sich See Hyria und der euboiischen Chalkis, und
bei der östlichen Übertragung des pelasgisch- zwar durch Ovid; wahrscheinlich aber waren
kabirischen Kultkomplexes der Weg verzweigt: beide Sagen schon in der hellenistischen Vor-
ein Teil überträgt die Namen Hermes -Sokos läge verbunden, und ganz sicher waren sie
und Leukothea nach Samothrake, der Pelasger- schon weit früher mit vielem anderen (Üdys-
insel; ein anderer den Pelasgernamen sowie 40 seus- Sage, Namen wie Chalkis, Halikarnau. a.)
den der Kombe und ihrer ' korybantischen ' durch die westfahrenden Chalkidier nach Ai-
Söhne nach Kreta, nämlich Knosos, welches tollen übertragen. K. flieht trepidantibus alis,
bei Hom. z 177 gleichfalls nach den düoi Tis- also in Vogelgestalt. Die nati sind die Pleu-
XaoyoC genannt ist, und nach Polyrrhenia, das ronischen Kureten. Zu der Bedrohung der
eine der 90 Pelasgerstädte gewesen sein kann; Mutter 'Seekrähe' durch Verwundung vgl.
ein dritter den Namen der Kombe und ihrer man die Verscheuchung der gefräfsigen See-
Söhne nach Aitolien {Ovid; s. u. nr. 2). Auch vögel {nlcoCdsg) des Phineus Ciiretum more
Samothrake hatte seine ' Korybanten ' , die chjpeorum et hastarum sonitu in der Argonau-
ebenso wie die knosischen des Nonnos viel- tik: Hygin. f. 20. Setzt man Kombe = Leu-
mehr Kureten waren. Dafs diese dreiver- 50 kothea - Aphrodite , so hat man Analogieen
zweigte Übertragung der Kombe bezw, Leuko- in der Aphrodite Apaturia zu Phanagoria, die
thea aus Chalkis keine Täuschung sein kann, durch Giganten (ihre Söhne?) verfolgt wird
geht daraus hervor, dafs alle 4 Stellen wich- {Strabon 11 p. 495) — sowie in der aphrodi-
tige Fundorte für die Kureten- Sage sind. Aus sischen Halia- Leukothea zu Rhodos, welche
dieser vermittelnden Stellung von Chalkis in von ihren Söhnen, den "lyvrjrsg itgog tco oder
der Pelasgerwanderung ergiebt sich auch die TtQocrjoJoi äaifiovsg, vergewaltigt wird und ins
bis jetzt problematische Herkunft des n^laa- Meer hinabtaucht, aus der ihre Beschützerin
yiKov {i'Q-vog), das Thukydides (4, 109) und Aphrodite im gleichen Mythos auftaucht ; P/ii7oZ.
titrabon (7 frg. 35) auf der thrakisch - chalki- N. F. IV 1891 S.^ 43 fl". Warum die aito-
dischen Akte (Athos) bezeugen: es stammt, co lische Kombe 'Ocpiceg heilst, ist unaufgeklärt,
wie die athoische Stadt Chalkis {Eudoxos bei Lobeck dachte an eine rein poetische Erklärung
Steph. Bys. s. v.) aus der euboiischen Stadt (a. a. 0.) 'glänzend wie eine Schlange'. Welcker
Chalkis. — Nach einer anderen Pelasger- erklärte sie besser als 'Drachengemahlin'
kolonie, der hellespontischen, ist Hermes zu- {Tril. S. 197^''). Pape- Benseier (Gr. Eigen-
sammen mit der echt kabeirischen Aphrodite namenj hatten s. K6(.ißri anfänglich 'Ocptdg als
übertragen (als Eltern des Priapos, eines 'Tochter des Ophios' erklärt, fassen aber
phallischen Pelasger-Hermes mit Verwandlung später dasselbe Wort s. 'Ocpiäg als Ethnikon
wieder in Zagos; vgl. Orusius a. a. 0. S. 24 f.), vom aitolischen Volksstamm der 'OgoiETs {Stra-
1279
Kombe
Komm es
1280
bon 10 p. 451. 465) oder 'Ocpiovfts {Thul-. 3,
100). Damit würde WeJckers Auffassung sich
vereinigen lassen, indem man dem Eponymos
derOpbieis, -oneis als Autoclithonen Schlangen-
gestalt gäbe. Wirklich war ja auch bei den
(pelasgischen) Pai-iern am Hellespontos, den
'Oq)ioy£V8Lg, der Stammvater ocpig Gatte einer
Halle (-Leukothea): Strabon 13 p. 588 und
AiUanos N.A. 12, 39; vgl. Korais u. Schneider
•/.. d. St. Auch an Ophion, den theba'ischen Be-
gleiter des Kadmos (= Sparte Echion? i:%ic,
= oqpte), könnte man bei dieser ursprünglich
boiotisch - thebaischen Sage denken. Die Ent-
scheidung wird immer von der Frage ab-
hängen, ob hier ein pelasgisch- kabeirischer
Hermes -Trophonios-Sokos, oder ein thebaisch-
thrakischer Ares zu gewärtigen sei; denn
beiden eignet die mythische Schlange. Im
letzteren Falle würde eine rätselhafte Angabe
Ovids ihre Lösung finden: largo sali Curetes
ab imbri {Met. 4, 282). Hinter dem imber
wird sich ein Gatte der Kombe verbergen,
Namens 'Trjs, d. h. "TJ^rjg. Das wäre ein Epo-
nymos der aitolischen, aus Boiotien eingewan-
derten "Tfuvzsg ('TavT^g), der Brüder der
"AßuvTsg von euboiisch Chalkis und boiotisch
"j^ßce, sowie der boiotisch^n "Aovsg ("Jfovsg).
Alle drei Stämme sind Träger des Aresdienstes
(vgl. zuletzt Fleckeisen Suppl. 16 1887 S.210f.);
derareische Eponymos ""'T/js also wäre geeignet,
in Drachengestalt mit Kombe Öqpia? die Kureten
zu zeugen , wie sonst der mövengestaltige
Sokos- Hermes. (Dann ständen die wafFen-
tanzenden KoQvßccvteg als koqoi "TJ-avt^g viel-
leicht nicht nur mit den"Jßavtig omOsv -noiio-
covTEg, sondern sogar mit den Kovgrixss oni-
a&EV -xofimvTsg [von kslqco, yiovQÜ Arche-
machos von Euboia frg. 8 bei Strabon 10 p. 465.
F. H. G. 4, 415 1 in engerem thatsächlichen Zu-
sammenhang?). — Pelasger sind in Aitolien
nicht direkt bezeugt (das AlxcolCocv in der
Notiz des Hieronymos v. Kardia bei Strabon
5 p. 443 ist längst durch das richtige hella-
nikische 'iraliav ersetzt.)
Der vogelgestaltigen Eponyme Combe-Chalkis
entspricht der Vogel mit ausgebreiteten Flügeln,
der auf den ältesten Münzen von Chalkis aus dem
5. Jahrh. (Anc. coins of Brit. Mus., Central
Greece pl. 20, 7 S. 109 nr. 26; vgl. Studniczlca,
Athen. Mitt. 1 1886 S. 93) und auf den Schil-
den chalkidischer Vasen als Wappenzeichen
erscheint; er ist nach Studniczlca vielleicht ein
redendes Wappen von Chalkis, also eine iccl%Cg
(a. a. 0. S. 93). Er nennt ihn adlerähnlich
und identificiert ihn (wie Athen. Milt. 2, 280)
mit der oqvi&l liyvQrj . . . y]v r' iv OQScaiv
XcclKiSa v.t,v,Xriav.ov6t. Q'sol, avÖQsg ds ■nvfiivdLv
bei Homeros (S290f.). Freilich wird diese
von den Alten nicht als v,0Qcovr] erklärt, son-
dern bald als yXav'g (so Suidas s. ■j^^uX-nig) oder
wegen des Namens v,viJbivdig (den Studniczlca
für urverwandt mit y-o^ßrj halten möchte) als
schlanker Gebirgsvogel {Aristot. H. A. 0, 12.
Plin. 10, 8, 10: nocturnus accipiter), den Cuvier
und Lenz, Zoologie zu Plin. als Habichtseule
erklären, bald als eine Art Adler {Aristoteles
H. A. 9, 32. Suidas 6 «ftog; vgl. überhaupt
Ebeling-Capellt's Homerlexikon u. ;j;o:A5it's und
%v(iLv8is). Eigentümlich ist trotzdem, dafs
nicht blofs die Kofißr] von Polyrrhenia (=
Kofißrj von XaX-^tg), sondern auch die nviiLvöig
= x^^'^'S ihren Namen vom ' Eintauchen '
erhalten zu haben scheint: nach Eoscher,
G. Curtius Stud. 3, 137 von Kvß-, htju- (nach
den Homer - SchoHen vom «fl xrjv ■nicpa.Xr^v
VTco zovg y.Xädovg ■A.Qvntsiv). [Karl Tümpel.]
Kombike {Ko^ßi^rj) , Beiname der Artemis
10 auf einer Inschrift aus Patara oder Myra in
Lj'kiep/jQTs^idi. Koi-ißiKfj , Archäol.-ejngr. Mitt.
aus Österr. 7 (1883), 124. Loewy a. a. 0. leitet
das Epitheton von der lykischen Stadt Ko^ißa
{Ptol 5, 3, 5) ab.^ [Höfer.]
Kometes {Kourjti^g), 1) Thessalier aus der
magnetischen Stadt Peirasia, Vater des Ar-
gonauten Abterion, Ap. Rh. 1, 35. Apollod. 1,
9, 16. Paus. 5, 17, 4 S. nr. 5. — 2) Sohn des Sthe-
nelos, welchem Diomedes bei seiner Fahrt
20 nach Troja die Aufsicht über sein Haus über-
tragen hatte. Aber durch die Einwirkung der
dem Diomedes zürnenden Aphrodite wird er
treulos imd buhlt mit der Gemahlin des Dio-
medes, Aigialeia. Beide treiben den zurück-
gekehrten Diomedes aus dem Lande, Schal.
II. 5, 412. Eustath. zu ders. Stelle und zu
Dion. Per. 483. Tzetz. L. 603. 1093. Serv.
zu Aen. 8, 9. 11, 268. Apollod. epit. Vat. 22, 4.
Wagner, Cur. mylhogr. 268 f. — 3) Sohn des
30 Thestios, Bruder des Prothoos und der Althaia,
Paus. 8, 45, 4. [Er war von Skopas dar-
gestellt im Giebelfelde des Tempels der Athena
Alea in Tegea als Teilnehmer an der Kaly-
donischen Eberjagd; Paus. a. a. 0. Brunn,
Künstler gesell. 1, 323. Röscher.] — 4) Ältester
Sohn des Tisamenos, der nach Kleinasien aus-
wanderte, Paus. 7, 6, 2. Schal. Vat. Eur. Blies.
250. — 5) Einer der Lapithen (s. d.), auf der
Hochzeit des Peirithoos getötet, vielleicht
40 identisch mit nr. 1 ; Ov. Met. 12, 284. [StoU.]
Eominagene {Kofifiayrjvrj), die Personifikation
der Landschaft Kommageue ist dargestellt an
dem Denkmal von Nemrud-dagh bei Kjaclita
nördlich von Samosata, welches Antiochos von
Kommagene errichtet hat als Kultstätte seiner
Ahnen und der Gottheiten Zeus-Oromasdes,
Apollon - Mithras - Helios - Hermes , Artagnes-
Herakles-Ares und der Landesgöttin Komma-
gene, s. Puchstein, Ber. üb. e. Beise in Kur-
.50 distan, Manatsber. d. Kgl. Pr. Ah. d. W. zu
Berlin 1883 [p. 29—64] p. 50 f., Inschrift, IIa
Z. 9flf. : JionsQ \ mg ogäg Ji,6g rs SlQOfiäaöov
Kcci 'AitöX Xcovog Mt&gov 'HXiov 'Eq[iov «ort
Aqtcc yvov ^Hqav.Xiovq "Agsag sfifjg z£ nazQi'dog
I Ttavzqöcpov Konfiayrjvrjg &eotiqb nrj tavzcc
dyäX^aza ■na&iSQvaäfiriv %.z. X. ; vgl. p. 56 u. 61.
Humannu. Puchstein, Beis. i. Kleinas. u.Nordsyr.
p. 258. 282. 295. 319 f. 336. 348. 372. [Drexler.]
Koinmes (Kö^^rjg), rätselhafter Gott in einem
Go griechischen Zauberpapyrus in Berlin, heraus-
gegeben von Parthey in den Ahhandl. d. Berl.
Alc.phil.hist. Kl. 1865 S. 153 Z. 118fl., der (ab-
gesehen von dem ägyptisch-magischen Kauder-
welsch) angerufen wird als (liyiezs &fE Kö^firjg,
zri'V rjuEQav cpcozi^av ... 6 vrjmog dvazEXXav
. . . oXov TtöXov §i[^od^£vcov ... 6 EUVZCO GVV-
yivonEVog ■nal Svvafiov^svog TtQoaav^rjzcc yiai
TtoXvq)(oziGza . . . vädzcov (pEQiazE ^el Köfiiir}
1281 Komnaros Kömos 1282
Köfii-iri ... 6 (.ityLOTog xal l<5%vqo? ^iög ... Im Gesang und Tanz verbundene und in schwär-
Foigenden scheint er mit dem IIccLav KoXocpco- mende Umzüge übergehende Festgelage re-
viog ^oißog, dem 'Anöllcov KlÜQio?, identi&ciert präsentierend, besonders auf Vasengemälden
zu werden, sodafs er im wesentlichen ein dargestellt. Auf einem Vasenbild der Hamil-
Licht- und Sonnengott gewesen sein dürfte fonschen Sammlung {Tischbein, Collect, of in-
(vgl. auch die vorhergehenden Anrufungen). gravings etc. t. 2 tab. 44. Müller -Wieseler,
Parthey a. a. 0. S. 166 bemerkt dazu: „Zur I). Jl. K 1 Tfl. 41 nr. 473) Komos, die bakchische
Erklärung dieses sonst unbekannten Ausdrucks Thalia keck und begehrlich fassend. Komos
(ÄdjLiftTj?) läfst sich nur anführen, dals einer mit der Lyra, Mus. Borb. 2,45. — Philostr.
von den 36 Dekanen, welche die 12 Zeichen des lo Itnag. 1, 2 (vgl. 25) beschreibt ein Gemälde, auf
Tierkreises einnehmen, der dritte im Schützen, welchem er trunken und müde nach dem Fest-
KofLni heifst. Sahn, de min. clim. p. 612 mahle dargestellt war, mit auf die Brust ge-
In der Dekanenliste bei Firmicus (astron. 4, 16) senktem Haupte, im Stehen schlummernd, mit
heifst er Chenen; in den hieroglyphischen gesenkter Fackel und übergeschlagenen Beinen,
Texten Ken emu. Lepsius Chron. 1 y>. &S. IV. Müller, Handb. d. Arch. §385, 7. 392, 1.
Die Charakteristik des Kommes als Licht- und Welcher zu Philostr. Imag. p. 202 — 215. Alte
Sonnengott, seine Identificierung mit ApoUon, Denlm. 3, 125 — 135. StarJc, Niobe 298. Preller,
endlich die Bezeichnung als vi]Tiiog ccvarsXloov Gr. Myth. 1, 556. 592 f. Gerhard, Gr. Myth. 1
machen es mir wahrscheinlich, dafs Kommes § 464, 2 § 466. [Stoll.] [Vgl. ferner das schöne
im Grunde mit Horos (s. d.) gleichbedeutend 20 rotfig. Vasenbild bei 6^ef7tard, J-wser/. V. Taf. 56
ist. [Über jenen Dekan s. auch Brugsch, ^ Baumeister, Denkm. S.lBOl Fig. lAiS; mehr
Thes. inscr. Aeg. Abt. 1 p. 12. 148. 156. 162. bei Heydemann, Satyr- u. Bakchemiamen S. 15
163. Im s. g. h. Buche des Hermes an As- (Dionysos giebt dem als S.atyrknabe dar-
klepios, Pitra, Anal. sacr. et class. 5, 2 p. 290 gestellten KOMOS zu trinken, anwesend
heifst es von dem 33. Dekan: Ovtog ovo^ia Ariadne und Tragodia); den Aryballoa, früher
i'xsi- Xovovpiog, xat ^'ativ ccvQ-QcoTiog nsgis^ma- in Athen, jetzt in Berlin (nr. 2471), beschrie-
lisvog dno xäv (iccazcSv icog rwv ccazQayälcov, ben von Heydemann, Satyr- u. Bakchennamen,
STti rT]g ■KSipaIrjg i%(ov ßaoiXsiov, jtaJ. iv (isv 5. Hall. Winckelmannsprogr. 1880 S. 12 (nebst
xf] Se^iä x^'Qi- y^azEioav vSQia-urjv, h 8s rfj Litteraturangaben), wo KOMOS als Satyr im
ivcovv^cp 6-AfinxQov. KvQisvSL 8h ovxog xav 30 Thiasos des Dionysos erscheint; den Krater
7tQo8ril(o&£vx(ov. rivipov ovv xovzov SV Xt&co in Neapel (nr. 2369), beschrieben von Heyde-
(iriSi^ä, xai vnodslg ßozävi]v &vqolov, -nazd- mann a. a. 0. S. 15 (KßMOS leierspieiend im
kXsigÖv SV a> ßovlst, nal (pögei. Drexler.] Gefolge des Dionysos); den Krater in Wien,
Vgl. Knuphis. [Röscher.] beschrieben von Heydemann a. a. 0. S. 20
Eoinuaros (Kauvagog), Beiname des Zeus (bakchische Liebesverfolgung, in der zwei
auf einer italischen Inschrift zä dii Kco- Satyrn Hedyoinos und KQMOZ heifsen); des-
(ivaQcp Kai z/it 'EXev&SQicp imsQ avzov Hcci gleichen in Wien, Heydemann S. 20 (KQMOZ
noXLzav 'Iqtcivcov, C. I. G.-3, 5874. [Höfer.] mit drei andern Satyrn [darunter Hedyoinos]
Kouiodia {Kmuadio:, Comoedia), die personi- im Gefolge des Dionysos); die Amphora in der
ficierte -,iüjftrodYo; ' (vgl Komos), dargestellt: 40 Sammlung J. de Witte zu Paris, Heydemann
1) auf einem Nolaner Krater der Sammlung a. a. 0. S. 21 (KOMOS als Satyr flötenblasend,
Coghill, jetzt im Louvre, als Bakchantin anwesend eine Bakchantin und ein anderer
und Begleiterin des Dionysos, welche in den Satyr); die Coghillsche Vase, iJeyrfewann a. a,0.
Händen Kantharos und Thyrsos trägt: Heyde- S. 21 (Dionysos dem Flötenspiel des Satyrs
mann, Satyr- und Bukchennamen, Hallesches KAMOZ [sie!] lauschend etc.); die Hamilton-
Winckelmannsprogr. 1880 S. 16 (nebst Littera- scheYase hei Heydemann as.a..O. S. 22 (KAMOZ
turangaben); C. I. Gr. 8356. — 2) in einem Ge- mit Oinos, Eudia, Thaleia und Fothos schwär-
mälde des Aetion, Zeitgenossen Alexanders d. Gr., mend und springend); die Amphora im Brit.
nach Plin. n. h. 35, 78: [Aetjionis sunt nobiles Museum nr. 788, Heydemann S. 27 (der Satyr
picturae Liber pater, item Tragoedia et Comoedia 60 KOMog die Doppelüöte blasend); die Trink-
etc. Brunn, Künstlergesch. 2, 245. — 3) auf schale im Brit. Museum nr. 811* (Götter-
einem Relief des Archelaos (Zeitgenossen des gelage, darunter Dionysos und Ariadne, denen
Tiberius), sog. 'Apotheose Homers' ; vgl. Bruym, zur Bedienung der Satyr [K]QMOZ zur Seite
Künstlergesch. 1, 584 ff. Baumeister, Denkm. steht); die Trinkschale in Berlin (nr. 2532;
1,112 Fig. 118. Kortegarn, De tabula Archelai. KOMOS als Silen vor einer Nymphe tanzend,
Bonn 1862 (hier ist K. im Ärmelkleid der Heydemann a. a. 0. S. 25). Siehe die genaue-
Bühne hinter der Tragodia einherschreitend ren Litteraturangaben bei Heydemann an den
dargestellt: vgl. Friederichs -Wolters, Gipsabg. angeführten Stellen und S. 37. Zu diesen
nr. 1629 mit Litteraturangaben). — 4) Weib- schon von Heydemann gesammeK;en Beispielen
liehe Herme von Marmor in dem Theater der 60 kommt noch hinzu die Berliner Vase nr. 2658
Villa Hadrians mit einer andern Herme (= (Komos von Knaben, von denen einer Käfiog,
Tragödie?) gefunden (künstliche hohe Frisur, ein anderer IJctidv benannt ist), das Relief in
Bekränzung mit Weinlaub); Friederic/is-TFoZfej-s Villa Albani bei Baumeister, Denkm. S. 701
a. a. 0. nr. 1446 (mit Litteraturangaben). Vgl. Fig. 759 = Zoega, Bassiril. 1, 52 (Komos [?]
auch Müller, Hdb. d. Arch. § 388, 5. [Röscher.] mit Fackel und Weinkanne nebst den Hören
Kömos (Äcöfio?, der. Ä'äjtios), bakchischer Da- und andern Gottheiten einem Hochzeitspaar
mon, zu den Satyrn gehörig, ein Geselle des Gaben darbringend). Vgl, Kamos. Röscher.]
bakchischen Thiasos, das fröhliche, mit Musik, Könios s. Kobis.
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 41
1283 Komyros Kora u. Demeter (Namen) 1284
Komyros (KofivQog), Beiname des Zeus in 19, 1. Pherekydes nannte ihn Kynon, Schol.
Halikarnassos, Tzetz. Lyk. 459. Auf Inschriften IL 19, 53. [StolL]
aus dem Tempel des Zeus Panamaros (s. d.) Kopeoii s. Kopeus.
zu Stratonikeia wird öfter ein KofivQLOv er- Kopeus {Kwnsvg), Sohn des Apataleus, der
wähnt, Bull, de corr. hell. 11 (1887), 380. 381. ein Sohn des Onchestos, Enkel des Poseidon
385. 389 nr. 6; ferner (ivatr'iQia tov Kofivgiov war; Gründer der boiotischen Stadt Kopai. Nach
p. 385; vgl. 380; 15 (1891), 186. 188; ebenso Steph. B. v. Känai, bei Athen. 7, 296 b heifst
h'vfiaTcc Ko^vQia p. 387; das Fest, die Ko^v- er Vater des Meerdämons Glaukos. Der Heros
Qicc, dauerten zwei Tage, p. 380. 385; vgl. Kopeon heifst Gründer v. Kopai b. Schol. II.
Dtschumps - Cousin zu p. 381 und 12 (1888), lo 2, 502, 3Iüller, Orchoin. 238. [StolL]
91; ebenso 15 (1891), 202 nr. 143. 203, nr. 144. Kopreiis (KoTCQSvg), 1) Dienstmann des
204, nr. 145; Athen. Mut. 16 (1891) 414. Eurystheus in Mykenai, welchem dieser die
Da die Komyria mit Mysterien verbunden Aufträge an Herakles inbetreff der Kämpfe
waren und eine Menge von Weihinschriften zu geben pflegte, weil er den Gewaltigen aus
i^Corr. hellen. 12, 487 ff.) erhalten sind, welche Furcht nicht in die Stadt hereinliefs. Sein
bekunden, dals dem Zeus Panamaros (s. d.) Sohn Periphetes begleitete den Agamemnon
von seinen Verehrern das Haupthaar dar- nach Troja und fiel durch die Hand des
gebracht worden ist, so ist es nicht undenkbar, Hektor, besser an jeglicher Mannestugend als
dafs unter diesen Mysterien die dem Zeus der viel schlechtere Vater, II. 15, 638 ff. Er
Panamaros dargebrachten Weihungen des 20 war Sohn des Pelops und floh wegen des Mordes
Haares zu verstehen sind, vgl. Deschanips- des Iphitos aus Elis nach Mykenai, wo er von
Cousin a. a. 0. 12, 487. 15, 174 ff. [Höfer.] Eurystheus entsühnt ward und wohnen blieb,
Konabos (Äoj'ßßog), von Kova/Jos = Gerassel, Apollod. 2, 5, 1. Schol. II. 15, 639. In den
Lärm: eines von den vier Rossen des Ares: Herakliden des JEuripides ward Kopreus als
Q. Smyrn. 8, 242 f. AlQ-av xai ^löyiog, Köva- Herold an die Athener geschickt, um die Aus-
ßos, 8' inl zoLGi ^6ßog xf, || xovg Boqstj -nslä- lieferung der Herakliden zu fordern, und
dovri tsy.8 ßXoavQomig 'EQLvvvg v.xX. Vgl. hin- trat übermütig und gewaltthätig auf. Nach
sichtlich der Vaterschaft des Boreas ob. Bd. 1 Philostrat. Vitae Sophist. 2,1, 550 trugen die
Sp. 804 f.; hinsichtlich des Rofsnamens AtO'cov attischen Epheben bei öffentlichen Aufzügen
ob. Bd. 1 Sp. 200. <^löysog heifst nach Stcsich. 30 eine dunkle Chlamys, um durch dieses Zeug-
ZV. 1 Bergk das Rofs des Kastor (vgl. auch nis öffentlicher Trauer dem Kopreus, Herold
das Sonnenrofs ^Isycov ob. Bd. 1 Sp. 2006). des Eurystheus, der von den Athenern getötet
^oßog ist auch nach Antiniach. b. Schol. IL worden war, Genugthuung zu leisten. —
13, 299 ein Rofs des Ares, während der Name 2) Boioter, Sohn des Haliartos, König in der
sonst einen Sohn und Begleiter des Ares be- Stadt Haliartos; er erhielt von Poseidon das
zeichnet (s. Phobos). [Röscher.] in dem Gebiet von Haliartos erzeugte Rofs
Kondyleatis {KovSvlsäng), Beiname der Areion (s. d.) und gab es später dem He-
Artemis in dem arkadischen Ort Kondylea rakles, Schol. IL 15, 639. 23, 346. — [3) Heros
(s. E. Curtius, Sitzungsher. d. K. Preufs. Ak. auf einer Inschrift von Teos C. I. G. 2, 3069
d. Wiss. 1887, 1170), die auch 'Anayxojxsvrj 40 p. 649. Höfer.] — [Thraemer, Pergatnos p. 64.
hiefs, s. d. Erzählung bei Paus. 8, 23, 6 f.; Drexler.] [StolL]
vgl. Kallimachos bei Clem. Alex, protr. 11 Koptites s. Lokalgottheiten,
p. 32 Potter; doch unterscheidet C/ewi. a. a. 0. Kora {KoQa).
hiervon eine andere Artemis KovdvXing, die Demeter und Kora fPerser)lionel
in Met hymna verehrt wurde. [S.a,\ich. üsener, ^ ^'
Kallone, Rh. Mus. N. F. 23. 1868 p. 336 Anm. 56. A. Namen und Etymologie,
Drexler.] Iinmerivahr, Ark. Kultel,lbd. [Höfer.] Demeter (z/;jfi?2r7jp). Neben dieser gewöhn-
Koueides = Konnidas (s. d.). liehen Namensform findet sich auch z/r; ftTjrpa, am
Kouisalos {KovCaalog), ein attischer Dämon, sichersten bezeugt in der Grabschrift des Heros
wie Orthanes und Tychon, im Gefolge des 50 Phytalos bei Paus. 1, 37, 6, wo metrische
Priapos und mit demselben Abzeichen ver- Gründe jeden Zweifel heben; unsicher ist die
sehen, Aristoph. Lys. 982 und Schol. Plat. Lesart Hdt. 2, 123. Plat. Cratyl. 404, während
Com. b. Athen. 10, 441 f. Strab. 13, 588. sie fast allgemein angenommen ist iäv Aristot.
Hesych. u. Suid. s. v. Gerhard, Gr. Mylh. 1 oec. 2, 1349, 15. Biod. 1,13,4; 5,68,1. Apollod.
§501. Vgl. auch Art. Kotys am Ende. [ÖtolL] 1, 1, 5, 1. 5, 2, 2. Schol. ApolL Eh. 4, 998.
Kounidas (Kowiöag), Pädagog des Theseus Clem. AI. Protr. 2, 15. Suid. s. v. u. a.; vgl.
in Troizen, welchem die Athener am Tage vor lobeck, Paralip. S. 142, Erweiterung zu drjfirj-
dem Theseusfeste einen Widder als Toten- rsiga, Etym. M. 281. Cramer, An. gr. 2, 300.
Opfer darbrachten, Flut. Thes. 4. Bei Hesych, — AEMETPH auf der Triptolemosschale des
heifst er Kovsiärjg, Mommsen, Heortolog. 280. 60 Hieron, Mon. d. Inst. 9, 43, ist wohl nur ver-
[Nach Töpffer, Att. Geneal. S. 310 (vgl. 172, 1) schrieben; JufxüzQcc in einer boiotischen In-
ist er vielleicht der Ahnherr des attischen schritt bei Collits, D. I. nr. 560. — Dorische
Geschlechts der Äo^fidai {Hesych.). R.] [StolL] Form ist JccfidrriQ z. B. in den Inschriften von
Koou {Köcov), Troer, Sohn des Antenor, Hermione, C. I. G. 1193ft".; aus Lakonien,
Bruder des Iphidamas, der den Agamemnon 1434. 1464; Kreta, 2567. 2599; Knidos.
verwundete, von diesem aber erlegt wurde, Newton, Hulicarn. 2 S. 715ff.; auch nicht-
11. 11, 284. 19, 53. Tzetz. Hom. 194. Dar- dorische Orte bieten diese Form, so Manti-
gestellt am Kasten des Kypselos, Paus. 5, neia, Leake, Trav. i. Mor. 1, 112; Tegea,
1285 Kora u. Demeter (Namen) Kora u. Demeter (Namen) 128G
C. I. G. 1518; Ambrysos in Phokis 1727 3) von Saico = v.cci(o-, dies wurde als An-
vmd besonders Boiotien; s. Dittenberger, Inscr. spielung auf das Fackelattribut angesehen,
3Iegar. Orop. Boeot. 1670^71. 1810. 2876. 3213. Ehjm. M. 263 extr. 265, 53. So ist wohl auch
Die meist für attisch gehaltene Kadmoshydria die eleusiniscbe Inschrift /Irjoi zu verstehen.
in Berlin, Furhvänghr 2634 (Gerhard, EtrusTc. Während diese Etymologieen keinen neuen
wid canipan. Vasenb. Taf. C) ist aller Wahr- Verteidiger gefunden haben, hatten andere
scheinlichkeit nach tarentinisch. Lyriker ein besseres Schicksal:
und Dramatiker bevorzugen die dorische Form, Von W. da geben; äidovau äg ^^trjg,
Find. Ol. 6, 95. Isthm. 1, 57. 6, 4. Eur. PJioen. Nahrungspenderin, Plat. Oralyl. 404''; vgl.
685. Ar. Flut. 65b. 872. — Vereinzelt steht der lo Fott in Kuhns Zeitschr. 6 S. 118;
Gen. JcöfiKTQog in einer Inschrift aus Aigai in Die Nebenform Jrj^rjtfLQcc erklärt Etym. M.
der Aiolis, Jahrb. d. arch. Inst. Suppl. 2 S. 42. 281, 9 als Bändigerin. Leo Meyer, Bemerk.
Sehr häufig, besonders im eleusinischen s. alt. Gesch. d. gr. Myth. S. 57 will die
Kulte, war die Form z/tjco, für die eine sehr W. yam, djam, dam zum Grunde legen und
späte Inschrift aus Eleusis zJ-ißw setzt, C. I. G. in Demeter die dem indischen Totengotte
4341, wie es auch in dieser Form dreimal in Yama entsprechende griechische Form finden,
dem Orakel bei Paus. 8, 42, 6 vorkommt, vgl. Mit Recht bemerkt Mannhardt a. a. 0. S. 283
Etym. M. 264, 8. — ^rjna bei Suid. a. v.; hierzu, dafs man kaum den Namen drjiii^TrjQ
Zonar. Lex. 501 ; Etym. M. a. a. 0. — Preller, in ein so hohes Alter hinaufrücken dürfe und
Demeter und Persephone S. 135 Anm. 16 hält 20 dafs Demeter gewifs nicht ursprünglich Unter-
dies für den angenommenen Namen Demeters weltgöttin war.
im orphischen Hymnus entsprechend der z/cog zJrjfn^trjQ = JrjiiofirjTrjQ bieten Etym. M.
des homerischen. 265,53. Etym.Gud. 140. 141. Greg. Cor. 752.—
Die Bedeutung des Namens an sich hat in J. Baunack, Bh. Mus. 1882 S. 475 hält dexi^o-
alter wie in neuerer Zeit grofse Meinungs- fi-ryT/jp für die ursprüngliche Form und über-
verschiedenheiten hervorgerufen; eine Zu- setzt: 'Mutter des Landes'; ihm stimmt mit
sammenstellung und Kritik der Versuche s. bei Vorbehalt zu Crusius, Beitr. z. gr. Myth. S. 16
Mannhardt , Mythol. Forsch. S. 281 ff. Im Anm. 1. Mag auch sprachlich diese Ableitung
Altertume fand am meisten Beifall die Gleich- möglich sein, so ist es doch bedenklich, auf
Setzung von Jr}(n^zr,Q und J'/jfi.jjtjjp, die Mutter 30 Demeter schon in ältester Zeit den mit drjiiog
Erde, vgl. Pott, Indog. Spr. 2 S. 385. Der verbundenen Begriff der Beschränktheit zu
Ausruf da, Aisch. Prom. 560. Ag. 1072. Eum. übertragen, der weder zu ihrem historischen
835. Arist. Lys. 198 u. öfters wurde als die Ursprünge als der alten Hauptgöttin der vor-
dorische Form für Erde betrachtet, was Ahrens, homerischen Periode noch zu ihrer späteren
Be dial. dar. S. 80 unter Zustimmung von Funktion im Götterstaate der griechischen
G. Curtius, Etym. 2 S. 78 überzeugend wider- Vulgärmythologie stimmt,
legte. Dafs aber eine Nebenform dSc oder Sri Von der kretischen Form Sriai für v.QuQ'ai,
existierte, ob dorisch oder nicht, beweisen Gerste, stammte der Name nach Etym. M.
'EvvoGLÖug für 'EwoGÜyaiog bei Find. Pyth. 264, 9; sprachlich ist es als ältere dorische
4, 58. 306 und die vvficp'ai 'EvdrjtSeg bei 40 Form für ^sicci sehr wohl erklärlich, und den
Hesych. s.v., die Landesnymphen in Kypros, die soentstehendenBegritf 'Kornmutter' hat Maw«-
den Inselnymphen von Lesbos, den 'Evvr}aiüösg hardt a. a. 0. S. 293 ff. sehr scharfsinnig abge-
(Hesych. s. v.) entsprechen. Unter den Alten leitet. Schon Preller, Demeter u. Fers. S. 368
erklären auf diese Weise den Namen Demeter hatte an die Aufnahme dieser alten Etymologie
Cic. de nat. d. 2, 67; vgl. 1, 40. Phil, de vit. gedacht; vgl. Crusius a. a. 0. Jedenfalls ist
contempl. 1. Orph. bei Diod. 1, 12, 4. 3, 62, 7. diese neben rrjfii^triQ die einzige, welche auf
SchoL Aesch. Eum. 835. Greg. Cor. p. 373 Wahrscheinlichkeit Anspruch machen kann.
(Schäfer). Sext. Empir. adv. math. 9, 189. Andere moderne Erklärungsversuche, wie
Suid. s. V. drjßriTrjQ; Tsetz. zu Hes. op. et d. den von Sonne, Kuhns Zeitschr. 10, 133 und
32. Eustath. ad Od. 1528, 16. Etym. M. 264,9. 50 Lehrs , Popul. Aufs. S. 97, der J. von dfifiog
265, 53. Etym. Gud. 140. 141. Gegen neueren mit suff. rrjg ableitet, von Schümann, Aesch.
Skeptizismus hat diese Ableitung am euer- Prom. S. 313 Jrj(i7]TriQ = zJscc fnqrrjQ = &eä
gischsten Welcker, Gr. Götterl. 1 S. 385 ff. (^VtriQ, von Max Müller, Vorles. üb. d. Wiss.
verteidigt; ihm schlofs sich Preller - Plew , d. Spr. 2 S. 474; Kuhns Zeitschr. 19, 43 und
Griech. Mythol.^ 1, 618 an; dagegen s. be- vou Grafsmann, Kuhns Zeitschr. 16, 161: J. =
sonders Lehrs, Popul. Aufs.^ S. 279; Mann- Dyävä mätar, Himmelmutter, erledigen die
hardt a. a. 0. — Andere alte Erklärungen sind: Widerlegungen Mannhardts a. a. 0.
1) von Sr'iai, ich werde finden, Etym. M. P er sep hone heifst bei Howier stets Hfpffs-
263, 51. 265, 53. Eustath. ad II. 760, 32; ad Od. (pövsia, vgl. Eustath. ad II. 763, 59. Als ältere
1675, 18, was auf das Suchen der Tochter oder eo Form nennt Eustath. a. a. 0. und 1665, 11
die Erfindung der Feldfrucht bezogen wurde; ^sgas^pövri, die sich auch bei Find. Ol. 14, 21.
2) von SaCtü = v.LnziaO'ai , was Etym. M. Isthm. 7, 55. Nem. 1, 14. Pyth 12, 2, bei
263, 53 auf das Pflügen bezieht, während Simonid. frgm. 127 findet, allerdings dorisch
264, 9 erklärt wird ort noXlriv ed^aas yi]v auf« auslautend; ebenso Inschriften aus Kreta
Tovziozi Sibv.o'tpE ^qrovacc zi]v ^vyazsQu. (C. /. G. 2599) und von den nichtdorischen
7] czi XvTtovjMsvri — idai'sTo zr\v ipvxijv. Von Inseln Chios 2237, ferner Melos 2439, während
demselben Stamme fj ^s^igia^evr] Trceaiv, Tzetz. ^sgOBcpövr} C. I. G. 405. 538. 800b. 808 (Attika)
in Lyc. 621 ; und 2347° (Melos); ^sgascpöviiav, Orph. h. 41, 5
41*
1287 Kora u. Demeter (Namen) Kora u. Demeter (thessal. Kulte) 1288
bezeugtist. — Als eigentlich attische Form nennt Flut. Mor. 942 D setzt TT. = ^aacpÖQog. —
Moiris ^SQQScpccttcc, wie die Göttin auch in Cornut. 28 leitet es von q)£Qstv und novo? ab.
der Sesselinschrift des Dionysostheaters heifst, Piaton, Cratyl. 404 TJsQaifpaaaa = ^sQiTtacpa
C. I. A. 3, 293; die Dichter bieten meist ölu zrjv snarpriv xov cpSQO^ävov ist natürlich
Persephatta, Aescli. Choeph. 483. Soph. Ant. nur witzige Spielerei. — Ganz abweichend ist
894 (hier liest man auch ^sgastparzK). Eur. die zweite Erklärung des Etym Gud. a. a. 0.:
Or. 964. Phoen. 684. Hei. 173. Ar. Thesm. UeQoevg Kul^tzai 6 "HXioq ... 17 ccvädoGn; xov
287. Ran. 671. — Die von Moiris genannte airov, rj dnb xov rjliov yivoiievTq.
Form war nach Plat. Cratyl. 404*= als Euphe- Die neuere Etymologie hat fast einstimmig
mismus beliebt; das kleine Eleusinion hiefs 10 wie P/Mi. a. a. 0. in -cpövr], -(paaaa den Stamm
populär 0£QQ8cpcitxiov, Dem. in Con. 1259, 5. qpa des Verbums cpaivco erkannt; Welcher, Gr.
Hesych. s. v. — Das Korafest in Kyzikos Götterl. 1, 894. Ebel in Kuhns Zeitschr. 1 S. 297
heifst bei Plut. Luc. 10 ^sQQscpuxxiK. — Am weist auf die ähnliche Bildung im Participium
schwankendsten ist die Form des Namens in Buaaa hin; auch Sonne in Kuhns Zeitschr. 10
den Vasenbildern: nsQoq)axcc, München nr. 340 S. 133 stimmt dem bei. Weit schwieriger ist es
= Müller - Wieseler 2, 111; n8Qaaq)az<x, Strube, aber für die beiden ersten Silben eine Erklärung
Supplement Taf. 3; ^SQOcpazxa, Man. d. Inst. zu finden. Welcher a. a. 0. denkt an (psqm
9 Taf. 43; ^sQ^cpaacc, Overbeclc, Atlas zur besonders in dem „altertümlich prägnanten
K. M. Taf. 15, 24. Bei Gerhard, Trinhsch. u. Sinne des Nährens" (vgl. (piq^sis, Orph. h.
Gef. Taf. H lesen wir EPPEOA, das zu Usqqe- 20 29, 16), doch ist er selbst durch dieses ,,aus
cpaxxa zu ergänzen (C. I. G. 8348. Kretschmer beiden passenden Begriffen gebildete Compo-
in Kuhns Zeitschr. 29 S. 450) kein Grund vor- situm" nicht befriedigt. In der That ist für
liegt; hier ist wohl eher an ein Femininum diese älteste Bezeichnung eine solche Ver-
zu "EQißog zu denken. — Als lakonische Form quickung der Vegetations- und Lichtgottheit
nennt Hesych. (s. v.) UrjQecpovsia; n'\7iQicpova unmöglich anzunehmen. Auch zwingt die
auf einem Helme aus dem von Sparta besiedelten zweimal bezeugte dorische Form UrjQs- bezw.
Lokroi Epizephyrioi, Kaibel, Insc. gr. Sic. et JJrjQL- einen stärkeren Stamm anzunehmen,
Ital. 631; vgl. Solmsen in Kuhns Zeitschr. aus dem durch Kompensation diese Form
29 S. 357, der diese Form als Ableitung vom entstanden ist. — Ganz unmöglich ist auch
Aoriststamme erklärt, während Ahrens, De 30 die Erklärung Försters (a. a. 0. S. 278) als
dial. dor. S. 112 iicoaa = yiövoci in Parallele Lichtzerstörerin, von tcsqQ^o), bei der ursprüng-
stellt, vgl. Gott. Gel. Anz. 1883 S. 128 {Fiele). liehen Bedeutung Persephones als Mondgöttin.
Auch für diesen Namen liegen die ver- — Sonne a. a. 0. nimmt den Gedanken des
schiedensten Erklärungen aus dem Altertume Etym. Gud. wieder auf und erkennt in Usqgs
vor. Vgl. Förster, Baub u. BücTck. d. Persephone die W. pars (prsh) „strömendes Licht", woraus
S. 277 ff. Volksetymologisch wurde die zweite er dann die „lichtglänzende Mondgöttin" er-
Hälfte des Wortes -cpövr} als cpovsvovacc mit hält, die einzige bisher (wenigstens sprachlich)
der Herrscherin der Unterwelt in Zusammenhang befriedigende Erklärung,
gebracht, und das Wort hatte dadurch für viele t^ tj- ix j.-^j. :,■,-,■, ^ 1 -^
etwas Unheimliches, Piaton. Cratyl. 404^^.40 ^- KultstattemmdLokalsagen der beiden
Cleanth. bei Plut. Is. et Os. 66. Orph. hymn. üottmLen.
29, 16 (Abel). Etym. M. 665, 47. 790, 52. Zum Ausgangspunkte nehmen wir Thessa-
Eustath. ad 11. 763, 59; ad Od. 1665, 11. lien, wo das Dotische Gefilde Sitz eines
Etym. Gud. 462, 58. — Orphica und Etym. M. alten pelasgischen Demeterkultes ist. Kallim.
a. a. 0. leiten die erste Hälfte von (pigco, h. in Cer. 26 erwähnt einen heiligen Hain der
cpsQßco ab, und deuten dann Phersephone als Göttin daselbst und lokalisiert auch dort den
die Göttin, die alles bringt, d. h. hervorbringt Erysichthonmythus , vgl. Diod. Sic. 5, 61.
und wieder dahinrafft. Porphyr, de abst. 4, 16 Palaeph. incred. 24. Preller, D. u. P. S. 329 ff.
erklärt den Namen jtuQcc x6 cpegßsiv xijv Bd. 1 Sp. 1374.
qxxxxcxv. — Auch Cleanthes a. a. 0. sieht 50 Pherai. Die Fackelträgerin auf Münzen
das Verbum cpsQco darin, doch ist es bei hält Eckhel, D. N. 2, 147 für Demeter. Vgl.
ihm x6 diä ■nciQTiäv cpsQo^svov v.al cpovsv- Lobeck, Aglaoph. S. 1213.
öjifvov nvivficc. Etym. Gud. a. a. 0. sagt Pyrasos, die Weizenstadt ((Siep/t. J5?/^. s. v.)
naQcc x6 xovg ccito&vi^onovxag Tcgbg ccizriv cpi- hat nach Homer B 696 ein di^fMrjzQog xsfisvog.
QsaQ-ai T^zoL xovg cpovBv&evxag. Eustath. a. a,. 0 . Später wurde der Ort Demetrion genannt,
will ein & einschieben und in beiden Bestand- Strab. 9, 435. Shyl. 64. — Strab. a. a. 0. führt
teilen Synonyma cpQ'BiQsiv und cpovBVBiv er- ein zlr'j^rjxgog äXaog ■kkI lsqov ayiov daselbst an.
blicken; für die Form nsgaicpaoaa setzt er Inschrift an D. und K. Bull, de corr. hell. 15
(pa^o) = cpovsva. — Wie Cleanthes denken S. 562ff., wo auch Hagnaios und Megalar-
an cpovsvsad-cci und nicht an q>ovsv8Lv Tzetz. 60 tios für P. als Monatsnamen bezeugt werden,
zu Hes. op. e. d. 32. Schol. Hes. Theog. 913 Thebai (Thess.). Münzen bei Mionnet,
und ebenso loan. Diac. und Exeg. z. d. St.; Suppl. 3 S. 528 nr. 100 ff. Overbeck, K. M. 2
die erste Hälfte des Namens wird durch ns- S. 450, 6.
gicaäg erklärt; doch denkt Tzetz. an die Halos in der fruchtbaren grofsscholligen
TiEQiaaol cpövoi -Aal noXsiioL um den Besitz Phthiotis hat einen Monat Dematros, ferner
von Ackerland, die anderen an das jährliche einen Monat MsyaXäQxiog, der an die D. [isycc-
Absterben der Vegetation. — Hesych. s.v. ^eq- Xagxog von Skolos in Boiotien {Athen. 3, 109*;
atcpovsia sieht darin eine cpsQOvaa xo cctpsvog. 10, 416'^) erinnert, um so mehr, als auch ein
1280 Kora u. Demeter (thessal. Kulte) Kora u. Demeter (boiot. Kulte) 1290
zweiter Monatsname 'OfioXaCog auf die ent- Einen Monat Damatrios bezeugt für 0. Bull.
sprechenden Kultformen des Zeus und der de corr. hell. 4 S. 537; 9 S. 412. Dittenberger
Demeter in Theben weist, und auch ein dritter a. a. 0. 3172, 141. Ohne einen bestimmten
Monat Hagnaios diesem Kreise seinen Namen Ort namhaft zu machen sagt Plut. de Is. et Os.
verdankt; Sev. archeol. 1876, 1 S. 253 ff. 69, dafs im Monate Damatrios, dem attischen
(Hetisey); Berl. Sitzungsber. 1887 S. 557 ff. Pyanepsion, die boiotischen Weiber ein Trauer-
(Lolling); vgl. Bull, de corr. hell. 11 S. 371 fest der Demeter Achaia begingen.
{Foucart) und Jahrbb. f. kl. Phil. 1892 S. 483 c) Kopai besafs nach Paus. 9,4,3 Tempel
{Bischoff). der Demeter, des Dionysos und Serapis. In
Antron, Hom. h. in Cer. 491. lo der Nähe sollen in alten Zeiten ein Athen
Malis. Anthela hatte nach Hdt. 7, 200 und ein Eleusis existiert haben; von dort
ein Heiligtum der Demeter Amphiktyonis, die stammt die Inschrift JufiatQK bei GoUitz, D. I.
diesen Namen sowie ,,Pylaia" als Schutz- 1, 5B0.
göttin des Amphiktyonenbundes führte. Akri- d) Lebadeia. Hier wurden die Götter-
sios, der Heros der pyläisch- delphischen Am- paare Trophonios und Herkyna, Zeus Hyetios
phiktyonie wird als Stifter eines Tempels der und Demeter Europe nebeneinander verehrt,
D. Pylaia in den Thermopylen genannt, CaKiffl. Paus. 9, 39, 4; D. galt als Amme des Tro-
epigr. 40 (Schneider). Strab. 8, 420. 429. Schol. phonios. — Später wurden Demeter und Her-
Hom. n 174. Erotian s.v. JJvXccg, vgl. Schol. kyna zu einer Gottheit verschmolzen, Ly-
Eur. Or. 1094. Brö'ndsted, Beisen 1 S. 112. 20 copJir. AI. 153; vgl. Schol. dazu. Tzetzes
Schömann, Altert. 2 S. 32. Gilbert, Griech. z. d. St. schliefst daraus, dafs Herkyna, des
Staatsalt. 2 S. 408. Biirgel, Die pyl.-delph. Trophonios Tochter, den Demeterdienst in
Amphikt. S. 4. Amphiktyonenmünze bei Head, Lebadeia begründet habe. Ein Demeterfest
Coins of the A. Taf. 22, 25. 'Epxjji't.ar, Hesych. s. v., ist vielleicht hierauf
Lokris. a) Skarpheia verehrte eine De- zu beziehen. Vgl. Tümpel, Ares und Aphro-
meter Euryodeia, Hesych. s. v. Alter Name dite in Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. 11 S. 717. Kora
der Stadt Eteonos Strab. 9, 408. In einem wird unter dem Beinamen Thera neben Zeus
Demetertempel daselbst Grab des Oidipus, Basileus verehrt. Erzählt wurde, dafs Herkyna
Schol. Soph. Oed. Col. 91. und Kora einst zusammen gespielt hätten,
b) Opus. Inschrift im i?/jem. ilfws. 27 S. 614; 30 Avobei erstere eine Gans entkommen liefs.
Collitz, Dial. Insch. 2, 1507. Münzbilder bei Diese setzte sich unter einen Stein, von wo
Eckhel, D. N. 2 S. 192. Persephonekopf bei sie Kora hervorholte, und an dieser Stelle
Head a. a. 0. Taf. 22, 24. brach dann der Flufs Herkynna hervor, Paus.
c) Alponos: Thesmophorienfeier, Strab. 9, 39.
1, 60. e) Koroneia, — — laQua^acu ^a^axqi
d) Kolake. Die Inschrift bei Collitz, D. I. ^iGnocpoQv, Dittenberger a. a. 0. 2876.
2, 1490 nennt eine Priesterin beider Göttinnen. f) Anthedon. Tempel und Bilder der
Phokis. a) Drymaia; altes Heiligtum Demeter und Kora in der Nähe des dortigen
der Demeter Thesmophoros mit archaischem Kabirentempels, Paus. 9, 22, 5.
Kultbilde von Marmor und jährlicher Thesmo- 40 g) Mykalessos. Am Meere Tempel der
phorienfeier, Paiis. 10, 33, 12. Steph. Byx. Demeter Mykalessia, der jede Nacht ver-
s. V. zlQvaia. schlössen und wieder geöffnet wurde vom
b) Ambrysos, Weihinschrift, C. J. G. 1727. Idäischen Daktylen Herakles. Früchte, die
c) Delphoi. Die Demeter fpjLiovjfogd.PoZe/». man dem Bilde zu Fülsen setzte, blieben das
bei Athen. 10, 416 '^ wollte schon Casaubonus, ganze Jahr frisch, Paus. 9, 19, 5. 27, 8. —
Yg]. Preller, PolemonS. Hin ansQuovxos änäeni; h) Theben. Demeter Thesmophoros ist
ebenso Lenormant bei Daremberg^ et Saglio die uralte Stadtgöttin von Theben, deren
S. 1024. — Preller, D. u. P. S. 321 erklärt den Heiligtum auf der Burg das Haus des Kadmos
Namen weit richtiger durch ein attributives war, und wo deren Kult mit entsprechenden
kleines Hermesidol und meint , dafs beide 50 Festen oft bezeugt wird, Paus. 10, 6, 5. 16, 5.
Gottheiten ihrer Beziehung zur Schafzucht Xen. Hell. 5, 2, 29. Plut. Pelopid. 5. Biod.
wegen verbunden seien; jedenfalls sind in Sic. 17, 10. Ael. v. h. 12, 57. — H. D. Müller,
ihnen die alten pelasgisch- kabirischen Gott- Mythol. d. gr. St. 2 S. 320 sieht in ihr mit
heiten zu erkennen, vgl. Crusius, Beitr. z. gr. Recht die alte Gemahlin des Kadmos -Hermes,
Myth. S. 10 ff. Münzen von Delphi mit D. bei wodurch „pelasgischer" Ursprung erwiesen ist.
Mionnet Taf. 32, 5. Müller -Wieseler 2 nr. 93. Aus der Vulgärmythologie wurde ihr Perse-
d) Steiris. Kult der Demeter Steiritis bei phone als Tochter beigegeben, so dafs Eurip.
PöMs. 10, 35, 10. Die Steiriten wollten Athener Phoen. 683ff. die öiäwiiuL &sccl Demeter,
sein. Der Tempel war aus Luftziegeln erbaut; Persephone und auch Ge als die vornehmsten
das Kultbild aus pentelischem Marmor stellte 60 Gottheiten Thebens nennt. Nach Euphor. im
die Göttin fackelhaltend dar. Ein altes Xoa- Schol. zu dieser Stelle (frgm. 48 bei Meineke)
non, durch Binden zusammengehalten, war zu ist Theben das Brautgeschenk des Zeus an
Pausanias' Zeit noch verbanden. Persephone, vgl. K. 0. Müller, Proleg. S. 155 f.
Boiotien. a) Chaironeia. Monat Da- Als Hauptgöttin wurde Demeter mit Zeus
matrios, Dittenberger, Inscr. Mcg. Orop. Boeot. Homoloios als Homoloia verbunden, Suid. s. v.
3303 u. a. ofioXcoioc;. Als Stadtgöttin hat sie auch kriege-
b) Orchomenos. Inschrift: Ja^ccxsgi rischen Charakter. Find. Isthm. 7, 3 nennt sie
ÄQiarjri i'!ti-Scc[iv — Dittenberger a. a. 0. 3213. ;i;aA>td7t§oTos, und ihr werden die Schilde von
1291 Kora u. Demeter (boiot. Kulte) Kora u. Demeter (att. Kulte) 1292
Leuktra (?) geweiht, Paus. 9, 16, 5. Nur auf verhältnismäfsig spät von aufsen eingeführt
sie kann sich auch das Beiwort ^icpr^cpÖQoq worden, so dafs er auf der Burg keine Stätte
beziehen, Lycophr. 152; vgl. Tzetz. z. d. St. mehr fand. Demeters Funktionen waren ehe-
Dafs Kora hier gleichfalls den Namen %saiio- dem in Athenas Händen, vgl. den Artikel
qpopos führte, ist eine sehr scharfsinnige Kon- Buzyges. Dicht an der Burg lag der Tempel
jektur Boeckhs, Find. frgm. 8. der Demeter Chloe und der Ge Kurotrophos,
Dicht bei Theben lagen die Ruinen von Paus. 1, 22, 3; vgl. Köhler in Mitt. d. ath.
Potniai mit einem Haine der beiden Göttin- Inst. 2 S. 177. 257. C. I. A. 2, 375. 631.
nen, die IToTj^^at hiefsen; die Kultbilder standen 3, 441; z/s^t. a^xaiol. 1889 S. 130 nr. 4. 5
am Flusse. Der Kult war chthonisch; in die lo (^i^firjTQi XXoyj -nal KÖqt] tjjv KovgotQocpov
sogen. fifyctQU wurden Schweine hinabgestofsen, EiGiöorog dvä&rjyiBv kkt' ovfiqov). Am 6. Thar-
die in Dodona wieder hervorkommen sollten, gelion wird ihr geopfert, Philoch. im Schol.
Paus. 9, 8, 1. Ar. Lys. 835, nach Eujjolis im Schol. Soph.
Vor dem Thore Nei'stai lag ein der D. Ka- 0. C. 1600 ein y.Qi6s, wozu der SchoUast &rjk£icc
beiria und der Köre heiliger Hain, den nur bemerkt. Dafs dies Opfer nicht identisch mit
Eingeweihte betreten durften. Dem alten Ka- den Chloeia {Gornut. 28; Hesych. s. v. ;f^o^'o;),
beiren Prometheus und seinem Sohne Aitnaios einem heiteren Frühlingsfeste, sein kann (ßawc^,
soll D. sich mystisch offenbart haben. Paus. Epikleidia S. 22), zeigt Mommsen, Heortol.
9, 25, ft. 6. — Preller, D. u. P. S. 362 macht aus S. 9. 36. 54. 416.
den Kabeiroi Gephyraier; vgl. dagegen be- 20 Auch am Asklepieion hatten Demeter und i
sonders K. 0. Müller, Proleg. S. 151 f. Orcho- Köre Anteil, vgl. Mitt. d. ath. Inst. 2 S. 243 f.
menos^ S. 435 f. Crusius, Beitr. z. gr. Myth. Taf. 18. (Köhler). Jahrb. d. Ver. d. Alt. im
S. 11. Bheinl. 87 S. 1. Taf. 1. 2. {Urlichs).
i) Thespiai. Weihinschriften an Demeter, Einen Demetertempel innerhalb der Stadt
Dittenberger a. a. 0. 1860; an Demeter und mit Kultbildern der Demeter, der Kora und
Hermes, Bull, de corr. hell. 1890 S. 659. De- des fackelhaltenden lakchos von der Hand
meterpriesterin, Z)iiiewfeer^cra. a. 0. 1867, 2148; des älteren Praxiteles nennt Paus. 1, 2,4.
Mitt. d. Athen. Inst. 4 S. 191. Monat Da- Giern. AI. Protr. 62.
matrios, Dittenberger a. a. 0. 1739. Das städtische Eleusinion {Thucyd. 2, 17 ;
k) Plataiai. In der Stadt ein Tempel 30 Paus.l, 14, 3. Glem. AI. Protr. 3, 45. Arnob.
der Demeter Eleusinia, Paus. 9, 4, 3. In der 6, 6. G. I. A. 3, 5, 11. 'Ecp. aQx. 1888 S. 116;
Nähe befand sich ein zweites altes Heiligtum vgl. Curtius, Stadtgesch. v. Ath. S. XXV f.) lag
der D. Eleusinia und der Köre, welches in unten an der Burg in der Nähe eines von PaMsa-
der Schlacht bei Plataiai eine Rolle spielte, nias, nach Dörpfelds neuester Entdeckung {Ath.
Edt. 9, 57. 62. Plut. Arist. 11. Die Stätte ikf^■<«. 17 S. 92 f.) vielleicht mit Recht für dieEnnea-
des letzteren ist in der Nähe des heutigen krunos des Peisistratos gehaltenen Brunnen-
Krekuki ermittelt, wo Weihinschriften an De- hauses; vgl Lolling in Iio. Müllers Handbuch
meter gefunden sind. Bull, de corr. hell. 2 3 S. 317. Es waren zwei Tempel, einer der
S. 589 Taf. 26, 1. 3 S. 134 f. Dittenberger Demeter und Kora, der andere enthielt das
a. a. 0. 1670 ff. 40 Kultbild des Triptolemos. Der erstere ist wohl
1) Skolos. Unvollendeter Tempel mit identisch mit dem Pherrephattion bei Z)e»«os</i.
ebensolchen Kultbildern der beiden Göttinnen, in Gon. 1259, 5; vgl. Hesych. s. v. Auch ein
Paus. 9, 4, 4. Als die dort üblichen Bei- Thesmophorion hatte Athen, s. Ar. Thesm.
namen der Demeter nennt Polemon bei Athen. 658 und Schol. Ar. Thesm. 585; seine Lage
3, 109^ 10, 416^ iisyälccQzois und ^fy(xl6yiCii,o?. ist nicht ganz sicher. Auf der Pnyx nehmen
m) Tanagra, Terrakotten, Demeter und es an Preller, D. u. P. S. 341. v. Wilamowitz,
Kora darstellend, in der Nähe gefunden, Mitt. Kydathen S. 161. Lolling a. a. 0. S. 334.
d. Ath. Inst. 3 S. 389. Die aus ihrer Heimat Eine rriesterin JijfirjTQog KovQozQÖcpov
vertriebenen Tanagräer sollen von Demeter 'Axaiccg hatte einen Platz im Dionysostheater
durch einen Traum nach Attika gewiesen wor- 50 G. I. A. 3, 373.
den sein und dort zu Aphidna den Kult Aufserhalb der Stadt, in den Demen, sind
der Demeter !4;f orten begründet haben, Etym. M. zu verzeichnen :_
180, 35; vgl. Preller,!). %(,. P. S. 393; Toepffer, b) Agrai. Über die dort gefeierten kleinen
Att. Geneal. S. 293 ff. — Tanagra soll Gephyra Mysterien siehe unten im Abschnitte E^ZeMsimm.
geheifsen und Demeter verehrt haben, Hecat. c) Halimus. Auf dem Vorgebirge Kolias
bei Steph. Byz. s. v. Ficpvga. Inschrift an Tempel der Demeter Thesmophoros und der
Kora Bidl. d. corr. hell. 2 S. 589 Taf. 26, 2. Kora, Paus. 1, 31, 1; Hesych. s. v. Kcoltccg.
Monat Damatrios , Dittenberger a. a. 0. 505. Über das daselbst gefeierte Fest s, unter Thes-
507. 523/24. mophorien.
Euboia. In Eretria Thesmophorien, an 60 d) Prospalta. Tempel der beiden Göttin-
denen die Weiber das Fleisch in der Sonne nen. Paus. 1, 31, 1.
braten und die Kalligeneia nicht anrufen, e) Lakiadai. Dort hat Demeter dem
Plut. Quaest. gr. 31. Münze bei Mionnet 2 Heros Phytalos die erste Feige geschenkt.
S. 300 nr. 1 — 3. Tempel der beiden Göttinnen, Paus. 1, 37, 2;
Oropos. Monat Damatrios, Dittenberger vgl. Preller., Ausgeiv. Aufs. S. 122. Toepffer,
a. a. 0. 296. 340. 388. Att. Geneal. S. 247 ff.
Attika. a) Der städtische Demeterkult ist f) Phlya. Tempel mit Altären der Demeter
trotz des Ansehens, das er gewonnen, erst ,4nesidora, des Zeus Ktesios, der Athene Ti-
1293 Kora u. Demeter (att. Kulte) - Kora ii. Demeter (peloponn. Kulte) 1294
throne, der Kora Protogeneia und der Semnen, Sikyon ist als das alte Mekone, die Mohn-
Paus. 1, 31, 4. Ein Telesterion der Lykomiden stadt, ein früher Sitz des Demeterkultes; vgl.
daselbst wird von Themistokles ausgestattet, Schol. Find. Nem. 9, 123. Preller, D. u. P.
Simonid. bei PJut. Them. 1; vgl. Dittenberger S. 113. Ebert, De Cer. Chth. S. 33. Sie soll
in Hermes 20 S. 17f. Toepffer , Att. Geneal. den Orthopolis, den Sohn des sikyonischen
S. 87, 209. 223. Königs Plemnaios aufgezogen haben, der ihr
g) Phaleron hatte einen von den Persern ein Heiligtum ei-richtete. Paus. 2, 5, 8. 11, 2.
eingeäscherten Demetertempel , der noch zu Eleusinischer Einflufs giebt sich, wie in dieser
Pausanias' Zeit als Ruine stand. Paus. 1, 1, 4; Legende, auch in ihrem sikyonischen Beiworte
10, 35, 2. 10 inconig {inonti'g?), Hesycli. s. v. kund, das frei-
h) Peiraieus. Thesraophoriscben Kult be- lieh von Grusius, Beitr. z. gr. Myth. nach
zeugen C. I. A. 2, 573 b. 1059. Weihung einer Baunacks Vorgange als sm^alaaaia erklärt
d. bfiövoici, 'Jd'T]vciciov 8 S. 296. wird.
i) Erchia war ein attischer Demos der Zehn Stadien von Sikyon auf dem Wege
Aigeischen Phyle, dessen Eponym Erchias die nach Phlius lag ein Hain mit dem demetrischen
Demeter gastlich aufgenommen haben soll, Namen Pyraia; dort wurden in einem Tempel
Steph. Byz. s. v. 'Egxi'a. der D. Prostasia und der Kora Sonderfeste
k) Aphidna. Das hier ansässige Geschlecht der Männer und Weiber gefeiert, letztere im
der Gephyraier verehrte als Gentilgöttin die Nv(iq)c6v, wo sich Bilder der D. , der K. und
D. Achaia s. Hdt. 5, 61; Etym. 31. 180, 35; 20 des Dionysos befanden, PaMS. 2, 11, 3. — Münze:
vgl. Toepffer a. a. 0. S. 296 ff. D. sitzend mit Ähren, Imhoof-Bumer , Num.
1) Rarion; nach diesem Demos führte Deme- Comrn. on Paus. S. 31 Taf. H 20.
ter das Beiwort 'Pagtäg, Steph. Byz. s. v. 'PaQiov. Fiilins, das frühere Araithyrea, Hom. B 571.
m) Skiros. Fest der Demeter und Kora, Strab. 8, 382. In einem Tempel auf der Burg
Steph. Byz. s. v. Zyiigoc; Schol. Ar. Eccl. 18; befanden sich die Agalmata beider Göttinnen
Theffm. 384; vgl. Robert im Hermes 20 S. 360 ff. und ein altes Bronzebild der Artemis, Paus.
Über Eleusis s. den Ahschniit Eleusinien. 2, 13, 5. — Ein zweiter Demetertempel mit
Megara. Kar, des Phoroneus Sohn, gilt dydXficcra. aQxciLci in der unteren Stadt, Paus.
als Stifter des megarischen Demeterkultes, a. a. 0. Der Kult der Eleusinia wurde hier an
Paus. 1, 39, 5; 40, 6. Demeter ist hier alte 30 den autochthonen Aras, welcher durch seinen
Stadtgöttin, deren Heiligtum auf der Burg und seiner Kinder Namen, Aoros und Arai-
(JrifirjtQog xl ■ncclovusvov ^syagov) der Stadt thyrea, in Beziehung zu Demeter steht, an-
den Namen gegeben haben soll, weshalb die geschlossen; kcxI nob rrjg tsX£r~ig, rjv rfj dr]-
Megarer sich den ältesten Demeterdienst zu- firjTQt ayovGLv,"AQCivta Kai rovg inxiöas -ncclovaiv
schrieben, Paus. 1, 40, 6. — Jünger ist das in snl raj onovSdg, Paus. 2, 12, 5. Dieser Kult
der Unterstadt liegende Heiligtum der Thes- wurde ganz nach eleusinischem Vorbilde durch
mophoros, Paus. 1, 42, 7. Im Hafen Nisaia pentaeterische Feste in Keleai gefeiert und
wird die ganz spezifisch megainsche Demeter soll von Dysaules nach Phlius gebracht wor-
Malophoros (sonst nur noch m Byzanz und in den sein, Paus. 2, 14, 2. Orig. Bef. haer. 5, 20.
Selinus nachweisbar) verehrt, die als Göttin 40 Grab des Dysaules und des Aras, Paus. 2, 12, 5.
der Schafzucht galt. Paus. 1, 44, 4; vgl. Argos. Auf der Burg lag der Tempel der
Preller. D. u. P. S. 321 Anm. 14. Hermann Demeter Pelasgis, den Pelasgos, der Sohn des
im Pkilol. 2 S. 263. — Sauppe, Gütt. Nachr. 1871 Triopas, begründet haben soll. Paus. 2, 22, 2.
S. 608 deutet den Beinamen nach Schol. Hom. Später verquickte man den eleusinischen Mythus
7 542 auf die Obstkultur. damit, indem man Demeter bei Pelasgos Auf-
Mysterienspiele der megarischen Frauen nähme finden und von dessen Tochter Chry-
am Felsen Anaklethra oder Anaklethris sollten santhis den Raub der Kora erfahren liels.
an Demeters Ausrasten an dieser Stelle wäh- Eubuleus und Triptolemos wurden zu Söhnen
rend der nldvr) erinnern. Paus. 1, 43, 2. Me- des Trochilos und einer Eleusinierin gemacht.
thod. in Etym. M. s. v. 'Avccv.lri%QLg. 50 Trochilos so)l Hierophant der Demeter gewesen
Münzbilder bei Imhoof- Blumer , Numism. und von Argos nach Eleusis geflohen sein, Pa?«s.
Comment. on Pausan. S. 7 Taf. A 12. 13. 1, 14, 2. Brennende Fackeln werden der Köre
zu Ehren in eine Grube geworfen, Paus. 2,
Peloponnes. 22, 8. — Der nach der Überlieferung von den
Korinth. Am Abhänge der Burg ein Danaiden aus Ägypten eingeführte Kult der
Tempel der Demeter und Kora, Paus. 2, 4, 6, Thesmophoros verfiel unter der dorischen Herr-
ov cpavsQo. £%cov dydlfiaxa. Nach Hesych schaft, Hdt. 2, 171; vgl. Plut. de Herod.
führte D. in Korinth das Beiwort siioiv.iöCr}. malign. 13.
Die Göttinnen befehlen ihren Priesterinnen Demeter Libye oder Libyssa hatte ein
dem Timoleon nach ihrer heiligen Insel Sici- 60 Heiligtum bei Charadra , Polem. im Schol.
lien zu folgen, Diod. Sic. 16, 66. Plut. Arist. Panath. p. 88, 12. Festus s. v. Libycus
Timol. 8. — Der eleusinische Kult wurde auch (daher Libycus campus). Argos soll den
nach Korinth eingeführt; P. Licinius Priscus Weizensamen aus Libyen haben kommen
iuventius errichtet einen Peribolus um den lassen, vgl. Tzetz. zu Hes. Op. et d. 32.
heiligen Hain, baut einen Tempel für Demeter, Etym. M. s. v. Zev^idicc (409, 28). Ein wei-
Persephone, Dionysos und Artemis und stellt teres Heiligtum wurde der Demeter auf Be-
das durch Erdbeben zerstörte Plutonion wieder fehl des delphischen Orakels dort errichtet,
her, Maff'ei, Mus. Veron. 1, 39. wo Pyrrhos im Strafsenkampfe gefallen oder
1295 Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) 1296
von Demeter getötet sein sollte, Patfs. 1,13,8. Über dryopisch - minyschen Ursprung dieses
2, 21, 4. Kultes und seine Beziehungen zum Hyakinthos-
Zwischen Argos und Mykenai ein hypä- mythus vgl. Wide, De sacr. Troez. Sermion.
thrales Heiligtum der Demeter Mysia, Paus. Epidaur. Upsala 1888.
2, 18, 3; vgl. jLiuctav = xopsiff-ö-at bei Corwjii. 28. Demeter Thermasia hatte einen Tempel in
Bei Argos ein Dorf M'ucfijs, Hesych. s. v. Gast- der Stadt nach Paus. 2, 34, 12, einen zweiten
liehe Aufnahme der Demeter beim Heros auf dem Wege nach Troizen am Meere, Paus.
Mysos s. unter Hermione^ und Pellene. — 2, 34, 6. 12; jetzt liegt an der Stelle der
Münzen: D. mit Scepter, Ähren, Mohnköpfen Hafen Thermesi, 0. Müller, Darier 2 S. 424.
bei Imh.-Blumer, Num. Comm. on Paus. S. 38 lo In der alten verfallenen Stadt gab es einen
Taf. K 39. GG 1. von Feldsteinen eingefriedigten Platz zur Feier
Lerna. Eleusinischer Kult mit Mysterien der eleusinischen Mysterienspiele, Paus. 2,
der Demeter und des Dionysos, Paus. 2, 37, 3; 34, 10. Leute von Hermione sollen Demeter
als Stifter der letzteren galt Philammon, der den Raub mitgeteilt haben, Apollod. 1, 5, 1.
Polyhymnia Sohn nach Pherekyd. fr. 18 {Schol. ScJwl. Ar. Equ. 384. Zenob. prov. 1, 7.
Apoll. Bh. 1, 23). — Lokalisierung des Kora- Buporthmos, Tempel der D, und K.,
raubes, Paus. 2, 36, 7. — Auch einen Eingang zur Paus. 2, 34, 8.
Untervsrelt nahm man hier an, T setz, ad Ly 0.212. Eileoi, desgleichen, Paus. 2, 34, 6.
Über die nahen Beziehungen dieses Kultes zu Troizen verehrte in der Stadt die De-
Eleusis und den Zusammenhang der Hiero- 20 meter und Kora ähnlichen Gottheiten Damia
phantenfamilien an beiden Orten s. C. I. A. und Auxesia wie Aigina; s. Bd. 1 Sp. 738 u.
3, 718. Preller, D. u. P. S. 211. Toepffer, 943. Demeter Amaia erwähnt Ps. Plut. Prov.
Att. Geneal. S. 69f. Demeter heifst hier Pro- Alex. 41. Vor der Stadt ein von Althepos, dem
symna nach einer früheren Ortschaft, wie Sohne des Poseidon, begründeter Tempel der
auch Hera dort einen Kult besafs, Strab. Demeter Thesmophoros, Paus. 2, 32, 8.
8, 373. Wahrscheinlicher ist die Erklärung Didymoi, Demetertempel mit einem ä'y«^-
als Proslimna und der Zusammenhang mit /xk 6q&6v, Paus. 2, 36, 2.
einem das gleiche Beiwort führenden Diony- Epidauros. Hier tritt Demeter in Ver-
ses, Buttmann in den AbJt. d. Berl. Ak. 1840 bindung mit dem ihr auch in Hermione be-
S. 339. Mythol. 2 S. 102. Inschrift bei Gruter 30 freundeten Asklepios auf. D. Karpophoros
1,309,3: Sacratae apud Eleusinam deo Baccho, 'Ecpr]^. dgxccioX. 1883 S. 153 nr. 50. Inschrift
Cereri et Corae, sacratae apud Laernam deo a,us dem Ask\e\)ieion:'A6KXrjTtiä,'H7tL6vrj,'EXsv-
Libero et Cereri et Corae. Demeterkopf von Gtvtais in der 'Eqprjju.. ap;^ß:^oA. 1883 S. 227; vgl.
dort, Mitt. d. Ath. Inst. 4 S. 189, abgebildet Blinkenberg, Asklepios og hans fraender S. 110.
ebenda 8 Taf. 10, vgl. S. 195 ff. (Furtivängler). Bei einer Hungersnot rät das delphische Orakel
Hermione hatte vor allem chthonischen den Ei>i(lauriern dyält-iaza LÖQvcao&ai z/rj-
Kult, den Klymenos und seine Schwester fiiqTQos Kai Kngrjg z/afitag tikI Av^rjOiag ScJiol.
Chthonia, die Kinder des Phoroneus, auf dem Aristid. 46, 187, 16. {Dindorf 3 S. 598).
Pron begründet haben sollen; daselbst der Aigina. Tempel der Thesmophoros, Hdt.
sehr sehenswerte Tempel. Die Argeier be- 40 6, 91. Wie in Troizen wurden auch hier
haupteten, dafs von ihnen dieser Kult be- Damia und Auxesia verehrt,
gründet sei. Als Demeter auf der nlävr} von Lakouien. S. jetzt besonders Wide, Ldk.
Atheras und Mysios zu Argos gastlich auf- Kulte 'S). lllS. Trotz der feindseligen Haltung
genommen wurde, hätte sie Kolontas gegen der Dorier hielt sich hier der Demeterkult
den Willen seiner Tochter Chthonia zurück- sehr zähe, wie besonders aus zahlreichen von
gewiesen. Kolontas und sein Haus seien von Hesych überlieferten auf den lakonischen De-
Demeter verbrannt worden; die Chthonia sei meterdienst bezüglichen Ausdrücken hervor-
von ihr aber nach Hermione gesandt und gQh.i;s.IIes.\.'EXsvaivici,'Eni%Qrivai.,'ETiinollä,
habe dort ihr Heiligtum errichtet. Jährlich Tgirifisgog (Thesmophorien), Sxoi^ (Beinamen
wird im Sommer das hohe Fest der Chthonia 50 der Kora); auch Tlgolöyia gehört wohl hier-
oder Chthoneia gefeiert unter Teilnahme von her. Zu Eninollä vgl. Crusius, Beitr. s. gr.
Männern, Weibern und Kindern; die Opfer- Myth. S. 21 Anm. 3.
kühe werden von Weibern getötet. Im Tempel a) Sparta. Tempel der Kore-Soteira von
Kultbilder der Athena und Demeter, Paus. 2, Orpheus, nach anderen vom Hyperboreer Abaris
35, 4ff.; (vgl. Bötticher, Tektonik 2 S. 387. 407. gestiftet, Paus. 3, 13, 2; vgl. 8, 31, 1.
Mannhardt, Mythol. Forsch. S. 64 ff.) Ael. nat. Die Demeter Chthonia ward gleichfalls von
an. 11, 4. G. I. G. 1193 = Dittenberger, Syll. Orpheus hergeleitet, nach Paus. 3, 14, 5 aber
389. Gegenüber von diesem Tempel lag der stammt sie aus Hermione; vgl. C. I. G. 1464.
des Klymenos, hinter demselben die Felder Ihr werden die Totenopfer gebracht, Plut.
des Klymenos und des Pluton sowie der Teich 60 Lyc. 27. Hades und Persephone oft auf ar-
Acherusia, wo ein Abstieg zum Hades sein chaischen spartanischen Grabreliefen, Mitt. d.
sollte, Paws. 1, 35, 9 f. Strab. 8, 373. Kora ath. Inst. 2 S. 303f. Taf. 20— 25. Overbeck,
führt in diesem Kulte den Namen Meliboia, Pl.^ 1 S. 83; abweichende Erklärungen s. Bd. 1
Lasos bei Athen. 14, 624^. Inschriften an De- Sp. 1795. Mehr b. Wide, Lak. K. S. 172.
meter Chthonia, Klymenos und Kora G. I. G. b) Amyklai. Eine Kora des Kallon unter
1194—1200; ohne Kora, JBm/Z. de corr.hell. 1889 einem Dreifufse neben der Aphrodite und der
S. 198, 24; an Demeter, Zeus und Asklepios Artemis des Gitiadas erwähnt Paus. 3, 18, 8.
1198; vgl. K. 0. Müller, Dorier 1 S. 403. — 4, 14, 2. Am „Throne" stehen Demeter, Hades
1297 Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) 1298
und Kora bei der Herauf holung des Hyakin- Nebenkulte: Im Heratempel Demeter und
thos, Paus. 3, 19, 4. Weihinschriften C. I. G. Kora einander gegenüber, aufserdem Plu-
1434/5. 1440. ton, Dionysos, Persephone und Nymphen,
c) Hei OS. In der Nähe der Stadt, in den Paus. 5, 17, 3. 20, 3. — Im Weihgeschenke
Ausläufern des Taygetos, lag ein Eleusinion des Smikythos sah Paus. 5, 26, 2 noch Kora.
mit einem pelasgischen Xoanon des Orpheus. — Im alten Gymnasion von Elis Demeter
Hier soll Asklepios den Herakles geheilt haben. und Kora neben Herakles, Eros und Anteros,
In diesen Tempel wird an gewissen Tagen ein Paus. 6, 23, 3.
Korabild aus der Stadt getragen. Paus. 3, 20, Achaia. a) In Aigion, dem Vororte des
5ff. Ohne Zweifel hat sich hier der Kult der lo achaiischen Bundes Tempel der Demeter Pan-
Eleusinia mit einem anderen peloponnesischen achaia, der Schutzgöttin des Bundes, Paus.
(der Despoina?) vermischt. 7, 24, 3. Koretempel, Paus. 7, 24, 2. Münzen
d) Kainepolis, das alte Tainaron, hatte des Bundes bei ImTioof-Blumer, Num. Comm.on
ein fisyagov Jr'iurjtQog; Abstieg zum Hades; Paus. S. 86 Taf. Rl7, 18; vgl. Head, Hist.
Paus. 3, 25, 9; vgl. Claud. de rapt. Pr. 1, 2. — Num. S. 351. Catal. of the gr. coins of the
In der Nähe Inschrift an Eleuthia, Ath. Mitt. Brit. Mus. Pelopon. Taf. 2, 15-20. 3, 1—14.
1 S. 162. b) Patrai wurde früher Aroe genannt, nach-
e) Aigila; Demetertempel mit Sonderfesten dem Eumelos den Ackerbau von Triptolemos
(thesmophorischen) der Weiber, Paus. 4, 17, 1. übernommen (Etym. M. s. v.'AQor] lil, 3b). Der
Die Priesterin nimmt an dem Mysterienfeste 20 Demetertempel mufs ursprünglich der Ge ge-
von Andania teil, vgl. die Inschrift von Andania hört haben, die darin den bevorzugten Platz
bei Dittenherger, SyU. 388, 31. zwischen Demeter und Kora innehatte; auch
f) Gythion. Demetertempel, Paws. 3, 21,8. eine Quelle mit iatrischem Orakel weist
Ein Charisterion an die chthonisch aufgefafsten darauf hin Paus. 7, 21, 11; vgl. Lenormant,
Demeter und Köre von dort; 3Iitt. d. ath. Inst. Bevue archeol. 1864 2 S. 386.
2 S. 378. Arch. Zeit. 1883 S. 223 Taf. 13, 1. c) Antheia, eine Gründung des Tripto-
Münze im Journ. of hell. stud. 7 S. 66 nr. 6. lemos. Paus. 7, 18, 3, hatte einen Kult der
Messenien. In Messene Jr]ii7itQog t^gov Demeter Poteriophoros (Autocrates bei Athen.
ayiov, Paus. 4, 31, 9. 11, 460"^); wohl scherzhafte Bezeichnung der
Oichalia (Stenykleros). Im Haine Kar- 30 Demeter mit Füllhorn,
nasion Bilder des Apollon Kamasios und des d) Bura. Demetertempel; v.od xfi J^firjtQi
Hermes Kriopboros; bei einer Quelle das der iariv ia&i^g, Paus. 7, 25, 9. Münze: Archäol.
Hagne Köre, Paus. 4, 33, 4. Acht Stadien Zeitg. 1843 Taf. 9, 14; 1847 S. 138. Imhoof-
von dort entfernt die Trümmer von Blumer a. a. 0. S. 88 Taf. S. 1.
Andania, wo die nach den Eleusinien e) Pellene. Sechzig Stadien von der Stadt
bedeutendsten Mysterien der grofsen Göttinnen Heiligtum der agrarischen Demeter Mysia.
gefeiert wurden. Vgl. Paws. 4, 1, 5 und vor allem Siebentägiges Fest; am dritten Tage werden
die Inschrift von Andania: Sauppe, Äbh. d. alle Männer, ja selbst täv Kvväv xh uqqsv
Gott. Ges. d. Wiss. 1861 S. 219 ff; Foucart- entfernt; am vierten Rückkehr der Männer
Lehas 2, 326^; Dittenherger, Sylloge 388. — 40 und Neckereien wie am Thesmophorienfeste,
Über die Priesterfamilie vgl. LoiecJc, Aglaoph. Paus. 7, 27, 9. Preller, D. u. P. S. 338.
p. 982. Preller, D. u. P. S. 148. Bofsler, De Arkadien, vgl. besonders Immenvahr, Die
gent.att..mcerd.S. 39. Töpffer, Att.Gen.S,.2Uff. Kulte u. Mythen Arkadiens 1 S. 97ff- Preller,
Messenische Münze mit Demeter s. im Journ. D. u. P. S. 144ff. Nach Hdt. 2, 171 hat sich
of hellen, stud. 7 S. 70. Head, Coins of the in Arkadien der alte peloponnesich-pelasgische
Anc. Taf. 23, 35. Thesmophorosdienst am besten erhalten. Ein
Elis. Lepreon. Demetertempel aus Luft- agrarisches Demeterfest 'jQ'ndSi.a wurde nach
ziegeln ohne Kultbild, das einzige Heiligtum Apollod. bei Steph. Byz. s. v. 'Aqv,a8iu beim
der Stadt nach Paus. 5, 5, 6. ersten Sprossen der Saat gefeiert. — Festspiele
Pylos. Chthonischer hochahgesehener Kult 50 zu Ehren der Köre erwähnt Schol. Pind. Ol.
der Demeter, der Kora und des Hades; in der 7, 153; vgl. Boeckh, Pind. 2, 2 S. 470. Natio-
Nähe der Flufs Acheron. Zwischen Pylos und naler Kult der Despoina, der Tochter der De-
Minthe Haine des Hades und der Demeter, meter und des Poseidon; der mystische Name
Strab. 7, 344. dieser Göttin ist unbekannt, Paus. 8, 37, 9.
Olympia. Beim Leonidaion Altar der Des- a) Pheneos. Heiligtum der D. Eleusinia.
poinai; weinlose Opfer; Paus. 5, 15, 4. 10. Eine der eleusinischen entsprechende Weihe
Am Hippodrom Tempel der D. Chamyne soll Naos, ein Urenkel des Eumolpos, ein-
mit Kultbildern beider Göttinnen; hier soll geführt haben. Bei dem Tempel befand sich
nach dem Raube Hades wieder hinabgestiegen das sogen. Uhgcoiia, zwei aufeinandergelegte
sein (jjargtj/ und ij,v£iv der Erde); nach an- 60 Steine, aus denen jährlich bei einer Nacht-
deren soll dieses Heiligtum der Demeter aus feier die Mysterienvorschrift zur Verlesung
dem Vermögen eines getöteten pisatischen herausgenommen wird; das Petroma war das
Aufrührers Chamynos gestiftet sein. Paus. 6, gröfste Heiligtum, bei dem die Pheneaten
21, 1. Die Priesterin der D. Chamyne war schworen. Auf diesem ein Aufsatz, der die Maske
das einzige Weib, das den olympischen Spielen der Demeter Kidaria enthielt, von mdaQig Tur-
zuschauen durfte, weshalb das Amt wechselte, ban, Hesych. Suid. s. v. (rj tÖ atgöcpiov, o ot
Paus. 6, 20, 9. Mitt. d. ath. Inst. 3 S. 227. tspsi? qpopovffO; vgl. den arkadischen Tanz
Arch. Zeitg. 1876 S. 226. -niSaQig, Athen. 14, 631<i. Diese nimmt der Prie-
1299 Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) Kora u. Demeter (peloponn. Kulte) 1300
ster bei den grofsen Mysterien vor und nuin Der malte Mythus, der sich ähnlich schon
gäßSoig y.arcc Xöyov Sr'j rivcc tovg vnox^ovi'ovg, in den Veden findet (s. Kuhn a. a. 0.), hatte
Paus. 8, 15, 1 — 3. PrcUer a. a. 0. S. 169. mit Demeter nichts zu thun, sondern be-
Fünfzehn Stadien von der Stadt, an der Kyl- zog sich auf das Verhältnis von Erinys zu
lene, Tempel der Demeter Thesmia mit Myste- Poseidon bezw. Ares (in der analogen boioti-
rien. Auf der nlävr] soll D. in Pheneos von sehen Sage). Erst nach Identificierung der Des-
Damithales und Trisanles aufgenommen sein, poina mit Persephone wurde gewaltsam aus
denen sie die Hülsenfrüchte aufser den Bohnen Erinys eine Demeter Erinys gemacht. — Münze
schenkte; diese waren dann die Stifter des bei I ml wo f- Blumer a. a. 0. S. 102 Tat. T 22.
Dienstes, Paus. 8, 15, 3. 4. lo d) Phigalia. Die Kultlegende der dortigen
Bei Pheneos Abstieg des Hades. Die Phe- D. Melaina entspricht ganz der thelpusischen.
neaten zeigen Demeter den Raub an. Sie er- Tochter der Demeter und des Poseidon ist
halten dafür die üblichen Demetergaben und daselbst Despoina. Auf der Irre soll D. sich
die Zusicherung, dafs nie mehr als hundert in eine Höhle bei Ph. (vgl. Con^e und ilizc/i«eKs
Pheneaten im Kriege fallen sollen, Con. narr. in Ann. delV Inst. 1861 S. 53 ff.) zurückgezogen
15 {Westerm. S. 130). und ein schwarzes Gewand angelegt haben. Pan
Der Styxflufs bei Pheneos war von der sieht sie dort und berichtet das dem Zeus, der
grollenden Demeter schwarz gefärbt nach Ptol. sie durch die Moiren zurückholen läfst. Die
iffp/^. 3 (TFestom. S.186, 11); vgl.^eZ. w.a. 10,40. Phigalenser stellen ihr ein Kultbild von Holz
Münzbilder bei Mionnet 2 S. 252 nr. 60 ff. 20 in der Höhle auf: yvvaiyd 8s soi-Asvai xotXla
Arch. Zeug. 1849 S. 95. 1876 S. 112. iiXriv mcpaXrjv. KScpaXtjV 8s yial yiofirjv sl^sv
b) Kleitor. Die sehenswertesten Tempel l'miov xal 8Qa%6vtmv ts v.ca älXcov &rjQL(ov
waren nach Paus. 8, 21, 3 die der Demeter, des si-novsg 7iQoasitscpvv.sGav xy -uscpalfj ■arX. (Man
Asklepios und der Eileithyia. Festspiele zu vgl. die Gorgo des Mus. Borh. 13, 51.) Paus.
Koras Ehren vermutete hier Boeckh, Pinä. 2, 2 8, 5, 8. 42, 1 ff. Über das Kultbild des Onatas
S. 470. Münzen bei Imhoof- Blumer, Num. vgl. Petersen, Krit. Bern. z. alt. Gesch. d. gr. K.
Comm. an Paus. S. 98 Taf 1, 9. S. 34 ff., der alle anderen Ansichten überzeugend
c) Thelpusa. Tempel der D. Eleusinia mit zurückweist. — Geweiht werden der Göttia
Kultbildern der beiden Göttinnen und des Diony- Baumfrüchte, Weintrauben, Wachs und rohe
SOS am LadoiJ, Paus. 8, 25, 2; vgl. Leonardos, 30 Wolle, worüber Ol gegossen wird. Paus. 8,
JsXt. aQxccLoX. 1891 S. 98ff. 42, 11. Münzen Imhoof - Blumer a. a. 0. S. 107
Demeter Erinys hat ihr Heiligtum im On- Taf. Vl5 — 18.
keion. Als die Göttin sich auf der nXävr], ihre e) Trapezus. Jährliche Mysterienfeier für
Tochter suchend, befand, so erzählt der eleu- die &sal ^sydlai. Paus. 8, 29, 1.
sinisch gefärbte Lokalmythus, habe Posei- f) Zoitia; Tempel (gemeinsamer?) der
don ihr nachgestellt. Um ihm zu entgehen, Demeter und Artemis, Paus. 8, 35, 7.
habe Demeter sich in Rofsgestalt den Pferden g) Basilis. In der verfallenen Stadt sah
des Landeskönigs Onkeios, eines Apollonsohnes, Paus. 8, 29, 5 einen Tempel der Demeter
zugesellt. Doch auch Poseidon verwandelt Eleusinia. Am Feste derselben fanden von
sich in ein Rofs und bespringt Demeter. Diese 40 Kypselos eingesetzte Schönheitswettkämpfe
zürnt zuerst, dann nimmt sie ein Sühnbäd im statt, Nicias bei Athen. 13, 609®.
Ladon und wird aus der grollenden D. Erinys h) Megalop ol is. Im Mittelpunkte des
(ort TM &v^ä xQTja&ai tialovaiv sQtvvsiv oi künstlich geschaffenen Göttersystemes dieser
'JgyiäSsg) die D. Lusia. In beiden Formen hat Stadt standen Demeter und Kora als grofse
sie grofse akrolithe Kultbilder; das der Erinys Göttinnen, am ähnlichsten denen von Andania.
trägt eiste und Fackel; das andere wurde An sie schlössen sich alle anderen an. In ihrem
auch für Themis gehalten. Als Kinder Po- mächtigen Peribolos Tempel des Zeus Philios
seidons und D.'s gelten eine Tochter mit (Dionysos?), der Aphrodite und des Hermes
mystischem Namen und das Rofs Areion oder und Kultbilder des Hermes Agetor, des Apol-
Arion, Paus. 8, 25, 4ff. Callim. frgm. 82 und 50 Ion, der Athena, des Poseidon, des Helios
207 (Schneider). Hesych. s. v. v. 'AgCav und Soter und des Herakles; Mysterienfeier nach
ÄovaCa. Apollod. 3, 6, 8, 4. Tzetz. ad Lyc. 152. Vorbild der eleusinischen in einem grofsen Te-
Schol. vet. Lyc. 1040. 1225. Ptol. Heph. 3 lesterion. Kora führte den Beinamen Soteira,
{Westerm. S. 188). Schol. Hom. W UQ (Lokali- Paus. 8, 31, Iff.
sierung in Boiotien, wo auch nur von Erinys Besonderer Tempel der Kora, der für Weiber
die Rede ist). Vgl. Preller, D. u. P. S. 149 ff. immer, für Männer nur einmal im Jahre ge-
K. 0. Müller, Eumen. S. 168. Welclcer, Ep. Cyk- öffnet ist. Paus. 8, 31, 8.
Ins S. 61; Gölterl. 2 S. 490. Kuhn, Zeitschr. Fünf Stadien nordöstlich von der Stadt
f. vergl. Spr. 1 S. 443 ff. H. D. Mütter, Myth. Tempel der D. sv sXei, nur Weibern zugäng-
d. gr. St. 2 S. 414. 31. Müller, Vorles. über co lieh, wohl thesmophorisch. Paus. 8, 36, 6.
Wiss. d. Spr. 2 S. Ali. Bosenberg, Lrin.S.24:ß. i) Phaidrion. Fünfzehn Stadien entfernt
E. Petersen, De Cerere Phigal. S. Ift. Tümpel, an der messenischen Grenze Hermaion mit
Ares und Aphrodite in Jahrb. f kl. Philol. nicht grofsen Kultbildet n der D. und der Des-
Suppl. 11 S. 710. F. A. Voigt, Ares u. Athena poina, Paus. 8, 35, 2.
in Leipz. Studien 1881 S. 287 ff. Mannhardt, k) Lykosura ist die Hauptstätte für den
Myth. Forsch. S. 244 ff. Kalkmann, Paus. altarkadischen Despoinadienst, an den erst
S. 19. Gurlitt, Pausan. S. 86. Wentzel, 'Em- der Demeterdienst angeschlossen wurde, Paus.
■üX^asig 6 S. 19ff. Immertvahra,. a,.0. S. 113ff. 8, 27, 6. Aufserhalb der Stadt lag das grofse,
1301 Kora u. Demeter (kret. Kulte) Kora u. Demeter (östl. Inselkulte) 1302
wohl zu Epameinondas' Zeit entstandene Heilig- Tzetz. zu Hes. op. et d. 32; vgl. PrcUer, D.
tum der Despoina. Der Vortempel gehörte der u. P. S. 27. Höclc, Kreta 2 S. 81. Kretischer
fackelhaltenden Artemis Hegemone. Im Peri- Mythus vom Dionysos-Sabazios, Diod. 5, 75, 4.
bolos der Tempel; vor demselben Altäre der De- Clem. Äl. Protr. 15. Nonn. Dion. 6; vgl. Hock,
meter, der Despoina und der Megale Meter. Die Kreta 3, 181.
beiden Sitzbilder der Demeter und der Des- _ a) Knossos; Weihen, für deren Alter ihre
poina aus ein em Blocke gearbeitet von Damo- Öffentlichkeit und ihre Allgemeinheit im Ge-
phon. Neben Demeter steht Artemis, neben gensatze zu den mj^stischen Beschränkungen
Despoina Anytos. Man weiht den Göttinnen der eleusinischen und thrakisch - orphischen
Baumfrüchte aufser der Granate. Inschriften: lo sprechen soll, Diod. 5, 77, 3. — Münzen bei
dslt. uQxcitoL 1890 S. 43 f. Mionnet 2 S. 266 nr. 62ff.
Für die Mysterien war ein unterirdisches b) Olus; Göttin Eleusinia und Monat Eleu-
Megaron bestimmt. Mysterienvorschrift in sinios, C. I. G. 2554; vgl. Bull. d. corr. hell.
einer Säulenhalle am Eingange des Peribolos. 3 S. 308 Taf. 6.
Blutige Opfer, bei denen den Tieren ein be- c) Hierapytna. Inschrift, C. I. G. 2567.
liebiges Glied abgehauen wird. Über dem 2568. 2599 (?).
Megaron Hain der Despoina mit den Altären Rhodos. Die Rhodier bekränzten Kora
vieler Götter, darunter des Poseidon Hippios, und Artemis mit Asphodelos, der heiligen
Pa?(S. 8, 37, 1 — 10. Vgl. Cwrims, Pe/op. 1 S. 296. Pflanze der chthonischen Götter, Suid. s. v.
1) Pallantion. Heiligtum der Demeter und 20 äocpoSsXög. — Demetrisch war jedenfalls das
Kora, Paus. 8, 44, 5. Heiligtum der D. mit Fest der Episkaphia, Hesych. s.v.; vgl. Heffter,
weinlosen Opfern der Weiber, Dion. Hai. 1, 33. Bhodus 3 S. 154. — Monat Thesmophorios
m) Tegea. Tempel beider Göttinnen als C. I. G. 8518, 4. 15. 23b. 27 u. a.; Dumonf,
Karpophoroi und besonderer Altar der Kora, Inscr. ceram. S. 79, 18; 87, 77; 88, 84 u. s. w.
Paus. 8, 53, 7. — Hain der Demeter, Paus. 8, Nisyros. Terrakottastatuette der D. daher,
54, 5. — Gemeinsame Priesterin der Athena ^eizt im Berl. Antiquarium nx.l&li-., vgl. Arch-
Alea und der Demeter, Lebas ■ Foucart 337i. Zeit. 1879 S. 105.
^ Chthonischen Kult beweist ein Weihrelief Kos. Der Demeter als Ackergöttin werden
an D. K. und Hades, Mut. d. ath. Inst. 5, 69. dort die Thalysien gefeiert, Theokr. Id. 7. —
Arch. Zeit. 1883 S. 225; vgL 3Iitt. d. ath. Inst. 30 Stadtteil Sitea mit einem Damatrion, Bull. d.
4, 168. 173 (Milchhöfer). Über einen dort ge- corr. hell. 5 S. 479. Journ. of hell. stud. 9
fundenen Demeterkoj^f s. de Witte, Gaz. d. B. S. 324. Opfervorschrift ebd. S. 335; s. auch
Arts 1866. 2 S. 109. Paton-Hicks, Inscr. of Cos nr. 37, 60. Über
n) Mantineia, Tempel der Demeter und die Demeterpriesterinnen s. Patow-ÄcÄ;s nr. 386.
Kora, in dem ewiges Feuer unterhalten wird. Die Hercnd. Mimiamb. 1, 56 genannte Pro-
Paus. 8, 9, 2. Ein Priesterinnenkollegium der cession der Mise galt höchstwahrscheinlich
Göttinnen {Lebas- Foucart 352 i) ist höchst- der Kora; s. unten ihren Kult in Pergamon
wahrscheinlich diesem Tempel zuzuteilen; ein und den Art. Mise. — Aufnahme der irren-
Megaron wird in derselben Inschrift erwähnt. den Demeter bei Eurypylos und Klytia, Schol.
Das Koragion war einer der Göttinnen ge- 40 Theokr 7, 5. Vgl. Dibbelt, Quaest. Coae myth.
weiht. Die Inschrift, Lebas - Foucart 352h, Greifswalder Diss. 1891 S. 65f. vgl. 21 u. 38ff.
spricht immer nur von a Q'tö?. Der Kult Kalymna. Inschrift bei Newton, Anc. gr.
unterstand einem Priesterkollegium ; die Lei- inscr. 300.
turgie war aber Sache der Weiber. In einer Thera hat den Monat Eleusinios, Boeckh,
mystischen nofiit^ wird das Bild durch die Abh. d. Berl. Ak. 1836 S. 81. C. I. G. 2448.
Stadt in das Haus der Frau getragen, welche Ortschaft Eleusis daselbst, Pio?. G^eo^/r. 3, 15, 26.
die Leiturgie zu leisten hat. Iminerwahr a.a.O. Mykonos, Opfervorschrift, 'A&rjvaiov 2
5. 125 will den Kult der Hermionensischen S. 237. Dittenberger, Syll. 373. Am 12. Posei-
Chthonia hier wieder erkennen. Über ÄopayftV deon sind zu opfern: JrjurjtQi Xkoj] vsg 8vo
und KoQuyos s. Ebert, Zi-aslimv S. 36. — 50 -nalXiax^vovaai rj srigcc £yxvju,[a)]i'. Am 10. Le-
Kleine Demeterherme mit Weihinschrift bei naion: vtteq KaQTtov ^fjui^rgi vv Ey>iv[iova
Newton, Anc. gr. inscr. nr. 155. — Hain der D., ■jzqcozoxöv.ov , KvQrj ^ängov tsXsov, zJi'C Bovist
Paus. 8, 10, 1. — In der nahen Trümmerstadt x^'-Q^'*' ■ ■ • ^^'? ^^ ''^'5*' £OQtrjv d-vETca Mvko-
Nestane feierten die Mantineer Demeterfeste, viäScov j] ßovXo[(i']f[vri'\ kuI rmv oUovcäv ifi
Paus. 8, 8, 1. Mvyiova) öcai snl Jr'j^rjrQa rEXsXsarai, vgl. Mitt.
o) Kaphyai. Münze bei Imhoof- Blumer d. ath. Inst. S. 8ff. (Kern). — Münze: deux
a. a. 0. Taf T 15. epis joints ensemble, Mionnet 2 S. 320 nr. 63.
„ ,, , T 1 Amorgos. zJrtanxQi Kögn Ju EvßovXst,
Kulte der Inseln. J^^.^^ ^ Jj^ ^^,^ l S. 334; 16 S. 8ff. ^
Kreta. Den kretischen Demeterkult kennt 60 Faros soll vordem u. a. auch Demetrias
Homer, wenn er den Schauplatz des lasion- und Kabarnis geheifsen haben; Kabarnos er-
mythus dorthin verlegt, s 125; vgl. Hes. theog. zählte D. den Raub, Steph. Byz. s. v. Tlägog;
969. Diod. 5, 77, nach denen Plutos, der Priesterfamilie Kabamoi, Hesych. s. v.; vgl.
Sohn der Demeter und des lason auf Kreta C. I. G. 2384. Den parischen Demeterkult er-
geboren wird. — Nach Hom. hymn. Cer. 123 wähnt Hom. hymn. in Ger. 492. Den mystischen
giebt Demeter vor, aus Kreta zu kommen, vgl. Kult soll Kleoboia drei Generationen vor Archi-
Diod. 5, 77, 4. Lokalisierung des Koraraubes lochos von Paros nach Thasos übertragen haben,
daselbst, Bacchyl. in Schol. Hes. Theog. 914. Paus. 10,28,3. Thesmophoroskult, Hdt. 2, 134.
1303 Kofä u. Demeter (östl. Inselkulte) Kora u. Demeter (aioL, ion., dor. K.) 1304
Scliol. Aristid. 244, 4. C. I. G. 2557. In einem erwähnt eine Inschrift, Mut. d. ath. Inst. 6
parischen Agon besang Archilochos in einem S. 138. Unter demselben Namen Mise ist Kora
Hymnos den Koraraub, Schol. Ar. av. 1762. mit Dionysos Thesmophoi'os gepaart, Ovp/t./ii/mw.
Demeter führt auf P. den Namen Here, mit 42. Der Name scheint dem Meterkulte zu
Eore Heraij Inschrift des CyHacus v. Ancona entstammen, Hesych. s. v. Miacctig. Vgl. Mise,
iü Butt d. corr. hell. 1 S. 135; 'A&T^vaiov 5 Gambreion hatte ein Thesmophorion,
S. 15. zJrnLiqxQoq Kagnocpögov , C. I. G. 2384». C. I. G. 3562.
Münze bei Overheck, K. M. 3 Münztaf. 7, 1. 45. Elaia. Münzbilder bei Mionnet 3 S. 19
Delos. Megalartienfest der thesmophori- nr. 89 — 91. 93. Overbcch a. a. 0. nr. 46.
sehen Gottheiten, (Sewo.s bei vli/iew. 3, 109^. Opfer lo Aigai. Über den dortigen Demeter- und
einer vg iyy.v^a)v. Bull, de corr. hell. 6 S. 125. Koretempel s. Bohn- Schuchardt , 2. Ergän-
Keos. Eine Demeterpriesterin wird bei zungsh. des Jahrh. d. arch. Inst. S. 41 ff. D.
Bechtel, Inschr. d. ion. Dial. nr. 48 erwähnt. und K. werden mit vier &eot avvvavoi verehrt,
Syros. Ehrendekret für eine Priesterin denen vergoldete silberne Masken von drei
TcSr ovgavtcov d-säv JrjfirirQOß y.al Kögag räv Mädchen zu weihen sind. Bemerkenswert ist
asfivotärcav, C. I. G. 2347'. Über die dortigen in der betreffenden Inschrift die aiolische
Demeterfeste mit Fackelläufen (C. I. G. 2347". Namensform [J]c6[(i\atQog.
Bofs in Jahns Jahrb. Sttppl. 1 S. 216), die Kyme. Demeter mit Fackeln, Münze bei
aus dem Rheakulte übernommen sind, vgl. Mionnet 3 S. 9 nr. 54.
Osann in Arch. Zeit. 1850 S. 202. Münze bei 20 lonia.
Overbeck a* a. 0. 28. Smyrna. Thesmophorischer Kult: 17 avv-
Sftmos. Demeter Enelyskis, Hesych. s. v.; 080g xmv pivazcov rfig (leyaXrjg d'süg ngo ito-
dieKurotrophos(s.d.) Fii.iiZom. 30 \iäXiWelcker, lnag &s6(iocp6gov zJrjfirjtgog, G. I. G. 3194. —
Zeitschr. f. Gesch. u. Ausl. d. a. K. S. 125 Mysterien der Köre nach Mitt. d. ath. Inst.
für Demeter; doch sind hier ohne Zweifel 14 S. 95 nr. 25. — Tr]v agiav nennt Demeter
attische Einrichtungen willkürlich nach Samos eine Münze in Sollet, Zeitschr. f. Num. 4 S. 315;
versetzt. — Im Hause der Agoranomoi Weih- vgl. Fränkel, Arch. Zeit. 1879 S. 30.
bilder der Demeter und des Dionysos, Bull. Erythrai. Priesterin der Demeter Thes-
de corr. hell. 5, 479. mophoros. Bull, de corr. hell. 4 S. 157. 160.
Lesbos. Demeter dort von den Land- 30 Kult der Demeter und Kora und einer beson-
leuten verehrt, Long. 4, 13. deren Demeter iv KoXcovaig, Dittenberger, Syll.
a) Mytilene. Hier werden die Göttinnen als 370, 47. 63. 71. 89 (7Tr'9'o;tpr]ffrov). Weihung
yiccQTiocpÖQOL, nolvKagnot, imd rsX^acpogoi ver- der sibyllinischen Quellgrotte an D. Thesm.
ehrt, C. I. G. 2175. Mysterien derselben Mitt. d. ath. Inst. 11 S. IS. Münzen hei Mionnet
C. I. G. 2177. 3 S. 132 nr. 536f.
b)Eresos. Münzen mit Demeter, il/ionwei 3 Lebedos. Münze bei Mionnet 3 S. 140
S. 36 nr. 29ff.; Melanges de Numism. 3 Taf. 15, nr. 588.
204 f. Köre bei Blionnet a. a. 0. nr. 38. Ephesos. Dem eleusinischen Kulte standen
c) Nape, Steph. Bys. s.Y. Ob dieses gerade hier Kodriden als Basileis vor, Strab. 14, 633.
als der Schauplatz des Raubes zu denken ist, 4o Nächtliche Thesmophorion der Weiber, Hdt.
von dem Demad. im Schol. Hes. Theog. 914 6, 16. Jährliche Mysterien und Opfer z/»j-
spricht, ist unsicher. fiTjrp.t Kagnocpogco x«i @sa^o(p6gcp ^al ^soig
Lemnos. D. hatte hier ihre Stätte im ofßaaroig vnö räv fivazcöv,Cyriacus v. Ancona;
Kabirenkulte, s. den Art. Megaloi Theoi. Mit s. Bull, de corr. hell. 1 S. 289 {Dittenberger,
den lemnischen Nymphen verbunden erscheint Syll. 390).
Demeter Schol. Find. Ol. 13, 73. Magnesia. Münzen mit Demeter, Mionnet
Samothrake. lasion ist auf Samothrake 3 S. 148 nr. 641f.; mit Darstellung des Kora-
lokalisiert; s. den Artikel Jaszow Sp. 60 f. Hier rauhes 3 S. 150 nr. ßbOf. ^uppl. 6 S. 240
soll Demeter bei der Hochzeit der Harmonia nr. 1050.
das Getreide geschenkt haben, Diod. 5, 49, 1. 50 Panionion. Münzen mit Koraraub, Mi-
Einsetzung der Demeter in die kabirischen onnet 3 S. 61 nr. 2. Suppl. 6 S. 79 nr. 2f.
Mysterien, s. Mnaseas 0. Patrai im Schol. Apoll. Mykale. Der eleusinische Kult wird hier
J?/i. 1, 916f. Mif/Zfr, F. i/. G^. 3 S. 154. Näheres auf Pasikles' Sohn Philistos, der mit dem
unter Megaloi Theoi. Kodriden Neileos Milet gründete, zurück-
Thasos erhielt seinen thesmophorischen geführt, Hdt. 9, 97. 101. Heiligtum der Pot-
Kult von Faros, Paus. 10,28, 3. Wegen seiner niai, Hdt. a. a. 0.
Fruchtbarkeit heifst es ^ri(irjtigog ukt/j Hion. Priene. Ein gewisser Philiskos weiht eine
Perieg. 523 ; vgl. Eustath. z. d. St. {Müller. Geogr. Statue des ionischen Kolonistenheros Androklos
gr. min. 2 S. 316) und Etym. M. s. v. "Slyvyog. (Slrab. 14, 632), der ihm mit den thesmopho-
60 rischen Göttinnen im Traume erschienen ist,
Ostküste des ägäischen Meeres. q I. G. 2907. Münzen bei Mionnet 3 S. 108
Aiolis. nr. 301; Imhoof- Blumer, Mon.gr. S.296. Kora-
Sigeion. Anathem an Demeter und Köre, raub bei Sestini, Mus. Fontana 2 Taf. 10, 16.
C. /. G. 3636. Milet. Thesmophorisches Weiberfest in
Kisthene, von Milesiern, Erythraiern und einem nahe bei der Stadt gelegenen Heilig-
Pariern gegründet, hat Demetermünzen, 3Ii- turne, Parthen. 8. — Steph. Byz. s. v. Milrixog
onnet 2 S. 526 nr. 72 f. erzählte wohl, dafs Demeter dort die erste
Pergamon. Eine Priesterin der Mise Köre Fichte hervorgebracht. — Soldaten Alexanders,
1305 Kora u. Demetei* (thrak. Kulte) Kora u. Demeter (kleinasiat. Kulte) 1306
die das Kultbild berauben wollen, werden von naimavtä als Göttin der Reife, Hesijch. s. v.
der Göttin durch Feuer geblendet, Zac^ani. div. Preller, D. u. P. S. 324. Den Demeterkult
imt. 2, 7. bei den umwohnenden Mariandynen soll Hierax
Doris. __ gestiftet haben, Boios, Ornith. bei An,t. Lib.
Halikarnassos. Über den dortigen De- Transf. 3.
metertempel und die daselbst gefundenen Kyzikos. Hier trat besonders die Kora-
Terrakotten und Inschriften s. Neivton, Halt- Verehrung hervor. Kyzikos als sybT[QoCv.iQv der
carnass. 1 Taf. 45 — 47. 86,5. 2 S. 325 ff. 694. Kora von Zeus geschenkt, wie sonst Theben noch
Münze bei Mionnet 3 S 347 nr. 260. Eine und Akragas, ^p^^ian. fteZZ. il/rt/i. 75; vgl. ü/ii/Ze?',
Demeter bv ögöfico oder ivÖQOfiä Hesych. s. v. lo Proleg. S. 156 ff. JEbert, ZikbX. S. 13. Mar-
Knidos ist das alte Triopion, Schol. Pind. quardt, Cyzikus S. 121. — Ort des Raubes,
Pyth. 2, 27; über die Beziehungen zu Thessa- Prop. 4, 22, 4 (Haupt -Vahlen). Die kleine
lien, Sicilien und den dortigen Demeterdiensten Insel Besbikos gilt als Gründung der Perse-
s. K. O. Müller , Proleg. S. 161 ff. Preller, phone, Agathocl. bei Steph. Byz. s. v. Bia§iv.og.
D. u. P. S. 330. Temenos der Demeter und Fest der Pherrephattia, Plut. Luc. 10; vgl.
Köre, reich an plastischen und inschriftlichen Marquardt , Cyzikus S. 119. Köre führt im
Denkmälern, Neicton, Halicarn. 1 Taf. 53 ff. kyzikenischen Kulte den Namen Soteira, s. die
2 S. 375 ff. Die Inschriften bei Neicton, Trav. Inschriften des Cyriacus v. Äncona im Bull, de
and disc. S. 713 — 719. 732 — 745. Über eine corr. hell. 4 S. 473. 3Iitt. d. ath. Inst. 9 S. 17.
derselben (714) ZcöazQatog Jax^gtov ^üficctgL 20 Die Münzen zeigenPersephone mit demetreischen
KovQci niovTcovi 'ETiLiiä.%03 'Egficc, vgl. auch Attributen und der Umschrift ZcÖtsiqu oder
Preller, Arch. Zeit. 1861 S. 66; Foucart, Bull. Kögr] Zcöriiga, Mionnet 3 S. 529 ff. nr. 89 ff.;
de corr. hell. 7 S. 402; Overhech, K. M. 3 Demeter ebenda Suppl. 5 S. 308 ff. nr. 159 ff.
S. 695; Athen. Mitt. 16 S. 6 f. {Kern). Ooerheck, K. M. 3 Münztaf. 7 nr. 16. 48. —
Von der Landschaft Phrygia minor hiefs ein
Der JNOrQen. ^^ ggj^j. fruchtbarer Teil Eiv-ägnsia., ort driaritgi
Makedoiiieu. Amphipolis hat die Ähre v.ul zjiovvvco Zsvq trjv jjco^av ttjv xwv EvKag-
als Münzzeichen, Eckhel, D. N. 2, 66. niav öotrj, Steph. Byz. s. v.
Stoboi. Münzen mit Koraraub, Mionnet, Priapos, Kolonie der Milesier und Kyzi-
Suppl. 3 S. 111 nr. 690f. S. 115 nr. 719. 30 kener {Strab. 13, 587). Demeter auf Münzen,
Philip poi. Die Ebene westlich von der Mionnet 2 S. 629 nr. 729 f.
Stadt bis zum Strymon galt als das Lokal des Parion, Gründung der Milesier, Erythraier
Koraraubes, Appian. bell. civ. 4, 105. und Insel -Parier, hat Demetermünzen, Mionnet
Thrakien. Abdera. Dreitägiges Thes- 2 S. 573 nr. 372 ff. Overbeck a. a. 0. nr. 11.
mophorienfest. Die Weiber verlassen den Lampsakos. Anodos der Kora auf Mün-
sterbenden Demokrit der Feier wegen, Diog. zen, 3Iillingen, Ane. eoins. of gr. cit. Taf. 5, 7
Laert. 9, 43. Athen. 2, 46«. = Müller- Wieseler 2 Taf. 9, 109. Vgl. Förster.
Bisanthe, Samische Kolonie. Münzen mit Baub u. R. d. Pers. S. 263. Ooerbeck, K. M.
Demeter, Eckhel, D. N. 2, 25. 3 S. 664.
Perinthos. Münzen bei Mionnet 1 S. 401 40 Lydien. Alte Demeteridole auf Münzen
nr. 258ff. von Sardes, Maionia, Gordus lulia,
Byzantiou hat von der Mutterstadt Me- Aureliopolis und Silandos s. bei Gerhard,
gara die Malophoros übernommen, wie aus Ak. Abhandl. Taf. 59, 8. Pinder, Abh. d.Berl.
dem Monatsnamen Malophorios hervorgeht, Ak. 1855 Taf. 8, 4. Imhoof-Blumcr , Mon. gr.
Papios' Vocabular im Philologus 2 S. 240. 262 S. 386. 389. Overbeck a. a. 0. 3 Münzt. 8,
(Rermany}). — Tempel der Demeter und Kora 1 — 4, vgl. S.413. Eevue numism. 1884 Taf. 1, 1,
mit Gemälden geschmückt; Xoana xi%vriq Sardes und Tripolis haben Demeter. auf
ayigi^ovg ovSsv x^Cgoa xav ayigcov, Dionys. Byz. Münzen römischer Zeit, il/«omief 3 S. 391 nr. 511;
p. 7, 5 (Wescher). — Münzen bei Mionnet 1 4 S. 118 nr. 673. 676.
S. 377 nr. 85 ff. Ann. d. Inst. 1834 Taf. G3. 4. 50 Münzea der Kaiserzeit mit Darstellung des
Head, Coins of the Anc. Taf. 41, 3. Koraraubes haben Hermokapelia, Hermu-
Kallatis. Münzen bei 3Iionnet 1 S. 354 polis, Thyateira, Mostene, Hyrkania,
nr. 6ff. Gorduslulias. Förster, Baub u. Eückk. d.
Olbia. Zwischen den Mündungen des Pers. S. 112f, Apollonis. Münze mit der
ßorysthenes und Hypanis eine Halbinsel 'in- suchenden Demeter s. ebd. S. 254.
■JioXrjg ay.gr] mit Demeterheiligtum, Hdt. 4,53. Phrygien. Hierapolis, Münze mit Kora-
Münzen, Mionnet 1 S. 349, 1. raub bei Overbeck, K. M. 3 Münzt. 9, 11.
Pantikapaion. Eine Inschrift, datiert Kibyra. Demeter auf Münze, Ann. d.
ccQxovxog 27Z(xgx6%ov toü EvinqXov (Ol. 119, 1 Inst. 1840 tav. Q 7.
— 124, 1; vgl. Grote, Gesch. Griechenlds. 6 GO Pessinus. &£ü [Jiq(i]rixgi Kagnoq>[6Qa)),
S. 722), nennt Demeter Thesmophoros, C. I. G. C. I. G. 4082.
2106; andere Inschrift an Demeter (7.7. G. 2108. Ankyra hatte Demeterkult nach C. I. G.
Klein-AsienCaufser der Ostküste des äg. Meeres) Ikonion. 'Agxi^QHS 'Ax^iäg S^(iov x^Qis
una Ägypten. .j.^^ Sstia^cc^ov zBxgay.6grjg xs d'Eäg ngönoloi
Kerasus. Münzen bei Mionnet 2 S. 348 Mal Jiovvaov. C. I. G. 4000.
nr. 101 f. Karien. Tralles führte als älteren Namen
Herakleia Pont, verehrte eine Demeter Polyantheia, Stejjh. Byz. s. v. TgäXlig. —
1307 Kora u. Demeter (ägypt. Kulte) Kora u. Demeter (westl. Kolonieen) 1308
Münzen bei Mionnet 4 S. 192, 1115; Over- Apollonia. Münze mit Demeterkopf, Mi-
beck a. a. 0. Münztaf. 8, 36. onnet 2 S. 53 nr. 59; Ähre S. 29 nr. 7.
Nysa galt wegen Identificierung mit dem Epeiros zeigt auf Münzen des Pyrrhos
Nysa des Hymnos als Ort des Raubes. Zwischen den Demeterkopf mit Ährenkranz und Mohn,
Tralles und Nysa bei Acharaka war in einem Mionnet 2 S. 63 nr. 14. 16ff. 31flF. Die Kora-
nysischen Dorfe ein Plutonion, Hain und Tempel münzen des Pyrrhos Overbeck a.a.O. Münzt. 7,
des Pluton und der Köre. Daselbst auch Hoble 40. 41 datieren aus seiner sicilischen Episode,
des Charon mit iatrischem Inkubationsorakel Kerkyra soll seinen alten Namen Dre-
und jährlichen Festen, Strab. 14, 649. Münzen pane der Sichel der Demeter verdanken, die
mit Koraraub und Demeter- oder Persephone- lo sie von Hephaistos erhielt, um die Titanen
köpf oder ihren Symbolen, Mionnet 3 S. 362 mähen zu lehren, und dann dort vergrub,
nr. 342 ff. Suppl. 6 S. 518 nr. 401. 403. Over- während der homerische Name Scheria von
beck a. a. 0. nr. 7; vgl. Spanheim, Callim. 2 dem Zurückhalten der Flüsse des Festlandes
S. 667. In der Nähe Inschrift: 6 äfjfiog 6 Zolo- durch Poseidon herkommen soll, den Demeter
f'wv KÖQif] %al nXovxcovL &£OLg nazQcpoig uvs- darum gebeten, Aristot. bei Schol. Apoll. Rh.
Q'riv.sv Bull. corr. hell. 7 S. 402. 4, 984. Steph. Byz. s. v. ZifQia:, Tzetzes zu
Aphrodisias. Einen Priester des Pluton Lyc. 763. 869. Etym. M. s. v. zJQsnavrj; vgl.
und der Kora erwähnt die Inschrift Mova. rrjg Preller, D. u. P. S. 359. — Münzen s. Mionnet
Evayy. exol. 1880 S. 180 vgl. Bull, de corr. hell. 2 S. 38. Man. d. Inst. 4, 31 nr. 37.
a.a.O. Münze bei ÖwerftecÄ; a. a.O. Münztaf. 7, 5. 20 Kephallenia. Münze bei Mionnet 2
Athymbra. Ulovzwvi kccI Köqt] zJtifirjzQi S. 201 nr. 1.
'Egfisi "Avovßi, in Delos gefunden, Btill. de Unter - Italien. Arpi und Butuntum.
corr. hell. 11 S. 274. Münzen, Eckhel, B. N. 1 S. 140flP. Head, Coins
Antiocheia. Münzen bei Mionnet 3 S. 315 of the Ana. Taf. 44, 13.
nr. 68 ff. Tarent. Kult der Demeter sniXvaafisvr},
Orthosia. Koraraub auf Münzen, Eckhel, wohl als Geburtshelferin zu verstehen, Hesych.
Cat. Mus. Vind. 1 Taf. 3, 18. Slionnet 3 S. 374 s. v.; vgl. Löschcke in d. Arch. Zeit. 1876 S. 111.
nr. 415ff. Suppl. 6 S. 530 nr. 461ff. Overbeck, Metapont hatte besonders ergiebigen
K.M. 3 S. 651. Ackerbau (5'<ra&. 6, 264). Münzen mit Demeter-
Lagina. Inschrift bei Neivton, Halicarn. 2 30 köpf oder Ähre sehr häufig, z. B. Eckhel, D. N.
S. 798. 1 S. 155. Mon. d. Inst. 3 Taf. 35, 4. Overbeck
Sillyon in Pamphylien. Inschrift bei a. a. 0. Münztaf. 7.
Lanckoronski, Pamjih. u. Pisid. 1 nr. 60. Kroton. Pythagoras' Haus wurde nach
Tarsos. Antiocheia und Gordys (an des Philosophen Tode in einen Demetertempel
der Mündung des Tigres) galten als Stiftungen umgewandelt, Timaeus bei Porph. Vit. Pyth. 4.
des argivischen Triptolemos und seines Sohnes Thurioi. Münzen bei Eckhel, D. N. 1
Gordys, Strab. 14, 673. 16, 747. 750. Steph. S. 164.
Byz. s. V. roQävai'cc. Dafs man schon früh Petelia. Münze bei Overbeck, K. M.
die Reisen des Triptolemos so weit ausdehnte, Münzt. 7 nr. 4.
erhellt aus Sopliocles bei Strab. 1, 27; vgl. 40 Lokroi Epizephyrioi , spartanische
Preller, D. u. P. S. 300. Kolonie nach Paus. 3,3, 1, verehrte vor-
Kypros. Demeter Thesmophoi'os nimmt nehmlich Persephone, deren prächtiger Tem-
für Kypros an Ovid. Met. 10, 434; vgl. Engel, pel mit seinen reichen Schätzen mehrfach
Kypros 2 S. 653. Eine agyisQua. der Demeter in Kriegszeiten die Habsucht reizte, Livius
nennt G. I. G. 2640. Tempel und Statuette 29, 18. Cic. de nat. d. 3, 83. Diod. Sic. 27,
der Demeter Paralia in Kition, Cesnola, Cyprus 4, 2. Dion. Hol. 20, 9. Suidas s. v. TlvQQog;
S. 50. 52. Appian. bell. Samn. 12. bell. Mann. 55. Lac-
Ägypten. Abgesehen von der Identificie- tant. div. inst. 2, 7. — Schönes Terrakotta-
rung mit Isis (s. d.) trat auch der griechische relief: Persephone und Hades thronend, Bull.
Demeterdienst sehr stark hervor. 50 Nap. 5, 5. Müller -Wieseler 2, 856. Ann. d.
Alexandreia. Eleusinien in Alexandreia, Inst. 1847. T. d'a. F; vgl. Mitt. d. ath. Inst.
Tacit. hist. 4, 83. Ortschaft Eleusis bei A., 2, 468. Koraraub, Bull. Nap. a. a. 0. Arch.
Suid. s. V. KccXUfiaxog. Livius 45, 12. Ptole- Zeit. 1870 S. 77. Overbeck, Atlas zur K. M.
maios Philadelphos stiftete den Kalathosumzug Taf. 18, 16. 17. Münzbilder, Mionnet 1 S. 197
zu Ehren Demeters als Erntefeier nach athe- nr. 926.
nischem Vorbilde, Schol. Callim. in Cer. 1; Hipponion (Vibo). Hierher soll Kora
vgl. Eustath. ad Od. 1488, 60. 1627, 50. Feier aus Sicilien gekommen sein, um Blumen zu
des Koraraubes, Schol. Arat. Ph. 150. — Thes- suchen, Strab. 6, 256. — Tempel und Kult-
mophoreion mit jährlichen Opferfesten, Polyb. bildet erwähnt die Inschrift Orelli- Sensen 1476;
15, 29, 8. 60 vgl. Förster, Paub u. Eückk. d. Pers. S. 276.
Arsinoe hatte ein Thesmophorion , Wil- Elea (Velia). Griechischer Demeterkult,
cken in Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. 1887 der vorbildlich für den römischen Cereskult
S. 81; ein Eleusis bei Arsinoe, Wilcken in wurde, Cic. pro Balb. 55. Val. Max. 1, 1.
Jahrb. d. arch. Inst. 1889. Anzeig. S. 4. Posidonia (Paestum). Verschiedene
Terrakotten bei Gerhard, A. B. W. Taf. 36
Der Westen. sollen D. ■novQozQdtpog darstellen; vgl. Bull. d.
Epidamuoa. Ähre als Münzzeichen, Mi- /ws«. 1829 S. 189f. ^Vep//o;^^ C.B. 1859 S. 136 fr.
onnet 2 S. 38 nr, 87; S. 44 nr. 162. Overbeck, K. M. 3 S. 488 ff.
1309 Kora u. Demeter (sicilische Kulte) Kora u. Demeter (sicilisclie Kulte) 1310
Pomp ei. Wahrscheinlicli stammt von hier dessen Bräuche, Nachahmung des ÜQxccl^og ßi'og
die Inschrift einer Priesterin der Thesmophoros, und aioxQoloyCai, aus der Thesmophorieufeier
C. I. G. 5865 = Kaibcl, Inscr. gr. Sic. et Ital. von Athen und Eretria bekannt sind; s. auch
702. Zu dieser gehört ein Relief, Demeter Heraclid. bei Athen, a. a. 0. und Ebert, Si-asI.
mit Schale, Messer und Kräutern darstellend, S. 19. — Als sicilisches Fest der Kora nennt
daneben stehen ein Altar, ein Ferkel und FoU. 1, 37 Ssaycc^iu und 'AvQ'BocpoQia; die
ein Korb, Rinck im Kunstblatt 1828 S. 161. ersteren nennt Schol. Find. Ol. 6, 160 avoc-
Neapolis. Der Kult von Neapel genofs ■iiaXv7txi]QLa. Die Anthesphoiien sollen der
in Rom das gleiche Ansehen wie der von erste Tag der Theogamien gewesen sein
Velia, Cic. pro Balb. bb. Attische Mysterien lo nach Ebert, Zv-nfl. a. a. 0. — Den Dienst
erwähnt Stnt. silv. 4, 8, 50. Eine Inschrift an der Quelle Kyane, wo Hades mit Kora
nennt eine Thesmophorospriesterin, C/. G^.5799 hinabgefahren sein soll, soll Herakles gestiftet
= Kaibel a. a. 0. 756"'. haben zum Danke für seine Entsühnung: i&voE
Sicilieu. 'AgiaravoLOav svxapjrot) x^^"^^? ruig &saig (iiyccXoTtQfjiäg xat slg rrjv Kvdvriv
nennt Find. Ntm. 1 , 20 Sicilien. Infolge der xov y.uXXi.atsvovza räv ravQcov na&ayiaag %azs-
üppigen Fruchtbarkeit der Insel wurden De- ösl^s &v8iv rovg iyxcaQi'ovg -/.kt' iviuvtbv xfj
meter und Persephone in kurzer Zeit die Koqt} v.al itgbg rf] Kvävtj la^ngcög äySLv nu-
Hauptgottheiten derselben, so dafs bald die v^yvglv rs •^(A^voiav, Diod. 'i, 23, 4. 5, 4, 2. 4
Herkunft vergessen und die Wiege des Kultes (örj^oai'a ös zavgovg ßv&i^ovaiv iv tj) Xifivr]).
hier gesucht wurde. Auf einem attischen 20 — Als Ackergöttin führt Demeter in Syrakus
Dekretrelief von Ol. 96, 4 wird Demeter als die Beinamen Sito und Himalis, Folem. bei
Vertreterin Siciliens der attischen Athena Athen. 3, 109^. 10,416^. Ael. v. h. 1, 27 ; über
gegenübergestellt, Schöne, Griech. Mel. Taf. 7, 'Eq^iÖvtj als Beinamen sowohl für Demeter
49; vgl. Kühler in Hermes 3 S. 157; Mitt. d. wie für Kora in Syrakus (Hesych. s. v.) s.
ath. Inst. 1 S. 5; Friederichs-Wolters nr. 1159. Crusius, Beitr. z. gr. Myth. S. 14. — Münzen
— Sicilien galt als das Lieblingsland beider bei Mionnet 1 S. 290 nr. 699 ff. Head, Coins of
Göttinnen, Cic. in Verr. 4, 48; Ovid. Fast. 4, Syrac. Taf. 5, 4; 9, 1. 2; 11, 11.
422; Diod. Sic. 5, 2, 3. 13, 30. Die Geburt der k) Akrai bestätigt seinen Demeterdienst,
Göttinnen hier lokalisiert bei Aristot. Mirab. aufser durch Weihinschriften an die 'Ayval
83; Cic. in Verr. 48; vgl. Ebert, 2t.%sX. S. 11. 30 08ai, C. I. G. 5431, und au die thesmopho-
Im Streite mit Hephaistos soll Demeter Si- rische Kalligeneia, C. I. G. 5432, durch Münzen,
cilien gewonnen haben, Schol. Theokr. Id. 1, 65. s. Mionnet 1 S. 209 nr. 7. Ein Koreion er-
— Besonders verbreitet war die Auffassung, wähnt C. I. G. 5430 = Kaibel, Inscr. gr. Sic.
dafs Zeus das Land der Persephone geschenkt et Ital. 217.
{Find. Nein. 1, 16. Schol. Find. Fyth. 12, 1), 1) Kamarina. Terrakotten, Demeter mit
und zwar als üva-uccXvTttga zu ihrer Hoch- Attributen darstellend, bei Kekule, Die Terra-
zeit mit Hades, Diod. Sic. 5, 2. Flut. Timol. 8. kotten von Sicilien S. 25 Taf. 4. — Münze bei
Schol. Find. Nein. 1, 16. — Als Lokal des Eckhel, D. N. 1 S. 202.
Koraraubes nennt im allgemeinen Sicilien m) Gela empfing chthonischen Kult von
Flut. Tim. 8. Natürlich ist auch den Siciliern 40 Telos, Hdt. 7, 153.
zuerst die Gabe des Getreides zu teil ge- n) Akragas, Kolonie von Gela, ist bei
worden, ein Anspruch, der mit Rücksicht auf Find. Fyth. 12, 1 ^sgcscpövag adog. Brautgabe
die ausgezeichneten Bodenverhältnisse — bei des Zeus an Persephone. Schol. Find. Ol. 2, 16.
Leontinoi und anderwärts sollte der Weizen Folyain. 5, 1; vgl. K. 0. Müller, I'roleg.
sogar wild wachsen — auch von Fremden an- S. 155. Ebert, Zi-asl. S. 13. — Münzen bei
erkannt wurde, vgl. Aristot. Mirab. 83. Diod. Eckhel, D.N. 1 S. 191. Mionnet 1 S. 342 nr. 24.
/Sic. 5, 2, 4. Claudian, De raptu Froserp. 1, 198. o) Selinua hat von Megara die Demeter
a — h) Nur durch Münzen ist der Demeter- Malophoros übernommen, neben welcher Köre
kult nachweisbar für Leontinoi, Torremuzza, den Namen Pasikrateia führt, Inschr. bei
Sic. num. vet. Taf. 41 nr. 4. 15 und Mionnet 1 50 Benndorf, Metop. v. Sei. S. 27; vgl. Sauppe,
S. 248 nr. 334ff.; Menai, Torremuzza a. a. 0. Göttinger Nachr. 1871 S. 607; Kaibel a. a. 0.
Taf. 44, 2; Kentoripa, Tyndaris, Ther- 268.
mai, Panormos, Neeton und Enteila, p) Drep an on hat den Namen von der Siche^
Mionnet 1 S. 231. 242. 263. 264. 328. der Demeter nach Serv. ad Verg. Aen. 3, 707.
i) Syrakus. Demeter und Persephone wur- q) Tauromenion. Inschrift, C. J. G'. 5643:
den hier besonders als ©^OfiocpOQco verehrt. 0£<xtg 'Ayvaüg ^apifftTj^tov.
Im nQouCTsi:ov trjg 'AxQccäivr]g {Diod. 14, 63) r)Aitne. Tempel beider Göttinnen, welche
— nach Cic. in Verr. 4, 119 in der Neapolis — von Gelon begonnen werden, aber unvollendet
lagen die von Gelon erbauten {Diod. 11, 26) blieben, Diod. 11, 26, 7. Die Gegend ist viel-
beiden Tempel der Göttinnen in einem xsiiavog, 60 fach mit dem Raube verknüpft worden. Am
Flut. Dion. 56, vgl. Diod. 14, 70; 19, 5. Com. gleichnamigen Berge lassen ihn geschehen
Nep. Dio. 8. Cavallari-Holm, Top. Arch. di Moschos 3, 128. Hyg. fab. 146. Schol. Find.
Sic. 183 f.; Lupus, Stadt Syrakus S. 101 f. — Nem. 1, 16. Fhilargyr. ad Verg. Ed. 3, 104.
Thesmophorischen Kult bezeugen Heraclid. Demeter zündet ihre Fackel am Aitna an,
bei Athen. 14, 647». Flut. Dion. 56. Fseud.- Diod. 4, 4, 3. Beiname der D. Aizvaiu, Ly-
Flat. epist. 7, 95. — Diod. 5, 4, 5. 6 er- cophr. 153.
zählt von einem zehntägigen mit besonderem s) Katana. Heiligtum der Demeter Thes-
Glanze zu Demeters Ehren gefeierten Saatfeste, mophoros mit sehr altem Kultbilde , den
1311 Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) Kova (Raub u. Rückkelir d. K.) 1312
Männern streng verschlossen, Cic. in Vtrr. 4, die furchtbare (inaivrj) Herrscherin der Unter-
99. 5, 187. Laetant. div. inst. 2, 4. G. 1. G. weit, 1457. 569; 5:491. 534. Das Verhältnis
5675**. — Ein zweites Heiligtum lag aufser- von Demeter zu Persephone als Mutter und
halb der Stadt, C. I. G. 5649 "; Kaihd a. a. 0. Tochter kennen nur der späte interpolierte
449. Eine Persephone Basilis von dort bei Vers ,^ 326 und die gleichfalls späten Nekyia,
Muratori, Thesaur. 1, 40, 3 (C. I. G. 5, wo P. v. 217 als z/66s ö'uyarrjp bezeichnet wird
649 f. Kaibel a. a. 0. 450). und die milderen Beiworte ayo:t;r;(vv. 2 13 226. 635
t) Euna hat besonders berühmten Demeter- oder ayvri v. 386) führt; v. 47 nennt sie snaivi],
kult. Hier ,,eam natam esse et fruges invenisse ist aber wörtliche Wiederholung von n 534.
constat", Cic. Verr. 4, 108 ff., wo auch von lo Der Mythus setzt die Verschmelzung zweier
der allgemeinen Anerkennung dieser Präten- alter Gottheiten Voraus, der alten achäischen
sion die Rede ist. Demeter heifst 'Evvcci'u bei Landesgöttin Demeter, der Gefährtin des Zeus
Lycophr. 153. Vor dem Demeter tempel, den (der als '£/l£v0iVios ihren Namen teilt, s. iZesi/c7».
auch Strab. 6, 272 erwähnt, mehrere Statuen, s. v. 'Elsvaiviog), einer der Hera vollkommen
darunter ein hocharchaisches Bronzebild, ein entsprechenden Göttin und der chthonischen
Triptolemos und eine Demeter viyirjcpoQog, was Genossin des alten Klymenos-Hades, deren ur-
nach Bütticher, Arch. Zeit. 1857 S. 69 auf einen alter Kult noch verhältnismäfsig rein und nur
cerealischen Agon deuten soll. Männer dürfen ganz äufserlich mit der Vulgärmythologie Ver-
den Tempel nicht betreten, Lact. div. inst. 2, 4. bunden in Lebadeia (Trophonios — Herkyna
Dabei auch ein Persephonetempel, Cic a.a.O. 20 neben Zeus Hyetios— Demeter Europe),Lakonien
— Enna die heilige Stadt dieser Göttin, der und in dem von Lakonien aus besiedelten Lokroi
die dortigen Wiesen zufielen, als Athena Hi- Epizephyrioi zu erkennen ist. — Wenn i^örs^er
mera und Artemis Ortygia in Besitz nahmen, a. a. 0. für das hohe Alter des Mythus seine
Diod. 5, 4, 1. Von diesen Wiesen am See allgemeine Verbreitung durch die ganze grie-
Pergus raubt sie Hades nach Diod. und Cic. chische Welt anführt, so waren hierfür doch zwei
a. a. 0. Ovid. Met. 5, 385. Fast. 4, 325. Münz- andere Gesichtspunkte entscheidend, erstens die
bilder bei Mionnet 1 S. 233 nr. 207 if. tiefe innere, edle Wahrheit und Schönheit
Melite hatte Demeterkult nach der Münze, desselben und zweitens die grofse Bedeutung,
Mionnet 1 S. 342 nr. 24. welche die der Göttin homonyme Hauptkult-
Afrika. Kyrene. Demeter Thesmophoros 30 statte Eleusis, für Athen und die ganze grie-
wurde hier verehrt, wie aus der Geschichte chische Welt schon in früher Zeit gewann,
des Battos hervorgeht, Suid. s. vv. &£a^o- Hdt.8,e5. Die grofse Verbreitung des Mythus
(poQog und (Tqoaxrpiai. ist aber eine Thatsache und auch dies, dafs man
Karthago führte den Kult der Göttinnen allenthalben die Spuren des fremden Importes
ein, als es während des Krieges gegen Dio- zu verwischen suchte, indem man lokale Be-
nysios von Syrakus, Ol. 96, 3, durch einen Ziehungen in ihn verflocht. Zu beachten ist
Söldneraufstand bedroht war. Die Vornehmsten aber das Fehlen derartiger Bestrebungen in
der Karthagerund der dort wohnenden Griechen ßoiotien und Thessalien, während der Isthmos,
versahen den Dienst ganz in griechischer Weise, die Peloponnes und die Kolonieen derartige
Diod. Sic. 14, 77, 5. Münzen mit Demeter oder 40 Lokaltraditionen bieten. Doch immer lassen
Persephone, Head, Coins of the Ana. Taf. 26, diese Zusätze das Bestreben, aus dem sie her-
37. 39; 47,41 — 43; 59,33 — 39. vorgegangen sind, erkennen und wirken un-
organisch. Ebenso wurde in der weiteren Aus-
C. Der Mythus vom Raube und der Rückkelir bildung des Mythus der Zweck verfolgt, mög-
der Persephone. liehst alle Eigenschaften der Gottheiten darin
Mehr als bei irgend einer anderen Gottheit zum Ausdrucke kommen zu lassen, alle ihre
steht bei Demeter und Persephone ein Mythus Wesenheiten darin prototypisch vorzubilden
im Mittelpunkte ihrer Religion. Die beiden und die heiligen Bräuche des Demeterkultes
Göttinnen gemeinsam gezollte Verehrung, welche ätiologisch darzustellen. Dafs diese späteren
in späterer, d. h. hellenischer Zeit an fast allen 50 Bestrebungen aber dem einfachen echten My-
Kultstätten der Demeter die vorherrschende thus fremd sind, geht aus der verhältnismäfsig
ist, findet ihren vorzüglichsten Ausdruck in treuesten Überlieferung, dem /iomemc/ien iZ^j/m-
demselben. Doch ist er nicht als die Ursprung- nus hervor, in dem sie zwar auch bemerkbar
liehe Grundlage dieser Religion anzusehen, und sind, aber so durchsichtig und klar, dafs man
seine Entstehung in so frühe Zeit zu verlegen, sie vielfach unter Verkennung des Zweckes für
wie Förster, Rauh und Bücjik. d. Fers. S. 5 spätere Zusätze hielt. Bezeichnend ist auch,
annimmt, „als das Griechenvolk noch in den dafs das sonst so stark hervorgehobene Moment
Ebenen von Asien safs". Dafs Homer den der Ährenübergabe hier fehlt. Wir geben die
Mythus schon gekannt, wie Welcher, Griech. Erzählung des Mythus nach dem Hymnus und
Götterl. 1 S. 395; 2 S. 474 (s. auch Zeitsclir. f. 60 fügen die Varianten der Lokalsagen und dich-
Gesch. u. Ausl. d. alt. K. S. 1. K. 0. Müller, terischen Zusätze bei.
Kl. Sehr. 2, Q\. i?oMe, Ps2/c/ie S. 195 f.) annahm, Der Raub der Persephone, die nach orpM-
und wie Preller, Griech. Myth.'^ 1 S. 593 gegen scher Sage von Demeter weltentrückt auf-
seine frühere Ansicht, Demeter und Persephone gezogen wird, von Kureten und Korybanten
S. 5 ff., zugab, ist abzuweisen (vgl. Plew, in bewacht {Argon. 1190 fi".; Procl. Tlieol.Plat. 6,
Preller, Griech. Myth.^ S. 623). Bei Homer ist 371. 382; in Plat. Crattjl. 62 = Abel frgm. 210)
Demeter nur die Göttin des Landbaues (ß 696; und in durchsichtiger Allegorie webend ge-
E 500; iV322; #76; £ 125) und Persephone dacht wurde {Procl. in Plat. Tim. 5, 307 d;
1313 Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) 1314
in Cratyl. 53; Porphyr, de antr. Nymph. 14; Achill. 1, 824; Äuson. ad Theon. 4, 49; Phi-
Syrian in Ar. Metaph. 850 b; vgl. die Vulgari- largyr. ad Verg. Ed. 3, 104; Myth. Vat. 2, 93;
sierung dieser Motive in der sicilischen Sage 3, 7, 2) und Haiesos, CoZ^meZZa 10, 2G8. Aufser-
h. Diod. Sic. b, 3,4:; Clartdian. de rapt. Pros. 1, halb Attikas und Siciliens werden genannt:
247), wird von Hades im Eiaverständnisse mit Kreta von Bacchylides im Schol. Hes. Theog.
Zeus, ohne Demeters Wissen vollführt; Ho7n. 914; vgl. Tzetz. zu Hes. Opp. 33; Ps.-Eudoc.
hymn. v. 2; Hes. Theog. 914; Hyg. fab. 146; p. lOQ (Villoison) in KQritrjgr](iälXoviiiI!i,y.sXLas;
Claudian a. a. 0. 1, 216, wo allerdings Zeus Kyzikos von Prop. 4, 22, 4 ( Haupt- Vahlen),
im Banne der Moira steht, vgl. Orph. Argon. Kr eni des, das spätere Philip poi, von ^jjpmn
1195 (dai'aovog aiarj) ; Stat. Theh. 8, 63 ff. Durch 10 hell. civ. 4, 105, wohin Gicseke im Philog. Anzeig.
thätiges Eingreifen mittels des Blitzes trug 5, 245 das Nysa des homerischen Hymnus ver-
Zeus zum Gelingen des Raubes bei nach Eur. legt, vgl. Förster a. a. 0. S. 271.
Hei. 1317; vgl. Apollod. 1, 5, 1. Nur poetische Der Raub geht vor sich, während Persephone
Umbildung ist es, wenn Ovid. Metam. 5, 346 ff. mit den Töchtern des Okeanos Blumen liest,
die Urheberschaft des Raubes Aphrodite zu- und Gaia auf Zeus' Anstiften einen Nar-
schreibt, die den Hades ihre Macht empfinden kissos von wunderbarer Pracht hervorspriefsen
lassen will. Mehr oder minder ausgeschmückt läfst. Während Persephone staunend in den
findet sich dies Motiv bei Sil. Ital. 14, 242; Anblick versunken ist, öffnet sich die Erde;
Seneca, Herc. Oet. 561; Claudian a. a. 0. 1, 25; auf seinem Gespanne kommt Aidoneus auf sie
Myth. Vat. 2, 95; Lact. Plac. narr. fab. 5, 6. 20 losgestürzt, ergreift und entführt sie, Hom.
Als Ort des Raubes werden in den ältesten hymn. in Cer. 1 — 20. Die Anthologie ist fast
Quf'llen geographisch nachweisbare Lokale in allen Darstellungen als Gelegenheit für den
nicht genannt; Hom. hymn. in Ger. v. 17 heifst Raub beibehalten, Pamphos bei Paus. 9, 31, 9
er Nvaiov naSiov, worin Förster a. a. 0. S. 268 Orph. Argon. 1190; Nicand. hei Athen, li, 683 a
nach Ruhnlens Vorgange, gestützt auf Strab. Ovid. Fast, i, 437; Metam. 5, 391; /S<ra& 6, 256
14, 650, das karische Nysa, Vofs, Erläut. zum Plut. Quaest. nat. 917 e; Clem. AI. Protr. 2, 17
hom. Hymn. S. 12 die gleichnamige boiotische Ps.-Arist. Mir. ausc. 836b; Athen. 12, 554 b
Ortschaft am Helikon erkennen will. Richtiger Schol. Soph. Oed. Col. 674. Aus der letzteren
halten es für ein ideales Lokal Baumeister, Stelle geht hervor, dafs die Hervorhebung
Hymn.Horn.S.283nndBergk,Griech.Litteraturg. 30 der Narzisse einem alten attischen und wohl
1 S. 770 Anm. 70, wenn auch die Etymologie auch sonst noch verbreiteten (vgl. Hesych.
NvoLOv == vvxiov ganz unbegründet ist. — In s. v. ^afiärgiov äv&og oholov vciQv,i66(p) Kult-
der orphischen Dichtung wurde nach Schol. gebrauche entsprach, während die von der
Hes. Theog. 914 der Okeanos angegeben. In sicilischen Version abhängigen Darstellungen
den Argonautica v. 1189 ff. wird eine Insel öfters den Reichtum an Veilchen hervorheben,
hinter lerne genannt, was sehr an Artemid. wenn sie diesen auch nicht eine solch ent-
bei Strab. 4, 198 erinnert: vrjaov Trpog rfj Bqi- scheidende Rolle anweisen. Den Okeaniden des
rcivviv.]] -AuO-' riv oyioia roig iv Zafio&Qa'nr] tcsqI Homeridenhymnus entsprachen in der orphi-
trjv zJri^rjtga ttQonoL^Lxm. — Wenn nach De- sehen Fassung die Schwestern {Argon,, a. a. 0.),
mades im Schol. Hes. Theog. 914 der Raub iv 40 womit Euripides, der Athena und Artemis
vdnaig stattgefunden hat, so ist mit Prellcr, nennt, übereinstimmt, und wahrscheinlich ist
D. u. P. S. 133 und Förster a, a. 0. S. 16 eher das Gleiche aus Diodor für die sicilische Ver-
an eine allgemeine Bezeichnung zu denken als sion zu folgern. Für die Hinzufügung der
an eine bestimmte Ortschaft wie etwa das les- Aphrodite ist der älteste Beleg auf griechischem
bische Nape. — Attika war Lokal des Raubes Boden, in dem stark orphisch beeinflufsten La-
nach Phanodemos im Schol. Hes. Theog. 914. — konien, die Heraufholung des Hyakinthos am
Die alexandrinischen Dichter folgten der sici- amykläischen Throne, wo Aphrodite mit Athena
lischen Version, welche den Raub auf ihrer und Artemis neben Hades Kora und Demeter
Insel lokalisierte, und auf sie geht der gröfste erschien; Paus. 3, 19, 4. — Wenn auch Ovid
Teil der Angaben zurück, welche diesen Zug 50 in beiden Fällen {Fast. 4 und Metam. 5) davon
überliefern. Der früheste einigermafsen sichere abweicht, so spricht, abgesehen von den litte-
Beleg hierfür ist allerdings schon Karkinos bei rarischen Zeugnissen wie Hyg. fab. 147 ; Valer.
Biod. 5, 5; wie Förster S. 66 f. nachweist, der Flacc. Argon. 5, 345; Stat. Achill. 2, 150; Lact.
jüngere Tragiker dieses Namens. Vielleicht PL Narr. fab. 5, 6, besonders die stehende
ist sogar schon Pind. Ol. 6, 160 in diesem Anwesenheit der Göttinnen in den römischen
Sinne zu verstehen. Allgemein Sicilien nennen Sarkophagreliefen hierfür, s. unten über die
auch Pliif. Timol. 8, Schol. Her. Theog. 914; Kunstdarstellungen des Raubes. Dafs die Göt-
Stat. Theb. 8, 61; Schol. Aristid. Panath. 181b tinnen am Raube beteiligt gewesen, indem sie
(Frommcl). Bestimmte Angaben sind Enna Kora aus dem Hause zur Anthologie hinaus-
{Cic. inVerr. 4, 106; Ov.Met. 5, 385 (See Pergus); 60 lockten, erzählte die orphische Fassung {Procl.
Fast. 4, 422; Diod. Sic. 5, 3; Sil. Ital. 7, 688; in PI. Tim. 5, 307; vgl. Argon. 1197 f.); nach
14,242; Claudian a. a. 0. 2, 112; Pseud.-Arist. Eurip. Hel. 1316 ff. scheinen Athena und Arte-
Mir. ausc. 836 b; Solin 5, 15; Arnob. adv. nat. mis sich dem Raube widersetzt zu haben, was
1, 37; Lact. Inst. div. 2, 4, 28; Firm. Mat. sie auch bei Claudian a. a. 0. 2, 205 f. thun,
de err. prof. rel. 7), die Gegend am Ätna während Aphrodite bei diesem den Raub be-
{Mosch. 3, 128; Hyg. fab. 146; Plut. Quaest. günstigt; vgl. besonders den Sarkophag Over-
nat. 917 e; Val. Flacc. Argon. 5, 344; Schol. heck, Atlas zur Kunstmyth. Taf. 18, 18 und die
Pind. Nem. 1, 16; Oppian. Hai. 3, 489; Stut. Münze von Hyrkania Oü.,K.-M. 3 Münztaf 9,9.
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 42
1315 Kora (Raub u. Rückkelir d. K.) Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) 1316
Nymphen sind Genossinnen der Kora nach geborenen Sohn ins Haus nehmen wolle. Hurtig
Porphyr, d. antr. N. 7 ; Colum. de cult. /iori. 263 ff.; kehren sie wieder zurück und führen die Göttin
Stat. a. a. 0.; vgl. Paus. 5, 20, 3, Seirenen mit sich in das Haus des Keleos.
nach Hyg. fah. 141; Claudian a. a. 0. 3, 189. Im Hause sitzt Metaneira, das Kind am
Hades enteilt nun mit der Geraubten und Busen haltend; beim Eintritte der hehren,
fährt mit ihr zur Unterwelt hinab; der Ort strahlenden göttlichen Gestalt erfafst sie Ehr-
des Abstieges ist im homerischen Hymnus nicht furcht und Scheu, ja bleiche Furcht. Sie er-
erhalten. Er lag in Attika nahe bei Eleusis hebt sich von ihrem Sitze und bietet ihn De-
(nach Paus. 1, 38, 5; Schol. Soph. Oed. Col. 1592; meter au, die ihn jedoch ausschlägt und einen
Orph. hymn. 18, 12: SriyLov'Elsvßivog, xöQ'ltisq lo von der Magd herbeigebrachten Sessel ein-
■nvXcci 'Ai'Sao; Clem. AI. Protr. 2, 17; Schol. nimmt. Schweigend sitzt sie so und denkt
Luc. Dial. mer. 2,1 = Bliein. Mus. 1870 S. 549), traurig der Tochter. Da unterbricht die Magd
und ein Teil der Herde des eleusinischen lambe mit ihren Späfsen die ernste Stille und
Sauhirten Eubuleus versank mit, vgl. Lobeck, bringt die Göttin dazu (v. 204)
Aglaoph. S. 829. — In Sicilien wird der Ab- (iBiSriGai ysXäaat, zs Kai ilaov axstv ^vfiöv.
stieg an der Quelle Kyane lokalisiert, die nach rj dt] oi ■nccl £7tst,xu ^s&varsQov Bvad' iv ogyaCg,
Diod. 5, 3 erst bei dieser Gelegenheit ent- vgl. Nik. Älexiph. 131 mit Schol.; Apollod. 1,
standen sein soll, während nach anderen Ky- 5, 1, 3; Schol. Eur. Or.-, Hesych s. v. ; Etym..
ane eine Najade war, die den letzten Versuch 31. s. v. ; Et. Gud. s. v. — Nun bietet ihr
machte, sich Hades entgegenzustellen und dafür 20 Metaneira Wein an; Demeter verlangt aber
von ihm in Wasser aufgelöst wurde oder auch den Kykeon aus Gerste, Wasser und Polei,
durch den Schmerz in Wasser aufgelöst wurde, vgl. Schol. Eur. Or. a. a. 0. Röscher, Jahrb.
Ovid. Metam.b, 410S.; Claudian a.a.O. 3, '2i6; f.d. Phüol. 1888 S. 522 ff. Metaneira reicht
Myth. Vat. 2,93; Lact. Plac- Narr. fub.b,6. — ihr diesen und, nachdem sie sie begrüfst und
Lokaltraditionen verlegten den Abstieg nach ihr Unglück beklagt, nimmt sie sie als Pflegerin
Lerna, Pheneos, Philippoi; s. Lokalsagen. ihres Sohnes an, den Demeter treu zu hüten
Demeter hört noch die verhallendeo Hilfe- und gegen Bann und verderbliche Kräuter zu
rufe der Tochter; verzweifelt reifst sie sich schützen verspricht. Der Knabe, Demophon,
die Binde von ihrem Haupte, hüllt sich in ein gedeiht göttergleich , denn sie salbt ihn mit
schwarzes Gewand (ifom. /*2/'«n. i»^ Cer. 42 ; vgl. 30 Ambrosia und läutert ihn nachts im Feuer;
Paus. 8, 42, 1) und eilt suchend über Land und sie hätte ihm sogar Unsterblichkeit und ewige
Meer, brennende, nach siciliscber Überlieferung Jugend verliehen, wenn nicht Metaneira in
am Aetna angezündete Fackeln in der Hand mifstrauischer Neugier sie belauscht hätte und
(v. 48,- Ovid. Fast. 4, 495; Apd. 1, 5, 1; Biod. bei dem Anblicke ihres Sohnes im Feuer in
5, 42; Seneca, Here. für. 653; Stat. Tlieb. 12, Klagen ausgebrochen wäre. Demeter erklärt
270; Serv. ad. Verg. Aen. 4, G09), ohne Speise ihre Absicht für vereitelt, offenbart sich, befiehlt
und Trank zu geniefsen (v. 49 f.; Kallim. h. in ihr einen Tempel und Altar zu errichten: v. 272
Cer. 12; Nik. Alexiph. 130; Schol. Eur. Or. 964). KalXi%6Qov ^ad-imsQ&sv ini 7CQov%ovti -noXcovä
Am zehnten Tage begegnet ihr Hekate und fragt und verspricht, die Weihen dort einzusetzen,
sie , wer Persephone geraubt, da sie wohl die 40 Als Göttin verläfst sie das Haus. Die Nacht
Stimme gehört, den Räuber aber nicht gesehen {navvvxLcxL) verbringen Metaneira und ihre
habe. Auf ihren Rat steigt Demeter mit ihr zum Töchter mit Sühnungen; am nächsten Tage
Helios hinauf, der ihr den Sachverhalt mit- wird der Tempelbau in Angriff genommen:
teilt. Obwohl Helios sie tröstend darauf hin- 6 8' d^^ccto äccLfiovog aiarj (v. 300). Demeter
weist, welch grofser Ehren Persephone jetzt nimmt ihn in Besitz und verharrt hier ge-
als Hades' Gemahlin teilhaftig sei, wird sondert von den anderen Göttern in ihrem Grolle:
Demeters Schmerz durch diese Gewifsheit doch ovös xi yaicc anig^' avisi (v. 306 f).
noch vergröfseit. Sie meidet den Olymp und zur Die ätiologische Natur dieser Erzählung
Unkenntlichkeit entstellt durchstreift sie in liegt auf der Hand; die Gründung des Tempels
Gestalt einer alten Frau die Erde, v. 94; 50 und die Einsetzung der später üblichen Bräuche,
Pamphos bei Paus. 1, 39, 1; Agatharchid. bei der alaxQoXoyiui oder yscpvQiCfioi, des hvuscÖv
Müller, Geogr. min. 1 S. 116. Sie kommt so und der Trccvi/tJ^ijidEs und besonders der xeIszc/i
nach Eleusis und rastet dort nach Pamphos werden mythologisch umschrieben , aber in
am Blumenbrunnen zwischen Eleusis und Me- nichts wird die Übergabe der Feldfrucht an-
gara, am Jungfrauen- oder Schönreigenbrunnen gedeutet; im Gegenteile wird durch v. 306 der
nach Hom. hymn. v. 99; Nie. Ther. 486; Paus. Ackerbau vorausgesetzt (vgl. Eurip. Hei. 1326;
1, 38, 6; 39, 1; Apd. 1, 5, 1, 2; auf dem lach- Karkinos bei Diod. 5, 5), der in allen anderen
losen Steine, Apd. a. a. 0.; Ovid. Fast. 4, 504; Versionen den Gipfelpunkt des Mythus bildet.
Schol. Ar. Equ. 785. Die Töchter des Keleos Am ähnlichsten ist der Erzählung des Hym-
und der Metaneira nahen und fragen sie nach eo nus die Fassung bei Ovid. Fast. 4, 420 ff., nur
der Ursache ihrer Einsamkeit. Die Göttin ist die Reihenfolge umgekehrt, so dafs Demeter
giebt vor. Dos zu heifsen und aus Kreta von zuerst auf ihrem Schlangenwagen nach Eleusis
Räubern entführt zu sein, denen sie zu Tho- kommt und dort von Keleos, einem einfachen
rikos entronnen sei. Sie bietet sich den Mädchen Landmanne, und seiner Frau Metaneira auf-
als Dienerin an, da sie vielerlei Künste ver- genommen wird. Den kranken Sohn derselben,
stehe. Die Mädchen heifsen sie warten und Triptolemos, hält Demeter nachts über die
eilen nach Haus, die Mutter zu fragen, ob sie Flamme und wird durch die Dazwischenkunft
die Fremde als Wärterin für den kleinen spät- der Mutter auch hier verhindert, ihn unsterb-
1317 Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) 1318
lieh zu machen; sie verspricht, dafs er der- durch lykische Bauern (Serv. ad Verg. Georg.
einst der erste Pflüger und Säer sein solle. 1, 378; 3ItjtJi. Vat. 1, 10; 2, 95), die ihr das
Sie eilt dann weiter durch die Welt, die Tochter Wasser trüben; indessen handelt es sich aufser
zu suchen, und bei den Parrhasischen Steinen beiKolontas hier nur um alexandrinische Meta-
rät ihr Helilie (v. 581 fF.) Helios zu fragen, von morphosendichtuug. Kleinere ätiologische Lo-
welchem sie auch die nötige Auskunft erhält. kaisagen behaupteten, dafs der Flufs Pan-
— Die meisten anderen Berichte lassen sie tagias auf Sicilieu auf Demeters Geheifs Ver-
den Raub in Eleusis erfahren*); so von Ke- stummt wäre {Serv. ad Verg. Aen. 3, 689) oder
leos Schol. Aristid. Panath. 181 b (Frommel); dafs sie bei Drepauon ihre Sichel habe fallen
Schol.Ar.Equ.&d8; üfi/Z/i. Faf. 2, 96; von Trip- lo lassen {Serv. a. a. 0. 3, 307), oder dafs am
tolemos Schol Arist. a. a. 0.; Faus. 1, 14, 3; Felsen Anaklethra bei Megara sie nach ihrer
Claudian. 3, 52; Nonn. bei Westermann, Tochter gerufen, Patts. 1, 43, 2; Jfei/iod. in, Ei. ilf.
Mythogr. gr. S. 367; Tzttz. ad Hes. Oj^p. 33. s. v. — Wie man in allen Zügen der Demeter Be-
Di'e Aufnahme bei Keleos berichten aufserdem Ziehungen zum Raube suchte, zeigt auch die
noch Pamph. bei Paus. 1, 39, 1; Bacchyl. im später sehr beliebte Herleitung ihreshistorischea
Schul. Ar. Ach. 47; Nie. Ther. 486; Apollod. 1, 5, Beinamens 'AxaCa von dem axog um die Tochter,
If; 3, 14, 7, 1; Hesych. s. v. KsUo?\ Serv. Plut. Is. et Os. 69; Hcsych. s. vv. 'Ax^ia und
und Philargyr. ad Verg. Georg. 1,163; 3Iyth. 'Jx^^^cc; Etym. M. s.v.; Cnons. v. ; Suid. s. v.;
Vat. 1, 18. Statt Keleos wird Eleusinos ge- Schol. Ar. Ach.llO; Schol. Nie. Ther. 484. Die
nannt von PaH2/a*i* bei ^^ti. 1,5, 2, 1; Hyg.fab. 20 in ihrem Kulte üblichen Schweineopfer geben
147; Serv. ad Verg. Georg. 1, 19; M%jth. Vat. OüjVZ. Fasf. zu der P_:rfindung Veranlassung, dafs
2, 97; Ikaros bei Serviusa,. a.O.; Hippothoon Schweine die Spur des Räubers vertilgt hatten.
\onNic.Alexiph. 131 u. Schol. znd. St., Ygl.düs Die orplmche Version {LobecJc, Aglaoph.
YasenhWdh. Overbeckim Atlas zur. K- SI.Tallb, S. 8l8ff.) bietet ganz abweichende Züge. Die
23. Den Sohn Demophon kennt nur Apollodor freundlichen eleusinischen Wirte der Demeter
noch, doch läfst er ihn in der Feuerläuterung heifsenDysaules und Baubo, PöZa/^/(.b. Har/JoAr.
umkommen, während nach Hyg. fab. 147 der neu- s. v. Jvaavlrig; ihre Söhne sind Triptolemos, Eu-
gierige Vater entseelt wird. In den meisten buleus und Eumolpos (?); Paus. 1, 14, 3; C/e»i.J.Z_.
Fällen wird der Sohn Triptolemos genannt, P;oir. 2, 20; Orph.hymn.^\,Q,; nüch Asklep. hei
wie einer der eleusinischen Fürsten im home- 3ö JJar/JoAT.a. a.O. haben sie zwei Töchter Protonoe
Tischen Hymnus (vgl. die schwarzfigurigen und Nisa. *) Die Feuerläuterung fällt ganz fort.
Vasenbilder) und wie bei Apd. a. a. 0. der In den Berichten über Demeter? Verweilen im
ältere Sohn des Keleos, der von Demeter mit Hause, die uns nur von Kirchenvätern über-
der Feldfrucht beschenkt wird, und auf ihn mittelt werden (C/em. J.?. P/-ofr. 2, 20 = jE^Mset.
werden sowohl Feuerläuterung wie Aussendung Praep. ev. 2, 3, 3lfi.; Arnoh. adv. nat. 5,26; s. fr.
gehäuft. Dafs dieser Glaube zum allgemeinen 215 bei Abel), wird nur von dem Anbieten des
in Eleusis wurde, zeigt auch die vom fünften Kykeon und von den zotigen Späfsen der Baubo
Jahrhundert ab stets jugendliche, fast knaben- erzählt, mit denen diese die Göttin so heiter
hafte Erscheinung des Triptolemos in den stimmt, dafs sie schliefslich den Trank nimmt.
Kunstdarstellungen (s. unten). — Lokalpatriotis- 40 Über die Art ihres Spafses vgl. Ludwich in
mus hat sich durch mancherlei Zusätze und Jalirbb. f. Mass. Phil. 1890 S. 51 ff. Den Raub
Veränderungen geltend gemacht; so behaup- teilen die Söhne des Dysaules der Göttin mit:
teten, dafs Demeter bei ihnen den Raub er- Eubuleus nach Orph. hymn. 41, 6, Eubuleus
fahren habe, die Bewohner von Hermion e und Triptolemos nach PaMS. a. a. 0., die dafür
{Apd. 1, 5, 1; Schol. Ar. Equ. 782), Kreta das Geschenk des Ackerbaues erhalten. Demeter
{Stcph. Byz. s. V. IJÜQog), Argos {Paus. 1, 14, 3) steigt nun zur Unterwelt hinab {Orph. a. a. 0.;
und P h e n e 0 s ; Eonon, Narr. 15. Vielfach be- Ovid. Met. 5, 533 ; s. Förster S. 86 ; Hyg. fab. 251)
hauptete man auch nur, dafs Demeter an den be- oder entsendet die Korybanten, die aber nicht
treffenden Orten freundlich aufgenommen sei, einmal zur Oberwelt zurückkehren {Gramer,
so aufser an den genannten Orten in Kos, Scliol. 50 Anecd. Ox. 1, 255; Et. 31. 53, 15; Et. Giid. 338,
Theokr. Id. 7, 5. — In Sikyon wurde, wie es 20), oder Hekate; Schol. Theoer. Id. 2, 12. Von
scheint, eine der Demophon- bezw. Triptolemos- Episoden aus der nldvr, berichtet die orphische
sage ähnliche Legende von Orthopolis, dem Dichtung nur ihren Zornesausbruch gegen den
Sohne des Königs Plemnaios, erzählt. Paus. Baum Minthe, der ehedem grofs und fruchttra-
2, 11, 2. — Doch auch von Unfreundlichkeiten gend zu einem unfruchtbaren Kraute wurde,
und Zurückweisungen der Göttin berichtete Et. Gud. s. v. Miv&rj {Orph. frgm. 214: Abel).
man, so besonders in Argos von Kolontas^ Die Rückkehr der Kora und die Versöh-
Paus. 2, 35, 4 (s. Lokalsagen), von der Ver- nung der Demeter ist Zeus' Werk. Nach dem
höhnung durch Ambas, einen S. des Keleos homerischen Hymnus entsendeter erst Iris, äann
und der Metaneira {Schol. Nie. Ther. 484; vgl. 60 alle anderen Götter; aber Demeter weigert
Förster S. 81) oder den Sohn ihrer freundlichen sich, eher zurückzukehren und eher Fruchtbar-
Wirtin Misme Askalabos oder Steiles {Nie. keit derErde wieder zu verleihen, als bis sie ihre
bei Ant. Lib. 24; Ovid. 3Iet. 5, 446 0".; Lact. Tochter zurückerhalten habe; v. 331 fi". — Zeus
Narr. fab. 5, 7, vgl. Bd. 1 Sp, 610), oder auch *, j^ j^i^a sieht ^mler, frgm. /„st. gr. 2 S.339 den
Korabeinamen Mise (s. d.), der aufaer durch Orph. h. 42, 3
*) Bedeutungslos ist natürlich die Fassung bei Or. aus Pergamon und Kos bekannt ist. Es ist dies um
Mfl.b, 504 ff. , wonach Arethusa, die bei ihrem Laufe so wahrscheinlicher, als auch der Name der anderen
durch die Unterwelt Persephone bei Hades gesehen hat, Tochter auffallend an einen Korabeinamen, Protogone
den Raub mitteilt. erinnert {Paus. 1, 31, 4).
42
*
1319 Kora (Raub u. Rückkehr d. K.) Kora u. Demeter (Grött. d. Landbaues) 1320
entsendet nun Hermes zu Hades mit der Auf- Über die euhemeristischen Verunstaltungen
forderung, Persepbone wieder an die Oberwelt des Mythus s. Förster a. a. 0. S. 59.
zu entlassen. Hades gehorcht, reicht ihr aber Die Deutung dieses Mythus ist fraglos agra-
heimlich noch einen Granatkern (v. 372), um risch, wenn auch Persepbone in früherer Zeit
sie hierdurch zur Rückkehr zu ihm zu ver- nichts Agrarisches an sich hatte , am aller-
pflichten. Auf des Hades' Gespann fährt sie wenigsten bei Homer, und ebensowenig in der
mit Hermes zur Mutter, die ihr mitteilt, dafs ältesten eleusinischen Vorstellung; s. Preller,
sie infolge des Granatkernes ein Dritteil des Dem. u. Pers.S.8 f.; Gr. Myth.'l S. 592. Nach-
Jahres bei Hades werde zubringen müssen. Zu dem man aber zu einer gemeinsamen Ver-
ihnen gesellt sich Hekate (vgl. Philodem negl lo ehrung der beiden chthonischen Göttinnen,
sv6sߣiag in Jahrbb. f. Tel. Phil. 1865 S. 524), der Erdgöttin und der Mondgöttin gekommen
und kurz darauf kommt Rhea, von Zeus ge- war, erfand man auch bald diese „einfache
sandt, um die Göttinnen in den Olymp zurück- und schöne, allgemein verständliche Natur-
zuführen. Demeter lehrt erst noch die Fürsten allegorie" (Strube, Bilderlcreis von Eleusis
von Eleusis, Triptolemos, Diokles, Eumolpos S. 57): Kora- Persepbone ist das Samenkorn,
und Keleos die heiligen Bräuche und W^eihen das ein Dritteil des Jahres, d. h. den kurzen
(v.474fF.)*), und dann steigenMutter und Tochter Winter des Südens über, verborgen bleibt,
zum Olymp hinauf. und nur Mifsverständnis konnte das Jahr in
Dafs Demeter ohne die teilweise Rückgabe zwei gleiche Teile zerlegen. Die richtige Deu-
der Tochter nicht versöhnt werden kann, ist 20 tung vertreten schon im Altertume Cleanth.
klar, wenn auch einige Versionen von ihrer bei Plut. de Is. et Os. 66; Cic. de nat. d.
Rückkehr in den Olymp erzählen, ohne die 2, 66 f.; Varro bei Augustin. de civ. d. 7, 20;
Tochter zu erwähnen, so Eiirip. Hei. 1337 ff., Cornut. 28; Schal. Ar. Vesp. 1438; Schol. Hes.
wo Chariten, Musen und Aphrodite die Göttin Theog. 912 u. s. auch loan. Diac. und AUeg.
durch Spiel und Tanz umschmeicheln und um- z. d. St.; Tzetz. ad Hes. Opp. 32, während
stimmen, und im Mythus von Phigalia {Paus. von aoderer Seite Persephones Verschwinden
8, 42), wo den von Zeus gesandten Moireu die mit den Mondphasen verglichen wird, wie die
Rückführung gelingt. — Später behauptete Göttin ja auch mit Artemis und Hekate identifi-
man sogar, dafs Persepbone gern bei ihrem eiert wurde, Ennius bei Varro de l. l. 5, 68;
Gatten habe bleiben wollen {Verg. Georg. 1,40; 30 Plut. de fac. in orb. lun. 942, 35; Porphyr, d.
Aen. 6, 402; Colum. 10, 274), und dafs Demeter antr. N. 18; Serv. ad Verg. Am. 3, 73. 4, 511;
sich mitMohn betäubt habe, um ihren Schmerz 6, 118; ad Ed. 3, 26; ad Georg. 1, 39; Fulgent.
zu vergessen, Serv. ad Verg. Georg. 1, 78. 212; Myth. 2, 19; Myth. Vat. 1, 7; 2, 100; 3, 7, 2.
Mijth. Vat. 3, 71. Nach "iMcan. Phars. 6, Vgl.i^oVsiera.a.O. S.24ff. i?osc7ie?-, SWene 119ff.
698ff. wollte Demeter sogar die Tochter gar Litteratur: Welcher, Zeitschr. f. Gesch. u.
nicht wiederhaben. Doch handelte es sich Ausl. d. alt. K. '&.l^. Griecli. Götterl.2 S.4:li.
hier natürlich nur um mehr oder weniger Preller, Demeter und PersephoneS. 66 S.; Griech
geistreiche Spielereien ohne mythologischen Myth.^ S. 591 ff. Förster, Der Baub und die
Wert. — Selten fehlt das Motiv, dafs Kora Püclikehrd. Persepjhone. [Zimmermann, De Pros.
durch die Annahme des Granatkernes seihst io raptu et red. Lingae. 1882. Progr. R.] Vgl. auch
diese Entscheidung verschuldet, und die An- dieSchriftenüberd.homer. Hymnus auf Demeter,
zeige durch Askalaphos, vgl. Nie. Ther. 484; bes. Vofs , Der homer. Hymnus auf Demeter,
Apollod. 1,0,3 {Ygl 2,6, 12); Ovid. Met. 6, 536; Mannhardt in Mythol Forschungen S. 202 ff.
Serv. ad Verg. Georg. 1, 39; ad Aen. 4, 462; und Gemoll, Die homer. Hymnen S. 276ff. ; bei
Lact. PI. Narr. Fab. 5, 8; vgl. Bd. 1 Sp. 611. letzterem s. die Zusammenstellung der Litteratur.
Das Motiv, dafs Kora zwei Dritteile des , „.. .
Jahres an der Oberwelt, eines bei Hades zu- "- Demeter nnd Kora als Göttinnen
bringen sollte, hat sonst nur noch Apollod. 1, ^^s Landbaues.
5, 8. In der sicilisch-alexandrinischen Version Preller, Griech. Myth. 1^ S. 630 nennt den
wurden beiden gleiche Teile zugesprochen, 50 Mythus vom Raube und der Rückkehr der
Ovid. Fast. 4, 614; Met. 5, 567; Hyg.fab. 146; Persepbone mit Recht die „centrale Thatsache
Serv. ad Verg. Georg. 1, 39; Mytli. Vat. 3, 72; des gesamten Demeterdienstes". Wie die Be-
Die A nodos selbst auf weifsen Rofsen er- deutung des Mythus in erster Reihe in der
wähnt Pind. Ol. 6, 160, der sie bei Syrakus an- Allegorie von dem Entstehen und Vergehen
nimmt; Tsets. ad Hes. Opp. 32 {Ps.-Eudoc. p. 109) des vegetativen Lebens, insbesondere der Brot-
läfst sie bei Eleusis geschehen. Nach Orph. frucht, bestanden hat, so ist auch Demeter in der
hymn. 43, 6 ff. wird Kora von Moiren und Clia- Vulgärreligion für immer das in erster Reihe
riten den Hören zugeführt, die ja auch bei geblieben, als was wir sie schon bei Homer
ihrer Anodos auf dem Sarkophage von Wilton- (s. oben Sp. 1311) und bei Hesiod, Op. et d.
house {OverbecJc, Atlas zur K.-M. Taf. 17, 3 60 465 ff. getroffen haben, die Scbützerin des
vgl. Förster a. a. 0. S. 264) sie empfangen, und Ackerbaues, die Spenderin der Brotfrucht, wel-
mit einiger Wahrscheinlichkeit auch in dem che auch in vollkommen prosaischer Sprache
Reliefe Ludovisi Bull. Comunale 1887 Taf. 15 ; oft genug driirjtQog KciQnög {Hdt. 1, 193; 4, 198),
Bömische Mitteil. 7 Taf. 2. druirjVQiog oder zJrjiMrjXQia-Aog -ntxQTcög bezw. Plur.
^ ^Q (C. I. G. 93, 19. Ael. Nat. An. 17, IC. Porph.
nßtog'ig tdö' Z7tc.n,v imx»oviwv iv»Q.\nwv 'L^'^fKn^^ ^- ^^'^^phr. Caus. pl. 2, 4, 5. Schal.
0? J' atsX>ig howv, o; *' a'iL'f'OQo?, ovno»' o/iiolmg ^*»?«- Ol. 9, 150. AJex. Aphrod. Probl. 2, 68.
alaav */« (p9lfisv6g nsq vnu !;ö(p<a evQÜevtt. Geopon. 1, 12, 36. Paroem. gr. Append. 4, 20.
1321 Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) 1322
(S'jw'd. und ZoH. s.v.) heifsen kann. Poetischerer doch wuchs es wild und wurde erst von D.
Ausdruck ist Jrjovg iiccQiiog bei Ar. Plut. 515; entdeckt (vgl. Diod. 5, 68. Serv. ad Verg.
Jrjfir'jxsQos ä-nr^, Hom. iV321; $76. ifes. Op. Aen. 4, 58. Ehjm. M. 263, 55. Etym. Gud.
d rf. 32. 597. 805. Scut. Herc. 2W Orph. Arg. 181, 17) und zur Kulturpflanze d.h. ruMSQOg
325. Archias in Anthöl. graec. 2, 98 (Jacobs); gemacht, indem sie die Verrichtungen des
vgl. auch Dionys. Perieg. 523 und Eustath. Landbaues, den Stier einspannen und den Boden
z. d. St.; Jrjovg cckti], Apoll. Bhod. 3, 413. durchackern lehrte, Diod. a. a, 0. Verg.
Etym. M. 266, 2. — Jr,^riTQog cpiQ^aßiov ox(k%yv Georg. 1, 147. Ovid. Met. 5, 341. Fast. 4, 403ff.
sagt Acschyl. frgm. 300 (Nauclc^) und ähnlich Hyg. fah. 211. Orph. h. 40, 7. Serv. ad Verg.
Anth. gr. 3, 15. Demeter bezw. Ceres voll- lo Georg. 1, 147. 163. ad Aen. 4, 402. Philarg.
kommen metonj-misch für Getreide oder Brot ad Verg. Georg. 1,165. Myth. Vat. 1, 8 u.a.m.
kommt schon in dem von JfftTOcZo< 7,141 citierten Die Titanen lehrt sie mähen mit der ihr
Orakel vor; spätere Beispiele sind Orph. frgm. von Hephaistos geschenkten Sichel, Aristot.
160 (AM). Antiph. Byz. in Anth. gr. 2, 171. im Schol. Apoll. Eh. 4, 984; vgl. Tzetz. ad
Plut. de Is. et Os. 66 Oppian. Halieut. 3, 463. Lyc. 869. Als Erfinderin des Pfluges nennt
Clem. Alex. Protr. 2, 26. Serv. ad Verg. Aen. Serv. ad Aen. a. a. 0., wohl nach einer stadt-
1, 171. Als kyprischen Ausdruck für ernten athenischen Lokaltradition, allerdings Athena.
nennt Hesych. s. v. dafiazQi^siv, und nach dem- Sicilien und Attika machten einander den Ruhm
selben ist SrjßrjtQiäg eine yiQL&ri tia6xi%og. streitig, zuerst das Geschenk der Demeter er-
Schon die beiden Etymologieen, welche allein 20 halten zu haben, vgl. besonders Diod. Sic. 5, 69,
als verhältnismäfsig berechtigt gelten können während Samotljrakes Anspruch sich keine Gel-
und Demeter als Erdmutter bezw. Korn- tung verschaffte, ebd. 5, 49. Die Verbreitung
mutter erklären, weisen auf diesen Kreis. De- der Demetergaben von Athen aus ist ein von
meter ist der Gaia verwandt, aber nur skeptische den Panegyrikern immer aufs neue hervor-
Spekulation identificierte sie (wofür das älteste gehobener Ruhmestitel ihrer Stadt, Xen. Hell.
Beispiel Eurip. Bacch. 274ff.); in Wahrheit ist 6, 3, 6. Isoer. Paneg. 25; weitere Belege bei
sie, lebendiger und persönlicher, die in der Preller , Dem- u. Pers. 1. 295. — Auch die
Erde wohnende treibende Kraft, wie die Stoiker weitere Verarbeitung des Getreides wurde auf
sie richtig erkannt, vgl. bes. Plut. de Is. et Demeter zurückgeführt; „Ceres molere docuit
Os. 40. Cornut. 28. Am treffendsten präzisiert 30 et panem conficere," heifst es Plin. h. n. 7, 47.
Ovid. Fast. 1, 674 das Verhältnis: ,,Haec praehet Unter ihren Beinamen sprechen dafür besonders
causam frugihus, illa lociim." Oifenbar eine 'AlnrjQia, wobei ihr ein Zeus 'AlixriqiQg zur
Gegenüberstellung und keine Gleichsetzung ist Seite steht {Etym. M. 65, 40. Et. Gud. 35, 23),
auchdero?7J7itsc7ieVer8beiZ)^0(/. 1,12, 4 = J5Jt/se&. und der in Syrakus übliche Tuailtg, Athen.
Praep. ev. 3, 3, 4:; (frgm. I60 hei Abel): rii urixriQ 3, 109»; 10, 416^; 14, 618^. Hesych. u. Phot.
Jtdvrav, JrjfirjxrjQ itXovxodöxsiQoc. Im homerischen s. vv. 'liialCcc und 'ifiäXiov. In Demeters Dienste
Hymnus auf Demeter wird von D. gesagt v. 469: standen jedenfalls auch die dXexQiSsg, die nach
KccQTtovaB^s cpsQseßiov nndY. All: ■KccQTiov 'vfjKs, dem Lexikographen Pausanias cct xov lsqov
während Mifswachs als Groll der Göttin auf- alBxov aXovaai sind, die das Mehl für die
gefafst wird; vv. 306. 452. Sie ist die Anesi- 40 Opferkuchen bereiten, Ps.-Eudocia p. 35; vgl.
dora, wie sie im Kulte des attischen Demos Hesych. s.v. dlsxgiai. — Antip. Thess. in Anth.
Phlya genannt wird, Paus. 1, 31, 4. Den Ähren gr. 2, 119 läföt die mahlenden Sklavinnen da-
giebt sie Fülle und Reife, Hes. Op. et d. 466 von singen, wie die Nymphen für Demeter
als icpoQog xov &£Qovg, Suid. s. v. by(iog, in hätten das Korn mahlen müssen. Nach dem
welchem Sinne ihr auch ein Dämon Hadreus fertigen Brot hiefs sie zu Skolos in Boiotien ftgya-
beigegeben ist, Etym. M. 18, 36, und die Hören Xagxog und (isyaXöficc^og, Polem. b. Athen, a. a. 0.
ihr beigesellt werden, Orph. hymn. 29, 9. 43, 6 ; Neben dem Getreide wurden auch die
Diod. Zon. in Anth. gr. 2,80. S. oben Sp. 1319 f. Hülsenfrüchte zur ^rjQcc xgocpri gezählt und
Die Gabe der Demeter ist die ^Tjpä TpoqprJ, unter Demeters Schutz gestellt. Galen, in
während die vy^d, d. h. Wein und Obst, Dio- 50 Hippocr. d. morb. ac 1 p. li^ zählt als Jrjfii]-
nysos verdankt wird; beide sind die grofsen xgia ansQfiaxcc aui: cpayiovg, &£QHovg, la&vQOvg,
"Wohlthäter der Menschheit, Eur. Bacch. 277 ff. sivfiov, KiyxQov, niaov, SQsßivQ-ovg Y.ai oaa dlla
Plut. Quaest. d. Ar. sign. frgm. 7. Aspasios in Ar. xotavxcc (über die Bedeutung s. V. Hehn, Kullur-
Eth. Nicum. 1, 12 ; Schol. Pind. I&thm. 6, 3. Nonn. pflanzen u. Haust.'-' S. 176 ff.); dieses Geschenkes
Dionys. 1,S4,; 45, 101; il, 50. Sei'v. ad Verg. Ed. rühmten sich speziell die Pheneaten {Paus. 8,
5, 79. In erster Reihe gehören zu dieser irjgci 15, 1); nur die Bohne war aus unbekannten
xQotpT^ die Getreidearten, vor allem Weizen und Gründen ausgenommen und ihr Genufs auch
Gerste, wie besonders aus mehreren Beinamen den eleusinischen Mj'sten verboten. Paus. 1,
der Göttin hervorgeht (s. unt.). In welcher Form 37, 4. Porph. d. abst. 4, 16; vgl. Hdt. 2, 37.
Demeter den Menschen ihr Geschenk hat zu teil 60 Diog. Laert. 8, 19. Lobeck, Aglaoph. S. 253ff'. ;
werden lassen, wird auf verschiedene Weise an- allerdings fehlt sie in dem ausführlichen Ver-
gegeben. Sie habe es selbst angepflanzt, heifst zeichnisse der vei-botenen Gerichte, Schol. Luk.
es im Marm. Par. 23. Am verbreitetsten ist die Dial. mer. 7, 4 im Rhein. Mus. 25 S. 558. —
Version, dafs sie den Samen Triptolemos ge- Die für Demeter charakteristischste Fruchtneben
geben und diesen auf ihrem Drachenwagen aus- dem Getreide ist aber der Mohn, der ja auch
gesandt habe, damit er allenthalben das Säen auf dem Felde, freilich gewöhnlich als Un-
lehren solle, s. oben und den Artikel Tripto- kraut, neben dem Getreide spriefst; vgl. Tre?cZ;er,
lemos. Das Getreide war schon vorher da, Tageb. einer griech. Meise 2 S. 16. Mannhardt,
1323 Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) 1324
Mytli. 'Forsch. S. 235. Er ist jhr dann in den den Zeus Chthonios an die Seite setzt, so gab es
Denkmälern vielfach mit den Ähren zusammen in Athen sogar nach C. I. A. 3, 77 einen Zeus
als Attribut gegeben, s. besonders die Demeter Georges. Mit dem Regengotte, dem Zeus Hj'etios,
Rondanini (Sp. 1361) und vgl. Callim. h. in Cer. 45. finden wir sie nicht nm- in Lebadeia verbunden ;
Theoer. Id. 7, 157. In Mekone, der Mohnstadt, ganzagrarischistauchdieZusammenstellungbei
dem späteren Sikyon, soll ihn die Göttin entdeckt Plut. Sept. sap. conv. 15 von Demeter Proerosia,
haben, Etym. M. 583, 55; vgl. Callim. frgm. Zeus Ombrios und Poseidon Phytalmios. Der
195 (Schneider). Cereale papaver, Verg. Georg. Kranich, überdessenBedeutungfürWetterund
1, 212. — Servius z. d. St. und zu Georg. 1, 78 Landbau man Hcs. Op. et d. 448 und TheoJcr. 10,
läfst Demeter durch Mohn ihren Schmerz um den lo 32 nachsehe, ist ihr Herold, Porph. de abst. 3, 5;
Raub der Tochter betäuben; Verwandlungeines vgl. das Vasenbild bei Gerhard, A. V. 46 =
vonDemetergeliebtenAtheners Mykon (Mekon) Overheck, Atlas z. K.-M. Taf. 15, 19. Als länd-
in Mohn erzählt Serv. a. a. 0. — Wenn auch die liehe Gottheit wird Demeter genannt von Flut.
Obstkultur, und sogar ausdrücklich die Feige, Quae&t. conv. 9, 14, 4. Long. Pastor. 4, 13.
gewöhnlich Dionysos unterstellt ist (Sosib. bei Serv. ad Verg. Ed. 5, 79. ad Aen. 2, 713, und
Athen.3,7S'^. Eust. inOd. 1964,15. Hesych.s.v. von dem Schwüre bei Demeter sagt Schal. Ar.
Svnidtrjg), ist doch die Feige nach attischer Plut. 64, dafs er besonders für Landleute
Überlieferung auch ein Geschenk Demeters an charakteristisch sei. Landleute, welche sich
den Heros Phytalos gewesen, der sie im Demos arbeitsmüde zur Ruhe setzen, weihen der Göttin
Lakiadai aufgenommen, Paus. 1, 37, 2; siehe 20 ihre Gerätschaften, Antiph. Byz. in Anth. gr.
Boßler, De gent. Att. sac. S.*51f. Bötticher, 2, 170. Philipp. Thessalon, ebd. 2,217. Wie
Baumhultus S. 437 und im Philol. 22 S. 271. vor der Saat, so wird ihrer natürlich auch
Nach Toepffer, Att. Geneal. S. 247 fF. ist D. hier bei der Ernte gedacht; Korn und Hülsenfrüchte
an Stelle der alten Landesgöttin Athena ge- werden ihr geweiht, Dio<^. Zon. in ^n^/t.^r. 2, 80.
treten, während Phytalos der Rest des mit Unter den Festen, welche Demeter in Anlehnung
dieser verbundenen Poseidon Phytalmios ist. — an die verschiedenen Stadien des Landbaues im
Die Weihung von Baumfrüchten an Demeter Jahre gefeiert wurden, sind unsmehrere niu- dem
wird für Phigalia, Lykosura und Myka- Namen nach bekannt, ohne dafs wir auch nur
lessos bezeugt.*) — Auch die Bienenzucht angeben können, ob es staatliche oder private
wird zu den Werken der Demeter gerechnet. 30 Festlichkeiten gewesen sind. Ganz allgemeine
Aus dem Leibe einer auf dem Isthmos wohnen- Namen für die Erntefeste sind &alvaia und
den Frau, welche von den anderen Weibern zer- Gvyv.oiiLaTi]Qiu:, s. besonders Schol. Ven. B.
rissen wurde, weil sie die ihr von Demeter an- Hom. I 534 und die Belegstellen bei Stephanus
vertrauten Weihen nicht verraten wollte, sollen s. v.; vgl. Band, De Diipoliis S. 35 ff.
die Bienen entstanden sein, Serv. od Verg. Aen. Unter den lokal bestimmbaren Festen sind
1,430. Melissai war ein Name von Priesterinnen uns näher bekannt vor allem einige athenische.
'o^
und Mysten der Göttin, Ca?Zm. 7t. m u4poZ?. 110. Vor der ersten Aussaat wurden daselbst die
Porph. Antr. N. 18. Schol. Pind. Pyth. 4, 104. Proerosien, auch Proarkturien {Hesych,
Schol. Theoer. 15, 94, und iislitäSriq ein Beiname s. v. nQorjQoaia) genannt, gefeiert. Hesych. s. vv.
der Kora, Theoer. Id. 15, 94. Porph. a. a. 0.; vgl, 40 jiQorjQoaia, nQccraQoai'ai, ngriQoaia; Phot. Suid.
Boscher, NeM. u. Ambr. S. 57. Maafs, De Acsch. Harpocr. s. v. Etym. 31. 688, 44. BeMer, An.
Suppjl. S. 37. Wachs wird ihr dargebracht in gr. 294. Die Kultlegende derselben besagt,
Phigalia. — Endlich wird auch Demeter als dafs einst bei einer ganz Griechenland {Schal.
Herdenschützerin angerufen, Kallim. H. in Aristid. Panafh. 105, 18. 196, 12) oder gar die
Cer. 131 cpsgßs ß6ag,q}8QS iiäln,woheimanßäXK ganze Welt {Schal. Ar. Plut. 1065. Equ. 726.
mit weit gröfserem Rechte für Schafe als für Äpfel Suid. s.v. Elqogkovti; Suid. u. Harpocr. s.v.
halten wird, ebenso wie die Malophoros von "jßaQig) heimsuchenden Hungersnot (so Scholl.
Megara, Selinunt und Byzanz sicher eine Göttin Ar. Plut. u. Equ. ohne Zweifel richtig, die
des Herdensegens ist. Ein Epitheton ßoTeigcc, anderen Quellen machen mifsverständlich Aoi-
Hirtin, erwähnt Niketas bei Westermann, My- 50 fiog aus li(i6g) das delphische Orakel (nach
thogr. gr. S. 356. TcivgonöXog heifst sie in der Phat. a. a. 0. das elische) zur Abwehr des
Inschrift Dittenberger, Inscr. Meg. Orop. Boeot. Übels befohlen habe, von allen Orten die ditaQ-
2793 und auf Münzen von Tralles. Auch das xal nach Athen zu bringen (vgl. die Inschriften
ihr geltende Priestertum der IJoLiisviSai , das Bull, de corr. hell. 4 S. 226 und 'Ecprifi. agy,.
Toepffer, Att. Geneal. S. 310f. ganz ohne Be- 1883 S. 123), die von den Athenern im Namen
rechtigung in Athen lokalisiert, deutet darauf, aller als Proerosien der Deo zu opfern seien,
Hesych. s. v. — Rohe Schafwolle wird unter ein von der Rhetorik mehrfach berührtes
den Weihgaben an die Demeter von Phigalia Verdienst Athens , Aristid. Panath. 196.
erwähnt. Paus. 8, 42, 11. Lihan. Corinth. 4 p. 367 (Beiske). Die Ein-
Demeter wurde ihren Gaben gemäfs natürlich 60 Setzung des Festes wird von den verschie-
am meisten vom Landvolke verehrt. Hes. denen Gewährsmännern verschieden datiert;
Op. et d. 465ff. weist seinen Bruder Perses an, sie schwankt zwischen Ol. 3, 21 und 53, s. Suid.
Demeter beim Pflügen schon um Gedeihen der und Harpocr. s. v. "Aßagig. — Mommsen,
Saat zu bitten, was Arrian. diss. Epict. 3, 21, 12 Heortol. S. 76 setzt sie nach Sauppe, Gr. Att.
als allgemeinen Brauch hinstellt, s. auch Nie- 2, 271 in solonische Zeit (Ol. 56) und nimmt
areh. in Anth. gr. 2, 3bl. Wenn Hes. a. a. 0. ihr als ihren Stifter Epimenides an; er sieht in
*) Die Quellennachweise für die lokalen Kulte und f^en Proerosien den Ersatz für die ursprüng-
Eräucbe findet man im Abschnitte B {Sp. 1288—1311). liche agrarische Bedeutung der Eleusinien
1325 Kora u. Demeter (Gott. cl. Landbaues) Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) 1326
„nach deren Vergeistigung". Das genaue Datum 116. Beklcer, An. gr. 1, 384, 30), war auf Weiber
ist nicht überliefert. Wahrscheinlichkeit hatte beschränkt und enthielt, wie die Thesmophorien,
die Vermutung Mommsens a. a. 0. S. 219, dafs derbzotige Elemente. Ein Festzug zu Ehren
sie vor dem 7. P3'auepsion, d.h. der Eiresione, Poseidons, jedenfalls des Phytalmios, gehörte zu
stattgefunden haben, während seine neuere der Feier [Eust. in IL 772,25; Bekker a. a. 0.).
Annahme, dafs Proerosien und Eiresione zu- Die Einführungin die Mysterien lag einer Prieste-
sammenfallen (Bursians Jahresb. 1889 3 S. 245) rin aus der Familie der Philleiden ob, s. Foucart
nicht zu billigen ist. Als den Hauptbestandteil a. a. 0. Toepff'er, Att. Geneal. S. 93; auch eine
des Festes haben nach J/. die drei heiligen Pflü- Lj'komidenpriesterin fungierte dabei, C. I.A.
jungen (Flut. Praec. conj. 42) zu gelten, die lo 3,895; Yg\. Toepffer SL.a.O. S. 213. Die Haupt-
stadtathenische (buzygische) vno noliv, die feier war eine grofse Schmauserei: Trapari'O'safft
eleusinische auf dem rarischen Felde und die Ss ras ZQaTcs^ag oi aQxovTss v.oi.1 e'vöov kktcc-
als Kompromifs bei der Vereinigung von Athen Xinovreg zccig yvvcci^lv, ccvxol xwqi^ovtav e|co
und Eleusis eingesetzte dritte bei Skiros, vgl. dicciitvovxiq, 8Tiid£i,%vv(isvoi roig snidrjfiiovct
darüber Bossler, De gent. att. sacerdot. S. 11. näai rag rjfisgovg TQoq)ag tcccqcc avtäv svqs-
Bütticher im Piniol. 22 S. 262 ff. Bobert im &>'ivai, xai n&ci KOivcovrj&rivai, xoig dv&gcÖTtoig
Hennes20 S. 378. Toepffer, AU. Geneal. S. 137f. nag' avzäv. ngöa-ASizui de zatg zgane^aig yial
An eine dieser Pflügungen hat sich das Fest eh Ttl(XY.ovt'zog ■nazsay.svcca^svu ccficpotSQcov ys-
wohl sicher angeschlossen, vielleicht an die vmv aidoia (Schal. Luc. a. a. 0.). — In der
rarische, die K. 0. Müller l3ei Erscli u. Gruber 20 Stadt wurden die Haloen als ausgelassen
1, 33 S. 291 in die Eleusinien setzt. Dafs die lustiges Fest mit Schmausereien und Gaste-
Feier in Eleusis stattfand, lehren Eurip. reien begangen, bei denen auch die Hetären
Suppl. 38 und die Ephebeninschrift, C. I. A. es sich wohl sein liefsen, Luc. Dial. mer. 1, 1;
2, 467 {Dittenberger, Syll. 347). Vgl. Preller, 7, 4. Alciphr. Epist. 1,33. 39; 2,3. Im übrigen
Dem. u. Pers. S. 295. Binck, Bei. d. Hell. 2, 80. s. Hesycli. Suid. Harp. s. v. Etym. M. 73 extr.
Hermann- Stark, Gottesd. AU. 56, 28. Stengel, Bekker, An. gr. 208,22; 381, 14. Eustath ad II.
Kultusalt. {Ito. Müllers Handb. 5, 3) S. 173. 772, 25. Himer. Or. 8, 3. Max. Tyr. 33 und
Bubensohn, Mysterienheil igtümer S. 119. \g\. Lobeck, Aglaoph.^.^0. Jacobs, Verm. Sehr. A,
Im Frühlinge, beim ersten Sprossen der S. 504. Preller, D. u. P. S. 328 und bei PauXy
^&^t{ccQ%oiiho3vv.(XQTtävcpv£a%'aL,Xriyovzogri8riZQ'i, 1060; 3, 101. 3Iommsen a. a. 0. S. 320f.
zov x^^fi(övog) brachten sämtliche Beamten {iv Delphika S. 272 f. Hermann-Stark a. a. 0. 57, 5.
ccQxrj Ttävzsg) das Opfer der Procharisterien Stengel a. a. 0. S. 161. Buhensohn a. a. 0.
(fälschlich auch Proschaireterien genannt) dar. S. 115 ff. — Nur dem Namen nach kennen wir das
Es trug mystischen Charakter, bestand in Opfern Epikleidienfest {Hesycli. s.v.), nach Preller,
an Athena, Demeter und Kora und hatte zur Dem. S. 326 gefeiert, „wenn die Schlüssel vor
Kultlegende die Anodos der Kora, Suid. s. vv. das granarium gelegt wurden". Band, Epi-
TtQoaxcciQrjzrjQia und 7tQ0xcxQiazT]Qi(x; Harpocr. kleidien ist wohl geneigt es auf den 15. Meta-
s.Y. ngoaxcciQrjzi^gia; Bekker, An. gr. 1,295,3. geitnion {C. I. A. 3, 77) zu verlegen, doch
Das Fest war wohl identisch mit dem bei CorwMi. fehlt bis jetzt noch jeder Nachweis hierfür;
28 beschriebenen: Uegl öe zo eag zij Xlö-rj Jrj- 40 s. auch Stengel a. a. 0. S. 173.
^iTjzgi. &V0V61 ^sza TtaiSicig xal X'^'Q^^i ^^^ ^il- Demeter als Teilhaberin an Festen anderer
dete eine Vorfeier oder auch den ersten Tag Götter finden wir bei den Thargelien; als
der kleinen Eleusinien; jedenfalls ist der An- Chloe erhält sie am 6. Monatstage einen
thesterion der passendste Monat für sie. Vgl. Widder, s. oben Sp. 1292. Auch der Anteil,
Gerhard im Bhein. Mus. 14 S. 148 u. Ak. Abh. 2 den sie mit ihrer Tochter an den Skirophorien
S. 211. 217. Kiefsling, Lyc. frgm. 108. Sauppe, oder Skiren der Athena hat iSteph. Byz. s. v.
Or. Att. 2, 266. Hermann- Stark a. a. 0. 62, 6. Schol. Ar. Eccl. 18. Thesm. 934), ist agrarischer
Mommsen, Heort. S. 8. 44. 262. Förster, Baub Art. Dafs in der Feier auf den Koraraub an-
u.B.d.P. S. 273. Bobert - Preller, Griech. 3Iytk. gespielt wurde, sagen Clem. AI. Protr. 2, 17.
1 S. 207. Band, Epikleidien S. 22. Bobert im 50 Schol. Luc. Dial. mcr. 2, 1 im Bhein. WIus. 25
Hermes ^0 S. 375. Toepffer ^.2i.O. S. 103. 119. S. 549 (Bolide) ; vgl. dazu Preller, D. u. P.
Wennwirnocheinstweilen vonEleusinienund S. 124. Hermann- Stark a. a,.0. 61, li. Momm-
Thesmophorien absehen, so sind als das dritte sen, Heort. S. 492. Bötticher im Piniol. 22
attische grofse Demeterfest die Haloen, das im S. 238. 262 ff. Bobert im Hermes 20 S. 349fF.
Poseideon stattfindende Kelter- und Dreschfest Bolide ebd. 21 S. 116 ff. Toepffer a,. a. 0. S. 119.
zu nennen; für den Yon Ahrens, Bhein. 3Ius. 17 Stengel a. a. 0. S. 170. — Ein athenisches
S. 332 und Mommsen a. a. 0. S. 320 angezwei- Erntefest, £vx<xgi-GZ'i]QL(x, nennt Schol. Pind.
feiten Poseideon sprechen au^^ev Harjwcr. s.v. Ol. 9, 150. Von Demeterfesten anderer Orte
'Aläa einige Inschriften: 'Eqcrja. dg^aioX. 1883 tragen vorwiegend agrarischen Chai-akter die
S. 119, 47 und Foucart in Bull, de corr. hell. 7 60 beiden in Syrakus mit Anknüpfung an den
S. 334. 515. Die Hauptqnelle für dieses Fest Koraraub gefeierten {Diod. 5, 4, 5 f.), von
ist das von E. Bolide im Bhein. Mus. 25 S. 557 denen das zweite thesmophorisch war. Im
veröffentlichte Schol. Luc. Dial. mer. 7, 4; da- übrigen s. die in Lakonien, Arkadien, My-
nach sind sie ein mit Mysterien verbundenes konos, Rhodos und Kos gefeierten Feste.
Fest für Dionysos, Demeter und Kora, das in Mythischen Ausdruck fand, nächst dem Kora-
erster Reihe dem Versuchen des jungen Weines raube, die Thätigkeit Demetersam sprechendsten
bestimmt war. Der mystische Teil der Feier in der Erzählung von ihi-er Liebe zum lasion
fand in Eleusis statt (vgl. Demosth. in Neaer. und der Geburt des Plutos (s. oben Sp. 59 ff.).
1327 Kora u. Demeter (Gott. d. Landbaues) Kora u. Demeter (Thesmophoros) 1328:
ataxvoTQocpog, Orph. H. 40, 3; fsxaxvrjKÖfiogJ
Nonn. 1, 194, heifst sie von dem Ährenkränze,!
ebendarum aucli oxa%voiiXöv.cciio? ■, Orph. LitliX
242, und azaxvooxifpavoq., Flui. Thess. in AnthJ
gr. 2, 215; vgl. Hör. ca. saec. 30. — Von]
der grünenden Saat wird sie selbst Chloel
genannt im Kulte von Athen und MykonosJ
vgl. auch Eustoth. ad II. 773, 2; nach ikfann-l
Jiardt, Mijth. Forsch. S. 227 ist dies nur'
Auch ihre Rolle im Erysichthonmythos (s. Bd. 1
Sp. 1373 ff.) zeigt sie als Spenderin der nähren-
den Frucht.
Demeters Verhältnis zur Fruchtbarkeit und
zum Landbaue ist in allen Einzelbeziehungen
ganz besonders durch eine grofse Anzahl Bei-
worte bezeichnet worden, die ihr in Poesie
und Kult beigelegt wurden, s. Preller, D. u. P.
S. 317 ff. Guicjniaut, Hei. de l'Ant. 3 S. 636 ff.
Welcher, Gr. Götterl. 2, 469, am vollständig- lo hypokoristische Form für x^orjcpÖQog, Schal
sten bei Band, Epikleidien S. 18 ff. und
Bruclmiann, Epitheta deorum S. 73ff.; 190ff.
Als Mutter, der Gaia am nächsten verwandt, —
(iTqxrjQ Ttccvxcov (pvxäv xs xat ^cocov
nennt sie Philo, De vit-. contempl. 1 — heifst
sie ncc^firixsiQcc, Orph. hymn. 40, 1; ^lov nccfi-
firjTcap, Nonn. Dion. 19, 82, von dem Leben,
das sie spendet, ^(üoSöxeiqu und cpvai^oog,
Nicet. bei Westermann, Mytli. gr. 356. Sie ver
Ar. Lys. 835. Euseb. Praep. ev. 3, 11. Von
der Farbe des reifen Getreides heifst sie ^orvÖT/,
Ho7)i. E 500. Hymn. in Ger. 302. Eustath.
a. a. 0.; ^av&ocpvi^g, Nonn. Dion. 6, 113;
^nv&oy.6^r}g, ebd. 11, 395 und lateinisch flava,
Ooid. Amor. 3, 10, 3. Verq. Georg. 1, 96; vgl.
Serv. z. d. St. und Myth. Vat. 3, 7, 1.
Auf das Gedeihen des Getreides bezieht es
sich auch, wenn Demeter sXriyrjQig, ölcc rb vicb
leiht Reichtum, Tiavdöxnga, oXßtoSäxLg, nlov- 20 rfys xov 'HXlov Urjg yrjßäv in allerdings zweifel-
xoSoxsiQcc, Orph. hymn. 40 und bei Diod. 1,
12, 4. Sie ist als die Ernährerin ßcoxidvsiQa,
Nicet. a. a. 0.; no2.v(p6Qßr], Hes. Theog. 912;
TTO/lvTpdgjoff, Callim. Hymn. 6, 12; cpiQ^aßiog,
Antiph. Agr. frgm. 1 ; oiitivlcc, Scolion bei Athen.
15, 694. Schol. Apoll. Rh. 4, 998. Nonn. 11,
213. Paroem. gr. Append. 4, 20. Suid. s. v.
ofiTCviog f; Etym. M. 625, 46; vgl. 788, 27
Et. Gud. 428, 27; s. dazu G. Curtius, Grund
los falscher Etymologie genannt wird {Eustath.
ad n. 1197, 52. Hesych. s. v. 'Axbiqw) oder auch
■navaxig und aiKpUavcxig {Hesych. s. vv. Etym.
M. 90, 32), oder wenn die am Hermos wohnen-
den Gorgonier sie als Abwehrerin des dem
Getreide gefährlichen Mehltaues 'EgriaCßri
nennen, Etym. Gud. 210, 25. — Eine Gruppe
von Beinamen ist von den ländlichen Ver-
richtungen entlehnt. Als Lehrerin der Aussaat
Züge S. 464. — Als Senderin des Wachs- 30 ist sie Znegfistr], Orph. Hymn. 40, 15; für die
tumes ist sie Anesidora, Paus. 1, 31, 2. Plut. Ernte ist sie die Sichelträgerin SQsnKvrjcpoQog,
Quaest. conv. 9, 14, 4; vgl Hesych. s. v. 'Ava^i- Nonn. Dion. 6, 104; 41, 23, und auch die troi-
(5" ojpo;, was natürlich nur gekünstelte Umformung zenische Amaia kann nur als Schnitterin ver-
ist, und Av^L&ttlr]g, Orph. Hymn. 40. Das Erst- standen werden. ^ Nach den Garben heifst
lingsopfer der'ö'aXvffta empfängt sie als ■9-aAv<T/as, Demeter a^iccXlocpögog, Nonn. Dion. 17, 153;
Nonn. Dion. 40, 347; 19, 86. Als Göttin der 26, 244. Eustath. 1162, 27, und ä^aXXoxoyiog,
Reife endlich ist sie capto: auf einer Münze von Nonn. a. a. 0. 31, 38; 45, 101; 48, 678; auch
Smyrna und (agrjcpÖQog bei Hom. H. in Cer. der m. E. auf Gerste ovlcci bezügliche Name
54. 192. 492. Eustath. ad II. 1156, 60; vgl. 'lovXä wird auf „Garben" bezogen. Nach den
das Scholion bei Ath. 15, 694 und Diod. Zon. 40 niovsg oyfioL, den fetten Schwaden {Hom. H.
in Anth. gr. 2,80; iei-nerTIaiinccvä, Hesych. s. \. in Cer. 455), nennt sie S7t6y^t-og Addaios in
TtdfiTtuvov; riXsacpÖQog, C. I. G. 2175. Vgl. auch
Bruchniann, Epitheta deorum s. v. ^r](ii]Tr]Q.
Mit zusammenfassendem Namen heifsen ihre
Gaben acxog und sie selbst in Syrakus Zixcö
(in Kos lag das Damatrion im Stadtteile Sitea).
Vom -uagnög ist sie (und auch Kora) kccqtio-
cpÖQog, Ar. ran. 382. Paus. 8, 53, 3, und in
Inschriften von Faros, Mytilene, Ephesos und
Anth. gr. 2, 241; vgl. Suid. s. v. oyfiiog; Orion.
114, 32. Eustath. ad II. 1161, 59. — Von der
Tenne stammen die Namen ciXaäg und äXcoig,
Theokr. 7, 155 mit Schol. z. d. St.' Nonn. 30, 68;
BvaXcoaid, Hesych. s. v.; cclaairj, Orph. Hymn.
40, 5; iVQvdXag, Nonn. Dionys. 7, 82; von der
Scheuer aaguig, Orph. a. a. 0.; TtoXvawQog,
Addaios a. a. 0.; von der Getreideschwinge
Pessinus; noXvy.aQ7iog , Theoer. Id. 10, 4:2. 60 XiHßuCr], Diod. Zon. in Anth. gr. 2, 80; \om Ge-
Aristocles bei Ael. nat. an. 11, 4; sv-nagiiog,
Philipp. Thess. in Anth. gr. 2, 233. Nicarch.
ebd. 2, 351. Nonn. 13, 189; yXQÖ-AaQnog, Orph.
H. 40, 5; v.aQTtonoi6g., Eurip.Rhes.^fSA:; v.c.qtio-
TÖxog, Strat. Sard. in Anth. gr. 2, 374; dyXcc-
ö-uccgnog, Hom. H. in Cer. 4. Orp/t. Evx- ng.
Mova. 6. Porph. bei Euseb. Praep. ev. 5, 13;
^sgsKoigTiog heifst Kora Nonn. 31, 37. Nach
dem Weizen, der hauptsächlich für Griechen-
treidemafse endlich novXvn^dLfivog, Kallim. H.
in Cer. 2, 112. — Die auf die Brotbereitung ab-
zielenden Beinamen siad bereits oben erwähnt.
E. Demeter Thesmophoros und Thesmo-
phorien.
Von den Formen, unter welchen uns De-
meter im Kulte entgegentritt, ist keine andere
so häufig als die der Thesmophoros, der in
land in Betracht kommenden Getreideart, ist GO gleicher Eigenschaft Persephone beigesellt
Demeter (pLXönvgog Phil. Thess. in Anth. gr.
2, 217 und 7tvgoq}6gog, Eur. Phoen. 694, wäh-
rend auf die Gerste durch ^eiScogog, Nicet.
a. a. 0. und höchst wahrscheinlich auch durch
OvXw bezw. 'lovXco (Semos bei Athen. 14, 618^.
Schol. Apoll. Bh. 1, 972), angespielt wird. —
Nach den Ähren heifst Demeter noXvaxaxvg,
Theokr. 10, 42; cpigsoxaxvg, Nonn. 27, 338;
wird {Ar. Thesm. 83. 282; Eccl. 442; Pindar.
frgm. 8 Boeckh; Paus. 1,31, 1; Athen. 3, 109f;
C. I. G. 2907) während der mit (Kora) Mise
verbundene Dionysos Thesmophoros {Orph.
Hymn. 42, 1) wohl nur ein singulärer Einfall ist.
In Pheneos wurde Demeter Thesmia genannt und
bei Cornut. 28 Thesmothetis, bei Vergil. Aen.
4, 58 legifera. — Aufser für Athen, über
1329 Kora u. Demeter (Thesmophoros)
dessen Thesmophorien wir am besten unter-
richtet sind, tiüden wir solche ausdrücklich
bezeugt, oder auch durch analoge charakte-
ristische Kultgebräuche angedeutet in Thessa-
lien tür Halos, für Alponos, Drymaia;
in Boiotien für Theben, Orchomenos und
Koroneia; ferner für Eretria, Megara, Si-
kyon, Troizen, Aigina, Argos, Lakonien
(speziell noch für Aigila), Achaja, Pellene,
Pheneos, Megalopolis, Pallantion und
Mautineia. Von den Inseln kannten diesen
Kult nach unseren Quellen Delos, Faros,
Samos, Rhodos und Kypros(?). Aus Klein-
asien sind hier Gambreion, Smyrna, Ery-
thrai, Ephesos, Priene iind Milet zu
nennen. In dem hellenistischen Ägypten nahm
Isis (s. d.) auch diese Wesenseite der Demeter
auf {Diod. Sic. 1, 14, 3), neben der aber die
griechische Demeter Thesmophoros ihre Stätte
in Alexandreia und Arsinoe hatte. Im
Nordtn ist dieselbe für Abdera und für
Pantikapaion bezeugt. Im Westen be-
gegnen wir ihr in Tarent, in Pompei und
in Neapolis; der römische Kult der Bona
Dea(s.d.) enthält hauptsächlich thesmophorische
Elemente, die auch in einem ieiunium Cereris,
das im Oktober zu Amiternum gefeiert
wurde, unverkennbar sind, Inscr. regn. Ntap.
S. 309; vgl. Welcler, Gr. Götterl. 2 S. 510. —
Sehr verbreitet war dieser Kult auch in Sicilien
(Heraclid. bei Athen. 14, 647 ä), so in Syrakus,
Akrai, Katana und Enna, vgl. Ehert Zi%s-
liäv, und schliefslich müssen wir ihn auch
noch für Kyrene annehmen.
Im Grunde genommen ist Demeter als
Thesmophoros ganz dieselbe Potenz wie die
Spenderin der Brotfrucht, das empfangende
und gebärende weibliche Prinzip im
Gegensatze zu dem befruchtenden männlichen,
d. h. die Gemahlin des Himmelsgottes, mit dem
vereint sie als ältester Kern einer vorhomeri-
schen Religion anzusehen ist zu jener Zeit,
die dem durch politische Kompromisse und
poetische Fiktionen geschafienen Götterstaate
voraufging. Es ist natürlich, dafs diese Göttin
in ganz hervorragendem Mafse als Schützerin
der Frauen und ihrer ehelichen Rechte galt,
wie diese Rechte ja auch verschiedent-
lich als -ö-ffffiot bezeichnet werden, so Hom.
ip 296; Soph. Ant. 799; Plut. Conj. praec. 1;
Ael. Var. hist. 12,47; Scliol. Aristid. 22 {a^ioiiag
ovyysvofi^vr}); Heliod. 1, 25. — 'Cara iugamt
Corpora connubns\ sagt von dieser Demeter
Calvus bei Serv. ad Verg. Aen. 4, 58. — Die
Priesterin der Demeter vollzieht die Ehe-
schliefsung {Plut. a. a. 0.) oder in der späteren
ägyptisierenden Zeit das Kultpersonal der Isis,
AchiU. Tat. 5, 14; Phot. Bibl. Vit. Isid. 551; vgl.
Lobeck, Aglaoph. S. 650. Dido opfert der Ceres
legifera als Hochzeitsgöttin bei Verg. Aen. 4, 58;
Demeter soll einer Hetäre einen Mann ver-
schaffen bei Alkiphr. Ep. 2, 2; vgl. Prcller, D.
u. P. S. 353. Eine Hochzeit der Demeter
selbst scheint ätiologisch zu Grunde gelegt
zu sein, Plaut. Aulul. 2, 65, vgl. Serv. ad
Verg. Georg. 1, 344; Macrol. Sat. 3, 12. —
Als Göttin der Weiblichkeit sorgt Demeter
Thesmophoros natürlich besonders für die Er-
Kora u. Demeter (Thesmophoros) 1330
zeugung und Aufziehung der Kinder. Oft
wird die Kindererzeugung mit der Bestellung
des Feldes verglichen; ansLQsiv, aQOvv, arare
werden sehr oft für die menschliche Begattung
gebraucht; eine grofse Anzahl Beispiele bei
Preller, Dem. u. Pers. S. 354 £F.; besonders wich-
tig Aeschyl. Sept. 754; Soph. Oed. Col. 149
u.a.m.; Eurip. Phoen. 18; Hom. T303. Gerade
in den vordorischen Kulten spielen diese Be-
10 Ziehungen eine bedeutende Rolle. Den Zu-
sammenhang ihres alten, besonders in dem
Binnenlande der Peloponnes üblichen Namens
'Elsv&icc, 'Elivaia, 'Elsv&cö, 'Elsvaivia mit
EiXai&ia weist zur Evidenz nach Toepff'er, Att.
Geneal. S. 221. Die Identität dieser Göttin
mit der D. Achaia ist nicht zu bezweifeln,
und merkwürdigerweise uennt uns eine Sessel-
inschrift aus dem Dionysostheater die Priesterin
der drj(ii]zr}Q KovQOTQ6ij)og'A%aicc, C. I. A. 3, 373.
20 Auch in Samos soll die KovQozQocpos (s. d.)
auf thesmophorische Art verehrt worden sein,
Ps.-Hdt. Vit. Hom. 30; indessen scheint das
nahe Zusammenliegen von Apaturien und
Thesmophorien nur auf willkürlicher Über-
tragung athenischer Verhältnisse zu beruhen.
Der samische Beiname 'EvsXvo'Kig sowie der
tarentinische 'Enilvau^ivri sind ebenso auf die
geburtshelfende Thätigkeit der Göttin zu be-
ziehen. Im Mythus erscheint D. als v.ovqo-
30 xQÖcpoq bei Demophon, Triptolemos und Ortho-
polis ; über einige Terrakotten, in welchen man
D. mit dem lakchoskinde als xouporpdqpos er-
kennen wollte, s. unten.
Erst aus dem Beinamen Thesmophoros heraus
wurde Demeter später zur Hüterin der Ge-
setze schlechthin gemacht und als solche beson-
ders beimHeliasteneide mit Zeus und Apollon an-
gerufen, Demosth. in Callipp. 11 ; in Timocr. 151 ;
Pollux, On. 8, 122; Binarch in Schol. Aeschin.
40 Or. 1, 114; vgl. Ar. Vesp. 629. 1442. Auch in
Kreta (C. /. G. 2567) und in Syrakus (Diodor
19, 5; Plut. Dion. 56) finden wir sie als Schwur-
göttin, sowie auch die Erythraier bei ihr
schwören, C. I. A. 1, 9.
An der späteren Auffassung der Thesmo-
phoros war aber nicht nur die Ehegöttin be-
teiligt; auch die alte grofse Landesgöttin,
welche auf den Burgen von Theben — hier
am sichersten als Thesmophoros, identisch mit
50 Harmonia, vgl. Preller, D. u. P. S. 359 if. — ,
Megara, Phlius und Argos und als Schütze-
rin der Pyläischen Amphiktyonie (wie auch spä-
ter des achäischen Bundes) verehrt wurde, war
hier hinzugekommen. Daraufberuht dann ebenso
wie auf der falschen Auffassung des Wortes
Thesmophoros die später oft wiederholte Ver-
sion, dafs Demeter überhaupt zuerst Gesetze
gegeben und somit als Schöpferin der bürger-
lichen Ordnung anzusehen sei, Orph. Arg. 27;
60 Kallim.H.inCer. 19; Plin. H.N. 7, 191; Cornut.
28; Diod. Sic. 5, 5. 68; Calvus bei Serv. ad
Verg. Aen. 4,28.*) Eine Demeter b^övoia tov
yioivov kenneu wir aus der Inschrift Süll, de
corr. hell. 3 S. 510ff. Auch hier wurde als
Vermittler ihr getreuer Triptolemos, der spä-
tere Unterweltsrichter, genannt, dessen drei
*) Et leges sanctas docuit et cara jugavit corporai
coniiublis et magnas condidit urbea.
1331 Kora u. Demeter (Thesmophoros) Kora u. Demeter (Thesmophoros) 1332
grundlegende Satzungen „yovsts Ttfiäv", „O-fovg zeichnet; auf den 12. fiel er nach ScJiol. Ar.
KdQTtoig dyällsLv''^ und „^cöa (lij aivsa&ai''^ vor- Thesm. 80; Hesycli. s. v. avodoq; PJiot. s. v.
schrieben, Hermippos und Xenokrates bei Por- &sano(poQt'av rjp^BQcci. Aristoph. Thesm. 80 wird
phyr. de ahst. 4, 22. — Auch als Göttin des dieser Tag rpir/j und zugleich ^iarj des Festes
richtigen Mafses verehrte man sie, vgl. C. I. G. genannt; letztere Bezeichnung auch v. 375 und
123; in Samos stand ihr Bild im Hause der Athen. 7, 301^. — Mommsen, Heortol. S 2i3 nimmt
dyogavö^oi (Bull, de corr. hell. 5 S. 479), und an, dafs T^tVjj den 3. Tag der attischen Woche be-
als Mutter der Rhamnusischen Nemesis galt zeichnet, und will die iVT^arfm auf den 13. legen,
sie nach Schol. Eur. Wies. 342. — In ursäch- was bei dem entschiedenen Widerspruche der
liehen Zusammenhang mit dem Ackerbau setzte lo Quellen unzulässig ist. Als sicher können wir
man die Gabe der Q-ia^oC, indem man durch annehmen, dafs am 10. Pyanopsion auf dem
die aus der neuen Nahrung entspringenden Vorgebirge Kolias im Demos Halimus ein Fest
neuen Lebensbedingungen die friedliche Ord- der athenischen Weiber gefeiert wui-de, an das
nung der Besitzverhältnisse begründete, s. sich die avoSog in die Stadt am 11. anschlofs.
Isoer. Panegyr. 28; Gornut. a. a. 0.; Serv. ad Der folgende (12.) Tag wird (isar] oder auch
Verg. a. a. 0.; Schol. Giern. AI. 2, 19; Porphyr. NrjarBi'a genannt und als Schlufs folgt am 13.
de übst. 2, 12; Schol. Luc. Dial. mer. 2, 1 im das Kulliytvsia genannte Fest. Durch die
Rh. Mus. 25 S. 549; vgl. besonders Preller, D. u, Bezeichnung fisarj für den vorletzten Tag wer-
P. S. 350 f.; K. F. Hermann, Priv.-Alt.'^ S. 100. den wir auf ein dreitägiges zu Grunde liegen-
— Schliefslich galt Demeter als Begründerin 20 des Fest geführt, wie es u. a. auch von Abdera
der Civilisation überhaupt, der die Menschen und aus Lakonien bezeugt ist. Aus der Pro-
sogar erst den aufrechten Gang verdankten, Zession nach Halimus geht aber deutlich her-
Schol. Pind. Ol. 9, 150; Etym. M. 743, 25. vor, dafs dieses Fest erst durch ein Kompro-
Die weitverbreiteten Feste der Demeter mifs d.h. die Zusammenlegungeines städtischen
Thesmophoros haben ihren Charakter am rein- und eines Demenfestes entstanden ist. Die
sten bewahrt, und nur durch sie sind wir alte städtische Feier wird nur dreitägig ge-
auch im stände, die Grundbedeutung ihres wesen sein, und ihr Mitteltag wird die Be-
Wesens festzustellen. Allgemein sind die Thes- Zeichnung ^iari im Volksmunde nicht nur in
mophorien ein Weiberfest; nach Aristoph. der ältesten Zeit geführt, sondern auch dann
Eccl. 223 gehört die Thesmophorienfeier zu 30 noch beibehalten haben, als dieses Fest um
den althergebrachten Weiberbeschäftigungen einen Tag, den 10. des Monates, vermehrt wurde,
wie „kochen, backen und ehebrechen". Mit Nach Oviä. Met. 10, 434, der höchst wahr-
weicher Gefahr für einen Mann die Belauschung scheinlich die attische Feier oder eine dieser
dieses Weiberfestes verbunden war, zeigen am nachgebildete im Auge hat, bereiten sich die
drastischsten die Thesmophoriazusen des Aristo- Frauen durch neuntägige Enthaltsamkeit, d. h.
phanes; vgl. auch die Geschichte des Battos von vom 1. bis zum 9. Pyanopsion, auf das Fest
Kyrene, derwegen seiner Neugier von den Thes- vor. Als antiorektisch dienen ihnen hierzu
mophoriazusen entmannt wurde, Suidas s. vv. verschiedene Pflanzen; P7m. i?. iV. 24, 59 nennt
&8a jiocpö Qog und acpäyiTQicci. Dafs diese Beschrän- Keuschlamm, vitex, einen der Weide ähnliehen
kung auf die Weiber aber nicht nur athenisch, 40 Baum, d. h. griechisch ayvo?, Ael. Nat. an. 9,26;
sondern eine allgemein übliche Besonderheit des v.6vv^a nach Schol. Theoer. 4, 25 und Schol. Nie.
Festes war, in Boiotien wie in der Peloponnes, in Ther. 70; v.vfcoQov nach Hesych. s v. — Am Ver-
den östlichen Kolonieen ebenso wie in den uörd- abende des 10. Tages — Schol. Ar. Thesm. 834
liehen und westlichen wird durch eine grofse sagt am 9. — begann das eigentliche Fest mit
Anzahl von Zeugnissen aller Zeiten bestätigt; den Stenia, in welchen Scherz- und Schmäh-
vgl. Hdt. 6, 16; Xen. Hellen. 5, 2, 29; Cic. in reden ein wesentliches Element bildeten, J^Jm&mü.
Verr. 4, 99; 5, 187; Parthen. Erot. 8; Plut. bei Phot. s. v. ZtrivLcc; Hesych. Suid. s. v. Die
Salon. 8. Quaest. graec. 31. de Is. et Os. 69; Weiber begeben sich noch während der Nacht
Paus. 1, 43, 2; 4, 17, 1; 8, 31, 8. 36, 6; Diog. in den Demos Halimus, wo auf dem Vorge-
Laert. 9, 43; Epiphan. 1, 1092 =*; Athen. 2, 46^; 50 birge Kolias (Hesych. s. v. Kcohäg) ein Jrj^rjTQog
Ps.-Plat. Epist. 7, 94. — Aus dieser Beschrän- isgov TzoXvazvXov lag. Die Feier daselbst fand
kung geht aber auch am klarsten hervor, dafs am 10. statt, Schol. Ar. Thesm. 80; Phot. s. v,
das Fest nicht, wie man früher annahm, der d-safiocpogicov rifisgai,, welcher diesen Tag als
Gesetzgeberin im allgemeinen, nicht der ffCftoqpopta schlechthin oder auch als Q-sßfio-
Schöpferin und Hüterin der bürgerlichen Ord- cpogia bezeichnet; vgl. Bohde im Rhein. Mus.
nung gegolten haben kann, sondern nur der 25 S. 551; Robert im Hermes 20 S. 374. über
Wahrerin der Weiberrechte im Staate, d. h. der die Details ist naturgemäfs nur sehr wenig
Göttin der gesetzlichen Ehe. Am meisten bekannt; dafs auch Reigentänze dazu gehörten,
wissen wir von der attischen Feier, während behauptet P/wi. äoZ. 8; vgl. Po^yöew. »SYrai. 1, 20.
nur vereinzelte Notizen uns ähnliche Bräuche 60 Als Halimusische Mysterien wird das Fest von
oder auch Abweichungen von anderen Kult- Glem. AI. Protr. 2, 34 und Arnob. 5, 2 bezeich-
stätten berichten. net; ob aber eine wirkliche Einweihung zur
Die Jahreszeit war die der Wintersaat, der Zulassung erforderlich war, oder die Bezeich-
Monat Pyanopsion, Plut. vit. Dem. 30; de Is. nung Mysterien nur vom männlichen Stand-
et Os. 69. Der Monatstag des Hauptfestes und punkte aus gewählt ist (Hdt. 2, 171; vgl. Plut.
vorletzten Festtages Nricrsia, an dem auch frgm. ine. 84, Dübner), steht dahin; unbedingt
die aristophanische Komödie spielt, wird von sicher ist eine formelle Weibe nur für Smyrna
Plut. Vit. Bern. 30 unrichtig als der 16. be- bezeugt, G. I. G. 3194, und die dortige Thesmo-
1333 Kora u. Demeter (Unterweltgött.) Kora u. Demeter (Unterweltgött.) 1334
phoros scheint bereits Züge der Kybele in sich dem finsteren Hades. Die doppelte Funktion der
aufgenommen zu haben. — Der ll.Pyanopsion, chthonischen Gottheiten — ,,den Lebenden seg-
der erste Tag des städtischen Festes, heifst nensieden Anbau des Ackers, die Zucht der Feld-
avoSog (Scliol. Ar. Tliesm. 80; Phot. a. a. 0.; fruchte und nehmen die Seelen der Toten auf in
Hesych. s. v. ävoSog; Älciphr. Epist. 3,39) ent- ihre Tiefe", Bohde, Psyche S. 191 (s. auch be-
weder nach dem Zuge der Weiber von Halimus sonders K. 0. Müller in Ersch u. Gruber, Allg.
in die Stadt oder von der Prozession nach Encyld. 1,33 S. 292 ff.) — haftete ursprünglich
dem auf der Pnyx belegenen Thesmophorion; nur an Demeter und Zeus Chthonios, während
8. oben Sp. 1292. Stengel, Kultusaltert. S. 159 noch Persephone und Hades einseitig als die
nimmt an, dafs an diesem Tage das von Isaios lO furchtbaren lebensfeindlichen Herrscher des
3, 80 erwähnte Festmahl stattfand, welches Totenreiches galten. Es kreuzten sich also
wohlhabende Ehemänner den feiernden Weibern hier zwei verschiedene Auffassungen der Unter-
zu geben verpflichtet waren. — Der folgende weit; nach der einen wurden die Toten von
12. ist die bei Aristophanes geschilderte Miarj den freundlichen Spendern des Erdensegens
oder NrjazsLa. Dieser Tag wurde als Fasttag aufgenommen, nach der anderen versanken
begangen, Ar. Av. 1518; Plut. Dem. 30 (wo sie in trost- und lichtlose Nacht. Man setzte
fälschlich der 16. genannt ist); Plut. de Is. et nunmehr die beiden Unterweltgöttinnen in das
Os. 69; ScJiol. Ar. Thesm. 80; Phot. a. a. 0.; Verhältnis von Mutter und Tochter, während
Alciphr. a. a. 0. — Dafs der Koraraub wirklich in wahrscheinlich älterer Genealogie Persephone
mimisch bei dieser Gelegenheit aufgeführt 20 eine Tochter der Styx, Apollod. 1, 3, 1, oder
wurde, sagt Clem. AI. Protr. 2, 17, und nach als Daeira (s. d.) eine Schwester derselben
der Analogie von Megara {Paus. 1, 43, 2) ist es hiefs (vgl. Preller, Dem. u.Pers. S. 7 ff), und ent-
anch für Attika sehr wahrscheinlich, s. Pohdc, wickelte daraus, indem man die Funktion als
Hermes 21 S. 125. — Auf diesen Tag ist auch Totenbeherrscherin fast ausschliefslich auf die
die Versenkung von Schweinen durch einen Tochter beschränkte, den Mythus vom Koraraube.
Erdspalt in einen unterirdischen Raum {y^^ya- Demeter trat in dieser Beziehung immer
Qov) zu legen, die nach Chm. AI. a. a. 0. an mehr zurück. Es ist ein gelehrter, aber ver-
die Versenkung der Schweine des Eubuleus einzelter Einfall des Dioscurides , wenn er
erinnern sollte; die Reste der verwesten Tiere An'h. graec. 1,499 statt des üblichen iv"Aidov
wurden später von den axrA^rptat wieder herauf- 30 einmal iv /Jrjovg sagt. In Athen nannte man
geholt und sollten der Saat Fruchtbarkeit ver- die Toten zJrjurjZQEioi. nach Plut. de fac. in
leihen, Schol. Luc. dial. mer. 2, 1 {Bhein. 3Ius. orh. hin. 25. In Sparta bildete ein Opfer an
25 S. 549). Auch wurden aus Teig hergestellte Demeter den Abschlufs der zwölftägigen Trauer-
HifiTjfiuTCi dganovrcov ■nccl avSgav o%rjiiäxcov zeit, Plut. Lyc. 27. — Ein nach Rom über-
versenkt. — Von dem letzten Tage endlich tragener attischer Brauch war es, nach der
wissen wir nur, dafs er KaXliyivsia hiefs, s. Beerdigung das zugeschüttete Grab mit Korn
ob. Sp. 926; die Tänze, welche aufser anderen zu besäen, Cic. de leg. 2, 63. Dafs die in
noch zuletzt Stengel a. a. 0. an ihm nach Poll. Rom der Ceres dargebrachten porca praeci-
On. 4, 100 stattfinden läfst, sind weder für danea und praesentanea (?), Gellius, Noct. Att.
diesen Tag, noch überhaupt für die Thesmo- 40 4, 6. Festus ]). 213. 330 (Theivrewli) der Unter-
phorien bezeugt. Aus dem Namen folgt nur, weltgöttin galten, hat Preller, D. u. P. S. 200
dafs es sich um die Erzeugung einer guten richtig erkannt, s. Bd, 1 Sp. 864 ff. Als
Nachkommenschaft handelte, und aus diesem Scbützerin des Grabes finden wir Demeter
Grunde mag an ihm auch das ^»jjin'o: {Hesych. neben Kora und den chthonischen Göttern
s. V.) genannte Opfer, vtiIq zwv yivofisvav, (C. I. G. 26), und ein anderes Mal neben Plu-
stattgefunden haben; so wird auch Persephone ton, Persephone, den Erinyen und den übrigen
C. I. G. 2388 angerufen: unterirdischen Göttern (C. I. G. 916). Die In-
Ua&i näai ^äv-aiQu nolvUiarrj da noXrji schrift ist durch die bildliche Darstellung er-
■aovQccig kccI yiovqoig toig kuI enBaaofiEvotg. &etzt am Denkmale der Haterier, Benndorf-
Von Euboia hebt Plut. Qu. gr. 31 besonders ^o /Sc/wne, Lateran nr. 359; s. Sp. 1341. Als
hervor, dafs die KaUiyhsia hier nicht an- Unterweitgöttin führt Demeter — die Genossin
gerufen wurde ^^^ Zeus Chthonios, Hes. op. et d. 465 — den
Die neuere Litteratur über das Thesmo- Beinamen Chthonia besonders in den Kulten
phorienfest s. bei Stengel a. a. 0. S. 158f. von Sparta {Paus. 3, 14, 5) und Hermione (s. ob.
Sp.l295); auch Chamyne, ihr Beiname inOlym-
F. Demeter und Persephone als Göttinnen der pja, gehört hierher. Ein Relief aus Gythion,
Unterwelt. auf welchem Demeter und Persephone im Typus
Die Unterwelt ist das Gebiet, auf welchem des eleusinischen Kultbildes dargestellt sind,
sich die Annäherung und Verbindung der beiden giebt ihnen den Kerberos bei. — Oft ist De-
Göttinnen, der Erd- und der Mondgöttin, voll- (lo meter mit Unterweltgöttern im Kulte gepaart,
zogen hat. Demeter verkörperte die im Erd- so mit Zeus Buleus oder Eubuleus, Tropho-
inneren wohnende Triebkraft, und so wurde nios, mit Hades, Hermes und dem ursprünglich
ihr Sitz dem Totenreiche benachbart gedacht. gleichfalls chthonischen Asklepios; man ver-
In ihr erscheint dieselbe Wesensseite der chtho- gleiche die Kulte von Lebadeia, Eleusis,
nischen Götter, welche sich in dem Namen des Korinth, Hermione, Epidauros, Lako-
UnterweltgottesPluton ausspricht, während Per- nien, Pylos, Kleitor, Mykonos, Amor-
sephone, die Mondgöttin, auf die düstere Seite des gos, Knidos, Athymbra u. a. m. — Auch
Totenreiches, die ewige Nacht, hinweist gleich unter den Kultgebräuchen zu Ehren Demeters
1335 Kora ii. Demeter (Unterweltgöttin) Kora u. Demeter (Unterweltgöttin) 1336
finden sich so manche, die auf die chthonischen Die Herrscliaft über die Toten war und
Beziehungen hinweisen. Vorzüglich wurde die blieb in der Volksvorstellung die Hauptfunk-
Göttin an Stätten verehrt, wo ein Eingang in tion Persephones; besonders charakteristisch
die Unterwelt gedacht wurde, so in Eleusis, wird sie von römischen Dichtern bezeichnet als
Tainaron, Pheneos und zu Syrakus ander Inno inferna, Verg. Äen. 6, 138. Stat. Silv.
Quelle Kyane. Die Benutzung unterirdischer 2, 1, 147. CLL. 10,7576; als luno Averna,
Räume (fif'ya^a) an ihren Festen, wie wir sie Ov. Met. 14, 114. Sil. Ltal. 13, 601, oder als
aus Potniai in Boiotien, aus Lykosura luno Stygia, Stat. Theb. 4, 526; in einer ähn-
ütid von dem athenischen Thesmophorienfeste liehen Übertragung heifst sie Ceres inferna,
kennen, läfst ebenfalls die Unterweltgöttin in lo Stat. Theb. 5, 156, und Ceres profunda,
Demeter erkennen. ebda. 4, 460. — Der Tod des Menschen wird
Schärfer ausgebildet, besonders auch durch als Persephones Werk angesehen, Anth. Gr.
den Mythus, sind diese Beziehungen bei Perse- 2, 124 (Antip. Thessal.). Verg. Äen. 4, 698.
phone, bei welcher aber wiederum der Grund- Stat. Silv. a. a. 0.; yiaxcc -nBlfvaiv dsanoivris
begriff, aus dem sich jene entwickelt hatten, steigen die Menschen zum Orcus hinab, G. L. G.
vollständig verblafste. Abgesehen vom Namen 6657. 6653. 6685. Als Geleiter der abgeschie-
zeigt Persephoue nur noch wenig Spuren der denen Seelen ist Hermes der Bote der Perse-
Mondgöttin; hei Epicharmi^eiVarro del.l.b,&?)) phone in dem Epigramme b. Kaibel, Lnscr. gr.
führte sieden Beinamen Selene. Jü a,ch Aristocles Sic. et Lt. 769. IIccqcc ^sgascpövriv = in der
(heiPorph. V. Pyth.il, vgl. CJem. AI. Strom. 5,51) 20 Unterwelt, Anth. gr. 2, 358 (Nicarch.); 3, 259.
nannte Pythagoras die Planeten „Hunde der C /. G^. 808. Ä^at&d a. a. 0. 641. Recht häufig
Persephone". Die anderen Mondgöttinnen wur- werden Grab bezw. Unterwelt als %'äXccyLoq,
den zu Schwestern der Persephone gemacht, so 8myLu, avXrj der Persephone bezeichnet, Pindar
Artemis von Aeschyl. bei Hat. 2, 156, Hekate Ol. 14, 20. Lsthm. 7, 55. Anthol. gr. 1, 145 (Si-
von Eurip. Lon 1048. Schol. Theoer. 2, 12. monides) ; 1,163 (EmpedocJesJ; 2, 313 (Lucian);
Schol. Ap. Ehud. 3, 467; vgl. Boscher, Seime 3, 291. 311. C. L. G. 800^. 1653. 2237. 2439;
S. 48; über den orphischen Synkretismus von vgl. die Wiesen, Haine, Gefilde der Persephone:
Artemis, Hekate und Persephone {Procl. in Anth. gr. 2, 2(j0 (AristodicusJ. A'ai&e? a. a. 0. 642.
Cratyl. 112. Schol. Theocr. 2, 12); vgl. Lobech, Wenn nun auch Persephone als strenge,
^^Zaop/i. S. 543ff. — Als Unterweltkönigin neben 30 finstere Schattenkönigin die Strafen in der
Hades thronend gewann Persephones Gestalt Unterwelt verhängt, so ist sie doch andrer-
wie die ihres Gatten mehr im Mythus als im seits wieder die leicht zur Milde geneigte,
Kulte Bedeutung. In der LUas und der Odyssee die sie besonders in den Erzählungen von
ist sie die furchtbare Herrscherin der Unter- Orpheus und Alkestis bewährte; siehe die
weit, die v. 509 äXaea TlBQOscpovsCaq genannt Artikel Admetos, Alkestis, Eurydike und
wird; sie verleiht dem Teiresias das Bewufst- Orpheus.
sein, X 495, i 635. Dafs sie besonders über die Von Attributen, welche Persephone in
Seelen der Weiber herrscht, betont l 386. Als dieser Bedeutung charakterisieren, ist zunächst
Erfüllerin der Verwünschungen erscheint sie des Hahnes, des den chthonischen Göttern, und
mit ihrem Gemahle und ihren Dienerinnen, den 40 darum auch dem Asklepios, heiligen Vogels
Erinyen (Bd. 1 Sp. 454 ff. 569 ff.), welche nach zu gedenken. Er wird ihr und dem Hades
o^7)/^^sc7^er Version sogar ihre und Hades' Töchter bezw. den unter dem Bilde dieses Götterpaares
sind {Orph. hymn. 29, 6; 68, 7; 69, 3. Serv. ad Verstorbenen von Adoranten dargebracht in
Verg. Aen. 1, 82); ihre Anrufung bei VerwCin- lakonischen Reliefen Athen. Mitt.2 Taf. 20. 22;
schungen bezeugt auch C. L. G. 538. — Das auf dem mehrfach erwähnten Relief von Lokroi
Gorgonenhaupt hütet sie, l 634. Epizephyrioi hält Persephone ihn als Attribut
Schon frühzeitig wird aber die Gestalt der in der r. Hand, ebenso in einer von dort stam-
Persephone, wie auch die des Hades (s. Bd. 1 menden Darstellung des Koraraubes, Archäol.
Sp. 1785fE".), durch die Ankiodung an Demeter Zeit. 1870 S. 77, und in einigen anderen grofs-
gemildert. Auch in Darstellungen, in welchen 50 griechischen Reliefen, s. Baethgen, De vi ac
sie uns als Unterweltkönigin entgegentritt, signif. galli S. 19 ff. Den eleusinischen Mysten
wird durch das Attribut der Ähren schon in war der Genufs seines Fleisches verboten. Por-
archaischer Zeit die segensreiche Funktion der phyr. de abst. 4, 29. — Unter den Pflanzen
chthonischen Götter angedeutet, so auf dem ist der Asphodelos der Persephone heilig,
Terrakottarelief von Lokroi Epizephyrioi, das mit welchem die Rhodier ihr und der Artemis
sie neben Hades thronend zeigt (s. Bd. 1 (Hekate?) Bild bekränzten, Suidas s. v. aacpo-
Sp. 1797), und auf schwarzfigurigen Vasen- delug. Die Cypresse, der noch heute belieb-
bildern mit der Bestrafung des Sisyphos teste Gräberschmuck, wird als ihr Baum be-
{Gerhard, A. V. B. Taf. 40, s. unten Sp. 1343) zeichnet von Serv. Verg. Aen. 3, 681; der
und dem Kerberosabenteuer des Herakles, Gar- 60 Zusatz des Interpolators „propter luctum mo-
giulo, Coli, of the Not. Mus. 3 Taf. 30; auch rentium" trifft jedenfalls das Richtige, vgl.
ein rotfig. Vasenbild des Museo Faina, dem Bötticher, Baumhultus S. 486 ff.
letztgenannten sehr ähnlich, ist hier zu er- Die mannigfachen Beinamen, mit welchen
wähnen. Dafs diese Milderung besonders die griechischen Dichter die Gestalt der Unter-
durch den Kult von Eleusis ausgebildet wurde, weltkönigin ausstatteten, sind gesammelt von
ist höchst wahrscheinlich; doch ist diese Vor- Bruchmann, Epitheta deorum S. 190 ff.
Stellung, wie das Beispiel von Lokroi beweist, Besonders wurden die Beziehungen beider
auch unabhängig von diesem nachweisbar Göttinnen zur Unterwelt in den Mysterien-
1337 Kora U.Demeter (Eleusiniau.Eleusinien) Korau. Demeter (Eleusiniau.Eleusinien) 1338
kulten und -lehren hervorgehoben; s. darüber In Eleusis finden -wir die naysteriöse Form
weiteres im Artikel Mysterien. dieses Kultes am stärksten ausgeprägt. Auch
in der Peloponnes hatte der Demeterkult diese
G. Demeter-Eleusmia und Eleusinien. Form annehmen müssen, und hier wie dort ist
Noch K. 0. Müller, Eleusinien bei Ersch der Ausgangspunkt hiervon darin zu suchen,
u. Gniher , Ällg. Encylcl. 1, 33 S. 269 und dafs die Demeterreligion die des unterdrückten
Welcker, Gr. Götterl. 2 S. 511 glaubten an die Volksstammes war. Der später eintretende Ver-
alte Etymologie, nach welcher Eleusis seinen fall der siegreichen, eingeführten Religion hatte
Namen von der Ankunft der Demeter an diesem zur Folge, dafs man sich wieder in einem meta-
Orte erhalten haben sollte {Aristid. Panath. lo physischen Bedürfnisse nach anderen Göttern
p. 267. Etym. 31. 329, 35; Etijm. Gud. p 181; sehnte, und so nahm man seine Zuflucht zu den
vgl. auch die lokalpatriotische Erklärung von den Vorfahren geknechteten. Die Heimlich-
Diod. 5, 69 (XTib zov wap' ttegcov tX^iiv xb keit, mit welcher sich die alte Religion in den
Gnigticc ■Ko^iad'sv). — Weit näher kommt dem Jahren der Unterdrückung notgediungen hatte
Richtigen wohl eine zweite von K. 0. Müller umgeben müssen, all die Abschliefsungs- und
a. a. Ü. aufgestellte Hypothese, dafs Eleusis Vorsichtsmafsregeln gab man aber auch jetzt
in Zusammenhang^ mit 'HXvclov, fvrjXvairj, nicht auf, sondern behielt sie als religiöse Formel
EUet'&via stehe. Über die Bedeutung dieses bei, ein Beweis, wie allmählich nur diese Religion
Aj^pellativurns an sich wage ich keine Ver- Fortschritte machte. Der Inhalt dieser Reli-
mutung. Der Name Eleusinia für die Göttin 20 gion, den sie natürlich auch erst nach und
ist aber schwerlich von der Stadt abzuleiten, nach gewann, spricht gleichfalls dafür, dafs
vielmehr scheint das Verhältnis von "Elsvotg es eine Religion der Unterdrückten war (s.
zn 'EXtvaivLcc ein gleiches wie das yon'Ad'^vai den Artikel Mysterien). Charakteristisch
zu 'A&r'jvr) [vgl. IStudniczka, Kyrene S. 143 f.: hierfür ist, dafs man sich in Kreta der ÖfFent-
„auch die Griechen gaben ihren Städten oft lichkeit der eleusinischen Lehre rühmte,
einfach den Namen ihrer Schutzgötter." Eleusis ist erst mit Athen vereint worden,
Röscher.] Man hat nun lange Zeit hindurch als der Mysteriendienst schon in verhältnis-
die an vielen Orten vorkommenden Kulte der mäfsig hoher Blüte stand. Das vornehmste
Demeter Eleusinia für Filialen des attischen Geschlecht, die Eumolpiden, versah das oberste
Eleusis gehalten. Wenn auch derartige Filia- 30 Priesteramt. Doch auch der Volksstamm, dem
len durch das späterhin immer mehr wachsende dieses angehörte, ist nicht als der ursprüng-
Ansehen dieses Kultes entstanden, wie in liehe Träger dieses Gottesdienstes anzusehen,
Alexandreia, Arsinoe, Neapolis, und sondern der vor ihnen in diesem Lande an-
auch Bräuche von Eleusis auf ältere Demeter- sässige, der von ihnen unterdrückt zu dieser
kulte infolge der politischen und geistigen Form hatte greifen müssen.
Hegemonie Athens aufgepfropft wurden, wie Das allgemeine Ansehen des eleusinischen
in Megara, Phlius, Pheneos, Lerna, so Dienstes, der aber durchaus nicht einseitiger
ist doch die peloponnesische Eleusinia uralt; Mysterienkult war, sondern u.a. auch gymnische,
sie ist die vor der dorischen Wanderung in hippische und musische Wettkämpfe — nach
der Peloponnes verehrte Demeter, deren Kulte 40 Aristid. Panath. 182. 329; Eleus. 450 sogar die
von den Dorern nach Hdt. 2, 176 unterdrückt ältesten — enthielt {Pind. Ol. 9, 150; 12, 157
wurden, deren eine Funktion die Thesmophoros Istlim. 1, 81. Marm. Par. 30. C. J. j.. 1, 332;
darstellte. Toep/fer {Alt. Geneal. S. 221) er- 2, 402. 444. 446. 465. 467. 469. 470. 471. 479.
kennt unbestreitbar richtig die Identität der 481. 482; 'E(prjf.t. ägxcaoX. 1883 Taf. 11; Bull.
Demeter Achaia (z. B. Plut. Is. et Os. 69; de corr. hell. 5 S. 231; (vgl. Mommsen, Reortol.
C. I. A. 3, 373), der alten grofsen Stammes- S. 231. 264ff. ; Beisch, De mus. Gr. cert. S. 55;
göttin der Achäer, mit der an verschiedenen Nehe, Demyst. Elnis.temp.T)'\ss.^'ä\.S S. 79ff. ;
Orten der Peloponnes, besonders Lakoniens, Crusius, Myth. Beitr. S. 16; Stengel, SaJcralalt.
unter dem Namen EiXit'&via (Paus. 3, 14,6, S. 125) mit Gerste als Siegespreis (J.mij(?. jEZcms.
'EXsv&ici Ath. Mitt. 1, 162, 'EXcv&co, Hesych. 50 450; Schol. Pind. Ol. 9, 150), war zur Zeit der
8. V., 'EXivaia, Lebas-Foucart 162, Demeter Schlacht von Salamis schon ein recht bedeu-
Eleusinia, Paus. 3, 20, 1; 8, 15, 1; 25, 2), ver- tendes; vgl. Hdt. 8, 65. Kurz vorher jedoch
ehrten Göttin, der in Lakonien ein aymv hatte noch Kleomenes rücksichtslos die heiligen
•O'vafAfxo's mit Namen 'EZjvctVto: gefeiert wurde, Bezirke der Göttinnen verwüstet, Hdt. 6, 75;
Hesych. s. v. Einen hippischen Sieg in den Schol. Ar. Lys. 273. Erst mit dem Steigen der
'EXsvvviu erwähnt die archaische Inschrift des athenischenMachtgewann auch der eleusinische
Damonon, Bohl, Inscr. gr. ant. 79; Ath. Mitt. Kult an Glanz und Ansehen; über das Eleu-
2 S. 318; Wide, Lakon. Kulte S. 174. 198. sinion in der Stadt s. oben Sp. 1292.
Wie bei diesen alten peloponuesischen Kulten Eleusinischen Kult in Attika kennen wir
jede Abhängigkeit von dem attischen Eleusis 60 ferner aus der Vorstadt Agrai, in welcher
ausgeschlossen ist, so muls man das gleiche späterhin die kleinen Mysterien als eine Art
für den Eleusiuiakult von Pia taeae annehmen, Vorbereitung auf die grofsen gefeiert wurden,
ebenso für den von Kreta und Thera mit s. besonders Plut. Dem. 26; Schol. Ar. Plut.
ihren Monaten Elensinios und den der olunti- 845. Wenn auch später die Figuren der Kora
sehen Eleusinia. Auch die Kulte von Ephe- und des Dionysos mehr hervortreten {Steph.
SOS und Mykale reichen in zu hohe Zeit hinauf, Byz. s. v. "Aygcc), so zeigen doch die Weihungs-
als dafs man etwa einen Einflufs des attischen legenden von Herakles, den Dioskuren und
Eleusis annehmen könnte. Asklepios — auch die Weihung des letztge-
1339 Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) 1340
nanntengehörtnachAgraiundnichtnacbEleusis, des Gymn. von Plön 1871) S. 35ff. weist über-
sowie der Epidaurientag, Phüostr. Vit. Apoll. zeugend nach, dafs hier die Vorstellung von
4, 18. Paus. 2, 26, 8 sicherlich in die kleinen der Göttin selbst zu der Tradition von dem
Mysterien fiel — dafs ursprünglich diese an dem Bilde geführt hat, das thatsächlich niemals
Kulte in Agrai Anteil hatten; Xen. Hell. 6, 3, 6; existierte. Es liegt diesem fingierten Bilde aber
Diod. 4, 14. 25; Ariatid. Eleus. 417; Tzetz. auch keine reine Demetervorstellung zu Grunde,
ad Lyc. 1327; Schal. Ar. Flut. 845. 1013. sondern eine solche von der Gorgo - Erinys,
Ran. 501; C. I. A. 3, 900; über Herakles vgl. die erst spät durch Demeter aus dem dortigen
besonders Dettmer, De Hercule Att. S. 65 fl^. Mythus verdrängt wurde; eine merkwürdige
Wahrscheinlich handelte es sich hier aber ur- lo Übereinstimmung in den charakteristischsten
sprünglich um den idäischen Daktylen Herakles Teilen zeigt das späte unteritalische Vasen-
wie in Mykalessos und Megalopolis (P«t(s. 8, bild Mus. Borh. 13 Taf. 59, während die phi-
31, 1), dessen chthonisch-mystischer Charakter galische Gemme bei OverbecJc, Gr. Kunstmyth.
am besten durch Diod. 5, 64 belegt wird; vgl. 3 S. 683, 3 (danach Milchhöfer , Anf. d. Kunst in
Strube, BilderJcr. v. Eleus. S. 51. Der Zu- Griech. S. 55 Fig. 44^*) höchst unpassender-
sammenhang der Diöskuren mit Demeter und weise von Gurlitt, Pausanias S. 177 hierher
Kora hat seine vorzüglichste Analogie im bezogen wurde. — Auch das Bild des Onatas,
Kulte von Samothrake, während ihre Ver- welches später das alte Xoanon ersetzt haben
bindung mit Asklepios uns in Hermione, Epi- soll, fristet ein prekäi'es Dasein. Pausanias,
dauros und im athenischen Asklepieion be- 20 der von ihm gehört hatte, sah es nicht mehr,
gegnet war, so dafs sich auch der Kult von Agrai und auch in der Tradition wufste man nur
als durchaus gleichartig mit den anderen — wenig von ihm; nur einer der ältesten Leute
mittelbar oder unmittelbar — in höheres Alter hatte einmal gehört, dafs ungefähr 100 Jahre
hinaufreichenden Demeterkulten erweist. Über vor seiner Zeit die Decke eingefallen wäre
die Lehren nnd die Bräuche des Mysterien- und das Bild begraben haben mochte. Wie
kultes s. den Artikel Mysterien. es ausgesehen, ist aber absolut nicht zu mut-
„ r^ , ,T, 1 -jTri mafsen; vgl. Petersen a. a. 0. und de Cerere
H. Demeter und Persephone m der Kunst. PhUjal, wo er S. 1 die ältere Litteratur giebt;
1. Archaische Zeit. Overbeck, Plastik'' 1 S. 114. Deväelhe, Kunstm.
Es ist mit unserem Materiale nicht mög- 30 3,2 S. 409ff. ; 683 f. Mannhardt,Mytliol. Forsch.
lieh, sich eine auch nur einigermafsen voll- S. 249. Kalkmann , Pausanias S. 19 f. Gurlitt,
ständige Vorstellung von der historischen Ent- Pausanias S. 176 f. — Wenn es von anderen
Wickelung dieser Göttertypen bis zur Blütezeit auch nicht ausdrücklich hervorgehoben wird,
der attischen Kunst zu konstruieren. Denn dafs es Sitzbilder gewesen seien, wird es
abgesehen von seiner Spärlichkeit ist dieses gleichwohl, der Natur der Erdgöttinnen ent-
Material auch so heterogen, dafs die einzelnen sprechend, für die alten Bilder von Mutter
kleineren Denkmälergruppen durchaus in keinen und Tochter im Heiligtume der D. Chamyne
Zusammenhang zu bringen sind. Die Unter- zu Olympia (Paus. 6, 21, 1) und höchstwahr-
drückung des vordorischeu Demeterdienstes an scheinlich auch für die drei chthonischen Gott-
fast allen Orten der Peloponnes, abgesehen 40 heiten im Tempel der D. Mysia bei Argos an-
von dem in seinen Kulten wenig Prunk ent- genommen werden müssen, Paus. 2, 18, 3. —
faltenden Arkadien, sowie die durch den ho- Ein Standbild hingegen war wenigstens höchst
merischen Einflufs bewirkte Degradierung der wahrscheinlich das eherne Kultbild der De-
alten Stammesgottheit zur Schützerin des we- meter im Tempel von Enna, das Cicero Verr.
niger angesehenen Landbanes, hatten den Kult 4, 109 mit den Worten: „modica aviplitudine
auf möglichst einfache Formen beschränkt, aus ac singulari opere, cum facibus, perantiquuvi
welchen ihm eigentlich erst der Aufschwung omnium illorum quae sunt in fano multo anti-
der Mysterienkulte wieder heraushalf. Darum quissimum" beschreibt, vgl. Förster, Maub u.
überwiegen in der archaischen Kunst die Werke Bückk. d. P. S. 100. Overbeck, K.-M. S. 413.
der Thonplastik so auffallend über die der 50 685. Die Fackeln beziehen sich natürlich nicht
grofsen Kunst. Von der letzteren ist schlecht- auf die Ttlccvrj, sondern auf ihre Verwendung
weg nichts erhalten, was einigermafsen mit im Kulte. — Auch über die sonst noch nach-
Sicherheit Anspruch auf die Benennung De- weisbaren Statuen der Kora {Paus. 3, 20, 7;
meter oder Köre machen könnte. Auchdie litte- 4, 14, 2; 5, 26, 2) läfst sich nichts Näheres sagen,
rarische Tradition gewährt nur schwache Ganz altertümliche Idole einer sitzenden
Ausbeute. Archaische Sitzbilder beider Göt- Göttin auf lydischen Münzen, die an die
tinnen befanden sich zu Phlius, Paus. 2, 13, 5; Stelle eines älteren anikonischen von der Art
solche von Goldelfenbein im Heraion zu Olym- Gerhard, Akad. Abh. Taf. 59, 12 traten, erfordern
pia, Patts. 5, 17, 3. Das merkwürdigste Demeter- durch die demetreischen Attribute, Mohn und
bild, von dem wir Kunde haben, soll das alte, go Ähre oder auch Ähre allein die Benennung
schon in sehr früher Zeit untergegangene der als Demeter oder Persephone, vgl. Pinder,
Demeter Melaina zu Phigalia gewesen sein. Abhandl. der Berl. Akad. 1855 Taf. 8, 4. Over-
Pausanias (8, 42, 4), der örtliche Tradition beck, Kunstmyth. 3, Münztaf. 8, 1 — 4; sehr
wiedergiebt, schildert die Göttin danach als ähnlich sind diesen auch die Gemmenbilder
auf einem Felsenrande sitzend, mit Pferdekopf bei Gerhard, A. B. W. Taf. 308, 19. Akad. Abh.
und Mähne, und stattet sie mit einer ganzen Taf. 59, 9. 10. — Nach Eckhel , Doctr. Num.
Reihe von Tierattributen aus. Petersen, Krit. vet.3 S. 113. 117 ist der Kultverhältnisse wegen
Bemerk, zur alt. Gesch. d. griech. Kunst {Progr. der Bezeichnung Kora der Vorzug zu geben;
1341 Kora ii, Demeter (i. d. ältesten Kunst) Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) 1342
bestätigt wird dies durch eine Münze von
Aureliopolis in Lydien {Revue numism. 1884
Taf. 1, 1), wo die neben dieser Figur stehende
Frau evident Demeter ist. Die ganze Charak-
terisierung dieser Idole liegt in den Wahr-
zeichen. Unter den Abweichungen, welche die
verschiedenen Vertreter dieser Alonumenten-
klasse auszeichnen, sind die bemerkenswertesten
die auf den Kopfschmuck bezüglichen; so haben
den Schleier über den Kopf gezogen Overbeck
a. a. 0. nr. 3 und 4 und ebenso das Münzbild
von Aureliopolis; ungewifs ist es bei Overbeck
a. a. 0. nr. 2. Einen eigenartigen kalathos-
ähnlichen Kopfschmuck haben nr. 3 und 4,
während nr. 2 eine Mondsichel und das Münz-
bild von Aureliopolis ein Diadem trägt. Ein
stehendes Idol mit cerealischen Attributen findet
sich auf einer Münze des Demetrios III. von
Syrien {Overbeck a. a. 0. nr, 5, besser bei Percy
Gardner , Catal. of Greek coins. The Seleueid
kings Taf. 26, 10). In dieser gleichfalls mit
dem Schleier versehenen Figur, neben der r.
und 1. Ähren sichtbar sind, handelt es sich wohl
sicher um Demeter. Ein ähnliches Idol auf einer
Münze des Königs Antiochos Sil. bei Imhoof-
Bhimer , Monn. gr. Taf. H 15 wird von dem
Herausgeber S. 437, 121 mit Unrecht für männ-
lich und bärtig gehalten ; in der Abbildung
erscheint es weiblich und als Isis bekleidet.
In der Terracottaplastik unterschied
Demeter sich auch nicht sonderlich von den
anderen Göttinnen. Dem Fundorte nach wird
man für gewisse aus Eleusis und Sicilien stam-
mende Figuren am ersten zur Bezeichnung
Demeter geneigt sein. Die stehende eleusi-
nische Figur {Jahrbuch des archäol. Inst. 3
S. 343 Fig. 26) ist eines der primitivsten Bei-
spiele von dem Streben nach anthropomorpher
Gestaltung; der Kalathos, das Erntesymbol
als Kopfbedeckung, unterstützt hierbei wesent-
lich die Benennung Demeter; nahe verwandt
ist die in Tanagra gefundene Figur, Heuzey,
Terr. cuites du Louvre Taf. 17, 1. Einer schon
etwas vorgeschrittneren Kunstübung gehört
die gleichfalls durch den Kalathos als Demeter
wahrscheinliche Figur von Thisbe an, Jahrbuch
a. a. 0. Fig. 27. Eeuzey a. a. 0. Taf. 17, 3.
Demeter, sitzend, mit Persephone und He-
kate (beide stehend) zu ihren Seiten erkenne
ich in einer athenischen Terracotta bei Stackel-
berg, Gräber der Hellenen S. 43 = Gerhard,
Akad. Abh. Taf. 22, 1. Demeter thront und
trägt um das Haupt eine reich verzierte
Stephane, hinter welcher ein Schleier auf ihre
Schultern herabfällt, Details, welche sich bei
der zu ihrer Rechten stehenden Köre wieder-
holen, während Hekates Tracht einfacher ist.
Der Demeterfigur dieser Gruppe recht ähnlich
ist Panofka, Terrae, d. Berl. Mus. Taf. 2,
gleichfalls aus Athen stammend, doch wird
die Benennung hier weder durch die Gestal-
tung an sich, noch durch irgend welche Attri-
bute gestützt.
Die entsprechenden Figuren aus Sicilien,
Sitzbilder {Gerhard, A. B. W. Taf. 95 und in
gröfserer Anzahl bei Kekule, Die Terracotten
von Sicilien S. 17 f.), sind in ihren Beziehungen
zum Demeterdienste der Insel problematisch,
wiewohl die Benennung nicht unwahrschein-
lich ist. Das einzige Charakteristikum, welches
sie zu bieten scheinen, der Kalathos, ist aber
in Sicilien als Kopfschmuck auch für Aphro-
dite nachweisbar, vgl. Kekule a. a. 0. Taf. 2, 3.
— Auf weit sichererem Boden stehen wir da-
gegen, wenn wir die stehenden archaischen
Terracottafigürchen von Kamarina für Demeter
in Anspruch nehmen. Beispiele hierfür bei
10 Caylus, Eecueil 6 Taf. 37. Kekule a. a. 0.
S. 25ff.; Taf. 4, 1—5. Das allen diesen Figuren
20
30
40
50
1) Terracotta von Kamarina (nach Kekule, Die Terrae.
V. Sic. Taf. 4, 1).
gemeinsame Attribut ist das Opferferkel, das
sie teils aus einer Hand herunterhängen lassen,
teils mit beiden Händen vor dem Leibe halten;
ein weiteres Attribut, Mohn oder Granate, hält
60 nur Taf. 4 nr. 3. Bekleidet sind sie in_ der
Mehrzahl mit dem Chiton, dessen langer Über-
wurf bis über die Kniee hinabreicht; um den
Rücken ist bei einigen noch das Himation
geschlagen, dessen Enden über die Schultern
und Arme fallen. Den Kopfschmuck bildet
ein niedriger Kalathos, unter dem das lang
herabfallende Haar bis auf die Schultern hinab-
reicht. Keine dieser Figuren trägt den für
1343 Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) 1344
den sitzenden Typus charakteristischen Schleier.
Der Kopftypus ist TÖllig bedeutungslos. — Eine
Sonderstellung in dieser Gruppe nimmt (Abb. 1)
,-,-**""•--%.«- durch die Gewandung die Figur
*j£ nr. 1 bei KekuU n,. a. 0. Tat. 4
- jf \ ein; hier ist der Überschlag des
^ - ^l\ Chitons so kurz, dafs unter ihm
die Gürtang noch zum Vor-
scheine komnit. Hierdurch ent-
steht eine Ähnlichkeit in der
Gewandung mit einem beson-
ders wichtigen statuarischen
Typus der Demeter, der, wie
wir unten sehen werden, seine
Verbreitung, wenigstens höchst
wahrscheinlich, einem in Eleusis befindlichen
Vorbilde verdankte. — Nichts hat mit diesem
Typus die archaische kleine Figur aus Calta-
2) Münze von Me-
tapont (nach Over-
beck, K. M. 3 Münzt.
7, 7). S. Sp. 1344,5.
3) Persepiione in der Unterwelt (nach Gerhard, Auserl.
Vasenhilder Taf. 87). S. Sp. 1345, 15.
girone bei KckuU Taf. 3, 1 zu schafien, welche
in der R. einen Mohnkopf (eher als Granat-
apfel) hält und deshalb Demeter oder Perse-
phone benannt werden mufa.
Während wir — vielleicht abgesehen von
der einen Kamariner Terrakotte — das Ver-
hältnis dieser Denkmälergruppe zur grofsen
Plastik in keiner Weise bestimmen können,
gewähren uns unter den Münz typen einige
wenigstens für den Kopf einen gewissen An-
halt. Hier ist ohne Zweifel auf statuarische
Vorlage zurückgegriffen worden. Wir können
uns hier ganz auf die von Ovcrbeck auf seiner
Münztafel 7 getroffene Auswahl beschränken.
Den archaischsten Eindruck macht nr. 7, ein Di-
drachmon von Metapont (Abb. 2). Der Revers
enthält die auf Metapontiner Münzen so häufige
Ähre, während die neben dem Kopfe sichtbare
Fackel mit Querhölzern für diesen die Be-
10 Zeichnung Demeter sichert. Das metapontische
Kultbild der Göttin wird, wie die meisten
litterarisch übei'lieferten Demeterbilder, ein
Sitzbild gewesen sein; wenigstens spricht der
Schleier auf der Münze dafür, da dieser für
den sitzenden Typus besonders charakteristisch
ist. Die Ähren im Haare, auf den übrigen
Münzbildern fast ausnahmslos vorhanden, fehlen
hier. Die Haartracht — eine Lockenumrahmung
der Stirn — unterscheidet diesen Kopf beson-
ders von allen anderen, bei denen das Haar
nach hinten zurückgestrichen ist. Die nächst-
älteste Münze ist wohl die von Faros (a. a. 0.
nr. 1); sie zeigt schon die Haartracht, wie
sie von nun an für den Schleiertypus charak-
teristisch wn-d, und schliefst aufserdem noch
durch den Ährenkranz jeden Zweifel an der
Benennung aus. Besondere typische Merk-
male sind in der Gesichtsbildung nicht enthalten ;
es sind Köpfe, welche bei anderen Attributen,
wie die meisten weiblichen Köpfe der archaischen
Zeit, auch jede andere Benennung zulassen wür-
den. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die chro-
nologische Reihenfolge der Overbeckschen Typen
1—12 fixieren, wobei nur auf das Alter des
Typus, nicht auf die zufällige Prägungszeit
der Münze Rücksicht genommen wird. Sie
ist: 7, 1, 6, 3, 2, 11, 9, 10, 12, 5. Nr. 4 und
nr. 8 sind so schlechte Stempel, dafs sie eine
derartige Bestimmung nicht zulassen und
auch für die Geschichte des Typus unwesent-
lich sind.
Die seh warzfigurige Vasenmalerei
ist zu keiner anderen Charakterisierung der
Göttinnen als zu der ganz äufserlichen durch
Beischriften oder redende Attribute gelangt. Die
Demeter der Fran9oisvase (beste Publikation
Wien. Vorl.-Bl. 1888 Taf. 3), durch Beischrift
kenntlich, schreitet neben Hestia und Chariklo,
nur durchdas ganz bedeutungsloseGewandmuster
von ihnen unterschieden. Ihr entspricht genau
die inschriftlich bezeichnete Demeter in dem
Vasenbilde des Sophilos, Athen. Mitt. 14
Taf. 1. Bei der Äussendung des Triptole-
mos erscheint mir die Anwesenheit der
beiden Göttinnen gesichert nur auf dem sf.
Vasenbilde, 3Ius. Gregor. 2, 40, 2 = Ocer-
heck, Kirnst- Myth. Atlas Taf. 15, 6, und auf
der unpublicierten Vase in München nr. 543.
Im ersteren Bilde sind beide Göttinnen äufaer-
üo lieh einander vollkommen gleich; sie tragen
das Scepter, sind schleierlos, und nur durch
eine Blume ist die Figur 1. vor der anderen
ausgezeichnet. — Demeter, nur durch die Bei-
schrift kenntlich, ist auf einer Hydria der ehe-
mals Feolischen Sammlung in Würzburg {Ger-
hard, A. V. B. 1 Taf. 40 = El. ceram. 3, 41)
im Begriffe auf einen Wagen zu steigen, neben
welchem Apollon und eine mit dem Diadem
1345 Kora u. Demeter (i. d. ältesten Kunst) Kora u. Demeter (i. cl. Kunst d. Blütez.) 134G
geschmückte weibliche Figur stehen; dem schieden jugendlich; die Anthologie wird
Wagen vorauf schreiten Hermes und eine in der hier durch den Blumenkranz im Haare ange-
Tracht der Demeter gleiche weibliche Figur. deutet.
Vermutungen über die Bedeutung des Bildes Aufserhalb Lokroi kommt der Raub selbst
s. bei Freiler, Griccli. Myth.^ S. 597. Strube, in dieser Periode nur auf einer streng rot-
Bilderkreis von Eleuns S. 63. figurigen Amphora aus Nola vor (Museo Na-
Von Demeter getrennt ist Per sephone als zionale nr. 3091; abgeb. bei Förster, Baut
Unterweltgöttin öfter dargestellt worden. und Rückkehr der Perseph. Taf. 2. Overheck
Doch hat die archaische Kunst hierbei auch das a.a.O. Taf. 18, 11). Hier ist das typische
Verhältnis zur Mutter insofern betont, als sie ihr 10 Schema der Liebesverfolgnng wie z. B. bei
das Ährenattribut in die Hände gab. So sitzt Poseidon und Amymone beibehalten, und nur
sie, allein durch dieses Symbol kenntlich, ohne durch Scepter und Füllhorn als Plutons At-
jeden königlichen Schmuck Hades gegenüber tribute ist die individuelle Benennung der
bei der Bestrafung des Sisyphos in einem Figuren ermöglicht. — Schliefslich fällt in
schwarzfigurigen Bilde, G^e?7iar(/,^ttse>/!.Fase/;&. den Kreis des Koraraubes eine archaische
Taf. 87 = Wiener Vorl.-BI. Ser. E Taf. 6, G. Silbermünze von Enna, welche die fackel-
— In den sf. Darstellungen von Herakles' Hades- haltende Demeter auf einem Viergespann zeigt,
fahrt ist sie öfter anwesend, vgl. J. Schneider, s. E. S. Poole, Catalogue of the greek coins.
Der Zivölfkampf des Herakles S. 47. Thronend Sicily S. 58.
mit Diadem sitzt sie in dem Unterweltsjialaste, 20
Mus. Greg. 2, 52, 2», während sie mit dem 'I- ^^^ Denkmäler der Blüte- und der
Diadem geschmückt herbeieilt auf dem Ge- Verfallzeit der griechischen Kunst,
mälde am Halse einer sf. Hydria bei Gerhard, Für die wenigen Darstellungen der Demeter
Asucrl. Vasenh. Taf. 40. Im Unterweltpalaste und Kora von der Hand bekannter griechischer
stehend, ohne Schmuck, aber durch die Ähren Künstler fehlen uns meist die monumentalen
kenntlich finden wir sie auf der sf. Amphora Anknüpfungspunkte, so dafs wir uns von ihrer
bei Gargiulo, Collection of the Nat. Mus. 3 Gestaltung keine Vorstellung machen können.
Taf. 30 (fehlt bei Heydemann und im Museum Dies ist der Fall für die Werke des älteren
von mir nicht gefunden) und in einem ahn- und des jüngeren Praxiteles. Für die Gruppe
liehen Vasenbilde der Sammlung Faina zu 30 des ersteren, Demeter, Kora und lakchos
Orvieto. s. Paus. 1, 2, 4. Clem. AI. Protr. 62; vgl. dazu
Chthonische Beziehungen hatte eine Reihe Gott. gel. Am. 1871 S. 610 (Benndorf). Archäol.-
lakonischer Reliefe, die Milchhüfer, Athen. epigr. Mitt. a. Österr. 4 S. Iff. (Klein). Sitzungs-
Mitteil. 2 Taf. 20 ff", (vgl. Overheck, Plastik* 1 her. d. Münch. Ak. 1880 S. 435 ff'. (Brunn).
S. 128 ff.) veröffentlicht hat, wobei es voll- Overheck, K.-M. 3 S. 425 f. Plastik^ 1 S. 379.
kommen unwesentlich ist, ob das Götterpaar Kroker , Gleichnam. griech. K. S. 45 f. Die
selbst gemeint ist, oder ob die Toten unter Gruppe des jüngeren Praxiteles hat nach
ihrem Bilde heroisiert sind. Persephone thront Plin. n. h. 36, 23 zu seiner Zeit in den Servi-
neben Klymenos - Hades; mit der einen Hand lianischen Gärten zu Rom gestanden und soll
hält sie ihren Schleier, in der anderen einen 40 von Flora, Triptolemus und Ceres gebildet
Granatapfel. Eine ähnliche Darstellung bietet worden sein, wo Flora jedenfalls durch Kora
ein weit reiferes, aber immer noch archaisches zu ersetzen ist, mag nun schon Plinius^ sich
Relief von Lokroi Epizephyrioi (abgebildet geirrt haben oder mag eine verderbte Über-
Bd. 1 Sp. 1797), wo für Persephone sich ja lieferung anzunehmen sein, vgl. Overheck,
auch die Form 77ryptqpoj'[o;] wie in Sparta ge- K.-M. 3 S. 565. — Im Demetertempel von
funden hat, vgl. ob. Sp. 1287. Die Göttin thront Bura war nach Paus. 7, 25, 9 eine Marmor-
zur Rechten des Gottes, dem Beschauer näher statue der Göttin von dem Bildhauer Eukleides
als dieser, während sie in den lakonischen von Athen; der Zusatz MortrA/zJ/-; ftj^rptf'crf.j' fo-S-r;?
Reliefen stets von diesem verdeckt wurde. Sie bezieht sich aber nicht auf die selbstverständ-
trägt den Chiton, den als Schleier über den so liehe Gewandung, wie Overheck a. a. 0. S. 432
Kopf gezogenen Peplos und im Haare ein meint, sondern wohl auf einen Prunkpeplos, mit
Diadem. Während in den lakonischen Reliefen dem die Statue bei festlichen Gelegenheiten ge-
die Adoranten einen Hahn darbrachten, hält schmückt wurde. — Mehr wird man in kurzem
ihn Persephone hier in der R. und in der L. von den Werken des messenischen Künstlers
die Ähren. Ist hierdurch schon die Auffassung Damophon sagen können, der ungefähr für
der Persephone von Lokroi als Demetertochter Epameinondas dasselbe war, was Pheidias für
gewährleistet, so kommt dies auch durch da- Perikles gewesen. Bruchstücke seiner Tempel-
selbst gefundene Darstellungen vom Koraraube bilder für die Heiligtümer der Demeter und
zum Ausdrucke. In einem lokrischen Reliefe Despoina von Megalopolis {Paus. 8, 31, 2) und
hält der unbärtige Hades die durch den Hahn 60 Lykosura {Paus. 8, 37, 3) sind aufgefunden,
charakterisierte Kora umfafst und ist im Be- vgL Jtltiov Dcqxaiol. 1889 S. 161 ff'. 170. 202;
griffe sie auf den Wagen zu heben {Archäol. 1890 S. 15. 113, aber leider noch nicht bekannt
I Ztg. 1870 S. 77. Overheck, Atlas zur K.M. gemacht*), so dafs wir sie noch unberück-
Taf. 18, 17). Während in diesem Reliefe der sichtigt lassen müssen.
I Kopf der Göttin zerstört ist, bietet ihn uns „Die Aufgabe, einen stehenden Typus, ein
ein zweites desselben Fundortes {Bull. Nap. 5 Ideal festzustellen war eine andere bei der
Taf. 5, 4. Overheck a. a. 0. Taf. 18, 16); Kora Hera, Athena, Artemis als bei der ländlichen
erscheint hier in Formen und Tracht ent- *) Auch PLotographieeu siud nicbt erreichbar.
Röscher, Lexikon der gr. ii. röm. Mythol. II. 43
1347 Kora u. Demeter (i, d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demetei- (i. d. Kunst d. Blütez.) 1348
Göttin, die sich der wirklichen Haltung und bei Brunn- BrucJcmann nr. 7; die Litteratur
Tracht attischer Bürgerinnen noch anschliefsen bei Kekule, Theseion nr. 67 ; vgl. Overbeck,
durfte, wie sie auch noch in den Werken der K.-M. 3 S. 426 f.: Friederichs- Wolters nr. 1182),
jüngeren attischen Schule thut." In diesen welches, obwohl von verschiedenen Seiten
Worten hat Welcker, Alte Denhn. 5 S. 118 die Erklärung der Mittelfigur als lakchos vor-
aufs treffendste die Kunstmythologie der De- geschlagen wurde (so von Pervanocjlu, Bull. fl.
meter zusammengefafst , und mit demselben Jnst. 1859 S. 200, Brunn, Bull. d. Inst. 1860
Rechte läfst sich dieser Satz auch auf Kora S. 69, Welcher, Ann. d. Inst. 1860 S. 454 ff. ;
anwenden, wenn man von den Unterweltdar- Alte Denhn. V S. 104 ff. ; Baumeister , Denkm.
Stellungen absieht. Beiden Göttinnen fehlt lo d. kl. Alt. 1 S. 412), doch für eine sichere
der männliche Zug, durch den sich Hera, Darstellung der Aussendung des Triptolemos
Athena und Artemis von ihrem Geschlechte gelten darf. Ein Zweifel darüber, wie sich
emancipieren und welcher ihrer Erscheinung die Namen hier auf die beiden weiblichen Fi-
einen meist unverkennbaren Stempel aufprägt. guren verteilen, dürfte jetzt kaum mehr ob-
Andererseits boten die Ackergottheiten auch walten. Die Figur links, welche in der Rechten
kein so ausgesprochenes, dankbares Problem einen Gegenstand hielt, den sie dem Knaben
für den Künstler wie Aj^hrodite, und wenn übergiebt, kann nur Demeter sein, während
auch die Ausbreitung des Demeterdienstes die die Figur rechts, welche mit der Rechten dem
künstlerischen Kräfte vielfach in Anspruch Knaben einen Kranz aufsetzt — wenigstens ist
nahm, so hat doch das Hinarbeiten nach dem 20 diese Auffassung ihrer Handlung die plau-
Ausdrucke einer religiösen erhabenen Idee hier sibelste — Kora zu nennen ist. Demeter
nicht zu dem Resultate eines kanonischen trägt einen langen ärmellosen Chiton, der
Ideales oder weniger in den zahlreichen Ab- in starken, steilen Falten herunterfällt;
Wandlungen und Abstufungen immer erkenn- ein kleines Mäntfilchen, dessen Enden auf
barer Typen geführt. Die Zahl der heut nach- den Schultern aufliegen, und Sandalen ver-
weisbaren sicheren Demeter- und Koradenkmäler vollständigen die Kleidung. Das Haupt ist
in der grofsen Kunst ist recht gering, und höchst etwas nach der Mittelfigur hin gesenkt. Das
charakteristisch ist, dafs die bei anderen Gott- Haar reicht in langen regelmäfsig gewellten
heiten so wichtigen Büsten und Köpfe hier Strähnen bis zur Mitte des Halses herab. Die
ganz zurücktreten. Es is sehr wohl möglich, 30 erhobene linke Hand hält ein Scepter, das mit
dafs unter den unbestimmbaren weiblichen einer stilisierten Blüte gekrönt ist, während
Köpfen unserer Museen sich eine ganze Anzahl die Rechte das Ährenbüschel gehalten hat,
solcher befinden, die einst auf Demeterstatuen welches Triptolemos in Empfang nehmen soll,
gesessen haben, aber getrennt von den Statuen, Rechts steht Kora, welche durchaus nicht als
der Attribute bar, fehlt ihnen alles Individuelle, mädchenhaft gegenüber der matronalen De-
was uns zu dieser Benennung berechtigen meter charakterisiert ist. Augenfällige ünter-
könnte. Versuchen wir es, das wenige Sichere, schiede, wie die weichere Fülle des Gesichtes
was wir haben, zu vereinigen. im Gegensatze zu den schrofferen, trockneren
Fast allgemein ist anerkannt, dafs wir im Formen der Demeter, und der gefällige Flufs
Parthenonostgiebel in den Figuren E und 40 des Gewandes im Gegensatze zu den Steilfalten
F bei Michaelis (abgeb. u. a. bei Michaelis, der anderen, sind nur stilistischer und nicht
Parthenon Taf. 6 E. F.; Overbeck, Atlas zur typologischer Natur ; mit Recht hat 0«o Ja7m^
K.-M. Taf. 14, 18; Murray, Hist. of anc. Fopul. Aufs. n. d. Alt. S. 230 f. auf stilver-
sculpt. 2 Taf. 4; am besten bei Ray et, Monum. schiedene statuarische Vorbilder geschlossen.
d. l'art ant. 1 nr. 32 und bei Brunn-B ruckmann Höchstens können in dem zarten freien Halse
nr. 188) das eleusinische Göttinnenpaar zu er- uud in dem weniger festen Schlüsse des Chi-
kennen haben, vgl. ilfz'c/iaefe, Par/7/e«on S. 168; tons am oberen Rande Hiudeutungen auf die
Petersen, Kunst des Phid. S. 122 ff.; Overbeck, gröfsere Jugendlichkeit dieser Figur erblickt
Kunstmyth. 3 S. 422, Plastik^ 1 S. 305; Mar- werden. Sie trägt einen langen feinfaltigen
ray a,.a,.0. S. 72; Bayet a,. a.O. Die Göttinnen, 50 Chiton; um den Unterleib und die Beine legt
ganz gleich gekleidet, sitzen auf viereckigen, sich das Obergewand, von welchem ein lang
lehnelosen Stühlen; die eine, von allen auiser herabhängender Zipfel über die linke Schulter
Bayet Kora genannt, legt die 1. Hand auf die fällt; besonders beachtenswert ist aber_ der
r. Schulter der anderen. In diesem Motive, dreieckige Himationzipfel, welcher als Über-
sowie in dem Umstände, dafs man die Mutter schlag von der Gürtung hinunterhängt. Der
der Mitte näher setzte, um ihr die volleren, Kopf ist noch etwas mehr geneigt als der De-
mächtigeren Formen verleihen zu können, liegen meters; das reiche Haar ist im Schöpfe auf-
die jetzt noch allein wahrnehmbaren Merkmale gebunden. In dem 1. Arme lehnt eine grofse
einer Unterscheidung; früher mögen noch solche Fackel; die rechte Hand hält sie über Tripto-
durch Attribute hinzugekommen sein. Im gan- go lemos' Haupt, dem sie, nach einem Einsatz-
zen spricht sich aber aus dieser Gruppe die Auf- loche zu urteilen, eben einen (bronzenen) Kranz
fassung beider Göttinnen als eines Paares aus, aufgesetzt hat. Wie die Füfse Demeters so
dessen Elemente völlig gleichberechtigt sind. sind auch ihre mit Sandalen bekleidet.
Ungefähr derselben Zeit wie diese Gruppe Dafs es sich hier nicht um frei für dieses
entstammt (Abb. 4) das berühmte Relief von Relief erfundene Typen, sondern um Ver-
Eleusis (abg. u. a. Man. d. Inst. 6. 7 Taf. 45; wendung schon vorhandener handelt, ergiebt
Ber. d. süchs. Ges. d. M'iss. 1861 Taf. 5; Over- sich aus ihrem Vorkommen in mehreren an-
beck, Atlas zur K.-M. Taf. 14, 8; am besten deren Reliefen, Vasenbildern und Statuen.
1349 Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1350
Am wenigsten verkennbar treten beide
Figuren in einem athenischen Reliefe, Schöne,
Gr. Reliefs Taf. 11 nr. 57, auf, das von Bruno
Sauer (nach mündlicher Mitteilung) als Tripto-
lemosaussendung richtig erkannt worden ist.
Demeter (Rest der Beischrift erhalten), im Chi-
ton mit Über-
schlag, steht
neben dem
Wagen, von
dem Reste eines
Rades und eines
Flügels erhal-
ten sind. Wäh-
rend sie die
Rechte nach
Triptolemos
ausstreckt, ist
die Linke wie
scepterhaltend
erhoben, und
auch die Stel-
lung desFingers
läTst keinen
Zweifel , dafs
dies Motiv aum
Grunde liege,
wenn auch
räumliche
Schwierigkei-
ten dem ent-
gegen zu stehen
scheinen. Kora
ist genau so ge-
kleidet, wie im
eleusinischen
Relief, nur ist
das Himation
noch einmal um
den linken Arm
geschlagen;
der dreieckige
Überschlag fin-
det sich hier
wie dort. Auch
in der Kopfhal-
tung stimmen
beide Figuren
zu denen des
anderenReliefs.
Am meisten
weicht die
Haartracht ab,
die bei beiden
Figuren des
athenischenRe-
liefs gleich und
bedeutungslos
ist. Auch hier
zeigt Kora
durchaus keinen
mädchenhaften
Charakter; sie erscheint nur durch die weni-
ger gebieterische Stellung, das weitere Senken
des Hauptes als die zweite des Paares. —
Unsicherer ist die Bedeutung eines Münchener
Reliefes, Brunn, Glyptothek nr. 85; abgebildet
bei Lützow, Münchener Antiken Taf. 34, Lebas-
Beinach, Mon. Fig. Taf. 19; daselbst S. 58 die
Litteratur. Wenn auch eine Ergänzung als
Triptolemosaussendung auf berechtigten Wider-
spruch stofsen würde, so wird man doch
bei zwei offenbar zu einander gehörigen
Göttinnen, deren intime Beziehung durch
4) Demeter, Triptoletnos, Kora, Relief von Eleusia. Nach Photographie.
das Auflegen der Hand der einen auf die
Schulter der anderen sich kundgiebt, zu-
nächst an die beiden Eleusinierinnen denken.
Hierzu kommt, dafs beide, soweit die Publi-
kationen erkennen lassen, in der Kleidung mit
den Figuren der vorher genannten Reliefe
43*
1351 Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1352
übereinstimmen; Demeter trägt hier wieder
das Umschlagtuch wie in Eleusis. Unentschie-
den mufs bleiben, ob die Göttinnen Fackeln
oder Scepter halten; jede hält diesen Gegen-
stand im linken Arme, in derselben Weise wie
Kora im eleusinischen Relief. Der liebevoll
gesenkte Blick Demeters scheint auf Adoranten
zu deuten, welche sich den Göttinnen nahen.
Die Bezeichnung als Friesrelief {Müchlioefer,
Koratypus liegt etwas verwandelt, aber un-
verkennbar, auch in der Kora des Vasenbildea
OverbecJc a. a. 0. ur. 10 vor und noch klarer
in der neben Pluton stehenden Figur des Vasen-
bildes Overbeck a. a. 0. nr. 31, wenn man auch
diese, trotz der beiden Fackeln, nicht wird
Kora nennen dürfen, da dieser Name schon
von der Scepterträgerin zur Linken des Wagens
in Anspruch genommen wird. — Der Typus
Ath. Mitt. 12 S. 316) ist abzulehnen. Auch lo war gerade in der Zusammenstellung der beiden
in zwei Asklepiosreliefen (Ath. Mitt. 4 Taf. 14.
15; s. auch Brunn-Bruckmann nr. 62, 1) sind
die hinter Asklepios stehenden weiblichen Fi-
guren unverkennbare Umbildungen dieses Ty-
pus, und man braucht nicht das mindeste Be-
denken zu tragen, ihnen auch wirklich die
Namen Demeter und Kora beizulegen. In
Athen wurden sie mit ihm zusammen verehrt,
vgl. Sp. 1292, ebenso wie in Epidauros, dem
Mutterkulte des athenischen Asklepiosdienstes,
vgl. Sp. 1296.
Auffallend treu, abgesehen von der Haartracht
ist Demeters Gestalt in einem Votivreliefe
des Louvre wiederholt {Fröhner, Not. de
sculpt. nr. 63, abgeb. u. a. Panofka, Gab. Pour-
tales Taf. 18; Overbeck, Atlas z. K.-M. Taf. 14, 2 ;
Baumeister a. a. 0. S. 416), während Kora be-
sonders in der Gewandung stark verändert ist.
Bemerkenswert sind hier zwei neue Attribute,
der Kalathos auf dem Haupte, unter weichem
das Haar in langen bis auf die Schultern
herabreichenden Locken hervorquillt, und die
Schale in__der rechten Hand, welche hier die
Stelle der Ähren des eleusinischen Reliefs ein-
nimmt. In der erhobenen Linken ist das
Scepter zu ergänzen. — Die Koragestalt des
eleusinischen Reliefs wiederholt das athenische
Hcydcmann, Marmorbilder in Athen nr. 96, ab-
gebildet bei Lebas-Beinach, Mon. Fig. Taf. 45, 1 ;
Overbeck a. a. 0. Taf. 14, 6. Die Gewandung
stimmt genau; die Arme sind gebeugt und in
jeder Hand hält sie eine Fackel. — Sehr ähn-
lich ist ferner das Würzburger Relieffragment,
Jahrb. d. Altcrtumsfr. im Eheinl. 87 Taf. 2 a.
Auch einige Vasenbilder, welche die Aus-
sendung des Triptolemos darstellen, zeigen
unverkennbare Anlehnung an die Typen des
Reliefs. Besonders ist hier Overbeck a. a. 0.
Taf. 15, 28 zu nennen. Demeter trägt nur den
Chiton; wenigstens ist von dem kleinen Tuche,
welches sie in den meistenWiederholungen dieses
Typus trägt, nichts sichtbar; mit der Rechten
schenkt sie dem Triptolemos aus einer Oinochoe
ein, während die Linke die Ähren hält. Kora ent-
spricht in Kleidung und Attributen genau dem
letzterwähnten Relief. In einem anderen Bilde
{Overbeck a. a. 0. nr. 24) sind die Rollen ver-
tauscht. Demeter ist gekleidet, wie wir es
von Kora erwarten würden; nur im Haare
5) Statue des capitolinischeu Musounis (nach Bautneister,
Denkmäler 1 S. 414). S. Sp. 1345.
Figuren so beliebt, dafs er auch auf Gegen-
stände anderen Inhaltes überging, allerdings
trägt sie ein hohes Diadem; da sie die Ähren 60 mit gröfseren oder geringeren Veränderungen;
übergiebt, kann an der Benennung kein Zweifel
sein. Hinter ihr steht Persephone im Chiton
mit einem Umhange, der, etwas gröfser als in
dem Relief, auf beiden Seiten sichtbar ist,
sowie bei der Demeter des Münchener Reliefs;
am nächsten steht dieser die gleichfalls Kora
zu benennende Figur des Triptolemosbildes
lioulcz, Choix de vases Taf. 4. Der eigentliche
so vergleiche man das Relief der Villa Doria-
Pamfili bei Winckelmann, Mon. Ant. Ined. 1,
50; Gerhard, A. B. W. 82, 2, oder das der
Villa Albani, Morcelli-Fea- Visconti nr. 1020.
Eine solch ausgiebige Verwendung dieser
Typen ist natürlich nur durch statuarische
Vorbilder erklärlich, und in der That fehlt es
nicht an Statuen, welche diese Annahme be-
lobo Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1354
stlUigen. Der Demeterfigur, wie sie das eleusi- Fröhner, Sculpt. nr. 395, Clarae Taf. 321, 996.
nischeRelicf'und besonders das des Lou vre bieten. Keine unter diesen ist aber von irgendwelcher
entspricht am meisten eine überlebensgrofse Bedeutung für die Rekonstruktion des Typus.
Statue im Hauptsaale des capitolinischen Sie weichen mehr oder weniger von der capi-
Museums, die im Jahre 1750 aut dem Aventin tplinischen Statue in der Gürtung und dem
gefunden wurde und wohl deshalb meist für Überschlage des Chitons ab; einige, so die
eine Hera, d. h. die Juno Regina, gehalten wurde. vatikanische Statue {Heibig, Führer nr. 297;
S. die hauptsächlichste Litteratur bei Helhi(j, abgeb. bei Overheck, Atlas Taf. 14, 22 , besser
Führer d. (h üjl'cntl. Samml. nr. 503 ; Clarae, bei Brunn- Bruchnann nr. 172), und eine in
Taf. 423, 749 ; neueste Abbildungen bei Ocerheck lo Madrid {Hübner, 1). ant. Bildw. i. Span. nr. 42 ;
a. a. 0. Taf. 14, 20; Baumeister a. a. 0. 1 abgeb. Chirac Taf. 410 F, 749 C) modificieren
S. 414. — OverhecJc, Kunstmijth. 3 S.i&l ff. nahm auch noch die Stellung; immer bleibt jedoch
zuerst die Statue, auf jene Reliefe verweisend, soviel des Gemeinsamen, dafs man den gleichen
für Demeter in Auspriich. Die Figur stellt un- zum Grunde liegenden Urtypus herauserkennt,
verkennbar eine grofse Göttin von durchaus Für den Kopftypus kommt lediglich die letzt-
matronalen Formen dar, so dafs nur zwischen erwähnte vatikanische Statue in Betracht, da
Hera, Demeter und etwa noch Hestia zu wählen nur sie noch den originalen Kopf in wirklich
war. So wie ihr zu der letzteren das Ältliche, guter Erhaltung uud auch ohne Entfremdung
Resignierte fehlt, so entschieden fehlt ihr zu durch Porträtzüge bietet. Sie wiederholt den
Hera das Strenge, Majestätische. Selbst Heibig 20 Typus der capitolinischen, ist aber weit lang-
a. a. 0., der für die Bezeichnung Hera eintritt, weiliger und trockener; doch zeigt auch sie
hebt die Weichheit in den Formen und die Milde den Bronzecharakter, der sich vor allem in der
des Gesichtsausdruckes hervor. Der Hauptein- Haarbehandlung und in den Augen bekundet,
druck, welchen diese Statue macht, ist der der Wie die capitolinische Statue im ganzen, so
Milde, Leutseligkeit und Einfachheit, alles Eigen- macht ganz besonders der Kopf mit seiner wei-
schaften, welche weit besser für Demeter als chen,vollen, sogar schon schweren Formengebung
für Hera passen. Wenn auch das Louvrerelief den Eindruck mütterlicher Freundlichkeit und
in Tracht und Stellung am nächsten steht, ist Gutmütigkeit, ein Zug, der jedenfalls weit besser
doch das lange vom Kalathos gekrönte Locken- für Demeter als für Hera pafst; am nächsten
haar desselben in der Statue durch die einfachere .30 steht die attische Münze bei R. J. Poole,
TrachtdesschlichtaufgebundenenHaaresersetzt. A Catal. 0. t. gr. coins of the Br. Mus. Attika
Aus einigen Einsatzlöchern glaubte Petersen, Taf. 15, 11. Von Demeter wurde der Typus
JioOT. Mi^i. 4 S. 36 ff. auf ein Diadem schliefsen auch auf verwandte Gottheiten übertragen;
zu sollen, und hierauf, sowie auf die Ähnlich- das bekannteste Beispiel hierfür, allerdings
keit einiger attischer Urkundenreliefe (6'c/»y»2e, mit völlig anderem Kopfe und Vertauschung
Gr. Bei. Taf. X, 54 und JbIz. (xqx- 1888 S. 124; von rechts und links, ist die „Eirene" des
beide wiederholt bei Petersen a. a. 0. und Kephisodot, wenn diese nicht, wie die Ver-
bei Hclbig a. a 0.) gestützt, trat er für die bindung mit Plutos wahrscheinlich macht, von
alte Benennung Hera ein. Indessen ist keines vornherein als Demeter aufgefafst war und
von beiden bindend. Das Diadem findet sich <to erst später zu ihrer jetzigen Bezeichnung ge-
bei Demeter nicht nur in einer ganzen Reihe langte. — Die Entstehung dieses Typus setzt
von Vasenbildem, sondern auch in Statuen Pttersen a. a. 0. zu spät an, wenn er ihn dem
und Reliefen, vgl. die Demeter Rondanini Alkamenes zuschreibt; Puchstein, Jahrb. d.
unten Sp. 1361 f., das Relief aus Eleusis, Athen. Tust. 5 S. 92 bestreitet das gemeinsame Vor-
Mittcil. 16 S. 4, ferner den Sarkophag Wilton- bild für diesen Typus; doch handelt es sich
house Overbeck, Atlas z. K.-M. Taf. 16, 3. Die auch nur um freie Weiterbildung und nicht um
athenischen Dekretreliefe bestätigen aber, ob- direkte Kopieen. Nach der Strenge der eleu-
gleich sie unzweifelhaft Hera darstellen wollen, sinischen Relieffigur wird man die Schaffung
gerade OreriiecÄ's Annahme. In ihnen stehen sich des Typus kaum weiter als in die Mitte des
o
Hera und Athena gegenüber , und für Athena m fünften Jahrhunderts hinabrücken dürfen,
hat schon B. v. Schneider, Jahrb. d. Kunst- Auch für die Korafigur des eleusinischen Re- ^
Sammlungen d. allerh. Kaiserh. 12 S. 74 darauf liefs liegen statuarische Repliken vor, deren
hingewiesen, dafs sie in der Tracht völlig mit wichtigste die früher als Sappho bezeichnete
der Kora des eleusinischen Reliefs überein- Statue des sg. Cafehauses der Villa Albani ist
stimmt. Wie Athena der Tochter, so ent- {Fea- Älorcelli- Visconti nv. lid; Heibig, Führer
spricht nun Hera der Mutter. Dem Verfertiger nr.835; abg. Clarae Taf. 936 F. 2264, Overbeck,
der ürkundenreliefe haben also, als er an die Atlas 14, 11)% Gleich nach dem Bekanntwerden
Gewandung seiner Figur ging, bewufst oder des eleusinischen Reliefs, wies Bi-unn, Bull, de
unbewufst, dieselben Statuen vorgeschwebt. Trist. 1860 S. 69 auf die Verwandtschaft der
welche der Künstler des eleusinischen Reliefs 60 beiden Figuren hin und nannte die Statue
wiedergegeben. Ob nun die rechte Hand Ähren seiner Auffassung des Reliefs gemäfs Demeter. •
gehalten hat oder eine Schale, läfst sich nicht Mit Unrecht behält dies Overbeck, trotzdem er
entscheiden; das Louvrerelief spricht für das die Relieffigur Kora nennt, bei. Wenn auch
letztere. In die Linke ist ihr ohne Zweifel die Körperformen nicht direkt jungfräulich
das Scepter zu geben. — Overbeck, K.-M. 3 sind, so behauptet Heibig a. a 0. dies doch
S. 461 f. nennt noch acht Repliken dieses Ty- mit gutem Grunde von dem Kopfe. Es ist ein
pus, deren Zahl sich sicher noch wird ver- idealer jugendlicher Kopf, welcher sich in
mehren lassen, z. B. durch die Pariser Statuette Zügen und Ausdrucke ganz von dem Kopfe
1355 Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1356
des Reliefs entfernt. Das Haar ist in eine
Haube gesteckt, wie es oft in Werken des
fünften Jahrhunderts vorkommt; auch die
diesem Typus besonders nahestehende Kora des
Triptolemosbildes Overbeeh, Atlas Taf. 15, 23
weist diesen Zug auf. Eine Replik dieses Typus
ist die mit einem Kopfe der Athena oder Roma
ergänzte capitolinische Statue Heibig a. a. 0.
507, abg. bei Schneider, Jahrb. d. Kunsts. d.
allerh. Kais. 12 S. 73. Auch hier handelt es
sich um freie Umbildung eines älteren Typus,
wie aus einer reifarchaischen Bronzestatuette in
Wien (Abb. 6) hervorgeht, Sacken, D.ant. Bronz.
Taf. 6, 2; B. t\ Schneider im Jahrb. d. Kunst-
samml. d. allerh.
/faiSfWi. 1891 Tf. 6.
Diese Figur, deren
Haltung steifer ist
als die der Kora
Albani und der
eleusinischen Re-
lieffigur, stimmt
besonders in den
Einzelheiten der
Gewandung mit
diesen völlig über-
ein. Die Deutung
als Kora wird durch
eine im Haare be-
findliche Blüte
wesentlich unter-
stützt. Den statua-
rischen Urtypus
scheint die Bronze
aber viel reiner
wiederzugeben als
jene. Die anzu-
setzenden Unter-
arme hatten die-
selbe Haltung wie
die der atheoi-
schen Relieffigur
Sp. 1351,37 und der
näcbststehenden
Vasenbilder und
sind, wie B. v.
Schneider a. a. 0.
S. 74 richtig be-
merkt hat, mit zwei
Fackeln zu ergän-
zen, wohl im Typus
des hochaltertüm-
lichen Demeterbildes von Enna {Cic. in Verr.
4, 109), während bei der Statue Albani nur in
der gesenkten Linken, entsprechend der Kora
des Triptolemosreliefs, eine Fackel zu ergänzen
und in die Rechte ein Büschel/ Ähren oder
Blumen zu geben ist, vgl. Heibig a. a. 0.
Ob die zwei Statuen des Neapler Museums,
welche im Gewände vollständig mit der Statue
Albani übereinstimmen (C/amc Taf. 410 D, 742 C
und 420 A, 727 B; Overbeck, K.-M. 3 S. 470
nr. 22. 23), auch wirklich Koradarstellungen
gewesen sind oder nur in diesem Typus ge-
haltene Porträts, wie eine Statue aus Kreta
{Gaz. areheol. 1876 Taf 12) und die des La-
terans {Benndorf- Schöne nr. 207; Clarac
Taf. 936 E, 2307 B), ist bei dem gänzlichen
Fehlen von Köpfen und Attributen nicht zu
entscheiden. Auch auf der Kora verwandte
Figuren findet sich dieser Typus übertragen,
u. a. in zwei Tutela genannten Figuren: Gaz.
areheol. 1879 Taf. 2 und 29.
Ein jüngerer Typus, der aber von vorn-
herein beide Göttinnen zu einer Gruppe ver-
einigt, ist der in neuester Zeit von Otto Kern,
Ath. Mitteil. 17 S. 125 ff. als die eleusinische
10 Kultgruppe nachgewiesene. Den Ausgangs-
punkt bot ein in Eleusis gefundenes Fragment
einer panathenäischen Preisamphora, auf wel-
chem die Gruppe, zweifellos auf einer Säule
stehend, wiedergegeben ist (a. a. 0. S. 126
Fig 1). Unverkennbare Nachahmungen der-
selben sind mehrere in Eleusis und in Athen
gefundene Votiv- und Urkundenreliefe , ferner
eine bis auf die Köpfe erhaltene statuarische
Gruppe, s. die Abbildungen bei Kern a. a. 0.
20 Fig. 2 — 9, ferner Athen. Mitt. 2 Taf. 18; 4
6) Kora, Statuette in Wien
(nach Jahrb. d. Kunstsamml. d.
allerh. Kaiserh. 1891 Taf 6).
7) Kelief aus Eleusis (nach Athen. Mitteil. 17 [1892]
S. 129 Fig. 4).
Taf. 20; Archäol. Zeit. 1883 Taf. 13, 1; Ab-
50 handl der Berl. Ak. 1846 S. 234 Taf. 1,1 =
Beschreib, d. Berl. Skidpt. nr. 709; auszusondern
ist Athen. Mitt. 16 S. 4. Die von Kern auf-
gestellte Reihe wird sich, wie dieser selbst
sagt, noch vermehren lassen; so ist ein weiteres
Beispiel das Relief in Catajo, Dütschke, Ant.
Bildio. in Ob.-Itah 5 nr. 673. — Auch die
Vasen späteren Stiles mit Mysterieudarstel-
lungen hat Kern mit Recht herangezogen und
zu den bisher bekannten, bei Overbeck, Atlas
60 Tafel 18, 18—20 und Mon. d. Inst. 12 Taf. 35
= Catal. Castellani Taf. 2 abgebildeten, eine
der letzteren nahestehende Darstellung grie-
chischen Fundortes hinzugefügt (S. 133). Am
charakteristischsten ist die Art der Gruppierung.
Demeter sitzt, meist auf der sogenannten Cista
mystica, und neben ihr steht nach den zuver-
lässigsten Exemplaren zu urteilen, zwei Fackeln
haltend, Kora, und zwar zur Rechten der
1857 Kora ii. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u, Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1358
Mutter, sowohl nach dem wichtigen] Vasen-
tVagmente (Fig 1) wie nach der statua-
rischen Replik (Fig. 9). Die Reliefe wech-
seln darin und richten sich nach äufseren
Bedingungen; vor allem beugen sie einer et-
waigen Verdeckung der Demeter durch die
Korafignr vor, indem sie in nach rechts ge-
richteten Kompositionen die Figuren um-
stellen (Figg. 2 und 4). In einigen Fällen
wird auch die Gruppe auseinandergezogen
und Kora vor oder hinter Demeter gestellt,
vgl. Figg. 3. 5. 6; Athen. Mitteil. 2 Taf. 18;
auch zur Handlung werden sie verbunden,
so Figur • 7 und Athen. 3Iitteil. 4 Taf. 20.
Die Mysterienvasen zeigen Kora stets
zur Liuken der Mutter. Demeter er-
scheint in den Reliefen fast immer im
Chiton und mit dem um Unterleib und
Beine geschlagenen Himation, das dann
über den Rücken hinaufgezogen ist und
über beide Schultern hinabfällt. Das
nicht zu üppige Haar zeigt keinen
erwähnenswerten Schmuck; es scheint
von einem dünnen Reife oder Bande zu-
sammengehalten, während es in den
Mysterienbildern meist reichen Schmuck
trägt. Die eine Hand, ob 1. oder r. ist
schwankend, hielt jedenfalls das Scepter,
hochaufgestützt nach Figg. 1. 3. 5 und
3Ion. d. Inst. 12 Taf. 35, während die
anderen Darstellungen, in denen das Scep-
ter erhalten oder zu ergänzen ist, den
Oberarm senken und den Unterarm heben.
— Die Gestalt der Kora weist schon
gröfsere Variationen auf; nicht einmal
demselben Typus folgt sie in allen Fällen ;
doch darf ihre Gestalt so, wie sie in
der Mehrzahl derselben (Figg. 1. 2. 6. 7 ;
Ath.Mitt.2 Taf. 18; Berliner Skulpturen
nr. 709) sich findet, als die dem Kultbilde
angehörige gelten. Dafs dieser Typus
auch mit anderen Demeterfiguren gruppiert
oder auch selbständig verwertet wurde,
zeigen mehrere Reliefe, Overbeck, Atlas
Taf. 14, 2—5; besonders das letzte Bei-
spiel ist überzeugend. Für das Kultbild
werden wir die beiden Fackeln annehmen
müssen, wie wir sie in verschiedenen
Exemplaren sehen. — In Fig. 3 erinnert
Kora sehr an die Demeter, in Fig. 4 an
die Kora des Triptolemosreliefs. — Sehr
verändert liegt diese Gruppe in dem
Relief einer Marmorvase (Abb. 8) und in
mehreren Teriacottareliefen italischen
Fundortes vor {Bull, comun. 7 Taf. 1 — 5;
s. auch Arjinco%irt, Fr gm. en terrecuite
Taf. 8, 4; Campana, Opere in Plast. 1, Taf. 17;
Overbeck, Atlas Taf. 16, 10). Alle diese Reliefe
stellen oder stellten Scenen des eleusinischen
Mysteriendienstes dar; die heiligen Hand-
lungen gehen in Gegenwart der Göttinnen vor
sich, denen man die Form ihres heiligsten
Kultbildes verliehen hat. Auch hier sitzt De-
meter auf der Ciste und Kora steht eine
Fackel haltend hinter ihr. über die Ciste
ist ein Fell gebreitet, und um sie und De-
meter windet sich jedesmal eine Schlange.
Die Kleidung der Göttinnen stimmt im wesent-
1359 Kora ii. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1360
liehen mit der Mehrheit der vorher erwähn-
ten Reliefe überein, nur flattert beiden
Göttinnen das Ende des Himations schleier-
artig um den Kopf. Vollständig verändert
ist Demeters Haartracht. Das Haar ist in
der Mitte gescheitelt und an den Seiten
nach hinten zurückgestrichen; darunter fallen
aber noch lange, bis über die Schultern
reichende __ Locken hinab; in der Mitte ziert
es ein Ährenbündel. Dafs dieser etwas
jugendlich erscheinende Kopftypus ein in
Unteritalien für Demeter üblicher gewesen sei,
geht aus dem Kopfe eines schönen Terracotta-
reliefs (Abb. 9) hervor, welcher durch die in den
Händen gehaltenen Büschel von Ähren, Blüten
und Mohn und durch das Schlangenpaar in
seiner Bedeutung sicher ist, wenn auch im
Haare das Ährenbündel fehlt {Cam]}ana , Op.
in Plast. 1 Taf. 16; Overbeck, Atlas Taf. 16, 8),
und ebenso aus einigen metapontinischen Münz-
huuderts zu. Der Kopf zeigt in Wangen und
Kinn dieselbe weiche Fülle wie die capitoli-
nische Statue; der Ausdruck des Gesichtes
ist von mütterlicher Freundlichkeit. Die An-
ordnung des Haares ist ganz singulär; viel-
leicht ist sie porträthaft und gehört in dieser
Form ebenso dem römischen Kopisten an wie
die plastische Angabe von Augenstern und
Pupille; doch gegen die von Jacobsen , Ny
10 Carhberg Glyptothek nr. 1223 ausgesprochene
Auffassung als Porträtstatue sprechen aufser
der hierfür unerhörten reiugriechischen Tracht
des ionischen Chitons mit Überschlag auch die
idealen Formen des Gesichtes. Eine kleine
Wiederholung mit nur unbedeutenden Modi-
fikationen in Stellung, Gewand und Form des
Thrones ist eine Statuette des capitolinischen
Museums, nr. 37, abgebildet bei Bighetti
Taf. 230; der kleine Mafsstab und die geringe
20 Güte der Arbeit verbieten weitere Schlüsse
9) TerracottareÜGf (nach Oucrbeck, K.-M. Atlas Taf. 16, 8).
bildern, s. Overbeck, K.-M. 3 Münztaf. 7, 17. 18.
30. 31.
Der Typus der sitzenden Demeter, unab-
hängig von der eleusinischen Kultgruppe, liegt
uns nur in einer verhältnismälsig kleinen Anzahl
von Monumenten vor, obgleich die litterarischen
Notizen, wie wir oben gesehen haben, ihn als
das Regelmäfsige hätten vermuten lassen. Eine
einzige dieser Statuen hat zu gleicher Zeit
noch sowohl den originalen Kopf wie auch antike
Attribute, die ehemals Rondaninische, jetzt in der
Jacobsenschen Glyptothek zu Kopenhagen be-
findliche Statue (Gwaitom, Mon. ined. 1787 Nov.
Taf. 2, «aracTaf. 433, 786; Müller- Wieseler 2,
Taf. 8, 87 ; hier (Abb. 10) nach Photographie vom
Originale abgeb.). Ergänzt ist von wichtigeren
Teilen nur der rechte Unterarm mit der Fackel ;
die linke Hand mit dem Büschel von Ähren
und Mohn war gebrochen, ist aber ohne
Zweifel antik und zugehörig, vgl. Winckelniann,
Briefe an Bianconi § 40. Die Einfachheit
in der Gewandbehandlung weist das Original
dieser Statue dem Ende des fünften Jahr-
aus diesem Monumente. Den durch das Diadem
und den Schleier ausgezeichneten Kopftypus
hat Heibig, Führer nr. 874 in dem meist Hera
genannten Ludovisiscben Kopfe wiedererkannt
50 {Schreiber , Villa Ludovisi nr. 78; abgebildet
bei Overbeck, Atlas Taf. 9, 1 2 , in diesem Lexi-
kon Bd. 1 Sp. 2126), dessen milder Ausdruck
selbst allen den Gelehrten, welche ihn Hera
benannten, aufgefallen war, vgl. Schreiber a. a. 0.
(der die ältere Litteratnr zusammenstellt) und
Friederichs-Wolters, Gipsabgüsse nr. 1515. Auf
griechischem Boden vertritt diesen Typus der
jüngst von Otto Kern in der 'Ecprj^. aQxt^i^oX.
1892 Taf. 5 veröffentlichte, inschriftlich als
60 Demeter gesicherte Kopf aus Eleusis. Eine
kleine Wiederholung dieses Typus ist auch das
hübsche Sp. 1363 nach Kckule, Die Terracotten
von Sicilien Taf. 21, 2 wiederholte Köpfchen.
Von den übrigen auf Demeter gedeuteten
sitzenden Figuren ist diese Bezeichnung ganz
sicher nur für die knidische Statue (abgeb.
u.a. bei Netvfon, HaUcarn. 1 Taf. 53; Overbeck,
Atlas Taf. 14, 14; Brunn- Br uckmann nr. 65;
1361 Kora u. Demeter (i. d. Kunst d.Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Bliitez.) 1362
am besten bei Fai/et, 3Ion. de l'art ant. 2
Tat". 49, der Kopf bei Brunn, Griech. Gütterid.
Tat". 4), die an künstlerischem Werte ohne
alle Frage den ersten Platz unter den er-
haltenen Demeterstatueu einnimmt. In der
Auffassung unterscheidet sie sich insofern von
allen anderen, als in ihr weniger die gütige
göttliche Spenderin des Getreides als die dno
zfig avfi(poQäg {Clan. AI. Protr. 4, 57) kenot
Demeter in dem Reliefe aus Eleusis, Athen.
Wlüteil. 16 S. 4, behaupten, wiewohl in der Ge-
wandung der Verfertiger des üeliefs einem
leichteren Vorbilde gefolgt war. Nach der
Abbildung zu urteilen stimmen die beiden
Köpfe besonders in dem hohen Stirndreiecke,
dem weitgeöffneten Auge und in der Haar-
tracht überein; man beachte besonders die
lang herabreichenden Locken; eine nur kleine
liehe wehmütig trauernde Mutter betont ist, lo Änderung ist das Diadem der Relieffigur. Nach
wie sie besonders fein Brunn analysiert hat.
„Der Künstler schuf einen nicht mehr jugend
liehen , aber auch vom Alter
noch nicht berührten Frauen-
kopf, ohne äufaeren Schmuck;
denn auch ihr Schleier ist
nicht eigentlich ein Schmuck:
einen Witwenschleier möchte
ich ihn nennen. In den Zügen
des Antlitzes aber mischt
sich mit einer unaus-
sprechlichen Weichheit
und liebevollen Milde
der Ausdruck eines
durch die Zeit zwar ge-
milderten, aber nicht
vertilgten Schmerzes,
einer sehnsuchtsvollen
Wehmut" (Verhandl. d.
29. Fliilol. Versamml.
zu Innsbruck S. 36,
vgl. Transact. of tJte B.
soc. of litt. 10 S. soff
Griechische Götter-
ideale S. 45). Die
knidische Demeter
ist ein fast voll-
kommen frei vonTra-
dition geschaffenes
Kunstwerk, welches
von dem bestehen-
den Typus nur den
allgemein mütter-
lichen Charakter,
die Verschleierung
und wohl auch die
zu ergänzenden At-
tribute übernom-
men hat, in der
Anordnung des Ge-
wandes und des
Haares aber und vor
allem in der Durch-
Kern, Ath. Mitteil. 17 S. 126f. gehört dies
FragmentzumLakrateidesrelief ('Eqprjfi.ap;fato/l.
1886 Taf. 3). Dem Kopfe des Reliefs ist ver-
wandt der etwas jugendlicher erscheinende
von Apollonia {Mon. grecs de l'assoc. pour
Vencourag. 1873 Taf. 1). — Die knidische
Statue ist ohne Zweifel der jüngeren atti-
schen Blütezeit zuzuweisen, vgl. Overbeck a.
a. 0. S. 447. 456; Plastik ^2 S.148; Friede-
richs-Wolters, Abgüsse nr. 1275. — Andere
sitzende Demeterfiguren, die ohne Zweifel
auf statuarische Vorbilder zurückgehen, fin-
den sich auf dem Reliefe der üffizieu
(Dütschke nr. 418; abgeb. Mon. Ann. e
Bull. d. Inst. 1854 Taf. 10, danach bei Over-
beck, Atlas Taf. 14, 2), dem Sarkophage
Wiltonhouse (Overbeck a.
a. 0. Taf. 16, 3) und der
Silberschale von Aquileja
[Arnetli, Gold u. Silbervwn.
Beil. 2 = Ov. a. a. 0. 16,
11); besonders die letztere
ähnelt aufserordentlich der
als „Terra Mater" be-
zeichneten sitzenden Sta-
tuette des Konservatoren-
palastes, Heibig, Führer
nr. 551 , abgeb. bei Ocer-
beck a. a. 0. Taf. 14, 17.
Hier sind auch Münztypen
■ zu beachten, so z. B. Over-
beck, K.-M. 3 Münztafel
8, 10, und besonders ver-
J gleiche man die Demeter
', vom Sarkophag Wilton-
\ house mit Cohen, Med.
Inqyei'. 1 Taf. 8, wo sie so-
gar , entsprechend
>.->, dem eleusinischen
j Kultbilde, auf der
,,Cista mystica" sitzt.
Unter den Kora
genannten Figuren
bildung des Ant- lO) Demeter Jacobsen nach Uriginalphotograpliie. S. Sp. 135t), 57. hat ein TypUS An-
litzes seinen aller-
eigensten Weg geht, auf dem ihm, soviel wir
zu erkennen vermögen, niemand vorange-
gangen war und nur wenige gefolgt sind.
Von den Münzbildern, welche Demeter
Spruch auf besondere
Beachtung, der in mehreren Exemplaren vorlie-
gende, besonders aber durch eine Neajiler Statue
vertretene Typus der jugendlichen Göttin in ganz
charakteristisch mädchenhafter Auffassung;
sitzend (s. Beispiele bei Overbeck, K. - M. 6o abgeb. bei Overbeck, Atlas Taf. 15,26. Die mit
3 Münztaf. 8) oder ihren Kopf mit Schleier
zeigen (s. ebda. Münztaf. 7, 1 — 12), giebt
keines den Typus der knidischen Statue wieder.
Nahe steht vielleicht der jetzt nicht mehr
dem Chiton und unterwärts mit dem Himation
bekleideten Körperformen sind von durchaus
mädchenhaftem Charakter, und in noch hervor-
ragenderem Mafse offenbart sich dieser in
nachweisbare aus Rhodos stammende Kopf dem prächtigen jugendfrischen Kopfe, der die
Cayhis , Becucil 6 Taf. 46; eine direkte oder Schönheit der Aphrodite mit der Elasticität
indirekte Abhängigkeit vom Kopfe der Kni- der Artemis vereint. Augen und Mund haben
dierin läfst sich auch für den Kopf der sitzenden sogar einen ziemlich sinnlichen Ausdruck, der zu
1363 Kora u. Demeter (i. cl. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1364
der bisher wahrgenommenen sanft melancho-
lischen Stimmung, welche in den Monumenten
dieses Kreises vorherrscht, im Widerspruche
steht. Der Ährenkranz im Haare sichert je-
doch die Benennung, während die in denHänden
gehaltenen Attribute als modern nicht ins Ge-
wicht fallen, vgl. Overbeck, K.-3I. 3 S. 482.
Hochwichtig ist diese Statue besonders dadurch,
dafs in ihrem Kopfe das Vorbild für eine grofse
Anzahl der schönsten Münzbilder erhalten lo
ist*); am glänzendstenwerden diese durch(Abb.l3)
ein Tridrachmon von Syrakus vertreten (Cfer&ecÄ;
a.a.O. Münztaf. 7, 43), dessen ährenbekränzter
Korakopf sich durch seine selbstbewufste, ja ge-
radezu herausfordernde Schönheit auszeichnet.
Dafs dieser Typus sich aber langsam stufenweise
aus einem würdevolleren, strengeren entwickelt
hat, zeigen die am gleichen Orte nr. 38—40
publicierten Münzen des Agathokles und des
Pyrrhos; andere Beispiele dieses Typus s. bei 20
Head, Coins of Syr. Taf. 5, 4; 9, 12; 10, 3, 4.
— Den originalen Kopf hat von den diesem Ty-
pus angehöri-
gen oder nahe
stehenden
Denkmälern
höchstens noch
die marmorne
Statuette in
Neapel, Over- so
heck, Atlas
Taf. 15, 27 s.
Test S. 482
nr. 15. Der
Kopfsteht dem
der eben be-
sprochenen
Statue ent-
schieden nahe,
indessen sind 40
die charakte-
ristischen Züge
bei der Klein-
heit der Ver-
hältnisse arg
vernachlässigt worden, und auch der Ähren-
kranz fehlt.
Die Nachbildung eines anderen statuarischen
Koratypus, sogar höchst wahrscheinlich eines
Kultbildes, liegt in einer marmornen Statuette 50
aus Knidos vor, Neictun, Halicarn. 1 Taf. 57
= Overbeck, Atlas Taf. 15, 28, vgl. Text S. 476.
Von den beiden Attributen Kalathos und Blüte
weist das letztere auf die jüngere, mädchenhafte
Auffassung, in welcher sie als Göttin der Blüte
sich von ihrer Mutter, der Göttin der Frucht,
unterscheidet. Bekleidet ist Kora mit dem
*) Während der Korrektur teilt mir Paut Arndt mit,
dafs er nach genauer Untersuchung den Kopf für modern
hält. Man vergleiche die emphatischen Versicherungen 60
Ooerbecks S. 482: „Ganz cntscliieden antik und auch nicht,
■wie Gerhard meint, gebrochen oder aufgesetzt, sondern
nie getrennt gewesen, vielmehr mit dem Körper aus
einem Stücke und von vollster Echtheit ist der Kopf,
wie die genaueste Untersuchung in unmittelbarer Nähe
mir erwiesen hat." Trotz dieser Beteuerung bin ich nun-
mehr geneigt, die Ansicht Arndts für die wahrschein-
lichere zu halten. Der Ergänzer hat sich dann an die
^oraköpfe der sicilischen Münzen gehalten.
11) Demeter, Terracottakopf (nach
Kekule, Die Terrae, v. Sic. Taf. 21, 2).
S. Sp. 13(i0, 63.
Chiton und einem diesen fast völlig verdecken-
den Himation, welches schleierartig über Kopf
und Kalathos gezogen ist.
Die Demeter- und Korastatuen, welche Over-
beck, K.-M. 3 S. 464 ff. und 477 ff. als dritte
bfezw. zweite Klasse aufzählt, sind durchweg
römische Porträtstatuen, in welchen römische
Frauen und Jungfrauen sich in der gewöhn-
lichsten Tracht ihrer Zeit mit den cerealischen
Attributen darstellen liefsen, wie ja die weib-
lichen Mitglieder der kaiserlichen Familien sich
als JrjiMr'jrrjQ via oder Ceres nova (s. z. B. C. I. G.
1073. 2815. 6280) feiern liefsen.
Unter den Werken der Kleinkunst sind
wohl die Terracotten am ersten als Nach-
bildungen der grofsen Plastik zu fassen. Als
unbedingt sichere Darstellungen der Göttinnen
werden allerdings nur wenige gelten können
im Vergleich zu der grofsen Anzahl, welche
man schon dafür erklärt hat. Beide Göttinnen
vollkommen gleichartig neben einander thro-
nend, meist beide verschleiert, finden wir auf
Terracotten von Praeneste, Gerhard, A. B. W.
Taf. 2. 3. Einen Kaben, den sie bei sich haben,
niufs man für lakchos halten und danach die
Gruppen für Beweise des daselbst eingedrun-
genen eleusinischen Kultes halten. Ohne die
lakchosfigur sitzen die Göttinnen, mit Schleier
und Kalathos auf dem Haupte, neben einander
in einer Gruppe aus Cypern, Heuzey, Terres-
cuües du Louvre Taf. 16, 2. — Gruppen, eine
Göttin mit einem Kinde darstellend, ausPaestum
{Gerhard, A. B. W. Taf. 96) gelten wohl gleich-
falls m\i Recht für Demeter; vgl. Overbeck
a. a. 0. S. 488 f. — Weitere unbezweifelbare
Demeterdarstellungen haben wir ausKamarina,
wo der Typus der stehenden D. mit dem Ferkel-
attribute, den wir schon in der archaischen
Zeit gefunden hatten, in freier Weise weiter
gebildet wird; zu dem alten Attribute tritt als
neues die Fackel hinzu; auch der Kalathos ist
auffallender geworden. Beispiele bei Kekulc
a. a. 0. Taf. 4, 6. 7. 8. — Eine schöne Terracotta
strengen Stiles (Abb. 15), sicher noch dem 5. Jahr-
hundert angehörig, mit denselben Attributen in
der Gewandung, aber ähnlicher der archaischen
(s. Sp. 1340) soll nach Lenormant, Archäol. Zeit.
1864 S. 196 f. aus Eleusis stammen, abg. da-
selbst Taf. 191; Heuzey a. a. 0. Taf. 18^'% 2. --
Figuren, denen von Kamarina ähnlich, aber mi^
halb entblöfstem Oberkörper {Gerhard a. a. 0,
Taf. 99) scheinen nicht die Göttin selbst , son-
dern Dienerinnen derselben darzustellen.
In der rotfigurigen Vasenmalerei ist
kein prinzipieller Unterschied in den Bildungen
von Mutter und Tochter wahrzunehmen, abge-
sehen von den wenigen Fällen, die wir im Banne
der statuarischen Darstellungen stehend ge-
funden hatten. In den Triptolemosdarstellungen
sind beide sehr häufig, vgl. die Zusammen-
stellungen von Gerhard, Akad. Abhandl. 2
S. 453 ff.; Stephani, C. B. j^our 1S59 S. 83 fi".
Strube , Bilderkreis von Eleusis S. 9 ff. und
Overbeck a. a. 0. S. 534 ff. ; die Abbildungen s.
bei Lenormant und de Witt", El. cer. 2 Taf. 47.
50—64, Overbeck, Atlas Taf. 15f. ; eine wei-
tere Boulez, Choix de vases Taf. 4. — Wenn
sich auch immer aus dem Zusammenhange er-
1365 Kora u. Demeter (i. d. Kunst, d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1366
geben wird, wie die Benennungen auf die andere übertragen liefsen. Das Verhältnis ist
beiden Figuren zu verteilen seien, so giebt es ein relatives, Ähren, Fackel, Scepter und
12) Demeter von KniJos (nach Raijet, Mon. de l'art. ant. 2 Taf. 49). S. Sp. 1361.
doch auffallend wenig Züge, welche nur der Diadem können als Attribut ebensogut der
einen eignen und sich nicht auch auf die Mutter wie der Tochter verliehen werden; in
1367 Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 136H
13) Koia, Münzo von
Syrakus (nach Ocer-
beck, K.-M. 3 Müuztaf.
7, 43). S. Sp. 13C3, 12.
gleicher Weise werden beide dem Scheidenden
einschenkend dargestellt; jedoch eignen Ähren
und Scepter von vornherein der Demeter,
während die Fackel und das Einschenken
ursprünglich Kennzeichen Koras sind. Allein
Demeter eigentümlich ist die Übergabe der
Ähren; allein Kora eigentümlich das Attribut
der zwei Fackeln und die
Bekränzung des Triptole-
nios mit Kranz oder Tänie.
Vereinzelt treten als De-
meters Attribute der Pflug
und der Kranich auf. __ Eine
Kombination von Ährea
und Scepter sichert die
Benennung Demeter, eine
solche von Fackel und
Einschenken die Deutung
als Kora. Auf diese Weise
wird man durch die Ab-
wägung der Kennzeichen
beider Figuren gegen einander immer das
Kichtige treifen. Zu vergleichen ist auch das
Berliner Vasenbild mit Kadmos' Drachenkampf
(Furticängler nr. 2634; s.Gerliard, Etriislc.-camp.
VI). Taf. c, Welcker, Alte Bcnhn. 3 Taf. 23).
auf andere Art suchten die Vasen-
einzelnen Fällen die Mutter auszu-
zeichnen. Das Diadem ist
bei weitem prächtiger bei
Demeter (z. B. OverhecJc,
Atlas Taf. 15, 11. 22^ 24.
31), oder es wird dieser
der matronale Schleier ver-
liehen (ebda. nr. 19). Ganz
besonders hob der Vasen-
maler Hieron die Haupt-
göttin dieses Mythus durch
gröfsere Pracht der Gewan-
dung hervor, indem er ihr
einen mit jagenden Vierge-
spannen, Eroten u. s. w.
reich bestickten Peplos gab.
(Abb. 16). — Durch gröfsere
Zartheit der Form bei der
Tochter wird nur selten
Unterscheidung
reicht. Das Obergewand ist schleierartig über
den Kopf genommen und die Übereinstimmung
erstreckt sich sogar auf das unten in dasselbi'
eingestickte Blattornament. Kora ist in beiden
Darstellungen unsicher, doch wird in dem einen
Falle die den Kranz haltende Figur am wahr-
scheinlichsten so bezeichnet werden dürfen. —
In den beiden anderen Darstellungen ist De-
meter nur ein reichgescbmücktes Weib mit
10 Scepter und Diadem.
Die Darstellungen des Koraraubes {Ovcr-
beck a. a. 0. Taf. 17, 25—27), zu denen sich die
in diesen Kreis gehörige Seene des obersten
20
— Auch
maier
in
30
40
eine
an-
gestrebt; es ist versucht
und zum gröfsten Teile er-
reicht worden in den besten
Triptolemosbildern, welche
wir haben {Overbeck a. a. 0.
nr. 11), und in einem
,;^v; hier zum ersten Male
M:- publicierten Orvie-
*~ taner Vasenbilde in
Perugia (Abb. 17).
Aus den vier Trip-
tolemosbildern des
unter italischen
0. Taf. 16, 13 — 16)
aus, das die Ähren-
14) Demeter, Terracottastat.
(nach Kekiile, D. Terr. v. Sic.
Taf. 4, 7). S. Sp. 1367, 44.
Stiles {Ovtrbeck a. a.
sondert sich ein Paar
Übergabe darstellt. In den beiden Exemplaren
desselben (nr. 14 und 15) erscheint Demeter,
zweifelsohne nach demselben Vorbilde kopiert,
nach rechts stehend mit zurückgesetztem r.
Spielbeine. Die 1. Hand hält eiDe__Fackel mit
Querhölzern, während die r. die Ähren über-
50
1,')) Demeter, Terracotta von Eleusis (nach Hfuzetj,
Tcrresc. d. Lauere Taf. 18bis). S. Sp. 1367, 3(;.
Streifens von Mon. d. Inst. 2 Taf. 31 gesellt,
folgen einem gemeinsamen Typus. Demeter
erscheint in schwerer Kleidung, die von den
Körperformen wenig erkennen läfst, während
die körperlichen Reize der prächtig gesclimück-
60 ten Kora noch durch das Gewand erkennbar
sind. Als Attribut führt Demeter die für ihre
Irrfahrt charakteristische Fackel mit Quer-
hölzern. — Über die Erscheinung der Göttinnen
in den Mysterienbildern s. oben Sp. 1356 f.
~^ Besonders zu betrachten sind die Mommiente,
in welchen Persephones Beziehungen zur
Unterwelt betont sind. Soweit wir diese
in dem Kreise der attischen Kunst linden, er-
1369 Kora u. Demeter (i. cl. Kunst d. Blütcz.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst d. Blütez.) 1370
scheint Persepbone hier als die jugendliche
Göttin, das geraubte Mädchen. Die Gruppe des
Parthenonwestgiebels (B C bei Michaelis,
Parthenon Tf. 7.8; a. Brunn-Bruckmann nv. 192),
welche gewöhnlich auf Kekrops und Pandrosos
gedeutet wurde, niufs nacli Wiederholungen
derselben, welche in Eleusis in der Nähe des
den Belierrschern der Unterwelt eine ruhig
zuschauende, trauliche Gruppe. Persephone,
in den Formen nahezu mädchenhaft, schlingt
den Arm um den Nacken des Gemahls, dem
als Erkennungszeichen, wie in den archaischen
lakonischen Reliefen, die Schlange beigegeben
ist. Kopf und Attribute Persephones fehlen
Iß) Atissendung des Triptolemos (anwesend: Eleusis). Vase des Hieron
(uaoli Oeerbeck, K.-M. Atlas Taf. 15, 22a.) S. Sp. 1367, 26.
Plutonion zum Vorscheine kamen, nunmehr leider sowohl in der Giebelgruppe wie in ihren
für Hades und Persephone gelten. Die best- eleusinischen Repliken. — So wie hier er-
erhaltene derselben (abgeb. 'Ecprju. ägxcciol. scheint sie auch bei den Götterzusammenstel-
1890 Taf. 12) weicht nur in der Gewandnng lungen der "Vasenbilder als jugendliche Ge-
17) AuBsendung des Triptolemos (anwesend: Keleos und Hermes). Vasonbild in Perugia.
Unediert. S. Sp. 13G7, 55.
und durch das Fehlen der Schlange etwas von
dem Vorbilde ab. Bei der genrehaften Dar-
stellungsweise , welche sich in den Seiten-
gruppen dieses Giebelfeldes, gemäfs dem dort
befolgten Kompositionsprinzipe (vgl. Sauer in
Ath. Mitt. 16 S. 91 ff.), geltend macht, und der
freundlicheren Auffassung der Uuterwelts-
götter in der Religion von Eleusis wurde aus
mahlin des alten Hades, zuweilen durch eine Blüte
ausgezeichnet und abstechend gegen die könig-
liche reife Erscheinung der Hera; s. Mus.
Greg. 2 Taf. 21, 1, Mon. d. Inst. 5 Taf. 49;
6 Taf. 58, 2. — Jugendlich sind auch die Formen
einer Marmorstatuette des Museo Chiaramonti,
abgeb. bei Overbeck, Atlas zur K.-M. Taf. 14, 16,
vgl. K.-M. 3 S. 473f., die (JverbecJc mit Recht
1371 Kora u. Demeter (in der spät. Kunst) Kora u. Demeter (in der spät. Kunst) 1372
wegen des Ährenattributes und des als Ker-
beros zu ergänzenden Hundes für die Unter-
weltkönigin in Anspruch nahm. Kopf und
Arme sind ergänzt; ein Teil des Ahrenbüschels
jedoch antik.
Späterer Zeit gehört das Relief der best-
erhaltenen columna caelata aus Ephesos
an (abgeb. u. a. Anh. Zeit. 1873 Taf. 65. 66
und OverhccJc, Plastik'^ 2 S. 97), in wel-
chem Roheit, Thanatos S. 36, wie es scheint
mit Recht, eine Scene des Alkestisuiythos
erkannte; die Bedenken wenigstens, mit wel-
chen Wolters, Gipsahfjüsse nr. 1242 diese
Deutung in Frage stellt, waren schon im
voraus von Bobert zurückgewiesen; jeder
Basis entbehrt aber die Deutung Benndorfs
als Parisurteil [Bull, comun. 14 S. 60 f.;
vgl. Bobert, Arcliäol. Märchen S. 160 ff.).
Die Erscheinung Persephones erinnert hier am
meisten an Hera; sie steht 1. von dem thro-
nenden Gatten. Der Gegenstand, den sie in
den Händen hält, ist nicht mehr kenntlich;
höchstwahrscheinlich war es ein bedeutungs-
das Diadem , abgesehen von zwei Bildern,
Neapel 3222 {Mon. d. Inst. 8 Taf. 9 = Wiener
V.-B. Ser. E Taf. 2) und Santangelo 709 (Ärch.
Ztg. 1884 Taf. 18 = W. V.-B. a. a. 0. Taf. 3, 2),
in welchen auch Hades durch die Einfachheit
der Tracht auffällt. Ihr gewöhnliches Attribut
ist die Fackel mit Querhölzern , wie wir sie
bei Demeter in den Darstellungen des Kora-
raubes gefunden haben. In derselben Er-
10 scheinung begegnet sie uns auch auf der
Adonisvase Santangelo (nr. 702; s. Bull. Nap.
N. S. 7 Taf. 9 = Baumeister S. 16) und ohne
Fackel in der gleichen Situation Mon. d. Inst.
6 Taf. 42 B. Bei der Fesselung des Theseus
und des Poirithoos durch die Erinyen steht
sie mit zwei Fackeln in den Händen, s. Jatta
nr. 1094 {Arch. Zeit. 1844 Taf. 15; Müller-
Wieseler 2 Taf. 68, 862 ; W. V.-B. Ser. E Taf.
6, 4), während das Scepter ihr in zwei Dai--
20 Stellungen (Santangelo 709 und auf der grofsen
Karlsruher Vase Mon. d. Inst. 2 Taf. 49 ==
W. V.-B. Ser. E Taf. 3, 1) verliehen ist.
Darstellungen auf römischen Sarkophagen
18) Proaeriiina, Pluto, Oeres, Relief vom Denkmale der Haterier. Nach Photographie.
loser Schmuckgegenstand. Der Kopf fehlt leider
der Figur.
Die späteren Monumente heben vor allem
die Eigenschaft Persephones als Königin her-
vor, indem sie sie entweder thronend in der
Unterwelt darstellen oder sie mit reicher
matronaler königlicher Tracht ausstatten, so
dafs sie am ähnlichsten der Hera erscheint. 50
Neben dem Reliefe Albani (abgeb. Welcher,
Alte Denkm. 2 Taf. 4, 7; Müller - Wieseler 2
Taf. 7, 76), dessen Frauengestalten grofse Ähn-
lichkeit, wenn auch nicht völlige Überein-
stimmung, mit den Figuren des ephesischen
Reliefs zeigen, sind hier eine Reihe Wand-
gemälde aus etruskischen Gräbern zu ver-
gleichen (s. ßd. 1 Sp. 1804 ff.; Müller- Wieseler 2
Taf. 67 nr. 855) und besonders die grofse An-
zahl der Unter weltvasen, zusammengestellt 60
von A. Winkler, Die Darstellungen der Untencelt
auf unteritalischen Vasen; die meisten der-
selben sind abgebildet in den Wiener Vor-
legeblättern Ser. E Taf. 1 — 6; eine weitere giebt
Winkler a. a. 0. Persephone thront entweder
oder steht neben dem thronenden Hades. Sie
ist reich gewaudet, gewöhnlich mit schleier-
artig heraufgezogenem Obergewand, und trägt
bieten keine neuen Züge (vgl. Müller-Wieseler 2
Taf. 68, 858 f.), ebensowenig das Wandgemälde
aus dem Grabe der Nasonen, ebda. nr. 860.
Interessant ist aber das Relief von den Ha-
teriergräbern, welches die Unterweltgötter
darstellt und zu Pluto und Proserpina noch Mercur
und Ceres hinzufügt, eine Zusammenstellung,
die auf griechischem Boden in einer Inschrift
von Knidos, vgl. Sp. 1305, vorliegt. Mutter und
Tochter sind fast gleich; Gewand, Haartracht
und Schleier stimmen übereiu, nur sind die
Formen der Tochter doch etwas zarter. Auch
die Attribute sind verschieden; Ceres hält die
Ähren und die in römischen Monumenten ihr
hauptsächlich zukommende Fackel, während
Proserpina durch Blüten und Früchte aus-
gezeichnet ist, vielleicht im Anschlüsse an die
Pi axitelische Darstellung der Kora, die aus
diesem Grunde bei Plin. 36, 23 zu einer Flora
wurde; vgl. über dies Relief Benndorf-Schöne,
Lateran nr. 359; Brunn in den Ann. d. Inst.
1849 S. 405 ff.; abgeb. Mon. d. Inst. Y T&ll, 2;
Overbeck, Atlas Taf. 14, 15.
Unter den Mythen der Göttinnen haben wir
nur die auf den Raub und die Rückkehr der
Persephone bezüglichen zu betrachten und
1373 Kora u. Demeter (i.d. Kunst: Raub d.K.) Korau. Demeter (i.d. Kunst: Raub d.K.) 1374
können darin uns um so kürzer fassen, als be- Taf. 18, 14, welches den Moment des Ver-
senders für die Darstellungen des Raubes in Sinkens darstellt.
dem Werke von B. Förster, Der Raub icnd Denkmäler des grofsen Kunstbetriebes spie-
die liüclikehr der Pcrsephone die Monumente geln sich in den Münzen wieder. Die bei
zusammengestellt und geordnet sind; als lllu- Overheck, K.- M. 3 Münztaf. 9, 8 — 13 reprodu-
stration kann OrtT^ee/i', ^i/as Taf. 17. 18 dienen, eierten lassen mit alleiniger Ausnahme von
während der Text hierzu K.-M. 3 S. 590 ff. nr. 12 dasselbe Vorbild deutlich erkennen;
im wesentlichen die Ergebnisse i^öVs^ers wieder- übereinstimmend sind in ihnen die sich hoch-
'o^
holt. bäumenden Rosse , das nimbusartig Hades'
Auch bei der Darstellung des Raubes lo Haupt umgebende Himation, die sich nach
fehlen uns alle Anhaltspunkte zur Rekonstruktion hinten zurücklegende, widerstrebende, die
der Werke der grofsen Künstler, welche ihn dar- Hände ringende Persephone, zu welchen in den
gestellt, Praxiteles und Nikomachos, Plin n. h. beiden gröfsten Exemplaren der über den
34, G9; 35, 108; vgl. Förster a. a. 0. S. 102ff ; Pferden schwebende Eros hinzutritt. Durch
Overbeck a. a. 0. S. 595 f. Das älteste unter letzteren, sowie auch durch die kühne Stellung
den erhaltenen Monumenten der entwickelten der Pferde scheint mir die Malerei als Quelle
griechischen Kunst ist die kleine Giebelgruppe gesichert. In der hinter dem Wagen sicht-
eines Sarkophages von Tanagra, publiciert von baren Figur der Münzen von Hyrkania (a. a. 0.
Curtius, Abhandl. d. Berl. Akad. 1878 S. 28 ff. nr. 9) erkennt Förster S. 110 die mit ge-
Taf. 1. Die Mitte wird von Hades' Gespanne 20 schwungener Lanze den Räuber verfolgende
eingenommen, das der Gott gerade zu besteigen Athena. Bedeutend ruhiger stellt sich die
im Begriffe ist. Mit dem linken Arme hält er Scene in den Münzen von Nysa und Kasa
Persephone umfafst, die sich vergeblich wehrt dar (a. a. 0. nr. 7 u. 12); die Pferde laufen und
imd die Arme flehend nach der verfolgenden springen nicht wie in den vorigen ; es fehlt
Mutter ausstreckt. Bekleidet ist sie mit dem auch das wildflatternde Gewand des Gottes,
langen ungegürteten dorischen Chiton, dessen während Persephones Stellung unvei-ändert
Spangung auf der linken Schulter sich bei der blieb. Auf der Münze von Kasa schreitet Her-
Heftigkeit der Bewegung gelöst hat, ein Mo- mes dem Wagen voran. Für diesen Typus ist
tiv, das bei einer der herbeieilenden Ge- eher an ein plastisches Vorbild zu denken;
spielinnen wiederholt wird. Demeter ist im 30 Förster S. 111 erinnert vorsichtig an Praxi-
Gegensatze zu der zarten jungfräulichen Kora teles. —
durch volle matronale Formen, reiche Ge- Den Münztypen beider Klassen sind sehr
wandung und das Diadem ausgezeichnet. Die nahe verwandt die Reliefe mehrerer römischer
Figur links vom Gespanne ist Athena, welche Grabsteine, vgl. i^örsier a. a. 0. S. 113fl'. und
früher einen Helm, wohl aus Bronze, gehabt Overbeck a. a. U. S. 643 fi". Beispiele sind ab-
haben mufs; die auf sie folgende Figur ist gebildet bei Overbeck, Atlas Taf. 18, 1 — 3. Zu
vielleicht Artemis zu benennen. Die linke den Hauptfiguren Hades und Persephone tritt
Seite des Giebelfeldes klang in ruhigen Figuren in vereinzelten Fällen Hermes bezw. Eros,
aus, einer Blumenleserin und einer gelagerten Dieselbe Auffassung, dafs Persephone sich
Nymphe, die von Curtius a. a. 0. S. 46 für die 40 in lebhaftem Kampfe dem Entführer zu entwin-
Ortsnymphe, vielleicht Nysa, gehalten wird. den suche, vertreten auch ein Wandgemälde
Der entgegengesetzte Giebel enthält als Pen- und ein Mosaik. Ersteres, aus Kertsch, ist ab-
dant den Leukippideuraub (s. a. a. 0. Taf. 2). gebildet bei Förster a. a. 0. Taf. 1 = Overbeck,
Die Vasenbilder des späteren Stiles, Atlas Taf. 18, 5. Rechts und links von dem
welche den Koraraub darstellen, sind nicht Hauptvorgange sind andere Scenen desselben
zahlreich; eines derselben, das leider arg ver- Mythus dargestellt; die Überraschung bei der
stümmelte, Neapel nr. 3256 (s. M071. d. Inst. 2 Anthologie (zweifigurig; Kora zwischen zwei
Taf. 31 und ohne Ergänzung Overbeck, Atlas Blumenkörben sucht zu entfliehen; Hades zu
Taf. 17, 25) stellt den Raub in der Scenerie der Fufs) und die irrende Demeter. Das Mosaik
Anthologie dar. Die drei anderen, Overbeck 50 ist das bei Rom vor Porta Portese 1885 ent-
a. a. 0. 26 a. b und 27 (vielleicht sind aber die deckte, jetzt im capitolinischen Museum befind-
beiden ersteren identisch), beschränken die Dar- liehe und im Bull, coniun. 1885 S. 171 f. be-
stellung auf die Hauptgruppe zu Wagen, die schriebene. Die Hauptgruppe ähnelt am meisten
vorauseilende Hekate und die verfolgende De- den Münzen von Hyrkania; von einer verfol-
meter; in den vollständig erhaltenen Exemplaren genden Figur ist nur der untere Teil erhalten;
nr. 26 a (s. auch Millingen, Anc. uned. Mon. 1 die Pferde {X&ovioq, 'EQsßsvs, Zocpiog und
Taf. 16 ; Müller- Wteseler 1 nr. 213) und nr. 27 (s. Avyatolg]) führt der vorausschreitende Hermes,
auch Mon. d. Inkt. 6 Taf. 42 A) erwartet noch Am Boden sieht man eine blumenlesende
Hermes bezw. der sitzende Apollon den Zug; Nymphe im Momente des ersten Aufschreckens.
Sterne und schwebende Eroten füllen den Raum. 60 — Nahe, besonders dem letztgenannten Monu-
In 26 und 26 A wendet sich Kora (mit Diadem, mente, steht auch die bei Overbeck a. a. 0.
aber ohne Schleier) flehend nach der Mutter um S. 654 veröffentlichte Pulszkysche Gemme; er-
und streckt ihr die Hände entgegen; in nr. 27 weitert ist die Scene hierdurch die verfolgende
steht sie gelassen neben dem Entführer, und Athena und Aphrodite.
ihre Ausstattung ist durch den Schleier ver- In den anderen Wandgemälden und Mosaiken
vollständigt. Über Demeters Erscheinung s. liegt Kora meist (vgl. Förster S. 223ff'. ; Over-
oben Sp. 1368. Ein etruskisehes Fabrikat ist bcck S. 655 ff.) gebrochen, keines Widerstandes
Gerhard, A. V. B. Taf. 240 = Overbeck, Atlas fähig in Hades' Arm. Die Scene ist verschiedent-
1375 Kora u. Demeter (i. d. Kunst: Raubd.K.) Kora u. Demeter (i. d.Kunst: Raub d.K.) 1376
lieh durch Hermes bezw. Eros erweitert, und in
einem Falle sehen wir hinter dem Wagen noch
die Gefährtinnen Koras bei der Anthologie {Over-
heck, Atlas Taf. 18, 3). Den Raub bei der Antho-
logie stellt aufser dem Kertscher Bilde noch
ein aus Ostia stammendes Wandgemälde des
Lateran Yov {Benndorf- Schöne, m\ 591; Mon.d.
Inst. 8 Taf. 28; Overbeck a. a. 0. nr.6); die Dar-
stellung beschränkt sich auf Hades, der aus einem
10 Erdspalt ohne Gespann aufgestiegen ist, und
der zu entfliehen suchenden Kora. Am Boden
liegen grofse Mohnköpfe oder Granatäpfel,
gleichsam zur Erklärung der Darstellung. —
Die etruskischen Aschenkisten erweitern die
verüaute Hauptgruppe mit einer ihrer gewöhn-
lichen Flügelgestalten, auch mit Charon, Her-
mes oder anderen nicht sicher benennbaren
Gestalten , vgl. Förster S. 129 ff. ; Overbeck
S. 645 ff. — Abbildungen s. bei Overbeck, Atlas
20 Taf. 18, 9. 10; Inghirami , Mon. etr. Ser. 1
Taf. 9. 53.
Am ausführlichsten erscheint der Mj'thus
in den römischen Sarkophagreliefen, deren
grofse Anzahl von Förster S. 131 ff. in Gruppen
gesondert ist, dem Overbeck, K.-M.3 S. 608 ff.
sich anschliefst. Nachzutragen wären jetzt ver-
schiedene bei Matz - Buhn 2 nr. 3058 ff. ver-
zeichnete.
Die stärkste Gruppe dieser Sarkophagreliefe
30 — ungefähr der dritte Teil von allen — stellt
Pluton dar, der sich eben mit Persephone auf
das in Bewegung befindliche, zuweilen schon
in der Tiefe verschwindende Gespann schwingt.
Um sein Haupt wölbt sich der Mantel wie in
den Münzbildern. Persephone liegt gebrochen
und willenlos in seinem Arme, wie in den
meisten Wandbildern und Mosaiken. Ihre Ge-
spielinnen sind in lebhafter Bewegung; Athena
will dem Räuber die Beute wieder abnehmen,
40 wird aber von Aphrodite am Schildrande er-
fafst und zurückgehalten. Dafs die Göttinnen
Aphrodite und Artemis zu benennen seien und
nicht Okeaniden, geht aus dem Diadem hervor,
welches eine derselben in (Abb. 19) dem besten
Sarkophage dieses Typus {Ann. d. Inst. 1873 tav.
d'agg. E. F = Overbeck, Atlas Taf. 17, 1) trägt.
Hermes eilt, die Pferde führend, in den voll-
ständigen Exemplaren voran. Unter dem Wagen
ist, wenn dieser nicht gerade versinkend dar-
50 gestellt ist, Gaia gelagert. Von links naht
auf einem von Schlangen gezogenen Wagen
Demeter, den Schleier nimbusartig über dem
Haupte, in einer Hand eine Fackel (auch das
Füllhorn Gal. Giustiniani 2 Taf. 79 soll wohl
eine Fackel sein). Neben Demeters Gespann
ist gewöhnlich eine geflügelte weibliche Figur
sichtbar, deren Benennung" nicht festgestellt
ist, vgl. Overbeck a. a. 0. S. 613. Abbildungen
der diesem Typus angehörigen Sarkophage s.
CO bei Overbeck, Atlas Taf. 18, 1—3. 5. 6; Gal.
Giustin. 2 Taf. 79 ; Bull, de l'Aead. de St. Petersb.
1868 S. 276, 2. — Bedeutendere Abweichungen
sind in ihnen sehr selten; nur Overbeck a. a. 0.
nr. 6 (vgl. daselbst S. 614 ff; s. auch Müller-
Wieseler 2 nr. 104) ist zu beachten.
Eine andere Gruppe, die der vorigen aber
in vielen Zügen ähnelt, schiebt zwischen die
beiden Hauptteile der Darstellung, die Wagen
1377 Korau. Demeter (i.cl. Kunst: Raub d.E.) Kora u. Demeter (i. d. Kunst: Anodos) 1378
des Hades und der Demeter, die Überraschung
bei der Anthologie, in der natürlich die Ge-
stalten des Hades und der Kora wiederholt
werden. Beispiele sind bei OcerhccJc a. a. 0.
nr. 7 — 11. 19. 23. 24; Alhinana , Tarragona
Taf. 16; Farina, Antico sarcofago ; Mon. Matth.
3 Taf. 5; Gal. Giustin. 2, 118. Während bei
Orerheclc a. a. 0. nr. 7 Persephone schon fort-
getragen wird, kniet sie in den übrigen Dar-
welt S. 65 fiF. Hades sitzt im TJnterweltspalaste
auf seinem Throne, Kora steht neben ihm und
Hermes richtet einen Auftrag an sie aus. Da
andere Figuren, auf welche sich dieser be-
ziehen könnte, nicht vorhanden sind, ist diese
sich an Hom. hymn. in Ger. v. 355 anlehnende
Handlung zu erkennen. Noch zwei andere
Darstellungen, von denen er eine in Abbildung
veröffentlicht, bezieht WinMer a. a. 0. S. 69ff.
Stellungen am Boden, erschreckt zu dem Räuber lo darauf; doch ist in ihnen die Handlung nicht
aufblickend, der eben ihr Spiel unterbrochen
hat. Die Hauptgruppe hat demgemäfs einge-
schränkt werden müssen. Meist ist von den
drei Göttinnen nur Athena übrig geblieben, die
in energischer Anstrengung die Geraubte zu
befreien sucht. Persephone sucht in der aus
den Münzen bekannten Weise sich zu befreien
und streckt die Arme nach hinten aus, aufser
bei OverhecJc nr. 23; in nr. 23 scheint sie willig
so scharf charakterisiert, oder es fehlt ihnen
vielmehr jede Handlung, um diese Situation
erkennen zu lassen. Dagegen ist sie sicher für
eine Schmalseite des Sarkophages Rospigliosi,
Ann. d. I. 1873 Taf. E. F = Overbeck, Atlas
Taf. 17, 3.
Scbliefslich sind noch die Darstellungen
der Anodos der Kora aufzuführen. Das erste
sichere unter diesen Monumenten war ohne
dem Entführer zu folgen. Von der 1. Ecke her 20 Frage das Vasenbild del Vasto, abgeb. bei
kommt wieder Demeter auf ihrem teils von Strube-Brunn, Suppl. z. Bilderkreis v. Eleusis
Schlangen, teils von Pferden gezogenen Wagen. Taf. 3, danach Overbeck, Atlas Taf, 18, 15 und
— Eigenartige Züge weist auf der gleichfalls Baumeister, Denkm.lS.i'23. Persephone (/Ifpffw-
zu dieser Gruppe gehörige Sarkophag Over-
beck nr. 17, s. auch Zoega, Bassirilievi 2 ^^=Sämi^^
Taf. 47. Die Anthologie ist durch Kora
allein dargestellt, während Hades zu er-
gänzen ist. Bei dem Raube wiederholt
sich das Motiv der ersten Gruppe, d. h.
Athena versucht Kora zu befreien, während
Aphrodite sie am Schilde erfafst; neu ist
aber, dafs Artemis Aphrodites Hand zu ent-
fernen sucht.
Eine andere Reihe der Sarkophage macht
Athena zur müfsigen Zuschauerin des Raubes.
In einem Exemplai-e wird der Vorgang so
wie in der oben besprochenen ersten Gruppe
als eine Scene gefafst, Overbeck a. a. 0.
nr. 18. Kora kniet blumenlesend; im Vor-
beifahren ergreift sie Hades, während Arte-
mis sie festzuhalten sucht. Von 1. naht
Demeter auf ihrem von Pferden gezogenen
Wagen. In den anderen Exemplaren sind
wieder die drei Scenen neben einander ge-
stellt : Demeter , Anthologie undEntführung.
Die Bewegung der Darstellung geht hier immer
von r. nach 1., bei der Anthologie fehlt Hades
stets, und Athena steht am 1. Ende der Dar-
stellung. Demeters Wagen ist von Schlangen
20) Anodos der Kora (anwesend Satyr, Hermes,
Hekate). Vasenbild in Bologna (nach Museo Italiano
2 Taf. 1, 1).
cpaxct) steigt reich ge wandet mit Diadem aus
der Tiefe herauf, staimend das Licht begrüfsend.
Neben ibr steht Hermes (Hgasg); ihr voran
leuchtet, das Haupt zurückwendend, Hekate
gezogen und in ihrer Erscheinung kommt 50 (H-naTs) mit zwei Fackeln. Rechts steht die
immer die wilde Hast zum Ausdrucke; vgl. Tochter erwartend Demeter (z/gftsTf 9), mit Scep
Overbeck Taf. 18, 20—22.
Von Einzelscenen dieses Mythus ist die
suchende Demeter oftmals auf Münzen
späterer Zeit dargestellt worden, gewöhnlich zu
Wagen, der teils von Schlangen, teils von Pfer-
den gezogen wird. Im ersteren Falle ist, beson-
ders in kleineren Exemplaren, die Entscheidung
schwer, ob Ti-iptolemos oder Demeter gemeint
ist. Auch die zu Fufs mit zwei Fackeln go liehen wird.
ter, aber ohne jeden Schmuck. — Aufsteigend in
einer Höhle, vor welcher sie Hermes erwartet,
finden wir Kora auf einem Dresdener Krater,
Jahrb. d. Inst. 7. Anzeiger S. 166; die Korafigur
ist der der Vase del Vasto sehr ähnlich. Drei
Pane begrüfsen erstaunt die Aufsteigende. —
An diese Darstellung reiht sich eng eine weitere,
welche Paul Hartwig demnächst veröffent-
Schon völlig: der Tiefe ent-
schreitende Demeter ist mit Recht als die
suchende bezeichnet worden. Beispiele siehe
bei Overbeck, K. - M. 2 Münztaf. 9, 14 ff. , vgl.
K.-M. 3 S. 65Sff.; Förster a. a. 0. S. 250 ft.
Die Rückforderung der Kora von Hades
durch Hermes stellt ein unteritalisches Vasen-
gemälde der Ermitage (nr. 424) dar, vgl. Bloch,
Die zuschauenden Götter S.28f. ; Winkler, TJntcr-
KoscHEK, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
stiegen ist Kora in dem Bologneser Vasen-
bilde (Abb. 20) Museo Italiano 2 Taf 1,1. Sie
ist reich gewandet, trägt Schleier und Diadem.
Hermes, bärtig, führt sie an der Hand ; Hekate
leuchtet wiederum sich umblickend mit zwei
Fackeln. Demeter fehlt. Hinter" Kora trägt ein
kleiner Satvr ihr eine Ciste nach. — Unbezweifel-
bar ist auch die Anodos auf Münzen von Lamp-
44
1379 Kora n. Demeter (i, d. Kunst: Anodos) Koresos 1380
eakos und Elaia, s. Müller-Wieseler 2, 9, 109; Sturz von einem Felsen um, und seine Mutter
vgl. Förster S. 263, Overheclc S. 665. — Über erhängte sich aus Trauer an einer nahen
die zu Wagen auffahrende Kora auf dem Sarko- Quelle. Der Fels hiefs seitdem der Fels des
phage zu Wiltonhouse s, besonders Förster Korax {Od. 13, 408), die Quelle Aretbusa,
und Ovcrheck a. a. 0. Eustath. u. Scliöl. Od. 18, 408. Hesych. v.
Für die Anodos der Kora möchte ich auch K6QOiv.oq nstgr]. — [3) Vielleicht Name eines
trotz vielfach geäufserten Widerspruches (zu- Satyrs auf einer schwarzfigurigen Vase C. I. G.
letzt von Robert, Archüol. Märchen S. 179 ff.) 4, 7459. HÖfer.] [Indessen Heydcmann, Satyr-
die Darstellungen in Anspruch nehmen, in m. Bakcheiinamen 13.28 nr. m liest den Namen
welchen durch Hackenschläge die Erde geöff- lo Choro ('POJJzi) und bemerkt Anm. 149: „Kirch-
net wird und eine weibliche Figur mit dem hoff [Stud. z. gr. Alphab.^ S. 111 nr. 3] liest
Kopfe oder dem Oberkörper aus ihr hervor- Xaga (so auch z. B. Kramer, Styl u. Herkunft
steigt; es handelt sich um eine schwarzfigurige S. 61 Anm. 2) oder Xoqcc . . . ; aber der letzte
Vase Ravesteinschen Besitzes {WelcJcer, A. D. 3 Buchstabe ist hier wie in Xantho mehr 0 als A.
Taf. 15, 1; Ann. d. Inst. 1830 Tav. d'agg. J; Im C. I. Gr. 'fortasse subest K6Qa[^Y — ge-
Fröhner , Mus. de Fr. Taf. 22), eine rf. des wifs nicht." Drexler.] — [4) Nach Aescliylus
Louvre {Fröhner a. a. 0. Taf. 21 und Ghoix bei Pollux 5, 47 Name eines Hundes des Ak-
de vascs 6) und eine rf. in Stockholm {Welcher, taion, s. Baecker, De canum noniinibus Graecis
A. D. 3 Taf. 15, 2; Ann. d. I. 1830 Taf. K); p. 42. Derselbe liest mit Munckcr und Bunte
alle drei zusammen bei Robert, Arcli. Märcli. 20 im 2. Verzeichnis der Hunde des Aktaion bei
Taf. 5 (s. auch d. Art. Kyklopen). Bei keinem Hyginus 181 statt des handschriftlichen Coran:
Mythus war so wie bei dem von dem Corax, während Dindorf mit Zustimmung von
Raube und der Rückkehr der Kora stets die Jesclionnek,Denominibus quae Graecix>ecucl'ibus
Naturbedeutung in der Auffassung lebendig domesticis indiderunt \}. 20 ^i2t,i\, Gox^n: Chaxon
geblieben. Durch die Feldarbeit kommt die lesen will. Andrerseits wollen Dindorf und
Frucht aus dem dunkelen Schofse der Erde JescJionnek Corax lesen statt des bei Hyginus
hervor, und diese Frucht ist Kora. Sie be- handschriftlich überlieferten Borax, welches
grüfst mit einem ähnlichen Gestus wie in dem letztere Bergk, Z. f. d. A.-W. 8 1850 p. 404
Vasenbilde del Vasto das Tageslicht, zu dem nnd Baecker p. 52 verteidigen. Drexler.] — [5)
sie hindurchgedrungen ist. In der ältesten 30 Name eines Hundes auf der Fran9oisvase; P.
Darstellung sind es auch gewöhnliche Menschen, Kretzschmer , Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprach-
die durch ihre Arbeit das Werk vollbringen. forschung 39 (1888), 405. — 6) Name eines
Die späteren Darstellungen ersetzen sie durch Pferdes auf einer Vase aus Caere mit der
Satyrn bezw. Pane, wie in dem Dresdener und Darstellung vonHektors Auszug, C./. (x. 4, 7379.
dem Hartwigschen Vasenbilde; die hauptsäch- Gerhard, Arch. Ztg. 4 (1846), 302. Kretzschmer
liebste Litteratur s. bei Robert a. a. 0. — a. a. 0. p. 168 nr. 27. — 7) Name eines anderen
Schliefslich will ich noch der Vermutung Aus- Pferdes bei einer Eberjagd auf einer Vase im
druck geben, dafs das Relief Ludovisi; Heibig, Vatikan, C. I. G^.4, 7374;5. Stephani, Compte-
Führer nr. 886, (abgeb. Bull, comun. 1887 rendu 1867, 74 und die daselbst angeführte
Taf. 15 f.; Rom. Mitt. 7 Taf. 2) die Anodos 40 Litteratur. Kretzschmer a. a. 0. 161 nr. 11,
der Kora unter Mitwirkung der Hören, die Höfer.] • [Stell.]
auch nach Orph. hymn. 43, 6 (vgl. 29, 9) als ihre Korazon (Ärapa^Mv) , Beiname der Artemis
Gespielinnen bei der Anodos anwesend sind, auf einer Inschrift aus dem Tempel des Zeus
(vgl. auch den Sarkophage von Wiltonhouse) Panamaros in Stratonikeia 'AqxsyLiSi Kcoga^cov
in leicht verständlicher Allegorie darstellt. xaJ. Arjroi: yial 'AitvlX(avL, Corr. hell. 12 (1888),
Die aus dem Meere auftauchende Aphrodite, 267 'AQxsfiiSi Kagd^av y,(xl '/^gtffiidi 'EtpscCa.
die Petersen, Rom. Mitt. 7 S. 32 ff. hier zu 269. Deschamps- Cousin a. a. 0. 267 sehen in
erkennen vermeint, erscheint mir unmöglich, der Artemis Korazon 'la deesse patronale du
da die Figur weder aus dem Meere emportaucht bourg de Koraza', vgl. auch Corr. hell. 14
noch in ihrer ausgesprochenen Keuschheit für 50 (1890), 372. 375; ein Ethnikon Kcoga^svg und
Aphrodite pafst. — Wenig sicher ist die Deu- Kagaiig ebenda 15 (1891), 183. [Höfer.]
tung einiger selinuntischer Münzen auf Koras Kordalia (Kogddtia) , Beiname der Artemis
Begattung durch den in eine Schlange verwan- in Elis; ihr Tempel war ungefähr ein Stadion
delten Zeus, s. Tmhoof -Blumer bei Benndorf, von dem Grab der Freier der Hippodameia
Metopen von Sei. S. 77; Overbeck, K.-M. 3 (Bd. 1 Sp. 2668, Z. 50) entfernt; der Name K.
S. 668 f. Münztaf. 9, 27a. b. [Leo Bloch.] stammt daher, weil hier die Begleiter des
Korakoi {Kögav-oi), gemeinsamer Name der Pelops zur Feier des Sieges ihres Herrn ihren
von den Skythen verehrten Freunde Orestes heimischen Tanz (den v.ög8a^) aufführten,
und Pylades. Das Nähere s. u. Orestes. Das Paus. 6, 22, 1. Stephani, Compte-rendu 1865
Wort Koga'xoi bedeutet s. v. a. cpClioi Sai- co 31 Anm. 4 vermutet, dafs sich die Worte des
fiovsq, lAician. Toxar. 7. [Höfer.] Pausanias a. a. 0. und des Didymos im Schol.
Koras (Kogag?), Bruder des Catillus und Pind. Ol. 3, 54 %al nag' 'Hlsioig 'Ogd'coaLag
Tiburtus , Enkel des Amphiaraos ; Verg. Aen, 'Agt^fiidog isgöv, mg cprjCi JiSv^og auf einen und
7, 672. S. Näheres unter Catillus. [Höfer.] denselben Kultus beziehen. [Höfer.]
Korax (Ädpct^), 1) Sohn des Koronos, Bruder Köre s. Kora.
des Lamedon, König in Sikyon, Paus. 2, 5, 5. Koresos, 1) {Kogscog) Priester des Dionysos
— 2) Ithakesier, Sohn der Ärethusa. Er kam zu Kalydon, gab sich als Opfer hin für die
bei der Verfolgung eines Hasen durch den Geliebte Kalirrhoe, s. KaUirrhoe nr, 7. Paus.
1381 Koretas Kornopion 1382
7, 21, 1. — 2) KüQ)]cos, Autochthon im eplie- sclilechte des Helios, Paus. 2, 3, 8. 2, 1, 1.
sischen Lande, gründete mit Ephesos, dem Im Et. M. 529, 47 heifst er Sohn des Mara-
Soline des Flusses Kaystros, den Tempel der thon oder des Pelops. Die Korintliier sagten,
ephesischen Artemis. Die Stadt wurde nach er sei Sohn des Zeus gewesen, und man bezog
Ephesos benannt, Paus. 7, 2, 4. Koresos oder darauf das Sprichwort: 6 JLoq Köqiv^oq von
Koressos war ein Ort und Berg im ephesischen solchen, die stets dasselbe sagen, „das alte
Gebiet, Heroäot. 5, 100. Xenoph. Hell. 1, 2, 7. Einerlei", Pind. Nem. 7, 105 (155). Aristoph.
Stcph. B. V. KoQrjGaög. [Stoll.j [Er erscheint Pan. 439. Ecdes. 828. fr. 434. Plat. Euthyd.
auf einer Münze des Macrinus von Ephesos p. 292 c. Paus. 2, 1, 1. Die Sagen von der
zusammen mit Androklos: .,Rev. GOGCIQN • lo Entstehung des Sprichworts b. Schol. Pind.
KOPHCOC • ANAPOKAOC. Deux heros dcbout a. a. 0. u. Aristoph. Ban. 439. Da er kinder-
se donnant la main, Tun d'eu.x tient une los starb, so beriefen die Korintliier die Medeia
epc'e sur VcpauU g., l'autre Je palUuvi et ä ses aus lolkos und übergaben ihr die Herrschaft,
pieds un savgUer couclic" , Mi. 3, 110, 370, Paus. 2, 3, 8. Nach Nicöl. Baniasc. fr. 41 b.
Head p. 498; Gulü, Ephesiaca p. 131. 139. Müller, Hist. gr. 3 p. 378 wurde er von den
Viel häufiger als Koresos erscheint Androklos, Korinthiern hinterlistig getötet, worauf Sisy-
des Kodros Sohn, der ■n.ziatr'ig von Ephesos, phos die Mörder bestrafte und an seiner Statt
auf den Münzen der Stadt, mit Beischrift des König ward. Eine Tochter des Korinthos,
Namens ANAPOKAOC, z. B. Mi. 3, 110, 369; Sylea, war mit Sinis, dem Sohne des Polype-
6'. 0,146,438; 168,587; 192,744; Bcqio Museo 20 mon, vermählt, Aj)'ollod. 3, 16, 2. Gerhard,
di Torino. Mon. Gr. p. 275 nr. 3965. Head, Gr. Myth. 2 § 824 p. 237. 238. — [Stehend,
Cat. of the greek coins of lonia p. 78 nr. 232; in jeder Hand ein Steuerruder haltend, mit
p. 94 nr. 316. Hist. mim. 498. Drexler.] der Beischrift CORINTHVS ist er zu sehen
Koretas {KoQr'iTccg), ein Hirt, der zuerst die auf einer Münze des Marc Aurel von Korintb,
mantische Höhle zu Delphi entdeckt haben Locbhecke, Zeitschr. f. Num. 10 1883 p. 75
sollte, Plut. de def. or. 42. [Stell.] nr. 18. Auf einem ßronzespiegel sieht man
Korethon (Koqe&cov), ein Sohn des Lykaon, KOPIN0OZ als bärtige zeusähnliche Gestalt
Apollod. 3, 8, 1. [Stoll.] sitzend dargestellt, die R. am Scepter, den
Koria (Kogia), Beiname 1) der Athena; ihr Oberkörper nackt, bekränzt von der hinter
Tempel und ihre Bildsäule befanden sich auf 30 ihm stehenden jugendlichen Frauengestalt der
einem Berggipfel in der Nähe der arkadischen AEYKAZ, A. Dumont, Bev. arch. 1872 p. 297 f.
Stadt Kleitoria, Paus. 8, 21, 4; nach Cic. de und Monum. grecs puhl. par Vassoc. pour Ven-
nat. deor. 3, 23, 59 gilt Athena K. für die couragement des etudes grecques en France
Erfinderin des Viergespannes. Vgl. Koryphe. Nr. 2 1873 p. 23—50, PI. 3; Mylonas, 'EUr]-
[Das Haupt der Athena erscheint auf den Mün- vlkcc waroTTT^a. Athen 1876. 4** p. 17 — 21, A'
zen von Kleitor, Imhoof- Blumer and Gardner, nr. 3 und 'Aqx- sqirj^i. 1873, Taf. 64, p. 440 ff.,
Num. comm. on Pausanias p. 98. Drexler.] Gardner, Countries and eitles in ancient art,
— 2) der Artemis in, Arkadien; Proitos hatte Journ.ofhell.sticd.9 1888p. 61— 63; O.Schultz,
der Artemis Koria einen Tempel geweiht, weil Die Ortsgottheiten in der g riech, und röm. Kunst
sie seine wahnsinnigen Töchter (rag xdpag) 40 p. 82. Im Festzug des Ptolemaios IL erschien
hatte genesen lassen, Kallim. hymn. 3, 234 und Korinthos in weiblicher Gestalt, ein goldenes
Schol. .3,236; vgl. d. Art. Hemerasia. [Höfer.] Diadem tragend, neben der Statue des Königs,
Korianoss. Kobis, wo nachzutragen Jba«wes Athen. 5, 197, Gardner -p. 64. Drexler.] — [Des
Sikeliota ed. Stary , Jahresber. d. k. k. ersten Korinthos Gemahlin ist Gorge, die Tochter des
Staats-Gymn. Graz 1892 p. 6: vtovg rov Kvnvov Megareus, die sich nach der Ermordung ihrer
Kcößrjv (ms. oßrjv) yial K6yiaQY.ov (= Koqlkvov?) Kinder in den See Eschatiotis stürzte, der
x«l Trjv &vyciztQ(x avzov rXavKrjv (ms. nlätiav). von nun an nach ihr Goi'gopis hiefa, Kratinos
[Höfer.] bei Hesych. s. v. yogyänig. Etym. M. 384, 39.
Koriunos {Köqiwog)., epischer Dichter aus Max. Mayer, Jahrb. d. Kais. D. arch. Inst.
Ilion, der vor Homer gelebt haben und zuerst, 50 7 (1892) 201. — Wenn es Blythogr. Lat. 2, 192
schon während des trojanischen Krieges, die/Zi'as p. 138 Bade heilst luppitcr cum Electra, Atlan-
geschrieben haben soll, und zwar in den von Pala- tis filia, Corinthi regis, concubuit. Sed ex
medes erfundenen dorischen Buchstaben; denn lovis semine natus est Dardanus, ex Corinthi
er war ein Schüler des Palamedes. Auch lasius, so ist an beiden Stellen für Corinthi
schrieb er den Krieg des Dardanos gegen die zu lesen Corythi; vgl. ebenda 1, 135 p. 43:
Paphlagonier. Homer soll von ihm den ganzen Dardanus de love, lasius de Corytho pro-
Inhalt seiner Poesie genommen haben, Suid. creatus est. — 2) Sohn der Mystis (s. d.) v. 1.
V. KÖQivvog. Schol. Nicand. Ther. 15. [Stoll.] für Korymbos (a. d.) bei Nonn. Dionys. 13,
Korinthios (Kog/v^iog), Sohn des Pelops 141. Höfer.] [Stoll.]
und der Hippodameia, (SWtoZ. jEwr. Or. 5. [Tzetz. eo Korkyne {Koqhvvtj), Amme der Ariadne,
Exeges. II. i^. GS. 3Iantiss.p)roverb.2,Mp.n3. welche mit dieser und Theseus nach Naxos
Höfer.] [Stoll] kam, wo ihr Grab noch in später Zeit gezeigt
Koriutlios (Ädpiv'9'os), 1) Gründer und König wurde, naxische Schriftsteller b. Plut. Thes.
der Stadt Korinth, die von ihm den Namen 20. [Stoll.]
erhielt, von den Korinthiern nach seinem Tode Korkyra {K6qy.vq(x) ^= Kerkyra (s. d.).
verehrt, Schol. Aristoph. Ban. 439. Hcrakl. Kornopion (Äo^voTrt'coj^), Beinamen des Hera-
Po»??, fr. 5 b. Müller, Fr. hist. gr. 2 p. 212. kies bei den Oitaiern der Gegend von Trachis,
Er heifst Sohn des Marathon, aus dem Ge- s. Strabo p. 613: „So werde bei den Oitaiern
44
*
1383 Kornopion Korone 1384
ein von den pornopes oder Heuschrecken, Dieu vous rassasiera, il cntend, ü sait. —
welche jene Kornopes nennen, benannter Hera- Mettez une Opposition entre eux et ce qu'ih
Mes Kornopion verehrt wegen der Befreiung desirent. — Partes, Dieu a degage vos coeurs.
von den Heuschrecken; Ipoktonos aber, d. i. — Lorsque Vordre sera donne, dies s'en iront
der Wurmtöter bei den am Mimas wohnenden confuses. — On les reldclie ensuite au milieu
Erythraiern, weil er die den Weinstock an- de Vessaim et leur armee va se perdre dans une
fressenden Nagewürmer, die ipas vernichtete; autre direction." [Drexler.]
und wirklich finde sich nur bei jenen Ery- lioroibos {Koqoi^oi;), 1) ein edler Jüngling
thraiern dieses Tier nicht. Ferner haben die aus Argos. Psamathe, die Tochter des argi-
Rhodier, welche die erysibe, d. i. Weizenbrand, lo vischen Königs, hatte von Apollon einen Sohn
erythibe aussprechen, in ihrem Gebiet einen (Linos) geboren und aus Furcht vor dem Vater
Tempel des Apollon Erythibios. Bei den ausgesetzt oder einem Hirten ihres Vaters
Aiolern in Asia wird, weil die Boioter die übergeben, dafs er ihn aufziehe. Die Hunde
parnopes, d. i. Heuschrecken^, pornopes nennen, des Hirten aber zerrissen das Kind, und auch
ein Monat Pornopion genannt und dem Apollon Psamathe wurde von dem Vater getötet. Des-
Pornopion ein Opferfest angestellt"; vgl. Eu- halb schickte Apollon ein Ungeheuer Poine
stath. II. 34, 25. Preller, Gr. M. 2^ p. 274 (eine Pest), welches die Kinder hinraffte, bis
Anm. 4. J. Marshall, Proceedings of tlie soc. Koroibos es tötete. Da aber eine zweite Pest
of hihlical archaeologTj 8 p. 76 f. Ebenfalls nicht nachliefs, so ging Koroibos freiwillig
wegen der Vertilguug der Heuschrecken ver- 20 nach Delphi , um für den Mord der Poine
ehrten die Athener einen Apollon TlaQvoniog, dem Apollon zu büfsen. Die Pythia befahl
Paus. 1, 24, 8. In späterer Zeit übernehmen ihm, nicht nach Argos zurückzukehren, sondern
Heilige mit Gebeten und anderen geistlichen einen Dreifufs aus dem Tempel aufzunehmen
Waffen die Vertilgung des gefräfsigen Insekts. uud fortzutragen, und wo dieser ihm entfalle,
J. B. Friedreich, Die Symbolik %md Mytho- da solle er dem Apollon einen Tempel erbauen
logie der Natur p. 625 Anm. 1 nennt als Heu- und wohnen bleiben. Im Gebiete von Megara
schreckenvertreiber den heiligen Stephanus, am Gebirge Gerania entfiel ihm der Dreifufs;
Benedictus Abbas, Gregorius, Benno von Osna- hier gründete er den Flecken Tripodiskoi (xqi-
brück. Sie wurden mit dem Kirchenbann be- novs). Auf dem Markte zu Megara war das
legt „nach kontradiktorischer Verhandlung 30 Grab des Koroibos, und auf dem Grabstein war
zwischen dem Anwalt der Bevölkerung uud abgebildet, wie er die Poine tötet. Paus. 1,
dem Anwalt der angeklagten Tiere. Und im 43, 7. 2, 19, 7. Stat. Theb. 1, 570 IF.; [Schal.
16. Jahrhundert war dieses Verfahren gegen Ovid. in Ibim 573. Mythogr. Lat. 1, 168 p. 52
Heuschrecken so allgemein geworden, dafs der Bode. Schol. Stat. Theb. 1 p. 51. 55. 79. 6
Oberpräsident des Parlaments der Provence p. 274 ed. Cj-wcews. Höfer.]; vgl. /low. 19. yln</jo?.
ihm ein eigenes Gutachten widmete, und erst Pal. 7, 154. Müller, Dorier 1, 295. Preller, Gr.
der Benediktiner D. Leonhard Vairus hat sich Myth. 1, 879. [Vgl. oben im Artikel Keren
gegen diese Übung ausgesprochen, welche er Sp. 1154 die lichtvolle Erklärung der Legende
für abergläubisch, gotteslästerlich und un- von Cnisius. R.] [Vgl. auch Max. Mayer,
gereimt hielt." Karl Friedrichs, Mensch u. 40 Jahrb. d. Kais. D. arch. Inst. 7 (1892), 201.
Person, Ausland 1891 p. 315. 316. Frank Höfer.] [Knaack, Analecta Alexandrino-
Cowan, Curious facts in the history of insects. romana 1. De Callimachi Lino p. 24 — 28.
Philadelphia 1865 p. 116 citiert aus ^,PM?-c/«as's Drexler.] — 2) Phrygier, Sohn des Mygdon;
Pilgrims": „In the yeere 1603 , at Fremona, er zog dem Priamos zu Hülfe, um die Hand
great misery happened by Grasse-hoppers , from der Kassandra zu erwerben, fiel aber in dem
ivhich Paez freed the Catholikes , by Letanies nächtlichen Kampf bei der Erstürmung von
and sprinkliny the Fiel ds ivith Uoly-rvater ; when Troja durch Diomedes oder Neoptolemos oder
as the Fields of Heretikes seuered only by a Peneleos, Paiis. 10, 27, 1. Eurip. Mha. 539.
Ditch, tvere spoyled by them." Derselbe führt Quint. Sm. 13, 169. Verg. Aen. 2, 341. 407.
an, dafs die Tataren der Krim zur Vertreibung 50 424. [Der tote Koroibos, über den Aias, der
der Heuschrecken sich Derwische aus Klein- Sohn des Oileus, wegschreitet, dargestellt
asien kommen liefsen; „these divines prayed auf der Vivenziovase; Seydemann, Neapler V.
around the mosques, and, as a charm, ordered nr. 2422. Baumeister, Denkm. Taf. 14 nr. 795;
water to be hung out on the minarets , ivhich vgl. p. 742 r. Höfer.] — 3) Ein Athener, der
icith the prayers, ivere meant to entice a species die Töpferwerkstätten erfunden haben sollte,
of black bird to come in muUitudes and devour Plin. n. h. 7, 57. [Stell.]
the Locusts." Bei den Arabern dient ein Gebet Koronai s. Koronides,
des Propheten um Vernichtung der Heu- Korone. Auf einer Vase in München
schrecken, auf ein Papierblatt geschrieben und {Beserve etr. p. 9, 28. de Witte, Descr. d'une
in einem Rohr auf dem Felde aufgepflanzt, co coli, de vases peints . . provenant des fouilles
zur Abwehr der gefräfsigen Tiere, C. deWarloy, de VEtrurie p. 63. 64 nr. 110. Gerhard, Auserl.
La Tradition 2 1888 p. 278. Als ein anderes Vasenbilder 3, 168. O. Jahn, Beschreibung der
unfehlbares Mittel der Araber gegen die Ein- Vasensamml. König Ludwigs 2 p. 141 nr. 410)
brüche der Heuschrecken verzeichnen Warloy hat Theseus eine mit langem Chiton und Man-
a. a. 0. und Eolland, Faune popul. de la France tel bekleidete Frauengestalt, Korone (KOPONE),
3 p. 294 aus Daumas, Le Grand Desert: „On „die ihren r. Arm um seinen Nacken legt und
prend quatre sauterelles et Von ccrit un de ces seinen Arm zu umfassen sucht, mit beiden
quatre versets du Koran sur les ailes de chacune: Armen um den Leib gefafst und erhoben.
1385 Koroneus Koronides 1386
Beide sehen auf die herbeieilende Helena, Ovid der Asche entstiegene geminos iuvenes,
welche mit der R. die Chlamys des These'us, quos fama Coronas, nominat! Man erwartet
luit der L. den r. Arm der Korone fafst". 'Cometas' oder doch Coronos (= KoQtövovq);
Hinter ihr sieht man Peirithoos. Panofka, aber die Überlieferung ist fest, die Konfusion
Monatsher. d. Berl. Älc. 1848 p. 90—99 hält ursprünglich. — KoqcÖvt] ist ein ausschliefslich
die Sceue für einen Raub Korones als einer in dem Asklepiosmythus festsitzender Name,
uns zufällig bezeugten Theseusgeliebten. Da- wo .ihn stets ein Weib trägt (s. oben Bd. 1
gegen will Pyl, Arch. Ztg. 9 1851 Sp. 331 f. Sp. 616, Z. 28—48). Wie die berühmte Mutter
den Raub der Helena durch Theseus erkennen des Asklepios schon die Frucht unterm Herzen
und vermutet, „dafs diese Korone durch die lo trägt, als sie, zugleich mit anderen Frauen,
Mythen in ein Freundschaftsverhältnis mit getötet wird, und wie schon der Leichnam auf
Helena gebracht sein könne" und „den Raub dem Scbeiterhaufen verbrannt werden soll,
ihrer Freundin zu hindern sucht". Pyl will als mitten aus der Glut des Feuers und dem
ferner diese Korone dargestellt sehen auf der toten Mutterleibe ApoUon seinen Sohn rettet
von ihm Taf. XIX abgebildeten, Sp. 329 ff. und entführt (s. o. Bd. 1 Sp. 618, Z. 28 ff.), so
besprochenen Vase des Berliner Kabinetts, schweben hier, genau entsprechend, 2 (gemini)
auf welcher indessen Furttvängler nr. 3143 Söhne aus der 'mütterlichen Asche'. Auch die
Scene B nur eine einfache Frauenverfolgung Seuche fehlt im grofsen Asklepios -Korouis-
erkennt, sowie Korone, Helena, Theseus und Mythos nicht, nur tritt sie dort nicht vorher
Tyndareos auf einem ihm durch eine Zeich- 20 als Anlafs zum Sühnopfer, sondern zugleich
nang in Gerhards Besitz bekannt gewordenen mit diesem als Strafe auf {Find. Pyth. 3, 52
Stamnos. [Drexler.] u. Äc/ioL; vgl. überh. zu 68, 66). Abweichungen
Koroueus {KoQmvEvq), Vater der Koronis liegen aufserdem noch darin, dafs Koronis von
(s. d.) Ov. M. 2, 569. [Stell.] dem Raben des Apollon oder diesem Gotte
Koronides {kogwviSrjg), Sohn der Koronis, selbst getötet wird, die Koronides sich selbst
Asklepios, Ov. Met. 15, 624, Ibis 406 und {naQO. rrjv %lnSa: Ant.) töten; ferner dafs der
Schol. 405. Priscian. Inst. 2, 34. Grammatici Koronissohn Asklepios auf den Pelion zu Chei-
Lat. ed. Keil 2, 63. [Höfer.] ron entrückt wird, der ihn erzieht, _ während
Koronides {KoQwvidsg) oder Koronai (Coro- bei Antoninus aus den sterblichen Überresten
nae == Kogävai), eine nur Boiotien undAttika 30 (= cinis?) der Koronides zwei Sterne (= Fun-
eigene Doppelung der Koronis (s. d.), dadurch ken?) als Kometen zum Himmel entschweben,
merkwürdig, dafs sie, ebenso wie das Motiv bei Ovid: jene beiden angeblich 'Coronae'
von der Feuergeburt eines Gotteskindes, zu- genannten 'Zwillinge', welche der mütter-
gleich in den Asklepios- und in den Dionysos- liehen Asche das Totengeleit geben. Der
Mythus hinüberspielt. — 1) Zwei Schwestern, Hauptunterschied freilich ist die Zahl:_ Denn
Töchter des Orion, Namens Metioche und Me- im Koronismythos erscheinen nicht zwei -noQat,
nippe (s. d.), waren zu Orchomenos in Boiotien oder zwei köqoi, sondern nur zwei (SiSvfioi)
durch ein Heiligtum geehrt, in welchem alljähr- H ügel, als Wohnort der Koronis am Dotischen
lieh Y.6Q01. Kai KOQai iisdiyficcza (psQOvaiv. So Gefilde: diese müfsten also geradezu als 'die
erzählt (laut Glosse angeblich nach Eorinna's 40 beiden Grabhügel einer Zweiheit von Koro-
Heteroia und NiJcandros' Heteroiumena) Anto- nides' den Mythos angeregt haben. Endlich ist
ninus Liberalis (c. 25 p. 224 Westerm.) von Koronis nie 'Oriontochter', sondern stets T.
den Koronides, während Ovid {Met. 13, 681 ff.) des Phlegyas oder Lapithes (so Eustath. zu
seine Coronae nach Thebai, der ismenischen II. £729) gewesen. Auch sind die Komet-
Stadt, versetzt. Sie sterben als Sühnopfer für sterne in der alten Koronis -Sage unerhört,
ihr Volk, und zwar von eigener Hand durch 2) Schwurgöttinnen bei Dionysios Skym-
eiuen Stich in die Brust (xa^nt^t, Ovid: telo); naios bei Scliol. Lyk. 1247'): (icc zag Ssoivov
nach Ant. zur Sühnung an die IqiovviovgQ-Bovg v.al Kogcovidag (Var.: KogoviSag); vgl. Tüpffer,
oder %Q-ov{ovg öatiiovag, auf Anraten des gor- Att. Geneal. S. 105. 114 1), der sie mit Aischy-
tynischen Apollon, den man wegen Abwen- 50 Jos' Theoinos- Mainaden identificiert (ebendas.
düng einer grofsen Seuche um Rat gebeten Nauck, F. T. G. 397) und nicht nur mit dem
hatte (wovon Ovid, überhaupt sehr kurz, Geschlechterkult (nicht dem Namen!) der atti-
nichts weifs). Des weiteren erzählt A.: Die sehen Koironiden, sondern mit den the-
beiden Mädchen sanken (igne cremaiae, 0.) in baisch*)-orchomenischen K. (1) in Zusammen-
die Erdentiefen hinab (d.h. doch wohl: die hang bringt. Wirklich erscheint unter den
vom Scheiterhaufen gesammelte Asche ward drei naxischen Erzieherinnen des Dionysos-
in einer Urne begraben). Persephone und kindes eine KoQcovtg, wie auch unter den sieben
Hades aber, welche die Leiber jener ver- hyadischen Erzieherinnen des thebaischen D.
schwinden liefsen {^(pdviaav) , schickten doch "Trjg bei Pherekydes {F. H. G. 1, 84, 46). Noch
aus Mitleid {oUtsiQKvrsg, 0.: ne genus inter- 60 auffälliger ist der zweite Name der dreiNaxie-
eat) in xrig yfjg (0.: de virginea favilla) dazs- rinnen: KXsiär] (s. d.); er erinnert an den Stich
qag (0.: iuvenes gtminos!) hervor {dvr}V£yv.av
— exire), die zum Himmel hervorschweben *) »er Künstler Alcon, welcher bei 0«/d auf einem
(und nach Ovid. Cineri materno ducere pom- Becher den Coronae -Mythos darsteUte ist ;^eU"cht =
^ j . , \ > . V 5 / dem athenischen Heros Alkon (s. o. Bd. 1 Sp. 249 nr. 4;
pam). avzov? ^ {zovg «^y« <?«s), avofiaaav ^^^^^^ daselbst zu nr. 7), welcher als aenosse des Askle-
ccvd-Qconoi KOlirizug. ^ Die Mädchen abej: pj^g ^m Pelion erzogen ward. Dann hätte man einen
TiQoaayOQfVOVGt S avzccg oi AioXstg a^qi vvv Anhaltspunkt für attischen Ursprung der Oi;(cüschen
KoQOividag nuQ&evovg. Statt dessen hat Version.
1387 Koronios Koronis 1388
jtKQcc xi]v kXsiSu tfj Mf^Ktöi einer Koronide bei Ästr. tötet er auch den Ischys; oder Zeus er-
Äntoninus. (Der dritten Naxierin freilicli mit schlägt ihn mit dem Blitz, Hi/cj. f. 202. Ko-
ibrem uncharakteristischen Namen $dto; ent- ronis und Ischys, von den Pfeilen des ver-
spricht keine dritte Koronide.) Auf die Ahn- folgenden Apollon getroffen, Monum. ined. de
liebkeit zwischen der Feuergeburt und Rettung l' Imt. archcol. Tom. 2 pl. 18. Duc de Luyncs,
des Kindes Asklepios aus Scheiterhaufen und Dcscript. de vas. peints pl. 6 u. 7. Koronis
verkohlendem Mutterleichnam mit dem gleichen hatte sich dem Ischys ergeben, weil sie be-
Schicksal des Dionysoskindes in der ebenfalls fürchtete , später von Apollon verlassen zu
thebai'schen Semele-Hye-Sage macht Voigt werden, Akusilaos b. Schol. Pind. Pi/th. 3, 24.
aufmerksam (s. o. Bd. 1 Sp. 1045, Z. 14 ff.), lo Nach PJ«(?ar erfährt Apollon ihre Schuld durch
Dazu tritt nun hier die Doppelparallele der seinen allerforschenden Sinn, während schon
beiden Söhne der Koronides. — Die Vermu- von Hesiod (vgl. Uijc/. f. 202. P. A. 2, 40.
tung, die sich aus dieser Betrachtung ergiebt, Äpollod. a. a. 0. u. A.) erzählt wird, dafs der
ist: 1. Die Koronides waren schwanger, als Eabe, der ihm heilige Vogel, ihm die Nach-
sie sich selbst den Tod gaben und opferten; rieht brachte, weshalb er von dem erzürnten
2. vielleicht war ein Fehltritt die Ursache der Gott aus einem weifsen in einen schwarzen
Schwangerschaft und somit auch des Zornes Vogel verwandelt ward. Als Wohnort der
o^
der Götter und also auch der strafenden Koronis wird von Pindar die Stadt Lakereia
Seuche gewesen; 3. also das Selbstopfer war am boibeischen See angegeben, ein Name, der
zugleich als eine private Bufse in der ver- 20 entweder auf rauschende Quellen, oder, wie
lorenen vollen Form des Mythos motiviert auch der Name Koronis, auf geschwätzige
(damit betrachte ich die an anderer Stelle Krähen {lecKiQv'Qu KoQcövri, Hcs. Erg. 747) hin-
von mir über die K. gegebenen Vermutungen weist, also die Krähenstadt bedeutet. Die
als erledigt). [K. Tümpel.] Krähe aber war durch ihr langes Leben oder
Koi'onios. Im BuJl. de Corr. Hell. 9 1885 auch wegen ihrer Vorliebe für die Höhen und
p. 426 nr. 39 (= C. I. Gr. Graeciae septentr. die frische ßergesluft ein Symbol der Gesund-
Vol. 1 nr. 2873) teilt i^'oMCflrt folgende Inschrift heit, Preller, Gr. Mgth. I,i23. Über Koronis am
von Koroneia mit: 'Hgäg KaargiKilog AvXov boibeischen See s. noch Strab. 9, 442. 14, 647.
xov I vocov Kai vcc &v I Qco^ccra dv^&rj \ y.£v KoQca- Auch in dem thessalischen Trikka am Flusse
vi'oai. Foucart glaubt in Koronios die wahre 30 Lethaios soll Asklepios geboren sein, Slrah.
Namensform des von Paus. 9, 34, 7. 8. KÖqco- 14, 647; vgl. Hyg. f. 14 p. 43. Von der epi-
vog genannten Gründers der Stadt erkennen daurischen Sage wurde die Geburt des Askle-
zu sollen; es dürfte aber eher der Name ab- pios in die Gegend von Epidauros verlegt,
solut gebraucht für einen in Koroneia Vorzugs- wo er hochverehrt ward; Koronis sollte ihren
weise verehrten Gott sein. [Drexler.] Vater Phlegyas auf einem Raubzug in den
Korouis (KoQcovig), 1) Tochter des Lapithen- Peloponnes begleitet und ihr Kind im Gebiete
königs Phlegyas (des Lapithes, Eiistath. II. 2, von Epidauros heimlich geboren und ausgesetzt
729), Mutter des Heilgottes Asklepios. Pindar haben. Paus. 2, 26, 4. [Nach dem neugefun-
erzählt nach dem Vorgang des Hesiod in den denen Hymnus des Epidauriers Isyllos {Epjliem.
Eöen {fr. 87 Lelirs bei Scliol. Pind. Pyth. 40 arch. 1885 S. 69 ff. Blafs in Fleckeis. Jahrh f.
3, 14), dafs Koronis, die Tochter des thessa- Pliilol. 1885 S. 823 f. Wilamoioitz , Isyllos
lischen Fürsten Phlegyas, wohnhaft in dem von Epida^iros) hiefs Koronis eigentlich Aigla
dotischen Gefilde beim boibeischen See am und war die Tochter des Phlegyas und der
Fufse des Pelion, mit Apollon den Asklepios Kleophema (der Tochter des Malos und der
erzeugt habe; während sie aber mit dem Muse Erato); Apollon (Maleatas) verliebte
Götterkinde noch schwanger ging, gab sie sich in sie im Hause des Malos {sv Mälov
sich im Hause des Vaters heimlich einem S6(ioig TccxQ&svtav wquv t'lvas). Bei der Ge-
Gastfreunde aus Arkadien, Ischys (Valens), burt des Asklepios (s. d.) waren (als göttliche
Sohn des Elatos, hin, der übrigens auch nach Helfer) anwesend Apollon und die Moireo,
Thessalien versetzt wird. Deshalb liefs Apol- 50 namentlich Lachesis. Isyllos leitet den Namen
Ion erzürnt sie durch Artemis erschiefsen, und Asklepios von Aigla ab (vgl. Aigle u. Hesych.
mit ihr starb auch eine Menge anderer Frauen s.y. AiyXäriQ).Roschev.] [Eine wunderliche Deu-
(von einer Pest erzählte auch Pherekydes bei tung des Mythus giebt Ä. Eschiveiler , Über
Schol. Pind. Pyth. 3, 59. 64. 66). Als die das Wisen und den Kamen des griechischen
Leiche der Koronis schon auf dem Scheiter- Heilgoltes. Leipzig 1886. i". Back, Jahresber.
häufen lag, eilte Apollon (Hermes, Paus. 2, üb. d. Fortschr. d. kl. A.-W. Bd. 66 p. 340
26, 5) herbei, entrifs sein Kind der sich vor referiert den Inhalt der mir nicht zugänglichen
ihm teilenden Flamme und brachte es zur Er- Schrift mit den Worten: „Die hochgelegene
Ziehung dem Kentauren Cheiron auf dem Pelion, Berggegend (Koronis) wird vom Lichte (Apollon)
Pind. Pyth. 3, 5 — 46 (10 — 81) mit Schol. co geschwängert, heimlich aber auch vom Wachs-
Hom. Hymn. 16 (in Aescul.). 2, 31 f. Apollod. 3, tumsgeist (Ischys) beschlichen und stirbt des-
10, 3. Paus. 2, 26, 5. Ap. lih. 4, 617. Diod. halb durch das Licht oder die Wärme (Arte-
4, 71. 5, 74. Ov. Met. 2, 542 ff. 598ff. Fast. 1, mis). Die Frucht (Asklepios) würde verdorren,
291. Serv. V. Aen. 6, 618. Hyg. f. 14 p. 43 käme nicht rettend der Regen (Hermes, Gott
Bunte, f. 161.202.224:. P. Astr. 2, M. Cic.N.D. der Verdunkelung) dazwischen, um einen ge-
3, 22, 56. Nach Oo. Met. Serv. V. Aen. 7, 761 sunden Zustand der Atmosphäre hervorzu-
tötete Apollon selbst die Koronis, nach Phere- rufen." Drexler.] Auch in dem arkadischen
kydes b. >S'c/iO?. Pind. Pyth. 3, 59 und Hyg. P. Thelpusa, wo sich ein Heiligtum des Askle-
1389 Koronis Koronos 1390
pios befand, war das Kind Asklepios aus- 3, 171b p. 489. C /. G^. 2, 3538 ; auf einer Weih-
gesetzt gefunden worden, Faus. 8, 25, 6. Die inschrift an Asklepios KoQcövidi rä ^Isyvsia
Arkader scheinen die Koronis auch für sich (aus Menschieh [l'tolemais]) Revue archeol. 13
zu beanspruchen; in Ilom. Hymn. 2, 31 heifat (1889) 71; vgl. ^Isyvov ■novQr] G. I. G. 3,
sie nach der wahrscheinlichsten Lesart kovqj} 5974 = Kaibel, epigr. add. 805 =* = Inscr.
'A^civi'g, also eine Arkaderin, s. Baumeister Graec. Ital. 967. ^Xsyvrjig Paus. 2, 26, 7;
z. d. St. p. 147. Die Messenier behaupteten, s. auch F. A. Voigt bei Ersch und Gruber.
dafs Asklepios bei ihnen in dem messenischen Nach 0. Jahn, Arch. Ztg. 11 (1853), 165 er-
Trikka geboren sei von Arsinoe, Tochter des kennt de Witte, Cat. Dur. nr. 2152 p. 440 auf
Leukippos; aber das delphische Orakel, um lo einer archaischen Vase {Mon. deW Inst. 2, 18)
die Abkunft des Asklepios befragt, erklärte den Phlegyas und die Koronis, die von
nicht Arsinoe sondern Koronis für seine Mutter, Keren nach Delphi geschleppt werden; de
l'aus. 2, 26, 6. 4,3,2. AsTclepiades b. Schol. Luijnes (Deficript. de quelques vases pehiis pl. 8
Find. Pyth. 3, 14. Aristeides (Schol. Pind. p. 4; vgl. Elite cc'ram. 2 pl. 59 p. 173) erkennt
a. a. 0.) sagt, als Jungfrau habe die Tochter darin die Koronis und den Ischys, die von
des Leukippos Koronis geheifsen, später aber Daimonen dem Apollo zugebi-acht seiner Rache
Arsinoe, und SoJcrates aus Argos (ibid.) be- entgegensehen. Höfer.] Vgl. Koronides. —
hauptet, Asklepios sei Sohn der Arsinoe, aber 2) Tochter des Koroneus im phokischen Lande
von Koronis als Kind angenommen. Zu Ti- (Daulis), von ihrer Schützerin Athene auf
tane in Sikyonia, wo ein Asklepieion war, 20 ihren Hülferuf in eine Krähe verwandelt, als
befand sich ein Holzbild der Koronis, wel- Poseidon sie mit seiner Liebe verfolgte, Ov.
ches man, wenn dem Asklepios geopfert werden Met. 2, 551 ff. Gerhard, Gr. Myth.l §269,
sollte, in den Tempel der Athene trug und 2. Preller., Gr. Myth. 1, 424. Schwende, Sinn-
dort verehrte, Pm^s. 2, 11, 7. Panofka, Askle- bilder der a. Völker 239 f. Vgl. nr. 1. —
pios u. die Asklepiaden p. 28. Curt. Peloponn. 3) Eine der Hyaden oder nysischen oder do-
2, 503. Bei Schal. II. 4, 195 und Hyg. f. 97 donäischen Nymphen, der Erzieherinnen des
p. 87 heifst Machaon Sohn des Asklepios und Dionysos, Hesiod. fr. 67. Lelirs b. Schol. Arat.
der (Arsiuoü oder) Koronis aus Trikka. — Phaen. 172. Hyg. f. 182. 192. P. Astr. 2, 21.
S. Asklepios. Utync, Obss. ad Apollod. p. 2767. Schol IL 18, 486. Pherekydes (fr. 46. Müller,
Müller, Orchom. 198ff. Völcker, lapet. Geschl. so Fr.hist.gr. Ip.Si). [Schol. German.Aratea]).75
176. 179. Panofka, Asklepios u. d. Asklepiaden. ed. Breysig. Höfer.] In Naxos heifst sie eine
Hol. Akad. 1845. Lauer, System 281. Preller, einheimische Nymphe, welche dort mit ihren
Gr. Myth. 1, 423 f. Gerhard, Gr. 3Iyth. 1 Schwestern Philia und Kleide den ihnen von
§ 514. [Auf Münzen der Sabina von Pergamon seinem Vater Zeus übergebeneu Dionysos auf-
ist Koronis stehend dargestellt, kenntlich durch zog, Diod. 5, 52. Der auf Naxos wohnende
die Beischrift KOPßNIC, il/j. 2, 598 f., 563. 564; Thraker Butes, Bruder des Lykurgos, hatte
Num. Chron. 1882 p. 36, PI. 1, 13. ,,This figiire sie in dem phthiotischen Achaia, als sie mit
wears a long garment reaching to the feet, and den dionysischen Nymphen ein Fest des Dio-
hcr head is veiled; the riglit hand is raised to nysos feierte, geraubt und gezwungen sich ihm
the left Shoulder, her left being laid .sivae'^/ti 40 zu vermählen, weshalb er von Dionysos mitWahn-
across the body at the loaist." Warwick Wroth., ^inn gestraft wurde und sich in einen Brunnen
Cat. of the greek coins of Mysia p. 144 nr. 274. stürzte, Diod. 5, 50. Vgl. Koronides. —
275 PI. 28, 16. Gegen Panofkas (Asklepios 4) Mutter der drei Chariten von Dionysos,
und ^die Asklepiaden p. 28) Deutung des mit Nonn. Dion. 48, 555. — [5) Begleiterin des
menschlichem Haupte, Helm, Schild und zwei Theseus auf seiner Rückkehr von Kreta C. J. G,
Lanzen oder nach Babelon zwei Flöten ver- 4, 8185 b p. 192. — 0) Name einer Begleiterin
sehenen Vogels auf Münzen des L.Valerius Acis- des Dionysos auf einer Vase C. I. G. 4, 7476,
culus (.Bi'cc/o, Monete delle ant. famigliedi Borna vielleicht identisch mit nr. 3. Höfer.] — [Über
tav. 47, 8) als Athena-Koronis (vgl. nr. 2) s. Ch. die verschiedenen Koronides s. auch J. Boehlau,
Lenormant, Nouv. gal. myth. p. 157. de Witte, 50 Butes und Koronis in Bonner Studien. Aiif-
Le gcant Valens (Extr. de la Bev. num. 1849) sätze aus der Altertums -Wissenschaft B. Kekidc
p. 21. Babelon, Monn. consul. 2 p. 516. 519. . . . gewidmet von seinen Schülern. Berlin
520 nr. 18. 19, welche in dem Vogel eine 1890 p. 126—138, dessen Ausführungen Back
Adleraii, Valeria (Plin. h. n. 10, 3, 3), „l'aigle im Jahresber. üb. die Fortschr. d. kl. A.-W.
Valeria qui figure sur la mcdaille sous la meta- Bd. 66 p. 315 in den Satz zusammenfafst: „Die
morphose tnythologique d'une Sirene'' erkennen. verschiedenen ''Koronis' sucht B., wie dem
— S. über Koronis auch de Witte a. a. 0. p. 8, 9. Ref. scheint, zum Teil mit guten Gründen als
Gurlitt, Über Pausanias p. 173 ff. Drexler.] Ausflufs einer alten thessalischen, vorzugsweise
[Vgl. noch 0. MülUr, Handb. d. J.rc/(." 394, 3 chthonischen Göttin Ai'ylri-KoQwvri (Asklepios-
p. 598. Eckhel,d.n.2,iG6. Head hist. num. iöi; go muttei Aigle-Koronis, Aigle und Korone in
yg\. ferner Lukian.Alex.li,38. Tlieodoret. (haec. Phokis, des Theseus Geliebte Aigle oder Ko-
affect. cur. 8 p. 905 Schulz. Schol. Nikand. ronis u. a.) zu erweisen, wobei er den Namen
Ther. 685. Oppian. Ixeut. 1, 8. Joh. Lydus Kogcovr] als Erweiterungsbildung von KÖQr] =
de mens. 4, 89. Mythogr. Lat. ed. Bode 1, 46 'die Jungfrau' und das Attribut der Krähe als
p. 17, 115 p. 37, 204 p. 64, 205 p. 65, 2, 22 alte Volksetymologie fafst". Dre.xler.] [StolL]
p. 81, 128 p. 118, 3, 8, 16 p. 209. Schol. Stat. KoronOS (KoQavog), 1) einer der Lapithen
Thcb. 3 p. 144 ed. Cruceus Schol. Ovid. Ib. 405. (s. d.), Sohn des Kaineus, Vater des Leonteus,
C. I. G. 1, 511 = C. 1. A. 3, 171. C. I. A. Hom. B 746 (Apollod. 3, 10, 8). Sophokles in
1391 Koropaios Korykia 1392
den Alluvial bei StepJi. s. v. Jcütlov: o zlazuvg Koros (Koqos), 1) der persouificierte KOQog,
AaTti'&rjg KoQcovog. — Bei Steph. s. v. ^ilatödL d. i. Übermut, Sohn dos Hybris (s. d.) in einem
wird eine Tochter von ihm, Namens Lysidike alten Orakel des „Bakis" bei Herod. 8, 77:
(Konj. \. Schubart im Avaidr]) angeführt. [Vgl. dicc ziUri cßsacixt KQccregov Kögov "TßQiog' viöv
Töptfer, Attische Genealogie 276. ß.] — Er ktX. und bei Findar, Ol. 13, 10:"TßQLv, Köqov
wurde von Herakles getötet, als er an der natsga &Qaav(iv&ov (vgl. d. Schol. z. d. St.).
Spitze der Lapithen den Dorer Aigimios mit Anders Solon frgm. S Btrglc: zC%xti yuQ jtdpog
Krieg überzog, Biod. 4, 37.. (ebenso Apollod. [Äo^og?) vßgiv C'TßQiv?}, ötav nolvg olßog
2, 7, 7. [C. I. G. 3, 59840. Über den Versuch, inrixai und Tlieogn. 153 zUtsi zoi xo'^o? vß^iv,
den Koronos zum Ahnherrn der eleusinischen lo ozav v.civ.ä olßog s-rtrizcci, Mehr bei Bergli
Koroniden = Koironiden zu machen, s. Toepffer, P. L. Gr.' in der kritischen Anmerkung zu
Attische Genealogie 104 Anm. 1; eine Deutung beiden Stellen. — [2) Coronia, nomen a Coro
des Namens Koronos versucht Fott, Zahlen Centauro dictum, a quo et clvitas dicta, quam
von losmischer Bedeutung, Zeitschr. f. Völker- (quem?) reliqui Geniauri velut palum caedcntes
Psychologie u. Sjyrachtvissenschaft li (1883), 18, terrae a f fixer unt , Schol. Stat. Theb. 7 p. 326
der in Kögcovog (vgl. ^OQwvog, ■nogcovig von Cruceus. Die Stelle ist dunkel. Ist statt
krummhöruigem Rindvieh gebraucht) als dem Coro vielleicht Corono (s. d. nr. 3) zu lesen?
Sohne des Kaineus (= sich wandelnder Mond) Aber wie kommt (koronos zur Bezeichnung
eine Anspielung auf die cornua lunae erblickt; Kentauros? Oder ist zu lesen: a Corono
andevs Pott in Kuhns Zeitschr. f. ver gl. Sprach- 20 Caenei filio quem (seil, den Caeneus)"^
forschung 6 (1857), 407. 410. Bei Orph. Argon. Höfer.] Vgl. Kaineus. [Röscher.]
139 heifst Koronos^ Sohn des Alektor, 'AUx- Korse (Äopffrj), 1) Sklavin eines Rinderhirten,
zoQiärjg. Höfer.]). Zu den Argonauten wurde nach welcher die Insel KoQOig {KvQvog, Cor-
er gezählt von /b'02)/i0Ä;?es in den J^fij/iat a. a. 0. sica) benannt war, Stcph. Byz. v. Kogaig.
Apoll. Eh. 1, 57 ff. {Orph. 139. Hyg. f. 14 Eustath. Bion. Per. 459. — [2) In dem 'Eni
p. 45, 2 nach Konjekt.), er fehlt bei Val. Jrilnvlov überschriebenen Epigramm {Aristot.
Flacc. und Apollod. 1, 9, 16, wo dafür Kai- pepl. 40 [25]): drjinvXov wgorig svsidiog 'Oq-
vevg KogävQv (vgl. Hyg. f. 14 p. 48 Seh. in /levioio nvr^ia zöS' siKlsivov ysi'vazo TXrjno-
der Note zu p. 47, 23) steht, vgl. Schol. Apoll Xs(iog schreibt Schneidewin (vgl. Bcrgl-, poet.
Eh. 1, 57: xivsg ös cpaci Kaivsa GvßTtXsvaaL 30 lyr. 2*, 351 JtjltivXov KÖQarjg ^vscdsog Og-
Toig 'Agyovavxccig, ov Kögcovov. — 2) König (isvCov xs Mvrj^ia xöSs ■ulsivov dsi'^azo TXr]n6-
von Sikyon, Sohn des Apollon und der Chry- Isfiog. Höfer.] [Stoll.]
sorthe, Vater des Korax und des Lamedon, Korsymos {Kögov^og), Flufsgott, sonst un-
Paiis. 2, 5, 8. 6, 3. [Pott in Kuhns Zeitschr. f. bekannt, erscheint gelagert auf Münzen von
vergl Sprachforschung 9 (1860) 352. Höfer.] dem karischen Aphrodisias iJcWteZ, J5. h. 2, 576;
— 3) Der Gründer von Koroneia, Sohn des vgl. 4, 314. 318. [Dies ist eine der wenigen
Thersandros, Bruder des Haliartos, Paus. 9, 34, irrigen Lesungen Eckhels. Der Flufs, welcher
7 {Schol. II. 2, 503. Steph. Bys. s. v. KogcövEia. auch auf den Münzen von Antiochia ad Mae-
Nonn. Bionys. 13, 79). [Pott in Kuhns Ztschr. andrum erscheint, heifst MOPCYNOC. Head,
f. vergl Sprachforschung 9 (1860), 345 Anm. 40 H. N. p. 520. Pinder, Monatsber. d. Berl. Ah.
Höfer.] —4) Vater der Anaxirhoe, der Gemahlin 1857 p. 476; der heutige Name dieses Flusses
des Epeios in Elis, Paus. 5, 1, 6. — 5) Vater ist Karasu, G. Hirschfeld, Monatsber. d. Berl.
der Aateria, der Mutter des Idmon, Pherekydes Ak. 1879 p. 327. Drexler.] [Höfer.]
bei Schol. Ap. Eh. 1, 139. — [6) Auf einer Korybanten s. Kureten.
hispanischen Inschrift aus der Nähe von Crasto Korybos {Kogvßog), ovds yccg oaiov ol^nat
erscheint ein Gott Coronus C. I. L. 2 Suppl zrjv alziav igsiv, Kivaüdnav Jiovvaov kuzcc-
5562. Höfer.] [Seeliger.] yogsvcov, nag' oaov Kai 6 cpaUog zov nsnog-
Koropaios (Xopon;o;roff), Beiname des Apollon vsvKozog Kogvßov Jiövvaov vn6[ivr](ia,
vonderthessalischenStadtKorope,MÄ-and.I'7ter. iiia&öv zovzov avxä Aiövvaov iy.z£xi%6za\
GVS undhei Steph. Byz. s.Y.Kogönr]. Nach T/ieo«, 50 Zs/isli^g xi^g firjxgog (irjvvxga Schol Marc. Luc.
Plutarchos und Bemetrios (Chloros?) bei Steph. de dea Syr. 28 p. 258 Jacobitz. Ist dieser
Byz. a. a, 0. soll jedoch Apollon nicht Kogo- Korybos identisch mit Korymbos (s. d.)?
naiog, sondern nach der euböischen Stadt [Höfer.]
'OgoTtr] (= 'Ogoßia, vgl. Strabo 10, 445) 'Ogo- Korydon {Kogvdwv), Gigant, Sohn der Erdo
nai:og heifsen, vgl. Schol Nikand. Ther. 614. und des Tartaros, Hyg. praef. p. 27 Bunte.
Aber eine Inschrift {Lolling in Mitteil d. deutsch. [Stoll.]
arch. Inst. 7, 71, 10. 15. 73, 6. 20. 25; vgl. Korykia {Kwgv^Ca), eine Nymphe, nach
285. 286 Anm. und Pomtow in d. Jahrb. f. welcher die korykische Höhle am Parnafs
Mass. Phil 29 [1883], 359 f.) bestätigt ein benannt war. Sie zeugte mit Apollon den
Orakel des Apollon Koropaios auf der Halbinsel 60 Lykoros oder Lykoreus , den Gründer der
Magnesia; vgl. Lolling a. a. 0. 7, 70. A. Eeichl, parnassischen Stadt Lykoreia, Paus. 10, 6, 2.
Ber Bundesstaat der Magneten und das Orakel 10, 32, 2. Schol. Ap. Eh. 2, 711. [Ygl.Boetticher,
des Apollon KogonaVog, Progr. d. k. k. deutsch. Arch. Ztg. 16 (1858), 220f. Höfer.] Korykische
Obergymn. d. Kleinseite in Prag 1890/91; Nymphen (Xa39yH/(Jfs) in der Mehrzahl, Töchter
vielleicht hängt auch der Monatsname Kuro- des delphischen Flusses Pleistos, bei Ap Eh
pos (C. I. G. 2, 1793) mit diesem Apollon 2, 711. Et M 676, 5. Ov. 3Iet. 1, 320. Äesch.
zusammen; vgl. Böckh im C. I. G. 2 p. 3. Eum. 22. Corp. Inscr. nr. 1728. Strab. 9, 417.
[Höfer.] Preller, Gr. Myth. 1, 596, 5. — Nenn. Bion. 9,
1393 Korykios Koryphe 1394
287 spricht von KagvHidsg Bdaxcci. Bei Ov. Koryiietcs {Kogw^rr}?), 1) Gegner des The-
Her. 19 (20), 221, wo korykische Nymphen auf seus (s. d.), gewöhulich Periphetes (s. d.) ge-
Keos erwähnt werden, wird man mit Butt- nannt. — 2) Beiname des Areithoos (s. d.).
mann {Mythol. 2, 120 f.) statt Coryeiis nym- [Röscher.]
phis schreiben müssen Carthaeis. [K(OQvv.iat Koryiietides (KoQvvrjTiSrjg), Patronymikon
yufiqpKt Soph. Änt. 1127. Paus. 10, 32, 7; vgl. zum Vorigen, Elijm. 31. 210, 5. Priscian. Inst.
Antigon. Karyst. 141. Philoxenos fr. 14 Bcryk 2, 36. Grammalki Lat. ed. Keil 2, 36.
3^ p. 614. Steph. Byz. s. v, Kcoqvao?. Strab. [Höfer.]
9, 417. Eur.Balcch. 559 vgl. mit 306ff. Höfer.] Koryiitlios, Beiname des ApoUon im mes-
[Stoll.] 10 senischen Korone, Paus. 4, 34, 4. Er wurde
Korykios {Ko3qvv.ioi;) ., 1) Beiname des Zeus daselbst als Heilgott verehrt; vgl. Gerhard,
in einer Widmung an Zeus Korykios Epineikios Gr. M. 1 § 304, 3, a, p. 298 und Kenner, Die
Tropaiouchos Epikarpios aus Korykos, Hicks, 3Iümsammlun«f des Stifts St. Florian p. 125,
Journ. ofhcll. stud. 1890 p. 242 nr. 26. JReinacJi, welcher den Namen von koqvvt], Keule, Knüttel
Bcv. arcJi. 3^ se'r. 14, 1892 p. 129 Note 8. — ableitet und (p. 124, Taf. 4, 7) eine Münze des
[2) des Pan; Opjnan hal. 3, 15 und Schal, wo Caracalla von Milet publiciert, auf welcher
statt Kagw-Lcp tm iv Ely.£Ilu Tiixioßiva zu Apollon mit der Keule unter dem linken Arm
lesen ist KiU-nia. Etym. M. 551, 53;' vgl. dargestellt ist. [Drexler.]
Korykiotes. Höfer.] [Drexler.] Korypliaios, Beiname des Zeus von seiner
Korykiotes {KwQVAiwzriq), Beiname des Her- 20 Verehrung auf Höhen, Gerhard, Gr. M. 1 p. 168,
mes; Ör/Zt. hymn. 28, 8; er ward in Korykos § 199, 3. Münzen von Philadelpheia Lydiae
in Kilikien und der dort befindlichen kory- haben im Obv. das Haupt des Zeus mit der
kischen Grotte verehrt; 'Egnfj Kmgviiiav vaCav Beischrift Z6TC KOPTOAIOC, Head, II. N.
nöXiv Archias in Anih. Pal. 9, 91 und das p. 552. 3Ii. 4, 98, 533. S. 7, 398, 370. 371.
Leruma ebenda fi'e 'Egfiriv xbv iv KcoQvm'a LeaJce, Kum. Hell. As. Gr. ]^.d9. Ebendaselbst
svxriv; vgl. Ponij). Mel. 1, 13: Specus . . Coryciiis begegnet er in einer Inschrift: Jit Kogvcpain
..augustus et vtre sacer habitarique a deis Jiu Uuovc'i^iov Nsavl^urjv \ Ulowiav IIlov-
et diynus et creditus. Schol. Ojjpian. Halieut. Tiwvog \ Maicov £vxr]v, Mova. v.al Bißl. trjs [sv
K(OQvv.iov iSQOv Tov 'Egßov. [Leakc, Num. Z^vgvr]] svayy. axoXrjg, Ilsg. 1 p. 120. Bayct,
Hell. As. Grecce p. 46. Eine metrische Wid- 30 Bull, 'de Gorr. Hell. 1 1877 p. 307 f. Vgl.
mung von Statuen des Hermes und Pan aus Orjjh. h. 17, 13 og vccUig Kogvcpaig in Ovlvfi-
der Höhle von Korykos teilt mit Hicks., Journ. noio Kagrjvcov, Murr, Die Gottheit der Grie-
of hell, sttul. 12 p. 240 nr. 24; vgl. Beinach, chen als Naturmacht p. 40. 56, sowie Kogv-
Eev. arch. 3« ser. 14, 1892 p. 129 Note 8. cpai'a als Beinamen der Artemis oben 1
Drexler.] Auf autonomen Münzen von Korykos Sp. 563. [Beiname des Zeus in Korinth, dem
erscheint Hermes stehend, in der R. eine Schale, römischen ÄaTrsrcoAtog entsprechend, Pai6S.2,4,5.
in der L. ein Füllhorn haltend ; auf der Vor- Auf einer Inschrift aus Seleukia Pieriae finden
derseite ein Frauenkopf mit Mauerkrone und sich legai'g ^log 'OIviitzlov yial Jiog KogvtpaCov
der Umschrift iLCöpuxtrarcöv ; Eckhel, Doctr. num. und Jiog 'Olv^niov kccI tüv Q-fcöv tav Go^ztjgcov
3,53. Bevue numism. 1854. 13. 139. Head, io kccI Jiog KogvcpaCov C. I. G. 3, 4458; nach
Hist. num. 602.^ [Höfer.] Boeckh a. a. 0. p. 216 stammt die letztere Be-
Korykos {KagvKog). Nach Monaldi, Atti Zeichnung von dem bei Seleukia gelegenem
dcir Accad. Pont. Born. 3, 70 (vgl. Stephani, Kogvcpaiov {Polyb. 5, 59, 4); Zsvg Kogvcpatos
Compte rcndit 1861, 87) repräsentiert auf einer auch Aristid. or. 1 p. 11 Dindorf Höfer.]
unter Maximus in Tarsos geschlagenen Münze, [Drexler.]
auf der Apollo und Hermes einander sich die Koryphasia (Kogvcpaaia), Beiname der
Hände reichen, der erstere Gott die Stadt Athena, die auf dem Vorgebirge Koryphasion
Tarsos, der zweite die Stadt Korykos. [Höfer.] (in der Nähe von Pylos) verehrt wurde. Paus.
Korylos (Kogvlog), ein alter König in Pa- 4, 36, 2. Anth. Pal 6, 129. Vgl. Koryphe.
phlagonien, nach welchem der Flecken Kory- 50 [Höfer.]
leion benannt war, /Sfe/;7t. Byz. v. KogvXsiov. Koryphe {Kogvcpr]), eine Tochter des Oke-
[Stoll.] anos, welche dem Zeus die vierte Athene
Koryml)asos {Kogvfißaaog), Inder, Gefährte gebar, die in Arkadien Athene Koria hiefs
des Deriades, A'bwxos DiOH. 28, 51 ff. [Röscher.] und für die Erfinderin der Wagen galt, Cic.
_ Korymbos (Ä^6pu|a(3os), höchstwahrscheinlich d. N. D. 3, 23, 59, eine geistlose Veränderung
ein Dämon im Gefolge des Dionysos auf einer der alten Sage, nach welcher Zeus die Athene
Inschrift aus Ephesos, Neicton - Hicks , Anc. iv. -nogvcpfjg erzeugte, Schoemann, Opusc. Ac. 2,
Greek inscr. in the Brit. Mus. 3, 600 p. 221 f. 163. Bei Kleitor in Arkadien hatte Athene
Korymbos als Sohn der Mystis bei Nonn. Koria einen Tempel inl ogovg yiogvqjrig, Paus.
Dionys. 13, 141; vgl. 12, 292. 9, 120. S. auch 60 8, 21, 3. Die auf dem messenischen Vor-
Korybos. [Höfer.] gebirge Koryphasion verehrte Athene Kory-
Korynaios (Corynaeus), 1) Name eines Tro- phasia, wie Koria eine ImtCcx, war nach Giern.
janers im Gefolge des Aeneas, von Asilas ge- AI. Protr. 2, 28 Tochter des Zeus und der
tötet (Verg. A. 6, 228. 9, 571). — 2) Bin ande- ükeanide Koryphe. Mnaseas nannte die A.
rer Trojaner, der den Ebusus erlegte (ib. 12, innCa eine Tochter des Poseidon und der
298 ff.). Wahrscheinlich sind beide als Epo- Okeanide Koryphe, Harpokr. v. 'inni'a 'J&r}vä;
nymoi von Coryna {3Iela 1 , 89. Plin. n. h. vgl. Et. M. 474, 30. [Darnach ist Bekker an.
5, 117) in lonien anzusehen. [Röscher.] 350, 27 ag Mraasag, t] Uoasiöwvog zai Kogrjg
1395 Korjs Kos 1396
rrjg 'Hhskvov d'vycctrjQ 'A&rivä tb agfia täv ffeschickt, dafs er sie auf der Fahrt nach
innav it,i;vQSv zu lesen Uoasidcovog y.al Kogv- Troja führe, Tzetz. L. 57. Oder: Als Korythos
(prjg HxX. Athena Hii;ipia('?) vielleicht dar- im Krieg den Trojanern zu Hülfe kam, fafste
gestellt auf Münzen von Athen, Cutal. of Gree/c Helena zu dem Jüngling, der noch schöner
coins in the Brit. Mus. Attilca p. 98. Höfer.] war als sein Vater, Liebe und ward wieder von
Gerhard, Gr. M. 1 % 249, 5. 8. Vgl. Cieuzer, ihm geliebt; deshalb tötete ihn Paris, Hellani-
Symh. 2, 782. Völclcer, lapet. Gcsclil. 172 hos b. Parthen. 34. Nach Konon 23 schickte
Anm. Wclclar, Gr. Götterl. 2, 280. 291, 48. ihn Oinone der Helena nach- Troja, um den
\ Immeruahr, Kulte u. Mythen Arkadiens 1, 67. Paris zur Eifersucht zu reizen und der Helena
Roschei'.] [Stoll.] lo ein Unglück zu bereiten; Paris tötete ihn. Er
Korys {Köqvs), ein Iberer, nach welchem die wird auch unter den Söhnen der Helena und
von ihm erfundenen Helme yioQv&eg genannt des Paris aufgezilhlt, Tzetz. L. 851. Nikandros
sein sollen, Schol. Oppian. Halieut. 2, 25. Vgl. b. Parthen. 34. Schol. Od. 4, 11. [Bull. d. Inst.
Korythos. [Höfer.] 1845 p. 39. Drexler,] [Dictys 5, 5 nennt ihn
Korytbaios (KoQvd'aiog), Sohn des Paris und gleichfalls einen Sohn des Paris und der
der Helena, Bruder des ßunimos und Idaios, Helena, läfat ihn aber samt seinen Brüdern
Johannes Sikeliota ed. Stary, Juhresher. d. k. k. Bunomos und Idaios durch den Einsturz einer
ersten Staats -Gymnas. Graz 1892 p. 9; s. Zimmerdecke erschlagen werden; vgl. auch
Korythos 3. [Höfer.] Tzetz. Homer. 441. Joh. Malalas p. 140.
Korythaleia (KoQv&ccXsia), 1) Amme des 20 Cedrenus p. 107 u. d. Art. Korythaios. Höfer.]
Apollon zugleich mit Aletheia, Plut. Syinp. — 4) Ein Iberer, Liebling des Herakles, Er-
3, 9, 2. — 2) KoQvQ'alLcc oder KoQvd-aUiK, findcr des Helms, PioL Heph. 2 p. 311; s.
Beiname der Ai-temis zu Sparta, als einer Korys. — 5) Krieger aus Marmarike zwischen
Pflegei'in der Kinder. Am Ammenfeste Ti&rj- Ägypten und Kyrene; verwundete auf der Hoch-
vidia trugen die Ammen ihre Knaben zu deren zeit des Perseus den Libyer Pelates, Ov. Met.
Tempel, Athen. 4, 139a. Hermann, Gottcsd. 5, 125. — 0) Lapithe, auf der Hochzeit des
Altert. § 53, 24. 31 aller. Dar. 1, 379. Lauer, Peirithoos von dem Kentauren Rhoitos ge-
System 301. Prellcr, Gr. Myth. 1, 243. Ger- tötet, Ov. Met. 12, 290. [— 7) Ein Kyzikener,
hard, Gr. Myth. 1 § 332, 5. Welcker, Griech. Val. Flacc. Ära. 3, 99. Höfer.] [Stoll.]
Götterl. 2,39*2. Loheck, Acjl. 1, 670. 2, 1086; 30 Kos (Äci5e),l) Tochter des erdgeborenenMerops
s. Attemis. [Vgl. Bd. 1 Sp. 2819, Z. 18ff. und und der Echemeia, nach welcher die Insel
aufserdem Hesych. yioQv&aliarQLcci ai xoQtvovaai Kos benannt war, Steph. Byz. v. Käg. Et. M.
xti KoQV&alCa&tä; \g\. Q\}e\iA.v.vQtxxoL Höfer.] 507, 56; die Insel Kos hiefs MsQOTtig, Steph.
l Wide, Lakon. Kulte S. 123 ff. deutet die K. als Byz. Thuk. 8, 41. — Man sprach auch von
Artemis natSoxQorfog. Röscher.] [Stoll.] einem Heros Kos, Et. M. 741, 53. [Vgl. Steph.
Korytlion {KoQvbütv), Sohn des Priamos, Byz. Aißovia. Käg. Auf einer von Kontoleon,
von Idomeneus getötet; Dictys 4, 7; die Les- Atlt. Mitt. 16 (1891) 409 publicierten, aus Kos
art ist nicht ganz sicher s. Hederich z. d. St. stammenden Inschrift findet sich die öfters
[Höfer.] wiederkehrende Opferbestimmung &v6vx(x)v . .
Korythos [KÖQv&og), 1) Sohn des Zeus, 40 xio IloxiiSuvi v.al K<ä (resp. Ko)) olv. Zweimal
Gemahl der Elektra, der Tochter des Atlas, tritt zu den genannten Gottheiten noch (die
Vater des lasios und Dardanos, die von Ita- Inselheroine) Rhodos hinzu; es istkein Zweifel,
Hen aus der eine nach Troas, der andere nach dafs wir hier der Nymphe Kos als Eponyme
Samothrake gingen, Königin Tuskien, Gründer der Insel begegnen; vgl. Joh. Tujjffer, Koisches
von Kortona (griech. Korythos, Vcrg. Aen. 3, Sakralgesetz, athen. Mitt. a. a. 0. 425ff. und
170), Scrv. Verg. Aen. 3, 167. 170. 7, 207. 209. Bull, de corr. hellen. 1892, 162; nicht zugäng-
10, 719; vgl. Very. Aen. 3, 163 ff. [und den lieh war mir Hibbelt, Quaestiones Goae mytho-
Artikel Korinthos 1 a. E. Höfer.] Heyne, Exe. loyae. Greifswald 1892 ; vgl. Bevue archeol. 19
zu Very. Aen. 3, 167—171. Müller, Etrusk. 2, (1892) 414 Anm. 9. Höfer.] — [2) edomi-
276 f. Schwenck, Andeutungen 162, 1. Völcker, 50 tische Gottheit, deren Namen in den edo-
lapet. Geschl. 98. 172. [Klausen, Aeneas u. mitischen Personennamen Qausmalaka (Kaus
die Penaten 1222 f. Bohert im Jahrb. d. a. I. ist König) und Qausgabri (Kaus ist Held)
3, 61, 16. Koscher.] — 2) Ej^onymos der assyrischer Inschriften (Schrader, Die Keil-
Korytheer, einer der alten Komen von Tegea inschriften u.d. A. T. 2. Aufl. p. 79. Bacthgen,
{Müller, I)or. 2, 443). Seine Hirten fanden Beitr. z. semit. Beligionsgesch. p. 11) in dem
am Gebirge Parthenion den von Auge aus- "niOp (Qos hat gegeben) einer nabatäischen
gesetzten Telephos, den er aufzog, Apollod. Inschrift SLUsHegr, Euting ,Nabat. Inschr. 12,1.
3, 9, 1. Diod. 4, 33. Müller, Etrusk. 2, 277. Baethgen a. a. 0., in den Namen KoadSaQog
Völcker, lapet. Geschl. 172. 182. [Schivedler, (Qos ist herrlich oder mächtig), Köaßavog
De rebus Tegeaticis , Leipz. Stud. 9 p. 266t. 60 (Qos hat erbaut), KoayrjQog (Qos ist Patron
Drexler.] [Vgl. jetzt namentlich Bobert im oder Freund), Koaväxavog {= "jnaölp) einer
Jahrb. d. arch. Inst. 3, 61 f. 87 f., der ihn in Inschrift von Memphis, Miller, Bev. arch. 1870
einer die Tötung der Aleaden durch Telephos 1 p. 109 ff". , Kocßäga-nog (Qos blitzt) einer In-
darstellenden Platte des Pergamenischen Tele- schritt aus Kyrene, C. I. Gr. 5149, Pacho,
phosfrieses wiedererkennt. Röscher.] — 3) Voyage äans la Marmarique et la Cyrenaique
Sohn des Paris und der Nymphe Oinone, PI. 64, enthalten ist, s. Baethgen a. a. 0.
von dieser in ihrem Zorn gegen den treu- und Halc'vy , Journ. asiat. 1882, 7<^ ser. 19
losen Paris und die Trojaner den Griechen p. 488 — 489. Hinsichtlich des iSTamens des
1397 Kosko Kotys 1398
Idumäors KoazoßaQog aus dorn Geschlechte der ot dt AI'kXov kkI Ko&ov adsltpöv cpaaiv. ib. 321:
iSQdTSvOKVTcov Tcö Ko^s , Jos. Atit. 15, 7, 9 KKt dito räv ovofiätcov öt svCmv xb ß ä gßcxQOv
scliwanken die Deutungen. Tuch,ZDMG 1849 ificpaivExai.- Kt-HQOip ^al KöSQog -nal Ai-nlog ■nal
p. 201. Blau, ZBMG 25 p. 566 Anm. 5 und Ko&oq. Flut. q. <jr. 22:.Tts 6 riaiöcov räcpog
]\[or(ltmann, ZDMG 32 1878 p. 563 leiten ihn iiuqcc Xcilv.i8£vai', KöQ'og v-al "Agyilog (sie!)
von Ko^s {Mordtmann: = von Ko^s erschaften) oi Sovd'ov naiäsg sig Evßoiav rj-aov oi-urjaovtfg,
ab; llahvi/ a. a. 0. p. 489 übersetzt ihn mit itäcprjaocv ö^n nagä rrjv odov K. v.ul 'A. ot Sou-
„vcrite de Baal". Sclirader a. a. 0. p. 613 da- Q'ov naLÖag, y ßadi^ouaiv tv. Tiolemg inl xov
jregen vermutet, dafs Kostobar aus Kosgobar, Evqitcov xai 6 zonog Täcpog naCSayv KaltLtai.
Kosgabar in der Aussprache verderbt und der lo Scymn. v. 574 ff.: xov 'EQsx^äag Sicißävxu Tlccv-
Name mit dem KauSgabri der Keilinschrift dagov nxCeca [qpcvctV] || nöXiv (.ityiGziqv xäv Iv
identisch ist. Das Wesen der Gottheit ist kvz^ XaX-nida, || Alv.lov S' 'Eq^x^ikv, ovx' A^q-
unbekannt. llalevy a. a. 0. p. 488 will ihn vaiov ysvai, || xov d' ivaliav KrJQLv&ov
mit dem in dem arabischen Personennamen aaavzag KöQ'ov. Thcopom,}). (fr. 226) b. Steph.
Imru'lqais enthaltenen Qais zusammenstellen, Sy^- s. v. 'Elevd'SQ'ig, iiöXtg BoLcoziag, 'Slganov
über welchen vgl. JBaethgen p. 108. Drexler.] irXi^ci'ov, K6&oi> xat Ai'nXov ['Ey^Xeov codd.]
Vgl. Ko^s. [Stell.] [-Kxiaiia] kxX. Mehr bei Unger, Thchana para-
Kosko (Koayiä), eine thebanische Mainade doxa S. 300. C. Midier, Geogr. gr. min. 2
vom Geschlechte der Kadmostochter Ino (yfvf/'^e p. 219. Vgl. auch Töpfj'cr, Att. Geneal. S. 164
Elvovg ano Kccöfirjsirjg), welche zusammen mit 20 und das Geschlecht der Ko&cSai in Teos:
Baubo und Thettale, zwei anderen demselben C. I. Gr. 2 nr. 3064, 27. [Röscher.]
Geschlechte angehörenden Mainaden, auf Grund Kottos s. Aigaion und Hekatoncheiren, wo
eines Orakels des delphischeu Apollon vom Maxim. Mayer., Giganten u. Titanen S. 120 ft".
Demos der Stadt Magnesia am Maiander aus nachzutragen ist. [Röscher.]
Theben nach Magnesia geholt wurden, um Kotyleus {KozvXevg), Beiname des Asklepios
hier, dem Rat des Orakels entsprechend, bak- in Lakedaimon; Herakles hatte ihm einen
chische Orgien und Thiasoi einzurichten {aW' Tempel errichtet und dem Gott den Namen
v^siv ödaovGi aal oQyia -nal vö^ii^' [äX^Xa, \ K. gegeben, weil er ihm die Hüftwunde (t6
nal &idaovg Bcc->ixoio ■na&siÖQSvaovai.v iv aaxei), XQavßcc ig xriv KoxvXrjv), die er bei seinem
als man in einer durch den Wind gebrochenen 30 ersten Zuge gegen Hippokoon erhalten, geheilt
Platane ein Bild des Dionysos (dcpiiSQv^a hatte. Paus. 3, 19, 7. Nach Pott in Kuhns
JiovvGov) gefunden hatte. Vgl. die von S. Zeitsclir. f. vergl. Spracliforschung 9 (1860) 184
Reinach publicierte Inschrift in der Pevue des stammt der Name wahrscheinlich von den
Etudes grecques Paris 1890: „Oracle de la Fläschchen (y.oxvXat) mit Heilsalben oder
Pylhie . . adresse ä la rille de 31agnesie du Arzneitränken. [Höfer.]
Meandre". Kotitoleon, 3Iitt. d. aih. Inst. 15 Kotylos {KöxvXog), Eponymos des KozvXaiov
(1890)8.330. Die drei Namen Baiibo, Thettale ogog in Euboia; Archemachos bei Harpolcrat.
und Kosko sind Belege für die Thatsache, dafs 177. [Röscher.]
in den orphisch-dionysischen Kulten si^äterer Kotys, Köxvg oder Koxvxä (richtiger als
Zeit mannigfacher Zauber getrieben wurde 40 Koxvzzä, s. M. Schmidt zu Hesych. Koxvxä)
(vgl. zu Baubo pap. Par. 2201. 2795. pop. — beide Formen werden z. B. von Synesius
Brit. 46, 493. Orph. frg. 216; zu Kosko = ep. 32 u. 44 neben einander gebraucht und
v.oamvö{icivzig pap. Par. 2303: cnsvog nuXaiov von Schol. Synes. ep. 32. Schol. ad Annae
v-ÖG-Aivöv iiov ai;fißoZov von Hekate; zu Thettale Alex. p. 85, 3 als gleichbedeutend bezeichnet,
die thessalischeu Zauberinnen: Röscher, Selene weshalb auch die Handschriften häufig schwan-
S. 88 f.). S. Dieterich, Abraxas S. 148 f. ken, s. Krahinger ad Synes. Calv. Enc. p. 85 c
[Röscher.] — ■ daneben noch Kozxcö für Koxvxco {Schol.
Kosuietas {Koafirjxccg), Beiname des Zeus, Theolcr. 6, 40 Dübner), war 1) eine Gottheit
der einen Tempel in Lakedaimon hatte, Paus. der Thraker. Nach Aischylos bei Strabon
3, 17, 4. [Höfer.] 50 p. 470 {Kozvog xrjg iv xotg 'Hdcovoig Alaxvlog
Kothonea, Gemahlin des Eleusinos (Eleusis), jxs^vrjzat.) gehört sie dem thrakischen Stamm
Mutter des Triptolemos, Hyg. f. 147; ebenso der Edonen an, S^rafto« selbst aber bezeichnet
bei Schol. Stat. 7 heb. 2, 382, der den Hygin ihren Kultus als allgemein thrakisch. Indem
ausgeschrieben. Bei Serv. Verg. Ge. 1, 19, er a. a. 0. von der Verbreitung des Orgiasmus
der fast wörtlich mit Hyg. übereinstimmt, spricht, bringt er mit dem griechischen Dio-
heifst der Name Cyntinia, bei Myth. Vat. 2, nysosdienst und dem der phrygischen Götter-
96 Hionia. Sämtliche Namen scheinen korrupt. mutter, bei welchen dieselben orgiastischen
[StolL] Gebräuche und Instrumente in Anwendung
Kotto s. Kotys. kämen, die Feste der thrakischen Kotys in
Kotlios (Köd-og), Sohn des Xuthos (s. d.), 60 Zusammenhang: xovzoig (jenen beiden Kulten)
Bruder des Aiklos (und Ellops), Gründer von S' ioi-ns kccI xd Ttagd xotg &Qo:'E,i xä xs Ko-
Chalkis, Kerinthos, Elentheris; vgl. Strab. xvxzia kccI td BsvölSsicc. Als Beleg hierfür
p. 447: d(i(p6z8gai ds (Chalcis und Eretria) tzqo führt er die Stelle aus Aischylos' Edonen an,
T(5i; TQcoi-näv vn 'A&rjvaiojv EHXLO&at, Xsyovxat wo der Dichter mit der Erwähnung der Kotys
■nai iiaxd xd Tgcoi-nd AixXog y.cil Ko&og i^ 'Ad-rj- und ihrer Diener in den Worten: asfivd Köxvg,
väv OQ^rj&ävxsg, 0 (ihv 'Eoszqiocv cÖy.ig£ K69og ogsta 8' ogyccvcc t'xovxfg „ehrwürdig ist Kotys
ÖS xrjv XccX-AiS a. ib. 445: v.al 'EXXoni'a d' und die Inhaber der Instrumente des Höhen-
wvofxdGd-rj (Euboea) dno'EXXonog xoij "lavog; dienstes" {Nauclc, Trag. fr. AcscJt. 56 schreibt:
1399 Kotys Kotjs 1400
Gsfivcc KoTvtovg ogyi' k'xovtsg) unmittelbar die nun damit jene dritte Namensform Koxxca,
Begleiter des Dionysos verbinde: ,,der eine oder, wie 0. Weise, Philol. Bundschau 3
bläst auf der Flöte das wahnsinnbringende S. 981 lieber will, ein lateinischer Dativ von
Lied, der andere lärmt mit den Cymbeln, dabei Cotys gemeint sein. Dem orgiastischen Kultus
erschallt das Lied zum Saitenspiel, dazwischen der makedonisch -taurischen Artemis (s. Rapp
schreckliches Stiergebrüll von versteckten Mi- a. a. 0. 30. 33) entsprechen die orgiastischen
men und des Tympanons Laut, unterirdischem Kotytien bei Strahon, und beide Kulte stimmen
Donner gleich." Somit waren die Kotytien auch in ihrer eigentümlichen Verschmelzung
ein orgiastisches, auf Bergeshöhen gefeiertes mit dem orgiastischen Dionysoskultus infolge
Fest, dessen Gebräuche mit dem ekstatischen lo gemeinsamer Gebräuche und Kultusdiener über-
Dionysoskult so vieles gemein hatten, dafs zu ein (ebendas. S. 29. 35). Hierauf scheint sich
einer Schilderung des Kotysfestes die wesent- die Dai-stellung auf einer thrakischen Münze
liebsten Züge aus jenem verwendet werden bei Liehe, Gotha num. p. 202 zu beziehen:
konnten. Aber auch die Verwandtschaft der eine Bakchantin mit Tympanon und Maske
Kotytien mit phrygischen Gebräuchen betont auf der einen, ein weiblicher Kopf mit mauer-
Strabon und findet sie bei der Herkunft der kronenartigem Diadem auf der anderen Seite,
Phryger von den Thrakern natürlich, p. 471: also wohl Kotys unter der Gestalt einer Ky-
TßtJTß: (die Kotytien) yccg toms zols ^Qvytoiq- bele (s. unten). Mit Attributen der letzteren,
v.ecl ov% cLTt£LY.ög ys , aansQ avtol oi ^Qvysg Kopfaufsatz, Schleier und Schale, ist auch das
(^QccKwv anoi-üOi sioiv , ovtco Kai xcc liQcc 20 Götterbild auf der Vase, Mon. d. Inst. 4, 16 (s.
£v.£L^Bv ixstsvrjvixd-at,. Aus diesen Worten d. Abbildung unter Lylairgos) versehen, das
schliefst Fick, Sjirachehdieit der Indogermanen wegen der bei den Edonen spielenden Hand-
409, dafs Kotys auch von derPhrygern verehrt luug für Kotys angesehen wird, vgl. Boulez,
worden sei. Da aber Strahon zuvor die Ko- Annal. d. Inst. 1845 p. 117. Welcher, A. D. 2,
tytien mit dem griechischen Dionysoskultus 108. Michaelis, Annal. 1872 p. 251. Wenn somit
und dem phrygischen Kybeledienst (nicht Kotys ohne Zweifel der einheimische Name
Kotysdienst) wegen der gemeinsamen orgia- der von den Griechen als Artemis bezeich-
stischen Gebräuche zusammengestellt hat, so neten Kriegs- und Jagdgöttin der Thraker ist,
ist unter xcc isqcx doch wohl nur der Orgias- so fragt es sich, in welchem Verhältnis sie zu
mus zu verstehen. Als Männername war aller- so Bendis steht. Auch diese wird (s. d. Artikel
dings Kotys in Phrygien ebensowohl wie in BencZis) ausdrücklich als die Artemis der Thraker
Thrakien gebräuchlich ( s. Pape - Benseier, und als eine Jagd- und Kriegsgöttin bezeichnet
Lex. der Eigennamen) und hat dieselbe Be- und ihr derselbe orgiastische Kultus von Stra-
deutung wie der Name der Göttin. Schon hon zugeschrieben, der die Kotytien und Ben-
das Etym. M. 396, 18. 599, 55 setzt v.6xvg = dideen so zusammen nennt, dafs alles über
noxog, und auf Grund der Zugehörigkeit der jene Gesagte, wie z. B. die Ähnlichkeit mit
Thraker und Phryger zu den europäischen dem phrygischen Kybeledienst, auch für diese
Indogermanen zieht auch Fiele a. a. 0. 422 gilt, was auch dadurch bestätigt wird, dafs
das griechische viozico zürnen und den alt- beide Feiern als Nachtfeste mit Anwendung von
nordischen Götternamen Hödhr bei, der = 40 Fackeln geschildert werden, Juvenal 2, 91.
ahd. hadu, das in Eigennamen Krieg bedeutet, Plat. rep. 1 p. 328. Da nun Herodot nur eine
wie in hadubrand, haduwig = nhd. Hedwig. weibliche Gottheit kennt, so werden wir (mit
Also ist Kotys nach I^icA; „eine Bellona, Hadu- Gerhard, Gr. Myth. § 330, 3) in Kotys
wig, Kotvg als Mannesname bedeutet: Kam- und Bendis nur eine Gottheit zu erkennen
])fer, Krieger". Damit stimmt überein, dafs haben, deren verschiedene Namen höchstens
die Artemis der Thraker, welche Herodot 5, 7. zwei verschiedene Seiten ihres Wesens hervor-
4, 33 als die einzige weibliche Gottheit der- heben, die Kotys der Edonen die Kriegsgöttin,
selben nennt, besonders als Göttin des Krieges Bendis die leuchtende Mondgöttin.
(Enyo bei Ammian. 27, 4) und der Jagd auf- Die Verpflanzung des Kotysdienstes
gefafst wurde. Es ist die Artemis der nörd- 50 auf griechischen Boden hatte inderßegel
liehen Länder, die auch als die Taurische oder eine Entstellung desselben zur Folge. Eine
Pontische bezeichnet und von Strahon 12 gewifs ursprüngliche, in den einfachsten Kul-
p. 535 geradezu 'Evvco, von den Römern turverhältnissen begründete Seite der Göttin
(Ilirtius, Bell. Alex. 66) Bellona genannt wird. lernen wir aber aus einem sicilischen Kotys-
Zahlreiche Reliefdarstellungen in Thrakien aus feste kennen. Plutarch, Proverb. 78 erwähnt
römischer Zeit (bei Heuzty, Slission de Mace- eine Kozvxlg soQxri auf Sicilien, bei welcher
doine p. 80 f.) sowie thrakische Münzen (Mi- an Baumzweigen Gebäck und Obst aufgehängt
onwei I von Anchialus nr. 58; Deultum nr. 130; und dann dem Volk zur Plünderung preis-
Cöla nr. 15) beweisen ihre Verehrung und zu- gegeben wurde, woher der Name des Festes
gleich die Auffassung derselben als Jagdgöttin, go aguayd Koxvxioig. Dies ist der weitverbreitete
und zwar zuweilen in einem Typus, der der Gebrauch der Repräsentation des Wachstums-
kleinasiatischen Artemis Elaphebolos nahe genius durch früchtebehangene Zweige, der
kommt, vgl. Bapp, Beziehungen des Dionysos- sich ebenso in Kleinasien im Kybele- und
kultus zu Thrakien und Kleinasien p. 32. Da Attisdienst wie in Griechenland unter dem
nun eines jener Artemisreliefs, Heuzcy a. a. 0. Namen Eiresione und im deutschen Erntemai
Taf 4, 2, die Beischrift GOTO trägt, so ist oder Maibaum wiederfindet, vgl. Mannhardt,
damit die Identität der thrakischen Kotys mit Ant. Wald- u. Feldkulte 256 f. Das Herab-
der Jägerin Artemis klar ausgesprochen, mag holen der Früchte bedeutet Aneignung des
1401 Kotys Kotys 1402
Fruchtsegens. Wenu dies darauf hinweist, 3Ieineke verneinen es und halten deshalb den
dafs Kotys auch eine Göttin des Erntesegens Namen BccnTut nur für eine Erdichtung des
war, so zeigen die im eigentlichen Griechen- Eupolis. Lobeck hält einen Kotytokult zu
land üblichen Kotytien, dafs sie überhaupt als EupoUs' Zeit für ebenso möglich wie die Mt]^
Göttin der schaffenden Naturkraft und der xqcou. Den Namen Bäntcci führen die Ge-
Zeugung zu denken ist, wie Kybele auch die nannten meist auf Waschungen im Sinn von
zeugende mit der zerstörenden Kraft und dem Reinigungen zurück. Die zweite Frage, welche
orgiastischen Kultus verbindet Eiresione und Rolle Alkibiades in dem Stück gespielt habe,
Maibaum wurden begossen im Sinn eines wird dadurch unklar, dafs das Stück zugleich
Regenzaubers, um die Wachstumsfülle auf die lo gegen den Kotysdienst in Korinth gerichtet
Feldfrüchte zu übertragen, zugleich aber auch gewesen sein soll; Eupolis kann aber nicht
die Fruchtbarkeit der Menschen zu mehren. zugleich gegen den Kotysdienst losgezogen
Deshalb findet sich die Sitte auch bei Hoch- und den Alkibiades, wie man meist annimmt,
Zeitsgebräuchen, bei Griechen und Germanen wegen Verhöhnung ebendesselben angegriffen
{Mannliardt a. a. 0. 258), woran sich die sym- haben. Die Kotysdiener in Athen hat man
bolischen Gebräuche der Mailehen mit Männern sich jedenfalls, wie schon Loheck a. a. 0. 1013.
in Weiberkleidung anschliefsen, vgl. Mann- 1019 ausgesprochen hat, als eine Privatgenossen-
liardtjBaumkuUns S).^l'^. ^11. 4,\2. Die Grund- schaft zu denken, wenn sich auch erst um
züge dieser Gebräuche kehren auch in den 400 n. Chr. bei Si/nesius die Bezeichnung &La-
athenischen Kotytien wieder. Auf • eine 20 ccörcci Kozvog findet. An diese knüpft sich
Wassertauche weist deutlich der Name Bäitzat nun allerdings ein so schlimmer Ruf, dafs die
hin, womit die Kotysdiener zu Athen bezeich- ursprünglich nur symbolisch auf das Geschlecht-
net werden; aus den Cerimonien aber, mit liehe hindeutenden Ceremonien in wirkliche
welchen der für Griechen anstöfsige Gebrauch Zuchtlosigkeit ausgeartet zu sein scheinen,
der Weiberkleidung verbunden war, entstanden Unter einem &Laac6zr]s Körvog versteht Syne-
jene üblen Nachreden, welche die Kotytien sius, Calv. encom. p. 856 einen Menschen, der
zu einem Dienst geschlechtlicher Ausschwei- rot'g 'l'9't;qpa,i;ioJs copytaMsv, und einen cinaedus;
fung stempelten. Daher die Mifsverständnisse aber auch hier ist der Ursprung erkennbar:
in den Nachrichten über die Kotytien in Athen. es ist eigentlich ein Mensch, welcher der un-
Indem Juvcnal die schmähliche Unsitte von 30 natürlichen Lust frönt, die auf der Verwechs-
Römern geifselt, welche bei heimlichen Zu- lung der Geschlechter beruht, und der diese
sammenkünften der Bona Dea zu Ehren in Täuschung durch weibische Pflege (besonders
Weiberkleidung Orgien feierten, vergleicht er des Haares) herbeizuführen sucht (rö ^r^Xv
damit die Kotytofeier der Baptai zu Athen, xov yivovg iKfit-^rjcä^isvoi,). Daher setzt Sy-
Sat. 2, 91 : Talia secreta coluenmt orgia taeda nesius epist. 44 dafür auch geradezu rjfii'yvvog,
Cecropiam soUti Baptae lassare Cotytto. Hier- was wiederum an die auch von Lobeck, Agl.
zu bemerkt das SchoUon: Baptae titulus libri, 1015 f. und Welcher, Gr. Götterl. 2, 225 an-
quo impudici describuntur ab Eupolide, qui genommene Verwandtschaft der Kotys mit
mducit viros Athenienses ad imitationem femi- den androgynen Kybele erinnert, deren Kultus
narinn saltantes lassare psaltriam (bezieht sich 40 aufser dem Orgiasmus auch den Maibaum und
wohl auf die orgiastischen Instrumente bei die Xaintdg mit dem der Kotys gemein hat,
Strabon: ^aXiiog dlalä^fi). Baptae ergo molles, s. Mannliardt a. a. 0. 259. 261. Auch die
quo titulo Eupolis comoediam scripsit, oh quam Bapten des Eupolis (frg. 7 Meineke) enthalten
ab Alcibiade, quem inprimis perstrinxerat, ne- eine Anspielung auf Kybele in den Worten:
catus est. In betreff des Alkibiades vgl. auch all' sgolstg fis val [icc xriv ccfivydaXrjv (s. ob.
Platonius tiiqI SiucpoQag -nw^cpS. 6. Es fanden 1 Sp. 719 Z. 43 u. Schneideicin, Piniol. 3, 258).
also bei der Kotysfeier in Athen Aufführungen Der gegen die Diener erhobene Vorwurf fiel dann
(saltantes) von Männern in Weiberkleidern statt, auch schliefslich auf die Göttin zurück: Kotys
die deshalb molles und impudicigenannt werden; wurde zu den 'Jm^oJ. zovioaXoi, den Dämonen
und Eupolis hat dieselbe in seinen Eäiixui in 50 im Gefolge des Pi'iapos, gerechnet, Synes.
einer Weise auf die Bühne gebracht, dafs da- ep. 32, wozu das Scliol. hinzufügt: Koxvxco
bei Alkibiades verhöhnt wurde. Dafs der xat ot %ovLcaXot &soi rioav alaxqäv tcpoQoi,
Kotysdienst den Inhalt einer Komödie des ebenso Anecd. Bekk. p. 246 (= Lex. rliet.
Eupolis bildete, bestätigt auch Hesychius, p. 249, 19): Eid'vcpaXXoi xfXexri rt? mgl xov
nur ist nach ihm die Spitze derselben gegen /Jiövvoov v.ai xij Kav.vxoi (dieser Schreibfehler
die Korinthier gerichtet, Hesych. Koxvxco' 6 findet sich öfter) ccyoiiivr]. Es scheint, dafs
(itv EvTvoXig Kux' t'xQ'og x6 jiQog xovg Koqlv- namentlich der Kotysdienst zu Korinth (vgl.
&iovg cpoQxi-uöv xLvcc dcci^ova ÖLart&sxai. Die Lobeck, Agl. 1021 f.) zu solchem Tadel Anlafs
hieraus entstehenden Fragen in betreff der gab, wie ihn schon Eupolis nach Hesych. Ko-
Baptai des Eupolis wurden erörtert von Butt- 60 xvxä aussprach, der die dort verehrte Göttin
mann, Über die Kotyttia und die Baptä, als Sai^icov cpoQxiKog darstellte; auch Suidas
Mythol. 2, 159 — 167. Lobeck, Agl. p, 1007 — (unter Köxvg und 0iaccoxrjg) nennt sie Sai'ficov
1038. Fritzsclie, Quaest. Aristoph. 1 p. 202 f. Ttaga KoQivQ^Coig xiiicöasvog, tcpOQog xäv aia-
Meineke, Quaest. scen. 1, 44 f. und Hist. Grit. %Qäv. Welche Bewandtnis es mit der Ko-
Comic. Gl'. 119 f. Die hier in Betracht kom- xvxa JcoQi'a Q-sög b. Scliol. Theokr. 6, 40 (Düh-
mende Hauptfrage ist, ob man den Kotys- ner) , hat, ist schwer zu sagen. Sie wird
dienst als schon zu Eupolis' Zeit in Athen daselbst auch rj naQcc JcoQi8vai xificofiivr]
eingedrungen annehmen darf. Buttmann und Kotxco genannt und mit Kotto, der Tochter
1403 Kotyt[t]o Kranaia 1404
des Timandreus von Korinth , identificiert, Kragos (Ä'payos), 1) Sohn des Tremiles und
welche nach Hip2)Ostratos den Herakliden bei der Nymphe Praxidike, Steph. Byz. s. v. Kgä-
der Eroberung von Korinth behülf lieh war yog und Pamjasis bei Steph. Byz. s. v. Tqi^lXt},
und deshalb von ihnen verehrt wurde. Das der aufserdem als seine Brüder den Tloos,
Schol. Find. Ol. 13, 56 nennt auch die Tochter Xanthos und Pinaros nennt; ein Fragment
des Timandros Kcozvrw. Auf Verehrung in einer Inschrift aus dem lykischen Sidyma, das
Chics weist Synes. Calv. Enc. p. 856 xrj den Polycharmos als seine Quelle bezeichnet,
Xi'cov &£cp hin. Die Kotytien in Italien end- lautet X]ov uai iTpalt^tKTjs, e^ cov TXaos kki
lieh werden nur wegen der schamlosen Aus- Kgäyog %(xl UivccXog (sie!) ävfjyiov, Benndorf-
schweifungen erwähnt, Horat. Epod. 17, 56 lo Niemann, Reisen in LyJcien und Karlen p. 77
Gotyttia, saerum liheri Cupidinis; Virg. Cafal. nr. 53 b; seine Gemahlin war Milye, die
5, 19: Non me vocahis pulchra ^>er Gotyttia Schwester und frühere Gattin des Solymop,
Ad feriatos fascinos, erscheinen aber hier als Steph. Byz. s. v. Mduort, als seine Tochter
Orgien von Frauen. [ — 2) Cotys, ein Kyzi- wird Chelidon {Xslsi8(üv) genannt, Bcnndorf-
kener, Val. Flacc. Arg. 3, 112. Höfer.] [Rapp.] Niemann a. a. 0. 77 nr. 53 c; nach Kragos
Kotyt[t]o s. Kotys. soll der gleichnamige feuerspeiende Berg in
KoC,e, Gottheit der Idumäer nach losephus, Lykien, der durch die Chimaira-Sage bekannt
Ant. 15, 7, 9, nach Blau, ZDMG 25 p. 566 ist {Benndorf- Niemann a. a. 0. 83. Bd. 1
Anm. 5 und Mordtmann, ZBMG 1878 p. 563 Sp. 765, Z. 8 ff.), und auf dem Kragos nach
identisch mit dem von losephus e. Ap. 2, 9 20 seinem Tode verehrt wurde, benannt sein. —
erwähnten idumäischen ApoUon. Die oben s. v. 2) Beiname des in Lykien verehrten Zeus,
Kos 2 angeführten Personennamen KoaßÜQa- Lylcoplir. 542 und Tzetz. z. d. St. [Höfer.]
■Kog etc. leiten beide, ebenso wie Fr. Lenor- Krambos {Kgdfißog oder KQäfißig), s. Kleo-
mant, Gaz. arch. 6 1880 p. 143 von Ko^s ab. patra nr. 1. [Stoli.]
Nach Baethgen, Beitr. z. semit. Eeligionsgesch. Kraiiipsenos {KQaiiiprjvog), Beiname des Zeus
p. 11 sind aber Ko^s und Qos verschiedene auf einer Inschrift aus Mysien, Kontoleon,
Gottheiten. Den Ko^s findet Tuch, ZBMG 3 Mitteil. d. deutsch, arüi. Inst. 14, 90 nr. 7.
1849 p. 201; vgl. Schrader , Keilinschriften u. lieinach in Bevuc archeol. 15 (1890), 288.
Geschichtsforschung p. 79. P. de Lagarde, Ges. [Höfer.]
Ahh. 1866, p. 58, 178. Baethgen p. 11 — 12 30 Krauae {KQaväri) ., Tochter des Kranaos
wieder in dem arabischen Gewittergott Qozah, (s. d.), Apollod. 3, 14, 5. Vgl. Arch. Ztg. 7
von dem noch jetzt der Regenbogen „Bogen S. 52*. [Stoll.]
des Qozah" heifst, wogegen Ernst Meier, Kranaia {K^avaCa), Beiname der Athena,
ZDMG 17, 1863 p. 578 Einspruch erhebt, in- die auf einem Berge bei Elateia in Phokis
dem er das Wort Ko^i vielmehr einem hebräi- einen Tempel (ro ifpor tag 'AQ'o.väg zäg Kqcc-
schen riläp Entscheider, Richter entsprechen vai'ag, Bull, de corr. hell. 11 (1887), 338, oder
läfst. Für identisch mit Kasios, Kasiu halten t6 isqov rag 'AQ^aväg sv Kgavcxig, ebend. 333.
ihn Baudissin, Stud. z. semit. Eeligionsgesch. 2 320) hatte. Paus. 10, 34, 7; Weihinschrift
p. 239, der den Namen des letzteren Gottes 'A&avä K^avaa, Bull. a. a. 0. 318; in den
gleichfalls als "püp Entscheider, Richter deutet, 40 Buchstaben AK auf einem geweihten Diskos
Scholz, Götzendienst und Zauberwesen hei den erblickt P. Paris, Bull. a. a. 0. 416 eine Ab-
aZiew J/e&räerw p. 144 Anm. 1. A. Leiy, ZDMG kürzung von 'J&ava Kgavccia; sonstige Weih-
18 p. 631. Fr. Lenormant a. a. 0. p. 143, der Inschriften bezeichnen die Göttin einfach als
freilich Kasiu auch für identisch mit Qozah &s6g. Bull. a. a. 0. 61, als 'AQ'avSc, Bull, de
hält. Ganz unwahrscheinlich identificiertÄ'fi;((7, corr. hell. 12 (1888), 38. 41 oder Tiötvia 'A&a-
Urgesch. u. Myth. der Philist. p. 263 tf. Ko'^s vata, a. a. O. 11, 345. Gegen Welcher, Griech.
mit der arabischen Göttin 'Uzza. [Drexler.] Götterl. 2, 294 Anm. 67 und Gerhard, Mythol.
Kragaleus (Kgayalivg), Sohn des Dryops 253, 3. 4, welche die Athena Kranaia als
in dem dryopischen Lande bei den Bädern ''Helm- oder Hauptgöttin' deuteu, s. Paris
des Herakles wohnend. Während er seine .50 a. a. 0. 11, 320, der den Namen auf ■agaviov
Rinder weidete, wurde er, ein gerechter und = Bergeshaupt zurückführt und in der Athena
kluger Greis, von ApoUon, Artemis und He- KgavccCa die von Bergeshöhe aus das Land
rakles aufgefordert, ihren Streit um Ambrakia schützende Göttin erblickt, wie ja auch die
zu entscheiden. Er sprach die Stadt dem Söhne des Polykles die Göttin abwehrend und
Herakles zu und wurde deshalb von Apollon kriegerisch dargestellt hatten. Paus. 10, 34, 8;
an dem Orte , wo er eben stand , in einen vgl. O. Müller, Archäol. d. Kunst ^ 539, 4. Paris,
Felsen verwandelt. Die Ambrakioten opferten Letemple d'AtJi,ena Cranaia, Corr. hell. 11, 39 ff.
ihm jedesmal nach dem Feste des Herakles, Fouilles au temple d' Athena C. ebend. 405 ff.
Ant. Lib. 4. [Stoll.] 12, 37ff. Vgl. Kevue archeol 20 (1892), 138f.
Kragasos {Kgäyaeog), Vater der Phylonome co [Neuerdings hat Paris seine Studien zu-
(oder Philonome), der Gemahlin des troischen sammengefafst in dem Werke Elatee. — La
Kyknos, der Stiefmutter des Tennes, Paus. ville, le temple d' Athena Cranaia. Paris 1892
10, 14, 2. Tzetz. L. 232. [Apollod. epit. Vat. = Bibliotheque des ecoles frang. d'Athenes et
17, 10 p. 64 Wagner heifst er Tgäyaeog (bei de Borne. Fase. 60, worin er den Tempel der
Tzetz. a. a. 0. TQayävaaog); Etym. M. 763, 25 Athena Kranaia p. 71 — 206 bespricht und die
nennt ihn gleichfalls Tragasos, seine Tochter Inschriften von Stadt und Heiligtum in App. I
^ilovo[Liu; vgl. den Art. Kyknos nr. 3. Höfer.] p. 209—251, die im Tempel gefundenen Archi-
[StoU.] tekturreste von Terracotta in App. II p. 253
1405 Kranaichme Kranios 140G
— 258, die ex-voto in App. III p. 259 — 298 Kranaos (Ktjccvaog), Autocbthon und König
verzeichnet. von Attika, zu dessen Zeit die deukal ionische
Die Reste der Statue des Timokles und Flut eintrat, Nachfolger des Kekrops, aus der
Tiniarchides glaubt Paris p. 121 f. in einigen Herrschaft vertrieben von Amphiktyon, dem
im Gemäuer des byzantinischen Bauwerks, Vorgänger des Erichthonios. Nach ihm wur-
welches sich an der Stätte des Tempels erhob, den die Einwohner Attikas Kranaer genannt
eingemauert gefundenen Bruchstücken einer {Aristoph. Av. 123; TtctiSig Kquvccov, Aeschyl.
überlebensgrolsen Bildsäule gefunden zu haben: Eiim. 993), das Land und die Stadt Athen
„Voici l'aspect que pre'sentent les trois tnorceaux Kranae {Aristoph. Ach. 16 Kgccvaa nohg;
raccordes: sur une plaque de marhre mal de- lo Lysistr. 481 Kgavccd die Burg; Find. Ol.
grossie, qui dcvait etre rccoicverte de metal et 7, 82 'AQ'rivai Kgavaai). Mit Pedias, der
tngayce dans une eavitc du piedestal, s'elevent Tochter des Menys (od. Mynes) aus Lake-
les p/is infeiieurs d'une robe de femme, tailles daimon , zeugte er die Kranae , Kranaichme
dans le mcme bloc. On voit que l'etoff'e se gonfle und Attbis, nach welcher er das Land Atthis
sous l'effet du vent ou d'une marclie rapide, et oder Attika nannte, Apollod. 3, 14, 5. 6. 1,7,2.
ce imquct de draperics rejete en arricre comme Paus. 1, 2, 5. Herodot 8, 44. Strah. 9, 397.
dans les Victoircs scrvaithabilement ä equilibrer Stepli. JB. v. Kgccvccrj; Syncell. p. 284. 297.
VincUnaison de la figure penchee en avant. Le Mann. Par. ep. 4. Suid. v. Kqccvaäv. Er war
fragment a cnviron im mctre de haiiteur et die Personifikation des rauhen felsigen Bodens
s'arrcte au-dessous des genoux. Nous n'hcsitons 20 Yon Attika, während seine Gattin Pedias
j)«s ä reconnaitre, dans ces dehris' st Immbles, {nsSCov) die Ebene vertrat. Nach manchen
les restes de VAtliena Cranaia, oeiivre des fds sollte er als Schiedsrichter zwischen Poseidon
de Polycles, systematiquement brisee pour servir und Athene der letzteren das attische Land
rt des constructions barbares." zugesprochen haben, Apollod. 3, 14, 1. Sein
Eine Abbildung dieser Statue erblicken Grab befand sich in dem attischen Demos
Prol'csch V. Osten, Abh. d. Kgl. Preufs. Ah. a. Lamptrai, Paus. 1, 31, 2. Er wurde zu Athen
d. I. 1845 Taf. 1,24. Müller- Wieseler, DenJcm. als Heros verehrt; seine Priester nahm man
d. a. K. 2, 1, 20, 214^. Head, H. N. p. 290. aus dem Geschlechte der XagiSai, Hesych. v.
Paris p. 122 ff. und, mit einigen Bedenken, XaQiSai. Ein Sohn des Kranaos war ßaros,
auch Overbeck, Gesch. d. gr. Plast. 2^ p. 374 30 Hesych. v. Kgccvaov vLog. Biittmann, Mytliol.
in der Athena einer Bronzemünze von Elateia 2, 322. Preller, Gr. Mytli. 2, 139. Gerhard,
{Cat. of greek coins in the Brit. Mus. Central Griech. Myth. 2 § 752, 2. 753. Stammtf. IL
Greece p. 31 nr. 1 PI. 4, 26), welche Paris p. 123 p. 231. [Toepffer, Alt. Geneal. 162. 3071. R.]
(Abbildung p. 122 Fig. 9) so beschreibt: „Dr. [Lust, ad Dionys. Perieg. 423. Gramer, Anecd.
Biicrane decore de bandelettes tombant ä droite Paris. 2, 189. Schol. Arist. Acharn. 75. Schol.
et ä gauche; entre les cornes, les lettres EA. Arist. av. 123. Diogen. Ijaert. 2, 6, 14. Iiislin.
Es. Athena combaitant, vue de trois quarts, 2, 6, 8, Kranaos und Amphiktyon am Par-
marchant vers la droite, la jambe gaiiche en thenonfries, Welclcer, Arch. Ztg. 10 (1852), 494
arriere. La tete est casque'e, la poitrine couverte nr. 6. Schon Eust. a. a. 0. sagt Kqavari ^livtoi
de l'egide. Le bras gauche porte en avant du 40 rj 'Azn-nri ov (lovov aTto tov Kgavctov, txXlä
Corps un bouclier rond dont an apereoit Vombo v-al Siön rgax^tcc kccI xo nX^tov avtrig oqsciv
saillant. Le bras droit, rejete en arriere, j)orte vTioTtinxcoKs ; vgl. Stein zu Herod. 8, 44. Aus-
une lance oblique, prete ä frapper. La taille führlich handelt über die Namen und die Be-
est mince et serree; une tunique courte tombe deutung des Kranaos und seiner Töchter
jusqu'ä mi cuisses; les plis d'une longue robe Kranae und Kranaichme Pott, Kuhns Zeitschr.
talaire flottent en arriere et autour des jamhes. f. vergl. Sprachforschung 9 (1860), 401 — 404.
Freilich erklären Imhoof-Blumer and Gardner, Höfer.] [StoU.]
Num. comm. on Paus. p. 124, dafs, in An- Kraueia (KQuvEta, Hartriegel), eine Hama-
betracht dessen, dafs aufser dieser von ihnen dryade, welche nach einer Dichtung des Phe-
Pl. Y nr. XV abgebildeten Athenadarstellung 50 renikos aus Heraklea bei Athen. 3, 78 Oxylos
aucheineAthenainPalladionform(Pl.Ynr.XVI) {"0-^vXog, Lignosus), der Sohn des Orios
auf Münzen von Elateia vorkommt, es unmög- (Montanus), mit seiner Schwester Hamadryas
lieh sei, zu entscheiden, welche von beiden (Arborina) gezeugt hatte ; s. Balanos und Karya.
Darstellungen näher an das Werk der Söhne Schoemann , Opusc. Ac. 2, 133. [Stoll.]
des Polykles herankomme. Aufserdem halten Kranides (= Krenides) s. Krenai.
sie die Münzen für älter als diese Künstler. Kranios {Kgäviog), 1) einer der Söhne des
Doch setzt Head diese von Imhoof u. Gardner Kephalos, des Epouymos der Insel Kephal-
dem 3. vorchristl. Jahrhundert zugewiesenen lenia. Die vier Städte auf Kephallenia: Krane,
Münzen ins 2te. Drexler.] [Höfer. J Same, Pronnoi und Pale (Thuk. 2, 30. Tzetz.
Kranaichme (KgavccCxiiri), Tochter des Kra- 60 L. 791. Bursian, Geogr. 2, 373) hatten ihre
naos (s. d.), Apollod. 3, 14, 5. Gerhard, Gr. Namen von den vier Söhnen des Kephalos
Myth. 2 § 753, 2. [Stoll.] und der Lysippe: Pronesos (Pronos?), Samos
Kranaios, Beiname des Hermes auf Kreta, (Samaios, Et. M.), Peleus (Palaios) und Kra-
s. Salbherr, Scoperte nel santuario dt Hermes nios (Kraneos), Steph. B. v. Kgävioi; Et. M.
Oraneo, Museo ital. di ant. class. 2 Sp. 913 — 507, 27 ff. und Sylburg z. d. St. [— 2) Nach
916 Tav. 14. Sein Heiligtum befand sich beim Paus. 3,20,9 befand sich am Wege von Sparta
jetzigen Dorfe Patsö, Provinz Amari, westlich nach Arkadien ein Kgaviov rsfiavog . . . int-
vom Ida. [Drexler.] kItjgiv 2Jz£(iiiaTtov hocI Mvciag . . ifQov 'Aqtb-
1407 Kranomegalene Krataiis 1408
■'ö
fiiSog. Nach Wide, LaJcon. Kulte S. 78 f. und ein Buchstabe zu fehlen scheint? Haben wir
256 wäre Kgdviog mit Apollon Karneios iclen- hier eine koische Heroine oder die sonst un-
tisch. Röscher.] [Stoll.] bekannten lokalen Beiwörter einer Gottheit?"
Kraiiomogaleiie {KQavo^s^yalrjvi]), Beiname [Die naheliegende Änderung: 'EJjcarort ^Jrpartai
der Kybele auf einer Inschrift aus Bukareler der Epigraphiker Rayet, Inseriptions de Vile de
h\Gülü,i\Qrv MiqxQi KQavon^yciXrivfi ivxr]v, C. I. G. Kos, Annuaire de l'assoc. pour V encouragement
3, 4121. Grutcr (vgl. Boeckli a.a.O.) las MrjtQL des c'tudes grecques en France 9, 1875 p. 290
\tQi,^KQ(ivcp iifyäXrj. Auf einer Inschrift aus — 292 und Faton and HicJcs, The inseriptions
Eskischehr {Archaeol. epigr. Mitt. aus Osterr. o/" Cos p. 279— 280 nr. 388 wird bestätigt durch
7, 177 fi'. nr. 23) findet sich die Widmung lo eine andere koische der 'EMara[t] ZxQuxlai
MrjTQl &smv KPA 02 MEFÄAOT. v. Borna- (Eayet p. 288 ff. nr. 9. Paton and HicJcs p. 261.
szejcski a. a. 0. liest firjXQi &iäv xpa[T]o(u)5 262 ur. 370) dargebrachte Widmung. Drexler.]
fisyciXov, dagegen erblickt Mordtmann, Athen. [Höfer.]
3Iitt. 10 (1885), 14 in dieser Gottheit dieselbe Krataia {Kqaxaia) = Krataiis (s. d.) im
wie C. I. G. a. a. 0. und ergänzt KQot.\y"[o fis- Schol. Fiat, de repuhl. 9 p. 419 ed. BelJcer, wo
yaXov , findet es allerdings selbst auffällig, es heikt ZzvXXa di KQaxtxiceg Kai Tv^qt)-
dafs bei seiner Deutung dann MEVAAOT für vov r) C&o'pxov, TtQÖgwnov üxovaa »tat 0T8Qva
MEFAAHS steht. [Höfer.] ywaiy-oq, ix Xayövwv Ss -nvväv KsqxxXccg t^ nal
Kranoii (Kgavcov), Sohn des Pelasgos, nach noSag dcöSsxa. Diese Stelle stimmt fast wört-
weichem die Stadt Eranon (Krannon) in Thes- 20 lieh übereia mit Apollod. frgm. Saht). 1201j
salia Pelasgiotis benannt war, Steph. B. v. {Rhein. Mus. 40 [1891], p. 178): Z%vlla Kqcc-
Kgävcav. Die Stadt soll früher Ej^hyra ge- tanSog &vyäxrjQ yial Tqltjvov , 7} cpÖQKov
heifsen haben; als aber Kranon, der Fürst Ttgögconov i^ovaa yial gxiqvu yvvaitiog, sy. Xa-
derselben, bei der Werbung um die Hand yövav 8s ■iif<paXag 'f^ ■nal öcodsyiu nööag -nwcäv.
der Hippodameia zu Pisa das Leben verlor. Darnach ist bei Apollod. a. a. 0. zu lesen Kai
nannten die Thessaler ihm zu Ehren ihre Tvqqtjvov t] ^öqkov, jigögcanov i%ovGa %xX.
Stadt Kranon, Kineas aus Thessalien b. Schol. Dafs die Lesart Tvggrivov die richtige ist.
Find. Fylh. 10, 85; s. Bd. 1 Sp. 2668, Z. 42. beweisen Falaeph. de incred. 21. Apostol. 16,
[Stoll.] 49: XiyovGL tibqI 2JKvXXr]g ag jjv Tvqqriv ia
Kranto {Kgavxä), Tochter des Nereus und 30 {sv TvQQrjvi'a Falaeph.), yvvr] fisv y.ixgi xov
der Doris, Apollod. 1, 2, 7. Man hat ihren oiicpaXov, Kvväv ds tvx£vd-sv avxfj nQognsqjv-
Namen in dem Katalog der Nereiden des Kuat -uscpaXat, weiter wird dann in euheme-
Hesiod {Tlieog. 243 If.) für das daselbst zwei- ristischer Weise erzählt, dafs Skylla ein See-
mal vorkommende Tlgtoxca, entweder V. 243 räuberschifF der Tyrrhener gewesen sei.
oder V. 248, einsetzen wollen, Schoemann, Tyrrhenos, der Sohn des Atys, führte be-
Opusc. Ac. 2,173. [Stoll.] kanntlich die Tyrrhener aus Lydien nach Italien
Krantor {KgävtaQ), Wattenträger des Peleus, {Herod. 1, 94. Strabo 5 p. 219. 221. Bionys.
in dem Kampfe der Lapithen (s. d.) und Kentau- Hai. 1, 27. 28. Eust. ad. Bionys. Fer. 347.
ren durch einen von Demoleon gegen Theseus Tac. annal. 4, 55) und kam so auf seiner Fahrt
geschleuderten Fichtenstamm getötet. Amyn- 40 auch nach Sicilien, den Schauplatz des Skylla-
tor, der Vater des Phönix, Fürst der Doloper, mythus. [Höfer.]
hatte ihn, im Kriege besiegt, dem Peleus als Krataibates s. Kataibates; vgl. auch die
Pfand und Bürgschaft übergeben, Ov. Met. 12, Kaisermünzen von Kyrrhos in Syrien mit der
361 ff. [Stoll.] Legende Jiog Kaxaißdxov oder Kaxsßdxov, auf
Kraon {Kqücov) = Kreon (s. d.) auf einer denen Zeus dargestellt ist sitzend, in der R.
Vase der Sammlung Jatta in Ruvo, Arch. Zeit. den Blitz, in der L. eine Lanze haltend, zu
28 (1871) Taf. 40, 2. Annali 1876 176. Mon. seinen Füfsen ein Adler Eckhel, B. n. 3, 260.
ined. 10 Taf. 27. [Höfer.] Head, Hist. num. 654; Zsvg Kuxaißäxrjg auch
Krarios, einheimische Form des Beinamens Aristid. or. 1 p. 1 1 Bindorf. [Höfer.]
des Zeus Klarios in Tegea (s. ob. 2 Sp. 1212), r)0 KvAtaigonoü (KQaxaiyövog), Sohn des Psyllos
wie sich aus der Form Kgagiäxai für die An- und der Anchiroe, begleitete an der Spitze
gehörigen der von Faus. 8, 53, 6 KXaqewxig libyscher Völker den Dionysos auf dem Zuge
genannten tegeatischen Phyle in der Inschrift nach Indien, Nonn. Bion. 13, 379. [Stoll.]
C. I. Gr. 1513. Lehas 2, 338^. Cauer, Bei. Krataiis {KQÜxaug), die Mutter der Skylla,
454 ergiebt, s. Schwedler, Be rebus Tegeaticis, Hom. Od. 12, 124. üv. Met. 13, 749. Nach
Leipz. Stud. z. Tel. Fhil. 9 p. 277 — 284. Den Akusilaos waren Hekate und Phorkys die
von Faus. 8, 53, 9 erwähnten Hügel {xb xtogiov Eltern der Skylla; Ap. Rh. 4, 828 vereinigt
xo vxprilöv) mit der Mehrzahl der Altäre der Akusilaos und Homer, indem er Krataiis nur
Tegeaten, der nach Zeus Krarios benannt war für einen anderen Namen der Hekate an-
{■naXsLxai jliev Jiog KXaQiov), hält Schwedler go nimmt, Schol. Ap. Rh. a. a. 0.; vgl. Verg.
für den heutigen Hagios Sostis. [Drexler.] Cir. 66 und das. Heyne. Semos aus Belos b.
KPATA. Auf einer Inschrift aus Kos findet Schol. Od. 12, 124 {Miüler , Fr. hist. gr. 4
sich nach vorausgehendem Namensverzeichnis p. 495, 18 a) nennt sie eine Tochter der He-
von Weihenden die Widmung Kgäxa Stqaxia, kate und des Triton, welche mit Deimos die
Rofs, Hellenika 1, 2 p. 95 nr. 18, wozu Bofs Skylla erzeugte. Krataiis, die Mutter der
a. a. 0. bemerkt: „Was für ein Wesen steckt Skylla, helfet ein Flufs in der Nähe des
... in dem KPATAI ZTPATIAI, wofür man Skyllafelsen, iI)/(/." /"• 199- Flin. n. h. 3, 10, 13.
auch AKPATAI lesen könnte, da vor dem K Solin. 2, 22. Auch Od. 11, 597 wurde Kqu-
1409 Krateanos Krathis 1410
xciuq von maucheu alten Erklärern persönlich sowie zu Dionysos -Phanes-Protogonos bildet:
genommen, als ein gewaltiger Daimon, ein „überall die Beziehung zu der Entstehung des
Daimon der Übergewalt, der den Stein des Menschengeschlechts". Vgl. 0. Kerrij Hermes
Sisyphos wieder zum Rollen brachte, Eustath. 25 (1890) S. 7 und Kaihel ebenda S. 99.
p. 1702, 37. Nitzsch, ErJcl. Anm. z. Odyssee [Röscher.]
•6 p. 323—326. 384. Freller, Gr. Myth. 1, 506f. Krater s. Sternbilder.
[Im frgm. Sabbait. Apollocl. f. 120 b. Bhein. Krates (XparTjg). Nach iM^mn. or. 6 p. 200b
Ahis. 46 (1891), 178 2%vlla KQdTccitöog standen an manchen Häusern in Athen als
Q'vydrrjQ Kai Tqit^vov i] cpoQnov nQoqaiiov Überschrift die Worte: Ei'aoSog K^ätrixi 'Aycc-
Bxovaa Kai Gxiqva yvvaiv.6q schlägt Papa- 10 Q'm Saiybovi. Julian und mit ihm die meisten
dopulos-Kerameus a. a. O. vor zu schreiben Ausleger beziehen diese Inschrift auf den Philo-
entweder Kga-caiCSog &vydtr]Q iial Tv- sophen Krates, den man dadurch habe ehren
q}(övog >; ^oqhov ktX. oder -nat Tgiai'vov v.tl. wollen. J)a.gQgenQr\A\cki Alex.Enmann,K.ypros
Es ist aber zu schreiben Ilv.vlXa KQccxuuSog u. der Ursprung des AphroditeJcultus S. 55 und
&vydtrjQ v.al Tvqqtjvov ?) ^oqkov, ngoaconov Anm. 1 hier die Verwechslung eines obskuren
'^lovaa v.xl. • s. Krataia; vgl. ferner Alkiphron. Lokalheros mit einer berühmten historischen
ep. 1, 18, 3. Nach Mythogr. hat. 1, 3 p. 2 ed. Person; Krates sei ein guter Hausgeist, ent-
Bode 2, 169 p. 133 gebiert Krataiis von Phor- entsprechend dem deutschen skrato, skrat,
kos die Skylla. S. auch Pott in Kuhns Ztschr. slavisch skr et, finnisch kr atti (G^m«»«, Dtec/ie.
/'. vergl. Sprachforschung 6 (1857), 269. Höfer.] 20 Myth. p. 396 tf.), der noch heute bei den Esthen
[Stoll.] als glückbringender Hausgeist gelte; auch bei
Krateanos {Kgazsavög), Beiname des Apollon den Slovenen findet sich dieselbe Anschauung
auf Weihreliefs aus Mysien, Mordtmann in \oxxi^'kra,i\ Yg\.Rud. Baumbach, Zlatorog ^bi.\
Arch. Zeit. 32, 162f. : „Apollon ist als Kitha- dasselbe Wesen sei demnach auch unter dem
rode dargestellt mit der Schale auf einen &vQ£TtavoLKTr]g bei Pliit. quaest. conv. 9, 1, 6
j^ltar libierend, hinter dem ein Baum sich und Diog. L. 6, 5 nr. 2, 86 zu verstehen.
Erhebt; dem Altar naht ein Opferknabe mit [Höfer.]
zwei Widdern", Benndorf- Niemann, Beisen in Kratesis (Ä'ßarjjcig), Personifikation der Herr-
Lykien u. Karicn p. 154 Fig. 89 nr. 128; vgl. schaft, dargestellt als Frau, die eine Trophäe und
jPetersen-Ltischan, Beisen in Lylden, ilfiZy/as 30 eine Siegesgöttin auf der Hand trägt, auf einer
tind Kibyratis p. 9 nr. 18. Zur Erklärung des alexandrinischen Münze des Galba bei Miliin,
►Beinamens vgl. Mordtmann a. a. 0. und Pleio, G. 31. 91, 356. Baumeister, Denkmäler 13041.
\Arch. Zeit. 33, 113. 34, 43, der Kqccxsavög von [DiesenaufBillonmünzendesGalba(Zoe^a,iVMm.
.einer Stadt Kqäzna, vielleicht von der in .4er/. Jhj^. p. 33 nr. 2; p. 34 nr. 17 Tab. HI, 5; i^f^■.
Bithynien gelegenen {Ptolem. 5, 1, 14), ab- 6, 74, 257; 75, 265. Feuardent, L'Eg. anc.
leitet. Gegen JJethier, der den Aj)ollon Kra- 2, 33, 742, 751. Poole, Cat. of the coins of
teanos als gehörnt auffafst (vgl. Furtwängler Alexandria and tJie nomes. London 1892 p. 23
in Bd. 1 Sp. 468, Z. 7 ff.), s. Benndorf ».. a. 0. nr. 194, 195, PI. 8, 196) und Otho {Zoega p. 39
p. 154, der diese Annahme als aus einer Ver- nr. 8. Mi. 6, 77, 279. Feuardent 34 f., 765.
kennung des noQvußog des Apollon entstanden 40 Poole p. 25 nr. 210) vorkommenden Typus be-
bezeichnet. [S. auch E. Michon, Basrelief zeichnen Mionnet und Feuardent als „Le
votif ä Apollon {Kgazsavög) {Musee du Louvre), genie de la Victoire", Head, H. N. p. 722 als
Bulletin des Musees Tom. 2 1891 p. 322—324. „Potestas or Virtus". Eckhcl, D. N. V. 4 p. 35
Drexler.] Vgl. Arch. Anz. 7 (1892) 25. bemerkt: „Nova epigraphe, eaque in unis
[Höfer.] Alexandrinis, quo vocabulo intelligendam Bo-
Krateia (KRATEIA), beigeschriebener Name mnnorum ' Virtutem^ facile mihi convenit cum
einer Frau, wohl einer Göttin, auf einem im Spanliemio (T. I p. 146)." Auch Poole p. LIV
tbebaniscben Kabirion gefundenen Vasenfrag- beschliefst seine Besprechung der Darstellung
ment (vgl. Winnefeld in d. Mitteil. d. athen. mit den Worten: „It seems therefore that the
Inst. 13 S. 421 u. Taf. 9. Beinacli in Bevue 50 Alexandrian type Kratesis ratJier corresponds
archeol. 15 [1890] 278), das eine Liebes- tg Virtus than represents a new personification" .
scene zwischen MITOZ und Krateia darstellt, Über eine von ihm p. 21 nr. 179, 180 ver-
„denen der kleine TTRATOI^AOZ die Hände zeichnete Bronzemünze des Nero mit dem
zusammenschlagend zuschaut". „Die Deutung Datum XiZ" bemerkt Poole p. LIV: „Among the
der Krateia kann keine Schwierigkeiten machen, types of Nero is a female figure, armed ivith
die Personifikation weiblicher Kraft wird mit keimet and spear , holding patera and shield,
Mitos verbunden, für dessen Erklärung eine wlio is probably Virtus, and therefore Kratesis
Tabelle orphischer Allegorieen zu benutzen or Arete". Drexlei'.] [Höfer.]
ist, die uns Clemens Alex. Strom. 5, 49 p. 676 Krathia {Kga&i^r]), Beiname der Athena von
P. (3, 39 Bind.), Abel fr. 253 aus Epigenes' 60 dem Flusse Krathis, an dem, in der Nähe von
Buch TTfpt xrjg 'Ogcpscog 7ioir]aacog überliefert Sybaris, ein ihr von Dorieus, dem Sohne des
hat." Nach Eingenes soll Orpheud [lixog Anaxandrides, geweihter Temenos und Tempel
allegorisch für OTtiQfia gesagt haben (vgl. lag; Herod. 5, 45. Das Haupt der Athena auf
Lobeck, Aglaoph. 2, 837). ,,Von diesem Paar Münzen von Sybaris Brit. Mus. Cat. Ital.
. . . stammt das erste Menschenkind Prato- p. 286. Head, Hist. num. p. 71. [Höfer.]
laos", der demnach eine Parallele zu Proteus, Krathis {KQÜO-Lg). Der Flufsgott Krathis ist
dem Vater der samothrakischen Kabira, zu dargestellt auf der Rückseite einer Münze von
den Tritopatreis Protokles und Protogonos, Pandosia; auf der Vorderseite befindet sich
Koscher, Lexikon der gr. u. rOm, Mythol. II. 45
1411. Kratieus Krenos 1412
das Bild der Stadtgöttin von Pandosia, ein z6v Ovqccvov xal Tjpcoag xat rjQmdaaccs Hat Kqu-
weiblicher Kopf mit einem Diadem; beide vag yial UoTaiiovg tiai &£ovg navtag^-uccl Ttccaocg.
sind durch Beischrift kenntlich; das Haupt liangabe, Äntiqu. hellen. 2, 2in -p. 1029; ebenso
des Flussgottes ist als gehörnter Jünglings- Soph. Oid. Kol. 1333: ngög vvv os ■)iQr]V(av kuI
köpf dargestellt. Mionnet 1 nr. 927 (^ pl. 32 .Q-imv ofioyviav atrcj xind Seit ol. das. Sopli.Aiax
nr. 56). Head, Eist. num. p. 90. v. Sollet, 862. J.ni.844. Man kann vergleichen die A^vfiqpat
Zeitschr. f. Nuniism. 1, 216. 0. Hofj'mann bei zgrivaiat bei Hom. Od. 17, 240 und auf einer
Collitz, Samml. der griech. Dial.-Inschr. 2, Ißil. römischen Grabschrift, C. I. G. 3, 6293 =
Arch.Ztg. 43 (1885), 12 Anm. 10. [ACat.ofthc Anth. Pal. Append. 2, 271 (Cougny), die Kqu-
greek coins in the Brit. Mus. Italy p. 370 nr. 1 lo vatcii bei Theokr. 1, 22 {Nviicpag KQTjvai'ag,
„Biver Krathis, naked, facing , head turned ScJiol. TheoJcr. a. a. 0.) und die KgccviS^g,
towards l., [ Standing ] , holding in extended r. MoschosS,29. KQr]viSBgAnth.Pal.7,b5. [Höfer.]
patera,andinl.olive-branch, loliicli leans against Krenaia (Ä'^^jvam), 1) Beiname der Artemis
his Shoulder; at his feet a fish, leaping towards in einer Beschwörungsformel, nach M'elcl'ers
the patera? infieldl., KPA0$M". Head, Num. Deutung der lateinischen Buchstaben KRNE;
Chron. 181S p. 98 nr. 12, PI. 3, 8. Gardner, neben Artemis wird der Christengott und
Types of greek coins PI. 1, 17. Garrucci, Le Christos selbst angerufen, ein Beweis für das
inonete deW Italia antica. Roma 1885. 2". Fortdauern des Artemiskultus auch in die
p. 154 Tav. 111, 5. Auf dem Obv. von Bronze- christliche Zeit hinein, Arch. Zeit. 4 (1846),
münzen von Consentia erscheint ein jugend- 20 260; über Artemis als Göttin der Quellen etc.
liches männliches Haupt, bekränzt mit Rohr, s. Bd. 1 Sp. 560 Z. 6fr. — 2) Personifikation
mit einem kleinen Hom auf der Stirn, A Cat. des Thores Krenaiai (nach Brunn, Gesch. d.
of the greeh coins in the Brit. Mus. Italy griech. Künstler 2, 6£2 == 2*, 451 Quellnymphe)
p. 341 nr. 3. Coli. Santangelo p. 58 nr. 6179. in Theben auf der Vase des Asteas, kennt-
Millingen, Consid. sur la num. de l'anc. Italic lieh durch die Beischrift KPHNAIH, neben
p. 85 nr. 2. Garrucci, Le monete delV Italia Thebe und dem Flufsgott Ismenos Zuschauerin
ant. p. 170, Tav. 117, 35. Dieses Haupt erklärt bei dem Kampfe des Kadmos mit dem Drachen.
Fiorelli, Mon. ined. p. 15 nr. 14 u. Garrucci, Sie trägt breite Stirnbinde, ist aber nur in
Bull. arch. nap. n. 1 p. 19 für das des Krathis. halber Figur dargestellt. Heydemann in Arch.
Head, H. N. p. 79 für das des Krathis oder, 30 Zeit. 29 (1872), 36 Neapler Vasen 3226 (vgl.
auf Grund des Taschenkrebses der Rückseite, ebenda Taf 9, 3226. C. I. G. 4, 8481), abg.
für das des Karkines. Auch in dem stofsen- Millingen Uned. Anc. Monum. 1, 27. Mus.
den, verschieden gedeuteten Stier der Münzen Borh. 14, 28; vgl. Welcher, A. D. 3, 387. Per-
von Thurium ist Head, H. N. p. 72 nicht ab- vanoglu, Annali 1859, 153; zu den nvlai Kgr}-
geneigt den Krathis zu erkennen. Drexler.] vataL {KQtjvüösg, Apollod. 3, 6, 6) s. Eur. Phoen.
Vgl. Flussgötter. [Höfer.] 1123. Aristodemos im Schol. zu 1156. Paus. 9,
Kratieus {Kqutisvs), Vater der Anaxibia., 8, 5. Vielleicht hat das Thor seinen Namen
der Gemahlin des Nestoi', Apollod. 1, 9, 9. davon ^ weil es nahe bei der Quelle Dirke
[Pott in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachfor- lag, vgl. Schol. Kur. Phoen. 1123. Ulrichs,
schung 9 (1860), 184. Höfer.] [Stoll.] 40 Topographie von Theben, Abh. d. philos. philol.
Kratistos Theos {KQccxicTog ■9'fos), auf einer Classe d. K. Bayr. Akad. d. W. d. W. 3 (1840),
Inschrift aus Ephesos ist nach Newton- HicJcs, 328. Wilamowits , Die sieben Thore Thebens,
Ancicnt ins'cr. Greek in the Brit. Mus. 3, 500 Hermes 1891, 217. 221 f. [Höfer.]
p. 221 f. zu lesen @]sov. KQcc{rtatov?). Viel- Krenaios (Kgi^vaiog), 1) Dolione, von Idmon
leicht entspricht dieser Gott dem &£bg vtpi- getötet. Vol. Flacc. 3, 178. [— 2) Sohn des
ßxog (s. Hypsistos). [Höfer.] Faunus und der Nymphe Ismenis (oder einer
KQccTog und Bia, Macht und Gewalt, zwei der ismenischen Nymphen), von Hippomedon
kosmische Potenzen, Kinder des Pallas und erlegt, ;5'i5«i. T/teö. 9, 320 ff., 356, 388; der Name
der Styx, Geschwister des ZtjXog und der ist recht bezeichnend für den Sohn einer
Ni'yirj, stets in der Nähe und im Dienste des 50 Naiade. Höfer.] [ — 3) Einer der Kentauren
Zeus, dem sie mit ihrer Mutter zum Beistand (s. d.), Ov. Met. 12, 313. Röscher.] [Schultz.]
kamen gegen die Titanen, Hesiod. Th. 385. Kreneis {KQtjvrjLg), vielleicht Nauie einer
391. Apollod. 1,2, A. — Hyg. praef. -p. SO Bunte Okeanide bei Hes. Theog. 359; andere lesen
nennt sie Potestas und Vis. Im Auftrag des XQvari'ig oder Kgiaariig. Vgl. Krenis. [Höfer.]
Zeus fesseln sie den Prometheus, Aeschyl. Kreiiis {Kgrjvi'g), eine Nereide, Hyg. praef.
Prom. in.; vgl. Aeschyl. Choeph. 241. Braun, p. 29 Bunte. Der Name scheint korrupt.
Gr. Götterl. § 214. Preller, Gr. Myth. 1, 48. [Wölfßin, Bhein. Mus. 1865 p. 293 liest statt
3., Gerhard, Gr. Myth. 1 § 607. [Be Witte, der 3 Namen Crenis, Euridice, Leucothoe:
Lc geant Valens -p. n . 18. ^. ■a.wch. Minervini, Thetis, Eunice, Glaucothoe. Drexler.] Eine
Bull. arch. napolet. n. s. 2, 1854 p. 71. 72. go Okeanide Kgi^vt^tg (Hermann: XgvarjLg) in Hes.
Drexler.] [Vater des lasion, den er mit der TJieog. 359. [Ich halte bei Hygin. a. a. 0.
Nymi^he Phronia zeugte, Grenzer, Anecd. Gracc. den Namen Krenis nicht für korrupt und vei--
p. 52 und Anm. 21. Höfer.] [Stoll.] weise auf Priscian. Inst. 7, 46. Grammat.
Kraug'asos = Kragasos (s. d.). Lat. ed. Keil 2, 325. Crenis, nomen propritim
Kreios = Krios (s. Titanen). nymphae, Crenidis. Höfer.] Vgl. Kreneis. [Stoll.]
Kreuai (Kq^vuC), die Quellen als Gottheiten Krcnos (KQrjvog), einer der Herakliden, be-
in einer Eidesformel auf einer Inschrift von rühmter Seher, Clem. Alex. Stromat. 1, 399
Dreros: ouvvco rav 'Eariav . . . -nai xav Fäv kkI Potter. [Höfer.]
1413 Kreniiclios Kreon 1414
Kreuuchos {Kqi^v'ovxos), Beiname des Po- Inschrift Kqsövzsia {wohl zn ergänzen dväntogu
seidon {Cornut. de nat. deor. 22 p. 129 Osann, oder dcoiiaxK) trägt, auf einem Thronsessel zu-
[Schol. TJieocr. 17, 69. 3£urr, die Gottheit der sammengesunken ; zu ihrer Linken steht Kreon
Griechen als Naturmacht. Innsbruck 1892 (nur die Buchstaben . . SIN erhalten) mit
p. 50 Anm. 7. Drexler.]\ von Welcler, JRhein. weifsem Haar und Bart, „in theatralischer
3£us. 1 (1833), 324 auf die Inschrift KPENOXEI Herrschertracht, einem langen gestickten Unter-
= ■nQTjvovxsi' einer Volcenter Vase mit der Dar- gewand mit Kreuzbändern über der Brust,
Stellung des Poseidon bezogen ; vgl. auch Ännali weitem Mantel und Schuhen" (vgl. Heibig,
1831 p. 80, 188 nr. 788. Osann zu Cornut. Untersuch, über die Cam2oan. Wandmalerei HS);
p. 314 f. [Höfer.] lo er umfafst die Tochter mit dem linken Arm,
Kreon (Kqscov), 1) Sohn des Lykaithos während er die rechte Hand, der das mit einem
(fälschlich des Menoeceus bei Hijcjin fab. 25), Adler gezierte Scepter entsunken ist, in Ver-
König von Korinth, Vater des Hippotes zweiflung an das Haupt legt; hinter ihm eilt
(Diorf. 4, 55; vgl. Schal. Eurip. Med. 20. Hyg. Merope jammernd mit ausgestrecktem linken
fab. 27) und der Kreusa oder Glauke (s. d.). Arm, die Eechte an den Kopf gelegt, herbei,
Zur Erziehung hatte ihm Alkmeon (s. d.) während von rechts Hippotes hefzueilt, um
seine mit Manto erzeugten Kinder Amphi- der Schwester den todbringenden Kopfschmuck
lochos und Tisiphone übergeben. Aus Eifer- abzureifsen. Ein ähnliches Motiv findet sich
sucht wurde letztere von Kreons Gemahlin auf einer Vase der Sammlung Santangelo,
verkauft und gelangte zufällig, ohne erkannt 20 Heydeinann a. a. 0. nr. 526 p. 752 (abg.
zu werden, in d«n Besitz des Vaters, Apollod. Bochette, Choix de peint. p. 261 Vigu. 14).
3, 7, 7. Diese Sage ist von Euripides in der 0. Jahn, Arch. Ztg. 25 (1867), 59: Kreusa
Tragödie 'Jl-nfiscav 6 ölcc KoQtvd^ov behandelt sinkt zur Erde nieder, mit beiden Händen an
worden, wahrscheinlich auch von Astydamas den Schleier greifend; neben ihr steht ein
in seinem 'JXy-iitwv. WelcTier vermutet {die Thron, unten ein offenes Kästchen; sie schaut
griecli. Tragödien 2, 581), "Kreon habe sich, sich um nach einem Mann mit weifsen Haaren,
als Alkmeon seine Kinder zurückforderte, in Schuhen und Mantel — Kreon — , der
hochmütig und trotzig benommen und sei herbeieilt und die R. voll Trauer nach ihr aus-
dann von ihm vertrieben worden. — Zu Kreon streckt. Der Untergang Kreusas in Gegen-
kommen lason und Medeia (s. d.), wofür unsere 30 wart Kreons ist öfters auch auf Sarkophagreliefs
älteste Quelle die Olialiag aXcooig des Kreo- dargestellt, Dilthey, Sarcofaghi di Medea,
phylos ist. Nach den daraus von Didymos Annali 1869 p. 5lf. Tav. d'agg. A. B., KaTk-
vermittelten Angaben {Schal. Eur. Med. 273) mann, Arch. Ztg. 41 (1883), p. 112. Bau-
ermordete Medeia den Kreon durch Zauber- meister a. a, 0. 906; so auf dem Medea-Sarko-
mittel und floh darauf nach Athen, nachdem phag Lancelotti, abg. Winckehnann, Alte
sie ihre Kinder an den Altar der Hera Akraia Denkmäler der Kunst, übers, von Brunn 2
gesetzt. £'M?'i2;/rfes und seine Nachahmer lassen Ta£ -91 p. 13. Ganze, Vorlegebl. Sev.2,T.2. 3;
sie von Kreon des Landes verwiesen weiden, mit diesem Sarkophag stimmt ziemlich genau
worauf sie an ihrer Nebenbuhlerin durch Über- überein die Darstellung auf einem Sarkophag
Sendung von vergifteten Gewändern, welche 40 im Louvre {Bouillan 3 basrel. 18, 2, Clarac,
nach dem Anlegen in Brand geraten, Rache Musee de Sculpture 2 p. 504 ff. pl. 204, 478.
nimmt. Kreon geht bei der Hilfeleistung zu Baumeister a. a. 0. nr. 982 p. 907 f.): Kreusa
Grunde, Eur. Med. 1156 ff. Senec. Med. 879 ff. im Begriff, sich in ihrem Brautgemach nieder-
Einer anderen Darstellung zufolge werden zulegen, schnellt unter der Wirkung des Giftes
Vater und Tochter dadurch getötet, dafs mit hochgestreckten Armen wnd hintiiberge-
Medeia nächtlicher "Weile den Königspalast worfenem Haupte jäh empor, neben ihr steht
in Brand steckt, Diod. 4, 54; [vgl. ferner Kreon, der die linke Hand nach dem Haupte
Apollod. 1, 9, 28. Diodor. 4, 53. Mythogr. seiner unglücklichen Tochter ausstreckt, wäh-
Graeci ed. Westermann p. 345. Blut, -de amic. rend er mit der Rechten verzweiflungsvoll
mult. 7. Eor. epod. 5, 64. Ovid. Heraid. 12, 50 ins Haar greift; auf manchen Darstellungen
53. Mythogr. Lat. 2, 138 p. 122 ed. Bade. Schal. schlägt sogar schon die lohende Flamme über
in Ibim 603. Falsch ist Schol. Stat. Achill. das Haupt der Kreusa empor, s. Heydemann,
1 p. 560 ed. Cruceus: ad (vellus) auferendum Mitteilungen aus den Antikensammlungen in
lason missus a Cfeante est; das Schicksal des Ober- u. Mittelitalien, 3. Hallisches Winckel-
Kreon und der Glauke ward in Tänzen dar- mannspragr. 8 nr. 9 und Anm, 12. Matz-Duhn,
gestellt, Imc. 'de salt. 42. Kreons Gemahlin Antike Biläwerke in Born 2, nr. 3161. 3162 ^d.
heifst Merope auf der Prachtvase von Canosa, 364 ff. und die dort angeführte Litteratur.
auf welcher auch beider Sohn Hippotes, durch Dtitschke, Antike Bilderwerke in Turin, Brescia,
Beischrift kenntlich, erscheint (abg. Miliin, Tom- Verona m. Mantua = Antike Bildioerke in Ober-
beaux de Canose Taf. 7. Arch. Ztg. 5 (1847), 60 italien 4, nr. 688 p. 310 ff. und die daselbst an-
Taf. 3. i?aM7nmier, Den^'Wi. nr. 980 p. 903; vgl. gegebene Litteratur. (Ganze), Beschreibung
C. I..G. 4, 8424. 0. Jahn, Beschreibung der d. antiken Skulpturen im K. Mus. zu Berlin
Vasensammlung in d. Pinakothek in 3Iünchen nr. 843b p. 531. ^ G. Bobeit, Die antiken
nr. 810 p. 261; ebenders., Arch. Ztg. 5 (1847), Sarkophagreliefs 2 S. 713 ff. Taf. 64, 200. Bau-
p. 33 ff.; 25 (1867), 58. Heydemann, -Vascns. meister sl. a,. 0. 907. Eur. Med. 1190. Eine Auf-
d. Mus. Naz. Neapel p. 753 Anm. 2 zu nr. 526. Zählung aller bekannten Medea -Sarkophage,
Baumeister a. a. 0. p. 904): Kreusa ist inner- auf deren Vorderseite die Darbringung der
halb eines tempelartigen Gebäudes, das die Brautgeschenke an Kreusa durch die Kinder
45*
1415 Kreon Kreon 1416
•
Medeas und der Tod Kreusas in Gegenwart ^^ifZes in den i/«Ä;efi(^ew ausführt, den gefallenen
Kreons dargestellt ist, giebt L. v. Urlichs, Ein Führern das Begräbnis (in den Fhoinissen
Medea - Sarkophag , 21, Programm des von giebt er ein derartiges Gebot nur bezüglich
Wagnerschen Kunstinstituts (Würzburg 1888) des Polyneikes 1628 ff.) und forderte von
p. 4 ff.; ebenda ist die Vorderseite eines 1887 Theseus, den Adrastos nicht in seinem Lande
in Rom gefundenen Sarkophages mit gleicher zu dulden (467 ff.). Doch Theseus zieht gegen
Darstellung abgebildet p. 9 ff. Höfer.] — ihn und erzwingt die Auslieferung der Leichen.
2) Sohn des Menoikeus, übernahm nach Vgl. Pausan. 1, 39, 2, der übrigens angiebt,
des Laios Tode die Herrschaft über Theben, Kreon habe nach des Eteokles Tode nur als
Apollod. 3, 8, 1. Hyg. fäb. 67. Nachdem viele lo Vormund von dessen Sohn Laodamas die
Thebaner der Sphinx zum Opfer 'gefallen Herrschaft geführt (s. ebend. 9, 5, 13. 10, 3).
waren und diese auch seinen Sohn Haimon Die Fabel der euripideischen FJwinissen findet
getötet hatte, verhiefs er demjenigen, welcher sich in der Thebais des Statins wieder. Dort
das Sphinxrätsel lösen würde, den Königs- wird Kreon durch Theseus getötet, der von
thron und die Hand der Königswitwe, seiner Antigene zu Hilfe gerufen ist (12, 767 ff.),
Schwester lokaste, Eurip. Phoeniss. 45 ff. und während er nach des Euripidcs 'HgauXrig (icci-
Hypoth. 2. Apollod. 3, 8, 6. Beides gewährte vö/isvog (31 fi'. 546) durch Lykos von Euboia
er dem Oidipus, wie gleich den Tragikern fällt, der nach ihm die Herrschaft übernimmt,
PhereJcydes im 5. Buche berichtete, F. H. G. 1, 85. vgl. Senec. Hercul. Für. 372. (Nikolaos Danias-
Von diesem wurde er später nach Delphoi 20 A'cnos /r. 20 [F.H.G. 3, 369] läfst den Kreon
gesandt, um den Grund der thebanischen Pest nach des Herakles Wahnsinn 'noch am Leben
zu erforachen, Soph.Oed.B. 99?^. Sen.Oed. 202 K sein). — Henioche und Pyrrha nennt Paus. 9,
Nach der Entdeckung des Frevels vertraut 10, 3 als Töchter des Kreon, deren Steinbilder
Oidipus seine Töchter Kreons Obhut an, beim Tempel des Apollon Ismenios in Theben
welcher auch als Vormund der Söhne die standen. Schon von Homer wird die Kreons-
Herrschaft übernimmt, Soph. 0. M. 1462 ff. tochter Megara erwähnt, eine Gemahlin des
1424 ff. Nachdem der unglückliche König Herakles {l 269 mit den Schol. u. EustatJi.),
später das Land verlassen und in Attika Zu- dieselbe nennt Pindar Kreiontis, Isthtn. 3, 82
flucht gefunden hatte, suchte ihn Kreon, der (vgl. d. Schal.), sie tritt in des Euripides und
ihn erst verbannt, mit Gewalt nach Theben 30 Seneca Hercules Furens auf, Eur. Herc. Für. 9,
zurückzuführen, da der delphische Gott ge- vgl. die Hypoth., Hyg. fab. 32. 241. Herakles
weissagt, auf ihm beruhe Thebens Heil, SopJi. erhält die Megara von Kreon, nachdem er für
0. C. 728 ff. Theseus vereitelte sein über- Haimon um Gnade gebeten {Hyg. fab. 72.
mutiges Beginnen, ebend. 887 ff. Beim Kampfe Welcher, Die griech. Tragöd. 2, 571. 696), als
der Sieben gegen Theben opferte Kreon, um Preis für seinen Beistand gegen die Minyer,
Ares zu versöhnen und die Stadt zu retten, Apollod. 2, 4, 11. Seine jüngste Tochter giebt
auf des Teiresias Kat seinen Sohn Megareus, Ki-eon eben deshalb dem Iphikles, ebd. —
Soph. Antig. 1302 f. 995. Kraft der von neuem Während Ki-eons Herrschaft kam Amphitryon
ihm zugefallenen Königswürde verhängt er (s. d.) nach Theben und wurde von ihm ent-
Grablosigkeit über den Polyneikes und verur- 40 sühnt. Er forderte von Kreon Unterstützung
teilt die Antigene, verliert jedoch dadurch gegen die Taphier oder Teleboer, worauf der
seinen zweiten Sohn Haimon und seine Ge- König in Person mit auszog, [nachdem Am-
mahlin Eurydike. Wie Sophokles die Sage phitryon vorher den teumessischen Fuchs
überhaupt und Kreons Charakter je nach den erlegt hatte; Apollod. 2, 4, 6. Tzetz. Lykophr.
Anforderungen des einzelnen Stückes poetisch 932 p. 885. Nach Timagoras im Schol. Eur.
frei gestaltete, ihn im König Oidipus mafsvoll Phoeniss. 670 = frg. 1 war Kreon neben Pelor,
und selbstlos, im Oidipus auf Kolonos tückisch Echion, Udaios, Chthonios und Hyperenor einer
und gewaltthätig, in der Antigone verblendet, der Sparten, vgl. Schol. Stat. Theb. 10 p. 468
aber imposant schilderte, so hat sich auch iidi. Crucens (^?ix\s 1^1%) Greon, Menoecei pater,
Euripides erhebliche Abweichungen erlaubt, 50 a serpentibus duxit originem, nach Schol. Hom.
von früherer Version sowohl, als auch von Od 3, 267 ein Zeitgenosse des Menelaos. Sohn
seiner eigenen Darstellung. In den Phoinissen des Menoikeus heifst Kreon ferner Diod. 4, 67;
verhelfst Teiresias ebenfalls den Thebanern Schol. Eur. Phoeniss. 942^ seine Schwester
Sieg, wenn Kreon den einen seiner Söhne, lokaste Schol. Eur. Phoeniss. 10. 24,2. BeiHiod.
hier Menoikeus genannt, dem Ares opfere 4, 64 AaCog .. yrjficcg 'Iokccgxtjv rijv KQSovTog
(511 ff.), der Vater sucht ihn jedocli in Sicher- scheint lokaste als Tochter des Kreon auf-
heit zu bringen, und Menoikeus tötet sich gefafst zu sein. Des Kreons Gemahlin ist
selbst. Erst nach dem darauffolgenden Wechsel- Henioche, Hesiod. scut. 83. Schol. Hom. U. 14,
morde der Brüder wird sodann Oidipus, der 323 ; sein Sohn Megareus erscheint schon ^esc7?.
bis dahin in Theben verweilt hatte, durch go Sej9L 457 A'., Haimon bei Pmandros und üwai-
Kreon vertrieben und verläfst mit Antigone thon im Schol. Eur. Phoeniss. 1760. Sein Sohn
das Land. Die in diesem Stücke hervor- Menoikeus opfert sich selbst {Flut* Pelop. 21.
gehobene Vaterliebe des Kreon scheint auch Etym. M. 67, 45. Schol. Aristid. p. 113 Din-
in der Antigone des Euripides betont gewesen dorf. Stat. Theb. 10, 774ff'. Schol. Stat. 'Theb. 7
zu sein. Dort verzieh der König, der Jung- p. 324) y oder er wird von Kreon geopfert;
frau imd gestattete ihre Vermählung mit Schol. Aristid. a. a. 0. Verderbt ist wohl
Haimon (s. d. Art. Antigone). Nach dem Ab- Herodian. ns qI KKVQo^.oy. hei Boissonade,Anecd.
Kug^ (1er Feinde verweigerte Kreon, 'vfie Etiri- 3,26d Msvofusvg ^alliq^cov savtovs (xniztsivccv.
1417 Kreou Kreoutiades 1418
— Nach Biodor 4, 10 wollte Kreon zuerst den [1884], Tat". 19b, vgl. p. 267 und A^cli. Ztg.
Herakles, welcher die Boten des Erginos (s. d.) 43 [1885], 71 dargestellt war,, ist zweifelhaft),
beschimpft und verstümmelt hatte, an diesen ganz im Hintergrunde ICMHNH , links von
ausliefern; nach dem Sieg des Herakles aber Kreon steht unter einem tempelartigen Ge-
über die Minyer gab er ihm seine Tochter bände HPAKAHZ, der mit gegen den König
Megara (vgl. ApoXlod. 2, 7, 8. Scliol. Bind. ausgestreckter Hand zu vermitteln versucht
Isthin. 3, 104.. Argum. Em: Here. für. Tzetz. für die links von ihm stehende gefesselte und
Lißophr. 38. Myihogr. Lat. 2, 158, p. 129 ed. von einem Wächter geführte ANTITONH; hinter
JSo(?(;) zur Frau und überliefs ihm die ßegierung Antigone steht ratlos und trauernd AIMQN;
Thebens. Zu der von ihm verhängten Ver- lo vgl. auch C. I. G'. 4, 8428. Das Vasenbild
baunungdesOidipuss..S'c7;o?. J-r/sficZ. p.77. Schol. bei Mülingen, Feint, de vases p. 54 deutet
Stat. Tlieh. p. 529; sein Verbot der Bestattung Hirzel, Arcli. Ztg. 1863, 70 auf Antigone, die
des Polyneikes bez. der Siebens. b.P/tt^.DewiOS^/*. vor Kreon geführt wird. Eine Parodie auf
29. Demosth. 60, 8 p. 1391. Über Kreon in der letztere Scene ist abgebildet und besprochen
, Tragödie vgl. Aristot. poet. 14. Demosth. 18, hei Gerhard, Ant. Bildw. IZ ^.Zlli. FanofJca,
' 180 p. 288. Plato ep. 2 p. 493 Hercher. Plato, Annali 1847 Tav. K p. 216ff. WelcJcer, Arch.
AlJcib. p. 151b. Luc. Menipp. 16. De vierc. Ztg. 1848, 333 = A. D. 3, 35, 1 S. 504 fi".
cond. 5. Symons, Die Sage vom thebanischen Wieseler, Theaterg. 9, 7 S. 55 f. Schreiber,
Kreon in der griech. Poesie, Inaug.-Diss. Berlin Kunsthist. Bilderati. 4, 8. Baumeister a. a. 0.
0. J. F. A. Voigt bei Ersch it. Gruber s. v. — 20 nr. 87. Heydemann , PhlyaJcendarstellungen,
Neben der Form Kqscov findet sich Kgsi'cov Jahrb. d. Kais. D. arch. Inst. 1 {IS86), 303 t: yov
(vgl. Etym. M. 537, 6ff.) Rom. Od. 11, 269. II. den durch Stephane und Scepterstab als Fürsten
9, 84 vgl. 19, 240. Hesiod. scut. 83; vgl. Pind. gekennzeichneten Kreon ist Antigone (hier ein
Isthm. 3, 82 (109). Kinaithon in der Oidipodeia verkleideter Greis) geschleppt worden. Höfer.]
(fr. 2) im Scliol. Eur. Phoen. 1760; Kgäcav auf — 3) Sohn des Herakles von einer Tochter d*es
der unten zu erwähnenden Vase der Sammlung Thespios, Apollod. 2, 7, 8, 1. — 4) Vater des
Jatta (vgl. P. Kretschmcr in Kuhns Ztschrft. Lykomedes, eines Kriegers vor Ilios, II. I 84.
f. vgl. Sprachforsch. 29 [1888], 416 f.); der Plural Paus. 10, 25, 6. [Tzetz. arg. et alleg. II. 9, 41
Kqsovzss Lue. Menipp. 16. Bavstellungen in in Anecd. Matranga 1, S6. Höfer.] [J. Ilberg.]
der Kunst: Auf einer etruskischen Aschen- 30 Kreouteia {KQBÖvxsta). Auf der unter
kiste im Museum zu Volterra (Overbeck, Heroen- Kreon 1 beschriebenen Vase aus Canosa wollen
galerie Taf. 6, 2 p. 134) sucht Kreon in dem einige Interpreten in der Inschrift KQsövtsia
Augenblick, als der auf einem Altar knieende den Namen der Kreonstochter erkennen, die
Menoikeus sich das Schwert in die Brust stofsen im Gegensatz zu den anderen Hauptpersonen
will, sich von seiner Umgebung loszumachen nicht durch Beischrift bezeichnet ist, Bau-
und auf den Altar hinzueilen; an seinen Schild meister, Denkmäler p. 903. [Höfer.]
lehnt sich lokaste. — Kreon (? oder Teiresias? Kreontiades (KgEovriäöris)., 1) Sohn des
oder Oidipus?) die Sphinx befragend auf einer Herakles und der Megara, der Tochter des
Lekythos aus ünteritalien Brit. Mus. nr." 626. Kreon; Apollod. 2, 7, 8. 2, 4, 11. Schol. Hom.
— Vielleicht ist auf dem campanischen Wand- 4:0 Od. 11, 269. Schol. Pind. Isthm. 3, 104. Wie
gemälde im Museum zu Palermo nach Wie- die Angaben über die Zahl und die Namen
seiers Vermutung, Theatergeb. 9, 1 p. 52 (vgl. der von Herakles mit Megara gezeugten Knaben
Heibig, Wandgemälde ni: li67 , p. 351 f.) das auseinandergehen, so verschieden sind auch die
Ende der Scene zwischen Kreon und dem Wach- Erzählungen über ihr Ende. Asklepiades im
ter in derAntigone des Sophokles zu erblicken.^- Schol. Hom. Od. a. a. 0. nennt nur den Theri-
Nach einer nacheuripideischen Tragödie, deren machos und Kreontiades, Dionysios iv TtQtäzco
Inhalt Hy^in. fab. 72 wiedergiebt, ist Kreon Kv-aIo3v den Therimachos und Deikoon, s. Schol.
(KPAßN) dargestellt auf einem jungem Vasen- Pind. a. a. 0.; Euripides Herc. f. 474 er-
bilde der Sammlung Jatta in Ruvo, abgeb. wähnt drei, aber nicht mit Namen; doch hiefsen
Monum. ined. 10 Taf. 27. Arch. Ztg. 27 (1870) 50 sie nach Schol. Pind. a. a. 0. Therimachos,
Taf. 40, 2. Batimeister, Denkmäler. -ar. 88 p. 84; Deikoon und Aristodemos; bei Apollod. 2, 4, 11
vgl. Heydemann, Über eine nacheuripideische werden Therimachos, Kreontiades, Deikoon er-
Antigone, Berlin 1868 und Arch. Ztg. a. a. 0. wähnt; zu diesen dreien trirt ebenda 2, 7, 8 noch
p. 108 ff. Klügmann, Annali 1876, 176fi'.; — Deion hinzu; mit letzterer Überlieferung stimmt
eine ganz ähnliche Darstellung — jedoch ohne Deinias aus Argos im Schol. Pind. a. a. 0.
Namensbeischriften — findet sich auch auf überein. Tsetz. Lyk. 38 und Schol. Luc. p. 58
dem oberen Bilde einer Amphora aus dem Jacobitz führen den Onites (Onytes), Theri-
apulischen Ceglie, Furticängler, Berl. Vasen- machos, Demokoon (= Deikoon?) und Kreon-
kataloq 3240; abgeb. Gerhard, Apid. Vascnb. tiades auf, Pherekydes endlich im Schol.
Taf. liS. 15ff. .4rc/<. Z^f/. 28 (1870), Taf. 40, 1. 60 Pmd. a. a. 0. nennt den Antimachos (nach
Heydemann, ebenda lio'ff., Heibig, Untersuch. Apjollod. 2, 7, 8 Sohn der Thespiade Nikippe),
'über die Campanische Wandmalerei 178 und den Klymenos, Glenos (sonst Sohn der Deia-
anm. 2): er trägt reiche Gewandung und ein neira, Apollod. 2, 7, 8. Schol. vet. Soph. Trach.
mit einem Adler gekröntes Scepter -und steht 53. Paus. 4, 30, 1), den Therimachos und
in gebückter Haltung da, rechts von ihm ein Kreontiades; Baton ebenda zählt sieben auf,
Knabe (Maion?) und seine Gemahlin Eurjxlike den Polydoros, Aniketos, Mekistophonos,
(ob des Kreon Gemahlin Eurydike auch auf Patrokleus, Toxokleitos, Menebrontes und
der Karlsruher Unterweltsvase Arch. Ztg. 42 Chersibios. Mythogr. Lat. 2, 158, p. 129 Bade
1419 Kreontias Kresphontes 1420
nennt den Areas (?) uud den Kreontiades, Äc/to/. Kresia {ÄQrjaia, Beiname 1) der Artemis,
Stat. Theb. 4, p, 194 ed. Cruceus (Paris 1618) Biod. Sic. 5, 77; vgl. den Trimeter C.I.G.B,
den Oxeus undLeontiades (Kreontiades?), iSc/ioZ. 6797 avcccaav 'Ecpsaov KQTjaiav q)a£acpoQOv. —
Stat. Theb. 10, p. 471 den Oxeas und Kreon- 2) der Aphrodite (Kypris) nach MeineJces Kon-
tiades. — Find. Isthm. 3, 81 (107) giebt ihre jektur in Anth. Pal. 6, 211, wo früher yvrjaia
Zahl — ohne Namen — sogar auf acht an. stand und BruncJc Kttjolu lesen wollte; s.
Bei Enripides Herc. f. 977ff.; (vgl. Seneca Ktesios 6. — 3) heifst Phaidra hei Eur. Hipp.
989 ff.) tötet Herakles in der Raserei seine und 372 naig KQtjaicc. [Höfer.]
der Megara Söhne durch Pfeilschüsse, nach Kresios (KQiqdiog), Beiname 1) des Dionysos
Pherel-ydes bei Schol. Find. a. a. 0. wirft lo in Argos, Paus. 2, 23, 7. 8. Welcher , Griech.
er sie ins Feuer (bildliche Darstellung dieser Gütterl. 2, 608. Milchhöfer, Die Anfänge der
Szene s. Bd. 1 Sp. 2235 Z. 15 ff. und Melida, Kunst in Griechenland 205 Anm. 1, — 2) des
Sohre los vasos griegos del Miiseo Arqiieolögico Minos, Suidas s. v. Kgi^aiog. — 3) Auf einem
Nacional p. 39). Lysimachos im Schol. Find. Sardonyx in der Gemmensammlung der Flo-
a. a. 0, erzählte, nicht Herakles habe sie ge- rentiner Gallerie {Gori 2, tav. 14, 3) mit der
tötet, sondern Fremde ; /S'oÄ;ra i es ebenda nannte Darstellung eines stehenden Flügeljfinglings
den Augeias, noch andere den Lykos (vgl. und der Umschrift K6ICITAAOC liest Fanofka,
Schol. Stat. Theb. 4, p. 194) als ihren Mörder; Talos, der Sohn des Eres, Arch. Zeit. 13 (1855),
auch Stesichoros und Fanyasis hatten den 16 KgeianaXog = KQrjaLTaXois (Kq^lts = Kgi^tr]
Tod der Heraklessöhne erzählt; Faus. 9, 11, 2. 20 Inschrift, Revue archeol. 20 [1892], 49) und er-
Die Thebaner zeigten in ihren Mauern das klärt dies Wort == ÄgrioL^og) TäXog = der
Grabmal der letzteren {Faus. a. a. 0.) und er- Kretide Talos. [Höfer.]
wiesen ihnen Heroenehren, Pmti. Jsi/tw. a. a. 0. Krespliontes (KQsa(p6vT7]g) , 1) Heraklide,
Megara und zwei ihrer Söhne, die zum Zeichen, Sohn des Aristomachos, eroberte an der Spitze
dafs sie durch gewaltsamen Tod umgekommen der Dorier mit seinen Brüdern Temenos und
sind, mit Blutstropfen besprengt sind, in der Aristodemos (oder dessen Söhnen Prokies und
Unterwelt befindlich dargestellt auf der Am- Eurysthenes) den Peloponnes und erhielt bei
phora Canosa- München 849 (A. WinJcler, Die der Teilung des eroberten Landes durchs Los
Darstellungen der Unterwelt auf unteritalischen Messenien, Apollod. 2, 8, 4. Faus. 2, 18, 6.
Vasen = Breslauer philolog. Abhandl. 3, 5; p. 4 30 4, 3, 3. 4, 31, 9. 5, 3, 5. Müller, Dor. 1, 63.
und die Anm. 1 gegebene Litteratur p. 12) und Freller, Gr. Myth. 2, 282 f. Er erhielt dieses
auf der Amphora Altamura-Neapel 3222, hier beste Land durch eine List; da nämlich Mes-
durch die Beischriften MEFAPA und FHPA- senien für das dritte Los bestimmt war, so
KAEIAAI bezeichnet, Winlder a. a. 0. p. 18 und legte Kresphontes in die mit Wasser gefüllte
anm. 2 p. 21 f.; ebenso auf der Amphora Ruvo- Losurne, während Temenos und die Aristode-
Karlsruhe 388, WinMer a. a. 0. 13 und Anm. miden für sich Steinchen hineinwarfen, eine
2. 15; vgl. auch 38; ebendas. Anm. 3, p. 22 f. weiche Erdscholle, die im Wasser sich auf-
eine Sammlung der Stellen über den Tod der löste, so dafs zuerst die Steine herausgegriffen
Heraklessöhne, deren Namen offenbar meist den wurden für Argos und Lakedaimon. Apollod.
Epithetis des Vaters entlehnt sind.. — 2) (Kqsl- 40 a. a. 0. Faus. 4, 5, 1. [Auf diese List des Kres-
ovriddrig), Sohn des Kreon, Lykomedes, Honi. phontes spielt an Soph. Aiax 1285; vgl. Schol.
II. 19, 240. [Höfer.] vet. Soph. a. a. 0. Polyaen. 1, 6; Suidas s. v.
Kreontias {Kgeovriäg), Beiname der Kreon- dQccnsxrig ^IfJQog; s. auch Stepli. Byz. s. v.
tochter Glauke (Kreusa), Paulus Silentiarius in 'AvdavCcc. Sokrat. Epist. 30, 6 p. 630 Ilercher.
Anth. Pal. 5, 288. [Höfer,] Skymn. Perieg. 530. Vell. Paterc. 1, 2; über
Kres (KQtjg), Sohn des Zeus und einer idä- Darstellung des Kresphontes in der Tragödie
ischen Nymphe, oder ein Autochthon, König s. Dem. de cor. (18), 180. — Nach Poii in Kuhns
der Eteokreter auf der Insel Kreta, die nach Ztschrft. f. vgl. Sprachforschung 6 (1857), 111
ihm benannt ward, Steph. B. v. Kqrjxr] und bedeutet der Name Kresphontes den, der selbst
JcÖqiov. Diod. 5, 64. Ephoros [vgl. Ephori frg. 50 bessere {y-Qsoaovsg) besiegt und umbringt; nach
nr. 61 b. Müller, F. H. Gr. I, 249. R.] b. Skymn. Bugge, ebenda 19 (1870) soll KQsa-cpovrrjg aus
546; Vater des Talos, Paws. 8, 53, 2. Er barg den KQrjG-cpovtrjg, Kgrit-qjovtrjg entstanden sein. —
von Krönos verfolgten Zeus in dem diktäischen Über den Tod des Kresphontes und die Flucht
Gebirg, Arrian b. Eustath. Dion. Per. 498. seiner Söhne zu den Lakedaimoniern s. JsoÄrai.
[Giern. Alex. Stromat. 1 p. 380. iOl Potter; er 6, 22. 23. 31. Höfer.] Oder Temenos wandte
soll den Kretern vor Minos Gesetze gegeben durch eine List bei der Verlosung dem Kres-
haben, Schol. Aristid. p. 33 1 Dindorf; vgl. Etym. phontes Messenien zu, welches ihm Theras, der
M. 538, 2; nach Georg. Synkellos 1 p. 196, 236 Vormund der Aristodemiden, streitig machte,
(vgl. Ftolem. p. 185 Westermann), der wohl aus Faus. 4, 3, 3. Auf dem Altar, auf welchem
Arrian (vgl. Eust. ad Dionys. Perieg. a. a. 0.) go die Brüder dem Ahnherrn Zeus opferten, fand
schöpfte, war er einer der Kureten (nach sich für Argos eine Kröte, für Sparta eine
Anaximander bei Solin. 11, 5 p. 81 Mommsen, Schlange, für Messenien ein Fuchs, wodurch
vgl. Flin. h. n. 4, 58, König der Kureten), ver- der Charakter der Völker bezeichnet war,
barg den Zeus und zog ihn auf; vgl, auch Apollod. 2, 8, 5. ilftiHer a. a. 0. Kresphontes teilte
Tibull. 4, 1 , 9 und Kresios nr. 3. — Der homo die Landschaft in 5 Bezirke und bestimmte
Cres bei Auson. Technopaign. 10, 20 p. 164 Stenyklaros zum Königssitz, indem er über
Feiper ist Daidalos: vgl. Icarus Cres Solin. die übrigen Städte Unterkönige setzte; zu-
11, 30 p. 86. Höfer.] [StoU.] gleich gab er den Einheimischen gleiche
1421 Kressa Kretaffenes 1422
ö'
Rechte mit den Doriern. Als aber die Dorier Krestoue {KQr}0z(6vrj) , Tochter des Ares
damit imzufrieden waren, stiefs er diese Ein- und der Kyrene (also Schwester des Thrakers
richtung wieder um und liefs Stenyklaros Diomedes, ApaUod. 2, 5, 8), nach welcher
allein als Stadt gelten und als ausschliefs- Thrakien Krestone benannt war, Tzetz. L. 499,
liehen Wohnsitz der Dorier. . Das verdrofs [vielleicht identisch mit der Schol. IL 2, 520
wieder die Reichen der Landeinwohner, die erwähnten Gattin des Tj'rannos [= Tyrrhenos?
auch unwillig waren über die Bevorzugung Vgl. Kolias. Röscher], der Mutter des Daulieus
des niederen Volks. Sie ermordeten daher und des Krisos (s. d.). Höfer,]. Ares war der
den König mit zweien seiner Söhne. Poly- Gott von Krestone, i&. 930. 937. [Stoll.]
phontes kam zur Herrschaft und nahm Merope, lo Kreta. Auf einer kreisförmigen Platte
die Witwe des Kresphontes, wider ihren im brit. Museum (abg. Arcli. Zeit. 42 (1884),
Willen zum Weibe. Diese, eine Tochter des Taf. 2, 2, beschrieben von Engelmann n. a. 0.
Kyi^selos, Königs der Arkader, hatte ihren 25 f.), auf der ein Meergott nebst drei auf
unmündigen dritten Sohn Aipytos gerettet Delphinen sitzenden weiblichen Seegottheiten
und ihrem Vater nach Arkadien zur Erziehung dargestellt ist, erblickt Engdmann a. a. 0. 212
gegeben. Als er herangewachsen war, kehrte in den drei letzteren die Personifikationen von
er nach Messenien zurück, tötete den Poly- Hellas, von der Peloponnes und von Kreta;
phontes und nahm die väterliche Herrschaft früher (a. a. 0. 26) hatte er sie als Nereiden,
wieder in Besitz. Apollocl.2, 8, 5. Ephoros b. Robert a. a. 0. 137 ff. als Personifikationen der
Strab. 8, 361. Nikol. DamasJc. fr. 39 {3Iüller fr. 2o drei Erdteile, Libye, Asia und Europe gedeutet.
last. gr. 3 p. 376). Paus. 4, 3, 3. 4. 5. 8, 5, 4. Vgl. auch den Vers des Alexis im Scliol. Plat.
8, 29, 4. Hyg. /". 137. 184. Müller, Dor. 1, 99. p. 362, BelUr rj zJiog KQ^rrj iQÖtpos. Auf dem-
Curtius, Pelop. 2, 124 f. [Toepffer, AU. Geneal. Relief der dritten Seite der ara Capitolina
232, 2. Ph. 2Ius. 42, 98. Röscher.] Ein Bild (abg. Mus. Capitol. 4, 7. Weitere Litteratur s.
des Kresphontes von Omphalion in der Stadt bei Overbeck, Kunstmythologie , Zeus 328 und
Messene im Tempel der Messene, Paus. 4, 31, 9. Anm. f.) wollte Braun, Vorschule der Kimst-
\ Brunn, Kiinstkrgesch. 2, 201 f. Roscher.J — mythologie p. 4. Euinen und Museen Borns
Den Inhalt der Tragödie Kresphontes von Euri- p. 187 in der Frauengestalt mit einer Mauer-
pides [vgl. C. I. Gr. 6047. Röscher.] liefert kröne, die auf einem Throne sitzt, während
Hyg. f. 184: Als Polyphontes nach Ermor- so der kleine Zeus, von zwei Kureten umgeben,
düng des Kresphontes dessen Weib Merope nach dem Euter der Ziege Amaltheia greift,
zur Ehe gezwungen, schickte diese heimlich die personifizierte Insel Kreta sehen, während
ihren unmündigen Sohn Telephontes einem andere (s. Overbeck a. a. 0. 328 f.) sie als Rhea-
Gastfreunde in Atollen und rettete ihn so vor Kybele oder Adrasteia - Nemesis deuten. S.
den Nachstellungen des Polyphontes. Als Krete nr. 8. [Höfer.]
Jüngling kam Telephontes unerkannt nach Kretagenes {KQrjTaysv^g), Beiname des Zeus,
Messenien zurück, um den Mord des Vaters eine Übersetzung von Marnas (s. d.), unter
und seiner Brüder zu rächen. Von Poly- welchem Namen Zeus in Gaza verehrt wurde,
phontes als Gast, der den Telephontes getötet Steph. Byz. s. v. Fä^a: xov KQrjxaiov Jiog . .
habe, freundlich aufgenommen, wurde er von 40 ov . . . h.cclovv Magväv, aQfirjvsvofisvov Kgr}-
der ihm nach dem Leben strebenden Merope raysvi]- Marcus Diaconus vita S. Porphyrü
noch zur rechten Zeit erkannt und erschlug {Acta Sanct. Bolland. 5, 655): Marnion, quod
nun, von dieser unterstützt, den Polyphontes [templum] dicebatur Cretagenis lovis; nach
beim Opfer, worauf er die väterliche Herr- letzterer Stelle soll Marnas den Herrn des
Schaft wieder gewann. Nuuck, Trag. gr. fragm. Regens bedeuten s. Eckliel, Doctr. num. 3, 450
p. 395—398. Welcker, Gr. Trag. 2, 828 — 840. und aufser den daselbst angeführten Stellen
Müller, Bor. 1, 99, 1. Lessing, Dramaturgie und Münzen mit der Legende Maqva. Fa^a
36—50 (1, 289 — 400). Bibbeck, Böm. Trag. Epiphanius Ancor. p. 109 c: MaQväg Sovlog
186 flP. Scenen aus dieser vortrefflichen Tra- 'Aoteql'ov xov KQrjtog naga Fa^aioig {Marin.
gödie auf Vasen und in anderen Bildwerken, 5o vit. Prodi 19 p. 47 [p. 16 Boissonade] MaQväg
Welcker a. a. 0. 835, 10. 0. Jahn b. Ger- Fa^aLog) auch die Inschrift aus dem syrischen
hard, D. u. Forsch. 1854 n. 66. Auch Kanathaz/tiMagj'« reo -/.ve(«,Trrtf^f7üt^fo« 2412 g.
Ennius schrieb einen Kresphontes; s. Vahlen, — Kaisermünzen von Pol^-rrhenion (Kreta),
Enniun. poes. rd. p. 108 ff. Bibbeck, Trag. lat. auf denen unter dem lorbeerumkränzten Haupte
p. 25 ff. Böm. Trag. 186 ff. — 2) Der Sohn des Zeus ein Blitz dargestellt ist, tragen die
des Kresphontes nr. 1, der bei Apollod. u. Paus. Legende TAN (= ZAN) KPHTArENHI TTOAYP
Aipytos, bei Hyg. f. 184 Telephontes genannt Eckhel 2, 301. Head. 403; dieselbe Darstellung
wird, hiefs in der erwähnten Tragödie des Euri- mit der Legende TAN KPETAFENHI lEPA auf
pides Kresphontes, was schon der Titel des Kaisermünzen von Hierapytna, Eckhel 2, 301.
Stückes bekundet, Schol. Aristot. Etil. Nie. 60 Head p. 397. Eine kretische Münze des Titas
fol. 40b (vgl. Anecd. Paris. Vol. 1 p. 191, 3). mit der. Legende Zsvg KQrjtaysvrjg stellt
Epigr. Ci/zic. in Anthol. Pal. 3, 5. Müller, Fr. den Gott nackt zwischen sieben Sternen stehend
hist. gr. 3 p. 377, 7. Kauck a. a. 0. p. 395. [Stoll.] (vgl. Bd. 1 Asterion) und den Blitz schleudernd
Kressa (Ä^^ffffa), 1) eine Danaide, mit wel- dar, jBcMeZ 2, 301f. jHeadp. 384. 382; vgl. auch
eher Apollon die Kureten (s. d.) gezeugt haben Spanheim, epist. ad Morell. 4 p. 239. Zeus Kreta-
soll, Schol. Tzetz. Lyk. 11 i>. 3Qd 3Iüller. — genes auf Münzen voYi Kydonia s. bei 6voro«os,
2) Beiname der Aerope (s. d.) Eur. Ür. 18. 'jEtp/ju. ap^^atoil. 1889 p. 203f. Auf zwei Insdnri^
1009. Soph. Aias 12db. [Höfer.] ten aus Mylasa wird ein Priester z:/t6s X^TjrayE-
1423 Kretaios Kretlieus 1424
vovg Kai KovQiqvaiv eTcwähnt (Waddington, Inscr. fiemälde nr. 1214, p. 254), das den Theseus als
d'Asie min. 394. 406), und auf einer anderen Erleger des Minotauros inmitten der geretteten
aus dem kretischen Eydonia liest man Ziiva und dankenden athenischen Jugend darstellt,
xbv KQriToyivLcc (zur Form s. Schmidt in Kuhns ist die auf einer Erhöhung sitzende weibliche .
Ztschrft. f. vc/l. Sprachforschung 12 [1865] 221). Göttergestalt mit Bogen, Pfeil und Köcher,
C. I. G. 2, 2554; vgl. auch 3Iitt. d. deutsch. deren Kopf leider nicht erhalten ist, mit Jahn
athen. Inst. 14, 395, s. Kretaios. [Höfer.] a. a. 0.; vgl. Baumeister a. a. 0. 1791 f. gleich-
Kretaios {KQrjxaiog), Beiname' des Zeus falls als Ortsgottheit von Kreta aufzufassen.
Steph. Byz. s. v. rü^a; vgl. luppiter Cretensis Ferner ist Krete dargestellt kurzbekleidet, vor
Cic. de nat. deor. 3, 21, 53. Schol. öermamc. lO der auf einem Altar sitzenden Pasiphae stehend,
Ar ateaTp. 69. 115 ed. Breysig; vielleicht gehören auf dem Relief einer etruskischen Totenkiste,
auch hierher die Münzen von Aigion in Achaia JRochette, Mon. ined. 67, 1. Jahn a. a. 0. — Auf
mit der Legende KPHTAIOZ, die den Zeus einem Sarkophagfragment im Palazzo Albani
nackt, aufrecht stehend und den Blitz schleu- mit der Darstellung der Arbeiten des Herakles
dernd darstellen; Näheres bei Echhel, Doctr. (Zoega, Bassir. -1, 75. 2, 53, 38. Matz-Huhn,
num. 2, 236. 302; vgl. auch Henry chowsJci, Antike Bildwerke in Born p. 248, nr. 2879) ist
De love Cretico Gymnas.-Progr. Inowrazlaw bei der Bändigung des kretischen Stieres in
1879 (wertlos); J. Ehni, Zeus Dodoneen, Zeus der am Boden liegenden weiblichen Gestalt
Cretois etc. Genf 1880; vgl. Kretagenes. — (Eine vielleicht mit Zoega die Heroine Krete zu er-
Münze des Postunius trägt die Legende Herculi 20 kennen. Vgl. Kreta. Höfer.] [StolL]
Cretensi Echhel, Doct. num. 7, 443.) [Höfer.] Kretheides {Kgri^ ddrig), 1) Aison, Ajwll.
■ Krete (Xp^'ryj), 1) eine hesperidische Nymphe, Bhod. 3, 357. — 2) Jason, Val. Flacc. 6, 609.
nach welcher Kreta benannt war, Siep/i. B. — 3) (Kgri&nSag) Neleus (oder Aison), Find.
s. V. Plin. H. N. 4, 12, 20. [Des Plinius Ge- Pyth. 4, 152 (270). [Höfer.]
währsmann ist Dosiades, derselbe auch bei Solin. Kretheis (KQrj&rj'tg). 1) Hippolyte, Tochter des
11, 5 p. 81 Mommsen. Höfer.] — 2) Tochter des Kretheus (s. d.), die Gemahlin des Akastos {Kqt}-
Asterios, Gemahlin des Minos, AsJclepiades b. &8ig, Find. Nem. 6,26), nennt Schol. Find. New.
Apollod. 3, 1, 2. — 3) Tochter des Deukalion, 4, 88 und 5, (26) 46 Kretheis, Tochter des Hippo-
Schwester des Idomeneus, Apollod. 3, 3, 1. — lytos; vgl. Schol. Ap. Bh. 1, 224: Kretheis oder,
4) Von Helios Mutter der Pasiphae, der Ge- 30 wie manche sagen, Hippolyte, Gemahlin des
mahlin des zweiten Minos, JDiod. 4, 60. — Akastos (s. d.). — 2) iiym^he, Suid.Y. KQri&svg.
5) Tochter eines Kureten, heiratete den nach S. Kritheis u. Kritheus. [StolL]
Kreta geflüchteten Ammon, der sich hier eine Kretheus (KQrj&svg), 1) Sohn des thessa-
Herrschaft gründete und der bisher Idaia ge- lischen Aiolos und der Enarete (oder der Lao-
nannten Insel nach ihr den Namen Kreta gab, dike, Schol. Od. 11, 237), Bruder des Sisyphos,
Diod.3, 71. — 6) Nymphe, Schwester der Aia, Athamas, Salmoneus, Dei'on, Magnes und
Et. M. 27, 24. — 7) Mutter des Kar von Zeus, Perieres, zeugte mit Tyro, der Tochter des
Ael. H. a. 12, 30. [ — 8) Die Heroine der Insel Salmoneus, den Aison, Pheres und Amythaon,
Krete, durch Beischrift {Bulletino 1868, 35) Hom. Od. 11, 235 ff. 258. Apollod. 1, 7,3. 1,
bezeichnet, ist auf der Talosvase (Bull. Nüp. 4o 9, 11. Ap. Eh. 3, 358 ff. Schol. Ap. Bh. 1, 49.
3, 2, 6; 4, 6. Arch. Ztg. 1846 Taf. 44. 45. 1, 121. 143. 2, 1162. p. 532, 34 7ie«7. Baus. 5,
Baumeister , DenJcmäler nr. 1804 p. 1722 f.) 8, 1. Hesiod (fr. 23 Lehrs) b. Tzetz. L. 284 u.
„epheubekränzt im wallenden Gürtelkleide mit Schol. Find. Pyth. 4, 252. Schol. Od. 10, 2.
gesticktem Überwurfe dargestellt", wie sie Neleus und Pelias, welche Tyro vorher von
fliehend in höchster Erregung nach dem ster- Poseidon geboren, waren seine Stiefsöhne,
benden Talos zurückschaut, Heydeinann, Arch. Od. 11, 235 fl'. Paiis. 4, 2, 3. 9, 36, 4. Hyg.
Ztg. 26 (1868), 65. Dieselbe Göttin haben wir /: 12. Tzetz. L. 175. 872. Biod. 4, 68. Schol.
auf einer rotfigurigen Vase des Mus. Naz. zu Od 12, 69. Auch Talaos, der Vater des Adrastos,
Neapel (Heydemann nr. 1767) in der hinter heifst sein Sohn, Antimachos b. Paus. 8, 25, 5.
Daidalos (der dem Ikaros — neben diesem 50 Eine Tochter des Kretheus ist Hippolyte
steht Athene — eben die Flügel angelegt hat) (Kretheis), Gemahlin des Akastos, Find. Nem.
sitzenden Frauengestalt in Schuhen, Chiton, 5, 26. 4, 57; Myrina, die Gemahlin des Lem-
Kopftuch und Schmuck zu erblicken, die in niers Thoas, Schol. Ap. Bh. 1, 601. Seine Ge-
der vorgestreckten Rechten eine Schale hält, mahlin heifst Demodike oder Biadike b. Hyg.
während sie mit der Linken den Zipfel ihres P. Astr. 2, 20. Er war Stammvater der th'es-
Mantels über die linke Schulter zieht; dagegen salischen Minyer, Gründer von lolkos, Apollod.
wollte Fanofka, Zufluchtsgottheiten 284, in 1, 9, 11. Tzetz. L. 175, oder er setzte sich
dieser Gestalt Artemis Ikaria erkennen. Ferner dort fest nach Vertreibung der Pelasger,
ist die Heroine Krete gleichfalls bei der Be- Schol. II. 2, 591. Müller, Orchom. 254. Preller,
flügelung des Ikaros neben Daidalos gegen- go (rr. i%f/i.2,314 f. Gerhard, Gr. Myth. 2 % 653.
wärtig auf einer Gemme (JfMS. JBorö.. 2, 28, 1) Beimling, Beleg. 133. 227. [Toepffer, Att.
sitzend, in leichter Jägertracht mit Stiefeln, Geneal. 187 f. Röscher.] [Vgl. ferner Findar.
phrygischer Mütze, Bogen und Köcher, 0. Pyth. i, liS (251). Ettripides hei Dicaearch. de
Müller, Handbuch d. Archäol.^ 418, 1 p. 664. statu Graec. 22 (fr. 14). Schol. Apoll. Bhod. 3,
0. Jahn, Arch. Aufs. 240 Anm. 9. Auf dem 359. 4, 1781. Schol. Theokrit. 3, 43. 45. Val.
campanischen Wandgemälde (Pitt, di Erc. 1, 5 Flacc. Arg. 1, 42. 740. 2, 612. 5. 477. 8, 112.
p. 25 Mus. Borb. 10, 50. Baumeister, Denkmäler Mythogr. Bat. 2, 134, p. 120 ed. Bode. Steph.
nr. 1876 p. 1792. Litteratur bei Heibig, Wand- Byz. s. v. ^sQai. Bhianos bei Steph. Byz. s. v.
1425 KretMades Kreusa 1426
'Aiiv9aovici. Pott in Kuhns ZtscJirft. f. verfjl. verheifsen, Doros und Achaios geboren, Eurip.
Sprachforsch. 8 (1859), 174. Höfer.] — 2) Ein a.a.O. 1590 fF. Apollod. 3, 16, 1,3 {hei Äpollod.
Kreter, mit dessen Tochter der in Kreta ein- 1, 7, 3 wie Paus. 7, 1, 2 wird Ion ungenau
gewanderte Tektamos, Sohn des Doros, den als Sohn des Xuthos und der Kreusa bezeichnet).
Asterios zeugte, Diod. 4, 60. — 3) Ein Genosse Jlatdss sv^i^Xoio KQBovarjg heifsen die lonier,
des Aeneas, Freund der Musen, von Turnus Nikand. Alexiph. 9, vgl. d. Schal.* S. auch
erlegt, Verg. Aen. 9, 774. — 4) Ein tapferer Welcher, Die griech. Tragödien 1,391 S. 2, 725 ff.
Arkader auf Seiten des Aeneas im Kampfe — Hermes zeugte mit Kreusa den Kephalos
gegen Turnus, von diesem getötet, Verg. Aen. nach Hyriin fah. 160. [Vgl. Toepffer, AU. Gen.
12, 538. [Stoll.] Vgl. Kritheus. lO 257 und Bd. 1 Sp. 2590 Z. 12f. Curtius, Griech.
Krelhiades (Kgrid'iccdrig), Talaos als Sohn GescJi. 1^ 288. Zur Kreusa in des Euripides
des Kretheus, Dichter der Thebais bei Pcms. Ion vgl. Bohert, Jahrb. d. Kais. I). arch. Inst.
8, 24, 9. [Höfer.] 2 (1887), 248. Toepffer a. a. 0. 268; zur Kreusa
Kretho (Xprj'ö'co), eine der melischexx (Hesiod. des Sophokles s. Welcher, Griech. Tr«^. 1,391 fi".
Theog. 187) Nymphen. Tzetz. Theog. 102. Toepffer a. a. 0. 268, Anm. 1. Kreusa heifst
Anecd. Matranga 2, 580. [Höfer.] Tochter des Erechtheus ferner bei lanibl. vit.
Krethoii (Kq^&wv), Sohn des Diokles aus Pythag. 34, 243 p. 1&% Nauclc; Schol. Aristid.
dem messenischen Phere, Zwillingsbruder des p. 28 Dindorf; Tochter des Erechtheus, Gattin
Orsilochos (Ortilochos), mit diesem vor Troja des Xuthos, Mutter des Ion und Achaios; Schol.
von Aineias erschlagen, IL 5, 542 ff. Paus, i, 20 Hom. II. 1, 2. Conon. narr. 27. Dafs sie von
30, 2. Tzetz., Homeric. 80. [Tzetz. arg. et Apollon den Ion gebar, sagen ferner Steph. Byz.
alleg. Iliad. 5, 77 in Anecd. Matranga 1, 68. s. v. 'lavia. p. 343; Schol. Plat. Euthyd. 453,
Höfer.] [Stoll.] 1 5 p. 369 Bekker. Schol. Nikand. Alexipharm. 9.
Kretis (Kgrjn'g). Gorgones filiae Phorci Schol. Arist. Av. 1527. Schol. Arist. Nub. 1468.
et Cretidis Nymphae, uno invicem ooulo Schol. Aristid. p. 28. 86 Dindorf; vgl. Vitruv.
utentes, Mythogr. Lat. 2, 112, p. 112 Bode. 4,1,4. Aur. Victor de orig. gent. Born. 2. Merk-
Wie man sieht, sind Gorgonen und Graien würdig ist Schol. Hom. 11. 2, 107 {Anecd. Ma-
vermengt worden. Ist statt Cretidis viel- tranga 2 p. 461) 'Jtgsvg — s'xoüv 1% 'Psovarig
leicht Cratae idis' zu Scheiben? -;- Nymphae {Rgsovarj?) rrjg 'Egsx&scög Q-vyargog, 7] cögrivsg
Cretides bei Ovid. Fast. 3, 444. [Höfer.] 30 T£XiaTogog,'rj'Jsg67irjg xrig 'Azgstiicog (Kargscog?)
Kreusa {Kg^ovea), 1) Tochter der Ge, eine 'Ayuiisiivova xat Msvilaov. Über die Kgsov-
thessalische Nai's, welche dem Flufsgotte Pe- ar^g nmdsg 'PäxLog -nal KXägog bei Euteknios
neios im Pindosgebirge den Lapithenkönig Paraphr. Nikand. Alexipharm. 11 s. 0. Immisch,
Hypsens und die Stilbe gebar, Pind. Pytii. Klaros, Fleckeisens Jahrbücher 17 {1890), 137.
9, 15 f. u. d. Schol., Diod. 4l, 69. Auf eine sonst — Nach dem Mythographen bei Westermann
nicht bezeugte Sage, nach welcher Peneios p. 345 (vgl. Paradox, ed. Westermann p. 219)
die Kreusa vor Xanthos (Xuthos Heinsius), töteten sich Ki-eusa und Chthonia (vgl. Photius
dem sie versprochen gewesen, in Phthia ver- 397, 7. Apostol. 14, 7) aus Schmerz über die
boreren habe, spielt Ovid Amor. 3, 6, 31 an. — Opferung der Prokris selbst. — Über die Dar-
2) Tochter des Erechtheus und der Praxithea, 40 Stellung der Kreusa neben Erechtheus, Erich-
Apollod. 3, 15, 1 (Kekropstochter nach Schol. thonios und Praxithea am Parthenonfriese s.
Apoll. Bhod. 1, 211). Beim Opfertode der TFeZcÄer, ^rc7t. Zf(/. 10 (1852), 493; vgl. jedoch
übrigen Erechtheustöchter im eleusinischen auch Bd. 1 Sp. 1300 Z. 27 ff. — Auf einer
Kriege gegen Eumolpos wurde sie geschont, rotfigurigen attischen Lekythos (abgeb. Elite
da sie sich noch im zartesten Kindesalter be- ceram. 2, pl. 19 p. 47 f) ist vielleicht die dem
fand, Eurip. Ion 277 ff. Phanodemos nannte Apollo kredenzende Kreusa dargestellt; doch
sie unter den sechs von ihm aufgezählten deutet Heifdeinann, Mittheilungen aus d. An-
Erechtheiden an vierter Stelle (Suid. s. v. tikensammlungen in Ober- u. Mittelitalien, 3.,
nag&svoL, F.H, (r. 1, 366), ApoUodor^^a,. a. 0. HallischesWinkelmannprogr. p. 57, nr. 1396 die
weist ihr unter vier die zweite an. Über den 50 Frauengestalt nicht als Kreusa, sondern als
Tod ihrer Schwestern s. Schoemann , Scholia Artemis; vgl. auch Elite ceram. a. a. 0. pl. 13
in Eurip. Tonern part. 4 (Opusc. academ. 4, 110 f.) (= Gerhard, Vasenb. Taf. 24), p. 18. 112 f. 116).
u. d. Artikel Erechtheus. Nachdem Kreusa zur Kreusa, das Orakel nach dem Schicksal ihres
Jungfrau herangewachsen war, erlitt sie in ausgesetzten Sohnes, des Ion, befragend ist
einer Höhle an der Nordseite der Akropolis nach lenormant-de Witte, Elite ceram. a. a. 0.
Gewalt von Apollon und gebar den Ion, p. 142 f. vielleicht- auf dem a. a. 0. pl. 46 ab-
Eurip. Ion 10 ff. 283 ff. und die Hypothesis. gebildeten Vasengemälde zu erkennen. Eine
Das Kind setzte sie an derselben Stelle in wohl auf Eur. Ion 1255 ff. zurückgehende
einem Korbe aus (später befand sich da- Darstellung auf einer Oinochoe aus Nola
selbst ein Heiligtum des Apollon, Paus. 1, 60 zeigt Kreusa langbekleidet und langgelockt
28, 4), Hermes Ijrachte es auf Apollons Be- auf einem Altar sitzend ; ihre beiden entblöfs-
fehl nach Delphi, wo es von der Priesterin ten Arme streckt sie gegen den mit dem
erzogen wurde. S. d. Art. Ion. Kreusa heiratete Schwert auf sie einstürmenden Jüngling (Ion)
den Xuthos, der ihre Hand zum Lohne für aus; dazwischen steht der lorbeerbekränzte,
Kriegsdienste gregen Euboia erhielt. Anfang- grelockte Apollon im Mantel, J.>-c7t. Z<^. 10 (1852)
lieh blieb die Ehe kinderlos, nach einer Wall- Taf. 37, 1. 2 und Gerhard, ebenda p. 401 ff',
fahrt nach Delphi, woselbst Kreusa ihren Sohn Höfer.] — 3) Tochter des korinthischen Königs
wiederfand, wurden dem Paare, wie Athena Kreon. S. Glauke nr. 4. Mit ihr ist Schol.
1427 Kreusa Kreusa 1428
Etirip. Med. 19 die athenische Kreusa " ver- zurückgeführte Ktisis der Stadt und den dort
wechselt. Vgl. F. H.G. 1, 361. [Vgl. ferner erfolgten Tod des Anchises im • unmittelbaren
Flut, de amic. mult. 7. Paulus Silentiar. Antli. Anschlufs mitteilt. [Vgl. ferner Dion. Hai.
Pal. 5, 288. Gaeüüicus ebenda 11, 411. 7, 354. 3, 31. Liv. 1,3, 2. AeJian. nat. an. 11, 16.
Philippos in Anth. PJanud. 137. ßchol. Eur. Appian. reg. 1. Tzetz. Tlieog. 407. 464. 515.
Med. 405# Seneca Med. 495. 508. 817. 922. Anecd. Matranga 2 p. 591. 593. 595. Georg.
Prop. 3, 8 (16), 30. 14 (21), 12. Hör. epod. Ccdren. 1 p. 238 ed. Bonn, Johannes Sileliota
5, 64. Ovid. Heroid. 12, 53 f. Schol. Stat. Theh. ed. Stary, Jahresher. d. Je. Je. ersten Staats-
5 p. 234. 237 ed. Cruceus. Ihr Schicksal ward Gymnas. Graz 1892, p. 11. Mythogr. Lat. 1,
in Tänzen dargestellt, Luc. sali. 42; vgl. 80. In lo 204, p. 63 Bode; nach Conon narr. 41 zeugte
betreff der Bildwerke, die ihren Untergang Apollon mit der Kreusa den Anios (s. d.). —
darstellten, ist zu verweisen auf Kreon nr. 1. Pohert, Arcli. Ztg. 37 (1879), 23 findet es mehr
Auf den dort erwähnten Sarkophagen ist auch als unwahrscheinlich, dafs Polygnotos mit der
die Überreichung der Hochzeitsgeschenke an Kreusa, welche er auf der Iliupersis in Delphi
"Kreusa durch die Kinder der Medeia dargestellt, unter den gefangenen Troerinnen malte, die
Näheres bei v. Urlichs a. a. 0. [s. Kreon nr. 1] Gemahlin des Aineias, wie Paus. 10, 26, 1 an-
p. 9 f. DiJtJiey, Annali 1869, 5 ff. Matz-Duhn, nimmt, gemeint habe; denn für das ionische
AntiJce BildwerJce in Rom 2, nr. 3163, p. 367. Epos ist die Benennung Kreusas nirgends be-
Baumeister, DenJcmäler ■p-^06. Auf drei Sarko- zeugt; vgl. auch BetJie, Vergilstudien , Rliein.
phagen, unter diesen auf dem gleichfalls 20 Mus. 46 (1891), 518 Anm. 1. Auch Ennius fr.
oben erwähnten Medea-Sarkophag Lancelotti, 34 Vahlen (Cic. de div. 1, 20, 40 v. 3 nennt
ist die Vermählung lasons mit Kreusa dar- die Gattin des Aineias Eurydike. Dargestellt
gestellt. Dafs auf diesen Darstellungen nicht ist Kreusa auf einer altertümlichen Münze
Medea, wie ■ SteiJiani , Compte rendu 1861, 90 (Tetradrachmon) von Aineia in Makedonien
Anm. 1 wollte, als Braut zu denken ist, er- (Friedländer, Ilonatsber. d. Berl. AJcad. 1878,
hellt daraus, dafs sie auf einem Relief mit 759 ff. E. Curtius, Sitzungsher. d. Akad. d.
ihren Kindern selbst zugegen ist, um Ein^ Wiss. 1882, 947. ZeitscJirift für Numism. 7,
Spruch gegen die Vermählung zu erheben, 221. ImJioof- Blumer , Monn. grecqu. p. 62 nr. 6.
Baumeister a. a. 0. — Auf dem bei MilUngen, Baumeister , DenJcmäler nr. 1015 p. 937): sie
Vases grecs pl. 41 i= Lenormant-de Witte, 30 schreitet vor dem den kahlköpfigen Anchises
Elite des Monuments ceramogr. 4, pl. 87 ab- tragenden Aineias in hastiger Flucht mit em-
gebildeten Vasengemälde wollte PanofJca, porgerafftem Gewände einher und wendet den
Neapels antike Bildw. nr. 59, p. 353 f. in der Kopf zu der ihr folgenden Gruppe zurück; auf
auf einem reich verzierten Throne sitzenden ihrer linken Schulter trägt sie ein kleines
Frau in Schuhen, Chiton und Kopfschleier, die Kind, das aber höchst wahrscheinlich, wie
traurig den Kopf senkt, Kreusa erkennen, da- Bohert , ArcJi. Ztg. S7 (1879), 24 nachweist,
gegen ist es nach Heydcmann , Die Vasen- wegen des langen Chitons, womit es bekleidet
samml. d. Museo Nazion. zu Neapel no. 2900, ist, nicht ihr Sohn Askanios ist, sondern eine
p. 435 Aphrodite. Höfer.] — 4) Tochter des der Töchter des Aineias, als welche Anthe-
Priamos und der Hekabe (Apollod. 3, 12, 5. 40 mone (s. d.), Etias (s. d.) und Kodone (s. d.)
Hygin fdb. 90), Gemahlin des Aineias. Als genannt werden. Auf einer schwarzfigurigen
solche wurde von Lesches und den Kyprien Vase von Nola (i?Ziie cer«m. 1 p.. 184, 2. Annali
Eurydike bezeichnet; in der Beschreibung der 1865, 374. Bulletino 1869, 145, 1. ArcJi. Ztg.
polygnotischen Gemälde in der delphischen 1879, 24 Anm. 3. Furtwängler, Berl. VasenJcat.-
Lesche nennt sie Pausanias 10, 26, 1 Kreusa. 1862) schreitet Kreusa vor dem kleinen As-
Daselbst war sie unter den gefangenen Troerin- kanios — nach Heydemann, Iliupersis 31
nen dargestellt. Wie sie auf der Flucht aus Anm. 1 ist diese Fignr nicht Askanios, sondern
dem brennenden Troja von depi Gemahle ge- Personifikation der mit Aineias flüchtenden
trennt wurde, beschreibt Vergil Aen. 2, 736 ff. Troermenge — , der dem Vater vorausgeht.
Als er nach der Stadt zurückgeeilt war, um 50 einher im Chiton ohne Ärmel, den Kopf um-
sie zu suchen, erschien ihm ihr Schatten und wendend, die Linke erhebend und mit der
verkündete, dafs die grofse Göttermutter sie Rechten einen langen Stab haltend; doch ist
ihni entrissen habe, 788. Auch Aphrodite auf dieser Vase nur ihr Oberkörper, bis zur
wurde hieran beteiligt gedacht, Paus. a. a. 0. Taille sowie ihre Füfse antik; eine ähnliche
S. d. Art. Aineias. — Eine andere Version Darstellung auf einer Amphora aus Vulci, Brit.
der Sage ist bei Lylcophrorr, Alex. 1263 ff. er- Mus. nr. 595. Auf anderen Darstellungen (vgl.
wähnt (vgl. die Scliol. und Tzetzes z. d. St. OvcrhecJc, Heroengal. 656 ff. Heydemann, Iliu-
Aelian Vur. Hist. 3, 22), nach welcher Aineias, persis 31 f.) folgt sie dem Aineias; vgl. Bau-
dem von den Siegern die Wahl gelassen ist, meister a. a. 0. p. 31; auf einer schwarzfiguri-
sein Liebstes mit sich zu nehmen, Weib und eo gen Vase {GerJiard, Auserl. Vas. Taf. 231, 1.
Kinder im Stich läfst und die väterlichen Baumeister a. a. 0. nr. 32) steht sie noch still
Heiligtümer sowie seinen greisen Vater rettet. hinter dem ausschreitenden Gatten, ihr gegen-
Askanios und Euryleon werden in den Scholien über steht Aphrodite und scheint ihr Mut ein-
a. a. 0. seine und der Kreusa Söhne genannt. zusprechen. Über Kreusa auf der Tabula Iliaca
Der in dieser Weise berichtete Hergang wurde s. Mus. Capit. Tom. 4 P. 2 p. 354.. Baumeister
wohl so in der Gründungssage von Ainea auf a. a. 0. nr. 775 Taf. 13, 102 p. 719; auch hier
der Chalkidike überliefert, einer Kolonie der folgt Kreusa dem Aineias, während Hermes
Korinther, da Tzetzes a. a. 0. die auf Aineias als Begleiter vorausgeht. Noch andere Dar-
1429 Kriasos Krinis 1430
stellnngen'der flüchtenden Kreiisas. bei /Sfep/im»^ Krieg, d. i. die Personifikation des Krieges,
Compte rendu 1861, 73 und die dort angegebene s. Bellum.
Litteratur: Gerhard, Auserl. Vascn'bild.Tü.t'2,11. Krimisa {Kgifuaa, Kqi'(iig6cc), Nymphe, nach
Overbeck. Heroengall. Taf. 27, 12 ; ferner Lenor- welcher die Stadt Krimisa in Unteritalien be-
vumt-de Witte, Elite des Monuments ceramogr. nannt war, Stepli. B. v. Kgifiiaa. [Stell.]
1 p. 184 ur. 2 (Amphora der Sammlung Torrusio Krimisos (Ä'p/ftioo's, Kgiixiaoög), 1) Flufsgott
in Neapel). O. Jahn, Beschreib, d. Vasens. in Sicilien, der in der Gestalt eines Bären
König Ludwigs nr. 903 p. 290f. nr. 1118 p. 325. oder Hundes mit der nach Sicilien gelangten
Kreusa den nach ihr den Kopf zurückwenden- Troerin Egesta oder Segesta den Akestes
den flüchtigen Aineias anflehend, in Troia zu lo (Aigestes, Egestos) zeugte, den Gastfreund des
bleiben, auf einem Relief im Museum zu Catajo, Aeneas, Verg. Aen. 5, 38. Serv. Verg. Äen. 1,
Heydemann, Mitteil. a. d. Äntikensamml. in 550. 5, 30. Tzetz. L. 471. 953. Syg. f- 273
Ober- u. Miitelitalien , 3. Hallisehes WincJcel- p. 170 Bunte. Vergil und Hygin schreiben
«««««spro/jfj*. p.20 zu nr. 111. Y)ie\on. dir istodor. Crinisus; [vgl. Bd. 1 S. 143 Z. 336". S. 2692
ecpliras. 147 beschriebene Statue der Kreusa, Z. 33 ff. und ferner: Mythogr. Lat. 1, 137 p. 44
welche, den Untergang Trojas beweinend, ihr ed. Bode2, 1^3^.138. Alysaratoi ..rov IlÖQnayicc
Haupt verhüllte, war vielleicht in Erinnerung «ort rov KgifiiOGov ticil xhv Tsl^ieaov ccvSgäv
an die Erzählung Vergils gebildet, Bmimeister SLd£Lxi(iwaiv,AeJ.v.h.2, 33. Höchst wahrschein-
a. a. 0. 31 , r. u. Nicht zugänglich war mir lieh ist der Flufsgott Krimissos dargestellt auf
M. Ihm, Die Flucht des Aineias, Jahrb. des 20 Münzen von Segesta, deren Vorderseite das
Ver. f. Altertumsfretcnde im Blieinl. Heft 93. — Haupt der Segesta tragen; er ist gebildet als
5) Gemahlin des Kassandros, eines Bundes- jugendlicher, unbekleideter Jäger, von zwei
genossen der Troer aus Karlen, und Mutter Hunden begleitet, trägt zwei Wurfspiefse in
des von Neoptolemos getöteten Menes, Quint. der Linken und stellt den linken Fufs auf
Smyrn. 8, 22. — 6) Auf einer Vase der Baccolta einen Felsblock, Uead, Eist. num. p. 145 nr. 89 ;
Cumana nr. 239 {Heydemann, Die Vasensamm- vgl. auch Eckhel, Doctr. num. 1, 208. 234.
hingen des Museo JSazion. zu Neapel p. 884), Wolters, Böm. Mitteil. A. {\%8Q), 31 Knm. 3. _ Sehr
auf welcher der Kampf der Amazonen gegen oft erscheint er auf Münzen von Segesta in der
die Griechen unter Theseus dargestellt ist, ist Gestalt eines Hundes (Vorderseite: das Haupt
der einen Amazone der Name KPEOSA bei- 30 der Segesta), Head a. a. 0. p. 144 nr. 88p. 145 f.
geschrieben ; sie trägt Chiton, Panzer, Wehr- Cutal. of the GreeJc coins in the Brit. Mus. Sicily
gehänge und Helm, in der Rechten die Lanze; p. 130 f. Höfer.] — 2) Ein Begleiter des Dio-
auf der Flucht hingestürzt blickt sie um und nysos, Nonn. Dionys. 32, 234. [StolL]
erhebt gegen den sie verfolgenden Phylakos Kriiiakos (iCpiVaxos, wohl = Ä^TJ^attog ; vgl.
(vgl. Toepffer, Ätt. Geneal. 256) zum Schutze Krinis, Krinoeis), Sohn des Zeus, Vater des
den Schild; s. auch G. I.G. 4 praef. p. XVIII; nach Lesbos gewanderten Makareus von Olenos
Klügmann, Amazonen 51 imd die von Hey de- in der las, dem späteren Achaia: iZesiOfZ. /j'^r. 95
mann a. a. 0. 885 angegebene Litteratur. Ki. aus Diodor. b, 81. Da Lesbos die eigentliche
Dümmlcr, Jahrb. d. Kais. Deutsch, arch. Inst. MccHaQog nöhg ist {II. Sl 544), wird man dort
2 (1887), 173 Anm. 17 hebt hervor, dafs die 40 die Lokalisierung versuchen dürfen. Dem aus
Namen von drei der Amazonen — Kreusa, der messenischen Makarie über die arkadische
Klymene ■ und Aristomache — auf Polygnots (über die las) und über Boiotien, wo an Thebai
Iliupersis {Paus. 10, 26, 1) Priamostöchtern (s. der Name MaKagcov vrjßot haftet, nach Lesbos
aber oben den Nachtrag zu Kreusa 4) bei- einwandernden Makareus (s. d. und Philol.
ge]Ggtwaren. — 1) Etym. 31. 211, 2Q Bv^ävTiov N. F. 2 1889 p. 122 fl^'.; vgl. Armenidas bei
. . hXr,d-r} ccno Bv^avxog rov KgsovGrig, trjg Suidas, F. H. G. 4:, 339, 3) würde ganz korrekt
'lovg ^■vyarQog Kai TloasiSävog, ist statt Kgs- ein lesbischer Eponymos K. als Vater vor-
orörjs zu lesen X?pofö<T?je; vgl. Bd. 1 Sp. 841 gesetzt sein. An die boiotische Zwischen-
Z. 15 und den Artikel Keroessa. Höfer.] Station erinnert eine andere Genealogie, /Sc/ioZ. T
[J. Ilberg.] 50 zu II. ß 544: K. Vater des Makar, Sohn der
Kriasos {KgCaeog), 1) Sohn des Argos, dessen Alkyone, vom Poseidonsohn Hyrieus (Epony-
Eltern Zeus und Niobe waren, und der Euadne mos der boiotischen Seestadt). Daraus, dafs
(T. des Strymon); er erhielt von dem Vater hier zugleich Mitylene als Mutter des Makar,
die Herrschaft über Argos. Apollod. 2, 1, 2. und Gattin des Krinakos genannt ist, geht die
Hyg.f.lib. Er zeugte mit Melantho den Phorbas Zugehörigkeit des Krinakos zu Mytilene, und
imd die Kleoboia, Schol. Eur. Orest. 920. somit zu Krinis (Kurzform?) und Krinoeis
Nach Schol. Eur. Phoen. 1116 zeugte Argos, (s. oben) mit Sicherheit hervor. Der mysische
des Zeus Sohn, mit der Okeanide Peitho den KQtvav.iSrig (sein Sohn?) auf der mysischen
Kriasos, dieser den Eurythalion und Phorbas ; Münze bei Mion. 2, 525 ist unerklärt. [Tümpel.]
des Phorbas Sohn war Arestor, der Vater des gö Krinis {Kgcvig), nach Polemon {frg. 31 aus
Argos Panoptes. [Vgl. auch Aristid. or. 45 Schol. AD zu //. .4 39. F. H G. 1. 124; vgl.
p. 3 Dindorf. Euseb. Chronic. 1 p. 177f. Schoene, auch Eustath. z. d. St. p. 34, 13 ff.) Stifter und
ebenda Appendix p. 214f. Tatian. or. 39. Priester des Apollon-Smintheus -Heiligtums £v
Euseb. praep. ev. 10, 11, 16. Schol. Aristid. Xgvor] nöUi xüig Mvaiag {Euhtath.: wo das
p. 361. Georg SynJcell. 1, 282 ed. Bonn. Eöfer.] Holzbild von der Hand des Skopas stand).
— 2) Sohn des Argasos, Begleiter des Dionysos Nach der Stiftungslegende hatte K. einst den
nach Indien, in der Schlacht von Dpriades Zorn des Gottes erregt, so dafs dieser die
getötet, Nonn. Dion. 32, 187. [Stoll.] Ländereien desselben durch Mäuse {g(iCv^oi)
1431 Krino Kriophoros 1432
verwüsten liefs. Der versöhnte Gott besuchte 'Egfiov cpiqovTu -ngiov snl räv wfioav (über das
schliefslich den Oberhirten des K., Ordes, und Tragen desWidderss'^rUcöi'Wfitui'S. Bd. lSp.2395
versprach, von diesem gastfrei aufgenommen, Z. llff.; vgl, Studniczla, Mut. d. D.arch. Inst.,
Erlösung von der Plage, erschofs selbst mit vom. Abteil^ 6 [1891], 255) geschaffen. Paus.
seinen Pfeilen die Mäuse und trug dann dem 9, 22, 1. Über die Statue des Hermes von
Ordes auf, rrjv sTticpttvfiav avxov drjXööoai. rä Kaiamis s. Bd. 1 Sp. 2396 Z. 28fF., wo Scherer
KQtvt-di, worauf die Stiftung und Weihe durch für die Bartlosigkeit des Kalamideischen Hermes
K. erfolgte. Andere setzten das Ereignis nach eintritt; ebenso FriedericJis -Wolters, Die Gips-
der hellespontischen Stadt Sminthia (nach Eu- ohgüsse antik. JBildiuerTie im K. Museum zu Berlin
siai/wos stellte Chry SOS sich freundlich zu Krinis, 10 nr. 418. 419 p. 164f. Dagegen hält OverbecJc
da dieser sein GvviEQsvg war). — "OgSrjg kann auch in der neuesten Auflage seiner Geschichte
nur Eponymos des lesbischen Berges "Opdvfiros der qriechischen Plastikl* (IS93) p.SOlf. Anm.227
sein; und wie das älteste Chryse, das home- (vgl. p. 280) an der Ansicht fest, dafs der Hermes
rische, mit dem ältesten Smintheion am Binnen- des Kaiamis bärtig gewesen sei. Am nächsten
strande von Lesbos, bei Arisba, zu suchen ist scheint das Original des Kaiamis eine Münze
(Philologus N. F. 3 1890 S. 89 — 120, speziell von Tanagra wiederzugeben, s. Bd. 1 Sp. 239(3
S. lOS), so dürfte K. ein ursprünglich lesbischer Z. SeflF., wo nachzutragen ist Arch. Zeit.l (1849)
Lokalheros sein, dessen Name auf den Quellen- Taf. 9 nr. 12. Monumenfi inediti 11, 6, 5 links;
reichtum des daselbst fiiefsenden Baches (sieben vgl. v. Duhn, Annali 1879 p. 122 nr. 5. Stephani,
gröfsere, ein Dutzend kleinere Quellen) geht: 20 CoDijjte-rendu 18&9, 97. Lnngl, Griechische Götter
denn ÄQivtg = Korjvig, wie KgiriSsg = Xprj- und Heldengestalten p. 75. Collignon, Histoire
vi'dsg {Steph. Byz. Wvl)^) und KgiO-icog = Kgt]- de la sculpture grecque fig. 206, p. 400; doch er-
&scog. Vgl. (aufser dein Namen des lesbischen scheint nach Overbeck a. a. 0. die Bartlosigkeit
Dichters KQLvayogag) den 'idäischen Daktylen' des Hermes hier zweifelhaft. Dagegen ist nach
KgivoBig (s. d.) in der Legende seines anoyovog, Stark, Ber. d. K. S. Gesell, d. Wissensch. 12
des Lesbiers Terpaudros, und den KgCva-Aog (1860), 16 der Gott auf dieser Münze ganz nackt
als Vater des (olenisch-) lesbischen Makareus, und jugendlich dargestellt, ohne Flügelschuhe
nach welchem Lesbos homerisch Maitorpog nölig und den nach hinten herabhängenden Mantel,
heifst. [Tümpel.] Eine Nachbildung des Hermes des Kaiamis
Krino {Kgirä), 1) eine der Frauen des Da- 30 finden wir auch noch auf anderen Münzen von
naos, Apollod. 2, 1, 5. — 2) Tochter des Troers Tanagra (ßlonumenti inediti 11, 6, 5 rechts und
Antenor, auf dem polygnotischen Bilde der von Duhn a. a. 0. Catal. of Greek coins in the
Zerstörung Trqjas in der Lesche zu Delphi Brit. Mus., Central Greece p. 64 nr. 51 und
neben ihrem Vater dargestellt mit einem ]>1. 10 nr. 12. de Chanot, Gazette archeol. 4 (1878),
kleinen Kinde im Arm, Paus. 10, 27, 2. 101 Anm. 6. Head, Hist. num. 295. Imhoof-
[Stol 1.] Blumer, Zur Münzkunde Boiotiens und des pelop.
Krinoeis {KQivosig), nach dem Schol. V zu Argos,WienerNumismat. Zeitschrift 9,29. Lewis,
II. X391 einer der idäischen Daktylen, wel- Journal ofphilolog. i, 69). P.Wolters, Arch. Zeit.
eher zuerst den Musen opferte, Vorfahr des 43 (1885), 265 macht darauf aufmerksam, dafs
Lesbiers Terpaudros. Die Musen werden kaum 40 ein gutes Teil von dem unbeholfen steifen Ein-
die helikonischen sein können, die sonst in druck, den die Figur des Hermes auf diesen
Asien den ersten Kult erhalten haben würden, Münzen macht, der aufserordentlichen Ver-
sondern die 7 lesbischen Musen, Dienerinnen kleinerung zuzuschreiben ist. In ähnlicher
des (Krinakos- Sohnes) Makareus, und auf Les- Bildung zeigt den Hermes eine Münze von
bos in ehernen Standbildern dvä Ttarza tcc Aigina {Monumenti inediti 11, 6, 6 rechts; vgl.
uga. Tiiico^evai (3Iyrsilos frg. 4 aus Clemens vowDit/m a.a.O. 122,6, Stephani, Compte-rendu
Alex. Protr. p. 9, 24 Sifb. F. II. G. 4, 457; 1869, 98 Anm. 1 = Mionnet, Suppl. 3, 603, 61.
vgl., daselbst fehlend, Myrsilos hei Arnohius Eckhel, Doctr. num. 2, 226. Head a. a. 0. 334),
adv. gentes 3, 16 p. 121 Gal.). Unter die Dak- während er auf einer anderen aiginetischen
tylen wird er wohl erst infolge Übertragung 50 Münze (MomMHewii iwet^i^i 11, 6, 6 links) schrei-
lesbischer Kolonisten aufs Festland gekommen tend dargestellt ist. In einer kleinen Marmor-
sein. [Tümpel.] statue der Pembrokischen Sammlung in Lon-
Kriopliagos (Kgiocpäyog), Name einer Gott- don (abg. Clorac, Mus. de sculpt. 4, 177 pl. 658
beit, der Widder geopfert wurden, Hesych. — nr. 1545 b. Müller -Wieseler , D. d. a. K. 2, 29
Ähnlich heifst Artemis von den ihr dar- nr. 324. Panofka, Die Heilgötter der Griechen,
gebrachten Eberopfern in Samos Kccngocpdyog, Abhandl. d. K. Akad. d. Wissensch. zu Berlin
Hesych., und Zeus von den Ziegenopfern Myo- 1843 Taf. 1,8 und p. 267. Langl a. a. 0. p. 75.
qxxyog; Nikander im Etym. M. 27, 61. Stephani, Revue archeol. nouv. serie 5 [1862] pl. 8, 2.
Compte rendu 1869, 116. [Höfer.] Overbeck a. a. 0. p. 278 Fig. 75) hatte Overbeck,
Kriophoros (Ä'pioqpo'pos), Beiname des Hermes go Arch. Zeit. 11 (1853), 4.6 t womöglich das Original
in Tanagra, wo er einen Tempel besafs. Zur des Kaiamis zu erblicken geglaubt; Gesch. d. gr.
Zeit einer Pest hatte er einen Widder um die Plastik a,.a,.0. gesteht er zwar zu, hierin zu weit
Mauern von Tanagra getragen und dadurch gegangen zu sein, hält aber immer noch an der
die Seuche gebannt; zur Erinnerung hieran Beziehung der Marmorstatne auf des Kaiamis
trug an dem Feste des Hermes der schönste Hermes fest. Ahnlich bat Conze, Arch. Anzeig.
Ephebe Tanagras ein Lamm um die Mauern 21 (1864), 209 dieses Werk für oberflächliche
der Stadt (vgl. aber auch unten am Ende dieses Arbeit (ebenso Michaelis, Ancient Marhles in
Abschnittes), und Kaiamis hatte ein ayalficc Grcat Britain p. 702 nr. 144; vgl. Collignon
1433 Kriophoros Krioplioros 1434
a. a. 0. p. 400) eines spiiteren Kopisten eiklikt, und üpfertier die Opfeihandlung angedeutet
in der aber trotzdem als Eigentümlichkeiten werden soll. S. 214 stellt Mtlchhüfer sodann
des Originals die starke Angabe der kräftigen die Ansicht auf, dal's sich in Tanagra die
Armmuskeln und der Kniefornien durchscheine; Legende von der Pest (s. oben) und der
der Kopf gleiche mit der dreifachen schema- Typus des widdertragenden Hermes erst aus
tischen Abteilung des Bartes und der auf jede jenem Kultusbrauch der Prozession des widder-
Schulter herabfallenden langen Locke den alter- tragenden Epheben entwickelt habe. Ebeu-
tümlich gearbeiteten bärtigen Köpfen. Ebenso sowenig erkennt Milchhöfer {Annali 1880,214;
will Overbeck, Gesch. d. griech. Plastik 280. 301 vgl. Anfänge der Kunst 216) in der antiken
das Relief eines kleinen Opferaltars in Athen lo Bronze von Kreta (jetzt in Berlin, abgeb. Annali
(abg. Annali 1869 [nicht 1879, wie Overbeck 301 a. a. 0. Tav. d'agg. S) den Hermes v.Qiocpöqoq
angiebt], Tav. d'agg. JK; vgl. Lützoio ebenda oder eine sonstige widdertragende Gottheit,
p. 254 ff. Klein, Annali 1875, 298. v. Sybel, sondern einen gewöhnlichen Menschen, der
Katalog der Skulpturen zu Athen nr. 20 p. 5. das Tier zam Opfer trage (vgl. auch Overbeck,
Milchhöfer , Die Museen Athens p. 5 nr. 13. Kunstmythologie a. a. 0. 367), während Treu,
Baumeister, Denkmäler nr. 825 p. 773. Langt Jirc/i.ZeJi. 39 (1881), 251 die Statuette wiederum
a. a. 0. p. 75. Collignon a. a. 0. tig. 207 p. 401. als die des Hermes Kriophoros bezeichnet; vgl.
Overbeck a. a. 0. p. 279 Pig. 76a) auf das Werk auch Löschcke, Arch. Zeit. 39 (1881), 52 Anm.52.
des Kaiamis zurückführen; dagegen I'^nedeWc/iS- Sicher *ist die Darstellung des Hermes
Wolters a, a. 0. und Scherer a. a. 0. Z. 60 ff. 20 Kriophoros aber auf folgenden Denkmälern
Vielleicht ist Hermes Kriophoros auch in der — nichts Näheres wissen wir über den Hermes
von Lützoic, Annali 41 (1869), 262 erwähnten Kriophoros im Haine Karnasion in Messenien;
archaisierenden Statuette von Bai-gello zu er- Paus. 4, 33, 4 berichtet nur d-eäv de dyälacctu
hlicken, Ste2)hani,Compte-rendu 18G9, 98 Anm.l. ^Anöllcovög iazt Kaqvsiov v.al Egfi^g q)SQcov
31. A. Veyries, Les figures criophores clans l'art kqlov beachtenswert ist jedoch die Verbindung
grec, V art greco - romain et l'art ehr etien {Biblio- des widdertragenden Hermes mit ApoUon Kar-
theque des ecoles frangaises d'Athenes et de Borne neios, worüber Stark, Arch. Zeit. 26 (1868), 55
fasc. 39) 5,2 note. Das Werk von Veyries giebt und unten — , wiewohl es fraglich ist, ob wir
das relativ Vollständigsteverzeichnis der Widder- berechtigt sind, sie auf das Werk des Kaiamis
tragenden Figuren, die bis ca. 1880 bekannt 30 zurückzuführen: 1) Innenbild einer Kylix aus
geworden sind, ist aber in seinen Citaten öfters Volci (abgeb. Museo Chiusino Tav. 35 = Lenor-
nicht zuverlässig. Der Typus des Kalamideischen mant-de Witte, Elite des Monuments ceramogr.
Hermes {Collignon a. a. 0. p. 399 meint, dafs 3 pl. 87 == Panofka, Die Heilgötter der Griechen
Kaiamis diesen Typus nicht selbständig ge- Taf. 1,7 = Eigennamen mit v.Dcl6g Taf. 2 =
schaffen, sondern ihn den widdertragenden Conze, Heroen- u. Göttergestalten Taf. 70, 1):
Figuren der phoinikischen und kyprischen Hermes, bärtig, mit Hvvfi und Kerykeion, trägt
Kunst entlehnt habe) kehrt oft wieder, be- im raschen Lauf den Widder auf seinen
sonders häufig als Schmuck auf campanischen Schultern. Lenormant- de Witte a. a. O. p. 253
Urnen: 1) Berliner Museum, abgeb. Monumenti schliefst aus dieser Bewegung des Oottes, dafs
inediti 11,6,3; der Widderträger allein ebenda 40 er den Widder gestohlen habe, während Ste-
ll, 6, 3a; vgl. Heibig, Bulletino 1871, 117, 1. phani, Compte-rendu 1876, 142 meint, der
fon DiJi» a.a.O. 121,3; vgl.136,16. — 2) Samm- Künstler habe diese Stellung nur gewählt, um
lung Bourgignon, abgeb. Monumenti 11, 6, 2; den Raum der kreisrunden Fläche durch Aus-
der Widderträger allein ebenda 11, 6, 2a; vgl. einanderspreizung der Beine besser zu füllen.
Helhig a. a. 0. 118, 2. von Duhn a. a. 0. 120, 2; Die Umschrift lautet EPIVAO KALOS. Lenor-
vgl. 136,15. — 3) Sammlung Castelläni, abgeb. mant -de Witte Si.vi.O. liest dies als EPlViSOS
il/o*!tt»ifnii 11,6,4; \g\. von Duhn a.a.O. 121,4; (zu Hermes sqiovviog vgl. Röscher, Hermes der
vgl. 137, 22. — 4) Museum Dresden, Hettner, Windgott 80), während Panofka, Heilgötter
Die Bildiverke der Königl. Antikensammlung zu p. 267 in Egdog — so liest er — den Namen
Dresden* nr. 109 p. Ad; vgl. Heibig a. a.O. 118,3. so des Besitzers sieht, der mit i'Qiov Wolle zu-
von Duhn a. a. O. 136, 14). Während aber sammenhänge. — 2) Schale des Sosias aus
von Duhn a. a. 0. 143 ff. in diesem Widder- Volci (abgeb. Monumenti inediti 1, 24. Ger-
träger den Hermes -nQtocpvQog (ebenso Overbeck, hard, Griech. u. Etrusk. Trinkschalen d. K. Mu-
Kunstmythologie , Apollon 366 f.) erkennt und scums zu Berlin Ta,L 6.7 -p. 10. Müller -Wieseler
für ihn auf diesen Aschenkisten die Bedeutung a, a. 0. 1 Taf. 45, 210a; vgl. 0. Müller, Annali
des Hermes xQ'oviog in Anspruch nimmt, er- 4, 39. Lenormant- de Witte a. a. 0. 2 p. 305):
klärt sich Milchhöfer, Die Anfänge der Kunst Hermes ($3MA3H) neben Amphitrite, Hestia,
in Griechenland 214ff. entschieden gegen diese Artemis und anderen Göttern trägt den Widder
Ansicht. Nach ihm ist die Verwendung von auf beiden Händen gegen seine Brust gelehnt,
Götterfiguren als Deckelgriff an sich unwahr- co während er zugleich zwischen den Fingern der
scheinlich und findet auch in dem übrigen Linken das Kerykeion hält; in ähnlicher Weise
Bronzeschmuck ähnlicher Gefäfse keine Ana- trägt auf einem campanischen Wandgemälde
logie; dieser Schmuck hat nur eine dekorative (abgeb. Heibig, 23 Tafeln z. d. M'erke Wand-
Bedeutung. Dafs man als solchen gerade einen gemälde Taf. 19 nr. 1261b; vgl. Heibig, Wand-
■>iQioq)6Qog wählte, hat seinen äufseren Grund gemälde nr. 1261b p. 270) eine der Töchter des
in der Form, deren T-artiges Schema sich zu Pelias den Widder, an welchem das Probe-
einem Deckelgriff besonders eignete, während stück der Kunst der Medeia gemacht werden
inhaltlich durch die Verbindung von Mensch soll. — 3) Schwarzfigurige etruskische Amphora
1435 Krioplioros Krioplioros 143G
späteren Stils, vielleicht mit der Darstellung tlbe bronze room, Brit. Mus. (1871) p. 6, nur:
des Zuges zum Parisurteil: Hermes, der sich Hermes Kriopkoros. Eine kleine Bronzestatue,
nach den drei Göttinnen umschaut, schreitet darstellend un Mercurio pastore con un' artete
voran im Mantel, der die rechte Brust frei in spalla, finde ich erwähnt in den Osservazioni
läfst, und in Stiefeln; in der Linken trägt er istoriche sopra alcuni medaglioni antichi di
das Kerykeion vorgestreckt, in der Rechten Cosimo III (Rom 1698), Proemio p. 12. Eine
hält er den Strick, mit welchem dem auf kyprische Bronze ist abgebildet bei Cesnola,
seinen Schultern liegenden Widder die Füfse Üalaminia pl. 10, 5; vgl. p. 107. Vielleicht
zusammengebunden sind Furtwängler , Berliner gehört hierher auch die Bronze im Museum
Vasenkatalog 2154a. — Von Terracotten lo zu Cagliari, de la Marmora, Voyage en Sar-
sind folgende anzuführen: 1 und 2) Zwei Terra- daigne 2, .327 ff. pl. 30, 143, sowie die Bronze
cotten aus Tanagra, fast übereinstimmend (die von Turin, de la Marmora a. a. O. 2, 327, und
eine abgeb. Gazette archeol. 4 [1878], 101): die ebend. p. 328 abgebildete Bronze des Louvre,
Hermes nackt, mit v-wq und Chlamys, die von wenn wir in ihnen nicht vielleicht eine Dar-
beiden Schultern herabfällt, de Ghanot, Gazette Stellung des Aristaios (s. unten) zu suchen
archeol. a.a.O. — 3 u. 4) ebenfalls aus Tanagra, haben; zweifelhaft ist es, ob auf der Gemme
altertümlicher Typus, der Gott ist unbärtig; {Arch. Anz. 9 [1851], 109) Hermes Kriophoros
ein Ma^atel fällt von beiden Schultern herab, oder der pastor bonus dargestellt ist.
Fröhner, Sammlung Greau, Catal. nr. 303 (jetzt Über den Hermes Kriophoros des Onatas
in Berlin), Arch. Anzeig. 7 (1892), 108 nr. 32. 20 ist Bd. 1 Sp. 2395 Z. 51 — Sp. 2396 Z. 27 ge-
Wohl nicht identisch mit der Bd. 1 S. 2397 sprochen. Ich trage folgendes nach: Die Terra-
Z. 24 erwähnten? — 5) aus Beyrüt, jetzt im cotte Annali 1858 tav. d'agg. 0 ist ai^ch ab-
Brit. Mus.: Statuette des Hermes Kriophoro?', gebildet lievue archeol. 5 pl. 8, 3 und Ganze,
Jahrb. d. K. D. arch. 7«.si. 3 (1888), 243. — 6) Heroen- und Göttergestalten Taf. 70, 2; vgl.
Fragment unbekannter Herkunft, Mart/i«, Cafa- Martha a. a, 0. nr. 264. Overbeck, Plastik 1*,
logue des figurincs en terre cuite du musce de 150. 291 Anm. 80. Beule, Gazette des Beaux-
la Soeiete archeol. d'Athenes nr. 265 (Museums- Arts 16 (1864), 541. Eine andere sehr schöne
nummer 27); nach Milclihöfer , Die Museen Terracotte aus Thespiai, die der erwähnten in
Athens, Sammlung d. arch. Gesellsch. im Var- Gestalt und Gewandung sehr nahe steht, ist
vakion p. 821 ,, widdertragender Hermes im 30 abgebildet Gazette des Beaux-Arts 21 (1866),
strengen Typus" aus Boiotien. Eine Kari- 113; vgl. de Witte, ebend. 112. Was die R.
katur des Hermes Kriophoros, eine ko- hielt, ist weder aus Abbildung noch Beschrei-
mische Person, die, den Kopf mit einer Maske bung zu ersehen. Bei den im Kabirenheilig-
vermummt, auf den Schultern einen Widder tum bei Theben veranstalteten Ausgrabungen
trägt, erwähnt Martha a. a. 0. 923 (589). — ist nach dem Bericht von Wolters, Ath. Mitt.
7) aus Terranova (Geta), Brit. Mus., A Guide 15 (1890), 359 ein stark verletztes Figürchen
to the second vase room (1869) p. 26 nr. 13 = gefunden worden, einen nackten stehenden
^. G^MzVZe cic. [1878] p. 18 nr. 144; vgl. (^eC/iawof Jüngling mit einem Lamm unter dem Arm
a.a.O. 163, Typus des Kaiamis. — 8) aus Lokris darstellend, von grofser Ähnlichkeit mit dem
in Uuteritalien , Brit. Mus., A. Guide to f/te 40 bekannten von Gonze, Annuli 1858 Taf. 0 zu-
second etc. p. 41 nr. 9 = ^ Guide etc. [187-8] erst bekannt gemachten Hermestypus. 'Von
2 p. 78 nr. 172. de Ghanot a. a. 0. Bd. 1 Sp. 2397 diesem, fährt Wolters a. a. 0. fort, sind mehrere
Z.29fi'. — 9) Terracotte aus Süditalien (rfeTP^äiWe, Exemplare von bedeutender Gröfse und be-
Ghoix de terre - cuites antiques du cabinet de sonderer Schönheit gefunden worden, nament-
M. de Janze pl. 3 nr. 2) weicht insofern ab, als lieh einige Köpfe zeichnen sich durch feine,
Hermes, uubärtig, blol'sen Hauptes, in weiter, strenge Arbeit und gute Erhaltung aus. Die-
bis zu den Füfsen reichender und den Vorder- selben gestatten mit gröfserer Sicherheit, als
körper offen lassender Chlaina die Füfse des dies bisher rnöglich war, die Datierung des
Widders nicht wie gewöhnlich mit den Händen Typus in die erste Hälfte des fünften Jahr-
gefafst hält, sondern er trügt in der Linken 50 hunderts. Hier möchte ich nur hervorheben,
die Börse und streckt die Rechte mit einer dafs ich weder bei diesen noch bei den länger
^o^
Redebewegung aus, während der Widder, dessen bekannten Exemplaren eine Stlengis erkennen
Füfse durch einen über die Brust des Gottes kann, vielmehr glaube, dafs die gesenkte
hängenden Strick gefesselt sind, auf seinen Rechte einen Zipfel der Chlamys fafst. Eine
Schultern liegt, de Ghanot a,. a. 0. Stepliani, besondere Beziehung zu dem Hermes Promachos
Compte-rendu 1869 98. — 10) Eine andere Terra- von Tanagra ist also nicht vorhanden, und die
cotte im Besitz des H. Piot führt an Murray, Übereinstimmung mit dem von Onatas für
Histor. of Greek Sculpture 1, 187 Anm. 1 zu seine Statue verwendeten Typus ist eine fast
p. 186. — 11) Terracotte, bei den Ausgrabungen vollständige, allerdings ohne dafs damit auch
im Kabirenheiligtum bei Theben gefunden, co die Sicherheit einer stilistischen Verwandt-
Athen. Mitt. 15 (1890), 359; nach Wolters a. schaft beider Werke erreicht wäre'. Vgl.
a, 0. ist in diesem Falle die Unbärtigkeit auch Wolters a. a. 0. 361.
sicher. — Fraglich erscheint es Gerhard, Arch. Ferner erscheint Hermes nicht nur als Träger
Anz. 11 (1853), 384, ob der Metallspiegel, dar- eines Widders, sondern er trägt zwei Widder
stellend einen Hermes Kriophoros im Stile des auf folgenden Monumenten: 1) Spiegelhalter
Kaiamis, -echt ist. — Keine nähere Angabe über von Bronze im Museum Meermanno - Westree-
die Art des Widdertragens findet sich ver- nianum (abgeb. Bericht d. K. S. Gesellsch. d.
merkt bei der etruskischen Bronze, A Guide to Wissensch. 12 [1860] Taf. 1): Hermes, nackt,
1437 Krioplioros Krioplioros 1438
im Ephebenalter, mit lang auf die Schulter 38 (1880), 38, auf welchem aufser Hermes mit
herabfallender Haarmasse, steht auf einem dem Kerykeion in der rechten und einem
Widderkopf und trägt mit beiden Armen einen Widderkopf {Garahella, Bevue arclieol. a. a. 0.
Tragbalken, auf dem zwei sich den Rücken 207 hatte den Gegenstand für eine Muschel
zukehrende Widder mit gewundenen Hörnern oder Börse gehalten) auf der linken Hand
liegen. Stark a. a. 0. p. 7fF. , der p. 17 sogar noch der stiertragende Herakles, Dionysos und
meint, dafs man, was die ganze Körperbildung die Jagdbeute tragende Herbst-Hore dargestellt
des Gottes betreffe, hier vielleicht mit mehr sind. Von Gemmen sind folgende zu er-
Recht an jene Ephebengestalt des Hermes von wähnen- 1) Karneol mit der Künstlerinschrift
Kaiamis erinnern dürfe, als bei der Pembroke- lo DIOCKOYPIDOY — von Stephani, Govipte
sehen Statue. — 2) Etruskische Opferschale, rendu 1869 92 allerdings für unecht erklärt —
Gerhard, Etrusk. Spiegel Taf. 30 nr. 2. 3 (Vorder- (abgeb. Bevue arclieol. 5 [1862] pl. 8, 4. Beule
und Hinteransicht) p. 95: über einer Flügel- ebend. p. 364 Anm. 3 und die dort angeführte
gestalt (Sieges- oder Schicksalsgöttin? Seirene Litteratur, sowie die Kopie der Sammlung
mit Vogelleibe?) steht Hermes, der zwei Widder Carlisle): Hermes trägt in der R. den Herolds-
mit je einer unter und an ihnen sich haltenden stab, in derL. denWidderkopf auf einer Schale.
Gestalt (vgl. den Polyphemosmythos) stützt; — 2) Der Gott, auf einen Krug tretend, hat
über den Widdern erhebt sich ein an jedem in der L. das Kerykeion, in .der ausgestreckten
Ende mit einem bärtigen Kopfe verziei-ter R. denWidderkopf, jRet'we «rcTieo/. a.a.O. pl. 8, 5.
Querstab. — 3) Etruskische Opferschale, Ger- 20 Beule ebenda p. 364. Monges, Gal. de Flor. 1
hard a. a. 0. Taf. 60, 2. 3 (Hinter- und Vorder- pl. 35. — 3) Hermes trägt nach verrichtetem
ansieht) p. 61: Die Gestalt des unbärtigen Opfer den Widderkopf auf einer Schale mit
Hermes, die den Griff der mit einem geflü- der L. fort, Müller - Wieseler 2, 29, 321 p. 30.
gelten Heroldsstab verzierten Opferschale bildet, Unbegreiflicherweise sagt Veyries a. a.O. 52
steht auf einem Widderkopf und hält mit jedem nr. 14, der Gott trage in der Rechten ein
Arm einen Opferwidder. — 4) Vielleicht ist Messer; das Kerykeion ist ganz deutlich; vgl.
Hermes Kriophoros auch in der Gestalt zu jedoch auch Bd. 1 Sp. 2429 Z. 41. — 4 und
erblicken, die mit emporgehobenen Händen 5) Zwei Amethysten: Hermes, gegen eine Säule
zwei gegeneinanderliegende Widder als Träger gelehnt, hält in der R. einen einfachen Stab,
einer metallenen Opferschale hält, Verzeichnis 30 in der L. den Widderkopf, WincJcelmann, De-
der antiken Münzen, Bronzen, Bleie, Terra- scription des pierres gravees dürfen baron de
cotten u. s. w. im Besitze des Geheinirats Creuzer Stosch nr. 400. 401 p. 92. — 6) Ein anderer
in Heidelberg p. 18 f. nr. 17. — 5) Terracotte, Stein (Amethyst) bildet insofern eine Aus-
F.röhner, Die griech. Vasen und ferracotten der nähme, als er den Gott nicht, wie sonst alle
Grofsherzogl. Kunsthalle zu Karlsruhe nr. 348 Kunstwerke, aufrecht stehend darstellt, son-
p. 74: Archaisches Bild des Hermes Kriophoros, dern auf einem Felsen sitzend, in der r. Hand
nackt und mit beiden ■ Armen ein oblonges das Kerykeion, in der 1. Hand den Widderkopf
Architekturstück tragend, auf dem zwei sich haltend, Winckelmann a. a.O. nr. 402 p. 92. —
abgewandte lagernde Widder sichtbar sind. — 7,8,9)Hermes, inPetasos, ChlamysundSchuhen,
6) Bronze im Louvre, Veyries a. a. 0, 20 p. 9 f. 4o hält den Widderkopf in einer Opferschale, in
= De Longperier , Notice sur les bronzes du der R. einen Stab, mit dem er auf die Schale
Louvre nr. 312 (mir nicht zur Hand): Mercure zeigt (Amethyste), L. Müller, Description des
criophore, debout, . . nu . . ses pieds reposent sur intailles et camces antiques du Musee Thor-
une palmette. De ses deux mains elevees le valdsen nr. 296. 297. 298 p. 42; vgl. auch Bd. 1
dieu soutient, au dessus de sa tete, deux beliers Sp. 2429 Z. 39. — 10) Hermes trägt den Mantel
couches et tournes en sens oppose. — 7) Etrus- auf der 1. Schulter, in der L. den Widderkopf,
kischer BronzegrifF, auf Majorka gefunden, in der R. das Kerykeion, L. Müller a. a. 0.
nr. 1 sehr ähnlich, de la Marmora, Voyage en nr.295. — 11) Ohne nähere Angabe des Tragens:
Sardaigne 2, 536, 10 pl. 39, 10. — An Stelle Mercure debout, appuye sur un cippe, tenant
der vollständigen Widder treten auch nur 50 une tete de belier. AmeÜiyste. Chabouillet, Catal.
Widderköpfe, so auf dem Bronzegriff eines gener al des camees de la biblioth. imper. p. 221
Kasserols, Stephani, Compte rendu 1877 p. 17 nr. 1605. — 12) Der von Beule a,. a. 0. 363
Taf. 1, 9: Hermes, nackt, steht mit steif zu- Anm. 6 erwähnte geschnittene Stein du cabinet
sammengehaltenen Beinen auf einem Widder- de VAcademie de Crotone, Flangini, Argon di
' köpf und hält mit jedem der emporgestreckten Apoll. Prod. 1, 434. — Derselbe Typus findet
Arme einen gelagerten Widderkopf. Viel hau- sich auf Münzen von Pergamon, so auf
figer findet sich Hermes als Träger eines einer Kupfermünze des Hadrian, Jj«/iOo/"-5iM»!er,
Widderkopfes. Zunächst zu erwähnen ist eine Griechische Münzen, Abhandl. d. philos. -pliilol.
archaische Bronze aus Arkadien, gefunden Klasse d. K. Bayr. Akad. d. Wiss. 18 (1890)
an den Ufern des Ladon (abgeb. Bevue arclieol. co p.617 nr.l78: 'Hermes? nackt, linkshin stehend,
5 [1862] pl. 8, 1; vgl. Beule a. a. 0. 361. auf der Rechten einen Widderkopf haltend, im
Arcli. Zeit. 15 (1863), 25*. 49): Hermes, 1. Arm das Gewand. Fox, Greek coins 2, 37
bärtig, trägt in der Linken einen Widder- hielt das Attribut der r. Hand für eine Schlange,
köpf; die erhobene Rechte hielt wohl das Die Figur mit dem Widderkopf auf der Hand
Kerykeion, wie wir ihm in gleicher Dar- kommt auf pergamenischem Kupfer noch öfters
Stellung begegnen auf einem bei Kyzikos ge- vor, z.B. Mionnet, Siippl. 5, 469, 1137, wo das
fundenen Glasgefäfs (jetzt in Berlin), abgeb. Attribut als cone beschrieben ist, 474, 1168.'
Bevue arclieol. 37 (1879) pl. 7; vgl. Ärch. Zeit. Da mir der betreffende Band y on 3Iionnet mcht
1439 Kriophoros Ki-iopboros 1440
vorliegt, kann ich auch nur auf Suppl. 5, 472, möchte Friederichs, Berl. ant. Bildw. 1 nr. 739
1159 verweisen, citiavi \ovl Panofka, Die Heil- p. 453 die Figur des Hermes nur ruhig re-
götter der Griechen 267; vgl. Stepliani, Compte- präsentierend auffassen; die trauliche Verbin-
rendu 1869 92. ^ Mercure Oriophore dehout por- düng des- Gottes mit seinem Tiere sei ganz
tant sur la main dr. une Ute de belier et tenant im Charakter der altertümlichen Kunst, vgl.
de la g. son caducee et la penula; en face Es- auch Friederichs a. a. 0. 2 nr. 1823 p. 384 f. und
culape debout avec ses attributs.' S. ferner Cat. die ähnliche Gruppe des Hermes mit dem
of greek coins in the Brit. Mus., Mysia 143, Ziegenbock (abgeb. Mus. Capit. 4, 22. Winckel-
271. 158, 334 und Anm. 2 pl. 32, 3. 162, 346. mann, Monum. ined. nr. 5. Gerhard, Abbild.
347 pl. 32, 8. Ähnlich sieht Fanofka, Arch. lo zu d. gesammelt. Abhandl. Taf. 16, 1. Müller-
Zeit. 10 (1852), 510 auf einer von Friedländer Wieseler 2, 18, 197 p. 21), Friederichs a. a. 0.
in Finders Beiträgen zur Münzkunde Taf. 5, 2 1 nr. 69 p. 84 ff.. Auf emem Medaillon des
l^ublicierten Erzmünze von Same (vgl. auch Antoninus Pius hält der Gott in der L. das
Friedländer, Arch. Zeit. 11 [1853], 45 f.) und Kerykeion, mit der R. das Hörn des springen-
einer anderen Münze von Same {Mionnet, den Widders, Numism. Cimelii Caes. Vmdob.
Sux>pl. 5, 194, 71) in dem schreitenden Widder 2, 35, 1; vgl. Vaillant, Fraestant. num. 3, 130.
bez. in dem Widder auf einem Heroldsstab das Auf einem Oxybaphon {Millin, Vus. peints
Symbol des Hermes Kriophoros (s. auch unten). 1 pl. 51. Galer. myth. pl. 50, 212. Lenormant-
Im Anschlufs hieran seien auch die anderen de M'ttte, Elite ceram. 3, 254 pl. 88) trägt
Monumente erwähnt, auf denen Hermes, wenn 20 Hermes in der 1. Hand eine Schale, unter dem
auch nicht als Widderträger, so doch in enger 1. Arm das Kerykeion, während er mit der
Verbindung mit dem Widder dargestellt ist: Rechten einen Bock an den Hörnern zu einem
auf einem gelagerten Widder liegend, Monu- Altar zieht. Eine. Münze des Commodus von
menti'inediti 6, 67, Gemälde auf einer schwarz- Pergamon mit ähnlicher Darstellung beschreibt
ügurigen Lekythos aus Ruggieri, Bum. Mitteil. Imhoof - Blumer , Griechische Münzen a. a. 0.
7 (1892), 184, 28 oder sitzend in einer Statue Taf. 7, 9 p. 617 nr. 180: Hermes, nackt, mit
des Grafen Potocki, Müller-Wieseler 2, 29, 322 fliegender Chlamys, rechtshin schreitend, mit
p. 30 = Clarac a. a. 0. 4, 171, 1529; pl. 656 der R. einen Widder an den Vorderfüfsen nach-
nr. 1529;' nach Lauer, Arch. Zeit. 7 (1849), 24 ziehend, in der L. den Stab. Vor ihm Widder-
sind diese Darstellungen nur der äufseren 30 köpf auf einer Stele. Ganz entschieden haben
Gruppierung, nicht aber dem Sinne nach ver- wir darnach auch in der flgure nue, marchant,
schieden von der des Hermes Kriophoros, vgl. et tenant de la maine gauche un caducee, tan-
auch Heydemann, Böm. Mitteil. 4 (1889), 312; disque de la maine droite eile traine un belier
oder auf dem Widder reitend {'Eq(iov vsv6- einer Münze äes lydischen Philadelphia, Hist.
fiioroci Bivai o%ri^ici seil. 6 v.Qi6q, Artemidor 2, abregee du cab. des medaill. et ant. de la bi-
12 p. 154 Beiff') auf einem Stamnos aus Caere, blioth. nationale p. 135, wo auf Villes de Fellerin
Arch. Zeit. 4 (1846), 286 nr. 22; auf Münzen, 1, 115 pl. 64, 69 verwiesen wird, den Hermes zu
Osservazioniistoriche etc. -p. 4:1. Imhoof- Blumer erkennen. — In Korinth war eine Statue des
und 0. Keller, Thier- und Fflanzenbilder auf sitzenden Hermes, neben dem ein Widder stand
Münzen und Gemmen 20, 26; vielleicht auch 40 (^ailnous Ka^rj^svos taziv 'EQfifjg, TtaQsazrjKS
auf einer etruskischen Thonschale (abgebildet ds 01 v.qi6g\ Paus. 2, 3, 4. Die gleiche Dar-
Gerhard, Gesammelte Abh. Taf. 81), Furt- Stellung findet sich auf Münzen von Korinth.
wängler, Beschreib, der Vasensamml. im Anti- Catal. of greek coins in the Brit. Mus., Gorintk
quar. 2121 p. 81, während Gerhard Sb.^.O.bOlt 11, 607 pl. 20, 6, von Patrai, Gatal. of greek
512 in dem Reiter den Phrixos erblicken wollte; coins etc., Feloponnesus 29, 46. 50 pl. 6, 7.8,
auf einer Lampe im Museum zu Leyden (nr. 514): von Philadelphia Lydiae, Imhoof-Blumer, Choix
Hermes, mit Kerykeion, in der L. mit einem pl. 5, 84. Monn. grecqu. 387. Interessant ist
Beutel, von einem Widder über Wellen getragen, die Münze des Gallienus mit der Legende
J.rc7t. .^e«i. 7 (1849), 85*; ferner auf geschnitte- Mercurio Cons. Aug., auf der ein Widder
nen Steinen, Müller-Wieseler 2, 29, 323 p. 30. 50 dargestellt ist, dessen Hinterleib in einen Fisch
Millin,Gal. Myth. 48, 213; vgl. Sauer a. a. O. endigt, Eckhel, Doctr. num. 7, 398. Hierher
iVinckelmann, Description . . . de Stosch 396 gehören auch die Münzen mit der Darstellung
— 398 p. 92 ; mehr bei Gerhard, Auserl. griech. eines Widders oder des Vorderteiles eines sol-
Vasenb. 1, 70 Anm. 27; auf einem mit vier chen und dem Kerykeion auf der einen, dem
Widdern bespannten Wagen fahrend, ebd. 399. Hermeskopf auf der anderen Seite, so auf
Hermes mit Hut, Chlamys, Kerykeion und Münzen von Pheneos, Imhoof-Blumer, Monn.
Flügelschuhen vier Widder vor sich hertrei- grecqu. 205 nr. 255; 206 nr. 258; vgl. Osser-
bend auf einer schwarzfigurigen Lekythos, vazioni istoriche ete. p. 41 ; ähnliche Darstellung
Gerhard a. a. 0. 1, 70 Taf. 19,2. Die Hand auf einer Gemme, Urlichs, Verzeichnis der
auf den Kopf des neben ihm stehenden Thieres 60 Antikensamml. der Universität Würzburg 2,
legend, Terracotte aus Tanagra, abgeb. Bd. 1 13, 128. Ein Widder springt an Hermes hin-
S. 2431, vgl. 2394 Z. 51 flF. Einen Widder an den auf, Marmorstatue der Sammlung Blundell,
Hörnern fassend: auf dem Marmorrelief der Bar- Clarac 4, 172 pl. 661, 1529 a; Hermes sitzt
berinischen Kandelaberbasis (abgeb. Jf MS. Pio- auf einem Felsen, zu seiner R. lagert ein
Cle77t. 4, 4: = Müller-Wieseler2,29,320); Wieseler Widder, 1. steht ein Hahn, Statue im Vatikan,
a. a. 0. 30 fafste hier den Hermes als Gott des Clarac 4, 162 pl. 655, 1508; ähnliche Darstellung
Kultus, der eine Schale zur Spende und einen auf einer Spiegelkapsel, Friederichs , Berlins
Widder zum Opfer herbeibringe. Dagegen antike Bildw. 2, 570 p. 137, auf einer Lampe,
1441 Kriophoros Krioplioros 1442
Beger, Thcsaur. Brandenburg. 3,448, auf ge- Lenormant-deWitte,Eliteeeram. 3 ^1.85 iß. 261 f.
scbnittenen Steinen, Winckelmann, Descrip- vgl. 221 steht Hermes der Maia gegenüber;
tlon . . dubaron de Stoscli 392 p. 91 (hier aufser hinter Hermes ein Widder, hinter Maia eine
Hahn und Widder noch Skorpion und Schild- Ziege. Eine Terracotte aus Tanagra zeigt den
kröte) und die von iSif^/iam", Com^jie-rerü/it 1869 Hermes unbärtig, mit Chlamys und Hut, ein
95, 8 angeführten Gemmen; ferner Chabonillct Widder unten neben ihm, Arch. Zeit. 41 (1883),
a.a.O. ur. 1C04 p. 221 (abgeb. Mariette, Traite 272. Eine Thonfignr aus Uuteritalien, Hermes
des pierres gravees 2 pl. 29); Urlicli'i a. a. 0. 2, mit Opferschale und einem hinter ihm stehen-
10, 83; vgl. 9, 81. 82; vgl. auch die Münze den Widder, Arch. Anz. 23 (1865), 22 Anm. 41.
Cohens- p.54 nr. 634. 535. Widder allein neben lo An die Stelle des Widders tritt auch hier der
Hermes auf einem Wandgemälde, i/eZ&jy/,irß«(^- Widderkopf, z. B. auf einem geschnittenen
gemäldc nr. 357 p. 91f. und dortige Litteratur, Stein (ChabouiUet a.a,. 0. 1596 p. 219. Mariette
auf Münzen von Mamertinoi, Gatal. of greelc a.a.O. 2 pl. 30), oder nur das Widderfell, das
coins in tlie Brit. Mus., Sicily 113, .'7. Hermes z. B. bei einer Marmorstatue aus Florenz über
,mit Caduceus, Börse und Widder (ohne nähere einem Stamm hängt, auf den sich Hermes
Angabe), Statuette aus Megalopolis, Athen. stützt, Friederichs, Berlins antile Bildw. 1^661
3Iitteil. i [IST 9), 130. Eine Marmorstatuette p. 391; ja Hermes, neben dem ein Bock und ein
der Hadrianischen Zeit, in Kurtatsch an der Hahn dargestellt sind, trägt selbst Widder-
Etsch gefunden , zeigt den Gott mit Flügeln hörner auf einer Silberarbeit aus dem römischen
an den Knöcheln, die Chlamys ist um den 1. 20 Kastell bei Neuwied, Dorotv, Denkinäler germ.
Arm geschlagen, die abgebrochene L. hielt und röm. Zeit 2 TäS. 1^ = Müller -Wieseler 2,
das Kerykeion, die R. den Beutel; am 1. Fufse 29, 325 p. 30 = Bleyer, Lexikon^ 8, 431.
steht ein zu dem Gott emporsehender Widder, Auf die Statue des Hermes Moschophoros
Kenner, Archiv f. österr. Gesch. 38 (1867), 224 (Damalephoros, de Chunot, Guz. archeol. 4, 102 \
nr. 81. Conestabile, Annali 1863, 452 ff. Tav. der, bärtig und am Oberkörper nackt, das Kalb
d'agg. Q. 1. Ähnlich ist die von Schreiber, in ebenderselben Weise trägt, wie nach dem
Die antilen BildwerTce der Villa Liidovisi in Typus des Kaiamis den Widder, ist Bd. 1
Born 148f. nr. 135 beschriebene Statuette: Der Sp. 2397 Z. 53ff. schon hingewiesen; ich trage
erhobene r. Arm hielt wohl den Beutel, die folgendes' nach: abgeb. Arch. Zeit. 22 (1864)
L. schulterte vielleicht das Kerykeion; zur R. 30 Taf. 187; vgl. Gonze ebend. 169 ff.; voUstän-
sitzt ein zu dem Gott aufschauender Widder. diger Murray, Eist, of Gr eck sculpture 1 nr. 31
Wahrscheinlich ist nach Schreiber a. a. 0. p. 188. Athen. Mitteil. 13 (1888j p. 113; vgl.
149 Anm. diese Statuette identisch mit der von Winter ebend. 113 ff. Gazette archeol. 13 (1888)
Flalner, Beschreib. Borns 3, 2 p. 590 im Jahre pl.8 (vorzüglich!); vgl. Theoxenou ebend. 29. 39.
1836 auf der Treppe des Belvedere bemerkten Overbeck, Gesch. der griech. Plast. 1* p. 188
'kleinen Statue Merkurs, bei der man einen Fig. 38, der sich jedoch p. 187 der Ansicht an-
bei den Bildsäulen dieses Gottes nicht häufig schliefst, dafs eine Beziehung auf Hermes, wie
vorkommenden Widder bemerkt'. Eine Bronze- sie z. B. Stephani, Compte rendu 1869 97 f. an-
statuette aus Ruvo stellt den Hermes mit dem genommen hatte, nicht vorliegt; vgl. auch ferner
Kerykeion in der L. dar, die abgebrochene 40 Bijtticher, Erklärendes Verzeichnis der Abgüsse
R. hielt die Börse; zu seiner R. steht ein kleiner d. Berl. Mus.^ (1872) nr. 85. Milchhöfer, iJie
Widder, Heydemann, Rom. Mitteil. 4 (1889), Museen Athens p. 55. A. Schneider , Die
312 f. Taf. 11. Die schöne Wiener Bronze archaisch. Marmor Skulpturen auf der Akropülis
{v. Sacken, Die antiken Bronzen des k. h. Münz- zu Athen, Vcrhandl. der 40. Pliilol. - Versamml.
und Antiken- Kabinetts in Wien Taf. 20 p. 49) in Görlitz (1890) 349 ff". Nach v.Sybel, Katalog
zeigt den Hermes sitzend auf einem Felsstück, der Skul2}turen zu Athen nv. 6005 1^.34:0 erkennen
in der R. wohl das gesenkte Kerykeion hal- einige in der Statue nicht den Hermes, sondern
tend, die 1. Hand auf den Beutel gestützt, wel- den Apollon Nomios. Noch fraglicher ist es,
chen er neben sich auf den Felsen gelegt hat; ob wir die archaische Bronzestatuette (abgeb.
zu seiner R, steht ein Widder, zur L. ein 60 Friederichs, Apollo 7nit dein Lamm, 'il.Winckel-
Ziegenbock; auf beiden Tieren ritt je ein mannsprogr. der arch. Gesellsch. zu Berlin 1861.
Genius, vgl. den von einem Widder in vollem Overbeck, Gesch. der griech. Plast. 1^ Fig. 65, 1
Lauf getragenen geflügelten Eros, Athen. Mitt. p. 245), die den Gott bartlos als Widderträger
2, 421 nr. 262. In einer Marmorstatuette im darstellt, mit „breiten, aber tief hängenden
Landesmuseum zu Agram hält der nackte Gott, Schultern , schmächtigem Leibe , schmalem
der in der L. das Kerykeion trägt, in der ge- Becken, symmetrisch gestellten und gehal-
senkten R. den Beutel zwischen den Hörnern tenen Beinen und Armen und ausdruckslosem
des zu seinen Füfseu kauernden Bockes, Kopfe mit seiner konventionellen Perücke"
Archäol. epigr. Mitt. aus Österr. 3 (1879), {Overbeck a. a. 0. 244), als die des Apollon —
166 nr. 7. Interessant ist die Verbindung des 60 so Overbeck a. a. 0. Veyries a. a. 0. 15. deChanut
Hermes mit Hygieia auf einem römischen Denk- a a. 0. 102. Friederichs a. a. 0. und Berlins an-
stein — ein monumentaler Beleg für die Bd. 1 tilie Bildiverke 2 nr. 1823 p. 3841, der sich vor
Sp. 2379 Z. 42 angeführte Stelle aus Cornutus allen Dingen auf die Bartlosigkeit beruft —
— wo wir neben Hermes den Widder und zu erklären haben oder als die des Hermes
Hahn finden, Hatig, Die römischen Denksteine Krioiphovoa, wie Stephani,Cotnpte-rendulS6^ 97.
des Grofsherzogl. Antiquariums in Mannheim Heibig, Bulletino 1871 119. von Duhn, Annali
(Progr.Mannheiml875/77)p.47nr. 65;vgl. p. 19 1879 138 nr. 22 a, vgl. 143 ff., und früher auch
nr. 11. Auf einer Hydria (G^erZtard, Vasenb. 19, 1. Overbeck, Kunstmythologie, Apollon 366.
BoscHEB, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 46
1443 Kriophoros Kriophoros 1444
Warum gerade der Widder so eng ver- Kugeln (Blitzen!) aufglühende Kegel schiebt;
bunden mit Hermes erscheint, sagt Paws. 2, 3, 4 nach einem furchtbaren Krach verschwindet
nuQsatTjKS ds ol (dem Hermes) Mpto'g, ort alles. 'Eine naturwahre Beschreibung des Ge-
'EQ(ifjg (ICC X lata öo'nat &säv iqtoQÜv y.al witters, in welcher der Vorgang, trotz my-
av^siv Ttoifivag, na&a dij xal '"'Of.irjQog sv thischer Ausschmückung, deutlich genug her-
'lliäÖL iiiocr]6sv (14, 489)" vtov ^oQßavrog no- vortritt. In dem Bock erkenne ich die heftigen
Iviir'iXov, züv QU (jbäXiazcc \ 'EQ(i£iccg Tqcocov Zusammenstöfse, eine wahre arietatio, von
fcpüsi Kdl %xtiaiv OTiaaae (vgl. Bd. 1 Sp. 2377). Wind und Wetter, vgl. den mythischen
xov ÖS SV xslszfi MrjzQog snVEQi^f] Isyo^isvov KQtog.'' Vgl. Lauer a. a. 0. 27, der auf den
■KCil TCO ■KQiä Xöyov s7ti,aTä[isvog ov Isyco. Also lo gleichen Wortstamm in KSQavvog, KSQag und
es ist zunächst Hermes als Schutzgott der jt^tog hinweist. Schivarts, Die poetischen J^atur-
Herden (Bd. 1 Sp. 2378), der 'das Tier, das er anschauungen d. Griechen, Römer u. Deutschen
schützt und hegt, traulich auf die Schulter 2, 159 f. bringt den Hermes Kriophoros, der
legt, ganz wie im Leben der Hirt mit seinem den Ort umwandelt, den er schützen will,
Schäfchen verfährt', Friederichs, Berlins ant. mit dem herumziehenden Gewitter in Zu-
Bildio. 2 nr, 1823; vgl. Stark, Ber. d. K. S. sammenhang. Hermes trägt den Widder als
Gesellsch. d. Wissefisch. 12 {18Q0), 16. Ärch. Zeit. eine Art Aigis (Widder-Fell) herum, und
26 (1868), 55; darauf weist auch der schon die Menschen ahmten es äufserlich in dem
oben erwähnte Kultverein des Hermes Krio- Wahne nach, desselben Nutzens in der Not
phoros mit Apollon Karueios im Haine Kar- 20 teilhaftig zu werden. Nach Conze, Heroen-^
nasion hin (Paus. 4, 33, 4) und die Bestimmung und Göttergestalten 34 mag bei der Zuteilung
der Mysterieninschrift von Andania, zu des Widders zum Hermes aufser der Be-
dessen Gebiete jener Hain gehörte, Q-vaüvra ziehung auf ihn als Herdengott noch eine
zä [isv d äfiaxQi, ovv sncroyia,'EQiJiuv i KQiov, zweite Beziehung mitgewirkt haben. 'Wir
Msyäloig &£oig ddfiaXiv avv, 'An6Xl(ovi Kccq- sprechen den Kindern von Schäfchen am
vsLcp KccTtQov, Ahhandl. der Götting. Gesellsch. Himmel, und im weifs wolligen Fell die
f/. II /SS. 8,233. 239. Auch hier erscheint Hermes Wolke zu sehen, entspricht auch altgriechi-
wiederum im engen Verein mit Apollon Kar- scher Anschauung. Wolken und Regen zu
neios und ist, wie bei Paus. 2, 3, 4 mit den erflehen, gingen Männer mit Schaffellen
Mysterien der Göttermutter, so hier mit denen 30 zum Peliongebirge hinauf. So mageinNatur-
der Demeter verbunden. Welche Rolle der symbol für himmlische Erscheinung im
Widder bei der Mysterienfeier spielte, darüber Widder des Hermes wie im Bogen der Artemis
sind wir nur auf Vermutungen angewiesen. verborgen liegen, wenn man bei der Bildform
Steht vielleicht die Erzählung der Tanagraier auch bald nur . . beim Widder des Hermes an den
bei Paus. 9, 22, 1 damit im Zusammenhang? — guten Hirten dachte.' — Hermes ist, wieEoscher,
Stark a.a.O. 16 bezeichnet den Widder als ifermes d. IFtw^o/i, überzeugend nachgewiesen
Symbol der Herde überhaupt und des Weide- hat, der Wind- und Luftgott, und als solcher
lebens, der Zeugung, des Reichtums, des strö- schnell gedacht (Bd. 1 Sp. 2360 Z. 56 ö.;
menden Regens und Segens, des Sühneopfers; Sp. 2367 Z.40fi'.); daher sind ihm der schnelle
ähnlich sagt Gerhard, Phrixos der Herold, io Widder («al yuQ xa%v xb ^aov, Artemid.
Ges. Ahhandl. 2, bO^: Hermes, dem Schöpfimgs- 2, 12) und die diesem nahestehenden Ziegen
gott, ist der Widder beigeordnet als Ausdruck {alysg heifsen die vom Winde aufgetürmten
der derben Schöpfungskraft früher Natur- und hohen Wogen, Artemid. a. a. 0., snavyi^siv
Bildungszustände, ein Ausdruck, vondemastro- wird vom Daherfahren des Windes gebraucht;
nomische, atmosphärische oder etwaige andere vgl. auch Schol. Lycophr. 135) heilig; wir haben
BegritTe, der Widder im Tierkreis oder die in dem Widder das Sinnbild des Windes und
Widderwolke im Dunstkreis, wie jPofc/i/tajwmer, Wetters — ist lautlich im Deutschen ein
Hellenika 1, 201 annimmt, erst abgeleitet sein Zusammenhang zwischen Widder und Wetter
können . . . der Widder des Hermes ist . . Symbol (Gewitter) anzunehmen? — zu erblicken, den
der Sonne sowohl als des Regens; .... er war 50 der Windgott selbst auf seine Schultern
auch, von Hermes im Kreislauf bewegt, ein nahm, um Tanagra von der wohl durch ver-
Pest und Unheil abwendendes Sinnbild pestete Luft entstandenen Seuche zu be-
des kreisenden Jahres. Lauer, Arch. Zeit. 7 freien, vgl. Bd. 1 Sp. 2379; zu den von ii'osc/«er
(1849), 25 sagt: Dafs aber namentlich der a. a. 0. 791. gesammelten Steilen über die luft-
Hermes Kriophoros ein Regen bringen- reinigende Kraft der Winde lüge ich die schla-
der, folglich der Widder ein Symbol der gende Inschrift aus Delos hinzu '.^i'fju-ots a wm-
Wolke sei, zeigt der Gebrauch der Tanagraier, ciKaxotg, Neivton, Anc. greek inscr. in the
die zur Abwehr der Pest an dem Feste des Brit. Mus. 2, 370.
Hermes einen Widder um ihre Mauern trugen; Andere widdertragende Gottheiten:
StephanifCompte-rendu 1869 105 weist auf den co 1) Apollon (s. oben). — 2) Den Aristaios
engen Zusammenhang hin, den man zwischen erkennt K. Blondel bei Daremberg - Saglio,
Ziegen und Widdern einerseits und Stürmen Dictionnaire des antiquites greeciues et romaines
und Gewitterwolken andererseits zu be- p. 425 s. v. Aristaeus in zwei Bronzen des
merken glaubte. Pott, Zahlen von kosmischer Louvre, de Longperier, Notice des bronses ant.
Bedeutung, Zeitschrift für Völkerpsych. und du Musee de Louvre 499. 450 (abgeb. Darem-
Sprachwiss. 14 (1883), 146 teilt eine Sage aus berg a. a. 0. p. 424 nr. 519), wo er in der Klei-
Drübeck mit, in der ein Ziegenbocksreiter auf düng eines jungen Hirten den Widder auf der
einer Kegelbahn erscheint und mit glühenden Schulter trägt; de Chanot a. a. 0. 102 läfst nur
1445 Krios luriseis 1446
die Bronze 499 als Aristaios gelten, nr. 500 beim Schal, zu IL Ä 677: näwa zcc stg -ig
ist nach ihm a. a. 0. Anm. 2 der christliche lijyovta . . . Q'rjXviiu 6^vv8a&ai. &^l£i olov Kql-
bon pasteur; vgl. auch Veyries a. a. Ü. 57 f. — qp/yi's, BQi.aritg, Scctg, Äatg nrX. Loheclc, Farall.
Welcher, Griech. Gütteii. 1, 489 und Blondel 197 will statt Kgicpifig KLQcprjtg lesen. Noch
a. a. 0. glaubten den Aristaios auch auf einem näher scheint mir KQL&t]ig (s. d.) oder K^ri-
Gemälde — nicht Relief, wie beide irrtümlich ^rjCg (s. d.) zu liegen. [Roscher.J
(vgl. auch Bd. 1 Sp. 550 Z. 55lf.) angeben — Kris(s)a {KQi6{a)u). Auf einer schwarz-
aus Kyrene zu erkennen (abgeb. Facho, Be- figurigen Hydria der Sammlung Pourtales (abg.
lation d'un voyage dans la Marmarique, la Lenormant-de Witte, Elite des Monuments
C^mmJ2!<e etc. p. 376 Atlas pl. 51); doch scheint 10 Ceramo^r. 2 pl. 36C) will der Herausgeber
es, wie Pacho a. a. ü. de Ühanot a. a. 0. 103 a. a. 0. p. 112 in der zwischen ApoUon und
Anm. 5 bemerken, den christlichen guten Hirten Hermes stehenden Göttin die Stadtgöttin von
darzustellen; darauf weisen wohl auch die Fische, Krissa erkennen und ebenso auf einer Vase
die es im Umkreise umgeben. — 3) Widder- der Sammlung Hamilton (abg. a. a. 0. pl. 74a,
tragende Seileue a) Bronze aus dem alten p. 225). [Höfer.]
Vieaua, abgeb. Gas. archcol. 4 (1878) pl. 6; Krisamis {KQiaa^ig, hie und da auch ÄQi'a-
vgl. de Chanot ebend. 17 ff.; die Brust des öafiig und Atacafttg). »Srndas sagt s. v. Äpt'cfa/Litg.
Trägers wird vom Obergewand freigelassen, Ka>og. ovxog r]v noXv&gs^^iarog. xovtcp (paalv
vgl. J.. ib'c/t«e/c?er a. a. 0. 349 Anm. 2. — b) Ganz hy%slvv ■ö^ftv [(f)ccvi]vca Hesych.] yial z6 -Kcil-
ähnliche Darstellung, nur ist die Brust bedeckt, 20 Atöroi^ xav ngoßätcov ägucc^siv, v.at zbv KqC-
Bronze im Museum zu Florenz, ö^ori, iU MS. -Kfritsc. ou^ilv dvslsiv avt/jv. q^aivo^svrjv 8' uvtä ovccq
pl. 65, 1. 2; vgl. de Chanot a. a. 0. 100. — -KfÄfvffat %azcc%ä-^cci avzi]v. zbv 8h [irj tpgovti-
c) Bronze im Cabinet des medailles, Clarac ffai'Ta 7rayyfj;£i aTro/lfö-ö-ai. Dieselbe Geschichte
pl. 726h, 1791 d; von Clarac 4, 374 als Hirt steht auch bei Fhotios p. 179, 10; Hesych. s. v.
bezeichnet; es ist aber entschieden ein Silen. und .Zewo&tos (4, 64 p. 102). Der Mythos scheint
— d) Bronze der Sammlung Aug. Dutuit, Le- eine Parallele zu sein zu der Sage vom Kampf
normant, Antiquites de la coli. Dutuit nr. 13 zwischen dem eingeborenen Koer Polybote«
(abgeb. Gas. archeol. 5 (1879) pl. 29; vgl. (s. d.) und Poseidon. Auch Polybotes wird
de Chanot ebend. 210). — 4) Jugendlicher vernichtet (wie Krisamis), und seine Gegnerin,
Pan, ein Böcklein auf den Schultern tragend, so die i'yxslvg, ist Repräsentantin des Poseidon
Friederichs , Berlins antike Bildw. nr. 1968 und mit dessen Kult zugleich über Chalkis
p. 420. — 5) Jugendliche Gottheit, a) Bronze aus Boiotien eingeführt {Tümpel, Fhilologus
aus dem alten Sidon {Memoir. de VAcad. des N. F. 4 S. 628 mit A. 56. Fhein. Mus. 46
inscr. 20 2^ part. pl. 4, 1; — b) Altarrelief, S. 548f.). Als Mitkämpferin des Poseidon gegen
Mus. Capit. 4 p. 77. Memoir. de VAcad. des Polybotes erkennt Tümpel die £y%slvg auf
inscr. a. a. 0. pl. 1, 2. — c) Bronze aus Myrina, zwei Reliefdarstellungen der bei Jekaterinoslaw
abgeb. Veyries a. a. 0. 60. — Lajard, Arch. gefundenen, jetzt in Petersburg befindlichen
Anzeig. 9 (1851), 51 f. nannte das widder- ^hsiXktrÄ, {Comptc Uendu p. l.' a. ISU 5 T. 5. Over-
trageude Kind aus Sidon Eros Kriophoros; heck, Kunstmyth. Poseidon. Text S. 333 nr. 28),
de Chanot, Gaz. archeol. 4, 103 sah darin eine 40 wo eine unter den Vorderfüfsen des Poseidon-
jugendliche mystische Gottheit, und Lenor- rosses sich hoch aufbäumende Wasser-
mant, Gaz. archeol. 4, 164ff., dem sich Veyries schlänge den als ganz gerüsteten Held ge-
a. a. 0. 61 anschliefst, den Adonis. Eine bildeten Giganten in das Bein zu beifsen oder
andere jugendliche widdertragende Figur — sich um dasselbe zu schlingen im Begriff ist
ob mythologisch? — ist abgebildet (?«£;. arc/ie'oL (a. 0. 622f. 627). Die l'yxt^'"? ist hier wie
10 (1885) pl. 25; vgl. JUeinach ebend. 214ff. auf einigen von M. Mayer, Gigant, u. Titan.
[Höfer.] 190, 104 zusammengestellten Denkmälern und
Krios (Äpidg), 1) ein alter König in Euböa, vom Lucan-ScJioliasten 3, 189 als draco auf-
dessen Sohn der von Apollon getötete über- gefafst. Vgl. a.uch. Dibbelt, Quaest. Coaemythol.
mutige Räuber Python war, Paus. 10, 6, 3. — 5o Dissert. v. Greifswald 1891 S. 14f. [Ist dieser
2) Sohn des Theokies, Seher zu Sparta zur Krisamis vielleicht identisch mit Krisamis, dem
Zeit der Achäerherrschaft, in dessen Hause Könige von Kos, dessen Ahnherr Asklepios
der Gott Karneios - Oiketas verehrt ward. war und von welchem der berühmte Arzt
Er verhalf den Doriem zur Erbauung von Hippokrates sein Geschlecht ableitete? Hippo-
Sparta, Paus. 3, 13, 2. 3. [Wide, Lakon. krat. ep. 2 epistologr. ed. Hercher ^.2S9. E.öieT.\
Kulte 84. 356. R.] — 3) Heros Eponymos [Röscher u. Tümpel.]
des attischen Demos Krioa, Polemon b. Schol. Ki'isea Epidaiuos, Beiname der Demeter in
Aristoph. Av. 645. — 4) Pädagog des Phrixos, einer Inschrift aus dem Dorfe Degle bei Or-
der diesen vor den Nachstellungen der Stief- chomenos, C. J. G'r. (?raectae sepiewir. 1 nr. 3213:
mutter nach Kolchis rettete, Dionys. Wlityl. eo Zlavfisila Ilov&cavog zJafi<xT£Qi.\KQiarirj e71£8üiiv
b. Schol. Ap. Eh. 1, 256. 2, 1144. 4, 119. 177; ccvi&si-ns. [Drexler.]
vgl. DtocZ. 4, 47. Palaiphat. Incredih.'dl. Müller, Kriseis {KgiasCg) = Chryseis, auf einer Vase
Ürch. 172. IHeraclit. de incredibil. 24. Schol. aus Suessula, abg. Gazette archeol. 6 (1880)
Lucianp. 188 Jacobitz. Georg. Synkell. 1 p. 304 pl. 7; vgl. Bulletino 1879 152; hinter ihr steht
ed. Bonn.; vgl. auch. Jahrb. d.K.D. arch. Inst. ihr Vater Kriseus (ÄpicstSg), der auf der ta-
3 (1888), 232. Höfer.] — '») ^ Kreios, einer bula Iliaca ähnlich KQvoiqg heifst, Inghirami,
der Titanen (s. d.). Mayer, Gigant. 58 f. [Stell.] Gall. Omer. 1 pl. 5. J. de Witte, Gazette archeol.
Kriplieis? (Ä^t^Tji'g), zweifelhafter Name a. a. 0. 63 und Anm. 3. Lenormant, Gazette
46*
1447 Kriseus Kritbe'is 1448
des Beaux-Arts 21 (1880), 111. P. KretscJimer die von Ulrichs, Abh. Münch Ak. PMlos.-Philol.
in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 29 EI. 3, 1 (1840) S, 75 ff.; sowie Reisen u. F.
(1888), 433 Anm. 2; 447 und Anm. Den Raub 1 S. 19 nachgewiesen ist: Kirrha war die Hafen-
der Chryseis will Fröhner {Terres cuites d'Asie stadt von Kiisa. — Natürlich ist der Name
de la collection Greau pl. 119; vgl. Gazette des Krisos nach der Stadt Krisa gebildet, als
arch. 11 (1886), 296. Revue arch. 19 (1892), deren Stammheros er gedacht war; in diesem
153 Anm.) auf einer Terracotte erkennen. Zur Sinne heilst er auch ein Sohn des Landesheros
Etymologie von Chryseis und Chryses s. Pott Phokos, gerade wie sein Bruder Panopeus. Der
in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 9 Streit mit diesem deutet auf die alte Feind-
(1860), 178. [Höfer.] lo Schaft zwischen den Krisäern und den Phlegyern
Kriseus (Kqlos 'g) = Chryses, s. Bd. 1 Sp. 902 von Panopeus, vgl. Paus. 10, 4, 1. 7, 1. 9, 36,
Z. 42; vgl. auch Gaz. arch. 6 (1880) pl. 7. De 2. 0. Müller, Orchomenos S. 184. PreJler, Be-
Witte, Gaz. arch. a. a. 0. p. 63 Anm. 3 ver- richte der Sachs. Ges. d. W. 1854 S. 119 ff.
weist auf Inghirami, Gull. Omer. 1 pl. 5, wo (Vgl. unter Phakos, Strophios, Panopeus).
ev KQvarjg (?) genannt wird; seine Tochter trägt [Im Schol. Für. Troad. 9 Schwartz (vgl. Tzetz.
auf obigem Vasengemälde die Beischrift .ffpucetg Lyh. 1070) heifst er gleichfalls Sohn des Phokos
(sie!). [Höfer.] und der Asterodia, Bruder des Panopeus und
Krisitha (Crisitha). Auf einem Praenesti- Gründer von Krisa; im Schol. Für. Or. 1233
sehen Spiegel (abg. Gerhard, Etrusk. Spiegel wird als seine Gemahlin Kydragora, die Tochter
331; vgl BuUeiino 1859, 37 f. Arch. Anz. 20 des Areus, genannt. Vgl. auch Meineke,
1860, 86f. Gerhard, Über die Metulispiegel Scgmni Periegesis p. 70f. Gemoll zu Hom.
der Ftrusker, Berl. Akad. 1859, 474 = Ge- Hymn. in Apoll. 269. Höfer.] [Weniger.]
sammelte akad. Ahhandl. 2, 301 nr. 331) im Ki'itliei's {KQiQ-Tjtg, auch KQri&rjig), eine
Palast Barberini finden sich die Beischriften Nymphe, welche bei Smyroa mit dem Flufs-
Turan (Venus), Menle (Menelaos), Crisitha, gott Meles den Dichter Homeros zeugte, wes-
Eris, Irisis, Tebcrum (Teuthun? Tefcrun?). halb dieser Melesigenes heifst, Cert. Hesiodi
Gerhard, Ftrusk. Spiegel 4, 5 (Troischer Sagen- et Hom. 1 u. 2 (p. 34, 10 Wcsterm.). Genus
kreis) p. 25 erkennt in der Darstellung die Hom. 27, 3 Westerm. Tzetz. in Hiad. p. 8.
beabsichtigte Abreise des Menelaos nach Kreta, Suid. Y."O{iriQ0g. Eine Dryade nennt sie Lukian
von der ihm Helena abzuhalten suche. Denn 30 Demosth. enc. 9. Oder: der Kymäer Apelles
nach Gerhard a. a. 0. verbirgt sich unter dem gab bei seinem Tode die Tochter Krithe'is in
Namen Crisitha eben nur Helena: „In der die Obhut seines Bruders Maion; der aber
That dürfte es wenig Bedenken haben, im Namen schwächte sie und gab sie dem Smyrnäer
Crisitha das Prädikat einer ^goldigen' Helena, Phemios in die Ehe. Sie gebar, als sie zum
dem bekannten Beinamen ihrer Schutzgöttiu, Flusse Meles waschen ging, den Homeros
der '■goldigen' Aphrodite, und allem Gold hoch- (Melesigenes), Fphoros bei Phit. de vit. et
zeitlicher Feier nachgebildet, zu erkennen." poesi Hom. c. 2. Oder Krithe'is war eine Jung-
[Höfer.] frau aus los, welche, von einem Dämon aus
Krisos (Kgiaog), Sohn des Aiakiden Phokos der Umgebung der Musen schwanger, von
nach dem Ependichter Asios bei Paus. 2 , 29, 4o Räubern nach Smyrna gebracht und von dem
4 {Kinkel, Epic. Gr. Fr. 1 p. 204); Steph. Lyderkönig Maion zum Weibe genommen
B. Kgiau. Schol. Für. Or. 33. Seine Mutter wurde. Sie gebar den Homer am Meles, und
heifst Asteria nach Tzetzes zu Lykophr. 53, da sie sogleich nach der Geburt starb, so
Asterodia ebd. zu 939. iS'c/toZ. J/. 2, 520; sie ist zog Maion den Homer wie seinen Sohn auf,
die Tochter des Deioneus (s. oben s. v. Asterodia Aristoteles b. Plat. Vit. Hom. c. 3. — Ein
und Deion), offenbar dieselbe, welche bei Apd. Bild, die Liebe der Nymphe Krithe'is und des
1, 9, 4 Asteropeia genannt und als T. des Meles darstellend, bei PhiJostr. 2, 8. Welcker,
Phokerkönigs De'ion und der Diomede, T. des Ep. Cykl. 1, 147 ff. Lobeck, Agl. 1, 322 f.
Xuthos, bezeichnet wird. Bei schol. B. 2, 520 Preller, Gr. Myth. 2, 494. Gerhard 2 § 641, 4. —
heifst sein Vater Tyrannos. Sein Zwillings- 50 [Nach Pseudo-Herodot. vit. Hom. Iff. zeugte
bruder war Panopeus (s. d.) {Paus. 2, 29, 4. Melanopos (vgl. Hellanikos, Damastes und
Schol. Für. Or. 33), mit dem er sich schon im Pherekydes bei Proclus vit. Hom. p. 25 Westcr-
Mutterleibe gestritten haben soll {Tzetzes zu mann), der von Magnesia nach Kyme ausge-
Lykophr. 939). Bei schol. II. 2, 520 wird Dau- wandert war — Melampus nennt ihn Pott in
Heus ein Sohn des Tyrannos und der Chrestone Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 9 (1860)
genannt. Danach w'äre derselbe ein Halb- 182 — mit einer Tochter des Omyres die
bruder des Krisos. Gemahlin des Krisos war Kritheis; sterbend empfiehlt er dieselbe dem
Antiphateia, die Tochter des Naubolos {Schol. Argiver Kleanax. Da aber Kritheis von einem
Für. Or. 33), beider Sohn Strophios, der Vater (nicht näher bezeichneten) Manne schwanger
des Pylades {Paus. 2, 29, 4. Schol. Für. Or. 33). co wird, übergiebt sie Kleanax seinem Freunde,
Krisos erbaute die an dem Südabhange des dem Boioter Ismenias, um sie nach dem eben
Parnassos über einer fruchtbaren Ebene ge- von Kymaiern gegründeten Smyrna mitzu-
legene phokische Stadt Kvisa {Schol. Für. Or. nehmen. Hier gebiert Kritheis bei der Feier
33), welche von ihm den Namen hat {Steph. B. eines Festes am Ufer des Flusses Meles den
s. V. Schol. II. 2, 520). Die Bemerkung des Homex-os und nennt ihn daher Melesigenes.
schol. Für. Or. 33, dafs er Kirrha gründete, Bald darauf verläfst sie den Ismenias und er-
welches früher Krisa geheifsen habe, beruht nährt sich und ihren Sohn durch ihrer Hände
auf einer öfter vorkommenden Verwechselung, Arbeit. Der Smyrnaier Phemios (vgl. Phit.
1449 Kritheus Krommyo(n) 1450
de viia et poesi Honieri 1, 2) nimmt sie als Reden schrieben, Paus. 1, :-s8, 2. Beiher, Änecd.
Arbeiterin in sein Haus auf, heiratet sie später Lex. Bliet. p. 273. HarpoJcr. v. KoiQavidai.
und adoptiert ihren Sohn. — Eine Münze von ,'^uid. KvqaviSai. Eine Tochter des Krokon
Kynie mit der Legende "Of.irjQog. Kv^cciav Meganeira [statt ilfErorvfipas wird mit iZerc/ier
stellt Kritheis mit Chiton und Himation be- METaviigag zu lesen sein. Höfer] war mit
kleidet dar; das letztere hebt sie mit der R., Arkas vermählt. Apollod. 3, 9, 1. Bofsler,
in der L. hält sie ein Scepter; ImJwof-Bl inner, De gent. et fam. Att. sac. p. 44. IlüUer, Eleu-
Mon. grec. p. 273 nr. 224a; eine ähnliche dnien § 7 {Ersch u. Gruber 1, 33 p. 273).
MünzemitgleicherDarstellungundderümschrift Gerhard, Gr. M. 1 § 432, 2. Vofs zu Som.
Kgrid-fig bei Miomiet, Suppl. 6, 15, 199. ItnJioof lO H. in Cer. 153. 474. [Vgl. besonders über
a. a. 0. Head, Hist. num. 479. Höfer.] [Stoll.] Krokon und die Krokoniden Toepffer a. a. 0.
Krithens {koi^ivq), Sohn des Aiolos, ^onst 101 ff. 139 Anm. 1, der nachzuweisen sucht,
Kretheus (s. d.) genannt ScTiol. Hom. IJ. 2, 591; dafs Krokon nur in Eleusis als Sohn des Trip-
auch Schöl. Hom. II. 10, 2 findet sich die tolemos galt, anderswo nicht; aufser zu dem
Lesart KQi&ivg; ähnlich kommt KQL&r/i'g (s. d.) Demeterkult hatten die Krokoniden auch nahe
neben Äorj&rJ'g (s. d.), vor, und auf einer In- Berührungspunkte zum Kultus des Dionysos
schritt (7. 1. G^. 1, 1120 findet sich der Personen- und der Hestia, Toepffer a.a.O. 105 f. 107 f.
name Kgri&^vg neben KgiO-^vg. [Höfer.] Höfer.] [Stoll.]
Krithon {Kgi&ayv), Vater des Ithagenes, Krokos (Kgo-Aog), ein Jüngling, der wegen
Grofsvater des Melanopos (s Kritheis); Pseiido- 20 seiner unglücklichen Liebe zur Smilax in eine
Herod. vita Hom. 1. [Höfei.] Safranstaude verwandelt wurde; Smilax wurde
Kritobulc (XptTojSorATj), Mutter des Thrakers die gleichnamige Pflanze, Ov. Met. 4, 283.
Pangaios von Ares, Plut. de fluv. 3, 2. [Stoll.] Serv. Verg. Ge. 4, 182. Nonn. Bion. 12, 86.
Kritolaos {Kgirölaog), Sohn des Hiketaon, Galen t. 13 p. 608. [Crvcus auricomans, Auson.
Gemahl der Aristomache, einer Tochter des Cupid. cruc. 11 p. 110 Peiper. Plin. n. h. 16,
Priamos, StesicJwros in den Nöaxoi bei Paus. 154. Dierhach, Flora Mytliologica 130f. ; vgl.
10, 26, 1 = /^r. 33 J5er^A- 3^ p. 219. [Höfer.] 201. Höfer.] [Stoll.]
Kritomedeia {Kgiro^riSsicc) , Tochter des Kronimyou, -0? {KQoybiivuiv, -cö?). Auf der
Danaos, vermählt mit Antipaphos, Hyg. f. 170. Durisschale (ßrit. Mus. 824 abgeb. Gerhard,
[Stell.] 30 Aitserl, Vaseni. 3 Taf. 234 = Baumeister, DenJcm.
Kroismos (KgoiG^og), ein Troer, von Meges nr. 1873 p. 1789) erkennt P. J. Meyer, Duris-
erlegt, //. 15, 523. [fzetz. arg. et alleg. 11. 9, schalen, Arch. Ztg. 41 (1883), 19 Anm. 41 in
41 in Anecd. Matranga 1, 86. Höfer.] [Stoll.] der ältlichen Frau, die mit lebhafter Bewegung
Krokale {Kgov-älri), Tochter des Flusses der Hände und dem Ausdruck des Schreckens
Ismenos, Nymphe und Dienerin der Artemis, die von Theseus bereits mit dem Speere dnrch-
Oc. 3Iet. 3, 169; [s. Pütt in Kuhns Zeitschr. f. bohrte und von dem Helden mit dem Schwerte
vcrgl.Sjjrachforsch. 6{18öl),4:ll. Höfer.] [Stoll.] angegrifi"ene krommyonische Sau zu schützen
Krokalos s. Krotalos. sucht, die Vertreterin von Krommyon; ähnlich
Krokeates (Kgo-rieärag), Beiname des Zeus hatte schon Gerhard a. a. 0., (vgl. Peinofka,
von dem bei Gytheion in Lakonien gelegenen 40 Arch. Zeitg. 15, 87. Baumeister a. a. 0. p. 1787)
Flecken Krokeai, wo eine steinerne Statue des sie als Ortsnymphe von Krommyon bezeichnet
Gottes stand. Paus. 3, 21, 4. [Höfer.] und sie Phaia genannt, indem er meinte, dafs
Krokodike {KQoy.odUri) , eine thrakische von dem Wildschwein — denn ^atd {^ata
Jungfrau, in Zauber und Beschwörung erfahren Steph. Byz. s. v. Fr]) Plut. Thes. 9. Steph.
wie Medeia und Agamede, Arrian bei Eustatli. Byz. s. v. Kgsfifivav war der eigentliche Name
Dionys. Per. 322. Eustath. Hom. p. 881, 60. der krommyonischen Sau — der Name Phaia
1493, 48. 1657, 53. [Stoll.] auch auf die Ortsnymphe übergegangen sei.
Krokon {KQÖv.uiv), ein alter König im Ge- Gegen diese Auffassung erhebt M. Lehnerdt,
biet von Eleusis, der an der Grenze des athe- Arch. Ztg. 43 (1885), 116 f. lebhaften Wider-
nischen Gebietes seinen Sitz an der Stelle 50 sprach; er sagt: „Man hat diese Frau Phaia
hatte, welche noch zu Pausemias' Zeit Kqö- genannt und in ihr die Nymphe der Gegend
xravog ßaatXbiu hiefs. Er hatte zum Weibe um Krommyon gesehen, welche ihr Tier vor
Saisara, die Tochter des Keleos, war Sohn dem Helden zu schützen suche. Das erstere
des Triptolemos und hatte den Koiron zum ganz ohne Grund .... Die ungewöhnliche
unehelichen Bruder. Diese Brüder waren die Darstellung einer Nymphe als einer alten Frau
Ahnherren der athenischen, mit dem eleusi- könnte mit dem Namen des Tieres ^atd „die
nischen Demeterkult in Beziehung stehenden Graue'- [darauf hatte schon Panofka a. a. 0.
Priestergeschlechter KgoKcaviöat und Kolqco- aufmerksam gemacht] zusammenhängen, ob-
vidai, von denen die Krokoniden in gröfserer wohl es wahrscheinlicher ist, dafs wir hier eine
Ehre standen. Der Name Krokon ist her- 60 Lücke in unserer Überlieferung anzunehmen
genommen vom Umbinden priesterlicher Wolle. haben." Diese Lücke ist glücklicherweise
[Ot iivazai KQÖy.jj ■Aatadovvzav xriv d£'e,iav i^iga jetzt ausgefüllt durch die von B. Wagner her-
■Acci zov aQiaz8Quv nöda , xat rovzo Isybzai ausgegebene Epit. Vat. Ajiollod. 1, 1 p. 54:
v.Qov.ovv; BeMer, an. 1, 273. Photius s. v. tqcxtjv s-uzslvsv (Theseus) sv KQOfLfj-vmvi avv
v.QOY.ovv\ vgl. Toepffer, Att. Geneul. 103. 25. zrtv y.aXovfisvrjv ^ulccv vtco {dno Wagner,
Höfer.] Beide Geschlechter hatten über irgend Comm. Bihh. p. 144) xrig &Q8ipci6rjg ygaog
eine priesterliche Funktion einen Rechtsstreit, ccvzriv. Also die Amme der krommyonischen
iiiv vf eichen Lykurg {oder Philinos) und Dinarch Sau haben wir auf obiger Darstellung sowie
1451 Krommyo(n) Kronos (bei Homer) 1452
auf den folgenden zu erblicken: 1) rotfigurige weis auf diesen Bericht äea Plutarch, gewisser-
Trinkscliale im Museo civico zu Verona, abg. mafsen eine Vereinigung der tierischen und
Arch. Ztg. 43 Taf 7, Ib [hier ist die Sau noch menschlichen Natur, finden; aber mit Recht
unverletzt; die Amme streckt die Rechte zur hat Lehnerdt a. a. 0. 117 Anm. 24 darauf
Abwehr vor, während sie sich mit der Linken hingewiesen, dafs diese Annahme schon des-
auf einen langen Stab stützt; ihr Nacken ist halb unstatthaft ist, weil wir es bei Plutarch
gebeugt] ; — 2) rotfigurige attische Vase Brit. nicht mit einem wirklichen Mythos, sondern
Mus. 824* abg. Journ. of hell. stud. 2 (1880) nur mit einer späteren pragmatischen Um-
pl. 10; — 3) ebensolche Brit. Mus. 825. Cat. deutuug zu thun haben. Vgl. Kromos. [Höfer.]
Dur. 348; vgl. Conze, Nuove Memoire deW lo Kromna (Ä'pwfti'o;), 1) Auf Münzen der Stadt
Instit. 418; — 4) Sammhing Canino (1845) 75; Kromna in Paphlagonien erscheint ein weib-
— 5) Brit. Mus. 826. De Witte, Description lieber Kopf, geschmückt mit Mauerkrone, Ohr-
d'une Colledion de Vases Peints et Bronzes gehenke und Halsband, durch die Legende
Antiques provenant des FouiJles de VEtrurie KPQMNA bezeichnet, Catal. of Greek coins. Brit.
nr. 111 p. 65; vgl. 0. Jahn, Arch. Ztg. 23, 23 Mus. Pontus etc. p. 90. 91 pl. 21 nr. 1. 2. 3. 4
Anm. 3. W. Gurlitt, Das Alter der Bildwerhe und als the Tyche of the city gedeutet; da-
und die Bauzeit des sog. Theseion in Athen gegen nennt Head, Hist. num. 433 Kromna
42 ff. 52 f. und die dort angeführte Litteratur. eine Amazone und Gründerin der obigen
Lehnerdt, Arch. Ztg. ^iA'^^ ^''^'^.'i'^- M.Mayer, Stadt; s. auch Eckhel, Doctr. num. 3, 368.
ebd. 125). — 6) Brit. Mus., A Guide to the first 20 Imhoof-Blumer , Mon. grecques p. 230 nr. 12. —
vase room (1879) p. 22 nr. 125 und als solche 2) Kgö^ivr], eine der melischen (Hesiod. Theog.
mufste sie natürlich als ältliche Frau gezeichnet 187) Nymphen, Tzetz. Theog. 102 in Anecd.
werden.*) Richtig ist daher auch offenbar trotz Matranga 2, 580. [Höfer.]
Jahns Widerspruch Arch. Ztg. 23, 19 die von Kromnos (KQäfivog), Sohn des Lykaon,
PanofJca gegebene Deutung der in Nocera ausge - Heros Eponymos der arkadischen Stadt Kromna,
grabenen, von Minervini, Bull. arch. Nap. 5 die auch Kromnos oder Kromnai hiefs. Steph.
Taf 5, 2 publiciertenLekythos mit roten Figuren, Byz. s. v. Kgcoiiva p. 388. Bei Paus. 8, 3,4
aufdem eine Frau einemherbeieilenden Schweine heifst er Kromos (Kgäfiog). [Höfer.]
aus einer Schale Futter streut: es ist, wenn Kromos 1) s. Kromnos. — 2) Kgöfiog, Sohn
auch nicht die Ortsnymphe von Krommyon, 30 des Poseidon, von welchem der korinthische
wie Panofka wollte — Phaia, die Amme der Ort Kromyon den Namen hatte, Paus. 2, 1, 3.
krommyouischen Sau. — Der Kampf des [Stoll.]
Theseus mit letzterer war auch dargestellt auf Kronicles, Kronion, -ios, s. Kronos
den Metopen des sog. Theseions; die leider Sp. 1461 ff.
nur verstümmelt erhaltene Reliefdarstellung Kronios {Kgöviog), 1) Sohn des Zeus und
(abg. Stuart, Ant. of Athens 3, 1 pl. 13, 4. der rhodischen Nymphe Himalia, Bruder des
Müller- Wiesel er, D. d. a. K. 1, 20. 108. Bau- Spartaios und Kvtos, Diod. 5, 55. Himalia
meister a. a. 0. nr. 1866 p. 1781; vgl. p. 1791. die Müllerin, Göttin des Erdesegens, Spartaios
Gurlitt a. a. 0. 34. 53 und Anm. 1) zeigt das der Säer, Kronios der Reifer, Kytos der Bäcker
Ungetüm sich gegendenHeldenauftäumend und 40 oder der Speicherer, Heffter, Götterdienste auf
seine Vorderfüfse auf dessen Hüfte setzend; Rhodos 3, 25 ff. Preller, Gr. Myth. 1,498. —
weiteres ist nicht zu erkennen. Die Sau selbstwar 2) Freier der Hippodameia, von Oinomaos ge-
von Echidna, die ia als Mutter vieler mythischer tötet. Paus. 6, 21, 7. Schol. Pind. Ol. 1, 127.
Tiere (Bd. 1 Sp. 1212 Z. 46 ff.) gilt, und Typhon [— 3) = KgovCSri? (Zeus) Pindar. Nem. 6, 61
gezeugt, Apollod. a. a. 0.; nach Strdbo 8, 380 (105). Höfer.] [Stoll.]
(daraus z. T. Steph. Byz. s. v. KQSfi^ivcov) war Kronos (Kgövog).'^)
sie die Mutter des kalydonischen Ebers, nach j, u^j^^j.^ Titanomachie. Hesiod. Inseln
Favonnus \f\Steph Byz. a. a. 0. aufserdem ^^^ Seligen. Goldenes Zeitalter.
auch noch Mutter des eryuianthischen Ebers. 1 t j t7 • i -p j. tt j- tt -i
tp« 4- „ uAr. -1,^ ;„i„ ir x,^ ri e 1. „in der Jhas heilst Hypnos die Here ihm
Erst nachdem ihr viele Menschen zum Opfer ,50 1 .. i, • 1 ox -z j • -a j
r.f u^ „ ^ /T^-^i Q- A KfW 1 • schworen bei dem Styx, mit der einen Hand
geiallen waren {Diocl. btc. 4, 59), wurde sie von ^ '
Theseus erlegt, s. aufser den bereits angeführten *) Inhaltsübersicht. „ . , ^ . , „ ,.^
-,, , 1 Vi o t .. -I-.T T T I- Homer. Titan omachie. Hesiod. Inseln der Seligen.
Stellen noch Eur. Suppl. 316. PlatO Ladies Goldenes Zeitalter.
26. Plut. Gryll. (brut. rat.) 4. Ov. Met. 7, H- Von Kronos Entsprossene.
435. AuSOn. epist. 14, 40 p. 246 Peiper; bei ™- Tl'^i*"'' Entwickelung in Litteratnr nnd Legende.
Faus. 2, 1, 3 Kqoiivcov . . . svxccv&cc ZQacprjVat IV. Kronos als umoris ei frifforis deus; als Planet, mit
cpaai v.al räv X^yoiisvav ©rjascog v.xl. schreibt Geburtsgöttin.
Panofha a. a. 0. XQUCp^ivai ^aiccv avv, ahn- ^- ^/^«vV ^vfTu""^ Legenden, Höhlenschlaf und
,. , ' 1 • ,-( T 7 ^ ,. „ -n, , -Orakel. Verhältnis zum Heroenkult.
ach Mase bei hclmoart praef. p. 9. — Plut. vi. Herakles und Kronos.
TlieS. 9 erwähnt die euhemeristische Deutung, 60 ^^I- ^^^ orientalische Kronos. 1. Diverse Gottheiten.
Phaia sei nicht ein Tier, sondern ein raube- vttt or.fjm^a<.J^^'''f<!\-,.4. in/ • d7 ^ d- ,•
, .. 1 . , ' , 1 •/. 1 Vlll. Griechische Kultstatten. 1. Olijmpia-Rhodos-Bootien.
riSCheS, mörderisches und aUSSChweitendeS 2. Kyrene. 3. Athen (Exkurs: Meilichos). 4. Der
Weib in Krommyon gewesen und habe daher delphische stein.
den Namen Zvg erhalten; daher wollte C. IX. Herkunft des Kronos. 1.^%.™««.*. i. Der phry-
„ . j. j' 1 n 1 /-\ ■ ijische Kronos. 3. Pelasgischer Kronos"
bmtth, Journ. of hell. stud. a. a. O. 62 m X. Erklärung des Mythus. 1. Das Verschlingen der
der Nebeneiuanderstellung von Weib und Tier Kinder. 2. Verstümmelung des Uranos. Trennung con
auf den oben angeführten Vasen einen Hin- ^i. ETymo^ogie^' ^" ^'"'^"'
*) Vgl. auch Bethe, Arch. Am. 1893 S.S. [Koscher.] Xll. Bildwerke.
1453 Kronos (Dias, Titanomachie) Kronos (bei Hesiod) 1454
die Erde mit der anderen das Meer umfassend, dem Buche über Gig. n. Tit. gegebenen Nach-
damit ihnen Zeugen seien alle die Götter weise kurz verwiesen werden,
unten, die um den Kronos sind; und sie Wenn irgendwo die Volkssage gegen die
schwur bei allen den untertartarischen Götteru, Kunstdichtung angerufen werden mufs, so ist
welche Titanen genannt werden (14, 271 — 274. es hier. Das Volk hat zwischen Riesen und
278). Zeus aber sagt zu Poseidon, er habe Titanen eigentlich nie unterschieden. [Wie
für sich wohl gethan, dafs er sich ins Meer die bei Homer überwiegende Auffassung der
zurückgezogen vor seinem Zorn und seinen Titanen als Vorfahren der Olympier zu ver-
Armen; denn des Kampfs mit ihm {adxr]q) stehen sei, und was es mit dem Eid bei ihnen
seien auch andere inne geworden, welche die lo und der Styx für eine Bewandtnis habe, darüber
unterirdischen Götter seien (svbqtsqoi), die um glaubt Verf. jetzt einige zur Ergänzung des
Kronos (15, 221 — 228). Dem Ares, der ihm Früheren unentbehrliche Aufschlüsse gewonnen
Vorwürfe macht, antwortet er, wäre er nicht zu haben: s. Kap. IX, 1 und § 28, 28a.]
sein eigner Sohn, so würde er längst tiefer Schon Hesiod, der zum Teil über viel
, drunten sein als die Uranionen (5, 896 — 898). ältere Traditionen verfügt, aber ohne seinen
Uranionen, obgleich der Ausdruck sonst die Stoff immer zu bemeistern und geistig zu
himmlischen Götter bedeutet, sind hier .... durchdringen, beging die sinnwidrige Ver-
die Titanen, Kronos und die nm ihn, genannt, Schiebung der Parteien (wohl durch die Homer-
ais Söhne des üranos, üraniden, wie auch ein stelle A 401 verleitet), dafs er die wüsten Gewal-
Scholiast bemerkt (15, 225), und wie die Theo- 20 ten der Hekatoncheiren und Kyklopen nicht
fionie sie sowohl als die anderen Kinder von gegen, sondern für den Olymp kämpfen liefs
Uranos und Gaia . . nennt (644. 502). Der Here und zwar gegen so harmlose Titanen wie
sagt Zeus, nach ihrem Zorn frage er nicht, Okeanos, Tethys, Rhea, Koios, Kreios, Mne-
auch uicht wenn sie zu den letzten Grenzen mosyne, Themis: eine Verschiebung, welche
der Erde und des Pontos gehe (nämlich wenn erst in späteren Epochen auf Grund besserer
sie dort sich Hülfsgenossen suchen wollte), Überlieferung oder gesünderen Menschenver-
wo lapetos zumal und Kronos sitzen und weder standes wieder ausgeglichen wurde. Nicht
im Sonnenlichte noch in Lüften sich ergötzen, blofs die Hundertarme, denen die kyklische
umher aber der tiefe Tartaros ist [sie in Titanomachie zuerst wieder den richtigen Platz
seine tiefen Wände wie in einen Kerker ein- 30 anwies, sondern auch die Kyklopen (s. d.) sind
schliefst" (8, 477 — 481 nach Welcher, Götter!. Titanen, wie aus solchen Überlieferungen her-
1, 262)]. vorleuchtet, die sich von dem Odysseemärchen
Das ist alles was wir erfahren. Es genügt mit ihren gutmütigen Menschenfressern un-
gerade in eine mäfsig ausgebildete Titanen- abhängig erhielten und die Sturmdämonen
fabel hineinzublicken, wo heftig gekämpft und des Donners und Blitzes rein erkennen lassen
der unterliegende Teil in unabsehbare Tiefen (Gig. 104. 113 — 120). Die Titanen, _ welche auf
an den Grenzen der Welt verbannt wurde. Euboia wohnten, nach anderer Überlieferung
Bei dieser Gelegenheit wird es doch wohl ge- Kyklopen geheifsen, sind keine anderen als
wesen sein, wo dem Riesen Briareos-Aigaion jene Riesen, die von jener Insel nach der
jene Fesseln angelegt wurden, die ihm A 401 40 Argolis kamen, die gewaltigen Mauern zu
Thetis zu einem speziellen Zwecke vorüber- türmen {ib. 125 ff.). Auch dafs die Riesen
gehend löst; man müfste denn in nccrgog 8' unter feuerspeienden Bergen oder unter dem
ov T^sv dfiBi'vcov eine Andeutung sehen, dafs Meeresgrunde gefesselt liegen, unfähig sich
der Vater Uranos ihn in die Tiefe gestofsen, wiederum zu empören, war eine Vorstellung,
wie bei Hesiod. Es ist das wahrscheinlich ein deren Alter wir nicht nach den sehr dispa-
wertvoller Rest der Titanomachie und giebt raten litterarischen Quellen bemessen dürfen
uns über manches was Homer verschweigt zu {Gig. 207 ff.).
denken: zugleich ein Wink, wie die Wesen Aufser den phantastischen Vorstellungen
wohl ausgesehen haben mögen, die kurz als von Meeres- und Gewitterriesen, die sich
Genossen des Kronos erwähnt werden. Das 50 manchmal vermischen {Gig. u. Tit. 1261; vgl.
mufsten in den Augen des aufhorchenden Volkes Kuhnert, Gott. gel. Anz. 1888 p. 414), giebt es
schlechte Götter sein, deren Gegner auch nur noch eine dritte Art Titanen, diejenigen, an
gleichen Kalibers waren wie sie selbst: un- welchen der Namen am unbedingtesten und
geheure Gewalten, Riesen der Vorzeit sind es, festesten gehaftet hat; das sind die Sonnen-
mit denen in den Sagen anderer Völker die und Gestirngötter. Dieser Teil der Titanen-
herrschenden Götter einst gerungen und die mythologie war am leichtesten zu durch-
sie bezwungen. So ungefähr müssen auch die schauen und ist A. Mommsen Delpli. 36 nicht
griechischen Fabeln gelautet haben, deren entgangen.*) Aus diesem Element hat Hesiod
disiecta membra uns überall entgegentreten; einen grofsen Teil seiner Titanenfamilien ent-
iu der thessalischen Bergtürmung durch die 60 lehnt; doch liegen auch der ersten Gruppe
Aloaden, in den vielarmigen Riesen von Ky- alte Naturgötter zu Grunde {Gig. 107 — 114.
zikos und Besbikos, die etwas vermenschlicht 120. 138).
in der Odyssee als Lästrygonen wiederauf- In der kyklischen Titanomachie des
tauchen {Gig.u. Tit.l2Q), in den x^'QoyccaroQsg £^?widos oder J.rÄ;^mos war von dem elementaren
oder Kyklopen Lykiens und der Argolis (^■&. 125) Charakter solcher Kämpfe nichts mehr zu
"^^,. .^""^f^^,. Einzelsagen, deren Elemente ,^ ^afs seine Folgerungen irrig sind, orgiebt sich
SChheisllch die Glgantomachie zusammenzu- hoffentlich aus m. Buche 'Giganten und Titanen. Vgl.
fassen strebte. Es kann hier nur auf die in übrigens unten Sp. 1528.
1455
Kronos (bei Hesiod)
Kronos (b. d. OrpHkern u. Pindar) 1456
spüren: nur dafs Briareos an seiner richtigen
Stelle, d. h. gegen die Götter, stand. Sonst
bewegte sie sich, den Rüstungen nach zu ur-
teilen, ganz in den üblich gewordenen Formen
der Heroenkämpie. Dem entspricht es, dafs
bei Äischylos der Titanenkampf nicht mehr
in dem Aufeinanderplatzen vor weltlicher Kräfte,
dem Ringen der Stärksten gegen noch Stärkere,
begründet ist {Homer und Hesiod geben über-
haupt nicht an, wie der Kampf entstand), lo
sondern in einem politischen Zwist, einer
aräcig, worin ein Teil der Götter weit sich
gegen die Herrschaft des Kronos auflehnt und
den Zeus auf den Schild erhebt. Wie sich
damit der Giganteukampf und die Teilnahme
des Herakles verband, Momente, die der mit
jenem Epos gutbekannte Euripides und lauge
zuvor die Bildwerke bezeugen, ist eine noch
unerledigte Frage.
Soviel über die Titanomachie , die über 20
Natur und Person des Kronos selber so gut
wie gar nichts lehrt; ^isyccg und äy-Kvloiirixriq
sind seine einzigen homerischen Beiworte.
2. In dessen Mythen führt uns Hesiod und
damit in eine ganz fremdartige Welt. Kronos,
der jüngste unter seinen Geschwistern und
wie es scheint mehr an die Mutter attachiert,
hafst seinen Vater ürauos, der seine ältesten
Kinder, die Riesen, in den Schofs der Mutter
Gaia zurückstiefs , aus Furcht, sie möchten 30
stärker werden als er selbst. Von Gaia er-
mutigt, die zu diesem Zwecke eine grofse
Sichel geschaffen, lauert Kronos — die anderen
Titanen beben vor dem Frevel zurück — dem
Vater auf, und als dieser sich nächtlicher
Weile wieder der Ehegattin nähern will,
schneidet er ihm die Zeugungsteile ab und
wirft sie hinterrücks ins Meer. Dafs die nun-
mehr zu erwartende Befreiung der Riesen
unterbleibt, ist eine der vielen Schiefheiten 40
des Gedichtes, auf dessen kritische Analyse
an dieser Stelle nicht eingegangen werden
kann. „Kronos hinwiederum" (ich benutze auch
hier Welclcers vortreffliche Paraphrasen) „hat
von Gaia und dem sternigen Himmel erfahren,
dafs ihm bestimmt sei, von einem Sohn unter-
drückt zu werden: darum verschlingt er die
Söhne, so wie einer geboren wird, damit kein
anderer der edlen Uranionen die königliche
Würde unter den Unsterblichen habe. Rhea 50
berät sich mit ihren Eltern, der Erde uod
dem sternigen Himmel, wie sie den jüngsten
Sohn vor ihrem Gatten Kronos retten und die
Rache der verschlungenen Kinder an ihrem
Vater nehmen möchte. Die Eltern sandten
sie, als sie den Zeus gebären sollte, nach
Lyktos, einer fetten Ortschaft Kretas, wo sie
den Zeus gebiert und in einer hohen Grotte
des waldigen Aigaion verbirgt. Dem Kronos
aber übergiebt sie zum Verschlingen einen in eo
Windeln gewickelten Stein, den dieser ahnungs-
los in seinen Bauch niederläfst. Rasch wuchsen
Kraft und Glieder des Zeus, Kronos aber, nach
der Gaia sinnreichen Eingebungen überlistet,
gab seine Erzeugten wieder zurück, besiegt
durch Künste und Gewalt des Sohnes. Zuerst
spie er aus den Stein, den zuletzt verschlunge-
nen, welchen Zeus auf der weiten Erde im
göttlichen Pytho befestigte, unter des Par-
nasses Gründen, ein Zeichen zu sein hinfür^f
ein Wunder den sterblichen Menschen (459-
509)." — Si)äter führt das Gedicht den. mar
weifs nicht wie, entstandenen Kampf des Krouoal
und der Seinigen mit den Olympiern vorJ
der damit endet, dafs jene in den unendlicl
tiefen Tartaros gesperrt, gefesselt und von dei
Hekatoncheiren bewacht werden. Hesiod isl
unsere einzige Quelle für die sehr eigenl
tümliche Krouos-Mythologie, und Apollodorl
Bibliotlielc in ihren Eingangskapiteln giebf
davon, wie von der ganzen Theogonie, nni
eine Überarbeitung, die in Gig. u. Tit. 229 ff|
näher geprüft ist. (Die Beziehung auf die
Or^ihiker ist aufzugeben).
3. Seitdem, bis ins 3. Jahrhundert hinein, hör^
man wenig von Kronos und der TitanenweltJ
zumal die Gigantomachie der Phantasie des"
Volkes und der Künstler eine dankbarere Form
der Götterkämpfe darbot. Nur die inzwischen
aufgekommenen orphischen Sekten, deren
Litteratur eine mehr parallele Strömung zu Ht-
siods Theogonie als eine Fortsetzung derselben
darstellen, erinnerten sich des alten Götterherr-
schers und brachten ihn wieder zu Ehren.
Er wurde als der ewig junge, nie ergrauende
{Fr. 43, dies wohl erst später aus Widerspruch
gegen den volkstümlichen senilen Kronos)
Herrscher jener Gefilde angenommen, wohin
nach der Lehre dieser Kreise das fromme
Menschenkind nach dem Tode wandert, um
mit den dort fortlebenden Heroen, wie Hesiod
Erga 165 ff. (169 ist Interpolation), oder den
Resten des goldenen Zeitalters, wie andere
sagten {Komiker, Horaz Epod. 16, 63; vgl.
Varro B. E. 3, 1, 5), vereint zu werden: oaoi
ö' szöl^iaaccv igtgig \ tv.axsQcoQ'i, jjbSLvccvtsg ano
Ttcc^nav ci8iv.(ov ixuv \ ipv%üv , ttsLlav diog
bdov TtciQCC KqÖvov tvQOiV i'v&K iiaiiciQcov I
väaov d-KSccvLÖBg \ avQai nSQiTtvsoLOLV %tl. oq-
fiOLOi zcSv x^Q'^S avajiXsyiovti Kai KecpaXdg \
ßovXaig iv OQ&oii^ai 'Pada^idv&vog' ov ncczrjQ
2%SL KQOvog irot^ov avxä TtaQsSgov \ TToaig 6
Ttävtcov 'Pe'ag VTtsQxazov sxoCoccg 9q6vov. \
ürjXsvg xs nal Kddfiog iv xotoiv dXsyovxaf \
'A%tXXici x' svsiy.' insl Zijvog rjzoQ \ Xizatg ensias
(i^zTjQ. So Find. Ol. 2,124; vgl. Böckh, Expl.
p. 130. Zeus hiefs es, hatte den Titanen, Kronos
voran, ihrer Ketten gelöst, wie dies Pindar
P. 4, 291 ausspricht und Aeschyl. fr. 190 N.^
im gelösten Prometheus, wo der Chor der
Titanen auftritt, voraussetzt. So wollte es
das geläuterte, dem Volksglauben abholde
religiöse Bedürfnis jener Kreise; wenn ihre
Seele Frieden finden wollte in und mit der
Gottheit, mufste zuerst aus deren eigenen
Regionen jeder Zwist verbannt sein, vor
allem das anstöfsige Mifsverhältnis zwi-
schen Vater und Sohn. Hätte diese Lehre
in weiteren Kreisen Geltung gewonnen, so
würde es dem Sokrates bei Piaton nicht mög-
lich sein mit dem hesiodisch - homerischen
Familienzwist zu polemischen Zwecken zu ope-
rieren. Wären sie andererseits ein wirklicher
Bestandteil der Mysterien und nicht blofs ein
litterarisches Produkt gewesen, so hätten nicht
die Komödiendichter sich der Sache be-
1457 Kronos (b. d. Komikern) Kronos (König d. gold. Zeit) 1458
mächtigen können, um das Leben des goldenen selber niclit entging, als aus solchen scheinbar
Geschlechts oder Zeitalters (welches im 6. Jahrh. unbedeutenden Umständen, wie z.B. dafs Kronos
wohl mehr nach dem Epos noch ganz ernst niemals in seiner Götterherrschaft geschildert
genommen wurde, s. unt. § 6) ins Schlaraffeii- wird, was man ja auch im alten Epos ver-
mäfsige, den Charakter des uralten Krouos in mifst, sondern wie eine Art irdischer König,
den eines altmodischen apathischen Jammer- Die Bezeichnung ßaaiXsvg, die, wenn sie Zeus
greises zu verzerren. — 4. Allerdings trug dazu einmal erhält, einen ganz anderen Klang hat,
das Fest der Kronien nicht wenig bei, ein je scheint bei Kronos stereotyp zu sein. Ich be-
länger je mehr mit Fastnachtsfreuden aus- ginne mit späten Stellen, die nur als Nachhall
gestattetes Fest, von welchem wir erst seit lo Bedeutung haben. Michael. Glyc. Annal. 2,
diesen Zeiten hören, und dessen Ursprung noch 129 C p. 243 ed. Bonn, der Script. Byz. Kgövog
genauer betrachtet sein will. Homer und — TtQatog kutsösl^s to ßaailsvsiv; ebenso
Hesiod waren damit aber nicht beseitigt, und Anonym, in Script. Byz. loh. Mulal. p. 17.
beiderlei Vorstellungen, die vom gestürzten Julian Conviv. Sil B slra yavofihrjg ciooTtrjg b
Weltherrscher im Tartaros und die von dem ßccodsvg Kgövog — Q'av^ü^siv tcpr} %rX. ib.SllD
glücklichen Leben unter Kronos, welches fast m ßaodsv Kgcvs -hkI Zsv TtüzEQ. Sihyll. 3,
sprichwörtlich wurde, gingen unvermittelt HO xat ßocoilsvcs KQÖvog ml. Dion. Hai.
neben einander her; ein Gegensatz, den sich 1, 3G satt de tig yial sxsQog Aoyoc, vno räv
der Komiker PhereJirates nicht hat entgehen stzixcoql'wv (iv&oloyovfisvog, äg ngo tr^g Jibg
lassen: MetalJes fr. 1. Dort bricht auf eine 20 oLQxfic 0 Kgvvog iv zfj yf] ravzT] §vvixaTsv6eis
jener Schilderungen die zuhörende Person los: (von Zeus wird dergleichen Erdenresideuz nicht
was machst du mir den Mund wäfsrig, oi'fi' berichtet) xat 6 Xsyöfievog vit' skelvov ßtog
eng anolsig fi BvxuvQa SiccrgLßova' Ett, nagov aitaev 8axl)ilrjg nzX. Nach Charax fr. 16. 17
v.olvußäv ag 's%£z' slg xov Tügzccgov (über die {Müller, Fr. Hist. Gr. III) gründet er als ßccai-
Lesart Kaibel z. Athen. 6, 269a, Meineke, Fr. Isvg Städte, sein Eeich erstreckt sich von
Com.2, 1 p.303). Dazu bemerkt Mmie/ce a. a. 0." Libyen bis an die Säulen von Gades etc.; vgl.
303: insolens — Tartari nomine appellari bea- Diod. 5, 66 xov (isv ovv Kgovov ovzcc ngscßv-
tain illam omnibusque bonis af/luentem jno- xaxov (unter den Geschwistern) ßaaiXäcc ysvi-
rum sedem. Dem gelehrten Kritiker entging, oQ-ki.. Diod. 3, 61 dvvaezyvaai ds cpccat zov
dafs im Kontrast die Seele des Witzes liegt. 30 Kgövov >iciza Zt-nsliav v.al Aißvr,v, s'xi Ss xriv
Auch die gute Darstellung E. Grafs, Ad aureae 'ixuXiav Kai xb gvvöXov iv rotg ngog sansgav
aetatis fabulam symb. 62 ff. {Leipz. Stud.S) läfst xonoig avaz^ßccüQ-oci xr]v ßaadstav. Diese An-
diesen Punkt nicht recht erkennen. v.oXvaßäv, schauuug hat ihre Wurzeln nicht blofs in dem
woran MeineJce gleichfalls Anstofs nimmt, Rationalismus, der z. B. Kronos als König von
bezieht sich einfach darauf, dafs der tiefe Kreta darstellte. Wie alt sie sei, ersieht man
Tartaros an den Rändern der vom Okeanos aus Tertulliun de coron. 7: Saturnum Phtre-
umflossenen Erde liegt, ebenso wie die Inseln cydes ante omnes refert corouatum (vgl. Bild-
der Seligen selbst. — Vorwiegend durch die we»Ä:e 2 a. E.); sie hängt eng mit den Lehren vom
Komiker also erlangte damals Kronos eine goldenen Geschlecht zusammen, Varro de
Popularität, die er im Ernste nie besessen: 40 re rust. 3, 1, 5 nee sine causa Terram eandem
derart, dafs für allerhand Altmodisches, Alt- appellabant matrem et Cerercm [d. i. drj-
väterisches Ä'poj'i-,{6v gesagt wurde*) {Aristoph. ii^zrjg], et qui eam colerent pium et utilem
Plut. 581. Athen. 3, 113a; Alexis fr. 62KocJi; agere vitam crcdebant atque eos solos reliqnos
vgl. ^4 i/;e%. 9, 403 f), und noch in späteren Zeiten esse ex stirpc Sahir ni regis; worauf wir so-
sehr alte Leute wie der Philosoph Diodor den gleich noch zurückkommen. Plato legg. 4, 713
Beinanym Kronos fühi-ten. S. besonders ylm^o/;7i. findet einen Vorzug des goldenen Zeitalters
"B-TF^S;." 929. Wesp. 1480 Plat. Eidhyd. 287 darin, dafs die Könige der damaligen Mensch-
b. Hyperid. fr. 252 = :279 (Blass), dieLexica und heit nicht dieser gleichartig, sondern höheren
Parömiogr. v. Kgovoi und Kgövov nvyrj. Anth. Schlages, Götter gewesen seien. Vgl. Plat.
P. 16, i37. Sehr selten findet man Kronos als 50 Politic.269A zriv ys ßaciXiiav fjv ^p§s Kgövog
wirklichen Gott erwähnt: Aristoph. Vögel noXXwv d-/,riy.6cia£v, vgl. 276A. Nach Pindar,
586 rji' rjycövxai as ^abv, 0£ f ßiov, as Se haben wir gesehen, steigen die Frommen zur
P^v, as Kgovov, 08 IIoaEcömv, wobei die Burg des Kronos hinan. Wann hat man je
Zusammenstellung mit Fr, durch den Kult am von Zeus gehört, dafs dieser in einer xvgaig,
Olyrapicion inspiriert sein könnte, vgl. jedoch einem Turm oder Schlosse wohne; die olym-
ib. 479; oder etwas später bei dem Pytha- pischen Götter wohnen in den Wolken oder
goreer Philolaos, welcher zriv zov rgiyövov den luftigen Scöfiaz' 'OXvfinov. Hier ist das
yioviav xszxccgaiv dvi&rjKE &eoLg, Kgövco -nal Terrain bedeutend niedriger genommen; wie
"AiÖTj y.c(l"Ag£i nai diovvacp (MullacJi, Fr. phil.2 ein irdischer König wohnt Kronos hinter
p. 5). Ygl. avLchFmpedoJcl. Y.ilG 3Iull. 60 Mauern und Zinnen. Dafs dies alles auf
5. Wie wenig ernst man es mit dem Glauben orphische Lehre zurückgeht, auch wenn jener
nahm, dafs Kronos einstmals höchster Gott ge- Pherekydes nicht der Orphiker, sondern der
Wesen sei**i, ist nicht sowohl aus den Frivoli- Logograph sein sollte, ersieht man aus iacto«*.
täten der Komödie zu ersehen, denen auch Zeus Inst. 1, 13, 11. Orph. fr. 24:H Abel: Orpheus
(qui temporibus eins recentior fuit) aperte Sa-
*) Anders bei dem späten Nihet. Euqenian. 2, 365 . • , . i i ■ „
,rr \ ,. ,. ■ , oA ,--, 7/- ' ' "a o' turmim in terra et apud homznes rennasse
{Hercher, hrotic, Script. T) Lonn JiQOviyov y.at suS-v/uov ßiov. w. . w ■/ w^ <- j
**) Die Alexandriner geben sich manchmal diesen Jipoll. Tthod. Arg. 2, 135. Vgl. Oiyant. u. Tit. 103. Mehr
Anschein, aber mehr aus gelehrter Konsequenz : Arat. 16. scherzhaft Lukian deor. concil. 15.
1450 Kronos (König d. gold. Zeit) Kronos (b. Hesiod sQycc 169) 1460
comniemorat : itgcötiatog (ilv civaoasv smx&o- der in vielen Hdschrr. fehlende und schon von
vicov Kqovo? avSQOiv, iy. Sh Kqövov kzI. Der den Alten verworfene Vers 169 der Erga trjlov
Sinn war, dafs die Götter damals auf Erden an' a^avärav roiciv Kgövog ifißaaiXsvsL nicht
lebten und erst mit der Verschlechterung der echt sein kann.*) Für den, -welcher Theogonie
Menschheit sich allmählich wie die Ji'^cog und des und Erga überhaupt für Werke desselben
Hesiod und Ärat oAev die FaAicitia, des Juvenal Dichters hält, bedarf es dieses Nachweises
in den Himmel zurückzogen. Vgl. PaMS. 5,7,4(6). eigentlich kaum. Denn die Anschauung von
Darum werden uns ja auch bei Pindar Peleus jenem seligen Zustande, dem Kronos präsi-
und Kadmos als Prototype der Seligen nam- dieren sollte, lälst sich mit dem furchtbaren
haft gemacht, d. h. also dieselben, in deren lo Titanensturz und der Einkerkerung, worauf
Hause die Götter einkehrten und schmausten, die ganze Theogonie hinstrebt, schlechterdings
während Hesiod in den Erga, bei dem diese nicht vereinigen. Aber auch innerhalb der
Lehre noch nicht ausgebildet, nur die Heroen- Erga selbst würde dadurch ein Widerspruch
weit im allgemeinen, die Helden der beiden geschaffen, den nur diejenigen beseitigen,
gröfsten Kriege, des thebanischen und troischen, welche den in allen Hdschrr. vorhandenen
im Auge hat. V. 111 hinauszuwerfen wagen, was absolut
Es ist übrigens anzunehmen, dafs die frisch nicht angeht. Dort wird gesagt, dafs das
einsetzende religiöse Lehre und Dichtung sich erste, das goldene Geschlecht unter Kronos
nicht an Hesiods künstliches System der fünf lebte, oi /xfv etti Kqövov r,üciv — und den
Geschlechter band, sondern das Heroenzeit- 20 hesiodischen Ausdruck erkennt nicht nur
alter, wo nach einem 'hesiodischen' Helden- Plato Gorg. 523 an (vgl. Hipparch. 229 B.
gedieht {fr. 204 Kinkel. 218 Marhseheffel) PoUtic. 269 A; vgl. 271 C. 276 A), von den
die Götter mit den Menschen verkehrten, Späteren zu geschweigen {ßiod. 5, 66. Dion.
einfach als das goldene schlechtweg be- Hai. 1, 36, s. oben § 5. Philo' s Sanchonia-
trachtete, wo sie ein solches kannte oder thon fr. 2, 23. Fr. G. H. 3 p. 568. Iiilian.
bedurfte. Als dann die Orphiker selber ihre Ep. ad Themist. 259 D), sondern er mufs schon
Systeme aufbauten, erhielt Kronos seinen Platz im sechsten Jahrhundert bekannt gewesen sein,
im silbernen Zeitalter, indem der erste Platz di\, iwioXge dev -aewen aristotelischen Ath. Politeia
für Phanes, das Urprinzip, reserviert wurde. 16, 7 p. 17 Kaihel-Wilam. das Volk sich von
Aber das war erst in späteren Zeiten; vgl. 30 Peisistratos goldne Zeiten versprach und eine
Fr. 244 und ein bei Abel noch nicht vor- Regierung wie unter Kronos; ein Ausdruck,
handenes Fragment: Anecd. gr. et lat. ed. der mit Bezug auf das peisistrateische Zeitalter
B. Scholl et G. Studemund 1886 vol. 2, 38. schon aus Piatons Hipparch 229 B bekannt
Aus der gleichen Sektenlitteratur stammt war**) und seinerseits wiederum von dem
die Meinung, deren Spur wir bereits einmal Verdacht des Anachronismus durch Philodem.
bei Varro begegneten, dafs unter Kronos die de piet. p. 51 G geschützt wird, wonach schon
Menschen Vegetarianer gewesen seien. Dafs die Alkmäonis jene Lehre vertrat oder aus
das Kriegshandwerk damals fehlte, auch der Hesiod wiederholte: xa[i ttjs STt\i Kqovov
Kaufmann noch nicht seine Strafse zog, weil ^«[ijs sv']dciiiJi,ovEaröc]z7ig ovffjrjs, ws f'ypai/)[o;v
es Schiffe und Pahrstrafsen noch nicht gab 40 HcL]o8og v.od 0 rijv ['AXy<.fi]ciiovi!da noirilaag], .
(Tibull 1, 3, 35) und der Ackerbau das einzige Kinkel, ep. fr. p. 313. Es kann nun in einer so
Geschäft der unschuldsvollen Zeit war, in geschlossenen und zum System ausgedachten
welcher womöglich nicht einmal gepflügt ward Partie nicht 60 Verse darauf wieder von einer
und die jugendliche Erde unverwundet ihre Herrschaft des Kronos die Rede sein, ohne dafs
üppigen Gaben spendete: dies waren sehr dieses Wiederauftauchen mit einem Worte be-
einfache Gedanken. {Plut. de nobü. 20. Manm. gründet würde: Wer diesen Vers einschob, setzte
Tgr. or. 27, 5. 36, 2). Die Römer fügen noch eben ein theologisch so einschneidendesMoment
hinzu, dafs Saturn den Ackerbau (Macrob. 1, wie die Befreiung der Titanen voraus. Übrigens
7, 51) oder auch den Weinbau gelehrt; Serv. beginnt die Schilderung des Zustandes i^der
z. Aen. 8, 319. Etwas Besonderes ist es aber, 50 Seligen so deutlich erst mit 170 kccI toI fisv,
wenn hervorgehoben wird, dafs man damals dafs die Vorwegnahme einiger -gichtigen Mo-
auch kein Vieh geschlachtet und sich jeder mente sich nicht aus irgend welcher Ungeschick-
Fleischnahrung streng enthalten habe; wie lichkeit erklären liefse, wohl aber mit anderen
dies bekanntlich Dikaia roh der Peripatetiker Interpolationen (z. B. Theog. 780 — 782; vgl.
im ßiog'EUädog fr. 1 eingehend schildert und oben Sp. 322) im Charakter merkwürdig überein-
Vergil Georg. 2, 536 ff. wiederholt. Dies geht stimmt. — Ich halte mich bei all dem nur an die
direkt zurück auf die Lehre der orphischen La. iiißaailsvBi mit dem von Buttmann am
Sekten, speziell der Pythagoreer, mit denen Schlüsse zugefügten Jota, welches indirekt
hierin auch Empedokles {Mullach 1 p. 13) über- durch die Grabschrift der Regilla {Kaibel,
einstimmt, wenn er sich auch auf Mythologie co epigramm. ex lap. c. 1046, 9) bezeugt wird,
nicht einläfst und sagt (Vers 417), damals habe Wie der neueste Herausgeber, Sittl, das über-
weder Ares noch Kydoimos, weder Zeus noch lieferte Imperfektum rechtfertigen will , ver-
Kronos noch Poseidon, sondern einzig Kypris
geherrscht. So wie die Sache bei Varro klingt, *) ^'«''^- ^''^ ^"''^0 «■ ^«•'"' '*• ■^«■'•' ^f^ioi^er p. ci. xm
liefs sie sich sogar aus dem eleusinischen dies ebenfaUs begründen soll, ist mir nicht zugänglich.
Demeter-Kult herleiten
6. Es mufs hier noc
weshalb, wenigstens unserer Meinung nach, 'A^ijvaioi woneQ inl Kqirou ßaodeuuvto?.
. ravta fiüvov tä ett] (die 3 unter Hippias) tvyarvlg f/f-
6, Es mufs hier noch kurz erörtert werden, ,„<, iv 'A»,]vaii, tov ö' äXXov xQ^^ov iyyö; n i>v
1461 Kronos (Kinder: Zeus etc.)
mag ich niclit zu ergründen; am wenigsten,
wenn nach seiner Interpunktation zoiaiv ein
Relativum sein soll. Dasselbe müfste die Be-
deutung eines Plusquamperfektum annehmen,
und die Erinnerung an früher Gewesenes
würde, nachdem soeben Zeus Kronide genannt
war, unerträglich störend und unmotiviert
sein, mag man roiaiv drei Verse rückwärts
auf die Menschen beziehen, oder auf die
Kronos (Kinder: Cheiron) 1462
Carm. 1, 12, 50 orte Saturno (luppiter); pater
SaUtrnius, Saturnius, Ov. Met. 1, 163. 8, 705;
Saturnia (Inno), ib. 2, 435. 1, 612. 616. 3, 271.
5, 330. 9, 176; bei den Töchtern ist sie über-
haupt selten, z. B. KqÖvov Q'-uyatsQ im orphi-
schen He stia- Hymnus (84, 1).
b. c) Unter den Sagen, die sich an den
liomerisch-hesiodischen Kronos angesetzt haben,
ragt nur eine durch ein, wie es scheint, hohes
näher stehenden d^ävatoi. Man wird bei dieser lo Alter hervor: die Liebe zur Philyra oder viel-
letzteren Erwägung recht inne, wie ungeschickt
das xrjXov dn' ä&avät(ov überhaupt erfunden
ist, nachdem schon vorher in dix' dvQ'QcoTtcov
etwas Ähnliches bereits angedeutet war.
Die hier nach einer Zeichnung*) des röm.
Instituts abgebildete Doppelbüste in römischem
Privatbesitz stellt den Saturn und einen römi-
schen Kaiser dar (man glaubt Carus); vgl.
3Iatz-TJiihn, Änt. Bildw. 1, 1945, von dem
mehr die Erzeugung des Cheiron (s. oben
Bd. 1 Sp. 889 und 2 Sp. 1032); eine Sage,
die schon in mehreren der alten Epen vor-
kam. Solche Verknüpfung des vorweltlichen
Kronos mit Gestalten, die tief in die Heroen-
geschichte hineinreichen, brachte natürlich
chronologische Schwierigkeiten mit sich. Da-
her betont die Akribie der Alexandriner, denen
dergleichen nicht leicht entging, dafs Zeus
denn Mit- oder Nachwelt in ähnlichen Aus- 20 selber damals noch ein Kind war {Apoll. Bh.
drücken gesprochen haben müfste wie einst 2, 1232). Aber die Lebensdauer des Cheiron
von Peisistratos. Dem Saturn liegt ein griechi- konnte sich unmöglich bis zu den Zeiten des
scher Typus
zu Grunde.
Peisistratos
selbst kann
nach Athen.
XII, 533 c
nicht kahl-
köpfig ge-
wesen sein;
vgl. 3Iitt. d.
Athen. Inst.
1892 p. 269.
II. Von
Kronos Ent-
sprossene.
7. a) Kro-
nion undKro-
nide heifst
anfänglich
nur Zeus,
nicht auch
Poseidon,
Pluton, Hera
und Hestia ,
Reihenfolge übrigens bei Homer und Hesiod
ITig. 1) Doppelbüste (nach Original-Zeichnung): Saturn iind ein Kaiser (?);
vermutlich nach dem Vorbild einer Kronos- und Peisistratos-Büste.
Geschwister, deren Alter' und
trojanischen
Krieges er-
strecken.
Dies mufs
schon der alte
Dichter der
Titanoma-
chie einge-
sehen haben.
Er erzählt da-
her, der Ken-
taur konnte
nicht ster-
ben, ob er
gleich wollte,
da er von
einer unheil-
baren Wunde
gequält war.
Wie er
schliefslich
doch zu Tode
kam, haben
Welclcers von
V. Wilamowitz gebilligte Kombinationen ge-
lehrt, im Ep. GyTcl.. Man darf also anneh-
verschieden ist. Erst mit der Zeit finden men, dafs die Vaterschaft des Kronos fest-
jene Patronymika auch auf Poseidon Anwen- 50 stand schon vor diesem Dichter, der sich
düng, aber selten; Kronide nennt ihn Korinna
fr. 1 Berglc. Orph. Argon. 347. Nonn. 6, 350.
41, 12. Anth. 6, 164. 14, 52. Kronios Find.
OL 6, 49 (der Nem. 6, 105 den Zeus so bezeich-
net); Sohn des Kronos z. B. SophoJdes, des
Chronos (sie) eine lokrische Inschrift aus
dem 5. Jahrhundert (s. Etymologie). All-
gemein KqÖvov naidsg Find. P. 3, 86 (152).
Zu dem Titel Kronion hat es freilich keiner
nicht freiwillig in solche Schwierigkeiten be-
geben haben würde. Über den Mythus selbst
bemerkt Buttmann, 3Iythol. 2, 39: „Diese Er-
zählung ist ganz den hundert und hundert
Liebesgeschichten des Zeus und anderer Götter
ähnlich, und da sie durchaus in keiner son-
stigen Verbindung mit dem Mythus und den
Attributen des Kronos steht, so gehört sie
nicht zu seiner, sondern zu des Cheiron My-
der Brüder bringen können, während selbst 60 thologie." Esistangesichts einer gewissen aller
Pluton gelegentlich als Kronide bezeichnet wird,
{Dion. Perieg. 789), oder als Saturnius {Ovid
Met. 5, 420), und das Orakel aus Varro bei
Macroh. 1, 7, 28 sagt 'Alöt) ■aal xä natgi. Die
Lateiner geben diese genealogische Beziehung
in verschiedener Weise wieder, z. B. Hör.
*) Bei der Umzeichnung derselben für Zink hat das
Charakteristische ein wenig gelitten.
neuesten, bes. in England grassierenden Rich-
tung der Mythologie, welche alle Sagen, wo Tiere
vorkommen, nach demselben Schema (des 'Tote-
mismus', s. Kap. X) behandelt, nicht überflüssig,
Buttmanns weitere Worte herzusetzen: „Dafs
der Gott sich bei dieser Gelegenheit in ein
Pferd verwandelt, dient offenbar nur zur my-
thischen Begründung von Cheirons Kentauren-
1463 Kronos (Kinder: Pan, Hephaist) Kronos (Kinder: Koryb., Aphrodite ei c.) 1464
gestalt." Für diese mufs also auf die Ken- lieferungen die Korybanten von Kronos ab-
tauren verwiesen werden. Lykophrons Orakel- stammen, d. h. „entweder von Kr. oder von
spräche, die von dem Kinder verschlingenden Zeus und Kalliope", wobei nicht genau zu
Kronos, um den Namen nicht zu nennen, als erkennen ist, ob dieselbe Mutter auch für den
„dem Kentauren" spricht (v. 1200), wird nie- erstgenannten Vater gelte; eng daran schliefst
raand für Mythologie halten. Ich bekenne, sich die Gleichsetzung mit den Kabiren. —
eine Schwierigkeit nicht sowohl in der Vater- Beim Hephaist wird als Mutter die Hera ge-
schaft des Kronos zu finden, — denn Ken- nannt {Lyd.). Dies erklärt sich eigentlich
tauren, Erdgeborne und Giganten wurden mit ganz natürlich aus der alten Genealogie.
Vorliebe aus Steinen oder Bäumen bezügl. lo Jedoch verlangt bei einer so späten Quelle,
Baumnymphen hergeleitet und an Titanen die auch über den Kronos Römisches ein-
angeknüpft — - als vielmehr darin, dafs das mischt (s. Etymologie), die karthagische Ver-
Prototyp dieser Horde ein Weiser ist, was bindung von Saturn und luno einige Beach-
denn wiederum nicht Kr., sondern die Ken- txmg {Plaut. Cist.2, 1. Verg. Äen.b,6S0. Myth.
tauren angeht. Unter dem ersteren Gesichts- Vat. 1," 215) zumal in Karthago drei Hügel
punkt hat man auch Hygin. fab. praef. zu erwähnt werden, von denen nach Pohjb. 10,
betrachten, wo Cheiron und Dolops, d. i. als 10, 11 einer dem Hephaist und einer dem
magnesische Autochthouen, Kinder von Kronos Kronos geweiht war.
und Philyra sind. Ein Irrtum ist es , den Eros unter den
d) Wirklich auf die halbtierische und so- 20 von Kronos Erzeugten aufzuzählen, da an der
zusagen vorweltliche Gestalt könnte sich bei betreffenden Stelle {Apoll. Bli. 3, 26), %QÖvoq
Pan (s. d.) die Vaterschaft des Kronos gründen, überliefert ist und die zugehörigen orphischen
wenn darin nicht zugleich ein Hinweis läge Stellen keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser
auf die ganz hervorragende und zugleich in- La. aufkommen lassen; s. Otto Kern, De Or-
kommensurable Stellung, die der arkadische plici, Pherccydis, Epimenidis Theogoniis. Berol.
Urgott neben allen anderen Gottheiten zu be; * 1888 p. 97.
ansprachen hat (s. Ps.-Eurip). Bhes. 36 all' ?} g) Wohl aber haben die OrpMJcer Aphro-
Kqqvlov Tlavog rpofifpä ^dottyL (poßij). Das dite von Kronos abgeleitet. Mit der Euonyme
schwierige und mehrfach verderbte Scholion oder Eurynome (s. unt. § 30 Anmerkung) zeugt
dazu lautet nach E. Schwartz, Schol. in Eur. 30 dieser die Aphrodite, die Moiren und die Erinyen,
2 p. 828 Tov näva oi (isv nriveXoTtrjg cpaal ** wie aus Epimenides bei Tzetz. zu LylcOphr. 406
[KalhaxQvs v.al Jiog nai:8c(g yivoasvovg ** berichtet wird mit falscher Berufung auf ITesiod.
dcp' 7jg oQog KvHrivT]g] aXloi ös Anöllavog Dies ist eine der wichtigeren Personen-Gruppen
%ai nr]vs?.6nrjg (so z.B. Pindar) ** ag v.(xl in der Nähe des Kronos, wenn wir die Erinyen,
EvtpoQLcov [frg. 164] ** ov sd-Q^ipav vvficpat,- als durch Hes. Iheog. 186 veranlafst, beiseite
öib -if-cct vvficpayivfi ctvzov q)ri6t, xQcccpivza nag' lassen. Aphrodite an dieser Stelle besagt
s-Asivaig- "AQai%og §£ b Ttysarrig [frg. 5] Jt- nicht viel weniger als bei Hesiod ihre Ent-
9sQog avxov «ort vv^Kprjg Olvorjg ysveaXoyei. stehung aus dem Blute des üranos, oder ihre
i'vioi. ds 'Ogaivorig vvf.icprig nal 'Eq^lov. 'Etil- Erhebung zum kosmogonischen Weltprinzip
(isvidrig [frg. 12] S's KalUGxovg nal /Jibg nut- 40 bei Empedolües (oben § 5 am Schlüsse). Ähn-
Sng yeysvfja&ai. IJüva yial 'AQ-nä8a SiSvyiovg ** lieh wird noch bei dem späten NiJcetas Eu-
Mva6sag [frg. 7] Ss ^svi-a(Ötsqov dwrjysirai genian. 3, 114 {Hercher, Erot. Script. 2) gesagt
ra 7t8Qt llavu ^* ri ort, Kqovov naig rj, ort. hgo^g, o 7CQ£cpvt7]g Ticag, to icqo tov Aguvov
Ttalcciog iativ, Ai&SQog yavsaXoyovfiivog, ßgicpog (nach Plato Sympos. 195 ß). Mehr als
Kqovovg Ss v.ai KqovCovg rovg nccvv wenn man sie genealogisch an Kronos an-
(XQxaiOvg sXsyov. t] 7tc(7t7i(ovv^i-nbv ort ^log knüpfte, konnte auch nicht gesagt werden,
(dies sehr schwach!) mg xov 'A%ilX£a ALav.i8i]v. wenn man übertreibend eine Person älter
Aia%vlQg [frg. 35] 8s 8vo Tlävtxg, xov ^sv als Kr. nannte. Ölen, der als Mutter des
Jiog [öv ■aal 8i8viiOv d. i. mischgestaltig], Eros Eileithyia betrachtete, nannte diese älter
xov 8h Kqovov. Bildsäulen des Pan und so als Kronos, indem er sie, wie Paus. 8, 21, 2
Kronos auf einem Berg in Epirus, Anonym. angiebt, mit JJsTtQcoiJbsvri gleichsetzte. Diese
fr. de rebus Epir. (Scriptt. Byz.) 269. Ygl. Fan. Auffassung der Geburtsgöttin als Schicksal
e. f) Nach loh. Lyd. de mens. 4, 54 p. 91 B. spricht sich an unserer Epimenides -Stelle aus;
ist Hephaist, und zwar der lemnische — er sie ist attisch, zufolge der bekannten Pau-
unterscheidet, wie Cicero, N. D. 1, 30, 84, sam«s- Stelle 1, 19, 2, wonach Aphrodite dort
deren mehrere — Sohn des Kronos; eine Über- die älteste der Moiren hiefs. Auch Eurip.
lieferung, die mit denen über die Kabiren zu- Heraclid. 892 hat etwas derartiges im Auge,
sammenhängen mag, da Ilesych von diesen wenn er die Anrufung der Aphrodite fortsetzt:
sagt: iiai de 'Hcpaiaxov J) Ti-rävsg und die tioXXcc yocQ xCv.xei Moioa T£X£oai8(at8iQ' AtcSv
bekannte Kabiren -Inschrift von Imbros eine 6o ts Kqovov nai^g (schlechtere Lesart jjpoi'oi').
Reihe von Titanen anruft. Wir lassen uns Über Eileithyia und Kronos s. § 19. 20. Die Ver-
nichtnäher darauf ein, wie auch nicht auf Ande- bindung von Kronos mit Aphrodite ist im
res, um nicht in das Gewirr von Korybanten, Ku- Westen mehrfach bezeugt; ihre Geburt aus den
reten (s. d.), Daktylen hineingerissen zu werden, firj8?a des Kronos selbst {loh. Lyd. de mens.
die alle in der Kronos-Mythologie vorkommen. 78, 13 BeJcJ.-.) würde, wenn nicht ein Versehen
Das Genealogische, worauf wir uns hier be- vorliegt, auf die Orphiker zurückgehen, bei
schränken, ist dies, dafs nach einer der an klassi- deneu fvr. wie üranos verstümmelt wurde
schem Orte {Strab. 472) aufgespeicherten Über- (unten § 13).
1465 Kronos (Kinder: Ares, Makris, Nil etc.) Kronos (b. Euhemeros) 1466
h) Wenn bei Eustath. in Iliad. 4, 519 ficcasv soll offenbar lauten 6 8. v,. avzov A. t.
p. 944 ed. Rom. in der auaführliclien Stelle o. ini&rj-nsv oder snäßuXsv. (Vgl. Gig. u. Tit.
über Ares auch diese Gottheit, den naXcaoi besonders 215 IF., wo diese bekannte Erzählung,
zufolge, dort unter dem Namen Enjalios, die schon S. 129 [viertletzte Zeile] vorschwebte,
Sohn des Kronos und der Rhea heifst, so ist durch Versehen ausgefallen ist.)
dafür wohl die ifojner- Stelle E 898 mafsgebend p) Pelops als Kgöviog {Find. Ol. 3, 41),
gewesen, wo Zeus dem Ares droht, ihn ebenso Sohn des Kronos, mufs, da diese Verbindung
zu behandeln wie den Kronos, d. h. ihn in den in den Kult des Kronos eingreift und von einer
Tartaros zu werfen; man sieht dies deutlich der wichtigsten Stätten des.?elben ausging,
an der Zusammenstellung der beiden bei Phi- lo besonders behandelt werden. Dafs Pindar Kqo-
Jostrat. V. AjmU. 7, 26, 5. Darum wurden ja viog nur von Söhnen des Kr. gebraucht neq;ne
auch später von der Astronomie die beiden cogitandum esse de Cronio colle, betont Boeckh
für schädlich geltenden Planeten mit diesen cxpUc. {Pind. tom. 2, 2) p. 124. — q) Ebenso die
Namen bezeichnet. Vielleicht leitete ein solcher Abkunft verschiedener Eponymenan der Propon-
Gedankengang selbst den Philolaos bei der Be- tis,inBithynienundamPontos(§22). — r) Auf den
uennung der Winkel (Sp. 1457,58). römischen Saturn bezieht sich eine nach der i?ra-
i) Wenn Makris, die homerische Amme tosthenischen Erigone zurechtgemachte Fabel
der Hera, von Nonn. 21, 190 Kgovirj, d. h. bei Plutarch, Parall.min. 9 ed. Ditftner 1 p. 379,
doch wohl Kronos -Tochter genannt wird, dort wo statt des Zeus Kronos, statt Erigone Entoria
in ihrer Eigenschaft als Amme des Dionysos, 20 gesetzt und noch anderes geändert ist. Kronos
so liefse sich das gleichfalls mit Bezug auf vergewaltigt Entoria, die Tochter eines Land-
Homer verstehen, wenn nicht das so benannte mannes (der Name Ikarios ist als Interpolation
Kerkyra {Wclclcer , Kl. Sehr. 2, 39, 70) mit erkannt), und zeugt mit ihr die Söhne lanus,
seiner Kronos -Fabel (unten § 13) sich da- Hymnus, Faustus, Picus. Bei einer Pest stiftet
zwischen drängte. Lutatius Catnlus auf Anregung des Orakels
k) In anderem Sinne wird der Nil als zur Sühne den lanus-Kult, 6 dl Kqovog näv-
Kronide bezeichnet {Pind. P. 4, 99), nämlich xag KarBarrjQtcs. Alles Nähere bei E. Maafs,
indem er dem Zeus gleichgestellt wird, wie Anal. Eratodli. p. 95 {Kiefsling u. v. Wilanio-
uns der ScJwIiast in einer guten Anmerkung loitz, Piniol. Untersuchungen Q, 1883). Gewöhn-
z. Vers 97 belehrt : KgoviSrjv xov Nsilöv 30 lieh gilt lanus (s. d.) für den gastlichen König,
cpriaiv as «at 6 UaQ^svcov AlyvTitis Zsv welcher den Saturn in seinem Lande aufnimmt.
NslIe {Athenaeus 5, 203 e citiert dieselben Nach anderen war es Picus, der in wieder
Worte des Byzantiers): dvaloysi yccQ toiq xov anderer Tradition als Sohn des Saturnus galt.
ZSioq ojxßqoig xb xov NsiXov vdcoQ- k#:1 oiansQ __, ,„ ., w, ^ . 1 1 • x -i^ *
dvxioxQo\p6v xLva (d. i. eine Hypostase oder "J- Weitere Eutwickelung m Litteratur
ein Gegenbild) xovxov xä Ju slvai. ümge- '*'^" Legende.
kehrt wurde von den Chorizonten ein Itqjjnter Euhemeros. Orphiker.
Isilo natus angenommen {Cic. deor. nat. 3, 8. Die Hauptzüge des hesiodischen Mythus
16, 42 aus Phrygiae litterae). werden oft nacherzählt, am liebsten von den
l) Etwas prätensiös wird die Isis, deren 40 Kirchenvätern, die an der anstöfsigen Ge-
Kult in der Kaiserzeit vieles Alte überwucherte, schichte eine gewisse Schadenfreude bekunden.
als Tochter des Kronos gefeiert in dem Isis- Dabei stellen sich gelegentliche Varianten
Hymnus der Inschr. aus Andros Vers 15, bei ein, die ich hervorhebe, um ihrer mytholo-
Abel, Orphica p. 296; vgl. Biod. 1, 27, 3. gischen Verwertung vorzubeugen. So wird
m) In diese Kategorie gehört auch Saba- die ünthat an Uranos öfter statt als Ver-
zios, Orph. hymn. 48 %Xv&i. näxsQ, Kqovov stümmeluug als blofse Kastrierung hingestellt,
vii, Zaßa^is, yivdi^s öcct^ov. Doch ist dieser wie auch in neueren Büchern bisweilen zu
Kronos ein besonderer Dämon der gnostischen lesen ist. Augustin, C. D. 1, 19. Tertullian ad
und magischen Litteratur und nicht ganz iden- nat. 2, 12 p. 601 Migne. Preller Robert,
tisch mit dem alten; Sp. 1467, 50. 50 Griech. Mijthol 1, 56, 3, ebenso 0. Gruppe.
n. 0) Plutarch Is. u. Osir. 12 meint wohl wie- Er bekommt von Rhea nicht einen Stein, son-
der den alten, wenn er Typhon undNephthys dern eine Scholle nach Aug. C. JD. 7, 19, der
des Kronos Kinder nennt, in dem Bestreben, dies noch mehrmals wiederholt. Er setzt seine
Ägyptisches und Hellenisches auszugleichen. Kinder aus, Minne. Fei. 57, was in den Be-
Doch giebt es auch im Griechischen eine Sage, schwörungen der Bleitäfelchen aus Cj'pern das
welche Typhoeus, den furchtbaren Gegner der Gewöhnliche ist: t'^opu/'^co -ufias xovg dno Kqö-
Götter, speziell des Zeus, wenigstens indirekt vov sKxs&svxag &£ovg .... oder er tötet sie,
aus Kronos entstehen läfst. Schal. Hom. ß 783. Sext. Evip. hijpotyp. 3, 208—210, auch dies ist
Ge zürnend über den Tod der Giganten reizt vielleicht keine Ungenauigkeit, obwohl der-
Hera gegen Zeus auf. Diese begiebt sich zu 60 selbe Schriftsteller 1, 154 (vgl. 147?) den
(dem gefesselten?) Kionoa und erhält von ihm richtigen Sachverhalt giebt, sondern auch bei
zwei mit seinem Samen bestrichene Eier, die den Orpliikern fr. 41 bezeugt. Lactant. B. I.
in der Erde verborgen einen Dämon hervor- 1, 13: natos sibi fdios non utique deoorabat,
bringen sollen, welcher den Zeus stürzt. Es «i fericnt fabulae, sed ner.abat, qioamqiiam
entsteht daraus im Arimon- (sie) Gebirge der scriptum sit in historia sacia (des Ennianischen
Riese Typhoeus, welchen dann Zeus nieder- Euhemerus, fr. 10 Enn. p. 109 f. Vahl.) Satur-
schmettert und unter dem Ätna begräbt. Der nuvi et Opern ceterosque iune homines Immanam
Schlufs o Ss nBqavväaag Al'xvrjV xb oQog f coro- carneni soUtos esitarc. Die Rationalisten sagten
1467 Kronos (b. Euhemeros) Kronos (b. Euliemeros) 1468
auch, Kronos sei nicbt gewaltsam beseitigt auf Erden (sie). Er leitete und ordnete es
worden, sondern habe freiwillig die Herrschaft gemeinsam mit seinen Brüdern (wer diese
abgetreten {Diod. 5, 70 nsgi ds tfjg rov diog seien, wird nicht gesagt). Ihm folgt in der
ysvsaEcög rs Kai ßcioilsiag Siacpavsitaf v.ai Herrschaft der mit Rhea (Ops) vermählte
xLvtg [isv cpaoiv ccvzov ftsro: zrjv i^ ccv&Qcöncov Kronos (Saturn), obwohl er einen älteren
Tov Kqövov fistüataciv ftg &£ovg ÖLuds^ao&aL Bruder Namens Titan hat, der seine An-
rijv ßaaiXsLccv ov ßta yiKTioxvaavTa röv nuz^Qa, Sprüche geltend macht. Kronos wird von der
vofiificog 8s xat diyiaicog di^Lto&evTa xavrrjg Tr]g Mutter Vesta (die hier also gleich Tellus ge-
xififjg), und Lucian Saturn. 6 f. greift dies auf setzt ist) und den Schwestern Ceres und Ups
und läfst seinen Kronos, der ganz der Gott lo (d. i. seiner Gattin) bestärkt gegen Titan,
der römischen Saturnalien ist, in jovialer welcher häfslicher ist, und dieser tritt zurück
Weise seine Abdankung mit seinem hohen unter der Bedingung, dafs Kronos die männ-
Alter begründen, mit der Bemerkung, er habe liehen Spröfslinge, die ihm geboren werden
sich nur die acht Fastnachtstage als Herr- würden, nicht auferziehe, so dafs die Herr-
schaft vorbehalten. An einer anderen Stelle, schaff später an Titans Kinder fallen werde,
wo sich Lucian gleichfalls das Ansehen eines Wirklich wurden Kronos' erste Kinder ge-
Gläubigen giebt, der nur die überlieferten tötet. Die nächsten aber, die Zwillinge Zeus
Schreckensmythen negiert (Ästrol. 23) wird und Hera, liefs Kronos vor sich bringen und
— wie bei Fulgentius 3, 1, 8 — die Fesselung gab den ersteren der Vesta, um ihn heimlich
des Titanen astronomisch umgedeutet mit Be- 20 aufzuziehen; ähnlich wurden die anderen Kinder
zug auf die grofse Entfernung und lange Um- gerettet, Poseidon, Pluton und Glauca, welche
laufszeit des Planeten, welche man gewisser- letztere aber früh starb. Als Titan von dem
mafsen als ünbeweglichkeit aufgefafst habe. Bruch des Paktes erfährt, sammelt er seine
9. Das Moment der Fesselung, welches in der Söhne, die sogenannten Titanen, um sich,
älteren Zeit nur wenig hervortritt (z. B. nimmt Kronos und seine Gattin gefangen und
Aescliyl. Eum. 630 avzog 8' i8rj6s Ttatiqu schliefst sie hinter einer Mauer ein, die er
ngsaßvtrjv Kqovov), wird später öfter in einer bewachen läfst. Inzwischen ist Zeus in der
Weise betont, dafs mau deutlich sieht, es ist diktäischen Grotte zu Kreta aufgewachsen,
der römische Saturn gemeint, dessen Woll- anfangs unter der Pflege der schönen Melissa
binden an den Füfsen man so aus dem grie- 30 (so scheint Euhemeros die Geschichte von den
chischen Mythus erklärte. August, contr. iiienen umgeformt zu haben). Ein Adler hatte
Faust. Manich. 20, 13 ita patres nostri longe ihm, indem er sich auf sein Haupt setzte, die
fuerunt a Saturniacis catenis. Arnob. adv. gent. künftige Herrschaft verkündet. Als er die
4:,2i Saturnum — suis diebus tantum vinculorum Not seiner Eltern hört, sammelt er eine grofse
ponderibus (! also deutliche Vermischung des Schar Kreter, besiegt die Partei des Titan
griechischen und römischen) relevari. Tatian. (wo?) und kehrt nach Befreiung und Wieder-
ad Graec. 9 6 7tE8ri&ilg Kqövog. Luc. Sat. 6. einsetzung des Vaters wieder nach Kreta zu-
Astrol. a. a. 0. nensSri^ivog. Sat. 10: TZsSrjtrig; rück. Aber dieser stellt ihm nach dem Leben,
ferner Lucian Sat. 5: situ slg tov Tüqzccqov weil ihn das Orakel vor dessen Usurpation
(psQcov (nur hier!) svißuls, nrj8rj6ag avtbv 8s 40 gewarnt. Zeus erfährt davon und vertreibt
•Utk.] vgl. OrpJt. fr. 41 Ab. Zsvg 8s oti tov ihn, qui cum iactatus esset per omnes terras
(isv TcutsQcc Sricag ■natstaQzccQcoos. Lact. 1, 14 persequentibus armatis, quos ad eum compre-
Lupiter — quod patrem vinxisse compedibus per- hendcndum vel necandum luppiter miserat, vix
hibttur. Senec. Merc. Oet. 1146 vincla excutiet in Italia locum in quo lateret invenit {fr. 6).
patri caelumque reddet. Artemid. oneirocr. 1, 5 Letzteres mit der bekannten italischen Wen-
s8o^s tig (im Traum) avv rä Kgova 8siitvstV düng und der üblichen Etymologie: Latium
(is&' rjfisQCiv sig 8sa[iwzr'iQLov y.ad-sLQx^r}. Vgl. vom latere Saturns. Die Beschreibung der
ebendort 1, 39. Dies hat dann, wie es scheint, weiteren Regententhätigkeit des Zeus in Kreta
auf die spät-orphische und magische Redeweise und auf dem Olymp sowie seines Todes und
zurückgewirkt, wo die Fesseln magische ße- 50 Grabes in Kreta interessiert uns hier nicht,
deutung erhalten {Orph. hyinn. 8, 3 Ssaiiovg Wie weit die Lokalisierung auf Kreta wichtig
ccQQTjKtovg ög s'xEig TKxt' antLQOva v.6aiiov und nicht blofs etwa durch die hesiodische
aicövog, KqÖvs nayysvstog), so in einer Be- Zeus -Geburt veranlafst sei, wird später, bei
schwörung der Hekate s8rica 8so^otg toig Kq6- den Lokalsagen, untersucht werden. Einen
vov tov cbv nölov (ein Paris. Zauber -Papyr. regelrechten Angriflskrieg der Olympier hatten
bei Dieterich, Abraxas p. 77). In einer Be- schon frühere Mythistoriker der Kgr]ziv.u an-
schwörung des Kronos (ebend. p. 79) wird das genommen: Fs.-Eratosthen. cataster. 39 p. 182
Erscheinen des gefesselten Gottes beschrieben: Mob. Q-vzr'iQiov xovto soxiv , sv w tiqcozov gl
6 &s6g SQXstcci, dXvasGt. nstfQOVQrjfxsvog dqnriv Q'sol zrjv avvw^oaiccv {■^■svto ozs im Kqovov 0
yiQatäv, in der Anrufung heifst es dann u. a. 00 Zsvg satgätsvasv. Die Flucht von Kreta wird
ov 6 "Hkiog dSaiiavzivoig natsdrjGs dsG^oig, Iva öfter nacherzählt, Tacit. hist. 5, 2. Serv. Aen.
(irj z6 Tiäv ovYX''^^V dgosvo&^lv, ßgovroKsgccv- 8, 319. Minuc. Fei. 21, 5, teilweise manchmal
vonäzaQ v.tl. auch unter Fallenlassen des Euhemerismus zn
10. ich teile nun die schon berührte Euhe- einer Vertreibung von der Himmelsherrschaft
meros-Geschichte mit, sowohl um ihrer Eigen- zurückgestaltet: Verg. Aen. 8, 320, danach
tümlichkeit willen, als weil sie einige sich Aurcl. Vict. orig. g. M. 1, 1 — 3. Augustin
später als wertvoll erweisende Züge enthält. cons. evang. 1, 23, 34; vgl. 22, 30. Myth. Vat.
Anfangs hatte Caelus das höchste Regiment 1,215 Saturnus amissa possessione Caeli, cum
1469 Kronos (b. Euhemeros etc.: Irrfahrt) Kronos (b. d. OrpMkern) 1470
per terms profugus erraret. Diese Irrfahrt sucht, weshalb Saturn Sohn des Pollux heifse.
scheint dann noch weiter ausgestaltet worden Diese Genealogie hat er aber aus lateinischen
zu sein; TertuU. apol. adi\ gent. 10 -p. 330. Mythographen , wo sie noch als einfacher
Italia in qua Saturnus post multas expedi- Schreibfehler zu erkennen ist: statt Saturnus
tiones postque Attica hospitia (vgl. § 33b Caeli et Telluris filiiis haben einige et Pol-
gegen Ende) consedit. lul. Firmicus p. 21 W. Iuris; Mythogr. Vatic. 2, 1; vgl. 1, 102.
{Lob., Agl. 1147): Saturnus Greta fugiens in 13. Hier unter den Weiterbildungen müfste
Italia aSpartis {vulgo: Spartanis) abscondi- nun eigentlich von den orphischen Ge-
/?(r; ähnlich ders. fol. 12b ohne Erwähnung der dichten eingehend die Rede sein, wenn dies
'Sparten', unter welchen man sich irgend- lo möglich wäre, ohne in die Diskussion ein-
weiche yrjysviig vorzustellen haben wird, sei zugreifen, welche seit der neuen und Zugang-
es Titanen oder Giganten, oder auch Kureten, liehen Sammlung der Fragmente durch Eugen
die'^manchmal seine Söhne heifsen (oben § 7f , Abel (1885) sich zwischen Otto Kern, De Orph.
vgl. § 57). Von den weiten Reisen, die Ter- ceit. theogoniis; Otto Gruppe, Gr. Kulte 1, 612;
tullian erwähnt, weifs in anderm Sinne auch Jahrb. f. Fhil., Suppl. 17, 689; Susemihl, Ind.
Diod. 5, 55: nach den 'kretischen' Quellen lect. aest. Grypliisiv. 1890 und anderen erhoben
d. i. den oben erwähnten Mythographen (näheres hat, nachdem seit Lobeck und G. Hermann zuev&t
hei^'Bethe, Hermes 1889 p. 414), schildert er Schuster, De vet. Orph. theog. 1869 das Thema
den' iKr.,yals weisen Erzieher des Menschen- wieder aufgenommen hatte. Noch ist keine Ein-
geschlechts, der öia rovxo a.nodo%r]q (liydlrjg 20 helligkeit abzusehen darüber, wie sich die ver-
tvxüvza noXXovg insl&Siv r^g oixovfAfV/jS t6- schiedenen theogonischen Dichtungen ihrem
Ttove. Welche Theorieen Neuere darauf gebaut, Inhalt und Alter nach gegen einander ab-
s. unten § 22. grenzen. Dafs die Anfänge über das sechste
11. Einen Titan als Bruder des Kronos und Jahrhundert v. Chr. hinaufreichen, ist un-
den Krieg beider unter einander kennt eine bestreitbar. Hier können nur die mytholo-
mehrfach verzweigte Überlieferung (s.O.Grwppe, gischen Momente herausgehoben und auf ihren
Die griech. Kulte u. 3IytJi.l,&18),yfe\c]ie zuerst eigenen Charakter hin angesehen werden.
Alexander der Polyhistor aus einer Sibylle Ein hervorstechender Zug ist es zunächst, dafs
berichtet. Sie referiert die jüdische Erzählung das hesiodische Motiv der Verstümmelung
vom Turmbau zu Babel und knüpft daran so wiederholt ist, und dem Kronos von seinem
die gegenseitige Selbstvernichtung (denn das Sohne Zeus dasselbe widerfährt, was er
ist offenbar der Sinn des 'Krieges') der Ti- seinem Vater Uranos angethan: fr. 114. Abel*)
tanen. Neben den zwei genannten wird dort und Schol. Ovid Ibis 275: Saturnus ... parte
auch Prometheus, manchmal auch lapetos an- est laesus eadem poenamque a nato quam dedit
geführt: s. O.Gruppe 2l. Vi,. 0. 680 f.— 699, wo die ipjse tulit. zifivcov kuI ri^ivöfiivog cog cpfjaiv b
o
Frage nach dem Verhältnis der verschiedenen iiv9og. Nicht ohne eine gewisse Absichtlichkeit
lateinischen und griechischen Quellen aber wird Kronos mit dem gestraft, was er gesündigt,
nicht zum Abschlufs gebracht scheint. Von ohne Rücksicht darauf, wie des Zeus Charakter
Euhemeros, an den ich Gig. u. Tit. 72, 47 dabei fährt. Auf Anraten der Nacht, der-
dachte , brauchen dieselben nicht angeregt zu 40 selben, die einst gegen Uranos Hülfe geleistet,
sein; denn es wurden auch anderwärts Per- wird Kronos mit süfsem Met trunken ge-
sonen des Namens Titan legendarisch ange- macht, im Schlafe gebunden und so über-
nommen, s. ebenda S. 69 — 72. wältigt. Die wenig sinnreiche und zweck-
12. Unter dem Einflufs der jüdischen Litte- mäfsige Nachahmung des alten kosmogonischen
ratur steht auch {Hygin fab. 220) die philo- Motivs, welche sich nicht aus dem Fluche des
sophische Fabel von der Sorge, welche den Uranos rechtfertigen läfst (denn Hesiod hatte
Menschen geschaffen, während luppiter ihm nur den Titanensturz . im Auge), hat gleich-
Leben einhaucht. Bei der Namengebung erhebt wohl bei späteren Schriftstellern eine gewisse
sich Tellus und will, dafs er nach ihr heifse, weil Verbreitung gefunden und bisweilen das Ori-
er von ihr genommen sei. Saturn, als Schieds- 50 ginal verdrängt. Lykophr. 761 vrjaov d' sig
richter angerufen, entscheidet ähnlich: hoino KqÖvoj ozvyovp^ivrjv uQnrjv TcsQaaag ^s^iav
ex huvio. — Eine andere, für die Mythologie (d. i. cclöolcov) kqskvÖiiov, wozu die Koramen-
nicht wichtigere Neuigkeit erfahren wir aus tare sagen, auf Kerkyra liege die Sichel ver-
Fab. iO (\esse\hen Hygin. Hera, über die Er- graben, a> 6 Zsvg xöv KqÖvov i^hsfis. Auch
zeugung des Epaphus erzürnt, beabsichtigt zu 8G2 mit aQurjg ÄQÖvovTD'jSrjfia, wo Lykophron
nichts lieringeres als die Wiedereinsetzung wohl nur die alte hesiodische Version meinte
des Kronos und reizt deshalb die Titaneu (den Sprung oder „Wurf von Kr.'s Sichel s.
gegen Zeus auf. Diese ganz späten Fabeln unt. § 25), bemerken die Scholien: zfig ÖQsnd-
haben, wie sich öfter beobachten läfst (Gig. vrjg ^v 6 Zfi)? zcx^ov zcc aldoicc Kqovov iv
u. Tit. 150. 224; vgl. 36. 165), ganz vergessen, fio Zl-ksUu s'yiQvipsv, und Tzetses "Aqu^ fj Jqe-
dafs die Titanen eingesperrt und ohnmächtig ndvrj Kai ij ^aiccma r] Ksqkvqk Kai xcüqlov iv
sind, und lassen dieselben gleich bösen Geistern Eiv-sUa. ^ Kai ij filv äsqkvqu Uyszui zlQsncc-
frei bald da bald dort herumspuken, indem -pov ozi ^vi^n^L -nEKQv^^ivov z6 ÖQtnavov, ftf-ö-'
sie sich darin allerdings mit ältesten Sagen- ov 6 Zfvs tbv Kqovov s^irsiiBv, r] z6
resten, wohl unbewufst, begegnen. — Eine SqaTiavov onsQ rj JrjiitjzrjQ ilaßs naq' 'Hcpai-
WUnderliche Fabel hat sich FulgentiuS 2, 1, 9, *^ Dazu würde es, die Kichtigkeit der Nachricht
der sich auch hier als eine sehr trübe Quelle vorausgesetzt, gehören, dafs Aphrodite aus den /xijdea
erweist, zurechtgemacht, indem er zu erklären des Kronos geboren wird, loh. Li/U. de mens. 78, 13 Bekk.
1471 Krorios(l).cl.Orpbikern: Verstümmelung) Kronos (umoris et frigoris deus) 1472
azov {erg-dLKTo) rs^ivsLv rove Gi:ccxvccs' to S' SV Clem. Alex. Strom. 5, 8 p. 676 P. 244 Sylh.
Zittsli'cc ort sy.sC rjv to ÖQsnavov (j,s&' ov xov Toiavxa (wie die Orpliiker) -/at ot IIvQayÖQSioi
OvQDCVÖv 0 Kgövog s^hsfisv v.uvnSQ h Av'AÖtpqcov fiviCGOvto, 0SQascp6vrig (itv ■Kvvag rovg nlavi]-
q)aLvrjtca vvv to KqovotÖ ^ov äQsnccvov Isysiv rag, Kgövov dh Scckqvov (nicht etwa nach
(durchaus nicht!). Tb ös ägsnavov iragcc Zi- Mafsgabe von oben Sp. 335, 23 in 8ä%Qva zu
v-sloig t^y-nlov ■aalsuaL. Ms^vrjTcct ds kccI verbessern) rrjv d'dluaGav allrjyoQovvTsg =
Kallificcxog sv B' Älticov. Was Tzetzes hier Phit. Is. et Osir. 32 dö^st, ös ■nal t6 vno xwv
ausschreibt, bezüglich verarbeitet, liegt reiner nv^ciyoQiv.äv Isyofisvov, mg r] ^ülatza KqÖvov
und ausführlicher in den Apollonios- Scholien 4, Süaqvöv sozlv. Die mannweibliche Urjjotenz
98'2 — 984 vor, wo für die Demeter-Geschichte lo einer chaldäischen Theogonie s-Ali^&rj Q-dlaoca
als letzte Quelle nicht Kallim. (983) sondern (eigentlich @aXdz& nach Berossos fr. 4 oder
Aristoteles Polüien erscheinen (vgl. Schneider, @oXix&[r]], nicht verstanden von Ed. Meyer oben
Call. 2 p. 689). Speziell für den uns inter- Bd. 1, 1 v. El, Sp. 1227, 3), tavzrjv zrjv ävvaniv
essierenden Punkt jedoch wird dort Timaios rj dyvcoai'cc hdlsas Kqovov, s. § 33b. — Lyd. de
citiert, dem jetzt auch das Aristotelescitat mens. p. 117 B. iiv%ovzo Uoasidävi. zal 'J(pQO-
zufällt (Geff'cJcen, Tim.'s Geographie d.^ Westens dizrj v.al 'A^cpizgizT], ngoaszi ds at Svvä^isig (?)
24, 1): Tiiiatog sv, xov dgsnävov., m i^szsfis reo Kgövco vttsq zov saofisvov xsLfiwvog. Vgl.
rov OvQocvov rd alSoia r] b Zsvg zd tov P- 43, 10 und 66, \Q Kgöva rJ TLoosiSiövi. Dafs
Kqövov. Auch das Dichtercitat Stepli. B. die Illyrier Pferde ins Meer versenkten zu
./JqsTtdvri (s. Schneider, CaVimachea 2 p. 764 f. 20 Ehren des Kronos, was aus der Poseidon-
und 639; s. unten § 22b) läfst beiderlei Auf- Mythologie motiviert wird (s. unten § 22d),
fassungen zu: Eisen des Kronos und Eisen des würde nichts beweisen, da Pferde sonst auch
Kronideu. Die ältere, Kr. und Uranos be- dem Sonnengotte geopfert werden. Das Ver-
treffende Sagenform wurde vielmehr aa Zanlde schlingen des Steines statt des Zeus-Kindes
angeknüpft. Sonst findet sich die orphische und Verborgenwerden des letzteren deutet
Neuerung noch 3l7/i/toi/r. Faijc. 1, 105: JMjj^jito', Porphyrios geradezu im Sinne eines Natur-
cum Saturnus quodam die ad usum corporis mytlius: sTtsiSriitsQ 17 [israßolrj rwv vygäv stg
exiret{?), illato cultro amputavit naturalia eins, arsgqörrira n^yvvxui, v.QvnrsGQ'cx.i ds xhv Aia
wo die nachfolgende Venus-Geburt an dieser 8id x6 xb 'Qi'jV snt-nQaxsiv xa> rä xsi^ävi rovg
Stelle eine Ungenauigkeit ist. Umgekehrt 30 yiaQ7ioi:g dq)avi'^sa9'Dci, Tclsova^ovrwv xäv vyqmv.
erkennt man den Einflufs der orphischen Wenn derselbe Porphyrios bei Euseb. praep.
Version bei Teriullian ad nat. 2, 12 p. 601 ev. 5, 14 ein Orakel anführt, mit Anrufung an
Migne, wo Uranos irrig als der während Hermes, Sonne imd Mond, ri8s KqÖvov iqd'
des Schlafes Überfallene bezeichnet wird: s'E,sü]i, 'A(pQoöirr]v, so läfst sich dazu das viel
Nam Saturnus quidem Caelum castravit dor- frühere Zeugnis des Theopom}} fr. 2Q3 stellen:
mientem; mindestens ist das eine Verwechse- Plut. Is. et üs. 69 p. 378E: xovg ds ngog sans-
lung von Uranos' Beilager mit dem orphischen gav ol-aovvzag tcco^ft ©sonojinog riysicQ'ai v.al
Kronos-Motiv. Fragt man, woher dieses letztere v.C)cIslv rbv fisv %snid>va Kgovov, zb ds ^sgog
überhaupt entstand, so lassen sich zwei Ant- 'Acpgodizrjv, zb ds sag Usgascpovriy' sy. ds
werten geben, die übrigens einander nicht io Kgövov -nal 'Aqjgodizrjg ysi'vda&ai navza. Mit
gänzlich ausschliefsen. Entweder macht sich dem Westen ist Siciiien und Unteritalien ge-
bier die Sage von dem in ewigen Schlaf meint. Vielleicht spielt die namentlich aus
versunkenen Kronos geltend, die wir im Korinth bekannte Kultverbindung von Posei-
V. Kapitel (§ 24. 25) näher kennenlernen werden, don und Aphrodite herein. — 15. Jedenfalls
oder wir haben eine ähnliche Sagenerschei- stellt sich hier deutlich die in dem orphi-
nung vor uns wie in dem schlafend über- sehen Mythus latent bleibende Idee des win-
wältigten Riesen Alkyoaeus, dem winterlichen terlichen Gottes heraus, die manche Mytho-
Dämon, der mit Briareos und Poseidon selber logen auch sonst schon in Kronos erkennen
nahe zusammenfällt {Gig. u. Tit. 120 ff.); und wollten; z. B. Preller in sehr unklarer Weise;
das ist aus mehr als einem Grunde das Wahr- 50 besser Robert, welcher das Suchen des Kronos
scheinliche. nach dem verborgenen Zeus-Kinde mit dem
Suchen der Demeter nach ihrem Kinde ver-
IV. Kronos als umoris et frigoris deits; gleicht, Hyg. fah. 138 Saturnus lovem cum
als Planet; mit Gebiirtsgottiu. quaereret per terras. Dies ist die einzige Stelle
14. Charakteristisch ist schon, dafs in diesem wo das merkwürdige Motiv sicherhalten hat;
Mythus Kronos ausnahmsweise als Riese ge- sonst heilst es, wie wir gesehen haben, immer
dacht ist; die Verse sind teilweise wörtlich nur, dafs Saturn durch Zeus aus Kreta vor-
aus der PolyphemScene der Odyssee genom- trieben die Länder durchirrt oder durchzieht
men {fr. 45, von Abel nicht an die richtige (§10). Von jener Auffassung unzertrennlich ist
Stelle gesetzt): -nstz' dnodoi^mccig %a%vv av- (;o die bei demselben Hygin f. 139 erhaltene Ge-
Xsva, %dd ds fiiv vnvog \ ygsi navdafidrcog schichte, die auch das Suchen andeutet nnd zu-
nach i 372; ähnlich fr. 115 'sv&a Kgövog [isv gleich das Zeus-Kind als Vegetatious-Gottheit
l'itsixa (puycov dolösaaav sdwdfjv -Asixo (isya zeigt: luno (sie) entführt das Kind (von wo?)
gsy-Acov, vgl. t 29ofP. Die Beziehung auf Meer nach Kreta. Amaltheia, die Amme, hängt es in
und Winter — quod Saturnus umoris totius et den Windeln an einem Baume auf, in arborcsus-
frigoris deus sit, Scliol. Verg. Georg. 1, 12 — pendit, ut neque coelo, neque ferro neque terra,
die zusammengehören, spricht sich mehr oder neq^le mari inveniretur : alhevne Auslegung eines
weniger deutlich an verschiedenen Stellen aus. unverstandenen Motivs, welche aber zeigt, dafs
1473 Kronos (Mgoris deus) Kronos (Gott d. Feuchtigkeit) 1474
auch hier Kronos das Kind überall suchen vyqäv aßsaiv. Auch der Zauberpapyrus Brit.
sollte; et ne pueri vagitus exaudiretur , impu- Mus. 46, 155 (bei Dieterich, Ahraxas p. 25)
beres convocavit eisque clipeola aenea et hastas bringt den Regen mit Kronos in Verbindung:
dedit, et iussit eos circum arhorem euntes cre- ov soziv 6 lÖQcog ojißQog sTtminzcov inl zrjv
pare; das seien die Kureten, Korybanten, Laren. yfjv, i'va oxsvrj. Aber schon Plato Cratyl. 402
Übrigens, fügen wir hinzu, befand sich nach hatte die Meinung ausgesprochen, dafs 'Psav
Tlieophr. hist. pl. 3, 4 in der Öffnung der Ida- xb -kccI Kqövov nichts anderes als Qsvfiäzcov
Grotte ein wie es scheint berühmter Baum, ovö^ata seien, und er thut dies in einer Weise,
eine fruchttragende Schwarzpappel. Das Auf- als ob diese Erklärung etwas bereits Bekanntes
hängen des Gottes, für welches im Sinne der lo und Selbstverständliches sei. Es würde irrig
Inkarnation im Baume Eohert treffend auf sein, mit älteren und neueren Interpreten
Europa verweist, kehrt mifs verstanden wieder aus seinen Worten herauszulesen, dafs schon
bei der Helena Dendritis von Rhodos (Paws. 3, HeraJcUt solches gelehrt habe; er sagt nur,
19, 10), der Artemis Kondyleatis vom arka- HeraJdits Lebre von dem ewigen Flufs der
dischen Kaphyai {Paus. 8, 23, 6), vielleicht Dinge scheine geradezu darauf abzuzielen; zov
auch bei der Erigone. Nirgends malt sich der 'Hq. — ^aO'OQäv — dzsxvmg zu inl Kqövov v.al
bezeichnete Charakter des Kronos gegenüber 'Pictg, und (umgekehrt) die alten Theogonieen
dem Sommer und Wachstum bringenden Kinde deuteten das an, was später jener als Philo-
besser als in der kretisch-naxischen Erzählung sophem aussprach: ravz' ovv — nqog za zov
des Äglaosthenes {Eratosth. Catast. p. 62 Roh.), 20 'Hgccv-lsirov itdvzcc zslvbi. Auch sollte man
wo, als Kronos gegen das Kind herankommt, von heraklitischer Seite alles andere als ein
dieses sich selbst in eine Schlange, seine feuchtes Urprinzip erwarten. Ich erwähne
Ammen in Bären verwandelt, beides Tiere, deshalb Dieterich, Ahraxas 78, wo in einem
die sich gegen den herankommenden Winter Zauberpapyrus Kronos die cpQ-oqä repräsentiert,
in ihre Schlupfwmkel und Höhlen verkriechen. die Heraklit mit vdcoQ gleichsetzte; doch kann
16. Doch ist bei allem diesem zu beachten, sich dies auch, wie der Verf. selber bemerkt,
dafs es sich um verhältnismäfsig späte Zeiten auf den schädlichen Einflufs des Planeten
handelt, dieselben welche das von Amaltheia als Saturn beziehen, was dem Wortlaut der Stelle
Ziege und Amme genährte kretische Götterkind nach (s. unten § 19) hier wohl das Rich-
mit Spitzohren und Weinlaub darstellen; ihre 30 tigere sein wird. Als das zerstörende und
Vorstellungen können vielleicht in Alexandria zersetzende Element schildert den Kronos der
bestimmend, in Rom umbildend gewirkt haben, Neuplatoniker ProJclos bei loh. Lyd. de mens.
gestatten aber keinen Rückschlufs auf die p. 116 Bekk., wobei die Berufung auf Plato
ursprüngliche Natur des Gottes. Nur in diesem aber nur die TizavL%q ^laxöfffirjcts, d. h. legg.
Sinne sei hier nebenbei bemerkt, dafs auch 3,701c angeht, eine Stelle, wo PJato nicht an
an dem römischen Saturnus-Kult viel mehr auf die Titanengötter dachte , sondern mit den
einen winterlichen Gott als auf irgend etwas Titanen die aufrührerischen, die Giganten,
anderes deutet: im Dezember, wo die Tage meinte. Der Anfang des Proklos Citates o Srj
am kürzesten, feiert man kein Erntefest, wohl KQÖvog tezccQzog mv nimmt auf eine der orphi-
aber Fastnachtsfreuden, d. i. Saturnalien; das 40 sehen Theogonieen Bezug.
ist die Jahreszeit für die vielen Wachslichter, Da Plato, wie die meisten der alten Philo-
für das lucein facere, was vielleicht symbolisch sophen, wo sie auf Mythologisches kommen,
umgedeutet wurde, und für das Wollespinnen, sehr verschiedene Versionen und Erklärungen
den winterlichen Haussegen, den man ans Haus je nach Bedürfnis hereinzieht (vgl. im Cratyl.
zu ketten sucht, wie andere gute Gaben durch selber 396 eine andere Etymologie von K^övog,
Fesselung der entsprechenden Götterbilder. auf die er noch 401 am Schlüsse Bezug nimmt,
17. Die, wie gesagt, im orphischen Mythus um sie durch die mitgeteilte zu ersetzen), so
latent bleibende, namentlich im Westen herr- möchte ich noch die Frage aufwerfen, ob er
sehende Meinung, dafs Kronos das feuchte nicht gleich darauf (402), wo er von Poseidon
Element bedeute, steht in engem Zusam- 50 spricht und diesen als noaiösauov, den an
menhang mit einer anderen Theorie, welche den Füfsen Gefesselten erklärt, eigentlich den
den Namen des Gottes selber von ^Qovvög, Kronos im Auge habe.
den seiner Gattin Rhea von F^ oder selber 18. Ausgeschlossen habe ich bisher eine An-
von Qatv herleitete. In mehreren Brechungen zahl Zeugnisse mit gleicher Charakteristik,
liegt dieselbe bei den Stoikern vor. Kai weil dort nicht der Gott gemeint ist, sondern
Kqovov [isv zov zov Qsviictxog QÖov, 'Peuv d£ der Planet Kronos (Saturn), den ich am
rrjv yfiv, Jia 8\ zov al&BQa {Philodem. de besten hier unter der spekulativen Dichtung
piet. 12 nach einem Chrysippeer; Diels, Dox. und den Philosophen bespreche. Ursprüng-
Gr. 546^). XQVGiniiog öe tprieiv oti. ^ad-uyQcav lieh nannten die Griechen ihn ^atvcov, Hygin.
ovxav xwv olcov xat biißgov naxacpBQO^Evcov 60 astr. 1, 42. Achill. Tat. Augustin de genes.
noXläv, xrjv iK-nQLGiv xovzwv Kqovov covofiä- lib. impet. 7, 8, 38 u. andere, seltener Aäfinav,
aO-at, wo sich bereits etwas anderes (siehe und zur Zeit Piatons {Plut. plac. phil. 2, 15)
unten § 52) damit vermischt. Deutlicher bei und des Ps.- Aristoteles de mund. 3928' 23
Porphyr, in Schol. Hom. O 21 kuI 'HaioSog (danach Apuleius de mund. 37, ähnlich lul.
OvQuvbv jXEV UysL xrjv sktivqwgiv, Kqovov öh Finnic. 11, 2) war die mythologische Bezeich-
Tov ava&iv -KQovvrjdov intipsQÖiisvov '6(i§Qov, nung noch nicht die allgemein angenommene,
'Piav da zr}v iniQQfo^ävrjv vdaaiv (seil, yr^v), obwohl ihn schon die Pythagoreer bei loh.
SKzo^riv Sa Ovquvov xrjv zov nvQcodovg s^ Lyd.de mens. 2, 2 p. 14: Bekk. so benennen,
Röscher, Lexikou der gr. u. röm. Mythol. II. 47
1475 Kronos (Planet) Kronos (sendet Unfruchtbarkeit) 1476
sondern nur von manchen aufgebracht, indem rigentis esse naturae. Verg. G. 1, 336 frigida
sie übrigens occrrjQ Kqövov {Plat, Tim. Locr. Saturni scse quo Stella receptet. Lucan. 1, 646
de anim. etc. 97 B. Flut. plac. phil. 2, 32, 1), summo si frigida coelo \ Stella nocens nigros
nicht Kgövog lautete. Zu Grunde lag diesem Saturni accenderet ignes. Fers. sat. 6, 569 quid
Gedanken wohl nur die unabsehbare zeitliche sidus triste minetur Saturni. Augustin de gen.
Entrücktheit des Urgottes, die man nur mit ad liter. 2, 5, 9; de gen. imperf. 8, 29: tardus
der unermefslichen räumlichen Ferne des Pia- frigidus; vgl. Arnob. 4, 26. Andere Spielereien
neteu von gröfster Umlaufsbahn verglich. b. io&. J.(yL 925ff. Vgl. im allgemeinen 7o/i. i^/*^.
Fs.-Flato Epinomis 987 sagt, der Phainon dewens. 4, 10. 2,11 u. Cewsorm/r^. 3,3 ed. i/ttZ^sc/j;
werde von manchen wegen seiner Langsamkeit lo Saturni Stella frigida et sterilis infecunda
Kr. genannt; eine öfter wiederkehrende Mei- terris, nascentibus non salutaris facit
nung, die also von der Greisenhaftigkeit ausgeht; adversa diuturna nee subita. Speziell die Ge-
s. z.B. Lukian Astrol. 22. Seine sonstigen Eigen- burt von Knaben hindert er: Gic. N. D. 2, 20.
Schäften, d. h. seine Wirkungen auf die Erde 19. Daneben finden sich aber auch, was
und ihre Bewohner, die ihm nicht angesehen die Unfruchtbarkeit betrifft, Spuren eines
werden konnten, sondern nur auf abergläu- von Sterndeuterei noch unberührten Glaubens,
bischer Meinung beruhten, ergaben sich wohl der tiefer in das griechisch-italische Götter-
erst daraus und knüpften an jene Bezeichnung wesen eingreift. Das erste dieser sehr dispa-
an. Also ich denke mir: weil er nach Kronos raten Zeugnisse wurde schon berührt. Dieterich,
hiefs, mufste dieser Stern es sein, der die 20 Abrax. 78; vgl. 0. Gruppe, Kulte 516: rov Kq.
Kälte brachte und gleich dem des Ares ovSng täv iv yävei Ka&EGzecÖTcov Siaq)vysiv dv-
Schaden stiftete. Denn die meteorologischen vuzai' näctj yccQ ysvsasi TtQog xb vnoTcsastv tf]
und astrologischen Theorieen bei den Griechen q}&OQä cchiog icpiazrjHSv b Kgövog Kai ov-a av
sind nicht so alt, und die Zeugnisse selber ysvoizo yävscig iv fj Kgövog ovm i^nodi^rj.
deuten ihrer Epoche nach mehr auf den Noch mehr tritt die Astrologie zurück bei
römischen Saturn. Aber gesetzt, das Yer- Serv. Aen. 3, 139: quidam dicunt diversis nu-
hältnis wäre umgekehrt, so würde dies für minibus vel bene vel male faciendi potestatem
keine viel höhere Epoche als das vierte Jahr- dicatam, ut Veneri coniugia, Cereri divortia,
hundert die Voraussetzung eines winterlichen lunoni procreationem liberorum, sterilitatem
und tötlichen Charakters ergeben — die wir 30 hör um tarn Saturno quam Lunae;hanc enimsicut
für jene Zeit auch ohnehin im Westen fest- Saturnum orbandi potestatem habere. Da die
gestellt. Es kommt viel darauf an, wie alt hier daneben genannte Mondgöttin (die also auf
die Quelle des Diodor 2, 30 sei, welche die den Planeten deutet) auch bei den Griechen
Benennung Kr. direkt aus der chaldäischen von dieser Seite her bekannt und gefürchtet ist,
Religion zu erklären sucht; vgl. P/iiZo'S/S'awc/mn- auf dem unfruchtbaren Maultier reitet und
jathon fr. 4, 16. 7 (11). den Frauen überhaupt zur Eileithyia und Ge-
Ich stelle nun kurz die Zeugnisse zusammen, burtsgöttin wird, die durch ihr blofses Hände-
diemir begegnet sind. Tod: Serv. Aen. 4, 610 falten die Entbindung hindert, so halte ich
aut arte dvcciQin-Kovg dioit i. e. Martern et Sa- es mit Jordan bei Preller, Hörn. Myth. 2, 22, 3
turnum qui intereidunt vitae rationem: 40 für bedenklich, jenes Lunae in Luae zu ändern,
si radiis suis ortum geniturae pulsaverint d. h. jene Lua Saturni oder Lua Mater ein-
(d. i. in dem Horoskop). Horatius (c. 2, zusetzen, die unter den ältesten römischen
17, 22) te lovis impio , tutela Saturno reful- Göttern begegnet, ihrem Wesen nach aber
gens \ eripuit volucresque fati tardavit alas. völlig dunkel ist (s. Eöm. Myth. a. a. 0.); so
Vgl. Serv. Georg. 1, 335. Sext. Emp. ad math. Entlegenes darf man, das hat schon Jordan
5, 29. Anth. Fal. 11, 183 (Lucilius) Tr]v ys- gesagt, in der Notiz nicht suchen, so wunder-
es cij' Xvnovvxa jia&av Kgövov 'HXiödwQog \ liehe Kombinationen sie sonst enthält. Es ge-
vvKzoag sk vaov xgvotov tjqs Kqovov. Anth. hört hierher vor allem folgendes, schon durch
Jacobs append. 40 II p. 768 in Dübners Ausg. seinen Autor wichtiges Zeugnis: Apollodor von
fehlend: Charakteristik der sieben Planeten 50 Athen bei Macrob. 1, 8, 5 bezog die Fufs-
azvyvbg Kgövog. — JccTigv [liv iazi Kgövog. binden des römischen Saturn und ihre Lösung
Zevs d' T] yivsGig, löyog 'Eg^fjg kzX. Heliod. im Dezember auf Geburt und Entbindung im
Aethiop. 2, 24 kccI b^ficc Kgöviov sig rov olv.ov zehnten Monat (wobei nur der wollene Stoff
ivioKrjips, zrjv inl zö %E£gov inccyov (isza- der Binden ziemlich gezwungen aus demselben
ßolr'jV, i]v £(iol oocpLcc [i8v Ttgoicpjjvs, diudgävca Motiv, mit mollibus naturae vinculis, erklärt
da ovK £d(aY.s. August, cons. Evang. 1, 23, 36 wird). In dem allem liegen ohne Zweifel reli-
Saturnum maleßcum deum inter alia sidera gionsgeschichtliche Momente. Gerade auf die
constituerunt. Erstarren: lamblich. de Myster. neun Monate des Apollodor würde ich dabei am
1, 18 Tj zov Kgövov dnöggoioc sGzi ovv£nziv,ri, wenigsten Gewicht legen, wenn nicht die
7] Se zov "Agsog v.ivr]zi%ri. Hagel: Theod. 60 Neunzahl noch mehrmals bei diesem Gotte
Prodr. 8, 103. lolt,. Lyd. de mens. 4, 11 p. 58 begegnete, ohne dafs ich eine Erklärung dafür
Beide. Mifs wachs: v-ugncäv £TciG%iG8ig rizoi wüfste. Die lUyrier bringen ihrem Kronos die
GJiävBig bedeutet es, wenn ein Komet mit dem Pferdeopfer alle neun Jahr; neunjährig ist das
Kr. zugewendeten Schweif erscheint: loh. Lyd. ''grofse Jahr' der Alten, und dem Kronos ist
de ostent. 10. Kälte: Vitruv. 6, 1 lovis Stella das Jahr geweiht. Flut. plac. phil. 2, 32, 1*);
inter Martis ferventissimam et Saturni frigidis- vgl. (Ji'og IJv&ayögov Phot. bibl. 440^^.
Simam media CUrrenS temper atur ; vgl. 11, 4. *^ in dem scherzhaften zum Teil verbesserungs-
Flin. N. H. 2, 8 Saturni sidus gelidae aC bedürftigen Epigramm yl«i/(. Pa/. 11, lU jedoch (dieselbe
1477 Kronos (und Eileitliyia) Kronos (Sage v. Arne, Methydrion) 1478
20. Wir werden nicht umhin können, davon urteilen kann. Damit verbinde ich eine andere.
Notiz zu nehmen, dafs Kronos auffallend oft Beim Heiligtum des Poseidon Hippios bei Me-
mit der Geburtsgöttin verbunden auftritt. thydrion wurde nach Paus. 8, 36, 2 bekannt-
Es kann dies nicht blofs, wie es die sicilischen lieh von gewissen Giganten unter Führung
Legenden (§ 25) andeuten und sogar aus- eines Hopladamos erzählt, welche der Rhea
sprechen, auf der örtlichen Nachbarschaft mit gegen Kronos beistanden; in späten Zeiten
der erycinischen Göttin beruhen. Schon das verwechselte man nämlich die waffentragen-
Zeugnis des Epimenides (oben § 7 g) und das so- den Kureten [vgl. Paus. 8, 37, 3 (6)] mit Giganten
eben (§ 14) vernommene des Tlieopomp Toa?ihnQn oder Titanen {Gig. u. Tit. S. 150 ff.). Zugleich
dazu, die Sache ernsthafter zunehmen. InAchaja lo wird dort das Lykaion als unverrückbare und
ist zwischen der alten, verschleierten Eileithyia allgemein anerkannte Stelle der Zeusgeburt
von Aigion, trotzdem beide bei Paus. 6,23,4.5 zugegeben, indem man nur die Täuschungs-
nebeneiuander stehen, und der Kronos- Sage von scene für Methydrion in Anspruch zu nehmen
Bolina die örtliche Entfernung zu beträchtlich. sich begnügt. So spät und gekünstelt dies
Aber in Olympia findet sich am Kronos-Hügel alles aussieht und auch wohl ist, scheint doch
ein Eileithyia-Heiligtum, mit welchem es zu- die Pointe noch gar nicht ausgesprochen, son-
dem eine ganz besondere Bewandtnis hat. dern dem Pausanias oder seinem Gewährsmann
Es war ein Doppelgemach, in welchem ihr verloren gegangen zu sein. Von Methydrion
und einem {Pausanias 6, 20, 3) nicht näher nicht weit lag nämlich, nur durch den Mai-
bekannten Dämon Sosipolis geopfert wurde, 20 nalos vom mantineischen Gebiet getrennt, das
dem letzteren ohne allen Wein, also nach UcöXov tcsölov und eine Quelle des Namens
dem Ritus der chthonischen Kulte, worauf Kqovvoi {Paus. 8, 35, 7 u. 8). Unzweifelhaft
auch andre Umstände deuten: die strengen Eide, geht hiervon das Erste den dortigen Poseidon
die hier geschworen wurden (vgl. unten § 28) Hippioa (36, 2) an; das würde man in Arka-
sowie die Schlangengestalt. Die Legende er- dien en-aten, wenn es nicht aus jener Füllen-
zählte, um doch etwas von dem fremdartigen Geschichte hervorginge; diese letztere pafst
Wesen zu sagen, dafs bei einem Kriege zwischen auf die Lämmer -Stätte wie die Faust aufs
Eleern und ihren Nachbarn eine Frau mit Auge, da man dort mindestens eine simulierte
einem neugeborenen Kinde erschienen sei, Lammes -Geburt erwartet; die Geschichte ge-
weiche geträumt hatte , dafs das Kind die 30 hört vielmehr hierher oder hat doch hier
Stadt retten werde; das Kind wird vor die ihren Ursprung. Aufserdem ist die Herleitung
Front gesetzt und verwandelt sich, als der des Äpdvo s-Namens von Kqovvoi seit dem
Feind herankommt, in eine Schlange. Es 4. Jabrh. mehrfach überliefert (§17), sodafs dieses
kann kein Zweifel sein, wer mit der Gebärerin Motiv auch wohl in den dortigen Fabeleien
gemeint ist, und ebenso dafs jener Dämon ein stecken wird. In diesem Verdacht bestärkt
Götterkind ist, wie es sonst Rhea zu tragen mich die eigentümliche Betrachtung, die Pau-
pflegt, während Eileithyia auf archaischen Bild- sanias dem Mythus von der Verschlingung des
werken mit Kindern auf dem Arme erscheint. Zeus und Poseidon hinzufügt. Früher sagt er,
Der Name Sosipolis ist rätselhaft; das Ganze hätte er bei seiner schriftstellerischen Arbeit
erinnert an die kretisch-naxische Geschichte 40 solche Erzählungen für Albernheiten gehalten,
von Kronos und dem Zeus-Kind (§ 15). Vgl. den seit er aber an die Arkadika gekommen, habe
Zeus Sosipolis in Magnesia a/M. Strab. 648. er eine ganz andere Meinung davon gewonnen :
_^ ;;.,., ,, , _ - die Weisen der Vorzeit sprächen offenbar in
.T".^* ^i'H'f^^ ^^^®" "V^,^«i«"^<:?i: . Gleichnissen, und so sei der Kronos -Mythus
Hohlen-Sclilaf und -Orakel. Verhältnis ^i^ht wörtlich zu nehmen (vgl. ov^ U zov
zum Ueroenkult.
gv'9'fcog), sondern enthalte eine bestimmte
21. Vorausgeschickt seien, da sie weniger Theorie. Obwohl er nun doch wieder, wie er
den Kronos als den Poseidon angehen, drei pelo- es liebt, mit einem geheimnisvollen sapienti
ponnesische Legenden ungefähr gleichen Schla- sat schliefst, liegt hier doch einer der Fälle
ges, wie die verschiedenen dortigen Zeusgeburts- 50 vor, wo er — beinahe ganz ehrlich — uns
Sagen, deren geringen Wert gegenüber der einen Einblick in seine Schriftstellerei ge-
kretischen Welcher, Götterl. 1, 237 erkannt hat; währt und fast auf das vor ihm liegende
wie sie denn z. T. sogar eingestandenermafsen Buch hindeutet, indem er nur die neuen An-
an ein dortiges Kretea anknüpfen. Paus. 8, 38. schauungen, die ihm dasselbe eingiebt, sich
Der Name der Quelle Arne bei Mantinea wird mit der Raschheit eines unkritischen Kopfes
von Lämmern und einem Schafhirt hergeleitet, aneignet und dieselben sofort für die seinigen
bei welchem Rhea den neugeborenen Poseidon hält. Wir haben die Wahl, welche der im
vor Kronos verbarg, indem sie diesem angab^ Altertum üblichen Auslegungen des Kronos-
ein junges Pferd geboren zu haben, und ihm Mythus wir bei Paus. d. h. seiner Quelle,
ein solches {nälov innov) zu verschlingen gab, 60 suchen wollen; es werden wohl mehrere ge-
„wie später statt des Zeus einen in Windeln wesen sein, und das Wasser darin nicht ge-
gehüllten Stein", Paus. 8, 8, 2. Dies schlägt fehlt haben. Die Arniten konnten also höch-
in die Mythen der Demeter Erinys ein, deren stens von dem Verbergen des neugeborenen
Verwechselung mit Rhea man verschieden be- Kindes im Stall (das Melanippe - Motiv) er-
„ ^. , , „, . , . , zählt und das übrige von den Methydriern
•jeacmchte kurzer 257). wo jemandem vom Astrologen flciVirit VitiVip
noch neun Monat Lebenszeit gegeben werden, ist Kronos -kt-j.- i j.^ * • t i i a
nur eingeführt als derjenige Stern, von dem alles Unheil Notlg hatten Sie dies kaum, da Arne eine
kommt, soweit es Geburt und Tod betrifft. eigene Legende besafs, die gut von G. Wentzel,
47*
1479 Kronos (Lokalsagen: Kaukasus) Kronos (Lokalsagen a. d. Propontis) 1480
Philol. 1891, 385 behandelt ist. Auch diese Notiz, da ihre Angaben bezüglich der übri-
(im Etym. Magn, p. 145, 47 vorliegend und gen Götter alle den wirklichen Kult- und
daraus abgeschrieben von Tzetzes z. Lykophr. Mythen -Vei-hältnissen entsprechen, wohl Be-
644 mit willkürlicher Einmischung des böo- achtung schenken, wenn wir gleich keine
tischen Arne aus Etym. M. 145, 53) knüpft Erklärung dafür zur Hand haben, was Kro-
an Kronos an, wie dies natürlich, aber auch nos am Kaukasus zu schaffen habe. Das
nichtssagend ist, wo es sich lediglich um Auftreten der Titanen bei Aischylos, wo sie
IloosiSävoq yovai handelte. Der Autor, The- den am Kaukasus gefesselten Bruder be-
seus im 3. Buche seiner Korinthiaka, erzählte suchen, kann damit nichts zu thuu haben,
einfach, dafs die Nymphe Arne, die eigentlich lo da sie selber aus weiter Ferne herzukommen
Sinoessa geheifsen, ihren Zunamen deshalb er- scheinen. Man mufs vielmehr für die Fesse-
hielt, weil sie sich geweigert (ccTtrjQvi^aaTo), lung des Prometheus selber die Frage stellen,
dem Kronos das Kind herauszugeben. Wir warum gerade jene Lokalität gewählt sei, und
hören noch aus anderen Quellen, dafs Kro- Kronos und Prometheus auf gleicher Basis be-
nos statt des Poseidon ein Füllen zu ver- handeln. Die Sibyllinische Turmbau - Sage
schlucken bekommen habe {Sehol. Verg. Georg. des Alexander Polyhistor thut dies (s. ob. § 11),
1, 12. Paulus Diacon. p. 101 Müller, dazu und da sie sowohl wie die chaldäische {Be-
Wentzel S. 388 f.), aber auch da wird aus- rossos) diese Titanengeneration und ihren Krieg
drücklich auf den Poseidon "irniiog Bezug ge- an die Sündüut anknüpft, so könnte die Kau-
nommen, den Arne nicht besafs. Also eine 20 kasus-Sage sich — in beiden Fällen — darauf
an den Ortsnamen gebundene Legende, welche beziehen. Ein unabhängiges, auf die jüdische
die andere, die von der Täuschung, völlig Litteratur nur weuig oder gar nicht Rücksicht
ausschliefst. nehmendes Durchbrechen heiduischer Tradition
22. Legendarische Bezugnahme auf Kronos ist ja, auch nach Gruppes Darlegung, nicht
kommt an so vielen Örtlichkeiten vor, dafs ausgeschlossen. — Der orphische Hymnus
i'mawMeZ i/o/wawn in einem auch sonst wunder- 13, 7 ruft sogar den Kronos selber an öEfti'f
liehen Buche: Mythen aus der Wanderzeit der IJQOfirid'sv.
gräko- italischen Stämme, 1. Teil Kronos und b) Auffallend häufig begegnet die Erwäh-
Zeus, Leipzig 1876 es unternommen hat, einen nung des Kronos zu beiden Seiten der Pro-
Zusammenhang zwischen diesen allen herzu- 30 pontis. Bithynien soll ursprünglich Kronia
stellen und an jenen Punkten überall Stacionen geheifsen haben {Plin. n. h. 5, 143); Dolonkos
einer Art Eroberungszuges sehen will, einer ist Sohn des Kronos und der Titanin Thrake,
Völkerwanderung, deren Repräsentant Kronos Bithynos Sohn des Zeus von derselben Mutter,
sei. Er stützt sich dabei auf einige der oben Steph. Byz. s. vv. Bi&vvia, Joloyaoi, Qqänri.
§ 10 gegebenen Nachrichten, welche sich doch Gegenüber wird Chalkedon, der Eponym der
eigentlich in letzter Linie auf die Flucht von Stadt, als Entsprossener des Kronos in An-
Kreta reducieren, wenngleich das Motiv seiner sprach genommen, Arrian b. Eust. z. Dien.
Irrfahrt als Naturmythus (§ 15) wiederzukehren Perieg. 803. Wiederum auf bithynischer
scheint. Die gelegentliche Identifikation mit Seite, auf der Insel Prokonnesos, wird von
fremden Gottheiten hat er nicht beachtet. 40 AgathoTdes b. Schol. Res. Theog. 485 {Fr.
Das Positive, was wir über Kronos wissen H. G. i, 290) die Täuschungsscene angesetzt,
können und weiter unten vorbringen, wird wenigstens soll Rhea von dort den Stein ge-
uns einer Widerlegung solcher Theorieen nommen haben; und in Bezug auf das dortige
überheben, zu denen vom orientalisierenden Drepane an der Bucht von Astakos citiert
Standpunkt aus schon Böttiger {Ideen zur Steph. Byz. s. v. den Vers [rjv] jQtTtavrjv
Kunst- Mythol. 1,221 f.) einen Anlauf genom tilsLovaiv ünb KqoviSao 6l8)]qov. (Über die
men. Inzwischen mag man selber urteilen, ob Sagenform s. ob. § 13.) Dafs die Bithynier
die Überlieferungen selbst irgend welchen An- aus Thrakien einwanderten, wufste man; die
halt oder Anlafs dazu darbieten. Herleitung von Kronos aber mufs ihre beson-
a) Bei Bursians Pseudo- Clemens abgedruckt 50 deren Gründe haben, imd die Absicht, ein
mit Firmicus Maternus fol. 36a p. 55 finde möglichst hohes Alter auszusprechen, reicht
ich ein Grab des Kronos im Kaukasus er- dazu nicht aus. Wenn Arrian {Steph. Byz.
wähnt: (eorumj qui apud cos dii putantur se- s. v. TQifjQsg) die Treren, von denen Reste in
pulchra singulis quibusqiie in locis manifestis- Bithynien safsen, als Söhne von Briareos und
sime demonstrantur : Mercurii apud Hermu- Thrake darstellt, so mochte dafür ihr seit
polin, Cypriae Veneria apud Cyprum, Martis KalUnos traditioneller Giganten - Charakter
in Thracia, Saturni in Caucasis montibus, mafsgebend sein {vvv 8' av yrjyevsäv azQarög
Liberi apud Thebas, ubi discerptus traditur, sQxstccL 6ßQt.(iotQycov, fr. 3 Bergk^ und TQrjQsas
Herculis apud Tyrum, ubi igne crematus est, uvÖQag uywv, fr. 4). Auf Chalkedon aber und
in Epidauro Aesculapii. — Em. Hofmann S. 29 60 seine Bevölkerung würde dies nicht zutreffen,
erwähnt nur aus Pseudo - Plutarch de fluv. 5, 3, Auch die Riesensagen von Kyzikos (mitsamt
dafs Kronos vor Zeus nach dem Kaukasus ge- der theogonischen, Sehol. Aj)oll. Rh. 1, 936)
flohen sein soll. Angaben dieses Fälschers be- und vom Rhyndakos haben jede für sich ander-
dürfen stets der Bestätigung von glaubwürdiger weitigen Ursprung, Gig. u. Tit. 126 ff. Es ist
Seite. Eine solche liegt vor und zwar in mehr- keine Flüchtigkeit, dafs Hygin. fab. 138 sagt
fachen Wiederholungen und Variationen (s. Saturnus lovem cum quaereret per terras, in
besonders Clem.. Born.), die bei Lobeck, Agl. Thracia cum Philyra — concubuit; schon
575 zu finden sind, und man mufs der obigen das Suchen nach dem Kinde und die schliefs-
1481 Kronos (Sagen V. Aretias, lUyr., Gallien) Kronos (Sagen v. Britannien) 1482
liehe Metamorphose bekundet eine Quelle, die gehört durchaus in die klassische Mythologie,
wohl den Pelion und Thrakien zu unterscheiden Er erzählt dort von einer glücklichen Insel
gewufst haben wird. Dafs man in der That im fünf Tage westwärts von Britannien, offenbar
östlichen Thrakien eine dem Kronos verwandte dem mythischen Thule, wo Kronos gefesselt
Gottheit fand oder zu finden glaubte, wenigstens liege von Zeus, xov Sh f ag f vlov i'xovza
in den Zeiten, woraus alle angeführten Zeugnisse cpgovgov, zäv ts vrjocov insivcov -nal rrjg &u-
stammen, bezeugt Mnaseas bei PJiot. lex. v. läxTrjg, rjv KqÖviov nslayog ovofiä^ovai itsgav
Zäyioli,ig' Mvaasag Ss tiuqoc Ftraig zov Kq6- y.arcpy.taO'cct, worin äg vlov verderbt und in
vov xiaäcQ^ai tial v.aXstaö'cii ZccuoX^iv. Vgl. ßgiägscov zu ändern ist, nach Mafsgabe der
Etym. Blagn. s. v. Worauf sich diese Identi- lo Parallelstelle def. or. 18 Kqovov KarsiQx^cct
fikation gründete, soll bald erörtert werden. (pgovQOVfisvov vno xov Bgiägsco, wie jeden-
c) Zwischen diesen Gegenden und dem fernen falls schon längst bemerkt sein wird. Das
Kaukasus existiert nur scheinbar eine Zwischen- Meer wird als Eismeer beschrieben, schwer
Station; nämlich in der kleinen Insel Aretias, zu befahren und auf ein Land hinführend, das
an der Küste, wo Apollonios Bhodius Arg. 2, von Griechen bewohnt sei, Verehrern des He-
1231 die Liebschaft des Kronos und der Phi- rakles und Kronos. Alle dreifsig Jahre, wenn
lyra spielen läfst (danach Steph. B. ^iXvgsg der Planet des Saturn in das Bild des Stieres
. . . dno ^iXvgag xrjg nrjrgog [Xsi'gavog, yv- trete, schickten die Britannen eine erloste
vctLKog Ss so Meinel-c] Kgövov). Er thut dies Anzahl Leute mit Opfern und Lebensmitteln
zwar in ängstlichem Anschlufs an die alt- 20 dorthin. Die , welche glücklich anlangten,
überlieferte Lokalität, indem er sagt, die ver- mufsten 13 (soll heifsen 30, vgl. a. a. 0. § 15)
führte Nymphe sei dann aus Furcht vor Rhea Jahre dort bleiben und dem Kronos dienen,
nach Thessalien geflohen, wo sie den Cheiron Wenn sie aber nach Ablauf dieser Periode
gebar. Aber es bedürfte dieser Vorsicht gar heimkehren dürften, zögen sie es gewöhnlich
nicht für unser urteil. Das Ganze beruht wohl vor dort zu bleiben, und es werden nun die
nur darauf, dafs auf jener von den Argonauten wunderbaren Eigenschaften des Landes be-
passierten Insel eine Völkerschaft des Namens schrieben: die Sonne gehe 30 Tage lang kaum
Philyrer wohnte; dies genügte, die Baum- für eine Stunde unter, während deren eine
nymphe und ihre Fabel herbeizuziehen. leichte Dämmerung herrsche. Opferjichmaus
d) Unter den Balkan -Ländern fallt noch 30 und Chorgesänge wechseln mit Gesprächen
Illyrien als einer der Punkte auf, wo die und Philosophie. Die sanften Lüfte sind von
Alten ihren Kronos wiederfanden oder zu Geistern erfüllt, welche den zur Heimkehr sich
finden glaubten. Dabei bezog man die Pferde- Anschickenden durch „Träume und Zeichen",
Opfer, welche die lUyrier jährlich oder nach oder auch mit vernehmlicher Stimme zu fesseln
anderer Version alle neun Jahre ins Meer wissen. In einer tiefen Berggrotte zwischen
versenkten, auf die arkadische Sage von der goldenen Felsen ruhe Kronos, den der Schlaf
Täuschung des Kronos, welchem statt des statt der Fesseln des Zeus gebannt halte,
jungen Poseidon ein Füllen zu verschlingen während den Gipfel Ambrosia bringende Vögel
gegeben wurde (ob. § 21). Saturno, cum suos umkreisen. Jene Dämonen, einst Gefährten
filios devoraret, pro Neptuno eqimm öblatum 40 des Kronos zur Zeit seiner Herrschaft, seien
devorandum tradunt, unde Ilhjrico quotannis nunmehr seine dienenden Geister und verkün-
ritu sacrorum equum solere aquis immergere; deten den Willen des Zeus, wie er sich in
hoc autem ideo, quod Saturno umoris totius et Kronos' Träumen offenbare; sivca S' Kvdora-
frigoris deus sit (Schol. Verg. Georg. 1, 12); aiv tu xixuvi%cc nüQ-r] v-Ki v.ivr\{i,cixa xrjg 'ipvxfjg
quod equuleus, ut puta.nt , loco eius suppositus £v avxcä navxänaaiv 0 vnvog ^. . .'] -akI yivrjtai
Saturno fuerit, cui ob hoc in lUyrico quater- x6 ßceoiXi-nov kuI &£tov ctvxo iiaQ'' nccvxo -na-
nos equos iacicbant nono quoque anno in mare Q'ccgu v,cu anrigaxov. Mit diesen rätselhaften
(Paul. Biacon. p. 101 Müller, verbessert von Worten, deren erste auf krampfhafte Ver-
G. Wentzel, Philol. 1891, 389). Andere Kro- zückungen des halberwachenden Propheten
nos-Sagen am Adriatischen Meer § 26. 27. 50 deuten (anders tcc Xsyö^svcc Tixavt-na nad-r]
e) Von den Kelten, namentlich denen in desselben Plutarch, Vit. Galh. 1*)) schliefst
Gallien, hören wir oft, dafs sie den Kronos die Legende, ein seltsames Gemisch nordischer
verehrten und ihm noch in römischen Zeiten und klassischer Elemente, geographischer und
Menschenopfer brachten; s. unten Kap. VII, 2. märchenhafter Vorstellungen. (Das Eismeer
Und Yossius, de diis gentil. p. 481 führt aus G. wurde übrigens von manchen Kgöviov nsXayog
Fabricius, Origines Saxorum 1 p. 61 einen genannt; Plin. n. h. 4, 94. 104. Dion. Perieg.
Götzen Crodus an, den er aus Cronus entstellt 32. 48 nach dem Planeten Saturn, dessen Ein-
glaubt, wie Irmes aus Hermes, und der fol- flusse man die Kälte zuschrieb.") In Kürze
gendermafsen beschrieben wird : Messoris specie, nimmt darauf einmal der Schol. Cruq. z. Ror.
auf einem Tisch stehend, cinctum lineum ge- 60 Epod. 16, 41 Bezug. J. Grimm, D. Myth.* 69i
stat, dextera ferens vasculuvi rosis repletum, wollte darin eine durchaus britische Sage sehen,
sinistra creeta rotam cursus , also eine jener doch hat schon E. Bohde, der sie Rh. Mus. 35
barocken Gestalten, wie sie mit Hülfe spät- (1880), 160 flüchtig berührt, „die noch viel deut-
römischer Provinzialkunst zu stände kamen. liebere Anlehnung an eigentlich griechischen
23. Was freilich Plutarch de fac. hin. 26 Glauben nicht zu verkennen" vermocht. Schon
und defect. orac. 18 von einem Kronos in *) Dort ist Tielmehr das Prinzip der Zersetzung, der
Britannien ausführlich berichtet, ist zum Dekompoaitlon gemeint, die Titanxrj äiaxöafujaig des
gröfsten Teile alles andere als keltisch und prokios, s. oben § 17.
1483 Kronos (Höhlensclilaf u. Orakel) Kronos (HöUenschlaf u. Orakel) 1484
die Einkleidung verhehlt ja kaum ihren grie- 2, 501. 4, 281), Kronos sei dem Xisuthros im
chischen Charakter; so die Beschreibung des Schlafe erschienen, um die grofse Flut zu
Zustandes der Seligen. Das Kronos-Land ist prophezeien, wofür diese gräcisierende Fabel
von Griechen bewohnt, die von Barbaren be- als Termin den 15. des Monats Daisios an-
drückt wurden, bis Herakles dorthin kam und giebt; vgl. unten § 41 am Ende. Ich erwähne
zu ihrem Schutze eine Truppe seiner eigenen daher schon hier, dafs das delphische Orakel
Leute dort liefs, daher jene den Herakles und vor Apollon dem Kr. gehört haben soll (§ 45).
Kronos verehren. Dem entspricht, meine ich, In Lebadeia findet sich wirklich ein Kronos-Kult
durchaus, was bei Macroh. 1, 7, 27 von Italien in Verbindung mit dem dortigen Trophonios und
erzählt wird. lO dessen Höhlen-Inkubation. Aufserdem läfst sich
24. Aber auch in dem Kern des Mythus in Kreta eine alte Höhle nachweisen (§ 54),
steckt mehr als das KyfFhäus er -Motiv (Ana- welche dem Kronos gehörte und derjenigen
logieen bei E. Bohde a.a.O. 159) und die nor- des Zeus entschieden Konkurrenz macht: An-
dische Sage von den Totenschiffern [Welcher, Sprüche, die sich auch auf das Kureten-Orakel
70. Sc/ir. 2, 24); wenigstens finden wir in klassi- erstrecken, welches Minos befragt, wenn es
schem Bereiche so viel Ähnliches, und gerade nicht geradezu heifst, dafs er in der Höhle
bei Kronos, dafs wir davon ausgehen und bei auf einige Zeit verschwindet. Unter solchem
Flutarch mehr eine Assimilation, ein Kom- Gesichtspunkt ist denn auch die kretische
promifs mit dem nordischen Element sehen Legende vom Höhlenschlaf des Propheten
dürfen. Von dem schlafenden Kronos und 20 Epimenides zu betrachten. Wo wir uns nach
seinen Träumen weifs schon Aristoteles; vgl. Analogieen zu diesen Motiven umsehen, tritt
Tertullian de anima 46 : rideho qui se existimavit uns überall der Name des Kronos entgegen.
persuasurum, quod prior omnihus Saturnus Der Geten- oder Thraker- Gott Zamolxis, wel-
somniarit; nisi si et prior omnihus vixit Aristo- chen man dem Kronos gleichsetzte {Etym, M.
teles, ignosce ridenti (womit der Kirchenvater und Suid. v. Zajti. HelJanic. fr. 173 Fr. H. G.
den Glauben an das einstige Dasein eines 1, 69), empfängt ursprünglich Menschenopfer,
Saturn bespötteln will). Derselbe Aristoteles indem man sagte, dafs die schwebend aufge-
{pliys. ausc. 4, 11 p. 218 b 21) spricht von ge- spiefsten zu ihm 'hingesandt' würden; Herod.
wissen Heroen in Sardinien, bei welchen 4, 93 ff.) (vgl. die Sendung in der britischen
Inkubation stattfand, und zwar, wie ein Kom- 30 Erzählung). In der Legende wird er zu einem
mentator {Philoponus; a. bei Bohde, Bh. M. Gesetzgeber, der in einem imterirdischen Ge-
a. a. 0. 157) berichtet, von Kranken, die dort in mache (Herod. a. 0.) oder einer Höhle {Strah.
mehrtägigem Schlafe Heilung suchten und 7, 3, 5: C298) mehrere Tage verweilt und
fanden. Wie die Namen dieser Heroen ver- zurückkehrend ein seliges Fortleben nach dem
schieden angegeben werden, von einigen als Tode verkündet, weshalb er für einen Sklaven
Herakles' (in diesem Falle neun) Söhne von und Jünger des Pythagoras erkärt wurde. Da,
Thespios' oder Thestios' Töchtern (Alexander wo Herodot dies hörte, bei den Griechen des
V. ApJirodisias bei E. Bohde, Bhein. Mus. 35 Hellespont und am Pontus, bestand das Orakel
(1880), 158), während andere dabei den lolaos des Protesilaos, der selbst in die Unterwelt
in den Vordergrund stellen (Paus. 9, 23, 1. 4o hinabstieg, anderwärts aber mit lolaos ver-
Scliol. Find. N. 4, 32. Solin. p. 19, Iff. Monims.; wechselt wurde. (Hyg. fr. 103. Hermes Bd. 20
vgl. Diod.5, 15), der aus der Unterwelt wieder- (1885) p. 134, 1). Ein ähnlicher Unsterblich-
kehrte, oder unbestimmt heroem quendam Sar- keitsglaube findet sich bei den Druiden, wo
diniae anführen incuhatores fani sui visionihus wir denn auch von Kronos und seinen Men-
privantem (Tertull. de an. 49 wahrscheinlich schenopfern hören (s. Zeller, Philos. d. Gr. l*
nach Soranus, E. Bohde, Bhein. Mus. 37 (1882), 58, 1 u. 247). Da das sardinische Inkubations-
465 ff.), so könnte auch die Kronos -Notiz — Orakel des lolaos wie der Herakliden von
woran man in Sardinien leicht denkt — sich Theben hergeleitet wird, so sei hier noch an
darauf beziehen und eine dritte Version der- die nicht näher bekannten KqÖviu erinnert,
selben Sache geben. Dafs, wie Aristoteles an 50 ein dortiges Fest mit musischen Agonen (Vit.
der zweiten Stelle angiebt, die Inkubanten Hom. 2, Ah. Westermann, Biogr. gr-^). 23), sowie
von dem, was während ihres Tempelschlafes an eine Legende des thebanischen Herakles -
vorgeht, nichts wissen, d. h. nicht geträumt Heiligtums, Diod. 15, 53: löyoc; iv zais Orißaig
haben — was er übrigens auch nur als 'My- dia^Ldoxai ag xäv rjQcöav agiaCoav dvfLlrjcpuzcov
thus' mitteilt — , enthält keinen Widerspruch avza (die Waffen aus dem Herakles- Tempel)
gegen die ersterwähnte Notiz. Beide Momente yiccl ßorjdsiv zotg Boicorotg unslrjlv^örcov.
können zusammengehören, und Kronos, wie 25. In Sicilien, wohin wir uns jetzt wen-
jener angeblich britannische, der Kultgeuosse den, gehen sehr verschiedene Einflüsse durch-
des Herakles, von dienenden Heroen umgeben einander, und man kann von vornherein bei
sein, welche seine Träume empfangen und da- 60 Erwähnung des Kronos nicht wissen, ob der
nach mit den Kranken, ohne dafs diese es phönizische Moloch oder Melkart, der römische
merken, verfahren. Dafs es sich um ein Saturn oder einer der niedergeworfenen Titanen
Kranken -Orakel handelte, ist mir nach dem, gemeint sei, die man nach dem Vorbild des
was O. Gruppe, Kulte 379 — 382 über den Typhon früh unter die Vulkane gebannt
phönizischen 'lolaos' auseinandersetzt (auch G. dachte. Keines von allem giebt sich in unseren
erinnert dabei an den sardinischen), kaum Nachrichten zu erkennen; wohl aber etwas,
zweifelhaft. Andrerseits lesen wir bei Berosos das sich mit den soeben betrachteten Vor-
fr. 7 (entsprechend Ahyden. fr. 3. Fr. H. G. Stellungen zu berühren scheint. — Zunächst
1485 Kronos (sicil. u. kerkyr. Sagen) Kronos (sicil. Sagen) 1486
einiges IndiiFerente. Wenn im 5. Jahrh. die Elements denWeg zu wicbtigerenBeobachtungen
Himeräer den Kopf des Kronos auf ihre bahnen. Wenn OjceroiV.D.S, 17, 44 sagt (Saiwr^^m
Münzen prägten , ebenso wie den Wagen des vulgo maxime ad Occidentem colunt, so denkt er
Pelops, so geschah dies ersichtlich mit Hin- weniger an Gallien, als an Gades und Libyen,
blick auf Olympia. Schon die Mutterstadt wo sich den ]3ragmatisierenden Schriftstellern
Zankle hatte ^ (vielleicht nach HeJiataios bei zufolge seine Herrschaft bis an die Säulen des
Stepli. B. s. V.) eine Kronos-Legende; dieselbe Herakles mit ihrem Gaditanischen Kronos-
bezog sich aber gleich denen vom dortigen Dre- Tempel erstreckte, wie jene Säulen selbst
panon, von Drepane inBithynien(/S'ifp/;. jB. s. V.) auch die des Kronos heifsen. Clmrax fr. 16,
und Achaia (Paus. 7, 23, 4) lediglich auf den lo F. H. G. 3, 640. Biod. 3, 61 dvvaazsvaui 8s
Ortsnamen, der von der sichelförmigen Gestalt cpaei rov Kgovov ^arä SiKsXiav ■nai Aißvrjv sxi
der Küste oder Ortschaften hergenommen war. 8s trjv 'irccXiav, y.al ro avvoXov sv zotq ngog
So fabelte man, Kronos habe dort die blutige sansgccv tonoig övaty^acea&ai xijv ßaadsiav,
Sichel ins Meer geworfen oder aufs Land dabei ist, wie die Parallelstelle 5, 66 zeigt,
i fallen lassen oder sie dort vergraben. Die an Karthago und seinen Kult gedacht, o Ss
Spielerei mit dem Ortsnamen 'Sichel' ging bis Kgätrig rov Kgövov q)rjal ZiyisXiag ywl 'iraXtaq
zu der Kühnheit, auf Sicilien den ganzen kkI rov nlsiorov [iSQOvg t^s Aißvrjg ßaailsvaai
Mythus von der Verstümmelung des Uranos {loh. Lyd. de mens. 4, 48 p. 83). Eng dazu
zu lokalisieren, dessen Blut nun die Insel zu gehört — eine der Verbesserung sehr bedürf-
befruchten dient {Macroh. 1, 8, 12), und damit 20 tige Stelle — loh. L^jd. de mens. p. 116
wiederum die Erycinische Venus, als die bei {Charax fr. 17. Äcschyl. fr. 11): Jtccl ßaaiXsv-
jener Gelegenheit geborene, zu verknüpfen aai 8s avrov rj igtoqCcc naQCcSiScoaiv , ag s(i-
{Serv. Aen. 3, 707) — Kombinationen, die man tiqoc^'sv ccq}7]yri6afir}v, xara ts rrjv Aißviqv v.ccl
in ihrer ganzen Nichtigkeit blofsstellen mufs, Siv-slCav xöynovg v.a.1 (^nöyXiv
da Em. Hofmann aus Sicilien und einer my- -utiaai, ag 6 Xagci^ cprici, x(^riv xöxs (ihv Isyo-
thischen Vertauschung eines Volksnamens mit fisvr]v KqovCccv, vvv 8s 'Isquv noXiv, co . . .
sicilis Sichel den ganzen Kgövog dyavXo^rj- aiyov .... {nAÄ)iyiäv Q-säv zal Uols^wv ■nal
xrjg Homers und Hesiods herleiten zu können Ala%vlog sv xfj Aixvrj n(^ccQa8i,86a6ivy. Die
glaubte. — 26. Bei dem kerkyräischen Dre- erste Hälfte ergänzt sich mit fr. 16 desselben
pane schwankte die Beziehung der Sichel 30 Charax, wonach das Herrschaftsgebiet des
zwischen Kronos (s. oben § 13) und einer Kronos bis Gibraltar reichte. In dem Weiteren,
harmloseren Fabel, welche von Aristoteles wenn es überhaupt noch demselben Autor ge-
und Kallimachos berichtet wird, die aber hört, erregt die Bezeichnung Hierapolis An-
auch die Titanen hereinzieht; danach soll stofs und hätte, da eine solche Stadt weder
Demeter dort mit einer von Hephaistos ge- in Sicilien, wovon hier die Rede ist, noch in
lieferten Sichel die Titanen gelehrt haben das Libyen existiert, nicht in manchen Büchern
Getreide zu mähen. Es kann sich das, ganz als geographische Thatsache angenommen
abgesehen von Demeter (s. Gig. u. Tit. 150 werden sollen. Da am Schlufs Aescliylos'
zu Unterst), einfach durch Verwechselung mit Aetna (so wird öfter statt Aetnaerinnen un-
den Gigauten erklären, die man als Verwandte 40 genau citiert, vgl. Macroh. 5, 19, 24, es ist
der Phäaken dort zu lokalisieren versuchte also im Text nicht zu ändern!) angeführt
{Schol. Apoll, i:, 992). Nur fällt es auf, dafs wird, ein Stück, welches die Gründung der
Apollonios das ganze adriatische Meer Kronos- gleichnamigen Stadt durch Hieron feierte
Meer nennt, angeblich {Eust. z. Dion. Per. 32) {Nauclc, Trag, fragm.^ ^. 4), so liegtes^nahe,
nach einer Insel Kronia daselbst; ferner dafs etwas derartiges (wie 'isQcovog noliv) in 'Isquv
man bei deu Illyriern den Kronos fand und zu suchen (womit übrigens der Text noch
in Epirus 'Axixävsg wohnen {Gig. u. Tit. 100). lange nicht in Ordnung ist) uiid hier mehr
Da schon Aeschylos Prom. 838 das ionische als gesagt wird aus der äschyleischen Hypo-
oder das ganze adriatische Meer 'Psccg Kölnov thesis, wovon alle Schriftsteller bei Macroh.
nennt, so scheint die Demeter-Sage damit zu- 50 ausgingen, herzuleiten. Die .... mol &sol,
sammenzuhängen und bereits die Verwechse- deren Mythus dort behandelt wurde und wo-
luug dieser Göttin mit Rhea zu Grunde zu für den Späteren Polemon eine Hauptquelle
liegen. Doch sieht man nicht recht, von wel- war (s. Macroh.), sind die Paliken, und diese
chem Punkte dies und die Meinuug ausging habe ich statt der unhaltbaren hergebrachten
svxavQ-cc xhv Kgovov v.ax(pv.7]v.sva.i {Schol. Ap. Ergänzungen in den Text gesetzt. Welche
Eh. 4, 327). Die ganze ' Sache bedarf noch Rolle Kronos, um dessentwillen Lydus die
sehr der Klärung — die man übrigens bei Stelle anführt, hier spiele, ist erst aus anderen
B. Walther, De Apoll. Eh. Argonauticor. rehus Quellen zu erschliefsen. Diodor (3,^61) fährt
geographieis, Halle 1891 p. 88, ebenso vergeh- an der oben benutzten Stelle fort: aqo' ov 8ri
lieh sucht, wie etwaige neue Aufschlüsse _über 60 {j^^xQi- '^^'^ *''^^ %q6vov yiarä xs xrjv ZiKsliav
das nördliche Kronos-Meer (ob. § 23). — Übri- -Kai xa ngog scnsgav vsvovxa fisgri nollovg
gens finde ich auf einer andern der jonischen xäv vtpriXäv xoncov ccn' skslvov Kgovia ngoa-
Inseln, auf Zakynthos CKonslot KqÖviol er- uyoQSvsa^^ai. Ähnlich Dionys. Hai. 1, 34 am
wähnt: P. Chiotis, 'lazoQina Ano^vrjfiovsviiaxcc Schlüsse des Kapitels, in welchem. Ev^svogb
1849 tom. I p. 15. noLrizrjg dgxaLog xat ccXXol xivsg xäv 'ixaXitiäv
27. Wir wenden uns hierauf nach Sicilien fiv&oyQcccpcov citiert werden: x'^Q"'- ^^ noXlol
zurück und stofsen da auf einige Nachrichten, rov 8aifj.ovog (Kronos) sncövvfioi, «at (iccXiaxa
welche uns nach Ausscheidung des punischeu ot ov,6n.sXoi y-cX xa ^sxsaQcc. Bei einem Kronion
1487 Kronos (sein Grab) Kronos (Verhältn. z. Heroenkult) 1488
in Sicilien fand die Schlacht zwischen Dionys und rechte Name sein, der frei von jedem
und den Karthagern statt, JDiod. 15, 16; appellativen Beigeschmack an Volksnamen
Polyacn. 5, 10, 5. Möglich dafs schon dem wie die der UsXloi, der Orakelpriester von
Pindar bei seiner Burg des Kronos (s. ob, § 3. 5) Dodona erinnert. Wenn nun in eben jener
etwas derartiges aus sicilischen Verhältnissen Tragödie fr. 10 gesagt würde — wir haben
vorschwebte. Nach einer anderen, ebenso wohl dies noch näher zu prüfen — , man habe oder
bezeugten Auffassung der Siculer handelt es pflege schweigend an _ einem_ gewissen Orte
sich dabei nicht um einen Höhenkultus, sondern vorüberzugehen, um nicht die Heroen zu er-
um Grabhügel des Kronos. Noster ille ei^t zürnen, so könnte sich dies nur auf eben jene
auctor qui Patrocies Thurius scriptorum in lo chthonischen verderblichen Wesen beziehen Es
tituKs indicatur, qui tumulos memorat reli- ist nötig die einschlägigen Stellen, die oben s. v.
quiasque Saturnias tellure in Sicula con- Heros (Bd. 1, 2, 2478) zwar zum Teil angeführt,
tineri {Arnoh. adv. gent. 4, 25). Dies bestätigt aber noch nicht genügend beleuchtet ^ sind,
bis zu einem gewissen Grade Philochoros fr. 184 herzusetzen. Hesych s. v. xpff'rroi'aff' tovg i]Qcocig
{Fr. Hist. Gr.) bei CJcm. Alex, coliort. ad gent. ovxm Xiyovaiv. SoHovaiv 8'e ■na-ncotLy.oC riv^g ft-
p. 18 D SyTbg: Kqovov 8s sni-niic&aL Zi-Aslia vcci,' Sta rovto wal oi nagiävTsg tu ijQäu ai.y7]v
■hkI svrav&a avtbv rBtdcpd-ai,, wo infusta&ai sxovai, (irj ri ßXcißcöat. yicil oi &eol Ss' AtaxvJ'Og
nicht ganz in Ordnung und vielleicht vrro- AizvaCaig. Pliot. Lex. p. 177, 8 B. jHpftrroi'fs"
■asLcd-ai zu schreiben ist, oder in dem snl of ?j'pcaas. 8ov.ovai 8s v.ccv.oitiv.01 slvai' St' o
ein übergeschriebenes und verschobenes sv ttj 20 iial oirarjQäcc TtaQLÖvTsg aLcoTtäaiv. Zenob.b,QO
(zu Zi-n.) stecken mag (Lobeol-, AgJ. 576 liest 01 yocg i]Qcosg Kay.ovv stoiimol (lällov rj svsgys-
aito-nsia&ai sv — ). Kronos ist also in jenen tstv., wg (piqGi. MsvarSgog sv Zvvscpiqßoig. Sehol.
Bergen begraben, wie am Kaukasus. Und Aristoph. Vög. 1498 ot ^owfs 8s Svaägyr^Ta
dies ist, wie die Bezeichnung der Kgovia über- xort xaXsnol xotg Sfmsld^ovai yi'vovzai. (wieder
haupt, kein Pragmatismus mehr, sondern wirk- mit Berufung auf Menanders Synepheben
lieber' Mythus und Glaube. Erwin BoJide \fr. Ab9 Koclc, Com. Att.fr.3 y>AS1]), ov8'
(Psyc/ie) hat gezeigt, welche Bewandtnis es mit rJQCüOiv sig xovxo (den guten Gaben) 8vvai.ii.v,
den mannigfachen göttlichen und halbgött- cell' dnoTil^-nxovg ^sv noisi^v 8vvccvxai xo 8s
liehen Personen hat, deren Gräber gezeigt c6<psXsg ov ks-uxtjvxcci (dies übertrieben und in
wurden und die im Kultus lebten. Kronos steht 30 Mifsdeutung des Arist. Textes, wie schon vor-
dort, wenn nicht alles trügt, in Zusammenhang her). 81.6 xorl 8oyiov6i [x«t] 01 xd rigäa nccgi-
mit den gleichfalls dort begrabenen, aber als övxsg ßLyrjv s'xsiv (mit Citieruug von Myrtilos'
Dämonen fortlebenden und Orakel erteilenden Komödie Titanopanes, Kode 1 p. 253); wozu
Heroen, die man Pivliken nannte: Wesen, über im allgemeinen der Aristoph. -Text 1482 ff. zu
die Welcher, Alte Denkm. 2 mit sehr verfehlter vergleichen. Chamaeleon v. Heraklea bei Athen.
Interpretation der Denkmäler wie der Schrift- 11, 461 C (der wie Aristophanes von dem auf
Zeugnisse gehandelt hat. Läfst man die genea- vielen Weihreliefs dargestellten Heroen-Mahl
logische Ausspinnung zu einem Zeus-Roman spricht (vgl Furtivängler , Sammig. Saburoff
und die Verknüpfung mit dem an jenen vul- 1 p. 33, 6), fährt dann fort: did xrjv o^vxrjxa
kanischen Stätten hausenden Hephaistos*) bei- 40 t% snicpavsLag xäv Sai^iövcav -naxuSsix^rivai
Seite, so bleibt als Kern der Glaube an ge- xovxo. jjßifTrovff ydg %ci\ nXiq%xug xovg ^gaag
wisse chthonische Personen, 'autochthone' vo^ii^ovot. yial (idXXov vv-tixcog tJ iisd'' rjiisQccv
Heroen als Dämonen, die bei den 'Krateres' (vgl. Aristoph.). Alkiphron 3, 58, 3 xgsiis (es
genannten Schwefelsprudeln von Katania ihr wird vermutet xgsx^) Su-acov x6 x^^^f^Si <^S "'■
Wesen trieben. Man schwor bei ihnen die xov Utyrßov 7]go: nccgiovxsg, ftTj y.a'növ xi ngoa-
heiligsten Eide, indem das Wasser als Gottes- Xdßrjg. Ps -Hippokr. de morb. sacr. 4 'OKocro: 8s
gericht diente und im Zweifelsfalle die Wahr- SsCyiavu ^^vMrcg nccgt'axuxai xat (poßot iial nagd-
heit ans Licht brachte; auch anderweitig voiaitixX.,'Eyidxr]g cpaal slvaiinißoXdg-nalrigcöcov
sehen wir dies Heiligtum als Orakel thätig. s(p68ovg. Vgl. noch die Bd. 1, 2, 2478 abge-
J.fsc7t2/'os erklärte ihren Namen als die Wieder- 50 druckte ^afcnMS-Stelle. Endlich in Bezug auf die
kommer: ndXiv ydg i'^ova' 5x o-noxovg xoS' sig Heiligkeit der bei den Toten als Heroen geschwo- J
ipdog (iy.ova' wird in i^-nova' oder ri^ovß' ver- reuen Eide Aristoteles bei Plut. cons. ad Apollon. ■
bessert, mit zweifelhaftem Recht). Das er- 27 p. llbC cprjal 8ri sv xä EvSrjficpsnLygacponsvcp
innert so sehr an die revenants, wie man im tJ Ilsgl ipvx'^is tavxd. 'Stönsg, ä Kgdricxs ndv-
Französischen die Gespenster, d. h. die aus xcov xai (laKccgicxöxaxs , ngog xä fia-nagiovg
dem Grabe wiederaufstehenden Toten, nennt, v.al £v8cci(iovag sivai xovg rsxsXsvxrjytoxccg vo-
dafs wir das sonstige Mifstrauen gegen Ety- ixi^siv »tat x6 il^svaaa&ai xi >tar' avxäv -nal xo.
mologieen, die sich glatt dem Wortlaute Silbe ßXaacprjusiv ovx oaiov rjyovusd'a wg ■naxd ßsX-
für Silbe anpassen, unterdrücken müssen. rcövcov xat y.gsi.xx6vcov r]87] ysyovöxwv. Ich
Da jedoch so durchsichtige Namen nur Ex- 60 habe diese Stellen hergesetzt, weil die darin
plikationen anderer, verloren gegangener, zu enthaltenen Motive nirgends im Kult so
sein pflegen, so könnte hier dsXXoi wie die klar hervortreten, wie bei jenen *■ Wieder-
Überlieferung die Krateres selber, 'die Brüder kommern' vom Kronion bei Katania. Ob sie
der Paliken' nennt {Macrob. a. a. 0.), der alte gerade in dem äschyleischen Stücke erwähnt
^ , . ^. wurden, hängt davon ab, wie man die Hesych-
*) Auf das Paliken-Orakel bezieht sich vielleicnt ^, ' cc r ^ t\ ^ '•Q.>i''„™
r , l ., j . r-, ' "u < , - Glosse auffaist. Das v.cci ov Q'soi os am
luh. Lyd. de mens. 4, 54 tttatnoi Hwaiatog o uavtwoi, r, ■, ■, • ^ , -,-, ■,- ^ t a 77
l 2cy.,Xtwt,i?. Hephäst maiitisch auch bei Philo BybL Fr. Schlüsse Sieht allerdings SO aus, als ob Aeschylos
H. G. 3, 566b. ausnahmsweise die Götter ngsixxovsg genannt
I
1489 Kronos (Verhältn. z. Heroenkult) Kronos (Verhältn. z. Heroenkult) 1490
habe; und darauf könnte man den Anteil des Zusammenhang mit Böotien ist noch Steph.
Tragikers um so eher beschränken wollen, als B. vv. 'Slyvyi'cc und Tigiisga heranzuziehen,
die zusammengestellten Grammatikerzeugnisse Dort finden sich auch viele der hier auftreten-
unter sich wesentlich den gleichen Zuschnitt den Höblenkulte: Amphiaraos, Trephonios mit
zeigen und einem Komödienkommentar zu dem Nebenkult des Kronos, Minyas; auch
entstammen scheinen. Wenn man aber andrer- Tityos wird dort von der Erde verschlungen,
seits Fälle beobachtet wie Schol. Hes. Theog. 139 Von grofser Wichtigkeit wird es nun sein,
(vgl. 144 Gaisford, wo aus Hellanilos angeführt wenn mit den unterirdischen Dämonen- oder
wird, es gebe dreierlei Art Kyklopen, die Bau- Heroengruppen auch Kronos selbst verbunden
leute von Mykene, die der Odyssee und — lo auftritt. Und das ist gerade in jenem lykischen
ycil ccvrol ot &soi, d. h. die als Götter ge- Kulte der Fall, vgl. Plut. de def. orac. 21: iml
schilderten des Hesiod-Textes , mit dem dies ^cxl UoXviiovg nw&ccvofiai tovg ÄvuCcov ngoa-
erst in Zusammenhang zu setzen ist), so kann oiyiovg iv xotg yiäXiGzcc rifiüv xov Kqovov
man wohl zu der Annahme kommen, dafs sitBt 88 dnoKrfivKg zovg ccQxovTccg avzcöv "Aq-
Aescliißos nicht sowohl die Götter insgemein aalov xat zJqvov (Jqvuv?) y-dcI Tgoccoßiov,
KQfiTTOvsg genannt habe, als eine spezielle (entstellt sind die Namen bei Euseb. praep.
Gruppe, d. h. die Paliken (die bald Heroen ev. 5, 5, 188 und Suid.) Bcpvys xat figrEjjojprjcEy
bald Götter heifsen) und dafs sich auf ihn die onoiSr^nors {tovto yag ovv. ej^ouch; stit^iv). sksi-
ganze Glosse ursprünglich bezog. Doch für vov filv aiisltjd'rivccL (?), tovg Ss nsgl "AgaciXov
welches von beiden man sich entscheide, es 20 eyiXrjgovg Q-sovg ngoGayogsvia9(xi, -nul to;?
ist jedenfalls ein merkwürdiger Zufall, dafs yiardgixg inl rovzcov Tcoisia&aL Srj^oaia -nal
diese Glossen an ein für den Heroenkult so lSloc Äv-ni'ovg. Der Bericht in sich ist wider-
wichtiges Stück wie die Äetnäerinnen an- spruchsvoll genug. Doch ist so viel klar, dafs
knüpfen. Wir werden später bestimmteren Be- man hier nicht mit Loheck, Aqlaoph. 2, 1186
legen für des Kronos Zusammenhang mit dem Kgövov in Kgdyov ändern darf. Von Flucht
Tütenkult begegnen (§ 41. 42). und Irrfahrt des Kronos wissen auch andere
28. Diese Heroenkulte nun, scheint es, sind Sagen (§ 15). Kragos — auf den dies schlecht
gar nicht selten mit dem irgend einer Gott- passen würde — hat hier so wenig Anrecht,
heit verknüpft, die ihrer Natur nach nichts wie es oben etwa der hier genannte Ar-
damit zu thun zu haben braucht, manchmal 30 salos haben würde; das Wichtige ist gerade,
freilich auch chthonischen Charakter zeigt dafs keine dieser schemenhaften Personen
oder angenommen hat. So wurde im arka- mit ihrer Bedeutung über eine bestimmte
dischen Pheneos {Paus. 8, 15) Demeter, die hier Gegend binausreicht, dafs sie nur Stammes- oder
offenbar die Demeter-Erinys ist, zusammen mit Familienhäupter bezeichnen, um die sich jene
den vnoxQ'övioi unter den altertümlichsten gefürchteten Dämonen gruppieren mit ihrem
Ceremonieen verehrt und bei den wichtigsten Höhlenkult und den Eidschwüren und Ver-
Eiden angerufen; der Priester nahm die wünschungen, wie sie eben den heroisierten
schreckliche Maske, welche die Göttin vor- Ahnen gelten. Es kommt schliefslich noch
stellte, aus ihrem Behälter und vor sein Ge- ein Moment hinzu, um an der Lesung Kronos
sieht, dabei schlug man auf die Erde, wie es 40 festzuhalten; Hesych erklärt die dygioi &£ot
Althaia thut, um die Erinyen heraufzube- als of Titävsg. (Auch das unerklärte Sprich-
schwören, und wie bei dem 'audisne haec wort Titüvag ßoccv mag sich auf 'Gespenster'
Amphiarae sub terram abdite' der Sprecher beziehen; ähnlich Gig. 152; eine andere Er-
auf die Erde stampft (E. FoMe, Psyche 1, klärung hat Crusius in petto, Lit. Central-Bl.
111, 2). Denselben oder einen ganz ähnlichen 1889 p. 126.)
Knlt erkenne ich in demjenigen der Tlga^i- 28 a. Ich habe früher (Gj_(7.m. r?i.) die Verhält-
diTirj, der Rechtsvollstreckerin, die als Kopf nisse der Heroen nicht in Berechnung gezogen*),
oder Maske (nicht dem Reste eines alten doch aber einen Punkt offen gehalten {Tit.
Idols! vgl. Jahrb. d. Arch. Inst. 1892 p. 201) Kap. 7 p. 134), der sich nun als fruchtbar er-
dargestellt {Phot. lex. Suid.) und mit einer 50 weist: nämlich dals Heras Schwur bei der
Gruppe unterirdischer Wesen zusammen verehrt Styx und den unterirdischen Titanen realen
wurde, ursprünglich wohl mit Menschenopfern, Verhältnissen nachgebildet sein möge. Wie
wie das Abschlagen von Köpfen in ihrem die Menschen bei einer Gottheit und den
Dienste zeigt, die man wohl erst allmählich eignen Todten (Heroen), so schwören die
durch Tierköpfe ersetzte (vgl. Ovid Fast. 3, Götter bei ihren Vorfahren und der Styx. Die
339 ff.). Während diese uralte Göttin in Böotien letztere liefert zugleich den Olympiern das
zu einer Dreiheit vervielfältigt wurde, deren Zauberwasser und Gottesgericht gegen des
Namen Alalkomenia, Thelxinia, Aulis nur Meineids Verdächtige (Hes. Theog. 775\ wie
Nebenmomente zur Kenntnis bringen, hat sich es z. B. den Siciliern von Catania die Paliken
in Lykien ein Rest des ursprünglichen Ver co thun; ursprünglich mnfs die Styx-Quelle, wie
hältnisses erhalten, StepTi. B. v. Kgdyog. Kgäyog dies schon aus ihrer Lage bei Pheneos her-
ogog ÄVAiag — ocno Kgdyov xov Tg^y^ilov firjtgog
8s nga^L8L^rig vvatprjg (vgl. Panyasis ebend. *) ^^^ aus Dio Ghnjs. or. 33 ist dort p. 22 angeführt
V. Tgsaari)- htcci^cc 8' slvoci M«l xd inovo- '^'i- ^^P^"^! J>*. (die Tarsier) w<»a, xa. ^/u.W,
, r ^ " . , , w ' a. iiäUov öf Tctara;. Aber die Beziehung ist unklar, da
ficc^ousva xcov aygiwv ccvtga' ana^avccn- ;,.^ ^^^^^^ beiden Bezeichnungen dio vorher genannten
ad'rjvai yag cpaai xovg nsgi xov Kguyov. Eust. Kultheroen Perseus und Herakles angehen; Dio selber
Z. Dion. Perieg. 8i7 iv xovxm 8 E cpaGlV OL Ttalaiol bewegt sich in sehr widerspruchsvollen Ausdrücken;
TM Kgdym Q'täv aygt'av dvxga iivai. Für den s. a. a. O. 21 f.
1491 Kronos (und Pediokrates) Kronos (und Herakles) 1492
vorgeht, zum wirklichen Kultkreise der furcht- geglaubt ! Erwin Bolide in der Psyche ver-
baren Eidgöttin daselbst gehört haben; ein spricht, im Anhang 14 seines 2. Teils nach-
Umstand, wovon Herod. 6, 74 noch eine Spur zuweisen, wie der Glaube an schlafende
enthält. So nehmen Dinge, die an einem Orte Höhlengötter, den wir hier auf einem eige-
in aller Wirklichkeit existieren, fernab davon nen Gebiete antrafen, sich mit semiti-
mythischen Charakter an. — Was nun Kronos sehen Anschauungen begegne. Bei deiaa
anbetrifft, so liegt ja wohl in den in diesem Kapi- sardinischen lolaos- oder Herakliden-Orakel
tel beigebrachten Umständen, die in unerwarte- können solche sogar eingewirkt haben. Han-
ter Weise von scheinbar Allerjüngstem auf Aller- dele es sich auch nur um eine Begegnung
ältestes hinausführten, ein Zusammenhang mit lo d. i. eine Verdrängung des wirklichen Kronos
den Stätten alter Heroenkulte angedeutet. Die durch einen der dafür gehaltenen Orientgötter:
Traumorakel des schlafenden Kronos und der für uns liegt in all dem ein unabweislicher
Heroen im fernen Thule wie in Sardinien rücken Anlafs, das Verhältnis von Kronos und Herakles,
näher in den klassischen Bereich, dessen Peri- welche beiden Gestalten nach Auffassung der
pherie wir in Sicilien und Lykien betreten. Alten dem Moloch und Melkarth entsprechen,
Dafür freilich, dafs diese Verbindung eine näher ins Auge zu fassen. Wie sich diese
mehr als legendarische sei, fehlt — nament- Wechselbeziehungen im Westen bewegen, so
lieh infolge der leidigen Unklarheit der zweiten kann dabei auch der römische S aturn, der hier
lykischen Erzählung — bis jetzt der letzte mitten dazwischen steht, nicht ganz umgangen
Beweis. Erst die historisch greifbaren Kult- 20 werden. All dies schicken wir den wenigen
und Opferstätten des Kronos werden uns sicheren Spuren des Kronos-Kultus (die sich
darauf zurückführen. alle im eigentlichen Griechenland finden)
29. Die bei Macrohitis zusammengetragenen vorauf, statt wie man vielleicht erwartet haben
Berichte über die Paliken erwähnen nicht den wird, von diesen auszugehen. Wir halten in
Kronos, auf dessen Gebiet die Sache bei unserm Falle die aufsteigende Methode für
Aeschylos spielt. Wohl aber wird dort ein ebenso berechtigt. Denn beide Gebiete sondern
gewisser Heros Pediokrates genannt, der sich lokal ziemlich genau; und gerade wenn man
doch wohl einen zu Zeiten in Vergessen- die Reste auf griechischem Boden für die ältesten
heit geratenen, aber ortseinheimischen Anver- und letzt-mafsgeblichen erkennt, die zugleich
wandten dieser Kultstätte darstellen wird. 30 das Verständnis der hesiodischenKronos-Mythen
Xenocrates, heifst es dort § 30, in tertia histo- erschliefsen helfen, erwächst daraus ein Rechte
ria sua de loci dioinatione ita scribit: nal 01 das phönizische Element, welches im Westen
E1V.EI0I zfjg yrjg acpoQOvaiqg t'&vaav Usdioyigdrsi, seinen Einüufs so viel länger, sogar bis ins
rtvl rjQcoi, TtQoarix^avTog avzoi^g tov Jz IJcch- 5. Jahrhundert behauptet, im voraus festzu-
■näv iQiqoxriQiov , v.al ^sra rrjv inävoSov Trjg stellen, auch wenn dasselbe in sehr alte Ver-
svcpoQi'ccg TtoXXoig doigoig xov ßcafiov Tcav IJaXi- hältnisse , wie es z. B. beim Heroenkult schien,
y.äv ivinlrjGav. Dieselbe Geschichte wird vor- eingreifen sollte,
her von Macrobius lateinisch berichtet, ohne vt w ti a ir
dafs dort dem heroi cuidam sein Name ge- ^^' Herakles und Krouos.
geben wird. Stände auch der Pediokrates 40 30. Es wird schon öfter, auch bei dem bisher
mit den Paliken in gar keinem so engen Mitgeteilten aufgefallen sein, wie sich diese
inneren Zusammenhang: wenn die Orakel- beiden Personen nebeneinander schieben. In
priester jenen Kult empfahlen, so ist das einer der nach Thule verschlagenen Legende, ebenso
der Wege, auf dem Kultverbindungen über- in der bei iHacroöms (s. ob. § 23 am Ende) läfst
haupt zustande zu kommen pflegten. Wenn Herakles einige seiner Leute zurück gegen
aber — die Untersuchung über ähnlich ge- die Barbaren und stiftet den Saturn- bezügl.
staltete Heroennamen ist noch zu machen — Kronos -Kult neben dem seinigen; des Her-
so durchsichtige Sprachgebilde wie Pediokrates cules Ära Maxima befand sich in Rom beim
keinen Anspruch auf Ursprünglichkeit in Ritus Saturntempel am Capitol und jenem wird die
oder Mythus erheben, sondern entweder _Um- 50 Ausbildung der Saturnalien zugeschrieben, die
Schreibungen eines verlorenen oder Über- Milderung der Sitten, Abschaffung der Menschen-
setzungen eines fremdsprachlichen Götter- opfer im Dienste des Saturn, Ersatz durch Cere-
namens sind, so kann der 'Herr des Feldes' monieen etc. Man versichert, dafs all dergleichen
{dsonöxrig und v.oiQavog eignen sich nicht zu späte Fiktion sei (s. Peter oben Bd. 1, 2, 2297;
Zusammensetzungen) auf sicilischem Boden vgl. 2928 Hercules s. v.). Das mag bis zu einem
sehr möglicher Weise der phönizische Melkarth gewissen Grade zugegeben werden und ist z. ß.
sein, d. i. der Melek-arzäh (von erez).*) dem griechischen aus Farro berichteten Orakel
Wir würden hiermit also dennoch in die (Macrob. 1, 7, 28) leicht anzusehen. Wenn da-
phönizische Sphäre hineingeraten, deren Ele- bei nur nicht feineie Verbindungsfäden zwischen
mente wir bis dahin eliminieren zu können 60 den beiden Kulten durchschnitten würden! Zu
ihrer örtlichen Nachbarschaft in Rom gesellt
*) Alle andern Etymoiogieen von Melkartii sind sich die Ähnlichkeit des Rituals; beiden, die
verfehlt. Eine ähnliche wie die oben gegebene teilt deshalb Scrv. Z. Aen. 3, 407 zusammenstellt,
Munter, Rei. d. Phon. 40, 22 mit, wie es scheint durch opferte man, entgegen römischem Gebrauch,
einen Druckfehler pntstellt. J/ÜBier.« Gewährsmann ver- '•+ „„U.^^l«„1.4-„, , tT^„„.|-„ !?„„,,«„ -r,,;,. „,,«,.„<-
,t 1^ t:-- • 1 / , T. 1 . . „. , mit unbedecktem Haupte, fassen wir zuerst
steht Konig der (ganzen) Erde, was wenig im Sinne der . i t t, t . • . ht l- ■ l
heidnisch-phönizischen Kulte ist, wo die meisten Gott- einmal diesen Punkt ins Auge. Motiviert
heiten nach ihren Städten heifsen und sich als Lokal- Wird der Gebrauch m beiden Fällen damit,
herrscher darstellen; dem entspricht .Landes-König'. dafs man vermeiden wollte, das Aussehen
1493 Kronos (u. Herakles) Kronos (u. Herakles) 1494
dieser Götter nachzuahmen, was ja nach rö- caprina pelle amictum est (lustin. 43, 1). (Vgl.
raischem Aberglauben ganz plausibel klingt. noch die sonderbare Vase Ger/tartZ^^. F. .B. 127.)
Jedenfalls zeigt dies doch, ebenso wie der Gerade dafs man bei diesen anderen Gottheiten
altertümliche Auedruck für die Ceremonie, die ceremoniöse Rücksicht auf deren vom Fell
lucem facere Saturno, dafs Saturn, der zu den bedecktes Haupt nicht nahm, deutet wieder
ältesten römischen Gottheiten zählte. Etwas auf nähere Verwandtschaft des Hercules- und
über den Kopf gezogen trug, lange ehe der Saturnus-Kult. Diese läfst sich auch sonst
aus reif griechischer Kunst stammende statua- noch nachweisen. Plinius berichtet, dafs der
rische Typus aufkam mit dem Gewand über dem ava maxima des Hercules sich kein Hund und
Hinterhaupt (s. Bildiverke Kap. 2 u. 3). Welcher lo keine Fliege nähere. Eben dies oder ganz
Art diese Bedeckung war, würde sich viel- Ahnliches wird von dem Heiligtum des Kronos
leicht mit Hülfe der einheimisch -italischen berichtet, Phijlurch.fr. 11 Fr. H. G. sv toj tikt'
Monumente eruieren lassen, wenn eine Durch- uvtov (Kr.) iSQä, (og qir^at ^vXagxog xal Ms-
forschung der Bronze -Idole und des einschlä- vavdgog otSts yvvrj o(^vts -nvcov ovrys fivia
gigen Materials auf diesen Punkt hin statt- eia^si {loh. Lyd.de mens. 'p. 116 BeJck.). Lobech,
gefunden hätte. Von anderer als kunstarchäo- Ägl. 1096 war von dieser Übereinstimmung so
logischer Seite her scheint hier einiges Licht frappiert, dafs er an eine Verwechselung dachte,
auf diesen in seinen älteren Phasen so proble- Offenbar handelt es sich im zweiten Falle gar
matischen Gott und seine Erscheinung zu fallen. nicht um ein römisches Heiligtum, sondern.
Bekanntlich ist die Erklärung des Namens von 20 wie von griechischen Autoren des 4. Jahrh.
satum Saat ebenso oft aufgestellt wie zurück- zu erwarten, um eines der wenigen Kronos-
gewiesen worden, letzteres, weil das a in Sa- Heiligtümer auf griechischem Boden, wobei
turnus lang und die älteste Form Saeturnus man immer zuerst an Olympia denken wird,
sei (vgl. Cacus von Caecus, Caeculus, Bd. 1, 2, Dadurch würde die Vergleichung der beiden
2272). Die Kontroverse scheint mir darum über- Kulte noch an Tragweite gewinnen und die
flüssig, weil er ja auch Stercus, Sterculus, Ster- Herleitung des römischen Saturn- Dienstes
cutius vom Dünger oder Mist geheifsen war, aus Elis {Dion. Hai. 1, 34) oder von den zer-
und uns nichts nötigt, die religionsgeschicht- streuten Pelasgern {Varro hei Macr ob. 1, 7, 28)
liehe Analogie sogar widerrät, in dem einen wieder interessanter werden. In der That
Namen des Gottes das Gleiche zu suchen wie so finden sich alle drei Momente, Kronos, He-
in dem anderen. Wie das symbolische lucem rakles und die beiden gemeinsame Fliegen-
facere, wie die Lichter- Ceremonie, wie end- Abwehr in Olympia beisammen ; Herakles stiftet
lieh die Nachbarsgöttin, die Lua Saturni (s. dort den Kult des Zeus '^woftiuos, infolge dessen
JVe7Zer, J?. Jiyi/;.^ 2, 22) auf ganz andere Macht- die Fliegen dem grofsen Altar fern bleiben
gebiete deutet, so will auch der Name Saeturnus und sich nicht über den Alpheios herüber-
selbständig erklärt sein. Trägt man dem Volks- wagen (Paus. 5, 14, 1).*) Dazu gehört
tümlichen Stile Rechnung, der bisweilen die weiter flufsaufwärts bei Heraia der Kult des
Götter nach gewissen Äufserlichkeiten ihrer MvLaygog, Paus. 8, 26, 7 (vielleicht zu dem
anthropomorphen Erscheinung benennt, wie dort und 14, 9 erwähnten Buphagos und Hera-
#or(3os der Lockige, '^luprog dasselbe (s. PAereL 40 kies in Beziehung stehend), sowie in Elis selbst
bei Schol. Eur. Med. 167), ein Moment, welches
in der derb bäurischen Art, die aus Sterculus *) ^on dem 'Gott der Fliegen', Bei-Zehui" (s. oben
spricht, seine besondere Berechtigung findet: ^^■'^ Sp.2868, 55), den man von jeher verglichen hat
1 . p j ^7 i-i.- u • (s. De Witte, Archäologie S 232h), werden die Kenner phö-
so kommt man auf den „Zottigen", wie sae- \ . , „',. . ■^,..,^ .■'',. , • j-
. , , , n/r 1 L ■ ^ uizischer Eeligionsverhaltmsse mehr wissen, als wir, die
tosus von behaarten Menschen gesagt wird, ^jr uns benügen müssen, aus griechischem Bereich fol-
Ovid. Met. 13, 850. Mai't. 6, 56. CelS. 2, 8; gende Umstände zu markieren. Ein vom phönizischeu
Vgl. vom Riesen Cacus {Verg. Aen. 8, 266; : Kolonialland stammender Künstler, Polygnot der Thasler,
villosaque Setis pectora Setniferi. O. GriippeS hatte einen zähnefletschenden Dämon auf einem toten
gelehrtes Buch Die griech. Kulte p. 107 lehrt Aasgeier gemalt, von welcher Eurynomos genannten
nun zwar in Bezug auf die Bildung Satur- £0 ^^g^"^ Famanias- gediegenste Quellen nur anzugeben
j„ o fii„ ^„„« ^r.^.Ar^ V,,,,. ^■^~«l,^5„^+ wuPstcn , dafs ihre Hautfarbe derjenigen der Sohmeifs-
m<S das Suffix emO werde nur angehängt ^ 'nachgeahmt sei. Bei Megalopolis wurde von
an Adverbien {hodie- (-e/rao) oder adverbialisch ^^^ dortigen Artemis, Eurynome, offenbar einer Ver-
gebrauchte Kasusformen und werde zu U kon- wandten der kretischen Diktynna, gefabelt, dafs sie
trahiert nur in Verbindung mit einem anlau- unterwärts fischleibig sei (also ähnlich der phönizischen
tenden O oder U\ doch führt Gr. selbst An- Derketo), wobei nur das nie siohtbaie, aber augeblich
merkung 14 so zahlreiche ganz dunkele Namen so gebildete Götterbild, das durch goldene Ketten fest-
auf -wnuS an, dafs wir vorläufig in dieser gehalten wurde, problematisch bleibt. Eurynome, die
TT- • T-j. i? • TT j 1- u XT i •■ 1 • \. •• J„ Okeanide, bildet zusammen mit dem Dagon-ähnlicheu
Hmsicht freie Hand haben. Natürlich wurde X ',. -.r,!,- ■ ifi, t,
,. , T 1 i T-i- ^ LL • 1, X Urwesen Ophion oder Ophioneus eines der theogomschen
die so entdeckte Eigenschaft nicht etwa von xJrpaare bei den älteren Orphikern, Orph.fr. 357; vgl.
dem SeneX SaturnUS iamduduill obsituS CamS, CO pherekydes von Sijros (s. Gig. u. Tit. 234); und in dem-
Amob. 4, 26 zu verstehen sein, sondern, wie selben Kreise, bei Eplmenides, ist Kronos selbst mit einer
der Kronos- (Jai'rviloff d. i. (kretisch) „der mit Eurynome vermählt, wie statt des unhaltbaren £(5ov(V»;
Ziegenfell bedeckte" (S. unt. § 46 1 nahe legt und längst von Düntzer und Schoemann korrigiert worden
neben dem ins Fell gehüllten Hercules kaum (»• ^**° -^'^'■"- -^^ ^''P''- ""■ t''«°oonü.^ p. 63 u. 73; Elw-
• r- 1, f., • T 1 • • TT" 1. • vvtn], wie die Form sprachlich mindestens lauten müfste,
zweifelhaft sein kann, von denemgen Erschei- ' j ,:. ^ ■ <•• • tt * i* ^^^, •♦ „ •«
-. . . ,•-..., wurde Euphemismus für eine Unterweltsgottheit sein,
nung , die auch einigen anderen romischen ^^j Ktv»oivv^,oi, ApoUo<i. bibi. 2, .5, 12, 7, während es sich
Gottheiten eigen war, Z. B. der Inno Lanuvina, hier um ein Wasserwesen handelt; 80 heifst Poseidon
oder dem Lupercus, dessen simulacrum nudum Evc^v/^tsöuir).
1495 Kronos (= Chronos b. d. Orphikern) Kronos (= Chronos b. d. Orphikern) 1496
der offenbar gleichnamige Heros; Plin. N. H. die Wahl des Namens Xgovog für eine Sache,
10, 75; s. oben Bd. 1, 2, 2902. die sich metrisch bequemer durch Alcöv geben
31. Dieser Herakles mufs nun aber derselbe liefs, nur dadurch, dafs man eine bewufste
sein wie der Stifter des grofsen Aschenaltars sei- Ausdeutung vornahm, dafs man sich von dem
ber, also der von Kreta gekommene Idäische epischen Volksdogma emancipierte und dem-
(Paus. 5, 13, 5), nicht der gemeingriechische selben mit Hülfe eines eigenen Sj'stems, wie alle
Heros, den die auch sonst sehr ungeschickte, alten Naturphilosophen, Konkurrenz machte,
doppelschichtige Überlieferung von 14 § 1 ein- Ganz klar dünkt mich dies bei dem alten
mischt. Es war der durch Onomakritos ver- Pherehydes von Syros, der als Urpotenzen Z«s,
tretene Zweig der Orphiker, welcher die Theo- lo Xgövog und X&ovir} annahm (wobei das genea-
rie von dem idäisch- kretischen Daktylen He- logische Prinzip der Zweiheit durchbrochen
rakles Olympia's in Schwung gebracht. Er wird), genau nach demselben Denkprozefs, den
begegnete sich darin mit der Phoronis, wo Welcker bei Homer suchte, d. h. durch Auf-
jener Herakles nur andere Genossen hatte imd lösung des Z8ve Kqovlcov in zwei Personen,
mehr der Rhea und dem phrygischen ßeli- durch ein '^v 8iDi Svoiv, welches in dieser
gionskreise attachiert war als dem samo- Form nicht möglich oder nicht wahrscheinlich
thrakischen Kabiren -Kult, wohin bei dem gewesen wäre, ohne dafs der philosophische
Orphiker der Name des Daktylen lasios , der Theolog Kgovog für dasselbe wie Xgövog nahm
einzige charakteristische unter den vieren, deu- oder diese Verwechselung bei dem Dichter
tet: ein Schwanken, welches sich bei all den 20 voraussetzte. So einfach müssen die ersten
verwandten von Strabo 476 behandelten Da- selbständigen Lehren dieser Sektendichtung
monengruppen wiederholt (vgl. Diod. 5, 64), gelautet haben; vgl. den Pythagoreer ^^(/(mos
und sogar durch einschlägige Monumente, {Mullach 2, 113) Xgovog iati vaxuxov Y.a.\ ngä-
peloponnesische Denkmäler illustriert zu werden rov itdvriov xai f'x^t- ^v scovzcp nävxa -aocI ton
scheint (§ 58). Weit scharfsichtiger als die, fi'g ahi (dies mit Anklang an Pherekydes) v.xl.
welche gleich i/^erodor/'y. 24 (bei CZem.J.Z.Äirom. oder Dion. Hol. 1,31 Xgövov (den er nicht
1,15 p. 360)jenen Herakles als phrygischen Seher von Kronos unterscheidet) — — näaciv 8s
und Weisen ausgaben, hatte schon Stesich. fr. 5 Ttsgisdrjcpoxa xrjv rov kÖghov (pvaiv, onoxsgov ccv
(Strai. 48) auf den phönizischen Herakles xig ovofidaoi. (Vgl. Pind. Ol. 2, 17 fr. 33 [133].
hingewiesen, indem er das Geryoneus- Land bei 30 Eur. Suppl. 791 fr. 303. Xgövog und nö&og
Gadeira suchte; andere haben dies dann mit als Urprinzipien einer angeblich Sidonischen
der kretisierenden Auffassung kombiniert und Theogonie bei Damascius.) Nur aus solcher
den Herakles rationalistisch von Kreta aus Selbständigkeit konnten die neuen Lehren
nach Iberien ziehen lassen gegen Chrysaor, ihre Kraft und Berechtigung schöpfen; erst
den goldreichen Sohn des Geryones (Diod. allmählich können jene Kompromisse zu-
4, 17). stände gekommen sein, wo denn das hesio-
32. Auch die orientscheueate Forschung kann dische System fast unverändert an das spe-
nicht umhin, solche Gesichtspunkte einzu- kulative angeknüpft wird. Ich halte diese
nehmen, wenn wir so weit ab von griechischem Entwickelung für wahrscheinlicher als die An-
Volksglauben geführt werden, wie es in der 40 nähme einer blofsen Differenzierung, die den
orphischen Dichtung geschieht die — schon Kronos bestehen liefs und darüber den Chro-
in einer alten Theogonie (nach 0. Kern ge- nos setzte. Wir müssen also darauf vor-
hört sie noch nicht den Rhapsodieen, d. h. der bereitet sein, dafs das, was von jenem Chronos
frühesten orphischen Theogonie an) — Hera- ausgesagt wird, teilweise den Kronos treffe,
kies gleich Chronos setzt, fr. 36. 39. Die um so mehr, wenn dessen eigene Mythologie
Vorstellung von diesem Chronos selbst (den ähnliche Merkmale aufweist. Von späten, or-
sie auch Her. nennt), einem Drachen mit Stier- phischen Zeugnissen, wie der Anrufung des
und Löwenköpfen an den Hüften, ist durch Kronos als nayysvixog (Orph. hymn. 13, 5), der
alles andere als griechische Phantasie inspiriert. alles verschlingt und alles mehrt, der Bezeich-
Freilich wenn diese Spekulation, seltsam genug, so nung als ysviascog atxiog {loh. Lyd. de ostent.
naturphilosophische Momente, wie Schlamm 22 p. 300 Bekk.) als eines der Urprinzipien,
und Wasseroder die Eigestaltdesembryonischen penes quem sationum omnium origo {So-
Weltkörpers mit krafs grotesken Mythenbildern ran. b. Aug. C. D. 7, 3) wird besser abgesehen,
verband, so konnte sie letztere nicht besser Kronos ist dort wohl noch mehr der Zeit-
wählen, als indem sie sich möglichst weit von gott als der Sonnengott, mit dem ihn Julian
der griechischen Gestaltenwelt flüchtete. Aber er. 4 p. 156 B zusammenstellt, und in dessen
weshalb benannte sie dann eine dieser Ur- Charakter ihn ein Relief aus Nord -Afrika
)iotenzen in einer Weise, die so nahe an zeigen soll, auf dem Löwen (und von Strahlen
Kronos, den Ahn der Olympier anklang, dem umgeben?), Exped. scientif. en Algerie t. 90, 1,
sie doch mitsamt der ganzen dogmatisch ge- GO wie ihn ein Orakel (TFeZcÄ;er, Gr. Götterl. 1, 145)
wordenen Theogonie zu entgehen trachtete? 'HsUov nccgsSgov nennt. Halten wir uns an
Konnte sie sich der Kollision mit diesem die älteren Zeugnisse, so haben wir auf der
aussetzen, wenn sie dieselbe nicht geradezu einen Seite den Drachen Chronos (^ Herakles),
wünschte? Mit anderen Worten, im Sinne auf der anderen den Kronos, welcher den Vater
der Alten, die schon im 5. Jahrhundert, selbst verstümmelte Kcii yiaxäggiipsv avxov ccno xov
inschriftlich, die Kroniden Söhne des Xgövog agfiatog, Orph. fr. 41. Beides verbindet sich
nannten und unmöglich mit kritischer Schärfe bei Euripides, der so oft auf die Orphiker
beides auseinanderhalten konnten, erklärt sich Bezug nimmt, fr. 943: Macrob. 1, 17, 53 natu
1497 Kronos (= Chronos b. d. Orphikern) Kronos (= El und Bei) 1498
soUs meatus iter suum velut flexum dra- Phönizier haben Kronos und Herakles am
conis involvit; unde Euripides Tivqtysvrig ds längsten verwandte Züge behalten; da finden
dQccHcov oSov fjystzai [ratg] z^TQaiioQcpaie coQcct-g wir Kronos mit einem Löwen dargestellt; da
^ivyvvg uqyioviu nolvKagnov o^rjua. Ahnliche erscheinen in Gades, wo beide ihre Tempel
Nachwirkungen bekundet ^OWHOS 2, 422, wenn nebeneinander hatten {Strab. 169), den An-
er Zeus, den Kroniden, auf dem geflügelten greifern des Herakles -Heiligtums Löwen, von
Wagen des Chronos einherfahren läfst; vgl. 36, deren Häuptern versengende Strahlen aus-
4:22 TSTQaTioQoio XqÖvov azQocpüXiyya -nvlCvScov. gehen, quales in SoUs capite pinguntur {Ma-
Es ist schwer, sich den Drachen auf dem croi. 1, 20, 12).
Wagen zu denken, und noch schwerer zu sagen, lo Dem nachbarlichen Verhältnis von Kronos
wie sich diese Vorstellungen auf die verschie- und Herakles im Westen entspricht also in
denen Gedichte verteilten, in denen übrigens der orphischen Litteratur die Gleichung Chro-
nicht ganz die strenge Sonderung und plasti- nos = Herakles, und diese gründet sich in
sehe Ausprägung der Bilder geherrscht haben letzter Linie auf die Auffassung des Kronos
mag, die wir von dem lebendigen und volks- als Sonne, die, wie wir verraten wollen, auch
tümlichen Mythus gewohnt sind. Jedenfalls im Kultus überall durchblickt. Wie diese
ist an dem angeführten Zeugnis, wo man den Gottheit anderwärts (vgl. Kap. IV) das feuchte
Namen des Euripides grundlos angreift, und und winterliche Element vorstellen konnte,
an der orphischen Herkunft seines Inhalts wofern sie wirklich dieselbe war, ist schwer
nicht zu zweifeln: hat doch auch derselbe 20 ^u ei'klären. Aber wir mafsen uns auch nicht
Euripides im Herakles 776 dem Chronos die an, alles erklären zu wollen. Wenn das Ver-
Keule, die Herakleswaflfe, gegeben, um den schiedenartigste in den gleichen Personen zu-
Wagen des Glücks, wie er sagt, umzuwerfen sammengefafst wird, und selbst Feuer und
oder zu zertrümmern; s. v. Wilamowitz, Anal. Wasser sich mischen (vgl. das Rofs Pegasos in
Eurip. p. 230 f. und dessen Herakl. z. d. Stelle. Korinth und am Helikon, oder Aigaion 6 i'jhog,
Jenes phantastische Bild nun versteht der Etym. M. 28), öo ist das die Art und Weise
Tragiker als die Sonne, die den Jahres- und des Mythus, nicht Schuld der Mythologie, die
Zeitenlauf vollführt. In diesem Sinne äufsert nur den verschiedenen Fäden des Gewebes
sich — nach unbekannter Quelle — Maero- nachzugehen und sie zu entwirren hat. (Die
Mus 1, 22, 8 (indem er zwischen XQovog und 30 Mytliogr. Faiic. registrieren wirklich beides bei
Kronos nach Art der späten Schriftsteller nicht Saturn frigus und aestus; s. Sp. 1471 ff.) Es mufs
unterscheidet): Saturnus ipse qui auctor est jetzt unsere Aufgabe sein, alle orientalischen
temporum et ideo a Graecis immiitata littera Elemente, die hier eingreifen, zu erledigen
Kqövoq quasi XQO'''os vocatur , quid aliud nisi und nach Entfernung dieser zu dem griechi-
sol intelligendus est cum tradatur ordo elcmen- sehen Kronos, seinen Mythen und etwaigen
torum temporum numerositate distinctus, luce Kulten durchzudringen.
patefactus, nexus aeternitate conductus, visione
diseretus, quae omnia actum solis ostendunt. VII. Der orientalische Erouos.
Diejenigen also, welche in Olympia dem Kronos 1 r»' p + + 1 • +
und Helios einen gemeinsamen Altar setzten 40 Diverse Gottheiten.
{Etym. M. 426, 16), konnten sich auf den 33. Mit Kronos identificierten die Alten
Jahresgott beziehen, wenn sie nicht eine alte verschiedene Götter der semitischen Welt.
Naturgottheit meinten. Doch sollen nach der a) El: Damascius, Servius; ausgeschrieben
dort mitgeteilten Sage beide Götter einst die ob. Bd. 1, 1227, dazu Serv. A. 1, 729 und JDiod.
Landesherrschaft unter sich geteilt haben, und 2, 30; nach letzteren gilt den Chaldäern der
man kann nicht wissen, welche 'Weisen' So- Kronos-Stern, den sie Helios nennen (d. i. El,
phokles im Auge hatte, wenn er nach deren s. oben Sp. 1226), als der mächtigste.
Theorie Helios als ürprinzip yswrjxrjv &8äv b) Bei: Alexand. Polyliist. fr. 3 nach Eu-
V.CU TiuzBQcc ndvzcov {fr. 1017". 875^) bezeichnet, polemos oben a. a. 0. Gewöhnlicher pflegt er,
ähnlich wie Pindar den xQovog. 50 bemerkt Ed. Meyer (oben), mit Zeus gleich-
Wir glauben nach all dem besser zu ver- gesetzt zu werden. Die meisten verwechseln
stehen, was die Ori)hiker mit Chronos -He- o) und b) mit Helios. Bei Damascius: ^oC-
rakles beabsichtigten. Durch Einführung des nxEs xal Hvqoi xqv Kq. ^'Hi. Kai Bril %cii Bo-
Chronos gewannen sie ein neues ürprinzip, Xä&rjv ovo^icc^ovai ist der letzte Name, den
welches sich zwar nicht in der volksgenössi- schon oben Sp. 1227 Ed. Meyer anzweifelte,
sehen, aber in exotischen Mythologieen wieder- in OoläO'riv zu ändern; vgl. Berossos fr. 4
fand und eine mythologische Darstellungsform Fr. H. G. 2, 497 von dem weiblichen ürprinzip
zuliefs, wie sie das Altertum, auch wo es Onioxkä,: slvcci 8s xovzo XalSaCozl iisv QalüzQ'.,
spekulierte, stets geliebt hat. Schon die Be- ^EXlriviaxl ds (is&SQfirjvsvsq^ai ^älacaa und
Zeichnung Herakles deutet auf eine Religions- 60 die von 0. Gruppe (ohne Änderung des Da-
sphäre, wo Herakles nicht Heros, sondern eine mascms-Textes ) angeführte Stelle {Gr. Kulte
der höchsten Gottheiten war. p. 516): i)ilrj&ri d-älaaaa- xavzrjv zrjv övra/xiv
Ich würde den Ursprung der hier ge- r; ayvaaicc iy.äXs6s KqÖvov. Am ausführlich-
wählten Form da suchen, wo es einen dem sten ist bekanntlich Philo von Byblos in seiner
Herakles verwandten Kronos gab, also im vorgeblich dem Phönizier Sanchun-Iathön
Westen, in der phönizischen Einflufssphäre, entnommenen Theogonie, die abwechselnd
wo auch Pythagoreer und Orphiker ihren Stütz- Griechisches und Orientalisches verwendet und
punkt hatten. Im Bereich der westlichsten beides durch krassen Euhemerismus verschmilzt
1499 Kronos (= Bei) Kronos (= Baal-Qarnam) 1500
Fr. H. G. 3, 563 ff. Es lassen sich bis zu einem Kronos noch manches Unbeachtete oder Ver-
gewissen Grade Traditionen von Sidon, Tyrus, kannte darzubieten. So würde z. B. das meines
Berytos, Byblos, Peräa, vielleicht auch Asdod Wissens nur hier erwähnte Rindshaupt der
(vulgo "ASmdog) unterscheiden, die (nicht frei Astarte, nicht minder der eigenartig gestaltete
von Parallelen und Wiederholungen) alle in El- Kronos aus den Monumenten nachzuweisen
fortlaufender Reihe mehr oder weniger ge- bleiben. Den letzteren beschreibt Philo mit
schickt genealogisch verbunden sind. Für zwei ausgebreiteten und zwei herabhängenden
Kronos, den er in Byblos ansetzt, als Gründer Flügeln, p. 569 (26), daher man in früheren
der ältesten phönizisphen Stadt, lagen dem P/tz7o Zeiten den Boreas der Münzen von Mallos
zwei verschiedene Überlieferungen vor, daher lo (oben Sp.,353) in diesem Sinne zu deuten ver-
er nach einem aus griechischen Genealogieen suchte. Über die Menschenopfer des El-Kronos
nicht unbekannten Verfahren zwei Kronos an- s. Ed. Meyer oben Bd. 2 Sp. 1228 und den
nimmt. Der erste. Nachkomme des höchsten nächstfolgenden Abschnitt (2).
Gottes von Byblos und Berytos {'JBeriUh''), von c) In Nord-Afrika, speziell in Karthago,
dessen Kindern üranos und Ge erzeugt, ist kommen mehrere punische Kulte in Be-
El, mit den Brüdern Baitylos, Dagon und tracht: ein nicht näher lokalisiertes Heiligtum
Atlas (letzteren kennt als Bruder des Kronos (Bd. 1, 2 Sp. 2875, 21); ein anderes wonach das
auch Diodor. 3, 60, auch wird er p. 568, 17 Promontorium Saturni benannt war, ib. 2871.
lebendig unter einen Erdhaufen von Kronos Den des Baal-Chammän, einen der wichtig-
vergraben, erleidet also einen echten Titanen- 20 sten dort, glaubt Ed. Meyer ausschliefsen zu
tod; vgl. Gig. u. Tit. 88). Für den zweiten, müssen. Dafür ist aber neuerdings das Heilig-
den von Peräa (568b, 21), den er einfach für tum des Saturn us Balcaranensis ent-
den Sohn des ersten erklärt, hat er keinen deckt worden, dessen Name wie der des Ortes
phönizischen Namen, wohl aber die Brüder (Bu-Kournein) sich leicht als Baal-Qarna'in
Zeus-Belos und Apollo, worin sich auszusprechen d. i. 'Herr der Hörner' erklärt, wonach ein Ort in
scheint, dafs man in der Identifikation des Palästma, henunnt war: s. Mclanges d'arch. Rom
Bei zwischen Kronos und Zeus, ja auch Apollo, 1892 p. 103. Die Weihreliefs, gleich den In-
schwankte. Von beiden Kronos werden ver- schriften aus röm. Zeit {Mel. pl. 1 — 4) zeigen die
wickelte Zwiste und Kriege, vielleicht nicht verschleierte Saturnusbüste, zur Seite Helios
fehlerlos, berichtet, die zuletzt O. G^rM;^^^'^, 30 und Selene, unterwärts immer ein Rind als
Einleitung Kap. 2 § 37 zu entwirren gesucht Opfertier (zwei Rinder pl. 3, 1, Relief ans dem-
hat. Die aus Hesiod entlehnten Motive er- selben Gebiete) seltener einen Widder dabei,
wähne ich nicht. Bemerkenswert ist, dafs der Auf dem soeben genannten Relief — der Fund-
erste Kronos mit der Sichel seine Tochter ort ist p. 89 nicht angegeben — ist der Gott
Persephone enthauptet, nicht die Athena, wie mit einem Kranz von Früchten (vielleicht
0. Gruppe (362—405) meint, die vielmehr mit Granaten oder Feigen, schwerlich Mohn) ge-
Hermes als Beistand dargestellt ist (vgl. zu schmückt, über seinem Haupte erscheint eine
dieser perseusähnlichen That unten § 52 und Scheibe, entweder eine blofse Rosette oder die
zu dem Haupt der Persephone Jahrb. d. Inst. Sonne bezügl. ein Stern, mit zwei Tieren, an-
1892 S. 201). Als seine Töchter erscheinen sieben 40 scheinend Tauben zur Seite. Da BaalChammän
'Artemisse oder Titaniden'. Seine sonstige mit einer weiblichen Göttin der Tanit (Tnt)
Sippe aber, die Elohim, übersetzt er als Kq6- zusammen verehrt wird (s, oben 2871, 20), so
vioi (genauer wäre Kqovol), während für uns scheint das Relief von Lambesa (pl. 3, 2; vgl.
die Vergleichung mit Zuvsg, hier speziell mit p. 90) wie auch nach dem Aussehen der dar-
Titävsg, niihev liegen würde. Den letzteren gestellten Gottheit und dem Fehlen des Rindes
Ausdruck vermeidet Philo schon deshalb, weil zu urteilen ist, ein weibliches Korrelat des Baal-
er ihn früher (p. 567, 10) für die Landbauer Qarnai'n darzustellen. Auffallenderweise er-
verbraucht hat, die er übrigens nur oberfläch- scheint die Gottheit nie in ganzer Figur, son-
lich von den erdgebornen Mauerbauern scheidet ; dern als Büste in ein Giebeldreieck einge-
diese heifsen mit einem Gesamtnamen 'AXfjtai, 50 schlössen, welches wiederum nicht frei heraus-
oder 'Titanen'. Übrigens geht dieser mehrfach ragt, sondern eine Einrahmung hat; s. das
verzweigten Gruppe in der Genealogie der man- Schema Mel. p. 89. Dies erklärt sich offenbar
tische Hephaist voraus (vgl. § 27 Anm.), und wir auf folgende Weise. Viele der Baals wurden
erinnern an die drei karthagischen Hügel, die in Gestalt eines spitzen Steines verehrt; s.
nach Aletes, Hephaistos und Kronos hiefsen Ed. Meyer oben s. v. 2870 und unsern § 42.
(§ 7e). Was Aletes bedeuten solle und ob Es läfst sich nun beobachten, wie in den grie-
überhaupt ein griechisches Wort zu Grunde chischen und römischen Darstellungen dieser
liege, ist schwer zu sagen. Em. Hofmann 'Baetylus' mit einer Aedicula umgeben, oder
ist auch hier mit seinem herumreisenden das Bild der Gottheit selbst in den als Dreieck
Kronos bei der Hand, während es sich doch go gestalteten Stein oder die Pyramide hinein-
ersichtlich um ganz verschiedene Personen gesetzt wird; man vergleiche nach der Reihe
handelt. Übrigens scheint die auch von Philo folgende Beispiele, wobei als Ausgangspunkt
berichtete Rundreise des Kronos mit der Haupt- die Münzen des Zeus Pyramos von Mallos
Station Attika (p. 569) seit Euliemeros gang dienen mögen (vgl. § 46): Gerhard, d. Metroon
und gäbe zu sein. — Wir haben nur die für Taf. 1 nr. 13 u. 14, dann die Münze des be-
griechische Mythologie interessanten Punkte nachbarten Seleukia mit dem Zeus Kassios,
herausgehoben. Aber auch die viel reichhalti- abg. oben Bd. 1 , 1 Sp. 747, dann im Gebiet
geren orientalischen Bestandteile scheinen für des Baal Tars den in Pyramidenform verehr-
1501 Krouos (= Molocli; MenschenoiDfer) Kronos (= Moloch; Menschenopfer) 1502
ten (Bd. 1 Sp. 1193, 51) Zeus Dolichenos sicut a Poenis et a quihusdam etiam maiores
der Tarsischen Münzen Gerhard nr. 15. Babe- sicut a Gallis. Tertull. Apol. 9 mfantes penes
Ion, liois de Syrie, d'Arme'nie et de Commagene Africanos (vulg. Africam) Saturno immola-
1890 pl. 25, 5. 26, 12.*) Daneben bemerkt hantur palam usque ad proconsulatum Tiherii.
man, wie das omphalosartige Kultmal weib- Minuc. Fei. 30 merito ci in nonnullis Africae
lieber Gottheiten allmählich einer Büste an- partibus infuntes immolabantur. Unter den
geähnelt wird : Münzen von Cbalkis, Head hist. Afrikanern werden von Plut. parall. min.
num. p. 305, z. B. Athen. Münzkab. nr. 4693, 351 D speziell noch die Massyler namhaft ge-
nicht abgebildet, wie es scheint; dann G^eWmrd macht unter dem Datum des Regulus. All-
nr. 2. 3. 4. 5 und Mclanges pl. 3, 2 im Giebel, lo gemein drückt sich Sext. Empir. aus, hypotyp.
So entstand, dünkt mich, die Giebelbüste, 3, 208 t« Kgöva 9vov0iv avQ'qconöv xivsg, und
während die Aedicula darunter als irrelevant 221 tm Kq. &. a. 6 xotg nlsiczoig da^ßsg slvui
dem_ Dedikanten eingeräumt wurde. voyLL^sxcci. Während bei den Römern dem
Über die mit Kr. identificierten ägyj)ti- Saturn erwachsene Männer geopfert wurden,
sehen Gottheiten s. § 66; noch andre § 58a. waren es hier, wie man sieht, Knaben, impu-
. nT 1 1 beres; JustinlB, &, 12. Sonst erfahren wir über
2. Der sogenannte Moloch. ^^ ^^^^ j^^dus Näheres durch Plutarch de super st.
Wir wenden uns nun denjenigen Über- 12 von Galliern und Skythen: &8ovg slvcci vo-
lieferungen der klassischen Völker zu, welche fiit^iv xaCQovxag av^qäitoiv acpuzxofi^vcov at-
gewöhnlich auf den Moloch oder Milcom des 20 (iccat,, wat xslscoxäxrjv d'vatav xai LSQovQyLav
A. T., von Neueren z. T. auf andere semitische xccvTrjv voiii^ovxag; xC ös ÄaQxrjöovioig ovx
Götter bezogen werden {Ed. Meyer oben Bd. 1 ilvaixsXst — fir/rf xivoc &£äv iitjxs daifiovav
Sp. 1226 f. 2869 f); Unterscheidungen, auf die vofii^eiv, rj xoiavxa Q^vslv olcc xa Kgövco h&vov;
es aber hier nicht ankommt. Die Zeugnisse — atdözsg tial yLvcoaKOvzsg ocvxol xa ccvxcov
(ziemlich vollständig bei Munter , Meligion der xskvu yia&iäQSVov oi ös cixfKvoi nccgä xmv
Karthager) sind darum so zahlreich, weil dieser nspy^xcov covov(isvoi iiaiSCa v.ax£6q>a^ov v.aQ-ä-
Kult den entwickelteren Nachbarvölkern das nag ägvccg rj veooGovg. Die Mutter, heifst es
Schauspiel der Menschenopfer bot, welche weiter, steht dabei und darf nicht klagen;
bei ihnen selbst, bis auf einige ganz entlegene thut sie es, so verliert sie ihre Ehre und das
Ausnahmen, längst abgeschafft waren. — 34a. 30 Kind wird dennoch geopfert. Das Übertönen
Die früheste Erwähnung findet sich bei *So^/(OÄ;/es ihres Geschreis durch Tanz und Paukenlärm
Andromed. fr. 122 vo^og yaQ iazt xolai ßaQßa- s. hei Plut. am Schlüsse, und unten §56 am Ende.
QOi.g Kqovoj I ßgöxfiov aQxfi^sv yigag ^vrinoXsiv Auch das Opfer darf nicht klagen oder seine
(nur so ist zu lesen mit Vertauschung beider Stimme wenigstens nicht vernommen werden,
Versschlüsse; die anderen Vorschläge bei iVöMcZ;- ne flebilis hostia immolttur , Min. Fei., Tertull.
p. 157). Es folgt Plato Minos 315 C r/fAtv fifv apol. 9. Die Opfer mufsten nicht nur völlig
ov rofiog iaxlv dv&Qcinovg &veiv all' dvÖGiov, gesund sein {Orosiiis adv. pag. hist. 4, 6), son-
KaQxrjöovioi. ds &vovaiv cog oaiov 6v kccI voiiifiov dern man nahm auch mit Vorliebe die kräf-
avxoig, xat xavxa i'viot avxäv Kul xovg avxäv tigsten und schönsten Knaben {zovg ■nqa.xCexovg,
avxovg {KaQxrjdoviovg) FeXavog ngoaxä^avxog besten genommen, sondern sich gewöhnt, statt
(dazu Bernays, Th.'s Schrift über Frömmigkeit der erlosten solche ^ von armen Leuten zu
189). Auch Plut. ser. num. find. 6 berichtet kaufen {vaxsgov covovfisvoi la&ga natSag -nal
diese Friedensbedingung Gelons oxi navaovxai Q-giipuvxsg Bnsintov snl xijv &voiccv). Auch
td xiyivu xa Kgövm v.axa^vovxBg. Auf dieses in jenem Falle ergab die Untersuchung, dafs
Ereignis mufs sich auch Porx>liyr. p. 118, 12 letzthin wieder 'Untergeschobene' geopfert
(Nauck) beziehen: ot kv ÄißvTj Kagxrjöövioi worden waren.
ETCoiovv xijv &voiav r)v f 'icpiKgdxrjg i'nav6sv. 50 34b. Dargebracht wurden diese Opfer in den
Der Kontrakt ist übrigens nicht lange inne- hier beleuchteten Zeiten nur noch bei beson-
gehalten worden; sonst könnten nicht so viele deren Gelegenheiten; Klitarch bei Üchol. Plat.
spätere Schriftsteller nachfolgender Perioden de rep. 337 A:^ KlsCxagxog öä cprjai xovg ^ol-
von den dortigen Kinder -Opfern im Präsens i'txag xov Kgövov xi^iüvxag indv xivog (is-
sprechen, oder gar genaue Einzelheiten über ydlov -naxcixvxBi^v cmvöcoaiv , svxsa&cci yia&'
diesen Gebrauch mitteilen, der erst mit der 8v6g xwv Ttaüöcov, si nagayävoivxo xmv sni-
Stadt selber auf hörte. jBwmMS^ln«. 278, 8 /V. 4: ^viiri^ävxwv ., -Au^ayi^Biv ccvxov xm d^Bcö- vgl.
Poeni suos divis mos sacrificare puellos. Dien. Schal, zu Plat. Min. (Beide Stellen fehlen
Hai. 1, 3S leyovoL 8h kuI xdg d-vciag sni- bei C. Müller, Fr. scriptor. Alexandr. M.
xbIuv xn Kgövco Tovg nalcciovg (d. h. in Rom), GO p. 74—85.) Als solche Anlässe werden Kriegs
i&väv, dvdgocpovovg. August. C. D. 7, 19 xäxtov xivd sniiprjcpLGcevxeg Kgövco. In der
o quibusdum pueros ei (Sat.) solitos immolari, phönizischen Theogonie des Philonischen San-
^, ^ ,^ , * /r , , , ,Kox . • i,f c/mmai/ion opfert bei einer Pest Kronos selber
*) Demselben konnte (Introduct. p. 159) noch nicht ■ n i i t ' i •
KoiLweys Entdeckung bekannt sein; s. Archäoi. Beitr. seinen Sohn, nachden3 man scuon vorher ein
c. ßoftert dar4,e6racA<, Berlin 1890 p. 178 ff. Kriegsopfer an Kronos , aber ein fehlerhaftes
1503 Kronos (= Moloch; Menschenopfer) Kronos (Menschenopfer i. Kreta u. Sard.) 1504
dargebracht. Mehrere solcher Fälle sind aus der fachen Lokalbestimmung h oder nuQcc — )
Geschichte bekannt; so aus der von Karthago und ohne das Störende, was in nsQLodov liegt,
nach der erwähnten Niederlage durch Agatho- zu beseitigen,
kies, wo man den Zorn des Kronos durch massen- 35. Etwas anders lauten die Nachrichten
hafte Menschenopfer, den des Herakles durch über den Kult in Kreta und Sardinien.
Sendung kostbarer Gaben nach Tyrus be- 1) Die Opfer sind Kriegsgefangene oder alte
seh wichtigen zu müssen glaubte {Biod. 20, 14. Leute über siebzig Jahre, 2) dieselben werden
Fescenn. Fest, bei Lactant. 1, 21). Himilcas lebendig verbrannt, was in Karthago nicht
opfert nach einer Niederlage in Siciiien einen hervortritt, 3) der Name des Götzen schwankt
Knaben {Diod. 13, 86); die Tyrier wollten, lo zwischen Kronos und Tal os. — Die Zeugnisse,
durch Alexander belagert, die Menschenopfer, auf identische Quellen zurückgehend, stehen
doch wohl im Kult des Herakles, ihres Stadt- beiden Faroemiographen 1, Ibi Leutschu. Sehn.
gottes wieder einführen,wurden aber dara,ngehin- {Zenob. v. ZaQÖoviog ysXcog). Klitarch b. Schol.
dert {Curtius 4, 14). Eusebius or. pro Const. 13 Fiat. rep. 337 A. Schol. Hom. v (nicht ip) 302.
freilich berichtet K^öva yaq ^oivi-nBg v.a^' Phot. Lex. IJaQÖ. y. 'fzetz. Lyli. 796. Diese alle
£y.aGzov txog i&vov ta dyccTtrjTä yial ^ovocpvfi knüpfen an das sardonische Lachen an,
Tcöv TtTivcav. 'ündDracontiusG.b,14:S(^vonDuhn) welches an der Od^/ssee- Stelle Todesgrinsen be-
sagt Garthago duorum | annua nobüium prae- zeichnet, später aber in verschiedener Weise ver-
stabat funera templis Saturnoque seni pueros standen wurde : entweder von den krampfhaften
mactabat ad aras tristia plangentum foedabant 20 Gesichtsverzerrungen der brennenden Opfer
ora parentum. Von dem späten Dichter dürfen (Klitarchj, oder von deren freiwilligem und
wir absehen; er wird ohnehin in einem cha- heiterem Tode, oder endlich von dem zähne-
rakteristischen Punkte, der Klage der Eltern, fletschenden Talos {Schol. u 302 p. 693, 6 Din-
durch Flutarch widerlegt. Was aber Eusebius dorf), welche letztere Erklärung, etwa auf ein
betrifl't, so kann dessen Angabe den vorigen altesldolmitmedusenhaftem Ausdruck bezogen,
gegenüber keinen Wert beanspruchen, wenn noch am meisten für sich hätte, namentlich
sie sich überhaupt auf die Karthager bezieht. im Hinblick auf den zähnefletschenden, phöni-
Die Darstellung ist pathetisch, auf das Ein- kisierenden Eurynomos (§ 30 Anm.), wenn jenes
drucksvolle augelegt und zudem auf Kosten Idol überhaupt einen menschlichen Kopf ge-
der Genauigkeit durch den biblischen Aus- 30 habt hätte. Darauf, dafs die Opfer in eme
druck beim Isaaks- Opfer („deinen Sohn, deinen feurige Grube hineingestofsen wurden, wie
einzigen, den du liebst") beeinflufst, speziell anjenen Stellen berichtet wird, spielt jBwnjpit/es,
mit Erinnerung an eine von ihm (dem Euse- Iph. Taur. 613 an, indem er den Orest
bius) erwähnte Geschichte aus P/«'Zons Äaric/tttw- fragen läfst: xätpog ds noiog dsi,ezcii fi', orav
iathon, die jeden Leser an Abraham erinnern Q'ävco; und ihm die Antwort erteilen läfst:
mufste, Müller, Fr. H. G. 3, 569 § 24. 570 tivq lsqov svöov %äoyia z' svQconov x^o''^og.
fr. 4. 5. — Ähnlich widersprechende Nachrich- Er überträgt also die Gebräuche des phöni-
ten bestehen bezüglich der Menschenopfer an zischen Kronosdienstes auf die Verhältnisse
Herakles. Nach Flin. n. h. 36, 5 fanden die- der Skythen, wohl weil deren Zamolxis mit
selben jährlich statt, bevor Karthago ein- 40 Kronos, wahrscheinlich dem griechischen, ver-
genommen und die Statue nach Rom gebracht wechselt wurde (s. Kap. V § 22 b). Diodor 20,
ward; und auch Curtius 4, 14 sagt, die Kar- 14, welcher die Euripides-Steüe anführt, giebt
thager, im Unterschied von den Tyriern hätten eine Beschreibung von dem Götterbild, aber
diesen Gebrauch immer beibehalten (ähnlich bei Gelegenheit von Karthago , und leitet
von den Gaditanern, Äppian de bell, liisp. 2 p. 49 schliefslich den hesiodischen Mythus vom
BeJck.) Dennoch hören wir in dem sehr detail- Kinder verschlingenden Kronos daraus her.
Herten Bericht über die Agathokles-Belagerung Man mufs sich wundern, dafs die oben ge-
Karthagos nichts von solchen Opfern, sondern nannten Quellen, die ausdrücklich die Sar-
nur von Geschenken, die nach Tyrus abgehen. dinier 'Kolonisten der Karthager' nennen, die
Eine verderbte Stelle, die hier leicht Ver- 50 Verbrennung nicht von Karthago, sondern
wirrung stiften kann, ist die bei Forph. de immer nur von Sardinien und Kreta berichten,
abst. 2, 27, wo er den Ursprung der Menschen- wie sie auch kein Kinderopfer anführen. Da
Opfer erörtert: 'Acp' ov (iexqi to-ü vvv ovk iv indessen Flutarch sowohl wie eine andere so-
'jQ-AccÖLa [lovov rotg AvKKioig, ovd' sv KaQxr]- gleich anzuführende Quelle von dem Pauken-
öövt. TM KqÖvco -Koivfi TiävTsg (vgl. palam oben lärm vor dem Götterbilde spricht, welcher das
bei Tertull.) uv^qcÖtio&vzovgiv , ällä f Karo: Wehklagen der Opfer übertönen sollte, und
■\ nsQLodov., T^g zov vofil(iov xÜQiv ybvriiirig, i[i- dies nicht auf Schlachten, das Werk eines
(pvlcov alfia QLxivovai ngög rovg ßco^ovg v.tl. Augenblicks, pafst, so müssen wir auch wohl
Der Gegensatz betrifit lediglich die Örtlichkeiten, hier für Karthago die langsamere, qualvollere
von denen die bekannten voranstehen, nicht 60 Todesart annehmen und in dem Ausdruck des
den Zeitpunkt; im ersten Teile des Satzes sind zuvor citiertenDmconf ms eine Einmischung des
solche genannt, welche die grausamen Opfer römischen Saturn sehen (vgl. mactare virum,
wirklich noch üben, im zweiten, mit «Ha be- Macrob. 1, 7, 31), desselben, von dem der
ginnenden solche, die nur eine daran __er- Dichter SaiwnogMesewi sagt, und nach dem die
innernde Ceremonie vollführen. Bcrnays' An- Karthager selber, d. h. nach der römischen Er-
derung, d. h. Zusatz, %ccl ulloi trifft wohl oberung, den heiligen Bezirk vicum senis ge-
ungefähr den Sinn, aber mit lästiger Ein- nannt haben sollen, Aug. cons. evang. 1,23,36
mischung eines neues Subjekts (statt der ein- {vicus Saturni daselbst: Munter S. 9, 22). Da-
1505 ICrouos (Molocli; Mensclicnopfev) Kvonos (Moloch; Menschenopfer) 1506
nach erledigt sich auch das freiwillige Schhxchten Götze sei von sieben Gemächern umgeben
der Königssöhne, welches Fhilo fr. 4. 5. Fr. gewesen zur Aufnahme der verschieden-
if. ff. 3, 570 allgemein für einen alten Gebrauch artigen Opfer; wobei man leicht an das Be-
zur Abwendung öffentlicher Gefahren hält, reithalten und Grofsfüttern der Opfer (Diocl.
als blofse Ungenauigkeit; um so mehr, als der 20, 14 Q-glipccvt^g) denkt. Doch ist dies natür-
spezielle Fall, auf den er dann übergeht, viel- lieh ein nebensächliches Moment, und dem
mehr Verbrennung zeigt {fr. 2 § 24 p. 569 a); Labyrinth (s. d.) der knossischen Münztypen
wie ja auch die Angabe, dafs diese Menschen- liegt eine andere Idee zu Grunde.
Opfer heimlich geschahen, durch die Praxis Den Baal-Qarnain, d. h. den gehörnten Baal,
widerlegt wurde. lo der in Nord- Afrika Saturn hiefs, haben wir
36. Die Beschreibung des Götzen selber kennen gelernt; und noch ein römischer Altar
lautet nun folgendermafsen ; bei Diodor: rjv aus Gallien zeigt den Saturn mit einem Stier-
dh Ttccg' Kvrois ccrSgiccg Kqovov xulv.ovq, in- köpf in der Hand: abg. Ch. Robert, Epigr. de
x£xav.ag rag %SiQag imtiag, iyxfxXjfif'i'ag /alfose??cpl.2.3,weniger deutlich bei Dare/n&er^
inl r)]v yrjv, äars xov smzs&ivTa xcöv nai- u. Saglio,I)ictionn. s. v. Dies p. 172 Fig. 2403.
8(av a.Ttov.vUsG9 ai v.ai tiCtixsiv ii'g rt %äayia Auch sonst hat der stierköpfige Metall-
TiXiiQfg TiVQÖg. \]vi(\. hei Klitarch: xov ö\ Kqovov Götze seine Spuren in den von Kreta aus-
laiv-ov itaq" uvxoCg sGxcözog xccg ;fS/"9«? vTixiccg gehenden Mythen hinterlassen. Die eherne
BKxsxaKÖxog vnig -/.Qißüvov j;k;Ixoü. Die Figur, Kuh der Pasiphae, obwohl in Verbindung
die man sich kolossal denken mufs, stand oder 20 stehend mit der Minotaur-Geburt, enthält doch
safs also gänzlich in der Grube, höchstens mit in der Einführung des Metalls ein neues, selb-
demKopf herausragend, indem die schräg empor ständig gültiges Moment. Auf Rhodos, und
und vorwärts gestreckten Arme mit den Enden zwar auf dem Berge Atabyris (Tabor), kannte
den Erdboden berührten, zwischen und unter die Sage eherne Kühe, die, w^enn dem Lande
ihnen aber das Feuer loderte, sei es, dafs sich Unheil bevorstand, zu brüllen anfingen; die
dafür in der Grube eine besondere Vorrichtung Zeugnisse, von denen eines nur von einem Stier
befand, oder (wie wir sehen werden) der un- spricht(vgl.dieBronzefundeb. (7. Torr, -R/wfZ. 76),
sichtbare und plastisch wohl gar nicht aus- bei Heffter, GiMerdienste v. Ehodus 3, 17. Auch
geführte Unterkörper in einen 'feurigen Ofen' nach der anderen Weltgegend, nach Sicilien,
überging. Hiermit stimmt so genau, was 30 wo wieder Minos seine Rolle spielt, hat die
mythisch gewendet uns aus SophoJdes Daidal. Sache hingewirkt, wenn man recht hat, die
/r. 163^ Simonid. fr. 202 ABgk.^YondemehevTaen Geschichte von dem glühenden Stiere des
Riesen Talos erzählt wird, nämlich, dafs er Phalaris in diesem Sinne mythisch aufzulösen,
mit den Ankömmlingen in eine feurige Grube Zwar lehren die Funde der mykenischen Epoche
sprang und sie gegen seine erhitzte Brust neben dem Rindshaupt als ebenbürtiges Symbol
haltend verbrennen liefs, dafs beides sich auf das Doppelbeil kennen, das Zeichen des von
denselben Kult beziehen und Talos — den Karern und den meisten Kleinasiaten verehr-
Hesych als rßiog interpretiert — ein anderer, ten Labrandischen Zeus, d. h. die Xdßgvg,
vielleicht kretischer Name desselben semi- welche dem Namen XaßvgivQ'og zu Grunde liegt
tischen Götzen sein mufs. Seine stete V er- 40 wie den Kulten des Zeus Lahr ios (überliefert
bindung mit Minos würde hiernach als eine ist Laprios) und Labandrios, die, wie es
grobe Willkür des grofse Zeitspannen über- scheint, auf Kreta neben einander genannt
springenden Mythus erscheinen müssen, gäbe werden {Euhem. Ennii fr. 11 F«7tZ.); sodafs
es nicht andere, vom Klassischen ganz un- also Kreta sehr wohl auch auf dem Gebiet
abhängige Quellen , welche die Figur mit der Religionen die Rolle eines grofsen Misch-
einem Rindshaupt darstellen. Es sind dies kesseis gespielt und den Zusammenflufs ver-
die altrabbinischen Beschreibungen des Mo- schiedener Kulturen befördert haben mag.
lochs, welche in Übersetzung bei Joh. Seiden, Doch hat dieses Kultelement in der hier
De diis Syriis (1617) p. 78 und Thom. God- zu betrachtenden Mythologie nicht merklich
xcin, Moses etc. (London 1641) 4 p. 145 stehen. 50 nachgewirkt.
Fuit autem Moloch imago concava — facies huius 37. Je deutlicher sich nun der Eindruck des
idoli erat ut facies vituli. Manus plane dispo- phönizischen Kultes hier im griechischen My-
sitae ad recipiendum ab astantibus. Et salta- thus ausspricht, um so weniger Grund liegt
bant interim quo pueri in idolo suecenso igne vor, auch den Kronos- Mythus von dort her-
cremabantur , percutientes tympana ne pueri zuleiten, wie dies noch in der neuesten Auf-
eiulatus audiretur {Seiden p. 78). Da diese läge von Prellers Gr. Mytli. geschieht. Nicht
Beschreibung neue Züge enthält, welche sich nur sind die Menschenopfer — die auch bei
mit denen der klassischen ergänzen (die Hohl- den klassischen Völkern nicht fehlen — speziell
heit mit dem Material [Erz], die Handhaltung bei Kronos ganz anderer Art; auch der-
mit der Armhaltung, das Verschwinden des go jenige Punkt, auf den sich die Vergleichung
Opfers im Leibe der Figur mit dem Versenken hauptsächlich stützt, das Verschlingen der
in die Feuergrube), so liegt auch bezüglich Kinder, trifft nicht zu und wird sich weit un-
des Stierkopfes nicht der geringste Grund zu gezwungener aus dem Griechischen selbst er-
Zweifeln vor. Man könnte sogar finden, dafs klären. Wenn es heilst {Istr. fr. 47)^ "icxQog
die Ähnlichkeit mit dem Minotaur und seinem iv xij Gvvaycoyij xäv KgrjxiHäv &vai(öv (p^ai,
geräumigen Haus noch durch die weitere An- xovg KovQrjxccg xo naluiov xco Kgovcp 9veiv
gäbe der Rabbiner erhöht wird (diese sind besser nuLÖag, oder {Athanas. adv. gent. p. 21 C)
bei Godtvin nachzusehen als bei Seiden), der ^oCviKsg xai Äpijrfs xov KqÖvov iv xccig xskvo-
RosCHER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II. 4o
1507 Kronos (Kult zu Olympia) Kronos (Kult zu Olympia) 1508
&vai'aig e&qt^oy.svov), so liegt darin eine Ver- Und gewifs braucht der Altar kein massiver
wechselung, die wir uns anzueignen keinen gewesen zu sein, das einmalige Jahresopfer, an
Grund haben; Kureten sind keine Phönizier, welchem das Volk keinerlei Anteil nahm, keines
und die ^olvikss ^ccl KQrjxsg keine Kureten. Thon- oder anderweitigen Geschirrs bedurft
Die Vermischung hat allerdings ihren guten zu haben, wenn es nämlich eine Q-vaia äanovdog
Grund, denn auch der griechische Kronos hat war, wie das Opfer an den chthonischenSosipolis
auf Kreta alte, wenn auch wenig bekannte am Abhang dieses Hügels (i'. 6, 20, 2). Nehmen
Stätten § 54. 55. wir nicht gerade den sehr verschwommenen
Eine weitere Reducierung der phönizischen und schwer fafsbaren athenischen Kronos-Kult
Momente s. in dem Exkurs § 43 und § 56 jo zum Mafsstabe, so müssen wir uns das Opfer
am Ende. denken entweder als oX6y,avtov oder als ein
VIII. Griecüische Kultstätten.
blutiges und dann das Fehlen von Tierkuochen
in der vorerwähnten Weise erklären. Maero-
Nach vorläufiger Ablehnung der Moloch- hius (1, 7, 15) berichtet nun, dem Kronos und
Theorie müfste nun eigentlich von derjenigen Serapis, deren Dienst die Ptolemäer in Alexan-
die Rede sein, welche dem Kronos jede eigene drien einführten, hostiae erant ex more mae-
Persönlichkeit abspricht und in ihm , der tandae, und die Ägypter, die an dem Schlachten
Sprachforschung zum Trotz, nichts als xqövog Anstofs nahmen, hätten die Tempel dieser
die Zeit oder Ewigkeit erblickt. Da dieser Götter aufserhalb der Stadt angelegt, ut Uli
Punkt aber schon oft und weitläufig, nament- 20 sacrificii sollemnis sibi (d. h. des gewohnten)
lieh von OverbecJc, Äbh. d. sächs. Ges. 1865, cruore colerentur etc. Dies mag auch wohl
diskutiert worden ist, so ziehe ich es vor, für Olympia gelten. Es würde schwer sein,
zuvörderst die historischen Thatsachen selber einen Höhenkult ausfindig zu machen, auf
sprechen zu lassen, welchem kein Blut geflossen. — ■ 39. Was nun
. ^ , . „ , , r>. ,- die ßaaikcii betrifft, so könnten die Opferpriester
1. Olympia-Rhodos-Bootien. ^ ^ ^^^ ^^^^ Funktionen auch den Titel derjenigen,
38. Olympia. Dion. Hai. 1, 34 kuI avtov denen dieselben einst oblagen, übernommen
(rov XQ(pov) iBQOv Tov KqÖvov voiLLi,ovtsq'Hliioi haben; etwa wie in Athen der Archon ßasi-
&vaiat.g Kai äXXaig tifiaig cvviövxsg ysQaCqov- leus und die Basilinna. Wahrscheinlicher ist
6iv SV aQiafisvoig xQovoi-g. Es ist vom Kronos- 30 es, dafs der Name religiöser Art war und die
Hügel, dem KqÖviov {Find., Paus., Xenoph. Priester die Gottheit nur hypostasierten: das
Hell. 7, 4, 14. Diod. 15, 77) die Rede, wel- genaue Korrelat zu Olympia bietet Athens ßaöil?^,
eher auch mit der irgendwo genannten KQovi'a die ausdrücklich als Rhea oder ^sycclrj ^ritTqq be-
nsTQa in Elis*) gemeint sein mufs, und zeichnet wird {Dionys. SJcytobr. bei JJiod. 3,
woran der Fälscher Fs.-Plut. de fltiv. 19, 3 57).*) Wenn bei dem hier genannten Autor
dachte, als er angeblich aus DieucJiidas Basile den Hyperion heiratet, so läfst sich
einen Berg dieses Namens am Alpheios in kritisch dagegen gar nichts einwenden, da
Arkadien erwähnte. Eine Anhöhe Kqovlov in wir nicht wissen, welcher Art die Gottheit
Lakonien nennt Ptolem. 3, 16, 14, und wir Kronos war. Auch die Verbindung von Basile
begegneten oben § 27 der Behauptung bei 40 mit Nrjlsvg in Athen, wo Kodros nur attischer
einigen Alten, dafs dem Kronos ganz be- Zusatz ist, kann eine alte und ursprüngliche sein,
sonders 01 cuoTrfAot »tat tcc ^sziaQa heilig iV^jj/lgüg und 'T^rs^tcov würden dann nur verschie-
gewesen seien; doch war das vorwiegend mit dene Seiten derselben Gottheit darstellen, eben
Beziehung auf Italien gesagt. Für Griechen- derjenigen, die wir in Olympia als Helios mit
land liefse es sich schwer beweisen. In Olym- Kronos alternierend gefunden. Auf der anderen
pia selbst befand sich noch ein gemeinsamer Seite kollidiert Kronos hier, wie in Lebadeia,
Altar des Kronos und des Helios, welche beide mit Zeus, mit dem er dort sogar gerungen haben
Götter einst die Herrschaft über Elis unter- soll (Paus. 8, 2, 2). Und zwar mufs der Kronos-
einander geteilt haben sollten — wie schon Kult auf dem Hügel nicht nur dem des Zeus
früher (§ 32) erwähnt wurde — sowie endlich 50 ebenbürtig, sondern älter gewesen sein. Denn
unter der Reihe von Doppelaltären, die He- nach dem von Dörpfeld beobachteten Gesetz
rodor fr. 29 dort erwähnt, einer für Kronos werden die jüngeren Tempel -Anlagen südlich
und Rhea. Von dem Kult auf dem Kronion an die älteren parallel angeschlossen; und
erfährt man durch Paus. 6, 20, 1, dafs dort diesen Anschlufs findet der Zeus -Tempel erst
oben alljährlich zur Zeit der Frühlings -Tag- an das (am Südfufse des Hügels belegene)
und Nachtgleiche im Monat Elaphios ein Heraion und das Pelops-Grab, Fundstätten
Opfer dargebracht wurde, und zwar durch alter und ältester Idole und Votivgaben, wie
die sogenannten Bccailat. Schon allein der sie dem Zeus - Tempel vollkommen fehlen.
Name der Priester kann für das hohe Alter Wie zu Argos, wie in Arkadien, dominiert auch
des Kultes bürgen, wenn die sonstigen Um- eo hier die weibliche Göttin. So seltsam es ist,
stände es nicht thun: der Höhenkult, der Olympia ohne Zeus zu denken, mufs doch dieser
Mangel jeglichen Bau- oder Bildwerks. Dafs Kult entweder nachträglich eingeführt oder
sich auf dem Hügel keinerlei kleine Reste, Kronos selber etwas wie ein älterer Zeus ge-
nicht einmal Scherben gefunden haben, sucht
sich Dörpfeld dadurch zu erklären, dafs solche *'> ^'^ B«<^'^«« ia Lebadeia, eine andere Bezeicimung
kuppenförmigen Hügel an der Spitze durch den 'l'' Trephonia, wurden dort dem Zeus Trephonios und
Tj -iv 11 '^ 1 '^ , ^ Zeua BuaiXev; gefeiert, daneben aber auch dem Kronos,
Kegen angegritten und abgewaschen würden. ^er hier eine seiner wenigen Kultstätten bat. Auf wen
*) Das Citat ist mir abhanden gekommen. sich die BaaiXtia in Euboia bezogen, weifa man nicht.
1509 Kronos (Kult von' OljTnpia u. Rhodos) Ki'onos (Kult von Lebadeia) 1510
wesen sein; sagen wir ein inkommensurables bei den Urmenschen Einkehr halten und diese
Mittelding zwischen ihm und Helios- Apollon. ihr eignes Kind schlachten, ein Opfer, das
Die Münzen Siciliens, welches doch am nächsten jene dann, mehr gütig als allwissend, als sie
Fühlung mit Olj^mpia hatte, zeigen noch im es merken, mit Abscheu verwerfen, wo nicht
5. Jahrh. Kronos (inschr.) und Pelops (desgl), ahnden. Dies ist der Vorgang am Lykaion, so
das ist Vater und Sohn nach pindarisclier bei Tantalos, der auch dem Peloponnes an-
Überlieferung Ol. 3, 41, welche offenbar die gehört {Ipli. A. 1150, de Ear. mythop. 31),
olympische war. Man mufs nur einmal den ähnlich auch bei Thyestes. Hinter den Heroen
Pelopsmythus daraufhin ansehen , ob nicht wieder verbergen sich dabei bisweilen die
vieles, das eigentlich dem Kronos oder der lo Gottheiten dieser Kulte, also z. ß. Zeus Lykaios,
weiblichen Gottheit oder beiden gehörte, auf bei dem dies am deutlichsten ist; die Kult-
den alles überschattenden Olympier überge- formen werfen ihre düsteren Schatten auf die
gangen. Wir kennen, die Wettfahrt der Freier Gestalten der Götter zurück. Warum ist es
und das Opfer des Oinomaos nur mit dem nun bei dem Götterraahle im Tantalos-Hause
Zeus-Altar als Mittelpunkt; eine Überlieferung, Demeter- oder Themis-Ga,ia, (schwerlich Thetis,
die auf Verhältnissen des 5. Jahrhunderts wie in den Handschriften steht), die von dem
oder wenig älteren fufst. Aber zunächst gel- geschlachteten Knaben Pelops bereits gegessen,
ten doch die menschlichen Opfer, welche als man den Greuel merkt, und warum wird
unter dem Lanzenstich des Königs fallen, der gerade Rhea bei dieser Gelegenheit genannt?
Hippodameia, also einer weiblichen Göttin; 20 (*S'c/(oL Find. Ol. 1, 37)*). Offenbar aus dem-
imd es liegt auch hier nur zu nahe, den Kult selben Grunde, weshalb Pelops der Sohn des
von Lebadeia zu vergleichen: Q'vsi 0 natuov Kronos ist. Es läfst sich aus ziemlich ent-
aul'ser dem Trophonios und dessen Söhnen legener Quelle noch eine Sage nachweisen,
'AjtoXXavi TB Kai Kgövco Kai Ju sTtiv.lri6iv wo Kronos selber seinen Sohn opfei-t. Es ist
^aoikfC v.al "Hq(x te 'Hviöxy, endlich der De- dies in der euhemerisierenden Theogonie des
meter Europa, Paus. 9, 39, 3 (4) : also Kronos, l^Jiüo von Byblos, die zwar als eine phöni-
Zeus Basileus und die rosselenkende Hera bei- kische gemeint ist, aber eine Reihe wertvoller
sammen. Einen genaueren Einblick in diese alte- griechischer Züge enthält (§ 33 b) darunter auch
sten Verhältnisse vermittelt uns der Kronos-Kult den Atlas-Tantalos als Bruder des Kr. (Sp. 1499,
von Rhodos. Dort wurden nach Porphyr, de 30 20). Ist es somit eigentlich des Kronos
übst. 2, 54 (wonach Euseb. de laud. Constantini) Bruder, welcher den Pelops erzeugt und
im Metageitnion, also dem Monat, welcher mit schlachtet, anderwärts aber (wir vermuteten in
dem olympischen Elaphios ungefähr zusammen- Olympia) Kronos selbst der Vater des Pelops,
fällt (vgl. Bischoff', De fast. gr. 383), am sechsten so ergiebt sich das Weitere von selbst.
Tage des zweiten Monatsdrittels, die Kronieu Dabei ist nur eine Gottheit übersehen,
gefeiert und dabei ein Mensch in der Weise welche mit dem Krouoshügel aufj engste zu-
geopfert, dafs er um den Altar herumlaufen sammenhängt: die alte Eileithyia mit dem
mufste, bis ihn der Priester mit einer Lanze chthonischen Sosipolis- Kinde (§ 20), die wir
durchstach. Dal's ihm dabei die Augen ver- (§ 15 am Ende) mit der kretisch -naxischen Sage
bunden sind , ist eine natürliche Rücksicht 40 von dem Zeuskinde als Vegetationsgott vor-
der Menschlichkeit, und dafs ihn beim Lauf glichen. Trügt nicht alles, so findet auch diese
zwei Knaben an der Hand führen müssen, in Lebadeia ihre Doppelgängerin. Zu dem
eine weitere Folge davon. So scharf sich dortigen Kult gehört auch ein Heiligtum der
dieser Kult z. B. von dem phönizischen unter- Demeter, die hier den seltenen auf Kreta hin-
scheidet, mit dem ihn noch 0 verbeck, Abh. d. deutenden Beinamen Europa führt. Das ge-
sächs. Ges. 1865, 47 zusammenbringt, so nahe meinsame Opfer der vorerwähnten Götter gilt
steht er innerlich demjenigen, der in Olympia auch J^firjzQi rjv inovofiä^ovrig EvQwitrjv tov
geherrscht haben mufs, ehe man an Stelle des Tgocpcoviov cpaolv slvai rgocpov. Es ist also
auch in anderen Kulten üblichen Wettlaufes eine Kinder nährende Göttin. Wir würden
von Opfer und Priester (mit gegebener Distanz) 50 damit folgende Vergleichs-Tabelle erhalten
Lebadeia.
Apollon
Trephonios u. Sohne
Kronos
die unblutigeren Wettrennen einsetzte. Das Olympia.
Apollon
BaolXiia
Motiv der Brautwerbung und des grausamen ^ iii ■; )
Schwiegervaters, der nachsetzt und am Ufer "^"""^ (fsaoi.aq
Zeus Basileus
Kora Jägerin*
Hera Henioche
sein Grab findet (Paus. 6, 21, 3), ebenso wie die Zeus
Poseidonischen Flügelrosse des Entführers war „ • • : • • • .•
1 Y i 1 • 1 , 1 -1 i • , - , T Hera Hippodameia
aus dem Atolischen entlehnt, soweit sich die Peiops
Wagenfahrt nicht aus dem Namen der Göttin Eüelthyia mit Sosipolis ' Demeter-Europe-rroof/)-;,-.
Hippodameia- Henioche ergab. Im Anfang Natürlich stellen sich einige überschüssige
mag das Opfer auch nicht der Göttin, sondern Figuren heraus, wie sie die verschiedenen
mit einfachem Lauf dem Kronos gegolten haben, GO Orts - und Namens - Verhältnisse mit sich
oder beiden zugleich wie in Rhodos dem bringen; dort der „Phryger" Pelops, hier
Kronos und der Artemis Aristobule. Es ist Kora mit ihrer Jagd, vielleicht zur Demeter
dabei ein Moment zu berücksichtigen, wel- gehörig, wie in Arkadien Despoina und die
ches zwar dem Kronos keinen Eintrag thut. Jägerin Artemis mit Demeter (denen aber wieder
aber doch wieder die weibliche Göttin, unter der 'Titan' Anytos zur Seite stand). Der Apol-
) Beides, die Zerstückelung und die Feuertaufe
di
1 (
48*
verschiedenen Namen, mit hereinzieht. Die
uralten Menschenopfer der Peloponnesier ge- scheinen hier Parallelen zu sein, und die Sage vergriff
stalten sich im Mythus so, dafs die Götter sich nur in den Namen der verwandten Göttinnen.
1511 Kronos (Kult zu Kyrene) Kronos (Kronienfest zu Athen) 1512
Ion wird der delphische sein, dessen Tempel opferte, auch frische Trauben, wohl zu unter-
Trophonios baute, und der die Stiftung des scheiden von dem berauschenden Getränk.
Kultes in Lebadeia veranlafste; den Zeus 'Tt- Wenn der Apollosohn „Aristaios, obschon früh-
TLog, der an dem Kult keinen Teil hat, lasse zeitig, wohl im Gefolge seiner Mutter (Kyrene),
ich beiseite. zum vergötterten Menschen gemacht, doch
Ich habe noch zu erwähnen, dafs einer der unstreitig zu den gröfsten Göttern des alten
Freier in Olympia KQoviog heilst {Paus. G, bäuerlichen Hellas gehört" {Studniczka , l\y-
21, 11), und die rhodische Sage kurz zu be- rene 133), so mufs man von Kronos urteilen,
rühren, in welcher eine Pei'son gleichen Na- dafs er nicht sowohl mit jenem identificiert
mens vorkommt. Mit der Himalia, d. i. Mül- lo wurde, wie sich Preller leichthin ausdrückt,
lerin, welche uns dort als Demeter erklärt als die verwischten Spuren einer verwandten
wird, erzeugt Zeus die drei Söhne Spartaios, oder in ähnlich primitiven Verhältnissen auf-
Kronios, Kytos, die, da sich dort alles um genommenen Gottheit gesondert zur An-
Mühlengötter dreht, sich wirklich auf Saat, schauung bringt. Aber diese ländlich einfältige
Reife und Ernte beziehen könnten, ÄQOviog Autfassung wird dem wirklichen Range keines
mit der Herleitung von ■hqccivco. Doch macht der beiden gerecht. Heilige Rinderherden
diese Namenreihe mit ihrer künstlichen Ab- weideten dem Aristaios auf Keos, wo er den
stufung keinen Anspruch auf hohes Alter; Zeus-Titel führte, und ein Löwe bezeichnet
es wäre sogar möglich, Spartaios auf Erd- seine Spur. Welcher, der mit Sonnengöttern
geburt, Kytos auf das Sonnenland Kyteia zu 20 sparsam ist wie wenige, sagt Gr. G'oYiecZ. 1, 489:
beziehen, so dafs Kronios nur den Namen des ,,Wir sehen im Aristaios eine der Gestaltungen,
ursprünglichen Erzeugers wiederspiegeln würde; in welche der einfachste ländliche Heliosdienst
jene Mühlengötter gruppieren sich bald um übergegangen ist, erhalten unter diesem be-
Zeus, bald, wie eine neuere Inschrift lehrt, um sonderen Namen als der Gott eines auch auf
Apollon (s. Heffter, Ehod. 3, 25. Gig. u. Tit. 46). seinen Wanderungen ihm treu gebliebenen
Kronos begegnet in Böotien noch an einigen Volksstammes, in so weit ähnlich dem Pan,
Orten, aber die Nachrichten reichen nicht dem Apollon, während andere ähnliche ört-
aus, um irgend etwas daraus zu folgern. Ganz liehe aus Helios entsprungene Götter in dem
aus dem Spiel bleibt natürlich Nonn. 5, 85. Samtnamen Apollon früh untergegangen sein
Das Fest der Kqovicc mit musischen Agonen so möchten." Dies auch auf Kronos anzuwenden,
wurde oben erwähnt (§ 24 am Ende). In wird nach dem was Olympia gelehrt, nicht
Chaironeia, also nahe Lebadeia, leitete die schwer fallen.
Legende den Namen einer steilen Höhe Pe- 3. Athen,
trachos von dem Verschlucken des Steines 41. Verwickelter liegen die Dinge unstreitig
her, prätendierte also eine Kronos-Tradition, in Athen, und vergeblich sieht man sich
während auf dem Berggipfel ein kleines Zeus- nach einer neueren kritischen Behandlung
Idol stand. des dortigen Kronos-Festes um. Wir wollen
2. Kyrene. versuchen, nach dem, was gegen Welcher
40. Von einer ganz neuen Seite lernen wir Overhech {Ahh. d. Sachs. Ges. 1869} mit bestän-
den Kronos kennen in Kyrene; vgl. Macroh. 40 diger Vermischung von Mythologie und Kult-
1, 7, 25: Cyrenenses — cum rem divinam ei geschieh te, und kürzer und fruchtbarer Aug.
(seil. Saturno) faciunt, ficis recentibus coro- Mommsen iu der Heortologie dargelegt, aus
nantur placentasqii,e mutuo missitant, mellis eigenem Gesichtspunkt die Frage wieder auf-
et fructuum repertorem Saturnum aestimantes. zunehmen. Die Opfervorschrift C. I. G. 523
Ein unerwartet freundliches Bild in diesem aus "ömischer Epoche ordnet unter anderm
Kreise! Man sollte fast glauben in die Sphäre auch für Kronos ein Opfer an, und zwar ein
des römischen Saturnaliengottes zu treten. Als Kuchenopfer am 15. Elaphebolion ; ein öcoSe-
Lehrer des Weinbaus, Serv. Aen. 8, 319, als y.6ji,cpcclov nöitavov. Also mit deutlicher Be-
vitisator, Arnob. 3, 117 {cc^nsXocpvttjg C. I. G. ziehung auf den Gott des Jahres und der Zeit,
5877c ist nach Mommsen, Inscr. Nap. eine 50 als der er in diesen Zeiten längst allgemein
Fälschung), kennen den Saturn einige römischen verstanden wird. Die winzige Aufmerksamkeit
Traditionen, die mit dem Sterculius offenbar gegen den alten Gott ist ziemlich äufserlich
nichts zu thun haben, als frugifer die Weih- in den Festkalender hineingetragen, und zwar,
Inschriften Nord-Afrikas, C. I. L. 8, 2666. 4581, wie mir wenigstens unverkennbar scheint, im
wo andrerseits zugleich einer der punischen Hinblick auf Olympia. Da das dortige Opfer-
mit Saturn identiticierten Baals mit einem datum, die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche
Fruchtkranz ums Haupt erscheint: Melanges im Elaphios, schwankend war, setzte man
d'arch. 12 1892 pl. 3, 1 p. 89. Allein die rund die Mitte des entsprechenden attischen
genauere Parallele bietet vielmehr Kyrene Monats dafür fest. Von dieser Bagatelle kann
selbst, in Aristaios, dem vor allem der Gewinn eo füglich abgesehen werden. Das eigentliche
des Honigs verdankt wird, daneben auch dör attische Fest sind die Kqövicc am 12. Heka-
Segen der Schafherde, der Wolle und Weberei tombaion. Dieses Datum bezeugt Demosthenes
{Paus. 4, 1 'Ad^Lota, längst verbessert in adv. Timocr. 708, 13 als einen Tag, wo die
'AQiaraiov). Es kann also auch nicht von einer Ratssitzung ausfiel. Ausführlicher spricht davon
Verwechselung mit Amnion die Rede sein. Accius (bei Macrobius 17), indem er^ seinem
Vergleichenliefsensichhöchstens so uralte Kulte momentanen Zweck zuliebe, übertreibend das
wie der der arkadischen Despoine, der man mit Fest zu einem gesamt- hellenischen stem-
01 übergossene Honigwaben und rohe Wolle pelt: Maxima pars Graium Saturno, et maxime
1513 Kronos (Kronienfest zu Athen) Krouos (Kronienfest zu Athen) 1514
Athenae Gonflciunt sacra quae Cronia esse (oben § 40) übereinstimmte. Man versteht
iterantur ab Ulis: Cumque diem celebrant, per vollkommen, dafs der Mittsommermonat ge-
agros urbcsque per omnes Exercent ejnilas laeti meint ist, wo im Süden die Ernte stattfindet
fannilosque procurant Quisque suos. nostrisque und doch schon zugleich Feigen und andere
itidem est mos traditus illinc Iste, ut cum do~ Früchte reif sind, während die Weinlese (im
minis famuli epulentur ibidem. Naturgemäfs Herbst) sozusagen ein Kultur- und Religions-
nahm ein Fest, an welchem die Sklaven ihren gebiet für sich bildet. Die kleine Ungenauig-
guten Tag hatten, mit der Zeit einen lärmen- keit in coactis, das summarisch für beides,
den Charakter an, in dem Mafse wie sich die Korn und Baumfrucht, gesagt ist, schreiben
Anzahl der Sklaven und ihre Licenz steigerte, lo wir mit A. Mommsen js. 111 unbedenklich auf
Zu PhdarcJis Zeit war dies bereits unerträg- Rechnung des lateinischen, wohl gar erst aus
lieh geworden; adv. Epicur. 16 x«i yccq oi zweiterHandschöpfenden Bearbeiters. Ci^.ifer-
^SQÜnovzis ozav Ägövia ösinvcöaiv rj zJiovvaia m.anns {Monatskunde 67) Anschauung, als ob
x«t' ccygov äycoci nsgiiovzsg, ovv. av avrav die Ernte wie bei uns in den Herbst falle
rov oXolvyuov vTtojxsivag. Es ist auch wohl und die Saturnalienzeit (d. h. noch mehrere
anzunehmen, dafs in der Zeit der römischen Monate später) sich besser zum Erntefest
Weltherrschaft das eintägige griechische Fest eigne, würde ich als eine doppelte Kuriosität
sich mit den acht Tage währenden Satur- kaum notieren, wenn nicht clie zweite auch
ualien ziemlich ausglich und einen ebenso bei A. Mommsen begegnete, mit der im Munde
intensiv ausgelassenen Charakter annahm, wie 20 des nordischen Gelehrten verzeihlichen Moti-
er in Griechenland der hier passend ver- vierung, im Sommer sei es im Süden zu heifs
glichenen Weinlese von jeher eigen war. Die (p. 79). — Es war wirklich ein Sommerfest,
Römer freilich meinten, und sie finden bei den so gut wie das kurz voraufgehende ApoUonfest,
Neueren damit Glauben, auch dieser Teil ihres das zugleich der glühenden Sonne, dem Q^ag-
Kultes sei ihnen, wie so vieles von den östlichen, yriXiäv galt. Daher denn da, wo Kgovmv als
früher entwickelten Nachbarn zugekommen, Monatsname vorkommt, also in Samos und
und wurden darin durch den Umstand bestärkt, seiner Kolonie Perinth {Bischoff de fast. Gr. 400),
dafs man dem Saturn unbedeckten Hauptes, dieser genau in jene Jahreszeit, zur Hälfte mit
i also wie es schien 'nach griechischer Weise' dem Hekatombaion, zusammenfällt. (Dafs
' opferte. Wie der letztere Gebrauch sich aus 30 dieser selber einst nach Kgövog geheifsen habe,
ganz anderen Ursachen erklärt (oben §30), wird bezweifelt; s. Bischoff 390. A. 3Iommsen,
; so sind in Wirklichkeit die Saturnalien schon Belph. p. 141. Ad. Schmidt, Chronologie
i durch die Jahreszeit von den Kronien grund- 130 f., vgl. den fingierten /JrjiirjZQiwv Philoch.
verschieden. Die alten Gebräuche dabei deuten fr. 176. Plut. Dem. 12. Köhler zu C. I. A.
selber auf ein Winterfest (oben § 16). Wenn 2, 302.) Das Fest brauchte nicht ausschliefs-
manche Gelehrte angenommen haben {Spalding, lieh die ländliche Bevölkerung anzugehen,
Abh. d. Berl. Alcad. 1804 — 1811 hist.-phil. Kl. wie Overbeck meint, indem er Kgovog, wo es
p. 79. A. Mommsen, Heort. 80. 90), die Kronien höhnisch zur Charakteristik von einfältigen
, hätten bei irgend einer Gelegenheit ihre Jahres- Menschen dient, irrig als 'bäurisch' versteht;
j zeit gewechselt, so gründete sich diese schon 40 vgl. Mommsen a. a. 0. Wenn das Fest wirk-
damals unbeweisbare These auf die Meinung, lieh sehr alt war — wir wissen das noch nicht
dafs das attische Jahr einstmals im Winter — und aus bäuerlichen Verhältnissen ent-
mit dem Gamelion begonnen habe und der sprungen war, so ergab sich dieser Charakter
Beginn mit dem sommerlichen Hekatombaion von selbst. Es bedurfte auch nicht, so wenig
erst aus der Zeit des Peisistratos oder einer wie die Erntefeste anderer Völker, am wenigsten
sonstigen Reform herrühre: eine Ansicht die bei Südländern, des Schlachtens und Fleisch-
[ von Ad. Schmidt, Handb. d. Chronologie (1888) genusses, welches A. Mommsen p. 80** ver-
! p. 387 fF. ausführlich widerlegt worden ist. Zur mifst. Im antiken Sinne liefse sich der Um-
j richtigen Beurteilung des Festes hat hier- stand, dafs nicht geschlachtet wird (es fehlt
gegen schon Buitmann, Mythologus 2, 67 die 50 C.I.G. 157 ;s. Stengel in Itv. Müllers Handb. 5,3
i Autorität des Philochoros angerufen: Philo- § 113), sogar auf agrarischen Charakter des
j chorus Saturno et Dpi (d. i. Kronos und Rhea) Festes oder der Gottheit beziehen. Und die
I primum in Attica statuisse aram Cecropem Philosophen konnten mit gutem Fug sagen,
dicit, eosque deos pro love Terraque (d. i. Ge) dafs zur Zeit des Königs Kronos überhaupt kein
coluisse, insiituisseque ut patres familiarum et Blut, auch nicht das von Tieren, vergossen
frugibus et fructibus iam coactis passim cum wurde. Aber es ist eben strittig, ein wie
mrvis vescerentur, cum quibus patientiam labo- hohes oder geringes Alter der ganzen Kronien-
ris in colendo sure toleraverant. Delectari Einrichtung zukomme. Schol. Dem. p. 113, 10
Olim deiim Jionore servorum contemplatulaboris. Kgöviu- togTii dyouBvi^ Kg. v.. (irirgl r. &£cöv
illinc est quod ex instituto peregrino huic deo 60 hilft uns wenig, und die einzige Notiz,^ welche
sacrum aperto capite facimus.),^ Macrobius 1, von einem Opfer spricht (nicht minder einsilbig)
10. Es liefse sich ja allenfalls auch diese auf Et. M. 'E-nato^ß.-. cctio Trjg ysvojiBvrjg reo Kg.
ein Erntefest hinauskommende Charakteristik %v6iag knüpft an die ganz zweifelhafte Be-
kritisch aufechten und auf die etwa im 5. Jahr- hauptung Plui. Thes. 12 an, der Monat habe
hundert herrschende Anschauung reducieren, einst Kronios geheifsen (es sollte mindestens
wenn nicht die ausdrückliche Betonung der lauten Kgoviäv; s. oben). Mit solchen Nach-
Baumfrüchte (et — et) zu nahe mit dem richten hatten die Leugner jedes Kr.-Kults
altertümlich -naiven kyrenäischen Gebrauche leichtes Spiel, so TFeZc/jer 157, 8. — Buttmannxxndi
1515 Kronos {Kronienfest zu Athen) Kronos (Kronienfest zu Athen) 1516
Welcher wollten bekanntlich auf das goldene gebrauch zu plädieren; er berief sich auf den
Zeitalter hinaus, welches in jenem Feste der ganz unpersönlichen Charakter des Julfestes.
Gleichheit von Herr und Knecht sich spiegele Velcler von seinem sonst ganz verschiedenen
und gewissermafsen darin nachgeahmt werde. religionsgeschichtlichen Standjiunkte stimmte
Sogar ^. ilfowiwisen sagt 80**: „die Stiftung des in diesem Falle bei; galt es doch dem Kon-
Kr.nahm den Standpnnkt einer idealen Eeligiosi- kurrenten seines Zeus den Boden zu entziehen,
tat." In diesem Falle könnte es in kein hohes Dem gegenüber hat Overbeck das Verdienst,
Altertum hinaufgehen. Die Idee von einer vor mehr als 35 Jahren, als dergleichen noch
glücklicheren Ur- und Vorzeit der Gesamt- nicht Zeit- und Streitfrage war, das ganz ab-
Menschheit (sehr zu unterscheiden von der per- lo sichtslose Zeugnis eines Germanisten provo-
sönlichen, senilen laudatio temporis acti) hat eiert zu haben, welches zeigt, wie ein an-
nichts Volkstümliches , wie A. Mommsen 78 scheinend ganz unpersönliches Fest, das Jnlfest,
selbst eingesehen hat, und kann, wie sie in durchaus religiöser Natur war; ich verweise
der Dichtung erst aus dem hesiodischen Pessi- auf dessen ausführliche Mitteilung a. a. 0.
mismus entspringt, in dem praktischen Fest- p. 79. Dafs sich der Gebrauch anderwärts
gebrauch um so weniger eine ursprüngliche wiederholt, kann gegen die Zugehörigkeit
Stelle gehabt haben, je weniger der Kultus zum Kr.-Kulte nichts beweisen, und wir wer-
überhaupt von der Litteratur abhängig zu den sehen, wie die Beteiligung oder Bevor-
sein pflegt. Allenfalls hätten die Lehren der zugung der Sklaven bei ihm sowohl als bei
praktisch wirkenden Orphiker im 6. Jahr- 20 gewissen anderen Göttern eine gemeinsame
hundert etwas derartiges zuwege bringen Erklärung zuläfst, wenn es einer solchen
können, namentlich unter Peisistratos' Protek- überhaupt bedarf. — Ich erwähne übrigens
tion. Allein wir haben das Zeugnis des Philo- dafs es ungewifs ist ob ein Staatsopfer dar-
rlioros, welches die Stiftung kekropischen gebracht wurde, wenn man auch keinen be-
Zeiten zuschreibt. Und wenn man dies nur stimmten Anhalt hat, es mit Welcl:er zu
für die Stiftung des Altars, nicht des satur- leugnen {Mommsen a. a. 0. 110*): Allerdings
nalischen Festgebrauchs, gelten lassen will, kein Kult ist so wenig exklusiv, und wie
spricht doch immer noch eine Reihe anderer sich in Kyrene alle am Kronosfest gegenseitig
Umstände zu Gunsten eines höheren Alters. beschenkten und man in Athen {Ällciplir. 3, 57)
Ich meine besonders die analogen Gebräuche, 30 einen Armen an diesem Tage nicht leer aus-
weiche Äthenaeus aus anderen griechischen gehen liefs, so wurden später selbst in Alexan-
Landscliaften und Religionssphären anführt. dria, wo Kronos mit dem düstern Serapis zu-
Es handelt sich da (s. unten § 60) durch- sammen, also von einer höchst unfreundlichen
weg um uralte Kulte oder vielmehr um deren Seite, verehrt wurde, in seinem Tempel Brote
versprengte Reste; und es würde sehr ge- oder Kuchen ausgelegt, von denen jeder ohne
zwungen sein, die Athener hier zu Nach- Unterschied essen durfte, Athen. 3, 110b.
ahmern zu stempeln. Ich würde sogar die römi- Bei diesem Resultat, das, wenn auch auf
sehen Saturnalien selber, wenn deren Verhältnis holprigen Wegen, doch auf eine sommerliche
zu den Kronien nicht strittig wäre, zu diesen Erntegottheit hinführt, wird mancher am lieb-
unabhängigen Parallel-Erscheinungen rechnen, 40 sten stehen bleiben. Wem aber der Glaube an
nnd damit nach Buttmanns Vorgang das hellenische Dorfheilige, an Maibäume, Korn-
nordische Julfest, den heidnischen Vorläufer mütter, Kornwülfe und anderes Koboldvolk
des Weihnachtsfestes, vergleichen. Überall nicht gegeben und die Empfindung noch nicht
bildet, wenigstens bei den klassischen Völkern, abgestumpft ist um Nordisches und Griechisches
den Grundzug das fröhliche Zusammen-Schmau- zu unterscheiden (vgl. W. v. Humboldts Briefe
sen von Herren und Knechten, wobei die Be- an Welcher S. 101), der wird hinter dem zu
dienung (wenn es keine andere giebt) ganz Tage Geförderten etwas mehr sehen als einen
von selbst den Herren zufällt. Anderer Art heiligen Strohwisch , welcher seine Carriere
ist, wie schon zu Anfang bemerkt, die Aus- von der Vogelscheuche aufwärts allenfalls als
gelassenheit der Weinlese, und die Freiheit 50 Garten-Priap oder Silvan beschliefsen konnte,
der Pithoigia, wo man den Knechten den Wein- aber nimmermehr als der düstere, tiefverhüllte
genufs nicht verwehren soll {Mommsen, Heort. Götter-Urvater in der Nacht des Tartarus, als
349), ungefähr nach demselben Grundsatz, wie Besiegter im Kampfe um die Herrschaft der
jenem, dem dreschenden Rind nicht das Maul Welt. Wir erinnern hier an das bei Aristaios
zu verbinden. Die Sitte der Kronien, auf (oben § 40) Gesagte und des Weiteren an
deren Sinn wir noch iu anderem Zusammenhang alles was sich einem alten unzweifelhaft solaren
zurückkommen, kann also unbedingt als alt Naturgotte nachsagen läfst, als der uns Kronos
gelten und hat mit den Theorieon vom gol- in Olympia, auf der rhodischen Helios-Insel
denen Geschlecht nichts zu schaffen. Alsdann und — wie wir uns überzeugen werden (§ 45)
erwächst aber für den alten Gott eine neue üo — in Delphi entgegentritt. Hades und Dio-
Gefahr. Ist, sagt man, die Sitte auch in nysos sind Eins, hatte Empedohlcs gesagt,
anderen Kulten zu finden, was beweist sie vielleicht ohne an die Anthesterien zu denken,
noch für Kronos? Der treffliche Buttmann Und die meisten Sonnengötter haben ihre
war deshalb sofort bereit, den inneren Zu- Nachtseite, wenn sie nicht schon mit einer
sammenhang zwischen Gott und Festgebrauch chthonischen weiblichen Gottheit oder zweien
aufzuheben und, seinem Jahrhundert um vieles verbunden sind; vgl. dazu die Theorie Foucarts,
voraneilend, für den unabhängigen, an keine Bull. hell. 7, 403. Loeschche, Dorpat. Progr.
bestimmte Persönlichkeit gebundenen Volks- 1883, 16 und Gig. u. Tit. 46.
1517 Kronos (Kronienfest zu Athen) Kronos (Kronienfest. zu Athen) 1518
42. Über diese Seite des Kronos, welche in Verschlungenen , dargebracht wurden. Nur
Athenhiszur Unkenntlichkeit verwischt ist, hat eine ganz vei'altete Wassertheorie kanu die
A. Mommsen, Hcort. p. 370 n. ö. eine Vermutung hier lokalisierte Flut als Frühlingsregen um-
voi-getragen, welche in jeder HinsichtBeachtung zudeuten vei'sucheu; an solche Erdspalte hef-
verdient, obwohl seine wichtigsten Argumente teten sich von jeher die benachbarten chtho-
nicht mehr Stich halten und die Begründung nischen Kulte. Dort nun, wo Deukalioo ge-
überhaupt anders angefalst werden mufs. Er wohnt, einen Altar gestiftet haben und in der
nimmt an, dafs die Anthesterien im Frühling, Nähe begraben sein soll, wo überhaupt eine
vor dem Eindringen des Bakchos, als Diasien, der ältesten Ansiedelungen lag, ist der Punkt,
d. h. dem Zeus Meilichios, gefeiert wurden, lo wo wir ein Kronos-Heiligtum, bis jetzt das
und verquickt damit, für den Chytren- und einzige in Athen, finden, Paus. 1, 18, 7 fozi dt
Choen-Tag, einen Kult des Kronos (19 ff. 80. aQxccia iv rm nsQißöXo) Zsvg ;^«^xovg kkI vaos
370), dessen Person er aber unter dem Banne Kgovov kccI "Ptag kccI rBfiivog Frig snLv.lriGiv
der TT>?cA-e/-'schen Kronion-Theorie nicht recht 'Olvirniag. Wie schon die glatte Vereinigung
von Zeus zu trennen wagt. Seine Kriterien mit Ehea in einem Tempel imd die Abwesen-
' dabei sind: 1) das Totenfest an den Anthe- heit eines Altars davor vermuten läfst, wird
sterien, 2) ein gleichzeitig angenommenes hier nicht der gesuchte Kult selbst in ur-
Sklavenfest. Das zweite ist entschieden irrig. sprünglichster Form vorliegen. Der Olym-
Zunächst würde die Berufung auf Spaldittq, pieion-Bezirk hat manches Alte neugestaltet,
Abhandl. d. Berl. ÄJcad. 1804—11 p. 79 wohl 20 vor allem den athenischen Zeus-Kult selbst,
besser unterblieben sein, da dieser noch von Bekanntlich war vor Solons Zeiten der wich-
dem Zeit- und Jahresgott Chronos ausging tigste der des Zeus Meilich ios mit dem Fest
und mit dem Prinzip des Jahresanfangs als der Jidcia im Anthesterion (I7m7i. 1, 126; s. d.
Festzeit operierte, welchen er nach der apo- Zeugnisse über dies Fest bei 0. Band, Die att.
kryphen Nachricht im Winter suchte. Was Diasien. Berlin 1883, Progr. d. Viktoriaschule),
die von beiden vertretene Annahme des Sklaven- Der Meilichios, wie wir sehen werden unter
festes betrifft, so stützt sich dieselbe darauf, den altertümlichsten Formen verehrt, trägt
dafs man (lediglich nach dem oben Sp. 1515, 54 alle Zeichen eines grauen Altertumes an
gekennzeichneten Prinzip) am ersten Fest- sich. Seinen Namen führt er durchaus eu-
tage, den Pithoigien, den Arbeitern den Mit- 30 phemistisch, wie Ä. Mommsen gegen Welcker
genufs des Weines nicht verwehrte (7ffor/o/. 349) bemerkt; und die etvyvüxrig und CMvO'pcoTror/ys,
und bei Plutarch oben Sp. 1513, 12, auch die welche an diesem Kulte oft hervorgehoben
'Dionjsien' genannt werden als ein lustiger wird, bezog sich gewifs nicht blofs darauf,
Tag für die Dienerschaft: Umstände, die dafs es nichts zu schmausen gab (J.. ilfowimsew),
meines Erachtensnichtausreichen. ein 'Sklaven- was wegen Aristopli. Nuh. 407 nicht einmal zu-
fest' und gar ein älteres als die Kronien zu trifft. Das Opfer bildeten ganz verbrannte Tiere,
charakterisieren. Entscheidend ist für den Vf. welche, da alles Volk sich beteiligte, früh
der Heortolofjie aber der Ruf &vQa^8 Kägig, durch wohlfeile Tierfiguren von Kuchen (Ttifi-
ovv.h' 'AvQ-86ti]Qia (p. 350), und gerade dieser, ixata) ersetzt wurden, mit Vermeidung der
den schon das Altertum auf Sklaven bezog, 40 Weinspende : also alles berechnet für eine
beruht auf falscher Lesart; 'ö'vpof^g xjjpf?, hinaus Gottheit düsteren, chthonischen Charakters,
ihr Seelen! ist das Richtige, wie 0. Crusius in Bezüglich des Ortes, welcher f|co tov tsi'xovg
Ersehn. Grubers EncyklEeren 2,36 ■p.26r,—2G1 lag, hat man sich dahin geeinigt, dafs nicht
gezeigt hat (vgl. E. EoMe, Psyche 1, 219, 2 der in der Theseussage vorkommende Altar
und d. Art. Keren). Es handelt sich um die am Kephissos zu verstehen sei, sondern der
Wiederkehr (s. § 27 Sp. 1487, 10), das Herbei- am Ilissos, also zwischen Mauer und Flufs.
schwärmen der Toten, aus Anlafs der ihnen Sieht man sich in diesem schmalen Bezirk
geweihten Opferspenden; Anschauungen und näher um, so stöfst man vor allem auf
Gebräuche, wofür jetzt auf E. Bohdes meister- ein bis vor wenig Jahren nicht näher be-
hafte Darstellung verwiesen werden kann; 5o kanntes Heiligtum, das der Baailr] und des
speziell für die Anthesterien auf p. 216—219. Neleus, über das wir schon bei Olympia ge-
Ihr eigentlicher Tag war das ''Kannenfest', die sprochen. Diese derRhea ganz nah verwandte
XvrQai,X6uL oder Hydrophoria, wofür man auch Gottheit hatte also, ehe die phrygische Götter-
Choephoria hätte sagen können, offenbar mit mutter ihrer Einzug in Athen hielt. Jahr-
ursprünglicher Beziehung auf die Grabesspende; hunderte lang dort unerkannt gestanden, ein
diese bildeten den Beschlufs des Festes. greifljares Korrelat des Baailrig vom Kronion.
Hferbei stellt sich nun ein eigentümlicher So haben hundertmal^ dieselben Gestalten
Umstand heraus, der noch nicht in das richtige unter verschiedenen Namen die Götterwelt
Licht gerückt worden ist: diebeständige Bezug- und ihre Kultstätten bevölkert. Als Gatte der
nähme auf Deukalion und die Flut; das Toten- co Rhea wurde uns Hyperion, der Sonnengott
fest gelte den damals Umgekommenen, hiefs genannt. Wenn wir uns hier eines früher
es {Heortol. 366) oder es sollte gar von den (Gig. u. Tit. 69flF.), umständlich gewonnenen
damals Überlebenden selber gestiftet sein (365). Resultates bedienen dürfen, so wird der Sonnen-
Dies weist auf eine ganz bestimmte örtlich- gott nicht erst in hellenistisch-römischer Litte-
keit hin, den deukalionischen Erdspalt am ratur, sondern schon aufserordentlich früh Ttrav
Olympieion, in welchen jährlich, wahrschein- genannt; der Titan xar' f'^oxrjv ist Kronos.
lieh an eben diesem Feste (s. Eohde 218, 3), In der Nähe der so gekennzeichneten Götter
Totenopfer, angeblich wegen der von der Flut am Ilissos war es, wo man die Diasien und
1519 Kronos (u. Zeus Meilichios) Kronos (u. Zeus Meilicliios) 152n
den Zeus Meilicliios (ich sage absichtlich Bericlitete hinaus. Dafs, wie dort behauptet
^und') feierte. Seltsamerweise hat nun niemand wird, der Name wirklich solche Veränderung
versucht, zwei Notizen zu verwerten, welche erfahren habe, ist nicht zu glauben und jeden-
geeignet sind, weiteres Licht auf diese ältesten falls nicht so wahrscheinlich wie die euphe-
Kulte zu werfen, z/tag ist 'ein' Titan zufolge mistische Gestaltung von vornherein, der ein
Etym. M. s. v. = EudoMa 396, d. h. eine ganz fremdes Wort zu Grunde liegen mochte.
Gottheit, die unter diesem mythisch geworde- In Patras gilt die Beziehung, die schliefslich
nen Namen einst bekauntwar. Ferner lernen wir an dem Flusse haften geblieben (wie die
aus Schol. GucJf. z. Eur. Or. 89 und Theodor. Titanen-Namen Krios, Koios an anderen pelo-
(jramm. p. 69 Güttliny ein Fest Tixävta kennen, lo ponnesischen Flüssen), einem mysischenDionysos
welches mit den z/taffm zusammen genannt und (s. besonders 20, 1 und 19, 3 [6]).*) Ander-
ausdrücklich hergeleitet wird von einer Singular- wärts ist nun gezeigt worden {JaUrh. d. Inst.
form, d. h. Fest des Dias, Fest des Titan. 1892, Myk. Beitr. 2 p. 202), dafs das grausige,
Ob die Titania hierher gehören, oder blofs Wahnsinn en-egende Dionysos-Idol von Patras
zufällig in der Aufzählung ähnlicher Formen eine Kultmaske (ähnlich der pheneatischen
neben die Diasien zu stehen gekommen {Schol. Demeter**) war, deren Behälter auf Münzen
Eur.), ist nicht unbedingt zu entscheiden. der Stadt erscheint, wo ein jugendlicher Gott
Doch kannten Philochoros und Istros einen oder Heros die Hand auf den Deckel legt.
Titanios in Marathon und bezogen darauf die Während aber im Numism. commentary an
irgendwo vorgefundene Bezeichnung Attikas 20 Paus. p. 75 von Imhoof- Blumer u. P. Gardner
als TizuvCSk yrjv {Gig. u. Tit. 68 f.). Gehören dieser Behälter richtig auf Taf. Q nr. 2, 1 u. 3
nun Diasia und Titania zusammen etwa wie Tro- erkannt worden***), hat man, glaube ich,
phonia und Basileia, die obwohl promiscue minderes Recht, diese Deutung auch auf jene
gebraucht, das gemeinsame Fest von zweierlei Münzen der Stadt auszudehnen, wo statt jener
Personen bezeichnen, so würden Dias und Darstellung einfach ein grofser unförmlicher
Titan nicht identisch sein, sondern nur im Gegenstand, einem rauhen Omphalos-Steinnicht
Kult der eine sich an den anderen angesetzt unähnlich, erscheint (so Q 3). Dieser sieht
haben; das heifst: Apollonius von Acharnä vielmehr aus wie eines jener primitiven Kult-
{Schol. Äristoph. Niib. 407; vgl. Band p. 5) male, von denen der nächste Abschnitt handelt,
würde recht haben zwischen Diasien und 30 Man erinnere sich, dafs wo ein alter Meili-
Zeus Meilichios zu unterscheiden; der Name chios sonst noch vorkommt, in Sikyon {Paus.
Titan fiele dann auf den Meilichios, der also 2, 9, 6), dort unter dem Zeus-Namen, er in so
den Zeus-Namen nur uneigentlich führte. Alles primitiver Gestalt, als pyramidenartiger Stein
dies, sowie der düstere Charakter des Festes auftritt. Diese durchaus exotische Form lenkt
scheint mir nicht übel auf Kronos zu passen. unsere Blicke abermals in die Fremde. Ich
'Ol6v.avT<x, wie sie der Meilichios heischt, opfert habe daran gedacht, ob sie nicht dreiseitigf)
bei Philo {fr. 2 § 24 p. 569 Müller) Kronos sei und dann einfach als Vorläufer der Heka-
selbstin Gestalt seines Sohnes: Tov savTov fiovo- teia an den Scheidewegen zu erklären sein
ysvi] vVov Kgövog OvQuvm za» tiuxqI oXo-navror könne. Allein in diesem Falle müfste der Apollo
damit könnte es zusammenhängen, dafs an 40 Agyieus diese Form und nicht die typische
den Kronien keine Tierfelle C. /.(?. 157 erwähnt der runden Spitzsäule, die auch sonst die
werden; doch hat der Kronos dieses Sommer- häufigere ist, aufweisen. Auch ist es wohl nicht
festes eine ganz eigene Entwickelung ge- ganz dem Zufall zuzuschreiben, dafs der einzige
nommen, und steht schliefslich jenem so fern Apollo, welcher in Pyramidenform erscheint,
wie etwa die Demeter-Chloe der von Pheneos. der 'karische', von Megara ist: Paus. 1, 44,3.
Wer mit neuem Material einmal den Be- Diese Gestalt hatte im kilikischen Mallos der
weis von der Kronos-Feier im Anthesterion kretische Zeus (s. unten), in Tarsos der mit
unternehmen sollte, der wird nicht übersehen dem Baal Tars verwandte Zeus Dolichenos
dürfen, dafs die armenische Plutsage in der (Sp. 1501, 1), in Seleukia der dem kretischen ver-
gräcisierten Form wie sie uns vorliegt (§ 24) 50 wandte Zeus Kasios (s. § 46), bei den Phöni-
berichtet, Kronos habe für den Monat Daisios ziern, wie oben dargelegt wurde (Kap. VII, Ic),
die Flut prophezeit, d. i. derjenige Monat, derBaal-Qarnain, d.i.derSaturnusBalcaranensis
welcher in Sikyon und anderwärts dem atti- der Römer. — Wenn dem so gestalteten Götter-
schen Anthesterion entspricht. stein von Sikyon, gerade wie in Patras, eine
„ TV/r • 1 • V, • Artemis zur Seite steht, und diese den ioni-
i^xkurs: Meilichios. g^^l^g^ Namen Patroa führt, so scheint dies nur
43. Es hängt bei Beurteilung dieser sehr
dunkeln Urzustände viel davon ab, wie man , *>.^" ^''l vergleicht röp^f«-, Att Geneai 250, ^
. , T r, Ti/r -T • 1 • j_ ^^J_ t • i "Oü clioiiysosartigen Z. rhilios, der mit Demeter und
Sich zu dem Zeus Meilichios stellt, den ich ^^^^ in Megalopolis verehrt ^ird. Vgl. m Lykosiira
für eine ursprünghch barbarische Gottheit zu üo aen Titau Anytos und die beiden Göttinnen.
halten geneigt bin. Mit wie wenig Recht er **> Hn- Beiname Ktdafjia erklärt sich aus einem orien-
den Schmeichelnamen führt, ist kein Geheim- talischen Kopfputz; Preller, Demeter u. I'ers. 16iJ; viel-
nis und geht indirekt ziemlich deutlich aus leicht war sie der Demeter Mysia von Argos {Paus. 2, 18)
den düsteren Kult-Legenden von Patras her- ""^«^ Peiiene (ib. 7, 27) verwandt.
vor, wo offen gesagt wird, der damit verbun- ^12J^ ^"^ ^''««^^'^-^i^^'^s «^^^ dort Q 2 und Q 4 ver.
denen Menschenopfer halber hätte der Meili- """^/L' haben sie sich auch andre vorgestellt, freilic:
Chos eigentlich Ameilichos heilsen sollen; denn ^^^ Gründen die man sich heute schwerlich aneigne)
darauf kommt doch das bei Paus. 7, 19, 2 (4) wird; s. Overöeck, Der. d. .?. g. i864, 158, 17.
I
\
1521 Kronos (u. Zeus MeilicHos) Kronos (u. d. delph. Stein) 1522
darauf yai deuten, dafs die loniev hier die Ver- mann (s. Litteratur) p. 11 ff. über die Gladia-
mittler spielten, wie ja auch in Athen der torenspiele sagt, die er als ursprüngliche Men-
Meilichios- Altar am Kephisos mit dem ein- schenopfer an Saturn auffafst, scheint auf Mifs-
wandernden die Wegelagerer tötenden Theseus Verständnis der Schriftsteller zu beruhen,
in Verbindung gebracht wird (Paus.). AufdasVerhältnisderDeukalions-Trauerzum
Meilich- ios, auf Andros Msl^xiog geschrie- Kronos kommen wir unten zurück (Kap. IX, 3).
ben (Inschr. etwa des 4. Jahrh., Atli. Mut. , t\ i i i • i ol ■
189.^,10 E. Pernice), für einen primitiven Kult ^; ^^'- ^^elphische Stein,
allzu durchsichtig, ist einer der wenigen grie- 44. Wir kommen nun zu Delphi. Ohne dafs
chischen Götternamen, die wenn sie einmal aus lo dort gerade ein Kult des Kronos in historischen
einem Fremdwort herzuleiten sind, auf semi- Zeiten bestanden hätte, weist doch eines der
tischen Ursprung hinweisen würden. Täuscht wichtigsten Momente in der Kronos-Mytho-
dieser Eindruck nicht, so kann man natürlich logie nach jenem Punkte hin. Wird hier doch
nicht auf miUach 'Schiffer' (vgl. 0. Gruppe, der heilige Stein verehrt, den Kronos statt des
Gr. Kulte p. 398 zu Philo p. 566), sondern nur Zeus-Kindes verschlungen und wieder von sich
auf melech, moloch, malik d. i. ^aailsvq hinaus- gegeben haben soll. Ein solches Denkmal
kommen. Das Kronos-Meer im Norden nannte müfste zu einem Eckstein der religionsgeschicht-
HeJcataios (Plin. N. H. i, di) Ä-makhium, was liehen Betrachtung werden, wenn wir auch
man mit dem gleichen Stamm in Verbindung nur die Angabe Hesiods besäfsen, dafs Zeus
bringt, also phönizischen Schiffern zuschreibt. 20 ihn in Pytho aufgestellt, nicht auch ein histo-
Die Wort-Erklärung ist unwesentlich für risches Zeugnis über die Thatsache und Art
die geforderte Unterscheidung der Diasien und seiner Verehrung: ÄiO'o? satlv ov (isyccg- tov~
des Meilichios. Aber träfe sie auch das rov v.al t'laiov oGrjfxsQai, ■accxaxsovGL v.ccl v-axa
Richtige, so würde eine allzu ausgedehnte ioQtfiv s-Kdazrjv f'pto; iniri&iccai, xa aQycc
Anwendung auf Kgövog ßaaiXsvg (§ 5), d. h. {Paus. 10, 24, 6). Wie derselbe aussah und auf-
ein Rückfall in die Moloch-Theorie, kaum zu gestellt war, wissen wir nicht, da die Vasen-
befnrchten sein. Die bisher entwickelten und bilder, welche man früher darauf bezog (s.
weiter unten darzulegenden Umstände sichern Daremberg u. Saglio , Dictionn. v. Baetylus
dem Kronos seine eigne Natur und begrenzen Fig. 742), etwas ganz anderes vorstellen (Keliule,
sein Herrschaftsgebiet gegen das der Orient- so Ei der Leda; Festschrift f. d. Arch. Inst. 1879),
götter, die immerhin seine nächsten Kon- und das späte, unten Fig. 17 abgebildete Bild-
kurrenten gewesen sein mögen. Wie das werk, wo offenbar dieses Attribut auf der
Vorderasiatische sich mit der Mykenischen Säule gemeint ist, nicht mafsgebend sein kann.
Kunst, worin es sich so stark geltend macht, Solche heiligen Steine, nach einer beliebten,
bei weitem nicht deckt, so kann auch Glaube aber nicht ganz einwandsfreien Auffassung
und Mythus der Griechen sich von dorther ,, Reste ältesten Natur- und Fetischdienstes"
das eine oder andre angeeignet oder angepafst (Ulrichs, Beisen 1, 105, vgl. dagegen Welcher,
haben, ohne dafs darin ein Präjudiz für die vor- Götterl. 1, 218 ff.)*), bald rohe Aerolithen oder
homerische Götterwelt im allgemeinen läge. Feldsteine, bald regelmäfsiger, dann meist
Der Schwerpunkt dieser Fragen fällt auf eine 40 konisch gestaltet, begegnen bekanntlich in den
ganz andere Seite als auf die semitische, mit verschiedensten Kultbereichen der antiken
welcher die vorgriechische Epoche nur mehr Welt, sowohl im Orient, wofür Lenormants
Berührung hatte als alle späteren. Artikel bei Daremberg u. Saglio, v. Baetylus
43 a. In diesem Sinne behalten wir auch die eine gute Vorarbeit bietet (vgl. auch ob. Bd 1, 2
italischen Verhältnisse nach wie vor im Auge. Sp. 2870 Ed. Meyer), als auch in Griechenland,
Vgl. § 16. 30. Es ist hier wohl am Orte an Phit. wofür OverbecJc, Ber. d. Sachs. Ges. 1864, 157
quncst.rom.Si. il/or. p. 272 E zu erinnern. Wes- die vollständigste, hier nur wenig zu ergän-
halb, fragt er, finden die Totenopfer im Dezember zende Zusammenstellung gegeben hat. Aufser
statt? Etwa weil da die Saat in der Erde den vielfach als Altar dienenden Spitzsäulen
aufbricht und man die Saat mit den Unter- 50 des Apollo Agyieus (die nach dem Urteil man-
irdischen in Verbindung bringt? Oder weil eher Alten dem Dionysos galten), sowie denen
dieser Monat dem Kronos geweiht ist, den des Helios-Apollo in den korinthisch-korky-
man dann zu den unterirdischen, nicht zu den räischen Kolonieen (ApoUonia, Orikos), von
oberen Göttern rechnen würde? Oder will Ambrakia, dem kretischen Aptera, Byzanz,
man von der Freude der Saturnalien auch den (anders in Megara), woneben in Ost und West
Toten etwas weihen? Plutarch spricht hier eine Reihe von gleichartigen Artemis-Kulten
allerdings von dem römischen Saturn, dessen zum Teil selbständig auftreten (Perge, Trözen
Beziehungen zum ältesten Totenknlt Jordan [Paus. 2, 31, 4], Sikyon), sind folgende zu
(z. Preller, R. 31. 2, 10) nach den Grabfunden nennen: der Eros von Thespiä, der Hermes
(ich habe das nicht geprüft) wahrscheinlich 60
findet. Auch handelt es sich in Athen nicht *) PhUo v. ByU. Fr. ff. G. 3, 568, 19 meint, wenn er
um den Dezember, sondern um den Anthe- aio ßattvXoi a,U(fixfJuxoi ^ISot hezeichnet, oSenhai jaue,
sterion. Immerhin können wir uns den Hin- denen die Fabel im Orient selbständige Bewegimg zu-
weis auf die Totenverehrung aneignen, sei es sd^rieb: Lenormant p. «44, .59, ^^■o hinzuzufügen Mytl.oyr.
dafci dpT Autor an p-riechisrhe Verhältnisse ^"''''- ^' ^^^- ^'^ semitische Bezeichnung dafür war
dais aei Autor an gnecniscne vernaitnisse ^^^^ Abu-Addir d. i. mächtiger stein, nicht Ab-Addir,
dachte oder nur unversehens einen beiden ge- ^ ^ mächtiger Vater, wie in unseren Quellen steht.
meinsamen Punkt berührte. Was hingegen warum übrigens Saturn .Vi/üAo^r. Fa^ic. 3, 1 T ex heifst,
Lipsius {Saturnal. 1 Kap. 5) und danach Zimmer- errate ich nicht.
1523 Kronos (u. d. delpla. Stein) Kronos (u. d. delph. Stein) 1524
von Kyllene (dieser angeblich in Phallos- Die Lesart Kgövov ist durch vrjTrtcov yiQ^avöfiov
Gestalt), die Kybele von Pessinus, die Hera geschützt und läfst sich sachlich ebensowenig
von Chalkis (unpubliciert, z. B. Ath. Münz- anfechten, wie die bekanntere Überlieferung
Knh. 4693; vgl. Ilead, Hist. mim. 305 und von der dort einst herrschenden Gaia-Themis,
unten § 57), die Aphrodite von Paphos, so- die beim attischen Kronos wiederkehrt (wäh-
dann der Herakles von Hyettos in Böotien, rend die Aeschyleische Phoibe und der Anteil
vielleicht auch das Daktylen-Monument, Paus. Poseidons [Paus. 10, 24, 4] schon zweifelhafter
8, 34, 2 funten § 58); ferner der Zeus Kappotas erscheint). Für die mantische Rolle des Kronos,
von Gythion (Kap. X, 1 § 63) und die im an der A. Mommsen p. 284 Anstofs nimmt,
vorigen Abschnitt genannten pyramidenförmi- lo fehlt es nicht an Belegen (§ 24). Ich dächte, wir
gen.*) In Italien war der Tnppiter Lapis ein werden auch hier auf eine alte Helios-ähnliche
roher Feldstein, etwas Ahnliches d*^i- Lapis Gottheit geführt und dürfen dabei anführen,
Manalis des Mars vor Porta Capena. Übrigens dafs in Rhodos auf den Monat des Kronos-Festes
scheint ein Exemplar auf uns gekommen zu der 'AQTafiirioc folgt: ja dafs ebendaselbst das
sein: aus Mykenä, nr. 650 der Samml. d. Arch. oben beschriebene Menschenopfer an Kronos
Ges. in Athen.*'*) vor dem Tempel der Artemis Aristobule statt-
45. Wem dieses Kult-Mal also in Delphi fand; wie ja auch bei Philo die Titaninnen
galt, ist ohne weiteres durchaus nicht so klar, als Artemisse {sma TiravlSsQ r) 'Agzffiidsg)
wie z. B. A. Mommsen, Del/pTiica annimmt, bezeichnet werden, als Korrelat also Titan =
welcher darauf eine ganze Theorie von doi-- 20 Apollon voraussetzen.
tigern Kronos- und 'Titanen'- Kult baut. Die 46. Genaueres ergiebt eine Betrachtung des
Beziehung auf Rhea (GerJuird) hat Mommsen Begriffes ßccizvlog. Man hat sich vielfach ge-
selbst zurückgewiesen. Hesinds Darstellung wohnt, alle Arten Göttersteine unterschiedslos
würde es nahe legen, an ein altes Zeus- mit diesem Wort zu bezeichnen, welches doch
Symbol (mit Schoemann u. a.) zu denken, die Alten nur bei dem Stein des Kronos ge-
wenn Delphi überhaupt einen alten Zeus-Kult brauchen. Die P7w^ms-Stelle wurde schon ange-
besessen hätte. Dieses Bedenken scheint mir führt. Dazukommt Hesych. ßat'r. ovrcog s-naXfito
berechtigter als A. Mommsens sehr rationali- h SoQ-ilg li'&oiTrv Kqovco y.zl. Yg}. Bell-. Anecd.
stischer Einwand, das Zeuskind habe sich ja 1, 84 und 1, 222, sowie Etym.. M. 193. Paroe-
damals auf Kreta in Pflege befunden und dort 30 mioyr. 2, 468 v.al ßnLxvXov av y.ccT^TTisg, also
habe der Betrug der Rhea gespielt. Anderer- mit Beziehung auf Kronos. Sonst kommt das
seits steht nirgends, was derselbe Gelehrte Wort noch zur Bezeichnung einer besonderen
behauptet, dafs diese Reliquie von den Epi- Stein-Gattung vor, die sich namentlich bei
gonen auf Zeus und Kronos bezogen wurde, Heliopolis finden sollte; es bedarf aber wohl
ursprüngrlich aber den letzteren allein anging. keines Beweises, dafs der Mythus sich nichts
Wenn ich sie dennoch zu Kronos in nahe von der Mineralogie aneignet, sondern die
Beziehung setze, so geschieht dies aus ganz Entlehnung aufseiten der letzteren ist. Zwpierlei
anderen, als den dort angeführten Gründen. Erklärungen des Wortes stehen zu Gebote.
Beachtung verdient schon, dafs Phih F. H. G. Die eine operiert mit dem alttestamentlichen
3, 567 die Baixvloi in die Generation vor Zeus- 40 Beth-El, d. h. Gotteshaus, der Stätte, wo .lakob
Bei und Apollon setzt und den Baitylos als den Stein aufrichtete und ölte (am verständig-
Bruder des El -Kronos und Atlas aufführt. sten Lenormant a. 0. p. 643), und diese Ver-
Photius hiil cod. 2i2 (Pnmosc^ vif a Isid.)i:>.fi4:S wechslung mag schon bei denjenigen Alten
Beide, sagt, zwv ßccizvlcav äUov allw ccvk- vorliegen, welche den Berg Libanon Baitylos
v,Bl6%-aL &8f5, KqÖvoj, Jil, 'HXiw kccI roig nennen (Etym. M. s. v.), falls nicht ein ein-
(illoig. Zudem sieht der delphische Stein, der facher Irrtum vorliegt (s. Renr. Steph. s. v.)
geölt und mit roher Wolle bedeckt wird, ganz welchen Baudissin, Stud. z. sem. Bei. 2,
aus wie ein roherer Vorläufer des Omphalos 232 ff. beseitigt;, die andere, welche von den
mit seinem ayQtjvov, wie ein Rudiment alters- alten Grammatikern herrührt (Hesych.; BeJcl:,
grauer Zeit, das man nach der gewöhnlichen 50 Anecd.), verweist auf das kretische ßKi'zr] =
Sitte und Scheu neben der jüngeren kunst- ßaL-nr] (wie Avyizog, Avrzog), d. i. Ziege und
volleren Form unangetastet ' bestehen Jiefs. Ziegenfell (vgl. ßcci'zrj Pelz Herod. 4,64), und
Andererseits besagt eine wenig bpachtete Über- verdient offenbar sprachlich den Vorzug, den
lieferung bei LyJcophr. 202 Schol, dafs vor ihr Svoronos, Zeitschr. f. Nnm. 1888 p. 222
Apollon das dortige Orakel dem Kronos ge- erteilt; sie erweckt auch insofern Vertrauen,
hörte: ein Verhältnis das nicht willkürlich als sie in der landläufigen Mythologie keinerlei
erfunden werden konnte, da es nicht Apollon wohlfeilen Anhaltsj^unkt findet und die dabei
ist, welcher jenen in der Weltherrschaft ablöst. vorgetragene Meinung, das Götterkind sei in
^, .^^ ' , . ,.,.... ,. ein Fell gewickelt gewesen, wie die ganze
*) Etwas anderes scheinen die dreifsig viereckigen -«rj.ii ■ j n -rr- j • i i-,-
Steine, welche bei dem Hermes-Bild von Phnrä [Penn. 7, 60 Mythologie des Zeus-Kindes m den DlOnysOS-
23, 3 (4)) standen, gewesen zu sein. Man ^vird an die kreiS hinubersjnelt. Mpgeu nun MallOS, VOn
nordischen stonehengs erinnert. dessen Baetylus die numismatische Betrachtung
**) Zwei irrtümliche Angaben sind zu beseitigen: Ein ausgeht Und die krctische Muttcrstadt Molla
aQYo? xis^o; des Apollo in Deios ist nicht bezeugt und jj^j-g Namen aus einem derartigen zJiog -ncoSiov
noch weniger gefunden worden, wie Jndr. Lavg, Myth. jjerleiten oder nicht: jedenfalls handelt es sich
RH>,ai and Reiüjhn 1 27.5 behauptet. Auch die Spitz- ^^ ^j^ zottiges Fell und einen bald rohen, bald
saulen von Zeus und Hera auf Keos (Ooerbeck a. a. O.) ., .... . '^j oj • tt- i i. ci
müssen, was die Münzen betrifft, auf einem Irrtum ^Plt^^ stilisierten Stein. Hier hat nun SvorOnOS,
Quatremire de Quincijs hernhen. ohne die Folgerungen ZU ziehen, den Zeus
1525 Kronos (u. d. delpli. Stein) Kronos (Herkunft: Allgemeines) 1526
Kassios verglichen, der auf Münzen korintlii- klilrt (s. daselbst). Anderseits ist es auch antike
scher Kolouieen (inschriftlich) dargestellt ist Anschaunnij, dafs Steine (Meteore) aus der
als ein von einem weiblichen Tier*) gesäugtes Sonne fallen. Über das Ineinandergreifen
Kind; denselben Gott, der in Seleukia als der Sonnen- und Hiranielsfunktionen siehe
spitzer Stein verehrt wird und, wie hinzuzu- Kap. IX, 1 . Die ältesten Götter lassen sich eben
fügen ist, mit Kreta zweifach in Zusammen- nicht so streng individualisieren. Bei Rhea
hang gebracht wird: 1) durch Serv. Aen. 3, 680, trifft die gegebene Erklärung des Motivs schon
wo Kyparissos sich zu ihm flüchtet, um dem nicht mehr recht zu, man müfste denn eine
Apoll auf Kreta zu entgehen; 2) durch den Beziehung zum Himmel annehmen, welche
Ennianischen Euhemeros, der ihn mit Molion, lo nicht sowohl die phrygische Erdgöttin als die
Labrios (§ 36 am Ende), Labrandios, Atabarios Astarte anging: eine Verwechselung, die vor-
zusammen als Stiftungen seines kretischen auszusetzen allerdings nahe liegen würde, da
Gott-Königs anführt. Küaiog nun erklärt man das leuchtende Meteor, der fliegende Stern
aus den verwandten Worten, welche die Lexika sich eigentlich nur auf Astarte beziehen kann,
darbieten, wieder als den fiffiaXXojiisvov , in als deren stetes Symbol der Stern aus der
ein zottiges Fell Gehüllten (Svoronos). Andrer- vorderasiatischen Kunst genügend bekannt ist.
seits heifst derselbe in Seleukia abwechselnd Über die anderen Verschlingungs-MythenKaij.X.
KsQcivviog und Kdaiog (Lenortnant 644; Head, Hiernach kann es nur ein Zufall sein, wie
Hist. mtm, 661), indem das letztere Wort sich er so viele Dialektworte betroffen, wenn der
zugleich als ein aramäisches ergiebt, welches 20 Ausdruck Baitylos uns erst aus späten
soviel als Donnerstein bedeutet (s. Lenor- Schriftstellern bekannt wird. Die meisten
mant a.a. 0.). Die Ksgawiai ithgcd- und haeiyli Göttersteine ging er nicht an, der delishische
sind auch bei PHn. N. H. 37, 133 uuverkenn- Stein wie seine kretischen Verwandten waren
bar dasselbe. Der mythische Weise, welcher längst in den Schatten getreten gegen den
auf Kreta die idäische Höhle besucht, wird dogmatisch gewordenen Mythus von der Ver-
von idäischen Daktylen mit der v.£qc(vvicc XiO'oc: schlingung der Kinder, und man fragte nicht
geweiht (vgl. unten §55), die alsohierdasselbeist viel nach dem Wo und Wie jenes Objektes,
wie der heilige süex, den Claudian rapt. Pros. das nur als Mittel zur Rettung des Zeus ge-
1, 201 als Kybele-Bild auf dem Ida annimmt. dient. Das der letzte xmd wie es schien,
Aus all dem ergiebt sich unabweislich, dafs 30 nebensächlichste Punkt des Mythus, die schliefs-
mit der Ziege nichts anderes gemeint ist, als liehe Aufbewahrung in Pytho, in Wirklichkeit
die ai| oder cctyig, d. h. die Wetterwolke, der den Keim des Ganzen oder wenigstens eines
Sturm oder wie man nun die Manifestation grolsen Teiles des Mythus enthielt, konnte
des Himmelsgottes nennen mag, die mit dem man nicht wissen; man wird ungefähr so ge-
Schleudem solcher 'Donnersteine' verbunden urteilt haben wie Overhecli a. a. U. p. 146.
gedacht wurde; woher ja auch die Ziege
Amaltheia erklärt wird. 5. Alexandria.
47. Es müssen sogleich die weiteren Folge- 48. Dort ging der unter den ersten Ptole-
rungen gezogen werden, welche sich für Kronos mäern eingerichtete Kronos-Kult mit dem des
selbst ergeben: nämlich dafs (wie schon andere 40 Serapis Hand in Hand: Sp. 1508, 14, Sp. 1516,31.
bemerkt haben) es der Himmel ist, welcher BihhverJce 3. Minne. Fei. 27 ipse Saturnus et
den Donnei'stein verschluckt , um ihn dann Seropis et Jupiter et quidquid daemonvm Colitis
ausspeien zu können, ein Umstand übrigens, c<c. C. /.(?. add. 3 p. 1232 aus Philae in Ägypten:
womit das Verschlingen der andern Kinder gar xoilqb ävaaaa ^iXäv (d. i. Isis) xaigoig &' aua
nicht oder nur oberflächlich zusammenhängt v.al av Uagccm yaiav ivavzLTCsga vauüv,"Aßarov
(vgl. Kap. X, 1). Den Beleg dafür entnehmen noXvcsfivov, KKln^f.iipsis ri^äg acoovg eg Kqovov
wir einem verwandten Kultkreise, dem der l finögiov {d. i. rjlvaiov'?). (Le^?'OH«c hätte für
Rhea. Wie aus der Pindargeschichte bei diese Erklärung Vitruv. 1,7 Is. et Serap. in
Aristodcm (Schol. Pind. P. 3, 137) bekannt, emporio anführen können; aber awovg7)
waren herabfliegende Meteorsteine der Rhea 50 ,_ ,, ■, „, , -tr
heilig und galten geradezu für deren Abbilder ; IX. Herkunft des Kronos.
in Pessinus wurde ein schwärzlicher Meteor- 1- Allgemeines,
stein als die grofse Mutter verehrt. Wenn 49. So, aus realen Kultzuständen heraus, wird
nun der pessinuntische Stein, als er später es nun auch möglich sein, an die schwierigen
nach Rom kam, dort der Statue der Magna Fragen nach dem Verhältnis von Kronos und
mater gerade in den Mund gesteckt wurde Zeus, Vater und Sohn, hoffnungsvoller heran-
{Arnoh. 7, 49), so liegt doch die Idee des Ver- zutreten. Vom Standpunkt derjenigen Götter-
schlingens zu Grunde, als die mythische Vor- weit, die wir mit Homer betreten, ist es
aussetzung des Hervorbringens und der Selbst- aufserordentlich schwer über dem anerkannt
manifestation. Vermutlich verschlang doch 60 Höchsten einen anderen Höchsten als Vor-
auch Zeus die Metis, Athenens Mutter, nur ganger zu denken, viel schwerer z. B. als in
deshalb, weil die vom Himmel gefallenen Palla- der indischen, wo Dyaus als Supremat gegen-
dien ursprünglich etwas derartiges bedeuteten. über Indra nicht so ausgeprägt ist; oder man
Kronos ist hier also der Himmel, wie der Titan gerät an eine Stufenleiter, die sich aufwärts
Koios, der sich sprachlich in diesem Sinne er- beständig fortsetzen läfst, wie dies Eesiod
,, ^ . , ^. . „ , ^-rr . ■ . ^ lA ■ "nd andere gethan. Schon Buttmann hatte
*) Es ist hier eine Kuh: auf Kreta ist es bald eine ■, ^ ■,^ t l l t> •• t„i i,„:4. :
Ziege; bald eine Kuh, bald eine Wöifi.i oder Hündin, doshalb. die vorausgesetzte Persönlichkeit in
bald ein Schwein; s. Svoronos, NumUm. de la cWte. XQovog aufgelöst, den er als goldene Urzeit
1527 Kronos (Herkunft: Allgemeines) Kronos (Herkunft: Allgemeines) 1528
verstand. Auf diese Worterklärung waren Zeus der llias nach den Ausgrabungen in
auch die Alten selbst verfallen, aber v^eniger Dodona! Läfst man überhaupt eine Supre-
aus innerem Bedürfnis denn aus blofsem Raten matie in der griechischen Götterwelt zu, so
und mit dem alleinigen Ende, dafs nunmehr findet sich, dafs dieser Olymp nicht eine,
statt der einen Person eine andere, die perso- sondern zwei Spitzen hat. Welcher selbst hat
nificierte Zeit, an der Spitze stand. Die mono- dies vorübergehend empfunden, Gr. Götterl.
theistischen Schmerzen eines Welclier fühlten 1, 224: „Haben also wohl einzelne Griechen-
sie nicht. Erst dieser, trotz seines Fakultäts- stamme, birtliche, da Helios, Pan, Apollo Kar-
wechsels stets Theologe, konnte aus seiner neios, Aristäos u. s. w. Hirtengötter waren
grandiosen Auffassung des Zeus Kronion, die lo und die bedeutendsten Tiersymbole, Stier,
den Zeitgenossen wie eine Offenbarung und Bock, Wolf [vor allem doch die Schafe ! MI]
Erlösung vorkam, den ;(;pot'oe als Zeit und Ewig- aus dem Hirtenleben stammen [und] nicht den
keit in einer Weise entwickeln, welche, da Ackerbau oder Zeus und die Erdgöttin an-
es sich jetzt nur noch um eine Potenz des gehen, [vielmehr] den Helios anstatt des
Zeus handelte, mit einem Schlage die genea- Zeus als höchsten Gott verehrt?" Welcher
logische Schwierigkeit aus der Welt schaffte. mit seiner Autorität hätte dies durchführen
Es war dies ohne Zweifel einer der tiefst ge- sollen statt Späteren die fluchbeladene Auf-
schöpften und zugleich wirkungsvollsten Ge- gäbe zu hinterlassen, eine Unzahl verkannter
danken des Zeitalters, geeignet den Glauben Sonnengötter nachweisen zu müssen. Die-
an einen ursprünglichen Monotheismus der 20 selben verbergen sich oft hinter Apollon, oft
Griechen in weite Kreise zu tragen und dort aber auch hinter Zeus, welcher letztere Name
bis auf den heutigen Tag lebendig zu erhalten. fast wie ein Titel verliehen wird (vgl. z. B.
Max Müller hat sich stets gefallen lassen, Aristaios, Agamemnon). An diesem Element
als Vater dieser theologisch wertvollen Ent- aber haftete der Name Titan, wie auch Hesiods
deckung zu gelten und gefeiert zu werden, Titanenfamilie durchweg aus solaren oder
die er vor 30 Jahren in seinen CJnjJs direkt astralen Potenzen besteht; den früher von
aus Welcher übernommen; noch heute pole- mir beigebrachten Belegen ist aus Philo mroc
misiert Andrew Lang, einer der belesensten Titavidsg J) 'Agrä^iSsg hinzuzufügen. Kein
englischen Mythologen, stets nur gegen Max Teil der Naturverehrung ist so früh und so
Müller und ist erst nach vieljähriger littera- 30 vollständig zurückgedrängt worden wie der
rischer Thätigkeit in einer Anmerkung auf Heliosdienst durch Apollon und seine hundert
seinen und aller Welt Irrtum aufmerksam ge- andersnamigen Parallelfiguren ; wohingegen
worden. — 50. Die Herleitung des Kqovc'wv Zeus seine Blitze und Wolken ungeschmälert
oder des Kgövog von xQÖfog ist heute in der behalten hat und das Volk in manchen
deutschen Wissenschaft allgemein aufgegeben, Teilen Griechenlands bis auf den heutigen
aus rein sprachlichen Gründen; (die Kreter, die Tag sagt 6 &£6g ßgizsi. Manchmal scheinen
ich in einer Anmerkung anführte, Gig. u. Tit. sich beiderlei Kulte begegnet und verschmolzen
51, 1, schreiben ^govog und Kgruiara nur, weil zu haben, oft aber auch sind die beiden
sie kein Schriftzeichen für die Aspirata haben). Funktionen ursprünglich überhaupt nicht ge-
Nach und nach hat sich gezeigt, dafs auch 40 trennt gewesen, d. h. der Sonnengott verfügte
die hergebrachte Vergleichung des Kronos- über Donner und Blitz, so bei Eumelos und
Mythus mit der schaffenden und wieder zer- in Rom als Veiovis; während der Tccv, in
störenden Zeit ebenso viele Schiefheiten wie Kreta Tzäv , woraus TItcxv entstand — wie
Anpassungspunkte aufweist: 1) Kronos ver- Elavcpog aus aocpög, aiavtpog fHesycTi), wie tiI-
schlingt seine Kinder nicht nur, sondern speit q)c(vayico und xitatvco, Hes. TJteog. 209 — nach
sie auch wieder aus; aber Urne brings never tJie der solaren Seite hin gravitierte (Gig. u. Tit. 81).
past buch again (A. Lang, Myth., BiHial u. Bei. Noch wieder anders ist die krasse Natur-
1, 304). — 2) Angenommen, cJyMviofiryT?;?, aufser anbetung der Blitze, Donner, Winde ohne be-
fisyag das einzige homerische Beiwort des K., stimmte Namen in Arkadien (Gig. u. Tit.
pafste darauf, so würde doch das wesentliche 50 107), wo aber doch der Wetterschein dem
mythische Merkmal bei Homer, die Verbannung Pan gehört, der mit Kronos bisweilen, scheint
im Tartarus, widersprechen. 3) Wir wissen es, alterniert (Kap. II § 7, d). In der Haupt-
nicht, welcher von den beiden Hauptzügen bei sache sind es die solaren Gestalten , welche
Hesiod, das Kinderfressen oder die Unthat am als das zurückgedrängte Element empfunden
Vater, der wichtigere ist; auf den zweiten werden: ein Charakter, der gerade aus den
würde die Erklärung nicht anwendbar sein, Kultresten des Kronos doch wohl deutlich
während es eine Lösung giebt (s. unt. Kap. X), genug hervorleuchtet. Dies geht so weit, dafs
die beidem genügt. 4) Endlich existierte, selbst die verschiedenen Gestalten, unter denen
wie namentlich Overbech a. a. 0. hervorgehoben Uranos auftritt, Atlas-Tantalos, Akmon, Koios-
hat, Kronos wirklich im alten Kultus, eine 60 Coelus, leicht mit der Sonne in Verbindung
Thatsache, die Welcher vergebens abzuschwä- gesetzt werden, wie dies an der erstgenannten
eben sucht. Weichers Hauptirrtum war, dafs Gruppe besonders greifbar zu Tage tritt
er den homerischen Zeus für den ältesten, ur- (Gig. u. Tit. 88 ff.); bei Kronos selbst haben
griechischen nahm und Kultus, Eidformeln etc., wir dies gesehen. Dieses Element, welches
wo Zeus so vielfach fehlt, nicht genügend als Varuna (Uranos) in ausgeprägter Perso-
berücksichtigte gegenüber den Aufserungen auf- nificierung aus der indogermanischen Vorzeit
geklärter Denker und Dichter ; wi# einge- mitgebracht war, durchbricht auch wieder die
schränkt erscheint schon der 'pelasgische' Einheit der von Welcher vorausgesetzten
1529 Kronos (Titanen u. Olympier) Kronos (Kr. u. d. plirygische Akrisios) 1530
Götter-Suprematie. Doch können andererseits hältnisses ist der von Titanen und Olympiern,
auch nicht die Veden allein, wo Kronos fehlt, Machen wir die Probe, so ist die Titanen -
mit Max Müller zum Ausgangspunkt ge- königiu Rhea wirklich eine Göttin der thrako-
nommen werden, eben wegen des einst ver- phrygischen Stämme, die einst grofse Teile
breiteten stark solaren Kultus, von dem Kronos des nördlichen Griechenlands inne hatten.
ein, nicht der einzige Vertreter ist: denn auch Warum sollte es nicht möglich sein, dals
Homers Standpunkt ist lokal beschränkt und Ähnliches bei Kronos stattlinde; dafs also
die Bevorzugung des Kronos kann uns hoch- z. B. der Phryger Pelops mit Recht als Sohn
stens die Richtung angeben, von wo er seine des Kronos bezeichnet würde, wie er nach
Anschauung schöpfte. Keinesfalls genügt es, lo anderen wohl der der Rhea war, die ihn
wie H. D. MüUer wollte, in Kronos nur die wenigstens in die Feuertaufe hielt (Sp. 1510, 20)?
düstere Seite des Zeus zu sehen; die im vorigen 52. Wirklich ist Kronos als eine Gottheit der
Kapitel dargelegten Verhältnisse widersprechen Phryger bezeugt, wenn auch zunächst unter
dem ganz und gar. Ein Mittelding zwischen anderem Namen. Hesych: 'AngLaLag- 6 Kqüvog
Helios und Zeus ist das Äufserste, was wir tcccqcc toig (^qv^iv. Dieser Name liegt, wie
zugeben können; aber er bedurfte dessen allgemein übersehen zu werden scheint, den-
kaum , um sich nach beiden Seiten hin ent- jenigen antiken Erklärungen zu Grunde, welche
wickeln zu können. Kronos von ngioig herleiten. Etym. M. s. v.
51. Gehörte die Idee eines Vaters der Götter — älloi 8s cpaciv avzov Kqovov siQfja&ai, oxi
und Menschen, eines obersten Weltherrschers 20 nQarog Qswv slg v.qlglv snsßaXs. Vgl. die
nicht der wirklichen Religion an, sondern dort vorangehende Erklärung; es soll un-
denjenigen „welche den Griechen ihre Götter gefähr heifsen KqÖvov ?) (oder mkI) 'A-a^Colov
geschaffen", so fällt damit auch die Annahme 6ip;^ö'9'atKTil.; sonst hätte dieEtymologie keinen
eines früheren Herrschers und einer früheren Sinn. Die Abschreiber, welche den zweiten
Götterwelt. Ein ganzes Volk ändert überhaupt Namen und damit die Pointe tilgten, stutzten
nicht seine Religion; wenigstens nicht im Alter- offenbar über einen Namen, den sie so oder
tum. Und aus dem Fortschritt von rohen Natur- in ähnlicher Form nur als Vater des Perseus
göttern zu den olympischen Abstraktionen kannten. Hätten sie sich weiter umgesehen,
konnte sich im Volksbewufstsein nie ein so würden sie gefunden haben, dafs der Faden
Gegensatz zweier verschiedener Götterwelten 30 zwischen den zweierlei Akrisioi niemals ganz
entwickeln. Selbst den erleuchtetsten Geistern abgerissen ist. Der charakteristische Punkt
der homerischen Zeit ist dieser Welcker's,ch.Q zwischen dem Alten von Larisa und seinem Sohne
Gedanke nicht zuzutrauen. Was aber zum System ist doch der Diskus, dessen tötliche Kraft, näm-
erweitert, unter Aufnahme der volkstümlichen lieh als Sonnenscheibe, in der Hand des hya-
ßiesenkämpfe, zu Unmöglichkeiten führte, die kinthischen Apollon — einem echten Natur-
Ausbildung der Kronos-Sippe zu einer mit Ge- mythus — sichtbar wird. (In Tarsos ist Per-
walt niedergeworfenen, ins Dunkel verbannten seus noch selber dem Apollon verwandt.) Nun
Dynastie, das konnte im Einzelmythus, z. B. liest man bei Lykophron 399: Jigkov fisyiatov
blofs Zeus und Kronos betreffend, seine gute xaQQo^og (d. i. ßorjd'og) ■Kvvai.&sag, und in den
Berechtigung haben. 40 Schollen zu di6v.Qv: xov Jiog' ÖCa-nog yäg 6
^ , . ^ -^^ Xi&og 6 (Jo'9'ets rm KqÖvoj, o&sv Kai zliay-og
2. Der phrygische Kronos. ^ Zstig- yivvai&sk Ös iv 'AQ^adicc ziiiäxai 6
Gewöhnlich beruhen die Feindseligkeiten, avxög und in anderen: äia^HOV : xov avxl Jiog
denen die griechischen Götter begegnen (ich vno KqÖvov -naxuTto&ivxa -axI. Das Schwanken
rede nicht von den Eifersüchteleien der ein- alter Sonnenpotenzen zwischen Apoll und Zeus
zelnen Götter unter einander) , auf dem kennen wir schon. Da eine runde Scheibe
Zusammenstofsen sehr verschiedener Volks- mit einem eingewindelten Kinde doch wenig
elemente. Hinter den autochthonen Unholden Ähnlichkeit hat, so ist die Beziehung des
und Bestien, die überwunden werden müssen, Diskos auf Kronos äufserst wertvoll und
verbergen sich oft genug (nicht regelmäfsig) 50 würde in der Sage nicht festgehalten worden
göttliche Personen von repräsentativer Bedeu- sein, wenn das Attribut nicht bald ihm, bald
tung. Es liegt nahe genug und ist z. B. von dem verwandten Akrisios. gehört hätte, auf
F.I)ürmnler,Berl.phil. \Vochensehr. X,87 bereits den die Wirkung der eigenen Macht zurück-
angeregt worden, die Gröfse des olympischen prallt (während dem Perseus vielmehr ein
Kampfes zum Malsstab der irdischen Ver- anderes Attribut, das Schwert oder die Sichel,
hältnisse zu nehmen und danach Stärke gehört).
und Umfang eines Gegensatzes zu bemessen, 53. Hier greift nun eine andere Beobachtung
in welchem die Nation selber sich einst ein, über die man verschieden denken kann,
zu einem anderen Volkstum befand. Die frühe- Ich habe früher gezeigt, dals es neben Tixdv
sten Erlebnisse des Volkes gestalten sich eo eine Form Tixcov gab, nach welcher z. ß. der
alle mythisch, seine Kämpfe zu solchen der Gemahl der Eos-Hemera, der Vater des 'üftoc-
Götter und Heroen. Dafs sie nicht Auto- d'icov, <^u£&wv und Sandakos, Ti&wvog hiefs;
chthoneu in ihrem Lande seien und Jahrhunderte wobei übrigens übersehen war, dafs schon die
lange Wanderungen voraus gingen, wufsten alexandrinischen Gelehrten ohne umständliche
die Griechen allerwärts. Aber es dauerte Voruntersuchungen das Gleiche behauptet
lange, bis sie hierfür den historischen Aus- hatten: Schol. Hom. A 1. Aus dessen Lager
druck fanden. Der allgemeinst und weitest also — was sonst gar nicht zu verstehen war
gefafste mythische Niederschlag dieses Ver- — erhebt sich allmorgendlich Eos, dem Gatten
1531 Kronos (Akrisios und Tithonos) Kronos (Kr. und der phrygische Morgos) 1532
vorauseileüd. Wie kam man auf die seltsame logische Beziehungen zum inneren Kleinasien
Idee, ihn den schönsten neben Orion, Phaethon, Hermes 27, Mythistorica 505 zu vergleichen ist,
Memnon, lauter Gestirn- oder Sonnengöttern, begegnet in der Odysseusfamilie Arkkios als
zu einem dürren Greise zu machen, der nur Vater des Laertes. Und auf phrygischen
noch wie eine Grille oder Heuschrecke zirpte. Grabschriften begegnet man demselben Namen;
Ich will sogleich die zweite Frage stellen: die Inschrift des Midas- Grabes lautet (nach
warum weiden die troischen Greise mit Grillen Ramsuy): Ates ArkieJ-ais: Akenanolai^os .
oder Heuschrecken verglichen? Ist das nicht Midai LaJ^altaei . J^avä->iz8i sdasg, d. h., wie
äufserst gesucht? Gesetzt, solche Hyperbel sich aus den anderen Schriftdenkmälern er-
hätte wirklich etwas Charakteristisches für lo giebt: Ates der Sohn der ArkieJ-a — folgt
die Fleischlosigkeit, die aber gar nicht aus- ein in dieser Gräbergi'uppe häufiger Stammes-
gesprochen wird, würde sie überhaupt ver- oder Familienname — hat es dem Herren
standen werden ohne den Mythus von Tithonos, dem Midas errichtet; der Beiname Laj-altes
bei dem dies mit seiner Unsterblichkeit moti- ist in seiner Beziehung zu M. nicht völlig
viert wird? Von anderen, die unsterblich ge- erklärt, aber sprachlich längst als Verwandter
macht werden , hören wir Ähnliches nicht. des Laertes in Anspruch genommen worden.
Man begreift nach dem Gig. u. Tit. 87 tf. Es kann also gar kein Zweifel über das 'AqM,sC-
Entwickelten, dafs Tithonos wie andere, die 6iqv uvzqov obwalten, und die Überlieferung,
aus dem Range von Urgöttex'n zu ^Titanen' dafs Akrisios phrygisch sei (§ 52), bestätigt
herabgesunken waren, einem Zustande des 20 sich vollauf.
Nichtleben- und Nichtsterben-Könnens ver- 55. Hierzu gesellt sich eine weitere Überliefe-
fällt. Allein die spezielle Form bedarf zu rung, die wir I'orphijr. vit. Pijthag. 17 (p. 25
ihrer Begründung und ihrem Verständnis Nauck) verdanken. Dort heifst es von dem
eines weiteren Momentes, welches verloren halbmythischen Weisen: ÄQrjtrjg d' snii^uq
gegangen ist. Und dieses glaube ich in dem rots Möqyov (ivaraig nQoayei svog zciv
Namen 'Av.QL6iog zu finden, der uns aus Phry- 'iSaCoiv d aKxvXav, vcp' wv kuI iHa&ÜQd^rj
gien (als Kronos) bezeugt wird. Dieser Name xrj -Ksgawia liQ'a), tco&ev ^sv Trorpo; ^alcitTTj
gab zu dem Wortsj)iel mit «xptg oder xsxxih, An- nQrivijg eKTa&sig, vvkzo^q Öl TtccQcc nozdficö
lafs, und liegt sowohl dem Mythus wie dem ccqv8iov fisXavog ^ßHots iazBcpavca^ivog- slg
homerischen Vergleich zu Grunde. Weniger 30 8s zb 'iSaiov y.cclovii£vov ävzgov Kuraßccg bQia
dafs der Mythus sein Subjekt gewechselt t'xcov nsXavu zag vo^b'^ofisvag zQig ivvsurji.iSQag
hätte, als dafs man sich in der Benennung s-nst öiszQiiltsv hzI. Der Weise wird also in
der mehrnamigen aber identischen Person ver- . die Weihen einer mythischen Person auf-
griff. So wurden als blolse Mirabilien hundert genommen, und zwar mit Hülfe eines jener
Geschichten nacherzählt, deren Pointe ver- magischen Donnersteiue, die wir als nahezu
loren gegangen — wie wir dies soeben im gleichbedeutendmiti^aei7//jkennen,Sp. 1525,22.
Etyin. M. bei einem ähnlichen Fall urkund- Der Erwartuug, dafs der idäische Daktyl auf
lieh vor Augen hatten. dem Ida hause, wo ein solcher Baityios auch
54. Was das Wort Akrisios bedeutet (die Alten von anderen, angeblich als Sakrament der
leiteten es bequemerweise von ol-aqcc her, 40 Rhea, erwähnt oder angenommen wird, ent-
Hesych.)^ braucht uns wenig zu kümmern, wenn spricht die Erzählung nicht : sie findet es
wir eine Form Arkisios nachweisen können, wirkungsvoller, alle Elemente, Blitz, Erde, Meer
welche allen Anspruch darauf hat, die ge- und Flufs aufzubieten, um den Weisen damit
treuere zu sein. Und zwar berührt die be- in magische Berührung zu bringen. Auch die
treffende Überlieferung, welche sich auf Kreta heilige Höhle, wo man nicht unbillig die
findet, einen der Angelpunkte, worin örtlich idäischen Mysterien erwarten würde, kann der
wie inhaltlich der Mythus von Kronos und Erzähler nicht gebrauchen, da man sich dort
der Zeusgeburt hängt. Es handelt sich um nach der herrschenden Meinung nur dem Zeus
nichts Geringeres als eine heilige Höhle auf naht, dessen Grabschrift er mitteilt. Jener
dem Idagebirge, allem Anscheine nach um die 50 Heilige mufs also irgendwo anders sein Wesen
berühmte selber, wie auch Loheck, Agl. 1118 treiben; wo, wird nicht gesagt, keine Stadt,
annimmt. JEtym. M- 'A^tisCaiov ävzQov zrjg kein Küstenname verlautet. — Für uns kann
KQrjztnfig "idrjg cpaelv vtio Kovqr,z(i3v ovofia- diese Trennung nicht ernstlich bestehen;
ai)'Fjvai ort zov Kqovov avzotg cpBvyovai nal Morgos gehört untrennbar zum Arkesion; das
tig avzo ■Kcczaövstaiv snriQ-masv ovzco Ssvicov lernen wir aus der Cj'klade Amorgos, die in
£v xoCg tcbqI KQrjztjg. Die kindliche Etymo- der heutigen Volkssprache ihr Vorschlags-«
logie, 'A^-AiCaiov von UQ-Asiv , wird niemanden längst wieder abgeworfen hat: von den dortigen
ernstlich beschäftigen. Sie ist nicht besser drei Städten sind die beiden ältesten Minoa
und nicht schlechter als jene Fabel von den und 'AQv.seCvri {Bursian, Geogr. 2, 514. BuU.
in Bären aQv.zoi verwandelten Zeus-Ammen, 60 de corr. hell. 8, 23 u. ö.). Sonst kehrt der
welche an diesen Namen anknüpft; wie man fragliche Name noch auf der Insel Karpathos
daran sieht, dafs dieselbe Etymologie sich bei wieder, in der Stadt Arkes(s)eia {Köhler, Ur-
deni andern Arkeisios ii't^/»«. ilf. s. V. wiederholt. künden z. Gesch. d. del.-att. Bundes p. 184).
Sie entspringt einer Verlegenheit, in der wir Morgos begegnet im westlichen Herrschafts-
uns glücklicherweise nicht befinden. Ark- ist gebiet des Minos als Stadtgründer in Sicilien,
ein uralter Stamm phrygischer Herkunft, so Morges auch anderwärts in Italien. Auch
gut wie nur etwa auf Kreta Berekynthos. Auf er ist wahrscheinlich phrygisch. Denn da die
den westgriechischen Inseln, über deren ethno- Phrygier unterschiedslos iSasg und iyafg
1533 Kronos (in d. Idäischen Grotte) Kronos (Kureten; Orestes-Steine) 1534
schreiben, so wird das Mord-iacum (ApoUonia) grofse Altar und Vorplatz diente. Die älteren
an der phrygisch-pisidischen Grenze dem glei- und ältesten Fundgegenotände, abgebildet in
eben Wortstamui angehören. Cumpurettis Museo ItaUuno 2 (1888) p. 690 0'.
56. Diese Grotte, die Idäische, gehörte — und im Atlas, haben für den Kult wenig Be-
trotz Welcker, Götterl. 2, 224 — dem Arkisios- zeichnendes und zeigen nichts, das in jener
Kronos, nicht dem Zeus! Epoche nicht auch anderen Gottheiten hätte
Das Ergebnis ist überraschend, aber wohl- dargebracht weideu können; die VVeihegaben
begründet. Die älteren Zeugnisse von Hesiod phönizischer Fabrik, keineswegs die ältesten,
an (s. jfc'. Rohdc, Psyche 1, 120, 2) lokalisieren konnten von jedermann eingekauft und dar-
den Zeus nicht hier, sondern im Osten der lo gebracht werden. In der That könnte der
Insel, in Lyktos, dem Dikte-Gebirge, wo man Unterschied nicht gröfser sein zwischen dem
zuvor eine heilige Höhle örtlich nachweisen Kult des lärmend umtanzten Molochofens und
müföte, oder dem Aigaion-Gebirge , dessen der weihevollen Stille der kühlen, hoch-
Lage schon den Alten nicht klar war. Dabei gelegenen Berggrotte, die der Geweihte und
kann von der Geburtshöhle gänzlich abgesehen für diese Zeit der Welt Entsagende aufsucht,
werden. Denn wie die ganze Idee von der wie um der Empfindung ''ins Innere der Natur
Zeus-Geburt nur dem Mythus, nicht dem Kultus dringt kein erschaüener Geist' zu trotzen und
.angehörte und auf einer Verquickuug des die Gottheit, die sonst kein Sterblicher er-
Rhea-, des Zeus- und eines dritten, sagen schaut, dennoch in ihren eigensten, innersten
wir dionysischen ßeligionskreises beruhte, (s. üo Gemächern aufzusuchen. Aus dem Moloch-
Welcker, Gr. Götterl. 2, 216; vgl. Sp. 1524, 60), Dienst hätte sich dergleichen nie entwickeln
so deuten die historischen Notizen auf alles können. Nur darin ist das Semitentum nicht
andere als einen Kinderkult: Antikleides bei ganz ohne Einwirkung geblieben, dafs die
Clem. AI. protr. c. 3 p. 12, 34 Sylh. 1, 36 Kl. nachhesiodische Sage das Motiv des Pauken-
(nicht bei Porphyr., wie Loh., Ayluoph. 1119 g lärms, welches dort das Wehklagen der ge-
angiebt): Ävnziovg yaQ {Kqiqxwv ycoi ^'&vog opferten Kinder übertönen sollte, übernahm
sialv ovxoi) 'Avzi-ülsiörig sv Noctoig dnocpaivs- und in veränderter Weise auf das gefährdete
Tcci uvQ'QcoTtovg dnoacpüztstv xa JiC (danach Zeus-Kind und die lärmend herumtanzenden
Euseb. praeb. ev. ]3. 157). Man begreift danach Kureten übertrug. Dies mufs uns genügen,
zugleich, wie Istros (oben § 37) die kure- so 57. übrigens scheint diese spätere Sage mit
tischen Menschenopfer dem Kronos zuschreiben Unrecht die Kureten feindlich dem Kronos
konnte; derselbe kollidiert überall mit Zeus, gegenüber zu stellen. Jul. Firmicus Maternus
und die Verwechselung des phönizischen Kultes de err. prot. rel. p. 17 (d. holländ. Ausg. 1652)
mit dem nunmehr nachgewiesenen phrygischen berichtet (indem er dies nur verkehrter Weise
Kronos that das übrige, wenn es dessen be- nach Italien, dem Zufluchtsort des euhemeri-
durfte. Nachdem aber der Geburtsmythus sehen Königs verlegt, vgl. Kap. III, 1), dafs
einmal aufgekommen, mufate — in Konse- Kronos von Zeus bedrängt, durch die 'Sparten'
quenz jener Verwechselung — auch die Arkei- geschützt wird. Mit den Spartis (überliefert
sische Grotte auf dem Ida unvermeidlicher- ist Spartanis) sind die bäum- oder erd-
weise hineingezogen werden. Dabei ist es 4u geborenen Kureten gemeint, wie sich oben
jedoch bezeichnend, dafs der eigentliche Höhlen- Kap. II, f. (§7) die Korybauten als Söhne des
kult und das Höhlenorakel dieser, nicht der Kronos bezeichnet fanden. Die Versuche der
östlichen, Stätte nachgesagt wird. Wir haben Alten, die Kureten als ein altes Bevölkerungs-
oben die Fälle kennen gelernt, wo Kronos in dement aufzufassen, haben zu nichts geführt,
einer Berghöhle begraben ist, schläft, oder Mythisch sind sie allerwärts, auch in Atollen
Inkubationsorakel erteilt (§24). So begeben sich und Euböa; in Kreta sogar mantische Dämonen.
Minos, Epimenides, Pythagoras alle zu länge- Aber niemand scheint beobachtet zu haben, dafs
rem Aufenthalt in die Idäische Grotte ; dort sie selbst in Euböa als Umgebung der kleinasia-
ist das Kureten-Orakel (s. Lob., Acjl. 1118), und tischen Göttermutter auftreten, die der Skepsier
selbst in der entstellten Arkeision-Legende 50 in Kreta nicht gelten lassen wollte : denn ihre
fahren die Kureten in diese Höhle ein, wenn dortige Mutter Kombe {Loh. A(jl. 209. 1134)
auch aus falsch angegebenem Motiv. Was läfst sich nicht trennen von dem Kombahos
Bohde fein und richtig bemerkt, dafs Euhe- (d. i. Agdistis) der grofsen pessinuntischen
meros das Grab des Zeus nicht erfand, sondern Mutter, von Kybebe, Kybele (vgl. formell etwa
nur eine vorhandene Religionsanschauung aus- puyi^ccXov phrygisch = alöoCov {Fick, Spruch-
nutzte (die R. wie schon Welcker, Götterl. 1, einh. d. Lndog. 412) mit §av^(äv, Bavßcö).
225 mit dem Dionysos-Grab in Delphi ver- Da diese Kombe auf Chalkis lokalisiert wird,
gleicht), findet verstärkte Anwendung, wenn so mag der Omphalos, welchen die dortigen
jene Höhle eigentlich die Grabeswohnung des Münzen bald allein, bald in Verbindung mit
Kronos war, des Gottes, dem man dort durch eo Hera zeigen (§ 44), eigentlich jener gehört
anhaltendes Warten, Beten und Entsagen zu haben.
begegnen hoffte (vgl. KovQrjxav ^syuQOv Paus. 58. Dies führt auf eine letzte Bemerkung.
4, 31, 7?). Das geräumige Innere, welches die Sowohl den Kappotas-Stein in Gythion (§63),
Ausgrabungen freigelegt haben, war wie man wie den der Artemis Lykeia in Troizen bringt
annimmt, nur den Priestern und Mysten zu- die Legende mit Orestes*) in Verbindung; dazu
gänglich und ist, den Fundgegenständen nach «^ Hängt mit dea entwickelten Verhältnissen etwa
zu urteilen, erst in römischer Zeit von den ir^^. /. 261 zusammen? OresUs vero ossa de Aricia Romam
Opfernden betreten worden, denen ehedem der tranUata sunt ec coiuuta ante tempium Satumi.
1535 Kronos (Verliältn. z. Flutsage) Kronos (pelasgiscli?) 1536
gesellt sich der auf Orestes bezogene Stein solut nichta gemein hat, und von Welcher
des daKTvlov (ivfifiu Paus. 8, 34, 2, welcher, a. a. 0. sowohl wie von Em. Hofmann, Mythen
indem mau das einigermafsen benachbarte aus d. Wanderzeit 1, 131, 1 nur gezwungen in
KovQrjTcov-Monument Paus. 4, 31 übersah, in Vergleich gezogen wird. Die Redensart xcc
alter und neuer Zeit als ''Finger', buchstäb- {inl) Navvä-nov nlccüiv, von den Farömio-
lich oder in obscönem Sinne müsverstanden graphen, die Herondas eitleren, nicht mehr
worden (s. Jahrb. d. Inst. 1893, Anz. p. 63). recht verstanden, bezog sich — soviel sieht
Wenn nun auch zwei andere solcher Kult- man aus den dürftigen Erklärungen, besonders
male im Peloponnes dem Orestes zuge- Macar. 8, 4 — auf Uraltes, längst Vergangenes
schrieben werden, so kann dies, dünkt mich, lo (vgl. Ogygisch); sie besagte wohl soviel als
mangels jeder anderen Beziehung nur ethno- ein Weineu um Gleichgültiges, einen 'Schmerz
logisch aufgefafst werden, d. h. Orestes re- um nichts' (so richtig Hofmann) und läl'st
präsentiert dabei dasselbe Volkselement, wel- sich etwa mit unserem ' Streit um Kaisers
ches sich an die Spuren der Rhea heftete, Bart' vergleichen. Der Name lautet bald
der 'OqeCcc, fQsia (nach ü. Crusius' glänzender Annakos, bald Nannakos, kommt aber in
Erklärung, in den Mijth. Beitr.), welche auch Babylon als Personenname auch in der Form
liriTTiQ OQSGXiQcc EJica Silvia ist; wie der ent- Annaros (^^/i. 12, 330 D), und Nan[n]aros (iV^icoZ.
sprechend gestaltete kyllenische Ur-Hermes Dawi. /r. 10. i^r. i/. G^. 3, 359f.) vor, ein Beweis,
zur Mutter die Maia und zu Schwestern die dafs (was O. Jahn, Arch. Beitr. 376 übersah)
oQsatiQag llleiüdag hat, an denen ganz wider- 20 durchweg nur Weiterbildungen von Nanas vor-
sinnig das alte Muttermal haften geblieben. liegen (BMWmaw)«, ilfi/i/i. zieht sogar Ninos hier-
„ Ti 1 -1 Tr c. hei), devnsich. Hellanik.h.Dion. Hai. 1,28 König;
3. Pelasgischer Kronos? ^^^^. tyrrhenischen Pelasger war und Sohn des
58 a. Es mufs sich nun zeigen, ob das, was Teutamides, des homerischen Pelasgerfürsten
sich über den idäischen Morgos vermuten, aus (dem kleinasiatischen) Larisa. Em. Hof-
über Arkisios erweisen liefs, der aber in Kreta mann führt noch aus Lyhophr. 1244 vüvoq an,
und Phrygien sicher als Kronos verstanden welches den alten Kommentaren zufolge im
wm-de, auch unter Kronos' eigenem Namen Tyrrhenischen (d. i. dort wohl Etruskischen)
zutrifft, nämlich seine Zugehörigkeit zu vor- den Herumirrenden bezeichnen soll. Jeden-
griechischen Bevölkerungs -Verhältnissen. Es 30 falls bedarf es nicht der Hereinziehung von
ist der attische Kult, der uns hierzu den Weg Anax, dem milesischen Riesen {Gig. u. Tit.
weist. Wir glaubten zu finden, dafs dort eine 143), wovon Osann, Midas 67 eine heterokli-
nahe Verbindung besteht zwischen dem Kronos- tische Form in Anakös sieht, wie cpvXa^, cpv-
Kult und dem beständig an Deukalion an- Xay.6g, um es nach Vorgang anderer mit den
knüpfenden Totenfest im Anthesterion. Wie Söhnen Enaks (hebr. änäk) zu vergleichen. *)
Deukalion dort hineinkommt, scheint niemals Die angeführten einfacheren Formen, welche
untersucht worden zu sein. Ich will keinen mit v beginnen, stehen dem entgegen; es
Nachdruck darauf legen, dafs Deukalion so- würde uns auch wenig fördern. Man sieht
wohl wie Kronos in Olympia, Delphi, Attika nur ungefähr, wie die armenische Sage mit
auftreten, sondern lieber fragen, welches der 40 der phrygischen zusammenhängt, d. h. durch
springende Punkt an der attischen Kultlegende lose Identifikationen, etwa wie Plutareh, Is.
war, die Flut oder die Deukalionen? Erwägen u. Osir. Kap. 32 einen Kronos-&Qfjvog in Ägyp-
wir die erstere Möglichkeit, so stellt sich uns ten kennt. Vgl. 66 am Ende,
der merkwürdige Umstand dar, dafs in den 59. Ich halte also diesen Weg für unfrucht-
armenischen Quellen {Berossos fr. 7. Aby- bar und glaube, dafs es weniger die Flut als das
denos fr. 3, Fr. H. G. 2, 501. 4, 281) 'Kronos', Deukalions- Geschlecht war, mit welchem die
d. h. eine dafür gehaltene Person (vgl. aber attische Feier zusammenhing. Waren also die
§ 22a), es ist, welche dem Xisuthros die grofse Deukalionen Vorfahren der Athener? Das ist
Flut voraussagt. Wir befinden uns da nahe nicht nötig, obwohl die hesiodische Genealogie
den Quellen der ganzen Flutsage und der von 50 sie zu Ahnen der Griechenstämme überhaupt
dem überlebenden Weinbauer (denn das ist macht. Der Ahnenkult geht ins Unbestimmte,
bekanntermafsen ^iv-naXog, zJavuaXiav ur- Namenlose zurück und kann, ohne den geraden
sprünglich), und ich mufs, damit die Er- historischen Weg zu führen, den Namen an
klärung nicht in falscher Richtung gesucht irgend einem Scheidewege aufgegriffen haben,
werde, sogleich die phrygische Sage {Welcker, mit Beziehung auf irgend einen benachbarten
Gr. G. 1, 774 nennt sie armenisch- phrygisch) Kult. Ich habe erst kürzlich an zwei attisch-
von Annakos oder Nannakos danebenstellen. megarischen und einem attischen Heroen ge-
Es war dies ein phrygischer König, welcher zeigt (iferw. 27, 487 fl.), wie vieles Fremde oder
dreihundert Jahre alt wurde, und da er, gleich- Vorgriechische sich im Kultus erhalten hat.
sam der einzige Fromme in seiner Generation, go Vollends der hesiodische Stammbaum , der
den Weltuntergang durch die Flut voraus- schon Äoler, lonier und Dorer unterscheidet,
wufste (der mit seinem Ableben erfolgen würde),
alle in den Tempeln versammelte zu gemein- *) ich iiabe a. a. o. diesen Vergleich absichtlich
samem Beten und Weinen {Steph B. 'Ikovlov "uterdrückt, so sehr auch nach den bei Herodoi vor-
Und dieParÖmiographen: Zenob. 6, 10. ApOStol. l''S<^'''^^n ^''^ das Eindringen griechisch -mythischer
•1 r ^ r\n\ • ii.-j.i'i -li Namen m den Orient möglich wäre. — Eine andere Be-
15, 100), eine echt orientalische, wo nicht se- , ]■■>-, x ■.. t. . » 1 ^ •«*
.' . 1 ^' ci T -i 1 7!- . ri, . merkung, die ich dort nicht aussprechen mochte, betrifft
mitlSChe Sage, die mit der attischen loten- die Kephäim, weiche in den LXX bald im Sinne von
feier, einem der griechischen Ahnenkulte, ab- Kiesen, bald als Schatten der Unterwelt vorkommen.
1537 Kronos (d. att. Kronieufest) Kronos (d. Verschlingen d. Kinder) 1538
hat keinerlei Anspruch auf Alter und Gewähr. abergläubischen Respekt bezeugte. Es sind
Was der E'öen-Dichter nicht erfinden konnte, aber in der That durchweg sehr alte Feste,
war die Thatsache, dafs die Deukalionen in die Athenaens anführt; sie gehören zu den
Delphi und Lokris Leleger waren. Dies ist ältesten überhaupt. Zunächst die thessalischen
mindestens ebensowohl begründet, wie die Peloria &vaias tioiv^g zotg Uildayoi? yivo-
Behauptung der Historiker, dafs Deukalion in fiivrjg, eingesetzt angeblich aus Anlafs der
Thessalien (dem damals acceptierten Ur- Sprengung des Tempe- Thaies durch die Ge-
sitze jener drei Stämme) herrschte und die wässer, wovon ein Mann Namens Peloros die
Pelasger vertrieb. Es findet seine Stütze und Kunde brachte — dies mit ziemlich kurz-
Ergänzung darin, dafs Deukalion {Paus. 5, 7, 5) to sichtigem Euhemerismus, da gleich darauf
von Kreta her (in den Peloponnes) einwandert berichtet wird, das Fest gelte dem Zeus Pe-
uud dafs er bei Homer Sohn des Minos und loros. Da in den Zeiten, aus denen diese Be-
Vater des Idomeneus ist. In die athenische richte mit ihrer Beschreibung des Sklaven-
Genealogie, wo seine Stellung übrigens nicht festes stammen, die Herren keine Pelasger mehr
klar ist, ist er, nach seiner Verbindung mit Am- waren, das Pelasgertum vielmehr zersprengt oder
phiktyon zu scbliefsen, erst über Delphi ge- unterworfen war, so kann ich das Hervortreten
kommen. Die Deukalionen- Feier am Ilissos der Sklaven dabei nur in dem bezeichneten Sinne
ist gewifs davon unabhängig und viel älter. verstehen. Nicht anders ist es bei der Pane-
Es wäre nicht zu verwundern, wenn sie sich gyris iv TQOL^rjvi (ifivL FsQuiatLcp. Auch wenn
vielmehr auf die sogenannten Pelasger bezog, 20 es nicht ein Karystier wäre, dem Atlienaeus
die am Ilissos safseu, bevor sie auf den Hy- dies nacherzählt, würde man sofort erraten,
mettos zurückgedrängt wurden. Dort fanden es handele sich um den uralten rsQaiazog
wir Basile und den Titan (= Meilichios?), der von Euböa, unter welchem Namen dort ab-
in den Diasien aufging und dann, ins Olympieion wechselnd mit Briareos-Aigaion noch Poseidon
versetzt, als Kronos an der Seite der Rhea selber als Meeres -Riese verehrt wurde {Gig.
thronte. u. Tit. 123 f.), wie man in Amphissa und Tri-
60. Wir betrachten diese Vermutung nur als tea (nicht Delphi, wie ich a. a. 0. 132 Anmkg.
einen Vorschlag, sehen uns darin aber durch schrieb) einen Monat riyävti.os offenbar da-
eine andere Erwägung bestärkt, welche aus nach benannte. Es sind dies zugleich die
der bekannteren Seite des attischen Kronos- 30 wenigen Fälle, wo die Götter schon im Kultus
Kultes, nämlich den Kronien, entspringt. Dafs den Charakter von Riesen angenommen haben,
der Gebrauch, die Sklaven zu bewirten, so sei es, dafs die Titanisierung älterer Gott-
gut er für ein Erntefest pafst, doch darin heiten hier nicht mit ihrer Ausschliefsung vom
uicht seinen Ursprung haben kann, ersieht Kult verbunden war, oder dafs jener thessa-
man aus der Wiederkehr desselben Zuges in lische Gott nach der Seite des Poseidon gravi-
anderen von Athen. 14, 639 verglichenen Kulten, tierte, der persönlich wie in seinen Entspros-
die durchaus nichts mit Acker und Ernte zu senen leicht jenen Charakter annimmt. Eine
thun haben. Auch pflegt man bei Beurteilung weitere Analogie wird uns von dem Hermes-
dieser Sitte sich den Unterschied zwischen Fest aus Kreta angeführt, wo der Maia-Sohn
antiken und modernen Besitz- und Dienst- 40 sich mit dem milesischen Kylleneus, dem Sohne
Verhältnissen nicht ganz klar zu machen. der Rhea, begegnet, dessen Bruder in Klein-
Zwar steht Overbeck {Abh. d. S. Ges. 1865, 93) asien noch ganz mit phrygischem &Qrjvog ge-
wohl allein mit seiner ziemlich uuhistorischen feiert wird {Gig. u. Tit. 11).
Anschauung, die aus den Sklaven Landbauern 61. Es ist nach all dem wohl der Erwägung
macht und das höhnende Wort 'Kronos' als wert, ob sich der Brauch in Attika nicht aus
'Bauer' versteht, als ob in Alt -Griechenland, ähnlichen Bedingungen erkläre und der Kronos-
speziell in Attika die Landbauern die dienende Kult an die dort durch ihren Ackerbau be-
Klasse vorstellten und nicht vielmehr als Kern rühmten Pelasger- Zeiten anknüpfe, mag der-
der Bevölkerung, ein freies Volk auf freiem selbe mit Deukalion zusammenhängen oder nicht.
Grunde stünde. Aber Sklaven sind auch nicht 50 ^ ti 1 i« i tw ^
einmal dasselbe wie Knechte in unserem und X* Erklärung des Mythus.
spätgriechischem Sinne. Ihre Stellung zum Die mythischen Merkmale des Kronos sind
Geschlecht, zum Kult, zum Staat ist eine folgende: ayMuAoju.r;T?jg bei Homer, der ihm
andere. Sie sind von Hause aus Besiegte^ sonst nur noch das Beiwort (i^yug giebt —
Reste unterworfener Völkerschaften, und haben er ist in den Tartaros gebannt (d.i. bei Homer
keinen Anspruch auf die menschlichen Rück- tief unter dem Meere) — ; dazu kommt bei
sichten, welche der feingebildete Litterat des Hesiod: gewaltsame Trennung der Eltern, Ver-
4. Jahrhunderts dem Festgebrauche unter- stümmelung des Vaters — die Harpe — das
schiebt. Wenn man also in alter Zeit, wo Verschlingen der Kinder; — der Stein, welcher
die durch blofsen Kauf erworbenen Sklaven noch 60 nicht dem Mythus, sondern dem Kult angehört,
in der Minderzahl waren, bei gewissen Gelegen- ist schon besprochen worden,
heiten den Sklaven Gleichheit oder den Vorrang ^ t-> -n- t-i- ^ rr- ^
einräumte -was z.B. der Europäer in Ägypten ^- ^as Verschlingen der Kinder.
nicht einmal mit seinen arabischen oder nu- 62. Nachdem die Auffassung des Kr, als
bischen Dienern und Arbeitern thun würde — , Mie Zeit' hinfällig geworden, hat man es mit
so ist das, dünkt mich, daraus zu verstehen, natursymbolischen Erklärungen versucht. Bald
dafs das Fest urspünglich den Unterworfenen ist er nun der düstere Sturm, welcher die
gehörte, deren Göttern man damit einen letzten Wolken verschlingt {Schicartz, JJrspr. d. Mytlioh
RoscnER, Lexikon der gr. u, röm. Mythol. 11. 49
1539 Kronos (verschlingt s. Kinder") ■ Kronos (verschlingt s. Kinder) 1540
133 — 149), bald eine Macht der Tiefe, welche das Orakel sagte, ein ihm selbst an Stärke über-
die leuchtenden Gestirne (? — Hestia, Posei- legenes Wesen gebäre, und wie er dann selbstän-
don, Hera — ?) in ihrem Abgrund verschwinden dig die Tochter zur Welt brachte. Hierin spricht
läfst (Tiele und Ploix, s. Litteratur Sp. 1549). sich zwar im allgemeinen nur etwas Ähnliches
Die Satire, zu welcher solche Deutungen heraus- aus, wie wenn Zeus das ungeborene Bacchus-Kind
fordern, hat Andreiv Lang geliefert, Custom in seine Hüfte aufnimmt (der phallische Gott
and Mytli. 3Iyth, Ritual and Heh'cjion 1, 30SS., wird aus der Weiche, wie Athena aus dem
aber der Weg, den er einschlägt, ist auch Haupte geboren), oder wie wenn die Erde die
nicht viel besser. Es ist hier nicht der Ort schwangere Elara aufnehmen mufs, damit der
Ä. Längs auf Tylors primitive culture fufsen- lo Riese Tityos aus dieser direkt hervorgehe,
des System, das 'anthropologische', wel- Da es sich aber speziell um eine KccruTiocLg
ches neben dem Ilannhardtschen jetzt das {'-nccmtisv') handelt, so bleiben wir dabei
herrschende in England geworden ist, näher zu stehen. Das Prinzip ist überall das gleiche:
charakterisieren und zu kritisieren, zumal dies das Verbergen dient nur dazu, die Art des
hereits duvch. 0. Gruppe, Gr. Kulte etc, l,206ü. Hervorgehens und Entstehens vorzubereiten
geschehen ist. In Bezug auf die griechischen und zu erklären. Weil die Palladien als vom
Mythen scheint sie mir hauptsächlich darin Himmel gefallene Bilder der Pallas galten,
verfehlt, was 0. Gruppe nicht ausspricht, dafs darum mufste Zeus die Göttin zuvor im Keime
die Griechen lange Jahrhunderte vor Homer verschlungen haben. So wird der Meteor-Stein,
und Hesiod sich nicht mehr im Zustande der 20 welcher die Rhea und Astarte verkörpert,
Indianer und Südsee -Insulaner befanden, wo nachmals der Statue der Göttin in den Mund
iaw(/ die rohesten Züge der antiken Mythen noch gegeben. War hier ein zur Erde geflogener
in Wirklichkeit wiederfindet, sondern schon da- Stern gemeint, so stellte sich anderwärts un-
mals, gleichviel welches ihre Sitze waren, sich in widerleglich heraus (§46), dafs der ßaüvlog,
einer ganz anderen Umgebung als jene wilden den Kronos verschluckt, einen Donnerstein
Völker befanden, einer Umgebung, die durch- bedeutete.
weg geschwängert war mit den Einflüssen 63. Wie sich aber im Griechischen so oft
vorder- asiatischer und ägyptischer Hochkultur. verschiedene Motive begegnen und verquicken.
Dieser Unterschied wird sich im nächsten Ab- so hat das Verschlingen der anderen Kinder
schnitt (2) geltend machen. Ein anderer Fehler 30 seine besonderen Gründe und ist wenigstens
jenes Systems, der gerade im vorliegenden nicht durch den Naturmythus allein bedingt.
Falle hervortritt, ist der, dafs dabei die Er- Es ist nämlich allgemein mit Ausnahme H. D.
klärung des Griechischen aus sich selbst oft 3IüUers übersehen worden, dafs in Gythion ein
vernachlässigt wird zu Gunsten der entfern- roher Stein existierte, ein dgyog Xi&og, welcher
teren Analogieen. So führt Lang einen Mythus covo^do&rj Zsiig Kamtmxag. Fausanias (3, 22, 1)
der Australier an, wo der Adler als Welt- bezügl. sein Gewährsmann erklärt diesen Stein
Schöpfer auftritt und von dem mächtigen und Kurd yläcaav rrjv dcjQida, als Y.atK7tavrrjg.
schädlichenMondgotte verschlungen und wieder Orest soll dort sitzend von seinem Wahnsinn
ausgespien wird; ferner den 'Mantis' gewisser abgelassen haben {nccranavaccGd-ai tfjg (laviccg),
afrikanischer Stämme, einen heuschrecken- 40 was Preller, OverbeeJc u. a. ernsthaft acceptiert
förmigen Dämon, welcher von einem Unge- haben. Die Erklärung ist ebenso lächerlich
heuer verschluckt und wieder ausgespieen wird wie etwa die von dcc-nTvkov Grj(icc, Paus. (8, 34, 2),
(s. besonders La Mythologie p. 94 f. , franzö- einem Denkmal mit aufgerichtetem Stein, als
sische Bearbeitung von Längs gleichnamigem die Stelle, wo Orest gesessen und sich im
Artikel in der Britannia). Das zweite Beispiel Wahnsinn den Finger abgebissen habe, und
will schon an sich wenig besagen , erstens es bedarf wohl keines umständlichen Beweises,
weil es vielmehr in die Reihe der Herakles-, dafs ein uralter Kult wie der eines rohen
lason- und Jonas- Motive gehört (d. h. der von Steines nicht von einer ganz anderen Person
einem nrjzog Verschlungenen), sodann weil seine Benennung hatte und gar von einer
jenes Untier nicht den kosmogonischen Mantis 50 Eigenschaft, die sie nicht mehr hatte: ein
allein, sondern auch allerhand andere Per- aus so speziellem Anlafs gestifteter Kult würde
sonen verschlungen hatte und wieder von sich höchstens Namen wie dno^aiviag oder aus-
gab. Der Adlermythus, von dem man aber ^t'xaxos haben hervorbringen können. Wenn
auch mehr Details kennen müfste, scheint "die Stiftung jener alten Kultmale mit Orest
besser gewählt. Überhaupt fehlt es für dieses nicht willkürlich verknüpft wurde — und eine
Motiv nicht an Analogieen kosmologischer Art, Handhabe zu solcher Erfindung bietet ja der
z. B. dem Vergleich der Sonnenfinsternis mit Mythus nicht; der spitze Stein in Trözen wird
dem Verschlungenwerden durch ein gröfseres ebenfalls dem Orest zugeschrieben — , so war
Monstrum. Nur sind sie alle zu weit her- dies allenfalls der Heros des arkadischen
geholt und tragen der Besonderheit des grie- 60 Oresthasion oder noch etwas anderes (wo-
chischen Mythus keine Rechnung. Wenn der- rüber wir uns § 58 eine Vermutung gestattet
selbe gar innerhalb des Klassischen eine nicht haben), aber nicht der der Tragödie, dessen
nur ausreichende, sondern bessere Erklärung Hereinziehung auf alle Fälle abzuweisen war.
findet , so wäre es unmethodisch , darüber Dafs er eigentlich "nccmtözag hiefs und was
hinauszugehen. Bekanntlich erzählt die alte damit gemeint war, kann keinen Augenblick
Sage (s. Eohert- Preller. Gr. M. 1, 189, 2), wie zweifelhaft sein, nämlich der Verschlinger,
Zeus die Metis, als sie von ihm mit Athena entweder mit Bezug auf den Baitylos oder,
schwanger ging, verschlang, damit sie nicht, wie was ebenso möglich, in ähnlichem Sinne
1541 Kronos (verschlingt s. Kinder) KroüOS (Verstümmelung cl. Uranos) 1542
wie Zeus im minyschen Orchomenos Acccpv- liehen Auffassung aber — nach ausdrücklicher
atio? hiefs. Das letztere erklärt sich durch Überlieferung eigen war und sogar durch Bild-
Stellen wie Lylcophr. 215 odovzi xai. Xaqiv- werke bestätigt wird: Österr. arch. epigr. Mut.
GxCaiq yväQ-oiq, oder 790 Kttjctv rs &oivoi.g 1 p. S5 Taf. b {Michaelis). Athen. Mut. S {ISS3)
llQcovi'av Xacpvart'av. Otfr. Müller, Orch. u. p. 79 (Puchstein). — Dieser Vergleich mufs
3Ii7i.- 159, welcher selbst diese Stellen anführt, noch nicht auf einen uralten phallischen Kult
brachte es nicht über sich, die einfache führen, oder in die Sphäre des phrygischen,
Konse:iuenz zu ziehen, dafs der Gott des doppelgeschlechtigen, verstümmelten Agdistis.
Athamas und Phrixos 'Verschlinger' heifse, Obwohl nun beide Kreise, der des Phanes wie
sondern deutelte an dem Worte lacpvaasLv lo der des Kronos, der Kosmogonie das Motiv der
unnötigerweise herum, indem er in Hesychs Götter -Verschlingung geliefert haben, so findet
ganz einfache und richtige Erklärung 'gierig, doch das Sexuelle keinen Anhalt bei Kronos,
schnell essen' ein ensvdsLv, cpsvyeiv hinein- dessen Baityloi eben keine Phallen, sondern
eskamotierte (wovon nur das erste Wort im etwas ganz anderes waren. Auch die kosmo-
Text steht), um so eine Beziehung auf Phrixos' gonische Verstümmelung des Vaters Ura-
Flucht zu gewinnen; als ob das Entfliehen nos erklärt sich von einer ganz anderen Seite,
in den Kulten mit Menschenopfern nicht eine „ -rr ^ .. i j tt
gewöhnliche, mildernde Form wäre. Warum 2. Verstümmelung des Uranos;
eine so blutdürstige Gottheit gerade der Ver- Trennung von der Erde,
schlinger hiefs , darüber zu grübeln würde 20 65. Gaia fühlt sich beschwert, weil Uranos
ebensowenig einen Zweck haben, wie etwa die furchtbaren Riesen- Geborten in ihren Schofs
unser Ausdruck 'reifsendes Tier' heute noch zurückgestofsen; Kronos halst den Vater wegen
eine lexikalische Analyse verträgt. Er hätte seiner endlosen Fruchtbarkeit; ein sehr ein-
auch (bn,r\GxriQ (oder -rjg) heifsen können, wie faches ökonomisches Motiv, welches man unter
Dionysos und wie bei Notinos und späten Or- den Söhnen mancher Bauernfamilie antreffen
phikcrn{Lith.6'kb)Kronos seihst. Der ^amtcotag kann; nur würde man als dessen Vertreter
jedenfalls steht damit ziemlich gleich luid hätte nicht gerade den Jüngsten erwarten. A. Lang
zur Illustrierung des Kronos-Mythus als einer hat deshalb die Sitte des Jüngstenrechts zu
rohen alten Kultform nicht in erwünschterer Grunde legen wollen, was aber etwas zu fein
Weise auftreten können, als in Gestalt eines ßat- 80 und in griechischen Verhältnissen nicht be-
TvXog. — 64. Dies wäre die eine methodisch gründet ist. Hesiocl hat nicht so genau nach-
vorgeschriebene Art den Kappotas zu erklären, gedacht und gegenüber Homer, der sich auf
mit dem Kronos auf gleicher Linie steht. Die die theogonischen Familienvorgänge nicht ein-
andere, ebenfalls beide angehend, würde von liefs, Zeus sowohl wie Kronos zum Jüngsten
dem Baetylns ausgehen, und der Naturmythus,^;^© gemacht, weil das letzte das Beste und Ent-
nur der Donnerstein im Munde des Gottes ist, scheidende im Mythus ist und alles darauf
sich in den Kindern zur Theo- und Kosmogonie hinstrebt. Jedenfalls versteht man so, dafs
erweitern. Es liegt nämlich auf der Hand, dafs dieser Sohn besonders an die Mutter attachiert
auch der orphische Fha,neä-EQL-A.an(xi:og oder ist und beide sich gegen Uranos verbünden.
'HgiKccTicciog, dem nur durch Unverständnis 40 Die blutige That selbst, welche auf diese
manche in der dritten Silbe ein s geben (diese Weise instruiert wird, ist aber mehr als ein
Etymologie ist nicht erst von Di'eZs bei O. iCern, Familienereignis, sie ist durchaus für kos-
de Orph. cett. iheog. p. 21f. gefunden worden), mogouisch, d.h. einen Schöpfungsakt, zu halten;
in diese Kategorie gehört, und obwohl der darüber läfst das gerade hier sehr lehrreiche
Name so aussieht, als ob er eher den Ver- Vergleichsmaterial, welches die Anthropologen
schlungenen als den Verschlinger bezeichne, so liefern , keinen Zweifel. Ändr. Lang {Myth.
deuten doch wohl Formen wie IJavTL-iiänaLov Bit. a. Bei. 1, 302, vgl. 193, wie schon früher
nach entgegengesetzter Richtung, d. h. auf in Ciistom and Myth) berichtet aus Taylor,
ein Intensitäts- Präfix, welches die Aktion, New-Zealand 119 eine Geschichte des Maori-
nicht die Passion eines Gottes angeht; so hat 50 Stammes, die Himmel und Erde (Rangi und
ihn auch der Mythus verstanden: als denjenigen, Papa) als Personen in endloser Umarmung
der alle Götter verschlingt, d. h. die Keime zeigt, worunter ihre Kinder erdrückt werden,
aller Wesen in sich birgt. Es wurde nötig sie zu trennen, was nicht
Dieser Phanes hatte übrigens nicht immer ohne Mühe von statten ging. „Da jammerte
die komplicierte Drachengestalt, welche ihm der Himmel und schrie die Erde, warum dieser
die Orphiker geben, wie ich schon Gig. u. Mord? warum diese grofse Sünde? warum
Tit. 235 andeutete. Die Beweise, die Kern uns trennen? Aber was kehrte sich Tane daran
p. 27 f. vermifst*), stehen bei Lobeck, Agl. 491. (Tane Mahuta heifst der Sohn, der die Tren-
Aus denselben geht hervor, dafs der doppel- nung vollzieht mit Hülfe eines anderen {La
geschlechtige Phanes -Erikapaios ursprünglich 60 Mythol. 109); er oder sein Bruder gelten ab-
die männlichen Geschlechtsteile am Gesäfs wechselnd für die Schöpfer des Menschen-
hatte, also diejenige Gestalt besafs, welche dem geschlechts, der Bäume und der Vögel). Auf-
Priapos — zwar nicht nach der später üb- wärts schickte er den einen, abwärts die
andere. Grausam trennte er die Sehnen ab
*) Von Chronos hingegen ist eine andere als die . -j. „q^q^ (Jie englische Ausdrucksweise
orphische Gestalt nicht nachzuweisen. Kern hat mich ^j ^j^^^ ^^j^l^e Himmel und Erde verbanden,
offenbar mifsverstanden. Ich habe nicht von der Knt- ' - i i i. ^„^ r^ -n nr ±i e
stehung des Phanes überhaupt, sondern von seiner äufse- Ferner Wird dort p. 195 auS Glll , Blytks of
ren Gestalt gesprochen. South Facißc p. 59 die Mangaische Vorstel-
49*
1543 Kronos (Verstümmelung d. Uranos etc.) Kvonos (Harpe) 1544
lung angeführt, dafs der Himmel als solides auch die Selbstverstümmelung des Ra und die
blaues Steingewölbe auf der Erde lastete, bis Göttergeburt aus seinen herabfallenden Bluts-
der Gott Ru sie beide trennte, oder vielmehr tropfen (s.Di'efmc/ia.O.) — nicht die nähere Ana-
bis Ru mitsamt dem Himmel von einem logie darbieten und zugleich die Quellen oder
dritten (Maki) so hoch hinaufgestofsen wurde, eine der Quellen, woraus der Mythus jene dem
dafs sie nie wieder herunterkamen. Ru gilt griechischen Genius so heterogenen Vorstel-
jetzt als Himmelsträger (vgl. Gi^. M. T^l 88 flP.). lungen schöpfte? Natürlich kann sich, wie
Wie es nach der umschreibenden, stets auf kaum wiederholt zu werden braucht, solche
das Damen- Publikum Rücksicht nehmenden Übereinstimmung nur auf den Inhalt beziehen,
englischen Schreibweise scheint, fielen bei lo nicht auf die Götternamen und Personen; es
dieser Trennung die Schamteile des Himmels beruht auf mehr oder weniger grundloser,
ab und wurden zu Bimsstein. Aus Samoa er- willkürlicher Identifikation , wenn bei Plut.
zählt man, dafs anfangs der Himmel auf der Is. et Osir. 12 Seb, „der Vater der Götter"
Erde lag und von dem Gotte Ti-iti — nach {s. Partheys ku^g. p. 190), ein ander Mal (ib. 44)
anderer Version von hochschiefsenden Pflanzen Anubis als Kronos betrachtet wird, oder dieser
— in die Höhe getrieben ward mit solcher letztere gleich anderen griechischen Gottheiten
Anstrengung, dafs die Füfse des Gottes ein in die dortige Götterdynastie eingereiht wird;
sechs Fufs tiefes Loch in den Felsen machten. Manetho, F. H. G. 2, 526a; 531, 3; 534.
66. In all dem spricht sich eine der einfach- Diod. 1, 13. Sein Krieg gegen Ammon, der
sten Ideen krasser und kunstloser aus als im 20 sich von Libyen nach Kreta hinüberzieht
griechischen Mythus. Man sieht aber nicht ein, {Dionys. Skytobrach. bei Diod. 3, 71), gehört
weshalb nun Lang 301 dem letzteren Sinn wieder in eine andere , mythologisch nicht
und Verständnis überhaupt abspricht. Als wertvollere Kategorie,
eine Weltkrisis hatten nicht nur die Philo- an- tt
sophen die That des Kronos verstanden, ^- ^^^ Marpe.
und dies sogar etymologisch mit Zuhülfe- 67. Endlich die Harpe, welche Gaia zum
nähme eines anderen Namens dieses Gottes Zweck jener Umhat erschafft! Es ist noch
zu begründen gesucht (§ 52), sondern auch nicht so lange her, dafs man dieses Instru-
Hesiods System ist ja lediglich darauf be- ment für den Blitz erklärte {Lauer, System
rechnet, die Phasen der Kosmogonie, die sich 30 der Mythologie) oder für den Mond, der abends
zur Theogonie gestaltet, zu enthüllen. Wenn in den Himmel einschneidet {A. Mornmsen,
Hesiod selbst Schiefheiten begeht, so fallen Delphica -p. Sit), Von anderem, minder halt-
dieselben, soweit nicht die Kritik des Textes losen Standpunkt aus wurde es für das alte,
Ordnung schafft, seinem tardum Ingenium zur dem Kronos ureigene Attribut erklärt, welches,
Last, nicht den Musen des Helikon, die es wie der römische Saturn es immer behielt,
verstanden haben, selbst den rohesten Bar- schon existierte, ehe Hesiod ihm jene Anwen-
baren- Mythus ins Freundliche zu wenden, düng gab; nur darüber, ob es den Gott der
durch Züge, wie die Geburt der holdseligen Zeit (Buttmann) oder der Saat und Ernte
Aphrodite. Fragt man, woher die Griechen bezeichne (üverbeck), gingen die betreffenden
diese Barbareien hatten, so wird von jener 40 Meinungen auseinandei*. Die Buttmannsche
Seite geantwortet werden: aus der Zeit ihrer Auffassung hat nur noch historisches Inter-
eigenen Wildheit. Wir haben gegen dieses esse; nur in späten Zeiten des Altertums, als
Prinzip, namentlich in der Ausdehnung, die die Idee von dem Gott der Zeit längst die
Lang ihm giebt, schon oben begründete Ein- herrschende geworden (s. besonders Plut. de
Wendungen erhoben, und finden diesmal, nach- rotn. 11, 12. Buttm. p. 32 Anm. Böttiger,
dem wir es in extenso haben zu Worte kommen Ideen z. Kunstin. 1, 226), wurde auch das Attri-
lassen, abermals Grund, uns nur sein Material, but der Sichel, welches der römische Saturn
nicht seine Schlufsfolgerungen anzueignen. Die führte, diesem Sinne angepafst. Macroh. 1, 8, 9.
Archäologie weist mit jedem Tage schärfer Anth. Pal. 7, 225 ^rjxsi xßt nsvQrjv 6 noXvg
auf Ägypten hin als denjenigen Kultur-Be- 50 xQÖvog (nach Simonid. fr. 176 ['36]), ovds
reich, welcher durch Vermittelung von Karern aiSqQov cpsiStTai, alla (iifi näw' oXsksl Sqs-
und Kretern dem vorhistorischen Griechen- Ttävy. Der 'Zahn der Zeit', den schon Simo-
land von seinen Erzeugnissen mehr mitteilte nidcs kennt, wird nun curvus Saturni dens,
und dadurch gröfseren Einflufs übte als irgend Verg. G. 2, 406. (Über Chronos im allgemeinen
ein anderes Land. ,, Götter", sagt man zwar, s. oben § 32.) Höchstens könnte der zweite Er-
,, wandern nicht wie Handelswaren." Allein klärungsversuch in Betracht kommen, d. i. die
der hesiodische Mythus von der Zeusgeburt Buttmannsche Idee in Overbeckschev Variierung.
giebt sich doch selber als kretisch, und die Man würde alsdann darauf gefafst sein müssen,
Fabeln wandern wirklich und wechseln nach worauf das oben § 30 Gesagte gewissermafsen
dem Ort ihi-e Personen. Wenn im ägyptischen 60 vorbereiten könnte , einem Verwandten des
Totenbuch Osiris von dem grofsen Tage der Priapus — von dessen Anfängen ist ja wenig
Verstümmelung spricht, wo er seine Eltern bekannt — zu begegnen; eine Verwandtschaft,
emschloi's {s. Dieterich, Abrax. 16, i), und wirhei die dem alten Sterculius Saeturnus vielleicht
Euhemeros, einem dem Ersten, welche Kronos nicht so übel anstehen würde. Allein es
auf Kreta lokalisieren, wirklich finden, dafs müfste doch eine Spur im Griechischen sich
dieser seineu Vater und seine Mutter ein- erhalten haben oder gelegentlich wieder auf-
schlofs (§ 10 Sp. 1468, 26), was nirgends sonst im tauchen. Die sehr schwache Entwickelung des
Griechischen vorkommt, sollte all dies — wie Kronos in der Kunst zeigt sich gänzlich vom
1545 Kvonos (Harpe) Kronos (Etymologie) 1546
Mythus abhiiiicpig. Die Lokallegenden, welche die Wahrscheinlichkeit, dafs sie auch bei
an die Namen ZayxZrj, jQsnävrj etc. anknüpfen, Kronos mit Absicht gewählt sei.
beweisen natürlich nichts. Ohne dafs ich also 69. Ein. Ho/fmann hat die Frage nach der
jenen Gedanken gänzlich abweise und etwa das Harpe in Verbindung gesetzt mit dem Beiwort
Verlangen stelle, jenes Detail solle sich dem ayuvXofir'jzrjs, dem. einzigen (aufser fisya?), wel-
kosmogonischen Mythus unterordnen, mnfs ches i/o??ier und danach IfmocZ von ihm wufste.
noch ein anderer Weg versucht werden. — 68. ,,Als göttlicher Herrscher der Sikeler (man lese
An und für sich wäre die Handlung des Kronos dort § 23 — 26 S. 55ff. , und wird eine Wider-
sehr geeignet, die Wahl solcher Waffe aus- legungüberflüssig finden) hat Saturn die Sichel,
reichend zu erklären. Vgl. Hör. sat. 1 , 2 , 45 lo sicilis, zum Attribut, und aus gleichem Grunde
accidit ut quidam testes caiidamque salacem war ohne Zweifel Kronos mit der sichelförmigen
detneter et ferro (v.l. demeterenf). Arnob.ndv.g. Harpe oder ^ay>ilr] bewehrt und führte das in
p. 5, 163 qui sibi demessuerint has partes ayxu^o-jüTjTTjs abgeänderte Prädikat !(4yxt;;io-(U.rJ-
(scil. genitales). Die Sichel dient zum Abhauen 5rjg" (S. 63 f.). Die Idee wäre, wenn die Vor-
länglicher Gegenstände, nicht zum Köpfen, wie aussetzung nicht jeglichen Halts entbehrte,
Robert, Arcli. Ztg. 1878, 16 annimmt. Herakles keine der unverständigsten, die sich in dem
führt sie, und zwar die gezahnte, auf zahl- Buche finden; wenigstens könnte die Sichel
reichen Vasenbildern der archaischen Kunst, aus dem Begriff äyvLvXog., mit dem man nichts
wo er die Köpfe der Hydra abmäht (vgl. anzufangen wufste, allenfalls hergeleitet sein.
Eiirip. Ion 191); den Pygmäen dient sie, 20 Ich halte diese Hypothese indessen nach dem
um den Kranichen die langen Hälse abzu- zuvor Gesagten für eine überflüssige Kühnheit
schneiden; Zeus führt diese Waffe {ApoJIod. und stelle, bis sich eine bessere Erklärung
bibl. 1, 6, 3, 7) gegen Typhon mit seinen findet, jene Eigenschaft zusammen mit der
vielen Schlangenköpfen (vgl. Gig. u. Tit. 235 f. Schlauheit oder Klugheit anderer Titanen, wie
275). Zum Köpfen der Meduse hingegen hat der des Zi'avcpog, welches bekanntlich cocpög
Perseus ursprünglich das gerade Schwert und bedeutet, des IlQoiirjQ'svg, des weisen Atlas,
bekommt das komplicierte Sichelschwert erst vielleicht auch des Kentauren Cheiron, des
seit dem 5. Jahrhundert (vgl. Benndorf, Text Titanensohnes, den ich Gig. u. Tit. 86 ff. nicht
z. Giöl-Baschi p. 3). Aus dessen zahlreichen erwähnte. Hinzuzufügen ist den dortigen Aus-
Darstellungen scheint die Waffe erst später 30 führungen, die Dümmlers und Kuhnerts Bei-
bei Hermes und Argos eingedrungen, vereinzelt stimmucg gefunden, die Gleichstellung des
auch bei Theseus und Minotaur. So würde also Kronos und Prometheus in den § 11 und 22b
in der Waffe, die Kronos bei jener blutigen That erwähnten Quellen, die soweit geht, dafs der
benutzt, nicht notwendig etwas mythisch Bedeut- orphisclie Hymnus den Kronos selber TLqo^ri-
sames zu liesen brauchen. Nur war dieses Waffen- 9sv anruft.
XI. Etymologie.
stück überhaupt etwas Ungriechisches oder doch
zeitlich oder örtlich so Fernliegendes, dafs es
mythischen Charakter angenommen hatte und Eine Inschrift aus Elateia (Bull, de corresp.
darum zu dem bedeutsamen Akt gewählt wird, hell. 1886, 368), welche noch ins 5. Jahrhundert zu
wo allenfalls auch ein einfaches Schwert oder 40 gehören scheint, redet den Poseidon Xpovoi; Trat
Messer genügt hätte (wie z. B. beim Myth. an. Kratin fr. 24:0 KocJc. 1,86; 2, 1 ]). I4t7 3Iein.
Vat. 1, 105 ungenauerweise zu lesen ist: illato nennt denPerikles, den die Komiker auch sonst
cuUro amputavit naturalia eius). Im Gebrauch mit dem Kr oniden vergleichen, Sohn der Revolu-
finden wir die Waffe noch bei manchen klein- tion und des XQovog, was ebenso unzutreffend in
asiatischen Völkerschaften, den Karern nach Kqövog geändert wie (durch OverbecJc, Abh. d.
Herodot, den Lykiern auf den Reliefs von S. Ges. 1865 S. 70) von Kronos unterschieden
Giöl-Baschi (s. Benndorf im Text dazu a. a. 0.). wird. Andererseits sagt Euripides Suppl. 791
Weiter im Innern trifft man die Sichel noch (vgl. § 7 g) Aimv KqÖvov nccig (v. 1. %q6vov).
auf einer bekannten Kriegerstele aus Ikonion Und wir haben gesehen, wie schon Pkerekydes
in Lykaonien. Dafs sich gerade in Ikonion 50 der Orphiker den Zeus -Vater als die Zeit
sowohl ein Perseus -Mythus findet wie der des verstand (§ 32). Es läfst sich also heute nicht
Annakos, den man mit Kronos verglich (oben mehr behaupten, wie noch jüngst geschehen ist
§ 58a), darauf gebe ich ebensowenig, wie, (Dieterich, Abraxas S2), dafs dies eine Idee der
wenigstens für diesen Zweck, auf die that- Stoikersei. Diese haben höchstensdenGedanken
sächliche Verwandtschaft des Perseus -Vaters mit Hülfe des Mythus zu vertiefen und physi-
mit dem phryg. Kronos (§ 54). Entscheidend ist kaiisch zu begründen gesucht. Vgl. Flach,
mir, dafs Perseus selber mit seinen Kyklopen aus Glossen u. Schol. z. Hesiod. — Schol. Apoll.
Lykien kommt, dafs die Gorgonen von Anfang an Bh. 1, 1098 -xai cpvaitiäg tavtrjg (P£(xg = yfjg)
nahe der dortigen Küste hausen (wo der Mythus avdQa rbv Kqövov (paaiv , oiovsi tov xqÖi'ov,
sich bis ins Mittelalter lebendig erhalten hat; s. ßo (isrußoly räv ccvtiotoi'xcov. ovvsazt ds tij xa>v
m. Vortrag, 40. Philologen-Versaminl. Görlitz); oxoixsCav TÜ'gBi ih, dväy-urjg o xQO'^'og. Vgl. lo.
endlich dafs auf sehr alten Monumenten von Lyd. m. Cornnt. 6 6 Kgövog HysTcn v.azanCvfiv
Rhodos und Kypros Perseus und Gorgo mit ta — tf'xj'a insiSrj oaa dv ytVryrat xaro: tov
ganz eigenartigen Zügen vorkommen; worüber flqiquivov zfjg -nivriascog Xoyov nccliv kcczk zov
an anderer Stelle. Da diese charakteristische avrov iv nsgiöScp dcpavi^szai. Dann einfacher:
Waffe hier, trotzdem sie für den Perseus- x«t 6 xQÖ'^'og Ss zoiovzov zi iozf danccvcczai
Mythus, wie gezeigt, entbehrlich war, einen yctQ vn' ccizoH za yivöpuva iv avzto. Serv.Atn.
ethnologischen Fingerzeig enthält, so überwiegt 3, 104 q^na dicitur (Sat.) deus esse aeternitatis et
1547 Kronos (Etymologie) Kronos (Litteratur) 1548
saecuJorum. saecula autem annos ex se natos in Journ. de suv. 1834 p. 430 Kogwvog, während
se revolvunt; vgl. Mythogr. Vat. 3, 1, 8 u. 5. derselbe Kommentator an anderer Stelle (0?ym-
— Anders bei Etym. M. Kq. — — vo^i^stul piod. Scliol. Plat. Pliaed. ed. Finckh p. 3, 22)
jtcttg OvQccvov y.al yrjg ort i% zrjs STtLToXrjg zäv KoQOvovg hat. — lo. Lydus verquickt mit
V7t6 yriv v.kI vnsQ yriv aaxQoov 6 xQovog yiva- diayiOQtj vovv eine andere Erklärung oiovsl
tat. v.xl. Über die in diesem Lemma voran- itXr]Qri v.al (i^atov Ixäv dvtl xov Mk-hquicovo.
gehende Beziehung auf kqivco und xpiffic; siehe und vergifst, dafs diese im Griechischen sinn-
oben § 52. — Plato, haben wir § 17 gesehen, lose Etymologie erst durch die Lateiner ver-
bringt eine neue Erklärung vor, oder vielmehr mittelt war, Cic. N. D. 2, 25, 64: Sahtrnus
zwei, von denen er die eine fallen läfst. Er lo autem est appelJatus quod saturaretur annis;
denkt an -nQovvögy was dann öfter verwendet danach Augustin a. a. 0. 34. Lactant. de fäls.
wird (§ 17. 21), wie ein Chrysippeer an q6ov relig. 1, 12. Myth. Vat. 3, 1, 8; 2, 1.
(Diels, Doxogr. gr. 546 b), andererseits — Wichtiger als diese spielenden Deuteleien ist
dies aber mehr scherzhaft — an -noQog Besen Cornut. Kap. 7 (nach den Stoikern ?) : xäv olmv
und rovs, als den Reiniger des Verstandes, yEviasfog xat,ig, r]v e'(pa^£v ano xov %qaCveiv
ohne Beziehung auf den Charakter der Person. K^övov hiQriaQ-ai (vgl. cap. 3). Dabei konnte
Letzteres haben die Neuplatoniker aufgegriffen, man sich auf Homer und andere Dichter be-
indem ihnen ayv.vloiirixr]g darauf zu passen rufen. Hom. B419 kitsv-qaCccivs Kqoviojv. Soph.
schien (Lobeck, Agl. 506; vgl. Orpli. fr. 98. 99. Track. 126 ö nävza v.QaCvmv ßaaiXsvg ÄQoviSag.
Procl. z. Parmeiiid. 2, 96). In dem verän- 20 Dies ist diejenige Erklärung, zu welcher sich
derten Sinne von y-ogog Sättigung, Fülle kehrt heute auch die Sprachforschung zu bekennen
die gleiche Etymologie des Kronos -Namens scheint, Pott in Kuhns Zeitschr. 1883 193.
anderwärts wieder: 8iav.0Qri vovv {loh. Lyd. G. Curtius, Gr. Etym.* 154, der ■KQtt'cov damit
de mens. 2, 11 p. 24 B.), a satietate intellectus zusammeni3ringt (vgl. Hom. «45. co 473 Kqo-
{Äugustin. cons. evang. 1, 23, 35 mit Berufung viSiq vnaxs -hqiziuvxcov). 0. Grup2)e, Gr. Kulte
auf die Neuplatoniker); hiemach ist Dion. Hai. 624: von -ugaivoi „also Fürst". — IScJiöinnnn, Op.
1, 38 zu verstehen bezügl. zu verbessern: ovdhv acad. 2, 112 und G. Hermann, welcher die
ovv &av(iaGx6v xovg TiaXaiovg isqav vnoXaßaiv Übersetzung Perficus gab, dachten im Sinne
xov Kqovov xrjv xwqixv xavxiqv (Italien) xov der erwälmten Philosophen an Vollendung der
ftav öaifiova xovzov oiOfisvovg slvai ttkctj? 30 Weltschöpfung. Dazulassen sichjetzt, wenn man
svdcci^oviag doxfjQu Kcci nXrjQcoxrjv dv&Qcönoig, will, die anthropologischen Parallel-Mythen
sl'xs Xqovov avxbv dst KaXsLV, ag '''EX- (oben § 65f. Kap. X, 2) vergleichen, während
Xrjvsg d^iovaiv, slxe KqÖvov, ag ^Pca- andererseits, die Richtigkeit der Etymologie
^ccioi, ndcav 8s nsQisiXrjcpöza x))v rov angenommen, sich auch an 'Reifen' denken
y-oofiov (pvoLv , OTtozsQov äv xig ovofiday. lälst, aus den vom Unterzeichneten Gig. u. Tit.
Buttmann, Mythol. 2,32 bemerkt dazu: „Die 71 ff. entwickelten Gründen. Sehr vag redet über
ausgezeichneten Worte liefsen sich vielleicht XQ°''^og und kquivco Gerhard; widerspruchsvoll
so erklären: die Griechen deuten ihren Saturn Preller in den alten Auflagen. Andere Her-
oder Kronos und sagen, er sei die Zeit; die leitungen sind die von ■kscqco, die H. J). Müller
Römer lassen sich auf keine solche Deutung 40 teils im Sinne des Erntens, teils des Schnitters
ein, sondern erkennen in dem Saturnus blofs Tod geltend macht; sowie diejenige ieo -Meye?'s
die Person, ihren Gott und ehemaligen König von skr. kala, welches „schwarz, schwarze
des Landes. Mit gröfserem Rechte scheint Farbe, Zeit(?), Tod und Todesgott" bedeute,
man jedoch die Stelle für verdorben zu halten. — Für uns geht aus Kap. IX hervor, dafs
Und zwar wollen Stephanus und Casaubonus Kronos wahrscheinlich ebensowenig wie Morgos
lesen: si'xs Kqövov (oder %q6vov) — — , sixs vmd Arkisios aus dem Griechischen zu er-
Köqov (oder Köqiov) mg 'P. Vielleicht ist dies klären sei, obwohl dies bei Rhea möglich ge-
im wesentlichen der Wahrheit sehr nahe. Ich wesen ist.
möchte nämlich alles unangerührt lassen und Litteratur (aufser den Handbüchern):
nur zuletzt statt Äpdi^ov schreiben Äo^ofov (vgl. 50 Spalding, Abh. d. Berlin. Akad. 1804 — 1811
Koronos 6). Dann wären hier wirklich zwei Deu- p. 77.
tungen des Namens. Bei den Griechen ist die Buttmann, Mythologus 2, 28 ff.
durch XQO'vog die gangbare. Bei den Römern Böttiger, Kunst - Mythol. 1, 222. 372.
heifst er Saturnus : dies erklärt sich Dionysios Schwartz, Urspr. d. Myth. 129 f. 156 f.
nach Giceros Vorgang [NB. bezüglich dessen Prähistorisch-mythol. Studien.
griechischen Quellen] aus saiMr und findet darin Heffter, Allgem. Schulzeitimg 1833 Abt. 2
eine Übersetzung des Namens Kgovog statt nr. 29 S. 228 (dem Verf. nicht zugänglich).
KÖQovog von v,6Qog saturatio.^'' Buttmann hätte F. G. Zimmermann, De Graecor. veterib.
diesen sehr treffenden Bemerkungen vielleicht diis (1. de Saturno), Dissert. Halle 1834.
noch hinzufügen können, dafs erst so der Zu- eo II. D. Müller, Mythologie der griech. Stämme
satz Tcäauv — q)vaiv seine Beziehung findet; 2, 128. 137. Phüolog. 12, 1857 S. 554 ff.
er gebt auf %q6vov (vgl. Sp. 1496), wie das Sippel, De culiu Saturni, Dissert. Marburg
voranstehende svdatiioviag doxrjQa «kI nXrjQco- 1848 (im Text nicht benutzt).
xrjv (vgl. 'jiXriqr] unten) auf Koqov oder Koqo- E. Braun, Gr. Gutterl. 213 ff.
vov, so dafs beide Attribute kreuzweise an- Härtung, Fei. u. Mythol. d. Gr. 2, 45 ff",
geordnet sind. Das hier vermutete Kogovog Laistner, Rätsel der Sphinx 1, 310.
scheint wirklich in Olympiodors Plato- Kom- Lauer, Syntem d. Myth. 164ff.
mentar zu stehen; wenigstens giebt Cousin, Lobeck, Aglaophamus, passim.
1549
Kronos (Bildwerke)
Kronos (älteste Bildwerke) 1550
Gottfr. Hermann, De tJieoIogia Graec. 17G.
Schoemann, Op. acad. 2, 112.
Welcl-er, Gr. Göttcrl. 1, 140 ff. 265. 272 If.
Ders. Bhein. Mus. N. F. 13 1858 S. 624 fi.
Max Müller, Chips from a German Workshop
2, 151.
Leo Meyer, Bemerkungen z. alt est. Gesch.
d. (jricch. Mythol. 59.
Breal, Hercule et Cacus 60.
Overbeck, Ahhandl. d. Sachs. Ges. 1865, 64 ff. lo
Emanuel Hoff mann, Mythen ans d. Wander-
seit der indog. Stämme; 1. Kronos. Wien 1873.
Kuhn, Entwickeluv gsstufen, Ahh. d. Berl.
Akad. 1874.
Elard Hugo Meyer, Indogerm. Mythen 2,
270. 280 ff.
Pott, Etymol. Forsch. 2-, 143; ders., Kuhns
Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 1883 193.
Sayce, Contempor. Beview, Sept. 1883.
Tiele, Ter toetsing eencr nicinve mytho- 20
logische methode. Theol. Tijdschr. 20.
Gh. Ploix, Bcvue des religions 13 1886, 11
— 46.
Krische, Theol. Lehren der griech. Denker
398.
Andreiv Lang, myth, ritual and religion;
vgl. desselben Custom and myth. und la my-
thologic 1, 304.
Mayer, Die Giganten und Titanen p. 71 ff.
Immerieahr, Bheakult in Arkadien (Bonner 30
Studien 188—813). Arkadische Kulte 1, 216 f.
Kerbaker, Bendiconto della societä reale d.
Xa2Wli 1890 p. 60. 93.
XII. Bildwerke.
Vorbemerkung.
Da Kronos nicht nur theoretisch von der
homerischen Götterwelt ausgeschlossen war,
sondern auch faktisch nur vereinzelte Reste 40
seines Kultes hinterlassen hat, so mangrelt der
Archäologie, wenigstens für die klassische
Epoche, einer der wichtigsten Anhaltspunkte,
wovon die Entwickelung der Göttertypen aus-
zugehen pflegt, und sie hat genügend Gelegen-
heit darüber nachzudenken, was wohl von der
sogenannten Kunst -Mythologie übrig bleibt,
wenn, wie in diesem Falle, die Mythologie ihre
Geschäfte selber besorgt und die religiöse
Kunst beinahe versagt. Wenn man in 50
einer plastischen Darstellung „das Verhaltene,
Schlaue, Lauernde und Harte oder Leiden-
schaftliche des Kronos -Charakters" erkennt
oder vermifst {Overbeck, K. M., Zeus 1 S. 2.ö2),
so ist das mehr als irgend einer der Alten
oder ihre Gesamtheit von diesem wufsten.
Wer sich an den historischen Sachverhalt hält,
wird nicht finden können, dafs die ganz dis-
paraten und widersprechenden Eigenschaften
und Sagen- Rudimente , die sich über diese 60
schwer fafsbare Gestalt zusammentragen liefsen,
sich jemals im Geist eines Griechen oder
Römers zu einem einzigen Bilde zusammen-
geschlossen hätten. Nicht einmal in dem
äufseren Umstand der Greisenhaftigkeit be-
kunden die griechischen Kunstwerke Einhellig-
keit.
Um also von den wenigen Tempel-
bildern, wovon wir Nachricht haben, aus-
zugehen — von den 'Bätylien' (§ 44 ff.) hier zu
schweigen — so befand sich in Athen, im
Olympieion- Bezirk, ein Heiligtum mit den
nach Pausanias' Urteil altertümlichen Erz-
bildern des Kronos und der Rhea (Sp. 1518). In
Lebadeia war Kronos nicht Hauptperson, und
seine Bildsäule (Paus. 9, 39, 3 (4)) ist jedenfalls
erst nachträglich aufgestellt worden. Wo wir
sonst noch Tempelbilder erwähnt finden, handelt
es sich immer um den römischen Saturn.
Lucian führt sein Gespräch mit dem Gott der
Saturnalien in dessen Tempel. Ein Heliodor
(in dem scherzhaften Epigramme des Lucillius,
Anth. Pal. 11, 114, kürzer dasselbe 257), dem
das Horoskop die Ungunst des Planeten Kronos
verkündet, schleppt dessen goldene Statue, um
ihn unschädlich zu machen, aus dem Tempel
hinweg. In Syrien bei Abila errichtet jemand
in der Kaiserzeit einen Tempel mit Anpflan-
zungen Kqovo) •AVQica v,ai C.L.G. 4521 Add.,
womit natürlich Saturn gemeint ist wie in der
Erwähnung des Baues am Forum im Monu-
mentum Ancyranum. Eine Ausnahme macht
nur Alexandria, wo der Kronos-Kult, vielleicht
unter Aufnahme fremder Elemente, eine Nach-
blüte feierte und mit
Serapis zugleich einge-
richtet wurde (§48). —
Eine Fiktion ist der Kro-
nos-Tempel, in welchem
Kehes seinen Pinax an-
setzt.
In der Darstellung des
Mythus beschränkt sich
die Kunst wesentlich auf
die Täuschung, welche
Rhea dem Kinder ver-
schlingenden Gatten mit
dem Stein bereitet. Am
argivischen Heraion — ob
in den Giebeln oder Metopen bleibt unklar — war
einerseits der Gigantenkampf dargestellt, ander-
seits die Scenen der Zeus- Geburt, als deren
Typen wir die liegende Rhea, die Übergabe
des Steines, den Kuretentanz und die Pflege des
Kindes durch Amaltheia kennen. Der Fries
des Tempels von Lagina in Karien scheint
hierzu noch ein neues Moment zu fügen, Kronos'
Verwandlung in ein Pferd. (Die Publikation wird
durch die athenische Ecole frangaise erfolgen.)
1. Älteste Darstellungen.
Die Reihe der erhaltenen Monumente be-
ginne ich mit einem in diesem Punkte noch
unerklärten, welches, wenn meine Deutung
zutrifft, weitaus das älteste sein würde. Auf
den Scherben eines auf beiden Seiten be-
malten Pinax aus Eleusis, wovon die eine Seite,
Ephim. arcli. 1885 Taf. 9, 12. 12 a abgebildet,
die andere von Studniczka, Jahrb. d. Inst. 1886
S. 92 Anm. beschrieben ist, hat einer der
Giganten — es ist eine Gigantomachie — als
Schildzeichen den Kopf eines Greises, übrigens
in einer gegen die Figuren recht vorgeschrit-
tenen, realistischen Zeichnung, die ich hier
nach der Paufse wiedergebe (Fig. 2.) Gewöhnlich
werden in der Vasenmalerei bis ca. zur Mitte
Fig. 2. Von einem ar-
chaisclien Thon-Pinax
in Eleusis.
1551 Kronos (älteste Bildwerke)
Kronos (älteste Bildwerke) 1552
des 5. Jahrhunderts bejahrten Personen des
Mythus die gewöhnlichen, die Ideal- oder
Durchschnittszüge gegeben, nur mit kahler
Stirn und weifsem Haar oder Bartstoppeln, die
häfslichen formenentstellenden Züge des Alters
aber unterdrückt. Nur auf das Alter (Geras)
selber, oder hin und wieder auf eine häfsliche
alte Frau wird jene realistische Manier an-
gewendet (vgl. die gute aber nicht erschöpfende
Fig. 3. Vasenbild, auf Kronos und Rliea bezogen (nach Gazette arch.
1875, 9 und 1877, 18).
Darlegung von P. Hartwig, Piniol N. F. 4, 1891,
185 fi".). Und so könnte hier einer der Titanen
— man unterschied diese nicht streng von den
Giganten — den alten Kronos im Schilde
führen, wie sonst einen anderen Hauptgegner
der Götter, den Typhon {Gig. u. Tit. 275; be-
stätigt durch weitere Funde, Athen. Mitt. 1889
S. 72, A. Brückner).
Von Vasenbildern ist sonst nur ein einziges
zu verzeichnen (Fig. 3). Es stellt die Täuschungs-
scene dar und gehört dem noch unfreien rotfig.
attischen Stil an. Die Hauptseite dieses Ge-
fäfses publicierte De Witte, Gazette arch. 1875
pl. 9 (vgl. seine Erwähnung Elite 1 p. 315,
Ann. d. I. 1845, 404), der es (p. 31) als eine
'amphoreKelebe' charakterisiert; die Rückseite
folgte ebenda 1877 pl. 18 nach, mit kürzerem
Text von E. de Chanot, p. 116. Dargestellt
sind drei Frauen und ein alter Mann, der bis
an den Hals in seinen Mantel gehüllt ist und
nur die linke Hand
frei hat, womit er
ein Scepter hält. Auf
ihn zu kommt von
rechts eine junge
Frau, die in dem
Bausch ihres Gewan-
des einen einge-
wickelten Gegen-
stand wie ein Kind
trägt und es dem
Alten präsentiert. Ist
diese Person Rhea,
so werden sich auch
für die zwei Mädchen
neben ihr , welche
lebhaft dem Vorgang
folgen, passende Na-
men finden ; De Witte
nennt Ida und Adra-
steia; auf dem Fries
von Lagina sind bei
dieser Scene minde-
stens ein halbes Dutzend Mäd-
chen anwesend. Die Rückseite
der Vase hat nur drei Figuren,
denselben Alten mit geringen
Variationen, die eingehüllte
junge Frau, und eine geflügelte
Botin oder Dienerin, welche,
sich umblickend, davon eilt,
da jene, deren gezwungene
Haltung auffällt, ihr einen Auf-
trag mit vielsagendem Blick zu
erteilen scheint. Über den
Namen dieser Botin, die gewifs
nicht den Sieg des nahenden
Zeus verkündet (de Chanot),
sondern höchstens das falsche
Kind holen soll, würde man
sich wohl auch einigen können.
Nur stöfst die Verwendbarkeit
lieser ganzen Gefäfshälfte, die
De Witte vielleicht mit Bedacht
fortliefs, auf stilistische Beden-
ken. Der Greis ist Strich um
Strich nach dem der Vorder-
seite kopiert, in einer Weise,
welche die moderne Hand aufs fragloseste
dokumentiert: die Gesichts-, Ohren- und
60 Augenbildung, sowie die Zeichnung von Hand
und Arm (man vergleiche das andere Bild)
widersprechen dem Stil der Vase, die Ge-
wandlinien am Halse sind bis in den Spitz-
bart hineingezogen, welcher — was auf unserer
kleinen Reproduktion schlecht geraten ist —
durch zwei flottgeschwungene scharfe Striche
(ohne Angabe der inneren Grenze an der
Wange) gebildet wird. Zwar verrät sich nun
1553 Kronos (älteste Bildwerke)
Kronos (älteste Bildwerke) 1554
auch der Krückstock, der hier die Stelle des
Scepters vertritt, ;ils Zuthat des Restauratora.
Aber der Gewinn bleibt prekär, solange wir
nicht wissen , wie die weggebrocbene oder
übermalte Person aussah. Gerade diese Ver-
gleichung der beiden Seiten lehrt, dafs die
Hauptseite im wesentlichen antik und intakt
ist, obwohl auch dort einiges nicht ganz seine
Richtigkeit hat: ich meine weniger die selt-
same Bekleidung des Alten, die ein ungewöhn- lo
lieber, warmer Rock als Mantel sein wird, als
die unorganischen Gewandzipfel, welche das
mittelste Mädchen mit sonst durchaus stil-
gerechter Bewegung hochhebt. Von dem Haar
uud Bart des Greises ist vermutlich nur die
weifse Deckfarbe abgegangen; De Wittes Auf-
fassung der Thonfarbe als rote Hautfarbe und
deren symbolische Erklärung macht heute
einen ebenso komischen Eindruck wie das was
er über die Füfse des Alten sagt. 20
Ungefähr der gleichen Epoche gehören die
Bildwerke an, denen wir uns zunächst zu-
wenden. Vielleicht noch etwas älter ist die
seltene Münze von Himera in Sicilien, welche
von Imlwof-Blumer in den
Berl. Blättern für Münz-
hunde 5, 1870 S. 46 nr. 5
erwähnt wird und bei Torre-
muzza 2, 3, 8 abgebildet ist.
Sie zeigt einen männlichen 30
langbärtigeu , mit Tänie
oder Reif geschmückten
Fig. 4. Silber- Kopf nach rechtshin ge-
raunte Ton Mallos. wandt, und auf dem Revers
einen Helm mit der alter-
tümlichen Umschrift HIMERA (linksläufig).
Wen dieser Kopf darstellt, schliefst Imhoof
mit voller Sicherheit aus einer jüngeren, dem
5. Jahvh. angehörigen Münze,
welche a. a. 0. und besser Im- 40
Jioof, 3Ionnaies grecques pl. B 4
abgebildet und nach ImJwofs
eigenem Exemplar hier Fig. 5
wiederholt ist. Der in jeder
Hinsicht stilistisch weiter ent-
wickelte Kopf ist hier als KPO-
NO — Z gekennzeichnet; der Revers zeigt
in entsprechend gegen die frühere vorge-
schrittenerer Schrift IMEPAIßN (linksläufig\
den Blitz und zwei Gerstenkörner. Dieser 50
sicilische Kronos ist nicht der uralte Götter-
vater, sondern eine Gottheit wie andere mehr;
[nach Imhoofs jetziger Meinung der Erntegott].
Vgl. Sp. 1572. Karthagischen Einflüssen, die
man früher geltend gemacht hat, hielten die
von Olympia ausgehenden jedenfalls das
Gleichgewicht an einem Orte, der wie Hi-
mera den Pelops auf seine Münzen prägte
(z. B. Monnaies grecques B 3). Wo noch
Reste seines Kultes existierten, war er kein 60
abgelebter Greis, oder brauchte es nicht
unbedingt zu sein. Ich fürchte, es ist hier
kaum am Platze, an die oi'phische Lehre zu
erinnern: rov Kqovov ccal (ifXaivag ^xsiv rccg
£7rt ysvBLOv rgi^ug (prjalv 'Ogcpsvg, Procl. Schol.
z. Hes. Opp. 113 (ausführlicher Orph. fr. 245
Abel) oder an Fiat. Phileh. 270 D rovg f-nl rrjg
ÄQOvLag TiSQioSov dnoßälXsiv cpr^at z6
Fig. 5.
Silbermünze
von Himera.
yriQag yial ccsi ysvsa&ai vEcoraQovg. Etwas
anderes ist es, wo er den Platz mit Zeus
teilen mufs und das homerische Alters- Ver-
hältnis der beiden in seine Rechte tritt. Dieses
ist im Folgenden der Fall.
Dafs unter den Göttern der östlichen
Giebel gruppe des grofsen Zeus -Tempels
von Olympia Kronos vorhanden sei, ist
eine alte, aber bis heute wenig beachtete
These, die näher zu prüfen uns nichts über-
heben kann. Ungeachtet der Hitze und
Ausdehnung des um diese Komposition ge-
führten und noch immer andauernden Strei-
tes lassen sich, dünkt mich, die entscheiden-
den Momente heute kurz zusammenfassen.
Ich bediene mich natürlich der Taf. 8 u. 9
des Arck. Jahrb. 1889 und der S. 77 des
Jahrb. 1891, wo man die verschiedenen
vorgeschlagenen Aufstellungen beisammen
findet. Als fester Ausgangspunkt mufs nach
Curtius die Thatsache gelten, dafs die Kör-
per der drei rechten Eckfiguren w, 0, p an
dieser Stelle des Tempels (d. h. nah davor
verbaut) gefunden wurden und nicht wie die
übrigen stückweise nach den verschiedensten
Richtungen und Entfernungen verschleppt
waren (s. Jahrb. 1889 S. 266 mit Plan). Es
sind dies der Kladeos, der hockende Knabe (0)
und der sinnende Greis*); von denen die erste
und dritte Figur auch niemand an einer andern
Giebelstelle einzuordnen gewünscht hat.**) Die
Mitte mit den beiden Gespannen können wir
zunächst als eine unverrückbare Masse be-
trachten. Was die sitzenden Füllfiguren darin
betrifft, so läfst sich eine fast mit Sicherheit
bestimmen: aus der Korrosion, welche man am
Nacken des hockenden Mädchens beobachtet
(vgl. Ath. Mitt. 1888 p. 402), zieht BörpfeU
jetzt den sicheren Schlufs, dafs diese Figur
nicht zu der rechten Eckgruppe gehörte,
sondern an einer Stelle stand, wo der Giebel
offener und höher und ihr Rücken dem Wetter
ausgesetzt war; dafs sie mit anderen Worten
zu den Füfsen der einen Frau, um sie zu
schmücken, kniete, wie dies KeTcule längst
aus anderen Gründen angenommen hatte. Über
ihr Pendant vor dem linken Gespann läfst
sich nur soviel sagen , dafs die betreffende
Figur nicht die Pferde hielt, da nach den
Spuren, welche man neuerdings zwischen den
Pferdehälsen bemerkt hat, die Zügel von hinten
gehalten wurden oder dort befestigt waren.
Mag dies nun bei dem Wagen der rechten
Seite ebenso gewesen sein oder nicht, jeden-
falls kann der sinnende Greis in der an den
Mund geführten Hand (obwohl Sauer dies selt-
samerweise angenommen hat) nicht die Zügel
gehalten haben, so wenig wie seine Linke
nach unten ging; vgl. Jahrb. 1891 S. 71, 9.
An der letztgenannten Stelle findet man die
*) Einigermafsen getreue Keproduktionen im l.Baud
der alten Ausgabe der Ausgrab. v. Olymp. (Curiiits,
Adler etc.), besonders Taf. 17; die Stellung, für welche die
Figur berechnet ist, besser bei Colliynon, ffist. d. la sculpt.
gr. 1 (1892) Fig. 229 p. 412, vgl. Fig. 228.
**) Aus letzterem Grunde scheint Treus jüngste Aus-
einandersetzvmg, Berl. Phil. Wochensciir. 1892 nr. 38 ihren
Zweck zu verfehlen.
1555 Kronos (älteste Bildwerke) Kronos (älteste Bildwerke) 1556
vollständigste Abbildung der Figur, die sich, präges hatte. Dafs der Alte in der rechten
wie jetzt deutlich wahrzunehmen ist, mit der Hand die Harpe hielt, ähnlich wie die ältere
früher fehlenden Linken auf ein Scepter oder Peliade auf dem lateranischen Medea-Relief
einen Stab stützte. Diese Figur kann dem- das Schwert, ist nicht unmöglich, da die
nach nicht wohl ein Wagenlenker gewesen Finger der Hand nicht festgeschlossen sind;
sein. Sollte also nicht etwa mit dem Räder- aber auch ohne dieses Attribut scheint mir
wagen eine Figur verloren gegangen sein — Kronos unverkennbar und meisterhaft charak-
was dann auch für die Gegenseite anzunehmen terisiert. [Von den bisher bekannten Kronos-
wäre — , so bliebe diese Seite überhaupt ohne Bildern weicht die Gestalt allerdings weit
Wagenlenker. Dem steht nur eines entgegen, lo genug ab. Aber deren Erfindung gehört ohne
die allgemein adoptierte Auffassung der rechten Ausnahme der römischen oder frühestens
Seite als der des üinomaos und Myrtilos. hellenistischen Zeit an, sie können also ur-
Allein — ich darf hier StudniczJcas mündlich kundlichen Aufschlufs darüber, wie man sich
geäufsertem Gedankengang folgen — nichts Kronos im 5. Jahrhundert dachte, nicht bieten.]"
hindert uns, die beiden Nachbarn des Zeus zu Diese Worte, von denen nur der eingeklam-
vertauschen: Pelops, der dann rechtshin kommt, merte Schlufs eine Modificierung erfahren wird,
bedarf überhaupt keines Wagenlenkers, sondern treten heute nach dem Scheitern so mancher
wird die jetzt noch angebundenen Rosse selber Experimente wieder in ihre volle Kraft. Wenn
lenken. Man nehme nunmehr die Photographie sie bei den Erklärern des Olympia- Giebels
zur Hand, um sich zu überzeugen, wie Un- 20 nicht die gebührende Beachtung gefunden
recht der fraglichen Figur geschah, als man haben, so lag dies zum Teil auch an der
sie für Myrtilos hielt, der als weichlicher, unausgesprochenen Vorstellung, dafs Kronos
etwas verlebter Lebemann gekennzeichnet sei. neben Zeus nicht auftreten könne, als ein
Aus den würdigen Zügen s^Dricht ein tiefer, gestürzter Titanenherrscher im Tartarus, den
wenn nicht grofsartiger Ernst; die Charakte- Blicken vmd Gedanken von Menschen und
ristik, einschliefslich der Schuhe, ist die eines Göttern gleichweit entrückt. Und doch führt
Greises, und die Bezeichnung als Seher, die Pindur, wenn er Olympia verherrlicht, stets
man (nach Curtius) hier und da gewählt, den Kronos im Munde, Si,a to TtQovndQxsiv
würde ihr vollkommen gerecht werden, wenig- t'xfT Kqovov ifQov {Schol. Find. Ol. 6, 116),
stens im Sinne ihrer Urheber; mancher wird 30 wie er den Pelops selber Kgöviog nennt {Ol.
freilich dem griechischen Seher minderes 3, 41). Mit Bezug auf die äufsere Gestaltung
geistiges und geistliches Gewicht beilegen der Figur finde ich die Annahme der Harpe
und sich ihn ebensogut (man denke z. B. in der (thatsächlich durchbohrten) Rechten
an die Priesterin auf dem Relief von Man- und den Vergleich mit der Peliade geradezu
tinea) mit irgend einem prosaischen Ab- glänzend. Bildliche Analogieen fehlen; Fig. 3
zeichen seines Interpreten -Berufs vorstellen die Zösc/(cZ;e entgangene Vase aus dem 5. Jahrh.
können. Den richtigen Weg haben diejenigen ist indifierent. Doch stelle ich hier einige spät-
gewiesen, welche hier eine Lokalgottheit griechische Kronos -Darstellungen zusammen,
suchten. Ich kann nicht umhin, die bedeuten- welche jener Auffassung wenigstens nicht
den Worte, welche Loeschcke in dem Dorpater 4o widersprechen.
Programm v. 1885 S. 8 schrieb, ziemlich voll- Aus der gegebenen Deutung erwächst uns
ständig hierherzusetzen. „Er (der Greis) hat die Pflicht, den hockenden Knaben zwischen
seinen Sitz nahe dem Kladeos, imd sobald Kronos und Kladeos zu erklären. Selbst solche
man hier Umschau hält unter den Kultstätten, Erklärer, die in dem sinnenden Greise nur
haftet der Blick an einer der ältesten und ehr- einen Seher erkennen wollen , bezeichnen den
würdigsten, die Olympia umschlofs — amKro- Knaben als eine Lokalgottheit {Körte, Berl.
nion. — Hier thronte Kronos, der Vertreter Phil. Wochenschr. 1892 Sp. 1050); um wie
einer vergangenen Zeit, eines vergangenen viel mehr sind wir dazu gedrängt. Ich glaube,
Göttergeschlechts und als solcher, namentlich dafs auch in diesem Punkte bereits LiJschclce
in Gegenwart seines Sohnes Zeus, nicht anders 50 das Richtige und allein Mögliche getroffen
darstellbar, als mit den Spuren höchsten Alters. hat. Mag auch die Ähnlichkeit der Figur
Als Kqovog dyKvXoiMrjtrjs lebte der halbver- mit den trauernden Knaben auf attischen
gessene in den epischen Formeln fort, an Grabreliefs gering angeschlagen, von manchem
dieses Beiwort mufste jede weitere Charakte- der Sinn der Trauer in jener Haltung über-
ristik anknüpfen. Während dies aber die haupt bestritten werden: unleugbar pafst die
hellenistische Kunst in mehr äufserlicher Weise Figur für einen jung verstorbenen Heros oder
that, indem sie durch Verhüllung des Hauptes chthonischen jugendlichen Gott, wie es Sosi-
auf den versteckten Sinn des Gottes anspielte polis ist, der am Fufse des Kronos-Hügels
und nur noch aufserdem, tautologisch und ohne mit Eileithyia zusammen, an einer anderen
rechtes Verständnis für das Motiv, ihn die 60 Stelle Olympias {Paus. 6, 25, 4) mit einer sehr
Hand ans Haupt legen liefs, führt uns der vag als Tyche bezeichneten Göttin zusammen
Meister des Olympiagiebels gleichsam in die verehrt wurde. An der zweiten Stelle wird
Werkstatt des Ränkeschmieds. Mit eigenen er ausdrücklich als ein selbständig stehender
Augen sehen wir, wie er in finsteres Brüten Knabe (mit Füllhorn in der Hand) beschrie-
versunken dasitzt, wobei man nicht vergessen ben, der eine mit Sternen besäte Chlamys
darf, dafs der ausdrucksvolle Gestus des Nach- trug, während an der ersten nur seine ganz
Sinnens damals noch nicht abgegriffen war, ätiologische (ioscZtcÄ-e S. 9) Geburtslegeude und
sondern die volle Schärfe eines neuen Ge- seine Verwandlung in eine Schlange, d. i. sein
1557
Kronos (unversclileiert)
Kronos (unversclileiert)
1558
Fig. 6.
Fortleben unter dieser Gestalt, berichtet wird.
Vgl. oben § 20.
2. Kronos unverschleiert.
Indem wir Olympia verlassen, haben
wir noch kurz über die unter nr. 6 — 8 mit-
geteilten Stücke Rechenschaft zu geben. Fig. 6
ist dem Rande einer hellenistischen — übri-
gens nicht ganz unverdächtigen — Kupfer-
schale aus Makedonien*) entnommen, weichein lo
der Mitte Helios und ringsum
in Medaillons die Planeten-
götter zeigt und an einem
anderen Orte von mir veröffent-
licht wird. Kronos sitzend, ganz
nackt und nichts weniger als
greisenhaft, hält in der zurück-
gezogenen Rechten die Sichel
und legt die Linke auf den
ominösen Stein. Fig. 7 ist
eine korinthische Münze der
Kaiserzeit, abg. nach Imlioof-
Blumer and P. Gardner, Nu-
mismatic Covimentary on Paus.
(= Journ. of hell. stud. 1885 — 1887) pl. G
nr. 135: der Gott, ohne erkennbare Zeichen
des Alters, steht ruhig da nach r. umblickend,
den Unterkörper bis zu den Knieen von einem
Gewandstück bedeckt, welches mit dem einen
Zipfel über den linken, die Harpe haltenden Arm so
fällt; die r. Hand ist, wie es scheint, unthätig,
etwas vorgestreckt. Das dritte Stück, Fig. 8,
bisher nicht erkannt und auf Peiseus bezogen,
ist eine kilikische Münze (v. Tarsos) Valerians
des Älteren, deren Kenntnis ich Svoronos
verdanke. Der hier deutlich kahlköpfige
Gott, den Unterkörper mit einem von der
Schulter fallenden Mantel bekleidet, scheint,
wenn ich die ungeschickte Darstellung recht
verstehe, in schreitender Bewegung und er- 40
hebt in der Linken das Sichelschwert, wäh-
rend die geöffnete Rechte, ähnlich wie auf
der vorigen Münze, empfangend vorgehalten
ist. Die Umschrift lautet TAPCOY MHTPO-
TTOAGfiC; im Grunde zu den Seiten der Figur
vertikal die Buchstaben AMK und TB. Die
Hauptseite zeigt die Kaiserbüste, vom Strahlen-
kranz umgeben, mit der Umschrift AY • KAI •
n • AI PIANON • CG. Weder Head,
Hist. Num. noch Imlioof, 3Iomr. gr. 365 ff. so
führen diese seltene Münze auf, welche sich im
athenischen Münzkabinet befindet. Offenbar
gehört hierher Mionnet, Supplem. 7 p. 289
nr. 539: Valerian d. Ä. wie zuvor. Rev. mit
gleicher Umschrift und Grundschrift; „Perseus
aufrecht nach 1., mit toZonmers (Flügelschuhen?),
mit Harpe in der L., auf der r. Hand zwei
kleine Figuren auf einem Schiffsvorderteil
tragend"; die letzteren Attribute, die man
allerdings erst sehen müfste, weifs ich nicht 60
zu erklären.
*) Dort sah sie Dr. P. Weigand (Leipzig), dem die
Photographie verdankt -wird. Ein Gipsabgurs soll sich
seit langen Jahren in Deutschland befinden. "Wenn der
Verdacht, der sich namentlich gegen gewisse stilistische
Eigentümlichkeiten richtet, begründet ist, so müfste man
dennoch annehmen, dafs antike Vorbilder, z. B. Gemmen,
zu Grunde liegen.
Aus diesen wie den früher erwähnten Stücken
ersieht man, wie unter den Griechen der Typus mit
verhülltem Kopfe keineswegs allgemein
verbreitet war. Die schöne Florentiner Bronze-
statuette, abg. z. B. Müller -Wieselcr 2, 62, 801,
neu nach Photographie in den7?ü«i. MiU.d. Inst.
1892 p. 166, würde hier gleichfalls zu erwähnen
sein, wenn die Figur nicht, wie ich an letzterem
Orte gezeigt, fälschlich als Kronos ergänzt
wäre; der Ergänzer konnte sich übrigens für
Fig. 8.
die kappenartige Kopfbedeckung auf das Pom-
pejaner Medaillon- Gemälde, Heibig 1005, be-
rufen. Das beste Beispiel des unverhüllten
Kronos aus griechischer Zeit
wird jedenfalls der schon er-
wähnte Frie-s von Lagina
bieten dort sitzt er mit bedeck-
tem Unterkörper, in-
dem über der 1. Schul-
ter ein Zipfel des
über den Rücken ge-
zogenen Gewandes
sichtbar zu werden scheint.
Die 1. Hand ist wohl nicht,
wie bei mehreren der ihn
umgebenden Nymphen, er-
hoben, um das Gewand über
den Ko]Df zu ziehen oder
zurückzuschlagen, sondern
sie hielt jedenfalls das
Scepter des damaligen
Götterkönigs, während die
Rechte sich vorstreckte,
um das Kind zu empfangen,
welches (bezüglich dessen
eingewickeltes Surrogat)
ihm von links her durch eine
eilende Frau gebracht wird.
Das Gesicht, welches auf-
merksam dorthin blickt,
zeigt durchfurchte, welke
Züge, der Kopf (man wird an Lukian Kron.^
10 erinnert uvmov itl^ojg, oiov avtov oi
^(üyQÜcpoi— eni8£iv.vvvxai) über die Stirn fallen-
des, hinten langlockiges Haar und darauf in
Form eines geschlungenen Bandwulstes die
Corona, welche wir aus Phcrelcydcs kennen
(Sp. 1458,37), und die, als Königsbinde gestaltet,
auf dem Relief (mit Weihinschrift) bei Clarac
pl. 161, 9 gemeint sein wird.
3. Kronos-Büsteu.
AVann und wo Kronos zuerst mit verhülltem
Hinterhaupt vorgestellt wurde, ist nicht ohne
Fig. 9.
Pompejan. Gemälde.
1559
Kronos (Büsten)
Kvonos (Büsten)
1560
weiteres zu erkennen. Die Römer konnten
für ihren Saturn nur einen solchen Typus
gebrauchen, da mit seinem Kult gerade dieses
Moment — wir haben es oben zu erklären ver-
sucht (§. 30) — innerlich zusammenhing. Wir
hören dort niemals von einer anderen Auffassung
als dem sichelführenden senex obvoluto capite
iServ. Äen. 3, 407. Myth. Vatic. 2, 1. Augustin.
consol. evang. 1, 23, 34). Am schönsten, d. h.
am charakteristischsten ist er wohl in dem lo
pompejanischen Gemälde bei Heibig nr. 96, zur
Erscheinung gekommen, welches hier Fig. 9
nach 3Iüncr- Wiesehr 2, 62, 800 wiederholt ist;
Fig. 10. Büste im Vatikau (nach Photographie).
die Gewandung, hier von gelber Farbe, nicht so
wie der Myth. Vat. 3, 1 ganz allgemein be-
hauptet (glauco amictu), hüllt seine ganze
Gestalt ein, und erinnert lebhaft an gewisse
i-ömische Porträtstatuen. Doch ist eine so
weit gehende Verhüllung erst allmählich er- GO
reicht worden, und wenn Jacobi, Handwörter-
buch d. Myth. 867 Anmkg. sich den Durch-
schnittstypus mit nacktem Oberkörper denkt,
so hat er unbewufst das Ursprüngliche ge-
troffen. Wie das Gewand dabei hinten empor
und über den Kopf gezogen war, werden wir
noch an einer Reihe plastischer Werke beob-
achten, die den Gott aber sitzend und dabei
nachsinnend mit aufgestütztem Haupte zeigen.
Älter als alle diese ist dasjenige, von welchem die
vatikanische Büste (Fig. 10) eine allerdings flaue
und unerfreuliche Nachbildung giebt (nr. 307
im Büstenzimmer, Heibig, Die off mtl. Samm-
lungen Borns 1, 237; abgeb., aufser in alten
schlechten Zeichnungen, nach Photographie,
aber auch nicht gut, bei Overbeck, Kunst- M.
Zeus, Atlas Taf. 3, 2; am besten jetzt bei
Brunn-Bruckmann 245). Hieran ist (aufser der
Nase) die ganze Büste ergänzt, ebenso der lose
Gewandzipfel, dessen Bruch man in der ver-
längerten Mundlinie sieht, natürlich mit der
Büste auch ein grofser Teil des Gewandes an
der anderen Seite. Dieser gerade stehende
Kopf würde eine ebenso aufrecht stehende oder
thronende Gesamtfigur voraussetzen, deren in
der Ergänzung mifsverstandene Verhüllung
von einem langen Mantel herrührte, welcher
allein oder in Verbindung mit einem ande-
ren Gewandstück den Unterkörper bedeckte.
Wir dürfen uns diesen rekonstruierenden Ge-
danken um so eher überlassen, als in den
Zeiten, wo dieser Typus entstand, Götter-
typen noch nicht für blofse Büsten erfunden
zu werden pflegten. Denn Bartbehandlung
und Gesichtsformen sind die des ausgehen-
den 5. Jahrhunderts oder einer wenig spä-
teren Zeit. Dies hat sich Overbeck, K.-M. 1.
Zeus wohl nicht klar gemacht, als er in der
Büste keinen Kronos, sondern den Zeus er-
kennen wollte, und zwar mit solcher Be-
stimmtheit, dafs sich Heibig zu dieser Auf-
fassung mit fortreifsen liefs. Die Abbildung
in Overbecks Atlas hat dieser Auffassung noch
durch eine Neigung des Kopfes nachgeholfeu,
wie sie den sitzenden Zeus -Kolossen und daher
auch dessen Büsten eigen war, aber nicht den
Unterweltsgöttern, zu denen der Kronos in der
Kunst gehört. Die Beispiele eines verschlei-
erten Zeus, welche Overbeck S. 251 ff. anführt,
lassen sich, näher betrachtet, gar nicht darauf
anwenden. Nr. 2, die nackte Gesamtfigur mit
dem herkulischen, kurzstirnigen Kopf, hat gar
keine Ähnlichkeit; nr. 4 (Dubois, Ant. Pourtal.
p. 109, 540, nicht 102, 523) ist eine auf dem
Adler schwebende Büste, ebenso wie auf nr. 7,
während bei nr. 5 die Verhüllung nach O.'s
eigener Darlegung durch die besondere Situa-
tion begründet ist. Von der archaischen Terra-
cotta ni". 1 kann hier abgesehen werden, nicht
minder von der Gemme nr. 8, die eine Ab-
kürzung von Darstellungen wie 4 und 5 giebt;
was dagegen ni*. 6 anbetriff't {Atlas 3, 22),
so wird man vielmehr fragen müssen, ob dieser
Zeus nicht aus dem sinnenden Kronos abgeleitet
sei, gleichwie später in Zeiten des aussterben-
den Heidentums der Typus des Deus Aeternus
{ArcTteografo Triestino ed. p. c. d. societä del gabi-
netto di Minerva N. S. 13 1887 p. 207; s. dort
die Weibinschriften) aus den sakralen Saturns-
Büsten (vgl. Clarac pl. 161 B, 11. 161 C, 9)
entstanden ist; letzteres ein Übergang, dessen
religionsgeschichtliche Ursachen {Sat. deus
aeternitaiis, Serv. Aen. 3, 104) und Konse-
quenzen hier nicht näher zu erörtern sind
Leider läfst sich die Frage nach dem Ur-
sprung des vatikanischen Büsten -Typus mit
1561
Kronos (Büsten)
Kronos (Büsten)
1562
dem hier (in Athen) vorhandenen Material
nicht zum völligen Abschlufs bringen; nament-
lich müfsten wegen des vornüber fallenden
Haares die Plntou- und verwandten Bildungen
in Vergleich gezogen werden. Bei der starken
Verbreitung des römischen Saturnkultes ist
dies gewifs nur ein Typus von vielen. Die
Berliner Büste z. B.
(nr. 256, im illu-
strierten Katalog
1891 leider nicht gut
gelungen) läfst das
Haar in Lockenrin-
geln auf die Stirn
fallen, und erinnert
damit mehr an den
Serapis; die oben
Sp. 1460 abgebil-
dete Doppelbüste
in Rom hingegen,
{Matz-Duhn, A. B.
i. Rom 1945), hat
wieder mehr l^luto-
nisches. Wahr-
scheinlich würde
sich die Aufgabe
dazu erweitern, das Verhältnis aller drei ünter-
weltsgottheiten untereinander, d.h. ihrer Typen
in der Kunst, zu untersuchen. Für Kronos haben
wir dabei, wenigstens nach rückwärts hin, den
leise umgemodelt werden konnten (ich denke
an das Haar der vatikanischen Büste), aber
von demjenigen Stil, den wir z. B. an dem
Nil oder den schönsten Serapis -Bildungen,
namentlich der grün-basaltnen in Villa Albani
{OverbecTc, Atlas 3, 14) beobachten, noch
alle gleichweit entfernt sind. Ist dies rich-
tig — und wie will man den mitgeteil-
ten Werken andere als solche des 5. und
10 4. Jahrhunderts an die Seite stellen? — so
mufs auch die Verhüllung des Hinterhauptes
schon damals, wenn nicht früher, vorgenommen
worden sein. Um den Sinn des Motivs zu ver-
stehen, bedarf es, da man im 5. Jahrh. bei'eits
vielfach Kronos als xQÖi'oq zu verstehen und
das ayuvlo^rjtrjg danach auszulegen gewohnt
20
Fig. 11. Kleiner Marmorkopf
in Konstantinopel (nach der
Photographie gezeichnet von
GiUieron).
30
■'.'fe.
Fig. 12. Kalkstein-Fragment im Vatikan
(nach Photographie).
Anhalt, zu wissen, dafa sein Kult in Alexandria
zugleich mit dem des Serapis von den ersten
Ptolemäern eingeführt wurde {Macroh. 1, 7, 14),
womit uns denn ein bestimmter stilistischer
Mafsstab gegeben ist, dem keiner der hier
aufgeführten Kronos-Köpfe entspricht. Diesen
letzteren liegen durchweg bärtige Köpfe einer
älteren Zeit zu Grunde, Typen, die wohl
V
Fig. 13. Brouze-Statuetto im Jluseo Gregor, (nach
Original-Photographie).
war (vgl. Sp. 1546), nicht vieler Diskussion;
LoesclicJces Auffassung (Sp. 1555) läfst sich in
diesem Punkte etwas schärfer präcisieren.
Wohl aber ist es für die richtige Erkenntnis
und Beurteilung der Kunsttypen nötig, sich
die Konsequenzen oder äufseren Bedingungen
dieser Erscheinungsform zu vergegenwärtigen.
CO Ich bin der Meinung, dafa das vorn herab-
fallende Haar damit in innerem Zusammen-
hange steht, so gut dies übrigens dem unter-
weltlichen Gotte oder dem so verstandenen
anstehen mochte. Die Darstellung als kahl-
köpfiger Greis läfst sich mit der Verhüllung
nicht vereinigen. Bei einzelnen Porträts rö-
mischer Individuen in priesterlicher Tracht
mochte dergleichen vorkommen (z. B. im Vati-
1563 Kronos (sinnend; auf d. Thron)
Kronos (sinnend; auf d. Thron) 1564
Ican 612. Helhig 329. Visconti, Mus.-Pio-Clem.
3, 19). Bei einem Göttertypus jedoch würde
das Anliegen des Gewandes an den kahlen
Schädel unerträglich geworden und sogar die
einfache Idee des Zurücktretens der Person
ins Unbestimmte, Dunkle verloren gegangen
sein. Dieser Kontrast liefs sich nur durch
üppiges, vorwallendes Haupthaar erzielen, auf
Kosten der Greisenhaftigkeit. Man mache die
Gegenprobe und wird finden, soweit es die lo
beschränkten Vergleichsmittel erlauben, dafs
da, wo der Kahlkopf erscheint, also an der
Büste Glarac pl. 161 C 9, in Lagina, in Olym-
im Ostgiebel von Olympia zutrifft, würde hier-
mit bereits der erste Ansatz zu einer Dar-
stellungsweise gegeben sein , die aus weit
späteren Jahrhunderten in einer Reihe von
Skulpturen übereinstimmend vorliegt, Werken,
die übrigens bereits das Motiv des verhüllten
Hinterhauptes verwerten. Es sind dies:
a) ein 0,07 m hoher Marmorkopf, bei Herrn
von Nelidow, russischem Botschafter in Kon-
stantinopel, und dort erworben. Photographie
von Dr. P. Arndt, mitgeteilt von Dr. TK Amehmg;
danach hier unter Fig. 11.
b) Kalkstein -Fragment im Vatikan, Helhig,
rig. 14. Ehea imd Kronos von der capitolinischen Ära (nach ÖBerbecl; Kunst-Mi/t/i. Atlas 3, 24).
pia (nach unserer Deutung), auf der tarsischen
Münze, die Verschleierung fehlt. — Die Kaiser-
münzen von Alexandria mit der kleinen ver-
schleierten Büste des Kronos (des Planeten
§ 18) und je einem Sternbild, lassen sich schon
des winzigen Mafsstabs wegen nicht wohl ver-
werten. Auf ägyptischen Trajans-Münzen syn-
kretistisch behandelte Gottheiten kronosähn-
licher Erscheinung: Feuardent, Coli. Demetriu
3506. Langlois, Num. des nomes d'JEg. pl. 2, 7.
4. Kronos sinnend (auf dem Thron).
Wenn die LöschcJi'eache Deutung des Alten
Führer durch d. Mus. Borns nr. 374. Nach
Photographie hier unter Fig. 12.
c) Bronze - Statuette des Museo Gregoriano,
bei Helhig- Beisch in der summarischen Behand-
GO lung der Bronzen nicht besonders erwähnt; Ab-
bildung Fig. 13 nach einer hierzu angefertigten
Photographie.
d) halblebensgrofse Marmor -Figur in den
Magazinen des Vatikans abg. Clarac pl. 395
Fig. 660; vgl. Text.
e) Seiten -Relief der capitolinischen Ära,
Helhig 511; hier nach Overheclc, Atlas 3, 24
wiedergegeben, da sich bei der jetzigen
1565 Kronos (sinnend; auf d. Thron)
Kronos (sinnend; auf d. Thron) 1566
Aufstellung eine Photographie nicht nehmen
läfst (Fig. 14).
Schon aus dem vorigen Paragraphen er-
giebt sich wohl soviel, dafs die Meinung,
b sei „die einzige statuarische Bildung, welche
sich von jenem Gotte erhalten hat" (Helbig),
sich nicht aufrecht erhalten läfst oder wenigstens
eine unrichtige Vorstellung von dem wahren
Verhältuis geben würde. Hier sind wir nun
in der Lage, einen anderen, jüngeren plasti- lo
sehen Typus im ganzen oder in Fragmenten
zu studieren. Kronos mit robusten, Zeus-ähn-
lichen Körperformen, mit kräftigem Bartwuchs
und wirrem, vornüberfallendem Haar sitzt da,
das den Unterkörper bedeckende Gewand übers
Hinterhaupt gezogen, und stützt das geneigte
Haupt in die auf der Thronlehne ruhende Hand.
Dies das Grundmotiv, dessen Variation haupt-
sächlich in der höheren oder niederen Armlage
sowie in der Richtung der Kopfneigung besteht. 20
Der aufgestützte Arm ist immer der linke; das
TfXH
;/,
' V/'
■-w\
30
40
Fig. 15. Kalkstein-Kopf aus C'les (Tyrol)
nach Zeichnung.
ist auch für a anzunehmen, wo die rechte Kopf-
seite fast intakt ist, die linke Wange dagegen
starke Bruchspuren zeigt; nur geht alsdann
bei diesem vorzüglichen Stück die Kopfneigung
nicht nach dei'selben Seite, sondern nach der :>o
entgegengesetzten. Aufserordentlich tief, anf
der Seitenlehne, ruht der Arm bei (d), wenn
der Abbildung bezügl. Ergänzung irgend zu
trauen ist. Es erhellt ferner ohne weiteres, dafs
der Verfertiger der kleinen Bronze (c), welcher
statt des Lehnensitzes einen Felsblock beliebt,
das Motiv des ausruhenden Armes entweder
nicht ganz begriffen, oder, da ihm die Her-
stellung einer Lehne zu subtil war, es vor-
gezogen hat, das Motiv in einer Weise um- 60
zumodeln, als^^ ob Kronos an dem Schleier
rückte: eine Änderung, die jedenfalls nicht
zum Vorteil der Figur war, da hiermit auch
die ausdrucksvolle Kopfneigung verloren ging
und die Bewegung um so steifer ausfiel, als
das Zurücklehnen des Körpers beibehalten
wurde. Dafür ist die Gestalt aber vollständig
und mit eiuem Attribut ausgestattet, welches
KPOMOC
HA IOC
an der Identität der Person keinen Zweifel
läfst; die r. Hand legt sich an den auf dem
r. Knie ruhenden eingewickelten Stein. Für
die künstlerisch höher stehenden Marmorwerke
würden wir lieber die Harpe in der im Schofs
ruhenden Hand voraussetzen, wie dies auf der
(allerdings stark ergänzten) Nr. d wirklich der
Fall gewesen zu sein scheint; nach dem Stein,
welcher kein ständiges Attribut bilden kann,
greift Kronos erst in dem Moment, da sich
Rhea naht und denselben überbringt; auf der
problematischen Reliefschale aus Makedonien
(Fig. 6) liegt der Stein vor ihm auf dem Fels,
und danach greift er, während die gesenkte R.
die ihm zukommende Waffe hält.
So wenig Zweifel über diesen Punkt
der Typus als Einzelfigur übrig
läfst, so stark verschiebt sich doch
die Fi-age in dem Moment, wo
man die isolierte Bedeutung dieses
ganzen Statuenmotivs aufgiebt
und den durch das Relief dar-
gebotenen Zusammenhang mit
Rhea ins Auge fafst. Die Frage,
wie sich der statuarische Typus
zu der mythologischenRelief-Scene
verhält, ist von einer gewissen
Wichtigkeit, da schon Praxiteles
die Übergabe des Steines an Kronos
im Hera-Tempel zu Platää, wahr-
scheinlich doch im Relief, dar-
gestellt hatte: icsX&ovat (isv 'Psa
zbv nixQOV v.axBLl.r][i£vov Gnccgycc-
voig, ola 8r] xov TtaiScc ov i'tsy.8
Kqövco KO(ii^ovaä iazi. Paus. 9,
2, 5 (7); worin nur Sophisterei
oder Unkenntnis der Manier des
Pausanias eine einzelne Figur,
die Rhea, erblicken kann, die
übrigens niemals in dieser Scene
für sich allein vorkommt, schon
weil die Täuschung an sich für
ihre Person gar nichts Charakte-
ristisches hat. Leider wissen wir
bis jetzt von dem Reliefstil des
Praxiteles zu wenig, um darauf- ^o^gg Hg.*'
hin die Probe mit dem geringen, ^gg seiene
handwerksmäfsig ausgeführten von einem
capitolinischen Relief austeilen zu Armbande aus
können*); auch die Musenreliefs Syrien (nach
von Mantinea reichen dazu noch ^^'- "■'''^^•
nicht ganz aus, wie man sich auch ^ ' ' ^'
ihr Verhältnis zur Praxitelischen
Kunst vorstellen mag; vgl. Mitt. d. Ath. Inst. 17
1892 ]). 261. Die Ära, an deren einer Seite sich
unser Relief befindet, operiert ja durchweg mit
griechischen Tyj^en, die unter sich übrigens
ganz verschiedenen Kunstgebieten angehören:
die Götterversammlung enthält halbarchaische
Elemente; die halb aufgerichtete Rhea auf
dem Kindbett ist in etwas anderer Kleidung
in Lagina zum Vorschein gekommen, noch ähn-
licher das tanzende Kuretenpaar ; die Kronos-
Scene vollends scheint sich an Vorbilder der
besten Zeit anzulehnen. Doch gesetzt auch,
*) Oeerbecks Enthusiasmus (Kunst -M. 1. Zeus S. 326)
dürfte von ebenso -wenigen geteilt werden, wie neuer-
dings seine Geringschätzung der Reliefs von Mantinea.
CeAHWH
1567 Kronos (sinnend; auf d. Thron)
der grölste
Künstler
hätte die-
selbe ge-
schaffen, ein
direkter Zu-
sammen-
hang zwi-
schen ihr
und den hier lo
in Rede
stehenden
Rundwer-
ken läfst sich
nicht her-
stellen. Es
fehlt der er-
steren die
charakteri-
stische seit- 20
liehe Kopf-
neigung,
welche nur
in der Rund-,
speziell in
der Vorder-
Ansicht
wirksam
wird. Diesen
Mangel bO
würde kein
Relief des
4. Jahrh.
überwunden
haben; wo-
hingegen,
sobald man
nur von die-
sem Punkt
absieht, das 4o
ganze Hal-
tungsmotiv
sich auf ver-
schiedenen
Reliefs be-
obachten
und in seiner
Entwicke-
lung rück-
wärts bis tief 50
ins 5. Jahrh.
verfolgen
läfst; vgl. z.
B. den Eury-
stheus der
früher Alba-
nischenMar-
morschale
{Zoega,
Bassir. 61, go
u. Overbeck,
Atlas 3, 24.
22. 16; 1,7).
Wohl aber
begegnet der
also thro-
nende Gott
mitdemaus-
Kronos (spät. Bildw. verschied. Charakt.) 1 568
drucksvoll schwermütigen Motiv des gegen die
hochruhende Hand geneigten Hauptes aufser-
halb des Reliefstils und von vorn gesehen auf
einem so wichtigen Monument wie der Peters-
burger Vase Compte-Iiendu 1860 Taf. 2. Wien.
Vorl.- Blatt. Ser. A Tf. 9. Robert, Arcli. Mürch.
Taf. 3. Hier ist der Dargestellte Zeus, welcher
in Sorgen um das Schicksal der Welt Rat pflegt
mit der delphischen Göttin. Niemand hat sich
dem grofsartigen Eindruck dieser Gestalt ent-
ziehen können, obwohl auf der Vase die Berüh-
rung von Hand und Wange nicht ganz heraus-
gekommen ist. Welchen Sinn das Motiv in seiner
ursprünglichen oder in seiner ausschlagenden
monumentalen Gestaltung auch gehabt haben
möge, unverkennbar ist dies der Punkt, auf
den die Betrachtung unseres statuarischen
Kronos - Typus zurückzusteuern hat. — Im
einzelnen ist zu a noch folgendes zu bemerken:
die seitliche Neigung wird durch mehrere Um-
stände indiciert; durch den nach unten zu-
nehmenden Abstand zwischen dem Gesicht und
dem herabfallenden Gewand; durch die Schief-
heit des Mundes, welche bei vertikaler Auf-
stellung zu sehr hervorgetreten sein würde
und eher vermieden worden wäre, während
schräg gestellte Köpfe öfter asymmetrisch aus-
fallen.
5. Spätere Bildwerke verschiedenen
Charakters.
Es erübrigt noch, einen Blick auf die ge-
ringeren und die minder sicheren Darstellungen
des Kronos zu werfen. Voransteheu die neuen
Relief-Funde aus dem römischen Nord-Afrika,
besonders Melanges d'Ärch. 1892 pl. 1. Der
kleine Kalkstein aus Cles in Süd-Tirol, welcher
Fig. 15 nach einer B. v. Schneider verdankten
Zeichnung abgebildet ist, jetzt im Privatbesitz,
wurde an gleichem Orte mit mehreren Saturn-
Inschriften (C. I. L. 5, 5067 fi'.) gefunden und
scheint trotz der untergeordneten Arbeit den
mürrischen, ältlichen Mann noch erkennbar zu
charakterisieren. [Vgl. jetzt die Publikation
in den Ärch.-epigr. Mitteil, aus Osterreich
16, 1 S. 74.] Eine vollständige Marmor-
statuette in einem römischen Hause beschreiben
MatZ'Duhn, Ant. Bildw. in Born 1 nr. 48.
Die Figur ist stehend gebildet, in der Ge-
wandung und im übrigen ohne merkliche
Besonderheit und Bedeutung; nur wird das
Magere und Ältliche des nackten Oberkörpers
hervorgehoben; in dem vorgehenden 1. Unter-
arm liegt die Harpe. Eine Thoulampe habe
ich mir aus Passeri, Luc. 1, 9, Böttiger, Ideen
z. Kunstm. 1, 224 notiert. Von Gemmen er-
wähne ich aufser den bei Müller -Wieseler 2,
798 und 802 abgebildeten zwei im British
Museum befindliche , Murray - A. H. Smith,
Catalogue of engraved gems 1205 und 1206,
deren ich mich nicht entsinne; die Figur hält
hier aufser der Harpe einen Zweig, woran
ein Bock knabbert (1205); das andere Mal
liegt der Bock zu den Füfsen der Figur. Das
wäre also — falls Saturn gemeint ist —
der vitisator der Römer (§ 40). Einen ähn-
lichen Sinn mag der seltsame Zweig in der
Linken des Gottes haben, welchen man auf
•»
1569 Krouos (spät. Bildw. verschied. Cbarakt.) Krouos (spät. Bildw. verschied. Charakt.) 1570
dem Wettinger Metallgefäfs mit der Dar-
stellung der sieben Planeten als Wochengötter
sieht, Fig. 17 ..nach Gazette arch. 1879 pl. 1
(de Witte). [Über die neben ihm sichtbare
Säule s. oben Sp. 1522, 31.] Ob auf der vorer-
wähnten Gemme, Müller - Wieseler 802 =
Cades, Centur. 2 nr. 2, eine Blätter- (vgl.
Zoeya, Bassirel. 20) oder eine Strahlenkrone
das Haupt des Gottes ziert, ist nicht ohne
weiteres zu entscheiden.
Das letzterwähnte kleine Bildwerk ist von
einer gewissen Wichtigkeit, da es den aufrecht
stehenden Gott mit einem Scepter in der L. und
seltenerweise nicht blofs mit dem Mantel,
sondern auch mit einem laugen, bis an den
Hals gehenden Chiton (wie den Serapis) be-
kleidet zeigt. So voll bekleidet erscheint er
auch auf einem Armband aus Syrien, dessen
eine Hälfte (Fig. 16) nach Gaz.arch. 1877 pl. 8, 5
wiederholt ist; der Bogen, den er über dem
conti, Ann. d. Inst. 1866 p. 312, auf Kronos
bezogen. Diese Deutung scheint jetzt all-
gemein aufgegeben, teils weil der sitzende
Slann einen Onkos auf dem Haupt habe (Ber.
d. Stichs. Ges. 1878 p. 124), teils wegen an-
derer Schwierigkeiten, welche die Vorstellung
darbietet. Man hat sich für die Scene einer
Tragödie entschieden, in welcher etwa ein
für unecht gehaltenes Kind von dem König
10 getötet werden soll und im letzten Moment
durch irgend ein Erkennungszeichen, welches
die Amme herbeibriugt, gerettet wird; der
Alte im Hintergrunde würde der Pädagog
sein. Wenn ich dem gegenüber geneigt bin,
an der alten Deutung festzuhalten, so geschieht
dies aus folgenden Gründen. Der Onkos allein,
ohne Kothurn, und nur bei einer Person würde
auffallend und mifslich sein. Könnte dieser
allein die Beziehung auf die Bühne begründen,
20 so müfdte man zunächst fragen, ob nicht die
Fig. 18. Wandgemälde aus Ostia (nach Mon. d. Inst. Vin 28, 3).
Kopf hält, soll nicht etwa die Sichel sein,
sondern die zu einem Bausch gestaltete Ver-
schleierung. — Blofs dieses Untergewand trägt
er auf dem Wettinger Relief-Gefäfs; während 50
ein um viele Jahrhunderte älteres, rein grie-
chisches Bildwerk, die oben abg. Vase, dem
alten Manne einen warmen Rock zu geben
scheint. Die vielen spätrömischen Bildwerke
mit Wochengöttern bieten nichts Besonderes
in der Büste oder Gestalt des Kronos oder
Saturn; mythologisch wichtig ist darunter eins,
das römisch-gallische Altarrelief, welches bei
Baremherg u. Saglio, Bictionn. 12. Heft p. 172
Fig. 2403 abgebildet ist; dort hält Kronos, ob- GO
wohl dies in der Beschreibung nicht ausdrück-
lich gesagt wird, in der Linken einen Stier-
kopf; vgl. oben § 36.
Das unter nr. 18 nach Monum. d. Inst. 8,
28, 3 abgebildete Wandgemälde aus einem
Grabe bei Ostia (jetzt im Lateran, Benndorf
u. Schöne 589. Ilelbig , Mus. Eoms 1, 697)
wurde früher, nach dem Herausgeber C.L.Vis-
RoscHER, Lexikon d. gr. u. rOm. Mytliol. II.
Pantomime vorschwebte, in welcher die
Kronos-Scene so gut wie die anderen Teile der
Theogonie thatsächlich zur Darstellung kamen
(vgh Luc. de Salt. 21. 79). Es ist aber schwer zu
glauben, dafs es mit dem Onkos seine Rich-
tigkeit haben sollte und nicht das hervor-
quellende Haar, welches auch in der vatikani-
schen Büste Anlafs zu übertrieben hoher Kopf-
bildung gegeben, diesen Eindruck hervorbringt.
Die Barfüfsigkeit aller Personen deutet auf
eine mythologische Scene. Da das Pendant
in diesem Grabe wie auch das Gemälde des
nächsten Grabes — man sehe die Tafel in den
Monumenti — eine ünterweltsscene zeigt, so
hat ein Familiendrama hier keinen Anspi-uch
auf Wahrscheinlichkeit; denn Kronos ist in
dieser Epoche, wie übrigens auch schon früher,
oft genug als unterweltliche Gottheit gedacht.
(§ 9 gegen Ende). (Dafs dieser freilich auch in
dem Grab der Nasonen — P. S. und F. Bartoli,
sep. d. Nas. tav. 8 — gemeint sei, ist ein Irr-
tum von Visconti, M%is. P. C. 6, 39.) Zudem
50
1571 Kronos (spät. Bilclw. verschied. Charakt.) Kronos (auf Münzen) 1572
pflegt in den Familiendramen der Gebieter bat, um, wo es eine Repräsentation der Zeit
wohl die Aussetzung oder Tötung des Kindes galt, etwa die Gestalt des Götter- Vor vaters
zu befeblen, aber nicht sich selbst daran einzuführen. Diese Konsequenz hat man nicht
je zu vergreifen; der Mann hier setzt seinen zu ziehen gewagt. Auf dem Relief mit der
Fufs auf den Schenkel des Kindes und packt Apothese Homers ist für XqÖvoi; eine eigene,
es zugleich an den Haaren; sieht so eine übrigens nicht weiter bedeutsame Gestalt gc-
Tragödienscene aus? Es kann also nur der Un- schaffen. Daneben hat der Kccigöq (s. d.) seine
beholfenheit des Malers zugeschrieben werden, bestimmte Domäne und Entwickelung gehabt,
dafs in dem Moment, wo der Gott einen seiner Nachzutragen finde ich die Theatermarke
Söhne verschlingen und dazu zuvor zerreifsen lo aus Ephesos, Benndorf, Beitr. z. grieeh. Theat.
will, bereits ein anderes Kind in effigie ge- Taf. 1. Schreiber, Kulturhist. Atl. 1, 13*; ferner
bracht wird; der Maler wollte die Gier des zu Kap. TI: Athena Tochter des Kronos, Clem.
unmenschlichen Vaters — wie er auch in der Alex, protr. 24 P. 8 S.
Zeichnung des Mundes beabsichtigt hat — [Den Stater der kilikischen Stadt Mallos,
möglichst krafs kennzeichnen und ist dabei dessen Vorderseite auf Sp. 1553 Fig. 4 abge-
selber zu hastig verfahren; er fällt in den Fehler bildet ist, haben zuerst Löbbecle, A. von Seil iet,
der primitiven Kunst zurück, die verschiedenen Gardner und Wroth bekannt gemacht {ZeitscJir.
Momente zusammenzudrängen und zuviel auf /'. Nmu. 12, 333, 2 Taf. 13, 13; 14, 13 Taf. 1,G.
einmal sagen zu wollen. Bei all dem hat Num. Chron. 1886 S. 263 Taf 11,19; 1889
es, wenn man dem Myth. Vatic. 3, 1 glauben 20 S. 265, 46 Taf. 12, 21). Die Deutung des
kann, den Anschein, als ob solche Malereien Kopfes auf Herakles, die Wroth als eine
in Rom nichts Vereinzeltes gewesen seien; wegen Mangels an charakteristischen Merk-
der Mythograph, dessen Worte sogleich weiter malen zweifelhafte bezeichnet, ist aus diesem
unten zu finden sind, spricht von der Farbe Grunde und angesichts sicherer Heraklesköpfe
des Gewandes, welches der Kinder verschlin- auf mallotischen Münzen der nämlichen Epoche
gend dargestellte Saturn trage; vielleicht mit Bestimmtheit abzuweisen. Ebensowenig
dachte er auch nur an den Stein. Mit der ist der Kopf etwa auf Zeus oder Poseidon oder
Überbringerin, die, wie auf dem Fries von Dionysos zu beziehen. Dagegen qualificieren ihn
Lagina, eiligen Schrittes von links her kommt, der harte Ausdruck, das struppige Haar und der
müfste die Amme gemeint sein. Dafs Rhea 30 eigentümliche Kopfschmuck — hier ein ver-
nicht im Wochenbett liegt, sondern anwesend zierterMetallreif— als den Gott, der ganz ähnlich
ist — sie spielt ungeduldig oder unruhig mit auf einer Silberlitra von Himera (Fig. 5) dar-
den Fingern — , würde sich mit ihrer Charakte- gestellt und durch seine Beischrift als Kronos
ristik auf der Vase (Fig. 3) vergleichen lassen; gesichert ist. Gegen diese Identificierung kann
der alte üranos — für einen Pädagogen wäre die die örtliche Entfernung der beiden Orte ein
Gestalt doch zu krumm — scheint gleichsam von Bedenken nicht erregen, da bekanntlich im
oben der neuen Unthat der Sohnes zuzuschauen; 4. Jahrhundert v. Chr. die Nachahmung West-
es könnte auch ein Berggott oder ein sonstiger griechischer Münztypen seitens kleinasiatischer
Orts-Repräsentant gemeint sein, bei dem dann und insbesondere kilikischer Städte keine sei-
der Gegenstand in seiner Linken (als Lago- 40 tene Erscheinung ist {A. v. Sollet, Zeitschr. f.
bolon) sich sogar besser erklären würde, als Nutn. 2, 120tf.; 10, 154ff.). Für Kilikien ist
bei Uranos, wo Viscontis Erklärung aus rö- der Kult des Kronos speziell bezeugt durch
mischem Kultgebrauch (p. 315) mir nicht in Steph. Byz. (s. v. "Aöava) und durch spätere
den Sinn will. Prägungen von Tarsos und Flaviopolis. Vor
Mythogr. Vatic. 3, 1, 1 heifst es: (1) Prinmm dem 4. Jahrhundert scheint in Mallös der Gott
deorum Saturnum ponunt. Himc maesium, se- in phönikischer Gestaltung, mit Doppelkopf
ne^n, Caput glauco aniictu coopertum habentem, und vier Flügeln, verehrt worden zu sein (Im-
filiorum suorum voratorem, falcemque tenentem hoof, Annuaire de la Soc. de Num. 1883 S. 124
(2) draconem etiani pammivomum, qui caudae Taf. 5; vgl. Svoronos, Zeitschr. für Num. 16
suae ultima devorat, in dextra tenentem indu- UQ S. 219 — 232 Taf. 10, 12 — 15, dessen anziehen-
cunt. Damit ist zu vgl. 1, 6 und 1, 8, an den, aber allzu subtilen, vornehmlich der Poesie
welcher letzteren Stelle die groteske, unter entlehnten Erklärungen nicht beizustimmen ist).
2) gegebene Beschreibung in folgender Weise Sowohl für Sicilien, wo dem Gotte an ver-
wiederkehrt: Fingitur etiam — modo faciem ha- schiedenen Orten Heiligtümer (Kronia) errichtet
bere draconis (propter frigoris nimietatem [vgl. waren, als für das ebene Kilikien ist Kronos
ob. Kap. IV § 18]J, iiunc etiam rictus leoninos ohne Zweifel als Erntegott aufzufassen
propter nimium, caloris aestum [vgl. oben (Preller- Robert, Grieeh. Myth. 1 S. 51 — -54).
Kap. IV § 32], nunc etiam cum aprinis dentibus. Daraufhin weist die aufserordentliche Frucht-
cristas [seil, habere'] propter frequentem elemen- barkeit der beiden Gegenden, die auf den
toruni intemperantiam. All dies beruht natür- co Rückseiten der himeräischen Litra und des
lieh auf Verwechslung mit Aion (vgl. z. B. Staters von Mallos durch Darstellung von Ge-
Mon. d. Inst. 3, 36, 3; Visconti, Mus. Pio-C. treidekörnern und auf der letztei-en aufserdem
1, 19. Zocga, Bassir. 59). Dabei will ich nicht durch diejenige der Tochter des Kronos, De-
unteiiassen zu bemerken, dafs die Idee der Zeit meter mit Ahrenbüschel und Fackel, ange-
wohl in die Mythen und die Person des Kronos- deutet ist.
Saturn erst schüchterner, dann immer bestimm- In vorrömischer Zeit erscheint, soviel bis-
ter hineingelegt wurde, dafs diese Auffassung her bekannt, Kronos blofs noch auf Münzen
aber nicht soweit auf die Kunst übergegriffen von Byblos, und zwar in phönikischer Gestalt
157o Krotalos Krotopos 1574
mit Rochs Flügeln {Tmhoof, Movn. precqncs Anm. 30 in dem behelmten Haupt mit darüber-
S. 442, 13 — 19. Babelon, Cot. Achcmenides stehender Aufschrift KPOTß der Münze des
Taf. 27, 4 — 7). Aus römischer Zeit sind den Mus. Hedeivariano P. I Tav. 1, 14 sehen,
auf Sp. 1557/58 und 1563 verzeichneten Bei- Drexler.] Auf seinem Grabe gründete in histo-
spielen folgende beizufügen: Kopf des Kronos rischer Zeit Myskellos (Myskelos) die Stadt
ohne Verhüllung, mit Harpe, auf einer Kolonial- Kroton, Ov. Met. 15, 15. 55. Krotou und
münze von Korinth {Inihoof a. Gardner, Niim. Alkinoos waren Söhne des Phaiax; [in der
Comm. on Pausanias S. 20); Brustbild mit Ver- mir vorliegenden Ausgabe der Scholia in
hüllung und Harpe auf einer Bronzemünze von Theocritum von Ducbner steht 4, 32 "JX-nifiog
Flaviopolis mit Doniitian (LöbbccJce, Zcitschr. lo ytctl KqÖtcov Aia.v.ov vioi. Höfer.] Lakinos
f'.Num. 12, 332 Taf. 14, 1); Brustbild mit hoher (Lakinios) nahm den flüchtigen Kroton bei
Kopfbedeckung, 2 Ähren in der Hand, auf sich auf, Schol. Theokr. 4, 33. Laure, des
einer Bronzemünze von Hadrumetum {MüUer, Lakinios Tochter, ward die Gemahlin des
Num. de l'anc. Afrique 2, 52, 29 Abb.), womit Kroton, Tzetz. L. 1006; s. Krotos. [Nach
der sitzende „dens frugifer" eines Medaillons lamhlich. vit.Pytha(j.^.,hO-^.^b fiA.Nauch ^voWie
uud eines Aureus des Kaisers Albinas zu iden- Kroton dem von Lakinos angegriftenen Herakles
tificieren ist {Frvhner, Medaillons S. 151 Abb. beistehen; dieser verkannte ihn aber im Dunkel
A. V. Scdlet, Zeitschr. f. Nuni. 10 S. 167. Cohen der Nacht und tötete ihn; um das von Herakles
3-, 422 nr. 68 u. 69. Cat. Ponton d' Ameco^irt dem Kroton errichtete fiv^fia ward die gleich-
1887 Taf. 14, 376). Darstellungen des Saturnus 20 namige Stadt gegründet. Höfer.] [Stoll.]
geben ferner römische Münzen der Familien Erotonike (Kqotcovlkjj), Gemahlin des Königs
Calpurnia, Cornelia, Marcia, Memmia, Neria, Kassandros in Thrakien, der mit ihr den Hebros
Nonia und Appuleia (letztere in Quadriga), zeugte, sie aber später verstiefs, um die Da-
und schliefslich (stehend, verhüllt und mit masippe (s. d.) zu heiraten. Timothcos (?) bei
Harpe) einige Billonmünzen der Kaiser Vale- Pseudo-Phit. de fluv. 3, 1. [Höfer.]
rianus und Gallienus. Krotopiades (KgoToanLccSrig), Linos als Enkel
Zu der Sp. 1557 nach Mionnet, Supiiil. 7, {(Jon. narr. 19) des Krotopos (s. d.), Kalli-
289, 539 citierten Tarsermünze ist zu bemerken, maclios frgm. 315 p. 534 Schneider. Ovid. in
dafs der Typus, nach einer ähnlichen Münze J6m 482. Schneider a. a. 0. [Höfer.]
meiner Sammlung zu urteilen, nicht Kronos, 30 Krotopos (KQÖzconog), Sohn des Agenor,
sondern Perseus als Stadtgott darstellt, in König in Argos, Vater des Sthenelas und der
der Linken die Harpe, auf der Rechten das Psamathe, der Mutter des Linos. Sein Grab war
Kultbild des tarsischen Apollon mit den beiden in Argos, Paus. 1, 43, 7. 2, 16, 1. 2, 19, 7.
Wölfen haltend (vgl. das Kultbild bei Over- 2, 23, 7. Aristid. or. 45 p, 6. Preller, Gr.
heck, Grieth. Kunst -Myth. 3 Apollon S. 29 Myth. 2,48. Gerhard, Gr. Myth. 2 § 792,4.
Münztaf. 1, 30 u. 31). Imhoof-Blumer.] [Auch bei Photius , Lex. Äivov. sysvovzo 81
[Maximilian Mayer.] xQSig ^'pcofg Ahoi., KaXliöntig 0 Ss 'AlynÖTtrjg
Krotalos {KQOtalog), Freier der Hippoda- xal 'JnöHcovog , TQLzog di WanäQ-rig trjg Kqo-
meia, von Oinomaos getötet. Paus. 6, 21, 7. riov -nal 'Anöllavog ändert Haupt, Opusc.
Scliol. Find. Ol. 1, 114. 127 (wo er KgoxaXog io 3, 2 p. 542/43 Kqoxlov in KqoxcÖtiov. Drexler.]
heifst). [Stoll.] [Clem. Alex. Stromat. 1 p. 380. Georg. Synkellos
Kroton {Kqözcov), mythischer Gründer und 1 p. 287 ed. Bonn. Eusch. Chronic, ed. Schoene
Eponymos der italischen Stadt Kroton. He- p. 180f; append. p, 214. Tatian.or.3d. Euseh.
rakles wurde bei seiner Rückkehr aus Erytheia praep. ev. 10, 11, 16. Schol. Aristid. p. 371 Din-
gastlich von ihm aufgenommen; aber Herakles dorf. Nach Conon Narr. 19 (vgl. Paus. 1, 43, 7)
tötete ihn wider Willen. Er begrub ihn feier- hatte Krotopos seine Tochter Psamathe, welche
lieh und errichtete ihm ein Grab, indem er ihren von Apollon empfangenen Sohn Linos
den Einwohnern voraussagte, dafs auch in ausgesetzt hatte, getötet; den Linos zerrissen
späterer Zeit da eine berühmte, nach Kroton die Hunde eines Hirten, der den Knaben ge-
benannte Stadt sein werde, Herakleid, de reb. 50 fanden und als sein eigenes Kind aufzog.
jmhl. fr. 36. Müller, Fr. hist. gr. 2 p. 223. Daher suchte ApoUons Zorn das Land schwer
Et. M. 541, 13. Diod. 4, 24. [Vgl. eine rot- heim; kein Mittel — u, a. feierte man auch
figurige Vase der Coli, d'unt. de feu M. Ad. dem Linos zu Ehren unter Opfern ein Fest,
N. des Vergers. Paris 1867 p. 37 nr. 139 „Her- an dem man jeden Hund, den man antraf,
cule autombeaudePholus,de Crotonoud'Icare". tötete — konnte den Gott besänftigen, bis
Den Typus des Herakles Oikistas, welcher sich endlich Krotopos zur Auswanderung nach
auf einer Silbermünze von Kroton einen Lor- Megaris entschlofs, wo er Tripodiskion grün-
beerzweig über einen flammenden Altar haltend dete. Die Ankunft des Krotopos erkennt de
dargestellt ist {Mem. de VAc. des I. et B.-L. Witte, Le sacrifice de chien, womit im wesent-
14, 2 PI. 3, 19) fafst der Duc de Luynes als 60 liehen Th. Panofka, Arch. Zeit. U (1856), 215 f.
„Hercule fondateur expiant le nieurtre de Croton, übereinstimmt, auf einem clusinischen Krater:
oupeut-etreceluideLaciniu>>",s.Baoul-Pochette, eine Nike (oder Asylgöttin) reicht einem
Mem. de VAc. 14, 2 p. 222 Anm. 3, während herbeieilenden Manne mit Wanderstab — eben
letzterer a. a. 0. p. 218—223 den Typus all- dem Krotopos — zum Lohne für seine Auf-
gemeiner auf eine unter der Leitung des Hera- Opferung einen Myrtenkranz , während hinter
kies vollzogene Lustration der Stadt deutet. ihr ein Ephebe einen fortlaufenden Hund an
Das Haupt des Kroton will Cavedoni, Lett. al den Hinterbeinen packt. Zur Etymologie von
Sestini S. 23 Not. 28 und Spie. mim. p. 21 Krotopos s. Pott in Kuhns Zeitschr. f. vgl.
50*
1575 Krotos Kteatos 1576
Sprachforschung 9 (1860), 412 f. Die Stelle bei Krytidas {K^vtiSag), ein sikelischer Heros,
Ampelius Uh. memor. 2 Sagittarius, Crotopi der mit mehreren anderen Führern in einer
filius, nutricius Musarum ist entschieden ver- Schlacht von Herakles besiegt und getötet
derbt; vielleicht ist mit Muncker zu lesen ward, Diod. 4, 23. [Stoll.J
Sagittarius Groton (oder Crotus) Euphemes nu- Ktaros (Kzägog), Beiname des Hermes,
tricis Musarum (vgl. KrotosJ. — Nach Ovid in Lylophr. 679 und Tzetz. und Schol. z. d. St.
Ibim 574 f. scheint es, als habe Apollon den Im Namen Ktaros sieht Stark, Arch. Zeit. 26
Krotopos, weil er die Psamathe getötet, in (1868), 56 eine Beziehung auf Hermes als
den Tartarus geschleudert, vgl. Schol. in Ibim Herdengott [Anders Secchi, Ann. d. Inst. 1836
573; bei schol. Ovid a. a. 0. 480 heilst es: lo p. 88. Drexler.] [Höfer.]
Apollo venit ad domum Crotopi ad filiam no- Kteatos (Ärsarog), Sohn des Aktor (s.d. nr. 3),
mine Salmacem (Psamathen?) ; vgl. feraer My- daher 'AnroQiwv {Rom. II. 2, 621 und Schol. z.
thogr. lat. 1, 168 p. 52 Bode. Nach Schol. Stat. Hom. II. 13, 185. 23, 638. 11, 750. Apollod. 2,
Theb. 1 p. 51 ed. Cruceus entsühnte Krotopos 7, 2. Pherekydes im Schol. s. Hom. IL 11, 709.
den Apollo, der den Typhon getötet hatte; laus. 6, 20, 16) oder des Poseidon {Find. Ol.
vgl. aucb Schol. Stat. a. a. O. p. 54. 60. Viel- 10 (11), 27 (33). Pherekydes und Apollod. a.
leicht ist Krotopos den Apollo entsühnend a. 00. Tzetz. Alleg. Iliad. 13, 84. 90, Anecd.
dargestellt auf einem Vasengemälde; s. Lenor- Matranga 1, 110) und der Molione {Moliöva.,
mant- de Witte, Elite des Monuments ceramogr. '•2 lbyk.fr. 16. Bergk, Poet. lyr. 3^242, Phere-
pl. 16 p. 40 und Anm. 7. Höfer.] [Stoll.] 20 kydes a. a. 0.), die auch MoUvri heifst, Paus. 5,
Krotos {KQÖtoq), 1) Sohn des Pan und der 2, 2. 8, 14, 9, Bruder des Eurytos (s.d. nr. 3).
Eupheme, Milchbruder der Musen; denn Eu- Mit der Tochter des Dexamenos, der Thero-
pheme war die Amme der Musen. Er wohnte nike (Therodike) zeugte er den Amphimachos;
auf dem Helikon, wo er freundlich mit den Paws. 5,3,3. i7o»i. JZ. 2,621 xxnASchol. Hom. II.
Musen verkehrte und die Jagd übte. Auf Bitten 13,185. Aristot. pep)l. 31 (17). Apollod. 3, 10, 8;
der Musen wurde er von Zeus als Schütze vgl. frgvi. Sabb. Wicin. Mus. 46 (1891), 166.
unter die Sterne versetzt, Hyg. f. 224 (wo er Nach Tzetz. Prooem. II. 570 hiefs die Gemahlin
Kroton heifst). Hyg. P.Astr. 2,27. Eratosth.c.28. des Kteatos Kleobule, vgl. auch Tzetz. Alleg.
[Nach Sositlieus \m schol. zu Germanic. Aratea 7Zia(^. 13, 69. 89. Ihn und seinen Bruder Eurytos
p. 90. 159 ed. Breysig war Krotos der Sohn der so fafst man gewöhnlicli unter den Namen Akto-
Euschemo und gab den Musen zu ihren Ge- rionen oder Molionen (Molionides) zusammen,
sängen den Takt an; ähnlich berichtet Nigi- Ibylcos a. a. 0. nennt sie zovg Xsvninnovg . .
diusiraSchoLzViGermanic. a.a.O.; dagegenheifst tiÖqovc; xev.va MoUövag . . ., alfnag iaQv.£(pälovg
des Krotos Mutter wieder Eupheme bei Sosi- {laonäXovg Meineke), ^viyviovg, uiicpot^Qovg
theus im Schol. Cic. Arat. ed. Vogels (Gymnas.- yeyaäzccg iv aea aQyvgsco. Das Nähere über
Progr. Crefeld 1884), 18; über clie Stelle bei sie s. Bd. 1 Sp. 219ff. Über ihren Kampf mit
Ampelius Hb. memor. 2 s. u. Krotopos. Vgl. Herakles ist folgendes nachzutragen: Eche-
auch Columella 10, 5 u. d. Art. Sternbilder. phyllidas, Pherekydes, Komarchos und Istros
Höfer.] — 2) Als Satyr im dionysischen Thiasos im Schol. Plat. Phaid. 69, 14 p. 380 Bekker er-
kommt Krotos auf Vasenbildern vor, Gerhard, 40 zählen, dafs Kteatos und Eurytos den Herakles
Gr. Myth. 1 § 466, 2. [Stoll] auf seinem Feldzug gegen Augeias besiegt und
Krusis(Ä'9otJ(>ts), Sohn des Mygdon, Heros Epo- bis Buprasis (Buprasia) verfolgt hätten; in
nymos der mydonischeu Landschaft Krusis(Ä'90u- diesem Kampfe tötete Kteatos auch den Da-
at's) Steph. Byz. s. v. KQOvaig, p. 387. [Höfer.] meon (s. d.). Paus. 6, 20, 16. Von dieser Flucht
Kryassos {KQvacaog), Sohn des Kares, nach des Herakles wird das Sprichwort ovds {ovShv)
welchem die karische Stadt Kryassos benannt HQixv.lrig TtQog dvo hergeleitet, Apostol. 13,26;
war, Steph. B. v. ÄQvtxaaog. [Vielleicht ist vgl. 11, 34e. Suid. s.v. ovöh 'HQa-ulfig; vgl.
mit Meineke statt KqväaGov tov KaQrjrog zu Schal. Plat. a. a. 0. Biogen. 7, 2. Nach Zenob.
lesen xov Kaqbg oder Kovgrirog. S. Kures. 5, 49 versuchte Herakles im Vertrauen auf
Höfer.] [Stoll.] 50 seine Kraft den Faustkampf zugleich gegen
Krypliios(Ä9V(ptos), 1) Beiname des Dionysos, zwei, ward aber besiegt; diese zwei waren
Orpjh. h. 30, 3. 52, 5, von Immerwahr, Ark. Kteatos und Eurytos, nach anderen Laios und
Culte p. 189, ebenso wie KQvxpi'yovog {Orpli. h. Pherandros (nach Buris im Schol. Plato a. a. 0.
50,3) auf die Geburt des Dionysos aus dem wurde Herakles besiegt vtto 'E/larof [zwei Codd.
Schenkel des Zeus bezogen; — 2) des Eros haben 'EXoclov] kui ^SQcivSQOv; ist vielleicht
Pap. Paris, vs. 1801 wpvqptt Y.al TtQsaßvrars nach Zenob. a.a.O. vtcö AuCov zu schreiben?);
a%aTta- aSavaiB y.tI., vgl. vs. 1780 •AQvcpiaiv s. auch Hiogen.cod.Vindob. 3,4:4:. Paroemiogr.2
Ttccvrav ava'g, sowie vs. 1762 6 v.QV(piiiog von p. 43. — Der Tod des Kteatos und seines Bruders
Eros. 3) des Protogonos (Erikapaios) , Orph. war am amyklaiischen Thron dargestellt, Patis.
h. 0, 5. Vgl. auch Kryphie, Beiname dercoS, 18, 15; vielleicht auch ihr Kampf gegen
Aphrodite Orph. h. 55,9. [Drexler.] Herakles auf einem Metallrelief (s. Bd. 1 Sp. 2206
Krysas (Crysas) s. Chrysas und Hcad, Hist. Z. 52ff.) und auf einer Amphora, Melida, Sobre
num. 111. [Höfer.] los vasos griegos del Museo Arqueolögico Na-
Krysotliemis (Ä^vöro'S'ffijg) = Chrysothemis cionalp.2b. Ihr Grabmal befand sich zu Kleonai,
(s. d.) auf einer rotfigurigen Pelike in Wien, Paus. 2, 15, 1. Nach Schol. Aristid. p. 687 i>m-
WienerVorlegebl.\,\.nx.2; mQhxhbiP. Kreisch- dorf sollen sie zuerst die Kämpfer haben
mer, Kuhns Zeitschr. für vergl. Sprachforschung schwören lassen, sich einander in der Schlacht
29 (1888), 447. [Höfer.) nicht zu verlassen. Nach Mnaseas im Schol.
1577
Kteatos
Ktesios
1578
Apoll. Bhod. 2, 1052 wurden die Molionen von
den Stynipbaliden, den Töchtern des Heros
Styaipbalos und der Ornis, gastlich aufge-
nommen, während Herakles von ihnen zurück-
gewiesen wurde; daher tötete Herakles die
Stymphalides. —
Über die Deutung des Mythos von den
Molionen s. Bd. 1 Sp.220 Z.60ff.; ferner Pau/T/^'
Eeahiicyklopädie s. v. Molionen; vgl. auch
Preuner in Bursians Jahresbericht 25 (1891),
312. — Fott in Kuhns Ztkchrft. f. vcrgl. Sprach-
forschung 9 (18C0), 201 f. leitet den Namen
ihres Vaters Aktor nicht von aystv (= dux),
sondern von aywiii (^ fractor) her; nach ihm
bezeichet Aktor entweder die tosende Bran-
dung, oder (wahrscheinlicher) fulmina et
coelestis fragor. Die Namen seiner Söhne
Kziarog und Eurytos weisen auf reichen
Besitz hin, der aus genügendem Regen
(Eurytos: Gutströmer) entspringe; daher werde
auch Poseidon, der Gott aller Feuchtigkeit
und daher auch der Fruchtbarkeit (vgl. Uo-
aeidiüv cpvzäX^iog), ihr Vater genannt. Wenn
Herakles ihnen weichen müsse, so heifse
dies nur, dafs zur Regenzeit die Herrschaft
der Sonne beschränkt sei. Den Namen Mo-
XLovsg leitet Pott nicht Yon MoXtövr] ab, sondern
von einem statt piöalog angenommenen fioXog
(Kriegsarbeit, oder vielleicht hier bildlich:
der mühseligeKampf um das liebe Brot) ; die
Molionen stellen nach ihm, „wie in feindlichem
Aufeinanderrennen kämpfendes Getümmel, den
Aufruhr der Natur bei stürmischem Regenwetter
vor". Etwas anders deutet Pott den Mythos in der
Zeitschr. für Völker psychologie uttd Sprachwissen-
schaft 14 (1882), 20: Durch die Angabe, dafs
Kteatos und Eurytos doppelgliederig sind,
aber nur einen Leib besitzen, wird das innige
Verwachsen des Erwerbes (vgl. xTsarr/p, tctt)-
zatq) mit wohlthätigem Regen angedeutet;
A'ktor soll den Wind als Führer oder
Brecher, und Molione (vgl. fiolsiv) die
wandernde Wolke darstellen; vgl. auch
Lenormant - de Witte, Elite des Monuments
ceramogr. 2 p. 327. — [Auf Münzen des Septi-
miits Severus von Baris erscheint eine Figur,
welche Loehbecle, Griech. dlünzen aus meiner
Sammlung 4 (S.-A. aus Zeitschr. f. Numism.
Bd. 17) p. 13 Taf. n, 3 so beschreibt: „Doppel-
köpfige männliche Figur r. schreitend, in der
Rechten eine Keule, in der Linken einen Bogen,
auf welchem ein Vogel zu sitzen scheint. Um
ihre Schultern ist ein Löwenfell geworfen."
Als fMercule bicepJiale tenant arc et massue;
un oiseau de Stymphale sur l'arc" wird sie
verzeichnet in Rollin et Feuardent, Coli, de
med. des rois et des vilhs de Vanc. Grece 2
1863 p. 373 nr. 5832. Mit zwei Köpfen und
vier Armen ist die Figur ausgestattet auf den
von Sestini, Mus. Hedrrvar. 2 p. 268 nr. 1
Tab. 22, 5 uud von Friedländer, Zeitschr.
f. Nitm. 1879 p. 17 f. unter den Erwerbungen
des Berliner Cabinets beschriebenen Exempla-
ren. Fricdländer sagt: ., Unser Exemplar zeigt
einen Mann mit zwei Köpfen (nicht Hercules
und Vulcanus, wie Sestini sie a. a. 0. nennt)
und vier Armen; mit dem einen Paar Arme
spannt er den Bogen, der zweite rechte Arm
schwingt die Keule, am Rücken hängt ein
Mantel. Der Vogel, welchen Sestini abbilden
liefs, ist auf unserm wohl aus dem nämlichen
Stempel geprägten Exemplar nicht vorhanden,
sodafs Sestini hier wohl von zufälligen Strichen
getäuscht ward. . . . Man möchte diese Dar-
stellung für einen gedoppelten Herakles halten
u. s. w." Head, Hist. num. p. 590 beschreibt
den Typus als ,,Nal-ed rimniny divinity with
10 tico heads and four nrms holding sivord, torch,
and bow." Ist es zu kühn, Kteatos und Eurytos
zu erkennen '? Drexler.] [Höfer.]
Ktemene iKrr](i8vrf), Gemahlin des Pbyleus,
Mutter des Meges; andere nennen sie Agnete
oder Symmache; Tzetz. Prooim. Iliad. bll f.
Anecd. 3Iatranga 1, 20. [Höfer.]
Ktesios (Kzr'jGiog), 1) Sohn des Ürmenos,
Vater des Eumaios (s. d.), König der Insel
Syria, Ho)n. Od. 15, 414. Dio Chrys. or. 15
20 p. 450. — 2) s. Arcte Bd. 1 Sp. 494 Z. 25 ff.
und Uomonoia Bd. 1 Sp. 2701 Z. 36. — 3) Bei-
name des Zeus, Aesch. Suppl. 428; \^\. Agam.
991. Menand.xm^ Hyperid. (=frA3Blafs) bei
HarpoJcr. Cornut. de nat. deor. 9 p. 29 Osann
und ebenda p. 255 Suidas s. v, Ktr'iaiog. Den
Zeus Ktesios, den Schützer des Besitztums (vgl.
Etym. M. 153, 41. 156, 12. 635, 44) flehte man
an um vyisicc und xr^cig «ya-ö"^, Isaios 8, 16,
oder fwi. zoiaiv dyci&oiciv , Hippocrat. de in-
30 somn. 4 {mcdici Graeci ed. Kühn 22 p. 10), er
ist SozriQ nlovzov -Aal -nzriGsag, Dio Chrys.
or. 1 p. 57. or. 12 p. 413, oder nXovroöötrig
Suidas s. V. Zfig Kzi^aiog, dessen Bilder {zovg
KzrjGLOvg z/mg iynci&iSQvovaiv Antikleidcs bei
Athen. 11, 473b = fr. 13 Müller, vgl. Panofka,
Fecherches sur les noms des v/ses grecques 9.
10. 45. Lenormant- de Witte, Elite des Monu-
ments ceramogr. 1, 89. 91 f. 2, 327 f.) man iv
zoi^g zafiisioig aufstellte, Harpokr. und Suidas
40 s. V. Kzjioiov Jiog, Gerhard, Prodromus 37
Anm. 93. 39 Aum. 95, daher wird er auf einer
Inschrift aus Stratonikeia neben Asklepios
und Tyche zu den ■9-foi. svol-aiSloi gerechnet,
Corr. hell. 12 (1888), 269. Bezeugt ist der
Kultus {Antikleides a. a. 0. Apostol.-6, 10; vgl.
Suidas zJiog Kcodiov. Loheck Aglaoph. 185 tf.)
des Zeus Ktesios ferner für Athen, C. I. A.
3, 3854. Demosth. 21, 15, 53 p. 531 f. (ihm
wird ein weifses Rind geopfert), speziell für
50 den Demos Phlyeis, svo sein Altar stand
(Paus. 1,31,4. Toepffer, Attische Genealogie 208),
und für den Peiraieus (Antiphon 1, 16. 18); für
Anaphe {C. I. G. 2, 2477 und add. p. 1091;
vgl. Boss, Abh. d. Münchner Akademie 2,417,
Anm. 7. Collitz , Dialekt- Inschriften 3, 3430
p. 201. 203); für Teos, C. I. G. 2, 3074; für
Phrygien (Tefeny), Corr. hell. 8, 503 [Koula,
Wagener, Inscriptions recueillies en Asie Min.
(Extr. du tome 30 des viem. cour. et des sav.
60 etr. de l'acad. roy. de Belgique) p. 19 nr. 2, von
Wagener diccKz/jCiov gelesen und für einen
Frauennamen gehalten, aber schon von de Witte
in der Vorrede zu Wageners Abliandlung p. 8
und von Wuddington, Asie min. zu nr. 668 in
di(x Kzriaiov abgeteilt Drexler.] Eine In-
schrift aus dem paphlagonischen Ama-
stris ist sogar dem Jil Ilttvnzrjauo geweiht,
Hirschfeld, Inschriften aus d. Norden Klein-
1579 Ktesippos Ktistes 1580
asiens, Sitsungsher. d. K. Preufs. Akad. d. Wiss. Ktimeiie {Krifisvrf), Schwester des Oclysseus,
1888 878 nr. 31. Auf Münzen von Nysa in Lydieu von der Mutter Antikleia zugleich mit dem
{EcJchd 2, 587. Uend, Rist. mim. 552) ist Zeus Sklaven Eumaios aufgezogen, nach Same ver-
dargestellt sitzend in der R. eine Siegesgöttin, beiratet, Od. 15, 362 ff. Struh. 10, 453. Als ihr
in der L. eine Lanze haltend; die Münzlegeude Gemahl wird Eurylochos, der Gefährte des
lautet riAOYTOAOPHZ NYZAEQN. Mit Recht Odysseus auf seinen Irrfahrten, angenommen,
identificiert Eckhel a. a. ü. 588 diesen Zeus Od. 10, 441 und Scliol. dazu. Eustath. p. 16G4,
niovToXoyrjg {'^) von Nysa, das als Kolonie von 32. 1784,29. [Stoll.]
Lakonien {Strcibo 14 p. 650) galt, wo ein Ktimeuos (KtL^isvog), 1) Vater des Argo-
Tempel des Zeus Ulovaiog stand (Paus. 3, 19, 7), lo nauten Eurydamas, Eponym der Doloperstadt
mit dem Zeus KzrjOiog; aber für niovxo AOPHI Ktiraene in Thessalien, Ap. lih. 1, 67. Hytj. f. 14
ist meiner Ansicht nach sicher JTAot'to AOTHZ p 40 Bunte. [Cafcd. Argonaut, scliol. Apoll.
zu lesen; s. obige Stelleu und Orph. liymn. 73,4 EJiod. p. 535 Keil. Höfer.] — 2) Sohn des
Zriva ^iyav .... TtlovzoSörriv. Aristid. or. 1 p. 11. Ganyktor in Naupaktos, der mit seinem Bruder
Dindorf öozrjQ änccvrcov; vgl. den Artikel Epi- Antiphos den Dichter Hesiod ermordete, weil
dotes. — 4r) Unter dem ^sog 6 Kzriat,og bei er ihre Schwester entehrt haben sollte; sie
Phit. de vit. aer. alten. 2 versteht man ge- flüchteten deshalb nach Molykria in Aitolien,
wohnlich deu Hermes. — 5) Athene heifst Paus. 9, 31, 5. Oder sie wurden wegen ihrer
Kzrjaia bei Hippohr. a. a. 0. Eine von Ulrichs, Schuld von dem Seher Eurykles getötet, Era-
Abhandl. d. philos.-pliil. Classe der K. Bai/r. üü tostJienes in Hes. et Hom. cert. c. 16, wo auch
Akad. d. IRss. 3 (1840), 96 publicierte Inschrift Ganyktor und Amphiphanes, die Söhne des
von einem Altar in Krissa lautet "jQLOzog Phegeus, als die Mörder des Hesiod bezeichnet
i'&rj-ns, 'Hqoc TS ßäg zal Kzaai'a 'J&ava iixqcc werden. [Stoll.]
J^icc Gcpäys. Ulrichs a. a. 0. 97 meint, Athene Ktistes {KzLazrig). Über die Sitte, Götter
führe hier diesen Beinamen vielleicht in Be- und Heroen als Städtegrüuder zu bezeichnen,
zug auf kriegerischen Erwerb, wie sie bei vgl. Bd. 1 Sp.440 Z.4ff. i'cA/icZ, D. «.v. 4, 342ff.
Homer 'Ayilsirj und ArjCzig heisst. — 6) Anth. de heroibtis, heroidihus , conditorihus etc. Bd. 1
Pal. 6, 211, wo yvrjai'a Kv-jiqi überliefert ist, Sp. 2486 Z. 29 ff. und die dort angeführte Lit-
schreiben Toup (ed Lips. 1,244) und Brunck teratur. Ohlert, Beiträge zur Heroenlehre der
Kz/jOicc KvTiQL {Kzrjaia als Beschützerin der 3o öri'ec/tew, Lauban 1876 p.25f. Besonders führen
Hetairen), während Meineke KQrjOia vor- folgende Götter und Heroen den Beinamen
schlägt. — 7) &Eol ■nzriOLOL bei Dion. Hai. Kztatrjg: 1) Apollon, C. I. G. 3, 5141; vgl.
8, 41; ebenda 1, 67 werden mit ■9'Eot Y.zr'iai.oi Bd. 1 Sp. 440 Z. 56; ^oi^og yccQ ad noUsoot
die Penaten bezeichnet, die auch #fot nazQcpoi qptilr;5ft y.zi^o^£V(xig, avzog ös &8fiBiliK ^oi:ßog
oder ysväd-lioi heifsen. — 8) Ktrjaiog, Freier vtpccLvst. Kallim. liymn. 1,56 — 2) Dionysos
der Penelope aus Dulichion, J^o/Zod. /j-^m. Saii. in Nikaia (Bithynieu), Eckhel 2,424. Heaä,
Eliein. il/ws. 46, 179; vgl. Wagner, ebenda 419. Hist. Num. 443; in Tion (Bithynien), Eckhel2,
[Höfer.] 438. Heaä 444. Catal. of Grcek coins in the
Ktesippos {Krrfimnog) , 1) Söhne des He- Z>ni. ikfws. Ponfws p. 202 nr. 3. — 3) Herakles
rakles: a) Sohn der Deianeira, Vater des Thra- 40 in Herakleia (Bithynien), Eckhel 2, 416.
syanor. Ahn des Deiphontes, Paus. 2, 19, 1. Head 4:i2; Imhoof- Blumer, Abh. d.k.bayr.Akcrd.
3, 16, 5. Apollod. 2, 7, 8, 8 und Heyne, Obss. d. Wiss. 1890 p. 600; in Kios (= Prusias),
z. d. St. Nikol. Damask. fr. 38 b. Müller, Fr. Head 439. Eckhel 2, 436. 437. Head 440;
hist. gr. 3 p. 376. [schol. vet. Soph. Trach. 53 Catal. of Greek etc. Pontus p. 133 nr. 22; in
Höfer]. — b) Ein anderer hatte zur Mutter Kyzikos, ü'cA^eZ 2, 455. ifeatZ 454; in Teme-
Astydameia, Tochter des Amyntor, Apollod. nothyrai (Lydien), Eckhel 3, 119; in Priene,
2, 7, 8, 10, oder Astydameia, Tochter des Or- Eckhel 2, 536; in Kallatis (Moesia inferior),
menios, Königs in Pelasgiotis, IHod. 4, 37. — Eckhel 2, 13; in Nikaia Eckhel 2,425 Catal.
c) Ein anderer war gezeugt mit einer Tochter of Greek etc. Pontus p. 155 nr. 19. 20 p. 156
[sie heifst Meda C. I. G. S, 5984C p. 809 = 50 nr. 26 pr. 157 nr. 35; in Perinthos, Eckhel
Kaibcl, Imcr. Graec. Sicil. 1293A 75, p. 346 2,39. Gardner, Samos and Samian coins p. 34.
und ist identisch mit der von Paus. 1, 5, 2. 85 pl. 5, 13. Head 232; Romae Conditor heifst
10, 10, 1 erwähnten Meda, die dem Herakles den er auf Müuzen des Commodus, EcÄ/ieZ 4,349.
Antiochos gebar. Höfer.] des Phylas, Königs — 4) Kyzikos (s. d.), Eckhel 2, 455. —
der Dryoper, Tabul. Farnes. Z. 66. Heyne, Obss. 5) Midas auf Münzen von Midaion, Eckhel
ad Apollod. 2, 7, 6; vgl. IHod. 4, 37. — 2) Sohn 3, 168. Head 567. — 6) Menestheus (s. d.)
des Polytherses aus Same, Freier derPenelope, auf Münzen von Elaia (Aiolis), Eckhel 2,494.
der in frechem Übermut den Bettler Odysseus Head 480. — 7) T o m o s (s. d.) auf Münzen von
mit einem Kuhfufs warf und später von dem Tomoi, Eckhel 2, 18. Head 235. Catal. of
Rinderhirten Philoitios erlegt ward. Od. 20, m Greek etc. Thrace p. 55 nr. 7. 8. — 8) Vgl.
288 ä. 22, 286i\'. Tsetz. L. m f. [Apollod. frgm. auf einer Münze von Amaseia (Pontes)
Sabb. Bhein. Mus. 46, 179. — 3) ein anderer 'Epfi^? Kziaug zrjv nöhv , Eckhel 2, 344.
Freier der Penelope aus Ithaka, J^joo?/od. a. a. 0. Head 424. — 9) Vgl. Pario Conditfori,
p. 180; vgl. Wagner a. a. 0. p. 419. Höfer,] Münze von Parion in Mysien, Eckhel 2, 460.
[Stoll. J — 10) Romulo Conditori Münze des
Ktesylla s. Hermochares. Hadrian, Eckhel 4, 350. — 11) Pergamos
Ktilos (KtiXog), ein Sohn des Zeus, Porphy- Kziozrjg auf Münzen von Pergamon, Eckhel
rios bei Eust. II. 403, 39. [Höfer.] 2, 463. Head 464. — 12) Temenos Kzi-
1581 Ktistcs Ktistes 1582
CTrjg Münze von Temenothy riii, Head 569. Über die Bronze Statuette eines Heros Ktistes
— 13) las OS auf Münxen von.Iasos in mit Schlangeustab und Turuikrono des Cabinet
Karien, Head 528. — 14) ot Kziozai Nrniat- de Janze im Cabinet des mudailles zu Paris
i(ov, heissen Dionysos (s. oben nr. 2) und s. Arch. Anzekj. 6 (1889), 141. [Höfer.]
Artemis auf einer Münze des Gallienus von [Siehe a,\.ich Spa)iliemiiis, De »sie et praestantia
Nikaia (Bithyuien), Catal. of GreeJc etc. Fon- num. ant. 1,1717 p. 5ü0 — 568. Raoul-Bochdte,
tus p. 175 nr. 146. — 15) Neleus und die Mem. de l'Ac. des Inscr. et B.-L. 14, 2 S. 200
Neleiden, Tocpffcr, Attische Genealogie 2'S6ü'. Anm. 1, welcher hier noch auf seine Odysseide
— IG) Tralleua, der Heros Eponymos von p. 242—246 verweist, S. 221 Anm. 1, sowie
Tralleis, Imhoof-Bhimcr, Abk. d. K. hayr. Alceid. lo Hist. crit. de l'etablissement des col. grecq. 1 S. 57.
d. Wiss. 1890 p. 727. — 17) als Ktistai werden K. Keil, Analecta epigr. et onomatologica
ferner genannt Kamikos, Troizen, Kolo- S. 54ff.; über die Darstelhmg der Stadt in
phon, Koriuthos, Kos {Steph. Bijz. s. v. Gestalt ihres y.rLazr]g Gardner, Countries and
Äcog), Sikyon, Kyrnos, Le3bos,Dardauos cities in anc. art, Journ. ufhell. stud. 9 S. 53 ff.
Steph. Byz. s. v. Aii.iovic(. — Statt Xrt'ffTryg findet Asklepios wird als ^riezris bezeichnet auf
'sich öfters auch OiHt'ffr/jg; so steht auf Münzen Münzen von Nikaia, Itollin et Feuardent, Coli.
von K VC ton mit dtr Darstellung des Herakles de med. des ruis et des villes de l'anc. Grece 2
die Legende OUt'azag {EcJchel 1, 172. Read 1863 S. 291 nr. 4504. Wroth, Cat. of Gr. C.
p. 81 nr. 56 p. 83), und neben dem Tq^svog in the Brit. Mus. Pontus etc. S. 156 nr. 27.
Kziazrjg ündet sich auf Münzen von Temeno- 20 Diony so s ist Kvgiog Kziazr]g von Soada,
thyrai ein T. Olv.iazrig {Head 569. Imhoof- Waddington, Syrie 2H09 = C. T. Gr. 4617,
Blumer , Ahh. d. Bayr. Akad. 1890 p. 726). welches Waddington für identisch mit Diony-
über den Kultus der Kziozai s. Diod. Sic. sias hält. Herakles bekommt den Titel
20.,\0-2 Q'VGiag öl -Aal navr]yvQSig, 'f^ziÖE äyävccg KZiozrjg auch auf Münzen von Hadriauopolis
sip)jcptoc(vzo evvzsliiv ixvzw (dem Demetrios Po- in Thrakien, JMionnet, Suppl. 2 S. 301 nr. 604.
liorketes die Sikyonier) xar' iviavzöv, yial zäg v. Scdlct, Beschr. d. ant. Münzen [des Kgl.
ulXag ocTTovs^Eiv ziaag ag Tizioztj. Auch als Münzlcib. in Berlin] 1 S. 166 nr. 1. Ferner
Ehrenname von Königen und Kaisern findet werden auf den Münzen mit diesem Titel ver-
sieh Kzi'ozrjg, so des Königs Archelaos von sehen: Androklos in Ephesos, 3Iionnet,
Kappadokien BccaiXecog 'AqxsIixqv (DilondzQidog 30 Suppl. 6 S. 146 nr. 438 (dargestellt in ganzer
zov KzLOzov, Eckhel 3,201; Alexanders d. G. Gestalt); Erythros (vgl. rj öiaarj^iotdzrj 'Egv-
'JX^^avdgog Kzicirig Ano7.XwvLaz. Münze von &qov itölig, Waddington, As. Min. hb. Kaibcl,
Apollonia-Mordiaion, Eckliel 2, 578. Head Epigr. Gr. 904) in Erythrai, Friedlünder, Arclt.
58-; des Kaisers Augustus Z^ßaozog Kziazrjg, Zeit. 1869 S. 103. Coli. Phil. Margaritis, Btvue
Münzen von Nikopolis in Epeiros, das 2s- num. 1886 S. 21 nr. 24 PI. 3,7. Head, Ccd. of
ßaazov Kziai.ia hiefs, Ecldiel 2, 166. Head 272; the greeJc coins of lonia S. 142 nr. 228 (stehend,
von Klazomenai, Eckhel 2, 511. Imhoof- mit der Lanze, den rechten Fufs auf einem
Blumer. Monn. Grecq. p. 284. Abh. d. Bayr. Schiifsvor der teil); Miletos (M6IAHT0C) in
Alcad. 1890 p. 635; von Teos, Eckhel 2, 564. Milet, Mionnet, Suppl. 6 S. 275 nr. 1264;
Nero auf Münzen von ApoUonia in Dlyrien 40 S. 276 nr. 1267 = 31us. Sanclement. num. sei. 1
Neqcüvl 'j7c6lXiovi,{vg\. oben nr. 1) KzCairi, Head S. 247 Tab. 22, 174. Bollin et Feuardent a. a. 0.
266; Germanicus Kziczrig Münze von Kai- 2 S. 337 nr. 5266. Head a. a. 0. S. 199 nr. 157
sareia-Germanika, ifeacZ 438. Imhoof-Blu- PL 22, 12 (immer in ganzer Gestalt); Triopas
vier, Abh. d. Bayr. Akad. 1890 p. 599. Ha- in Knidos, wenn anders Gavedoni, Spnc. num.
drianos Kziazrjg Münze von Argos, Eckliel S. 188 und Duehcdais, 3Icm. de la soc. des
2, 288; vgl. Paus. 6, 16, 4. Münze von Stra- antiq. de France 20 S. 422 — 426 PL 8, 7 die
tonikeia (Karieu) J>M/too/-jB/»me/- a. a. 0. 316. Buchstaben T. K. T. der Umschrift des mit
Abh. d. Bayr. Akad. 1890 p. 724. Couditori einem bärtigen Haupte versehenen Obv. einer
Coloniae Äeliae Capitolinae, Eckhel 4, 348. Münze von Kuidos (Rev. Flammender Altar)
Tiberius Ä^aerög ÄTtaT/;s Münze vonMagne- 50 mit Recht zu Tov Kzi'azav Tgiönccv ergänzen,
sia ad Sipylum, Eckhel 3, 107. Bccadiag Baai- Von anderen Heroen will ich nur den
Iscav Mfydlov 'Agaüv-ov Kai Kziazov Arch. Perseus als Kziazrjg von Tarsos {Antipater
Zeit. 24 (1866), '211. Eine Säule aus Melos Sidonius, Anth. Gr. 2 S. 16 nr. 39 vs. 9 Heg-
mit der Reliefdarstellung einer weiblichen aia, oov -/.ziozijv, Tagoi KiliGoa nöXi) er-
Figur, der Tyche von Melos, die auf dem wähnen und daran die Bemerkung knüpfen,
linken Arm einen nackten Knaben trägt, dafs die oben s. v. Korykos angezogene Münze
zeigt die Inschrift 'Aya&i] Tvxi] Mrilov tl'kEwg des Maximinus (nicht Maximus) von Tai'^os,
'Als^dvdgoj KT ißTT] stsgdiv (ivczäv , Bulletino welche Tidlio Monaldi auch in seiner Lettera
1865, 135'. Athen' Mitted. 15 (1890), 246; vgl. sopra cdcune medaglie inedite. Articolo del
ferner die Inschriften von Anaphe svigyizav 60 Giornale Arcudico nel vol. 40 Ottobre 1822
v.ai -nzCazav rag nazgiSog, Abh. d. JSlünch. S. 14 — 16 auf Apollon als Vertreter von Tarsos
Akad. 2, 430, 7. 8. — Auf allen den angeführ- und Hermes als Repräsentant von Korykos
ten Münzen ist das Haupt des betreffenden deutet , trotz des deutlichen Hermes der
Gottes etc. dargestellt, und darum steht die schlechten Abbildung Fig. 4 und trotz Mi-
Legende Kziazrjg (Kziaztjv) entweder absolut onnets 3, 639, 504 mit Monaldi übereinstim-
oder neben dem Namen des Gottes; oft ist meuder Beschreibung, wohl eher statt des
auch der Name der Stadt oder des Volkes im Hermes mit dem Kerykeion den Perseus mit
Genetiv (z. B. NiKaiag, Kiavwv) hinzugefügt. — der Harpe zeigt, vgl. die Münze Hadrians,
1583 Ktistes Kure Persephone Erescliigal 1584
Zeitschr. f. Nuin. 3 S. 333 nr. 1 Taf. 9, 3. cccqovoiv, Pap. Paris. 1709f.; es naXa zov a-ns-
Vermutlich hat die dem Hermes und Perseus cpalov zovKTt'aavtK yfjv Kai ovQavbv xov Kti-
gemeinsame Beflügelung der Füfse zu der accvza fVTirci zal rjfisQccv, ol xov v.xiauvza g)röj
irrigeu Beschreibung geführt. -nal ajtoTOg- ov Et'Oöopovi'coqp^iS (Osiris Unnefer)
Was die Herrscher betriift, so erhält Pru- ov ovSui; siSe ncönoxi, Pap. Anastasy v. 99 fF.;
sias den Titel Kxiazrjg auf Münzen von Prusa es -naXa xov jxsyav ccyiov xbvHXiaixvta xfiv ai^f.i7cci-
am Olympos, Mionntt 2 S. 481 nr. 385. Suppl. 5 aav oiv.oviihi]v (in einer Anrufung an Kronos),
S. 226 nr. 1335 = Sestini, Lett. Nuvi. Cont. 7 Pap. Paris, vs. 3098. [Drexler.]
S. 62 nr. 3 tav. 2, 18. Die Arsakidenmünze Kuerios (Aovf'pios), Beiname des Poseidon
mit der Aufschrift BAIIAEßZ BAIIAEßN ME- lo auf einer thessalischen Weihinschrift aus Me-
TAAoY APIAKoY KAI KTIZToY teilen Gardner, tropolis, Collitz, Samml. d. cjriech. Dial.-Insclir.
Purthian Coinage S. 39f. nr. 15—18 PI. 3, 15. 19 1, 333 nooEtöwvi Kovbqlwl Kstpdlwv Bvnivov.
und Imhoof-Bhimer, Porträtköpfe auf antiken Bechtel z. d. St. vergleicht den thessalischen
Münzen hellenischer und hellenisierter Völker Flufs Kovägiog; Curtius, Etymologie^ p. 471
S. 55 dem Arsakes H., Orodes I. zu. Die führt aus Journal des Savants 1829 p. 515
Aufschrift FVNDATOR auf dem Obv. einer Kovägiog als Beinamen des Poseidon in der
merkwürdigen Münze von Korinth {Sestini, Gegend von UiiQiov an. [Höfer.]
Lttt. Num. 4 S. 99) bezieht Eckhel, D. N. V. 2 Eukue (kukne), etruskischer Name des Kyk-
S. 240 auf Cäsar. Derselbe heifst auf Münzen nos (s.d.) auf einem Carneol-Scarabäus der
von Korinth CREATOR, Cat. of the Gr. C. in 20 Sammlung Blacas, unbekannter Herkunft. Er
the Brit. Mus. Corinth S. 92 ur. 689 PI. 23,10; ist im Kampfe mit herkle (Herakles) bereits
nr. 690. Für Augustus ist der Titel v,ziazr^q zurückgesunken, und dieser ist im Begriff, ihm
auch auf Münzen von Ilion {Mionnet, Suppl. 5 mit der Keule den Todesstreich zu geben; s.
S. 559 nr. 410 = Sestini, Lett. num. Cont. 8 Micali, Stör. t. 116, 1. 0. Müller, Benkm. 1
S. 43 nr. 19)undvonEphesos(M«OMwei, Sm/jjj?. G t. 63 nr. 322. Fabr., Gl. 583. C. I. I. 2530;
S. 124 ur. 306) nachweisbar. Am häufigsten von und vgl. Corssen, Etr. 1, 835. Deecke, Bczz.
allen Kaisern erhält den Titel Hadrian. Im Beitr. 2, 168 nr. 67. [Deecke.]
cpigraphiscben Anhang zu Dürr, Die Beisen Kuraphrodite {KovgacpQoSCzri), die jung-
des Kaisers Hadrian findet man ihn bezeichnet frauliche Göttin Aphrodite, besonders in Lykien
als conditor ur. 5. 6. 70, als oUiazi]s nr. 18. 30 verehrt, Proclus hymn. 5; ihr Bild ebendas.
19. 67, als -nxiaxrjg (häufig neben anderen Ehren- [Höfer.]
titeln wie svsQytxrjg und acaxr'iQ, zuweilen auch Eure Persoplione Eresclligal {Kovqt] IIsqcs-
als acozrjQ -nal %ziazr}g xrjg oiv.ovii,ivrjg) nr. 22. cpövri 'Egsaxi-ydX) wird augerufen mit anderen
26. 27. 31. 36. 38. 40 — 46. 52. 69. 72. 73. ■9-foi ;j;'^•6^'^0(, wie Hyesemmigadon, Adonis Bar-
75—78. 91. 98. 99. 107. 112. baritha, einem Hermes und einem Anubis in
Aber auch abgesehen von den Herrschern dem schon Bd. 1 Sp. 2313 u. 2771 angezogenen
war man in der Kaiserzeit mit der Verleihung Liebeszauber mit Bleiplättchen des grofsen
von Titeln wie Ktistes, Euergetes, Soter u. ä. Pariser Zauhcr2mp. vs. 335 ff. Als Ädp/j 'Eqs-
an um das Geraeinwohl verdiente Männer sehr oxi-yccl ZaßuQßaQ-ovx fanden wir sie Bd. 1
freigebig, s. z. B. Arch. Ans. 12 1854 Sp. 516. 40 Sp. 2771 zusammen mit Pluton Hyesemmiga-
B. C. H. 1 S. 120. A. E. M. 9 1885 S. 117 don Maarchama und Phersephone Zaudachthu-
nr. 72. Stcrrett, The Wolfe Expedition S. 212 mar auf der im Bhein. ÄIus. 1854 S. 370 ff. u.
nr. 339; S. 284 ur. 403. Journ. of hell. stud. 8 1864 S. 483 ff. mitgeteilten alexandrinischen
S. 254 nr. 35; S. 478; 11 S. 246 nr. 16 u.a.m. Devotionstafel. Auf dieser wird sie angerufen
Auch im Totenkult kommt der Titel vor. Z. lOff.: 'Eniv-aloviiaC as xrjv nävtcov dv&gcä-
Ein Grab in Demetrias (Volo), dessen Reliefs jimv dvvdaxsiQtxv nafi[(poßs]QDc, gri'£,ix&(i)v, rj
3 Schlangen und 3 Pferdeköpfe zeigen, trägt wai ävsvsy%aiiivi] xa tov yiiliov{xov^ i.ifXq
die Aufschrift B HPQIQN HPßllCQN KTICTßN, ^ccl avxhv xov fisUoixov, 'Egsoxtyctl NT-EY-
welche S. Beinach, Bcv. arch. 3« ser. 14 1889 0 • COY AAH0EC SQ^ßtw/j, worin NY- EY-0-
S. 111 'Hgcöcov riQcoiaaäv ■axiazcov liest; vgl. 50 COY AAH0 nach anderen Denkmälern zu vi-
G. I. Gr. 1134. ßovzoaovccl7]& zu emendieren ist, sowie Z.27ff.:
Häufig wird endlich in den Zauberpapyri navÖvvdaxsiQu ävaaaa . . . AEKEAAß ENOY-
die Gottheit als ■nziazr]g bezeichnet, s. die An- KENTAP • Q (lies nach Pap. Paris, vs. 3176
vufungen: Pap. Mimant vs.2i3 navxog ■Kziaia; ficcantXlco (pvovngvxaßaco) OQioßa^ci, Qrii,i%Qiov,
dieselbe an Eros Pap. Paris, vs. 1757; ö[»tat]- imiöxQ'mv {xmäx^wv) nvQinriya[vv^, so zu er-
(üGvvrig yiziaxK, Pap. Mimaut vs. 157; cpcoxog gänzeu nach Pap. Paris, vs. 3177) nözviu Fi]
■azCgzcc, Pap. Paris, vs. 591; v.ÖGiiov ■nzioxa xa x^ovia MEYHPI MOP • 0AP • • • . Im Leidener
nävxa ■axiaza ■hvqie ^ts &iwv Mugfiagio) 'law, Pap.W p. 21 vs. 21 — 23 (Leemans) = DietC"
ebenda vs. 1200. 'Eycö slyn @a)v& cpagfiä-ncov rieh, Ahraxas S. 201 vs. 18—20 kehrt 'Egsoxt-
Mßi yga[.t,^i,<xxcov svQ£x?]g Jtal Hxi'axrjg sagt Pajy. GO ydl (offenbar ist 0 verlesen aus C) wieder in
Anastasy vs. 240 — 242 der sich mit Thoth Gesellschaft von 'TsasiKoiyäcov {statt 'Tta^iifii-
identificierende Beschwörer. Vgl. ferner die yadcüx-), und die dort verzeichneten Namen von
Wendungen imzdaaei oot 6 fisyag '^av &E6g vsasfxcoiyacov unhis sgsoxiyaX ünden sich, wieder
... 6 näaav iptJxfjv nai yiveGLV y-xiaag, Pap. mit Zusatz von cavaiazrj ■ dia8sv,av.ißzn ■ ayigov-
Paris. 1038 — 1040; 6 Kri'aag &io'vg y.ai dg- goßogs {oh dcogoßägs'^) im Pap. Parthey 2 \s.3'i
XayytXlovg (sie) -nal ös-uavovg, Pap. Paris. — 34 {vBOOiiiizaScov [T verlesen für f] und
1202 und ähnlich I'ap. Parthey 1 vs. 207f.; i-gsaxtyaX), wo die Worte auf die einzelnen
ogni^co . . . zbv ndvza Kztßavxa ^aov (isyav Blätter eines zur Zauberhandlung benutzten
1585 Kure Persephone Ereschigal Kure Persephone Ereschigal 1586
Lorbeerzweigs zu schreiben sind, wie wir einen hras ainsi qu'une partie de Ja Ute manqiicnt.
ähnliclien Zwei^, aber mit anderen Nameu auf Au - dessus on lit 0A , sotis le bras
den einzelnen Blättern, auf einem Jadeitbeil droit ABI>AHA, soiis le hras (jauche AABIEIOY.
bei Kim;, Early Christian Numismatics Tafel Au rcvers l'inscr. (H)W<t>l | — — ECXI-
zu S. 253 und Tafel vor dem Titelblatt der TAA, (W)EBOYTO | COYAAH0." Natürlich
2. Ausgabe der Gnostics and thcir remains ab- haben wir auch hier a-Aziü>cpi 'EQfo%iyal vs-
gebildet sehen. Und wieder dieselben Worte, ßovtoGovaXrj&. Wieder, nur etwas entstellt
hier auch mit dem auvKiarrj Sads-nuKiatt] ukqov- oder vom Herausgeber nicht richtig gelesen
QoßoQs des Pap. Farthcy nebst zahlreichen wei- erscheint die Formel auf der Rückseite einer
teren Nameu erscheinen im Pap. Anastasij lo Gemme bei Kinr/, The Gnostics 2^ ed. S. 318,
vs. 437 ff. (vBG^vviyadcov und SQ^axiyaX). In deren Vorderseite einen Halbmond, 7 Sterne
demselben Pap. Ana stasy wird in einen Zauber- (die 7 Planeten) und zwischen ihnen die 7 Vo-
kreis (vs, 344 — 347) geschrieben aQoixva&Qa ■ kale zeigt Hier steht, bei King von rechts
fQfCxi-ycXx ■ ^S^vza ■ ictßovvr] • aar] • ikco ■ öcc- nach links geschrieben: AXPIOOl | EPEXIFAA |
QvvKw ■ ^luvtril oder (siehe die Abbildung bei NEBOVnO | OYAAH0. Auch bei TiMen 1, 2,
Wessely S. 136 vs. 364 — 371) ii^aqocciiadQa \ 82 -ist BOYB C vielleicht [vf]-
,,„'■,: Q. o 1 I l^s ist klar, dals wir es m allen diesen
ri A (dJva) J^g rov \ cc^avra xQovov. In einer f "™t"°^f " .™^t der vielnamigen Mond- und
Beschwörung von Abgeschiedenen (f/pco^c), Gla- '' Unterweltsgottm zu thun haben über deren
diatoren und Selbstmördern behufs Liebes- y^chüge Benennung die Alten selbst zuweilen
Zaubers im grofsen Pariser Papyrus vs. 1415flF. '^ Unklaren waren, vgl. das Epigramm von Kili-
t,^-p„4- ^„ > ' ' o o Kien, Journ. of hell. stud. 11 o. 252 nr. 27:
heust es v.cci av Kvgia ßoQCpOQOcpoppa- avvaxga t-., '^.t , / ' -, > v. ""'• ' f, -T' \ t
jc^ r »TT s T ^r 's hLTS 2j\slr]VClir]V SLT AQtsiit[v\ Site 6\£, datfiov
KKßißavßaqag 'svqtvovv ^ogna egsaxi-ya vißov- Tlvgtpogov [sv TgL~\\6dcp rrjv Ciß6iis6&"'Eyi[äTrjv.
roGovalqO' nefiipov Ss igLvvv ogyoyogyovCcxgiav Welche Gottheit ist aber die offenbar mit der
ipvxag xct^cvTcov ^^sysigovGav nvgi k. t. X.; in griechischen Hekate verschmolzene Ereschigal?
einer anderen Liebeszauberbeschwörung an die Zündel hält (Bhein. Mus. 1864 S. 484) das
Mondgöttin vs. 2484 ff. oiv.xiwcf)i (wohl = av-xi- Wort nebst dem gewöhnlich damit verbun-
i'cöTTt, strahlenäugige) f()fff;i;tyo:^ refJoiToöowir/'ö' • 30 denen nebuthosualeth für ägyptisch, sieht in
Xoigit,Lv ■ aagy.oßögcc ßccöioov ngog xqv dsLva Mal dem Meliuchos den in Honig einbalsamierten
ßdaxa^ov avxrig xov vnvov Kai dog avxfj Kuvaiv Osiris (S. 493), in MEYHPl einen Namen der
tpvxtig KoXaoiv cpgsväv Kai Ttagoi'axQrjaiv KCil in- Hathor (S. 492) und erklärt daraufhin S. 494:
Si(6^ciaa_ avxr]v ano Ttuvxog xönov x«i Tiäarjg ,,So wäre es also Hathor in Gestalt der Kuh
OL-Ki'ag d^ov avxrjv mds ngog ifis xov SsCva. M^Li^gi, welche den Osiris wiedergebiert; die
In einer gleichen Beschwörung finden wir Göttin des Berges im Westen und der Unter-
vs. 2749 unter den unzähligen Beiworten, mit weit, sie wäre es, welche die Erde spaltend
welchen Hekate (vs. 2745 'Ev.ccxri nolvcovvus die balsamierten Glieder des balsamierten Gottes
Ttagd-tvs Kovga) angerufen wird, wieder kxti- herauf bringt grj^i'x&cov Kai dvBvsyna^svr] xov
äcpi igsaxi-yccX vsßovxoaovaXi^& ; und nochmals lo ßsXiovxov, auf sie passen auch alle anderen
in einer dycoyrj ngog xov daxtga xrjg 'AcpgoSnrjg Epitheta: navSvvdaxSLga dvacaa, ogsößa^a,
behufs Liebeszaubers vs. 2912ff. 6gy,i^co ydg es v7t6x&cov, nöxvia Vi] x^ovi'a.^'- Ich glaube in-
KvQ'r'jgri ■ vovynXXov ßionßdXov • aKxiäcpi sgs- dessen, wir haben den Ursprung der Kovgr]
6xi-ydX ■ vißovxoaovaXr^& v.. x. X. Auch auf Ufgascpovi^ 'Eg£6%iydX nicht am Nil, sondern
Gemmen finden wir die kahelmii 'EgtaxiydX am Euphrat zu suchen. ludenTcllEl-Amarna
oder die vollere Anrede axTtcoqpt 'EgaaxiydX Tahlets in the British Museum. London 1892
vsßovxoaovaXriQ-; so auf einem „Amidct, on 4" PI. 17 S. LXXX, 140. 141 nr. 82 wird eine
ichich is engraved on one side a triform goddess Göttin Irishkigal, oder wie J. Arthur Strotig,
(offenbar Hekate) and under her (apparently) Academy 1892 June 11 nr. 1049 S. 569 schreibt,
the three letters fPY. On the reverse are the 50 Eriskigal erwähnt, welche auch in drei nach
GreeJc letters MArNHTAP - IN ... CXir - AA. Berlin gelangten Fragmenten dieser Tafeln
Hacmatite" bei Gatty , Catal. of the engraved (nrs. 234. 239 a. ß) vorkommt. Das Londoner
gems and rings in the coli, of Jos. Mayer S. 51 Fragment erzählt (nach Strong), wie Eriskigal
nr. 316. Ein bei Baudelot de Dairval , De von den Göttern aufgefordert wird, zu einem
l'uHUtc des voyages. Nouv. ed. Bd. 1 aus der Fest, dessen Besuch sie selbst vermutlich ab-
Sammlung des Herrn Bonnet (S. 404) PI. 20, 1 gelehnt hat, einen Stellvertreter zu senden,
abgebildeter Stein zeigt auf der Vorderseite worauf sie ihren Diener Namtäru schickt.
Hekate mit der im Anfang nur teilweise er- Nach einer Lücke werden die 14 Wächter der
haltenen , aber jetzt leicht zu ergänzenden Thore eines Hauses aufgezählt, in welchem
Umschrift 'J[xri]fflqp[/] ['E]gsaxiydX, auf der co Strong die ,, weiten Hallen" der Unterwelt zu
Rückseite Nißov xoaovu IrjO" cpvXa^ov. Sehr erkennen glaubt. Dann folgt eine dunkle
interessant wegen der kuhköpfigen Darstellung Stelle, in welcher wieder von Namtäru die
der Hekate ist der „Aimant (fcr oxydulc)" bei Rede^ ist, und darauf folgt die Schilderung,
L. Müller, Descr. des intailles et camees ant. wie Eriskigal von Nergal mifshandelt und mit
du Musec Thorvaldsen S. 183 f. nr. 1685: .,Di- dem Tode bedroht wird, aber auf ihre Bitten
•vinite feminine ätete de vache, vettie d'un double vollständige Verzeihung erlangt. In dieser
Chiton, tenant un jlambeau allumc ä l'un des Eriskigal erkennt nun Strong die Ninkigal
bras ctcndus; la partie inferieure de l'autre . (,,Even in the absence of any more direct evi-
1587 Kureos Kureten u. Korybanten (Litteratur etc.) 1588
dence it would not liave hcen vcry hazardous 32, 285 ff. mit Gacde, Demetrii Scepsii quae
to guess that in Kriskigal we have tlie syllahi- swpers. diss. Gryph. 1880, sowie Siisemihl, Alex,
cally expressed pronounciation of Ninkigcd the Litt. 1, 682), der auch die Litteratur der Lokal-
goddes ivJio in a familiär passage employs lier antiquare heranzog (vgl. 466, 7 of 'uaqaSövzs'i
servant Namtar to plague Istar in hell; but, za KQTqxiyia v.al xä <l>Qvyia). Die Homerexegese
as a matter of fact, such direct evidcnce exists hängt vielfach von dieser Arbeit ab (vgl. z. B.
in a text puhlished in 1887"). Ninkigal ist Scholl. A. B. T. Eust. zu J529, llerodian an
aber die Göttin der Unterwelt, Sayce Lcctures d. gen. St., sowie Stcpli. Byz. v. 'A-aaQvavtu
an the origin and grotvth of religion as ilhista- und sonst). Trotz mancher Schwierigkeiten
ted by the religion of the ancioit Babylonians. lo im einzelnen, die zum Teil wohl dem Kora-
3'^ ed. 1891 S. 147 ff. Die Namensähnlichkeit pilator oder auch der Überlieferung zur Last
zwischen Eriskigal und Ereschigal könnte allen- fallen, ist dies Stück antiker Gelehrsamkeit
falls auf einem Zufall beruhen. Da aber auch die einzig sichere Grundlage der Forschung,
das Wesen beider Göttinnen gleich ist, dürfte Da sich daraus aber ersehen läfst, dafs schon
die Vermutung, dafs sie identisch sind, wohl den Fachgelehrten des Altertums eine sichere
einen ziemlichen Grad von Wahrscheinlichkeit Scheidung zwischen Kureten, Korybanten und
haben. [Drexler.] verwandten Wesen nicht mehr möglich war,
Kureos {Kovqsos), Beiname des Apollon auf so ist die von Loheck (1110. 1139 u. sonst)
einer Inschrift aus Tcos, Corr. hell. 4, 168 geforderte Zurückhaltung in Kombinationen
nr. 22. [Höfer.] 20 und Deutungsversuchen hier mehr angezeigt
Kuros {Kovgris), 1) Sohn des Pleuron, Bruder als irgendwo sonst. Man vgl. auch, wie Paus.
des Kalydon, Daimachos aus Platää bei Schol. 8, 37, 6 einer mythol. Auseinandersetzung über
LI. 13, 218. Vgl. Kureus nr. 2. [Vielleicht ist den Gegenstand absichtlich ausweicht. Neben
bei Slcph. Byz. s. v. KQvaaaög für ccno Kqvccö- Strahon tritt als zweite Hauptquelle Diodor
aov zov KÜQtizoq mit MeineJcc zov KovQrjzog (namentlich 5, 49. 65 ff. 70), zum Teil ratio-
zu lesen. Höfer.] — 2) KovQrjg, Kreter, der ualistisch gefärbt, und zum guten Teil in
zuerst das Bogenschiefsen und den Waffentanz dem Abschnitt über Kreta gleichfalls von
lehrte, *S'^ra&. 10, 480. S. Kureten Sp. 1599. [Stell.] Apollodor abhängig, mit allerhand fragwür-
Kurcteu und Korybanten sind aus Gründen, digem Aufputz (5, 80, 4 die freilich recht alte
die aus der folgenden Darstellung erhellen 30 pseudoepimenideische Theogonie); vgl. auch
werden, in einem Artikel zu behandeln. Die Kern, IJe Otyhei Epim. Pherecyd. Theog. 78 ff",
antiken Namensformen sind: gemeingriech. Bähe, Herrn. 24, 402 ff. Tümpel, Fh. 50, 43 ff.
KovQi]zsg (doch schrieb man zur Unterschei- Maafs, Aratea 341 ff". — Die KovQrjzav kccI
düng vom Appellativum KovQrjzig = vsoi auch KoQvl^ävzav ysvsaig, ein Gedicht des Epimeni-
KovgfjZEg; vgl. die Lexikogr. s.v., sowie Scholl. des bei Diog. Laert. 1, 111 ist natürlich eine
zu/529. ri93, und Lentz' Herod. 1, 63, 26ff.; Schvfinäelei Lohons; vgl. Hillcr, Eh. M. '6:^, b26S.
2, 47, 11; 67, 18; 614, 8; 640, 22; 680, 18 u. 28. Aus dem Wirrwarr der Tradition löst sich
Die Handscbr. und Ausg. schwanken, weshalb verhältnismäfsig reinlicher als der theolo-
auch im folgenden nicht einheitlich verfahren gische der mythistorische Stoff heraus,
werden wird), kret. KQPHTEZ, lat. Curetes 40 ., .^ .^ ^ , . ,
- KoQvßavzsg und KiQßavzeg, Corybantes. ^- ^^^ Kuretenname als ein etbno-
Litteratur: Heyne, De sacris mm furore graphischer Begriff.
per actis 6 ff. Spanheim, zu Callim. hymn. in 1) Die Kureten Aitoliens. Nur sie
lov. 52. Hocch, Greta 1, 155 ff., bes. 197 ff. kennt Homer, und zwar in der von Phoinix .
Zoega, Bassiril. 1 t. 13. 14 p. 45 ff'. WelcJcer, erzählten Geschichte von der Menis Meleagers
Die acs'hyl. Trilogie Prom. u. s. w. 174ff'., bes. im Kampfe der Kureten und Aitolier um Ka-
190 ff., sowie Griech. Gütterl. 2, 230 ff. Lobecl; lydon (7529 — 599). Von den hieratischen
Aglaoph. 2, 1109 ff'. Schümann, De lotris in- Kureten der Zeussage wird dieser Volksstamm
cunabidis op. 2, 250 ff'. Gerhard, Griech. Mythol. schon bei Strahon scharf geschieden, und es ist
§ 171. 172. Preller- Pkw, Griech. Mythol. 1, 106. 50 kein Grund, mit Mayer ob. Sp 1534 den ethni-
539ff'. {Prclkr-Eobert 1, 1, 134). Ed. Meyer, scheu Kureten überhaupt zu mifstrauen. Wenn
Gesch. der Troas 30 ff". Voigt in Ersch und nach 466, 8 (vgl. 462, 26) einige dennoch eine
Gruhers Encyld. 2, 39, 122. Beziehung zwischen beiden aufstellten, so war
Die antike Gelehrsamkeit über den Gegen- das eine vage Kombination und blieb auch
stand ist für uns hauptsächlich repräsentiert vereinzelt (vgl. Et. Gud. 342, 3: KovQrjteg äs
durch einen ausführlichen historisch - theolo- ot 'jKUQvävsg (a-nQavävsg Sf.) ot xov jdi'a &qs-
gischen Exkurs bei Strahon 10, 462 fin. — 474. tpavzsg. Umgekehrt: Knossos besiedelt aus
(Verwandte Ausführungen fanden sich im 7. Buch, der akarn. Kuretis, Synlc. 150 (Afr.)). Viel-
im Anschlufs an Samothrake; vgl. 331 fr. 51.) verhandelt war dagegen die Frage, ob die
Er knüpft an das Vorkommen des Kureten- co Kureten den Akarnaniern oder den Aitoliern
namens bei Homer an und behandelt (sv nagu- beizuzählen seien (462, 26). Sie ward ent-
ßäasL) alle damit in Verbindung stehenden schieden durch Homer -Interpretation (über die
ethnographischen und mythologischen Pro- Darstellung des Kuretenkampfes iu den Ehoien
bleme (zu aTtcoxtQa rryg 'OfirjQiKrjg lazoQiag und in der Minyas ist nichts zu wissen, Paus.
465, 6. 466, 7). Die Hauptquelle war gewifs 10, 31, 3). Bei Homer ist Pleuron so gut wie
Demetrios der Skepsier (über die direkte Be- Kalydon aitolisch, S'116, B Cj38S. (vgl. iV 2 18).
nutzung oder die indirekte durch Apollodor s Nun sagt zwar Phoinix nicht, dafs seine Ku-
Werk über die Boiotie vgl. Niese, Eh. M. . reten in Pleuron wohnten (vgl. aber Schol. A
1589 Kureten (in Aitolien) Kureten (in Aitolien) 1590
zu 529), da aber namentlich nach 567 (^aai- Rücksicht auf eben diese chalk. Knieten die
yvrjtoio (fovoio) der Schlufs geboten war, die aitolischen aus Euboia ableitete. Bei Strahon
Thestiaden zu den Kureten zu rechnen (vgl. A 465, 6 und in der abhängigen Litteratur (vgl.
zu 534. Ant.lJb. 2. Apd.\,S/6), und die Sage Toivnl. und Eust. zu / 525, p. 289, 22 Lips.)
die Thestiaden nach Pleuron setzte (Scholl. ist ihr Gewährsmann der' euböische' Lokal-
zu 534. Str. 466, 6), so lag es nahe, die Kureten antiquar Archemachos {F. H. G. 4, 314 ft'.). Im
für Pleuronier und mithin Aitolier zu halten Kampfe um das lelantische Feld (sie!) hätten
(vgl. 429, 18; vgl. auch Dion. Hai. ant. liom. die Kureten Chalkis verlassen müssen, nach-
1, 17, wo Kureten und Leleger zusammen- dem sie im Kampfe vorn die Haare verloren
genannt sind, ot vvv AlxcoXol -Kcd Ao%qoi v.u- lo und ojrtcO'aj' KOftoüJVTfg geworden. Daher wären
lovvtcii). 'E%SLvoi 8b (die Gegner dieser An- sie ccno -novQciq Kureten genannt worden und
sieht) Xsyixmaav, Trcög av ^irj b[lOE^^vsls ovvag hätten selbst im Gegensatz zu sich die nicht
Hrj3' Alxmlovq rovg UlBVQcoviovg iv trotg Ai- so geschornen Leute am Acheloos Akarnanen
Tcolots ■aavileysv. Anstofs nahmen diese Gegner genannt; vgl. StepJi. Byz. 'AHcegravia, x^qu
gewifs daran, dafs auf diese Weise ein i^cpv- KSxtoQiafi^vr] rmv Äoi'Q)]ra>v . . . dio -hkXovvtoil
iLog 7i6l£(iog {A zu 529) herauskam. Daher ot (isv -nsigöfisvoi, KovQt'jzeg, ot öh ciyioQSvroi
machten sie, wie aus Strahons Worten hervor- A%ciQva.vsg (nach Eust. wären die Kureten in
geht, die Kureten zu Akarnaniern; vgl. auch Akarnanien selbst (isivavrsg a-Kovgoi Akarna-
Ste2)Ji. Byz. v. KovQi^g (der auch die Formen nier genannt worden, was auf Vermischung
Kovgtvg, KovgfjTig, Kovgsiog, Kovgsia, Kov- 20 mit der Ansicht beruht, nach der die Kureten
p/ffff« zusammenstellt) im Gegensatz zu v.'Jxap- Akarnanier waren\ Der ganze Aufputz der
vccvi'a. In anderer Weise unterscheidet die Geschichte zeigt, wie wenig ernsthaft sie zu
Kureten von den Aitoliern die mjthistorische nehmen ist. Der lokalpatriotische Archemachos
Ti'aditiou über die Schicksale des Stammes bei ergeht sich auch sonst in etymolog. Spielereien
Ephoros Str. 463,2 (F. H. G. 2, 240, 29). Dar- (vgl. nsvsazai, == (lavsatai. fr. 1), und nichts
nach besafsen die Kureten überhaupt das Ache- als ein etym. Argument bringt er vor, um die
loosland (nach Aristot. Acarn. ijoI. fr. 474 aitolischen Kureten den euböischen Abanten
Böse min. mit den Akarnanen zusammen, die zu nähern {pniaQ'Ev v.oii6(avxig, ß542; vgl. die
im Westen wohnten; vgl. Pa«s. 8, 24, 9, wo- altertümliche Scherbe bei DwrmjtZer, Jö. (/. /«s^.
nach die Kureten ursprünglich auch in Akar- 30 2,20 t. 2,3). Ein scheinbarer Anhalt für diese
nanien safsen), bis Aitolos aus Elis gekommen Kombination wird neben dem faktischen Vor-
gei und mit Epeiern (zu denen sp. noch andere handensein chalkidischer Kureten (vgl. unten)
Volkssplitter kamen) die Kureten nach Akar- der Umstand gewesen sein, dafs es an S])uren
nanien gedrängt hätte (vgl. Konon 14. A2)d. altchalkidischer Kolonisation im Achelooslande
1, 7, 6. Anders Schal. A zu A'^218 nach dem nicht fehlte (vgl. die Stadt Chalkis unter den
höchst unzuverlässigen Deimachos {F. H. G. aitol. Städten, jB638tf., den Berg Chalkis, Str.
2, 442), der Aitolos in Phoroneus' Zeit setzt 451, 4). Doch genügt das alles längst nicht,
und ihm einen Sohn Pleuron, diesem wieder die um mit Tümpel (s. 0. Art. Kombe) der Tradi-
Söhne Kures (vgl. Sp. 1587) und Kalydon giebt). tion des Archemachos ein entscheidendes Ge-
Im zehnten Geschlecht darnach habe wiederum 40 wicht beizulegen, selbst nicht unter Hinzu-
der Aitolier Oxylos Elis besiedelt (vgl. O. Ho/f- nähme des Umstandes, dafs die chalkidische
mann, Die qriecli. Dialekte 1,5). Für diese Kuretenmutter Kombe (vgl. unten) in Aitolien
Darstellung berief sich Ephoros auf zwei me- wiederzukehren scheint in einer von Ooicl Met.
trische Inschriften, in Aitolien und in Elis, in 7, 382 leider nur flüchtig berührten, uns völlig
deren zweiter ausdrücklich gesagt ist, Aitolos dunklen Sage: adiacet Ms Pleuren, in quo
habe die Kovgfjtig yfj erobert (d. h. die Pleu- trepidantibus alis Üphias effuyit natorum vid-
ronia, nach Str. 465, 6; vgl. auch die Ausdrücke nera Combe. Ob diese Übertragung der Kombe
KovgrjZLH^, Str. 451, 5; Kovgfitig xQ'föv, Ap. nach Pleuron als ein Autoschediasma Ovids
Bh. 4, 1229. Orakel bei Diod. 8, 17, 3. Anon. (vgl. LobecJc 1135; doch vgl. auch 210), oder
Westerm. 322, 13. Silius 15, 308 u. a. bei 50 schon als hellenistischer Zeit geläufig zu be-
Lobecl-, Agl. 1132 N.. Kovgrjtig soviel als trachten ist, steht dahin. Als archaische Sage
Akarnanien, Steph. Byz. 'A&rivai p. 35, 3 M.). kann sie bis auf weiteres in keinem der beiden
Von welcher Herkunft aber diese Ache- Fälle gelten. Dazu kommt, dafs es überhaupt
lo'ischeu Kureten waren, blieb kontrovers. nicht völlig sicher ist, dafs die bei Ovid er-
Ephoros scheint sie für autochthon gehalten scheinende Kombe die chalkidische Heroine
zu haben (f^ ^QX^l^ anaoav zrjv x^Q^''^ Kov- sei. Denn erstens ist der Chalkidierin der
QtjtKg v.Ktci6xsiv). Dahin zielen auch die Ab- Name Kombe, wie es scheint, erst durch spä-
leitungen von einem Heros eponymos Kures tere Übertragung zugewiesen worden, zweitens
oder von der Stadt (Steph Byz.), oder vom scheint das Beiwort Ophias auf eine im Ache-
Berge Kurion über Pleuron; vgl. Str. 451, 4. 60 looslande einheimische Heroine hinzuweisen
ißb, 6 (Yg\. Et. Gud.3i2,i. Ähnlich die Koryb. (vgl. 'Oqitsig, Str. 465, 6 und Tümpel selbst
Kureten vom kypr. Kurion, Serv. ad J.. 3, 111). a. a. 0.). Gar aber mit dieser Kuretenmutter
Auf die vereinzelte Meinung, dafs sie aus Kreta Kombe zu kombinieren Ovid Met. 4, 282, wo,
stammten, geht Strabon gar nicht näher ein; gleichfalls in dunkler und flüchtiger Anspielung,
aus 472, 19 geht hervor, dafs er diese Meinung die (hieratischen) Kureten sati ab imbri heifsen,
vielleicht nur von den chalkidischen Kureten und daraus einen Vaternamen '''Trjg zur Mutter
(vgl. unten) ausgesprochen fand; vgl. LobecJc Kö^ßr^ zu erschliefsen, als P^ponymos der aio-
1135 fl". Wichtiger ist die Ansicht, die mit lisch -boiotischen Zuwanderer Aitoliens (Hy-
1591
Kiireten (in Chalkis")
Kiireten (in Chalkis)
1592
anten), nncl weiter über zoqoi "TJ-avt^g zu
KoQvßavtsg- KovQrjzsg zu steigen, ist eine
Hypothese , der jeder sichere Untergrund
mangelt. Namentlich, wenn man erwägt, dafs
weder in den Namen noch in den Schicksalen
des kuretischen Thestiadengeschlechtes irgend
wo die geringste Spur von der in dieser Hypo-
these angenommenen Herkunft vorkommt. —
Sollte übrigens bei Ovid wirklich die chalki-
dische Kombe gemeint sein, so wäre das nur
der Beweis dafür, dafs die spätere Dichtung
ganz ebenso wie Arcliemachos der Lockung
nicht zu widerstehen vermocht hat, die Ku-
reten Aitoliens mit den chalkidischeu zu ver-
knüpfen, ein Verfahren, zu dem auch noch
andere Parallelen vorliegen. Verführerisch war
vor allem die Namensgleichheit, die nach an-
tiker Etymologie bei beiden Völkern auf die
gleiche Sitte jugendlichen, insonderheit weib-
lichen Kopf- und Haar- und sonstigen Putzes hin-
zudeuten schien (so schon Aiscliylos fr. 313 N^
xXiSüiv TS TiXov.a^ioq ojgxs itaQ&svoig aßgaig, oQ'iv
■nalsiv KovQriTulaov fjvfGav \ vgl. Ägathonfr.3,4:,
beide augeführt von Phylarcli heiÄth. 12,528 c;
vgl. auch -nöqovg., -noQai neben KovQrjtsg., <diog-
■nögoi, Kögr] bei Plat. Ges. 7, 796 c. &rjXv6zo-
lovvxsg ag ai -nögai, Strabon 4G6, 8; vgl.
j]&£oi, Kccl HÖdoi, Demetr. Skeps. h. Str. 473,21,
auch 468, 11 (472, 19). Dion. Hai. 2,70 (yioÜQoi).
Lucr. 2,636 (prieri). Hyg.fah. 139 (impuberes)).
Dies war um so nichtssagender, als dadurch
thatsächlich, wie auch aus Str. hervorgeht, die
hieratischen Kureten Kretas mit einbezogen
wurden. Einen greifbareren Versuch der Ver-
knüpfung zeigt die von LobecJc 207 ff. behan-
delte Mythopoiie. Darnach war der Kureten-
könig Phorbas im eleusinischen Kriege von
Erechtheus getötet worden, Andron Iv f] xiov
ovyyevsLcöv bei JSarp. v. (^OQßavreiov (F. H. G.
2, 351, 10). Dieser Phorbas ist offenbar der-
selbe, den eine Schülerin des Arist. Byz., die
Korkyräerin AcjalUs, aus Akarnanien kommen
liefs (die übr. Überlieferung ersetzt jetzt Town.
zu 2^483; vgl. auch Susemihl, Alex. lAtt. 1, 450).
HellaniJws Atthis fr. 66 {F. H. G. 1, 54) nannte
ihn einen Poseidonsohn, und es ist kaum frag-
lich, dafs der von Lobeck 209 citierte Sturz
damit Recht behalten wird, wenn er diesen
Phorbas für einen König der chalkidischeu
Kureten ansieht, deren Beziehungen zu Attika
aufser Zweifel stehen (vgl. unten). Mithin sieht
man auch hier, wie spät und ungenügend be-
gründet die Verknüpfung zwischen den Kureten
am Acheloos und denen von Chalkis thatsäch-
lich ist. Vgl. auch Welcl-er, Tril. 194 ff. Doch
es wird Zeit, diese schon mehrfach erwähnten
Chalkidier näher ins Auge zu fassen.
2) Die Kureten von Chalkis. Die
Untersuchung wird hier sofort unsicher, weil
die Hauptquelle bei Strabon so gut wie ganz
versagt und wir vornehmlich auf die tief in
Mythokrasie verquickte Darstellung des Nonnos
angewiesen sind {Dion. 13, 135ff.; vgl. 36,278
und Welcher, Tril. 203). Doch geht aus Strabon
immerhin soviel hervor, dafs auch die chalki-
discheu Kureten ethnisch zu verstehen sind
(467, 8). Er setzt sie den XaXKtditg gleich
(472, 19). Bei Nonnos ist vor allem damit zu
rechnen, dafs für ihn zwischen Korybanten und
Kureten kein Unterschied mehr besteht. Auf
die Kureten also ist es zu beziehen, wenn es
a. a. 0. in der Heerschau des Dionysos heifst,
die Euboier würden von 7 Koi-ybanten geführt
(Prymneus, Mimas, Akmon, Damneus, Oky-
thoos, Idaios, Melisseus). Ihre avargaTcöiisvot,
sind die Abanten und die Ellopieer v. Chalkis
(158). Diese Kureten waren inPhrygien Finder
10 und Pfleger des Dionysos (137), wo sie wohnten,
mit ihrer Mutter, der inzarö-nog Kombe, ver-
trieben von ihrem Vater Sokos, der, ähnlich
wie Lykurgos, bewaffnet war acpQovi ksvtqo}.
Auf der Flucht kamen sie ins knossische Ge-
biet, von da nach Phrygien, von da nach
Attika (Marathon 153), bis Kekrops diese seine
o^sazioi an Sokos blutig rächte, und sie heim-
kehrten (154) ig LgQov ovSag 'jßdvzcov , Kov-
QrjTcov TCQOzsQmv (d. h. wohl der hierat. oder
20 göttl. Kureten, von denen ?,\& Nonnos abzuleiten
scheint; vgl. auch Gruppe, Kulte u. Mythen
644. Oder durch Diod. 3, 61, 2 zu erklären?)
X&öviov yivog, olg ^liXog uvXäv , o'ig ßiog
sv-nsXadcov ^ttpscov y-rvTiog , oig zivi qv&^uö
nuM/l« TtoScöv ^SfisXrjzo %cil daTCiSosaaoc %OQSLri.
Mehrere der genannten Namen, die — nament-
lich in dem phryg. Abenteuer hervortretende —
Vermischung mit den Korybanten, vor allem
aber der angedeutete Ursprung dieser Kureten,
3u ihre Fahrt nach Kreta und die ihnen beigelegte
Sitte des W^affentanzes beweisen, dafs hier eine
völlige Verdunkelung des ethnographischen
Problems durch Vermischung mit dem theo-
logischen eingetreten ist, eine Vermischung,
die namentlich in ihrem letzten Momente durch
die gleichzeitige Pflege von Musik und Ritter-
tum im alten Chalkis besonders nahegelegt
war (vgl. Zenoh. 6, 50. Carm. pop. 44 Be.*).
Scheidet man das ursprünglich gewifs fremde
40 Element aus, so bleibt ein den Abanten gleich-
stehender Volksstamm übrig, und die Sage
war wohl die, dafs Kombe mit ihren Kindern
aus Chalkis direkt nach Marathon floh, von
wo aus unter attischer Hülfe die gewaltsame
Heimkehr erfolgte. — Zu den an dieses Ge-
schlecht sich anknüpfenden Traditionen, die
z. T. schon ob. unter I. 1 erwähnt sind, ist
hier noch nachzutragen, dafs Kombe auch bei
Hesycli. als die Mutter der Kureten erscheint
50 (von ümxog vgl. Zcoyiog, Zon. 1202. Weit-
tragende Hypothesen knüpft daran Tümpel,
oben V. Kofißrj). Wichtig ist, dafs die euböi-
ischen Lokalhistoriker wufsten, sie sei eigent-
lich die Heroine Chalkis, so benannt, sTtsidr]
onXoc xa^Mä snoir'iocczo. Das Sprichwort coansQ
XuX-AiSiy.}] zEzo-Asv rjfiiv r] yvvri ward durch
sie erklärt, ngcöziiv {itQmzovl) avvoiv.iiGKoav
olvSqX tv.ci.z6v [iTiza?) nai'dav yfveo^oiL nt]zfQa.
Ygl.Schol.T zu S 291. Zeuob. 6, 50). Es ist nicht
•50 zweifelhaft, dafs der Name Chalkis hierbei der
ursprüngliche ist. Kö^ißr] hat Welclcer, Tril.
197 (vgl. ob. Sp. 1534) mit Recht zusammen-
gestellt mit Kvßrj, Kvßr'jßr}, KvßsXr] (vgl. KVfi-
ßaXov und ■nößc^Xog), so dafs der Name Ko/xßr]
bereits auf die bei Nonnos durchgeführte Ver-
mischung der chalkidischeu Stammheroine und
ihres Geschlechtes mit den hieratischen Kureten-
Korybanten hinweisen, also durchaus sekun-
1593 Kureten u. Koryb. (in Mythus u. Kultus) Kureten u. Koryb. (in Mythus u. Kultus) 1594
dar sein würde. Die etymologische Beziehung
der Chalkidier zum ;i;aAxöj, zu ehernen Waffen
insbesondere, mul's diese Vermischung mit den
wati'enfrohen kret. Tänzern frühzeitig begünstigt
haben; vgl. JEjiajAroditos bei Steph. Byz. v.
Jidrjipog. 'Eitucpg. df ^aQXVQBt £v.ti ;^a/lHoi'
TtqÜiZOV SVQf&fjVKl Hat TCQCJTOV X^XtiOV £Hft
ivsdvaavTo ol KovQtjteg (vgl. St7'. 472, 19 iyisi-
vovg dh (sc. rovg KovQijrag) KQr,tag, Ti8QiQ'8a9(xi.
ä' otvXk x^^'^^ TtQcöxovg sv Evßot'a, Sib Kai lO
Xalniöeag avzovg y.Xrj&ijvaL) ol fifr« diög sl-
&6vr£g (wohl ex Äpi;r;;g, nach iStr.), ot^g qpv-
Xanag rrjg vi^aov kc^I tov isqov t^s 'Psag {"Hgag,
Welcher, G.-L. 1, 365) v.aT£Xi,Tt£v. d(p' ov XaX-
yndeig (avonäa&rjaav. Mit dieser euböischen
Tradition ist, wie Lobeck 1131 sah, zu ver-
binden, was Apollodor fälschlich nach Ägypten
verlegt (2, 1,3): xovzov Ö\ (den eben gebornen
Epaphos) 'Hpo: dtcrca Kovqi'^zo^v cccpavfj noirjcai.
Ol dh rjtfäviaav avzov. Kai Zsvg filv aia&ö- 20
^iivog V.ZSLVSI KovQr]zag. Da diese Erzählung
sich der im Aigimios erzählten euböischen
Version des lomythus anschliefst, und ins-
.besondere die Tradition ApoUoclors auf die
hesiodischen Kataloge zurückgeht (vgl. E.Maafs,
De Aeschyli Suppl. ind. lect. Gryph. 1890/91
p. XXIV ff'.), so scheint es allerdings, als ob die
Vermischung der chalk. mit den hieratischen
Kureten eine recht alte sei. Dennoch ist kein
Anlais, sie für ursprünglich und die chalk. 30
Kureten mit Welcher {Trü. 194) für ein Priester-
kolleg zu halten. Aufser der vorhin (unter 1. 1)
erwähnten Geschichte von Phorbas spricht auch
noch die Bezeichnung Euboias als Kov^fixig für
die ethnische Auffassung des Namens {Schal.
Eurip. Or. 953. Die Kyklopen, offenbar als
Erzschmiede, lassen sich da nieder; vgl. Maxim.
Mayer, Gig. n. Tit. 115, der auch Nik. bei
Attt. Lib. 8 hieiherzieht), nur dafs diese offen-
bar früh und in weit höherem Mafse verdunkelt 40
ward als in Aitolien. Die Etymologie des
Namens steht der Annahme nicht im Wege.
Deim so unsicher sie ist (vgl. Schulze, Quaest.
epicae 84 n. 4), und so sehr sie namentlich im
Altertum auf blofser Spielerei beruhte — jju
dem schon erwähnten kommen vielleicht noch
andere Versuche, wie Anon. Stud. anccd. rar.
I, 224. Orph, fr. 112 Ab. Vgl. auch Schol. A
zu J529 und Lobeck 515 — so scheint doch
ein Kern von Wahrheit in der Annahme einer 50
Beziehung des Wortes zu KovQog u. s. w. zu
stecken. Dafür spricht das hom. Appellativum
KOVQrjzig (= vsoi Bzi MOfimirfg, 7' 193. 248;
vgl. Schol. und Suid.). Der Name enthält also
an sich nichts Hieratisches, er kann recht
wohl z. B. ein Priesterkolleg bezeichnen, mufs
es aber nicht, sondern ist von Haus aus
passend als Bezeichnung eines ritterlichen
Volksstammes, und konnte deshalb auch un-
abhängig von einander an mehreren Orten 00
gleichzeitig gewählt werden; vgl. auch Bil-
dungen, wie den Phylennamen "'OnXrjrsg.
II. Der Kuretenname als ein der Götter-
sage und dem Kultus zugehöriger Begriff
wird von Strabon scharf von dem ethnischen
gesondert, steht aber in der Tradition in den
engsten Beziehungen zum Namen der K 0 r y -
bauten und anderer dämonischer Wesen. Stra-
bon stellt 466, 7 diese Kureten ihrem Wesen
nach mit den Satyrn, Silenen, Bakchen u. dergl.
zusammen und bezeichnet sie als öai^iovsg tj
ngönoXci &tmv. Aber schon das Altertum war
sich darüber nicht klar, ob das Verhältnis der
Kureten zu Korybanten, Kabeiren, Daktylen,
Teichinen das der Wesensidentität bei blofser
Namensverschiedenheit sei, oder ob nur eine
Wesensverwandtschaft vorliege, begründet vor
allem in dem wie es schien völlig gleichen Anteil
aller dieser Wesen an Waffentänzen und an-
deren rauschenden und enthusiastischen, den
dionysischen (vgl. Plut. Erat. 758 f.) ähnlichen
Kulthandlungen; vgl. Strab.iQl, 9. 468, 10. Flut,
de fac. in orb. lun. 30. Ferner hat auch an
der Vermischung teil das lokale Moment der
opftjSacta, der Berggeist-Charakter eines
Teiles dieser mythischen Wesen. Daneben gab es
im einzelnen noch manche andere Anlässe zur
Vermischung, die sich aus dem folgenden er-
geben werden. Diese Vermischung blieb aber
im Altertum nicht nur der theoretischen Spe-
kulation eigen, sondern sie ist auch wirksam
gewesen in der Sagenbildung und im Kult.
Das hat eine Durcheiuanderwirrung dieser
mythologischen Gebilde zur Folge gehabt, die
schon dem Altertum unlösbar war. Doch hatten
gewifs diejenigen recht, die eine schärfere
Auseinanderhaltung namentlich des Kureten-
und Korybantennamens vertraten. Ihr Stand-
punkt ist von den Neueren besonders durch
L.obeck überzeugend verteidigt worden. So wird
es möglich, die folgenden Thesen voran zu
stellen: Kureten wie Korybanten sind
von Haus aus halbgöttlich-dämonische
Wesen, nicht nur menschliche Priester
oder deren mythische Vertreter. Die
Kureten unterscheiden sich von den
Korybanten so, dafs diese ursprüng-
lich nach Asien, jene nach Kreta, diese
zu Kybele, jene zu Rhea und Zeus
gehören, bei diesen endlich gemäfs
ihrer barbarischen Herkunft das orche-
stisch-enthusiastische^ zugleich aber
auch mystische Element des Kultus von
Anfang an mit weniger Mafs und Zu-
rückhaltung vorwaltet als bei jenen.
Bei der näheren Betrachtung sind voran-
zustellen
1) Die chronol. Hauptthatsachen der
überlieferten Mythokrasie der beiden
N amen. Homer ex-wähnt weder die mythischen
Kureten Kretas, noch die Korybanten, doch
deutet er auf Kreta als das Land solcher
Tänze hin, wie sie den Kureten zugeschrieben
werden (Meriones oQxrjaz^g, TT 617 (Scholl.);
vgl. 2:591, sowie Schol. Find. Fyth. 2, 127.
Dio Chrys. or. 2 p. 93 R und Luk. n. 6qx- 8).
Die hesiodische Theogonic kennt zwar die
Sage von der kretischen Zeusgeburt (Lyktos),
doch ohne der Kureten dabei Erwähnung zu
thun (477 ff.; vgl. Hoeck 1, 174. Schümann, Op.
2, 250 ff. Funtoni, La nascita di Zeus secondo
la Teog. Esiod., studii Ital. di filol. class. 1
(1893), 41 ff.). Auch von Korybanten weifs die
Theogonie nichts. Dagegen sahen wir bereits,
dafs die genealogische Poesie, die unter Hc-
1595 Kureten u. Koryb. (in Mythus n. Kultus) Kureten u. Korjb. (in Mythus u. Kultus) 1596
siods Namen ging, die Kureten kennt, und den Kybelekult aus Ki'eta ableitet, liegt bei
dafs bereits hier die Verwirrung beginnt, in- Vcrc/. A. 3, 111 vor. Doch sind dies alles eben
dem die hieratischen Kureten des kretischen nur Hypothesen. Wir verfolgen die Thatsachen
Zeusdienstes und der euböische Volksstamm weiter. Zunächst zeigt es sich, dafs auch in
gleichen Namens nicht auseinandergehalten Kreta selbst die Korybanten mit den Kureten,
wurden. Genannt sind die Kureten auch in sei es nahe verbunden, sei es ideutificiert or-
dern von Strabon 471, 19 leider nicht ausfuhr- scheinen. So inschr. in Schwurformeln: Cauer,
lieh und genau genug angeführten Hesiodfr. Del." 117 nach den olymp. Göttern (Z. 15) Kai
129 Guttl.'^ {= 44 Hz. ; wohl aus dem Katalog) : KtoQr'jrag Kai Nvficpag kuI &£bg nävtag v.ui ndaag
'Hai'oäog (.ilv yag 'Ekkxsqov (? vgl. Welcher, lo (vgl. Z. 21), ein Passus, dem in nr. 116 Z. 15 ent-
G.-L. 3, 144ff. Freller-Pleiv 1, 540^) -nal rf;? spricht: xai Kcogritag iial Nvfi(pag %(xi Ävg-
^OQwvicog &vyarQÖg itivts y^vio^ai Q'vyoczSQag ßävrag wai &i6g nävtag xai ndaag; vgl. G. I.G.
cprjalv, I f| wv ovQfiuL Nvficpca &fal i^syt- 2554,130.184. Mus. Ital. 1, lib,60. 16. Sonst
vovTO I Ma^ yivog ovzidaväv Suzvqoiv v-kI in ähnlicher Stellung als Schwurgötter die
dfirixavoEQymv \ KovQTjTsg xs &£ol q)iXonaLy- Heroen und Flufsgötter; vgl. Cauer''' 121a, 84.
fiov^g OQXV^^^IQ^S- Di'^zu ist noch an archa- Diesen inschriftlichen Thatsachen entspricht
ischen Zeugnissen zustellen die P/iorom's/r. 3 /li. die litterarische Tradition über Kreta. In
(= Str. 471; vgl. Welcher, Tril. 202. Metjer, Euripides' Kretern (vgl. Beitzcmtein, Epigr.
Forsch, s. alt. Gesch. 68. 90), in der die Kureten u. Skolion 208. v. Wilamowitz, Ind. Gotting.
als avXrjrat und <I>Qvysg bezeichnet sind, wozu 20 1893, 17), traten als Chor Priester (iiQocpriTtxi,
stimmt Danais fr. 3 bei Kinkel p. 313, ferner Porph. de ahst. 4, 19) auf, die sich {fr.
das Bruchstück eines alten Lyrikers (/7\ afZcs^). 84. 472 N.^) als Mysten des idäischen Zeus,
P.L. Gr. 3^,713. Pindar?): shs KovQrjzsg i'aav aber zugleich auch des Dionysos Zagreus und
(seil, die Urmenschen) yfVoff'/^aroi •9'Ewj' (jBer^A;; tler ^ir'jzrjQ OQBia bezeichnen, von ihrem dyvbg
KovQVjtsg t} cciviSai oi &stov ysvog Orig.: K. ßiog reden (weifses Gewand, Vermeidung einer
foaccv ^siov 'iSaLot ysvog Schneideio.) rj ^qvyioi Berührung mit Geburt und Leichenbestattung,
KoQvßocvzsg, ovg aXiog TiQcözovg snstösv ösv- Vegetarianismus) und dabei bezeichnender-
SgocpvsLg dvaßXaazovzag. weise sagen: Kai novQrizcov ßäyixog iKXi^&rjv
Aus diesen ältesten Zeugnissen ist zu ent- oaioi&stg (v. 14). Sie nennen sich also nicht
nehmen, dafs erst die jüngeren Schichten des so selbst Kureten , nur heilige Schwärmer der
archaischen Epos von diesen Gestalten des Kureten, deren Name mithin, in Kreta wenig-
Mythos Kenntnis haben, und dafs dieselben stens, nicht auf Priester übertragen scheint,
schon bei ihrem ersten Auftreten in der litte- Wichtiger aber als diese Thatsache ist die
rarischen Tradition nicht scharfe Umrisse haben. durch Euripides für Kreta selbst bezeugte Ver-
Denn während bei Hesiod die dämonische Natur mischung der Kureten des Zeusdienstes mit
der Kureten klar ausgesprochen ist, hat der dem Kreise der Kybele und des Dionysos.
Dichter der PJioronis offenbar sterbliche Träger Mag man hierbei der dichterischen Freiheit
des mythischen Namens vor Augen und hält des Euripides mit Lobeck noch so viel Spiel-
sie, wie auch der Verfasser der Danais, für räum gönnen, sein Zeugnis mufs in diesem
identisch mit den phryg. Korybanten {^rjzgog 40 Punkte doch als wirklich dem kret. Kultus
Tcöi'0'fwj"9'f()a7rovT£s), die der Lyriker wiederum im 5. Jahrb. entsprechend gelten. Denn ein-
als wunderbar entsprossene Urmenschen auf- mal sind die Angaben viel zu sehr ins ein-
fafst (vgl. unten), und als solche gelten diesem zelne gehend und bestimmt, um erfunden zu
Dichter trotz des Ausdrucks d^ciov yivog, wie sein, sodann ist wohl zu beachten, dafs es
der Zusammenhang lehrt, auch die Kureten. sich für Euripides bei diesen Worten nicht
Andrerseits deutet die Genealogie Hesiods schon um eine gelegentliche mythologische Hindeu-
auf eine bedenkliche Annäherung der Kureten tung, sondern um richtige Charakterisierung
an den bakchischen Kreis. Bei diesem Zustand seines Chors und um die rechte Lokalfarbe
der ältesten Überlieferung scheint es mehr als für die kretische Scene des Stückes handelte
gewagt, Hypothesen über die Entstehung dieses 50 (vgl. über die mögliche Quelle für Euripides'
Verhältnisses auszusprechen. So haben phryg. kretische Stücke v. Wilamowitz , Hippol. p. 224).
Abkunft der kretischen Kureten angenommen Den aus diesem Stücke gefolgerten Thatsachen
Hocck u. Otfr. Müller (Dor. 1^, 200), während entspricht nun auch die sonstige litterarische
Lobeck (1126) und Schümann die Vermischung Überlieferung, von der hier zunächst nur be-
erst nach Gleichsetzung der Rhea mit der sonders bezeichnende Stellen ausgehoben werden
Kybele eingetreten sein liefsen, welcher Mei- sollen. Nach den ifpTjttxot Zöyot bei »S'iraö. 472,
nung auch Welcker beitritt unter Betonung 19 sind die Kureten als z/iogTpoqpgtg und qpvZ^Mfs
der von jeher vorhandenen und zur Mytho- von Rhea aus Phrygien nach Kreta geschickt,
krasie anreizenden Analoga in beiden Kulten. Kogvßag, ein Genosse der Kureten, hat seine
Vgl. G.-L. 2, 219 und Tril. 190 ff., sowie no Stelle in der Stiftungslegende von Kvgßa-
Papps Kybeleartikel. Schon im Altertum 'isgänvzvcc (vgl. Str. a. a. 0. und Steph. Pyz. v.
gab es solche Hypothesen. Demctrios von 'Isgan.). Kres, autochthon und den Kureten
Ske20sis suchte gemäfs der ganzen Tendenz zugehörig, erster König von Kreta, stiftet nicht
seiner Studien die einheitliche und gemeinsame nur Knossos, sondern auch einen Kybeletempel
Quelle der beiden Mythengebilde im asiatischen {Plin. nat. liist. 4, 12, 58. Euseb. Hieron. 2 p. 13
Göttermutterkulte (vgl. /Sira&. 469,12; zu billigen Schöne). Es gab in Kreta einen ApoUon als
scheint diese Ansicht Schwartz, Deutsche Litt.- Sohn eines Korybanten, Aristot. ('0 f>'- 2^3
Ztg. 1893, 746); die umgekehrte Ansicht, welche {F. H. G. 2, 190. Mose, Ar. pseud. 617, 6). Gic
1597 Knreten u. Koryb. (Geneal. u. Namen) Kureten n. Koryb. (Geneal. u. Namen') 1598
deor. nnt. 3, 23, 57 (cuius de iUa histda cum Ennius, Euh. fr. l'iVahl; vgl. Eiih.fr. 21 u. 29
luve ipso ccrtamni fuisse traditur). Ampelius 9 der Sammig. von Ge^/^rt iVe'jHff% Budapest 1889).
p. 10, 12 Wulff l. Tzetz. zu Hcsiod. op. 1 p. 25; Der vorhin (II 1) erwährte Kurete Eres ist ein
vgl. Lohecli 994. Kreta heifst sowohl Kuretis Sohn des Zeus und der Nymphe des Ida, Idaia
{Flin. nat. /(/sf. 4, 12, 58. SoUn. 11,3) wie Kory- {Stepli.JBijz.Y. KQi]vrj [vgl. auch die 10 Kureten
bantis (Konn. Dion. 35,381; vgl. 2,695. 3,235. als Söhne des Zeus etSQog, döslcpbg OvQavov,
8, 114. 28,270); vgl. auch PMlostr. vit. Ap. 4, uud der Idaia, BioA. 3, 61, 2]; nach anderen
34,79. Die Vermischung von Kureten und autochthon, Dtorf. 5,G4, 1 ; vgl. auch 7v7»«?'<Äon b.
Korybanten ist deshalb auch mit spezieller Be- Paus. 8, 53, 5. Steph. Byz. v. Jcoqlov p. 254, 8
Ziehung auf die kretischen Sagen, und auch lo xmchÄndron, sowie Skymn.bil u.Euat.zn Dion.
bei gelehrten und sachkundigen Autoren und Per. 498). Söhne des Apollon und der Nymphe
Dichtern eine fast durchgehende, offenbar eben Dana'is sind sie bei Tzetzcs zu Lylcophr. 77
weil sie auch in Sage und Kult recipiert war. (xoi'^rjrs? of Äfpi tov naiäva, indigites Cory-
Man vgl. die theoretische Begründung der baH<es, Glosse, von io&ec/j 1116 hierhergestellt).
Gleichsetzung der Daktylen, Kureten, Kory- Bei Üvid Met. 4, 282 sind sie largo sali ab
bauten beim Anon. Stud. anecd. vor. 1,224. Zur imhri (dunkel. Ob Beziehung der Berggeister
Voraussetzung haben eine solche Anschauung zu den Regenwolken? Ger/tard § 171. An Imbros
die ÄufseruDgen des Theophr. bei Porph. abst. denkt Welcher, Tril. 193; vgl. OMch Preller-Plctv
2,21 und Phot. v. y.vQß8ig. KallimacJtos hymn. 1,529. Vielleicht eine Sündflutsage: die Kory-
1, 52 vgl. mit 46. Während Arat. Phaen. 35 20 bauten bei Diod. 5, 49, 2 zeitlich nach Dar-
JiHTCiLoi KovQr^tsg sagt, hat Germanicus in danos, der (48, 3. iy/iOp/»'. 73ff.) bei der Sünd-
der Übersetzung (38) Ditt. Corybantes. Ferner üut von Samothrake nach derTroas fuhr). 9 oder
Pidymos iv vnofiv. I\hvüvSQov, Et. Gud. 338,23. 10 Kureten als Söhne der Rhea nennt Suid. v.
Lu/,-. 71. OQX- 8 (der zwar die Kureten in Kreta, KoQvßavrsg (sie!); vgl. Scholl, zu Aristopih. Lys.
die Korybanten in Phrygien, aber beide zu 558, Fes^?. 9, P/ai. S^wyx 215 e, wonach sie auch
Zeus' Schutz tanzen läfst; vgl. Trag. 38, wo «tto tcöj' toü z/tos (des gefährdeten Zeuskindes)
die Korybanten xpjjri Qvd-^ico tanzen). Schol. dnKQvcov entstanden sein sollten. Bei Diod.
Plat. Symp. 215 e und Suid. v. KoQvßavteg. 5, 65, 1 ff . Strab. 473, 22 erscheinen sie in der
Oppian Kyneg. 3, 7 ff. (der von Kureten erzählt, Neunzahl als Abkömmlinge der Daktylen (einer
was ursprünglich nur auf Korybanten gehen so davon nach einigen bei Diod. 5, 66, 2 mit Ti-
kann, Verwandlung durch den Zorn des be- taia Vater der kret. Titanen). ^) Korybanten.
trogenen Kronos in Löwen, das Tier der Ky- Söhne des Kronos, Sir. 472, 19; ebda, des Zeus
bele). Von Römern sei noch hingewiesen auf und der Kalliope (in Vermischung mit Kabeiren).
Ovid fast. 4, 180ff. 210. Sctieca, Herc. Ott. 1877. Vgl. M. Maxjer, ob. Sp. 1463 f. Söhne der Rhea,
Statins Theb. 4, 782 ff. (qualis Berecyntia mater \ in Vermischung mit Daktylen und Kureten bei
dum circa parvum iubet exsuHare Totiantem | Suid.v.KoQvß. Scholl. Ar istoph. Plat. n. s.w. (s.
Curetas trepidos: tili certantia plauduut \ Or- ob.). In Vermischung mit Daktylen und Kureten,
gia, sed magnis resonat vagitibus Ide); vgl. aus der wrtjmifm iwi^/essio der gebärenden Ops,
auch anderes bei Lobeck 1124, bes. Claudian Diomedes 3 p. 478, 13 ff. {Gr. Lat. 1; vgl. Ste-
in Eutr. 2, 279ff, — Mit Lucr. 2, 629ff. steht 40 simbr. fr. 13 {F. H. G. 2, 57). Ap. Bh. 1, 1129.
es etwas anders, da er nach griech. Theologen Anon. Studem. anecd. var. 1,224. Nonn. 14, 24ff.
eine gelehrte Auseinandersetzung des Problems Serv. Verg. G. 4, 150). Söhne der Göttermutter
geben will (vgl. unten). und eines Vaters, dessen Name mystisch ist.
Diese Zusammenstellung, die namentlich in bei Diodor 3, bb, 9; dagegen 5, 49, 2 Korybas,
ihrem letzten Teil nicht erschöijfend sein wollte, Sohn der Kybele und des lasion; diese Tra-
zeigt deutlich, dafs und warum wir gezwungen dition kennt auch Serv. Leid, zu Verg. A. 3, 111,
sind, in den folgenden Abschnitten Kureten und mit dem Zusatz: quidam äito rfjg KÖQrjg. Cory-
Korybanten stets parallel zu behandeln. bas cnim Proserpina, quae Köqt] dicitur graece,
2) Genealogische Verhältnisse und sine patre natus. (Bei Diodor b, i9, 3 heiratet
Namen. Die Kureten wie die Korybanten .oo jener Kor3'bas Thebe, Tochter des Kilix.) Söhne
erscheinen a) als ,, elementare Urwesen" des Apollon und der Thalia (als Musiker?) nach
(Gerhard). Der Ausdruck des JPr.Zi/^'-^'JC. 84, 5 ff. Apd. 1, 3,4 und Tzetz. Lyk. 77, des Apollon
ösvSQoq)V£rg, der dies zunächst von den Koi-y- und der Rhetia oder Rhytia (weist auf die
banten besagt (vgl. t 164. Plat. apol. 34 d und Troas, vgl. Welcker, Tril. 195. Lobeck 1141 f.
die Erklärer zu Hesiods Theog. 35 sowie auch Deswegen wohl auch Skamander als Kory-
Mannhardt, Baumkult. 7), bezieht sich gewifs bantensohn bei Ps.-Plut. {luv. 13) nach Phere-
auch auf die Kureten. Frjysvaig sind sie nach kydes bei Str. 472, 11 (fr. 6. F. H. G. 1,71), und
der Meinung einiger bei Strab. 472, 19 (hki zwar in Neunzabl {KvgßccvTsg) und nach Samo-
Xul-AciantSug [wie die Sparten], von einigen zur thrake verwiesen (doch ohne direkte Ver-
Herbeiziehung der chalkid. Kureten benutzt). 60 mischung mit den Kabeii'en). Umgekehrt
Auch der oben (II 1) erwähnte Kurete Kres Apollon in Kreta Sohn des Korybas, sog.
ist autochthon; vgl. auch Diod. 5, 64, 1 und Aristot. bei Clemens protr. 28, 8 S. 24 P. (und
Nonn. 14, 25. b) Göttliche Abkunft. a)Ku- andre Stellen, s. ob. II 1). In der Gleichsetzung
reten. Sie setzt der Ausdruck Q^soi bei Ilesiod mit den Teichinen stammen sie von Athena und
voraus, der sie mütterlicherseits von einer Helios in Rhodos (Str. 472, 19). — c) Was die
Tochter des Phoroneus abstammen läfst, in Zahlen anlangt, in denen Kur. und Koryb. auf-
unbestimmter Zahl. Söhne des Zeus und der treten, so ist das Schwanken und die Unklarheit
Hera heifsen sie bei Euhemeros (Diod. 6, 1, 9. über Entstehung und Tendenz der Angaben
1599 Kureten u. Koryb. (Geneal. u. Namen) Kureten u. Korybanten (Lokalsagen) 1600
ebenso grofs, wie in den vorstehenden Notizen Phoronis fr. 2 KL Sir. 473,22), Damneu s (vgl.
die Genealogie, und so verbieten sich in beiden den Daktylen Damnameneus a. d. gen. Stellen
Punkten irgendwelche sichere Deutungen und u. sonst; Teichin, Nonn. 14, 39), Okythoos
Schlüsse. Meist ist die Zahl unbestimmt, in (beim Wettlauf 37, 665 Korybant), Idaios,
den Bildwerken scheint eine bestimmte Wahl Melisseus. Davon ist Melisseus offenbar (vgl.
übervviegend durch künstlerische und nicht in den Artikel Melisseus) ursprünglich der hiera-
der Überlieferung des dargestellten Mythus tische König von Kreta und Vater der Araal-
liegende Motive beeinflufst (Schwanken von thea (diese ruft bei Hi/g. 139 die Kureten zur
2 an aufwärts; vgl. unten nr. 6). Kureten Kurotrophie des Zeus herbei) und der Melissa,
werden 2 genannt (mit Vermischung der Dios- lo die beide zugleich in der kretischen Zeus-
kuren und samothrakischen avccKrsg) im Hymn. kindheitssage und im Kreise der asiatischen
Orph. 38, 32. 9 erscheinen sie als Daktylen- Göttermutter erscheinen (jEfoecÄ; 1,192. Das Ur-
abkömmlinge, und in orphisch- pythagoreischer sprüngliche sind wohl die tiilLCGai, als Nahrungs-
Mystik heifst die Neunzahl Kovqtitis, Orp1i.fr. Spenderinnen des Kindes; daher das Verhältnis
149 Ah.-.! vgl. NiJcom. bei Phot. hibl. 143b, 42 der Bienen zu den Kureten imd der korybant.
BeliTc. 9 oder 10 in der Vermischung mit den Musik, Verg. Georg. 4, 65. 150 nebst Mytli. Vat.
Korybanten im Schol. Plat. symp. u. s.w. (s. o.), 2, 16; vgl. Diod. 5, 65, 2; ob. Sp. 1468. Durch
wie denn 9 Korybanten auch die Genealogie Vermischung mit den diKTaLcci MsXi'ai, die
des Pherehydes giebt. Eine Trias von Kory- bei Kallim. hymn. 1, 46 KvQßävrwv stccQai
bauten setzen die unten (Abschn. 5 c) zu be- 20 heifsen, entstehen dann die Miliaacci und die
sprechenden mystischen Mythen und scheint MsXiaaa), wie denn auch Adrasteia- Nemesis
Julian vorauszusetzen (Or. 5, 168 B), während selbst eine Schwester der Kureten heifst; vgl.
er 167 B von einem Äopvliojg spricht, als fisyas Schol. Kallim. 1, 47 {Posnanshy , Bresl. pliil.
'''Hliog und avv&Qovog rf] MrjZQi. Ein Repräsen- Ahlidlgn. 5, 2 (1890) 68ff.). Die genannten
tant, Kyrbas oder Korybas, begegnet bei den Kureten-Korybanten des Nonnos treten noch
Korybanten überhaupt öfter, wie die genea- 28, 269 ff. (319!) als oQxrjorfjQsg 'Evvovg auf
logischen Notizen beweisen (vgl. auch LuJc. (vgl. auch 13, 155), doch wird von ihnen
deor. conc. 9); anders bei den Kureten. Die ebenda 293 als derjenige, der durch seinen
Zehnzahl beruht auf Gleichsetzung mit den Waffentanz Zeus schützte, Pyrrhichos unter-
idäischen Daktylen und ist natürlich die Finger- 30 schieden, der auch 14, 34 als kret. Idaier neben
zahl; vgl. Anon. Studem. anccd. vor. 1, 224; dem Knossier Kyrbas erscheint, als Führer der
doch vgl. auch Diod. 3, 61, 2. d) Namen xoQonlsv.süiv KoQvßävtcov, die aber v. 24 mit
sind nur wenige überliefert. Kur es als Epo- den Daktylen identificiert waren (vgl. auch
nymos, Ephor. bei Strab. 480, 16. Der Kurete 29, 215ff. 222). Diesen Pyrrhichos kennt auch
und König Kres ist schon genannt (II 1 Paus. 3, 25, 2; vgl. auch Eust. zu J/. p. 289, 42
und 2 b a). Nach ihm sollte Kreta benannt JAps. — Was schliefslich die Namen der
sein {Plin. 4,12,58; vgl. KovQi]g, Kovgi^rj], Korybanten angeht, so ist aufser denen, die
Kqiqxr] bei Steph. Byz. v. KQrjrrj und Eust. zu in den soeben genannten Vermischungen auf-
Dion. Per. 4QS. Über die Annahme Äo^Tjrfg = tauchen, nur der schon mehrfach erwähnte
ÄQrJTsg vgl. auch WelcJcer, Tril. 194). Als epo- 40 Kyrbas-Korybas zu nennen (auch Personen-
nyme riQcosg v.riaxai erscheinen ferner in Kreta name, Plin. Nat. hist. 35, 11, 146), und dazu
die folgenden Kureten: Biennos, Eleuther, noch der Name Satrapes, von dem man in
Itanos (die Nachweise weiter unten). Fünf Ku- Patrai und Elis etwas wissen wollte (Paus.
reten haben nach Diod. 5, 60, 2 ff. von Kreta 6, 25, 6).
aus die karische Chersones besetzt und sind 3) Die an die Kureten und Korybanten
Stifter von 5 Städten (zwischen der karischen sich anschliefsende Sagenbildung mit
Urzeitund der argiv. Kolonisation). Thatsäcblich besonderer Berücksichtigung der lo-
ist die Zeusgeburt mit Kuretentanz vielfach auch kaleil Ausbreitung und Verschieden-
auf asiatischen Münzen dargestellt (vgl. unten 6). heiten. a) Die Kureten. or) Der bekann-
Steph.Byz.: KovQonoXig- nöXig KaQi'ccg. 'Anollä- 50 teste Teil der Kuretensage bezieht sich auf die
rioq KaQi-näv tcqcJto) {F.H.Cr. 4,310); vgl. Hcro- Kurotrophie des Zeuskindes; vgl. nebst den von
diani, 93, 36 L. — Kovqicgcc? Herodian\,2ß8, 26). Preuner , Burs. Jahrcsb. 1887 Suppl. \3b auf-
Die Namen von 3 dieser Kureten stehen Et.M. geführten Schriften ilfaa/s.^raiea 346 ff. ; ilfa?/er
V. Ev8(ovog, Flnfs bei Tralles, an dessen Ufern ob. Sp. 1533 ff. Dieser Sage sind die Kureten
nachts die xorra xqr]Giiov nach Karlen gezogenen Jiog xqoq)Big v-al diSä6%aXoi v-al zrjg Fsag ona-
Knveten AccßQavöog,navcci.iOQog,nciXcc^og doi {Suid. v. KoQvß.l). Maafs legt Gewicht
(jjZ7railo;|og)geschlafen(EW(J>jffo;f)haben sollen. auf die beim Anon. Stud. anecd. var. 1,224
In Olympia erscheinen gleichfalls fünf Kureten- hervortretende Maientik der Kureten -Daktylen
naraen (in Vermischung mit Daktylen): Hera- (Ja-nTvXoycvoi) und scheint somit die Kureten
kles(vgl.(S7r. 473, 22; ob. Sp. 1495), Paionaios, 00 für Heilgötter zu halten; vgl. die Namen in
Epimedes, lasios, Idas, Paus. 5, 7, 6 (vgl. Elis, Paus. 5, 7, 6. Doch tritt in der Über-
über die Heilbedeutung der Namen Maafs, Ära- lieferung vor allem hervor der klirrende Waffen-
teaSid). iVonwo-s endlich, Dton. 13, 135 ff., führt tanz um den Aufenthaltsort (die Grotte) des
als Namen der Führer seiner euböischen, eth- Kindes, durch den sie sein Geschrei übertönen
nisch- hieratischen Kureten-Korybanten (vgl. und es vor den Nachstellungen des Kronos
I2 und Nonn. 13, 155. 136, sowie 32,270) in schützen; vgl. die nebenstehenden Abbildungen,
bunter Mythokrasie die folgenden 7 auf (143 ff.): Eigentümlich ist die Auffassung bei Dion. JJal.
Prymueus, Mimas, Akmon (Daktyle; vgl. 7,72 p. 1488ii'.: ovs tov Jiu ri&rjvov^svoi
IGOl Kureten (kretisclie Lokalsagen)
&iXy8iv ißovlovTO v.xv7ccp ts onlcav v.a.1 zivr'jOSL
fifilo3v Kul QV&ßcö, Ka&dnfQ 6 (.iv&og f'jjfi, was
an die Kobaloi und das Dionysoskind erinnert.
So erscheinen sie denn als TtQÖTtoloi des Zeus,
in einem ähnlichen Verhältnis, wie die Satyrn
zu Dionysos, Str. 468, 11. (Vereinzelt ist die
Kureten (kretisclie Lokalsagen) 1602
wie Hesyclis KovQrjzsaai, KQrjac'v und Kovqt'jtcov
B&vog KQrjtmv, haben diese Angaben nicht den
geringsten historisch - ethnographischen Wert
(gegen Hoeclc 1, 256 ff.), und man würde irren,
wollte man in ihrem Inhalt den Ausgangspunkt
der Sagenbildung erblicken (göttlich gewordene
Sage bei üpp. Kijn. 3, 7fF., wonach sie von Altvordern). Dahin gehört der mehrfach er-
Kronos zur Strafe für den Trug in Löwen ver- wähnte Kuretenkönig Kres, sowie der gleich-
wandelt wären, aber von Zeus zum Lohne die falls erwähnte Name Kuretis für Kreta (vgl.
Herrschaft in der Tierwelt erhielten, wobei lo noch Ovid. Met. 8, 153). Kureteu als Ktisten
kommen vor in den Stiftungslegenden von
(S)aoros-Eleuthera {Stcph. Byz. v. "AaQog
und 'EXsv&eQac), Bisvvog (neben Zeus ver-
ehrt, Steph. Byz.), 'Itavog (Steph. Byz.) und
unter Vermischung mit den Korybanten Hiera-
pytna (früher KvQ^a; vgl. Str. 472, 19. Steph.
Byz. Herodian 1, 252, 7), sowie Knossos; (vgl.
an die Löwen der Kybele gedacht ist.)
Schon Euripides weifs von dieser Hinein-
ziehung der Kureten in die Zeuskindheits-
sage; vgl. JioyEvivoQsg ivavXoi, Bacch. 120 ff.
Demnächst scheint Kallimachos der früheste
Zeuge, Hymn. 1, 52 ff. (vgl. 3Iaafs, Hermes 25,
400 ff.): ovXa ds KovQrjXBg es nsQi. tzqvXlv wq-
XrißavTO I revx^ci nSTtXi^yovzig, Iva Kqo-
vog ovaaiv rj%riv \ aoniSog sIgcliol %ai
liri 6£0 yiovQi^ovzog. Das Lokal der
Sage in Kreta ist keineswegs einheit-
lich überliefert. Um von der Meinung
des Skepsiers abzusehen, der die Ur-
sprünglichkeit der Rheaverehrung in
Kreta überhaupt leugnete und mit Zu-
hilfenahme von geographischen Homo-
nymieen, wie Ide, Dikte etc., sie nach
seiner asiatischen Heimat verlegte, so
ist doch auch bei solchen, die an dem
kretischen Lokale festhalten, die Scene
schwankend, vgl. Bohde, Psyche 1, 120.
Allgemein sprechen von Kreta Etirip.
Bacch.120. ^Yr. 468,11. J)tod.5,65,lu.ö.
Vom Berge Dikte, auf den auch die
kretische Inschrift mit Tävcc Ji-nraiov
verweist {Cauer , Bei.' 116, 12/13),
sprechen Arat. Phain. 35 (vgl. Maafs,
Aratea 262; 342). Dion. Hai. ant. Born.
2, 61. Äpd. 1, 1, 6. Lucr. 2, 663. Verg.
Georg. 4,152. Von Späteren seien aus der
grofsen Zahl hervorgehoben Ägathokles
Bah. b. Äth. 9, 375 f. {F. H. G. 4, 289).
Max. Tyr. diss. 16 p. 284 i?. Nonnos
Dion. 46, 15 (aber Koryb.). Myth.Vat.
1,104.2,16. Die Grotte am Ida (vgl. PZai5.
legg. 1, 625 b u. Porph. antr. Nymph. 20 ;
neuerdings aufgefunden; \gl. Fabricius,
Mut. d. ath. Inst. 10, 59 ff. u. Halbherr,
Mus. Ital. 2, 690ff. Ob. Sp. 1531. 1553ff.) nennen Euseh. Hieron. 2 p. 13 Seh. Schal Soph. Äi. 699
Apoll. Bhod. 2, 12M. 3,134. Xenion sv xoig nsgl ^0 Nonn. 14, 35. 3, 63). — ^\Q KovQrixav r]liv.ia
1) (Acliasteia?) und zwei Kureten, das Zeuskind umtauzeud,
Kelief der Ära Capitolina (nach Baumeister, Denkmäler S. 2134).
KQrJTTjg {Ft. M.v. 'Agtieaiov), AglaosOmies, Naxiac
fr. 1 {F. H. G. 4, 293). Anon. Siudem. anecd.
var. 1, 224. Pomp. Mela 2, 7, 12, sowie Nonn. 14,
27 ff. (Koryb.) 28, 293, mithin inkonsequent, was
sich aber schon in guter Zeit findet, bei Kall,
hymn. 1, 4, 47. 6 (vgl. über die Motive bei Kall.
Maafs, Aratea 341 ff.) sowie mit den obigen
Stellen verglichen Ap. Rh. 1, 1130. Biodor 5,
70, 2. 4. 6. Über Steph. Byz. v. Zv.vlliov, iv&cc
soll aber auch direkt eine bestimmte Phase der
Kulturentwicklung darstellen. Noch brachten sie
dem Kronos Menschenopfer und zwar TtcciSag
{Istros avvay. räv Kq^t. Q^vciäv b. Forph. abst.
2, 56 und daraus Fuseb. praep. evang. 4, 16, 156 A
= F. H. G. 1, 424, 47; vgl. andre Stellen oben
Sp. 1501. 1506. 1633, sowie unten Sp. 1615), doch
wohl eine sakralantiquarische Ausdeutung des
Waffentanzes um ein Kind, wobei man sich wohl
(paalv u7to&£G&(XL Tox)s KovQrizag (isroc tcov 60 dachte, dafs auf Rheas Bitten die Kureten beim
ZnaQTLKzäv (sie!) rbv Ji'a; vgl. Lobeck 1147,
sowie oben Sp. 1469 u. 1534.
ß) Eine besondere Gruppe von Sagen fafst die
Kureten als menschliche Bewohner Kretas im
saturnischen und folgenden Zeitalter, offenbar
mit unter dem Einflüsse der Thatsache, dafs man
von wirklichen Volksstämmen des Namens
wufste. Trotz solcher Nachrichten und Glossen,
RoscnER, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
Zeuskind eine Ausnahme machten, und für das
rationalistische Bedürfnis den Vorteil gewann,
dafs der Betrug des Kronos glaublicher und ver-
ständlicher wurde. Ans einem näheren Ver-
hältnisse der Kureten zu Kronos ist wohl auch
der rationalistische Deutungsversuch bei Euseh.
jn: ev. 3, 11, 114 A hervorgegangen, der die
Kureten als aviißolu xmv v.cciq(Öv fafst, xov
51
1603 Knreten (kretische Lokalsagen)
Kureten (peloponn. Lokalsagen) 1604
XQOvot {XQOVog — Kgövog) ßovyiolovvrsg, oti
dia räv naigäv 6 xQovog TtccQodsvsi. Jenem
ersten Znge des rohen Archaismus treten gegen-
über die Kulturanfänge, die Diod. 5, 65 ihnen zu-
weist: Bergbewohner, zwar noch ohne künstlich
hergestellte Wohnungen, aber Erfinder der
Herden- und Bienenzucht {Yg;l.Verg. Georg. 4, 65.
150), ro^iKT] (vgl. Eplior. b. Strah. 480) und xuv/j-
yia (bei Luk. Nigr. 79 geradezu gleich den
berühmten kret. Bogenschützen), ferner o:qx^'
yoi einer gewissen vioivri o(iilLa und ovfxßiwaic,
i'ri ö' ofiovoiag v.ai xivog s vra^t'aj , was wohl
auf die rhythmische zvxui,ia des WafFentanzes
zurückzuführen ist, dessen Erfinder sie alsbald
genannt werden (vgl. unten), wie auch der
^icpy\ und yiQiivrj. Bei Strab. 474, 23 wird dies
auch spekulativ begründet: xfj fi8v ovv oqsl-
ßaaia xo fisxallsvxiyiov yiai xo &riQSVXiy{.ov xal
^rjxr]Xfii6v xcöv TiQog xbv ßiov xQtjoifioiv £q)ävri
2) Drei Kureteu, das Zeuskind umtanzend, Terracottarelief (nach A/mali
d. I. XII (1840) Tav. d'agg. K).
cvyysveg. Solche philosophisch -rationalistische
Theorieen über die Entwicklung der mensch-
lichen Kultur sind schon den älteren Perioden
der Philosophie eigen (vgl. u. a. Dümmler, Aka-
clemika 2 16 ff. Norden, Beitr. zur Gesch. d. griech.
Fhüosophie, Jahrb. Suppl. 19, 412 ff. ; vgl. auch
Lucr. 5, 925 ff. Usener, Uli. M. 47, 440ff.). Nach
der theoretisch - methodischen Erörterung bei
Strabon (474 zu Beginn) wird man in diesem
ganzen Ideenkreis die durch Apollodor vei*-
mittelte stoische Mythenexegese nicht ver-
kennen wollen. Verschieden von dieser philo-
sophischen ist die völlig platte Rationalisie-
rung, die dem Euhemerismus vorbehalten
blieb, der Zeus zu einem irdischen König
und die Kureten zu seinen Söhnen machte
{Biod. 3, 61, 2 sowie Enh. fr. 21 Nem. = Euseb.
pr. ev. 2, 2, 59 ff., aus Diod. 6 (1, 9 Vogel)).
Aus Ennius Euh. fr. 12 VaM. (= Euh. fr. 29
Nem.) ist zu ersehen, dafs die sacra historia
weiter berichtete: eumque (lovem in Greta mor-
tuuni) filii sui curaverunt decoraveruntque cum
et sepulcrum eius est in Greta etc., ein Bericht,
der von christlichen Eiferern so begierig auf-
gegriffen ward, dafs noch die Neugriechen als
ungläubigen Ausruf cö &££ t//S A'pryr/jg oder
yia xo Q'so T^g Kgrixrjg gebrauchen {B. Schmidt.
Volksleben 28; vgl. über die ganze Tradition
noch Bolide, Psyche 1, 122 ff. v. Wilamoicitz,
Eurip. Hipp. p. 224. Maafs, Aratea 343 ff.). —
:o Nach einer anderen Richtung entwickelte man,
gewifs nicht ohne Anhaltspunkte in der echten
Sage, das in der Kuretensage gesuchte geistige
Element in der Annahme einer besonderen
Weisheit, die ihnen eigen gewesen sein sollte.
Als weise Seher erscheinen sie in der Minos-
ülaukossage {Apd. 3, 3, 1), und ihre Mantik
bezeugt das Sprichwort KovQr'ixmv 6x6^a{Zenob.
4, 61 u. sonst, auch Hesych. Said.; vgl. Nauck,
Trag.'' fr. adesp. 580). Eben dahin führt auch
die unter ba zu bespre-
chende Idee Theophrasts,
die kretischen Korybanten
(sie) zu Erfindern der kvq-
ßsig zu machen. Deshalb
hiefs auch Epimenidcs vsog
KovQT^g {Flut. vit. Solon.
12 u. Myronianos bei Diog.
1, 115=^i^. if. G. 4,454,1;
vgl. Maafs, Aratea 348.
Bohde, Psyche 1, 120^).
Auch ist hier zu vgl. der
Hirte KoQr'jxag, der Ent-
deckerderenthusiastischen
Kraft in Delphi {Plut. de f.
or. 42. 46). Die bei Diod.
aufgezählten Erfindungen
machten dieKureten gleich-
falls dlBV^y-AÖxBg 6VV£6£l
(5, 65, 2). Ihre civBcig tritt
auch in dem Betrüge des
Kronos hervor und hat
neben ihrer Beziehung zur
Metallurgie wohl den
Hauptanstofs zur Ver-
mischung mit den Dak-
tylen gegeben (vgl. unten).
Die stoische Doktrin bei
Sirabon tühit (an der vorhin genannten Stelle
474, 23) den Zug der yorjxsia auf den Enthusias-
50 mus und die Mantik zurück, wobei er freilich,
wie das ne.ben yorjxBia gebrauchte dyvQxmov
beweist, vornehmlich die Korybanten im Auge
hat. Im euhemeristischen Lichte zeigt sich
uns diese Seite des kuretischen Wesens bei
Sallust, Hist. fr. 3, 67: Curetes, quia principes
intellegendi divina fuerimt, vetustatem uti cetera
in mains componentem altores lovis celebravisse
(ähnl. Myih. Vat. 2, 16).
y) Wir stellen nunmehr lokale Sondertradi-
co tionen über die Kureten aufs er halb Kretas
zusammen, soweit sie wegen besonderer Mytho-
krasie nicht weiter unten selbständig aufzu-
führen sind. Voran steht die Aufnahme der
Kureten in die Zeusgeburtssage nichtkretischer
Orte; vgl. Schümann, Op. 2, 254ff. {TLävtag {.dv
ovv KaxciQi&n.rjaacd'ut, Kai jiQO&viirjQ'Bvti unogor,
hnöaoL Q'iT.ovoi ysvsa&ui -nccl xqcccprivai nctQU
acpiei Jia, Paus. 4, 23, 1). Für die arkadische
1G05 Kureten (Lotals. v. Trojfi, Euboia)
Kureten (Lokals, v. Ephesos etc.) 1606
Sage bat sie Loheck 1138 ans den dunklen und
verwirrten Sdiolien zu Stat. Hieb. 4, 292 er-
schlossen; vgl. über den arkadischen E.liea-
kult Immer ivalir , Bonner Stud. 188ft'. Die
Messenier verlegten die Geburt des Zeus
auf den Berg Ithome und nannten die dortige
KXsipvSQa änu twv KovQrjrcov rrjs y.lo7trig.
In Messeue erscheint daivun auch ein Kovqtjtwv
^iyccQov (unweit eines Eileithj-iatenipels),
iv&a ^cpcc rcc nävxa oi.ioicog ■y.a&ayL^ovCLV
UQ^ä^svoi yocQ ctnb ßowv t? vai atycov
Kcczaßaivovaiv sig Tovg OQViQ'ag dqjisvrsg ig
xijv cplöya, Paus. 4, 31, 9 (doch ist auch 6 zu
beachten, Kult der (irjrrjQ &£cov). Auch in
Olympia gab es gewifs ein 'ISaiov avzQOV., vgl.
Robert, Mitt. d. ath. Imt. 18, 40 ff., sowie Mayer
oben Sp. 1477. Auf die dortige Zeusgeburts-
sage {Paus. 5, 7, 6) scheint Demeirios v. SkeiJsis
{Gacde p. 47) nach Scliol. Pind. Ol. 5, 42 die
Worte Ul. 5, 18 bezogen zu haben; 6cot))q
vipiv8q>eg Zfu, Kqovluv zs vkicov Xocpov \ rifiäv
z' 'Jlcpsov ^i'qv qbovz' 'iSaiöv Z8 CBfivov av-
Toov, während Theon an Kreta oder die Troas
dachte, denn natürlich hatte auch der troi sehe
I d a die Sage angezogen {Demetr. Skeps. Scliol.
Ap. Uli. 3, 134). Die cpQovgoc zJiog haben in
Olympia idäische Daktylen inne, die aber von
Paus. a. a. 0. ausdrücklich den Kureten gleich-
gesetzt werden (vgl. 5, 14, 7 und 9. Robert
a. a. 0. 44) und die aus Kreta stammen
sollten. Die von ihm aufgeführten Namen
sind schon früher genannt; einer von ihnen
ist nach dieser Sage jener Herakles, der die
olympische ayulla öoö^iov mit dem ^XaSog
Kozivov als Preis stiftete (vgl. Paus. 8, 2, 2.
Euseb. chron. p. 191, 10 Seh. Hoeck 1, 339).
Diese peloponnesischen Kureten wird man aber
sicherlich als sekundäre Übertragungen be-
zeichnen dürfen, trotz der hesiodischen An-
knüpfung des Kuretengeschlechtes an das des
argivischen Urmenschen Phoroneus; denn, um
davon abzusehen, dafs nur die mütterliche
Abkunft an Phoroneus anknüpft und die Kureten
zudem nach den Jiesiod. Versen keine anderen
näheren Beziehungen zu Argos haben, als die
mit ihnen zusammengenannten Bergnymphen
und Satyrn, so war noch insbesondere, wie wir
sahen, die hesiodische genealogische Dichtung
nicht frei von der Vermischung der hieratischen
mit den ethnischen Kureten von Euboia,
was bei den mythischen Beziehungen zwischen
Argos und Euboia, die in eben dieser Poesie
hervortreten, schwer iris Gewicht fällt. Durch
jene sekundäre Übertragung nach dem Pelo-
ponnes wird sich auch das Auftauchen des
Kureten Pyrrhichos als Eponymos der gleich-
namigen lakonischen Staclt erklären [Paus. 3,
25, 2, auch für Seilen gehalten), sowie die
vereinzelte Ableitung der Acheloos -Kureten aus
Kreta {Et. Gud. 342,3). Begünstigt mochte
die fragliche Übertragung noch dadurch sein,
dafs sich an verschiedenen Orten ähnliche
Kultverhältnisse und Gruppierungen mythischer
Figuren bereits vorfanden; Ngl.Paus. 8, 36, 2fF. :
in Methydrion leisten die Giganten der Rhea
den gleichen Dienst; 8, 37, 5: neben der Des-
poina steht der Titan Anytos axrj^a mitliafisvov
7ra9P;fOfiEvos (vgl. auch Strab. 472, 19, wonach
der" Rhea die Korybanten von den Titanen
gegeben waren, aus dem fernsten Orient
stammend), und in demselben Despoinaheilig-
tum fanden sich Korybanten- und Kuretenreliefs
(8, 37, 6). — Ebenso scheint die Kuretensage
aufserhalb des griechischen Mutterlandes von
derselben sekundären Natur zu sein, aber eigen-
artig entwickelt. Von Samothrake wird weiter
unten besonders zu reden sein. Die Troas,
10 schon erwähnt, kann übergangen werden, ebenso
die vereinzelte Verknüpfung der Kureten mit
dem kypr. Kurion {Serv. Leid, zu A. 3, 111
nach der Lesung des Meursius. Die Verwechse-
lung ergiebt sich aus Steph. Pyz. v. Kovoiov).
Wichtig ist die Sage in Asien. Über die Kureten-
(Korybanten-)Münzbilder der späteren Zeit aus
Apameia, Laodikeia, Magnesia, Maionia u. s. w.
vgl. unten. (Dazu kommt jetzt der Tempelfries
von Lagina; vgl. vorläufig Mayer ob. Sp. 1566.
20 1550.) Sie stammen freilich aus der Zeit der
Vermischung (wie in Phrygien die Kureten-
Korybanten Dionysospfleger sind bei Nonnos
13, 135 ff.). Aber die ältere litterarische und
Inschriftentradition setzt hier mit guten Nach-
richten ein. Zunächst haben die karischen
Kureten gute Gewähr, da nicht nur der Kureten-
uame überhaupt mit karischen Stadtnamen in
Beziehung steht, sondern auch die Eigennamen
AäßQa.vSog mit Acißgavöu und Zsvg ÄaßQccvSsvg,
30 TlavänoQog mit Zsvg TJavänaQog und was damit
zusammenhängt (vgl. EuJi. fr. 11 Kern.). Vgl. die
inschriftlichen Belege für Zsvg Kgrjzciysvi^g und
Kureten inMylasa, Olymos, Bargylia bei Preller-
Plao 1, 541. Ferner kommt in Asien besonders
Smyrna in Betracht, wo man nach JmfwZ. 15,
229 (1 p. 372 Dind.) zovg KovQiqzow %OQ0vg ti^qI
zr]v zov Jibg fir}zdQa auf den Sipylos verlegte;
vgl. 20, 260 (1 p. 425 1).). 22, 270 (1 p. 440).
Ganz besonders merkwürdig aber ist Ephesos,
40 worüber Strab. 14, 640, 20. Darnach ward dort
die ganze Ausstattung der Rhea- Zeussage auf
Leto- Artemis übertragen, auf dem Berge Sol-
missos, OTtov azävzag (paal zovg KovQrjzag zco
ipocpa xäv onlav ty.7tX?i^ai, xriv Hqkv '^rjXo-
xvncog icpeÖQSvoveav ncci Xcc9bcv avjinQd'^avzccg
xr^v Xo%ELav xfj Ar]xoi' .... HavriyvQtg 8 iv-
xav&K avvxflsLxat xccx' £zog, i&sl Sb xivl oi
vsoi cpiXoMcclovGi fiäXiOza nsgl xccg £vzav&a
ivcoxi'ccg laiiTTQVvöpiBvoL. zozs ÖS tiai ^xoy zav
5oKovQiqzwv aQxstov cvväysi av^inöaia nat'
zivag nvaxL'uocg Q'vaiag snixslsL. Vgl. Guhl,
Ephesiaca (Berl.lSi'i) 135ff. Thatsächlich sind
auf ephesischen Inschriften diese MovQrjzEg neben
vscoTtoiac nachweisbar, Dittenbergers Syllogc 1
n. 134, 1, wo in der Note auf 1 Foods Diso, at
Eph. verwiesen wird, bei dem app. 6 p. 73
nr. 22 ein nqcozo-AOVQrig erscheint. Vgl. jetzt
auch Hicks in der Coli, of ancient greek inscr.
in the Brit. Mus. 3, 2 nr. 449. 596 b (p. 80. 85).
CO Diese ephesischen Kureten sind, soviel ich
sehe, der einzige Fall, wo es sich nicht um
Priester der Kureten, sondern um eine Über-
tragung des göttlichen Namens auf die Priester
selbst handelt. Lobeck 1136 (vgl. auch Welcker,
Tril. 195. 200) vergleicht sie mit den römischen
Saliern. In der That hat schon Bion. Hai.
2, 70 ähnlich geurteilt, wenn auch nicht mit
besonderer Beziehung auf diese ephesischen,
51*
1607 Korybanten (Name) Korybanten (in Asien) " 1608
sondern auf die Knieten -Korybanten überhaupt nr. 3 sowie Tsets. Chil. 12, 349 ff. ; vgl. F.
(bes. wegen des Schildes und der eigentümlichen R. G. 2, 109, 11), sowie die KVQßata ^ä^<x (vgl.
Kopfbedeckung, xveßaffm). Nur von (orchesti- österr. Kipfel,^ d. i._ Köpfchen, Curtius, Grds.-'
sehen) Darstellungen der Titanen, Koryban- 528), schliefslich mit Vokalentfaltung KOQvcprj,
ten, Satyrn und Bukoloi (vgl. Dieterich, Uymn. -^oQv^ßog u. s. w. (vgl. G. 3Ieyer, Gr. Gramm.'^
Orpli. 3 ff.) durch ot svysviataroi imd Ttga- p. 112). Unser Wortpaar (das sich mithin
TSvovTsg in lonien und Pontos redet Luk. in seiner Bildung nicht mit Xvndßag, %iXXl-
n. oQx. 79. Bei der völligen Isolierung dieser ßag, OY-Qißug vergleicht), wird sich wohl
ephesischen Priester-Kureten und bei derThat- unter sich so verhalten, dafs v.vQßccg die asia-
sache, dafs es sich hier notorisch um eine lo tische und altertümlichere, gleichsam die li-
Übertragung der ursprünglichen Sage auf Leto turgische Form des Namens darstellt, während
handelt, scheinen mir die Andeutungen von v.ogvßecg eine gemeingriechische Angleichung
Sdmarts (Deutsche Litt.- Ztg. 1893, 746, Re- an eben die genannten Wörter KOQycpr'i etc.
cension der Jfaa/s'schen Aratea) über die Ur- sein wird. In welchem Sinne freilich der
sprünglichkeit des Kuretenmythus in Asien und Korybantenname an der genannten Wortgruppe
die Notwendigkeit zwischen, einem mythischen Anteil hat, bleibt ganz hypothetisch. An den
und historischen Kreta zu unterscheiden, in po'iußog und ffrpocpos des Korybantentanzes denkt
hohem Mafse skeptisch aufgenommen werden wie Pott auch Furchliammer, Arch. Ztg. 15
zu müssen; nähere Begründungen fehlen wenig- (1857), 15. Doch liefse sich auch mit Rück-
stens für jetzt durchaus. 20 sieht auf den wilden Orgiasmus dieses Tanzes
b) Die Korybanten. a.) Hier, hat man die v.vqrißaGCci der Böcke heranziehen; vgl.
geglaubt, spreche sich vielleicht ein Stück des den Satyrnamen TvQßa{g) bei Lenormant-
Sageninhalts schon im Etymon des Namens de Witte, Elite des mon. ccraniogr. 2, 230 (ohne
aus. Zunächst kann es nicht zweifelhalt sein, dafs man doch diesen Satyrn wirklich zum
dafs die beiden Formen ■KvgßaTvsg und koqv- Korybanten machen dürfte; vgl. aiynvvovvgßri,
ßavzig ursprünglich eins sind; vgl. auch Hero- Ath. 14, 618c. Auch ist keineswegs die schon
dian 1, 53, 13; "2, 650, 36. 651, 1; dazu Hestjch, von den Alten vermutete Beziehung auf die
KvQßccvTsg = KoQvßuvTsg. Dunkel aber bleibt Kopfbedeckung der Korybanten ganz abzu-
ihr Verhältnis zu einander und ihre Grund- weiten, sei es nun die ■nvQßaaicc selbst, oder
bedeutung. Die antiken Worterklärungen för- 30 ein flatternder Helmbusch facono (7aZeae;, Diom.);
dern natürlich nicht; vg\. Demetr. Ske2)S. hei Str. vgl. Lucr. 2, 632: terrificas capitum quatientcs
473,21: ccTio zov v.oQvnzovzag ßccivsiv oqx^- moinine cristas und schon JEurip. BaJcch. 123ii\'.
ati-näg, ovg nal ßritägfiovag Isyai b 7iOirjz7]g; zgi-nÖQV&sg KoQvßavzBg. Vgl. nachträglich v.
vgl. ■9-250. 383 =Pyrrhichisten, ylp.jR/j. 1,1134 Wilamoioitz , Arist. u. Ath. 1, 45. Wie dem
und Scholl. — Didymos {Et. Gud. 338, 20 fi'. auch sei, die etymologische Deutung ist, wie
Orion 85, 29. 90, 5): ^gvßavztg zivBg uno zov man sieht, viel zu unsicher, um als Kriterien
■AQVTtzsLv xbv Jiu (sic!). Vgl. auch Herodian der Sagenüberlieferung verwendbar zu sein.
2, 386, 3 (540, 17), der auch in der namens- ß) Überlieferungen über die Korybanten
verwandten KVQßaaiu die Grundbedeutung aus der archaischen Zeit fehlen so gut wie ganz.
„Hülle" sucht. — - Von TtsQLßai'vsiv xä -Aovgcp 4o Wenn die Fhoronis die Kureten als phrygische
Anonym. Stud. anecd. var. 1, 224; von Koq't] Auleten nanunte, hat der Dichter, wie es scheint,
und ßaivsiv, im Zusammenhange einer inner- allerdings von den Korybanten Kunde gehabt,
halb der Orphik auftretenden Sage; vgl. unten wie wir denn eine genauere bereits finden bei
und Lohccli 515. — Zstllg. mit Kvßslrj, nvßi- dem anon. Lyriker (//•. 84), der auch die Kory-
oiDcv Serv. zu Verg.A. 3, 111. — ano räv -nogav bauten zu Urmenschen macht, vgl. Julian, Or.
i. e. a formosis oculis, Diom. 3, 478, 26 {vel a 5, 168 B. Mit der Verdrängung oder Durch-
cono galeae). — Name eines Steines Ps.-Plut. setzung der westlichen Kultanaloga durch den
de fluv. 1161 e. Von den Modernen haben Ger- asiatischen Naturmutterkultus {yg\.Bapp,Ey-
hard (§ 172) und Welcher {Tril. 190ff. 205) die hele) ist dann die Bekanntschaft mit den Kory-
Korybanten als „kräftige Männer" dem Namen 50 banten, aber zugleich auch die Vermischung
nach mit den Kureten identificiert, besser da- derselben mit den Kureten in vollem Schwange,
gegen hat Pott, Kuhns Zeitschr. 7, 241 ff. das Doch findet sich auch später hin und wieder
Wort mit KOQvqjr] (Wirbel, Vertex) zusammen- das deutliche Bewußtsein der Unterschiede;
gestellt und demnach mit ,, Kreistänzer" erklärt. vgl. Paus. 8, 37, 6 {ytvog 81 ol'Ss aUotov ■nai
Die Zusammenstellung ist zweifellos richtig; ov KovQrjzsg); Luk. n. 6qx- 8. Greg. Naz. Or.
vgl. KVQßaa^'a, orientalischer Herrscherturban, 39,4 {Migne 36, 337 A, während der Exeget
gewunden und spitz; vgl. Perrot- Chipiez ^,13^. Nonnos ibid. 1066 B beide in Kreta zusammen-
— Aristoph. av. 487 nebst Scholl, und Poll. bringt); Sy^ies. ep. 122. — Von Haus aus also
10, 36; vgl. auch Suid. y.^-nvgßccai'av (= Hahnen- gehören die Korybanten durchaus nach Asien
kämm) und Tivgßccaig. Über KvgßaGia als Kopf- 60 (Strab. 472, 10.^ Tzetz. Lykophr. 77. Diod. 5,
bedeckung der Kureten - Korybanten - Salier 49, 2. Luk. n. bg%. 8. Arrian fr. 47 M. Suid.
Dion.Hal. 2,70. In Glossen findet sich yiogv- v. Kvgßag). Ein verlassenes KoQvßavzEtov (zur
ßävziov = -KVQßccaia, Tttlog , ziäga etc.; vgl. Form Herodian 1, 375, 15) im Gebiet von
Steph.Thes.s.y. Ferner sind zu vergleichen die Alexandreia-Troas und ebenso KoQvßiaoa h
spitzen, drehbaren >ii;'p(3£ig, die sogar als svprjfto: zi] Z-urjipia, Demetr. Skeps. bei Strab. 473, 21.
der (kretischen !) Korybanten bezeichnet werden Kvgßri ■ nöXig TJa^cpvliag, nach Hekataios, Steph.
{Tlieuphr. Porph. abst. 2, 21. Schol. Av. 1354. Byz. s. v. {Herodian 1, 307, 23) und KvQßaca,
Phot. V. Kvgß., korrupt auch Suid. v. Kvgß. nölig Kagiag, Steph. Byz. {Herodian 2, 389,28) ;
1609 Korybanteu (in Samotlirake u. EUs)
vgl. Loheclc 1140. Besonders merkwürdig siud
die Korybanten von Erj^thrai, die auf der In-
schrift hei Beeilte!, Ion. Inschr. ■206 b (= Dittb.,
SijU. 2, 370; vgl. p. 539 und Bayct, Eevuc arcli.
33, 128, nach Foucart) nach den Personen be-
nannt sind, die sich um ihren Kult verdient
gemacht haben, z. B. KoQvßdvrcov EvcpQovisi'cov
KCil QaXiCav (46), tcov 'AvSqsuov (48; vgl. 56).
Wir befinden uns hier überall im Bereich des
asiatischen Kybele-Attiskultus {doQvcpoQOc des
Attis bei Julian, Or. 5 178 -B.; vgl. Clem. protr.
15. Sie nehmen auch an der orgiastischen
Trauer um Attis teil, LuJ:. deor. ilial. 12, 1;
vgl. Bapp 6. Preller- Pletü 1, 535). Sie sind die
OTtaSoL und vnovQyot der vielnamigen Götter-
mutter, für die später so häufig Rhea eintritt
(der sie nach Str. 472, 19 [vgl. 469, 12] als
TTQonoXoi von den Titanen gegeben sind,
aus dem fernsten Orient stammend; vgl.
auch Konn. 13,14). Julian, Or. 5, 167 .B.
bezeichnet einen (wohl den Kyrbas) sogar
als ovv&QOvog T-fj MrjTQi und setzt ihn gleich
Helios. Nach der mehrfach erwähnten
Stelle des Oppian {Kyn. 3, 7 ff.) scheint
man auch die Löwen der Kybele für ver-
wandelte Kureten-Korybanten gehalten zu
haben. — Alt ist das Verhältnis dieses Natur-
gottesdienstes zum Ki'eise des Dionysos;
vgl. ob. ßd, 1 Sp. 1085, sowie Bapp, Kyhelc
1, 6tin. Dionysos empfing ja die Weihen der
Kybele {Schol A zu Z 131. Äpd. 3, 5, 3).
Demnach schon in Find, dithyr. {Strab.
469, 13 = fr. 79 AB Bcrrß); vgl. Soph. fr.
778 N.- {Kvgß.), Eurip. Bal'ch. 55 ff., eine
Stelle, die schon Strab. 469, 13 anführt, der
auch an? Eurip. Palam. fr. 586 N.' hinweist.
Natürlich mischt Euripides in die Diony-
sien nicht nur die Korybanten (79), son-
dern auch die Kureten (120); vgl. Carvi.
de vir. Jierh. 79 bei Haupt op. 2, 480; vgl.
auch Konn. 9, 160ff. 13, 135ff. (Dionysos-
pfleger in Phrygien); 14, 247. 260; 37, 45.
^däviQTjToi. heifsen sie 29, 48; vgl. Phalai-
kos, Ardh. Bah 6, 165. Die das Zagx'eus-
kind umspielenden Kobalen vergleicht
Welcker, Tril 196_; vgl. G.-L. 2, 226, und
in der That erscheinen Kureten, d.h. Kory-
banten, das Zagreuskind umtanzend bei
Clemens protr. 17. Orpheus fr. 196 Ab. (194); vgl.
auch das im ath. Dionysostheater befindliche
Relief bei Muts, Annali 42 (1870) 97 ff. und
Mon. 9, 16, ferner Hclbig , Führer 2, 93, 847,
Relieffragment in Villa Albani. (Über das Her-
vortreten dieser Beziehungen im Kult s. unten.)
Vielleicht gehört hierher auch die dunkle
Notiz über Korybos (?); vgl. Eöfer ob. Sp. 1392.
Aufserhalb Asiens finden wir die Korybanteu
in Samothrake (vgl. unt. 5), in Elis, wo man
nach Paus. 6, 25, 5 eine Statne (vgl. den Attis-
doryphoros bei Julian, Lobeck 1152), die man
in ein Gewand hüllte, und die früher im tri-
phylischen Samikon als Poseidon verehrt ward,
für den Korybanten Satrapes ansah, auf Ver-
anlassung von Siedlern aus Patrai (vgl. Kybele-
Attis in Dyme, Paus. 7, 17, 9 und 20, 3). In
Brasiai standen nach Paus. 3, 24, 5 auf einer
cctiQU %ciXv.OL TtoSiaiwv ov ^si^ovsg, ni'lovg inl
T(xtg y,S(paXai^g t'xovzsg, ovk oIök, et JtoGv.ovQOvg
Korybanten (in Arkad. u. Attika) 1610
acpag ]] KoQvßccvvag vo^iC^ovaiv, was wohl nur den
für KVQßccGÜiL angesehenen niloi seinen Ursprung
verdankt. Die Kureten- und Korybantendarstel-
lungen im arkadischen Despoiuaheiligtum
{Paus. 8, 37, 6) sind schon erwähnt. Desgleichen
Schol. Stat. Theb. 4, 292 {Lobeck 1138). Es geht
aus allen diesen Zeugnissen zugleich hervor,
dafs auch die Korybanten, so gut wie die Kureten,
da sie eine Kultverehrung geniefsen, für gött-
10 lich-dämonisch zu halten sind {aiuvoi, Eurip.
Hipp. 143), freilich als ^iitoiv.oi und aixcfLßoXoi
Q-soi (vgl. Luk. Ikaromenipp. 27). Darum ist es
auch nicht wahrscheinlich, dafs man sie mit
Gerhard § 172 als einen wehrhaften Priester-
stand, oder auch nur mit Voigt als die mythischen
Vertreter des Kybelekultes anzusehen hat. Von
dem Kultpersoual der Metragyrten und Gallen
3) Kybele, Priesterin, Attis nebst zwei Korybanteo,
gravierte Marmorplatte in Paris (nach Daremberg-Saglio .,
Dict. I, 1.Ö41 Fig. 2021).
sind sie scharf zu unterscheiden (vgl. Bapp 6),
50 und nur Spätlinge verwechseln sie mit diesen
(so sind die semiviri chori der gilli zusammen-
geworfen mit Korybanten und Kureten bei Si-
Uus, Pun. 17, 20ff.; vgl. auch Martial 9, 20, 7).
Auch in Attika, wo — namentlich im Pei-
raieus — in Aristophanes und Piatons Zeit
(vgl. die Stellen unten) mit den phrygischen
Sabazien und thrakischen Bendideen auch die
Metroa {Strab. 471, 18) sich reichlich aus-
breiteten (vgl. Bapp, Kybele 5 Dieterich,
GO Bh. Mus. 48, 275 0; I'hilol. 52,1), erscheinen
die Korybanten gleichwohl nicht als Priester.
Man ruft sie an (vgl. vorläufig Ar ist. Ekld.
1069), und die Weihen heifsen nach ihrem
Namen als den darüber waltenden Schutz-
patronen. Von was für Art und Ansehen da-
gegen die Priester waren, die diese diony-
sisch-metroischen Winkelmysterien vollzogen,
dafs auch Frauen sich daran beteiligten, ist
I
1611 Kureten (Kult) Kureten (Waffentanz) 1612
aus Demo.stJicnes 18, 259; 19, 199. 249. 281 (auf = ns'Col bnUxm und den sprichw. äeg^ios
den sich auch Strab. 471, 18 bezieht) genugsam nQvhg, '^Egfiov natg Kai ^ävrig, Prov. Alex. 42.
bekannt. Zu der iirjrrjQ xslovaa und den yqa- Lykophr. 219 SdioU.). Die Heurematographie,
Si'ci bei Demosthenes kommt Piaton, Ges. 7, welche auf die Kureten hinzielt, verstreut bei
790 D, wo die Rede ist von ai tisqI tk täv Schol. Pind. Pyih. 2, 127 (wo statt nccqa Kv-
KoQvßdvTcov Lcifiata tsXovaoii. Dies Femininum ngioig der JBoecA/i'schen ^usgabe Ttaga KgrjaC
ist entscheidend. Ich glaube nicht, dafs man mit zu lesen ist, trotz 0. Hoffmann, Griccli. Bial.
Eapp anzunehmen hat, die Korybanten seien 1, 123). SclioJ. Aristoph. Nuh. 651. Aristoteles
früher allerdings die Weihepriester gewesen fr. 519 Bose'^ (mit Parallelstellen). Strab. 480.
und von den Gallen und Metragyrten \\m m) Prold. Clirest. MO, \Q Westpli. Plin. Nat. Hist.
überflügelt und zurückgedrängt worden: viel- 7, 56, 204; vgl. E. Meyer, Forschungen 216.
mehr ist die Stellung und Bedeutung der Die gemeingriechische P'yrrhiche, als der kret.
Korybanten im Kybelekreise durchaus eine Prylis entsprechend, komplicierte das heure-
mythisch- dämonische, analog dem Attis, und matographischeProblem, daher auch die Zurück-
die Vorstellung von ihnen als Priestern wohl nur führung auf Pyrrhos und Pyrrhichos, welch
dadurch entstanden, dafs sie mit ihren Tänzen letzterer aber auch als Kuret bezeichnet worden
bei den Mysterien wie auch bei den Pro- ist (s. ob. Sp. 1600). Nahe lag es, das Hyp-
zessionen von Priestern dargestellt wurden; orchem als Lied gleichfalls mit den Kureten
vgl. Lticr. 2, 629 flf. und den schon genannten in Verbindung zu setzen: Calpurn. 4, 95 vgl.
Lulcian n. uqx- 79 (in lonien und am Pontos). 20 LuJc. Trag. 36ff., sowie yiovQrizi-nög = Kjtiqpt'ftor-
4) Der Kult, a) Die Kureten. Die götfc- zgog (ivönliog), Schol. Aristoph. Nub. 651
liehe Natur der Kureten , die sie befähigt, (Suiä. s. v. Kaz' hönXiov). Dagegen als dritter
Kultempfänger zu sein, ist schon mehrfach Paion Schol. Meph. p. 173 Lips. Infolge der
erwähnt (J?es{o(Z/r. 44 J^.j. Lyr. anon. fr. 8i B.*. Vermischung mit den Daktylen wird auch der
Eurip. Kret. fr. 472, 14 JV.^. Paus. 3, 25, 2). Daktylos mit den Kureten in Verbindung ge-
Dazu stimmt das schon erwähnte regelrechte setzt: JDiom. und xinecd. Stud. a. a. 0. und
Opfer für die Kureten in Messene, Paus. 4, Schol. Heph. p 111 Lips. — Die Prylis scheint
31, 9. In Kreta kommt vor allen Dingen der etwas altertümliches Strenges gehabt zu haben
dem idäischen Höhlen-Zeus gewidmete mystische (Dien. Hai. ontiqu. Mom. 7, 72 p. 1488 B.).
Kult in Betracht; vgl. Hoeclc 1, 243ff. LobecJc 30 Begleitet wurde sie fisrä TVfinüvcov -aal xoiov-
1121, jetzt vor allem Bohde, Psyche 1, 120 ft". xav äXXcov tpocpav, Strab. 408,11; vgl. Hymn.
Die Einzelheiten dieses Kultus (vgl. Agathoki. Orph. 38, 1. 9 fl:'. Von der Flöte spricht
Bah. b. Aih. 9, 375 F [= F. H. G. 4, 289, 2, Nonnos 13, 155 flP. Die Hauptsache wird das
allerdings vom Dikte], Scholl. Plat. Legg. praef. rhythmische Zusammenschlagen der Waffen
und 62513, sowie allgemeiner Sallust. hist. 3, 66. gewesen sein. Lucr. 2, 635: cum pueri {v.ovqoi)
Strab. 468, 11. Hiod. 5, 77, 3. Dion. Hai. ant. circmn puerum (loveni) pernice chorea Armatei
Born. 2, 70. Hör. Carm. 1, 28, 9. Biog. 8, 3 u. a.) in numerum pulsarent acribus aera. Apd. 1,
gehören unter den Artikel Zeus. Hier sei nur 1,7: xoi:g öoQccai. to:? aaniSag ovvskqovov.
wiederholt hervorgehoben, dafs aus der genann- Peltae sagt Stat. Theb. 7, 174; vgl. Lulc.
ten Euripides- Stelle mit Sicherheit folgt, da[ä io salt. 8. Die ursprüngliche Prylis war gewifs
nicht etwa mit Kureten auch die Priester dieses durchaus mafsvoll und jedesfalls nicht (trotz-
Kultes bezeichnet sind, denn der Priesterchor dem auch Strabon 468, 11 sich so ausdrückt)
nennt sich selbst neben ^ivazrjg zlihg 'idaCov so orgiastisch und voll verzückten Taumels,
(sowie Diener des Zagreus und der ^r'jxrjQ wie der Korybantentanz; vgl. namentlich
oQsiog) auch ßä-nxog Kovq^xcov. Damit stimmt WelcJcer, Tril. 204. G.-L. 2, 225. 231. Lobeck
Schol. Plat. Legg. 1, 625 b. Bei Porpih. vit. 1126 (falsch K. F. Hermann- Stark Ud). Erst
Pyth. 17 ist von einem axoQvvfisvog xco du durch das Eindringen des lärmenden Dienstes
nccx' txog &g6vog die ßede. Bohde hat das der phrygischen Mutter mit seiner rauschenden,
mit Recht von dem (unten zu besprechenden) barbarischen Musik und seiner Verschmelzung
korybantischen &Qovi,a(i6g scharf gesondert und 50 mit den dionysischen Orgien wird auch der
an ein Theoxenion gedacht. Von Kultmählern Rheadienst geräuschvoll geworden sein (ohne
spricht Strabon bei der Imitation des Kultes dafs deshalb Martial 9, 20, 7 ein Recht hätte,
in Ephesos (640, 20): nccvriyvQig ö' ivxav&a die Kureten mit den phryg. semiviri zu ver-
ßvvxElsiTai v,ax' Exog, E&ei, Ss xivi ot vioi mischen). So erscheint er freilich schon bei
cpiXoTialovai ndlLOxa nsgi ras ivxccv&a £va%iag Furip. Bakch. 120tf. : cö ^alä^sviiu KovQqxav
Xa^ntQvvo^svot. xöxs ds yial xäv KovQJjxav ^dd'soi xs Kgr^xag dioysvixogsg ivctvXoi, t'vQ'a
aQ%BLOv Gvvaysi cv^Ttöaia %ai xivag fivaxLKctg xQiKOQV&sg avxgoig ßvgaöxovov y.v-AXco(icc töSs
Q-vaiag tnixsXfL. Dafs es bei diesem Kulte an [loi Kogvßavxsg tjvqov ■hxX. (vgl. auch die Nvaia
einer Nachbildung des Kuretentanzes durch Ävcöai' oQX'ifio^xa hei Soph. Ai. 69d nch&t Scholl,
Waffentänzer nicht gefehlt haben wird, darf co sowie den Pyrrhichos- Seilen, Prtits.o, 25, 2; vgl.
man zuversichtlich annehmen, obwohl es direkt Lobeck 1121. 1138). Später ist deshalb die
nicht bezeugt wird. Doch bietet der idäische Vorstellung eines tosenden bakchischen Or-
und weiterhin der kretische und überhaupt der giasmus auch vom Knretentanz allgemein.
Zeus- und Rheadienst doch wohl die natürliche Curetum more werden die Harpyien vertrieben
Gelegenheit für die Ausübung des Waffentanzes. bei Hygin. fab. 20. Von orgia, vagitus, Idaci
Der epichorisch- kretische Name desselben war ululatus spricht Statins Theb. 4, 782 ff. 292.
TtQvXig (Kallim. in Jov. 52 [mit Spanh.\; vgl. Mit besonderer Vorliebe ergeht sich in dieser
auch in Dian. 240, sowie das hom. ot ngvXsfg Vorstellung eines ekstatisch tobenden und
1613 Kureten (Waffentanz) Korybanten (Waffentanz) 1614
klirrenden AVaffentanzes {cpdoafiÜQayoi, öogv- thrakiscben [sie!] Digiti, Ärnoh. 3, 41; vgl.
Q-Quahg etc.; vgl. 3, 62. 77; 29, 284; 32, 270; Diom. 3, 478, 13 ff. K. Hygin. fab. 139 [nach
44, 30) die alles bunt durcheinander wirbelnde, dem es scheinen könnte, als seien bei dieser
dionysisch rauschende Poesie des Nonnos, deren Gleichsetzung die Korybanten gemeint] ScJiol.
Musen nicht umsonst ÄoeußarTi^?? sind (13,46). Stat.Tlieb. i, 4=1S und Hesych. Aägsig. Xägaß^g.
Vgl. noch die Stellen 9, 162; 13, 155 (36, 278); roüs Kvguag [= CaretaaJ 'Pco^klol ovzcag; vgl.
14, 27 ff'. 30. 387; 15, 66 ff. (31,248); 27, 118; Loheck 1178 [der auch indigdes = KovgriTeg
28,309; 29,222; 40, 244ft\; 44, 38 ff. Meist ist nachweist] und Immisch, De gJossis lexici Ile-
bei ihm von Korybanten die Rede, der Kureten- syclnani Italicis, Lpz. Stud. 8, 355f.).
uame steht überwiegend uneigentlich. Aber lo b) Korybanten. Die frühe und häufige
eben dieser Wortgebrauch zeigt, dafa selbst Vermischung mit den Kureten bewirkt es, dafs
für Nonnos es noch näher lag, den Begriff eines manches Hierhergehörige schon in dem vor-
geräuschvollen Orgiasmus mit den Koryban- stehenden Abschnitt zu erwähnen war. Be-
ten zu verbinden. Vgl. auch Hymn. Orph. 31. sonders wertvoll ist hier der aus epikureischer
Der Tanz der Kureten ist in dem Malse Theologie stammende Abschnitt über die Ky-
der Hauptbestandteil und Kern der auf sie bele bei ittcr. 2, 600 ff', (es scheinen übrigens
bezüglichen Mythopoie , dafs alles andere in der römischen Zeit die Korybanten aus dem
gegen ihn zurücktritt. Sie sind in erster Linie, Kulte mehr und mehr verschwunden zu sein,
was sie das älteste Zeugnis sein läfst, &sol Göliler, De matris magnae apud Romanos cuUu,
q)iXoncciyyiQv(g oQxrjatrjQsg. Von diesem Moment 20 Diss. Lips. 1886; doch vgl. auch Norden, Herrn.
ihres Wesens hat auch jedwede Deutung des- 28,618). Scharf werden hier von den GaUi
selben auszugehen. Weder die natursymbolische (614) die als phrygische Kureten bezeichneten
Auffassung (Donnergewölk, Lauer), noch die Korybanten in der comitum caterva (629) uuter-
bei Welcher und Gerhard (vgl. auch Hoeck 1, schieden. Bemerkenswert ist es ferner, dafs
230) hervortretende Vorstellung eines priester- ihr Tanz als eine Nachbildung des Tanzes der
liehen Adels kann befriedigen. Das Sach- diktäischen Kureten bezeichnet wird (633 ff.),
gemäfteste bleibt die P/eKfr'sche Ansicht, Der ekstatische Charakter zeigt sich in der
welche den Tanz mit seinem Waffenklirren Selbstverwundung (sanf/wmoZeni« 631; vgl. iwX".
ursprünglich als ein anoxQÖnaiov fafst, wofür deor. dial. 12, 1 und Synes. epist. 122). Die
1, 1, 134 ('i?o?^erO auch Analogieen beigebracht 30 (gewifs stoische; doch vgl. schon Plat. Ges.
sind, denen hinzugefügt werden kann Tzcts. 7, 796c) Ausdeutung der Ceremonie des Waffen-
zu Lylophr. 1, 368 31.: %cilY.og v.QOTri%ilg Xvsl tanzesalseinesSinnbildesthatkräftigenSchutzes,
tu cpaGuara (vgl. auch Hoeck 3, 302 ff.). Diese den wir Eltern und Vaterland schulden, lehnt
Bedeutung bewährt die BvönXiog oqxbi'o: in der der Epikureer natürlich ab (640ff. ; doch vgl.
Zeusgeburtssage, wobei die eigentliche Kuro- Serv. zu A. 3, IIB. MytJi.Vat. l,Sd. 2, i6. 3,2, B).
trophie freilich sekundär scheint, wie die Ana- Bei den Korybanten gehen wir demnach
loga mit Artemis und Dionysos. Das Primäre jedenfalls durchaus sicher, wenn wir behaupten,
ist gewifs das Verhältnis zu Rhea, wie das der dafs ihre Tänze von priesterlichen Ver-
Korybanten zu Kybele (vgl. Hoeck 1 [164], 200. tretern dargestelltwurden(vgl.-Lid-.7r.opj;.79).
Lobeck 1118). Sie sind die guten Berggeister 40 Es veranlafst aber auch hier nichts, diese Dar-
(opft^acta), mit den Nymphen wesensverwandt steller selbst für die eigentlichen Korybanten
hei Hesiod nnd auf den kretischen Inschriften, zu halten, deren dämonisch -göttliche Natur
auf denen sie als Schwurgötter erscheinen), feststeht. Die menschlichen Tänzer sind -nogv-
welche die Berg- und Göttermutter (denn 'Psir] ßavtiävzfg, nicht die Kogvßavzsc cxvvoL Eine
ist doch wohl = oqbIt] <^fii]TrjQy ; vgl. Crusius, Glosse, wie Hesychs KoQvßag- 'Pf'ag isg^vg ist
Beitr. zur Myth. 26) schützend umgeben: für sich allein nicht entscheidend. Es geht
KovQTjTCov, dl fiargl Jiog 'Firj htl TtäqiÖQOL mithin nicht an, die ganze Sagenüberlieferung
{Stob. ecl. 1, 31a p. 38 TF.); ganz wie Des- über die Korybanten nach Beiskes von Lobeck
poina neben sich den Titanen Anytos hat, (jxr,aa (1153) befolgter Auffassung auf das Vorhanden-
omliaaivov, Laus. 8, 37, 5 (vgl. ob. Sp. 1478). 50 sein einer den tanzenden Derwischen ähnlichen
Aus dem Begriffe des ccnoxQÖnaiov entwickelte Priesterschaft zu reducieren, von der die Kory-
sich wohl, in der Anwendung auf den beson- bauten der Sage nur eine mythische Rück-
dern Fall, die von Maafs, Aratea 349 betonte Spiegelung wären.
Maieutik, besonders da die ^iol uWgty,aY.oi Was zunächst die Art dieses Tanzes betrifft,
auch sonst leicht zu lutqoC werden, und daraus so gehören auch hier die Waffen durchaus
wieder, unter dem Einflufs zugleich des mystisch dazu (vgl. Aristoph. Lys. 558). Der Tanz
ausgestalteten Kultes des kretischen Höhlen- unterschied sich von der ursprünglichen und
Zeus, die oben (Sp. 1604) berührte Vorstellung noch unverfälschten Kuretenprylis durch den
kuretischer Weisheit und Mantik, nebst dem ihm zweifellos von Haus aus eigenen wilden
ganzen Anhang rationalisierender Ausdeutung co Orgiasmus; vgLlFeZc/rer, 2Vi7. 254. Die Kory-
der Kureten als Träger einer bestimmten Phase bauten sind sttI roig rrjg (nqzQog tsgoig svd-ov-
der Kulturentwicklung. Doch bleibt dies alles aiaoavzsg, Diod. 5, 49, 3; vgl. Ps.-Long. n.
natürlich rein hypothetisch. vip. 39, 2. Aufser der Selbstverwundung und
Hinzugefügt mag noch werden, dafs, während dem drohenden Schwingen von Waffen unter
Dion. Hai. 2, 70 die Salier mit den Kureten rasenden Gebärden {Lucr. 2, 621) kommt
vergleicht, Nigidiiis sie mit den Laren zu- in Betracht die hier niemals fehlende rau-
sammeubrachte (bdld tectorum domuimque cu- sehende Musik. Ap. lih. 1, 1134 ff. führt das
stodes, bald als Kureten, bald als die 5 samo- aiziov dieses lärmenden ßr^zagiibg hönliog
1615 Korybauten (noQvßciVvi,c(6ii6g) Koiybanten {KOQvßavrtaöfiog) 1616
auf die Argonautenzeit zurück. Die Koryban- Zustand benutzt worden zu sein {orav ds »ta-
ten sind Erfinder des rvfinavov, Eurip. Bakcli. zaaxfl ccvtovg zo &siov, blavvöfxsvoi -aal ^iycc
120; vgl. auch Aristoph. vesp. 119. Strah. ßoävxsg kkI üqxoi'^svol 7iQoQ'£6ni'C,ovaL xu iisl-
470, 15 {(xvlög, Y.xv7toq iiqoxäXav XE y.cci »ti'ji'^" lovxa, &ioq)OQOV[i£voi ■nai ^aivöjisvoi, Ärrian
ßäXcov y.al tvimävcov, inißa/jaiig, svaa^ioi, ttoö'o- fr. 47 31.; vgl. Luk. lupp. trag. 30). Die eigent-
■nQovaxiai). Die Flöte nennt auch Plat. Kritun liehen Korybantenweihen aber {Hesych v. koqv-
54 d; vgl. Poseidipp 4, 521 31. (= Atli. 9, 376 e, ßavrtcc), Winkelmysterien, die in Aristophanes'
22); ty)npana,cijmhala,cornua,i'ibia, Lucr. 2, 61S. und Platons Zeit aufserordentlich florierten
Kai -KOQiißKvxEicov laxr'ifxaxa ;^«iit5o: qÖtitqcov, (vgl. oben Sp. 1610), hatten einen anderen als
l'halaik. Anth. Pal. 6, 165, 3. 'Pöfißog (oder lo den mantischen Zweck, nilmlich die Heilung von
Qv^ßog, d. i. nach den Scholl, ein xQoxianog, ov und sicherlich auch die Prophylaxe für alleiiei
ozQtcpovatv tfiäoi xvnxovxEg v.al ovzo^g mvnov Erschütterung oder Beklemmung der Seele, ins-
ocnoxslovaiv) h^iAp. Bit. 1, 1139 Aus ihm folgt besondere für Besessenheit (weshalb Bdely-
auch, dafs der ursprüngliche Sinn des kleon i^esp. 119 gegen die bis zur Besessenheit
Korybantentanzes gleichfalls ein apo- gesteigerte Passion des Vaters das y-OQvßav-
tropäischer war. Der Lärm soll die Unheil- xi^^etv anwendet, inl Ka&aQiiä zrig navb'ag,
volle Wehklage übertönen. Vgl. die Analoga ScJiol. und Hesych. v. noQvßavxia^og). In Auf-
des Molochdienstes bei Mayer oben Sp. 1502. regung und Schreck ruft man die Korybanten
1505. 1534, Stellen, die mit Rücksicht auf das an: Aristoph. Eccl. 1068 {lo 'llQccKXELg, a IJccvEg,
Sp. 1602 erwähnte Kronosopfer auch für die 20 co KoQvßavtsg, ca Jloo%6qco); Yg\. Lulc. Thn. il.
Kureten Bedeutung haben. Bei dem wilden Hymn. Orph. 39, sowie Loheclc 641. Wie ihre
Trauerorgiasmus, der dem asiatischen Naturkult Herrin Kybele Wahnsinn erzeugen {nrjXQoXr]-
in allen seinen Brechungen, in der Form tttoi) und davon befreien kann (a^fög vuvwäbg
Kybele- Attis nicht zum wenigsten, eigentüm- laxgög &' cificc, Diog. trag. NaucJc'^ p. 776), so
lieh wai', scheint diese Erklärung eine vortreff- sind auch die Korybanten (laviyioc {Lulc. deor.
liehe, von dem Dichter noch aus lebendigem dial. 12,1; \g\. Nonnos, der 30,59 einen wahn-
Verständnis der Kultformen geschöpfte; vgl. sinnigen Schrei v.0Qvßa.vxLSa cpavr'iv nennt) und
Schol. zu 1, 1134: aQyovvxo zoig ^icpsat. xdg zugleich vermöge ihrer dvvccfiLg q)QovQrixi-iii]
aoitCdixg no^novvxsg 8ia xo xhv Kv^iyiov Q'Qr]- Träger heilender Weihen {Kogvßuvxcov Idiiaxa,
vsLG&cci vnb xcöv JoXiovcov, tva firj rtjg 30 Plat. Ges. 7^ 190 d; cpoßäv oiTtOTcavaxoQcc dsiväv,
^vaCag ovGrjg dvacprjfiog cpcovr} dvacpi- cpccvxaciäiv iTtaQcoyov, Hymn. Orpli. 39,3 und
Q7]xai. o&av ■aal ^QvyEg -avfißäXoig Kai xv^- ebd. v. 9: xccXsuriv 8' ditoitE^nEO fir^viv, Tlavcov
Ttdvoig zrjv Fiav. iXäay,ovxcii (vgl. auch Coryhas cpavxciOiag ipv%fig 8K7tXrjKxov dvccyKrjg. Vgl. auch
aereeanoro lustravit, Claud. IV cotis. Hojj. liS). das, freilich fragwürdige Zeugnis App. Prov.
Eine besondere Entwickelung hat der diesem 2,23 {ei'g KoQvßdvxiov, Paroemiogr. 1,398,3).
rauschenden Tanz eigene Taumel dem Kultus JvvafiLg EnizsXEaxi-n-^, lainbl.myst. 3, 10). Lobeck
gegeben. Mit dem 'ö'o^vlJos verbindet sich die 641 erklärt diese Eigenschaft der Bergdämonen
ekstatische iiavia. Vgl. Aristojjh. Vesp. 8 nebst aus dem horror, quem vasti montes silvaeque
Scholl.] Plat. Ion 534:0, cootisq 01 KOQvßavxicövxeg impenetrabiles et soUtudo ipsa errantibus offim-
ovK E^cpQovsg ovxEg 6Qxovvxcii,{Yg\.. Eurip. Hipp, io dere solent , kaum mit Recht, trotz des Bei-
143). Das Getöse und heftige Drehen verursacht wortes sgri^iOTcXavog, Hymn. ürpli. 39, 4. Ge-
dem, der es ausübt, aber auch dem in der Mitte nauer unterrichten über diese xsXexyi xäv Ko-
sitzenden (vgl. unten) Zuschauer Schwindel und gvßdvxcov {01 <[>Qvysg zEXCav-ovaiv AxxiSi v.kI
zugleich lebhafte Ekstase (vgl. das Beiwort KvßäXri xai, KoQvßuaiv , Clem. protr. 15) vor
KHoiftTjTog Nonn. 13, 400). Das ist der v.oqv- allem zwei wertvolle Stellen Piatons, deinen
ßavxiao^ög, ein nervös -gereizter Zustand; vgl. eine mehr den äufseren Vorgang beschreibt,
Plat. Krit. 5i([{Tim. s.v.), wonach es scheint, während die andere auf das psychologische
als ob schon die Erinnerung an die wilden Agens eingeht, das dabei zur Verwendung
Flötenklänge genüge, bei Personen, die für kommt. Aus Euthydem 211 d geht hervor,
diesen Reiz empfänglich sind, den Zustand üo dafs eine sogenannte Q-QÖvacig vorgenommen
hervorzurufen (von einer bestimmten Kult- ward. Der Einzuweihende safs auf einem
melodie mit zugehörigen ^ijfiaxa, d. i. Aus- &Q6vog und wurde umtauzt (ebenso Dio Chrys.
rufimgen, und ö;i;)7fiarD: des Tanzes ist Jow 536c or. 12, 388 i?.; vgl. die interpolierten ev9qo-
die Rede). Die heftige, innere Bewegung, der viOfioL bei Suid. v. JltvdaQog, Hiller, Herm. 21,
adXog tpvxrjg {Plut. Erot. 758 e; vgl. Hör. curtn. 363 ff. ; sowie Dieterich, Bh. Mus. 48, 276). Der
1, 16, 8) kann einen Thränenausbruch erzeugen apotropäische Sinn dieser Tänze ist hier be-
(r'i x£ yiagdLa Ttrjdä Kai SdKQva EKxsixai , Plat. sonders deutlich. Bei diesem Vorgang ist der
SyiH}). 215 e, als Vergleich mit der fascinieren- zu Weihende Hypostase des Gottes, den die
den Wirkung der sokratischen Xvyoi, wie auch mythischen Korybanten, deren Hypostase wie-
iJion. Hai. n. x. Xekx. öeiv. xov Jr^i. 1022 B. 60 derum die weihenden Tanzpriester sind, als
für den Zauber der demosthenischen Bered- Kind gerettet haben. Bei der Durchsetzung der
samkeit das gleiche Bild braucht. Tov zrig Metroa mit dionysischen Elementen und bei
noLrjxinfjg KOQvßavxa, Luk. Timg Sei laz. 45,48). der Herrschaft des orphischen Dionysos über
Von Späteren vgl. Strab. 473, 21. Luk. Lexiph. alle mystischen Weihen ist es dabei selbstver-
16. Julian, Or. 3, 119 d. Suid. v. yioQvßDivxiä. ständlich, dafs dieses Kind das Dionysoskind
Die Schwärmerei kommt der Trunkenheit nahe: ist; vgl. ob. Sp. 1609. Das mythologische Vor-
Poscidipp a. a. 0. und Juven. 5, 25. Auch für bild solcher Weihe stellt das Relief einer
mantische Zwecke scheint dieser ekstatische Mailänder Elfenbeinpyxis dar, von dem die
1G17 Korybanten {%0Qvßavtia6^i6g)
Mittel^a-upp3 hier abgebildet ist {Gerhard,
Arch.Ztg. 4 (1846), 218 t. 38; auch bei Barem-
herg-Saglio, Biet, des antiqu. 1, 1626, 2197.
Zur Erklärung K. F. Hermann, ArcJi. Ztg. 5
(1847), 78ff. , während Forchliammer ibid. 15
(1857), 9 ft'. alles durcheinanderwirft). Die Lehne
des d-QÖvog ist wie eine Grotte gebildet. Der
von der kauernden Person eniporgehaltene
Spiegel dient vielleicht der Hypnose. Vgl. auch
Sp. 162G. Das ümtanzen des Mysten unter sinn-
verwirrender Musik geschieht mit Berechnung
einer psychischen Wirkung. Darüber Fiat. Ges.
7, 790 d, der die weihenden Priesterinnen (sie!)
mit Wärterinnen vergleicht, die nicht durch Ruhe,
sondern durch Bewegung und Gesang die Kinder
beschwichtigen, kccI äxsx^'^S olov KccravlovaL
(vgl. Celsus bei Orig. c. Cels. 3 p. 120 Sp.) täv
Tiaidicov, na&äirsQ cct zäv stKpQovcov ßccy.xsLa)v
tdofig, xuvxyj rjj rrjg wtvjffffcop, äfia xoQiCi] xat
liovar} xQw^svKi. Die Folge ist: ^ xäv 'fgcaQ-sv
KQCctBi -Kivrjaig TtQoacpSQOfih'r] xijv svxbg (poßsqäv
ovociv yial fioiViiir;v ■nCvrjaiv, KQax^atxoix ds ya-
XrjvrjV Tjovxtoiv xs iv xij
ipvxfl (pai'vsxai ansQ-ya-
aafifvr] xfjg tzsqI xa x^g
■KagSLag ;j;orif7r/5s y£vo(XS-
vrjg Exaffrwv nr]3r'jaEcog
{•vgl. Sgmp. 215 e), navTcc-
naoiv ayamqxov xi, xovg
filv V71V0V layxdvsiv noist
(die kleinen Kinder), xovg
d' (die Mysten) syQrjyoQo-
xag OQXOVusvovg xs ■nal
avlovfisvovg fisxa Q'säv,
oig (XV KalXi8Qovvxsg i'xa-
oxoL &vaai, HatEipya'ffaro
KVXL fiavmäv rj^tv dia-
&easav e^sig i^cpQovccg
i'xsiv. Also neben der
natürlich - psychischen
Wirkung ist auch noch der
geheimnisvoll heilende
Einflufs der Gottheit thä-
tig, in deren Namen die
Weihen geschehen, hier
der Korybanten. Jene natürliche Wirkung aber
ist eine einfache Übertäubung (nicht kathartisch-
sollicitierend im^erwa^/sschen Sinne; vgl. dessen
2 Ahh. z. arist. Theoried. Brama-p.SS ff. Doch
geht er wohl zu weit, wenn er unter ■noQvßavxicc-
c^ög ,,alle nervösen, oder wie man jetzt sagt, som-
nambulistischen und magnetischen Symptome"
versteht. Dachte er etwa an Plin. Nat. hist.
11, 37, 54 (nach Sahn.), wo das Schlafen mit
oifnen Augen mit zum Kogvßavxiccv gerechnet
wird? Er verweist übrigens auf Scaliger zu
Catull p. 42 ed. sec. und zu Euseb. nr. 471). —
Übrigens geht aus der genannten Euthgdem-
Stelle noch hervor, dafs auf die &Q6v{oaig erst
die eigentliche Einweihung in den UQog Xoyng
folgte, den man sich natürlich nach Art der
von Piaton {Staat 2 , 364 e) charakterisierten
liturgischen Litteratur der Sektierer zu denken
hat; vgl. auch die ßt'ßlot. bei Bern. 18, 259 u.
19, 199. Zu diesen klassischen Zeugnissen
kommt die fachmännische Schilderung eines
Mediziners Aretaios n. alz. v.cu Grjix. XQ^v. na&.
1, 6 fin. Hier ist zwar nur im allgemeinen
Kureten (u. Daktylen)
1618
von einem fiavLrjg siSog txsQov die lieJe; es
kann aber kein Zweifel darüber obwalten,
dafs die hier besprochene Psychose gemeint
ist. Ts^vovxciC xLvsg xa ^iXsa, '9'fors idioig
cog anaLxovGi x<^Qi^^öii£vot svasßsi cpavxaaLrj.
KccL i'axi xrjg VTioXr'jipiog tj ^locvir] iiovvov, xa
ds äXXa aaxpQovsovoi. sysiQovzai ös avXco v.ai
^vinqSiT] Y] ^it&)], zäv tcccqsovxcov nQOZQOTtrj.
i'v&Eog ^Ss II fiavir]. Ht]v anoiisvooGL, svd-vfiot,
10 K-urjShg, tag xsXsa&evxsg xco &s(a, axQOOi dh Mal
laxi'ol ■nal sg ^aKQov da9Evhg nüvoig xcov
XQCü^dxcov.
Von der Popularität dieser Korybantiasmen
zeugt übrigens auch der Sprachgebrauch, der
mit dem Korybantennamen oder seinen Deri-
vaten allerhand unklare Schwärmerei nnd
Leidenschaftlichkeit bezeichnet, m ^OQvßavzsg,
apostrophiert FhiJodem seine Gegner, IT. noiri^.
p. 228 Hausr. ; vgl. 71. Q^z. p. 60, 30 Sudh. Ähnlich
20 Luk. Herod. 7. Aristid. or. 49,390 (2, 527 Bind.).
5) Mythokrasie. Abgesehen von der Ver-
mischung zwischen Kureten und Korybanten
4) Korybantenweihe des Dionysoskindes, Mailänder Elfenbeinrelief (nach
Ärch. Ztg. 184G T. 38).
ist unsere Erkenntnis noch durch andere
Kreuzungen der Überlieferung getrübt. Diese
Kreuzungen sind hier übersichtlich zusammen-
zustellen, wenn auch manches schon im Vorher-
50 gehenden verstreut zu erwähnen war.
a) Vermengung der Kureten mit den idäi-
schen Daktylen; vgl. v. Sybel oben Bd. 1
Sp. 940 f. und ^Preller-Plew 1, 539 ff. So nament-
lich in Olympia nach Paus. 5,7, 4; vgl. 8,2, 2 (ob.
Sp. 1605) und ferner Strab. 406,7. Scrv.Verg.G.
4, 153. Lobeck 1146, sowie oben Sp. 1612. Die
Sage von den durch die Finger der gebärenden
Rhea-Ops entstehenden Helfern und Pflegern
(s. oben Sp. 1598 und HcUanikos, Schol. Aj). lih.
60 1, 1129) war gewifs ein Anlafs zu der Ver-
mischung. Dazu kommen die Beziehungen der
Waffentänzer zur Erzbearbeitung und der Zug
von yorjxsia, welcher im Betrug des Kronos
hervortritt. So entstand wohl zunächst die
genealogische Verknüpfung {Strab. 473, 22.
Biod. 5, 64, 3. 65, 1 fi'.), schliefslich die Gleich-
setzung, besonders da nach der Identifikation
mit den Korybanten die Beziehungen der Dak-
1619 Korybanten (u. Teleliinen) Korybanten (u. Kabeiron) 1620
tylen zu Asien solchen Vorstellungen nur för- Träger von nqd^sig (ivatL-nai (Strab. 472, 19).
derlich waren. Korybanten finden wir, aufser ot os, heilst es dann weiter 472, 20*),
in den soeben angeführten Stellen, mit Dak- 'EKdrrjg itQonöXovg vofii'^ovat xovg KovgrjTccg
lylen vermischt iW»}(. 14, 24 fP. iii. ilf. 246, 20. rovg avzovg roig KoQißaaiv ovrccg. Ob sich
Auch Paus. 3, 24, 5 gehört wohl hierher (wegen dies noch auf Samothrake bezieht, ob es über-
der Kleinheit der ;^aA>iot). Über das Ja-nzvlov haupt richtig überliefert ist, ist bei der Isoliert-
[.Lvrifia Paus. 8, 34, 2 vgl. Mayer ob. Sp. 1535. heit der Notiz völlig unentscheidbar. Das
b) Teichinen. Diese Vermischung wird erstere wird durch die Verbindung wahr-
schon durch die vorausgehende nahegelegt, scheinlich, in der bei Lylophr. 77 das Zr'iQvv-
nach den nahen Beziehungen zwischen Dak- lo &ov dvxQov xrjg y.vvoacpciyQvg d'iäs mit dem
tylen und Teichinen (vgl. HoecJc 1, 345 ff. y.Tiafia KvQßävrcov Zdov steht {\g\. Schol. Marc.
Lobeclc 1148. 1199, sowie Prellwitz, Bezzh. und Tzetzes 1,368 31.: xo Züov anr'ilaiQv &qcc-
Beür. 15, 148 ff.). Hauptstelle ist Strab. klkov xrjg 'Piccg rj xrjg 'E%äxr}g yixX. Auch Etist.
472, 19: Von den 9 rhodischen Teichinen ad Dion. Per.b2i und Scliol. Äristoph. Pac. 277
wurden die, welche Rhea nach Kreta gelei- nebst Suid. v. Zccfio^Qa-nrj beziehen sich auf
teten und die Kurotrophie des Zeus über- ' die Lykophron- Stelle. Saos hängt wohl mit
nahmen (bei OCT(i, i)/ei. 7, 365 meidet luppiter Zäcov, Sa'ier zusammen; vgl. Diod. 5,48,1.
den bösen Blick der Teichinen!), Kureten Gerhard § 172). Von Zerynthos bestätigt die
genannt; KvQßavxa ös xovtcov excclqov 'Isqk- Überlieferung Nonnos 13, 400, der aber natür-
Ttvrvrjg ovxcc kxloxtjv nccQci xoig ^PoÖLoig nuQa- 20 lieh wieder alles durcheinanderwirft (vgl. 4,
Gif IV TTQOcpaGiv xotg TJQOiGioig (in irgend einer 183 ff.: dvxQu KaßsLQCov, %aiQ£xs , v.cd Gv-onial
mythistorischen Kombination [vgl. Beloch, EJi. KoQvßavxiSsg' ovksxl IkvGGco firjxQcörjg 'EkÜ-
il/«s. 45, 563fl'.j, einem diplomatischen Mytho- ttjs [!] vv%n]v ^laGadtcc Ttsvnrjv. 43,311ff.:
logem oder öi-Kccicofiu; vgl. Welcher, Tril. 202. eine Bassaris von der samothrakischen Kabeiren-
Nissen, Mh. Mus. 47, 168) cüGxs Isyav, mg bIsv grotte ßdgßaQOv £vä^ovGa (liXog KoQvßavxtdog
KoQvßavzsg dai'ixovEg xivsg 'A&rjväg ■nal ^HXiov rjxovg). Schliefslich Dion. Per. 524: @Qrj'CiiLrj
TtuLÖ^g (vgl. auch Gerhard § 250, 8). Im Zu- xs Zäfiog KvQßävxiov aaxv (so, nicht KoQvß.
sammenhange damit stehen die rhodischen las Eustath. im Text). Diese Überlieferung
Namen Kyrbe, Kydippe-Kyrbia, von denen ist ausreichend, um das Vorhandensein der
Zenon (rhodischer Lokalantiquar, Zeitgenosse so Korybanten auf Samothrake zu sichern. Ge-
des Pclybios) bei Diod. 5, 57, 7 handelt, sowie naueres scheint Diodor zu bieten. 3, 55, 9:
die Thatsacbe, dafs bei Aglaosthencs, Naxiaca die Göttermutter siedelt die Korybanten, ihre
fr. 2 (F. H. G. 4, 293) die eine Überlieferung Söhne, in Samothrake an. Jg ov ö' sIgI naxQog,
{Hygin, Poet. astr. 2,2 p. 32, 4 jB.) die idäische iv dnoQQrjXcp -naxcc xr]v xslsxriv nccQaSCSoG^ai.
Nymphe Kynosura mit den Kureten in Ver- v.axaS£Li,ai 8s nal xd vvv sv avxf] gvv-
bindung setzt, während die andere {Scholl. xsXovfisva fivGx^gia kcxI ro xsfisvog
Germ. p. 59. 115 JBr.) sagt: haec Gynosura fuit davXov vofio&szriGcci. Nach Diodor 5, 49, 2
cum Telchiniis, qui dicuntur Curetes Idaei. (vgl. Serv. Leid. A 3, 111) wären Kybele und
c) Kabeiren und Verwandtes; vgl. lasion das Elternpaar des Eponymos Korybas
Welcher, Tril. 254 und den Artikel Megaloi 40 und nach lasions Tode Kybelekult und Kory-
Theoi. Hier ist davon auszugehen, dafs bereits bantenenthusiasmus von Samothrake nach Asien
Phcrekydes bei Strab. 472, 21 {F. H. G. 1, gebracht worden. Hier ist wichtig die Beziehung
71, 6) in Samothrake 9 Korybanten (Söhne zum Demeterliebling lasion, der nachweislich
Apolls und der Rhetia - Rhytia) kennt, aber schon in der hellenistischen Zeit im Geheim-
un vermischt mit den Kabeiren, die er neben kult von Samothrake eine Rolle spielte, vgl.
ihnen aufführt. Der Muttername weist auf die Seeliger oben Sp. 59 ff. Damit ist wohl die Stelle
Troas (s. oben Sp. 1598), und das stimmt zu bezeichnet, an der die verschiedenen Bruch-
anderen Beziehungen der in Trojas Horizont stücke einer mystischen Relation zu vereinigen
liegenden Inseln (vgl. Dewieir. (S'/te^w. bei 67ra&. sind, die die Kureten -Korybanten mit dem
472, 20. Ganze, Samothr. 2, 108). Die Haupt- 50 Kreise der Demeter in Beziehung bringt (vgl.
göttin in Samothrake war sicherlich der asia- auch Glaitd. de rapt. 1, 208). Die sogleich auf-
tischen Göttermutter nahe verwandt, und so zuführenden Fundstellen beweisen, dafs diese
kann es nicht wunder nehmen, wenn deren Mythenbildung mit einer Beeinflussung der sa-
Gefolge auch dort angesiedelt wurde, so wenig mothrakischen Mysterien durch die attische
auch Sicheres und Klares darüberaus der litte- ürphik im Zusammenhang steht, wie sie für
rarischen Tradition feststeht; vgl. 0. Buben- das 4. Jahrhundert anzunehmen viele Gründe
sahn. Die Mysterienheiligtümer in Eleusis u. di-ingend nahe legen (vgl. Bubensohn 139. 146.
*S'«??io/7tr. (1892) 127. Der Mysterientempel lair 215; auch Beinach, Über das delif^clie Kabei-
in wilder Berglandschaft (ÄMfcenso/m 132), und renheiligtum, Bidl. de corresp. hell. 7, 334 0".
„kuretische" Tänze als Bestandteil des mysti- oo Doch sieh auch Kern, D. L. Z. 1893, 858 ff.)-
sehen Dienstes sind bezeugt durch Stat. Achill. *) Der eingeschobene Satz von des S kepsiers Ansidbt
2,157, womit Bubensohn Diod. 5, 49, 1 und aber dio Heimat der Kabeiren in Asien ist rein als Paren-
das Relief Ganze 2 t. 9 zusammenstellt (vgl. thtse, d. h. als beiläufige Note zu verstehen, ohne .allou
auch GrusiuS S. V. Kadmos, ob. Sp. 854) Andere Einflufs auf den Haupttext. § lO: 'in di K(,6rou nvi;, cM.ui
setzten diese bei PhereJcydes von den Kabeiren l^" "I '.''^"T",: 'IT M"' '"' '' "" """"^ ''' """'"'
„«li. TT- 1 J.1 T7-T- 1-1 Ot/r. Mutler, Proll. 150 woUti
gesonderten Korybanten den Kabeiren gleich k ;,^, ;tatt n. K«8.u,u,
und helsen sie Söhne des Zeus nnd der Kai- nid^t zutreffend) die Ausies
liope sein, Einwanderer in Samothrake und mit Wemer, Trii. 235. 233.
1621 Korybanten (u. Kabeiren)
Natürlich ist dabei der Sj'iikretismus in voller
Arbeit; doch bleiben die Korybanten, als die
orgiastischeren und populäreren, im Vorder-
grund (vgl. auch Üjjyh. Arg. 25). Sie werden
deshalb zuerst behandelt. Serv. Leid, zu Vcrg.
A. 3, 111 (nach Erwähnung der Corybantcs,
lasionis filii, als Zeushüter): quidam dno tJ]q
KoQTjg (mifsverstanden dno xäv yiogwv, i. e.
a formosis oculis bei Diom. 3, 478, 26). Cory-
bns enim Proserpina, quae Kogi] dicitur Graecc, lo
sine patre natus. (Hängt hiermit irgendwie
zusammen die Überlieferung Mytlt. Vut. 2, IG:
pro qua re (die Kurotrophie des Zeus) eis
postea praestitit luppiter , ut haberent liberos
\ sine ullo concubitu'r). In anderer Weise ge-
hört hierher wohl auch: ot xriv kÖqtjv (St.:
KoQTjv?) ■naraßcivtsg dvayccystv "nai fir] vno-
atgscpsiv, Et. M. und Gud. 338, 20 (339, 59);
^g\. Orph.fr. 210 Ab.: rj xcov KogvßdvTmv xd'^i.g
TtQoßaivovoa avv zjj Kögri v-ccl cpQOVQOvaa nav- 20
Ta%6Q-sv avxr]v (unter Vermischung mit den
Kureten fr. 210 fin. und fr. 194); vgl. Lobccl»
546. 1139 £F. Besonders wichtig ist der kle-
tische Korybantenhymnos Orph. 39, wo v. 7
der Kyrbas — von einem ist die Rede —
in ein ähnliches Verhältnis zur Erdmutter Deo
gebracht wird, wie sonst zur phrygischen oder
griechischen Göttermutter. Dabei ist die Sage
angedeutet, dafs er sich auf Deos Geheifs in
eine Schlange verwandelt habe, weshalb er auch so
aioXöyiOQCpoq , dicpvijg , noXvfiOQcpog heikt (5).
Zugleich geht (im seltsamen Gegensatz zu dem
[neuplatonischen?] Korybas als avvQ-govog und
avvdr]f.iiovQyäv xf] MrjxQÜ, der bei Julian, Or.
5, 167 b als i.isyag "HXiog erscheint, wohl nach
der Deutung liOQvßag als Ivnäßag) die chtho-
nirche Geltung des Dämonen deutlich daraus
hervor, dafs er x^ovog dsvdov ßaailsvg (1),
dnQocoQuxog (2), vvKxsgivog heifst. Auf die
Freude am Waffengeklirr zielt wohl 'Jgr'fiog (2). 40
Die Erregung und Stilluug des Wahnsinns ist
auch hier beibehalten (3 ff. 9 f.). Es erübrigt
die Anspielung v. 6: cpoi'viov, aiiiax&^vxix kcc-
aiyvTjxäv vnb diaaäv. Dies erläutert Clemens,
Protr. c. 19 p. 6 S. 16 P. (= Euseb. praep.
ewmr/. 2, 3, 165 c ff.): der isgog löyog der kory-
bantischeu ogyicc hat den Inhalt, dafs zwei Kory-
banten ihren dritten Bruder töten, sein Haupt
in eine cpoivi%ig hüllen und in der Gegend
des Olympos beisetzen (in Macedonien, ins- 50
besondere in Thessalonice, mit blutbeuetzten
Händen als Kabeire verehrt, nach Firm. 3Iat.,De
errore pro f. rel. 23h. LobecJcl2b7 . Stehtdamit die
Selbstverwundung der Korybanten in Zusammen-
hang? vgl. Liicr. 2, 631. LiiJc. deor. diul. 12, 1.
Synes. ep. 122. Aretaios a. a. 0.). Die Priester
heifsen dva-AxoTslfOxai, mit Beziehung auf die
samothrakischen uvccv.zBg, denen nach Clemens
diese Korybanten gleichgesetzt waren. Die-
selbenKorybanten-Brudermörder seien es auch 60
gewesen, die die mystische Kiste mit den alöoia
des metroischen Dionysos -Attis nach Etrurien
gebracht hätten. Daran schliefst sioh Dion.
HaJ. ant. Rom. 2, 22: oaa 8s nagd Tvggrj-
votg Kai txL Ttgöxsgov nagd JJsXaayotg tzsXovv
BnC xs Kovgjjxcov «at MsydXcav Osäv ogyiaciLoig
OL Y.aXov[isvoL ngbg avxüiv KdöcoXoi {zaöjxtXoi
Voss.), xavxa Kaxd xbv avxbv xgönov vnrigi-
Km-eten (b. d. Orphikern) 1622
xovv xoLg tsgsvatv oi Xsyö^svoi vvv nagd 'Fca-
Hai'cov y.d^LXXoi, sowie Sefv. zu Verg. A. 7, 796,
der einen Korybanten in der Gegend von Rom
sich ansiedeln läfst, als Stammvater der *S'o-
crani. Kam Sacruni sunt Matris deum Cory-
bantcs. Ebenhierher gehört wohl schlicfslich
auch Val. Max. 2, 4, 4, der die decora perni-
citas der etruskischen Ludionen vetusto ex morc
Guretum (sie!) Lydorumqiie ableitet.
Was sodann die Stellung der Kureten in
dieser orphischen Mystik angeht, so ist aus-
zugeben von den beiden Hymnen 31 und 38
(vgl. jetzt über deren Kultbedeutung Dieierich,
De hymn. Orph. Marb. 1891). Das zu Erwar-
tende ist die Einreihung auch der Kureten als
^irjxgog Sgsinavsog cvvondovsg, ogyiocpdvxoi
(31, 5). Sie heifsen geradezu Kovgrjxeg Kogv-
ßavxsg (38, 20). Für die Korybanten treten
sie daher gelegentlich auch in der Beziehung
zu Köre ein; vgl. fr. 194 (210) Ab. Verwandt,
aber ihnen eigen ist ihr Verhältnis zu Athene.
Schon Piaton stellt Ges. 7, 796 b zusammen
die Kuretentänze in Kreta, die der Dioskureu
in Sparta, r; ös av nov nag' riiuv (d. h. in
Athen) Kogr; Kai dianoiva, evcpgav&BLOa tf/
xfjg jjopftas natSid, Ksvai^g %£galv ov% cor'iQ'r]
dsiv dQ'vgsiv, navonXCa 8b navxsXft ■nocfirj-
&siaa ovxco xfjv ogxrjoiv SiansgaLVSiv. Vgl.
dazu Orph. fr. 133. 134, wo Athene ihre Füh-
rerin und die Urheberin der Bvgv&^og xogst'a
ist, der zu Ehren sie sich mit Olive bekränzen
(zugleich gcöiMrjg noirjxfnov); vgl. Lobeclc 541;
auch Böse, Arist. p>seud. 616, 3. Das diony-
sische (vgl. Ev%ri 34, Diettrich 20) Element
spricht sich z. B. im Beiwort hvacxrig^g aus
(31,2); ferner in 31,7 ßovv.6Xoi fvävx)]X0L; vgl.
über die dionysischen ßovHoXoi, Dieterich 3 ff',
sowie Beitsenstein, Epigramm und Skolion 203 ff.
(über svdvzrixog Dieterich 14ä". u. Philol. 52, 1 ff.).
Der Waffentanz, der in beiden Hymnen ge-
schildert ist, bildet auch hier den Kern des
Mythologems. Nur hat ihn diese theologische
Spekulation so ausgedeutet, dafs die beiden
Elemente der heftigen, rauschenden Bewegung
einerseits und andrerseits das jedem Tanze
innewohnende ordnende, gleichsam gute und
seh öpferisch-form ende Prinzip vereinigt wurden
zum Symbol der i,cooyövoi nvoiai (38, 3). So
sind die orphischen Kureten Windgötter
(nvoial dsvaoi, ipvxoxgocpoi 22), das Weltall als
KOOfiov acoxrjgsg dyavoi durchdringend (3; vgl.
Kooiirixogsg 31,4), xgocpäsg xs Kai avx' oXsxrjgsg
(14), je nachdem sie zürnen und zerstören
(15 ff.) oder befruchtend wehen (13; vgl. 25:
cogozgöcpoL, (psgsaagnoi); das Ganze so deut-
lich eine Spekulation rationalisierender Theo-
logie, dafs es unbegreiflich ist, wie man sie
zur Grundlage einer Deutung des ursprüng-
lichen Mythus hat nehmen können {Forch-
hammer, Arch. Ztg. 15 [1857], 12). Auf das-
selbe Theorem läuft auch Orph. fr. 112 Abel
hinaus (vgl. fr. 194): 3 Kureten (sonst 9; vgl.
fr. 149 und Phot. bibl. 143 b 42 Belclc.) als
Zeushüter, Sinnbilder der -na^agd {nögog., jung-
fräulich? vgl. oben die Parthenogenesie der
Korybanten nach Servius) »tai. d%gavtog ^mrj
xai ivsgysta. Sie gehören zu den vosgol ^•sol
(38, 14: daiuovsg d&dvaxoi), umtanzen den
I
1623 Kureten u. Koiybanten (= Dioskuren) Kureten und Korybanten (i. d. Kunst) 1624
Deuiiurgen des Weltalls und sind dno 'Psag
uvacpavsvTsg. Die ■KOVQrjriy.r) rä^ig bedeutet
die q)oovQcc zäv olcov, und so sind sie be-
teiligt an olrjg t<^prjg ^(ooyovia, womit wir
wieder bei den ^cooyövoi TtvoiocC angelangt
sind. In ihrem Wesen als Windgötter liegt
ihre Scliutzherrschaft über die Seefahrer (38,5;
vgl. 24: svnvQOi, svSioi, acorrjQioi. Auch beim
Kureten Prymneus des Nonnos liegt die mari-
time Beziehung zu Tage [vgl. 28, 273. 276. 3191. lO
Dazu kommt PJiilon Bybl. fr. 2, 11 [F. H. G.
3, 567], demzufolge von Sydj'k abstammen
diöayiovQOi t) KäßsiQOL i] KoQvßavrsg rj Zlafio-
&Qa->isg. ovTOLTtQcoToinloiov svQov). Diesem ari-
time Wii'ksamkeit führt zur Gleichsetzung
mit den samothrakischen avamsg {Iv Uafio-
^gfltir] ava->iTsg 38, 4. 21. 25; vgl. die oben er-
wähnten dva-ntoTslsoTaL. Erfinder aller xsXfTr'i
heifsen sie 38, 6) und gleichzeitig, wie schon
aus Pliilon ersichtlich, mit den Dioskuren 20
{Zrjvog KOQOi 38, 21; ovQavioi didvfioi ibid. 23).
Vgl. auch Bvx- 'JtQ.
Mova. 20: Kovqt]-
rag z' svonXovg
KoQvßavräg % rjdh
KaßsiQovg Kctl fis-
yaXovg IJcorriQcig
6p.ov (vgl. die deli-
schen Inschriften,
Bull, de corr. 7, 334 ff., sowie so
Anoii. b. Stob. ed. 1, 31a p. 38
Wachsm. und Lobcclc 1229 ff.).
Die Verschmelzung mit den Dios-
kuren lag aber nicht nur in
diesem maritimen Moment des
Wesens begründet; zu ihr for-
derte auch die Etymologie auf,
der zufolge die Kureten im be-
sonderen Sinne ja auch z/iög
■novQOL waren, und das bedeutet 40
wohl das avxoC im Hymn. 38,
21: Zr]v6g yiogoi ccvzoC (oftov
y.ovQoi diog avTOi, Dieterich
Marmorvase im p. 27),_d. h. soviel _ wie recM
Louvre (ciarac eigentlich. Zu gleicher Zeit
2, 126, 332). wird noch mitgewirkt haben
die Beteiligung der Dioskuren
am ai'rtov der svoTtliog oQxrjoig, wegen des Kasto-
reion (vgl. Phit. Ges. 7, 796 b: %azoc fisv xov
xönov xÖvSe [d. h. in Kreta] Kovq/jxcov svönlia 50
naiyviu, naxa 8s Aa-a^öaCfiova JioaHOQCOv;
Scliol. Find. Pyth. 2, 127). Die so er-
klärte Vermischung mit den Dioskuren (vgl.
auch Aristoph. eccl. 1069: a IJccvBg, co Koqv-
ßavxfg, CO dioa-noQCxi; denn natürlich ist auch
hier von einer strengen Scheidung zwischen
Kureten und Korybanten keine Rede) hat
aber auch noch weitere Spuren hinterlassen.
Paus. 3, 24, 5 weifs nicht, ob er die rätselhaften
Xal-not mit nikoi in Brasiai Korybanten oder üü
Dioskuren nennen soll. 10, 38, 7 berichtet er
von einer soqxyj in Araphissa für die sogenannten
ava-Kxsg naiSsg, d. h. wohl allgemeine dämo-
nische Nebengottheiten (vgl. Lobech 1233 ff.
Marx, Jahrb. d. Inst. 4, 125): man hielt sie
für Dioskuren oder Kureten, of ^5 nliov xl
iniarccaQ^ocL voni^ovxsg Ktxßaigovg Xsyovoiv.
6) Bildliche Darstellungen. Merk-
5) Pyrrhichibt
aus dem Bac-
chanal einer
würdig ist der von Lenormant-de Witte 1, 19
hervorgehobene und, soviel mir bekannt, be-
stätigte Ausfall der Vasenbilder, auffällig auch
das Fehlen der Korybanten auf den attischen
Kybeleweihreliefs; vgl. Conze, Arcli. Ztg. 38
(1880), Iff. (t. 1—4), sowie Furtwängler, Samml.
Salur. 137. Ferner ist vorweg zu bemerken,
dafs es höchst bedenklich ist, Bildwerke hier-
her zu ziehen, wo Pyrrhichisten oder sonst
den Kureten ähnliche Gestalten für sich allein
oder innerhalb eines Bacchanale oder in ähn-
licher Umgebung erscheinen. Nicht einmal
das möchte zu behaupten sein, dafs sich Ku-
reten wenigstens dem Bacchuszuge in sekun-
därer Art als wesensverwandte Figuren an-
geschlossen hätten {Friederichs- Wolters p.361);
die Möglichkeit bleibt, dafs es sich einfach
um dekorativ verwendete Pyrrhichisten handelt,
wie der hierbei abgebildete Waffentänzer aus
dem Bacchanal einer Marmorreliefvase des
Louvre (322), nach Ciarac, Musce de seulpt.
fi, 126, 332. Unsere Bemerkung bezieht sich
vornehmlich auf Stücke, wie das Relief mit
6 Pyrrhichisten 3Ius. Gap. 4 t. 9 ; vgl. Welclers
Zeihehr. f. alte Kunst 1, 360, sowie MiÜler-
Wieseler 2, 78, 602. Ferner Mus. Gap. 4, 2, 224
(vor dem Wagen des Dionysos); Krater im Louvre
bei Lenormant - de Witte 3, 384 (vor dem Sonnen-
wagen); Friederichs -Wolters 2122.
Die Darstellungen stammen natürlich
alle aus Zeiten, da die Mythokrasie von Kureten
und Korybanten so gut wie absolut herrscht.
(Doch unterscheidet Kureten- neben Korybanten-
darstellungen im Despoinaheiligtum Paus. 8,
37, 6.) Eine ausi-eichend sichere Trennung der
Benennungen düi'fte mithin unmöglich sein.
Einigermafsen berechtigt ist man, von Kory-
banten zu reden bei dem Relief in Villa Me-
dici, einen Tempel der Magna Mater darstellend,
der statt der Akroterien mit 2 Korybantenfiguren
mit Schwert und Schild geschmückt ist {Annali
24 1852 tav. d'agg. S = Matz- v. Duhn 3, 31, 3512;
vgl. auch das von Martial 1, 70, 10 erwähnte
Korybantenbild in einem Kybeleheiligtum), des-
gleichen bei dem oben Sp. 1610 reproducierten
Bild einer gravierten Marmorj)latte der Bibl.
nat. in Paris (nach Darcmberg- Saglio 1, 1541,
2021). Ein Relief in Sorrent {Heydemann,
Ar eh. Ztg. 1867, 111*. Overbeck, Gr. Kunstmyth.
2, 338) ist zu unsicher (Kybele, Korybant [?],
Frauengestalt). Dagegen sind wohl sicher den
Korybanten zuzuweisen die Stücke dionysischen
Charakters, die xQocprj Jiovvaov im ath. Theater,
die Sp. 1618 abgebildete Mailänder Pyxis und
das Relief in Villa Albani {3Iatz, Annali 1870, 100.
Ilelbig, Führer 2, 93, 847). Vgl. auch Sp. 1626.
Die Hauj^tdenkmälor sind die auf die Jiog
yfVffftg bezüglichen, über die zu vergl. Overbeck,
Griech. Kunstmyth. 2, 322 ff. Nicht überall ver-
lautet etwas von Kureten (Heraion bei Argos,
Paus. 2, 17, 3. Overbeck 322 ff.; Athena Alea in
Tegea, Paus. 8, 47, 3. Overbeck 327 ; vgl. Megalo-
polis, Paws. 8, 31, 4 und die Münze von Aigion bei
Overbeck Münzt. 5, 1, sowie p. 329 nr. 11 u. 12).
Der erste Platz gebührt unter den erhaltenen
Denkmälern (nächst dem Fries aus Lagina, über
den ob. Sp. 1566. 1550. 160G) dem ob. Sp. 1602
abgebildeten Feld der wohl vom luppiter-
1625 Kin-eten und Korybanten (auf Münzen) Kureten und Korybanten (auf Münzen) 1626
tempel auf Monte Cavo stammenden Ära Capi-
tolina {]\ü(S. Gap. 4 t. 7, sowie die andere Litte-
ratur bei üverbech 325; vgl. auch Berl. Abg.
nr. 2142. Heilig, Führer 1 n. 511. Von Ab-
bildungen seien genannt Ovcrhcck, Atlas der
griech. Kumtmythologie 1 (1872) t. 4, 1. MülUr-
M'ieseJcr 2 t. 62, 805. Baumeister 3, 2134. Barem-
berg-Saglio 1, 1626, 2195). Die Frauenfigur
neben den 2 Kureten ist wohl Adrasteia, die
Schwester der Kureten (vgl. auch Posnansky
a. a. 0. 173 ö'.). Hieran reiben sich mehrere
Terracottareliefs: 2 Kureten, Mon. Inst. 3, 17
= Overbecl: 331; Atlas t. 4, 2. Daremberg-
Saglio 1, 220, 246. — 3 Kureten (aber keine
Pflegerin) weisen dagegen die von Üverbech 336
aufgeführten
G) Zwei Kureten neben dem Zeuskind
und seiner Pflegerin (Khea?). Münze
von Apameia (nach Müller- Wieseler
2, 3, 33); 3. Sp. 1625, 40.
Repliken
eines anderen
Terracotta-
reliefs auf;
vgl. Matz-
v.I)uhnd,\M,
3734 und
Braun, Ann.
12 (1840),
141ff. t. K =
Üverbech, Atl.
t. 4, 4 (abge-
bildet oben
Sp. 1603).
Dazu kommt
die Darstel-
lung auf dem
Panzer einer
Herculaner Marmorstatue in Neapel, Overbech
337; Atl. t. 4, 5.
Von den Münzen, über welche zu vergleichen
ist Spanheim zu Kall. 1, 52. Hoech 1, 217.
Overbech 332 ff. und Posnanshy 175 ff., zeigen
2 Kureten die kretische bei Overbech 332
(Münzt. 5, 4), die von Apameia Phryg. p. 335
(T. 5, 6), Magnesia p. 337 (T. 5, 7 ; vgl. Head,
Rist. num. 502, doch auch Drexler unt. Sp. 1626) ;
3 Kureten dagegen Apameia Phryg. p. 335
Daremberg Saglio 1, 1626, 2196), Seleukia und
Maionia p. 337 ff. (t. 5, 8); endlich 3 und 4 Ku-
reten in Laodikeia Phryg. Overbech 336; vgl.
Imlioof-Blumcr, Jahrb. d. Inst. 3, 289 t. 9, 19,
[Hinsichtlich der Münzen sei noch folgendes
bemerkt. Zwei Kureten allein („deux Curetes,
couverts chacund'un bonnet,enface l'un de l'autre,
tenant chacun iin glaive leve") sieht man auf
von Sestini, Lctt. num. cont. 3 S. 51 nr. 19 und
nach ihm von Mionnet, Suppl. 4, 347, 322 nach
Kreta gewiesenen, mit keinem Ethnikon ver-
sehenen Münzen Domitians. Auf der kretischen
Münze Trajans mit der Reversaufschrift Al-
KTTNNA sieht, abweichend von den früheren
Deutungen auf Artemis Diktynna als Pflegerin
des Zeuskindes Svoronos, Eev. num. 3^ ser. 7
1889 S. 186 — 189 PI. 4, 1 (Litteratur S. 186
Anm. 1) „une nymplie de la montagnc Dictaion
{di-nTccia uiXia)". Zu den sonst von Overbech
j auf die Geburt des Zeus bezogenen Münzen
' von Apameia, Laodikeia (wo Zeus unter dem
Beinamen AC6IC verehrt wurde, s. Waddington,
liev. num. 1851 S. 173 nr. 1. Z6YC ■ ACGIC.
. Haupt des Zeus. Rev. AAOAlKeQN. Stehende
Ziege; S. 174 nr. 3. Aelius Caesar. Rev. AC€IC
AAOAlKeßN. Zeus stehend, die R. auf den
Höruern der zu seinen Füfsen stehenden Ziege,
vgl. auch Cavedoni, Bidl. arch. napol. n. s. 4
S. 25), Maionia und Seleukeia (abgebildet bei
Pellerin, Lettres PI. 1, 6; entgegen Echhcls
D. N. V. 3 S. 326 und Mionnets 5, 280, 911
Zuteilung nach S. Pieriae, vom Verfasser des
Catalogue NortJnvich 1 S. 118 nr. 1192 u. A.
10 V. Bauch, Inedita der v. Bauchschen Sammlunq
(S.-A. aus Berliner Bl. f. M.-S. W. -Kunde S. 12
nr. 31 Taf. 56 nr. 31, beschreibt, nach S. am
Kalykadnos gewiesen) kommen: ein Medaillon
des Gordianus von Akmonia, Ernest Muret,
Monn. rares ou ined. du Gab. de France, Bev. num.
3<^ ser. 1 1883 S. 66. 67 nr. 8 PL 2 (Rev. „AKMON-
6ßN. Bhea tenant Jupiter enfant, entoure des
Guretes, au nombre de trois qui frappent des epees
sur leurs boucliers") ; eine Grofsbronze des Tre-
20 bonianus Gallus von derselben Stadt, Cat. Iva-
noff S. 66 nr. 567. Gat. d'Ennecy S. 503 nr. 3168
= Tanini S. 31 und Baschc, Suppl. 1 Sp. 128
(die Kureten gleichfalls in der Dreizahl); end-
lich eine Grofsbronze des Antoninus Pius von
Tralleis, Hmjm, Thes. Brit. 2 Tab. 34, 6
S. 28 nr. 3. Mi. S. 6, 472, 722 („Nymphe assise
sc cachant sous une voile enflee par les vents
pour soustraire aux yeux de Saturne Jupiter
enfant qxi'on allaite; derriere trois Corybantes
30 faisant du bruit sur leur bouclier" ). Fälschlich
wird von Overbech (S. 337 nr. 22 Münztafel 5,7)
auf Zeus bezogen die Darstellung auf Münzen
des Caracalla von Magnesia am Maiander.
Hier ist, wie zuerst Sestini, Mus. Uedervar. 2
S. 180 nr. 10, dann Imhoof, Griech. Münzen
S. 644f. nr. 314. 315 erkannte, der kleine Dio-
nysos auf der cista mystica dargestellt. Nr. 314
Taf. 8, 34 zeigt „das Dionysoskind mit erho-
benen Armen linkshin auf der mystischen Cista
40 sitzend, und von zwei Korybanten umgeben,
die mit ihren Schwertern auf ihre Schilder
schlagen"; nr. 315 Taf. 8, 33: ,,Das Dionysos-
kind mit erhobenen Armen nach vorn auf
einem Sessel sitzend, unter welchem die
mystische Cista mit der Schlange steht. Um
das Kind herum drei lärmende Korybanten."
Eine dritte interessante Münze Caracallas von
Magnesia soll nach Head, Gat. of gr. c. of lonia
S. 166 nr. 62 PI. 19, 11 einen einzigen Kory-
oo bauten bei dem Dionysoskind zeigen: „Infant
Dionysos seated on cista ivithin adistyle temple:
to l. of temple a flaming altar, in front of tvliich
dances one of the Korybantes." Da die Attribute
dieser Figur nach der Tafel verwischt sind,
lasse ich es dahingestellt sein, ob Head mit
seiner Bezeichnung das Richtige trifft. Im
übrigen vgl. man für das Auftreten der Kory-
banten bei Dionysos Stephani, G. r. p. l'a. ISGl
S. 28 Anm. 1 und p. l'a. 1SG7 S. 166. 167.
GO Sehr anziehend ist die Darstellung eines
römischen Medaillons der Faustina iunior.
Gohen, Med. imp. 3^ S. 162 nr. 289 beschreibt
den Typus als „Junon enfant assise sur un
paon ä dr., entre deux Guretes qui dansent et
frappent leurs boucliers avec de baguettes",
Froehner , Les medaiUons de Vempire S. 107
zieht es vor, in dem Kind einen Sohn der
Faustina zu erkennen. Cohen dürfte mit seiner
1627 Kureten und Korybauten (auf Münzen) Kurotroplios 1628
Bezeichnung im Rechte sein; es mag einen de Quincy, Mcm. sur la course armee, Mem.
Mythus gegeben haben, welcher die Kindheit de l'Ac. des Inscr. et B.-L. 4 S. 171. 172.
der Hera ähnlich wie die des Zeus von den Bouclie-Leclercq, Hist. de la divination 2 S. 23.
Kureten beschirmt werden liefs. Vgl. auch Drexler.] S. Kronos, Kybele, Rhea, Zeus.
Sp. 1593. [Immisch.]
Im Gefolge der Kybele sind die Korybanten Kiireus (Kovgsvg), 1) Sohn des Kinyras,
nachweisbar auf einem Medaillon des Commo- nach welchem die kyprische Stadt Kuriou be-
dus von Kyzikos, Gorius, Num. max. mod. nannt war, Steph. B. v. Kovqiov. — 2) Ein
Mt(S. Florent. vol. 2 Tab. 48, 8. Vaillant, Heros, nach welchem die Kureten in Pleuron
JSfum. Gr. S. 70. Sestini, Mus. Hedervar. 2 lo benannt waren, Schol. II. 9, 529. Vgl. Kures
S. 93 nr. 11 ( „Cyhele leone vccta cum tribus nr. 1 und Kureten. [Stoll.]
Cori/bantibus"). Auf Denaren des M(arcus) Knridios (KovgiSiog), Beiname des vier-
Volteius M(arci) f(ilius) erscheint im Obv. ein händigen Apollon in Sparta, Hesych. s. v. mov-
jugendliches Haupt mit lorbeerbekränztem giSiov. Wide, Lakon. Kulte p. 95 vermutet,
Helm , auf dem Rev. Kybele ihr Löwen- dafs Apollon rfZQcix^iQ ,,der mit Ajjollon ver-
gespann lenkend. Mlommsen, Gescliichte des einteHyakinthos war"; vgl. auch ikfcra/s^i/ermcs
römischen Münzioesens (nr. 259) sieht in dem 25 p. 406. [Drexler.]
Haupt das des Attis (ähnlich einem Kory- Kurotroplios {KovQozQÖcpoq), Epitheton ver-
bauten), dagegen Cavedoni, Nuovi studi sopra schiedener, namentlich weiblicher Gottheiten,
le ant. monete consolari e di famiglie romane 20 das mehrfach zum Kultnamen geworden ist.
(Estr. dal Tomo X degli OpuscoU Beligiosi, Die Bedeutung ergiebt sich einerseits aus dem
Letterari e Morali) S. 28 und in der Anzeige SynonymonjraiöoT^oqDos (Kultname der Artemis
von Cohens Med. consul. im Bull. arch. napol. zu Korone in Messenien nach Baus. 4, 34, 6;
n. s. 5' S. 131, sowie ihm folgend Babelon, vgl. auch Hesych. und Suid. s. v. ■A.ovQoxqöcpoq),
Med. consul. 2 S. 564. 566 f. nr. 4 das eines andererseits aus Erklärungen wie bei JDiod.
Korybanten, speziell das des Korybas; in den 5, 73: "Agrsfiiv Sä cpaOLV evqslv ttjv xäv vr]-
Nuovi studi denkt er an den Korybas, den jtLcov TiaCSav ^aguTisiav xai rgocpccg rivag
Sohn des lasiou und der Kybele {Diod. 5, 49), ag^o^ovaag rij cpvaai, rmv ßg8q)cjv, acp' ijg al-
im Bull. nap. citiert er Serv. ad Aen. 7, 796 xiag ^ovgoTQÖcpov ccvrtjv ovo^ä^ea&ai. (Im
(dicunt quendam Corybantem venisse ad Italiam 30 Lateinischen dürften einigermafsen Ausdrücke
et tenuisse loca, quae urbi vicina sunt) und wie almus, pater , mater entsprochen, Preller-
Martial 1, 70, 10 (qua .... Cybeles picto stat Jordan, B.-M.^ 1, 66, 2.) Von Gottheiten mit
Corybante torus). Endlich glaubt Cavedoni, dem Epitheton ■)iovQ0tg6q}og sind zu nennen:
Bidl. d. Inst. 1853 S. 141 zu erkennen „due 1) Ge, welche als v.QVQOTgöcpog zu Athen neben
Coribanti anche in sugli acroterii del tempio der Demeter in einem besonderen iigöv ver-
csastilo della diva Faustina {Mus. Caes. n. 15; ehrt wurde; Paus. 1, 22, 3; vgl. Arist. Thesm.
vgl. Tresor de nmn. Icon. des Fmper. Pl.S4:,4:)." 299: svxaß&s xaiv &so(io(p6g(jLv, xij ^ruirixgi
Ahev Cohen, 3Ied. inip. 2^ S. 414nr. 1 beschreibt y.ai tfj Kog^] Kai xä niovxco ««l X7j KalXiys-
diesen Typus so: AED. DIV. FAVSTINAE. vata v,ci\ xfj Kovgorgöcpcp [xf] rjß -ncei reo 'Egiiij
Temple asix colonnes; aumilieula Statue de Fall- i\) "Aou XägiGLv, wozu Aqx Schol. bemerkt: elks xfj
stine assise; dechaquecute,audevantdes colonnes, Ff] £Lxa 'Eazi'a, o(ioicog ngb xov Jiog &vovaiv
une figure tenant une haste; sur le fronton, irois ciixfj. Vgl. auch Suid. s. v. Kovg. naiSoxgücpog.
figures indistinctes ; au-dessus du fronton, un tiovg. Ff], xavxrj öh &vaat (paßi itgäxov 'Egi-
quadrige au milieu; une statue ä chaque coin." %&6viov iv a-ngonöXst kccI ßmnov tögvaua&cct,
Vgl. Sp. 1624. %ägiv änoSiduvxcc xfj Ffj xäv xgotpsi'cov. xara-
Von Litteratur über Kureten und Kory- oxiiaat dh vö^iifiov xovg &vovxcig xivi »fä
bauten im allgemeinen oder über Einzelheiten ^«^^?? ■^QoQ-vnv. Et. M. 529, 50. Of^. t27, wo
vgl. noch Bccherches sur Vhist. des Cyelopes, ^^^ Insel Ithaka aya&ri Kovgoxgocpog genannt
des Dactylcs, des TelcMnes, des Curäes, des wird, ebenso wie Delos bei Kalltm. hy. m Dd.
Corybantes et des Cahires, Rist, de l'Ac. des •'<> 2 u. 276 ATtollavog Kovgoxgocpog heifst; vgl.
Inscr. et B.-L. 23 (der 1. Serie) S. 27 — 50. ^uch Philostr. v. Ap. Ty. 333 (1 p. 307 K.):
P.N. Bolle, Eecherches sur le culte de Bacchus. YV? Kovgoxgocpovcrjg. — 2) Artemis; vgl. die
1. Paris 1824. Ghap. 3 § 11 S. 226—234 „Cu- oben angeführte Stelle aus Diodor (5, 73).
retes"; %US.2iG—2b2 „Coryba^ites". A.Maury, ^«"S. 4, 43, 6 {nuiSoxgocpog). Orph. hy. 36, 8.
Hist. des rcligions de la Grece 1 S. 29. 80. 197 ^^hol. Od. v 71 (vgl. auch A. cpilofisiga^, Paus.
— 200. 2 S. 89. 392. 3 S. 85, sowie Mem. sur 6, 23, 8. Anth. Pal. 6, 271). — 3) Hekate,
lecorybantiasme, Annales mcdico-psycliologiques Hes. Iheog. 450 u. 452. 4) Brimo (= He-
du Systeme nervLUX 10 S. 55ff. Haupt, De reli- kate), Ap. Bh. 3, 861. — 5) Leto, Theoer.
qionc Cabiriaca S. 10—13. Teohari Antonescu, 18, 50: Aaxco ^ev öolt], Aaxw Kovgoxgocpog,
CmZ^m? Ca^m7or m D«c«a. Bucuresci 1889 S. 95 CO vft^tv Evxs%v^av. — 6) Demeter, Orph.
— IQl „AnalogiaCabirilorcuCorybantü.Dacty- %'«»^- ^0, 2 u. 13. Hesych. s. v. hov?. —
,.. . '' .. ^, ^ , J. ' \ 7) Hestia (?); vgl. d. Schol. zu Ar. Thesm.
hl st Curetu. Ch. Lenormant, Mem. sur les re- 299. — 8) Aphrodite, Anthol. 6, 318: Kv-
presentations qui avaient Heu dans les mysteres Tigidt, Kovgorgöcpcp Sä^iaXiv gä^avxag acprjßoi
d'Eleusis. Paris 1861. 4" S. 36ff. Oberhummer, xaCgovxsg vv/icpag s-n Q-aXdficov äyoiisv. Vgl.
Akarnanien S. 60. 61. Thraemer, Pergamos Mhen. p. 592 a. Plat. Com. b. Ath. 441 f.
S. 266—268 (vgl. Fränkel, Die Inschriften (= Mein. Com. 2, 674). Lucian, Dial. mer. 5, 1.
von Pergamon 1 S. 53 f. nr. 68). Quatremcre Ohnefalsch-Eichter, D. ant. Kultusstätten auf
1G29
Kiirotropbos
Kurotropbos
1630
Kypros. Berlin 1891. S. 19 (Temenos der Apbr.
K. auf Kypros). — 9) Eirene, Eurip. Bacch.
420: ol^iodöxfiQav EiQrjvav KOVQOZQÖcpov &£dv;
vgl. den Artikel Eirene und Eesioil Op. 226 (228).
Orph. hymn. 12, 8 u, 65, 9. — 10) Minerva
(=Atliena), Annali d. I. 1872 S. 216 ff. —
11) Auch Apollon und die Flüsse (s. d.)
sind Y,ovQoxQ6cpoL nach Eustatli. ad II. 1293, 3:
V.OVQOZQÖ(pOl . . . tVOUl'^OVTO ot TCOtCCfiol 8iu
xr^v vyQorrjza, -na&a nal 6 r'iXiog jTtolXcov 8icc
•9"fpfidrr/Tor. KOvgoTQOcpovg Ss qpKfifr rovc; tr^v
veörriza ZQicpovzag (vgl. ib. 1150, 47. 1850, 34.
,'^rhol. Od. i; 71 und iSchol. zu Hesiod. Theog.
347. Prelhr-Bobcrf 1, 273, 2. — 12) Aus
demselben Grunde wie die Flüsse beifsen aucb
die Nympben Curotropbae, Serv. V. Ed. 10,
62 : l^iimphae . . . ab alimonia infantum Curo-
Irophae nominantur. — 13) "Wo der Name
Äouporpdqpos absolut gebraucbt wird, ist
entweder Hekate oder Ge oder Apbrodite ge-
meint. Vgl. (Hercd.) Vita Hom. 30 = Wester-
mann, Bioyg. p. 15. Epigr. Hom. 12 (s. aucb
Ath. 592 a. Siiid. s. v. "O^i rjQog. Eust. p. 1968,
41; anders WelcJ^er, Gütterl. 2, 504), wo eine
samiscbe Kurotropbos (Hekate oder Hera? s.
ob. Bd. 1 Sp. 1892. 2093; s. aucb die im ioniscben
Milet spielende Gescbicbte von den Töcbtern
des Pandareos beim Schol. Od. v 66) erwäbnt
ist. In betreff der Ge s. Ar. Thesm. 299 und
Schol. Said. s. v. ■hovq.; in betreff der Apbro-
dite vgl. Plat. Com. h. Ath. 441 f. [Soph.?] b.
Ath. 592 a. [— 14) Rumina (s. d.), Flut,
quaest. Born, bl : rj 'Pov [itva &rjX(6 tig ovaa
Kai xiQ'rivT] -nai ^ovQOZQOcpog. — 15) Penia
(s. d.), Phit. de genio Socrat. 14 p. 583 d: tiqole-
fiE^cc ZTjv nsviav zoig jip^juacrti'; H-aioz , f'qpjjv
i:y(ö, rr}v (pLlrjv kccI dya&rjv ■novQOZQÖcpov
entscbieden ist bier bei jisvlu an die personi-
ficierte Armut zu denken. — 16) Vgl. Pi^id.
frgm. 109 (228): rö Koivöv zig dazäv iv evdi'a
ri'9'fls igswaacczco (leyccXuvoQog 'Aovvi'ocg z6
cpciiSgov (püog, ozäoiv dno nganidog sttikozov
ccvsloiv, Tisvtag Sozstgav, s^^Qd-v kovqoxqÖ-
(fov. — 17) Vielleicbt Elpis (s. d.), Pind.
frgm. 214 (233): ylvyi£id ot ■aagdiciv dzdllotaa
yrjQozQocpog (aber Synes. de insomn. p. 147a
ed. Pttavius [vgl. Nikephor. Greg. Schol. in
Synes. p. 408] bat KovgozQÖtpog) cvvaogst
slnCg (Einig?). — Zu 1) Ge vgL Choricius
p. 107 ed. Boissonade: yri iisv ydg xoig ivoi-
xovciv iniaxaxat, cp^gsiv oca xl%xovolv cogai,
vitxia xz Tiüau kcu '/.a9fL(i£vr] , nal xo xov
UoXcovog {frg. 43), Intagi) Kovgoxgocpog.
Eust. ad Hom. Od. 1613, 51 erklärt Kovgo-
rgöcpog dyad'r] durcb vsovg dyu&ovg qps-
Qovca. Vgl. Artemidor. 2, 12 p. 144 lieiff
Mal atyt'ßoxov xaAft {Hom. Od. 13, 246) zrjv
dya&Tjv KovgozQocpov. Demoben erwähn-
ten zlrilog Kovgozgöcpog entspricht bei
Claudian in Olyb. et Prob, consul. 185 nutrix
Delus. Alle, sagt Lucian. encom. patr. 10,
lieben ihr Vaterland, mag es auch klein, rauh
und unfruchtbar sein und wenn sie sehen,
wie andere stolz sind auf ihre fruchtbaren
Gefilde, vergessen auch sie nicht das Vater-
land zu preisen, zr]v . . . Imtozgö^fov vtvsq-
ogävx s g xrjv y.ov gozgöcpov snccivovßi;
vgl. 'EXXdg y.ovgoxg6cpog Eur. Troad. 566.
— Proclus in Plat. Tim. 4 p. 283 e (p. 686 ed.
Schneider): Svvd^iBig ix^i Ttoi-niXag {fj yi]), kuI
dig (lEV zgocpog xfjv zsXsCLOvgyov (.Liiistzcci zd^iv,
y.ad' TjV -nal Tcüzgiov 'A&t]vciLOLg Kovgo-'
zgöcpov avzrjv v^veiv Kai dvrjcidcogccv, cog
Kai avi£ tG av xd cpvxd Kai za ^äa Kai
xgecpovGav; vgl. Eur. Phoeii iss. 680 : ndvzcov
Kvaaoa, ndvxcov ös Fu xgocpög. Über das
Heiligtum der Ge Kurotropbos auf der Akro-
10 polis am Ende der westlichen Terrasse bandelt
Köhler, Ath. 31itt. 2 (1877), 177. 240 Anm. 257;
sie hatte nicbt ein gemeinsames Heiligtum mit
Demeter Chloe zusammen, wie man aus Paus.
1, 22, 3 i'azi 8e Kai Frig Kovgozgöcpov Kai
^yi^nqzgog isgov XXörjg geschlossen bat, son-
dern einen besonderen, eingefriedigten Raum;
auf einer Inschrift lesen wir Ei'aodog Tigog
arjKov Blavzrjg (über Blaute s. Töp)ffer, Ait.
Geneal. 144 und Anm.) xai Kov qoz götpov
20 dvEiuävrj x(p 8r](ia>' wahrscheinlich bat nach
Köhler a. a. 0. 177 bei diesem arj-abg ein jetzt
unter den Propylaien befindlicher Grenzstein
gestanden, auf welchem Kovgozgöcpov in alter-
tümlichen Schriftzügen zu lesen ist. Das
Heiligtum selbst hiefs Kovgozgöcpiov, wie auf «
zwei Marmorblöcken geschrieben ist, Kuma-
nudes, 'A&t'ivaiov 6 (1878), 147 nr. 28: K]ovqo-
zg6q)Lov, und höchstwabrscheinlich ist auch
die Aufschrift des anderen Steines YPOTP
30 hierzu (oder zu Kovgozgöcpov) zu ergänzen,
Kumanudes a. a. 0. 148; vgl. C. I. A. 4, 555c.
Eine Opferbestimmung für Ge Kurotropbos
enthält die von Bangaie, Aniiqii. hellen. 2, 2252
früher falsch zu [zJrjfirjzgi XXorj Kai Ff] Kov-
g]ozg6(pcp ergänzte Inschrift C. I. A. 1, 4 [o]Tg
yaXa&r]v\^bg . . Ff] Kovg^oxgocpco fjfiL . . [j;ot]pos'
vgl. auch Gerhard, Gesamm. Abhandl. 2, 339
Anm. 27 ; 349 Anm. 80 und die Epbebeninscbrift
G. I. A. 2, 481, 59 p. 296 i^voav Kai zd s^Lzrj-
40 zrigia iv dKgonöXsL zf] zs 'A&r]vd zy TLoXidöi,
Kai zrj Kovgl^ozgö^cpat Kai xrj IIav8gÖG\cp\.
Weihinschrift von der Akropolis KaXXCag 'Aya-
&dgxov Ffi Kovgox gocpco Rangabe a. a. 0.
2, 1083. Ein Votivbild der Ge Kurotropbos
erwähnt eine gleichfalls von der Akropolis
stammende Inschrift ztrjtirjxgi XXoj] Kai Kögy
zrjv Kov gozgöcpov EioiSozog avä&rjKiv xat'
ovEigov, dsXzLOV 5 (1889), 130 nr. 5. Im
Lateinischen dürfen wir wohl die Tellus Gene-
so trix C. I. L. 8, 8309 vergleichen. Über Dar-
stellungen der Ge Kurotropbos s. Bd. 1 Sp. 1575
Z. 60ft'.; vgl. aucb die Gaz. archeol. 11 (1880),
23 auf Rhea und Dionysos bezogene Dar-
stellung; ebenda p. 24 weitere Litteraturan-
gaben. — 2) Artemis K. s. Bd. 1 Sp. 569
Z. 46 ff. In dem sogenannten Telephos-Relief
der Villa Borghese (Litteratur s. Rom. Mitt.
6 [1891], 177 Anm. 1), auf dem einer sitzen-
den Frau, unter deren Stuhle ein Hirschkalb
60 liegt, von einer zweiten Frau ein Wickelkind
überreicht wird, erkennt Weifshaeupl a. a. 0.
180 f. in der ersteren die Artemis Kovgozgöcpog,
deren Schutze eine irdische Frau ihr Kind an-
vertraut; vgl. die Artikel Korythaleia, Kory-
thalia und die Weibungen von Kinderbild-
nissen in den Tempel der aithiopiscben Arte-
mis, Anth. Palat. 6, 269. 356. — 3) Hekate.
Schol. Aristoph. Vcsp. 804: 'EKazaiov. isgov
1631
Kurotroplios
Kurotrophos
1632
'EKatrig, mg xäv 'AQ-i^vcctcov Tcavtaxov iSqvo-
fisvcov avtrjv ag ^'cpoQOV tcuvtcov Kai -hovqo-
TQÖcpov (nachzutragen Bd. 1 Sp. 1887 Z. 32 ff'.);
Ygl feiner M. 1 Sp. 1892 Z. 28ff'. Sp. 2378 Z. 9f.
— 5) Leto. Hier läfst sich sehr passend die
Erzählung des Nikander bei Änton. Liber. 17
von Galateia (s. d. 2) und der Leto Phytia
vergleichen. — 6) Demeter. Sesselinschrift
im Dionysostheater zu Athen Jr'i^jrjZQog
kleine nackte Gestalten stehen, deren äufserste
sie mit den ausgebreiteten Armen umfafst;
wir haben überall in der weiblichen Gestalt
eine Göttin der Zeugung und weiblichen Frucht-
barkeit in Ausübung ihres schützenden
Wesens Kindern und Frauen gegenüber
zu erblicken, Löivi a. a. 0. 186. Eine kj'prische
Terracotte stellt ein weibliches Idol dar, thro-
nend mit Kind im Schofs, Studniczlca, Arcli.
KovQOTQOcpov 'Axaiag, C. I. A. 3, 373. Töpffer, lo epigr. Mut. ans Ost. 8 (1884), 44. — 8) Aphro-
■"■ ^ ■■ """ ''^ ' 'f- '^---1 -.-'- dite Äovpor^dqpo?, den Eros säugend, ^ni/>.
TaJ. 9, 585. Stephani, Compte rendu 1864,
183 ff'. Taf. 6; vgl. 1859, 129. 133 pl. 43. 1877,
Att. Gciical. 296. KovgotQocpov f| Ayluv-
Qov zJ-^firjrQog, C. I. A. 3, 372, wozu
DUtenherger a. a. 0. 87 bemerkt, dafs natür-
lich ■novQOTQÖqjov zu /irnir]Tqog zu beziehen sei;
£^ 'AylavQov ist dann s. v. a. iv 'AylavQov, und
man mufs annehmen, dafs der Altar der De-
meter Kurotr. im Heiligtum der Aglauros stand.
Von dem Priesterpersonal bei den attischen
Mysterien sagt Pollnx 1, 35 la-nxaycoyog . . yiccl
136 Anm. 3. Gruppe der A. K. mit zwei Kin-
dern, davon das eine ein Wickelkind ist.
Ohne falsch- Richter, Die antik. KuUusstüttcn a.
Kypros 18. — 9) Eirene. Darstellungen:
Bd. 1 Sp. 1221 Z. 58 € und Milani, Böm. Mitt.
5 (1890), 102fF., tav. 4; ebend. p. 108ff. Auf-
v.ovQOZQOcpog v-al dasiQirrjg, wat oaa xoiavxcc, 20 Zählung der Denkmäler, auf denen Nemesis-
~ "' Tyche-Eirene als tiovQOTQocpog des Plutos dar-
gestellt ist; vgl. auch Bd. 1 Sp. 1577 Z. Iff.
und die Votivsäule aus Melos, Tycho von Melos
i'diu tav AvviTimv. Entschieden klingt dieser
■aovQOTQOcpog an die Demeter yiovQorQoqjog an,
wie LaKxaycoyög an lakchos und dcc£iQiTi]g an
Daeira = Persephone. Crcuscr, Symbol. 4, 331
sieht in ihm amen Priester, der die Jugend
in den heiligen Gebräuchen der Demeter unter-
richtete und sie zu dem Ritual der Mysterien
vorbereitete. Über Darstellungen der De-
meter K. s. Gerhard, I'rodromus 48. Gcsamm.
mit dem kleinen Plutos, Milchhöfer, Die Museen
Athens 29. — 10) Athene s. Bd. 1 Sp. 1576
Z. 16 ff. Sp. 1306 Z. 5 ff. Stephani, Compte rendu
1872, 22. 1874, 9. 1875, 78. Baumeister, Denk-
mäler 494 r. Marx, Arch. Zeit. 43 (1885), 178
Anm. 10. — 11) Apollon s. Gerhard, Auserl.
Abhandl. 2,347 Anm. 70. Gerhard, Ant. Bildiv. so (/riech. Vasenb. 3, 12: „Apollon, ... der aller
Taf. 3, 1. 2, Taf. 96. Stephani, Compte rendu
1859,135; vgl. 40 Anm. 4. 1864, 189 ff. Müllev-
Wieseler 2, 35 nr. 408, wo die Darstellung als
Ino-Leukothea, das Dionysoskind stillend be-
zeichnet wird. L. Müller, Descript. des intailles
et camees ant. du Musee Thorvaldsen p. 28
nr. 162, 163. 164. Lcnormant, Gaz. des Beaux-
Arts 21 (1880), 117. 119. 219. 222f. Dar-
stellungen der Persephone Kurotrophos,
Gerhard, Gesamm. Abhandl. 2, 237 Anm
Prodromus 48. 72 Anm. 20. Abbild, zu den
Gesamm. Abhandl. Taf. 80, 1. 2. Lenormant
a. a. 0. 119. Urlichs, Verzeichnis d. Antiken-
samml. d. Universität Würzburg 1, 28 nr. 119.
29 nr. 122; vgl. 26 nr. 82. 83. Ist schon bei
den eben erwähnten Darstellungen nicht immer
die Beziehung auf Demeter bez. Persephone
über jeden Zweifel erhaben, so läfst sich noch
weniger eine solche auf eine bestimmte Göttin
feststellen bei folgenden Monumenten: zwei
Terracotten in Salzburg, drei in München,
darstellend eine thronende weibliche bekleidete
Gestalt mit zwei Säuglingen an den Brüsten,
Löxoi, Arch. epigr. Mitt. aus Österr. 5 (1880),
183, der auf gleiche und ähnliche (mit einem
Säugling) Darstellungen verweist bei Tudot,
Collect, de figurines en argile Oeuvres ptremieres
de l'art Gaulois pl. 25 — 28. 32 — 35. Gais-
beryer, Lauriacum u. seine röm. Altert., Beitr.
z. Landeskunde für Österr. ob d. Enns und
Salzburg 1846 Taf. 4, 5. 6. Doroio, Opfer statt,
u. Grabhügel d. Germanen u. Bömer a. Rhein
2. Heft Taf. 7, 3. Montfaucon, Ant. explic. 5
pl. 136 p. 190. 192. Freudenberg, Thonfigurcn
aus Uelmen, Rhein. Jahrbb. 18, 97 ff. Taf. 4, 1 — 5.
Caylus, Suppl. pl. 87, 3. 4; ähnlich ist die
Terracotta bei Löivi a. a. 0. 185 nr. 17: eine auf-
recht stehende Göttin, zu deren beiden Seiten
Jugendkraft, der Jünglinge wie der Jungfrauen,
Beschützer war" und ebend. Anm. 28. — Wenn
auch nicht litterarisch Hermes als kovqo-
Tpoqpog bezeichnet wird, so ist er es in Wahr-
heit doch, „wie alle Schutz und Segen spen-
dende Götter es sind oder sein können",
Benndorf, Arch. epigr. Mitt. aus Österr. 2
(1878), 3: „Während diese Beziehung zur Jugend
aber bei den meisten derselben nur in jenem
71. 40 weiten, menschlich allgemeinen Sinne auftritt,
als eine Sache des xjersönlichen Glaubens
nutzbar jedem einzelnen Bedürfnisfalle sich
anbequemend, hat sie bei ihm . . mit Vorliebe
eine dichterische Einkleidung erhalten und
sich in dieser zu einer bestimmten mytholo-
gischen Formel ausgebildet, in der sich ihr
ursprünglicher Sinn verflüchtigte. Als Bote
und Diener der Unsterblichen ist er überall
zur Hand, wo ein geborener junger Göttersohn
50 Not leidet. Er hat im Olymp, wie nicht un-
zutreffend gesagt worden ist, das Amt eines
Kind er Wärters erhalten. Nicht blofs dem
eigenen Sohn, dem mifsgestalteten Pan, den
die erschrocken fliehende Mutter verleugnet,
gewährt er Schutz, indem er ihn in den Arm
aufnimmt, um ihn den Unsterblichen zuzu-
führen; den ausgesetzten Ion trägt er auf
Geheifs des Apollon von Athen nach Delphi,
die jungen Dioskuren von Pephnos nach Pellana;
CO den kleinen Asklepios entrafl't er dem brennen-
den Scheiterhaufen seiner Mutter Koronis;
Aristaios, den Sohn der Kyrene, überbringt er
nach der Geburt den Hören zur Erziehung,
wie auf Münzen von Pheneos den Arkas der
Maia; den Säugling Herakles legt er vorsorg-
lich der schlafenden Hera an die Brust. Vor
allem grofs und oft gepriesen aber ist sein
Verdienst um Dionysos, den er aus dem Feuer-
1633
Kustiel
Kyaiie
1634
tode der Semele errettet und den Nymphen
zur Pflege übergiebt oder dem er nach der
Geburt aus dem Schenkel des Zeus beisteht
und die Pflege der Ino sichert. In allen
diesen Beziehungen, wie gewifs in noch man-
cher andern, hatte ihn die Dichtung als einen
allezeit zu rascher, entscheidender Hülfe bereiten
Gott, als eine freundlich vermittelnde
Vorsehung der Kinder geschildert." Vgl.
ferner Ileydemann, Mitteilungen a. d. Antiken- lo
sammlungin in Ober- %(,. Mittelltalien. 3. Hall.
Winclclmcoinsprogr. 98 f. Dionysos' Geburt u.
KindJteit. 10. Hall. Winckelinannsprogr. 20 ff.
33. Haug, Die röm. Denksteine des Grofsli.
Antiquariums in Mannlieim (Gymnasialprogr.
Mannheiiu 1875/77) 19 nr. 11. Fr. Marx, Arch.
Ztg. 43 (1885), 176. K. Wernicke, ebend. 230 f.
Welckcr, Zeitschr. f. Geschichte u. Auslegung
d. alten Kunst 1, 500 ff. besonders 502 und
Anm. 5. 516 ff. Auf einer Münze des Kaisers 20
Saloninus, auf der loppiter dargestellt ist, in
der linken Hand die Lanze haltend, mit der
rechten dem neben ihm stehenden Kaiser eine
Siegesgöttin hinstreckend, findet sich die
Legende Dii Nutritores, Eckhel, Doctr. num.
vct. 7, 421 = Cat. Mus. Caes. Vindob. 2, 381.
Also scheint auch luppiter (Zeus) als nutri-
tor {-novgozQocpos) gedacht zu sein; zur Hera
KovQOTQÖcpog vgl. Dütschkc, Arch. epigr. Milt.
aus Österr. 7 .(1883), 165 und Boscher oben so
R. V. Inno Sp. 585 Z. 20 S. Sp. 586 Z. 44. 60.
Zur Knrotrophie der Kureten-Korybanten s. d.
Sp. 1600 Z. 50ff., des Seilenos M elckcr a. a. 0 .
520 f. Lenormant, Gazette des Beaux-Arts 33
(1886), 273. 277; vgl. noch die Mystis ncci-
äoHOfiog Welcker a. a. 0. 508. Ein Monat
KovQOTQOTtog bei den Akarnanen, P. Kretzschmer
in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 31
(1892), 443; vgl. Bulletino 1873 186, 11. Nur
der Vollständigkeit wegen sei die dürftige 40
Abhandlung von Freytag, DU deaeqiie kovqo-
xQÖcpoi, Naumburg 1743, genannt. Höfer.]
[Röscher.]
Kustiel {Kovartt'ß), Engelname, zusammen
mit Mixar'iX, rußQirjl, ' Pacparil vorkommend
auf dem Revers einer Gemme bei Macarius,
Abraxas Tab. 6, 24. — Baudissin, Studien 1
p. 196 Anm. 1 billigt Bellermanns (3 p. 31)
Erklärung des Namens als = bx uirp ,, Bogen
Gottes" oder bx rai^p „Wahrheit Gottes". 50
[Drexler.j
Kyalos (KvaXos), Sohn des Zeus, Gründer
der Stadt Kyalos in Lydien, Steph. Byz. s. v.
Kvalng p. 389; in den Handschriften steht nur
KvKlog . . KTia&siaa vno diög. Doch ist ent-
schieden mit Berkel und M^estermann zu lesen
V7c6 [KvciXov Tov] zitd?. [Höfer.]
Kyauiites {Kvafii'trjg), Bohnenheros, der in
der Nähe von Athen an der heiligen Strafse
nach Eleusiö einen kleinen Tempel hatte. Die 60
dortige Gegend am Kephissos war für Garten-
bau vorzüglich geeignet und hatte wahrschein-
lich viele Bohnenpflanzungen. Der Bohnen-
markt lag in der Nähe der heiligen Strafse,
Paus. 1, 37, 3. Phot. Lex. s. v. Lobeck, Agl.
1,253. Prcller, Demeter u.Pcrs. Sld. [Fritzsche,
De Cyamita. Rostock 1840. 4*. Fr. Lenormant,
Monographie de la voie sacree eleusinienne
Koscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II.
p. 337 ff. chap. VI. „Le tcmple d'Iacchus Cya-
mites. Murr, Die Pflanzenwelt in der griech.
Mythol. p. 166. 167. Schoemann, Gr. Altert.
2 p. 345. Creuzer, Symb. 2^ p. 336. Dierbach,
Flora myth. p. 115. Drexler.] [Bekker, An.
274, 14; bei Hcsych. Kvafiizrig 6 ndy-nog -na-
Xav^isvog schreiben Soping. und Salmas. in
Solin. p. 258 6 "laKxog xrX. vgl. Bd. 2 Sp. 6
Z. 51 ff.; Toup, Opusc. crit. 2, 45 (ed. Lips. 1781)
6 ■Jiüyv.oivog htA., weil an seinem beim
Bohnenmarkte {■KvafiL'Tig Plut. dec. orat. vit.
Lsokr. 10) gelegenen Tempel gemeinsame Zu-
sammenkünfte stattgefunden hätten. Eine
Gottheit der Feld- und Gartenfruchtbarkeit
nennt den Kyamites ToejJffer, Att. Gen. 248
Anm, 1 ; vgl. auch Gazette des Beaux-Arts 19,
281. Höfer.] [Stoll]
Kyaiiaigis (Kvavaiyig), Beiname der Athene,
die K. naQ&^vog heilst, Pind. Ol. 13, 70 (100).
Schol. : 7] fiilaivav ixovoa alyCSa. [Höfer.]
Kyaue {Kvavri oder Kvüvrj), 1) Tochter des
Liparos, des Königs der Ausoner, der, aus
Italien vertrieben, auf den äolischen Inseln
sich eine Herrschaft gegründet hatte und seine
Tochter dem Aiolos, Sohn des Hippotes, zur
Ehe gab mit einem Teil der Herrschaft, Diod.
5, 7. Plat. Theag. 125 b. Serv. V. Aen. 1, 52. —
2) Nymphe der gleichnamigen Quelle bei Syra-
kus, Gespielin der Persephone, in die Quelle
verwandelt, als diese hier von Hades in die
Unterwelt entführt ward , Ov. Met, 5 , 409 ff.
Diod. 5, 4; vgl. 4, 23. Claudian. 2, Ol. JSonn.
Dion. 6, 128. Ein Heiligtum der Kyane bei
Syrakus, Diod. 14, 72. Die Nymphe war ver-
mählt mit dem Flufsgott Anapos, mit welchem
sich das Flüfschen kurz vor dem Ausflufs in
den Hafen von Syrakus vereinigt, Üv. Met.
5, 417. Aelian. V. H. 2, 33. [Auf die besonders
blaue Färbung des Wassers der jetzt Pisma
genannten Quelle macht aufmerksam Greverus,
Zur Würdigung Theokrits p. 17, s. Holm,
Gesch. Sic. i. A. 1 p. 341. Die Nymphe Kyane
glaubt (nach E. Gerhard, Arch. Anz. 1857
Sp. 92*. 93*) Fiorelli, Notizia dei vasi dipinti
rinvenuti a Cuma nel MDCCCLVI possed%iti
da sua Altczza Reale il Conte di Siracusa.
Nap. 1856. Tav. 4 zu erkennen auf der Vorder-
seite einer Pelike (,,Hydrophore, welche in
grofser Hast nach einem Brunnen eilt, unter
welchem ihr Wasserkrug bemerkt wird; hinter
ihr steht, zuschauend und auf seinen Stab ge-
stützt, ein b3,rtiger Mann, der hier nicht wie
in ähnlichen Scenen den Eindruck mutwilliger
Zuneigung macht"). Auf dem Mosaik der Villa
Corsini {Bartoli, GH unt. sepolcri tav. 17. Mont-
faucon, L'ant. expl. 5, 13, 2) mit der Dar-
stellung des Koraraubes will sie Garrucci, Les
mystcres du syncrctisme pltrygien dans les cata-
combes romaines de Pretextat. Paris 1854,
S. 21 entdecken. Doch erhebt dagegen Ein-
spruch Foerster, Der Raub und die Rückkehr
der Persephone S. 227 f. und erklärt die in Frage
stehende Figur für Hymenaios, während Ovcr-
beck, Demeter u. Kora S. 657 der von Foerster
gleichfalls erwogenen Deutung auf Aphrodite
den Vorzug giebt. Auf Münzen von Syrakus
wollen ihr Haupt erkennen Eckhel, D. N. V.
1 S. 244f ; vgl. Kenner, Die Münzsammlung
b2
1635 Kyane Kyanochaites 163G
des Stifts St. Florian S. 93. Head, Coinage hauteur d'une abstraction poetique." Hinsicht-
of Sijracuse S. 29, PI. 6, nr. 10—12; S. 31 lieh des Namens Hydne sagt Hauvette S. 141
nr. 13, S. 33. Cat. of the Gr. C. in the Brit. mit Bezug auf Vinets Erklärung: „MaisTautre
Mus. Sicily S. 185 nr. 273— 275; S. 186 nr. 279; hypothcse elle-meme se prete ä une interpreta-
S. 188 nr. 305. 306 sowie Head, liist. num. S. 157. tion dti meme genre: sans comparer le viot "Tövr}
Loehhecke, Ztschr. f. Num. 17, 1890 p. 171 au terme homerique aXoavdvrj, dont l'etymologie
nr. 18. Drexler.] [Bei Aeliati a. a. 0. heifst est incertaine, ne doit-on pas rcmarquer la res-
es ZvQciKovoioL . . . xbv "Avanov ccvSqI si'ticcaav, semhlance de ce nom avec le mot vSag, et n'est-il
rrjv 8s Kvävrjv mqyriv ywaiKog eIhovl sxLinqaav. pas surprenant que le nom ptorte par la fille
Vgl. auch Schol. Stat. Theh. 5 p. 231 ed. Cruccus lo duplongeur alt lui-meme quelque rapport avec la
und Mytlwgr. Lat. 2, 93 p. 106 f. ed. Bode. mer.?"— 5) Vgl. (7. J. G^r 8036, wo der Name einer
Der Flufsgott Anapos und die Quellnymphe Sterblichen beigelegt ist. Drexler.] [Stoll.]
Kyane auf Bronzemünzen von Syrakus, Head, Kyauee [Kvavfr]), Tochter des Maiandros,
Hist. num. 157; auf der Vorderseite einer ande- von Miletos Mutter des Kaunos und der Byblis,
ren Münze vielleicht das Haupt der Kyane Ov. Met. 9, 451. Nach J.wfow. ii'ö. c. 30 -heifst
allein, Head a. a. 0.; vgl. Eckliel, Boctr. num. die Mutter der Zwillingskinder Kaunos und
1, 245. 261. Catal. of the GrecJc coins in the Byblis Eidothea, Tochter des karischen Königs
Brit. Mus. Sicily p. 185 nr. 273. p. 186 nr. 279. Eurytos (d. Schönströmende, d. i. Maiandros),
Auf einer archaischen Pelike aus Kyme, auf nach Schul. Theokr. 7, 115 Areia. [Die zahl-
deren Kehrseite der Raub der Köre durch 20 reichen Versionen der Sage von Byblis s. ge-
Hades dargestellt ist, haben wir wahrschein- sondert bei Mohde, Der griecJi. Roman p. 95
lieh in der Hydrophore, welche in grofser Anm. 1. — 2) Beiname der Hekate im grofsen
Hast nach einem Brunnen eilt, unter weichem Pariser Zauherpap. vs. 2863. — 3) Beiname der
ihr Wasserkrug steht, die Nymphe Kyane zu Nyx, iVoww.D. 31, 133. — 4) Beiname der Thetis,
erblicken, Arcli. Ans. 15 (1857), 93*; vgl. auch Philostr. h. in Thetin v. 1. 2 bei Bergk, Foetae
(7.J. 6r.4, 8036. Höfer.] — 3) Syrakusische Jung- J^yr. Gr. 3* S. 687; vgl. -nvävsog Beiname
frau, Tochter des Kyanippos, der sie im Rausche des Hades, C. I. Gr. 6280 A und des Kerberos,
beschlief, ohne sie im Dunkeln zu erkeanen; Pap. Paris, v. 2336 {-nvwv y.väv[£]og). Drexler.]
Kyane aber erkannte danach den Thäter durch [Mythogr. Lat. 1, 204 p. 65 Bode. Höfer.] [StoU.J
einen Ring, den sie ihm bei der Gewaltthat 30 Kyanippos (Kvävinnog), 1) Sohn des Ar-
abgezogen. Als nun eine Pest über Syrakus givers Adrastos (des Besitzers des Areion nva-
kam und das Orakel erklärte, dafs zur Ab- roxccLrrjg), Bruder des Aigialeus, Apollod.^^l,
wehr des Übels ein blutschänderischer Mensch 9, 13, wo Heyne, Obss. p. 68 ihn durch Än-
geopfert werden müfste, erstach sie den Vater derung der Lesart {ov für kccl) zum Sohn des
und sich selbst, Dositheos bei Plut. Parall. Aigialeus machen möchte. — 2) Sohn des
c. 19. [Vgl. dazu die Bemerkungen von Holm, Aigialeus (und der Komaitho, T. des Tydeus,
Gesch. Sic. i. A. 1 p. 81. 82, der auf deu orien- Tryphiod.), Enkel des Adrastos, Fürst von
talischen Charakter der Erzählung aufmerk- Argos, aus dem Geschlechte der Biantiden.
sam macht, ebenso wie Baudissin, Stud. z. lu seiner Minderjährigkeit waren Diomedes
semitischen lieligionsgeschichte 2 p. 156. — 4) 40 und Euryalos seine Vormünder, Paus. 2, 18, 4.
S. oben Bd. 1 Sp. 2769 f. s. v. Hydne. Bei 2, 30, 9. Er nahm teil am trojanischen Krieg
Paus. 10, 19, 1 heifst in den Handschriften die und befand sich im hölzernen Pferd, Tryphiod.
Tochter des Skyllis Kyane. Hydne ist erst 159. Tzetzes, Posth. 643. — 3) Ein Thessaler,
nach Athen. 7, 48 p. 296 in den Text aufge- Sohn des Pharax, vermählt mit der schönen
nommen worden. Am. Hauvette, Un episode Leukone. Da er, die Gattin vernachlässigend,
de la seconde guerre medique, Le plongeur stets jagend sich in deu Wäldern umhertrieb,
Scyllias de Scione d'apres Herodote et Pausanias so folgte ihm diese einst aus Eifersucht heim-
(iiVü. rfep7«7. 10,1886S. 132-142)läfst(S.140f.) lieh nach und wurde im Dickicht von seinen
zwei Möglichkeiten offen: Ein Abschreiber hat Hunden zerrissen. Er verbrannte ihre Leiche,
im Pausanias statt -ncil (abgekürzt k) "Tdvccv 50 nachdem er zuvor alle seine Hunde auf dem
geschrieben Kvävav, da Kyane ihm bekannter Scheiterhaufen geschlachtet, und tötete dann
war als Hydne; während für das seltene "'Td'j'jj sich selbst, Parthen. 10. Plut. Parall. 21.
bei Athenaios nicht anzunehmen ist, dafs es Stob, floril. 66, 34. Apostol. Prov. 11, 83.
aus Fahrlässigkeit der Abschreiber statt Kvävrj [Anonymos bei Westermann, Mythogr. 348.
entstanden sei. Oder dieselbe Person führt flöfer.] — 4) s. Kyane nr. 3. [StolL]
zwei Namen, bei Athenaios Hydne, bei Pau- Kyanis {Kvccvig), Name einer Troerin auf
sanias Kyane. Beide Namen sind legendär. einem Vasenbilde aus Gäre, welches deu Ab-
Über Kyane bemerkt V inet, Becher ches et con- schied Hektors darstellt C. L. Gr. 4, 7379.
jectures sur le mythe de Glaucus et de Scylla Gerhard, Arch. Ztg. 4:{IS4:&), 303. P. Kretzschmcr
(Extr. du Tome 15 des Ann. de l'Inst. arch.) go in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 39
S. 10 Anm. 1: „Nous n'hesitons pis ä la faire (1888), 168 nr. 27. [Höfer.]
rentrer dans le domaine de la mythologie. L)ejä Kyanochaites {Kvavoxai'rrjg), Beiname 1) des
son nom rappelle celui de la femme d'Eole. Hades, Hom. hymn. 4, 348, der ähnlich hv-
Diodor. 5, 7. Mais quand on considere que les ävsog, G. I. G. 3, 6280a oder lislayxaitag
Ljcxicographes traduisent ylavKog par %vavog. ■9'föff, Eur. Ale. 438 heifst; vgl. Weise, Die
{Zonar., sub vcrb.), on est amene ä reconnaitre Farbenbezeichnungen der Indogermanen in
datis la reunion de Glaucus et de Cyane un Bezzenbergers Beitr. 2, 289. Milchhöfer, Die
simple rapprochement grammatical eleve ä la Anfänge der Kunst in Griechenland 235. —
1637
Kyantbos
2) des Rosses Areion, Dichter der Thehais bei
Faus. 8, 25, 8. Hesiod. scnt. 120 (s. Bd. 1 Sp 475
Z. 62). — 3) des Poseidon, II 13, 563. 14,
390. 15, 174 (vgl. Tryplion in Anccd. Gracc.
Boissonade 3, 280). 201 (= Gregor. Korinth.
bei Spengel, Elict. Gracc. 3, 223). 20, 144. Od.
3, 6 (= Kokondrios bei Spengel a. a. 0. 234
= Boissonade a. a. 0. 3, 294). 9, 528. 536.
Hesiod theog. 278. Antim. bei Bekk. Anecd. 1187.
OrpJi. hy)iui. 17, 1. Argon. 1279. Quint. Smyrn.
7, 354. 9, 309. AgatJiias in Anth. Pal 9, 665, 5.
6, 246. Konn. JJionys. 1, 60. 6, 373. 9, 91.
10, 122. 37, 132. 39, 374. 40, 210.494. 42, 407.
43, 19. 144. 418. Lucian de sacrif. 11. loan.
Pediasinios de Herculis labor. 7 p. 351b Wester-
mann. Schal, vit. Soph. Ant. 587. Zu Kvavo-
XatTTjg treten folgende Epitheta: (XQ£icov,Nonn.
40, 549; yvjivofiavecov , ebendas. 8, 235; vgl.
42, 117; svQvaxBQvog, C/iristodor in Anth. Pal.
2, 65; iTtTtiog, Nonn. 5, 129; rvxTfptrdff, OrpJt.
fr. 2,47 Abel; nlayKtoavvrjg ccQr,y(6v, Nonn. 13,
52; a8tGix&o>v, Orph.fr. 2,2; Anth. Pal. append.
4, 47 Cougny; rivä'HTWQ x^ovog, Nonn. 21, 153;
vSazosig, ebend. 36, 8; cptlörsavog, ebend. 39,
265. Dem Namen KvavoiaCzrig entspricht bei
Christodor. a. a. 0. 64 M£lccyxcitrr]g; vgl.
Kvavo%ccLxr]g' ^islccvoQ'Qi^. Iloast-däv Hesych.;
ebenso Suidas, der noch TtoQcpvQÖd'Qi^ hinzu-
fügt; zur Erklärung des Wortes s. Cornut. de
nat. deor. 22 ^vovciv avrco tavQOvg nauiis-
Ittvag, dia rrjv XQOiav xov nslüyovg, yiai insi
allcog To vScoQ fislav sivai XeyovGiv, Bvlöycog
tjör} Kvavoxai'rrjv ccvzov tiQ/j-Accai, v.c(\ iv
sa&riZL ilcäyovGL xolocvzt}; vgl. Lucian a. a. 0.
Schol. Hom. Od. 3, 5. Curtius, Etym.^ 546 Anm.
Furtivängler, Athen. Mitteil. 7, 165 f. Lenor-
mant-dc Witte, Elite des 3Ionuments ceramogr.
3 p. 86. [Höfer.]
Kyanthos {Kvav&og) = Kyathos (s. d.) Etist.
ad Hom. Od. 1900, 26, der aus Athen. 9, 411a
schöpfte. [Höfer.]
Kyardos (KvuQÖog), ein König der Karer,
Sohn des Bargasos, nach welchem die karische
Stadt Kyarda benannt war, Steph. Bys. v.
KvaQÖa. [Stoll]
Kyare {Kvägr}), Beiname der Athene Hesych.,
wofür Bruno bei Schmidt p. 545 ■Kvdg-q vor-
schlägt; auch meint Schmidt a. a. 0., dafs
man diesen Götternamen weder mit Prya (s. d.)
noch mit KvQQCCvrj ' ovouu yvvKLV.Biccg Q'säg
Hesych. oder Kvqqkvvi] (= KvQavr]) ovofio:
d'sov ywuinfiag KiXikiov Menandros bei Phot.
p. 191, 25 zusammenbringen dürfe. [Höfer.]
Kyathos {Kva&og, Becher), ein Knabe aus
Kalydon, Sohn des Ar-chiteles, Mundschenk
des Oineus. Als er bei einem Gastmahl im
Hause des Oineus den Herakles ungeschickt
bediente, gab ihm dieser mit einem Finger
eine Ohrfeige; aber die schwere Hand des
Helden fiel gegen seinen Willen so wuchtig
auf das Haupt des Knaben, dafs er tot zu
Boden sank, Schol. Ap. Eh. 1, 1212. Hellani-
kos nannte den Knaben Archias und Cherias,
Hcrodoros nannte ihn Eunomos (ebenso Apollod.
2, 7, 6; Eurynomos, Biod. 4, 36), Nikandros:
Kyathos, Sohn des Pyles, BruJer des Anti-
machos. Herakles weihte ihm in der ätolischen
Stadt Proschion einen Hain, der noch spät der
Kybele (Wesen d. asiat. Göttermutter) 1638
Hain des Oinochoos hiefs, Athen. 9, 410 f uncl
4:11 a. Prelle r, Gr. Myth. 2, 245, 3. Die Phlia-
sier eigneten sich den Kyathos an. Herakles
sollte hier mit seinem Schwiegervater Oineus,
der ihn besuchte, ein Festmahl gehalten haben,
bei dem er den Kyathos totschlug. Man zeigte
noch zu des Pausanias Zeit zum Gedächtnis
dessen neben dem Tempel des Apollon ein
heiliges Gebäude mit einer Marmorgruppe,
10 welche den Herakles und den ihm den Becher
reichenden Kyathos darstellte, Paus. 2, 13, 8.
Curtius, Pelop. 2, 475. [Knaack, Hermes 23
S. 130 ä. Drexler.] [Vgl. Pott in Kuhns
Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 6 (1857), 96.
— Kyathos und Herakles auf einer tyrrheni-
schen Amphora, de Witte, Fouill.es d'Etrurie
nr. 48 p. 24. 0. Jahn, Beschreib, d. Vasens.
König Ludwigs nr. 388 p. 129. Stephani,
üompte rendu 1860, 23 Anm. 1, der zugleich
20 die Beziehung eines Marmorreliefs auf Kyathos
{Visconti, Mus. Pio-Clem. 5, 14) in Abrede
stellt. Vgl. auch de Witte a. a. 0. nr. 102
p. 56. S. Kyanthos. Höfer.] [Stoll.]
Kybabos {Kv^a^og &B6g Hes>/ch). Es ist
Kombabos gemeint, über dessen Verehrung bei
den Assyriern man Luc. de dea Syria 26. 27
vergleiche. [Höfer.]
Kybdasos {Kv^Suaog), ein erdichteter Dämon
der Unzucht, Komiker Plafon bei Athen. 10,
30 442 a. LobecJc, Phryn. p. 436. Gerhard, Gr.
Myth. 1 § 501, 3. [Stoll.]
Kybebe = Kybele (s. d.).
Kybele {Kvßslri, Kvßi^ßri; Cybele, Cybebe);
Götter mutter. Vgl. auch den Art. Bhea und
hinsichtlich der Epitheta beider Göttinnen bei
den griechischen Dichtern Bruchmann, Epitheta
deor. etc. unter Kvßilrj und 'Pia.
I. Die asiatische Göttermutter.
40 1. Bezeichnungen und Wesen. Auf
dem Hochland Kleiuasiens , vornehmlich in
Phrygien und Lyclien, aber auch in den an-
grenzenden Landschaften und in den griechi-
schen Küstenstädten wurde die ewigschaffende,
lebenerzeugende Kraft der Natur unter dem
Bild einer mütterlichen Göttin vorgestellt,
deren Verehrung während des ganzen Alter-
tums eine aufserordentliche Macht über die
Gemüter ausübte. Kein Eigennamen l)estimmte
,50 ursprünglich ihr allumfassendes Wesen; sie
hiefs schlechthin die ,,Grofse Göttin", die
,,Grofse Mutter" oder auch nur die „Mutter"
{Strab. 469. Polyacn. 7, 5. Plut. Mar. 17;
Them. 31. Anth. P. 6, 218 [vgl. d. Art. Ma! K]);
besonders aber drückte sich die hohe Würde,
die ihr als Urquell des Höchsten und Er-
habensten zukommt , in der Bezeichnnng
„Göttermutter" aus, welche weitaus die üb-
lichste geworden ist. In Dichterstellen wird
(jO sie als Allernährerin {nccaßcözig, Soph. Phil. 391)
und Allgebärende (MrjzrjQ narzotsiivog, Kaibcl
Epigr. 44) gefeiert, die Kunst stellt sie als
Gebieterin der Tiere und mit den Attributen
des Wachstums dar, die spätere Philosophie
fafst sie als das Prinzixj alles Lebens {Cornut. 6),
als ^cooyövog 9^£cc {Sallust. de diis 4. Julian,
or. 5 p. 179). Dies alles wird schliefslich in
dem Ausdruck Ailmutter Tta^i^/jxcoQ (C. I. Gr.
■o2*
1639 Kybele (Wesen d. asiat. Göttermutter) Kybele (Erzeugerin alles Lebens) 1640
6012 c) und mater omnium {Aug. civ. dci 2, 4) Kybele nicht blofs Mutter der Götter, sondern
zusammengefafst und die pbrygische Göttin auch der Menschen und der Tiere {Aristoph.
zu den Gestalten gerechnet, welche bei ver- av. 875. Lucret. 2, 598. 606. Julian, or. 5
schiedenen Völkern unter verschiedenen Namen p. 179D). Sie pflegt und heilt Menschen und
die eine grofse Naturgöttin darstellen, vgl. Herden {Diod. 3, 58), hegt und ernährt die
Apulei. Met. 11, 5. Theodor, therap. 1, 22. wilden Tiere als ^QvyCcov Q-QmxsLQa l^övtcov
Unter den einheimischen Bezeichnungen, {Anth. P. 6, 51) und Isowoßorog, Nenn. 9, 147.
welche meist den Hauptstätten der Verehrung Darum dienen sie ihr und reichen der als
entnommen wurden, wie Jivdvfirjvr], Zlntvlrjvrj Kind ausgesetzten Göttin die Brust {Diod. 3, 58).
u. a., gelangte schliefslich KvßaXr] zu allge- lo Besonders erscheint der Löwe als ihr bestän-
meiner Geltung. Auch dieses ei'scheint zuerst, diger Begleiter: als höchste Darstellung der
im 6. Jahrh. bei Hipponax (fr. 121 Bergk, bei in der Natur pulsierenden Lebenskräfte ist er
Tzetz.Lyc.WlO), in diQx k.di]ekiiviovm Kvßr]Xig, ein Beweis ihrer Macht; als das königliche
oder KvßsUg bei Stepli. B. s. v. KvßsXeia, von Tier und Herrschersymbol der asiatischen
ihm durch ÄvßsXriysviqg erklärt. KvßsXr} findet Könige vergegenwärtigt er ihre Herrschaft
sich zuerst Find. fr. 80 Bergk, dann Aristoph. über die ganze Natur (vgl. die Bildwerke).
Av.^ll. ü'wnjj. 5acc7<. 78 und von da an immer Auf Münzen dient er auch allein als Symbol
häufiger. Strahon (469.470.567) und die Lexi- ihres Kults {Pellerin, Bec. de. med. 2, 58. 48.
kographen führen den Namen auf einen Ort 45, 47. Mitteil. d. Inst, in Athen 7, 152; vgl.
KvßiXu oder KvßiXov {Tzetz. a. a. 0. KvniXXa) 20 Zoega a. a. 0. p. 58. 97). In voller Majestät
in Phrygien zurück, der auch als Berg be- erscheint sie auf ihrem Löwenwagen, als xav-
zeichnet wird {Diod. 3, 58. Hesych. Etym. M. Qo-nzövoiv X^övrcov t'qjeSgog, Soph. Phil. 400.
s. V.), aber nirgends nachzuweisen ist. Deshalb Lucret. 2, 600. Anth. P. 6, 94 u. a. Es gab
ist das Wort nach Hesych. -AvßsXa- v.al ävzqa sogar eigene Verwandlungssagen über die
^{ai.'ö'aPwßfiOt wohl als Appellativ = Berghöhle zu Löwen an ihrem Wagen, Ovid Met. 10, 686.
verstehen, vgl. Zoega, Bassiril. 1 p. 81. Da- Oppian Kyn. 3, 12. Ebenso aberzeigt sich ihre
neben erscheint aber auch die Form Kvßrjßrj Macht in der Pflanzenwelt: von ihr kommt
(von Kvßrjßog?) schon bei Charon von Lamp- alles Wachstum und Gedeihen. Die Anfänge
saJios {Phot. y.vßrjßog; Hesych. s. Y.; vg\. Philol. des Ackerbaus, der, wie auch der Weinbau
7, 741) und Hcrod. 5, 102. Anacreont. 11. Luc. 30 (F 187), in Phrygien in hohem Ansehen stand,
Pseud. 11. Catidl 63, 9 u. a. lateinischen wurden mit ihrem Kultus in Beziehung ge-
Dichtei'n. Endlich auch Kvß^-nr], Hesych. s.v.; setzt {Lucret. 2, 613) und ihr, wie dem Dio-
vgl. Berglc, P. L. Gr.* 2, 497. Die Griechen nysos, ans Rebenholz geschnitzte Kultbilder
gebrauchen zur Bezeichnung der asiatischen geweiht, nach Apollon. Arg. 1, 1117 und Eu-
Göttermutter vorzugsweise ihre Rhea ['Psiri phorion bei d. Schol. z. d. St. (vgl. Schreiber,
vielleicht = 'qsCrj d. i. opsi'Tj], sofern auch ^rc/i. Z^r/. 41, 289). Auch im römischen Kultus
diese durch die Geburt des Zeus und der Zeus- wurde ihr die Fruchtbarkeit der Felder und
geschwister eine Göttermutter war (s. Rhea). Weinberge zugeschrieben {Plin. N. H. 18, 16.
Doch ist die Vertauschung beider Namen Gregor. Tur. in glor. confess. 77). Als Symbol
keineswegs das Ursprüngliche: in der vor- 40 nie versiegender Lebenskraft war ihr der
christlichen Zeit findet sich nur eine Art immergrüne Baum heilig, die Fichte oder
Gleichsetzung, und nur bei Dichterstellen, Pinie (von den Alten nicht unterschieden, s.
welchen wenigstens anfangs eine bewufste Baudissin, Stud. zur semit. Bei. 2, 203, der
und absichtliche Theokrasie zu Grunde liegt. sich für die Pinie entscheidet), vgl. Ovid Met.
[Die Vermischung der zu Kybele gehörigen 10, 104. Serv. ad Aen. 9, 85. Martial 13, 25.
Korybanten mit den zu Rhea gehörigen Ku- Prudent. Peristepih. 10, 196. Über ihre Be-
reten, die schon frühe eintrat, vgl. oben deutung im Attiskultus s. Attis Bd. 1 Sp. 721.
Sp. 1595, wirkte hierzu mit.] So zuerst Die Wundermacht der (idäischen) Göttermutter
bei Soph.. Phil. 391 und Eurip. Bacch. 58. auf dem ganzen Gebiet der Natur zeigt sich
120 f.; dann Nikandr. Alex. 7. 217. Anth. P. so in der schönen Schilderung Apollon. 1, 1140,
6, 217. 218. 219. Ovid Fast. 4, 194. Sil. wie sie ihre Gnade zu erkennen giebt: „eine
Ital. 17, 37, und auf dem Gebiet der My- Fülle von Früchten ergofs sich von den
thendichtung, Apollod. 3, 5, 3. Auch die Bäumen hernieder, die Erde liefs vor ihren
Orphiker setzten mit beabsichtigter Theokrasie Füfsen Blumen emporspriefsen, die wilden
Rhea für Kybele, wie die Vergleichung von Tiere verliefsen ihre Schlupfwinkel und kamen
Orph. Arg. 618 mit der offenbar nachgeahmten schweifwedelnd heran, und aus dem sonst
Stelle (vgl. Schwartz , De Dionysio Scytobra- dürren Dindymongebirge quollen reiche Wasser-
chione p. 25) Apollon. Bhod. 1, 1225 zeigt, wo ströme hervor." Das feuchte Element ge-
M7]rrjQ Jivdv^iT} steht. Von Prosaikern ge- hörtalsBedingung der Fruchtbarkeit zum Wesen
braucht erst Strabon 469 beide Namen als 60 der Göttermutter. Daher ihre Verbindung mit
völlig gleichbedeutend, nach ihm IvMAiaw ((?ia^. dem Flufsgott Sangarios, dem sie die Flufs-
deor. 12. Sacr.l. Salt. 8) ; sodann Anth. P. 6, 94. nymphe Nikaia gebar (nach Memnon bei Phot.
9, 645. Eaibel Epigr. 822. 823; in besonders ed. BekJcer 224, 383) und als dessen Tochter
ausgedehntem Malse aber die Lexikographen sie auch erscheint (s. Agdistis); sowie mit
und Scholiasten, welche häufig ein richtiges Marsyas (s. d.) und dem als bärtiger Kopf
KvßsXrj im Text der Schriftsteller durch 'Psa dargestellten Wasserdämon, s. Michaelis, Ann.
erläutern. d. Inst. 1863, 329. So vrarde sie in den
a) Als Erzeugerin alles Lebens ist Küstengegenden am Ida und von Kyzikos
1641 Kybele (Erzeugerin alles Lebens) Kybele (Erdmutter) 1642
auch als Gebieterin des Meeres verehrt, welche ter aufzufassen. In der Poesie wird sie geradezu
die Winde sendet oder abhält, Apollon. 1, 1098. F/J genannt {Sopli. Phil. 391. Anth. P. G, 51.
1133; vgl. auch das Votivrelief eines Seefahrers Liieret. 2, 598), während die Prosaiker das
für die Göttin bei Conze, 3Iitteil. des arcli. Wesen der Göttin nur durch die Vergleichung mit
Instituts, Ath. Abt. Bd. 16 S. 191 f. Danach dev Eväe zu crklliven suchen (Varro hei August.
ist es nicht unwahrscheinlich, dafs auch in Rom civ. de. 7, 24. 6, 8. Firm. Matern, de err. prof. 3.
die Navisalvia bei Müller-Wies., Denkm. 2, Macroh. Sat. 1, 21, 8. Serv. Verg. Ge. 4, 64).
816 (C. I. L. 6, 492 — 494) auf Kybele zu be- Dafs man sich die Göttin aucb in den Tiefen
ziehen sei; vgl. Jordan zu PreJler, B. M. 2, 58. der Erde wirksam dachte, beweisen die Heilig-
Zusammenfassend feiert sie daher Apollonios lo tümer an gasausströmenden Erdschlünden,
a. a. 0. als die Allmutter, welche Luft, Meer aus welchen verborgene Kräfte emporzudrin-
und Erde geschaffen, als Grund alles Daseins. gen schienen, so zu Hierapolis in Phrygien,
b) als Bergniutter. Vorzugsweise übt Strab. 630. PUn. N. H. 2, 208; bei Tibur,
sie auf Bergen und in Wäldern, -wo das Natur- Orelli nr. 1897; vgl. Phot. s.v. MtjXQowv. Auch
. leben frei waltet, ihre Herrschaft und heifst erscheint sie als Beschützerin der Gräber, s. u.
deshalb, wie schon bei Diod. 3, 58 und Etym. Abschn. 5. Daher das Attribut des Schlüssels,
M. 542, 54 angeführt wird, oQsCa fi^TrjQ, Sopli. Jahrb. d. arch. Inst. 7, Anz. p. 106. Anderer-
Phil. 391. Apollon. 1, 1119. Anth. P. 6, 173. 237. seits versetzte man in Grotten und Felshöh-
Cornut. 6. Orpli. hymn.li, 6. Sie erscheint fast len das innerste Leben und Weben der Natur,
als Personifikation des Bergwaldes, wie aus 20 besonders der Tierwelt, wie das Kybelei-elief
dem homerischen "iSrjv fii^zfQcc &s<öv {@ 47) von Paros und manche Orpheusdarstelluugen
hervorgewachsen , bes. verglichen mit Schol. zeigen. Die bedeutendsten Kultorte der Kybele
Pind. Pyth. 3, 139 dicc xo iv "iStj oUiiv und scheinen Höhlenlieiligtümer gewesen zu sein,
Schol. Nicandr. Alex. 220 sowie mit den Münzen so auf dem Lobrinonberg bei Kyzikos die
Jahrb. des Archäol. Inst. 3 p. 295. Auf Bergen d-alduai 'Peürjg AoßQLvrjg (Nicandr. AI. 8),
wird sie vorzugsweise verehrt, hier hat sie welche das Schol. durch tottoi lsqoI vnöysioi,
ihre Heiligtümer (Strab. 575. 589. 619), ihre üva-Asiiisvoi xfi '^Psa erklärt, unterirdische
heiligen Haine (Catull 63, 3. 20. Verg. Aen. Kammern, wie sie in Phrygien in grofser Zahl
9, 86. Prob, ad Georg. 2, 84) und ihren orgia- gefunden werden; vgl. Abel in Paulys Bealen-
stischen Kultus [Aristid. Smyrn. pol. p. 229). so c%jTil. 5 p. 1570. In diesen Kybelegrotten (vgl.
Mit ihrem Gefolge, den Korybanten, den my- Hesych. KvßaXa. Strab. 614), die auch im
thischen Vertretern des orgiastischen Dienstes, Mythus und Kultus des Attis eine Rolle spielen
durchzieht sie die Höhen des Ida, dafs von (s. Attis Bd. 1 Sp. 716. 722), stand ein Bild der
dem tollen Treiben und der orgiastischen Göttin (Paus. 10, 32, 3. Arch. Ztg. 42, 71).
Musik ihrer Begleiter das Waldgebirge wider- Diese Felsenhöhle liegt wohl auch den zahl-
hallt (.^nacreon^. 11. Luc. dial. deor. 12), eine reichen Reliefdarstellungen der asiatischen und
wilde Jagd, vgl. 'lSutr]g vXayfiog, Nicandr. griechischen Göttermutter zu Grunde, auf
AI. 220 und den Artikel Kureten-Korybanten. welchen dieselbe in einer natürlichen Felsen-
Sie erscheint oft in wunderbarer Weise höhle oder in einem Tempelchen mit oft stark
den Menschen (Mann. Par. Ep. 10. Et. 40 vertieftem Grunde thront. Die von Conze
M. 'Jvxai'a, wie Hekate; auch Schol. Pind. (^rc/i. Zif/. 38 Taf. 1—4) veröffentlichten Weih-
Pyth. 3, 137?); im Brausen des Waldes, in reliefe aus Griechenland und Kleinasien zeigen
den Schauern der Wildnis thut sie ihre Nähe beide Arten, die Höhle (Taf. 4, 1. 2. 4) wie
kund und versetzt, wie andere Gottheiten der die Tempelchen (Taf. 2. 3. 4); die architek-
Fluren, die Begegnenden als MrjxQolrjnxoi. tonische Regelmäfsigkeit der Höhle, Taf. 3, 1. 3
(ITermias in Phaedr. p. 105) in Wahnsinn stelltdenÜbergang von dem einem zum anderen
(Eurip. Hipp. 144. A. P. 6, 219. Bio Cass. dar. Doch gehören beide Arten, z. B. Taf.' 2, 3
68, 43. Amol). 5, 7), der in den Mythen auch und 4, 1. 2. 4 (vgl. Schreiber , Arch. Ztg. 38,
auf sie selbst übertragen wird (Diod. 3, 57. 157) ungefähr derselben Zeit an (4. — 3. Jahrh.
Eurip. u. Luc. a. a. 0.). Ebenso befreit sie 50 v. Chr.). Das Vorkommen dieser Darstellung
aber auch vom Wahnsinn (Apollod. 3, 5, 3. auch in Asien und auf den Inseln (vgl. die
Schol. IL 6, 131. A. P. 6, 51) und anderen Münzen von Magnesia a. S. , PeUcrin, Bec. 2,
Krankheiten (Diod. 3, 58), als laxgCvr] (Annal. 62, 29, das Relief /SaftoMro/fTaf. 137 und Conze,
d. Inst. 1862, 27 nr. 4. 5) und verleiht auch Imbros Taf. 15, 8) läfst asiatischen Ursprung
ihren Kultdienerinnen eine geheimnisvolle Heil- vermuten. Aber auch die Schätze, welche die
. kraft, Athen, p. 553 C. Philostr. v. Apoll. B, 4,3. Erde in ihrem Innern birgt, sind die Gaben
131; vgl. Knapp, Jahrb. f. Jclass. Phil. 1881, 227. der Grofsen Mutter. Das Gold, das die Flüsse
Ebenso übt sie selbst Mantik durch ihr Orakel Phrygiens führten, machte Midas (s. d.), ihren
zu Pessinus (Plut. Mar. 17. Polyb. 22, 20) und Sohn und Begründer ihres Kults, dem auch
durch Traumerscheinungen (Plut. Them. 30), 60 die Gewinnung anderer Metalle zugeschrieben
und verleiht sie ihren Dienern (^;)oZ?ot/or. 3, 12, 6. wurde, zum reichsten Mann der Sage. Noch
Orelli, Inscr. 2325). Aus derselben Wurzel wie deutlicher sprechen dies die Daktylen aus,
gottgesandter Wahnsinn und Mantik entsprang ,,die kunstfertigen Diener der phrygischen
der orgiastische Kultus (vgl. Strab. 467), auch Bergmutter" (»%«&. 473. Schol. Ajwllon. I,il2d),
als eine Art Geisteserfüllung. die das Eisen erfunden hatten und es in den
c) als Erdmutter. Die lebenerzeugende Bergschluchten des phrygischen Ida schmie-
Kraft der Göttin in Tier- und Pflanzenwelt deten, vgl. Lobeclc, Agl. 1156 f.
konnte ebensowohldaraufführen, sie als Erdmut- d) als Städtebeschirmerin. In der
1643 Kybele (Städtebesebirmerin)
Eigenscbaft einer Erdgöttin galt sie sodann
auch als Gründerin und Beschützerin der
Städte, die sie auf ihrem Rücken trägt, vgl.
Lucret. 2, 607. Varro bei August. 7, 24. Verg.
Aen. 10, 253. Ovid Fast. 4, 219. Cornut. 6,
überall hier mit Berufung auf ihr Attribut
der Turm- oder Mauerkrone (s. unten), die
man auf befestigte Städte bezog. Segenbringend
hält sie ihren Umzug in den Städteu Phrygiens
{Lucret. 2, 624. Verg. Acn. 6, 784); diejenigen
mit dem Namen MrjTQonolLg führten ihre
Gründung auf die Göttermutter zurück {Stepli.
B. MrjtQonolig), in Suiyrna wurde sie als die
eigentliche Stadtgöttin verehrt {Zoega, Bass. 1,
83), und als Göttin bürgerlicherOrdnung erscheint
sie auch auf einer Augustus-Camee, Mülin,
G. M. 181, 676. Der Einflufs ihres Dienstes
auf die Kulturentwickelung zeigt sich sodann
darin, dafs ihre Priesterschaft die ersten
Münzen prägte (nach Curtius, Über den reli-
giösen CharaJder der griech. Münzen, Monat^h.
d. Bcrl. AI:. 1869 p. 476), und dafs zu Pessinus
ein Priesterstaat bestand {Strcih. 567). Auch
die ,,phrygische" Musik mit ihrer hinreifsen-
den Gewalt wurde in ihrem Dienste (?. unten)
und von ihren Begleitern, den Korybanten
{Earip. BaccJi. 120), und Marsyas (s. d.) er-
funden (s. Kureten).
e) als Göttin der Fruchtbarkeit und
des weiblichen Geschlechts. Als matro-
nale Göttin der Fruchtbarkeit wuide sie auch
von den Griechen aufgefafst, wie die Ver-
gleichung mit Demeter, Aphrodite und Artemis-
Hekate (Rhea und Gaia s. oben) zeigt, vgl.
Apidei. Met. 11, 5. Zu der Gleichsetzung mit
Demeter {Eurip. Hd. 1301. Orpli. Arg. 22.
Lulian. or. 5 p. 159 A. Suid. ßÜQaQ-Qov., auf
einer Inschrift ans Artaki in Kleinasien hat
Demeter den Beinamen Jwd'vLLsvr], Biäl. de
corr. hell. 1888 S. 187^^ gab aufser der Wesens-
verwandtschaft die Ähnlichkeit der verlore-
nen und gesuchten Tochter mit der Attis-
sage {Schol. Find. Isthm. 6, 3) Veranlassung.
Nahe lag sodann die Vergleichung mit
Aphrodite als der Göttin der animalischen
und vegetativen Fruchtbarkeit (s. d. Bd. 1
Sp. 397 und vgl. die übereinstimmende Schilde-
rung hymn. in Ven. 68 mit ApoUon. 1, 1 140),
bezeugt von C/iaron von Lainpscdcos (Lhot. v.v-
ßrjßog; HisycJt. Kvßt'jßj]) wie durch die Inschrift
Annul. d. Inst. 1862 p. 42 nr. 11, und voraus-
gesetzt bei der Gleichsetzung von Adonis und
Attis, vgl. Visconti, Annal. 1809, 223. Mit
Artemis- Hekate berührte sich die asiatische
Göttermutter teils im Kultus von Samothrake
(nach Lycophr. 11 und Schol. Tzetz., vgl. Usencr,
Bhein. Mus. 1868, 323. 363 und d. Art. Selene),
teils durch die inschriftlich bezeugte Artemis
Nana (s. d. u. Annal. d. Inst. 1862 p. 38), welche
wiederum die kleinasiatische Naturgöttin be-
deutet, wie auch die ephesische Artemis viel-
fach im Kultus mit ihr übereinstimmt, s. Curtius,
Berl. Akad. 1872 p. 8. Wie diese Göttinneu
bei den Griechen auch der weiblichen Frucht
barkeit und der Geburt vorstanden und des-
halb für Göttinnen des weiblichen Geschlechts
galten, so weist auch bei der asiatischen
Göttermutter manches auf ein ähnliches Ver-
Kybele (Gott. d. Fruchtbarkeit etc.) 1644
hältnis hin. Nach lamblich. de myst. 3, 10
war sie vorzugsweise von den Frauen verehrt,
Plutarch {Caes. 9) setzt sie der Bona Dea oder
FwcciKsia gleich, Lucian {Pseud. 11) stellt
sie mit den rivstvXXiSsg (vgl. Art. Kolias)
zusammen. Dagegen finden sich von der bei
jenen Göttinnen gewöhnlichen Beziehung auf
den Mond bei Kybele nur wenige Spuren
{Boscher., Selene u. Venvandt. S. 94. 96 Anm.379.
10 S. 126. Dieterich, Abraxas S. 82. 101 ff. Tzetz.
Ghil. 13, 262), und zwar, wie es scheint, des-
halb, weil der Mond von den Phrygern als
männliche Gottheit verehrt wurde (s. d. Art.
Men und vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. Alt. 1 § 254).
Deutlicher tritt ihre
f) kosmische (und Schicksals-)Be-
deutung hervor in der Sage bei Diodor (3, 57),
nach welcher sie unter dem Namen Basileia
mit Hyperion Helios und Selene erzeugte, und
20 auf Gemmen und Münzen, wo sie, der kartha-
gischen Virgo caelestis (vgl. d. Art. luno cae-
lestis) ähnlich, mit Sonne und Mond {Müller-
Wies. 2, 808. 8u9) oder mit einer Himmels-
kugel {Zoega a. a. 0. p. 96 Anm. 73. 78) dar-
gestellt ist, also als HimmeLskönigin (daher
bei IJiod. a. a. 0. Basileia genannt). Daran
knüpft sich auch, wie bei der karthagischen
Göttin (s. Aphrodite Bd. 1 Sp. 393) eine Be-
ziehung zu fruchtbarem Regen und Gewitter
30 {Diodor 3, 57. Cornut. 6), zugleich aber auch,
wie bei Wettergottheiten, auf das Schicksal;
daher ihre Verbindung mit Nemesis, Miliin,
G. M. 83, 351. Anyial. d. Inst. 1868, 390. Bei
der Ermordung der Klytaimnestra ruft der
Phryger, Eurip. Orest. 1453, 'iSai'a (läisQ,
^äxEQ oßpifta! Die ebenfalls in Kleinasien
verehrte und häufig mit Nemesis verwechselte
Ad rast ei a (s. d.) scheint nur eine besondere
Form der (idäischen) Göttermutter gewesen zu
40 sein (vgl. Fosnansky, Nemesis und Adrasteia,
Breslau 1890 p. 68 ff.).
g) Über den androgynen und kriegerischen
Charakter der Göttin s. unter 3.
2) Unter den bildlichen Darstel-
lungen vertritt das uralte Kultbild zu Pes-
sinus, ciä ayal^ta önitexsg {Herodian 1,11), das
als unförmlicher schwarzer Stein beschrieben,
wird {Arnob. 6, 11. 7, 49. Frudent. Mart.
2i07u. 206), jene ganz rohe Form der Götter-
50 steine (s. d. Art. Baitylos), aus welchen durch
allmähliche Vervollkommnung ein menschen-
ähnliches Bild hervorgegangen ist, \g\. Gerhard,
Über Metroon und Göttermnttcr, Ges. Abh. 2, 99
Taf. 59 nr. 1 — 10. 20 [vgl. Ferrot et Chipiez,
Bist, de l'art 5, 151. 157. 158 u. oft R.J.
Doch war in Pessinus auch die später übliche
Form der Darstellung vertreten, Diod. 3, 59.
Die ältesten erhaltenen Darstellungen der Göttin
sind Sitzbilder nach Art der .Statuen vom
i!o heiligen Weg des didymäischen ApoUon bei
Milet, welche meist durch Löwen zu beiden
Seiten des Throns oder durch einen Löwen
auf dem Schofs als Kybelebilder sich kennt-
lich machen. Solche Bilder wurden in alter
Zeit in die Felsen gehauen, wie das Felsen-
bild am Sipylos (s. unten nr. 5) und dasjenige
auf Chios {Conze, Fhilolog. 14, 156. Studniczka,
Mitt. d. circh. Inst, in Athen 13, 163). Hieran
1645 Kjbele (bildliche Darstellungen)
schliefsen sich ganz die archaischen Darstel-
lungen, eine Statue und zwei Relieffiguren von
Kyme an, sowie die in Marseille gefundenen, die
ohne Zweifel aus Phokaia stammen, s.S.Eeinach,
Bull, de corr. hell. 13 p. 543 f.; Furttvängler,
Bcrl. pMol. WocJmischr. 1888 nr. 48.^ Die
meisten uns erhaltenen Darstellungen der Kybele
gehen jedoch nicht über das Ende des
5. Jahrh. zurück; weitaus die Mehr-
zahl stammt aus hellenistischer oder
römischer Zeit, in welcher auch die
Städte des inneren Kleinasiens von grie-
chischer Kultur durchdrungen waren.
So zeigen sie den Typus der griechi-
schen Kunst, aber einen Typus, der
unter asiatischen Einflüssen an
Westküste Kleinasiens entstanden
sein scheint und somit der phrygi-
schenundgriechischenGöttermut-
ter gemeinsam ist. Auch Reliefbil-
der, die mit ,, Agdistis" bezeichnet
sind oder aus Bithynien stammen,
sowie Münzen aus dem inneren
Phrygien (s. sogleich nachher)
zeigen durchaus denselben Typus.
Gewöhnlich sitzt die Göttin, eine
anmutige Frauengestalt (tiaXt]
Anacreont. 11. Diod. 3, 58) mit
vollen, kräftigen Formen und
freundlich mildem Ausdruck, auf
einem Thronsessel, mit Unter-
imd Obergewand bekleidet, auf
dem Haupt einen Kopfaufsatz
(Modius oder Mauei-
krone), von dem mei^t
ein Schleier oder dei
heraufgezogene Man-
tel über das Hinter-
haupt hin abfällt, wäb
rend nach vorn zwei
Locken vom welligen
Haar herabfallen; dei
linke Arm ruht auf
einem Tympanon, in
der R. hält sie eine
Schale, oder die Hand
ruht auf der Armlehne
des Thronsessels;
ihren Füfsen in der
Regel die Löwen. So
auf unzähligen Denk-
mälern, vgl. besonders
das Votivrelief aus
Bithynien mit der
Inschrift (irjXQl
KvßsXj] vom Jahr
119 vor Chr. bei
Conze, Leshos, Taf.
19; ein ähnliches
Müller- Wieseler
2, 810; die anmutige Statue Mus. Pio-Clem.
1, 40 (s. d. Abbildung); Clarac pl. 396,
664 B. C; Münzen bei Zoega, Bass. 1 p. 95.
Seltener erscheint Kybele stehend, auf Münzen
von Magnesia a. S. {Müller -Wies. 2, 806;
Pellerin, Bec. 2, 62, 29), Laodicea, Phokäa u. a.
(Zoega a. a. 0.), von Dokimion {Jahrb. d. urch.
Inst. 3, Taf. 9 nr. 28; vgl. die Statue Clarac
1) Kybelestatue des Mus. Pio-Clement. (nach Mus. Pio-Clem. I Taf. 40)
Kybele (bildliche Darstellungen) 1646
pl. 395, 661), das Relief in Venedig (s. mit. Attis).
In der Behandlung des Löwen zeigt sich vor-
nehmlich der Einflufs Asiens. Wie die grofse
asiatische Naturgöttin mit Löwen auf dem
Schofs dargestellt wurde (s. unten nr. 4), so
auch Kybele, Curtius, Ahh. d. Berl. Akad. 1879
Taf. 3, 1; vgl. Friederichs, Berl. ant. Bildw. 2
nr. 2005 b. Müller- Wies. 2, 814. Conze,
Leshos p. 10. Diese Darstellungsweise
drang mit dem Kultus der phrygischen
Göttermutter schon im 4. oder 3. Jahrh.
auch in den Peiraieus ein (vgl. dasVotiv-
relief bei Conze, Arch. Ztg. 38 Taf. 2, 3)
und von da wohl auch in Attika, ebenda
Taf. 2, 4. Ein asiatisches Motiv ist es
ferner (s. Furttvängler, Sammlung Sa-
houroff zviTai. 137; vgl. Astarte
Bd. 1 Sp. 653), wenn sie die
Füfse dem Löwen auf den Rücken
setzt {Conze ebend. Taf. 3, 2).
Öfter halten die Löwen
ruhig neben der Gebieterin
sitzend Wache, wie auf der
römischen Münze , Miliin,
G. M. 4, 13 (a. Abbil-
dung 2), auf welcher
Attis mit griechischem
Gewand und phrygi-
scher Mütze hinter der
Göttin steht. Eine
höchst lebenswahre und
anmutige, den sonstigen
steifen Typus abstrei-
fende Darstellung der
in ihrem Tempel thro-
nenden Göttin mit dem
Löwen, den sie lieb-
kost, zeigt das Thon-
relief bei Furtivängler,
Samml. Sahouroff', Taf.
137 (s. Abbildung 3, Sp.
1650) aus der Gegend
von Smyrna oder My-
rina (2. Jahrh. vor Chr.).
In der geistvollen Ver-
einigung der dem Dienst
der grofsen Göttin hul-
digenden Wesen, des
flötenspielenden Mar-
syas, des weineinschen-
kenden Begleiters (von
Furtivängler für Attis,
von Conze für Kad-
milos gehalten (s. unt.
Gr. Göttermutter
nr. 3), der in or-
giastischem Tanze
begrifi'enen Jung-
frauen und der
stiertötenden Lö-
wen, darf man wohl die starken Impulse erkennen,
welche die kleinasiatische Kunst von dem orgia-
stischen Kulte der Phryger empfing, und dies
unterscheidet diese aufgeregte Darstellung
wesentlich von der klassischen Ruhe der griechi-
schen Göttermutter. [Vgl. auch die Marmorplatte
der Bibl. nat. in Paris bei Daremherg Sagllo, Biet.
Fig. 2021; abgebildet oben in dem Artikel
1647 Kybele (bildliche Darstellungen)
Kureten-Korybanten.] Und doch wird unsere
Darstellung an wilder Grofsartigkeit weit
übertroffen durch das im Innern Phrygiens
gefundene 8' hohe Bild der Kybele zwischen
zwei aufrechtätehenden Löwen, die ihre Vorder-
tatzen der Göttin auf die Schulter legen, Ar eh.
Ztg. 42, 71. Bull, de corr. hell. 13 p. 556. Asia-
tisch ist ferner der in der Poesie vielgefeierte
Löwenwagen; derselbe ist auf ßeliefdarstel-
lungen {Zoega, JBass. 1 Taf. 13 anten abgeb.) lo
und Münzen zu sehen, vgl. Miliin, G. M. 4, 9.
Havercamp, Alex. num. 7, 18 (s. Abb. 4: Contor-
niatmünze, Sp. 1651), 11, 29, auf welchen vier
hochaufspringende Löwen ihren Wagen ziehen.
Die pergamenische Kunst endlich hat, wiederum
nach asiatischem Vorbild (s. oben Astarte
Sp. 563), in der Gigantomachie von Pergamon
imd von Priene (vgl. Jahrb. d. Inst. 1, 63) die
Gebieterin der Tiere des Waldes gebildet, wie
sie auf dem Löwen sitzend dahersprengt (in 20
der Malerei Nikomachos, Plin. N. H. 35, 109);
darnach auch in Griechenland, Mitteil. d. Inst.
i7i Ath. 2, S29 nv. il ;
in der römischen
Kunst, Clarac
pl. 396, 664 A; auf
Münzen und Gem-
men, Zoega a. a. 0.
p. 49. 53; Müller-
Wies. 2, 808. — Die 30
Mauerkrone bei
Kybele ist auch auf
Münzen des inneren
Phrygiens nach-
weisbar (Pellerin,
Bec. 2,42,4. 45, 51.
46, 48) und für Ly-
dien bezeugt {Luc.
dea Sgr. 15). Sie scheint aus dem hohen
Kopfaufsatz (Polos oder Modius) hervorge- 10
gangen zu sein, der den Göttinnen der
Fruchtbarkeit, wie der ephesischen Artemis,
der kyprischen Aphrodite zukommt. Da der
Polos zum hochzeitlichen Schmuck der sa-
mischen Hera gehörte {Schreiber, Ar eh. Ztg.
41,294), und dieTurmkrone als Schmuck der
Braiat am Hochzeittage {nvQyocpÖQog v.ciQ-äTiBQ
tj Kv^slri, Synes. epist. 3) erwähnt wird, so
dürfte die Bedeutung des Polos eine matronale
sein. Auch die sonstigen Attribute bezeichnen 50
die Göttin der Fruchtbarkeit: Ähren und Mohn,
Müller -Wies. 2, 807 (wo noch andere, auch
phrygische Denkmäler angeführt sind), Jahrb.
d. Archäol. Inst. 3, Taf. 9 nr. 28 ; Friederichs,
Berl. ant. Bildw. 2 nr. 2005b; Blumen und
Früchte: Clarac pl. 396 A, 664 D. E; ein Zweig
(auf Münzen römischen Gepräges vorherr-
schend): Miliin, G. M. 4, 13. Zoega a. a. 0.
1. 13; Füllhorn: DütscMe, Bildw. Oberital . 5,59i.
Clarac pl. 396 B, 664 G. Der ihr zu Ehren mit co
den Geräten ihres Dienstes oder mit kleinen
Tieren geschmückte Baum {Miliin und Zoega
a. a. 0. Arch. Ztg. 1863 Taf. 176. 177) hat
denselben Sinn wie der Mai- und Lebensbaum
europäischer Gebräuche (s. Attis Bd. 1 Sp. 721).
Ein zusammenfassendes Bild der Tier- und
Püanzenleben beherrschenden Allmutter giebt
eine zwischen Früchten und Blumenorna-
2) Kybele mit Attis, Müuze
d. ä. Eaustina (nach ilUlin,
üal. Myth. i, 13).
Kybele (Bedeutung ihrer Mythen) 1648
menten auf einem Löwen reitende Kybele,
Arch. Ztg. 38 S. 10.
3) Bedeutung der Mythen. Die Mythen
der Kybele sind in dem von Pausanias und
Arnobius überlieferten pessinuntischen Attis-
mythus enthalten, in welchem Kybele unter
dem Namen Agdistis auftritt (s. Agdistis Bd. 1
Sp. 100 f.). Zu den (ebendas.) angeführten Be-
weisen ihrer Identität kommt das mit der la-
schrift MrjtQL 98cäv 'Ayyiatei- etc. (C. I.Gr. 6837)
versehene Votivrelief, auf welchem diese Göttin
durchaus in dem bekannten Kybeletypus dar-
gestellt ist, abgeb. bei Pococke, Beschr. des
Morgenlandes 3, Taf. 98 (deutsche Ausg.). Die
einzelnen Züge jenes Mythus erklären sich
folgendermafsen. Die Entstehung der Agdistis
aus der Erde oder dem Felsen bedeutet die
Erdmutter. Um alles Leben in der Natur aus
eigener Kraftfülle hervorbringen zu können,
vereinigt sie die Zeugungskraft beider Ge-
schlechter, die sich jedoch alsbald wieder
differenzieren : Agdistis wird weiblich durch
Beraubung der männlichen Geschlechtsteile;
dagegen erwächst aus diesen der Granatbaum,
von dessen Frucht die Sangariostochter den
Attis gebar. So veranschaulicht der Mythus,
wie aus der Einheit der Lebenskraft als
Mutter (Kybele) das vegetative Leben als
Sohn (Attis) hervorgeht. Die Entstehung des
Granatbaumes aus den Geschlechtsteilen be-
deutet den Übergang vom animalischen zum
Pflanzenleben; der Eingang der Frucht in die
Sangariostochter ermöglicht wiederum die Ge-
burt des die V^egetation darstellenden schönen
Jünglings. Die Sangariostochter Nana ist nur
eine andere Form für Kybele, denn auch Nana
(s. d.) ist die kleinasiatische Naturgöttin {Com-
paretti, Annal. d. Inst. 34, 38). Aber da Attis
ohne Zeugung geboren ist, so ist die Mutter keine
wirkliche Mutter, die (iritriQ &säv ist zugleich
eine Ttagd'Evog d^^taQ {lulian. or. 5 p. 166).
Kybele ist Mutter und Jungfrau zugleich und
hat deshalb einen nuQQ-svwv (in d. Inschrift
3Iitteil. d. Inst, in Athen 7, 158). So geschieht
es, dafs das Verhältnis von Mutter und Sohn
in ein anderes übergeht: Kybele liebt den
schönen Jüngling, d. h. die Mütter .Erde liebt
den aus ihrem Schofs entsprungenen Blüten-
fior. Deshalb geben die späteren Schriftsteller
als Inhalt der Kybelemysterien das Liebes-
verhältnis des Zeus (= Attis-Papas, s. Attis Bd. 1
Sp. 723) zu seiner Mutter Demeter (= Rhea,
s. d.) an {Clemens Alex. Protr. 2. Hippol. ref.
haeres. 5, 9; vgl. Schneidewin , Pliilol. 3, 247.
lulian. a. a. 0. ri •neu zBnoioa yial awoinovoa
TM (isyälo) dii). Daher auch die Einmischung
lupiters bei Arnobius. Aber die anfangs un-
begrenzte Zeugungskraft erfährt eine plötz-
liche Hemmung im Absterben der Vegetation,
wofür der Mythus wiederum das dem anima-
lischen Leben entnommene Bild setzt: Attis
entmannt sich. Um dies zu motivieren, wird
das Schicksal des schönen Jünglings mit der
sagenhaften Landesgeschichte Phrygiens ver-
flochten: Attis soll die Tochter des Königs
von Pessinus heiraten, aber aus Eifersucht
versetzt ihn Agdistis in Wahnsinn (ein dem
Kultus entnommener Zug), in welchem er sieb
1649 Kybele (Bedeutnng ihrer Mythen)
entmannt und stirbt. Nun folgt die auch im
Kultus (s. AttisBd. 1 Sp.721) dargestellte Trauer
der Göttermutter um den Verstorbenen; es ist
die im Winter trauernde Erde. Aber Attis ist
nicht gestorben, er lebt fort in der immer-
grünen Fichte — so hat man die Verwandlung in
dieselbe bei Ocid Md. 10, 103 (vgl. Baudissin
Kybele (Bedeutung ihrer Mythen) 1650
zu ihrem Anfang zurück. Diese eigentümliche
Bildersprache erklärt sich in ihrer Form aus
dem phantastisch-sinnlichen Wesen derPhryger
(vgl. Milchhüfer , Auf. der Kunst S. 28), in
ihrem Inhalt aus der Lebeussphäre dieses
Volkes, dessen Gedanken ganz auf die Frucht-
barkeit der Felder und die Züchtung der
3) Kybele mit den ihr dienenden Wesen, Eelief von Smyina (nach Furtwängler, Samml. Sabouroß' Tai. 137); vgl. Si). 1646.
a. a. 0. 2, 204 f.) zu verstehen, was zu Attis Bd. 1
Sp. 722 nachzutragen ist — und jedes Frühjahr
kehrt er zurück. Damit, dafs der entmannte
Attis wieder weibliche Körperbildung annimmt
(Sp.727), kehrt diese von einer üppig wuchern-
den Phantasie erdichtete Metamorphose , in
welcher sich die der animalischen und vege-
tativen LebenserzeuguDg entnommenen An-
schauungen fortwährend durchkreuzen, wieder
60 Herden .(vgl. den Hirten Attis) gerichtet
waren. Über den theogonischen Zweck und
den märchenhaften Charakter dieser Erzäh-
lung, sowie ihren Zusammenhang mit phöni-
kischen Sagen vgl. Gruppe, Die griech. Kulte
und Mythen 1, 510. — Hieraus ergiebt sich
auch für Kybele der (wiewohl nicht fest-
gehaltene) androgyne Charakter, der auch
der kyprischen Aphrodite und den verschie-
I
1651 Kybele (und d. semit. Natiirgöttin) Kybele (Ausdehnung des asiat. Kultus) 1652
denen Formen der kleinasiatischen Naturgöttin
beigelegt wurde, vgl. Streber, Abh. der Bayr.
Akad. 1, 182 f. Ebendieselben von den Griechen
meist Artemis oder Aphrodite genannten Göt-
tinnen verbinden den mütterlichen und jung-
fräulichen Charakter und mit letzterem zu-
gleich die Eigenschaft einer Kriegsgöttin. So
galt auch die Göttin von Pessinus als sieg-
verleihend, und die römischen Feldherren
reisten dorthin, um ihr Gelübde darzubringen
{Cic. liar. resp. 13. Liv. 38, 18. Flut. Mar.
17. 31. Valcr. Max. 1,1,1. Orpli. hymn. 14,8
und das Relief in Sorrent, Ärch. Ztg. 1867, 112*).
Auf dem Altarbau von Pcrgamon sprengt sie
bewaffnet in den Kampf.
4) Beziehung zur semitischen Natur-
göttin. Haben wir in dem androgynen
Charakter, in der Verbindung von Sinnlich-
keit und Grausamkeit, im Höhenkultus und
in manchem Einzelnen Züge der semitischen
Religionen zu erkennen (vgl. auch Baudissin,
Stud. z. semit. Rcl. 2, 203), so fehlt es auch nicht
iin direkten Zeugnissen für die Anlehnung des
Kultus der
phrygischen
Göttermut-
ter an die
Hauptgöttin
der Semiten.
In Babylon
sah man das
Bild einer
thronenden
Göttin mit
zwei Löwen
auf den
Knieen,
welche den
Griechen als
Rhea er-
schien [Dioä.
2, 9. Cedren.
ed. pr. p. 12). Eine Göttin von einer der Götter-
mutter genau entsprechenden Bildung sahÄrrian
(Pcripl. p. 9) am Phasis. In Berytus in Phönizien
erzählte man von einer Göttermutter Astronoe
ein Liebesverhältnis, das dem zu Attis ganz
analog war {Damaac. Vit. Isid. 242, 573, Fhot.
ed. Bekker; vgl. Gruppe, Kulte und Mythen
1, 379). Zu Hierapolis in Syrien wurde eine
Löwengöttin mit Tympanon und Turmkrone
verelirt, in deren Kultus die Hauptmerkmale
des Kybeledienstes wiederkehren: die Galloi,
die wilden Tiere, die orgiastischen Instrumente
und Fackeln, die Selbstentmannung und die
mit Tieren behangemn Bäume {[Luc] dea Syr.
15. 22. 27. 41. 43. 49. 50. 51); auch sie war
eine aus dem feuchten Elemente Leben er-
zeugende Göttin (P/wf. Grass. 17. Baudissin a. a.
0. 180). Sie wird als die „Syrische Göttin"
bezeichnet und vornehmlich Atargatis ge-
nannt (Baudissin a. a. 0. 165; s. Astarte Bd. 1
Sp. 654), Kybele aber wird ihr gleichgesetzt
{Cornut. 6. Äpulei. Met. 8, 24. 25. Luc. Asin. 35.
Zoega a. a. 0. p. 86 A. 16) und gleicht ihr auch
auf Münzen (vgh Zocga p. 91 A. 43. p. 96 A. 71).
Im Peiraieus scheint der Kultus der 'A<pQOÖLzr]
ZvqCcc mit dem der Göttermutter verschmolzen
4) Kybele mit Attis auf dem Löwen-
wageu, Contorniatmünze (nacli llaver-
camp, Alex, nitin. Taf. 7, 18).
gewesen zu sein (Comparetti a. a. 0. nr. 11.
Foucart, Assoc. relig. 98 f.). Andererseits wird
Kybele mit der ebenfalls in diesen Kreis gehörigen
kappadokischen Göttin Mä (s. d.) oder Ammas,
die in den beiden Komana, wie sie selbst,
einen Priesterstaat hatte und kriegerischer
Natur war, identificiert (Stepli. B. MdaravQcc.
Hesycli. 'J^fidg), was bestätigt wird durch die
Inschrift M/jrpi &smv Mä auf einem Votiv-
10 relief , dessen Bildnis durchaus die übliche Dar-
stellung der Göttermutter wiedergiebt, Mordt-
mnnn u. DetJiier, Epigraphik von Byzantion
Taf. 6, 8. Über diesen Zusammenhang einer
Verehrung der grofsen Naturgöttin, die sich
von Babylon über Vorderasien bis nach Pes-
sinus und Sardes erstreckte, vgl. auch Curtius,
Monaisb. d. Berl Akad. 1869, 465. S. Beinach,
Bullet, de corr. Jiell. J8SQ p. 555 f. Besonders,
auffallend ist die Übereinstimmung in den
20 Mythen des Attis und Adonis, welche nach
Baudissin a. a. 0. 207 „wenigstens auf eine
Vermengung der beiden Mythenkreise, weun
nicht auf einen ursprünglichen Zusammenhang
hinweist". Der Kybelekultus ist, nach seinen
Hauptstätten zu schliefsen , aus einer Ver-
schmelzung phrygischer und lydischer Reli-
gionsanschauungen hervorgegangen, die sich
auch sonst kulturgeschichtlich folgenreich er-
weist (vgl. Curtius, Arch. Ztg. 1853, 148. BapjJ,
30 Beziclmngcn des JDionysoskultus zu Thrakien
u. Kleinasicn S. 23. 37). Da nun die Phryger
mit Armeniern und Griechen nahe verwandt
und die Haujjtvertreter der arischen Bevölke-
rung in Kleinasien [Kiepert, Lehrb. d. alten
Geogr. S. 73. SO. Fick, Spracheinheit der Indo-
germanen 408), die Lyder dagegen wahrschein-
lich semitischen Ursprungs und jedeuialla
durch Geschichte, Sprache und Sitte mit dem
assyrischen Reich eng verknüpft waren {Kiepert
40 a. a. 0. 90. 112. Curtius, Gr. Gesch. 1, 63),
so erscheinen die Lyder als die Vermittler
jenes Zusammenhangs des Kybelekultus mit
dem Dienst der semitischen Naturgöttin. __
5) Ausdehnung des Kultus. Zur Über-
sicht über die Hauptstätten des Kybelekultus
sollen hier die wichtigsten Belege, nament-
lich solche, die im Bisherigen noch nicht ge-
nannt worden sind, zusammengestellt werden.
Übereinstimmend wird Phrygien als das
50 Heimatland dieses Kultus seit den ältesten
Zeiten, die Göttin als ^Qvyi'a &£6g bezeichnet
{Apollon. Arg. 1, 1139. Schal, z. 1, 985 cu/la-
■jraaa 7] i^Qvyia uqcc rfj &scp. Strab. 469. Catull
63, 20.) Noch zu Augustus' Zeit wurden die
Feste der Göttin in ganz Phrygien gefeiert
{Bion. Hai. A. B. 1, 61). Der religiöse Mittel-
punkt des Landes war die alte Priesterstadt
Pessinus, woher sie ^neacivovvzig genannt
wurde {Strab. 469). Über die grofsartigen
00 Tempelbauten daselbst vgl. Diod. 3, 59.
Strab. 567. Auch nach der Eroberung durch
die Gallier und der Entführung des Kult-
bildes durch die Römer blühte daselbst noch
ihr Kultus {Flut. Mar. 17), sogar noch zu
Julians Zeiten {Lul. ep. 21. Ammian. 22, 9, 5).
Die ganze Umgebung von Pessinus war der
Schauplatz ihres Kultus und ihrer Mythen,
der Sangarios {rj nugu Eayyafiim Mijttjq,
1G53 Kybele (Ansdehmmg d. asiat. Kultus) Kybele (Ausdehnung d. asiat. Kultus) 1654
Anth. P. 6, 234) und der Pessinus durch-
strömende Gallos, der Zeuge ihrer Liebe zu
Attis (s. d.), an dem schon vor alters die
Phryger ihre Feste feierten {Firm. Mat. de
err,.'6. Herodian 1, 11); sodann die Berge
Agdos und Dindymon. Von diesem hatte
(nach Strab. 567) die Göttin den Beinamen
JivSvfii^v)], richtiger wohl (nach Hcrodot 1, 80)
von dem groi'sen Dindymongebirge, an dem
der Hermos entsprang, einer ihrer berühmte-
sten Kultstätten {Anth. P. 6,51. Luc. Tragod. 30.
Verg. Aen. 9, 618. Ovid F. 4, 249). Von ihrer
Verehrung bei dem phrygischen, später ver-
schwundenen Stamm der Berekynter {Strab.
469), hiefssieBerecyntia (s.d.). Beweise der Ver-
breitung ihres Kultus in den Städten Phry-
giens sind: für Hierapolis Strab. 630; Eumenia
und Ikonion C. I. Gr. 3886 add. 3393 ; Aizanoi,
Kibyra, Kotiaion, Sala: PeUexin, Bcc. de med.
2, 42, 4. 45, 47. 51. 46, 68; Synnada und
Dokimion: Jahrb. d. archäol. Iii^t. 3 S. 295.
Unter den Vorländern Phrygiens war Ky z i k o s
ein glänzender Sitz des Kybeledienstes. Es
vereinigte drei Kulte, den angeblich von den
Argonauten gegründeten der Jivdvfii'cc (auch
hier war ein Dindymon): Apollon. Arg. 1, 1092
— 1146 c. schoJ. vgl. Herod. 4, 76. Strab. 575.
Cedren. p. 98; den der TlXa-niccv^ aus der Nach-
barstadt Plakia: C. I. Gr. 3657. Lolling, Glit-
ten, d. Inst, in Athen 7, 151 f.; den der AoßgLvr]:
Nicandr. ALS. Scliol. z. d. St. ; vgl. Marquardt,
Gijzicus 95— 103. Zudem entführten die Kyzi-
kener noch von Prokonnesos ein altertüm-
liches Bild der Dindymene {Paus. 8, 46, 4).
Der einüufsreichste, bis an das Agäische Meer
vorgeschobene Posten ihrer Verehrung war
der Kult der M/jtriQ 'iSaia (zuerst bei Eurip.
Gr. 1453), der trotz mancher Eigentümlich-
keiten doch mit dem der phrygischen Götter-
mutter durchaus identisch war, vgl. Apollon.
1, 1125 f. Strab. 466. 469. Aufserdem wurde sie
noch in Troas als Trigsir] verehrt (*S'fra&. 589), in
Mysien als ^rjzrjQ &£äv 'AvSnQrjvr'i (Strab. 614.
C. I. Gr. 6836. Steph. B. "Avösigu), AanoQÖrjvr]
{Strab. 619) und n^gyccfirivi] {0. I. Gr. 6835.
Dütschlce, liil'hv. Oberital. 5, 806); ihr Heilig-
tum zu Pergamon hiefs Megalesion {Varro
l. l. 6, 15). Das zweite Hauptland des Kybele-
kultus war Lydien, auch hier war die Attis-
sage zu Hause (s. Attis Bd. iSp. 717f.), und zur Be-
zeichnung des gemeinsamen Anteils der beiden
Länder scheint die phrygische Sage (bei Biodor
3, 58) der Kybele zum Vater den M/jodv
(Maionia = Lydien), König von Phrygien und
Lydien, zur Mutter Dindymene zu geben.
Ihr altberühmtes Heiligtum zu Sardes {Herod.
5, 102. Soph. Phil. 392. Plut. Theni. 31;^ vgl.
Curtius, Beitr. zur Gesch. u. Topogr. Klein-
asiens, Ahh. Berl. AJcad. 1872 S. 85 Taf. 6) war
kulturgeschichtlich von gröl'ster Bedeutung
(vgl. Curtius, Monatsb. d. Berl. AJcad. 1809, 477).
Auch hier waren die Berge Hauptstätten des
orgiastischen Kultes, der Tmolos {Anth.P. 6,
234. Luc. Tragod. 30), an dessen Fufs die Göttin
als 'laoögöiirj verehrt wurde {Strab. 440), und
der Sipylos {Aristid. Sinyrn. pol. p. 229), an
dessen Nordabhang sie (als ZtnvXr'ivrj, vgl.
Strab. 469) in einem in den Felsen gemeifsel-
ten Bild {Paus. 3, 22, 4; s. Humann, Mitt.
d. arch. Inst, in Athen 13 Taf. 1, 2), sowie
in einem nahe dabei gelegenen Heiligtum
{Paus. 5, 13, 7; 3. den Ausgrabungsbericht
3Iitt. d. arch. Inst, in Athen 12, 253. 271 f.;
vgl. auch Bevue archeol. 1890 S. 390 f.) unter dem
Namen fJ-rizrig nkaotr'ivr} verehrt war. Als Sipy-
lene hatte sie im nahen Magnesia ein Metroon
(C. /. Gr. 3137. Liebe, Gotha mm. p. 186),
10 ebenso in Smyrna {Plin. n. h. 14, 4, 54, vgl.
C. I. Gr. 3137. 3193). Auf Grabinschriften von
Smyrna {ib. 3260. 3286. 3385 f.) werden die
Gräber unter den Schutz der Göttin gestellt
mittelst einer im Übertretungsfall an sie zu
bezahlenden Strafe. Sodann die anderen Städte
loniens, Klazomenai, Erythrai, Phokaia, wie die
äolischen Kyme und Myrina; vgl. die Münzen
bei Zoe'ga, Bass. 1 p. 93 A. 60. Dittenberger,
Sylt. I. Gr. nr. 370. Furtwängler, Berl. philol.
20 Wochenschr. 1888 nr. 48. S. Beinach, Nccropole
de Myrina p. 26. In weiterem Kreis verbreitete
sich der Kybelekultus von Phrygien und Lydien
aus nach Lykaonien, wo sie in Laodicea Kata-
kekaumene als firirrig Zi^i^irjvt] (= JLvöi^irivr'i)
verehrt war {Mitt. des arch. Inst, in Athen
13 S.237); Pisidien {Bull, de corr. hell. 3 S. 339
nr. 13); Lykien {Gerhard, Ges. Abh. Taf. 60
nr. 8); Karlen {Plut. Them. 30. Strab. 647);
sodann nach ßithynien {Ganze, Lesbos Taf. 29.
30 C. I. Gr. 3727. Liebe, Goth. num. p. 237);
[Kappadokien, s. Ed. Meyer, Gesch. d. Alt.
1 § 249 und 253. Perrot et Chipiez, Hist. de
l'art 4, 650 f. 721. 5, 32 ff. 151 u. öfter E.]
Pantikapaion (C. /. Gr. 2107 b add.; vgl.
Hesych. Kifii.Lsglg ^sd), Byzanz (s. oben).
Sodann auf die Inseln: Die Mysterien von
Samothrake werden von Diod. 3, 48 f. Strab.
Exe. 7, 50. Luc. d. Syr. 15. Schol. Ar ist.
p. 106 auf Kybele bezogen; die Neueren nehmen
40 wenigstens phrygische Einflüsse an {Lobeck,
Agl. 1223 f.) und halten die Hauptgöttin von
Samothrake für nahe verwandt oder identisch
mit der phrygischen Göttermutter (so Ganze,
Mouatsber. Berl. Akad. 1878 S. 867. Usener,
Bh. Mus. 1868 S. 321 f. 363), wie dieselbe auch
auf samothrakischen Münzen ganz in Kybele-
gestalt dargestellt wurde, s. Conze , Archäol.
Untersuchungen auf Samothrcdce S. 11 Anm. 1
nr. 1—8; ders. Neue Unters. S. 108. 114; vgl.
50 dagegen Furtwängler , Samml. Sabouroff zu
Taf. 137. Ferner Imljros {Conze, Tlirakische
Inseln Taf. 15, 8) und Lesbos {Conze, Lesb.
S. 10). Das Votivrelief von Faros bei Müller-
Wies. 2, 814 scheint, wenn der Jüngling neben
Kybele für Attis zu nehmen ist {Furticänglcr
a. a. 0.), durch die Mischung der asiatischen
und griechischen (s. unten II, 2) Begleitung
der Göttin auch in Beziehung auf den Kybele-
kult eine Mittelstellung der Inseln zwischen
00 Asien und Griechenland zu erweisen. Un-
zweifelhaft asiatisch aber, weil mit dem Attis-
kult verbunden, war der Kultus der Jivdvfi^vr]
M^TTjg in den achäischen Städten Dyme und
Patrai {Paus. 7, 17, 9. 20, 3). Ebenso beweisen
die im Peiraieus gefundenen Inschriften (K.
Fr. Hermann, Philol. 10,293. Comparetii,Annal.
d. Inst. 34, 23 nebst Kaibel, Epigr. nr. 44;
vgl. auch die Statuetten Athenacum 1889 nr. 3203
1655 Kybele (Kultus) Kybele (Kultus) 1656
S. 353), dafs hier seit Ausgang des 4. Jahrh. ein teil. d. Inst, in Athen 7, 151, beide Inschriften
Privatkultus von Orgeonen bestand, bei welchem aus dem 1. Jahrh. vor Chr. nach Mordtmann,
Kybele unter Beobachtung der phrygischen ikZtVi. ebend. 257). Aufserdem wird von Kyzikos
Festgebräuche verehrt wurde, vgl. C. Curtius, ein prächtiges Fest der Göttermutter mit
Bas Metroon in Athen 1868 S. 9/. Foucart, Opfer und Nachtfeier schon vom 6. Jahrh. be-
Associations rclig. p. 86 f. 97 f. Über Athen richtet (Herod. 4, 76), wobei man Tympana
und Theben s. unten die griech. Göttermutter. in der Hand hielt und sich Bilder (des Attis?)
Der attische Taurobolienaltar mit Kybele und umhängte. Eine Priesterin der Kybele unter
Attis {Arch. Ztg. 1863 Taf. 176) gehört zu den Flötenspiel opfernd auf einem Relief bei Cow^e,
Kultformen, welche sich von Rom aus über lo Leshos Taf. 19. Ferner werden Priesterinnen
das römische Reich verbreiteten, s. unten erwähnt von Smyrna (C J. 6rJ-. 3193), Magnesia
Römischer Kultus. in Karlen (Flut. Them. 30. Strab. 647), im
G) Kultus. Das jährliche Hauptfest der Peiraieus (Comparetti a. a. 0, nr. 8. 9. C. I.
Kybele, welches den Mythos von der Trauer Att. 2, 624). Ein anderes Personal diente der
der Göttin um den verschwundenen Attis und Form der Verehrung, in welcher sich am
ihrer Freude über den wiedererschienenen zur meisten die wunderbare Macht der Göttin
Anschauung bringend unter Äufserungen des über die Gemüter zeigte, dem Orgiasmus.
^ö
tiefsten Schmerzes und dann unter wildem Derselbe ging hervor aus dem Streben, sich
Jubel von ihren Priestern und Verehrern be- mit dem Wesen der Gottheit zu erfüllen und
sonders zu Pessinus begangen wurde, und die 20 sich ganz in ihren Dienst zu stellen. Als die
dabei üblichen Kultgebräuche sind Bd. 1 unter Mutter alles Lebens und allmächtige Beherr-
Attis nr. 3 dargestellt. Da in dem lärmenden scherin der Natur ergreift sie mit unwider-
Treiben der mythischen Kultträger, der Korybau- stehlicher Gewalt auch den Geist des Menschen,
ten (s. d.), welche die durch die Wälder ziehende und dieses Erfülltsein von der Gottheit {sv-
und deu Attis rufeude Göttin begleiten (Luc. &ovcia6(i6g) und Aufsersichsein (?itcracis),
dial. de. 12; vgl. auch das Votivrelief, Mitteil. dieser Zustand des %txrsx6ii£vog rfj MrjXQi,
des arch. Inst, in Athen 1891 S. 192), nur ^foqpoprjrog und Kno^onog, der geradezu als
das Thun der festfeiernden Menschen sich nKVi'cc und Ivaaa (Anth. P. 6, 51) bezeichnet
widerspiegelt, so haben die vielerwähuten wird, erscheint als der höhere, wahrhaft be-
Rufe der Kybelediener bei dem Frühlings- 30 seligende. Unter wahnsinnigem Lauf und
fest ebenfalls den Zweck, den verschwun- rasenden Tänzen, in grausamer Qual und
denen oder schlafenden Gott, d. h. das schlum- wildem, von rauschender Musik begleitetem
mernde Leben der Vegetation, den Genius des Jauchzen den Schmerz und die Freude der
Wachstums zu wecken, wie bei der Erweckung Göttin zu teilen und ihre Wiedervereinigung
des Dionysoskindes und beim deutschen Früh- mit dem Geraubten, dem' Blütenschmuck, zu
liugswecken. Eine Erinnerung daran ist der bewirken ist die Pflicht und Wonne ihrer
lärmende Umzug mit dem Bild der Göttin, Verehrer. Hierzu dienten insbesondere zahl-
dem man noch spät eine Einwirkung auf die reiche Scharen von Kultusdieneru und
Fruchtbarkeit der Felder zuschrieb, vgl. (rrer/or. Tempeldienerinnen. Beide sind für Phry-
Tur. in glor. confess. 77. Den Abschlufs jener 40 gien, die männlichen auch für Pessinus, unter
phrygischen Feier bildete wohl, wie in Rom, dem Namen &KXaiJbrjTt6loL bezeugt (Anth. P.
das"Bad der Göttermutter, das als phrygischer 6, 173. 220; 3. Jahrh. vor Chr.). Sie bedienten
Brauch von Arrian {Tact. 33, 4) bezeugt ist die Göttin in ihren unterirdischen Felsen-
und wahrscheinlich zu den orgiastischen Feier- gemächern, den &ccl(x^ai, wie der mythische
lichkeiten am Gallosflufs bei Pessinus (Hero- Erfinder der Flöte, Hyagnis, als 'idairjg a^cpC-
dian 1, 11) gehört. Über seine Bedeutung s. nolog d'aXäixiqg Anth. P. 9, 340. In dem ersten
unten Rom. Kultus. Aufserdem sind keine der genannten Epigramme weiht eine phry-
Kulthandlungen mit bestimmter Festzeit über- gische Tempeldienerin ihre Haare, die sie oft
liefert. Ein in Lydien übliches Stieropfer er- in rasendem Tanz unter dumpftönenden Rufen
wähnt Steph. s. v.MccatavgK. Zahlreicher sind 50 geschüttelt, der Berggöttin.^ Eine andere Be-
die Nachrichten über die Priestertümer der Zeichnung ist Janopos (der isQsia imtergeordnet
Kybele. Auf den Oberpriester zu Pessinus C. I. .4.2,624) bei Nicandr. J.Z. 217 verbunden
ist zu beziehen Pohjb. 22, 20. Plut. Mar. 17, mit ßcofitarpfa, auch hier unter Erwähnung
vielleicht auch Arnob. 5, 7 und der Name des den Wanderer schreckenden vXayfiog
Archigallus bei Serv. ad Aen. 9, 116. Ein 'iSaLtjg von einer Tänzerin, die sich unter dem
Priester der Agdistis C. I. Gr. 3886. Viel Klang der Krotala und der Flöte unermüdlich
häufiger werden Priesterinnen erwähnt. dem Dienst der Göttin ergab (A. P. 7, 223).
Die lulian. ep. 21 genannte Hauptpriesterin zu Schon der Tragiker Diogenes aus dem 5. Jahrh.
Pessinus ist sicher auch für frühere Zeiten schildert dieselben folgendermafsen: ■kki rot
anzunehmen. In Kyzikos bestanden für den 130 yilvco ^tv 'AaiäSog (iiTQricpÖQOvg \ Kvß^lccg yv-
Dienst der Mrjtrjg nia%iavri aufser einer Ober- vat-nug, naiSag oXßiav ^gvywv \ tvna.voi6iv.al
priesterin drei Kollegien von Priesterinnen, ßo^ßoLai. val x^Xyio-ntvitav | pöfißots ßQ^tovcccg
die ,.mit der Ausschmückung ihres Heiligtums avti%SQai v.vfißo.Xcav \ ipocpsiv &8(äv v^vadov
beauftragten", sodann die &ocXccoaLC(i, genannten iazQÖv &' afia (so nach Furtivängler zu Samml.
(wahrscheinlich für Waschung des Götter- Sahouroff 137). Ein solcher ekstatischer Tanz
bildes, 8. Lobeck, Agl. 1011. Marqiiardt, Cyzi- ist auf unserer Abbildung des Reliefs Sabou-
CMslOl), und „die mit ihnen verbundenen ro^' 137 (Fig. 3) zu sehen. Doch sind unter den
Priesterinnen" (C. I. Gr. 3657 u. Lolling, Mit- Tanzenden wohl eher die mythologischen Vor-
1657 Kybele (Kultus) Kybele (Kultus) 1658
bilder der Tempeldienerinnen, die Nymphen FaXlal, [irjTQog OQSLrjg cptXö&vQGoi SgofiüSsg,
der Kybele zu verstehen, die onadol rfys Kv- nachgeahmt iu dem Gallenlied: Ägite — Gallae
ßilr]5 Nv^cpai, deren eine, 2JtKivvig, einem etc. bei Catitll 63, 12. Sie trugen Weiber-
phrygischen Tanz den Namen gegeben haben kleidung und lange, salbenduftende, nach
soll {Arrian bei Eustath. II. 16 p. 1078). Ein Frauenart aufgebundene Haare {A. P. 6, 219.
Hierodulendienst mit Prostitution, wie in 234. 237. Suid. rüllog. August, civ. äei 7, 26),
anderen kleinasiatischen, besonders semitischen wie auch auf dem capitolinischen Reliefbild
Kulten, ist für den phrygischen Kybelekult des Archigallus {Müller-Wies. 2, 817) zu sehen
nicht anzunehmen. Die beideu Epigramme ist. Die ganze Sitte entspricht der Rück-
A. P. 7, 222. 223 sind hiefür nicht beweisend, lo bildung des Attis in weibliche Natur. Deshalb
ebensowenig die mit dem Kybelekultus nicht galten sie auch für Weichlinge und v.Lvai8oi
in Beziehung stehende Nachricht bei Hcrod. {Schol. Aristoph. av. 877. Aug. civ. dei 6, 8.
1. 93. 94, dafs die Töchter der Lyder sich 7, 26. Synes. calv. enc. p. 86 B). Die Metra-
preisgaben, gyrten (nach Phot. Kvßrjßov der griechische
Die männlichen Tempeldiener erscheinen Ausdruck für Kvßrjßog, wofür später yccXlog
in unseren Quellen, die nicht über das gesagt worden sei, zuerst erwähnt im 4. Jahrh.
zweite vorchristliche Jahrhundert zurück- v. Chr. bei Antiplianes, Athen, p. 553 c) führten
gehen, mit rällot und MrjTQayvQzaL vermengt ein Bild der Kybele in einem tragbaren
(vgl. A. P. 6, 218. 220. Sabr. f. 126, vgl. mit Tempelchen (abgebildet ie5as, Voyage archeo-
Tzetz. Chil. 13, 257. Phaedr. f. 4, 1). Die 20 logique pl. 43) mit sich und zogen unter orgia-
rälloL finden sich seit dem Anfang des stischer Musik und Absingung der ([irjrprao; fif'Ary
2. Jahrh. in der Litteratur (vgl. auch LobecJc, Gaben sammelnd durch Dörfer und' Städte
Agl. 660*), eingeführt durch die alexandri- {Dion. Hai. 1 p. 275 Reisice. Bahr. f. 126.
nische Epigrammenpoesie, worin sie als Ent- Aelian. V. H. 9, 8). Sie befafsten sich mit
mannte bezeichnet werden, welche durch Wahrsagen und allerlei Geheimmitteln (vgl.
fanatische Tänze, schreckliches Geheul und i'^owcarf^J^ssocreZ/^f-p. 166 f.), gehörten übrigens
den Lärmen der orgiastischen Instrumente die ebenso der syrischen Göttin an {Luc. Asin. 35.
Göttermutter feiern. Namentlich wurde eine ApuJei.^Met. 8, 24).
zur Verherrlichung dieses Kultus ins Wunder- Die Handlungen und Instrumente des Orgi-
hafte ausgeschmückte Erzählung in dieser 30 asmus, deren mosaikartige Schilderungen seit
Dichtungsgattung beliebt und mannigfach der alexandrinischen Poesie als Kabinetts-
variiert (J.»if/t. P. 6, 217 — 220. 237; vgl. Bergk, stücke verwendet wurden und auch in die
Poet. Lyr. 3% 509): Ein Entmannter der Ky- römische Poesie übergingen {Lucret. 2, 598.
bele kommt in eine Höhle, wo er sich plötz- {Catull 63 u. a.), dienten als olarQr'jiiDczcc Xvaarjg
lieh einem Löwen gegenüber sieht; in der {A. P. 6, 51) wiederum dazu, die Ekstase
Angst greift er zu seinem Tympanon, dessen immer aufs neue zu entflammen. Besonders
Töne den Löwen zur Flucht oder aber zum wird bei dem ekstatischen Tanz das Hin- und
Tanz bewegen, und zum Dank für die Rettung Herwerfen des Kopfes (was nach JEtym. M
durch das Instrument der Göttin macht er Kvßrjßog bedeuten soll) und das Schütteln des
dieser eine Stiftung. Die Entmannung im 40 aufgelösten Haares hervorgehoben (vgl. auch
Dienst der Astarte und verwandter Göttinnen Luc. Alex. 13. Ovid F. 4, 243). Auch das
{Meyer, Gesch. d. Altert. § 208), der Eunuchen- blutige Dolchmesser zur Selbstverwundung,
dienst zu Hierapolis oder Mabbug {[Luc] d. eigentlich Selbstentmannung, wird nicht ver-
Syr. 15. 51) und die Galloi im Gefolge der gessen. unter den orgiastischen Instrumenten
syrischen Göttin {Luc. Asin. 35. Apulei. 8,29) nimmt das Tympanon, die dumpftönende
weisen auf semitischen Ursprung dieser Sitte Handpauke {Kvß^lrig isgog ßgofiog) die erste
hin. Dieselbe scheint erst später als höchste Stelle ein (schon bei Herod. 4, 76). JEuripides
Steigerung der orgiastischen Raserei und Bacch. 58 nennt „das in Phrygien heimische"
blutigen Kasteiung (Geifselung A. P. 6, 234. Tympanon die Erfindung der Kybele oder
Plut. adv. Colot. 33) in Phrygien Aufnahme 50 (v. 125) der Korybanten, welche damit die
gefunden zu haben; Herodot kennt sie noch Klänge der ,,phr3^gischen" Flöte verbanden,
nicht und die mythische Erzählung Arnob. 5, 7 Erfunden war auch diese für den Dienst der
nennt noch eine filia Galli. Dafs dieselbe im Göttermutter von Hyagnis {A. P. 9, 340. Marm.
Kybelekultus viel beschränkter war, zeigt Par. 10) oder Marsyas. Selten und spät wird
(aufser Mythogr. gr. ed. JVestermann p. 388 das Hörn erwähnt {Lucr. 2, 619. Hör. c. 1,
nr. 80 und Attis Bd. 1 Sp. 722) die Vergleichung 8, 13. Cornut. 6). Von aufregender Wirkung
dessen, was Luc. d. Syr.bl über die Weihung war auch der Klang der Schallbecken, Kym-
neuer Galloi zu Hierapolis erzählt, mit Schol. bala (abgeb. A^'ch. Ztg. 34 Taf. 5), woher die
Nicandr. AI. 8. Die verschiedenen Ansichten Göttin den Beinamen xal-nö-AQotog hatte Orph.
über die Herleitung des Namens Fälloi s. bei co Hymn. 41. Die Krotala, Handklappern,
Baumstark, Paulys Mealencykl. 3, 638 f. Her- werden bei den ekstatischen Tänzen erwähnt,
vorzuheben sind noch die in jenen Epigrammen die auch bei Fackelschein (J..P. 6,173. 7,223.
für die Verschnittenen gebrauchten Ausdrücke, Ovid F. 4, 235) stattfanden (beides auch Pind.
die sie als ganz oder halbweiblich bezeichnen, frgm. bei Strab. 469); Nachtfeste finden sich
^fiXvg, riiiLyvvcciv.cc, darnach Catull 63, 26 Attis Herod. 4, 76. A. P. 7, 223. Gornut. 6.
notha mulier. In einem Fragment bei i/ejj/iaesl Verwandtschaft mit dem Dionysos-
12, das V. Wilamowitz-MöUendorf {Hermes 14, knltus. Hieraus ergiebt sich eine auffallende
196) auf Kallimachos zurückführt, heifsen sie Übereinstimmung des orgiastischen Kybele-
1659 Kybele (und d. Dionysoskult) Kybele (d. griech. Göttermutter) 1660
kultus mit der aus Kleinasien stammenden regelmäfsig Rhea genannt wird (m Vcn. 42.
Form des Dionysoskultus. Auch hier steht Cer. 60. 75. hymn. 12, 1), eine Göttermutter
der Gottheit ein Thiasos von männlichen und ohne Namen, die ganz wie die idäische
weiblichen Begleitern zu Seite, der mit eksta- geschildert wird Qiynm. 14). Ebenso heifst bei
tischen! Lauf und Tanz, jauchzend und den Pi«(Zar die mit Kronos verbundene Zeusmutter
Kopf in den Nacken werfend, und mit dem lihea (Ol. 2, 12. 77. Ni7n. 11, 1); die mit an-
rauschenden Lärm derselben orgiastischen In- deren Naturgottheiten, Pan und den Nymphen,
struraente seine Verehrung darbringt. Bis auf verbundene Göttin (Pyth. 3 , 78. frg. 63 u. 48
einzelnes erstreckt sich die Übereinstimmung: Böcl'h) ist bei Pindar selbst nur als 3Ir'irriQ
das Durchstreifen der Berghöhen, die Nacht- lo fi^yälrj bezeichnet; erst die ScJioUasten 2. d. St.
feier bei Fackelschein, die Anwendung des und die späteren darauf Bezug nehmenden, wie
Thyrsos und des Epheus (vgl. Kallimachos' Philostr. im. 2, 12, nennen auch diese Rhea.
FaUal — (pdöQ-vQOoi Sgof-idSsg und Catull 63, Die Gleichsetzung der griechischen Götter-
23 : im Hain der Kybele Maenades hederigerae mutter mit Rhea scheint zuerst bei Euripides
capita iaciunt). In der That sind die der fr. 475 vorzukommen. Um so deutlicher tritt
Kybele zu Ehren tanzenden Frauen auf dem dagegen der Unterschied im Kultus hervor.
Relief Sabouroff (s. d. Abbildung oben nr. 3) Pausanias gebraucht, wo von der Verbindung
von Mänaden nicht zu unterscheiden. Der mit Krouos und von der Geburt des Zeus oder
kleinasiatischen Herkunft dieses Denkmals Poseidon die Rede ist, ohne alle Ausnahme
entspricht die Heimat der asiatischen Mai- 20 den Namen Rhea (s. d.), wo er den Kultus
naden in Euripides' Bakchen, welche zu- der griechischen, mit Kybele zusammenhängen-
gleich diejenige des Kybelekultus ist: vom den (3, 22, 4) Göttermutter meint (die Stellen
Tmolos und von Phrygien kommend preisen s. unten), konsequent (ii]rr]Q &S(äv oder ^^ydlrj
nie den Dionysoskultus auf den phrygischen MtrjQ. In Arkadien bestanden beide Kulte
und lydischen Bergen {Bacch. 55. 65. 86. 140), ohne irgend welche Verbindung nebeneinander,
mit welchem sie zugleich die „Orgien der ebenso in Athen und Olympia. In Athen stand
Grofsen Mutter Kybele feiern" (v. 79); vgl. der alte Tempel der Rhea und des Kronos im
auch Find. fr. 79 Bergl;. titrah. 469. Eurip. SO. der Burg ohne Zusammenhang mit dem
fr. 589. Dafs das Tympanon aus dem Kybele- Metroon (Paus. 1, 18, 7), dessen Göttin in
kultus in den des Dionysos überging (i^Mr.JBocc/t. 30 allen, auch den spätesten Nachrichten (siehe
130: die Satyrn erbaten es sich von Kybele), unten) nur als (ir'jviqQ &8äv bezeichnet wird,
bestätigen die Vasenbilder; erst auf einzelnen In der Altis zu Olympia hatte die Göttermutter
bakchischen Darstellungen des schönen Stils {Paus. 5, 14, 9) und Rhea mit Kronos (nach
findet sich dasselbe etwa vom Ende des 5. Jahr- Herodoros Schal. Pind. Ol. 5, 10) je einen
hunderts an, dann aber immer regelmäfsiger eigenen Altar, und im Metroon daselbst wurde
(vgl. Bapp, Bh. Mus. 27, 571. Ftirticängler, nicht Rhea verehrt. Hierauf sowie auf die
Samml. Sabouroff Taf. 55. 137). Das nahe Verschiedenheit der Kunsttypen der beiden
Verhältnis der Göttermutter zu Dionysos (vgl. Göttinnen hat schon Zoega, Bass. 1 p. 45 hin-
auch Plut. Amat. 16, 13 rci ^irjtQaa -noi- gewiesen. Dagegen besteht zwischen der grie-
vmvti Tor? ßav.%iyioig. Antli. P. 7, 222. Hör. 40 chischen und asiatischen Göttermutter eine so
c. 1, 18, 13; in späteren Bildwerken Conzc, wesentliche Übereinstimmung, in dieser ge-
iJenkschr. der Wiener Akad. 1876 S. 66) findet meinsamen Bezeichnung, in einzelnen über-
in der Identificierung des Attis mit Dionysos lieferten Zügen, besonders aber in der Dar-
Ausdruck, wie die Wesensverwandtschaft der stellungsweise der Kunst, dafs es nötig erscheint,
beiden die zeugende und schaffende Naturkraft die Berechtigung einer Trennung beider nach-
darstellenden Gottheiten in der Erfindung, dafs zuweisen. Ebenso bestimmt wie Rhea scheidet
Dionysos von Kybele in Phrygien vom Wahnsinn Pausanias (7, 17, 9. 20, 3) von der griechischen
geheilt, in ihre Mysterien eingeweiht und für Göttermutter auch die phrygische, in Griechen-
seinen Zug durch die Länder ausgerüstet worden land eingedrungene Kybele, indem er die letz-
sei. Schal. II. Z 131 und Apollod. 3, 5, 3 (nach 50 tere 1) als JLVöv^r'ivrj bezeichnet, während
gemeinsamer Quelle, wofür aber nicht Eumelos die griechische Göttermutter solche Ortsadjek-
anzusehen ist, wie bei Marckscheffel fr. 9). tive nicht zu sich nimmt, 2) durch die Ver-
Weiteres s. Bd. 1 Sp. 1085. bindung mit Attis charakterisiert, durch welche
. , . , „ sich auch der Kultus im Peiraieus als der
II. Die griechische Gottermutter. phrygische zu erkennen giebt. Die griechische
1. Verhältnis zu Rhea und Kybele. Göttermutter dagegen ist mit Pan und den
Gegenüber der aus dem späteren Altertum in Nymphen (auch Hermes?) verbunden, ihre
die Auffassung der Neueren (bes. Preller, Gr. Persönlichkeit weit weniger ausgebildet und
3Iyth." I,b02i. Curtitis, Attische Studien 2,174:) durch keine Mythen belebt, und ihr Kult weit
übergegangenen Identificierung der griechischen co einfacher als der asiatische. Das letztere ist
Göttermutter mit Rhea ist an Folgendem fest- schon mehrfach bemerkt und deshalb für
zuhalten. Homer und Hesiod kennen Rhea Attika „eine einfachere und ältere Kultusform
nur als Kronosgemahlin und Mutter des Zeus der Göttermutter" angenommen worden, vgl.
und der Zeusgeschwister (s. Rhea); von einer Zoega a.a.O. p. 55. Gerhard, Über Metroon u.
allgemeinen Göttermutter findet sich bei ihnen Gottermutter, Ges. Abh. 2, 99 (dieser will einen
keine Spur. In den homerischen Hymnen Kultus „der Erdgöttin u. Gottermutter Athene"
erscheint neben der Kronosgemahlin und darin finden); C. Curtius, Metroon S. 8. Conzc,
Mutter der Zeusgeschwister, die auch hier A^'ch. Ztg. 38 S. 9, und Monatsbcr. der Berl.
1G61 Kybele (d. griecli. Göttermutter) Kybele (d. griecli. Göttermutter) 1662
AJcad. 1879 S. 785 (diese Göttin „ist uiclit ohne tgog Q'siäv bezeichnet). Als Erdmutter wird
weiteres mit der pessinuntischen Kybele zu sie 0)j)h. hymn. 42, 5 geschildert und durch
identificieren"). Da nun die angeführten Kulte die Vertauschung mit Ge (s. oben) bezeichnet.
z. B. zu Athen und Olj-mpia entschieden älter Ein Höhlenkultus ergiebt sich aus den Dar-
waren, als die angebliche, gewöhnlich ins Stellungen der Göttin in Felsgrotten (s.__unten);
5. Jahrhundert gesetzte Einführung der Götter- vgl. auch Ovid Met. 10, 691. Die Überein-
mutter aus Phrygien, und die Griechen gar Stimmung in diesen wesentlichen Zügen macht
nicht nötig hatten, eine fremde Götterinutter gelegentliche Aufserungen über phrygischeHer-
von auswärts zu holen, weil der Begriff einer kunft der griechischen Göttermutter begreif-
solchen bei ihnen heimisch war, so ist bei der lo üch, wie Biog. Laert. 6, 1. Pollicx 3, 11.
nahen Verwandtschaft der Griechen und Phryger Unabhängig vom Kybelekultus erscheint
die Verehrung einer Göttermutter zu dem dagegen die griechische Göttermutter in ihrer
gemeinsamen Besitz religiöser Vorstellungen Verbindung mit griechischen Gott-
beider Völker zu rechnen, vgl. Eapp, Bczie- heiten, Pan und den Nymphen, die schon in
Imngen des Dionijsoskultes S. 22 (ähnlich, aber der 1. Hälfte des 5. Jahrh. bestand. Pindar ruft
mit Rhea vermischend, E. Curtius, Ätt. Stud. {Pyth. 3, 78) die „Göttermutter an, welche am
2,174. C. Curtius, Metroon 1). Bei den Phry- Vorhof seines Hauses die Nymphen (Äoüport) mit
gern entfaltete sich durch ihren eigentüm- Pan oft in nächtlichem Tanze feiern", und nennt
liehen Ideenkreis und unter semitischem Ein- {fr. 63 Bückli) den in Arkadien waltenden Pan
flufs daraus der glänzende Hauptkultus des 20 den Begleiter (oTradog) der Grofsen Mutter, den
Landes. Bei den Griechen prägte sich die Liebling der Chariten (die statt der Nymphen
Idee der Göttermutter in noch anderen weib- eintreten). Das Schol. zu Pxjlh. 3, 139 erklärt
liehen Gottheiten aus, abgesehen von Rhea in richtig: Uav mg ogsioq cor, und die Kovqui
Demeter, Dione, Ge u. a., so dafs die alte als vvuqpat, vgl. Philoatr. im. 2, 12 ilsyovzo
Göttermutter ohne Namen und Individualität xai ai Nv(icpaL xoQ^vaai 01 (Psa) yiccl dvccayug-
nur in zwar altheiligen aber einförmigen Kulten TijffKt rov IJävcc, und WeJcker z. d. St. sowie
ein wenig beachtetes Dasein führte, und Poesie Gr. Götterl. 2, 656; ebenso fassen die Kovqcci
und Kunst ihre Farben oft lieber von der asia- als Nymphen Schneidewin , Michaelis, Milch-
tischen Schwester entlehnten. Die Dichter höfer, Gurlitt (s. unten). Sodann berichten die
sprechen höchst selten von ihr, und nicht 30 Sc/ioZim, Pmdar selbst habe infolge einer wun-
ohne entweder direkt von ihr auf die asia- derbaren Erscheinung der Göttermutter nahe
tische Göttermutter überzugehen, wie Pindar an seinem Haus MrjtQog ^säv -nai Tlavog ccyal-
(s. unten) und ürph. hymn. 27, oder indem sie (icc oder itQov gegründet, und noch dem Pau-
die oQSLu fir'iTrjQ &8cov, die sie besingen wollen, sanias (9, 25, 3) wurde dasselbe gezeigt. Ferner
Demeter {Pind. Isth. 6, 3? Eurii). Hei. 301) entstand aus derselben Pmrfar- Stelle die Dich-
oder rü {Aesch. Siippl. 892. Soph. Phil. 391) tung von den wunderbaren Begebenheiten bei
nennen. Pindars Geburt, worunter das Erklingen der
2. Wesen und Bedeutung. Die fol- Cymbeln und Tympana der Göttermutter, P/a'-
gende Zusammenstellung, welche sich an die lostr. im. 2, 12. Pmdar scheint also den ihm
betreifenden Abschnitte von Kybele anschliefst, 40 ehrwürdigen Kult {as(iva &fä) neu belebt zu
wird das der letzteren gegenüber unselbstän- haben, und zwar, wie auch andere Dichter
dige und dürftige Bild zeigen, das uns die thaten, durch Beiziehung des kleinasiatischen
Nachrichten gewähren. Als Erzeugerin alles Kultes. Pausanias gebraucht von seiner Stif-
Lebens wird die griechische Göttermutter tung den Ausdruck firjXQog Jivdv^rjvfjg i8q6v,
ebenso wie Kybele bezeichnet durch den Aus- und giebt an, dasselbe werde nur an einem
druck Mi^TTiQ Jidvrcov rs ^säv ndvtav t' ccv- Tag im Jahre geöffnet, wie der Orgeonen-
d-Qc6ncov{hymn.Hom.l4:. Orph. hymn. 27,7); sie tempel im Peiraieus auch nur an gewissen
ist die Herrin der wilden Tiere {hymn. H. ib.; Tagen {Comparetti, Inschr. Annal. d. Inst. 34
vgl. Eurip. Hei. 1310) und wurde mit Löwen nr. 8). Auch im frg. 48 Böckh scheint Pindar
dargestellt (Paws. 8, 44, 3; vgl. unten die Bild- 50 aufdiephrygische Göttermutter übergegangen zu
werke) und mit sonstigen Tieren, Arch. Ztg. 38 sein; vgl. Strab. 469, ebenso frg. 80 Bergk, wie
Taf. 4, 2. 4. Als Lebensspenderin {rQocps ndv- er auch sonst ausländischen Kulten (Ammon)
xcov; ßLoQ-Q^TtzsiQCi) herrscht sie über Flüsse, zuneigte. Es mag also hier eine Kombination
Meer {(Jrjyh. hymn. 27, 1. 8. 13) und Quellen (vgl, vorliegen, ähnlich wie auf dem Votivrelief von
Michaelis, Annal. d Inst. 1863, 315f. Arch. Ztg. Parosausdem4. Jahrh.beiilfrtZ/e/--(F?eseZer 2,814,
38 Taf. 4, 1). Als Bergmutter (opsta, i?Mr?i). welches neben Pan und den Nymphen auch
iftppo?. 144. Äc/ioZ. Püirf. Pi/^/i. 3, 139) liebt sie den Attis (wahrscheinlich), also eine Verei-
„die brausenden Berge und Waldschluchten" nigung griechischen und asiatischen Dienstes
{hymn. H.U,5. Schol. Pind. Pyth. 3,137. Ovid. zeigt, in Stil und Charakter aber attisch ist,
Mit. 10, 087), erscheint sie auf vfunderhare GO 3Iichaelis, Ämial. 1863 S. 329. In rein griechi-
Weise {Schol. Pind. ib. Philostr. im. 2, 12), scher Auffassimg aber, wie bei Pind. Pyth.
bewirkt Wahnsinn {Eurip. a. a. 0.) und heilt 3, 78 selbst, erscheint die Verbindung der
ihn {Schol. Pind Pyth. 3, 139) sowie andere Göttermutter mit Pan und den Nymphen in
Krankheiten {ib. zu v. 137); auch wurden auf dem Votivrelief von Tanagra aus dem 5. Jahrh.
sie Geheimmittel und Sprüche zurückgeführt, {Arch. Ztg. 38 Taf. 18), besprochen von Gurlitt
welche die Hirten und Bauern in Elis für die ebend. mit Angabe der Litteratur; Pau über
Fruchtbarkeit der Herden und Felder an- einer Felsgrotte der Göttermutter auch Arch.
wandten {Dio or. 1 p. 61 als fiavti-nri Ix Mi^- Ztg. 38 Taf. 4, 4.
1G63 Kybele (d. griecli. Göttermutter i. d. K.) Kybele (d. griecli. G-öttermutter i. d. K.) 16G4
3. Die bildlichen Darstellungen der
griechischen Göttermutter schliefsen sich, wenn
auch unter Bewahrung des griechischen Cha-
rakters, an den in Kleinasien unter Mitwirkung
der griechischen Kunst entstandenen Typus
der Kybele an. Eine gewisse Ähnlichkeit der
ältesten Steinbilder der ^Göttin in Griechenland
mit dem Kybelebild an dei Felswand des Si-
pylos {3hU d (ucJi 'Inst tii'AtJien 13 Taf 1
2, vgl oben Sp 1654) Lifst
der Vergleichung dei selben bei
3, 22,4 schliefsen Jenem Kybel
bild entspiicht^ sodann in alle
Wesentlichen eine sitzende
weibliche Gestalt aus
Goldblech, offenbar
ein Idol, von My-
kenai ( Schhe
mann, My-
sei sitzend dargestellt, mit einem Tym-
panon (so korrigiert schon Zoega a. a. 0.
p. 94 A. 64) in der Hand und Löwen am Thron,
wie das Bild der Göttevmutter von Pheidias im
Metroon zu Athen". Mit zwei Löwen war sie
auch dargestellt in Arkadien {Paus. 8, 44, 3)
und sitzend {Philostr. a. a. 0.). Mit der Schil-
deiung von d^r Statue
des Pheidias imMetroon
stimmen die erhalte-
nen Denkmäler über-
ein Eines der älteren
(um 400 V. Chr.) und
duich seine Ausfüh-
lung hervorragend
ist das attische Vo -
ti vi elief, J-rc/j. Ztg.
38 Taf. 1 (darnach
Abbildung 5),
welches die Göt-
t^rmutter mit
Tvmpanou und
Schale, niedri-
ger Stephane
und davon
herabfallen-
dem Oberge-
wand und
mit einem
Löwen zu
ihren
Füfsen
darstellt.
Vor ihr
eine
weib-
liche
5) Die griecliische Göttermutter, 'Weihrelief aus Athen (nach
Arch. Ztg. 38 Taf. 1).
kenä nr. 273); ob dieselbe deshalb für ein go Gestalt (He-
Bild der griechischen Göttermutter zu hal- kate?) mit
ten ist (vgl. Scliuchardt , Schliemanns Aus-
grabungen S. 231), ist bei dem Mangel von
Attributen nicht sicher. Jedenfalls ist aber
die Übereinstimmung zwischen den Darstel-
lungen
der kleinasiatischen und griechi-
schen Göttermutter ausgesprochen bei Arrian.
Peripl. Pont. Eux. p. 9: ,,die ^aciKvr] &i6g
Fackel, dann ein Jüngling mit einer Kanne,
welcher häufig auf ähnlichen Denkmälern mit
der Göttin verbunden erscheint, s. Conze, Arch.
Ztg. 38 Taf 2 — 4; 39 S. 59; Mitt. d. arch.
Inst, in Athen 13 S. 202 f Conze sieht in dem
Jüngling Hermes Kadmilos, während Furt-
tvängler zu Sammlung Sabouroff' Taf. 137
1GG5 Kybele (griech. Göttin: Kulte) Kybele (griech. Göttin: Kulte) 1666
lieber an Attis denken möchte. Die Göttin Kultes in Athen zu feiern, darf nicht wunder
thront meist dem Beschauer zugekehrt unter nehmen. Die in Athen eingedrungenen phry-
einem Tempelcheu (oder Felsgrotte, s. oben gischen „Mysterien" sind jedoch nach dem
Sp. 1G42), v(x'L6y.o?. Zahlreiche Darstellungen Zeugnis Strabons (p. 741) die zum Sabazios-
der Art finden sich in Attika, in den Samui- kultus gehörigen Gebräuche {Demosth. cor.
lungen in Athen, vgl. Stcphani, Ausruhcruhr § 259. 260). Nachdem man früher das Er-
Herahks S. 67 f. und die Kataloge der Bild- oignis mit dem Metragyrten an den Anfang
werke zu Athen von Kehiüc und Hcydemann ; des peloponnesischen Krieges {Gerhard, Me-
in Sparta, vgl. Dresse! u. JMüchhöfer , Mitteil. troon u. GöttermiUter 459. Schömann, Opusc.
d. Inst, in Athen 2, 329 f. Heydemann a. a. 0. lo 3, 435), dann in die Pisistratidenzeit versetzt
nr. 762; in Böotien, Körte, Blitteil. a. a. ü. hatte {Prelkr, Gr. M." 1, 512 u. Anra.), ist die
S. 392 f. 897. Gewöhnlich trägt die Göttin Einsicht durchgedrungen, dafs ein fremder,
einen niedrigen Modius, nicht die asiatische eben erst eingeführter Kultus nicht diese wich-
Turmkrone {(). Jahn, Arch. Ztg. 1864 174). tige Stellung in Athen hätte erlangen können,
4. Kultus und Ausbreitung desselben. und dafs das Metroon (also auch der Kult der
Dem einfachen altgriechischen Kultus gehört Göttermutter) schon seit alter Zeit bestand,
noch der Tempel ohne Dach in Arkadien als man es zum Staatsarchiv machte {E. Cur-
{Faus. 8, 44, 3) und in Athen das Fest Fa- iiws a. a. 0. 175. C.Curtius, 3Ietroonl). Schliefs-
Icc^ia an, an welchem der Göttermutter von lieh hat v. Wilamoioitz - BlöUendorf {Hermes
Staatswegen ein Milchbrei dargebracht (i/esi/c7i. 20 14, 195) nachgewiesen, dafs die Erzählung von
Talä^ia. Anecä. Beide, p. 229. Schümann, dem Metragyrten in die Lexika durch spätere
Altert.- 2, 218. 504) und von den Epheben Znsätze eingedrungen und auf Julian zurück-
eine silberne Schale gestiftet wurde (Epheben- zuführen ist. Der Altar und der heilige Be-
inschrift, C. I. A. 2, 466 f. 470. C. Gurtius, zirk der Göttermutter sind noch im 4. Jahrh.
Metroon 8). Die orgiastischen Instrumente, bezeugt, Aesch. c. Tim. 84. Diog. Lacrt. 6, 23;
Tympana, Krotala, Flöten, werden zuweilen vgl. auch C. I. A. 3, 67. Über die vataKoi
in der Poesie erwähnt (%Hiw. Hom. 14. Find. s. ob. I, 1, c; JI, 3. — Vom übrigen Attika
fr. 48 Böclh. Fhilostr. im. 2, 12. Orph. hymn. werden Heiligtümer erwähnt in Anagyrus,
27, 11), und in der Altis von Olympia wurden FauR. 1, 31, 1; in Agrai nach Kleitodemos fr. 1
beim Metroon in der tiefsten Aschenschicht 30 Müller {C. I. A. 1, 201. 273 MrjzrjQ iv "JyQug;
Kymbala gefunden, Furtwängler, Bronzefunde von Wachsmuth, Bhein. Mus. 23, 17 mit De-
aus Olympia, Ahh. Berl. Akad. 1879 S. 33. meter identificiert). Über die Göttermutter
Nachtfest mit Fackeln, Find. Fytli. 3, 79 im Peiraieus s.. Kybele ob. I, 2. 5. Über die
mit Schol. frg. 48. Vgl. hierfür auch die Funde in Böotien vgl. Kürte, Mitt. d. arch.
Bildwerke. Arch. Ztg. 38 Taf. 1—4. Über Inst, in Athen 2, 392. 397.' Der Kult in
das Personal dieses orgiastischen Dienstes fehlt Theben wird von Schol. Find. Fyth. 3, 137
jede Nachricht. Nur ein Priester der Götter- an den des Pindar, von Ovid Met. 10, 686
mutter wird auf einer Inschrift von Patissia an Echion angeknüpft, von Diodor 5, 66
erwähnt, Heydemann, Bildic. zu Athen nr. 823. an das Haus des Kadmos , wobei aber die
Dagegen ist die Ausbreitung des Kultus über 40 Heirat der Kybele mit lasion und mit Olympos
ganz Griechenland bezeugt. In Athen nahm die griechische Göttermutter nicht zu betreffen
die Göttermutter eine hervorragende Stellung scheint. Auf Akrokorinthos {Fans. 2, 4, 7), in
ein. Ihr Heiligtum, das Metroon mit dem Arkadien (8, 44, 3) bes. Megalopolis (8,30,4.
Bild von Pheidias {Faus. 1, 3, 5. 8, 37, 2. 37,2). In Olympia der oben erwähnte Altar
Arrian, s. ob. nr. 3), lag neben dem ebenfalls und das Metroon {Fans. 5, 14, 9. 20, 9), letz-
im heiligen Bezirk der Göttin erbauten Buleu- teres aus dem 4. oder 3. Jahrb.; vgl. J.ms-
terion au der Agora des Kerameikos {Gurtius, grahungen von Olympia 4,33; die viel älteren
Att. Stnd. 2, 175. Wachsmuth, Stadt Athen 163 f. Kymbala sind zu Anfang des Abschnitts erwähnt.
Löscheice, Vermutungen zur griech. Kunst- In Messene, Fa^is. 4, 31, 6. In Lakonien
geschicltte 1884 S. 14) und diente als Staats- 50 war sie zu Sparta hoch verehrt, Fans. 3, 12, 9,
archiv {C. Gurtius, Metroon 15 f.). Die Göttin wie auch die Bildwerke beweisen, Mitteil. d.
selbst galt als Wächterin der Gesetze {Dei- Inst, in Athen 2, 32di'., und zu Akriai am Meer,
narch. 1,86) und wurde als Zeugin aufgerufen wo das älteste Bild der Peloponnes stehen sollte,
{Demosth. [25], 97); die Prytanen opferten ihr Paus. 3, 22, 4. Zu Phaistos auf Kreta hatte sie
{Frooem. Demosth. p. 14G0). Die Erbauung des einen Tempel (vgl. die Inschrift N. Jahrb. f.
Metroon und die Einführung des Kults wird Fhilol. 1891 S. 1). Die Inseln Thera, wo die
auf die Erzählung zuriäckgeführt, dafs die Göttin ein Grundstück und Opfer hatte (Z>;7iew-
Athener einen Metragyrten, der die Orgien berger, Sijll. nr. 377), und Delos {Bull, de corr.
der Göttermutter in Athen habe verbreiten hell. 6 S. 500 nr. 22) führen uns nach Faros (s.
wollen, vertrieben oder ins Barathron gestürzt, eo ob. I, 5) zurück, wo sie mit Kybele verschmolz,
aber auf Weisung von Delphi diese That durch . . , ir i+
Erbauung des Metroon gesühnt hätten {Julian. ^^- -Komisener Jimtus.
or. 5 p. 159 A; unklarer: Phot. ^irjtQÜov und 1) In republikanischer Zeit. Im
Suid. (irjTQCi)'v()rrjg; in etwas anderer Fassung Jahre 204 v. Chr. wurden die Römer durch
Schol. Aristoph. Flut. 4:31. Suid.ßäga&Qov). Dal's den Spruch der aus Kleinasien stammenden
der für den „mystischen" Kybelekultus von sibyllinischen Bücher, dafs die Vertreibung
Pessinus schwärmende Julian diese Erzählung Hannibals nur nach Herbeiholung der idä-
benützt, um die Einführung des „phrygischeu" ischen Göttermutter aus Pessinus möglich sei,
EoscuEK, Lexikon der gr. u. rüm. Mythol. II. ^ 53
1667 Kybele (röm. Kult) Kybele (röm. Kult) 1668
veranlafst, den heiligen Stein von Pessinus (wie die Statue Matz u. Dulin, A. Bildic.
nach Rom überzuführen. Demgemäfs war ihr nr. 902. Mus. P. Gl. 5, 43) zu dem Schmuck
offizieller Name in Rom Mater Deum Magna der Spina des Circns, vgl. die Reliefe, Ännal.
Idaea oder blofs Mater Idaea, und ihre Über- 1863 135 f. 1870 tav. L. M und die Contorniat-
führung nach Rom wurde als eine Vervoll- münzen, Havercamp , Nitm. cont. nr. 1. 8. 35.
ständigung der Übersiedelung Troias nach Auch die Gastmähler der sodalitates, womit
Italien angesehen (Ovid F. 4, 251. 274), wie die Einführung des Kults gefeiert ward {Cic.
überhaupt der phrygische Ursprung des rö- Cat. m. 13), wurden unter dem Namen muti-
mischen Kultus überall hervorgehoben wird. tationes zur bleibenden Einrichtung {fast.
Deshalb hiefs sie auch in Italien Berecyntia lo Praen. 4. Apr. Ovid F. 4, 353. Gell. 2, 24, 2.
(s. d.) und Minerva Berecintia {Orelli 2328), 18, 2, 11). Aufserdem wird ein jährliches
woraus Paracentia wurde {ib. 2329). Über die Opfer von Staats wegen {Dion. Hai. 2, 19) und
Einholung des Bildes nach Rom bestehen ein von Privaten dargebrachtes, das moretum
zwei auseinandergehende Berichte. Bei Livius {Ovid. F. 4, 367), erwähnt. Die übrigen Kult-
(29, 11. 14) holen die römischen Matronen gebrauche, an welchen teilzunehmen den Ein-
unter Führung des Scipio Nasica das Bild aus wohnern Roms durch Senatsbeschlufs unter-
dem Schiff in Ostia ab, tragen es abwechselnd sagt war, wurden durch phrygisches Personal
in den Händen in die Stadt und bringen es ausgeübt, durch einen Priester im Purpur-
unter Gebeten und Opfern des eutgegenströ- gewand, eine Priesterin und Galli in bunten
menden Volks auf den Palatin. Bei Ovid 20 Gewändern, die zugleich mit dem Kybelebild,
{Fast. 4, 291 — 348) wird das Schiff mit dem wie auch späterhin ,. aus Phrygien kamen
Bild durch das wunderbare Eingreifen der {Ovid F. 4, 183. 243. 339. 342. 361. Bionys.
Claudia Quinta den Tiber heraufgezogen. Am a. a. 0. Silius 17, 20f. Plut. Mar. 17). Zu
Einflufs des Almo in den Tiber angelangt ihren Aufgaben gehörte ein feierlicher Umzug,
wird das Bild nebst den heiligen Geräten von bei welchem die Galli mit Bildern um die
dem phrygischen Priester unter Flöten- und Brust, wie in ihrer Heimat {Polyh. 22, 20),
Tympanonklang und dem Jauchzen der Galli unter lautem Geheul und dem Klang der
im Almo gebadet, worauf die Göttin auf stier- phrygischen Flöte, der Cymbeln und Tympana
bespanntem Wagen zur Porta Capena herein- das Bild der Göttermutter durch die Strafsen
fährt und hier erst von Scipio Nasica in Em- 30 der Stadt trugen. Gaben sammelnd und Lieder
pfang genommen wird. Der Bericht des Li- zu ihrem Ruhm (die ^rjzgäa ^sXrj, jedoch nur
vius ist bemüht, alles Unrömische und Un- in griechischer Sprache) singend {Ovid. F. 4,
gewöhnliche zu beseitigen, während Ovid nsich. 181 — 186. 350 f. Dionys. 2, 19. Serv. Georg.
dem Vorbild der alexandrinischen Dichter von 2 , 394). Dafs den famuli Idaeae matris das
Anfang an seine Erzählung durch wunderhafte Gabensammeln an bestimmten Tagen gestattet
Züge (v. 267. 304. 325) würzt und den orgia- war, sagt auch Cicero {de leg. 2, 9. 16). Ver-
stischen Kultus von Kleinasien in seine Dar- schieden von diesem Umzug war die feierliche
Stellung hereinzieht (v. 183 f. 212. 243. 341). Einfahrt der Göttin nach dem Bad im Almo,
In beidem folgt ihm Silius It. 17, 1 — 43, wie welche beiden zu seiner Zeit bestehenden Ge-
überhaupt die späteren Berichte, besonders in 40 brauche (vgl. auch Dio Cass. 48, 43) Ovid
betreff der Claudia, mit Ovid übereinstimmen, unter die Einzugsfeierli'chkeiten am 4. April
Suet. Tib. 2. Plin n. h. 7, 35, 12. Appian 204 versetzt, während das menologium Busti-
Hann. 56. Herodian 1, 11. Ladant. 2, 7, 12. cum (C I. L. 1, 58. 359) die lavatio im März
Aurel. Vict. vir. ill. 46. lulian. or. 5 p. 159 D. aufführt und dieselbe auch einen Teil der
Ebenso die bildlichen Darstellungen, Müller- Gebräuche des Märzfestes der Göttermutter
Wieseler 2, 816. Jordan zu PreUer, R. M. 2, 58. in der Kaiserzeit bildete. Endlich lernen wir
Der Tag des Einzugs, der 4. April (vgl. Jfo»H??isen, auch einen ausgebildeten Tempeldienst in re-
C.I.L. 1 p. 390. Appian ?>,. a. 0.) wurde nach publikanischer Zeit durch Varro {Sat. Me-
imus durch ein Lectisternium und durch Spiele nipp. p. 131 frg. 33 — 42 Biese) kennen. Vor
gefeiert, die M.egalesien{quodeadeaMegaleappel- 50 dem Tempel der Göttermutter konnte man
latur fast. Pracn. 4. April. Cic. hartisp. 12, nach Cymbelnklaug vernehmen und Gesänge zahl-
Varro ling. lat. 6, 15 vom Megalesion zu Perga- reicher Galli (eine Probe fr. 35, in Galliamben
mon). Dieselben wurden später durch Hinzu- zu Ehren der Göttermutter); die Galli in langer
fügung voncircensesbiszum 10. April ausgedehnt Weiberkleidung, jugendlich zartiind schön, „wie
(vgl. fast. Maff. Praen. Phil. 4. — 10. Apr.), dem Najaden", der Archigallus {fr. 4=2) in purpurnem
Einweihungstag des Tempels der Göttermutter langem Gewand, mit einer von Gold und Edel-
auf dem Palatin (s. /osf. Praen. und Cic. a.a.O. Dio steinen strahlenden Krone (vgl. Orelli 2322 und
Cass. 46, 33), von welchem sie auch Palatina Müller -Wieseler 2, 817). Zu den Galliamben in
genannt wurde {Orelli 1896). Das Götterbild der römischen Poesie vgl. v .Wilamowitz , Hermes
auf dem Palatin zeigte, nach römischen Münzen go 14, 197 und Maecenas, Anth. Lat. nr. 81.
zu schliefsen, den bekannten Kybeletypus(.Z^ocVjfa, 2) In der Kaiser zeit. Die in der Re-
Bass. 1 p. 89. 90 A. 40. 42). Die Beziehung publik bestehenden Gebräuche erscheinen in
der Göttin zu den Spielen zeigen römische der Kaiserzeit durch Aufnahme weiterer aus
Münzen der Republik, auf welchen die Göttin dem phrygischen Kultus entlehnter Ceremo-
mit dem Löwen oder auf dem Löwenwagen nien zu einem reicher gegliederten Fest-
dargestellt ist, vgl. Mommsen, Gesch. d. röm. cyklus vervollständigt. Da jedoch in der
Münzw. nr. 237. 259. 260; besonders aber ge- republikanischen Zeit schon der ganze Apparat
hörte eine auf dem Löwen sitzende Kybele des phrygischen Dienstes vorhanden war und
1669 Kybele (röm. Kult) Kybele (röm. Kult) 1670
z. B. die lavatio, wenn auch von den fasti bes. J.m»)taw 23, 3, 7). Bei diesem Umzug wur-
des Julianischen KüXen^exs, nicht erwähnt, zur den ausgelassene (d. h. auf Fruchtbarkeit bezüg-
Zeit der Republik ebenso wohl wie in der liehe) Lieder gesungen (^Awj. ciü. d. 2, 4),
Kaiserzeit den Abschlufs eines vorangegangenen Kostbarkeiten aller Art vor dem Bild her-
Trauerfestes gebildet haben wird, so ist unter getragen, und es herrschte die ungebundenste
der dem Kaiser Claudius zugeschriebenen {Lyd. Fröhlichkeit und Maskenscherz {Hcrodian 1, 10).
de mens. 4, 41) Einführung des Märzfestes wohl üiesen aus Phrygien stammenden (s. oben I
mehr nur eine Aufnahme der vorher schon nr. 6, Kultus) Ritus fafsten die Alten als eine
von den phrygischen Priestern geübten, von Reinigung der Göttin nach Ablegung der
den Römern aber ängstlich gemiedenen Cere- lo Trauer {Val. Flace. Arg. 8, 239. btat. Silv.
monien unter die ööentlich anerkannten Feste 5, 1, 222. Arrian. Tact. 33, 4); Mannhardt
zu verstehen. Vielleicht vollzog sich dieselbe {Ant. Wald- u. Feldkulte 291 f.) als Regen-
dnrch Unterstellung des ganzen Kults der zauber. Beziehung zu den römischen Fest-
Magna Mater samt seinen Priestern unter die gebrauchen zeigen auch die Darstellungen des
Quindecimviri, die auch erst in der Kaiserzeit Kybele- und Attis -Mythus auf den Contorniat-
nachweiahstv ist, s. Marquardt-Mommsen, M. A. münzen, vgl. F. Ch. Robert, Les phases du
6, 378. Das erst von den fasti Fhilocali und mythe de Cybele et d'Atys, rappelees par les
Silvii (354 ü. 448 n. Chr.) erwähnte, aber seit medaillons contorniates, Bevue numismatique
der Mitte des 1. Jahrb. bestehende Frühlings- 1885 p. 84—48 pl. 8—5. Die Beteiligung der
fest feierte, wie bei den Phvygern (s. d. Art. 20 Römer tritt nun nicht blofs bei dem Fest,
Attis), in dem wiedererwachenden Leben der sondern auch in der Bekleidung der Priester-
Natur die Wirksamkeit der grofsen Natur- tum er hervor. Der phrygische Priester wurde
göttin und ihre Wiedervereinigung mit Attis, zwar bis in die späteste Zeit beibehalten (ein
dem Genius des Wachstums. Deshalb begann sacerdos Phryx maximus im Jahr 319 bei
das Fest mit Frühlings -Tag- und Nachtgleiche Bossi, Iscrizioni Christ. 1, 35), aber bei der
{lulian. or. 5 p. 168 C. Macroh. 1, 21, 7), und steigenden Anziehungskraft der geheimnis-
auch die erste Vorbereitung dazu am 15. März vollen orientalischen Kulte finden sich schon
wurde durch ein für die Feldfrüchte dar- vom 2. Jahrb. an nicht blofs Freigelassene, son-
gebrachtes Stieropfer eingeleitet {Lyd. mens. dern angesehene Männer und Frauen als Priester
4, 36). Dieser Tag wird in den fasti Philocali 30 undPriesterinnen der Kybele (ZoeV/a a.a.O. p.51.
durch Canna intrut bezeichnet, ein vom Kol- 92. Orelli- Benzen, Inschr. n. 1902 f. 2199. 2263.
legium der Cannophoren (s. Murquardt-Momm- 2319 f 2403. 2505. 6037 u. a. im Index). Sämt-
sen, B. A. 6, 355) ausgeführter Ritus, der sich liehe Sacerdotes Matris Deum in ganz Italien
auf die Auffindung des Attis (s. d. Bd. 1 Sp. 723) standen unter den Quindecimviri {Moinrnsen,
bezog. Die eigentlichen Festtage werden in 1. N. 2558), über deren Beteiligung bei den
den fasti Philoc. {Mommsen, C. I. L. 1, 389 f.) Ceremonien der Göttermutter s. Maiquardt,
folgendermalsen bezeichnet: am 22. März Arbor B. A. 6, 378. Selbst der Archigallus (in seinem
intrat: nach phrygischem Brauch wurde die phrygischen Ornat, Müller -Wieseler 2, 817,
heilige Fichte (s. Attis nr, 8) von dem Kol- erläutert Marquardt a. a 0. 354) trug einen
legium der Dendrophoren (s. J/ar^Mardi a. a. 0. 40 römischen Namen, in Rom. {Orelli 2320), in
356. Annal. 1868 363) in das palatinische Ostia {Annal. 1869 244), in Gallien und Bei-
Heiligtum der Göttermutter gebracht {Lyd. gien {Orelli 2321. 2325. 6031). Über seinen
4, 41). Der 24. März war der grofse Trauer- Titel Attis popuH B. s. Attis Bd. 1 Sp. 724.
tag, Sanyucm (Phil.) oder dies sanguinis {Tre- Die Oberpriesterin hiefs sacerdos maxima Ma-
bell. Pull. fit. Claud. 4), an welchem das Ver- tris deorum magnae Idaeae {C. I. L. 6, 502),
schwinden der Vegetation beklagt wurde und die cymbalistria {Orelli 2328. 2449. 2450)
{Arrian. Tact. 33, 4) und, als Darstellung der beweist auch noch für die spätere Zeit den
Entmannung des Attis, die Galli und an ihrer orgiastischen Charakter des Dienstes.
Spitze der Archigallus sich blutig zerfleischten Zugleich mit dem Zudrang zu diesen Priester-
{Tertull.Apol2b; die übrigen Belege s. unt. Attis 50 tümern kam auch die Sitte des Taurobolien-
Bd.lSp.722; von eigentlicher Entmannung ist opfers in Aufnahme, welches mittelst der reini-
im römischen Kultus nicht die Rede). Hierauf genden Kraft der Bluttaufe den Eingeweihten
folgt unmittelbar der Freudentag, Hiluria, am den Charakter von „Wiedergeborenen" verlieh
25. März, dem ersten Tag, der wieder länger ist und für.eine Art von Mysterien galt(s. Attis Bd. 1
als die Nacht (Macroh. 1, 21, 7), auf dem Palatin Sp. 725; vgl. Aelius Lampr. Heliog. 7. Kaibel,
begangen {Vopisc. Aurcl. 1) und unter die hoch- Epigr. 588. 823). Die ältesten der immer genau
sten Festtage der Kaiserzeit gezählt {Lamprid. datierten Denkmäler desselben führen zwar nur
Alex. See. 37). Er bezog sich auf das VViederer- nach Italien und nicht über das Jahr 133 n.Chr.
scheinen des Attis (s. d.). Zu der Freudenfeier zurück {Mommsen, I. N. 2602), doch weist die
gehörte aber noch die requietio am '26. undals Ah- go diesem Ritus zu Grunde liegende Idee (s. Attis
schlufs am 27. März das schon früher bestehende a. a. 0.) und das oben (I nr. 6) erwähnte
Bad im Almo, lavatio {fast. Phil). Das Bild der Stieropfer auf kleinasiatischen Ursprung hin.
Göttin wurde auf einem Wagen, der ebenfalls Auch die Tauroboliendenkmäler fordern dazu
im Almo gewaschen wurde, in feierlicher Prozes- auf, denselben aus dem Mittelpunkt der Kybele-
sion, wobei vornehme Römer barfufs gingen, Mythen, der Vereinigung derselben mit Attis
dahin gebracht und wieder zurückgeführt {Sil. und dessen Rückkehr zu neuem Leben zu er-
8,363. 3Iartial. 3, il. i«ca%. 1, 599. Serv. klären. Wie die Inschriften regelmäfsig beide
Georg. 1, 1&3. Prudent. nsQi OTBcpüvoyv 10, 153; Gottheiten nennen, so stellen die hervor-
53*
1671
Kybele (röm. Kult)
Kychreus
1672
ragendsten Bildwerke das Liebesverhältnis der
Göttin zu dem zu neuem Leben erwachenden
Jüngling dar. Auf dem Altar (Villa Albani)
mit der Inschrift {G. I. L. 6, 505) Matris Deuni
Magnae Idaeae et Attinis, welchen L. Cornelius
Scipio Oreitus 295 n. Chr. zum Andenken an
das von ihm dargebrachte taurobolium und
criobolium gestiftet hat {Zoega, Bass. 1 t. 13.
14, s. Abbildung 6), sehen wir Kybele mit
or. 5), und von den Neuplatonikern, besonders
von Proldos, wurden die auf Attis und Kybele
bezüglichen Mythen und Kultgebräuche philo-
sophisch gedeutet (vgl. Mar inus vita Prodi 33).
Die Masse der Tauroboliendenkmäler (bei Orelli
1899 f. 2319 f. 2352. Henzen 6031 f. 6041; vgl.
Marquardt, R. A. 6, 87. Prellcr, B. M.^'2, 390)
giebt auch einen Begriff von der weiten Aus-
breitung des Kultus im römischen Reich.
Mauerkrone, Schleier und Tympanon auf dem lo In Rom hatte die Göttin aufser dem Palatin
Löwenwagen fahren, um den Attis zu suchen, ' ' tt._i_ .l^__. ^ ._ m.i, , tj^
der sich lauschend hinter einer Pinie birgt.
Derselbe Baum (Pinie oder Fichte) ist auf
der Rückseite des Altars [Zoega t. 13b) mit
den Gerätschaften des phrygischen Dienstes
geschmückt dargestellt (s. Attis Bd. 1 Sp. 721),
und unter ihm stehen im Opferschmuck der für
Kybele bestimmte Stier und der Widder des Attis.
Auch die Nebenseiten des Altars {Zoega t. 14)
zeigen die Symbole des vereinigten Kultus, Cym- 20 in ünteritalien verbreitet, in Puteoli {üreUi-
noch ein Heiligtum trans Tiberim {Henzen
5962), vgl. auch die Abbildung eines Tempels,
Annal. d. Inst. 1852 338. Ein Heiligtum bei
Tibur, Or. 1897. Ein vollständiges Metroou
mit ausgedehnten Gebäuden haben die Aus-
grabungen von Ostia ergeben {Visconti, Annal.
d. Inst. 1868 362. 1869 208. 3Ion. 8, 60. 9, 8),
woraus im obigen mancher neue Aufschlufs zu
verzeichnen war. Besonders stark war der Kultus
beln und Fackeln, und die dem Attis gehörenden
6) Taurobolienaltarrelief mit der Göttermutter und Attis (nach
Zoega, Bass. 1 Tav. 13).
Instrumente, Flöien und Syrinx. Anders wieder-
um ist der Liebesbund von Kybele und Attis auf
dem Taurobolienaltar aus der Umgegend von
Athen {Arch. Ztg. 1863 Taf. 176 ; Inschrift, Kaibel,
Epigr. 822) dargestellt, aus dem 2. — 3. Jahrli.
nach Chr. Der Stifter Archeleos bezeichnet
sich als den ersten, der hier zu Lande diese so ganzen Kybele- und Attis -Kultus zu Grunde
Weihe vollzogen hat. Ähnlich der Altar des liegende Idee der Erneuerung des Lebens. — Im
Henzen 6035), Bajä (2263. C. I. Gr. 5856 0fä
AlvvSvjirjva), Herculaneum
{Cr. 6122) ;' ferner in Bene-
vent (2326 f. Mommsen,
I. N. 1389 f.) und in ande-
ren Städten Mittel- und
ünteritaliens, Mommsen,
I. N. 2602 f. 4078 u s.w.,
meist in Verbindung mit
dem Taurobolium. So-
dann zog sich die Ver-
breitung des Kultus be-
sonders in der Richtung
nach Gallien; es finden
sich Denkmäler in der
Gegend von Massilia {Or.
H. 1896), zu Narbo (6033),
Lyon (2325. 6031. Bois-
sieii, Inscr. de lyon p. 22)
bis nach Tournay (2321).
Andererseits erstrecken
sich die oberitalischen
Denkmäler (vgl. Attis Bd. 1
Sp. 727) bis nach Brixen
{Or. 2198), woran sich die auf den Kybelekultus
bezüglichen Denkmäler in Österreich {Gonze,
Benlcschr. d. Wien. Ale. 24 S. 65) und die Attis-
darstellungen in den Rheinlauden (s. Attis a. a. 0.)
anschliefsen. Die sepulkrale Bedeutung dieser
Denkmälergattungen gründet sich auf die dem
Musonios vom Jahr 387 bei Heydemann, Bildw.
in Athen nr. 380. Da somit das Taurobolien-
opfer in Italien von 133, in Gallien von 160
an, in Griechenland noch später auftritt, so
folgt, dafs es sich nicht direkt von Phrygien,
sondern von Rom aus über das Reich ver-
breitete. Dasselbe ergiebt sich aus der In-
schrift des Taurobolienaltars vom Jahre 160
übrigen vgl. auch dieZusammenstellung derTexte
und Denkmäler bei Gölüer, De 3Iatris Magnae
apud Bomanos cultu. Meifsen 1886. [Rapp.]
Kybelis {Kvßrjlig) = Kybele (s.d.). Hipponax
bei Tzetz. lykophr. 1170: nagcc x'o iv Kvß^la,
TiSXst. ^QvyLag, ZLnäa&ixi. [Höfer.]
Kybelos {KvßiXog?), ein Phryger, der zuerst
der Göttermutter geopfert haben soll; nach
n.Chr. in Lyon (Or. 2322); vgl. Henzen, Annal. 60 ihm soll diese Kybele genannt worden sein,
d. Inst. 1856 111. In Rom wurde das Taurobo-
lium besonders auf dem Vatikan vorgenommen
{G. I. L. 6, 497 — 504); ob im Anschlufs an
das Märzfest, ist nicht sicher {Mommsen,
G. I. L. 1, 390). Einen neuen Aufschwung
nahm der Kult durch lulianus, den begeisterten
Verehrer der pessinuntischen Göttin (vgl. seine
Serv. ad Verg. Aen. 3, 111. 10, 220. [Höfer.]
Kychreides Ophis {Kvxqslötjs ocpig) siehe
Kychreus.
Kyclireus {KvxQ^vg), Sohn des Poseidon und
der Salamis, Tochter des Asopos, autochtho-
ner König der Insel Salamis [{KvxQ^ici, zu-
gleich Name einer alten Stadt auf Salamis;
1()73 Kydaliou Kydon 1674
'Ecp. 'Jqx- 188-4 169; vgl. rab. 393; Töpffer, Kydiios {KvSvoi)^ Sohn der Anchiale, einer
Ätt.Gcn. 273). Röscher.], die er von einem vor- Tochter des hipetos, nach welchem der iiili-
heerenden Drachen befreite. Da er ohne Söhne kische Fhifs Kydnos benannt war. Von seinem
war, übergab er bei seinem Tode dem aus Sohne Parti: enios hatte die am Kj'dnos ge-
Aigina zu ihm geflüchteten Tehimon, der legene Stadt Tarsos den Namen PartheniajSiejj/?.
seine Tochter Glauke geheiratet, die Herr- B. w'Ayxiülri. Eiistatk. zu Dion. Slli. Vermählt
Schaft, ApoUo'J. 3, 12, 7. Diod. 4, 72. Tzetz. L. mit Komnitho, Konn. Bionys. 40, 143. [Eohde,
110. 175 (p. 444 Miükr). 451. Et. 31. p. 707, 41 Ber gricch. Boman p. 94 u. Anm. 1. Drexler.]
(er tötete den König Ophis). Phcreki/des bei [Autonome Münzen der Kaiserzeit von Tarsos
Apollod. 3, 12, 6 nannte Glauke, die Tochter lo bei Imlwof-Blmner, Gr. Münz. S. 714 f. zeigen
des Kychreus, Mutter des Telamon. Nach auf dem Rev. die Inschrift OPTY|rO0H|PA
Flut. Thef'. 10 war Skiron in Megaris Eidam und aufserdem Tyche mit Turmkrone und
des Kychreus, der bei den Athenern göttliche Schleier auf einem Sessel sitzend, in der vor-
Ehre genofs, vgl. Flut. SoJ. 9. Auf Salamis gestreckten Rechten Ähren haltend; zu ihren
hatte er ein Heiligtum, Paus. 1, 36, 1. In der Füfsen der rechtshin schwimmende Kydnos,
Schlacht bei Salamis hatte sich ein Drache dessen Kopf mit Schilf bekränzt ist (vgl. Flufs-
auf den Schiffen gezeigt, den das delphische götter). Röscher.] [Kydnos zu Füfsen der
Orakel für den Heikos Kychreus erklärte, Fans. Stadtgöttin von Tarsos s bei 3Ii. 3, 623, 414
ibid. [Mit Bezug hierauf will Ecl^liel, d. n. v. —416. 624, 420. 629, 447. 630, 451. 453. 454.
2, 218 in dem Heros, der auf einer attischen 20 631, 458. 641, 515. 650, 573. Suppl. 7, 256,
Münze erscheint, über ein Schiff, auf dessen 393. 257, 394. 258, 399. 258, 401—403. 259,
Vorderteil eine Eule und eine Schlange sich 404. 408. 260, 409. 261, 413—415. 265, 429.
befinden, schreitend, in der R. einen Kranz, 275, 477; Kydnos allein mit der Beischrift
in der L. ein Tropaion tragend, den Kychreus KTANOC bei 3Ii. 3, 625, 427. 428 635, 483;
erkennen. Höfer.] Nach Hcsioä b. Strab. 9, 393 de Lamjlois, Rcv. niim. 1854 p. 98 nr. 50. Cut.
war der salaminische Drache {KvxQSLSiqg oopii) Whittal 1858 p..51 nr. 602; [Hcad, Hist.num.
yon Kychreus aufgenährt, von Eurylochos ver- 618 vgl. 617. Höfer.]. Die ältere numismatische
triebenundvonDemeterinEleusisals Dienerauf- Litteratur giebt Fasche , Lex. 1, 2 Sp. 1132
genommen worden. Oder Kychreus selbst hiefs — 33, Suppl. 2 Sp. 317. Drexler.] [Stoll.]
wegen seiner Wildheit der Drache und wurde, 30 Kydoime {Kvöoi'fH]), Amazone auf einer
da er die Insel verheerte, von Eurylochos ver- rotfig. Vase in Arezzo, 3Ionum. 8, 6. [Abgeb.
trieben; Demeter machte ihn in Eleusis zu ]\Ionum. dell' Int-t. 8,&; vgl. Jahn, Annalil8ß4:
ihrem Tempeldiener, Stepli. B. v. KvxQ^iog 240 ff. Heydemann, Mitteilungen a. d. Antiken-
Ttdyog. Eii^tath. Bionys. 506 u. 507. [Vgl. Sammlungen in Über- und 3littelitalien. 3. Hall.
den Art. Kekrops Sp. 1024, 3. Ar eh. Z. 8, 188 WincJcclmannsprogr. 104, Arezzo nr. 1. Höfer. J
und dagegen Fobert, Bild u. Lied 88f. Töpffer, [Klügmann.]
Att.Geneal. 272S.Uoscher.'] [S. ?iuch. L. Urlichs, Kydoimos (KvSoinoc:), Personifikation des
Ber Vasenmaler Brygos p. 3. Fr. Lenormant, Schlachtgetümmels, mit Enyo und Ker Geselle
3Ionographic de la voie sacree eleusinienne des Ares; //. 5, 593. 18,535. Hesiod. Scut. löG.
p. 531 f. und La legende de Cadmus et les io Quint. Smyrn. 1,308. 0 . Müller , Kl . deutsche
ctablissements pheniciens en Grcce. Paris 1867. iSchriften 2, 618. Freller, Gr. 3Iyth. 1, 266, 3.
p. 46—47. Beule, Lesmonnaiesd'Athenes 1^.305. Gerhard, Gr. 3Iyth. 1 §575. 602. [Mit Deimos,
306. Cat. of gr. coins in the Brit. 3Ius. Attica Enyo und den Keren zusammen bei Themistios
p. 108 nr. 785. 786 PI. 19, 1. J. SIcMly, Bie or.^ 15 in Theodos. p. 194a (p. 238 Bind.);
Schlange im 3Iiithus u. Kultus d. M. Völker vgl. Quint. Smyrn. 6, 350. Krokcr im Jahrb. d.
p. 25 f., p. 43 Änm. 118. A. 3Iarx, Griech. K B. Arch. Inst. 1 (ISSß), 123. Bei Ari st. Fax
3lürchen v. dankbar. Tieren p. 112 u. Anm. 3. 255 ist er Sohn des Polemos und tritt vs. 255
Sclncartz, Ber Ursprung der Mythol. p. 90. — 284 als Person auf; vgl. auch Schol. 275. 279.
Drexler.] [Stoll.] Forphyr. de abstin. 2, 22. Höfer.] [Stoll.]
KydaHou {KvöaXi'mv) = Kedalion (s. d.) 50 Kydou (KvScov), 1) Gründer der kretischen
Schol. Arat. 322 p. 80 Bekker. [Höfer.] Stadt Kydonia, Sohn des Hermes und der
Kydauos (Kvöavog), Athener, dessen Sohn Akakallis, einer Tochter des Minos, Paus. 8,
Demoleon mit anderen athenischen Jünglingen 53, 2. Schol. Ap. Bh. 4, 1492. Schol. Theokr.
und Jungfrauen von dem Tode durch den 7 , 12. Oder Sohn des Apollon und der Aka-
Minotauros von Theseus (s. d.) befreit wurde, kallis, Stcph. B. v. Kvdcovia. Schol. Od. 19, 176.
Serv. Aen. 6, 21. [Stephani, Ber Kampf zwi- Die Tegeaten erklären ihn. für den Sohn des
sehen Theseus und 3Iinotauros p. 39 hält den Tegeates und lassen ihn von Arkadien nach
Namen für sicher verdorben. Er schlägt Kreta ziehen. Paus. 8, 53, 2. Hock, Kreta 1,
vermutungsweise vor Kydamos oder Kydas. 149. 343. Vater der Eulimene, Farthen. 35;
Drexler.] [Jahn, Arch. Beitr. 453. R.] [Stoll.] 00 s. Eulimene und Lykastos. [Münzen von Ky-
Kydas (Kvöag), Name des auch Aletes ge-- donia auf Kreta mit der Inschrift KYAQN
nannten Sehers Bakis aus Kaphye in Arka- zeigen Kydon entweder als nackten Bogen-
üieu, Fhiletas im Schol. Arist. Fax 1011. [Höfer.] schützen, begleitet von einem Hunde, oder als
Kydippe (Kvöt'mir]), 1) s. Akontios u. Auson. kleines Kind von einer Hündin gesäugt {Head,
cp. 38. 16 f. p. 283 I'eiper. — 2) Nymphe; Hist. num. S. 391 f. Catal. of greek coins in the
Verg. Geo. 4, 339. — 3) Tochter des Ochimos Brit. 3Ius. Crete etc. S.XXXIII u. 28f. PL 7, IflP.),
(s. d.), Gemahlin des Kerkaphos (s. d.). Vgl. was auf einen Mythus wie den von Miletos (s. d.),
auch lalysos u. Kyrbia. [Röscher.] Romulus u. s. w. schliefsen läfst. Vgl. Boscher,
1675 Kydonia Kyklopen (Gewitterdämonen b. Hesiod) 1676
Apollon u. Mars S. 79 f. Bauer, Kyrossage Kydrelos {KvdQrjlog), unehelicher Sohn des
5. 55ff. Röscher.] [J. N. Svoronos, Numis- Kodros (s. d.); vgl. Töpffer, Att. Geneal. 234.
matique de la Crite anc. 1. Macon 1890. 4". [Röscher.]
p. 96—119; vgl. auch die braune Paste bei Kydrolaos {Kvö^ölaog), Sohn des lesbischen
L. Müller, Descr. des intaüles et camees ant. Königs Makareus, von diesem nach Samos
du Musee-llwrvaldsen Y). 115 nr, 94:6 ,,un enfant geschickt, wo er sich niederliefs und König
allaite d'un ani'mal,d'unelaure äcequ'il parait, ward, Diod. 5, 81. [Stoll.]
est entoure de trois hommes vetus de courtes Kjdros (Kv§Qoq), Dolione, von Pollux ge-
tuiiiques serrees de ccintures, et couverts de man- tötet, Val. Flacc. 3, 192. [Schultz.]
teaux. Representation de quelque tradition lo Kykais {KvAatg), Nymphe, zusammen mit
locale italienne ou qrecque'- und dazu Müllers drei andern Nymphen (Ismene, Eranno, Te-
Anm. 3. Drexler.] [Eclhel, Catal. Mus. Caesar. lonnesos) und den drei Chariten auf einem
Vindob.Num. Vet. 1 p.l26 nr. 1 — 3. 5 — 8. Doctr. Relief in Neapel (Gerhard u. Panofha, Neapels
Num. 2 p. 309 f. Höfer.] -- 2) Ein Korinthier, ant. Bildtv. 1 S. 82 f. nr. 275. C. I. Gr. 6854e)
von dem es wegen seiner Gastfreundschaft dargestellt. [Ismene, Kykais und Eranno be-
sprichwörtlich hiefs: afirtg £v Ävdcoi^o?, Macar. zeichnet G. G. Richards, Two Greek Reliefs,
1, 32. Zen. 2, 42. Flut. prov. 129. Suid. v. Journ. of hell. stud. 11 p. 284 als ,,apparent
'Ast rig und Ti'g. Biegen. 8, 42. Apost. 16, fancy names". Drexler.] [Ro.'^cher.]
59. — Eustaih. p. 1468, 27 und 1861, 10 ist Kyklaios {KvAlmog), ein Heros, dem die
im Zweifel, ob dieser der Gründer von Ky- 20 Plataier vor der Schlacht bei Plataiai Opfer
donia sei. — 3) Einer von den Thebanern, darbrachten Clem. Alex. coli, ad gent. p. 35
welche dem aus Theben ztirückkehrenden Ty- Putter; aufser ihm werden uoch genannt Andi-o-
deus einen Hinterhalt legten, Stat. Theb. 2, krates (s. d.), Damokrates (s. d.), Leukon;
623. — 4) Rutuler im Heere des Turnus, Lieb- letzterer wird auch von Plut. Arist. 11 erwähnt,
haber des jugendlichen Clytius, Verg. Aen. der aufserdem noch die Heroen Peisandros,
10, 325 und Si:r». — [5) Pferdename, Stat. Theb. Hypsion, Aktaion und Polyidos nennt. [Höfer.]
6, 465 nach Cod. Puteanus; nach Cod. Bam- Kyklopen {Kvy.lco7ifg).
berg. dagegen Calydon; Jesclionneh, De nom. Schon die Alten unterschieden drei Arten
quae Graeci peaidibus dorn, indiderunt p. 47. von Kyklopen; vgl. Hellanikos {fr. 176) bei
Drexler.] [Stoll] so Schol. Hes. Tlieog. v. 139: ''TLllccviv.og 8s rovg
Kydonia {KvÖmvCa.) Beiname der Athena in Kvy,Xconcig ovo^ä^sa&cci ano Kv-nlanog*) viov
Elis; ihr Tempel, der zur Zeit des Pausanias Ovqccvov (ou tcsq! xmv naq' ' Ofirjgoj Kvyiloa-
srerfallen war — nur ein Altar war noch vor- Ttwv Ityst.). Kv-ulcÖTtav yag ysvr] xgCa' Kv-
handen — , lag auf einem Hügel neben der ■nlconsg ot zrjv Mvyir'ivrjv reixLaavzsg , oi itSQl
Stadt Phrixa und war von Klymenos, einem t'ov noXvcprjfiov, wat avrol ot &8 0i (vgl. auch
Sprofs des idaiischen Herakles, der aus dem Schol. z. v. 144 und Schal . Aristid. 52, 10 =
kretischen Kydonia gekommen war, errichtet. Aristid. ed. Bind. 3 p. 408: rgta yciQ ysvr]
Nach der Sage der Eleier hatte Pelops vor qjaalv sivai Kvv.Xän(av xovg -nazaTov' OSvacscc,
seiner Wettfahrt mit Oinomaos der Athena ELv.slovg ovrag, rovg %siQoya.Gzoqccg v.cx.1 rovg
Kydonia geopfert, Paus. 6, 21, 6. Bykophr. 936 40 Kalovuevovg OvQavLovg).
und Tzetz. z. d. St. — Gerhard, Griech. Mytli. Isi) Die K. als Gewitterdämonen (ursprüng-
249, 9c vermutet, dafs die einer eleischen lichsteBedeutung)beiiIeMOfZ, TAco*;. 139ff. öOlff.
Athena geweihten Schönheitspreise {Athen. u. a. Sie sind nach Hesiod Söhne des Uranos
13, 609f. Pano/Jca, Archäol. Zeit. 1849 76ff.) {Oigavitai, Hes. Theog. 502) und der Gaia**)
dieser Kydonia galten. [Ihr Haupt erscheint {TJicog. 139; vgl, Apollod. 1,1,2; yr;yfv££c, Ap.
auf Silbermünzen von Kydonia, Head, H. N. *> Die nicht unwichtige Frage, wer eigentlich unter
p. 392. Drexler.] [Höter.] diesem KöxXuiip vllg Oü^avoö bei Hellanikos zu verstehen
KydoniaS {KvScovidi;), Beiname 1) der Ar- sei, hat in scharfsinniger "Weise Max. Player, Die Gigan-
temis, ürph. liymn. 36, 12. — 2) der Ariadne, '«« "■ ^''- S- m^- ^^ lösen unternommen. Er ist nacli
die Kvdaviag vvticpn heifst. Kann. Dionys. 5o ^^"'J'^'' identisch mit dem kykiopisch, d. h. mit drei
Ar, ono ~i ir i ' '/< 'i> T\T„ „ „ 'n Augen, gebildeten, uralten Zeus Herkeios auf der
47, 298; vgl. Kvdcovcciri Aomovri. Isonn. a. a. 0. ^ ■ * \d » », a o , , t^ ^ 1e^
QQ QiA rui"f • ~\ ' ^ " liarissa von Arges (Paus. 2, 24, 4. Sc/tol. Kur. Tro. 16),
j L*^^ ^ 'J , der wiederum einerseits dem aiis der Heraklidensage be-
KydragOra {KvSQOCyoqa), Schwester des Aga- kannten Z^h; r(>L6(pdaXßo;, dessen Führung sich anzu-
memnon, Gemahlin des Strophios und von vertrauen das Orakel den in die Peloponnes einziehen-
diesem Mutter der Astydameia (s. d. nr. 3) und den Fremdlingen empfahl (Apollod. 2, 8, 3. Paus. 5, 3, 5),
des Pylades, Schol. Elir. Or. 33. Bei Schol. Eur. anderseits dem TQioip oder T^iiina;, dem Bruder des
Or. 1233 heifst sie Tochter des Atreus, aber I^popeus und Aloeus, zweier Titanen, gleichzusetzen ist.
Gattin des KrisOS, des Vaters des Strophios. **) Die Abstammung der Gewitterkyklopen von Uranos
-rrr , T 1 i.ii'vi' ' A i n ' \ma Gaia hangt wohl mit der Thatsacne zusammen.
Wenn ebenda auch steht ZzQOCpiOg Ava^lßiav ^afs die Blitze bald von oben nach unten, bald von der
KvÖQfxyOQag tyrnlE zrjV AyciflSflVOVog aSslcpiqv, CO Erde nach oben fahren; vgl. die Belege bei RoscUer, Gor-
SO wird man wohl mit SclllVartZ {Schol. in gonen S. 22 und bei Mayer, Giganten S. 109 Anm. 133.
J5/Mr. 1 p. 211) KvÖqayÖQag zu streichen haben. Ebenso wie ihre Abstammung von Gaia erklärt sich
Auch sonst heifst die Gemahlin des Strophios wahrscheinlich auch der Sitz der Gewitterkyklopen im
gewöhnlich Anaxibia, S. Bd. 1 Sp. 335 Z. 65 ff. T'-^^taros und äufsersten Westen; Rascher a. a. O. S. 35.
„^,1 ^.,r„^..;i c T,„7 TT" ri nnn 1 1 Mauer a. a. O. S. 105 u. 109. Vgl. auch den Kult der
und aulserdem Schol. Eur. Or. 765: vgl. auch ,," ^ . t> ^ • ^ ,,' i-, ^ ^u • a i j-
-r^. . ^ ., n A , 1 /•!, ■ -i-, 1 "r, ^^ ^-latnajtat, Bpovtai und fvöcMUL zu Bathos m Arkadien,
Bictys 1, 13; Astyoche (nicht, wie Bd. 1 Sp. 336 ^„^ ^j, ^^f l^^ Mosychlos auf Lemnos, ein Erdfeuer
Z. 2 angegeben, Antioche) nennt sie Hygm. hT^nnte; Paus. S, 29, l. Mehr hei Neumann-Partsch, Physik.
f. 117. [Höfer.] Geogr. v. Gr. 31G, 1.
1677 Kyklopen(Gewitterdämoii.b.Hesiodetc.) Kyklopen (vulkauisclie Dämonen) 1678
ÜJi. 1, 510. Nonn. 2, 341. x^'övioi, ib. 2, 600. oa' ovQavog ivrog ssgysi. ib. fr. 93). Später
27, 89), trotzigen, gewaltthätigen Sinnes (T/(eor/. tötete Apollon die Kyklopen (nach PhereJcydes
139 f. vniQßiov rjTOQ i'xovtsg, oußQi^o&vfioi), bei ScJiol. Eur. Ale-, 1 die [sterbl.] Söhne der
Verfertiger des Blitzes und des Donners, im [-O'foi"?] K. ; vgl. Mayer, Gig. S. 107) aus Zorn
ganzen den Göttern ähnlich, aber von diesen über den Tod seines Sohnes Asklepios (s.
durch ein einziges, kreisrundes Stirnauge d.), den Zeus mit dem von den Kyklopen
unterschieden {Tlieog. 144 f. v.vAXox£Qri? oqp- gefertigten Blitze erschlagen hatte {Hesiod
9(xlu6q-y daher \iovo8£Qv.tuL, Eur. Kyld. 79; und AsJclep. h. Schol. Eur. Alle. 1; vgl. Hes.
^ovcans?, ib. 21; (lovoylrivoi, Kallim. in Dian. Eöen fr. 47 (Göttling). Eur. Alk. 3. Apollod.
53. Lyk. 659; Antip. Sidon. 51. (iov6(inazoi, lo 3, 10, 4. Ap. Bh. 4, 611 u. Schol. Diod. 4, 71.
Strab. 21; vgl. Verg. Aen. 3, 636 und Serv. z. Luc. Sacrif. 4. Schol. ad Luc. Lov. Conf. 8.
d. St. u. zu 8, 649. Ov. Met. 13, 772), durch Orph. Arg. 178. Hyg. fab. 49. Hyg. P. A.
Kraft und Kunstfertigkeit ausgezeichnet (r/(eo(/. 2, 15. Myth. Vat. 1, 46. 2, 128. Serv. V.
146 laxvg x r;de ßir[ v.a\ ^r}%ava.\ r\oav In ^'gyoig). Aen. 6, 398. 7, 761. Geo. 3, 2; s. auch Val. FL
Ihre Namen sind BQÖvzrjg, ZtSQÖnrjg {'Aars- 1, 445f. Prob. z. V. Geo. 3, 1. Tac. ann. 3, 61:
QÖTtrjg, Pherekyd. b. Schol. Eur. Alk. 1; 'Acts- ephesische Lokalsage). Nach späteren Dich-
Qonaiog, Euphorion b. Schol. Nik. Th. 288), tern soll der Pfeil, dessen sich Apollon bei der
Aqyrig {'AQyCXmog, Nonn. '2,^,11^), A.i.Dowo.Qr:, Tötung der Kyklopen bediente, unter die
Blitz und Donnerkeil, da die Alten beim Ge- Sterne versetzt sein {Erat. Cat. 29; vgl. Arat.
witter drei Erscheinungen {ßgavtri, azsQoniq 20 Phaen. 311. Hyg. p. astr. 2, 15, 3. Schol.
oder dorgdTti] und KEgawög; vgl. das home- Germ. Arat. ^. All Eyss.). — Nach JVbwnos Z)ion.
rische Kgyrjg -n^gawog; mehr hei Itoscher, Gor- 14, 52 ff. und 28, 172 ff. folgten die Kyklopen
gonen S. 34 u. 104) zu unterscheiden pflegten dem Dionysos auf seinem Zuge nach Indien und
{Hes. Th. 139 ff. Apollod. 1, 1, 2. Orph. fr. kämpften wie die Kentauren (s. d.) mit Felsen,
39 ^&eZ). Den '^pyrjs nennen Fe/'^f. A 8, 425. Fichten (28, 240) und Feuerbränden (= Blitzen?
Glaud. Cons. Hon. 3, 195. Bapt. Pros. 1, 238 vgl. 28, 175 ff.). Ihre Namen sind: Bgövrrig,
Pyracmon; Ov. Fast. 4, 288 Acmonides, UrBgönrjg, Evgvalog/'Jgy rjg {'AgyLUnog, '28,114:),
•was wohl auf guter alter Tradition beruht, Tgdxtog, 'Elatgevs, "AXifirjSrjg, IloXvcprjfiog. Der
da KMficöv ursprünglich den steinernen, himm- letztgenannte allein bleibt nach Nonnos aus
lischen Donnerkeil bezeichnete {Curtius, Grdz.^ 30 Liebe zur Galateia zu Hause. — Einen alten Kult
131 ; vgl. auch ob. Bd. 1 Akmon u. unt. Sp. 1680). (Altar) hatten die Kyklopen zu Kori nth {Paus.
Nach dem von vielen für eingeschoben er- 2, 2, 2), was Schümann, Dp. aca§. 4, 331 (vgl.
klärten Verse Hes. Th. 144, den Jiraies jedoch Welcker , Götterl. 3, 74. Mayer, Gig. S. 107)
mit Rücksicht auf eine Stelle der Eoien, wo von wohl mit Recht auf den für Arkadien be-
der Tötung der Kyklopen durch Apollon die zeugten Kult der 'Aarganai, @vslla.i und Bgov-
Rede vfSiv {Göttling fr. 4:1), stsiti v. 142 las, waren rai (Paus. 8, 29, 1) deutet. — Vereinzelt steht
diese Kyklopen sterblich (Mayer, Gig. u. die Notiz des Philosteph. b. Steph. B. s. v.
Tit. S. 107). Da Uranos die Kyklopen ebenso 'Arg-^vr] dafs der Kyklop Arges mit einer phrj^-
wie die Hekatoncheiren hafste, so warf er sie in gischen Nymphe den Atron, den Deusos (s. d.)
denTa,rtsLVOs (rairjg iv -iiEv&fiävi cc7io-nQvntciGv.8, iO und die Atrene gezeugt habe, von der die
Hes. Th. 157f.; vgl. 617ff. ö^aag ft's Tägraga Stadt Atrene (in Phrygien?) benannt war.
eggiipe, Apollod. 1, 1, 2). Die darüber erzürnte 1'») Die Kyklopen als Tulkaniscbe Dämo-
Gaia beredete nun die übi-igen Titanen, sich nen (Schmiedegesellen des Hephaistos). Als
gegen ihren Vater Uranos zu empören, und solche erscheinen sie erst verhältnismäfsig spät,
jab dem Kronos eine stählerne Sichel, womit d.i. erst bei den alexandrinischen und römischen
o
er seinen Vater entmannte. Darauf befreiten Dichtern*), wie denn auch Hephaistos (s. d.)
die\Titanen ihre in dem Tartaros gefangenen erst bei diesen vulkanischen Charakter an-
Brüder und übertrugen dem Kronos (s. d.) die genommen hat. Gleichwohl darf man die
Herrschaft. Dieser fesselte die Kyklopen aber- Beziehungen der Kyklopen zu den Vulkanen
mals und sperrte sie in den Tartaros, wo das 50 des Mittelmeeres (namentlich des westlichen)
Ungeheuer Kä^Ttrj (s. d.) sie bewachte {Apollod. unbedenklich auf ihre ursprüngliche Gewitter-
1, 1, 4f. 1, 2, 1). Zum zweiten Male be- bedeutung, d. h. auf die hesiodischen Gewitter-
freite sie Zeus im elften Jahre seines Kamj^fes Kyklopen, zurückführen, da die vulkanischen
mit Kronos und den übrigen Titanen, da ihm Phänomene, sobald sie von den Griechen be-
Gaia den Sieg verhiefs , wenn er die im Tar- obachtet wurden, von selbst einerseits auf die
taros Eingekerkerten befreie. So tötete nun Idee des Gewitters, andererseits einer Schmiede-
Zeus die Kampe und befreite die Kyklopen, Werkstatt (die Blitze galten von jeher als
welche darauf zum Danke dem Zeus Donner, metallene Waffen; vgl. i?o.sc/je»', Gojy/owc^iS. 66 f.)
Blitz und Donnerkeil, dem Poseidon einen führenmufsteu (s.ob.unt.HephaistoslSp.2070ff.
Dreizack, dem Pluton eine -awr) schenkten, fio vgl. 2050). Denn bekanntlich bilden sich wäh-
mit Hilfe welcher Waffen die Titanen end- rend der vulkanischen Eruptionen in der Regel
gültig besiegt wurden {Apollod. 1, 2, 1; vgl. heftige, sogen, vulkanische Gewitter, deren
Hes. Th. 501 ff. Eur. Ale. 5. Ap. Bh. I, 510. Blitze, Donnerschläge und Regengüsse sich
730. Diod. 4, 71. Ov. Met. 1, 259. 3, 305. mit dem Getöse des Bergs und mit der Rauch-
Q. Smyrn. 14, 445 f. Vgl. auch Orph. Theog. und Aschensäule mischen {vgl. z. B. Brockhaus'
fr. 92 Abel: oi Zrjvl ßgovr^v^ rs nogov rsi^dv ^^ Heiianikos a. a. O. (s. oben Sp. 1676 z. 30 fl.) z. B.
Tf -üEgawöv, II TtgcotOL tSKTOVOXfigSf, oi Hcpai- scheint die K. noch nicht als SchmiedegeseUen des
6Z0V ■nal 'A&rivrjv \\ dcciäala nccvz' iöida^av, Hephaistos zu kennen.
1670 Kyklopen (vulkanische Dämonen)
Konvers.-Lex. unt. „Vulkane"). Den eisten An-
satz zu dieser Vorstellung von den Kyklopen be-
merken wir bei Eur. KyM. 297 (y/]g yaQ'^ElläSos
^vxovg otHftg V7t' AiTVtj, rfj TtvQLatdnzcp itixQa),
welclier deutlich den Wohnsitz des Kyklopen
Polyphemos an den feuerspeienden Ätna ver-
legt (s. auch V. 328, wo der Kyklop sich
selbst als Jibg ßgovraiOLV 8ig }'qlv ktvtiwv
bezeichnet; v. 327 ist wohl nizgav oder niSov
"AQOvco ZU lesen; vgl. v. 599, wo Hephaistos
Nachbar des Kyklopen genannt wird). Ganz
deutlich aber fafst erst KaUi)nachos Qnjmn. in
Dian. 46 ff. und SchoL; vgl. v. 9 f.) die Kyklopen
als Schmiedegesellen des Hephaistos, und
Kyklopen (vulkanische Dämonen) 1680
Thuk. 6, 2.^ Ewphor. b. Schol. z. Nik. Th. 288
Ahviqv ipoXoEaanv, svavXiov 'AaxsQOTCciiov. Luc.
Tim. 19). Val. Fl. 1, 583, welcher einen Kyklopen
Acamas, einen anderen Pyracmon nennt,
j&. 4, 104.287.7,647. Claud.Fapt.Pros. I,2i0. ib.
dein Cons. Hon. l'dbS; vgl. Sp.l599f. So gelten
die K. als Erfinder des Erzschmiedens; vgl. Plin.
h. n. 7, 197 : aerariam fabricam alii Cliahjbas nlii
Cijclop as [monstrasse ptitaiit J . HesycJi.s.v.Kv-
10 TilcoTtcav ■ ;(;ailotf cov. Mehr bei Kremmer, De catalo-
gisheurematum. (Leipz. Diss. 1890) S. 8. 13.44. 92.
95. Zu diesen Kyklopen gehört wohl auch Bria-
reos, der Vater des Sikanos und der Aitne
{Demetr. Galat. bei Scliol. Theokr. 1 , 65 ; vgl.
'iiMiiiittiii
iliillllKlI^
1) Die Kyklopen als Schmiedegesellen des Hephaistos, Sarkophagrelief (nach Mus. Capitol. 4, 25;
s. oben Bd. 1 Sp. 2070 ff.).
zwar verlegt er ihre Werkstatt auf die Insel
Lipara*) (ebenso Claudian 7, 196. 35, 174, wo
jedoch auch Siciliens gedacht wird), während
Vercjil {A. 8, 418 u. 425) die Blitze schmiedenden
Kyklopen Brontes, Steropes, Pyracmon (s. ob.)
und andere (vgl. v. 449) auf der Insel Hiera oder
'Hcpcciaxiäg (Volcania) wohnen läfst und nach dem
Vorgange des Kallimachos {in Dian,. 46 ff.) ein
farbenreiches Bild ihrer Werkstatt malt. Vgl.
aufser Hör. ca. 1, 4, 7 auch Cic. de divin. 2, 19, 4''.
und Verg. Geo. 4, 170ff., wo der Ätna als Werk-
statt genannt ist, Ov. fast. 4, 287 ff. (s. auch
*) Vgl. die Münzen von Lipara im Catal. of yreek
coins in the ßrit. Mus. Sicil. S. 263 ff., die auf dem Olivers
den Kopf des Hephaistos, auf dem Kevers vielleicht einen
nackten Kyklopen mit Hammer und Zange zeigen.
3Iayer, Gig. u. Tit. 124 ff. 2 10 ff.). Vielleicht liegt
hier eine Verwechselung mit dem Titanen oder
Giganten Briareos vor, der von Kallim. in Dd.
111 ff. unter den Ätna versetzt wird. Nach
Erat. Kat. 39. Hyg. p. astr. 2, 39 (p. 75 Bunte).
ScJiol. Germ. Arat. 418 Eyss. galten diese
Kyklopen auch für die Verfertiger des Altars
CO (O-urryptov), auf dem die Götter vor der Titanen-
schlacht opferten (vgl. auch Lucan. 7, 146 ff.
150). — In betreff der Bildwerke, welche
die Kyklopen als Gesellen des Hephaistos dar-
stellen, s. MüUer, Hdb. d. Arch."' § 367. Bau-
meister, Denkm. Fig. 820. Arch. Ztg. 30, 4 f.
Vase des Brit. Mus. nr. 668[?]. Blümner, Tech-
nolugie 4, 366 ff. Bullettino d. commiss. arch. di
Borna 1878 pl. 10. Chirac, Mus. pl. 216, 31.
t()Sl Ivyklopen (vulkanische Dämonen)
Daremhcvg-SSaglio, Biet. 2 p. 1694 Fig. 2258,
Anm. 12. Müller -Wieseler, DeitJcmälcr d. a. K.
1 Taf. 72 nr. 405. 2 Taf. 05 nr. 808^* u. 839.
Helhiij , WiDulgemälde Campaniens nv. 259.
Atlas Taf. 4 nr. 1316. O. Jahn, Ber. d. Sachs.
Ges. d. Wiss. 1861 S. 309. Da öfters (vgl.
den „satyravtigen" Kyklopenkopf in Turin bei
Heydemann, 3. Hall. Winclcelmanns-
progr. S. 40 nr. 16; den Polyphem der
L'am|ian. Wandbilder bei Heibig nr.
1042 ff. 1050. 1053; die satyrartigen
Schmiedegesellen des Hephaistos auf
dem echt antiken Relief des Louvre *)
bei Mülltr- Wies., D. a. K. 2, 18, 194 =
O. Jahn a. a. 0. Taf. 9 nr. 8; vgl.
S. 310 ff. Furtwängler, J. d. «. J. S. 1 19 f.)
den Kyklopeu die Gestalt von S i 1 e n e n
oder Satyrn (vgl. Eur. Kgld. 442.'
602 ^riQ) beigelegt wird, so hat Furt-
ivänghr a. a. 0. S. 112 ff', nicht nur
die ,,kyklopenhaften Wesen in der Ge-
stalt von Satyrn oder Silenen'' (nachge-
wiesen von Ftohert, Arcli. Märchen
S. 198 ff', auf Vasen), die einen kolos-
salen aus der Erde emportauchenden
Kopf mit Hämmern bearbeiten, auf
■■die im Frühjahr die Erdgöttin mit
Blitzschlägen (= Beilen und Häm-
mern) aus ihrer winterlichen Erstar-
rung befreienden Kyklopeu' (a. a. 0.
S. 117 ff".) bezogen, sondern erblickt
auch in gewissen von Conze, Jcdirb. d.
m-ch. Inst. 1890 S. 118 ff". 138 behandel-
ten ^hephaistischen Dämonen' (oft mit spitzem
Pilos, Satyroliren, von wildem Aufdruck und
mit gesträubtem Haare, von silenartigem oder
satyreskera Typus), welche an Kohlenbecken
Kyklopdn (vulkanische Dämonen) 1682
werden, Kyklopen (s. Fig. 4 u. 5). Weiteres
unten Sp. 1685. — Ganz vereinzelt steht die
\om. 3Iythogr. Vat. 2, 185 berichtete Sage, dass
die Teichinen (s. d.), welche mancherlei Cha-
rakterzüge mit den Kyklopen gemein haben
(sie sind wie diese Schmiede, werden wie die
Kyklopen von Apollon getötet, haben Beziehun-
2) Die
gemä
Kyklopen als Schmiedegesellen des Hephaistos, Waud-
Ide (nach Blümner, Technol. etc. 4, 3GS Fig. 55 = Uelbl'j,
n'andoemälde Atlas Taf. -1 nr. 2,59).
gen zu den Kureten u. s. w.) und auf' Rhodos
hausen, in dessen Nähe eine Kyklopeninsel liegt
(s. unten), zu den Kyklopen geflohen seien.
(Vgl. auch den Art. Kerkopen ob. Sp. 1171.)
3) Satyrartige Schmiedegesellen des Hephaistos (= Kyklopen?), Kelief des Louvre (nach
Blümner, Technol. etc. 4, 3G6 Fig. 54).
aus hellenistischer Zeit angebracht sind, und
denen als Attribute öfters Blitze beigegeben
*) Vgl. zum Verständnis dieses Reliefs auch Anihol.
rianud. 1, 15: O Ttolv uü Boo/^iiov /ns/ueü^ua/uhog olvädi
Ttrjyf], II avvtooqxj; tvdotaig, ar/ijtöötig ^ätvQoc: \\ äi/-
S'üdwv xatu y.wXuv lt?.vy.to7tid]iai Xvyuj&tlg, '| evtea naiöl
■9'eäi yaXxotoQ il Qitiöog, \\ ov a6(pov ix tiyrag itaxSiv
ni'jior , uXlu neit/Qctv || iqyutiv ix fi6/9^wv (wö/.iivog
2) Die lioiuerischeu Kyklopen. Sic sind
wahrscheinlich späteren Ursprungs als die
hesiodischen, da sich bei ihnen nicht mehr
direkte Beziehungen zu bestimmten Natur-
erscheinungen, insbesondere zu Blitz und
tiiotav. Ähnlich ebenda ur. 15* hei Jacobs, Anihol. Gr.
2 p. 629. Vielleicht stammt diese Vorstellung aus einem
Satyrspiele; Jahn a. a. 0. S. 311 f.
4) Bärtiger silenartiger Dämou
(= Kyklop?) mit Blitzattri-
biit von eiuem Kohlenbecken
(nach Jahrb. d. a. Inst. 18t)0 S. 129).
1683 Kyklopen (bei Home»)
Donner, nachweisen lassen. Dennoch scheinen
einige Züge auch bei ihnen von den Gewitter-
Kyklopen entlehnt, namentlich gilt dies von
ihrer zwar bei Homer nicht ausdrücklich be-
zeichneten, wohl aber auch bei ihm voraus-
zusetzenden Rund- und Einängigkeit (vgl. Od.
1, 69. 9, 383. 387. 394. 397. 416) und von ihrem
übermütigen, gesetzlosen und gewaltthätigen
Charakter (vgl. Hes. Tli. 139 fr.). Völlig verschie-
|--^r== V den sind sie aber
von den Kyklo-
pen de sifesjod in-
sofern, als sie ein
reines Hirten -
leben führen
{Horcher, Selene
u. Verw. S. 150),
zum Teil Söhne
des Erderschüt-
terers Poseidon
und der Thoosa
(Od. 1, 71; vgl.
Eur. Eykl. 21 ff.
Gell.15,21- Eust.
z. Od. 1622, 41)
sind, Menschen
(ävSQsg) heifsen
(f 5), also für
sterblich gelten
{Od. 9, 301 ff.
Galen, ed. K. 3,
313), und den
Zeus, dem bei Hesiod die Kyklopen dienen, ver-
achten (vgl. Od. 9, 275f.; s. jedoch v. 411). Ihr
Wohnsitz ist bei Homer eine später mit Sici-
lien identificierte Insel im westlichen Meere,
nahe dem ursprünglichen Sitze der Giganten und
Phäaken,
welche un-
ter Nausi-
thoos sich
vor den
Räube-
i-eien der
Kyklopen
(der av-
dgeg vne-
QTjVOQBOV-
r^S ^5)
nachSche-
ria flüch-
teten {Od.
6, 4flF. 7,
59 ff. 206;
mehr bei
Völcler,
Hom.
Geogr. § 58); vgl. Ew: Kyld. 297. 599. TlmTi. 6,
2. Strab. 20. Pomp. Md. 2, 119. Cyclopia
saxa, Verg. A. 1, 201 und Serv. z. d. St. 3, 569.
Tib. 4, 1,56. lustin. 4, 2, 2. — Straho20 und Eust.
p. 1618, 2 u. 1644, 42 nennen die Gegend von
Leontinoi als Sitz der Kyklopen und Laistry-
gonen (s. d.), welche dagegen von Cicero {ad
AU. 2, 13. — Verr. 2, 5, 146 wird der Aetna
als Wohnsitz des Kyklojjen bezeichnet, ebenso
Tib. 4, 1, 56. Ov. Met. 14, 160. 13, 770. ex P. 2,
2, 115) und Horaz {ca. 3, 16, 34 u. Scliol. 3,
5) Bärtiger Dämon mit Pilos und
Blitzattribut {= Kyklop?) von einem
Kohlenbecken (nach Jahrb. d. arch. Inst.
1890 S. 121).
Kyklopen (bei Homer) 1684
17, 6 u. Kiefsling z. d. St.) in die ebenfalls
vulkanische Gegend {Nissen, Ital. Landeskunde
1, 264) von Formiae versetzt werden; wei-
teres bei Klausen, Aen. S. 1047 Anm. 2089
und S. 1153 u. s. w. — Mit lebhaften Farben
wird uns im 9. Buche der Odyssee (v. 106 ff. -
Charakter, Aussehen und Lebensweise der Ky(
klopen, namentlich des berühmtesten unter
ihnen, des Polyphemos (s. d.), geschildert (s.
10 auch Luc. Dial. mar. 1 u. 2):
„Und zum Lande der wilden, gesetzelosen
Kyklopen
Kamen wir jetzt, der Riesen, die im Ver-
traun auf die Götter
Nimmer pflanzen noch sä'n und nimmer die
Erde beackern.
Ohne Samen und Pfleg' entkeimen alle Ge-
■ wachse,
Weizen und Gerste dem Boden, und edle
20 Reben, die tragen
Wein in geschwollenen Trauben, und Gottes
Regen ernährt ihn.
Dort ist weder Gesetz noch öffentliche Ver-
sammlung,
Sondern sie wohnen all' auf den Häuptern
hoher Gebirge
In gehöhleten Felsen, und jeder richtet nach
Willkür
Seine Kinder und Weiber, und kümmert
30 sich nicht um den andern"
(vgl. Arist. Etil. Nik. 10, 9, 13). Schiffsbau
kennen sie nicht (v. 125). Ihre eigentliche Be-
schäftigung ist die Zucht von Schafen und
Ziegen (v. 167. 217 u. ö.). Sie hausen wie
Pan und die antiken Schaf- und Ziegenhirten
(vgl. Poscher, Selene u. Verwandtes S. 150 und
Solin p. 55, 16: gentem Cyclopum testantur vasti
specus) in Felsenhöhlen (v. 182). Vgl. v. 187 ff. :
„Allda wohnt' auch ein Mann von Riesen-
40 gröfse, der einsam
Stets auf entlegene Weiden sie trieb, und
nimmer mit andern
Umging, sondern für sich auf arge Tücke
bedacht war.
Gräfslich gestaltet war das Ungeheuer, wie
keiner,
Welchen der Halm ernährt; er glich dem
waldichten Gipfel
Hoher Kettengebirge, der einsam vor allen
50 emporsteigt."
Im folgenden schildert Homer die Begegnung
des Odysseus mit dem menschenfressenden,
furchtbar starken Ungeheuer (-ör/p bei Eur.
Kykl. 441. 602. 659; ebenda v. 624 heifsen
auch die Satyrn O-^^e?), das gewaltige Felsen
zu heben und zu schleudern vermag (v. 243.
481), seine Trinklust und Blendung (mehr s. u.
Polyphemos). Vgl. auch die Schilderungen von
Tyrtaios fr. 12, 3B., von Euripides (Kyklops),
60 der sich im ganzen an Homer angeschlossen hat
und nur noch Seilen und Satyrn aufser den
in der Odyssee erwähnten Personen auftreten
läfst, von Vcrgil (Aen. 3, 617fl\ Ov. Met. 13,
760 ff.) u. s. w.. Sprichwörtlich war mit Bezug
auf Od. 9, 106 u. 108ff. der Ausdruck Kv%Xconog
oder Kw-länsioq ßiog geworden (s. Strab. 502.
592 [anders Apost. 4, 92^]. Bio. Chrys. or. 64
p. 593. 3Iax. Tyr. diss. 21, l.'Philostr. im. 1,
1685 Kyklopen (bei Homer)
83 f.), ebenso mit Bezug auf Od. 9, 369 f. Kv-
v.Xanog {-sioq) 8 wQsä.{Apo&t. 10,^2,0^ . Luc. catapl.
14 u. ScJiol Phtt. q. conv. 8, 8. 3. Eu.'^t. z. Od.
1634, 35. 1926. 641 Eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem Kyklopen der Odyssee hat übrigens
Orion (s. d.\ der ebenso wie jener ein Sohn des
Poseidon und von riesiger Gröfse und Stärke
ist, wie jener von Oinopion im trunkenen Zustande
geblendet wird und gewaltige Felsen hebt und
Kyklopen (bei Homer)
1686
ä la chevelure herissee ä la harhe touffue; ü est
comme encadrc par les hras et les mains gui
tiennent une pierre mi-dessus de la tcte. Un
oeil unique est place au milieu du front. D'au-
tres existent ä Florrnce et au musee de Turin
{Tischhein, Hom. Odyss. 7. Scliorn, AmaUhea
p. 467). Une petite tcte en terre cuite, de Smyrne,
au Musee du Louvre, d'un caractire grotesque,
a l'oeil au milieu du front" (Anm. 34). Weiteres
trägt, auch Beziehungen zu Sicilien {ZanHc, lo unter Galateia und Polyphemos. Dramen oder
Peloron) und zum x^'^'^^t^ov des Hephaistos auf
Lemnos besitzt u. s. w. (vgl. namentlich ApoVnd.
1, 4, 3. Serv. V. A. 10, 763 und Myfliogr. Vat.
1, 33, wo Kedalion (s. d.) ein Cyklop genannt
wird). Vgl. auch den Artikel Eurymos.
Kunst dar Stellungen. Servius zu Verq.
Aen. 3, 636 bemerkt, dafs Polyphemos mit
einem, mit zwei oder mit drei Augen dar-
gestellt werde (vgl. auch r7ifocr.ll,31ff. Philostr.
im. 2, 18. Antliol. Gr. 14, 132. Artemid. an. 20
p. 28, 23 f. Eercher. Eust. z. Od. p. 1622,
47. 1392, 35). Dem entsprechen die erhal-
tenen Darstellungen, welche den Sagen von
Odysseus und von Galateia (s. d.) ange-
hören, insofern als in Bild-
werken des Galateia-Mythus
meist*) das Stii'uauge gegen-
über den beiden anderen
nicht übermäfsig aiisgebildet
ist (die beiden anderen sind
nicht weggelassen, aber et-
was zugekniffen, s. oben unter
Galateia; vgl. auch das inter-
essante Relief im Konserva-
torenpalast in Rom, welches
die K. als Schmiedegesellen
des Hephaistos darstellt und
0. Jahn, Archäologische Bei-
träge 415), während in den
die Odysseus-Sage betreffen-
den Werken der Kyklop in
der That bald ein-, bald zwei-,
bald dreiäugig erscheint; s. Müller, Hdb.d. Arch.
§'416, 1 . Overbeck, Bildw. z. theb. tt. tro. Heldenlr.
p. 760flP. Taf. 31 nr. 4ff. Milchhvfer, Die Anfänge
d. Kunst 179 u. 195. Bolte, De monum. ad Odys-
seam pertinent. S.8ff. Bobert, Bild u. Lied 19 f.
Schneider, Der tro. Sagenkr. in d. ült. gr. Kunst
1. Leipz. 1885 (Diss.) S. 60 ff. u. 64. Catal. of
Gedichte Namens Kyklops gab es aufser von
Euripides noch von Epicharnws, Aristias, Ti-
motheos, Philoxenos, Antiphanes, Theolcritos
(s. Pape-Benseler, Gr. Eigenn. unter Kv-ulcüip
und Holland, De Polyphemo et Galntea. Leipz.
Stud. 7, 149 ff.). Von einem Pantomimus
Namens Gyclops redet Hör. sat. 1, 5, 63 und
epist. 2, 2, 125, mehr bei Heindorf zu der
ersten Stelle (vgl. Athen. 1, 20»).
Deutung. Die umfassendste Deutung der
Kyklopen -Sage, insbesondei-e der homerischen,
hat Mannhardt {Ant. IVald- und Feldkulte
S. 103 — 112) gegeben, wo auch fast die ganze
bisherige Liiteratur über diese Frage ver-
G) Der Kyklop der Odyssee mit grofsem Stirnauge, etrusk. Wandgemälde
(nach Dai-embcrg-Saglio, Dict. d. ant. 2 S. 1695 Fig. 2259).
zeichnet ist (vgl. noch Schoemann, Op. 4, 333 f.
Boscher, Gorgonen S. 34. 36. 67. 73. 109 und
Laistner, Nehelsagen 271. Derselbe, Das Bätsei
der Sphinx 2, 49 ff.). Mannhardt will die
homerischen Kyklopen den Wald- und Berg-
geistern der griechischen Sage einreihen und
zugleich den ,, wilden Leuten" der nordeuropä-
engrav. gemsinthe Brit. Mus. nr. IUI. Plin.h.n. 50 ischen Volksüberlieferuug sowie den Kentauren
35, 74. Vgl. auch die Votivstele des 3. Jahrb.,
gefunden auf dem Helikon, Bull, de corr. hell.
1890 pl. 9. 10. Furticängler, Jahrb. d. Arch.
Inst. 6 (1891) S. 111 („wüder struppiger Un-
hold, der aus einer Felsgrotte hervorschaut;
die Augen sind als vertrocknete Höhlen ge-
bildet, während ein drittes Auge auf der Stirn
leicht angedeutet ist; Spitzohren"?), ferner
die von Bonchaud bei Daremberg-Saglio, Dict.
des thessalischen Mythus an die Seite stellen. In
der That finden sich mehrere für die homerischen
Kyklopen eigentümliche Züge, Einäugigkeit,
ihr Wohnen in Höhlen, Werfen mit Felsen,
sowie die Sage von ,, Niemand" (Ovrig, Od. 9,
366. 408) in ähnlichen nordeuropäischen Über-
lieferungen wieder (vgl. auch die slavischen
Sagen bei Krck, Einleitg. in d. slav. Litteratur-
geschichte 2. Aufl. 1886 und die german. bei
rf.nwi. 2 S. 1695 erwähnten Kyklopenmasken und 60 iai.^^Her, D. Bätsei d. Sphinx 2, 49ff.). Mir
erscheint es daher nicht undenkbar, dafs die
homerische Auffassung der Kyklopen aus einer
Vermischung der Gewitter -Kyklopen mit Dä-
monen ähnlicher Art, _wie sie Mannhardt aus
n 0 r d e u r 0 p ä i s c h e r Überlieferung nachgewie-
sen hat, hervorgegangen sein könnte. Vielleicht
lernten die Griechen Sagen von derartigen
Dämonen (schon Strabon 21 u. Gellius, N. A.
Köpfe : masque en terre cuite, au Musee du
Louvre, assez semblable ä une masqxie iragique
*) Eine Ausnalime bildet die Berliner Gemme (Tölken,
Beschr. S. 302, 385) bei Ja/m, Arch. Beitr. Taf. 2, 2 : „Polyphem,
in grotesker Mifsgestalt, von ungeheuerer Dicke, mit
einem grofsen Auge auf der Stirn und einem Tierfell
um die Schultern, singt stehend zur Lyra." Vgl. l^heocr.
11, 31 ff.
1687 Kykloj)en (mytli. Baumeister) Kyklopen (lyk. od. tlirak. Baumeister) 1688
8, 4, 6 denken an die einäugigen Arimaspen Volke herrührten (vgl. Milchliöfer, Anfänge d.
Skythiens) schon frühzeitig durch eigene See- Kunst in Gricch. 140f.), und so entstand wohl
fahrten oder durch die Phönizier kennen und der Mythus von einem lykischen oder thra-
identificierten dieselben wegen einer gewissen kischen Kyklopenvolke, welches dem Proitos
Übereinstimmung in manchen Zügen mit ihren oder Persans die Mauern von Tir^yns, Mykenai,
eigenen altheimischen Gewitter-Kyklopen. Für Argos u. s. w. (Find. fr. 151, 7 (B.) Soph. fr.
den nordischen Ursprung der homerischen 208 (N.)) errichtet hätte (vgl. Aristot. bei
Kyklopen scheint in der That auch die home- Plin. lt. n. 7, 195. Apollod. 2, 2, 1. Strah. 369.
rische Schilderung der in mehreren Punkten 372. Pherel'ydes fr. 26 h. Schol. Ap. Bh. i, 10dl.
den Kykloijen nahe verwandten Laistry- lo Schol.II.2,5b9. Schol.Eur.Or.d6b. Paus. 2, 16, b.
gonen (s.d.) zu sprechen, in deren Mythus 20,7.25,8.7,25,6. JBra«cÄ:_,J.iiaZ. 2, 20,51. 130,8.
sich eine ganz deutliche Reminiscenz an die 173, 16. Kaihel, Epigr. gr. ex lap. coli. nr. 1053.
kurzen Nächte des hohen Nordens (Od. Ben. Herc. f. 1002. Thyest. 406. Stat. Theh. 1,
V. 82 ff. Krates b. Schol. z. d. St.; mehr unter 252 u. Schol. 630. Sciwemann, Op. acad. 4, 327
Laistrygonen) erhalten hat. Doch kann dies u. s. w.). So erklären sich die namentlich bei
selbstverständlich einstweilen nur als eine nicht Euripides häutigen Benennungen xBi%ri KvkXcö-
unwahrscheinliche Vermutung angesehen wer- nia, Kv-nlania Tcoliq, Mvu^vai Kvnimxiai, yä
den. Mayer, Gig. 115 betrachtet die Parallel- Kv^XanLa, KvnXcoTtcov tdog, KvnXcoiricov novog
sagen, welche sich bis in die Mongolei ver- xi^Q(^v, lat. Cyclopia saxa [Mycenarum] , Gyclo-
folgen lassen ( J. Grimm, Ahli. d. Berl. AJcad. 20 pum sacrae turres u. s. w. (Pind. fr. 151
1857 3 bei il/a^c;'), als sekundär und entwickelt Boeclh. Snpli. fr. 208 N. Eur. I. A. 26b. b3i.
diese Dämonen aus einer alten, stirnäugig vor- 1500. /. T. 845. Or. 965 u. Schol. Herc. f. Ib.
gestellten Gottheit, der die elementaren Funk- 9dS. El. llbS. Tro. 1088 u. s.w. Sen. Herc.
tionen angehören; vgl. oben Sp. 1676 Anm.*. /'. 1002. Thyest. 406. Hesych. Tiqvv&lov tzXl'v-
Einen (euhemeristischen) Versuch, die K. für ^sv/ia und KvyiXmnwv sSog. Alph. Mityl. 8.
ein historisches Volk (Sikuler) zu erklären, C. 1. Gr. 7046'^). Die lykische Herkunft
hat neuerdings A. Boltz, Die Kyld. ein histor. dieser Kyklopen vertreten Apollod. 2, 2,1
Voll-. Berl. 1885 gemacht. und Strah. 372 a. E. (vgl. auch Eust. z. Hom..
3) Die Kyklopen als mythische Bau- 286, 20. 1622, 53), die offenbar aus derselben
meister. Die ältesten (prähistorischen) Bauten 30 Quelle schöpfen, da sie dieselben mit Proitos
in Hellas, Kleinasien und Italien sind be- nach Tiryns kommen lassen. Helcataios (fr.
kanntlich gewaltige Mauern, aus imbehau- 359 b. Pull. 1, 5, 50) und Strabon a. a. 0. legen
enen, meist polygonen Steinen errichtet. Zu ihnen zugleich das Epitheton ;t;ftpoyaGrop5ff oder
den bedeutendsten Werken dieser Art gehören yaargöxs'Qfg bei {Schol. Eur. Or. 965 £y%siQo-
die Mauern von Tiryns, 25 Fufs dick und aus ydazoQBg), und letzterer erklärt dieses mit
so ungeheuren Blöcken erbaut, dafs nachPotw. zQscpö^LEvoi f'n xfjg Ttxvr\g, zugleich behauptet
2, 25, 8 ein Paar Maulesel auch den kleinsten er, dafs ihrer sieben gewesen seien. Mayer,
nicht von der Stelle bewegen konnten (s. Gig. 125 ff. meint, dafs hiermit nur Riesen mit
Brunn in Paulys Bealenc.- 1, 2, 1454. Blümner, vielen Armen am Leibe gemeint sind und dafs
Technologie und Terminologie 3, 94 f Be^^cr, 4o nahe Berührungen mit denHekatoncheirenstatt-
Progr. d. Fricdrichs-Gymn. zu Berlin 1893 finden. Nach /S'c/io/. J?;«". Or. 965 dagegen waren
S. 15 — 17). Diese Mauern erregten selbstver- die Kyklopen ein thrakischer Stamm {K.
ständlich in späterer Zeit, die sich bei ihren @qccki,%6v ed-vog ktio KvnXconog ßaciX^cog; vgl.
Bauten kleinerer Werkstücke bediente, das all- Aristot. mir. aiosc. 121: iv Ss roi^g Kv-AloaipL
gemeine Erstaunen, man schrieb sie derThätig- roig ©qk^l v.Qrividiöv iavi k. r. X.), nach einem
keitübermenschlicherWesenzuundidentificierte Könige Kv-nXa^ benannt, welche, aus ihrem
diese mit den homerischen und hesiodischeu Lande vertrieben, sich an verschiedenen Orten
Kyklopen, welche sich nicht blofs durch Kunst- niederliefsen, namentlich aber in Kuretis (wohl
fertigkeit auszeichneten, sondern auch nach 0(i. Euböa; vgl. Sclioemann, Op. 4, 328. Loheclc,
9, 2410". u. 481 ähnliche Blöcke mit Leichtigkeit 50 J.f//«op/(. 1132 <i. Maafs im Hermes 1889
zu heben uud zu schleudern vermochten*) (vgl. S. 644f.*). Diese Kyklopen waren ausgezeich-
Schol. Stat. Theh 1, 25L 630: ^Uidquid magni- *) ^^^,^ ^j^^.^ ^ ^ q ^i^^t ^^.^^^ Beziehungen der
tudliie Slia nobüe est, Cyclopum manu dlCltur Kyklopen zu Euboia (vgl. Mayer, Gig. S. 115 Anm. 47)
fahricntum. Antip. Sid. 51. Antiphil. ByS. und Thrakien an. Seine Gründe dafür sind folgende:
16). [Anders Sclioemann, Opusc. 4, 326 und Nach Od. a 69 ff. ist Polyphem ein Sohn des Poseidon
335, der die homerischen und hesiodischen "ud der Thoosa. Diese ist nach cod. Munti der Schol.
Kyklopen zusammen von den mythischen Bau- ""«• ""'^^ Parisinus (nr. 2766) zu T 250 (vgl. Cramer,
meistern ableiten will] Gleichzeitig scheint i^^'t ^^'"^ ^ »• '^^' ^^ ^^""/ ^tl ^'^f^' 71^,?^'''
1 1 1 . r-T-i-imii des ieukros (nach Skamon fr. 6). ö ojffor halt 11. fiir
aber auch noch e^ne auf historischen That- ^.^ ^,^^^.^ ^'^ f^,^, _ LJSJcoj, also für eine Nymphe
Sachen beruhende Tradition lebendig gewesen co ^es Athos, wo auch Proteus haust. Phorkyn aber, der
zu sein, dafs jene Bauten von einem fremden, aus Vatcr Thoosas (nach « 69ff.), hat seinen Sitz nach Lyk.
Lj'kien oder Thrakien (Euboia) eingewanderten 376 au der Küste von Euboia oder im chalkidischen
Westen (ichol. 2 134). Ebenso sind Kyklopen Bewohner
*) „Die Kyklopen als Erbauer von Tiryns kennt Euboias und der thrakisohen Küsfe nach Schol. Kur. Or.
ITomer noch nicht, wohl aber die Mauern selbst. Mithin 965, wo unter Kuretis Euboia zu verstehen ist; vgl. auch
ist deren Aiiffassung als Werke der Kyklopen erst nach Kyklops als Vater des Goraistos (.ipollod. 3, 15 8, 3. htros b.
Honifr entstanden. Sie gehört zu den Erklärungen nicht Schol. Ven. A. zu A'd3i); ob. Sp. 1592 f.). Demnach scheint,
mehr verstaudeuer Denkmäler." (Beiger brieflich; vgl. sagt jl/., die Kyklopssage durch die ChalkiJier von Euboia
dessen oben citiertes Programm.) nach der Chalkidike gebracht und hier Thoosa, des
1689 Kyklopen (mytli. Baumeister a. Euboia)
nete rfi^yrrat und erbauten die Mauern der
Städte in Argos (vgl. ScJiol. Aristid. 52, 10 =
3 p. 408 ed. IHndurf). Auf dieselben Kyklopen
von Euböa scheint sich auch ein Fragment
des Istros {Schol. zu II. A'439; vgl. Plin. h. n.
7, 197. LobecJc a. a. 0.) zu beziehen, wonach
diese die Waffen erfunden haben sollten; ebenso
deutet auf Euböa der Name des Kyklopen (od.
Xyklopssohues?) Geraistos (s. d.), auf dessen
Grabe bei oder in Athen die Hyakinthiden ge-
schlachtet wurden {ApoUod. 3, 15, 8. Schocmann
a. a. 0. 330). Möglicherweise gehören auch die
noch nicht erwähnten Kyklopennamen A ort es
(von äoQ Waffe? l'herekydcs b. Poll. 10, 139)
uud Agriopes (Sdiol. 11. 18, 483: Klvtiog 6
'AyQLuJtov tov KvyiXconog; s. jedoch auch den
Artikel Kyklops 2) hierher, von denen letz-
terer ebenfalls thrakischen Ursprung zu ver-
raten scheint, da er mit Immarados, dem
Sohne des Eumolpos, zusammen von den Eleu-
siniern getötet wurde (s. ob. Sp. 1591). Allerlei
Vermutungen über den Zusammenhang dieser
Kyklopen mit den hesiodischen und homeri-
schen s. bei Preller, Griech. Mytli.'^ 1, 490.
Mannhardt, Wald- u. Feldk. 109. Laistner,
Nebelsagen 27lfl'. 344 ff. ; vgl. auch Schoemann,
De Cyclop. Opusc. 4,5. 325 ff. und JRoscher,
Gorfjonen 34. 36. 67. 73. 89. 109. Hinsichtlich
der verschiedenen Erklärungen des Namens
siehe Schoemann, Opusc. 4, 333 f. — Crusius im
Progr. d. Leipz. Thomassclmle 1886 S. 14 Anm. 5
erklärt die burgbauenden Kyklopen als 'King-
bauer' (von -Av-Aloq = Mauerring [vgl. den
Namen Kvv.lo§6QO(i\ und Wurzel op = arbeiten,
bauen).*)
Phorkyn Tochter, zur Mutter des Kyklops geworden zu
seiu. Vgl. auch M. Mayer a. a. O. — Hängt vielleicht die
euböische Kyklopensage mit den uralten Erzbergwerken
von Chalkis und mit der Sage zusammen, dafs die Chal-
kidier oder Kureten (s. d.), wie sonst die Kyklopen, die Er-
finder der ehernen Waffen gewesen seien? Vgl. Blümner,
Technol. 4, 62, 3. Krerumer, De catal. heurematum. Leipz.
Dias. 1890. S. 7 Anm. 1. Hesijch. s. v. Xa).y.idty.b;
}.it/ndiv ol fiiv t'i^v Kv/.X(07tLav y.w/j.7jV ol öh KvyJ.wm
. . ?.ifj.vtj — Kirchner, Attica et Feloponn. Greifswald 1890
S. 25, 5. Beachtenswert ist die Thatsache, dafs aucli
die chalkidischen Kolonien Siciliens, Naxos und Leon-
tinoi , als eigentliche Heimat der sicüischen Kyklopen
gelten {Strab. -2.^. Eustath. p. 1618, 2. 1644, 42).
*) Ähnlich Schoemann, Op. ac. 3341 (vgl. Furiwängler,
Jahrb. d. Arch. Inst. 1891 118,4 und Laistner^ D. Rätsel d.
Sphinx 2, 149 f.). Ganz originell deutet Keller, Lateinische
Volksetymologie S. 190 f. die Kv/loim: (von "Wz. klap
klop = klopfen) als „klopfende Bergleute mit den run-
den Stirnlaternen", (vgl. Blümner, Technol. 4, 127, 1), die
später volksetymologisoh als Kundaugeu gefafst wurden
(vgl. übrigens auch Schoemann, Op. ac. 4, 333, 40). —
Ebenda S. 273 f. identificiert Keller lat. cocles mit y.vy.?.wqj
in der Bedeutung ' einäugig'. ( Varro l. l. 7, 71. Serv. z. Verg.
A. 8, G49. Flut. Popl. 16; vgl. Diog. L. 9, 12, 3. Ael. V. II. 12,
43). Viel näher scheint es mir zu liegen, das von Odysseus
ausgebrannte glühende Stirnauge (vgl. Kallim. hy. in Dian.
.54 ()f£iov hnoylavoaor-ra. Verg. A. 3, 637 Phoebeae
lampadis instar) des schon von den Alten mit einem mov
vXijiv (Od. 9, 191) oder den nnijore; 'Oaaaioi {Kallim. in
Dian. 52; vgl. Verg. A. 3, 678; vgl. auch die mit gewissen
Bergen verbundenen Giganten; Max. Mayer, Gig. 195 f.)
verglichenen Kyklopen auf die vulkanischen Krateröff-
nungen des Aetna zu beziehen, die zuerst die chalki-
dischen Seefahrer kennen lernten, in deren Heimat die
Kyklopensage altheimisch war (s. oben).
Kyknos (Sohn des Ares) 1690
Weitere Beziehungen der K. zu
bestimmten Lokalen.
Drei Ci/clopum scopuli an der Ostküste Sici-
liens erwähnt Plin. h. n. 3, 89; vgl. Stat. Silv.
5, 3, 49. Serv. V. A. 1, 201. Über eine Kyklo-
peninsel bei Rhodos s. Plin. h. n. 5, 133 (vgl.
über die Giganten- und Telcbinensage von
Rhodos, dem Sitze des Triopas, Mayer, Gig,
10 u. Tit. S. 44; Tümpel, Ailhiopenländer S. 160).
Ein Kyklopengebirge in Libyen erwähnen Et.
i\I. u. Suid. s. V. Kvy.l(o7t£g; kyklopische Höhlen
bei Nauplia Strab. 369. 373. Eust. z. Od. 1G22,
56. Bursian, Geogr. v. Gr. 2, 60. Eine Strafse
am Caelius in Rom hiefs [von einer daselbst
aufgestellten Statue?] vicus ab Cyclopis: C. I.
L. 6, 2226. Gilbert, Topogr. 3, 347, 3. In der-
selben Gegend gab es nach der Notit. Urbis
und dem Curios. Urb. ein antrum oder otrium
20 Cyclopis.
Weitere Litteratur. [Beclierclies pour
servir ä Vhistoire des Cyclopes, des Dactyles,
des Teichines, des Curctes, des Corybantes et
des Cabires, Hist. de VAc. des Inscr. et B.-L.
23 p. 2 7 ff. C. D. Hüllmann, De Cercopibus
atque Cyclopibus. Col. ad Rh. 1826. 4". W.
Grimm, Die Sage von Polyphem (aus Abh. d.
Berliner Ak.) Holm, Gesch. Siciliens im Alter-
tum 1 p. 50. 51. 353. Nyrop, Sagnet om Odysseus
30 og Polyphem, Nords tijdskriß for filologi 5, 3.
G. W. Cox, Tales from greek mylhology. London
1861 (darin: Odysseus and Polyphemus). F.
L. W. Schioartz, Der Ursprung der Mythologie.
Berlin 1860 p. 15ff. 18. 23. 106. 107. 123, 127ff.
263 und Indogermanischer Volksglaube p. 172.
201. 210 f. J. E. Harrison, The myihs of the
Odyssey p. 1 — 44 „The myth of the Cyclopes".
Vgl. auch Gustav Meyer, Essays u. Studien
z. Sprachgeschichte u. Volkskunde. Berlin 1885
40 p. 218—13. E. Köhler, Orient u. Occident 2
p. 122 und in Weimarische Beiträge zur Lit.
u. Kunst. Weimar 1865 p. 187. Mariannes,
zJslttov T/js tax. y.ul i&vol. äzcciQiag trjg 'EIItivl-
■Hrjg Fase. 1.2. Athen 1883 nr. 2 ,,6 noXvcpovtxsa-
[livog z/panos", H. C. Coote, Folk-Lore Journal
2 p. 256. Fr. S. Kraufs, Volksglaube u. relig.
Brauch d. Südslaven p. 132. Tradizioni popol.
abruzzesi raccolte da Gennaro Finamore. 1. No-
velle. Lanciano 1882 p. 190 — 191 nr. 38. „Lu
50 fatte deir uocclüe-'n-frönde", wo die übrigen italie-
nischen Versionen verzeichnet sind. Jeremiah
Curtin, Myths and. folk-lore of Ireland. London
(1889) [p. 204—220 „Birtli of 3Iaccumhail']
p. 210—213. Poestion, Lappländische Märchen
p. 122—126 nr. 29 „Der betrogetie liiese".
Globus 1891 p. 160 „Die kaukasischen Volks-
sagen von den Cyklopen". Drexler.] [Röscher.]
Kyklops {KvA).(otp), 1) = Polyphemos (s. d.
u. vgl. Tim. frgm. 37). — 2) Vater des Agri-
60 opes (s. d.), Schol. 11. 2^483 (oder ist hier
Agriopes als Kyklop zu fassen?). — 3) s. Ky-
klopen Sp. 1676, Z,.31f. — 4) Sohn des Tanta-
los, Königs von Ägypten, Vater des Neilos
(Triton), Hermipp. b. Schol. Ap. Bh.i, 2G9. — - 5)
s. Kyklopen Sp. 1688 Z. 43 u. Anm.*. [Röscher.]
Kyknos (Kvy.vog), 1 a und h) Sohn des Ares
und der Pelopeia, der T. des Pelias {Apollod.
2, 7, 7. Nicol. Damasc. fr. 55. Müller, Fr. hist.
1691 Kyknos (Sohn des Ares)
3, 389) oder der Pyrene {Apollod. 2, 5, 11; um
keine der beiden Angaben verwerfen zu müssen,
nimmt der Mythograph zwei Aressöhne gleichen
Namens an, die beide von Herakles besiegt
werden), ist ein wilder, grausamer Held, welcher
an der Völkerstrafse haust, die von Tempe nach
Thermopylai führt, und den Wanderern auf-
lauert {Ew. Her. 391 h,EvoSat-ATccc, 'J fiep ava tag
oinrjtcoQ äfiLKTog), um aus den Schädeln der-
selben seinem Vater einen Tempel zu erbauen,
Schol. Find. Ol. 2, 147. 11, 19. Bei den Leichen-
spielen des Pelias tötete er nach Uyg. f. 273
f Filuin f Diodoti filium. Vielleicht ist Lycuni
zu schreiben, nach Paus. 1, 27, 6 zovtov xhv
Kvnvov ipaaiv älXovg tb cpovsvaat y.al ävkov
&qav.u.i TiQOZB&svTcov GcpCoL ^ovo^cixicig a&lcov.
Lycus hat nach Hyg. f. 18 als König einer
Insel der Propontis die Argonauten freundlich
aufgenommen und konnte also wohl von Akastos
mit zu den Leichenspielen zu Ehren des Pelias
eingeladen werden. Als Herakles vorüberzieht,
greift K. diesen an, wird aber besiegt und ge-
tötet. Herakles weicht wegen des Beistandes,
den Ares seinem Sohne leistet, zuerst zurück,
tötet aber dann nach Entfernung des Ares den
Kyknos. So Stesichoros nach »Schol. Find. Ol.
11, 19 und Pindar selbst a. a. 0. Anders He-
siod im aaii. 'Hq. Hier ist er der Schwieger-
sohn des Keyx ( Themistonoe heifst seine
Gattin); mit seinem Vater Ares zusammen
tritt er dem Herakles, dessen Wagenlenker
lolaos ist (Arion ist eines der Pferde, vgl.
Schol. Hom. WSiG), entgegen. Nachdem He-
rakles sich mit den von den Göttern ihm ver-
liehenen Waffen gerüstet und den Köcher mit
Pfeilen über die Schulter geworfen hat, springen
beide zur Erde und kämpfen. Kyknos wird
getötet, Ares verwundet und, nachdem dieser
mit Hülfe von Phobos und Deimos zum Olym-
pos entkommen ist, Kyknos der Waffen beraubt.
Keyx bestattet ihn darauf mit Hülfe der um-
wohnenden Völkerschaften, welche, um den
Keyx zu ehren, an der Bestattung sich be-
teiligen. Doch sein Grabmal wird vom Anauros-
üufs weggeschwemmt, auf Befehl des Apollon,
otL QU tilBtTccg s'naTO^ßag oartg äyoi UvU'oidB
ßi'y avXaOHS Sokbvcov. Vgl. Schol. Aristoph.
rän. 972. Hyg. f. 159. Plut Thes. 11. Diud.
Sic. 4, 37, 4. Die Söhne des Ares werden im
allgemeinen von Herakles bekämpft, vgl. Ew.
Alk. 503 Tiqmxu (isv AvAäovi, ccvQ'ig dl Kvnvcp,
zovÖE S' BQxoiiai xQLXov jtt/l. Hyg. f. 269 Cycnus
alter Martis filius quem idcm Hercules occidit.
Nach Paus. 1, 27, 6 findet der Zweikampf TtsQt
xöv UrjVBiöv statt, genauer im Hain des pa-
gasäischen Apollon (nach Schol. Hom. ?P"346);
nach Thessalien verlegt wohl auch Sophokles
den Kampf, insofern er (nach Meineke) Kyknos
König von einem Teile dieses Landes sein läfst,
vgl. Steph. Byz. 392, 5 ßori Kvnvuig {xcoQcc
©saaaXiag addi iubet Meineke) rjg o Kviivog
ißaailsvas. Z^o(po%Xrjg iv IJrjXEi. Doch kann
dies auch auf Kyknos 2 gehen. Nach Nicol.
Damasc. exe. de ins. dagegen findet der Kampf
Ev 'Ircövca rrjg 'A%atag statt, ebenso bei Apoll.
2, 7, 7, wo zwei Aressöhne gleichen Namens
unterschieden werden, während 2, 5, 11 die
Scene nach Macedonien an den Flufs 'Exiöco^og
Kyknos (Sohn des Ares) 1692
verlegt zu werden scheint. Als nach dem'Tode
des Kyknos Ares gegen Heiakles kämpft, werden
beide durch einen Blitz des Zeus geschieden:
ßlri&Elg "AEQUvvög fiEaog dficpoxEQCov öialvEi. xrjv
(läzrjv, vgl. Hyg. f. 31 quo cum Mars venisset
et armis propter filium cuntendere vellet cum eo,
lovis inter eos fulmen misit atque ita eos dis-
traxit. Die Tötung des Kyknos durch He-
rakles ist auch an einer leider sehr fragmen-
10 tierten Stelle im Maimor Albanum (0. Jahn,
Bilderchron. S. 75, 359) erwähnt. Auch bei
Senec. Herc. f. 486 wird auf die Tötung des
Kyknos durch Herakles hingewiesen; durch
Vermischung mit nr. 2 wird ebenda auch dem
Kyknos nr. 1 Unverwundbarkeit zugesprochen,
ipsius opus est vulneri et ferro invius mortem
coactus integer Cycnus pati. Herakles tötet
den Kyknos gewöhnlich mit dem Speer, bei
Euripides dagegen mit den Pfeilen {Herakl. 391
20 Kvv.vov 'E,EvoÖaty(,xav x6E,oig coilfffEi'), weil an
jener Stelle, wohl aus politischen Gründen,
der Dichter besonders den Wert der Bogen-
schützen hervorheben will (vgl. v. Wilamowitz,
Ew. 2, 127). Doch ist nicht zu übersehen,
dafs auch bei Hesiodos der Held den Köcher
über den Panzer
legt, also auf den
Gebrauch der Pfeile
nicht zu verzichten
30 gedenkt. Nach
Athen. 9, 393 e er-
zählte Boiog oder
BOLÜ) £V 'OQvi&oyo-
vi'a, wie Philochoros
berichtet, vno'ÄQEcog
xöv Kv%VOV OQVL-
&a&fjvai, 'uai nagcc-
yEVO^SVOV ETll XüV
ZivßaQLV Tiozafibv
40 TtXriauioai yEqocva,
vgl. Eustath. ad Hom. 254, 42 Kv-nvog ov o
[iv&og (prjaiv vnb 'Agscog oqvl&co&ijvixi. Das
kann natürlich nur Kyknos 1 sein.
Die älteste antike Darstellung des Kampfes
zwischen Herakles und Kyknos war auf dem
Thron des amykläischen Apollon angebracht,
Paus. 3, 18, 10 HgaKXEovg (lovouaxta TtQog
KvKvov; auch in Athen auf der Akropolis war
dargestellt Kv-Kvog xcö 'Hgay-Xst^ ^(xx6(ievog,
50 Paus. 1, 27, 6, doch von wem und in welcher
Weise, ist nicht überlielert. Wahrscheinlich
ist jedoch, dafs beide Male nur die beiden
Helden ohne den Zusatz weiterer Figuren ver-
wendet waren. Zahlreich, besonders auf Vasen,
sind die auf uns gekommenen Darstellungen,
vgl. das Verzeichnis der8elben, welches ich
. in Arch. Zeit. 1879 S. 185 gegeben habe und
welches von H. Hcydemann in Ann. d. Inst.
1880 S. 80 vervollständigt ist. Mit Rücksicht
GO auf diese Zusammenstellung kann ich mich
jetzt auf die hier abgebildeten Denkmäler be-
schränken.
a) Die einfachste Darstellung, vertreten durch
einen Scarabaeus des Brit. Mus., hier (Fig. 1)
wiederholt aus Ann. d. Inst. 1880 tav. d'agg.
M. nr. 1, begnügt sich mit den beiden Figuren
der Kämpfenden: Herakles (Herkle), mit Löwen-
fell und Bogen, schlägt mit der Keule auf den
1) Heikle und Kukne, Scara-
baeus des Brit. Mus. (nach
Annaii d. Inst. 1880 Tav. d'agg.
M. nr. 1); vgl. Cat. of engr.
fjems Br. M. 276.
1693
Kyknos (Sohn des Ares)
zu Boden gesunkenen Kjknos (Kukne) ein,
der mit Helm und Schild bewaffnet ist. Beide
Helden sind unbärtig (vgl. Kukne).
b) Die zweite Reihe zeigt eine Erweiterung
durch die Figur des Ares, der seinem Sohn
zu Hülfe kommt; ihm gegenüber tritt Athena
dem Herakles zur Seite. Dieser Typus wird
am besten durch eine Schale aus Kameiros im
Brit. Mus. (abgeb. Journ. of phü. 7 T. B
S. 215) erläutert (Fig. 2). Herakles {HQay.lsos)
in Chiton und Löwenfell, mit Schild und Lanze
bewaffnet, stürzt auf den zu Boden gesunkenen
voll bewaffneten Kyknos {KvKvog) ein; zu
seiner Hülfe ist Ares (Agriog) herbeigeeilt und
zückt die Lanze gegen den Sieger; hinter
diesem ist noch ein Rest der ruhig stehenden
Athena sichtbar.
c) Zu den erwähnten Figuren tritt noch
Zeus hinzu, der in der Mitte zwischen Ares
und Herakles stehend die beiden Kämpfer
Kyknos (Sohn des Ares) 1694
während di,6vvaog und "Aliog ysQoav als ruhige
Zuschauer dabei stehen.
d) Eine aus den bisher beschriebenen heraus-
fallende Darstellung findet sich auf einem
römischen Terracottamedailloü von Orange, hier
(Fig. 4) abgebildet nach Gaz. arch. 3 Taf. 12, 1
S. 67. Auf einem erhabenen Balkon sitzt Zeus
zwischen Athena und Nike als Zuschauer der
vor ihnen sich abspielenden Scene. Ares tritt
10 herausfordernd vor Herakles hin, welcher mit
erhobenem Arme, als ob er die Drohung des
Gegners zurückweise, sich zum Weggang
rüstet. Dem Ares ist beigeschrieben: adesse
ultorevi nati vi(e) credas mci, worauf Herakles
antwortet: virtus nunquam terreri potest.
Die Ähnlichkeit, welche dies Relief in ge-
wissen Punkten mit der bekannten und viel-
fach veröffentlichten Vase Jutta hat (abg. Bull.
Nap. N. S. 1, 6. Arch. Zeit. 1856 Tfl. 88 u. a.),
20 könnte dazu verleiten, die von Jutta aufge-
durch seinen Blitzstrahl (vgl. Äpollod. 2, 5, 11
und Hyg. f. 31) zu trennen versucht; hinter
diesen sind häufig noch die Wagen, auf denen
sie herbeigekommen sind, mit den Wagen-
lenkei-n, in ziemlich genauem Anschlufs an
Hesiod. aon. 'Hq. sichtbar. Die vollständigste
Darstellung dieser Art ist das Gefäfs des Kol-
chos, jetzt in Berlin, hier (Fig. 3) wiederholt nach
Gerhard, Aiiserl gr. V. Taf. 122 u. 123. Herakles
{HsQav.Xig) und Ares {A[Q\sg) mit Schild und
Lanze bewaffnet kämpfen J mit einander über
dem Leichnam des völlig * gerüsteten Kyknos.
Zwischen die Kämpfer tritt Zeus mit Blitz,
um zwischen beiden zu vermitteln; hinter
Herakles steht Athena, zur Hülfe bereit. Darauf
folgen beiderseits die Gespanne; für Herakles
dient lolaos (IoA[fos]), für Ares Phobos
($o[ß]o5) als Wagenlenker; die Pferde des
Ares werden als 'Oxi-iiog und 'AQcoyög benannt.
Auch Poseidon und ApoUon eilen von beiden
Seiten herbei, um die Kämpfer zu trennen,.
stellte und von Heydemunn , Ann. d. 1. 1880
S. 93 warm verteidigte Erklärung auf Kyknos'
50 Kampf mit Herakles für richtig zu halten.
Ich kann trotz allen von Heydemann ins Feld
geführten Gründen nur an der von mir, Arch.
Zeit. 1879 S. 186, aufgestellten Erklärung auf
den Kampf des Herakles mit Erginos fest-
halten. Das einzige, was mit einigem Rechte
gegen die Deutung vorgebracht werden konnte,
dafs nämlich die Vasenmaler spezifisch attische,
nicht entlegene lokale thebanische und andere
Mythen zur Verzierung der Gefäfse verwendet
60 haben, hat nach Auffindung der Kabirenvasen
jede Bedeutung verloren; wie sehr der Kampf
des Herakles gegen Erginos als nationale That
bis in die spätesten Zeiten empfunden worden
ist, davon giebt eine Vorstellung die von
Xenoph. Hell. 6, 4, 7 berichtete Thatsache, dafs
vor der Schlacht bei Leuktra die Waffen aus
dem Heiligtum des Herakles verschwunden
waren, als ob Herakles zum Kampfe ausgezogen
1695 Kyknos (Sohn des Poseidon)
sei (fM dl rov
HqkkXsi'ov yial
rti ottXoc tqpftr-
aciv dtpavrj ii-
vai (agrov'HQCC-
■Hliot^g stg TTjv
fif'rou). Vgl.
nr. 2.
2) ' Schol 10
Ärist. ran. 972
dri ävo KvKvoi
sysvovTO, l) filv
"jQSog VLog b
vcp' 'HgK-nliovg
q)0vsv9'£lg ag
SV zfj aOTtiSi
^HaioSog, b de
IJoaELÖävog
b vn 'AxiXlimg, 20
oSg ■ncil TLlv-
dciQOg IGtOQSl.
Vgl. Find. Ol.
2, 147 und
ISclioh Dieser
Poseidonsohn
kam schon in
den Kyprien
vor: tTiiiza
'AxilXeiig ccv- 30
Tovg TQSTterccL
dvi-lmv Kvtivov
xov noasiScct-
vog ( Cyd. fr.
582, 6 cd. Par.
Kinld fr. ep.
S. 19). Auch
Piiidar er-
wähnt ihn Ol.
2, 145 'AviUta 40
— og Jbj-nroQ
f'acpals, TQcpag
ä^axov dargoi-
ßrj yiiova, Kvv.-
vov TS Q'ctvazm
TtÖQivnndIttJt.
5 (4), 49 liys
xCvEg Kvnvov,
TLVS'g "E-HTOQd
Tiicpvov. Ob .50
AiscJiylos, dem
Eurij)ides bei
Aristoph. ran.
972 Kv-Avovg
TtouövnalMsLi-
vovccg y.aSci)vo-
(paXdQonwXovg
vorhält, diesen
Sohn des Po-
seidon, oder Gü
nr. 1 den Sohn
des Ares er-
wähnt hat,
läfst sich nicht
ausmachen,
eine Tragödie
Kvv.vog ist we-
der im Index
Kyknos (Sohn des Poseidon) 1696
falmlarum erwähnt noch ist von einer solchen
irgend ein Fragment erhalten. Ebensowenig ist
sicher, auf welchen der beiden Kv-avoi A\e ßor;
KvKVLTig bei Z'ocpox/lf/s iv IJrjXsiund iv IIoi^i.ioi,v
{fr. 455 und 459, Steph. Byz. 392, 5) zurück-
geht, wenngleich es wegen der noip,ivsg, deren
Argument, wie es scheint, auf der troischen
Sage beruht, wahrscheinlicher ist, dafs nr. 2,
der Sohn Poseidons gemeint ist, vgl. Hcsych.
3, 437. Soph. fr. 460 6 Kv^vog liyti' xat ^riv
vßQL^atv avTL%' £K ßd&Q(av slco QvrfiQi tiQOvmv
ylovzbv VTizCov iioäög. Dasselbe scheint mir
von dem KvHvog des 'Jx^^i-ög zu gelten {fr.
trag. 24. 25 S. 752), obgleich Hcydemann, Ann.
ä. Ins^t. 1880 S. 90 geneigt ist, das Argument
aus der Sage von Kyknos nr. 1 abzuleiten.
Kyknos, der Sohn Poseidons, hat wohl zu dem
4) Herakles und Ares, oben Zeus zwischen Nike und
Athena, Terracottamedaillon von Orange (nach
Gaz. arch. 3 Taf. 12, 1).
ständigen Personal der troischen Sage gehört,
so schon bei Hellanikos (Schol. Thcokr. 16, 49
Kvv.vov Xsysi zbv TloGBidävog v,ai KrjVKog, xov
dvrjQTiiiivov vno '^xt-Xlecog. Aev^og ydg rjv xrjV
XQOLCiv £x ysvBzrjg, wg (prjaLV 'ElldviKog, wo
die Hereinziehung des Krjv^ wohl auf einer Ver-
mischung von nr. 1 u. 2 beruht) und bei Isokrat.
laud. Hd. 53. Nach Athen. 9, 393 e sagt
Hegesianax zbv 'AxiXXeI ^ovo^axfjaavzcc Kv%vov
XQacprivaL sv Asvnoq)Qv'C Ttgbg xov ofiwvvfiov
OQVL&og , wo durch die Erwähnung von Aevuo-
q)Qvg schon der Übergang zu nr. 3 angedeutet
ist. Er war, der Farbe des Schwans ent-
sprechend, von heller, Aveiblicher Farbe {Theolcr.
16, 49 xig' &riXvv dno XQOiäg Kv%vov syvco,
vgl. Sencc. Troad. 183. Ag. 215. Eustatli. ad
Hom. 1968, 45), Sohn der Kalyke {Sdwl. zu
Thcolr. 16, 49. Ilyg. f. 157), welche von Hekaton
abstammte oder nach Sdiol. Find. Ol. 2, 147
1697 Kykuos (Sohn des Poseidon) Kyknos (König v. Kolonai; v. Ligurien) 1698
der ZyitxixavSQoSi-nrj oder dev 'jQTtäXrj. Er be- 3)K.lir, wohl ursprünglich mit nr. 2 identisch
teiligt sich an den Leichenspielen, welche zu (vgl. oben Sp. 1695 f.). Er ist Sohn des Posei-
Ehien des angeblich gestorbenen Paris veran- don {Paus. 10, 14, 1) und König von Kolwvai,
staltet werden^ Hyg. f. 273; bei der Landung welches 140 Stadien von Troja entfernt ist
der Griechen zeigt er sich besonders tapfer (Strab. 13, 1, 19), Gatte der IlQOKlsia, T. des
{Sdfwl. Find. Ol. 2, 147 vavg i%cov v.cil avjx- Klvtiog [Paus. 10,14:, 1). l^ach. Tzetz. Schal. Lylc,
fiaxaiv TOig T^aolv Cotd^svog iv ottvca r/yg 232 heifst seine Mutter Z'nce^avÖQodL-Krj (vgl.
SKsC d-aläacrjg kccI ovk iwv rovg ''Elh]vag uno- Schol. Find. Ol. 2, 147); sie setzt den heim-
ßiivai. Üv. mtt. 12, 72 iam Mo proks Neptu- lieh geborenen Sohn nahe dem Meere aus, wo
nia Cygnus viiUe viros dederat), da tritt ihm lo er von einem Schwan genährt wird. Er
Achilleus entgegen, v. 76, doch umsonst müht heiratet die Uqü-uXi-lcc, des Laomedon Tochter
sich dieser, mit seinen Wallen den unver- (nach Paus. 10, 14, 1 ist sie T. des Klytios).
wundbaren Jüngling zu töten; als aber Kyknos Von dieser hat er zwei Kinder, Tenes und
strauchelt, da würgt ihn Achilleus und er- Hemithea. Als er nach dem Tode seiner ersten
stickt ihn, sein Köiper wird in den gleich- Gattin die Philonome, die Tochter des Traga-
namigen Vogel, den Schwan verwandelt. Auch nasos (des Kragasos [s. d.J nach Patts. 10, 14, 1)
Seneca erwähnt den Kampf des Achilleus mit heiratet, entbrennt diese in Liebe zu Tenes;
Kyknos Troad. 183: iam, Troia, fatis stravit weil es ihr nicht gelingt inn zu überreden,
aut Neptuniuni cana nitentcm xjerculit iuvenem verklagt sie ihn bei ihrem Gatten, als ob er
coma. Ebd. Äg. 215 non nicea proles Cycnus 20 ihr nachgestellt habe. Von der Schuld seines
uecßiorei dei. Jiustath. ad Hom. 116, 26. 167, "Sohnes überzeugt, setzt Kyknos ihn nebst der
23. 1968, 45 Kvyivcp reo sk yei'fT/Js Xfyo(iävcp Schwester Hemithea in eine Kiste und wirft
71 ^nolLma&at,. Palaepli. de incred. 12 KvKvog tv diese ins Meer; von den Wogen nach Leuko-
KoXwvaig (s. nr. 3) ccTqaxog, cäx^irjzrjg v.al im- phrys getragen, wird die Kiste geöffnet, Tenes
ozr'i^cov fidxrjg, clni&avs 8' £v Tqoia vn' 'A%il- und Hemithea gerettet und die Insel nach
Xiwg Xl&co pXriQ-£ig, -hccI ovöe tote sxQoy&rj. Tenes anstatt Leukophrys Tenedos genannt,
Nach Quint. Smyrn. 4, 153. 468 werden die über welche Tenes als König herrscht. Nach-
Waffen des Kyknos bei den Leichenspielen des dem Kyknos endlich sein Unrecht eingesehen,
Achilleus als Kampfpreis ausgesetzt zov yccQ kommt er nach Tenedos, um sich mit seinen
QU cpövcp 87ti IlQcoTsaiXciov TtoXXcov &v^i6v sXövza 30 Kindern zu versöhnen, aber Tenes haut mit
MttTf'xrßi'f IlriXiog viog tiqcözov (xqiozi'jCüv. Vgl. einem Beile das Tau ab, mit welchem das
14, 131. Tzetz. Antehom. 257 Kv-nvog d' i-n Boot des Kyknos an der Insel festgelegt war.
Tividoio (vgl. nr. 3) (läcco bvi vvKzbg afioXyä Weil ein avXrjzr'jg durch sein falsches Zeugnis
TqcüoI YdQi^üHivog TjyBiQS (lax^iv si' 'Jx^'^^^S, die Verdächtigung der Philonome bekräftigt
x6v d' AxiXsvg ■HKzinecpvii kkI ccvtQcng oi' oi hatte {Steph. Byz. etJm. 615, 20 xov yccQ ccvXr}-
STtovTO. Nach dem Ä/io/. zu dieser Stelle war auf zrjv ri ^vXovöfir] ngog Kvkvov i'jyccye ficcQzv-
seinem Grabe folgendes Epigramm angebracht: Qovvra ort Tivrjg civzrjv ri&sXs ßLciaao&ai), wurde
Q, ' ^.v x-/ , c ,, , , auf Tenedos keinem Flötenbläser der Zugang
^jQ.' 1 > " - ^^ i\ ' r, r,^' gestattet* ferner erliels lenes ein Gesetz, zoig
' ^ Air- r-r * 40 la opivor} Y.(xzrjyoQOVGiv oniGirsv zov oriynov
Nach V. Wilamoioüz (Eur. 2 S. 73 u. 127) TtaQiozävaL nils-nw snrjijfiivov, ag sXeyx&ivzag
ist die Sage von Kyknos, welcher von Achil- naQaxQij^K dvaiQita&ai; ISuid. s. v. l'sviöiog
leus erschlagen wird, die ältere, aus welcher uv&QaTiog. Pliot. lex. ed. Pors. blb, 23. Paus.
sich erst die Sage vom Aressohn Kyknos, der 10, 14, 1. Biod. Sic. 5, 83, 1 u. 4. Nach Tzetz.
duich Herakles seinen Tod findet, entwickelt Scliol. Lyk. 232 zieht Kyknos, nachdem er die
hat. „Der Schwan, Apollons Diener, war früher Philonome wegen ihrer falschen Beschuldigung
ein böser König und Feind Apollons, den in getötet bat, nach Tenedos und wird dort, wie
seinem Dienste der äolische (später der dorische) nr. 2, von Achilleus getötet. Auch Tenes und
Held erschlagen hat." Dafür spricht allerdings Hemithea finden gewöhnlich durch Achilleus
der Umstand, dafs Kyknos 1 gerade in der 50 ihren Untergang. Nach Strab. 13, 1, 46 ist
Gegend sein Wesen treibt, aus welcher Achil- Kyknos eigentlich ein Thraker, vgl. ebd. 13,
leus mit seinem Volke stammt, aber es läfst 1, 19. Auch die Bewohner von Teaea im
sich auch mancherlei dagegen anführen, nament- Peloponnes sollen von Tenes dem Sonn des
lieh dafs die Unverwundbaikeit (vgl. Kaineus) Kykuos genannt sein, Strab. 8, 6, 22 (nach
an dem Poseidonsohne, der vor Troja fällt, Aristoteles). Steph. Byz. G15, d s.v. Teve« und
haftet (nur Seneca Herc. f. 486 teilt diese dem TsvaÖog. Vgl. Conon. narr. 28. Schol. Lyk.
Gegner des Herakles zu). Auf jeden Fall ist Alex. 232.
klar (wie auch v. Wilamoxvitz annimmt), dafs 4) Hyg. f. 154 Cygnus rex Liguriae, qui
eine derartige Vorsage längst ihre Bedeutung fuü Phacthonti propmiiuus , dum dejlet pro-
verloren hatte, als die Aoler und Dorer diQ w pinqimm, in Cygnum concersus est. Is quo-
uns bekannten Sagen dichteten. Wie sehr que moriens fleöile canit. Vgl. Lactant. PI.
Kyknos nr. 2 gegen nr. 1 zurücktritt, geht narr. fab. 2, 111 und Paus. 1, 30, 3 Aiyvcov
auch daraus hervor, dafs Kunstdarstellungen zav 'HQt.ö(xvov niqav vtisq yrjg zrjg KsXxinrig
von Kyknos nr. 2 sich nicht erwähnt finden. Kvkvov ccvöqk fiovaiyidv yfvioii'ai ßaoLXicc (paalv.
Denn ob die im Bull, de VAtheneum frung. xsXavxrjoavza dt 'AnöXXcovog yvcö^t-yj (israßaXtiv
2, 1 S. 1 auf Kyknos bezogene Statuette (der Xeyovoiv avxbv ig xov OQvt&u. Pausunias
Kopf derselben ist mit einem Schwanenkopf selbst will nicht recht an die Verwandlung
bedeckt)richtiggedeutetist, ist sehr zweifelhaft. glauben. Auch Vcrg. Aen. 10; 189 berichtet
RoscnER, Lexikou d. gr. u. röm. Mythol. 11. 54
1699 Kylabras Kyllaros 1700
von der Verwandlung des Cycnus: namque der Sohn des Agamemnon, hier die Herrschaft
ferunt htctu Cycnum PhaetJwntis amati, j canen- erhielt, Paus. 2, 18, 4. 5. In Arges war ein
tem molH jüuma duxisse senectam, \ linquentem nach ihm benanntes Gymnasion (KvX[l]ciQccßig
terras et sidera voce petentem. 'Nach.Myth.gr. oder KvUaQccßtov Flut. Oleom. 17; vgl. '26.
S. 347 {Anon. misc. 6) ist dieser Kyknos, P^/*"'"^*- 32. jLWü opoZ. 11), in dem er selbst sowie
welcher wegen des Untergangs seines Freundes sein Vater begraben lag, Paus. 2, 22, 8. 9."lO.
Phaethon verwandelt wurde, der Sohn des Phot. v. Kvlagaßig. Curtius, PeJoponn. 2, 359.
Sthenelos, vgl. Üy. met. 2, 367 proles Sthene- 562, 15. Nach Serv. V. Aen. 8, 9 n. 11, 269
le'ia Cycnus, Xönig der Ligurer. Paradox, ed. hatte er ehebrecherischen Umgang mit Aigialeia,
Westerm. S. 222. Claudian de VI. cons. Hon. lo der Gattin des Diomedes, s. Diomedes. [Stoll.]
173 Cycnique sodalis lacteus extentas aspergit Kylia {KvUcc), Beiname der Aphrodite, s.
circulus alas. id. ep. ad Serenam 12. Seri). Immencahr, Ark. Kulte S. 91. [Droxler.]
Vcrg. Aen. 10, 182 Ligiir, Cycnus nomine, dul- Kylix {Kvli^), ein Lyder, Begleiter und
ccdine cantus ab Apolline donatur, amator Krieg.sgenosse des Herakles, nach welchem die
Phaetliontis . qui cum eum fleret extinctum, Kylikraner am Oeta benannt waren, Athen,
longo luctu in avem sui nominis conversus est, 11, 461 f. [Stoll.]
qui postea ab Apolline inter sidera conlocatus est. Kyllaros {KvlXaQog), 1) ein junger schöner
In den Darstellungen vom Sturz des Phae- Kentaur, in zärtlicher Liebe mit der Kentaurin
thon, welche auf Sarkophagen sich finden, Hylonome verbunden, wird auf der Hochzeit
pflegt dieser Kyknos als über den Stürzenden 20 des Peirithoos getötet, und mit ihm stirbt
trauernd mitdargestellt zu sein; ein daneben freiwillig Hylonome, Ov. Met. 12, 393 ft'. —
gesetzter Schwan deutet auf die Verwandlung 2) Rofs des Kastor (gewöhnlich abgeleitet v.
hin; vgl. z. B. Ann. d. Inst. 18m ¥. B.Engel- xsllej-v, also = ö taxvs), Verg. Ge. 3, 90 u.
mann, Bilderatlas zu Ovid Tfl. 3, 15. Wie Serv. Fa/. I'l. 1, 426. Stat. Theb. &,3S7. Suid.
nr. 2 wird er gewöhnlich als Greis dargestellt. s. v. Et. M. 544, 54. Crainer, Anecd. Ox. 2,
Nach V. Wilamowitz, Her. 2 S. 73 ist Kyknos, 456, 15. Prob. Verg. Ge. 1, 12. 3, 90. Berg!:,
der König der Ligurer, der um Phaethon Lyr. gr. Stesich. fr. 1. Preller, Gr. Myth. 2,
klagt, der Singschwan in seiner Heimat. 101, 4. [Vgl. BiosMren Bd. 1 Sp. 1156 und
5) Müller fr. hist. i S. 549, 20 i] zoivvv das ebenda Sp. 1173/4 abgebildete Vasenbild
AriSa ^oixsv&siaa vn6 rtvog dvÖQog Imcpavovg 30 mit Beischrift. Röscher.] [Auf Bronzemünzen
Kv-Avov i-uvriasv afia Ttaidag rgsi:?. Vgl. Tsetz. des Seleukos II. Kallinikos erscheint ein den
Scliol. lyk. 506 , wo dieser Kyknos Sohn des linken Vorderfufs aufhebendes Pferd und
achäischen Königs 'EqsSi'cov genannt wird. darüber die Sterne der Dioskuren, Babelon,
6) Nach [Eratosth.J cataster. 25 ist K. das Les rois de Syrie, d'Armenie et de Commagene
Sternbild des Schwans, in welchen sich Zeus S. 37 nr. 27, PI. 7, 13; ur. 277. — Babelon,
verwandelt, um sich iu Rhamnus der Nemesis Introduction S. LXVI erklärt dieses Pferd
(s. d.) zu nahen, vgl. Append. narr, in Myth. gr. wegen der Sterne für den Kyllaros imd führt
S. 363, 35. weitere Beispiele dieses Typus an. Auf römischen
7) Anton. Liber.^ transform. 12, hach Ni- Müuzen erscheint Kastor nicht selten neben
Icandros und Areus 6 Aäv.cov sv ccauccTi. Kv-avco: do seinem den einen Vorderfufs erhebenden Rosse,
Von Apollon und Thyria, der T. des Amphi- in der einen Hand die Lanze, mit der anderen
nomos, wird Kyknos geboren, welcher zwischen das Pferd am Zügel fassend, so auf Medaillons
Pleuron und Kalydon wohnt. Seiner Schön- des Marcus Aurelius Caesar, Cohen, Med. imp.
heit wegen wird er von Liebhabern umdrängt, 3" S. 68 nr. 682. Fröhner, Les medaillons de
aber er will von Liebe nichts wissen und l'emp. rom. S. 83. Grueher, Boman medallions
giebt dem Phylios, der ihm am hartnäckigsten in the Brit. Mus. S. 14 nr. 5 PI. 19. 2 und
zusetzt, drei schwere Aufgaben. Phylios löst mit der Beischrift CASTOR auf Münzen des
sie, vernachlässigt aber dann den Kyknos. Geta, Co/ic» 4-', 254, 11- 16 und des Postumus,
Aus Sphmerz über die^ Zurücksetzung stürzt Cohen 6^ 16, 8—10. de Witte, Bech. sur les
sich dieser in die Kavconr] Uiivri, wohin ihm 50 emp. qtii ont regne dans les Gaules au III^
seine Mutter Thyria folgt. Durch Apollons siede de Vere chretienne S. 8 nr. 14 PI. 1, 14.
Willen werden beide in Vögel verwandelt. Auf Medaillons des Commodus steht er, hier
[Engelmann.] mit einem Stern über dem Haupte, ebenso
KyLlbras (KvXäßgag), ein Schafhirte in neben seinem Rosse vor einer sitzenden Figur,
Lykien, welchem Lakios, der Gründer von in welcher Fröhner a. a. 0. S. 129 und Cohen
Phaseiis, das Gebiet, wo er die Stadt gründen 3-, 296, 511. 800, 525 den Kaiser erkennen,
wollte, mit Salzfischen abkaufte. Deshalb Auf einem Contorniat mit der Büste des Julius
opferten die Phaseliten dem Kylabras in der Caesar im Obv. verzeichnet Cohen 8^ 285, 85
Folge Salzfische, J.<7im. 7 p. 297 e. f. Photius = Sabatier, Medaillons contorn. PI. 11,1
lex. V. ^aarjXig nennt ihn KöXaßQog., Suid. v. 60 „luppiter assis et Castor avec son cheval"; auf
^aarilig XalaßQog. Zenob. 6, 36 sagt, dafs die einem Karneol Chabouillet, Cat. gen. des cam.
Phaseliten den Göttern Salzfiache opferten. et p. gr. de la bihl. imp. p. 240 nr. 1789 „Castor:
[Stoll.] dressant un cheval". Der Name Kyllaros, wel-
Kylantlios (üTiUar-ö'oe), Sohn des Atheners eher auch für andere Pferde vorkommt, J5M?»owf
Leos, Enkel des Orpheus, Suid. u. Phot. v. Asa- et Chaplain, Les ceram. de la Grece propre S.
WQiov. A2JOSt. 10, bS. Schol. Dem. bi, 7. [Stoll] 236 nr. 9, S. 253 nr. 11, wird von Jeschonnel;
^^^^^^y^^^^ {KvltxQaßrjg), Sohn des Sthenelos, De nom. quae Graeci pecudibus domesticis indi-
KöniginArgos; starb kinderlos, worauf Orestes, derunt S. 48 von KvUög {„hoc nomine'^igitur
1701 Kyllen Kyme 1702
equus significatuy, cttius Spina est inflexa") ab- Kyllo {KvXlu); vgl. KvllccQoq u. KvXlonödri?),
geleitet. Drexler.] Mehr hei De Vit, Ono- einer der Hunde des Aktaion (vgl. Kyllopodes):
VKist. s. V. Ciilhivus. — 3) Sohn des Brongos HyH- f. 181. [Röscher.]
Führer des indischen Volks der Sibae, Bundes- Kyllopodfs {Hyg. Cyllopotes) , Hund des
genösse des Deriades, Nonu. Dion. 26, 220. Aktaion (vgl. Kylie): Hiji). f. 181. [Röscher.]
Der 36, 281 genannte König der Karminer ist Kyiloyoiliou = Hephaistos (s. d.).
wahrscheinlich derselbe, Meu*/i:e, De /;ai/"oni/OTiS Kyiuata {Kv^iaza), Personifikationen der
gr. comm. 1 (Elbing 1846) p. 14. [Stell.] Wogen, als Götter bei Artemid. 2,34. [Höfer.]
Kyllen {Kvlliqv), Sohn des Elatos, Enkel Kyiuathea {Kvaccd'soc) = Kymothoe, Nereide
des Arkas, nach welchem das arkadische Ge- lo auf einer aus Kameiros stammenden nur lücken-
birge Kyllene benannt war, Paus. 8, 4, 3. 8, haft erhaltenen Schale, deren eine Darstellung
17, 1. ^'ülcl^er, Japet. Gesclil. 175 f. 180. Auch zeigt: ,,(Peleus und) Thetis (©^yr/e); ringsum
Kyllene, die Hafenstadt von Elis, hatte ihren Nrjgsvg (thronend; in den Händen Scepter und
Namen von diesem Kyllen nach den Worten Delphin); Kviia&tcc; Tqltcüv (in Fischsrhwanz
des Paus, ß, 26, S: ccno dvÖQog 'Agyicidog. [Stoll.j endend; in den Händen Scepter und Delphin);
Kyllene (ÄvilArJ^■^;), 1) vi]ig vv^cpri, dcp' ryg D^vurj (d. i. wohl rk[cc]vy.rj); Kvfi(o; [J jxa \i)^ £ a ;
x6 oQog Ij KvlXrjvr} viixlsLTaL (vgl. Steph. Byz. \r^aXsvrj und noch eine sechste namenlose
s. V. Eiist. p. 3U0, 37. 1951), Gattin des Lykaon, Nereide, die auf Nereus zueilt und ihm Be-
Mutter des Oinotros und Peuketios. Pherekyd. fr. rieht giebt über den Raub der Thetis", so
85 bei Dion. Hai. A)xh. 1, 13. Nach Apollod. 20 Heydtmann , Comm. phiL in hon. Moinmseni
3, 8, 1 Gattin des Pelasgos, Mutter des Lykaon, S. 171 Anm. 30, s. auch Winter, Die jüngeren
ebenso Scltol. z. J£nr. Or. 1647 [vgl. z. Plies. attischen Vasen S. 51 nr. 7 nach Journ. of pJäl.
36]. Tzetz. ad Lyc. vs. 481; vgl. Hecat. [?] 7, 1877 Taf. A. Die Namen für Kymothoe
frgm. 375 ed. Müller. Nach Philosteph. fr- *J wechseln sehr in der Schreibung. Auf der
(b. Sclwl. l'ind. Ol. 6, 144) und Fest. b. Paul. Neaplcr Vase 3352 steht Kv(ia&08; auf der
Diac. p. 52 Müll, war K. Erzieherin des Her- Würzburger nach Mon. d. Innt. 1 , 38 und
mes (Mercurius). — 2) „Menephron cum Cyllene OverbtcJc, Gall. her. Bildw. 8, 7 Kv^aO'ori, nach
filia in Arcadia et cum Bliade [?] matre sua Campanari , Ant. vasi dip. della coli. Feoli
concubuit" Hygin. f. 253. Ebenso Ovid. Met. nr. 100 Kvfiuzor], dagegen nach Urlichs, Veiz.
7,386. Vielleicht identisch mit nr. 1. \ß.o?,c]iey:.^ zq der AntikeiDiamml. d. Univ. M'ürzhurg '6 ^.\01
Kyllouios (Ävnrjvtos), 1) Beiname des auf nr. 397 ÄvfiaTO'9-o»j; auf der il/ttric/tenfr nr. 331
dem Gebirge Kyllene geborenen und verehrten = C. I. Gr. 7398 und der Ann. d. Inst. 1864
Hermes, s. aufser den Bd. 1 Sp. 2342 Z. 51ff. an- tav. 0. P abgebildeten nach Kretschmer, Z. f.
geführten Stellen: Hom.hymn. in Merc. 304:. 31H. vergl. Sprachf. 29 p. 170 nr. 30 Äv[icci&6cc oder
387. 408. Oiph. fr. 244 Abel. Hippon. fr. 21 a Kv^iax6?ta; auf der Ann. d. Inst. 1850 Tav. H
(14). LuJ:. Ikaroin. 3i. Dial. deor. 22, 1. Xonn. abgeb. (C. /. G/'. 8158) Zuf^O'S-fo:; auf einer Pyxis
Dionys. 48, 710. Anth. Pal. 6, 92. 96. 11, 274. des Brit. Mus. mit Darstellung einer Genre-
Anth. Plan. 193. Suid. Paus. 8, 17, 1. Creuser, scene, in welcher die Frauen Nereidennamen
Anecd. Gruec. p. 32. Orid. Met. 14,291. Verg. tragen, Kv^oSaa, Heydemann a. a. 0. S. 171.
Aen. 4, 252. 276; vgl. 258. Auson. ed. Peiper io Über die Darstellung der Kymothoe auf der
p. 405. Bei Hippon. fr. 1 heifst er Kvllr^vrig Neapeler Vase 3352 und der C. I. Gr. 8158
näliivg, vgl. Alkaios fr. b (22) Bergk 3* p. 148: verzeichneten, vgl. Stephani, C. r.p. l'a. 1873
XctiQS Kvlluvag 0 [liSiig. Orph. Argon. 131 : S. 141 Anm. 1; S. 166. 167. Heydemann a. a.. 0.
KvlXrivrig p-tösav. I\onn. Dionys. 13, 277: S. 176; vgl. über K. auch Gaedechens, Glaukos
hdiog 'Egnstao KvXXr'iviog tögrj und Callim. der Meergott S. 88 u. Anm. 6. [Drexler.]
hymn. 4, 272: TreqpiXrjffETai . . näyog 'Egfisi!;] Kvl- Kymatlioe (KYMA0OE) = Kv(io&6r] (s.d.) auf
X)'jVLog; vgl. ferner Ovid. Met. 11, 304. Auch einer Neapeler Vase beiife)/(Ze?Howi, Fasen.»?, m
findet sich die Form KvXXrivaiog b. Hippon. fr. Neapel nr. 3352. Vgl. Kymathea. [Röscher.]
16 (10), so mit Meinekc und Bergk; Welcker Kymatoleg'e {Kv^aToXrjyr]), Nereide, Hes.
schreibt KvXXi]V£iog. KvXXr^vüo xat zotg ccXXoig 50 Th. 253, auf einem Vasenbild, Annal. d. Inst.
&£otg, Jnschr. aus Notion, Barth, Bliein. Mus. arch. 4 p. 124. [= C. I. Gr. 8354, jetzt in
1850, 259 = Waddington , Inscr. d'Asie min. Würzburg, Urlichs, Verz. d. Antikensammlung
1564. Vgl. Kyllios. — [2) Beiname des Pan, d. Univ. Würzh. 3 S. 101 nr. 397. Drexler.]
Anth. Pal. 6, 96, 3. Immerwahr , Ark. Kulte Schoemann, Op. Ac. 2, 167 (Fluctisterna).
S. 192. 206. Drexler.] [Höfer.] Braun, Gr. Götterl. § 83. [StolL]
Kylleuos (Ät^AArjvog), zugleich mit Titias der Kymatothoe? = (KYMATO0AI von rechts)
vornehmste unter den idäischen Daktylen und = Kymothoe (s. d.). Vgl. C. I. Gr. 7398.
Begleiter {nägiSgog) der Rhea; diesen dreien 0. Jahn, Münchener Vasens. nr. 331. S. Ky-
opferten die Argonauten in Mysien um Ab- mathea. [Röscher]
wehr der Stürme, Ap. Bh. 1, 1126, dem Me- go Kyme {Kv^ri), 1) Amazone, Eponyme der
nandros folgend, nach. welchem die Milesier, Stadt in Aeolis, Strabo 11, 505. 13, 623 nach
wenn sie der Rhea opferten, vorher dem Kyl- Ephoros. Diodor 3, 55. Mela 1, 90. [Klüg-
lenos und Titias opferten, Schol. Ap. Bh. a. a. 0. mann.] — 2) Personifikation der Stadt Kyme,
Lobeck, Agl. 2, 1166. Süiwenck, Andeutungen bildlich (mit Unterschrift CYME) dargestellt
98. Hock, Kreta 1, 306 f. [StolL] auf der sog. Puteolauischen Basis (vgl. 0. Jahn,
Kyllios {RvXXiog) = KvXXiqviog (s. d.). Vgl. Ber. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1851 Taf. H, 5 u.
Stepli. Byz. s. v. KvXXr'ivrj: xal KvXXiog Xäyszui S. 135. Baumeister, Denkm. S. 1297) „als eine
"EQjifjg Y.cizcc 6vyy.07tiiv zoi KvXXr'iviog. [Röscher.] Frau mit der Turmkrone in einem langen . .
54*
1703 Kymelos Kynetia 1704
gegürteten Chiton . . in der Hand hält sie Kymothou {Kvfio&cav), Sohn des Oiagros
einen nicht mehr deutlich zu erkennenden und der Muse Kalliope, Bruder des Orpheus,
runden Gegenstand, der aber eher einer Scheibe Tsetz. L. 831. [StoU.]
als einem Gefäfs gleicht . ." „Auf Münzen von Kynadas , Beiname des Herakles in einer
Kyme erscheint sie als amazonenartige Figur von Heuzcy, Le mont Olympe et VAcarnanie
(s. nr. 1) mit einem Modius, der sie als Stadt- S. 483 nr. 44 mitgeteilten Inschrift, vgl. /Sc/^mtcZi,
göttin charakterisiert, einen Dreizack mit der Philol. 17 S. 549. [Drexler.]
L. aufstützend, einen ruuden Gegenstand in Kynades {Kvvädrjg' TLoanSäv 'Ad'rjvrjaiv
der R." {Mionnet, Suppl. 6, 15, 117. 22, 157. -cipLarai. Hesycli). Vgl. Töpfftr, Att. Gcneal.
Sireher, Numism. gr. Tat". 3, 8 p. 2C8fl'. Panofka, lo 302 f. [Röscher.]
V. d. Einfl. d. Gotth. 1 Taf. 1, 21. Vgl. auch Kyiiagia {Kwayia). Eine^am" Peneios'ge-
den Kopf der Kyme, ,,ceinte d'un bandeau a fundene Inschrift trägt die Worte Kvvayia
dr." auf der Münze bei Itiihoof- Blumer, Monn. 6vi&eiv8, Fick in Bezzenbergers Beüräjen 5,18.
gr. p. 272. Head, Rist. num. p. 479). Andere Man wird wohl mit Fick a. a. 0. an Artemis
Münzen von Kyme {Jahn a. a. 0. S. 136. Cab. {nvvuyög, Soph. El. 563. Kvvrjy£ti.g, Cornut. de
d'AlUer 13, 27. Müller -Wieseler, D. 2, 7, 85. nat. deor. 34. Poll. 5, 13. Triklinios in ScJiol.
Panofka a. a. 0. 1 Taf. 1, 15. Imhoof a.. a. 0. Sop)li. Oed. B. 203: ■Awiqysxiv.ri Q-sog; vgl. Bd. 1
S. 273 stellen dagegen Poseidon dar, wie er Sp. 581 Z. 33 ff.) denken müssen. [Höfer.]
auf einem von Hippokampen gezogenen Wagen Kyiiaitlieus {KvvaiQ-svg), Beiname des Zeus
eine Jungfrau (wohl Kyme) entführt {Jahn 20 zu Kynaitba in Arkadien, Lykophr. 400; nach
S. 136. Overbeck, Kunstm. Poseidon Taf. 6, 31 Tzetz. z. d. St. heilst er so, weil die Arkader
S. 341 f. [Vgl. auch Cavedoni, Ann. d. Inst. ihn verehrten ev taig KvvriXaai'aig -nai ^v &£v-
1861 S. 145 und Wieseler, Gott. Nachr. 1877 csai {&riQ8vas6i) täv Kvväv; aber Gerhard,
S. 33—39. Drexler.] [Röscher.] Gr. Myth. 199, 12 deutet den Namen als Glut-
Kymelos, einer der Lapithen (s. d.), auf der gott, vgl. Paus. 5, 22, 5; s. auch Paus. 5,
Hochzeit des Peiiithoos von Nessos getötet, Ov. 22, 1. 8 ,19, 1. Immerwahr, Kulte u. Mythen
Met. 12, 454. [Stoll.] Ark. 1, 25. [Höfer.]
Kymni.sseiis {Kvyiviaosvg), Beiname des Kynaithos {Kvvaid-og), Sohn des Lykaon,
Apollon auf einer Inschrift aus Myndos: ano- Gründer der arkadischen Stadt Kynaitha, Steph.
&iaQ-ccL xä &S(p i^fiäv Kv^vicost 'AnöXlcovi, 30 B. v. Kvvai9a. ApoJlod. 3, 8, 1. [Stoll.]
Bull, de corr. hell. 12 (1888) p. 280. [Höfer.] Kyuanches {Kvväyxrjg), IBeiname des Hermes
Kyiiio {Kv^cö), eine Nereide, Hes. Theog. 255, bei IIipj)onax fr. 1 Bergk: 'EQufj Kvväyxa,
Ap)oUod. 1, 2, 7. Schoemann, Op. Ac. 2, 167 Mrjovioxl Kccvöavla, \\ tpcogäv sxaiQS v.xl. Da
(Undina). Braun, Gr. Götterl. § 84. [Stoll.] man uAch. Hesy eh. b.\. Kvväyxrj {t^^X^Vi MX^'^^I'
Kyinodoke {Kvfxoö6v.ri), ein; Nereide, Hes. ivioi xov Sta. xBigäv ösciiov. ot öl x6 xvvdyxcc
Theog. 2b2. II. 18, 39. Hyg. prae f. Tp.2S Bunte. dvxl xov v.XbTtxa %xl.) unter %vvDcyxri ein In-
Verg. Aen. 5, 826. Georg. 4, 338. Schoemann, strument verstand, mittelst dessen man wach-
0/). J.C. 2, 167 (Flucticonda). Braun, Gr. Götterl. same Hunde unschädlich zu machen und am
§ 83. 97. [Stat. Silo. 2, 2. 19. 20. Heydemann, Bellen zu hindern wufste, so bezeichnet der
Comm. phil. in hon. Mommscni S. 171: „Vasen- 40 Beiname wohl den diebischen Charakter des
bild bei Millingen, Uned. Mon. I, A = OverbeCk, Hermes , wie denn schon alte Erklärer (s.
Sagenkr. 8, 1: Kv(icü[S]oxrj^'-. Den Namen Tzcizes bei Bergk a. a. 0.) ihn auf den yivav
KYMOAßKE führt auch eine der Frauen auf Argos (vgl. Argos als Hundenamen), den Wäch-
dem heroisierten Genrebild einer rotfigurigen ter der von Hermes entführten lokub, bezogen
Pyxis im Brit. Mus., Heydemann a. a. 0. {vg\. ü,\xch. Tzetzcs hei Gramer, An. Ox. 3, 3b\.,l
Drexler.] [Stoll.] x6 Ss KavSuvXrig Äv8iv.aig cov G%vXXonvCy{.xriv
Kyinodokeia(iCt)fi.o5o)tfto:), eine der Nymphen, Xiysi, aonsQ'lnncövcc^ SsC-nwai v.xX., wozu auch
in welche die Schiöe des Aineias von Kybele Hesycli. s. v. Kuvöavlug- 'Epji^g r] 'HgccuXrjg
verwaiidelt worden waren, Verg. Aen. 10, 225. zu vergleichen ist. Der 'HgaKXrjg K. geht wohl
[Stoll.] 50 auf denEntführerdes Kerberos). Q.a,nch. Curtius,
Kymopoleia {KvfionoXsia), Tochter des Po- Grdz. d. gr. EtJ' S. 159. [Ahrens, Kl. Sehr.
seidon, die er dem Briareos zur Ehe gab, Hes. 1 S. 371. Usener, Bh. Mus. 1868 S. 336. de
Theog. 819. Preller, Gr. Myth. 1, 42, 2. [Stoll.] Lagarde, Ges. Abh. p. 275. Drexler.] [Röscher.]
Kymorios {Kv^näQiog), Beiname des Zeus in Kynetia {Kvvsxia), Tochter des Ares, Hesych.
der karischen Stadt Bargylia, Cousin-Diehl in v. Äwart'av, der hinzufügt: ri'AQ-riv&v,'^ Ilii&ä.
Bull, de corr. hellen. 13 (1889) p. 39 (vgl. Pole- [Die richtige Erklärung dieser Glosse hat
marios). [Höfer.] Dilthey, Arch. Ztg. 1874 S. 83 Anm. 3 gefun-
Kymothea (Ä'-üjU-o-ö-fß) =: Kymothoe auf einer den: „Kvvstiav rjxoi"AQ£cag yiögrjv rj 'A&rivciv
Vase; C. I. Gr. nr. 8158 mit weiteren Litte- rj nsid-cö. Das Wort -nogr] scheint in solcher
raturau gaben. Vgl. Kymathea. [Röscher.] 60 Verbindung ein sakraler Ausdruck für Götter-
Kymothoe {Kv[io&6r]), eine Nereide, Hes. paarung zu sein. Hesych. 'Adyirixovyi6Qri''Ey.äxr].
Theog. 245. II. 18, 41. Apollod. 1, 2, 7. Hyg. Auf einer Vase von Cervetri ist der neben
praef. p. 28 Bunte. Verg. Aen. 1, 144. Val. Fl. Herakles stehenden Athene beigeschrieben:
2, 606. Quint. Sm. 5, 341. Vasenbild: Ann. d. . .PAKVEOY$ KO. E, was Hclbig unzweifelhaft
Inst. arch. 4 p. 124 (KvficiQ-cöri). Schoemann, richtig {Bullett. delV Inst. 1866 S. 181) '7/po;-
Op. Ac. 2, 167 (Undicita). Braun, Gr. Götterl. nXiovg v.Öqt] las. Dies Paarungsverhältnis ist
§ 77. 97. Preller, Gr. Myth. 1, 455. Vgl. nachgebildet worden in der Beziehung der
Kymathoe, Kymatothoe, Kymothea. [Stoll.] Priesterin zum Gott. So erklärt sich die viel
1705 Kjnides Kynosuros 1706
besprochene attische Inschrift (vgl, besonders /f. Kyuopolites s. Lokalgottheiten.
Keil, Arcli. Ztg. 1851 S. 334ff.): Srjua. ^Qaai- Kyuortas {KvvÖqtccs, KvvÖQtrjg), 1) Sohn des
yiXsiag' ■novQT] KSKCQ8Vfiai."AQrii, dvri yciiiov nugcc Amyklas und der Dioraede, einer Tochter des
&Bäv xovTO Xccxovo' bvo^ci.^^ Drexler.] [StolL] Jjapithes, Bruder des Hyakinthos, nach dem
Kynides s. Kynos 2. Tode seines ältesten Bruders Argalos König
Kynueios s. Kynnes. von Sparta, Vater des Oibalos, Paus. 3, 1, 3.
Kyiioa (Kvvta), Amazone, Eponyme einer Apollod. 3, 10, 3. Viele nannten den Perieres
Ortschaft bei Heraclea Pontica nach Steph. nicht Sohn des Aiolos, sondern des Kynortas,
Byz. s. V. [Klügmann.] Apollod. 1, 9, 5. 3, 10, 3. Tzetz. L. 511, und
Kyiiues (Ä'i;j'j'>js). DiesemythischePerson hat lO Perieres ist dacn Vater des Oibalos, Apollod.
zuerst derUnterzeichnete aus dem Dunkel hervor- 3, 10, 4. Schol. Eur. Or. 447. Bei Tzetz. L.
gezogen, Gig. u. Tit. 55. 62 ff. Es haben sich 1125 heifst Tyndareos der Sohn des Kynortas
dann eingehender Tüpffer, Ait. G^f«. 290. 301fF. und der Gorgophone. Das Grab des Kynortas
und besonders G. Kirchner, Attica d Pelopon- befand sich zu Sparta in der Nähe der Skias,
nesiaca, Diss. Gryphisw. 1890 S. 49 damit be- Paus. 3, 13, 1. Curtius, Peloponn. 2, 232.
schäftigt, denen auch die richtige Lesung (statt Welclrr, Gr. Göttcrl. 1, 474. Ahrens, Philol. 19,
Kynnos) verdankt wird. Es handelt sich um 411. Preller, Gr. Myth. 1, 204. Gerhard, Gr.
den Heros des attischen Kynniden-Geschlechts, Myih. 2 § 836. Stammtafel p. 239. Deimling,
bei dem der Kult des ApoUon Kynneios oder Leleger 118. [Meist gilt K. als Repräsentant
Kynnios erblich war. Dieser Kult ist durch eine 20 der heifsen Hundsternzeit, während deren die
Inschrift von Korinth C. I. G. 1102 und durch Tollwut der Hunde auszubrechen pflegt (so
Polyb. 32, 27 im aiolischen Temnos bezeugt, Wtlcker a. a. 0. A. Mommsen, Heortol. 103.
während in Attika selbst die Legende ihn bald E. Maaß, Analfcta Eratosth. 122. MilchJiöfer,
am Parnes, bald am Hymettos (hier am häufig- Üb. d. att. Apollon 59. 'Boscher , Apollon u.
sten) bald an der Ostküste in Halai ansetzt; Mars 58). — Bobtrt bei Preller, Gr. M. 1, 248.
wohl ein Zeichen, dafs er an allen drei Orten 272 fafst ihn ebenso wie den Apollon Kynneios
existierte. Nach Analogie von Ms-xot'a und als „Beschützer der Hundezucht". Die Be-
anderen Reduplikativ-BilduBgeu {Gig. u. Tit. ziehung des K. zum Hunde macht wahrschein-
62, 23) zieht Kirchner mit vollem Recht den lieh Töpffer , Ait. Geiieal. .SOI f. Vgl. auch
attischen Demos Kikynna mit seinem Apollo- 30 Kynoi'tas 2. — 2) Beigeschriebener Name eines
kult hierher, dessen Lage er aber schwer- Kalydonischen Jägers auf der Fran9oisvase
lieh richtig an der Ostküste, gegenüber Euboia (C. Z.Crr. 8185 *etc.), der wahrscheinlich „Hunde-
sucht; vgl. JMilchhöfer , Untirsuchungen über hetzer" bedeutet; vgl. v. Wilamoicitz, Isyllos
die Bemenordnnng d. Kliisth. p. 26; am besten 87. Töpffer a. a. 0. 302. Röscher.] [Bau-
B. Löper, Mitteil. d. Athen. Instit. 17, 396 f. meisier, Bh. 3IvsAS'n S.5i. Beiehel, A.E.M.O.
Die Legende versucht den Namen Kynnes 12 S. 48 nennt ihn Kymortes (Druckfehler?)
von Hunden herzuleiten, welche das aus- Drexler.] [Stoll.]
gesetzte Götterkind witterten; (im einzelnen Kynos {Kvvog), 1) Sohn des Opu?, Vater des
ist diese Überlieferung verderbt und wird ver- Hodoidokos und der Larymna, nach welchem
schieden verbessert). Doch ist an einen wirk- 40 die Stadt Kynos in Lokris benannt war, Paus.
liehen Zusammenhang damit nicht zu denken, 9, 23, 4. Eustath. p. 277, 18. ticliol. II. 2, 531.
auch nicht mit Kynortes, wenn dies von yivav [ — 2) Stammvater der athenischen Kvvvidcci,
herkommen sollte; und zwar nicht nur aus eines ysvog hgov ano Kvvov /) KvviSov riqmog.
sprachlichen Gründen, auf die Töpffer und Et. M. s. v. KvvvCScci. Weiteres bei Töpffer,
Bobeit (z. Preller, Gr. Myth. 1, 248, 2; vgl. Att. Gen. S. 301 ff. Vgl. Kynnes. Röscher.]
272, 1, widerlegt durch Maafs, Hermes 25, ... [Stoll.]
405, 2) sich stützen. Denn nach Steph. Byz. Kyiio sura(ÄtJX'0(Tov9o;), eine idäische Nymphe,
V. Kvvva leitete die Ortschaft Kynna beim mit Helike Erzieherin des Zeus in Kreta. Beide
Pontischen Heraklea sich von einer gleich- wurden von Zeus, als Kronos ihnen nachstellte,
namigen Amazone oder von 'Kynnes dem 50 in die Sternbilder der beiden Bären verwan-
ßruder des Koios' her. Dies und der Umstand, delt, während Zeus selbst die Gestalt des
dafs der kynnische Apoll in dem lelegischen Drachen annahm. Ein Ort in Kreta bei der
Temnos auftritt, deutet auf ein fremdes oder Stadt 'lazoi wurde nach ihr Kynosura genannt,
halbgriechisches Wort, vielleichteinenStammes- Hyg. P. A. 2, 2. Eratotth. c. 2 u. 30. Arat.
namen, wie er sich jetzt sogar in Pandion Phaen. 35. German. ad Arat. 24 {Müller, fr.
hat nachweisen lassen {vgl. Slytlmtorica 1, 2 im /(. gr. 4 p. 293, 1). Serv. V. Aen. 1, 744. 3,516.
ifen« es 27 Heft 4). Auf so fremdartigem Unter- Ge. 1, 138. 246. Schol. Od. 5, 272. Eustath.
grund erwuchsen leicht Titanensagen; s. oben p. 1535, 11. Schol. II. 18, 487 f. £^. ilf. 332, 11.
Kronos. [Maxim. Mayer.] Die Verwandlung in Bären wurde auch in die
Kynuios s. Kynnes. eo Nähe von Kyzikos verlegt {"Aqkzcov ögog, 'Jq-
g Kynuis {Kvwig), S. des Apollon und TlaQ- ^zovvrjaog), Schol. Ap. Bh. 1, 936. Schoemarm,
vr,9i'ag vvficprig^ Socr. b. Suid. s. V. Kvvri^tog., Op. Ac. 2, 135. 262. [Stoll.]
Stifter eines Apollokultes in Athen. S. Kynnes Kynosuros {KwccovQog), 1) Sohn des Her-
und Töpffer, Att. Gen. S. 301 ff. [Röscher] mes, nach welchem eine Höhe in Arkadien
Kynnos s. Kynnes. Kynosura benannt war, Steph. B. v. KvvoaovQa.
Kynon {Kvvav), so nannte Pherekydes den — 2) Sohn des Pelops und der Hippodameia,
Koon, Sohn des Antenor, Schol. II. 19, 53. Schol. Eur. Or. 5. Mant. prov. 2, 94. Tzetz.
[Stoll.] Exeg. in II. p. 67 ed. Herrn. [Stoll.]
1707 Kynthia Kyon 1708
Kyiithia (Kw&ia), Beiname 1) der Athena 'EnKr^g äyalfia. Beider, Anecd. S. 336, 31;
auf einer in Delos <jefundenen Inschrift, Diiten- JEustath. ad Od. S. 1467, 37; vgl. Bosclier, Selcne
berger 249, p 370: z/tl' KvvQ-iai vai 'AQ-rivü S. 107 u. Aniu. 447) wurde Hekate hunds-
KvvQ'la. — 2) der Artemis, Hör. ca. 3, 28, köp6g v.vvov.i(falo?, y.vvongöawnog dargestellt.
^12. Lucan. 1, 219; vgl. Jiur. Iph. T. 1098 Orph. Argon. 977 flP. Abel beschreibt ihre drei
"jQTBfiiv . . K ncxQU KvvQ'iov ox^ov oiMfr. Häupter so: Aatov <J' cig' insaavxo äfiov \
[Höfer.] i'mtog %ULxr'iiLg -AaToc Ssi,ia S' rjsv d&griGai \
Kyntliios {Kvv&iog), Beiname 1) des Zeus, Xvcaamig cyivläiir], neaarj Sh GimyQio^iÖQfpog.
s. Kynthia 1. [S. Lebcgue, JRech. sur Dclos. Die von Abel aufgenommene Änderung ds
Paris 1876. Chap. 3 ,,Temple de lupjjüer Gyn- lo GvayQiönoQq)og für das überlieferte d' i'cpv
tliien et de Blinerve Cynthiennt" S. 130 ff., die aygioiioQcpog stammt von Wiel. Gesncr im
Inschriften (worunter S. 156 nr. 5 = DiUenb. Iudex seiner Ausgabe erklärte dygiöfiogcpog,
249) von S. 139 an. Widmung an Zeus K. indem er sich auf Porph. de abst. 3, 17 bezog
und Athena K. auch B. G. H. 6 S. 343 nr. 58; als löwenköpfig. Ein löwenköpfiges Bild der
an Zeus K., Sarapis und Isis ebenda S. 328 f. Hekate haben wir vielleicht auf dem bei
nr. 23. Priester des Zeus K. Meier, Gomm. Wiescler, GöUingtr AntiVen unter nr. 35a ab-
epigr. 1 nr. 43 Z. 14; 2 nr. 24 Z. 8. Drexler.] gebildeten geschnittenen Stein, bei dessen Er-
— 2) des Apollon {Gallim. h. 4, 10. Stcph. Bys. kläruug Wieseler an kühnen Vermutungen das
s. V. drjlog. Hör. ca. 1, 21, 2. Verg. EM. 6, 3. Menschenmögliche geleistet hat. Wir sehen
Georg. 3, 36) nach seiner Geburtsstätte, dem 20 auf der Abbildung auf einem über ein Gerippe
Berge Kynthos (daher Kvv&oysvr]g, Dosith. ara dahineilenden Löwen eine löwenköpfige
Anth. Pal. 15, 25, 9) auf Delos, vgl. Hom. schlangenumwundene Figur (vgl. Porph. de
hymii. 1, 17, 26; sein Tempel lag auf dem Kyn- pliü. ex orac. haur. S. 135 vs. 112f. -nal dgänav
thos, Hom. liymn 1, 141 und Gemoll z. d. St.; TtsQiaraXrjg \ diiaaaiv nog-qv -ugatäv), welche in
vgl. auch Arist. Nub. 596 KvvQ-iav sicov vipi- der L. eine Fackel (vgl. ebd. vs. 110 Idixitäg
Ksgcixa Ttstgav. [Vgl. auch Usener, Wi. Mus. ^'ctco Ttgog x^QC(g), in der ß. den Schlüssel (ebd.
1868 S. 338 und S. 348 Anm. 96. Drexler.] S. 136 vs. 115 aiolrj xb yilBlg ofiov) und den
[Höfer.] sich kreisförmig (sodafs der Schein erweckt
Kynthos {Kvv&og), Sohn des Okeanos, nach wird, als hielte sie einen Kranz) bauschenden
welchem der Berg Kynthos auf Delos benannt so Schleierhält; vor ihr erblickt man zwei Sterne,
sein sollte, Stepli. B. v. JrjXog. [Stoll.] hinter ihr das Medusenhaupt; vgl. eine äbn-
Kynnros (Kvvovgog), Sohn des Perseus, der liehe auf einem Löwen stehende, schlangen-
von Argos aus in Kynuria, einer Landschaft umwundene Figur mit nicht näher bestimm
zwischen Argolis und Lakonien, die An-
siedelung der Kynureer gegründet haben sollte.
Paus. 3, 2, 2. Stcph B. v. Jivvovgci. Gurtius, PI. II, C, 1, sowie die auf dem Löwen stehende
Pelnponn. 2, 375. [Stoll.] Schale und Fackel haltende Göttin der Münzen
Kyon (A'tJffli'). Aufser dem Kerberos (s.d.) von Philadelphia in Lydien, welche Imhoof-
und dem Siriushund, bei denen die Bezeichnung Blumer, Gr. Münz. S. 720 nr. 605, Taf. 11, 20
als Hund selbstverständlich ist, ferner der oben 40 für Hekate erklärt. Abweichend von Gesner
(1 Sp. 1882f., vgl. Usener, Bh. Mus. 1868 deutet der Duc de Luynes, Etudes numis-
S. 335 u. Anm. 35 und Dilthcy, Arcli. Ztg. 1874 mntiques sur quelques types relatives au culte
S. 84 Anm. 1) ausführlich besprochenen in eine d'Hcnte. Paris 1835. 4". S. 80 dygiöiiogrfiog
Hündin verwandelten Hekabe, deren Grabmal, als gorgonenhäuptig, indem ev Liician, Pldlo-
das Kvvog xaXaivag a^'j/xa, vavxilotg xf-nfiag p)seudes 22 zu Hülfe nimmt, wo Hekate als
{Eurip. Hcc. 1273) in Gestalt eines sitzenden rieseagrofses (vgl. yiyäsaaa Pap. Paris. 2714)
Hundes auf den Münzen von Madytos (Head, Weib mit Drachenfüfsen (vgl, Montfaucon 2, 2
H. N. S. 224) zu sehen ist, kommt der Name PI. 163, 10 u. Supj)!. 2 PI. 55, 3) und Gorgonen-
nvcov besonders der Hekate zu, nach Usener, haupt geschildert wird. Gaedechens, Glaukos der
Bh. Mus. 1868 S. 335, weil sie ursprünglich 50 Meergott S. 90 Anm. 8 schliefst sich dieser
selbst als Hündin gedacht war. Es ist dessen Erklärung au. Vielleicht ist aber herzustellen
kurz schon oben 1 Sp. 1894 gedacht worden, d' i'q)v Ttag&svöaogcpog nach dem grofsen
vgl. DiVliey., Analecta Callimacliea p. 8 ff . Par/scr Pap. v. 2122, wo von 2117 ein Zauber-
Porphyr. de abst. bemerkt 3, 17: r; d' 'Enccxri bild der Hekate so beschrieben wird: x6 Ss
xavgog.1 ■avcov, Xiaiva avtovovacc (läXXov vita- ft's cpvXXov xfig naXnÜGov iaxlv ^cSSiov xovzo'
■Hovsi und 4, 16: xrjv S E-Hdxrjv i'mtov, 'E-ndrrj XQUigöcconog t^ccxBtg -ngcixovGK ev xai^g
ravgov , Xfaivciv, yivvcc (sc. -JtgoorjyögBVßav). xfgalv XafntciSag, Si^tcov [lEgcZv xrjg oipscag
So wird auch im grofsen Pariser Zuuberpap. k'xovGa ßoog v.£cpaXy]v, sk Se xcöv dgißXBgöiv
vs. 2250f. die Mondgöttin angerufen: Tigiv rj ^wog, t) dt fisar] Tiag&Bvov odvdala vTTodsds-
ds I Xvaarjg laov nagO'Bvog kvwv {Bruclnnann, co (livrj. In demselben Papyrus wird sie vs. 2614
Epitheta deor. S. 207 LConag&Bvog kvov) xo sogar als innoyivwv bezeichnet. Bruchmann,
diva TioLrjGBig, und die vom Beschwörer bei Epith. deor. S, 18 s. v. 'AKtiäcpig ändert hier
Lucian, Philopseudes 14 vom Himmel gezogene in InTtog, v.6grj, wovon man sich i'mtog schon
Selene wird beschrieben als TiQXv^iogq)öv xs gefallen lassen könnte, da der Ausfall des g
Q'BKfia, zal dXXoxE dXXoiöv xi cpavxu^öi-iBvov a/m Ende der Wörter in diesen Papyri oft
x6 (i£v ydg Ttgmxov yvvKiv.Biav (iog(prjv EnsSei- genug vorkommt. So gut wie aber kurz vor-
livvxo, Eixci ßovg iyiVExo ndytioiXog, eha oKvXa^ her die Zusammensetzung xavgoSgdnaivcc vor-
EffccivExo. Nach anderen Notizen {Hesych. s. v. kommt, die auch Bruchmann unbeanstandet
o — ^
baren Tierkopfe, Schwert in der R., Fackel in ■
der L. bei Matter., Hist. crit. du gnosticisme
1709 Kyon Kyparissia 1710
läfst, ebensogut dürfte ein tmioyivav möglich Verg. Aen. 3, 209; vgl. Bosclier, Hermes S. 19;
sein. Wie wir uns eine solche Hekate Inno- Hydra von Lerua, Äegvcxq kvcov, Eurip. Herc.
%vcov zn denken haben, lehrt vielleicht eine für. 120; Keren, KfJQ£s ^v^Loßägoi, 'AiSov
bei King, The Gnostics^ PI. G, 3 abgebildete, d'oal Kvvsg, Apoll. Bh. 4, 1665 f.; ßCov v.vv£g,
wohl aus der Sammlung der Frau Hertens- Theodoridas,_Anth. Pal. 7, 439, 3; das Ke tos,
Schaaffliausen (s. Cat. des coli, laissces par welches Hesione bedrohte, T^irtoros — KccQxaQog
feu Viadame viertens - Schaaffhausen 2 S. 67 kvcov, Lißoplir. 34 (bei Bruchmann wird die
ur. 1629 „Figure ä double face de Typhon Stelle s. v. Shjlla als verba corriipta Com.
avec deux flambeaux et deiix poignards en quaU-e anon. fr. 62^ Kode angeführt); yluvv.bg it^cav,
mains ... Pierre de fer.") stammende Gemme, lo Lykophr.A.ll\M.ii\^Sid.en, Ävcarig v.vvtg., Eiirip.
welche eine vierarmige, zwei Fackeln und zwei Bacch. 977; vgl. ebd. 731 co 6'po,u«^fS iiial
Schwerter haltende Doppelfigur zeigt, deren mui'es Anrede der Agaue an ihre Gefährtinneu ;
zwei Häupter, bei der rohen Arbeit dieser Fan, MiyälagGsov-KvwvnavzoSccnögPind. fr. d6;
Steine, vielleicht statt wie King, der (S. 441) Skylla, 'Egivvg (ii^onaQ&svog kvcov, Lißophr.
an Seth und Anubis denkt, annimmt, der eines 669 nach Bruchmann, nach Diltheg ist die
Esels und Schakals, die eines Pferdes und Sirene gemeint; rgi-ngavog Z-nvllä, novria
Hundes darstellen sollen. Die Fackeln und -Avav, Anaxil. fr. 22, 4 Koch; vgl. ri &ccX(iaarjg
Schwerter dürften sicher für Hekate sprechen. AvaovizLSog {ivxovg czsvovg oninsvovaa dygioc
Wenn mau bei dieser Figur ebenso wie bei v.vcov , Lykophr. 44f.: Sphinx, dvaaiiSQia
der oben erwähnten von mir als löwenköpfige 20 ng-vtavig kvodv, Aesch. Sphinx fr. 232 Nauck;
Hekate gedeuteten über das Geschlecht in QatpaSog v.vmv , Soph. Oed. B. 391. Selbst
Zweifel sein konnte, so würde dies kein Grund eigentlich unbeseelte Wesen werden als Kvvsg
sein, die vorgeschlagene Deutung zu verwerfen, bezeichnet, so die Feuerfunken als nvnvol
da der Pariser Pap. vs. 2609 f. die Mondgöttin 'Hcpat'atov Kvvsg, Alexis, MiX^aicc bei Athen. 9
als'EQ^r^v TB yial'Eucctrjv bfiov aQO^vö&T^Xvd^vy p. 379c = Frg. com. Gr. 3, 451 ff. Meineke;
B'QVO<^vyg bezeichnet. vgl. Eubiüos Frg. com. 3, 242 Qinlg 8' sysiQSi
Einmal tritt auch der ägyptische Sonnen- cpvXccKccg^HcpaLazov xv^ag; Hesych. s. v. -avcov •
gott als Hund auf: in der -nazoc ndvzav rs- 6 S' iX(xvvo[.isvov tov cl3)]qov zov ccQyov £t,aXX6-
XsTTj ngog i]Xiov des grofsen Pariser Papyrus (isvog anivd^^g; sowie (von den Pythagoreern)
(vs. 1596ff.) werden von vs. 1648 an die Wand- so die Planeten als ^sgastpövris yivvsg, Clem.
lungen des Sonnengottes in den 12 Stunden Alex. Strom. 5, 8 § 51; vgl. Dilthey a. a. 0.
des Tages beschrieben. Er erscheint hier nach S. 83 Anm. 3, der wie üsener {Bhein. Mus.
einander als Kater, Hund (1651 f.), Schlange, 1868 S. 334 — 338) hier .in -nvcov eine Wurzel
Käfer, Esel, Löwe, Widder, Stier, Sperber, mit der Bedeutung des Lichts enthalten sein
Kynokephalos, Ibis und Krokodil. läfst.
In der feierlichen Sprache der Dichter wer- Auf die sonstige Bedeutung des Hundes
den metaphorisch eine ganze Anzahl von im Mythus und Kultus will ich hier nicht ein-
Wesen als Hund und zwar meist als Hund einer gehen. Vieles dahin Gehörige findet mau bei
Gottheit, bezeichnet. Letzteres soll, wie i?o,<tc/ter, De Witte, Le sacrifice du einen. Bull. arch. de
Hermes S. 19 bemerkt, ,,ihre Unterwürfigkeit 40 VAtheneum frang. 1, 1855 S. 1 — 5. [Drexler.]
und Dienstwilligkeit" gegen die Gottheit „recht Kyparissa, Tochter des Boreas, Königs der
drastisch" ausdrücken, wie es denu bei Callim. Kelten, Als sie gestorben, pflanzte der Vater
/(. in Del. vs. 228 (vgl. dazu Spanhcmius 2 auf ihren Grabhügel zum erstenmal eine Cy-
S. 521) von der Iris heilst, dafs sie sich nach presse, und diese ward nun ein Trauerbaum,
Ausrichtung ihrer Botschaft unter den Sitz der Prob. Verg. Georg. 2, 84 {Müller, fr. hist. gr. 3
Hera setzt, wie ein Jagdhund der Artemis, der p. 306, 28). [Vgl. Murr, Die Pflanzenwelt in
nach Vollendung der Jagd zu den Füfsen der der gritch. Myth. S. 126. Drexler.] [Stoll.]
Herrin sitzt, mit erhobenen Ohren, des Be- Kyparissia (KvnaQiaoi'a), Beiname 1) der
fehles der Gebieterin gewärtig. Ich entnehme Athene in der messenischen Stadt Kyparissiai,
Stephanis (Compte - rendu p. l'a. 1864 S. 56 50 Paus. 4, 36, 7 (Athene auf Münzen dieser Stadt
Anm. 4) und Diltheys {Arch. Ztg. 1874 S. 83 bei Read, Hist. num. 362), und im lakonischen
Anm. 3) Sammlungen mit Zuziehung von £rwc/(- Asopos, Paus. 3, 22, 9. Münzen von Kypa-
manns Epitheta deorum die Bezeichnung als rissiai mit Athena sind abgebildet im Cat. of gr.
Kvcov für folgende Wesen: Adler Jiog xvcov, c. in the Brit. Mus. Peloponnesus S. 115 nr. 3. 5
Aesch. I'rom. 1022, Jiog nrrjvog xvcov, Aesch. PI. 23, 10. 12\i.'b.Ii)dioof-Gardner, Num. Commen-
Agam. 136; Boreas al'&wv @Qaav.Cag hvcov, tary on Pausanias S. 70 PI. P, 18. Daraufist
Lykoplir. 925; Erinyen, die auch unter dem dargestellt „Athene Standing, holds patera and
verwandten Bilde von Jägerinnen gedacht spear, against ivhich, sometimes, leans a shield'''.
wurden {Dilthey a. a. 0. S. 81 ff.), Hesych. s.v. Diese Athena wird aber von Kenner, Die
v.v(ov — Ol 8s zTjv 'Eqivvv; Kvvsg Eurip. El. 60 Münzsammlung des Stift St. Florian S. 64. 66
1342. Aesch. Ch. 917 (924); firjzgbg t'ynozot. nicht für A. Ky^jarissia, sondern für A. Pana-
y.vvEg (als Rächerinnen der Klytaimnestra), chaiis erklärt. Auf einer schlecht erhaltenen
Aesch. Ch. 1051 (1054); acpvKrot -KvvBg, Soph. Münze des Septimius Severus von Asopos bei
El. 1388 ; KoiHvzov — n8QL8Qonoizvv£g,Aristoph. Imhoof-Gardner, Num. Comm. on Paus. S. 63
ran. 472 (in Persiflierung eines Tragikers); PI. 0, 10 erscheint „Athene Standing, left, hel-
Greife, Aesch. Prom. 803 Zrjvbg d-aXayysLg metcd? clad in long chiton; holds in raised
Kvvsg o^voTouoi; E^avpjien, Jibgy.vvsg, Apoll. right, spear , in left, cypress-branclv'. Für
Bli. Arg. 2, 289. Hygin. fab. 19; Serv. ad semitisch, nur griechisch umgedeutet, halten
1711 Kyparissoi Kypris 1712
die Atliena K. Murr, Die Pflanzemoelt in der HelhUj, Wandgemälde S. 59 f. nr. 218. 219; vgl. i
griech. Mytli. S. 123 f. und Lajard, Mein, sur HeJbig, Über die campan. Wandmalerei S. 84.
le culte du ojprcs pyramidal cJtez les ptuples 230 u. Anm. 4. 248. 260. Sogliani, Le pitture
civilises de V antiquite , Me'm. de l'Inst., Äc. des murali camp, scoverti negli anni 1867 — 79 S. 28
ivscr. et b.-l. 20, 2 S. 205; den Minyern spi'icht nr. 109. 110. — Statue eines Jünglings im
sie zu Wide, LaJcon. luilte S. 50. Drexler] — Vatikan, von Heibig, Führer durch die öff'entl. ^
2) der Artemis in Lakedaimon auf dortigen Sammlungen klass. Altert, in Bom. 1 S. 183f. I||
Münzen ; die Göttin ist stehend dargestellt und nr. 255 fragweise als Kyparissos gedeutet,
durch Beischrift bezeichnet: Koi[v6v] Ac(nt[- — Bronzener Spiegelgriff der Sammlung O^ü^er-
d(xi(iovtcov]TiI(v7iKQiaai'a, Zeitschr.f.Num.7,n. lo mann, ArcJi. Anz. 1866 Sp. 295. Fröhner, Les
Head a. a. 0. 364 f. [abgeb. Imhoof-BJumer and musces de France PL 19, 1 und dazu Wieseler,
Gardner, Num. Comm. on Pnua. PL N, 4 p. 55 GöH. gel. Ans. 1876 S. 1506. — Gegen die
und Cat; of gr. c. in the Brit. Mus. Pelop. Deutung Cavedovis {Bull. d. Inst. 1843, Giugno)
PL 25, 9 S. 128 nr. 68. Vgl. auch Wieseler, der ob. 2 Sp. 1005 unter Kaulos besprochenen
Göft. Nachr. 1880 8. 32. Dresler.] [Höfer.] Figuren der Münzen von Kaulonia auf ApoUon
Kyparissoi {KvntxQiaaoi) wurden die Töchter und Kyparissos erhebt begründeten Einspruch
des Eteokles in Orchomenos genannt, nachdem S. Birch, Notes on types of Caidonia {Extr.
sie bei einem zu Ehren der Demeter und Kora from. tJie Num. Gliron. nr. 30) S. 4f. Drexler.]
aufgeführten Tanz in einen Brunnen gefallen, [StoU ]
von Gaia aber aus Erbarmen in Cypressen 20 Kypeiis (Ät>7rfi's), Beiname des Apollon: Kv-
verwandelt worden waren, Geoponika S. 11,4. niag, tov di'yiriv luuziov svSvovzog, 6 avzog
Bötticher, Der Baumktdtus der Hellenen S. 263. yccg icxi tc5 7]}.i'cp- Kvrtag yag zo laäziov Xeys-
490, 3Iicrr, Die Pflanzcmvclt i.d.gr. M.S. 126. zai, Tzetz.'Lylophr. 426. [Höfer.]'
Lajard, Becli. sur le culte du cypres pyramidal Kyphos {Kvcpog)., Sohn des Perrhaibos, nach
S. 2;-i4f. Auch dem Namen YlagO-hoi der um welchem die perrhaibische Stadt Kyphos in
das Grabmal des Alkmaion zu Psophis stehen- Thessalien benannt war, Sleph. B. v. Kvcpog.
den Cypressen (Bötticher S. 289. 490) läfst [StolL]
Cartius, Peloponnesos 1 S. 400 und nach ihm Kypra {Kimga) = Cupra (s. d.).
Murr S. 125, dieser, ebenso wie Bnudissin, Kyprios (KvnQiog), 1) Beiname des Zeus auf
Stud. z. semit. Beligionsgesch. 2 S. 197 unter 30 Kypros, dem Menschenopfer dargebracht wur-
Annahme phönikischer Einflüsse, eine Ver- den, eine Einrichtung, die man auf Teukros
wandlungssage zu Grunde liegen. [Drexler.] (s. d.) zurückführte, Lactant. epit. div.inft. 23;
, Kyparissos (ÄVTrapKHTos), 1) Sohn des Minyas, vgl. de fals. rel. 21. — [2) Gyprius, Beiname
Bruder des Orchomenos, nach welchem die des Mars, Orelli, Inscr. Lat. sei. coli. 4950 =
Stadt Kyparissos auf dem Parnafs, zwischen Hcnzen 5669, welcher auf Varro, l. l. 5, 159
Daulis und Delphi, den Namen haben sollte, und Mommsen, Unterit. Dial. S. 350 verweist.
Eustath. p. 274, 6. Schol. II. 2, 519. Steph. B. Drexler.] [Höfer.]
s. V. Nonn. Dion. 13, 123. Müller, Orchom. 190; Kypris (KvnQig), poetischer Name der Aphro-
[vgl. die Widmung $Acov zol KvnKQLOGoi, dite, Etym. M. 546, 17, bei Homer nur 5, 330
Diltenberger, C. I. Gr. Sejjt. I, 3205. Drexler.] 10 (vgl. Cohith. rapt. Hei 90). 422. 458; Etym.
— 2) Sohn desTelephos (des vom Hirsch gesäug- M. 676, 37). 760. 883. hymn. 3, 2. Gewöhnlich
ten), ein schöner Knabe auf Keos, von Apollon leitet man den Namen von der Insel Kypros
oder Silvanus oder Zephyros geliebt und wegen her, Eust. zu Dionys. Per. 508. Etym. ili. 547, 22.
seiner untröstlichen Trauer um einen von ihm Schol. IL 5, 3oO; denn hier sollte sie nach
selbst (oder von Silvanus) durch Zufall in Hcs. Theog. 199 (vgl. Schol. Hom. II. 5, 422.
heifser Sommerzeit getöteten Lieblingshirsch Etym. M. 546, 21) geboren sein; daher heifst
in einen Cypressenbaum verwandelt. So ward sie Kv-nQoyBvr'ig, Hes. a. a. 0, Hom. hymn.
die Cypresse ein den Toten geweihter Trauer- 9, 1. Pind. Ol. 10 (11), 105. Solan fr. 26 (11).
bäum, Ovid. Met. 10, 106 ff. Serv. Verg. Aen. Poet, bei Aristot. Eth. Nie. 7, 7 = fr. adesp.
3, 64. 3, 680. Georg. 1, 20. Ed. 10, 26. Prob. 50 129 BergJcK Thcogn. 1304. 1308. 1323. 1332.
Verg. Ge. 2,8i. Nonn. Dion. 11, 364:. Er heifst 1383. 1385f. Straho in Anth. Pal. 12, 195.
auch ein Kreter, floh aber vor der Liebe des Hesych. oder KvnQoy svi^a Sappho fr. 87.
Apollon oder des Zephyros von Kreta zum Alkaeos fr. 60; vgl. Etym. M. 666, 51 oder
Flufs Orontes und dem Berg Kasios, wo er in Kvngoy svf la Pind. Pyth. 4, 216. Panyasis
eine Cypresse verwandelt ward, Serv. V. Aen. bei Athen. 2, 36 d. Arist. Lys. 551. Tluolr.
3, 680. Marmorgruppe: Kyparissos, den toten 30, 31. Bion 13 (17), 1. Anth. Pal. 9, 475.
Lieblingshirsch in den Armen haltend, zu Rom, Quint. Smyrn. 2, 139. Nonn. Dionys. 5, 138. 611.
Welckcr, A. D. 3, 531. Wandgemälde zu Pom- 15, 393. 33, 91.^ 97. 34, 65. 40, 179. 42, 277.
peji, Overbeck, Pomp. 278. [jP. M. .Avellino, 48,509. Statt Xt'Trptg findet sich auch XvTrpia,
II mito di Ciparisko. Napoli 1841. 40. F. go Pind. Ol. 1, 16. Nem.8,1; \g]. Tibull 3, 3,34:.
Lajard, Beck, sur le culte du cypres pyramidal. Die Insel Kypros galt für einen Lieblings-
Mem. de VAc. des inscr. et b.-l. 20, 2 S. 199—210. aufenthalt der Aphrodite, Hom. Od. 8, 362 =
C. Bötticher , D. Baumkultus d. Gr. u. Böm. Schd. Hom. II. 5, 422. Hom. hymn. 3, 58. 66.
S. 486f. Mannhardt, Ant. Wald- u. Feldkiüle 293. 5, 2, 9, 5. Alcman fr. 21.^ Sappho fr. 6.
S. 123 f. Gubernatis, Mythol. des pl. 2 S. 118. Aritt. Lys. 833. Anth. Pal. 12, 31; vgl. Nonn.
Dierbach, Flora myth. S. 50. J. Murr, Die Dionys. 13, 460. 41, 97. 118. Daher heifst die
Pflanzenwelt i. d. gr. Myth. S. 122. 124. Bau- Göttin Kvngov SsoTtoiva (Pind. fr. 122 [S7\, 14),
diisiii, Stiid. 2 S. 214. 241. Wandgemälde: und Kypros selbst wird vccaog zäg 'Acpgoöüias
1713
Kypris
Kypris
1714
{Eur. Bacch. 403) oder snr'iQatov a.6zv 'A. ge-
nannt, Dionys. Per. 509. Alte VerehrunjT der
Aphrodite auf Kypros bezeugt Hcrodot 1, 105,
vgl. Paus. 1, 14, 7. SchoJ. Hom. P. 5, 330.
Etym. M. 547, 22. Antiph. bei Athen. 3, 95 f;
daher näTQiog KvTtgicov &86g, XcnopJi. E])li(S.
5 p. 317 ed. Mitscherlich. Eine andere Ety-
mologie des Namens KvrrQtg findet sich bei
Suidas, Schol Hom. 5, 422. Etym. 31. 546, 32:
er soll entstanden sein aus v.vönoQig = r] rb lo
Kvfiv noQiiiovaa tovTsari 7taQf%ovc(x., also die
Göttin als Förderin der weiblichen Fruchtbar-
keit bezeichnen. Neuerdings hat Alex. Ein-
mann, Krüif'che Versuche zur äUesten griechi-
schen GescJiichte. I. Kypros und der Ursprung
des ApJirnd'tekultus , Memoires de VAcaä. de
Päersb. 34 (1886) Nr. 13 ausführlich über den
Namen Kypris gehandelt. Entgegen der all-
gemeinen Ansicht (Belege bei Enmann a. a. 0.
S. 2 f. Anm.), dafs Aphrodite semitischen Ur- 20
Sprungs, und der Kult dieser 'phönizischen
Koloniegöttin' (S. 13. 17) über Kypros nach
Hellas verbreitet sei, erklärt er den Aphrodite-
kult auf Kypros als eine Pflanzung hellenischer
Kolonisten (S. 42 f. 57. 84) und stellt die Ab-
leitung des Namens Kvngig von der Insel
Kypros in Abrede (S. 24 ff. G2); er hält viel-
mehr KvTiQig lautlich mit der umbrisch- itali-
schen Göttin Cupra (s. d.) für identisch (S. 22)
und erklärt (S. 62 ff.) beide Namen als aus 30
der Sanskritwurzel kap) (vgl. Hcsych. ■adnog-
ipvxi], Tivsvua) und rar (= bedecken, um-
schliefsen, wahren) entstanden; Kypris würde
daher bedeuten die Hüterin oder Bewah-
rerin der Toten, vgl. Soph. fr. 678: oi Ttai-
dfg, 7] roi KvTtQig ov KvuQig j.i6vov. äXl' satl
noX}.(ov ovoadrcüv sncövvfiog. iGziv (isv AiSrjg,
l'oTi 6' drpQ-LTog ßi'og (S. 65); denn Aphrodite
habe nach dem Glauben der ältesten Griechen
sowohl die Seelen, welche das Licht verlassen, 40
zu sich genommen, als auch dieselben als
Kinder wieder zurückgesandt (vgl. bei den
Italikern die Doppelrolle der Venus als Liebes-
und als Todesgöttin [Libitina]; ebenso ist
Hekate Geburts- und Unterweltsgöttin (S. 73),
freilich sei ihre Beziehung auf Zeugung xmd
Neugeburt der Seelen überwiegend betont
worden und schliefslich, alles verdrängend, in
den Vordergrund getreten (S. 76). Die Richtig-
keit dieser höchst ansprechenden Vermutung 50
Enmanns vorausgesetzt, würden wir einen
weiteren Beleg für die Bd. 1 Sp. 402 Z. 51 ff.
erwähnten Beziehungen Aphrodites zum Toten-
reich erhalten.
Wenn übrigens Enmann S. 21 f. vermutet,
der Name KvTtgig sei uralt, älter als KvriQog,
und brauche nicht erst das Ethnikon von Kvngog
zu sein, so könnte man einen Hinweis hierauf
bei Nonnos (13, 435 f.) finden, der den Namen
der Insel KvuQog von der Göttin Kvngig her- 60
leitet (KvTCQog . . Kv7iQi.Sog avtoyovoto qpf^co-
vvuog).
Die überlieferten Stellen -:- es seien wegen
der grofsen Zahl derselben nur die bei den
älteren Dichtern vorkommenden angeführt —
bezeichnen die Göttin fast ausschliefslich (Aus-
nahmen unten Sp. 1715) als Liebesgöttin,
Alcjnan fr. 36. Sappho fr. 5, Pind. fr. 217.
Ibykos fr. 1, 9. 2, 3. fr. 5. Bacchyl. fr. 27, 3.
frgm. adesp. 79a. AescJi. Sept. 127 (hier wird
sie als Stamm-Mutter der Thebaner bezeichnet,
vgl. Eur. Phocn. 7); Eum. 213. Suppl. 968.
1001. Pro7n. 862. Eur. Hei. 25. 28. 680. 883 f.
1006. Hipp. 359. 553. 725. 1304. 1327. 1403.
1461. Iph. A. 1305. Ion 897. 1093. 3Ied. 527.
Troad. 927. 983. 1083. fr. 342. 534. Arist.
Ekldes. 965. Dies geht auch aus ihren Bei-
namen hervor: als mächtige Göttin und Herr-
scherin über die Menschen heifst sie Q'sä,
Eur. Hipp. 2. 1417. Troad. 932. fr. 1094, 7.
Arist. Lys. 1290. Theogn. 1320. Theokr. 18, 51.
3Ius. 126. Apoll. Bhod. 3, 549. Quint. Smyrn.
13, 401. Nonn. 31, 229; vgl. Ardh. Pal. 6, 229
(auch Kyprogeneia wird Q'Bd genannt, Panyasis
a. a. 0.); 8 iaTtoivu, Eur. Hipp. 117. 522.
Med. 632; Ssaitörig, Anth. Pal 5, 207. 10,21,
vgl. 5, 17; dvaaaa, 3Ius. 33; Sczifiovia ,
Simonid. fr. 137; ^änaiga, Anth. Pal. 6, 17;
Tiöxvia, ebendas. 6, 293. 9, 601; iisyccXr],
Theokr. 11, 16. Bion 9 (3), 1.
Als Helferin zu der Ehe und in derselben
führt sie die Beinamen afiqptTroZog, Soph.
Trach. 861; yauooroXog, Anth. Pal. 6, 207,
vgl. viisvaCovg v.gorov<sa, Anakreont. 4, 12;
svlBY-tgog., Soph. Trach. 515, vgl. Anth. Pal.
5, 245; 8vls%rig, Anth. Planud. 182; igco-
rotgötpog, Orph. Arg. 480 ; Q'alKiirinölog.,
Anth. Planud. 177; (pilovvi.Lq)iog, Anth. Pcü.
10, 21; cpiXs g äßxgia, ebend. 10, 18; v.ovgo-
zg6(pog, ebend. 6, 318. — Als Liebesglück
spendende Göttin ist sie cptXr], Anth. Pal.
5, 153. 202. 6, 162; cpiXitj, ebend. 5, 11; fi?t-
Xi%ir], ebend. 5, 226; i^dsia, Theokr. 1, 95,
vgl. Eiir. fr. 8G7; rgoTtaiocpögog, Anth. Pal.
5, 294, 24; r]Tti.68mgog, Stesich. fr. 26. Als
Liebesqual verursachende: ßagsia,
Theokr. 1, 100; fiox^rjgd, Eur. fr. 867;
XaXsTtr'], Anth. Pal. 12,50; ösiviq, Eur. 3Ied.
640; Ttavovgyog, Eur. Hijp. 1400, vgl. no-
XvKtövog, Eur. Hei. 238. Der Kvitgig nsgi-
cpQcov (Antagoras bei Diog. Laert. 4, 5, XIH,
27) steht gegenüber die K, doXiöcpgojv,
Eur. Iph. Aul. 1301; doXiog, Eur. Hei 238;
doXo arjTig, Coluth. Bapt. Hei. 80; vgl. Kv-
TTQoysvrjg doXoTtXoy.og, fr. adesp. 129 Bcrgk
und KvTtgoysv^g Kv^sgsiK doXonXö^og,
Theogn. 1386. — Auf die anmutige Schön-
heit und den Liebreiz der Göttin beziehen
sich die Epitheta: -/.aX-q, Arist. Acharn.
989, vgl. Eur. Hei 1348. C. I. G. 4924, 12;
ygvaer], Anth. Pal 5, 121. Planud. 79, vgl.
0. I. G. 6268; X SV-Uli, Anakreontea 55, 5;
dnaXä, ebend. Anth. Pal. 7, 218; loaxstpa-
vog, Sohn fr. 19, vgl. Theogn. 1304. 1332.
1383; ivazscpavog, Quint. Smyrn. 1,667. 5,71.
Anth. Pal 9, 325; go86xQ(og, Nonn. 12, 111;
go8o8ciy.zvXog, Coluth. Bapt. Hei 97; sv-
■KoXnog, Anth. Pal. 2, 104; cpiXoiiusi8r'jg,
Anth. Plan. 177; ysXäaa, Theokr. 1, 95. Nonn.
48, 268. Ap)pend. Anakr. 4, 23; vgl. Ai'ystor,
Ephem. arch. 1869, 336. Daher nannte man
eine schöne Frau Kvngig., Anth. Pal. 5, 137,
vgl. 5, 73. Planud. 68. 79. Append. Anth. (ed.
Cougny) 1, 116. 3, 81. 3Ius. 135 oder dXXr}
Kvitgig, Anth. Pal. 9, 386. Konn. 7, 232. 3Ius.
33 oder vir^ Kvngig, ebend. 68, vgl. Anth. Pal
1715
Kypris
Kyrbia
1716
5, 70 oder KvnQiSog aßgov äyaXfia Noiin. 34,
293; KvnQiSog s'gvog, Arist. Lys. 973; ein
schöner Knabe heifst Sohn der Kypris, Anth.
Pal. 12, 64. — Während Kypris gewöhnlich
für eine zarte {yi,aXciv.ri, Anth. Pal. 5, 238), un-
kriegerische (dnzöXffiog, Nonn. 35, 168) Göttin
gilt, erscheint sie J.«</t. PJanud. 176. 177 (vgl. 174)
bewaffnet; eine Schilderung ihrer Macht giebt
Eur. Hipp. 359. 1268, vgl. 447 ff. Quint.Smijrn.
13, 402. — Auf ihre Beziehungen zum Meere
deuten die Beinamen : novricc, Eur. Hipp. 522 ;
Elvalta, Anth. Pal. 9, 333; yalrjvatr] und
cpiloQuiazBLQa, ebend. 10, 21; dvaSvo-
fjisvrj, ebend. 11, 174. Planud. 178; dcpQO-
yivsicc, Kaibel epigr. 810. — Als Tochter der
IDione heifst Kypris JicovaCa, TJieoJcr. 15, 106,
vgl. Eur. Hei. 1098 (ko^tj Jtävrig KvnQi), wegen
ihres Verhältnisses zu Adonis 'ASaviäg, Nonn.
33, 25; als itoliriöxog der Stadt Beroe wird
sie angerufen Anth, Pal. 9, 426. — Eine KvTiQig
OvQdvi'a erscheint Anth. Pal. 6, 340; UävSrjfiog,
ebd. u. 12, 161. Plamid. 20t; vgl. K. Squorsgr],
Pal. 9, 415. Bei Hesych. findet sich die Glosse:
KvTiQig- TtoQvr], vgl. den Tempel der Aphrodite
Porne in Äbydos, Athen. 13, 572f; anders
Enmann a. a. 0. 83, der TIÖqvti mit UqÖvccldc,
einem Beinamen der Atliena vergleicht oder
für dieses Wort die ursprüngliche Bedeutung
TttxQ&ivog in Anspruch nimmt. Als Schutz-
göttin der Hetairen, der diese Weihgeschenke
darbringen, wird Kypris genannt Anth. Pal.
5, 159. 199. 203. 205. 6, 191. 248. 285; die
Hetairen selbst heifsen -ntöloi KvnQtdog, Euhul.
bei Athen. 13, 598 d oder Egyazidsg K., Anih.
Pal. 5, 245.
Als der Kypris heilig werden angeführt die
Nachtigall, Kaibel epigr. 628, ferner die Rosen,
Eur. Med. 836 ff. Nonn. 12, 111, vgl. uv&o-
cpÖQOL KvTCQidog, Anth. Pal. 12, 165; ihr werden
d'cilvaia dargebracht, Nonn. 42, 300 oder vrj-
cpälici, Anth. Pal. 5, 226. Als der Stifterin des
Ehebundes wird ihr eine junge Kuh geschlachtet,
Anth. Pal. 6, 318, und durch Gesang und Opfer-
gaben bittet man (besonders die Frauen, Apoll.
Bhod. 3, 559. Anth. Pal. 9, 602) um ihre Gunst,
A2)oll. Phod. 1, 860. Ein Fest zu ihren Ehren
heifst KvnQidiog sogriq, Mufs. 43, sie selbst (pi-
lögyia, Anth. Pal. 10, 21. Der Planet Venus
führt den Namen KvnQig, Nonn. 6, 238. 38, 384
oder KvTiQLSog {KvrcQoyBvsirjg, Nonn. 6, 82. 7,
306) K6zr]Q, Nonn. 38, 1.S7. — Zahllos sind die
Weihgeschenke, die ihr dargebracht werden,
Anth. Pal. 5, 191. 201 f. 6, 207 ff., besondors
oft von Hetairen, s. o. — Tempel der Kypris:
Eur. Hipp. 31. TJieoJcr. 28, 4 (v7t6 ■xaXcifico).
Nonn. 48, 690. Afith. Pal. 6, 210f. 9, 144, 333.
Statuen und Bilder: Eur. Hipp. 101. 116.
Anth. Pal. 2, 78 ff. 9, 143. 601. 11. 174. Plamid.
159. 162. 164. 167. 172. 176 f. 178-182. Man
schwur oft bei der Kypris: vccl zdv Kvtcqiv,
Anth. Pal. 5, 154. 179. 12, 132. 141. 154; vul
(ICC cpilriv KvTtQiv 14, 117; ov fia Kvnqiv 9, 260.
12, 173, vgl. 5, 188.
Oft wird auch Kypris übertragen für Liebe
und Liebesgenufs gebraucht, so spricht man
von KvTiQidog f-'gyo:, Anth. Pal. 6, 47. 48. 7, 221.
9, 416. 437; KvnQiSog ogyia, Nonn. 42, 373.
Anth. Pal. 7, 222; zeg-rcva KvngtSog, Anth. Pal.
5, 85; KvitQidog svvr] , Anth. Pal. 5, 77; so
sagte man Kvngiv ovvcxi'gsa&ccL, Aesch. Prom,
649 oder Gwin-nofii^^iv, Eur. Hipp. 465; man M
unterscheidet Kviigig ayvi], Anth. Append. 6, ~
113; ocia, Kaibel 89; ovx ogltj, Anth. Pal.
11,261; Koiviq, das. 11,328; Tcaidoyovog., ebend.
5, 54; Xa&gciLa, Eubul. bei Athen. 13, 569 a,
vgl. Nonn. 34, 268: Xä&gLa K. egya; Kgvnzä,
Eur. Iph. Aul. 570; ngvTtzaStrj, Nonn. 34, 33;
10 GKozia, Anth. Pal. 7, 51, vgl. Eur. fr. 528. —
Interessant ist Eur. Troad. 988; hier antwortet
Hekabe der Helena auf ihre Entschuldigung,
dafs Kypris zugleich mit Paris nach Sparta
gekommen sei und sie zur Flucht mit jenem be-
stimmt habe: tjv ov^iog viog yiccXXog stingens-
özazog, 0 g6$ d' iSäv vlv vovg iitoirj&r] Kvngig.
[Höfer.]
Kyprogeneia s. unter Kypris. [S. auch den
Grofsen Pariser Zauherpap. vs. 2927. 2938.
20 Vgl. die der Venus auf dem Bocke beigegebene
Inschrift einer in Olbia gefundenen Lampe
CVPRIGENIA C. I. L. 3 Suppl. fasc. 2 nr. 7623, 2.
Drexler.]
Kypros {Kvitgog), 1) Tochter des Kinyras
oder des Biblos und der Aphrodite, nach
welcher die Insel Kypros benannt war, Steph.
B. V. Kvngoc. Istros u. Philostephanos bei
Constantin. Porphyrog. de themat. 1 p. 40, 1
cd. Bonn. (Müller, fr. hist. gr. 1 p. 423, 39).
30 Oder die Insel hatte ihren Namen von: — 2) Ky-
pros, dem Sohne des Kinyras. Seine Tochter
Eune heiratete den Teukros, Gründer der kypri-
schen Stadt Salamis und gebar ihm die Asteria,
Eustath. Dion. P. 508. Tzetz. L. 450. Engel,
Kypros 1, 14. [Stoll.]
Kypselos (KvipeXog), Sohn des Aipytos, König
in Arkadien zur Zeit der dorischen Einwande-
rung in den Peloponnes, der dem Kresphontes
(s. d.) seine Tochter Merope zur Ehe gab und
40 dadurch seine Herrschaft behielt. Er wohnte
in der Stadt Basilis im parrhasischen Lande,
die er selbst gegründet hatte, und errichtete
dort einen Tempel und Altar der Demeter
Eleusinia, an deren Fest er für die Frauen
einen Wettstreit der Schönheit stiftete, der
lange Zeit bestand; es siegte zuerst seine eigene
Gattin Herodike. Sein Sohn und Nachfolger
war Holaias [?], Paus. 4, 3, 3. 5. 8, 5, 4. 5. 8, 29, 4.
Athen. 13 p. 609 e. Polyacn. 1, 7. Nil>:ol. Damask.
50 fr. 39 bei Müller, fr. hist. gr. 3 p. 377, wo sein
Sitz das arkadische Trapezus ist, Müller, Bor.
1, 63, 99. 2, 445. Curtius, Peloponn. 1, 304.
Bursian, Geogr. 2, 240. [Stoll.]
Kyran,a = Kyrene (s. d.).
Kyrbantes = Korybanten (s. Jiureten).
Kyrbas = Korybas (s. Kureten).
Kyrbia (KvgßiK), Tochter des rhodischen
Königs Ochimos, Sohnes des Helios und einer
einbeimischen Nymphe Hegetoria; sie hiefs
CO anfangs Kydippe, wurde aber in Kyrbia um-
genannt; iCerkaphos, der Bruder des Ochimos,
heiratete sie und folgte dem 0. in der Herrschaft,
wiederum dem K. seine drei Söhne Lindos,
lalysos und Kameiros, die sich, nachdem eine
grofse Meeresflut Kyrbe verödet hatte, in das
Land teilten, Diod. 5, 57. Buttmann {Mytholog.
2, 136—140) nimmt an, dafs Kyrbe der alte
Name des rhodischen Gesamtstaates oder der
1717 Kyrene (Litteratnr; b. Pinclar) Kyrene (in il. Ehoien u. s. w.) 1718
Hauptstadt «gewesen, benannt nach einer alten wäliren. Dort wird sie einen Sohn gebären,
Nationalgöttin Kyrbia oder Kyrbe, deren welchen Hermes der Pflege Gaias und der
asiatischer Name auch in den der griechischen Hören übergeben wird, bei denen er, mit Nektar
Dichtersprache noch besser angepafsten Ky- und Ambrosia genährt, zu dem grofsen Natur-
dippe übergegangen sei. S. Sp. 1619, 29. [Stell. ] gott Aristaios aufwachsen soll. Diese für einen
Kyrene {KvQ>'ivr], KvqÜvu ; über das Schwan- Kyreuäer gedichtete Darstellung stimmt gewifs
ken der Quantität der ersten Silbe vgl. § 22). mit dem überein, was damals in Kyrene von
1) Die eponyme ,, Nymphe" der gleichnami- der Eponyme geglaubt wurde,
gen Kolonie in Libyen, von Apollon Mutter § 3. Die Ehoie und Zugehöriges. Doch
des Aristaios (vgl. Bd. 1 Sp._ 547 ff.). lo lag dem Lyriker bereits eine in allem Wesent-
§ 1. Litteratur. Die Überlieferung fixst liehen übereinstimmende Gestaltung der Sage
lückenlos zusammengestellt und die Sage in vor in der hesiodischen Ehoie Fr. 149 Bs.,
grofsem historischen Zusammenhange betrach- nach Seh. Find. F. 9, 6: anb 'Hotag 'Hat'dov
tet zu haben, ist das Vordienst von Jv. O. Jlf«7?er, t/jv latOQiuv tXaßs 6 IlivSagog, ^g rj aQXV'
Orchom/' 340 ff., vgl. dess. Froleg. 142 ff. Ihm ,^'H ol'ri ^Q^lv, XagCrav äno -nccXXo? s'xovßcc Tli]-
schliefsen sich an u. a. Tlirige, Bes Ct/rcncn- vsiov nag' vSag -naXii vatsa-KS Kvgr'jvri'-K Diesem
sium 55 ff. H. D. Müller, Myth. d. gr. Stämme Zeugnis gegenüber geht es nicht an, aus der
1, 23 ff'. Vorliegende wesentlich abweichende Ehoie einen so wesentlichen Zug wie die Ent-
Darstelluug beruht hauptsächlich auf dem rückung K.s nach Libyen auszuschliefsen imd
Buche des Verf.: Shulniczlai, Kyrene eine alt- 20 ihr damit eine sonst spurlos verschwundene
griechische Göttin, Leipzig 1890, wo auch das Sagenform zuzuschreiben (Lühbert, Bonn. ind.
monumentale Material über 02;e?-fcec/,;, (rr.J?M«sf- schol. 1881/82,7 im Anschlnfs an BergJc, Gr.
myth. 5, 494 ff. hinaus vermehrt ist. Die Be- iz^. 1, 1005). Die Chronologie der hedodischen
sprechungen dieses Buches haben das K. selbst Gedichte giebt hierzu keinen Anlal's, zumal da
betreffende Hauptergebnis kaum angefochten auch die Ehoie auf Mekionike, die Mutter des
und sich mehr gegen die Behandlung der Battiaden- Ahnherrn und Argonauten Euphemos,
Gründungssagen gewendet, vgl. bes. Maafs, beträchtlich jünger sein mufs, als die Gründung
Gvtting. gel. Anz. 1890 337 — 384 (auch Hermes von Kyrene um 630; vgl. § 29. Wie eng sich
1890 403 ff.). 0. Gruppe, Berl.phil. Woch. 1890 Pindar &n seine Vorlage anschlofs, geht daraus
824 ff. Crfusius), Lit. C.-Bl. 1890 1141 ff. Bach 30 hervor, dafs ihm selbst die für ihn unwesent-
in I. V. Müllers Jahresher. 1891 64, 306 ft'., liehe EinführungCheirons vorlag(Z/rt5&e)-ia.a.O.
zuletzt StudniczTia, Hermes 1893 1 ft". Studniczlca 41). Das zeigt die Zwecklosigkeit
T . .j:y, -. „ dieses Motivs und die Polemik, mit der er es
I. Die Überlieferung. einführt, V. 29 ff. Apollon fragt nach den Per-
Leichterer Übersicht wegen betrachten wir sonalien der Löwentöteiin, der Kentaur ver-
Litteratur und Denkmäler gesondert. Ihre weigert neckend dem Allwissenden diese Aus-
gpgenseitigen Beziehungen lassen sich durch kunft, wodurch sich der Dichter wieder ein-
einige Verweisungen herstellen. mal seiner geläuterten Vorstellung von der
, T)V T 'ftp •if • Würde der Gottheit berühmt (vgl. v. M'ilamo-
' * m witz , Isyll. 58 f.), weissagt aber dann doch
\. Aus ai'cliaischei' Zeit. alles Weitere. In der Ehoie mufs Cheiron eine
§ 2. Pin dar giebt die älteste zusanipien- wesentliche Rolle gespielt haben, gewifs keine
hängende Erzählung des Mythos in dem Epi- andere, als die gerade dem hesiodischen Epos
nikion auf den Ol. 75 oder 76 errungenen Sieg geläufige des Götterkinderpflegers (vgl. Bd. 1
des kyrenäischen Waffenläufers Telesikrates, Sp. 890 f. und v. Wilamou-itz' s Herstellung der
Fgth. 9,5 — 70. K., Tochter des Lapithenkönigs Asklepios-Ehoie Isyll. b^^., 63), wir dürfen ihr
Hypseus, den die Nais Kreusa, T. d. Okeanos also den bei Apollonios ^r//. 2, 512 (vgl. §8)
und der Gaia, dem FlufsgottePeneios am Abhänge überlieferten Zug zuschreiben, dafs ihm Apollon
des Pindos geboren hatte, lebte als jungfräuliche den neugeborenen Aristaios übergiebt, was
Jägerin in den Wäldern des Pelion und schützte 50 Findar nicht brauchen konnte, da er ihn, wohl
die Herden ihres Vaters vor den Raubtieren. nach kyrenäischer Lokalsage, bei Gaia und
Als sie hier einst waffenlos ringend einen den Hören aufwachsen läfst. — Auf die Ehoie
Löwen bezwang, erblickte sie Apollon und ent- dürfte auch zurückgehen, was aus Pherekydes
brannte in Liebe. Er rief den Cheiron aus erhalten ist. Nach Schol, Find. F. 9, 27 nannte
seiner Höhle, um ihm das Wunder zu zeigen er Hypseus' Mutter Nais (als Personenname auch
und Auskunft zu verlangen, wem das Helden- Theokr. 8, 95). Ihm wird auch K.s Mutter
mädchen angehöre und ob es ihm frei stehe, Chlidanope und Schwester Alkaia ebda. 31 ge-
sichmitihr zu vereinigen. Der Kentaur weissagte, hören, beide im 1. Bd. nachzutragen. Nach
Apollon werde die Jungfrau übers Meer nach Fhercjcydcs und dem hellenistischen Äraithos
dem Gottesgarten Libyen entführen (dafs es 60 {Suscmihl, Alex. Lilt. 1 644) wurde ferner K.
auf goldenem Wagen geschah und Aphrodite snl KVHvav oxti^sLaa nach Libyen entführt
dem Paare das Lager bereitete, ist V. 6 ff. vor- (Schol. Apoll. Arg. 2, 498. Fr. h. Gr. 1, 72, 9.
ausgeschickt) und dort später zur Beherrscherin 4, 319, 4), also auf dem bekannten apollinischen
der blühenden Griechenstadt machen. Gegen- Schwanenwagen (AlJcaios Fr. 2 Bgk. Freller,
wärtig .werde sie Libya in ihrem goldenen Gr. Alyth. 1*, 243; oben Bd. 1 Sp. 444), wie
Hause (in dessen Q-äXa^io? V. 68 das Beilager Maafs, Hermes 1890 403 ' richtig gegen Stud-
stattfindet) beherbergen und ihr allsogleich niczJca 164 bemerkt, vgl. § 12. Darauf spielt
einen Anteil an dem herrlichen Lande ge- auch Nonnos Dion. 24, 82 ff. an, der überhaupt
1719 Kyrene (b. d. hellenist. Historikern) Kyrene (bei Kallimacbos) 1720
mit dieser alten Fassung übereinstimmt, vgl. Wesentlich älter kann er nicht sein, da die
bes. 25, 180 ff. 5, 216. 13, 300. 24, 85. 29, 184. neue Version erst damals entstanden ist:
Nur 16, 85 f. weist auf ein alexandrinisches § 6. Entstehung der neuen Version
Vorbild hin, vgl. Sp. 1720 Z. 54. zur Zeit des Kallimachos {Hermes 1893
§ 4. Kyrenäisches Orakel. Dafs die 2f. 12fF.). Der Kyrenäer berührt unsere Sage
hesiodisch-pindarische Sage schon im 6. Jh. zweimal, if. 3, 206 ff. erscheint K. als Gefährtin
in Kyrene selbst galt, beweist für den Löwen- der Artemis, von der sie 2 Jagdhunde erhalten
kämpf das Relief § 10. Auf die Entführung hat, toig ^'vi ■iiovQr]'Trl)rilg Ttctga xvußov'läXKiov
K.s nach Libyen spielt das zweite von den in f^fi^og' ks&Xov. Der Tymbos ist nach d. Schol.
Herodots Gründungsgeschichte der Stadt äuge- lo das Grabmal des Pelias, der aO'Xog aber dennoch
führten Orakeln an (4, 157), richtig gedeutet nicht, wie Meineke wollte, ein (unerhörter)
von 31iiller, Orchom.'^ 3SSi. Da die theräischen Jagdagon bei den Leichenspielen des Pelias,
Auswanderer '2 Jahre statt auf dem libyschen sondern, wie allgemein anerkannt, eben nur
Festland auf der ihm vorliegenden Insel Platea der Löwenkampf, auf den auch die Löwinnen
wohnen, ohne zu dem verheifsenen Wohlstande des Pelion {H. 4, 120), ampielen {Müller,
zu gelangen, erhalten sie auf erneute Anfrage Orchom.^ 341, 5). Fraglich ist nur, ob seine
in Delphi die Antwort: AI rv s^sv Aißviqv Lokalisierung an dem Orte, wo der Battiaden-
f.t.r]XorQ6(pov oidag äyLSivov, firj iXd'cov sl9cvTog, ahn bei jenen Leichenspielen gesiegt hatte,
dyav äya(iaL corpirjv csv. Dafs dieses, wie die ein mythistorischer Zug ist {Maafs, Göit. Anz.
anderen, offenbar gefälschten Orakel nicht 20 1890 342), oder nur einer von den Anachro-
delphischer Dichtung oder gar der Ehoie an- nismen gelehrter alexandrinischer Ortsbestim-
gehört, sondern in Kyrene selbst entstanden mung {Hermes 1893 S. 3). Finden wir also hier
ist, bezeugen die Spuren dorischen Dialekts, nur interessante Details zu der alten Fassung,
vgl. § 32. so wird H. 2, 90ff. die neue als allbekannt
rt i 1 n • 1- 1, •■ • 1. w .j. vorausgesetzt. Apoll zeigt K. das Karneenfest
2. Ans hellemstiscli-roinisclier Zeit. .^^r noch in Azilis (bei Herodot 4, 157 Aziris,
Reichlicher und mannigfaltiger fiiefst die gegenüber der Insel Platea) wohnenden Theräer,
Überlieferung erst wieder in der Zeit, als die stehend auf dem Felshügel Myrtusa, wahr-
StadtK.s schon durch ihr wechsehrdes Verhält- scheinlich dem höchsten Punkte des nachmali-
nis zu den Lagiden die Aufmerksamkeit der 30 gen kyrenäischen Stadtgebietes (§ 16), da wo
Alexandriner auf sich zog, zumal da eines ihrer die Hypseustochter (vomGotte hierher entführt
Häupter dorther stammte. V. 95) den Löwen erschlagen hatte, der die
" § 5. Eine neue Version bei helleni- Rinderherden des Eurypylos verheerte. Aus
stischen Historikern berichtet ausführlich diesen beiden Stellen ergiebt sich zunächst
unsere Hauptquelle für diese Zeit, Iheons Seh. eine relative Zeitbestimmung. KallimacJios
Apoll. Arg. 2, 498 (dazu 4, 156t. Seh. Find. P. kann von K. nur das in seiner Heimat Ge-
4, 57. 9, 27) aus Akesandros tcsqI Kvgrivrjg glaubte singen, selbstverständlich im 2. H,
1 . B. {Fr. h. Gr. 4, 285, 2—6, vgl. ob. Bd 1 Sp. 1429, der ausdrücklich die kyrenäischen Sagen besingt,
6). Eurypylos, S. d. Poseidon, König von Libyen, doch auch in dem auf Artemis, obwohl die
derselbe, in dessen Gestalt nach alter Sage 40 Ansicht von Maafs, Hermes 1890 407 f., auch
Triton (oder ein anderer Gott) dem Argonauten er sei für Kyrene bestimmt, u. E. schon durch
Euphemos die Scholle darreicht, die seinem die i)escheidene Rolle, welche hier K. neben
üeschlechte den Anspruch auf die Kyrenaika Britomartis spielt, widerlegt wird. Ist also
verleiht (§ 30), setzt für die Erlegung eines beides kyrenäische Sage, dann haben wir das
Löwen, der das Land verheert, die Herrschaft Nebeneinander in einNacheinander umzusetzen:
zum Preise, den K. , von Apoll nach Libyen die neue Fassung, welche nach dem Relief
gebracht, gewinnt. Ihre Söhne sind Autuchos § 11 fortan in Geltung blieb, ist zwischen dem
und Aristaios, ihr Vater Hypseus, hier Sohn des (auch aus anderen Gründen älteren) 3. und dem
Peneios von Philyra, die, obwohl Asopostochter 2. H. entstanden, dessen Entstehungszeit § 7
(vgl. Bd. 1 Sp. 643), doch mit Cheirons Mutter 50 genauer zu bestimmen versucht. Ihre Kano-
(Bd. 1 Sp. 889) uridentisch sein wird, welcher nisierung vollzog gewifs ein Litteraturwerk,
Kallim. H. 1, 36 {nachMaafs, Hermes \S20 400 flF. wofür Keülimaclios selbst zunächst in Betracht
für Kyrene gedichtet?) den hohen Rang gleich kommt, z. B. Ai'ticc oder titiasig {Susemihl,
nach der Styx anweist. — Wesentlich dasselbe Alex. Litt. 1, 354. 366). Auf eine ausführliche
berichtetenachdems.ScholionPhylarchos B.7 alexandrinisch-erotische Behandlung der Sage
{Fr.h. Gr. 1, 337, 14. 15), nur dafs er Eurypylos bezieht sich Nonnos Dion. 16, 85: ov mxgcc
mit Eurytos verwechselte (was gegenüber der Xüxiit] 8iv.tvci Kvgrjvrig dvsnovqjiasv ccvrog
Einstimmigkeit der sonstigen Überlieferung y^wo^icof;, also Apoll als Jagdgenosse und- diener
nicht mit Maafs, Gm. Anz. 1S20 ;U4 als ernst- der Geliebten, vgl. z. B. Sulpicia 3, 12: ipsa
hafte Variante zu nehmen ist), und dafs er K. go ego per montes retia torta feram.
lUfTK Tr^ftdrcov kommen liefs, also die mythische § 7. Die Ursache der Umgestaltung.
Entführung in eine historische Einwanderung Die späte Umbildung hat die Konzinnität der
euhemerisierte, vgl. § 8. Man erhält den Ein- alten Sage gestört. K. kämpft jetzt mit dem
druck, der Tagesschriftsteller habe willkürlich Löwen nach ihrer Entführung, also auch
ändernd den Lokalantiquar benützt, wodurch ,, Schwächung", statt wie bei Pindeir ipi gast-
Akesander vor Phylarch rücken würde, dessen liehen Hause Libyas der Entbindung entgegen-
Wevk bis 220 v. Chr. reichte {Susemihl, Alex. zuharren. Diesen Widersinn können weder
Litt. 1, 631. 2, 383; vgl. Hermes 1893 1 ff.). die Löwen Libyens, welche in die Legende
1721 Kyrene (bei Kallimachos) Kyrene (in tl. rationalist. Sage) 1722
des Stadtgründers Battos hineinspielen {Find. schönen Demetrios, welcher nach dem Tode
P. 5, 57. Seh. Kall. 2, 65. Paus. 10, 15, 7), noch ihres Vaters Magas 258 nach Kyrene kam,
der Lokalpatriotismus {Stuclniczl'a 43) befriedi- um dem Eiben des Philadelphos mit der Ver-
gend erklären: warum sollen diese Elemente lobten das Land zu entreifsen {Justin 26, 3.
erst so spät Einflufs gewonnen haben? Ein Uruysen, G. d. Hellen. 3^ 1, 345 f. Susemihl
scheinbarer Grund wäre es, wenn Maafs, Galt. 2,669). ,,Berenike, die neue Kyrene", dieser
Anz. 1890, 342 tf. nachgewiesen hätte, dafs K. für die Lobredner der Befreiungsthat fast un-
und Eurypylos nicht nur beide thessalische ausweichliche Vergleich erscheint uns als das
Sagengestalten sind (§ 30), sondern schon in gesuchte äufsere Motiv, welches die Verlegung
der ältesten thessalischen Sage in derselben lo des Löwenkampfes auf den Schauplatz seines
Verbindung standen. Dann könnte z. B. Kolli- modernen Gegenbildes nach sich zog. Diese
macJtos die verschollene Fassung aufgestöbert echt alexandnnische Neugestaltung der Sage
und sich mittels jener Inkonzinnität mit der, wird nun mit gröfster Wahrscheinlichkeit dem
durch die Argonautensage vollzogenen Lokali- Verf. des Tilönccaos zuzuschreiben sein, der die
sierung des Eurypylos in der Kyrenaika abge- Königin auch als vierte Cbaris leiert {Ep. 51);
fundeu haben. Aber Maafs hat u. E. nur dank seiner Autorität scheint das uyLäqxvQov
gezeigt, dafs K. und E. aufser in Thessalien die alte Fassung so rasch verdrängt zu haben,
auch anderwärts in denselben Landschaften natürlich mit Hülfe des persönlichen Ansehens
bekannt waren, nicht dafs sie dort in der der neuen Eponyme von Hesperis-Berenike
Verbindung standen, welche nur für Kyrene 20 (-^-^^o^/sew 3°, 2, 329ö'.\
und erst seit Kallimachos bezeugt ist; er ist § 8. Rationalistische Umbildungen,
vor allem Antwort auf die Frage schuldig Die weiteren Umformungen der Sage stehen
geblieben, weshalb geradein der ältesten Über- alle mehr oder weniger im Zeichen des Euhe-
lieferung das Gebiet des Hypseus das des merismus. Schon bei Apollouios der das
Eurypylos verdrängt hätte {Find. F. 9, 20 ff.). Wunderbare nicht liebt {GercJiC, Bh. 3Ius. 1889
Liegt also nicht Neubelebung alter Tradition 245, ylr^. 2, 500 fl'.) ist K. nur eine jungfräuliche
vor, dann müssen zwingende äufsere Motive Hirtin, die am Peneios Schafe weidet, dann,
für die Versetzung des Löwenkampfes nach von ApoUon zu den Landesnymphen am Myr-
Kyrene gesucht werden, und solche glaubt jetzt tusafels gebracht und selbst zur langlebigen
ßtudniczha, Hermes 1S93 6 ff. 10 f. (z. T. nach 30 Nymphe erhoben, den Aristaios gebiert, welchen
dem Vorgang 0. Richters, Frocjr. Guben 1871, der Gott dem Cheiron übergiebt (§ 3). Nichts
14 f.) in der Zeitgeschichte gefunden zu haben. mehr von der übermenschlichen Jägerin und
Des Kallimachos 2. H. ist zwar gewifs nicht, wie ihrer That! Der Dichter folgt hierin, vielleicht in
man allgemein annimmt {Susemihl, Alex. Litt. Opposition gegen Kallimachos, demTimaios,
1, 361) für die kyrenäischen Kameen bestimmt, wenn die Zurückführung von Diodor 4, 81 auf
sondern nach dem klaren Zeugnis des Eingangs, diesen Stich hält {Susemihl, Alex. Litt. 1, 583 ^^^.
welches Maafs, Hermes 1890 403 hervorge- Geffcken,T.Geogr.d.M'estens,Fhil.Unt.l2,blS.).
hoben, aber mit Unrecht angetastet hat, für Wie diesem, so ist auch dem Trogus-Justin
Delos bestimmt, wie auch der 4. H., beide 13, 7 K. nur ein schönes Mädchen, doch geht er
wahrscheinlich für den musischen Agon der 40 darin .über Diodor hinaus, dafs er aus den
Ptolemaia daselbst (iferwjcs 1893 S. 11). Dennoch alten Beinamen des (Apollon und) Aristaios,
geht aus seiner eingehenden und liebevollen die Diodor noch als solche kennt, zwei weitere
Darstellung der heimatlichen Sagen, die gegen ■ Söhne K.s, Agreus und Nomios, macht (Bd. 1
die kurze und kühle Behandlung K.s im 3. H. Sp. 549) und dafs er hierin (aber auch nur
auffallend absticht, hervor, dafs er einer Zeit hierin, vgl. Susemihl 1, 632 ^'^0 au Fhijlarch
angehört, als Kyrene zu den Lagiden in guten (§ 5) erinnernd, gleich eine älteste Kolonie
Beziehungen stand, d. i. um 260, als Magas anschliefst in Gestalt der Sendlinge ihres Vaters
und Philadelphos Frieden schlössen und ihre Hypseus, welche sie zu suchen kamen, aber
Kinder verlobten, oder um 247, als durch die von der Schönheit des Ortes festgehalten wur-
Heirat des Euergetes mit Berenike Kyrene an 50 den. Hierher gehört wohl auch das erste von
Ägypten zurückfiel {Susemihl 1, 361 f. 2, 669). den drei Daten, unter welchen Eusebios die
Für letzteren Ansatz scheint uns zu entschei- Gründung der Stadt anführt, 686 n. Abr.,
den, dafs V. 26 der herrschende Ptolemäer 1331 v. Chr.; Fr. Marx bei Studniczlca 119
ijLios ^ccGiXtvg, 68 die alten Battiaden ruistiQoi vermutet ansprechend, dafs der Ansatz irgend-
^ccailfisq genannt werden, d. h. dafs Kyrene wie mit Themisto zusammenhängt, einer ande-
unmittelbar dem ersteren unterthan ist. Stellen ren Tochter des Hypseus, die als 2. oder 3.
wie 25 fF. 36 ff. und die Phthonosepisode zeigen, Frau des Athamas (Bd. 1 Sp. 671) in verschie-
dafs Apollon den König bedeutet, dieser kann denen Beziehungen zu Phrixos erscheint, dessen
also nicht Philadelphos sein, der den Heimfall Flucht Hieronymus- Eusebios 669 n. Abr. setzt,
von Kyrene, wenn überhaupt, nur als alter 60 — Den letzten Schritt in der Historisierung
Mann erlebte, den ein Dichter von Geschmack der Sage hatte der „euhemeristische Skribent'-
nicht als Phoibos darstellen kann, sondern, Mnaseas (Sc/io?. J./30//. -dLr^. 2, 498. Fr.h.Gr.
wie der Sclwl. 26 angiebt, der junge Euergetes. 3, 156, 39; vgl. Susemihl, Alex. Litt. 1, 679) ge-
Somit ist Apollons vvyiq)r] K. die neuvermählte macht, indem er K. nicht von Apollon entführt,
Berenike, ihre auf Myrtusa, d. h. der Burg sondern freiwillig nach Libyen einwandern liefs.
der Ptolemäer in Kyrene (§ 16), vollbrachte § 9. Vereinzelte Varianten. Agroitas
That keine andere, als die von Kallimachos- Aißv^a 1. B. {Seh. Apoll. Arg. 2, 498. Fr. h.
Cattdl Coma 27 gepriesene Ermordung des &r. 4, 294, 2; vgl. ÄMsm/W 2, 355) bereicherte
1723 Kyrene (b. Servius, Vergil u. s. w.)
seinen sonst unbekannten Bericht um den merk-
wüudifjen Zug, dafs K. von Apollon über Kreta
nach Libyen gebracht wurde, was mit dem
Anteile der Insel an der Gründung Kyrenes
zusammenhängt (§ 31), und gab ihr Larisa
zur Schwester. — Vereinzelt steht die Angabe
Servius Äe. 4, 377 unter den verschiedenen Er-
klärungen von Apollons Beinamen Lyceus:
„sive quod transfiguratus in lupum cum Cyrena
concubuit" ; der einzige Anknüpfungspunkt hier- lo
für ist der Kultus des arkadischen Lykaios in
Kyrene, Stiidn. 15; vgl. § 37. — Wie die Her-
kunft aus Thessalien, so steht in der bisher
betrachteten Überlieferung auch der Vaters-
name Hypseus fest. Nur tj-i/es in Seh. Apoll.
Arg. 2, 498 (vgl. 500. Hggin. f. 161 p. 15 ScJim.
Myih. Vat. 2, 44) setzten an seine Stelle den
Flufsgott Peneios, sonst des Hypseus Vater
Die Polemik des Schol.: nuyiwg, ti'si^s yäg tckq'
avT(p &QS(.L^ciza, ovK tzt öt Kai &vyciTr]Q avrov 20
rjv, macht den Eindruck, als wäre diese Genea-
logie nur aus falscher Erklärung der ApolJonios-
verse entsprungen, die zufällig den echten
1) Kyrene im Löwenkann^fe
{Kalkrelief vom Kyrenäerscbatzhrtus zu Olympia;
vgl. Sp. 1724 § 10).
Vatersnamen verschweigen und nur den Auf-
enthalt am Peneios erwähnen. Die Frage ist
wichtig für die Beurteilung von Vergil G. 4,
317 ff., wo die neue Genealogie einer singu-
lären Darstellung der K. zu Grunde liegt (vgl. 50
Bd. 1 Sp. 548). Der junge Hirt Aristaios, für
seinen Frevel an Eurydike durch das Aussterben
seiner Bienen gestraft, eilt aus Arkadien hülfe-
suchend an die Quellen des Peneios, in dessen
Tiefe seine Mutter K., des Flufsgottes Tochter,
mit zahlreichen anderen Flufsnymphen (vgl.
die Nv(icpcci GiaaaXidsg, Peneios' Töchter,
Kallim. H. 4, 109 ff.) haust. Er erhält von
ihr den Rat, der ihm zur Erzeugung neuer
Schwärme verhilft. Diese Erzählung wäre eo
äufserst wichtig für das selbständige Weiter-
bestehen der Kyrenesage in ihrer thessalischen
Heimat und für das mythische Wesen der
Nymphe, wenn nicht ihre Vereinzelung den
Verdacht rein poetischer Erfindung nahe legte,
welcher nur dem Nachweis einer guten Quelle
Vergils weichen müfste. Den Gedanken an
Nikanders M£lia6ovQyiy.(i schliefst wohl Fr.
Kyrene (in der Kunst: Olympia) 1724
94 Schneider S. 123 aus (vgl. Teuffei, Böin. Litt.
1^, § 2271 Susemihl, Alex. Litt. 1, o06 i^^).
Der Anwandlung aber, hier die Sp. 1718 Z. 16ff.
abgelehnte Vorstellung, dafs K. in der Ehoie
zu Hause blieb, bestätigt zu sehen, beugt
hoffentlich schou der Vatersname vor.
Zum Schlüsse sei nochmals daran erinnert,
dafs der späteste Zeuge Nonnos auf die hesio-
disch-pindarische Erzählung zurückgreift (§ 3).
Diese ist, u_m das kritische Ergebnis der voran-
gehenden Übersicht zusammenzufassen, abge-
sehen von brauchbaren Einzelheiten bei anderen
Schriftstellern, die einzige echt mythische
Überlieferuug, auf der die Deutung der Sage
fufsen mufs. Um so gröfsere Wichtigkeit haben
B. Die üeukmäler.
1. Darstellnngeu au.s dem Mythos.
§ 10. Der Löwenkampf im Giebel des
Ky renäer Schatzhauses in Oly mpia, nach-
gewiesen von Studniczka 28ff. ; vgl. Dörp/eld,
Olympia Text 2, 1, 48 f. zu Tafelb. 1, 32 und Treu
ebda 3 zu Tafelb. 3, 4 (noch nicht erschienen).
Das Sp.l723 (Fig. 1) nach Studniczka 29 ab-
geb. Bruchstück aus kreideartigem Mer-
gelkalk ist 28 cm br. 22 h. 21,5 d., wovon
9,5 Relieferbebung. Der Grund war blau,
am Gewände Spuren von Kot. Die ur-
sprüngliche Lage ergiebt der Rest einer
senkrechten Stofsfläche links. Eine Frau
in dorischem, die kräftigen Arme blofs
lassenden Peplos mit kurzem bortenum-
säumten Apoptygma, packt mit der L.
die Vordertatzen eines kleinen Löwen,
dem sich ihr Oberleib entgegenneigt. Eine
entsprechende Wendung des Kopfes läfst
die Verschiebung des Haarschopfes von
der r. Schulter auf den Rücken erraten.
Der r. Arm, vermutlich dem Bruch entlang
gesenkt, unterstützte wohl die Bändigung.
Die Kleinheit und Bewegung des Tieres
legt die Annahme nahe, dafs seine Geg-
nerin kniete, wie nicht selten Herakles im
Löwenkampfe (Bd. 1 Sp. 2196, Z. 59. 2223,
Z. 67). Jedoch bietet die entsprechende
Ergänzung des Unterteiles Schwierigkeiten,
die l'reu veranlassen, sie vielmehr schreitend
und den Löwen an ihre Brost emporziehend
zu denken, vgl den assyrischen Typus oben
Sp. 776. Dennoch ist nicht zu bezweifeln,
dafs hier wie in den römischen Werken
(§ 11) dargestellt sei avcolsvog . . Kvqäva ..
XioVTi . . ofißQi'^a» iiovva Ttalcctoiaa ävsQ iyxäcov
{Find. P. 9, 17. 26f.), und dafs diese Gruppe
dem Giebelschmucke des Kyrenäerthesauros,
Paus. 6, 19, 10, des 8. von Westen gerechnet,
entstammt. Sie wird r. von der Mittelfuge des
von Dörpfcld auf 0,60 mH. 4,50 Br. geschätzten
Feldes anzusetzen sein. Von seinem sonstigen
Inhalt ist ein sehr grofser Hahn übrig, dessen
Zugehörigkeit das Gestein und die Stilgleich-
heit mit den ganz eigenartigen Hähnen der
kyrenäischen Vasen (§ 14) erweist (Studniczka
36). Sein nach 1. gesenkter Kopf weist ihm
den Platz nahe der 1. Giebelecke an. Es be-
darf wohl keiner Bemerkung, dafs der Halm
nur dekoratives Füllstück ohne Beziehung zu
dem Gegenstande war. Neben K., wahrschein-
1725 Kyrene (auf röm. Bildw. aus Kyrene)
lieh 1., müssen wir uns nach der Sage not-
wendig ApoUon denken. Doch reicht der verfüg-
bare Raum schwerlich aus, um auch sein Gespann
unterzubringen, wie Studn. unter Hinweis auf
Find. § 2 und das Vasenbild Ganze, Mel. Tongef.
4 {Sludn. 35) vorschlug. Der kyrenäische Ur-
sprung des Bildwerkes steht durch den Hahn
fest. Sein Stil zeigt in der
Derbheit der Körperformen,
der Haar- und Gewandbe-
handlung viel Verwandt-
schaft mit der altattischen
Porosplastik (vgl. ColUqnon,
Hist. d. l. sculpt. Gr. 1,204 ff.
Overhtch, Gesch. d. gr. Plast.
1*, 179ff.),was aber nur auf
gemeinsamer Abhängigkeit
von bedeutenderen Kunst-
centren, wie Kreta und der
Peloponnes, beruht. Einen
Fingerzeig giebt vielleicht
auch die Form des unteren
Überschlagsaumes, die ähn-
lich auf melischen und rho-
dischen Vasen vorkommt
(Bühlau, Jahrb. d. Inst. 2,
214). Die Blüte der kyrenäi-
schen Vasenmalerei datiert
das Bild Arkesilas' II. gegen
Mitte des 6. Jh. Mit dem
Relief noch etwas höher
hinaufzugehen, empfiehlt
die Feststellung DürpfeJds,
dafs der Thesauros wie der
kleinste so auch der älteste
war. Seine Erbauung mag
somit durch die pelopon-
nesische Zuwanderung ver-
anlafst8ein,welche dieLand-
verteilung Battos' 11. nach
Kyrene zog (Sp. 1746 Z. 60).
§ 11. Der Löwen-
kampf in römischen
Bildwerken aus Ky-
rene. Denselben Gegen-
stand zeigen zwei Marmor-
werke späterer Kaiserzeit
im Brit. Mus., ein Relief
aus dem Aphrodite- und
eine statuarische Gruppe
aus dem Apolloheiligtum in
Kyrene, beide ca. halb-
lebensgrofs , ersteres hier
(Fig.2) n. Smith and Porclier ,
Discov. at Cyr. Tf. 76 (Inschr.
Tf. 83, 19, vgl. S. 77. 98.
102, 48. 114, zu der Gruppe
S. 43. 99, 6) beide abgebil
Kyrene (auf röm. Bildw. aus Kyrene) 1726
dem Löwen verbunden, welcher, gleich^ einem
Pudel aufrechtsitzend und von dem Ringergriflf
ihrer Hände gewürgt, kaum noch widersteht.
Dieser Gruppe stellt das Relief, in dekorativer
Umrahmung mit Weinreben (für welche an
angeblich kyrenäische Münztypen erinnert HearZ,
Num. chron. 1891 p. 11; vgl. Wroth ebda. 1892
2) Kyrene im Loweiikaiiipie, von Libya bekrau/it,
Marmorrelief aus Kyrene im Brit. Mus.
(nach Smith-Porclier, LUcov. at Cyr. Tf. 76; vgl. Sp. 1725 § 11).
det Ocerhecl; , Kunstmyth.
5 Tf. 26, 16. 21 (Text 5, 496) und Studniczka 60 p. 20), die Libya zur Seite, welche die Siegerin
31. 30; vgl. noch Synopsis Brit. 3Ius. Gr.-rom.- bekränzt und so ihre Aufnahme in den Mit-
antiq. nr. 129. 7, Friederichs -Wolters nr. 1916.
Beide Werke zeigen in genauer Übereinstim-
mung, die ein bedeutendes Original voraussetzt,
K. in dem geläufigen hellenistischen Typus
der Artemis (Bd. 1 Sp. 603) in kurzem Doppel-
chiton und um die Brust geschlungenen Mäntel-
chen ausschreitend, nur sehr äufserlich mit
besitz des Landes andeutet. Libya ist durch
epichorische Tracht gekennzeichnet. Der Mantel
gleicht der Aegis phidiasischer Zeit (Bd. 1
Sp. 696. 698), welche Herod. 4, 189 von einer
libyschen Tracht herleitet. Zur Haartracht
vgl. schon die Libyer altägyptischer Wand-
gemälde {W'iUcinson, Manners a. cust. of anc.
1
1727 Kyrene (in der Kunst: Entführung) Kyrene (auf kyren. Münz. u. Schalen) 1728
Ae{j. 1-, 246, 4) und die „Libya" im Catal of
coins, Brit. Mus. Flolem. K(js./Ii\ G, 7—10.
18, 4—6. 19, 4 {Furttcänglcr, Jahrb. d. Tust.
4, 83). Die Deutung verbürgt das distichische
Epigramm {Kaibel, Epigr. nr. 842 a), dessen
Schriftformen nicht üUlh- sein dürften, als die
Antonineuzeit: Kvgrjvriv noliav ^i-jzqÖtioIlv, tjv
CTicpsi avzT] rjTcsLQcov Aißvr] TQiaoov t'iovaa
■kXsos, £v&ää' vnlg ^sXä&QOLO Ifovxofpovov
&STO KaQnog, sv^äfisvog (i^yäli^s arj^cx cpiXo- 10
h,iVLr]q. So reiht sich das lielief jener helle-
nistischen Fassung der Sage an, die den Löwen-
kampf nach Kyrene versetzt, §5—7. Das freund-
liche Verhältnis zur Landeseponyme kennt
schon Pinclar (§2). Unverständlich ist in der In-
schrift die Anbringung des Reliefs vnsQ nsld-
&Q010. Einer Metope gleicht es nicht, und eine
solche vi'äre kaum von einem Einzelneu geweiht.
§ 12. Die Entführung auf einer
Gemme (römischem Smaras^d), hier (Fig. 3) nach 20
üverheck, Kunstmytli. 5, 495, 24, in der Ermi-
tage zu Petersburg, eine nach Stepltani, Compte-
rendu für 1863, 80 moderne Glaspaste davon
bei Stosch, Winckelmann nr. 36ü. Apollou,
kenntlich
am Köcher
(in der
Abb. nicht
deutlich),
hebt mit 30
der R. eine
heftig
wider-
strebende
Frau in
flattern-
den Üe-
wändern
auf den
Wagen, 40
den ein
Schwanen-
paar in die
Lüfte tragen wird. Im ganzen ist das der Typus
des Leukippidenraubes, vgl. d. Art. Das Gespann,
welches nur in unserer Entführuugssage vor-
kommt (Sp. 1718 Z. 61), hat schon Visconti
auf die richtige Deutung geführt, welche 0. Jahn,
Htydemann u. Overheck a. a. 0. (wo die Litter.)
bestätigten. — Mit Unrecht wurden auf den 50
Gegenstand Vasenbilder und Terracotten be-
zogen, welche eine Frau, in einigen Fällen sicher
Aphrodite, auf dem Rücken eines Schwanes
zeigen (vgl. Bd. 1 Sp. 419. Kalkmann, Jb. d. I.
1, 259 f. L. V. uchröder, Aphrud. 45 ff. Overbeck
a. a. 0. 496 f.). Auch die ,, persische Artemis"
mit zwei mächtig flatternden Schwänen auf
dem mykenischen-,, Inselstein", Milchhöfer, Anf.
d. K. 86, 55 a, konnte Studn. 164 nur auf
Grund des Sp. 1718 Z. 66 berührten Mifsver- co
ständnisses direkt hierher ziehen, vgl. § 35.
2. Kyrene als Landesherriii.
§ 13. Kyrenäische Münzen. Aus Sclidl.
Aristopli. 1^1. 925 mit HesycJi. u. Suidas s. v.
BdzTov GLlcpiov haben Studniczka 24 u. Maafs,
Gott. Am. 1890 340 die Beschreibung einer
Münze {ISchol. Aristoph. spricht irrig von einem
3) Kyrene von ApoUon entTührt,
Gemme iu St. Petersburg (nach Overbeck,
Kunslinythol. 5, 495; vgl. § 12).
Siegelring) bei Aristoteles, KvQrjv. noXiz. (Fr. 528
Mose 1886) hergestellt: der Oikist Battos von
der UoIls das Silphion entgegennehmend,
anderseits der übliche Ammon. Mit Recht
hat Maafs auch Studn.'s Zweifel au der Rich-
tigkeit dieser Beschreibung abgewiesen und
für den Typus die fragmentierte Sehale
Sp. 1729 Z. 11 ff', verglichen. Nächstverwandt sind
2 kürzlich gefundene kyrenäische Silbermünzen
hocharchaischen Stils, die beide, nur in ver-
schiedener Richtung, eine königliche Frau
neben dem Silphion thronend und es mit der
Hand berührend darstellen: a) liev. num. 1885
Tf. 12,5 p. 398, besser btucin. 20, 16, R. Ammons-
kopf, b) Aum. Chron. 1886 Tf. 1, 6 p. 9, danach
titudn. 20, 17 und hier Fig. 4, R. Pegasosprotome.
Die drei Münzen stellen K. dar, wie sie Find.
P. 9, 51 ft'. schildert, als Besitzerin des ihr von
Libya eingeräumten, ausgesucht reichen Gottes-
gartens, als rechte Mutter des Aristaios, dem
die „Erfindung" auch des Silphion zugeschrieben
wurde {Seh. Aristopli. ii!i.894), der Hauptquelle des
kyrenäischcn Reichtums, weshalb es, wie zu der
Münze des Aristoteles bemerkt wird, ein i'6,aC-
Qszov der Battiaden und auch später noch eine
Art Monopol war, Strabo 17, 836.
§14. Kyrenäische Schalenbilder. Die
Münzen ermöglichten Studniczka auch die Deu-
tung desSchaienbildesaus Naukratis(Fig.5 nach
seiner revidierten Abb. S. 18,
die Head, Num. Chron. 1891
p. 5 wiederholt, früher Pctrie,
Naukr. 1 Tf. 8. 9 p. 53), das
zu der Vasenkiasse gehört,
für welche Puchstein, Arch.
Ztg. 1880 185f. 1881 2150'.
und Studn. Kap. 1, ausgehend
von der Darstellung Arkesi-
las' II. als Silphionhändler,
kyrenäische Herkunft erwie-
sen haben, trotz allen noch Tf.i,6; vgi.ob.z. i5).
nicht verstummten Zweifeln
(zuletzt Milliet,Etud. s. l. ceram. gr. 120 ff. Max.
Mayer, D. L.-Z. 1890 Sp.l581 *), zustimmend E.
Gardner, Naukr. 2, 44. 51 f. Journ. hell. stud.
1889, 113). In der Mitte erkennt man den Unter-
teil einer Gestaltmitäufserst langem Haarschopf,
welche das Schleppkleid als weiblich erweist.
Es ist K. , denn sie hielt, wahrscheinlich
in der gehobenen R., das Silphion, unverkenn-
bar, auch nach dem Urteile eines Numismatikers
wie Head a. a. 0., obgleich es der Vasenmaler,
seiner Technik gemäfs, schematischer, schlanker
und zierlicher stilisiert hat, als die Masse der
sehr derben, naturalistischen Münzbilder {Studn.
17 ff'.). Die andere gesenkte Hand mufs den
ebenfalls stark stilisierten Granatzweig gehalten
haben. Es ist wahrscheinlich ein Hinweis auf
*) Während des Druckes kommt hinzu: Brunn, Gr.
Kunsiijesch. 1, 161 f., der sich auf Gruud unserer Schale,
deren Abbildung er wiederholt, für Naukratis entscheidet,
ohne die Gründe für Kyrene irgend zu erschüttern. Denn
seine schöne Bemerkung, dafs die Arkesilasschale den
König auf einem Schiffe darstellt, wo er die Aufnahme
einer Silphionladung überwacht , ist nur eine willkom-
mene Bestätigung dafür, dafs der Ort der Handlung im
Ursprtingslaude dieses Gewächses liegt; wäre es wie Br.
will, ein auswärtiger Hafen, dann müssten die Ballen
vielmehr ausgeladen werden.
4) Kyrene neben
dem Silphion,
Kyrenäische Münze
a. Naukratis (nach
Num. Chron. Iä86
1729 Kyrene (auf kyi-en. Münz. u. Schalen)
den Hesperidengarten, wo nach Plin. n. h. 19, 41
(vgl. 5, 31. Theophr. hist. pl. 6, 33) auch das
Silphion entstanden war, weil die Kyreuäer
dieses Wunderland in ihrem gesegneten Ge-
biete wiederfanden, namentlich dort, wo sie
die Stadt Hesperis (Berenike) gründeten (vgl.
Bd. 1 Sp. 2601 und v. Wilamoioitz, Eur. Herald.
2, 131). Hierauf bezieht sich das archaische
Münzbild: Herakles mit der Hesperide am
Apfelbaum {Baumeister , DeiiJcm. 2, 937, 1017.
Studn. 20, 15), und vermutlich das fragmen-
tierte Schalenbild aus Naukratis, Studn. 23
(vgl. 3Iaa/s, Gütt. Anz. 1890 340f.): eine Frau,
die einem Thronenden eine Granate reicht,
vielleicht K. und Battos, wie auf der Münze
bei Aristoteles § 13, wogegen
das Sitzen des Sterblichen
nicht anzuführen war (vgl
z. B. Friedcrichs-Wol-
ters nr. 117). Mit der
Örtliphkeit wird
auch irgendwie
das Dämonen-
völkchen zu-
sammenhän
gen, das auf
uns. Schale
(Fig.5)K
Kyrene (auf kyren. Schalen) 1730
deren Fünfzahl in ^er Gruppe des Theokies
im Heraion {Paus. 6, 19, 8 Weihgeschenk der
Kyrenäer?) mit der zu ergänzenden unserer
Flügelmädchen stimmen würde. Hieraus fol-
gerte Studn. für die männlichen Dämonen den
Namen Boreaden (vgl. die ältesten Bilder Bd. 1
Sp. 2724. 1843) und fafste die beiderlei Wesen,
welche an verschiedenen Orten lokalisiert waren
{Maafs, Gott. Anz. 1890 341),' noch in un-
10 bestimmter Vielheit als Repräsentanten der das
Klima des Küstenlandes bestimmenden Haupt-
winde — etwa der den Pflanzen zuträglichen
nördlichen Seeluft {Plin. n. h. 18, 328. Aristot.
Prohl. 26, 56) und des Notos, der den Silphiou-
samen ausstreute {Theophr. h. pl. 6, 3, 4) — ,
welche mit vorgehaltenen Hän-
den den Segen der Landes-
herrin auffangen und wei-
ter tragen wollen. Er
konnte für diese Auf-
■-. fassung noch anfüh-
ren, dafs K.'s
\ Sohn als Urhe-
\ ber der segens-
reichen Ete-
sien (Bd. 1
\ Sp. 549). —
\ Head a. a.
0. und
5) Kyrene mit
Kyren. Schale aus
umflattert.
Solche Flü-
gelwesen
sind auf ky-
renäischen
Vasen häufi
Areh. Ztg. 1881
Tf.l3, 2. 3S. 217
nr. 5 — 7 fliegen ein-
zelne, wie Nike, auf
Reiter zu ; zwei wohnen,
wie später Eroten, dem
Männergelage a. a. 0. nr.loC
bei, ein bärtiges allein zeigt
nr. 14. Männliche und weib-
liche zieren für Kyrene in An-
spruch genommene Münzen {Babelon, Eev. Nutn.
1885. Tf. 15, 3. 4 p. 395f. 1892 Tf. 4, 6 p. 113f.
Head, Num. Chron. 1891 Tf. 1, 1 — 3 p. 3 ff.
Wroih ebda. 1892 p. 19 f.). Solche Verschieden-
artigkeit der Funktion scheint der Deutung
grofseu Spielraum zu gewähren. Studn. dachte
an der Pflanzenwelt förderliche Luftgeister. Die
von C. Smith beobachtete Teilung in bartlose 1.
und bärtige (mit Fufsflügeln) r. mufs wohl
verschiedenes Geschlecht bedeuten. In den
weiblichen erkannte M. Mayer b. Studn. (der
jedoch D. L.-Z. 1890 1581 wieder zweifelt) die
Harpyien, welche nach Al^usilaos bei Philod. it.
svasß. 43 Gmp. (Bd. 1 Sp. 2595) die Hesperiden-
äpfel bewachen, nach Epimenides ebda, mit
den Hesperiden identisch sind (Bd. 1 Sp.2227 u.),
Röscher, Lexikon der gr. u. röm. Mythol. II,
Silphion iind Granalenzweig, von Dämonea umflattert,
Naukratis (nach Studnicika, Kyrene S. 18, vgl. Sp. 1728 § 14).
C. Smith, Journ. hell. stud. 1892/93, 13, 103 fl::
wollen auch hier die Gegnerschaft der Boreaden
und Harpyien wiederfinden und unter letzteren
den verderblichenWüsten wind verstehen {Herod.
4, 173; vgl. Plin. 2, 115 über den Auster). Da-
gegen wollten Löschcke, Jahrb. d. Inst. 2,277^ und
Hirsch, De anim. imag. Jen. Diss. 1889 1 1 \ bevor
60 noch die Hauptfigur unserer Schale erka,nnt
war, die kyrenäischen Flügelwesen für Eidola
halten, die ganz ähnlich auf der altattischen
Unterweltsvase erscheinen (Bd. 1 Sp. 950.
Studn. 25. Crusius, Philo!. 46, 615). Dafür
liefse sich die Bedeutung des Ahnenkults _ in
Kyrene anführen, welche beredter als schrift-
liche Zeugnisse (Bd. 1 Sp. 2459; vgl. §28Anf.)
die prachtvollen Felsnekropolen bezeugen (die
55
1731 Kyrene (in d. Gruppe zu Delphi)
Litt. Studn. 5 ^*, 6 '"). lu unserem Falle liefse
sich diese Auffassung mit der des Hesperiden-
garteus als eines zweiten Elysions (v?. Wilamo-
witz, Eur. HeraJcl. 2, 129 ff.) oder Hades kom-
binieren: die Hesperiden sind Töchter der
Nacht (Bd. 1 Sp. 2597), der Flufs Lethon beim
kyrenäischen Hespeiis (Theophr. c. pl. 1, 5, 1.
Plin. n. h. 5, 31) ist offenbar der Lethe gleich-
zusetzen. So" liefse sich vielleicht die natur-
Kyrene (Tempel d. K. zu Kyrene) 1732
sie mit ibrem Eigennamen genannt bei Kall. H.
2, 91, wo Apollon mit K. cxag inl MvQzovarjg
KfQcccoösog zur Meeresküste herabsieht (§ 6),
und nach Apoll. Arg. 2, 507 hat der Gott
der Nymphe ihren Wohnsitz nagal MvQzcöatov
alnog angewiesen (§ 8). In dieser Gegend ist
also K.'s Tempel zu suchen. Auf dem Hügel
selbst liegt der gröfste Tempel der Stadt
{Smith- Por eher, Discov. at Cyr. Tf. 55 S. 71 ft".,
symbolische mit der animistischen Deutung lo mehr bei Studn. 168^^^). Nach der hier ge-
vereimgeu. Doch scheint gegenüber der letz-
teren Skepsis geboten, weil die nächstver-
wandten Gestalten auf den Caeretaner Hydrien
dieser Deutung spotten {Düinmler, Rom. Mitt.
d. Inst. 3, 167, 6. 172; C. Smith a. a. 0. 112 f.
erkennt auch hier eine Harpyie; vgl. auch
Journ. hell. sind. 11, 179). Endlich hat Grusius
oben Sp. 1151** (wie d. Red. bemerkt) die Deu-
tung auf Windgötter ab- und daraufhingewiesen,
dafs die Anzahl der weiblichen Flügelwesen 20 Kyrene, (Aq
mit der der Städte der Pentapolis, die der rtfiLria), galt
männlichen mit den drei Phylen des Landes
(Sp. 1746 Z. 65ff) übereinstimmt.
§ 15. Das Weihgeschenk der Kyre-
näer zu Delphi {Paus. 10, 15, 6), eine Bronze-
gruppe, stellte K. dar alsWagenlenkerin Battos' 1.,
welchen Libya, mit auf dem Wagen stehend,
bekränzte. Die Kichtigkeit der überlieferten
Namen vorausgesetzt hatte die Gruppe einen
ähnlichen Sinn, wie die Münze des Aristoteles 30 „früher Zeit"
(§ 13; vgl. Maafs, Gott. Anz. 1890 341). Wie zugeschrie-
Athena den Herakles (Bd. 1 Sp. 2218 f.) oder
in der bekannten Anekdote den Peisistratos,
so führt hier K. den Stadtgründer in ihr Ge-
biet ein, mit Zustimmung Libyas, von der sie
es zu Lehen trägt (§ 2), und die auf dem Re-
lief § 11 in ähnlichem Sinne die Löwenwürgerin
bekränzt. Der Künstler, Amphion, S. d. Akestor,
von Knosos, wird nach seiner Stellung in der
angeblichen Schulfolge des Ktitios um Ol. 88, 40 Stelle ihres
428 angesetzt {Brunn, Gr. Kii.-G. 1, 105). Palastes trat.
§ 16. Der Kyrenetempel in Kyrene. üagal Mvq-
Mit den Scofiaai xQvasoig, worin Libya bei
Pind. P. 9, 56 die aqxinoXig K. beherbergt,
kann nur ein Tempel gemeint sein, dessen
Kultbild nach Pind. P. 4, 260 xqvaü&Qovog Kv-
QÜva und den Münzen (§ 13) demselben Typus
angehörte, welcher im 6. Jahrb. vielfach, auch
in Athen, für die Polias üblich war (Bd. 1
Sp. 687f., dazu Z. f. öst. Gymn. 1886 682 f.). 50 rifs {Smith -
Reste desselben hat, freilich ohne Autopsie, PorcherTi.bG
Studnicska 166ff. nachzuweisen versucht, auf
Grund folgender Erwägungen. Der Stadtboden
von Kyrene ist ein Hochplateau, xQ^ns^osiSsg
n£Öiov, Strah. 17, 837, das ein Quereinschnitt
in zwei Teile zerlegt. Der südliche ist, weil
er die Mehrzahl der Ruinen hellenistisch-
römischer Zeit trägt, die Neustadt, Znov vvv
7] TToAtg, Theophr. h. pl. 5, 3, 7, demnach der
z'
fundenen Inschrift {Smith -Por eher Tf. 80, 8
S. 112), worin die Artemispriestei-in Antonia
Mego die Frauen des Landes zum Frühstück
ladet, gehörte
er der Arte-
mis, der nach
Ptolemaios
VII. das
Hauptfest von
{Athen. 12,
549 e f. Fr. h.
Gr. 3, 187, 6).
Die leider
nicht abgebil-
dete dorische
Architektur
wird relativ
ben, was die
Vermutung
gestattet, dafs
der Bau bei
Vertreibung
der Könige
um die Mitte
5. Jahrh. an
rcociov cciTCoc
aber, weiter
nach Norden,
liegt der
zweiteTempel
der Altstadt,
dessen Grund-
S. 75. Studn.
6) Kyrene, Marmorstatuette aus
Kyrene (nach Smit/i-Porcher,
Discov. at Cyr. Taf. 67, 2).
170) und
ägyptisie-
rende Kapitelle auf archaische Zeit hinzu-
weisen scheinen. Dafs es der gesachte K.-
Tempel ist, bestätigt die hier gefundene
Marmor Statuette hübscher römischer Arbeit,
beistehend aus 5'^M(^«. 171 Jia,Gh. Smith- Porcher
kleinere nördliche die Altstadt. Der in seiner go Tf. 67, 2 S. 94 (auch bei v. Schneider, Jb. d.
Mitte aufragende Kalksteinhügel ist also der Jcunsth. Samml. d. öst. Kaiserh 12,82). Der Chiton,
agyivosig ficiGtog oder ox^og d^irpinsSog {Pind.
P. 4, 8. 9, 55), der Mittelpunkt der ältesten
Ansiedelung; er wird den Königspalast ge-
tragen haben. Später diente diese ä-nga,
aufserhalb der Neustadt gelegen, den Ptole-
inäcrn als Zwingburg, Diod. 19, 79. Als solche
und als höchster Punkt des Stadtbodens ist
welcher vorne mit einer Spange zusammen-
gefafst beide Brüste entblölst, schliefst nach
unserer Typenkenntnis Artemis aus, also ist
es K. Das kolossale Kultbild war nach einem
Bruchstück des Kopfes wenigstens sicher weib-
lich {Synopsis Brit. Mus. gr.-rom. ant. 115.
Murray bei Studn. 171). Dafs der Tempel der
1733 Kyrene (Deutung) Kyrene(Verbreitg.u,Bcdcutg.d.Namcns) 1734
alten Polias nicht auf der Burghölie selbst lag, C. Welcher Art war dieses ursprüngliche
wird darin seinen Grund gehabt haben, dafs ihr Wesen und auf welchem Wege hat es_ die üm-
knapper Raum nur für das Königshaus reichte. bildung erfahren, in der es in der Überliefe-
XT r7 -i-v i rung erscheint?
H. Zur Deutung.
§ 17. Fragestellung. In der betrachteten ^- Verbreitung und Bedeutung des Namens
Überlieferung, abgesehen von Vergil (Sp. 1723), Kyrene.
A-scheint K. vor allem als Eponyme ihrer § 18. Kyrene als Stadtname. Wäre K.
Stadt. Schon Pt»(Z. P. 9, 1 ff. spricht in einem nichts als die Eponyme ihrer Stadt, dann
Satze von der Stadt und der Nymphe als einer lo dürfte ihr Name ursprünglich ein Ortsname
Person: id-slca . . TEliCLY.Qa.Tri . . yeycovfiv . . gewesen sein. Steph. Byz. s. v. nennt noch
öico^iTznov arscpävcoiia KvQavag, Tav ö . . Aa- zwei gleichnamige Städte, in Massaliotis und
totdag agnaoE, ebenso die Inschr. Sp. 1727 Z. 6, in Iberien. Doch bei diesen ist wenigstens
vgl. die Darstellungen § 13-15. Die Grundfrage die Möglichkeit zu erwägen, dafs sie ver-
für die Ermittelung ihres mythischen Wesens Schollene Kolonieen der libyschen Stadt ge-
mufs demnach lauten: ist, wie die Sage an- wesen seien. Ihre Handelstnacht im tyrrhe-
nimmt, die Stadt nach der Nymphe oder die nischen Meere verrät schon der beträchtliche
Nymphe nach der Stadt benannt;? Für beides Export ihrer Thonware nach Etrurien (Sp. 1728
giebt es Analogieen in Fülle. Die moderne Z. 36; vgl. Herodot i, 1G3. StudmcsJca 13). Als
Forschung vor Studniczka hat sich (abgesehen 20 Spur ihrer kolonisatorischen Thätigkeit fafst
von der falschen Rekonstruktion der Ehoie Studn. 136 die Sage von der Einwanderung des
durch Bercß und Lubbert Sp. 1718 Z. 18 für Aristaios in Sardinien auf, die nach Diod. 4,
die letztere Ansicht entschieden, wie sie 0. 82, 4 (vgl. § 8) direkt aus Libyen erfolgt
Müller begründet hat, s. bes. Proleg. 63: „Die Somit dürfte man den Stadtnamen von der
griechische Stadt Kyrene in Libyen wurde libyschen Örtlichkeit herleiten. Moderne etymo-
gegen Ol. 37 gegründet; das herrschende Ge- logische Versuche dieser Art sind aber wenig
schlecht leitete sich von Minyern her, die glücklich. Curtius, Grundz. d. gr. Etym.'" 158
besonders in lolkos im südlichen Thessalien denkt an das gekrümmte [v.vQt6g) Ufer der
herrschten; die Gründung der Kolonie war Syrte, an dem die Stadt gar nicht lag, andere,
hauptsächlich das Werk des Apollon- Orakels 30 angef. bei Studn. 134 ^ an noch Unwahrschein-
zu Pytho. Dies stellt ein Mythus so dar: Die lieberes. Mehr Beachtung verdient ein antiker
heroische Jungfrau K., in Thessalien wohnhaft. Versuch dieser Art.
wird von Apollon geliebt und nach Libyen § 19. Der Ortsname Kyra. Nach Steph.
entführt . . . Das wird nun aber nicht so dar- Byz. s. v. (aus Herodian) hiefse die libysche
gestellt, als ob es sich in der 37. Ol. begeben Stadt dno KvQiqvrjg zrjs 'Tiptoig jj KvQi]g ntjyrjg
hätte, sondern es wird, damit überhaupt daraus iyxcoQiov (vgl. BeJcker, Anecd. 1173. EustaÜi.
ein Mythus werde, in jene heroische Vorzeit ver- z. Bion. Per. 213. Lenz, Herod. 1, 261, 5).
setzt und die K. mit den alten Helden des thes- Nach Kall. H. 2, 88 (vgl. Seh. Pind. P. 4,
salischen Stammes verknüpft, denen sich das 523. Sehneider, Call. 1, 185) wo von den noch
königliche Geschlecht verwandt glaubte." Vgl. 40 nicht in Kyrene, sondern in Azilis wohnenden
die ausführliche Darstellung in Orchom. und Dorern gesagt wird: ovnco rnqy^oi KvQiqg sdv-
was sonst § 1 angeführt ist. Richtig sind hier, vavzo nsldaaat, ist Kyre ein Bach auf dem
wenigstens in der Hauptsache, die geschieht- kyren. Stadtboden (zum Plural mqyai. vgl.
liehen Voraussetzungen der relativ späten Ge- v. Wüamoiüüz, Eur. HeraM. 2, 128, auch
stalt, in der der Mythus vorliegt, erkannt. nrjycti 'ünsavoi, Kall. H. 5, 10) vermutlich
Aber die Verknüpfung der Geschichte K.'s der Abflufs, xprJvTjg dnÖQQovg {Eurip. Antiope
mit ihnen hat M. übertrieben; er hat ver- im Petrie- Pupyr. V. 41 Mali.)., der bekannten
kannt, dafs das unabhängige Auftreten ihres Apollonquelle {Pind. P. 4, 294. Herodot 4, 158.
Namens an anderen Orten seiner Auffassung Plin. n. h. 5, 31. Studn. 135). Wenn dagegen
die Grundlage entzieht; endlich hat er die 50 lustin 13, 7 die Kolonisten montem Cyram et
echt mythischen und religiösen Züge der Über- propter amoenitatem loci et x>'>'opter fontis ubcr-
lieferung nicht gewürdigt: den Löwenkampf, tatein besetzen läfst, so kann das nur eine
die Geburt des Aristaios und namentlich K.'s Konfusion sein, wie wenn er ebda, den Kolonie-
Rolle im Glauben und Kultus ihrer Stadt, gründer Battos (§ 31) statt Aristoteles Aristaeus
welche freilich nachdrücklicher als Pindar nennt, worin Cr(usius), L. C.-Bl. 1890 1142
seither bekannt gewordene Denkmäler be- mit Unrecht einen Kurznamen erkennt. [Nur
zeugen (§ 13. 14. 16). Um diese Fehler zu einer auf lustin gegründeten Konjektur zu
vermeiden, gliedern wir unsere Darstellung Ovid, Ibis 537 verdankt dev conditor .. tardae,
nach den folgenden drei Hauptfragen: Blaesus (d. h. Bätzog) cognomine, Cyrae seine
A. Ist K. ausschliefslich die Eponyme der 60 Existenz, welche schon damitfällt, dafs sich V. 538
libyschen Stadt, oder ist sie m von dieser un- orbis in innumeris inveniare locis schlechter-
abhängiger Geltung anderweitig nachzuweisen? dings nicht auf die kurzen Irrfahrten des Battos
B. Erklärt sich die vorliegende echte Über- beziehen läfst. Es bleibt dabei, was die Schal.
liefernng ganz aus der ihrer Festsetzung vor- lehren, dafs von Cinyras und Myrrha die Rede
ausgehenden Geschichte ihrer Träger, oder ist, vgl. Ausg. v. Ellis 92 f. 153, der früher
bleiben Züge übrig, welche auf ein dieser Ge- richtiger urteilte als jetzt.] Der antiken, von
schichte vorausliegendes religiös -mythisches O. 3Iüller, Proleg. 142 u. a. vertretenen Mei-
Wesen schliefsen lassen? nung, der Bachname Kyre sei das Etymon
55*
1735 Kyrene (mythisclie Homonymen) Kyrene (u. Kyrrhane) 1736
für Kyreue, die „kyrische" Stadt, hat Stud- thessalische Homonyme mit Recht dem miny-
niczka 143 die Ansicht gegenübergestellt, Kyre sehen Grundbestande der kyrenäischen Bevöl-
sei einfach Kurzform zu Kyrene, wie Messa zu kerung zuschreiben, (§ 33), dann ist zu erinnern,
Messene, Alkime zu Alkmene u. s. w. , wobei dafs Teos zuerst von orchomenischen Minyern
schon jetzt an die Quelhiymphe K. bei Vergil unter Atharaas gegründet ist, Bd. 1 Sp. 675, 2.
Sp. 1723 erinnert sei. Diese Auffassung bestätigt Doch sind auch andere Wege denkbar. —
die treffliche Bemerkung von Maafs, Gott. 3) Als Gattin des thrakischen Ares ist K. nach
Anz. 1890 344 f., dafs die 3 Orte Antikyra, am Tzetz. Lyh. 499 auch Mutter der Krestone, d?i-
malischen Busen und der Südküste von Lokris Eponyme von Kreston, welches nach Herodut
und Phokis, jeder ein Kyra als sein Gegen- lo 1, 57 von thessalischen Pelasgern gegründet
über voraussetzen, von denen jedoch die letztere war, wenn hier nicht die von Dion. Hai. 1, 29
nicht ganz verschollen ist, wenn Kvgaisvg bezeugte Lesart /iporcoi'o: (Cortona) vorzuziehen
{Wcscher-Foucart, Inscr. d. Delph. 177. Gollitz, ist, s. Ed. Meyer, Piniol. 48, 482 f. = Forsch.
Dial.-Insclir. nr. 1842) im Ind. zu Bursians z. a. Gesch. 1, 24ff. ; dagg. Fd. Schwartz, Qu.
Geogr. Grld's mit Eecht als Ethnikon zu Kyra Herod., ind. Icct. Rost. 1890, 5fl'.; vgl. oben
gefafst worden ist. Vgl. die Insel Kvga im Sp. 1422. Anzuschliefsen ist hier auch, dafs
persischen Busen, Steph. Byz. s. v. aus Helm- Aristaios nach Diod. 4, 82 {Timaios Sp. 1722
taios, und Themiskyra, die Amazonenstadt Z. 34 ff.) am Ende seiner Wanderungen auf dem
am pontischen Thermodon , Maafs, Hermes thrakischen Haimos zu den Göttern entrückt wird.
1890 408'; vgl. Sp. 1755 Z. 4ft". Ist Kyra wirk- 20 — Von den beiden letzten Homonymen darf
lieh Kurzform zu Kyrene, dann beweist schon wohl mit Zuversicht behauptet werden, dafs
diese ihre Verbreitung, dafs letzterer Name nicht sie unmöglich mit der libyschen Stadt zu-
in Libyen wurzelte, sondern bis an die sammenhängen, also die Existenz K.'s als von
Grenzen Thessaliens hinaufreichte, woher die dieser unabhängiger Sagengestalt vollgültig
Sage unsere Eponyme kommen läfst. bezeugen.
§ 20. Die mythischen Homonymen. § 21. Die Göttin Kyrrhane. Den Homo-
Die einzige historische K., die Hetäre, Ari- nymen hat/SYwrfwi'c^/^a 142 die kilikischeFrauen-
stoph. Th. 98 u. Fr. 1328, kommt nicht in Be- göttin angereiht, die beim Komiker Menandros
tracht, da sie nach der Stadt benannt sein (etwa als heimatliche Schwurgöttin einer Ki-
wird, wie Antikyra, Sinope, Skione, wohl 30 lissa?) vorkam: Photios KvQQaviq' ovo^a 9'so'i
auch Lamia und andere ihresgleichen (Ind. zu yvvaLKsiag KiIiklcov, ovtco MsvavÖQog, Hesycli.
Athen.). Weiter führen die mythischen Homo- KvQ^ävri' ovo^ia ywat-nsiag &fov (vgl. Mei-
nymen, Studniczlca 136 ff. — 1) Hyg. f. 14 neke, Fr. c. Gr. 4, 310, 364, Kock, Fr. c. Att.
S. 46 Schm. nennt K. als Mutter des Argo- 3, 255, 102 ^ Loheck, Aglaoph. 630i^). Die
nauten Idmon von Apollon oder dem Argiver Möglichkeit einesZusammenhanges zugestanden,
Abas. Das wäre merkwürdig wegen der son- wird man doch besser thun, vorerst mit Maafs,
stigen Verbindung kyrenäischer Sagen mit den Hermes 1890 408' auf die Verwertung so un-
Argonautica (§ 28 — 30). Doch ist die An- bekannter Gröfse zu verzichten. Gegen die
gäbe nicht unverdächtig. Sie gehört dem aus Identität des Namens spricht, stärker als das
Apoll. Argon, und deren Erklärern geschöpften 40 qq, das a, welches aus dem Schlufs-?; zu
Teile der hyginischen Argonautenliste an, folgern ist, da der Attiker sonst KvQQrjvr] ge-
0. Jessen, Prolcg. catal. Arg. Diss. Berl. I889 schrieben hätte. Freilich kann das rj ein Fehler
18 ff. Die Mutter, welche Apollonios selbst ver- der Überlieferung sein, was sogar sicher wäre,
schweigt, nennt Seh. 1, 139 nach Pherekydes wenn die Göttin mit Gewifsheit den (nicht-
{Fr. h. Gr. 1, 88, 70) Asterie T. d. Koronos, ionischen) Griechen Kilikiens zu-, den Barbaren
sie kann also im Epos (schon Naupaktia und daselbst abzusprechen wäre (vgl. Back a.
Eumelos kannten den Idmon, ob. Sp. 105., 1) Sp. 1717 Z. 31 a. 0. 309). Sollte das gelingen
patronymisch Kogavig genannt und dies mit und die Namensidentität erwiesen werden, dann
K. verwechselt worden sein, vgl. jedoch Sp. 1737 wäre auch hier eine Beziehung zu Thessalien
Z. 34. — 2) Dagegen ist K. als Mutter des 50 leicht hergestellt, durch den mythischen üikisteu
thrakischen Uiomedes von Ares, /^.jpoZ/oiZ.y Bibl. kilikischer Städte, den thessalischen Argo-
2, 5, 8, 1, ebenso unverdächtig als wichtig. nautenseher Mopsos, der auch zum libyschen
Ohne Zweifel ist der Bistonenkönig mit dem Kyrene in Beziehung tritt {Studn. 143. 100).
ätolisch- argivischen Heros uridentisch, wovon § 22. Etymologische Versuche. Unter
noch namentlich das beiden gemeinsame At- der bes. § 20 erwiesenen Voraussetzung, dafs
tribut wunderbarer Rosse, auch die genea- K. von Haus aus eine mythische Gestalt war,
logische Verbindung des letzteren mit Ares sind zwei Etymologieen versucht worden,
zeugt, Lühhert, De Hiom. Ind. Icct. Bonn 1889 Studiiiczka 151 f. stellt KvQccva und Kvqu (§ 19)
— 1890 10. titudniczka 137 ff. v. Wilamowitz, zu %vg-L-og, kvq-ö-co und fafst es als eine
Für. HeraM. 1, 303. Da Abdera, wo unsere go der zahlreichen Benennungen einer Göttin als
Überlieferung den Thraker durchaus lokalisiert Herrin, vgl. v.vQi(x"AQtsyiig und andere Göttinnen
(Bd. 1 Sp. 1022 ff.), nacheinander von Klazo- unten Sp. 1756 ff., ferner ßasile, Basileia, Des-
menai und Teos begründet ist, so werden diese poina, Eurynome, Kreusa, Medusa, Tyrannos
ionischen Kolonieen den D. als Repräsentanten (weiblich, Herodas 5, 77 mit Anm. Büchehrs),
feindlicher (,,äolischer"?) Stämme hinüber- Vanassa u. s. f. Dagegen wendet Bechtel,
gebracht und ihren dortigen Gegnern, den Gütt. Nachr. 1890 37 (mit v. Wilamoioitz) ein,
Thrakern zugeeignet haben. Dasselbe wird dafs nigiog mit Kvqüvcc nicht zu vermitteln
für seine Mutter K. gelten. Wenn wir ihre ist [vgl. noch Busolt, Griechische Geschichte 1-
1737 Kyrene (Etymologie) Kyrene (bist. Grundlage d. Mytbos) 1738
481']. Er scheint dabei zu übersehen, dafs die Tyndaris, Phalantbos, Priapos (vgl. Usencr, Bh.
Quantität des v im Götternamen nicht feststeht. 3Ius. 1869 23, 325 ff. Studniczlca 143 f. 149).
Zwar der hesiodische Vers, Sp. 1718 Z. 16, und „ i^- i • i ^t , /, h -, t. j,
mit ihm das epische Orakel, Biod. 8, 29 (vgl. ^- ^^"^ gescluclitliche (.nindlage des Mythos.
§ 32), haben v, beide im Versschlufs, ebenso Wir gehen nun zu der zweiten § 17 auf-
Pindar P. 4. 5. 9 durchweg. Anders die Spä- geworfeneu Frage übei", inwiefern erklärt sich
teren. Die attischen Komiker haben nur v, der Mythos K.'s aus der geschichtlichen Grund-
Arist. Th. 98, Fr. 1328, Hermipp. Koch, Fr. läge, auf der er erwachsen ist, den Anfängen
c. Att. 1, 243. Kallimachos, der hier als Kyre- und der Vorgeschichte ihrer Stadt?
uäer und strenger Metriker entschieden ße- lo § 24. Einleitung und Litteraturüber-
achtung verdient, giebt v immer im Vers- sieht. Kyrene wurde nach im wesentlichen
schlufs {II. 2, 73. 94. i^j. 20, 5), sonst öfter v gesicherter Überlieferung um Ol. 37, 630 v. Chr.,
(H. 3, 206. jB/j. 13) als v (Ep. 21). Ihm folgt von Thera aus gegründet {BmoU, Gr. Gesch.
iVbn«os J)iO«., im Versschlufs t; (5,216. 24,85. 1, 344* [2. Auflage 482^]), und diese Insel
25, 181), sonst ü (13, 300. 16, 86. 29, 185). Letz- gilt allgemein als dorische, weil von Sparta
teres auch bei Apoll. Arg. 2, 502. Anthol. Pal. aus besiedelte Gemeinde, Busolt 1, 198^ [2. Auf-
7, 499. IMonys. Perieg. 213; auch bei den La- läge 353']. In auffallendem Widerspruche
teinern herrscht v vor, z. B. Verg. G. 317. 354. hierzu steht als Heimat der Eponyme K.
Sil. 8, 158. 3, 252. Die Kurzform Kyra (§ 19) in der ganzen Überlieferung Thessalien fest,
hat bei Kall. 77. 2, 88 v, so auch Antikyra 20 Daraufhin vor allem sind die Gründungs-
bei den Lateinern, dagegen @s(.iLaY.vQa bei geschichten beider Orte zu analysieren. Aus-
Orph. Arg. 742. Nach diesem Sachverhalt be- führlich erzählt sie Heroäot 4 und zwar a) 145
darf der Einwand Bechtels mindestens einer — 149 die Gründung von Thera nach überein-
^o
metrischen Nachprüfung. Denn von vorn- stimmender Überlieferung der Lakedämonier
herein kann es nicht^als selbstverständlich und Theräer, b) 150 — 153 die von Kyrene
gelten, dafs v überall auf späterer Willkür nach theräischer, c) 154 — 156 nach kyrenä-
beruht, vielmehr scheint es ebenso denkbar, ischei', dann d) nach übereinstimmender Über-
dafs das Schwanken in der Wirklichkeit und lieferung die Anfänge der neuen Stadt bis
vielleicht schon im alteli Epos vorkam; dann auf Arkesilas III. Diese Scheidung scheint für
wäre erst zu fragen, welcher Form die Prio- 30 die Besiedelung Theras eine von Uerodot ver-
rität zusteht. Bis dies entschieden ist, mufs schwiegene kyrenäische, für die von Kyrene
freilich Studn.''s sachlich annehmbare Etymo- eine lakonische Version vorauszusetzen. Er-
logie als sprachlich unsicher gelten. Bechtel gänzend treten hinzu die beiden Epinikien
Aveist nach, dah Kvqccvu lautlich mit KoQcövct, Pt^cZa/'S auf Arkesilas' IV. Wagensieg 462 v.Chr.,
KoQav ig identisch sein kann, so dafs die beiden P. 4, 3 — 64, 252—260 und P. 5, 72 — 81, (in
,,lapithischen" Geliebten Apollons uridentisch denen wir wieder kyrenäische Überlieferung,
wären, vgl. oben Sp. 1385 tf. und was §20, 1 wenigstens als Grundlage, voraussetzen müssen),
über die Mutter Idmons bemerkt ist. Ist es aber namentlich das erstere, welches den Ahnherrn
wahrscheinlich, dafs ein und derselbe Name der Battiaden Euphemos als Argonauten feiert,
bei demselben Volksstamm in so verschie- 40 wahrscheinlich, wie P. 9 (vgl. §2.3), auf Grund
denen Formen umlief? einer Ehoie gedichtet, s. bes. Kirchhoff, Hom.
% 23. Ergebnis. Der Ortsname K. ist nicht Od. 321fF.; dann Apollonios, Arg. 1, 179 — 184. 4,
auf Libyen beschränkt. In der Kurzform Kyra 1549 — 1561,1729 — 1762. Ein kurzes Resume der
findet er sich in Mittel- und Nordgrieclicmland ganzen Überlieferung giebt K/illiviachos H. 2,
wieder bis an die Grenze der thessalischen 65 — 79. Die Scholien, hes. zn Pind. und Apoll.,
Heimat unserer Nymphe (§19). Diese selbst sowie die Historiker verzeichnen wertvolle Reste
kehrt als unabhängige mythische Persönlich- verlorener Geschichtswerke. Das Verständnis
keit in Thrakien wieder (§ 20), wohin sie doch dieser reichen Überlieferang haben 0. 3IüUer,
wohl sicher nicht aus Libyen, vielleicht aus (irchom.-3\& — db3 \xndButtmmm,Myth.'2,,21'2,^.
lonien gelangt ist; von dort aus könnten auch 50 angebahnt, vgl. Thrige ob. Sp. 1717 Z. 6 und die
die gleichnamigen Städte in der Massaliotis Gr. Gesch. von Grate, Cnrthis, Busolt u. a.
und Iberien (§ 18), begründet sein. Aus alle Neuerdings hat Studniczlca 45 — 131 (wt) die
dem geht hervor, dafs K. ein echtes altes frühere Litt.) die Untersuchung zu fördern ge-
mythisches Wesen ist, welches, aus seiner im stiebt. Seine Darstellung hat von den § 1
Mythus der libyschen Stadt nie vergessenen angef. Rezensenten namentlich Maafs, Gott,
Urheimat Thessalien in verschiedene Gegenden Anz. 1890 342 — 384 berichtigt und weiter-
des Festlands und der griechischen Küsten- geführt, daneben freilich u. E. auch Rück-
länder getragen, verschiedene Umwandlungen schritte gemacht Wichtige Bemerkungen macht
und Verbindungen erfahren hat. Ein solches aucli Gruppe, Berl. ph. Woch. 1890 825—830,
Wesen kann nur eine alte Gottheit sein. Die 6ü nur von dem bekannten gegen 0. Müllers Ge-
Antwort auf die § 17 aufgeworfene Frage lautet sichtspunkte grundsätzlich ablehnenden Stand-
also: die Stadt Kyrene ist nach ihrer gött- punkt. Die Gründungsgeschichte von Kyrene
liehen Eponyme benannt, wie viele andere hat gleichzeitig und mehrfach übereinstimmend
Städte und Länder einfach die Namen ihrer vaiiStHdn.nnie\?,uch.i Mollmann, Ber. d.Kneip-
Götter, bei uns der Heiligen, tragen, z. B. höfschen Ggmn. Königab. i. P. 1889. Vom dia-
Alea (3fejsier, Ä'.- Per. c?. säc/ts. öes. 1889 83 f.), lektologischen, Standpunkte hat diese Fragen
Atalante, Athene, -ai, Chryse, Helena, Kallone, in ähnlichem Sinne zuletzt 0. Roffmann, Be
Kailiste, Sp. 1751 Z. 16, Leukoi^hrys, Sosandra, mixtis Gr. lirig. dial. Diss. 59 — 66. Gr. JDial.
1739 Kyreue („Pbönik. u. Spartan." in Thera) Kyrene (u. d. Aigiden) 1740
1, llf. berührt [varl. jetzt bes. BiisoU, Gr. aber schon der Zeitpunkt der Besiedelung gleich
Gesch. 1^ 352 f. 479ff.]. Das Folgende will die nach der dorischen Besetzung Lakoniens, man
Ergebnisse für den vorliegenden Zweck zu- nähme denn mit w. WiJamoicitz, Eur. HeraJd. 1,
sammenfassen und dabei Unsicheres möglichst 267 an, dafs die dorischen Inseln bis Kreta früher
vermeiden. Die relative Kürze der Darstellung als die Peloponnes von den seescheuen Dorern
und Sparsamkeit der Nachweise rechtfertigt in Besitz genommen wären. Vielmehr wird
sich dadurch, dafs die mythischen Elemente die Okkupation später erfolgt sein, wie denn
dieser Überlieferung in anderen Artikeln d. die ganz analoge von Melos und kretischen
Lex. behandelt sind (jedoch nicht immer ge- Städten nach Flut. mul. virt. 8. Qu. Gr. 21
niigend) oder noch werden. w {Arisiot. Politien? vgl. Studn. 47ff. , wo die
§25. Die „phönikische" Besiedelung Litt.) erst während des Helotenkriegs ge-
von Thera. Nach spart. -ther. Überlieferung, schehen sein soll. — Wichtig ist, dafs diese
Herocl. 4, 147, waren die ersten Kolonisten in lakonische Überlieferung eine ältere kadme-
Thera, damals Kalliste genannt, Phönikier, ische Bevölkerung anerkennt und dieser sogar
welche Kadmos, auf der Suche nach Europa, das lakonische Herrseherhaus von Thera ver-
unter seinem Verwandten Membliaros dort wandt sein läfst. Sein Ahnherr Theras ist
zurückliefs. Dieser erste "Oikist mufs auch auf offenbar aus dem appellativen Namen der Insel,
benachbarten Inseln gegolten haben, da z. B. ,, Jagdrevier", Sp. 1750 Z. 2 ff., fingiert, nicht dem
Anaphe Membliaros, Melos Memblis geheilsen lakonischen Ares &r]QSircig gleichzusetzen {H.
haben soll; es mag sein, dafs er auf Thera 20 D. Müller, Ares 88 f.; vgl. Studn. 67), oder als
erst sekundär ist, ob. Sp. 867**. Auf semitische Kurzform des Namens seines Ahns Thersan-
Ilerknnft deutet bei ihm nichts hin. Der Name dros aufzufassen (0. Hoffmann, Gr. Dial. 1, 11).
ist offenbar griechisch, Studniczka 53. Gruppe, um den historischen Namen der Insel erst
De Cudmi fab. 23. Sein Vater Poikiles re- von dem lakonischen Oikisten herzuleiten,
präsentiert wohl die theräische Buutwirkerei mufste ein älterer erfanden werden, Kalliste,
(anders Sp. 867), die aber, auch wenn sie auf dessen Bedeutung Sp. 1750 Z. 8 ff. klar wird,
phönikischen Einflufs zurückgegangen sein § 27. Die Aigiden. Das Geschlecht des
sollte, für phönikische Kolonisation nichts be- Theras scheint uns, wie 0. Müller., BücJclt, und
weist, obwohl das selbst Müller, Orchom.^ tiiQt. vielen anderen, kein anderes gewesen zu sein,
zugab. Die ältesten Funde auf Thera und den so als das der Aigiden (Bd. 1 Sp. 146 f., unzu-
Nachbarinseln gehören der ,, Inselkultur" und reichend), obschon Herodot deren eponymen
der „mykenischen" an (vgl. Bummler, Atli. Ahn erst als Enkel des Theras ansetzt, woraus
Mitteil. d. Inst. 11, 15 ff. 12, Iff.), sind also Lübhcrf, Ind. schol. Bonn 1883 9. 19. Gruppe,
alles eher wie phönikisch. Somit ist die Ko- Berl. pli. Woch. 1890 828 und bes. Maafs, Gott.
lonie des Membliaros' vielmehr eine kadmeische, Anz. 1890 351. 360ff. schliefsen, dafs sie ur-
wohl direkt aus Böotien herrührende, was auf sprünglich nicht mit nach Thera kamen. Aber
seine Weise auch der Bericht über die spar- wie hiefs dann das Geschlecht des Theras?
tanische Kolonie zugesteht, Sp. 1740 Z. 12 ff. Nach Maafs Kaö^sfyi, das ist aber hier wie
Dem entspricht, dafs auch die Kadmossage, sonst bei Herod. der Name des ganzen Volks-
doch wohl durch kyrenäische Vermittelung, 40 stamms, nicht einer Gens. Überdies nötigt
nach Libyen verpflanzt wurde, ob. Sp. 858 f. diese Auffassung zu der mifslichen Annahme,
§26. Die spartanische Kolonie des dafs die Aigiden später einmal nach Thera
Theras. Zu der 8. Generation der Nach- nachgewandert seien. Denn dort kennt sie
kommen des Membliaros kam nach Herod. 4, nicht nur der etwas dunkle Schlufs des herodot.
147 — 149 aus Lakedämon eine echt sparta- Berichtes, von den Erinyen des Laios Sp. 1739
nische Kolonie, ano xmv cpvlscov, vermehrt durch Z. 62, sondern unzweideutig Find. F. 5, 72 — 81,
einenTeil der rebellischen Minyer (vgh § 28), ge- der sie den Karneioskult von Sparta über Thera
führt von Theras, S. d. Autesion S. d. Tisamenos nach Kyrene verpflanzen läfst, vgl. Kall. H 2,
S. d. Thersandros S.d. Polyneikes (soweit ist das 71—74, ob. Sp. 961. 966. Nur Maafs a. a. 0.
Stemma dem der Herakliden von Herakles bis 50 367 f. verkennt diese klare Filiation, indem er
Aristodemos parallel, Maafs, Gott. Ans. 1890 bei Find. V. 78 ivd'sv nicht auf das vorher-
361)', der also im 9. Gliede von Kadmos gehende Thera, sondern auf Sparta bezieht,
stammte. Dieser zog zu seinen Verwandten Dafs die Aigiden für Kadmeer galten, geht
auf der fortan nach ihm benannten Insel, weil hervor aus den nach Herod. von ihnen ge-
cr als abgedankter Vormund und Landpfleger gründeten Heroa des Kadmos Oiolykos und
seiner Schwestersöhne Prokies und Eurysthenes Aigeus in Sparta, vgl. ob. Sp. 866. Gruppe
die gewohnte Herrscherrolle nicht entbehren a. a. 0. 828. Eine andere Sage liefs sie als
mochte. Von dem Sohne seines in Sparta^ ver- Helfer der Herakliden bei der Einnahme des
bliebenen Sohnes Oiolykos, Aigeus, stammten Peloponnes direkt aus Theben einwandern,
die Aigiden, eine grofse Phyle in Sparta (§27). co Hauptzeugen: Find. I. 7 (6), 12 ff. Ephoros,
Diese mufsten, um der Knabensterblichkeit in Fr. h. Gr. 1, 236f, 11, 13. Aristoteles, Aav..Ttol.
Sparta ein Ende zu machen, den Erinyen des Fr. 532 Rose 1886. Es fragt sich nur, ob ihre
Laios ein Heiligtum stiften, worauf das Unheil kadmeisch-thebanische Abkunft geschichtlich
auch in Thera aufhörte. — Der geschichtliche oder wegen ihrer Anknüpfung an die kad-
Kern dieses Berichtes ist die spartanische Be- meische Urbevölkerung Theras erdichtet ist,
siedelung von Thera, weichender Insel und wie Studn. QdS. zu zeigen versucht hat. Ein
ihrer libyschen Pflanzstadt den ausgesprochen entscheidendes Zeugnis für das erstere wäre
dorischen Charakter gab. Wenig glaublich ist das Weiterbestehen der Aigiden zu Theben
1741 Kyrene (u. die Minyer) Kyrene (u. d. Minyer) 1742
in historischer Zeit. Dieses gründet sich aber Alccsandros , nannten als Führer der Minyer
u. E. ausschliefslich auf die falsche Auffassung Sesamos oder Samos, des Euphemos Abkömm-
von Find. F. 5, 72 ff., wo in Wahrheit nicht ling, Seh. Apoll. Arg. 4, 1750. Seh. Find. F. 4,
der Dichter, sondern der Festchor des Kar- 88. 455. Fr. h. Gr. 4, 286, 6. Ihr Weg aber ist
neios, des Stammgottes der Aigiden, spricht überall derselbe wie bei JfowZ., auch bei Piwd.
(vgl. Studn. 73 ff., z. T. nach G. Gilberts Vor- Aa^sSaifioviav f.uxQ'svxtg dvÖQtäv r^d'Baiv av
gang, ]\Ia(ifs a. a. 0. 363 ff., dagg. v. Wilanio- tcots KccllLoxav ancpy.riaav XQÖvn väaov tv&8v
toits, Eur. Herald. 1, 720'. Melim, Comm. phil. d' va(ii, AccxoCSaq i'noQsv Aißvccs nsdCov avv
d. Münch. Semin. f. d. Fhil.- Vers. 1891 &stp tt^iaig ocpsXXsiv, „nachdem sie sich in den
14G ft". u. a.). Alle anderen Zeugnisse, zuletzt :o Wohnsitzen lakonischer Männer niedergelassen,
bei Blaafs 370 f. (vgl. ob. Sp. 845 f.), sind ent- besiedelten sie später Thera und v.'u da aus
weder zweifelhaft, wie Schal. Find. F. 4, 467, hat euch, dem kyr. Königshause, ApoUon Li-
eder bezeugen thebanische Aigiden blofs für byen gegeben." Das ist hervorzuheben, weil
mythische Zeiten. Halsbrecherisch dünkt uns 3Inaß, Crütt. Anz. 1890 358 auch hier wieder
die Vermutung von Maafs 372 ff. , der sparta- (vgl. Sp. 1740 Z. 49 ff.), die klare Beziehung des
nische Aigeus sei mit Aigimios (Bd. 1 Sp. 148, fV-ö'fi' auf Thera leugnet. — Die Kritik dieser son-
Herodots AiysCSai, cpvXrj iisyälrj iv ZnäQzrj) derbaren Wanderungen, die noch Ü. Müller als
mit den von ihm abstammenden Pamphyloi Geschichte hinnahm, hat Bultmann, Myth. 2,
identisch. Ist der. Ausdruck korrekt, dann 2 12 ff. erfolgreich begonnen. Zu streichen ist
niufs er sich wohl auf eine andere Art von ^o zunächst die lemnische Herkunft der Minyer,
Phylen beziehen als die drei dorischen, vgl. weil sie nur der Anknüpfung an die Argo-
z. B. Gilbeit, Gr. St.- AU. 1'^, 44"-^. Ob nun nautensage in relativ junger Fassung dient,
Kadmeier oder nicht, waren die Aigiden ein deren man eben Kyrenes wegen bedurfte,
ursprünglich nichtdorisches Geschlecht, aber Maafs a. a. 0. 352 f., § 29. Also sind die
als spartanische Vollbürgerin Thera und Kyrene Minj^er direkt aus ihren thessalisch-böotischen
doch wohl Repräsentanten der spartanischen Stammsitzen herzuleiten, wo auch Euphemos
Okkupation. (und Eurypylos) zu Hause ist, § 29. 30. Fi-ag-
§28. Die Minyer. Scharf geschieden von lieh bleibt nur, ob der Umweg über Sparta,
den Spartiaten und dem Geschlechte des Theras der auch bei Euphemos wiederkehrt, Geschichte
(den Aigiden), obwohl mit letzteren vom spä- 30 oder Dichtung ist. Verschiedenartige Spuren
teren Altertum und den Neueren (z. B. Bd. 1 mittel- und nordgriechischer, darunter auch
Sp. 2459 Z. 59) öfter konfandiert, ist das dritte minyscher und „lapithiseher" Einwanderung
Element der lakonischen Kolonisation von sind im Peloponnes reichlich vorhanden (vgl.
Thera im spart. -ther. Bericht {Herod. 4, 145. z. B. Schubring, De Cypselo, Diss. Gott. 1862
146. 148), die Minyer. Aus der Gemeinschaft 7 ff'. 3Iaaß a. a. 0. 353 ff". Immerwahr, Kulte
der Argonauten mit den Frauen auf Lemnos u. Myth. Arie. 1, 286 ,,Lapithen"), und Kyrene
entstammt werden sie von dort durch die aus finden wir noch in historischer Zeit in engen
Attika vertriebenen Pelasger verdrängt und Beziehungen mit Mantinea, Sp. 1746 Z. 65. Aber
flüchten auf den Taygetos. Unter Berufung gerade unserer Überlieferung gegenüber scheint
auf die Teilnahme der Dioskuren an der Argo- 40 Mifstrauen begründet, Studn. 64 ff'. Eine feste
fahrt erlangen sie von den Spartanern Grund- Niederlassung von Minyern in Sparta, die ja
besitz und Epigamie. Bald aber foi'dern sie auch nur in vordorischer Zeit geschehen sein
Anteil am Königtum und stiften anderen Uu- könnte, kennt sie nicht. Auch die triphy-
fug, so dafs ihnen nur eine List ihrer sparta- lischen Minyer läfst sie dorther kommen,' die
nischen Weiber den Abzug auf den Taygetos doch nach weitaus glaubwürdigerer Sage mit
ermöglicht. Die Mehrzahl wendet sich nach Chloris, der Gattin des i^ylischen Neleus, aus
Triphylien, wenige gehen mit Theras. Zu ihnen Orchomenos kamen, Strab. 8, 347 aus Apollod.
gehört das Geschlecht der Euphemiden, welchem So ist wenigstens zu erwägen, ob sie nicht auch
der Gründer von Kyrene entstammt. Auszu- nach Thera, wie nach Kleinasien (z. B. Sp. 1736
scheiden ist hier zunächst als ganz junger so Z. 4), direkt aus ihren Stammsitzen kamen,
Zug die Vertreibung der Pelasger aus Athen, wie § 25 für die Kadmeier angenommen wurde,
ein Reflex der attischen Okkupation von Lemnos Dann wäre der Umweg über Sparta ein Reflex
in peisistratischer Zeit, I\iese, Hermes 1888 mehr von der nachmaligen lakonischen Okku-
84'. Ed. Meyer, Fhilol. 1889 466 ff. = Forsch. pation von Thera und Kyrene, wie denn die
z. a. Gesch. 1, 12 ff. Dabei ist zu erwähnen, schlechte Aufführung, durch die sich nach
dafs in der nächstverwandten Gründungssage dem lakon.-ther. Bericht (Sp. 1741 Z. 42) die Mi-
von Melos und Kreta (Sp. 1740 Z. 8), die Pelasger nyer von den folgsamen Kadmeiern unterschei-
vielmehr die Rolle unserer Minyer spielen. den, dem Zwist entspricht, in dem sie zu den la-
Apoll. Arg. 4, 1758 nennt die Verdränger Tyr- konischen Herren der Insel standen und wahr-
sener. Sein kurzer Bericht erwähnt nichts 60 scheinlich nach Libyen auswanderten, Sp. 1746
von der Unbotmäfsigkeit der Minyer in Sparta. Z. 35ff. Sie werden zu den Periöken gehört
Ebenso die ausführlichere Erz'ählung Find. F. haben, die auch in Thera den Vollbürgern
4, 2ö3ff., natürlich im Interesse des minyschen zur Seite standen, Herod. 4, 161. Das rein
Königshauses, dem es auch entspricht, dafs mythische Spiegelbild dieser halbhistorischen
die Minyer hier, wie bei Apoll., nur von Eu- Überlieferung ist die Sage von dem Heros der
phemoä stammen, während Herod. die Argo- Miuyer, Euphemos.
nauten überhaupt, auch die Dioskuren nennt. §29. Der Argonaut Euphemos. Der
Spätere kyren. Historiker, Theochrestos und Begründer und das Königshaus von Kyrene
1743 Kyrene (d. Argonaut Euphemos) Kyrene (Eurypylos K. v. Libyen) 1744
gehörte zu dem minyschen Gescblechte der sale der Scholle werden verschieden berichtet.
Euphemiden, Herod. 4, 150 u. a. Der Name Am einfachsten von ^poZZ. Arg. 4, 1730ff.; vgl.
des eponymen Ahns, der aus Lesbos als Bei- 1549 ff.: E. versenkt die Scholle, einem von
name des Zeus bezeugt ist (Hesych. s. v.), ist lason gedeuteten Traume folgend, bei Anaphe,
gewifs eine von den euphemistischen Bezeich- s. Sp. 1739 Z. 19, ins Meer, sie taucht als Insel
nungen des Unterweltgottes {Studniczka 116. Kalliste auf, von der aus seine Nachkommen, nach
Maafs, Gott. Anz. 1890 354 3), dessen Hypo- der Irrfahrt (§ 28), Libyen besiedeln. Damit
stasen gerade in den Minyersagen häufig sind, erscheint auch Thera als rechtmäfsiger Besitz
H. D.Müller, Myth. gr. St. 1, 140 ff.; vgl. Bd. 1 der Euphemiden. Von dieser einfachen und
Sp. 1782 ff. Spuren dieses Wesens bietet auch lo klaren Fassung, die man als die ursprüngliche
der Mythos, dessen deutlicher Hauptzweck ist, des kyren. Herrscherhauses ansetzen möchte,
dem Geschlechte durch Einreihung seines Ahns weicht Pindars seltsam gewundene, weil kon-
unter die Aigonauten den üblichen mythi- taminierende Erzählung P. 4, Off. bes. 38 ff. ab.
storischen Rechtstitel auf das libysche Gebiet E. bewahrt die Scholle, aber durch Unacht-
zu verleihen, vgl. Bd. 1 Sp. 1407 f. Nach der samkeit der Diener geht sie bei Thera ver-
Überlieferung der Battiaden {Find. P. 4, 45 f.; loren, weshalb sein Geschlecht erst im 17. Glied,
vgl. Apoll: Arg. 1), 180, gebar ihn dem Po- wie bei Herodot, § 31, nach Libyen gelangen
seidon Europa des Tityos Tochter, am Ufer kann; hätte sie E. zu Hause bei Tainaron ins
des Kephisos, d. h. eher als in Panopeus, wo Meer gesenkt, so wäre es schon im 4. Glied,
ihr Vater haust (iJft^Z?e>v 0)c7iow.^ 258), in Leba- 20 d. h. zur Zeit des Theras {Maafs, Gott. Anz.
deia, wo sie, als chthonische Demeter-Europa, 1890 365. 378) mit den aus Lakedaimon und
Amme des wesensverwandten Trophonios war, Argos auswandernden Danaern nach dem neuen
Bd. 1 Sp. 1409, 1. 2, ob. Sp. 859. 886 f., wo auch Erdteile gelangt. In dieser von Piridar gewifs
der Heros Arkesiias (abermals Hades? vgl. Age- nicht müfsig erfundenen Möglichkeit hat Studn.
silaos), dessen Namen vier Könige von Kyrene 109 ff. (vgl. Maafs a. a. 0. 357. 378. 381) eine
tragen, einen Kultus hatte, Bd.l Sp.554. Nach dritte Version erkannt, nach der Kyrene schon
den Ehoien {AsMepiades, Schol. Find. P. 4, 35 so früh direkt vom Peloponnes aus begründet
Fr. 152 Bz.), für welche Europa, im Epos be- wurde, wovon sich auch andere Spuren er-
reits als kinetische Zeusgeliebte und Tochter halten haben, Studn. 112 ff. Er hat ferner
des Phoinix fest bestimmt, nicht mehr dispo- 30 vermutet, dafs diese am stärksten peloponne-
nibel war, gebar ihn in Hyria von demselben sisch gefärbte Gründung.«geschichte die von
Vater Mekionike, diesem auf (tiijxos zurück- Herod. verschwiegene lakonische Versfon ist,
gehenden Namen nach die rechte Tochter eines s. Sp. 1738 Z. 32, und dafs sie der Ehoie, Sp. 1743
anderen böotischen Riesen, Orion {Tzetz. Chil. Z. 46, zu Grunde lag, für die zwar nicht direkt
2,43; vgl. Hyg. f. 14 S. 46 iS'c7j»i.)._ ein Finger- dieÜberreichungder Scholle, aber doch der Weg
zeig, dafs „Hesiod" nicht der Überlieferung über Libyen höchst wahrscheinlich bezeugt ist,
der kyrenäischen Euphemiden folgte. Trotz Schol. Apoll. Arg. 4, 259 Fr. 84 Kin\. KircJi-
seiner stark betonten böotischen Heimat wohnt hoff a. a. 0. 324. Eine Bestätigung wäre es,
E. auch bei Find, und Apoll, am Hadeseingang wenn AsJclepiades, Scliol. Find. 4, 61 den (noch
bei Tainaron. Nach späteren Zeugnissen er- 40 von Apoll. Arg. 1, 182 aufgenommenen) Zug,
hält er des Herakles Schwester Laonome zur dafs E., gleich seinem hesiodischen Groisvater
Gattin, schliefslich gar Doris, des Eurotas Orion, auf dem Wasser wandelte, auch aus
Tochter zur Mutter (Bd. 1 Sp. 1407 Z. 57), womit der Ehoie geschöpft hätte. — Das Geschlecht
die successive Annexion des Minyers für das des E,, an dem sich die Verheifsung erfüllt,
lakonische Dorertum vollzogen ist. Von dort s. Sp. 1742 Z. 2, stammt von seinem lemnischen
aus beteiligt er sich an der Argofahrt,dei-en Zieszo- Weibe, das nach. 3Icnckles von JBarka b. Tzetz.
dische Darstellung Kirchlioff, Hom. Od. 321 ff". i?/^. 885 Lamache (nicht, wie in einer Variante
überzeugend gerade für die Euphemosehoie in zu Seh. Find. F. 4, 455, Malache) hiefs, worin
Anspruch nimmt. Seine Einreihung unter die Maafs a.a.O. 353 (vgl. 347 f) ansprechend die
Argonauten war, vielleicht durch dieses Ge- 50 Langform zu Lamia vermutet, der Eponymo
dicht, bald nach Gründung von Kyrene kanoni- der Stadt am malischen Meerbusen im Gebiete
sieit, da er auf der Kypsele in Olympia, dem des Eurypylos, Sp. 1745 Z. 28, welche erst als
Weihgeschenke Perianders, und der mit ihr schöne Königin, dann als Gespenst in Libyen hei-
zasammengehenden korinthischen Vase als misch war (iJ/. ilfrt?/er, J.rc/t. Zi//. 1885 126 f.). —
Wagensieger — wohl das älteste Zeugnis für Eine Variante der Euphemossage ist die von
den hippischen Ruf Kyrenes, Find. F. 4, 2. 7. lason ob. Sp. 858f., vgl. Studn. 116f.
Xen. Kyr. 6, 1, 27 — bei den Leichenspielen § 30. Eurypylos der Urkönig von
des Pelias erscheint. Paus. 5, 17, 9. Berlin Libyen. Bei Find. F. 4, 20 ff. überreicht an
nr. 1655 Fio. Studniczka 107, wo die Litt. der Tritonis dem Euphemos die libysche Scholle
Sonst tritt er nur bei der einen Gelegenheit 60 ein ungenannter Gott in Gestalt des Landes-
hervor, die seine Einreihung in diesen Sagen- königs Eurypylos S. d. Poseidon, vgl. Bd. 1
kreis bezweckt. Als die Argonauten durch Sp. 1429, 6. Alte und neue Erklärer sehen in
den libyschen Tritonsee fahren, begrüfst sie ihm meist den Triton selbst, übereinstimmend
König Eurypylos oder ein Gott in seiner Ge- mit Apoll. Arg. 4, 1550. 1739 und der eben er-
stalt, (§ 30), und reicht ihnen als rasch bereites wähnten analogen Sage von lason. Das ist
Gastgeschenk eine Erdscholle dar, die E. in nur dann möglich, wenn sein Epitheton, olo-
Empfang nimmt, wodurch sein Geschlecht das nöloq datficov V. 26, einsam, alleinwohnend
Anrecht auf Libyen erhält. Die weiteren Schick- bedeuten kann, wie es bei Homer nur von
1745 TCyrene (Gründmig v. Kyr.) Kyrene (alt. Gesch. v. Kyr.) 1746
Orten gebraucht wird. Bezeichnet es dagegen, aller Vorsorge ausgesandteKolonie darzustellen,
wie Eymn. Herrn. 317. Kohtth. 302 den Gott Studniczka 96. 107. Ganz anders der kyre-
als Schafhirten, vgl. «('tto^os, dann hätten wir näische Bericht, Herod. 15i — 156. Nicht
mit StudniczJcalOß Avistaios,ayxi-Grov oTtdovcc der König von Thera, sondern Battos, der
^r'ihov. Find. P. 9. M, zu eY]<^ennen;\^].ScJmartz, halbbürtige Sohn des Minyers Polymnestos
Qu. Hemd. ind. lect. Rost. 1890 12; dagegen von seiner Kebse Phronime, einer wunderbar
Kocher, Trünn 7 i'\ Christ, S.-JBcr. bayr. Al-ad. geretteten kretischen Königstochter {Studn.
1890 217\ Die ganze Einführung eines ver- 127ff.), befragt das Orakel, um Heilung eines
wandelten Gottes war aber nach Seh. Find. P. Sprachfehlers {ßciTtaQi^Hv), und wird deshalb
4,37 eine Neuerung des Lyrikers, somitursprüng- lo mich Libyen geschickt. Das ist natürlich ebenso
lieh, wohl auch in derEhoie, Sp. 1744 Z. 34 ff., fabelhaft, wie die zugehörige Heilung des Stamm-
E. selbst der Geber der Scholle. Um so wich- lers durch den Schreck über die libyschen Löwen
tiger, dafs dieser älteste Landesherr, den die Paus. 10, 15, 7, Seh. Kall. 2, 66, die anch Find.
Sage kennt und den sie seit Kallimaehos auch F. 5, 57 f. (mit 4, 4 ff.) vorauszusetzen scheint,
mit K. eng verbunden hat (§ 5—7), von Haus Maaß, Gott. Ans. 1S90 379 f. 380". Esistfabel-
aus ihr thessalischer Landsmann ist, in dessen haft auch dann, wenn die Behauptung Herod. 4,
verschiedenen Gebieten auch K.'s Name in der 155, Battos sei ursprünglich libyscher Königs-
Kurzform Kyra, Antikyra, § 19, wiederkehrte titel, nach dem Beispiel von Caesar-Kaiser
{Müller, Orehom.° 341. Maafs, Gott. Anz. 1890 umzukehren ist, wofür das Abwechseln dieses
342 — 347). Nach Lykophr. 895 ff. strandet 20 Namens mit Arkesilas in der kyr. Dynastie und
geradezu der aus der J7ios als König von Or- der altmythische Battos der Hermessage spricht,
menion bekannte E. (Bd. 1 Sp. 1427, 1), S. d. Bd. 1 Sp. 752; vgl. Fick, Bezz. Beitr. 1890 28.
Euaimou (von Aii.iovia, Maafs a. a. 0. 345), mit . Dann wäre der andere Name des Oikisten,
Guneus und Prothoos auf der Heimreise in Aristoteles [Find. F. 5, 87. Aristot. Fr. 528
Libyen. In seinem thessalischen Reiche, wie es Pose 1886. Kallim. H. 2, 76) vielmehr sein
Maafs nach den Andeutungen des Dichters ab- signifikanter Heroenname, Benedict, De orac.
zugrenzen versucht, lägen die Thermopylai, ab Herod. comm. Diss. Bonn. 1871 40f., anders
ein Antikyra und Lamia, vgl. Sp.l744 Z. 50. Dem noch Mollmann s. Sp. 1738 Z. 64 und Studn. 96,
lokrischen Antikyra gegenüber, im achäischen wo die ältere Litt. — Auch Battos wird erst
Patrai (und Olenos), wird E. als Bringer des so durch über Thera gekommenes Unheil von dem
Dionysoskults verehrt, Bd. 1 Sp. 1428, 2. 3. Gotte zur Ausführung der Fahrt gezwungen.
Durch weitere Kombinationen sucht Maafs 346 Als die zwei ins Unbekannte ausgesandten
den E. auch für das westpeloponnesischeMinyer- Schiffe verzweifelnd heimkehren wollen, werden
land bis zur Hadespforte Pylos {H. D. Müller, sie mit Wurfgeschossen zurückgetrieben und
3fyth. ffr. St. 1,14:7 ff. v.Wilamoivitz, Ew. Herald. segeln nach Libyen. Hier klingt, wie oft be-
2, 131'') nachzuweisen, was zu der sehr glaub- merkt wurde, echt historische Erinnerung an
haften Vermutung führt, dafs auch sein Name, Bürgerkämpfe nach, welche Menekles von Barka
wie Euphemos und vielleicht Arkesilas, Sp. 1743 auf Grund eines von den übrigen, §32, ab-
Z. 6. 24, ein Hadesname ist. Aus Thessalien weichenden Orakels als wahre Ursache der
stammt E. auch in Kos, wo er, wie zu Kyr., 40 Koloniegründung angab. Seh. Find. F. 4, 10.
S. d. Poseidon ist, Bd. 1 Sp. 1428, 4, v. Wila- Fr. h. Gr. 4, 449, 1; vgl. Studn. 101 ff. MoU-
moicitz, Isyll. 53. Der Einflufs der Peloponnes 7)ieinn 9. Der minysche Euphemide war offen-
macht sich aber auch bei diesem thessalischen bar der Führer eines Teils der durch die nach-
König von Kyrene geltend in einem Teile der gewanderten Spartaner bedrückten älteren
Sipjjschaft, die ihm Akesandros gab, Bd. 1 Bevölkerung, die im 7. Jahrh. auch anderwärts,
Sp. 1429, 6, vgl. Studn. 119 f.). " z. B. in Korinth und Sikyon, unter der Führung
§ 31. Die Gründung _und ältere Ge- ihrer Adeligen emporstrebte, in Thera unterlag
schichte von Kyrene. Über die muimafs- und auswanderte. Daher die Empörerrolle,
liehe lakonische Gründungssage von Kyrene welche die Minyer im lakon. -ther. Gründungs-
s. Sp. 1744 Z. 32. Nach dem theräischen 50 bericht der Insel spielen, Sp.l742 Z. 56. Daher
Bericht. Herod. 4, 150 — 153, trug die Pythia auch viele Spuren eines schlechten Verhält-
dem König Grinos, Abkömmling des Theras, nisses der Apoikie, namentlich ihrer Fürsten,
s. § 26. 27, ungefragt auf, eine Kolonie nach zur Metropolis, obsohon sie diese anerkannt
Libyen zu führen, Avas er. Alters wegen, auf haben müssen, da nach Find. F. 5, 90f. schon
einen seiner Begleiter, den minyschen Euphe- Battos T. den Kult des Karneios und mit ihm
miden Battos abwälzte. Da man aber von einen Teil der Aigiden hinüberführte, Sp. 1740
Libyen gar nichts wufste, wurde der Auftrag Z. 46. Erst allmählich vollzog sich engerer
erst ausgeführt, als dm- Gott durch mehr- Anschlufs der Kolonie an Thera und besonders
jährigen Mifswachs daran erinnerte. Nach einer an die dorische Centralmacht, namentlich durch
mit dem kretischen Purpurfischer Korobios 60 die vorwiegend peloponnesische Zuwan-
(über dessen mythisches Wesen Studn. 127 und derung unter Battos IL, Herod. 4, 159, welche
besonders Knapp, Fhilol. 48. 498 ff. ; der Art. auf die Kultur und die Mythen von Kyr. starken
ist oben nachzutragpn) als Wegweiser unter- Einflufs geübt hat, Studn. 9 ff. 119 ff. Sp. 1743
nommenen Kundschaftsfahrt wurde die Kolonie Z.39ff., Sp. 1745Z.42. Wie sie die Urkolonie über-
unter Battos als Führer und König ausgesandt. Avucherte, zeigen die von Demonax, dem aus
Diese in mehreren Punkten ganz unglaubhafte Mantinea berufenen Schiedsrichter zwischen dem
Darstellung hat offenbar die Tendenz, Kyr. Volk und Battos IIL, eingerichteten drei ftot^a/,
als eine von'der Muttergemeinde rite und mit Herod. 4, 161: 1) Theräer und Periöken, d. h.
1747 Kyrene (u. d. delph. Orakel) Kyrene (Ergebnis f. d. Sage v. Kyr.) 1748
wohl die Nichtspartaner, 2) Peloponnesier und mit dem Uesperidengarten identificierte Libyen,
Kreter, 3) andere Nesioten. Wie Demonax die Sp. 1729 Z.l, ebensogut pafst, vgl. ^«r. I/i^vp. 742
Königsmacht einschränkte, so vollzog sich offen- iiaXöaTtoQog 'EoniQiöcov a^td und zur Wortform
bar dieser ganze Prozefs im Gegensatze zu den naQTCOzQotpog, OLVorgocpog. — Spät in Kyr. nach-
Battiaden und führte um Mitte des 5. Jahrh. gewachsen können also diese Orakel nicht be-
nach dem Tod Arkesilas' IV. zum Regifugium, weisen, was mit Müller, Sp. 1733 Z. 30, viele
Busolt, Gr. Gesch. 2,21 — 24. angenommen haben, dafs die Stadt wirklich
§32. Das Eingreifen des delphischen unter Leitung des delphischen Orakels ge-
Orakels durchzieht den ganzen hcrodoteischen, gründet wurde, dessen Einflufs auf die grie-
namentlich den kyrenäischen Gründungsbericht, to chische Kolonisation überhaupt sehr überschätzt
4, 155 — 1G4. Die metrischen Sprüche und die worden ist, vgl. bes. Holm, Gr. Ge^ch. 1, 278 f.
alt. Litt, bei llende/'s, Or. Gr. IJiss. Hai. 4, 54 ff. ; Wohl aber hat Delphi später auch diese Grün-
vgl. J/oZ??«cmn a.Sp. 1738 Z. 64 a. 0. 14 ff. Sltul- düng annektiert, wie namentlich PmfZar a. a. 0.
niczka 87 ff. Maa/s> Gott. Anz. 1890 379 ff. bezeugt, vgl. Maafs 382. Den Anhalt dafür
llcrocht hat 5 Orakel: 1) die Aufforderung an bot die Thatsache, dafs Apollon als Karneioa
Battos, zur Heilung seines Sprachfehlers Libyen der Schutzherr von Kyr. war, Sp. 1740 Z. 47. Sein
zu kolonisieren, Sp.l746 Z.8. — 2) die Erklärung, Tempel an der ApoUonquelle, Sp. 1734 Z. 48, zu
dafs die Insel PJatea nicht das dem Gotte von dem die von Battos L gegründete Feststrafse
der Entführung K.'s her wohlbekannte Libyen führte (Shcdn. 168), war ein Haupttempel der
sei, § 4. — 3) die Aufforderung an alle Hei- 20 Stadt, die ihn auch unter dem bezeichnenden"
lenen, zur Landverteilung Battos' IL nach Libyen Beinamen 'JnoßaTi^Qiog verehrte, Inschr. bei
zu eilen, Sp. 1746 Z. 60, diese drei in Versen, Smith - Pordier , Diso, at Cyr. S. 113, 2. Er
weiterhin in prosaischer Umschreibung, welche, flog in Gestalt eines Raben dem ßattos nach
aber die metrische Form noch durchschimmern Libyen voran, Kall. H. 2, 65 ff.
IMst {3iollmann 22. Studn. dli). — 4) den Auf- §33. Ergebnisse für die Kyrenesage.
trag, zur Ordnung des Verfassungsstreits unter Vorder lakonisch -dorischen Okkupation safsen
Battos 111. einen Schiedsrichter aus Mantinea auf Thera böotische Kadmeer (§ 25), vielleicht
zu berufen, Sp. 1746 Z. 65. — 5) die rätselhafte auch schon die angeblich erst mit den Spar-
Warnung an Arkesilas IH. , sich im Partei- tanern gekommeueu Minyer (§ 28), deren chtho-
kampfe der Grausamkeiten zu enthalten, mit 30 nische Heroen Euphemos in Böotien, Eurypylos
der Voraussage, dafs sein Haus nach dem in Thessalien heimisch sind, § 29. 30. Dem-
8. König, Arkesilas IV., die Herrschaft ver- gemäfs weist auch der Dialekt von Thera und
lieren werde, oben Z. 6. — Das Or. 1 giebt der mit ihm durch ähnliche Gründungssagen,
Diod. 8, 29, 1 in weit längerer Fassung, die Sp. 1740 Z. 9, verbundenen Inseln Melos und
deshalb noch keine spätere Erweiterung zu Kreta deutliche Spuren äolischer Sprache auf,
sein braucht. Unverträglich ist damit das aus s. 0. Hoff'mann a. Sp. 1738 Z. 67 a. 0. Gerade
ilfewe/^-Zes überlieferte Or. Sp. 1746 Z. 37, welches diesem Teile der theräischen Bevölkerung ent-
Parteikämpfe voraussetzt. — Dafs jene 5 Or. stammte das Herrscherhaus und der Grund-
sämtlich ex eventu gefälscht sind, braucht hier bestand der Ansiedler von Kyrene, §31. Daraus
nicht im einzelnen nachgewiesen zu werden. 40 erklärt sich, im Sinne von 0. Müller, (§ 17),
Den Gedanken Bauers, Entst. d. herod. Gesch. die thessalische Herkunft der eponymen Stadt-
154 if., Herodot habe sie einem delphischen göttin und ihre Entführung durch Apollon,
Gründungsbericht entnommen, hat Molhnann freilich ursprünglich nicht den pythischen,
a.a.O. ausführlich widerlegt. Mit Recht folgert sondern den lakonisch - theräischen Karneios,
er 20 aus der dorischen Mundart, wie sie den Hauptgott von Kyrene, oben Z. 15. Dafs die
auch unser llerodot-Texi nicht ganz verwischt Entführung die Zwischenstationen, also Böotien,
hat, dafs sie in Kyr. selbst entstanden sind, vielleicht die Peloponnes (für die K. durch die
zusammentreffend mit Studn., der jedoch, hierin Homonyme 1 im § 20 nur unsicher bezeugt ist)
gleich Ä. Scholl, Fhilol. 1855 45 ff., an ein zu- und namentlich Thera überspringt, bedarf kaum
sammenhängendes chresmologisches Gedicht 50 einer Erklärung, s. bes. H. D. Müller, Myth.
denkt, das z.T. aus älteren Sprüchen zusammen- qr. St. 1, 23ff. Doch könnte für das Ignorieren
gefügt wäre, und zwar nach dem Fall der Theras auch das schlechte Verhältnis der
Battiaden, den Or. 5 voraussetzt. S. 100 ver- Tochter- zur Muttergemeinde mitgewirkt haben,
mutet er diese Sammlung in den nach dem. Sp. 1746 Z. 51, wie umgekehrt die Erwähnung
Str. 1, 12, 133 von Battos, gewifs dem Oikisten, Kretas als Station bei der Entführung, Sp. 1723
geordneten Sprüchen des (nach Apoll. Arg. Z. 3, der Teilnahme dieser Insel an der
4, 1500 f. bei Kyr. begrabenen Argonauten- Gründung entspricht, welche der theräische
sehers) Mopsos. Dagegen schreibt Maafs a. a. 0., und kyrenäische Bericht in verschiedener Weise
weil Or. 1 von Find. P. 4, 6 im J. 462 citiert einräumt, Sp. 17J5 Z. 60, 1746, 7. Die späte Ver-
sei, die metrischen Sprüche bei Herodot dem go bindung K.'s mit Eurypylos (§ 5 — 8), lehnt sich
6. Jahrh. und damit der Ehoie zu, was ihn an die alte kyrenäische Episode der Argonauten-
nötigt, epischen Dialekt herzustellen. Sein sage an, § 30. Damit sind aber auch alle Züge
einziger Grund, die Spuren der Doris für später ihres Mythos erschöpft, welche sich aus der
hineingeti-agen zu halten, ist der angebliche Gründungsgeschichte und -sage ihrer Stadt
Pseudodorismus Aißva fia^orpogpog im Or. 2 erklären lassen. Unerklärt bleibt ihre bedeut-
bei Plut. Pyth. or. 27, der aber keiner ist, wenn same Verbindung mit dem alten Gott Aristaios,
man nicht (mit Studn. 106 u.A.) schafenährend, der, wenn überhaupt, nur relativ spät und in
sondern äpfeltragend übersetzt, was auf das untergeordneter Weise in die Gründungssage
1740 Kyrene (a. relig. Gehalt (1. Sao-e) Kyrene (und Artemis) 1750
verflochten ist, Sp. 1745 Z. 4. Unerklärt auch der gemeinde herrschte, beweist der historische und
Löwenkampf; wenn er nämlich erst in Kyrene der mythische Name der Insel, StudniczkaUbl
gedichtet wäre, dessen Löwen auch ia die 149. Thera bedeutet ihr Jagdrevier, wie es
Battoslegende hineinspielen, Sp. 174(5 Z. 12, -/.. B. im Taygetos ein GiiQai gab,' wo Leto
dann müfste sein Schauplatz wohl von Anbeginn dem Jagdvergnügen ihrer Tochter zusah {Paus.
Libyen sein, wohin er erst zur Zeit des KuUi- 3, 20, 5), und in Lebadea, nahe dem Tempel
'mncJios übertragen wurde, § 6. 7. Auch hieraus der Demeter-Europa, Sp. 1743 Z. 18, eine KoQijg
würde, wenn es dessen noch nach § 23 be- &7]qc(, Paus. 9, 39, 4. Kalliste aber, wie die
dürfte, hervorgehen, dafs K. nicht erst als Insel vor der Ankunft des Theras geheifsen
Eponyme ihrer Stadt entstanden, sondern als lo haben soll (§ 26), ist der bekannte Beiname
echte alte Göttin von den thessalisch-böotischeii der Artemis, der besonders in Arkadien hei-
Theräern mitgebracht und neben ihrem Gatten misch war (oben Sp. 934), und dort wirklich
Apollon zur Stadtherrin gemacht wurde. Ihr einem Orte den Namen gab. Weil, Zf. f. Num.
rasches Herabsinken zur Heroiue begreifen wir 1882 258 ff. In der verwandten Gründungssage
schon jetzt als ein weiteres Symptom des von i\Ielos und Kreta, Sp. 1740 Z. 8, führen die
Zurücktretens der minyschen Begründer und den theräischen Minyern entsprechenden Pelas-
Beherrscher von Kyr. gegenüber dem dorisch- ger die Artemis Brauronia mit sich. So kam
peloponnesischen Einflufs, dessen wichtigste auch die thessalische, minysche K. gleichsam
Marksteine die Landverteilung Battos' IL, die als Artemis Hegemone der Battiadenkolonie
Neuordnung der Verfassung unter Battos III. 20 nach Libyen. Der augenfällige Hauptunter-
und endlich die Verdrängung des Königshauses schied zwischen K. und Artemis, die Mutter-
sind, § 31. Es ist bezeichnend, dafs nach ^nsfof. schaft der ersteren, schwindet, wenn wir in
Pol. 6, 4 die kyr. Demokratie die alten Ge- tiefere Schichten der Überlieferung herabstei-
schlechtskulte zurückdrängte. Ganz verstehen gen, in denen Art., die Schutzgöttin des weib-
läfst sich aber diese Degradation K. 's erst aus liehen Geschlechtslebens (Bd. 1 Sp. 571 f),
der Konkurrenz, die sie mit einer verwandten auchselbstin Liebesverbindungen und als Mutter
panhellenischen Gottheit zu bestehen hatte. erscheint, vgl. bes. Claus, Be Bian. ant. ap. Gr.
^ T^ T ••• /-1 1 1.U j ■««- xT riai. Diss. Bresl. 1886, 25 tf. Wolters, 'Ewriti. aoy.
C. Der religiöse Gehalt des Mythos. jggs Tf. 9 S. 230. Diese Eigenart, welche K.
Die letzte von den § 17 aufgestellten Fragen 30 gegenüber der /jowemcÄm Jungfrau Art. bewahrt
gilt denjenigen Zügen des überlieferten Mythos, hatte, mufste sie immer mehr als ein selb-
welche sich aus seiner eben dargelegten ge- ständiges Wesen erscheinen lassen, sie mufste
schichtlichen Grundlage nicht erklären, also gleich Atalante und Kallisto (Bd. 1 Sp. 664 ff.,
dem ursprünglichen religiösen Wesen K.'s und ob. Sp. 934), neben jener zur Heroine herab-
ihren früher entwickelten mythischen Bezie- sinken, besonders als die Landverteiiung Bat-
hungen angehören müssen. __ tos' IL, Sp. 1746 Z. 60, Griechen aus allen Ländern
§ 34. Kyrene und Artemis. Über das herbeigezogen hatte, die sich eher als auf die
Wesen der wiedergewonnenen alten Göttin altminysche Sondergöttin auf die panhellenische
läfst uns die Überlieferung von der Heroine Form der Art. vereinigen konnten. Das Er-
nicht im Zweifel. Pind. P. 9, 6. 20 schildert 40 gebnis dieses Prozesses schien uns schon im
sie als 7iccQ9ivov KyQoregav, die nicht still Schatzhausgiebel (§ 10), vorzuliegen. Es mag
geschäftig zu Hause sitzt, sondern mit Spiefs auchinheimischerDichtungniedergelegtworden
und Schwert dem Wild nachstellt. Kall. II. sein, bevor es im genealogischen Epos des
3, 206 ff. stellt sie mit Britomartis, Upis und Mutterlandes gebucht wurde, § 3. Die Ver-
anderen Lieblingsgefährtinnen der Artemis zu- drängung K.'s aus dem Range der Stadtgöttiu,
sammen, und N^onnos Dion. 13, 300 nennt sie den noch Pindar unangetastet läfst, wird erst
schlechtweg -n^iiocdoaaoog "jQrsfiig äXlr], ent- der Sturz des Königshauses durch die Demo-
sprechend ihrer Erscheinung in den helle- kratie besiegelt haben, (§33 Ende), mit dem wir
nistisch- römischen Bildwerken, § 11. Noch die Erbauung des grofsen Artemistempels an
wichtiger ist es, dafs K. in ihrer Würde als 50 der mutmafslichen Stelle der Königsburg in
Polias {ägx?noXig, Find. P. 9, 54) von Artemis Verbindung setzten, § 16.
abgelöst worden ist; denn ihr galt in helle- § 35. Der Löwen kämpf, dieser unhisto-
nistischer Zeit das Hauptfest von Kyr., die rische Hauptzug der Sage, erklärt sich aus
'AgtsfiiTtce, bei denen dem Apollonpriester eine K.'s Artemisnatur von selbst. Es ist ein proto-
namhafte Rolle zufiel, und ihr war der gröfste typischer Mythos, der bei der Heroine das als
Tempel der Stadt auf Myrtusa unfern dem einmaliges Ereignis auffafst, was bei der Göttin
alten Kyrenetempel erbaut, § 16. Ihren Namen der Ausdruck für ihre ständige Herrschaft über
führte überdies, gleich wie die Hauptstadt den die Tierwelt war, nämlich den bekannten Bild-
der K., eine Ortschaft der Kyrenaika: Artamis, typus der norvia &i]Qäv {Studniczka 153 ff.),
Ptol. 4, 4, 11, vgl. Svoronos, Bev. num. 1892 co welcher Artemis und verwandte Göttinnen dar-
212 f. K. war also ursprünglich Artemis selbst stellt, wie sie die wildesten und flüchtigsten
oder eine gleichartige Gottheit, was bei der Tiere, Löwen, Panther, Hirsche, Rehe, Vögel
Vielseitigkeit der grofsen griechischen Göt- und Schlangen, eines oder zwei, spielend leicht
tinnen nicht leicht zu entscheiden ist. Es packen und bändigen. Beispiele: Artemis Bd. 1
leuchtet ein, dafs auf ein solches Wesen der Sp. 504. Lecliat, Bull.de corr. hell. 1891 Tf. Ift'.
Name „Herrin" besonders gut passen würde, S. 23ff. TroZto-s/£qpr;ju.Ko;j. 1893 Tf. 10, 1, Neme-
vgl. die § 22 angeführten Analogieen. Dafs sis: die iVixat xal t'Aaqpot am Diadem der Statue
eine artemisartige Göttin schon über die Mutter- zu Rhamnus, Bummler h. Sludn. 159 f., Medusa,
1751
Kyrene (und Artemis)
Kyrene (cl. Löwenkampf) 1752
wie K., aber mit einem Hirsch, zeigt sie die
Amphora Conze, Melische Tongef. Tf. 4. Eayet-
Collignon, Hist. d. la ceram. Gr. Tf. 3, dem
Gespann Apollons entgegentretend, eine Kom-
position, aus d^r mit leichten Änderungen die
stärkste Raubtier entschied, scheint uns keiner von Finilar (§ 2) geschilderte Entführung der
Erklärung zu bedürfen (wie Bade Sp. 1717 Tierbändigerin durch den Gott abzuleiten wäre,
Bd. 1 Sp. 1707. 1711, Studn. 152 f. Die attribu-
tive Bedeutung des Löwen wirkt noch nach
in der I\leinheit des Tieres in der ältesten
Darstellung des Löwenkampfes, § 10. Dafs
sich der Mythos ausschliefslich für dieses
Z. 31); die neue libysche
Heimat hätte dafür
entschieden , wenn
nicht schon in der
alten der Löwe von
alters her inKunst /
und Sage eines /
der beliebte- /'* * ■
sten Tiere ge- /* i^%
wesen wäre /**» ■«■«
Furtwäng-
ler, Ar eh.
Ztg. 1883
159. V.
Wila-
moio.,
Eur.
7) Tldtvia -9 tj^wv, Bruclislück einer melisclien Amphora aus Thera (?) in Berlin
(nach Arc/t. Ztg. 1854 Tf. (51).
HeraJä. 1, 290*^. So finden wir denn den
Typus in genau entsprechender Form, mit
nur einem Löwen gerade in dem örtlichen
und zeitlichen Bereiche des Ursprungs der kyr.
Kolonie, auf dem vielleicht in Thera selbst
gefundenen Bruchstück einer melischen Am-
phora, Berl. nr. 301 Furtivävgler (Fig.7) nach ähnlichen doch wohl phönikischen, ägyptisieren-
Arch. Ztg. 1854 Tf Gl aus Studn. 1G2. Flügellos den Arbeiten gleichen Fundorts anschliefst, Bd, 1
Studn. 35 mit der
Berichtigung § 10.
— Bei solcher
Bedeutung dieses
Bildtypus für das
Wesen K.'s ist es
notwendig, die
immer noch ver-
breitete Vorstel-
lung abzuweisen,
als stelle er nicht
die griechische,
sondern eine
„asiatische", etwa
gar die ,, persische
Artemis", Anahita
dar; letzteres ist
schon Bd. iSp. 333
erledigt. Dafs der
Typus in allen
Stücken, auch in
der (nicht obliga-
ten) Beflügelung
den altgriechi-
schen Vorstellun-
gen von Artemis
entspricht , hat
Studn. 153 fF. dar-
gethan. Doch ging
er wahrscheinlich
darin zu weit, ihn
für eine selbstän-
dige, nur eiozelne
orientalische Mo-
tive verarbeitende
Schöpfung helle-
nischer Kunst zu
halten. Zu den
,,mykenischen"
Darstellungen
{Milchliöfer, Anf.
d.K. 86 f. Cat. of
gems Brit. Mus.
nr. 83. Furtwchig-
hr-Lösclidcc,Miilc.
Vas. Tf. E 34;
vgl. ebenda S. 53
über das Relief
' Ardi. Zeitg. 1866
Tf. A. Tsuntns,
'Eqpijft. ccQX. 1891
S. 34 f.), deren
griechische Her-
kunft bei dem gegenwärtigen Stande der For-
schung mindestens zweifelhaft ist, kommt näm-
lich das hier (Fig. 8) zum erstenmal, in Original-
gröfse, nach A. S. Murray verdankter Zeichnung
abgebildete Elfenbeinrelief des Brit. Mus.
ans dem S.-O. -Palast in Nimrud hinzu, das sich
S) nörna d-ijoät, Elfeu-
beinrelief aus Nimrud im
ßrit. Mus. (unediert),
nach Originalzeiohnung.
S. Sp. 1752 unten.
1753 Kyrene (als Erdmutter")
Sp. 1755, mul bereits den wappenartigen Typus
mit zwei Raubtieren zeigt, wie er in Griechen-
land wohl erst im 7. und Anfang 6. Jahrh.
auftritt, Bd. 1 Sp. 563 f. Wolters a. a. 0. Er-
wähnt sei (nach Mittei-
lung Murray's) auch ein
geprägtes Gloldgehänge
des Brit. Mus. von
einer griechischen Insel,
wahrscheinlich aus
einem ,,mykenischen"
Grabe, eine Gottheit,
die symmetrisch zwei
Wasservögel gefafst
hält, in dekorativer Um-
rahmung. Es soll an
anderem Orte veröä'ent-
licht werden, da seine
Besprechung hier zu viel
Kaum beanspruchen
würde.
§ 36. Kyrene als
E r d m u tt e r. Nicht nur
die Herrschaft über das
Wild, auch die über das
ganze Leben der Natur
hatte K. mit Artemis
und verwandten Göt-
tinnen gemein ; auch
sie erscheint als „Naturgöttin von ähnlichem,
nur allgemeinerem Wesen wie die Nym-
phen der Berge, Flüsse und Bäche", BJ. 1
Sp. 559 tf. (vgl. E. Gtirtius, Studien zur Ge-
schichte d. Ariern. Öitzungsber. _d. pr. Akad.
1888), denen sie nach späterer Überlieferung
Apollon beigesellt, vgl. bes. Apoll. Arg. 2, 206.
Vind. P. 9, 56 ff, sagt von der alten Landes-
herrin Libya, dafs sie ihrem Gaste x^ovog
alaav . . avvTsXt&sLv ivvoiiov öw^t'iasxcci, ovzs
TZCcyKccQTtcüv q)vtüv vrjnoLvov, ovzs dyväza
^rjQÖJv. Vgl. auch K.'s Schwester Themisto
§ 37. Wie eng K. mit ihrem Boden verwuchs,
zeigt namentlich die Thatsache, dafs sie, wieder
an Artemis erinnernd (Bd. 1 Sp. 559;, unter
dem Kurznamen Kyra auch die Quellgöttiu
des seine Fruchtbarkeit mitbedingenden Baches
wurde, § 19. Deshalb kann es sehr wohl auf
echter Überlieferung beruhen, dafs sie bei
Vergil als thessalische Quellnymphe erscheint,
§ 9. Kein Wunder, dafs sie als Beschützerin
der Pflanzen, namentlich des reichtumspen-
denden Silphion dargestellt wurde, § 13. 14.
Dem entspricht auch ihr § 34 hervorgehobenes
mütterliches Wesen und, wenn die Identifika-
tion mit der kilikischen Kyrrhane Stich halten
sollte, die Bezeichnung dieser als ywuivsCa
'ö'Eos, § 21. Dafs diese Naturbedeutung auch
ihre chthonische Seite hatte, wie sie be-
kanntlich auch bei Artemis vielfach hervortritt,
wäre von vornherein glaublich, sicher freilich
nur dann, wenn die Deutung der Flügelwesen auf
der Schale § 14 als Eidola Sp. 1730 Z. 61 fest-
stände. Dabei darf auch an die grofse KoUe er-
innert werden, welche Hadesheroen wie Euphe-
mos und Eurypylos in den Gründungssageu von
Kyr. spielen, Sp. 1743 Z. 6, 1745, 37. Wenn wir
nicht genötigt wären, die Verbindung des letz-
Kyrene (myth. Sippschaft) 1754
nischen Zeit zuzuweisen (§ 6. 7), dann wäre es
verlockend, attch den Ursprung dieses Motivs
Bv Uvlcp SV vitivsaaiv zu suchen und es den
zahlreichen Mythen zuzurechnen, welche die
Überwindung utiterweltlicher Mächte durch
eine Gottheit darstellen.
§ 37. Kyrenes mythische Sippschaft.
Auch K.'s Verbindungen mit anderen mythischen
Wesen lassen sich, abgesehen von der nur
10 historisch bedeutsamen Schwester Larisa (§ 9),
auf ihre ursprüngliche göttliche Natur und
Urheimat zurückführen. Ihr mütterliches Ver-
hältnis zu dem wesensverwandten Aristaios
scheint weit über den Bereich von Kyrene
hinaus kanonische Geltung erreicht zu haben,
trotz der Varianten Bd. 1 Sp. 550 Z. 39 ff.
Vielleicht liegt die Filiation sogar seinem
Namen zu Grunde, der sich am leichtesten
als äolisches Patronym oder vielmehr Metro-
20 nym von 'AQtazr}, dem (allerdings nur aus Athen
überlieferten, Paus. 1, 29, 4) Beinamen der Ar-
temis verstehen liefse; er wäre dann den Spuren
des ,, Matriarchats" bei äolischen Stämmen zu-
zurechnen, vgl. Töpffer, Att. Geneal. 187 ff. Für
das Alter dieser Verbindung spricht besonders,
dafs auch Aristaios in Nord- und Mittelgriechen-
land heimisch ist: erwächst im athamanischen
Gefilde auf, Apoll. Arg. 2, 516, und erscheint
in der ältesten Überlieferung {Hes. Theog. 977)
30 als Gatte der Autonoe und Vater des Aktaion,
vgl. Bd. 1 Sp. 548 f. Studniczla 133 f. Unglaub-
lich scheint uns demgegenüber der Versuch
von Immer ivahr, Kulte u. Myth. Arie. 1, 251 ff.,
die Filiation aus Arkadien herzuleiten; vollends
die damit zusammenhängende Behauptung, dafs
des Aristaios Vater ursprünglich nicht Apollon,
sondern Zeus war. Denn die Liebesverbindung
des ersteren mit einer ,, Hypostase der Artemis"
könnte nur dann dem Verdachte späten Ur-
40 Sprungs unterliegen, wenn das ihrer Jung-
fräulichkeit entsprechende geschwisterliche
Verhältnis ohne Ausnahme geherrscht hätte,
während doch Artemis, gemäfs ihrer alten mütter-
lichen Natur, Sp. 1750 Z.25ff., selbst mit Apollon
in Liebesverbindung vorkommt, Eust. II. 1197,
39; vgl. Claus a. a. 0. 31. Das Alter der Verbin-
dung mit K. bestätigt die ganz analoge, eben-
falls altthessalische mit Koronis - Aigle, der
Mutter des Asklepios, auch wenn sie nicht
50 mit K. etymologisch identisch ist, Sp. 1737 Z. 34.
Erwähnt sei immerhin auch der Versuch Studn.
148 f., die ganze Familie in Chäronea, nahe der
Heimat des kyren. Euphemos, Sp. 1743 Z. 20
wiederzufinden: nach der Ehoie Fr. 154 Bz. aus
Paus. 9, 40, 6 ist Thero, ihrem Namen nach
auch eine Jägerin und, nach dem Epitheton
Luslr] cpausaoi aslrjvrjg wohl eine Mondgöttin
{Usener, Eh. Mus. 1869 326), von Apollon
Mutter des Eponymen Chairon, dessen Name
(50 gleichbedeutend ist mit Charmos, dem Sohn
des Aristaios {Diod. 4, 82, 4), welchen Pind. P.
9, 61 drÖQÜci x^Q^cc cpiloig nennt. — Die Verbin-
dung mit Apollon und Aristaios ist in Thrakien
durch die mit Ares, Diomedes und Krestone
ersetzt, § 20, 2. 3. — K.'s einzig echter Vater
Hypseus, an dessen Stelle erst spät und
vereinzelt sein Vater Peneios tritt, (§ 9), ist
teren mit dem Löwenkampfe erst der alexaudri- offenbar eine Umbildung des Zeus "Tnatos
1755 Kyreta Kyria (Artemis) 1756
"Tipiazog^StudnA^l^ Jfaa/i, CröW.yln^. 1890 344f. zu Eigennamen geworden waren, wurden auch
(Vgl^Lapithen). Erst als Heros erhielt er den sie in den Widmungen mit dem. Titel „der
Landesflufs zum Vater und eine Nais Kreusa zur Herr" versehen. In den karthagischen Weih-
Mutter, § 2. 3. Als Vater der Themisto, Atha- inschriften lautet die regelmäfsige Formel:
mas' Gattin (§ 8), wurde er in den Stammbaum „Der Herrin Tanit, dem Angesichte des Baal
der Aioliden eingereiht, Bd. 1 Sp. 2853. Doch und dem Herrn Baal Chamman, was gelobt
blieb er bezeichnenderweise ein König ohne hat der vmd der", Baethgen p. 26. C. I. Sem.
Stadt und ist bei Pindar P. 9, 15 TLivdov 1 p. 288 nr. 180 und ur. 182ff. Eine Widmung
v.lsBvvaig sv nzviuig, also im Hochgebirge zu an Baalschamem (den „Herrn des Hirn-
Hause. Jene zweite Tochter Themisto kehrt lo mels") beginnt: „Dem Herrn, dem Himmels-
wiederais T. des Inachos und Mutter des Arkas baal auf der Habichtsinsel", BaetJigen p. 24.
von Zeus Lykaios, Istros d. KalUmacheer, Fr. Die Stele des Jehavmilk nennt die ßaalat
h. Gr. 1, 426, 57 aus Steph. B. 'Aqkciö. Clein. („Notre Dame") von Byblos: „Die Herrin,
Born. Becogn. 10, 21; vgl. Prcller-Bobert, Gr. die Baalat von Gebal", Baethgen p. 30. In
Myth. 1^, 304^ Immerivahr a. a. 0. 116ft'. So Ägypten wird in den hieroglyphischen In-
wird sie der Kallisto gleichgesetzt, an die Sp. 1750 Schriften das Beiwort neb ,,Herr" {Brugsch,
Z. 11 der mythische Name von Thera erinnerte, Hierogl. Demot. Lex. 3 p.745) unendlich häufig
und aus deren Sagenkreis auch die Verwand- den Götternamen beigesetzt (vgl. Pierret, Le
lung Apollons in einen Wolf bei Servius (§ 9), Pantheon eg. p. 96 ö'.), doch tritt dazu, soviel
in unsere Sage eingedrungen sein mag. Der 20 ich weifs, immer der Name eines Ortes oder
Name, eine Langform zu dem der Erdgöttin Gegenstandes, als dessen Eigentümer die Gott-
Themis {Robert a. a. 0.) , deutet auf ein ahn- heit bezeichnet wird, oder ein eine Eigenschaft,
liebes Wesen, wie es § 36 für K. nachgewiesen welche dieselbe besitzt oder verleiht, angebendes
wurde. Die Verschwisterung gründete sich also Substantivum, so heifst z. B. Osiris bei Pierret
wohl auf Wesensgleichheit und, da Themisto a. a. 0, p. 106 — 108 der Herr der Herren, der
als Gattin des Athamas dem minysehen Norden Herr der Ewigkeit, der Herr von Tatu, der
angehört, auch wieder auf Landsmannschaft. Herr der Freude, der Herr des Werdens in
2 — 4) die Homonymen der Eponyme von sich u. s. w. So gebildete Namen bezeichnen
Kyrene sind ob. Sp. 1735f. § 20 abgehandelt. nicht selten eine von der Hauptgottheit zu
[Fr. Studniczka.] 30 einer gewissen Selbständigkeit abgesonderte,
Kyi'eta (KvQrjva): Tiaqu KviÖLoig rj JrjurjzrjQ- in einer besonderen Lokalität oder in einer
naQÜ xo ■A.VQia slvai tov ^ijv. 'ßpoj. Et. M. besonderen Eigenschaft verehrte Teilgottheit,
s. V. KvQYixa. Vgl. Lyhophron vs. 1392 Q-^a wie Lanzone, Dizionario di mitologia egizia
KvQira TiaiiTtav hzvyrjiisvov, wo nach dem ScJiol. p. 348fl". deren ein stattliches Verzeichnis giebt,
u. Tzetzes Demeter gemeint ist. [Röscher.] beispielsweise die Hathorformen Neb 'Amun,
Kyreteios (ZvpjjTfios), Beiname des Poseidon Neb-Am, Neb-aper, Neb ämt (vgl. über die
in Kameiros, Corr. hell. 5, 337. Papadopulos- Bildung von Teilgottheiten durch lokale oder
Keramcus bemerkt zu diesem Epitheton a. a. 0. qualitative Differenzierung bei den Semiten
338: Lc culte de Poseidon avcc l'epithete Kvqi]- Baethgen p. 260 f.).
TEios sc renconfre ici pour la premiere fois; 40 Aufser in den Inschriften werden Götter
nous ne connaissons pas de legende oü se dieu und Göttinnen auch in den auf ägyptischem
soit associc aux Curetes. [Höfer.] Boden entstandenen Zauberpapyri sehr häufig
Kyria und Kyrios. Den Titel v.vQia und als xv^iog und v.v^ia bezeichnet (s. Wessely,
V.VQ10S, Herrin und Herr erhalten zahlreiche Griech. Zauberpap. von Paris u. London, Re-
Gottheiten. Doch scheint diese Benennung gister p. 182), doch werde ich die meisten der
im eigentlichen Griechenland selten gewesen zu mystischen und unerklärten Götternamen dieser
sein, da epigraphische Belege hier ganz fehlen. Papyri in die folgende Liste nicht aufnehmen.
Vorzugsweisesindes vielmehr ungriechische, Den Titel v.v^icc nun erhalten folgende
oder den griechischen nur assimilierte Gott- Göttinnen:
heiten, welche so bezeichnet werden. Beson- 50 1) Artemis.
ders vier Gebiete lassen sich nachweisen, in a) Tibur, C. I. Gr. 5942 = Kaibel, Imcr.
welchen der Titel auftritt: Thrakien, Klein- Gr. Sic. et Ital. 1124. — b) Rom, Kaibel a. a. 0.
asien,_ßyrien und angrenzende Landschaften, 964: rijv kvqiccv Mal ivsQystiv &£av iniqKoov
sowie Ägypten. Hinsichtlich Thrakiens be- 7i:ccQd-£[v]ov ["AQr£ß]iv 'Eq)B[aLav. — c) Philippo-
merkt Dumont, Ärch. des miss. scient. et litt. -poUs, Dumont, Inscr. et mormm.fig. de la Thrace
3^ ser. t. 3 1876 -p.lSi: „L'usage etaitgeneral en (zuerst erschienen in den Archivcs des miss.
Thrace d'appeler les dieux et les deesses Kvgiog scientif. et litt. 3® ser. t. 3 1876 p. 117 — 200,
et KVQia." Vereinzelter kommt der Titel in daraus wieder abgedruckt und mit Berück-
Kleinasien vor. In Bezug auf Syrien ist zu sichtigung der gesamten seitdem erschienenen
bemerken, dafs bei den Semiten der Brauch, eo Litteratur zu einem Corpus der griechischen
die Gottheit als Herr za bezeichnen, allgemein Inschriften von Thrakien erweitert) in Melanges
verbreitet war. Eine ganze Anzahl semitischer d'archeol. et d'epigraphie. Paris 1892 p. 334
Gottheiten erhalten in den Inschriften den Titel nr. 35. — d) Ephesos, in der immer gleichen
'pi<, Baethgen, Beitr.z. semit.Beligionsgeschichte Formel EvxaQLOtä cot KVQia "AQT8f.u, The coli.
p. 41. Die Götternamen Baal {Baethgen p. 144), of anc. greelc inscr. in the Brit. Mus. Part. 3
Adon (7>ad7tf/m p. 41), Marnas (i;ae/%enp. 65f.; Sect. 2. Ephesos by Hicks p. 207 nr. 578c
vgl, p. 263) bedeuten ursprünglich nichts als = Wood, Discovcries at Ephesus. Inscr. fr om the
„Herr"; nachdem sie aber aus Appellativen .^Mr/Msfew?» nr. 2; p. 210 nr. 580; p. 211 ur. ö82a
1757 Kyria (Atargatis, Athena etc.) • Kyria u. Kyrios (Nemesis etc.) 1758.
(ergänzt); ji. 212 nr. 586a; p. 213 nr. 588 = von C. I. Gr. 5115 zu v.v[Q]ia 'PoöoaztQvco und
Wood a. a. 0., Awj. nr. 3; p. 215 nr. 590; die Deutung auf Isis ganz hintällig ist. — b) Mi-
Wood, Aug. nr. 8; vgl. HlcJcs p. 213 nr. 587b tylone, Alilt. d. D. A. Inst, in Athen 11 1886
= Wood,' Inscr. fromthe Theatre ar. 4: Z. 2fF. p. 265 nr. 3 und American Journ. of Arch. 1
£vXaQiGTä\t](a &scö %cti tri KVQLa ZcotEC\Qa] v.cii p. 804 nr. 2: /:/]tt 'HXt'co fiiycclco Zaganidi \
[t] [0 [0 ['] ['] yi]cci ti] y.vQK "laiSi k. t. X. — c) Rom, Haus-
irr/ Tvxi r?iS y8Qov\aiag ^zX., wo Hiclcs unter aulschrift, Brizio, Bull d. Inst. 1873 p. 36 =
y« '•'•' -j. TT- • 1- ,n.^ ■ ^^.■ \ Kaihel, Inser. Gr. Sic. et It. zu nr. 2413, 3: ng
2-«r.t()a, mit Hmweis auf nr. 483 nchtig Ar- z,^g^^ ^„.g. ,^;l^J^,g^^^p,'„._cl)Gemmen-
temls versteht , wahrend II 00^ offenbar ^^ ^^^ ^^.^^.i^^ Nov Thes. gemm. vet. 1 tb. 19 und
Hmbhck auf die A&r,va Ztorstga der Inschrift ^. ^^^ ßnostics' p. 438 PI. E, 1: ^ ycvQ^a
nr. 600 Z. 18 p. 221 der ificfeschen Samm- k~ ' ^
lung, au Athena denkt. — e) Umgegend von "^g^. l/emesis
Osman-Kalfalar in der Milyas K Petersen u- > vermutlich Smyrna, C. I. G. 3163 Z. 5:
I\v. Liischan Reisen m Lylcien Mihjas u ^ ^f^,^^ ,^ . ~ ^-^ ^^ ^^^ Nea^a^cov t6 oAox'.
Kibgraüs IX 171 nr. 210. - f) Laodicea ad _ b) Halikarnafs, O. J. f?r. 2663 Z. S. i: ,vx<^Qi-
'^f^u\?^ \f^^t?v ul\ ' "\ T 1 f^' ^^<^^ "^^^«'5 Nef^saela.v sixvv. - c) Caesarea
DOMN A ARTEMLV KP beginnenden Inschiuft p^^^^^ ^, j ^^. J^g^i ^ ^^^^^ Waddington 1893
eines Zaubemagels (Litt, s^ bei Heim, Inoanta- ^^^^^^^^;^^y_ ^<^ ^vglaiv^] N[iii]^Civ. - d) Kar-
menta magica p. 541 m:J^&) vermutet Wil- ^^ ^^^^ -^ ^^-^^^ ^ j ^,.J_ 7036, c = v. Sacken n.
manns Ex. Inscr. Lat. 27ol den Titel ^vQta. j^.g,„^^,.^ j)^^ ^ j^ j^^^^,^, ^. Ant.-Kah. p. 439
2) Atargatis. nr. b^4.: ^vqCcc N^yi^ai iUriaov.
Kefr Haouar, Ann. d. Inst. 1859 p. 280. gs ]S[yi^piiai
Waddington, Sijrie 1890: ^fftqp^8![?] -^tto rr;s Ulpia Pautalia, Bumont p. 319, A': Xt;Q.i'ars
Kvpi^S ^]T«9yarr,[s. iVi^'ucpatg.
3) Athena, d. i. Allat, s, Badhgen p. 97f. \q^ Sophrosyne, s. Bruchmann, Epitheta
Wellhaiiscn, Skizzen u. Vorarhcitcn 3 p. 28, welche deorum quae apud poetas Graecos Icguntur p. 2 1 2
auch von den Thagif „die Herrin" genannt ^^us Meliteniotes {ed. Miller, Not. et Extr. 19, 2)
wurde, Wellhausen 3 p. 27. 29. 185. jgg 4J3_ g3g 1744,
a) Tharba in der Batanaia, Waddington, ^^ H) S ruptic bis, im Kommentar zu (7. J. Cr.
Syrie 2203a = Wetzstein, Ausgeiiühlte griech. 4930 grundlos mit Isis identificierte äthiopische
u. lat. Inschr. ges. auf Reisen in den Trachonen Gottheit, s. Brugsch, Zeitschr. f. äg. Sprache u.
u. dem llaurängehirge, Abh. d. Kgl. Fr. Ak. Altertumskunde 1887 p. 28.
d. W. 1863 [p. 255-368] p. 268 nr. 16. Wad- Khardassy, C. I. Gr. 5032.
dington 2203b = Wetzstein nr. 17. — b) Nelain Auch die Patris wird als yivqia bezeichnet,
der Batanaia, Waddiiigton nr. 2216 = Wetz- und Waddington hat jedenfalls Recht, wenn
stein p. 271 nr. 28. — c) Kanatha in der Bata- er im Gegensatz zu Franz, welcher (zu G. I. Gr.
naia, Wuddington 2345 = Wetzstein P- 321 3673) erklärt: „Kvqloc natglg videtm esse, ubi
nr. 191: T/J >t[vjQio;'j['9']^i'a roJ;«««'?]. — d) Damä natus est'-'- (nämlich ein Mann, welcher als
in der Trachonitis, Waddington 'i^b^ = Wetz- 40 .Bürger verschiedener Städte bezeichnet wird)
stein p. 299 nr. 119. — e) Harrän in der Tracho- den Ausdruck als „presgue l'eqxmalent de &£ci
nitis, Waddington nr. 2461 = Wetzstein p. 296 naxQLg" deutet,
nr. 108. * a) Kyzikos, G. I. Gr. 3673 Z. 5. — b) Tsaura,
4) Echo. C. I. Gr. 4385. — c) Termessos, C. I. Gr. 4366 i->
Caesarea Paulas, C. I. Gr. 4539^= Wad- in Add. p. 1165 =K. Keil, Philol. 5 S. 673 und
dington, Syrie 1894: t[j2Ji' kIvqlkv] 'Hxcä. Waddington, Asie MinA20i. — d)ln\mGoidns,
5) Hekate. Sull. de corr. hell 8, 1884 p. 389 nr. 8. — e)
Großer Pariser Zauberpapyrus vs. 1432 p.80 Bostra, Waddington 1924; vgl. Baetligen p. 104.
ed. Wessdy: v.\iqicc sv-cctt] cpogßa cpogßa \ ßaQ- Zum Nomen proprium ist Cyria geworden
ßaga (pcoQq)coQ qpojpßai' | tivodia kvcov (islaiva, 5Q i^ zwei afrikanischen Inschriften C. I. L. 8,
vgl. vs. 1415: v.ai av kvqlk ßoQcpOQoq)OQßtx. Q020,wona,ch. PliUo Cyria et Ceres dii sanctissitni
6) Hera. und 9021, wonach Pluto et Cyria Ceres dii
a) Dessapara, Bumont p. 328 nr. 23. — b) Phi- sancti zusammen verehrt wurden. Da dieses
lippopolis, Bumont p. 333 nr. 33: [KvQi]a{i) eh thonische Gottheiten sind und da in Griechen-
"HQa{i) 'AQza)irjvr]{i) ivxiqv. land für Persephone das mit Kyria gleichbe-
Die mehrfach in lateinischen Inschriften deutende ebenfalls zum Nomen proprium ge-
vorkommende Aere-Cura erklärt Gaidoz, Bis- wordene Despoina vorkommt, dürfte unter Cyria
Pater et Aere-Cura, Rev. arch. 3^ ser. 20 1892 hier Proserpina zu verstehen sein. Dies ist
p. 198 — 214 für „une transformation popiulaire auch die Ansicht Henzens, Ann. d. Inst. 1860
du grec "Hqu kvqloc, correspondant pour le sens go p. 84, der allerdings auch noch die Deutimg
au latin Juno Regina" (p. 205). auf die Dea Caelestis in Erwägung giebt.^
7) Isis. Mit Angabe des Objekts, worüber die Gott-
a) Ägypten, besonders Philae, sehr häufig, heit Herrin ist, wird genannt die Mondgöttin
vgl. Register zu C. I. Gr. s. v. 'löig und Wescher, v-vgCa rwv iivazt'iqcov, Pariser Zauberpap. vs. 2499
Comptcs rendus de l'acad. des inscr. et b.-l. und Kybele »5 nciarjg Mu^t'a; Jwr^?, Julian, Gr. 5
1871 p. 285. 287/8. 290, wozu kommt ^lag p. 166 ed. Si)anh.
'PsGÜY-riyng in Debbabiyeh, Rtv. des etudes Der Titel nvQiog kommt vor für folgende
grecquKS 4 p. 46 f. nr. 1, während die Ergänzung Götter:
. 1759 Kyrios (Ammon etc.) Kyrios (Damnameneus etc.) 1760
1) Ammon ('?). et ks nairts de VAfrique equatoriah, Bev. hist.
Latopolis, C.I.Gr. 4832 nach fieilicb sehr 47, 1891 [p. 1— 64j p. 18 ff. Cat des monnaies
5;weifelhafter Herstellung von KYPIG)I MyO)AI ' (jrecqucs de la bibkot/ieque nationale: E. Babe-
zu ■nvQico "A^ficovi. Ion, Les Perses Adiemenides etc. Paris 189a
2) Anubis. p. LXV, LXVl, 51, 52, CLVI, 127, 128, 230,
Debbabiyeh gegenüber von Djebelen in Ober- Max Olmefalsch- Richter, Kypros die Bibel und
ägypten, Sayce, Eevue des etudes grecq. 4 1891 Homer. Berlin 1893, passim, s. Sachlicher In-
p. 47 nr. 2 Z. 3. 4: TtaQcc \ t{o)vs nvQi{o)vg dex p. 524 s. v. Bes).
Avio)vßi.g &i{o)vg rt. z. L Zur Zweizahl der Abydos, Graffiti, Ä. H. Sayce, The greeJc
Anubis vgl. Brugsch, Bei. u. Myth. d. a. Äg. iü grafßi of Abydos, Proceedings of ihe society
p. 671, _ welcher als Anubisformen nennt: Up- of biblical archaeology 11, 1888/9 p. 318. 19
uatu-ris Sochem-tau „der die Wege des Südens nr. 3 (beginnend: zov v.v^lov Br'ioav, schliel'send
öffnet, der Mächtige der Erde" („die personi- Tcagä reo ■kvqi'co ■9'fco Brjaa); ur. 4, nr. 5.
ficierte Vorstellung der Winterwende, in welcher 7) Damnameneus.
die Sonne die südliche Richtung ihres Laufes Silberplättchen, Fröhner, Sur une amulette
einschlägt") und Up-uatu-mehit Sochem-em basilidienne inedite du Musce Napoleon III.
(oderen)-pit „der die Wege des Nordens öffnet. Caen 1867 Z. 2 p. 7; vgl. Lex. Bd. 1 Sp. 946:
Der Mächtige im (oder am) Himmel" („der zur snl xov fisyccXov Kai ayCov ovöfiazog zov 'iwv\
Sommerwende gehörige Anubis"). zog kvqlov &ioi} ^a^vavaiov xori 'Aöcovaiov |
3) Apoll on. 20 "iiccl 'Idco ^ai Zapaa^'.
a) Bessapara(Tatar-Bazarjik),Z)M»iowfp.323 8) Dionysos, d.i. Dusares, s. Wellhausen,
nr. 4. — b)Philippoi5olis, I>w»iow^p. 343nr. 07*^: Skizzen u. Vorarbeiten 'd p. 47 und Baethgen
KvQi'a){i) &sm{i) inrj-Koco^L) 'JnölXcovi ;|;o;^t<7rr;- p. 92 ff.
ptof. — c)TraianaAugusta(Eski-Zagra),X'M»ioni Soa'da in der Batauaia, C. I. Gr. 4617 =
p. 351f. nr. 6ie Z. 2. 3: }iVQi(ü{i) 'Anöllmvi Zt- Waddington, Syrie 2309, am Schlafs: nqovoia
■n8Qr}vä,{i) Kcci vlv]^cpciig %. z. 2,. — d) Comana v.vqiov v-zCctov Jiovvaov. Eine Tempelinschritt
(Jappadociae, Bamsay , Journ. of pUlology \1 ebendaselbst ( UaddMJY/ton 2315) lautet xat^s
1882 p. 146 f. nr. 1 = Bull, de corr. hell. 7 1883 xt^'^tf. Ein Priester des Dusares wird dort er-
p. 132 nr. 8, von dem Herausgeber für den asia- wähnt Waddington 2312.
tischen Sonnengott erklärt. — e) Ortakeui, Eo- 30 9) Dioskuren.
garth, Apollo Lermcnus, Journ. of hell. stud. 8 Grammata in den Akrokeraunischen Bergen,
p. 388 nr.l7 Z. 2; vgl. i^amsa^ ebenda 10 1889 Beuzey et Baumet, Mias. arch. de Maccdoinc
■ p. 228: (f)Ti>?jöü:? zov %\v(jiov , nämlich den p. 407 nr. 185: 7ro:]|9ä[Tjorff xvpt'Lotg z/iol [cKOvJ-
ApoUon Loirbenos oder Lyrbenos. — i) Berliner Qoig Env[vrio&\ri | IJcozrjQLxos k. r. L
Zauberpap. 1 vs. 297 = Abel, Urpliiea: Hymn. lOj Glykon?
mag. 1 Z.4: Apollon wird angeredet: kvqis. Kom, CLL. 6,1,112 =■ Kaibel, Inscr. Gr.
4) Asklepios. ^^{c. et lt. 959, nach Mommsens ungesicherter
a) Apulum, Ifew^en, Bull. d. Inst. 1848 auf Vergleichung von CLL. 3, 1021. 1022
p. 179 = C./.l/. 3. Äwp^j/. Fase. 2,7740a: Kv^iw beruhender Vermutung: KYPI | XAIPE | DEU
A6^lri\Ttiio xai 'TyCri \ ^ioig inqnöoig {Henzen:-io AMABILl | SAGÜ | AELIA EHUliTE | PECIT.
sni-novQtoig) yi.z.X. — b) Philippopolis, Z)Mmon* 11) Hades.
p. 342 nr. 57 ^ — c) Ischiklü m Phrygien, S. Bruchmann ^.3: Sosiphan.fr. 3, bNaucJc,
Mordtmann, O tv Kcovazavzivovnölsi tll. cpilol. Tr. Gr. Fr.'^.
Gvlloyog 15 1881, TtaQUQzrj^a p. 65 nr. 12: 12) Helios.
Kvqi'co 'Aanlrinim Zcozfiqi \ v.al "TysCa &soig \ a) Madytos (Maito), Diimont nr. 111b =
snrjKooig %. z. l. c. I. Gr. 2016 1. — b) Kara Hodscha bei My-
5) Bai mark od. rikion in Galatien, Bamsay, Journ. of hell.
Der-el-qaPa bei Beirut, J. A. Mordtmann, stud. 5, 1884 p. 263 nr. 4 zusammen mit Hosios
Mitt. d. D. A. Inst, in Athen 10 1885 p. 168 f. Dikaios zur Rache augcrufeu ('Oglov JChsov,
m.l =^Glermont-Ganneau,Bec. d'archeol. Orient. 'oü^Hlis Kvqls, vfiug £K[Ö\i^^accvE zrjv vsagav ^al
läse. 2 1886 p. 95 = C. /. i. 3. Suppl. Fa.sc. 1 rä zUvu ^avz\(x\ — c) Pariser Zauberpap.
zu nr. 6668: Äju^t« \r\E\y\vai(a Bul\iiKQyiäöi,. | vs. 639 f. hvqls ^^at^E ^syakoävvcc^s nsyKlonQcc-
Tco ■x.ul MriyQLv k.z.X. ^oiq ßcceilsv ^syiczs &£wv ■^^Xis 6 zvQtog xov
6) Besä (über welchen von Litteratur zu ovQavov ^ai zF^g yfjg v.. z. l. — d) Berliner A
oben 1 Sp. 784. 2880—2898 nachzutragen ist: Zauberpap. 1, 230 = M'essely, Eph. Gr. p. 15 "
A. \Uedemann, Die Bei. d. alt. Ag. p. 85—88. nr. 40: kvqls rfku asco coarj nrj riaco k.z.X. —
J. Krall, Über den ägyptischen Gott Bes in e) Leidener Pap. W. 2^ Z. 21 S. 32 ff. 36 f. (vol. 2
0. Benndorf,DasHeroonvonGjülbaschi-Trysa, p. 87 ed. Leemans) = Wcssely, Eph. Gr. i\l^
Jahrb. d. hmisthistor. Samml. d. Allerh. Kaiser- nr 125: imKccXovticci aslHvois
hauses Bd. 9 S. 72—95. Maspero, Gatalogue co 13) Herakles (?)
du 7nusee egyptien de Marseille. Paris 1889 a) Kalotina bei Caribrod in Bulgarien,
IrA L^^rf^'^fj *'• i^^*- "'• ^55-560.. AEM. 15 1892 p. 91 nr. 1 nach Skorpils Auf-
1079; p. 197 nr. 1084; p. 200 nr. 1099. ii^ive/e- ,~ 1^T i « i^i KKK \ 1
bure, Bites egyptiens. Construction et protec- ''^"' -^)^ ^^^n Buchstaben ^^ä unter dem
tion des edifices (= Public, de l'ecole des letircs Bild des den Löwen würgenden Herakles auf
d' Alger. Bidl. de corr. afric. IV) Paris 1890 einem geschnittenen Stein in iiennes will ^ndre,
p. 74 f. P. Monceaux, La legende des pygmees Catal. rais. du musec d'archeol. et de ccram. de
1761 Kyrios Kyrios 1762
Eennes. 2^^ t^d. 1876 p. 42 f. nr. 77 eine Ab- Kirche Nebi- Abel zwischeu Damaskos und
kürzung für die Anrufung Kvqis, KvQie, Kvqis Heliopolis an der Stätte des alten Abila,
erkennen. Indessen Ch. Lenormant, Lettre a C. 1. Gr. 4521.
M. A. de Longperier (Extr. de la Bev.arch. du 18) Labaplinesker, Pap. Mimatit. vs. 151.
15 nov. 184:6) p. 3 erklärt die 3 K auf einer 19) Mandulis, der äthiopische Sonnen-
anderen Gemme mit derselben Darstellung und gott — sein Name, in ägyptischer Schreibung
der Umschrift ANAXlOPI KOAG TO 0ION C6 Mn-tu-1, bedeutet nach Brugsch „ grofser
AI0K6I für den Anfangsbuchstaben des Wortes Löwe" — , verehrten Kalapsche, dem alten
McaP.tKTj, gegen welche Krankheit Steine mit Talmis, vgl. .Kommentar zu C.I.Gr. 5039 und
der in Rede stehenden Darstellung nach Ale- lo Brugsch, Ztschr. f. äg. Spr. u. AltertumsJcunde
xander Trall. 2 p. 377 als Amulette dienten. 25 1887 p. 28 u. p.78f.
Ebenso deutet Macarüts, 'Abraxas p. 127 die Talmis, C. I. Gr. 5046. 5047 (wo der Name
3 K auf dem Rev. einer Gemme, deren Obv. des Gottes auf Ergänzung beruht). 5053. 5057.
gleichfalls Herakles mit dem Löwen einnimmt 5060. 5070 (nach sehr fraglicher Ergänzung).
(Tab. 22, 89), während Heim, Incantamenta 20) Mamas.
■magica 13.481 nr. 60 der mir nicht sehr ein- Kanata (Kerak) in der Auranitis, TFafZ(Ziw(7fow,
leuchtenden Erklärung von Kopp, Pol. crit. 4 Syrie 2412 g = Wetzstein nr. 183: "Avvril[o\i
§728 — 732 folgt, wonach Ä für gleichbedeutend Kafiaaävov inorjat du MccQvor zcö -nvQicp.
mit p und als Anfangsbuchstaben von d'ip = 21) Osiris.
äyiog, ayiog, ayiog zu fassen wäre. Ich hege 20 Grofser Pariser Zauberpapyrus vs. 2355 f.:
zu keiner dieser Deutungcu Vertrauen. Die rm %v^icp 'Oaigidi.
3 X werden eine mystische Bedeutung gehabt 22) Pan d.'i. der ägyptische Min, vgl.
haben, ähnlich wie in der interpolierten Brugsch, Bei. p. 674ff.
{HarnacJc, Texte u. Unters. 7, 2 p. 89 Anm. 1) Tal Hamamat zwischen Koptos und Kosseir
Stelle der Pistis Sophia p. 125 die Verbindungen (vgl. Brugsch p. 677), C. I. Gr. 4716 d ^- ^^- ^^•
von 3 gleichen Buchstaben von Jesus mystisch 23) Piuton.
gedeutet werden. * Relief aus Nevrekop (Nikopolis ad Nestum),
£14) Hermes d. i. Thoth. jetzt in Serres, darstellend ■ den thronenden
a) Thebai in Ägypten, C. 7. Gr. 4767 Z. Iff., Piuton mit Nimbus um das Haupt, Scepter
freilich nur auf Ergänzung beruhend: -nalQcc] 30 in der L., die R. auf dem Kerberos, inmitten
Töj kvql'co ['Eqi.1-^ I Q-sä tQiGUByiarco] ovn oocpä der gleichfalls thronenden Persephone mit
y.o;[i] nQ[o}6\ai\cf{^ilovvxi \ Tot\ß u\gv.ovgi Trat- Scepter und Spiögel und des Hermes, hinter
SbCuv k. t. l. -- l) Sicherer ist die Herstellung welchem ein bärtiger Mann auf einen Stab
des Naiuens Hermes in den Inschriften von gestützt. Über der& Relief eingeschlossen von
Pselkis (Dakkeh) in Nubien, wo er den Titel zwei ♦ (Sternen?) dife Inschrift Ävp/'« ^;lo1;TOJv^,
Hv'otog erhält, G. I. Gr. 5080. 5082. 5088. 5092. , , , , -i,,. t r,.. . "^'l o^ 1.1
5093. 5095. 5101. 5105. 5108 c. d. Dieser Thoth »^e^en welcher 1. weibliche Büste mit Strahlen-
von Pselkis .heifst i*i den hieroglyphischen In- ^"".^^f^ \ '^'^ eines Kindes unter dem Relief
Schriften „der von der Stadt Pi-nubl" {Plin.: ^le Inschrift Avq. M80TiHBv&og ke Avq. FrinB-
Nups, Ptolem.: Pnups), „Thoth von Pnubs, der 40 '?^?i« E^ß^vsog yvvrj MovHiavov, tovg^ -^.o^S
grofse Gott, der Herr der Stadt Pselk» etc. c^ve&n^av Petras N. Papageorgios, Eaya 1893
{Brugsch, Bei. v.^SAt Lonzone, Diz. v- 1271 S.), ^,^- 1%^. I08 wonach ^ochensehr. f. kl. Phil
wie ihn denn auch mehrere griechische In- Iff Sp 392 und M^H. d. Ksl. D. A. Inst.
Schriften von Pselkis navTvovcpig oder iTaor- ^"*- ^^*- ^^ ^^^^ ^- '"•
vovcpig {C. I. Gr. 5073. 5087. 5096. 5097. 5100) 24) Priotos, s. Horegebthis.
nennen; den Titel -AVQiog führt letzterer, nach 25) Sabazios.
Ergänzung, in 5087, nach Korrektur in 5096. a) Serdica (Sophia), Dumont p. 315, L =
15) Heros. v. Domaszeioski, AEM. 1886 p. 329. — Dumont
Vgl. im allgemeinen Dumont, Comptes- p. 561, Add. G^ = AE3I. 1891 p. 150 nr. 25
rendus de l'acad. des inscr. tt b.-l. 1868 S. 417. so Z.1.2: Äu9t'cö(i) Z'af ortico(i) 'A&vTtaQrivä{i)v..r.l.
a) Bessapara, Dumont p. 329 nr. 24. — b) Phi- - b) Jeni-Nikup, v. Domaszeioski, AEM. 1886
lippopolis, Dumont p. 332 f. nr. 32 und p. 335 p. 241 nr. 6: 0aä?] 'iSdccg ^lEyülrjg j ^;jrp]6[g]
nr. 39. — c) Bobaiaci bei Radomir, Dumont Ju'Hlico iisyallco ■nvQi]co Ufßa^ico ay[io}it.T.X.
p. 563, add. Q^ == AEM. 1891 p. 153 nr. 35: 26) Sarapis.
'Jyccd-fjL Tvxrjt\KvQLcoi.'''HQ(oi SovrrjXT^väi. UctQ- a) Alexandreia, C. I. Gr. 4684. — b) unbe-
öä lag Aovnov \ svxt]v. stimmter Herkunft, vielleicht aus Abydos, C. I.
16) Horegebthis (51psyf(30'tc), worin 5aj/ce (rr. 4710 Z. 5 — 7: Kvqi\s Zagam, dog ayzmi
wohl mit Recht eine Eorusform vermutet — Trjv -/.ats^ovoiav | -nazcc xäv i\J^^%QViv avzov. —
in einer hieroglyphischen Inschrift {Lepsius, c) unbestimmter Herkunft, vielleicht aus dem
Dkm. 3. Philae 4, 25. Lanzone p. 573) heifst 60 Nomos Antaiopolites: avTila[f\ov, v.vqis Zu-
Horos „Horos, Herr von Geb, der grofse Gott, gam. — d) ad Hieran Sykaminon (Meharrakah),
der Herr von Abda" — , sowie Priotos und C.I.Gr. 5110 u. 5115, wo aus dem sehr lücken-
Isis Resakemis werden als yivgini Q-bol he- haft erhaltenen Text ohne Sicherheit dort
zeichnet in der schon erwähnten Inschrift von TtgoGBv.v[vriaa] xhv iv tB[g]ä [ZuxauiV]«
Debbabiyeh, jRßjj. rfes e'l f/r. 4 p. 46 nr. 1. [■A]vgi[oy Z[ägamv . . ., hier 7T[a]ga [t^]
17) Kronos (s. d.). vermutlich eine semi- xi;[p]ta Podogvegvlo)] x[ai] tov zvgiov Z[a]Qd-
tische, mit dem griechischen Gott identificierte TtiSog 4!v[v8vv'\ov hergestellt wird. — e) Smyraa,
Gottheit, vgl. Baethgen p. 276f. C. I. Gr. 3163. — f) Kreta, Arch Anz. 1855
BosoHER, Lexikou der gr. u. röm. Mythol. II. . 56
1763 Kyrios Kyrios 1764
p. 45* nr. 2 und 1864 p. 169*. — g) Athen, reo v.vqlw KauK(io(g) MttX%ctCov m. r. X. und
V. Syhel, Kat. d. Skulpt. Z.Athen S. aOO nr. 4091 = /. H. Mordtwann, AEM. 1 884 8 p. 1 89, welcher
C 7. ^/f. 3, 145a. — h) Rom, ViojDa Codini, Gold- in Zeus eine syrische Gottheit vermutet: ^lil
plättchen: AIßNEPnETA KYPIE CAPAni AOC ■AVQito (am Schlufsy — i) Maad im Gebiet von
NGIKHN KATA TTAIN YTTOTTETPAN, worin Padre Byblos, nach Renarts {Mission de Phenicie p. 242)
Secchi, Bull. d. Inst. 1852 p. 151 f. eine Bitte allerdings ganz willkürlicher Herstellung der
um Sieg „contro Ja virtü naturale d'una fan- äufserst entstellt und lückenhaft überlieferten
ciulla innocente" sehen will, während Fröhner, Inschrift: ra -avqlco Ja iis yiv[Qi'](o 'Oaov j [Zs-
Une amulette hasilidienne ined. du miis. NafO- }.]sv)iog\[d's]ov SaTQ(i[nov] i8QBvg\ inoirjae. —
leon III. Caen 1867 p. 9 xaro; näv (statt nä- lO k) Pajp. XLVI Mus. Brit. vs. 483ff. : £nLv.ciXov-\
cav) vTcoTCStQKv „conttc toute tentation" ver- faxt as tov öwaaTr^v zäv &ecöv vtpißQsniza Zsv
bessert. Unrichtig erklärte Harduinus, Pop. Zfv xvgavvs 'J daival -n-ügis iamovr\?.
Num. p. 368. Oper. sei. p. 127, mit Billigung Auch die den Göttern gleichgestellteu Herr-
Eckhels, B. N. V. 2 p. 36 f. das KYPIA in scher der hellenistischen Zeit, wie die Ptole-
der Aufschrift 0EOY MEfAAOY KYPIA maier {C. I. Gr. 4717 Z. 29) &vnv rot? Kvgi'oig
OAHZlTßN auf Tetradrachmen von Odessos &soig, vgl. dazu C. I. Gr. 4697 Z. 46 — 50),
für eine Abkürzung von v.vqlov ZagäTiidoQ. sowie die römischen Kaiser werden v.vqioi be-
Man hat längst darin einen Beamtennamen titelt. Für letztere will ich, die zahlreichen
erkannt, s. Drexler, Mythol. Beitr. 1 p. 78 und epigraphischen Belege beiseite lassend, nur
Picl-, Wiener num. Zeitschr. 23 p. 56. Ob 20 anführen eine auf den Tod des Septiniius Se-
Padre Sicchi, Bull. d. Inst. 1852 p. 151 (vgl. verus bezügliche Münze von Kaisareia in Kappa-
Pleui, De Sarapide p. 32) die hievoglyphische dokien mit der Aufschrift EIZ 0ANATOYZ
Inschrift eines ägyptischen Intaglio mit Recht KYPIOY (IIead,II.N.-p. 633. Z.f.N. 11 PI. 1,5),
Sarape Neb „Sarapide Signore, padione" liest, sowie eine unter Gallienus in Tarsos geprägte
scheint mir zweifelhaft, da, wie oben bemerkt, Münze der Sammlung Waddington, auf welcher
im Ägyptischen neb nicht ohne einen näheren Nike einen Schild hält mit der Aufschrift 6IC
Zusatz zu dem Namen der Gottheit tritt. ' K\ÜHkJOY(iKX?\OXQ.(}Vaddington, Asie Min.,
27) Soknopaios d. i. Sbk n pa a ,,Sobk Kommentar zu nr. 851, Sabotier, Bev. num.
der Insel", der Krokodilgott Eovxog, die Lokal- 1859 p. 292 PL 11, 3), wozu die Inschrift eines
gottheit des Faijum. 30 Altars in Ankyra: Elg atwva xov v.vqiqv,
Inschrift im Museum von Gizeh, vermut- Perrot, Exploration archcol. de la Galatie et
lieh aus Dime am Moirissee: 'Tn£Q KaCcaQog de la Bithynie p. 237 nr. 127 das Seitenstück
Avtov.QäroQog @£ov sk Osov t] ot-nodo^i] rov bietet; endlich eine Münze des Gallienus von
niQißolov Tcö(() ■ö'ECQi Kai KVQi'co{i) Zo-AvonaCwi Alexandreia mit der auf das zehnjährige
nocQu za[i>'\ sv. Nsi'lov nöXsag nQoßcizo%zr\vo- Regier uugsjubiläum des Kaiser bezüglichen,
zQOcpriv [sie!] ■aal zäv ywuLKav ^al zäv xi-avcov von einem Lorbeerkranz umschlossenen Auf-
svxr)v L<5 KaiauQog ^a . . . ., Krebs, Gott. schritt A6KA;eTHPIiCKV PIOV, Poole, Cat. of
Gel. Nachr. 1892 S. 536. Eine andere Inschrift the coins of Alexandria p.-291 nr. 2240 pl. 31.
aus Dime ist gewidmet Eo-Avonaiai %dcI Nb- Mit Angabe des Objekts, als dessen Herr
(psQ6r]i 9soig fisyiazoig, Krebs a. a. 0. S. 533 10 oder Verleiher die Gottheit gedacht ist, wird
nr. 2. In der zweiten Gottheit erkennt Krebs Dionysos "Ti]g genannt ag Hvgiog zrjg vyQccg
die in einer Tempelrechnung {Äg. Url'. aus cpiascog, Plut. de Is. c. 34. Lobeelc, Agl. p. 104(i,
d. Tcgl. Mus. zu Berlin. Gricch. Urk. Bd. 1 heifst Helios im grofsenPöns.Zaw&erpajj.vs. 639.
Heft 1 nr. 1 Z. 26) genannte laig NscpBQafjg 640 6 Kvgiog zov ovg(xvov nal zfjg yt'ig, der
d. i. „Isis mit dem schönen Throne" (nfr-s löwenköpfige Sonnengott vou Heliopolis yvö-
= sv^^govog). In derselben Urkunde, sowie (pov -nal avenmv v,vgiog {Fröhner, Melanges
in nr. 16. 28. 76. 80. 149. 162. 183 kommt d'epigraphie et d'archeol. 1 p. 1 nr. Iff.), offen-
auch der Soknopaios vor. bar derselbe, und nicht, wie im JsXtlov zrjg
28) Zeus. 'Eaii'ag, 1889, Nov. 26, s. Wochenschr. f. kl.
a) Serdica, Dumont p. 316, P. b. — b) Bessa- 50 Phil. 1890 Sp. 185 fälschlich angenommen
para, Dumont p. 324 nr. 9 u. p. 324. 325 nr. 10. wird, König Amasis, in dem Fragment einer
— c) Philippopolis, Dumont p. 333. 334 nr. 34. Inschrift von Salamis auf Kypros &Bi)g iityag
— d) „Stele apporte'e de Mcnneh", Waddington, v.vgiog ^HliovnolBcog fcooJoTr^g aläviog, Zeus
Asie Min. 667 = C. I. Gr. 3438 = Bosclier, bei Plndar, Is. 5, 67 6 nävzcov v.vgiog\ eine
Ber. d. Kgl. Sachs. Ges. d. W. Phil.-hist. Kl. unbekannte Gottheit wird auf einem in Rom
1891 p. 125, d: tsgä cvvßLcoatg vB(ozBga %uz' gefundenen Amulett angerufen xvpif dö^rig
BTiLzccyrjv zov yioLgcov (denn dies i^t natürlich m««. xgrjGticöv, Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et It.
= ■Kvgiov) zvgoLVvov z/iog ßldctpaXazrjvov yial 2413,16,0. Hinsichtlich des Gottes der Christen
M)]rlTicci.iov Bvxriv. — e)Da,müskos, Waddington, will ich nur erwähnen die Verwünschung bei
Syrie 1879 = Ü. I. Gr. 4513, Schlufs: 5h zäv fiO Hirschfeld, Epigr. Nachlese z. C. I. L. vol. 3
zov yivgCov diog [Tigoaoöcov. — f ) Hebrän in der p. 44 beginnend iTtiyKxXovfiat, Kai c?|tc5 zov
Batanaia, Wuddmgton 2288 = C. I. Gr. 4625: Sbov zov vipLazov xov v.vgiov xäv TivBviiäzcov
xo{v) vaov v.vgCov ^log BKOvirjoa, und Wad- %al ndarjg cagnög m. x. X., vgl. Z. 9 Kvgis 6
dington 2290 = Wetzsttin nr. 198: Jil 'tivgia ndvxa Icpogäv.
[(]vxriv V.. X. X. — g) Aqrabä in der Auranitis, Hinsichtlich der verwandten Beziehungen
H aci!(/*»(/fon 2413b =Tref^&iem nr.l79, Schlufs: Stonoiva, ÖBcnoxig und dsGnöxrjg ist zu be-
JlI v.vgi(a. — h) Aera (Es- Sanamein) in der-Aura- merken, dafs sie in der griechischen Poesie
nitis, Waddington 2413 j = C. I. Gr. 4588: JCl viel häufiger, bei den Prosaschriftstellern ver-
1765 Kyria {öißTtoiva, ösönorrig) Kyria u. Kyrios {ösöTtozn^g, dominus, -a) 1766
einzelt, in den epigraphischen Widmungen weit p. 63 Bind.; Auraos oder richtiger Aumu, der
seltener als KVQia und yivgiog gebraucht werden. nabatäische Sonnengott (vgl. Waddington, Syrie
Den Titel Sicnoiva verzeichnet Bruch- zu nr. '2392. Batthgen p. 101. de Vogüe, Syrie
mann, welcher die Prosaschriftsteller aus- Centrale y>. lOd. Wellhauscn, Skizzen u. Vorarb.
schliefst, für Aphrodite p. 56, Artemis p. 44. 3 p. 5. 61), Wuddinglon 2393 Z. 3: 6[^g] zov
45, Athena p. 7, für welche ihn noch Aristid. ösanÖTViV [«et] dvcHrjTov "llltov &i6v Avfiov;
Or. 2 vol.l p. 12 Dind. anwendet; vgl. Sicnoivu Balmarkod, C. I. Gr. 4536. MiU. d. K. D. A.
IlccXlag C. I. Att. 3, 217, Demeter p. 74, sowie Imt. in Atli. 10 1885 p. 167; Dionysos, Bruch-
Sainml.d.gr.Dial.-Tnschr. 3. Bd., 4:.Rit.,l.B'ä\ite mann p. 83; Hades, Bruchmann p. 2; Helios,
p. 235 nr. 3537, b = Ntwton. Diso, at Cnidus JO Bruchm. p. 145 und in den Anrufungen bei
etc. 732 nr. 82, Eirene p. 9.^, Euhemeriap. 118, Porphyr, de ahst. lib. 4 p. 329 Bho(r (Gebet
Eutelia p. 119, Hekate p. 96, Isis p. 161, vgl. der ägyptischen Imbalsamatoren, also ist Ra
die Prosainschrift von Philae, C. /. Gr. 4945; gemeint); Heliodor 10 p. 518 Bekh. Hippia-
Kybele p. 167, Leto p. 168, Nemesis p. 179, trica ed. Miller p. 100, c. 692 = Heim, In-
Nike p. 181, Peitho p. 190, Persepbone p. 191, cantamenta mag. p. 499 nr. 113. P<ip. Paris.
Philia p. 217, Podagra p. 193, Selene ]). 205; 1948; sowie in dem Schwur ov (lä xov ijiov
vgl. in Prosa Heliodor, Aeth. 10, 41, Sophrosyne dsanözriv riXtov, Iid. Or.l p. 222; Heros, Bruüi-
p. 212, Tyche p. 214. mann p. 155; Kabeiros, Bruchm. p.l62; Kronos,
Zum Nomen proprium ist Despoina für Bruchm. p. 166; Mandnlis, Fuchstein, Epigr.
Persephone geworden, besonders für die im 20 Gr. in Aeg. rep. nr. XXXIV. B u. C p. 71 — 73;
Lykaiongebiet von Arkadien verehrte, s.PreZ/er- Oserapis d.i. Osiri-Hapi = Sarapis, F. Blaß,
Bobert 1 p. 306 und Anm. 1. Wide, Lakonische Ein griech. Pap. in Wien, Philologus 41 1882
Ä'tyZiep. 111 f. Anm. 2 p. 373. Immencahr, Kulte p. 746 — 751 = Petrettini, Papiri greco-egizi
u. Mythai Arkadiens 1 p. 39. 88. 98. 100. 121; ed altri greci monumenti deW I. B. Museo di
vgl. in Italien Kaibel, Inscr. Gr. Sic. et H. 641 Corte tradoiti ed illustrati. Vienna 1824. 4°
Z. 7. SIg. d. gr.Dial.-Inschr. 2, 2, 1654 Z. lOf. : p. Iff. : 'ß dscnox' 'Oaegani Ka(t) &£ol ot fifrä
zlsanoivag (dsaanoivac) öe vno v.öXnov i'Svv zov 'Oosg[cc7no]? «aJÖTjfiSvot; Osiris, C. I. Gr.
X&ovi'ag ßaadsiag, so-wie Slg. d.gr.Dinl.-Inschr. 4945, s. Kegister = Brugsch, Z. f. äg. Spr. 26
3, 4, Hälfte 1 p. 239 nr. 3545 = Neicton 742 1888 p. 68; Pluton, Heuzey , Miss. arch. de
nr. 91, wo mit Jianoiva Demeter oder Peise- 30 Macedoine p. 288 nr. 120: Oiä dsanoTr] \ IIlov-
phone gemeint ist Fälschlich wird im Kom- zo^vt, v.cci zri noXn 'Eavt^ ; Polemos, Bmchmann
mentar zu den römischen Grabinschriften C. p. 194; Poseidon, Bruchmann p. 195; Zeus,
I. G^r. 6657 u. J.d(/. p. 1270. 6663. 6685, sowie Bruchmann p. 124. 126. 127; wohl auch in
im Register die Jsanoiva der Formel Kcczä der Inschrift aus Anchialos Arch. ep. MM.
yiiXivaiv r/js Ssanoivr^g für Persephone gehaL a. Öd. 10 S. 173 nr. 3: AHYnZIIAEZ///; TH,
ten. Hier ist die Herrin des verstorbenen was Benndorf a. a. 0. Anm. 2 allerdings zu
Sklaven gemeint. In einer Inschrift von Misträ da vi\}ic\z(p] B[Ttön\zri ergänzt,
in Lakonien (C I. Gr. 1464. Lebas-Foucart, Ammon wird angerufen 'Oiuftjrou dsajtoza,
Pelop. 1464. Wide V. 171. 242. 260) werden Pind. fr. 36 Bergk. Bruchmann i:>. 18; Apollon
neben einander genannt Demeter, tiespoma,, ao öianoza Mov6(a[v], Berliner Zaiiberpa2}. 2, IGi;
Persephone, Pluton, Tyche. Hier scheint Des- vgl, Loxias: zävös Ssanozrj dößcav, Aeschyl.
poina eine besondere Form der Persephone zu fr. 86 Nauck^. Bruchmann p. 26; Eros heifst
sein, vielleicht die oben erwähnte arkadische 6 noXXäv Ssanözrig, Com. anon. fr. 169. Bruch-
Despoina, welche sich nahe mit Artemis berührt. mann p. 113; Hades &?6g 0 ndvzav Ssanözrjg,
Zonaras p. 448 verzeichnet roQyädsg, at „Philemonis (aut JDiphiliJ fr. '2i6 Kock", Briich-
diGTtoLvuL, wo Wieseler, Gült. Nachr. 1888 maym p. 2; Helios wird angerufen dionoza
p, 417 ai JicTtoLvat schreiben will. ^toffftov, Bruchmann p. 145; Tornyris ruft zum
Als däanoivcc xoqü>v, Sianoiva. yccucov wird Schwur an ^Xiov zov Maaaaygzsav dsanözriv,
Eirene bezeichnet, J.Wsi02j/i. Pc(A' 976. Bruch- Herod. 1 c. 212; vgl. dazu Wesseling p. 100;
mami p. 95, als dsanoiva ncvzrjyiovzcc NrigyScov 50 lao wird angeredet ngöizs öscTtoza ^aväzov,
^oQäv Thetis, Aeschyl. fr. mNauck-. Bruch- Orig. contr. Gels. 4 p. 296 ed. Spencer, vgl.
mann p. 159. Stickel, De gemma abraxea nondum edita p. 7;
Der Titel Ssanozig kommt vor für Hera, Pluton wird angeredet Sianoza IIXovzcov (is-
Bruchmann p. 152. ,,Tb yovv iivaziKov ^Ev.äzri XuvonzSQvyav ovslqcov, Lyr. an. fr. 126 Bergk.
^sgascpövBia v.aXsizai zäv vnox^ovCcov Ssanö- Bruchmann p. 2; Poseidon 'la&nov dsanoza,
Ttg", Crusius, Anal. crit. ad paroemiographos Pind. Is. 6, 7 (5). Bruchmann p. 195; vgl. Pind.
Gr. p. 13. Moira heifst Xivov.XciiGTov decnözLg Py/h.4r,369) (201) dBanözav — vaäv, Bruchmann
■^Xa-Kcczrjg, A. P. 7, 12, 4. Bruchmann p. 172; p. 195; Zeus 'OXvfinov dscTtozag, Find. Ncm.
Podagra ÖBanözig novav, Lue. tr. 137 f. Bruch- 1, 17 (13), Bruchmann p. 126.
mann p. 193. GO Auch die römischen Kaiser werden, wie
Die Götter werden als ot dsanozai dsoC die-persiechenGvo[skömge{s.Spanhemitis,Observ.
bezeichnet von Julian, Or. 5 p. 174. ad Liiliani Or. 1 p. 80 f.), oft als Ssanözrig oder,
Den Titel Ssonözrjg erhalten: mit einem Zusatz, als yfjg xort &aXücr,rig ös-
{AriQ, Bruchmann p. 5); Apollon, Bruchm. cnözrjg, Perrot et Delbet, Miss. arch. en Bithynie
p. 20. 22, die von ihm citierte Inschrift (Kaibel, et Galatie p. 124 nr. 87; yag Kcel 9(xXuaßo:g ös-
Epigr. Gr. 1040 = C.L. Gr. 4479, 0) jetzt rieh- onözag, C. I. Gr. 2181; yng xat iltixXuaarig v.clI
iigev hei Sterrett, The Wolfe Ex2)edition -p. 311 ff. navzbg KvO^gänav yivovg dean6zr,g, C. L. Gr.
nr. 437; Asklepios, 5n/c/r?rt. p. 51. 52. Aristid. 1 3710, bezeichnet.
56*
1767 Kyria u. Kyrios (domma, -us) Kyria u. Kyrios 1768
Das entsprechende lateinische domina zweifelhaft ob d(eus) oder d(ominus) in nr. 56.
(domna) und dominus (domnus) wird sowohl für 173. 197; dominus auf Ergänzung beruhend in
einheimisch römische als für ausländische Gott- nr. 2. 99. 167. 191. 270. (Der Titel dominus
heiten häufig gebraucht, vgl. Heinsius zu Ovid, entspricht bei Saturnus in Afrika dem Titel
Her. 4, 12 in Burmann's Ausg. 1 p. 40. adön des Baal in den punischen Widmungen
Es findet sich domina bei: Adaegina ('(iomma von Karthago und Maktar {Toutain p. 102),
[T]uribri[g(ensis)] Adaegina), CLL. 2,605; denn Saturnus ist hier der karthagische Baal
Arteaiis(doi)ina Artemix),Wilmanns 27 öi; Bona. (p. 103), Saturnus Balcaranensis ist Baal-
Dea Agrestis, G. I. L. 6, 68 (bineficio dominaes Quarnaim d. i. der Baal des Berges der zwei
medicinis sanatus I ; Dea Caelestis, C. I.L.&,11\ lo Hörner [Spitzen] [p, 103 f.]); Silvanus, CLL.
Dea Syria (dea d(omina) L)asijr(ia)) , C I. L. 6, 597. 607; 9, 2164; Sol, C. L L. 5, 8970
10,2,1554; Diana, ilfar«. 12, 18 vs. 3; Haera, (dOMINo SS, zweifelhaft); 6\ /. L. 6,699. Ohne
C.I.X. 5,8200; Isis, C. 2. i. 2, 33. 981. 10,6303; Angabe des Namens des Gottes: DüMN REg|
A. E. M. 0. 3 S. 177 nr. 1; vgl. luv. 6, 530: ET DOMNO ET | BONO EVENTO, C L L. 3,
Credit enim ipsius dominae favore moveri ; Apul. Suppl. 2, 8249; domnus et domna, C L L. 3,
met. 11 c. 21: iuhenfe domina; Inno, Prop. 2, iS'mj^^jL 2,7749 (fraglich); 7833. Unendlich häufig
5, 17; vgl. Ovid, Am. 3, 13, 18: Invisa est ist die Bezeichnung des Kaisers als dominus,
dominae sola capella Deae; Verg. Aen. 3, 438: s. d. Register zum CLL., Beurlier, Essai sur
Lunoni cane vota libens, dominamque potentem Je culte rendu aux emp. rom. p. 51. Spanhemius,
Supplicibus superadonis; Lima (Domina Luna , 20 Observ. ad lul. Lmp. Or. 1 p. 81. Indem die
Lovis filia), „Medicina Plinii" im Cod. St. Call. Christen sich weigerten, diesen nach ihrer
751 p. 227 bei Heim, Incant. mag. p. 558; Meinung nur Gott zukommenden Titel dem
(Mater Magna, Val. Flacc. 3, 23: adsuetus Kaiser zu geben, gerieten sie in Konflikt mit
Phrygius dominam vectare per urbem; Verg. der Staatsgewalt, Edmond Je Plant, Les actes
J.e«. 3, 113: Et iuncti currum dominae subiere des martyrs, Mem. de l'ae. des inscr. et b.-l.
?eowes);Nymphae, ai.i. 2, 1164; Venus, a/.i. 30, 2 p. 125— 6, §22.
2, 1638. 1639. Pctron. sat. c. 85. Apid. Met. 8 Noch sei bemerkt, dafs der Nordwind bei
c. 25. Prop. 4, 2 (3, 3), 31. Oi'id, Ars. am. 1, 148. den Neugriechen noch heute Kvq BoQjccg heilst
Domina (domna) ohne Angabe, welche Göttin {noXkrjg, JrjfidSsie (ifzscoQoXoyLKoi (ivQ'oly).34:S.
gemeint ist: C I. L. 3, 1004; 5, 3307; 6, 809; 30 Bent, The Cyclades p. 265), dafs bei denselben
10, "5652. 6076; dominae: C I. L. 3, 1005; die Neraiden die Namen r} naXalg KVQccSsg,
5,774, vgl. 8246: DOM -TR, aufgelöst zu do- oder einfach f; -nvQddsg oder in Koseform fi
minis vel dominabus tribus vel triviis; 12, 2446. Mvparcatg, und ihre Gebieterin den Titel ry
Die AOMNA IßTlPA einer Münze von Kyzikos fi^yälrj kvqÜ, führen, B. Schmidt, Das Volks-
{Mi. 2, 538, 168) erklärt Marquardt , Cyzicus leben der Neugriechen p. 100. 101. 107; vgl.
u. sein Gebiet p. 124 nach Pellerin's Vorgang I>j7</jC2/,J-rc/t. Zi^. 1874 p. 91 Anm. 4, sowie dafs
für Persephone und erkennt in AOMNA das Sonne und Mond im Mittelalter, letzterer in
lateinische domina, während Eckhel, D. N. 2 einigen Gegenden sogar noch in der Neuzeit,
p. 432 das Wort für syrisch hält. als „Herren" bezeichnet werden. Derb. Eligius
Dominus (domnus) erscheint inschriftlich 40 verbietet den Gläubigen: „Nullus dominos
bei: Aesculapius, C I. L. 6, 17. 18; 8, 1267; Solem aut Lunam vocet", Vita 8. Eligii auctore
ApoUon, C I. L. 6, 2798 = Dumont p. 480 Audoeno, D'Achery, Spicil. ed. 4^ t. V p. 216,
nr. 117*^ (Deo Domino Apollini Verfgjulesi); s. Deloche, Eevue celt. 9 1888 p. 433. Fritz
Balmarcod, Mitt. d. D. A. Inst. i. Ath. 10 p. 167 Schultse, Der Fetischismus p 245. Grimm, D.M.
nr. 3 = C J. L. 3. Suppl. 1 nr. 6673 (Gen(naeo) 2* p. 587. Im Anjou hiefs ,,Ie soleil seigneur et la
dofmino \ Baimarc [odi); Cusuneneoecus, CLL. lune dame", Bodin, Pech, sur l' Anjou 1, 86 bei
2, 2375 = Suppl. 5552 (deo domeno Cusune Grimm 3* p. 205. — Nicolaus Magnus de Gaive, De
neoeco) ; Fatus (fraglich), C I. L. 2, 1276; Fidus super sticionibus 10, v. b bei Grimm 3*, Abergl. E
(DOMNO- FI®! M-NAEVIRIVS! FELIX. PRo- p. 414 sagt: „Sicut unam vetulam novi, que
PRo ! SE • ET • SVOS -V-L-M), CLL. 3, 1289- 50 credidit Solem esse deam, vocans eam sanctam
luppiter, C I. L. 2, 4442; 4501 (fraglich, da dominam.^' In der Oberpfalz heifst der Mond
Mommsen statt d(omino) v(ohim) s(oloit) auf- noch heutzutage Herr Mann, v. Schoemverth,
löst d(edit) v(oto) s(oluto); C. I.L.Q, 82h; Mars, Aus der Überpfalz 2 p. 61. SimrocTc, Handb.
CLL. 2, 3618; Mercur, Clermont-Ganneau, d. deutschen 3Iythol. 3. A. -p. BM. Ans L. Lloyd,
Bev. arch. 3^ ser. 4, 1884 p. 279 nr 44 (Msq- Svenska Allmogcns Plägseder. Stockholm 1871
%ovQia zJcofiivca xcofi>j? Xanäv{og), Ham in revzeichnet M. di Martino, Archivio delle tradiz.
Syrien; Mithras, C I. L. 2, 196.6 (domino pop. 7 1888 p. 58, dafs bis vor kurzem das
invicto); C I. L. 6, 82 a. C I. L. 7, 579 (frag- schwedische Landvolk zum Beginn des Jahres
lieh); Osiris, Academy 1883 March 31 p. 228; den Neumond mit einem Liede begrüfste,
Sarapis, C I. L.rB, 4817 (fraglich); Saturn, oo welches in der italienischen Übersetzung be-
C I. L. 5, 4013. 5000. 5021, 5068; 8, 2670. ginnt:
6353, 8246. 8247. 8308. 8434. 8452. 8461. 9329. „Benvenuto, nuovo re,
Eph. Epigr. 4, 526; 5, 1186; 7, 513; J. Toutain, Benvenuto, signore".
LesanctuairedeSaturnusBalcaranensisauDjebel In einer russischen Zauberformel bei PaJston,
Bou-Kourne'in (Tunisie) , Ecole fr. de Pome. Songs of the russian people. Second. ed. p. 367
Melanges d'arch. et d'hist. 12, 1892 p. 3 — 124, wird der Mond angerufen: „Grant, o Lord,
sicher in nr. 4. 17 (Saturno domino Balcara- that the teeth of nie, the servant of God, may
nensi Aurj(uRto)). 73. 296, zweifelhaft in nr. 365; become mute, may never ache."
1769 Kyrianassa Kythereia 1770
Die soeben erschienenen Greelc Papyri in 288. 9, 1 ; später bäuüg, Hes. Theog. 196. 934.
thc Brit. Mus. Catalogue ivith texts editcd by lOOS. Aesch.Suppl.ddd. Änaheont. 19,4:. TheoJcr.
F. Kenyon. London 1893. 4" geben das Bei- 23, 16. Apoll. Ehod. 3, 108. 553. Quint. Smyrn.
woit Kvgi'u der Isis, p. 100 nr. 121 Z. 492. 502 f. 8, 98. 14, 69. Coluth. 254. 289. 317. Mus. 43.
{kvqi'k 7cts Niiieaig 'ASQÜatHa nolvcövvfis 83. 146. Anth. Pal 5, 135. 278. 6, 18. ö, 385, 5.
Ttolv^OQcps) und 'der Selene p. 112 nr. 121 608. 619.791. A«</i. P/a». 171. 173 f. 206. 337.
Z. 866; das Beiwort v.vQiog dem Asklepios, 357. Notm. Dionys. 1,4:10. 2,665. 3,444.4,60.
p. 104 nr. 121 Z. 640, d. i. nach Z. 630 (tov iv 82. 5, 140. 188. 8, 418. 11. 500. 13, 348. 409.
MsficpsL 'Ao-Alnniöv) Imhotep; dem Bainchooch, 15, 272. 285. 390. 16, 209. 331. 20, 245. 24, 297.
p. 120 nr. 123 Z. 1; dem Helios, p. 101 nr. 121 lo 300. 29, 135. 341. 31, 120. 243. 32,216. 33, 110.
Z. 529. 537; dem Hermes, d. i. Thoth, p. 116 149. 307. 41, 6. 309. 42, 492. 47, 268. 48, 21.
nr. 122 Z. 2. 3. 4. 15. Von Verbindungen mit 228. 276; daneben findet sich die Form Kv&s-
v.vQLoq werden erwähnt: p. 69 nr. 46 Z. 134ff. Qi]ci, Sapplio fr. 62. Bion Epit. Ad. 15. 26.
u(o%. aßacüd'. ßaov^ ioaK GaßctaQ- | laco ovzög 55. 59. 63. 81. 93, besonders (= Cytherea) bei
sazLv ö -KVQios zäv &Eäv I ovvög sativ 6 %vQLog lateinischen Dichtern, Hör. Od. 3, 12, 4, vgl.
T/)? OLKOV[isvr]g, vgl. Z. 139 navraTivQLS; p. 80 1, 4, 5. Tihull. 4, 7, 3. Prop. 3, 6 (14), 25. Ov.
nr. 46 Z. 467 f. b v.vQioq xäv nvsvficczwv 6 Met. 10, 717. 14, 487. 15, 816. 3Iart. 9, 13, 4.
a\7tXävr}rog aiav iüoa ovrji; p 117 nr. 122 Z. 30f. 11, 81, 6. Auson. p. 214 (Peiper) oder Kv&bqt},
der äthiopische Kynokephalos des Hermes als Poet, bei Luc. conv. 41. Manetlw apot. 2, 460
v.vQiog zcöv xiövcov; p. 107 nr. 121 Z. 713ff. 20 oder Kv&SQTjig (Cythereis), ManiL 2, 33. Ov.
werden angerufen -avqioi Sö^rig xqrnicLZißcizs Met. 4, 2%% oAgy KvQ-SQr]'Cäg, Manetlw 4, Zb'd
(101, nsgl zov ÖBivog ngäyfiu zog sv ruvzr] zf/ oder Kv&siqtj, Anth. Pal. 9, 606. 762; Kv-
vvAzl &aiv%' cpsvßrj ;^o;pqp9a^'^^ qppg. Das Bei- &r]Qidg, ebend. 6, 190. 206 und besonders
wort Äfff^rdtTjs erhält Osiris p. 98 nr. 121 Z. 449. häufig Kv&r'iQr}, AnaJcreont. 14, 11. 27 a, 1.
[Drexler.] 36, 6. 42, 9. 58, 23. Anth. Pal 4, 3, 129. 6, 19.
Kyrianassa {KvQLÜvacaa), eine der Proitos- Planud. 173. 210. Nonn. 42, 383, vgl. Auson.
töchter, welche Melampus vom Wahnsinn heilte p. 333. 337. 349. Letztere Schreibweise hängt
und zur Ehe erhielt, Serv. Verg. Ed. 6, 48. offenbar mit der schon im Altertume weit ver-
[Stoll.] breiteten Ansicht zusammen, dafs der Name
Kyrianon {KvQiävav), einer von den Freiern 30 Kv&sQSia von der Insel Kythera {Kv&riQa) ab-
der Hippodameia, von Oinomaos getötet, ScJiol zuleiten sei. Nach Hesiod. Theog. 198 (vgl.
Pind. Ol 1, 127. [Stoll.] Ety77i. M. 179, 8. 543, 44. Eust. ad Diomjs. Per.
Kyrinos = Quirinus (s.d.). 698) trieb die abgeschnittene Scham des Uranos,
Kyrios s. Kyria. aus der Aphrodite entstanden sein soll, zuerst
Kyris = Adonis (s. d.). an die Insel Kythera — daher der Name Ky-
Kyrnos (Kvgvog), 1) Sohn des Herakles, nach thereia — , von da nach Kypros, wo die Göttin
welchem die Insel Kyrnos (Korsika) benannt geboren w^ard — daher der Name Kypris
sein sollte, Serv. Verg. Ecl. 9, 30, vgl. Herodot (s. d.) — ; dementsprechend läfst Diod. Sic.
1^ 167. — 2) Ein Heerführer, welchen Inachos 5, 55 die Aphrodite und ihren Kultus von
aussandte, die lo zu suchen, und der sich in 40 Kythera nach iv'ypros wandern; vgl. Eiist. ad
Karlen niederliefs, wo er die Stadt Kyrnos er- Hom. Od. 1598, 51 ad II 433, 21. 804, 36.
baute, Diod. 5, 60. [Stoll] 1024, 49 f. AlUphr. 3, 60. Festus, de verb.
Kyron {Kvqcov) = KoCqav, Siiid. v. Kvqco- signif. p. 52; vgl. auch Sticotti, Arch. epigr.
vCScci, s. Krokon. [Stoll.] Mut. aus Österreich 16 (1893), 38, der hierin
Kyropalates {KvQonaXäzrjs). In dem durch- eine hellenistische Sage vermutet. Wie Kythera
aus sonst mythologischen Katalog bei Gramer, selbst für eine Pflanzstätte der Phoinikier galt
Anecd. Oxon. 4, 400 (vgl. M. Kremer, De cata- — denn Kytheros, der Sohn des Phoinix, sollte
logis heurematum (Leipzig 1890) 110) heifst es hier eingewandert sein, Sfeph. Byz. Kv&i]qcc — ,
ETti rrjg ßacdsCag KvQonaXcczov -nal Etg^vrig so führte man auch die Einführung des Aphro-
evQB&r]aav yQ^ufiaza ^BKolafiahu. [Höfer.] 50 ditekultus auf die Phoinikier zurück, Herod.
Kyrrhaue (kvQgävrj Hesych.), ovoaa &sov 1, 105. Paus. 1, 14, 7. Letzterer bezeichnet
ywainBLagKaLKiov, ovz(o MsvavdQog {Phot.y, (3,23, 1) das Heiligtum der kythenschen
vgl. Menander fr. 364 p. 310 Mein. u. ob. Aphrodite Urania, von dem jetzt noch der
Studniczkas Art. Kyrene Sp. 1736. [Röscher.] Unterbau und einige Säulenreste erhalten sind
Kyrrhestis (KvgoietLg), Beiname der im {Bursian, Geogr. v. Griechenl 2, 142), als den
syrischen Kyrrhos verehrten Athene Steph. Byz. heiligsten und ältesten aller hellenischen
s. V. Kv^Qog vgl. Bd. 1 Cyristis. [Höfer.] Aphroditetempel. Von hier aus soll die Göttin
Kytais {Kvzatg), Beiname der Medeia (s. d.) 'als Aphrodite Urania oder Kythereia ihren
von ihrer Vaterstadt Kytaia (oder Kyta Steph. Triumphzug durch Hellas' gehalten haben,
Byz. s.v. Kixa), Schol Apoll Bhod. 2, 5m. ZQ Bursian a. a. 0. 140. Gegen diese fast all-
E'ym. M. 77, 48. Propert. 2, 4, 17; vgl. Eust. gemein verbreitete Ansicht von dem phoiniki-
ad Hom. Od. 1493,41; sie heikt auch KvzaUri sehen Ursprung der kytherischen Aphrodite
LyJiophr. 174 oder Cytaine Propert. 1, 1, 24, erhebt Alex. Eninann, Kypros u. der Ursprung
ihr Vater Aietes Kvzccisvg Apoll. Rhod. 2, 403 des Aphroditekultus S. 65 ff. beachtenswerte
= Steph. Bijz. a. a. 0. [Höfer.] Einwände, die dann gipfeln, dafs die Ver-
Kytliereia (KvO-igsia), Beiname der Aphro- ehrung der Aphrodite auf Kythera nicht phoi-
dite (daher Kv&sgsia 'Jcfgoditr], Musae. 38), bei nikischen Ursprungs, sondern auf das.benach-
Rovier nur Od. 8, 288. 18, 193. hymn. 3, 176. harte Lakonien zurückzuführen sei. Übrigens
1771
Kythereia
Kyzikos
1772
bezeichnet — im Widerspruch mit Stepli.Byz. —
Dio Clirys. or. 300 p. 556 ausdrücklich Kythera
als lakonische Kolonie: Aa^isdainövioi Kv-
&r}Qtovg ,t6 Ttalaihv . . . cp-niaav. — Mit Recht
macht Enmanii a. a. 0. darauf aufmerksam,
dafs die Ableitung des Namens Kv&igBia
von Kv&r]Qa schon wegen der verschiedenen
Quantität der zweiten Silbe unstatthaft ist; er
selbst nimmt als Grundform KvO^uga- oder
Kv&EQO- an, ohne sich jedoch über die Be-
deutung des Namens zu äufsern. Leo Meyer,
Bemerkungen zur ältesten Geschichte der griech.
Mythöl. S. 37, bringt KvO^sgeia mit skr. 9udh
(9uadh) ''hell sein, rein sein, leuchten' und
v.ccQ'ciQog, %aQaiQ(o, v.ccQ'ciQCiq in Zusammenhang.
Suidas s. v. KvTtgig und Kv&sQi-ia und Etym.
M. 543, 40, vgl. Schol. Hom. II. 5, 422.
Eust. ad Hom. Od. 1598, 51. Hesych. s. v.
Kv&eQiia = Etym. 31. 546, 48 if. leiten
es ab von y.£v&£i.v rovg iQcozccg (daher = ■x.Qv^tC-
710%'oq, Etym. M. 543, 48) oder 17 v,£vQ-6yiEvov
i%ovaa SV skvzji xov näarjg tfjg igcoriKrig cpt-
liag i^rjQTrjusvov {zhv kfotov) i^ävzix; noch
andere Ableitungen Etym. M. 543, 41 ff. Cornut.
de nat. deor. 24 p. 135 Osann; vgl. auch Fott
in Kuhns Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 10, 419.
Die Epitheta der Kythereia beziehen sich
entweder auf die Orte ihrer Verehrung, so
'JacvQtrj (in Byblos), Nenn. 3, 111; Uucpiri,
Anth. Fol. 5, 209. Planud. \&Q; Kvidia,
Planud. 170; vgl. KvTiQoyevrjg, Hom. Hymn.
9, 1. Theogn. 1386 (s. Kypris) oder ihre Be-
r.iehung zum Monde: TcaaLtpäsacu, Aristol.
mirab. auscult. 133 = Anth. app. 1, 13 (Cougny),
zum Meere: slvalCri, Nonn. 240, 456. Sie
ist, obwohl zart und unkriegerisch (cctckX')],
Nonn. 24, 285; anzolsfiog, ebend. 286;
äne iQOTtovog, ebend. 276; ans tgofioyog
ebend. 294), die unbesiegbare (dvL-n7]zog,
Nonn. 35, 181) Göttin (^sd, Nonn. 24, 317:
8 i an 0 IV a , Anth. Pal. 5, 73; srdrvta,
ebend. 5, 133. 6, 19); als wohlwollende {dgi-
azQvoog, Mus. 273, vgl. aocpri, Anonym.
Append. Anakr. p. 363, 9 Bergk*) Liebes-
göttin heifst sie iQcozozQÖcpog, Orph. Arg.
868; lqcozoxöv.og, Procl. hymn. 2, 13; rs-
Xaaaiya^og, Nonn. 36, 77. 48, 693; rpvzo-
anoQog, ebend. 41, 315; tcvqÖs aaa, ebend.
42, 383; ßaablsicc ydfiav, Coluth. 306; ra[ii'ri
&aXcc(iwv , Nonn. 24, 285; tid'rivi]T s iga
{■KvßsQvrjzsLQci cbeud. 41, 156) dvägofiErig
y evs&Xrjg, ebend. 24, 324; als Göttin der
Schönheit führt sie die Epitheta yiccliQ,
Theokr. 3, 46. Anakreont. 16, 15. 33, 7. 41, 14.
Append. Anakr. 3, 38. Munetho 2, 319. 328.
3, 329. 6, 465. 513; ivazscpavog, Hom. Od.
8, 288. 18, 193. hymn. 3, 176. 288. Hes. Theog.
196. 1008. Orph. hymn. 42, 7. Theogn. 1339.
Anth. Pal. 5, 87; anaXöxQoog, Append.
Anakr. 5, 25; XsvnaXivog, fr. adesp. 71
Bergk^; ßccd-vnXoKccfio;, Apoll. Eliod. 1,742;
£VTiX6%aiiog, Manetho 1, 58; KaXXi>io(iog,
ebend. 3, 387; ä^^oxofi?;?, Nonn. 48, 356;
yaXöiaa, Anakreont. 3, 19; vgl. ihr vygov
ßXifi^a ebend. 15, 21. Daher nannte man eine
schöne Frau ^vrixri Kv^egnoc, Anth. Pal. 7,
218 = Suid. 3. V. Kv&sgfia oder via K., App.
Anakr, 3,5. Aphrodite hei^ätKvd-i^gajv ixFÖeovaa,
Arist. Lys. 833, vgl. Anth. Pal. 12, 131. Nonn.
29, 371, Aeneas als ihr Sohn Cythereius heros,
Ov. Met. 13, 625. 14, 584. Fast. 3, 611, ihr
Stern Cythereius Vesper oder selbst Kv&ägsia
oder Kv&rigr], Manetho (sehr oft, s. den Index
bei Rigler).
Nach Stoh. ecl. phys. 5, 14 p. 176 ist Kv-
&fg8ia = og^^ig, und so gebraucht man K. für
Liebe und Liebesgenufs, Nonn. 15, 172. 48, 686.
10 Mus. 289 {■ngvTizadüi). Anth. Pal. 5, 232
{dcpveir'j). Manetho 3, 198 {^dxXog) und spricht
von Kv&£Q£iccg ogyia, frgm. adesp. 71 Bergk^.
[Höfer.]
Kj'tkeros {Kv&riQog), Sohn des Phoinix, nach
welchem die Insel Kythera benannt war, Steph.
B. V. Kv&rjga. Eustath. Dion. P. 498. Movers,
Phönizier 2, 2, 270. [Eust. ed. Hom. II. 804,
35; vgl. Kytherei. Höfer.] [Stoll.]
Kythuos (Äv-ö^i^og), Gründer der Stadt Kythnos
20 auf der gleichnamigen kykladischen Insel, Steph.
B. s. V. [Stell.]
Kytissoros(Ät)Tiff(Ta)90i?, Kvziacogog ; vgl. yivzog,
das Sühnfell), Sohn des Phrixos und der Chal-
kiope oder lophossa, einer Tochter des Aietes,
Enkel des Mmyerkönigs Athamas, Ap. Bh. 2,
1155. Schol. Ap. Bh. 2, 388. 1122. 1149 p. 534
Keil. ApoVod. 1, 9, 1. Val. Fl. 5, 463. Hyg. F.
3. 14 (p. 44 Bunte). 21. Er kam aus dem Lande
des Aietes in die Heimat seines Geschlechtes,
30 nach Alos im thessalischen Achaia, zurück, als
eben sein Grofsvater Athamas zur Sühne des
Landes dem Zeus Laphystios geopfert werden
sollte, und befreite ihn vom Opfertode. Des-
halb ruhte der Fluch des Gottes auf seinen
Nachkommen; jedesmal der Älteste des Ge-
schlechtes mufste das Gemeindehaus der Stadt
meiden, und wenn er darin betroffen wurde,
mufste er dem Gotte geopfert werden (s. Atha-
mas), Herodot 7, 197. Plat. Minos p. 315 C.
40 Sophokles in seinem Athamas arecpavrjcpogäv
setzte für Kytissoros als Befreier den Herakles.
Schol. Aristoph. nub. 257. Welcker, Gr. Trag.
1 p. 322. Nauck, Trag. gr. fr. p. 103. Müller,
Orch. 162 ff. Preller, Gr. Myth. 2, 311. 313,
Gerhard, Gr. Myth. 2 § 687, 4. 688, 4. Vgl.
Kytoros. [Pott, Kuhns Zeitschr. f. vergleich.
Sprachforsch. 9 (1860), 413 f.; vgl. auch Bd. 1
S. 672 Z. 55 ff. Höfer.] [Stoll.]
Kytoros {KvzcoQog), = Kytissoros (s. d.). der
50 Sohn des Phrixos, als Gründer der Stadt
Kytoros in Paphlagonien , Ephoros bei Strah.
12 p. 544. Steph. B. s. v. Mela 1, 20. [Stoll.]
Kytos (Kvzog), 6. Kronios nr. 1 u. Himalia.
Pott, Kulms Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung
9 (1860), 414. [Höfer.]
Kyzikenos {Kv^izijvog), Beiname des Apollon,
dem die Argonauten zum Dank für ihre glück-
liche Laudung bei Kyzikos einen Altar er-
richteten, Sokrates in den 'EmnXrjGsig im Schol.
60 Apoll. Bhod. 1, 966; nach Deilochos a. a. 0.
soll der Altar dem Apollon 'laaöviog errichtet
sein, während Apioll. Bhod. 1, 966. 1186 den
Gott Etißdaiog {ktio zrjg i^ßdoscog zrjg vscog,
Schol. a. a. 0.) nennt; vgl. zu letzterer Bezeich-
nung Bd. 1 Sp. 430 Z. 4 ff. [Höfer.]
Kyzikos {Kv^i-nog), Sohn des Aineus und der
Ainete, Tochter des Thrakerkönigs Eusoros,
jugendlicher König der Dolionen zu Kyzikos
1773 Kyzikos Kyzikos 1774
an der Propontis, Apoll. Rhod. 1, 949 u. Schol. Sohn Kyzikos gehabt, und Hyg. f. 16 spricht
1, 948 f. Vol. Fl. 3, 4 (Aenides). Parthen. 28 von Söhnen des Kyzikos. Bei Farth. 28 heifst
(o Alviov). Bei Hyg. f. 16 heifst er Sohn es, Kyzikos sei im Kampfe gefallen, nachdem
des Ensoros (Lücke anzunehmen?). Bei Orpli. er sich mit Larisa, der Tochter des Piasos,
Arg. 502 ist Ainippe, Tochter des Eudoros, vermählt, welche der Vater vor der Ehe ent-
nach jlp. i>7j. a. a. 0. zu korrigieren. Aineus war ehrt habe, und Euphorion bei Schal. Ap. Rh.
Sohn des Apollon und der Stilbe und hatte 1, 1063 sagt, die Gemahlin des Kyzikos sei
mit Euantheia den Kyzikos gezeugt. Schol. nicht Kleite, des Merops Tochter, gewesen,
Ap. Rh. 1, 948 (doch s.d. Note vonKeiT). Kon. sondern Larisa, Tochter des Piasos, und es sei
41 nennt Kyzikos Sohn des Apollon. Kyzikos lo ihr nichts geschehen, sondern der Vater habe
(oder schon sein Vater Aineus), König der sie fortgebracht; s. Keils Note z. d. Stelle und
Pelasger in Thessalien, soll, von Aioliern ver- MeincJce zu Euphorion p. 60. 180. Anall. Alex.
trieben, sich in der Gegend des Hellespont p. 42. Marquardt p. 41. Kyzikos ist einer
niedergelassen und die Stadt Kyzikos gegrün- jener vielen Jünglinge, die in der Blüte des
det haben, Kon. 41. Schol. Ap. Rh. 1, 948. — Lebens ihren Tod fanden und von dem Volke
Als die Argonauten auf ihrer Fahrt nach Aia zu in jährlichen Festen beklagt wurden, ein Bild
Kyzikos landeten, nahm sie Kyzikos nit seinen der Vergänglichkeit irdischer Schöne. Vasen-
Dolionen, die ja selbst aus Thessalien stammten bild bei Gerhard, D. u. F. 1851 nr. 27 t. 27,
{Schol. Ap. Rh. 1, 961), freundlich auf und von Ranofka auf den Tod des Kyzikos durch
bewirtete sie aufs beste; denn es war ihm 20 Herakles bezogen; vgl. auch üverbeck, Kunst-
ein Orakel geworden: wenn eine göttliche myth. d. Zeus S. 260 ff. [Das Haupt des K.
Schar von Heroen in sein Land komme, solle erscheint bartlos und mit Diadem versehen
er ihnen freundlich begegnen und sie nicht auf Münzen von Kyzikos; vgl. Catal. of
bekriegen {Ap. Rh. 1, 970). Als die Argo- greek coins in the Brit. Mus. Mysia S. 42 ff.
nauten aber, nach ihrer Abfahrt von ungün- Head, Hist.num. 454. ^2kch Robert {Die antiken
stigen Winden zurückgetrieben, in der Nacht Sarkophagreliefs 2 S. 213 ff. Taf. LXIV, 200;
abermals bei Kyzikos landeten, wurden sie von vgl. auch Beschreibung d. ant. Skulpt. in der
den Dolionen für die benachbarten feindlichen Kgl. Mus. zu Berlin nr. 843'> S. 531 ff.) er-
Makrieer oder Makrones (oder für feindliche scheint er auch neben lason auf einer Neben-
Pelasger) gehalten und bekämpft, wobei Kyzi- 30 seite des Berliner Medeasarkopihags. Röscher.]
kos von lason (oder Herakles oder den Dios- — 3Iüller, Orch. 287. 445. Klausen, Aen. lOOff'.
kuren, Schol. Ap. Rh. 1, 1040) getötet ward, 139 ft\ Preller, Gr. Myth. 2, 327. Gerhard 2
^p.^Ä. 1,948 ff. Val.Fl.2,miW.S,lS. Apollod. §693. [Sil. Ital. 12, 399. Pomp). Mela 1,
1, 9, 18. Hrjg. f. 16. Oder die Dolionen, 19,98. Aristid. or. 11 p. 131 Dindorf. Gramer,
Pelasger, griffen die aus Thessalien kommenden Anecd. Paris. 2, 194. 10. 30. 32. Eckhel, Cat.
Argonauten schon bei ihrer ersten Landung Mus. Caesar. Vindob. num. vet. 1 p. 156 nr. 7.
in der Nacht feindlich an, weil sie aus Thes- Höfer.] [Siehe auch Panofka, Ann. d. Inst.
salien vertrieben worden waren, und Kyzikos 5, 1833 p. 284. G. Knaack, De fabulis nonnullis
fiel durch Jason, als er die Kämpfenden trennen Cyzicenis, Commentationes philol. in hon. soda-
wollte, Kon. 41. Ephoros bei Schol. Ap. Rh. 40 litii philologorum Gryphisicaldensis. Berlin 1887
1, 1037. Oder Kyzikos wurde, als die benach- p. 33 — 41. W. Greenwell, The electrum coinage
harten erdgeborenen Riesen die von ihm in of Cyzicus. London 1887 p. 4. 5. 12. Letz-
der Nacht gastlich bewirteten Argonauten an- terer erklärt vermutungsweise (p. 26. 92 nr. 80
griffen und Herakles sie bekämpfte, zufällig PI. 4, 1) in Übereinstimmung mit Head, Num.
durch einen Pfeil des Herakles getötet, Orph. Chron. N. S. 16 p. 28 ein jugendliches männ-
Arg. 510 S. {y. 521 ist mit Pierson Aiv sog natdcc liches Haupt auf einem Elektronstater von
Kv^iKOv zu lesen). Die Argonauten beklagten Kyzikos für das des gleichnamigen Heros,
den in seiner Jugend dahingerafften König, Stehend 1. h. als nackter Krieger, die Chlamys
begruben ihn feierlich und ehrten ihn durch auf dem 1. Arm, die R. an der Lanze erscheint
Leichenspiele, Ap. Rh. 1 , 1055 ff. Orph. Arg. 50 Kyzikos auf zahlreichen Münzen von Kyzikos
566 ff. Hyg. f. 273; die späteren milesischen aus der Kaiserzeit, so unter Domitian, Mi. S.
Einwohner von Kyzikos feierten zum Andenken 5, 315, 208. Trajan, Mi. S. 5, 317, 219. 220.
an ihren Eponymos und die anderen Gefallenen Leake, Num. Hell. Suppl. p. 45. Autoninus
ein jährliches Trauerfest, Ap. Rh. 1, 1075. Sein Pius, 3Ii. S. 5, 320, 238. W. Wroth, Cat. of
Grab war auf dem leimonischen Gefilde bei the gr. c. of Mysia p. 47 nr. 217 PI. 12, 13.
Kyzikos, Ap. Rh. 1, 1061 und Schol. Marquardt, Faustina iun., Mi. S. 5, 325, 275—277. L. Verus,
Cyzikus und sein Gebiet p. 135. — Am meisten Mi. S. 5, 328, 297. 329, 300. Commodus, 3Ius.
wurde Kyzikos betrauert von seiner jungen Pisan. Tb. 29, 1. Mi. S. 5, 333, 328. Babelon,
Gattin Kleite (s. d.), Tochter des Sehers Merops Reo. num. 3® ser. 9, 1891 p, 31—35 PL 4, 2. —
aus Perkote; sie starb aus Trauer oder erhängte GO i?a&eZow vermutet, dafs wir in dieser Dar-
sich; aus ihren Thränen oder den Thränen der Stellung die Wiedergabe einer Statue des
sie beweinenden Nymphen entstand die Quelle Ktistes Kyzikos, wie deren eine C. I. Gr. 3667
Kleite, Ap. Rh. 1, 1063 u. Schol. 1, 974. 1063. erwähnt wird, zu sehen haben. Auf Homonoia-
1065. 1068. Parth. 28. Kleite war erst jüngst Münzen von Kyzikos und Ephesos unter An-
vermählt, oder sie war noch Braut; sie starb toninus Pius, 3Ii. S. 5, 320, 243. Wroth p. 60
ohne Kinder, Ap. Rh. 1, 974. Schol. 1, 1063. nr. 290, ist er dargestellt, mit der Beischrift
Val. Fl. 3, 316. Kon. 41. Neanthes dagegen KYZIKOC, stehend, 1. hin schauend, in der L.
bei Schol. Ap. Rh. 1, 1063 sagt, dafs sie einen Chlamys und Speer, dem stehenden €0€COC
1775
Kyzikos
Kyzikos
1776
die B. reichend; desgleichen auf Homonoia-
münzen von Kyzikos und Smyrna unter Com-
modus, Mi. S. 5, 336, 350, ebenfalls mit der
Beischrift KYZIKOC, ZMYPNA die Hand gebend.
Sitzend r. h., mit dem Pallium bekleidet, die
R. erhoben an der Lanze, die L. ausgestreckt,
mit der Beischrift KYIKOC, zeigt ihn eine
Münze des Antoninus Pius, Sestini, Mus. Hed.
2, 87, 32, wonach Mi. S. 5, 319, 232. — Cavedoni,
Spicil. num. p. 139 und Wroth p. 51 nr. 238
PI. 13, 11 wollen ihn auch erkennen auf einem
Medaillon des Commodus, auf welchem eine
jugendliche Gestalt mit Chlamys und Lanze
in der L., die R. auf das Haupt eines neben
ihr stehenden Rosses legt. Richtiger dürften
indessen Scstini, Mus. Hed. 2, 95, 17 Tav. 17, 5
und Mi. 2, 544, 208 in dieser Figur den Kastor
erkennen, da auch beide Dioskuren mit ihren
Rossen auf einem Medaillon von Kyzikos {Mus.
Fisan. 24, 1 = Mi. ,S'. 5, 326, 281) vorkommen.
Gavedonis {Spie. num. p. 139) Deutung des von
Sestini, Mus. Hed. 2, 95, 18 als „Venus semi-
nuda petrae quadratae insidens, ante quam stat
Mars galeatus, caetera niidus" erklärten Typus
einer Münze des Septimius Severus im Pariser
Kabinett {Mi. 2, 545, 214) als „V eroe Cizico
che ragiona con la noveÜa sua sposa Clite"
10 bleibt, bis die Münze nicht genauer untersucht
ist, fraglich, zumal, da sowohl Ares (z. B.
Wroth p. 42 nr. 183) als auch Aphrodite Areia
( Waddinqton, Rev. num. 1852 p. 87 nr. 6 PI. 4, 4.
Kenner, Die Münzsammlung des Stifts St. Florian
p. 114 f. Taf. 4, 2. V. Rauch, Z. f. Münz-,
Siegel- und Wappenkunde 2 p. 12 Taf. 2, 6)
auf den Münzen von Kyzikos vorkommt.
Drexler.] [Stoll]
BL 71b . K/ löa4 2: 1
Röscher, Wilhelm Heinrich,
1845-1923,
Auef uhrliches Lexikon der
griechischen und r ornischen
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